em name ee Rn Benni EEE FREE TEN) (ee TermG Eat rer ”. Smithsonian = Institution NY Libraries (Cases (ONE HERMAN L. LANG WILELLELEIEELEIEITEREETTED \NES NIK.FRANK.: ANDL.& ANTIQUARHAT : Brehms Tierleben Eriter Band. Allgemeine Naturkunde. Brehms Tierleben. Vierte, neubearbeitete Auflage. Unter Mitarbeit von Dr. Viktor franz, Dr. Georg Grimpe, Prof. Dr. Ludwig Heck, Prof. Dr. Friedrich Hempelmann, Prof. Dr. Richard Heymons, Dr. Max Hilzheimer, Prof. Dr. William Marihall f, Dr. Ludwig Nick f, Prof. Dr. Heinrich Simroth f, Prof. Dr. Otto Steche, Dr. Ernit Wagler und Prof. Dr. Sranz Werner heraus- gegeben von Prof. Dr. Otto zur Strafen. 13 Bände. Mit 1803 Abbildungen im Text und auf 633 Tafeln in Sarbendruck, Aung und Holzichnitt fowie 13 Karten. Der NMlenich. Von Prof. Dr. Johannes Ranke. Dritte Auflage. 2 Bände. Mit 695 Abbildungen im Text (1714 Einzeldaritellungen), 7Karten und 64 Tafeln in Sarbendruck, Alung und Holzichnitt. Völkerkunde. Von Prof. Dr. Sriedrich Raßel. Zweite Auflage. 2 Bände. Mit 1103 Abbildungen im Text, 6 Karten und 56 Tafeln in Sarbendruck und Holzichnitt. Die Pflanzenwelt. Von Prof. Dr. Otto Warburg. 3 Bände. Mit mehr als 900 Abbildungen im Text und über 80 Tafeln in Sarbendruck und Ältung. Pflanzenleben. Von Prof.Dr. Anton Kerner von Marilaun. Dritte, von Prof. Dr. Adolf Hanien neubearbei- tete Auflage. 3 Bände. Mit 472 Abbildungen im Text, 3 Karten und 100 Tafeln in Sarbendruck, Atung und Holzichnitt. Erdgefchichte. Von Prof. Dr. M. Neumayr. Zweite, von Prof. Dr. V. Uhlig bearbeitete Auflage. 2 Bände. mit 873 Abbildungen im Text, 4 Karten und 34 Tafeln in Sarbendruck und Holzichnitt. Das Weltgebäude. Eine gemeinveritändliche Himmelskunde. Von Dr. M. Wilh. Meyer. Zweite Auflage. Mit 291 Abbildungen im Text, 9 Karten und 34 Tafeln in Sarbendruck, Aßung und Holzichnift. Die Nlaturkräfte. Ein Weltbild der phyfikaliichen und chemifchen Ericheinungen. Von Dr. M. Wilh. Meyer. Mit 474 Abbildungen im Text und 29 Tafeln in Farbendruck, Atzung und Holzichnift. — Leipzig und Wien Bibliographifches Initituf. Brehms Tierleben Allgemeine Kunde des Tierreichs. mit 1803 Abbildungen im Text, 633 Tafeln in Sarbendruck, Kupferäßung und Holzichnitt und 13 Karten. Vierte, vollitändig neubearbeitete Auflage, herausgegeben von Prof. Dr. Otto zur Straiien. Nliedere Tiere. Leipzig und Wien Bibliographifches Inititut 1918. Alle Rechte vom Verleger vorbehalten. Copyright 1918 by Bibliographisches Institut A.-G., Leipzig. Die niederen Tiere Einzeller, Schwämme, Hohltiere, Würmer, Muichellinge, Stachelhäuter, Weichfiere und Krebie. Neubearbeitet von Viktor Sranz, Georg Grimpe, Friedrich Hempelmann, Ludwig Nick +, Heinrich Simroth und Ernit Wagler. Mit 352 Abbildungen im Text, 25 farbigen und 4 ichwarzen Tafeln von $. Eßold, P. Slanderky, 6. Grimpe, R. Koch, H. Morin, 6. Müßel, $.Schmidt- Kahring, J. Schmidt, H. Simroth und €. Wagler, 27 Tafelieiten nach Photographien und Zeichnungen und 2 Kartenbeilagen. an: einer Lebensbeichreibung Alfred Edmund Brehms von Ernit Kraufe und einer allgemeinen Einführung von Otto zur Straiien. a SS; SUTHSONtan AR 1 I 2uue Ei“ LIBRARIES Leipzig und Wien Bol: Bibliographifches Initituf 1918. EU li: Aus den VBorworte zur eriten Auflage. Unfer reiches Schrifttum bejist viele tierfundliche Werke von anerkannter Trefflichkeit, aber wenige, in denen die Lebensfunde ver Tiere ausführlih behandelt if. Man begnügt fich, zumal in den oberen Klafjen, mit einer möglihlt jorgfältigen Beihhreibung des äußeren und inneren Tierleibes, ja, man gibt fi zuweilen den Anfchein, als halte man es für _ umvereinbar mit der Wifjenfchaftlichfeit, dem Leben und Treiben der Tiere mehr Zeit und Kaum zu gönnen als erforderlich, um zu beweifen, daß ver in Nede ftehende Gegenjtand ein lebendiges, d. h. nicht bloß ein fühlendes und bewegungsfähiges, jondern auch ein han- delndes und wirfendes Wefen ift. Die Urjachen diejes ebenjo ungerechtfertigten wie eimjeitigen Verfahrens find unfchwer zu erfennen. Unjere Meijter der Tierfunde zieren die Hochjehulen oder wirken an den öffentlichen Sammlungen. Hier haben fie eine für die Zergliederungs- und Syftemfunde verlodende Menge von Stoff zur Verfügung, und wenn fie diejen Stoff wirklih bewältigen wollen, bleibt ihnen zur Beobahtung des Lebens der Tiere feine Zeit — ganz abgejehen davon, daß zu folcher Beobahtung ein Zäger- und Wanderleben eine der erften Bedingungen ift. Mir danken gedachten Forichern überaus wichtige Aufihlüffe über den äußeren und inneren Bau des Tierleibes und hierdurch Erklärung gewijjer Zebensäußerungen; wir jehen in ihnen immer die das Ganze überblidenden und ordnenden Meijter ver Wifjenichaft und find geneigt, die jagenden und jammelnden Keijenden jenen gegenüber al3 Gehilfen und Handlanger zu betrachten, obgleih wir uns nicht verhehlen fünnen, daß nur fie es find, welche uns mit dem ganzen Tiere befannt machen. Denn erft das lebende Tier ift ein ‚„Tühlendes und bewegungsfähiges” Wejen: das tote, ausgejtopfte, in lol aufbewahrte tt und bleibt immer nur ein Öegenftand. Die Neijenden und die unfere Fluren jagend durchitreifenden Forjcher aljo find es, von denen wir Schilderungen des Tierlebens fordern müfjen und fordern dürfen. Ihnen ift die Aufgabe geworden, vor allem das lebende Tier ins Auge zu fafjen; für die wiljen- ihaftliche Behandlung des toten Tieres finden fi andere Kräfte: denn auch für das er- jpriegliche Gedeihen der Tierfunde ift Teilung der Arbeit unerläßliche Bedingung. Solche Anfichten haben mich beitimmt, das vorliegende Buch zu jchreiben. Durch Lehre und Vorbild meines unvergeßlichen Vaters bin ic von Jugend auf zur eigenen Beobachtung der Tiere veranlagt worden und habe hierzu jpäter, während eines langjährigen Wander- lebens im Norden und Süden jowie in meinem jpäteren Wirkungsfreife, manche Gelegenheit gefunden, die vielen anderen verjchloffen blieb. Deffenungeachtet hielt ich meine Beobac)- tungen allein zu einer Veröffentlihung nicht für wichtig genug und glaubte deshalb, fie mit den Erfahrungen anderer verjchmelzen zu müffen. Hierdurch mußte die Arbeit das Gepräge einer allgemeinen Tierfunde erhalten, und da diefe Allgemeinheit nun einmal angebahnt, bes Ihloß ich, den uriprünglien Plan jo zu erweitern, wie er jet in der Ausführung vorliegt. VIII Vorwort zur zweiten Auflage. Slteren Beobachten habe ich ihr Erftlingsrecht ftetS gewahrt, wenn ich fand, daß die Beobachtungen viehtig oder mindeftens wahrfheinlih; ich habe dies au dann getan, wenn ich die betreffenden Tiere felbft beobachtet hatte, und ebenjo haben die Künftler e3 ange: geben, ob fie das lebende Tier gezeichnet, oder nur eine gute Abbildung benußt. Wo ic) konnte, bin ich an die Duelle gegangen, und nur bei unmejentlichen Angaben, beijpiels- weile bei der Wiedergabe altklaffiiher Stellen, habe ich das umterlafjen: ich hatte Wich- tigeres zu tun, als in altem Wufte zu wühlen. Wenn alfo hinfichtlich joldder Angaben Fehler bemerkt werden, mag Den fte verantworten. Boriwort zur zweiten Auflage. Ein Buch wie das ‚„‚Tierleben“, welches eine übereinftimmend günjtige Beurteilung er: fahren und eine allgemeine Verbreitung gefunden hat, von allen Lehrern mit Freude und Dank begrüßt, von allen Lernenden mit Vergnügen und Nuten gelejen, auch in die Sprachen fait aller gebildeten Völker übertragen worden ift, legt feinen Berfaljern die zwingende Ver: pflichtung auf, jede neu erfcheinende Auflage der jorgfältigiten Umarbeitung zu unterziehen. Diejer Verpflichtung, ohne irgendwelche Nücjicht auf ven Inhalt der eriten Auflage, nad) zufommen, habe ich mich nach beiten Kräften beftrebt; fie ift ebenfo von meinen Herren Mit- arbeitern bevingungslos anerkannt und erfüllt worden; jämtliche mitwirfenden Kiünjtler haben diejelben Grundfäße befolgt; die Berlagshandlung hat allen Wünjchen Rehnung getragen, überhaupt feine Opfer geicheut, um die gejtellte Aufgabe zu ermöglichen; viele Freunde des Werfes enolih haben es fich angelegen jein lafjen, dasjelbe durch wertvolle Beiträge zu fördern. Das „Tierleben” ericheint, dank Joldem Zufammenwirfen, in durchaus veränderter Geftalt, berichtigt, verbeffert, bereichert und vervollitändigt nach allen Richtungen hin: ein neues Buch unter altem Titel. Sein Gepräge aber haben wir nicht verwilchen, jeine Eigen= Ihaft als volfstümliches Werk ihm nicht rauben wollen. lach wie vor joll das ‚„‚Zierleben” beftimmt fein, in gebildeten Familien fi) einzu: bürgern und zu einem Hausjchage im beiten Sinne des Wortes zu werden. Für jtreng wiljenjchaftlihe Kreife it es nicht geichrieben, für unreife Kinder ebenjowenig; gleichwohl dürften jene auch in dem volfstümlicden Buche manches Beachtenswerte finden md werden dieje, durch Vermittelung Erwachjener, jeinen Snhalt fih erichließen fünnen. Bon diefen und den früher erörterten Gefichtspunftten aus wolle man au) die neue Auflage betradten. Das ‚„‚Tierleben” hat, meiner Anfiht nach, jelbjt eine jtrengere Be: urteilung nicht zu fürchten. Wer in ihm fucht, was er nad) Titel und Anlage zu finden be vechtigt ift, wird fich nicht getäufcht jehen; wer fich des Titels ftets erinnert, das nicht Juchen, was er nicht finden fann. Mängel und Irrtümer haften erflärlicherweije wohl auch diejer Auflage an; fie hervorzuheben und zu berichtigen, damit fie jpäter vermieden werden fönnen, möge die danfenswerte Aufgabe des Lejers fein. Eine jachgemäße und wohlwollende Be- urteilung wird mich ftetS zu warmem Dante verpflichten, eine von Mißgunft oder vom Partei: jtandpunfte beeinflußte, böswillige Bemängelung auch) fernerhin unnahbar finden. Berlin, am 6. März 1876. A. E. Brehm. Aus dem Vorworte zur dritten Aiflage, Auf den Wunfch des Bibliographiihen Suitituts, „Brehms Tierleben” in dritter Auf: lage durchzuarbeiten umd herauszugeben, bin ih um jo freudiger eingegangen, als auch ic} dem Werke nicht geringe Anregung und Belehrung zu verdanken habe. Die glüdliche Anlage und Gejamtauffafjung treu zu wahren und bei der Bearbeitung die Rücjicht und Sorgfalt zu befunden, weldhe dem Berfaljer wie dem eigenartigen und jo erfolgreichen Buche gebührt, erichien mir als erjte Pflicht. Dieje zu erfüllen habe ich mich bemüht, auch dort, wo durchgreifende Anderungen geboten waren. Der Aufihwung der Erdkunde, hervorgerufen durch zahlreiche Erpeditionen nach frem- den Ländern und genährt durch die fteigende Teilnahme an Eolonialen Beitrebungen, hat auch die Kunde des Tierlebens mwejentlich gefördert, und zwar nicht zum wenigften infolge von Brehms anreizendem Wirken. Die Bewohner ferner Gebiete werden jett vieljeitiger und jchärfer beobachtet, umfichtiger und Iehlihter gefhildert al3 in früherer Zeit. Sp hat fih aud ein Wandel in der Auffaljung vom Wejen vieler Tiere, zumal der Schredgeftalten der Wildnis, verhältnismäßig rajch vollzogen, und diejer Wandel der Auf: faffung mußte in der neuen Nuflage des vorliegenden Buches zum Ausdrud fommen. Slltere und einfeitige Berichte habe ich Durch neue und umfaljendere ergänzt, vielfach auch erjegt und Lebensichilderungen von Tieren, welche in die frühere Auflage noch nicht aufgenommen werden fonnten, eingefügt. E3 ergab fi bald, daß die Aufgabe, die ich übernommen hatte, eine Arbeitsleiftung erforderte, welcher der einzelne in der vereinbarten Zeit nicht gerecht werden fonnte Des: halb wurde es notwendig, einen Mitarbeiter zu juchen, der geneigt war, das Syftematijche des MWerfes zu übernehmen. Sch fand einen jolden in Herrn Dr. Wilhelm Haade, deffen veränderte Einteilung des Stoffes den Gejamtinhalt nicht beeinflußt, aber den Einblid in den verwandtichaftlihen Zufammenhang der in ihrem Leben gejchilderten Formen erleichtern fol. Diejenigen Tierfreunde, welche jeit Jahren in der Stille ihre Beobachtungen und Be: richtigungen an das Bibliographijche Snftitut eingefendet haben, werden fich überzeugen, daß ihre nahmals mir übergebenen Beiträge allenthalben Verwendung gefunden haben. Mit dem warmen Danke für ihre Bemühungen verbinde ich die an fie und alle Beobachter ge= richtete freundlihe Bitte, in folder Weife auch fernerhin den Aufbau der Tierlebenfunde zu unterftüßen. Ssena, am 1. Suli 1890. Perhuel-Loeiche. Vorwort zur vierten Auflage. Mit dem Erjcheinen des Bandes ‚‚Nievere Tiere” gelangt die vierte Auflage des ‚Brehm‘ noch während des Krieges zum Abjchluß. Man wird der Berlagsanftalt, die allen Schwierig- feiten und Hemmniffen zum Troß das Werk zu Ende führte, Dank und Anerfennung nicht verjagen. Schon vor dem Kriege haben perjönliche Gejchidle der zur Mitarbeit Berufenen mehrfach verzögernd und ftörend auf die Herausgabe eingewirkt. Planmäßig jollte die Vogelabteilung, von W. Marfhall bearbeitet, zuerft erfcheinen. ALS aber der feinfinnige, in weiten Kreijen beliebte Verfaffer der „Spaziergänge eines Naturforjchers” unerwartet ftarb, erwies fi jein Manuffript al3 unvollendet. E83 wurde von Hempelmann und mir drucfertig gemacht, was bei den erjten Bänden in ziemlicher Eile gejchehen mußte. Erft beim vierten Bogel- bande fand ich zu einer grünplicheren Umarbeitung die nötige Zeit. Danac) erkrankte und ftarb der treffliche D. Boettger, der, wie jhon bei der dritten Auflage, die Darjtellung der Lurdhe und Kriechtiere übernommen: hatte. Für ihn fand fich in dem befannten Wiener Herpetologen $. Werner vollwertiger Erfab. 2. Hed, in dejjen berufenen Händen die Abteilung der Säuger lag, jah fih aus Zeitmangel jpäter veranlaßt, die Naubtiere und PBaarhufer an den bewährten Kenner der Hausjäugetiere M. Hilzheimer abzutreten. — D. Stehe hat, wie vorgejehen war, die Fiiche, R. Heymons Taujendfüßer, Injekten und Spinnen dargeftellt. Mit diefen Gruppen find die beiden Foricher durch eigene Unter- jucungen aufs gründlichite vertraut. Die Neubearbeitung der im vorliegenden Bande behandelten „Nieveren Tiere‘ wollte ich jelbft übernehmen. Mlein die Pflichten eines neuen Amtes einerjeitS, die unerwartet jtarfe Snanipruchnahme meiner Zeit durch die Herausgabe des Werkes anderfeit3 verhinderten mich an der Ausführung. So wurde der Stoff unter mehrere Fachlenner verteilt. 9. Simroth übernahm die ihm jo wohlvertrauten Mollusfen. Der geiftvolle Gelehrte jtarb, ehe jein Manuffript ganz vollendet war. Die noch fehlenden Kopffüßer hat ©. Grimpe, ein Schü: ler Chuns und Simroths, hinzugefügt. F. Hempelmanı, der Bearbeiter der Wirrmer, B. Franz, dem Einzellige und Krebje, und 2. Nid, dem Schwämme, Nefjeltiere und Stadel- häuter anvertraut worden waren, rückten mit Kriegsbeginn ins Feld. In Bialowies ift Nil, unter den jüngeren Zoologen der hoffnungsvollften einer, an Ruhr verftorben. Sein Nianu= jfript der Stachelhäuter, das noch nicht völlig fertig, vor allem zu umfangreich) geworden war, wurde von Grimpe zum Drud vorbereitet. €. Wagler legte an die Abteilungen Würmer und Krebje, zu deren Abjcehluß die Herren Hempelmann und Franz im Felde außeritande waren, die lebte Hand. TIrog aller Wechjelfälle haben wir, jo hoffe ih, den Plan der neuen Auflage, wie er im Einvernehmen mit der Verlagsanftalt von mir entworfen worden war, im ganzen durch- geführt. E3 war uns flar, daß diesmal die Neubearbeitung fi nicht auf Einführung des . Borwort zur vierten Auflage. XET Neuentvedten und Ausscheidung des Veralteten bejchränten durfte, jondern — bei allem Streben, den Inhalt und die Form des altberühmten Werkes nach Möglichkeit zu bewahren — eine Änderung de3 Gefantplanes in mehreren wejentlichen Punkten unvermeidlich war. Bor allem mußte die große Errungenschaft unjerer Zeit, ver Entwidelungsgedante, ftärfer als bisher zum NAusdrud fommen; e8 war auf die Abitammung der Tiere, joweit fie ji) mit Sicherheit beurteilen läßt, Bezug zu nehmen und die Reihenfolge, der jtammesgejchichtlichen Entwidelung entiprehend, von den einfachiten Lebewejen zu höheren und höchften empor- zuführen. Sodann jhjien e$ angezeigt, mehr als früher auf den anatomifhen Bau der Gejhöpfe jowie die Arbeitleiltung ihrer inneren Teile einzugehen; denn mit der größeren Derbreitung naturmiljenjchaftlicder Kenntnis ift auch das Laienpublitum in diefer Hinficht an- jpruchsvoller geworden. Und endlich noch ein wichtiger Bunkt: die Tierpfyhologie Im alten Brehm war oft von den „Gefühlen‘‘ der Tiere, bejonders der Säuger und Vögel, von ihrem „Lieben“, „Hafen“ und „Fürchten‘ die Nede, und was fie Zwecmäßiges tun, wurde ohne viel Bedenken auf ihre „Sutelligenz“, ihren „Berftand” zurüdigeführt. Das war in der Tat der übliche, au) von Gelehrten geteilte Standpunkt jener Zeit. Snzwijchen aber ift hierin ein Umjchwung eingetreten. Wir wifjen jest, daß die Fähigkeit des „Lernens aus Erfahrung“ zwar weit im Tierreich verbreitet ift, aber nur bei einer Anzahl höchiter Säuger einen Grad erreicht, der e3 rechtfertigen mag, von „Sntelligenz‘ zu reden. Und gerade mit den meiit- bewunderten Leiftungen der Tiere hat diefe Lernfähigfeit am wenigiten zu tun: diefe beruhen vielmehr falt durchweg auf angeborenem „Smitinkt”. Was aber „Gefühle“ und fonftigen Bemwußtjeinsinhalt der Tiere betrifft, jo hat man eingejehen, daß wir darüber zur Zeit nichts Sicheres willen, ja nicht einmal mit einiger Wahricheinlichkeit Vermutungen bilden Eönnen, — je ferner uns eine Tierart förperlich fteht, um jo weniger; weshalb in diefer Hinficht ftarfe Zurücdhaltung geboten ift. Diefer moderne Standpunft mußte der neuen Auflage zugrunde gelegt werden. Soll doch der „‚Brehm’ feinen Lejern in ihrem Verhältnis zum Tierreich ein zuverläjliger Führer jein. Daß unter dem veränderten Standpunkt nicht die Zebendigkeit der Daritellung leide, waren Herausgeber und DVerfafjer in gleihem Maße bemüht. Der Slluftrierung des Werkes it, wie in früheren Auflagen, die allergrößte Auf- merfjamfeit gewidmet worden. Daß, diesmal neben dem altbewährten Holzjchnitt auch der mechanischen Wiedergabe photographiiher Aufnahmen nach dem Leben ein breiter Raum ge: währt werden mußte, war jelbitveritändlid. Den jhönften Schmud aber erhielt das Wert duch bunte Tafeln in ungewöhnlich großer Zahl, deren Vorlagen von Tiermalern erften Ranges geihaffen wurden. So jtammen die VBogel- und Säugetierbilder, neben ein paar Meifterwerfen unjeres Frieje, zum größten Teil von W. Kuhnert, der wie faum ein anderer das Tier in feiner natürlichen Bewegung und Umgebung zu fehildern weiß, und der feine reiche Erfahrung noch eigens für das „Tierleben” durch eine 11/ejährige Studienreife nach Afrika und Indien erweiterte. Snjekten und andere niedere Tiere malte der feinempfindende Sluftrator und Entomolog 9. Morin-Mündhen; au ihm fteht die Kenntnis der Tropen aus eigener Anjchauung zu Gebote. Ebenjo hat R. Flanderfy-Berlin, der fich bejonders - auf dem jchwierigen Gebiete der Wafjertierwelt — auch der mifrojfopiihen — betätigt, monatelang an der Meeresfüfte Studien gemacht. Andere vortrefflihe Bilder haben die Herren 3 Fleiiymann= Wien, Joh. Gehrts, KR. &. Hartig- Berlin, ®. Heubah- Münden, E. Rungius, Frhr. v. Stenglin, E. Sterry- Berlin, W. Wagner-Kafjel, W. Watagin, K.Wyfotifi beigefteuert. Die anatomijchen Bilder ftammen von den Herren Fiedler: Leipzig, Dueißer- Berlin, Neichert-Leipzig, Roloff-Berlin, Shmidt-Kahring-Leipzig. Die XII Borwort zur vierten Auflage - tiergeographijchen Karten, auf denen die Verbreitung der verjchiedenen Tierfamilien dargejtellt ift, find von Dr. Th. Arldt, dem befannten Speialiften auf diefem Gebiete, volljtändig neu bearbeitet und auf 13 Tafeln mit 33 Karten vermehrt worden. Allen unferen Künftlern und allen wiffenjhaftlichen Mitarbeitern, auch denen, die eins zelne Teile des Werkes ducchgejehen haben oder duch Mitteilungen und Hnderungsvor: ichläge uf. ihm nüßlich gewejen find, nochmals aufrichtigen Dank! Verlag und Heraus: geber hoffen, daß auch in Zukunft die Teilnahme Eumdiger Lefer beitragen werde, ven Snhalt durch wertvolle Einzelheiten zu bereichern, Fehler und Lücen zu bejeitigen. Nicht wenige der zur Darftellung gebraten Objekte wurden im Ausland, bejonders im Britifh Mufeum und in den Zoologifchen Gärten zu Amjterdam, Antwerpen, London und Rotterdam, gemalt, gezeichnet oder photographiert; ich danke den Verwaltungen der genannten Sntitute für die Bereitwilligfeit, mit der fie diefe Studien zugelaffen und gefördert haben. Dem Biblivgraphiicen Snftitut, das Mühe und Koften nicht fcheute, um das alte bes vühmte Werk muftergültig auszuftatten, und das den hierauf bezüglichen, zum Teil vecht weit: gehenden Wünfchen der Bearbeiter immer entgegenfam, gebührt der Dank aller Beteiligten. Danf au der Shriftleitung, die ihres mühevollen Ahntes mit Umfiht und feinem Vers jtändnis gewaltet hat. Dem Werte aber gebe ich einen innigen Wunj mit auf den Weg. Möchte doch der neue „Brehm”, wie feine früheren Auflagen, wiederum ein echtes Volksbuch werden. Möchte auch ihm vergönnt fein, zu feinem Teile mitzuwirken an der Erhaltung, Fortentwidelung und immer größeren Verbreitung des Eoftbarften Eigentums, das unfer Volk befikt, worin. jeine ganze Kraft und Ungzerftörbarteit wurzelt, — der deutihen Bildung. sm Felde, den 20. September 1918. DO. zur Strafjen. Suhalts=ilberficht, Einzelleer (Protozoa). | Erite Klajfe: Wurzelfiißer (Rhizopoda). . ; Seite I: a a Euglypha: Eu. alveolata Duj. 10295 (Amoebozoa). Difflugia: D. pyriformis Perty . . 2... 2 Unterordnung: Nadte Umöben (Amoebaea). | Chlamydophrys: Ch. enchelys Ehrbg. . 25 Seite | Astrorhiza: A. limicola Sandahl. . . . .. 3% Amoeba, Wechjeltiechen: A. proteus Pall.. . 18 Allogromia: A. ovoidea Rhumblee . . . . 26 - ee Be. a B. Bielfamnterige (Polythalamia). FIOKLEIFICO A GH ee ee 20 : “r Polystomella: P. striatopunctata . M. . . 29 Aevespertllio Penard: . 2 an... 01 ER : ; Glopiserina. Orb... 7 mw rn Ran 0,30 Anbrachiata Day... .. 00.0.0. 2l aan 30 Aseristallıgera Grbrs 2.0... .2nca 20l I Entamoeba: E. blattae Bitschh. . . . . . 21 Xenophyophora F.E.Sch. . ..... 3 Dikdarmamoöbe, E. coli Loesch . . ee Dysenterieamöbe, E. histolytica a, 2. Ordnung: Sonnentierchen Hyalodiscus: H. guttula Dw. . .... 21 (Heliozoa). H.limax Dog... . 2 2 202 0202020+22 | Acanthoeystis: A. turfacea Cart. . . ... 32 Vahlkampfia Chatton . . . - . 22 | OJathrulina: C. elevansı Gene. 2 90 Dactylosphaerium: D. radiosum Bhırbg. - . 22 | Actinosphaerium: A. eichhorni Ehrbg. . . 33 D.vitreum HL... 2.00. 2 Actinophrys: Ar sol Hhrbg. 2 20.22.2538 D. mirabile Dei: Er Pelomyxa: P. palustris Grff... . . 22 3. Ordnung: Strahlentierchen Mastigamoeba: u M. aspera P. B. (Radiolaria). Un a ee Unterordnung: Schaumftrahltiere, Unterordnung: Befchalte Amöben (Testacea). (Spumellaria [Peripylea]). A. Einfammerige (Monothalamia). Unterordnung: Acantharia. Arcella: Rapfeltiecchen, A. vulgaris ar . 23 | Podactinelius: P. sessilis Schröder . . . . 36 A.dentata Ehrbg.. . . . . ee ls Unterordnung: Nassellaria (Monopylea). Nemitrata Leidyasa, on... es. 98 Unterordnung: Phaeodaria (Tripylea). Zmeite Klajje: Geißelträger (Flagellata). 1. Ordnung: Schlingentierchen Treponema: a T. dentium (Proflagellata). Koche 2, 0. es Spirochaeta: ubnallaueile 5 w T. recurrentis Tee BERNER tilis Ehrbg. . . . . i 38 T. duttoni Novy et Knapp. . -» ... . 88 Sp. gigantea Warming - - 2.2... 38 T. pertenue Castellan . . . ..39 Sp. stenostrepta Zueeer . . ... . . 38 Syphilisipirochäte, T. pallidum ha .:.89 XIV Snhalts- Übersicht. Dr : + ® Itra et Seite 2. Ordnung Nnekte Geiße 3 Notes Augentierchen, Eu. samzuneı (Autoflagellata). ei ie Unterordnung: Protomonadina. Seite ö ER Unterordnung: Sarbutenaner Mastigamoeba F\. E. Sch., Geigelamöbe . 40 (Chromomonadina). M.aspera F. E. Sch. . . - . 39 Chrysamoeba: ®oldamöbe, Ch. radians . Dimastigamoeba Blchm., Alveigeinelmnite 40 IKT ee MR Dimorpha: D. mutans Gröor. . . ....740 Synura: 8. uvella hen ee Monas: M. vivipara Ehrbg. . . . . . 40 Dinobryon: D. sertularia Ehrbg.. . . 45 Bodo: B. saltans Ehrbg. . . . . . . 40 Chromulina: a Ch. min B: lacertae Grass. nr seen AO Bien ws Beurmanıusekunsti 0er 40 Trypanoplasma: T. borreli Lav. et Ihe. 40 Unscochnung: mm onaden Se el Se Chlamydomonas: Ch. pulvisculus Ehrbg. 45 Trypanosoma: T. rotatorium Men Der el 5 35 R = TS 4 Haematococcus: H. pluvialis A. Brn. . . 45 ee Pontosphaera: P. huxleyi Lohm. . . . 45 T. gambiense Dutton. . . ee an Ge An. 45 d d an BES: a una Fady : Slimmtertäfelchen, G. pectorale Fihrbg: An Unterordnung: Kragengeifler Pandorina: P.morum Ehrbg.. . . . . 45 en Eudorina: Eu. elegans Ehrbg. . . - 46 Monosiga Ka ar ee Volvox: Flimmerkugel, V. globator Ehr ii 46 Codosiga: C. botrytis Berg. . u Goldflimmerkugel, V. aureus Ehrbg. . . 47 Codonocladium: C. umbellatum Stein . . 43 Spondylomorum: $. quaternarium Ehrbg. 47 Astrosiga Knt . . . .- Rede Unterordnung: Biefgeiffer 3. Ordnung: Banzergeißler (Polymastigina). (Dinoflagellata). Tetramitus: T. rostratus Perty . . . . 43 BR > ; De Gymnodinium: G. hyalinum Schill. . . . 48 Dailnsen Peridinium: P. tabulatum Ehrbg. . . . . 48 allingeria: D. drysdali Kent. . . . . 48 F 2 Hesse: N : u Ceratium: C. cornutum Ehrbg. . » . . . 48 examitus: H. mfllatus Dw. . ... ...43 €. hirundinella Mill 48 Trichomonas: T. hominis Dwvaine . . . 48 a Dr 48 en De en P. bahamense Pit.. RS cpatrachorumsPRerty er. 2.25 Lamblia: L. intestinalis ZLambl. . . . . 43 ; { R s Costia: C. necatrix Henneg. . . 43 4. Orbnung: Blajengeißler Unterordnung: nalen ii, (Cystoflag ellata). Euglena: Grünes Augentierchen, Eu. viridis Noctiluca: N. miliaris Sur. . . el) Ehrbg. : 2.02... 44 | Leptodiscus: L. medusoides R. Her Bi ar 49 Dritte Klalle: Sporentierchen (Sporozoa). 1. Ordnung: Gregarinarien Laverania: L. malariae Grassi et Feleti . . 53 (Gregarinaria). Eimeria: Ei. stiedae Zindem. . . .. . 54 Ei. avium Silvestrini et Riwolta . . . . 54 Monocystis: M. lumbriei Henle. . . . . 5l | Babesia: B. bigemina Smith et Kb... . . 55 Gregarina: G. blattarum eb. . .. .. 51 Povis Babes 5 a B. egui Daveranın. 2. = TED 2. Ordnung: Kofzidiarien B. canis Piana et Galli- ve : 55 (Coceidiaria). Ve Plasmodium: P. vivax Grassi et Feletti . 52 3. Ordnung: Myrojporidien P. malariae Laveran . 52 (Myxosporidia). P. praecox Grassi et Feletti 54 | Myxidium: M. lieberkühni Dütsch. . 55 Snhalt3-Überfigt. Seite Myxobolus: M. pfeifferi Thelohan . 55 M. eyprini Doflein et Hofer 55 Lentospora: L. cerebralis Hofer. 55 4. Ordnung: Mikrojporidien (Mierosporidia). Glugea: G. anomala Mona. 56 Bierte Rlajje: Yimpertierchen (Ciliata). 1. Drdnung: Ganzbewimperte (Holotricha). Paramaecium, Bantoffeltierchen: P. caudatum Ehrbg.. 59 P. aurelia Müll. 60 P. putrinum (7. et Lachm. . 60 -P. bursaria Ehrbg. N 60 Colpidium: C. colpoda Ehrbg. 60 C. cucullus Müll. . 60 Chilodon: Ch. eueullulus Hhrbg.. 60 Ch. eyprini Moroff 60 Nassula, Reufentierchen . 60 N. ornata Ehrbg. . 6l N. aurea Ehrbg. 61 N. elegans Ehrbg. 61 N. rubens Perty 61 Chlamydodon Ehrbg. 61 Trachelius: T. ovum Zhrbg. . 61 Dileptus: D. cygnus Olap. et Lachm. 61 D. anser Clap. et Lachm. 61 D. gigas Clap. et Lachm. 3 61 Lionotus: Zudgänschen, L. anser Ehrbg. 61 Didinium: Wafentierchen, D. nasutum Stein . 61 Prorodon: Zahnwalge, P. teres Ehrbg. . 62 Coleps: Büchfentierchen, C. hirtus Müll. 62 Enchelys Ehrbg. . i 62 Lacrymaria: Tränden, L. ab: Min, 62 Ichthyophthirius: I. multifiliis Zouquet . 62 Opalina: Verlentierchen, O. ranarum Stein 63 2. Drdnung: Ungleichhbewimperte (Heterotricha). Bursaria: B. truncatella Müll. 63 Spirostomum: S. ambiguum Zhrbg. 63 Stentor, Trompetentierhen: Grüne Trompete, S. polymorphus Zhrdg. 2 64 Blaue Teontpete, S. coeruleus Ehrbg. 64 Graue Trompete, S. roeseli Zihrbg. 64 Note Trompete, S.igneus Khrbg. . 64 Braune Trompete, S. pediceulatus From. 64 | XV Seite Nosema: N. bombyeis Naegeli 56 N. apis Zand. : 250 5. Ordnung: Sarkofporidien (Sarcosporidia). Sarcoceystis: S. tenella Raill. . 57 S. miescheriana Kühn 57 S. muris Dlanch. . 57 Schwarze Trompete, S. niger Zhrbg. 64 Schlanfe Trompete, S. baretti Bar 64 Balantidium: B. coli Malmst. 66 B. minutum Schaud. . 66 Nyctotherus: N. faba Schaud. 66 3. Ordnung: Schwachbewimperte (Oligotricha). Halteria: Springtierchen, H. grandinella Müll. 67 Tintinna RER 67 Ophryoscolex: O. Durkinjei en 67 Entodinium: E. caudatum Stein . 67 Cycloposthium: ©. bipalmatum Fiorentini 67 4. Drdnung: Bauchwimperer (Hypotricha). Oxytricha: Borjtentierchen, O. fallax Stein 68 Stylonychia: Mujceltierchen, S. mytilus Müll. 68 5. Ordnung: Ringmwimperer (Peritricha). Trichodina: Bolypenlaus, T. pediculus Ehrbg. 68 Cochlochaeta: C. domergui Wilgr. 68 Vorticella, Glödchen: nebuli- fera Ehrbg. 09 V. campanula Ehrbg. 69 V. convallaria Ehrbg. 69 V. microstoma Ehrdg. 69 Grünes Glöcdchen, V. enlercskiema IEnbei 69 Carchesium: Glodenbäumcen, C. polypinum Ehrog. 69 C. lachmanni Kt. . 70 Zoothamnium Stein . 70 Epistylis Ehrdg., Säulenglöcejen 70 | Opereularia, Schirmglödcen: Nicterndes@torten- tierchen, O. nutans Ehrbg. A) 6. Ordnung: Wimperloje (Suctoria). Acineta Ehrbg. N 74 Podophrya: P. fixa Ehrbg. 7i P. libera Perty . 71 xXVI Seite Sphaerophrya . . - en. ill 5 pusilla Ölap. et DEN EEE REIT S. stentoris Maupas . . - 72 Macapin: ya: T. quadripartita Clap. en aim 72 Inhalts=-Überfidt. Seite Dendrocometes: D. paradoxus Stein . . . 72 Stylocometes: 8. digitatus ne et Lachm. . 72 Ephelota: ua, . gemmipara R. HIER DE REN N TD Schwänmme (Porifera oder Spongiae). Srite Klajfe: Kalfjehwänme (Ualcarea oder Caleispongia). Seite Familie: Wabentallihwänme (Syconidae). Sycon: 8. eiganteum Dendy . . . . . Sl SeraphanusO1Schme. a ae Seite Samilie: Anollenkalffhwänrnte (Leuconidae). beueonia: L. aspera O. Schm.. » . ... 8 Zweite Klafjfe: Sehsitrahl- oder Slasichwänmte (Hexactinellida). 1. Ordnung: Hexasterophora. Samilie: Euplectellidae. Eupleetella: Gießfannenfhwamm, E. asper- SINE RE. SaeArneB Tamilie: Rossellidae. Lophocalyx: L. philippensis Gr. . . . . 84 Yamilie: Tretocalycidae. Sclerothamnus: S. clausii W. Marsh. Yamilie: Euretidae. | Periphragella: P. elisae W. Marsh.. . . 84 Farrea: F.occa Bwrbk. . . . : 2... 84 2. Ordnung: Amphidiscophora. Samilie: Hyalonematidae. Hyalonema: H.sieboldi Gr. . . . .. 8 Samilie: Semperellidae. Semperella: 8. schultzei Semp. . . . . 8 Monoraphis: M. chuni F. E. Sch.. . . . 85 Dritte Klaffe: Gemeinjchiwänme (Demospongia). 1. Ordnung: Bierftrahlichwämme (Tetraxonida). Familie: Geodidae. Geodia: G. muelleri Fleming . . . . . 86 Bamilier Lederfhmämnte (Chondrosidae). Chondrosia: Ch. reniformis Nardo . . . 87 2. Ordnung: Einftrahlihpmänme (Monaxonida). Vanılie: Donatiidae. Donatia: Weerorange, D. lyneurium Z. . 87 Samilie: Bohrfhwämme (Clionidae). Cliona: C. celata Grant...» ::...8 Neptunsbecher, C. patera Hardw. . . . 89 Banuilie: Korffhwännte (Suberitidae). Suberites: S. domuneula Oli. . . ...89 Samassa Nardo. . ..... Was Samilie: Poiciloscleridae. Desmacıdon Burbk! . 2;. ... N ag Stylotella: Zingerfhiwanmt, S. heliophila Wälson Be voll Samilie: Sk oelterihwänmelsp on Ephydatia: E. plumosa Carter . . .. 9 E. fluviatilis Z. ... ED Spongilla: S. fragilis Beige BE Salacustrls- 2... >... Se 05 3. Ordnung: Hornichwänme (Ceratosa). Samilie: Nusihmwäninte (Spongiidae). Euspongia: Echter Badefhwanmt, E. offi- enalseBaen a... 95 Seiner Levantiner En, E 0. el: lissima O. Schm. . . . 95 Dalmatiner u E. 0. arlatie O. Schm. . . . 95 Zevantiner Zappen, E. 0. nella Kr" E. Sch. 95 Bimoffafhwannt, E. zimocca O. Schm. . 95 Snhalts-Überfict. XVII \ ü Ceite Seite Hippospongia: PBferdefhivanmn:, H. equina Samilie: Aplysinidae. GDRISCHMIN. na: N 195 Aplysina: A. aerophoba Nardo . . . . 9 Familie: eeiuhnine Enens dee). Yamilie: Gallertfhwänmmnte (Halisareidae). Spongelia: S. pallescens O. Schm. . . . 97 ı Halisarca: H. dujardinii Johnst.. . . . 98 Sohltiere (Coelenterata). Sriter Unterfreis: tejleltiere (Unidaria). Grite Kaffe: Hydrozoa. 1. Ordnung: Hydroiden (Hydroidea). | Samilie: Tubulariidae. Seite Tubulasia: T- larynz Bil Sol 230722770907 1. Unterordnung: Hydrariae. Branchiocerianthus: B. imperator Allm. . 114 Yamilie: Süßmwafjerpolypen (Hydridae). ; 4. Unterordnung: Campanulariae Chlorohydra: Grüne Hydra, Ch. viridissima Ceite 3 P (Leptomedusae). Be nz Yantlie: Sertulariidae. ammelmibzs „eaune god, ® ic Thuiaria: Seemoos, T. argentea ZL. . . 115 tis Pall. LU urn. . 103 P. braueri Bedot RE 0 5. Unterordnung: Trahymedujen „Graue“ Hydra-Arten . . . . . . . 108 (Trachymedusae). Hydra: H. vulgaris Pall.. . . . . . 106 | Samilie: Olindiadae. Microhydra: M.ryderi Potts. . . . . 107 | Samilte: Petasidae. Craspedacusta: C. sowerbii Lank.. . . 116 2. Unterordnung: Hydroforallen Vamilie: Limnocnididae. (Hydrocorallia). Limnocnida Günther . . . 116 Samilie: Stylasteridae. Jamilie: Rüfjelquallen (eo Vamilie: Milleporidae. Geryonia: G. proboscidalis Horsk.. . . 116 Millepora: M.nodosa Esp. . . . . . 11 R R 2. Ordnung: Stantsquallen 3. Unterordnung: Tubulariae (Siphonophora). | (Anthomedusae). Familie: Physophoridae. Samilie: Clavidae. Physophora: P. hydrostatica Forsk. . . 118 Cordylophora: Steulenpolyp, C. lacustris Vamilie: Microhydridae. Gonionemus: G. murbachi Mayer. . . 115 Familie: Physaliidae. I FAlEm.. 2.20... N Er Physalia: Blafenqualle, P.arethusaDdrowne 119 damtilie: B a ullidae Vamilie: Velellidae. Hydractinia: H. echinata Flem. . . . 112 Velella: Cegelqualfe, V. spirans Esche. . 119 Tiara: T. pileata Forsk. . . . . . . 113 | Familie: Porpitidae. Perigonimus: P.repens Wright . . . 114 Porpita: P. umbella 0. F. Müll. . . . 120 Zweite Klaffe: Stheibenguallen (Scyphomedusae). 1. Ordnung: Lucernaria. 2. Ordnung: Coronata. damilie: Beherquallen (Lucernariidae). Familie: Periphyllidae. Haliclystus: H. octoradiatus Lam... . . 122 PeriphyllasPsneoina) Haeckel:.. ....2%..193 Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. II XVII Banilie: Atollidae. Seite Atolla Haeckel 123 3. Ordnung: Discophora. 1. Unterordnung: Semaeostomata. Familie: Pelagiidae. Pelagia: Zeuchtqualle, P. noctiluca Per. Lsr. : 123 ikea Konbaßqualle, Ch. yoscell 124 Yamilie: Cyaneidae. Snhalts-Überfidt. Dritte Klaffe: Blumentiere Srite Unter£laffe: Achtitrahlige Bolypen (Octanthida). 1. Ordnung: Aleyonaceen (Aleyonacea). Yamilie: Aleyoniidae. Aleyonium: Tote-Mannshand, A. digita- tum L. SE BIER A. palmatum Pall. 131 A. adriaticum Kükth. 131 Yamilie: Orgelforallen (Tubipor de, Tubipora: T. hemprichi Zhrbg. . 131 2. Drdnung: Öorgenaceen (Gorgonacea). Familie: Corallidae. Corallium: Note Edelforalle, C.rubrum Z. 133 Pseudocorallium: P. johnstoni Gray . 134 P. elatius Ridley. Ä 134 Yamilte: Gorgonidae. Gorgonia: Benusfächer, G. flabellum Z. . 134 Seite Cyanea: Gelbe Haarqualle, C. capillata L. 125 Dlaue Nefjelqualle, C. Jamarcki Per.Lsr. 125 Yamiltie: Ulmariidae. Aurelia: Obhrenqualle, A. aurita Z... 125 2. Unterordnung: Rhizostomata. Sanılie: Rhizostomidae. Rhizostoma: Zungenqualfe, Rh. pulmo 7. 126 Rh. octopus L. AR 126 Rhopilema: Rh. esculenta ee 127 (Anthozoa). Vanilie: Plexauridae. Eunicella: Hornforalfe, E. verrucosa Pall. 134 Euplexaura: Echte wu E.anti- pathes Z. 3 EN 135 Yamilie: Isidae. Isidella: Weiße Koralle, I. elongata Esp. . 1836 3. Ordnung: Seefedern(Pennatulacea). Tamilie: Veretillidae. Zweite Unterflajje: Sechöitrahlige Bolypen (Hexanthida, Actinanthida). 1. Drdnung: Aftinien, Seerojen (Actinaria). Yamilie: Gonactiniidae. Gonactinia: G. prolifera M. Sars . 144 Samilie: Actiniidae. Actinia: PBurpurrofe, A. equina L.. 144 Jingelvofe, A. cari Chiaje . 146 Anemonia: Wadhsrofe, A. sulcata Penn. 146 Tamilie: Cribrinidae. Cribrina: Edeljteinrofe, C. gemmacea | Ellis . Veretillum: V. ceynomorium Pall. . 136 Vamilie: Umbellulidae. Umbellula: U. enerinus Z. 137 Yamilie: Virgulariidae. Sceytaliopsis: S. djiboutiensis Gravier . 137 Samilie: Pennatulidae. Pennatula: Seefeder, P. phosphorea ZL. 138 Familie: Pteroididae. Pteroides: P. griseum Bohadsch 139 Urtieina: Diehörnige Seerofe, U. crassi- cornis ©. F. Müll. 147 Samilie: Paractidae. Antholoba: A. reticulata Couthouy. 148 Tamilie: Sagartiidae. Sagartia: Schmarogerrofe, S. Couch i . 148 Witwenrofe, S. ats 0. 7 Min.. .= 152 Höhlenfeerofe, S. undata 0. F. Müll. 152 Adamsia: A. palliata Bohadsch . 149 Heliactis: a H. bellis Ellis . 153 Snhalts-Überfigt. Seite Metridium: Seenelfe, M. dianthus Hllis . 153 Amerifanifche Seenelfe, M. marginatum MEeSKER ee een 194 Familie: Shwimmaftinien (Minyadi- dae). Samilie: Stoichaetidae. Stoichactis: S. kenti Haddon . . . . 154 Sohaddon Ken ven re 55.154 2. Drdnung: Stein- oder Riffforallen (Madreporaria). 1. Unterordnung: Imperforata. Samilie: Turbinoliidae. Caryophyllia: Streijelforalle, C. clavus SCHeehi 159 Flabellum: Sügertnie, r. pavoninum Messa2 .. 160 F.rubrum @.@. var. allen B. je. 2160 Bamilie: Augenkorallen ae Lophelia: L. prolifera Pal. . . . . 161 Amphelia: Weiße orale, A. oculata Z. 161 Samilie: Sterntorallen las Cladocora: Rafjenforalle, ©. cespitosa Z. . 161 Diploria: Hirnforalle,. D. cerebriformis ER EN EEE 162 MacandranBam su te 2 ei 250222168 2. Unterordnung: Fungaceae. Samilie: Bilzforallen Fungida Fungia: F. fungites L. 3. Unterordnung: Porforata. Samilie: Eupsammiidae Dendrophyllia: D. ramea L.. Astroides: A. calyeularis Pall. e). XIX Seite 162 163 164 damilie: Acroporidae (Madreporidae). Acropora: A. muricata L. A. varia Klzgr. Zamilie: Poritidae. Porites furcata Lam. . Korallenriffe. 3. Ordnung: Zoantharia. Tamilie: Zoanthidae. Sidisia: S. fatua M. Schultze . S. incrustata D.R. . S. paguriphila Verrill . 4. Ordnung: Ceriantharia. 164 165 165 166 174 174 174 Samtlie: Zylinderrofen (Cerianthidae). Dactylactis: D. benedeni Gravier . Cerianthus: Se C. membrana- ceus Spall. . 5. Ordnung: ıpetikiein: Samilie: Antipathidae. Euantipathes: Unehte fhwarze Koralle, E. glaberrimus Esp. Vierte Klaffe: Planuloidea. Dieyemida. Orthonectida \ Trichoplax: T. adhaerens 7. E "Sch. „weiter Unterfreis: Nippenguallen (Ctenophora). Srite Klajje: Tentaculata. 1. Ordnung: Cydippidea. Yamilie: Hormiphoridae. Hormiphora: H. plumosa Sars . . . . 181 2. Ordnung: Lobata. Zamilie: Bolinidae. Bolina: B.hydatina (un . . .. . 18 Tamilie: Eucharidae. Eucharis: E.multicornis Esch. . . . 181 3. Ordnung: Cestoidea. Yanıilie: Cestidae. Cestus: Venuöglirtel, C. veneris Lesr. . 4. Ordnung: Platyetenida. Ctenoplana: C. kowalevskii Kor. . Coeloplana: C. metschnikowi Kow. C. willeyi Abd. .: Tjalfiella tristoma Mrisn. II# 175 175 177 177 177 177 181 183 183 183 184 xX Snhalts-Überficht. Zmeite Kaffe: Nuda. Samilie: Beroidae. Bero&: Melonenqualle, B. ovata Eschz. B. forskaliı Chun . Miürmer. GSrite Klafje: lattwiirmer (Plathelminthes). 1. Ordnung: Strudelwürmer (Turbellaria). 1. Unterordnung: Acoela. damtilie: Aphanostomidae. Seite Convoluta: C. roscoffensis Graf . . . 196 E@7eonyolutayApage ee 197 2. Unterordnung: Rhabdocoelida. a) Rhabdocoela. Yanıilie: Typhloplanidae. Mesostoma: M. ehrenbergii Focke. . . 197 M. tetragonum Müll. . . . - l9s Bothromesostoma:B.personatum ©. Schm. 198 Yamilie: Kettenwürmer (Catenulidae). Catenula: C. lemnae Ant. Dug.. . . . 199 Stenostomum O Schmidt . . . . 2.99 antike: Kleinmäuler(Mier lee) Microstomum: M. lineare Müll. . . . 19 Macrostomum: M. appendiculatum O. Mabrı 2% RT a | Yamilie: Dalseliidae. Dalyellia: D. viridis @. Shaw El Jensenia: J. truncata Abilde. . . . . 201 Jamilie: Graffillidae. Graffilla: G. muriecicola Zhr.. °. . ... 201 Samilie: Anoplodiidae. Anoplodium Ant. Schn. . . :» . . . 21 Familie: Fecampiidae. Fecampia: F. erythrocephala Giard . . 201 b) Alloeocoela. Samilie: Breitmräuler (Plagiostomidae). Plagiostomum: P. lemani Ples. . . . 201 Yamilie: Monocelididae. Otomesostoma: O. auditivum v. Graf . 201 3. Unterordnung: Trieladida. a) Süßwafjertrifladen (Trieladida paludi- cola). Samilie: Blanarien (Planariidae). Dendrocoelum: Milhmweize Wlanarie, D. Jacteum 0: Fr. Müll“... 200903 Ceite 185 185 Planaria: P. Jugubris O. Schm.. . . . 203 P.torvaı M.1Schultze = 2, Sea Ele P2’gonocephala Dug: 27. 2827729203 B-polychroa O: Schm: 2° 2 1027 am Psalpina Dana 2.2: 203 Polycelis: Schwarzes aka, P nigra Mhrbgne 0. 203 Gehörntes Vielauge, P. aaa Tonnen 203 b) Zandtrifladen (Tricladida terricola). damilie: Rhynchodemidae. Rhynchodemus: Rh. terrestris ©. #. Müll. 204 Rh-bilmeatus Dar... m 027727204 Microplana: M. humicola Vejd.. . . . 205 Yamilie: Geoplanidae. Geobia: G. subterranea O. F. Müll. . . 205 Yantlie: Bipaliidae. Bipalium: B. kewense Mos... . . .. 206 ce) Seetrifladen (Tricladida maricola). ”amilie: Micropharyngidae. Micropharynx: M. parasitica Jägskd.. . 206 Yamilie: Bdellouridae. Bdelloura: B. candida Girard . . . . 207 Tamilie: Procerodidae. Gunda: G. segmentata Lang . . . . 207 4. Unterordnung: Polycladida. a) Acotylea. Yamilie: Planoceridae. Planocera: P. folium Grube . . . . . 207 Yamıilie: Leptoplanidae. Leptoplana: L. tremellaris O0. #. Müll. . 207 L.pallida Obrf.. 00.22 SE Se b) Cotylea. Familie: Pseudoceridae. Thysanozoon: al Th. brochii Grube) ra RN IRSEENDGS Samilie: ie. "oe Prostheceraeus: P. vittatus Mont... . . 208 Oligocladus: O. sanguinolentus @brf.. . 208 Snhalts-Überfigt. 2, Drdnung: Saug: oder Yochmiirmer (Trematodes). 1. Unterordnung: Mungzenzt Familie: "Tristomidae. Seite Epibdella: E. hippoglossi Bened. 209 Tristomum: T. coceineum Cw. . 210 T. molae Blanch.. 210 Familie: Udonellidae. Udonella: U. caligorum Johnst. . 210 Samilie: Polystomidae. Diplozoon: ®Doppeltier, D. paradoxum Nordm. 210 Polystomum: P. nm Hröl, 211 Familie: Gyrodactylidae. Gyrodactylus: G. elegans Nordm. . 212 2. Unterordnung: Digenea. Samilie: Fasciolidae. Urogonimus: U. macrostomus Rudolph . 213 Fasciola: Zeberegel, F. hepatica ZL.. 214 Paragonimus: P. westermani Kerbert 216 Clonorchis: C. endemicus Baelz . 217 Dicrocoelium: Zanzettegel, D. lanceolatum Rudolph . 217 Opisthioglyphe: O. ansidha Du 217 Gorgodera: G. cygnoides Zed. 217 Allocreadium: A. isoporum Looss ; 218 Familie: Schistosomidae. Schistosomum: Sch.haematobium Bilharz 218 Sch. japonicum Katsurada 218 Familie: Gasterostomidae. Gasterostomum: G. fimbriatum Sieb. . 218 Familie: Aspidobothriidae. Aspidogaster: A. conchicola Baer. . . 219 Familie: Paramphistomidae. Paramphistomum: P. subelavatum Goeze 219 Gastrodiscus: G. hominis Lewis 219 Samilie: Monostomidae. Monostomum: M. mutabile Zed. 219 M. flavum Mehl. . 219 Samilie: Holostomidae. Hemistomum: H. alatum Goge. . . . 219 3. Ordnung: Bandmwiürmer (Cestodes). 1. Gruppe: Cestodaria. Familie: Amphilinidae. Amphilina: A. foliacea Rudolph . . . 225 2. Gruppe: Echte Bandwürmer (Cestodes s. str.). Samilie: Caryophyllaeidae. ! Caryophyllaeus: Welfenwurnt, C.mutabilis Rudolph . ED Archigetes: A. nikon Ba ERDE Familie: Grubenföpfe(Dibothriocepha- lidae). Ligula: Kiemenmwurn, Rudelph Triaenophorus: T. line Pall. Schistocephalus: Sch. nodosus Blanchard Dibothriocephalus: a D. latus L.. Familie: Taeniidae. Taenia: Bewaffneter Bandwurn, T. so- lium ZL. ie Unbewaffneter B., T. ta) Ge Geränderter B., T. marginata Datsch . Gefägter B., T. serrata Goeze. Diedalfiger B., T. cerassicollis dolph . Duefenbandivurnt, T, coenurus 5 Sieb. Hülfenwurm, T. echinococeus Sieb. . L. m Ru- Tamilie: Dipylidiidae. Dipylidium: Kürbisfernartiger Bandiwurn, D. caninum Z/. Familie: Hymenolepididae. Hymenolepis: Slleiner Bandwurnt, H.nana Sieb. i H. diminuta Rudolph Tamilie: Davaineidae. Davainea: D. madagascariensis Davaine Familie: Anoplocephalidae. Moniezia: M. expansa Rudolph . 4. Drdnung: Schnurmürmer (Nemertini). Samilie: Tubulanidae. Tubulanus: T. superbus, Kölliker . Samilie: Lineidae. Lineus: L. longissimus Gunnerus . Cerebratulus: C. marginatus Renier . Familie: Pelagonemertidae. Pelagonemertes: P. moseleyi Dürger . Samilte: Malacobdellidae. Malacobdella: M. grossa Müller Samilte: Prosorhochmidae. Geonemertes: G. pelaensis Semper . G. agricola Will.-Suhm G. chalicophora Graff . Familie: Prostomatidae. Prostoma: P. clepsinoides Ant. Duges -P. eilhardi Mntgry. . P. graecense Böhmig P. lacustre Du Plessis . XXI Seite Suhalts-Überjigt. Bmeite Klajje: Mäpdertiere (Rotatoria). Grite Unterflafje: Digononta. 1. Ordnung: Egelartige Rotatorien | (Bdelloidea). Seite Samilie: Weihrädertierhen (Philodinidae). Rotifer: Nüfjelrädchen, R. vulgaris Schrank 244 Philodina: Ph. roseola Ehrdg. 244 Callidina: C. symbiotica Zel. 244 CHparasıtıca Dhrogsane wett Seite 244 Tamilie: Adinetidae. Adineta: A. vaga Davenport. 2. Drdnung: Kopftragende Rotatorien (Cephaloidiphora). Vamilie: Seisonidae. SEISON ID. oruber.Olaus wa 2A Bmeite Unterflajje: Monogononta. 3. Dronung: Wurzellappige Rotaz | torien (Rhizota). Samilie: Flosculariidae. Floscularia: Gejhmiücdtes Blumentierchen, F. ornata Ehrbg. . 245 Stephanoceros: F. Bahbrieimer Goldfuß 245 Zamilie: Melicertidae. Conochilus: Sugeltierhen, C. volvox Ehrbg. 245 Megalotrocha: M. ns uiate, 245 Lacinularia: L. socialis Ehrbg. . 245 Oecistes: Oe. pilula Wills . 245 Melicerta: M. ringens ZL. . 245 4. Drdnung: Sreilchwimmende Nota- torien (Ploima). 1. Unterordnung: Ungepanzerte (Illoricata). damilie: Asplanchnidae. Asplanchna: A. priodonta Gosse 245 A. brightwelli Gosse 246 A. sieboldi Leydig 246 Samilie: Thriarthridae. Thriarthra: Th. longiseta Ehrdg. 246 Polyarthra: P. platyptera Ehrbg. 246 Vamilie: Krijtallfiihhen A Hydatina: H. senta Ehrbg. . . . - 246 Vanıilie: Nüdenaugen Noten Drilophaga: D. bucephalus Vejdovsky . 246 Albertia: A. vermiculus Duj. 246 A. naidis Dousfield . 246 Paraseison: P. asplanchnus Plate . 245 Proales: P. parasitica Ehrbg. 246 P. petromyzon Ehrbg. 246 Notommata: N. aurita Müll. . 246 2. Unterordnung: Gepanzerte (Loricata). Tamilie: Wappentierhen (Brachionidae). Noteus: Schildrädertier, N. quadricornis Ehrbg. 9 246 Brachionus: B. nelk, Erbe 246 Samilie: Sußlofe (Anuraeidae). Anuraea: A. aculeata Ehrbg. 246 Löffeltierchen, A. cochlearis Gosse 246 5. Ordnung: Sprungbeinige Rota- torien (Scirtopoda). Vamilie: Pedalidae. Pedalion: P. mirum Hudson . 246 Zamilie: Trochosphaeridae. Trochosphaera: T. aequatörialis Semper.. 247 Anhang: Bauchhärlinge (Gastrotricha). Yamilie: Ichthydiidae. Ichthydium: I. podura Müll. 248 . Lepidoderma: L. squamatum Duj. . 248 Samilie: Chaetonotidae. Chaetonotus: Ch. hystrix Metschnikoff 248 Ch. larus Müll. Re 248 Tamilie: Dasydytidae. Dasydytes: D. ornatus Voig?. 248 Kinorhyncha. Gamilie: Echinoderidae. Echinoderes: E. setigera Graff . 248 E. dujardini Cap. 248 Snhalts-Überfict. Dritte Klaffe: Sadeniviirner (Nematodes). Bamilie: Freilebende Nentatoden (Enoplidae). Oncholaimus Duj. ! Cylicolaimus: ©. magnus Villot. Syphonolaimus de Man Anthraconema zur Strassen . Familie: Anguillulidae. Rhabditis: Rh. teres Schneider . Rh. schneideri Bütschli. \ Anguillula: Effigäldhen, A. aceti Zhr Br Ansiostomum: A. nigrovenosum Rudolph Strongyloides: St. stercoralis Bavay . Allantonema: A. mirabile Zeuck. Leptodera: L. appendiculata Schneider Atractonema: A. gibbosum Leuck. . Sphaerularia: Dufour \ Tylenchus: Beenden, Schneider 5 T. dipsaeci Kühn . h Heterodera: Rübennentatode, H. enachui Schmidt . Vamilie: Mermitidae. Mermis: M. nigrescens Duy. . M. albicans Sieb. . Tamilie: Filariidae. Filaria: F. bancrofti Codd. Zoawurn, F.1loa Guyot. F.immitis Zeidy . Dracunculus: Medinamwurnt, D. ed nensis Velsch Ichthyonema Diesing Samilie: Trichotrachelidae. Trichinella: Tricjine, T. spiralis Owen T. scandens Hummelälchen, S. bombi Seite 250 250 250 „250 259 Vierte Klaffe: Straber (Acanthocephali). Vamilie: Echinorhynchidae. Echinorhynchus: Nief a E. hirudi- naceus Pall. © 272 Fünfte Klaffe: Jingelwitrnter (Annelides). Srite Unterflaffe: Borjtenwiirmer (Chaetopoda). 1.Drdnung: Bielborjter (Polychaeta). damilie: Seeraupen (Aphroditidae). Aphrodite: A. aculeata Z. Hermione: H. hystrix Sav. 277 277 XXIIL Seite Trichocephalus: Beitfchenwurn, T. tri- ehiurus Z. ERSTE NASEN 202 T. affinis Rudolph 262 T. erenatus Rudolph 262 Janilie; Strongylidae. Ancylostoma: A.trigonocephalum Rudolph 262 Grubenwurm, A. duodenale Dubini 263 Necator: Neuwelt-Hafenwurnt, N. ameri- canus Stiles 264 Eustrongylus: Sakfodenunn oh gigas Rudolph. 264 Ollulanus: O. trieuspis Were . 264 Cueullanus: Sappenwurnt, C. elegans Zed. 265 Strongsylus (Zungenmwiürmer) . 265 S. filaria Rudolph. 265 S. micrurus Mehlis . 265 S. commutatus Diesing . 265 S. apri Gm.. 265 S. pusillus Müll. . . 265 Sclerostomum: S. equinum Duj. 265 Syngamus: Luftröhrenwurn, S. trachealis Sieb. . N 265 Tamilie: Ascarıdlae. Ascaris: Spulwurnt, A. lumbricoides L. . 267 A. canis Wern. ; 267 A. megalocenhala Clogu. 207 Oxyuris: Bfriemenfhivanz, O. vermicula- ris Z. 267 YUndhang: Nematomorpha. Familie: Saitenwüriter (Gordiidae). Gordius: Wafjerfalb, G. aquaticus L. . 269 Parachordodes: P. tolosanus Di. . 270 E. proteus Westrumb 272 E. moniliformis Bremser 272 E. polymorphus Bremser 272 Samilie: Lycoridae. Nereis: N. cultrifera Grube . 277 N. diversicolor Müller . 277 N. dumerilii Audouin et M.-E. 278 XXIV Üeratocephale: U. ossawai /zuka Yamilie: Eunicidae. Halla: H. parthenopeia Chiaje . Diopatra: D. neapolitana Chiqje Hyalinoecia: H. tubicola Müll. . Eunice: Balolowurnt, Eu. viridis Gray Eu. fucata Ehlers Familie: Syllidae. Syllis: S. variegata Grube S. vivipara Krohn S. hyalina Grube . S. ramosa M’Intosh . Grubea: G. limbata Clap. . Myrianida: M. fasciata M.-E. Yamilie: Aleiopidae. Asterope: A. candida Chiaje . Yamilie: Phyllodocidae. Phyllodoce: Ph. laminosa Sav. . Ph. paretti Blainv. Sanilie: Glyceridae. Glycera: G. capitata Oerstedt Tamilie: Telethusae. Arenicola: Genteiner Sandwurnı, A. ma- rina L. RN Familie: Clvmenidae (Maldenidae Praxilla: P. collaris Olap.. Yamilie: Chaetopteridae. Chaetopterus: Ch. pergamentaceus Cu». . Ch. variopedatus Olap. . : Yantilie: Kopfringler (apıtellidae) Dasybranchus: D. caducus Grube . Capitella: C. capitata Fabricius damilie; Hermellidae. Sabellaria: S. alveolata Z. - Ceite 279 DD IXJ o@ © 0 1 Ne} DPBRDDIKD MD Qe) Suhalts-Überficht. Yamilie: Terebellidae. Lanice: L. conchilega Pall. h Amphitrite: Töpferin, A. figulus Dallyell Polymnia: P. nebulosa Montagu Samilie: Serpulidae. Serpula: S. vermieularis Z. - Branchiomma: B. vesiculosum Montagu . Spirographis: S. spallanzani Vi». . Fabricia: F. sabella Zhrbg. Vanilie: Myzostomidae. Myzostoma: M. gigas F\. $. Leuck... 2. Ordnung: | Wenigboriter (Oligochaeta). Samilie: Negenwürmer (Lumbricidae). Lumbrieus: L. hereuleus Sav. L. rubellus Hoffmstr. Allolobophora: A. foetida Sav. A. rosea Sav. B Vamilie: Megascolecidae. Megascolex: M. enormis Fletch. Microscolex: M. phosphoreus Dug. Jamilie: Haplotaxidae. Haplotaxis: H. menkeanus Hoffmstr. . Jamilie: Glossoscolecidae. Criodrilus: ©. lacuum Hoffmstr. damilie: Röhrenmwürnmden (Tubificidae). Tubifex: T. tubifex Müller Yamilie: Wafferfhlängler (Naididae). Stylaria: Gezüngelte Naide, S. lacustris Z. Nais: Zungenlofe Naide, N. elinguis Müll. Chaetogaster: Ch. diaphanus Gruith . Ch. limnaei v. Baer . B ante Unterflaffe: Blutegel (Hirudinea). Samilie: Kieferegel (Gnathobdellidae). Hirudo ZL. ; Deutjeier Blutegel, H. neh m Ungarijher Blutegel, H. offieinalis Z. Drachenegel, H. troctina Johnson Limnatis: L. mysomelas Vir. L. granulosa Sav. & Haemopis: ®ferdeegel, H. a 300 | 802 302 302 308 303 303 Herpobdella: H. atomaria Carena . Haemadipsa: H. ceylonica M.-Td. . Samilie: Rüffelegel en. Glossosiphonia Johnson Schnedenegel, G. complanata Z. Helobdella: H. stagnalis L. : Haementeria: H. officinalis de Frlippi Pontobdella: Nochenegel, P. muricata L.. Piscicola: Fijchegel, P. geometra L. Dritte Unterklaffe: Sternwürmer (Gephyrea). Yamilie: Echiuridae. Bonellia: B. viridis Rol. : Echiurus: E. pallasii rin 807 308 Yamtlie: Sipunculidae. Phascolosoma: Ph. vulgare Blainv. Phymosoma: Ph. granulatum F'. S. Leuck. 309 309 TOR Snhalts-Überficht. Seite ı Familie: Priapulidae. Sipunculus: Sprigwurn, S.nudus Z.. . 8309 Priapulus: P. caudatus Lam. Aspidosiphon: A. mülleri Dies... . . . 310 Halieryptus: H. spinulosus Sieb. Sedjite Klaffe: Bfeilwiirner (Chaetognatha). damtilie: Sagittidae. Sagitta: S. hexaptera Orb. S. bipunctata ©. @. : : Spadella: S. cephaloptera Bisch RETURN ale | Siebente Rlaffe: Binnenatner (Enteropneusta). Yamilie: Balanoglossidae. Balanoglossus: B. clavigerus Chiaje Glossobalanus: G. minutus Kow. Minjchellinge (Molluscoidea). Grite Klaffe: Movstiere (Bryozoa). 1. Ordnung: Eetoprocta. ! Familie: Bicellariidae. 1. Unterordnung: Nremivirbler (Lophopoda, I Bugula: B. plumosa Pall. . B. avicularia L. hrlnylenuate): ER damilie: Membraniporidae. Samilie: Cristatellidae. a Membranipora: M. pilosa Z.. Cristatella: C. mucedo Cw. . . . . . 3819 Samilie: Escharidae. Yamilie: Plumatellidae. Klunmatella.: P fungosar Balls... ..2.2.0319 .Sederbuichpolyp, P.repens L.. . . . 8319 Fredericella: F. sultana Blbch... . . . 319 Lophopus: L. erystallinus Pal... . . . 319 Lepralia: L. pertusa Esp.. Yamilie: Tubuliporidae. . Tubulipora: T. flabellaris 7. T. verrucosa M.-E. . 2. Unterordnung: Kreiswirbler (Stelmatopoda, Gymnolaemata). Sanılie: Paludicellidae. Paludicella: P. ehrenbergi Bened.. . . 321 Jamilie: Flustridae. Iinstrasch toliaceaine en 3 2. Drdnung: Entoprocta. Vanulie: Pedicellinidae. Pedicellina: P. echinata Sars Urnatella: U. gracilis Leidy . Loxosoma: L. neapolitanum Kow. . L. singulare Keferst. Zweite Klafje: Armfüßer (Brachiopoda). 1. Drdnung: Testicardines. Argiope: A. decollata Chemn. Tamilie: Terebratulidae. Vanıilie: Thecidiidae. Liothyrina: L. vitrea Born . . ....'. 8398 Theeidium: Th.'mediterraneum Risso L. caputserpentis ZL. . . . ...828 | Yamilie: Rhynchonellidae. Waldheimia: W. cranium Mill. NZ) Rhynchonella: Rh. psittacea Chemn. . Retepora: Netforalle, R. cellulosa Cavol. . XXV Seite 310 all 312 312 312 313 313 329 329 330 RRVL,: Snhalt3-Überiidt. 3. Ordnung: Ecardines. Samilie: Lingulidae. Lingula: L. anatina Drug L. pyramidata Morse Seite sl al Samilie: Disceinidae. Discina: D. striata Schum. Samilie: Craniidae. Crania: CO. anomala Müll... Stachelhäuter (Echinodermata). Sriter Unterfreis: Geitielte Stachelhänter (Pelmatozoa). Einzige lebende Klajje: Haarjterne oder Seelilien (Crinoidea). Familie: Seelilien (Antedonidae). Antedon: ®emeiner Haaritern, A. mediter- ranea Lam. . A. bifida Penn. A. adriatica Olark A. maroccana Clark . 5 Leptomedra: L. phalangium Müll. Isometra Clark . $ . Heliometra: H. glacialis each H. g. var. maxima Clark . Samilie: Wurzelitrabler (Bour ak erinidae). Seite 341 343 343 343 343 343 345 345 Rhizocrinus: Wurzelhaarjtern, Rh. lofoten- sis Sars . Ba Rh. verrilli Clark Bathyerinus Carp. . Samilie: Holopodidae. Holopus: H. rangi Orb. damilie: Medufenhäupter (Bentsoni i- nidae). Metacrinus: M. rotundus Carp. . Cenoerinus: Medufenhaupt, C. asteria Z. Endoxocrinus: E. wyville - thomsoni Jefw.. Zweiter Unterfreis: Wngeftielte Stachelhänter (Eleutherozoa). Erite Seewwalzen, Seegurfen (Holothurioidea). 1. Ordnung: Paractinopoda. Samilie: Klettenmwalzen (Synaptidae). Synapta: S. maculata Cham. et Eys. Leptosynapta: Gemeine Stlettenwalze, L. inhaerens Müll. Steine Stletterivalze, L. minuta Beh Lapidoplax: L. digitata Mont. . Synaptula: S. hydriformis Les. . 2. Ordnung: Actinopoda. Santlie: Elpidiidae. Elpidia: E. glacialis Theel Scotoplanes: S. globosa T’heel Vamilie: Psychropotidae. Psychropotes: Ps. longicauda Theel 353 359 353 Klajie: Tanıilie:Shwimmholotdurien(Pelago- thuriidae). Pelagothuria: P. natatrix Zudw. P. ludwigi Chun . Samilie: Seewalzen (Holothur iidae) Unterfamilie: Holothuriinae. Holothuria: Nöhrenholothurie, H. tubu- losa Gmel. ; 3 Warzenholothurie, H. Kahn Ta H. forskali Chiaje . ; Unterfamilie: Stichopodinae. Stichopus: S. regalis Cuv. Yanıilie: Molpadiidae. Molpadia: M. musculus Risso Seite 3al 332 Seite 346 346 347 347 345 346 346 353 358 354 355 355 355 897 Snhalts-Überfigt. Samilie; Seegurfen (Cucumariidae). Unterfamilie: Cucumarlinae. Cucumaria: Echte Seegurfe, C. planei Bradt. . : Me. C. pentactes Mont. C. laevigata Vll. C. glacialis Zjung. C. crocea Less. 5 Thyone: Th. briarens Les. Th. rubra Olark Seite 357 357 398 358 358 357 358 XXVI Ceite Unterfamilie: Phyllophorinae. Phyllophorus: Ph. urna Grube . 358 Unterfamilie: Psolinae. Psolus: Ps. squamatus D.K.. 358 Ps. ephippifer Wyv.-Thoms. 358 Ps. antarcticus Phil. . 358 Unterfamilie: Rhopalodinae. Rhopalodina: Rh. heurteli Perr. 358 Zweite Rlafje: Seeigel (Echinoidea). Erite Unterf£laffe: Cidariformia (Regularia Endobranchiata). Einzige Ordnung: Cidaroidea. Samilie: Lanzenfeeigel (Cidaridae). Cidaris: Gemeiner Yanzenjeeigel, C. cidaris L. . Stylocidaris: S. affinis Phil. Zweite Unterflaffe: Diadematiformia. 1. Ordnung: Regularia Ectobranchiata. Samilie: Tederigel (Echinothuriidae). Asthenosoma: A. urens Sar. . Phormosoma Wyv.-Thoms. j Calveria: Lederigel, C. hystrix an - Thoms. ; Hygrosoma: H. Toplacantha Wan Mhoms. Sperosoma: 8. grimaldii Koehl. . Tanulie: Diadematidae. Diadema: D. saxatile 2. . Centrostephanus: C. longispinus Phil. Vanıilie: Arbaciidae. Arbacia: Schwarzer Seeigel, A. lixula Z.. damilie: Genteine Seeigel (Echinidae). Paracentrotus: Gteinjeeigel, P. lividus Lam... Echinus: E$barer @ fd), E. ealerkns m. E. acutus Lam. Parechinus: Strandigel, P. ltanss Gmel, Notechinus: N. magellanicus Phil... Bantilie: Echinometridae. Heterocentrotus: H. mammillatus Z.. Sphaerothuria: S. bitentaculata Zudw. 358 362 363 Yamilie: Toxopneustidae. Psammechinus: Stletterjeeigel, Ps. micro- tuberculatus Div. 368 Sphaerechinus: Duntelvioletter. en S. granularis Lam. Sa 210369 2. Ordnung: Irregularia. 1.Unterordnung: Schildigel, Clypeastroidea. Yamilie: Fibulariidae. Echinocyamus: Zwergigel, E.pusillus Müll. 370 Sanıilie: Scutellidae. Echinarachnius: Sanddollar, E. parma Lam. . 370 2. Unterordnung: SHerzigel, Spatangoidea. Familie: Pourtalesiidae. Pourtalesia: P. laguncula Ag. 371 Familie: Spatangidae. Schizaster: Sch. canaliferus Lam. . 372 Bryssopsis: B. lyrifera Forb. . a7l Echinocardium: Genteiner Herzigel, E. cor- datum Penn. 2 372 Hemiaster:-H. cavernosus Phi. 873 XXVII Snhalts-Überficht. Dritte Klaffe: Seejterne (Asteroidea). GSrjte Unterflajje: Phanerozonia. 1. Ordnung: Papillopoda. Set | Samilie: Pentacerotidae. Seite Familie: KRanı nfeeite ine Sion eeti- Guleita: ©. eoriacea Müll. et Trosch. . . 380 nidae). Astropecten: Slammifeejtern, A. aurantia- 2. Ordnung: Valvata. us 2375 | Ssamitlie-pEiinieken date: Amresalanıs@Panckue. 2 2m 376 Ophidiaster: O. arenatus Lam... . . . 375 Zweite Unterflajje: Cryptozonia. 1. Drdnung: Spinulosa. Familie: Asterinidae. Asterina: A. gibbosa Penn. . . . . . 376 Palmipes: P. membranaceus Linck . . 377 Familie: Burpuriterne (Echinasteridae). Echinaster: WPurpurjtern, E. sepositus am a ee az Samilie: Sonnenjterne (Solasteridae). Solaster: S. papposus L. . -. . ......877 2. Drdnung: Foreipulata. Samilie: Heliasteridae. Heliaster: H. helianthus Zam. . . . . 377 Familie: Gemeine Seejterne (Asteriidae). Asterias (Asteracanthion): Großer See= tern, Ar olacialis Zu. 22 ed Gemeiner Seejtern, A.rubens Z.. . . 378 Al torreri Doriolı. Se er Samilte: Brisingidae. | Brisinga: B. endecacnemos Asd. . . . 880 Vierte Klaffe: Schlangenjterne (Ophiuroidea). 1. Ordnung: Zygophiurae. Samilie: Ophiodermatidae. Ophioderma: Brauner Sclangenjtern, O.lacertosum Dam. en 2. 22.200582 Samilie: Ophiolepididae. Opnhiura-a0- eiliaris 12. 2.0.0...0,.2..0882 Oralbıdaw Horb syn 3 aa Kar 2383 Sanılie: Amphiuridae. Öphiopsila: O. annulosa Sars. . . . . 383 OÖ. aranea Horb. . - ..2..2.2.20...883 Amphiura: A. filiformis Müll. . . . . 884 A. chiajel Monba est A. elegans Zeach ne 3A Ophiäctis: O. virens Sars. . . ....885 Samilie: Ophiocomidae. Ophiocoma: O.nigra Müll. . . . . . 885 Ophiothrix: Sn ı a, O. fragilis Müll. RR UN TIR A 386 2. Drdnung: Streptophiurae. Samilie: Ophiomyxidae. Ophiomyxa: O. pentagona Lam. . . . 586 3. Drdnung: Medujeniterne (Cladophiurae). Samilie: Trichasteridae. Ophiocreas: O. oedipus Zym. . . . . 881° Bamilie: Gorgonenhäupter (Gorgono- cephalidae). Gorgonocephalus: Gorgonenhaupt, G. euc- nemis Müll. et Troschh . . . - - 887 Sapantjches on G. saga- minus Doedı urE au el eler/ Snhalts-Überfidht. XXIX Meichtiere (Mollusca). GSrite Klaffe: Wurmmollusfen (Amphineura). 1. Ordnung: Wurmmollugfen im enge- . on a a . la h Tr h = acop ora o Seite ten Sinne (Ap Bel n a) Sr Eryptochton ga. N N BORN Bepidomeniarkow:.-.. u... 0.0202. 808 eXstellern id nt. 0 Sen manage Ismenia: I. ichthyoides Prww. . . . . . 398 | Cryptoplax Blam. . .'.... - 399 Chaenoderma Bow. N... 20.002.894 e u ee en itidelun Z, 396 NeanvhochitesrZeaehn en 5 2400 a RE A Altascienlaris Er ae. 0398 Limifossor Heath . . . -» .... 2... 89 | Acanthopleura Guild... » - : ..... 400 Rhopalomenia: Rh. gorgonophila Kow.. . 395 | Chiton: Ch. rubicundus Costa . . . . . 401 Rh. aglaopheniae Kow. et Mar. . . . 396 Chr tulvuss Woods Sana 10a £ ug Schizochiton Gray. . . ER ERS N :N. corallophila Kow. . . . . 39 En : Chaetopleura: Ch. bullata Bar De a AI Myzomenia Sim...» » 2 + 20-00. 896 | Ischnochiton: I. ETEUUSLSOW 002.302 Zweite Klaffe: Grabfüiher (Scaphopoda). Dentalium Z., Meerzahn oder Clefantenzahn 403 | Cadulus Ph. . . . 2 2 2.202000. 404 Schizodentalium Sow. 2.22... 22232727404." Siphonodentalium Sars 7. 2. 2220020408 Dritte Klaffe: Bauckhfüser, Schneden (Gastropoda) 1. Ordnung: PBorderfiemer Delphinula Zam. . . . . ne (Prosobranchia). DPJaciniatarbamar.s2 2.28 a ADS Bhasianellay am. 9... 0... ee 1. Unterordnung: Balfenzüngler Neritinn . . A EN (Docoglossa). N. fluviatilis Min. NE TRADE Bathysciadium Pels. . . . ROH NE NacellasSchum.e nn Seen ae ned Patella, Napfichneden: P. learn iS Bel. W424, ZizyphimusiGrayes aa. 429 Eaprelluedanes San. 2 Ao6slsHieliemakamun wen. ea... dal: b Eydroegena Bam ne 0.0.0.0 2. Unterordnung: Fäherzüngler (Rhipidoglossa). 3. Unterordnung: Bandzüngler Pleurotomaria .Defr., nr Sl: A426 (Taenioglossa). ‘ Haliotis Z., Seeoft . . . N Aone @yclotus Glags 4.2.2... 2 a en EmarsnularBamı 2 nr 2 Aon ©yclophorus; Montf., . 02. 2 Be 132 Seissurela. Orbaı en ee Aare sPterocyelüs Ds... x „2 am. 492 Fissurella Lam. . - A272 Palaena Semp:i. 2 ne eds Trochus Z., Streijel- se en Opisthostoma Dan a 0 2 2432 4% ea De aA Opisthoporusißs. navi. 482 T. magus L. . . RS ne 10921, Spiraculum Zearsnaa nun. 490 Turbo Z., udinder es N AOT N Cyclostoma’Baman nn es. u, 432 Bagode, paowdus T-W. mn... ADS G.elegans Miller: 2. 2..:.0..0..488 XXX Acme Hart. Pomatias Stud. Cremnoconchus Bann Litorina, Uferfchneden: L. en rn L. littorea 2... NR, L. coerulescens Lam. . L. obtusata L. L. rudis Donov. Rissoa Prem. R. costata Ad. Litiopa Rang Lacuna: L. divaricata abe, Hydrobia Hartm. . Paludestrina Orb. . Bythinella M.-Ta. . Vitrella Oless. Bythinia: B. entacnlata ne Vivipara, Sumpfjchneden . V. fasciata Müll. V. vera Frfld. ar Valyata: V. eristata Müll. V. antiqua Morr. Melania Fer. Melanopsis Lam. Ampullaria, Runelfeinerten: N gigas Orb. Tiphobia E. A. Sm. ; Capulus Montf., Kappenfehneden Crepidula Lam., en Calyptraea Lam. 6 Hipponyx Defr. . Crucibulum Schum. Vermetus, Wurmichneden: Y. gigas re, V. lumbricalis 2. ; Siliquaria Drug., Sneak 2 Turritella Zam., Turmfchneden Caecum HFlem. Phorus Mont. Kielfüßer, a da. Atlanta Les. . ei N Carinaria Lam. . Pterosoma Less. Pterotrachea Forsk. Natica, ln ING un Risso . N. retieulata L. Velutina Flem. Sigaretus Lam. . Lamellaria Monff. . Marsenia Leach . Marseniopsis Bergh Oncidiopsis Beck Cerithium, Nadelichnecden: C. Nulgatunı Dr ug. Triforis Dh. Seite 432 432 433 433 454 435 435 435 436 435 436 436 437 437 437 437 437 437 437 438 438 438 439 439 439 439 440 440 440 440 440 441 441 441 441 441 442 442 443 Snhalts-Überfight. Cypraea L., an ; Trivia Gray . ; Aporrhais: Belefanzfuf, a, pes een 2 Strombus L. SUR Alla Pteroceras In NN, 5 Columbella Lam. NS äuhsienigneiten ; Cassidaria Lam. ; Cassis: Öroße Sturmhaube, C. uemmin m Tritonium Müll., Tritonshörner T. nodiferum Lam. : Pyrula, Birnenfchneden: P. ae, Wood Dolium Z., Fabjchneden . Seen en) D. perdix Montf. 4. Unterordnung: Schmalziüngler a Turbinella Lam. Neptunea Bolt. . Fasciolaria Lam., nr Fusus Lam., Spindelfchneden & Buceinum, Siinfhörner: Gemeine Welhorn, B. ind op: 8 Nassa, Reufenfhneden: Gegitterte Silörae, N. reticulata L. st 2 Purpura Drug., an P.Jlapıllus 7. . 2. Murex, Stadhelfchneden: M. Erandarıs Br M. fortispina Frane. M. tenuispina Lam. Concholepas Lam. . Rhizochilus: Rh. paper St. Magilus: M. antiguus Monff. Marginella Lam. Voluta Lam., Yalten] nn Oliva Brug., Dliven Harpa Lam., Harfenjchnecen ; Mitra, Mitrafchneden: , M. epis- angeht Lam. ö ; Papjtfrone, M. papalis u ; 5. Unterordnung: Pfeilzüngler (Toxoglossa). Terebra Lam., Schraubichneden Cancellaria L., Gitterfchneden Pleurotoma Lam. 3 Conus ZL., Kegeljchneden . C. mediterraneus Drug. C. virgo L. C. textilis Z. . 6. Unterordnung: Federzüngler (Ptenoglossa). Solarium Lam., Verfpektivfchneden . Scalaria Lam., Wendeltreppen \ Janthina, Veilhenfchneden: J. fragilis Tom Snhalts-Überfigt. 7. Unterordnung: Zungenloje, Schmaroger (Aglossa). Seite BulımasRassor a en ee 462 Odostomia M.-Ra.ı. 2. u na... 462 Pyramidella Zam. . . . En 462 Entoconcha: E. mirabilis Mn. BR EN NA 2. Drdnung: Yungenjchnerfen (Pulmonata). 1. Unterordnung: Solenliferen (Soleolifera). Vacmularkera nv ass. 20.1.4606 Oneidium: O. celticum Cw.. . . . ..... 466 Kanhouisia Heude. 2... 0.020.210... 466 2. Unterordnung: Bajommatophoren (Basommatophora). Limnaea LZam., Shlammfchneden . . . . 467 Epalusuniss Müll. 0.2 20..02 0.2.2400 Keaurleulania I. 0.0.8. a A770 Frscruneatulan Man. 2. .2.0.008 2.470 Bliystaomals Zwar ag en se ATZE Blanorbis: Bellerihnedenu. 2.02.2008 46% En eruse Mn. 3 002469 Physa Gray, Blafenfhneden. . . . . . 467 Ancylus G@eoffr., Napfichneden . . . . . 467 Aanphipeplea Nilsson. „ua u... 2.2468 FBulimusAdansı... ee en e0 468 Bulmobranchia Plsnr. 2. .2...2..:.7468 Minatesta Sans... as un ee en 469 Ierotaneylus Sarsı 2m. m. 200.1:0469 Chilmayarayı Nena sn 37469 Diphonamlay so. nn an. 409 Gadmla Gray an a SEN: 6.469 Carychium: C. minimum Mill. en. Ag Auricula: Sudasohr, A. judaeL.. . . . 469 Midasohr, A.midaeZ . . 469 Amphibola: Hajelnußfchnecde, A. nux vollen ISChUmS EN. RER N EA Pedipes: P. afer Mdens, BR ER A Rt) 3. Unterordnung: Stylommatophoren (Stylommatophora). Vitrina Drap., Slasihneden. . . . . .. 474 Hyalina Ag., Ölanziäneden . . . . ... 474 Helix, Schnirfelfchneden: H. hispida Z. . . 474 Elactea Mala 47a Hoaspersa Müll. a. ze Weinbergichnece, H. pomatia u RG) Chilotrema: Ch. lapieida L.. . . . . 474 Suceinea, Bernjteinschneden:S. alone Done 474 Pupa: Moosjchraube, P. muscorum Müll. . 474 Buliminus Hhrbge,. . .. „0 ra ATA Achabmaylame ce. ae Ag Cochlicopa:: C. lubrica Müll. Caecilioides: C. acieula Müll. Stenogyra: St. decollata Z. Clausilia Drap., Sariehmundfüneden Apostrophia Ehrm. ’ Thyrophorella Grf. Parmacella Cuv. Janella Gray . Arion, Wegichneden A. empiricorum Fer. Anadenus Heynem. : Limax, Egeljchneden: L. maximus = L. arborum Bouch. Cantr. L. tenellus Nilss. Aderjchnede, L. agrestis L. L. laevis Müll. Amalia A. marginata Dr ap. Glandina Schum. Testacella Ouv. . Daudebardia Hartm. . 3. Ordnung: Hinterfiemer (Opisthobranchia). 1. Unterordnung: Bederftfiemer (Tectibranchia). Actaeon Monif. . Acera: Kugeljchnede, A. Bullake Min. Philine: Seemandel, Ph. aperta L. Bulla L., Blafenfohneden . Gasteropteron Meck. . Doridium Meck. . ; Umbrella: U. mediterranea m ; Pleurobranchus: Pl. testudinarius Cantr. . Pleurobranchaea Orb.. Aplysia Gmel., Seehajen . A. depilans L. A. limacina Phil. Dolabella Lam. . 2. Unterordnung: Nadtfiemer Doris Z. ei) Chromodoris A. En Ancula Zov. . Aeolis: Sadenjchnede, a Danilo Dendronotus: cens Müll. . D. arbores- Doto: Stronenfchnecde, D. coronata en Hermaea Lov. Elysia: Grüne Samtioneh, RE. eheidlis Moni E. splendida Grube . Pontolimax: Orepl. ng P. capitatns 486 487 487 487 487 487 489 490 491 491 492 492 491 493 495 494 494 494 494 495 495 495 496 XXXI S Seite Rhodope Köll. i 496 Seyllaea: S. pelagica L. . 496 Glaucus Forst. . 5 496 Tethys: T. fimbriata L. . 497 Melibe Rang . A 497 Phyllirrhoe Per. et si 5 500 Cephalopyge Hahnel . 500 4. Drdnung: Flofjenfüger, Nuder- jchnerfen (Pteropoda). 1. Unterordnung: Bejchalte RAuderjchnerden (Thecosomata und Pseudothecosomata). Thecosomata: Limacina Cuv. SE Wo DD Bheliema Bhums 22 20.2228 2508 Creseis Rang . £ 502 Vterte Suhaltz-Überficht. Seite Clio L. UNS ES NE NR ine C. tr identate Emmen. 502 Ü. gibbosa Rang . 503 Pseudothecosomata: Peracle Forb. ie 503 Cymbulia Per. et Les. . 503 Gleba Forsk. . 503 Desmopterus Chun . 504 2. Unterordnung: Nadte Ruderjchneren Muscheln (Lamellibranchia). 1. Ordnung: Urfiemer (Protobranchia). Nucula Lam. 517 Yoldia Möll. . 517 Y. limatula Möll. 518 2. Ordnung: Sadenfiemer (Filibranchia). Samilie: Trigoniidae. Trigonia Brug., Dreiedmufcheln . 518 Samilie: Arcidae. Arca: Arhenmufjcel, A. noae L. ale Pecetunculus: Samtmufdel, P. pilosus Z. 518 Anomia: Sattelmufchel, A. ephippium Z.. 518 Placuna: tuchenmufcel, P. placenta L. 519 Samilie: Miesmufcheln (Mytilidae). Mytilus: Egbare Pfahlmufchel, M. edulisZ. 519 Modiola: M. lutea Fischer 522 M. barbata Lam. . 524 Modiella Hall. 523 Modiolaria Beck. . . 0523 Lithodomus: Steindattel, L. 1 malen, 523 3. Orpnung: Unechte Blattfiemer (Pseudolamellibranchia). Samilie: Aujtern (Ostreidae). Ostrea: Gemeine Aujter, O. edulis Z. . 5 Amertkaniiche Aujter, O. virginica L. . 583 Samilie: Kammujcdeln (Pectinidae). Lima: Seilennmifchel, L. hians Gmel. (Gymnosomata). Clione: Walaas, C. limacina Phipps - 504 Schizobrachium Meisenh. } 505 Spongiobranchiaea: S. australis Orb. 505 Pneumoderma Cuv. 505 Halopsyche Bronn . 506 Paedoclione Danf. . 506 Thalassopterus Kwieln. 506 Klaffe: Pecten, Kammufcel: P. opereularis L. . 585 Spondylus, Slappmufcdel: Lazarusflappe, S. gaederopus L.. Re a Samilie: Seeperlmufcheln (Aviculidae). Malleus Zam., HSammermufchel . 536 Meleagrina Lam. 536 Echte Berlmufcel, M. ar ale 1, 537 Pinna Z., Stedmufdel . 540 P. squamosa Desh nn 4. Ordnung: Echte Blattfiemer (Eulamellibranchia). Yanulie: Dreyssensiidae. Dreyssensia, HZebramufheln: MWander- unufchel, D. polymorpha Pall. . 541 Samilie: Kugelmufcheln (Cyeladidae). Cyclas: C. rivicula Lam. . He 544 C. cornea L. 544 Calyeulina (less., SE nuhrfektke 544 Pisidium Pfr., Erbjenmufcheln 544 amilie: Najaden (Unionidae). Margaritana, Jlußperlmujheln . 544 M. sinuata Sam. 548 dlußperimufchel, M. oararieina In 548 Unio, Slußmujcheln . 544 U.tumidus Reiz... . . - SR OE eR-ER 10%5) 1 Nalermufchel, U. pietorum ni 551 U. p. platyrrhynchus Be k 551 U. batavus Zam.. - - a a a WISH! erassuspreza N ao U. b. consentaneus Zieg. U. b. pseudoconsentaneus Geyer U. b. hassiae Haas . U. b. kobeltianus Haas Anodonta, Teihmufheln . A. cygnea L. A. complanata Zieg. Suhalts-Überfidht. XXXII Seite Hl 554 554 554 544 551 551 Tamilie: Flußauftern Beiheriidae). Familie: Tellinidae. Tellina Z., Tellmufcheln Donax L., Sumpfmufcheln Serobicularia Schum., Pfeffermufcheln . Samilie: Veneridae Venus Z., Benusmufdeln . Cytherea Lam. Ä Petricola: P. nholadifasmis Tom. Planktomya Simr. 5 Vamilie: Steinbohrer Gasicavidae) Saxicava: S. rugosa L. ; Bamilie: Herzmujheln Cardirdae) Cardium, Herzmufcheht . 5 Een Herzmufdel, C. eekiistum Ehbare Herzmufgel, C. edule Z. Cardita: C. concamerata Drug. . 558 558 558 558 558 558 558 558 559 ;E 560 560 562 Samilie: Riefenmufcheln (Tr idaenidao) Tridaena: Riefenmujdel, T. gigas Z. T. elongata Lam. Vamilie: Myidae. 563 564 Seite Mya, Rlaffmufcheln: M. arenaria L. . . 564 Maectra: M. inflata Brown . . . . . 565 Tantilie: Solenidae. Solen, Scheidenmufhen . » » » 2... 565 S. marginatus Pultl.. . . 566 Samulie: ange eoleden). Pholas, Bohrmufcheln: Ph. nr 1.566 Teredo, Schiffswurm . . . ee ale) Ponavalisı Bye, 2.2 2, wen) etatalis Orr a wen we nu Zamilie: Gastrochaenidae. Gastrochaena Spengl. - - - ...... 574 G:modiolinayZam. > 2 2... 20..2 505 Clavagella Lam. . . . ee DD, - Aspergillum Zam., ad ae. 2157D 5. Ordnung: Berwachjenkiemer eh Cuspidaria Nardoca a er Boromyarlorba sea wre che Entovalva: E. mirabilis Voeltzk. . . . . 576 Chamydoconeha Dal ara 22. 22. 22.576 Seintilla#Destr ran a ee 2576 Galeomma Turt. . . . re d7 Montacuta: M. substriata Mont. a al) Vulsella Lam. . . . a HA, Lepton: L. longipes Stren SER ER FONT, Fünfte Klaffe: Kopffüier (Cephalopoda). 1. Drdnung: Bierfiener (Tetrabranchiata). Tamilie: Berlboote (Nautilidae). Nautilus: Berlboot, N. pompilius Z. N. macromphalus Sow. ; N. umbilicatus Zister 2. Ordnung: Zweifiemer (Dibranchiata). 588 591 591 1. Unterordnung: Adtarmige Tintenfifche (Octopoda). Vamilie: Krafen (Polypodidae). Polypus: Gemteiner Strafe, P. vulgaris Lam. 592 P. macropus Risso P. defilippii Ver... P. groenlandicus Dewh. P. piscatorum VZl. P. lentus VX. RR P. digueti Ber et Rochehr. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 597 597 597 597 597 619 Scaeurgus Trosch. . . . . 599 Pinnoctopus: P. cordiformis a & 0a. 599 Moschites: Mofchusfrafe, M. meschata SI Se oe ee 5 IM cirrosanlama ee. 2,0598 Velodona-Chun ee 2599 Vamilie: Amphitretidae. Amphitretus: A. pelagicus Hoyle . . . 599 Tamtilie: Bolitaenidae. Bolitaena: B. diaphana Hoyle . . . . 599 Samilie: Argonautidae. Argonauta: Bapierboot, A. argo ZL. . . 599 Ocythoe: O. tubereulata Raf. . . . . 601 Tremoctopus: T. violaceus Chiage. . . 601 Familie: Vampyroteuthidae. Vampyroteuthis: V. infernalis Chun . . 601 Melanoteuthis: M. lucens Joub. . . . 601 Familie: Cirroteuthidae. Cirrothauma: C. murrayi Chun. . . . 601 Chunioteuthg@negfar 2 en 6 UI XXXIV Seite Cirroteuthis: ©. mülleri Zschr.. . . . 602 Ü.magna Hoyle . . . - 1602 Stauroteuthis: S. umbellata dr 602 Familie: Opisthoteuthidae. Opisthoteuthis: O. depressa Zjima et Ikeda 603 O: agassizl pl n meea260 2. Unterordnung: Zehnarmige Tintenfifche (Decapoda). a) Myopfiden. Yantilie: Sepiolidae. Sepiola: S. rondeletii Zeach. . . . . 603 SeplettarVze ee 1004 Rondeletia Naef. . .. . RUE 00A Heteroteuthis: H. dispar Rn 200 RossiaXOwen ar. we: 00 Tamilie: Spirulidae. Spirula: Bojthörndhen, S. australis Lam. . 609 Samilie: Tintenfifche (Sepiidae). Sepia: Gemeine Gepie, S. officinalis Z. . 604 Saelegans-Onbn sn 9.0.2606 Saorbion yanarRer m 073 .20222606 S. peterseni App... - . 606 Samilie: Chte Kalmare oe da. Loligo : Gemeiner talmar, L. vulgaris Lam. 608 Nordifcher Kalmar, L. forbesi Stp. . . 608 YAmerifanifcher Slalmar, L. pealii Zes. . 608 Meuthisisehne 2... .. 608 Sepioteuthis: 8. essen Fer. et Orb. 608 b) Ögopfiden. Tamilie: Niejenfalmare (Architeuthidae). Architeuthis Sp. . . . ee) Yamtlie: gene (Ommato- strephidae). Ommatostrephes: ®feilfalmar, O. sagit- tatus Zam. ern er 500, Anhalts-Überfigt. Dlex: Rurzfloffiger Kalmar, I. illecebrosus = eoindetii Ver.. . . LO Todaropsis: T. Eanse Ball. lo) Stenoteuthis: Fliegender Salnıar, S. bar- ram Des We ...610 Yamilie: Großflof era (Theme. teuthidae). Thysanoteuthis: Th. rhombus Trosch. . 611 Samilie: Hafenfalmare (Onychoteuthidae). Aneistroteuthis: Hafenfalmar, A. lichten- Sirebje (Crustacea). 1. Ordnung: Blattfüßer (Phyllopoda). 1. Unterordnung: Euphyllopoda. Yamilie: Kientenfüße (Branchipodidae). Branchipus: B. schaefferi Fischer. . . 640 Chirocephalus: Ch. grubei Dubowski . . 640 Streptocephalus Baird . . ...640 Artemisia: Salzfrebschen, A. lien m .. 640 forma milhauseni Fischer. . . . . 641 forma arletina ‚Fischer 2.2 02272.72642 forma köppeniana Fischer. . . . 642 Yamilie: Kiefenfüße(Triopsidae, Arodidse. steiniı Mene: Orb. u u. 2 zei Onychoteuthis: O. banksii ZLeach . . . 611 Chaunoteuthis: Ch. mollis App. . . . 611 Teleoteuthis: T. caribaea Les. . . . 611 Lyeoteuthis: Wunderlampe, L. diadena ONE seen ne ala Samilie: Gonatidae. Gonatus: G. fabriei Lichtenst. . . . . 611 Zamilie: Enoploteuthidae. Octopodoteuthis: O. sicula Rüpp. . . . 611 Pyroteuthis: %euerfalnar, P.margaritifera ESERUDDIER EA Si] Enoploteuthis: E. ns Tech ol! Bamilie: Segelfalmare (Histioteuthidae). Calliteuthis: C. meneghini Ver. . . . 611 Histioteuthis: H. bonelliana Fer. . . . 611 Tamilie: Fadenfalmare (Chiroteuthidae). Chiroteuthis: Ch. veranyi Fer... . . . 612 (Doratopsis: D. vermicularis Rüpp.) . . 612 Mastigoteuthis: M. hjorti Chun. . . . 612 Tamilte: Cranchiidae. Leachia:L. eyclura Zeach ... 72.7602 Cranchia: C. scabra ZLeach . . . . . 616 Galiteuthis Joub. . . . .- (1 Bathothauma: B. Iyromma Cham : 612 Triops: T. caneriformis Bose. . . ..6%2 Lepidurus: L. productus Bose. . . . . 642 Samilie: Limnadiidae (Estheriidae). Eistheria Rupp. an. 2. Ro Cyzieus: ©. tetracerus Kı a EA Limnadia: L. lenticularis Z.. . 614: Limnetis: L. brachyura O. F'. Mi. EEE HAA 2. Unterordnung: Wajjerflöhe (Cladocera). Familie: Daphniden (Daphnidae). Daphne: D. magna Straus . » . 2. 646 D. pulexaresGeenene 2 2 nenn Snhalts-Überfidt. Seite D- longispina O. F.Müll.. . . . 646 Scapholeberis: S. mucronata ©. F. Min. 646 Simocephalus: S. vetulus O. F. Müll. . 646 Gerrodaphnıs Dana; = 2. 121.2 02.2..2647 Moina Baird . . . 647 Familie: Nüffelfr een oanmiee, BosminalBaird = 22m. 20.20 2.00 08:.,647 Samilie: Macrothricidae. Samilie: Chydoridae. Chydorus: Ch. sphaericus O. F. Müll. . 647 Familie: Sididae. Sida: 8. erystallina O. F. Müll. . . . 647 Diaphanosoma: D. brachyurum Zievin . 647 Holopedium: H. gibberum Zaddach . . 647 Tamilie: Polyphemidae. Polyphemus: P. pedieulus L. . . . . 647 Bythotrephes: B. longimanus Zeydig. . 648 . Evadne: E. nordmanni Zov.. . . . . 648 Podon: P. intermedius Lid). . . . . 648 Tamilie: Leptodoridae. Leptodora: L. kindtii Focke. . . . . 648 2. Ordnung: Mafchelfrebfe (Ostracoda). Tamilie: Cyprididae. Candona: C. candida O. F. Müll. . . . 651 Notodromas: N. monacha O. F. Müll. . 651 Familie: Cypridinidae. Cypridina: C. castanea Brady . . . . 651 Gigantocypris: NRiefenmufcelfrebs, G. Dass Mu 2. 0. 2.0001 3. Drdnung: Ruderfüßer (Copepoda). 1. Unterordnung: Echte Kopepoden (Eucopepoda). Sreilebende Kopepoden, Hüpferlinge. Familie: Cyclopidae. Cyelops: C. fuscus Jurine . . -. . . 652 C. albidus Jurine -. . ». 2 2.2.68» Gens urinene ne e n652 CstrenuuszHüscher . . . 2... ..°.2065 C. serrulatus Fischer . . ........68 Vamilie: Centropagidae. Eurytemora Giesbreht . . » .....632 Diaptomus: D. castor Jurine . . . . 652 Vanıilie: Harpacticidae. Canthocamptus: C. staphylinus Jurine . 652 C. microstaphylinus Wolf. . . . . 653 Tamilie: Pontellidae. Anomalocera: A. patersoni Templ. . . 653 Yanilie: Calanidae. Calanus: C. finmarchicus Gunn. . . . 654 Schmaroßerfrebje (Parasita). Familie: Corycaeidae. Sapphirina: Saphirfrebschen, 8. ovato- lanceolata Dana . i RS Samilie: Monstrillidae. Samilie: Ergasilidae. Ergasilus: E. gasterostei Kr. E. sieboldi Nordm. Yamilie: Caligidae. Caligus: C. lacustris Stp. et Lik. Samilie: Dichelestidae. Lernanthropus: L. gisleri Bened. L. krögeri Bened. Dichelestium: D. sturionis Zerm. . Lamproglena: L. pulchella Nordm. Samilie: Lernaeidae. Pennella: P. sagitta Z. Lernaeocera: L. esocina Burm. . L. cyprinacea L. . Zamilie: Lernaeopodidae. Sanıilie: Herpyllobiidae. 2. Unterordnung: Karpfenläuje (Branchiura). Tamilie: Argulidae. Argulus: A. foliaceus L. . A. coregoni Thor. 4. Drdnung: Ranfenfüher (Cirripedia). 1. Unterordnung: Thoracica. Familie: Entenmufcheln (Lep 2 Lepas: L. anatifera L... Anelasma: A. squalicola Zov. Samilie: Pollicipedidae. Lithothrya Sow. . E Familie: Seepuoden (Bal dl a e Balanus: B. balanoides Z. B. crenatus Z. B. tintinnabulum Z. Sanıilie: Coronulidae. 2. Unterordnung: Abdominalia. Alcippe: A. lampas Hanc. 3. Unterordnung: Wurzelfrebje- (Rhizocephala). Saceulina: Sadfvebs, S. carcini Thomps. Peltogaster: P. paguri Rathke . 5. Ordnung: Regelfrebje (Malacostraca). 1. Zegion: Leptostraca. Nebalia: N. geoffroyi M.-E. a IIT* XXXV. Seite 657 657 659 660 660 660 660 660 660 661 662 663 XXXVlL 2. Legion: Ningelfrebfe (Arthrostraca). 1. Unterordnung: Afjeln (Isopoda). Familie: Shwimmafjeln (Sphaeromidae). Sphaeroma: Stugelafjel, S. rugicauda Date Ceite et Westwood . x» - .. 664 Limnoria: Bobraffel, L. aber Sure .. 664 Familie: Idotheidae. Idothea: I. baltica Pal. 664 Yamilie: Ligiidae. Ligia: L. oceanica L. 664 Samilie: Serolidae. Tantilie: Fiichaifeln (Cymothoidae). Bathynomus M.-E., NRiefenaffel . . . . 663 Samilte:Gnathiidae(Pranizidae,Anceidae). Samilie: Garnelajjeln (Bopyridae). Samilie: Krabbenajfeln (Entoniscidae). Yamilie: Cryptoniscidae. Sanilie: Wafferaffeln (Asellidae). Asellus: Genteine Wafjerafjel, A. aquati- CUSAZE RE. .....665 Höhlenafjel, A. baatiele Schiödte . ..665 Vantlie: Landafjeln (Oniscidae). Oniscus: Maueraffel, O. asellus Z.. . . 665 Porcellio: Stellerafjel, P. scaber Latr.. . 665 Yamilie: an. Armadillidium: ln, cinereum Lenker: ; 2 »14,480665, 2. Unterordnung: oh ae) Tamilie: Slohfrebjeimengeren Sinne (Gam- maridae). Gammarus: Gemeiner Flohfrebs, G. pu- Ex Ba le. 2, ...666 G. pulex subterraneus Schneider 5 Ol Niphargus Schiödte, Höhlenflohfrebfe . . 667 Carinogammarus: Ü. roeseli Gervais . . 667 Pallasea: P. quadrispinosa @. O. Sars . 672 Vanıilie: Haustoriidae. Pontoporeia: P. affinis Bruzelius . . . 672 damilie: Sandhüpfer (Talitridae). Talitrus: Strandfloh, T. saltator Montf. 667 Örchestia: Küjtenhüpfer, O. gammarellus I ee Ba ne 00, O.- hottae M.- 2 0... 668 Tamilie: Corophiidae Badoasaleah Tamilie: Cheluridae. Chelura: Scherenfhiwanz, Ch. terebrans Phil: Se ee 222.668 Yamilie: Hyperiidae. Hyperia: Duallenflohfvebs, H. medusarum MU.) 2... 2.2 ee 665 Tamilie: Phronimidae. Phronima: Tonnenflohfvebs, Ph. seden- bamlan MOrSIe. 2... 02. ee Snhalts-Überfigt. Yamilte: Thaumatopsidae. Seite Thaumatops: Th. magna Woltereck . .. 669 Bamilie: Geipenjtfrebje (Caprellidae). Caprella: C. aequilibra Bate. . . . . 669 Yanmilie: Walfifhläufe (Cyamidae). Cyamus: Walfiihlaus, C. ceti Lam. . . 670 3. Legion: Eigentliche Kirebje (Thoracostraca). 1. Unterordnung: Syncarida. Anaspides: A. tasmaniae @. M. Thoms. . . 670 Koonunga: K. kursor Saye . . . . . 670 Bathynella: B. natans Vejd.. . . . . . 670 2. Unterordnung: Cumacea. Vamilie: Diastylidae. Diastylis: D. rathkei Kröy. . . . . . 671 M.sculptaG.202Sarsmr 2 Sanıilie: Leuconidae. Eudorella: Eu. trunculata Bae . . . 671 3. Unterordnung: Spaltfüßer (Schizopoda). Yanulie: Mysidae. Praunus: P. fexuosus Müll... . . . . 671 Neomysis: N. vulgaris Thomps.. . . . 671 Leptomysis: L. mediterranea @. O. are 672 Hemimysis: H. lamornae Couch. . . . 672 Mysis:=M oculata’ Zlabr. 20 Sy M.welicta -Loven... n.. ed: Vamilie: Lophogastridae. Gnathophausia: G. gigas Wül.-Suhm. . 672 Santilie: Euphausiidae. Euphausia: Eu. splendens Dana . . . 673 Bu-pellueida Dananı 2 2 GET 4. Unterordnung: Maulfüßer (Stomatopoda). Squilla: Gemteiner ei S. man- tis>Ratne ee re flat S. desmaresti Rısso. Sa en ro 5. Unterordnung: Behnfüßer (Decapoda). 1. Öruppe: Zangfchiwänze (Macrura). Familie: Garnelen (Carididae). Crangon: Gemeine Öarnele, C. vulgaris F. 676 Palaemon: elfengarnele, P.serratus Penn. 677 Leander: Steingarnele, L. squillaL.. . 677 Ditfeegarnele, L. adspersus Rik.. . . 677 L:'xiphias Rässo 2. Var EL Virbius: V. varians Leach. . - 677 Pontonia: Mufchelfreund, P. arten isso 678 Typton: T. spongicola Costa . . .» . 678 Palaemonetes: P. varians Leach . . . 678 Troglocaris: T. schmidti Dorm. . . . 679 Familie: Atyidae. Snhalts-Überfidt.. Sanıilie: Geißelgarnelen (Penaeidae). Lueifer: Zeuchtfrebs, L. typus Thomps. Nematocareinus: Schlanffüßige SHaar- garnele, N. gracilipes M.-E. . . . . Sergestes: S. arcticus Ar. Familie: Eryonidae. Willemoesia: W.leptodactyla Wi1.-Suhm Tamilie: Ritterfrebfe (Loricata). Palinurus: ®enteine Zangujte, P. vulgaris Latr.. Seyllarus: Bärenfrebg, S. areins = Samilie: Banzerfrebfe (Astacidae). Homarus: Summer, H. vulgaris M.-E. Nordamerikanifcher Hunter, H. ameri- canus M.-R. Nephrops: Schlanfer nme N. oe cus L. ER Potamobius: Genteiner Stußfrebs, p. ar eus L. - Steinfrebg, P. nirentium ne. Dohlenfrebs, P. pallipes Lereb. Sunipffrebs, P. leptodactylus Zschz. Cambarus: C. pellueidus Tellk. . C. affinis Say . Familie: Thalassinidae. Gebia: G. litoralis Risso . 2. Öruppe: Mittelfrebfe (Anomura). Vanıilie: Einfiedlerfrebje (Paguridae). Diogenes: Diogenesfreb3, D. varians Costa Eupagurus: Prideaur’ Einfiedlerfrebs, Eu. prideauxi Leach Bernhardinerfrebs, Eu. bernar dar = Pagurus: P. striatus Latr. 3 Birgus: Rofosräuber, B. latro Hbst. Familie: Galatheidae. Porcellana: Borzellanfrebs, P. Penn. Galathea: 6. Sruiniiera Deich‘, G. strigosa L. . 3. Gruppe: Krabben (Brachyura). Ceite 678 678 679 679 679 681 681 682 683 683 684 684 684 687 687 687 689 689 690 690 690 691 691 691 1. Untergruppe: Rüdenfüßer (Notopoda). Vamilie: Dromiidae. Dromia: Wollfrabbe, D. vulgaris M.-E. . Dorippe: D. lanata L.. ER 692 693 XXXVH 2. Untergruppe: Rundfrabben (Oxystomata). Vantilie: Calappidae. Seite Calappa: Schamfrabbe, C. granulata L. 693 Vamilie: Leucosiidae. Dia: I. nucleus Host. 694 3. Untergruppe: Dreiedfrabben Be, Samilie: Mastenfrabben (Majidae). Hyas: ©eefpinne, H. aranea L. 694 Maja, Meerfpinnen: M. nfrecle Roma, 694 M. verrucosa M.-E.. 694 Inachus: I. scorpio P". . 694 Pisa: P. armata Latr. . ; 694 Stenorhynchus: Gef Dee S. nhalan- gium Penn. 695 Corystes: Mastenkrabbe, e. uhrellai. nus Leach . 695 Latreillopsis: L. Nifimaee. Herd. .. 69 Kaempfferia: Sapanifche Riefenfrabbe, K. kaempfferi de Haan . 695 4. Untergruppe: Bogenfrabben (Cyclometopa). Yamilie: Thalamitidae. Thalamita Latr. . .. 696 Samilie: Shwimmfrabben omas) Portunus: Schwinmfrabbe, P. holsatus Fabr.. ; 696 Sanıtlrabbe, P. über In ; 696 Callinectes: Blaue Krabbe, C. syidus Rathb. 5 696 Samilie: Tafchentrebfe ee nis 5 Careinus: Strandfrabbe, C. maenas Z. 696 Cancer: Großer Tafchenfrebs, C.pagurusZ. 698 Vamilie: Süßwafferlrabben (Telphusidae). Potamon: P. fluviatile Rond. 698 5. Untergruppe: VBieredfrabben (Catometopa). Yamilie: Pinnotheridae. Pinnotheres: Mujdelwäditer, P. veterum Bose. . 699 P. pisum L. 2 699 Tamilie: Ocypodidae. UVea: Winferfrabbe, U. cultrimana Wh. 699 Ocypode Fabr., Sandfrabben 699 damilie: Landfrabben (Gecarcinidae). Gecarcinus: Gemeine Landfrabbe, G. ruri- Cola re 700 Verzeichnis der Abbildungen, EZarbige Tafeln, Süßwajjer-Infuforien (mit Dedblatt) Slasihivänme (mit Deckblatt) Seeihwännnte (mit Deckblatt) Süßwafjerpolypen . Blajenqualle . Velella und Porpita Medufen & Edelforalle Geerojen ; Korallen an der anna Sen Ki on Derbi) Rippenquallen 5 Strudelwürmer . Sr Süßwafjer-NRädertierhen . Boritenwirner des Meeres Röhrenwurnt . Moostierchen . Haaritern, Samzenfeeigel na Edler Seegurfe, Seeigel, Seejterne . Landichneden (mit Deckblatt) . Nacdte Hinterkienter aus dent Mittelmeer (mit Deckblatt) Seemujheln . Gemeiner Tintenfijch Langujte und Hunmter Kofosräuber inn Mondichein . Krabben des Mittelmeeres Schwarze Tafeln. Alfred Edmund Brehm Einzeller I. Radiolarien . Einzeller II Einzeller III . Shwämmte. Hohltiere I Hohltiere II | Hohltiere III . Würmer Stadelhäuter . MWeichtiere I Weichtiere IT . Weichtiere III Beichtiere IV. Anatomie von Ip a (mit Decdblatt) Weichtiere V . Krebfe I Krebfe II Srebfe III . Bartenbeilngen, Ziergeographifche Regionen Seite 634 676 698 anı Schluffe Berbreitung wichtiger niederer Tiere [des Bandes Abbildungen im Text, Bielgeitaltiges Wechfeltierchen, Amoeba pro- teus . ; Rauhes Wechfeltiergien, Aniiehe, verrucosa . Stapfeltierhen, Arcella vulgaris, und Schntel;- tierchen, Difflugia pyriformis Eiförmige Gromie, Gromia ovoidea Polystomella strigillata . Weichkörper der Polystomella steiatopuneiate Globigerinenfchalen . er Acanthoeystis turfacea ; Gittertierchen, Clathrulina elegans Syphilisipirochäte, Treponema pallidum . Geihelamöbe, Mastigamoeba aspera Trypanoplasma cyprini . R Trypanofoma der Schlaffrankheit, Termano soma gambiense . ; Grünes Augentierchen, nslann rat limnterfugel, Volvox globator . Malariafreislauf . Gejhwänztes Buntoffeltierdhen, Bar amaecium caudatum . i : Nafentierchen, Die arinen sehr, ein ne toffeltierchen anfallend . Balantidium coli 5 Schwamm im Ascon-Stadiunn, Ihematifeh Bauplan der Schwänme, jchentatifch Embryonalentivicelung der ShwänmeSycon und Clathrina Stiefelnadeln des Glas[ätwanmnes Seele pedunculata N Hyalonema sieboldii : Stiejelförper der Anterjchtwänme . Zederihiwanmnt, Chondrosia reniformis Kiefelnadeln von Einjtrahlihwänmeen . VBerzeihnig der Abbildungen. Seite Bon Bohrfäwanmm, Cliona celata, durch- löcherter Kalfitein 89 Schwäninte auf Tang Desmacıdan uno on gelia pallescens) . : 90 Larve eines Eiern 5 2.02 Dauerftadien einheimifher Süßwaffer- hwänme . ER ni 08 Halisarca dujardinüi Ed. Längsschnitt durd) eine Eden a nofpen 299 Nefjelzellen von Hydra . 101 Polyp von Mierohydra ryderi 107 Medufe von Microhydra ryderi . 108 Längsiehnitt durch eine Hydromedufe 109 Millepora nodosa 110 Kolonie von Hydractinia echimate er einent Buceinum-Gehäufe . 112 Branchiocerianthus imperator . 0.3.1118) Seenoos, Thuiaria argentea, auf einen Ta- fchenfrebs ? = 45 Gonionemus murbachi in een anlate Schema einer Siphonophore . ö 118 Entwieelung der Ohrenqualle Aurelia una 121 Haliclystus : 122 Periphylla regina . 123 Pelagia noctiluca 5 124 Anthozoenpolyp, Ihematiih . 128 Orgelforalfe, Tubipora hemprichi . 132 Hornkoralle, Eunicella verrucosa 135 Veretillum cynomorium . 137 Pteroides griseum . 138 Umbellula encrinus 139 Duerfchnitt durch eine kanns Atenlaennn, 140 Gonactinia prolifera auf einer Muichelihale 144 Adamsia palliata 150 Korallpolyp, der Länge nad) geöffnet 155 Drei verichiedene en einer Acropora- Art . 158 Acropora pulchra in are Waffer u di Sedimentation 159 Caryophyllia clavus ; 160 Väcerforalle, Flabellum Fabram 161 Weiße Koralle, Amphelia oculata . 161 Anthocormus einer Bilzforalle (Fungia) . 163 Dendrophyllia ramea . : 164 Porites furcata . ; 165 Snfel mit Küjten- und en 170 Soralleninfel oder Atoll ; 171 Schena zur Crläuterung der Sarmaden Theorie von der Umwandlung eines Kitften- viffes in ein Wallriff und Atoll 21T Ein Cerianthus, der fich bei wiederholtem Um- drehen eines Drahtneges ee EL I durchivindet Ä E 176 XXXIX Seite Schema einer Rippenqualle 178 Benusgürtel, Cestus veneris. 182 Coeloplana willeyi auf einen Tangblatt . 184 Convoluta convoluta 196 Mesostoma tetragonum 198 : Microstomum lineare, eine ette von 16% Tieren 200 Dendrocoelum lacteum 202 Negeneration des jchief oigefämitenen Nosfes einer Planarie ER 203 Miülleriche Larve 207 -Bottenplanarie RE 208 Doppeltier, Diplozoon aradarım : 210 Polystomum integerrimum . 211 Leucochloridium paradoxum, der ae Ba Schnede herauspräparierte Keimfhlauc) 214 Bernjteinfchnece, niit Leucochloridium para- doxum int rechten Fühler . 214 Gejchlehtsreifer Urogonimus macrostomus . 215 Ölinmerlarve des Leberegels (Miracidium) 215 Entwicelungszuftände des a Fasciola hepatica Ki ; 216 BZerfarien bon anal 217 Schistosomum haematobium : 218 Eine Finne von Taenia solium inı Ducdhf ui 222 inne von Taenia solium mit ausgeftülptent Kopf . 293 Caryophyllaeus nal, 224 Archigetes appendiculatus . 225 Slimnterlarve (Oncosphaera) von Dibethrio. cephalus latus 226 Köpfe und reife Glieder von ein sehn, Taenia saginata, Dibothriocephalus Vans 227 Hülfenwurnt, Taenia echinococcus 230 Bierauge, Prostoma 233 Vechterhutlarve (Pilidium) 234 Tubulanus (Carinella) superbus 235 Pelagonemertes rollestoni 236 Nüffelrädchen, Rotifer . 239 Anatomie eines Rädertieres (Brachionas), 241 Pedalion mirum 247 Chaetonotus hystrix 248 Angiostomum nigrovenosum 251 Hunmelälchen 254 Männchen der bennenatohe 255 Eier und Zarve don Mermis . 257 Darnıtrichinen 260 Musfeltrihinen . 61 Beitfchenivurnt 262 Kopf des Grubeniwurms 263 Ancylostoma duodenale 264 Zuftröhrenwurnt, Syngamus Itachealis 266 Kopf des Spulwurmes . 267 Spulwurn des Menjcen . 268 XL Weibchen von Oxyuris vermicularis Weibchen eines Gordius Larve des Wafferfalbes x Riejenfraßer, Echinorhynchus Bimudianens Nervenfyiten der Anneliden (Serpula, Aphro- dite) . ER Ge von Bo Borftenformen von Borjtenwürnern Boritenhöcer einer „Heteronereis‘ Hermione hystrix Kopf von Nereis cultrifera Eine Heteronereis . OT EN Gemeiner Sandmwurın, Atenicola marina. Praxilla collaris i Chaetopterus pergamentaceus . Nöhren der Sabellaria alveolata Sabellaria alveolata Terebella ammalina Syllis ramosa Myzostoma gigas Genteiner Negenwurm, Hrnbrotans Heasslkan Anatontie des Negeniwurmes . Haplotaxis menkeanus ; Gezüngelte Naide, Stylaria arsch Der mıediziniiche Blutegel, Hirudo medicinalis Anatomie des Blutegelö, Hirudo medicinalis Haemadipsa ceylonica Glossosiphonia bioculata und G. ont Nochenegel, Pontobdella muricata . Vilchegel, Piscicola geometra Zarve von Echiurus pallasii . : Bonellia viridis, Phascolosoma N und Priapulus caudatus . ö Pfeilmurn, Spadella rn alonterae Balanoglossus clavigerus Tornaria-Larve von Blarmallosena es rus ER Pa Re N Längsfänitt dur ein Einelie von Crista- tella mucedo . : ; Neßforalle, Retepora elılada 5 Eine Lepralie . . Statoblajt von Cristatella al. Flustra foliacea . Tubulipora verrucosa . Pedicellina echinata \ Waldheimia (Magellanea) Meran. Nüdenflappe von Terebratulina caput ser- pentis Entioidelungsitufen ı von Arie Lingula anatina Schaubild eines Stachel but bon Kine ligem Bau . 5 ; ; Bweiflappige Bedizellarie h Seite 269 270 271 272 275 274 275 276 277 277 278 280 281 282 284 284 285 291 293 294° 296 297 298 300 301 803 304 305 306 307 309 312 3135 3135 316 817 818 Berzeihnis der Abbildungen. Schema des le eines Geeiternd : NET, Stachelhäuterlarven Entwicelung eines Sets med). Gejtielte Seelilie, Metacrinus rotundus Kelch des Medufenhauptes, Cenocrinus asteria Wurzelhaarftern, Rhizocrinus lofotensis . Selettenholothurie, Leptosynapta inhaerens . Scotoplanes globosa Schwinmmbolothurie, ralssanlhirehn a Sphaerothuria bitentaculata und wo dina heurteli . Gehäufe des eßbaren ee, hs ESCU- lentus Teil eines aan a 3 Sch no 4 Bedizellavien, fchematijiert . Laterne des Arijtoteles, Zahngerüjt des Er jeeigel3, Paracentrotus lividus ; Medianfchnitt dDurd) einen Seeigel Lederfeeigel, Caveria hystrix . Sanddollar, Echinarachnius parma Pourtalesia laguncula Schale eines irregulären Geeigels seo lyrifera) i Schale des ae Schienster Canalikens h Hemiaster cavernosus mit Sungen in der Bruttafche . - Armendemit deinvon ana fee Auge bon Astropecten aurantiacus : Kometenforn eines Geejterns Ok arenatus) . Lederitern, Culcita coriacea . Scheibe eines Schlangeniterns, Ophiura ne Ophiocreas oedipus, an Storallen Eletternd Berbredlicher Schlangenjtern, Ophiothrix fra- gilis . Sapanijches Sonn Gorsenccefie lus sagaminus EN RS Neomenia . 2 Chaetoderma a ; Körperbededung der Unterjeite von ‚ Iermenik: ichthyoides Myzomenia auf Lafoea oa Rhopalomenia aglaopheniae Zarvenitadien von Myzomenia Käferfchneden: Acanthochites ln, Cryptoplax ocularis und Cryptochiton stelleri . SR: Elegante Käfer] Fa Chiton less Schizochiton ineisus, vorderjtes Schalenjtück mit jehs Augenreihen Gemeiner Glefantenzahn, Wandalliin an Siphonodentalium lofotense . Seite 837 838 340 344 345 346 850 353 854 358 399 860 360 361 864 870 371 371 372 318 374 375 379 381 38l 3836 397 891 392 395 393 395 396 398 399 400 404 404 Berzeihni3 der Abbildungen. Dentalium, von der rechten Seite im Durd)- jpnitt gejehen . Zarve von Dentalium in verfgidenen Ent widelungsitufen . Durchfchnitt des Gehänfesv dont Rinkhorı, Bu einum undatum . Schematische Daritellung Ehre, ante Kanımtiemer . 3 : 2: Geh Nadulae Be Algeriiche Napfichnede, Patella ale ira Kreijelfchnede, Trochus zizyphinus . Delphinula laciniata . : Cyelostoma (Ericia) elegans, eeiedhend. Zaich der Uferfchnecde, Litorina. obtusata 5 Gerippte Nifjoe, Rissoa costata. 1 Gebänderte Häubchenfchnerfe, Lacuna art: eata. . ER eingehende Sanfte, Palıdna vivipara { Valvata cristata Ampullaria gigas, ea le Gemwöhnlide Wurmfchnede, Vermetus hin: bricalis . Atlanta peronü . Pterotrachea . , Natica josephina, eine Mufehel nahen Eden ausgefrochene VBeligerlarve von Natica . Relifansfuß, Aporrhais pes pelecani -. Männchen der Flügelichnede, Strombus lenti- ginosus . a dA Sturmbaube, Case asnntal- Tonnenfhnece, Dolium perdix . Birnenjchnede, Pyrula decussata ; Tritonshorn, Tritonium nodiferum, und Sta= helfchnede, Murex brandaris . Lofalformıen der Rurpurfchnede, Propa, u pillus, don der britifchen Küfte { Sunges Exemplar von Rhizochilus anti- pathum.. Ülteres ans a von nn antipathum Schwarze Olive, Oliva maura Kegelichnede, Conus textilis . Kaurifchnede, Cypraea moneta . Janthina fragilis mit dem Floß . 5 Seeftern mit der jchmarogenden apulide Thyca eleeton Zarve der paralitifchen a. kinfoeoneha mirabilis Die Holothurie Synäpta dietiae ai Dan parafitiihen Schnedenjdhlaucd) Entoconcha mirabilis; Mittelitücd der Synapta digitata mit dem Schnedenfhlaud . Seite 463 Bahnreihen aus der Neibeplatte von Limnaea stagnalis, Ancylus fluviatilis und Succinea _ putris ? Plagregenfchnede, Searahls Imbrinen & Derichiedene Fornıen der Gattung Limnaea . Große Schlanmfchnede, Limnaea stagnalis . Tellerjchnecde, Planorbis corneus Durdhfichtige Glasichnede, Vitrina Pellacine und Bernjteinfchnede, Succinea putris . Mauriiche Achatjchnede, Achatina mauritiana Note Wegjchnede, Arion empiricorum . Testacella haliotidea . Eiablage von Helix pomatia. Eiablage von Cochlostyla es emiirähelee 14 Tage alter Enibryo von Campylaea cin- gulata . B Gemeine Sugelfehnerte, ea alla 2 Dffene Seemandel, Philine aperta . Scale von Acera soluta . Umbrella mediterranea Pleurobranchus testudinarius Seehafe, Aplysia depilans : Weihiwarzige Sternjchnede, Doris pie ; Gemeine Bäunihenjchnede, Dendronotus ar- borescens i Breitiwarzige Yaden] ia Nails le Grüne Samtjhhnede, Elysia viridis 3 Breitföpfige a Pontolimax capi- tatus 9 SA DRAN, Phyllirhoe haceprals im les Phyllirhoe bucephala in Dunfeln . i Schematiide Darjteling der Schalfenumtbil- dung bei den Cavdolintiven . ARSCH Cavolinia (Hyalea) tridentata . Gleba cordata Clione limacina . ee Salt reife Larve von Prod a Teich- oder Entenmufchel, Anodonta anatina Yoldia limatula, mittel3 Zappenanhangs Nah- rung aufnehnend 3 Nervenfyiten und andere Day De Enten- mujcdel . inte Schalenhälfte von Ercheren maeulata Zarve von Yoldia limatula . . - Nechter Mantellappen der Soteimufiet A An: mia ephippium : : Ehbare Miesmufchel, Mytilus ea Steindattel, Lithodomus lithophagus . Aufter, dur) Hinwegnahme der Dedeljchale gedffnet . a Rarven der Aufter von vajiehenen Ylters- itufen ; Neit der enaid, ma a XLI Seite 465 468 469 470 471 474 475 477 479 482 483 484 487 488 488 489 490 491 495 494 495 496 496 498 499 502 502 503 504 505 508 612 513 516 518 518 520 522 524 526 534 SXERT Stück vom Mantelvande der Kamm-Mufchel . Seeperlmufchel, Meleagrina meleagris Slohidiun der Teihnuufchel . ; Der freie Teil eines Kiemenblättchens eines Si iches mit 3 Glochidien der Zlußperhmufchel Flußperimufchel, Margaritana margaritifera Groge Schwanen- Entenmujchel, Anodonta cygnea . 5 Schliff einer Perle ad a Kern i Schale von Dipsas plicatus mit eingewachlenen Buddhabildern ß Stachlige Herzmufchel, Cardium Schnatınn h Tridacna mutica ; Schale der Bohrmufchel, Proles daetylas: Umwiß der Bohrmufchel i Schiffsbohrwurnt, Teredo navalis . Larve des Bohrwurms, Teredo fatalis Gastrochaena modiolina . Siebmufchel, Aspergillum ash um Sepiola rondeletii Unterkiefer und Oberfiefer an sin Berlboot, Nautilus pompilius, von der Seite und don vorn gefehen PBerlboot, Nautilus pompilius, im Längsfänitt Gemeiner Strafe, Polypus vulgaris . 2 Moichusfrafe, Moschites moschata . Tapierboot, Argonauta argo, [hwimmend Opisthoteuthis depressa . Ä Küdenichulp der Gemeinen Sepia, Sea offi- einalis . Gemteiner Salnıar, alten le Boithörnchen, Spirula australis . : Wunderlanpe, Lycoteuthis Chaumatoan pas) diadema . Männchen des Babierboots, Asnantn argo, mit noch eingefchloffenem und mit Seas Hectocotylus=- Arm . $ ; Zwei heftofotylifierte Arme von Kopffithern 5 Bruftgliedmaßen von Strebstieren: Spaltfuß, BHlattfuß und Schreitfuß : Nauplius von Cyclops tenuicornis und Meta. naupliu von Branchipus . 3oea von Virbius h Miyfis- Stadium des Sumnas { Männchen von Kiemenfuß, Branchipus schier, feri Männden vom Salgfrebacden, landet, sa- lina . Seite 535 537 545 546 549 Berzeihnis der Abbildungen. Triops canceriformis Daphne longispina . Weibchen von Leptodora kindtii Candona candida Zwei Mufchelfrebfe der T Tieffee: Ormaina, ca- stanea und Gigantocypris agassizii Weibchen von Cyelops fuscus Männchen des Saphirkrebscheng, Sapphire ovatolanceolata . Schmarogerfrebje: Er ekiik Nadnich, Tam- proglena pulchella, Lernaeocera ceypri- nacea und Pennella sagitta . Karpfenlaus, Argulus foliaceus . Entenmufcel, Lepas anatifera . Seepode, Balanus crenatus . Sacfreb3, Sacculina carcini, und kan Nau- plius. , Weibchen von aa on Ligia oceanica Genteine Wafferafjel, Anellus ae Gemeiner Flohfrebs, Gammarus pulex Sandfloh, Talitrus saltator . Weibchen des a a Phronim sedenteria . a 5 Thaumatops magna i Gejpenitfreb3, Caprella aemlikee 2 Cyamus ceti . Me: Diastylis sculpta Mysis oculata 2 Gemeiner Seufchredentrebg, Sail ma ; Seljengarnele, Palaemon serratus, und Sand- garnele, Crangon vulgaris Willemoesia leptodactyla Langujtenlarve & Schlanker Hunter, Neiheons nor en Edelfreb3, Potamobius astacus . Divgenesfrebs, Diogenes varians Brideaur’ Einfiedlerfrebs, en, pri- deauxi . h Borzellanfrebs, Elan. allahyaalas Wollfrabbe, Dromia vulgaris Große Meerjpinne, Maja squinado . Sapanifche Riefenfvabbe, Kaempfferia oem? feri : ARCHE, Bogenfrabbe, Phalamiia alba Großer Tafchenfreb3, Cancer pagurus . Winferfrabbe, Uca cultrimana Sandfrabbe, Ocypoda . RR) he ullldg ul mou2ıplay 'Y 'IQ 'Joig uva Hipg u dıydvaıdojoyg uouamıuouoBmp 0781 wm Aoulo pou uy2ig punup) ‚swypig A2npgL 10p Huag u ‘8s — vsgL u2ıypg U2p sup vaya “aauaay\ '3 Uoa [[aıpnby wu ypoyL P2AyIH Alfred Edmund Brehm. Bon Dr. Ernst Kraufe. Man fühlt fich verfucht, zu jagen, daß das junge Menjchenkind, welches am 2. Februar 1829 im Pfarchaufe zu Unterventhendorf im Neuftädter Kreife des Großherzogtums Sadıjen- Weimar das Licht der Welt erblicte, Ihon von jeiner Geburt und Abftammung her dazu auserjehen gemwefen jei, der begeifterte Freund und jorgjame Beobachter des Tierlebens zu werden, al3 welcher er in allen Weltteilen befanntgeworden ijt. Denn jein Vater, der Pfarrer Chriftian Ludwig Brehm, war einer der genaueiten Kenner der heimichen Natur und gehörte mit Bechftein, Naumann, Thienemann und Gloger zu den Begründern der deutjchen Bogelkunde als Wiffenfhaft. Es war ein ganz eigentümliches Leben und Treiben, ziemlich abweichend von demjenigen in den meiften anderen Pfarrhäufern, unter welchem das dunfel- blonde Kind heranwuchs. Des Paftors zweite Frau, die Mutter unferes Alfred, eine geborene - Berta Reiz, war eine Frohnatur, welche die Kinder vermöge ihrer jehr lebendigen Erzählungs- und Vorlefungsgabe früh mit der Eaffiichen Literatur befanntmachte und fie, wie auch ver Bater tat, in ihrem Luftigen Sugendtoben mit äußerfter Nachficht gewähren ließ. Lebterer hing an mandem Wochentage jchon am frühen Morgen das Jagdgewehr über die Schulter und pirjchte in den damals faft Urwäldern zu vergleihenden Beftänden in den Tälern der Roda bis zum ipäten Abend, wobei die Söhne ihn gelegentlich begleiten und die Beute, die meift nur in Jel- teneren Vögeln beftand, nach Haufe tragen durften. Im befonderen gilt dies von Alfred, der fi no) in fpäteren Jahren mit unendlichen Entzüden an diejes Umherjchweifen in den thü- ringifchen Wäldern erinnerte und erzählte, wie er an feinem achten Geburtstage ein eigenes Gewehr erhalten und am felben Tage feinen erften Vogel, eine Goldammer, erlegt hatte. Diefe Streifzüge dehnten fich über ein größeres Gebiet aus, als e3 jemals ein thü- ringifeher Privatmanın bejchoffen hat, denn dem weit und breit befannten, in jedem Forit- baufe freudig willfommen gehbeißenen „alten Brehm” wurde von Privatleuten und Forit- behörden gern der Vorzug eingeräumt, feine „Jagd“ überall unbehindert auszuüben. Seine „Waldipaziergänge mit der Flinte” waren, jelbft wenn er das Gewehr an die Wange legte, immer nur der Beobachtung feiner Lieblinge gewidmet, jo daß er in feinen zahlreichen ornitho- logiichen Werfen einen Wiffensftoff jammelte, an dem Sahrzehnte gezehrt haben und noch zehren. E35 ift nad) alledem fein Wunder, daß dem „jungen Brehm” der Vater al3 das Urbild eines echten und wahren Briefters, wie er fein joll, ftetS vor Augen blieb, und weil er nun bei einer großen Anzahl geiftlicher Herren nicht3 von der Milde und Gerechtigfeitäliebe feines Vaters und im allgemeinen jo wenig hnlichfeit mit dem Wejen diejes treuen Be- tater3 jeiner Gemeinde zu finden vermeinte, jo erklärt fi) daraus der für einen Pfarrersjohn "XLIV Alfred Edmund Brehm. wohl befremodliche Ingrimm Brehms gegen die „‚Praffen” von jelbit. Da Alfred Brehm feine eigenen Aufzeichnungen über jeine Jugendjahre hinterlaffen hat, jo find wir auf das- jenige angewiejen, was er hierüber gelegentlich feinen Freunden und namentlich dem Berliner Schriftiteller 9. Beta (geftorben 1876) zum Behufe einer furzen Lebensjchilderung erzählt hat!. Wir erfehen daraus, wie der Keim zur Beobachtung des Lebens der Tiere auf diejen unter der väterlichen Leitung unternommenen Ausflügen duch Wald und Flur gelegt wurde: „Da fliegt eine Feder, von welchem Vogel ift fie, Alfred? Hörft du es dort pfeifen und fingen? Wer ift der Tonfünftler, wie heißt er, und wie fieht er aus? Wie machen wir’s, um ihn aufzujuden? Hier ijt ein Nejt. Welcher Vogel fan es nur gebaut haben? Wie erkennt man überhaupt ven Vogel nicht nur an ven Federn, jondern an irgend einer Fever? An jeinem Nefte? Seinen Giern? Seinem Schlage oder Rufe? Wie jpricht diejer oder jener Vogel in Ziebe, Zorn, Gefahr oder Furcht?” — — — HZumweilen wurde jhon lange vor Sonnen= aufgang aufgebrochen, um in Gefellichaft befreundeter Weidmänner ein bejonderes Schau: jpiel der Natur, ein Morgenkonzert der Künftler, welche alle „vom Blatt’ fingen, oder eine Borftellung berühmter Tänzer unter den Vögeln, wie des Auerhahns, zu bejuchen. Unter diejer frühen und unübertrefflihen Anleitung erwarb fi) jehon der Knabe jenes Späherauge, das den Bogel in MWolfenhöhe und den PVierfüßler am Horizonte verfolgen fonnte, und dem fo leicht fein Getier entging, mochte es fih am Boden hindrücden oder im dichten Laube verbergen. Aber jein Blid wurde auch auf die feineren Unterjchieve in Form und Färbung verwandter Arten hingelentt, und in diefer Beziehung hätte Fein angehender Naturforjcher einen bejjeren Zehrmeifter finden fönnen al3 der junge Brehm in feinem Vater. Natürlich wurde nicht immer bloß Naturkunde getrieben, gefammelt und ausgejtopft, jondern der Vater ergänzte die Züiden, welche der Bejuch der Glementariehule naturgemäß bei jeinen Kindern zurüclaffen mußte, durch forgjamen, jelbfterteilten Privatunterricht, jo daß fie Später wohlvorbereitet höhere Lehranftalten beziehen konnten. Abends jag Mfred oft mit jeinen Gejchwiftern till und laufchend in dem Studierzimmer. des Vaters, und fie jahen zu, wie er „‚topfte”, während die Mutter jehr dramatiich Erlebnifje erzählte oder aus Schiller und Goethe vorlas. Sein lebelang blieb Mfred die Vorliebe für die Voelie im allgemeinen und für die dramatiihe Dihtung im bejonderen treu, und noch auf der fibwifchen Reife (1876) verkürzte er den Neijegefährten durch Deklamationen aus Goethes ‚‚Fauft” die Fahrt auf dem einfamen Jrtifh. Sicherlich hat diefer von mütterlicher Seite ererbte Ge- Ihmad an Schönheiten der Sprache und des Gedanfenausdruds die Lebendigkeit und An- Ihaulichkeit feines Stils vorteilhaft beeinflußt. Seine Erftlingsjehriften waren jogar mit Anführungen in gebundener Nede faft itberlaven. Mit einer gewifjen VBerwunderung erfahren wir nach alledem, daß der angehende Natur- foriher nach feiner 1843 erfolgten Konfirmation fich nicht, wie fein Bruder Reinhold, dem Studium der Medizin oder der reinen Naturwiffenjchaft zumendete, jondern ein praftijches Fach erwählte und Architeft zu werden bejchloß. War e3 Zaghaftigfeit, die ihn befürchten ließ, al3 Beobachter niemals feinem Vater gleihfommen zu fönnen? Dder gejhah e3 nur, um zunächit einen feiten Anhalt für das Leben zu gewinnen, da die Ausfichten eines bloßen Naturwifjenichaftlers für eine anftändige Verforgung damals noch geringer waren als heute? ' „Sartenlaube‘ 1869, ©. 20. — Einige weitere Einzelheiten verdankt der Berfafjer diefer Zeilen der freundlichen Mitteilung des Sohnes von Brehm, Heren Dr. med. Horft Brehn, und des Hermm Ardidiafonus D.L. Korn in Eijenberg jowie einigen Freunden Brehims. Der Hauptjtoff für die vortiegendeLebensfchilderung mußte den eigenen Schriften Brehm entnonmten werden, fo daß die Angaben allerfeit3 zuverläffig fein dürften. | | | | Alfred Edmund Brehur. XLV Er widmete fich in der Tat dem Baufache in Altenburg bis 1847, aljo volle 4 Jahre lang, und er hat die dabei erworbenen praftiichen Kenntniffe jpäter ohne Zweifel bet der Leitung und Einrichtung zoologiicher Inftitute recht gut verwerten fünnen. Die fih) unerwartet dar- bietende Gelegenheit, fremde Länder zu befuchen, riß ihn ziemlich plößlich aus diefen Brotftudien. Der mwürttembergiihe Baron Sohn Wilhelm von Müller, ein eifriger Säger, Katurfreund und Vogelliebhaber, welcher jchon früher einen Teil Afrikas für ornithologijche Zwecde durchjtreift hatte, juchte für eine zweite Reife diejer Art, die fich weiter nach dem Sms neren des damals noch ganz unerjchlofjenen Weltteiles eritreden jollte, einen jüngeren Begleiter, der im Schießen, Sammeln und Bräparieren von Tieren, namentlich von Vögeln, geübt wäre, und er fand in dem jungen Brehm, defjen ganze Naturleivenichaft bei diefem Antrage er: wachte, den geeignetiten Begleiter, den er irgend wünjchen konnte, wenn jich auch jpäter das gegenjeitige Verhältnis — ohne Brehm Berjhulden — erheblich getrübt hat. Die Neijenden jegelten am 6. Zuli 1847 von Trieft ab. Nach einem Furzen Aufent- halt an der griedhifchen Küfte famen fie nad Aaypten, um dafelbft bald die Erfahrung zu machen, daß man im Lande der Palmen nicht ungejtraft mit unbevedtem Haupte wandeln darf, denn beide litten in der Wunderjtadt Kairo an den Folgen des Sonnenftihs und er- lebten dajelbit eine jchredensvolle Minute, als am 7. Auguft ein kurzes Erdbeben die Häufer der Hauptitadt erjchütterte, während fie frank und elend, völlig unfähig, fih ins Freie zu retten, auf ihrem Schmerzenslager ftöhnten. Später indeffen verbradten fie in Gefellichaft des Baronz von Wrede noch jehr angenehme Tage in Kairo, der Stadt, welche in Brehms Erinnerung jederzeit die Krone der orientalifchen Städte geblieben ift, und fchloffen ich dann einer Miffion Fatholifcher Geitlichen an, die am 28. September nad) dem Inneren Afrikas aufbrach, und mit der fie gemeinfarn eine Nilbarke für die Neife bis Ajfuan mieteten. hr nächites Ziel war Chartum. Sie gingen der ftromaufwärts nur langjam vorwärts fommen: den Barfe gewöhnlich jagend am Ufer voraus, denn für diefe Neijenden war Hgypten nicht bloß durch feine alten Kulturdenkmäler, die natürlich nach Möglichkeit bejucht wurden, eine neue Welt. In Dongola, wo die Miffion Aufenthalt nahm, trennten fich die beiden Neije- gejellichaften, und die „Müllerfche Expedition‘ gelangte mit eigener Barfe nah Ambufol, wo: jelbft die Vorbereitungen zu einer furzen Neife duch die Wüftenjteppe Bajuda zu wie waren, die am 30. Dezember angetreten wurde. Am 8. Sanuar 1848 erreichten die Neilenden Chartum, bie damals exit 25 Jahre alte Hauptftadt des Sudan, und wurden von dem Gouverneur Soliman Baia jehr Freundlich empfangen. Da bier ein längerer Aufenthalt in Ausfiht genommen war, wurde alsbald eine fleine Menagerie angelegt, ein zahmer und jehr drolliger Marabu, einige Affen, Gazellen und Strauße angefhafft, worauf Brehm jogar mit einigen jungen Hyänen Zähmungsver- juche zu machen begann. Die Jagd war jehr ergiebig, namentlich in den Wäldern an den Ufern des Blauen Fluffes, wohin fich Brehm mit zwei nubifhen Dienern begeben hatte; aber ein ftarfer Anfall des Elimatifchen Fiebers, welches fich jchon während der Nilteife ein- geftellt hatte und ihn hier mitten im Urwalde an feinem 20. Geburtstage durchicüttelte, zwang ihn, im elendeften Zuftande nad) Chartum zurüdzufehren. Cinigermaßen wiederher- geftellt, Fehrte Brehm in den Urwald zurüd, um feine bereits zu 130 präparierten Vogel- bälgen angewachlene Beute zu holen, und bei diefer Gelegenheit hätte eine Mißhelligfeit mit dem Baron beinahe zu einem Brudhe und vorzeitigen Abjchluffe ver afrifaniichen Neije geführt. dv. Müller hatte nämlich auf eine größere Ausbeute gerechnet, obwohl dieje bei der Schwierig- feit, in dem unmwegfamen, von Stadeln und Dornen ftarrenden Urwalde vorwärts zu fommen, XLVI Alfred Edmund Brehm. ganz abgejehen von den Krankheitsanfällen, anjehnlich genug war. „Mic empörte”, jehreibt Brehm in feinem Neifebericht, „‚viefe Undankbarkeit; ich hatte jelbit fieberichwach noch ge- arbeitet. Damals habe ich zum erften Male gefühlt, daß die Bemühungen eines Sammlers oder Naturforfchers nur felten anerkannt werden. Und hätte nicht gerade die Wilfenjchaft ihre unmmiderftehlichen Neize, wäre fie es nicht, welche die ihr Ergebenen durch den Genuß, ihr, ver hohen, dienen zu Fönnen, belohnt, ich würde von jener Stunde an feine Beobachtung mehr gemacht, Fein Tier mehr gefammelt haben. Und damit würde ich mir jelbjt die Tore meines Slückes verfchloffen haben, denn mehr und mehr lerne ich es verftehen: meine bejchwerlichen Kteifen, meine trüben Erfahrungen haben mir überreichen Lohn gebracht.” Ende Februar jhloffen fih die Neifenden dem Major PBetherik, einem in ägyptijchen Dienften ftehenden Engländer, welcher der Landesiprahe Fundiger war als fie, zur Weiter reife nach Kordofan an, wo der Genannte geologiiche Unterfuhungen vorzunehmen hatte. Man fuhr aus dem Blauen in den Weißen Fluß bis zum Dorfe Torrah, wo Brehm und Baron Müller, von heftigen Fieberanfällen gepeinigt, nicht ohne Bangen der Lanpreije entgegenfahen, die am 9. März angetreten wurde und fie bald ins Innere des glühenden und ungejunden Kordofan brachte. Nach einem längeren Aufenthalte in El Dbeid zogen fie weiter. Die Ausbeute an Adler, Falken und Geierarten jowie an Pradhtoögeln der Wälder war zwar jehr ergiebig, und auch fonft wäre der Aufenthalt lehrreih und romantijch genug ge= wejen, denn Hyänen und Leoparden umkfreiften allnächtlich die Dörfer, und mehrmals raubten fich Löwen ihre Beute aus dem Vieh der Hürden. Aber das mörderiihe Klima zwang die Keijenden, nah 4 Monaten umzulehren, und es war die höchfte Zeit gewejen, denn Brehm ftand auf der Rückreife durch die Wüfte auf dem Rücken feines Kamels jo entjeglihe Dualen aus, daß er nicht glaubte, mit dem Leben davonzufommeir. Gleihmwohl wurden die Zwijchen- zeiten der Anfälle zu Beobachtungen ausgenußt. Cnolich wurde der Bahr el Abiad erreicht, dejfen Wellengeplätjcher den Neifenden wie Himmelsmufik erflang. Binnen 2 Tagen brachte fie ein Schifflein nad) der Hauptitadt Dftjudans zurüd, und nicht einmal die Fülle der ver- Ihiedenartigiten Vögel, die ven Fluß bedecdten und faft unmiderftehlih zur Jagd einluden, fonnte fie auf ihrem Wege zurüdhalten. Frob, dem mörderiihen Klima entronnen zu fein, jehnten fte fie) nach dem Umgange gebildeter Menichen und vernahmen in Chartum ftaunen- den Dhres die Ummälzungen, welche inzwiichen (im Frühjahre 1848) fih im alten Europa vollzogen hatten. Dbwohl die nunmehr anbrecdende Negenzeit noch eine reichlihe Vermehrung der Samm: lungen verjprad), mußte der zweite Aufenthalt in Chartum des Fiebers wegen abgefürzt werden, und die Neijenden, denen der Generalgouverneur zwei für Agypten beftimmte Barken zur Verfügung ftellte, traten mit ihren Sammlungen und ihrer zu den mannigfadhiten Studien Anlaß bietenden Menagerie lebender Tiere am 28. Auguft die Nüdreife nach Agypten an. it Lebensgefahr wurden die Katarakte palliert, jogar der große Kataraft von Wadi Halfa. An 28. Dftober Famen fie in Kairo an, froh und glüdlich, nun allen Gefahren der Wüfte und des Klimas entronnen zu jein und ihre eroberten Schäße in Sicherheit gebracht zu haben. Der Neft des Jahres wurde mit einigen von dort aus unternommenen Sagdausflügen verbracht, und dann begleitete Brehm am 29. Januar 1849 den Baron, der fich mit dem nächften Qloyddampfer nad) Europa zurücbegab, ac Merandrien, wo fie fich trennten. Sie hatten verabredet, daß Brehm in Ägypten zurücbleiben folle, um auf Wunfeh und Rechnung des Barons eine zweite, bejfer ausgerüftete Reife ins Innere Afritas zu unternehmen und dort für diefen zu jammeln. Seinen zweiten Aufenthalt in Agypten, der 20 Monate, bis zum Mai 1850, Alfred Edmund Brehm. XLVI dauerte, verwendete Brehm nicht mur dazu, Natur und Tierwelt de3 Landes genau zu ftudieren, jondern er begann aud) den Bewohnern mit ihren Sitten und Gebräuchen, ihrer Lebensweije und ihren jozialen Verhältniffen eine eingehendere Aufmerkfamkeit zuzumenden. Um in diejes fremdartige Leben genauer einzudringen und fich zugleich für jeine weiteren Reifen zwedentiprecjend vorzubereiten, nahm er einen arabiichen Sprachlehrer, mit dem er Stadt und Land Durhwanderte, die Berührung aller Gefellichaftsklafjen juchte, in den Kaffee- häufern den Deflamationen des Meddah (d. h. des Märchenerzählers und Smprovilators) laufchte, orientaliihe Tracht anlegte, teil an den Feltaufzügen der Gläubigen nahm und fi) -jo verhielt, daß viele in ihm bereit3 einen Abtrünnigen jahen. Diejes gründlichere Einleben in die von den unjerigen jo verjchiedenen Lebensverhältniffe gab nicht nur feinen jpäteren Schilderungen einen erhöhten Neiz, jondern ebnete ihm auch auf jeinen weiteren Neijen in den mohammedanifchen Ländern die Wege, erwarb ihm das Vertrauen der Anhänger des Propheten und eröffnete ihm Blide in VBerhältnifje, die dem flüchtigen Neifenden meijt gänz- lich unbekannt und unverftändlich bleiben. So konnte er unbehindert den Feftlichfeiten der Nileröffnung, des Bairam ufw. beimohnen und nahm jchlieglich jogar den arabischen Namen und Titel Chalihl-Efendi an. Auch manche wichtige Befanntichaften wurden während diejes zweiten ägyptifchen Auf- enthaltes neu angefnüpft oder aufgefriicht, die zum Teil für die geplante Sudanreife von größter Bedeutung waren. So 3. ®. die des Dr. Konftantin Neiß, des jpäteren Konfuls in Chartum, der fich Damals bei dem öfterreichiichen Generalfonjulat in Alerandrien befand. Ferner die des befannten Reifenden und Naturforihers Rüppell aus Frankfurt am Main, der |hon in früheren Jahrzehnten einen bedeutenden Teil Nordojtafrifas duchforiht hatte und manche nügliche Ratjchläge erteilen Eonnte. Enger gejtaltete fich naturgemäß der Umgang mit dem Baron von Wrede, der bereit3 die Türkei, Syrien und Baläjtina, einen großen Teil Klein- aftiens und Arabiens bereit hatte und vom Baron von Müller ebenfalls für jeine „dritte wiffenjhaftliche Expedition” angeworben worden war. Wie [hon im vorhergegangenen Winter, verbrachte Brehm au im nächften längere Zeit am Menjalehfee, wo fi) unzählige ein- heimifhe und fremde Vögel ein Stelldichein geben, jo daß wiederum reiche Studien und ° Sammlungen gemacht werden konnten. Und noch im VBorfrühling 1850 jah er die geflügelten nordischen Wanderer, die aus Innerafrifa nad) Europa zurücfehrten, hier Station machen und gab den Schwalben, Staven, Grasmücden ufw., die vielleicht beim Pfarrhaufe von Unter- venthendorf vorbeiziehen mochten, jehnfüchtige Grüße nach der lang entbehrten Heimat mit. Seine Gedanken weilten jeßt no) unabläffiger als fonft daheim, denn fein ungefähr Jieben Sahre älterer Stiefbruder Oskar hatte fich entjhloffen, die Gefahren der Sudanreife, deren Vorbereitungen nun immer ernftlicher betrieben wurden, zu teilen. Der vom öjterreihiichen Konfulat erwirkte Serman der ägyptiichen Regierung, welcher den Neifenden alle möglichen Grleichterungen zu verjchaffen und bei allen ägyptiichen Behörden freundliche und ehrenvolle Aufnahme zu fichern beftimmt war, befand fi) bereits feit März 1849 in Brehms Händen und war ihm jehon jebt im Verkehr mit den leßteren von wejentlichem Vorteil. Allerdings hatte er fih num auch fonft genugfam eingelebt, um zu wiljen, wie man türfiichen Beamten entgegentreten muß, um jeinen Zwed zu erreichen. Er hatte feinen auf der Nilfahrt als Diener angenommenen Ali, den ausgedienten türfijhen Soldaten, al3 Kawaß mit filber- beichlagenen Biftolen im Gürtel ausgerüftet, um ihn, der jeine Rolle mit der erforderlichen Unverfyämtheit jpielte, bei allen Gelegenheiten in den Diwan der türfijchen Machthaber, von denen irgend etwas erlangt werden follte, vorauszufhieen. Diejem auf genauer Volfsfenntnis XLVIII Alfred Edmund Brehm. begründeten, wenn auch für den einfachen Pfarrersjohn ziemlich anipruchsvollen Auftreten verdanfte er große Annehmlichkeiten, da viel darauf ankommt, auf diefe jahrtaujendelang gefnechteten und an Unterwerfung unter jedes machtvolle Auftreten gewöhnten Bölfer zus nächft durch den Schein Eimdrud zu machen. Während der Baron von Müller in den wifjenshaftlichen Beitihriften Deutjchlands großartige Ankündigungen über das beabfichtigte Vordringen feiner „dritten Expedition’ bis zum Herzen des Shwarzen Weltteiles verbreitete und die öfterreihiiche Regierung dafür zu gewinnen juchte, wartete Brehm in Kairo jehnfüchtig auf die verheißenen Geldjendungen zur Ausrüftung. Am 24. November 1849 traf jein Bruder Dsfar mit dem Dr. med. Nidhard Pierthaler aus Köthen, der fich der Erpedition auf eigene Koften anjchliegen wollte, ein, brachte aber vom Baron von Müller ftatt der 84000, auf die Brehm die Keifeloften ver- anfchlagt hatte, nur 30000 PBiafter mit, eine Summe, die bereit3 durch die Ausrüftung und Anschaffung der Lebensmittel nahezu aufgebraucht war, jo daß Brehm als Führer der Exrpe dition (da Baron von Wrede unter diefen Verhältniffen vorgezogen hatte, zurüdzutreten) es nicht hätte verantworten Eönnen, feine Gefährten mit den wenigen hundert Talern, die noch übrig waren, in jo weite Kernen zu führen. Endlich, nachdem der Baron nod) 500 Taler gejendet und feft verfprochen hatte, zum 1. Juli mit weiteren Mitteln in Chartum einzu treffen, fonnte die neue Reife am 24. Februar 1850 angetreten werden. Alle Teilnehmer waren frohefter Hoffnung, und feiner ahnte, daß von der gejamten Expedition nur der Führer die Heimat wiederjehen würde. Die Reife, zu der außer dem türfiihen Smvaliden Ali noch zwei deutiche Veniente jowie mehrere Nubier geworben waren, ließ fi denn auch anfangs glüdlich an. Neben ver höheren Jagd wurde diesmal auch die niedere Jagd auf Käfer und andere Injekten (won Brehms Bruder) eifrig betrieben, namentlich al3 die Neifenden von Wadi Halfa ab ihren Meg auf Ramelen nad Neu:Dongola fortjegten, wo fie am 26. April eintrafen, und jo war alle Ausficht vorhanden, daß die Ausbeute diesmal noch erheblich über die der eriten Keije hinausgehen würde. Allein bereits in Dongola, wo man fir mehrere Tage Aufenthalt ge- - nommen hatte, wurden diefe Hoffnungen durch einen überaus harten Schidjalsihlag graufam vereitelt. Bei einem gemeinfamen Bade der Brüder im Nil ertrant Dsfar Brehm. am 8. Mai 1850 und mußte in der Wüfte bei Dongola beftattet werden. ‚Sein Tod”, jchrieb Brehm einige Jahre fpäter, „war der härtefte Schiefalsihhlag, der mich je betroffen hat.‘ Die aufrihtige Teilnahme von fünf Neligionsparteien, welche dem Fremdlinge aus Deutjch- land die legte Ehre erwiefen, mochte einige Linderung gewähren; der Gouverneur der Provinz fam perjönlih, um Brehm zu tröften, und fandte von dem Bau einer Mojchee Steine, um das Grab zuzumölben. Mit welchen Gefühlen die Reifenden am 14. Mai weiterzogen, kann man fich vorftellen; die Frage, ob irgendeiner von ihnen die Heimat wiederjehen würde, wich monatelang nicht aus ihren Gedanken. Auch für die Erpedition an fih war der Tod des älteren Brehm ein unerjeglicher Verluft, denn er war ein überaus eifriger Sammler und hatte jene Liebe und jenen Blid für das Kleinleben in der Natur, die dem jüngeren Brehm gemangelt zu haben jcheinen, wenigitens findet man in jeinen Reifewerfen nur ausnahm3- weile eines Käfer oder Schmetterlings gedacht, die doch in jenen warmen Zonen einen jo auffälligen Betandteil des Tierlebens ausmanden. Am 13. Juni erreichte die Karawane nad) mancherlei Bejchwernifjen Chartum, fand bei den alten Freunden Brehm einen herzlichen Empfang und auch von jeiten des inzwijchen eingejegten neuen Generalgouverneurs der Königreiche des Sudan, Abd el Latif Bajcha, eine Alfred Edmund Brefm. XLIX gute Aufnahme. Der letere, ein im Dienjte des Vizefönigs Mohammen Ali emporgefom:- mener Ticeherkejle, hatte inzwifchen mit Fräftiger Hand der bei Brehms erftem Aufenthalte vorhandenen Unordnung und dem rein auf perjönlihen Erwerb gerichteten Ausbeutejyiten der einheimifhen Beamten wie der dort anjälligen Europäer gejteuert, und es wurde für Brehm von größter Wichtigkeit, daß er fich bald die entfchievene Gunft diefes noch jungen, zwar herrjchfüchtigen und ftrengen, aber, wie wir jehen werden, auch) freigebigen und groß: denfenden Mannes erwarb. Die mitgebrachten Mittel waren bereits zu Ende gegangen, aber jobald e3 ihm gelungen war, eine Fleine Anleihe aufzunehmen, trat Brehm im September einen jehswöchigen Jagvausflug in die Wälder am Blauen Nil an, welcher fi) durch reiche Ausbeute belohnte. Allerdings ftellte fich auch, wie vorauszujehen, das. Fieber wieder ein, und der in Chartum zurücdgebliebene Dr. Bierthaler erichraf über das Aus] jehen Brehms, als diejer Ende Dftober von jeinem Ausfluge zurüdkehrte. Da inzwilhen weder der Baron von Müller in Perjon noch eine Sendung von ihm eingetroffen war, jo geriet Brehm bald in die höchite Geldverlegenheit, und er wäre untett- bar jhlimmen Wucherern in die Hände gefallen, wenn fi nicht der eben erwähnte Gou- verneur Latif Palya auf das uneigennüßigfte feiner angenommen und ihm die Summe von 5000 Biaftern ohne Zinjen vorgeftredt hätte Kaum war das Fieber wieder bezwungen, als Brehm, diesmal in größerer Gejelliehaft, darunter aud) Dr. Vierthaler, einen neuen Sagdausflug in die Tropenwälder am Blauen Flufje unternahm, der 3 Monate dauerte und - jich weit über Sennar hinaus, bis nad) Rojaires, ausdehnte und die fühnften Hoffnungen, die er fi) jemals in feinen Zugendträumen von dem Vogelleben der wärmeren Länder aus- gemalt haben mag, verwirflidte. Man beobadtete und erbeutete die jeltenften Vögel, hörte allnächtlich den Löwen in der Nähe des Lagers, jah Elefantenherden und Affengejellihaften und machte Jagd auf Krofodile und Nilpferde, wobei Brehm einmal in Gefahr geriet, der Berfolgung eines gereizten Hippopotamus zum Opfer zu fallen. Mehr als 1400 Bogelbälge bildeten die Wusbeute diefes Sagdausfluges am Blauen Nil. Bald nach ihrer Nüdfehr nah Chartum (März 1851) langte der neuernannte öfter: _ reihiihe Konful, Dr. Konftantin Reit, deffen Befanntihaft Brehm bereits in Mlerandrien gemacht hatte, dort an und brachte mit einem Briefe des Baronz von Müller die Beitätigung der bereit3 gerüchtweife zu Brehms Ohren gelangten böjen Nachricht mit, daß diejer banfrott jei. Brehm, al® Führer der Expedition, befand fich nun in der denkbar übelften Lage. Er hatte joeben noch für drei Engländer, die nad) Chartum gekommen und in Geloverlegenheit ges taten waren, und von denen der eine wenige Tage nach ihrer Abreife dem Klima erlag, eine Heine Summe auf jeine Rechnung entliehen und jah fich nun, mehr als 3000 km von der Heimat entfernt, im Inneren Afrikas verlaffen und verraten, vielleicht, wenn fich nicht in Char: tum jelbjt hilfreiche Menjhen gefunden hätten, der äußerften Not, jadem Hunger preisgegeben! Aber hier trat nun die allezeit Zutrauen erwedende PVerjönlichfeit Brehms in ihre Rechte, ven mehrere der hilfreihen Menihen, welche ihn in uneigennüßigfter Weije mit Geldmitteln verjorgten, ohne jede Bürgjchaft für deren Rücerftattung, waren Mohammedaner, deren vollites Vertrauen er durch fein Auftreten und den Zauber feines Wefens gewonnen hatte. Einftweilen, während er noch auf Gelomittel aus der Heimat wartete, die ihm als Löfegeld dienen follten, bot neben der Jagd und dem Verfehre mit den Freunden die Beobachtung eingefangener und gezähmter Tiere dem felbft gefangenen Naturforjcher Troft und Unterhaltung. Aufihrem Hofe hielten fie unter anderem eine Gejellichaft jehr anhänglicher Shifje, gelegentlich auch Geierarten, allerlei Affen und einmal auch ein Krofodil, welches fi) alle möglichen Duälereien gefallen Brehm, Tierleben. 4. Aufl. IL. Band. IV L Alfred Edmund Brehur. ließ umd nur durch in die Najenlöcher geblajenen Tabatsrauch wütend gemacht werden fonnte. „Sa, wahrlich, ih hätte nicht Klagen jollen‘, jchreibt ev jpäter über diefe Zeit der Not und Ungewißbeit, ‚ich hatte bei aller meiner Armut doch noch viel, jehr viel. Sch hatte Gottes Sonne und jeine hochheilige Natur, ich hatte in meinem Hofe eine eigene Keine Welt. Wie: viel Bergnügen machten mir meine zahmen Sbiffe, die lebenden großen Tiere; wie jcehmeichelten mir die Affen, wie liebfofte mich Bachida (eine junge Löwin)!”... Hier bereiteten ich Brehms tiefere Studien über das Tierjeelenleben vor. Nah IAmonatigem Aufenthalte im Sudan hatte Brehm immer oc feine Mittel auf: treiben fönnen, um feine Schulen zu bezahlen, und doch drängte das immer häufiger und nachorückicher fich wiederholende Fieber zum Verlafjen des mörderiihen Himmelftriches. Die Abreife eines deutihen Kaufmanns aus Petersburg, der fi) erbot, Brehm und fein Gepäc mit nad) Kairo zu nehmen und fämtliche Neijekoften auszulegen, bot eine nicht jo leicht wieder- fehrende Gelegenheit, der Heimat näher zu kommen, aber wie fonnte er fort aus Chartum, ohne jeine Verpflichtungen gegen den Gouverneur und andere dortige Freunde und Gönner erfüllt zu haben? Cr mußte fih demnach entichließen, Latif Balha die Bitte vorzutragen, feine Schuld von Kairo aus bezahlen zu dürfen, und diejer willigte nicht nur ohne weiteres darein, Jondern drängte Brehm noc außerdem 5000 Biafter Neijegeld auf. Huffein Arha, ein anderer mohammedanifcher Gläubiger de3 verlaffenen Deutjchen, benahm fi) gleich edelmütig, und ebenjo hatten fih Ali, der türkische Diener, der fi) in Chartum verheiratete und dort blieb, Jowie feine nubiichen Diener ftet3 treu wie Gold ermiejen. E3 wurde Brehm natürlich nit leicht, von allen diejen treuen Menihhen, von dem trefflichen Neid und feinem Neifebegleiter Vierthaler zu jheiven; die leßteren beiden begleiteten die Neijenden no eine Strede auf dem Nil, auf welchem fie fih am 18. Auguft 1851 ein: Ihifften. Sie tranfen auf fröhliches Wieverjehen in Deutjchland und dachten gewiß nicht, daß fie fi zum legten Male die Hände jehüttelten, aber Vierthaler, der in Chartum blieb, erlag im folgenden Sommer dem Fieber, Reit ein halbes Jahr fpäter. Brehm verbanfte wohl nur jeinem jugenpfriihen, abgehärteten Körper (er jtand ja erft im Beginne der zwan- ziger Yahre!), daß er dem heimtückiihen Klima glüdlic entronnen war. Die NRüdreije ver- lief bis auf einen Unfall bei den Nilkatarakten, der ihm für etwa 600 Taler Naturalien foftete, glücdli, und am 26. Dftober langten die Reifenden wieder in Brehms Lieblingsitadt Kairo an. Die im Sudan eingegangenen Verbindlichkeiten konnten mit Hilfe dortiger Chriften, welche Brehm wieder einigermaßen mit feinen Ölaubensgenofjen ausjöhnten, jchon von bier aus gelöft werden, und Brehm erholte fi in dem während des Winters herrlichen Klima der ägyptiichen Hauptitadt bald von den Strapazen und Krankheitsfällen der legten Monate. sr Gejellihaft des Naturforichers Theodor von Heuglin, des Dr. med. Theodor Billharz aus Sigmaringen jowie einiger anderer Berfonen wurde dann noch ein Ausflug nad) dem Noten Meere und Sinai, jodann ein Jagdzug in Ägypten unternommen, und hierauf wurde die Abreife zur langentbehrten Heimat gerüftet. Am 30. April 1852 reifte Brehm mit jeinen toten und lebenden Naturfhägen, zu denen noch eine für ven Berliner zoologijchen Garten bejtinnte Sammlung lebender Tiere gefommen war, von Kairo ab und fam nach einem längeren Aufenthalte in Mlerandrien am 28. Mai in Trieft an, wojelbft ein ihm entgegengejfandter Tierwärter die für Berlin beftimmten Tiere in Empfang nahın. Nachdem er jeine reihen Sammlungen größtenteils in Wien verkauft hatte, fam er am 16. Juli 1852 wieder in feiner thüringifchen Heimat an und konnte nach mehr als fünfjähriger Abwefenheit feine Eltern und Gefchwifter wieder ans Herz drüden. Alfred Edmund Brehm. | LI E3 ift natürlich, daß der lange Aufenthalt in Igypten und Irnerafrifa von dem bedeut- jamften Einfluffe auf Brehms ferneren Lebensgang wurde und die alten Zebenspläne voll- ftändig umftürzen mußte. Waren au) die Erpedition und Brehm jelbit zu mangelhaft vor: bereitet gewejen, um zu bedeutenden wiljenjchaftlichen Ergebniffen zu führen, jo wurden doc) die Beobachtungen, die er auf der Jagd und in jeiner Behaufung an den gefangenen Tieren anftellen fonnte, für die Richtung feiner ferneren Studien beftimmend. Bon einer Fortjebung feiner Architektenlaufbahn Eonnte jelbitverftändlich feine Rede mehr jein; er bejuchte vielmehr - die Univerfitäten Sena und Wien (1853—56), um fih gänzlich dem Naturjtudium zu wio- men. Obwohl bereits in der Mitte ver Zwanziger ftehend, hatte er den Sinn für das muntere Studententreiben noch nicht verloren, trat bei den „„Saronen” ein und machte durch die wunDder- liche Gejellihaft von Affen und anderen mitgebrahten afrifaniihen Tieren, die er auf jeiner „Bude“ hielt, tiefen Eindrud auf die jenaifhen Philifter, bei denen er unter dem Namen „Pharao“ befannt wurde Schon in diejer Zeit war er vielfach Fiterarijch tätig, veröffent- lichte namentlich ornithologijche Beobadhtungen in den Fachzeitichriften und nahm 1853 an der Gründung der „Deutfchen Drnithologifchen Gejelliehaft” tätigen Anteil. Er veröffent- lichte in derjelben Zeit feine „NReifejfizzen aus Nordoftafrika” (Yena 1855, 3 Bände), Die nicht nur reich find an Reifeabenteuern, Natur und Jagdjhilderungen, namentlich was die Bogelwelt anbetrifft, jondern auch für die Ethnologie wertvolle Beobadytungen über Charakter, Zebensweile, Sitten ufw. der Bevölkerung von Ägypten, Nubien, Sennar und Kordofan ent: halten. Auf dem Titel des Werkes erjcheint der neuernannte Doktor der Philojophie bereits als „Mitglied der Eaifexlich leopoldinifch-farolinifchen Mlademie und anderer gelehrter Öefellichaften“. Schon im nächften auf die Vollendung diefes Buches und feiner Studien folgenden Sahre (1856) trat er mit feinem Bruder, dem in Mario lebenden Arzt Dr. Reinhold Brehm, dem Verfafjer des „Snkareiches“, der ebenfalls ein tüchtiger Jäger und Tierbeobachter geworden war, eine Reife durd) Spanien an, die durd) den Verkehr mit Gebirgsjägern, Schmugglern, Räubern und Ziegenhirten nicht viel weniger abenteuerlich ausfiel al3 die im Ihwarzen Weltteile und wiederum reiche Früchte für die Erweiterung der Naturanihauung und der Tierftudien fowie für die Sammlung des Vaters einbrachte. Bald nach der Rückkehr aus Spanien nahm Brehm feinen Wohnfig in Leipzig (1858), wo er in dem trefflichen Nolksichriftfteller E. A. Noßmäßler einen väterlihen Freund fand, mit dem er jpäter „Die Tiere des Waldes” (1863—67) gemeinfam herausgab, und wo fic) die für beide Teile vorteilhafte Verbindung mit der „Oartenlaube” anfnüpfte, die den Namen des jungen Reifenden zuerft in weiteren Kreifen befanntmachte und mehrere Jahrzehnte überdauert hat. Exrnft Keil, der geniale Schöpfer und Leiter der genannten Wochenjchrift, wußte, was er an dem neuen Mitarbeiter gewonnen, und gab bereitwillig die Mittel dazu ber, daß Brehm die im Herzen Deutihlands begonnenen und in der Nähe des Ayuators fort- gejebten Studien zu jeinem „Leben der Vögel” angeficht3 der Vogelberge des hohen Nordens zu einem vorläufigen Abihluß bringen Eonnte. Er ging bi3 nad) Norwegen, Lappland und dem Nordkap. Das poetiich geftinmte „Leben der Vögel“, zu dem er jo die Skizzen in Sid und Nord gefammelt, erihien zuerft 1861 und fpäter in neuer Auflage, während in- zwilhen bejtändig Einzelfchilderungen in der „Gartenlaube” und in Ropmäßlers „Aus der Heimat” wie auch wifjenjchaftlihe Abhandlungen in der „Naumannia” und in Cabanis’ „Journal für Drnithologie‘” veröffentlicht wurden. Brehm -wollte fih nun einen eigenen Herd gründen, und um fich dafür eine fejte Ein- nahme zu fihern, nahm er eine Anftellung als Lehrer der Geographie und Naturwiffenjchaften IV* LII Alfred Edmund Brehm. am „modernen Gefamtgymnafium’ des Dr. Rudolf Zille und an einer höheren Töchterfehjule in Leipzig an und führte dann (1861) feine Braut Mathilde Neiz aus Greiz als Gattin heim. Die zierliche, behende Frau wurde im eigentlichen Sinne des Wortes der gute Genius feines Lebens. Wohl nur jelten hat eine Schriftftellerfrau mit ähnlichem eindringenden Ver: ftändniffe, mit gleicher umvergänglicher Bewunderung über Tun und Treiben, Arbeiten und Srholungen ihres Mannes gewacht wie dieje Frau, die alles über ihn vermochte und ihn jogar, wenn der Nugenblid es erforderte, dazu brachte, daß er die bequeme „‚Sagdjoppe’ mit dem verhaßten Frade vertaufchte. Sie war eiferfüchtiger auf feinen Ruhm als er jelber. Ein eigener Glüdszufall fügte es, daß fie ihn auf jeiner nächften wiffenschaftlihen Neije begleiten konnte. Der Herzog Ernft II. von Sabhjen-Koburg-Gotha rüftete im Fahre 1862 eine Reife nad) Koypten und den Bogosländern, deren Abfiht nicht bloß dahin ging, ihm, der Herzogin und den begleitenden Fürjten die Anfhauung afrikanischer Kulturländer und Wildniffe zu verichaffen, jondern die zugleich ven Charakter einer wiljenihaftlichen Expedition annehmen jollte. Brehm war nad) den Bogosländern vorausgeeilt, um mit jeiner Menjchen- fenntnis, Sprachgewandtheit und Erfahrung in afrikanischen Angelegenheiten geeignete Stand- pläge und Sagdgelegenheiten auszufundfchaften, und traf am 6. März 1862 in Mafjaua, an der wejtlichen Küfte des Noten Meeres, ein. Leider blieben ihm nur etwa 2 Wochen Zeit für eingehende, ruhige Beobahtungen, denn jhon am 27. März trafen die Fürftlichfeiten mit ihrem Gefolge, dem auch der befannte Romanschriftiteller Friedrich Gerftäder und der treff- lihe Tiermaler Robert Kretichmer angehörten, in Mafjaua ein. Sowohl der Schmale Wüftenftreifen zwiiden dem Meere und dem Hochgebirge als diejes jelbjt erwiejen fich als jehr reich an intereffanten Tieren; der Steohpalaft der Herzogin, um den fi) daS Zeltlager der übrigen Neifenden gruppierte, wurde allnächtlihd von heulenden Hyänen umkreift, und bald Fonnte Brehm den jagdluftigen Herrichaften die frohe Botjichaft bringen, daß er die Spuren einer Glefantenherde im Gebirge entvedt habe. Die Sagven auf Antilopen, Affen, Elefanten, Klippfchliefer und Vögel der verjchievenften Art waren in der Tat jo ergiebig, die Landjchaft jo Ihön und die Vegetation im Gebirge jo üppig, daß Brehm auf dem von zwei berühmten Naturforihern (Rüppell und Ehrenberg) erforichten Gebiete fiherlich eine reiche Nachlefe gehalten haben würde, wenn nicht zweierlei Umftände hindernd dazmwilchengetreten wären. Cinmal die Kürze der Zeit, denn der gejamte Aufent- halt in den Bogosländern währte nur wenige Wochen, und dann dag Mißgelhid, daß Brehm jchon am 9. April vom Fieber befallen wurde, welches ihn bis zu feiner am 25. April angetretenen Nücreife nah Europa nicht wieder verließ und feine Beobachtungs- fähigkeit natürlich auf das äußerfte beeinträchtigte. Gleihwohl wird man wahrhaft überrajcht von der Fülle der Beobachtungen, welche er unter diefen höchlt ungünftigen Verhältniffen dennoch angeftellt und in dem naturwiljen- Ihaftlihen Berichte über dieje Neife niedergelegt hat, der unter dem Titel: „Ergebniffe einer Reife nad) Habeich im Gefolge Seiner Hoheit des regierenden Herzogs von Coburg=Gotha, Ernft IL.” (Hamburg 1863) als Ergänzung des fürjtlichen Keije- werkes erihien. E3 ift eben das Geheimnis des Forjcehers, mehr zu jehen al3 andere, fich im geeigneten Augenblide zu vervielfältigen und auf der Jagd nicht nur die Bewegungen, jondern das ganze Gebaren der Tiere ins Auge zu faffen. ‚summer mehr war nun in Brehm die Neigung für das jeit längerer Zeit ziemlich allgemein vernadhläfligte Studium des Tierlebens in den Vordergrund getreten. „Sn den neueren tier Iumolichen Werken‘, jehrieb Brehm in feiner Habefchreife, „wird fonderbarerweife das Leben x Alfred Edmund Brehu. LII der Tiere faum berüdfichtigt. Man begnügt fid) mit genauen Beihreibungen des Leibes und wendet. weitaus die größte Aufmerkfamkeit auf defjen Zergliederung. Gewöhnlich erhalten wir nur über das Vorfommen eines Tieres die dürftigiten Nachrichten, während über die Zebensweije, die Sitten, Gewohnbeiten, die Nahrung ufw. ein tiefftes Stillfchweigen herrfeht.“ Sn der Erwägung, daß hier Wandel gejchaffen werden müffe, und in der Haren Er: fenntnis, daß die Tierlebenfunde nit nur ein ebenbürtiger Zweig der Naturforihung, jondern jogar derjenige ift, welcher weitere Kreife vor allem anzieht, wurde in Übereinkunft mit dem Berlagsbudphändler Herrmann $. Meyer, dem Eigentümer und Leiter des damals no in Hiloburghaujen heimijhen Bibliographiihen Inftituts, das große Werf ges plant, dem dieje Zeilen zur Einleitung dienen, da „Slluftrierte Tierleben“, von dem im Sabre 1863 bereits die eriten Lieferungen erjchienen. E3 war von vornherein dazu bes jtimmt, im beabfichtigten Gegenjage zu den der Schule und Univerfität dienenden fyftema- tiichen Handbüchern der Zoologie eine Darjtellung de3 Lebens der Tiere für Haus und Fa= milie zu werden, ein Werk, aus dem jeder Tierfreund, mochte er num ein unftudierter Land: wirt oder Jagdliebhaber oder ein Gelehrter jein, dasjenige über feine Lieblinge finden Sollte, was in den eigentlichen zoologifchen Handbüchern nicht anzutreffen ift und doch das allgemeine Snterejje des Tierfreundes zunächt in Anjprud) nimmt: die Lebensweife, Ernährungsart, da3 gejellihaftliche Leben der Tiere, ihre Gemütsart und geiftigen Fähigkeiten, ihr Be nehmen in den verjchiedenen Lebenslagen, ihre Kunjtfertigfeiten, SInftinkte und Triebe, ihre Werbungen und Baarungen, ihr Familienleben, die Wanderungen, Freundjhaften und Feind- haften untereinander und dem Menjchen gegenüber. Jın Vereine mit Profeffor Ernft Tajchenberg (gejt. 1898) in Halle, der die Snjekten und Spinnentiere, jowie mit Brofefjor Dskar Schmidt (geit. 1886), damals in Graz, jpäter in Straßburg, welcher die wirbellofen Waffertiere übernahm, unterjtüßt von den trefflihen Tiermalern Robert Kretichmer und Emil Schmidt in Leipzig, von denen eriterer jchon in den Bogosländern mit Brehm zu= jammen gearbeitet hatte, wurde ein Werk geihaffen, deffen Erfolge weltbefannt find. Die Bollendung der erften Ausgabe (in jeh3 ftarfen Bänden) z0g fich bis zum Sahre 1869 Hin. Schon während des Erjheinens vom erjten Bande des „Tierlebens” war aus Ham: burg der verlodende Ruf an Brehm gelangt, die Durch den Tod des Barons von Merk er: ledigte Stelle eines Direktors des dortigen zoologijhen Gartens zu übernehmen. Da der Plan vorlag, den Garten völlig umzujchaffen, und auch die Mittel dazu vorhanden waren, diejen zu einer der eriten Anftalten diefer Art in Deutichland zu erheben, jo mußte der Antrag für Brehm doppelt verführerifch ericheinen, zumal in anbetracht der Ausficht, daß er davdurd Gelegenheit erhalten follte, gefangene Tiere in noch viel größerem Umfange umd mit größerer Bequemlichkeit als bisher zu beobachten und diefe Studien für fein bes gonmenes Werk auszunügen. Sm der Tat ift es ihm auch gelungen, den Garten und das damit in Verbindung gebrachte Aquarium jcehnell zu einem bis dahin noch nit vorhandenen Glanze zu bringen. Allein daS Amt hatte feine jchweren Schattenfeiten in der Abhängigkeit von den Meinungen einer vielköpfigen „Zoologijchen Gejellihaft“, deren Wünfche oft feine beiten Abfichten ducchfreuzten, feine Tätigkeit lähmten und ihm bald ganz verleideten. Brehms Charakter hatte fich während der fünfjährigen afrifanifchen Neife zu einer ftarken Subjel- tivität und zu einem lebendigen Unabhängigfeitsgefühl entwidelt. ALS Führer einer Kleinen Karawane, der gegenüber Entjchloffenheit und Entjchievdenheit notwendige Bedingungen waren, niemand als fich jelbft verantwortlich und dem Befterfannten rücficht3los folgend, war er nicht der Mann geworden, fich irgendwie unterzuordnen und fremden Wünfchen, die ihm LIV Alfred Edmund Brehnr. unzwecmäßig jehienen, im geringiten, jelbft nun jcheinbar entgegenzufommen. Sonft von weicher Gemütsart, wohlwollend gegen jedermann, ven Freunden in ver Not ein zuverläfliger Freund, war er unbeugfam, wenn e3 die Vertretung feiner Überzeugung galt, und ganz unmöglich ichien es ihm, der fich brüftenden Mittelmäßigfeit oder unfähigen, aber einflußreichen Leuten eine Schmeichelei zu Jagen. Man begreift, daß eine jolche Unbeugjamkeit bald zu Reibungen und endlich zum Bruche führen mußte. Dbendrein war zu diejer Zeit der Tod feines ver- ehrten und geliebten Vaters (am 23. Juni 1864) dazugefommen, feine Stimmung zu ver: I&hlechtern. Unermüdliche geijtige Arbeit — denn e8 galt ja, das ‚‚Tierleben” fertigzuftellen — half ihm, über diefe Aufregungen und Zerwürfniffe hinwegzufommen. Gleichwohl begab er fich von neuem in ein ähnliches Jod, was man bei jeinem Cha- rvafter und nad) den gemachten Erfahrungen als einen Fehler md Sertum bezeichnen muß, den er dann auch wieder [hwer genug zu büßen hatte. Aber als er Ende 1866 Hamburg verließ, eröffnete fich ihm unter, wie er glaubte, ungleich günjtigeren Anzeichen die Ausficht, eine Mufteranftalt für Tierpflege in der preußifchen Hauptjtadt begründen zu helfen md diefer als unabhängiger, d. h. feinem wiljenichaftlihen Komitee untergeordneter Leiter zur Blüte verhelfen zu Eönnen, und einer jolhen Ausficht mochte e3 allerdings jehwer fein, zu widerftehen. ES handelte fi um die Begründung des Berliner Aguariums. Während man urjprünglich fi) auf die Schauftellung der Wafjertiere zu bejehränfen gedacht hatte, wurde durch Brehms Eintritt der Plan alsbald umgeftaltet, denn er erfannte mit Recht die Viel- feitigfeit des Snhalts für eine Grundbedingung der geveihlichen Entwidelung eines jolhen Unz= ternehmens und wollte vor allem und unter feinen Umftänden feine Lieblinge, die Vögel, darin vermiffen. Brehms Grundidee war mit feinen eigenen Worten, daß dem Bejucher in verloden- der Kürze ein Spaziergang von der Wüfte aus durch den Urwald zum Meere dargeboten werde. Wie richtig die eben erwähnte Forderung der Bielfeitigfeit war, geht daraus hervor, daß neben ven eigentlihen Wajjertieren ftetS befondere „„Zugftücde” nötig waren, um das Snter- ejje ver Bejucher lebendig zu erhalten, und es darf nur an die Rolle der anthropoiven Affen erinnert werden, welche troß der bedeutenden, durch ihre Hinfälligkeit verurfachten Koften fait niemals im Berliner Aquarium gefehlt, ja dejjen bejonderen Ruhm ausgemacht haben. Es war eine Luft, zu jehen, mit welhem Eifer und Erfolge Brehm daran ging, jeine Anftalt zu der reihften dev Welt zu machen. Sein Name, feine vieljeitigen Verbindungen und vor allem feine alte Übung und fein Gejchie in der Tierpflege Famen ihm hierbei natür- fh auf das beite zuftatten. So war es. nur natürlich, daß fich das Berliner Aquarium jeit jeiner Eröffnung (1869) unter Brehns Leitung bald einen Weltruf erwarb und zum Borbilde für die meilten jpäter errichteten Anftalten diefer Mt dienen mußte. Natürlich fehlte es auch) hier nicht an jahlihen und perjönlichen Hinderniffen. So bereitete die Herftellung eines den Meerestieren zuträglichen Fünftlichen Seewafjers anfangs Schwierigkeiten, big eS dem Dda= maligen Chemiker, jpäteren Direktor der Anftalt, Dr. Hermes, gelang, diefem Übelftande ab- zubhelfen. Ernfthafter waren auch bier die perjönlichen Reibungen, die ich nah und nad) zwischen ven zum Zujammenwirken berufenen Männern entwicelten. In dem Bewußtjein des reinjten Strebens für das Befte der ihm anvertrauten Anftalt und in den Mitteln nicht fargend, wurde Brehm leicht jchroff in feinen Abweifungen, wenn man in feine Bläne hinein- zuveden oder fie gar zu durchkreuzen juchte, und jo wurde auch hier ein einjpriegliches Zus jammenmwirken mit der Zeit unmöglic” und das Amt zuleßt zu einem wahren Martyrium für den jelbjtbewußten Mann. Nach etwa achtjähriger, äußerlich erfolgreiher Leitung legte Brehm im Frühjahr 1874 Alfred Edmund Brehun. LV müpde und frank das Amt nieder, welches er beijer nicht übernommen hätte, und wie |ehlimm die Erregungen der legten Jahre auf jeine Gejundheit eingeftürmt hatten, geht daraus her: vor, daß er unmittelbar darauf in eine heftige Krankheit (Gehirnentzündung) verfiel und nur mit Mühe gerettet werden fonnte Um fich zu erholen, verlegte der vom jchweren Kranfenlager Erftandene für einige Zeit feinen Wohnfts nad) Kunersdorf bei Hirfehberg am Kiejengebirge, mojelbjt er jih in der friihen Gebirgsiuft auch bald jo exrholte, daß er zu Michaelis desjelben Jahres mit jeiner Familie nach Berlin zurüctehren fonnte Bon da ab ift er ein freier Mann geblieben, der nur jeiner natürlichen Anlage und Befähigung, als Naturforicher und Vollzichriftiteller zu wirken, lebte und jeine Zeit fortan jo einteilte, daß er in der Negel im Sommer an jeinen Büchern arbeitete, während er im Winter jene VBor- tragsreifen dur) die größeren Städte Deutjchlands und der benachbarten Länder unter: nahm, die unter den Gebilveten aller Stände einen jo außerordentlihen Beifall gefunden haben. Brehms Vortrag hatte große Vorzüge, denn abgejehen von feinem Elangvollen Drgan verfügte er über die Gabe, ohne faljches Pathos und ohne fchaufpielerifche Künfte einfach umd doc überaus eindringlich und lebensvoll zu jchildern. Obwohl er meift über jeine eigenen Beobachtungen in Afrifa oder im hohen Norden berichtete, hatte man niemals da3 Gefühl, einen berühmten „Afrifareijenden‘ vor fich zu haben, und diejes bejcheidene Zurüdtreten der eigenen Perjönlichfeit übte auf alle Zuhörer einen unmwiderftehlichen Zauber. Er fonnte feine Muße damals wohl gebrauchen, denn er hatte fein Bud) „Gefangene Bögel, ein Hand und Lehrbuch für Liebhaber und Pfleger einheimifher und fremdländischer Käftgvögel”“, von dem 1872 der erjte Band erihienen war, zu beendigen, und neben der Voll- endung diejes Werkes (1876), welches der Stubenvogelpflege zum erjten Male eine gediegene Grundlage gab, und von weldhem der große Auffchfwung diefer Liebhaberei datiert, für die er auch in ver „Oartenlaube‘ fortdauernd wirkte, am die Bearbeitung einer neuen Auflage von- Ropmäßlers „Süßmwafjer- Aquarium“ (1875) und vor allem diejenige der zweiten Auf- lage de3 „Zierlebens” an die Reihe, von dem der erfte Band 1876 ausgegeben wurde, Wer die erjte Auflage diejes großen Werkes mit der zweiten vergleicht, weiß, daß die Neu: bearbeitung ein Stüd ernfter Arbeit bedeutete, denn Brehm hatte fich durch den jeltenen und verdienten Erfolg nicht verführen lafjen, die Hände in ven Schoß zu legen, fondern ergänzte, feilte, verbefjerte und berichtigte unermüdlich weiter. Das Werk, welches urfprünglich nur 6 Bände umfaßte, wuch3 fait auf das Doppelte des Umfanges heran. Aber lange bevor er dieje Arbeit vollendet hatte, gelangte wieder eine Aufforderung zur Mitreife in ferne Himmelsftrihe an ihn, der er bei feinem unzähmbaren Foriher:, Jagd: und Reijedrang nicht zu widerjtehen vermochte: jein langjähriger Freund und Berufsgenojje Dr. Dtto Finjd aus Bremen lud ihn ein, an der wifjenfchaftliden Erpedition zur Erz forihung von Weftfibirien, die von dem ‚Verein für die deutfche Nordpolarfahrt in Bremen’ ing Leben gerufen wurde, teilzunehmen. Sm wejentlichen beftand diefe Expedition, zu deren Koften A. M. Sibiriafoff in Srlutff 20000 Mark beitrug, nur aus Brehm und Finjch, welche beide ihrem eigentlihen Face nad Drnithologen waren, und e3 darf als ein gün- jtiger Umftand bezeichnet werden, daß fich ihnen ein wirrttembergischer Offizier, Graf Karl von Waloburg-Zeil-Trauhburg, der zugleih) Botaniker war, auf eigene Koften an- Ihloß. Die Reife wurde nach den beften Vorbereitungen im Vorfrühling 1876 angetreten, und jhon am 19. März langten die Teilnehmer mit der Eifenbahn in Nifhnij Nowgorod an, von wo die Weiterbeförberung auf böfen, durchgetauten Wegen in Chlitten über den Ural er= folgte, dann teils zu Pferde, teils auf Kamelen dur) Kofafen-, Tataren- und Kirgijenfteppen LVI Alfred Edmund Brehm. bis zum Alatau und Altai fortgejeßt wurde, worauf, nad) einem Funzen Ausfluge über die inefijche Grenze, dur) die Gebiete ver Samojeden und Djtjafen noroweftlich nad) den Tun: dren aufgebrochen wurde, bis zum Karifchen Meere hin. Troß des außerordentlich freundlichen Entgegenfommens, welches die Teilnehmer fait überall fanden, war die Reife zum Teil recht bejchwerlich, namentlich in ihrem zweiten Teile auf der Tundra Nordweftfibiriens, wo zu der Unmwegjamkeit und Miücdenplage nod) die damals in jenen Strihen wütende Nenntierfeuche fan, die den Lebensunterhalt und da3 Vorwärt?- fommen dur das Fehlen de3 wichtigiten Nahrungs und Zugtieres jener Striche bedeutend erjchwerte. Die Expedition war in ethnologiicher Beziehung vielleicht ergebnisreicher als in zoologijcher und botanifcher Richtung, dem die Neifenden waren ja in diejen anfievelung3- armen Gegenden auf den beftändigen und unmittelbarften Verkehr mit der einheimijchen Bevölkerung angewiefen, mußten in den Jurten der Nomaden fchlafen und ihre der Gegend angemefjene Lebensweife nahahmen. | Für den Verfafjer des „‚Tierlebens“” war der Ausflug injofern nicht unergiebig, al3 er dazu gelangte, zahlreiche Gebirgs- und Steppentiere zu beobachten und zu erlegen. Nad) etiwa neunmonatiger Abmwejenbheit trafen Brehm und Finjh wieder in der Heimat ein. Bald nach der Ende 1876 erfolgten Nüdfehr aus Sibirien begannen Brehms Be: ziehungen zu dem Kronprinzen Rudolf von Ofterreich, der, jelbft ein eifriger Weid- mann und Forjcher auf dem Gebiete der VBogelfunde, feine Verdienfte vollauf zu jhäßen wußte, ihm die aufrichtigfte Zuneigung entgegenbradgte und ihn bald durch jeine perjönliche Freundichaft auszeichnete. Der nähere Verkehr begann 1877, und jchon im nächlten Jahre begleitete Brehm den Kronprinzen auf einer Neife nah Ungarn, 1879 nad Spanien, Reifen, die man mehr als wifjenjchaftlihe denn al3 bloße VBergnügungsreijen bezeichnen darf, denn fie galten zu einem guten Teile der von Brehm früh in Angriff genommenen ‚„lölerfrage”, für die fih Kronprinz Rudolf, der ein eifriger Mitarbeiter ornithologischer Zeitjchriften war, lebhaft intereffierte. Die erwähnten Forfchungsreifen in Ofterreich-Ungarn und Spanien, die Brehm als Bes gleiter des Kronprinzen ARudolf angetreten hatte, waren reich an Ehren geworden. So be- zeugte der Herzog von Meinigen dem Forjcher jene Hohahtung durch Verleihung der großen Medaille für Kunft und Wiffenidhaft, Kailer Franz Sofeph verlieh ihm den Drden der Eijernen Krone, mit dem damals noch die Erhebung in den perjönlichen Adelsitand verbunden war. Aber dieje Jahre, die jo reich an Auszeihnungen waren, jhlugen jeinem Herzen auch tiefe Wunden durch Die herbiten Verhufte, die er jemals zu überwinden hatte. Schon bald nach feiner Nückehr aus Sibirien mußte er (1877) feine alte Mutter begraben, und im fol- genden Sahre verlor er bei ver Geburt jeines jüngften Söhndhens die unerjeglihe Gattin, fie, die ihm im jhönften Sinne des Wortes die befte Stüte, Gehilfin und Mitarbeiterin bei jeinem Taagewerfe gewejen war. Es war ein Schlag, von dem er fich nie völlig wiener er- holt hat, denn die Sonne jeines Lebens war untergegangen! — AnverjeitsS wuch3 der Kreis jeiner Verehrer und der Beifall feiner Borlefungen von Yahr zu Jahr, und jeine äußeren Lebensverhältniffe gejtalteten fi) jo günftig, daß er alljährlih im Sommer 3—4 Monate einzig der Erholung auf feiner Befisung in Nenthendorf wiomen konnte, wojelbjt ver mur al3 Tierfreund befannte Naturforjher eifrig — Nofen züchtete und e8 zu einer bedeutenden Sammlung der Sehönften und feltenften Arten bradftee Im Winter ging e3 dann wieder mit neuen Kräften auf die Reife, um womöglich ein Vermögen zu erwerben, welches die Zukunft der Töchter und Söhne nah menjhlihem Berechnen fichern follte. Alfred Edmund Brehm. LVII Dhne Zweifel — dei für fich jelbjt brauchte er nicht viel — war e3 auch dieje liebe: volle Firjorge für die Seinigen, die ihn 1883 dazu veranlaßte, ein ihm angetragenes Ab- fommen für eine größere Vortragsreije in Nordamerika zu unterzeichnen, die wahr- Iheinfich infolge der damit verbumdenen Anftvengungen und Aufregungen viel dazu bei- getragen hat, jeinem arbeitsreichen Leben ein verfrühtes Ziel zu fegen. Kurz vor Antritt der Reife, die von Ende 1883 bis April 1884 währte, erkrankten feine fünf Kinder jäntlich an Diphtheritis, und ex hätte jeine Neife unter diefen Umftänden natürlich unterlaffen, wenn ihn jein Kontrakt nicht zu jchwerem Neugelde verpflichtet hätte, wozu noch fam, daß der behandelnde Arzt die beruhigendften Zuficherungen über den Zuftand der Kinder geben zu fönnen glaubte. In der Tat famen vier von ihnen glücklich davon, aber den jüngften Sohn, das lebte Vermächtnis der geliebten Frau, jeinen und der ganzen Familie Liebling, raffte die tüdifche Krankheit dahin, bevor Brehm noch den Fuß auf das ameritanische Feitland gefekt hatte. „So Ihonend und allmählich”, jehreibt mir jein Sohn, „ihm auch diefe Nachricht bei- gebracht wurde, jo tief erichütterte fie ihn do. Man kann jagen, daß er jeitdem völlig inner: lich) gebroden war. Mechanijch erledigte er feine jchwere Arbeit von 50 Vorträgen, dann im Miffiiftppital warf ihn eine Malaria, der die jeeliiche Erfepütterung nur alu wirkfam vorgearbeitet hatte, aufs Sranfenlager ..... und er erholte ji) nur langjam. Ein an Körper und Geift gebeugter Greis fehrte er heim. Wir erjchrafen über fein graues Haar, über das trübe Auge, al3 wir ihn wieverjahen.. . .” Er bradte nad) der Rückkehr zunächit einige Wochen zu jeiner Erholung in Friedrichg- tanned bei Gijenberg zu und trat dann die legte feiner vielen Reifen nad Unterrenthendorf an. Eine jchwere Nierenerfranfung bildete fich bei ihm aus, die jeine Kräfte jehr jchneli aufzehrte, wobei ihn das Nachlafjen der früher umermitdbaren Arbeitskraft am meiften be unrubhigte Den Sommer über hielt fich fein ftarker Körper aufrecht, aber im Herbfte ging es mit ihm zu Ende. Der noch nicht 56jährige Man, der fi) noch mit jo reihen Plänen getragen und noch jo viel für jeine Foriehungsgebiete hätte leijten fünnen, erlag am 11. November 1884 nachmittags gegen 5 Uhr feiner Krankheit. Ein Schlaganfall erlöfte ihn zulegt Invermutet von jeinen Leiden. Sn den Sahren jeiner Kraft war Brehm ein jhöner, jehlanfer Mann mit höchit aus- drudsvollem Geficht, dem die hohe Stirn, die Fräftige Adlernafe, die freundlichen graublauen Augen, der dunkle Vollbart und das meift langgetragene dunkle Haupthaar etwas Apoitel- mäßiges gaben. Und jo als ein begeijterter Verkünder der Naturgröße, als ein Verächter und Befämpfer der Bemühungen, die Menjchheit der Naturfenntnis zu entfremden, faßte er jeine Miffion zu allen Zeiten mit einem heiligen Eifer auf, der ihm manchmal feharfe Worte in die Feder gab. Sein Welen war aller Halbheit abhold, er fonnte weder den Höfling jpielen, no) unter jehmeichlerifhen Worten feine wahre Gefinnung verbergen und mußte fich naturgemäß dadurch viele Feinde, nit nur im Elerifalen Lager, jondern auch unter Fachgenofjen, machen. Mit diefer Geiftesanlage ift ein ftarfes Selbftgefühl untrennbar ver- bunden, und es it wohl möglich, daß Brehm dabei manchmal aus den reinjten Abftchten anderen zu viel getan hat. ES jcheint mir aber auf einem Mikverftändnis zu beruhen, wenn man ihm diejerhalb ein hochfahrendes Welen zugejchrieben hat. Denn im Grunde war ihm eine Eindlich=heitere Natur und Unbefangenheit eigen. Er konnte ebenjo wie durch jeine Vorträge eine große Zubörerichaft, einen Heinen Kreis durch Erzählung jeiner Erlebnifje fejleln, und dabei war ihm alle Großjprecherei jo weit fremd, daß er feine Kinder zu deren größtem Leidwejen aus Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. \ INy= VII Alfred Edmund Brehm. dem Zimmer jchiete, wenn er im engeren häuslichen Kreife von jeinen Reifen erzählte. Sie jollten ihn nicht als den berühmten Reifenden Fennenlernen! Brehms Schriften find oft hart getadelt und angegriffen worden, Be durch jeine jtän- dige Mitarbeiterichaft an der „Oartenlaube‘, durch jeine Verteidigung des freien Stand» punktes der Forfchung, durch jeine Hinneigung zu Darwin und feinen unverhüllten Ha gegen die Fromme Heuchelei hatte er fich unzählige Feinde, namentlich im Flerifalen Lager, erworben. Man hat daher an feinen Werfen viel zu mäfelı gewußt und von jeinem ‚‚Tier- leben” gejagt, e3 jet nichts weiter al3 eine unmifjenschaftlihe Zujammenftellung aus dem Munde von Jägern und Sagdliebhabern und daher auh nur für jolhe brauchbar. Man hat im bejonderen hervorgehoben, daß ji aus dem Benehmen einzelner, durch Gefangen: Ihaft eingejchüchterter oder jchlecht erzogener Tiere feine Schlüffe über Gemütsart und geiftige Fähigkeiten ihrer Sippihaft im allgemeinen ziehen ließen. Der eine Vorwurf ift aber genau ebenjo unberechtigt wie der andere. Eine „wiljen- ichaftliche Zoologie” wollte Brehm nicht fchreiben. Wenn man ihm aber vorwarf, daß er nicht individualifieren könne, und daß er die aus dem Benehmen eines einzelnen Tieres ge zogenen Schlüffe geneigt gewejen jei, auf die ganze Artgenojjenjchaft auszudehnen, jo tat man ihm bitter unrecht. War ein beftinmtes Tier bisher nur in einem einzigen Stüd der Beobachtung zugänglich gewejen, jo fonnte er allerdings nichts weiter tun, als die Ergeb: nilje diejer alleinftehenden Beobachtung mitzuteilen. In all den Fällen aber, wo eine größere Anzahl von Gewährsmännern zu haben war, urteilte er durhaus nicht nach vereinzelten Deobadtungen. Daß er als Anwalt der Tiere manchmal geneigt war, ihre guten Seiten zu überihäßen, und bei anderen wieder durch Neifeberichte fich verloden ließ, ihre Furcht: barfeit mehr als billig hervorzuheben, mag zugegeben werden. Man darf aber jolhe Huße rungen nicht aus einem großen Ganzen herausgreifen und ein Gewicht darauf legen, das fie nicht beanjpruchen. Sevenfalls war Brehm von aller Empfindfamfeit in der Naturauf- fafjung frei, und die Verbreitung des vorliegenden Werkes zeigt, wie viele Menjchen er für die Verjenfung in das Seelenleben der Tiere und die Größe der Natur gewonnen hat. Das aber ift, abgejehen von jeinen wertvollen eigenen Forihungen, die er in Fachzeitichriften niedergelegt hat, ein Verdienft, welches niemand verfudhen darf, ihm ftreitig machen zu wollen. Einzeller (Protozoa). Bearbeitet von Dr. Bictor Franz. Die Einzeller (Protozoa) wurden bisher meift „Urtiere” genannt, und der Yatei- niiye Name bedeutet dasjelbe. Der Name Urtiere bejagt viel und nichts. Viel, indem er uns die Einjicht in die Anfänge der Xebemwelt, in jene Reihen verjpricht, Die eben aus dem Gejtaltungslojen fich zu den einfachiten Formen herausarbeiten; wenig, indem er unfere Boritellungen über den eigentlichen Snhalt der großen Abteilung vollfommen im unflaren läßt. Die Worte „Würmer“, „Weichtiere”, „Wirbeltiere” ujiw. Fnüpfen an Gefchöpfe an, die uns täglich vor Augen fommen und ein für jedermann verjtändliches Gepräge haben. Unter einem Uxtiere fann man fich aber ohne ganz beftimmte Anleitung gar nichts denken, und hat man auch einige gejehen, jo lajjen jie auf die Geftalt und typische Ausbildung der übrigen feinen Schluß ziehen. Die Überficht über die anderen Kreife des Tierreiches wird bon vornherein Dadund) erleichtert, daß man für fie eine bejtimmte Nichtung der Formen- bildung, des Bauftiles angeben fan. Die meilten Urtiere find nun zwar nicht geradezu formlos, bejtehen aber aus Formen der verjchiedenartigiten Anlage. Unter diefen Umftänden läßt jich über die Geftalt der Protozven ettwas Allgemeingültiges überhaupt nicht jagen. 63 gehören nad) der Meinung vieler Naturforscher große Gruppen von Organismen hinzu, deren tieriihe Natur von anderen mit guten Gründen angezweifelt wird. Wir fommen mit ihnen vielmehr in das Grenzgebiet der Tier- und der Pflanzenwelt, und es ilt be- fanntlich viel Darüber geforjcht und gejtritten worden, ob es wirkliche Grenzen zwischen beiden Neichen gibt, oder ob nicht vielmehr Wejen aweibeutiger und einfacher Bejchhaffen- heit den Übergang zu einem unmerffichen machen. Dagegen wijjen wirüber den inneren Bau der PBrotozoen heute eins ganz genau, mas ehedem noch nicht jo gewiß war, und was eben den Namen Einzeller rechtfertigt: alle dieje meilt mifrojfopijch Heinen Wejen Habenim SInnerenihrer flüfjigen, „Protoplasına‘ genannten Körpermajje einen „Kern”, geradejo wie alle jene zahllofen „Zellen“, die al3 winzig Heine Baujteine den Körper jedes größeren pflanzlichen mie tierischen Lebemwejens zujammenjeßen: jie jind einzelne Zellen. Damit das unvermeidfihe Wort Vrotoplasma, Blasma oder Sartode, ohne das ein Berjtänonis der Beichaffenheit und des Lebens, auch der LXebeweije der Einzeller ganz unmöglich ijt, fein leerer Stlang bleibt, ift freilich Fein anderer Ausweg möglich, al daß man ji) von einem befreundeten Naturforjcher wirkliches Protoplasma unter dem Mitro- jfop zeigen läßt. Ein jehr günftiges, im Sommer immer leicht herbeizujchaffendes Objekt ind die Haare an den Staubfäden der Tradescantia. Sn diejen Haaren, langgejtredten Bellen, ift bei einer Bergrößerung von 400—500 ein in fortwährender Veränderung ımd Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 31 2 Einzeller. ftetem Fliegen befindliches Neb einer diflüfjigen Subftanz wahrzunehmen, deren Bewegung fich bejonder3 aus dem Yortgleiten darin enthaltener feiner Körnchen ergibt. Dieje Be- teglichfeit exjcheint al3 eine der auffallenditen und mwichtigiten Eigenjchaften des in Der Pflanzenzelle eingejchlofjenen Protoplasmas, und in auffälliger Weife fehrt fie auch in jo manchen tierischen Zellen, ganz bejonders aber bei Einzellern, wieder. Was wir uns unter dem Kern der Belle vorzuftellen Haben, ift durch feinen Namen jchon teilmeije gejagt. Fügen wir noch Hinzu, daß fein Protoplasma dauernd lebend Tann, wenn man den Stern fortnimmt, daß alfo zweifellos zwifchen diefem und dem Protoplasma ein ftändiger Aus- taufch von Stoffen vor fich geht, daß ferner einer jeglichen Zellteilung, der Grundlage aller VBermehrungs- und der meilten Wachstumsporgänge, die Teilung des Kernes voran- geht und ihr exit Die Teilung des Plasmas folgt, und daß jchlieglich die Kerne namentlich bei den Protozoen jehr verjchiedene Geftalt Haben Fünnen, jo mag fürs erjte genug über das Wejen der Zelle und iiber den Bau der Einzeller gejagt fein. &3 gibt feine fernlofen Protoplasmen: die jogenannten Moneren, an deren Borfommenman eine Zeitlang glaubte, find faft jämtlich von der Lijte der bejtehenden Lebensformen geftrichen oder in die Scharen des fernhaltigen Organismen eingereiht worden, wenigitens jomweit e3 jich um das Gebiet der Zoologen handelt; die Botaniker find fich gegenwärtig noch nicht darüber einig, ob die Bakterien und Blaualgen fernlofe Protoplasmen find, oder ob auch dieje Keinjten aller Rebemejen, mie einige Forjcher meinen, Kerne Haben und jomit zelligen Bauez find. Die Genauigfeit fordert von uns, noch zu erwähnen, daß nicht alle einzelligen Tiere einfernig find, manche Haben mehrere, jelbjt viele Kerne; namentlich ift daS bei größeren Formen der Fall, jo, um nur einige Beifpiele zu nennen, bei dem GOtrahlenfugeltierchen (Actino- sphaerium), ferner, fajt jelbjtverjtändlich, im Bereiche der Falfichaligen Kammerlinge (Fora- minifera), von denen e3 heute noch Arten von mehreren Millimetern Durchmejjer gibt, in nicht allzu ferner geologijcher Vergangenheit aber Stüde von mehr al3 Talergröße lebten. Man fieht zugleich: nicht alle Einzeller find winzig Klein. Die meilten Einzeller bejtehen nur aus organischer, plasmatifcher Subjtanz und lafjen dann meift an ihrer Oberfläche eine feitere Hautähnliche Schicht, das Eftoplasma, von dem mweicheren Snneren, dem Entoplasma, unterjcheiven. Nur in wenigen Abteilungen finden fich mineralifche Sfelettgebilde, wie 3. B. die Kiejeljfelette der Napdiolarien, die Kalt- ichalen der Foraminiferen. Im Entoplasma find namentlich bei Süßmajjerformen ftets Flüjiigfeit3blafen, fogenannte pulfierende Vafuolen, vorhanden, die die Aufgabe Haben, dem Plasma das ftändig von außen eindringende Wafjer, Das e3 gleichjam, verdünnen oürde, zu entziehen, daher fich rhythmifch anfüllen und durch Plaben nach außen entleeren, ferner jehr Häufig Yett- und andere Tröpfchen oder Hörnchen, feltener jchon Gtärfe- (Amylum-) und Baramylumkförner. Wohl zu unterjcheiden von den pulfierenden Bafuolen find die Nahrungsvafuolen, Flüffigkeitströpfchen, die Die ins Plasma aufgenommenen Kahrungskörper umfchliegen und an feinen bejtimmten Vla& gebunden find, oft aber mit der Nahrung felbft fich auf vorgefchriebener Bahn durch den Plasmaförper bewegen. sn ihnen werden die Nährftoffe verflüfligt, wie man auch jagt: „verdaut” oder „aljimiliert”, jo daß jie in Das Plasma des Tieres eindringen fünnen, während mitaufgenommene Yart- gebilde oder jonftige unverdaufiche Stoffe, wozu bei dem Tleijchfrejfer Bursaria auc) Stärfe gehört, in den Nahrungsvafuolen unverändert bleiben bis zu ihrer Ausftogung aus dem Körper. Soweit man in einzelligen Tieren grüne oder gelbliche Chromatophoren fand, han- delt e3 jich oftmals um fymbiotifche Einmieter aus dem Pflanzenreich, einzellige Algen, Allgemeines, 3 jogenannte Zoochlorellen oder Hooranthellen, Die dem Tiere Nähritoff entnehmen und ihm dafür Atenluft, Sauerftoff, bereiten. Pigmentflede ganz anderer Art find Dagegen die roten jogenannten Stigmata oder Augenflede der Euglenoiden, Phytoflagellaten und gemijjer Dinoflagellaten. Sie bejtehen nad) France, der fie bei ftarfer Vergrößerung unterjuchte, aus einer feinmajchigen Grundmalje, die zahfreiche rote Körnchen enthält, außerdem oft aus einer oder mehreren jtark lichtbrechenden, aus Stärfe oder einer ftärfeartigen Subjtanz gebildeten Kugeln. Die den Stigmata im Einzeller anliegenden lichtbrechenden Körner wurden manchmal jogar ettva wie Augenlinjen aufgefaßt. € ift aber jehr fraglich, ob wir e3 in allen diejen Fällen toirklich mit Lichtfinnesorganen oder aber mit Drganellen itgend- welcher anderer, noch nicht ermittelter Tätigkeiten zu tun haben. Sedenfalls geht aus Engelmann3 Verjuchen an Euglena nicht eine bejondere Lichtreizbarfeit des Stigmas her- bor, vielmehr ijt die Nealtion auf Schattenteize bei der genannten Art ein und diejelbe, auch wenn der Schatten num den vor dem Pigmentfled gelegenen Teil des Tieres trifft. Anderweitige Sinnesorganellen — man jpricht von „DOrganellen‘ beim Einzeller, während man beim Bielzeller dafür „Organe“ jagt — jind gewilje fteife Haare oder Bor- Iten, die über die beweglichen Wimperhärchen herborragen und dem Taftvermögen dienen. Bei Stentor fann ein gemwöhnliches Wimperhaar vorübergehend ftillftehen und damit zu einem Tajthaar werden und umgekehrt. Damit ijt Schon das Wenige, was über Sinnesorganellen am Protozventörper gejagt werden fann, ertwähnt; eine wejentlich größere Rolle jpielen die Bewegungsorganellen, die wir jveben fchon beiläufig jtreiften. Bei den Wurzelfüßern (Rhizopoda) wird Beme- gung und Ernährung Hauptjächlich Dadurch in fehr einfacher Weife vollzogen, daß der Kör- per mehr oder weniger formlojfe oder Doc formunbejtändige, protoplasmatiihe Lappen oder Fäden, „Scheinfüßchen“ oder „Bjeudopodien" genannt, ausjtrect und wieder einzieht. Auf jolden vorgeftredten Flüffigfeitsmafjen fchreitet geradezu manche Amöbe, mit ihnen umfließt jie auch Nahrungsförper, verleibt dieje aljo auf einfachite Weife jich ein und ftößt die underdaulichen Nejte an irgendeiner Stelle wieder aus ihrem Plasmaleibe aus. Bei den Geißeltieren (Flagellata) dienen der Fortbewegung lange, dünne, in Ein-, Zimei- oder Mehrzahl vorhandene, im allgemeinen formbejtändige Fäden, die wegen ihrer [chwingenden Bemegung Öeißeln genannt wurden. Vermutlich ilt ihre Bewegung, genau genommen, eine jpiralig jchlängelnde und das Prinzip der Bewegung dazjelbe wie 3. B. beim jchwin- menden Blutegel, doch ins Dreidimenfionale übertragen. Die Wimpertiere (Ciliata) find über und über mit Heinen beweglichen Wimpern oder „Zilien” befleidet, deren jtändiger Schlag etwa auf Rudermwirkung Hinausföommt. Bei den Geißel- und Wimpertieren, die auch oft Geikel- und Wimperinfuforien genannt werden, dient meist eine bejondere Gtelle, der Zellmund, zur Nahrungseinfuhr, auch) zur Ausfcheidung der unverdaulichen Nefte der Kähritoffe. Seltener ift ein bejonderer Zellafter ausgebildet. &3 gibt noch manche Arten von Drganellen in der Hautjchicht oder Pellicula der Protozoen. Zu den weniger auffälligen, aber recht bemerfenswerten gehören die Nefjel- organellen oder Trihozyiten (Knidozyiten, Nematozyiten), die bei Berührung erplodieren und etwaige Angreifer gleichjam mit fcharfen Pfeilen bejchleudern. Nicht in der Pellifula, aber, wenn fie iiberhaupt vorhanden find, ftet3 Dicht unter ihr liegen im Protogoenförper oitmalß Musfelfädhen, aud) Myonemen genannt, die durch ihre Zufammenziehbarkeit den Körper etwas verkürzen, bei ungleichjeitiger Zujammenziehung ihm auch Biegungen geben fünnen. Cie herrichen bei den Wimperinfujorien vor und bemirfen ausgejprochene 1* 4 Einzeller. Geftaltveränderungen namentlich bei langgeftredten Arten, wie bei ven Trompetentierchen und dem Schwanenhalstierchen, jorwiedas Zufammenfchnurren der Stieleder Glodentierchen. Die Fortpflanzungsperhältnijje der Einzeller find jehr verwidelt. Sm ein- fachjten Falle erfolgt eine Zmeiteilung des Tieres, die bald eine Längsteilung, bald eine Duerteilung in gleiche Teilftüde jein Tann; daneben fommt, wenn auch feltener, die inoj- pung bor, bei der fi) vom Muttertier ein fehr viel Heineres Tochterwejen oder mehrere jolche ablöjen. Cine verbreitete, bei manchen Arten neben der Zmeiteilung, bei anderen jogar ausichhießfich vorfommende Fortpflanzungsweile ift ferner die Vielteilung oder Auflöfung in „Sporen” oder „Sameten”. Dieje fünnen untereinander alle gleich fein, in anderen Fällen find fie teils größer, teils Heiner, wobei die Fleineren meilt die beweglicheren find und die beiden Arten von Sporen, Die Mafro- und Mifrogameten oder -jporen, dann hochgradig das Ebenbild von Ei- und Samenzelle eines vielzelligen Organismus find, wie lie denn auch dazu bejtimmt find, paarweije miteinander zu verjchmelzen und dann zum fertigen Einzeller heranzumwachjen. Außer diefer Art von Baarung, die au) Kopulation genannt wird und eine Dauernde Verschmelzung junger Sndivivuenift, gibt e3 noch bei den Wimperinfujorien eine meijt nır vorübergehende Paarung der vollausgebildeten Tiere mit nachfolgender Wiedertrennung. Diejfe wird Konjugation genannt und ijt zweifellos ein jehr wichtiger Vorgang, der zu einem Austaufch von Zellfernjubftanzen führt. Sehr eingehende Unterfuchungen haben A. Gruber, R. Hertiwig, Maupas und andere über die Konjugation des PBantoffeltierchens (Paramaecium aurelia), eine3 gemeinen $n- fufors aus der Jamilie der Holotrichen, gemacht. Diejenigen PBaramäzien, die zur Klonju= gation schreiten wollen, [hwimmen anfangs um- und übereinander her, berühren fich, haften wohl auc) einen Augenblid aneinander, um fic) wieder Ioszulajien, bis Schließlich die Ber- einigung erfolgt (|. Tafel „ Einzeller I‘, 6, bei ©.34). Sie gejchieht zunächit vorn an der Spige der beiden Snfujorien und dann an den Mundöffnungen, alfo näher dem Hinterende. An diejen beiden Stellen bleiben die Tiere fejt vereinigt, während der übrige Teil des Körpers nut loje over auc) gar nicht mit Dem des anderen Sndividuums vereinigt it. Außerdem liegen die Tiere nicht in einer Ebene aneinander, jondern etwas gefreuzt. Die eben gepaarten Tantoffeltierchen haben jedes, wie die Wimperinfuforien im allgemeinen, zwei Kerne, den Hauptfern und Nebenfern, rıoch in charakteriftiicher Tage nebeneinander. Der Enderfolg der nunmehr jtattfindenden, verwidelten Vorgänge an den Zellfernen ift, daß die Hauptferne jomwie Feine Teile der Nebenferne zerfallen, daß aber ferner, was wichtiger ift, Die Haupt- majje des Nebenfernes in jedem Baarling lebensfähig bleibt und fich in zwei Hälften teilt, deren eine zum anderen Baarling hinüberwandert. ©o Tann in jedem der beiden aneinander- gejchmieaten Bantoffel- ein Stüd eigener Kernmafje mit dem vom Paarling herzugewander- ten Sternjtüd, dem Wanderfern, verjchmelzen; der Daducch neu entitehende Kern bildet fich noch zu Haupt- und Nebenfern um, und die beiden Snfujorien, die fich inzwischen wieder boneinander gelöft Haben, erjcheinen jo bejchaffen, wie jie vor der Konjugation waren. Bwifchen zwei Stonjugationen fönnen jtetS eine erhebliche Anzahl von Teilungen er- folgen, aber faum ins Unendliche fort, von Zeit zu Zeit müfjen durch Teilung Hervor- gegangene Jndivivuen wohl aufs neue Konjugationen eingehen. Gejchieht das nicht, jo degeneriert nach den Unterfuchungen von Maupas und anderen die Nachfommenjchaft immer mehr, jie wird feiner, die Geftalt ihres Körpers und ihres Kernes ändert jich, fie büßen ihr Slimmerkleid teilmeije und damit die Fähigkeit genügender Beweglichkeit und Nahrunas- aufnahme ein und gehen schließlich an Altersichwäche zugrunde. Teilung ohne Konjugation Allgemeines. 5 wirkt alfo ähnlich wie fortgefette Inzucht, und es ift gewilfermaßen auch für die Infuforien das, mas man bei Haustieren als „Auffrifchung des Blutes“ bezeichnet, nötig. Man Jieht, gemwilje wichtige Lebensprinzipien beherrichen den Kreislauf der Einzeller genau jo wie den der vielzelligen Tiere und Pflanzen. Nicht wenige Snfuforien umgeben jich beim Eintrocdtnen der Gemwäljer oder beim Ver- derben des Wafjers mit einer hügenden Hülle, fie verfapfeln oder „enzyjtieren” ich, um im eingettodneten Schlamme neues Aufleben zu erwarten oder im Staube über Berg und Tal getragen zu werden. Gie teilen dieje Zählebigfeit, wie wir mwiljen, mit vielen anderen Feimen Organismen und deren Keimen, und die Erfenntnis diefer Berhältnifje hat längjt der ehemals als ein Wunder angejtaunten Erfcheinung, wenn auf Regen nad) langer Ditrre die eben entitandenen Keinen Teiche binnen wenigen Tagen eine reiche Lebensfülle beherbergen, da3 Gepräge des Unerflärbaren abgejtreift. Manche Nlrten über- dauern auch den Winter im enzyitierten Zuftande, und fchlieglich gibt es noch manche andere Arten von Zuften. Die Zhften einer Snfuforienart find daher nicht immer von gleicher Bedeutung, man hat 3. B. bei ven Heuinfuforien (Colpoda), nad) Ahumbler, dreierlei verjchiedene zu unterjcheiden: Dauerzyften, Teilungszyften und Sporozhiten. Die Dauerzhiten jchüßen die Tiere gegen die Hite, die Kälte, ven Mangel an Wajjer und Saueritoff. Läßt man das Wajfer, in dem fich Kolpoden aufhalten, auf dem Objeftträger unter dem Mifrojfop langjam verdunften, jo jieht man, wie die Tiere anfangen, gleichjam geängftigt hin und her zu jagen, und wie fie bemüht find, fich von etwa Furz vorher auf- genommenen Nahrungsballen zu entlajten. Plößlich Hört ihr unruhiges Hin- und Her- fahren auf, fie fangen an, auf einem Bunfte zu bleiben und fich um eine ihrer Achjen, die einen rechts, die anderen Yinf3 herum xafch zu drehen. Dabei ziehen jte jich zu Stugeln sufammen, ziehen auch ihre Wimpern ein und jceheiden die gelatinöfe Hülle ab. m Wajjer gelafjen, jcheinen diefe ZHiten nie auszufchlüpfen, ext wenn fie mindejtens zwei Tage troden gelegen hatten, war e3 möglich, das Yatente Leben ihres Suhalts wieder in ein aktives überzuführen. Die Dauerzyite, in der das Iufufor, abgejehen vom Verluft jeines Wimperkleides, unverändert bleibt, fan ihren Schübling nur drei Wochen lang im Sommer erhalten, Danach ift fie nicht wieder zum Leben zu erweden; es ijt aljo ein Srrtum, Daß, wie man früher glaubte, eingefapfelte Snfuforien, wenigjtens Colpoda, ein latentes Leben jozufagen ewig führen fünnten. Zur Bejchreibung der Teilungszyiten von Colpoda fnüpfen wir an die obenerwähnten Berhältnifje der ungefchlechtlichen Fortpflanzung der Snfuforien an. Wenn man eine Schar von Heutierchen muftert, jo werden einzelne auf- fallen, die fich nur langjam und richtungstos, gleichlam Ichlaftrunfen taumelnd fortbemwegen. Solche Tierchen ftehen im Begriff, fich zu teilen. Haben fie eine ruhige Stelle, etwa zwijchen einem Häuflein Bakterien, gefunden, dann ziehen fie ihr Kopfende ein, fich jelbit zu ellip- joidifchen oder fugeltunden Klümpchen zufammen, die zunächft immer um eine Achje, aber Iinfs und recht3 herum in unregelmäßigem Wechjel, fich drehen. Dabei liegt Die Bafuole immer an einem Ende der Notationsachje. Um das rotierende Heutierchen bildet jich nun eine zunächit gelatinöfe Hülle, die an einer Stelle ein feines Loch) hat, nämlid) da, wo Die pulfierende Vafuole liegt. Dieje ftößt von Zeit zu Zeit ihren Inhalt auch während Der Notation aus und verhindert daher einen Verfchluß der Zyfte ilber der Stelle, to ihre Aus- führungsöffnung fich befindet. St jpäter die Zufte erhärtet, dann rotiert der Jnhalt um alle möglichen Achjen. Die Zyftenöffnung vermittelt den Stoffmechjel des ZHiteninhaltes und dient zum Ausjchlüpfen der durch die Teilung herborgegangenen Colpoda-Sndividuen. 6 Einzeller. Die Teilung felbft ift nicht immer gleich: der Inhalt langer Zhiten zerfällt in zivei, der runder meiltens in vier Stüde. Die Sporozhften von Colpoda find wie die Dauerzyiten völlig gefchlofjen, das eingejchlofjene, von dem Snfujor ausgeftoßene Bafuolenmwafjer jammelt fich zwischen diefem und der Hülle, und jenes wird Heiner in vem Maße wie diejes zunimmt. Die vorher erwähnten Ajjımilationsförperchen werden famtlich durch die Bafuole mit aus- geftoßen. Sft das Tier auf die Hälfte feiner urfpringlichen Größe verringert, fo- werden jeine Zilien eingezogen, es wird zu einem runden, homogenen Plasmaballen. Diejer icheidet eine zweite, viel didere Hülle auf fich aus, die nach mehreren Stunden zu einer derben Suite erhärtet. Nach geraumer Zeit zeigen ji) auf der Außenjeite der Snnenmajje der Sporozhyite äußert Heine, ftark Tichtbrechende Körperchen in größerer Zahl, 8—30. Die Zhitenwand befommt dann Sprünge, der Snhalt quillt heraus und zerfällt bis auf jene jtark fichtbrechenden Körperchen, die von nun ab im Wajjer jelbjtändig leben. Cie werden dort größer, verlieren ihre lichtbrechende Cigenjchaft und find nicht mehr rundlich, iondern unregelmäßig vieledig, ändern aber fortwährend, wenn auc) langjam, ihre Geltalt, gehen 3. B. bon der fünfecigen in die dreiecige über ujw. Die Gejtaltveränderungen neh- men mehr und mehr zu, folgen rajcher aufeinander, und endlich treten bewegliche Plasma- fortjäge, Pjeudopodien, auf: das junge Gejchöpf ilt zu einer Amöbe, d. H. zu einem beimeg- lichen PBrotoplasmaflimpchen, geworden, es enthält eine Anzahl Kerne, 2—4, die jich bald zu einem einzigen bereinigen. Dann treten jeine amöboiven Bewegungen feltener auf, nur ein langer geißelartiger Fortjab ift vorhanden, mit dem es jich bewegt und an Sremp- förper befeitigt. Endlich hören alle Bewegungen ganz auf, der Geikelfortjab wird ein- gezogen, e3 zeigt fich eine Bafuole, und endlich bilden fich Wimpern, Die das junge Wejen in eine fchnelfe Drehung verjegen. Allmähfich ftrecdt es fich in die Länge und nimmt bald die Geitalt einer jungen Colpoda an. Die Tiere durch Eintrodnung zur Bildung von Dauerzyiten zu bringen, gelingt in vielen Fällen. Derjelbe Vorgang it offenbar auch in freier Natur jehr Häufig, 3. B. bei dem grünen Geißeltierchen Euglena, das daher nach Entjtehung von jchmußigen Wajjer- lachen durch Negen zu Taujenden in ihnen wimmeln fann, oder bei dem in diejelbe Ver- wandtichaft gehörigen Haematococeus, defjen intenfiv rote Dauerformen die Ericheinung des Aoten Schnees in den Alpen und Polargegenden hervorrufen. Man fagt gewöhnlich, die Protozoen feien jämtlich über die ganze Welt verbreitet. Sn der Tat find viele Arten vermöge ihrer Dauerzuftände jo bejchaffen, daß z. B. ein For- Ihungsreijender an feinen Schuhfohlen fie unbeabjichtigtertweife von einem Croteil zum anderen überführen fann, und jo trifft man die häufigeren Arten wohl vielfach auf der ganzen Erde an geeigneten Orten. Sn ihren Zebensbedingungen anjpruchspollere Arten finden aber geeignete Drte längjt nicht überall, und außerdem gibt e3 jo manche jeltenere Art von bejehränttem Vorkommen, und fjelbjt ungleiche Häufigkeit einiger Arten inner- halb ein und desjelben Landes glaubt man zu verjpüren. Die Erforfhungsgejhichte der Protozvenmelt ift Höchjt lehrreich. Sie fonnte über- haupt exit mit der Erfindung und Vervolllommnung der Mifoffope beginnen und vorwärts jchreiten. Wenn aber noch heute oft von den Snfuforien, d.h. auf Deutjch den Auf- gußtierhen, gejprochen wird, fo müfjen wir wenigftens einige Mitteilungen und Crflä- tungen über diejes vielfach mißverftandene Wort und die zahllofen darauf bezüglichen Ver- juche geben. Cine volljtändige Gejchichte diefer Verfuche bis 1838 findet man in Chrenbergs Allgemeines. 7 großem Werfe „Die Snfufionstierchen als vollfommene Organismen. Ein Blid in das tiefere organische Leben der Natur” (1838). Früher hatte der Name „Snfufionstierchen" eine umfajjendere Bedeutung als heute, two man ihn meijt nur den Wintpertieren oder diefen und den Geißeltieren zufommen läßt: alle einzelligen Lebemejen, Darunter auch viele, die heute unumjtritten ins Pflanzenreich gerechnet werden, aber auch manche viel- zelligen Tiere, z.B. Rädertierchen, furzum alles, was das Miftojfop dem ftaunenden Forjchers auge zeigte, wurde ehedem, und fo auch in Chrenbergs Werk, „Snfufionstierchen” genannt. 1675 ift für die Chronik der Biologie das bedeutungsvolle Jahr, in dem der berühmte Leeumenhoed, einer der eriten Berfertiger von Mifrojfopen, entdedte, da ein Tropfen Negenwajjer von Lebemwejen wimmeln fann. Cr unterjuchte alles, was ihm vorfam, mit jeinen Wüfroffopen und erperimentierte auf die mannigjachite Weije; jo Hatte er auch ein> mal gejtoßenen Pfeffer in ein Neagensglas mit Kegenmwajjer getan und war erjtaunt, nad) einiger Zeit das Gefäß von belebten Gejchöpfen wimmeln zu finden, die jenen aus dem Negenwajjertropfen zu gleichen jchienen. Colches Ergebnis brachte die erite, zu einen wiffenschaftlichen Zwede angeftellte Infusion; die darin gefundenen Organismen wurden jedoch erjt 100 Jahre jpäter von Ledermüller und Wrisberg a8 Snfufionstierchen be- zeichnet. Noch Heute macht man in den wiljenjchaftlichen Yaboratorien zahlreiche Aufgüjfe, um PBrotozven zu gewinnen oder in Menge zu züchten, und namentlich das Vantoffeltierchen (Paramaecium) gedeiht in einem Aufguß auf Heu außerordentlich gut, weshalb es denn auch zum Haustier der Mifrobiologen geworden ijt, wie der Zrojch zum Haustier der Phhjiologen. Kachvdem Leeumenhoed jeine Beobachtungen befanntgemacht hatte, wurde e3 fait eine Modejache, mit Aufgüfjen oder Infufionen Verfuche anzuftellen. &3 fojtete jo wenig Mühe. yeder glaubte jich auf jein Auge und jein jhlechtes Mikroflop verlafjen zu Zünnen, und jo förderte man ohne Urteil mitunter die wunderbarften Dinge aus den Aufgüffen zutage, jo nahm man überhaupt alle erdenklichen Flüfjigleiten, Fleifchbrühe, Milch, Blut, Speichel, Ejiig, um damit die verjchiedenartigften lieblichen und unlieblichen Subjtanzen aus allen Reichen der Natur zu übergießen und fi) und gute Freunde an dem Erjcheinen de3 Ge- mwimmels zu ergößen. Sm allgemeinen machte man dabei folgende Wahrnehmungen: war das den Aufguß enthaltende Gefäß unbededt und der Luft frei ausgefegt, jo war es immer nad) fürzerer oder längerer Zeit angefüllt mit Millionen lebender Wejen, die man jedoch nach den Leijtungen der damaligen optifchen Snftrumente nur Höchftunvollfommen zu erfennen vermochte. Spar- jamer entfaltete fich daS Leben diejer Heinen Welt, wern das Gefäß leicht, auch nur mit einem Schleier, bededt war. Nur in jeltenen, oft zweifelhaften Fällen aber berichten die unermüdlichen Forjcher, daß in der Fuftdicht verjchloifenen Flajche jich ein Leben entmwidelt habe; und noch zweifelhafter exrichien dies, wenn das Walfer vorher abgefocht oder deitilliert oder nac) der Einfüllung zum Sieden gebracht war. Ferner bemerkte man, daß jich bald auf der frei ftehenden SInfujion, wie iiberhaupt auf freien, vom Winde nicht beivegten ©e- mwäfjern ein Häutchen bildet, das, fo unfchuldig e3 auch ift, zu den jonderbariten Bermu- tungen Anlaß gab. Woher famen jene Lebensformen? Hören wir darüber einige der damaligen und der neueren Naturforicher. Ihre Anfichten beruhen, wie gejagt, meijt auf mangelhaften Beob- achtungen und auf Snftrumenten, welche die jo verjchieden gejtalteten und bejchaffenen DIrganismen al3 ziemlich gleichmäßige und nicht näher bejtimmbare Körperchen ericheinen ließen. Leeumenhoed felbit tritt überall der Annahme einer Urzeugung entgegen und 8 Einzeller. eifert heftig gegen deren Anhänger, namentlich gegen den bekannten Sejuiten und Poly- hiftor Athanafius Kiccher. „So wenig wie ein Elefant aus Staub hervorgehen Fann”, jagt er, „ebenjomwenig fönnen Milben ohne Fortpflanzung entjtehen.” Auch die Anficht, daß Ein- geweidewiirmer im Irmeren des Menjchen von jelbjt entitünden, bermirft er. Ganz ähnlich find num auch feine Anfichten über die Entjtehung der nfujorien. Er nimmt an, daß ihre Keime nad) dem Verdunften des Wafjers in die Atmojphäre geraten und bon diejer aber- mals ins Waffer, in dem fie fich entwideln. Der alte Leeumenhoed war ein borurteilsfreier Seift, der jich an Tatjachen hielt, und wenn er auch, wie jeine Zeitgenojjen ihm vorwarfen, fein zünftiger Gelehrter war, jo war er doch ein viel größerer Zoolog als fie alle zujammen. Einen ganz anderen Standpunft nahm 3. B. Buffon ein. Seine jo glänzend und beredt borgetragenen Lehren find nur verjtändfich im Zujfammenhange mit feiner allgemeinen Theorie über das Wefen der Naturförper; es ijt um jo wichtiger, einiges Daraus Fennen- zulernen, al die enttwidelungsgefchichtliche Ara der Wifjenjchaft in einigen Punkten jich ihnen zeitweilig näherte. Er war überzeugt, daß e3 eine ununterbrochene Neihe von den ollfommenften zu den unvollfommenften Wejen gebe. Wenn mir folgenden Ausjpruc) nehmen: „Sch vermute, daß man bei genauer Betrachtung der Natur Mittelmejen entdeden witrde, organifierte Körper, die, ohne 3. B. die Kraft zu haben, jich fortzupflangen, wie Die Tiere und Pflanzen, doch eine Art von Leben und Bewegung hätten; andere Wejen, Die, ohne Tiere und Pflanzen zu fein, Doch zur Zufammenfegung beider etwa3 beitragen Tönnten; und endfich noch andere Wefen, die nur die erjte Anfammlung der organijchen Heinjten Formbeitandteilchen (mol&cules organiques) wären”, jo fommen wir zu jeinen Anjichten über da3 Leben, das er in den Snfufionen fand. Wenn nämlich in den Aufgüfjen auf Tleijch, Gallerte von Kalbebraten, Pflanzenjamen und dergleichen jich bald lebende Körperchen zeig- ten, jo meinte er, daß e3 eben die belebten Xleinen Teilchen wären, aus denen Zleijch und Pflanzenftoff zufammengefegt feien. Auch die Anfichten anderer berühmter Naturforjcher jener Zeit find den Buffonfchen verwandt. Wrisberg in Ööttingen wäre zu nennen, und auch der fonft jo nüchterne dänische Zoolog D. Fr. Müller betrat das gefährliche Feld ge- mwagter Vermutungen, wo die Beobachtungen aufhörten, und war der Anficht, daß Pflanzen und Tiere jich in miftoffopijch Heine lebende Bläschen auflöften, verjchieden an Stoff und Bau von den wahren Infuforien, und daß aus Diefen lebendigen Bläschen alles höhere Teben jich wieder gejtalte. Der bedeutende Fortjchritt Müllers Tiegt darin, dab Buffon das Vor- handenjein einer eigentlichen Tierklafje der Infuforien gar nicht erkannt hatte, während Miller die wahren Tiere wohl unterfchied von den zu feiner Theorie de2 organijchen Lebens gehörigen Urbläschen. Bon den älteren Forchern, die mit Buffons geiftreichen Phantajien fich nicht befreun- deten, verdient vor allen der berühmte Spallanzani genannt zu werden. Cr trat 1768 wiljen- ichaftlich Eraftvoll dagegen auf, daß aus den zur Infufion verwendeten Stoffen jelbit, jeien e3 num organifche oder unorganifche, die lebenden Wejen jich elternlos entwideln jollten. Als entfchiedener Gegner diefer Urzeugung, der jogenammnten Generatio spontanea oder aequivoca, behauptete er, daß Tier- und Pflanzenfeime durch die Luft, die man von den Gefäßen mohl nie völlig abjperren Fünne, in die Infufion eingeführt würden; und wenn auch die Entwicelung der von den fchon bejtehenden Arten der Infujionstierchen herrührenden Keime mitunter duch die in den Aufgüffen enthaltenen Tier- und Pflanzen- ftoffe begünftigt würde, feien diefe doch durchaus nicht unumgänglich nötig, tie Das auch) in reinem Wajjer jic) mit der Zeit zeigende reiche Xeben bemeije. Allgemeines. 9 Wir wollen nicht die Fortjchritte ins einzelne verfolgen, welche die Snfuforienfenntnis bis dahin erfuhr, al Ehriftian Gottfried Ehrenberg in diefen noch jo dunfeln und rätjelvollen Teil der Naturgejchichte Licht brachte. „Sch gewann”, jagt er, „Ichon im Sahre 1819 den direkten, bisher nicht vorhandenen Beweis des Keimens der einzelnen Pilz und Schimmel- jamen.” Um über die Snfujionstiere zu einer ähnlichen Gemißheit wie über die Schimmel- und Pilzbildungen zu gelangen, jtellte er lange Reihen von Verjuchen an. Das Ergebnis faßt er jo zufammen: „Gemiß niemand von allen bisherigen Beobachtern hat je durch Auf- güfje ein einziges Infuforium gemacht oder geichaffen, weil allen, welche dergleichen erforscht zu haben meinten, die Organijation diejer Körpercher völlig entgangen war, fie mithin nie mit derjenigen Öenauigfeit beobachteten, welche nötig erjcheint, um einen jo wichtigen Schluß zu ziehen; weil ferner bei einer mit Benubung der beiten jesigen Hilfsmittel vorgenom- menen und durch über 700 Arten Durcchgeführten Unterfuchung mir jelbjt nie ein einziger Tall vorgefommen ift, welcher zu überzeugen vermocht hätte, daß bei Infufionen, Finft- lichen oder natürlichen, eine Entjtehung von Organismen aus den infundierten Gubjtanzen Itattfände, vielmehr in allen am jpezielliten beobachteten Fällen eine Vermehrung durch Cier, Teilung oder Knojpen in die Augen fiel.” Chrenberg zeigte, daß die am jchnelliten und häufigiten in den Aufgüfjen erjcheinenden Tiere fait immer denjelben Höchit gemeinen Urten angehören, die über die ganze Erde als Kosmopoliten jich verbreitet finden. Die meijten, jehönften und größten Snfujorien können in fauligem Wafjer überhaupt gar nicht beitehen und fommen daher nie in den Snfufionen zum Vorjchein. Durch die Beobachtungen Spallanzanis und Chrenbergs ijt die Annahme, daß SJn- fujorien Durch) Urzeugung aus anorganischer Materie entjtehen könnten, ganz gewiß endgültig erledigt. Dennoch Hat Chrenberg in manchen Punkten heftige Angriffe erfahren. Und tweifellos war diefer unermüdliche Foricher im Unrecht, wenn er allen Snfujionstierchen fomplizierte Organfyiteme, wie das Berdauunggsiyften, das Nervenjyiten, das Yortpflan- zungsigitem, Furzum, wenn er ihnen die DOrganijationsprinzipien der vielgelligen Tiere zu- ichreiben wollte, ein Sertum, zu dem er dadurch fommen fonnte, daß er die verjchiedenen Klafjen von miktojfopijch jichtbaren Tieren, insbejondere Brotozoen und Rädertieren (Nota- torien), noch nicht genügend zu unterjcheiden verstand. Hierin wurde erjt durch Dujardin, Stein und zahlreiche jpätere Forjcher, Mar Schulge und andere, größere Klarheit gejchaffen, die jich der im Sahre 1838, gleichzeitig mit dem Erjcheinen des Ehrenbergjchen großen Werkes, durch den genialen Botaniker Matthias Schleiden begründeten Zellenlehre an- ihloffen und damit exrft zu der Einficht vom einzelligen Bau der Protozoen und zu unjeren heutigen, oben dargelegten Borjtellungen von ihrer Drganijation fommen fonnten. Wie ji) die Brotozoen in der Erdgejchichte entwidelt Haben mögen, darüber toiljen mir leider wenig Vofitives. Hier wie falt ütberall im Tierreiche find uns nur Formen mit Hartgebilden aus der Vorzeit überliefert, und zwar treffen wir dank ihrer Stiejeljfelette jchon in der ältejten verjteinerungsführenden Schicht, im Präfambrium, Radiolarien, insbejondere Spumellarien und Nafjellarien, und zwar äußert fomplizierte Zormen, und mindeitens bom Silur ab viele Gattungen, die noch heute in den Meeren leben. &3 Tanın aljo Feine Nede davon fein, daß dieje ältejten bekannten Protozvenfoflilien irgendwie primitiver als ihre heute lebenden Verwandten wären, wenn auc die Sormen fich im Laufe der Zeit etwas geändert Haben und beijpielsweije in der Stufe vom Präfambrium zum Kambrium eine auffällige Größenzunahme bemerkt wird. So weit wir rückwärts bliden können, hat 10 Einzeller. e3 Dieje Formen jchon gegeben. Ein ähnliches Verhältnis, nur bei noch größerer Formen- mannigfaltigfeit, bejteht bei den Faltichaligen Foraminiferen: wir fennen jolche fehon aus dem unterften Kambrium und fortan aus allen Schichten. Gebirgsbildend treten fie in der Kreideformation auf — tft Doch die Schreibfreivde erfüllt von Neften von Tertularien, Ro- talien und Ölobigerinen —, ferner im Tertiär, two namentlich im Eozän die müngenförmigen, oft jehr großen Nummuliten mächtige, Heute in den Hochgebirgen liegende Schichten bildeten. An der Zufammenjegung der Kreide nehmen auch die zu den Flagellaten gehörigen, mit Kalttörperchen ausgerüfteten, winzigen Coccolithophoridae teil, die wiederum fchon vom Kambrium oder mindeftens Silur ab befannt find und ihre fehichtenbauende Tätigkeit heute noch fortjegen; denn nach allgemeiner Annahme befteht der „rote Ton” am Grunde der Tiefjee Hauptjächlich aus Neften abgejtorbener oder gefrefjener Koffolithophoriden, deren jtändiger Regen den Meeresgrumd, wie Lohmann berechnet, in 250 Sahren um einen Milli- meter, werm nicht um mehr, erhöhen mag. Ehe wir unjeren Bi von der Gejamtheit der Brotogven fortwenden und uns in die Einzelheiten diejer ungemein vielgeftaltigen Welt des Seinen vertiefen, wollen mir noch eine gefährliche und fchwierige Frage aufwerfen: Wie fteht e3 mit dem Geelenleben der Protozven? &3 ijt wohl begreiffich, daß eine Zeitlang bei den Forfchern Fein Zweifel an Dem Vor- handenfein eines feelifchen Lebens in den Heinen Tieren, über deren Tiernatur man eben zur Gemwißheit gefommen war, beitand und man unbedenklich felbit Negungen des menjch- lichen Ceelenlebens ihnen zufchrieb. Ir manchem Falle mag das berechtigte Entzüden, das man beim Studium der mifroffopiichen Wejen immer wieder aufs neue entpfindet, zu derartigen Bermutungen beigetragen haben, die dann jelbft in den ftreng wiljenfchaftlichen Schriften der nüchternen Forjcher hier und da auftauchten. So meinte W. Kühne (1859), die Vortizellenglode ftelle „eine Art von Kopf vor, von welchem allein der Wille ausgeht”, da der Stiel de3 Glodentierchens nach Ablöfung der Glode nicht mehr zu zuden vermag. Till man noch) gelten Tafjen, daß in diefem Falle vom „Willen” eines Protozoon mehr oder weniger al3 Gleichnis gejprochen werde, fo ift e3 jedenfalls noch problematifcher, wenn derjelbe Forjcher in feiner an Höchit wichtigen Experimenten überaus ertragreichen Arbeit auch jchreibt, „daß die Ölodentierchen duch Kontraktionen des Stiel3 ftets ihr Unbehagen ausdrücden, wenn ihnen etivas in die Duere fommt”. Geradezuden Beweis für ein feelifches Vermögen der Infuforien wollte aber der vor wenigen Jahren verftorbene, auch im Gebiet der snfuforienfunde fehr verdiente Phyfiologe W. Engelmann erbringen. Er beobachtete die Ablöfung von Bortizellinenfnofpen, und wie dieje die auf Dem Bäumchen zurücdgeblie- benen Snoivivuen auffuchten oder auffanden, um fich mit ihnen zu paaren. „... Eine frei jchwärmende Sinofpe 3. B. Freuzte die Bahn einer mit großer Gejchwindigfeit Durch die Tropfen jagenden großen Vortizelle, die auf die gewöhnliche Weife ihren Etiel verlajjen hatte. m Augenblide der Begegnung (Berührung fand inzroifchen durchaus nicht ftatt) änderte die Knofpe plöglich ihre Richtung und folgte der Vortizelle mit fehr großer Ge- Ihwindigfeit. &3 enttwidelte fich eine fürmliche Jagd, die ettva 5 Gefunden dauerte. Die Stnojpe blieb während diefer Zeit nur ettva !/,, mm Hinter der Vortizelle, holte fie jedoch nicht ein, jondern verlor fie, als diejelbe eine plößliche Seitenfchwenfung. machte. Hierauf jegte die Sinojpe mit der anfänglichen, geringeren Gejchwindigfeit ihren eignen Weg fort. Dieje Vorgänge find darum merkwindig, weil fie eine feine und fchnelle Perzeption AUllgemeine2. 11 (Wahrnehmung), vafche und fichere Willensentfcheidung und freie abjtufbare motorijche Snner- bation (sit venia verbo) verraten.” Engelmann war aljo geneigt, in den Vortizellen ein hoch entwideltes Geelenvermögen zu finden, indem er ihnen nicht nur Empfindung, jon- dern auch Wahrnehmung, bewußten Willen und rafche Ausführung des auf einen bejtimm- ten Gegenjtand gerichteten Willens zujchreibt. ES würde leicht fein, auch bei anderen Syn- fujorien ähnliches Handeln zu beobachten. „Was unjere Bortizelle betrifft”, bemerkte hierzu jedoch jhon D. Schmidt, „jo Tiegt, jcheint mir, für die von Engelmann gejchilderte Jagd eine weit einfachere Erklärung vor: das borausjtürmende Tier erregt einen Strudel, in dejjen Bahn das Hineingeratene zweite ganz unmillfürlich gezogen wird.“ Diejenigen Probleme, deren Erörterung für die Seelenfrage bei Einzellern allenfalls in Betracht fäme, liegen in der Tat etwas tiefer. Dem forgjältigen Beobachter des Protozvenlebens begegnen manche Erjcheinungen, die ihn beim erjten Anblid wohl in der Annahme beftärken, daß feelifches Leben den Einzellern innewohnen möge. Prüft mar aber das Beobachtete genauer, und legt man den Maßjtab fchärfiter Kritif aud) an Die eigenen Schlußfolgerungen, jo erfennt man in allen Fällen mit Gemißheit, Daß man nicht weiter fommt al bis zur genauen Bejchreibung des Gejehenen, während alle darüber hinaus- gehenden Erwägungen über unfichtbares Geelijches völlig in der Luft |hmweben. Manch- mal it e3 nur etwas jchiwierig, die Bejchreibung frei zu halten von Ausdrüden aus dem menschlichen ©eelenleben, und in nicht wenigen Fällen beruht der Jrrtum, man jei zur An= nahme beftimmter jeelifcher Funktionen gezwungen, nur in derartigen, für den Kundigen ltetS recht offen zutage Tiegenden leichten |prachlichen Verwirrungen. Ein lehrreiches Beifpiel liefert jchon das Frejjen der Amöbe. Wie bereits erwähnt, beiteht e3 darin, daß dom Amöbenleibe eine protoplasmatijche Majje, ein „Scheinfügchen”, borfließt und das zu frejfende Objekt umhüllt. Hier jowie beim Trejjen aller anderen Protozoen mag man zunächjt vielleicht annehmen, daß das Tier beim Aufnehmen der Nahrung ein gemwijjes Behagen empfinde, daß es unter Luftgefühlen feinen Hunger ftillt. Der Freßvorgang der Amöbe läßt fich aber durch lehrreiche Erperimente nachahmen, 3. ©. in folgender Weije. Man bringt einen Duedjilbertropfen in jtarf verdünnte Schwefeljäure und legt nun in dieje Flüffigfeit neben ihn einen Heinen Krijtall von Kaltumbichromat. Dann mwölbt fich der Quedfilbertropfen gegen den Kriftall vor, fließt auf ihn Hin und umfließt, man möchte jagen „gierig”, feine „Beute“. Und das geht nicht immer jo ganz glatt von- ftatten, fondern oft macht das Duedjilber mehrmalige „Verjuche”, den Kriftall zu umfließen und muß ihn wieder loslaffen, immer aufs neue wirft es jich auf ihn, bis es ihn jchlieplich „unter Anftrengungen” fich einverleibt. Wer das fieht, ift in der Regel von dem Schaufpiel im höchiten Grade ergriffen wie von einer aufregenden Szene aus dem Dajeinztampf der wirffichen Lebewejen; zugleich aber hat er fich Davon überzeugt, daß jolch ein Vorgang „rein mechanijch”, „rein phyfikaliich” „rein phHfifochemifch” oder wie man e3 nennen wolle, jedenfalls völlig feelenlos ablaufen fan. Ja man fieht jogar, wie von dem Strijtall die gleich ihm gelb gefärbte Salzmajje in die Umgebung hinein fich ausbreitet, und wie erjt bei ihrem Herannahen an den Duedjilbertropfen diejer feine Bewegungen beginnt, jo daß man nicht zweifelt, daß in der fich ausbreitenden Galzlöfung die Urjache für Die Bewegungen des Duedjilberslhiegt. Die Theorie der Dberflächenfpannungs- oder Kapillaritätsericheinungen läßt denn auch feinen Zweifel darüber, daß der Duedjilbertropfen jich vorwölben muß an der Stelle, ivo jeine vorher überall gleichmäßige und Daher zur fugeligen Abrundung führende Dberflächenjpannung durch die Salglöfung vermindert wird. Sn gleicher Weife jtellt mar 12 Einzeller. jich, augenscheinlich mit Recht, das Frejjen der Amöbe vor: vom Nährförper dringen gelöfte Stoffe in die Umgebung und toirfen auf die Amöbe in der Weije ein, daß ihre Plasma jich ihm nähert und ihn umfließt. Dazu bedarf es feiner Seele, und fein Wahlvermögen gehört für jie dazu, den einen Stoff „gern“ zu freffen, den anderen „unbefümmert” liegen zulafjen: it e$doch ganz natürlich, daß nicht alle Körper in gleicher Weife auf dag Amöben- plasma wirken können; jondern von manchen, insbejondere den meijten mineralifchen, Löft jich überhaupt nichts in der Umgebung, andere föfen fich wohl, find aber zum Teil jolche Subjtangen, die die Oberflächenfpannung des Amöbentröpfchens nicht zu vermindern ver- möchten; nur wenige haben diejfen Erfolg, und diefe werden geftejjen. Läuft jhon der Verfuch mit dem Duedfilbertropfen nicht immer mit fchematifcher Gleichmäßigfeit ab, jo wird man dies noch weniger von der viel fomplizierter bejchaffenen lebenden Amöbe erwarten. Am genauejten hat bisher 9. ©. Zennings in Baltimore derartige Berjchiedenheiten im Verhalten der frejfenden Amöbe beobachtet. Diejer Sorjcher bejchreibt z. B., wie er einmal eine Amöbe in zwei Teile zu zerjchneiden verfucht hatte, und tie dann das noch durch einen dünnen Strang mit ihre verbundene, aljo nicht ganz abgetrennte Stüd von einer anderen Amöbe erjagt und geftejjen wurde, jchlieglich aber doch wieder entwich. Ein anderes Mal jah Jennings, wie eine Amöbe gegen eine fugelige EuglenenzHite prallte und der davonrollenden Kugel nachkeoch; nach Erreichung der Beute rollte diefe wiederum davon ufw.; bald ein langes, dünnes, bald zwei fürzere "leudopodien jtredte die Amöbe vor, und jo ging die Jagd eine Zeitlang unter wechjel- reichen Gejtaltveränderungen der Amöbe weiter, biS fchließlich das Beuteftüd von einem Wimperinfujor weggehajcht wurde. An jolchen und ähnlichen Beobachtungen zeigt Sen- nings, daß das Verhalten der Amöben meit entfernt von jchematifcher Einfachheit und nicht zweimal ein und dasfelbe ift, und in diefem Zufammenhange jagt er auch, ex Jei „völlig überzeugt, daß, wenn die Amöbe ein großes Tier wäre, jo daß fie dem Menjchen in den Bereich jeiner alltäglichen Beobachtung fäme, dat dann ihr Verhalten uns jofort beranlajjen würde, dem Tiere die Zuftände von Luft und Schmerz, von Hunger und Be- gehren und dergleichen zuzuschreiben aus genau denjelben Gründen, aus denen wir dieje Dinge dem Hunde zufchreiben”. Doch foll damit nicht im mindeften gejagt fein, daß Dieje jeeliichen Funktionen bei der Amöbe bewiejen wären, fondern ausdrüdlich fügt Jennings Hinzu: „Derartige Eindrüde und Annahmen find indejfen noch nicht bemeifend für die Erijtenz von Bemwußtfein bei den niederen Organismen.” Man jteht, der Fritifche Forfcher nimmt es nicht mehr auf fich, von „Zellfeelen” zu Iprechen, was ehedem manche Biologen unbedenklich taten. Unfer tatjächliches Wiffen bleibt im Bereich des jinnlich Wahrnehmbaren, und beftenfalls darf man jagen, das Tier reagiert, „a5 ob" es Bemußtjein, Willen uf. bejäße. Freilich find wir auch gegenüber Organismen mit reich entwideltem Nervenjyjtem nicht beffer geftellt; jelbjt unjeren Mitmenjchen können hir nicht ins Snnere Schauen; wir jehen nur, was fie tun, wir Hören, was fie jagen. Wenn wir daraufhin nicht bezweifeln, daß fie zu empfinden und zu denfen vermögen wie wir jelber, wäre dann nicht auch die gleiche Schlußfolgerung bei der Amöbe ftatthaft? Doch nicht, Denn zwijchen Menfch und Amöbe beftehen nun einmal in den Lebenzäußerungen viel größere Unterjchiede als zwijchen Menjch und Menjch, die Amöbe gleicht hierin jogar in hohem Grade, wie wir jahen, anorganijchen Shitemen, denen wir Seelifches mit Bejtimmt- heit abjprechen. Darum eben ift die Amöbe ein jo ausgezeichnetes Beifpiel, um zu zeigen, daß jcheinbar bejeeltes Verhalten dem exjten Anschein zum Troß doch ohne Mitwirkung Allgemeine2. 13 eines „piychiichen Faktors” zuftande fommen fann, darum eben eignet jie jich jo ganz be- jonders dazu, diefe Bemeisführung zu beginnen, die man dann durch die ganze übliche Tierreihe fortjegen fann, bis man beim Menfchen anlangt und auch hier zu der Erfenntnis fommt: die Mitwirkung, das Eingreifen eines piychifchen Faftors, einer „pfpychifchen Energie”, wie Ditwald jagt, ift nicht eriviejen, die „piychophhliiche Kaujalität” ift nur eine Hhpotheje, die der Annahme des „piyhophhiiihen Parallelismus“, des bloßen „Nebenher- laufens” piychiicher Vorgänge neben den in fich gejchlofjenen phHfischen oder phHyjiologi- chen, mit gleicher Berechtigung zur ©eite fteht. Doc das find Fragen, die wir Hier nicht näher zu erörtern haben. Bleiben mir bei ven Protogven. Nicht in allen Fällen pflegt der Foricher die Außerite fprachliche Vorficht im Beichreiben ihrer Lebensäußerungen zu beachten. Man jagt ohne Sfrupel, auch das einzellige Tier „empfindet”, man jehreibt ihm „Sinne” zu, 3. B. den Lichtjinn, chemijchen Einn ufw. Solche Ausdrüde erlaubt man jich, weil jeder weiß, wie fie gemeint find. Tat- lache it, daß eine Amöbe bei plößlicher Belichtung ebenjo wie bei Erjcehütterung fich zu- jammenfugelt, daß Trompetentierchen oftmals „pojitiv phototaktijch” find, d.h. dem hellen Lichte zujchtwimmen, ebenjo viele Schwärmjporen oder Euglena, ferner daß fich die meijten Formen jtet3 in eine ganz beitimmte Richtung zum eleftriihen Strom ftellen, daß chemifche Einwirkungen je rrac) Zage des Falles Annäherung oder Abkehr hervorrufen ufw. Nimmt man’3 einmal ganz genaıt, fo jagt man ftatt „empfinden“ mit Beer, Bethe und v. Ürfülf nur „rezipieren”, um mit aller Schärfe anzudeuten, daß man nichts ©eelijches behaupten will. Sm Grunde aber begeht man durch Beibehaltung des deutjchen Wortes ftatt des Tremdmwortes feinen größeren Fehler, al® wenn man von der „lichtempfindlichen”" photo- graphischen Platte |pricht; die Abkugelung der Umöbe auf Lichtreiz 3.d. mag auf chemi- Iher Einwirfung des Lichtes und darauf folgender vergrößerter Oberflächenipannung be- jtehen; jedenfalls farın weder in allen jenen Neaftionsweijlen der Einzeller no) im Bor- handenjein der jogenannten „Sinnesorganellen" bei ihnen der Beweis von irgend etwas Ceeliichem gefunden werden. Auch die interejjanten „SOinnesorgane” der Bilanzen jind nicht, wie vereinzelte Schriftiteller e3 wollen, Beweije für jeelijches Empfinden; für Ddie- jenigen, die jo folgern wollen, fünnte man nur bedauern, daß jene zur Aufnahme von „Reizen”, d.h. von Einwirfungen der Außenwelt, bejonders geeigneten Organe oder Gtellen im lebenden Körper den bündigen deutichen Namen befommen haben. Koch) eine Ausdrudsweije jpielt in der gegenwärtigen Kleintierbiologie eine erhebliche Aolle und ijt den Forjchern, die fie anmwendeten, mitunter von anderen verübelt worden: der von Lloyd Morgan geprägte, auch von Zennings oft gebrauchte Ausdrud „Verjuc) und Sertum”. Durch Verfuh und Srrtum reagiert die Umöbe, wenn fie mit. dem Anjchein des Biellojen ihre Scheinfühchen abwechjelnd nach allen Richtungen ausftredt, und erjt dann fommt in ihre Bewegungen eine bejtimmte Richtung, jobald fie einen Nahrungskörper findet, dem jie nachjagt, oder in einem anderen Falle einen feiten Slörper, an dem fie ent- lang friecht. Vorher hat fie „verjucht”, und jeder VBerjuch war ein „Srrtum”. „DBerjfuch und Srrtum” it das Grumdprinzip der in Spirallinie erfolgenden Bewegung zahlreicher Wimper- und Seißelinfujorien wie auch Rüdertierchen: ftatt einfach geradeaus zu Shwimmen, machen jie Damit andauernd „Berjuche”, ob jich die Bemegungsrichtung verbejjern lafje, ob vielleicht durch Abweichung von der bisherigen Hauptrichtung eine bejjere Stellung zum Lichteinfall eingenommen oder eine verlodendere Wafjertemperatur gefunden werden fünne und der- gleichen mehr. Bleibt alles beim alten, jo bleibt auch die Bewegung im ganzen geradeaus 14 Einzeller. gerichtet; tritt aber ettiva ein Hindernis ein, jo toird fogleich der Streis der Schwingungen ber- größert, der Bereich der „Verjuche” erweitert. Mit alledem joll aber, wie jedem Einjichtigen far ift, nicht3 anderes gejagt fein, al3 daß diefe Wejen wie auch zahlreiche andere zu einer „Überproduftion von Gelegenheiten”, wie zur Strafjen es nennt, befähigt find, eine, wenn man will, zwedmäßige Eigenjchaft der verjchwenderischen Natur, in eine Reihe zu ftellen mit der allüberall üppigen Überproduftion von Nachfommenfchaft; denn auch unzählige von den ausgejtreuten Samen einer Pflanze find „Verfuche”, die jich al3 „Sertum” ermweifen. Man jieht immer wieder, Geelijches fan die Fritifche Naturforfchung unferen Ein- zellern nicht nachjagen, und jie Hat das auch in den Fällen nicht tun wollen, two fie, was jchwerlich ganz zu umgehen ift, Ausdrüde aus der menjchlichen Seelenfunde verwendete und damit wohl in dem einen oder anderen unkritiihen Kopfe Verwirrung hervorrief. Zugleich aber jieht man auch wohl, daß es in den Verhaltungsweijen gegenüber äußeren Einwirkungen oder Neizen jelbit bei ven Einzellern mancherlei recht Bermwiceltes gibt, und objichon wir jolches im vorjtehenden meilt nur eilig ftreifen fonnten, wird e3 doch an der Zeit jein, einige bejonvders interejjante derartige Fälle noch genauer zu bejprechen. Das Kompliziertejte fönnen wir vormegnehmen, ja wir haben e3 jchon erwähnt: wir jagten, daß die Amöbe nicht ein einziges Mal genau ebenjo wie ein anderes Mal handelt, und mie bei ihr, jo fanın man auch bei anderen Wejen oftmals nicht vorausjehen, mas fie unter genau befannten äußeren Bedingungen tun werden: es fpielen eben auch die inneren Bedingungen des Organismus mit, oder, wieman wohljagt, Diejer unterliegt „Stimmungen“. Dabei wird natürlich wiederum durchaus nicht an das etwaige jeeliiche Leben gedacht, wohl _ aber in Erwägung gezogen, daß je nach vorangegangenen Erlebnijjen, je nad) dem Fütte- rungszuftande, den vorangegangenen Erichütterungen und jonftigen Reizen der Drganiz- mus veränderte Zuftände haben und verschiedene Reaktionen vollführen fann. Nur in ver- hältnismäßig einfachen Fällen fünnen wir den uns dann fchon immerhin fompliziert er- jheinenden Ablauf der verjchiedenen NReaktionsweijen, die Schritt für Schritt bemerfbare „Stimmbarfeit“, erfahrungsmäßig feititellen und für die Zukunft als Regel feitlegen. Ein ausgezeichnetes Beijpiel dafür, auf das uns Jennings aufmerkjam gemacht hat, bietet da3 Trompetentierchen, Stentor roeseli. Nehmen wir einmal an, jolch eine lebende Trompete jiße, am Sußende — das wäre das Mundjtüd der Trompete — in ihrem Schleim- häuschen befejtigt, in „behaglichiter Ruhe” an einer Wafjerpflanze und lafje am freien Ende die Adimper jtändig zum Ziwede der Nahrungszufpitlung rotieren, wie e3 dieje Tiere ebenjo wie die Ölodentierchen tun, wenn nichts fie jtört. Sept ftreut der Beobachter Karminkörnchen ins Wajfjer, die auf den Trompetenmund fallen. Was tut die Trompete? Zuerit nichts. Gebt man aber die Keizung Durch Karminkörnchen fort, jo erfolgt zu zweit eine energijche Wegkrümmung des Stentor für furze Zeit. Hilft iym auch das nicht, Hagelt e3 weiter Karminkörnchen, jo Fehrt er zu dritt plößlich den Flimmerfchlag um, al3 ob er fich gewaltig Ichneuzen wollte. Aber auch Ddieje Reaktion, die jonft oftmals feine Miündungsfläche von unerwünjchten Fremdförpern befreien mag, Hilft ihm in diefem Falle nicht, Der Beobachter überjchüttet unjeren Stentor immer aufs neue mit Karmin. Seht antwortet das Trompeten- tierchen zu viert mit mehrmaligen Zufammenziehungen feines ganzen Körpers; zu fünft bemerft man, daß die Kiontraftionen noch Fräftiger werden und länger andauern. Cndlic) mwird’3 dem Trompetentierchen zu dumm, e3 Löft ji — jechjtens — aus jeiner Schleim- vöhre und [hwimmt davon. „Schlau!” jagt vielleicht der Beobachter im Scherz, „ver Stentor hat unjere Arglift gemerkt.” Ja, der Stentor ift jogar noch „Ichlauer”. Angenommen, toir Allgemeines. 15 haben das Snfufor nicht jo lange gereizt, bis e8 davonjchwimmt, fondern nur bis zu den mehrmaligen jtarfen Zujammenziehungen; hierauf gönnen wir ihm eine Weile NRuhe, und dann erjt überjchütten wir e3 aufs neue mit Karminpulver, jo werden wir feititellen, daß e3 nicht mehr die Yange Reihe von vergeblichen Abmwehrverfuchen wiederholt, „es fennt die Sache Schon” und antiwortet jofort mit heftiger Kontraktion, al3 habe e3 etivaS gelernt. E3 gibt num Foricher, die tatjächlich dieje Beobachtungen in etwas ausgiebigerem Maße „Piychologijch" verwerten und deuten wollen. Solange fie fich dabei bewußt find, daß fie auf Hypothetifches Gebiet übertreten, läßt jich nichts Entfcheidendes dafiir oder damwider jagen. Sobald fie aber von Bemeijen jprechen wollten, müßte man ihnen entgegenhalten, dag nur phnfiologiiche Zuftandsänderungen bemiejen find, ohne die es nun einmal, mag man über das ©eelijche denfen, wie man wolle, nicht abgeht. Der Stentor, der eine Beit- lang gereizt worden ilt, ohne reagiert zu haben, ijt eben in gemwilfen Sinne nicht mehr der- jelbe wie vorher, irgend etwas in jeinem Chemismus und Mechanismus hat fich geändert, irgendwelche Spannungen jind erhöht, Hemmungen gelodert worden, und darum fann und muß zu zweit ein anderes Verhalten eintreten al3 zu exit, ebenfjo zu dritt und fo fort; der ©tentor, der fich vor einem Weilchen ftark zufammengezogen hatte, ijt noch in demjenigen Zuftande, in dem Ddieje Reaktion leicht eintritt, und deshalb überjpringt er bei Er- nenerung des Neizverjuches die erjten Stadien: all das beruht auf feinen ihm und allen jeinen Artgenofjfen angeborenen Eigentümlichkeiten, die vergleichbar find den mehrfachen Gicherungen einer Majchine, bei der 3. B. bei geringerer Dampfjpannung ein fchwächeres, bei höherer ein jtärferes Ventil felbittätig in Wirkjamfeit tritt. Bemeije für fein Geelen- leben und Andeutungen über dejjen Art find aus diejen gleichwohl jehr interejjanten Xebens- äußerungen nicht zu entnehmen. Man mag vom „Lernvermögen” jprechen, muß diefes dann aber jo auffallen, wie es der Phhyjiologe, nicht wie e3 der Piychologe tut. ir wollen nun nod) einen ausgezeichneten Fall von „Lernvermögen” beiprechen, den zwei amerifanijche Sorjcher, Day und Bently, beim Bantoffeltierchen, Paramaecium, feit- ftellten. Die genannten Beobachter jperrten ein einzelnes Bantoffeltierchen in ein gläjerne3 Kapillarröhrchen, daS weniger weit war al3 das Verfuchstierchen lang. Daher mußte das Paramäzium, jobald e3 bei feinen Bewegungen an das Ende des Röhrchens gelangte, eine ltarfe Sörperrümmung ausführen, wenn es umfehren und fich weiter bewegen wollte. Dies gelang ihm begreiflicherweije nicht gleich zu Anfang, fondern e3 waren zunächlt eine ganze Anzahl von Umkrümmungsverfuchen nötig, biS eine Umfrümmmung hinreichend ftarf war, um dem Tierchen die Umkehr zu ermöglichen. Schon bei der zweiten Umfehr machte das Tierchen bedeutend weniger vergebliche Verfuche und von der fünfzehnten Umfehr ab ftet3 nur noch jehr wenige oder gar feine; mit anderen Worten: das Umfehren gelang dann fofort, das Ban- tofjeltierchen hatte die hinreichend ftarfe Umkriimmung fehon in wenigen Minuten „gelernt”. 63 mag num fein, daß ziwiichen diefem Lernvorgang und dem Lernen bei einem Menfchen- finde nur ein gradueller Unterjchied bejteht, anderjeitS aber wird man fich der Annahme wohl Taum verjchließen Tönnen, es werde beidem Bantoffeltierchen wohl eine angeborene Reaktiong- folge vorliegen, die Baramäzien jeien eben von Anfang an darauf eingerichtet, fo, wie hier beichtieben, zu reagieren: in geräumigen Gegenden werden fie jich eben fchnell an fchmwächere Umfrümmungen gewöhnen, und in weniger geräumigen Gegenden, in einem fozujagen engmajchigen Raume, wie ihn 3. B. das Innere faulender Pflanzenteilchen darftellt, in dem die Baramäzien gern herumkiiechen, werden fie rajch ftärkere Umkrümmungen annehmen; mit anderen Worten, die Majchine arbeitet, wie fie muß, und meil fie nicht anders Tann. 16 Einzeller. 63 bleibt alfo dabei, wir fönnen jeelifches Leben den Einzellern nicht nachweien, denn irgendwelche Beobachtungen, die in diejer Richtung ertragreicher erjcheinen fünnten al3 die zuleßt erwähnten, wüßten wir nicht zu nennen. Eine andere Frage ift num, ob wir diefen Lebewejen jeelifche Funktionen geradezu abfprechen dürfen. Dieje Frage verneinen wir durchaus. Selbit wenn fraglich jein mag, ob die oben angezogenen Beobachtungen die fpringenden Punkte für etwaige jeelijche Tätig- feit — jei es mittwirfende oder daneben einhergehende — jind, jo jtehen die gejamten Proto- zoen einfach destwegen, weil fie Lebewejen find, von zelligem Bau und protoplasmatijcher Beichaffenheit, jchon viel zu nahe an den Wejen, deren jeelisches Jnnenleben wir nicht be- ‚zweifeln, als daß mir ihnen ein folches jchlechtweg abjprechen Fönnten. „Die Natur macht feinen Sprung”, jagt man. Wenn man dennoc einen „Sprung“, eine Grenze zwiichen einem bejeelten und einem unbejeelten Naturreich, annehmen will, jo mag man fie zwijchen dem Belebten und dem Unbelebten, nicht aber zwijchen dem Bießeller und dem Ein- zeller fuchen. Franz hat darauf hingewiefen, daß die gelegentlich aufgetretene Behauptung, nur Nerventiere hätten Bewußtfein, nur ein Gehirn Fünne dejjen ©iß jein, aus vielen Gründen nicht zwingend erjcheint, da 3. B. zwiichen Nervenjubjtanz und jonjtiger lebender Subitanz längjt nicht ein jolcher Unterjchied ift wie zwijchen ©eelijchem und Nichtjeelijchen, und auch die Nervenjubjtanz aus fonftiger lebender Cubjtanz hervorgegangen jein muß. Befeelt mögen auch die Vrotogoen fein, nur fünnen wir uns faum irgendeine und vor allem feine fichere Vorftellung über die Art ihres Seelenlebens machen. Berjuchen toir e3, fo fommen wir leicht dazu, nach Worten zu ringen, wie denn M. Heidenhain den Ein- zelfigen eine „dumpfe”" Empfindung zufehreiben möchte, während Pflüger jogar jchon bei der Anziehung von Atomen ein „Aufbligen” der Empfindung annahm. Db wir wenig- ftens jo viel annehmen follen, daß die Einzelligen die Schmerzempfindung Tennen? 3 ift möglich, aber nicht gewiß. Db Kafka im Necht ift, jo allgemeine Regungen wie Hunger, Liebe und Furcht im ganzen Tierreiche zu fordern? Vielleicht. Aber feinesfalls ift viejer Autor im Recht, fich mit diefer feiner Anficht in Gegenjab zu zur Strafjen zu jtellen, der doch felber fich zu der Hpypotheje gedrängt fühlt, „oaß das Bemwußtjein Fein menjchlicher Spezialbefis, fondern auch bei Tieren vorhanden jet”. Biele Forjcher möchten bei den Einzellern gewiffermaßen das erjte Aufbänmern von Be- wußtjein annehmen; Franz glaubt eher, wir find bei diejen dem Menjchen am jernften unter allen Tieren ftehenden Wefen bereits jo weit ab von dem für uns Erfaßbaren auf piycholo- giichem Gebiet gefommen, daß wir deshalb das etwa Vorhandene nicht finden Fönnen. Doc num genug von den Grörterungen über die Seelenfrage bei Eingellern, eine Ftage, die man mit vollem Recht für unfruchtbar erflären fann, die aber, Hand aufs Herz, jich jeder einmal ftellt. €3 ift mit ihr ähnlich wie mit der Trage nad) dem Leben auf fremden Weltförpern: ignoramus; ignorabimus? Die Wiljenfchaft Tann einftmeilen Die Frage nicht beantworten, jondern fie nur begrenzen. Wir wijjen nichts Vejtinmtes, wir fönnen nur das Allgemeinfte glauben oder doch für möglich halten. Darum dürfen mir bei nüchternen wifjenfchaftlihen Forfchungen an Einzellern das ©eelijche beijeite lajjen, wennjchon wir e3, auf unfer Gemifjen gefragt, nicht einfach leugnen Tönnen. Die Einzeller al8 Barajiten und Krankfheitserreger. Daß es unter den Einzellern viele parafitifch Tebende gibt, ift von vornherein fat jelbftverjtändlich, einfach wegen ihrer Sleinheit. Denn je Kleiner die Vertreter eines Tierjtammes find, um jo eher Allgemeines. 17 fan eine Mehrzahl von ihnen das Schmarogerleben auf oder in anderen Tieren angenom- men haben. Wir werden daher jo nıanche Beijpiele von Eftoparafitismus und Entopara- jitismus im Reiche der Protogven fennenlernen. Wenn gelegentlich jogar auf Snfujorien oder in folchen andere, Fleinere Smfuforienarten Schmarogend gefunden werden, jo mag uns das, um den Durch Roejel von Nojenhof in unferer Wilfenfchaft geheiligten Ausprud zu gebrauchen, „beluftigen”. ber auch viel ernftere und wichtigere Studien des VBarafitismus Mmüpfen jich an die Einzeller; find doch, wie die lebten 50 Jahre gelehrt haben, unter ihnen zahlreiche Erreger Schwerer Krankheiten des Menjchen, der Haustiere und anderer Tiere gerade jo aut wie unter den ins Pflanzenreich gehörigen, daher in Warburgs „Vflanzen- welt” behandelten Bakterien. Ganz bejonders von den jogenannten Tropenkranfheiten, ven jhweren Fejjeln der Kolonialwirtjchaft aller Kulturbölfer, find viele protogoijchen Urjprung?2. Die verhältnismäßig neue Wijjenichaft von den Frankheitserregenden oder „pathogenen Protozoen, die an Umfang wohl jchon die Kunde von den freilebenden Protozoen über- trifft, Hat unjere Kenntnis von den Einzellern ganz ungemein erweitert, und es ijt jchtwer zu jagen, um wieviel; vielleicht wird es näherungsweije ebenfo viele parafitijche wie freilebende Arten von Einzellern geben, nur daß wir von jenen exit einen Teil fennen. Hand in Hand mit den biologiichen Studien gehen bei den Frantheitserregenden Arten jelbitverjtändlich therapeutijche, medizinische, und in vielen Fällen hat man in der Heilung und Verhütung der Leiden und Seuchen jchon unermeßlich jegensteiche Fortjchritte gemacht. Erite Klafje: Wurzelfüißer (Rhizopoda). Die „amöboide Bewegung”, das abwechjelnde Ausitreden und Einziehen von Plasıa- ärmehen oder -beinchen, von „Scheinfüßchen” oder „PBfeudopodien”, wie man in der Wifjen- Ichaft jagt, ift das gemeinfame Kennzeichen aller Wurzelfüßer (Rhizopoda). Der Plasına- leib diejer Tierchen entbehrt aljo entweder überall, wie bei den echten Amöben, oder Doc) itellenmweife, wie bei den bejchalten oder gehäujetragenden Wurzelfüßern, fejter Um- hüllungen; dieje Lebewefen find nicht nur innen, fondern auch an ihrer Oberfläche flüjjigen Zuftandes oder mindejtens ijt ihre Oberfläche „Feitflüflig” und fann fich jeden Augenblid teilweije verflüffigen; jie find im einfachiten Falle Tröpfchen ohne beftändige Geftalt. Als Schulbeijpiel eines Wurzelfüßer3 mag die jchon mehrfach erwähnte „Umöbe” gelten, Doc haben längjt nicht bei allen Wurzelfüßern die Scheinfügchen jenes lappenfürmige Auzs- jehen wie bei ihr, jondern für große Abteilungen diejer Kaffe jind jtab- oder faven- fürmige Scheinfüßchen fennzeichnend, jogar- wurzelfürmig verzmweigte fommen vor, und dieje gaben Anlaß zu dem Namen Wurzelfüßer. &3 wäre wohl unmöglich, daß die flüfjige Majje jolche Formen, wenn auch nur vorübergehend, annehmen fünnte, wenn nicht jedes fadenförmige Pjeudopodium bei feiner Entftehung zugleich eine Stüge aus augenblidfich erhärtender, fejt werdender Mafje bildete, wie das exit neuerdings Doflein mit feinen mifro- Hopiihen Hilfsmitteln jicher beobachtet Hat. Schon die genannten Fähigkeiten der Nhi- zopoden deuten uns an, daß es fich auch bei diefen Organismen um hochfomplizierte Spiteme Handelt, die eben nur an Form, an Drganausbildung bejonders einfach in Der Gejamtheit der Xebeiwejen dajtehen. Gehen mir noch genauer zu, jo werden wir auch in aller Unbejtändigfeit der Gejtalt doch bei jeder Art hinreichend beitimmte Grundzüge des Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 2 18 Einzeller: Wurzelfüßer. Ausfehens wiederfinden, jchon in Den weichen, beiweglichen Teilen, in noch viel höherem Grade aber in den Hartgebilden, die nur den echten Amöben gänzlich fehlen, und die den höchften Grad der Ktompfiziertheit zugleich mit Herrlichter Schönheit für das menschliche Auge in ven Stiejeljfeletten der Rapivlarien erreichen. Erfjte Ordnung: NSechjeltierchen (Amoebozoa). Man Durchmuftere, fo lautet das afteNezept, mit ftarken Bergrößerungen den Schlamm. aus ftehenden Gemäljern oder den Sa aus Aufgüfien verjchiedeniter Alt, jo wird Das Auge oft dich Iebende Schleimflümpchen gefejlelt, die in ihrem größtenteil3 etwas Förıig oder jchaumig ausjehenden Leibe neben aufgenommenen Nahrungsteilchen einen Zellkern und eine langjam puljierende Vafnole erkennen Yajjfen: dies find die Wechjeltierchen, die Ymöben. Wir möchten hinzufügen, daß Dieje Tierchen meift nicht zu den jo ganz häufigen gehören, daß man jo manche Schlammprobe vergeblich nach ihnen abjucht und der begehrten Objekte in der Kegel am eheiten anjichtig wird, wenn man von dem auf Wajjerflächen jich abjegenden Flüfjigfeitshäutchen etwas unter das Mifroffop bringt. Berhältnismäßig felten iind die Bewegungen der Wechjeltierhen auffallend rajch, oft find fie ziemlich langjfam und manchmal it ihr Tempo nahezu gleich Null: in diefem Falle wird man faum Gelegen- heit finden, den interejjanten Freßvorgang, d. h. das Umjchliegen oder Umfließen von Keineren tierischen oder pflanzlichen Organismen, und die Defälation, die Ausftogung der unverdaulichen Nefte des Gefrejjenen, mit eigenen Augen zu verfolgen; mit um fo größerer Nuhe aber fann man dann manchmal die Sormen der Pjeudopodien an den einzelnen Tie- ren beobachten: das eine Tier zeigt uns vielleicht gerade den Anfang der Ausijtogung eines Scheinfüßchens, ein zweites hat bereit3 breitere oder längere Xäppchen vorfließen lajjen, bei einem dritten jind Ddieje Läppchen ftellenmweife ein wenig verzweigt; jelten find arm» leuchterähnliche Verzweigungen, aber auch dieje fommen bei manchen Amöbenarten vor. Da: man oftmals von „ver” Amöbe jpricht, al$ ob es nur eine Art von Wechjel- tierchen gäbe, ijt e8 bejonders wichtig, daß wir den geradezu ungeheuren Artenreichtum, der hier bejteht, Durch Anführung einer größeren Anzahl wichtigerer Beijpiele belegeı. Eine erfchöpfende Überficht zu geben, wäre bis auf den heutigen Tag noch fein Forjcher imstande: auf diejem Gebiete ift noch vieles unerforjcht. Als Typus der Gattung Amoeba Zhrbg. betrachten tie immer noch am beiten die alt- berühmte Amoeba proteus Pall. (f. Tafel „Einzeller I", 2, bei ©. 34), daS Bielgeitaltige Wechjeltierhen, den Kleinen Broteus, wie fie ihr Entveder, Roejel dv. Rojenhof, 1775 nannte. Ein großer Kern, meijt nur eine, jeltener zivei puljierende Blajen im Plasma, ferner außer zahlreichen Nahrungskürpern Itet3 eine Menge Heiner Sriftalle, vor allem aber die meist große Zahl von etwa fchlauchförmigen Scheinfühchen, das find Die Hauptfennzeichen Diejes jehr beweglichen, befanntejten aller Wechjeltierchen, das im Schlamm und an Pflanzen, in reinem fomie in etwas fauligem, bafterienhaltigem Waffer feinen Wohnbereich Hat. Bei aus- giebiger Pleudopodienbildung verwendet Ddiefes Tier fat feine ganze Blasmamajje zu den langgejtredten Scheinfühchen. Sn diefer Geftalt verharrt es namentlich dann, wenn es gerade frei im Wafjer jehtvebt. Sobald aber die Spiße eines der Pjeudopodien mit etwas Teitem in Berührung fommt, street fich, wie dies Jennings bejchreibt, diejes eine Scheinfüßchen über Die Oberfläche des Gegenjtandes Hin und haftet daran feit, und das Protoplasma beginnt in der Wechjeltierden. 19 Richtung nad) der feithaftenden Spibe hin zu fließen; dies fann um fo ausgiebiger gejchehen, als gleichzeitig Die anderen Pjeudopodien, die nod) frei ins Waffer ragen, eingezogen werden, und „nach kurzer Seit bildet die Amöbe, die Faum exit noch aus lauter langen Armen be- tand, Die jich nach allen Richtungen vom Mittelpunkt aus borftreden, eine zufanmen- geflojjene flache Majje und triecht in der gewöhnlichen Weije auf der Oberfläche dahin“. Diejes Verhalten und ebenjo der oben befchriebene Freßvorgang, für den uns alß Bei- jpiel unjere Amoeba proteus diente, mag durch den fchon oben (©. 11) beiprochenen Ber- gleich mit anorganijchen Shjtemen, die jich in ähnlicher Weife Durch Wechfel der Ober- flächenjpannung bewegen, auf ziemlich einfache Weife zu erklären fein, worauf namentlich Bütichli, Duinde und Ahumbler hin- in gewiejen haben. Auf viel größere Schwierigfei- ten jtößt Dagegen die phhfifaliiche Erflärung derjenigen Amöbenbeme- gung, Die gleichfall3 bei Amoeba pro- teus beobachtet wırrde: Dellinger baute jich eine Einrichtung, die ihm gejtattete, die Amöben nicht wie ge- mwöhnlich von oben, jondern von der ©eite mit dem Miftojfop zu beob- achten: da jah er, daß die Amöbe „auf PBjeudopodien fchreitet”. Wie ver Blutegel jein Kopfende vorjtredt, befeitigt, Dann das Hinterende nach- zieht, diejes befejtigt, Darauf wieder das Kopfende loslöft, e3 vorjtredt, SL DR aufs neue befeitigt uff., jo fanı eS, [Senne nie iBRBER Ba. ed A rec au) Aradeha pro: a us teus tun und Dabei Hindernifje iiber- fontraftile Bafuole, en en Be: Aus %. Voflein, jteigen. Diefe Bemwegungsweije, die auch) an das Striechen einer Spannerraupe erinnert, mag uns eindrudspoll vor Augen führen, daß die Theorie der Tröpfchenbewegung jedenfalls nur in eriter Näherung die Tatjahhen zu erklären vermag, und daß fie vielleicht nicht fiir alle Fülle zutreffen wird. Daß wir dennoch mit ihr nicht auf faljchem Wege find, vermag una ebenjo eindrudspoll Amoeba verrucosa zu lehren. Amoeba verrucosa Zihrbg., das Nauhe Wechjjeltierchen, ifteinvielträgeres, fait jtet3 Humpiges, an der Oberfläche durch die meist jehr kurzen, wulftartigen Bjeudopodien faltig oder höderig erjcheinendes Wechjeltierchen. Sriftällchen fehlen ihn, fonft ift fein Suneres und aud) jein Borfommen das gleiche wie bei A. proteus. Die Nahrungsaufnahme bejteht oft darin, daß der Nährlörper zuerjt auf der Oberfläche der Amöbe flebenbleibt und das Tier dann über ihn Hinmwegfriecht und ihn Hierbei fich einverleibt. Aber Ahumbler jah auch, wie Amöben diejer Art Ulgenfäden verjchlangen, die mehrmals länger waren als fie jelbit. Die Amöbe läßt jich auf der Mitte des Ulgenfadens nieder, umfchließt ihn und zieht fich an ihm in die Länge. Kun Frünmmmt jich das eine Ende des Fadens herum, jo daß er eine Schleife bildet. Dann ftreckt fich Die Amöbe wieder an dem bereit3 einmal umgefchlungenen Faden aus, Frünmmt ihn aufs 9% zZ 20 Einzeller: Wurzelfüßer. neue herum, und diefer Vorgang wiederholt jich jo lange, bis das Tier den Faden in feinem Inneren bollftändig aufgefnäuelt dat. Nachdem num die verdaulichen Bejtandteile des Algen- fadens in das Plasma des Wechjeltiercheng übergegangen jind, werden die unverdaulichen Nefte wieder ausgejtoßen. Was num bejonders interefjant it: Ahumbler war imftande, auch: diejes fomplizierte Gejchehen in allen Stüden im Neiche des Unbelebten nachzuahmen: feine jcheinbar lebende Amöbe it ein Tropfen alkoholischer Schellalöfung, jein Algenfaden ein jehr dünner Schelladfaden. Kommt der Tropfen mit ihm in Berührung, jo macht ev’3 genau iwie die Amöbe, jtreckt fich an ihm und fnäuelt ihn in fich auf; findet die Schelladamöbe jtatt des Schellacjadens einen mit Schellac überzogenen Glasfaden, fo gibt jie jchließlich den reinen, „unverdaulichen” Glasfaden wieder von jich. Diejer Vorgang läßt fich, ebenjo wie das obenerwähnte Erperiment mit dem Duecjilbertropfen, einer großen Verfammlung zeigen, indem man mit Hilfe des PBrojeltionsapparates das jich jtändig derändernde Bild an die Leinwand toirft, und wer Dabei zugegen gemejen ijt, wird nicht mehr zweifeln, daß Die Amöbe vermöge der- jelben Sträfte wie der unbelebte Trop- fen frißt und verdaut. ©o eritaumlich die Geftaltverände- rungen der Rauhen Amöbe und einer anderen, jtch ähnlich verhaltennen Art beim teilen langer Algenfäden jind, jo betätigen diefe Wechjeltierchen beim Kriechen meilt ihre ganze Schwerfäl- E . Nigfeit. Die zähe Außenfchicht einer Raupes Wedfeltierdjen, Amoeba verrucosa Ehrbg., im Bitdenad Amoeba verrucosa wirkt da fajt wie vecht3 Friechend. en aus Doflein, eine Haut, und das Kriechen Diejes Tieres it fein Fliegen mehr, jondern in gewiljem Sinne ein Rollen: das innere, weichere Plasma rücdt in ganzer Maife in der Bemwegungsrichtung vorwärts und drückt daher jtändig „porn“ die feitere Hautjchicht zu Boden, ähnlich wie — man Fann es nicht beijjer vergleichen — ein LZavajtrom oder die aus einem Schmelzofen herbortretende Metallntafje dauernd auf der Hautjchicht fließt, Die an ihrer oberen Fläche erjtarıte und durch das jtrömende Sunere nad) unten gedrüdt wird. Koch mancherlei wäre über die LXebensericheinungen an Amöben zu jagen. Doch wollten wir uns hier auch für ihren AUrtenreichtum interefjieren. ©o jei denn als eine nahe Berivandte der beiden erwähnten Arten noch Amoeba terricola Grff. erwähnt, das Yand- bewohnende Wechjeltierhen. Auch dies it eine träge, verhältnismäßig plumpe Art, die aber in feuchter Erde und in Moosrajen zu finden ijt. Sie ilt jedoch nur eine, wenn auch die befanntejte unter den erdbewohnenden Amöben, und ein Forjcher, Benard, der diefe und ähnliche Formen unlängft genau unterfucht hat, fonnte nicht weniger als fechs Arten der Terricola-Öruppe unterjcheiden. ir hätten, wenn wir vollitändig fein wollten, noch zahlreiche frei lebende Arten der Gattung Amoeba zu beschreiben. Viele meist wohlunterjchiedene Arten aber jind exit ein- mal oder nur wenige Male gefunden worden oder in Sulturen aufgetreten. Zuden häufigeren Cüßmajjerformen gehört noch das feit 1902 befannte, in Deutjchland und in der Schweiz in diatomeen- und algenreichem Sumpf- und Mooriwafjer gefundene Fledermauswechjel- Wecjeltierdhen. 21 tierchen, Amoeba vespertilio Penard, mit dreiedig-jpiben Vfeudopodien. Wenn man echte Amöben in Abmwäljern oder in mit Kanalwaljer vermijchten Flußwajjerproben findet, jo handelt es jich, wie wir Mez entnehmen, wohl in der Regel um das Berzweigte Wechjel- tierchen, Amoeba brachiata Duj. Weniger zahlreich als im Süßmafjer leben Amöben im Meere. Die Kriftällchen- amöbe, Amoeba cristalligera Grbr., it eine durch ihren Reichtum an rechtecigen Kriftall- plättchen ausgezeichnete Amöbe, die in der Nordjee und im Mittelmeere gefunden wurde. Lohmann Fonnte namentlich durch jorgfältiges Abjuchen der äußert feinen naturgefchaffe- nen Planftonnege in den Gehäujen von Appendikiularien eine Anzahl vermutlich Bi neuer Amöbenarten der Dftjiee auffinven. Man jieht, die Arten jind mählerijch in ihren Anjprüchen an ihre Umgebung, und zahl- reiche, zum Teil noch jehr ungenau befannte leben jogar vorübergehend oder ausjchlieglich im Darm, andere wieder in anderen Teilen von Tieren oder Menjchen. Zu ihnen gehört die Umöbe der Küchenjchabe, Entamoeba blattae Bütsch. (Amoeba), ein harmlofer Tiichgenojje ihres Wirtes. Cie zeichnet fich durch Feichtflülliges Eftoplasma aus, das jich beim Striechen des Tieres in jogenannter „Fontänenjtrömung” befindet. Das Heißt, in der Mittellinie der Unterjeite läuft ein Strom nach vorn, teilt fich dort und läuft an den Geiten der Amöbe rückwärts, jo daß er für den von oben her blidenden Mikcoifopifer das Bild einer Fontäne bietet; wiederum für die phoyftfaliiche Erklärung der Amöbenbeme- gung ein Problem, über dejien Kösbarfeit die einzelnen Horicher jehr verjchieden denfen. Ein häufiger Darmparafit des Menjchen aus der paralitiichen Amöbengattung Darm- amöbe (Entamoeba Cas. et Barb.) iit die harmloje Diddarmamoöbe, Entamoeba coli Loesch (Amoeba), die majjenwetje in Dildarmgefhmwüren, Leberabizejjen ujw. beim Men- jhen angetroffen wird; ein anderer, jehr ähnlicher, aber Franfheitserregender die Dy3- enterieamöbe, Entamoeba histolytica Schaud. (Entamoeba tetragena, Amoeba dys- enteriae). Beide Arten wurden lange Zeit zujammengemworfen und exit durch Schaudinn 1903 und Hartmann 1907 voneinander getrennt. Die Dysenterieamöbe tft in den Tropen und Subtropen meitverbreitet und verurjacht die gefährlichite Form der tropijchen Dys- enterie oder Amöbenruhr des Menjchen, die jich in jchweren Durchfällen und Darmentzüns . dungen äußert und Schließlich zum Tode führen fan. Die Amöbe nährt jich von Blutför- perchen, Bellteilen und Bakterien und lebt nicht nur im Darm, fondern vermag auch die Darmwand zu Durchbohren, wie jchon Robert Koch 1883 nachiwies, und gerade Dadurd) die jo gefährlichen eiterigen Gejchwüre zu erzeugen. Übrigens gibt es auch Formen der Nuhrerkranfung, die nicht auf Amöben beruhen, jondern bazillären Ursprungs find; jo die Nuhr in Deutjichland, in Japan, in Manila. A Amöbenarten der Untergattung Entamoeba, die im Darın des Menfchen jchmarogend ge- funden wurden, findet man bei M. Braun oder bei 3. Doflein, auf deren Werfen mir hier und im folgenden bei parafitiichen Protozven großenteils fußen, noch etiva neun auf- gezählt; dazu manche, die bei verjchiedenen Tieren borfommen. Wir find mit diefen parafitiichen Arten jcehon zu folchen gefommen, die von den frei- lebenden erheblicher verjchteden jind und daher meilt in bejonderen Gattungen geführt werden. ©o hat man auch, um zu den freilebenden Formen zurüczufehren, eine Gattung von Wechjeltierchen aufgeitellt, die ohne deutlich abgejegte Pjeudopodien fliegen, Hyalodis- cus 7. L. Hierher gehört das jehr Heine Tröpfchen, Hyalodiscus guttula Duj. (Amoeba), das ruhend Fugelcund, Friechend oval ausfieht und in falt allen Heuaufgüijen zu finden ift, 22 Einzeller: Wurzelfüßer. ferner das noch befanntere Schnedchen, Hyalodiscus limax Duj. (Amoeba), ein lang- gejtrecdtes, Daher in der Gejtalt etwa einer zufammengefauerten Nacdtichnede gleichendes, aber jeht bewegliches Wechfeltierchen, das am Vorderende der Kriechrichtung feine Plasma- majje gewijlermaßen als ein einziges breitlappiges Pjeudopodium vorliegen läßt. Dieje häufige Art nebjt rund zehn ihr nächit verwandten, aber nicht mehr die erwähnte Amoeba guttula, werden nun neuerdings, jeit 1912, wieder zu einer neuen Gattung, Vahlkampfia Chatton, vereinigt als „Heine Amöben, die fich fließend mit einem großen Pjeudopodium (Bandform) oder mit mehreren kurzen, plumpen Pieudopodien fortbewegen; Eftoplasma und Entoplasma deutlich zu unterjicheiden; Körperoberfläche nadt; eine fontraftile Vakuole;, Kern mit großem Binnenfürper und chromatinhaltiger Kernrandichicht (Außenfern)” ujm. Die von Th. dv. Wafieleroffi und U. Keiler 1914 gegebene Gattungsbeichreibung ift in Wirklichkeit noch einmal fo lang; einjtweilen genüge uns das Gejagte, um durch einen flüchtigen Einblid in die Arbeitsftätte der Foricher zu erfahren, wie unendlich viel es Ihon bei den Amöben zu bejchreiben gibt. Wiederum einer anderen Gattung, Dactylösphaerium 7. L., rechnet man die Umöben mit rundem Körper und jcharf von ihm abgejeßten, im ausgejtredten Zuftande finger- förmigen biS lang jtrahlenförmigen Pfeudopodien zu. Die ausgezeichnetfte Art ift die Strahlenamdöbe, Dactylosphaerium radiosum Ehrbg. (Amoeba), unferer Gemäffer, und bei der Größe und Beltändigfeit der AUrt- und Gattungsunterichiede in der Amöbenmelt it nichts anderes als eine bloß zufällige Kormanähnelung darin zu finden, wenn, nach Berivorn, auch Die Amoeba limax bei jhwachen SKaltlaugezufab zum Wafjer die Ra- diosa-ejtalt annimmt; die beiden Arten find miteinander nur entfernt verwandt. Die nächte Verwandte der Strahlenamöbe ift da3 Glafige Wechjeltierchen, Dactylosphae- rum vitreum H.L. (Amoeba), dejjen Scheibe jedoch größer, und dejjen Scheinfüßchen nicht jo ftrahlen- oder peitfchenförmig, jondern fehon mehr fingerfürmig find. Daneben fteht noch das der vorigen Ähnliche, aber über und über mit ftachelfürmigen Fortjägen bededte Dactylosphaerium mirabile Zeidy (Dinamoeba, Chaetoproteus), ein Tier aus Zorfiümpfen, das im Verichlingen von Ulgenfädern e3 der Amoeba verrucosa gleichtut. „Sroße bis jehr große, träge Amöben mit breiten, kurzen, bruchjadartigen Pjeudo- podien, die vielfach nur als hHalbmondförmiger, durchlichtiger Saum an einer Borwölbung des Plasmas erjcheinen; gewöhnlich ohne Pjeudopodienbildung fließend, wobei der Umriß etwa birnfürmig ift, daS breite Ende nach vorn; mehrere bis äußerst zahlreiche Kerne; fontraftile Bafuole nicht beobachtet; im Entoplasma oft zahlreiche fogenannte Glanzkörper und bafterienähnliche Stäbchen”, das find, nach Blochmann, die Kennzeichen der Amöben- gattung Pelomyxa Grff. Die häufigite, befonders in jtark fauligem Schlammz-, Moor- und Zorfgrumd lebende Art ijt vie Schlammamöbe, Pelomyxa palustris Grff. (j. Tafel „Ein- zeller I”, 11, bei ©. 34), die bi$ 3 mm groß wird. Die „Slanzkörper” beitehen aus Gly- fogen, einem SKohlehydrat. Damit möge es hier genug fein von der großen Artenzahl der Amöben, um zu verdeutlichen, daß wir bei ihnen nicht mehr am Anfang des Lebens jtehen, jondern jchon recht tief in ihm. Koch eindringlicher fönnten wir die Mannigfaltigfeit der Amöben verdeutlichen, wenn der Raum es gejtattete, Genaueres über ihre Fortpflanzung zu jagen. Denn damit, daß der Zellkern jich teilt und feine beiden Abkömmlinge den Plasmaleib in zwei Hälften aus- einanderziehen, ijt die Sache längjt nicht abgetan. Vielmehr kommt es in anderen Fällen zur Aufteilung einer Amöbe in eine Mehrzahl von Tochtertieren, und ftet3 verlaufen die Wecjeltierhen. 23 Kernteilungsporgänge unter Höchft verwidelten Erjcheinungen, und dieje jind bei jeder Amöbengattung und wohl bei fait jeder Amöbenart andere. Die Bejchreibungen Diejer Gejchehniffe füllen zahlreiche Blätter in den Annalen der Wifjenjchaft. Ferner geht die Lebenserhaltung auch bei ven Amöben nicht immer ohne zeitweilige Paarımgsvorgänge ab, und dieje verlaufen wiederum unter jehr verjchiedenen Erfcheinungen an den Hellfernen, ja in manchen Fällen fann die eigentliche Paarung anjcheinend durch eine Art Selbitpaarung der beiden oder zahlreichen Abfönmlinge ein und desjelben Kernes erjeßt werden. Auch Ein- fapfelungsftadien und Bielteilung werden beobachtet. Und noch fomplizierter ijt der Vebenz- ablauf mancher Amöben; denn manches von diejen Tierchen ijt überhaupt nur eine Zeitlang Amöbe, dann wandelt e3 fich in ein ganz anderes Tier um, und zivar in ein Öeißeltierchen. Dadurch werden zwei große Klajfen der PBrotozoen, die Wurzelfüßer (Rhizopoda) und die Geißeltiere (Flagellata), miteinander verbunden. Schon jeit 1875 fennen toir durd) 3. €. Schulze auch eine Gattung Geißelamöbe, Mastigamoeba F'. E. Sch., mit der Mastig- amoeba aspera F. E. Sch. und einigen anderen, heritach befanntgewordenen Arten. Dieje Geifelamöben find Wechjeltierchen, die ein langes Geißelhaar befigen, weshalb jie mit noch beijevem Rechte zu den Geikeltieren gejtellt werden mögen. Mochte man im Sinne der üblichen Abftammıungshypothejen in den Geikelamöben ein Anzeichen dafür jehen, daß die Geißeltiere fich von amöbenähnlichen Wejen ableiten, jo haben doch Bajcher, Dof- fein und andere Forfcher neuerdings gerade den umgelehrten Abjtammungsmweg angenom- men, zumal bei zahlreichen Wurzelfüßern, wenn fie jich im freien oder eingefapjelten Zu- ftande durch Teilung vermehrt haben, die Teilprodufte die amöboide Bewegung mit Der Fortbewegung durch Geißeln vertaufchen und zu Geißeljchwärmern oder Zoojporen werden. Manche Amöben wohnen in zierlichen Häuschen, wie die Schnede im Schnedenhaus. Unter dem Namen Bejhalte Amöben (Testacea, auch Thalamophora) jtellt man fie den borerwähnten Nadten Amöben (Amoeboea) gegenüber. Sie fünnen ihre Schale nicht verlaffen, wohl aber ihre zarten Scheinfüßchen hervorftreden und mit ihnen nad) echter Amöbenart Frieden und freijen. Durchfuchen wir Proben von Schlamm- oder Wafferpflanzen mit dem Mitrojtop, jo entdecfen wir oftmals zahlreiche runde, bräunliche Plättchen, die an Kleine Münzen erinnern. E3 find die umherliegenden, von unten oder von oben gejehenen Schalen de3 Kapjeltier- chen3, Arcella vulgaris Zhrbg. (Abb. ©. 24), der befannteften Art in der Chrenbergjchen Gat- tung Arcella. Bei fühlem Wetter ruhen die Plasmaleiberchen unbemweglich, jind auch wohl zum Teil innerhalb. der Schale verfapfelt; an märmeren Tagen tun fie ung aber gern den Gefallen, munter umherzufpazieren und fich dabei auch im Profil zu zeigen. Dann erfennt man deutlicher die Heine Amöbe, umgeben von einer braunen, unducchfichtigen Schale mit gewölbter Ritdenfeite und einer eingedrüdten, aber mit mittlerer freisförmiger Mündung verjehenen Bauchjeite. Das Ganze gleicht einem zierlichen Döschen, während der Name Arcella, d.h. Heine Arche, eigentlich nur pafjen würde, folange das Schälchen mit der gewwölb- ten Ritefenfeite nach unten liegt. Aus der Miimdung tritt ein Teil des Weichlörpers mit Turzen, veränderlichen Fortjägen hervor. Diefer Weichförper hat wieder den Wert einer Zelle, in- dem er einen Kern enthält. Junge Stüde find durchlichtig, jo daß man den beweglichen PBrotoplasmakförper auch Durch die Schale hindurch gut beobachten fan. Man jieht alsdann auch, daß das Gehäufe erft nad) und nad aus einer gleichförmigen Bejchaffenheit in eine jolche itbergeht, wo e3 aus lauter einzelnen braunen Körnchen oder Facetten zu bejtehen jcheint. 24 Einzeller: Wurzelfüßer. Derjelbe Phnfiolog, den mir oben auf ein jehr entwicdeltes Geelenleben der Infu- forien fchließen fahen, W. Engelmann (©. 10), war geneigt, auch unferem Stapfelmwejen ein Wollen und Handeln zu bejtimmten Ztweden zuzufchreiben. Wir twilfen Schon, daß jolche Beweisführungen nicht zwingend find, aber die tatfächlichen Beobachtungen, die ihnen in diejem Falle zugrunde liegen, find jo interejfant und anmutend, daß wir gerne Kapfeltierhen, Arcella vulgaris Ehrbg. (wehtS oben und unten), und N omelniergen. Difflugia a Perty (in der Mitte). Vergrößerung 50:1. jie jelbjt und den Eindrud, den fie dem großen Forjcher machten, hier mitteilen. Engel- mann jah, daß bei den in einem Wafjertropfen unter dem Mifroffop befindlichen Arzellen Luftbläschen im Protoplasma zum Vorjchein Famen. Dadurch wınden die Arzellen an die Oberfläche des Waffers gehoben. Andere jentten fich, indem die Gasblafen aus dem Ge- häufe ausgeftogen wurden. Wie gejagt, glaubt Engelmann darin getvollte Vorgänge exblicen zu dürfen, woraus auf jeeliche Eigenfchaften des Protoplasmas zu fchliehen fei. Auch hier jind wir anderer Meinung. Gegen die Tatfache, daß unter gewifjen Umftänden im Körper der Arzellen fich Gasblafen bilden, und zwar fo, daß beftimmte Lagen des Körpers damit Wechjjeltierhen. 25 erreicht werden, ift nichts zu jagen. Auch mag e3 bei vielen Gelegenheiten ganz ziwedmäßig für die Kapfeltierchen fein, daß fie Ducch ihre Gasbläschen, die nicht nur in der Zimangslage unter dem Mifroffop, jondern auch im Freien entitehen, in ihrem Wohngemwäffer rajch auf- und niederjteigen fünnen wie Feine Luftballons. Aber ftatt nun gleich an bemwußte oder unbemwußte Geelenregungen zu denfen, fönnte man offenbar mit viel mehr Recht an die Stoff- produktion irgendwelcher Dritjen von vielgelligen Tieren oder auch etiva an die Tätigkeit der zujammenziehbaren Blajen der Brotozven anfnüpfen. Mithin verlangen die Gasblajen der Arzellen feine bejondere piychologiiche Erklärung. Nicht ganz felten ift die uhrglasfürmige Arzellenjchale am Nande in regelmäßigen Abftänden zinnenartig mit aufgerümmten Zähnen bejegt. Man faßt dieje Form, Arcella dentata Ehrbg. (j. Tafel „Cinzeller III“, 13, bei ©. 69), entiweder al eigene Art oder als Abart der vorigen auf. Miübenförmig, höher als breit, ijt die Schale bei der jelteneren Arcella mitrata Leidy. = Bei anderen Gattungen, wie bei ven Zeichentierdhen (Euglypha Duy.), ijt Die Schale jakförmig, ihr freier Rand gezadt und ihre Oberfläche mit ovalen Täfelchen, deren Ränder einander überjchneiden, zierlich und regelmäßig bededt. Die Brotoplasmafortjäge, die 3. B. bei Euglypha alveolata Duj. aus der Schalenöffnung treten, jind nicht wie bei Arcella furz, lappig und einfach, fondern ziemlich lang, zart und meilt am Ende gegabelt. Zu den auffälligiten Exrfcheinungen umter den bejchalten Amöben gehörendie Schmelz- tierchen oder Difflugien (Difflugia Zec.). Shre Schalen allein, ohne die aus ihnen herbortretenden Pjeudopodien, Fünnen ein Ausmaß von mehr al3 1% mm erreichen. Die Geftalt der Schalen ift etiva ei- oder birnförmig, dabei jehr verjchieden, was den Wert der Yediglich nach der Schalenform unterjchiedenen Arten fraglich macht. Am häufigiten trifft man jedenfalls die Form mit birnförmiger Schale, Difflugia pyriformis Perty. Nament- fich wenn jich jolch ein Tier mit grünen Algen vecht vollgefrejjen Hat, bildet es einen augen- fälligen Slumpen im mikrojfopiichen Bilde. Die Difflugien frejjen aber nicht nur, mas fie berdauen können, jondern auch winzige Sandförnchen und dergleichen, und dieje bilden, indem fie wieder ausgejchieden werden, an der Oberfläche fiegenbleiben und durch eine Kittmafje zufammentleben, das Difflugiengehäufe. Denn das ijt das Kennzeichen aller Difflugien, daß ihre Schalen aus Fremdförpern, meijt Duarzförnchen, auch aus Bazillaria- zeenjchalen und ähnlichen harten Objekten, aufgebaut jind. jene Entjtehungsweije Der Schale fonnte Berivorn, einer der herborragenpdften Kenner der einzelligen Lebemwejen, ein- mandfrei feititellen, indem er mit feinen Nadeln dem Tier fein Gehäufe abfraßte und ihm Glasiplitter zum Aufbau eines neuen zur Verfügung ftellte: jie wurden unverzüglich ver- wendet. Dem jchon erwähnten, erfolgreichen Erperimentator Ahumbler it es gelungen, auch diejen Gehäufebau der Difflugien auf anorganiihem Wege getreu nachzuerzeugen. Auch ein parafitifches bejchaltes Wechjeltierchen möchten wir erwähnen. Unter dem Namen Leydenia gemmipara hatte Schaudinn eine von ihm und zuvor von Legden beim Menijchen in allerlei Gejchwüren gefundene ftattliche Amöbe — fo jchien eg — beichrieben, bis freilich Schaudinn felbft mitteilen fonnte, daß e3 fich um abnorme, jchalenloje, Durch Die Stranf- heit des Menfchen jelbft bedingte Zuftände eines längjt befannten unjchuldigen Darnıpara= jiten, Chlamydophrys enchelys Ehrbg. (Platoum stercoreum), handelt, der auf feuchten Boden oder Mift lebt und in einem beftimmten Lebensabjchnitt den Darm von Menjchen oder Tieren pafjieren muß, um feine ZHften zur Entwidelung bringen zu fünnen. Die Leydenia-Form pflanzt fich Durch Teilung oder durch Knofpung fort. 26 Einzeller: Wurzelfüßer. Wir begeben uns zu weiteren Studien an das Gejtade des Meeres, um auc) in die Formen der meerbewohnenden Wurzelfüßer genaueren Einblik zu gewinnen. Noch zahl- reiche Wechjeltierchen lernen wir dann fennen, und zwar der überwiegenden Mehrzahl nach jolche mit charafteriftiich gebauten Schalen. Eigenartige große, meerbeiwohnende Amöbozoen mit regellos verziweigtern, aus Sand und Schlamm bejtehendem ©ehäufe jind die jogenannten Sandforaminiferen (Rhabdam- minidae), tie die im Atlantılcden Ozean und in der Nordjee, 4. B. bei Helgoland, auf dem Meeresgrunde zu findende, oft fünfpfennigitücdgvoße Astrorhiza limi- colaSandahl(j. Tafel „Einzeller III"), ein charafteriftiicher Vertreter diejer bejon- ders roh organijierten Thalamophoren. Zu anmutigeren Beobachtungen auf diejem Gebiete ladet das Mittelmeer ein. Bon einem mit Algen bemachjenen Teljen haben wir eine Feine Menge Pflanzen mit dem ihnen anhaftenden Sand und Schlamm in einem größeren Slasgefäß mit reichlicdem Wafjer jeit einigen Tagen auf dem Zimmer jtehen. Alles gröbere Getier, mas ohne weiteres den unbewaffneten Auge jichtbar und mit einer feinen Pinzette gefaßt mwer- ven fann, zierliche Rifjvenjchneden, Srebschen, Würmer, find möglichjt ent- fernt worden, da unjere Abfichten auf andere Exrjcheinumngen gerichtet jind. Sn- vem wir nun Die Wand des Gefähes mit der Lupe abmujtern, jehen wir hier und da ein bräunliches Ktörnchen haften und bemerfen jogar an den größeren Exent- ee plaren, daß jie von einem zartejten Neb ce u 2 npretechlengam lee sure geben jind. Borjichtig wird: einer der Körper unter das Mifroffop gebracht. Das Fadenneß ift zwar zunächit verjchwunden, es it zurüdgezogen in die eifürmige, ziemlich elaftifche Schale, bei einiger Geduld fonımt es aber wieder zum Borjchein. Der Abbildung, die D. Schmidt nach einer lebenden Eifürmigen Öromie, Allogromia ovoidea Rhumbler (Gromia oviformis), entworfen hat, fügen wir Die Worte eines der ausgezeichnetiten Kenner der Winzelfüßer bei, Mar Schulßes, der das wundervolle Spiel der ausgedehnten, oft über 1 qem Fläche einnehmenden, vielfältig ver- Ihlungenen Pjeudopodien diefer fonderbaren Gefchöpfe, die den Namen „Wurzelfüher” erft voll vechtfertigen, bejchreibt. „Nach einiger Zeit vollftändiger Ruhe werden aus der großen Dffnung der Schale feine Fäden einer farblofen, Durchlichtigen, äußerft feinförnigen Majfe herborgejchoben. Die zuerft Hervorfommenden fuchen taftend umher, bis fie einen feiten Wecjeltierhen. 27 Körper (hier die Oberfläche des Slafes) gefunden Haben, an dem fie jich in Die Länge aus- dehnen, indem aus dem Sinneren der Schale neue Mafje nachfließt. Die erjten Fäden find äußerft fein, bald entitehen jedoch auch breitere, die wie die eriten in Schnurgerader Richtung Ichnell an Länge zunehmen, auf ihrem Wege fich oft unter Spigen Winfeln veräfteln, mit nebenliegenden zujammenfließen, um ihren Weg gemeinjchaftlich fortzujegen, bis fie, all- mäbhlich immer feiner werdend, eine Länge erreicht haben, welche die des Tierförpers um . das Sech- bis Achtfache übertrifft. Haben fich die Fäven auf diefe Weife von der vor der Schalenöffnung nad) und nach angehäuften größeren Mafje feinförniger, farblofer, fon- traftiler Subjtanz nach allen Richtungen ausgejtredt, jo hört das Wachjen der Fäden in Die Länge allmählich auf. Dagegen werden jet die VBeräftelungen immer zahlceicher, es bilden jich zwijchen den nahe beieinander Tiegenden eine Menge von Brüden, welche bei fort- mährender Ortsveränderung allmählich ein proteifch veränderliches Mafchenfyftem darftelfen.“ Wir [halten hier ein, daß, wenn das Tier bequem liegt und Zeit hat, es allmählich die ganze Außenflähe der Schale mit einer dünnen, oft nebförmig Ducchbrochenen Schicht der beweg- hihen Mafje umkleidet. „Wo an der VBeripherie des Sarfodenebes, wie wir das zarte Ge- mebe nennen wollen, jich mehrere Fävden begegnen, bilden jich aus der Itets nachfließenden Gubjitanz oft breitere Platten aus, von Denen wieder nach mehreren Richtungen neue Fäden ausgehen. Betrachtet man die Fäden genauer, jo erkennt man in und an denjelben jtrömende Körnchen, welche, aus dem Inneren der Schale hervorfliegend, Yängs den Fäden ziemlich ichnell nach der Peripherie vorrüden, am Ende der Fäden angefommen umfehren und wieder zurüdeilen. Da gleichzeitig jedoch immer neue Kügeldhenmafjen nachjtrömen, jo zeigt jomit jeder Faden einen Hin und einen rüdlaufenden Strom. Sn den breiten Fäden, die zahlreiche Kiigelchen enthalten, lafjen jich die beiden Ströme ftet3 gleichzeitig erfennen, in den feineren jedoch, deren Durchmeffer oft geringer als der der Kügelchen ift, jind Dieje jeltener. Diejelben erjcheinen hier auch nicht im Suneren des feinen durchlichtigen Fadens eingebettet, jondern laufen auf der Oberfläche dezjelben hin. Kommt ein jolches Kügelchen auf feinem Wege an eine Teilungsitelle des Fadenz, jo jteht es oft eine Zeitlang ftill, bis e8 den einen oder den anderen Weg einfchlägt. Bei brücenförmigen Verbindungen der Füven fliegen auch die Kügelchen bon einem zum anderen über, und da begegnet e3 nicht jelten, daß ein zentrifugaler Strom von einem zentripetalen erfaßt und zum Umfehren ge- zungen wird. Auch im Inneren eines breiteren Fadens beobachtet man zuweilen ein Gtill- ftehen, ein Schwanfen und fchließliches Umfehren einzelner Körperchen. Die Fäden be- ftehen aus einer äußerft feinförnigen Grundmafje. Ein Unterfchied von Haut und Inhalt eriftiert an denjelben nicht. — Die regelmäßig auf- und abjteigende Bewegung der Stügel- chen läßt fich nur erklären al hervorgebracht durch das Hin- und Zurüditrömen der aus dem Smneren der Schale ftammenden, fließendem Wach zu vergleichenden, homogenen fontral- tilen Subftanz, welche in der einen Hälfte jedes Tadens eine zentrifugale, in der anderen eine zentripetale Richtung verfolgt und natürlich die größeren Kügelchen, welche uns allein bon der Gegenwart einer folchen Bewegung in Kenntnis jegen, mit jich führt.” Wie bei anderen Rhizopoden, jo müfjen auch bei der Gromie die Scheinfüßchen toich- tige Hilfsdienfte beim Nahrungsermwerb leiften, jedoch nur al3 Fang- und nicht gleichzeitig als Verdauungsapparat. Stoßen nämlich, fo berichtet Schulte, die Fäden auf ihrem Wege an irgendeinen zur Nahrung brauchbar erjcheinenden Körper, eine Bazillarie, einen für- zeren D3zillatorienfaden, fo legen fie jich an denjelben an und breiten fich über ihm au2. ©o bilden fie eine mehr oder weniger volljtändige Hülle um ihn. Die Fäden rümmen und 28 Einzeller: Wurzelfüßer. berfürzen jich, bi3 die beuteführende Majje der Schalenöffnung nahe gefommen ift und ichließlich in diejelbe zurüdgezogen wird. f/ an I Y / / / # NM: INN, CT, IF yUl! 7 1 Hrn | 2 / y ! /, j | fF/ I f / J / Polystomella strigillata F.M. Vergrößerung 200 :1. An die Arzelten, Difflugien, Euglyphen, Afteorhizen, Gromien ufo., als die Befchalten Amöben mit einfanımerigem Gehäufe, Die „Monothalamia“, reihen fich die äußerft zahlreichen Vielfammerigen, die „Polythalamia“. €&s find ausjchlieglich Meeresbewohner, und ihre Wecjeltierhen. 29: Gehäufe jind fait jtet3 verfalft, manchmal porzellanartig. Das Gehäufe jeßt ji) aus mehreren oder zahlreichen Kammern zujammen, die meift auch äußerlich Durch Die Ofulptur angedeutet ind. Aus der verichiedenen Art der Anordnung und Verbindung der Kammern geht die bald fpiralige, bald röhrenförmige, überhaupt äußerit verjchiedene Form der Schale hervor. Bei einigen Yamilien liegen nämlich die Kammern in gerader Linie hintereinander, bei anderen bilden jie ein unregelmäßiges Stonglomerat, bei den meilten gleichen fie zierlichen Schnedenhäujern von Turmjchneden, Tellerjchneden und anderen mehr; e3 ift das ein inter- ejjanter all von „Sonvergenz”, d. . von Ausbildung gleicher, offenbar zwecmäßiger ©ejtalten in ganz verjchiedenen Tiergruppen. Bei manchen ift eine Offnung zum Austritt der Fortjäße nur an der legten Kammer fichtbar; im Inneren jind jedoch die Kammern ducch ähnliche Offnungen verbunden. Zahlreich jmd aber auch folche Gattungen, wo die Wände aller Kammern von feinen Löchern durchbohrt find, aus denen die veränderlichen Scheinfühchen in Gejtalt langer, fädiger Flüfligfeits- majjen, die jich ftellenimeije verflechten fünnen, Durch- treten. Der ganzen Abteilung wurde auch der Name Worentierchen, Foraminifera (von foramen, Off- nung, Zoch), gegeben, was wir wohl am beiten mit Giebtierchen verdeutjchen. Löft man die Kalfjchale vorjichtig in verbiünn- ter Säure auf, jo gelingt es mitunter, den Weich- förper im Zujfammenhange zu erhalten. ©o ge- wann 3. E. Schulze ein ausgezeichnetes Präparat bon Polystomella striatopunctata F. M. aus der Tamilie der Volyjtomelliden, von dem die neben- jtehende Abbildung nach der Zeichnung des Pro- feljor3 Gvette uns vorliegt. Das Protoplasma füllt en er a oo alle Kammern aus, und Fortfäße und feine Fäven eritreden fic) von Raum zufaum. Sn einer Kammer ijt auch ein deutlicher Stern (a) enthalten. Sn anderen Fällen werden mehrere Sterne beobachtet. Die Fortpflanzung beiteht darin, dak aus dem Weichförper die Abfümmlinge heraustreten, die entweder ohne weiteres oder exit nach) Paarung heranmwachjen. Und zwar jcheint ein eigentümlicher Generationsmwechjel weit verbreitet zu fein: einem Tier mit Heiner Anfangsfammer entichlüpfen zahlreiche, jo- gleich beichalte Junge mit großer Anfangsfammer. Dieje erzeugen nach dem Heranmwachjen noch) viel zahlceichere winzige, begeißelte Schwärnifporen, die exit nach Paarung wieder zu be- Ichalten Tieren mit feiner Anfangsfammer heranmwachjen. Auch fann zwijchen zwei Sporen- generationen eine Mehrzahl von großfammerigen eingejchaltet jein. Sn der Größe wechjeht die Polythalamien von !/,,mm Durchmefjer bis zu dem eines Fünfmarkftüdes. Diefe grö- Beren Formen gehören jedoch alle nur einer vorweltlichen Familie, den Nummulitiden, an. Bon den Volythalamien find gegen 2000 Arten, fojjile und lebende, bejchrieben worden. „Bon einem an Keineren Schalen äußerft reichen Sande von Molo di Gaeta, jagt Mar Schulte, „Ichted ich mittels eines feinen Siebes alle über eine Zehntellinie großen Körnchen ab. Das Zurüdgebliebene bejtand, twie die mikrojfopiiche Unterfuchung zeigte, etwa zur einen Hälfte aus mwohlerhaltenen Ahizopodenjchalen, zur anveren aus Bruc)- jtüden mineralifcher und organijcher Subjtanzen, ein Verhältnis, wie es auch nach D’Dr- bignys Angaben faum irgendwo günftiger gefunden wird. Als ich auf einer mit Algen ‚30 Einzeller: Wurzelfüßer. bedecten Heinen Felfeninfel jütdlic) vom Hafen nur wenige Fuß unter der Oberfläche des Waiferz, ja jelbjt an Stellen, die zur Zeit der Ebbe Falt troden lagen, mit einem feinen Nebe ichabend filchte, dann durch Schlämmen de3 erhaltenen Gemijche3 von tierischen und pflanz- lichen Teilen das leichter Suspendierbare entfernte und den übrigen Sand im Ölaje ruhig ftehen lief, jah ich jchon nach einigen Stunden zahlreiche Nhizopoden an den Glaswänden in die Höhe Friechen, und die Unterjuchung des Bodens zeigte faft jäntlihe Bolythalamien mit organischer Erfüllung und lebend. Die Ahizopoden des Meeres jcheinen demnach zu ihrem Aufenthalte am Tiebiten jolche Stellen zu wählen, wo ihnen durch eine reiche Vegetation Schuß vor dem Andrange der Wellen und ihren zarten Bewegungsorganen eine jichere Stüge zum Anheften geboten ift. Hier finden fie zugleich an den den größeren und Feineren Seepflanzen jtets anhaftennen Diatomeen und Snfuforien eine reichlihe Nahrung." Der Lieblingsaufenthalt fehr vieler Bolythalamien find Schwänme aller Art, wo ihnen Schuß und Nahrungszufuhr in noch höherem Maße gewährt find. Überhaupt find die meiften Toraminiferen Bermohner des Meeresgrundes geringerer Tiefen, wo jie an feiten Körpern umhberfriechen, jehr verjchieden bon Der planktonischen Vebensweije verNadiolarien. Chrenberg hat jchon vor mehreren Jahr- zehnten viele Hunderte von Schlamimproben unterjucht, die für ihn in allen Meeren ge- jammelt worden waren, unter anderen auch aus den Tiefen von 10—12000 Zuß, Die bei ea den Lotungen zur Kabellegung erreicht wur- Globigerinenfhalen. PVergrößerung 10021. den. Fait regelmäßig bilden die Volythala- mienjchalen einen bedeutenden PBrozentjab Davon, was nad) ihrem majjenhaften Borfommen an jeichten Uferftellen nicht befremden fann. Der Berliner große Naturforscher fand Häufig in folchen mit dem Lot emporgehobenen Schalen Rejte des weichen tierischen Körpers und jchloß Daraus jchon damals, als man die reiche Tiefjeefauna noch nicht Fannte und ihr Vorhandenjein im allgemeinen fir unmöglich hielt, daß die Tiere wirklich „dort unten“ lebten und durch ihre majjenhafte Vermehrung an Drt und Stelle zur allmählichen Ausgleichung der untermeerifchen Täler beitrügen. Die fpäteren jorgfältigen Unterfuchungen über die Bejchaffenheit des Tieffeebodeng haben die außerordentliche Beteiligung der Bolythalamienschalen an der Bildung des Tief jeejchlammes von den arktiichen bis zu den antarktiichen Zonen beitätigt. Außer anderen Gattungen, Die einen geringeren Brozentjaß liefern, fommen bejonders Globigerina Orb. und Orbulina Orb. in Betracht, die eriteren aus mehr oder weniger jpiralig aneinander- gereihten Kugeln von zunehmender Größe zufammengejekt, Orbulina jcheinbar eine einzige regelmäßige Stugel, die jedoch die globigerinaähnlich aufgerollten Kammern umfaßt. Shre Schalenreite fommen über Taujende von Duadratmeilen Des Meeresgrundes in jolchen Waffen vor, daß fie einen bezeichnenvden Hauptbeftanpteil des Bodenjaßes bilden, jo daß man jchlechthin von „Ölobigerinengrund” und „Slobigerinenjchlid” Tpricht. Las jomit die englischen Naturforjcher durch die berühmte Challenger-Fahrt Hinficht- lich der Beteiligung der Foraminiferen an der Schichtenbildung der Erde in großartigen Mapßitabe nachgemwiejen Haben, ift eigentlich nur eine Bejtätigung und Erweiterung der fchon obenerwähnten Entdeeimgen unjeres Chrenberg. Schon er erkannte die große Übereinftim- mung vieler jeßt lebender Zoraminiferen mit denjenigen, die Dad Material zu den Streide- MWechjeltierhen. Sonnentierden. 31 ablagerungen geliefert, und fprach von „lebenden Kreivetierchen”. Das war in den dreißiger Sahren eigentlich ein Baradoron, ein venolutionärer Gedante, heute find toir ganz befreundet mit ihm. Wir wiljen, daß ein großer Anteil an diejem VBerlängern der Streidezeit bis in Die Gegenwart hinein unjeren Bolythalamien gebührt, die zum Aufbau der Erdrinde mehr bei- getragen haben als alle übrigen Pflanzen und Tiere zufammengenommen. Die mächtigen Kohlenlager, die Korallenriffe und Atolle und die Snochenlager an der fihirifchen Küfte find bei diejem Ausjpruche nicht vergejjen. Denn nicht nur von den fambrijchen und filurischen Schichten an bis zur Kreide haben jich die Foraminiferen an der Heritellung des Materials der Erdfeite beteiligt. Ebenjo beträchtlich oder noch beträchtlicher pflegt ihre Menge und oft- mals ihre Größe bei deutlicher Erhaltung in den eozänen (unteren) Tertiärgefteinen zu jein; jo hat man im PBarifer Beden einen Miliofitenfalf, in Weitfrankreich und öftlich der Mdria einen AUldeolinenfalf, endlich in einer langen und breiten, längs beiden Geiten des Mittel- meere3 bi3 in ven Himalaja fortziehenden Zone, die wir 3.8. auch in den Alpen treffen, den Nummulitenfalf nac) Ahizopodengejchlechtern ‚unterichievden, deren Schalentefte fie großenteilS oder, insbejonvere den lebten, mitunter fait allein in einer u bon vielen Hundert Fuß zujammenjegen. Den Nhizopoden find jchhieglich vielleicht Die tieffeebewohnenden Xenophyophora 3. E. Schulges verwandt, Die bis Tcm große, aus unregelmäßig negartig zufammengefügten Köhrchen beitehende Gehäuje von jcheibenfürmiger oder fächerartiger ©ejtalt bilden ımd zwiichen ven Röhrchen ein von Tremdförpern gebildetes Gerüft Haben. Zweite Ordnung: Sonmentiercjen (Heliozoa). Ceit Ausgang des 18. Jahrhunderts find Heine Bewohner des füßen Wajjers be- fannt, die man Sonnentierchen (Heliozoa), gelegentlich auch wohl Süßmwafferradio- larien nennt. Der eritere Name rührt von der äußeren Erjcheinung Ddiejer Wejen her: lie jtellen fich unter vem Bergrößerungsglas als Heine runde, von einem Strahlenhofe um- - gebene Körper dar. hr Protoplasına it Durcchaus nicht von gleichmäßiger Beichaffenheit, jondern zerfällt auch hier in Ento- und Cftoplasma oder in Markjubjtang und Rindenjhicht. Sn jener Tiegt, manchmal genau zentral, in der Negel aber erzentrifch, der Kern, oder e3 finden jich, in der Markjubitanz verteilt, mehrere Kerne. Die Nindenfchicht it weniger jtarf Kichtbrechend, zähflüfliger, bei manchen fchaumia und beherbergt eine oder mehrere Teäftig pulfierende Blajen, die ihren flüjjigen Inhalt unter ftarfer Vormölbung nad) außen abgeben, joiwie Nahrungsballen, Zoochlorellen (das jind winzige fymbiontijche Algen), Tett- tröpfchen und Heine, Stark lichtbrechende Hörnchen aus oraljaurem Kalk in verjchievdener Menge und Größe. Die von dem Slörper der Keinen Sonne nach allen ©eiten ausgehenden Strah- len, Pjeudopodien mit lebhafter Körnchenftrömung, find oft viermal fo lang pie der Durch- mejjer de3 Körpers. Cie haben eine gewilfe Starrheit, da fie. von einem Fräftigen, in der Markfjubitanz feinen Urjprung nehmenden dDurchfichtigen Achjentab gejtügt werden, auf dem eine förnchenreiche Brotoplasmahiüille fich Hin und her jchiebt; es jind „Aropodien". Über merkwürdig zitternde, mit Hilfe der Pjeudopodien ausgeführte Tänze der Son- nentierchen berichtet Benard: „Das Tier ftredt einige feiner Fäven von fich, die einen Yırgen- blick ihre Starre verlieren, dann mieder erftarren und den Körper nad) fich ziehen, indem 32 Einzeller: Wurzelfüßer. fie ihn ein wenig von oben nach unten wenden; andere Fäden erjegen die erjten und ziehen ihrerfeits, jo daß im Laufe der Erfcheinung das Tier wie ein Ball auf der Tafel rollt und dies zumeilen jo fchnell, daß e3 wie eine Spinne zu laufen jheint. E3 finden fich in Diejer Hinficht große Verjchiedenheiten von Art zu Art, und während Cihophrys jicher amöboid ift und Actinophrys fich nur fehr langjam fortbemwegt, Finnen die Nfanthozhyiten, 3. D. Acanthoeystis turfacea Cart., in der Minute einen Weg durchlaufen, der das Zmölffache ihres Duxchmeffers beträgt. Bei Actodiscus saltans Habe ich die Bewegungen am lebhaftejten gejehen; diejes Heine Wejen tanzt zur Rechten und zur Linken, vorwärts und zurüd mit einer außerordentlichen Beweglichkeit, und \ / um ihm zu folgen, N \ muß man beftän- \ | dig die Stellung des 2 Mifrojfops verändern.” u Wehe dent Flei- nen Algenjchwär- mer, der mit einem diejer Aropodien in Berührung fommt. Sogleich bleibt er Eleben, wird bon herbor- quellender und heranfließender Vlasmamalje um- ihloffen und glei- Ya tet dann langjam, | aber unfehlbar in- folge der Zujamz= ' Acanthoeystis turfacea Cart. Bergrößerung 300:1. menziehung Des Scheinfühchens nach dem Körper des Sonnentierchens hin. Sobald er fich der Nindenjchicht nähert, fendet dieje bei manchen Arten eine amöboive Majje aus, öfters in Form eines Stegels oder eines großen Bucdels, die nach und nach die Beute umgibt und dem Snneren des Körpers einverleibt. War die Beute ein größeres Tier, jo neigen ji) mehrere Aropodien zu ihr zujammen und ziehen fie mit vereinten Sträften in das lebende Grab. ©felettbildungen find bei Helivzoen jehr verbreitet. Jim einfachjten Zalle beitehen die ©felette aus einer dien Schleimfchicht, die jich auf ihrer Oberfläche durch Trempdfür- perchen, Quarzkörnchen uf. zu einer Art von Panzer verftärfen fann. Häufig find Dieje ©felettelemente vom Tier jelbjt gebildet, fiejelig und liegen vadiär oder tangential und jmd im eriteren Falle bisweilen am freien Ende gegabelt. Sr anderen Fällen fteift das Sfelett, ähnlich wie bei Radiolarien, eine bon großen runden Offnungen dDucchbrochene Kapiel dar, wie bei ver Gattung Clathrulina Orenk. mitder fait einzigen Art der Gittertierchen, Clathrulina elegans Cienk. (j. Tafel „Einzeller I”, 1, bei ©. 34). Diejes ijt übrigens mit einem Gtiel Sonnentierden. 33 feitgewachien, während die meilten freilebend find, wie das Strahlenfugeltierchen, Actinosphaerium eichhorni Zhrbg. (j. Tafel „Cinzeller I”, 10, bei ©. 34 und „Einzeller II“, 1, bei ©. 42), der einzige Vertreter der Gattung Actinosphaerium Stein, dejjen Leib ohne Strahlen bi8 lmm groß wird, jo daß ntan dieje Tiere leicht mit bloßem Auge als blajje große Punkte erfennt. Bei einer grünen Abart des Gtrahlenfugeltierchens ift dad Mark mit fymbiotijchen Boochlorellen erfüllt. Manche Arten bilden auch borüber- gehend Kolonien. So trägt das Gittertier- chen oft einen oder mehrere Artgenojjen auf jeiner Schale angejiedelt, und von dem mejentlich Heineren Sonnentierdhen, Actinophrys sol Ehrbg. (j. Tafel „Ein- zelfer I”, 3, bei ©. 34), da3 wiederum der einzige Vertreter jeiner von Chrenberg auf- geitellten Gattung ift, Fünnen eine anjehn- liche Zahl von Sudididuen, 10 bis 20, fich vereinigen und gemiljermaßen zu einer Maffe verichmelzen. Zur Fortpflanzung dürfte eine derartige Bereinigung in feiner Beziehung jtehen, denn in der Regel tren- nen fich die vereinigt gemejenen Gonnen- tierchen wieder, ohne an ihrem Stern oder jonft an ihrem Leibe die geringite Ver- änderung zu zeigen. Dei der Paarung eines größeren, fernhaltigen Stüde3 don Actinophrys mit einem fleineren, fernlojen joll das größere gemwiljermaßen das Fleinere aufftejjen, das aber bei diejem Akte nicht zugrunde geht, denn jein Protoplasma, das in allen GStüden dem des größeren gleicht, wird diefem lebendig einverleibt und bleibt mit ihn lebendig. Die Heliozoen pflanzen fich durch Teilung fort. Dabei zerfällt ein Jndividuum enttweder nach vorhergegangener Teilung de3 Kernes in zwei Teile (Teilung im eigent- fihen Sinne des Wortes), oder e3 Löfen jich Fleinere Stücchen ab (Knojpung). Yon Clathrulina fennt man eine zweifache Art der Fortpflanzung. Im erjten Talle teilt fich der Weichförper innerhalb der Gitterfugel in zwei Hälften. Die eine bleibt im Belis des Gehäufes, die andere drängt fich dircch eine der Majchen heraus und verwandelt fich nach Verlauf etwa einer Stumde durch Ausjcheidung von Schale und Stiel aus dem nadten Zujtande in den der vollfommenen Clathrulina. Gerade bei diejer Art der Ber- mehrung mag e3 häufig vorfommen, daß die ausmandernde Hälfte jich auf der Mutterhälfte feftfeßt. Im anderen Talle gibt der Weichförper das Material zu einer gröberen Anzahl, 8—10, von Teiliprößlingen, die fich innerhalb der Gitterfugel je mit einer harten Hülle Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 3 Gittertierhen, Clathrulina elegans Cienk. Pergr. 350:1. 34 Einzeller: Wurzelfüßer. umgeben, dann aus diejer ausjchlüpfen und die Gitterfugel verlajjen. Gie jind mit zivei Seifen oder Wimperorganen verjehen, Doch dauert diejes Schwärmftadium, das auch an Fortpflanzungserjcheinungen gemijjer Amöben erinnert, nicht lange. SmöHerbit ziehen die Heliozoen ihre Bjeudopopdien ein, umgeben fich mit einer Gallert- oder Siejeljäurefapjel, und ihr Inhalt zerfällt dann manchmal in eine Anzahl Teilitüde, die je einen Kern enthalten und auch eine zarte Hülle bejiben. m Frühjahr wird Die tapjel gejprengt und die junge Brut |chwärmt aus. Die Sonnentierchen bewohnen jüßes, die wenigiten jalziges Waller und ziehen Elares dem trüben und umgemen vor. Am ficheriten findet man fie in Tiimpeln der Laubival- dungen, deren Boden mit alten Blättern bededt ijt, oder in Lachen der Torfgruben. Gie frejien, twas ihnen Geniebares vorfommt und was fie bewältigen fönneıt, von den Fleinjten Schmwärmjporen bis zum Nädertiere. Dritte Ordnung: Strahlentiercjen (Radiolaria). An die Sonnentierchen Schließen jich in mancher Hinficht Die durch die Schönheit und Bierlichkeit ihrer ©felette berühmten, ausjchließlich meerbewmohnenden Strahlentierhhen oder Radiolarien (Radiolaria) an. Die Übereinjtimmungen liegen in der meift Fırgeligen Geitalt des Leibes, der Sonderung des Plasmas in eine Junen- und Außenmajje, der Länge, Itrahlenartigen Anordnung und fadenfürmigen Geftalt der gleichfalls durch verhält- nismäßig feite AUchjenjtäbe gejtüßten Scheinfüßchen, und endlich im Auftreten von Hart- gebilden aus Stiejeljäure, Kiejel oder amorphem Duarz, jener allbefannten mineralischen Subjtanz, die wir jchon bei den Sonnentierchen gelegentlich feititellten, und die nun bei den Radiolarien durchaus in der Regel die jtäbigen ©felette bildet und nur bei wenigen durch eine Harte organische Subjtanz, gelegentlich auch einmal durch Schwerjpat erjebt ift. Böllig jfelettloje Strahlentiere jind gleichfalls eine große Ausnahme. Das durchgreifendfte unterjcheidende Merkmal der Napdivlarien gegenüber den Helio- soen ist die Zentralfapfel: eine derbe Membran trennt die ftet3 verhältnismäßig Kleine Snnenmafje des Plasmas von der Yußenmafje und umjchließt jomit auch den oder die Zell- ferne, nicht ohne vermöge ihrer feinen Boren eine Verbindung zwijchen der intrafapfulären und der ertrafapfulären Sarfode zu gejtatten. Ferner it ver Radiolarienleib auch außen wohl jtetS von einer feinen Zellhaut umgeben, und aus ihr treten nur die, übrigens nicht zahlreichen, fädigen Pleudopodien heraus, die Häufig miteinander teilweije verjchmelzen. Wie bei anderen Protozven, fo find auch bei den Nadiolarien im Plasma Dltröpfchen und allerlei ähnliche Einfchlüffe, Kriftalle, organijche Strijtalloide und dergleichen, vor allem ‘ mit wafjerheller Flüfjigfeit gefüllte Blajen (Vafuolen) vorhanden; insbejondere die legteren nehmen, oft dicht aneinanderliegend, die äußere, unter der Oberfläche gelegene Schicht ein. Die echten Sriftalle, die freilich felten find, fiegen im Zentralförper, find himmelblau und bejtehen aus jchwefeljaurem Strontium oder Zöleftin, eine in der ganzgı Tierwelt einzig dajtehende Tatjache. Sehr häufig find ferner in dem Protoplasma der Nadiolarien eigen- tümliche gelbe Körper, die man früher für Beftandteile diejes Tieres hielt und gelbe Bellen nannte; in Wahrheit find e8 wiederum nichts anderes als fymbiotifche Algen (300- ranthellen), wie uns jolche jchon mehrfach begegneten. Man wird es veritehen, daß an den Einzeller 1. 3. Actinophrys sol Ehrbg. (zu S. 33). 4. Chilodon 2. Amoeba proteus Pall. (zu S. 18). 6. Paramaecium caudatum Zhrbg. in Konjugation (zu S. 59). 7. Didinium nasutum Stein, Paramaecium verichlingend (zu S. 61). 8. Stentor roeseli Zhrbg. (zu S. 64). 9. Dendrocometes 1. Clathrulina elegans Cienk. (zu S. 32). eucullulus Ehrbg. (zu S. 60). 5. Lionutus anser Zhrbg. (zu S. 61). 11. Pelomyxa palustris Grff. (zu S. 22). paradoxus Stein (zu S. 72). 10. Actinosphaerium eichhorni Ehrbg. (zu S. 33). Vergrößerung 150:1. Nach Mikrophotographien von H. Geidies-Kassel-Kirchditmold (Fig. 3, '5 und 8) und#von E. Reukauf- Weimar (Fig.1, 2, 4, 6, 7, 9, 10 und 11). Radiolarien. 1. Rhizosphaera leptomita 4. 2. Sphaerozoum ovodimare H. 3. Hexacontium drymodes 4. 4. Lithomespilus ilamma- bundus AM. 5. Ommatocampe nereis 7. 6. Carpocanium diadema F. 7. Challengeron willemoesii 7. ;8. Cenosphaera ;_ inermis 7. 9. Clathrocyclas ionis 7. 10. Dietyophimus tripus je Strahlentierdhen. 39 Radiolarien neben der Schönheit der Geftalten auch die Pracht zart [himmernder Farben unfer Auge zu ergößen vermag, was wir freilich auch fchon beim eu der Kleinmwelt unjerer Binnengemwäljer oft genug erleben. Sedes Radiolar ift in der Jugend einfernig, vor der Durch Einitamerloing er- folgenden Fortpflanzung vielfernig; im leteren Falle zählen die dann jehr Heinen Sterne nach Hunderten, ein Zuftand, der längere oder fürzere Zeit anhält, bi3 jchlieklich der Zen- tralfapfelinhalt in jo viel onale oder nierenförmige, je zwei. Geißeln tragende Schwärmer zerfällt, wie Kerne vorhanden waren, und feine Membran durch die tumultuarifche Beme- gung des vielen neugebildeten Lebens zerplabt. Die nun ins Freie gelangenden Schmär- mer find oft von zweierlei Größe, Mafrojporen und Mifrojporen, die wohl als männliche und weibliche Fortpflanzungszellen exrft paarweije verfchmelzen müjjen, bevor fie zu neuen Radivfarien unter Ablegung ihrer Geißeln heranmachjen fünnen. Außer diefer Tortpflan- zungsmweije gibt e3 auch bei den Rapdiolarien noch die Fortpflanzung durch Zmweiteilung, die an dem Kern, falls er gerade in Einzahl vorhanden, und in jedem Yalle an der Zentral- majje beginnt und fich auf die Außenmajje fortjegt. Unterbleibt die Teilung des ertrafapfu- lären Weichförpers, fo fommt e3 zu einer Art Koloniebildung, indem dann zahlreiche Zentral- fapfeln in einer gemeinjamen, Pjeudopodien ausjendenden Gallertmajje liegen. Die Sfelettbildungen der Nadiolarien müjjen wir noch etwas näher betrachten. „Bald ind es”, bemerit Marjhall, „einzelne Ioje Nadelgebilde, welche jich tangential anorönen, bald treten fte zu Höchit zierlichen Gitterfugeln zufammen, welche mit regelmäßigen Stacheln befest find. Gelegentlich fteden mehrere jolcher Kugeln fonzentrijch ineinander und jind duch Kiejelbrücden miteinander verbunden. Ein andermal wieder jtogen wie im Zentrum de3 ganzen Gejchöpfes lange radiäre Strahlen immer in der Zahl 20 zujammen, duxch- brechen die Zentralfapfel und das ganze Außenprotoplasma und verbinden jich auf dejjen Außenjeite durcch ein mehr oder weniger regelmäßiges Kiejelflechtwerk. Dder aber Diele Bildungen nehmen allerlei phantaftiiche Geftalten an, ericheinen al® Helme, Körbchen, Laternen, Diltelbfüten, Reufen, entwideln fich plattenartig größtenteils in einer Ebene als durchbrochene vier- oder Dreiarmige Kreuze, Scheiben, Schalen, Spangen, Sporen und in Hunderterlei anderen Geftalten, mit welchen wir nichtS vergleichen können, und-Die ganz eigenartig jind. Aber alle diefe Formen jind elegant, oft jelbit von entzüdender Schönheit, fie enthalten einen großen, noch ganz ungehobenen Schab reizender Motive, jo zahfteich, mannigfach und wunderbar, wie fie feine menjchliche Phantafie erdenten kann.‘ Sn der Tat follten Haedels wundervolle „Kunftformen der Natur“, in denen allein den Radiofarien acht große Farbentafeln gewidmet find, an feiner Stätte fehlen, wo Sinn für Schönheit Herrjcht, Kunft gepflegt wird, oder wo man der unerjchöpflichen Natur Motive auch für die Gebilde von Menjchenhand abzugemwinnen jucht. Die beigegebene Tafel „Nadiolarien” mag von diejem Reichtum an Zormen e eine ichwache BVorftellung geben. Wie zierlich ift das Gitterwerf der Rhizosphaera leptomita. H. (Sig. 1); Sphaerozoum ovodimare H. (Fig. 2) hat zwar nur ein gering entwideltes, aus Tangentiafnadeln beftehendes Skelett, ift aber durch feine eigentümliche Geftalt- als Kugelneft, d. h. als foloniebildendes Radiolar, bemerfenswert. An chinejiiche Elfenbein- arbeiten erinnert Hexacontium drymodes H. (Fig. 3) mit feinen drei ineinander jtedenden Hohlfugeln. AB Modelle für Schalnaden Tünnten Lithomespilus: flammabundus 4. (Fig. 4) und Ommatocampe nereis H. (Fig. 5) dienen. An zierliche Glöcdchen und Körb- chen erinnern Carpocanium diadema H. ($ig. 6), Clathrocyelas ionis H. (Fig. 9) und 3*+ 36 Einzeller: Wurzelfüßer und Geißelträger. Dietyophimus tripus Z. (Fig. 10). Eine echte Tiefjeeform ift Challengeron willemoesii 7. (Fig. 7), und Cenosphaera inermis 7. (Fig. 8) zeichnet fich durch ihr überaus zierliches, regelmäßiges Gitterjfelett aus. Aber nicht nur durch ihre Schönheit fejjeln uns dieje ©felette, jondern auch Dur) ihre eigenartige Entwidelung und die vollendete Zivedmäßigfeit ihres Aufbaues. Zivar flang e3 ganz einleuchtend, wenn einst gejagt wurde, diejen Sfeletten fiegen ähnlich einfache Bildungsgejebe zugrunde wie den unbelebten, ftarren Striltallen, over wenn man glaubhaft machen wollte, die Vierjtrahler, ein öfters mwiederfehrendes Clement in den Siejeljfeletten, fönnten auf einfachjte Weije als Abjcheivungsprodufte in der jeweils gemeinjamen Ede von bier durch Drud aneinandergepreßten Blajen entitehen. Shr Werdegang tft aber viel ver- ticelter; fand doch Valentin Haeder, daß als erjte Grundlage Der Kiejelnadeln im Plasma des Nadiolars Außerft dünne Brimitivnadeln entjtehen (die, wie jchon Jmmermann zeigte, gelegentlich durch gefrejjene Diatomeengehäufe oder Nadeln anderer Radiolarien vertreten werden fünnen), daß dann zwijchen der PBrimitivnadel und der fie erzeugenden Plasma= ichicht eine gallertige Mfveole aufquillt, daß dieje an ihrer Außenjeite drittens eine umhüllende Haut und die Stacheln auf dDiefem noch ganz weidhen Stadium durch Sproffung ihre Ber- zmweigungen und fomplizierten Kormen erhalten, bis viertens entweder bloß die Hüllhaut oder die ganze Stabmajje hart verfiefelt. m fertigen Aufbau der Sfelette aber lehrte uns Haeder in zahlreichen Fällen die Grundgejebe der Singenieurmechanif verwirklicht erfennen, und zwar oft mit geradezu Üüberrajchender Augenfälligfeit. Niemal ragen ja, wie einst Haedel annahm, die oft armleuchterartig verzweigten ©felettjtrahlen aus der ©arfode frei heraus, jondern immer jtügen und tragen jie wie Zeltjtäbe die hHautige Umhüllung des Ka- diolarentörpers und find dabei auf fachmwertähnliche oder, noch bejjer gejagt, gewehrphra- midenartige Stäbeitrufturen gejtübt, jo daß fich alles ineinander ftemmt und das Ganze große TFeitigfeit gegen Angriffe von außen befommt. Solche Gebilde und nicht minder die ungemein Fomplizierten Schalenjchlöfjfer einiger gleich ven Mujcheln zmweijchaliger Na- diolarien lajjen ung nicht mehr bezweifeln, daß wir bei der Suche nad) einfachen phyjifo- chemijchen Entftehungsurfadhen in diefem Falle auf falihem Wege waren. Der Strahlentierchen gibt es jehr viele Arten, man hat weit über 4000 bejchrieben. Shre Initematijche Einteilung darf uns diesmal verhältnismäßig wenig fümmern. Crmwähnt jei nur, daß man vier Unterordnungen unterjcheivet, und daß in der Unterordnung der Schaumjtrahltiere (Spumellaria oder Peripylea) jich neben jfeletttragenden Formen auch) jfelettloje, neben einfachen auch Eoloniebildende zufammenfinden, Daß die Acantharia jtrahlig vom Zentrum ausgehende, zwar harte, aber Doc) elaftisch biegjame ©felettjtacheln bejiten, die nicht, wie man früher glaubte, aus organischer Subjtanz, fondern nad) Bütjchli aus ichwefelfaurem Strontium beitehen, daß helmförmige Sfelette bei den Nassellaria (Mono- pylea) auftreten, während die meijt tiefjeebewohnenden Phaeodaria oder Tripylea durch grüne und braune Pigmentierung an ihrer Zentralfapjel ausgezeichnet jind. Die Nadivlarien find, mit einziger Ausnahme der von Vanhoeffen auf der Deutjchen Eitdpolarerpedition bei Kerguelen entdedten feitjigenden Ufantharie Podactinelius sessilis Schröder, planftonijche, d. h. im Wafjer frei jchwebende Bewohner des hohen Meeres. In ver Djt- und Nordfee gibt e3 feine; im Mittelmeer find fie noch nicht zahlreich, Doch mit allen bier Unterordnungen vertreten. Die meiften gehören der Tiefjee an, und an ihrem Boden treten denn auch die Radivlarienffelette manchmal in überwiegender Menge auf. So be- tehen Ablagerungen auf dem Boden des Stillen Ozeans zwijchen 3000 und 8000 ma Tiefe Strahlentierhen. — Schlingentierden. 37 zu 80 Prozent, ja ftellenmweije ganz aus den Schalen abgejtorbener, zu Boden gejunfener Kadiolarien, und diefe Ablagerung Hat Hiernach den Namen des Nadiolarienfchlide er- halten. Wie wir jchon andeuten fonnten (©. 9), herrjcht diefer ununterbrochene unter- meerijche Leichenregen, nach Follilfunden zu urteilen, fchon fo lange, wie wir vom Leben auf Erden überhaupt Kenntnis haben. - Zweite Klajje: Geißelträger (Flagellata). Die Geißelträger oder Geikelinfuforien (Flagellata, Mastigophora) find injofern eine eigenartig zujammengejebte Gejellichaft, als viele unter ihnen ChlorophHyll oder Blatt- grün, den grünen Farbitoff der Pflanzen, bejiten, der bei Licht aus Kohlenfäure und Wajjer Stärfe aufbaut. Diefe Wejen Haben ebenjogut pilanzliche wie tieriiche Natur, während anvere Öeißeltierchen, die jenen Sarbitoff entbehren, unzmweiveutig Tiere find. ES beiteht faum irgendwo zwiichen größeren Abteilungen des Tierreiches ein fo lüdenlofer Zufammen- hang wie hier zwijchen Tier» und Pflangenreich. Und diefe Verbindung ijt um jo bedeu- tungsvoller, als nicht nur die männlichen Fortpflanzungszellen, die Schwärmjporen, zahl- reicher Pflanzen, jondern auch die lebenden Clemente in der Samenflüfjigfeit aller Tiere im mejentlihen den Geikelinfujorien böllig gleichen. Lücdenlojer Zujammenhang ift auch zwiichen Geißelträgern und Wurzelfüßern vorhanden, durch die bei Wurzelfüßern als Fortpflanzungszellen erjcheinenden. geigelttagenden Sporen jowie durch die jchon erwähnte ©eißelamöbe. sm allgemeinen gehören die Geißelträger zu den Heineren unter den Einzellern. ©ie haben vor allem eine, zwei oder mehrere Geißeln, ferner eine Mundöffnung und jehr oft auch puljierende Blajen oder Bafuolen. Ar Bewegungen ift außer einem Schwimmen Durch Sclängelbewegung der Öeikeln vielen auc) eine Gejtaltveränderung eigen. Die Geißeln ind nur jelten ohne bejondere Hilfsmittel zu erfennen, weil fie zu dünn jind. Anders it e3 bei Anwendung der Dunfelfelobeleuchtung oder auch wenn man die Organismen im mifeojfopijchen Präparat tötet und färbt. Wir unterfcheiden vier Dronungen: die Pro- flagellaten, Autoflagellaten, Dinoflagellaten und HhHitoflagellaten. Erite Ordnung: Shhlingentiercjen (Proflagellata). Biel größer als bei den NAhizopodertift bei den Flagellaten die Zahl der oe und der pathogenen Arten, und ganz befonders fommt Franfheitserregenden Formen aus der Drdnung der Autoflagellaten Hohe Bedeutung zu. Um dieje recht verjtehen zu fönnen, gedenfen wir zunächit der meift nur mit den allerjtärfiten Mifrojfopen auffind- baren Schlingentierhen oder Spirochäten, die von manchen Torjchern zu den Baf- terien gejtellt werden, während andere jie, wohl mit mehr Necht, tro& des Tehlens echter Geißeln, in mindeitens ebenjo nahe Beziehungen zu den Slagellaten jegen. Dofleim nannte jie in etwa diefem Sinne Proflagellata, erblidt aljo in ihnen gleichjam Borfahren- tufen der eigentlichen Geißeltiere. Anni) den Schraubenbafterien oder Spirillen find die Spirochäten winzige Stäb- chen ohne {chart umschriebenen Zellfern, was wir wohl am beiten mit Hartmann als eine 88 Einzeller: Geißelträger. Kückbildungserfcheinung betrachten können, und zwar jind dieje Stäbchen meijt noch aus- geiprochener als die Spirillen in der Bewegung forkzieherartig gewunden, doch ijt der Körper nicht ftarr wie bei den Spirillen, jondern metabol; jie Shmwimmen Yebhaft, bor- nehmlich unter rajcher Drehung um die gedachte Körperachfe. Manche Spirochäten find der Länge nach von einem fadenfürmigen Strange durchzogen, der bei wieder anderen Formen wie eine Leijte am Körper außen entlang zieht. Er wird oft al3 undulierende Membran bezeichnet und würde, jo aufgefaßt, im Verein mit der Metabolie eine Ver- fnüpfung diejer durch Stleinheit und den Mangel eines differenzierten Zellfernes mehr bafterienähnlichen Broflagellaten mit gemwiljen noch zu bejprechenden Autoflagellaten, den Tehpanojomen (©. 41), heritellen, für welche die undulierende Menıbran Fennzeichnend it. Mitunter ragt Dei Strang jogar wie eine Art Geißel vorn oder Hinten aus dem täbchenförmigen Körper hervor, und felbit echte Geißeln Hat man bei Spirochäten neben jenen Sadenfträngen beobachtet. Die Länge der Spirochäten beträgt oft weniger als 1/00 mm oder wenig mehr. Die Ernährung it rein osmotijch, Durch Saftjtrömung. Die Bermehrung erfolgt durch Längsteilung oder Duerteilung. „Spirochäten”, jchreibt Doflein, „ind feit langer Zeit in größerer Zahl befannt. Man findet jie in fauligem Süß- und Geewajjer, in Sumpf- und Moorgräben, Sauchegruben, im Darm und in den Schleimhautjefreten gejunder Tiere jotwie in ulgerierenden Wunden und Geihmüren, im Blut und in faft allen Geweben bei gewiljen Krankheiten des Menjchen und der Tiere.” Der Typus der Schon von Chrenberg aufgeitellten Gattung Spirochaeta Ehrbg. ist die verhältnismäßig große, in fchwefelmwaijerftoffhaltigem Süßmwaffer, jo 3. B. zwijchen faulenden Algen, nicht jeltene Süßwajjerspirodhäte, das Wurmfürmige Schlingentierchen Ehrenbergs, Spirochaeta plicatilis Zhrbg., ein im Durchichnitt ettva nahezu Y/,, aber noch bi3 1, mm Yanges Fäpdchen von doppelter Spiralfriimmung, indem den zahlreichen gröberen Körperwindungen Heine, jehr regelmäßige Körperwindungen juper- poniert find. Eine im Meere lebende Abart wird al3 Sp. plicatilis marına Zuelzer, eine ähnliche, im Bradwajfer gefundene al3 Sp. gigantea Warming, eine vierte und Yebte, be- jonder3 Kleine endlich alS Sp. stenostrepta Zuelzer bejchrieben. Die pathogenen Spirochaeta-Arten fann man al die Untergattung Te Schaudinn zujammenfafjen. Wir erwähnen nur einige: noch nicht eigentlich pathogen it die Zahnfpirochäte, Treponema dentium Koch (Spirochaeta), die falt regelmäßig in der Mundhöhle, und ziwar im Zahnıbelag der Zahnmurzeltegionen, bejonders bei Zahnitein, lebt; jte ijt eine jehr Kleine und feine Spirochäte von 0,00.—0,012mm Länge und weniger als 0,ooosmm Dide. Die Spirochäte des europäiichen Nücdfallfiebers, Treponema recurrentis Lebert (Spirochaeta obermeieri), ijt 1/,, mm lang und hat nır 3—6 Windungen. Gie erzeugt das in Südeuropa vorfommende Nücdfallfieber, das ähnlich wie die Malaria in periodischen Fieberanfällen beiteht, jedoch mit Starker Milzanjchwellung, eigentümlichen Snochenjchmerzen und anderen Erjcheinungen verbunden ilt und, bei jelten tönlichem Yus- gang, meijt Schnell vorübergeht. T. recurrentis lebt im Blute des Erfrankten, mo die Spiro- häten zur Zeit der Fieberanfälle fich bejonders lebhaft bewegen, in jeiner Milz und im Snochenmarf. Bon Menfch zu Menfch wird fie bejonders in unjfauberen Herbergen durch blutjaugende Snjekten übertragen, mögen dies nun — das ift noch unficher — die Wanze Cimex lectularius, die Zede Argas persicus, die Kleiderlaus Pedieulus vestimenti oder mehrere diejer Arten fein. Sehr ähnliche Erfcheinungen ruft die Spirochäte des afri- fanijhen Nüdfallfiebers oder Jedenfiebers, Treponema duttoni Novy et Knapp Schlingentierdhen. Nadte Geißelträger. 39 (Spirochaeta), Herbor, an der in Zentralafrifa jeder Einwohner einmal in feinem Leben erfranfen foll. Shre Unterjchiede von der vorigen Art find Hauptjächlich nur phyfiofogifche, und zwar die Übertragung durch die fehmerzhaft ftechende Zede Ornithovorus moubata und die Übertragbarkeit außer auf Affen — was auch bei T. recurrentis gelingt — auf manche Nagetiere. Auch gibt e3 ein amerikanisches, ein indisches und ein füdchinefifches Rücdfall- fieber. Die Syphilisfpirochäte oder Yuesjpirochäte, Treponema pallidum Schaud. (Spirochaeta), ijt über die ganze Erde verbreitet. Sie wurde wegen ihrer Zartheit (0,006 bis 0,015 mm lang, Höchitens 0,00025 mm did) und Bläfje jowie der Schiwierigfeit, fie zu färben, lange überjehen und erjt 1905 von Schaudinn entdedt. ie hat viele, bejonders fteile Win- dungen und an jedem Pol einen feineren Geißelfaden. Die Kör- perform ijt ziemlich jtarı, die Windungen bleiben auch während vn der Ruhe beitehen; oft verharrt diefe Spirochäte mit eigentümlich Sppditisipivogäte, Tre- zitternden Bewegungen an einem Orte. Die Syphilisfpitochäte rochaute), Wergräper 1000: 1. überfehtwernmt den ganzen Organismus der von ihr befallenen ""* "alomromkunen Menjchen oder Affen und ijt daher jehr jchwer zu befäntpfen. Die Übertragung erfolgt Tediglich von Blut zu Blut, alfo durch Verlegungen der Haut, die jedoch unjichtbar Klein jein fünnen. Treponema pertenue Castellan (Spirochaeta) ijt die Spi- rochäte der Framböfie, einer gefürchteten Tropenfrankheit. Auch bei Gänjen, Hühnern ujiv. vorfommende Spirochätenkrankheiten find befannt, ipielen jedoch eine geringere Rolle als bei Säugetieren. Die mikroffopijche Unterfuchung namentlich der Eeineren Spirochätenarten ijt nur möglich bei Anwendung der ftärkiten Mifroffopiyiteme und der Methode der Duntelfeld- beleuchtung. Am ehejten befommt man in belehrenden Augftellungen und dergleichen einmal die Shphilisipirochäte zu jehen. Beobachtungen am Rüdfallfieber Yajfen erfennen, daß nach Überftehen eines Anfalles zeitweilig eine gewilje Immunität erworben wird. ES ift daher auch bis zu einem gemiljen Grade gelungen, gegen Spirochäten zu impfen, d. h. gejunde Tiere durch Serum eines ge- heilten zu immunifieren. Bei Hühnerjpirochätoje fand man in dem bei Trypanojomenfranf- heiten bewährten Atoxyl, beim afrifanischen NRücdfalffieber in Benzidinfarbitoffen und bei Syphilis und Framböfie vor allem in Ehrlich3 Salvarfan wirfjame Gegenmittel. Zweite Ordnung: Nacte Geißelträger (Autoflagellata). Die Autoflagellaten, verdeuticht etwa „Einfache Geißelträger”, oder, um den Gegenjab zu den Banzergeißlern hervorzuheben, Nacte Geikelträger, Haben großenteils mehr oder weniger ovale, manchmal auch Fugelige oder jpindelähnliche Geftalt; meilt am borderen Ende fißen die Geißeln, gewöhnlich eine oder zwei an der Zahl, Doc) Tann ihre Zahl auch größer fein und ihre Einfügungsitelle eine andere. Am Borderende liegt ferner oftmals ein Pigmentfled, dejjen fehr unjichere Deutung ung jchon bejhäftigte. Die Körher- oberfläche fan nackt und amöboid beweglich) fein, wie bei der jchon erwähnten Geißel- amöbe, Mastigamoeba aspera F. E. Sch. (Abb. ©. 40), häufiger wird fie aber von einem Häutchen (Cuticula, Pellieula), manchmal geradezu von einem &ehäufe gebildet. Auf diejen galfertigen Körperhülfen beruht der Geftaltenreichtum der Tlagellaten, der freilich längit 40 Einzeller: Geißelträger. nicht an den der Radiolarien oder Horaminiferen heranfommt. Mehr Aufmerkfjamteit als bei den Radiolarien werden wir bei den Flagellaten der gelegentlichen Soloniebildung fchenfen. Sm Süßmwaffer wie im Meere find Ylagellaten zahlreich al3 Planktonmwejen vertreten. Doch mag e3 genügen, hier einige wichtige Autoflagellaten des Süßmwaljers vorzuführen. Die meiften tierifchen, D. h. des Blattgrüns entbehrenden Autoflagellaten faljen wir al3 Protomonadina zufammen. Der Name bejagt joviel wie „Urmonaden“, doch wollen wir diefe Berdeutjchung nicht einführen, da fie nur mit größter Borjicht zu gebrauchen märe. Unter ihnen gibt e3 amöbvid bewegliche Geißeltierchen, die wir zur Flagellatenfamilie der Wurz elgeiulr (Rhizomastigidae) zujammenfafjen fönnen, 3. B. die Gattungen Geißel- amöbe (Mastigamoeba F.E. Sch.) und Zweigeißelamöbe (Dimastigamoeba Blchm.). Bei den Zmweigeißelamöben ijt die eine Geißel nach vorn gerichtet, Die andere mwird als Schleppgeißel nach Hinten getragen. Die Scheinfühchen (Bjeudopodien) werden beim freien Schwimmen der Tiere meift eingezogen. Das gleichfalls zmweigeißelige Ziwei- geftaltige Geißeltierchen, Dimorpha mutans Gror., it unter den Wurzelgeißlern jozujagen ein geißeltragendes Sonnentierchen Durch feine jtabförmigen, von Achjenfäven gejtügten Pjeudopodien, die wiederum bei der Schwimm- bewegung bis zur Kugelgeftalt des Körpers eingezogen werden. Mafjenhaft fehwimmen in faulendem Wajjer die jehr Heinen Arten der bejonvders einfach bejchaffenen Mona- den (Monas Ehrbg., verdeutfcht etwa „Einheit”), 3.8. Monas a vivipara Ehrbg. (j. Tafel „Eingeller IL”, 4, bei ©.42), fugelige Geißelamöbe, Mastigamoeba aspera Dis eifürmige Wejen mit einer Hauptgeikel und einer oder ae 9 zwei gleichfall® vorn entipringenden Nebengeikeln, oft mit Yugenfleden. Schwache Pjeudopodienbildung erfolgt namentlich am Hinterende, das fich aucd) zur Bildung eines Stieles verjchmälern kann, mit dem dann die fonft frei Schwimmenden Tiere jich zeitweije feitjegen. Eine vordere Geißel und eine hintere oder Schleppgeißel Fennzeichnet bei zwar jehr beweglichen, aber wenig amöboid veränderlichem Plasma die Arten der Gattung Schiwanz- monade (Bodo Ehrbg.), und die Hüpfende Schmangmonade, B. saltans Ehrbg., ift oft mit der Schleppgeißel an faulenden Pflanzenteilen feitgeheftet und führt Dann jchnel- ende Bewegungen aus. Sn der Gattung Bodo gibt e8 mehrere PBarafiten, 5. B. den häufigen Bodo lacertae Grassi aus der Kiloafe unjerer Eivechjenarten. Wichtiger alS er oder ein beim Menjchen einmal gefundener Bodo urinarius Künstl. find für die PBarafitenfunde fehon die Trypanoplasmen der Güktwaljerfiihe (Gattung Trypanoplasma Lav. et Mesn.), längliche, gewöhnlich etwas jichelfürmige Brotomonadinen mit meift vorn breiterem, hinten zugejpistem Körper. Am VBorderende entjpringt an einem großen, ftarf färbbaren, „Blepharoplaft” genannten Körper eine nad) born ragende Geißel und ein zweiter Faden, der dem Körper entlang nach hinten zieht, mit ihm in jeiner ganzen Länge durch eine umdulierende Membran verbunden ift und fich meift in eine lange freie Schleppgeißel fortjeßt. Ein Trypanoplasma borreli Lav. et Mesn., aus dem Blute farpfenartiger Fijche, wird namentlich Durd) den Fijchegel, Piscicola geometra, übertragen, Nadte Geißelträger. 41 andere Arten leben in denjelben und anderen Fiichen — jo 3. B. Trypanoplasma ceyprini Plehn —, aud) in Fröjchen und anderen Tieren. Trypanoplasmen find es, nad) Hofer, wahrjeheinlich, Die die Schlafjucht der Karpfen hervorrufen. Biel größeres Suterejje fnüpft jih an die Trypanojfomen (Familie Trypanoso- midae), die Blutflagellaten im gewöhnlichen Sinne. Bei ausgejuchter Kleinheit, ähnlich den borerwähnten Arten, find die Trhypanojomen gut gekennzeichnet al3 meijt abgeplattete, langgejtredt jpinvelförmige Flagellaten, die jtet3 eine an der einen Länggjeite verlaufende undulierende Membran bejiten, deren verdidter Randjaum fich gemöhnlich an einem Ende des Körpers in eine Geißel fortjegt. ©tets jind zwei Kerne vorhanden, der Hauptfern und der Geißelfern oder Blepha- toplait. Lebterer ift Hein, bejonvers dicht gefügt, ijt mit dem Hauptfern durch einen feinen Faden verbunden umd hat neben jich ein Feines Körnchen liegen, Bafalforn ge- nannt, in dejjen unmittelbarer Nähe der verdidte Rand der undulterenden Membran, die Saumzgeißel, entipringt. Durd) den Geißelichlag und das Wogen der undulierenden Men- bran bewegen jich die Trhpanojomen vorwärts. Mitunter bilden jie Rattenfünige, Agglomerationen. Sie vermehren jich durch Längsteilung, der eine Teilung der beiden Sterne borangeht. Als Typus der Gattung Trypanosoma Gruby gilt das 1843 entdedte Srojhtrypanojoma, Trypanosoma rota- torium Mayer (sanguinis), eine Art mit bejonders breitem Körper, breiter undulierender Membran und deutlicher, aber wohl nur jcheinbar auf Musfelfädchen beruhender Längs- ftreifung. €3 lebt zujammen mit anderen Arten im Blut unjerer Wajjer-, Gras- und Laubfröjche und wird vielleicht durd) Blutegel bon Trojch zu Trojeh übertragen. Aud) um a Ei Ei ' 1 1 e1 ' - Mit fihtbar gemachtem Blepharoplaft und Blut von Fiihen und einmal bei einem Fuchs jind Trypano ee jomen gefunden worden. Doflein, „Lehrbuh der Protojoen- & . . Tunde”, i üpavat Ma= Shre ftärkte Verbreitung haben aber die Blutflagetr "ren laten in den Tropen al Kranfheitserreger bei frei lebenden Wirbeltieren, bei Haustieren und dem Menfchen. Die erjte Entdedung eines pathogenen GSäugetier-Trypanojomas ift die des Trypanosoma evansi, de3 Crreger3 der Surrafrant- heit, Durch den englischen Arzt Evans im Jahre 1880. Von da an jchwillt die Literatur ftändig an. &3 folgten die Entdelungen anderer Erreger und 1902 und 1903 die Ent- dedung des Erregerz der jeit Anfang des 19. Sahıhunderts befannten Schlaffrankheit der Keger durch Dutton und Cajtellant. Die Trypanofomen vergiften das Blut und verftopfen die feineren Blutgefäße ihrer Opfer und rufen intermittierende Fieber, Schlaffucht, Odeme und anderes mehr hervor. Bon Menjch zu Menjch oder von Tier zu Tier werden fie meift durch Injelten übertragen, und zwar find im tropifchen Airifa Stechjliegen der Gattungen Glossina, Stomoxys u. a. die wichtigiten Verbreiter diejer Seuchen. Die wichtigfte Trypanofomenart ift zweifellos da3 Trypanojoma der Schlaf- franfheit, Trypanosoma gambiense Dutton (Abb. ©. 42). Die unheilbare Schlaffrankheit, 42 Einzeller: Geißelträger. durch deren Erforfchung und Befämpfung vor allem Robert Koc) jeinen Namen unsterblich gemacht hat, ijt -im tropifchen Afrifa meitverbreitet, befällt z. d. in Gambia 6 Prozent, am Kongo, wo jchon ganze Dörfer durch jte ausgejtorben fein jollen, im Mittel 46 Wrozent, in gewiljen Gegenden jogar 80—75 Prozent der Eingeborenen, während Europäer mehr bon ihr verjchont bleiben. Cie beiteht in Schlafjucht, oft wochenlangem Schlafzuftand mit nun vorübergehenden, jpäter ausbleibendem Erwachen zur Aufnahme der Nahrung ujw. und führt jomit zu jtarfer Abzehrung und fchließlich zum Tode. ES fan freilich auch der Schlaffrankheitserreger einen ganz anderen Shymptomenfompler, nämlich da3 Trypa- nojomenfieber, hervorrufen, das oft erjt nad) Jahren zum Tode führt, aber auch) in Schlaffrankheit übergehen fann. Übertragen wird der Schlaffranfheitserreger in vereinzelten Fällen wohl durch intimes Zujammenleben der Menfchen, Hauptjächlich aber Durch die Stechjliege Glossina palpalıs. — Auf Ddiejer Kenntnis beruht die Möglichkeit, Durch vorbeugende Maß- . nahmen das VBerbreitungsgebiet der Schlaffranfheit ftellenmweije ein- zudämmen. Dennoch ift diefe Völferplage im ganzen in zunehmender Berbreitung begriffen, indem jie den Staramanen- und Handelsitragen folgt und jo 3. B. vom Stongogebiet zum ©ebiet der großen Seen Ban - gelangte. „Es find im legten Jahrzehnt“, Schreibt Doflein 1911, „jicher- = KT Trypanojoma der Sählaffrantheit, Tıy- panosoma gambiense Dutton, mit fihtbar ge madten Blepharoplaft und Zellfern. Bergrößes rung 1000:1. Aus $. Doflein, „Lehrbud) der ih mehrere hunderttaufend Menjchen an ihr zugrunde gegangen; in der Provinz Bujoga am Biktoriajee in Britiich-Ditafrifa jtarben 1902 bis 1905 an Schlaffranfheit 30000 Menjchen.” Sehr ähnlich dem Schlaffrankheitserreger, unter anderem durch den in der Mitte des Leibes gelegenen Zellkern, it das am Hintereride Protozoenkunde”. verhältnismäßig abgeitumpfte Trypanosoma brucei Plimmer et Brad- ford, der Erreger der Nagana oder Tjetjefranfheit der Huftiere — nad) der Tjetje- fliege, Glossina morsitans, benannt — in ganz Afrika füdlich der Sahara. Fieber, Milz- ihwelfung, darauffolgende Blutleere und allmählicher Verfall des ganzen Organismus iind die Hauptmerfmale diefer vom Großmwild, 3. B. mwandernden Antilopenherden, Büffeln ujw., duch Oflofjinen auf Haustiere übergehenden und bei ihnen meilt zu rajchem Sterben führenden Seuche, die jährlich Unmengen von Tieren zugrumde richtet, nament- ih in Süd- und Südoftafrifa den ganzen VBiehbejtand mancher Gegend ausgerottet hat und jomit große Gebiete Ducch ihr endemisches Borfommen der Kolonijation verjchließt. Mit der Erforjehung Ddiejer Krankheit und ihres Erregers ift gleichfalls der Name Robert Koch für alle Zeiten verfnüpft. Die Krankheit jchwindet aus einer Gegend, wenn das Wild aus ihr fortwandert. Die Schon genannte Surra, deren Erreger Trypanosoma evansi Steei genannt toird, vertritt die Nagana in Aien, ift namentlich in Indien, den Sundainjeln (bejonders Java) und auf den Philippinen verbreitet, auch in verjchtedene englische Ktolo- nien verjchleppt; fie befällt unter anderem Pferde, Stamele, Elefanten und Büffel „und machte jich der indischen Regierung dadurch befannt, daß jie bei Transporten und Teld- zügen Hunderte von Pferden und Maultieren tötete, jo im Sahre 1800 300 Pferde bei einem einzigen Negiment. Sie ift nach Mauritius und wahrjcheinfich auch nad) Dftafrifa mit Tiertransporten verjchleppt worden.” Koch vieles wäre über Franfheitserregende Trypanofomen zu jagen, doch ziuingt ung die Raumfrage zur Kürze, und fo fehreiten wir jeßt zu anmutigen frei lebenden Geißel- tierchengattungen fort. Einzeller II. 2. Hexamitus inflatus Dizj. (Zu S. 43.) 1. Actinosphaerium eichhorni Zhrbg. (Zu S. 33.) Er Ri Rindensubstanz — Ekto- K Kerne. N plasma. Na Nahrungsvakuole. Ma Marksubstanz — Ento- KV Kontraktile Vakuole. | plasma. A Achsenfaden im | Ps Pseudopodien. Pseudopodium. | a 3. Dinobryon sertularia Ehrbg. (Zu S. 45.) Vergr. 440: 1. 4. Monas vivipara Ehrbg. Vergr. 650:1. (Zu S. 49.) dali Kent. Vergr. 1000 :1; rechts: Tetramitus rostra- TEE ee - en tus Perty. Vergr. 500:1. 6. Kolonie von Codonocladium umbellatum Sfein. (Zu S. 43.), Nach Stein. Vergr. 300:1. (Zu S. 43.) Abb.2—5 aus Blochmann, Die mikroskopische Tierwelt des Süßwassers, Abb. 1 und 6 aus Doflein, Lehrbuch der Protozoenkunde. SEN >» DD N N ! | 7. Ceratium hirundinella O. F. Müll. 8. Lacrymaria Vergr.175:1. (Zu S.48.) olor O. F. Mäll. Vergr. 225: 1. ! (Zu S. 62.) [® RN 11. Noctiluca miliaris Sur. Vergr. 75:1. (Zu S. 49.) 135. Ceratium tripos Ehrbg. Vergr. 200:1. (Zu S. 48.) 12. Opalina ranarum Stein, in Teilung. 14. Bursaria truncatella O. F. 15. Dileptus cygnus Clap. et Lachm. Vergr. ca. 435:1. (Zu S. 63.) Müll. Vergr. ca. 20:1. (Zu S. 63.) Vergr. 240:1. (Zu S. 61.) Abb. 7, 9 und 12 aus Doflein, Lehrbuch der Protozoenkunde, 8 aus Verworn, Allgemeine Physiologie, 10 und 15 aus Mez, Mikroskopische Wasseranalyse, 11 aus Steuer, Planktonkunde, 13 aus Claus-Grobben, Lehrbuch der Zoologie, 14 aus Blochmann, Die mikroskopische Tierwelt des Süßwassers. | W \ A \ / ‚yeh & pN A vol) N BR A © IR O6 s 2 x ERDE DRS EEE AND = vi 9. Colpoda cu- 10. Eudorina elegans Zhrbg. N ceullus Müll. Vergr. 220 :1. (Zu S. 46.) AN Unten der 3 } AR Alter 23 EC AR Vergr. AR WS | ZEN (Zu S. 60.) AR “ Nadte Geißelträger. 43 Bei den Kragengeißlern (Choanoflagellata) erhebt jich im Umtfreis der Geihel ein trichter- oder Fragenähnlicher Auffas, wodurch diefe Tiere ausjehen wie die Geißelzellen eines Schwammtieres. Diejes Organ erleichtert das Herbeijtrudeln der Nahrung und ift diefen Tieren wohl als Erjag für einen gewifjen Ausfall an Beweglichkeit mitgegeben. Denn e3 Handelt fich oftmal3 um zwar einzeln lebende, aber mit ihrem Hinterende oder gar mit einem eigens ausgebildeten ©tiele feitjiigennde Monaden, 3. B. bei der Gattung Monosiga Kent, ein andres Mal, bei Codosiga botrytis Ehrbg., jiten bis 20 oder mehr jolcher Sragen- monaden, zu einer fugeligen Kolonie vereinigt, jede mit bejonderem fleinen Stiel auf dem Ende eines langen, auf feiten Oegenjtänden jtehenden Stieles wie die geflügelten Samen auf dem Stiel der Löwenzahnblume; und nahezu den Doßdenpflanzen ähnlich wird joldh ein miftoffopiiches Gewächs dadurch), daß der gemeinjame Stil doldig oder unregelmäßig ver- ameigt ift, mie bei Codonocladium Stein, 3.8. C. umbellatum Stein (|. Tafel „Cinzeller IL, 6); wieder in anderen Fällen find die Monaven durch Vereinigung ihrer Heinen Einzelitiele in einem Zentrum zu einer fugeligen, zwar frei |chwimmenden, die Bewegung der Einzelmejen aber immerhin einfchränfenden Kolonie zufammengejchlojjen, jo bei der jelteneren Gattung Astrosiga Kent. Der Reichtum an Gruppierungen ijt damit übrigens nicht erjchöpft. Bielgeikler (Polymastigina) nennt man einzeln lebende, tieriiche Tlagellaten mit drei oder mehr Geißeln, die namentlich dann, wenn ihre Anzahl eine größere, 3. DB. acht, ift, an verjchiedenen Stellen des Körpers eingefügt jind. E3 find unjcheinbare Arten, die in faulendem Wafjer leben und auch in Heuinfufionen öfter anzutreffen jind, wie Die Vier- geißler Tetramitus rostratus Perty (j. Tafel „Eingeller II”, 5) und pyriformis Klebs, die dreigeißelige Dallingeria drysdali Kent (j. Tafel „Cinzeller IT”, 5), die jich mit den zwei hinteren Geißeln fejtheftet und jchnellende Bewegungen ausführt, Der Sechögeißler Hexa- mitus inflatus Duj. (f. Tafel „Einzeller IL”, 2) und andere mehr. Viele Arten leben para- fitifch im Menfchen: die dreigeißelige Trichomonas hominis Davarne (intestinalis, Cerco- monas), ein Kleines, birnförmiges Flagellat aus dem Darm namentlich bei Erkrankten, nebit T. vaginalis Donne, meift aus der Scheide; ferner die achtgeißelige, auch an Säugetieren, namentlich Nagetieren, befannte Lamblia intestinalis Zambl. (j. Tafel „Einzeller III”, 10, bei ©. 68), ein wohl harmlofer, aber bei vorhandenen entzündlichen Prozejjen fich jtärfer bermehrender Darmparafit der Nagetiere und Menjchen. Sie jieht ettva wie eine winzige Raulguappe aus, vermag fich auch wie eine Kaulguappe mit dem Vorderende Feftzufaugen und fich fomit an der Darmmwandung feltzuhalten. Acht Geißeln am Vorderende, an der Bauchjeite und am Schwanzende dienen der Bewegung. Sn der Aloafe unferer Trofcharten lebt Trichomonas batrachorum Perty. Wichtiger ift Die dreigeißelige Costia necatrix Henneg. (Tetramitus nitzschei), die mit ihrem Störper feftgefaugt und in "großen Mengen mit den Geißeln veranfertauf der Haut von Goldfilchen, Regenbogenforellen, Sorellenjungfiichen, Schleien, Karpfen ufw. feitiist und dann meilt früher oder jpäter die Tiere zugrunde richtet. Man heilt die Tiere, nach Hofers Angabe, amt beiten durch ein halbftündiges Bad in 22%, prozentiger Sallöfung. PBilanzliche Flagellaten in einem Buche iiber das Tierleben zu behandeln, könnte Dem Uneingemeihten überflüffig erfcheimen. Doch nehmen mir diefe Organismen, über die aud) botanifche Werfe Auffchlug geben, nicht nur aus alter Gewohnheit auch) fürs Tierreich in Anfpruch, fondern wegen ihrer vollendeten Tiernatur in Gejtalt und Bewegungen und bor allem megen ihres engen Anfchluffes an die vorher bejchriebenen Formen. Zudem 44 Einzeller: Geißelträger. it vielen pflanzliche und tieriiche Ernährungsmeile zugleich eigen, viele bilden auc thig0- podiale, aljo amöbenähnliche Stadien. ©o gibt e3 pflanzliche und tieriiche Tlagellaten unter den zahlreichen Euglenoidina; das find einzeln lebende, frei bewegliche, nicht jo ganz Heine, meijt etiva jpindelförmig oder oval geitaltete ein-, jelten zweigeißelige Organismen mit meijt deutlicher, TängS- oder jpiral- geftreifter Zellhaut und fpiraliger Schwimmbemwegung. Zur befannteften Gattung Yugen- tierchen (Euglena Ehrbg.) gehören nur pflanzliche Organismen, denn alle dieje jpindel- fürmigen, eingeißeligen Arten haben inmitten ihres Plasmas grünes Chlorophyll und aufer- dem PBaramylumkförner, die aus einer ftärfeähnlichen Mafje beitehen, als Deut- lichen Beweis dafür, daß hier wie überall im Pflanzenreiche das Blattgrün ven Aufbau nahrhafter KKohlehydrate aus bioßer Kohlenjäure und Wajjer er- möglicht. Die befanntejte Art, das Grüne Augentierchen, Euglena viridis Ehrbg., it etiva Y/,, mm lang, Die nach vorn gerichtete, in einer Einferbung entjpringende Geißel jo Yang wie Der fijch- oder [pindelfürmige Körper, in vejjen Mitte ein jteunfürmiges grünes Chromatophor aus Chlorophyll auf- fällt, darin ein al® „Phrenoid“ bezeichnetes, Teicht färbbares Korn, Daneben Jomwie jonjt im Plasma Baramylumkförner. Am Einfügungspunft der Geißel liegt der rote „Augenfled” und dicht an ihm ein Bafuolenjyitem. &3 ijt recht anziehend, diefe hübfch gefärbten Wejen unter dem Mifroffop zu be- Grünes Aus gentierden, Euglena viri- dis Ehrbg. KV Kontraftile Ba= fuole, Rs Nejer- voir,K Kern mit= ten im fternför= migen Chromas tophor, P Par= anylumflörner. Vergr. 400:1. Yu3 Blod- mann, „Die mis frojfopijcheTierz welt de3 Süß- mwafiers’. obachten. Das Pflanzentier jehtwimmt, Pigmentfled und Geißel voran, unter jteter Rechtsorehung um feine Längsachje und zugleich in Kinfsgewundener langgezogener Spirallinie. Kommt ihm ein Hindernis in die Duere, jtößt es auf im Wajjer gelöfte Galz- oder Cäuremengen oder andere Stoffe, die ihm nicht zuträglich find, fo wird die Vorwärtsbewegung verlangjamt oder ge- hemmt, das jeitliche Umfippen aber, dejjen ftändige Ausführung zur jpiraligen Bahn führte, verftärkt, die Spirale alfo erweitert und zugleich in einen Kegel zufammengezogen. Dadurch „probiert — um in der fchon oben (©. 13) gewürdigten Ausdrudsweije von „Trial and Error“ (Berjuch) und Srrtum) zu beharren — das Tierchen viel mehr Wafjermafjen, viel mehr Schwimm- richtungen aus al3 zubor und Schwimmt jchlieflih in der Nichtung der geringiten Reizung in gewohnter Weife weiter, bis etwa ein neuer Neiz das Spiel der Flucht- reaktion zur Wiederholung bringt. Auch Schatten oder zu jtarfes Sonnenlicht Löjen diejes Berhalten aus und rufen, wenn fie allmählich nahen, nur ganz allmähliche Inderungen der Chwimmrichtung hervor. Golche von Sennings jehr genau bejchriebene Berjuche lafjen fi) in gewifjem Umfange leicht nachprüfen, und man wird fie nur beftätigen können; jene Betwegungsweife ijt charakteriftiich, fie fehrt bei zahllojen Einzellern und auch no bei Nüdertieren wieder. Außer zum Schwimmen find die Euglenen zu einem eigentümlichen Striechen befähigt: das Hinterende fehtwillt fugelig an, die Kugel läuft al3 Welle den Körper entlang bis nach vorn, dann wird das joeben jchmächtig gewordene Hinterende eingezogen, nad) vorn ein folcher Teil ausgeftrect uf. Diejes Rollen des Körpers auf Kontraktions- mwellen mag num freilich oftmals eine Folge von zu geringer Luftzufuhr und Zeichen des baldigen Todes oder der Einfapfelung fein. Umjer Grimnes Augentierchen beanfprucht, wie viele Einzeller, jeymugiges oder fau- lige3 Wajjer; mindeftens ift eine gewiffe Stagnation, wie fie m Sümpfen häufig ift, ihm ein Erfordernis. Aber wir brauchen diejes VBerjuchstier nicht jedesmal aus jolchen DOrtlichfeiten Nadte Geißelträger. 45 zu entnehmen, wo es am majjenhafteften gedeiht; das find nicht nur. Heine Gtraßen- gräben, fondern auch Abmwäfjer der Haushaltungen, Düngerjauche, mit Urin getränfter Unrat aller Art; folche Stätten werden oft durch Millionen von Euglenen lebhaft fpangrün gefärbt. Eine andere, jeltenere Art, das Rote Augentierchen, Euglena sanguinea Zhrbg., it oft unbejchadet des Gehalts an Blattgrün durch feine Tröpfchen eines anderen Yarbitoffes, Hämatochrom, ganz rot gefärbt und fan durch majjenhaftes Auftreten Gemwäjjer rot färben. Gie ilt eine der Urjachen der Blutjeen, Heiner, Höchitens 40 m breiter Tiimpel in der baum- Iojen Weidelandregion der Hochalpen. Solche und andere Färbungen Fünnen aber auch durch Algenarten Herborgerufen werden. Bei den Sarbmonaden (Chromomonadina) find die Chromatophoren grüngelb, gelb, grünbraun oder braut, weil fie neben dem Blattgrün noch einen bräunlichen Farbitoff, der jenes verdeckt, enthalten. Eine Geißelamöbe folcher Art ift die Goldamöbe, Chrysamoeba radıans Klebs (Öattung Chrysamoeba Klebs). Synura uvella Ehrdg. (Gattung Synura Ehrbg.) bildet frei jchiwimmende, braune, Fugelige Kolonien von SO und mehr Sndividuen, die zu- jammen einen Raum von Y/,, mm Durchmefjer einnehmen. Wie bei den Scragennonaden gibt eS auch bei den Zarbmonaden neben Einzellebigen und Kugelfolonien noch pflanzen- artig verziveigte Kolonien, jo in der Gattung Banzermoos, Wirbelmoo3 (Dinobryon Ehrbg.). Sede der bräunlichen Monaden figt hier in einem becherfürmigen Gehäufe, jedes Gehäuje mit dem Becherboden im Bechermund feines Muttertieres, aus dem das Tochter- tier Durch Teilung hervorging. Die Büjche find freifchwimmend und bilden in Dinobryon sertularia Ehrbg. (|. Tafel „Einzeller IL”, 3, bei ©. 42) oft einen beträchtlichen Beftandteil des Planktons unjerer Schönen Binnenjeen. Zu den Chromomonadinen gehört auch die Goldglanzalge, Chromulina rosanoffii Bütsch., die, in Mafjen ftill auf der Wafjerfläche Ichrwimmend, Durch Tichtreflerion die nament- lich im deutihen Mittelgebirge manchmal feenhafte Erjcheinung dee Leuchtwaijers hervorruft. Kein grün find wieder die gewöhnlich recht anjehnlichen Chromatophoren bei den mehr oder weniger fugeligen Grünmonaden (Phytomonadina), die meijt zwei ©eißeln Haben. Die artenreiche Gattung Chlamydomonas Zhrbg. bedingt oftmals die Grünfärbung bon Pfüsen, Wajferanfammlungen in Dachrinnen und dergleichen mehr, vor allem die häufigite rt, Chlamydomonas pulvisculus Zhrbg. Bei dem als fchneefärbend jchon oben (©. 6) erwähnten Haematococeus pluvialis A. Brn. (Gattung Haematococeus Agardh) Tann iiederum rotes Hämatochrom das Plasma durchjegen, jo daß diejes Geißelwejen Negen- ladyen bald grün, bald rot färben fann. &3 ijt übrigens wieder nicht das einzige jchnee- färbende Wefen, jondern für den roten Schnee allein gibt e8 wohl 50 Arten, andere wieder bilden namentlich im Norden den jelteneren grünen und blauen Schnee, worüber botanijche Werfe Auskunft geben. Zu den Grünmonaden gehören auch die jchon oben (©. 31) erwähnten, Kalfkörperchen tragenden Coccolithophoridae im Meere, „lebende Kreideorganismen“, unter deren zahl- reichen jtetS zweigeißeligen Arten die verbreitetite, Pontosphaera huxleyi Zohm.., in der Ditjee die einzigeift. Den Ozean fann fie ftellenmeije durch mafjenhafte Entwidelung mildhig trüben. Eine grüne jchwimmende bierzellige Kolonie chlamydomonasähnlicher Jndivivuen ift das fcheibenförmige Gonium tetras A. Brn., 16zellig find Gonium pectorale Ehrbg., das Slimmertäfelchen, und die fugelige Pandorina morum Ehrbg., va8 Maulbeerchen; öfters 46 Einzeller: Geißelträger. 32- al3 16zellig und oft über Y/,, mm groß wird das Augenfitgelchen, Eudorina elegans Ehrbg. (j. Tafel „Einzelfer IL, 10, bei ©. 43). Bei diefen Kolonien umjchließt, da infolge der pflanzlichen Ernährungsmeije ein aftives Frejjen nicht nötig ijt, eine gemeinjame Gallerthülfe die einzelnen griimen Mionaden; dieje Haben je einen roten Augenflef und erfüllen bei Pan- dorina die ganze Stugel, jo daß jte jich aneinander abplatten und im Mittelpunfte alle zu- fammenftoßen, während fie bei Eudorina jich in regelmäßigen Abftänden an der Innnenjeite der Hülle verteilen. Berlieren fie Danurch offenbar untereinander an Zufammenhang, jo ijtdiejer . wieder hergeitellt bei ulndlrta. der großen grünen ER Slimmerfiugel, Vol- ir Ver vox. globator Ehrbg. 1 @ -. Die Tlimmerfugeln Ind DBlajen, Deren Durchmejjer 1%, mm erreicht, und die jehr zahlreiche, bis über 20000 Einzelwejen mit je einem roten led enthalten. Gie alle liegen dicht unter der gemeinjamen Außeren Gallerthülle, find von- einander zimar Durch dichte eigene Hüllen getrennt, aber wie- derum Durch Starke Vrotoplasmabrüden, die Die Cinzelhüllen SS ER durchjegen, miteinan- KIN N der derartig verbun- B in alu m den, ba der Eindrud Slimmerfugel, we nn Gejhlehtszellen einer Kolonie von Ein- | zellern jchon verwilcht wird und wir den ganzen Volvox fait als ein vielzelliges Wejen bezeichnen möchten; jedenfalls Tiegt injofern ein einheitlicher, vielzelliger Organismus vor, als die plasma= tiiche Berbindung der Zellen untereinander offenbar eine trefflich arbeitenne Neizleitung ermöglicht. Denn mie wäre e3 jonjt möglich, daß die Anzahl von Geißeln, deren jede Belle zwei durch Die Gallerthülle nach außen ins Wafjer ragen läßt, alle, wie an den Slinmerepithelien der vielzelligen Tiere, in gleichem Sinne jchlagen? Der gleichjinnige Stmmerjchlag bewirkt bei Volvox ein Vorwärtsjchwimmen der Kugel mit einem Woi boran; ein anziehendes Bild, das oft mit dem einer Durch Auderjchlag Dahinfahrenden Galeere verglichen wurde und Durch Dies hHarmonifche Zufammenarbeiten der Teile jowie Durch das gejchiette Ausmeichen der Zellenfugel vor Hinderniffen, wobei alle Geißeln plöglich in einer anderen Nichtung fchlagen, wohl jedem Mikrobiologen jeit Leeumenhoved jchon Sreude gemacht hat. Die Volvocidae, wie man die foloniebildenden Phytomonadina Nadte Geißelträger. PBanzergeißler. 47 sufammenfaßt, find aus Teichen und Gräben mit reinem Wafjer meift nicht allzujelten zu gewinnen, gelegentlich jogar, namentlich Pandorina, in Menge darin vorhanden. Kolomiebildung trafen wir alfo unter den Autoflagellaten bei den Protomonadinen, den Chromomonadinen und den Phytomonadinen an, und in der Zamilie der Volvocidae ift die Formenreihe vom Einzelligen zum Bielzelligen bejonderz jchön und volfftändig. Auch) in der Bermehrungsmweije verhält jich Volvox wie ein Vielzeller, und bei anderen folonie- bildenden Geißelträgern bemerfen toir Schritt für Schritt Annäherungen an diefen Zuftand. Bei den Dinobryonbüjchen 3. B. erfolgt die Vermehrung in einfachiter Weije durch ge- Yegentliche Teilung der einzelnen Zellindividuen. Bei Spondylomorum quaternarium Ehrbg., einer ellipjoiviichen Stolonie von 16 grünen viergeißeligen Phytomonadinen, gejchieht die Vermehrung Durch) Halbierung der ganzen Kolonie unter Länasteilung ihrer famtlichen Spndivivduen. Bei Pandorina bildet jede Zelle der Gechzehnzellenfolonie fich durch mehr- fache Teilungen zu einer Kleinen Gechzehnzellentolonie um, und fait gleichzeitig jchlüpfen 16 junge 16zellige Bandorinen aus der mütterlichen, nım verödeten Plasmehülle aus. Von Zeit zu Zeit gibt e8 bei Pandorina auch eine Vermehrung durch Paarung von gleichartigen Schmwärmjporen, deren jede durch Achtteilung einer Bandorinazelle entitand, und e3 liegt jomit gejchlechtliche Fortpflanzung vor. Bei Eudorina zerfällt manche Stolonie in lauter erähnliche Maftogameten, manche in flinfbemegliche, Feine, jchlanfe Mikrogameten oder Spermatozoen. &3 Fann fich dann je ein Mafrogamet mit einem Mifrogameten paaren. Bei Volvox globator haben, abweichend von Pandorina und Eudorina, die meilten Zellen nicht die Fähigkeit, neue Zellfolonien zu erzeugen, jondern infolge Arbeitsteilung dienen nur bereinzelte unter ihnen der Fortpflanzung. Dieje bilden ji) dann entweder un- gejchlechtlich Durch Teilungen zu neuen Volvox-Sugeln heran, oder fie find ven Gejchlecht3- zellen der Vielzelfer vergleichbar: manche Keimzellen der Volvorfugel bilden dann nämlich ducch mehrfache Teilung einen Haufen Shwärmjporen, Mikrogameten oder Spermatozoen, andere wachjen ohne jegliche Teilung zu rundlichen Mafrogameten oder Giern heran. Auch hier fommt e3 zur Paarung zwilchen den ausgetretenen Abfömmlingen, alfo wie bei Eudorina bei deutlicher gejchlechtlicher Berjchiedenheit der PBaarlinge. Den letter Schritt in der Differenzierung geht eine andere Art: denn während Volvox globator oft männ- fiche und meibliche Keimzellen nebeneinander bildet, find bei ver Goldflimmerfugel, Volvox aureus Ehrbg., die Kugeln getrenntgejchlechtlich, wie die von Eudorina; die einen entfenden Spermatozven, die anderen Gier, wie bei den meijten vielgelligen Tieren, und zivar goldfarbene. Nach dem Austreten der Samen- und Eizellen ins Waller, wo jie lich zur Paarung treffen, verfällt der alte Voldorförper früher oder |päter Dem Tode, einem Schidjal, das bei den phyfiologiich unfterblihen Einzellern nur durch äußere Ge- walten herbeigeführt werden fann und nur vielzelligen Organismen als normales phyjio- logijches Gejchehen bejchieden ift. | Dritte Drdnung: : Banzergeißler (Dinoflagellata). Was die Kofferfiihe der tropiichen Meere oder die vorzeitlichen Banzerfijche, die Ditrafodermen, unter den Filchen find, was die Schilofröten unter den Sriechtieren, das ettiva find die Banzergeißler (Dinoflagellata) unter den Geißelträgern: ein aus Platten 48 Einzeller: Geißelträger. fejtgefügter, oft von Stacheln und zahlreichen Dornen ftarrender Panzer umjchließt den Plasmaleib diejer Kleinlebemejen jamt jeinen etwaigen Anhängen, die 3. B. als gerade oder gekrümmte Hörner den Körper an Länge vielmal3 übertreffen. Abenteuerliche Gejtalten entitehen fo. Doch herricht in den Orundzügen Des Sörperbaues bei diejen Wejen nur geringer Wechjel, vielmehr bilden Die Panzerflagellaten eine ziemlich jcharf umjchriebene Ordrumg. Mitten um den Leib Ichnürt den Panzer eine Furche ein, die bei manchen Arten auch nach vorn oder nach Hinten verjchoben ericheinen fann. Zwei Geikeln entjpringen an ihr, eine nach hinten gerichtete Schleppgeißel und eine in der Furche Tiegende, lebhaft in Heinen Wellen jchwingende Duergeißel. Planzenähnlichkeit Haben die Banzergeikler durch ihr Hautjfelett, das nämlich aus Zellulofe bejteht wie die Zellhäute im pflanzlichen Zellgerwebe, ferner durch den nur jelten fehlenden Gehalt an Chlorophyll, der öfter nur durch einen bräunlichen Farbitoff verhiüllt it. ©o find fie aljo zur pflanzlichen Allımilation befähigt, daneben aber nehmen einzelne Arten, wie auch manche pflanzliche Autoflagellaten, auch Nahrungskörper durch einen feinen Zellmund auf; jie ernähren jich zugleich nach pflanzlicher und nach tierijcher Methode. Sm Süßmwafjer gibt es in Deutjchland nur etwa 20 Arten von PBanzergeißlern. Darunter find Formen mit ehr jchwachen Panzer, jo daß jte fait ihre Zugehörigkeit zur Drdnung zu verleugnen jcheinen, ja eine chlorophylffreie Art der Gattung Gymnodinium Stein, da8 Gymnodinium hyalinum Schöll., jah der Entdeder unter Abmwerfung der Geikeln in amöboiden Zuftand übergehen und Chlamydomonadinen frejjen. Häufigere, Fräftig be- panzerte Arten von Stugel- bis Giergeftalt find Peridinium tabulatum Zhrdg. und andere Bertreter diefer Gattung, ferner zwei Angehörige der Gattung Gehörngeißler (Ceratium Schrank), das plumpe Hörnchen, Ceratium cornutum Zhrbg., und das viel jchlanfere, elegantere Schwälbchen, C. hirundinella Müll. (f. Tafel „Einzeller II”, 7, bei ©. 43); feßteres erhalten wir nur mit dem Planftonnet aus größeren Teichen und Geen, jenes, wie auch die Peridinium-Iltten, aus Heineren Gemäfjern und Sümpfen aller Art. Sm Meere leben zahlreiche Arten der Gattung Ceratium und anderer „Peridineen“, wie man die Mehrzahl der Dinoflagellaten zufammenfafjend zu nennen pflegt (Samilie Peridinidae), al® Planftonwejen. Cine der häufigiten Arten der deutichen Meere ijt der Dreifuß, Ceratium tripos Zhrbg. (f. Tafel „Eingellfer II”, 13, bei ©. 43), der Übrigens mancherlei Spielarten bildet, zum Teil infolge der Unterjchiede des Galzgehaltes. Einige bon den meerbemwohnenden Panzergeißlern find durch Leuchtvermögen ausgezeichnet. Sie tragen dadurch zur Erjceheinung des Meerleuchtens, das freilich Hauptjächlich auf ZHytoflagel- faten beruht, bei, oder Tünnen es, wo Zhftoflagellaten fehlen, wie in der Ditjee, allein in ichwachem Maße hervorrufen. Selten wird in der weitlichen Ditjee das Meerleuchten zu einer auffallenden Naturerfcheinung. Dem Forfcher aber önnen in friihen Planktonfängen feuıchtende Dreihörner, andere Ceratium-Arten und dergleichen begegnen. Mit Recht hebt Gzepa hervor, daß fein einziger Organismus des Siüßmwafjers leuchtet. Wenn mir jelbit innerhalb eimer Gattung, wie Ceratium, das Leuchtvermögen auf die marinen Arten bejchränft fehen, jo wird offenbar, daß der den Organismus ducchdringende Salzgehalt eine Borbedingung für das Leuchtvermögen ilt. An einer Stelfe unferes Cröballes wird ein von einer Peridinee, Pyrodinium baha- mense Plt., hervorgerufenes Meerleuchten zu einer Sehenswürdigfeit, für die der Vejiter jenes Gemäljer3 jogar ein Eintritt3geld erhebt. E3 ift dies der Feuerjee (Waterlov- oder Firelafe) bei dem freundlichen Städtchen Naffau, dem Hauptorte des Bahama-Archipels, Banzergeigler. Blajengeißler. 49 auf der Injel New Provivence. Der von Mangroven und einzelnen Palmen umtahmte ©ee, der etwa 14 qkm groß fein mag, jteht, nach Plates Schilderung, durch einen etwa 500 m langen Sanal mit dem DOgean in Verbindung, jo daß jede Flut ihm frifches Salz- waljer zuführt. „Seder Nuderfchlag”, jo bejchreibt Plate den nächtlichen Anblid, „treibt gligernde Wellen über die Dberfläche, und die herabfallenden Tropfen leuchten wie jlüfjiges Silber in einem meißlichen, etwas mit Gelb verjegten Lichte, das jo intenfio ift, daß man Die Stellung des Uhrzeigers erkennen kann. Aufgefcheuchte Fische ziehen leuchtende Streifen durch das Waffer und lajjen fich weithin verfolgen. Filtriert man das Waffer mit dem feinen Blanftonneße, jo it dejjen \snnenfläche beim Herausheben aus dem Waffer überjät bon phosphorijch leuchtenden Bunkten, ein Mintaturbild des in kalter Winternacht funfelnden und flimmernden Sternenhimmels. Als Glanzpunkt der Darbietung fpringt ein Neger ins Waljer, und während alle Konturen feines LTeibes magifch erglänzen, ruft er durch jein Plätjichern eine ganze Feuergarbe funfelnder Bfie hervor.” Vierte Ordnung: Blajengeißler (Cystoflagellata). Die eigentlichen Meerleuchttierchen gehören der jcharf umfchriebenen artenarmen, aber weitverbreiteten Drdnung der Blajengeißler (Cystoflagellata) an. „Gallertgeißler‘ fünnte man jie auch nennen, denn die Hauptmajje ihres Körpers beiteht, ähnlich wie bei Dnallen und manden ähnlichen Meeresorganismen, aus einer wafjerreichen Gallerte, die, gleich dem Zelifaft einer Pflanzenzelle, nur von zarten Strängen lebenden Plasmas durch- zogen it. Dadurch find dieie Tierchen unverhältnismäßig groß, und vielleicht wird damit ihr jpezifiiches Gemicht dem de3 Meermaljer3 angenähert. Die Zellhaut ift gefpannt, fo daß daS Noctiluca-Bläschen durch Drud unter Hörbarem Knall zum Zerjpringen gebracht werden fann, wie ein Sloh. Die meitverbreitete Noctiluca miliaris Sur. (j. Tafel „Einzeller IL”, 11, bei ©. 43) ift da3 jtednadelfopfgroße Meerleuchttierchen der Nordjee. ES Hat die Geftalt eines Pfirfichs, und an jeiner Kerbe tritt der bewegliche geißelähnliche, aber verhältnismäßig dide Faden herbor, mit dem das Wejen jich bewegt. An diejer Stelle ijt auch eine Miundöffnung, durch welche die Nahrumgaitoffe in Das innere veränderliche Rlasmanet aufgenommen mwerden. Gleich hinter der Eingangsöffnung liegt die den Zellfern enthaltende Plasmaanhäufung, von der jich Plasmaftränge unter vielfachen Berzweigungen und Verbindungen durch die Gallerte erjtreden, um endlich mit den immer feiner werdenden Zmeigelchen an ven Blasmabelag der Körpermandung fich anzuheften. Denn wie bei Pflanzenzellen ift auch bei Noctiluca die Zell- haut innen von einer hier freilich jehr dünnen Echicht lebenden Plasmas ausgekleidet, und winzig Heine Pünktchen diejer Wandfchicht find es, von denen die Lichtericheinung ausgeht. Bis 1,5 mm groß wird das uhrglas- oder bejjer quallenförmige Leuchttierchen des Mittelmeeres, Leptodiscus medusoides R. Hertw. Nach Medufenart Shmwimmen die Tiere, und zwar äußert fchnell, durch den Rüditoß beim Zujammenflappen des Schirmes, was durch auf der Sunenjeite verlaufende feine Musfelfäjerchen ermöglicht wird. Meerleuchten ijt eine Häufige und nicht immer jehr auffällige Erfcheinung. Das von der Schiffsichraube aufgewühlte Kielwaijer eines Dampfers leuchtet bei Nacht oftmals in grünlihem Schimmer, worin mitunter einige hellere Punkte oder Flede aufbligen. Diefe Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 4 50 Einzeller: Geißelträger und Sporentierdhen. rühren bon größeren Organismen, wie namentlich Rippenquallen, in wärmeren Meeren auch bon Siphonophoren und anderen Formen her, und inwieweit e3 eigentlich auf Noctiluca be- ruht, Fönnen wir ohne nähere Unterfuchung nicht angeben; denn viele Organiemen aus allen Abteilungen der Meerestiere leuchten. Auch der weißliche Schaum an des fahrenden Schiffes Burg leuchtet nacht3 manchmal hell infolge der darin vorhandenen leuchtenden Planfton- mejen; in anderen Fällen ijt die Erjcheinung fo |hwach, daß man namentlich in nicht ganz dunklen Nächten, wenn 3. B. der Mond Hinter dem Gemölf fteht, zweifeln fanıı, ob das Leuchten überhaupt auf Organismen beruht oder nur auf dem allgemeinen jchwachen Licht der Nacht. Syedoch felbit bei Tage find wir ganz ficher, Meerleuchttierchen vor uns zu haben, wenn jie in Schwärmen bon Millionen und aber Millionen, dicht zufammengedrängt, an der Meeresoberfläche erjcheinen. Dann bilden fie nämlich deutlich fichtbare rötliche Flächen oder Streifen auf der Wafjeroberfläche, deren Zarbe an Biehjalz erinnert, jo daß man bon ganz unerfahrenen Reijenden wohl einmal die Anjicht Hört, das fei das Galz de3 Meeres. Erwähnt jei Dies nicht nur der Merkwitrdigfeit halber, fondern auch um den Ein- drud, den die Nofktilufenichwärme hervorrufen fönnen, und ihre Zarbe anjchaulich zu be- ichreiben. Schöpft man an einer jolchen Stelle mit einem Glaje aus dem jcheinbar jtaub- bededten Wafjer, jo fann e3 bis auf den Grund mit den ftednadelfopfgroßen, jchiwach röt- fihen Bläschen erfüllt fein. Bringen wir durch Hineinfteden der Hand einige heraus, fo fönnen wir ihr Leuchten gemahren, und zwar nicht nur bei Nacht, fondern auch bei Tage, menigjtens in irgendeiner dunkleren Edfe unferer Räumlichkeiten. Die Noftihufen leuchten jedoch nicht immer, jondern nur bei Reizung, wozu jchon Berührung oder Erjchütterung genügt. Daher leuchten auch, wenn wir von dem gejchöpften Material eine Probe in die Dunfelfammer bringen, bejonders nad) Umrühren viele Bünktchen in grünlichhlauem Lichte hell auf. Necht jchön wirkt jolch eine größere Waflermenge, wenn jte in einem Aquarium ftundenlang ruhig gejtanden hat und dann an ihrer Oberfläche, wo fich die Tierchen ge= jammelt haben, auf einmal in Wellenbewegungen verjest wird. Ein grünes Flammen, hell wie bengalifches Licht, eilt iiber die Wafjerfläche dahin. Und fo kann das Meerleuchten am ftärfiten im Berjuchsaquarium erzielt werden. Aber wie der Sternenhimmel dem un- bewaffneten Auge jederzeit noch viel jchöner ericheint als bei Betrachtung feiner Einzel- gebilde mit Hilfe des Fernrohres, jo wirkt auch das Meerleuchten am prächtigjten in freier Natur. An warmen Sommerabenden, wenn fein Mondjchein blendet und ein janfter Wind leichte Wellen aufwirft, jo dag man mit Behagen ans Gejtade tritt und auf Die weite Fläche hinausblickt, leuchtet zumeilen aus jeder Welle ein phosphorijches Grün her- bor; und jchneidet jeßt eines Bootes Kiel durch die Fluten, jo fcheint er durch grüne Slammen zu gleiten. Nun lajjen wir’3 uns nicht nehmen und fahren jelber im jchwanfen Boote hinaus. Das Ruder jchlägt ins Wafjer, Taufende der Leuchttierchen erglühen aufs neue, und jede Kleinjte Bewegung auf dem dunklen Wafjerjpiegel Iöjt wieder den Zauber aus, der uns erjchauern macht, uns beraujcht und gleichham verjenft in Die ©e- heimnijje des Meereslebens, des Lebens überhaupt. Und fehren wir, entzüdt von dem Gejehenen, wieder zurüd von der kurzen Bootfahrt, jo wird wohl auch die Frage nicht ausbleiben: mas bedeutet diejes Leuchten? welchen Zived erfüllt e3 bei ven fleinen Lebe- mejen? was haben fie für einen Vorteil davon? Der Zived diejes Leuchtens ift aber felbft dem Forjcher bis heute ein tiefes Geheim- nis. Bei Tiefjeefiichen, manchen Schlangenfternen und wohl noch anderen Organismen dient das Leuchtvermögen dem Anloden der Genofjen, der Abjchredung von Feinden — Blajengeigler. — Gregarinatrien. ol bei den Meerleuchttierchen aber find folhe Annahmen Faum begründet. Hier mag das Leuchten eher ein für den Organismus bedeutungslojfes Ergebnis des Stoff- und Kraft- mwechjel3 jein, geradejo, wie die grellen Farben vieler Stachelhäuter oder Seerojen Teinerlei Bedeutung Haben dürften und wohl nur darum vorhanden find, weil jedes Ding irgend- eine Farbe Haben muß. Jeder Umjab im Tier erzeugt Wärme, die dem Tiere verloren- geht, und mit der Leuchtkraft find die Leuchttierchen auch nicht Sparfamer. Immerhin find das nur Vermutungen. Über die Entftehung des tierifchen Leuchteng wilfen wir ziwar chon mancherlei, bejonders dürfte es überall an Orhydationsporgänge gebunden jein. Aber au) auf diejem Gebiete, das jchon manchen Erperimentalphhyfiologen bejchäftigte, ift noch vieles „geheimnispoll am lichten Tag" — und in dunkler Nacht. Dritte Klaffe: Sporentierdjen (Sporozoa). Die Sporentierhen (Sporozoa) werden neben den Wurzelfüßern und Geißel- trägern gewöhnlich al3 eine lediglich aus Barafiten bejtehende dritte lafje von Einzellern geführt, die jich ausichlieklich osmotisch oder faprophag, d. d. durch) Saftjtrömung, ernähren und fich durch Sporenbildung, Sporulation, fortpflanzen. Aber gerade in der Fortpflan- zungsweije durch Sporen treten innerhalb der Sporogoen jo bedeutende Verjchiedenheiten auf, daß diejes Merfmal, zumal e3 auch in den anderen Protozoenklafjen vorkommt, zur Kennzeichnung der Gruppe eigentlich nicht zur Verwendung fommen fünnte. „©o ilt es”, meint M. Braun, „wohl nur noch eine Frage der Zeit oder bejjerer Einjicht in die Fort- pflanzungsverhältniffe, da& eine IUnterung des bisherigen Shftems eintreten wird.” Ahn- ficher Anficht find andere PBrotozoenforfcher, tie namentlich Hartmann. Erite Ordnung: Gregarinarien (Gregarinaria). Die Gregarinarien (Gregarinaria) wurden faft nur bei wirbellofen Tieren gefunden und erzeugen bei diejen wohl feine Krankheiten. Der wurmförmige, oft durch Mustelfibrillen in der Längsrichtung oder fpiralig geftreifte Körper bejteht meift aus einem vorderen und einem größeren, zellfernhaltigen hinteren Stüd, Protomerit und Deutomerit. Die Vermehrung erfolgt auzjchlieglich im enzyftierten Zuftande. In den Samenfapjeln unjerer Regen- mwürmer finden wir meift die „Pfeudonavizellenzyften‘ der zu den Monocystidea gehörigen Monoeystis lumbrici Henle (tenax). Sie enthalten zahlreiche, an Diatomeen der Öattung Navicula erinnernde Sporen, au3 denen durch VBielteilung die jungen Gregarinen herbor- gehen. Die Polyeystidea, 3. B.die in der Küchenschabe zuexft in den Zellender Darmmwandung, dann frei im Darme lebende Gregarina blattarum Sieb., Haben noch einen vorderjten dritten Teil, Epimerit genannt, der zur Verankerung in der Wirtszelle dient und nad) deren Ber- lafien oft verlorengeht. Die Bewegungen der Gregarinen jind außer Zufammenziehungen und Biegungen ein gleitendes Schwimmen, wobei jie einen Streifen jcheinbar wie ein Stiel- mafjer Hinter fich laffen, infolge Abjonderung einer Sallerte, wodurch fie fi) vorwärts drüden. 4* 92 Einzeller: Sporentierden. Zweite Ordnung: Ktofziviarien (Coceidiaria). Die Ordnung der Kofzidiarten (Coccidiaria) beiteht aus im erwachjenen Yuftande stets intrazellulär |hmarogenden, unbeweglichen Sporogven von rundlicher oder amöboider Gejtalt. Die Fortpflanzung erfolgt wiederholt durch „Schtzogonie” oder Zerfall in viele Heine, jichelfürmige Sleime, „Mexozoiten”, von Zeit zu Zeit aber auch) unter Wirtsmechjel auf gejchlechtlichem Wege. Dann bilden jich nämlich manche Individuen zu Humpigen Ma- frogameten um, andere entwideln unter Bielteilung eine Anzahl chlanter, bemealicher Ni- frogameten. Der durch) Baarung von Makto-und Mifrogamet im neuen Wirtstier entitehende Körper wird Fugelig und zerfällt durch „Sporoaonie”" in eine Unmajje Feiner, beweglicher, Iichlanter Sporozoiten, die wieder in ein Wirtstier der erjten Art gelangen müfjjen, um zur Ausgangsform heranzurwachjen. Damit ift der Entwicelungsfreis gejchlojjen. ©o lebt 3. Bd. der Malariaparajit, das weitaus befanntefte und wichtigfte aller Spo- rozoen, als typijcher Vertreter der Unterordnung Haemosporidia in den roten Bhutförperchen des Menjchen. Durch „Schizogonie” zerfällt Dieje unjere Ausgangsiorm, die auch Schizont genannt wird, in eine Anzahl Heiner Merozoiten, die in die Blutflüfjtgkeit gelangen, nach einiger Zeit jich aber von neuem in ein Blutkörperchen einbohren umd wieder zum Schizonten heranwachjen. Das ijt die ziemlich einfache, jich öfter wiederholende ungejchlechtliche Fort- pilanzung. Zur gejchlechtlichen Fortpflanzung fommt e3 nur im Darm der Anopheles- Mitten, die das Blut des Menjchen famt Blutkörperchen jaugen. ES finden jich nämlich in manchen Blutkörperchen auch bejonders ausgebildete Barajiten, teils Mafrogametozhten, teils Mikrogametozyten; jene wandeln jich im Müdendarm in Makrogameten, dieje in eine Mehr- zahl von Mifrogameten um. Der durch Paarung von Makro- und Mikrogamet entjtehende große, fichelfürmige, anfangs bewegliche Körper, Dofinet genannt, durchbohrt die Darıntmand des Anopheles und zerfällt auf deren Außenjeite in zahlreiche, bi3 10000, Sporozoiten. Dieje wandern zur Speichelprüje der Mücde und dringen von da in den Mund des Ynjekts ein, das jomit beim nächjten Stich mit feinem Speichel den Menjchen twieder anftecfen Fanıt. Die Malaria des Menjchen, auch) Wechjelfieber, Sumpffieber, Febris intermittens, Pahıdismus genannt, war urfprünglich ziemlich itber die ganze Erde mit Ausnahme der Witen und Polargegenden verbreitet. Heute ift jie namentlich in den Stulturländern Mittel- europas großenteils erlojchen, aber in Deutjchland verjeuchte fie noch vor wenigen Jahrzehnten fumpfreiche Gegenden, und als völlig in unjerem Baterlande vertilgt Fann fie roch jet nicht gelten. Bezeichnend ijt der rhythmische Verlauf des Fiebers, und zwar lafjen bei der Febris tertiana die Anfälle immer einen Tag frei, bei der Febris quartana immer zwei. Tägliche Anfälle, ein Duotidianfieber, fommen wohl in der Regel dadurch zultande, daß zwei Tertian- fieber, die um rund 24 Stunden auseinanderfallen, nebeneinander bejtehen (Febris tertiana duplex). Ebenjo fönnen auch zwei vder drei Duartanfieber nebeneinander bejtehen und im lesteren Falle ebenfalls ein Duotidianfieber ergeben. Die Fieberanfälle beruhen nämlic) auf den Teilungsperioden des Parafiten, und ziwar jedesmal auf dem Herumjchwärmen neu- gebildeter Nerozoiten im Blute; und nun gibt e3 verjchiedene Arten von Malariaerregern, bei denen die Entiwicelungsperioden in der obenertwähnten bezeichnenden Weije verjchieden lang jind. ©o ift Plasmodium vivax Grassi et Feletti Dex Erreger der leichteren oder Trüh- jahrstertiana, Plasmodium malariae Zaveran ruft die -Quartana hervor und Laveriana Kofzidiarien. 93 malariae Grassi et-Feletti (Plasmodium) die maligiie oder perniziöje Tertiana (Sommer- herbitfieber, Febris aestivo-autumnalis, tropica, perniciosa), in jehweren Fällen wohl auch das Schwarzwafjerfieber der Tropen. Der als Überträger zu fürchtenden Anopheles-Arten gibt e3 iiber 100, von denen aber manche nur-geringe Bedeutung haben, andere größere, jo in Europa namentlich A. maculipennis (claviger). \mMensche„ Q, °P Anopheles Malariafreislauf. Das Wechjelfieber rafft in Indien jährlich 5 Millionen Menjchen Hin, in Stalien 15000 unter 2 Millionen, die erfranfen. &3 wurde ehemals irrigerweije auf Anftedtung durd) ver- jeuchte3 Trinfwafjer zurücgeführt, vergebens juchte man darin nach tieriichen oder pflanz- lichen Erregern. Der wirkliche Erreger im Menjchen war zwar jchon 1880 durd) den fran- zöliichen Militärarzt U. Laveran entdeckt und wurde jpäterhin namentlich durch italienijche 94 Eingeller: Sporentierden. Forjcher, unter denen der Name Grajjt herborragt, immer eingehender unterjucht, jo daß man alfe feine im menfchlicden Blute vorfommenden Stadien fennenlernte und die ver- fchiedenen Kranfheitserjcheinungen des Menjchen erklären fonnte. Aber exit Manjon und Robert Koch vermuteten in Stechmüden die Überträger des Parafiten, wollten jedoch irriger- weije die Mosfitos Hierfür in Anfpruch nehmen. Der engliiche Stabsarzt R. NRoß, damals inSndien, erfannte 1898 in den etwas veritedter lebenden, aber gleich ven Mosfitos häufigen Anopheles-Artten die wahren Überträger des Parafiten, mas wiederum itaftenifche Forfcher, Sraffi und andere, Durch Infektionsperfuche und auf jonjtige Weife bejtätigten. Der Kampf gegen die Malaria, wie er bejonders von Robert Koch begonnen wurde, bejteht jeitdem im Kampf gegen die Überträger felbft fotwie in der Verhütung ihrer Anftekung durch den Menjchen und jeiner durch fie. Durch Verwendung von Schleiern und Durch Räucherumngen hält man die Müden fern. Am Mitchellfee in Texas verjucht man neuerdings die Ber- tilgung der Moskitos durch in Mafjen gezüchtete Fledermäufe, in Madagaskar durch aus- giebige Zucht von Starpfen auf Reisfeldern. Chinin aber it das altbemährte Mittel, das den Barajiten im Blute des Menfchen tötet. Auch von jelber fann die Malaria, mern Neuinfek- tion vermieden wird, heilen; die Baraliten jterben dann mangels Befruchtung ab. Worauf die Rücdfälle bei der jogenannten chronischen Malaria beruhen, tft noch nicht genau befannt. Sn dielen Tropengegenden ijt die Malaria eine Kinderfrankheit der Eingeborenen, mährenp ertwachjene Eingeborene gegen jie immun jind. Dieje gmmunität wird aber nur durch fort- gejebte Neuinfeftionen aufrechterhalten, fonjt würde jte nicht von langer Dauer jein. Die Bogelmalaria beruht auf Plasmodium praecox Grassi et Felettv (Proteosoma), befällt Naubvögel, Sperlingspögel, Tauben und andere mehr mit heftigen Fieberanfällen und wird in Europa hauptjächlich Durch Die gewöhnliche Stechnrücke, Culex pipiens, übertragen. Sn diefe Verwandtfchaft gehört auch die feinen Wirtsmechjel benötigende, fondern _ durch den Stot fich verbreitende und durch den Mund eindringende Eimeria stiedae Lindem. (Coccidium oviforme, cuniculi). Sie jchmarost Häufig im Dünndarm, in der Leber und in den Gallengängen der Hafen und Kaninchen und ruft eine mit Fieber, Durchfall und Schleimabfcheidung aus Mund und Nafe einhergehende, oft tödliche Kranf- heit herbor. ©ie befällt meijt nur junge Tiere, die dann mit gutem Hafer, angefeuchteter Weizenkleie und etwas gedämpftem Grünfutter noch zu retten jind und damit lebenslang jeuchenfejt werden. Ein trodener Stall, namentlich Torfitreu, ift die beite Vorbeugung gegen die anjtedende Seuche. Sie tritt auch bei Hajen oder Kaninchen in freier Wildbahn auf. Gelegentlich Hat der Barafit auch bei Menjchen, und zwar bei jolchen, die mit Sanin- chen zu tun hatten, Zeber- oder Darmkokzidiojen hervorgerufen. Endlich erzeugt er Die Note Ruhr des Nindez, eine mit Fieber und oft wäljerigem Durchfall verbundene Krankheit auf den höheren Alpenweiden. Man fennt noch mehrere Arten aus diejer und zahlreiche aus jonftigen Gattungen in der Unterordnung der Coceidia, und manche ruft bei Mäujen oder bei Sperlingsvögeln Epidemien hervor, jo 3.8. Eimeria avıum Silvestring et Rivolta (Coccidium tenellum), nad) DI und Stiöje, „Die Wildfrankheiten und deren Bekämpfung“, namentlich bei Fajanen in Fafanerien und bei Hausgeflügel; andere führen zu Krankheiten des Wildes, worauf die Fägerei durch die Forfchungen des Snitituts für Sagdfunde in Neudamm von Jahr zu Jahr mehr aufmerkffam wird. Ungenügend befannte Organismen von ungewifjer Stellung ind die Babejien oder Biroplasmen, winzige, in Blutkörperchen von Wirbeltieren lebende Einzeller mit Kofzidiarien. Myrofporidien. \ ’ b9) Fortpflanzung durch Vielteitung innerhalb des Blutförperchens. Die Übertragung erfolgt durch Zeden, in denen fich auch die gefchlechtliche Fortpflanzung der Babejten abjpielt. Die Arten find vielfach nicht Durch ihre Geftalt, fondern nur duch phHfiologifche Unterjchiede zu trennen. Die wichtigjte von ihnen verurjachte Krankheit it daS Terasfieber oder die Hämo- globinurie des Rindes, aud) Nindermalaria ujw. genannt, das in den 1880er Jahren in den Vereinigten Staaten von Nordamerika verheerend auftrat und im übrigen außer in Nord- auch) in Südamerika, Auftralien und Südafrika vorfommt. Den Erreger hat men Babesia bigemina Smith et Kulb. genannt, feine Überträger find mehrere Arten von Zeden, und zwar nie die infizierte Yede jelbit, jondern jtet3 erft deren Nachfommenjchaft. Babesia ovis Babes it der Erreger der in Italien und auf der Balfanhalbinfel vorfommenden Skterohämaturie oder der Carceag des Schafes; Babesia equi Zaveran erzeugt das Gallenfieber der Pferde, Cjel und Maulejel oder das „Pferdeiterben“ in Rußland, Südaftifa, Madagaskar und Sr- dien, Babesia canis Piana et Galli-Valerio den in Paris, Stalten und jtellenweije in frem- den Eroteilen aufgetretenen infektiöfen Skterus (Gelbjucht) des Hundes. Dritte Ordnung: Myrojporidien (Myxosporidia). Die Myrojporidien (Myxosporidia) der Filche jind meilt große, oft mit bloßem Yuge wahrnehmbare, rund oder amöboid geformte Körper in Fiichen und Gliederfüßern. Die Fortpflanzung erfolgt teils durch einfache Bielteilung, teils durch eigentümliche Sporen- bildung. Das Plasma wird vielfernig, die Zelle Damit zu einem Banjporoblajften, und liefert ichließlich zwei eigenartige mehrzellige Sporen (f. Tafel „Einzeller III”, 3, bei ©. 68), Piorojpermien genannt, die eine zweiflappige Schale haben und außer einem amöboiden Keimling jogenannte Volfapjeln enthalten; das find ovale Kapjeln, die den Nefjellapjeln der Hohltiere ähneln und gleich ihnen Fäden ausfchleudern fünnen, welche die Spore aıı ©e- mweben befeitigen. Der Kleimling friecht dann aus. Sr der Harnblaje des Hechtes findet man an der Wandung oft in ungeheuren Mengen das äußerit vielgeftaltige Myxidium lieberkühni Bütsch. und feine Piorofpermien. Myxobolus pfeifferi Thelohan |chmarogt in der Barbe und hat in der Seine, Marne, Maas, Miojel, im Ahein uf. fchon Hunderttau- jende diefes Fijches getötet und ihn ftellenmweife nahezu ausgersttet. Bor allem durch Ver- drängung der Muzfeljubitanz erzeugt er %—2 cm große, ja bis hühnereigroße Gejchwülfte, die zum Teil aufbrechen und ihren Inhalt, darin zahlreiche Sporen, entleeren. Auch von Bnyften (f. Tafel „Einzeller III”, 7, bei ©. 68) ift die Muskulatur des erkrankten Fifches durchjegt, ähnlich wie trichinöfes Fleifch. Die Wachstumsperiode des Paraliten ift, nac) Doflein, im Sommer am lebhafteiten, im Winter unterbrochen. Um gegebenenfalls die Aus- breitung der Barbenfeuche und ähnlicher „Knötchenfrankheiten" zu hindern, dürfte es am beiten jein, Fifche mit wenn auch nur Heinen Gejchmwülften zu vergraben oder zu verbrennen. Myxobolus eyprini Doflein et Hofer gilt al3 Erreger oder, nad) Tide, Doch als Vorbereiter der vielleicht noch auf anderen Barafiten beruhenden Vodenfranfheit der Karpfen, Die fic) namentlich in weißen, Inorpelharten Hautverdidungen äußert und viele Fiihe ent- wertet oder tötet. Lentospora cerebralis Hofer befällt die verjchiedenften Teile von Fijchen, namentlich Sungfifchen, und ruft bei Schädigung der halbfreisförmigen Kanäle am inneren Ihr die Drehfranfheit der Salmoniden hervor. Myxobolus- und ähnliche Arten findet man in Fijchen des Süßmwajjerd wie auch des Meeres. 56 Einzeller: Sporentierhen und Wimpertierden. Vierte Ordnung: Mifrojporivien (Mierosporidia). Bei den Mifrofporidien (Mierosporidia) entjtehen aus dem PBanjporoblaften, der in diejer Ordnung wie bei den Myxosporidia gebildet wird, nicht zwei, Jondern bier und noch mehr Sporen bon winziger Stleinheit mit nur einer Bolzelle. Die Sporenhülle ift wohl nur bei manchen Arten zweiichalig. Die Mikrofporidien leben in Moostierchen, Fijchen, Amphibien und bejonders Gliedertieren; fie verurjachen zahlreiche weniger wichtige Fijch- franfheiten. Am befannteften find wohl die mit Glugea anomala Monz. erfüllten großen Kapjeln im Musfelfleifch der beiven Süßwajjerftichlingsarten, die fich Durch mächtige Beulen erraten; andere Arten befallen auch Geefifche. Bedeutungspoller ijt die auf Nosema bom- bycis Naegeli beruhende altbefannte Bebrine, Gattina, Fledenfranfheit oder Seiden- raupenfranfheit. Der jeit 1857 befannte Barajit lebt in allen Organen der von ihm be- fallenen Raupe, in deren Darmepithel 3. B. man daher alle feine Stadien, Darunter aucd) die Durch Stempell genauer befanntgewordenen, pilzähnlichen ungejchlechtlichen Fort- pflanzungsfetten findet, die durch fortgejegte Zweiteilungen entjtehen, wobet jich die Kerne ichneller teilen als das Plasma. Durch den Tod der Raupe werden die Sporen, Die Pjorojpermien, frei. Werden fie von einer anderen Raupe mit den Blättern, Die al3 Nah- rung dienen, geftejjer, jo dringt ver Amöboidfeim wieder Durch ihre Darmmand in Die Nuupe ein. Auch Raupen anderer Schmetterlinge, namentlich von Spinnern, wie Ringel- pinnern, dem Braunen Bär und anderen mehr, werden befallen. Die Seidenraupen iterben oft in Mafjen vor der Verwandlung. Schwächer befallene Stüde können jich zu altern entwideln und Durch Sufektion der Gejchlechtsorgane, und zwar Der 'befruchteten Gier, Die Strankheit vererben. „In Frankreich“, jchreibt Doflein, „brach Die Epidemie zuerjt 1845 im Departement Baucluje aus, im nächjten Sahre Hatte fie jchon drei weitere Departements ergriffen. Schon im Yahre 1851 war in den wichtigjten Diltriften Der Seivdenbau fat vernichtet; im Jahre 1856 war die Broduftion auf ein Viertel der üblichen Biffer gefallen. Sm Sahre 1859 war Stalien von der Seuche befallen und bald vom einen Ende bis zum anderen Ende ergriffen. Die franzöfiiche Seidenfultur hatte bis zum Sahre 1867 einen Berkuft von mehr als einer Milliarde erlitten.” Unjterbliche Verdienite um die Erforschung der Krankheit erwarb fich namentlich Pafteur. Durch mikrojfopijche Unterjcheidung der erkrankten von gefunden Raupen ijt e3 jebt möglich, die erfrantten von der Zucht auszuschließen und Anftelungen zu hemmen. Die gleichfalls anjtedende jo- genannte Ruhr Der Bienen wird durch eine 1909 entdedte ähnliche Art, Nosema apis Zand., verurfacht. Sn Fiichen rufen Nikrojporivien Knötchenfrantheiten hervor. Wegen der hnlichfeit der Polfapfeln in den Piorofpermien mit Nefjelfapjeln faßt man DieMyxosporidia, Microsporidia und eine dritte Ordnung alö Cnidosporidia zujammen. Fünfte Ordnung: Sarfojporidien (Sarcosporidia). Die Sarfojporidien (Sarcosporidia) jind [chlauchförmige Sporogoen mit zahlreichen Sporen in einem Tanfporoblaften, wahrjcheinfich ohne Polfapfeln. Ste beginnen ihre Entwidelung als Heine, fchlauchförmige Gebilde, „Miejcheriche Schläuche”, itrazellular, Mikrojporidien Sarfojporidien. BY und zwar fait immer zwijchen Muskelzellen. Neuere Unterjucher, wie Negri, Ahoda Erd- mann und andere, meinen, man müffe hier nicht von Wanjporoblaften, fondern einfach von Sporoblaften jprechen, da jeder Sporoblaft nach Vermehrung durch Teilung ji) in nur eine Spore umbilde, was andere bezweifeln. Der Vorgang beginnt in der Nütte des Schlauches und fchreitet, während diejer erheblich wächft, nach den Enden zu fort, mo - immer wieder neue Sporoblaften entftehen. Über die Anftecdungsmweife — ob jie durch gefrejjene Barafiten oder durch Yiwischenmwirte erfolgt — weiß man noch nichts Beitimmtes. Die Oarkojporidien leben vorwiegend in Säugetieren. Mehr Snterejje als vereinzelte Fälle beim Menfchen haben wohl Exkranfungen und Todesfälle beim Schaf durch Sarco- cystis tenella Rasll. oder beim Echwein Durch Sarcocystis miescheriana Kühn und Cpi- demien bei Ratten und Hausmäufjen durch Sareocystis muris Blanch. Vierte Klaffe: Wimpertierchen (Ciliata). Unter Snfujionstierhen oder Snjuforien verfteht man im heutigen Sprach- gebrauch der Forjcher meilt nur noch die Klaffe ver Wimpertierchen (Ciliata, Infusoria). Das auffälfigite und Hauptfächlichite Sennzeichen diefer meift verhältnismäßig großen, dem Naturfreunde mohlbefannten und für den Bejchauer mitunter wahrhaft beluftigenden Ein- zeller ıft da Wimperkleid, die Bededung des Körpers mit beweglichen Wimpern oder Zilten, die jtet3 in großer Zahl vorhanden jind und fich von,den Geikeln der Flagellaten bornehmlich durch verhältnismäßig geringe Länge bei oft größerer Die und durch die Art ihres Schlagen unterjcheiden; denn jie führen etwa einen einfachen Auderjchlag aus, während den Geißeln meijt jpiralige Schlängelbewegung eigen ift. Wie die Geißeln eines Volvox arbeiten die Zilten eines jeden Sufujors harmonijch zufammen, doch nicht alle auf einen Taft, jonvdern die hintereinanderjtehenden nacheinander, jo daß ein Wogen im Wimperkleide entjteht wie bei einem Shrenfeld oder in dem dichten Tlimmerbefab eines Slimmerepithels; wie denn überhaupt die Wimpern der Einzeller ihrem Wefen nad) den Slimmerhaaren von PVielzellern gleichen. Außer zur Fortbewegung dienen fie auch zum Herbeiltrudeln von lahrung. Vereinzelte Borjten pflegt man als Taftboriten, aljo al3 Sinnes- organellen zu bezeichnen. Cine Zellhaut (Pellicula oder Cuticula), an der die Wimpern wurzeln, ijt Itet3 .dor- handen. Daher darf auch niemals der Zellmund (Cytostoma) fehlen, und die underdau- lichen Nejte der Nahrung gelangen an einer bejtimmten, für gewöhnlich jedoch fich nicht weiter abhebenden ©telle, dem Zellafter (Cytopyge), zur Ausitoßung. Häufig enthält die Haut Nejjelorgane. Ferner liegen in der Zellhaut oftmals Mustelfäden, wie wir jolchen ion bei Leptodiscus begegneten. Bei Arten, denen die Musfelfävden fehlen, ijt eine Gejtaltveränderung oder Metabolie nicht möglich. m Snnern der Snfujorienkörper fallen die in geringer Zahl vorhandenen großen pulfierenden Vafırolen meijt leicht in3 Auge; noch auffälfiger ift natürlich, wie bei allen ih nach Tierart ernährenden Cinzellern, die meilt große Zahl von Nahrımgsvafuolen im Plasma. Man ann die Snfuforien leicht unter dem Mifrojfop beim Frejjen beobachten; man hat jie nur jo unter dem Dedgläschen feitzuhalten, daß fie nicht aus dem Gejichtöfelde Jich fortbegeben, aber doch noch jo viel Spielraum haben, um ihre Wimpern fpielen zu 58 Einzeller: Wimpertierden. faljen und damit die fein zerteilten Nahrungspartifelchen, einzellige Algen, Bakterien, Fleinere Tierchen, namentlich aber gepulvertes Karmin oder Sndigo, das man Hinzujegte, dem Munde zuzuftruden. Die von den Wimpern der Mumdipalte erregte Strömung itreicht, wie man an lebhaften Bewegungen der hineingerifjenen Körperchen fieht, in einem geraden oder, nach der Zorm des Mundtrichters, wirbeinden Strome gegen den Mımd zu, und an und in ihm Häuft ji) nun ein anfehnlicher Speifeballen an, der dann durch einen Schlund meiter in den Leib hinabgedrüdt wird. 3 folgt Anfammlung eines neuen Ballens und abermaliges Verjchlingen. Manche Snfujorien, 5. B. die Gattungen Chilodon, Bursaria, verjchlingen auch Mgenarten, die länger alS ihr eigener Körper find, und mit denen fie umherjchwimmen, al3 hätten fie einen Balfen Halb im Leibe. Den Zellkern befommt man meift nur durch Behandlung mit Chemikalien, in alüc- lihen Fällen auch am lebenden Tier oder an zufällig aufgefundenen abgejtorbenen Stücden zu Gejicht. Cigentümliche Geftalten hat er 3. B. bei Stentor coeruleus, io er langgejtredt ift und einer Perlenfchnur gleicht, oder bei Vorticella, wo er ausfieht wie eine gefrummte Wurft. Doch von erheblicherer roiljenfchaftlicher Bedeutung und überhaupt ein durchgreifen- des Merkmal aller Wimpertierchen ift ihr Kerndualismuz, ihre Yiweifernigfeit, denn von allen anderen Einzelfern unterscheiden jich die Ziliaten erheblich dadurch, daß außer dem großen Hauptfern ein Eleinerer Nebenfern beiteht. Bielleicht Fnüipft der Nebenfern an den oben bejchriebenen Blepharoplajten der Trypanojomen an. Der Nebenfern wird auc) Gejchlechtsfern genannt wegen der wichtigen Nolle, die er bei der Vaarung jpielt. Zu diejem jchon ©. 4 für daS Pantoffeltierchen (Paramaecium) bejchriebenen Vorgang, auc, Konjugation genannt, jchreiten zwei gleichartige Tierchen, die jic) dann meilt wieder boneinander trennen; fie müljen aber doch am beiten von verjchtedenen Eltern abjtam- men, damit der Smzucht vorgebeugt werde, und Vopoff will beobachtet Haben, daß Pan- toffeltierchen gleicher Abfunft zwar zeitweilig nebeneinander herjchwimmen, jich jedocd) nicht vereinigen. Die Fortpflanzung erfolgt in der Regel durch Zmeiteilung, meift der Duere nach, nach vorheriger fomplizierter (mitotifcher) Teilung des Nebenferns und ein- facherer (amitotifcher) des Hauptferns. Die bei anderen Einzellern neben der Zmeiteilung borfommende Fortpflanzung durch PVielteilung oder Sporenbildung gibt es bei Ziliaten nur jelten. Man fpricht indejjen von Makrojporen und Mifrofporen, auch Mafro- und Mikrogameten oder männlichen und weiblichen Tieren, bei Ziliaten aus der Drdninig der Peritrichen, und zwar bei Epistylis, Carchesium und anderen hübichen, Feitjigenden Sormen, meil e3 hier zu einer gejchlechtlichen Differenzierung, zur Ausbildung großer und durch - mehrfache Teilung entjtandener Keiner Sndivivuen fommt, deren Baarıng zu einer Dauern- den Berfchmelzung der Tiere und ihrer Kerne führt. Die Teilung bei diejen Wejen ijt übrigens nicht eine Duer-, jondern eine Längsteilung. Oelten ijt bei den Hiliaten die Bermehrung durch Krojpung. Borübergehende Einfapfelung, Enzyftierung, fommt bei den Wimpertierchen häufig bor, namentlich zur Herbeiführung von Dauerzuftänden, wenn e3 gilt, Berioden der Troden- heit oder jonftige ungünftige Xebensverhältnilje zu überjtehen. Die Wimpertierchen find im Meere und im Süßtwafjer verbreitet; manche häufige Art Tebt in beiden Elementen. Am zahlreichjten trifft man fie in ftehenden oder trägen, pflanzenreichen Binnengemwäffern, namentlich in Eleineren und auch in Heinften, wie Waljer- gräben. Marche verlangen faulendes Wafjer, und auch Parafiten gibt eS unter ihnen. Die Freude am Studium der Infuforien, die Bekanntheit und Beliebtheit vieler Arten ®anzbemwimperte. 99 hängt großenteils mit ihrer verhältnismäßig erheblichen Größe zufammen, diedas Beobachten ihrer Lebensmeife erleichtert. Schon Vantoffeltierchen und noch Eleinere Arten Tann ein ge- übtes Auge ohne Bewaffnung erkennen; fie find größer al3 manches Nädertier, weshalb man eine Zeitlang ihre Eingelligfeit bezweifeln konnte. Das häufige Spirostomum ambiguum wird nahezu 1% cm lang. Srite Ordnung: Ganzbewimperte (Holotricha). 13 Holotricha faßt man eine große Anzahl Wimpertierchen zujammen, bei denen der Körperüberallmit Wimpernbejettift, die ziemlich gleichmäßige, undzmwar geringe Länge haben. gu den Häufigften Wimpertierchen gehören die jchon mehrmals in diefem Buche er- _ mähnten Bantoffeltierchen (Paramaecium Müll.), die Unvermeidlichen in den meijten der Natur oder auch nur einer Blumenvaje entnommenen Wafjerproben, die mitrojto- piihen Haustiere der Phyfiologen und Zellforicher. Sr Spiraliger Bahn Hujchen fie uns durchs Gejichtsfeld des Mikroffops zu fchnell, als daß mir fie jogleich genauer unterjuchen fünnten, und jehr jtörend, wenn gerade ein Fleinerer Organismus unjere Aufmerfjamfeit fejjelte und plöglich alles durcheinandergemworfen wird; aber wir fünnen die Bewegungen der Bantoffeltierchen durch Zujab von ©elatinelöfung zum Wafjer verlangjamen, wenn ir nicht warten tollen, bis fie von jelber zu einiger Ruhe fommen, etwa am Rande bes Dedgläschens fich fauerftoffbedürftig anfammeln und in diefer Lage uns mwillfonmene ©e- legenheit geben, den Wimperjchlag, das Herbeiftrudeln und Berjchlingen der Nahrungs- organismen, das Pulfieren der Gefretvafuolen, das Kreifen der Nahrungspafuolen, das gelegentliche Vorjchnellen der überall in der Haut ftedenden Trichogyften, dem toir Durch Chromfäure nachhelfen, und anderes mehr in aller Muße zu verfolgen. Auf der Bauchjeite, wenn man jo jagen till, liegt in oder Hinter der Mitte der Mund, der jedoch hier wie bei anderen Wimpertierchen fchon viel fchtwerer zu finden ift als das ihn umgebende Mundfeld oder Beriftom, eine jchwach vertiefte und bei diejer Gattung langgejtredt dreiedige, vom Border- ende bis iiber die Körpermitte Hinziehende Fläche, in welcher die Nahrungsförper wie Durd) einen Trichter dem Mund zugeführt werden. Der Mund führt durch einen Schlund in Die Plasmamajje hinein, und in ihm fißt, wiederum mie bei vielen Ziltaten, eine nur jchmwer er- fennbare undulierende Membran, deren mellenfürmige Bewegungen natürlich im Dienite der Nahrungszufuhr ftehen. Die Bemegungsweije und die Tluchtreaftionen der Pantoffel- tierchen find im Wefen die gleichen, wie wir fie (©. 44) bei Euglena bejchrieben. Doc) nicht jedesmal flieht das Pantoffeltierchen von einem Gegenftande, mit dem es in Berührung fam, weg, jondern manchmal bleibt es an ihm mit einemTeil feiner Zilten haften und fommt io zu einer ARuheftellung, wozu, nach Sennings, oftmals dieTiere einer Kultur große Neigung zeigen, die einer anderen aber gar nicht. Auch ift das Tier zu einigen Veränderungen der Geftalt befähigt. Teilungzftadien treffen wir nicht felten. Die alte Mundöfnung verbleibt dabei dem vorderen Sprößling, aber eine Einftülpung von ihr fällt dem hinteren Sprößling zu und entwidelt fic) an ihm zu deijen neuem Zellmund. | Die häufigfte Art der Pantoffeltierchen ift das Y/,, bis über ®/,, mm lange, Hinten |pig gerundete, gewöhnlich hier einen Büfchel längerer Zilien tragende und daher jo genannte Geihmwänzte Pantoffeltierchen, Paramaecium caudatum Zhrbg. (Abb. ©. 60; Taf. „Süßwafferinfuforien“ bei ©. 64 und Tafel „Einzeller I, 6, bei ©. 34). Seine Vorliebe 60 Ginzeller: Wimpertierden. für Fäulnistoffe geht jo weit, daß es jich ganz bejonders auf Tierleichen anfammelt und jie nach und nach ganz durchjegt, 6iS zahllofe Bantoffeltierchen fich in ven Leichnam hinein- gefrejjen haben, der ganze Störper mit all jeinen modernden Zellgeweben von ihnen wimmelt und Schließlich bis auf jeine Hartgebilde vollends verzehrt wird, 3. B. ganz junge Fijche. Sn anderer Weije Fünnen ir diefe Snfufionstierchen jedoch in noch größerer Menge faft in Reinkultur gewinnen. Noch heute macht man zu diefem Zived in jevem Laboratorium, wo man die Tiere braucht, Heuaufgüfje oder Snfufionen. Man bringt Waffer mit Heu in ein Gefäß, impft nötigenfalls mit etwas Teichtwaljfer — Doc) ohne Strebschen ! —, und nach 8—14 Tagen wimmelt e3 von den Bantoffeltierchen; auch bilden Ddieje ein auf der Waijer- ERS oberfläche erjcheinendes Häutchen. Freilich jind noch andere Jnfu- IR | jorien Darunter. Bringt man nun aber den Heuaufguß ohne das Heu in eine etwa % m hohe, aufrecht jtehende, unten gejchlojjene Slasröhre, jo jteigen die Pantoffeltierhen in ihr alle nach oben und jammehr jich hier zu einem dichten Schwarme an. ©eltener al das Geihwänzte Pantoffeltierchen ijt das gleich- falls in faulendem Wafjer lebende, Hinten breit gerundete und un- geihmwänzte Ohrenpantoffeltierchen, Paramaecium aurelia Müll. Eine in Ubmwäljern jehr Häufige Art ift das feine Shmußpantoffel- ® ' tierhen, Paramaecium putrinum (!. et Lachm., mit |chmal trapez- Na fürmigem Körper. Kommen diefe drei Arten borzugsweife in un- & ‘ reinem Wafjer dor, jo verhält jich unjere vierte und lebte Art, das ' Zajhenpantoffeltierhen, Paramaecium bursaria Zihrbg., gerade 5 — entgegengejebl. CS hat bejonders breite Geitalt und ijt meijt durch Sefhwänzted Pantof- feltierden, Paramae- eium caudatum Zhrbg. KV Sontraftile Bafuolen, Ma DWafronufleus, Mi Mis fronufleus, Na Nahrung3= vafuolen. Vergrößerung 200:1. Aus Blodhmann, „Die mitrojfopiihe Tier= welt des Giüßmalfjers”. 2. Aufl, Hamburg 1895. Iymbiontiiche Zoochlorellen grün gefärbt. Stleinere Baramäziiven mit weiter vorn oder fnapp vor der Mitte gelegenem Munde ohne PBeriftom find 3. B. das Nierentierdhen, Colpidium colpoda Ehrbg. (Paramaecium), und das jchon oben wegen jeiner ZHftenbildung erwähnte Heutierhen, Heuinfujor oder Bujentierchen, Colpoda cucullus Müll. (j. Tafel „Cinzeller II”, 9, bei ©. 43). Diejes ift Y.o—!ı, am lang, jenes wird noch ein halbes Mal jo lang. Den Namen Nierentierchen, der für diefe beiden Arten von Wimpertier- chen paßt, wollen wir ihrer Geftalt wegen einführen. Sie pflegen neben dem PBantoffel- tierchen dem Miftobivfogen am allerhäufigiten zu begegnen. Der gejtreifte Störper hat amt Borderende eine gewilje Drehung. Colpoda ilt jtark jeitlich zufammengedrücdt, Colpidium it öfter fat Drehrund und entbehrt der undulierenden Membran. Sn unjeren auf Bara- mäziengewinnung abzielenden Heuaufgüjjen it namentlich Colpidium eine anfangs fat un= bermeidliche Form, Die jedoch in einigen Tagen wieder zu jhiwinden beginnt. Manche zu den ganzbewimperten Snfujorien gehörige Gattungen haben eine aus Boriten gebildete Reuje vor dem Munde. Zwilchen Schwimmenden Sadenalgen werden wir 3. D. Das dort umherwimmelnde Lippenzähnden, den Seitenjchnabel, Chilodon cu- cullulus Ehrbg. (j. Tafel „Einzeller I", 4, bei ©. 34), jelten vermifjen. 3 ilt bei eiförmiger Seitalt abgeplattet und Hat vorn einen ducchjichtigen, biegjamen Schnabel. Chilodon cyprini Moroff fommt bei Karpfen und Goldfischen häufig auf der Haut vor und Fann, namentlich wenn er die Stiemen befällt, in Goldfifchzüchtereien große Verheerungen anrichten. Durch Farbenpracht entzücden die etwas felteneren Arten der Gattung Keujentierchen (Nassula a a Ganzbemwimperte. 61 Ehrbg.), bei denen der Neujfenmund ziemlich weit Hinten jteht. ©o ijt die Nassula ornata Ehrbg. zaxt blau bis leuchtend violett, N. aurea Ehrbg. ift gelblich und birgt in fich neben dunfeloioletten Bläschen meift grüne, violette und braune Nahrungspafuolen; auf ähnliche Weife wird N. elegans Ehrdg. bei grünlichweißer Grundfarbe oft ganz bunt, und N. rubens Perty (Cyclogramma) ift zart roja oder lebhaft rot. Al3 Chlamydodontidae bezeichnet man dieje Familie, nach der marinen Gattung Chlamydodon Zhrbg. Waren toir bisher bei Arten von ziemlich einfacher, meift ovaler, elliptifcher oder Paramaecium-ähnlicher Geftalt, fo Haben die Slafchentierchen (Tracheliidae) meift einen langen, dünnen „Hal3". Trachelius ovum Ehrbg. jieht aus wie ein dider Flafchenfürbis; noch abenteuerlichere Gejtalten treffen wir in der Gattung Dileptus Duj. Der Name Schwänden ift für Dileptus cygnus OT. et Lachm. (f. Tafel „Einzelfer IT”, 15, bei ©. 43) _ gerade pafjend wegen de3 langen und ftarfer Biegungen fähigen Halfes, NRüffel3 oder wie man das verlängerte Stüd VBorderförper nennen will. Daneben haben wir das gleichfalls etwa fo zu nennende Schwanengänschen, Dileptus anser O1. et Lachm., ein bräun- Yiches Tierchen, das, zwiichen Pflanzen lebend, oftmals feitliegt und mit feinem weniger biegjamen Nüfjel umhertajtet. &3 wird bi8 1 mm lang; das wiederum furzrüfjelige Riejen- tierchen, Dileptus gigas O2. et Lachm., erreicht fogar 11% mm Länge. Noch ein anderes Gänschen haben wir, das Zudgänschen, Lionotus anser Ehrbg. (j. Tafel „Cinzeller I”, 5, bei ©. 34), da3 feinen Rüfjel geradezu zurüdjchnellen fan; und die Zahl der Rüffel infuforien“ it damit noch lange nicht erjchöpft. Das muntere Leben der meilten bisher erwähnten Wimpertierchen erjcheint uns friedlich. Sie verzehren außer abgejtorbenen tieriichen und pflanzlichen Organismen und Keinpflanzen, wie Bakterien und Algen, gelegentlich auch jehr Kleine Iebende tierijche Protozven, aber nur, wenn dieje in den der Nahrungszufuhr dienenden Waljeritrudel Hinein- geraten. Zwar find fie unerfättlich, und ein PBantoffeltierchen fann daher bei Zimmer- temperatur jich in 24 Stunden zweimal teilen, aljo in 12 Stunden feine Wiafje verdoppeln. ber fie fallen nicht größere Organismen oder auch nur gleichgroße an, und einander tum fie nichts. Die Nefjelorganellen dienen Paramaecium caudatum wohl nur zur Verteidigung, nicht zum Angriff. Ihr Kampf ums Dafein wird ohne bejondere Waffen geführt. Doch das gilt Schon nicht ausnahmslos oder uneingejchränft. Bemwegliche Lippen bei den Nassula- und ähnlichen Arten ermöglichen e8 den Tieren, die Beute zu paden. Dabei helfen gewiß Die Reufenapparate mit, die aljo feineswegs, toie ihr Name anzudeuten jcheint, den Wafferitrom durchzufeihen haben, und mundjtändige Trichozhiten arbeiten dabei nicht al3 Berteidigungs-, fondern als Angriffswaffen. Dileptus jahmanjogar einen feinen Ningel- wurm umjerer Gemäljer, Chaetogaster, anfallen und zum Abiterben bringen. Solche „unerhörten Kühnheiten” ereignen fich noch öfter bei den Enchelyidae. &3 ind das Wimperinfujorien mit endftändigem Munde und oft mit einem oder zwei Kränzen jtärferer Wimpern auf dem font gleihmäßig bewimperten Leibe. Ein bekannter fühner Räuber unter ihnen ift das Najentierchen, Didinrum nasutum Stein (bb. ©. 62 und Tafel „Einzeller 1”, 7, bei ©. 34), da3 bejonders häufig Vantoffeltiecchen, gelegentlich jogar das viel größere Trompetentierchen auf folgende Weije überliftet: es jchießt aus feinem vorjtehenden Munoteil einen protoplasmatifchen Nüfjel oder eine Zunge — wie man es nennen wolle — auf das Beutetier, bohrt e8 damit an und hält es feit. Sebt ift das Bantoffeltierchen gefangen, alles Auzfchleudern feiner Trihozyiten kann ihm nichts helfen, e8 muß es fich gefallen lalfen, durch ägenden Saft fchnell getötet, von einem fich riejig öffnenden Maule nach und nach 62 Einzeller: Wimpertierden. verichlungen und fo in 2—3 Minuten bis auf geringe Nejte verdaut zu werden. Noch frecher ift die Jahnwalze, Prorodon teres Ehrbg., twenigjtens gelegentlich. Denn man jah, tvie diefer Heine Organismus ein vielgelliges Tier, den Süßmwafjerpolypen Hydra, anfällt, und ztvar ftülpt e8 fich mit feinem ganzen Leibe auf ein Irmchen der Hydra, das viel länger al das Wimpertierchen ift, und verdaut es nach und nach biS an feine Wurzel. Auch das feine, bepanzerte und [pärlich mit Wimpern bejeßte Büchjentierchen, Coleps hirtus Müll., überwältigt oftmalß da 16mal größere Bantoffeltierchen. „Kühne Räuber” nannten wir joeben dieje Tiere, in der nüchternen Wiffenjchaft bezeichnet man fie mit Hejje bejjer als „Vader”, gegenüber den „Strudlern”, den friedlicheren Arten, von denen wir oben iprachen. Bon einem „Überliften” der Beute fann eigentlich auch nicht Die Rede fein, fondern Didinium jchleudert 3. B. feinen Rüfjelauch gegen allerlei ungenieß- bare Gegenjtände, jelbit gegen die Slaswand des Aquariums, und findet fomit ©enießbare3 nur durch unermüdliches, aber ficher gedanten- (ojes Probieren. Jhren Namen hat die vornehmlich Durch den endftän- digen Mund gekennzeichnete Zami- fie der Enchelyidae nach der in Seftalt und Ernährungsweije wenig Befonderes bietenden und vielleicht gerade darum „typifchen” Gattung | | $ Enchelys Ehrbg., die, wie die bor- Me Da ee N genannten Arten, in unjeren Bin- Nafentierden, Didintum nasutam Stein (unten), ein Pantoffetiergen NENgewällern, namentlich in ftehen- u a 0 Du 23. Den, angetuoffenun a Lebensweije führt auch das geitreckt flafchenförmige Tränden oder Schwanenhälschen, Lacrymaria olor Müll. (j. Tafel „Einzeller IL”, 8, bei ©. 43), das an Länge und Zujanımenziehbarfeit des „Haljes" das Schwänchen noch übertrifft und jich von ihm leicht Durch Schlanfheit und durch den end- tändigen, mit Wimperfränzen umjtandenen Mıumd unterjcheidet. Coleps hirtus vermag übrigens, wie neuerdings von Louis Schuße und 9. Geidies beobachtet, bei mafjenhaftem Auftreten in Aquarien, namentlich zur Sommer- oder Herbit- zeit, die Fiiche wohl durch feine Stoffmwechjelprodufte zu jchädigen, was als Herbitpeit der Fijche bejchrieben mwurDde. Ein allen Fiiehzüchtern nur zu befannter Hautparafit aus Diefer Familie, der nament- ich junge Fiiche oft mafjenhaft zugrunde richtet, ift ver Fijchberderber, Ichthyophthirius multifilis Fougquet (j. Tafel „Einzeller III”, 14 und 15, bei ©. 69), ein erwachjen faft imm großes, rundliches bis eiförmiges, gleichmäßig bewinpertes und zahlreiche zufammenziehbare Vafıolen führendes Wimpertierchen, das in den von ihm erzeugten Hautpufteln der Filche jowie, laut Neresheimer, auf dejjen Unterfuchungen toir hier zum Teil fußen, Häufig in deren Kemen fchniarogt, jeine Vermehrung aber vorwiegend exit nach Herausfallen aus der Haut, und zwar teils im freifchwimmenden Zuftande Durch Zweiteilung bis Achtteilung, teils auf dem Boden in durcchlichtigen Fortpflanzungszyften zumege bringt. Sn diejen Zhiten Oanzbemwimperte. Ungleihbemimperte. 63 entitehen durch fortgejeßte Ziveiteilungen eine große Anzahl, bald 100, bald bis 1000, Teil- iprößlinge. Diefe große Fruchtbarkeit ijt zweifellos ein Erjab für die jonft verhältnismäßig verminderten Möglichkeiten des Fortbeitandes bei einem Parafiten. Die ausihwärmenden frei Schwimmenden Jungen bohren fich in die Fiihhaut ein und werden von ihr ummwachlen. Auch in der Schmarogerperiode jind die Filchverderber in dauternder, und zwar rotierender Bemweaung. Heilmittel gegen die Schthyophthiriusfranfheit find zur Zeit noch.nicht befannt; der ganze Kampf gegen Diejes Übel, wo e3 aufgetreten ift, hat fich, nach Hofer, nur darauf zu richten, neue Anftedungen hintanzuthalten. Ichthyophthirius und Chilodon eyprini ind die wichtigjten unter den paralitiichen Wimpertierchen, Diejenigen Arten, die dem Menichen, und zwar dem Fifchzüchter, Schaden zufügen Fönnen. Nücbildung ijt eine ganz gewöhnliche Folge des Schmarotertums. Weiter al3 bei Ichthyophthirius, der zwar eine einfache, plumpe Geftalt, aber doch noch einen Mund hat und jomit Teilchen von der Haut feiner Opfer frejjen kann, it die Rüdbildung bei dem im Maftvarın fait jedes Frojches umherwimmelnden jchönen, opalartig Shimmernden Berlen- tierchen, Opalina ranarum Stein (Samilte Opalinidae), gediehen, einem jcheibenförmigen, vielfernigen Wimpertierchen (j. Tafel „Einzeller II" , 12, bei ©. 43), dem Mund und After, pulfierende und Nahrungspafuolen völlig fehlen, jo daß e3 jeinen Stoffwechjel nun mit dem Bu- und Abjtrom von Säften durch jeine Haut hindurch bejorgen fann. Die Zellferne find ihon ohne Zujab von Chemikalien al3 über 100 helle, runde Tlede zu erfennen. Zweite Ordnung: Ungleichbeiwimperte (Heterotricha). Spirigera, ©piralträger, jo hat man zujammenfaljend alle im folgenden noch zu behandelnden Wimpertierchen genannt, weil jie am Munde einen meift deutlich jpira- figen Stanz bejonder3 großer oder jonjtwie auffälliger Wimpern Haben, im Gegenjab zu den vorher bejprochenen Aspirigera. Der Schlag der Wimpern in diefer Wimperjpirale dient natürlich vorwiegend dem Herbeiltrudein von Nahrung, gelegentlich auch der Bor- märtsbewegung. Das gibt ein anmutiges Bild und erinnert bei manchen Zormen, 3. B. Stentor, an den Wimperjchlag der Rädertierhen, wie wir übrigens in mancherlei HYin- ficht, in Geftalt, Größe und Bemwegungsweile, Übereinftimmungen zwiichen den Ein- zelftigen und den Nädertierchen fetitellen fönnen, Übereinftimmungen, die man al3 eine entfernte Konvergenz hinftellen mag. Wimpertierchen mit derartiger, und zwar Iinfsgewundener Mundfpirale und mit gleic- mäßiger feiner Bewimperung des ganzen Körpers find die Ungleihbewimperten (Heterotricha). 3 gibt große Tierchen unter ihnen, wie das 11% mm meljende form- beitändige Täihchen oder Börjentierchen, Bursaria truncatella. Müll. (j. Tafel „Ein=. zeller II”, 14, bei ©. 43), das in Sümpfen und Teichen in faulendem Blattmwerf lebt, oder der an denjelben Stätten wohnende Spiralmund oder das Schnedchen, Spirostomum ambiguum Ehrbg. (f. Tafel „Süßtwafjerinfujorien” bei ©. 64), der, ein wahrer Rieje unter feinen Sllafjengenofjen, im ausgejtredten Zustande öfters 3 und, laut Blochmann, jogar bi3 4,5 mm Länge erreicht, fich biegen, vorwärts und rüdwärts jchwimmen fann und jederzeit feicht um die Hälfte feiner Länge zufammenfchnellt. Beim Täjchchen ift das Periftom eine große, trichterfürmige Höhle, Die vom Vorderende fait bi zum Hinterende des Tierchens 64 Einzeller: Wimpertierden. reicht. In ihrer Tiefe liegt die hier aus „Membranelfen”, d. h. Heinen Nuderplättchen, beitehende Spirale. Der Name Spiralmund ift nach der fich jpiralig über den Körper ziehenden Wimperreihe gegeben, deren hinteres Ende jich in den Mumndtrichter vertieft. Die sufammenziehbare Blafe diejes Tieres exjtreckt fich vom Hinterende bis fat zum Vorderende. Die Musfelftreifen der Hautjchicht verlaufen jpiralig in großer Negelmäßigfeit, und wern jie fich allefamt zufammenziehen, jo verkürzt jich der törper in einer Spiraldrehung. Diefe Gigentümlichteit findet ich zwar nicht allein bei Spirostomum, ift aber hier am jchönjten zu jehen. Mit einem vom Hinterende abgehenden Schleimfaden fann Spirostomum am Boden feithaften und dabei in jenfrechter Haltung ins freie Wajjer ragen. Koch Teichter und jchöner als bei diefen Arten ift das Periftom und die Wimperfpirale bei den mweitbefannten Trompetentierchen, Stentor Ok., zu erfennen. Auch das find verhältnismäßig große, im ausgeitredtten Zuftande Imm und noch mehr an Länge erreichende Tierchen, die man daher in Zimmeraquarien, wo man fie nicht jelten ungewollt mit Wajjer- pflanzen einbürgert, jchon mit blogem Auge erfennen fann, mögen fie num gerade in zu- jammengezogener, nahezu Fugeliger oder doch mindeftens birnförmiger Geftalt umher- jchtoimmen oder aber jich mit ihrem Hinterende an Bflanzenteilen feitgefeßt haben. Snlegterem alle jtreden fie jich aus und lafjen ihre Wimperfpirale jpielen, und jelbjtdiefen Wimpernfchlag erkennt man jchon mit bloßem Auge mwenigjtens andeutungsweije. Erleichtert wird ihre Crfennbarfeit und erhöht unfere Freude an den jchöngeitalteten Tierchen Durch die recht Ieb- haften Yarben der einzelnen Arten, die man freilich nicht alle in ein und derfelben Gegend finden wird. Die größte Art, die Grüne Trompete, Stentor polymorphus Ehrbg., jieht meilt infolge der in ihr Haufenvden jymbiontifchen Zoochlorellen ganz grasgrün aus und fommt in ftehenden und trägen Gewäfjern öfters in großen Anjammlungen vor, die das eine Mal jchwimmende Schwärme, das andere Mal an Pfählen oder Pflanzenftengeln grüne Najen bilden. Die noch häufigere Blaue Trompete, Stentor coeruleus Zhrbg. (j. die Zarbentafel), it dunfel grünblau wie das Meer, dabei Schimmert fie ducch und Dur wie mancher Edeljtein. Sie verdankt ihre Farbe nicht fremden LZebemejen, jondern einem feinförnigen Sarbitoff. Die dritte, Häufigste Art, die Graue Trompete, Stentor roeseli Ehrbg., Roejel3 „Schalmeienähnlicher Afterpolyp” (f. die Farbentafel und Tafel „Cin- zellfer I", 8, bei ©. 34), teilt mit der vorigen die Fähigkeit, auch in etwas fauligem Waffer auszudauern, bevorzugt aber Dichten Pflanzenmwuchs und jigt namentlich gern an der Unter- jeite von Wafjerhnjen. Wejentlich jeltener, aber auch in Schwärmen trifft man die ftets Heimere Rote Trompete, Stentor igneus Ehrbg., die bei jcharlachroter oder braunroter Srumdfarbe — dieje beruht hier wie bei St. coeruleus auf äußerjt feinen Farbitoffförn- chen — meilt noch grüne Zoochlorellen führt. Man fennt auc) eine Braune Trompete, Stentor pediculatus From., eine Schwarze Trompete, St. niger Ehrbg., endlich Die gleich ihnen recht jeltene Schlanfe Trompete, St. baretti Bar., die an Größe wiederum ven anfangs genannten Arten gleichfommt. Ver nur einige Freude an der Beobachtung des Kleinlebens empfindet, wird mit dem Studium der Stentoren viele Stunden verbringen. Arch wenn wir ihnen gar nicht bejondere Geheimnijje ablaufchen wollen, fejielt uns doch fehon der Wechjel ihrer Körper- jorm, der durch das ausgiebige Zufammenziehungsvermögen der leicht erfennbaren, unter der Haut fiegenden, längsverlaufenden Mustelfädchen bewirkt wird. Kugelig find fie im Huftande jtärkter Zufammenziehung mit eingezogenem Periftom und eingezugener Wim- perjpirale, Doch beim Schwimmen meijt bienförmig, von ftändig wechjelnder Geftalt und s 1. Paramaecium caudattm ‚Ehrbg! & 59. Di orticella Hipäfeiel Ehrbg. \8.163). 0 3. Stentor coeruleus Ehrbg. (S. 64). 4. Stentor roeseli Ehrbg. (S. 64). 5. Spirostomum ambiguum Zhrbg. ($. 63). | der 1 it Y% der a fiereauhß a eitLich Km yertaufe Ahtraftg, i Ar Ad be fürs fich-der. sörpe may raldiehung. Diefe ine 1 irasot „AT aber hier am nie‘ e abgehe Bde Sch N fann Spirostomum Is. 4.00 & Ro es Freie ar 68 Noch Teichtargınd ich) B A Won und bie Bimperfpirale | Hei den meitbefanitter 2:0 ) ku erfe pas find | rhältmsmäßig große, in a a Ur er mehr angän: ichende | Tierchen, die nıan daher in Zinreyigs idg/ A en ungewollt mit Wafjer- | Hfanzen einbürgert, fchon mit bloßen Iugezzsigmier edge jie nun gerade in zur] Ihnmergezogener, nahezu Fu jeliger oe ne: rörmiger Geftalt umber- | Feen ee ty Gnerepen ans Men jelbaefebt haben. Sinlegterem | 3 l jeher ” Boden eetafteng halle fir: fi ebitdiejen Bimpernfchlag | ” fen | Sypile. 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Seht vedt jich das Tierchen weiter und immer weiter, wird länger und befommt immer elegantere Gejtalt, biegt jich und Schmiegt jich und läßt den Wimperkranz jchlagen. Erjehüttern wir underjehens unjer lebendes Bräparat, oder fommt dem Stentor ein anderes Jnfujor in Die Duere, jo zudt er plöglich jtarf zufammen, verläßt auch wohl ein anderes Wal nach einigen heftigen Zudungen jeinen Standort und [hwimmt davon. „‚Stentor“, jagte Verimorn einmal, „it eine Mus- felzelle einfachjter Art”, und obwohl er in anderem Sinne eine Musfelzelle fombplizier- tejter Art ift, vermag fein plößliches Zufammenzuden und das langjame Sichiwiederaus- dehnen uns eine gute Vorftellung von der Musfelzudung überhaupt zu geben. Ziijchen den Wimpern der Körperbekleivung jtehen namentlich bei manchen Arten lange, jtarre Taft- boriten. Die genaueren Unterfuchungen SJennings’ über das wechjelveiche Verhalten von Gtentor gegen mechanijche Reizung bejprachen wir jchon (©. 14). Die allgemeine Be- megungsmweije des jchreimmenden Tieres, fein Aftionziyftem, wie Jennings jagt, gleicht wieder im mwejentlichen dem von Euglena, Paramaecium und anderen Einzellern. Wenn aber Stentor roeseli beim Schwimmen an feite Flächen oder an die Wafjeroberfläche ge- langt, fo fängt er an, in ganz bejonderer Weile zu Friechen. „Ex legt”, jchreibt Jennings, „eine teilmeije entfaltete Scheibe der Fläche an und friecht rapide dahin, wobei die bentrale Körperfeite dicht über die Fläche hinühergebeugt wird. ©o fann er über einen Haufen zerfallender Stoffe Friechen, indem er allen Unregelmäßigfeiten der Oberfläche ichnell und gejchiet folgt, al3 wenn er ihn grümdlich unterjuchte. Gelegentlich toird auc) einmal eine Stelle für den Bau einer Wohnröhre ausgewählt. Man Tarın dabei jehen, wie bei vem Gichumherbewegen des Stentor auf jeiner Körperoberfläche ein zäher Schleim abgejchieden wird. An ihm Heben allerhand Teilchen an und werden hinter dem jchwim- menden Tiere mitgezogen. An einer bejtimmten Stelle hält das Tier inne und beginnt, fich im zufammengegogenen Zuftande jchwanfend riidwärt3 und vorwärts zu bewegen, in einem Gebiete von etiva 24 feiner Länge, während der Schleim äußert jchnell von der Oberfläche abgefchieden wird. Co wird der Schleim zu einer hurzen Röhre oder Scheide berdichtet, in der der Stentor leben joll.” Nicht jede Stentorenart baut fich jolche Ge- häufe, Stentor coeruleus 3. B. tut e3 nie. Er fann fich daher jederzeit zu einer Leinen Kugel zufammenziehen, während St. roeseli fich der immer zylindrischen oder gejtredt fegelfjörmigen Gejtalt feiner Wohnhöhlung anpafjen muß. Auch den Wafferftrudel, den St. roeseli hervorruft, wollen wir mit den Worten Sennings’ bejchreiben. „Beim ausgetreten Tiere”, jagt diejer unermüdliche Beobachter, „befinden fich die Periftommwimpern in ftändiger Bewegung. Wenn man dem Wajjer feinförnige Tufche oder Karmin zufest, fo lafjen jich die folgenden, durch den Wimperjchlag herborgerufenen Strömungen beobachten: der Mund des Tieres bildet den Grund eines Strudels, in den das Wajjer oberhalb der Scheibe von allen Seiten Hineinftrömt. Nur die Teilchen in der Achje des Strudel berühren wirklich die Scheibe; etwas jeitlich Davon jchießen jie alle, ohne zu berühren, an den Rändern vorbei. Teilchen, die die Scheibe erreichen, treiben nach linf3 hinüber, nach der Mundtafche Hin, indemie jo einer [piraligen Bahn folgen. - Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 2 D 66 Einzeller: Wimpertierhen. Wenn fie die Mundtafche erreichen, werden jie darin einige Male herumgetirbelt, dann ge- raten fie entweder am Grunde der Tajche in den Mumd hinein, oder fie werden an der bentral in der Mitte fiegenden Einferbung über den Rand der Tasche hinübergetwirbelt. Sn legterem Falle treiben fie gemöhnlich rüctwärts an der ventralen Mittellinie des Körpers entlang, bis jie den Rand der Röhre erreichen. An ihr Fünnen fie dann Flebenbleiben und jo zum Aufbau der Röhre beitragen.“ Nicht jelten jieht man Stentoren in Teilung begriffen. Der Körper Schnürt fich in der Mitte wie gegürtet ein. Die Einfchnürung ift bald fo tief, daß e3 ausjieht, al ob das Bordertier im Hintertiere wie in einem Trichter ftede. Senes hat die Wimperjpirale, Die fontraftile Blafe, Mund und Schlund behalten und die obere Hälfte von dem fait den ganzen Körper Durchziehenden, bei St. roeseli ftrangförmigen, bei St. coeruleus und polymorphus perljchnurförmigen Kern. Abgejehen von der Sernhälfte, Hat das Hintertier ich alle Organe neu bauen miüjjen. Auch Fünftlich Yafjen fi Snfuforien, wie zuerjt Gruber bemwiejen hat, teilen, ohne daß die Teiljtüce abjterben, fie regenerieren vielmehr zu vollftändigen Snpdividuen, jofern fie ein Stüd des ellferns mit- befommen haben. Dagegen Iterben Fernloje Teiljtüde von Protozoen, wie man fie bei Stentor, noc) leichter bei Amöben oder bei Lacrymaria abjichneiden Fann, ftetS rettungslos ab. Die Hälften von der Duere und der Länge nach mit einem jcharfen Mefjer geteilten Trompetentierchen Ba erreichen in furzer Zeit die urjprüngliche Geftalt, ja, ift ein jolches Balantidium coli Gefchöpfchen durch einen Duer- und einen Längsfchnitt gevierteilt oder Malmst. mit gefrefjenem Een ee ° Durch zwei Duerjchnitte gedreiteilt worden, jo behalten alle Stüde ihre 500:1. Aus Claus- Dolle Regenerationsfähigfeit. Am vorderen Schnittrande eines Mittel- = ftücles entfteht der Mund, am Hinteren der Haftapparat. Sihifama hat durch Chloroformzufas narkotifierte Stentoren und andere Snfuforien nicht Durchjchnitten, jondern nur eingejchnitten. Die Wiederheritellung der alten Form nimmt nad) Erholung von der Narfoje oft nur furze Zeit in Anjpruch, die manchmal nur nach Minuten zu mejjen it. Die Wunde Hafft zwar anfangs, bald aber verkleinert fie ih durch Yufammenbiegung des Tieres um die Schnittitelle. Vergebens mar die Be- mühung, bei Einjchnitten am unteren Ende das Zuftandefommen eines Tieres mit zwei sußenden zu erzielen. &3 wird dann vielmehr der eine Schnittzapfen eingezogen, und in 15 Minuten ift die Heilung beendigt. Durch viele Einschnitte Fan man gefnidte, jelbit forfzieherartig gedrehte Tiere gewinnen, die fich allmählich wieder zurechtziehen. Be- jonders beachtensmwert ijt an diejen und ähnlichen Berfuchen, daß die veriwundeten Tiere oft unter jtarfen Krümmungen zu allererit gleichjam Die Beriwundung zu verkleinern fuchen, jo daß aljo, wie in jehr vielen fonftigen Fällen, auch hier der Organismus als Ganzes gegen- über einem örtlichen jchädigenden Eingriffe reagiert. Zu den ungleichbewimperten Snfuforien gehört auch das im Dieldarım des Schweins ohne jchädliche Wirkung fchmarogende Balantidium coli Malmst. Bisweilen, wenn auch) jelten, tritt e8 im Diedarn von an Diarrhöen und anderen Darmkrankheiten leidenden Menjchen auf, weshalb es nach der Anficht mancher Forjcher pathogene Bedeutung haben joll. &3 it ein etwa eiförmiges, bewimpertes Tierchen mit leicht erfennbarer Wimper- jpirale am vorn etwas eingejenft gelegenen Munde. Anderweitige Parafiten des menfc)- lichen Darmes find Balantidium minutum Schaud. und Nycetotherus faba Schaud. u ee De u nn Meere Ze el Ungleihbewimperte. Schwahbemwimperte. 67 Dritte Ordnung: Schwachbewimperte (Oligotricha). AB Schmwachbewimperte (Oligotricha) faßt man Snfuforien mit Iinfsgewundener, fat Freisförmiger Wimperfpirale um das am Borderende gelegene Perijtom zujammen, Die feine oder nurineinzefnen Reihen oder Gruppen tehende Wimpern aufihremjonftigen Körperhaben. Ein fomifches Kerichen aus diejer Gejellichaft, das nach feiner ©ejftalt ebenfogut der jteahlenden Sonne wie einem gel verglichen werden Fann, nach feiner gewöhnlichen Be- mwegungsmeije aber eher einem Floh, it das häufige Heine Springtierchen, Halteria grandinella Müll. (j. Tafel „Cingeller III”, 1, bei ©. 68). Gein Körper ift etwa fugelig, und auf ihm Stehen zeritreut einige fteife Borften. Zeitweilig liegt das Tierchen ruhig, plöb- fich fängt e3 lebhaft umherzufpringen an, als wolle e8 dem Beobachter einen Schabernad fpielen. Genau betrachtet, handelt es ich um ein durch die Borjten bemirttes Nücmärts- ichnellen des Körpers, aljo wohl ganz gewiß um eine Fluchtreaftion, wie yennings, der erfte forgfältigere Unterjucher diejer unliebenswirdigen Tierchen, annimmt. Die Zamilie der Halteriidae hat nur wenige Arten. Aucd) die merkwürdigen Klöppel- glödchen (Tintinnidae) treffen wir im Süßmwalfer nur in wenigen, jeltenen Arten an, die dann ftets rein planktonifch in größeren Geen leben, dagegen ift dieje auf freie Wajjer- majjen angemwiejene Samilie im Meere auf hoher Gee in zahlreichen Arten vertreten. Alle Tintinniden fchleppen ein zylindrifches, feltener urnen- oder becherfürmiges Gehäufe jtändig mit fich umher, was ihnen nur dank der Fräftigen Wimperplatten oder Membranellen ihres Beriftoms möglich ift; aus feiner Offnung ragt außer dem Beriftomteil nicht viel von dem Tiere heraus. Das Tierchen jelbft ift ungefähr ftentorähnlich und Hält fich auch mit einem Haft- apparat, der dem am Fuße des Gtentors ähnelt, am Boden des Gehäufes feit. Beiden meijten Arten ift das gallertige Häuschen mit Fremdförpern, namentlich Heinen Kiejelförnden ujmw., überfruftet. Aus dem Plankton der Kieler Bucht allein bejchreibt Laadmann zwölf zu ver- Ichiedener Sahreszeit, zum Teil nur im Winter auftretende Arten mit zwei Spielarten. m allgemeinen enthalten gewiß falzreichere Meere noch mehr Arten, doch gibt e3, laut Merkle, auch jolche, die in größter Menge gerade in dem falzarmen öftlichen Teil der Djtjee, im Bott- nifchen und Finnifchen Meerbufen, auftreten. Nicht wenige find jo Hein, daß jie durch Die Mafchen der Planktonnege oftmals Hindurchrutichen und daher mit zahlreichen Tlagellaten und manchen anderen twinzigen Wefen dem ung erjt Durch) Lohmann volfjtändiger befannt- geiwordenen „Nannoplanfton” oder Zmergplanfton des Meeres zugerechnet werden müljen. Die parafitiich lebenden, merfwürdigen Ophryoscolecidae find Tiere mit jtarrem Kör- per und dider, verkiefelter Haut, die am Hinterende oft in eine Anzahl Stacheln oder Zinten derart ausläuft, daß der Banzer fait twie eine Krone ausfehen ann; fo ift es bei Ophryoscolex purkinjei Stein (f. Tafel „Einzeller III”, 9, bei ©. 68) und anderen Arten der Gattung und bei Entodinium caudatum Stein, die alle im PBanjen von Wiederfäuern leben. Einen un- bemwehrten Panzer und ein paariges eigentümliches, an die Nuderantennen eines Cyclops erinnernde3 Bewegungsorgan hat das hiernach jo zu nennende Zweiflofjentierchen, Cyeloposthium bipalmatum Fiorentini, das mit einer ganzen Anzahl von Verwandten im Blinddarn des Pferdes vortommt. Alle diefe Huftierparajiten, deren man in jeder Portion twiedergefäuter Nahrung eines Rindes eine Menge findet, jind Harmloje Tiichgenojjen ihrer Wirte. Shre Sufeltionsweie ift zum Teil noch unbefannt. 5*+ 68 Einzeller: Wimpertierden. Vierte Ordnung: Bauchiwimperer (Hypotricha). Bei Infujorien von einer „Bauchjeite” oder „Ventralfeite” zu jprechen, die wir durch die Lage des Mundes al3 gegeben betrachten, ericheint oftmals wegen der unregelmäßigen Formen und der mit fteter Drehung verbundenen Schwimmbemwegungen etivas gefünitelt. Dagegen fordern die abgeflachten Bauchwimperer (Hypotricha) fürmlic, zu diefem Sprachgebrauc) auf. Man jehe nur, wie 3.8. ein Borjtentierchen, Oxytricha fallax Stern, oder Das nod) ettwas größere und Äußerit fomplizierte, 4 mm lange Mufcheltterchen over Waffentierchen, Stylonychia mytilus Mäll. (j. Tafel „Cinzeller III”, 2 u. 16), auf großen ereinzelten Wimpern umherrennt wie eine Laus. Genauere Betrachtung eines Mujchel- tiecchens läßt ung leicht folgende Einzelheiten erkennen. Die gewölbte Rüdenfläche it fait nadt, jie trägt nur vereinzelte feine Taftboriten. Bewegliche, bejonders große Wimpern, meijt Zirren genannt, jtehen, twie auch bei allen anderen Hypotrichen Sinfujorien, nur auf der Bauchjeite in geringer Zahl und unregelmäßiger Anordnung. Born an der Bauchjeite liegt ein quer verlaufender, an den Rändern mit Rudermembranellen (j. ©. 64 oben) bejekter Schlib, der Mund. Mittels der Mundtwimpern und zweier Wimperreihen, die rechts und links über den Körperrand hervorragen, jehwimmt das Tier in ftetiger, gleichfürmiger Be- wegung. &3 farm aber auch, wie oben bemerkt, gehen oder laufen, indem es fich auf Die Spiben der ariffelfürmigen, jtarfen Wimpern der Bauchjeite jtübt, Jorie durch jchnellende Be- wegung diejer Wimpern fürmliche Sprünge machen. Die drei Hinten ausgejtredten Borjten find unbeweglich. Müt diefen reihen Bewegungsmitteln ausgejtattet, jauft es mit großer Behendigfeit zwichen ven mifroffopischen Pflänzchen umber, fait ununterbrochen ©peife, feine Arten der eigenen Slafje und mittojfopiiche Algen, in den Schlund Hinabtrudelnd. Manches Häufige Hypotriche Snfujor lebt ebenjowoh!l im Süßmwajjer wie im Meere. Fünfte Ordnung: Jingwimperer (Peritricha). Sn manchem die fompliziertejten und in vielem die jchönften Snfujorien neben den Stentoren umfaßt die Ordnung der Ringmwimperer (Peritricha), deren Sennzeichen eine rechtsgewundene Wimperipirale am PBeriftom und ein jonjt unbewimperter, dDrehrunder, meift glocdenfürmiger Körper find. Die Bolypenlaus, Trichodina pedieulus Zhrbg., die außer der vorderen Wimperfpirale einen Fräfttgen hinteren over bajalen Wimperfranz bejitt und gern auf dem Süßmwafjerpolypen Hydra umherläuft, auch auf Fiihkiemen, auf Frofchlarven oder frei zwischen Algen, mag den Hhodren vielleicht weniger jchädlich, als durch Weafrejjen bon Bilzen nüslich fein. Uber eine nahe Verwandte von ihr, Cochlochaeta domergui Wllgr., fann mit ihrem ftarf abgeplatteten, von Wimperkränzen umzogenen Körper zu Zaujenden auf Fischen fiben und fich von den Epithelgellen ernähren. Dieje Krankheit, die leicht zum Tode der Fijche führt, ift bisher allerdings nur im Aquarium bemerkt worden. Zur glatten Heilung empfiehlt Hofer 4, —Vojtündige Bäder mit I3prozentiger Kochjalz- löjung. Die Arten gehören zur Familie der Glodentierchen (Vorticellidae). Mehr Vergnügen aber werden mir an den eigentlichen Glodentierchen (Unterfamilie Einzeller II. ALL lH FIR ftias IH EZ = a BESDER & N ERERTTNTENN SS S TEN ı. Halteria grandinella O. F. Mäll. Vergr. 320:1. Aus Blochmann, Die mikroskopische Tierwelt des Süßwassers. (Zu S. 67.) — 2. Stylonychia mytilus O. F. Müll., laufend. Vergr. 240:1. Nach Bütschli aus Doflein, Lehrbuch der Protozoenkunde. (Zu S. 68.) — 3. Spore von Myxobolus pfeifferi Thelohan. Vergr. 800:1. Aus Doflein. (Zu S.55.) — 4. Vorticella campanula Zhrbg. (Zu S. 69.) — 5. Opercularia nutans Ehrbg. Vergr. 225:1. (Zu S. 70.) — 6. Astrorhiza limicola Sandahl. Natürl. Gr. (Zu S. 26.) — 7. Größere, mit Sporen erfüllte Zyite von Myxobolus pfeifferi Thelohan im Muskelfleiich einer Barbe. Vergr. 200:1. Aus Doflein. (Zu S. 55.) — 8. Ephelota gemmipara R. Hertw. (Zu S. 72.) Vergr. 260:1. Nach Hertwig aus Doflein. — 9, Ophryoscolex purkinjei Stein. Vergr. 133:1. Nach Bütschli aus Claus-Grobben, Lehrbuch der Zoologie. (Zu S. 67.) — 10. Lamblia intestinalis Lambl. A von der Bauchseite, B von links, C an einer Darmzelle festgesaugt. Vergr. 1000:1. Nach Grassi u. Schewiakoff aus Doflein. (Zu S. 43.) ıl und 12. Carchesium polypinumEhrbg., ausgeitreckt und halb ausgeitreckt. Vergr. 20:1. (Zu S. 69.) — 13. Arcella dentata Ehrbg. Vergr. 140:1. (Zu S. 25.) — 14. Ausichnitt aus der Schwanzfloife eines Zahnkarpfens (Xiphophorus) mit Ichthyo- phthirius multifiliis Fouguet. Vergr. 120:1. (Zu S.62.) — 15. Teilungszyiten von Ichthyophthirius multifiliis Fouquet. Vergr. 240:1. (Zu S. 62.) — 16. Stylonychia mytilus O. F. Müll, von oben gefehen. Vergr. ca. 120:1. (Zu S. 68.) — 17. Vorticella campanula Ehrbg. Vergr. 133:1. (Zu S.{69.) — 18. Vorticella nebulifera Zhrbg. Vergr. 110:1. (Zu S. 69.) . Nach Mikrophotographien von H. Geidies-Kassel-Kirchditmold (Fig. 11, 12, 14, 15 und 17) und von E. Reukauf-Weimar (Fig. 13, 16 und 18). Bauhwimperer. Ningwimperer. 69 Vorticellinae) empfinden. Alle Arten, die feine Stöde bilden, jondern als Einzeltiere auf einem fpiralig zufammenziehbaren Stiele fiben, wie Heine Friftallene Blümchen, werden als die Gattung Glödchen (Vorticella Zhrbg.) zufammengefaßt. Der lateinische Name Heißt auf deutjch fopiel wie Wirbelchen. Manchmal fißen fie in großen Scharen auf einem Pflanzen- blättchen oder -jtengelchen beilammen und überziehen dieje Teile wie mit einem weißen Schimmel. Yedes Einzeltier hat die Form eines Glödchens, und um den Glodenmund jpielen wiederum Wimperichhlag und Wafjerjtrudel. Stommt aber dem Glodentierchen etwas in die Dutere, jo läßt e8 den Wimperfranz einen Augenblid ftillftehen und krempt ihn ein, und auf einmal, ehe wir’3 uns verjehen, Schnurrt der dünne Blumenftiel zu einer Spirale zufammen; an ihm, der nım biel fürzer ift und das Ausjehen eines forkzieherartigen Löcchens hat, jibt dann das Ölöcdchen, das jedoch jebt verkürzt und zum Kügelchen gemor- den ift und exft nach einiger Zeit wieder den Glodenmund auftut, die Wimperfpirale ent- faltet und der Wafjerftrudel in Bewegung jebt, während gleichzeitig der aufgerollte Stiel fich wiederum ftredt. Sm hohlen Stiele fällt ein ftreifiges, in piraliger Windung verlaufendes Band auf, aus Muskelfibrillen beitehend, die das Zujammenjchnurren des Gtieles veran- lajjen und, da fie fi) auf den Glodenförper fortjegen, auc) ihn etwas verfürzen fünnen. Unter den mehr alS 20, zum Teil wohl zweifelhaften Arten, die man beichrieben hat, it die Häufigite das Nebelglödchen, Vorticella nebulifera Ehrbg. (Taf. „Süßwajjerinfu- jorien” bei ©. 64 und Tafel „Einzeller III”, 17), das Durch jein majjenhaftes Auftreten an Wallerlinfenwurzen, Wafjerpeit, Hornkraut und anderen Wajjerpflanzen die befannten ichimmelartigen Nebel bildet. &3 beanjprucht unbedingt Hares, reines Wafjer. Cine andere häufige Art ilt das etwas breiter gebaute Ölodenblümcen, V. campanula Ehrbg. (\. Tafel „Eingellev III", 4 und 16), oder, bejonders in faulendem Waller, das Maiglödchen, V. convallaria Ehrbg., und vor allem das Kleinmündige Ölödchen, V. microstoma Zhrbg. Das Grüne Ölödchen, V. chlorostigma Zhrdg., deifen Rajen mitunter Schilfhlätter gras- grün itberkleiden, ift das einzige blattgrünführende Wimperinfufor. Höchit lebendig jieht es unterm Mikcojfop aus, wenn wir in unjerem Gejichtzfelde ein- mal ein Cyclops-Stebschen fejtgelegt Haben, auf dejjen Panzer und Beten e3 hon Vorti- zellen zudt und zappelt, und das dieje lebende Bürde gewiß bei allen jeinen Bewegungen jpürt, indem jede zudende Glode als jelbitbemwegliches Steuer wirft. Mitunter jieht man Gflodentierchen der Gattung Vorticella, die fich famt ihrem ©tiel bon der Bodenfläche losgelöjt Haben und num durch das Gefichtsfeld Des Mikrojfops jchmwimz- men. Dabei fchnurt manchmal unter gleichzeitigem Einjchlagen des Wimperfranges der Gtiel plöglich zufammen und ftredt fich bald wieder. Die zur Stredung führende Glaftizität {ft nicht unbedeutend. Liegt einmal in unjerem lebenden Präparat außer dem Fußpunkt des Stieles auch das Bortizellenföpfchen feit, jo ftemmt jich der Gtiel zwijchen beiden Punkten mit Gewalt auseinander, überiwindet dabei, mern auch unter häufigen Stodungen, die meijten lemmungen und Neibungen und bildet jchlieglich eine gefrummte oder ber- Ihlungene Linie. Köpft man die Vortizellen, jo jchrumpfen fat ausnahmslos die Gtiele infolge des jie treffenden Neizes völlig zufammen. Zudungen führt übrigens an un- berjehrten Tieren nicht nur der Stiel, jondern auch, was jchwerer jichtbar if, der Gloden- törper aus, und zwar bleiben jchwache Zucungen auf ihn bejchräntt, indem fie ihn ver- Türzen, jtärkere pflanzen fich auf den Stiel fort, namentlich wenn er gerade recht gejtredt ift. Das hiebliche Schauspiel der auf und ab zucdenden Glödchen erleben wir noch einmal, und zwar potenziert, beim Ölodenbäumchen, Carchesium polypinum Zhrbg. (j. Tafel 70 Einzeller: Wimpertierden. „Einzeller III”, 11 und 12). Hier jigen viele Glödchen an einem Heinen Bäumchen, auf jeder Ziveigjpige eins, und jelten ijt vie Ölodentolonie in völliger Ruhe; vielmehr zudt jest hier, jebt da ein Glödchen an feinem Zweiglein, und aufeinmal jchnurrt der ganze Baum, wie eleftrifch getroffen, zu einem Faum mehr erkennbaren, doch perlenbehangenen Etwas zufammen, das fich nach einiger Zeit wieder zum herrlichen Glodenbaum auseinanderftemmt. Schon mit blogem Auge können mir diefe Bäumchen, ihre Bewegungen und das Wogen des Wafjers um jie erfennen, wenn fie jich in unjferem Aquarium z.B. an der Ölaswand angejiedelt haben. Jm Sreien bilden jie wie das Nebelglöcchen öfter fchimmelige Überzüge, und zwar Carchesium polypinum in reinem, C. lachmanni Kt., einer der bezeichnendjten Abmwäljer- organismen, in verichmustem Wafjer. Cine jehr ähnliche Gattung ift Zoothamnium Stein. Bei anderen Arten von Olodenbäumen, ven Säulenglödchen (Epistylis Zhrbg.) und Schirmglödcken (Opercularia Stein), find Die Stämme und Äfte ftarr, fie Fönnen fich nicht zujammenziehen, bei einer Art aber kann jedes einzelne Glödchen an feinem Stiele ein launenhaftes Nicden vollführen; es ift dies das Nidende Glodentierchen, Opercularia zutans Ehrdg. (Epistylis ; |. Tafel „Einzeller III”, 5), der befanntefte Vertreter diefer Sippe. Bon der Bildung der Epistylis-Bäumchen hat Stein folgendes beobachtet. „Die Tiere eine3 Bäumchens und damit auch die Ifte dezjelben vermehren fich durch Längsteilung der jchon vorhandenen Tiere. Noch ehe die von vorn und Hinten einander entgegenfom- mende Einjchnürung bis zur bollitändigen Sonderung zu zwei neuen Smdibiduen borgerüdt ift, jieht man fchon, wie die voneinander getrennten Bajalenden der neuen Individuen auf ganz Furzen partiellen Gtielen figen, die aljo bald nach dem Beginn des Teilungsprozejjes aus den frei werdenden Körperbafen ausgefchieden werden müfjen. Zt die Längsteilung bollendet, fo jind die bejonveren Stiele jedes Smdividuums immer noch jehr furz. Bei ihrer meiteren Verlängerung, die natürlich immer nur an der Stelle, to fie mit dem Tierförper zujammenhängen, erfolgt, eilt Häufig das eine Individuum dem anderen voraus, und das Sndividuum auf dem längeren ©tiele jchidt fich dann auch früher zu einer neuen Teilung an als fein Gefährte von Dderjelben Generation, und die Folge davon ijt eben, daß die Tiere eines Bäumchens nicht alle in gleicher Höhe liegen. Nicht immer endigen Die fämtlichen fte eines Bäumchens in Tieren, fondern einzene Äfte find von den Tieren, welchen fie jelbjt ihren Urfprung verdanften, verlaffen worden. Dem Ablöjen der Tierchen icheint niemals die Bildung eines Wimperkranzes am hinteren Körperende vorauszugehen”, mie jolches bei den übrigen Glodentierchen und namentlich auch den fich ablöjenden Stnojpen itattfindet. Die bei der Konjugation diefer Glodentierchen vorfommende gejchlechtliche Differenzierung wurde jchon oben (©. 58) erwähnt. „Die abgelöjten Tierchen bleiben aus- gejtrect und fchrwimmen mittels ihres Stiinwimperkranges im Wafjer umher, um an einer anderen Stelle jpäter die Grundlage eines neuen Bäumchens zu werden. Gehr häufig traf ich einzelne Individuen, welche eben exit ein Nudiment eines Stieles aus ihrer Bajıs ausgejchieden hatten. Ebenfo häufig fand ich Stämmchen, die nur erit zwei (unjere Ab- bildung auf Tafel III) oder drei Tierchen trugen.” Die Kolonien bon Glodentierchen erregten jchon vor der Mitte be3 18. Sahrhunderts die Aufmerffamkeit der Mikrobiologen. Sie wurden von ihnen Trichterpolgpen, au) Afterpolypen genannt, und Roejelund feine Zeitgenofjen wußten fchon, daß jte jich gern auf Schwimmfäfern und Wafferichneden anfegen und dem unbewaffneten Auge wie ein weiglicher Schimmel jich Darftellen. Auf den Glodenbäumchen wiederum lebt als Halbparajit öfter ein holotriches Snfujor, Amphileptus claparedei Stein, das die Iebenden Gloden gierig verjchlingt. Ningwimperer. Wimperlofe. zı Sedhjite Ordnung: Wimperloje (Suctoria). Gtiwas abjeit3 bon den bisher betrachteten fteht innerhalb der Wimpertierchen Die Irdnung der Wimperlofen oder Sauginfuforien (Suctoria). Dieje mikrojtopijchen Wejen find der Mehrzahl nach mit einem Stiele feitgewachien, und fie wählen zum Drt ihrer Befeftigung oft andere Wafjertiere, im Süßwajjer die Flohfrebje und Ajjeln, Serbtiere, Gtielgerüfte von Glodentierchen, Algen, Wurzeln von Wajffertierchen ufm., im Deere ver- ichiedene Bryozoen und VBolypen. Der feulenförmig gejtredte oder rumdliche, vorn oft ein- gejentte Körper enthält bei Süßmwajjerarten eine oder mehrere zufammenziehbare Blajen. Wegen des Kerndualismus fcheint die Verwandtichaft mit den Wimpertierchen jchon an- nehmbar. Bor allem aber gewinnt ihre Zugehörigkeit zur Kaffe der Ziltaten dadurch eine hohe Wahrjcheinlichfeit, daß die meilten Suftorien während eines funzen Schmwärmzuftandes nach Art der holotrichen, Hypotrichen oder peritrichen Snfuforien bewimpert jind. Die Wimpern verfchwinden, fobald die Tiere fich feitgejest Haben, und dieje erhalten nun Höchit eigentümliche feine, innen hohle Fortjäbe des Protoplasmas oder Tentafeln, Durch Die, bei Abmwejenheit eines Mundes, meift die Aufnahme der Nahrung in das Protoplasma ges ichieht. Auch den wenigen freilebenden Arten fehlen die Wimpern, und die erwähnten Protoplasmafortfäße find ihnen gleichfalls eigen. Die Fortjäge befinden fich als vorjtred- bare und zurüchziehbare, auch in anderer Weife bewegliche Strahlen meift am Borderförper, feltener ringsum, endigen oft mit einem Knöpfchen, das gleich einem Saugnapf an Die su bemältigende Beute angejeßt wird, und leiten die aufzunehmende Flüjjigleit in das auf diefe Weije frejfende Tier hinein. Ducch ein becherfürmiges ducchjichtiges Gehäufe, das in den Gtiel übergeht und das Plasmatier mehr oder weniger weit umjchließt, zeichnet lich Die Gattung Acineta Ehrbg. au2. Die Vermehrungsmweije der Saugtierchen weicht meift von derjenigen der anderen Biltaten ab, denn nur ausnahmsmeife teilt fich das Muttertier in zwei ihm gleichende Tochtertiere. Biel öfter werden die fehon erwähnten bewimperten Schmärmer gebildet, und zwar bei Podophrya Zhrbg. und Sphaerophrya Olap. et L. oftmals durch jogenannte „gleichhälftige freie Teilung”, bei der der hintere Teil des Muttertieres die Saugjortjäge behält, der vordere, ihm gleich große aber den Wimperbejab entmwidelt, der ihn zum be- meglichen Schwärmer macht. Noch öfter erfolgt die Vermehrung durch Knojpung, Doc) dann meilt durch eine fehr eigentiimliche, nämlich „innere” oder „endogene” SKnojpung. Diefer Vorgang jteht fait aus, al3 ob die in Ein- oder Mehrzahl vorhandenen Tochtertiere, melche wefentfich Heiner al3 dag Muttertier find, von Diefem „geboren“ würden, dent jie entftehen gleichjam im Srmeren des Muttertieres, genauer gefagt am Boden einer tiefen Einjenfung in ihn; jo bei Tocophrya Bütsch. Im Meere leben zahlreiche Arten von Suftorien, aber auch im Süßmajjer jind fie reichlich vertreten. Zu den befannteiten gehören Podophrya fixa Ehrbg., ein etiwa "/,, mm mejjendes, allfeitig mit gefnöpften Tentafeln bejebtes Plasmafügelchen, daS gewöhnlich mit einem furzen Stiel auf Algen oder Kerbtieren fit, aber auch frei von jeder Unterlage und dann ungeftielt vorfommt, und P. libera Perty, die viel häufiger frei als gejtielt und feitligend gefunden wird und wejentlich längere Tentafel von drei- bis vierfahem Körper- durchmefjer hat. Stet3 ungeftielt bleibt Die Gattung Sphaerophrya, die daher jehr jchwer 72 Einzeller: Wimpertierden. von ungeftielten Bodophryen zu unterjcheiden ijt und eine freilebende Art enthält neben zwei parafitischen, S. pusilla Olap. et L. und S. stentoris Maupas. ene lebt eftoparafitifch auf HHpotrichen, von deren Gaft fie jich ernährt, dieje fogar entoparafitiich in Trompeten- tierchen. Beide ind aljo Snfuforien, die PBarajiten von Snfujorien find, und es fehlen jomit auch die Erjeheinungen des Schmarokertums nicht innerhalb der Welt der Sleinften, wie denn 3. B. auch Heine Geikelamöben in großer Zahl in Stentoren jchmarogen. Nur ein Naumjchmaroger von Snfuforien ift die dreiedige, ftetS gejtielte Tocophrya quadtri- partita Olap. et L., die bejonders an den Gtielgerüften von Epistylis plicatilis, aber auc) an Pflanzenteilen fißt. Die größten Ummandlungen durch Schmarogertum hat Dendro- cometes paradoxus Stern (j. Tafel „Einzeller I", 9, bei ©. 34) erfahren, der auf den Sliemen- blättern de3 Flohfrebjes Gammarus pulex fchmarogt und aus einem halbfugeligen Körper und mehreren verhältnismäßig mächtigen, geweihartig veräftelten Tentafeln befteht. Der ihm ähnliche, auf den Kiemenblättern von Asellus aquaticus, der Wajjerajjel, jigende Stylo- cometes digitatus Olap. et Z. hat zahlreiche, einfach fingerfürmige Tentafel, die den End- zinfen der Dendrocometes-rme zu vergleichen find. An einer in der Nordjee bei Helgoland, fpäter auch im Mittelmeer gefundenen Art, dem Strahlenfuß, Ephelota gemmipara R. Hertw. (Podophrya; f. Tafel „Einzeller III“, 8, bei ©. 68), beobachtete R. Hertiwig manche Bejonderheiten; zunächft fand er außer den oben bejchriebenen Saugmwerkzeugen noch bejondere, jpiß auslaufende Fangfäden. Er jagt: „Kommt ein Snfujor in das Bereich der Fangfäden, jo Frümmen fich diefelben, indem fie ihr Opfer umklammern. Die Berührung wirkt Yähmend ımd allmählich ertötend. Durch die Verkürzung der Fangfävden wird nun Der tote Süörper der Podophrye genähert und mit den Fürzeren Saugröhren in Berührung gebracht. Diejelben jchwellen mit ihren Enden an und fixieren le&tere wie Saugnäpfe an der Körperoberfläche. Shre auf- und abjteigende Bewegung nähert und entfernt das abgeftorbene Snfujor, bis e3 plößlich anfängt Feiner zu werden. &3 hat fich dann ein Strom von feinem Körper ins Sunere der Bodophrye etabliert. Bei der Verlängerung der Saugröhre treten die Hörnchen der Protoplasıma- jubjtanz des Snfujors in dieje Hinein, die Verkürzung der Saugröhre treibt fie ins Junere des frejjenden Organismus.” Hertwig gelang es auch), Die Vermehrungsweije des Strahlen- Tuße3 genauer fejtzuftellen. Wiederum weicht fie vom oben Beichriebenen ab, denn in diejer Gattung herrjcht „äußere” oder „erogene Stnojpung”. Es entjtehen am Vorderende zwijchen den Fühlfäden und den Gaugröhren Erhebungen, in deren jede ein Fortjab des Kernes hineinmwächlt. Hieraus werden Sinofpen, plattgedrüdte, etwa mujchelfürmige Körper, Die endlich fich ablöfen und jich mit Wimpern träge und langjam bewegen. Sie entfernen fich in der Regel nicht weit von dem Muttertiere, jondern jegen fich neben ihm feit, jo daß die Tubularien (vgl. ©. 111), auf denen die Podophryen am häufigjten leben, von ihnen jtredfenmeije ganz überzogen find. Vie alle Suftorien, ijt auch der Strahlenfuß jelbjt wieder den Berfolgungen zahl- reicher Feinde ausgejegt. Jhm „Itellen Heine Stvebje, bejonders Amphipoden und unter Diejen wieder vornehmlich die gefräßige Caprella, nach. Ferner bohrt fich an der Verbin- dung von Stiel und Körper, aljo an einer Stelle, wo es vor der gefährlichen Waffe der Zentafeln jicher ift, ein vafch fich vermehrendes Hypotriches Infujor in das Junere der Podophrye ein und zerftört dasjelbe.” - Schwämme (Porifera oder Spongiae). Dearbeitet von Dr. 2. Nik. Wer zum eriten Male mit Shwämmen Belanntichaft macht, der wird dieje jonder- baren Kruften, Knollen oder Stauden eher für Pflanzen als für Tiere halten. Daß die Spongien aber Tiere jein müjjen, hatten jchon die Unterfuchungen des Engländers Fleming im erjten Viertel des 19. Sahrhunderts unbejtreitbar ergeben. E3 fragt ich, wohin fie zu Stellen ind. Der Körper eines Schwammes ift immer aus einer Bielzahl von Zellen zujammen- gejebt. Das kommt nun auc) bei Brotozven vor, z.B. bei Volvox (©. 47) und anderen foloniebildenden Formen. Während aber bei Diejen die einzelnen Zellen untereinander gleich oder nahezu gleich gebildet find, treten fie bei Schwämmen zu Zellenverbänden von ausgeprägt ungleicher Bejchaffenheit zufammen, zu fogenannten „Geweben“. Dieje Ge- iwebe dienen je einer bejonveren Funktion; fie haben die Arbeiten, die eine Protogoenzelle noch) fämtlich allein zu vollbringen hat, unter jich geteilt: da3 eine Gewebe überzieht den Körper mit einer [hübenden Haut, ein anderes teilt das Organ der Nahrungsaufnahme dar. Hierin Stimmen die Schwänme mit allen anderen Tieren außer den Protozoen üiber- ein. Sie bilden mit ihnen das große Neich der „Gemwebstiere" — öfter auch, aber minder treffend, „Bielzellige” genannt — oder „Metazven“. Unter den Metazven aber jtellen die Schwämme, da die Sonderung ihres Zellenbeitandes in ©emwebe verhältnismäßig am wenigjten vorgeichritten ift, die niedrigiten Dar. Bielzelligfeit und gemwebliche Arbeitsteilung fommt nun freilich den Metazoen nicht während ihrer ganzen Lebensdauer zu: am Anfang feiner Entwidelung jteht jedes von ihnen einmal auf der Stufe des Einzellerd. Bei der gejchlechtlichen Fortpflanzung der Metazven bilden fich in „Gejchlechtsorganen” die „Keimzellen”, im männlichen Geichlechte „Samenzellen”, „Spermatozoen” oder „Spermien“, im weiblichen „Eizellen“ genannt; Eizelle und Same vereinigen jich, entfprechenden Borgängen aus der Lebensgejchichte der Protozoen vergleichbar, zum befruchteten Ei, und damit ift das neue, zunächit noch einzellige Sndivivuum ins Leben getreten. — Man erblict Hierin einen Ausdrud des „biogenetijchen Grundgejeges". Es ift fait jelbitverjtändlich, daß vießgellige Gemwebstiere von Einzellern ab- tammen: aljo beginnen fie ihre Ontogenie als einzelliges Ei, wobei natürlich bejondere, ziwed- mäßige Eigenfchaften der Gier: ihre oft bedeutende Größe, der Dottergehalt, Unbeweglichkeit und Ausrüftung mit [hüenden Hüllen, a8 „zänogenetiicher” Neuermwerb zu betrachten find. Wie das Protozoon fich durch) Teilung vermehrt, jo teilt fich — im Einklang mit dem biogenetiichen Gejeg — auch das befruchtete Ei. Doch trennen Jich die Produkte jeiner 74 Shwänme. Teilung nicht, jondern bleiben gedrängt beifammen, jo daß bei oberjlächlicher Betrachtung der Anfchein entfteht, al3 wenn das Ei fich nur durch äußerliche „Turchung” in Felder ge- gliedert Hätte. Ir vielen Fällen find die „Furchungszellen” einander gleich, wie bei einer Protozoenfolonie. Und wenn jich dann die Zellen, was Häufig gejchieht, zu einer Furgel- runden, einfchichtigen Blafe gruppieren, die wohl gar an ihrer Außenfläche mit Wimpern beffeidet ift und mit deren Hilfe im Wafjer umherfchtoimmt, fo ift die hnlichfeit einer iolchen einfachiten Metazvenlarve, von Haedel „Blaftula” genannt, mit Volvox eine meit- gehende. ES wird anzunehmen fein, daß in der Blaftula eine Ürahnenform der Meta- sven ontogenetifch wiederholt wird, die nichts anderes war als eine fugelfürmige Kolonie von Geißeltierchen. — Bielfac) aber, bejonders wenn jchon das Ei durch Größe und Starken Dottergehalt zänogenetijche Neuerwerbungen erfennen läßt, verläuft der Furchungsporgang in anderer Weife. Die Zellen erhalten von Anfang an jehr ungleiche Größe, oder e3 teilt jich überhaupt nur ein bejchränfter, aus veinem Plasma beftehender Oberflächenbezirf des Cies, der dann wie eine Ccheibe auf der Dottermafje [hwimmt. Daß in folchen Fällen auch die Blaftırla ihre urfprüngliche Geftalt verlieren muß, ift jelbjtverjtändfich. - Auf das Stadium der Blaftula folgt bei allen Gemwebstieren eine zweite, nicht minder bemerfensmwerte Larvenform, die „Saltrula”. Sie ift zweiichichtig. Fhr äußeres Blatt, Das „&ftoderm”, Tiefert im weiteren Verlaufe der Enittwidelung die Haut und das Nerveniyiten, das innere, „Entoderm” genannt, jtellt die Anlage des künftigen Darmes und feiner Iln- hangsdrüjen dar. Der vom Entoderm oder „Urdarm” umjchloffene Hohlraum mündet durch eine Öffnung, den „Urmund”, nach außen. — Wie aber entfteht diefe neue Larven- form aus der vorigen? Auf mancherlei Weife. Zumeilen jpaltet jich die einjchichtige Wand der Blaftula durch radiäre Teilung ihrer Zellen in ein Doppelblatt, oder e8 wandern einzelne Zellen der Blaftula ins Junere hinein, um fich dajelbit zum hohlen Urdarm zu gruppieren. Sn beiden Fällen bricht der Urmumd al Offnung der Urdarmhöhle nad) augen nachträglich durch. Ungemein häufig aber, bei niederen wie höheren Metazoen, findet jich eine Form der Gaftrulabildung, die Darm und Urmund auf die bequemite und einjachite Weife gleichzeitig liefert: die Einjtülpung. Ein Teil der Blaftulamwand Flacht jich ab, jenkt jich ins Jnnere und dehnt fich darin aus, bis der urjprüngliche Hohlraum der Blajfe größtenteil3 over ganz verichwunden ilt, jo, wie die Wände eines eingedrüdten Gummiballes ji) aneinanderlegen. Und welche Urt der Entwidelung mag — im Sinne des biogenetischen Grundgejeges — die urjprüngliche fen? Schon ihre Einfachheit und weite Verbreitung fpricht für die zulegt genannte, die Einftülpung. Mehr noch der Um- Itond, daß wir uns in der Phylogenie zwar eine Einftülpung des Urdarms, nicht aber die anderen Bildungsweijen der Gaftrula jo vorftellen Fünnen, wie eben jtammesgejchicht- the Borgänge jo Durcchgreifender Art verlaufen fein müfjen: a8 eine allmählich foutichrei- tende, auf jeder Stufe nüßliche Veränderung. Die blajtulaähnliche Urform wird jich zu- nächit ein wenig gejtredt und damit die Fähigkeit vafcherer Bewegung in bejtimmten Kich- tungen gewonnen haben. Das Wajjer, das fie beim Schwimmen verdrängt, jchlug Hinter ihr, wie hinter dem fahrenden Schiffe, in einem Strudel zufammen, der die in ihm ent- haltenen Nahrungsteilchen den Zellen des Hinterrandes zutrug. Dies gefchah in verjtärktem Mape, wenn der hintere Teil begann, fich abzuplatten. Al aber gar feine Zellen jich becher- jürmig ins Jnnere der Blafe einfentten, entftand eine wahre Falle, in die ein Fräftiger Wafjerjtrom veichliche Nahrung hereinfaugen mußte, — je tiefer, um fo ergiebiger. ‚sm Diejen ungeheueren Verwandtjchaftskreis, defjen ältefte Vorgefchichte durch die TO WERE 2 ne EEE . Allgemeines. 75 gemeinjamen Larvenformen Blaftırla und Gaftrula angedeutet wird, gehören, als primi- tiofte Glieder, auch unfere Schmämme. Doch darf man nicht glauben, daß ettva der von foloniebildenden Geißeltieren zu höheren Metazven auffteigende Stammbaum in ihnen jeine erjte Fortfegung gefunden hätte; diefe verbindende Rolle fommt vielmehr den Yohl- tieren zu. Die Shmwämme find ein Ding für fich, eine am Anfang des Stammbaums ab- geztveigte Seitenlinie. Das zeigt nicht nur ihre weiter unten zu jchildernde, von Dem ge- möhnlichen Schema verjchiedene Entmwidelung, jondern auch ihr merfwürdiger Bau. Wie ift ein Schwamm gebaut? Der, den jeder aß „Schwamm fennt, der Bade- Ichwanım, gibt ung fein Bild davon. Er hat eine Reihe von Maßnahmen über jich ergehen lajjen müjjen, die das lebende Gewebe ge- tötet und zerjtört haben. Das elaftiiche Ge- Hecht aus hornartigen Fafern ift nur Skelett, das beim lebenden Schwamm im Körper ver- ftect Kiegt. Die lebenden Badeihwämme aber, große, braune oder fchwärzliche, eigen- artig riechende Klumpen, fünnen auch nicht Ausgangspunkt für eine Betrachtung der Schmwammorganifation fein; dazu jind fie ichon viel zu fompliziert. An allen Meeres- füften trifft marı jedoch zierliche, weiße, etiva zentimeterhohe Schläuche, „Kalfiehmänmme, deren einfacher Bau den Schlüjjel für Die vermicelte Struftur aller höheren Schwänme gibt. Im einfachiten Falle, bei dem „Ascon- Typus“ (f. die Abb.), ift es nur ein Schlauch, der mit einem Ende feitgewachien it, mäl- end das andere eine größere Öffnung, das | „Dsculum”, zeigt; fie führt in eine große - einpeitiche Mogenhöhle. Uber dies Oacutum Samsmm/uztecen Stsstun Bas IP IE ift nicht die einzige Stelle, Durch Die Der Leipzig und Berlin 1913). os Osculum, po Poren. Schwanım mit der Außenwelt in Verbindung tritt: überall in der Wand des Schlauches öffnen fich Heine „Boren". Was es für eine Be> wandtnis mit diefen Öffnungen hat, ergibt ein einfacher Verfuch. Man lafje irgendein nicht zu fchweres feines Pulver, am bejten unlöslichen Farbitoff, auf einen lebenden Schwamm niederriefeln. Durch die Boren wird der Staub in den Schwamm hineingezogen und kommt in regelmäßigem Strom durch das Dsculum wieder heraus; diefes ift aljo Ausfuhröffnung. Der Wafferftrom, der ven Schwamm ftändig pafliert, folange er fich in voller Lebenstätigfeit befindet, bringt dem Tier alle feine Nahrung. Zgendeine Möglichkeit, Beute aktiv zu fuchen, zu fangen und fich einzuverleiben, wie e3 jchon viele der Einzeller vermögen und wie es andere feftfibende Tiere menigftens im Machtbereich ihrer Fangorgane können, bejteht nicht. Die Schwämme find Bartikelfrefjer: all das, mas auf einen Schwamm im Wafjer nieber- zegnet, anorganifcher Staub und organifcher „Detritus”, die Heinen und Heinften Zerfall- ftoffe tierifcher und pflanzlicher Organismen, wird mit dem Wafjerftrom durch die Poren in den Körper geführt, von Körperzellen aufgenommen und verwertet, jo weit e3 vermertbar ift, der Abfall aber wieder mit dem Waffer aus dem Dsculum herausgejchleudert. Der / Be SR ) 277 EN 5 ax X = & Warte ES ,) 3 = n 2 & an 2 ; WW, BE alla? | Be ELBE s | er 5 & Era AN % ; 2 = mr \ N) fi FESTE te 5% N EFERE 4 IN) 2 # ak: 53 STE [08 eo) IA | % er - - Lay h ul \ ER ER Je u, = Me “ i 7 ? s LETUIN 76 Schmämme. nahrumgjpendende Strom bringt dazu jtändig neuen Sauerftoff für die Durchatmung Der Schwammzellen, denn mie bei allen tierijchen Organismen üt die Tätigkeit des Plasmas gebunden an das Vorhandenfein Diejes Lebenselements; genauere Unterjuchungen bei ein- zeinen Formen haben fogar einen recht erheblichen Sauerftoffverbrauch nachgemiejen. Diefer Wafferftrom kommt durch die Tätigfeit einer Lage von Zellen zujtande, die beim Ascon-Typ die ganze Fläche des weiten Magenjades überziehen und Die genau jo ausfehen wie die Choanoflagellaten unter den Brotogoen (vgl. ©.43). Am Ende der ge= itreeiten Zellen jehhvingt aus der Mitte eines Kragens eine eißel; der Schlag aller Geißeln hält das Waffer in Bewegung. Diefe Geißelzellenlage und eine Dedichicht von Zellen an der Oberfläche find die einzigen gewebeartigen Bildungen bei ven Schwämmen. Andere Zellen haben zwar bejtimmte Aufgaben, führen dieje aber jelbjtändig durch, ohne jich zu ausgejpro- chenen Geweben zu vereinen. Yon diejen Zellen führen alle möglichen Übergänge zu folchen, die überhaupt noch nicht Für irgendeine Spezialaufgabe aus- 0 gebildet find, den ganz indiffe- renten Arhäochten. Maas faßt jie alle außer den Geißel- zellen al3 Dermal- (Haut-) La- ger zujammen un ftellt diejem u u 005 Saltral- Magen-) Lager, T Bar eben die Geikelgellenfchicht, u fe Seel gegenüber. u > Gl A N Die Ableitung des Baues oo il der höheren Schmämme vom nam. &a A we viele imihrer Entwidelung lange Beit einhalten, bietet in den Grundlinien feine Schwierigfeit. &3 fiegt im Snterejje des Drga- nismus, die geißeltragende Schicht, deren Strudeln die Nahrung fchafft, nach Möglichkeit auszudehnen. So bilden fich an den Seitenwandungen de3 einfachen Schlauches jadjörmige Ausbuchtungen, die „Radialtuben“, die innen vom aftrallager überzogen iind und augen als Höder hervorragen. Die Geißelzellen ziehen fich dabei in die Radialtuben zurid, mährend der innere Gaftrakcaum mit dem Dsculum nur noch dem ausjtrömenden Wafjer dient. Dies it eine Stufe in der morphologifchen Entwidelung der Schwämme, wie ihn die Häufigjten der Kaltichwämme, die Heinen weißen Sycontten, darjtellen. Weiter fünnen die poren- tragenden äußeren Höder durch Verjtärfung des Dermallagers einander nahe rüden und ichließlich verichmelzen, fo daß der Schwamm äußerlich wieder einen glatten Zylinder darftellt (Fig.B). Wenn fich das Dermallager noch mehr verdidt, jo mitjjen fich bejondere Gänge zivi- ihen der Außenfläche und den Nadialtuben bilden. Das Wafjer jrömt dann durch äußere „Ditien” exjt in ein Syitem von Stanälen und dann durch die Poren in die Kammern. Tritt zu diefem zuführenden auch noch ein ausführendes Kanaliyjtem, jo haben mit das Wefen des höchitentwidelten, des fogenannten Leucon-Typus (Fig. C) vor uns. Die „Beißelfammern“ münden hier nicht mehr direkt in das zum Dsculum führende Yaupt- tohr, jondern zu mehreren in bejondere Ausfuhrräume; zwijchen diefe und die Kammern fönnen jich noch einmal fchmale Ausfuhrfanäle für jede Geikelfammer einichieben. Uno ihleglich fompfiziert fich auch das einführende Kanaljyften, etwa dadırd, daß bejondere re: Sn — TG EBRTR EEE a nn 1 nu 2: 2 Allgemeines. Zar Erweiterungen, „Subdermalräume”, darin auftreten. Auf diefer Organifationshöhe jtehen die allermeiften Schwämme mit Siejelifelett und alle Hornichmämme. Beionders verwidelt wird das Gemwirr von Geikelfammern, Kanälen und Nebenhohl- räumen dann, wenn Schwänme — und dies ift fajt immer der Fall — Kolonien bilden. Die meilten Schwämme vermögen jich unter günftigen Yebensbedingungen durch Sprofjung zu vermehren; aber nur in bejonderen Fällen dit fich eine „Sinojpe” ab; alles bleibt viel- mehr in Verbindung, die neuen Teile bilden ihre Dscula, die dazugehörigen Geißelfam- mern und Kanaliyiteme gehen ineinander über, und es entitehen ausgedehnte Kruften und Klumpen, an denen nur viele große Dscula auf die Bielheit der Snpipivuen hindeuten, die hier in einem Ganzen aufgegangen jind. Doch darf man aus der Zahl der Dscula nicht auf die der Jnoiwinuen eines Schwammes fchliegen. Ein folder Schwamm it ein gejchloffener Verband, dem in der Regel jede Andeutung einer Gliederung in yndividuen fehlt, wie fie ionjt bei Tierfolonien, ettva den Korallen, auftritt. Die Vorteile der Stobildung bei den primitiojten und Hilflofejten der vielzelligen Tiere liegen auf der Hand: eine je größere Släche ein jolcher Vartikelfrejjer darbietet, um jo mehr Futter fällt auf ihn herunter. Se inniger und je gieichmäßiger der Berband der in einem Schwanme vereinten Zellmajjen und Kanäle jic) geitaltet, um jo bejjer fann die Nahrung verteilt werden. Teilchen, die durch die Poren eingeführt werden follen, miffen Kontrolle paffieren: die Dftien find in der Negel von fontraftilen Zellen umgeben, die jich zujammenziehen und die Dffnung verjchliegen, wenn der Wafjerftrom grobe Partikel oder gelöfte Subftanzen bringt, die dieje Zellen „unangenehm berühren”. Auch in den Yuführungsgängen fann nochmals gejperrt werden: fie führen Häufig durch große Lüden mitten in einzelnen Zellen (Porochten) hindurch, die gejchloffen werden können. Sind Nahrungstörper in die Geißel- fammern gelangt, jo werden fie von den Geißelzellen rajch aufgenommen und, mweniajtens bei einfachen Schwämmen, auch verdaut; bei Höheren mwird die Nahrung nochmal an Amöbochten weitergegeben, die damit in alle Teile des Schwammes wandern. Nir- gends aber findet Verdauung durch föjende Säfte ftatt, wie bei den höheren Tieren, jondern immer werden, wie bei den Protozoen, die Teilchen im Plasma einzelner Zellen bon Nahrungsvafuolen umgeben und darin zerlegt (WhagocHhtoje). Auch die Ausichei- dung unverdaulicher Neite, etwa der Vanzer von Siejelalgen, geht wie bei den Amöben bor ji): fie werden von den „Amöbenzellen” ausgejtogen und gelangen in den Wafjer- tom der ausführenden Kanäle. Die Arhhäochten find die „Mädchen für alles" des Schwammes. ihre Aufgaben find mit der Aufnahme und Verteilung der Nahrung und der Entfernung des Unbrauch- baren nicht erichöpft; fie Spielen auch bei der Vermehrung eine wichtige Nolle. Bei einer Art der ungejchlechtlichen Vermehrung, bei der Knojpung, jchnüren fi) Heine Schwänme bon den alten ab. ©o treten bei manchen Meeresihwänmen (den Donatiiden 3. B.) zu beitimmten Zeiten auf der Oberjeite Kleinte Budel auf, die jich immer meiter herausmwölben und jich Schließlich als Heine Kugeln abjichnüren. Das Wafjer trägt fie fort; werden fie an geeigneten Stellen angejchiwenmt, jo gehen daraus neue Shwämme hervor. Maas hat nachgewiejen, daß die Knojpen nur aus Archäochten entitehen, die jich dann zu den ver- ichiedenen Zellformen des neuen Schwammes umbilden. Befannter find andere, innere Snojpen, die alle Süßmwaljerihwämme und viele Meeresijchwänme aus der Drdnung der Monagonier ausbilden, die Gemmulae Da treten im Schwamm felbit Archäochten zu einem Haufen zufammen und werden von einer Hülle umjchlojfen. Geht die Mutter 78 Shwämme. durech ungünftige Qebensverhältnifie zugrunde, dann entjteht aus den Gemmulae ein neuer Schwamm, wenn die Bedingungen wieder günftiger werden; ob fie durch Wajjeritrömung verschleppt werden, ift fraglich. Die allermeisten Schwämme fünnen fich auch gejchlechtlich fortpflanzen. Eier und Samen entftehen aus Archäochten, bei manchen Arten in ein und demjelben Schwamm, bei anderen find die einzelnen Individuen rein männlich oder rein weiblih. Die Befruch- tung der Eier erfolgt im mütterlichen Organismus, und hier entiwidelt jich im der Regel auch das befruchtete Ei bis zu einer felbitändig beweglichen Larve. Dit ift das ganze Ge- iwebe eines Schiwammes Dicht mit jolden Larven gefüllt. Eind die winzigen, jtumpf eiförmigen Dingerchen aus- gejchlüpft, dann jchiwimmen lie exit durch den lebhaften ©hhlag ihrer Geißeln, die fich meilt nur auf einem größeren Teil des Körpers finden, im Wafjer herum, fuchen fich aber -, bad emen Nuhepunft und - fjeßen fich mit dem „Oeißel- pol” an. Diefjer flacht jich ab amd drückt fich ins Innere der Blaje, mobei die Geikeln ber- ' Iorengehen; die Zellen des anderen Poles ziehen jich über das ganze Gebilde. Darauf Itreckt fich die feitfibende Laxve, und im Smneren entiteht ein größerer Hohlraum, der zur Gajtralhöhle wird; die Geißel- \ 2 zellen der LXarve bilden neue eye Cena bryonen, B freijchwimmende Larven, C Anfasftadien. d Dermalzellen, & Gaftralzellen. itralzellen, während lich aus den Bellen der äußeren Schicht die verjchiedenen Zellformen des Dermallagers bilden. Syn furzer Zeit ift wieder ein ascon- artiges Schwämmchen vorhanden (Fig. 1, A—C). Berwidelter geht’3 bei anderen zu: Die Geißelzellen fönnen bei der freiichwimmenden Larve Die ganze Oberfläche einnehmen, während die dermalen Zellen das Snnere ausfüllen (Fig. 2, A—C). Nach dem Feitjeben ber Larve wandern dann die Zellen Durcheinander, und es muß eine völlige Umlagerung beider Schichten herbeigeführt werden, um ihr endgültige Lageverhältnis herzuftellen. — sm ganzen gleicht die exjte Entwidelung des Schwammes, die Bildung der Gejchlechts- produlte und die Furchung Der befruchteten Eizelle, dem, was von Höheren Gemwebstieren befannt it. Uber nach der Furchung fchlagen die Larven der Schwänmme eigene Wege En FE ZT Allgemeines. 1) ein, und zur Ausbildung von Keimblättern mit ihren von vornherein feitgelegten Lage- beziehungen, wie fie fich bei allen übrigen Metazven finden, fommt e3 noc) nicht. Aus den Dermalzellen des jungen Schwammes fondern fich jchon früh [Felettbildende Bellen aus. Sn ihrem Srneren wird bei ven „Kalfihwänmen” Friltalliner fohlenjaurer Kalk, und zwar, wie fein optilches Verhalten bemeilt, in der Form des Kalzitö, bei ven „KRielelihwänmen" Folloivale Kiejelläure abgelagert. ES find meist mifroffopiich Kleine Gfelettitücdchen von oft ganz mwırnderbarer Hierlichfeit, die Durch Anlagerung, entweder in Einzeßellen oder in fogenannten Synchtien (Zelloerbännden, deren Zellplasma verihmolßen it, während die Kerne getrennt bleiben), hHeranwachlen. Bei vielen Stiefelichwänmen tritt zu der mineraliichen noch eine organische Stügjuhltanz, dad „Horn“ oder Spongin. Bei den echten „Hornihwämmen”, wie vem Badejchwamm, ift es jchlieglich allein vorhanden und bildet ein Gerüft aus zahllofen miteinander verfilgten Gafern. Dieje werden von ganzen Keihen bon Zellen in einzelnen aufeinanderfolgenden Lagen ausgejhhieden. Chemijch ge- hört das Spongin zu den Albuminoiden, wie die Seide, und hat einen nicht unbedeu- tenden Gehalt an SoDd, bis zu 14 Prozent. Daher rührt die Heilwirfung Der „Spongiae ustae‘ gegen den Stopf, die lange vor Entdedung des 008 und feiner Eigenjchaften zu- fällig gefunden wurde. Übrigens haben manche Hornichwämme die Fähigkeit, ihr Sfelett duch) anorganische Beitandteile zu feitigen: zufällig auf den Schwamm geratene Sandförn- chen, Schalen von Foraminiferen und Radiolarien, Nadeln anderer Schwämme und anderes, tvas nicht zu groß ift, wird in den Schwamm aufgenommen und in das Sfelett eingejchlofjen. Die Anordnung aller ftügenden Teile richtet ich genau nad) ven Anjprüchen, die die Wajjer- fhrömung am Standort eines Schwammes an jeine Feitigfeit ftellt; es fieht oft aus, als hätte ein Sngenieur das Sfelettgerüft nach den Gejegen der Mechanik Fonftruiert. Der Einfluß des bewegten Wafjers macht jich übrigens nicht nur in der mannigfachen Ausgeitaltung der einzelnen Stöde einer Art je nad) dem Standort geltend, auch die Ber- teilung der großen Gruppen über die Meere ift dadurch gegeben. Syn der ftarf bewegten Küftenzone gedeihen nur Schmwämme mit außerordentlich feiten, fompaften Hartteilen, wie zahlreiche Kiefelichwämme, oder mit jehr nachgiebigem, elaftiichem Sfelett, wie die Hornfhwämme. Harte Kiefelihwämme fehlen dagegen in der ruhigen Tiefjee fait ganz; lie ijt daS Reich der ungemein feinen, zerbrechlichen „Slasihwämme”. Mittlere Tiefen be- herbergen vorwiegend Arten mit ©feletten von mittlerer Feitigfeit. Bon äußerlich wahrnehmbaren Lebensericheinungen Ffannte man bei Schmämmen lange Beit nur das langjfame Dffnen und Schliegen der Oscula. Exjt neue genauere Unter- jucdungen über ihr Verhalten, namentfich durch den Amerifaner ©. 9. Parker, liegen ver- Ihiedene, freilich jehr einfache Reaktionen auf eine ganze Reihe von Reizen der Ummelt auch für fie erfennen. Dabei gleichen fie den Einzellern injofern völlig, a8 Reizaufnahme und Reaktion noch an ein und diejelbe Zelle gebunden find. Alle Zellen eines Schwammes ind für fi) reizbar, wenn auch die Gaftralzellen 3. B. nicht genau in der gleichen Weije mie Die Fontrattilen Zellen in der Umgebung der Offnungen. Nerven oder nervenartige Berbindungen, die eine Reaktion des Organismus oder bejtimmter Teile al3 Ganzes ermög- hihen wiirden und bei allen übrigen Metazven in verschiedener Höhe der Entwidelung auf- treten, fehlen ganz. Wenn der Berichluß eines Dsculums duch die Zufammenarbeit einer ganzen Reihe von Zellen zuftande fommt, fo liegt dies daran, daß alle in gleichem ©inn ge- reizt werden, etwa wenn der Schwamm aus dem Waller gehoben wird. Bei einem Schnitt oder Stich erfolgt der Berihluß dagegen nur ganz allmählich) und bloß dann, wenn Der 80 Shwämme: Kaltidwänme. Erperimentator diefen groben mechanischen Eingriff in der Nähe einer jolchen Öffnung bor- genommen hat; der Reiz toird dann über kurze Entfernungen direft von Belle zu Zelle weitergegeben, ohne daß beitimmmte Leitunasbahnen irgend nachweisbar wären. Das Schließen der Dscula ift faft Die einzige Form der Antwort, die man bei Schwänmen all- gemein beobachten fann. Bahlreiche, namentlich Küftenformen, vermögen die ganze Ober- fläche mehr oder minder rajch zufammenzuziehen, jo daß Durd) das darunterliegende unnac)- giebige Skelett eine Art Skulptur auf der Oberfläche hervortritt. Ferner fünnen jich auf Keize Hin noc) die dem unbewaffneten Auge unsichtbaren Dftien Schließen, und der Schlag der eigen in den Stammern kommt auf chemijche oder Tentperaturreize Hin zum ©till- jtand; aber alle dieje „veaktiven Organe” jind ganz unabhängig voneinander tätig. Be- antiwortet werden bon den Schwanmzellen vor allem mechanische Reize, die ja unter nor- malen Bedingungen überwiegen, dann chemijche, thermijche und eleftriiche. Auf Licht- veize antworten verjchtevdene Spongien ebenfalls; bezeichnendermweije reagieren darauf aber die freibeweglichen Wimperlarven viel jtärfer al die ausgebildeten, feitjiigenden Tierjtöde. Bei den Larven fennt man jogar eine ausgejprochene negative und pojitive Yhototaris und darf vielleicht Anhäufung von Farbftoffen an beftimmten Stellen a8 Einrichtung zur Auf- nahme von optischen Neizen, als allereinfachites „Sehorgan“, anjprechen. Exrperimentiert wurde mit Schwämmen übrigens jchon lange aus praftiichen Gründen; man bemühte jich, die Badeihwanmkulturen dadurch Hochzubringen, daß man Schwänme zerichnitt, um die Teilftücde wieder zu großen Stöden heranmwachjen zu lajjen. Die Ergebnilje waren jedoch nicht ermutigend; die Teilftüce wurden zwar wieder zu volfitändigen Schwäm- men, aber jie beeilten jich nicht, das Verlorene zu erneuern. Sit vie Wundfläche verheilt, jo ift eben bei der großen Gelbftänvigfeit aller Zellen fchon wieder ein Iebensfähiger Schwamm da. Bon einer eigentlichen „Negeneration”, einer „Wiedererzeugung”, farın man in diefem Fall nicht fprechen. Doch ift bei einigen Schwammarten ein regenerative Ge- ihehen anderer Art bekannt, das. geradezu an das Wunderbare grenzt. Ein Stüdckhen eines jolden Schwammes wird im Waller des Verfuchsbaiiins mit den Fingern zerdrüdt und völlig zerrieben oder durch feine Gaze gepreßt. Die Bruchteilchen, darunter viele ijolierte Zellen, fallen auf den Boden, und ein großer Teil wird durch) Pilze vernichtet; manche Zellen aber wandern, tun fich zufammen, und aus einem jolchen Zellflompler wird unter günftigen Bedingungen wieder ein Kleiner vollftändiger Schwamm. Wiljon prekte Schmämme durch feine Gaze und mifchte die Zellen zweier Arten: fie trennten fich fein jauberlich nach der Spezies; von jeder Art bildeten jich bejondere Zellgejellichaften. Ob fich bei diefen nur AUrchäochten beteiligen, aus denen nachher alle übrigen Zellarten hervorgehen, over ob jchon gleich Dermalzellen, Geißelzellen und andere aus dem allgemeinen Zellbrei mit übernom- men merden, ijt eine noch offene Stage. Dei der niedrigen Drganijation der Schwämme ift nicht verwunderlich, Daß jie unter ungünftigen Zebensbedingungen in ihrem Wachstum zurüdzugehen, fich zu „reduzieren" vermögen. Solche Reduktionen treten häufig bei Schwämmen ein, die in Aquarien ge- halten werden; bei Kaltichwämmen erzielte jie Maas, indem er dem Wajjer langjam den Kalk entzog. Der ganze Schwanm beginnt fich dann zufammenzuziehen; jeine Zellmaije fongentriert fich immer mehr und zerteilt fich Schließlich in einzelne Stränge. Es fünnen Ktörperchen übrigbleiben, die ähnlich ausfehen wie die erwähnten Gemmulae (j. Fig. D der Abbildung auf ©. 3). Solde Neduktien (K. Miller) können wieder zu neuen Schwämmen auswachjen, wenn fich die Lebensverhältniffe bejjern. re 5 Sadkalfihwämme Wabenfaltfihgwämme. Knollentallidwänmme. 8l Srite Klajfe: Kalfihwämme (Calcarea oder Caleispongia). Nach dem einfachen und urjprüngliden Bau des Weichförpers muß die Klafje der Raltidwämme an eriter Stelle ftehen; die oben gefennzeichneten Stufen der Schwamm- organijation finden jich hier in jchematijch Harer Ausbildung. Das Skelett beiteht nur aus Kalzit, d. H. Eohlenjaurem Kalt. Die einzelnen Sfelettelemente find in der Regel mifto- jkopijch Hein, nur manche, tie die Nadeln in den „Halsfragen“ um die Dscula vieler Arten, auch dem unbewafineten Auge erfennbar. Außer jolhen „Stridnadeln”, wie fie ihrer Form nad) treffend genannt werden, finden jich drei- und vierjtrahlige Sterne; entweder gibt e3 immer nut eine Sorte von ©felettelementen bei einer Schwammart, oder die verfchiedeniten Kombinationen bon zwei oder allen drei zugleich, Ein-, Drei- und Bierftrahlern. Die Kalf- teile erfüllen den Schwamm gewöhnlich in folcher Mafje, daß Körpergeftalt und Umfang auch beim Eintrodnen unverändert bleiben. Der Standort ift für das Ausjehen eines Kaltihwanmes maßgebend; Die VBeränder- fichfeit der Sormen ift ganz gewaltig und die Abgrenzung von Arten dadurch außerordent- lich erichwert. Schon Haedel fprach nad) Taujenden von Beobachtungen aus, dat die von ihm namhaft gemachten Arten vielleicht großenteils nur Standortsformen find, bei denen fic gewilfe Eigenfchaften durcch Iofale Bedingungen befeitigt haben, und wenn Dendy und Nom (1913) 436 Kalfihwammarten aufführen, jo tun fie dies unter allem möglichen Vor- behalt, da e3 noch heute ganz unbefannt ift, in meldhem Grade die einzelnen Arten abändern. Kalfihvänmme jcheinen nur in Meerwafier vom durcchjchnittlichen Salzgehalt leben zu Eönnen; in Bradwaljer ift noch Feiner gefunden worden. Die meiften fliehen das Licht und liedeln fich an dunfeln Stellen, unter Steinen, in Felsipalten und im Didicht der Algen und des Seegrajes an. Bielfach jißen fie auch im Snneren leerer Tiergehäufe, in Mufcheljchalen, Schnedenhäufern, Seeigeljchalen, Wurmröhren ujm. Nur ein paar Hauptvertreter: die Sadfalfidwämme (Homocoela oder Ascones) erheben fich nicht iiber die Stufe des Ascon-Stadiums. E3 find einfache oder verzmeigte, gejchlojjene oder offene Zylinder mit dünnen Wandungen. Häufig find fie von jolcher Zart- heit, daß jte jich im Wafjer Ffaum durch einen weißlichen Schimmer bemerkbar machen. Die Ihönften find die Wabenfalfihwämme (Syconidae), deren Organijation auf der Höhe des Shcon fteht, in der Regel Einzefindividuen, zierliche, rein weiße, feidig glän- zende Zylinder und Becher von etiva 1—2 cm Höhe im Durchfchnitt; Doch gibt eg Einzel- töhrchen bis zu 10 cm Höhe und fast 1%, cm Breite, wie bei dem auftralichen Sycon gigan- teum Dendy. Einer der allerhäufigiten ift der fosmopolitifche Sycon raphanus O. Schm. (j. Tafel „Seeihwämme”, 4, bei ©. 9), dejjen Mündung mit einem trichterartigen Kranz Ihlanter Nadeln umitellt ift. Sr Seewafjeraquarien bejiedelt er Glasjcheiben und Steine bald in Menge, wenn zufällig ein Stüd eingefchleppt wurde. Larven finden fich unter günjtigen Bedingungen das ganze Jahr hindurch im Gewebe der Shconen. Bei den Snollenfalfihwämmen (Leuconidae) find die Wandungen durch die Yus- bildung des komplizierten Leucon-Sanaliyftems ftarf verdict. Entweder find fie Einzel- individuen, oder e3 finden ich Iodere Kolonien, deren Einzelindividuten noch wohl zu unter- jheiden find, wie bei der im Mittelmeer häufigen Leuconia aspera O. Schm. (f. Tafel „Shmwämme”, 3, bei ©. 86). Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 6 82 Shwämme: Glasijhwämme. Zweite Klaffe: Sechsjtrahl- oder Glasjchwänme (Hexactinellida). Slasjcehwämme heißen die Vertreter einer voriviegend in den Tiefen der Meere auf- tretenden Slafjfe der Schwämme, weil ihr Kiejelifelett, wenn e3 von den fpärlichen Weich- teilen befreit wird, einem meijt wunderbar feinen Flechtwerf aus Diinnen Glasfäden gleicht. ‚Db die Siejel- gebilde ijoliert boneinander beitehen vpder nur dur) Wi- derhafen und YJortfäße fjo- wie Durch das - weiche Körper- gewebe mit- einander in Berbindung bleiben, ob fie miteinander berjchmolgene, an. Bierlichkeit nicht zu über- treffende Ge- flechte bilden, immer it Die | Geitalt, welche Wi ie N -) diefen Bildun- Be I u .: \ gen zugrunde fiegt, ein Sechs- EIER trahler mit Kiefelnabeln de3 Glasfhwanmmes Sarcocalyx peduneulata Nah F. €. Schulze : - („Abhandl. III der Kgl. Preuß. Akad. d. Wiffenjch.“, Berlin 1895). Drei aufeinan- der jenfrecht jtehenden Achjen. Aber dieje Grundgeftalt Farın fehr weitgehenden Veränderungen unter- liegen. Durch das Berfchwinden einzelner Strahlen entitehen Fünf, Vier-, Drei- und Bweilttahler, leßtere meift fcheinbar Einachjer von mitunter ganz beträchtlicher Länge. Die Umgeftaltung der Strahlen fchafft Formen von einer Eleganz und Verfchiedenheit, wie fie die Phantafie Faum erdenfen fan, und nur die Radiolarien (f. ©. 35) übertreffen fie in diejer Beziehung. Häufig treibt der nach außen gerichtete Strahl eines Finf- oder Geche- Itrahlexs zahfreiche fchräge Üfte: es entftehen reizende „Tannenbäumchen” (Pinuli), Schuß- borrichtungen in der Schmammrinde, die Drud aufnehmen und verteilen. Bei der einen Ordnung der Ölasichwänme, den Herafterophoren, werden die Spiben der Secheitrahler umgewandelt: fie fönnen Durch zierliche gezadte Scheibehen abgeftumpft werden, oder fie fönnen fich in einen Bufch feinfter, regelmäßig angeordneter Stachelchen auflöfen, die Glasichwämme. Etwa !/2 nat. ( Koxsasterophera. 83 | | t did. Manchmal fieht Me ns oh; vera kööiten Orbnung, den Am- u nn ef ern Zrichemen Dafür regel- ben we Inite eiga fınb, rn ' ar eichen, rege! x > en BER: ET Ri Seren) 5 BE KRUSE, Ge \ f Ara Se ‚ Die Anecörn ze Habeliine ve Tenux hu m: ie Dann zingfoer ug ne bie Wand gegen Yang ws ie KR R, 2 5 4 “; “ ED BE st Di la 6 Hexasterophora. 83 ihrerjeit3 wieder aufs feinfte gebogen und an den Enden verbreitert find. Manchmal fieht e3 aus, als hätten fich jechs Heine Lilienblüten vereinigt. Der zweiten Ordnung, den Am- phidiscophoren, fehlen Diefe „Herafter"; bei ihren Vertretern erjcheinen dafür regel- mäßig Sfelettelemente, die den anderen ganz abgehen, die Umphidisfen. &3 jind glatte oder fnotige Kiejelftäbchen, an deren beiden Enden Sternchen angefügt jind. Meiit biegen fich deren Strahlen zur Achje zurüd, wie die Stäbe eines Negenjchirms zum Stod. Die Glasihwänme treten in den mannigfadhjiten Geftalten auf. Da gibt es Röhren, Zylinder, Keulen, Becher, Kelche, Füllhörner; manche jehen aus wie Bogelnejter, andere wie Bäume. Biele werden als Einzelperionen aufgefaßt, darunter anjehnlich große Formen. Andere bilden Kolonien, ineinander verjchlungene, mäandrisch gemundene und verbogene Afte und Blätter mit Sfeletten, wie Olosfiligranarbeit von einer märchenhaften Schönheit. Drganifiert find wenigjtens die Herafterophoren ziemlich einfach. Yhr Bau läßt ich in den Örundzügen auf den Shcon-Typus zurüdführen. Bei den Amphidiscophoren Dagegen ind Geißelfammern und Ausführigfteme unregelmäßig und fompliziert gebaut. Die Fort- pflanzung gefchieht bei manchen durch äußere Knofpen. Höchittwahrfcheinkich werden (nach Schulze und Sima) auch Eier und Samen gebildet, und bei Farrea occa (j. ©. 84) wurden einmal Larven, wie bei Kalfihmämmen im ganzen Gewebe verteilt, gefunden. Erfte Ordnung: Hexasterophora. Zu den jchönften Glasichwänmen gehören wegen ihres wunderbaren ©felett3 die Euplectelliden, die „Wohlgemobenen“, darunter der Gießfannenihwamm oder das Benusftörbihen (Euplectella aspergillum Ow.; |. die Tafel). Die Wände Diejes Herajtero- phoren Glasjchtvammes find von zahlreichen, regelmäßig geitellten Offnungen durchbrochen und bon unregelmäßig auftretenden Leilten überzogen. Das Hinterende, das im Schlamm jtect, läßt einen ©chopf feiner, biegjamer Nadeln austreten. Die langen Nadeln des Körpers, zwilchen denen zahlreiche verjchiedene Zormen Feinerer, oft mifrojfopifcher Sternchen ent- halten find, verfchmelzen im Laufe der Entwicelung durch Einlagerung neuer Kiefelfubftanz. Der Vrozeß fchreitet von unten nach oben fort, jo daß das Wachstum nach einer gewilfen Zeit aufhören muß. &3 ift dann ein leicht gebogener, 3—4 cm dider und 30—40 cm hoher Hohl- aylinder entitanden; die Anordnung der Navdelzüge in feiner Wandung ift ganz der mechani- ihen Beanjpruchung angepaßt; längs gerichtete und ringfürmige Rippen bedingen die Feitig- feit Des Ganzen, und unter 459 zur Achje geneigte, nach recht3 und finfs verlaufende Spiral- züge veriteifen die Wand gegen Zug und Drud, indem jie genau in der Richtung der in Frage fommenden Spannungstrajektorien verlaufen. Das obere Ende, das Dscnlum, ijt mit einem meitmajchigen Geflecht verichlofien, der „Braufe" der Gießfanne, die jich bei vielen Heracti- nelliven findet und irgendwie mit der Xebensmweije in Zufammenhang jtehen muß. Doflein meint, „man fünnte zunächjt daran denfen, daß fie in ähnlicher Weije wie die Dedfel von Neufen zu wirken hätten, um den Ölasihwänmen als feitjibenden Tieren den Erwerb der Nahrung zu ermöglichen. Tatjächlich erinnern manche der RegadrellaNAtrten in ihtem ganzen Bau in auffallenditer Weije an Reufen ... Und wenn wir weiterhin jehen, daß manche Annelivden, Echinodermen und Struftazeen al3 Larven in dieje Kiejelihwämme geraten und in ihnen heranwachlen, bis ihre Slörpergröße e3 ihnen unmöglich macht, das jchöne Gefängnis zu verlafjen, jo find wir noch mehr geneigt, dieje Deutung für Die richtige zu halten. 6* 84 Schwämme: Ölasihwänme Gemeinihmwänme. Und troßdem glaube ich nicht, daß eine jolche biologijche Deutung für die Mehrzahl der mit Dedelbildung verjehenen Heractinelliven das Richtige treffen würde. Bei den meijten ift die Konftruftion der Dedel gar nicht geeignet, umeine jolche Reufenwirkung zu unterjtügen. Auch fehlt es den Heractinelliven, joptel wir wiljen, an Anlodungsmitten, Die den Köder in der Falle zu vertreten hätten: fie feuchten nicht, fie Haben feine auffallenden Farben, die ihnen in der Dunfelheit der größeren Tiefe ohnehin nichts nügen würden. Aber vielleicht üben die in dem Inneren der ‚Körbchen‘ angehäuften Subjtanzen, welche mit dem oft erwähnten ‚orga= nifchen Regen‘ auf die Schwammförper herabriefeln und von ihnen aufgefangen werden, eine jolche anziehende Wirfung aus? Die Erfahrung lehrt demgegenüber, daß wir jelbjt bei den in der Dredjche mit vielen anderen Tieren zujammengeworfenen Heractinefliden jehr wenig jolchen Inhalt im inneren Hohlraum vorfinden. Und damit fommen wir auf die richtige Deutung: durch die Dedel wird der Snnenraum des Schwmammförpers vor folchen Anhäufungen bewahrt, vor allem vor dem Hineinfallen größerer toter Tierförper, welche beim Berfaulen den lebenden Schwamm vergiften fünnten. Wir müfjen bedenfen, daß die Nah- rungsaufnahme durch Poren auf der Außenfeite des Schwammtörpers erfolgt, und daß der Snnenraum für den bejtändig abfliegenden Wajlerjtrom freigehalten werden muß.“ Euplectella aspergillum wurde zuerjt von den Philippinen, namentlich der Snjel Cebu, befannt, dann aber von der Deutjchen Tieffee-Erpedition auch zwijchen der afrifanifchen Küfte und Sanfibar gefunden. Sn der Nähe der Stadt Cebu werden die von Sammlern gut bezahlten Schwämme in Menge gefiicht. Sie leben dort in etwa 200 m Tiefe auf Ihwärzlihem Schlamm; die Fijcher Holen jie herauf, indem jie ein mit Hafen verjehenes Geftell aus Bambusitäben am Meeresgrunde herziehen. Nicht jelten wird der Giekfannen- ihwamm von einer Aijel, Aega spongiophila, und fat regelmäßig von einem Garnelen- Paare, Männchen und Weibchen bon Spongicola venusta, bewohnt. Die Tiere jchlüpfen in einem Sugendzuftande, vielleicht chon al3 Larve, in das jchöne, jchügende Gittermwerf hinein und werden bald jo groß, daß jie das jelbitgemählte Gefängnis nicht wieder verlafjen fünnen.. Die Bewohner von Cebu und Manila erklären deshalb den Schwamm für ein von jeinen Snjaffen jelbjt verfertigtes Haus. Andere Hexafterophoren zeigt die Tafel. Bei Lophocalyx philippensis Gr., der durch Büfchel glängender elaftiicher Glasnaden im Schlamm feitjigt, bededen zahlreiche äußere Snofpen (f. ©. 77) in verichtedenen Entwidelungsitufen den neftähnlichen Körper; die reifen zeigen jchon eine Anzahl eigener Heiner Strahlenbündel und am Ende das D3- culum. Sträucher von 1, m Höhe bildet Sclerothamnus clausii W. Marsh., den der „Chal- lenger” bei Timor aus etwa 700 m Tiefe heraufholte. Als ineinandergeflochtene Röhren und hohle Zapfen ericheinen die Stolonien von Periphragella elisae W. Marsh., und das zarte Nebwerf von Farrea occa Bwrbk. gleicht dem der Glühftriimpfe für das Auerlicht. Zweite Ordnung: Amphidiscophora. Unter den erjten Glasijchwämmen, die vor allem durch die Sammlungen dp. Siebolds aus Japan Anfang der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts in Europa befannt wurden, fand jich Hyalonema Gr. Die Gattung gehört zu den amphidiscophoren Ölasihwänmen, in deren Sfelett die zierlichen Amphidisfen, aber feine Herafter auftreten. Die Nadeln wer- den bei der ganzen Ordnung niemal3 durch nachträgliche Kiefeleinlagerung verbunden, und Amphidiscophora.- 85 die Geißelfammern find ganz unregelmäßig ausgeitaltet. Bet Hyalonema sieboldii Gr., einer der häufigiten Formen der japanischen Tiefjee, ericheint der Körper abgerundet und majjig und ftedt auf einem langen, im Schlamm mwurzelnden Schopfe. Diejer wird in der Hauptjache aus ftrienadeldiden, an beiden Enden zugejpisten Nadeln gebildet, die fpiralig umeinander gedreht jind und in diejer Vereinigung um fo eher den Eindrucd eines Kunftproduftes machen fonnten, als jie gewöhnlich ohne den eigentlichen Schmammförper und mit einem Saden umsidelt auf den japanischen Märkten als Zier- = gegenjtände verfauft wırrden. Auf dem Ölasjchopfe jiten fait x immer fleine foloniebildende Polypen, Sidisia fatua M. Schultze (|. ©. 174); jte hatte man zuerjt für Die Erbauer des Sfelett3 tan, Ebenfalls eine Amphidiscophore ift die fchöne, bei den Philippinen vorkommende und ebenfalls vermittels eines Biündels von Stiejelfajern im Grunde jtedende Semperella schultzei Semp. unjerer Tafel, die man der Körperform nad) eher zu den Gießfannenichwänmen jtellen würde; Äfter er- Icheint fie allerdings mehr feulenfürmig. Aber der Schwamm it ganz anders gebaut al3 Euplectella. Statt eines Dscufums mit der Giebplatte am Ende ift die ganze Oberfläche mit Heimen, von Siejelmajchen bededten Dscılarbezirfen iüber- zogen. — Die merfwürdigite Semperellide, einen der jon- derbariten Schwänme überhaupt, verdankt man der Deut- ihen ZTiefjee-Exrpedition. Die nach deren Leiter &. Chun benannte Monoraphis chuni F.E. Sch. entwidelt eine einzige, riejenhafte, glashelle Biahlnadel, mit der jte jich tief im Mleeres- boden verankert. Sie wird bis 3m lang, wie man nad) Bruc)- jtüden von der Dicke eines feinen Fingers, den Verhältnifjen an Heineren, vollitändigen Exemplaren entiprechend, jchäbt. Der zylindriiche Schwammförper fißt al3 ein Ioderes, grob- majchiges Gefüge am oberen Ende der Nadel; gefunden wurde die Art vor der Küfte Dftafrifas, nördlich von Sanjibar, UND Hyalonema sieboldii Gr. Na- türliche Höhe 50 cm. Aus Z.Dofleim, wieder vor der Somalifüfte. „Oitafienfaprt“. Leipzig u. Berlin 1906. Dritte Klaffe: Gemeinjchiwänme (Demospongia). Sm der dritten laffe der Spongien faßt man die Hauptmafje der Schwämme zu- jammen, die weit zahlreicher al alle anderen durch alle Zonen und Tiefen der Meere ver- breitet jind. Sr der Geftalt und in der Stoniiltenz des Körpers treten die allergrößten Ber- iiedenheiten auf; in der Bildung des ©felett3 jtehen Formen mit reinem Siejelifelett lolchen mit reinem Hornjfelett gegenüber und dazwijchen reihen fich diejenigen, bei denen 86 Shmwämme: Gemeinihwänme. die Kiejefnadeln mehr oder weniger durch Spongin verdrängt find. Auf Koften Diejer Sub- tanz find bei den „Sandihwämmen” Sremdförper als Gfelett angejammelt; anderen, wie den „Zleijch”- und „Sallertihwämmen”, fehlen Hartteile überhaupt. Erite Ordnung: Bierjtrahlichwämme (Tetraxonida). Bei den PVierftrahl- oder Anferfhwämmen, Die borwiegend in märmeren Meeren leben, fommen vierjtrahlige Kiejelnadeln por, deren Grundform man erhält, wenn Kiejelförper der Anterfhömwämme Etwa 200mal vergrößert. man Sich innerhalb einer Kugel vier Nadien denkt, die von dem Mittelpunkt aus in gleichen Winkeln auseinandergehen; lebtere betragen dann zwijchen den einzelnen Strahlen je 120%. So find die Nadeln freilich nur jelten beichaffen. Zunächit ift in der Regel ein Strahllänger al3 die drei übrigen, weiter find aber auch diefe jelbjt mannigfach umgeltaltet (. die Abb.): am häufigiten erjcheinen fie in der Richtung Des einen Yangen Strahles zurücdgebogen, jo daß jie zierliche dreiarmige Anker daritellen, oder jie gabeln jich am freien Ende, oder wachlen zu Wlatten zujammen, in denen aber immer noch ein vreiltrahliger Zentralfanal erfennbar ift. Bei den Demojpongien diejer und auch der nächiten Ordnung treten dann neben den großen, eigentlich jfelettbildenden Nadeln Eleinere auf, die überall im Gewebe zerjtreut liegen und Die merfwürdigiten Formen haben fünnen: Sternchen, Kugeln, Kleine andelaber, Anker, Bantoffeln, Hemd- nöpfchen und daneben wieder einfache Feine Na- deln. Se nach) ihrem Plate dienen jte verjchiedenen bejonderen Ziweden, jo dem Schuge der Gemmulae. Manchmal bilden Ddieje Nadeln eine zentimeter- Dice Kindenichicht, wie bei der fosmopolitiichen ©at- tung Geodia Zam. und ihren Verwandten, bei denen zierliche, Höchit eigentümlich gebaute Kiejelfugeln in der Rinde zu einem feiten Wflafter zujammentreten. Unter diejem Tiegen nebeneinander, mit einfachen . emachiigen Nadeln gemijcht, die Anfernadein mit den Hafenarmen nach außen, den Stielen zentripetal nach innen. Außen auf der Kugeljchicht jibt bei manchen Arten noch ein Flaum jehr feiner jpiher Cinachjer, die beim Anfafjen in die Fingerjpigen eindringen und empfindliche Schmerzen verurjachen Tönnen. Auch durch ihren mwidrigen Knoblauch- oder Bodsgeruch find die Geodien, Die unter Umftänden (Geodia muelleri Fleming = gigas O. Schm.; |. die beigeheftete Tafel „Shmwänme", 2) bis zu 40 cm breiten, Hell orangegelben Sumpen heranmwachien, nicht gerade Schwämme. 1. Pferdeichwamm, Hippospongia equina O. Schm., auf einer 2. Geodia muelleri Fleming, durchichnitten. S. 86. Koralle feitgewachien. S. 95. K. Diederichs phot. Werner & Winter-Frankfurt a. M. phot. 3. Leuconia aspera O. Schm. S. 81. 4. Spongilla lacustris Z. S. 93. Werner & Winter-Frankfurt a. M. phot. Werner & Winter-Frankfurt a. M. phot. Abb. 2—4 nach Exemplaren im Zoologischen Museum der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. Hohltiere 1. 1. Ohrenqualle, Aurelia aurita Z. S. 125. 2. Gelbe Haarqualle, Cyanea capillafa Z., von unten ge- C. ©. Bartels-Kiel phot. fehen. S. 125. Hofphotograph Schensky -Helgoland phot.* 3. Süßwaiferkolonie des Keulenpolyps, 4. Seefeder, Pennatula phosphorea Z. 5. Physophora hydrostatica Forsk. Cordylophora lacustris Allm. S. 112. S.. 138. S. 118. 3—5: Photographien von Werner & Winter in Frankfurt a. M. nach Exemplaren im Zoologischen,; Museum der Senckenbergischen Natur- forschenden Gesellschaft. * (Aus: „Tier- und Pilanzenleben der Nordsee“, herausgegeben von der Biolog. Anstalt auf Helgoland, 1. Lief. Leipzig 1914.) Vierftrahlihwämme. Einftraplfhwänme. 87 angenehm. — Sn ihren Kanälen Hauft meift zahlreiches Getier: Strebje (fat immer der garnelenartige Krebs Typton spongicola), Nemertinen, Kingelwürmer; Mujcheln und Röhrenmwürmer jigen außen an. Zwifchen dem Nadelflaum fucht man nie vergeblich nach mikroffopifchen Tierformen. Bei verichiedenen Yamilien, die als Fleifhihwämme (Carnosa) zufammengefaßt werden, wird das Stiejeljfelett immer mehr rüdgebildet. Gar feine Nadeln hat ein im Mittelmeer jehr häufiger Lederfhwamm, Chondrosia reniformis Nardo; jie jiedelt jich in Form Heiner unrege!- mäßiger Fladen und Laibe an, die bis handgroß werden Fönnen umd in der Regel nur mit einem Ausftrömungsioche verjehen find; jie vermögen Ledberfäwanmm, fich, erheblich zufammenzuziehen. Die Oberfläche des glatten, alänzenden u un Schmammes ijt fchleimig und dunfel gefärbt, Die der Unterlage fic) an mis Nardo,aufgejönit- ichmiegende Fläche Hell. Schon in friihem Zuftande it er äußert zäh; a an der Luft fault er nicht, jondern trocdnet zu einer feiten, lederartigen Mafje zufammen. Man kann ihn in diefem Zuftande jahrelang aufbewahren, und dann nimmt er nach dem Wiederaufquellen ganz das Ausjehen eines friichen Eremplares an. Seine Ordnung: Einjtrahljihwänmme (Monaxonida). Nach) der Auffajliung von %. E. Schulze find durch Küdbildung dreier Strahlen beim Bieritrahler die einjtrahligen Nadeln, die charakteriftiichen Sfelettelemente der Monaro- niden, entitanden. Die Schmämme diefer Ordnung treten in einer Fülle von Arten in allen Meeren auf ımd fommen auch im Süßmwajjer vor. Neben den großen Sfelettnadeln gibt e3 wieder allerhand Keine Fleijchnadeln, bei einer Anzahl von Familien in Form zierlicher Sternchen, bei anderen al Kleine Schaufeln und Bogen. Daneben fönnen in verjchtedenem Grade Hornfafern ausgebildet fein, die die loderen Kiejelförper zufammenhalten (Ubb., ©.88). Noch ganz ohne Spongin ift die „Meerorange” der Franzofen und Staliener, Die Donattide Donatia (Tethya) Iyneurium Z. €3 jind helleuchtend orangegelbe, oft jajt fugelrunde Schtwämme, die 7 cm Durchmeffer erreichen fönnen und um die ganze Erde verbreitet find. Über der Rindenfchicht, in der zierliche Sterne fich häufen, erheben fich zahlreiche Heine Budel, die von langen einachjigen Nadeln gejtübt werden. Auf ihnen Ihnüren fich die äußeren Knojpen (f. ©. 83) ab; auch Gemmulae find beobachtet. Die Dscula in den Vertiefungen jind jehr Hein, Faum größer als die Poren für den Eintritt des Waffers. Nimmt man eine frifeh gefangene Heine „Orange“ aus dem Wafjer, jo erlebt man eine Überrafehung. Sie zieht fi) fo heftig zufammen, daf das Walfer aus den Dscula fürm- fich Herausfprigt und fie fich um mindeftens ein Drittel ihres Volumens verkleinert. Diefe Kontrattilität ift Urjache des höderigen Ausjehens der fonjervierten Donatien. m Leben ericheinen div Heimen Erhebungen viel flacher. Eine der biologijc) interejfanteften Schmammgattungen ift-die der Bohrfhmwämme (Cliona Grant; Vioa). Sie vermögen fich in feites Kalfgeftein einzuböhren und e3 zu zerjtören. - ©&o zählen fie mit zu den geologischen Faktoren, die an der Abtragung des gebirgsbildenden Kalfes in der Küftenzone arbeiten. An den Kalkküften Dalmatiens bededen überall größere und Heinere Felsbruchitüde den Boden, und faft ein jeder diejer Milliarden von Steinen ift durch- löchert (Ubb., ©. 89) oder jogar fo weit zermürbt, daß man die Reite des jonjt äußerft feiten 85 Schwämme: Öemeinihwämme. GSejteines mit der Hand entzweidrüden fann. Alle die Höhlimgen ftehen durch Gänge mitein- ander in Verbindung. Ebenjo zerfrejjen ift da® Ioje Geitein unter dem Wajjeripiegel, aber hier iind die Höhlungen noch mit dem lngreifer, einem blaß- bie goldaelben Schwamme, gefüllt, der mweitverbreiteten Cliona celata Grant. Durch die Löcher auf der Steinfläche ftredt der Schwamm Heine VBapillen heraug, auf denen PWoren oder Dscula ftegen oder beides zujammen. Bon den bielen Öffnungen find einige die Stellen, an denen die Fleinen Schwämme ihre zerjftörende Tätigkeit begonnen haben, nachvent te jich al3 Larven jejt- gejebt hatten; die meilten aber hat der Schwamm bon innen her Durchgebohrt. Auch Mujcheln, vor allem Die es. juchen die Bohrichtoämme heim. Auf Auftern- fulturen fönnen fie dadurch ganz erheblichen Schaden anrichten; obwohl die Schalen nur big zur innerften, dem Mantel der Mufchel anlie- genden Lamelle zerfrejjen werden und das be- fallene Tier fich Durcch Abjcheidung neuer Schalen: jubitanz zu jchüken jucht, geht es zugrunde, ob durch eine Bergiftung oder nur infolge der Zer- törung des jchügenden Gehäufes, it nicht be- fannt. Nach Topjent befämpfen die franzöfiichen Aufternzüchter die „Vfefferfuchenkranfheit", die in der Regel nur mehr al3 zwetjährige Mufcheln befällt, indem fie ihre Barfe mit einem Schub- wall alter leerer Schalen umgeben, die der Feind zuerjt angreift, oder fie tauchen die Schaltiere in Süßmaljer; der Schwamm jtirbt dadurd) ab. — Die Bohrihmämme treiben nicht allein ein Neb bon Schwanmmgemwebe in den Kalk hinein; nac) einem gemwilfen Wachstum breitet jich das Tier auch auf der Außenjeite aus und bildet flache, \ \ fuchenartige Strujten mit kräftigerem, dichterem ER Sfelett. So fünnen große hohe Klumpen (von Kiejelnabeln von Ginftrahlfdmwämmen. Ewa ilber 30 cm Durchmejjer) entitehen, die früher 200—300mal vergr. Nah D. Schmidt. A) von Desma- , ER » eidon armatum O. Schm.; B) von D. areiferum 0. Schm. Unter eigenem Namen und als Angehörige eigener Gattungen bejchrieben wurden, bis man die yden- tität ihrer Sfeletteile mit denen der Cliona feftitellte und alle Übergänge vom Gewebe im Stein zur Srufte und dann zum „Schwamm“ Tennenlernte. Da die Schmämme an den Küften in geringer Tiefe (felten unterhalb 200m), alfo in ftark bemegtem Wajfer leben, ändert ihre äußere Form jehr ab. Dennoch waren die Zoologen geradezu verblüfft, als für den feit Einfttraplfhwämme: Bohrihwämme. Korfihwänme. 89 langem befannten riefigen Neptunsbecher (Cliona patera Hardw.), einen iiber meterhohen und bis 30 cm breiten, geftielten Becher, von Bosmaer nachgewiejen wurde, daß er nichts weiter ift al ein „Auswuchs" einer Cliona, die an den Küften Hinterindiens und Savas Moltusfenichalen und Kalfgejtein zerjtört. Wie bringen die Bohrihwänme e3 fertig, den harten Stein anzugreifen? Eine jelbjt- gebildete Säure, wodurd) fie ihre Unterlage zerjegen könnten, war nie nachweisbar. Auch fönnen die Sliejelnadeln faum als Meikel benust werden. Vielmehr wird der Kalk durd) Die Tätigkeit bejtimmter Zellen direit aufgenommen, ebenjo, wie Kalfihdwämme ihr Stalfitelett durch diejelben Zellen, die es Tieferten, wieder zu löjen vermögen, wenn jie im falffreien Waller gehalten werden (j. ©. 80), und dann an das Wafjer abgegeben. Bom Bohrfämwanm, Cliona celata Grant, durhlöderter Kalkftein. Natürlihe Größe. (Zu ©. 87—83). Nahe verwandt mit den Bohrihwänmen find die Korfihwänme, die Suberitiden. Sm Mittelmeer ift Suberites domuncula Olws einer der allerhäufigiten Schwämme der Küftenzone, der ich auch wieder durch Gemmulae verbreiten fann. Wenn auf einer der Heimen Fiicherbarfen an der italienischen Küfte das Grumdne auf Ded geleert wird, jo rollen fajt immer vrangerote Schmammfugeln herum, ein paar Zentimeter im Durd)- mejjer, jelten auch einmal fo groß wie ein Siinderfopf. Merkwitrdig: bleiben jte ein paar Minuten ungeftört, dann fangen fie an, herumzufpazieren. Gieht man genauer hin, jo find es Strebsbeine, die den harten glatten Schwamm fchleppen (j. Tafel „Seefjhwänme", 1, bei ©. 9). Faft nie erhält man den Korlfihwamm allein; regelmäßig it er mit einem Einfiedlerfreb3 vergejellichaftet. Die Vertreter diejer Krebsfamilie futchen jic) Schneden- häufer al3 ihüsende Wohnung und fchleppen fie mit fich herum. Ihr Hinterleib Hat jich diefer Lebensweije angepakt, it der Srümmung der gewundenen Schnedenjchale ent- Iprechend etivas gedreht und hat die feite Banzerung ganz verloren. Wächlt der Krebs, jo muß er eine neue Wohnung juchen. Der Umzug ift wegen de3 weichen, jedem Räuber preisgegebenen Hinterleibes eine gefährliche Sache. Einige Arten haben ihn vermieden: fie fuchen fich Schalen aus, auf denen ein Suberites wäcjt. Vielleicht bepflanzt der Strebs die Schale jogar jelbit mit dem ungenießbaren, nach) Phosphor riechenden Schwamm. Diefer 90 Shwämme: Gemeinihwämme. iiberzieht bald das ganze Haus, jo daß von der Schnedenfchale nicht3 mehr zu jehen it; mm den Eingang hält fic) der Krebs offen. Dffenbar gedeiht der Schwamm auf jeinem wandelnden Sit ganz ausgezeichnet. Bei den Mahlzeiten des jeht mobilen und räuberijchen Einfiedlers mögen genug Abfallbroden herumfliegen, die er aufzunehmen vermag, und Der N Shmämme auf Tang: a) und b) Desmacidon-Arten, b) als Überzug auf einer gelappten Alge; c) Spongelia pallescens 0. Schm. Natürlihe Größe. (Zu ©. 91 und 97.) Krebs rührt beim Wandern und vor allem bei Kämpfen mit jeinesgleichen den Schlamm auf, fo daß Detritus in Menge auf ihn herabfällt. Dazu mwird er durch) Die Bewegung jeden- falls viel ftärker „geküftet”, immer mit neuem, jauerjtoffreichen Waffer durchflutet, als viele in tieferen Wafjerschichten in einer muffigen Ede feitjigende Verwandte. So mwird der Schwamm immer größer, und auch der Kreb3 mächit, aber er braucht jeine bequeme Behanfung nicht zu verlaffen. Indem er verhindert, daß ihm die Haustür zumächit und Einftrahlijgmwämme: Korfihwämme. Süßmajjerkhmänme. 91 dabei jelbft immer mehr in den wachjenden Schwamm hineinrüct, fchafft ex jich in diefem ' einen Gang, der die Spirale des Schnedenhaufes fortjegt und für die Weite und Krümmung feines Xeibes immer genau paßt. Schmeidet man einen großen Suberites durch, der einen folchen Einfiedler beherbergt hat, fo jtedt an einer Geite ganz im Schwamm ein Kleines Schnedenhaus; von ihm geht ein ftändig erweiterter fpiraliger Kanal aus. Nicht nur dem Einfiedler bieten die bunten Schwämme, deren dichtes Skelett aus Zügen größerer und Heinerer Riefelitefnadeln bejteht, ein Obdach. Die Wollfrabben (Dromia) halten jich Stücfe einer anderen Art, Suberites massa Nardo (j. Tafel „Krabben des Mittelmeeres", 2, bei ©. 694), mit Hilfe ihres lebten Bruftbeinpaares über den Rüden wie einen Schild, und der Schwanm ift genau jo gewachien, daß er über das Tier paßt. Bei eiliger Flucht Tann er als Hindernis fortgeimorfen werden. Suberites domuncula febt übrigens nicht nur mit den Einjiedlern in „Symbioje”; er hat auc Gäfte, die ihm gar feinen Vorteil bringen, jondern ihn nur ausnußen: Heine Floh- frebfe (AUmphipoden), Tritaeta gibbosa, frejjen fich ein Loch in die Oberfeite des Schwam- mes und haufen darin, immer bereit, „Senjterläden“ (auf unjerer Tafel bei ©. 95 deutlich fichtbar), Die fie ftehengelafjen haben, mit den Beinen zufammenzuziehen, wenn ein Stören- fried ihren Höhlen naht. Und schließlich Finnen Kolonien Heiner Hydroidpolypen, von denen e3 rein „pongicole” Gattungen gibt, ihren Sit darin aufjhlagen. Bei Suberites ijt e3 in der Regel Stephanoscyphus mirabilis, der den Schwamm ganz verunftalten fann.. Sm Gegenjat zu diejer Art, die ihre fugelige majjige Zorm menigitens einigermaßen feithält, ändert fich in der an der nordafrifanifchen Küfte ftellenweije in ungeheurer Fülle auftretenden Gattung Desmacidon Bwbk. eine jogenannte Art einfach in die andere je nad) dem Wechfel des Standortes. Nach ihrer äußeren Form find die Chwämme abjolut nicht zu harakterifieren. Sie fommen als dünnere oder didere Kruften, in Strauch- oder Baum- form, als Röhren oder Knollen vor (Abb., ©. 90). m Schwammgemebe jelbit liegen ganze Sortimente verfchiedenfter Kiefelnadeln in Hornfajern eingebettet von den verjchiedeniten Formen, die aber ineinander übergehen. Hierher gehört auch der Fingerfdwamm, Stylotella heliophila Wilson, ein orange- bi3 grünlichgelber Schwamm, bei dem fich fingerähnliche Fortfäge über einer Krufte erheben. Er lebt im feichten Waffer der atlantiihen Küften Nordamerikas und hat eine getwijje Ve- rühmtheit al das „VBerfuchskaninchen” der amerikanischen Forjcher, vor allem Parters, bei Experimenten über das Verhalten der Schwämme. Cine bejonders bezeichnende Real- tion für ihn al Bewohner der Brandungszone ift das Schließen der Dscula auf den „Singeripigen”, wenn er in ruhiges Waffer gebracht wird: die übliche Abwehrbemegung aller Schmwämme gegen „unangenehme” Reize. Kiefelichvämme mit einachligen Nadeln find auch) die einzigen Vertreter de3 Unter- freifes, die das füße Waffer bewohnen, die Süßmwafjerihmwämmte (Spongillidae). Die Tiere leben in einer großen Anzahl zum Teil jchwer unterjcheidbarer Arten in fait allen füßen Gemäljern der Erde, im trüben Waldtümpel wie im tobenden Gebirgsbach, jelbit in Steomfchnellen; man hat fie in den feit je dem Tageslicht entzogenen Tiimpeln und Bächen der Höhlen Krainz gefunden und gelegentlich auch in den Röhren ftädtiicher Wafjerleitungen angetroffen. Die Verbreitung mancher Arten ift ungeheuer groß. So fennen wir Ephydatia plumosa Carter, allerdings in verjchiedenen Formen, vom Weißen Nil, von Bombah und aus Merilo. Der allgemeinen Annahme nad) ftammen die Spongilfiden von Meerihmämmen 92 Shwämme: Gemeinihwänmme. ab, die einft ins Süßmajjer eingewandert find. Wahrfcheinlich waren die marinen Re- niera-Irten die Vorfahren, die mit den Süßwafjerihwämmen im gröberen und feineren Bau große Ähnlichkeit Haben und die auch im Brackvajjer, jelbjt im falt fügen Wajjer der Kanäle innerhalb der Stadt Venedig gedeihen. Die Spongilfiven jelbit jind dann in der öftlichen, ftark ausgefüßten Dftfee wieder in bradiges Waller zuriidgemandert. Die äußere Geftalt der Arten und Individuen ijt bei ven Spongilfivden jehr jchwan- fend. Bald find e3 nur flache Bolfter, auf denen fich die Oscula wie feine Krater erheben fönnen, bald Humpige Mafjen, bald zierliche Ziveige. Manche bilden ein Ioderes, |chwammi- ges Gewebe, andere find fejt wie Stein. Sn der Färbung herrjchen jamußBig weiße, graue, gelbliche, bläufiche und grüne Töne vor. Die Nadeln erjcheinen meilt |pindelfürmig in den mannigfachiten Variationen, gejtrect mit jcharfen Spiben, wurjtförmig gedrungen mit Itumpfen Enden, gerade oder — bisweilen mehrfach — ge- frümmt, mit glatter oder warziger, auch dorniger Oberfläche. Die Sihtwafjerichwämme werden mehrere Jahre alt und find getrenntgejchlechtlich. Bei der im Tegeler See Das ganze Sahr Hinducch vorkommenden Ephydatia fluviatilis Z. hat Weltner bei weiblichen Exemplaren in allen Monaten Eier ge- funden, in größeren Mengen aber in der zweiten Hälfte des Upril. Das Sperma der männlichen Stöde entwidelt jich am gleichen Orte und bet derjelben Art erjt Nütte Mat, und bis in den Auguft hinein werden Dann jpermatragende Erem- plare gefunden. Die Öajtrula-Lawen (j. die Abb.) jchiwär- men vom Sommer bi3 |pät in den Herbit aus den Mutterfolo- nien aus, es jind milchigweiße, winzige VBünftchen, die mit es Cimn loomat erden Kilfe ihres Wimperkleives gemefjene Kreife und Spivalen ziehen und ausgejprochen Fichticheu find. Sie ind von ovaler Jorm, etwa 23 mm lang und 13 mm breit. Lange dauert das Herumjchwärmen der Yar- ven nicht: nach höchjtens 24 Stunden jeßen fie fich mit dem borderen Pol an einer ge- eigneten Stelle fejt, und die Umbildung zum „Schwamm“ feßt ein. Biel befannter aber it die ungejchlechtliche Sorm der Fortpflanzung durch Gemmulae (j. Sig. A auf ©. 93). Beim Eintritt der für das Gedeihen der Schmämme ungünitigiten Sahreszeit, bei uns gegen den Winter, in den Tropen vor Beginn Der Dürre, hört das Wachstum der Süßwaflerichwämme in der Negel auf. Dann treten im Schwanmmgemebe Urchäochten zu Gruppen zufammen; ein Teil der Zellen bildet fich zu einer Art Epithel für den Haufen um und fcheidet auf der Innenfeite eine feite Sponginmembran aus. Bon diejer Hülle ziehen fich die Zellen förmlich zurüd; ein Ioderes majchiges Gewebe, die „Luft- fammerjchicht", bezeichnet ihre Spur. Da hinein jchleppen Amöbenzellen aus dem umge- benden Schwammgemwebe feine ©felettförperchen, Die außerhalb der Gemmiutlae gebildet wurden. Bei den SpongillaIrten find e3 dDornige gedrungene „Beleg"-Nadeln (j. Fig. O), bei den Ephydatien „Amphidisfen” (j. Fig. B), Heine Doppelquirle, ähnlich denen mancher Slasichmänme (f. ©. 83). Während die Nadeln ganz Ioder und regellos an der inneren Membran anfiegen, ftehen die Amphipisten in gejchlojjenem Bflafter jentrecht darauf, das eine der oft zierlich fternförmigen Endfcheibchen gegen die Zellmafje, das andere nach außen gerichtet. Schließlich wird von den Zellen, die die erjte Membran ausjchieden, auch eine zweite außerhalb der Stiejelgebilde angelegt, und die Gemmula ift fertig. Nur an einer Einftrahlihwämme: Süßmwafjerihwänme. 93 Stelle bleibt eine Küde in der Hornfapfjel, die von einer zarten Haut überfpannt it; bei manchen Arten jebt jich hier noch ein bejonderes „Vorustohr” auf. An diejer Stelle Friecht da3 lebende Schwanmgemwebe aus, wenn Lebensbedingungen eintreten, unter denen der Schwamm wieder erijtieren fan. Nach Zaffe bleiben die Gemmulae normalerweije in dem Nadelgerüft ihres Schwammes, nachdem der Weichkürper zerfallen ift. Gie find feiner Anfiht nad) nur dazu da, den Schwamm an Drt und Stelle und unter Benugung der alten Nadeln, joweit jie nicht meggejchwemmt wurden, neu zu bilden. Siolierte und ab- getriebene Gemmiutlae aber follen nicht imjtande fein, einen neuen Schwamm ins Leben zu rufen, fönnen aljo der Ausbreitung der Art nicht dienen. Meift entwideln ic) Gem- mulae auch mehr auf der Unterjeite eines Schmammes; manchmal werden fie in folcher nn an NIDRRDLARALLE NLA va LAIEN Dauerftadten einheimifher Süßwafferfgmwänmme A Gemmula einer Ephydatia fuviatilis. Nah Bejdonzfy aus Korjhelt-Heider, „Entwidelung dev Wirbellojen”, Allg. Teil, 3. Aufl., Iena 1910. a Amphibisfenjfhicht, b lebendes Schwanmgewebe. B Amphidisten aus den Gemmulae von Ephydatia fluviatilis. Nah W. Weltner aus Brauer, „Süß wafjerfauna Deutjhlands“, Heft 19, Jena 1909. C Belegnadeln aus den Gemmulae von Spongilla laeustris. Herkunft wie bei B. D NReduftie einer einheimifher Spongillive Nah Karl Müller („Zool. Anzeiger”, Bd. 37, 1911). i Mafje gebildet, daß die Unterlage völlig von den gelblichen Kügelchen überzogen ift, wenn der Schwamm jelbit einmal abgejtorben und verichwunden ift, wie bei der einheimijchen, jeltenen Spongilla fragilis Zeidy, deren Öemmulae ein Porusrohr befiken. Nac) K. Müllers Unterfuchungen kann bei unjeren Süßmwafjerfhwämmen jederzeit auc) aus unbekannten Ürjachen Rüdbildung des ganzen Gewebes eintreten, die zu jogenannten Neduftien (j. Fig. D) führt; aus diefen fünnen wieder neue Schwämme entitehen. Aucd) die Spongilliden zeigen jenes außerordentliche Negenerationspermögen: durch feine Gaze gepreßte, ijolierte Zellen vereinigen fich wieder und werden zu Heinen Schwänmen. Von unfjeren deutjchen Arten ift am Wuch3 nur Spongilla lacustris Z. (j. Tafel „Schmwämme”, 4, bei ©. 86) zu erfennen, aber auch nicht abjolut ficher. Sie erhebt fich am Grunde flarer Seen in verzweigten ften bi3 zu 30 cm Höhe und erinnert geradezu an eine Koralle. Syn rajcher fließenden Bächen aber bildet fie nur Kruften.: Und als Kruften oder PBoliter legen jich auch die übrigen Arten an alle möglichen Unterlagen, Hol, Steine, Schilfitengel ufw. An manchen Standorten erfcheinen die Süßwafjerfhwänme, wie auch viele Meeresihmänme, grün gefärbt oder weilen mwenigitens grüne Fleden auf. Die Farbe wird Durch verichtedenartige Grünalgen hervorgerufen, die fich in den Schmämmen. an- jiedeln und die jogar in die Gemmulae und in die Larven eindringen können. Wahrfcheinlich 94 Schmwämme: Öemeinihmwämmte. bildet fich dabei eine Symbiofe aus: die Algen finden im Schwamm Schuß; fie liefern dafür Sauerftoff, der dem Schwamm zur Atmung dient, und Tönnen, wenn jie abjterben, vielleicht auch als Nahrung benußt werden. ES jcheint jogar, daß ein infizierter Schwamm jich in feinem Wachstum oft nad) dem Wohlbehagen Der Algen richtet und eine möglichjt große, dem Licht ausgejegte Oberfläche entmwidelt. Dritte Ordnung: Hornjchwänme (Ceratosa). Das Skelett der echten Hornihwänme ift aus Sponginfajern aufgebaut. Mineral- jubftanz hiegt nur in Form don Fremdförpern darin: Nadeln von anderen Schwämmen, noch viel häufiger aber Sandkörner bieten jich, in die Hornfafern eingebettet, unter dem Mitcoflop dem Auge des Unterjuchers dar. Früher hatte man angenommen, daß alles der- artige, was jo zufällig auf den Schwamm gefallen war, langjam von ihm überwachen und palfiv eingejchloffen würde. Collas aber jah bei einem fponginführenden Monagonier, der ebenfall® Sand enthielt, wie die Körner offenbar von Amöbochten von der Oberfläche her eingejchleppt wurden, ganz ähnlich wie die Amphivisfen in die Gemmitlae der Süßmajjer- ihwämme, und glaubt feinen Befund auch auf die Hornihwämme ausdehnen zu dürfen. Die Konftruktion des Hornifelettes ift bei diejen in der Regel jehr einfach. Die Hauptfajern erheben fich von der Balis des Tierjtodes und verzweigen jich vielfach, jo daß nur jchmale Zmijchenräume bleiben; alle jtehen etwa jenfrecht zur Oberfläche; nur in dieje Fajern mer- den Fremdkörper eingelagert. Berbunden find die Hauptfafern durch ein dichtes Neb äußerft feiner Duerfajern. Mit der Schwierigkeit der Abgrenzung einzelner Arten ift’s bei den Hornfhwämmen fait noch Schlimmer wie bei den Monaconiern. Der Flüfligfeit der Formen fünnen die Daritellungsmittel der zoologiichen Shftematif nicht gerecht werden, und der Wert der artunterjcheivenden Merkmale ist oft mehr al3 fraglich. Den eriten Blab unter den Hornjhwänmen mögen hier unjere Nusbjhmwänme ein- nehmen als typijche Vertreter der Ordnung. Sm Leben find es gelblichbraume, jepiafarbene bi3 jchwarze, jleifchige Klumpen, die in Küftennähe am Meeresboden große flache Fladen und Zaibe bilden. Junge Shwänme find in der Regel Höher und runder als alte. Der am: Meer jammelnde Naturforscher läßt feine von ihnen und ihrer Verwandtichaft unbeachtet; denn in den Hohlräumen des Badeichwammes und mehr noch in den weiteren Kanälen der häufigeren Pferdeijhwänme hauft gewöhnlich eine bunte Gejellichaft, ihm erwünjchte Beute: allerhand Krebje, darunter jolche, die ganz regelmäßig und faft nur in diejen Schmämmen vorfommen, Schlangeniterne, Würmer, Weichtiere; manche Tiere, jo einige Zintenfifche, jeben in ven Schmämmen ihre Eier ab. Auf den Markt fommen mwejentlih nır Schwänmme der Gattungen Euspongia Bronn - und Hippospongia F.E. Sch. Was al „Schwamm“ benußt wird, ift natürlich nur das Horn- jtelett. Alles weiche Gewebe wird entfernt, indem man den frifch Dem Meer entnommenen Schwamm einfach faulen läßt oder ihn fo lange fnetet und drüdt, bis er von den Weich- teilen gänzlich befreit ift. Um gebrauchsfertig zu fein, bedarf er dann nur einer noch- maligen Reinigung in lauem Süßmwaffer. \ Db em Schwamm Marktwert hat, hängt von gar vielen Eigenfchaften ab. Er muß vor allen Dingen möglichit viel Waffer aufnehmen können. Diefes wird durch Kapillarkraft in da5 feine Sponginmafchenmwerf hineingefaugt; je feiner und je enger namentlich das Web DULIDaLp]22S m \ me3 Euspongia offieinalis LI, fig. 3 der Fate! „Seefchwämyfe‘ ma dem öftlidhen Mittelmeer, von der fhrifchen 3 un Ri bein und bon Super = Sr hat meift Becherform, jeltener ift er rund und Zumpig. Selkemie Hall Helsivare it dertMalmatitter (Euspongia offieinalis adriatica O. Schm., ein mblicher sfr ettvag abariuht Schwarm. Er ift bei ums - Aa Bideihwarmm und Eommt aus DM RTIa, aber aud) om ganzen Billichen Mittehneer und der Stüfte korbaftilas meftlich bis na Burnis. Ganz flach) und MO Ind die ponte ober no Sepp. lamella F|E. R - en Afiften der 5 LDOENCE eh ® es 18, U Se = u »2 > na iR sfefte Schmar chtmf enme” at SE S \ ’ anpsuigse Wen ö Bierdefell als ir Menfchenhaut eigme? Die Shmammkiien at meige an viele &r darfinicht nicht ZU RONEET Der Meet mugenl sche Der haben, alne_ ati h en ine Snbioibuniät Sk ea in der Haufiladı r eh, 2 aber-ticht 1 salegon Sea |. zu De ft. Bie Heimat der Schweiz nn it das ie ie eikeht- ea Snjeln, an der Hertafiatiihen, ned: unb Ei ini 4 erihimte umbpläbe. HeukttngehTMmPnan Schnd aber ne ee Di fs, bon| der Oftküfte der Vernigten "Staaten (vor'wfler bei alioride erden Bahamdti mb bon Strame Aiftcalieng; mege ihrer KFeinhen Eu ben au dEDie mahagaiiihen Setpänmme einen gemwilfen Ruf. Aber fein Shmwamm von biefen neueren Kunborten Int metiftxeiten mit dem feinen Levantiner, der a. molissima O. Schm. de3 echten Badeihman- N a Vo e- = = S = „ a u u v) Hornihwämme. 95 der Duterfafern ift, um jo größer ift die Aufjaugfähigfeit. Dann muß ein Badeihwamm weich und elaftiich jein. Diejer Anforderung entipricht er, wenn feine Fafern nicht zu Die find, nicht allzuviel Fremdkörper enthalten und gleichmäßig angeordnet find. Er darf nicht brüchig fein und fich auch nicht allzu jchnell abnugen. Dafür dürfen die Mafchen nicht zu loder angeordnet und die Fafern nicht zu Die und jpröde fein. Und Schließlich werden an den Vielgeprüften auch noch äfthetiiche Anforderungen geftellt: er fol eine handliche, runde Form haben, ohne große Fortläße oder Lappen, und eine gleichmäßige, fehön hellgelbe bis hellbraune Farbe bejiben. Hählichen Tönen und Zleden Hilft man heute durch Bleichen ab. Alle anderen Eigenjchaften aber muß man mit dem Stüd in Kauf nehmen, und jeder Schwamm ift darin eine Jndivivualität. Doch gleichen fi) die Schwänme eines Fundortes und derjelben Art wenigitenz in der Hauptjache. Der Handel fannı infolgedefjen zahlreiche Sorten unter- icheiven, die fich aber nicht mit den wenigen Arten und etwas zahlreicheren Unterarten der Zoologie zu deden brauchen. Die Heimat der Schhmanmmfiicheret ift das Mittelmeer. Syn der Adria, bei den griechi- ichen Snjeln, an der Keinafiatiichen, algeriihen und tripolitanifchen Küfte find altberühmte Zundpläße. Heutzutage holt man Schmänme aber auch) aus dem Golf von Mexiko, bon der Oftfülte der Vereinigten Staaten (vor allem bei Florida und den Bahamas) und vom Otrande Auftraliens; wegen ihrer Seinheit Haben auch die madagaljiichen Schwämme einen gemwillen Auf. Aber fein Schwamm bon Ddiefen neueren Fundorten fann mwettjtreiten mit dem feinen Lenantiner, der Varietät mollissima O. Schm. des echten Badejchwan- me3 Euspongia offiemalis Z. (f. Fig. 3 der Tafel „Seeijhwämme"), der aus dem öftlichen Mittelmeer, von der fyriihen Küfte, von Kreta und bon CHpern fommt. Cr hat meift Becherform, feltener ift er rund und Ehumpig. Bekannte Handelsware ift der Dalmatiner (Euspongia officinalis adriatica O. Schm., ein rundlicher, oft etwas abgeflachter Schwamm. Er ift bei ung der gemöhnlichite Badeijhwamm und fommt aus der Adria, aber auch vom ganzen öjtlichen Mittelmeer und der Küfte Nordafrifas meitlich bis nac) Tunis. Ganz flach und ohrförmig jind die Elefantenohren oder Zevantiner Xappen (E. o. lamella F.E. Sch.); für den Berfauf gefiicht werden fie an den Süften der Provence und Dalmatienz, im Griechifchen Archipel und von Ngypten bis Algier. Derber und härter al3 die Formen de3 Badejchwanmes ijt der jonft jehr ähnliche, aber dunklere Zimmoffafhwamm, der al3 bejondere Art geht (E. zimmocca O. Schm.); ex ist jehr Häufig al3 flache Schüfjel aus- gebildet. Mit der Hand läßt er fich viel weniger zufammendrücden alS die anderen; für ge- mwerbliche Zmwede wird er viel gebraucht. Hauptpläge find der Griechische Archipel, Kreta, Chpern und die Weitfüjte Kleinafienz bis zu den Dardanellen, aber auch die afrifanijche Küfte, Korjifa und die Adria. Der billigfte und Häufigite Schwamm ift der Pferdefchwamm, Hippospongia equina O. Schm. (j. Tafel „Schwänmme“, 1, bei ©. 86). €3 ift der oft über fußgroße, flache, rundliche, gelbe und rötliche, auch graubraune Schwamm mit den großen, Freisrunden, Iharffantigen Löchern auf der Oberfläche. Dieje find Ausgangsöffnungen für ein Laby- vinth jehr weiter, zyfindrifcher Kanäle, ziiichen denen das zwar dichte, aber fehr feine und leicht zerreißbare Hornfaferwerf nur noch dünne Wände bildet. Dabei pflegen in den End- jpigen der Fafern weit mehr Fremdkörper eingejchloffen zu fein als bei den feinen Vade- |dwammforten, jo daß er troß der fchnelleren Abnubung fich mehr für ein Pferdefell als für Menjchenhaut eignet. Die Shmammfiicherei, heute noch einer der wichtigjten Erwerbszweige an vielen 96 Shwämme: Öemeinihwänmme. Küften des Mittelmeeres, toird auf verjchienene teils jehr alte Methoden betrieben. m flachen Waffer holt man die Schwänme da, wo man nicht mehr hinmwaten kann, vom Boote aus mit Hafen und mehripigigen Speeren. D. Schmidt erzählt darüber: „An der dalma- tinischen und iftrifchen Küfte bemächtigt man fich der Schwämme mit der fangen vierzinfigen &abel, welche wir auf alten Bildwerfen al3 Wahrzeichen des Neptun erbliden. Nur die Berohner der Keinen Snjel Krapano fiegen diejem Gewerbe ob, und ihre 30—40 Barfen juchen während der guten Jahreszeit die zerriljene, injefreiche Küfte ab. Ye zwei Mann befinden ich auf einer jtarfen Barfe, deren Vorderded einen vieredigen Ausjchnitt hat. Sn diejen Stellt fich der die Gabel führende Mann, um, über Bord gebeugt, den Oberkörper ficher balancieren zu fünnen. Der Stiel der Gabel ift 7—14 m lang; eine Rejerbegabel und Stangen Tiegen immer auf einem am Bord angebrachten Geftelle. Der zweite Mann führt die Ruder, deren Ruhepunfte auf einem die Bordjeite iiberragenden Balfen Tiegen, wodurch die notwendigen. feinen Bewegungen des Boote3 leichter und ficherer werden. Während er nun das Boot hart am Feljenufer über einem Grumde von 4—13 m Tiefe - Sangjam Hintreibt, |päht jener Icharfen Auges nach den durch ihre Schwarze Haut fich Fenntlich machenden Schwämmen. Am günftigjten it natürlich völlige Windftille. Sit das Meer feicht erregt, jo wird e3 mit DI beruhigt. Zu diefem Ende liegt immer auf der Spibe des Bootes ein Haufen glatter Kiefel, und daneben fteht ein Gefäß mit DI. Der Fifcher taucht einige der Steine mit der Spihe in die Flüfligfeit und wirft jie einzeln in einem Halbkreije um fih. Die Wirkung ift eine wunderfame: die unmeßbar feine Olfehicht, die fich über mehrere Duadratflafter ausdehnt, reicht Hin, um die Fleinen Wellen zu bejänftigen, das Auge wird nicht mehr durch Die ich reuzenden Spiegelungen und Brechungen gejtört. Der Fischer aber muß die Schmämme nicht bloß mit den Augen eripähen; da jie am liebiter ge- det wachlen, muß er mit der Gabel zwiichen und womöglich unter die Feljen taften, und licher ift ein großer Teil der gejuchten Beute diejer Art der Fijcherei gar nicht zugänglich.” Dieje verjtedten und die fiir den Speer zu tief jigenden Schwämme werden nac) Bäterjitte ducch Tauchen erbeutet, indem fich der Taucher vom Boot aus nadt ins Wajjer jtürzt und angeblich bi3 45 m Tiefe dringen und bis 4 Minuten unter Wajjer bleiben fann. Für Tiefen, die diefen Tauchern nicht mehr erreichbar find, Hat man fchwere Schleppnebe in Anwendung gebracht. Der Ertrag leidet aber dadurch), daß man nur wenige Stüde un- bejchädigt heraufbefommt. Schließlich hat die moderne Technik auch in diejem entlegenen Gewerbe ihren Einzug gehalten, und heute fteigen griechiihe Schmammfiicher in voll- tändiger Taucherausrüftung in die Fluten. Hunderte von Snjelgriechen find, al die Gründe der Heimat für den Raubbau immer ärmer wurden, nach Amerika ausgewandert und üben dort ihr altes Gejchäft. Der Schwamm- handel der Neuen Welt blüht, und die Schmammausfuhrziffern der Vereinigten Staaten lteigen ftändig. 1907 wurden nad) Moore für 99686 Dollar Schwänme nad) Europa ausgeführt, bei einem Gejamterport an Schwämmen von 114354 Dollar, während in dem gleichen Sahre aus Curopa für 113830 Dollar Chwämme eingeführt wurden. 1905 betrug die Einfuhr aus Europa 88444 Dollar, die Ausfuhr nad) Europa aber exit 11645 Dollar (Gejfamtausfuhr 18390 Dollar). Hauptmarkt für die amerikanischen Bahama- Ihwämme in Europa ift London; die Sorten entiprechen in der Güte den Mittelmeer- Ihwämmen vom Dalmatiner bis zum Pferdejchwamm. E3 it natürlich fein Wunder, daß bei der untoirtfchaftlichen Art des Abfiichens die Schwanmmgründe immer weniger lieferten. Seit Jahrzehnten find Berfuche im Gange, den FT en Hornfhwämme. 97 Ertrag durch Fünftliche Kultur von Schwämmen zu heben. Anfangs glaubte man, es genüge, einen Schwamm in eine Anzahl Stüde zu fchneiden, damit fich.diefe wieder zu großen Schmwänmen auswiüchjen. Aber damit die Verlegungen überhaupt nur heilten, mußte das Berjchneiden und Wiederausjegen der Shwämme mit äußerjter Vorficht geichehen, und auch dann waren Die Berlufte immer noch jehr beträchtlich. Dffenbar leidet die ganze Lebens- kraft einer geteilten Schtwammfolonie. rn nicht länger als zwei Jahren mächit eine im Frühjahr ausgeihtwärmte Pferdejchimanmlarve (nach Allemand) zu der verwendbaren Größe von 30 cm Durchmeijer heran; 4-5 Jahre aber brauchen die Teilftüce, um ähnliche Maße zu erreichen. Auch Cotte, der fich jehr eingehend mit den Zuchtverfuchen bejchäftigt hat, fonnte vor Eurzem nur feitftellen, daß noch jedes praftiich verwwertbare Ergebnis fehlt. Die einzige Möglichkeit, Den ausgeplünderten Shwammgründen wieder aufzuhelfen, bietet vielleicht die energiihe Durchführung einer Schonzeit während der Frühjahrsmonate, in denen die Larven ausjchwärmen, Das Berbot des TZanges von Schwämmen unter einer gewijlen Größe und an- dere gejeßliche Bejchränfungen Der Schwanmfilcherei. Eine ganz ausgejprochene Nei- gung, das Skelett durch Aufnahme von Sand zu veriteifen, haben die Horn- Ihmwänme aus der Samilie der Spon- geliven. Bei der auf ©. 90 abgebil- deten aodriatijchen Spongelia pallescens - — 0. Schm. fallen manche Cremplare, matisarea du ntimas Johmst. Natürlihe Größe. (Zu S. 98) wenn jie aus dem Wafjer genommen werden, ganz jchlaff in fich zufammen; andere aber jind Koröh und zerbrechen durch ihr eigened Gewicht, wenn man fie herauszuheben verjucht. Während bei exiteren Sand oder Foraminiferen, Kalk- oder Kiejenadeln noch fehlen, ift bei den anderen zwifchen zahl- ofen Sremdförpern Hornfajer faum noch nachweisbar. So wie der Sandgehalt wechjelt, ändert auch die äußere Form: neben Knollen und Kruften finden jich fingerfürmig ver- zweigte Stüde. Bäumchen treten nad) 3. E. Schuße unter dem Einfluß der Wohnröhren desjelben Fleinen Hhodroiven auf, der auch Suberites verunftalten fann (vgl. ©. 91). Die Zarbe Fann je nach dem Standort wechjeln. Einmal find die Schwämme farbios oder gelblichweiß, dann haben fie irgendeine Tönung von Blakpiolett bis zu Tiefoiolettbraun, jogar vollem Braun. ine charakteriftiiche Eigenschaft nennt der Name Be „Die erbleichende". An der Luft bleichen die Schwänme der Art völlig au. Berühmt durch einen folchen Farbivechfel gegenüber der Luft, aber auch dem füßen Wajfer, ift eine Form aus verwandter Familie, Aplysina aörophoba Nardo. &s find leuch- tend jchwefelgelbe, Höderige Röhren, mit einer glatten Endfläche und dem Dsculum darin (j. Tafel „Seejchwämme”, 2, bei ©. 9), Die fich über einer gemeinfamen gelben Schwamm- Erufte erheben; gefunden wurde die Art bis jebt im Mittelmeer und auch) im Golfvon Meriko. ‚un der Adria find die Steine in der Nähe des Ufers oft mit einem ganzen Nafen der parallefitehenden, felten auch einmal verwachjenen, fingerlangen Säulchen bededt, die vom Boot aus gejehen einen ganz teizenden Anblid bieten. Holt man einen foldhen Schwamm Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 7 98 Schwämme: Gemeinfhwämme. herauf — es find jandfreie Hornichwämme mit loderem Sfelett, dejjen Sajern reichlich Markiubftang führen —, jo laufen an der Luft alle noch jo leicht gequetichten Stellen grün an. Ein paar Minuten darauf ift die Farbe des ganzen Schtwammes grünlich, jene Stellen aber find Fräftig blau und werden Schließlich tief |hmarzblau; der ganze Schwamm macht's genau jo nah. Süßmafjer hat denjelben Einfluß. Schneidet man den blauen Schwamm durch, jo zeigt fi), daß die Intenfität der Farbe nach innen abnimmt. Die Körichen des gelben wandlungsfähigen Sarbftoffes find in amöboiven Zellen angehäuft, die jich an der Oberfläche fammeln. Man will in diefem Pigment einen Nejerveitoff für jchlechte Zeiten iehen. Lendenfeld meint, daß es eine den roten Blutkörperchen der Wirbeltiere entiprechende Yufgabe im Schwamm habe. * An die Hornichwänme find wahrjcheinlich auch einige Gallertih wämme anzureihen, darunter Halisarca dujardinun Johnst. (Abb., ©. 97). Diejer Schwamm entbehrt jeglichen Sfelett3; im jeichten Waffer der Kitfte bildet er glatte, weißliche oder gelbliche Überzüge auf Steinen, leeren Schnedenjchalen und Algen, jeltener auch am Orumd feitgewachjene Stnollen. Bekannt ilt er bis jebt aus dem Mittelmeer, von den atlantischen Küften von England und Frankreich, aus der Nord- und Oftjee und den arktiichen Meeren. SHohltiere (Coelenterata). Bearbeitet von Dr. X. Nik. Weitaus die meijten Cölenteraten jind Meerestiere. Auch wer fie nicht am Meeres- fttand in ihrer ganzen Schönheit bewundern durite, Fennt viele wenigjtens aus Abbil- dungen: die wundervoll geformten, durcchjichtigen Oloden und Schirme der Quallen (Medur- jen), die farbenprächtigen Seerojen und Geenelfen mit ihren zierlichen Armen und die Korallpolypen der tropischen Meere, die in bieltaujendjähriger Lebenstätigfeit Aiffe und Snjeln aus ihren Kalk- ifeletten aufbauten. Ins Süßmajjer find nur ein paar füimmerliche, über alle Erdteile verbreitete Bertreter eingedrungen. Aber gerade dieje Süß- wajjerpolypen, die nur etwa zentimeterlangen Hy- dren, Die man im nächjiten TZümpel: finden Fann, geben in ihrer Einfachheit, die freilich auf Nüd- bildung beruhen dürfte, das Farite Bild der Hohl- tierorganijation. Unter dem Mifrojfop ericheint das bräunliche oder grüne Tierchen jo durchjichtig, daß man die Grundzüge jeines Aufbaues ohne wei- tere3 zu erfennen vermag. 3 ijt nur ein einfacher Schlauch, in den eine Mundöffnung hineinführt. Die Wände beitehen aus zwei Lagen von Zellen, aus den beiden Steimblättern, die jich bei der Bil- dung der Gaftrula (f. ©.74) voneinander jondern. Das äußere, das Eitoderm, enthält entiprechend feiner Lage die Schub- und Angrifiswaffen fowie ärssiänitt durd eine Hydra mit Ana { h pen. Aus Hejje und Doflein, „Zierbau und Oinneszellen umd bon diejen megführende Kerven- Tierleben“, Leipzig und Berlin 1910. 1 Eftoderm, : G ! 2 Entoderun, 3 Darm, 4 Mundöffnung, 5 Fußicheibe, fajern zur Aufnahme und Weiterleitung von Reizen 6 Zangarme, 7 junge und 8 ausgebildete Anojpe. ver Außenwelt. Die zweite, innere Jellage, das Entoderm, nimmt die Nahrung auf. So fteht der ganze Organismus durchaus auf dem Stadium der Öaftrurla mit „Urdarm“ und „Urmund“; darüber hinaus geht die Organifation der Hohltiere im Grunde überhaupt nicht, jo verjchteven ihre äußeren Formen auch jein 7* 100 Kefjeltiere. mögen. Immer bleibt’ bei dem einheitlichen Hohlraumiyjtem, wenn auch bei einzel- nen Gruppen daran Blindfäde und Beräftelungen auftreten. Nur fchiebt fich bei allen Gölenteraten zwifchen Die beiden „primären" Seimblätter eine Stüßjubjtanz ein. Bei den HHdren ift es bloß eine dünne, ftrufturlofe Membran zwilchen Eftoderm und Entoderm, die „Stüßlamelle”, bei den Duallen aber hat fich daraus das mächtige Gallertgeiwebe ent- wickelt, dem gegenüber die anderen Schichten faft verfchwinden. Bei vielen Blumentieren (j. unten) wird in der zellenreichen Stüßfubitanz Salfitelett abgelagert. Sm Gegenfa zu den meilten Schwämmen waltet im Bau der Cölenteraten Sym- metrie, allerdings anderer Art alS die zivetjeitige Symmetrie des Menjchen und der meilten Tiere. Körperanhänge, wie die Yangarme der Geerojen, die Sinnesorgane am Öloden- and der Medufen, ferner die Gejchlechtsorgane md vieles andere find radiär um eine Mittelachje angeordnet, die Durch Die Mundöffnung und die Mitte der Körperhöhle geht. Sonjt findet fich eine ftrahlige Anordnung der Drgane nur noch in Dem Tierfreis der Stachel- häuter, die aber mit der bei den Cölenteraten ftammesgeichichtlich nichts zu tun Hat. Im Süitem ftehen die Hohltiere neben ven Schwämmen auf der unterften Stufe der vielzelligen Tiere, haben aber ald Formen, die ihre Beute fangen umd jich zum Teil frei bewegen, einen viel geichlofjeneren Körperbau und höhere Leiftungsfähigfeit ausgebildet. Erfter Unterfreis: Keijeltiere (Cnidaria). Die Nefjeltiere führen ihren Namen von den Nejjelzellen, die einen äbenden oder Hebrigen Stoff liefern und jich bei allen drei Slajjen, den Hydrozoen, den Schphomedufen (Scheibenguallen) und den Anthozoen (Bfumentieren), al ein ganz charakteriftiiches Merk- mal überall da im Eftoderm finden, wo das Tier von feinen Feinden angegriffen werden fann oder mit Beutetieren in Berührung fommt, vor allem an den Sangarmen, den Ten- taten. &3 find Zellen, deren Raum durch ein lebhaft glänzendes, fichtbrechendes Körper- chen, die Neffelfapfel, faft ganz ausgefüllt wird. Smmer mifroffopijch Hein, treten fie bei den einzelnen Ordnungen und Mten in jehr verjchiedener Form und Größe auf und stellen äußerst Funftvolle Keine Mechanismen dar, deren Konftruftion vielfach wechjelt und deren Wirkungsmweife ebenfalls ganz verichieden fein Fan. Auch bei ein und Dderjelben Art treten gewöhnlich mehrere Formen von Nefjelzellen auf. Als Mufter mag eine „große bienförmige Nefjelzelle mit Stiletthafen" dienen, wie fie unfere Süßmafjerhydren befien (Abb., ©.101). Über die Außenfeite Der Zelle ragt ein haarartiger Fortjag, das Cnidocil, ge- jtügt von einer befonderen Plasmajcheide mit verjteifenden, jtäbchenartigen Gebilden. Das Haar feßt fich in das Innere der Zelle fort und Fan fich der Nefjelfapfel anlegen. E3 dient al3 „Sinneshaar”, das Berührungs- und vielleicht auch andere Neize aufnimmt. Denn die Nefielzellen find, wie M. Wolff zeigte, reich mit Nervenfajern verjorgt und dienen vielleicht auch als Sinnegzellen, die empfangene Reize weiterleiten. Shre Hauptaufgabe aber er- füllen fie durch die Wirkung der Neffelfapfeln. Diefe ovalen Körperchen enthalten in ihrer galfertigen Subjtanz einen fpiralig aufgerollten Faden. Auf beftimmte (mit chemijchen Reizen verbundene?) Berührungsreize, wie fie wohl für gewöhnlich von Beutetieven oder Angreifern ausgehen, wird der Dedel der Zelle, der. durch einen Stäbchenbelag veriteift und Tortjäbe der Opfer zu veriideln oder Allgemeines. 101 ift, im Nu geiprengt, und der Faden jchnellt heraus. Cr ftellt fich jebt als eine jchlauchartige Fortjegung der Kapfel dar, die bei der Entladung ausgejtilpt wird, wie ein umgedrehter Handiehuhfinger. Bei den großen birnförmigen Nejjelzellen jchlagen jich die in der Nuhe gleichfalls nach innen umgefrempelten großen ©tilettdormen am Grumde des Fadens zuerit in die Haut des Opfers und reißen ein Yoch, durch das der Veijelfaden in den Körper ein- dringen Tann. Der glashelle Nefjeljaft, der jich im Hohlraum des eingeftülpten Fadens be- findet und aucd) aus dem Snmeren der apfel heraus die Wandungen des Fadens durch- dringt, vermag durch intenjid wirkende Gifte Heine Tiere falt augenblictich zu lähmen und zu töten. Große Staatsquallen vermögen durch Die geradezu fürchterliche Wirkung ihrer Kejielbatterien jogar dem Menjchen ge= fährlich zu werden. — Bewirft wird Die Erplofion der Nejjelzelle in exjter Linie dDunch Die Zufammenziehung musfelähn- licher Fafern im Umfreis der Slapjel. Da- neben dürfte die Claftizität der Neifelfapfel mitwirken; vielleicht quillt auch das Nefjel- iefret in der Kapfel durch Wafjeraufnahme vafch auf und treibt den Faden Heraus. Das von den Neljelfäpen getroffene Tier wird zugleich feitgehalten; jollte es jich im ersten Augenblid noch wehren und zu ent- fliehen fuchen — was nır großen und fräf- tigen Organismen gelingt —, jo fünnen die Kapjeln zwar gelodert werden, bleiben aber durch ein elaftiiches Lafjo, das Will bei der Hydra entdedte, am Körper des Polypen befeftigt. „Neijelzellen” anderer Konftruftion Haben überhaupt nur die Yuf- gabe, Jich mit ihren Fäden in feine Haare jie durch ihr Sekret anzufleben. _ Sit eine Kapjel einmal verjchofjen worden, jo fanı die Neljelzelle jte nicht mehr neu bilden. Der Erjaß erfolgt vu a neu zumandernde Neijelzellen, die an einer Neffelselten von Hydra. A mit erplobierter Rapfel, B mit anderen, oft der Außenmelt entzogenen an. ae. en EREENE N Stelle bes Ektoderm3 entjtehen und ganz jelbjtändig, unter mehrfacher Durdhbohrung der Stüblamelle, zur Berbrauchsitelle wandern. Auf diefem Weg können fie fogar den Magenraum durhihwimmen, wie Hadzi bei Tubu- laria fand. Am Berbrauchsplag befeftigen fie fich außen an der Stüßlamelfe und drüden fich zwischen den. Eftodermzellen bis an die Oberfläche durch. Die Menge der Nejjelzellen auf den Fangarmen der Cnidarier, die durch diefe Nachwanderung immer wieder ergänzt wird, ift ganz gewaltig. Möbius jchäßte die Zahl der reifen Nejjeltapjeln bei der in der Nordjee gemeinen Noten Seerofe für einen Fangarım mittlerer Größe auf mehr als 4 Mil- lionen und für alle Fangarme zufammen auf wenigitens 500 Millionen. 102 Nefjeltiere: Hydrozoa, Grite Klaffe: Hydrozoa. GErite Ordnung: Hydroiden (Hydroidea). Grite Unterordnung: Hydrariae. Am beiten und genauejten unterjucht jind die Fleinen Süßwajjerpolypen oder HHhodren. Sie mögen hier Deshalb und wegen ihrer überjichtlichen Organijation an exiter Stelle jtehen, wenn auc) Die juitematische Zoologie mehr und mehr dazu gefommen it, fie nicht mehr als urjprünglich einfache Formen aufzufalien, jondern al3 Degenerierte Sprojjen des Hyprozvenjtammes, die gegenüber den meilten ihrer marinen Ahnen im Süß- wajjer „heruntergefommen“ find. Man wird die Süßmwaljerpolypen meift nicht vergeblich fuchen, wenn man Wajjer aus jtehenden, mit Pflanzen bewachjenen, aber Haren Teichen und Tiimpeln jamt einigen Wafjerpflanzen in ein Glas Shöpft und jorgfältig dDurchmuftert. Namentlich an Wafjerlinjen entdecdt man zarte bräunliche oder grüne Schläuche, die etiva 1 cm weit ins Wajjer Hinein- tagen; lange feine Fäaven jpielen am freien Ende ins Wafjer hinaus, hümmen jich, dehnen jic) aus und ziehen jich wieder zufammen. &3 find die Sangfäden, jechs bis acht im Duchichnitt bei jedem Bolypen, Die das etwas vorgewölbte Mumpdfeld, mit dem Mumd in der Mitte, um- Itehen. Schon bei der Betrachtung mit einer guten Lupe wird man fnotige Berdieungen daran erfennen (j. die Zarbentafel, Fig. 1). Darin find die Nejjelfapjeln in Batterien angehäuft, finden fich aber auch am ganzen itbrigen Körper im Eftoderm verteilt. Die braune Hydra auf der Tafel Hat fich ihrer gerade bedient und einen Wafjerfloh gefangen. Das Tierchen ijt mit einem der Tentafel in Berührung gefommen, große, birnfürmige Klapjeln (j. ©. 100) jind erplodiert und haben es gelähmt; andere Tentafel Haben die Beute „gewittert” und haben lich ebenfalls darangelegt. Bald ijt eS ganz regungslos und wird dann zum Munde geführt. Außer den großen Stilettfapjeln fir den Angriff Haben aber alle unjere Hypdren nod) andere Sorten zur Verfügung: große Mengen Heiner, birnfürmiger Widelfapjein Ichlingen ihre säiven um feine Anhänge und Boriten eines Beutetieres, um es jicher feitzuhalten. Große und Heine, meilt zylindrijch geformte Haftfapjeln ermöglichen der Hydra Durch ihr Flebriges Ceftet, beim Weiterkriechen die Tentatel oder auch den Mundfegel feitzuheften. Tach ver Geftalt der verjchtevenen Nefjelfapjeln werden die einzelnen Hypra-Arten jebt Hauptjächlich unterjchievden. B. Schulze führt Danach neuerdings (1914) acht Deutjche Arten an, zu denen noch eine Bradwafjer-Unterart von der grünen Chlorohydra viridis- sima Pall. fommt. ®Diejer, unjer Grüner Süßwafjerpolyp, wird höchitens 115 cm lang, ohne die Tentafel, die ungefähr die Körperlänge erreichen. Er findet jich überall in ruhigen Gewäfjern, auch in den Heinften Pfüsen. Die Färbung rührt, wie bei „grümen" Sükwafjerichwämmen, von parafitiichen einzelfigen Algen, Zoochlorellen, her, die nur bei diejer einen Hydra-Art, aber da ganz regelmäßig, in den Zellen des Entoderms vorkommen. Daß das Tier fie nicht unbedingt benötigt, hat Whitney beiwiefen, indem er die Algen mit ihwacher Glyzerinlöfung entfernte und dann die Hhdren entfärbt weiterzüchten konnte. Süßwailerpolypen. Etwa 6fache Vergrößerung. 1. Grüner Süßwaiferpolyp, Chlorohydra viridissima Pall. — 2. Brauner Süßwafferpolyp, Pelmatohydra oligactis Pall. HHydroiden: Hydrariae (Süßwafjerpolypen). 103 Auch die Age läßt fich auf fünftlichen Nahrböden gejonvdert erhalten, gedeiht aber jchfechter als bei ihrem Schmaroberleben. Die grüne Hydra hat offenbar einen Vorteil von der treuen Genojjin; zwar fann je die von Ddiejer gebildete Stärfe, oder die ganze Alge jelbit, niemals als Nahrung verwerten, wie man lange geglaubt hat, aber fie vermag in fchlechtem, fohlen- jäurereichem Wafjer (nach Hadzi) länger auszuhalten al3 die braunen und grauen Arten, denen fein pflanzlicher Barafit Sauerftoff zur Durchatmung der Gewebe Tiefert. Bon jenen anderen Arten ijt die zweite Korm unjerer Tafel, die fogenannte „Braune“ HHdra, Pelmatohydra oligactis Pall., bejonders in Seen und Teichen häufig anzutreffen. Shre Färbung geht durch alle Schattierungen von braun, ift aber auch oft gelblich, rötlich und grau. ©ofort zu erfennen it fie an dem deutlich abgejeßten, jtarf verjchmälerten Stiel, der ganz farblos und durchlichtig it. Trifft man die Tiere in guten Lebensbedingungen, oder hat man eine Yucht von diejer Art auf die Höhe gebracht, dann fallen fie, wenn fie völlig ausgejtredt im Waffer hängen, auch durch recht anjehnliche Länge auf: bis zu 3 cm Länge vehnt jich der Körper, die Tentafel jtreden fich bis zu 25 cm und ziehen fich dabei jo dünn aus, daß jie Schließlich dem unbewaffneten Auge entihwinden. Eine jeltene Art, die eben- falls einen abgejegten farbiojen Stiel bejibt, P. braueri Bedot, wird nur etiva halb jo groß, läßt jich aber mit Sicherheit nur im Bau ihrer Haftfapjeln von oligactis unterscheiden. Bei den übrigen fünf deutichen HHndraltten, die früher aß „Oraue Hydra” galten, berjüngt jich der Körper allmählich ohne ausgejprochenen Etiel in die Fußjcheibe; wer fie bejtimmen will, muß ji die Mühe nehmen, ihre Neijelfapjeln unter dem Mifrojfop bei jtarfer Vergrößerung zu jtudieren. Hahfreiche Arten, die man früher aufgeitellt hatte, find lediglich Anpafjungsformen an bejondere Verhältnijje; namentlich find es Hochgebirgs- formen verjchiedener Arten, bei denen Farbe und Gejtalt charakteriftijch verändert jein fünnen. Der Verbreitung der Hhoren über der Erde jcheint Feine Schranke gezogen. Man fennt jie von ganz Europa und Nordamerika, von Chile, von Feuerland, von Japan, von Bengalen, aus dem Victoriafee, von Sanfibar und von Grönland. Bei uns gehen fie bon der Tiefebene bis in die falten Hochgebirgsjeen; Annandale bejchreibt fie aus Tibet bon iiber 4500 m Höhe. Sie leben in eisbededten Tümpeln wie in warmen Quellen. Jm Genfer See find Süßmwafjerpolypen bis zu 300 m Tiefe gefunden worden; gemöhnfich halten jie jich aber in der oberiten, jauerftoffreichiten Region der Seen und Teiche auf, two jie Die reichlichjte Nahrung finden; nur im Herbit und Winter gehen fie bei uns bis auf den Grund der Gemwäljer. Zr der warmen Sahreszeit fißen fie überall nahe der Oberfläche, mit Vorliebe an Wafjerlinfen und anderen Pflanzen, die auf dem Wafjer treiben, jotie an der Unterjeite der ins Wafjer gefallenen welfen Blätter. Auch auf Schnedenhäufern und an den Köchern der Köcherfliegenlarben fiedeln fich die Polypen an, ohne durch die Bemegungen ihrer Unterlage beunruhigt zu werden. Sonjt jind die Hydren außerordentlich empfindlich gegen jede Störung und ziehen ich bermittel3 ihrer Muskelzellen, die im Ektoderm in Längszügen, im Entoderm ringförmig angeoronet jind, bei ver geringiten Erjchütterung rvafch zu fteefnadelfopfgrogen Knöpfchen zujammen. Schon den alten Beobachtern galt diefe Bewegung als ein Beweis fir die tieriiche Natur der pflanzenähnfichen Gejchöpfe, ebenjo wie die Fähigkeit der Hydren, den Plab zu wechjen. Zn Behälter wandern fie in den beftbelichteten Winkel, gemöhnfich in der Weije, daß fie jich zur Unterlage neigen, etliche Tentafel vermittelß der Haftfapfeln jeitfleben, den Körper nachziehen, fich wieder mit der Fußicheibe feitfegen, die Tentafel 104 Nejjeltiere: Hydrozoa. (öfen, von neuem befejtigen ujtv., ganz jo, wie jich die Spannerraupen bewegen. Auch durch richtige Pınzelbäume fommt Hydra weiter: der Mundfegel mit Dem großen Tentakelfvanz fegt fich auf die Unterlage, Hebt jic) an, und dann überjchlägt ji) das Tier. Jin jeltenen Fällen Hat man den Heinen Afrobaten nır auf den Armen „laufen“ jehen; gelegentlich vermag das Fußende auf eine noch ungeflärte Weife einfach weiter zu gleiten. Manchmal wird Hydra auch auf dem Wajjer treibend gefunden; fie hängt jich dann, wie viele unjerer Süßmafjerjchneden, mit ihrem Fußende an das Oberflächen-Spannungshäutchen des Wafjers (Ocourfield). i Am beiten fann man die Ortsbewegungen bei der namentlich an warmen Sommer- tagen jehr lebhaften Chlorohydra viridissima verfolgen, wenn man die Pläße im Glas- behälter bezeichnet, die ein Tier nacheinander einnimmt. Bei diejer Gelegenheit Yajjen fich leicht auch „Tangbewegungen” feitjtellen, bejonders wenn die Tiere gehungert haben. D. Steche jchildert fie uns in feiner Hydra-Monographie: „Das zunächlt lang ausgeitredte Tier zieht fi) langjam zufammen, macht eine Heine Wendung und jtredt jich wieder aus. Nach einiger Zeit erfolgt eine neue Kontraktion, eine zweite Wendung und Erpanjion. Auf dieje Art bejchreibt das Tier allmählich einen Ktegelmantel im Wafjer, wobei aber die einzelnen Berfchiebungen nicht immer in gejegmäßiger Richtungsfolge einzutreten brauchen. 3 wird auf Ddiefe Art von der Hydra allmählich der ganze Umkreis abgejucht, und Dieje '* Einrichtung ftellt fih aß ein Mittel zum Nahrungserwerb dar. &3 ift daher leicht einzu- jehen, warumt e3 gerade bei viridissima, die am Fleinften ift und die Fürzejten Tentafel hat, bejonder3 ausgebildet ijt. Hat die Hydra lange nichts gefangen, jo folgen fich dieje Be- mwegungen in furzen Abjtänden von 1—2 Minuten. DVerläuft diefer Verfuch längere Zeit erfolglos, fo beginnt Chl. viridissima zu wandern.“ So ändert Hyora ihre Stellung, bis fie einen ergiebigen Jagdgrund gefunden hat. Hier treten die Kejjelfapjeln in Tätigfeit gegen jedes Tier, daS vor die Tentafeln fommt und nur irgend bewältigt werden fann. Hat ein Tentafel gefaßt, jo neigen jich die übrigen Hinzu und „helfen“ das Opfer zu verftriden. &3 find nicht nur Heine Krufter; derbe Müdenlarven werden ebenjo bemältigt wie Würmer, felbit wenn fie die Körperlänge des Volypen um ein Mehrfaches übertreffen. Sogar der Fischhrut wird der Räuber gefährlich: Schuberg mußte feftitellen, daß junge Forellen von 3—4 cm Länge in ziemlicher Anzahl von den Polypen getötet wurden. Feithalten Tonnten fie die kräftigen Fifche nicht mehr, aber dieje fonnten fich von der Gift- wirfung der Nejielfapfeln, die zahlreich an ihnen zu finden waren, nicht wieder erholen. Meift ift Die Beute beträchtlich größer alS der Mund. -Sie wird troßdem durch Die Tentafeln vor die Offnung gebracht, und dann erweitert fich diefe gewaltig und jchiebt fich langjam über jede noch fo große Daphnnie. Würmer und Snjektenlarven werden von einem Ende aus nach und nach herangeholt oder in der Mitte eingefnict, wenn fie anfangs quer bor dem Mumde liegen. Der im Magen der Hydra befindliche Teil des Opfers wird jchon zerlegt, während aus dem Munde noch ein unverjehrtes Stüd Herausragt. Hhoren in Aquarien, die reichlich Daphnienfutter auf einmal erhalten, ftopfen jich richtig „bis zum Plagen” voll, fo daß der Körper al3 ganz dünner Überzug einen unfürmigen Haufen der Heinen Krebje überzieht. Dann treten Drüfenzellen des Entoderms in Tätigfeit, die Die Nahrung durch ihr Sekret zerlegen, aber nur bis zu Teilchen, die von Freßzellen (Pha- gochten) des Darmes aufgenommen werden, ganz jo, wie Amöben ihre Nahrung ein- berleiben. Häufig werden die Tentafel, an denen die Opfer Hängen, mitverjchlungen; für die Verdauungsfäfte find fie aber unangreifbar und fommen unverjehrt wieder zutage. HHydıoiden: Hydrariae (Süßmwajjerpolypen). 105 Was don der Beute nicht zerlegt werden fanıı, wie die Chitinpanzer der Sirebje, wird fpieder ausgejpien. Ermöglicht find alle die mohlgeregelten Bewegungen der Hhdren — die ähnlich bei den meilten Cölenteraten vorhanden find und diefe im Verhalten der Ummelt gegenüber weit über die Schwänme ftellen — durch ein Nervenjyitem: in der Tiefe des Eftoderm3 twie des Entoderms Tiegen in der Nahbarichaft der Stüblamelle Zellen, die feine protoplas- matifche Ausläufer entjenden. Dieje verbinden jich zum Teil untereinander und bilden ein Nervennes, ein „Difjujes Nerveniyjtem". Andere Ausläufer der Zellen aber treten zu Muskelzellen und zu GSinmeszellen, die fic) in beiden Lagen des Körpers finden, die Ginnezzellen am reichlichiten auf der Mundjcheibe und den inneren bafalen Teilen der Zentafel jowie auf der Fußjcheibe; auch das Nervenneb ijt im Mundfed und am Tuß- ende — den wichtigen Uufgaben diejer Teile im Leben der Hydren entjprechend — am dichteften. ©o fann ein Reiz, der irgendeine Gtelle des Volypenförpers trifft, durch den ganzen Körper geleitet und mit dem ganzen Körper beantiwortet werden. &3 gibt nur wenig Reize, die auf die Süßwajjerpolypen wirken: von der Nahrung ausgehende hemijche Reize löfen Bewegungen der Tentafel aus, die nad) der Beute „juchen”, bis fie erreicht ift und die Nefjelfapjeln wirken können. Berühren der Kapieln allein bewirkt noch feine Exrplofion; wenn der Exrperimentator die Cnidocile mit einer Nadel oder einem Papierjtüdchen reizt, wird der Faden nicht ausgeftogen. — Feder ARud oder auch nur eine leife Erjchütterung des Gefäßes läßt das ausgejtredte Tier im Nu zufammenfahren. „Ge- wöhnung” Fan diefen Sluchtrefler, der die angreifbare Dberfläche ftarf verringert, her- unterjegen oder ausschalten, wie bei den auf lebenden Schneden angejiedelten Hypdren. Auch rafcher Temperaturwechjel bewirkt ein Zufammenziehen. Empfindlich gegen Licht ind alle Hydra-Ntrten, und zwar wandern fie nach belichteten Stellen hin, two fich auch die Heinen Srebje zu jammeln pflegen. Am ftärkiten „pofitiv Heliotropiich” ift die grüne Hydra; darin hiegt für fie ein bejonderer Vorteil, denn ihr Wohlbefinden hängt von der afjimilieren- den Tätigkeit der parafitiihen Zoochlorellen ab, und deren Chlorophyll arbeitet natürlich nur im Licht. Wie fchon bei den PVrotozoen ijt bei Hydra und überhaupt allen Cölenteraten die Erregbarfeit vom phyfiologiihen Zuftand des Tieres, von feiner „Stimmung“, bedingt: die Tentafel einer gejättigten Hydra führen Fangreflere nur läjlig oder gar nicht aus. Die vermehrt fie) Hydra? An der braunen Pelmatohydra oligactis unferer Tafel ist eine Sinofpe, die feinen Mund und noch ganz Furze Tentafel hat, aber jchon Durd) einen eigenen Stiel mit der Alten verbunden ift. Sie ijt nicht einfach dadurch entitanden, daß jich die Leibeswand der Mutter ausftülpte, fondern faft ihr ganzes Zellmaterial wird bon indifferenten, unter dem Eftoderm der Alten gelegenen Zellen geliefert, die fich bei der Knojpenbildung rafch vermehren. Noch am Muttertier bildet die ungefchlechtlich erzeugte junge Hydra Mund und Tentafel völlig aus und vermag fi) ihr Futter felbft zu fangen. beide aber Haben, wenn eines reiche Beute macht, Vorteil davon, denn ihre Magenräume gehen ineinander über. Solcher Sinofpen entjtehen bei Pelmatohydra oligactis bis zu acht und mehr an einem Polypen; e3 fommen fogar Enfelfnofpen an ihnen vor, jo daß gelegent- lich allerliebjte Feine Tierjtöde von 10—20 Smdividuen entjtehen können. Schließlich aber löjen jich die Knojpen ab; dies gejchieht, wenn die Tiere in voller Lebenskraft ftehen, meift ztemlich bald nachdem die jungen Volypen fertig ausgebildet find. Durch Knofpung ver- _ mehren fie) die Hhoren das ganze Jahr Hindurch fehr rajch, am ftärkjten in der warmen Sahreszeit. Schäffer (1755) errechnete — unter der Vorausfegung, daß alle gefnofpten 106 Nejjeltiere: Hydrozoa. Nachfommen eines Stammpolypen am Leben bleiben und jich gleichmäßig vermehren — als Endzahl von 30 Generationen während der fünf warmen Monate 25467 Sndividuen! Sr Aquarien werden fie gelegentlich zu einer üblen Plage, die Die Aufzucht von Zungfiichen unmöglich macht. Weniger auffällig find andere, jeltenere Formen der ungejchlechtlichen Vermehrung. Somohl die grimen wie die „grauen und „braunen“ Hhoren jchniren ich gelegentlich an einer beliebigen ©telle ihres Körperjchlauches einfach quer durch. Das hintere Stir braucht nac) Koeli 2 bis über 4 Tage, um einen neuen Tentafelfranz mit MunDd- icheibe zu bilden, daS vordere 3 bis über 7 Tage für die neue Fußjcheibe. Auch Längs- teilung darf bei den Hhdra-Arten als feitgeitellt gelten, jelbjt wenn vieles, was jo gedeutet wurde, auf Mißbidungen beruhen mag: eine Furche jchreitet vom Mundende einer Hhora ‚ aus nach unten fort, bis zwei Volypen auseinanderrücden fünnen. Aber die Hydren vermögen fich auch gejchlechtlich fortzupflanzen. Die grüne Hydra der Tafel zeigt unter ihrem Tentafel zwei weißliche Budel mit einer Heimen Erhebung in der Mitte, Die Hoden, und in der unteren Hälfte einen fait abgejchnürten Fugeligen Körper, eine reife Eizelle, die bei der grünen Hhora bereit3 von den parafitifchen Grünalgen be- fallen ift. Beiderlei Gejchlechtsprodufte find nicht immer gleichzeitig da: neben ziwitterigen Sremplaren finden fich andere nur mit Eiern oder nur mit Hoden. — Bald zwitterig, bald getrennt gejchlechtlich jcheinen auch die übrigen Arten aufzutreten, bloß Pelmatohydra oligactis joll immer Gejchlechtertrennung haben. Die Snojpenbildung wird in der Regel nicht gehemmt, wenn ©ejchlechtsprodufte an einer Hydra reifen; in jeltneren Fällen ent- wideln die Snofpen jelbit Schon Eier und Larven. Die Eier der HhdraArten find durch furze Stiele im Eftoderm des Muttertiers verankert; fie machen hier auch ihre exjte Entwidelung Durch, nachdem jie von einem Samenfaden, wie jie von Zeit zu Zeit aus den Fleinen Hödern auf der Mitte eines Hodens ausjchwärmen, befruchtet wurden. Außer bei P. oligactis bilden fie eine Schale, die bei den einzelnen Arten jehr verichieden gebaut ift, und fallen ichlieglich einfach ab. Sie liegen dann noch 6-8 Wochen, ehe die Heinen, aber bereits voll tändigen VBolypen ausjchlüpfen; diefe ftreden fich und jeben fich bald feit. — Sit Dagegen bei P. oligactis ein jchalenlojes Ei reif zur Ablage, dann neigt jich die Alte, bis der Steim den Grund berührt. Dort wird er Durch einen Schleim, den die Eftodermzellen der Mutter au3- icheiden, fejtgeflebt und bildet exit jeßt eine Schale. ©o Ffünnen nach Brauer3 Angabe bis zu 10 Eier abgelegt werden, die die Mutter im Kreis um fie) anordnet. Die Jungen diejer Art jchlüpfen dann jchon nach 14 Tagen aus. Sejchlechtliche Vermehrung tritt nicht wie die Knojpung das ganze Jahr Hindurch auf, jondern nur unter bejtimmten, für die einzelnen Arten verjchtedenen Temperaturver- hältnijjen. Bei der grünen Hhdra und einer „grauen” Art (Hydra vulgaris Pall.) lölt zu- nehmende Erwärmung des Waffers die Ei- und Samenbildung aus, die bei der lebteren bei etiva 200 C beginnt. Umgefehrt wird Pelmatohydra oligactis dazu angeregt, wenn jich das Wafjer auf 8S—10°C abfühlt; jie wird im Freien voriviegend im Herbit, die beiven anderen im Frühjahr mit Gejchlechtsproduften getroffen. Yeinde, die den Heinen, aber jehr wehrhaften PBolypen nachitellen, gibt eS Faum. Tach Steche übernimmt unfere große Sumpfjchnede Limnaea stagnalis in Aquarien ge- legentlich den Bolizeidienft gegen die Räuber; die Volypenläufe (Trichodina pediculus; bgl. ©. 68), Infuforien, die man oft auf den Volypen eilfertig herumgleiten fieht, freijen ihren Wirt nicht an, wie vielfach geglaubt wırde, fondern nüben ihm, meil fie auf den Hhoren lebende Pilze wegfteffen. Aber ein anderes, in bezug auf Nahrungsaufnahme HHdroiden: Hydrariae (Süßmwafjerpolypen). 107 außerordentlich Yeiftungsfähiges Snfufor, Prorodon teres (vgl. ©. 62), greift, nach) Neu- fauf, Hydren erfolgreich an, indem e3 jich mit dem Zellmund über ein Tentafelende zieht und den mit Nejjelfapfeln bejpidten Zangarın bi3 zur Bafis herunter allmählich verdaut. Berleungen fünnen einer Hydra nicht fchaden; fie übertrifft ihre mHythologijche Batın bei weiten an Negenerationsfraft, wie Die Foricher des 18. Zahrhundert3 bereits taunend feititellten. Schon 1740 hat Trembley zum exften Male einen Süßmwafjerpolypen quer Durchichnitten; er wurde „in große Aufregung verjebt", al3 er neun Tage darauf am Hinterende neue Arme fproffen jah. Der VBerjuch ift unzählige Male nachgemacht und auf alle erdenfliche Weile abgeändert worden: aus winzigen Körperjtüden bilden fich neue Sporen, jelbit dann noch, wenn das Teilchen Y/,oo Des Körpers einer erwachjenen Hhodra dDaritellt und einen Durchmejjer von noch (mindeltens) !/, mm bejibt, wie Miß Weebles aus- probierte. Am beiten regenerieren Stüde des Körperjchlauchs, denn hier finden fie) am veichlichiten indifferente Zellen, aus denen noch alles werden Tann. Zentafel vegenerieren jchlecht, weil die gewebliche Sonderung der Zel- fen in Ddiefen Spezialapparaten zu weit gegangen it, Stüde aus Sino]- pen Dagegen infolge der zahlreichen indifferenten Zellen in den jich neu bildenden Teilen jehr gut; hier _ braucht die Menge von Körper 9 —_ ee gemwebe, die no zur Regeneration PBolyp von Microhydra ryderi Potts, fladhes Stödchen mit 2 Haupts 5 3 2 äften, ftarf vergrößert. abe Aftfnojpen, s gallertige, h hornige Scheide fähig it, jogar nur zig mm im @eriderm), fr erfte Anlage einer Fruftel, w Eleiner Strudelmurm, der dur Durcchmejjer zu betragen. Begrün- ke en an tun RA anklen = N det jind Derartige Negenerationen wie bei den Schwämmen in der fait gleichwertigen Ausbildung aller Störperteile; lebens- wichtige Zentralorgane, wie fie die Höheren Tiere beiten, fehlen eben noch ganz. — Das berühmtejte Experiment an Hydra Hat aud) Ihon Trembley angeftellt:’es ft ihm gelungen, das Tier umzufrempeln! Er reiste einen Bolypen, der jich mit Nahrung Die vollgepfropft hatte; diejer zog fich zufammen, und Trembley vermochte dann mit einer ftumpfen Schmweins- borjte das Fußende nad) innen umzuftülpen und bis an die Tentafel zum Wunde heraus- zutreiben. Und ein Teil der Bolypen ging an diefem ungeheuerlichen Eingriff nicht zu- grumde, jondern jchien umgeftülpt mweiterleben zu können, jo daß das Eftoderm jcheinbar als Entoderm funktionierte und umgekehrt; an einer Nüdjtülpung wırden die Bolypen durch quer eingeftecte Borjten verhindert. Crft Sihikawa und Nußbaum jtellten feit, daß jolche Bolypen ihre beiden Zellagen unter allen Umständen in die alte Anordnung zurid- bringen müljen, wenn jie weiterleben follen; Eftoderm und Entoderm find jelbit bei diejen niedrigen Lebensformen nicht mehr vertaujchbar. Sit eine einfache Rüdjtilpung wegen durcchgeitedter Borjten unmöglich, fo paltet fich der Polyp entweder bis zu diejen Hinder- niffen auf und fchaltet fie dadurch aus, oder aber alle Eftodermzellen fegen fic) in March und pilgern durch) die von den Borjten verurfachten Löcher nach außen. Einen ganz einfad) gebauten Süßmwajjerpolypen, Microhydra ryderi Potts, der aus England und Nordamerika jchon länger befannt tft, Hat U. Goette neuerdings (1908) auch in 108 Nejjeltiere: Hydrozoa. Deutjchland gefunden (j. Abb., S.107). Das winzige Gefchöpf wird höchiteng T/,mm Yang und !/ „mm breit und bejißt feine Tentatel. Der untere Teil des Körpers jtedt in einer vom Eftoderm ausgejchiedenen Hornigen Hülle, einem „PBeriverm‘, das oben in einen dünnen ichleimigen Belag ausläuft und unten auf Wafjerpflanzen, Steinen und anderem feitjißt; es ift in der Negel mit Steinchen und Algen überfiuftet. Nur das etivas verdidte „Köpfchen“ ichaut aus dem PBeriderm Heraus; e3 bejibt in der Umgebung des Mumndes Nefjelfapjeln, mit deren Hilfe die Beute, Keine Wiirmer und dergleichen, wie bei den Hhdren betäubt wird, um dann aufgenommen und verdaut zu werden. Syn den jchwachen Körperümmungen bei der Nahrungsaufnahme erichöpft jich, jomweit befannt, Die ganze Bemwegungsfähigkeit eines Microhydra-Bolypen. Gewöhnlich fommen die Tiere nicht einzeln, fondern zu 2—4 in feinen, durch Knofpung entitandenen Stöcdchen vor; Doch können jich die feitlich entjtehenden Snojpen auch abjchnüren und jelbitändig feit- jeben. Wie beiden Hhpdren findet ich gelegent- fich Querteilung. Daneben gibt e3 eine eigen- tümliche Sorm der Längsteilung, die Frujtel- bildung. Nur auf einem fleinen Teil des Körpers erhebt fich ein länglicher Wulft und ipaltet jih ab. Dieje „Sruftel” bleibt einfach fiegen, wo je Hinfällt, oder jie wird Durch Wafjerftrömung verichleppt; erjt nad) einiger Zeit macht fie fich jeßhaft und wäcdht zum Tolypen aus. ; Mit der geichlechtlichen Fortpflanzung hält 3 Mierohydra tie die meijten Hhydroidpoly- Mebufe von ee dee Potts, fort ie pen de3 Meeres: Eier und Samen entjtehen ee on onben ao a nicht am Polypen felbit, jondern an einer ‚„Medufe” (j. unten), die aus dem Bolypen- föürper herborfnojpt, jich ablöft und frei im Wafjer Herumfchwimmt; exrjt dabei erlangt jie die Gefchlechtsreife. Über die Mierohydra-Medufe (j. die Abb.) ift wenig befannt; in Deutfch- land wurde der winzige Organismus (O,a mm Durchmeijer bei 0,3 mm Höhe) exit einmal gefunden, im Juni 1911 im Finomfanal unterhalb der Eberswalder Schleufe von W. Schorn, ohne daß der zugehörige Volyp am jelben Pla entdedt wurde. Der Beobachter Der amte- rifanijchen Microhydra, ©. Potts, aber hatte das Glüd, 12 Jahre nachdem er die Tiere zum erften Male fah und zitchtete, die Enttwicelung der Medufen am Rolypen zu beobach- ten. Die Medufe unferer Fiqur ift unreif; gejchlechtsreife Medufen von Microhydra jind bis jegt (1915) noch nicht befchrieben. Die Medufen der Hydroidpolypen, wie man jie im Meere jederzeit in zahlreichen Arten erbeuten fann, jehen ganz anders aus als die Volypen, denen fie entiprofjen jind, und leben auch ganz anders al3 diefe. Sie find Angehörige des Planftons, der Lebens- gemeinjchaft, zu der alle Tiere und Pflanzen gehören, die mit Dem Waffer jchiwebend treiben und nicht eigene Sraft genug haben, gegen Strömung und Wellenfchlag anzufämpfen. Und für das Schweben find gerade die „HHydromedufen” wunderbar ausgerüftet: der Körper, HHydroiden: Hydrariae (Hydromedufen). 109 bon der Form einer Glode oder eines aufgefpannten Regenfchirmes, muß das Herabfinfen im Wajjer aus den oberen, belichteten und durch die hier lebenden Algen nahrungsreichiten Schichten möglichjt verlangfamen, jo wie der Fallichium den Luftihiffer vor dem Abfturz bewahrt. Der allergrößte Teil der Körperfubftanz ift zu einer wafjerreichen Galferte ge- worden, die wenig jehiwerer ift als das tragende Meerwaffer. So gehört nır eine geringe Kraftanftrengung des Drganismus dazu, den Körper in der Schmwebe zu halten oder nad) oben jteigen zu lajjen. Außerdem vermag eine Medufe auch meift jehr gewandt nach allen Richtungen zu [chrwimmen, wenn fie auch freilich nicht gegen Strömungen anfommt. Gie arbeitet dabei nach einem ganz originellen Prinzip: -Die Glode zieht fich vermittelß einer auf ihrer Unterjeite vingfürmig angeordneten Muskulatur Fräftig zufammen, das darin ent- haltene Wafjer wird nach Hinten herausgetrieben und der Rüditoß treibt da3 Tier vorwärts. Dann folgt ein Erjchlaffen und darauf erneutes Zufammenziehen: fo geht e3 rucktveife, in pumpenden Bewegungen, Durchs Wajjer. ; Der Bau der jcheinbar vom Hhdroid- polypen jo ganz verichtedenen Hydromedufe it übrigens in den Örundzügen völlig der gleiche: in der Medufe hat fich der Polypen- Ichlauch verfürzt und verbreitert. Aus der Gtüßlamelle wurde die volumindje Gallerte. Der Scheitel der Glode entipricht der Tuß- icheibe des Polypen; gegenüber TYiegt die Mumdöffnung, von der ein Magenrohr zum Magen in der Glode führt; durch die Abplat- tung des Körpers find die äußeren Teile des urjprünglihen Magenraumes fo eng zujam- ; jammengedrängt, daß hier die obere und die untere Entodermlage zu einer Yamelle ver- Ihmeßen und nur die Mitte aß Magen” erhalten it. Da aber Nährftoffe auch in Die Nandteile geleitet werden müijen, jo ‚bleiben in diefer Entodermlamelle noch Tanalartige Hohlräume offen: „Nadiärkanäle”, meilt vier (oder ein Vielfaches von vier), ziehen Dicht an der Unterjeite der Glode bis zum ARand, vo fie durch einen „Ringfanal” rings am Öloden- tand herum verbunden find. Charakteriftiich für. die Hyoromedujen ift das musfulöfe „Selm“, eine Doppelfalte des Eitoderms der Olodenunterfeite, die in die Glode Hinein- tagt wie eine Blende. &3 unterftüßt die Glode beim Auspuffen des Wafjers. Die Ten- tafel am Rand der Glode und auch der Mundrand führen zahlreiche Nefjelzellen. An- jprücche, wie fie die freie Bewegung und die Jagd auf Beute an das Verhalten der Medufe itellen, bedingen ein höher als bei den Polypen entwideltes Nervenfyftem, das fi) in zwei Kervenringe fonzentriert; von diefen werden Sinnesorgane für Die Regelung des Gloden- Ihlags und die Stellung im Waffer, aber auch Augen einfachfter Bauart innerviert. sn der Regel find die Medujen getrennten Gejchlechts. Cier und Samen bilden lieh in eftovermalen Gejchlechtsdrüfen. Aus dem befruchteten Ei entfteht meift eine frei bewegliche Larve, die jich feitfegt oder zum Wolypen auswächlt, an dem dann wieder die Medufen jprojfen. PVolyp und Medufe find zwei Generationen, der Polyp die unge- i&hlechtliche, die Medufe die gejchlechtliche; fie folgen fich in regelmäßigen Wechjel, ftehen in „Senerationswechjel". Barum ein folcher Generationswechjel? Dieje Frage wird fich jedem aufdrängen, . 2 Längsfäntttdurd eine Sydromedufe. Nah D. Maas („Handmwörterbuch der Natur- wifjenihaften‘, Bd. II, Jena 1912). ga-Gallerte, ma Dagen, ri Ringfanal, te Tentafel, ve Bes lum, go Gonade, st Stüßlamelle. 110 Nejjeltiere: Hydrozoa. beionders, wenn er erfährt, Daß außerordentlich viele Sporoidpolppen iieber dadon ab- gekommen find, Medufen zu bilden. Gejchlechtsprodufte entmwideln jich bei ihnen in aller- hand Anhängen, „Gonophoren“, die vielfach) noch deutlich erkennen (ajjen, daß daraus eigentlich eine freie Medufe hätte werden jollen, die aber nicht mehr fertig ausgebildet und abgelöft wurde. Bet Syncoryne mira- ı bilis Ag. föjen fich jogar zuerjt Medufen _ ab, jpäter aber bleiben die Medufen- fnofpen jien und reifen am Bolypen. Kah Kühn (1914) it Die Bildung von Medujen Der urjprünglichere Zu- tanıd. Die qut jchiwimmenden ©e- ichlechtstiere ermöglichten einer Art, ein viel größeres Zebensgebiet fiir jich zu erobern, al dies ewig an ihren Plab ge- fejjelte Bolypen fünnen. Sn der unbe- ichränften Verbreitungsmöglichkeit liegt jedoch zugleich eine Gefahr fiir die Art; geraten die Medujen auf die Hochiee hinaus, fo verlieren die Larven, Die aus ihren Giern entitehen, häufig die Ge- legenheit, jich anzuheften und zu Boly- pen zu werden. um fiel die Frühzeit ver tierischen Entwidelung in eine Erd- periode, in der es noch feine Tiefiee, jondern nur flache Meeresbeden, reich gegliederte Küften und zahlreiche Sn- jeln gab, jo daß ausgejprochene Küjten- und Slachjeetiere wie die medufenbilden- den Hhdroidpolypen jich Durch ihre frei ihmwimmende Generation über die ganze Erde verbreiten konnten. AS jpäter in der geologiihen Entwidelung der Erde allmählich die tiefen Meere auftraten, mußte jich die alte Tierwelt dem an- pajjen, wenn fie nicht untergehen jollte. — = = — Die Hydroiden mußten entiweder auf die lleworn nodosa Esper. 30) SR) einer Kolonie mit eingejoge= gefährdete Sortpflanzung Durch freie Sei ae Das moreten Que.) Medujen verzichten, oder dieje mußten ven neuen Berhältnijjen angepaßt wer- den. Die Entwidelung hat beide Wege bejchritten: bei einem Teil der Arten bleiben die Medujen als mehr oder weniger rüdgebildete Gonophoren am Volypen, und e3 werden eufs mannigfachite ausgebildete Rolypen und große Rolypenkofonien hervorgebracht. Bei den anderen wird das Hauptgewicht auf die Medufengeneration gelegt: ihre Zahl fteigt ungeheuer und damit die Ausficht, daß Überlebende die Art erhalten; auch Lebensdauer und Lebenzmweije der einzelnen Medufe wird den neuen Anfpriichen beijer gerecht. Dies Fe En a en HHhodroiden: Hydrariae. HhHdtoforallen. Tubulariae. 1 führt jchlieglich zu einer dritten Möglichkeit: die feitjigende Generation ijt ganz unterdrückt und die freiichivimmende liefert aus ihren Eiern gleich wieder das neue Wlanftontier. Zweite Unterordnung: Hydroforallen (Hydrocorallia). Zu den Formen, in deren Erjcheinung den Polypen die augenfälligfte und mwichtigite Rolle zulommt, zählen auch die Hydroforallen. Die Hartteile gleichen denen mancher Korallen völlig und bejtehen wie bei diejen aus fohlenjfaurem Kalk (bi3 zu 97 Prozent). Die Polypen find zu vielen Hunderten in Stöden vereinigt, die in den tropifchen Meeren auf Feljen, jehr oft in Oejellichaft echter Storallen, jiben und ihnen auch in den Formen völlig gleichen: große derbe Mafjen mit lappigen oder budelartigen Fortfäben bei dei Milleporiden, oder reichverziweigte Bäumchen bei den Sthlafteriden. Als charakte- riitiicher Vertreter jei Millepora nodosa Esp. genannt (bb., ©. 110). Auf dem ganzen Sfelett, da3 vom Eftoderm ausgejchieden wird, öffnen fich zahlreiche Boren; immer ftehen um ein größeres Loch 5—8 Fleinere in unregelmäßigen Kreis. Sm den Löchern fißen die Bolypen, deren Magenräume durch ein Nöhrenmwerk in der Sfelettmafje alle miteinander in Verbindung jtehen, wie eine Hydra mit ihren noch nicht abgelöften Knofpen. Sit die Um- gebung des Stode3 ruhig, dann ragen die Bolypen aus den Poren heraus; bei der geringiten Störung aber ziehen te jich blisfchnell zurüd. Sie treten in zweierlei Form auf: aus den großen Offnungen ragen kurze, dide Schläuche in die Höhe, „Freßpolypen” (a), mit weiten Mund umd vier furzen Tentafeln, die mit Nejjelgellen gejpiekte Endfölbchen tragen. Aus den Heinen Löchern um fie herum erheben jich Ichlanfe, mundlofe Polypen mit zahlreichen (bis zu 20) jolcher geitielten Kejjelbatterien, die „Wehrpolypen"(b). Während der zentrale Freßpolyp ruhig aufrecht jteht, führen Die peripheren PBolypen fortwährend jchlängelnde Bewegungen aus, biegen ich auch manchmal zum Munde des zentralen herab; fie wehren Feinde ab oder führen ihm Zutter zu, das fie erbeuten. Der Freßpolyp nimmt es auf, al3 Nahrung für die ganze Gejellichaft. — Sehr Har zeigen die Hhdroforallen auch, daß Volyp und Medufe im Örunde dasjelbe jind: aus einer gewöhnlichen Polypenanlage kann eine Medufe werden, wenn Gejchlechtszellen — entweder nur männliche oder nur weibliche in einer Kolonie — in jie einwandern und darin reifen. Die Medufen find bei ver Gruppe ganz verfümmert, ohne Tentafel, ohne Ring- und Radiärfanäle, ohne Belum und ohne Sinnesorgane. Gie Ihaffen fi) während ihrer Entwidelung eine weite, verjchloffene Kammer im Skelett, aus der jie jchlieglich ins Freie durchbrechen. Die weiblichen Medufen, die man dabei beobachtet hat, machen ein paar Schwache Schwimmmbemwegungen und fterben jogleich, nachdem fie die amöboid beweglichen Eier entlajjen Haben. Dritte Unterordnung: Tubulariae (Anthomedusae). Weitaus die meijten und die befanntejten Hydroidpolypenarten bilden Kolonien auf Steinen, Pfählen, Algen und Schnedenhäufern und alfen möglichen anderen Unterlagen in der Strandlinie oder in geringen Tiefen. Gewöhnlich hat fich bei ihnen ein Volypen- föpfchen mit Mund, Tentafeln und Magenraum von einem Stiel gefondert. Der Stiel friecht wurzelartig auf der Unterlage; von diefer Wurzel und vom Stiel felbft Fönnen neue - Polypen jprojjen, jo daß ausgedehnte Najen und ganz verichieden geformte andere Ver- bände, wie Federchen, zierliche Zweige, Feine Büfche ufw., entftehen. Immer wird ein „Beriderm” ausgejchieden, eine bräumnliche, derbe, chitinähnliche Subftanz. 112 Jejjeltiere: Hydrozoa. Bei der Unterordnung Tubulariae läßt die jhüsende Perivermhülle die Polypen- föpfchen frei. Zu ihre zählt ein Volyp, der fich mehr und mehr das Süßmwajjer erobert und auch in Deutfchland feiten Fuß gefaßt hat, der Keulenpolyp (Cordylophora lacustris Allm.;\. Tafel „Hohltiere I", 3, bei ©. 87). Er bildet 4—8cm hohe, zierlich veräftelte, vötlichweiße Bäumchen, die mit ihrem Wurzelgeflecht auf Steinen, Ho und Mufchelichalen aufgewachjen find. Freie Medufen fehlen. Eier und Samen entmwideln fich in Heinen folbenförmigen Gonophoren, Die an den Äftchen unterhalb der Polypen Hervorjprofjen; die Stöckchen find getrennt gejchlechtlich. Bis in die Mitte unferes Jahrhunderts hinein Fannte man Cordylophora von der europäifchen und nordamerifanifchen Küfte nur aus dem Brad- waljer an Flußmündungen; fie verträgt, nach Boulenger, höchitens bis zu 1,3 Prozent Salzgehalt. Dann tauchte fie hier und da in dem Unterlauf von Zlüffen, jo in der Elbe und in der Themie, auf. Syebt ift fie in der Alten und Keen Welt weit ins Binnenland borgedrungen. Dort gedeiht fie in reinem Giß- wafjer, in Der ©aale bei Halle fait 300 km, im Sllimor3-Niverin Nordamerika an zwei Funpitel- Kolonte von Hydractinia echinata Flem. auf einem Buceinum=Gehäufe, dba3 ein Cinfiedlerfreb3 bewohnt. Natürlide Größe. Nah Allman. len 1500 und 2400 km bon der Kiüfte entfernt. Die winzigen, aus den Ciern hervorgehenden Wirmperlarven Ichwärmen, nad Hinds, nur etwa einen halben Tag und können gegen eine Wafjeritrömung jchwerlich anfampfen. Die Bolypeit dürften daher ftromanfiwärt nur pafjiv verichleppt werden, in eriter Linie durch die Binnenfchiffahrt, indem fie jich am Boden der Fahrzeuge anliedeln. Auch wandernde Mufcheln, wie die Dreyfjenjien, auf denen fie häufig jigen, fönnen fie mitbringen. Sn ihrem ursprünglichen Clement, im Bradwaljer, gedeihen die Tiere am beiten; die Süßmwafjerfolonien (f. Tafel „Hohltiere I", 3, bei ©. 87) bleiben Feiner und nd weniger reich verzweigt. ie bei Cordylophora bleiben die Gonophoren auch bei den ebenfalls getrennt ge- ihhlechtlihen Kolonien der Hydractinia echinata Flem. feitjigen. Nur Iprofien fie nicht einzeln an ven Stielen gewöhnlicher Freßpolypen, jondern ganze Bündel jißen an jchmäch- tigen mundlojen Sndivivuen, deren Tentakelfranz bloß durch eine Anzahl von Nejelfnöpfen angedeutet it. Das fonft ganz polypenartig gebaute Sndividuum hat offenbar nur noch die Aufgabe, Gonophoren zu bilden; e3 ift ein „Blaftoftyl” geworden. Wieder ein Fall von Arbeitsteilung innerhalb der Kolonie, wie bei ven Hhdroforallen, der aber infolge der eigenartigen Lebensweife bet Hydractinia noch weiter geht. Die Heinen PRolypen fünnen ich, nad) Hargitt, auf Uferpfeilern, auf Wafferpflanzen und auf den Scheren verfchiedener strebje anjiedehn. Doch fir gewöhnlich bededen fie in dichtem Rafen die Schnedenfchalen, Hydıoiden: Tubulariae. 115 die von Einfiedlerkrebjen bewohnt jind. Das Leben auf den Einjiedlerwohnungen bedeutet einen Vorteil, denn bei den Mahlzeiten des Krebjes wird allerhand für die Freßpolypen ab- fallen. Dazu wird der jeßhafte Tierftod vom SKrebjfe mit herumgejchleppt und gewinnt Dadurch jo die bejjere Ernährungsmöglichkeit der mit freier Bemwe- De gung begabten Tiere. Was bietet dafür der Polyp dem „Zreunde” u Ense al Gegenleiftung? Außer den Nährpofypen und Blaftoftylen dd EEE auch Wehrpolypen vorhanden, hier „Spiralgooide” genannt, fchlanfe Schläuche (Abb. S.112), mundlos wie die Blaftojtyle, und an Stelle von Tentafeln reichlich mit fnopfförmigen Nejjelbatterien verjehen. Sie vermögen jich äußert geichmeidig ein= oder auszurollen und be- hend nac) allen Seiten hin umzujchlagen. Dieje Wehrpolypen jtehen dichtgedrängt am Schalenrand des Schnedenhaufes und find da ge- tadezu Torwächter für Die Burg des Krebjes. Muß diejer retirieren, jo ilt feine Bewegung das Signal für die Spiralgooide: fie jchlagen mehrfach energijchin den Eingang der Schale Hinein und werden einen Angreifer, der den Krebs noc) in jein Haus verfolgen will, empfind- lich nejjeln. Aber nicht nur das: das Wurzelgeflecht der Hydractinia- Kolonie ift ein außerordentlich dichter Filz aus mehreren Schichten dDurcheinanderlaufender Wurzelröhren, von denen jede außer den äußerten, die weich bleiben, Weriderm abjcheidet. ©o entiteht eine gleichmäßige, hitinige Yamelle iiber der Schnedenjchale, die einer- jeit3 die Kalfichale jelbit zu erfegen vermag, wenn diefe allmählich aufgelöft oder jonjt zerjtört wurde, anderjeit über den Schalentand hinauswäcdht, Die Schale in ihrer Form fortjebt und jo dem wachjen- den Krebs die Wohnung vergrößert; der gefährliche Umzug in ein neues Haug, bei dem er den weichen Hinterleib ungejchüst jedem An- greifer preisgibt, Fann ihm dadurch erjpart bleiben (f. auch ©. 89). — Zum Schuß der Kolonie jelbit reden jich aus dem majjigen Wurzel- geflecht überall zwischen den Bolypen Stachefn aus Peridermjubitanz in die Höhe, die bon manchen als eigene, bejonvders umgebildete „Sfe- lettpolypen” aufgefaßt werden. Ziwilchen jie Duden jich Die Mitglie- der des Staates hinein, wenn jie,bedroht werden oder das Schneden:- haus einmal auf die Bolypenjeite fällt, vor allem aber auch, wer.n eine Schale mit Hhydractinien bei Ebbe troden zu ftegen fommt: darın bewahrt das zwilchen den Stacheln zurüdgehaltene Wajjer bis zur näcdhiten Flut die zarten Tierchen vor dem Vertrodnen. Die al- gebildete Art ift in der Nordjee und an den Küften des nördlichen De Utlantiihen Dzeanz jehr Häufig. en Alm. Secrlenere Und jebt eine medufenbildende Form: Auf unferer Farben- 0 © Stenow MI. ber mathem.=phyjital. Klafje der tafel „Meduien” bet ©. 126 rechts unten jieht man, wie jich eine Anger at Er Ri, fleine Ölode mit leuchtend rotem „stern“ im Jnneren (Magen und 1909). (gu &. 114.) Mund) durchs Wafjer pumpt. Der bejonderen Form verdantt jie den Namen Tiara; freilich ift der folide Gallertauffab, der ihr d’e Ihnlichfeit mit der Krone der Verjerfünige verleiht, nicht immer da. Tiara (Turris) pilesta Forsk. ijt eine der häufig- ten Hyoromedufen an der atlantiichen Küfte Europas und im Mittelmeer. Zu Taujenden Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 8 = 114 Nejfeltiere: Hydrozoa, können die hübjchen, ganz anfehnlichen Duallen (die größten haben 15 —40 mm Gfodenhöhe bei 10-20 mm Durchmefjer) durch8 Waller treiben, große und Xleine Durcheinander. Der vierfantige Magen, der in die Olode Hineinhängt und an defjen Wand die Gefchlecht3organe fißen, Fan alle Abtönungen von gelblich bis tot, braum oder tiefpurpurrot zeigen, die Ten- tafel, 12—48 an Zahl, find farblos oder hell purpurfarben; am Grunde jedes Fangfadenz jist an jedem Kolben ein einfaches Auge, dunfelrot, braun oder purpurjchwarz. Ningfanal und Radiärkanäle Fönnen bisweilen leuchtend Imaragdgrün fein. — Aus den Larven, die aus dem Ei der Tiara hervorgehen, entitehen Stödchen de an den europäischen Küften jehr häufigen, einfach gebauten Volypen Perisonimus repens Wright, die fich mit Vorliebe auf Rüden und Beinen eines Krebjes, Corystes, anfiedeln. Daß diejer fich in den Sand einzugraben pflegt, ftört die Polypen nicht weiter. Die Medufen löjen fich von ihnen be- reit3 ab, wenn jie exit zwei Tentafel Haben. ne Wahre „Berjuchskaninchen" der Naturforicher find unter den Hydroiden die Tubularia- Arten, deren Polypen das nicht Durch Periderm gejchügte Köpfchen außerordentlich leicht neu bilden fünnen, wenn e3 ihnen weggejchnitten wird. Sm Meer bejorgen le&teres vor allem verjchiedene Krebje; manche find an das Leben in Tubularia-Stolonien bejonders an- gepaßt und ernähren fich regelmäßig von den Köpfen der Polypen. Das Schidjal der Tu- bularia-Nrten wäre bejiegelt, wenn fie nicht ihre hohe Negenerationzfähigfeit hätten ent- mwideln können. Das Neubilden von Köpfchen ift ihnen fo zur „Semwohnheit” geworden, daß diejer wichtigijte Teil eines Volypen ohne weiterez preisgegeben werden fann, wenn ihn ein Angreifer padt. &3 jcheint jogar ein Xebensbedürfnis für Tubularia zu fein, im Laufe eines Sommers mehrfach „ven Kopf zu verlieren”: wenn äußere Neize dafür ausbleiben, mird da3 Köpfchen freiwillig abgeitoßen. Tubularia larynx EX. Sol., eine der häufigften Arten, fommt an allen europäischen Küften vor; jeder Volyp bejitt zwei Tentafelfränze, einen um den Mund und einen aus größeren Sangfäden darunter an der breiteiten Stelle des birnfürmigen Köpfchens. Hier hängen aud) bei reifen Tieren — die Stöde find in der Regel eingejchlechtlich —, wie Trauben, zahlreiche medujenähnliche Gonophoren. Die Larven, die daraus hervorgehen, find jchon richtige Heine Polypen (Actinulae), die aber noch durch Wimperichlag Schwimmen over auf ihren Tentafeln frei herumfriechen, ehe jie fich feitjegen. Nahe verwandt ist der Nieje unter den Hydroidpolypen, Branchiocerianthus imperator Allm. (Xbb., ©. 113), von dem die Challenger-Erpedition ein Eremplar von 2,235 m Höhe fiichte. Es jtammte aus dem Meer öftlic) von Japan, aus iiber 5000 m Tiefe, mit der größten, aus der Hydroidpolypen überhaupt befannt find. Die meilten bis jet gefundenen Crem- plare der Art find aber nur 8O—90 cm hoch; fie famen aus mittleren und großen Tiefen des nördlichen Stilfen Ozeans, von der oftafrifanischen Küfte und vom Golfe von Panama. Branchiocerianthus ift ein Einzelpolyp von prächtig roter oder gelber Tarbe, der mittels eines Schopfes wurzelartiger Fortfäße am unteren Ende im Grund verankert ift. Nur Diefer untere Teil, etwa */,, der ganzen Höhe, ift von Periderm bededt. Die Tentakeln find in zwei Kränzen angeordnet, über deren unterem die Gonophoren jißen. Vierte Unterordnung: Campanulariae (Leptomedusae). Dei den Hhdroiden aus der Unterordnung der Campanulariae bildet das PVeriderin, im Gegenjab zu allen Tubulariern, auch für die Köpfchen fchügende Hüllen in Geftalt zier- licher, Heiner Ktelche. Auf Störungen durch Berührung oder chemifche Reize Klappen die Hhydroiden: Tubulariae. Campanulariae. Tradhypmedujen 115 ausgejtredten Polypen ihre Tentafel bisjchnell zufammen und ziehen fi) völfig in dieje Schlupfwinfel zurüd. Auch diejenigen Zweige der Kolonie, an denen Medujen oder fejt- jibende medufoive Knofpen entjtehen, jind in feine, oft ganz bejonders ausgeftattete Peri- dermfapjeln eingehüllt. Die Medufen unterjcheiden fich von denen der Tubularier Yeicht dadurch, daß ihre Gonaden nicht ven Magenmwänden, fondern den Radiärkanälen anliegen. Die Polypen Diejer Gruppe jind wie die Tubu- larier überall an unjeren Meerestiiiten vertreten und biden meilt Kolonien mit vielen Hunderten von Einzel- fieren. Dft zeigen fie ein bejonders hübjches Wachs- tum: zierliche Fieverblättchen, Heine, jymmetrijch gemach- jene Ziveige, Büjche und reich veräftelte Bäumchen. Unter günftigen Lebensbedingun- gen, jo inden Watten unjerer Iordjee, bildet Thuiaria (Ser- tularia) argentea ZL., die aus der geiwaltigen Artenzahl her= ausgegriffen merden mag, ganze Wiejen. Sn Biülum und anderen Wläben mird dieje Art von den Strabben- füchern in großer Menge pm Z URN } eingetragen und fommt ges „Seemoo3“, Thuiaria argentea L., auf einem Tajhentrebs. Nah einem to dnet und griin gefärb t Präparat der Kgl. en en ee Stede, „Hydra als „Seemons" zur Aus- Ihmüdung von Blumentöpfen und ähnlichem in den Sanhel Häufig jtedeln jich die Sto- Ionien auf Tajchenfrebjen an und lafjen jich von ihnen Herumtragen. Sie finden jo reich- fiher Nahrung, al wenn jie immer auf einem Flede jigen, und der Strebs ijt durd) fie „maskiert”, wenn er jich bewegt und exit recht, wenn er in Ruhe bis an die Yugen ein- gegraben im Sand fibt. Fünfte Unterordnung: Trachymernjen (Trachymedusae). Sind bei Thuiaria und ihren Verwandten die Volypen im Entwidelungsfreis der Art die Hauptform, jo werden es in der Gruppe der Trahymedufen die Medufen. Bon ihnen wırrde Gonionemus murbachi Mayer (Wbb., ©. 116) al3 Gegenjtand zahl- reicher phhyftologifcher Unterfuchungen ameritaniicher Forfcher in den legten Sahren viel ge- nannt. Bis jebt wurde die Art nur an der Küfte von Maflachujett3 in der Umgebung der biologiiden Station Woods Holl gefunden. Die bi3 2 cm breite Dualle ift ein reizendes Gejhhöpf: die faft völlig dDurchjichtige flache Glode wird von den vier lebhaft gelben oder 8*+ 116 Nejfeltiere: Hydrozoa. braunen Radiärkanälen durchfreuzt, die bon einem dunfelbraunen Magen ausgehen. An Rand erglänzt an der Anfabitelle jedes der zahlreichen (bi3 80) zarten, langen Tentatel ein funfend fmaragdgriiner Fled. Auf den Tentafeln reihen ji) wie Perlen Büjchel von Nejtelzelfen; nahe der Spibe erhebt jich auf der Oberfeite jedes Fangarmes ein Kleines, neffeßzellfreies Volfter, ein „Saugnapf". Mittels der Saugnäpfe vermag ji) die Medufe mit dem Mund nach oben an Waflerpflanzen und anderem feitzuheften. Ungemein anziehend ift auch ihr Leben und Treiben, wie es namentlich Berkins ichildert. An trüben Tagen oder bei einbrechender Nacht wird die Meduje jehr lebhaft. Sie ichtoimmt unter ftarfem, rhythmiichem Zufammengziehen der Gloce bei verfürzten Tentafeln aufwärts. Sm dem Augenblid, wo jie ven Wafjerjpiegel berührt, fippt fie um, breitet die Glode flach aus und läßt die Tentafel nach allen Seiten horizontal ausjtrömen. Syn Ddiejer Haltung jinkt fie Tangjam abwärts, ein großes Net aus nejjeinden Fäden, das jelbit Tieren, die größer als die Qualle find, gefährlich werden fan. So „icht” fie bei trübem Wetter tagelang mit Keinen Vaufen. Gelegentlich Heftet fie ji) auch an ein Geegrasblatt oder jonjt einen Gegenjtand am Grund, oder hält im Wafjfer mit ausgebrei- teten Tentafeln till. Dann ift jie, fajt unficht- bar, eine tödliche Falle für alle Fleinen Strebje Gonionemus murbachi Mayer, in „Fiiherftellung”. Nah Perkins aus 9. ©. Jen und Silche. Die Gier ning3 „Das Verhalten der niederen Organismen unter natürlihen und erperimentellen m erd en bon Sult bis Bedingungen”, Leipzig und Berlin 1910. (Zu ©. 115.) September abgejebt, immer etwa eine Stunde nad) Sonnenuntergang; abnehmendes Licht vermag aud) noc) vom Körper abgetrennte Gonaden zu reizen, Eier auszuftogen. Aus dem Ci entiwidelt jich ein Eleines, polypenartiges Wejen, das jich durch Knofpung vermehrt. Wie die Medufe daraus entiteht, it noch nicht beobachtet. | Ein paar Trachymedufen gibt es auch im Süßmwaljer. Craspedacusta (Limnocodium) sowerbii Lank., eine etiva 12 mm breite Medufe mit mehr als 200 Randtentafeln, wurde in London, in Lyon und einmal im Münchener Botaniichen Garten im Victoria regia- Beden beobachtet. Einheimifch joll jie in Nordamerika fein, wo te aber ebenfalls nur aus den Warmbhausbaffins befannt it; ver Volyp foll dem bon Microhydra (|. ©. 108) gleichen. Eine zweite Craspedacusta-Itt lebt im Nangtjefiang, 1000 Seemeilen von der Küfte entfernt. Süßmwalfermedujen der Gattung Limnocnida Günther \ind im PVictoriafee, im Tanganjika, m Nhodejia und im Niger gefunden; neuerdings hat man auch in Smdien eine Art entdeckt. Bei der fchönen großen Geryonia proboscidalis Forsk. (Carmarina hastata Haeckel), der Rüffelqualle (f. die Tafel „Medujen”, Fig. 2, bei ©. 126), entwidelt ji) aus dem Ci Direkt wieder eine freichwimmende Meduje; jo Hat jte jich, unabhängig von einent Füjten- beiwohnenden Bolypenftadium, im allen warmen Meeren rings um die Erde verbreiten fönnen. Ym Mittelmeer it fie im Frühjahr eine der Häufigiten großen Medufen und erreicht hier bis 8 cm Glodendurchmefjer. Bollendete Durihlichtigkeit jichert fie gegen Feinde und macht fie in den oberften fichtourchfluteten Meeresichichten, wo fie einzeln oder in Schwärmen lebt, auch für das geübte Auge des fammelnden Zoologen fajt unfichtbar. Junge NRüffel- quallen jind ganz Friitallffar; bei älteren erfennt man die Gejchlechtsorgane als weißliche ee ee nz Hhydroiden: Trahyjmedujen. — Siphonophoren. 117 oder mattroja gefärbte Trübungen längs der jechs Radiärfanäle auf der Unterjeite der Olode. Mattweiß jhimmern auc) vom Ringfanal aufiteigende, blind endende Gefäße, jteben zwijchen je zwei Radiärfanälen; jie verbejjern die Nahrungsverteilung in der Glode. Die Beute, Heine Strebje und Planftontiere, wird don den jechs jchlanfen Tentafeln gepadt, die fich piermal jo lang ausziehen können als der lange, aus Gallerte beftehende „Magenitiel®, der Klöppel der Medujenglode. Was die Sangarme erbeuten, wird dem faltigen Mundrohr am Ende des Magenftiels zugeführt und von da in den gleich darüber gelegenen Magen weitergegeben. Von diejem laufen die Radiärfanäle am Stiel hinauf zur Glode. Trifft irgendein Reiz ven Glodentand oder einen Tentafel, jo biegt fi) der Magenitiel rüfjelartig nad) der Stelle hin, bis der Mumd jte berührt. Zweite Ordnung: Staatsgquallen (Siphonophora). An wunderbarer Zartheit, Farbenreiz und graziöjem Spiel zierlich geformter Anhänge fommt unter allen Nejieltieren feine Gruppe den Staatsquallen oder Siphonophoren gleich. Alle Teben planktoniich und ind in allen warmen NMeeren von der Oberfläche bis zu grogen Tiefen zu Haufe. Gie find Tierjtöde: nicht Gejellichaften von Bolypen, die fich noch mehr oder weniger gleichen, iwie etwa bei Hydractinia, jondern Staaten, deren Ölieder jich in beitimmte Arbeitzleiftungen zum Wohl des Ganzen teilen und je nad) ihrer Aufgabe auch eine ganz bejtimmte Geitalt aufgeprägt erhalten. Dieje „Zoive" figen an einem längeren oder fürzeren Stamm und find teils polypenähnlich — als Ichlauchfürmige Freßpolypen oder mundloje „Zafter" —, teils „medujoid" aß Schwimmgloden, Gonophoren, Gasflafchen und Deditüde. Die vergleichende Entwidelungsgejhhichte zeigt, daß manche davon ganzen Mepdujen over Volypen gleichwertig find, andere nur bejtimmten Teilen von jolchen. Bei der wichtigiten Staatsquallengruppe, den Pnneumatophoriden, ift Die Anordnung der Zoide (Abb., ©. 118) jo, daß an der Spike des Stammes eine „Basflajche” fißt; jie enthält ein bon einer bejonderen Gasdrüje ausgejchtedenes Gasgemilch. Durch ihren Auftrieb ift das Borderende der Kolonie im Waller nach oben gerichtet. Dann folgt die „Schwimmjäule”, eine Zone aus lauter Heinen, medujoiden Shwinmgloden, deren Schlag die Staatsqualle durchs Wajjer treibt. Die lange „Nährzone" wird fait wagrecht nachgejchleppt. ©ie be- teht aus Treßpolypen, richtigen jchlauchfürmigen Hydroidpolypen, Die die Beute auf- nehmen und joweit zerlegen, daß die Broden in ein von Entoderm ausgefleivetes Hohl- taumiyitem, das alle Yoide verbindet, weitergegeben und von den Entodermzellen jelbft gejrejjen werden fünnen. Zwijchen den Freßpolypen fünnen mundloje, früher allgemein als „Zajter” bezeichnete Volypen figen; fie find vermutlich Ausicheivungs,organe”, viel- leicht aber auch bejondere Mägen für die Vhagocytoje. Smmer jind medujoide Gono- phoren vorhanden, jede einzelne entweder männlich oder weiblich; aber in der Regel finden jic) Gonophoren beiderlet Gejchlechts an derjelben Siphonophore. „Dedjtüde” Ihüßen die Polppen, Häufig auch Gonophoren und Tafter. Gewaltig it die Bewaffnung mit Nejjellapjeln, die zu äußerjt wirffamen, geradezu „\umdoll fonftruierten” Batterien aufgehäuft find. Chun hat fie für eine bei den Sanari- Ihen Snjeln vorfommende Art, Stephanophyes superba C'’hun, genau unterfucht. Sn jedem der Nejjelfnöpfe, die an langen Stielen vom Fangfaden herabhängen, ftehen zahlreiche 118 Nejjeltiere: Hydrozoa. Neffelzellen in Neih’ und Gfted, einige Davon bon bejonderer Stärke und Größe; die „VBat- terie” ift von einer Membran iiberdedt, Die mit einem jehr beweglichen Endfaden in Ber- Bindung fteht. Wo diefer abgeht, jiten wieder zahlreiche Kapjen, und [chließfich ift er felbft damit und vielleicht auch noch mit Klebzellen gejpidt; er ift der eigentliche Greifapparat. Ein Beutetier, da3 mit dem Endfaden in Berührung fommt, Febt feit und wird mit den Nejielfäden jeiner Heinen Kapjeln überjchüttet. Verjucht das Dpfer fich loszureigen, fo entladen Sich die zahlreichen Heinen birnfürmigen Kapfeln an ver Anfagitelle des Endfaden2. Hat dies noch nicht genügt, fo wird der zappelmde Gefangene bei jeinen Befteiungsverfuchen die Membran von der Batterie abreißen: wie Die Gejchojje eines Mafchinengemwehrs ent- Yaden fich da nacheinander Hunderte von Nejjelzellen und zuleßt die gefährlichite Waffe, die großen jtabförmigen Kapjeln. Eine joldhe Batterie, deren jeder Nejjelfaden mehrere führt, kann gegen 1700 Nejjelfapjeln verfeuern und jehr anjehnliche Tiere völlig lähmen und töten. Eine der jchönften Staatsquallen des Mittelmeeres und der warmen Gebiete des Atlantiichen Dgeans ijt Physophora hydrostatica Forsk. (j. Tafel „Hohltiere I”, 5, bei ©. 87), die gelegentlich durch Strömungen auch einmal nad Norden, jelbjt bi8 zum Nordkap hinauf, verjchleppt wird. Bei ruhigem Schweben im Wafjer bietet der zarte Organismus das alferzierlichite Bild. Feine Farben: Gelb- ich, Rofa und Rot fehimmern auf den langen, wie fuchend und taftend fich Kümmenden Schläudhen („Tajtern”) im Umkreis der ganz kurzen Nährzone. Sr diefer find die Ein- zelftücke in fonzentrifchen Streifen angeordnet; lange, graziös im Waffer fpielende Nefjelfäden mit großen roten Nefjel- batterien hängen dazwilchen heraus. Die Kuppe der Gas- en flafche an der Spibe der gedrungenen Fräftigen Schwimm- Boas und Nic (45. Bericht der, Senden- ‚jäule ift leuchtend Farminrot. Wird das Tier irgendwie ge- ne ah ee reizt, fo ziehen fich im Nu die Yanggeftredten Sentfäden a an ton und alle übrigen Anhänge ztvifchen die Tafter zurüd, und diefe legen fich wie eine Baltfadenwand jchügend um die „inneren Organe”. Sie haben eine fehr Fräftige Muskulatur; wenn fich alle gemeinjam zu- fammenziehen, fommt eine pumpende Bewegung zuftande, die die Wirfung einer Medufen- gloce erzielt: durch den Schlag diefer gleichlam in Streifen aufgelöften Glode vermag die Kolonie ihre Bewegung einzuleiten. Innerhalb der Tafter jien die Freßpolypen mit den Keijelfäven und die männlichen und weiblichen Gonophoren. Fir gewöhnlich fteht die Kolonie mit der Gasflafche an der Spite aufrecht im Waljer und jteigt durch den Schlag der Schwimmgloden nach oben oder finft fangjam, mern deren Tätigkeit ruht. Doch brauchen fich nicht alle Schwimmgloden auf einmal gleihmäßig zu- fammenzuziehen; durch teilweife Kontraftionen der Schwimmzone vermag das Tier Die Stellung der Schwimmfäule und damit auch die Bewegungsrichtung in jeder beliebigen Weife zu ändern. Das Zufammenarbeiten diefer Teile und überhaupt aller Anhänge des Körpers ift bei Physophora, einem jehr hochentmwidelten Nervenfyftem entjprechend, mwunder- bar harmonifch. Sn allen ihren Bewegungen macht fie durchaus den Eindrud.eines Indi- biduums und nicht den einer Tierfolonte. ta ///AM BO LE SEREEEÄ Blafenqualle. Etwa 1/4 nat. Gr. Siphonophoren. 119 Der „Stamm” wird bei vielen Siphonophoren ftark verfürzt; Icheinbar ganz ver- iwunden ift ex bei einer der berüihmteften und beriichtigtften Staat3quallen, der Blafen- qualle, Seeblaje oder Portugiejiichen Öaleere, Physalia arethusa Browne, dem „Segler vor dem Winde“ der deutlichen Seeleute. Alle Anhänge, Freßpolypen, Taiter, Gonophorentrauben und die enorm langen Senffäden hängen von der Unterfeite einer gewaltigen, durchicheinenden Blaje herab, die auf der Oberfläche des Meeres jchwimmt. Diefe Gasflajhe ift unregelmäßig oval, an den Polen in Zipfel ausgezogen und erreicht 2030 cm Länge bei 8-10 cm Breite. Oben auf der Blafe. verläuft etwas fchräg der Länge nach ein Kamm. Das Gas im Jnneren, das einer Gasdrüje entftammt, beiteht nad) Analyjen von Shhlefing und Richard vorwiegend aus Stidftoff jowie 12—15 Prozent Saueritoff und 1,18 Prozent des jeltenen, auch in der atmosphäriichen Luft enthaltenen Edelgajes Argon; aus der Gasfammer führt eine Offnung nad) außen. | „Die Galeeren jchillern im Schmud der prächtigiten Farben. Die Luftblafe und ihr Kamm erjcheinen wie getriebenes Silber, verziert mit Hellblau, Violett und Purpur. Ein lebhaftes Karmintot färbt Heine Berdidungen am Siel des Kammes und wundervoll zartes Ulttamarinblau alle Anhänge.” (Leifon.) So liegen die prachtvollen Gejchöpfe manchmal in Schwärmen von Taufenden auf dem Meeresipiegel warmer Zonen. Der aufrechte, beriteifte Stamm dient al3 Segel, mit dem die Galeeren vor dem Winde treiben. Während der Fahıt fiichen die zahlreichen Fangfäden, die jich bis zu 30 m Länge ausdehnen, das Wajjer wie ein Niejfennet ab. Gie jtarren von Nejjelbatterien, die eine ganz fürchterliche Wirkung haben und jogar dem Menjchen gefährlich werden. Um fich einer prächtigen Phy- salia zu bemächtigen, jprang nad) Meyens Erzählung ein junger feder Matrofe ins Meer, Ihwamm auf das Tier zu und faßte es an. Da geriet er in die langen Fangfäden, und in fürchterlidem Schmerz jchrie er verzweifelt um Hilfe; faum konnte er [chwimmend das Sıiff erreichen, um ji) an Bord hijjen zu lajjen. Hier erkrankte er jo jchwer an Entzün- dungen und Fieber, daß man geraume Zeit um jein Leben bejorgt war. Troß ihrer Gefährlichkeit Yeben regelmäßig Fiiche in der Gejellichaft von Physalia. Bor allem tft e3 der im Atlantiichen, Smdiichen und Stillen Ozean mweitverbreitete Nomeus gronovil Gmelin, der immer dann gefangen wird, wenn „portugiefiihe Galeeren” Daher- treiben, zwilchen deren Tentafeln er Herumipielt; er Yäßt ich jogar mit ihnen von den Wellen auf den Strand werfen. Bon der jonderbaren Gemeinschaft pürfte nur der Fiich einen Vor- teil Haben, der in dem Bereich der Phyjaliententafel vor jedem Feind gefichert ift; auch von der reichen Beute der Geeblaje wird manches für ihn abfallen. Vielleicht ift er gegen die Kejjelfapjeln bejonders gefeit. Exemplare von Nomeus, die Garman an den Tentafeln hängend gefunden hat, waren zwar bereits teilmeife verdaut, dürften aber nac) Waite von gefangenen Raubfiichen ausgeipien worden fein. Die vollfiommenjte Anpafjung an das Leben auf dem Meerezipiegel hat die Gegel- qualle, Velella spirans Zschz. (j. die Farbentafel bei ©. 120), erreicht. Tiefblau, wie der Dzean jelbit, bleibt fie Feinden, die von oben oder .auf dem Waffer herfommen, verborgen. . Aber auch von jchräg unten aus dem Wajjer gejehen mwird fie nicht zu erfennen fein. Denn die ovale Scheibe, die auf dem Wafjer I hwimmt und alle Anhänge trägt, befteht aus einer Lage von 20—30 Tonzentrifchen Ringfammern, die, mit atmojphärischer Luft gefüllt, infolge der totalen Aeflerion jo jilberig glänzen mie der Wafjerjpiegel felbit, wenn man ihn von Ihräg unten her betrachtet, etwa vor einem Aquarium. Diefe gefammerie Luftflajche 120 Kejfeltiere: Hydrozoa. Scheibenquallen. entjteht bei Velella und ihren Verivandten anders al3 die Gasflajche der bisher erwähnten Siphonophoren. Sie wurde aus der Ölode einer Medujenanlage gebildet, die jich exit mit Zuft füllt, fobald die Larve an die Oberfläche jteigt. Die Segelqualfe bleibt dann zeitlebens auf dem Wafferjpiegel und muß auch lebensnotwendig mit der Atmojphäre in Berührung jein, denn fie und die verwandte Porpita Lam. jind die einzigen Cölenteraten, die Luft atmen. Die Ringfammern münden oben durch Poren nac) außen; nach unten aber geben jie Wuftführende Gänge ab, die fich im ganzen Stod aufs feinite veräfteln, wie die Tracheen im Nörper eines Snjefts, an die jte übrigens auch im Bau Stark erinnern. Etwa zweimal in der Minute wird die dem Wafler zugefehrte untere Fläche gegen die Luftfammern gepreßt, und die polypoiden Anhänge Daran ziehen jich energijch zufammen: die Luft wird aus den „Zracheen" in die Kammern und durch die Poren nad) augen getrieben. Beim Erichlaffen ann friiche Luft in die wieder ausgedehnten Hohlräume der Stolonie nachjtrömen. Die Scheibe hat länglich-vieredigen Umriß; in der Richtung der einen Diagonale erhebt fich darauf ein großes dreiediges, ein wenig gejchweiftes Gegel, das den Wind fängt, und den Keinen „Segler bei dem Winde”, wie er bei den deutjchen Geeleuten heißt, auch bei fchwacher Brije leicht Dahingleiten läht. Lange, im Wafjer nachichleppende Anhänge, die eine rajche Fahrt verlangfamen müßten, fehlen. Nur furze, am Ende mit Nejjel- batterien verjehene Tentafel, die in mehreren Neihen zu äußert auf der Unterjeite der Scheibe ftehen, dienen dem Fang der Beute. Unterjtübt werden fie wohl duch den reich- fichen, am Scheibentand ausgejchiedenen Schleim, an dem jedes Strebglein fejtflebt, das damit in Berührung kommt. Auch font ift jeder Ballaft vermieden: an den zahlreichen Eleinen Gejchlechtspolypen, Die innerhalb der Tentafel in mehreren Neihen jißen, aber den Bau und Die Aufgabe gewöhnlicher FSreßpolypen haben, jprofjen Medufjen, die jich Ios- (öjen und jelbitändig leben, jo daß die Kolonie nicht durch feitfigende Gonophoren belastet wird. Die ungeheure Menge der abgelöften „hryjomitren”, wie die jchon lange befannten, den Anthomedufen Der Tubularier ähnlichen Medufen heißen, fichert die Erhaltung der Urt. Sie finken in große Tiefen hinunter; die Entwidelung ihrer Cier, deren Kenntnis wir Woltered verdanken, läuft über merfwirdige Larvenjtadien, von denen das lebte auf- taucht und ic) an der Oberfläche zur Velella ausbildet. „uch dafür ift aejorgt, daß bei Winditille, welche die Kolonien zwingt, tagelang an derjelben Stelle zu Yiegen, unfähig, vermittels dehnbarer Fangfäven reichliche Beute zu erwerben, die Kot nicht ausgeht: Nefter von gelbbraunen Algen (Zooranthellen), welche im Körper fich häufen, vermitteln durch ihre Symbiofe eine Ernährung von feiten des Schmaroßer2." (Chun.) Dank ihrer vollendet zwedmäßigen Drganifation hat jich Velella rings um die Erde berbreiten Fünnen umd tritt oft in ganz ungeheuren Scharen auf. Der Plankton-Erpedition Henjens ift im Atlantischen-Dzean ein Schwarm von etwa 140 Seemeilen Länge begegnet, und arı der „Cöte D’Azur” ift Die blaue Velella, dort „Sankt Veters Schifflein” genannt, im Frühjahr geradezu Charaktertier. Nach ftürmifchem Wetter Tann hier die Brandung sach Woltered Wälle von über 1 km Länge und % m Höhe aufwerfen, die aus Mil- onen toter Velellen beitehen. Nahe verwandt ift die gleichfalls in allen Meeren verbreitete Porpita umbella O. F. Mill., die ebenfall® auf unserer Tarbentafel dargefteilt it. In Organifation und Lebens- mweije gleicht fie der Velella jehr, nur fehlt das Segel, und der Luftbehälter, der aus über 100 fonzentriichen Stammern beftehen fan, ift eine runde Scheibe. Velella (1) und Porpita (2) Natürliche Größe. Derar 77} Siphonophoren. 121 Zweite Klaffe: Scheibenguallen (Scyphomedusae). Auffallender, größer und lebhafter, wenn auch immer zart gefärbt, find im Gegenfab zu den meilt Heinen und Durchlichtigen Hydromedufen die Scheiben- oder Schirmquallen, die Schphomedufen. Beim erjten Anblic fcheinen fie den anderen völlig zu aleichen; genau mie jene pumpen fie jic) Durch den regelmäßigen Schlag ihrer Fräftigen Gloden durchs Wafjer, und aus diejer Glode hängen ein Mumdftiel oder zarte, gefraufte Bänder oder duftige, blatt- und blittenähnliche Gebilde. Nach Bau und Entwidelung aber find beiderlei Medujen jcharf gejchie- den. Wohl entjteht aus dem Ci und der Daraus herborgehen- ven Wimperlarbe ein feitiibendes3 polypen- artiges Wejen, Der Schphopolyp oder Da GcHhHphoftoma (Sig. 6). Aber an diejen meift jechzehn- armigen Bolypen fnoj- pen feine Medujen. Manchmal Löft jich das ganze Tier von feiner Unterlage und mans delt lich zur Medufe Entwidelung der Dhrengqualle, Aurelia aurita L. Die bewinperte LZarve (1) jest um: ın der Regel aber Ti feit & und wird unter Ausbildung von Tentafeln (3, 4, 5) zun Ecyphoftona-Polypen (6). \ ” 2 : Durd) wiederholte Einjhnürungen bildet fich diejer zur Strobila um (7), von der fi) dann bildet Tich dieje da= die jungen Scheibenquallen abtrennen (8), um al3 jogenannte Ephyren (9) Frei herumzufhwim- N) N) ' di men. Dieje wachen ji zur fertigen Koralle aus. Alles vergrößert. Aus Hejje und Dof- ucch, aß lich te fein, „Zierbau und Tierleben‘”, Bd. I, Leipzig und Berlin 1910. Mundpartie mit den Tentafeln durch eine quere Einjchnürung -ablölt und davonichwimmt. Häufig geht Ddieje Duerteilung gleich an zahleichen, untereinandergelegenen Stellen de3 Bolypenfürpers bor fi), jo daß er, bevor die jungen Medufen auseinander jchwärmen, wie ein ©aß Teller ausjieht. Der Schphopolyp wird aljo jelbit zur Schphomeduje, während in der Hhypromedufe ein neues Individuum am Volypen nofjpt, der Durch ihre Ablöfung in feiner Sndioivualität nicht berührt wird. ‚Die Schphoftomen fiben, wie die Hydroidpolypen, im Waljer auf Pfählen, Steinen und allen möglichen anderen Gegenftänden, manchmal als dichter weißlicher Überzug; in den Seewaljeraquarien jiedehn fie fich Häufig an den Scheiben an. Sm der Organijation ähneln fie den Volypen der Anthozoen (j. ©. 128); ihr Magenraum ift dich vier dor- Ipringende Entodermfalten in vier Tajchen zerlegt. Die tleinen, frijch abgelöften Schpho- medujen fehen zumächlt aus wie Feine Sterne, denn der Rand einer folden „Ephyra“ it in acht lange Fortfäße geteilt. Aber mit diejer unvollitändigen Glode arbeiten fie fich ichon wie die Alten mit lebhaften Stößen voran. ECrft nad) ımd nad) vervolfitändigt fich der 122 Kejjeltiere: Scheibenquallen. a Schivmrand, bleibt aber im Gegeniaß zu dem der Hhdromedufe immer noc) auzgezadt, mie mit einem Bejab zierlicher Spisen verjehen (Fig. Jauf ©.121). Ein Belum wie bei den Hy- dromedufen wird nie ausgebildet. Tentafel fehlen vielfach auch. Regelmäßig aber jtehen „Randförper” zwifchen den Spigen; entprechend der jchon im Schphopolypen gegebenen pierftrahligen Symmetrie find es im einfachiten Falle vier, in der Regel aber acht Sinne3- organe, die in eriter Xinie die Regelung des Olodemhythmus jomwie, als ftatijches Organ, Die Einftellung der Medufe zur Richtung der Schwerkraft bejorgen; daneben fünnen jie aber auch der Aufnahme von Lichtreizen und vielleicht von chemiichen Reizen (Gejichmad, ©e- ruch) dienen. Bei einer Gruppe, den Charybdäwen, fommen jogar wirkliche, zujammen- gejegte Augen- mit Linfe und Glasförper vor. Die reifen Gejchlechtszellen werden im Gegenjag zu den Hydromedujen im Entoderm untergebracht, auf der Glodenunterjeite in der Wandung des oft recht fompfizierten Gaftralraumfgitems. Gewöhnlich werden Die Gier im Körper der Mutter durch eingedrungene Spermien befruchtet. - Hier durchlaufen fie dann ihre exrfte Entwidelung und fommen in vielen Fällen eıft als Hochentmwidelte, zum Teltjegen reife Larven zur Welt. Erjte Drdnung: Lucernaria. Die einfachit gebauten Formen, die Behherquallen (Lucernaridae), jind mit dem Glodenpol feitgeheftet; manche Forjcher erklären fie daher al3 gejchlechtsreif gewordene Schphoftomen. Aber fie zeigen doch auc) Eigentümlichkeiten, die darauf Hinzumeisen fcheinen, daß ihre Ahnen einmal freie Medujen waren. Alle Bertreter der Zamilie find Kaltwajjerformen. An vielen Stellen der nordeuropäiichen SKüfte leben auf GSeegrasblättern die Arten von Halielystus Clark, gelbliche oder bräunliche Gejchöpfe von 2—3 cm Höhe. Cbenjo groß ift der Durchmeljer des „Kelches" (der Ölcde), in dejjen Mitte fich auf einem niedrigen Kegel der Mund öffnet. Die einen hohlen Ten- tafel mit Nejlelfnöpfen am Ende jiben in niedlichen Büjicheln NE auf acht gedrungenen Armen; bei der nordeuropäiichen Art Seegrasblatt figend. Natirlige H. octoradiatus Zam. zählt ein Biichel 30—60 folcher Fang- Oröpe Men 1pomararbie von Faden. Bipifchen den Armen finden fich die bei den Lucerna- tiiden eigentümlich umgebildeten NRandjinneskörper: in Der Hauptjache drüfiges Gewebe, das einen Febrigen Saft ausfcheidet. Mit Hilfe dDiejer „Nand- anfer” fünnen jich die Tiere feitheften und jogar Friechend fortbewegen. Sehr eigentümlich verläuft die Entwidelung, die Wietrzyfomwify bei der genannten Art genau ftudiert hat. Die aus den Eiern hervorgehenden Larven fegen fich nach ein- bis biertägigem Umbherkriechen in Gejellichaften bis zu 20 Stüd dicht zufammen feit und ver- mögen unverhältnismäßig große Tiere zu bewältigen, indem alle ihre Neljelfapjeln los- Ihhteken. Die Beute wird aber in der Negel nur von einer einzigen Larve aufgenommen, während die übrigen nach) und nach verhungern. Die „auserwählte" Larve jorgt aber meift jelbjt wieder für Nachwuchs: bevor fie fich zum Haliclystus umbildet, läßt fie an ihrem Körper neue Larven hervorknofpen, die genau ausjehen, tie Die aus Eiern hervorgegangenen, und auch daS gleiche Leben beginnen. ee a Sn Lucernaria. Corönata. Discophora: Semaeostomata. 123 Zweite Ordnung: Coronata. Sn ganz andere Lebensbezirfe führen die Vertreter der Koronaten: jie jind fait nur aus den großen Tiefen aller Ozeane befannt. Mit die jchöniten Formen find | die großen Periphylla-Arten, die bis zu 4000 m Hinuntergehen. Die abgebildete | Periphylla regina Haeckel, mit 16 großen Kandlappen, 12 jehr beweglichen Tenta- fein und 4 Randförpern, wird bis zu 20 cm breit und ebenjo hoch. Bejonders auffällig ind die Tiere durch die tief rojtrote Farbe, die im Entoderm ihren ©i5 hat. Solche tiefroten, tiefbraunen oder dunfelvioletten Töne finden jich vielfach bei den Beiwoh- nern der falten, lichtlofen Tiefen; ihre biologijche Bedeutung harıt noch der Sllä- rung. Bei manden Tiefjeemedujen ift ferner eine Bergrößerung oder Bermeh- au rung der Sinnesorgane eingetreten. ©0 Periphylia regina Hacckel. Etwa Yıs natürlicher Größe fragen die Arten Der Gattung Atolla BEE eye 2 En a Haeckel, matt dunfelbraune Medujen mit gedrungenem, tief dunfelvioletten Mundrohr, bis zu 32 Sinneskörper zwijchen den Sion. en des Nandes. AUtollen ind i in Tiefen bis zu 4600 m gefunden worden. Dritte Ordnung: Discophora. Erfte Unterordnung: Semaeostomata. Eine Charakterform des offenen Meeres in den warmen Teilen des Atlantif und im Mittelmeer ift die Leuchtqualle, Pelagia noctiluca Per. Lsr. (Abb., ©. 124), eine Medufe mit fajt Halbfugeliger Glode von 5—6 cm Durchmejjer. Wie Geryonia unter den Hydrome- dujen, Hat jich die Art unabhängig gemacht vom feitjigenden Stadium; aus den Ciern ent- tehen direkt wieder Medujen. Zum Artnamen hat ihr das glänzende Licht verholfen, das lie bei Nacht auf Reize hin auszuftrahlen vermag; ein Wafjerjpriger genügt, fie wie einen Teuerball aufitrahlen zu Yaljen. Der ©ib des Leuchtens ift hHauptjächlich der fettartige Sn- halt gewiljer Epithelzellen in den vrangebräunlichen „Nejjelmarzen‘ der Glodenoberfläche. Sonft ift die Medufe in zartes Burpurrot gekleidet, von dem jich das tiefe Rot der Tentafel und Gonaden reizvoll abhebt. Aus der Glode hängen vier fchlanfe, jehr dehnbare Mund- arme. &3 find nad) innen offene Ainnen, die wie die acht Tentafel im Wajjer fpielen und - Beute machen; auf Nefjelwarzen der Außenfeite und auch auf ihren zierlich gefältelten, membrandünnen Rändern führen fie zahlreiche Nefjelzellen. 124 Nefjeltiere: Sheibenqualten. Shr verwandt ift die Stompaßqualle, Chrysaora hyoscella L., die im September manchmal in dichten Scharen in der Nordjee und an der nordatlantiichen Stüfte Europas erjcheint. Die auffällige Kompakzeichnung macht Die prachtvolle, biS 30 cm breite Medufe iofort fenntlih. Sm der Negel ftrahlen vom Scheitel 16 dunfelbraune Streifen nach. allen Nichtungen aus, die jich nach dem Rande zu gabeln; Häufig zeigt jich noch mitten auf dem Scheitel ein Freistunder brauner led. Wundervoll zierlich find auch hier die Mundarme geitaltet, die fich bi3 zu 2 m Länge ausdehnen fünnen: wie bei Pelagia Ninnen, deren Ränder aber noch viel reicher gefrauft und gefältelt find. Auch die 24 hohlen Tentafel fönnen jich außerordentlich lang ausziehen. Chrysaora ijt eine der wenigen zivitterigen Medufen. Meift it jte in der Jugend männ- (ich, dann werden eine Yeitlang Eier und Samen gleichzeitig gebildet und jchhiekfich bei alten Tieren nur noch Gier. Die Gier entwiceln jich in der Mutter und werden al Winmperlarven ge- boren. Maud Delap it e3 ge- glücdt, Daraus im Laufe von etivas mehr als einem Jahr über das Sceyphojtoma- und Ephyra-Sta- dium eine Meduje bon 22,8 cm Durchmejier im Aquarium zu züchten, Die Dann unter verjchlech- terten Temperatur= und Futter- verhältniifen nach) 36 Tagen auf 15 em Burchmejjer zurüdging. Das jehr gefräßige Tier wurde mit Blanfton gefüttert und nahm mit Borliebe feine Mepdujfen; die Futterfonfurrengz jeiner chivä- cheren Gejchtwilter Hatte es bald Pelagia noctiluca Per. Lsr. Nah 2. en en ee erledigt, indem e3 jie alle ber- unbe“, Ceipzig und Berlin 1910. (Zu ©. 123.) ichlungen hatte. Die Chrysaora- 2 Schphojtomen vermögen fi, wie bei anderen Arten auch, Durch Sprojjung zu vermehren. Außerdem fan das Schpho- itoma eigentümliche Dauerjtadien bilden: ein Teil des Gewebes der Fußicheibe wird von einer Chitinfapfel umffeidet, und diefe „Podochite” Fan, wie Herouard feititellte, bis zu drei Sahren fiegen und dann wieder ein neues Schphojtoma ergeben. Defannter al3 Chrysaora jind die im Hochjommer in den Nordjeebädern gemeinen blauen und gelben Duallen, Arten der in allen Meeren der falten und gemäßigten Zone häufigen Oattung Cyanea Per. Lsr. Ausgewachjene, unverlegte Cyaneen find prachtoolle Gejchöpfe. Wenn fie jich an der Meeresoberfläche fonnen, bieten fie „ein Schaujfpiel Dar, welches in feiner Art faum von einem anderen Wunderiverf des organifchen Lebens über- teoffen wird: eine jchön geformte Scheibe von I—2 m Durchmejfer, prachtvoll gefärbt und zierlic) gezeichnet, Darunter herabhängend der wallende Busch der zarten, faltenreichen Arın- gardinen, der Sabyrinthifch gemwundenen Gefchlechtsbänder, beide weit überragt von den Discophora: Semaeostomata. 125 zahllofen bemegfichen Tentafeln, deren Bündel eine Länge von 20—30 m und mehr erreichen. Dabei treten diefe herrlichen Niefenmedufen in den nordiihen Meeren auch in folchen Scharen auf, daß die Oberfläche des Meeres meilenmweit von ihnen bededt wird, wie ich jelbft an jchönen Sommerabenden an der normwegijchen Küfte beobachtete." (Hartlaub.) Die Abbildung 2 auf der Tafel „Hohltiere I" bei ©. 87 zeigt eine mit eingezogenen Ten- tafeln ruhig niederfinfende gelbe Haarqualle, Cyanea capillataZ., die auch nod) in der Dftfee bis zur oftpreußifchen Küfte vorfommt. Man blidt auf die Unterjeite und mitten in die Fiille der zarten „Deifous" der Medufe hinein: im Zentrum die verjchwenderijch reich geftauften. Häutigen Mundfahnen, die den großen Mund verdeden. hnen gejellen jich die gemundenen Genitalfraufen bei, die die nach außen hängenden Gonaden tragen; die Ge- ichlechtsprodufte werden wie üblich in die Magentajchen entleert. Bon febteren jieht man zarte Kanälchen in die acht nochmals geteilten Randlappen hineingehen, um aud) den ©e- weben an der Peripherie Nahrung zuzuführen. Die Tentafel jigen nicht am Rande; jte find auf die Unterfeite der Scheibe gerücdt, äußerft feine und dehnbare, mit Tefjelfapjeln gejpidte Fäden, die in riefiger Zahl in acht Hufeifenförmig angeordneten Bündeln vorhanden find. Sehr hübjch fommt auf dem Bild ein Teil Ringmuskulatur (die farrierte Partie unten Inte) heraus, die das unaufhörliche rhythmiiche Wulfteren der Scheibe bewirkt. — yn der Nord- fee find nur Tiere mit Höchitend 35 em Durchmeifer beobachtet. Die blaue Neffelqualle, Cyanea lamarcki Per. Lsr., nad) X. ©. Mayer nur eine Unterart der gelben, bleibt zwar Heiner und hat nur etiva halb joviel Tentafel wie die andere, ift aber vielleicht noch reizuolfer durch die prachtvolfe, zart fornblumenblaue Farbe der Glocfe und der Anhänge, die gegen das Ende der Mundarme, Tentafelfraujen und Ten- tafel allmähfich in Weiß übergeht. Auch fie fommt in Schwärmen von Millionen vor; im lalzarmen Wafler der Dftjee fehlt jie. Zu den Cyaneen fommt al3 eine der allerhäufigiten Schphomedujen die Dhren- qualle, Aurelia aurita Z. (j. Tafel „Hohltiere I”, 1, bei ©. 37), die im Sommer oft in gewaltigen Scharen an den europäischen Küften auftritt und in der quallenarmen Dftjee | bi3 zum Finnischen Meerbufen hinauf gefunden wird. Zum Namen haben ihr Die allerdings mehr hufeiien- als ohrenfürmigen vier Gonaden verholfen, die auf der Unterjeite der jehr flachen Scheibe als Wülfte herborragen. Sie find gefärbt, meijt blaßrot, und leuchten daher durch den fait ganz Durcchfichtigen Schiem hindurch, der jelbit zart meiklich, gelblich, rötlich oder violett getönt fein Tann. Lebhafter werden dieje Zarben an den vier jchmalen, jchtwac) geftauften Mimdarmen und an den zahllofen kurzen Tentafelchen. Zmijchen ‚ihnen fiben in acht jeichten Serben des Randes die Sinnesförper. AS feine trübe Linienzeichnung tft ein Ranaligftem zu erkennen, das fich vom zentralen Magen aus hübjch regelmäßig in den Dftanten bi zum Rand Hin verteilt, wo ein Ringjinus die Kanälchen aufnimmt. Die Tahrung der Meduje befteht nach Raufchplat aus Geratien und anderen Keinen Plani- tonorganismen. Aurelia erreicht gewöhnlich 5—10 cm, manchmal aber auch bis 40 cm Durchmefjer; Möbius Hat ihren Wafjergehalt zu 97,99 Prozent feitgeitellt. Kein Wunder, daß von den zahliofen Medufen, die die Brandung manchmal an den Strand wirft, nach ein paar Stunden nichts mehr übrig ift! Die jchönften „Naturjelbitorude” von Aurelia fann man Sich heritellen, wenn man fie einfach auf einem Blatt Papier eintrodnen läßt. — Sm Loch Smween, einem durch fein reiches Tierleben berühmten Tiord an der Wejtfüfte Schottlands, hat Kerr ihren ganzen Lebenslauf in freier Natur jtudieren Tönnen. Die Me- dusen ericheinen im Frühlommer und führen Ende Juni Planula-Larven in den Ainnen 126 Nefjeltiere: Scheibengquallen. der Mundarme. Die Schphoftomen bejiedeln dann Anfang Auguft in enormen Mengen die langen, breiten Riemen de3 Zucertang® (Laminaria saccharina) und fönnen bei Ebbe leicht in beliebiger Menge eingetragen werden. Ym Aquarium Yafjen fie fich nach Delap 3 bis 4 Sabre lang halten und fchnitren dann noch Medufen ab. Normalerweije aber bilden jie während des Winters Ephyren, im Loc) Smween pom November an. Dort verichtwinden die weißen Bolypen im Samtar bon den Laminarien, während im Plankton maljenhaft Ephyren und Aurelien bis zu lem Durchmefjer auftreten. Um Dftern haben die jungen Medufjen etiva 7 cm Durchmefjer erreicht, Ephuren aber find ganz |pärlich geworden, und zur Mittfommer- zeit jtehen fie im Zenit ihres Lebens; der Auguft bringt nur noch [pärliche zerfeßte Exem- plare mit mildhig getriibtem Gewebe, die bald zugrunde aehen. Zweite Unterordnung: Rhizostomata. Einen ganz anderen Duallentypus stellt die Qungenqualle, Rhizostoma (Pilema) pulmo L. (j. die beigeheftete Tafel „Medujen’, Fig. 3), Dar, eine Bewohnerin des warmen littelmeeres; die jehr ähnliche, Hauptjächlich Dircch die größere Zahl Nandlappen unter- jchtedene Rh. octopus Z., die an der atlantischen Küfte Europas Iebt, ift nad) U. ©. Mader nur eine Varietät. Gelegentlich tritt auch jte in großen Schwärmen in der Nordjee auf; an der mildhigweißen, etwas bläufichen Farbe ijt ie von weiten unter ven anderen großen Kordjeequalien zu eriennen. Die mediterrane Yorım, die bis 60, ja 80 cm Glodendurchmeijer erreicht, it ganz zart evemegelb; in pifantem egenjab dazu jteht der tief fobaltblaue Lappenjaum. Wenn die Glode völlig erjchlafft ift, hebt fich die ftarf gemwölbte Scheitelpartie von dem Nand- teil ab und die Spigen find nach innen geflappt. Dann ziehen die Fräftigen Ningmusfeln auf der Unterjeite die Randpartie jo Stark zufammen, daß die ganze Glode zur Halbfugel wird, die peripheren Teile jogar für einen Augenblid einen Zylinder darjtellen und das heftig aus der Glocke ausftrömende Wajler den Saum nac) augen herumjchlagen läßt (j. das Kleine Rhizostoma im Hintergrundve der Tafel). Die Meduje tut einen Nud voran, der Schirm er- meitert jich und Die hübjchen blauen Lappen legen fich wieder nach innen. Das Schönfte an der Medufe aber find die acht Mumdarme, auf denen ein loderes, zier- (ich wie Bhumentohl gefrauftes Polfter aufjist; oben unter der Glode zeigen jich nochmals veizende Feine „Schulterfraufen”. Überall in den Staufen figen zahlreiche Heine Toren, durch Die die Nahrung in „Urmfanäle” aufgenommen wird, denn der große, Freuzfürmige Mund der übrigen Schphomedufen fehlt ven Ahizoftomiven völlig. Wohl tritt in der Ent- wicelung von Rhizostoma ein Stadium mit einem Mund und vier rinnenfürmigen Mund- armen auf, wie bei ven anderen; aber dann legen fich die Ränder der Ainnen zujammen und verwachjen a8 Wände der Armfanäle; dabei wird auch der Mund verichlofien. Schon vorher jpaltet jich jeder der vier Arme. Die Berichlußnähte der Ainnen auf den Ssnnen- jeiten der acht Arme wuchern, fälteln fich zierlich auf und veräfteln fich und bilden fo jenes wunderbar zarte Gefräufel, das auch in je zwei Partien auf die Außenjeite der Arme übergreift. Die Schulterfraufen wachjen ganz wmabhängig davon aus dem oberen Teil der Armfanäfe heraus; auch auf ihnen bilden fich zahlreiche Heine Poren. Alle Kraufen .. ind mit vielen feinen, Neije'gellen führenden „Lippententateln‘ bejegt. Mit Nefjelzellen ind außerdem auch die Endfolben ausgerüstet, dreifantige Fortjegungen der Arme, Die häufig einen hübjch blauen Anflug zeigen. Dafür fehlen Yange, nejjende Tentafel voll- jtändig; der Lappenfaum ift mr durch acht Sinnestörper unterbrochen, die lebhaft Medulen. Nat. Gr. Hydromedufen: 1. Tiara pileata Forsk. 2. Geryonia proboscidalis Forsk. — Scyphomeduien: 3. Lungenqualle, Rhizostoma pulmo Z. Discophora: Rhizostomata. 127 stangefarbene Konkretionen enthalten umd der gerade bei Rhizostoma viel ftudierten Ne- gelung des „Slodenpuljes" dienen. Durch die rhythmische Bewegung verjorgt fich da3 Tier nach Uerfüll ganz automa- tifch mit Nahrung. jeder Schlag der Glode treibt die Medufe voran; der fchwere Anhang, die Mundarme mit den Saufen, fünnen infolge der Trägheit und der Reibung im Wafler nicht fofort nachfolgen. Dadurch) wird der Abftand zwischen Armen und Glode bei jedem Aud nad) vorn größer, der dDazmwilchenliegende Magen wird fich erweitern und durch Die zahlreichen Poren muß Waller in ihn hHineinftrömen. Claftiiche Gallertfpangen, die die Arme am Schtem befeitigen, jtellen dann jedesmal beim Erichlaffen die normale Yagerumng der Teile wieder her und vrüden das überjchüiijige Waffer wieder heraus. Diefer regel- mäßige Wafjerftrom reißt natürlich immer allerhand einplankton, die Hauptnahrung der Medufe, mit ji. 3 wird bereits in den Mündungen der Armlanalzweige verdaut und der Nahrungsbrei dem Magen zugeführt, während Unbrauchbares gleich wieder ausgemorfen wird. Aber auch mit größeren Tieren werden die ARhizojtomen fertig, wenn fie diefe einmal durch die Nejjelfapfeln der Endfolben und Lippententafeln betäubt Haben. Die Beute wird bon den Armen umfschlofjfen und außerhalb des Tieres an den Berührungzftellen mit den Poren durch verdauende Sermente jo weit aufgelöft, daß die zahliofen Kleinen, aber ziemlich erweiterumgsfähigen Mäufchen fie aufnehmen fünnen. Underdauliche Refte, wie die Panzer größerer Ktebje, werden einfach durch Offnen der Arme fallen gelaffen. (Hamann.) Unter die Glode der großen Lungenqualle unjerer Tafel jchlüpft ein Heiner Fiich. Genau wie Nomeus bei der gefährlichen Physalia (f. ©. 119), leben bei Rhizostoma, aber auch bei vielen anderen Medujen (3. B. den Cyanearten), fait regelmäßig Sungfische unter dem Schum, Vertreter der Gattungen Caranx, Trachurus und verichiedene Gadiden (Rabefjau, Schellfiich und Wittling). Nach der Iandläufigen Annahme foll es ein „ideales“ Freundichaftsverhältnis jein. Die Fiihe jollen fchmarogende Amphipoden (Hyperia) fern- halten, die jich in den Medufenichirm einnagen, während fie jelbjt durch die Neifelzellen der wehrhaften Genofjin vor Angriffen gejchüßt find, und dazu noch von dem Überfluß an Futter, den fich die Medufe verjchafft, etwas abbefommen. Scheuring aber beobachtete, daß die jungen, pelagijch lebenden Wittlinge (Gadus merlangus) lebhaft nach den herab- hängenden Genitalfraujen und jogar nad) den Tentafeln der Haarqualle, deren Nefjelzellen ihnen anjcheinend nicht3 anhaben fünnen, ftoßen; bei der Magenunterfuchung der Fijche zeigte jich, daß die VBerdauungsorgane mit Ovar- und Tentafelfeben prall gefüllt waren; die Hperien im Duallenjchiem jchienen die Heinen Fijche überhaupt nicht beachtet zu Haben. Auch verjchmähten junge Wittlinge jedes andere Futter und gingen zugrunde, wenn ihnen noch jo reichlich frisches Plankton gegeben wurde. Offenbar find fie völfig an ihr Parafiten- dajein bei ven Duallen angepaßt. Vor den Nefjelzellen fcheinen fie fich zu fchüßen, indem lie der Berührung fehr gewandt ausweichen. — Nach Semons Beobachtungen bei Amboina berjuichten junge Caranx ihre Rhizoftomiden durch Stöße gegen den Schirm in einer be- fimmten Richtung meiterzutreiben. Bu den Rhigoftomiden gehören auch die eßbaren Duallen der Japaner und Chinejen. Von der am häufigjten genojjenen Rhopilema esculenta Kishinouye wird in China das ganze Tier, in Japan meift nur der Schiem, der über 45 cm breit wird, in einer Mifchung bon Alan und Kochjalz oder zwijchen den gedünfteten Blättern der Kafhima, einer Art Eiche, unter leichtem Drud „eingemacht”. Um fie zu jerbieren, werden die Duallen über eine halbe Stumde in Waller eingemweicht und gut gewajchen, dann in Heine Stüce zerfehnitten 128 Kejfeltiere: Blumentiere, _ und mit Gewürzen angerichtet. „So zubereitet, ift jte leicht faubar und gibt ein angeneh- mes Gericht” (Sifhinouye). Sie findet aber auch als Fiichköder Verwendung, unter anderem iiir Seebraffenarten (Pagrus), die die Medujenjchvärme regelmäßig begleiten. Dritte Klaffe: Ylumentiere (Anthozoa). Sn den Anthogoen stellen jich wieder Hohltiere in Polypenform vor. Wie bei einer Hydra it der Körper ein Schlauch aus Ektoderm und Entoderm, mit Fußplatte, tentafeltragender Mumndicheibe und einem einzigen Hohkraum im Inneren, der jich in die Tentafel hinein fort- jeßt. An Stelle der jtrufturlojfen Stüßlamelle aber ichiebt jich zwijchen die beiden primären Körper- ihichten ein mittleres Keimblatt, ein Mejoderm: während der Entwidelung wandern Eftodermzellen in die Tiefe und bilden ein fejtes, von jpindel- und Iternförmigen Bellen durchießtes Bindegewebe aus, das meiltens auch Sfelettförperchen führt. Der wichtigjte Fortjchritt beim Anthozvenpolypen aber liegt in der Ausgeftaltung des Gaftraltaumes. Der Mund führt nicht mehr Direkt in ihn hinein, jondern zunächit in ein eftodermales Schlundrohr, an deijen Grund fich eine Schlundpforte in den Magen öffnet. Und dann ragen in den Magenraum Scheidewände (Septen) vor und jchliegen Nijchen zmwijchen jich ein, ähnlich den vier Entodermfalten der Schpho- polypen. Bei den Anthogoen treten entweder acht jofcher Septen auf (Octanthidae) oder ihre Anzahl Anthozoenpolyp, [hematifh. Nah Chun. 1 Fange arme, 2 Schlundrodr, 3 Darmidheidemände (Septen), it ein Bielfaches bon jechs (Hexanthidae). Ur- 4 Mejenterialfilamente. Iprünglich reichen fie alle bis an das Schlundrohr, io daß jeitlich von Diefem eine Neihe von Tajchen entjtehen, deren Hohlräume jich in die der Tentafel hinein fortjegen. Ein Querjchnitt in der Höhe des Schlundrohres zeigt dieje „Saftraltafchen” als rings umjchlojjene Räume, während die „Baftraltinnen” dar- unter jich in den großen Magenraum öffnen (Nbb., ©. 140). Die Septen werden zur Erfüllung der verjchiedenjten Aufgaben herangezogen und dementiprechend ausgejtaltet. Der größte Teil ihres freien Nandes wird gefältelt, gefrauft und aufgewulftet zu den an Drüfen und Nefjelzellen reihen Mejenterialfilamenten. Sie legen jich den eingebrachten Nahrungsbroden dicht an, dringen in ihre Spalten ein und zerlegen fie in Teilchen, die Durch zahlreiche Freßzellen (Nhagochten) in den Fila= menten und im ganzen übrigen Entoderm aufgenommen werden fünnen. Werdauende Ter- mente werden, wenigjtens bei den Aftinien, bei Berührung der Stlamente mit der Nahrung abgejondert. Das Umfaffen der Nahrung wird den Septenwändern ermöglicht Durch die teiche entodermale Muskulatur, die in verjchiedene Fajeriyfteme gegliedert it. VBejonvers kräftig find Längsmusfelzüge, „Musfelfahnen”, die jedem Septum als ein dicter Wulft auf nur einer Seite aufgelagert find. Schließlich entiwideln fi) noch die bandfürmigen Achtftrahlige Bolypen. 129 Gejchlecht3organe in den Septen. Sie entftammen indifferentem Zellmaterial und wandern wie bei den Schphomedufen ins Entoderm. Die Eier der faft immer getrenntgefchlechtlichen Blumenpolypen werden im Gaftralraum der Mutter befruchtet und machen hier ihre exjte Entividelung duch. Die Jungen jhwärmen al Wimperlarven aus und treiben fi) dann meist nur kurze Zeit herum, bis fie jich feitfegen. Sie find in der Regel das einzige Sta- dium, in dem fich ein Blumentier im Wajjer frei bewegt. Selten find dabei [hon Mundrohr und Tentafel oder jogar die Septen angelegt. Auch die Fähigkeit, ji durch Sprofjung oder Teilung ungefchlechtlich zu vermehren, ift in der Klafje allgemein vorhanden. Wie bei den Hydrozoen bleiben die jo entitandenen Sungen meift mit den Alten in Verbindung. Dadurch Fönnen riefige Kolonien entjtehen, bei denen meift alle Bolypen gleichgeitaltet bleiben. Yeder für Sich ift befähigt, Futter auf- zunehmen, wenn e3 auc) infolge Verbindung der einzenen Gaftraftäume untereinander dem Nachbar zugute fommen fann, und jeder fan Gejchlechtsprodufte bilden; gemwöhnlic) iind in einer Kolonie die getrennt gejchlechtlichen Rolypen beider Gejchlechter vereint. Wie viele jeßhafte Tiere bejiben die meilten Anthogven ein Stüßjfelett. Bei manchen icheidet das Eftoderm nur eine Hornige, peridermartige Hülle, ähnlich der der HHydroid- polypen, aus, viel häufiger aber ein aus Hornmajje oder aus fohlenjaurem Kalt beitehendes Sfelett von großer Feltigfeit. Jr diefem Talle wandern bei den einen jfelettbildende SHtodermzellen ins Mejoderm und lajjen da allerhand jonderbar geitaltete Kalfgebilde, Spicula, in fie) entjtehen, die für fich bleiben oder nachträglich miteinander verfittet werden. Bet anderen aber, wie ven Riffforallen, wird die Sfelettmajje von den Eftoderm- zellen der Fußplatte in einer zujammenhängenden Lage nach außen abgeichieden und mächft dann von unten her in den Bolypenförper hinein, indem er die Körpermand vor fich Herftülpt; fcheinbar entjteht dadurch ein inneres Skelett. Wie in den Grundlinien des Körperbaues, fo gleichen die Anthozven auch im Verhalten gegenüber der Ummelt im mwejentlichen einer Hydra, wenigjtens die einzeln lebenden See- rofen und Seenelfen, die leicht zu züchten und deshalb am meiften daraufhin unterfucht find. Ihr Neweniyitem ift dem der Hydroidpoflypen ganz ähnlich: ein difjujes Ne, das im Eftoderm am dichteften wird; Die Reize werden von Sinnezzellen aufgenommen. Yluf dieje toirfen in erfter Linie wieder die von der Beute ausgehenden fombinierten demijchen und me- hantichen Reize, die geregelt ineinandergreifende Fang- und Aufnahmereflere der Tentatel, des Mundes und Schhundes, auch des ganzen Körpers auslöfen. Smnere phyfiologiiche Zu- ftände, tote „Ermidung” und „Sättigung“, verlangjamen diefe Reaktionen over Heben jie auf. Der einzige Fluchtrefler, der bei ftörenden und Schädlichen Einwirfungen auftritt, ift der von Hydra: der ganze Körper famt den Tentafeln vermag fich — von Ausnahmen abgejehen — dank feiner Fräftigen eftodermalen Muskulatur energisch zufammenzuziehen, in das |chüt- zende Sfelett hinein oder bei den jfelettlofen Actinien zu einem formlojen Klumpen. Srite Unterflajje: Achtitrahlige Volypen (Octanthida). Das wichtigjte Kennzeichen der Gruppe ift im Namen angedeutet: acht Schetdemände tagen in gleichen Abftänden in den Magenraum vor und bilden oben, jeitlich vom Schlund- tohr, acht Tajchen, die fich in die acht hohlen, zierlich gefiederten Tentafel hinein fortjegen. Dieje umgeben den Mund immer nur in einer einzigen Reihe, wie beim Süßtwaljerpoylpen. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 9 130 Nejjeltiere: Blumentiere. Auch fonft erinnert der in der Regel nur wenige Millimeter große, zarte Polyp äußerlich Sehr an einen Hydrogoenpolypen, namentlich bei ven allereinfachiten Gormen, die noch einzeln auftreten Fönnen und bei denen ein ©felett ganz fehlt oder nur perivermartig enttwidelt ift. 63 find Feine, wenig auffällige Gejchöpfe, die faft nurder Spezialforfcher fennt. An fie jchliegen fich Familien, bei deren Vertretern im Mejoderm verjchievenartigite Kalkipicula vorhanden find. Dann ändert fich auch der Bau der Polypen. Der urfprünglich runde Mund erfcheint als länglicher Spalt und dementiprechend das ganze Schlundrohr Jeitlich zufammengedrüdt. Sn einem Der beiden Winkel diejes Rohres, in der „Schlundrinne”, treten an Stelle der all- gemeinen zarten Bewimperung bejonders Fräftige Wimpern auf; fie peitichen einen Wafjer- fttom in den Gaftraltaum hinein. Auf der entgegengejegten Geite find zwei Gepten von oben bis unten mit lebhaft tätigem Wimperepithel überzogen, Das den Strom in der zweiten inne des Schlundes wieder heraustreibt. ©olange der Bolyp entfaltet ift, durchzieht ihn jtändig Diejer Strom, der Sauerjtoff für die Durchatmung der Gewebe bringt, aber auch Nahrungsteilchen mitführen fann und Unbrauchbares wieder fortichafft. Durch diefe Form des Schlundes find neben der achtitrahligen Symmetrie der Polypen Züge einer zivei- jeitigen enttwidelt: in der Ebene der größten Ausdehnung des Schlundes läßt fich der Körper in zwei jpiegelbildfich gleiche Hälften teilen. Die ©eite der Schlundrinne heißt dabei her- fümmlich die „Bauch- (Ventral-) Seite", die entgegengejeste die „Rüden- (Dorjal-) Seite". Die Septen jind ebenfalls zweijeitig [ymmetrisch angeordnet: Die Musfelfahnen Tiegen nur auf den Ventraljeiten; fie bilden daher zwei Gruppen, vier rechte und vier linfe Gepten. Die beiden am meiteiten rücdmwärts gelegenen, an denen der Wafjerftrom entlang nach außen zieht, bleiben jteril, während in ven übrigen Gejchlecht3produfte gebildet werden. Auch der Zufammenjchluß der Volypen zu Kolonien wird immer fomplizierter und enger. Jm einfachiten Falle find fie nur durch „Wurzeöhren”, Fortjegungen der Gajtral- räume, verbunden, wie viele Hydroidpolypen. Dann entiteht in diefen einfachen Berbin- dungsfanälen ein Nebwerf entodermaler Aöhren, zwilchen die fich Mejodernm einlagert, und aus dem Wurzelwerf wird eine gejchloffene Platte, die fich der Unterlage anfchmiegt. Se mehr Polypen jich auf diefem „Cönenchym“ oder „Cönojark” entfalten können, um jo ergiebiger wird die Nahrungsverforgung für den ganzen Stod ausfallen. Und Raum wird für möglichlt viele Volypen gewonnen, wenn das Cönendhym nicht Flache Krufte bleibt, jondern fich über den Boden erhebt, jo daß die Volypen alljeitig daran hervorfnojpen fünnen. So läßt fich die mächtige Entwidelung des gemeinfamen Trägers aller Tiere bei den Alchonaceen erklären, die zu großen fugelfürmigen, gelappten oder baumartigen Gebilden führte. Bon den älteften Polypen an der Spibe Diefer Stöde gehen noch Kanäle Durch den ganzen Stod bi8 zur Bafis; die jüngeren [projjen aus den älteren hervor, ihre Kanäle gehen daher nur bis in Die der älteren. Das Kanalneb wird durch den Schlag der Wimpern jeines entodermalen Zellbelags ftändig Durchipült und erhält Nahrungsteilchen zugeführt. Grjte Ordnung: Alcyonaceen (Aleyonacea). Sn Seewafjeraquarien mit Nordjeetieren werden manchem bleichgelbe oder orange- jarbene, plumpe, gelappte, bisweilen faft Handfürmige Kfumpen begegnet fein. Dft liegen je ganz unfcheinbar im Sand, Iederig und verfcehrumpft, mit unzähligen Warzen auf der Oberfläche. Ein paar Stunden darauf find fie um ein Mehrfaches ihres früheren Umfanges Adhtitrahlige Bolypen: Alchonaceen. 131 aufgedunfen, zart durchjcheinend gelblich, und an Stelle der Höder ftreden Die zierlichiten Heinen (bi3 9mm hohen) Bolypen ihre feinen Federfronen hervor. Es ift die „Lote-Manns- hand“ der Nordfeefiicher, Aleyonium digitatum ZL.; diejelbe Bezeichnung führt die Art und ihre Verwandten in faft allen Sprachen, die einen Namen dafür Haben. Jm Mittel- meer vertritt fie daS gemeine fleifchrote A. palmatum Pall. mit einem am Orumde helleren Stamm und davon abgehenden Hauptäften, die das Ganze mehr baumförmig ausjehen lajien. Auch feine Kolonien ericheinen bald flein, verhußelt und fchmugig dunfelrötlich, bald ° entfaltet e3 jich Daraus zu ungeahnter Bracht: durch) reichlihe Wafjeraufnahme ins Cönen- hym Ichwillt der Stod zu mehr als dreifacher Ausdehnung, gelegentlich zu über % m Höhe, und moird fast durcchfichtig, jo daß man tief ins Innere der Kolonie hineinfehen kann. Die meißlichen Volypen überziehen den Bujch wie ein Blütenjchleier. Küfenthal jah bei dem nahe verwandten A. adriaticum Kükth. aus der Adria ganz regelmäßig zweimal täglich, am Morgen und am Nachmittag, die Kolonien Schwellen und die Bolypen fich ausftredfen. Diefer tägliche Rhythmus, der in ähnlicher Form auch beim „Aufblühen” anderer Cölenteraten eintritt, dürfte in Zufammenhang mit Ebbe und Flut ftehen. Dffenbar werden durch die erhöhte Wafjerzufuhr alle Gewebe ausgiebig mit Sauerftoff verjorgt; denn al3 er die Ko- lonien in fauerftoffarmes Wajjer jebte, Ihwollen fie mehr und mehr an, nach 24 Stumden bis zu dreifacher Größe; die Volypen dehnten ji) aufs äußerite und wurden ganz durch- fichtig. ©olange die Alcyonium-Rolypen ausgejtredt jind, fangen fie mit Hilfe ihrer Ten- tafel Nahrung, Heine Planftontiere, vor allem winzige Krebschen und deren Larven. Dieje werden Durch Die Nefielfapfeln gelähmt und fünnen die ausgeftredten Sangarme dann zu Hunderten bededen, wie &. Pratt bei gut gefütterten A. digitatum jah. Gelegentlich mird ein beladener Tentafel in ven Mund hineingebogen und „abgelutjcht”". Gewöhnlich aber zieht fich der Volyp langjam in fich felbft zurüd, wenn er genug gefangen hat; er verdaut auf feinen Septen, die bei vollausgeftredten Volypen als dunfle Tängslinien durchichim- mern. Bei ihrer Nahrungsaufnahme vermögen die Tiere eine gemijje Auswahl zu treffen. Berjchiedene Filcheier vermochten die Aufnahmereflere nicht auszulöfen, jondern wurden immer wieder fallen gelaljen. Reizen gegenüber bleibt jeder Volyp einer Alcyonium-Solonie für jich allein empfäng- lich; ein „Loloniales" Nerveniyiten ift, nach Kafjtanows Unterfuhungen, nicht vorhanden oder hHöchitens ganz gering entwidelt. Reagiert jcheinbar die Kolonie auf einen Stoß, in- dem alle Volypen fich einziehen, jo rührt dies einfach daher, daß fich alle in gleicher NWeije „unangenehm berührt” fühlen. Neizte dagegen Kafjianomw einen einzelnen Rolypen Fräf- tig, ohne daß er andere berührte, jo antwortete nur der eine; mit einem Pinjel konnte er auf einem beliebig großen Fled des Stodes alle getroffenen Volypen zur Kontraktion bringen, während die anderen ruhig jtehenblieben. Als Skelett führen die Aleyonium-Nrten nur Kalffpieula, winzige, bald jhlanfe, bald gedrungene Stäbchen mit höderigen Wärzchen. Sie feitigen das Cönendhym, die Wände, die Tentafel und jelbjt noch die Fiederblättchen an den Tentafeln der Einzelpolypen. — Die Kolonien von Alcyonium find nad) Gejchlechtern getrennt; die Eier werden ausgeftogen und im Wafjer befruchtet. Bei ven Drgelforallen (Tubiporiden), deren biutrote ©felette feiner SKorallen- fammfung fehlen — am häufigften ift gewöhnlich Tubipora hemprichi Ehrbg. aui3 dem Roten Meer vertreten —, haben fich die Kalkipicula der Volypen zur joliden Wänden vereinigt. 9* 132 Nejfeltiere: Blumentiere. Sn den vom Weichkörper freien, oft über fopfgroßen „Korallen“ jieht man zahlreiche Röhren, nach oben leicht augeinandergehend, von einer gemeinjamen Staltplatte mie Drgelpfeifen auffteigen (f. Die Abb.). Durd) „PBlattformen”, die fich in gewifjen Abjtänden folgen, find Die Röhren noch mehrmals miteinander verbunden; zwijchen ältere, die bon ganz unten herauf- fommen, drängen fich in höherer Lage junge, die exit von den Plattformen entjpringen. Sede Röhre ift mitten im mejodermalen Bindegewebe eines Polypen gebildet worden; diejes füllt Heine Lüden in den Kaffwänden der Röhren aus und enthält außerhalb und inner- halb davon noch Iofe Kalfförperchen. Solche allein ftügen das über die Röhre emporragende Köpfchen des Volypen, das fich völlig in feine Kalktube einftülpen fann. Die Plattformen entjtehen, indem fich die ©ei- tenwände der Polypen nad einem gewiljen Wachstum der Kolonie ausitiilpen und ver- einigen. Die Ausjtilpungen enthalten alle Körperichichten des Polypen; das jfelettbil- dende Mejoderm liefert Die falfıge Blattform, in der ein entodermales Gefähneb Die Magenräume der Tiere ber- bindet. Nur aus den Wlatt- formen wacjen neue Woly- penjprofjen hervor. Nach un- I ten jchließt jeder Bolyp feinen \ NA) Gaftraftaum von Zeit zu Zeit Drgeltoralle, Tubipora hempriehi Zirbg. Natüclihe Größe. Nah Hacker. AD, und aud) dieje Böden in den NKöhren werden durch ©felett verjtärkt; alles lebende Gewebe darunter ftirbt ab, innerhalb und außerhalb der Aöhre. Belebt ift bei einer alten Kolonie im Meer etiwa der Bezirk über der oberften Plattform; darunter ift nur tote Gerüft. Drgelforallen finden fich überall in den Koralktiffen, in den Tropen der Alten wie der Keuen Welt, zwijchen den jechsitrahligen Steinforallen. Heute artenarm, hatte die Gruppe namentlich in den ältejten Perioden der Erdgejchichte eine gewaltige Formenfülle entwidelt. Die entfalteten Tubipora-Rolypen find prächtig grün gefärbt; wie friiche Moospofliter über- ziehen fie ven Boden tieferer Lachen und Tüimpel, die die Ebbe zwiichen den Sorallbänten zurücläßt. Auf die geringjte Störung folgt plößlicher Farbenwechjel: an Stelle des Grün tritt das tiefe Dunfeltot des Sfeletts, etwas abgejhwächt durch den grauen Schleier der Weichteile darüber (j. die Tafel „Korallen an der javaniichen Küjte” bei ©. 168). Zweite Ordnung: Gorgonaceen (Gorgonacea). Ein fejtes AUchjenjfelett, das von der weichen polypentragenden „Rinde“ überzogen üt, zeichnet die Ordnung der Gorgonaceen aus. Daß aber darin fein prinzipieller Gegen- jaB zu den Alchonaceen bejteht, das beweift die Entwidelung diefer Sfelettbildung bei der x re Er 1 SUR Sul Kun Edelkoralle, Adtitrahlige Bolypen: Alchonaceen. Gorgonaceen. 133 allerbefannteften SKoralle, der roten Edelforalle, Corallium rubrum Z. ihre matt- bis jcharlachrot gefärbte Achje, die jeder von den hübjchen, daraus gefertigten Schmudjacdhen fennt, entiteht, indem getrennt angelegte, dornige Kalkjpiculae in ganz bejtimmter Weife mit- einander verjchmelzen; nad) dem Aufbau der Achje lafjen fich unter dem Miftojfop Fäl- Ihungen jofort von der echten Koralle unterjcheiden. Sr der weichen Rinde aber liegen diejelben Kalkjpiculae wie bei Aleyonium noch oje angehäuft. Sie find Träger der leuchtend Iharlachroten Farbe, die das Cönojark der lebenden Kolonie zeigt (f. die beigeheftete Farben- tafel „Edelforalle”). Ganz reizend heben jich davon die weißen, zierlihen Polypen mit ihren fternförmigen Tentafelftonen ab. Außer diefen Freßpolypen von dem gewöhnlichen Bau, den „Autozoiven“, treten „Siphonogzoide" auf, Heine, tentafellofe Polypen, jaft nur noch) verichließbare Toren, in denen ich das Gejäßneb der Ninde nach außen öffnet; fie jolfen der Zufuhr und Zirkulation des Wafjers innerhalb der Ainde dienen. Aus dem Ge- fäßneß, das die Gaftralräume der Einzelpolypen verbindet, Iprojjen die neuen Volypen. Die Ci-Entwidelung Hat der franzöfiihe Zoologe Lacaze- Duthier3 jchon 1864 an der nordaftikaniichen Küfte aufs genauejte ftudiert. Er fand, daß die Stöde in der Regel nur männliche oder nur weibliche Sndividuen enthalten, in Ausnahmefällen jedoch auch beide Geichlechter; e3 fünnen jogar gelegentlich zwitterige Sndivivduen unterlaufen. Die Eier werden, nach d. Koch, im snneren des mütterlichen Bolypen befruchtet und verlafjen ihn erit al3 zartweiße länglihe Wimperlarven; jelten werden fie jchon während der Yur- hung ausgejtogen. Merimwürdigerweijle jind es bei allen anderen Coralliiden, außer der Edelkoralle, jo weit befannt, nicht die normalen Polypen, die Gejchlechtsprodufte ent- wideln, jondern die Siphonozoide, Die bei C. rubrum feine Spur von Ei- oder Samen- bildung zeigen (Hidjon). Das Hafjiiche Land der Korallenfiicherei jind die weltlichen Teile des Mittelmeeres, io die Edelforalle auf Felsgrund meilt ziwijchen SO und 200 m, aber auch jchon vom feichten Waller ab und bis in Tiefen von 900 m vorkommt. An der ganzen italienifchen Küfte und in der Adria befinden jich überall Kleinere Edelforallenbänfe. Neichen Ertrag liefern aud) die Yoniichen Snjeln und die Küften von Algier und Tunis; von dort fommen heute die meilten Korallen in den Handel. Fang- und Verarbeitungsmethode find immer diejelben geblieben: „Das Gerät für die Korallenfilcherei”, Heißt e3 im „Aquarium neapolitanum‘“, „beiteht aus einem jchweren Streuz von Holzbalfen, das mit altem Nebwerf, aufgemwidelten Zauenden und ähnlichem behangen ijt und an einem ftarfen Geil über den Meeresboden gejchleppt wird. Die zadigen Korallenbäumchen verwideln fi in den Mafchen diejes Apparates, werden abgerijjen und fommen mit herauf. Um fie zu verarbeiten, bürjtet man die Rinde mit den Tieren ab und feilt dann die oberite Schicht des Sfelettes weg. Dann werden jie mit Schmirgelleinwand und DI gejchliffen und mit Stahl poliert. Die Perlen werden auf der Drehbanf geformt und gebohrt, Figuren mit dem Grabjtichel außgearbeitet. Der Wert der Korallen ift fchon bei den rohen Stücen jehr verjchieden. Die dieferen lite ind oft von bohrenden Tieren (Würmern, Schwämmen) durchjeßt und ihr Wert Ichwanft Deswegen zwijchen nur 5 und 20 Franken das Kilogramm. Gemöhnliche gute Ware wurde früher mit 40—70 Stanfen bezahlt, die ausgewählten fleifchfarbenen Stiüde (Peau d’ange) aber mit 400 und 500 Franken und darüber; indeijen jchtvanfen die Breife außerordentlich, je nach der Mode." Die Verarbeitung zu Bijouterien erfolgt großenteiß in Stalien, in Neapel, Livorno und Genua, aber auch in Marfeille und Paris. Während die rote Edelforalle nur aus dem Mittelmeer und von den Kapperden im 134 Nejjeltiere: Blumentiere. Atlantifchen Ozean befannt ift, treten andere „Edelforalfen” in Süd- und Dftafien, bei Mau- vitius, bei Madeira, eine, Pseudocorallium johnstoni Gray, aud) an der irijchen Küfte auf. Sohnende Fijcherei mird in Japan getrieben, two Das (engl.) ) Pfund (= 453,5 g) von Pseudo- corallium elatius Ridley je nach der Güte bis zu 30 Pfund Sterling einträgt. Die feite Skelettache der nachfolgenden Familien führt im Gegenjaß zu der der Coral- fiden Hornfubftanz. Entweder ift die Achfe rein hornig oder Hornig mit einem Kalftern; das Horn fan auch mit Kalk imprägniert fein, und fchließlich fönnen Hornfnoten (Nodien) mit falfigen Snternodien abmwechjein. Nach Studer und Schneider wird diejes Gfelett von falfabfcheidenden und hornabjcheidenden Zellen ausgebildet, deren Produkte miteinander verichmelzen. Zu den „Hornforallen“, deren Hartteile im Gegenfjaß zu einem jlarren Kaltffelett immer mehr oder weniger biegjam find, gehören eine ftattliche Reihe oft recht großer Korallen, die ganz wunderbare Verbände ausbilden. Bei dem prächtig gelben oder rötfich-violetten Benusfächer, Gorgonia flabellum Z., aus den tropijhen Teilen des meitlichen Atlantik ift e3 ein dichtes Neb, in dejjen Rinde die unjheinbaren Polypen zer ftreut eingefenkt find. Alle Mafchen fiegen in einer ebenen Tläche, die alS riefiger Fächer im feichten Waffer in die Höhe ragt (bi zu Im Höhe und 1,50 m Breite) und graziös Den Wellenbewegungen der Oberfläche folgt; „häufig jieht man mw dicht unter der Wafjerober- fläche, ja zeitmeife daraus hervorragen" (Küfenthal). Die befannteften europäifchen Formen find die Eunicella-Arten aus dem Mittelmeer und Atlantifchen Ozean; neuerdings ift die Gattung auch bei Japan gefunden morden. Eunicella (Gorgonia) verrucosa Pall., die milchweiße Hornforalle de3 Mittelmeerez, die aber auch im Englischen Kanal und an der Weftfüfte von Schottland in 40—50 m Tiefe auftritt, bildet eine charakteriftifche, bis 50 cm hohe Staude aus warzigen Äften, die in un- oefähr einer Ebene von einem Stamme ausgehen. Häufig erjcheint die Art orange- bis mennigrot; nach Studer ift dies normal, während bei den weißen Kolonien der Farbitoff durch parafitiiche Algen zerftört if. Der Stamm fiht mit verbreiterter rundlicher Enp- platte auf Steinen, mit Vorliebe in Grotten und an Felswänden. Die Polypen jind in der Ebene der Kolonie an den ten in zwei ziemlich dichten Neihen angeoronet, Die einander gegenüberliegen. Sn der Regel entfalten fich nicht alle auf einmal. Jm Aqua- vium, worin fich diefe Korallen jehr gut halten Yafjen, zeigt eine Eunicella-Stolonie ihre Bolypen gewöhntich in allen Stufen der Ausdehnung: völfig in die Rinde eingejentte, Halb geöffnete und voll aufgeblühte Tiere. Auch jonft find fie ziemlich unabhängig voneinander und meniger empfindlich. Auf Berührung antwortet zunächlt bloß der gereizte Tentatel, dann exit der ganze Volyp durch Zufammenziehen. Nur bei einem jehr kräftigen Neiz ver- mag fi) die Wirkung fortzupflanzen und auch Die Nachbarpolypen zu veranlafjen, fich zu- rüczuziehen (Küfenthal). Was die Volypen eigentlich frejjen, ift unbefannt; beim Gang von Beute hat man fie nie beobachtet und in ihren Gaftraldöhlen wurden nie Nahrungs- förper gejehen. dv. Koch vermutet, daß fie jhon größtenteils zerjekte, organijche Partilel- hen aus dem Waffer aufnehmen, falls fiein der Gefangenjchaft nicht überhaupt Hungern, doch jpricht dagegen, daß fich die Kolonien bei Verlegungen fehr lebensträftig erweilen und leicht vegenerieren. Küfenthal hatte eine Aftipige abgejchnitten: in 22 Tagen waren 6 cm nachgemwachjen; ein andermal wınden 11 mm Rinde bis auf die Achje völlig abgelöjt, und die Wunde war in derfelben Zeit bi3 auf 5 mm zugewachjen. — Wie bei Aleyonium fann der Polyp duch Wafferaufnahme ftark jchmwellen; er wird dann durchfichtig und läßt in den Achtftrahlige Bolypen: Gorgonaceen. 135 Entodermzellen bräunfiche parafitiiche Algen erkennen. Das Cönenchym der Rinde aber, das Dur) eine äußere Lage zahlreicher Feulenförmiger Einzeljpicnla twohlgefeftigt ift, ‚ber- größert jich hier nicht merklich. Häufig jiedeln ji) auf der Yornkoralle Schwänme oder Horntoralle, Eunicella verrucosa Pal. Ein Teil der Rolypen geöffnet; an den Aften das Gi eines Hundshaies. Nat. Gr. andere Sorallen an; Schlangenjterne wideln ihre gelenfigen Arme in das Aftwerf und ge- legentlich Klettern Krebje (meift aus der Gattung Pisa) darin herum; die Stolonie on Abbildung hat ein Hundshai mit einem Ci bedacht. Zur jelben Samilie zählt die echte Schwarze Storalle, Euplexaura antipathes E deren Ichwarze Achje im Orient zu Rojenkränzen, ieifentönfen und Bijouterien, auch zu Amuletten verarbeitet wird. Sie wird im Indifchen Ozean und im Noten Meer gefijcht. 136 Nejfeltiere: Blumentiere. Abwechjefnde Horn- und Kalfglieder in der Stelettachje fennzeichnen Die Jfiden. Bei der 20 cm bis 1m hohen weißen Soralle des Mittelmeeres, Isidella elongata Zsp., ichimmern die dunklen Hornglieder durch Die rein weiße Rinde der Koralle. Sie ift ein iparfam verzmweigtes fchlantes Bäumchen, auf dem die Polypen mit dem rötlich Durc- ichimmernden Schlund und dem lebhaft gelbroten Mundjaum einen zarten SKontraft zur Ninde abgeben. Wie bei Eunicella ftehen die Polypen in zwei Reihen an den IÄften. Ver- ichwinden fünnen fie nicht; dazu ift die weiche Rinde des Stammes zu dinn. uch die immer steif ausgejtrecten, deutlich gefiederten acht Arme können jte nicht einziehen, jondern Höchitens über den Mund zujammenlegen; dann bilden feine, jpibe Kalfjpicula an der Außen- jeite der Arme die einzige Schubwehr. Sm Gegenjab zu den meijten Verwandten jißt Isidella nicht auf feftem Grund, fondern ftedt in weichem Sand. Lappige Horizontale Ausläufer ver- anfern an Gtelle einer Fußplatte ven Stamm und lafjen ihn aufrecht jtehen. Bei Exemplaren bon 30-50 em Höhe überziehen diefe Wurzeln eine Bodenfläche von 30 cm im Durchmefjer. Dritte Ordnung: Seefedern (Pennatulacea). Die Angehörigen der dritten Detanthidenordnung, die Seefedern (Pennatulacea), find niemal3 auf einer Unterlage feitgeheftet, jondern fteden mit einem polypenfreien Etiel Iofe im Schlamm oder Sand des Meeresbodens, während der Rolypen und Siphonozoide tragende Teil ins Waffer ragt. Alle Berjonen der Stolonie find an den Seitenwänden eines großen primären Hauptpolypen hervorgeiproßt, der jich enorm in die Länge gezogen und ftart umgebildet hat; fein Gaftraltaum ift durch Scheivdewände in zimei over vier Längs- Tanäle zerteilt worden, in deren Mitte eine hornige oder verfalfte AUchje als Stübe für das Ganze auftritt. Ein Net von Ernährungsfanälen in den Wänden de3 polypentragenden Teiles verbindet die zahlreichen jefundären Polypen untereinander. Dieje ragen entweder direft an allen Geiten aus dem Stamm heraus, oder fie fißen auf Wülften und Blättern, die in zwei Reihen angeordnet find, wie die Fiederchen am Kiel einer Teder. Spicula find überall vorhanden; ihre Form und Anordnung charafterijiert die einzelnen Arten. Eine ‚„oloniale” Muskulatur, die die Kanäle im Stiel begleitet, ermöglicht es bei vielen Arten den Kolonien, fich al ein Ganzes zufammenzuziehen oder auszudehnen. Der Fall, daß die Volypen einfach allfeitig aus den Wänden des Hauptpolypen her- ausgebrochen find, findet fich bei Veretillum Cuv. und verwandten Gattungen. Jm Mittel- meer, im Golf von Bisfaya und an der weitafrifanischen Ktüfte lebt Veretillum eynomorıum Pall. (Abb., ©. 137) in Tiefen zwifchen 30 und 220 m auf jchlammigem Meeresboden. Die zufammengezogenen Stolonien, wenige Zentimeter hohe, runzelige, Shmusiggelbe Stäbchen, fteefen im Grunde; die feite Stelettachje darin ift nur 1% —2 cm groß. Dies unjcheinbare Ding vermag fich geradezu zauberhaft zu verwandeln: durch Wafjeraufnahme in das reiche Gefäßneß erhebt fich eine Ducchicheinende, zart vrangegelbe Säule mit wundervollen, Eriftall- Haren Blütenfelchen. Die Bolypen dehnen fich dabei bis zu 7% cm Länge aus; die ganze Dberjläche einer Kolonie vergrößerte fich, nach Bohn, um etwa das 60fache, die Höhe von 3 auf 27 cm, bei einem Exemplare Bujor3 von 5 auf 47 cm. Zur vollen Enifaltung Ihreitet Veretillum vorwiegend nacht3. Dann tritt zu allen Reizen der prachtoollen Ge- Ihöpfe noch) einer mehr: fte leuchten! Berurjacht ift das Phänomen wahrjcheinlich Durch chemische Umfeßungen an Fetttröpfchen, die fich in allen Zellen des Körpers finden. Die Achtitrahlige Volypen: Seefedern. 137 großen Bolypen find in ziemlich großen Zwifchenräumen regellos über den Kiel verteilt. Bmwiichen ihnen ftehen in undeutlichen Längsreihen unzählige Siphonozoide, die Heinjten mit blogem Auge eben nod) fichtbar. Sie find fteril, während alle großen Bolypen eines Stodes entweder Eier oder Samen in den jech3 ventralen Septen reifen lajjen. Die Eier werden, nac) Balk, frühmorgens durch die Mund- öffnung ausgejtößen. Sm Gegenjaß zu Aleyonium bejißt Veretillum, nach Niedermeder, auch im Stamm Nervenzellen. Keizen gegenüber benehmen jich) die entfalteten Polypen auffallend verjchteden. Cinmal ift die ganze Stolonie abjolut unempfindlich gegen Be- rührung. Ein paar Stunden fpäter verhalten ji) die Tiere ganz anders, obwohl jie noch genau jo ausjehen tie vorher und die Umgebung unverändert geblieben ift: berührt man jet einen Bolypententafel, dann biegt fich nicht nur diejer Tentafel ein, jondern aud) die benachbarten, und der ganze Polyp fchließt fich mehr und mehr; reizt man einen Polypen, jo jhließt fich nicht ex. allein, jondern Diejelbe Reaktion er- folgt auch bei den nächjten über eine größere oder geringere Strede der Kolonie hin (Bohn). An Lilien auf ichwanfenden Gtielen erin- nern die großen Umbellula-Arten, Bewohner der Tieffee. Die Polypen — im Durchjchnitt 5 bis 6 em lang — jißen in einem Bufett zufammen auf einem Stiel, der über 2m Länge erreihen Tann. Eine lange, dünne Gerte, ift er durch eine am Gip- fel jeher biegjame Kalfachje gejtügt, und ein bis zu 3 cm breiter aufgeblähter Fußteil veranfert ihn im Schlamm. Zmwifchen den Volypen oben, aber aud) am Gtiel fißen reichlich Siphonozoide in zwei For- men: tentafellofe und jolche mit einem einzigen Tentafel. Die großen Bolypen, die jcheinbar einen nn ganz regellofen Schopf bilden, erweifen fich in zwei Yeretillum eynomorium Dal. mis and“ 5 ; N geftredten Bolypen. Etwas verkleinert. Nah Reihen fymmetrifch angeordnet, wenn man ihre An- ®. Kütenthal („Wifenid. Crgebn. der Deutjhen jagjtellen genauer unterfucdht. Die Tiere jind fo3- an Sa rn. ie oe mopolitiich und leben in Tiefen von etwa 200 bis gegen 4500 m. Am längiten (feit 1752) ift Umbellula enerinus Z. (Abb., ©. 139) befannt; fie fommt in den großen Tiefen de3 ganzen Atlantiichen Ozeans von der Arktis bis zur Antarktis vor. Bei dem größten der von der Norjfe Nordhavs Erpedition erbeuteten Sremplare betrug die Höhe 2,30 m, und die größten Polypen maßen einjchlieplic der Tentafel 12,5 cm. Wie Bennatulaceen ihren Stiel in den Grund Hineintreiben, da3 beobachtete Öradier bei Seytaliopsis djiboutiensis Gravier an der Somalifüfte in Djibuti. Legte er eine der ftabförmigen Kolonien im Aquarium horizontal auf den Sand, jo bog fic) das freie Enpe 138 Hohltiere: Blumentiere. des Stieles um, wie die geotropiiche Wurzel einer Pflanze. Dabei wird die in der Sulonie zirkulierende Flüfjigkeit mit Hilfe der Muskulatur in den Stiel gepreßt, jo daß er die und jteif wird und eine Grube in den Sand eindrüdt. Syn dieje jenkt jich der twieder erjchlaffte Stiel ein, dann beginnt er von neuem zu jchwellen und jo geht das Spiel weiter, biS der Bereich der harten Achje in das Loch gerät; dieje richtet jich in dem Maße, als der Stiel einfinft, mehr und mehr auf, und mit ihr die ganze polypentragende Gerte. Eine richtige Feder tft die befanntefte Form, die Seefeder, Pennatula phosphorea Z. (1. Tafel „Hohltiere I”, 4, bei ©. 87), die in allen europäischen Meeren, im Snpischen Ozean, bei Javan und in der Antarktis in verjchiedenen Varietäten vorfommt. Bon einem Kiel entjpringen Dicht Hintereinander zahlreiche lange, jchmale Hlätter wie die Ute einer Feder. Alle Blätter tragen an den Nändern auf der einen Geite der Fever (der Bentralfeite) bis zu 20 Polypen in einer Neihe. Zahlloje Sıphonozoide jtehen stwiichen ven Blättern und bededen die Dorjaljeite des Stieles bi8 auf einen Streifen in der Mitte. Die Bolypen find rein weiß; zarte, Hell- oder dunfeltote Farben an Stiel, Kiel und Blättern jind Hauptjächlic) an Die zahlreichen Spicula gebun- den, die der Wandung der Kolonie anliegen. Wenn ich das Tier voll Waffer gepumpt hat, ftedt e$ mehr oder weniger ausgerichtet im Boden; entleert liegt es mit ichlaffen Blät- tern flach auf dem Sand. Mit Hilfe des jchwellbaren Stieles vermögen die Kolonien ganz langjam zu wandern. Shren jchönften Reiz zeigen die prächtigen Tiere nachts: wird dann die Feder irgendwie aejtört, jo glüht jie an einer Stelle auf; dann „Ipringt" der Funken von einem zum ande- ven Bolypen „über" und Leuchtitröme laufen über die Feder. Hervorgebracht wird das Licht nur von den Volypen und > Siphonozoivden, bei den Bolypen wahrjcheinlich von dem drii- Pteroides eriseum Bohadsen. gen Gewebe der Meienterialfilamente, nicht vom Cönenchym ee ee, (Hidjon). Um die Erjcheinung zu verfolgen, bedarf es friich gefangener und möglichit wenig beunruhigter Cremplare. &3 genügt, mit dem Finger an die Wand des Aquariums zu Flopfen, um Zunfen erjcheinen zu jehen. Nimmt man die Feder unter Waller in die Hand oder aus dem Behälter Heraus, jo wird das Auftreten von Lichtpunkten und leuchtenden Streifen lebendiger und es treten bei planmäßiger Wiederholung der Reize gejegmäßige Ströme auf, wie fie jchon 1871 PBanceri in Neapel jtudtert hat. Ein Grundphänomen jind zwei Strömungen, mobon Die eine, an die Volypen gebunden, auf der Ventraljeite der ganzen Fahne fichtbar tft, wäh- rend die andere an den Siphonozoiden auf der Dorjalfeite auftritt. Drüdt man das Ende de3 Stiel, jo beginnt das Leuchten in den unterjten Strahlen, läuft vom Stiel aus nad) den Strahlenenden und geht allmählich auf die oberen und äußerften Strahlen über. Das Um- gefehrte erfolgt, wenn man den Reiz an der Spiße der Fahne anbringt. Berührt man Die Mitte des Fahnenfchaftes, fo läuft das Leuchten vom Reizpunft aus gleichzeitig nach oben und nach unten. Neizt man beide Enden des Fahnenfchaftes zugleich, jo nähern jich die Ströme bi zum Zujfammentreffen. Nur felten ütberipringen fie dabei einander, jo daß jic) die Erjcheinung aus den Strömen des erjten und zweiten Reizes zufammenfebt. Neizt A q : [ b. 2 E Achtftrahlige Bolypen: -Seefedern. 139 man endlich ein Gtrahlenende, jo geht der Strom zuerit Itrahlabwärts auf den Kiel und von da in der gewöhnlichen Richtung auf alle übrigen Strahlen. Ein bis auf Die feite chje gehender Sreisichnitt in den Kiel hemmt die Fortpflan- zung der Erregung. Durchichnittfich brauchen die Lichtitröme zwei Sekunden, um den 10 cm langen Kiel der Seefeder zu durchlaufen, alio 20 Sefunden pro Meter. Der Pennatula jehr ähnlich ift eine zweite im Mittel- meer häufige Seefeder, Pteroides griseum Bohadsch, die aber auch an den atlantiichen Küften Europas bis zu den N" Sunges Grammar ii Tärder hinauf gefunden wird. Der mehr gedrungene flei- ni Rosen QuSin ) Ihige Kiel über dem furzen, diden Stiel trägt ebenfalls zwei Reihen Blätter, die durch einen Fächer von 11—22 großen Kaliftacheln ge- jftüßt und gegen Angreifer geichübt find. Die Polypen fnofpen in mehreren Reihen | an den ventralen Blatträndern, namentlich an der Bafiz fiben fie dicht gedrängt. Siphonozoide finden fich ebenda auf der Unterjeite der Blätter, nur ganz wenige auf dem Kiel jelbjt an ver Spike auf der Ventralfeite. Die Zahl aller Snpdivi- duen, der Bolypen und Siphonozoide einer Kolonie ijt gewaltig. Niedermeyer, der Pteroides in neuejter Zeit eingehend unterjuchte, hatte die Zahlenangabe 25000 für eine verwandte Art für übertrieben gehalten, mußte aber bei einem Pteroides von nur 27 Blattpaaren (e3 gibt Exemplare bi3 zu 40) 35.000 feititellern. Die Federn jind in Eonjerviertem Zuftand (wobei jie etwas zufammengezogen find) zwilchen 11 und 28cm lang. Die graue Farbe, die in Spiritus fonjerbierte Stüde zeigen, hat den Artnamen veranlaßt. Lebende Pteroides find auch) vielfach grau, aber dann immer mit einem Stich ins Bräunliche. Oft aber erjcheinen fie auc) auffallend bunt: der Stiel orangerot, der Kiel dunfelwiolett, die Blätter grau bis jchwarz, die Bolypen weiß oder in allen Nuancen von Braun. Die Farben einer Kolonie bleiben nicht immer diejelben, jondern fünnen mwechjeln. Bei Tage gräbt jich Die graue Seefeder bis zu zwei Drittel der Federfahne in ven Boden, nur bei Nacht ragt der ganze Kiel mit allen Blättern heraus. Um fi) auszugraben, führt fie drehende Bewegungen aus, und auch Itarfes An- ichmellen wird nachhelfen. Senft fich der ©tiel in den Sand ein, fo wird er wie bei Scytaliopsis abmwechjelnd prall und wieder fchlaff, jondert aber dazıı noch) reichlich Schleim ab, der die Arbeit anfcheinend erleichtert. Sehr Häufig zeigt ex dicht unter dem Federfiel eine ziwiebelartige Aufblähung, einen „Bulbus”. Sn diejen großen Behälter wird Wafjer gepumpt, wenn fich die Feder aufrichten will. Sit er prall gefüllt, dann ziehen fich Stiel und Bulbus zufammen, das Bafjer wird nach oben in die Fahre gepreßt, der Kiel richtet fi) auf und wird iteif, Die Blätter rüden auseinander und fperren fich zur Geite. Ningmusfel- artig angeordnete Muskulatur über dem Bulbus zieht ich zufammen und ver- hindert, daß da3 Wafjer zurüdtritt. Dann fann fich der Behälter von neuem füllen. Wird ein voll entfaltetes Pteroides griseum gereizt, jo folgt ein rajches Zufammen- Happen. Sn einer halben Minute vermag die Kolonie auf die Hälfte der früheren Größe zurüdzufhinurren, indem das Waffer heftig durch die Siphonozoide herayzgetrieben wird; gänzlich exjchlafft mißt fie nur ein Drittel der Länge bei voller Ausdehnung. Auch 140 Nefjeltiere: Blumentiere. bei Pteroides leuchten die Perfonen auf mechanische jowie auf eleftrifche, thermijche und chemifche Reize hin. Bei Tage ift ihr Leuchtvermögen jtark Herabgejegt; werden jie in diejer Zeit in die Dunfelfammer gebracht, jo beginnen fie exit nach längerer Zeit jchtwad) zu leuch- ten, jelbjt wenn ihre „Lebenägeifter” durch Sauerftoffzufuhr kräftig angeregt werden. Amelie Unterflaffe: Sechsjtrahlige Bolypen (Hexanthida oder Actinanthida). Bei den jechsitrahligen Anthozoen find nicht bloß jechs Magenjcheivdemwände vorhanden, wie bei den achtitrahligen acht, jondern mindejteng je Paare, meijtens aber ein höheres Vielfaches von jechs. Doch tritt in der Entwidelung der Heranthiven ein Stadium mit nur vier Septenpaaren, alfo 8 Septen, auf, daS bei einer Familie jogar zeitlebens beibehalten werden Yan; e3 it wohl ein Hinweis darauf, daß die jechsitrahligen von einfacheren achtjtrahligen Korallen ab- Itammen. Die jechszähligen Septen jind aber anders an- zujammen, jo, daß jich Die zwei Partner jedesmal Die Muskelfahnen zufehren. Nur zwei Paare, die „Nichtungs- jepten“, wieder in der Verlängerung einer Mumndjpalte wie bei den Dcetanthiven, machen eine Ausnahme. Dadurch ijt ebenfalls eine zweiltrahlige Symmetrie neben der radiären bedingt: eine „Sagittalebene“ durch die „Richtungsfächer” und die Mittelachje teilt daS Tier in jpiegelbildlich gleiche Hälften und ebenjo eine darauf jenfrechte „Iransverjal- nn a ns er ebene, Die jech8 zuerjt angelegten Septen reichen immer Grobben, „Lehebug ber Hoolagie“. HE pi5 an das Schlundrohr hinauf. Auch ein Teil der nach- die Fächer der Hauptebene (Nichtungs- fügen), R Schlundrinnen, 1-6 die eriten träglich entitandenen Paare fann es noch berühren; jonit 2 Be Gretebung ee itehen Dieje Septen in verjchiedener Größe einfach frei zwilchen den „vollfommenen". Die Zahl der Tentafel it ebenfalls ein Vielfaches von jechs, jeltener eine ungeregelt große Zahl; es find einfache, hohle Schläuche, die in mehreren Reihen auf der Mumdjcheibe jtehen. Während bei den Dectanthiven einzellebende Volypen eine jeltene Ausnahme bilden, fommt ein großer Teil der Heranthiven, wie die zahlreichen „Seerojen”, einzeln vor. Doc) it die Stoloniebildung feineswegs zu furz gefommen, im Öegenteil: die gewaltigiten Bau- werfe, die tieriiche Xebewejen gejchaffen Haben, die Korallenriffe, die ganze Snjeln und große Schichten der Erdrinde aufbauen, find das Werk von Heranthiven-Stolonien, in denen jeder Volyp ein im Berhältnis zu feinen Weichteilen gewaltiges Stalfjfelett ausbildet. Viele der Einzellebenden bleiben dagegen ganz ohne Sfelett. Srite Ordnung: Aftinien, Seerojen (Actinaria). Überatt in den Meeren find die Aktinien anzutreffen: von den höchiten Breiten bis zum Aquator, vom Sandjtrand oder den Klippen, an denen die Brandung tojt, bis zur ihtlojen Tiefjee, auf Tang und Seegras ebenfo wie auf allen möglichen Meerestieren, geordnet als die der Octanthiden: fie ftehen paarweije u Secsftrahlige Volypen: Seerojen. 141 auf Schwämmen, Korallen, den Stielen der Seelilien, Schnedenhäufern, jogar auf der Haut der Wale. In Seemwafjeraquarien find manche Arten die dankbariten und ausdauernd- iten Pfleglinge. Dem Zoologen, der die Lebensäußerungen von Hohltieren jtudieren till, iind fie deshalb unentbehrlich und immer wieder Gegenftand feiner Unterfuchungen. Bau und Leiftungen find in den Grundzügen wieder die aller polypenartigen Cö- Ienteraten. Ym einzelnen wurden fie durch die Erfordernijje des jeweiligen Standortes einer Aftinie bedingt: je nach ven Ansprüchen, die an die Feitigfeit der Körperiwand geitellt werden, ift daS mejodermale Gewebe gallertig weich oder durch Einlagerung fajeriger Binde- gemwebszellen derb und lederartig, jogar gelegentlich fait fnorpelhart; Feljenbewohner figen mit breiter Haftplatte auf, Schlammbemwohner jenfen ihr leicht zugejpistes Fußende in den Grund. — Die Aufgaben der zahfreihen, mit Nejjel- und Stlebzellen mwohlerjehenen Tentafel find Verteidigung und Beichaffung der Nahrung. Bei vielen Arten haben jie am Ende eine Heine Offnung, die wahrjcheinlich nur der rajchen Entleerung der Körperhöhle dient, wenn das Tier fi) zufammenzieht. Bon der jpaltförmigen Mimdöffnung führen meilt zwei Schlundrinnen mit lebhaft jchlagenden großen Wimpern in den Schlund, an jedem Ende der Spalte eine. Auch bei gejchlojjenem Mumd bleiben die Rinnen immer offen, folange der Polyp ausgejtrecdt it; eine wirft als „Mund“, in den durch den Schlag der Wimpern jtändig ein Sauerjtoff und Nahrungsteilchen bringender Wafjerftrom ein- geführt wird, die gegenüberliegende dient al „After“, durd) den der Strom tmieder austritt. Ausnahmsweife fann die Spalte jogar bis auf diefe beiden Offnungen zumwachjen (nad) 9.9. Wilfon). Die Septen haben ihre Mejenterialfilamente mit Drüjen und Nejjelgellen, ihre Mus- fulatur und ihre Gonaden tie bei ven Octanthiven; manchmal treten eigentüimliche Fäden (Ucontien) an den Septen auf, die mit Nejjelfapjein beladen find und durch den Mund, die Boren der Tentafel, Hauptfächlich aber durch befondere Offnungen der Körperwand zur Berteivigung Herausgeitoßen werden. | Nicht alle Aktinarier bedienen jich der Nejjel- und Klebfapjeln auf den Sangarmen, um damit Tiere als Nahrung zu fangen. Biele nähren fich bloß don den organiichen Teil- chen, die aus dem Waffer auf fie Herabregnen, find alfo „PBartikelfrejjer” wie die Schwänme. Sm ursprünglichiten Falle (4. ®. bei Gonactinia) wird alles, was irgendivo auf den Sörper fällt, mit Schleim feitgeflebt und durch die Tätigkeit der auf dem ganzen Eftoderm ver- teilten Wimpern, Die jtändig in der Richtung zum Nlumde fchlagen, an den Beltimmungsort getrieben. Nur an den Tentafeln arbeiten die Wimpern nach den Tentafelipigen zu; ge= langt ein Nahrungsteilchen dorthin, dann FKümmt jich diefer Tentafel über ven Mund, und das Brödchen wird vom einführenden Wimperftrom des Schlundes erfaßt. Andere (4. B. Metridium marginatum) haben bloß auf der Mundjcheibe und den Tentafen Wimpern, deren Schlag immer nur zur Spige der Tentafel geht und alles auf dieje jchafft, was auf das Wimperfleid gerät. Unbrauchbares wird dann einfach fallen gelajjen, Nahrungs- teilchen aber löfen die Bewegung der Tentafel zum Munde hin aus. Alle Bartikelfrejjer mit ausgedehnten Wimperfleid führen viel weniger Nefjelfapjeln in den Tentafeln als die Formen, die ihre Beute mit den Fangarmen bewältigen. Dafür ift bei jenen (3. B. Ur- ticima) das Wimperkleid viel jchwächer ausgebildet. Die Nahrungsaufnahme gewährt den beiten Einblid in das bereits recht fompfizierte Berhalten diejer „niederen” Tiere gegenüber Reizen. Gewöhnlich jien fie mit ausgebreite- ten Sangarmen ruhig da. Aber irgendeine jchwache Störung des Wafjers genügt jchon, 142 Kejjeltiere: Blumentiere. die Arme wie fuchend im Waffer |pielen zu lafjen: eine Reaktion, die die Ausjichten ver- mehrt, etwa vorhandene Beute zu erlangen. Die „Witterung” des Futter3 al3 jchwacher chemischer Reiz genügt bei Sagartia jchon zu bejtimmt gerichteten Bewegungen: ein Teil der Tentafel wendet jich der Richtung des Neizes zu, jogar der ganze Körper fann fich Danad) neigen. Dann Kümmten ich die Fangarme ganz automatijch zum Mund, einerlei, ob ihre Fangbewegungen Erfolg Hatten oder nicht. Hat jich ein größeres Dpfer in den Stleb- und Kefjeltapfeln verjtriekt, fo neigen fich mehrere, jelbit alle Sangfävden Hinzu und beteiligen jich an feiner Bewältigung. Kleine Broden werden durch den Wafjerftrom, den die Wim- pern des G©chlundes erzeugen, eingeführt, größere auch durch Schlingbewegungen des Schlundes. Was aufgenommen wird, hängt in eriter Linie von inneren Yuftänden des Tieres, von „Hunger” und auch von „Ermüdung”, ab. Sehr ausgehungerte Aftinien ver- ichluden alles, ob fie e8 verdauen fönnen oder nicht; man hat jie joviel Filtrierpapier ftejjen lafjen, daß der aftralraum nicht alles faljen fonnte, ausgejpiene Stüdchen aber wurden fogleich wieder hineingeftopft. Nach einem gewiljen Grade der „Sättigung“ jtellt lich dagegen ein jehr feines Unterjcheidungspermögen ein. &3 wird dann nur noch Wert- volles, wie Fleiich, aufgenommen, Bapier und dergleichen aber zurüdgemiefen. Mit Fleijch- ertraft getränftes Papier wird zunächit noch genommen, aber die Aftinie „lernt”. Bald dauert es länger, bis fie das präparierte Bapier in den Schlund aufnimmt, während fie bei leijch jofort zugreift; jchlieglich läßt fie jich nicht mehr täufchen, jondern antwortet gleich mit einer Auswurfreaftion. Diejer JmpulS überträgt fich nach einiger Zeit pom Schlund auf die Tentafeln, die dann auf das Fleijchertraftpapier auch nicht mehr reagieren. Freilich fan man Aftinien, die zwiichen Vapier und Fleijch zu unterjcheiden gelernt haben, immer noch „anführen”. Haben fie oftmals hintereinander Fleijch erhalten und immer gleich gejchluckt und fommt dann ein Bapierballen, jo wird er ebenfo automatisch eingeführt, ob- wohl er vorher verweigert wurde (Kafka). Sind die Tiere „völlig gejättigt”, jo werden Fang- und Aufnahmereaktionen überhaupt nicht mehr ausgelöft. — Auf „unangenehme” Keize erfolgt die allen feitjißenden Cölenteraten gemeinjame „Fluchtreaftion”: Die Aftinie zieht jich zufammen. Dabei werden gewöhnlich nicht nur Rumpf und Tentafeln verkürzt, jondern die ganze Mumdjcheibe mit den Tentafeln faltet fich nad) innen, und ein dem Ento- derm angehöriger Ningmusfel zieht die Körperwand darüber vollftändig zufammen (f. Die Gürteltofe auf der Tafel „Seerojen” bei ©.145). Wird eine Mftinie aber dauernd angejtoßgen oder jonftiwie beläftigt, jo bleibt e3 nicht bei diejer Neaktion, die nur die angreifbare Fläche verringern fan. Sandbewohner vermögen fich dann durch abwechjelndes Schmwellen- und Crichlaffenlafjen des Fußendes einzugraben, feljenbeiwohnende Formen aber beginnen ic) auf ihrer reiten Fußjcheibe fortzubewegen, indem fich ein Teil vorjchiebt, anheftet, und die ganze „Sriechjohle” der eingejchlagenen Richtung folgt. Dabei fünnen, mie bei einer Schnede, langfame Kontraftionswellen über den Fuß laufen. Manche gleiten auf Ddieje Art wie viele Wafjerjchneden auch am Oberflächenjpannungshäutchen des Waljers dahin. Seltener vermögen Uktinien (4. B. Die Wachsroje Anemonia sulcata) auf den Tentafeln zu riechen. Wanderungen erfolgen immer, wenn die Unterlage dem Tier nicht zujagt. Auzs- geiprochene Felfenbewohner, wie die Purpurrofe, brauchen rauhe Flächen, auf denen jie jich feitjegen, und legen im Aquarium, nac) Bar, bis zu % m am Tage zurüd, wenn jie feine zujagende Stelle finden. Bon Glas friechen fie auf Ulvenblätter oder auf Mies- mufcheljchalen oder von glattem auf rauhes Glas, nie aber auf glatte Flächen. Dffenbar wirkt die glatte Unterlage fo lange al ftörender Reiz, bi das Tier einen Standort von Gedhsftrahlige Bolypen: Geerofen. 143 beftimmter Raubhigfeit erreicht hat. Troß des faft ganz gleichartig über den Körper ver- breiteten Nerveniyftems find die verjchiedenen Körperteile für die Reize, Die fie im ge- möhnfichen Leben hauptfächlich treffen, befonders empfindlich. Die Fußjcheibe ift äußerft jenfibel für Berührung, gar nicht für chemifche Reize; auf diefe iit natürlich der Mund am ichärfiten eingeftellt; auf chemifche und auf mechanijche Reize reagieren die Tentafel jehr fein, die Körperwand aber viel weniger. — Aus den normalen Lebensperhältniljen erklärt fich auch) das Verhalten gegen Tichtreige. Tiefenformen und Arten, die an dunklen Stand- orten in der Uferregion leben, entfalten fich meift nur bei völfiger Dunkelheit. Andere find weniger Yichtfcheu, wieder andere fehren die Mundfcheibe dem Lichte zu; eine auf den Korallenriffen der Philippinen lebende Cerianthus-Att (j. ©.175) entfaltet die Tentafel jogar in der prallen Tropenfonne. — Reize, die nur im Experiment an das Tier gelangen, wie ftarfe Temperaturerhöhung, eleftriicher Strom ufjw., werden durch die allgemeine Fluchtreaftion, das Zufammenziehen, beantwortet. Bei der Fortpflanzung der Aftinien jpielt die ungejchlechtliche Vermehrung meift feine bedeutende Rolle, Eommt aber häufig genug vor, alS Querteilung oder Längsipaltung wie als Knojpung. Etwas Bejonderes ijt die „Laceration”, die bei manchen Aftinien ebenfalls zur Bildung neuer Smdividuen führt. Am Rande der Fußicheibe jchiebt jich ein Fortjah heraus, der fich allmähfich abjcehnürt und dann zu einer neuen Aftinie auswächlt; vorher Tann ex fich fogar nochmals teilen. Wuch wenn man bei einer geeigneten Form Stüdchen bom Rande der Fußicheibe herauzfchneidet, vegenerieren daraus ganze Altinien. Das Kegenerationsvermögen ift überhaupt noch jehr hoch, wenn auch lange nicht mehr in dem Maße wie bei Hydra (j. ©. 107). ©o vermag das obere Stil einer quer geteilten Geerofe feine neue Fußjcheibe mehr zu bilden, während das untere eine neue Mund- icheibe mit Tentafeln, nötigenfall3 auch einen neuen Schlund, Hervorfjproffen läßt. Eier und Samen reifen enttveder auf getrennten Tieren, oder e3 ift ein und dagfelbe Sndividuum, in dejjen Septen in der Regel zuerjt männliche, |päter auch weibliche ©e- ichlecht3zellen entjtehen. Diefe werden bei vielen einfach ins Wafjer entleert. Häufig aber dringen Spermien in den Slörper eines Muttertieres ein und befruchten die Gier gleich hier. Dann entwiceln fich diefe in der Mutter, und die Jungen jchwärmen frühetens als Wim- perlarven aus. Manchmal aber werden erft die Heinen Aftinien mit zwölf oder noch mehr Tentafeln durch den Mund geboren. Aber auch auf andere Art Fönnen die jungen Afti- nien zunächit noch unter dem Schuß der Mutter bleiben: in deren Cftoderm bilden jich Einftülpungen, Bruttafchen, in denen die Jungen heranmwachjen, oder fie jiedeln fich ein- fach außen auf ihr an. Die verjchiedenen Formen der Brutpflege finden jich vor allem bei ven Arten der Polarregionen als Schußanpafjung an ungünftige Lebensbedingungen. Die Fortpflanzungszeiten fallen in unferen Breiten und in den falten Meeren meift in den Winter und Frühling, in den Tropen aber auch in die warmen Jahreszeiten. Die Larven Ihwärmen ducchichnittlich 7—8 Tage im Plankton und werden in diejer Zeit durch Otrö- mungen meit verbreitet. Die einiger Arten fegen fich dann auf oder in Medufen und Rippen- quallen al8 Schmaroger feft und vermögen nachträglich noch von einem zum anderen Wirte zu wandern, indem fie die Organe des Gaftralraumes zum Munde heraugitülpen, al Schweb- organe ausbreiten und jo im Waffer treiben, bi3 jie ven neuen Wirt gefunden haben. Feinde der Aktinien find faft nur einige Schneden, die gegen die Tefjelfapjeln mehr oder weniger immun find. Auch von einigen Fischen, Darunter dem Schellfifch, werden je gelegentlich verjchlungen. 144 Kefjeltiere: Blumentiere. Einen ftammesgejchichtlich jehr alten Typ mit nur acht volfjtändig ausgebildeten Sep- ten, zu denen noch acht unboflftändige fommen, ftellt Die Kleine Gonactinia prolifera M. Sars dar. Sie hat ein zartes, durchjcheinendes, weiß bis fleijchrot gefärbtes Körperjäulchen, das nur 2—3 mm hoch und 1—2 mm breit wird. Den Mımd umgeben bloß 16 Tentafel in zwei Streifen; der Schlund ift fo flach, daß die Mejenterialfilamente bei geöffnetem Mund frei zu- tage liegen, und bejißt feine Schlundrinnen. Man findet die Kleinen Bolypen an der nor- wegiichen und englifchen Küfte, auch im Mittelmeer, in Tiefen von etwa 3, —75 m, auf Tang, Hydrozoenkolonien, Mufchelichalen und dergleichen. Ste find Partifelfrejjer, die jich ihre Nahrung mit Hilfe des Wimperfleides, das den ganzen Körper überdedt, zum Mumde ftrudeln. Ihren Pla mwechjeln fie jehr leicht und Friechen dabei auf den Tentafeln, aber auch auf der Fußfcheibe. Und außerdem vermögen fie, nach Prouhos und Larlgrens Be- obachtungen, frei zu jehwimmen: alle Tentafel werden zugleich und chythmijch rückwärts gejchlagen, und wie bei einer Me- dufe wird der Körper durch den 9 & Eee ynizz — Nücitoß bormwärtsgetrieben; Der Zane N IS a Dabei nn Auch in Q = = \ ve NV = . der Fortpflanzung leitet jich Gon- actinia etwa Merfwirdiges: jie vermehrt ji ganz regelmäßig durch Duerteilung. Exit jproßt in beitimmter Höhe ein Kranz Tenta- fein auf der Körperiwann (Fig.1pder Abb.), dann erfolgt langjam die Ubfchnürung des oberen Stüdes, das ebenjo wie der Stumpf mit jeinen neuen Tentafeln zu einem Gonaetinia prolifera M. Sars auf einer Wufdhelfdale Lin Tei- lung, 2 mit Anofpe. Vergrößert. Im Anfhluß an Blodmann und Hilger lebensträftigen Polppen wird; “ aus HejjerDoflein, „Tierbau und Tierleben‘, Bd. I, Leipzig u. Berlin 1910. R “ ! beide fünnen jich von neuem quer teilen oder auch gejchlechtlich fortpflanzen. Manchmal wachjen jogar aus dem oberen Bo- [ypen, noch ehe er jich losgelöft hat, wiederum Tentafel und eine zweite Teilung wird bor- bereitet, ehe die erite ganz vollzogen ift, jo daß drei Teilpolypen üibereinanderjiken. Längs- teilung kommt ebenfall3 vor und gelegentlich werden auch jeitliche Sinojpen ausgebildet. Sejchlechtliche Fortpflanzung geht außerdem noch neben der Teilung einher. Biel befannter als dieje primitive Eleine Aftinie jind die größeren Vertreter derjenigen Tamilien, in denen die Zahl der Tentafel und Septen ftarf vermehrt und der Bau ausgejpro- chen jechszählig ift. Bei der häufigsten Form der europäifchen Küften, der fosmopolitifchen Purpurroje (Erdbeerroje, Pferdeaftinie), Actinia (Priapus) equina Z. (mesembryanthe- mum Ellis), jtehen bei regelmäßig gebauten Exemplaren 192 Tentafel in jechg Streifen auf der Mundfcheibe. Die Art lebt überall an Felsküften in der Gezeitenzone und verrät jich jedem, der zwilchen den Klippen nach Seegetier fucht, jehon von weiten durch ihr leutchtend Iharlachrotes leid. Prachtvoll jieht die „aufgeblühte” PBurpurrofe aus: über dem geprun- genen Körper breiten fich die vielen, zart rotgefärbten, durchicheinenden Arme aus, und unter der Mundjcheibe funfeln wie eine Edelfteinfette türfisblaue „Nejjelwarzen”, meift 24 an Zahl; auch um den Rand der breiten Fußfcheibe läuft ein türkisblauer Saum. A BR PN, b 3 5 | == u U ‘npds sno9eueiqumur snıyuerlo) o11apurKz 'S :ELIEINUTEIII) — "uyomoq sgaayaajpauumy ulo spp “snoyuapaupg wauıd np 2ıpıdınaxy LOmz “70mon eaıyısered eNIeSeS ‘0[0119J0A1DU1 PS r "S777 w9JeWw1uad eujIgIIy “3joauıayj2py "€ "9939 SYOHSnJEN "U2101998 aloıyd 1389 y DONJANg 'Z ‘7 eumbso erumay “joaındana *ı :erwudy Sechaftrahlige Polypen: Geerofen. 145 Eingezogene Tiere hängen rund und prall wie Tomaten an den Teljen; die Tentafel haben fich verfitrzt und die Körpertvand hat fich über der Mundfcheibe bis auf eine Heine Öffnung völlig zufammengezogen. Welche Bedeutung die intenfive Farbe hat, ift nicht endgültig ge- Härt. Vielleicht macht das Rot zu jtarfe Licht- und Wärmeftrahlen der Sonne unmwirkjam; Bohn will es dem Blattgrün der Pflanzen gleichjegen und glaubt, daß die Aftinie damit Kohlenfäure ajjimiliere und Sauerjtoff abgebe. Al Bemwohnerin der Brandungszone Heftet jic) die Purpurroje, wenn fie nicht ge- tade langjam wandert, jo feit an ihre Unterlage, daß fie auch der ftärfite Wellenfchlag nicht losreißen fann. Wer verjucht, eine mit den Fingern zu löfen, farın froh fein, wenn nur ein paar Geben der Fußicheibe hängen bleiben; oft wird er das ganze Tier zerreißen. Zur Zeit der Flut, die den Tieren nahrungs- und jauerjtoffreiches Wafler bringt, find fie voll ent- faltet; bei Ebbe jiten fie in den ftagnierenden Wafjerlahhen zwijchen den Feljen, jehr oft aber auch ganz troden. Der ftarfen Berdunjtung begegnen fie dabei, indem fie einmal duch Zufammenziehen ihre Oberfläche verkleinern, dann aber auch einen ziemlichen Wafjer- . borrat in dem Magenraum behalten, um den fich die zujammengezogene Leibeswand ftraff Ipannt. Diejes zeitweilige Trodenliegen jcheint geradezu zu ihrem Gedeihen nötig geworden zu jein: Aquarientiere Friechen häufig für einige Zeit aus dem Wajjer heraus. Auch der Ahythmus von Ebbe und Flut geht ihnen „in Fleisch und Blut” über, wie Bieron und Bohn beobachteten: jie entfalten und Schließen jich in entiprechennem Wechjel. Neiz dafür ist aber nicht exit der Eintritt der Gezeiten jelbjt, jondern bereits die diefen porausgehende Waifer- Iömung, ein Reiz aljo, der urfprünglich mit den nachfolgenden Wirkungen von Ebbe und Flut auf den Organismus noch nicht? zu tun hat, fie aber fchlieglich für die Auslöfung | der Wirkung beim Tier vertritt. Und bei Sndividuen, die dem Wechjel des Waflerjtandes an der Meeresfüite bejonders ausgejegt waren, hat jich der Khythmus der Gezeiten jogar feit eingeprägt. Jin Aquarium öffnen oder jchliegen fich diefe Aftinien noch 2—3 Tage lang zur jelben Beit, in der draußen im Meer Ebbe oder Flut eintritt. Sogar über 8 Tage Hin fonnte Bohn den Einfluß des Gezeitenchythmus bei Aquarientieren durch einen Kunftgriff erfennen: ließ er einen Wajjerjtrom auf voll entfaltete Burpurrofen wirken, jo jchlofjen fie jich zur Chbezeit bereits nach einer halben Stunde, zur Zeit der Flut aber, während der der Organismus auf Wajjerftrömungen eingejitellt war, exit nach mehreren Stunden. Sm Aquarium ist die Purpurrofe die dankbarjte Seeroje; jie gedeiht auch in Fünft- fihem Seemwajjer, das viele empfindliche Arten nicht vertragen, und läßt jich, da fie ja bor- übergehende Trodenheit gut überfteht, nur in feuchten Tang gepadt, überall ins Binnenland berjenden; jie bleibt dabei qut zehn Tage lebend. Freilich wird fie in Gefangenschaft nach einiger Zeit mißfarben, graurot oder grau, dauert aber jahrelang aus. Nac) Bar find im Teapeler Aquarium Cremplare 15 Jahre lang am Leben gehalten worden, und ein im Jahre 1828 von dem jchottichen Zoologen Dalyell bei North Berwid dem Meere entnom- menes Cremplar von Actinia equina ftarb jogar exit im Auguft 1887; ihr Alter wurde zu Beginn der Gefangenjhaft auf 7 SZahre gejchäbt, fie würde demnacd, 66 Jahre alt ge- worden jein. Während der erjten 20 Sahre der Gefangenjchaft brachte jte 334 Junge zur Belt, dann folgte eine Periode der Sterilität, und im Jahre 1857 ftieß fie, wie M’Bain (1878) verjichert, in einer einzigen Nacht 230 Junge aus. Nun war die Aftinie wieder 15 Jahre jteril, um in den Jahren 1872—77 mehr al3 150 Junge herborzubringen. Die Jungen werden bereits als richtige Heine Aftinien mit zwölf Tentafeln geboren, die fich alsbald jeitjegen. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 10 146 Nefjeltiere: Blumentiere. Außer der roten Form gibt e3 viele Farbenvarietäten der Pferdeaftinie: rotbraune, braume, gelbliche, olivgriime und grasgrüne fommen nebeneinander vor. Sn der Nordjee find grüne Exemplare jogar recht Häufig, während die roten im Mittelmeer überwiegen. Auch al3 bloße Spielart ift vielleicht Die Gürtel- oder Ningelrofe, Actinia cari Chiaje, aufzufaljen (2 auf der Tarbentafel bei ©. 145). Sie fommt mit der Purpurrofe zu- fammen überall auf den Felsgejtaden des mweitlichen Mittelmeeres vor, geht aber nicht über die Linie des Niedrigmafjers nach oben. Der Körper it hön grün mit einer Anzahl par- alleler dunkler Ninge. Meift Hat auch jie die Kette blauer Höder am Rande, wie A. equina. Im Aquarium find junge Tiere zuerit einige Tage rot und werden nachher grün. Die Be- fruchtung erfolgt, nach Carlgren, außerhalb des Muttertieres; in der Gefangenjchaft bringt die Ningeltoje aber, wie Pax berichtet, auch lebende Junge zur Welt. Eine der häufigjten Aftinien im Mittelmeer, die aber auch an der atlantischen Küjte Spa- niens, Frankreichs und Englands bis zu den Shetlandinjeln hinauf vorfommt, ist die Wachs - tofe oder Fadenroje, Anemonia sulcata Penn. (Anthea cereusL.; j. Tafel „Hohltiere II“, 10). Mit ihren vielen (etwa 200) langen Tentafeln, die bei 10 em Störperlänge bis 15 cm Yang werden, gleicht fie der Blüte mancher Chryjanthemen. Sie vermag die Arme nicht zu verfürzen und fich zu fchliegen, aber Ddieje find vor unliebjamer Berührung durch die jehr ausgiebige Bewaffnung mit Nejjel- und Klebfapjeln genügend geichüst (j.©.141). Damit wird auch die Hauptnahrung, ganz anjehnliche Filche, Krabben und Schneden, rajch be- wältigt. Nach Brandt müfjen die parafitiichen Algen, die fie beherbergt, fiir die Ernäh- rung ebenfalls jehr wichtig fein, denn im Dunfeln gehaltene Exemplare verhungern. Die Farbe der Wachsrofe ift in der Regel am Körper fleifchhraun; die Tentafel find heller, oft mit mattgrünlichem Glanz und roten Enden. Aber auch hier gibt e3 zahlreiche abweichende Eremplare mit ausgejprochenen roten, gelben und grünen Sarbentönen; Gelb tritt dann mehr am Rumpf, Rot und Grün mehr an den Jangarmen auf. Intenjives Grün, vielleicht a8 Schußfärbung, zeigen Fadenrojen, die jic) auf Tang und ©eegras anfiedeln. Sm Aquarium halten fie jchwerer als die robufteren Actinia-Arten, immerhin aber, nach Kammerer, bis zu vier Jahren aus. Gegen jchlechtes Wafjer jind fie empfindlich, Fünnen auch nicht troden verjchiett werden, da die nicht einziehbaren Tentafel darımter leiden. Tar hat eine gefangene Wachsroje bei der Eiablage beobachtet. Cie jtieß innerhalb zweier Tage mit feinen Unterbrechungen Hunderte, vielleicht auch Taujende von Eiern in PVortionen aus, und zwar nicht duch Zufammenziehen des Körpers, jondern nur Durch den Wafleritrudel im Schlundrohr. Diefes ftülpte fich dabei Ichorniteinartig etiva 3 em hoch über die Mundfcheibe. Nachher war das Tier, das monatelang jeinen Plab nicht gemechjelt hatte, auffallend beweglich und verkroch jich unter einen überhängenden Feljen, tvo es, lang ausgeftreckt, herunterhing und nach drei Tagen ftarb. Db die Tiere auch in Freiheit nad) der Eiablage eingehen, ift nicht befannt. — A. sulcata ijt eine der Arten, die an den Küften Südeuropas von der ärmeren Bevölferung gegejjen werden. Eine andere som, die man in Aquarien jest häufiger trifft, ijt Die Goerfteintofe, Cribrina (Bunodes) gemmacea Ellis (3 auf der Farbentafel bei ©. 145). Durch die Längs- reihen von Saugwarzen erfcheint diefe im Mittelmeer und im Atlantiichen Ozean bortom- mende Art wie mit Edelfteinen gejchmüdt. Jm Meere fiben die Tiere von der Uferzone an bis in größere Tiefen auf Steinen, oft auch an den Wurzelftrüinfen des Seegrajes. In der Gefangenfchaft Haben fie bi3 acht Jahre ausgehalten. Gie find dabei feine Stojtverächter und werden mit recht anfehnlichen Biffen fertig (f. die Tafel „Hohltiere IT“, 1-6). sm Hohltiere II. ı— 6 Edeliteinroie Cribrina gemmacea Zllis, beim Verichlingen eines Siiches. S. 146. Photographien von C. O. Bartels, Verfasser von „Auf irischer Tat“, Biologische Bilderserien. 7 und 8. Dickhörnige Seeroie, Urticina” crassicornis O. F. Müll. Tentakeln. S. 147. 9. Seemannsliebchen, Heliactis bellis Zllis. S. 153. Prof. W. Köhler- Tegel phot. S. 146. 10. Wachsroie, Anemonia sulcata Penn. P. Schmalz phot. 8 Links mit eingezogenen, rechts mit ausgeitreckten Prof. W. Köhler-Tegel phot. 11. Seenelke, Metridium dianthus Zllis. S. 153. Hofphotograph Schensky-Helgoland phot. (Aus: „Tier- und Pflanzenleben der Nord- see“, hrsg. von .d. Biolog. Anstalt auf Helgoland, 1. Lief., Leipzig 1914.) Sechsftrahlige Bolypen: Geerojen. 147 Aquarium fönnen die lebendgebärenden Edeljteinrofen auc, zur Fortpflanzung jchreiten. Die Jungen fiten vor der Geburt nicht immer im Magenraum, fondern Fönnen, nad) Bartels’ Beobachtung, auch noch in die Fühler rutichen, wo jie dann äußerlich alS helle lee zu erfennen jind (j. die Tafelbilder). Die prächtige Dikhörnige Seerofe, Urticina (Thealia) crassicornis O. F. Müll. (j. Tafel „Hohltiere II”, 7 und 8), weilt einen reihen Bejab von Saugmarzen auf, die in undeutlichen Längs- und Duerreihen ftehen. Mit Hilfe diejer Haftorgane „masfiert” fie jid) gewöhnlich mit Sand, Steinchen umd allerhand Mujchelfragmenten. Als Unterlage fucht fie die Steine und FTelfen, die mit roten Kalkalgen bewachjjen find; jagt ihr eine Srtlichkeit nicht zu, fo Löft fie die FZußicheibe, bläht den Körper auf und läßt fich von den Wellen herum- jpülen und vollen; jo wird fie, nach Fleure und Walton, bejonders während der Herbitmonate getroffen. Die Art ift eine der häufigiten Aktinien unjerer Nordjee und außerdem an der ganzen atlantischen Küfte Europas, in der weitlichen Dftjee und im Mittelmeer zu finden. Der Reichtum an Ffurzen, dien, aber doc) jehr zarten durchjcheinenden Tentafeln (etwa 160), vereint mit den lebhaften Zarben auf dem gedrungenen Körper, gibt den Tieren ettmas Kräftige und Dabei doc Schönes. Die Färbung mwechjelt ungemein; faum zmei Stüce gleichen einander völlig. An der Körperjäule Fann vorherrichen: Karminrot, oder Grünlich mit Fräftigen farminroten Strihen und Fleden, oder Defergelb, oder Dliobraun, oder jchließlich Grau mit fleifhfarbenen und grünlichen Tönen ufw. Die Tentafel find mehr oder weniger farmintot und weißgebändert, aber auch) einfarbig weiglich, die Mund- icheibe meist grau oder olivbraun, der Mund jelbjt aber rötlich mit farminroten Lippen- miühten, zwijchen denen fich der graue Schlund Teicht hervorftiilpt. Die Art der Fort- pilanzung hängt von den Elimatischen Berhältnijjen ab: nach Carlgren jtößt Die Seeroje bei Bergen Eier aus, an der Küfte Spisbergens aber gebärt jie lebendige Junge. Eine der merfwürdigiten Genofjenschaften, die in jedem Schulbuch als Mufterbeijpiel der „Symbiofe” herhalten muß, gehen verjchiedene Aftinienarten mit Strebjen zu gegen- jeitigem Vorteil ein. In allen Meeren gibt e8 Seerojen, die ji) auf den von Einjiedler- frebjen bewohnten Schnedenhäufern anfiedeln; manche jiben auch direft'auf Ktrebjen. ©ie werden bon den Kruftern mit herumgeichleppt und haben troß ihrer Seßhaftigfeit die Bor- teile frei beweglicher Organismen: Sagdgebiet für die Tentafel an immer neuen, nahrungs- reichen Plägen und immer friiches Aternwafjer. Dazu fallen von der Mahlzeit der räube- tischen Krebje noch reichlich Brofamen für fie ab, und beim Marjchieren mwirbeln dieje tändig mit Sand und Schlamm organische Refte auf. Anderjeit3 gewinnt der Strebs in den Nefjelfapfelin der Genojjin eine wirffame Verteidigung. E3 find nicht nur die Ktapjeln . der Fangarme: bei der Familie der Sagartiiden, zu denen die befanntejten mit Einjiedlern bergejellichafteten Aftinien des Mittelmeeres gehören, werden fadenförmige „Ueontien“, die an den Septen jiben und mit Nefjelfapfeln gejpidt find, aus dem Munde oder durch be- jondere Offnungen der Nörperwand herausgeschoffen. Selbjt größere und Fräftige Kreb3- liebhaber, wie die Tintenfiihe, nehmen jich. vor ihnen in acht. Sn Grunde ilt das Zuftandefommen des wunderlichen Sreundihaftsnerhäftniffes q gar nicht jo unerflärlich, wie es ausjieht. Aktinien der Küftenregion juchen ji) mit Vorliebe die Pläbe, wo ihnen durch die Wafjerjtrömung die reichlichite Nahrung zugeführt wird, und bermögen den Drt leicht zu wechjeln. Un denjelben Stellen finden aud) die Strebje gevdedten Tifich; da ist immer Gelegenheit gewejen, daß jich Aftinien zufällig auf den Schnedenhäufern 10* 148 Nefjeltiere: Blumentiere. bon Einfiedlern oder den Panzern anderer Krebje feitjegen fonnten. So werden die verjchie- denften Aftinien gelegentlich auf Schneden- und Mufchelfchalen, auf leeren oder jolhen, die noch Tiere enthalten, angetroffen. Die feljenbewohnende Purpurtofe Friecht nach den Verfuchen Brunellis im Aquarium auf von Einfiedlern bewohnte Schnedenfchalen, wenn fie feine andere rauhe Fläche findet, worauf die Fußjcheibe haften fan, und der Krebs verfucht nicht, fich des ungewohnten Gaftes zu entledigen. Auch der Krebs mag urjprünglic) jelbjt ganz zufällig dazu beigetragen haben, daß das Verhältnis überhaupt beginnen fonnte; viele haben ja die Gewohnheit, fich mit allerhand gen, Shwämmen und auch totem Material zu mastieren. Warum follen fie da nicht öfters eine Aftinie erwifchen (man denfe an Formen wie Urticina, die fich Iofe rollen Yaffen) und fich aufjegen? Infolge der wechjel- jeitig gebotenen Vorteile wird jich Daraus allmählich ein Snftinkt entwideln und in meite- rer Folge, unter Anpaffung der Körperform, eine Symbioje, die jo weit gehen fann, daß die Gejelljchafter voneinander völlig abhängig werden und feiner ohne den anderen eriitieren farn. Bei der erjten Begegnung der beiden „Sreunde” ift der Streb3 meilt der Handelnde Teil, indem er fich die Aftinie mit Hilfe feiner Scheren auflädt. Nur von einer ©eeroje der Weit- füfte Südamerifas, Antholoba reticulata Couthouy, berichtet Bürger, daß jie recht ener- gisch darauf aus ift, Anfchluß zu finden. &3 fann ein Schnedenhaus fein, in dem ein Ein- jiedfer wohnt, meijt aber ijt die Stcabbe Hepatus chilensis M.-E. der Auserforene. nz Aquarium gebracht, fiedelten fich dieje Aftinien zunächit auf Steinen des Bodens an. Nach fünf Tagen aber löfte fich eine und ftellte ji) „auf den Kopf", jo daß die Zußjcheibe nach oben jah und die Tentafel auf den Steinen lagen. „Einige Stunden jpäter hatte fich diefe Aftinie _ mittels ihrer Fußicheibe an das Bein einer Strabbe geheftet und hielt dasjelbe wie mit einer Bange fo fejt umflammert, daß der Krebs die Seerofe mit fich [chleppen mußte. Während der Nacht erflomm die Aftinie den Rüden der Krabbe." Hier bededt jie mit ihrer enorm ausgebreiteten Fußplatte die ganze Rüdenfläche. Sagartia parasitica Couch (Adamsia rondeletii Chraje), die Schmarogerroje (4 auf der Tafel bei ©. 145), in gelblichem Stleid mit zwölf braunen bis purpurroten Länggitreifen und jehr zahlreichen (biS über 700) hellen Tentafeln, lebt in der Jugend immer allein und fanın auf Geegrasblättern und Felfen genau wie ihre Gattungsgenojjinnen. (f. unten) auc) ihre volle Größe erreichen (I cm Höhe bei 4 cm Durchmeifer). Jr der Regel aber trifft man die im Mittelmeer und Atlantifchen Ozean in 40—80 m Tiefe vorfommenden Schmaroger- tojen auf den verjchiedenjten Schnedenhäufern, die wieder von verjchiedenen Einjiedlern betwohnt fein können (3. B. Pagurus striatus, P. bernhardus, P. arrosor, Eupagurus exca- vatus, Clibanarius misanthropus u. a.). Manchmal find es gleich mehrere, bis zu jechs oder jieben Stüd, auf einem Haus, und dann find fie hHübich ausbalanciert; recht? und Iinfs _ bon der Mündung des Schnedenhaufes fißen die beiden größten, von annähernd gleichen AUbmeijungen, offenbar die beiden erjten, die jich in ven Plab teilten und unter den beiten Ernährungsbedingungen heranwuchfen. Ziwilchen Fußiceibe und Schnedenhaus jcheiden jie häufig eine feine hornige Membran aus. Auch die Krebsarten find durchaus nicht auf Die Geerofen angemwiejen; fie leben oft alS richtige Einfiedler in ihren Schneden- häujern oder juchen andere Gejellichaft, wie Die des Schwammes Suberites (©. 89). Pagurus bernhardus 3. ®. treibt fich in der Uferregion immer allein herum, und exit von den Tiefen ab, in denen Sagartia auftritt, ift fein Heim „mit Rofen gejhmücdt". — Was die Schmaroerrofe „betvogen” haben mag, fich bei gegebener Gelegenheit ein Fuhrmerf * 2 R- A Ne FE Sechöitrahlige Rolypen: Seerojen. 149 zuzulegen, ift fchwer zu fagen. Sedenfalls ift der Srebs für fie nicht unbedingt lebensnot- wendig, wie dies Einzellebende, Zugendftadien und die nächite Verwandtichaft beweilen. Vielleicht, daß die alten Tiere mit ihrer jehr großen Angriffsfläche dadurd) etwas bejjer ge- fichert find. Auch der Krebs findet in diefer Genofjenjchaft feinen lebenswichtigen or- teil; alle die genannten Baguriden fünnen fich völlig in die Tiefe ihrer Schnedenhäufer zu- rüdziehen und find dadurch ebenjo genügend gejchüst wie zahlloje Cana die nie mit Aitinien zufammenleben. Daß bei Sagartia ein feites Verhältnis zu den Einfiedlern erjt angebahnt wird, zeigt die Art der erften Begegnung. Im Verhalten beider treten offenbar bereits ererbte yn= ftinfte auf, die eine Befiedelung des Einfiedlergehäufes erleichtern, aber fie jind noch nicht io ausgeprägt, daß das Ziel ficher und auf beitimmten Wegen erreicht wird. Die Strufter verfchiedener Arten benehmen fich dabei nicht gleich, wenn ihnen eine Sagartia in den Weg kommt; genau unterfucht find daraufhin nur Pagurus striatus (von Yaurot) und P. arrosor (von Brunelfi). »Beide legen der Aftinie die Beine um die Taille und beginnen äußerft zart auf und ab zu ftreicheln. Sagartia antwortet jonft auf jede Berührung wie auf einen „unangenehmen” Reiz: fie jchließt die Tentafelfrone jchnell und jtößt ihre Nejjel- fäden aus feinen Hödern, die in 1-2 Ringen auf der Körpermwand jtehen, heraus. (Das geichlojfene Eremplar der Tafel bei ©. 145 zeigt die ausgejchojjenen weißen Fäden, das ent- faltete Tier läßt die Höder erkennen.) Aber dem Sreb3 gegenüber zieht fie die Tentafel zuerjt nur ein wenig zurüd, um jie bald wieder ganz ausitrahlen zu lajjen; berührt Diejer ein gejchloffenes Exemplar, jo öffnet es fich unter feinem Streiheln allmählich zu voller Blüte. Schließlich läßt der Krebs jeine Glieder mehr und mehr über die untere Partie gleiten; darauf zieht fie die Fußjcheibe langjam ein und läßt allmählich von der Unterlage ab. & it, alS würde fie Hypnotifiert und müßte fich dem „Willen des Hypnotifeurs mwiderjtand3- 103 fügen. Die Mundfcheibe mit den Tentafeln neigt ji) auf das Haus des Einjieolerz, haftet da, und dann jchlägt der Körper einen richtigen, aber ganz langjamen PBurzel- baum, jo daß die Fußicheibe am Schnedenhaus neuen Halt findet und fid) anheften Tann. Wenn der Krebs aber auf eine ausgebreitete Aoje jtößt, die nicht bejonders feitjibt, jo Tann die Sache auch ohne feine Hilfe gehen. Sie jest dann ihre Tentafeln einfach von jelbit auf jein Haus und jchlägt ihren Purzelbaum. Eine Verbindung fan auch zuftande fommen, wenn jich Sagartia trog aller zarten Bemühungen des Krebjes aus irgendeinem Grunde nicht öffnet. Sie Yöft dann wenigftens die Zußfcheibe, und Dieje bemerfftelligt die Überjiede- lung allein; gerät Die Geerufe dabei an eine ungünftige Stelle, etiwa auf die Unterjeite des Schnedenhaufes, wo fie fich nicht ausdehnen Tann, dann muß fie wieder Ioslafjen. Weniger galant wird Sagartia bon einem anderen der gepanzerten Ritter, Dem Pa- gurus arrosor, behandelt. Zwar ift fie nach Brunellis Verjuchen ihm gegenüber wenig ichredhaft und zieht die Tentafel bei der erjten Berührung nicht ein, Höchjteng wenn er allzu grob zufaßt. Hat fie dann unter feinem Streicheln Iosgelafjen, jo wird jie gepadt und derb gegen das Gehäuje gepreßt. Unter dem Eindrud diejes Neizes breitet jie Die Sußicheibe aus und haftet. Öeradezu ans Wunderbare grenzt das Verhältnis einer anderen Sagartiide, Der Adam- sia palliata Bohadsch (Ubb., ©. 150) zu einem ganz bejtimmten, „ihrem“ Einfiedlerfrebs Eupagurus prideauxi. Hier jind zwei ganzverichiedene Organismen förmlich zu den Organen eine3 einzigen Körpers geworden. Die Aftinie — aus dem Mittelmeer und dem Atlantifchen Dzean befannt — lebt nur in ihrer allereriten Sugend allein. Mit einer fehr breiten, runden 150 : Neffeltiere: Blumentiere. Fußfcheibe Heftet fie fich da auf Steine, leere Schnedenhäufer und ähnliches und wächlt bis zu höchftens 1 cm Höhe. Meift hat fie ein E. prideauxi jcyon vorher geholt; ob jie überhaupt freilebend größer werden farın, ift jehr fraglich. Der Strebs ijt unter feiner Itreitluftigen Sippe einer der Iebhafteften und räuberifchiten; Fed und behend greift er jeden anderen an, der Beute gemacht hat, um fie ihm zu entreißen, und flieht mit gewandten Sprüngen, wenn er an einen ftärferen geraten ift. Dabei darf er natürlich feine große Schale haben. In eine jolche Fönnte er fich zwar ganz zurüdziehen, aber ihr beträchtliches Gewicht würde jein Marfchtempo verlangjamen und feine Schreitbeine in ihren Bewegungen bejchränfen. Sp verichafft er fie) nur Heine leichte Gehäufe von Schneden aus den Gattungen Nassa und Natica, auch Murex und Scaphander, die feinen weichen Hinterleib völlig jchüßen, folange er Hlein ift. Die Kopfbruft aber, und je größer der Krebs wird, dejto mehr auch der Hinterleib, bleiben vom Schnedenhaus ganz unbededt. Dafür hat er dann Fein Gewicht Spengel, Bd. 4, Jena 1914). A) Freilebendes Jugendftadium. B) jn Symbiofe mit Bupagurus prideauxi. C) Erwadjene Adamsia auf einer Schnedenfchale. D) Hornmembran von Adamsia, auf einer Schnedenjhale abgejchieden. zu jchleppen, die Beine haben großen Spielraum, die Fühler, im Verhältnis zum Körper mwejentlich länger al3 etwa bei Pagurus striatus, fünnen den Raum nad) allen Richtungen ungehindert erfunden; die Augen auf ihren großen beweglichen Stielen Haben ringsum uneingejchränftes Sehfeld, auch nach Hinten, wo fich Einfiedler mit geoßen Gehäufen oder mit Sagartien die Aussicht verbaut haben. Daß trogdem Kopfbruft und Abdomen auch bei einem alten E. prideauxi nicht ungejchüßt bleiben, dafür jforgt die treue Genojjin, ohne die dieje Art normalerweile nie gefunden wird. Der „ledige” Krebs begegnet einer „ledigen” Adamsia. Sofort jtürzt er auf jie [os und padt mit den Scheren derb zu. Aber troß der groben Behandlung macht die Fleine Adamsia in der Regel nicht den geringiten Gebrauch von ihren jehr zahlreichen langen Neijelfäden, mit denen fie bei jeder anderen Störung fofort bei der Hand it. Smmerhin dauert e8 nach Faurot3 Verfuchen mindejtens 8—10 Minuten, bi3 fie jich von der Unter- lage löft; fie moird dann auf das Schnedenhaus gejeßt und jo lange angepreßt gehalten, bis jie haftet. Die Reize, die von einer Adamsia palliata ausgehen, jind für E. prideauxi äußerit jtark und verdrängen bei ihm jeden anderen Eindrud. Hat einer ohne Adamsıia exit einmal ein Eremplar diefer Seerofe mit den Fühlern berührt, jo gibt e3 fein Halten mehr. sm Aqua- vium mag man dann ihn immer wieder mit dem Glasitab von der Aftinie zurücjchieben: unter anderen Umftänden mwitrde er fich in Verteidigungspofition fegen oder fliehen; jebt SUTEETETEERERDDEDERF BONS Z ee Secdhasftrahlige Bolypen: Seerofen. 151 geht er nur von neuem auf die Aftinie 103. Begegnet ein jolcher „lediger" Krebs, mag er ein Schnedenhaus bejigen oder nicht, einem „glüclicheren” Genofjen, auf dejjen Haus eine Adamsia fißt, jo gibt’3 einen Kampf auf Tod und Leben. Sit der AUngegriffene jchwächer, jo wird er aus feiner Wohnung Herausgerifjen und der Sieger nimmt feinen Plab ein. Am tolfften aber geht es her, wenn in ein Beden mit mehreren leeren Paguren eine Adamsia gejeßt wird. Der erfte Sreb3, der die Entdedung macht, toird fofort von feinen Kumpanen angegriffen. Dann kommen aud) die entfernter jißenden aus allen Eden heran, und wenn ji) zwei nur unterwegs begegnen, fangen jie chon zu raufen an. Die Bewegungen find beim Kampf um eine Adamsia viel Haftiger und energijcher als bei einer gewöhnlichen Streiterei um einen Sutterbroden. Auch dazu eilen gewöhnlich alle Einjiedler aus der Umgebung hinzu; anjcheinend wirft der Anblid der Kämpfer wie ein Neiz, der vom Futter jelbit aus- geht. Und jo jcheint auc) der Anblid der energijcheren Bewegungen, wenn es um Adamsia geht, bereits diejelben Neflere auszulöjen wie dieje jelbit. Ein einzelner Pagurus prideauxi muß die Adamsıa mit den Tentafeln berührt haben, um auf jie „aufmerkfjam” zu werden. Ein bloßes Sehen genügt nicht; wenn aber einmal eine Berührung jtattgefunden Hatte, dann jieht der Krebs jein Ziel auch. Unter mehreren Aktinienarten, die ihm dann zur Wahl gejtellt werden, findet er Adamsia palliata jofort heraus. Wahrjcheinlich find es aber neben Berührungsreizen auch chemifche Neize, die auf die Sinneszellen der Fühler wirken, denn auch in Stoff eingewvictelte Uftinien vermögen den Strebs zu erregen. Hat ein E. prideauxi feine Adamsia gefunden, jo wird jie immer auf einer ganz be- timmten ©telle neben der Mündung des Schnedenhaujes zum Anheiten gebracht, jo, daß jie unter dem Strebs hinter jeinem Mumde fibt. Dort ift für fie die Möglichkeit zu wachjen jehr begrenzt. Mit dem Tentafelfranz fieht jie nach unten zum Boden. Nach Hinten kann jie jich nicht Kümmen; da ift die Harte Schale und noch dazu die Stelle, wo fie am Boden treibt. Nach vorn aber jtößt jie an die etvig tätigen Beine und Mundglievdmaßen des Ktreb- jeg. Keinerlei Hindernis ijt nur feitlic) oben. Und nad) den Seiten und nad) oben wächlt jte, indem jich ihr Körper in zwei Yappen rechts und YinfS von der Mündung der Schale in die Höhe zieht, jo daß die Fußjcheibe hHalbmondfürmigen Umriß erhält; die vorher runde Mundjcheibe mit dem Tentafelfranz wird ebenfalls quer-oval in die Länge gezogen. Die beiven Fortjäße der Fupicheibe rüiden Höher und höher und fommen jchließlich über dem Krebs miteinander in Berührung: die Adamsia hat einen Ring um ihren Kameraden ge- bildet, aus dem über ihm und an jeinen ©eiten jofort die langen Nefjelfäden heraus- fliegen, wenn er berührt wird und zurüdmweicht; jie treten auch) aus dem Munde hervor, ver im Umkreis nod) durch die Nejjelfapjeln der Tentafeln bewehrt ift. Für ihren Teil nimmt jie an den Mahlzeiten des Strebjes teil, indem fie mit ihm „vom felben Tiich” ift. Shr Mund it von Anfang an gerade Hinter dem feinen, und wenn er fich etwas zu Gemüte führt, braucht fie nur zuzulangen. Daß ihr der Krebs die beiten Biffen zuftopfen jolf, ift eins der Märchen der älteren Beobachter, die überall im Tierreich menjchliche Einficht und menjhliche Gefühle walten jahen. Wacht nun der Krebs, jo rückt fein Mund weiter, die Aftinie muß aljo auch weiter hinaus, von der Schnedenjchale weg, damit fie etwas zu frejfen Hat. Da vermag nun ihre Zußicheibe die Unterlage aufzugeben und fich über den Schalenrand vorzufchieben. Sie bildet jich ihren Stüßpunft jelbit, indem fie einen Schleim abjondert, der zu einer zarten, aber zähen hornigen Membran erhärtet. Schließlich fibt Die Adamsıa nur noch auf 152 Nejjeltiere: Blumentiere diefer Hornmembran um den groß gewordenen Krebs herum. Das Schnedenhaus ijt für beide lediglich die gemeinjame Anheftungsitelle, an der der Einfiedler gerade noc) das Ende feines Hinterleibes verankert, und an dem die Hornunterlage der Aktinie ihren Anjaß findet, © baut Adamsia palliata dem Eupagurus prideauxi auch noch ein jchüendes Haus um den Leib, gerade fo biegjam, gejchmeidig und leicht, wie e3 der lebhafte Burjche allein brauchen Fann, und dabei doch feit genug. Auch Plag ift veichfich da. Manchmal können fich fogar no) Würmer und andere niedere Meerestiere im Naume ziviichen Adamsia und Krebs anfiedeln, ohne daß diefer im Gebrauch feiner Gliedmaßen behindert ift. Daß er jich nicht völlig in ein feftes Schnedenhaus zurücziehen kann, ift durch die gewonnenen Vorteile mehr al3 aufgewwogen. Dazu braucht er nur jelten oder überhaupt nicht umzuziehen und entgeht dadurch dem gefährlichiten Moment im Leben eines Einjiedlerfrebjes (vgl. ©. 623). Bei gelegentlichen Umzügen, die man im Aquarium beobachtet Hat, werden die Aftinien natürlich mitgenommen. Daß der Krebs aber nochmals umzieht, wenn der Freundin Die neue Wohnung nicht „behagt“, it wahrfcheinlich eine irrtümliche Deutung. Die ganze Art der Vereinigung der beiden bedingt natürlich, daß fich Eupagurus prideauxi im Gegenjab zu feinen Vettern, die mit Sagartien zufammenhaufen, nur mit einer Gefährtin begnügen muß und fann. Sehr felten und nur bei jungen Vereinigungen hat man zwei oder auch drei Adamfien an einer Schale gefehen. | Auch in der Färbung finden fich Beziehungen zwischen Aktinie und Krebs. Junge Adamfien find einheitlich rofa. Sn der Symbiofe aber wird die Grundfarbe hellgrau oder gelblichgrau in verjchiedenen Tönen, die in der Helligkeit den benachbarten Srebsteilen ent- iprechen. Oben ift die Färbung am dunfeliten, Himbeertot, oft jogar vorwiegend tieftot; die Flanken werden gegen die Mundpartie zu heller, und der eigentliche, flache Aktinien- förper ift oft faft elfenbeinweiß, trägt aber noch farmintote Flede. Auch die Ufontien har- monieren in ihrer Färbung etwas mit dem Farbenton der Oberfläche, obwohl fie in ver Nude im Körper liegen; fie find rofa, wenn diejer tiefrot, weiß, wenn er heller ift. Mit diefer ganz einzigartigen gegenfeitigen Abftimmung zweier Organismen in Küör- pergeftalt und Snitinkten find die Möglichkeiten der Aftinien-Krebs-Shymbioje noch nicht er- ichöpft. Manche Aktinien können Krabben und Einfiedlerfrebjen auch als Werkzeuge dienen. Sie werden in den Scheren gehalten und find da natürlich eine vorzügliche Waffe für den Krebs; zugleich müfjen fie ihm auch die Beute ihrer Tentafel al3 Nahrung überlajjen. Zu den nicht in Symbiofe lebenden Sagartüden zählen befannte Arten, Die man auch in den Seewafjeraquarien Häufig jieht: Die jchöne Witwenrofe, Sagartia viduata O. F. Müll., meift grauweißlich oder bräunlich, mit heller oder dunkler moosgriinen Längs- Itreifen, und bi$ 8cm hoch und 2cm breit, bewohnt das Mittelmeer und die atlantiichen Küften Europas; in die Dftfee dringt fie bis zur Slieler Bucht. Sie ftedelt ich bald auf Steinen oder leeren Schnedenhäufern an, bald auf Seegras, bald im Sand. Wie die Schmaroger- tofe verfügt fie über Afontien, Die Durch Poren auf Kleinen, nur beim völlig ausgeitredten Tier fichtbaren Hödern ausgejtogen werden. Die jehr ähnliche Höhlenjeerofje, Sagartia undata O.F. Müll. (troglodytes Johnst.), bejigt diejelbe Verbreitung, geht aber nicht ins Bradwafjer der Dftjee; in der Nordjee it jie ftelfentweife außerordentlich Häufig. Meift lebt fie innerhalb der Gezeitenzone zmwijchen und unter Steinen, da, wo feuchter Schlamm und Sand oder Kleine Wafjerlachen bei Ebbe zurücbleiben. Shre Färbung — olivenbraun bis olivengrün, häufig mit Längsitreifen — ift ua En ATELIER ERLEBEN. Sedhaftrahlige Bolypen: Seerojen. 153 jo wechjend, daß faum zwei Individuen einander völlig gleihen. Bon der Witwentoje unterjcheidet fie fich duch eine Bförmige fehwarze Zeichnung am Grunde der Tentafeln auf der Mumdjcheibe und durch die bleicher als die Körperiwand gefärbten Saugmwarzen an den oberen zwei Dritteln des Körpers. Ebenfalls ein dankfbarer Pflegling im Aquarium, bat fie jchon über 50 Sahre in Gefangenfchaft ausgehalten. Auch das Seemannsliebchen oder die Sonnentojfe, Heliactis bellis Zls (|. Tafel „Hohltiere IL“, 9, bei ©. 147), gehört hierher, eine veizende, lebhaft orangegelb, Fleijchrot oder bräunlich gefärbte Aftinie. hr Ichönfter Schmud find die zahlreichen Keinen Tentafel (bis 700), deren äußerite Reihe vom ftark gefalteten Nand der breiten Mundfcheibe ausitrahlt. Manchmal wird ein einzelner Tentafel oder zwei, auch bis zu acht auf einmal, ganz enorm ausgedehnt, bis zu Sund 10 cm Länge, jo daß er ganz durchlichtig erjcheint. Da es meilt nad) der Fütterung gejchieht, dürfte die jonderbare Erfcheinung vielleicht mit der Bertei- lung der Nähritoffe im Körper zufammenhängen (Heider). Der obere Teil des bis Icm langen Körpers trägt große weiße Warzen; über die untere glatte Hälfte ziehen meijtens hellere Längslinien bi3 zur Bafis. Wie die vorige Art jchlüpft die Sonnentoje gern in Telöipalten und zwilchen Steine. Mit dem dunklen und gejhüsten Wohnort jteht im Ein- Hang, daß fie jehr Fichticheu ift und fich ur im Dunkeln entfaltet. Dann gertügt aber die ge- tingjte Erfehütterung, und die Heine Sonne verjchwindet. Yufammengezogen ift fie dem uns geübten Auge oft überhaupt nicht jichtbar, denn der Körper ift duch angeflebte Steinchen und Mujchelfragmente der Umgebung völlig gleich gemacht. Zn Neapeler Aquarium Hat dieje Art bis zu 20 Jahren ausgedauert; in den Nordjeeaquarien ijt fie ein nie fehlender Gaft. Koch mehr Tentafel, gegen 1000, bejist die Schönjte Aktinie der deutichen Nordjeefüjte, die ©Seenelfe, Metridium (Actinoloba) dianthus Zilss (f. Tafel „Hohltiere IL", 11, bei ©. 147), ein duftiges Büchel feiner Fäven über einer jchlanfen, ganz glatten Säule, die matt rot- braun, fleiichfarben, lachöfarben, olivenbraun, orangegelb, rein weiß oder graumweiß gefärbt jein fann. Die Tentafel führen immer den Tarbton des Körpers, nur zarter; oft fünnen lie noch einen weißen Ring in der Mitte oder eine weiße Spite haben; fie fiten in 20 zier- fihen Staufen auf ebenjoviel Randlappen der Mundjcheibe. Bei jungen Tieren ijt die Munpdicheibe noch glattrandig wie bei „gewöhnlichen Aftinien, eine erwachjene Geenelfe aber in der ganzen Pracht ihrer voll entfalteten Blüte auf dem bis 20 cm hohen Schaft bietet ein jo wunderbares Bild, daß feine andere damit wetteifern fann. „Das Mittelmeer mit allen feinen Schägen und das große Aquarium in Neapel vermögen nicht? zu zeigen, was ihm an Eindrud und Schönheit gleichfäme”, jagt Hartlaub mit Recht vom Geenelfen- beden im Helgoländer Aquarium. Die Art ift wahrfcheinlich tosmopolitifch; fie ift an der ganzen atlantiichen Küfte Curo- pas jehr verbreitet und geht in der Ditfee bis zur Kieler Bucht; auch) dem Mittelmeer fehlt jie nicht, wenn fie dort auch lange nicht jo Häufig ift wie in der Nordfee. Hier Fommt fie namentlich in geringen Tiefen, bi3 etwa 20 m, vor, wird aber an der norwegiichen Küjte auch noch in über 100m Tiefe getroffen. Eremplare aus größeren Tiefen find meift rein weiß, die Der oberen Wafjerschichten in der Regel farbig getönt. Ym Aquarium ift die See- nelfe empfindlich und verlangt jtet3 reines Waffer. Sit aber diefe Bedingung erfüllt, jo gelingt auch die Nachzudyt. Die Eier werden im Hochjommer ind Wafjer ausgejtoßen; fing — nad) Hartlaub3 Beobachtung — im Seenelfenbeden eine weibliche Seenelfe damit an, jo folgten bald alle übrigen, und jchlieglich jtießen die männlichen Eremplare folche Bolfen von Sperma aus, daß das ganze Beden milchig getrübt war und die Nelken völfig 154 Nefjeltiere: Blumentiere. verhülft wurden. Häufig fommt es aucd) zur Vermehrung durch „Laceration”. Eine Aktinie Fan zahlreiche Stückchen vom Rand ihrer Fußjcheibe abjehnüren, die alle zu neuen Tieren ausmachen und ihre Herkunft durch den gleichen Ton der Körperfarbe befunden, die die Stammutter diefer „Familie“ beißt. Wie Die anderen Sagartiiden verfügen auch die Seenelfen über Afontien, die fie aus zahlreichen Offnungen der ganz glatten Körper- fläche auswerfen. Unter der Tentafelfrone, die fich völlig zurüdziehen Tann, geht ein Nefjelpolfter rings um den Körper. Unjerer Seenelfe jehr ähnlich und ihr nahe verwandt (nach Andres jogar mit ihr identisch) ift das amerifanijche Metridium marginatum Lesr., berühmt als die Art, an der zahlreiche Forjcher der Neuen Welt grundlegende Unterfuhungen über das Verhalten der Aftinien anftellten. Die amerifanijche Seenelfe wird nur etwa 10 cm hoch, unterjcheidet fich von unferer aud) dadurch, daß auf der Mitte der Mumdjcheibe ein jcharf umjchriebener Raum bon Tentafeln frei bleibt und der Neffelring nicht dicht unter der Mundjcheibe, jondern tiefer fißt. Sie lebt an der ganzen Oftfüfte Nordamerikas, von arftiichen Breiten bis zum Kap Hatteras und von der Ehbelinie bis zu 170 m Tiefe; am Strand figen oft Hunderte an einem einzigen Felfen. Außer durch Laceration vermehrt fich die Art ungejchlechtlich auch durch Längsjpaltung. In der Familie der Shwimmaftinien (Minyadidae) treiben die ausgemwachjenen Tiere frei im Blankton an der Oberfläche der tropijchen Meere, auch noch im Mittelmeer. Sie fchtweben im Wafjer mit Hilfe eines Tuftbehälters, der geradezu an den mancher Staats- quallen erinnert: die Ränder der Fußjcheibe werden im Laufe der Entwidelung nad) unten gebogen und umschliegen jo einen Hohlraum, der nur noch durch eine Feine, mittels eines Kingmusfels verichhießbare Offnung mit der Außenwelt in Verbindung bleibt; er ift von einer Schrvammigen Mafje erfüllt, deren Machen Luft enthalten. So jchmimmt der Drganıs- mu3 mit dem abgerundeten Fußende nad) oben und mit den Tentafeln nad) unten. Wie Velella und andere planftonijche Oberflächentiere find die Minyadiven blau gefärbt. Kiefen unter den Aktinien find die von Haddon und Kent bejchriebenen gemaltigen Stoichactis-Arten von der Weftfitite Auftraliens, Flache Scheiben mit unzähligen Tentafeln, die auf Korallenriffen leben. Stoichactis kenti Haddon erreicht, nad) Hidjon, einen Durch- meffer von 1—4 engl. Fuß (bis 1,20 m!). Bei ihr jpielen Fische (Bomacentriven) zwijchen den Tentafeln herum, jchroimmen jogar in ihren Magen hinein; jie jind dadurch dor Nac)- jtellungen vorzüglich geichüßt, und der Aftinie führen fie durch ihre Bewegungen frijches Atemmafjer zu. Vielleicht vermögen fie auch, nach Dofleind Vermutung, durc) ihre grelle Färbung Beute anzuloden; angeblich jchleppen jie jogar Nahrung. für die große ©eeroje auf deren Mundfcheibe und fteden fie ihr in den Mumd. Dunder berichtet (nac) Par) von der nahen Verwandten Stoichactis haddoni Kent: „Die Seeroje erreicht einen Durc)- mefjer von 1 Fuß Länge (nach Kent bis 45 cm) und ijt ausgejtredt ftarf gefältelt. Gie wurzelt in Löchern abgeftorbener Korallenblöde, in welche fie fich bei Berührung völlig zurüczieht. Shre zahlreichen Tentafel haften jehr jtark, nejjeln dagegen nicht fühlbar. Kur in ihrer unmittelbaren Nähe findet man fajt regelmäßig die jehr hübjch auf roten, goldfiichfarbigem Grund jchwarz und weiß gezeichneten Fijche (Amphiprion, wahrjcheinlich auch Premnas), die fich bei jeder drohenden Gefahr zwifchen die Tentafelmajjen der Gee- toje zurüdziehen. Hier vermögen fie fich völlig frei zu bewegen. Verjucht man aber einen bon ihnen aus der Tentafelmafje zu greifen, fo haftet dieje jogleich jo feit an ihm, dag man i nn Sehsitrahlige Polypen: Geerojen. Steinforallen. 155 ihn nur herausfchneiden oder entzweireißen fann. Sobald man dann die Hände von der Aktinie entfernt, erhält auch der Fisch feine freie Beweglichfeit wieder. Die Kontraktion der Aftinie findet auffällig langjam ftatt.” Bei Stoichactis haddoni fommt außerdem häufig eine Garnele vor, bei St. kenti eine Krabbe, deren Färbung der der Fiiche ähnelt. Zweite Ordnung: Stein- oder Niffforallen (Madreporaria). Bei ven ©tein- oder Riffkorallen ind jo ziemlich alle Unterjchiede gegenüber den Aktinien durch) die Ausbildung des Kalkifeletts bedingt. Vor dem Eintritt der Sfelettent- widelung ift ein junger Korallpolyp noch ganz „Aftinie”. Sm Bau des Weichförpers ift manches jogar einfacher: Wimperrinnen in der Schlund- ipalte fehlen, und für die Mejenterialfilamente jind feine bejonderen Voren vorhanden, jondern jte werden bei der Verteidigung durch den Mund ausgejtogen oder brechen ohne weiteres durch) die Körperwand; die Wunden heilen dann wieder zu, wenn jich die Fäven zurüdgezogen haben. Schusmwaffen find in der Hauptjache auch die in mehreren Kreifen jechszählig angeordneten Tentafel, die jehr Häufig an ihren Enden Nejjelfnöpfe führen, wie bei Tubularia und anderen Hhoroivpolypen. Wenn das Tier ich einzieht, erden jte nicht mit zufammengezogen, jondern nad) innen eingejtülpt; über der Munpjcheibe fann fich dann, mie bei vielen Aftinien, die Körperwand mittels eines Ningmus- fel3 zujammenschließen. Mit Hilfe der Tentafel vermögen einige, twie Caryo- phyllia (j. unten), Beute zu fangen und gegen den Mund oder die Mumndjcheibe zu führen, von mo jie dann durch norattpotyp, ver Länge nah ge- Schlingbewegungen des Schlundes oder durch Wimper- lee a IE Ichlag ins Snnere gejchafft wird. Unbrauchbares wird durch t Tentatel, m! Mund, s SHlundrofr, m den Wafferftrom wieder herausgetriehen, der beim uva gm jammenziehen des Tieres entiteht. Daneben it das auf der Oberfläche völlig betwimperte Tier auch Partifelfreffer: die Wimpern auf der Mund- icheibe innerhalb der Tentafel fchlagen nach dem Mund Hin und führen ihm alles zu, was auf fie fällt. Alle Wimpern außerhalb der inneren Tentafel aber arbeiten vom Mund weg; jte halten den Körper dadurch rein, namentlich wenn jich das Tier zujammengezogen hat, weil fie dann die nach außen gefehrte Fläche ganz einnehmen. Andere Rifftorallen, wie Fungia, find, nad) Duerden, ganz auf feinverteilte, im Waffer Herniederriefelnde orga- niihe Subjtanz al3 Nahrung angemwiefen. Bei diefen Bolypen wird alles, was auf ihren Körper fällt, von einer dünnen, zujammenhängenden Schleimfchicht feitgehalten und ein- gehülft. Der anfangs dünnflüjjige Schleim wird nad) und nad) zu einer feiteren Lage, die von Zeit zu Zeit in einzelnen Feen aufbricht. Vom Schlund ausgehende Wimperjtröme treiben fie jamt eingebetteten Fremdfürpern vom Körper herunter: jo bleibt die Mund- icheibe jauber, auch Schüßt der Schleim vor Verlegungen. Sind aber Teildhen hineingeraten, 156 Nejjeltiere: Blumentiere, aus denen das Tier Nährftoffe ausziehen kann, jo wird reichlicher Schleim ausgejchieden, dann der Wimperfchlag umgefehrt und alles durch Schleimftröme in den geöffneten Mund hineingetrieben. — Stanley Gardiner hat im Magenraum von Riffforallen bloß ausnahms- weife tierische Nefte gefunden, meift nur Algen. Bei der Armut des tropischen Planktons dürften fie nach Gravier die Grundlage für die Ernährung der Riffforallen jein. Dft leben die Algen fymbiotifch in den Gemweben, wie bei Aftinien, Hydroiden und Schmwänmen. Vielleicht befigen auch bei manchen Korallen Farbitoffe, ähnlich dem Blattgrün der Pflanzen, die Fähigkeit, anorganifche Stoffe zu affimilieren, wie dies ja auch für daS Rot der Pur- purtoje vermutet wird (j. ©. 145). Gleich vielen Seerofen find die Madreporarier in der Regel Zwitter und lebend- gebärend. Die Jungen fchwärmen als Wimperlarven aus und werden durch Gezeiten und Strömung verichleppt. So verbreiten fi) die Arten über den Raum. Zur ungeheuren Vermehrung der Individuen an Ort und Stelle aber führt Sprofjung und Längsteilung. Meift bleiben alle auf diefem Weg erzeugten Verfonen zufammen und bilden Kolonien bon Humderten und Taufenden von Einzeltieren, deren Sfelette in den tropijchen Meeren gewaltige Riffe bilden. Die Anlage des Korallenfkeletts erfolgt ähnlich wie bei den übrigen Anthozoen. Schon bei Aktinien fahen wir, daß von der Fußicheibe eine Hornige Membran abgejchteven mwer- den Fan. Go jchafft fi) auch der junge Korallpolyp zunädhit nur eine folide Unterlage, aber aus Zohlenfaurem Kalk (in der Form des Aragonits). Bei der einfachen Zalfigen Fuß- platte bleibt e3 jedoch nicht. Allmählich erheben fich auf ihr fenfrechte, radiär angeoronete, in der Mitte jedoch nicht zufammenftoßende Leiften, die „Sternleiften" oder „Strahlen- platten“; zuexft find e3 jechs, dann treten weitere in jechszähliger Anordnung dazu. Dieje Sternleiften drängen Die Körperwand von unten vor fich her und Yafjen fie Falten in das Körperinnere hineinbilden, die zwifchen den fleifchigen Septen ftehen, nicht, wie man früiher glaubte, in ihnen enthalten find. Bald erhebt fich, vem äußeren Boden der Stern- leiften nahe, ein ringfürmiger Kalfwall, die „Mauerplatte". Da dieje Ringplatte aber wiederum nicht in der weichen Außenwand des Bolypen, jondern einmwärts von ihr ent- iteht, jcheidet die Falte, die dadurch in die Gaftralhöhle vorgejchoben wird, dieje in einen innerhalb und einen außerhalb der Mauerplatte gelegenen Raum. Zu diejen wichtigjten Sfelettelementen der Korallen fommen noch bei den einzelnen Gruppen in verjchiedener Ausbildung fogenannte „Rippen“, die die Sternleiften außerhalb der Mauerplatte fort- jeßen, eine „Columella”, die im Zentrum bon der Fußplatte in die Höhe. jtrebt, vertikale „Bfeiler” (Bali) vor den inneren Enden der Sternleijten, die Sternleijten transverjal ver- bindende „Synaptifel”, und Durch Kalfausjcheidung außen an der Bafis der Leibesmwand eine „Außenplatte” parallel der Mauerplatte, mit der ji) die Enden der Rippen unter Durchbrechung der Leibeswand verbinden fünnen, mit der jogar auch die Mauerplatte mehr oder weniger verfchmelzen kann. Diejes ganze Sfelett wächjt ftändig durd) Anlage- rung neuer Kalffehichten nach oben. Schließlich wird der von der Mauerplatte gebildete „Kelch“ zu tief für den Weichkörper. Die Tußplatte jcheidet dann einfach neuen Kalfboden aus, entweder auf den alten, jo daß ein mafjiver Kalkjodel unter dem PBolypen in die Höhe mwächft, oder e8 wird Baumaterial gejpart und nur in gewijfen Zwifchenräumen ein neuer Duerboden ausgefchieden. — Der Raum zwifchen den einzelnen Kelchen im Sfelett wird bei den einzelnen Gruppen in fehr verjchiedenem Grade durch Kalf ausgefüllt; bei den jogenannten perforaten Korallen ziehen darin Kanäle bon Kelch zu Kelch. BIER Fe EEE Sehsftraglige Polypen: Steinforallen. 157 Bei der Vermehrung der Volypen durd) Teilung trennen fie) zunächit nur die Mund- icheiben mit Tentafeln, Mund und Schlund. Hierauf fondern die in die Teilpolypen nac)- wachjenden Mauerplatten auch die Innenräume der Gaftralhöhlen mehr und mehr von- einander, während natürlich die außerhalb der Mauerplatten gelegenen Außenräume immer noch in Verbindung bleiben. Dieje Außenräume der Gaftralhöhlen aber gehen in der Sto- tallenfolonie dauernd von Tier zu Tier ineinander über, jo daß jelbit riefige Kolonien mit Ralfmafjen von mehreren Metern Durchmefjer normalermweije von einer gejchlofjenen Dede lebender Polypen überzogen find. Auch im Verhalten zeigt jich der lebendige Zufammenhang aller Polypen einer So- Ionie. Wird einer von ihnen gejtört, jo zieht nicht nur er fich zufammen, jondern auch die ganze Nachbarschaft. Se jtärfer der Keiz, um fo größer der SKreis, der in Mitleidenjchaft gezogen wird. Wird eine Anzahl Polypen irgendiie zerjtört, jo lafjen, nad) Gravier, alle angrenzenden neues Gewebe hervorfprojjen, das die Lüde wieder jhliegt. Ein „Eoloniales" Nerveniyitem ift anatomifch noch nicht nachgemiefen. C3 find alfo nicht die „Gräber” und „Maufoleen‘ der Vorfahren, auf denen die Wo- Ippen der Riffforallen gedeihen, wie man früher meinte, jondern fie jigen als dünne Lage über ihren eigenen, nad) und nach aufgetüirmten ©feletten. Der Gründer und Stammpater einer Kolonie lebt inmitten einer Nachfommenjchaft von vielen Generationen bis zu dem ungfüdlichen Zufall, der feinem Dafein ein Ende jest. Bei dem riefigen Umfang der olo- nien einiger Arten muß er gelegentlich ein jehr Hohes Alter erreichen fünnen, das nad) Gravier vielleicht nad) Zahrhunderten zu zählen ift. Für die Koloniebildung gelten bei jeder Art bejtimmte „Wachstumsgejebe": ent- weder pflanzen fich alle Tiere einer Kolonie oder nur ein Teil davon ungejchlechtlich fort. , Manche Arten bilden nur Knofpen, andere haben nur Längsteilung. Eine Knofjpe entiteht nur an einer bejtimmten Stelle des Mutterpolypen; bei Längsteilung jchafft der Winkel, in dem die beiden neuen Tiere auseinanderjtreben, ausgeprägte Artunterjchiede. Diefe Wachstumzsgefebe find nun aber feineswegs ausjchlaggebend dafür, wie eine Sto- tallenfolonie ausfieht. Alle die mannigfachen Formen, in denen Storallen auftreten: Struftent, Eumpige Maffen, Halbfugeln, Becher, frei ins Waffer ragende Blatten, Gebüfche aus groben oder feinen Üften, und ebenfo die Oberflächenrippefung des ganzen Sfelett3 und die Menge der Füllmafje werden aufs ftärkfte Durch die Lebensbedingungen am Standort einer Kolonie beeinflußt; danach) variieren die Sfelette innerhalb einer Art manchmal geradezu endlos. Wie fih der Einfluß der jeweiligen Umgebung den Korallenjtöden aufprägt, Hat Sones 1907 auf dem Atoll Cocos Keeling während 15 Monaten eingehend unterfucht. Bon allgemeinen Richtlinien bei der Entjtehung einer Kolonie ift neben den ererbten Anlagen der Art, die in den Wachstumsgefegen zum Yusdrud fommen, meist daS Beftreben vorhanden, nad) oben, dem Licht entgegen, zu wachjen. Dies ift bei Arten mit lebenswichtigen [ymbio- tiihen Ulgen unbedingt erforderlich, damit die nüglichen Gäfte afjimilieren fünnen. Den Korallen, die im Schatten unter Klippen und Geröll mit den Mundöffnungen nad) unten wachen, fehlen die Mgen. Allgemein fuchen die Kolonien auch der vorherrichenden Wajjer- fhömung eine möglichjt große Fläche zu bieten und breiten fich im rechten Winkel dazu aus, obwohl! fie Dadurch Bejchädigungen viel ftärfer ausgefegt jind, denn Futter und Sauter- jtoff, die ihnen das Wafjer zuträgt, werden um fo vollftändiger ausgenubt, je größer Die polypentragende Fläche ilt, auf die es trifft. Sonft aber ift die Zorm einer Korallenfolonie ganz das Ergebnis der Bedingungen des Plates, an dem jie jich zufällig angefiedelt Hat. 158 Nejjeltiere: Blumentiere. Sn größeren Tiefen jehen Stöde derjelben Art völlig anders aus, al3 wenn jie in jeichtem Wafjer nahe an der Oberfläche gewachjen jind, und unter den Flachwajjerformen unter- icheiden fich die aus ftilflem Wafjer ganz mwejentlich von denen aus der Brandung. Lebens- bedingungen, die zwijchen diefen Eriremen fiegen, erzeugen auc Zmwijchenformen zwiichen Tief- und Flachwafjer-, Stillwafjer- und Brandungskorallen. An geeigneten Blägen lafjen jich innerhalb einer Art füdenlofe Übergangsreihen finden zwifchen runden Blöden, fladen- fürmigen Formen und flachen Kruften in der Wafjerlinie der Riffe und dem üppig ver- zweigten Gebifch feinfter zerbrechlicher te aus dem fpiegelglatten Wafjer der Lagune. Verfolgt man die Art dann in die Tiefe, jo werden die dünnen Äfte jpärlicher, find faum berzmweigt und ftehen meiter auseinander. Dafür werden fie reichlich länger, denn im Höher- mwachjen find fie unten im Waffer nicht behindert, wohl aber oben bei der Berührung mit dem Wafjerspiegel; hier fan fich die Kolonie nur durch O©eitenäjte vergrößern. a b @ Drei verfhtedene Wuhsformen einer Acropora=-XArt: a) im Stillwafjer, b) in größerer Tiefe, ce) im Bereiche der Brandung. Nah FW. Jones („Proceedings Zool. Soe.*, London 1907). Außer der geitaltenden Straft des bewegten Wajjers haben auch Schlamm und Sand, die ji) am Standort aus dem Wafjer ablagern, großen Einfluß auf die Ausbildung des Korallenjfeletts und Damit das Ausjehen der ganzen Stolonie (j. die Abb., ©. 159). Wo folche Sedimente in größerer Menge niederfallen, ift iorallenleben überhaupt nicht möglich. Die niederfallenden Teilchen häufen jich in ven Magenräumen an, und die jtärfiten Kolonien gehen daran bald zugrunde. Wenn aber der Niederichlag nur gering ift oder von Zeit zu eit jogar ganz ausjegt, dann hat die Koralle Zeit, jich umzuformen und dadurd) gegen die Schädigung anzufämpfen. Es find gerade die Kelche, die fonft die ftabiliten und für die Artunterjcheidung wichtigiten Merkmale liefern, die fich anpafjen. Sie verkleinern fich, um dadurch die Schmußgmtenge, die in ihre Bolypen fallen wird, auf ein Mindejtmaß zu verringern; fie jpringen höher über die allgemeine Oberfläche vor; gleichzeitig nimmt die Dberfläche der Füllmafje zwiichen den Stelchen eine Rippelung an, um die feiten Teilchen zurüdzuhalten, die auf die Kolonie fallen. Dadurc wird das Ende der Kolonie jedenfalls hinausgejchoben. Auch die Wuchsform fann Durch die niederriejelnden Sedimente berührt werden. Häufig jterben dadurch die oberiten Volypen ab; dann wird fich die Form der Stolonie im weiteren Wachstum mehr und mehr abflachen müfjen. Dbder es gehen an be- fiebigen anderen Stellen Kleine Bezirfe zugrunde, und beim Größerwerden der übrigen Zeile der Stolonie entitehen die wunderlichiten uncegelmäßigen Gebilde, obtwohL diejetbe Korallenart vielleicht in Harem Wafjer eine ganz bejtimmte Wuchsform hat. re Sc, Er ee See ee A ” Sedhösjtrahlige Volypen: Gteinkorallen. 159 Auch Pflanzenwuchs Ffann die Koralltiere jchädigen und das Ausjehen der Kolonien beeinflujjen. Jeder Tang hält die Sedimente zurück und vermehrt dadurch ihre Anhäufung. Unmittelbar tödlich wirken Pilze und Algen, die die Kolonien anfallen und manchmal weite Gtreden der Riffe veröden lajjen. Ganz merkwürdige Bildungen verurfachen auch die zahl- reichen, im Rifffal bohrenden Tiere. Die Röhren der Röhrenmwürmer, die fich außen an den Kolonien anjiedeln, werden nad) Gravier3 Beobachtungen von den Korallen ummwachjen, und es erjcheinen dann die jonderbarjten Wülfte auf der Oberfläche der Skelette, an deren einem Ende fich der Wurm die Offnung freihält. Allerhand Beulen und Wucherungen, „storallengallen“, werden bei veräftelten Kolonien durch leine Krebje (Harpalocareinus marsupialis S2.) verurjacht. Gie jiedeln jic) auf einem Storalfenzmweig an und werden bi3 auf einen jcymalen Spalt völlig von der Koralle umfchloffen; durch diefe Offnung ftru- dein jie jich mit ihren Ghedmaßen Nahrung und Atemmafjer zu und verhindern damit zu- gleich, daß fich ihre Behaufung völfig jchließt. ©o fünnen aus allen möglichen Gründen aus den Larven eines einzigen Korallpolypen die äußerlich verjchiedeniten Korallenjtöde entjtehen. Die ShHitematif der Korallen ijt Dadurch natürlich jehr er- jhwert. Da auch feit jeher fait nur Sfe- lette in die Mujeen und zur Unterfuchung famen, entitand ein Wuft von „Arten“, mit denen jest langjam aufgeräumt wird, rac)- dem man die ungeheure Beränderlichkeit und Elaftizität bon Icheinbar io jtarren Salf- Acropora pulchra in tlarem Bafier (ins) und bei gebilden erfannt hat und anfängt, die „Va- Be riationsbreiten“ der Arten zu jtudieren. Auch die Färbung der lebenden Kolonien fann dem Sammler oft feinerlei Finger- zeig geben, welche Art er vor jich hat. Die Bolypen jchimmern in den prachtvolliten Farben, doch finden fich von einer Art oft nebeneinander braune, gelbe, purpurfarbige, violette Exemplare; in einer einzigen Kolonie können die oberen Tiere lebhaft grün jein, während die an den Geiten braun und die an der Bajis falt ungefärbt find (Gravier). Tiefenformen haben meijt feine ausgejprochene Farbe oder find nur jchwac) gefärbt. Genauere Kenntnis der Weichförper haben wir exit für verhältnismäßig wenig Arten, hauptjächlich durch Duerdens Arbeiten. Auch über die Lebenserfcheinungen mwiljen wir . nur jehr wenig, namentlich was Die tropiichen Arten angeht. Hier fünnen nur ein paar der wichtigiten aus der ungeheuren Artenfülle der Madreporarier Pla finden. Die „Jmperfo- taten“, beidenen die Mauerplatte nicht von Voren durchbrochen ift und auc) die Füllmaffe, wenn fie überhaupt vorhanden ift, feine Öffnungen zeigt, feien, wie üblich, vorangeftellt. Erijte Unterordnung: Imperforata. Zu den einfachiten Smperforaten gehören die Heinen Caryophyllia-Irten, die Kreijel- forallen, einzeln lebende Korallpolypen mit charakteriftisch Freijelfürmigem Kelch, die chon in den Meeren der Streidezeit gelebt haben. Caryophyllia clavus Scacchi, die im Mittelmeer, im Atlantifchen und Sndiichen Ozean aus Tiefen von 40—2500m befannt ift, erreicht 35mm Höhe und 23 mm Durchmefjer. Das untere, fajt jpige Ende jest ji auf Mujchelfchalen 160 Nefjeltiere: Blumentiere, oder Heine Iofe Steinen; oft ift die Unterlage jo leicht, daß fie mit der jchweren Koralle umfippt und diefe von jeder Strömung meitergerollt werden fan. Der Volyp ift außer- ordentlich zart und wird fat völfig durdhlichtig, wenn er fich voll entfaltet. Er erhebt jich dann um ein beträchtliches Stüd (1 cm bei 2—3 cm Kelchhöhe) über den ovalen Kelchrand. Das matte Hellbraun oder warme Dunfelbraun des anmutigen Körpers wird dabei viel blafjer und feiner, auch fünnen jich die Farben in Bänder verteilen; faum zwei Bolypen gleichen einander in der Färbung. Bei manchen Exemplaren treten prachtvoll fmaragd- grüne oder metallgrün glänzende Neflere in der Umgebung des Mundes und am Grunde der Tentafel auf. An den mwajjerflaren Fangarmen, die je nad) ihrem Alter verfchieden lang jind, heben ji) an den Enden weiße Nefjelfnöpfe ab, und über ihre ganze Oberfläche find feine weiße Fleden, ebenfalls Anhäufungen von Wefjelfapfeln, zerjtreut. Die Schwärm- larven kommen im Golf von Neapel, nad) vd. Koch, von Mai bi3 Anfang Zuli aus dem Mund des Muttertieres. Sie treiben ji), wie Lacaze feititellte, nur furze Zeit frei herum und jiedeln jich in der Nähe der alten Tiere an, häufig mehrere auf einem Steinchen. Gelegent- lich nehmen fie auf der Mauerplatte der Alten lab, jo daß es ausjieht, als wären fie daran gefnojpt; manchmal jegen jie jic) auch in Die Kelche abgejtorbener Tiere der gleichen Art. Dh ungefchlechtlihe Vermehrung bei Caryo- mwafjeraguarium halten fie jahrelang aus (I. auch ©. 155). Ebenfalls Einzeltiere find die Fächer- GERTEESTEIETE er forallen (Gattung Flabellum Less.). Der a u 'Selc, beifen Wann von einer Yıyerulni nicht von einer Mauerplatte gebildet wird, ijt in einer Ebene ftark in die Länge gezogen und mehr oder weniger flachgedrücdt. Bei einem Gremplar de3 meltmweit verbreiteten Flabellum pavoninum Less., da8 die Deutjche Tief- jee-Crpedition bei Sumatra in 470 m Tiefe fichte, erreichte die ovale Kelchöffnung 93 mm in der langen Ylchje, bei nur 43 mm in der furzen. Bon der Ceite gejehen fieht das Skelett wie ein Kleiner Fächer aus. Auterefjante Beobachtungen über die Fortpflanzung der Fächer- forallen machte Semper auf den Philippinen bei einer Urt, die im ganzen Sndifchen Ozean borfommt, F. rubrum Q. @. var. stokesi E.H. Die Schwärmlarve wächlt zu einem geftielten, mit zwei jeitlichen Dornen verjehenen Kelche heran (B); darin entiteht eine Scnofpe, die zunächit mit der Mutter noch jo innig zufammenhängt, daß beide fcheinbar ein Tier (C) bilden, das jogar einmal al8 bejondere Art bejchrieben wurde. Schlieklich fällt die Knofpe ab (D) und lebt, ohne feitzumachjen, in einer Felßfpalte oder irgendeinem anderen Schlupfwinfel weiter, in den die Strömung fie getriebenhat. Mit der ausihren Gefchlechtsproduften herborgehenden Larve beginnt der Generationswechjel von neuem. Die vorherrfchende Farbe diejer Art ift ein jchönes, intenfives, aber durchjcheinendes Not; über die Mundfcheibe ziehen fait immer zwei breite dumfelrote Bänder, welche bei hellen Exemplaren deutlicher Herbortreten. sn höhere Breiten hinauf gehen zwei Vertreter der Familie der Deuliniden oder Augenforallen, die nicht mehr einzeln leben, fondern bis 60 cm hohe, reichverzmweigte phyllia vorfommt, ijt nicht befannt. Sm See- u a eK er re 7 ee 5, Sehsitrahlige Bolypen: Steinkorallen. 161 Büjche am Meeresgrund in ettva 200—1700 m Tiefe bilden. Lophelia (Lophohelia) proli- fera Pall. (j. Tafel „Hohltiere ILL”, 4, bei ©. 162) wird im Mittelmeer an vielen Stellen gefunden; jie fommt auch im ndichen Ozean vor und geht im Atlantik von Triftan da Cunda bis zur norwegijchen Küfte. Die annähernd zentimeterbreiten Kelche find im Skelett jo tief, daß unten fein Boden fichtbar wird, fondern nur die Septen zufammenzulaufen iheinen; zwifchen den Kelchen liegt qlatte, weiße Füllmafje. Die Form der Büfche it jeher unregelmäßig; häufig verichmelzen die Äfte miteinander, und die Kelche halten feine bejonders auzgeprägte Ordnung ein. Dazu wird alles, was mit den Kolonien in Berührung fommt, Schneden, Mufcheln, Kreijelforallen, Geeigelitaheln, Wurmt- töhren ujw., ummwachjen, jo daß größere Stöde im Ausjehen ungeheuer abänderit. Auf den Stöden jtedeln fich verjchievene jeffigenbe Meerestiere, barunter, und FN9ertsTETte, Fakılun num DL OL Tec aokent a Kiaer und Wollebaef, ganz regelmäßig be- ftimmte Charakterformen einer „Lophelia-zauna” an. Die Bolypen der Urt, die jich in der Gefangenichaft jchwer entfalten, jind leicht gelblich und fait ganz durchlichtig; der Yarbton veritärkt jich im Mumndfeld und an den Septen, die durch die Körperwand Hindurchichimmern. Koch viel zarter find die Farben bei dem ‚„‚Corallium album“ der alten Vharmagie, DE es Doralle, Amphelia (Amphihelap oculata Z.; gegen das blendendweiße SKalfjfelett jind die ausgejtredten Tiere infolge ihrer außer- ordentlichen Durchlichtigkeit einfach nicht zu fehen. Kacd) Lacaze Halten jie über zwei Monate im YUguarium aus und entfalten jich leichter al Lo- phelia. ©ie haben diejelbe Verbreitung tie dieje, leben auch genau jo und fiedeln jich jogar oft auf deren ©felett an. Ubgejehen von der anderen Anordnung der Sternleiften bleiben die Selche Heiner und die Stolonie wächit, wenn jie ungeftört ' gedeihen Fan, jehr niedlich nach bejtimmtem | Ei se Gejeb: als wäre ein zujammenlegbarer Meter- Weiße Kovatle, Amphelia oeulata L. Nad) v. Dta- maßftab fo auseinandergeflappt, daß die ein "HT rych auf der auleiia, w0. vn zelnen Dezimeter Winkel von 80 bis 950 ein- ichließen. An jeder Ede fißt ein Bolyp; häufig verfcehmelzen die Afte, die in verjchtedener Richtung wachjen, unregelmäßig miteinander. Auch diefe Koralle fanın ganze Eleine Mir- feen in fich einfchließen. Zu der großen Familie der Sternforallen (Astraeidae) gehören hauptjächlidh folonie- bildende Atten, bei denen die Füllmafje zwijchen den Stelchen jtark zurüicdtritt. An den fitd- europäischen Küften lebt die Rafenforalle, Cladocora cespitosa Z. Die Kolonien jind Büchel einzelner, röhrenfürmiger Kelche von etwa % cm Durchmefjer, die ohne jede Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 11 # 162 Nejfeltiere: Blumentiere. Füllmafje zufammenhängen; jte entitehen, indem am Grund des exiten, aus der Larbe her- vorgegangenen Bolppen Knojpen jprojjen, die parallel der Mutter in die Höhe wachjen; dieje faffen dann felbft wieder Knofpen entftehen. An manchen Stellen wuchern die Rafenforallen ganz außerorventlich und beveden Flächen von 100 und mehr Quadratmetern; fie leben zwijchen ettwva 18 und 600 m Tiefe. Die PRolypen jind hübjch dunkelbraun, mit helleren TIentafeln. Wenn das Tier jich zufammenzieht, ftrömt, nac) Heider3 Beobachtung, das im Magenraum enthaltene Wajjer, wie bei vielen Aktinien, aus den weißen Tentafeljpiben aus. Auch daß die abgejchnittenen Volypen mit Hilfe der Tentafel zu-Friechen vermögen, er- innert an die „Weichkorallen”. Sm Aquarium Hält fich Cladocora gut, Doch bleichen Die ichönen Farben langjam aus. Außer vom Mittelmeer ift die Gattung auch von Madeira und aus Wejtindien befannt und folitl Schon in der Surazeit vertreten. Andere Sternforallen vermehren jich jtatt durch Sinojpen durch Längsteilungen, bei denen die Kelchiwände der neuen Sndivivuen dicht aneinander ftehen können. &3 braucht jogar nicht einmal mehr zu einer völligen Trennung im ©felett zu iommen; die Weichfürper fünnen gejondert jein, aber die Kelche darunter fließen mit ihren Hohlräumen zujammen; ichließlich reihen fich auch die Tentafel und Septen nicht mehr in regelmäßig jechszähliger Anordnung um die Mundöffnung und die Hauptache. Wie diefer „Mäanvdertypus" im Sfelett ausjieht, zeigt die Abbildung (1 auf der Tafel „Hohltiere III") des Neptungehirnes oder der Hirnforalle, Diploria cerebriformis Zam., die in Wejtindien und au) im Sndijchen Dean (?) auftritt. Gleich den Zucchen und Windungen auf der Oberfläche eines Menfchen- hirnes laufen gewundene „Täler" zwiichen „Höhen“: Neihen zufammenlaufender Kelch- Höhlen mit ihren Sternleiften zwischen den verjchmolzenen Geitenmwänden der Kelche. Die Bolypenmäuler erheben fich in Ketten über ven Tälern, umd die Tentafel ftehen wie Sranen an den Ceiten. Hicjon meint, daß man da iiberhaupt nicht mehr von einer Kolonie |prechen fünne, jondern von einem Tier, das in eine beträchtliche Anzahl unvollftändig abgetrennter Teile zerfallen it. Die prachtvollen bunten Farben der lebenden Maeandra-Itten lafjen die gelben Stüde auf unjerer Farbentafel (bei ©. 168) Iinfs ahnen. - Imeite Unterordnung: Fungaceae. Bon den Smperforaten unterjcheidet fich die zweite große Gruppe, die der Funga- ceen, durch den Belib von „Synaptifein”, Falfigen Duerbälfchen, die die Sternleiften des Kelches untereinander verbinden. Auch hier qibt es foloniebildende Formen, Die manchen Sternforallenfolonien äußerlich völlig gleichen. Biel befannter aber find Einzelforallen, die charakteriftiich geformten PBilzforallen der Gattung Fungia Dana. Yhr Sfelett jieht fait aus, wie der Hut eines Champignons von unten. betrachtet: auf einer rundlichen oder ovalen, meijt leicht emporgemwölbten Platte, die bei der auf der Tafel „Hohltiere III” (Fig. 2) abgebildeten Fungia fungites Z. bi$ 30 cm Durchmejjer erreichen Fan, jtehen von der Mitte nach allen ©eiten jenfrechte Lamellen. &3 jind Die Sternleiften, und der Boden, worauf fie jtehen, it die Hier nicht Felchfürmige, jondern ganz flach ausgebreitete, ja jogar nach abwärts heruntergebogene Mauerplatte, die nur mit ihrem freien Rande ven Untergrund berührt. An ihrer (jegt unten gelegenen) „WUußenjeite” verlaufen, wie an den aufrechten Kelchwänden anderer Korallen, feine Rippen, die mit verjchteden ausgebildeten Stacheln Dicht bejebt find. Der Polyp zu Diefem Gehäufe hat jehr zarte Weichteile, Die bei manchen Arten jchön grün (f. die Farbentafel bei ©. 168, Ins unten), bei anderen dunkelbraun gefärbt find, und befigt zahlreiche Yange Tentafel mit weißen Hohltiere IH. 1. Hirnkoralle, Diploria cerebriformis Zam. S. 162. 2. Pilzkoralle, Fungia fungites agariciformis Zam. Nach Photographie. S. 162. 3. Riffkoralle, Acropora varia Älzgr. S. 165. 4. Augenkoralle, Lophelia prolifera Pall. S. 161. ‚Abb. 2-4 Phorographien von Werner & Winter in Frankfurt a. M. nach Exemplaren iın Zoologischen Museum der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. # F | 6. Teil vom Großen auitraliichen Barriereriff bei Port Deniion, mit Milleporen und Alcyonazeen. Nach Saville Kent. Beide Bilder aus Saville Kents Werk „The Great Barrier Reef of Australia“. London 1393. Ss. 171. Sechsftrahlige Polypen: Steinforallen. 163 Endfnojpen. Der ausgeitredte Weichkörper iiberdedt das Skelett völlig; chrumpft er. aber auf - einen Reiz Hin zujammen, jo verjchiwinden die Hübich gefärbten Gewebe langjfam zwischen den Lamellen bis auf einen dünnen Überzug über den Kanten der Sternleiften. Hand in Hand damit geht, nach W. Jones, „in jeltfamer Welle" ein allmähliches Ausbleichen der Farben, jo dab jhlieglich ein Ieblofer Steinbroden im Wajfer zu liegen fcheint. — Die Tortpflan- zungsberhältnijje ähneln denen der Fächerforalle. Aus der Schwärmlarbe entfteht eine Feine felchförmige Koralle (Anthoplaft), Die durch feitliche Knofpung ein fehtvach verzweigtes Stöd- chen Tiefert (Anthocormus, rechts unten auf der Farbentafel). Defjen Kelche verbreitern Jich und flaen fich zu Heinen Fungien ab, die fic) von ihrem Stiel abjchnüren; aus dem Stumpf wächlt ein neuer Fungienfelh nad. Die Kleine Fungia aber bleibt da, wo fie von den Wellen hingetragen mird, frei liegen; die Lilde in der Mitte ihrer. Sfelettplatte, wo jie fi) vom Anthocormus Töfte, fchließt jich durch friich abgelagerten Kalk, und die Koralfe wächlt zur Oejchlechtsreife heran. Außer durch Anthoblajten- bildung vermögen fich die Pilziorallen auch durch Kuuofpen ungejchlechtlich fortzupflanzen. Wie bei anderen Krallen wachjen diefe an der ©eitenwand heraus, bei den Fungien alfo an der Unterfeite, wo man fie gelegentlich noch mit der Mutter verbunden fieht. Wahrjcheinlich werden fie früh jelbjtändig. Vielleicht Fönnen joldhe Sinojpen auch) im Kelch entitehen; nicht zu verwechfeln find damit Larven, die auf der Mutterforalle oder auf Nachbarn zu Anthoplafiten auf- wachen. Schließlich vermögen fich die großen Bolypen auch noch zu teilen, indem fich Sektoren aus der Scheibe herauslöfen und wieder zu ganzen Tieren auswachjen. ID CDENN SUN EST PLgepenlle (Fungia), a Narbe, an der fi) eine Bilzkorallen leben nur in den tropischen Teilen Des yt= igeitenförmige Fungia abgelöft Hat, diihen und Stillen Ozeans; einzelne Arten fünnen da über Din ac Sc a ein gemwaltiges Gebiet verbreitet fein, wie Fungia fungites, die von Mofambik bis Tahiti geht. Sie jigen in flahem Wafjer bis zu etwa 80 m Tiefe zwwijchen den feitgewachjenen Riffforallen und find jo davor betvahrt, duch jtärfere Wellen berichleppt zu werden. Manchmal treten fie in ungeheurer Menge auf. Auf die verjchie- denen Xebensbedingungen, wie fie vor allem die Strömungsverhältniffe am Standort mit fich bringen, haben die einzelnen Arten durch die vielfältigiten Abänderungen in der Ge- ftalt und Größe der Scheibe, der Lappung ihres NRandes, der Höhe, dem Verlauf, der Zahl, der Dide und der Bezahnung der Septen, der Form der Rippen und ihrer Stadheln geantwortet. Döpderleins Unterfuhungen Darüber führten zu einer. bedeutenden Ver- tingerung der früher bejchriebenen Fungia-, Arten”. Dritte Unterordnung: Perforata. Die wichtigiten Riffbildner gehören zur Unterordnung der Berforaten, bei denen Dffnungen in den Kelhmänden vorhanden find; fie führen in ein Nebwerf von Gängen innerhalb der Füllmafje, die von lebendem Gewebe ausgefleidet werden und die Volypen untereinander verbinden. ‚Hierher zählen fait ausjchließlich Eoloniebildende Formen aus den tropiichen Ieeten. Einige finden fich auch noch im Mittelmeer, fo Dendrophyllia ramea Z. (bb., ©. 164), die am Grunde des Meeres große Bäume mit prächtig gelben Bolypenblüten bildet. Lacaze 11* 164 Nefjeltiere: Blumentiere. berichtet von einem Sfelettftrunf mit zerbrochenen bis fchenfeldicen Aften, von etiva 1 cbm Umfang, den Koralfenfifcher in La Calle an der Küjte von Algier heraufgebracht hatten. Die Sfelette, die man in Mufeen jieht, Haben meift nır eine Höhe von 1% m, und die tärkten Üfte find einige Zentimeter did. Alle Kalfteile find fein gerippelt; die Stelche werden bei 1, cm Durchmeijer bis 8 cm tief. Feurig orangerot leuchten an den Telsküften des Mittelmeeres in geringen Tiefen Die Kolonien von Astroides calycularis Pall., die jchattige Stellen der Sippen wie ein Blüten- teppich überziehen fan. Die Kelche fien Seite an ©eite, jind aber nur an ihrem Grund, jelten auch an den Seitenwänden miteinander verfchmolzen. Die Verbreitung erfolgt durch Schwärmlarwven, die man im Sommer in der Nähe der Kolonien mafjenhaft mit dem PBlank- tonneß erbeuten fan. Im Aquarium jchweben fie, nach Yacaze, bis zu zwei Monaten frei im Wajjer Herum, im Meere Icheinen jte länger in der Mutter zu- bleiben und fürzere Zeit zu vaga- bundieren. Fällt in diejen Zeitraum noc) ein ©chi- toffo mit jeiner Schwüle, jo ziehen fie jich wie ermattet zufammen und legen fich jogleich fejt. Im Keapeler Aquarium ift eine ganze Grotte mit einem dichten Astroides- = a _ Rajen bejest, in der jonjt Dendrophyllia ramea L., Endzweig einer lebenden Kolonie. Natürliche Größe. nut nod) ein paar feine, goldfifchfarbene Fiicharten gehalten werden: ein geradezu märchenhaftes Bild in Rot und Gold. — Mit einer japani- jhen Astroides-Art von ähnlichen Kolorit fand Doflein übrigens einen gleichfarbigen Sl) regelmäßig vergejellichaftet, der für Verfolger unfichtbar wird, wenn er jich zwischen die Bolppen flüchtet. . Nach Häufigkeit und Formenfülle nehmen die Arten der Gattung Acropora Ok. (Madrepora Lam.) in den Korallriffen dein erjten Pla ein. Auch bei ihnen find die Volypen oft durch prächtige Färbung ausgezeichnet. Die Ziweigenden der Ueroporenfolonien im auftraliichen Barriereriff erglängen, nach Saville Kents Schilderung, in Smaragdgrün, Bir- fett und Not; bei der Acropora muricata Z. der wejtindiichen Riffe find fie, nach Duerden, heller oder dunkler braun, gelb, grün und orange, Farben, die durch |ymbiotische Algen in den Geweben bedingt werden. Die Veränderlichfeit der Formen ift ganz unglaublich und lediglich abhängig von den örtlichen Bedingungen: allgemein entwideln jfÜch die Stüde oben in der Brandung faft nur zu Kruften mit furzen, ftumpfen Fortfäßen, eitvas tiefer dann zu einem Gewirr furzer, reichvergweigter Afte, und ganz unten im ftilfen Waffer entjtehen \hlanfere Ziveige (vgl. die Abbildung auf ©. 158). Wird durch den Wogenprall einmal ein Altchen abgeriffen, jo vernarbt die Wunde rafch, und das Stückchen vermag fih, wenn e3 günftig fällt, irgendwo aufzupfropfen, fogar eine Bride zwifchen zwei Aften zu bilden. Zr re m, Sechaftrahlige Volypen: Gteinforallen. 165 Da dieje Korallen infolge der Porofität ihres Sfeletts wejentlich weniger Kalfmafje an- zujammeln brauchen als die Imperforaten, wachjen fie verhältnismäßig Schnell; vergiveigte Stöde gehen, nach Jon23’ Berechnung, im Jahr etiva 9 cm in die Höhe. Dielleicht hat eben diefer Vorteil den Perforaten zu ihrer heutigen Herrfchaft in den Niffen verholfen. Die Kelche erheben jich bei vielen Acropora-rten über die allgemeine Oberfläche; bei ver- zweigten Sormen jind fie meilt jchräg gerichtet, jo daß die Tiere nicht von der Oberfläche der Zweige jenfrecht abjtehen, jondern in fpigem Winkel zur Ziveigachje nach oben jehen. Die zahllojen Keinen Volypen Fünnen jich jo volfitändig in die Kelche zurücziehen, daß mit blokem Auge faum etwas von ihnen zu entdeden ift. Dabei drückt fich auch das fie ver- bindende teiche Gewebe in die Boren und Turchen der Füllmafje hinein; e3 hebt fich wieder ganz merklich, jobald jich die Tiere ausdehnen. Zwilchen dem Bolypen an der Spibe eines Ziweiges, dem „ältejten“ (j. ©. 157), und den jüngeren, feitlichen, hat Duerden einen - auffallenden Unterjchted bejchrieben- (bei A. muricataL.). Die Spißenpolypen find größer, äußerlich völlig vadiar Iymmetriich ausgebil- det und haben nur jechs lange, fingerfürmige Tentafel; der Durchmefjer der Munpjcheibe mit ven Tentafeln beträgt bis zu 6 mm. Die jeitfich an den ften fitenden Polypen aber iind einer und haben zwölf Tentafel, fechs größere und jechs Kleinere, die, miteinander wechjelnd, ineinem Streifeumpden Mund tehen; bon den jechd größeren Tentafeln ijt der der Yängjte, der bei den fchräg zur Zweigachje ge- jtellten Volypen am meilten bon diejer ent- Porites car Lam. A) Zweig einer Stolonie in na-= fernt ift und Dadurch den weitelten Spielraum Br u nei on hat. Snfolgedejjen erjcheinen Die jeitlichen Volppen nicht mehr jo genau radiär iwie Die an der Epike: azipiichen beiden Bolypenformen finden fich Übergänge. Die auf der Tafel „Hohltiere IIT" al® Fig. 3 abgebildete Acropora varıa Klzgr., die ihrem Artnamen alle Ehre macht, Hat Sunzinger aus dem Roten Deere bejchrieben. Sorallenarten in ihrem Stil find mweitverbreitet; „ob jte zufammengehören, werden jpätere Unterfuchungen ergeben" (Marenzeller). Den Aeroporen erwächtt auf ven Niffen jcharfe Konkurrenz um den Lebensraum durd) die Boritiden, deren Sfelett noch leichter und fparfamer gebaut ift, ohne daß feine Feitig- feit Darunter leidet. Füllmalfe fehlt gänzlich; Die einzelnen Kelche find derart verichmoßzen, daß fich ihre Wände felbft unter dem Mikroffop nicht abgrenzen lafjen. Bon den Mauer- platten ift nur ein zartes Nebmwerf vorhanden, fo jtark ift Das Sfelett „perforiert". Auch Die Sternleiften find vielfach durchbrochen und zu dünnen Bälfchen reduziert; die gelappten _ Enden der fünf Pfeiler, die nach innen vor ihnen ftehen, und den aufgelöften Stelchrand läßt unjere Abbildung gut eriennen. Ausgejtredte Volypen ragen beträchtlich über das Sfefett in die Höhe; fie fcheiden enorme Mengen von Schleim aus, der fie bei Ebbe vor TIrodenheit und Sonnenglut fchüßt; hebt man eine trodenliegende Porites-Stolonie auf, jo zieht jich der Schleim daran herunter. Die mafjigen oder Fruftenartigen, gelegentlich auch gelappten Kolonien fiedeln fich oft in ungeheurer Menge auf der Außenfeite der Kiffe 166 Nejjeltiere: Blumentiere. an. Wunderboll find, nad) Sapdille Kent, die auftraliichen Boritiven gefärbt: blaßrot, zart oder Fräftig Mila, grün, gelbgrün, gelb. Für Gelb und Braun find wieder Zooranthellen verantiortlich, für Not und Grün Algen, die im Sfelett bohren; dazu treten Farbzellen in den Öemweben, deren Stolorit jich mit dem der Symbionten oder Parafiten mijcht. Manche Porites-Stöde erreichen im auftraliichen Barriereriff über 6 m Durchmejjer. Korallenriffe. Wir dürfen aber nicht von den Korallen fcheiden, ohne einen Bli auf ihre groß- artigen Baumerfe als Ganzes getan zu Haben. | Korallenriffe find nicht nur ein Studienobjekt für Geographen und Ozeanographen; ragen der Geologie und Paläontologie, der Chemie und ThhHfif erheben jich; ver Botaniker findet Algen, die mithelfen, die Niffe zu erbauen, Pilze und Algen, die die Arbeit der Storall- polypen wieder zerjtöüren. Das lebhafteite und unmittelbarite Snterejje an den Kiffen aber - hat natürlich der Zoologe, an den Koralltieren nicht minder als an all den zahliojen LXebe- wejen, die in und zwilchen den Storallen ihre Heimat gefunden haben, an die jie wieder auf das wunderbarite angepaßt find. Die gewaltigen Kalfmafjen, die ven Küften der tropijchen Mieere vorgelagert jind, find nicht nur von den eigentlichen Nifftorallen, ven Madreporariern, gejchaffen. Beteiligt it auch allerhand anderes jeßhaftes Getier, das jich Hartes Kalkifelett als Stüße zulegt und durch Sprofjung oder Teilung Kolonien bilden fann. Da wachen zwijchen Aeroporen und Boritiven auch Hydroforallier (j. ©. 111) und achiftrahlige Ktorallentiere, wie die Orgel- forallen. Moostiere jiedeln jih an, Schwänme fißen in-Struften und Klumpen überall herum, und aus dem PBflanzenveich find die Slalfalgen da. Zwijchen ven Zweigen, in den Spalten-und Riten aber lebt dazu noch eine behäbige Gefellfchaft in diefen Kalkpanzern: Joraminiferen, Geeigel, Schlangenfterne, Mujcheln, Schneden, Strebje, deren Hartteile nad) dem Abjterben der Tiere die feite Mafje des Niffes vermehren. Daß die Brandung nichts Davon verschleppt, dafür jorgen die jparrigen Arme der veräftelten Korallen, in denen jich alle ofen Teile fangen. Auch feinere Partikel, wie Sand und Schlamm, fünnen zurücd- gehalten werden; die Oberflächen mancher Stöde find geradezu dafür eingerichtet (f. ©. 158). Alles wird jchlieglich durch die Kalfalgen (Lithothamnien), die oft mafjenhaft an der Bajis des Niffes- auftreten, miteinander verfittet. Wo jte jich ausbreiten, erjtirbt dann jedes tieriiche Leben. &3 ijt ein buntes Leben auf den Riffen, das den Naturforicher immer wieder zu be- geifterten Schilderungen Hinreißt. Welchen Zauber der bloße Anblid eines Sorallenriffes aus- übt, Hat Haedel 1876 nach einem Bejuche der arabijchen Stüfte des Noten Meeres meijter- {ich gejchildert. Er it aus dem Hafen von Tor hinauzgejegelt, „wo mir Die vielgerühmte Pracht der indischen Sorallenbänfe in ihrem vollen Farbenglanze hauen... Sie zu jchildern vermag feine Feder und fein Binfel. Die begeifterten Schilderungen von Darwin, Chren- berg, NRanjonnet und anderen Naturforjchern, die ich früher gelejen, hatten meine Er- wartungen Hoch gejpannt; fie wurden aber durch die Wirklichkeit übertroffen. Ein Vergleic) dDiefer formenreichen und farbenglänzenden Meerfchaften mit den blumenreichiten Yand- haften gibt feine richtige VBorftellung. Denn hier unten in der blauen Tiefe ift eigentlich alles mit bunten Blumen überhäuft, und alle diefe zierlichen Blumen find lebendige Ktoral- (entiere. Die Oberfläche der größeren Korallenbänfe, von 6-8 Fuß Durchmejjer, it mit Zaujenden von Tieblichen Blumenfternen bedeckt. An den verzweigten Bäumen und ne Korallentiffe. 167 Sträuchen jibt Blüte an Blüte. Die großen bunten Blumenfelche zu deren Füßen jind ebenfalls Korallen. Sa fogar das bunte Moos, das die Zwilchenräume zwilchen den grö- Beren Stöden ausfüllt, zeigt fich bei genauerer Betrachtung aus Millionen minziger Korallentierchen gebildet. Und alle diefe Blütenpracht übergießt die leuchtende arabijche - Sonne in dem friftallhellen Wafjer mit einem unjagbaren Ölanze! „sit diefen wunderbaren Storallengärten, welche die jagenhafte Kracht der zauberijchen Hejperidengärten übertreffen, wimmelt ein vielgeftaltiges Tierleben. Metallglänzende Fifche bon den jonderbariten Formen und Farben jpielen in Scharen um die Korallenfelche, gleich ven Kolibris, die um die Blumenfelche der Tropenpflanzen Ichweben. — Noch viel mannig- faltiger und interejjanter al3 die Fiiche find die wirbellofen Tiere der verichiedeniten Klafjen, welche auf ven Korallenbänfen ihr Wejen treiben. Bierliche Ducchjichtige Srebje aus der Garnelengruppe Klettern zwiichen den Korallenzweigen. Auch rote Seejterne, violette Schlangenfterne und fchwarze Seeigel Hettern in Menge auf den Äften der Korallenfträucher; der Scharen bunter Mujcheln und Schneden nicht zu gedenfen. Neizende Würmer mit bunten Kiemenfederbitichen jchauen aus ihren Röhren hervor. Da fommt au) ein dichter Schwarm von Medufen gefehvommen, und zu unferer Überrafchung erkennen wir in der zierlichen Glode eine alte Bekannte aus der Dftfee und Nordfee. „Man fönnte glauben, daß in diejen bezaubernden Korallenhainen, mo jedes Tier zur Blume wird, der glüdjelige Friede der elyfiichen Gefilde herricht. Aber ein näherer Blie in ihr buntes Getriebe lehrt uns bald, daß auch hier, wie im Menjchenleben, bejtändig der wilde Kampf ums Dafein tobt, oft zwar jtill und lautlos, aber darum nicht minder furchtbar und unerbittlich. Die große Mehrzahl des Lebendigen, das hier in üppigjter Fülle lich entwidelt, wird bejtändig vernichtet, um die Eriftenz einer bevorzugten Minderzahl zu ermöglichen. Überall lauert Schreden und Gefahr. Um uns davon zu überzeugen, brauchen wir bloß jelbjt einmal unterzutauchen. Kajch entichloffen Ipringen wir über Bord und Ihauen nun exit, von twunderbarem grünem und blauem Ölanze umgofjen, die Tarben- pracht der Korallenbänfe ganz in der Nähe. Aber bald erfahren wir, daß der Menjch un- geftraft jo wenig unter Korallen wie unter Palmen wandelt. Die jpigen Zaden der Etein- forallen erlauben ung nirgends, feiten Fuß zu fallen. Wir juchen ung einen freien Sand- fled zum Standpunkt aus. Aber ein im Sande verborgener Seeigel (Diadema) bohrt jeine fußlangen, mit feinen Widerhafen bewaffneten Stadheln in unjeren Fuß; äußerjt jpröde, zeriplittern fie in der Wunde und fünnen nur durch vorfichtiges Ausjchneiden Derjelben entfernt werden. Wir büden uns, um eine prächtige fmaragdgrüne Aftinie vom Boden aufzuheben, die zwijchen den Schalenklappen einer toten Riefenmujchel zu jißen jcheint. Jedoch zur rechten Zeit noch erfennen wir, daß der grüne Körper feine Aftinie, jondern ver Leib des lebenden Mujcheltieres jelbit it; hätten wir e3 unvorjichtig angefaßt, jo wäre unjere Hand durch den Fräftigen Schluß der beiden Schalenflappen elend zerquetjcht worden. Nun juhen wir einen jchönen violetten Madreporenzmweig abzubrechen, ziehen aber rajch die Hand zuriid, denn eine mutige Heine Krabbe (Trapezia), die feharenmeife zwifchen den ten wohnt, zwidt uns empfindlich mit der Schere. Noch Ihlimmere Erfahrungen machen wir bei dem Verfuche, die danebenjtehende Feuerforalfe (Millepora, |. ©. 111) abzubrechen. Willionen mifroffopiicher Giftbläschen entleeren fich bei der oberflächlichen Berührung über unfere Haut, und unfere Hand brennt, al3 ob toir gliihendes Eifen angefaßt hätten. Ebenfo heftig brennt ein zierlicher Kleiner Hydroidpolyp, der Höchft unschuldig ausfieht. Um nicht auch noch mit einem brennenden Medufenschwarm in unliebfame Berührung zu fommen 168 Nejjeltiere: Blumentiere, oder gar einem der nicht jeltenen Haifiiche zur Beute zu fallen, tauchen wir wieder empor und fchwingen uns in die Varfe. „Welche fabelhafte Fülle des bunteften Tierlebens auf diefen Korallenbänfen vurch- einander wimmelt und miteinander ums Dafein fänpft, davon Ffann man fich exit bei ge- nauerem Studium ein annäherndes Bild machen. ever einzelne Storallenftod ijt eigent- lich ein Feines zoologisches Mufeum. Wir fegen z.B. einen jchönen Madreporenftod, den eben unjer Taucher emporgebracht hat, vorjichtig in ein großes, mit Seewafjer gefülftes Slasgefäß, pamit feine Korallentiere ruhig ihre zierlichen Blumenförper entfalten. LS jpir eine Stunde |päter wieder nachjehen, it nicht nur Der vielverzweigte ©tod mit den ichönften Korallenblüten bedeckt, fondern auch Hunderte von größeren und Taufende von teinerer: Tierchen kriechen und Schwimmen im ©lafe herum: Strebje und Würmer, Kanter und Schneden, Taiheln und Mufcheln, Seejterne und Geeigel, Medujen und Fiichchen, alle vorher im Geälte des Stodes verborgen. Und jelbjt wenn wir den Storallenjtoc heraus- nehmen und mit vem Hammer in ©tüde zerichlagen, finden wir in feinem Inneren nod) eine Menge verichiedener Tierchen, namentlich bohrende Mujcheln, Krebje und Wirrmer verborgen. Und welche Fülle unfichtbaren Lebens enthüllt ung exit das Mifroffop! Welcher Reichtum merfwiürdiger Entdedungen Harıt hier noch zufünftiger Zoologen, denen Das Sfüc bejchteden ilt, Monate und Sahre hindurch an Ddiejen Korallenfüften zu verweilen!" Die iibermwältigende Farbeniymphonie der Riffe Javas Hat Morin nicht nur mit dem Pinjel — er ift der Künftler unjerer farbigen Sorallentafel —, jondern auch mit begeifterten Worten gejchidert: „Hellgrün fehimmert das Wafjer; ein Blid über Bord bringt uns in wonnigfte Aufregung. Da find fie, Die Wunder der Gee, die Blumen des Meeres — jo weit unfer Auge das jeichte Clement durchoringt, Tiegt auf feinem weißen Stalffandboden Bloc neben Bloc, bald rund wie ein meterdider Niejenbovift, bald becherförmig oder flach wie ein Tisch, und mit jeder Bewegung des Bootes werden andere fichtbar, tauchen neue Schönheiten auf. QTaufende von riffbildenden Steinforallen bededen greifbar nahe den Meeresgrumd... Die gemwaltigiten Blöde erjcheinen von den an ihren zahlreichen Windungen Fenntlichen Mäandrinen, von Favien und Tubiporen gebildet, welch leßtere dumfeltoten, regelrecht auf- geitellten Orgelpfeifen gleichen; dazwijchen liegen pilzförmige Fungien und fnollige Afträen, während bunte Straußforallen ganze Büjche entfalten und jtacheliges Gezimeige von Porites jwie ein Keiner Wald tellenmweije ven Boden bededt... Fever und Binjel find unfähig, Die feinen Farben zu fchildern, in denen alle diefe Korallftöde exftrahlen.... Überall ftreden Die zierlichen blumenförmigen Bolypen ihre Tangarme hervor und überziehen ihre Stalfgerüfte mit [chinmmernden Tönen. Grasgrün iwogt es über dem dunklen Burpur der Orgelforallen, violett leuchten die Wabenkorallen und Sternkorallen, gelblich die Aeroporen, grün die jcharf brennenden Milleporen, blau die Boriten, und alle dieje jo verjchiedenartigen Tarben find durch das feine Medium des bläulichgrüinen Seemwajjers zu einem Gejamtbilde abgeitimmt, dejjen HYartheit noch fein Maler erreicht Hat.” Dieje „Zauberwälder” Fünnen nur in ven Tropen gedeihen, denn die riffbilvdenden Arten find an eine Wafferwärme von mindestens 200 C gebunden, während andere, wie Die Saryophyllien, Lophelien und Amphelien der nordischen Küften, Temperaturen bis fat an ven Gefrierpunft vertragen. Die Empfindlichkeit der Riffforallen gegen niedrige Tempera- tur jpricht jehr Kar aus der Verbreitung der Niffe. Wo Fühlere Meeresjtrömungen, wie der Peruftom an der Weftküfte Südamerifas, der Benguelaftrom an der wejtafrifanifchen, die antarktiiche Weftwindtrift an der weftauftrafifchen Hüfte, hingelangen, fehlen die Sorallenriffe RETTEN a ES [=] La } =) =] Oo =) je} e= je" a“) r- Iuyer (>) S [®) =] S -:5 m = Ba E nn pe nm 168 Neffeltiere: Blumentiere 1% obe gar einem ber nicht feltenen Haififche zur Weuf tv HH ichtwingen uns in Die Barfe. ME ’ [= „elche fabelhafte Fülle des bunteiten Xie 8 eind Da wimmelt und miteinander ums Dafeik Ki nayferem Studium ein annäherndes Bild machen. fichfein Feines zoologisches Mufeum. 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Und welche Fülle unfichtbaren Xebens enthül Reichtum merfwirdiger Entvedungen Harıt hier nod) Sri beichieden it, Monate und Jahre Hindurch an Diejeit Die überwältigende Par veaanpane der Riffe Savas Hat a nunmit Dem = So Ss.2 Pinjel — er ift der Si tler aıferer farbigen Moral tentafel —, jont ern "un mit begpiiterten Worten gejchildert: „Dellgein Ichimmert das RBalfer; ein Bid iNer Bord bringt uns in toennigfte ae. "Sa find fie, Die under der See, Die Blumen ‘ag Neerez -— jo weit unfer Nuqe das hüten Slement dunchdringt, fiegt auf feinem: ee S u Blod neben Blod, bald r had ein miete Dicker Riefenbopift, bald berherförmtg ober ab ie ein ae! andere ichtber, taugen neue Shhöiheiten er greifbar nahe den a nn Windungen Zenntlichen Zi, und mit ie RERAER ig bes Doyke: auf. Taufende pn Aifoenben Steinfpt Die ge walten B löde ne a < er Senn ife veicht hat." E 209 c gebunden, ten, Temp iprallen gegef ı Gef el bektragens Di Empf huoticht ei Sehr Ha dus der Berbkeitung| der Kiffe. Wo fühfere Meeresft kom an der Weittüfte Eidamerifüs, Der Benguel altudaran der merke he tmindteift an Der weltauftrafiichen tüfte, Hingelangen, eye wi Wer En aa IN ee Er et TEE EFF TE Korallen an der javaniichen Korallenriffe. \ 169 jelbft unter dem Aquator; im warmen Golfittom aber gehen fie Über die eigentliche Tropen- zone hinaus bis zu 32 Grad nördl.Breite bei den Bermudas. Die obere Temperaturgrenze ift froß der Bartheit der Polypenfürper jehr Hoch: in Ebbetümpeln, deren Wafjer 56° C erreicht Hatte, Hatten jich die Tiere nur in ihre Kelche zurüdgezogen, lebten aber unbejchä- digt weiter. Liegen fie bei Ebbe troden, jo jchüßt ihre Schleimhülle gegen Die Trodenheit und die ganze Shut der prallen Tropenjonne. Die Niffe bieten dann einen troftlos dürren Anblid und ftrömen einen üblen, fauligen Geruch) aus. Nach Goodchild ist e8 wiederum die Temperatur, die der Verbreitung der Riffbiloner auch nach der Tiefe zu eine Grenze febt. Sit das Waller warn genug, jo fönnen die Arten zivar bis zu 100 Faden (185 m) herunter- gehen, die Zone der Riffbildung aber reicht nur. bis zu 30m. Schon in diejer Tiefe ftehen die einzelnen Kolonien nur noch in größeren Abjtänden. Die aus tieferen Wafjerschichten und aus Der Tiefjee befannten Storallenarten beteiligen fich niemals an den Riffen. Much das Lichtbedürfnis der für die meilten Rifftorallen lebenswichtigen fymbiotiichen Algen jest eine untere Berbreitungsgrenze: nach Oravier dringt das für fie wirffame Licht nur bis - etwa 36 m unter den Wafjeripiegel. Gleichmäßige, Hohe Temperatur und günftige Tiefen- - verhältniffe allein genügen noch nicht zum Gedeihen der Niffforallen. Gie beanfpruchen außerdem dauernd frisches Waller, das ihnen Kalk zum Gfelettbau, Nahrung und Sauer- ftoff zuführt. Daher leben viele in der Brandung jelbit, und die Riffe wachjen nur an der Außenjeite weiter. Auch die hemijche Zufammenfebung des Wafjers ift von Einfluß: wo ftarfe Ausfüßung jtattfindet, wie an den Flußmündungen, find die Niffe unterbrochen. Auf den Korallenbänfen Hat fich eine eigene Fauna entwideln fönnen. Cinmal ift’3 der Nahrungsreichtum, Der vielerlei Tiere anlodt. Dann aber bilden die Mafjen feitjigenver Neijeltiere, die auf den Koralfriffen vereinigt find, mit dem Gewirr ihrer Zweige und te und den Höhlen im toten und wachjenden Stalfjfelett eine Unmenge wohlgejhüster Schlupf- winfel. ©o finden fich unzählige Tierformen ein, von denen viele, Fijche, Krebje, Schneden, Mujcheln, Würmer, Geejterne und Geeigel, ganz ausgejprochen an das Leben in den Sto- tallenriffen angepaßt find und nur hier gefunden werden. Zum Teil find es Höchit jeltjam geformte und äußerft lebhaft gefärbte Tiere, die ohne Nachteil jo auffallend ausjeden, denn fie fönnen fich vor allen großen, gut jehenden und rafch beweglichen Feinden, wie „Yaten, Knochenfifchen und Tintenfiichen, in das Gewirr der Korallenftöde zurüchziehen. Biele der bunteiten Fifche der Welt, die mit Vögeln und Schmetterlingen an Tarbenpracht wetteifern, findet man auf den Korallenriffen, und die grell gezeichneten Keinen Strabben aus der Öat- tung Trapezia fommen nu hier vor.” (Doflein.) — Welche entzüdenden Farben und bizarren. Formen die Koralffiiche aufmweifen, fehildert Steche in Band III diejes Wertes (©. 423, 424). Viele Angehörige dieferRiff-Tauna beziehen auch ihren Lebensunterhalt aus den Koral- fen. Auf allen Kiffen gemeine, bis 70 und 80 cm lange Seequrten (Holothurien, |. ©. 354) hehmen die abgeipfitterten ftchen lebender und toter Kolonien oder den Storallenjand vom Grunde auf und lafjen fie ihren Darm pafjieren, wie Regenmwürmer die Gartenerde. Nur leiften fie, nach Gardiner, al Sandfrefjfer mindeftens 50mal mehr als jene, da Trodenheit und Kälte ihre Tätigkeit nie lähmen ann. Die fonderbare Gewohnheit vieler Holothurien, den ganzen Darm auszufpeien und dann zu vegenerieren, ift vielleicht eine Folge Diejer Rahrung und befreit das Tier von groben Körnern, die auf dem gewöhnlichen Wege nicht herausfommen. Auch manche auf den Niffen Häufige Seeigelarten und die Eichelwürmer (Balanoglossus) find folche Sandfrefjer, die jeden Korallenabfall zermalmen. Größere Fijche, wie manche Diodon-Arten, vermögen mit ihren ftarfen, meißelartigen Vorderzähnen Alte 1709 Kejjeltiere: Blumentiere. von Ueroporen abzufnaden; Duoy und Gaimard fanden einen, der an die zwei Pfund Sto- ralfenftiide in feinem Magen angehäuft hatte. — Biel jtärfer aber jegen allerlei bohrende Tiere den Kolonien zu, nicht jo jehr durch ihre Tätigkeit jelbit, als dadurd), daß fie das ganze Korallenjfelett allmählich jo Shwächen, daß es dem Wellenjchlag feinen Widerjtand mehr feiiten fann. Wird auch nur ein Feines Loch im Sfelett einer Kolonie gejchaffen, jo ijt der Grund zum Zerfall gelegt: für die größeren „Bohrer“ ift eine Einfallspforte gejchaffen, (ofale Wafferstrudel bilden ji und wirbelin womöglich abgelöfte Körnchen mit fich herum, die reiben und meißeln. Am gefährlichiten find die Bohrichwänme, die jich überall im Kalk Einlaß zu jchaffen vermögen (j. ©. 87) und ihre Ausläufer weit vortreiben. Unter den verschiedenen bohrenden Mujcheln Höhlen die Meerdatteln (Lithodomus) in mafjiven, aber auch in veräftelten Kolonien mitunter Xöcher von 12 mm Durchmefjer und über 30 cm Länge aus; Agaijiz zählte am freien unteren Teil einer Mäandrine von nicht ganz ?/s m Durchmefjer 50 Lithodomus-Löcher. Auch die Gephyreen bohren ihre verzweigten Gänge, Snfel mit Küften- und Barriereriff. Nah Dana. in die Kalfmafje, und zu Hunderten haufen oft Borjtenwürmer darin, von denen manche durch die Weichgewebe der Rolypen vordringen. Am fcehlimmiten jedoch find die Hleinften Berftörer, Pilze (Achlya) aus der Gruppe der Saprolegnien, die nach ihren Spuren an jojjtlen Storallen jchon die Riffe der Devonzeit verwüfteten, und außerdem verjchiedene Algen; jie bringen die Bolypen zum Abiterben und zermürben das Sfelett. Sind die Stolo- nien noch lebenskräftig, jo jchadet der Einfluß der Zeritörer ihrem Wachstum zunächit jehr wenig. Waren fie aber irgendiwie gefchwächt, jo bleiben jchlieglich nur große Steinblöde über, mo vorher blühendes Leben herrichte. Der Geologe wird diefe Zerjtörer am Riff als aufbauende „Saktoren” zählen, denn jie forgen dafür, daß jich die zahliofen Züden in und zwilchen den Storalfjfeletten mit zerkleinertem Material ausfüllen, und tragen fo wejent- (ich zur Bildung eines dichten Kalfgefteins bei. Chemifche Brozejje gehen damit Hand in Hand. Das Meerwajjer vermag Kalk zu löfen und unter veränderten Bedingungen wieder ausfallen zu lajjen. Manche Korallenfalfe fünnen dadurch derart umkriftallifiert werden, daß das Geitein feinen eigentlichen Urjprung faum mehr verrät. Unter verjchiedenen Lebensbedingungen vollzieht jich das Wachstum der Korallen- folonien verjchieden vafch; auch die einzelnen Arten weichen darin voneinander ab. Majlige Stöde wachjen viel langjamer al verzweigte. Se näher leßtere der Oberfläche kommen, um jo mehr fonzentriert jich ihre Wuchsform und um jo langjamer fommt dementjprechend die Kolonie in die Höhe. Nach Gardiner bermag eine 40 m unter der Oberfläche gelegene Bank in ettva 1000 Jahren bis an den Wafferipiegel zu wachfen. Jones fand auf dem Atoll : 4 Ne a Korallenriffe. 171 Cocos Keeling bei verzweigten Formen nicht ganz 10 cm Zuwachs für das Jahr; majjive Zormen nahmen in 100 Tagen um Ys7 ihres Umfangs zu. Auf einem 1792 an der amerifa- niichen Küfte geicheiterten Schiff, daS 7!/a m tief lag, Hatte eine Aeropore nad) 65 Fahren die Höhe von 5 m erreicht, war alfo durchjchnittlich etwa 8 cm jährlich gewachfen, mährend majjige Korallenjtöde daneben verhältnismäßig weit zuriidgeblieben waren. Der gegebene Siedelungsboden für Korallenriffe find flache Küftengemäfjer. Hiex ziehen die Küften-, Sranjen- over Saumriffe Hin, die bei Ebbe entweder die Hüfte einfach fortjegen oder vom Teitland noch) durch einen jchmalen Kanal getrennt find. Sm diejer Nanpdlagune, bei tiefer Ebbe oft nur eine Reihe von Pfüben, jtedeln jich manche Arten mit Vorliebe an. Die Damm-, Wall- oder Barriereriffe unterjcheiden fich von den Küftenriffen nur Durch Die größere Breite der Nandlagune, des Kanales oder NRandmeeres zwijchen Koralleninjel oder Atoll. Nah Dana. Feitland und Riff. Niffe diefer rt begleiten die Küjten der Kontinente und Snjen in ganz gewaltiger Ausdehnung; das Barriereriff an der Nordoitküite Auftraliens, das größte der Erde, dejjen Tierleben Saville Kent meijterhaft gejchildert hat und von dem unjere Tafel „Hohltiere TIL” bei ©. 163 in Abb. 5 und 6 zwei Darftellungen nach photo- graphilchen Aufnahmen diefesForjchers bringt, erreicht annähernd 2000 km Länge; die Nand- lagune ift 80—100 km, jtellenweije fogar 150 km breit. Sehr viele Südjeeinjeln find von jolhen Riffen rings umgeben, innerhalb deren dann nochmals Küftenriffe fiegen fönnen. Meift veichen die Korallen bis nahe an die Oberfläche, und die Barriere verrät fich nur durch die Brandung, die daran aufjhäumt; gelegentlich ragen auc, die Stöde felbjt über die Oberfläche des Meeres. Auhigeres Waffer deutet Lüden im Riff an; fie entjtehen durch lofale Strömungen, die da3 Wachstum der Korallen verhindern, oder durch Senfungen des Untergrundes, und find die Eingangspforten für die Schiffahrt nach der Stüfte. Ganze Snjeln bilden die Korallen in den Atollen. Dies find durch Einjehnitte Mijf- fanäle) unterbrochene, unregelmäßig ringfürmige Landjtreifen, die jtille Lagınen um- Ihliegen. Der Durchmefjer eines Atoll3 Fan über 100 km erreichen, Die Breite des \ynjel- jtreifens beträgt gewöhnlich nur 100—200 m, oft noch weniger, fo daß an einzelnen Stellen die Wogen darüber Hiniweg in die Lagune fchlagen. Meijt ragen bei Flut nur Teile Des ganzen Ringes über die Wafjerfläche; auf Höheren Pläbern aber gedeiht reicher Bflanzen- wuchs, bor allem Kofospalmen, die dem Schiffer in der Süpdfee jchon von ferne Storallen- injeln verraten. Ir der Nähe bieten die Atolle einen wunderbaren Anblid: außen, längs 172 Nejjeltiere: Blumentiere. des Niffes, die brüllende fchivere Brandung, dahinter der weiße Ktorallenftrand, das dichte Grin und der eingejchlofjene ruhige See mit winzigen Ssnjelchen. ie ein Küftenriff heranmwächlt, bedarf feiner weiteren Erflärung. Sehr viel topf- zerbrechen haben aber den Zoologen, Geologen und Dgeanographen die Barriereriffe und die Atolle gemacht. Lange war Darwins berühmte Nifftheorie (1842) alleinherrjchend und jollte den Schlüfjel geben für das Verjtändnis aller Riffe. Dem berühmten englischen Naturforscher war der Widerjpruch zwischen der Tieferwerbreitung der Koralltiere md der Höhe der Barriereriffe und Atolfe über dem Meeresgrund aufgefallen. Während die Bo- (ypen nur bis etwa 30 m Tiefe gedeihen, jteigen ihre Sfelettbauten gelegentlich Hunderte, ja Taujende vom Metern vom Grunde des Dgeans aus in die Höhe wie Hohe Pfeiler und Mauern. Und wie feine Seleftionstheorie mit einem Schlag Licht in das Problent ver Artbildung gebracht hat, jo erklärt auch da ein genialer Gedanke Scheinbar alle Nätjel: die ganze Süpdfee mit ihren zahllofen Koralleninjeln und Riffen ift ein ungeheures Senfungs- feld. Einftmals Hatten fich nur Küftenriffe an den Ufern der alten Kontinente und snjeln angelegt. Dann ift das ganze Land langjam in die Flut gefunfen. Die Küften tauchten mehr und mehr unter und die Yand- fläche verkleinerte jich. Aber die Ko- tallen wuhßten die Bewegung nad) unten auszugleichen: fie wuchjen nad) oben meiter und hielten fich immer in der Nähe des Wajfjerjpiegels. Die Saat en ea En nm een Sulzzlinie miebe immer weiter Tanb- Atoll B. St). Aus €. Kayfer, „Lehrb. d. Zoologie“, I. Teil. Stuttgart. einmwärts gejchoben, die NRandlagune Dadurch breiter und breiter und aus dem Küftenriff wurde das Barriereriff. Aber Die Senkung ging noch weiter. Von großen nieht blieben jchlieglich nur noch die höchiten Erhebungen itber Waller, um die das Barriereriff weit draußen einen Ning zog als lebte Spur der einftigen Küftenlinie. Schlick- (ich verfank auch die Höchite Spite der Infel im Meer, und ibriggeblieben ift das Atoff. Die Eitdjee ift Danac) ein einziger „Snjelficchhof”, ver über 35 Breitengrade geht, mit zahlreichen Gruppen von „Leichenfteinen” alter Sufeln, den Karolinen-, Marjhall-, Gil- bert=, Ellice-, Phöniz-, Tofelaus, Manihifi-Jnfeln ufw., bis zu den Paumotus. So erklärt Darwin nicht nur die Entjtehung der Niffe, er bringt fie auch in eine Entwidelungsteihe: das Küftenriff ift Die erite, Das Atoll die Endftufe und dazwifchen liegt Das Barriereriff. sn ihrer Einfachheit mußte Dieje Lehre überzeugend wirken. Sie wurde von einer großen Anzahl namhafter Foricher, wie Lyell, Dana, Langenbed, Süß, Neumayr, Bon- ey, ©. Baur, Ortmann, Sapille Kent, angenommen und durch weitere Beobachtungen und Deutungen gejtüßt. x Uber bald Famen fchiwerwiegende Einwände. Darwing Theorie fest voraus, daß der Ktorallenfel3 Durch Die Senkung in große Tiefen geht. Fire manche Niffe trifft das zu: die Bohrungen von Sollas und David auf Funafuti, einem Atoll der Ellicegruppe, das aus 5400 m Tiefe heraufiteigt, gingen bis zu 400 m Tiefe nur duch Korallenfalf; fojjile Nüffe nd bi3 zu 1500 m Mächtigfeit befannt. Vielfach aber fiben die Korallen bloß als dünne stappe auf anderen Gefteinen, die unter dem Barriereriff oder Atoll bis nahe an den Neeresipiegel Heranfommen. $. Murray ftellte auf der Challenger-Erpedition feit, daß viele Riffe auf unterfeeifche Bulfanfegel aufbauen, die entweder bis nahe an die Oberfläche Try r Korallenriffe. — Sedhzitrahlige Bolypen: Zoantharia. ia heranreichen oder durch allmähliche Auflagerung von Sand, Schlamm, Foraminiferen- ihalen ujw. jo weit erhöht wurden, daß fi) Korallen auf ihnen anfiedeln konnten. Die Atollform wurde nach ihm nur dadurch verurfacht, daß fich die Korallen immer auf der Außenjeite des Riffes am beiten entwideln. Hier trägt ihnen das Waffer am meiften Nah- rung, Sauerjtoff und Kalf zu und nimmt die von den zahlreichen Polypen „ausgeatmete” Kohlenjäure auf. Mit diejer beladen gelangt das falfärmer gervordene Waffer in die inneren Teile desRiffes. E3 fan nicht mehr viel mitbringen, wirftim Gegenteil Durch feinen Kohlen- jauregehalt falflöjend. So fünnen Korallpolypen Hier nicht gedeihen; Yangjam wird eine Lagune ausgewajchen, die Durch die Gezeitenftrömung noch vertieft und vergrößert wird. Sn anderen Fällen fönnen, nah Guppy, Hebungen in der Erdrinde den Meeres- boden in das Niveau bringen, das der Anjiedlung der Korallen am günftigften ift. Die La- gune wird dann ebenfalls nur durch Auswalchung zujtande fommen. Bei fortjchreitender Hebung eines Oebietes fommen jchließlich Teile des Riffes iiber Wafjer und fterben ab. Auf- ven Salomonen finden jich neben lebenden Kiffen trodengelegte, die bis 270 m über den Meeresipiegel gehoben jind, und zivar, nach) ihrer Fauna zu Schließen, ext in jüngjter Zeit. Die Storallenfalfe jelbit jind dabei nur etiva 40 m mächtig und liegen auf Foraminiferen- falfitein oder direkt auf vulfaniichem Kern. Nach Foriungen an den Kiffen der amerifanijchen Dftfüfte, am großen auftralifchen Barriereriff und in PVolynefien machte U. Agaffiz auf einen Borgang aufmerkffam, der ich fajt überall da abgespielt Haben dürfte, wo Korallen al3 wenige Dezimeter bis Meter dicler Überzug auf den verfchiedenften Gefteinen aufliegen. Der heutige Untergrund der Niffe ragte einmal ald Meeresküfte iiber das Wafjer und wurde allmählich durch die zer- ftörenden Kräfte der Atmojphäre, Durch die Brandung und durd) Strömungen bis unter den Wafjerjpiegel abgetragen. Darauf konnten dann die Korallpolypen mit ihrem Bau nach oben beginnen. Sogenannte „Negerköpfe" (im großen auftraliichen Barriereriff), ijolierte Felsblöde zwiichen den Korallen, find übriggebliebene, bejonders mwiderftands- fähige Rejte des ehemaligen Feltlandsufer2. Heute Fan feine diefer Erklärungen für die Kıffbildung Anjpruc) auf Allgemein- gültigfeit machen; jeder Einzelfall muß für fi) behandelt werden, an Hand möglichit vieler und eingehender Beobachtungen. An die Aftinien und die Steinforallen mit ihrer Sormenfülle reihen ji) noch drei artenarme Heranthidenordnungen, deren Vertreier auch) in den europäischen Meeren Häufig vorkommen. Dritte Ordnung: Zoantharia. Unter die Zoantharia zählen einige wenige Einzeltiere, die ganz wie Aftinien aus- jehen, Die große Mehrzahl aber bildet Kolonien; wie bei manchen Hıdroidpolypen hängen dann die wenig anjehnlichen Einzelpofnpen durch ein Net von Ausläufern zufammen, oder jie erheben jich, einer neben dem anderen, aus einer einheitlichen Srufte, die irgendeine Unterlage überzieht. Hußerlich bietet der Zoantharierpolyp gar nichts Bejonderes. Yon der etwas derbreiterten Mundjcheibe ftrahlen zwei Neihen Tentafeln aus, die es mit der Sechszahl nicht eben jehr genau nehmen, im Snneren aber jind die Septen ganz anders angeordnet als bei Aftinien. Meift find die Rolypen getrennten Gefchlechts, und oft 174 Nejjeltiere: Blumentiere. enthalten die Kolonien num männliche oder nur weibliche Tiere. Die Entiwidelung geht über eigentünmliche freifchhwimmende Larven. Ein Skelett wird garnicht gebildet; überder Sörper- fäufe liegt bloß eine mehr oder weniger dünne Cutieula. Trogdem fünnenfich viele Zoantharier eine harte Stüße verichaffen, indem fie — wie die Sandjchtwämme — allerlei Fremdkörper, Sand, Schwammnadeln, Foraminiferenfchalen und anderes, am Cftoderm anheften; von da aus gelangen die Teilchen fait immer in das reich entwidelte Mejoderm und fünnen jo mafjenhaft eingelagert werden, daß der ganze Körper Daduc) jpröde und zerbrechlich wird. Manche Arten find geradezu wählerifch in dem, was fie aufnehmen: die eine bevorzugt Foraminiferenfchalen, eine andere nimmt nur Sand. Dieje Kruften, jedoch noch mehr die Zooranthellen, die bei Bewohnern der oberen Wafferjchichten mafjenhaft in Efto- und Ento- derm auftreten, bedingen die Färbung; gelbe, braune und graue Yarbtöne find daher in der Ordnung vorherrjchenn. Die Kolonien fiedeln fich nicht nur auf dem Meeresgrund an. Häufig juchen fie fich die verfchiedenjten Tiere dazu aus, Schwämme, Hydroidenfolonien, Hornkorallen, Steinforallen, Wırmröhren, Schnedenhäufer, darunter auch die von Einfiedlern bewohnten; manche Arteiı haben ihre ganz bejtimmten Wohntiere. ©o fommt Sidisia (Palythoa) fatua M. Schultze auf den großen Glasfadenbündeln der Hyalonema-Altten vor. Gie ift fosmopolitifch, wird aber vorwiegend in Tiefen von 1100—2000 m in den japanischen Meeren und im Golf von Bengalen gefunden, ivo fie geradezu auf jedem Hyalonema-Cremplar fißt. Merfwiürdiger- mweife find bis jet nur weibliche (und fterile) Bolypen befanntgeworden (Lwomwjty). Sm ganzen nördlichen Atlantik und im weitlichen Teil des Mittelmeeres lebt Sidisia (Epizoanthus) inerustatus D. K., die fi) ihren Panzer nur aus.Sandförncdhen Heritellt. Ihre Volypen jind bi8 10 mm hoch und Halb jo breit; fie fißen in Kolonien von 3—15 Stüd am Grunde oder auf Schnedenjchalen, die von Einfiedlerfrebjen bewohnt werden. Mit diefen zufammen halten fie fich im flacheren Wafjer, ziwiichen 50—170 m, auf, „freie“ Ko- lonien aber gehen tiefer. Sidisia paguriphila Verrild wird nur auf Schnedenfchalen gefunden, die einen Ein- jiedfer, Parapagurus pilosimanus Smith, beherbergen. Auch diefer Zoantharier gehört zu den Tieren, die den Einfiedlerfrebjen das Dafein „erleichtern und ihm, wie Suberites (j. ©. 89), Hydractinia (j. ©. 112) und Adamsia (f. ©. 149) ihren Srebjen, Häufigeren Woh- nungswechjel erjparen. Mit ihrem Cönofarf überziehen die verhältnismäßig jehr großen, bis 25 mm hohen Polypen das ganze Gehäufe. Der Kalk der Schale wird dabei vollitändig von der Kolonie aufgenommen, und jchließlich jißt der Parapagurus in einem Gehäufe, das nur noch aus dem Cönofark der Sidisia beiteht, aber die Yorm der alten Schale treulich nachbildet und noch dazu weiter zu wachlen vermag. Die „Einjtedlerfreundin” fommt in Tiefen von 500—2000 m im Nordatlantiichen Ozean, aber auch bei Japan und im Golf von Dengalen vor. Vierte Ordnung: Öeriantharia. Auch die heute in vielen Seewwafjeraquarien vertretenen Zylinderrofen, die Ce- tianthiden, gehören einer befonderen Gruppe an, fo jehr fie vielen Aktinien in Ausjehen und Lebensweife gleichen (j. Fig. 5 der Farbentafel „Seerofen‘ bei ©. 145). Der ganze Bauplan diejer einzeln im Sand ftedlenden Seerofen ift aber durchaus anders. Die Septen, die feine ausgeprägten Musfelfahnen Haben, werden in ganz eigentümlicher Weije Sehsitrahlige Polypen: Zoantharia. Ceriantharia. 175 angelegt und erreichen zwar alle das Schlundrohr, enden aber nach unten frei im Magen- raum. Der jchlanfe Körper mit der etivas breiteren Mumdjcheibe ift glatt, das Hinterende wie bei grabenden Aftinien leicht zugefpist. Durch einen großen Porus auf diefer Spike wird das Wafjer aus dem Körper Herausgetrieben, wenn fich das Tier zufammenzieht; ala After wirkt die Öffnung nicht. Die Tentafel bilden zwei Gruppen, ziwifchen denen ein freier Raum bleibt: augen bier Reihen langer Randtentafel, innen um den Mıimdrand in gleicher Anordnung Feine Lippententafel; normalerweife find beim erwachjenen Tier - 145 Randtentafel und ebenjo viele Lippententafel vorhanden. Sn der Regel fiben die Leriantharierpolgpen im jandigen oder fchlammigen Grund in Röhren, die fie jich mit dem Schleim zahlreicher Drüfenzellen ihres Cktoderm3 zujam- menfitten. Dieje Gehäufe, die etiwas iiber die Bodenfläche Hinausragen Fönnen, beftehen zu innerjt aus einer glatten Zage erhärteten Earen Schleims; außen find Sandförner, allerhand Schalenfragmente und dergleichen, auch zahlreiche Nejjelfapfein aus dem Efto- derm hinein verbaden. Bei jeder Störung fucht der Polyp feine Zuflucht darin; weit ge- nug ift das Rohr und mindeitens fo lang, daß er jamt feinen Tentafeln, die nicht in ich jelbft verkürzt, jondern nur über dem „Kopf“ zufammengelegt werden, darin verjchwinden Fann. Wahrjcheinlich find alle Ceriantharier Zwitter. Aus den Eiern, die erft im Waifer befruchtet werden, entwideln ich ziemlich Durchlichtige Larven, die lange Zeit frei im Meer herumjchweben und einer jungen Zhlinderrofe bereits ungefähr gleichen. Als „Cerinula- Larven” find fie ausdem Plankton aller Meere befannt, aber nur bei wenigen fennt man die zugehörigen Polypen. Ausnahmsmweije leben auch dieje jelbjt planktoniich, wie die von Gravier bejchriebene Dactylactis benedeni Gravier aus dem Golf von Kalifornien. Die befanntejte Art ist die ZH linderroje des Mittelmeere3, Cerianthus membrana- ceus Spall. (Sarbentafel „Seerojen" bei ©. 145, Fig. 5), ein großes, bis 20 cm Hohes und 3cm breites Tier. Heider hat jie in der Adria gefammelt: „Die jandigen Ufer des Meer- bujens von Triejt beherbergen eine große Anzahl von Cerianthus membranaceus Man hat auf einer Bootfahrt bei ruhiger See, über nur einige Fuß tiefen Grund Hingleitend, oft Gelegenheit zu beobachten, wie dieje Geerofe, aus ihrer in feinem Sande ftehenden Schleimröhre mehr minder weit heruorgeitrect, fajt unbemweglich mit ausgebreiteter Ten- tafelfrone den Moment abwartet, bis jich ein Kleiner Organismus in ihre gefährliche Nähe verliert. Ub und zu biegt fich ein Randtentafel fchlangenartig nad) einwärts gegen Das Zen- trum der Mimdfcheibe und übergibt die Daran haftende Beute, gewöhnlich Snfuforien, Co- pepoven, Heine Duallen, Yarven ujiv., den Lippententafeln zur Weiterbeförderung in das Shlundrohr. Wird ein größeres Tier, etiwa ein Kleiner File), gefangen, zu dejfen Bewmäl- tigung eine größere Anzahl Fangarme nötig it, jo umklammern lebtere Schnell den Feind jo volfitändig, daß ein Entrinnen wegen der betäubenden Wirkung zahlreicher Nefjelfapfeln beinahe unmöglich toird. Biel bequemer fann man diejes Spiel der Tentafel an Tieren im Aquarium beobachten. Sch jah oft, Daß jelbit größere Fijche noch lange Zeit wie finnlos um- herjchojjen, nachdem fie jich durch eine rajche Bewegung von der Umarmung eines Cerian- thus befreit Hatten, ja zugrunde gingen, wenn fie wiederholten derartigen Angriffen aus- gejeßt worden waren. Beriührt man einen aus dem Sande hervorragenden Cerianthus mit einem Stabe, oder beunruhigt man auch nur das umgebende Waffer, fo zieht er fich bliß- Ichnell in jeine Röhre zurück, deren Offnung dann durch den umgebenden Gand fo zu- jammengedrüdt wird, daß Dadurch meift jede Spur der Anwejenheit der Zylinderroje ver- wifcht ift. Die in den Uferfand gebohrte Röhre erreicht zumeilen die Länge eines Meters 176 Nejjeltiere: Blumentiere. Planuloidea. — Rippenguallen. und exftreckt fich nicht jenfrecht nach abwärts, jondern gewöhnlich bildet ihr Verlauf zur Oberfläche de3 Sandes einen mehr minder jpisen Winkel. Indem die Geeroje bei Beun- ruhigung fofort bis an den Grund ihres Gehäufes Hinabjchiegt, ift ide Fang jehr erjchwert, und die Fifcher in Trieft veranftalten denjelben dadurch, daß jte jich vorjichtig dem hervor- geitredten Tiere nähern und mit einem neben demjelben eingejtochenen Spaten Die Röhre, in welche es fich flüchtet, abzufchneiden trachten. Ein Fafjen mit der Hand erwies jich immer alS nußlos, da der Durch mafjenhafte Produktion von Schleim jchlüpftige Körper der Hand zu leicht entgleitet.” Su Gefangenschaft Halten fich die Tiere bei guter Pflege jahrelang; Neitmaher berichtet von 5, 6, auch 20 Fahren; das Neapeler Aquarium bejaß 1915 ein Tier jeit 33 Jahren. Leider büßen fie oft ihre wundervollen Farben ein; fie werden matter, jogar ganz mißjarbig und Schließlich Tehmusigweiß. Friche Tiere erhält man in allen möglichen Tönen: violett in jeder Schattierung von falt vofa bis beinahe fchtwarz, daneben indigofarben, hupferbraun und braun; am fchönften aber find die Exemplare, die in metallifch Ichillernden Grün er- glänzen. Die Tentafel Haben die Sarbe des Körpers, fünnen aber auch Heller oder dunkler jein; oft find die Nandtentafel hell und dunfel geringelt; die Tippententafel find immer ein- farbig. — Die freiihwimmende, völlig bewimperte Larve wurde 1851 zuexft als eigene „Urt” befchrieben; fie heftet fich bereits auf jehr frühem Stadium an. Bon den Erperimental-Zoologen find Cerianthus-Arten in den leßten Jahren vielfach) zu VBerfuchen herangezogen order, wieberholtem Amkreben snss jO Namentlich von dem Amerikaner Child. Berühmt find auch ee, Roeb3 Berfuche, die die Bedingungen Klarlegten, unter denen 28 nn Ed jich ein Cerianthus an jeinem Plab „wohl fühlt“. Dazu gehört, Gel, Bd. 4 Jena 1014, daß fich die Körperachje fenkrecht einftellen fann. Wird er auf ein wagerechtes Drahtneb mit jo engen Mafchen gelegt, daß man ihn nur mit Mühe hätte durchiteden können, jo Kümmt jich) das Fußende nach wenigen Minuten abwärts und zwängt jic) jo weit dutch eine Majche, bis das Tier jchlieglich (nach eitwa einer halben Stunde) aufrecht fteht. Dreht man dann das Neb um, fo ehrt der Cerian- thus fein Fußende von neuem nac) unten und drängt es nochmal? durch das Drahtneb. Ein weiteres AUmdrehen Hat denjelben Erfolg; das Tier ift dann förmlich in die Majchen eingeflochten (f. die Abbildung). Wird e8 nad) dem erjten Durchichlüpfen in jenfrechter Haltung belafjen, fo zieht es fich nad) etwa einem halben Tag wieder aus dem Neb Heraus und fucht fich einen neuen Aufenthaltsort, denn unter natürlichen Bedingungen ift feine Yußenfeite immer mit den Wänden der Shügenden Röhre in Berührung, und jo lange Diejer Reiz fehlt, bleibt es nicht in Ruhe. Fünfte Ordnung: Antipatharia. Die Antipatharia gleichen auf den erften Anblid ganz den Hornkorallen. Auch fie bilden baumförmig verzweigte, von einem Hornffelett geftüßte Kolonien. Das dunkle, von jedem Salf freie Skelett ift aber überall mit Kleinen Dornen bededt, außer an den Spiben der neuen und auf den ältejten, dieften Aften fowie auf dem Hauptjtamm einer Stolonie, 3 1“ & \ A ERRIENÄN Gedhöftrahlige Bolypen: Ceriantharia. Antipatharia. { 177 der mit berbreiterter Bafis auf Steinen auffigt. Alle Zweige des Sfelett3 find von hohlen Achjentanälen durchzogen. Die wenig hübjchen, niedrigen und breiten Polypen figen in einem Cönofark, das die te gleichmäßig überzieht; in den älteften Teilen der Kolonien iterben fie ab, jo daß das ©felett Hier frei zutage liegt. Von den Gorgonaceen-PBolypen mit ihren ziexlich gefiederten acht Armen unterjcheiden jich die der Antipatharier ofort durch die jech plumpen, ungefiederten Tentafel; nur jelten find es mehr als jechs, und dann find die zuerft entjtandenen jech3 immer die jtärferen. E3 werden auch meiftens nur fech3 voll- fommene Septen ausgebildet, zu denen bei manchen noch jechs unbollfommene Hinzutreten. Kur zwei der vollfiommenen tragen Gejchlechtsorgane. Die Mittelmeerfiicher nennen die Antipathes-Arten der Tarbe des Sfelett3 wegen Ihmwarze Korallen, namentlich) den Euantipathes glaberrimus Esp., die „unechte” Ihwarze Koralle, im Gegenjaß zur „echten”, Euplexaura antipathesZ. (f. ©. 135). Doc) wide auch ihr Sfelett früher vielfach zu Schmudjachen verarbeitet, die jich in Silberfaffung recht Hübjich ausnehmen. Vierte Klaffe: Planuloidea. Zu den Neffeltieren zählt Hatjchef noch einige eigentümfiche, ehr einfach gebaute Organismen, die parafitiich leben, die Dicyemida in der Niere der Tintenfische und die Orthonectida in verjchiedenen mwirbellofen Tieren des Meeres, wie Schlangen- fternen und allerhand Würmern. Diefe „Blanuloideen” beitehen nur aus einer Lage von Eftodermzellen, die Entodermzellen umjchliegen. Nach der Meinung des genannten Yor- icher3 find jie in der, Entwidelung jtedengebliebere Larven von Nefjeltieren; der einfache Bau ift, wie vielfach im Tierreich, eine Folge des Schmarogerlebeng in den Geweben anderer Tiere. Alle Organe für Fang und Aufnahme von Nahrung find nicht mehr nötig, weil ja der Parafit „in Nahrung [hwimmt‘ und fie direkt in jede Zelle aufnehmen fanın. — Andere Toricher Halten die Tiere fir weitgehend umgebildete Würmer. Zuerjt wollte man fogar in ihnen das Bindeglied zwijchen Einzelligen und Gemebstieren gefunden Haben und ftellte jie mit ein paar anderen rätjelhaften Wejen geradezu als Übergang, al „‚Mesozoa“, zwifchen die beiden großen Abteilungen des Tierreichd. Wenn ihnen diefe Bedeutung für die Stammesgejchichte Heute auch nicht mehr beigemeffen werden fann, jo jtehen jte doch rein ihrem Bau nach zwifchen Proto- und Metazven. Sn ihrer Entwidelung mechjeln zwei ber- ihiedene Generationen miteinander ab („Heterogonie”): eine Generation „agametifcher" Beibehen, deren Eier der Befruchtung nicht bedürfen, mit einer daraus entjtehenden Generation von Männchen und Weibchen, deren Gefchlechtszellen Eopulieren. Ein freilebendes Metazoon, Trichoplax adhaerensF. E. Sch., aus dem Golf von Trieft, it, nad) Krumbachs allerdings nicht unbejtrittener Anficht, eine abnorme Medujenlarbe; auch die Natur anderer, hierher gezählter Formen ift fehr unficher. Zweiter Unterfrei3: Jippengitallen (Ctenophora). Sn ihrer vollendeten Ducchfichtigfeit, der wunderbaren Zartheit ihrer Gewebe und ihren janft abgetönten Farben find die Kippengquallen die allerichönften unter den zahl- reihen reizvollen Formen der Cölenteraten. Sie werden in diejen Streis geitellt, weil fie, Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 12 178 Rippenquallen. wie die Medufen und Volypen, nur über ein einziges Hohlraumigitem im Körper verfügen und tie jene nur aus einem eftodermalen Haut- und einem entovermalen Darmblatt be- ftehen, zwifchen denen fich eine Stübjubitanz entwidelt. Wenn e3 Darin, wie bei Me- dufen, zu reicher Ausbildung von Gallertgemwebe und infolgedejjen zu einer jolcden Durch- fichtigfeit fommt, daß jelbft geübte Forjcher Miühe Haben, manche Arten vom Boot aus im Meer überhaupt zu fehen, fo ift dies eine Anpaffung an das Leben im freien Waller. Da- durch find fie ebenfalls glashelle „Duallen” geworden, wie jene anderen unter den Cni- dariern, weichen aber in fait allen ihren Bejonderheiten, außer in den allerurjprüng- fichften Grundzügen des Kür- perbaues, gänzlich von ihnen ab. Die Zugehörigkeit zu ven Gölenteraten wurde Deshalb bon manchen Forjchern über- haupt in Trage gezogen, na- mentlic) al3 jonderbar um- - gebildete Ctenophoren be= fannt wurden, die in ihrer Organifation Übergänge zu niederen PBlattwürmern Ddar- itelfen. Man it darin jomweit gegangen, daß die Nippen- quallen für „vegenerierte Würmer” erklärt murden. Heute neigt die allgemeine Auffafjung der Zoologen da- Hin, daß die Gtenophoren Cö- lenteraten find und mit jenen Plattwürmern gemeinjame Ahnen haben, die einfach ge- Schema einer Rippenqualle Nah K. Günther aus dem „sd. Bericht ber bauten Ctenophoren geglichen Sendenberg, Naturf. Gef.“, Frankfurt a. M. 1914. sk Sinneskörper, tr Trichter, haben mögen. Damit aber N ragefäß, aan Magen nnag Magengefäß, m Rum. _ —_ ftänden bie Gtenophoren in der Stammreihe, Die bon ven blaftula- und gaftrulaartigen Urformen der Metazven heraufführt zu ven Wiirmern und weiter zu den Wirbeltieren, während die Nejjeltiere nur einen bejonders 2) entfalteten Geitenjproß des Stammbaumes darjtellen würden. Wie eine typijche Ctenophore ausjieht, Davon gibt Hormiphora plumosa Sars, eine matt- weißliche birnfürmige Dualle mit langen, zarten Tentafeln, ein gutes Bild (f. die Sarbentafel bei ©. 181). Angehörige ihrer und nahe verwandter Gattungen treten in allen Meeren häufig auf, manchmal fo zahlreich, daß fie dem Plankton einen beitimmten Charafter geben. Alle bewegen fich nach einer eigentümlichen Methode, die nur bei Rippenquallen dor- fommt: Keine, quergeftellte Ruderplättchen, auf acht Längsrippen in etwa gleichen Abftän- den angeordnet, ziehen von einem Pol zum anderen. Dieje Blättchen find weiter nichts als Allgemeines. | 179 bejonders lange, miteinander verklebte Wimpern; ihr Schlag bewegt den Organismus durd) das Wafjer. Dabei geht der Bol, an dem fich der Mund des Tieres befindet, voran; der ‚andere, der „aborale” Pol, enthält ein Sinneszentrum, von dem aus die Bewegung der PBlättchen eingeleitet und geregelt wird. Ste jchlagen nicht alle gleichzeitig, jondern die Be- wegung jchreitet von einem zum anderen teiter, fo daß Schlagwellen vom Sinnespol aus über die Rippen Hinweglaufen. Begleitet werden die Wellen von einem wunderbaren Farben- ipiel, das infolge von Snterferenzerfheinungen in den Kleinen Audern entjteht: fortdauernd tiefein alle Farben des Negenbogens auf den acht Bahnen den zarten Körper entlang. Wie Schphozoen und Anthozven haben dieRippengquallen einen eftodermalen Schlund, der aber die Aufgabe eines Magens erfüllt und auch „Magen“ Heißt (ma in der Abbildung auf ©. 178). Alles, was an Fleinen Kruftern und anderem Blanktongetier durch den großen Mund (m) Hineingelangt, wird darin zerlegt und das Unverdauliche zufammen mit reich- fihem ch wieder ausgeftogen. Der nusbare Speijebrei aber gelangt durch eine Kleine Dffnung, die durch ringförmig angeordnete Musfelzellen verfchlofjen werden Fann, in einen großen Sammelbehälter, ven „Trichter” (tr). Der feitfich zufammengedritcte Magen und der Trichter mit feinen Hauptverzweigungen legen für das ganze Tier zwei aufeinander jenfrecht jtehende Symmetrieebenen feit: die Magenebene und die Trichterebene. Die Rippen liegen paarweije in den bier Duadranten, in die der Organismus durch dieje Ebenen geteilt wird. Nach vem Sinnespol zu verengt fichder Trichter zum „Trichtergefäß", das fich [chließlich in zwei Schenfel jpaltet. Sie münden durch verjchließbare „Exfretionsporen” in einer Diagonal- ebene nac) außen. Syn bejtimmten Sntervallen tritt hier ein Teil der Flüfjigfeit aus den Bin- nenräumen nad) außen; jie enthält die Ausjcheidungen, Die aus der umfangreichen Gallerte mit Hilfe eigenartiger Erfretiongorgane, der „Wimperrojetten”, herausgejchafft werden. Diefe find überall in den Wänden eines Kanalfyftems verteilt, da3 vom Trichter ausgeht; e3 it nicht allein dafür da, Erfrete nach außen zu leiten, jondern dient in erjter Linie der Ber- teilung der Nahrung und des jauerftoffreihen Wafjers im ganzen Körper. Von dem Ver- lauf diejer Stanäle bei einer urfprünglich gebauten Gtenophore gibt die Abbildung auf ©. 178 einen Begriff. Vom Trichter aus gehen in der Trichterebene zwei Hauptitämme (hg), die lich teilen. Seder At gabelt ji) nochmals, und fo treten acht radiär verlaufende Gefäße an je eine der acht Rippen: fie münden in acht unter den Rippen verlaufende „Meridional- gefäße" (mg). An der UÜrjprungzitelle der Hauptitämme zieht außerdem jederjeits in der ZTrichterebene ein Magengefäß (mag) am Magen entlang zum Mundpol Hin, und je ein Zentafelgefäß an die eftodermalen Tafchen (ts), in denen die Tentafel (te) entipringen. Dieje liegen immer in der Trichterebene, zwei lang ausdehnbare Fäden, die dem ruhia - Ihwimmenden Tier in eleganten Windungen folgen, beim geringjten Reiz aber blisjchnell in die Tentafeljcheiven zuriickgezogen werden. Sie find mit vielen Nebenfävden bejebt, die nur auf einer Geite abgehen, aber Häufig jcheinbar in Spiraltouren um den Tentafel figen, weil jich Ddiefe jelbft pirafig gedreht Hat. Bewaffnet jind die Fangfäden mit Klebzellen, vrüfigen, Halbfugeligen Borjprüngen auf den Nebenfäden, die mit Hilfe eines elaftiichen, in der Ruhe jpiralig aufgerollten Achjenfadens verankert find. An Wirkfamfeit für den Sarg Heiner Beutetiere ftehen die Klebzellen den Nefjelzellen der Enidarier — die den Lteno- phoren, abgejehen von einem nicht unbejtrittenen Falle bei Euchlora rubra Köll., ganz fehlen — nicht nach, zumal jie auf den Nebenfäden dicht gejät liegen. Berührt ein Krebschen einen folchen Faden, fo wird e3 gleich durch ein paar Dubend der Drüfenkuppeln gehalten; die elaftiihe Verankerung fan den Bemmegungen des Beutetiered nachgeben, bis es 12* 180 Rippengquallen: Tentaculata. ermattet, und bringt fcehließlich den Apparat wieder an jeinen Plab, anders al3 bei den Keifelfapfeln, die, einmal verjchoffen, durch neue erjebt werden müjjen. Außer den Stleb- zellen treten in ven Tentafen der Gtenophoren noch jogenannte „Taftzellen" auf, die der Aufnahme von Berihrungsreizen dienen follen. Wichtigftes Sinneorgan aber ijt bei den Rippengquallen ein Bezirk (sk) am aboralen Pol. Hier fibt in einer. etwas vertieften, von einer durchlichtigen Glode itberdedten Wintper- epithelpartie ein „Statolith“, eine maulbeerföürmige Anhäufung von Ralziumphosphat- förnern, auf vier elaftiichen Federn, die jtändig in zitternder Bewegung find. on der Bafis jeder Feder läuft ein Streifen Flimmerepithel durch eine Offnung aus der Glocfe heraus. Dann teilen fich die vier Streifen, und ihre Fortjebungen find die acht Rippen mit den Wimperplättchen. Daß der Sinneskörper in Beziehung zu ihrer Tätigkeit jtehen muß, erweilt die Verbindung damit. Welchen Einfluß er ausübt, Haben Berjuche ergeben. Wie Verworn feitgeitellt Hat, jtrebt die Ctenophore nach einer Gleichgewichtzitellung, in der die Hauptadhje des Körpers jenkrecht jteht; die Stellung mit dem Munde nach oben ijt Normalftellung, in der das Tier beim Schweben und bei ruhiger Bewegung Nahrung auf- nimmt, die umgekehrte aber, mit dem Ginnesförper nad) oben und dem Mund nach unten, it Tluchtitellung, in der eine erregte Ktenophore im Aquarium allerdings lange verharren fan. Kommt die Rippenqualle nun durch irgendwelche äußeren Umftände in eine jchräge Lage, jo wird der Zug oder Drud des Gtatolithen, der bisher gleichmäßig an allen vier Federn angriff, auf einer ©eite jtärfer, auf der anderen [chwächer werden. Der Reiz auf die Federn der nad) unten geneigten ©eite erregt die entjprechenden Flımmerftreifen md Kippenpaare, und duch erhöhte Schlagzahl der Vlättchen diejer Seite richtet fich die Cteno- phore wieder in die Gleichgewichtsitellung auf. Der Sinnespol regelt aljo lediglich die Gtellung de3 Tieres, indem er den Bewegungsorganen entiprechende Anftöße erteilt, ift aber fein nerböjes Zentrum für den Auderjchlag. Wenn er ausgebrannt wird, jchlagen die Plättchen trogdem weiter und antworten auf mechanifche und andere Reize. Außer dem Statolithen ift in dem Sinnesbezirt am aboralen Bol in Öeftalt der mit Itarfen Wimpern verjehenen „Bolfelder” ein Drgan vorhanden, das al3 Geruchsorgan ge- deutet toird. Db bei ven Rippenquallen ein Nervenjyftem vorhanden ift oder nicht, ijt eine Irittige Frage. Eigentliche Nervenftränge, wie man fie unter den Rippen zur Weitergabe der Bewegungsanjtöße an die Plättchen bei der fortichreitennen Wellenbewegung erwarten müßte, find nicht nachweisbar. Dagegen |prechen phHyfiologische Unterfuchungen Bauers (1910) für ein Nervenfyften, etiva eines jener diffujen Syfteme, wie eg bei Enidariern vorhanden it. — Die gallertige Grundfubitanz der Rippenquallen enthält eine gut entwidelte Mus- fulatux, mit deren Hilfe die Tiere ihre Geftalt ziemlich ausgiebig zu ändern, 3. B. die Mund- gegend lippenartig zu bewegen vermögen. Die Venusgürtel, von denen unten die Rede jein wird, führen jogar jchlängelnde Bewegungen ihres bandfürmigen Leibes auS. Bejonderer Art find die Fortpflanzungsverhältniffe. Alle Etenophoren find Ziwitter. Die Organe der Vermehrung liegen unter dem Epithel in den acht Meridionalgefäßen, jedesmal ein langgejtredter Eierjtod und ein Hoden. Die meisten Arten trifft man das ganze „sahr durch gefchlechtsreif, doch macht fich gegen das Frühjahr eine Steigerung der Frucht- barkeit bemerfbar. Sind Cier und Samen reif, fo gelangen fie in die Meridionalgefäße, indem fie deren Wand durchbrechen, und werden durch den Mund nach) außen entleert; lebend gebärend ift, fomweit befannt, nur Tjalfiella (f. unten). Das befruchtete Ei entwickelt ih im freien Meer. ED Heu) zpS7 WEAO goragı Fyjonbuauopu 'z — “HangaBıan sn) sung vsoumgd Proydiunon 7 "uopnbuaddıy I 2 Cydippidea. Lobata. Cestoidea. 181 GSrite Klajje: Tentaculata. Erjte Ordnung: Cydippidea. Bon den Nippengquallen unjerer Tafel hat die Fleine, biS 2 cm hohe Hormiphora plumosa Sars (j. die Sarbentafel) im großen ganzen den typifchen Bau. Die im Mittel meerplanfton regelmäßig auftretende Form ilt, bis auf mattbraun gefärbte Wilfte im Magen, ganz vurchlichtig; leicht gelblich exrjcheinen Die großen veräftelten Nebenfäden der Tentafel, die in regelmäßigen Abjtänden zwijchen normalen Nebenfäden jtehen und die Art fennzeichnen. Die Plättchenreihen ziehen vom Sinnespol aus nur über einen Teil des Körpers. Zweite Ordnung; Lobata. Eine interejlante Erjcheinung bieten zwei andere Mittelmeer-Ctenophoren, Bolina hydatina Chun und die wundervolle, ungemein zarte Eucharis multicornis Eschz. Winzige Larven Diejer Arten, von 0,6—0,s mm Größe, bilden funktionsfähige Gejchlechtzorgane aus amd pflanzen fich fort; dann wird das Keimlager wieder rüdgebildet, die Yarbe vollendet ihre Metamorphofe, und die ausgebildete Rippenqualle wird zum zmweitenmal gejchlechts- reif; Eucharis fann dann einen halben Meter breit jein! Chun hat dieje von ihm entdedte Form der Fortpflanzung „Dijfogonie” genannt. Beide Arten gehören zur Drdnung der „lobaten” Ctenophoren, die durch zwei ums fangreiche feitliche Gallertlappen ausgezeichnet find. Sy der Jugend jehen fie noch, „nor- mal” aus. Trob ihrer Größe find jte die zarteften unter allen; nach einem Sturm dauert e3 Yange Zeit, bis man wieder einmal eine underjehrte Eucharis [höpfen fann. Dritte Ordnung: Cestoidea. Wer zum erftenmal einen Venusgürtel, Cestus veneris Lesr., zu Gejicht befommt, wird faum glauben wollen, daß er in Diefem langen, dünnen Gallertband eine Gtenophore vor fich hat. Und doch ift der ganze Bau des wunderfamen Gefchöpfes der einer echten Kippenqualle, und e3 ijt auch von ganz typifchen Formen abzuleiten, denn die Kleinen Larven, die uns. durch Chun befanntgeworden find, jehen Heinen Ctenophoren von nor= malem Bau noch) völlig ähnlich. Im Laufe der Entwidelung dehnt ji) dann der Körper in der Magenebene gewaltig aus, während er fich in der Trichterebene abplattet. Betrachtet man einen gefangenen Gürtel einmal genauer (Abb., ©. 182), jo entdedt das allmählich geichärfte Auge an dem durchjichtigen Riemen, über dejjen Ränder der Farbenmwechjel der Ctenophorenrippen gleitet, alles, was zur Ctenophore gehört. Jr der Mitte ein weiß- licher Streifen: deutlich) am einen Ende der Statolith, darunter Trichter und Magen, beide jehr Hein. Dann in der Nachhbarjchaft des Sinnesförpers wie üblich die acht Rippen mit 182 Rippenquallen: Tentaculata. den Schtwimmplättchen, davon find vier ganz Hein, während die bier übrigen, der Magen- ebene benachbarten gewaltig verlängert den Dberrand des Bandes nach beiden Seiten ein- fäumen. Sie haben alie acht ihre „Meridional"gefäße; die der großen Rippen liegen oben, den Rippen jelbit benachbart; die der vier rudimentären Rippen aber, die nur neben dem Statolithen eben angelegt jind, biegen riidmwärts bis zur Mitte des Bandes und verlaufen hier parallel dem Rande bis ans Ende. Auf der Munpjeite jieht es aus, al3 wäre da eine etwas längere Bewimperung al3 oben an den Rippen des Oberrandes: es find zahllofe feine Tentafeljeitenfäden, die in Tentafelrinnen an den Seiten einer über den ganzen Unterrand ausgezogenen Mundrinne feitgewachien find; eigentliche Haupttentafel fehlen. Um auch diefen Partien Nahrung und Sauerftoff zuzuführen, gehen Tentafelgefäße dicht an den Tentafehiinnen entlang bis ans Ende des Bandes. Hier aber zeigt die Organijation des Venusgürtel3 eine Bejonderheit: alle die Gefäßjchenfel, die zu diefem Enpdzipfel hin- laufen, oben die der Magenebene zunächit gelegenen Nippengefäße, in der Mitte die der VBenusgiürtel, Cestus veneris Zesr. Nah Chun, „Die Ctenophoren” (Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Trichterebene einer normalen Ctenophore benachbarten Rippengefäße und unten die Ten- tafelgefäße, verbinden jich Hier untereinander. Große Venusgürtel werden bei etwa 8 cm Höhe bis 1%, m (ass Kleinere jind voll- fommen wajjerklar und durchjichtig, nur das Srifieren ihrer Wimperplättchen Yäßt be- jtändig alle Farben des Regenbogens über den Kand hinmweggleiten; größere haben einen zart-violetten Anflug. Jr ganz bejonderem Glanz aber zeigt jich Cestus veneris, jobald er gereizt wird, wenn auch nur dur Wellenjchlag: nach und nach läuft eine blaugrüne Farbe über den ganzen Körper, die tiefer und tiefer wird, bis zu einem Ultramarinblau, fo zart und leuchtend, daß fein Pinjel fie wiedergeben fünnte, daß man aber einen gefangenen und wieder freigelajjenen Gürtel daran noch in ziemlicher Tiefe erfennen farın. Träger diejer Reizfarbe Jind bejondere „Fluoreizenzzellen‘ des Ektoderm3. Hand in Hand mit dem Erblauen dürfte das prächtige Leuchten gehen, das der Venusgürtel im Dunkel ausftrahlen läßt, eine der wunderbariten Ericheinungen, die ein nächtlicher Bejuc) im ©eewajjeraqua- rium offenbaren Fann. Die Annahme liegt nahe, daß jich der Benusgürtel im Waffer jchlängeln wird. Fajt le Bilder deuten dies an, und in der Tat bewegen jich gefangene in anmutigen Windungen in ihren Behältern, die übrigens gegen jede Wafjerftrömung forgfältig gejchügt fein müfjen, damit diefe zarten Kinder des Meeres nicht jofort zerriffen werden. Diefe Windungen treten aber num ein, wenn die Tiere irgendwie gereizt find. Draußen im Meer bei ftillem SE EEE NENNE Cestoidea. Platyctenida. 183 Better jhwimmen fie als echte Ctenophoren nur durch den Schlag ihrer Schwimmplättchen und ganz gerade gejtredt. Chun Hat bei ruhiger See auf zahlreichen Ausflügen Hunderte beobachtet, die nur durch lebhaftes Schlagen der Ruderplättchen, dem ungeitbten Auge iu u yeu dahintrieben, ohne daß ein fchlängelndes Eremplar darunter war. Bierte Ordnung: Platyetenida. Ebenfall8 von der Grundform ftarf abweichend, aber durch die Richtung, in der ihre Anpaffungen fi) vollzogen haben, noch viel interefjanter find die Platyfteniden, Cteno- phoren, die mit der Munpdjeite auf dem Boden, auf Algen oder im Waller treibenden Gegenjtänden herumktiechen. Jhr Körper ift völlig abgeplattet, wie der mancher Platt- wiirmer, der Planarien des Süßmwaljers und der Meereskiiite, und genau jo wie jene be- wegen fie jich durch Wimpern auf der „Bauchjeite” (in deren Mitte auch wie bei jenen primitiven Würmern der Mumd liegt) in eigentiimlich qleitender Weife und find rein äußer- ich von ihnen faum zu unterjcheiden. Aber auch die Anatomie zeigt, daß eben in Diejer Gruppe offenbar das Bindeglied vorliegt, das von den Ctenophoren zu den niederften Plathelminthen Hinüberleitet. Die Vertreter der Gattung Chenoplai. io Ct. kowalevskü Kor., von Siorotnev 1885 zum eritenmal bei Bullr Bandan mweitlih Sumatra, dann von Willey bei Neuguinea ge- funden, erinnern noch am eheften an typifche Rippenquallen. Sie find rofarot oder griin. Auf der Oberjeite entvedt man noc) Feine Meridionaltippen mit je 7—8 Nuderplättchen, durch deren Schlag das Tier jogar noch frei im Waller I hwimmen fan. Die Heine Scheibe (etwa 6 mm im Durchmejjer) Klappt dann nad) unten zufammen iwie zwei Blätter eines Buches; Faltungslinie it Die alte Trichterebene, hier gefennzeichnet durch die beiden mit Nebenfäden verjehenen, jehr beweglichen Tentafel und ihre Tentafelicheiven. SKriecht das Tier aber flach ausgebreitet auf irgendeiner Unterlage oder auch mit der Bauchjeite nach oben am Wajfjerjpiegel Hängend, wie dies unjere Süßtwajjerichneden und bezeichnenderweije viele Planarien auch können, dann fiegen die Rippen in Niichen zwijchen Wülften verjteckt, die Durch) Vorftülpungen des Darm3 und der Tentafelfcheiden verurjacht werden. Sie fünnen jogar jo weit zuriidigezogen fein, daß fie von außen nicht mehr fichtbar find. Dben in der Mitte figt ein Statolith, von zwei Halbfreifen von Sinnestentafeln umgeben, auf der Unter- jeite iym gegenüber der Mund; diejer führt in einen weiten, in der Magenebene abgeplat- teten Hohlraum, von dem auf der Rüdenjeite in den Diagonalen vier Fortjäße abgehen; auf der Bauchleite verbinden fich diefe mit einem ©hjtem unregelmäßiger, enger Kanäle. Böllig planarienartig find die Arten der Gattung Coeloplana, die aus dem Roten Meer (C. metschnikowi Kow.) und von der japanijchen Küjte (C. willeyi Abb.) befannt jind. Sie finden fich, nach Abbot, der fie am leßtgenannten Orte genau jtudierte, bei Ebbe in etwa zwei Fuß tiefem Wafjer an Steinen und Tang, namentlich in den Lachen, die von der Flut zurüdgeblieben find und von den Sonnenftrahlen dDurchwärmt werden. Nach einer Richtung ausgejtrect, erreicht die eine Art, C. willeyi(j. die Abb., S.184), 5—6 cm Länge, als rundliche Scheibe nur I—2cm Durchmeffer, zieht fich aber bei Beunruhigung auf!/, diejes Umfangs zu- jammen. Ruderplättchen fehlen ihnen völlig, und fie [hwimmendaherniemaß. Wie Amöben Ihiden jie aus dem jich fältelnden Rand des ganz weichen Körpers einen Lappen nad) irgendeiner Richtung vor, dem das ganze Tier nachfolgen fan. Wie Ctenoplana Friechen 184 Nippenquallen: Tentaculata. Nuda. fie auch am Wafferfpiegel entlang, mit der Rüdenjeite nad) unten, und dann [hingen zwei Tentafel mit zahlreichen Nebenfäden, die reichlich mit Klebzellen verfehen find, im Waffer. Auch bei Iebhafter Bewegung auf einer Unterlage werden die Tentatel oft plöglich, auch) unabhängig voneinander, wie weißliche Wolfen aus den rötlichen oder tiefbraunen „Wiür- mern”, möchte man untillfürfich jagen, ausgeftogen. Wird das Tier am Wajjerjpiegel ge- ftört, dann zieht es fi) zufammen und finkt al3 formlojer Klumpen zu Boden. Zum Auf- enthalt zieht die braune Form braume, die rote rote Algen vor, und jo find die Tiere durch diefe von verzweigten Pigmentzellen Hervorgerufenen Anpajjungsfarben vor den Augen ihrer Feinde gefehüßt. Der Sinnesförper auf der Oberjeite ift Klein; daS Darmiyftem ift ein Nebmwerk von Kanälen, aus denen Feine Blindjäde bis an den Rand des Tieres gehen. Aus- jtüilpungen de3 Darmes enthalten auch die fingerfürmigen Fortjäße auf dem Rüden der Coeloplana, Die nad) Belieben ein- und ausgejtülpt werden Fünnen. Offenbar dienen ie aß „Riemen“ der Atmung. Da- für fpricht die Be- obadhtung Abbotz, daß jie bei gefan- genen Tieren bor- gejtredt erden, wenn Das Waj- jev des Behälters Ichlecht wird. 5 — RER = Und Schließlich Ser al Abb. en einem Zangbtatt Na) Wbbot („Sool, Sapıb.“, Anat., ift eine Steno- phore auch noc) jeßhaft geworden: Tialfiella tristoma Mrtsn. au dem Umanaf- Fjord in Wejtgrönland; fie ift, nach Mortenjen, den beiden anderen Vlatyfteniven offenbar verwandt. Gefunden wide das eigenartige Gefchöpf auf dem Stiel einer Umbellula (f. ©. 137). Wie bei den anderen tft die Mumdfeite der Unterlage zugefehrt. Damit wäre der Mund bei dent feit- figenden Tier außerjtande, feine Aufgabe zu erfüllen; Aufnahmeitellen für die Nahrung müfjen dadurch gejchaffen werden, daß zwei Eden des Mundes fich zu Röhren verlängern und nach oben umbiegen, an deren Enden dann je eine neue Mundöffnung gebildet ift. Beide führen die Nahrung zum urfprünglichen Mund, der in ein veräfteltes Kanaljyitem führt. Bier Paar Erhöhungen an der Oberjeite enthalten die Genitalorgane, Ovar und Hoden in jeder Erhebung. Die Eier aber gelangen nicht ins Freie, fondern entmwideln jich — der einzige Derartige Fall innerhalb der Kaffe — im mütterlichen Organismus. Yyedes Ci wächjt in einem bejonderen Bruttaum in der Haut (einer Ausfadung des Darın- iyitems) zu einer richtigen Kleinen Ctenophore mit Aupderplättchen heran, die jchlieglich nach außen Ducchbricht und munter Davonfchwimmt. Gie fest fi) feft, und was nicht mehr nötig ift, wird abgelegt: das Sinnesorgan wird ganz rudimentär und die Wimper- platten verjchwinden. EEE u d A 4 $ 1 £ Platyctenida. Bero&. 185 DJmweite Klaffe: Nuda. Sn Oegenjah zur großen Menge der Ctenophoren, den „Tentaculata“, wird eine fleine, artenarme Gruppe gebracht, denen die Sangtentafel fehlen (Nuda, die Nadten). Gie ge- hören zu den häufigiten großen Planftontieren und [ind in allen Meeren anzutreffen. Cine der befanntejten und jchönjten ift Bero& ovata Zschz., die Melonenqualle (j. die arben- tafel bei ©. 181); als häufigfte Mittelmeer-Rippengqualle ift jie auch Die, auf der die meijten Unterfuchungen über das Verhalten der Ctenophoren fußen. Ein gedrungener, fait zylin- priicher Körper, bei jungen Tieren mweißlich durchlichtig, bei alten rojarot, der auf den acht Rippen von dem abgerundeten Ginnespol bis zu dem weiten Mund am anderen Ende das Tarbenjpiel der Nuderplättchen erglänzen läßt, fo jtellt jich Die Ctenophore von außen dar. Ein Bid in den, wie immer in der Ruhe, nad) oben gefehrten Mund erwedt den Eindrud, da3 ganze Tier jei völlig Hohl: ein ungeheurer Magen nimmt faft den ganzen Raum ein. Der Trichter, der ich erjt Dicht unter dem Sinnespol hieran anjchliegt, ift winzig Kein. Bon ihm geht ein Kanaljyftem aus, das wejentlich wie das der typijchen Gtenophoren gebaut ift; auffallend find nur die zahlreichen, veräftelten Kanälcden, die, auch äußerlich fichtbar, bon den Nippengefäßen aus in die für eine Rippenqualle recht fefte und muzfulöfe Wandung eingemwuchert find. Dadurd) ift eine viel befjere Ernährung und Durchatmung des ganzen Körpergemebes gemwährleijtet, die Bero& auch zu viel ftärferen Leiftungen befähigt, al die faft nun aus weicher Gallerte beftehenden übrigen freifchwimmenden Ctenophoren. Gie vermag außerordentlich gejchiet Herumzufhwimmen und it eines der gefräßigjten Raub- tiere im Plankton. Mit Vorliebe fällt fie die großen, zarten Eucharis an, aud) wenn Dieje mehrfach größer find als fie jelbft. Chun erzählt von einer Erfahrung: „Ein jeder, der mit ihrer Zebensweife noch wenig vertraut ift und Beroen gemeinfchaftlich mit den übrigen Arten in einem Bafjin aufbewahrt, wird erftaunt fein, nad) ein bis zwei Tagen nur noch die Fräftigeren Berog vorzufinden. Ex wird zunächjt auf die Vermutung fommen, daß die übrigen zugrunde gingen und fich auflöften, bis er zufällig die unangenehme Entdedung macht, daß fie fäntlich den gefräßigen Genofjen zum Opfer gefallen find. Ganz gewaltige Bilfen vermag eine Bero& zu bewältigen. So hatte ich einmal eine der größten Eucharis in ein geräumiges Baffın gejeßt, um eine Skizze entwerfen zu fünnen. Ich achtete nicht eher auf eine halb jo große Bero& forskalii, die fchon feit längerer Zeit gehungert hatte, als bis diejelbe, offenbar von ihrem Geruchsvermögen geleitet, in großen Kreijen mit weit geöffnetem Maul umherzufehwimmen begann. Su der Nähe der Eucharis angelangt, jhoß fie mit gemandter Wendung auf diefelbe Iog, faßte fie mit ihrem breiten Maul und begann das Yebhaft mit den Schwimmpflättchen fchlagende wehrlofe Tier Hinabzumürgen. Ich rief mehrere der anmwejenden Herren herbei, die e3 alle faum für möglich hielten, daß folch ein boluminöfer Biffen bewältigt werden fünnte, Doch nach) faum einer Biertelftunde hatte ji) die Bero& volfftändig über Die Eucharis weggezogen und lag, zu einem unfürmigen Ballon aufgedunfen, verdauend am Boden.” / Um ihren Pla zu verändern, ift Bero& nicht nur auf das Spiel der Ruderplättchen angewiejen. Gie ift, wie übrigens auch bei anderen Ctenophoren beobachtet wurde, in ver Lage, ihr Ipezifiiches Gewicht zu verändern und demgemäß ohne Beihilfe der Ruder- organe zu finfen und zu fteigen. Vermutlich werden, wenn das Tier jteigen foll, in den 186 Hohltiere: Nuda. Gewebezellen fpezififch leichte Stoffe gebildet und angefammelt, die dann, beim Sinfen, durch Kontraktion der Überall in der Gallertjubitanz vorhandenen Muskelzellen twieder aus- gepreßt werden. Da der Wafjergehalt der Ctenophoren 96 Prozent überfteigt, werden ichon geringfügige Änderungen im fpezififchen Gewicht genügen, um eine Ortsverfegung nach oben oder nach unten zu bemirken. Berühmt find die Beroe-NAlrten auch Durch das Hellftrahlende bläuliche Licht, daS fie zur Nacht verbreiten, wenn fie itgendivie gereizt werden. ES treten in jedem Meridional- gefäß zwei leuchtende Bänder auf. Sit des Leuchtenz find wohl in der Hauptjache die hier gelegenen Gejchlechtsorgane, in deren Bereich bei reifen Tieren naturgemäß ein jtarfer Stoffumfab ftattfindet; aber auch Eier und Larven der Ctenophoren leuchten bereits. Dabei icheint — allgemein bei leuchtenden Rippengquallen (U.W. Peters) — ein bejonderer Stoff ge- bildet zu werden, durch dejfen Zerlegung auf Reize Hin Energien frei werden, die als Licht- erjceheinungen fichtbar find. Vorausgegangene Beleuchtung der Ctenophore, wenn auc) nur durch fo fchwaches Licht wie das Mondlicht, verhindert die Bildung diefer Gubftanz; exjt wenn die Tiere eine Zeitlang im Dunfeln waren, vermögen fie ihr Kicht erglänzen zu Yafjen. a Wirmer (Vermes). Bearbeitet von Profejior Dr. 5. Hempelmann und Dr. &. Wagler. Diejer Kreis der mehrzelligen Tiere ift ebenjo wie alle weiteren noch folgenden gegenüber den Hohltieren Dadurch ausgezeichnet, daß bei feinen Angehörigen zu den beiven Keimblättern der Cölenteraten, dem Eftoderm und Entoderm, regelmäßig noch ein drittes, das mittlere Keimblatt oder Mejoderm, fommt, das jeinen Urjprung von einem der beiden anderen, bald vom äußeren, bald vom inneren, zu nehmen pilegt. Kein Tierkreis hat eine jo bewegte Gejchichte wie der der Würmer (Vermes). Einer- - feit3 hat man feit Linnes Zeiten allerlei Gormen abgebrödelt, anderjeit3 aber auch wieder allerlei hinzugefügt, und noch zur Zeit ift fein Typus der Wirbellojen weniger in jich ab- gejchloffen, und es ift infolgedejjen von feinem jchwieriger, eine gemeinjame Charakterijtit zu geben al8 von dem der Würmer. Was man nirgends fonjtivo von Tieren unter- zubringen mußte, hat man feit je unter die Würmer geftedt. Wie Haben jich doc) jeit Linne die Zeiten geändert! Damals lernte man, daß e3 jechs Tierklajjen gäbe: Gäuger, Bögel, Amphibien, Fiiche, Snjekten und — Würmer. Was war nicht alles in Diejen großen Topf „Würmer hHineingeworfen! Und wie ficher wußte man, daß die Würmer „ein Herz, mit nur einer Kammer, ohne Vorfammer bejäßen, faltes, weißliches Blut und feine Fühl- hörner, fondern bloß Fühlfäden”. Auf Regenwurm, Schnede, Seeftern, Bolyp mußten jene Worte paffen. Auch in dem Shftem Cupierz find die Würmer eine jehr anfechtbare Stelle. Eine Abteilung, die Gliedertwürmer, deren Körper unverfennbar aus Ringeln zu- jammengefett ift, reihte Cupier an die Gliederfüßer und nannte die jo gebildete Tiergruppe Bliedertiere; die anderen, Eingemeidewiürmer und dergleichen, verwies er zu den Strahl- tieren, zu denen nur einzelne verborgene und Höchit fragliche Beziehungen obmalten. Die Ürtiere, Hohltiere, Stachelhäuter, Weichtiere, Gliederfüger, Mujchellinge, zujammen die Salpen und Geefcheiden al3 Manteltiere und die Wirbeltiere bilden jebt bejondere Tierkreife; das Lanzettfifchehen (Limax lanceolaris bei Pallas) ift als ein den Vorfahren der Wirbeftiere ähnliches Tier erfannt, der Snger (Myxine glutinosa), den Linne gleichfalls zu den Würmern ftellte, hat fich al3 ein merfwindiger Fifch aus der Gruppe der Nund- mäuler entpuppt. Auf der anderen Seite find die lange erjt al3 Snfuforien, dann als - Gliederfüßer angejehenen Rädertiere und die Yrmfüßer, die während mehrerer Jahrhunderte als Mufcheln galten, unter die Würmer verjegt worden, und man Hat verjucht, ihnen die Moostierchen folgen zu lajjen. Die Urmfüßer werden jedoch jebt allgemein mit den Nioos- tiexchen zufammen von den „Würmern“ getrennt und einem bejonderen Tierkreis, Dem der Mufchellinge, zugeordnet. Man hat auch lange Zeit hindurch nach ihrer Lebensweije alle 188 Würmer. patafitiich im Jnneren des Körpers von anderen Organismen vorkommenden Würmer und wirmartigen Tiere, wie 3. B. Tliegenmaden, in der großen ©ruppe der Eingemweide- würmer oder Helminthen vereinigt, eine Auffaljung, der erjt in der Mitte des 19. Zahr- hundertS Durch die aufklärenden Arbeiten von S. E. v. Baer und vor allem von Leucart der Boden entzogen und die durch Carl Bogt endgültig bejeitigt wurde. Wenn man troß- dem auch heute noch mitunter die Eingeweidewiirmer unter dem Namen „Helminthen” zujammenfaßt, jo ift das nur im biologiichen Sinne zu verjtehen, wie man auch von Land- oder Wafjertieren redet. Bei einer jo bunt zufammengemwürfelten Gejellichaft, wie fie der heutige Tierkreis der „Wlirmer” daritellt, fann e3 nicht wundernehmen, daß nun auc) dieMeinungen über die vermwanotjchaftlichen Beziehungen der einzelnen Wurmflafjen zueinander und des ganzen Streijes zu den anderen Tierkreifen Höchlt jchwanfende find. Man hat, indem man fich wieder auf den Cudierjchen Standpunkt ftellte, die Analogie gewijjer Würmer mit den Glieder- füßern, anderer mit den Quallen betont. Nein, jagt ein anderer, die nächiten Verwandten jind die Stahhelhäuter, gewiljermaßen aus Verwachlung hervorgegangene Wurmfolonien. Weit gefehlt! meinen die dritten, die nächiten Beziehungen beitehen zwijchen Wirbeltieren und Würmern, und zwar Ningelwirmern. Ein Vierter und Fünfter lafjen die Anficht näherer Berwandtichaft zwiichen Wurm und Wirbeltier gelten, aber der eine von ihnen jieht in den Schnurwiirmern (Nemertini), der andere gar in den Pfeilmürmern (Sagitta) die verbindenden Ölieder. Eine weitere Hypotheje ftüßt fich auf die unbeftreitbare hnlichkeit, die zwischen den Larven vieler Weichtiere, Moostierchen, Ningel-, Stern- und Strudelmürmer einerfeit3 und den ausgebildeten Rädertieren anvderjeit3 beiteht, und nimmt als Ahnen der ganzen Gejellfchaft ein rädertierartiges Gejchöpf, die Trochophora (f. die Abbildung auf ©. 274), an. Dagegen fünnte man freilich einwerfen, Zaren jehr verjchiedener Tiere fönnten durch mweitgehende Übereinftimmung in der Lebensweife auch in ihrem Bau eine fehr große Ühnlichkeit erlangen. Nach dem heutigen Stande der Forfehung, die fich vor allem au) auf eingehende embryologijche Studien ftüßt, Hat indejjen der Zufarimenjchhluß der eben genannten Tiergruppen zu dem fogenannten „Trochophora-Streis“ aus verwandtichaft- lichen Gründen in der Tat viel Wahrjcheinlichkeit für fich. Mit dem Namen Trochophora hat man eine frei (ötwimmende Wurmlarbe belegt. Kun finden wir Häufig im Tierreich das zuerjt von Haedel aufgeitellte „biogenetijche Grundgejes" bewahrheitet, das bejagt: die Entwidelung des Einzeltieres ift eine furze Wiederholung jeiner Stammesgejchichte. Umfchrieben mwirde dies heißen, die Entiwide- ungsitadien der Heute lebenden Tierarten gleichen in ihrem Bau bis zu einem gemiljen Grade deren Vorfahren. &3 it num aber wohl faum richtig, diefem Gejete entiprechend in der Trochophora-Larve einen allen zum Trochophora-Sreis gehörenden Tiergruppen gemeinfamen Vorfahren zu erbliden. Vielmehr jprechen gemwichtige Gründe Dafür, daß die Larven der Trochophora-Tiere mehr oder weniger genaue Wiederholungen einer Yarven- form der Ahnen Ddiejer Tiere, aber nicht der Ahnen felbft find. Bielleicht ift gerade Die jogenannte „Müllerfche Tarve” (f. die Abbildung auf ©. 207) der Strudelwiirmer jener uralten Larvenform noch am ähnlichiten. Strudelwurmartige Ziere find aber wohl ficher die Ausgangsformen für alle anderen Plattwürmer, alfo bor allem für die Saug- und Bandiwürmer gewejen. Auch die durch eine ziemlich einfache Zarvenform ausgezeichneten Schnurwürmer gehören zu diefem Formenkreis, Dem die noch) are u ee 3. _ RE en — Allgemeines. 189 im erwachjenen Zujtande in vieler Hinficht an jene Wimperringlarben erinnernden Näder- tiere beigejellt fein mögen. Am typiichiten tritt Die Trochophora-Larve bei den Ningel- und Sternwürmern auf, deren Gliederung man don den Anfängen einer folchen bei ge- willen Strudelwitrmern herzuleiten jucht. Anderjeit3 Hat in neuerer Zeit die Anfchauung immer mehr an Boden gewonnen, welche die Strudelwürmer von vadiär gebauten, frei Ihwimmenden Vorfahren abjtammen läßt, auf die auch die heutigen Rippengqualfen zurüd- gehen. ©o erhalten wir die Überleitung von den Hohltieren zu den Würmern dircch Vermitte- lung der Strudelmürmer, aus denen eimerjeit3 die übrigen PBlattwürmer hervorgegangen find, und über die hinaus fich anderjeits die Ringelwürmer entmwidelt haben. Eine bejondere Stellung nehmen dagegen die Rundmwürmer ein, deren Abitammung und etwaiger Zujammenhang mit den übrigen Würmern noch Höchit zweifelhaft find. Neuerdings Hat M. Rauther vielleicht nicht mit Unrecht darauf hingewiejen, daß alle die mannigfaltigen, untereinander wieder jehr abweichend gebauten Formen, die man feither in der Gruppe der Rundmwiürmer zu vereinigen pflegte, aljo Kadenmwürmer, Sraber und Nematomorpha, mwahrfcheinfich nichts anderes darftellen al Nachfommen höher organi- lterter Ghiederfüßerahnen, die durch ihre meilt parafitiiche Lebensweije in berichiedenent, immer. aber jehr jtarfem Maße rüdgebildet find. Wie dem auch fein mag, wir wollen fehon aus dem rein äußerlichen Grunde, um nicht Heinen, vereinzelt daftehenden Tiergruppen befondere Abfchnitte widmen zu milfen, hier in Ddiefer Abteilung neben den zweifellos echten Würmern auch) jolche beiprechen, die wegen ihrer verwandtichaftlichen Beziehungen vielleicht anderen Tierfreifen näher zu ftehen iheinen, wenn fie auch nicht in jene einbezogen werden dürfen, 3. B. die Enteropneuften, oder jolche, die wegen ihrer eigentümlichen Bauart und Enimwidelungsweije überhaupt noch feinen Anflug an einen der beitehenden größeren Tierverbände haben finden fünnen, 3. B. die Chätognathen. < | Gegenüber den Hohltieren mweijen die Witemer, abgejehen von dem bereit2 erwähnten Erwerb eines mittleren Keimblattes, einen viel mannigfaltiger ausgeftalteten Körper auf, in dem die für die verichiedenen Xebenstätigfeiten bejtimmten Organe deutlich umgrenzt neben- einander gelagert jind. Mit vem Worte Wurm verbindet jedermann die Borftellung eines jeitlic) Iymmetrifchen, mehr oder weniger geftredten Körpers, der bald walzenförmig ift wie beim Negenwurm, bald eine ausgeprägte, platte Bauchjeite hat wie ein Egel, -bald völlig platt ift, wie wir an den Bandwurmgliedern jeher. Sn allgemeinen find die Yaut- bededungen bon weicher Bejchaffendheit, und jehr allgemein find, mindeftens in einer ge- willen Lebensperiode, gemwilje Stellen der Dberfläche mit Flimmerhärchen verjehen. Eine grundjäßliche Ausnahme machen nur die Rundmwürmer; in feinem Falle ift bei ihnen der Kachweis eines Flimmerfleives geglüdt. Die Haut jelbit beiteht meijt aus einer, jeltener aus mehreren Schichten von lebenden Epivermiszellen, deren äußere Oberfläche, ab- gejehen von den Strudel- und Schnurwürmern, faft immer ein mehr oder weniger dides Dberhäutchen von chitiniger oder horniger Bejchaffenheit, die Kutifula, abjcheidet, die den Wurmförper in feiner Sorm erhält und ihn vor Verlegungen jhüßt. Sehr häufig finden fich zwilchen die Epivermiszellen Drüjenzellen eingelagert. Deren Abjcheidungen ind jchleimiger Natur und umhüllen oft in dichten Mafjen den Körper, um jeine Ober- fläche frei von Sremdförpern zu halten, um ihn vor Feinden zu jchügen, oder um der Haut eine gemwilje Feuchtigkeit zu bewahren, die, wie wir bald jehen werden, bejonders für Die 190 Würmer. auf dem Lande lebenden Würmer zur Atmung unbedingt erforderlich it. Syn manchen Fällen, jo bei ven „Röhrenmirmern”, dienen die Drüjenabjcheidungen der Haut zum Auf- bau von Wohnröhren, deren Wände mitunter fogar ziemlich jtarf verfalft find. Unmittel- bar mit der Haut pflegt ein zujammenhängender Schlauch der Duere und Länge nad) fich Freuzender Muskeln verbunden zu jein. Die Zujammenziehungen des Körpers, die ichlängelnden Schwimmbewegungen, die Bewegungen einzelner Störperabichnitte, z.B. der Hautftummel, auf denen die Boriten jtehen, werden von diefem Hautmusfelfchlaud und feinen Teilen beforgt. Daß ein Wurm feine Beine Hat, mit diefem wichtigen Merk- mal ift auch der Laie vertraut. Tehlen Bewegungsorgane volfitändig, jo jchlängelt eben der Körper, d. h. er führt mellenförmige Bewegungen aus, und zwar entweder horizontale, wie die Schlangen, oder, 3. B. die Egel, vertifale. Andere Würmer bedienen jich beim Kriechen ftummelartiger Herborragungen der Haut und des Yautmusteljchlauches, in die einzelne Borften oder ganze Borjtenbündel eingepflanzt find. Endlich treten Saugnäpfe als Hilfsbewegungsorgane bei parafitiichen und frei lebenden Würmern auf. Wenn ein Wurm Gliederung zeigt, jo find die einzelnen Ölieder faft-durchweg gleich- fürmig gebaut oder Homonom. Hußerlich dritt fich diefe Gleichmäßigfeit 3. B. jehr gut in den Ningeln des Negenmwurmes aus. Aber auch innerlich gleicht ein Glied dem anderen, alle mit wenigen Ausnahmen enthalten Diejelben Organe. Nur das Vorderende ijt oft als „Kopfabichnitt” durch befondere Eigentümtichkeiten vor dem übrigen Körper, dem „Rumpf- abjchnitt”, ausgezeichnet. Das Nerveniyitem der Würmer mweilt eine Höhere Ausbildung auf al bei ven Hohl- tieren. Die Nervenzellen legen jich in vielen Fällen zu Nervenfnoten zujammen, die man dann Ganglien nennt. Bon diejen ziehen die Fortfäße der Nervenzellen zu Binden al3 Nerven vereinigt dDucch den Körper nach den von ihnen beherrjchten Gebieten. Zahl- reiche niedere Wiirmer befigen nur ein oder zwei fymmetrijch in der Nadengegend gelegene Ganglien mit zwei davon abgehenden, längs des Bauches verlaufenden Nerven (j. die Ab- bildung auf ©. 202). Wejentlich verichieden davon ift das Yentralmervenfyitem der Ringel mwirmer. Seine Hauptmaffe liegt ebenfall3 unter dem Darm und ift der Ringelung (Geg- mentierung) des Wurme3 entjprechend gegliedert. Seder Ning (Segment) enthält dicht nebeneinander zwei Nervenfnoten, die Bauchganglien, die jomohl unter ji) als auch mit dem vorhergehenden und dem nachfolgenden Baar durch Nervenfäven verbunden jind. Das „Bauchmark” der Anneliden befommt durch diefen Aufbau das Ausjehen einer Stricleiter. Bejonders ftark entwicelt find die beiden Ganglien im erjten Leibesjegment. Sie werden als Unterjchlundganglien den noch mächtigeren Oberjchlundganglien (oder Hirn, Cerebral- ganglien) gegenübergeftellt, Die nun über dem Anfangsdarım Tiegen und wieder unter jich Querverbindungen und nach den Unterfchlundganglien Längsverbindungen, jogenannte Kommifjuren, haben. Dberfchlundganglien, Schlundfommifjuren und Unterfchlundganglien bilden fo zufammen einen Ring, den Schlundring, und durch diejen verläuft die Spetjeröhre zum Munde (Abb. ©. 273). Von den Nervenfnoten diejes zentralen Nerveniyitems gehen die fogenannten peripheren Nerven aus, die fich mit ihren Aften über die Muskulatur und die Sinnesorgane verzweigen. Mehr unabhängig von dem zentralen Nervenjyitem pflegt fich vor allem auf dem Darm ein jogenanntes{gmpathifchesNervenjgitem auszubreiten. Die Sinneswerfzeuge, namentlich die Augen, find in dem Maße entwidelt, wie Die Lebensweije der betreffenden Würmer eine mehr oder weniger freie und umherjchweifende it. Wie faft immer bei ftändig im Finftern lebenden Tieren eine Berfümmerung des Allgemeines. 191 Gejichtes Plab zu greifen pflegt, jo Haben auch die in das Innere anderer tierischer Drga- nismen fich zurüdziehenden Würmer mit dem Bedürfnis den gewöhnlichen Beitand der Ginneswerkfzeuge verloren. Über ven Verdauungsapparat der Würmer insgejamt ift faum etwas zu fagen. Während bei ven Hohltieren, wenn wir bon bejonderen Einrichtungen, wie fie bei den Schmämmen anzutreffen find, abjehen, ver Darmhohlkaum nur eine einzige Offnung nach außen hat, die zugleich für die Einfuhr der Nahrung wie die Ausfuhr der unverdaulichen Stoffe dienen muß, tritt bei vielen Wiirmern zu jener nun zum Mundeingang gemwor- denen Offnung noch eine weitere am hinteren Ende de3 Darmfanals auf, die al After oder Analöffnung den Kot entleert. Manche parafitiiche Würmer find gänzlich ohne Darm. Sie haben die Bequemlichkeit, nicht zu freifen zu brauchen und fich doch durch die unmoillfirkich vor fich gehende Hautauffaugung trefflich auf Koften ihrer Wirte zu nähren. Andere niedere Würmer haben einen Darın gleich einem Beutel, andere wie ein Neb; bei denen, die rajch vervauen und umjeben, ijt er jchlanf und furz, die langjam verdauenden, die auf einmal Mafjen von Nahrung aufnehmen, wie die Blutegel, haben entjprechende Magenerweiterungen, fozujagen Borratsfammern. Gleichen Schritt mit der Entwidelumg des Darmfanalz Hält das Blutgefäßinitem. Bei vielen der niederen Würmer noc) ganz fehlend, wird e3 bei nicht wenigen durch ein mit Flüfljigfeit gefülltes Hohlraumjyftenn erjest, das innerhalb des mittleren Keimblattes zwiichen dem Darm und dem Hautmusfeljchlauch alß fefundäre Leibeshöhle oder Cölom aufzutreten pflegt. Viele Höhere Würmer bejiben beide Arten von Hohlräumen, und man Tann das Blutgefäßiyftem im Leben oft bis in die feineren Einzelheiten beobachten. Man findet dann das meilt rötlich gefärbte Blut in einige gröbere und viele feinere Adern ein- gejchloffen, und Diejes entiweder vollfommen oder wenigitens ziemlich abgejchlojjene Gefäß- Iyitem, in dem die größeren Stämme an Stelle bejonderer Herzen puljieren, ift wiederum eine bezeichnende Cigentümlichfeit zum mindejten der Öliederwürmer. AB Aimung3- organ dient bald die gefamte Hautoberfläche, bald finden fich an ihr fiemenartige Anhänge, durch welche die atmende Hautoberfläche vergrößert wird, und die entweder allein oder zu- Jammen mit der übrigen Haut unter Mitwirfung des Blutgefäßjyitem3 den Gasaustaufch vermitteln, auf dem ja die Atmung beruht. Diejfe Art der Atmung erfordert denn. auch die vorher erwähnte jtändige Feuchthaltung der Körperoberfläche. Die Ausicheivung der beim Stoffwechjel erzeugten ftichtoffhaltigen Endprodufte, des Harns, bejorgen die Erfretionsorgane, die bei den niederen Wiirmern und den Trocho- phora-Larven in Öeftalt eines „Wajjergefäßiyitem3" auftreten. Diejes beiteht aus oft baum- fürmig verzmeigten Kanälen, die entweder direkt ins Freie oder in den Darm — dann meift in dejjen Endabjchnitt — ausmünden und an denen bfindgejchloffene Röhrchen fiken, in Deneıt riejige, einer Endzelle zugehörige Geißeln aß „Wimperflammen” oder „Wimperfadeln‘ Ihmingen und den Strom der aus dem Körper in Die Kanäle hineintretenden Harnitoffe nach außen leiten. Die Erfretionsorgane der Ringelmürmer find mehr oder weniger ge- wundene Kanäle, jogenannte Nephridien, die mit einem offenen Wimpertrichter in der Leibeshöhle beginnen und mit ihrem anderen Ende unter Ducchbrechung der Körper- wand ins Treie münden. r Die verzwidteiten Sortpflanzungsorgane, gerade bei den niedrigeren Würmern verbreitet, wechjeln mit jehr einfachen, und alle möglichen Formen der Fortpflanzung, Knojpenbildung, Verwandlung, Entwicdelung mit wechjelnden Formen (Generationsmechjel), 192 Würmer: Plattwirmer. Parafitismus vom Ei an bis zum Tode, Parajitismus im Alter bei freien Zugendzuftänden, Barafitismus in der Jugend bei freier Vebensweife im Alter, Freiheit in allen Alterszu- jtänden — alle diefe Formen der Tebensweile und Entwidelung werden in reichjter Mannig- faltigfeit an uns vorüberziehen. Bei einer jo buntgemilchten Schar von Lebewejen, die wir hier al „Würmer“ vereinigen, fann es eben nicht wundernehmen, daß alle nur denf- baren Lebensgemwohnheiten bei den einen oder anderen von ihnen verwirklicht find. Die einen leben jtändig im Wafler, und zwar im Meere oder im Süßtwajjer, andere leben ganz oder teilmweije auf dem Lande, viele bewegen jich frei umher, manche find an beitimmte Wohn- pläße gefeilelt, wo fie ihre Wohnröhren aufgebaut haben. Cinige leben unter normalen Um- jtänden frei, fünnen aber gegebenenfall3 auch an oder in anderen Tieren und in Pflanzen Ihmarogen und leiten jo über zu den echten PBaraliten, von deren verichtedenartigem Schmarogertum eben die Nede mar. Über die geiftigen Fähigkeiten der Würmer ift wenig zu jagen. Shre Lebenz- tätigfeiten lafjen fich zum größten Teil auflöfen in gejeßmäßige Antworten auf bejtimmte Neize, jogenannte Reflexe, und in miteinander verfettete Reflexe, von denen immer der Ab- (auf des einen den des anderen auslöft. Srgendwelche Handlungen, die auf ein eigentliches Gedächtnis fchliegen lajjen, jind bei feinem Bertreter diefes Tierfreifes beobachtet worden. Wir teilen die Witrmer in folgende Stlaffen ein: 1) Vlattwürmer (Plathelminthes), 2) NRädertiere (Rotatoria), 3) Fadenwürmer (Nematodes), 4) Krater (Acantho- cephali), 5) Ringelwirnter (Annelides) und fügen al3 weitere noch die beiden feinen Stlafjen der 6) Vfeilwürmer (Chaetognatha) und 7) Binnenatmer (Enteropneusta) hinzu, die vermandtjchaftlich weit von den übrigen hier genannten Klafjen entfernt jind und eher in die Nähe der Vorläufer der Manteltiere und Wirbeltiere zu jtellen märeır. Die wenig wichtigen Fleinen Gruppen der Bauchhärlinge (Gastrotricha) und Nemato- morpha follen nur anhangsweijfe furz betrachtet werden, und zwar im Anjchluß an die Jävertiere bez. die Tadenmwürmer. Man hat innerhalb der Wiirmer vielfach zwei große Gruppen unterjcheiden wollen, nämlich einmal die „niederen Würmer” oder Scoleciden, die durch das Fehlen einer jefundären Leibeshöhle, die einfachere Form des Nervenigitems, die Ausbildung der Er- tretionsorgane al3 Waljergefäß] oftem joiie in vielen Fällen durd) das Fehlen einer hinteren Ausmindung des Darmes ausgezeichnet jind, — und die „LXeibeshöhlenwürmer" oder Sölhelminthen mit jehundärer Leibeshöhle, Durchgängigem Darm, weiter entwideltem Kervenjyitem und meilt in Form von Nephridien auftretenden Erfretionsorganen. Da- nach wären zu den Scoleciden die Plattwürmer und die Rädertiere zu Stellen; ihnen jtehen die Rumd- und Ningelmürmer al3 Cölhelminthen gegenüber. Srjte Klafje: PBlattwiirmer (Plathelminthes). Wer in der Nähe von Teichen und anderen ftehenden Gemäljern wohnt, die mit Schilf bemwachjen jind oder auf deren Oberfläche die breiten Blätter der Seerofen fich wiegen, wer zu einem Bache Yuftwandeln fann, dejfen Bett mit größeren Sliefeln und Rolffteinen bedect ift, der lafje fich von einem Kundigen begleiten, um dort eine Planaria zu juchen und in ihr einen richtigen Vertreter der Plattwürmer anzufchauen. Wo das Waffer nicht jo veißend ift und die Geröllfteine längere Zeit ruhig fiegen Fönnen, braucht man gewöhnlich Allgemeines. 195 nur einige umzutmenden, um auf der unteren Geite die grümnliche oder braungrüne Pla- naria gonocephala zu finden. Die breitere Bauchfläche oder Sohle an den Stein gedrückt, öfters den Kopf mit den ohrenartigen Seitenlappen ein wenig lüftend, gleitet fie iiber ihre Unterlage hin. Man könnte fie ettoa für ein den Nadtichneden verwandtes Tier halten, auf die meijten Beobachter wird fie aber auch ohne nähere Unterfuchung den Eindrud eiies Wurmes machen. Bon der verhältnismäßig großen Zartheit ihres Körpers wird man fich oft überzeugen, wenn man bei dem Verjuche, mit den Fingern oder einer Pinzette die Heineren Stüde in eine bereitgehaltene Flache zu tun, fie bejchädigt. Bei folchen unfreitilfigen BZerreißungen oder.einer planmäßigen Zergliederung der erbeuteten Planarien zeigt e3 fich auch, daß ihre inneren Organe nicht, tie bei ven meilten Ningel- und Aundwürmern, in einer mehr oder weniger geräumigen, vom Hautmuzfelichlauche umgebenen Leibeshöhle ent- - halten, jondern von einer den ganzen Körper ausfüllenden flodigen und fajerigen Mafie dicht umgeben find. Zu diefen Merkmalen fommen noch ein paar andere, Die fich bei einer genaueren Unterjuchung ergeben. in eigentliches Bauchmark fehlt diefen Lebewejen, indem von dem Dberihlundganglion nur zwei oder mehrere Nervenftränge ohne meitere Ganglienfnoten durch den Körper verftreichen. Dagegen findet man immer ein gung auts- gebildetes typiiches Wajjergejäkipitent. Diefelben Erfahrungen wie an der von uns gewählten Planarie macht man an den übrigen Zormen der PBlattwürmer, an den Bandwürmern, Leberegeln und anderem Ge- tier. Nicht der Aufenthaltsort, nicht der beiläufige Umftand, ob fie auf oder in anderen Tieren jhmarogen, jondern jene auf Geitalt und den Bau bezüglichen Mertmale geben ihnen den Rang einer eigenen Slafje innerhalb des „Typus“ der Würmer. Was aber die Bereinigung. frei lebender umd jchmarogender Familien angeht, fo machen wir an ihnen diejelbe interejjante und zum Nachdenfen iiber die eigentliche Natur diejer Vertvandtichafts- verhältniffe dringend auffordernde Wahrnehmung, wie wir fie an den Rundwiürmern und dann auch an den Egeln wiederholen werden: die Übergänge find fo unmerkfich zwifchen frei febenden Formen und paralitiichen, die Berioden freien und parafitischen Lebens wechjeln bei einer und derjelben Art in jolcher Weije, daß man den Schlüffel zur Erklärung de3 Schmarogertums überhaupt ungezwungen in der Annahme findet, es jei durch) allmähliche Angemwöhnung und Anpafjung entitanden. Bir teilen die Plattwürmer in vier Ordnungen: 1) die Strudelmwürmer (Turbel- laria), 2) die Saug- oder Zochwürmer (Trematodes), 3) die Bandmwürmer (Cestodes) und 4) die Schnurwürmer (Nemertini). Wenn aud die Bandwirmer in den meilten Punkten als die einfachiten Formen der PBlattwirmer erjcheinen mögen, jo ilt Dabei zu berüdjichtigen, daß das eben nur jo Iheint: das Einfachere, was jie in ihrem Aufbau bieten, beruht auf Rüdbildungen, wie wir jie immer ald Folge der [hmarogenden Lebensweije beobachten. Am urfprünglichiten in der ganzen Klafje find die Strudelwürmer, deren mutmaßliche Abftammung von Bor- fahren, die Nippengquallen ähnlich waren, bereits im allgemeinen Teil erörtert wurde. An jie fchliegen fich die Saug- und Lochwürmer an, die ihrerfeit3 wohl al3 die Stammeltern der Bandmwürmer zu gelten haben. Die Schnurwürmer fcheinen in ihrem Aufbau etwas höher zu jtehen al3 diefe drei Drdnungen, fügen fich aber doch ihrem ganzen Bauplane nach ungezwungen den Plattwürmern an. Sie bilden durch manche, jenen anderen Dibnungen fehlende Neuerwerbungen, wie eine Afteröffnung und ein mohlentmwideltes DBlutgefäßiyitem, einen höchiten Geitenzweig am Stamme der PBlattiwiiiner. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 13 194 Würmer: Blattwürmer, Erjte Ordnung: Strudelwiirmer (Turbellaria). Venn wir die oben an der lappenfürmigen Planarie begonnenen Beobachtungen weiter fortjegen, das Tier 3. BD. frei an der Wand eines mit Wafjer gefüllten Glafes friechen fajjen, jo fällt das regelmäßige ftetige Fortgleiten ohne fichtbare Nuderbewegungen oder Schlängehmgen auf. Das Mikroffop zeigt nun, daß die Planarie über und über mit fein- jten Härchen bededt ift, deren unausgefegte, jchwingende Bewegung den Körper ruhig bor- mwärts gleiten läßt. Jedenfalls erfcheint der von Chrenberg gewählte Name glücklich, der an den bon dem Tiere erregten und dasjelbe fortwährend umfreifenden Wafferftrudel er- innert. Die Ortsbewegung der Strudelwürmer ift vielfach der Gegenstand von eingehen- den Unterfuchungen gewefen, ohne daß es doch bis jebt gelungen wäre, fie ganz bis in ihre Einzelheiten aufzuklären. Man hat nämlich beobachtet, daß neben der Tlimmerbemwegung auch noch vegelmäßtg miteinander abwechjelnde Zujammenziehungen und Dehnungen der Längsmusfeln einhergehen, die auf der Unterfeite der Tiere eine von vorn nach hinten faufende Wellenbewegung erzeugen. Begünftigt wird die hierdurch und durch die Flimme- rung bewirkte Bormärtsbemegung noch durch das Sefret von in den Santen des Wurm- förpers hiegenden Hautdritfen, defjen jchleimige Beichaffenheit die Bahn Ichlüpfrig macht und als Kriechipur zurücbleibt. Mit Hilfe diefes Schleimes vermögen die Planarien jogar an der freien Oberfläche des Wafjers, mit der Nücdenjeite nach unten hängend, wie auf einer feiten Unterlage zu friechen. Gelegentlich fann man bei einzelnen Arten auch be- obachten, daß Je jih nach Art der Spannerraupen unter abwechjelndem SKrümmen und Streden des Körpers von einem Drt zum andern begeben. Mesostoma ehrenbergii Focke wendet, nac) Breklau, mitunter wieder eine andere Bewegungsart an. &3 fann nämlich frei von der Unterlage wegjchwimmen, indem e3 von der Niücden- zur Bauchjeite gerichtete ichlängelnde Bewegungen vollführt. Allerdings bringt diefes „Schwimmen” den Wurm nur ein furzes Stüc weiter, da er bald wieder zu Boden finkt. Biel bejjer und voll- fommener wird Dieje Bemwegungsart von Mesostoma tetragonum Müll. (j. Fig. 1 der Tafel „Strudelwitrmer”, bei ©. 203) und den im Meere lebenden Polyeladen ausgeübt, bon denen Die großen Formen die Schlängelungen nicht mehr mit dem ganzen Körper ausführen, jondern nur noch die Flojjenfaumähnlichen Ränder wellenfürmig bewegen. Außer den erwähnten Drüjen in den Seitenrändern enthält die Haut der Strudel- würmer noch eine reiche Fülle von anderen, die manchmal zum „Spinnen” Verwendung finden, wie wir e8 von Mesostoma ehrenbersii fennenlernen werden, oder die als „Stleb- prüfen” Die Würmer an ihrer Unterlage befeitigen helfen. Cine eigenartige Bildung in der Haut der Strudelwürmer ftellen die „Stäbchen“ (Nhabdoide) dar, deren Natur lange Zeit zweifelhaft gewejen iit. Wenn jie mit Waljer in Berührung fommen, quellen fie zu einem Echleim auf, der oft ven ganzen Wurm einhüllt, und den viele Blanarien zum Beute- fang benußen, da alle möglichen feinen Tiere daran hängenbleiben. Noch wunderbarer it immer das Borfommen von Nefjelfapfeln in der Haut fowohl von Süßmwaffer- al3 auch bon Geejtrudelwiirmern erjchienen, zumal jie denen der Hohltiere völlig gleichen. Schließ- lich it man aber dahintergefommen, daß diefe Neffelfapfen gar nicht von den Strudel- wirmern jelbit erzeugt werden, fondern tatfächlich von Hohltieren Herrühren, die von jenen berjchlungen wurden. Dabei bleibt allerdings immer noch höchjt merkwürdig, daß die EEE Di —— A Strudelwürmer: Acoela. 195 Keijelfapfeln der Beutetiere von den Strudelwürmern nicht mit verdaut werden, Sondern unverjehrt in deren Haut gelangen, wo fie nun wie Organe diefer Würmer erjcheinen. sn bezug auf ihre Fortpflanzungsorgane find die Turbellarien mit ganz geringen - Ausnahmen Ziwitter. — Daß bei ihrer zarten Drganijation die Gtrudelwürmer vorzugs- weile im Wafjer leben, verfteht jich von jelbit. Sm ftehenden und fließenden Gemäfjern teifjt man jie an. Reichlich im fühen Wafjer wohnend, fommen fie doch in unerjchöpflicher Zülle erft im Meere vor. Wo an irgendeiner Meeresfüfte im bradifchen oder vein falzigen Wajjer eine Vegetation von Ulven, Seegräjern, Ugen und Tangen gedeiht, ift mit un- trüglicher Sicherheit auch eine Bevölferung von Turbellarien vorauszufagen, im Eismeere jomwohl als unter den Tropen. Manche halten fich nur zwilchen den zarten Zweigen der Algen auf, in geihüsten, dem Wellenjchlage nicht jehr ausgejegten Buchten; andere trifft man ziwichen den Aften der harten Korallinen und Kalfalgen, zmwijchen denen ihr gebrech- licher Körper den jtärhten Schlägen der Brandung troßt. Wenn aber eine fteile Kitfte fo brödelig ijt, daß Bilanzen fich nicht anfiedeln können, jo find die Strudelwirmer gleich- wohl da, indem jie in den feinften, Taum dem Auge bemerfbaren Niefen und Kiffen fich verbergen. Nimmt man nun dazu, daß eine gar nicht Heine Abteilung (etwa 400 Arten) auf dem Lande lebt, mo nämlich unter Baumrinde, in Treibhäufern, in feuchten Tropen- ländern auch auf den Blättern ihre Haut vor der Austrodnung gefchügt- ift, ja, daß in Bralilien eine Art die Regenwürmer unter der Erde aufjucht, jo muß man über die An- pafjiungsfähigfeit diefer Organismen erjtaunen. Die bisher befannten Turbellarienarten — nad) einer neueren Schäßung find e3 etiva 1200, von denen gegen 600 im Meere leben — verteilen fich auf vier Unterordnungen, ‚für deren Unterjcheidung neben anderen Merkmalen vor allem der Bau des Darmes maß- gebend it. Diejer fehlt bei ven Acoela, er ift jtabfürmig bei ven Rhabdocoela, drei- äftig bei ven Trieladida und vieläftig bei ven Polycladida. Srüher fapte man vielfach die Angehörigen der beiden leßten Gruppen wegen ihres baumförmig veräftelten Darmes al3 „Dendrocölen” zufammen, doch hat die neuere For- ichung, bejonder3 Durd) die verdienftvollen Arbeiten bon A. Lang und dann auch nicht zum menigjten des Altmeilters der Turbellarienfunde, Ludw. dv. Graff, fich veranlagt gejehen, wegen wichtiger Unterjchiede im Baupları die obige, Scheidung einzuführen. Erjte Unterordnung: Acoela. Die Lebensweife eines jonderbaren Angehörigen der Unterordnung det Acoela it neben anderen auch bon Bohn unterfucht worden. Diejer Franzofe fchreibt darüber folgendes: „Wenn jich daS Meer bei Ebbe von dem Strande der Bretagne zurüdzieht, er- deinen auf dem Lande ausgedehnte grüne Flecde, die allmählich dunkler werden, und deren Öejtalt jtändig wechjelt. Dieje Flede werden von zahllofen Majjen Kleiner Strudel- mürmer, ven Gonvoluten, gebildet. Die grüne Färbung diefer Tiere rührt von den in ihren Gemeben enthaltenen chlorophyliführenden Algen her. (Neuerdings ift von Gamble und Steeble nachgemwiejen worden, daß diefe grünen pflanzlichen Organismen, die in Qebens- gemeinjchaft mit Den&onvoluten leben und daher mit anderen a8 Zoo chlorellen bezeichnet werden, einer den Algen nahe verwandten Flagellatenart angehören.) Sobald Flut eintritt, bergraben jich die Tiere im Sande, um dem Anıprall der Wogen zu entfliehen, und fteigen erit bei Ebbe wieder an die Oberfläche. Die Convoluten wandern alfo gleichzeitig mit den Bewegungen der Ebbe und Ylut, nur im umgekehrten Sinne. Diefe chyihmifchen 13* 196 Würmer: Blattwürmer. Bewegungen dauern auch im Aquarium an, obtoohl die Tiere hier doch vollfommen dem Ein- ftufje der Meeresbewegungen entzogen find; in einer mit feuchten Sand gefüllten Olasröhre, in der die Convoluten eingejchlofjen find, fteigt der grüne Ring auf und nieder und erreicht bei Ebbe feinen höchiten, bet Flut feinen tiefjten Stand. Was aber noch merfmitrdiger it: die Convoluten folgen im Aquarium fogar den Unregelmäßigfeiten der ©ezeiten; mäh- rend der Nippflut find ihre Bewegungen verlangjamt, RER N 3 Mährend der Springflut dagegen lebhafter. Das dauert SH jogar noch mehrere ni nad) ur Gefangenschaft im Aquarium an.” Die Art, um die e3 fich hier Handelt, ift Convoluta roscoffensis Graff, die, wie alle Acölen, ftatt des Darmes eine gleichham durch Verihmelzung von zahlreichen Zellen entftandene Plasmamafje mit vielen Zellfernen, ein fo- genanntes „Synchtium”, im Snneren birgt. Sn ihrer Sugend nehmen die Angehörigen diefer Art durch eine mit Wimpern verjehene Mimdeinftiilpung noch Nahrına auf, die dann von dem Plasma des Shncytiums um flojjen umd verdaut wird. ES fprechen nun viele Be- obacdhtungen Dafür, daß die ausgewachlenen Würmer überhaupt nicht mehr jelbitändig freifen, fobald jich die unter ihrer Haut fißenden Zoochlorellen Tebhaft vermehrt haben. Dieje find jo einfeitig an ihre jymbiotifche Lebens- weife angepaßt, daß fie Feine einene Zellmembran befißer. , h und überhaupt nicht mehr frei leben fünnen. Gie jind \ Ru Ye | N 4. völlig zu Beltandteilen der Gewebe ihres Wirtes getmor- eh ne nase en den umd vermitteln für diefen die Affimilation, indem fie KR a? bei reichlicher Vermehrung aus vom Wirt gelieferter an- Yin RR organischer Subftanz organische herborbringen. Die Con- et — voluten halten fich oft tagelang ruhig auf einem Fled, Wan) 2 md zivar in einer Gtellung, daß fie einen möglichft großen 7 Teil ihres Körpers dem Lichte ausfegen. Unter dem Ein- Be fluß des Lichtes aber Fan die durch Chlorophyll grüne ee Le a, Pflanze allein afjjimilieren; der Wurm bietet aljo jeinem v.Graff, Monographie ber Turbellarien,v afte Die günftigften Lebensbedingungen, wenn er mit kosten an Mngenede or Sotonter a, Seinem Leibe möglicht viele Lichtftrahlen aufzufangen ee a berjucht. Die Convoluta trennt durch langjame Bewegung Öffnung, pe Penis. ihres Parendhyms3 winzig Heine Teilchen von Plasma, ‚ auch Stärfeförnchen von dem nadten lagellaten, reibt fie gemwiljermaßen ab umd verdaut dann diefe. Haberlandt vermutet, daß Die Zoochlorellen vielleicht auch gelöjte Ajjimilationsprodufte auf osmotifchem Wege abgeben. Da durd) dieje Art des Nahrungserwerbes des Wurmes die ftidjtoffhaltigen Stoffe, die für Die Boochloreflen zur Zufammenfegung des Eiweißes nötig find, allmählich aufgebraucht und nicht Ducch Nahrungszufuhr von außen exjegt werden, fo verfallen die Würmer mahr- jheinfich nach und nach Dem Hungertode. Dieje Convoluta roseoffensis, die nicht nur an der atlantifchen Küfte Frankreichs, | Strudelwürmer: Acoela. Rhabdocoelida. 197 fondern auch im Mittelmeer lebt, hat eine abfonderfiche Geftalt. Indem nämlich das Tier die Diinnen Seitenteile de3 Körpers nach unten umbiegt, nimmt e3 die Form einer Wapier- düte an. Auf der Unterfeite liegt die trichterförmige Mundhöhle und vor ihr ein Bläschen, das dem Gleichgemwichtsfinne dient. Über die Funktion diefer „Statochfte” berichtet Breßlau: „Hält man diefe Art in Gefäßen, jo jammeln fich bei unbewegten Waller alle Tiere an der Oberfläche, bei der leijejten Erjchütterung lafjen fie fich Dagegen jofort zu Boden jinken. Die Tiere find aljo in ruhigem Wajjer negativ, in beiwegtem pofitiv geotaitiih. Zugleich läßt fich zeigen, daß diefe Reaktion an die Anmwefenheit der Statochite gebunden ift: fie berjchwindet fofort, wenn man die Tiere defapitiert, oder wenn man durch rafche Verbün- nung des Seewajjer3 mit Regentajjer, die die Tiere im übrigen gut ertragen, eine Scyü- digung der feineren Struktur der Statochjte herbeiführt.” Auch andere Angehörige der Gattung Convoluta, von denen hier nur noch C. con- voluta Abdildg. (C. paradoxa) genannt fei, beherbergen pflanzliche Symbionten (k in der Figur), Doch behalten fie zeitlebens die eigene Ernährung durch den Mund bei. Gie ge- hören zu der Familie der Aphanostomidae, neben der nur noc) eine in der Unterord- nung der Vcölen beiteht. ES fei jchlieglich Hinzugefügt, daß die Anficht nicht unbeftritten it, daß diefe Unterordnung wirklich die niederiten Turbellarien umfafje. Manche Torjcher tollen in diejen Kleinen, nie über 1 cm großen Würmern die rücdgebildeten Nachlommen bon einjt viel Höher Drgamijterten Bertretern der Sonung' jcheit. Zmeite Unterordnung: Rhabdocoelida. Auch die Angehörigen der viel artenreicheren zweiten Unterordnung, der Rhabdo- coelida, find durchiveg Keine, im Duerjchnitt meift dredrunde Würmer, die num im Gegen- ja zu den vorigen immer einen wirklich hohlen Darm bejiben, der bei ven meiften, den NHabdocdlen, jtabfürmig, bei ven Allöocölen dagegen gelappt oder unregelmäßig aug- gemeitet ilt. Yalt immer beginnt der Verdauungstraktus mit einem mehrteiligen, Fräftigen und musfulöfen Schlundrohr. Die Lage des bauchitändigen Mundes Fanrı jehr wechjeln, indem diejer bei manchen Gattungen weit born, bei anderen mehr in der Mitte, bei wieder anderen am Ende des Körpers auftritt. Auch in der Anordnung und Ausmündung der awittrigen Gefchlechtsorgane zeigen fich mannigfaltige Verfchiedenheiten. Gewöhnlich finden fich zwei al3 Bigmentbecher ausgebildete einfache Augen, doch fönnen dieje auch fehlen oder in größerer Anzahl vorhanden fein. Mehr als die Hälfte der 350 Arten umfafjenden Unter- ordnung leben im Süßmwajjer, einige wenige in feuchter Erde, der Neft im Meere. Die Einteilung unferer Rhabdocölen in zehn Familien gefchieht nach Lage und DBe- ichaffenheit des Mundes und Schlundes und der jehr fompfizierten, zwitterigen Zortpflan- zungsorgane. Syn den meiften Fällen reicht die Kenntnis des Hußeren nicht aus, um die Art zu beitimmen, jondern die miktoffopifche Anatomie muß aushelfen. Wir werden am beiten tun, an einigen typijchen Gattungen die Familienmerkmale zu entmwidehr. Eine der wichtigiten und artenreichiten Gattungen ift Mesostoma. Die Mundöffnung der meilt platten Tiere fiegt am Bauche, gewöhnlich ziemlich in der Mitte, bei einzelnen Arten davor, bei anderen dahinter. Sn der Mundhöhle befindet fich ein Fugeliger Schlund- fopf, ein jehr wirffames Haft- und Saugorgan, das zum Ergreifen und Ausjaugen leben- der Tiere benußt wird. Eine der fehönften Arten ift das falt 1 cm lang werdende Meso- stoma ehrenbergii Focke, da3 im Frühjahr und Sommer auf überihwenmten Wiejen und in Teichen mit Lehmgrumd und Schilf und Binfen häufig vortommt. Obgleich jo 198 Würmer: Plattwürmer. durchfichtig wie Glas und feheinbar Höchit zerbrechlich, vermag es doc), fid) zeitweilig in der vorhin gejchilderten Weife frei Schtwiimmend vom Boden zu erheben. Ein „eleganter Schwimmer”, für den man diefe Art früher hielt, ift fie jedoch nicht, denn wenn man auch vielfach die in Gläfern untergebrachten Tiere fi) langjam frei im Waffer hin und her winden fieht, jo werden fie dabei ducch einen unjichtbaren Schleimfaden gehalten, an dem fie fich aufgehängt haben. Wird aber ein folcher Wurm geftört, bejonvers durch die unfanfte Begegnung mit einem Haftig anjchwimmenden Käfer, jo jchüttelt er jich faft zitternd und fehlängelnd fo fchnell und gewandt wie ein Egel. Höchit interejjant ift die Art, wie daS Mesostoma fich der größeren Wafjerflöhe und Mujchelkrebschen bemächtigt, um fie auszufaugen. &3 fängt fie ungefähr jo, wie man mit der Hand eine Fliege fängt, indem e3 durch Anlegen des Hinter- endes an das Vorderende und Umbiegen der Geitenränder eine Höhle bildet. Zuerjt tobt der gefangene Kreb3 gemaltig, bald aber gelingt e3 dem Mesostoma, an den Gefangenen den mäch- tigen Schlundfopf anzufeßen. Die Befreiungsperjuche der Daph- nie Yafjen dann bald nach, fein Vampir jtredt ji) wieder aus, und man Tann vielleicht jehen, wie ein zweites Mesostoma ji) Hinzugefellt und vom Gieger friedlich einen Beuteteil abbefommt. Eine Anzahl Rhabdocölen, unter ihnen auch) Mesostoma, ber- fertigen Schleimgefpinfte zum Fangen ihrer Beute; auf Dieje Weife entjtehen auch jene Schleimfäden, an denen aufgehängt Mesostoma umbhertreibt. Der Sib der den Schleim abjondern- den Bellen ift die Mittellinie der Unterfeite. Eine der auffallendjten Formen hat das bi3 1 cm lange, gelb- braune Mesostoma tetragonum Müll., da3 ebenfalls nach Über- en Ihwenmungen in Kleinen, während des Sommers austrocnenden hrun. Nah v. Graff, „Turde- Zeichen zu finden ift. Die Lage der beiden jchwarzen Augen- nn be en flede ift bei dem am Pflanzenjtengel Friechenden Tier der Tafel a „Strudelwürmer” bei ©. 203 zu erfennen. Wenn man das Tier Dotterftöde, in einem Uhrgläschen, mit wenig Wafjer bedeckt, beobachtet, jo erfcheint e3 ganz dünn und flach; jobald es aber frei jchtuimmt, ftehen von dem Körper jederfeit3 zwei floffenartige Xappen ab, die von dem zugejpisten Borderende nach dem ebenfalls fpiken Schwanze verlaufen und fich mellenfürmig bewegen. Mit Hilfe einer folhen Einrichtung Tann diefe Art nım wirklich frei im Wafjer umber- ichwimmen, da ihre Schmwebfähigfeit ebenjo wie die Zahl der bewegenden Wimpern be- deutend vermehrt ift. Sn Gräben und ftehenden Gemäljern, bejonders gern unter den breiten Blättern von Nympbhaea, findet fie) Bothromesostoma personatum O. Schm., durd) einen Hautbiindjad an der Bauchjeite ausgezeichnet und merkwürdig Durch die außerordentliche Berjchieden- heit der Färbung der einzelnen Individuen, die duch in die Haut eingelagerte Pigment- förnchen hervorgerufen wird; es gibt da gelbe, faffeebraune, braunfchtvarze, Jamtjchwarze, jamtgriine und dunfelblaue Tiere. Da die meiften übrigen Arten von Mesostoma und anderen Nhabdocölen in zeit- weilig austrodnenden Gemäfjern fi) aufhalten, fo wird man vermuten, daß für ihre Cr- haltung ebenfo gejorgt ift tie für diejenige der niederen Krebfe, die mit ihnen zujammen j Strudelwürmer: Rhabdocoelida. 199 borfommen und ebenfalls nach Überfchwemmungen und Regengüffen wie auf unnatürliche Weije hervorgezaubert jcheinen. Wie jene legen auch die Ahabdocölen hartjchalige Dauer- eier, welche die Entwidelungsfähigfeit lange bewahren. D. Schmidt fand einige Arten in Heinen Pfüsen von einigen Duadratfuß Ausdehnung, die in heißen Sommern regelmäßig für Wochen vollftändig austrocneten. Wurden aus folhem gedörrten Grundjchlamm die darin enthaltenen Gier eine Mesostoma ausgelejen, jo konnten fie durch Übergießen mit Wafjer binnen einigen Tagen zur Entwidelung gebracht werden. Dem entjprechen auch Beobachtungen von U. Schneider, aus denen hervorgeht, daß die Mejoftomen hartfchalige Winter- und Dünnjchalige Sommer- oder Subitaneier legen, wobei ein merftwitrdiger regel- mäßiger Wechjel derart ftattzufinden fcheint, daß fich die Sommereier nach Selbjtbefruch- tung, die Wintereier aber nach wechjelfeitiger Befruchtung entwideln. Die Eier der meiften Mejojtomen jind jcheibenförmig, mit einer mittleren Vertiefung. Bei manchen bilden fich zeitweilig weichichalige, Ducchlichtige Gier, aus denen die Jungen, die bei den Nhabdocölen nie eine Verwandlung durchmachen, Schon im Mutter- leibe ausfriechen. Die Dauereier gelangen exit durch den Tod des Muttertieres ins Freie und find imfjtande, jowohl den Winterfroft alS auch das Eintrocnen der Wohngemäfjer im Sommer zur überdauern, jo daß fie auf diefe Weije die Art erhalten. Aus den Dauereiern gehen immer jogenannte „Wintertiere” hervor, die demnach aljo im Frühjahr und Som- mer, ohne Rüdiicht auf ihren Namen, auftreten. Dieje Generation liefert Subitaneier, danach wieder Dauereier. Aus den Subitaneiern entwideln jich „Sommertiere”, die ihren Namen mit mehr Recht tragen, und Die auch wieder beide Arten von Eiern Herborbringen fünnen. ©o pflegen aljo nad) Dem Auftreten der Wintertiere im Frühjahr eine oder meh- rere Generationen von Sommtertieren zu folgen, die alle auch Dauereier produzieren, bis mit dem Einjeben der fälteren Jahreszeit aus Subitaneiern fogenannte „Herbittiere” ent- Itehen, denen die überwinternden Dauereier ihr Dafein verdanken. Die Fortpflanzung der Ahabdocölen it nicht immer bloß eine gejchlechtliche, es fommt gelegentlich auch eine ungejchlechtliche vor. Die meilten Arten befigen zunächft ein bedeuten- desfegenerationsvermögen, indem nicht nur das Stammtier (fo fei einmal das Teil- tüd, das die zentrale Nervenmalje enthält, genannt) imftande ift, abgejchnittene Stüde zu erjegen, jondern indem auch dieje unter günjtigen Umftänden, und wenn fie nicht gar zu Hein find, wieder zu ganzen Würmern auswachjen Fünnen. Sehr häufig beobachten wir nun, daß, wenn ein niederes Tier dieje Fähigkeit in einem jo Hohen Maße bejist, e8 auch freitvillige Teilung ausiibt und Durch dieje fich fortpflangt. Cine jolhe ungejchlechtlicde Vermehrung durch Teilung findet fich vornehmlich in zwei Jamilten der Ahabdocölen, nämlich bei ven Kettenwürmern oder Catenulidae und bei den Kleinmäulern oder Microstomidae, deren Angehörige fich bei äußerer hnkichkeit Hauptjächlich durch den Bau ihrer Nierenorgane unterscheiden. Sn ftehenden Gemäljern, aber auch) in Regentümpeln pflegen im Frühjahr und Herbft große Scharen der nur Imm langen Catenula lemnae Ant. Dug. aufzutreten, die einen durch eine bemwintperte Ning- furhe vom übrigen Körper abgejehten „KRopflappen” tragen; jie gehören ebenjo zu der eritgenannten Zamilie wie die acht Arten der Gattung Stenostomum (Engmaul), mit einem Paar Wimpergrübchen zu beiden Ceiten des Vorderendeg, die mit Sinneszellen ausgefleidet jind und wohl die chemifche Bejchaffenheit des Wafjers prüfen. Yur anderen Familie zählt die Gattung Microstomum (Stleinmaul) mit fünf Arten, von denen M. lineare Müll. mit Microstomum lineare Müll., eine Kette von 16 Tie= ren. Nah vo. Graff, „Tur- bellaria“, in®Bronn, „Klaffen und Ordnungen des Tierreich”. au Augen, wgr und wer; Win pergritbihen, dab Darmblind= lad, mI ımd mII Mundöffnuns gen der Tiere erfter Drdnung, mı und m2 Mundöffnungen der Tiere zweiter und dritter Drd- nung, oe Anfangsdarn, da Darm, ep Schwanzpapillen. behauptet worden ift, Würmer: PBlattwürmer. zwei rötlichgelben Bigmentaugen und den bereits im allgemeinen Teil erwähnten Nejjelfapjeln in der Haut am meiteiten verbreitet it. Über die ungejchlechtliche Vermehrung diejer Formen fehreibt DBreßlau: „Bei Mierostomum beginnt die Teilung mit der Ausbil- dung einer queren Scheidewand zmwiichen Hautmustelichlauch und Musfularis des Darmes etwa in der Mitte des Körpers, die den borher einheitlichen Leibesraum des „Oolitärtieres" in zwei Be- zirfe für die zukünftigen Tochterindivivuen zerlegt. Am weiteren Berlauf des Teilungsprozejjes entiteht dann an der Gtelle der Scheidewand eine ringfürmige Einjchnürung des Snteguments, Die allmählich tiefer und tiefer nach innen einjchneidet, bis die Ver- bindung nur noch durch den Darm aufrechterhalten wird. Diejer reißt dann Fchließlich Durch und die Zooide (jo pflegt man derartige ih abjchnürende Tochterindivivuen allgemein zu nennen) find frei. — Che dies gejchieht, pflegen jich aber außer der eriten noch weitere Teilungen vorzubereiten. Zwei in der Mitte der beiden eriten, noch miteinander zufammenhängenden Tochterindivivuen auftretende Duerjcheivdemände machen aus dem urjprünglichen Solitärtier eine Kette von vier Yooiden, weitere Scheidewände in deren Mitte deuten auf einen dritten Teilungsfchritt Hin uff.“ Gemöhnlich enthalten aber die Ketten im Freien nur 6—8 Zooide, da jchon durch die geringfügigjten Anläffe die weit vorgejchrittenen Kettenverbände zerreigen. Der genannte Forjcher fährt dann fort: „Das Exjcheinen der Duerjcheidemwände, die das Solitärtier in eine Kette von Zooiden verwandeln, genügt allein natürlich noch nicht, um die Tochterindivinuen lebensfähig zu machen. Hierzu find viel- mehr als Negenerationsprozeije jich darjtellende Neubildungspor- gänge notwendig, Durch welche die Teiljtüide die Organijation ganzer . Tiere erlangen. Dieje Vorgänge vollziehen fich gleichfalls noch während des Zufammenhanges der Zooide im Kettenverbande. &3 ijt Hat, daß ich die verschiedenen Tochterindividuen dabei ganz ver- Ichieden verhalten müflen. Während dag bordere von je zivei Teil- tieren, die Durch eine Scheidewand voneinander abgegrenzt werden, nur wenig zu regenerieren hat, muß das hintere vor allem Gehirn und Schlund neu bilden.“ Über das Verhältnis der beiden Ver- mehrungsarten zueinander meint Breßlau: „ES jcheint, ala ob eine Art Generationswechjel beiteht, inpem nad) einer unbeitimm- ten Zahl während des Frühlings und Sommers durch Teilung er- zeugter Generationen im Herbit eine jeruelle Differenzierung ver Sndividuen jtattfindet. Stets Hört mit Eintritt der Gejchlechtsreife die ungejchlechtlihe Vermehrung auf. Ob diejelben Tiere, mie nach der Serualperiode in eine nochmalige Veriode der Yortpflan- zung dDucch Teilung eintreten können, ift nicht entfchieden, ebenjomwenig in weichem Maße äußere Bedingungen, wie Temperatur und Ernährung, diefe Verhältniffe beeinflufien. Dab irgendwelche äußere Faktoren dabei twirkfam find, ift wohl ficher.” ! 1 £ & & Strudelmürmer: Rhabdocoelida. Tricladida. 201 Während der AUnfangsdarm von Microstomum über der Anjasitelle des Schlundes eine Ausbuchtung nach vorn zeigt, fehlt eine jolche der anderen Gattung der Microstomidae, . Die, obwohl zu den „Kleinmäulern“ gehörend, den Namen Macrostomum (Großmaul) führt. Eine Bermehrung durd) Teilung findet bei ven fünf Arten diejer Gattung nicht jtatt. Die befanntejte Art ift M. appendiculatum O. Fabr., die nicht nur in ftehendem oder fließen- dem Güßmajler, fondern auch im Brad- und jogar im Seewajjer vorfommt. Cine mweitere Familie bilden die Dalyelliidae, die durch) einen tonnenförmigen Schlund ausgezeichnet find, der am Borderende des Darmes jißt und mit der Spike nad) vorn gerichtet ilt. Die artenreichite Gattung diefer Familie ift Dalyellia lem. (Vortex), deren Angehörige in ihrer Haut meift Zoochlorellen enthalten. Won der durch jolche erzeugten grünen Jarbung hat D. viridis @. Shaw ihren Namen, die bejonders gern am Grunde von Wiejentiümpeln mit moorigem Wajjer auftritt. Cine andere Oattung wird durch die in jtehendem oder fließendem Güßmaljer vorfommende Jensenia truncata Abildg. vertreten. Auch ein paar Barafiten Haben wir aus einigen der vorigen nahe verwandten Tami- lien zu verzeichnen, wie denn überhaupt Ahabdochlen nicht jo gar jelten jchmarogend leben. ©o fennen wir eine Form Graffilla muricicola Ihr., die in der Niere der im Meere leben- ven Burpurjchneden (Murex) bis zu einem Dubend von Exemplaren auftritt. Ebenjo jchma- toen Arten der Gattung Anoplodium Ant. Schn. in der Leibeshöhle von Stachelhäutern, bor allem bei den Seewalzen oder Holotdurien. Fecampia erythrocephala Giard gehört einer den borigen ferner ftehenden Samilie an und lebt ebenfalls in der Leibeshöhle vor- nehmlich mariner Krebje, 3. B. Careinus maenas. Diejer Parajit ift infolge feiner Xebens- weije jehr ftarf umgebildet, denn obwohl er in feiner Jugend, wo er zunädjit frei lebt, einen Darm bejibt, geht diefer verloren, fobald das Tier jeinen Wirt bezogen hat. Plagiostomum lemani less. ift ein Vertreter der zweiten Gruppe der Rhabdocoe- ‚Jida, nämlich der Allöocölen, und unterjcheidet fich von den bisher befprochenen Formen bor allem dadurch, daß er, wie alle jeine näheren Verwandten, feinen jtabfürmigen Darm beligt. Diejes Drgan ift vielmehr bei ihm unregelmäßig jadfürmig. Die übrigen Angehö- tigen der amilie Der Plagiostomidae (Breitmäuler) find alle im Meere zu Haufe. P. le- mani findet fich dagegen nicht nur, wie jein Name andeutet, im Genfer ©ee, jondern aud) in anderen Schweizer Seen, ferner, nach d. Graff, in der Tiefe des Starnberger Sees, im großen Plöner See, in der jchnelffliegenden Alle bei Heilsberg in Oftpreußen, in Ahein- tümpeln bei Sitein fowie zwijchen Speyer und Worms. Er ift ein träger Schlammbetwohner, der in flachen jtehenden und fließenden Wafjer wie auch in großen ©eetiefen wohnt und ein Überbleibjel der Eiszeit darftellt. Verwandt mit ihm ift das früher wegen feiner platten Geftalt Fäljchlich für einen Vertreter der Mesostomidae gehaltene Otomesostoma auditivum v. Graff, das eine im Worderende gelegene Statochite befist, ähnlich mie Die borige Urt in mehreren Teichen in Deutjchland gefunden wurde und ebenfalls nocd) von der Eiszeit her an feine jebigen Wohnpläge gelangt ift. Dritte Unteroronung: Trieladida. Bugänglicher, weil größer, find die Mitglieder der dritten Unterordnung, deren fhite- matifcher Name Tricladida die dreiäftige Form ihres Darmfanals bezeichnet. Eine an der Bauchfeite gelegene Offnung führt in eine Höhle, worin im Zuftande der Ruhe gänzlich 202 Würmer: Plattwürmer. zuritdgezogen das außerjt vehnbare Schlundrohr liegt. Diejes wird, jobald das Tier ji) zum Steffen anfchict, Hervorgeftredt und macht, zumal, wenn e3 bei der anatomijchen Unter- fuchung ganz abgeriffen wird, völlig ven Eindrud eines jelbjtändigen meißlichen Wurme3; der Küffel fest dann nämlich feine Bewegungen noch geraume Zeit fort, öffnet fi) und jchlucdt und fchlingt weiter. Der an diefen Schlund fich anjegende Darmkanal, richtiger gejagt Ver- dauungsraum, bejteht aus einem nad) vorn und zwei fich Jeitlich nach Hinten erjtredienden Hauptäften mit einer größeren oder geringeren Zahl von Nebenälten und Berzweigungen, die alle blind endigen. Sm Öegenjab zu den verjichtedengeitaltigen Nhabdocöliden zeigen die Tricladen beinahe alle eine übereinitimmende Körperform, nämlich die eines flachen Blattes, das allerdings die mannigfaltigiten Umriß- formen aufweifen fann, indem e3 bald länger, bald breiter, bald bei- nahe Freis-, bald mehr bandförmig it. Wenn auch manche diejer Wür- mer durchicheinend oder faft durchfichtig find, fo zeigen fich Doch viele, borab gerade die uns am leichtejten vor Augen fommenden Süßmajjer- tricladen, Durch eingelagerte Farbitoffe heller over dunkler gefärbt. Meift find zwei fchon mit blogem Auge erkennbare Pigmentbecheraugen auf der Rüdjeite des Vorderendes vorhanden, wie bei manchen Blana- rien und bei den im Meere lebenden Vertretern, oder e3 treten jtatt diefer viele Heinere, einfachere Augenflede am Borderrande auf (f. Tafel „Würmer“, 3, bei ©. 228), jelten fehlen Sehorgane ganz. — Die Tort- pilanzung ift bei ven meiften Tricladen eine gejchlechtliche, nur bei einigen Land- und Süßmajfertricladen ift daneben eine ungejchlechtliche Durch Teilung zu beobachten. Sehr ftark ift bei vielen Das Vermögen, ver- lorengegangene Teile des Körpers wieder zu erjegen (vgl. Die Abb. auf Denaroeoeiumine. ©2083). Korichelt jchreibt Darüber in jeinem Buche „Regeneration und teum 0. F.Mül, etwa Transplantation”: „Wird eine Planaria maculata oder eine andere hier- Ri ln a für geeignete Planarie in ver Mitte quer durchjchnitten, jo bildet das en Vorderftüd ein neues Schwanzende, das Hinterftüd ein neues Kopf- A a a ende; ein quer aus dem Körper herausgejchnittenes, jogar recht Heines den peripheren Nerven, Gtüd bildet ein neues Kopf- und Schwanzende; ein fajt nur aus dem den nirferree nn Kopf befteherdes Stück vermag fi) durch Auswachien nad) hinten hin Diebe NET meeloe zu einem neuen Tier zu ergänzen, und jelbjt wenn dev Wurm der Länge nach ducchfehnitten wird, bildet jich die fehlende Körperhälfte bon neuem. Werden feilfürmige oder anders gejtaltete Stüde aus dem Störper herausgefchnitten, jo ergänzen fich dieje zu volfftändigen Sndibiduen. Bei den von Lillie unternommenen Berjuchen Tießen fich Kleine Planarien von weniger al8 ein Humndertitel des urjprüng- fihen Körperbolumens erzielen.” Die etwa 500 bekannten Arten verteilen fich auf drei Gruppen, Die außer den anato- mijchen Unterjchieden auch eine verjchiedene Lebensweife zeigen, jo daß man dieje zum Ein- teilungsprinzip machen fonnte. Demnach) gibt eg Meer, Land und Süßmwajjer bemohnende Sormen. Echte Barafiten fcheinen unter den Trieladen nur ganz jelten vorzulommen. Einige Vertreter der Süßmwaffertricladen oder Trieladida paludicola gehören bei uns zu den berbreitetiten Waffertieren. &3 find Arten der jogenannten „Planarien“, von VI a a a a A ae Ba = ABER 7 ” < £ f X rn n 4 EN . + [e r En ? 4 ; en, ? ; we De Dr Bikes. Strudelwürmer. Etwa 5fach vergrößert. 1. Mesostoma tetragonum Müll. — 2. Milchweiße Planarie, Dendrocoelum lacteum Mäll. — 3. Planaria lugubris O. Schm. An dem braunen Pflanzenitengel deren geitielte Eier. Strudelwirmer: Tricladida. 203 denen e3 ettwa 80 gibt, die jich auf ungefähr 12 Gattungen verteilen. Genauer läßt fich das nämlich nicht angeben, da Die Syjtematif diefer Tiere noch fehr im argen liegt. Überall in unjeren Getoäljern, vornehmlich unter den Blättern der Wafjerpflanzen und unter Steinen, fann man joldhe Planarien finden, die im Gegenjag zu den Keinen Ahabdocölen bon biel jtattlicherer Größe zu fein pflegen, jo daß fie nicht fo leicht überfehen werden. Eine der größten ijt die 21, cm lang werdende Milchweiße Blanarie, Dendrocoe- lum lacteum O. F. Müll., die, wie fait alle übrigen, unter Steinen, zwifchen den Schilf- blättern und an der Unterjeite der Seerojenblätter jich auf- hält. Sie eignet fich bejonders, um fi) an ihr, ohne fie zu berlegen, den berzweigten Darm zur Anjchauung zu brin- gen. Diejer jchimmert Schon bei auffallendem Lichte jchwärz- ich durch und twird Earer, wenn man das Tier in einem Slaje bei durchicheinendem Lichte mit der Lupe muftert. Unfere Tafel zeigt IinfS oben ein jolches Tier, an dejjen Borderende die beiden dunfelpigmentierten Augen auffallen. Am Boden jehen wir auf dem gleichen Bilde einige Planaria lugubris O. Schm. umherkriechen, die tie faft alle Angehörigen ver Gattung Planaria ebenfall® durch den Bejib von zwei 3 Augen ausgezeichnet find und wegen ihrer Dunklen, grau- braunen bis jchwarzbraunen Färbung ihren Beinamen, 2 ® Q „trauernde”, führen. Bei der ebenfalls dunklen Planaria torva M. Schultze it daS Vorderende abgerundet, das Hin- terende jtumpf zugejpibt, die Nugen liegen ziemlich entfernt I bom Vorderende. Die meift bräunliche Planaria gonoce- (| phala Dug. hat einen dreiedigen Kopf, an dejjen Bajis rechts und fint3 die Eden als „Ohrchen” etwas herborftehen. Sehr berfchiedenfarbig pflegen die einzelnen Sndivivuen von Pla- naria polychroa O. Schm. zu fein, wie auch deren Kopfteil eine wechjelnde Geitalt zeigt, jo dag man ihre Artzugehörige Hegeneration des fhief abge- feit nur am Bau ber inneren Organe ficherftellen Kann. Ti ymereen nssteinmann Das Borderende von Planaria alpina Dana weilt an den Preblau, „Die Strubelwürmer", Leipzig 1913. Fig. 1 zeigt die Schnittrihtung, vorderen Eden ein paar fühlerartige Fortjäße auf. 2—6 bie Negenerationzftabten. Bon der vorigen Gattung unterjcheiden jich die näch- ten nod) zu erwähnenden Vlanarien durd) das Fehlen der beiden großen Augen, al3 deren Erfat zahlreiche Kleinere den VBorderförper im Bogen umfüäumen. Das etwas über 1 cm lange Schwarze Bielauge, Polycelis nigra Ehrbg. (f. Tafel „Würmer“, 3, bei ©. 228), gehört hierher, ebenjo wie das Gehörnte Vielauge, Polycelis cornuta Johnson, daS feinen Namen den großen Fühlerfortfäen am Vorderende verdanft. Das Treiben der Planarien im Freien und in der Gefangenjchaft ift wenig unterhalt- jam. Oobald man fie in das Aquarium gejeßt hat, riechen fie einige Zeit unruhig Hin und her, bis fie die dunfeliten Berjtede aufgefunden haben, wo fie ich möglich]t jtill und regung3los verhalten. Sm übrigen find Die Planarien arge Räuber, die über alles Heinere Getier herfallen, Srebschen durch den von ihnen ausgejchtedenen Schleim fangen, Schneden angreifen und auch die faulenden Nejte toter Tiere nicht verihmähen. Wittern jie eine jolche Beute, wie auf unjerer Tafel die tote Schnede, jo Triechen fie herbei, das ein wenig 204 Würmer: Plattwürmer. erhobene Vorderende wie zum Wittern hin und her bewegend, und am Ziele angekommen, ftilpen fie ihren rüfjelartigen Schlund Herbor, um durch Fräftige Saugbewegungen Gtüde der Beute abzureißen und Hinunterzufchluden. — Die Blanarien vermögen jehr lange zu Hungern, hat man doch einzelne Sndivivuen über ein Yahr lang ohne Nahrung lebend erhalten. Dabei ift die merkwürdige Tatfache zu beobachten, daß die Tiere infolge der mangelnden Srnährung allmählich immer Heiner und Heiner werden, wobei aber das Größenverhältnis ihrer Organe zum gejamten Körper: jtändig ungefähr das gleiche bleibt. Die gefchlechtliche Vermehrung erfolgt durch Eier, die in Hartjchaligen, oft geitielten Cifapfeln oder Kofons (auf der Farbentafel an dem braunen querüberliegenden Pflanzen- teil fichtbar) an gejchüßten Orten abgelegt werden. Yyedes jolche Gelege enthält eine größere Anzahl (bis zu 40) von Eizellen und viele Hunderte von Dotterzellen, welch leßtere von den Embrhonen während ihrer Entwidelung aufgezehrt werden. Die nach einiger Zeit ausjchlüpfenden Jungen ähneln fchon völlig den Erwachjenen, nur erjcheinen fie ganz weiß, da ihnen noch jegliches Pigment fehlt. Snfolge bejonderer Ereignilje, zu jtarfer Erhöhung der Waflertemperatur, Sauerjtoffmangel und dergleichen, pflegen manche Planarien in mehrere Stüde zu zerreißen, die unter günjtigen Verhältniffen jedes das Tehlende wieder ergänzen. Man bezeichnet diefes Verhalten al3 Selbftverftimmelung oder Autotomie. Manche Formen zeigen nun auch unter gewöhnlichen Bedingungen das ganze Jahr Hin- durch eine folche Selbitteilung, jo daß man dann in Ddiefer eine ungejchlechtliche Bermehrung durch Teilung zu jehen berechtigt ift. Endlich foll Hiernoch al3 Höchit interejjant Die Art des Borfommens von drei bejtimmten Planarienarten erwähnt werden. Alle drei leben in Bergbächen, jind aber in diejen auf be- jondere Zonen bejchränft, die nur wenig übereinandergreifen. Ar der Regel findet man im Duellgebiet eines jolchen Baches Planaria alpina, im Mittellauf Polycelis cornuta und im Unterlauf Planaria gonocephala. Dieje merkwürdige Verteilung läßt jich in folgender Weife erflären. Planaria alpina ijt ein EiSzeitrelift. Sie ilt an niedere Temperaturen gebunden und war zur Eiszeit allgemein verbreitet, wurde aber mit Dem Steigen der Temperatur in Den Öe- mäjjern immer mehr nach den Höher liegenden und darum fühleren Quellgebieten zu gedrängt. hr folgte, fie. gleichjam vertreibend, Polycelis cornuta, die ebenfalls eine allgemeine Verbrei- tung aufgewiejen haben muß. Der Vorgang wiederholte jich jpäter noch einmal und er hat bis Heute feinen Abichluß gefunden: Durch die weitere Erhöhung der Durchjchnittstempe- ratur veranlaßt, ftieg Die Planaria gonocephala aus den Flüffen auf und verdrängte die Polycelis nigra aus dem unteren Teil der Bäche. Da lebtere aber noch nicht an die Falten Duellgebiete angepaßt ilt, jehen wir fie heute auf den Mittellauf der Bäche bejchränkt. Schon im borigen Jahrhundert entdedte der berühmte dänische Zoologe Dito Fried- rich Müller einen auf dem Lande unter Steinen in feuchter Erde lebenden planarienähn- lihen Wurm, Rhynchodemus terrestris O. F. Müll. Diejer hat einen faft zylindriichen, nur an der Bauchleite etwas abgeplatteten, 16 mm langen, 1!/, mm breiten Störper, ijt oben jchwärzlichgrau, unten weiß gefärbt und läßt am vorderen Ende zwei Heine jchwarze Augenflede erfennen. Nur wenige Male wurde diejes Tier in Frankreich und Deutjichland wiedergefunden, wo e3 Kalfboden zu bevorzugen fcheint, und offenbar find diefe gemäßigten Striche gerade diefem Wejen nicht günftig. Auch eine andere Art diefer Gattung ift in Deutjchland entdedt worden, und zwar zuerft in Gießen in Blumentöpfen des Warmhaujes im Botanifchen Garten, bejchrieben al® Rhynchodemus bilineatus Darw. Wenn die Erde * Strudelwürmer: Tricladida. 205 in den Blumentöpfen nicht feucht genug ilt, Friecht das Tier in die Tiefe, jobald aber die Erde von neuem begojjen wird, fommt e3 wieder an die Oberfläche und taftet mit dem Borderförper die Umgebung ab. Die größten Stüde find 12 mm lang. Der Rüden ijt rot- braun marnroriert auf [hmubig gelbem Grunde. Außerdem fieht man am Rüden zwei nebeneinander hiegende, duch den ganzen Körper verlaufende, ebenfall3 rotbraun gefärbte Linien und einen in der Mitte des Körpers liegenden dunfeln led; Diefer lebtere entjpricht der Zage des Schlundrüfjels. Die beiven YAugen am Kopfende find jcharf umfchrieben. Eine ähnliche Form don nur 6 mm Tänge, Microplana humicola Vejd., bejchrieb Bejdotoffy 1889 aus Fundjtätten Böhmen?. Alle diefe Wirrmer find Yandtricladen oder Trieladida terricola, die bei uns nur durch wenige Arten vertreten find und ihr Hauptverbreitungsgebiet in den Tropen und Subtropen haben, mo jie wie jene in feuchter Erde leben. Unter Diejen ausländischen gibt e3 gewaltige Niejen, die e3 bis zu einer Yänge von 60 cm bringen. Shre Körperform mechjelt jehr, und ebenjo mannigfaltig ift die Zahl und Anordnung ihrer Augen. Cie pflanzen fich zumeiit nur gejchlechtlich, wenige auch ungejfchlechtlich fort. Man Fennt etiva 400 Arten, die jich auf fünf Tamilien verteilen. Der Armut an diejfen Formen bei und gegenüber „haben uns", jagt Mar Schulte, „die Reifen des engliichen Forjchers Charles Darwin mit einer reihen Fauna von Land- planarien in den feuchten Urwaldregionen Giidamerifas befanntgemadt. Mufßte zunächjit die Eigentitmlichfeit des Vorkommen überrafchen, dak Würmer aus der Drdnung der Turbellarien, die wir in unjeren Gegenden nur im Waller zu finden gewohnt find, und die um ihres äußerit weichen, zarten und aller feiten Stüßen entbehrenden Körperparenchyms willen ausichlieglich in diefem Medium zu leben bejtimmt zu fein fcheinen, in zahlreichen Arten al® Landbemwohner auftreten, jo wurde nicht weniger unjer Snterefje in Anfpruch genommen durch die Angaben itber die anjehnliche Größe diejer Tiere, den bunten Farben- jymud, Die Een De Geitalt, verbunden mit der inneren Organifation der Planarien unferer jüßen Gemäfjer.” Das Verlangen nach näheren giteiluigen über die Naturgejchichte diefer Urwald- bemwohner wurde, joweit es ihm unter den bejchränften Berhältniljen eines mit der Art ih anfällig machenden Auswandererd möglich war, durch Fr. Müller befriedigt, der 13 Arten der merfwindigen Landplanarien teils in der Nähe der Kolonie Blumenau, teils in Dejterro beobachtete. Sie lieben mäßig feuchte Orte, unter’ Holz, Ainde, Steinen, zii- ihen Blättern der Bromeliazeen, Doch nicht in dem Ddafelbjt angefammelten Waljer. Am Tage jcheinen fie zu ruhen, nachts umberzujchweifen. „Syn bezeichnendem Gegenjage zu ihren über der Erde lebenden farbigen, augenteichen Oattungsgenojjen ift die im Dunkeln haujende Geobia subterranea O. F. Müll. ohne Tarbenihmud und Farbenfinn, milchweiß und augenlos. Im Habitus entfernt fich diefe Art mehr alß irgendeine von der typijchen Planarienform. hr gleichmäßig jchmaler, jehr langer, an den Enden abgerundeter Störper, der bei einer Länge von 6-8, felbit bi3 11 mm faum die Breite von 14, mm erreicht, gibt ihr bollitändig Das Anjehen einer Nemertine. Das Tier lebt bejonders in loderem, jandigem, aber auch in jchwerem zähen Lehmboden in Gejellichaft eines Negenwurmes (Lumbricus corethrurus). &5 mag befremden, daß ein jo weiches Tierchen, das fauım leije Berührung berträgt, in diefem Medium eriftieren und ji Wege bahnen fünne. Dieje Schtierigfeit löfen die Regenmwiirmer, die den Boden jo durchwühlen, daß er wie ein Schwamm bon glatten Öängen verjchiedener Weite in allen Richtungen durchjebt it. Zum Dank dafür werden 206 Würmer: Plattwürmer. die Regenmwürmer von dem Plattwurm aufgefreljen oder vielmehr ausgejogen. Dieje Nah- rung war aus der Yarbe des Darminhaltes unjchtwer zu erichliegen. Sch habe aber auch Geoplanen getroffen, die eben einen jungen Negenwurn mit dem vorgejtülpten Rüfjel ge- padt hielten, und deren Darm fich mit frifchem Blute zu füllen begann.“ Auch in den feuchten Waldınigen Ceylons find Landplanarien entdedt, unter denen fich die Arten der Gattung Bipalıum durch das Vermögen auszeichnen, an einem aus der ichleimigen Abjonderung ihrer Körperoberjläche gezogenen Faden jich aufzuhängen. Sn neuerer Zeit hat befonder3 Georg Lehnert Yandplanarien, namentlich Bipalium kewense Mos., unterfucht. Cr bezog jein Material aus verjchiedenen Gewächshäufern Eng- lands, Berlina und Hauptfächlich Leipzig-Anger-Crottendorfs. Die Tiere waren augenjchein- lich mit teopifchen Gemächjen eingeführt worden, jedoch fieß jich nicht feititellen mit welchen, jo daß unfer Forjcher auch über ihr urjprüngliches Vaterland im unklaren blieb. Wie ir jet willen, ift diefe Art wahrfcheinlich infolge von Berjchleppung aus ihrer urjprünglichen Heimat über die ganze Erde verbreitet. Die Bipalien Friechen mit Leichtigfeit über wage- und fenfrechte, ja felbft über hängende Flächen dahin, und ihre Bewegung vollzieht fich unter Schlängelungen des ganzen Körpers, Wellenbewegung der Sohle, Flimmerung der Sohlenwimpern und Schleimabjonderung jeitens der ganzen Oberfläche ihres Leibes. Die Wimpern find nicht gleichmäßig auf der ©ohle verteilt, es finden fich vielmehr zwei Nanpd- zonen mit größeren und ein Mittelraum mit Heineren Wimpern, aber die Tiere fünnen diefe nicht zum Bormärtsichieben benuben, wenn fie feinen Schleim abjondern Fünnen. Diejer bleibt in Geftalt eines Fadens als Kriechjpur zurüd. Beim Sriechen wird der Kopf mit dem vorderen Körperabjchnitt (ducchjchnittlich etiva auf ein Neuntel der ganzen Körper- länge) erhoben getragen. Er führt nach allen ©eiten tajtende Bewegungen aus, erjcheint ausgebreitet Halbmondförmig, fan aber auch in Yungen- oder Lanzenfpibenform zufanmen- gezogen und gejtrect werden. Kommen die Tiere an eine Unterbredjung ihres Weges, jo ftredfen fie fich zunächt aus und juchen mit dem Kopfabjchnitt überall herum, bis jie einen feiten Bunft erreicht Haben, nach diejem ziehen fie fich hinüber, aber immer unter Entwide- Yung eines Schleimfadeng, der in Geftalt einer Brüce zuriidbleibt. Wollen fie fich von einem erhöhten Punkt herablafien, jo bilden fie erjt einen dreiecigen Schleimfpiegel, von defjei einer Ceite fie dann, auch an einem Faden, herabgleiten. Da aber die Bildung des Spiegel3 eine größere Schleimmajje beanfprucht, Eönnen fie ihn nur etwa viermal hintereinander herjtellen, dann müffen fie einige Zeit ausfegen. So jehr fie auf feuchte DOrtlichkeiten angewiejen find, fo jehr meiden jie das Wafjer, wahrjcheinlich weil es ihre Schleimfänden auflöft. Auch die Bipalien Lehnerts nährten fich von Htegenwürmern, aber nur lebenden, jich windenden; über diefe, und wenn jie ein Sedhitel jo lang wie die ganze Planarie find, ftülpen fie ihren Schlund weg, faugen jte aber nicht aus, jondern verdauen die Nahrung Schicht auf Schicht innerhalb I—5 Stunden. Alle 5—7 Stunden nehmen fie eine tüchtige Mahlzeit zu fich, können aber auch drei Monate und darüber Hungern. 3 fei noch vermerft, daß Jich Bipalıum durch eine beinahe ebenjo weitgehende Negenerationsfähigfeit auszeichnet wie manche Süßmaijerplanarien. Die etwa 60 Arten der Seetricladen oder Trieladida maricola verteilen jich auf jechs Tamilien, deren Vertreter mit Ausnahme der auf Rochen fchmarogenden, augenlofen Micropharynx parasitica Jägskd. alle zwei Augen befiben. Diefe Art ift zugleich der ein- zige wirkfiche Parafit unter den Trieladen. Strudelwürmer: Trieladida. Polycladida. 207 An den Kieferfügen oder Kiemenblättern der Moluffen- oder Pfeilfchtwanzkrebfe (Li- mulus) lebt die mit einem Saugnapf am Hinterende ausgeftattete Bdelloura candida Gürard, die aber fein echter Schmarober genannt werden darf, da fie nır die Mahlzeiten mit dem Krebs teilt, alfo „Kommenfale” it. Alle übrigen Geetricladen leben frei an den Meere3- Tüjten, mo man fie bejonders häufig im groben Sande der Brandungszone antreffen fann. &3 handelt ji fait dDucchweg um Kleinere Würmer, die ji) nur gefchlechtlich vermehren und ihre Gier in Kofons ablegen. Eine bejondere Beachtung hat von ihnen nur Gunda segmentata Lang (Procerodes lobata) gefunden. Bei diejem im Mittelmeer vorfommenden, nur wenige Milfimeter langen Wurm wiederholen fich zu beiden ©eiten die Darmäfte, die einzelnen Abfchnitte der Waffer- gefäße, die Duerverbindungen der Bauchnervenftränge und endlich die Gejchlechtsdrüfen in regelmäßigen Abjtänden in gleicher Weife. Der Züricher Zoologe Arnold Lang hat nun bon diejer jogenannten „Bjeudometamerie”, die jich außer bei Gunda, allerdings weniger deutlich ausgeprägt, auch noch bei einigen anderen Turbellarien findet, die echte „Metamerie” der Ningelwürmer abzuleiten verjucht, Die wir. bei der Beiprechung diefer Wurmabteilung noch näher Tennenlernen werden, weswegen ihrer hier nır Erwähnung getan fein Soll. Zugleich möchte Lang in Höhlungen innerhalb der reifen Keimpdrüfen, die allerdings gerade bei Gunda mit verblüffender Deutlichkeit aufzutreten pflegen, den Uriprung der jefundären Leibeshöhle der Anneliden und der anderen höherjtehenden Metazven fehen. Die auf diefer Grundlage aufgebaute „Sonocöltheorie” Hat viele Anhänger gefunden. Vierte Unterordnung: Polyeladida. Die le&te Unterordnung der Strudelwürmer, die wir zu beiprechen haben, jind die mit einem vieläftigen Darm verjehenen Polycladida, deren ettva 300 Arten alle im Meere leben. &3 handelt fich dabei um größere, bis zu 15 cm lange Würmer, deren Körper meift jehr in die Breite gezogen _ ericheint, jo daß er ein ganz blattartiges Ausjehen erhält. Hft find die Tiere durchjcheinend oder jchön gefärbt. Das Bezeichnende an ihnen ilt der Darmkfanal, der mit einem ähnlichen Schlundrohr beginnt wie bei den Tricla- den, dann aber allfeitig zahfreiche verztweigte Äfte abgibt. - Die Entwidelung der PVolycladen ift nur bei manchen . eine unmittelbare, bei den übrigen wird eine Metamor- phofe durchgemacht, indem aus den Ciern zunäcdhjit eine = Larve ausjchlüpft, die fogenannte Miülleriche Larve, "irteise a a vergrößert. die mit Hilfe von acht, mit jtarfen Wimpern umrandeten Lappen eine Zeitlang umherjchwimmt, ehe fie fich in den jungen Wurm umtandelt. Man teilt die Polycladen in zwei Gruppen ein, bon denen die Cotylea einen Saugnapf auf der Bauchjeite Haben, der den Acotylea fehlt. Zu den Acotylea gehört die in der Nordjee und im Mittelmeer heimijche Planocera folium Grube, die mit ein paar Nadenfühlern ausgeftattet ift. Zu derjelben Gruppe wird die außerordentlich dünne Leptoplana tremellaris O.F. Müll. der europäischen Meere ge- itellt, die fich bei Ebbe im Sande oder unter Steinen verfriecht, bei der Flut aber hervor- fommt, um frei umherzufchtoimmen. Jın Mittelmeer findet jich Leptoplana pallida Qirf. 208 Würmer: Plattwürmer. Saltenförmige Nandfühler bejist Thysanozoon brochii Grube, die ihren Namen „gottenplanarie" von eigenartigen Hautzotten der Rüdenfeite hat, in melche die Darm- äjte eintreten. Gie ilt ebenjo wie Prostheceraeus vittatus Mont. und Oligoeladus sangul- nolentus Otrf. ein Vertreter der Cotylea. Snterejjant ijt ed, die Bolycladen, wenn fie friich aus dem Meere gefangen find, in einem Glajfe mit Seemwafjer zu beobachten. Die Tiere fehen fo zart aus, daß man faum begreift, wie jie oft unter dem fchwachen Schuß einiger Tangftreifen dem Wellenfchlag tiderjtehen fünnen. D. Schmidt hat jich mit ihrer Beobachtung längere Zeit bei jeinem an in a abgegeben. Die Stadt Argoftoli Tiegt an einem in feinem blinden. DE - Ende fich jehr verflachenden Meerbujen, [0 [9 _ deffen Grund dicht bededt ift mit Schmäm- el i . men und Tangen. Der Forscher Fieß fich durch einen darin herummatenden Fijcher einen Haufen Tang herauswerfen, nahm ihn ohne alle Sorgfalt gepadt mit in die Wohnung und tat Dann Heinere Men- gen in ein Gefäß. Nach wenigen Minu- ten famen die Planarien underjehrt her- borgeichwommen. Ohne Frage gehören dieje Gattungen (Thysanozoon, Lepto- plana ufo.) zu den Tieblichiten der Mee- reöbewohner. Unjere Abbildung jtellt die bei Neapel jehr gemeine Zotten- planarie dar. Der Rüden des oft gegen 3 cm langen Tieres ijt mit vielen Reihen dunfel gefärbter troddel- oder zotten- fürmiger Anhänge bededt.. Am Kopf ende befinden fich ein Paar jchräg nach aufmwärts jtehende, ohrfürmige Falten, in denen der Gefühlsiinn bejonders ver- Hottenplanarie, Thysanozoon brochii Grube. Qmal nee einigt ou jein jeint. Die Baudfläche iit rein weiß. Das Tier it in der Lage Dargeitellt, wie e3 mit dem größeren Teile der Bauchjläche an einem Tange haftet, mit dem Borderende aber, nad) einer neuen Unterlage fuchend, fich aufrichtet. Die Seepla- narien beginnen jedoch exit im Mittelmeer mit einer größeren Mannigfaltigfeit und verleihen mit anderen niederen Organismen den Hafjishen Ufern von Neapel und Eizilien für den Naturforfcher noch eine bejondere Anziehungskraft. Selbft ein Laie, der unter allen Um- tänden in einem Wurm etwas Cfelerregendes zu jehen gewöhnt ilt, würde vielleicht von der Bielgeitaltigfeit und der Zarbenpracht der Tiere entzüdt fein, die ein Lang in feiner Monographie „Die Bolyeladen des Golfes von Neapel” dargeftellt hat. Auch die ftille Bai bon Billafranca bei Nizza läßt den Freund diejer niederen, verborgenen Tierwelt nie leer an den Öden Strand der Stadt Nizza zurücdiehren. Mit vielen fehönen Formen aus den jüdlichen Meeren hat uns Schmarda befanntgemacht. Es ift von hohem Sntereffe, daß die Planarien des Baikaljees, der fehr reich an ihnen ift, fich (nach Grube) der Mehrzahl nach den marinen Formen durch Größe und Färbung anfchliegen. Ba u re ie Strudelwürmer; Polycladida. — Saugmwürmei; Monogenea. 2200, Smweite Ordnung. | Sig oder Lohwürmer (Trematodes). Alle Saug- oder Tohmwürmer find Schmaroger, und zwar find fie durch Um- bildungen, die diefer Lebensmweije entiprechen, aus den Strudelwürmern hervorgegangen. Über die engeren Grenzen der Ordnung ift man immer ziemlich einig gewejen. Die Trema- toden jind fat alle blattfürmig, abgeplattet, nicht bejonders lang, mit Saugnäpfen born, in der Mitte oder am Hinterende verjehen. An das Wimperkleid der Strudelwurm-Ahnen erinnert nur noch die Häufig anzutreffende Bewimperung der Larven, während die Haut der Erwachlenen feine Spur von Wimpern mehr zeigt. Die Nahrung der Trematoden be- jteht aus Körperjäften ihrer Wirte, Schleim, Blut, Darminhalt. Der Verdauungsfanal hat immer nur eine Öffnung, den Mund, und ift gewöhnlich gabelfürmig. Blutgefäße finden fich nicht, wohl aber ein mit einer Mündung am Hinterende des Tieres jich öffnendes Waffergefäßigitem, das dem der Strudelmwürmer gleicht. Bei den weitaus meijten der Trematoden iind die Gejchlechter vereinigt, d. H. die Tiere jind, wie die Turbellarien, Bmitter. Die Entwidelung ift entweder eine unmittelbare, oder jie wird durch einen Wirt3- und Öenerationswechjel fompliziert. Diefe Eigentümlichkeit hat man bei der jüjte- matifchen Einteilung der Saugmwürmer in zwei Gruppen benugt, da ihr gleichzeitig auch gemwilfe Bejonderheiten im Bau der betreffenden Formen entjprechen. Wir unterjcheiden demnach zwei Unterordnungen der Saugtwürmer, deren Artenzahl viele Hunderte beträgt, nämlich: 1) die es oder Heterocotylea und 2) die Digenea oder Malacocotylea. Erjte Unterordnung: Monogenea. Die Unterordnung der Monogenea umfaßt Saugmwürmer, die mit wenigen Insnafmen als „Außen-Schmaroger" oder „Cktoparajiten” an die Fiiche gebunden find. Sie haben am Borderende gewöhnlich zwei Heinere, jeitlich gelegene Sauggruben, am Hinterende dagegen eine Hafticheibe mit mehreren Haftorganen in Geftalt von Sauggruben und Stlammerhafen, bon deren wechjelnder Zahl und Anordnung diefe Gruppe der Saugmwirmer auch Hetero- cotylea hieß. Sie legen wenige, große Eier, aus denen jich die Jungen ohne Generations- mwechjel entwiceln (daher der Name der Unterordnung); indejjen durchlaufen dieje big- teilen eine Metamorphoje. Sie find als äußerlich jehmarogende Tiere zwar mit einer Reihe nur ihnen zufommender Cigentümlichkeiten, eben gerade den Haft- und Klammerdtganen ausgerüftet, aber aus demfelben Grunde aud) weniger degeneriert als ihre innerlich para- jitierenden Berwandten. So haben manche bon ihnen auch im eriwachjenen Buftande Yugen. — Die Monogenea verteilen jich auf ettwa acht Yamilien. Eine der längft befannten, jchon im vorigen Jahrhundert gut befchriebenen Gattungen ift Epibdella Blainv., die zu der Familie der Tristomidae gehört. Man hat fie aud) Tristomum (Dreimumnd) genannt, weil oberhalb der eigentlichen Mundöffnung noch zwei feine Saugnäpfe gleichjam wie zwei weitere Mäuler liegen. Epibdella hippoglossi Bened. it ein häufiger Schmaroger auf dem Heilbutt (Hippoglossus). Seht in die Augen fallend ift der hintere Saugnapf, in dem man bei genauer Unterfuchung mit mäßiger Vergröße- rung ein Paar größere und einen jehr Heinen Hafen entdedt. Der Wurm nimmt oft die Stellung an, die auch der Blutegel liebt, indem er das Ktopfende an den hinteren Saugnapj Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. ! 14 2310 Würmer: Plattwürmer. anfest. Außerdem verlängert er den Körper wie die Blutegel oder verfürzt ihn, indent er in die Breite geht, ohne jedoch die Ausdehnungsfähigfeit der Egel zu Haben. Die Farbe ift weiß wie die Unterjeite der Fijche, die er bewohnt. An dieje Öattung reihen jich andere, Die ebenfalls durch den Bejib eines großen Saug- napfes am Hinterende ausgezeichnet jind, und deren zahlreiche Arten an den Siemen bon GSeefifchen jchmarogen. Wir nennen nur Tristomum coccineum Cw. am Scmwertfiic) (Xiphias gladius) und Tristomum molae Blanch. am Mondfijch (Orthagoriscus mola), die wegen ihrer eintönigen Xebensweije fein weiteres Snterejje erweden. Als PBarafiten auf anderen Barafiten lernen wir die Arten der Familie der Udonel- lidae fennen. Dieje jonderbaren Wejen befeftigen fich auf den an Fischen [chmarogenden Filchläufen (Caligus) und Lernäen, benußen dieje zu den Nuderfüßern gehörenden, infolge ihrer Lebensweile teilweife ganz ungemein rüdgebildeten Strebje aber bloß als Unterlage } > Doppeltier, Diplozoon paradoxum Nordm. Stark vergrößert. Nah E. Zeller (Zeitjchr. f. wijjenih. Zool., Bd. 22). a) Ei (man erkennt deutlich den Dedel, der beim Ausjchlüpfen der bereit3 entwidelten Larve abplagt); b) Xuarve; ec) zwei evjt einjeitig verbundene Diporpen; d) daS Doppeltter. oder Wohnung, bzw. die Kaligiven als Fahrgelegenheit, indem jte ihre Nahrung lediglich bon den Filchen beziehen. Udonella caligorum Johnst. ift eine der hHäufigeren Formen. Wir lafjen nun einige Beispiele aus einer anderen formenreichen Familie, nämlich den Polystomidae oder Bielmündern, folgen, deren Angehörige am Hinterende mehrere, jechs oder acht, Saugnäpfe in zwei Reihen tragen. Darunter findet fich eine der wunderbarjten Sricheinungen des Tierreiches, da Doppeltier, Diplozoon paradoxum Nordm. (Fig. d der Abb.). Diejes Wejen beiteht aus zivei vollfommen gleichen Hälften, deren jede alle Eigen- ichaften eines ganzen Tieres befist: es find zwei in der Mitte ihres Körpers miteinander nicht nach Art der jiamejichen Zivillinge, jondern über das Kreuz verbundene Individuen. Die beiden zugejpigten Vorderenden haben jedes eine Mundöffnung und daneben ein Baar Kleine Saugnäpfe. Bei Anwendung einigen Drudes jieht man bei geeigneter Vergrößerung ven aus einer mittleren Röhre und zahlreichen Geitenzweigen bejtehenden Darmkfanal, der gleich allen übrigen Organen in jeder Hälfte gejondert verläuft. Am Hinterende jedes Wurmes finden fich in einer Vertiefung zwei Haftorgane, die aus vier Durch Hartteile in Seftalt einer Schnalle gejtügten Saugnäpfen zufanmengejeßt jind. Sede der beiden Hälften des Doppeltieres zeigt den volfftändigen zwitterigen Fortpflanzungsapparat, der ebenfalls in allen Einzelheiten mit diefen Organen der übrigen Saugwiimer übereinstimmt. Co lebt das Doppeltier auf den Kiemen mehrerer unferer Karpfenarten, 3. B. des Bleis, des Gründfinas, der Elite. 3 blieb zwei Jahrzehnte nach feiner Entdedung ein De ee er 6 a a Saugwürnter: Monogenea. 211 unverjtandenes Rätjel, bis v. Stebold die überrafchende Löjung fand. ES Handelt fic) um einen Saugmwurm, der in der Jugend die Siemen bon Süßwafjerfiichen aufjucht und jehon längjt befannt, jedoc) für eine bejondere Gattung, Diporpa, gehalten worden war. Dieje Diporpen (c) ftellen nämlich jede ein wirklich einzelnes Jndivivuum dar, das alle Werimale der Tamilie beißt, nur daß die Fortpflanzungsorgane noch nicht ausgebildet find. Nad) einiger Zeit findet dann die Bereinigung von je zwei Diporpen zu einem Doppeltier jtatt, die eine jo innige ilt, daß die Scheide des einen mit dem Samenleiter de3 anderen und umgekehrt verwächlt, die Tiere aljo von nun an gewiljermaßen in ewiger Begattung leben. Zeller gelang es, aus den Eiern de3 Doppeltieres Diporpen in reinem Waffer zu ziehen und die Vereinigung ziveter Diporpen zu beobachten. Das Junge bedarf zu jeiner Ent- widelung in dem länglichen, mit einem langen Hornfaden berjehenen Ei (a) etiva 14 Tage. Das Junge, don ungefähr 0,26 mm Länge (b), ijt bewimpert und trägt zweit Augen; von Klammerorganen am Hinterende ijt nur ein Paar vorhanden. Wird den Tierchen feine Gelegenheit geboten, jich auf den Kiemen ihrer Wohnfiiche anzujegen, jo werden jie nad) wenigen Stunden matt und fterben bald. Die Anjiedelung wurde von Zeller nicht unmittelbar beobachtet, Doch fand er. Bi im Juli und Auguft auf den Kiemen der Clrike (Phoxinus phoxinus) oft 100 und mehr Diporpen auf einmal, unter ihnen jolche, Die eben exit ihren Blab eingenommen Haben mußten. Die ausgebildete Diporpa hat eine ungefähr lanzettförmige, abgeplattete Geftalt. Sie trägt auf der Bauchfläche einei fleinen Saugnapf und auf dem Rüden, etwas weiter nad) Hinten gerüdt, eine zapfenförmige Hervorragung. Wie Zeller gezeigt hat, fommen die Doppeltiere Dadurc) zujtande, daß jedes Individuum mit feinem Saugnapf den Nüdenzapfen a... ı, des anderen umfaßt. Dieje Vereinigung tritt jedoch oft exit ee ac) Wochen und Monaten ein, während mwelcher die einzel- topf, a äußere Gejölentsöffnung, un net Diporpen, gleich dem Diplozoon, Blut aus den Kiemen Arne heriymmaaneng bos Ciere jaugen. Die einzige auffallende Veränderung der ijolierten ee Diporpen befteht in der Anlage des zweiten, nicht jelten v Saugnäpfe Der Darm it das auch des dritten Mlammerpaares am Hinterende. a ee Sn der Harnblafe unjerer Fröiche, vor allem des Gras- frojches (Rana temporaria), lebt Polystomum integerrimum Fröl. Das Tier mit platten, etwag tingeligem Körper erreicht eine Länge von 8-10 mm. 63 unterjcheidet jich von den meiften Saugwürmern durd) den veräftelten und mit vielen Ausbuchtungen verjehenen Darnıfanal, befigt Feine feitlichen Saugnäpfe am Vorderende und ift vor allen fenntlic) an einer anfehnlichen Scheibe amı Hinterende, auf der jich drei Paar Saugnäpfe und ein großes Halenpaar befinden. Die Bolyjtomen bringen ihre bräunlichen, jchon mit bloßen Auge fichtbaren Eier unmittelbar in das Waller, indent fie ihr mit der Gejchlechtzöffnung verjehenes Borderende aus der Harnblafe Herausitreden, und zwar gejchieht dies im Früh- jahr, nachdem die Fröfche das Winterlager verlafjen Haben. Nach einigen Wochen jchlüpfen 14* 212 Würmer: Plattwürmer. [ die Qarven aus, die vier Augen, eine von 16 Häfchen umitellte Haftjcheibe, noch ohne Saug- näpfe, und fünf Querreihen von Wimpern auf der Hautoberfläche bejigen. Dieje Tierchen gelangen nun in die Kiemenhöhlen der unterdejjen ebenfalls entwidelten Kaulquappen, wo fie fich feitfegen und Jangjam zu jungen Polyjtomen auswachjen. Wenn dann nad) Ablauf von ungefähr acht Wochen die Kiemen der Klaulguappen rüdgebildet werden, man- dern die jungen Tiere Durch den Verdauungsfanal jener in die Harnblaje ein, mo fie erjt nach einer Zeit von mindejtens drei Jahren gejchlechtsreif werden. Eine weitere Familie der Monogenea jind dieGyrodactylidae, Die jtatt ver Saug- näpfe vorn zwei bi vier zufammenziehbare Kopfzipfel, Hinten eine mit Hafen verjehene Haftjcheibe befigen. Der auch wieder an den Kiemen und der Haut verjchiedener Süß- waljerfiiche jchmarogende Gyrodactylus elegans Nordm. jei als Vertreter genannt. Zweite Unterordnung: Digenea. Die Angehörigen der Unterordnung der Digenea verteilen fic) auf rund zehn Familien. Sie bejigen einen unpaaren Saugnapf am Vorderende, der in der Regel von der Mund- Öffnung Durchbohrt wird, und vielfach noch einen Bauchjaugnapf, während Stlammer- hafen jtets fehlen (daher der frühere Name Malacocotylea). Niemals finden fic) bei den reifen Tieren Augen. Die Digenea find ohne Ausnahme nneniänidke oder „Entoparajiten”, (äftige Gäfte der verjchiedeniten Tierklajfen. Soweit fie einer Wanderung und Berwandlung. unterworfen find, bejteht jedoch die Regel, daß die Jugendzuftände in niederen Tieren durch- laufen werden, während die Gejchlechtsreife vorzugsweile erjt in Wirbeltieren eintritt. Da nun unter den leßteren vielfach unjere Haustiere, ja der Menjch jelbit von ihnen befallen werden, jo ift e8 verjtändlich, daß jte frühzeitig die Aufmerfamfeit auf jich gezogen haben. Unter allen Eingeweidewiürmernt wurden die jich vermandelnden Trematoden zuerjt entlarbt, und fie waren es in Gemeinschaft mit einigen anderen niederen Tieren, die Steenftrup auf den fruchtbaren Gedanfen bon der Fortpflanzung durch wechjelnde Generationen brachten. Der Öenerationswechjel in Verbindung mit dem ein- oder mehrmaligen Wirtswechjel folf natürlich die Verbreitung und damit den Beltand der Art ficherftellen. Es ift eben für Binnenfchmaroger Schivieriger, in den endgültigen Wirt, in dem fie nur gejchlechtsreif werden föünnen, zu gelangen, als für Außenjchmaroger. Ein großer Teil der Gier geht verloren, auch wenn fie wie hier jehr Hein jind, in Unmengen abgelegt werden und datum leicht ver- ichleppt werden fünnen. Hat aber jede aus einem Ci hervorgehende Larve die Fähigfeit, ohne Befruchtung zunächit eine größere Anzahl frei beweglicher oder durch Zwifchenwirte berichleppter Nachkommen zu erzeugen, jo wird die Wahrjcheinlichkeit, daß ein Tier bis in den legten Wirt und da zur Neife fommt, bedeutend größer. Doch jehen wir zu, wie ein jolcher Zeugungzfreis verläuft; gewöhnlich finden wir folgenden Gang: Yus den Ciern jehlüpft ein mit Wimperhaaren bededter, länglich birnenförmiger Embrho, der am breiteren vorderen Ende bisweilen einen x fürmigen Augenfled trägt, Aln= lagen eines Wafjergefäßigitems, gelegentlich auch Schon eine Sauggrube, Mund und Darm. aufweilt. Diejer Embryo, Dem man den Namen Miracidium gegeben hat, begibt jich num, mittel feines Flimmerkfleides munter jehwimmend, auf die Suche nad) einem Mollust, meift einer Schnede, in die er eindringt, um fich in ihr unter Verluft feines Wimperfleides in einen „Keimjchlauch”, auch „Amme” oder Sporozhfte genannt, zu verwandeln. Ein jolcher Schlauch ift mehr oder weniger eiförmig, mund- und darmlos und ohne Se Me er nn, “2 Ar, Saugmwürmer: Digenea. 213 äußere Körperanhänge. Sn jeinem Inneren entwideln jich auf ungejchlechtlichem Wege aus unbefruchteten Keimzellengruppen Tiere einer neuen, aljo der zweiten Generation, die nach) ihrem erjten Entdeder, dem berühmten italienifchen Naturforicher Francesco Redi (get. 1697), Redien heigen. Sie jind von walzenfürmiger Geitalt, mit zwei furzen feitlichen Anhängen Hinter der Körpermitte; das Ktopfende ift fegelfürmig zugejpist, das Hinterende ‚berjüngt jich allmählich jchiwanzartig. Zum Unterjchiede von der SporozHfte bejitt die Nedie jedoch jtet3 einen. Darm mit musfulöjem Schlundfopf und eine Mundöffnung. Sm Suneren des Wirtes machjen die Nedien fchnell heran; es treten in ihrem SIn- neren Keimzellen auf, die jich wieder ohne Befruchtung, aljo parthenogenetijch, entmwiceln und entweder nochmals Redien oder jofort eine neue dritte Generation, die Schwänz- linge oder Zerfarien, liefern. Die Schwänglinge jind die Larven der Gejchlechtstiere und gleichen diefen jchon einigermaßen: fie bejigen Saugnapf, Mund und Darm wie dieje, find aber in der Regel mit vergängfichen Larvenorganen ausgerüftet, nämlich mit einem Augenfled, einem Stachelapparat und einem beweglichen, mitunter gegabelten Schwanz- anhang, durch den fie entfernt das Ausjehen von Staulgquappen gewinnen. Haben fie eine gewilje Größe erreicht, jo jchlüpfen fie durch eine am WVorderende befindliche Geburts- Öffnung aus der Nedie und wandern aus ihrem Wirte aus. Jebt fommen ihnen ihre Larven- organe zugute, denn jie jind auf der Suche nach einem neuen Wirte. Daß ihr Augenfled genügt, ihnen diejen bemerflich zu machen, ijt Höchit zweifelhaft, eg werden andere Bor- richtungen fein, die hierbei in. Tätigkeit treten, aber ihr äußerjt beweglicher Schwanzanhang it ein vortreffliches Ruder. Endlich finden fie ihren neuen Wirt, irgendein Wafjertier vom Wurm bis zum Frojch, an diejes machen fie fich heran, um jich einzubohren, was mittels des Stachelapparates und unter Mitwirfung des drehende Bewegungen ausführenden Schwanzanhanges gejchieht. Das Ziel ift erreicht, die Zerkarie ift in ihr Opfer eingedrungen. Hier wirft fie den nunmehr überflüfiigen Schwanz, dem fie ihren Namen verdankte, ab, fapjelt jich ein und verwandelt jich in ein junges Gejchlechtstier, dejjen Fortpflanzungs- organe aber noch nicht entiwidelt find. Sn diejer ©ejtalt wartet jte, bis ihr einjtweiliger Wirt bon einem anderen geeigneten Tiere gefreijen wird, in dejjen Magen oder Darın der Wirt zivar verdaut und die Stapjel des jungen Zweimaules aufgelöjt wird, diejes jelbjt aber Feine Anfechtungen erleidet. Nach vielen Strfahrten und vielen Möglichkeiten, auf diejen zu jchei- tern wie unzählige feiner Gejchwilter, ijt der junge Trematode jebt im ficheren Hafen ein- gelaufen und jucht nun in dem neuejten, dem jogenannten endgültigen Wirte (Die anderen waren hloß Zwijchenwirte), die Stellen auf, jeien e8 Darm, Harnblafe, Lebergänge, in denen er gejchlechtsreif wird und Eier erzeugt. Mit dem Kote d63 endgültigen Wirtes ge- fangen die Gier nach) außen ins Wafjer, und der Entwidelungstreis beginnt aufs neue. Bir jeden, um furz zu wiederholen, aljo folgenden Entwidelungsgang: 1) jchmwim- mender Embryo: freies Wajfjer, 2) ein- oder zweimaliger Keimjchlaudh: eriter Ziwifchenmirt, 3) Ihmwimmende Zerfarie: freies Wafjer, 4) eingefapfeltes junges Gejchlechtstier: zweiter Biijichenmirt, 5) unfreiwillig durch Gefrefienmwerden des zweiten Zmwifchenmwirtes eingewan- dertes reifes Gejchlechtstier: endgültiger Wirt. Der Entwidelungsgang kann jich aber auch vereinfachen, jo bei dem äußerft jeltjamen Leucochloridium paradoxum Carus (Abb., ©. 214). Im Darm gemiljer Singbögel, bejon- ders jolcher, die jich in der Nähe des Waljers aufhalten und Snjekten freifen, lebt ein zur ‚Jamilie der Blattegel, Fasciolidae, gehörender Saugmwurm, Urogonimus macrostomus 214 Würmer: Plattwürmer. Rudolph (Distomum macrostomum), dejjen Eier mit dem Stote nad) außen gelangen, biel- feicht auch auf Pflanzen am Ufer von Bächen und Tiimpefn. Hter Halten fich jtelfenmeife mafjenhaft die amphibifchen Bernfteinichneden (Succinea putris) auf, die-die Blätter der Uferpflanzen mit ihrer Fetlenzunge jchabend abragen, dabei aber auch die Cier des Zivei- maule3 mit verjchlingen. Dieje” entwicdeln fich dann zu einem jehr jonderbaren Keimjchlauch, der in Geftalt eines bielfach veräftelten Gejpinjtes die Eingemweide der Schnede umgibt und in jich Kleimballen erzeugt, aus denen Schwanzlofe Zerfarien hervorgehen. Lebtere bleiben nicht in den Üften jenes Gejpinftes, fondern treten gruppenmweije in bejondere Enpdfchläuche des- jelben iiber, wo ste, jchichtenmweije hintereinander ge- lagert, eine Art Patrone, eben da3 Leucochloridium, bilden. Der vordere Abjchnitt dDiejer Endfchläuche, die bejonders oft in die Fühlhörner der Schnede eindrin- gen und Ddieje unförmlich verdiden, ift bunt gefärbt, grün und weiß gebändert, an der Opiße dunfel braun- rot. Da die Schläuche fich nun auch noch in regel- mäßigen Zwilchenräumen zujammenziehen md wmie- der ftreden, fo erhalten fie eine auffallende Ahnlich- feit mit gewiljen Dipteren- (Fliegen-) Larven und erregen Damit bald die Aufmerkfjamfeit der der Jagd 2 pbliegenden Singbögel, welche die vermeintliche Yarke ae ne un QE gute Beute verfclingen, nicht ahnend, bap fie ic jhlauch. 3fach vergrößert. Nah G. A. Hedert. bei diefer Gelegenheit die Schmaroger einberleiben. Da der Fühler der Schnede wieder nachwächlt, jo bietet jic) für einen neuen, unterbeffen reif gervordenen Schlauch bald wieder Gelegenheit, jeinerjeit3 dasjelbe Spiel zu wiederholen, und es fan eine einzige jolche Schnede auf dieje Wetje die Schmaroger auf eine ganze Anzahl von Vögeln übertragen, zumal nad) den Unterfuchungen von Hedert daS Leucochlori- dium jogar mit der Schnede überwintern fann. Wir haben hier einen der wenigen, wenn nicht den einzigen Fall vor ung, in dem ein Tier oder eine Gejellichaft von Tieren herausfordernd ge- färbt ift, um gefrejien zu werden. Der Feind wird hier zum Freund! ei Bernfieinfäneee, Suceinea amphibia, mit Leu- Ben ran Cora an sehen Bihler. Yon viel Herbortagenberem allgemeinen In- terejje ilt die Lebensgejchichte eines anderen Ber- tretersderjelben Familie, der gasztoliden, nämlich des berüchtigten Zeberegel3, Fasciola hepatica Z. (Distomum hepaticum; |. Tafel „Würmer”, 1, bei ©. 228). Ganz beträchtlich it der Schade, den diefer Schmaroger der Viehzucht und damit der gefamten Menschheit zugefügt hat. Lafjen wir den größten Kenner des tierischen Schmarogertums und zugleich den Entdeder der Entwidelungsgefchichte des Leberegels, Leucart, reden: „Für das Jahr 1830 wird der Verfuft allein an Schafen in England auf ettiva 1%, Milton Stück berechnet, ER ee Te nn EIER Saugmwürmer: Digenca. die einen Geldwert von nahezu 4 Millionen Pfund Sterl. (80 Millionen Mark) repräjentieren. Nach Zündel ging in Elfaß-Lothringen 1873 der dritte Teil aller Schafe im Werte bon 1150000 Stanf zugrunde Sn Seland foll 1862 jogar mehr al3 die Hälfte der Schafe (60 PBrozent), in Slawonien 1876 nahezu die Hälfte (40 Proz.) alles Hornviehes an der Zeberegeljeuche geitoxrben jein. Allein in der Umgegend von Arles fielen 1812 nicht weniger al3 300000 Stüd. Cbenfo ging, nad) den Mitteilungen von Wernide, im Jahre 1882 in den füdlichen Provinzen von Buenos ires nicht weniger als 1 Milfien Schafe zugrunde." / Daß auc) in neuerer Zeit die Leberegelfranfheit un- ter dem Biehbeitande immer noch viel verbreitet ift, erhellt aus den Angaben, die Fiebiger em Bericht über das öfter- reichiiche Beterinärwejen entnimmt. Dana) waren im Schlahthaufe in Graz im Jahre 1905: 2350 Rinder, 26 Schafe und 20 Schweine, im Schlachthaufe zu Marburg m Gefhledtsreifer Urogonimus macrostomus Rudolph. Nad) G.N. Hedert. 3öfadh vergrößert. ‘Sahre 1906: 70 Prozent, im Schlachthaujfe von Tettau im gleichen Sahre 90 Prozent der gejchlachteten Rinder mit Leberegeln behaftet. Es jei dabei gleich hier zur Beruhigung J ängitlicher Gemüter hinzugefügt, daß der Parafit, wie aus den folgenden Zeilen herbor- gehen wird, in dem Stadium, in dem er jich in unjerem Schlachtvieh befindet, nicht auf ven Menjchen übertragbar ift, wenn auch die betroffenen Teile ter befallenen Tiere vom Berfauf ausgejchlojfen werden. Schon lange war es aufgefallen, daß aemwilfe Jahre ein großes Sterben des Hornviehes an der Egeljeuche brachten. Solche Sahre waren in den betreffenden Gegenden immer jehr feucht und regenreich gemwejen. Weiter hatte man bemerft, daß bejtimmte | / Sttlichfeiten ganz bejonders dazu angetan waren, die Schafe mit Leberegeln anzufteden. „Der erfahrene Landwirt fennt nicht bloß die Gefahren jolcher Gegenden, ex fennt auch vielfach die bejon- ders verdächtigen Pläbe, meilt Gräben und Pfügen ohne rechten Abflug oder ‚jaure‘ Wiejen, die er nach Kräften meidet, um jeine Herde nicht zu ‚verhüten‘."" — Wie geht das alles zu? — Mit dem Kote der von der Leberfäule befallenen Schafe gelangen die Cier de3 Baraliten nach außen, viele auf trodenen Boden, mo jie zu- grumde gehen (denn Austrocdnen, wie viele Rundmwürmer, fünnen die Eier der Saugwürmer durchaus nicht vertragen), viele aber auch auf feuchte Erde, die bald überjchwenmt fein wird, oder in das Wafler jelbjt. Die Entwidelung des Embryo3 geht nur im Waljer vor jich und um fo jchneller, je günstiger die Bedingungen iind, namentlich je höher die Temperatur ift. Die Gier aber, die “ Slimmerlarve („Miract- dtum‘) de3 Leberegels, Fasciola hepatica L. NWad Leudart. etwa im Spätherbit in das Wajjer gelangt find, fönnen den Winter überdauern, ohne ihre Keimfähigfeit einzubüßen. Geht alles gut, jo entwidelt jich aus dem Ei ein Embrho, im allgemeinen bon der weiter oben bejchriebenen Beichaffenheit. Das Miracidium (j. die Abb. 216 Würmer: Plattwürmer. auf ©. 215) |hwimmt herum und jucht fich feinen Zwilchenwirt. Als jolcher dient aber eine einzige Schnedenart, die ganz Europa, von JSland und den Färder an, Norvdajien, die Kanaren, Nordafrifa bis Abeijinien beivohnt und in Auftralien und Amerifa vielleicht auch vorfommt oder durch jehr nahe verwandte Formen, möglicherweife nur Lofalrafjen, vertreten wird. Diefe Heine, 4-8 mm fange Schnece, Limnaea truncatula O. F. Müll. (Limnaeus minutus), bewohnt feuchte Ortlichfeiten, nicht bloß das Waller; fie lebt mehr amphibijch, riecht zwifchen Moos und am unteren Teil der Grashalme empor, ja ver- jteigt jich bei anhaltend feuchter Witterung noch Höher, jelbit auf Feine Büjche. Eind nun die Embryonen des LXeberegels in großer Menge durch die Oberhaut, das Atemloch uf. in eine jolche Schnede eingedrungen, jo trägt dieje ihre unmillfommenen Gäjte überall mit jich herum. Sm Inneren ihres Wirtes werden die jungen Würmer zu Keimjchläuchen, und zwar zu ovalen Sporozyiten (a), deren 12—15 Keimballen zu Nedien (b) heranwachlen. Dieje Nedien juchen da3 Innere des Wirtes, befonders jeine Leber, auf und jind erfüllt mit Keimen, die entiveder unmittel- bar zu Zerfarien oder, je nach der Jahreszeit, gar abermals zu Tochterredien heranmwachjen. Die Zerfarien (Abb., ©. 217) jind ausgezeichttet durch den Belig eigentümlicher, aroßer Organe, von Denen je eins an jeder Seite neben dem Darm liegt. E3 find das Drüfen, die eine wichtige Rolle im Haus- balt unjeres Tieres jpielen. Die Zerfarien verlajjen nämlich ihren Zwijchenwirt innerhalb oder außerhalb des Wafjers, juchen aber femen weiteren Zmijcheniirt auf, fondern umgeben ji) an Grasitengeln und den tieferen Teilen anderer Pflanzen feuchter Orte mit ee einer Kapjel, die aus dem Geftet jener Geitenorgane Fasciola hepatica Z. Rad Cjofor. a Keim beiteht, und in welcher der Wurnt längere Zeit lebens- MOMENT rating verbleibt, auch wenn fich da3 Waffer von feiner Anhaftungsitelle verlaufen hat. Hier entmwidelt er ic) zum jungen Gefchlechtstier, das jamt Kapjel und Pflanze vom endgültigen Wirt gefrejjen wird und in diefem zum gejchlechtsreifen Xeberegel ausmwächlt. Diejer mißt 25—30 mm in der Känge ud bis 13 mm in der Breite, hat ein zapfen- artiges, 3—4 mm langes Vorderende und einen blattähnlich abgeflachten Hinterleib. Die Außenhaut trägt zahlreiche jchuppenartige Stacheln. Die endgültigen Wirte des Leberegels find in erjter Linie Schafe, dann Rinder und andere Wiederfäuer, aber auch Pferde, Ejel, Schweine, Elefanten, Kaninchen, Eichhörnchen, Känguruhs und gelegentlich jelbjt ver Menjch. Der regelrechte Aufenthaltsort des Leberegels find die Gallengänge feines end- gültigen Wirtes, mo er jich aber nicht etwa von Galle ernährt, jondern Blut faugt. Einige Mitglieder der Familie finden fich auch häufiger beim Menjchen. Dahın ift zu rechnen Paragonimus westermani Kerbert (Distomum pulmonale), ein bis zu 1 cm fang werdender, bräunlichroter, breiter und plumper Saugmwurm, der, außer im Königstiger Saugmwürmer: Digenea, : 217 und Schwein, in China, Korea und bejonders in Japan in der Lunge des Menfjchen fehma- toßt. Er verurjacht für germöhnlich Feine großen Bejchwerden, falls er nicht ftärfere Blut- gefäße der Lunge angreift und zu Blutungen Anlaß gibt. Ebenfalls jehr häufig ift in Japan der jchlanfe Clonorchis endemicus Baelz (Opisthor- chis); in gewijjen Gegenden Mitteljapans jollen über 60 Prozent der Bevölferung davon befallen jein. Der Sit diefer Würmer ift die Leber, wo fich ihrer mitunter mehr als 4000 vorfinden. Die durch eine jo zahlreiche Bejiedelung hHervorgerufenen Veränderungen an den befallenen Drganen bewirken häufig den Tod des Menjchen, der jic) wahrjcheinlich durch den in jenen Gegenden verbreiteten Genuß von rohen Fiichen anjtedt. Bei venjelben Wirten wie der Teberegel und häufig mit diefern vergejellichaftet jchma- toßt der Lanzettegel, Dicrocoelium lanceolatum Rudolph (Distomum lanceolatum), der 8 (0) mm : {ang wird. Diefer En ihlanfe Wurm, dejjen Worderför- per jich nach vorn zu allmählich ver- jüngt, fommt ge- wöhnlih nur in geringerer Anzahl vor, und Dies jo- tie jeine Sleinheit und der Mangel an SKörperjtacheln ind die Urjachen, warum er viel mwe- mger zu fürchten it. Sein Xeben3- gang jcheint ein ähnlicher wie Der des großen Leber- Berfarien vom Leberegel: a) jdwimmend, D) friechend, c) eingefapfelt. Stark vergrößert. egels zu jein. Die aus dem Ei jchlüpfende Larve ift hier nur in der vorderen Hälfte beiwimpert und trägt auf einem zapfenartigen Scheitelfortfaß einen Bohrjtachel. Die Einwanderung in den Menjchen gehört zu den größten Geltenheiten. Sm Darm unferer Fröfche und Salamander lebt Opisthioglyphe endoloba Duj., deren Miracidien in Schlammfchneden (Limnaea stagnalis) gelangen müjjen. Die. aus den Sporozyften entftandenen Zerfarien wandern dann in die Larven von Nebflüglern, Ephe- meriden und Perliden, mit denen jie in den Endwirt fommen. Dieje Art und die meiften anderen der Fasziofiden wurden früher alle zufammen in der Gattung Distomum (HZivei- maul) vereinigt. Unjere Süßtwafjerfifche wie auch die Lurche beherbergen eine jehr große Zahl verjchiedener Arten, die heute auf mehrere Gattungen verteilt werben. Hierhin gehört auch Gorgodera eygnoides Zed. in der Harnblafe von Amphibien, Deren Berfarie wegen ihre3 ftarf verlängerten und dien Schwanzes ehemals für eine bejondere Tierart gehalten wurde, Cercaria macrocerca Fl. Dieje Zerfarien gehen aus Sporozyjten 218 Würmer: Blattwürmer. hervor, die fich an den Kiemen der Erbjenmufchel (Cyelas) enttwideln, und bohren jich in junge Teichjchneden ein, von wo jie in die Lurche gelangen. — sn Süßmaljerfiichen lebt Allocreadium isoporum Looss. Wieder ein Parafit des Menjchen ijt Schistosomum haematobium Bilharz (Gynaeco- phorus, Bilharzia), ein Vertreter der getrennt gejchlechtlichen Samilie der Schistosomidae, der vielfach in Agypten und anderen Küften- ändern Afrikas auftritt, von da aber auch mweit- hin verjchleppt worden it. Das 11, cm lange Männchen bejibt nach der Bauchjeite zu um- gejchlagene Seitenränder, während das faden- fürmige Weibchen viel länger it. Der Saug- napf liegt bei beiven nahe am Borderende. Diefe Wiirmer leben paarweije vereint, wobei das Männchen feine Gattin in dem bon Den Ceitenrändern gebildeten Kanal feithält (daher der Name: Gynaecophorus, d. h. Weibträger). Sie fchmarogen in der Pfortader und den Darnı- benen des Menjchen. Die Weibchen wandern zur Ciablage in die Blutgefäße des Bedens, die dann oft durch die ungeheuren Cimafjen beritopft werden. Sm meiteren Verlaufe der Krankheit entzünden jich die Gefäßmwände und brechen jchließlich durch. Mit dem Blute werden die Gier in die Harnmwege oder den Mafjtdarın entleert, von mo jie endlich) ins Freie gelangen. Blutharnen äußert, befälft vorzugsieife männ- liche Rerjonen, bejonders die äghyptijchen Fellahs und Köpten. In jchweren Fällen endet fie mit allgemeinem Siechtum und Tod. Obwohl diejer Varafit jchon vielfach das Dbjeft von Unter- ee ne nat Dornen ° Vilharz und auch Looß fich mit ihm befchäftigt haben, jo ilt e8 doch noch nicht möglich gemwejen, die Art feiner Übertragung auf den Menschen ficher feitzuftellen. Man weiß, daß die Eier in3 Wajjer fommen müjfen und daß die aus ihnen ausfriechenden Miracivien denen Des Leberegels ziemlich ähnlich jehen, Fennt aber den in Betracht fommenden Zwifchentirt nicht. Bermutet wird, daß der Genuß unreinen Waljers die Anjtedung veranlajje, anderjeits hält man e3 aber auch für möglich, daß die Miracivien, die etiva beim Baden auf die Haut de3 Menjchen gelangen, dieje unter Benußung der Boren durchdringen fönnten. Diefe leb- tere Snfektionsart jcheint jeßt wenigitens für einen japanischen Verwandten der Urt, näm- lich) Schistosomum japonicum Katsurada, durch Berjuche feitgejtellt zu fein. sm Darm von Raubfischen, wie Wal, Hecht, Barjch, Zander und anderen, lebt Gastero- stomum fimbriatum Sieb. al3 Bertreter der Familie der Gasterostomidae, deren Bau Die Krankheit, die ji) al3 Blajenfatarıh und fuchungen gemejen ift und in Ügypten bejonders Saugmürmer: Digenea — Bandmwürmer. 219 injofern von dem der bisher beiprochenen Digenea abweicht, als bei ihnen die Mundöffnung in der Mitte Des Bauches, der Haftapparat in Geftalt eines von jechs Heinen Bapillen um- - gebenen Saugnapfes aber vorn fiegt. Zudem ift der Darm hier nicht gegabelt, fondern ein- fach jadjörmig. Die al3 Bucephalus polymorphus Baer bezeichnete Zerfarie jchrwimmt fret umher, wobei fie das Vorderende mertiwürdigerweife nach abwärts gefentt, den tiefgegabelten Schwanz aber nach oben gerichtet Hält, jo daß ie wirklich an einen gehörnten Stierjchäpel erinnert. Eriter Zwiichenmirt ift hier die große Teichmufchel, Anodonta, al3 zweiter fommen Weikfiiche, wie das Notauge und andere, in Betracht. Eine große bauchjtändige, aus zahlreihen Saugaruben zujammengejekte Hafticheibe und einen ebenfalls wie bei den vorigen einfach jadförmigen Darın bejisen die Mitglieder Der Samilie der Aspidobothriidae, deren Mumdöffnung wieder anı Vorderende liegt. Einer ihrer Vertreter, Aspidogaster conchicola Baer, lebt im Herzbeutel und in den Nieren unjerer Teichmujcheln. Wieder gegabelt tt der Darm bei ven Paramphistomidae, deren Bauchlaugnapf jich ganz weit hinten am Körper befindet und gelegentlich auffallend groß fein fann, jo bei vem im Enddarm des Frojches lebenden Paramphistomum subelavatum Goeze. Eit Beriwandter, Gastrodiscus hominis Zewes, it nicht felten bet Spndern und Milamiten. Den Angehörigen der Zamilie der Monostomidae (Einmäuler) fehlt der Bauchjaug- napf. Sn den Luftwegen von verjchiedenen Wafjerbögeln, wie Neihern, Wajjerhühnern, Enten und anderen, jeymaroßen Monostomum mutabile Zed. und M. flavum Mehl. Die Nedien der le&teren Art finden jich in der Tellerichnede (Planorbis), die Zerfarien find al$ Cercaria ephemera Nitzsch. befannt. Die Familie, mit der wir den Saugwürmern Lebemwohl jagen wollen, ift die der Holo- stomidae (Öanzmäuler), deren Vertreter bei Vögeln und Säugern jchmarogen. Jim Dünn- darm des Wolfes und Fuchjes, jeltener in dem des Hundes lebt Hemistomum alatum Goeze, da3 hinter dem Bauchjaugnapf noch einen mit Drüjen verbundenen Haftapparat trägt. Dritte Ordnung: Bandwiürmer (Cestodes). E3 Herrjcht wohl fein Zweifel darüber, daß die Bandmwirmer oder Cestodes von den Saugmwirmern abftammen, zumal mir einige Formen fennenlernen werden, die noch direkt wie Übergangsalieder zwijchen beiden Drdnungen erfcheinen. Wie die Saugmwürmer eine in fich abgejchloffene Gefellichaft bilden, jo jtellen auch die Bandwürmer eine ftreng ge- ihlojjene Drdnung dar, deren jämtliche Angehörige, ebenjo wie jene, Schmaroger, und zivar ausnahmslos Entoparajiten, jind. Mit den Saugwürmern haben fie außer einer Reihe von anderen Merkmalen die völlige Wimperlofigfeit der Haut gemein, und jie find wie jene faft durchweg Ziwitter. Aus ihren Eiern entwideln ji) Larven, die eine Verwandlung durchmachen, ehe jie zum reifen Bandiwurm werden. Im Zufammenhang mit ihrer Xebens- mweije im Darm anderer Tiere, wo fie ftändig von einem mehr oder weniger fertig verdsuten Speijebrei umgeben jind, Haben die Bandwürmer die Aufnahme der Nahrung durch den Mund mit der unmwillfürlihen Aufjaugung durch die Haut, DSmofe, vertaufcht. Und fo it e3 denn gekommen, daß der Darmfanal nicht nur nach und nad) außer Dienft gejebt wurde, ondern daß er vollitändig gejchwunden ift. Mit dem Darm fehlt den Bandwirmern natürhch auch die Mundöffnung. 320 Würmer: Blattwürmer. 63 ift jedermann geläufig, an dem Bandmwurm, wie er im Menjchen und in vielen Tieren ich aufhält, ven „Kopf“ (Sfoler) mit einem furzen, favdenförmigen „Halje” und die „Slieder” (Broglottiden) zu unterjcheiden. Der Kopf des Bandmwurmes trägt bei einer Abteilung von Arten auf einem Heinen rüffelartigen Vorjprunge, dem Noftellum, einen Kranz von Hafen, die ihm natürlich zur größeren Sicherung und Befejtigung im Darme jeines unfreiwilligen ajtgeber3 dienen. Man würde jedoc) jehr irren, zu meinen, daß die nicht mit dem Hafenfranz verjehenen Arten darum weniger hartnäcig jind. Den beiten Beleg dazu gibt der Hafenloje Bandwurm des Menjchen, die Taenia saginata, der man im allgemeinen jtärfer zujegen muß, um fie „abzutreiben‘, als der bejtachelten Taenıa solium. Die meijten Bandwürmer bejigen nämlic) am Sfoler jederjeits zivei, im ganzen aljo vier über Kreuz gejtellte Sauggruben bzw. Saugnäpfe, deren Anordnung und Ge- Italt jehr verjchtevenartig ilt. Auf den Hals folgen die jogenannten „Ölieder”. Die unmittelbar am Halfe jfihenden jind faum andeutungsweije voneinander getrennt, jte jcheiven jich, je mehr jie jich entfernen, immer jchärfer und Hängen am Ende des „Bandwurmes”, mo jie, wie man jagt, „reif“ werden, nur nocd) loje aneinander, jo daß jie einzeln oder auch zu zweien und dreien ver- bunden aus dem Wirte ausgejtogen werden. Seder, der den Bandwurm aus eigener Erfahrung fennt, weiß, daß alles Abtreiben des Tieres nichts hilft, folange der „Kopf“, der die ganze Kette aufs neue jprojjen läßt, nicht zum Borjchein gefommen it. Shrer Ent- jtehungsweije nach Jind aljo die lebten Glieder die jeweils ältejten, die mittleren der Slette jünger und die dicht Hinter dem Hals folgenden, noch wenig gejonderten, die jüngiten. Sr dem Maße, wie jich die alten Ölieder hinten ablöfen, werden porn immer wieder neue gebildet. Sn jedem Öliede findet jich ein vollitändiger Fortpflanzungsapparat (bei ganz wenigen Sormen jind e3 jogar deren zivet), der jehr verwidelt gebaut ift und außer männlichen und weiblichen Kteimjtöden jomwie Dotterjftöden noch einen bejonderen Abjchnitt zum YFertig- itellen der Gier, jowie den Fruchthalter und die Ausjführgänge jedes Gejchlechts mit den dazugehörigen Begattungsorganen enthält. Diejer ganze Apparat erinnert durchaus an den der Trematoden. Man fann nun an einer foldhen Bandwurmfette beim Durchmuftern der einzelnen Glieder, vom Kopfende nach Hinten weiterjchreitend, beobachten, wie dieje Fort- Pflanzungsorgane in den jüngjten Gliedern noch gar nicht nachzumeijen find, wie fie in den darauffolgenden jich allmählich entwiceln, in den mittleren fertig ausgebildet werden, und wie die Keimzellen in ihnen entjtehen und heranreifen. Jn den ältejten Broglottiven end- ich jind dann reife Steimzellen, vor allem gewaltige Mafjen von Ciern vorhanden. Dieje Tatjache, daß jich in der ganzen Kette ein Drganjyitem ftändig in der gleichen Weije wiederholt, hatte zu der Auffaljung geführt, da man in jedem Ölicde ein Durch Snojpung, aljo auf ungeschlechtlichem Wege, erzeugtes einzelnes Sndividuum zu jehen hätte. Dieje Meinung wurde durch die Tatfache beftärkt, daß die fich ablöjenden Glieder nicht nur einige Zeit mweiterzuleben vermögen, jondern jogar felbjtändige Bewegungen ausführen. Als Folge einer jolhen Anjchauung ergab fich dann, daß auch hier bei den Ceftoden ein ähnlicher Generationsmwechjel, wie wir ihn an den Trematoden Fennengelernt haben, vor- liegen müßte, indem eine gejchlechtlich erzeugte, jelbjt ungefchlechtliche Form (die Larve und der aus ihr herborgehende Stopf) eine Neihe von Gejchlechtstieren (die Glieder) un- gejchlechtlich erzeuge, daß aljo der ganze Bandwurm einen Tierftoe darftelle, wie wir folche bei den Hohltieren in mancherlei Form treffen. neuerer Zeit Haben fich aber die Stimmen gemehrt, welche in der Bandwurmtette BEER ee al u 2 Bandmwürmer. 2 nur ein einziges Tierindividuunt jeden wollen, in dem fich die Gefchlecht3organe mehrfach wiederholen, tie toir e3 bereits bei einigen Strudelmürmern amgedeutet fanden. Gegen die Auffaljung, die Glieder al8 Einzelindividuen zu deuten, fpricht nämlich eine Tatjache: jotwohl die Nervenftämme tie auch die zwei oder vier Wafjergefüß- Längs- jtämme, in die, wie bei ven Strudel- und Saugwürmern, furze, an ihrem blinden Ende mit einer „Wimpelfadel” verjehene Geitenfanäle einmünden, durchziehen einheitlich die ganze Kette von born bis hinten. Allerdings find die Seitenfanäle am Sinterrande jedes Ofiedes durch einen Duerfanal verbunden. Sit der Bandiwurm wirklich ein einziges Imdi- bivuum, jo findet bei ihm natürlich auch Fein Generationsmwechjel ftatt. Diefe legtere An- jicht findet nun ihre Stüße in dem Vorfommen einer Anzahl von Bandwürmern, die feine äußere Gliederung zeigen und vollends von jolchen, bei denen die Fortpflanzungsorgane nur in einer einzigen Auflage vorhanden find. Dieje Formen find es, mwelche die er- mähnten Übergänge zu den Saugwürmern darftellen. Betrachten wir nıım den Entwidelungslauf eines typiichen Bandiwurmes noch etwas ge- nauer. Man jieht (vgl. die Abbildung auf ©. 227) in den platten, reifen Bandiwurmgliedern gewöhnlich jchon mit blogem Auge den Eihalter, der aus einem mittleren Stamme und nad) beiden Seiten abgehenden, unregelmäßigen Äften befteht. Diejes Organ ift dicht mit Eiern erfüllt. Durch deren dide, oft Doppelte Schale erfennt man ein Fleines, fugeliges Wejen, das mit drei Baar Häkchen bewaffnet ift. Wenn jemand, mit der Kenntnis der Enttwidelungs- geichichte der übrigen Eingemweidewürmer ausgerüftet, an die ihm bisher unbefannten Band- wiürmer fäme, er würde aus der Feitigfeit der Eihüllen, der Bewaffnung der Embryonen und aus der Beobachtung, daß dieje Eier majjenhaft in Freie gelangen, den Berdacht Ichöpfen, daß auch die Bandwurmeier allen Unbildender Witterung, der Näffe und Trodenheit, der Be- rührung mit gärenden und faulenden Stoffen ausgejegt fein fönnen, ohne ihre Entrwicelungs- fähigfeit einzubüßen, daß jie bejtimmt jind, Durch einen jener taufend möglichen Zufälle in ein Tier zu geraten, daß dann der Embryo frei wird und jich in jeinem Wirte nach einem be- jtimmten Organ begibt. ©o ift es auch. Sm den Kreis diefer Entwidelung, zu der die ein- gemwanderte, jechshafige Yarve, Die Oncosphaera (Hafenfugel, |. Abb., ©. 226), fortichreitet, gehören num jene Zujtände und Formen, die man faft ein Jahrhundert hindurch unter dem Namen der „Blajenmwinrmer”, Cystici, als jelbjtändige Tiergattungen im Syitem verzeichnet hatte, die auch dem Laien befannten Finnen und Duefen (j. Wbb., ©. 222 und 223). Blafenmwiür- mer nannte man Sie, weil ihr Leib blafenförmig durch eine wäfjerige Füffigfeit aufgetrieben ift, und über ihre fehr nahe Bertwandtfchaft mit den Bandiviirmern gab die oberflächlichite Bergleihung ihrer Köpfe längit Aufjchluß, die eben nichts anderes als wahre Bandwurmföpfe jind. As man vor etlichen 60 Jahren anfing, den Wanderungen der parafitiichen Würmer auf die Spur zu fommen, vermutete man, die jo offenbar mit den Bandwiürmern verfetteten Blajenmwiirmer jeien nichts anderes als verirrte, auf ihrer Wanderung in unrechte Organe ge- langte und dort Frank und wajjerfüchtig gewordene Individuen. Die Finnen (Cysticercus) aljo, die befannteiten aller, jeien ftatt in den Darnıfanal in das Tleifch gelangt, vo fie eigent- lich ein recht elendes Dajein führten und ihren Lebenzziwed vollftändig verfehlten. E3 ift das Verdienit Kiichenmeilters, die Trage über das Verhältnis der Blajenmwiür- mer zu den Bandmwürmern in das rechte Geleife gebracht und durch überzeugende Nachweije und Berfuche dahın entjchieden zu haben, daß die Blafenwurmform der regelrechte, einer ganzen Reihe von Bandmwürmern eigentümliche Entwidelungszuftand jei. Daß Mißgriffe, zum Teil tragifomifcher Natur, unterliefen, ift nicht zu verwundern. Als Küchenmeifter auf der 222 Würmer: Blattwürmer. Naturforfcherverfammlung in Gotha im Jahre 1851 mit dem Zanatismus der Überzeugung feine Theorie vorirug, nachdem es idm jchon wiederholt gelungen war, die Sinne des Sta- ninchens im Darme des Hundes zu einem jchönen Bandwurm zu erziehen, exbot er jich zu demjelben Verfuch während der Tage der Berfammlung. Kaninchenfinnen waren da — aber fein Hund. Küchenmeifter meinte, e3 würde wohl auch mit einer Kate gehen, und einen ungeheuren, jehr ftörrifchen Kater in einem Sade, begab man ich in einen Steller Des Theaters, defjen Räume den Naturforjchern zur Verfügung ftanden, um diefem Sater die Finmen beizubringen. Der Kater hatte eine Ahnung, daß er nicht der rechte Wirt fei; er fraßte, biß und jpucte wiederholt die Finnen aus, die man ihm ins Maul jtedie. Endlich gelang die gewwaltfame Fütterung; nach zwei Tagen wurde das Dpfer der Wiljenjchaft ge- ichlachtet, aber von Finnen und beginnenden Bandiwürmern feine Spur in ihm gefunden. ; Natürlich tat Diefer unbedeutende | Bwifchenfall dem Fortjehritte der richtigen Erkenntnis Ddiejer Ver- hältnijje feinen Eintrag. Man lah eben ein, daß gewille Finnen nur in gewiljen Tieren ihre Aus- bidungzumBandmwurm erlangen. Die dur Küchenmetiter an- geregten VBerjuche, welche die in der Natur mehr vder weniger vem Zufall anheimgegebenen Bor- gänge unter die Kontrolle und eitung des Beobachters stellten, masse 5 En en = wurden nun Hundertjältig nac) kung 12° % "Der ee ne Blafe zügenbe Kopfzapfen in Tängs a beiden Nichtungen hin fortgejegt. Ihnitten. Dan fieht, baß N Bu ft, und erkennt Sau (Simal galt es, fich zu itber- zeugen, in dem Darme welches Tieres jich der in einem anderen Tiere lebende Blafenwurm zur Bandivurmfette erhebt, und umgefehrt Hatte man den Weg zu erforjchen, den die jechShafigen Larven bis zur Ver- wandlung in die Blafenwurmform durchmachen. Jm Freien fommen die in den Eiern eingejchlojjenen Jungen nicht aus. Dieje Eier müfjen vielmehr in den Magen eines be- Itimmten Tieres, 3. B. die Eier des Kabenbandwurmes in den Magen der Maus, die eines der Hundebandwiürmer in ven Magen des Staninchens oder Hafen fommen, um hier unter dem Einfluß der Magenjäure binnen wenigen Stunden jich zu öffrten und den jechshatigen Embryo ausjchlüpfen zu lafjen. Dieje nunmehr freien Larven machen fich aber jehr bald auf die Wanderung, dDurchbohren die Magenwände und gelangen nach und nach in die ver- jchiedenen Organe, wo eine Umwandlung mit ihnen vorgehen foll. Am Häufigiten ijt das Ziel der Wanderung die Leber. Einzelne dringen bis in die Sinochen, und 3. B. Die Queje der Schafe dringt regelmäßig bis in da3 Gehirn vor. Am Ziele angefommen, umgibt jic das winzige Tierchen, nachdem eS die nunmehr unnüß gewordenen Hafen abgemworfen, mit einer Stapel, in der e3 ungefähr Yıo mm mißt. E3 ift damit in eine zweite Xebensperiode getreten, in der es zum jogenannten Blafenwurm fich umbildet. Jm Snneren des rund- lichen Störpers fammelt fich eine Flüffigkeit, wodurch der Körper mehr und mehr zu einer DBlaje aufgetrieben wird, auf deren Wand ein Neb twallerflaxer Gefäße fich entwickelt. Bandmwürmer, 29 Bald zeigt ji), nach dem Snneren der Blafe ragend, ein Zapfen, die Unlage des Bandwurmfopfes. Diejer ift von augen her Hohl; man Tann fich ihn aljo vergegen- märtigen Durch einen in die Fauft des Handjchuhes eingeftülpten Handjchuhfinger. Sn der Höhlung, an der Fingerjpige, wenn mir beim Bilde bleiben wollen, liegen die Saugnäpfe und der Gtacdhelftanz, jo daß aljo beim Ausftülpen diefe Teile nach außen treten und die itarfen Wände des einmwärts gefehrten Zapfens dann den Wurmförper bilden. Wird nun diejes Gebilde umgejtülpt, was jedoch jelten an dem Aufenthaltsorte der Finnen gejchieht, jo beiteht es aus dem Banpwurmfopfe mit dem ungegliederten, aber oft gerungelten Halfe und der daran hängenden Blaje. Bet einigen Arten hat e3 aber nicht jein Bemwenden mit der Bil- dung nur eines Bandwurmfopfes an der Dlaje; es fünnen zahlreiche Kopffnojpen entitehen, oder auch nur DBlajen ich bilden, deren jede Köpfe hervorbringt. Wir werden dieje Erzeugun- gen, bon denen man die eriterein al3 Coenurus, die leßteren al3 Echinococcus bezeichnet, bei den betreffenden Arten näher ins Auge faljen. Sn dem Blajenwurm- zujtand verharrt der Wire jo lange, al er an der Bildungsftätte der ‚Blaje bleiben muß. Die Finne des Schweines geht in ven Musfeln, two fie fich aufhält, durchaus feine weiteren Veränderungen ein. Die Sinne des Kaniıchens in der Leber oder im Gefröje erfüllt ihre eigne Lebensaufgabe nicht, wenn das Staninchen eines natürlichen Todes jtirbt. Wird aber das infizierte und von der Marktpolizei nicht be- anitandete Schweinefleijch roh oder jehr unvollfommen zubereitet vom Menjchen genofjen, wandert das Kaninchen in den Magen eines Hun- des, die ebenjall3 mit einem eignen Blajenwurnt gejegnete Maus in zuunevonTaaniaso- den Magen einer Kate, jo findet nın der Übergang des Blajen- een ee wurms in den eigentlihen Bandwurm ftatt. Die erite Ver- geößerung 4:1. änverung 1jt das völlige Hervortreten des Kopfes, der jehr bald die zweite, das Abfallen der Schwanzblaje, folgt, die einfach) vom Wirte verbaut wird. Der Kopf mit jenem Halje gleitet nun aus dem Magen des Wohntieres bis zu einer gewiljen Stelle des Darmıfanales hinab, wo ex fich anheftet und die einzelnen Glieder der Reihe nach aus fich herborbringt. Wir treffen aljo, um die NReihenfolge nochmals kurz zufammenzufafjen, im Leben des Bandwurmes nacheinander auf drei mit wiederholtem Wohnungswechjel verbundene Zuftände: den jehshafigen Embryo im Freien, den Blafenwurm mit dem Band- wurmlopf im Zmwilchenmwirt, den freigewordenen Kopf mit der aus ihn: herborgehenden und gejchlechtzreif werdenden Gliederfette im Endwirt. Naturgemäß ift das Leben, das ein jolcher Innenfchmaroger im Darın jeines Wirtes führt, ein vecht einförmiges, doch liegen die Tiere nicht völlig vegungslos an ihrem Drk. Braum berichtet hierüber: „Vielfach jtellt man jich die Cejtoden als ziemlich träge Tiere vor, wozu man durch ihr Verhalten in erfalteten Leichen von Warmblütern verleitet wird; in Wirklichkeit find die Wiirmer aber recht agil und vollführen im Darm aud) Ortsbewegungen, da jie auch-in mit dem Darm fommumizierende Gänge oder in ven Magen und jelbjt in ven Diophagus vordringen.” Koliten, Magenträmpfe, Erbrechen, Gefühl von Bewegungen im Unterleib, Schwindel und epileptiihe Zufälle, Blutarmut und Abmagerung jind vielfach die Anzeichen für die Anmejenheit eines Bandwurmes. Zum Teil werden diefe Bejchwerden natürlich durch die Entziehung von Nabrunasitoffen durch den Schmaroger veranlaßt, zum Teil vermutlich aber Würmer: Plattwürmer. auch duch fehädliche Säfte, die das Tier im Verlauf jeines Stojfwechjels abjcheidet. m allgemeinen jedoch verurjachen die Bandmürmer ihrem Träger Teinerlei größere Bejchtver- den, jo daß es nicht verwunderlich ift, mern ihre Anmejenheit meilt erjt beim Abgang größerer Mengen von reifen Gliedern bemerkt wird. Yl3 Endwirte der etwa 500, auf ungefähr 80 Gattungen lan Bandwurmarten, die man fennt, fommen beinahe nur Wirbeltiere in Betracht, bei denen vieje Schmaroßer faft immer im Dünndarm ich aufhalten. Ye nach den Arten ift die Lebensdauer der Band- mwürmer eine berjchiedene. Dft beträgt jie nur ein Jahr, bei manchen gormen (3. Bd. Ligula) nur wenige Tage, bei den großen Bandwürmern des Menjchen häufig viele Sahre; ja man fennt einige Fälle, in denen jie bis zu 35 Jahre alt wurden. Auch die eingefapielten Sinnen leben oft jehr viele Jahre. ©o find Uugen- finnen von Taenia solium, wie Braun angibt, biS zu 20 Jahren, Hiunfinnen 10—19 Jahre lang lebend beobachtet worden. Doch lajjen wir jest einige der wichtigiten Vertreter der Sippe an unjeren Augen vorüberziehen. Der erjte Bandiwurm, dem wir ung zuwenden, ijt der Nelfen- wurm, Caryophyllaeus mutabilis Rudolph, aus der Yamilie der Caryophyllaeidae. ®iejer bis zu 2 cm lange Cejtode Hat einen lauggeftrecdten Körper, der jich nach vorn zu allmählich ver- jüngt und einen wieder etivas verbreiterten Kopf trägt. Er heftet ih an die Darmwand Farpfenartiger Fiiche (CHpriniden), in denen er |chmarogt, mit Hilfe von Falten am Nande jeines Kopfes an, welche die fehlenden eigentlichen Sauggruben und Hafen er- jeen und dem VBorderende das Ausjehen einer Nelfenblüte ver- leihen; diefem Umftande verdanft das Tier jeinen Namen. Der Caryophyllaeus mutabi- lis Rudolph. Nah Schulte und Will aus NR. Hertmwig, „Lehrbuch der Zoologie”. k Kopf mit den fettlichen Falten, t Ho= den, df Samenleiter, vs Sament= behälter, ps Penis, vi Dotter= ftöde, dv Dottergänge, ov Eierz ftöde, ut Sruchthalter, rs Ccheide. Rurem ift völlig ungegliedert und bejibt auch den Fortpflanzungs- apparat nır in der Einzahl. Über feine Entmwicelung find mir noch jehr im unflaren, doch it als Ziwilchenwirt mit ziemlicher Beltimmtheit ein Heiner, im Süßmwajjer weitverbreiteter Ningel- wurm, Tubifex, erfannt worden. Zu derjelben Samilie gehört ein anderer, wohl noch primi- tiverer Bandwurm, Archigetes appendiculatus Ratz. (Abb., ©.225) ebenfalls ungegliedert und mit einfachem ©ejchlechtsapparat. Am VBorderende trägt er auf der Bruftjeite ein paar Sauggruben, am Hinterende einen zylindrischen Schwanzandhang. Da er jomit dem Jugenpdftadium der Saugmwürmer, der Zerfarie (©. 217), ähnlich jieht, wollen manche in ihm einen gejchlechtsreif gewordenen Larvenzuftand erbliefen, Auf ein tpirklich urjprüngliches Berhalten deutet auch die Tatjache hin, daß diejes Tier feinen Zivi- Ichenmwirt zu haben jcheint, wenigitens findet man e3 gejchlechtsreif in der Leibeshöhle von. Zirbellofen, und zwar wieder von Heinen Ningelwürmern, Tubifex, Limnodrilus, vor. 63 gibt noch einfachere, noch mehr den Trematoden ähnliche Bandmwirrmer, bei denen. auch der jonft vorhandene Kopfabjchnitt völlig fehlt. Man ftellt diefe Tiere meift in einer bejonderen Gruppe, Cestodaria, den anderen echten Bandwürmern gegenüber. Wir Bandmiürner. 225 wollen von diejen hier nur Amphilina foliacea Rudolph aus der Leibeshöhle des Störs erwähnen. Diejer Barajit Hat noch die breite blattähnliche Geitalt eines Saugmwurmes. Schon zahlreich wiederholen jich die Gejchlechtsorgane in dem äußerlich noch nicht deutlich gegliederten Körper der Arten der Gattung Ligula, die äußert jchänliche Filch- patajiten jind und die niederiten Angehörigen der Familie der Grubenföpfe oder Dibothrio- cephalidae daritellen; dieje verdanken ihren Namen zwei länglichen, tiefen Sauggruben an den Seiten des abgeplatteten Kopfes. Al einen Vertreter diejer Gattung lernen wir den bis zu 30 cm langen Riemenmwurm, Ligula simplieissima Rudolph, fennen, der ftelfenweife häufig auftritt. Er war e8 3. B. in den beiden Seen der Graf- Ihaft Manzfeld, dem Süßen und dem (jet verjchwundenen) Salzigen. „Bon viejem Schmaroger finden fich”, jchreibt Marfhall, „bisweilen in der Leibes- höhle eines einzigen unglüdlichen Fijches bis 15 Stüd, jo daß die Eingeweide und die Nüdenmusfulatur ganz zufammengepreßt werden, der Bauch jelbit aber jehr aufgetrieben erjcheint. Die Sijcher erfennen die infizierten Tiere an dem ‚jpiben Kopf‘, tie fie jagen, d. h. eigentlich an dem aufgetriebenen Numpf, denn der Kopf ift nur relativ, nicht abjolut jpiber als bei gejunden Cremplaren. Sie bringen folche Fiiche nicht auf den Markt, fondern werfen jie weg... Sn einigen Gegenden Staliens freilich, wo der Wurm gleich- falls häufig it, find die Leute praftifcher, jte verjpeijen zum Fijch die Para- jiten al3 Maecheroni friatti und danken dem lieben Gott für die jo überaus bequeme Einrichtung, die ihnen Hauptichüfjel und Zufoft mit einem Male gewährt. Wie fommen diefe Würmer in die Fiiche? E3 find feine gejchlechts- reifen Tiere, die finden ich in Waffernögeln, und aus diefen gelangen die Gier des Parafiten mit dem Kot in das Wafjer, wo, nach aller Analogie, der Em- bryo ausfriecht, in den Darm eines Filches aktiv oder pajjid Durch das Maul oder durch die Kiemenöffnungen eintwandert, die Wandung des Nahrung Ayyenaien vohres dDurchbohrend in die Keibeshöhle einpringt, hier mwächit und beinahe Die ne Gejchlechtsreife erreicht. Der infizierte Fiich erfrankt an chronijcher Perito- art, „Die Pa- nitis, d.h. Entzündung des Bauchfelles, verliert jeine Schuppen, wird immer aan 2 unbehilfficher in feinen Bewegungen, treibt auf der Oberfläche des Waljers und wird zu feinem Verderben, aber zur Wohlfahrt feines Paraliten, vor allen Genoffen eine leichtere Beute fifchender Vögel, in denen die mitgefrejjene Wurmlarve in jehr kurzer Zeit die volle Gejchlechtsreife erreicht, Eier produziert und jo den Zyklus der Entwidelung aufs neue einleitet.‘ Vier dreizadige Haken am Kopf des ungegliederten Körpers bejitt Triaenophorus no- dulosus Pall., der gejchlechtsreif im Darm von Raubfifchen, al3 Finne dagegen in deren Heinen Beutefijchen lebt. Zu den Grubentöpfen gehört auch Schistocephalus nodosus Blanchard, der in un- . bollfommenem Zuftande in der Leibeshöhle der gemeinen Stichlinge ji) findet. Ex ver- anlaßt das Abfterben der Fiichchen, gelangt dann ins Wafjer und wird im Darm bon Schwimm- und Watvögeln, die ihn freifen, gejchlechtsreif. Seine Nadhlommenjchaft su wieder mit dem Kot ins Wafjer und von da in den Stichling. Einen der drei großen, für uns Menfchen wichtigen Bandwürmer enthält die Gattung Dibothriocephalus, nach der die ganze Familie benannt worden it. Der betreffende Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 15 296 Würmer: Plattwürmer. Schmaroger ift ver Menjichen-Grubenfopf oder Breite Bandmwurm, Dibothriocepha- lus latus Z. Kein anderer menjchlider Bandivurm erreicht feine Länge, nämlich 5—9 m, mit 3000—4200 Furzen und breiten Glievern. Der Kopf it feulenförmig, 1 mm lang und 1, mm breit. Wie bei allen Angehörigen der Familie der Grubenföpfe minden die Ge- ichlechtSausführgänge in der Mitte der Bauchfeite der einzelnen Glieder aus, und in den reifen Gliedern unjeres breiten Bandivurmes legt jich der jchlauchförmige, fie) mit dem Wachjen der Eierzahl immer mehr verlängernde Eihalter in eine Anzahl von Schlingen, die zujammen eine rojettenfürmige Figur bilden, die man fchon mit bloßem Yuge durch die einzelnen ©liever Hindurchichimmern jieht (j. Abb., ©. 227, Fig. e), und die Pallas ihrer Annlichfeit wegen nicht mit Unrecht eine „Wappentilie” genannt hat. | Über das Vorkommen diejes Schmarogers jagt Braun: „Der Breite Bandwurm ift in einigen Bezirken ein häufiger Barafit des Menjchen, fommt aber auch im Haushunde, jelten Fer _ in der Hausfage und im Fuchs vor. Zen- tren der Verbreitung find Die franzöjiiche Schweiz und die baltifchen Provinzen Ruß- lands; von eriterer jtrahlt die Verbreitung nac) Frankreich und Stalten aus, bon den Ditfeepropinzen über Sngermanland nad) Petersburg, über Finnland nach Schwe- ven, jüdlich nach Polen und ins rufjijche Neich bis über Diejes hinaus nach Au- mänten und weitlich an der Ditjeefitite ent- lang nach der Nordjee, mo allerdings die Häufigkeit jehr abnimmt. In Turkeitan und Japan tft der Breite Bandwurm Der häufigite Barafit beim Menfchen; in Afrifa wird er aus der Umgebung des Ngami- SE enerfurge On aore) von ee Gee3 aus dem Hochlande bon Angola umd en Z ee. Im Innern. Na) aus Madagaskar gemeldet, in Nordamerifa ind mehrere Fälle zur Beobachtung ge- langt, zum Teil allerdings eingejchleppte... Häufigkeit und Verbreitung haben jedoch nach- meislich jtellenmweije abgenommen; am Anfang des 18. Fahrhundert3 war der Breite Band- wurm in Paris vecht Häufig, heute fommt er dort nur eingejchleppt vor (Blanchard); auch in Genf ift er, nach Zichoffe, feltener geworden (früher 10 Vrozent, jet nur noch 1 Vrozent).“ Nach den Unterfuchungen Brauns find Fijche die Ziwifchenmwirte des Schmarober2. Diejem Forjcher gelang es, die Finnen des Grubenfopfes bei der Duappe (Lota lota) und ganz bejonders beim Hecht aufzufinden und durch Verfüttern derfelben an Hunde und Haben jomwie ducch Verabreichung an Menfchen (an drei Dorpater Studenten, welche fich freiwillig dazu erboten hatten) bei den infizierten Individuen die Entwidelung zum ausgebildeten Bandwurm nachzumeijen. Die Zinne des Grubenfopfes ift fein „Blajenwurm”, fondern einfacher als ein folcher gebaut. Sie ift jchon mwurmartig, vor allem mafjiv und trägt ihren bereits vorhandenen Kopf eingezogen. Nach dem Übergang in den Endwirt braucht fie nur weiter zur Wurme- fette auszumachjen. Man Hat derartige in der Familie der Grubenföpfe häufiger vor- formmenden Finnen mit dem Namen „Plerozerfoiden“ belegt. Bandmwürmer. 20u Yus den Eiern des breiten Grubenfopfes, die eine jehr lange, je nach ven Witterungs- berhältniffen und der Höhe der darüber befindlichen Wafjerfchicht |hwantende Enttoidelungs- zeit von 3 Wochen bis 8 umd mehr Monaten haben, fehlüpfen runde, mit Yangen Flimmer- haaren bededte Embryonen, die im Wafjer gleichfalls verhältnismäßig lange, bis zu einer Woche, Iebend und beweglich bleiben. Was nun weiter mit diejen, die einen Stanz fräftiger, an der vorderen Hälfte jichelfürmig gebogener Hafen bejigen, gejchieht, wifjfen wir nod) nicht. Möglicherweife wandern fie unmittelbar in die betreffenden Filche, Die Träger der Finnen find, ein, Durchbohren deren Darmimandung und gelangen in das Musfelfleijch; vielleicht juchen jie aber exit noch einen anderen Zwijcheniwirt (ein Strebschen oder jonit ein Heineres Wajjer- tier, vielleicht auch Feine ; Sichchen) auf, in den fie jic) einbohren umd ruhen, bis jte bon einem Hecht oder einer Duappe gefrejjen werden. Bir fommen nun zu der Samilie, der die beiden anderen großen Bandmwir- mer des Menfchen ange- hören. Das Jind die Tae- niidae. Am längiten und genaueiten ift von Diejen Taenıa solum Z., der be- waffnete Bandwırm, befannt, der eine Länge von 2 bis über 3m erreicht. Der Kopf (Fig.a der Abb.) gleicht etwa dem Sinopfe einer mit- | telgroßen Stedinadel. Crift ii amade a gerüftet und trägt auf dem Roftellum einen doppelten Kranz von zweierlei Hafen, die fich durch ihre gedrungene Form bon denen anderer Tänien, die man mit dem menschlichen Bandwurm in eine Art hat zu- fammenzeihen wollen, gut unterjcheiden. Der Hals ift ungefähr 5—10 mm lang, und die Zahl der die Kette bildenden unveifen und reifen Glieder beläuft fich auf 800— 900 und mehr. Die Geftalt der Gfieder ift in den verjchiedenen Streden fehr verjihieden. Ext im (eßten Teile des Wurmes nehmen fie eine entjchieden längliche Form an, indem zugleich auch mit zunehmender Dice der Eifchalen der verzweigte Eihalter Ducchjcheint. Man braucht nur ein folches reifes Gfied zu jehen (Fig. a unten), um mit Gewißheit jagen zu Tönnen, ob das mit dem Bandwurm behaftete Sndividuum Die Taenia solium oder eine andere Art beherbergt. Den Grubenföpfen gegenüber find die reifen Proglottiden der Tänien mehr fang al3 breit und die Gejchlechtsausführgänge mit den Begattungsorganen münden nicht auf der Fläche, fondern, wie man in der Abbildung deutlich jehen fan, am ande der Glieder, unregelmäßig abtwechjelnd bald rechts, bald links. Außerdem hat der Eihalter eine twejentlich andere Geftalt; ex füllt das ganze Glied aus und ist nicht rojettenfürmig, jondern 228 Würmer: PBlattwürmer. beiteht aus einem mittleren Längsjtamm mit jeitlich davon abaehenden, lic) weiter ber- zweigenden jten. Taenia solium hat jederjeit3 nicht mehr als ”—10 jolcher te zum Unterjchiede von der Taenia saginata, die deren eine viel größere Anzahl aufmeift. Daß der Menjch in die Erziehung diejes einen feiner Bandmürmer fich mit dem Schweine teilt, ift eine jet wohl allgemein befannte Tatfache. Sie ift nicht nur durch die Vergleichung der Hafen und anderer Kopfbeitandteile des Bandmwurmes mit denen der Schtweinefinne, die man fchon lange als Cysticercus cellulosae fannte, jondern auch durch zahlreiche, immer mit demjelben Erfolg wiederholte Berjuche ganz außer Zmeifel geitellt. Nicht wenige Ferkel und Schweine wurden jeit den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts geopfert, um, nachdem man ihnen eine Anzahl reifer Olieder der Taenia solium eingegeben, ihe Sinnigwerden zu beobachten. Ungefähr 2,—4 Monate verjtreichen nach) dem Einführen der Gier in das Schwein, bis die Finnen in den Musfeln ihre Entwidelung abgejchlojjen haben. Außer im Schwein jollen auch noch in einigen anderen Tieren, Affe, Hund und anderen, die Blafenmwürmer der Taenia solium gefunden worden fein. Ganz jicher ilt nur, daß auch im Menschen felöft, wenn er durch irgendeinen Zufall die Eier verjchluct hat, die Finnen fich regelmäßig in den Musteln entwiceln, außerdem aber auch im Herzen und ziemlich oft im Auge und im Hirn vorfommen Fünnen. Um ewißheit zu erlangen, daß im gegebenen Fall die Schweinefinne im Menfchen zur Taenia solium werde, fonnte man unfreiwillig oder freiwillig Finnen verjchluden lajjen und die Folgen beobachten. Die Liebe zur Wifjenfchaft beivog mehrere Zoologen, fich jelbit als Berjuchsmenjchen aufs innigjte mit Finnen und Bandimurm zu befreunden. Won der Einführung der Finne in den Magen bis zur Abjtoßung der N reifen Glieder jcheinen 3—31% Monate nötig zu jein. Taenia solium lebt ausjchlieglich im Dünndarm des Menjchen und ijt noch bei feinem anderen Säuger im ausgewachlenen Zuftande gefunden worden. Die Schweinefinne hat die Geftalt einer elliptifchen Blafe von 6—20 mm Länge und 5—1Omm Breite. Den in ihr enthaltenen Kopf farın man durch einen Drud auf die Blafe leicht zur Ausjtülpung bringen (j. Abb., ©. 222 und 223). — Die Verbreitung des bewaffneten Bandivurmez entjpricht etiva der des Hausichtweines und der Gewohnheit des Menjchen, dejjen Sleijch roh oder ungenügend gefocht zu verjpeifen. So ilt er bei den das Schmweinefleijch meidenden Mohammedanern und Suden nur jelten anzutreffen, ebenjo ijt er in Nordamerika nicht Häufig, twohl aber in einigen Gegenden Deutjchlands, z.B. Thüringen, Braunichweig, Sacdjen, Hejjen, Weitfalen, doch hat er auch da abgenommen, feit infolge der vorgeschriebenen allgemeinen Fleiichbejchau finniges Fleifch gar nicht oder nur gut dDurchgefocht in den Handel gebracht werden darf. 63 wurde bereits erwähnt, daß auch eine Selbitinfeftion des Menjchen mit ven Ciern dDiejes Bandiwurmes möglich it. Nicht nur von außen durch Unreinlichfeit und dergleichen fönnen jolche mit dem Kot entleerte Gier durch den Mund in den Darmlanal gelangen, jondern auch von einem im Snneren des Darmes jchmarogenden Bandwurn Fönnen infolge eines Brechaftes Glieder oder einzelne Eier in den Magen hinaufbefördert werden, mo dann.die Larven aus den Eihüllen ausjchlüpfen. Wir hörten jchon, daß Dieje jich danır vor allem gern im Auge oder Gehirn einfapjeln. Eine zweite den Menjchen bewohnende Art ift der Unbewaffnete oder Ninder- bandiwurn, Taenia saginata Goeze (mediocanellata; f. die beigeheftete Tafel „Würmer“, 4), der bis zu 10 m, nach manchen Angaben gar 36 m lang wird und dider, jtärfer und 1. Leberegel, Fasciola hepatica Z. Vergr. 3:1. S. 214. Nach Photographie. 2. Asplanchna sieboldii Zeydig. Vergr. 50:1. S. 246. Dr. E. Wagler phot. 3. Vorderende des Schwarzen Viel- auges, Polycelis nigra Ehrbg. Vergr. 10:1. S.203. Dr. E. Wagler-Leipzig phot. SUZBSURRERBagELR TE en BErdE222 TERERDEEEBEEBBENUR ELITE En U BEHRENS Run En TuS Emun neun nawEnU nun 4. Rinderbandwurm, Taenia saginata |Goeze. 5. Spirographis spallanzanii Viviani. Verkleinert. S. 288. Verkleinert. S. 228. Nach Photographie Dr. Joh. Schneider phot. NASEN TIER, mi AS s AN I RL klar 5 REN usa u EN RE K, - Bandwürmer. 229 beiveglicher als der andere ift, mit dem toir uns eben bejchäftigt Haben. Die beiden Würmer find jehr leicht zu unterfcheiden, da der Kopf der. T. saginata den Hafenkranz entbehrt und aljo nur die vier jehr fräftigen Saugnäpfe trägt (Fig. b, ©. 227). Aber auch jedes reife Glied läßt eine fichere Beitimmung zu, da der Eihalter 20—35 dicht nebeneinander laufende Geitenzweige hat. Die Verbreitung diejes Tieres jcheint mindejtens ebenjo groß mie Die der anderen Art zu fein, ja es dürfte in dem Make, wie aus Trichinenfurcht der Genuß rohen Schweinefleijches abgenommen, der rohen oder halbgaren Rindfleifches aber zugenommen hat, in Deutjchland mwenigitens vergleichsweije häufiger geworden jein. Man mußte jchon länger, daß die Abeffinier jehr von einem Bandwurm geplagt würden, und zivar nad) den Berichten älterer und neuerer Neijenden infolge der Sitte, das Fleijch ihrer Ninder roh zu genießen. Ürztliche Berichte, wonach Kinder nach dem Genith gejchabten Rindfleijches mit dem Bandiwurm behaftet wurden, brachten Leucdart auf die Vermutung, die Finne der Taenia saginata wohne in den Musfeln des Nindes, und die darauf angejtellten Berjuche ergaben den Beweis dafür. Vor dem Genuß rohen Nindfleijches muß daher ebenjo nach- driickfich wie vor dem des Schweineffeifches gewarnt werden. Die Finne diejes Band- wourmes ift im Menjchen nur ganz jelten einmal beobachtet worden. Bon den Bandmwürmern mit einem Blafenwurmzuftand gleich der Finne, nämlich dem, wo die Blafe nur einen einzigen Bandwurmkopf Tnojpen läßt, find noch einige bei Hund und Kabe vorfommende bejonders erwähnenswert. Die im Hunde gejchlechtsreif werdende Taenia marginata Baisch, der geränderte Bandmwurm, ift zwar als jolcher dem Menjchen nicht gefährlich, aber gelegentlich fommt feine fonft gewöhnlich im Net und in der Leber der Wiederfäuer und Schweine lebende Finne, den älteren Shitematifern al3 Oysticercus tenuicollis befannt, auch im Menfchen vor. Der häufigjte Bandwurm des Hundes ift aber Taenia serrata Goeze, der gefägte Bandmwurm, ausgezeichnet durch eine Doppelte Reihe größerer und Hleinerer Hafen. AS Blafenwurm lebt er im Hafen und Kaninchen. Die zahl- lojen Berfuche, bei denen Hund und Kaninchen den Boden abgaben, auf dem Taenia serrata erzogen wurde, haben vorzugsweije zur Aufhellung der Bandiwurmfrage beigetragen. Die bei der Nabe gemeinfte Art ift Taenia crassicollis Rudolph, der dDikhaljige Bandwurm, mit ftarfen Kopfe, Iinzem und didem Halfe. Die zugehörige Finne lebt in Dem Beutetier der Kate, Der Maus. Ein wegen feines Blajenwurmzuftandes jehr interejjanter und noch mehr beriichtigter Bandwurm ift die auch ausjchlieglich im Hunde gejchlechtsreif werdende Taenia coenurus Sieb., der Duejenbandwurm. Wir fennen diefe Stufe erft jeit der Zeit, alS die Band- winmunterjuchungen toifienjchaftlich in Gang Tamen. Längjt aber ift der Vlajenwurm- zuftand al Queje oder Drehtwurm (Coenurus) befannt, der, im Gehirn der Schafe fi) aufhaltend, die Drehtrankheit diefer Tiere verurfacht. Man hat den Verlauf der SKranl- heit natürlich auch durch den Verfuch feitgeftellt. Bei den Schafen, denen man die betreffen- den Eier eingegeben, zeigen fich nach 17 Tagen die erjten Anzeichen der Drehfrankheit. Man findet dann in ihrem Gehirn jchon die Keinen, erbjengroßen Bläschen, zu denen die jechs- hafigen Embryonen geworden find. €3 entteht aber an diefen Blafen nicht bloß, wie bei der Finne, ein einziger Bandwurmlopf, fondern gleich eine Gruppe von dreien oder vieren, bald aber mehr und mehr, indem teils an anderen Etellen der Blaje andere Gruppen herbor- mwachjen, teil unter Ausdehnung der Blafe neue Köpfe zwijchen den älteren jprojjen, jo daß ihre Anzahl sich jchlieglich auf mehrere Hundert belaufen fann. Der Drud und Reiz, den 230 Würmer: Blattwürmer. der Blajenwurm auf jeine Umgebung ausübt, verurjacht jene Entzündungen und Ent- artungen des Gehirnz, die jich, außer auf andere WWeife, in dem Drehen der Schafe äußern und mit deren Tode endigen. Der Ausbreitung und der Wiederfehr der Krankheit fann natürlich nur dadurch einigermaßen vorgebeugt werden, daß mwenigitens die Köpfe der ge- fallenen oder getöteten Schafe jorgfältig vergraben und den Hunden unzugänglich gemacht werden. Die Auflöfung der Drehmwurmblaje geht im Magen des Hundes jehr rajch vor jich, alle Köpfchen werden frei, jedes gründet eine Stettenfolonie, und aus dem einen Ci, das zum Drehwurm jich entiwidelte, it am Schluß der Bandwurmentwidehrmg eine vieltaujend- fältige Nachfommenjchaft hervorgegangen. Ein zwar nicht Häufiger, aber unter Umftänden Höchit gefährlicher, den Tod herbei- führender Schmaroger des Menjchen und einiger Tiere (Wiederfäuer, Schweine, Affen) ist der jogenannte Hülfenwurm (Echinococeus der älteren Shitematik), die Blajenwurm- 5 form eines gleichfalls im Hunde lebenden Band- jpurmes, der Taenia echinococceus Sieb. Diejer ift jo Hein, faum etwas über 4 mm lang und 1; mm breit, daß er den früheren Beobachtern entging und eben- falls exit Durch neuere Unterfuchungen der Lebens- verhältnifje der Blajenwiimer ordentlich entdeckt wurde. Er weicht auch darin von den übrigen Tä- nien Höchit auffallend ab, daß er jchon im dritten Sliede gejchlechtsreif wird, welches lebte Glied jo Hülfenwurm, Taenia echinoooceus Sieb. Ir lang ift wie die beiden eriten famt dem Kopfe. Die größert. a) der Bandwuru, b) ein Stüd aus der Wand de3 Hülfenwurmes mit einer Brut- aus dem jechshaligen Embryo herborgehende Blaje Fapfel. Aır diefer außen die entftehenden, time iit nun ebenfalls, mie Die Drehmwurmblaje, Die Brut- die fertigen Bandwurnköpfe. jtätte jehr vieler Köpfchen. Dieje entjtehen aber nicht unmittelbar auf der Wand der Blaje, jondern in bejonderen, aus diejer Wand herbor- gehenden Brutfapjeln, auf deren Außenfläche die erite Anlage der Köpfchen unter der Form eines hohlen Anhanges zur Entwidelung fommt. Diejer Hohle Zapfen jtülpt fich dann in das Innere der Brutfapfeln, in die jchlieglich die Bandwurmköpfchen an dünnen Stielen hineinhängen (Fig. b). Die einzelnen Brutfapjeln enthalten mitunter 12—15, jelten mehr als 20 Köpfchen und Haben 1—11% mm im Durchmejjer. Ungemein verjchieden ift aber die Größe der Echinococeus-Blaje, ehe jie Brutfapjeln herborbringt. Leudart beobachtete dies bei einem Durchmeffer von 1 mm, andere fand er noch leer bei dem Umfang eines Hühnereies. Neben diefen einfachen, eben bejchriebenen Hüljfenmwürmern fommt eine andere Form, die zufammengejeßte, vor, in welchem Falle neue, jogenannte Tohhterblajen, ji) bilden, entweder nach außen Hin oder nach innen, jo daß dann die urjprüngliche Blaje eine ganze Nachfommenjchaft ihr gleicher Blajen einichließt. Nicht jelten wird die Entwidelung hiermit abgebrochen, indent weder an der Mutter- noch an den Tochterblajen Brutfapjeln mit Köpfchen entjtehen. Das ganze Gebilde macht dann am mwenigjten den Eindrud eines tie- viichen, parafitischen Körpers, jondern fieht wie eine bloße Waljergeihwulit (Hydatide) aus. Unter den menjchlichen Schmarogern, heißt es bei Teudart, ijt fein zweiter, der jic) durch die Mannigfaltigfeit eines Vorfommens mit dem Hülfennöurm vergleichen ließe. Cs üt faum ein Teil de3 menfchlichen Körpers, der ihm nicht gelegentlich zum Wohnorte diente. Spgar die Sinochen werden bisweilen von ihm heimgejucht. Aber nicht alle dDiefe Organe Bandmirmer. ie 231 beherbergen unjeren Wurm mit gleicher Häufigkeit. Das Zellgewebe zwifchen den Musteht, das die Finne von Taenia solium mit bejonderer Vorliebe bewohnt, ift nur in jeltenen Fällen der Sit des Echinococcus. Auch im Hirn und namentlich im Auge wird die Finne ungleich häufiger gefunden als der Hülfenwurm, der dafür feinerfeit3 die von der gemeinen Finne meift verfhmähten Eingemweide, und vor allen anderen namentlich die Qeber, auf- jucht. Hier erreicht der Hülfenwurm nicht felten die Größe eines Kindstopfes. — Wahr- icheinlich ift der Humd der einzige Träger de3 Echinocoecus-Bandiwurnes, der mit ihm wohl über die ganze Erde verbreitetift. Auf yoland ift er eine furchtbare Blage, ebenfo in getwiljen Teilen Auftralienz, in gypten, Kapland und Algerien und bei nomadijchen jibirifchen Bölferichaften. Aber auch bei uns ift der Wurm durchaus nicht jelten und wird, bezeich- nend genug, bei Mitgliedern vor Fleifcher- und Hirtenfamilten jowie bei älteren allein- ftehenden Frauenzimmern, alfo bei Berjonen, die aus Beruf oder Liebhaberet viel und nahe mit Hunden umgehen, am meijten gefunden. Wer fich von Hunden leden läßt, jchwebt immer in Gefahr, ich mit dem fürrchterlichen Echinococeus zu infizieren. Ein anderer, häufiger Schmaroger im Hundedarn ift dev Kürbisfernartige Banod- wırem, Dipylidium caninum Z. (Taenia cucumerina), dejjen längliche, den Fortpflanzungs- apparat in doppelter Auflage enthaltende reife Glieder abgejchrägte Eden bejigen, jo daß fie infolgedeffen in ihrer Geftalt einem Gurfenfern ähneln. Diejer eine, nur bis 35 cm lang werdende Bandmwurm, der jich außer bei Hunden auch nicht jelten in Stagen findet, war zwar jchon von Linne aß Parafit des Menfchen bezeichnet worden, it aber exit in neuerer Beit al ein verhältnismäßig gar nicht fo feltener Schmarober des Menjchen, und atvar borwiegend der Kinder, erfannt worden, two er aber Faum Beichwerden verurjacht. Geine Lebensgeichichte ift intereffant genug, da er jich al3 Jugendform bei den Läujen und Flöhen der Hunde, vornehmlich beim Hundehaarling, Trichodectes canıs, findet, der gelegentlich auch auf Rasen übergeht. Die Hunde machen eifrig Jagd auf ihr eltopara- jitifches Ungeziefer, zerbeißen e3 und infizieren fich jo mit den Larven von Dipylidium, die bei ihnen gejchlechtsreif werden. Die Eier gehen mit dem Stot ab, bleiben zum Teil in dem Fell des Hundes Hängen und werden von der Trichodectes, die eine fauende und feine ftechende und faugende Läufeart ift, gefreffen, ihr Darın wird von den frei getvordenen Embryonen ducchbohrt, und diefe gelangen in die Leibeshöhle, too fie ruhen. Bisher nur im Menfchen, und zwar auch wieder meift in Kindern, wurde der Kleine Bandwurm, Hymenolepis nana Sieb. (Taenia nana), gefunden. Er erreicht eine Größe bon ettva 4,5 cm, bleibt aber meift feiner, feine größte Breite beträgt nur 0,9 mm. Ant. Kopfe hat er vier rumdliche Saugnäpfe und einen einfachen Kranz von 24—28 jehr Heinen Häkchen. Die Glieder find ehr fchmal und erreichen die Zahl 200. Der Wurm ift in ver- ichiedenen Ländern Europas, in Nord- und Südamerika, auf den Philippinen, in Siam und Sapan beobachtet worden, bejonders Häufig ift er in Agypten und auf Sizilien. Jim Segenjag zum vorigen fan ex ziemlich große Beschwerden hervorrufen, jo daß jeine Gegen- wart, zumal da er immer in Mengen auftritt, fiir den damit belafteten Träger nicht un- - bedenktich ift: epileptiiche Krämpfe, Gedächtnisichwäche, Heißhunger, jchlieklich vielleicht fogar Gehienhautentzündung machen zufammen ein übles Srantheitsbild aus. Leider ijt die Entwidelung diefes PBarafiten und damit auch die Art der Infektion noch ganz unbelannt. " Der vorigen Form fehr nahe fteht Hymenolepis diminuta Rudolph (Taenia favo- punctata), die 20—60 cm lang ift und 600—1000 Glieder aufweifen Far. Gie findet jid) 232 Würmer: Plattwürmer. im Darm unferer Muriden, aljo der Haus- und Wanderratte und der Yausmaus, einige Male wurde fie auch im Menjchen beobachtet. Ag Ziwijchenmwirte für die Finnen fommen verjchiedene Snjekten in Betracht. Davamme bejchrieb eine weitere Täntenart, Davainea else ses niye Davaine, die bei Kreolenfindern zwijchen 16 Monaten und 2 Jahren auf der Injel Mayotte (Komoren) angetroffen wurde, und Die man noch in einigen anderen vereinzelten Fällen, meijt bei Kindern auf der Snjel Mauritius, in Bangfof und auf Madagaskar, gefunden hat. Snter- ejjant ift, was toir bei Braun über die Art der Anjammlung der reifen Gier bei diejem Wurm lejen: „Der Eihalter beiteht aus einer Anzahl von Röhren, die jederjeits in einem fait fugeligen Ballen aufgerollt find; jmd fie mit Ciern gefüllt, danı entrolfen jich die Windungen, durchleben das Glied und verlieren hierauf ihre Wandung; die frei im Baren- chym Tiegenden Gier werden jchließlich zu eimem oder mehreren von jtark touchernden Parenchymzellen umgeben; jo entjtehen die 300— 400 das ganze reife Glied einnehmenden Gierballen.” Über die Finne und den Zwifchentmirt diefer 20—30 cm n lang werdenden Art it nichts befannt. Wieder einen doppelten Gejchlechtsapparat in jedem der bi 3 cm langen Slieder ieift Moniezia expansa Rudolph auf, mit der wir unjere Betrachtungen über die Band- würmer bejchliegen wollen. Dieje Art ift der häufigjte Bandwınm des Schafes, er findet lich aber auch bei anderen Wiederfäuern, jo bei Rind, Ziege und Neh. Unter den Schafen tritt er mitunter jo majjenhaft auf, daß er die jogenannte Bandiwurmjeuche erzeugt, Die ih Durch Berdauungsitörungen, Abmagerung, Durchfälle und Bleichjucht Fundtut und den Tod herbeiführen fann. Die Entiwidelung diejes längjten aller Bandiwürmer umnjerer Haus- tiere, der weit iiber 10 m erreichen joll, ift auch wieder noch in Dunfel gehüllt. Vierte Ordnung: Schmurwirrmer (Nemertini). Bon den Vertretern der drei anderen Ordnungen der Blattiwiirmer, die wir bisher fennengelernt haben, unterjcheiden fi) Die Schnurmwürnmter oder Nemertini duch den Bejit einer hinteren Darmausmündung und eines Blutgefähiyitems. Wenn auch einzelne Foricher in ihnen wegen mancher Ähnlichkeiten im Bau rücgebildete Ringelwürmer jehen möchten, jo hat man im Laufe der Zeit doch eine jolche Menge von Übereinftimmungen ‚in ihrem Bauplan mit dem der Strudel-, Saug- und Bandiwürmer aufgededt, daß eine nähere Verwandtichaft mit diejen jicherzuftehen jcheint. Vermutlich ftammen die Schnur- würmer mit den Strudelwirmern von gemeinjamen Ahnen ab, doch haben jich beide im etwas anderer Richtung tweiterentwicelt, wobei aus Strudelwiirnern noch Die Trematoden und aus Diejen die Kejtoden entitanden, während die Nemertinen einen bejonderen, ge- wijjermaßen weiter ausgebildeten Seitenzweig des gemeinjamen Stammes Daritellen. Die Schnurwürmer haben alle einen gejtredten, fait nie ganz flachen, jondern nur an der Bauchjeite etwas abgeplatteten Körper, dejjen VBorderende nicht jelten als Kopf- abjchnitt bejonders abgejegt ift und außer zwei zum Spüren dienenden Ginnesgruben bei den meitaus meijten Arten zwei Gruppen von einfachen Sehorganen trägt. Die Haut ijt wie bei den Strudelwürmern bewimpert. Die gewöhnlich bauchjtändige Mundöffnung führt in einen Schlund, der in den langen, in regelmäßigen Abftänden zu feitlichen Tajchen al te u ln A EL u he ie a ar, Schnurmürmer. 289 erweiterten Mitteldarm übergeht. Daran jchließt jich dann der Enddarm mit dem endftändigen After. Über dem Anfangsdarm liegt ein langer, öfters durch eine bejondere Offnung am Vor- derende borjtülpbarer, jchlauchjürmiger Nüfjel, der durch eine eigene Muskulatur in eine Scheide zurüidgezogen werden fann. Diejer birgt am Grunde jeines vorderen Abjchnittes bei gewiljen Formen ein Kalfitilet und neben ihm in jeitlichen Tafchen einige Erjabkalfjpigen, während der hintere Abfchnitt Giftdrüfen enthält. Hört man nun, daß beim Borjtreden des Nitjjels das Stilet an die äußerjte Spibe rücdt und gleichzeitig die Giftdrüjen in Tätig- feit treten, jo wird ohne weiteres einleuchten, Daß die ganze Ein- richtung zum Exgreifen und Töten der Beutetiere dient. Nach ihrem Vorhandenjein oder Fehlen unterjchted man früher zwei -Öruppen von Nemertinen, bewaffnete und unbemwaffnete, doch bat man jest andere Einteilungsgrundjäge angenommen. Das Blutgefäßiyitem bejteht aus zmet feitlichen Längs- ftämmen, zu denen noch ein weiterer über dem Darm kommen Tann. Diejes Rüdengefäß it dann mit den beiden jeitlichen durch zahlreiche Schlingen verbunden und treibt die mitunter rötliche, meilt jedoch farblojfe Blutflüjjigfeit von Hinten nad) vorn. Der Ausicheivung dienen zwei furze Wafjergefühe, die mit den uns nun jchon befannten Wimperfadeln beginnen und jeitlich getrennt oder gemeinfam ing Freie münden. Al Bentrafnervenfgjtem pirken zwei im Stopfende gelegene, ducch eine über dem Schlunde verlaufende Duerbrüde verbundene Ganglienfnoten, die mit ein paar anderen, mehr bauchwärts gelegenen in Berbindung jtehen. "Bon leßteren gehen zwei den Körper in feiner ganzen Länge durchgehende umd fich in der Nähe des Afters vereinigende jeit- liche Nervenftämme aus. Zum Unterjchiede von den übrigen Plattwiürmern iind Die weitaus meiften der Schnurwürmer getrennt gejchlechtliih, Doch, unterjicheiden fich die beiden Gejchlechter äußerlich nicht. Die ich jeverjeits in vielfacher Zahl wiederholenden, einfache Cäde Dar- ftellenden Keimdrüjen Kegen in den Zivifchenräumen ziifchen den Darmtajchen und münden durch) Heine Offnungen auf dem Nücden aus. Die Eier werden in unregelmäßigen Majjen, in Schniren oder in Gürtelfofons abgelegt, in denen fie, durch eine zu Öallerte erjtarrende, jchleimige Majje vereinigt, oft auf dem. Körper der Mutter zunächit Haftenbleiben, bis Dieje aus dem Gürtel herausfriecht. Während die Entwidelung mancher Arten eine unmittelbare ilt, verlajjen die Tarven anderer Das Ei in einer LINIEN yijtellietlill VBierauge, Prostoma spec. Öeitalt, der ein Uneingemweihter nicht anfehen fann, was aus.ihnen nat hervorgehen wird. Nac) ihrer Ahnlichkeit mit einer Pidelhaube hat man diefe in den europäifchen Meeren in den Frühlinggmonaten in großen Schwärmen auftretende, im freien Wafjer jhwebende Larve Fechterhutlarve, Pilidium (Abb., © 234), 934 Würmer: Plattwürmer. genannt. Diefe Bilivien jind über und über bewimpert, während um ihre Aänder Schnüre von ftärferen Ziten laufen, oben auf vem Scheitel jogar ein bejonder3 langer Seißelfchopf emporragt. Ceitlich Hängen ein paar ebenfall3 von den Wimperjchnüren umzogene Lappen herab, gewijjermaßen der Badenjchuß des Helmes, und zwijchen ihnen befindet jich die Mundöffnung, die in einen noch blind gejchloffenen Darm Hinemführt. Aus vier in der Nähe des Mundes gelegenen Einjtillpungen geht durch langjame Umbil- dungen, wobei der Darm allmählich ummwachjen wird, der Körper der Nemertine hervor, der dann die Tarvenhaut dDurchbricht und frei wird. Eine etwas einfachere Yarvenform wird als Dejorjche Larve bezeichnet. Die Länge der Schnurwirmer wechjelt jehr. Einige Arten bringen es nur auf ein paar Millimeter, andere erreichen viele Meter, wobei fie aber immer verhältnismäßig jehr : . dünn bleiben; die meijten halten ich ziwijchen 20 und 60cm. Zum Teil find die Schnurwürmer durch in die Haut eingelagerte Pigmente oder bunte Abjcheidun- gen der Hautdrüfen überaus prächtig gefärbt, wobei Geld, Braun und Not in allen möglichen Tönen, Übergängen und Mifchungen häufig find, reines Blau aber fehlt. Dft ift auf der Grundfarbe noch eine be- jondere Zeichnung zu erfennen, eine Marmorierung, parallele Längslinien, farbige Querringel over die bei- ven lesten gleichzeitig nebeneinander. Im allgemeinen it die vielfach al8 eine Anpajjung an die Umgebung wirkende Färbung bei den unbewaffneten Formen auf- fallender al3 bei den bewaffneten. — Hervorgehoben > jei noch die weitgehende Fähigkeit vieler Schnurmir- - mer, verlorengegangene Teile wiedererjegen, ja mit- a ne ag Unter aus einem Heinen losgelöften Körperftid ein nenn ee ms Orr Holfftändiges Individuum ergänzen zu fünnen. Das eigentliche Gebiet der Schnurwürmer ijt das Meer. Aber nur eine ganz Heine Gruppe mit wenigen Arten lebt jtändig frei jchwinmend auf Hoher See. Die meilten Arten Halten jich in der. Kiftenzone auf, wo fie jich im Geröll unter Steinen, in Felsjpalten, in den Löchern der Korallenblöde oder zwijchen den Yimwei- gen der Meeresalgen verbergen. Einige graben jich wohl auch in den Bodenjand ein, wieder andere verfertigen ji) Wohnröhren aus zähem, von der Haut abgejchiedenem Schleim. Einige Gattungen haben jich ganz an das Leben auf dem Lande angepaßt, und eine einzige (Prostoma Ant. Duges) findet jicd) mit einer Anzahl Arten im Süßmajjer. Mit wenigen Ausnahmen find die Nemertinen gefährliche Aäuber, die vor allem die Nöhren bauenden Ningelwürmer mit dem Nüfjel gefchidt aus ihren Wohnungen Herauszu- holen dverjtehen, jedoch auch mit anderer Fleifchnahrung vorliebnehmen. Ein paar Arten treten als „Tischgäfte” (Kommenfalen) anderer Tiere auf, d.h. fie nehmen an deren Mahl- zeiten teil, ohne ihnen jedoch) anderweitigen Schaden zuzufügen, freilich auch ohne ihnen dafür eine Gegenleiftung zu bieten. Echte Schmaroger jind ebenfalls unter den Schnur- würmern feitgejtellt. ‚Man fennt big jeßt nicht ganz 500 Arten von Nemertinen, die von dem eingehend- ten Bearbeiter diefer Tiergeuppe, Dtto Bürger, vornehmlich unter Berüdjichtigung des a u re a u ! Schnurwürmer. 239 Kervenjpitems auf vier Unterorönungen verteilt werden. Wir wollen von diejen, Dem Laien nur jelten zu Gejicht fommenden Würmern nur einige bejonders charakteriftiiche Herausgreifen. Sn der untenftehenden Abbildung ift zunächit ein im Leben fehr farbenprächtiges Tier - Dargeitellt, Tubulanus (Carinella) superbus Kölliker. &3 gehört zur Zamilie der Tubu- lanidae, die ji) in anatomijcher Hinficht vor allem durch das Fehlen des Nüdergefäkes und einen unbewaffneten Ritjfel auszeichnet. Unjere Nemertine wird bis zu 75 cm lang, el = 4 Tubulanus (Carinella) superbus Kölliker. Natürlide Größe. aber nur Dmm did. Ihr Körper ift rotbraun bis Firfchrot gefärbt und mit 4 weißen Längs- itreifen, die fich bis zur Schwanzipibe fortjeben, und zahleeichen, ebenfalls weigen Duerringeln ichön geziert. Im Atlantifchen Ozean (Küften von Schottland, England und Frankreich) und im Mittelmeer ift Tubulanus superbus gefunden worden. Er lebt gewöhnlich auf jandigem Boden am Strande, wird aber auch mitunter in einer Tiefe bon 40-50 m gefangen. Die größten bisher beobachteten Schnurwiürmer fommen an der engliichen Ktüfte vor und find Mitglieder der artenreichen Samilie der Lineidae, die der vorigen jehr nahe jteht und wie diefe feine Rüffelbewaffnung trägt. Lineus longissimus Gunnerus hat einen bandartig abgeplatteten Körper und wird 5—10'm lang; einzelne Stüde jollen jogar bis 30 m gemejjen haben. Diefe Tiere fnäueln fich gern zu einem dichten Klumpen zujammen und fcheinen vornehmlich des Nacht3 während der Flut ihre Verjtede zu verlajjen, um auf Raub auszugehen. 236 Würmer: Plattwürmer. Stleiner ift Cerebratulus marginatus Renier, der am Hinterende feines breiten, Fräf- tigen Körpers einen Heinen Schwanzanhang trägt. Dieje Würmer find nicht nur im Norden des Atlantiichen Ozeans, jondern auch im Mittelmeer ziemlich gemein. Sie jchwimmen vorzüglich, wobet jte aalartig ihlängelnde Bewegungen ausführen. Sm Anpafiung an ihre bejondere Lebensweije haben die gleichfalls Inbemame freiichhpimmenden Bertreter der Jamilie Der Palreon meridee einen auffallend ver- breiterten und ver- hältnismäßig Dün- nen Körper. Die ee = jüdöftlic) von Mir- halten in großen Tiefen gefundene Pelagonemertes moseleyi Bürger wird bis zu 4 cm lang bei einer Breite von 2 cm N; : IR St | = umd wurde jchon a I was —— von Leffon unter I see zen dem Namen Ptero- soma planum als Mollust bejchrie- ben. 63 ilt ein wundervoll Ddurch- dejjen innere Dr- gane, namentlich der dunfel Fafta- nienbraune Der- Dauungsapparat, Jich jehr deutlich ab- heben. Der Sür- per des Tieres ber- jingt ji) bon vorn a = = nach Hinten und Pelagonemertes moseleyi Bürger. Bergrößert. - zeigt fünf ‚hinter- einander gelegene, durch jeitliche Einferbungen angedeutete Abjchnitte, deren vorverjter allein jo lang wie die vier hinteren zujammen und flügelartig verbreitert ift, was auf ein ausgezeichnetes Schwebevermögen deutet. Eine jehr merkwürdige Gattung don Schnurtwiirmern, die ndejjen diefen Namen durch- aus Lügen jtraft, ift Malacobdella Blainville. Sie wird in gewilfen Mujcheln, der Venus- mufjchel (Cyprina islandiea) und Slaffmujcheln (Mya truncata und M. arenaria), zwijchen 7 im Sndishen Ozean fichtiges Geichöpf, ze er a er Schnurmürmer. 237 Kiemen und Mantel over im Eingemweidejad jehr häufig gefunden, und ihre Leibesform ift durch dieje ihre Lebensmweile jeltfam verändert worden. Kurz und breit erjcheint der Körper, der am hinteren Ende einen Yaftapparat in Geitalt einer anjehnlichen, tellerfür- migen Sauggrube erworben hat. ES mar natürlich, daß das Tier, bevor jeine näheren anatomischen Berhältnilje Hargejtellt waren, in jyjtematiicher Hinficht verfannt wurde, bald jollte eg ein gel, bald ein Saugmwurm, bald eine dieje beiden Wurmgruppen vermittelnde Zorm fein. Malacobdella grossa Müller lebt in den genannten Mufcheln in der Dft- und Korojee, im Nordatlantiihen Ozean und im Mittelmeer. Sie nährt jich von den Heinen Organismen, die mit dem Atemtafjer der Mujcheln in deren Mantelhöhle gelangen, ift aljo fein eigentlicher Schmaroger, jondern ein Kommenjale. Ym Kieler Hafen follen gegen 80 Prozent der größeren Benusmujcheln je eine jolche Malacobdella enthalten. Die acht Arten der Öattung Geonemertes Bergendal, die zu der Familie der Proso- rhochmidae gehört, leben auf dem Lande. Einige von ihnen werden bis zu 7 em lang, und alle bejisen einen fräftigen Rüjjel, der mit einem Angriffsitilet bewehrt ift und ge- meinjam mit dem Darm ausmündet. Meift jind vier Augen vorhanden. Die rötlichweike, mit braunen Längsftreifen verzierte Geonemertes pelaensis Semper wohnt auf den Ralau- Snjeln unter feuchtem Laub oder der Ninde der Bäume. Über die milchweiße Geone- mertes agricola Will.-Suhm von den Bermuda-isnjeln jchreibt Bürger nach einem Bericht vonR.W.Coe: „Sie fommt an verjchtedenen Orten der Bermuda-$njeln in großen Mengen vor, inde3, jopiel die Erfahrung lehrt, nur entlang der Küjte, welche in die Mangrovefümpfe übergeht, und at den angrenzenden Hügeljeiten. m Sommer wurden die Landnnemertinen nur in dem feuchten Boden nahe der Hochwafjerlinie gefunden, in den Frühlingsmonaten etivas höher an den Hügellehnen. Es ift wahrfcheinlich, daß fie fich im Sommer an Stellen, welche troden werden, die von den NKegenmwürmern gegrabenen Gänge benugenpd, tiefer in den Erdboden zurüdziehen. hr bevorzugtes Wohngebiet cheint aber der Linie der hHöchiten luten zu folgen; hier amı Rande der Mangrovedidichte, wo der Boden aus fchwarzem Mud ‚beiteht, der weiter höher in Dunklen oder roten Lehm übergeht, verbergen jie jich unter Steinen, Hölgern und anderen Gegenjtänden, welche das Meer ausgemworfen hat.“ Der genannte Soricher fnüpft hieran die wohl richtige Bemerkung, daß fich die Landnemertinen nicht etwa aus Süßmwafjerformen, jondern unmittelbar aus den im Meere an der Küfte lebenden ent- mwidelt haben. Geonemertes pelaensis foll jich frtechend wie manche Blutegel fortbewegen, indem jie ihre Mundöffnung wie einen Saugnapf zum Feitheiten benukt. Die auftralifche Geonemertes chalicophora Graff wurde mehrfach in Europa in Warnı- häufern beobachtet, in die jie jedenfalls mit den Pflanzen eingejchleppt wurde. Endlich beichliegen wir die Ordnung mit einem Blick auf die Familie der Prostoma- tidae. Diefe ift fir uns deshalb von Interejfe, weil eine ihrer Gattungen, Prostoma Ant. Duges (Tetrastemma), auch bei uns durch ein paar Arten vertreten ift, die fich in verjchie- denen langjam fliegenden oder jtehenden füßen Gemäjjern wenn auch nicht gerade häufig, jo doch ziemlich regelmäßig vorfinden. An einem ganz befonderen Ort wurde Prostoma clepsi- noides Ant. Duges ausfindig gemacht, nämlich in der alten Hamburger Wafjerleitung, die mehrfach ein beliebtes Wohngebiet fir jonft nicht Häufige Tierformen abgegeben hat. Die Heinen, 1—1,5 cm langen, abgeplatteten, gelbbraunen oder jleischroten Würmchen haben jechs Augen, die paarweije Hintereinander angeordnet jind. Fhr Rüfjel ift wie bei allen 238 Kiirmer: Nädertiere. Angehörigen der Gattung bewaffnet, und der Mitteldarm entjendet einen langen, unter dem Schlund gelegenen Blindjad. Man hat dDiefen Wurm auch in Torfmooren bei Greifswald, im öenfee bei Berlin und in der Umgebung von Würzburg jowie in Nordamerifa gefunden. Während die eben bejprochene Nemertine wie falt,alle Schnurwürmer getrennten SejchlechtS ift, Haben wir in dem in einem Aquarium des Berliner Hoologijchen Snitituts gefundenen Prostoma eilhardi Mnigry. einen Zwitter vor und. Dasjelbe ift der Zall bei Prostoma graecense Böhmig aus dem Örazer Botanischen Garten und einem Bad) bei Prag. Alle diefe Arten legen Eier ab; dagegen ijt Prostoma lacustre Du Plessis lebendig- gebärend. Diefer Hellgelbe, etwa 3 cm lange Wurm lebt in verjchiedenen Seen der Schteiz, jo im Genfer und Yüricher ©ee, und ift auch bei Bajel in einem Sumpf feitgejtellt worden. Zweite Klaffe: Madertiere (Rotatoria). Wir nehmen aus einer Dachrinne, wenn es einmal längere Zeit nicht geregnet Hat, etwas von dem dort angejammelten Staub und übergiegen ihn in einem Fleinen Glas mit Wajler. Nach Ablauf von Höchjtens einer Stumde werden uns in den meilten Fällen bei iharfem Hinfehen fchon mit blogem Auge in dem Gefäß winzig Heine, vom einfallenden Licht Hell weißlich erglänzende VBünfktchen auffallen, die fich regellos durcheinander bewegen, jo daß man jofort erkennt, daß fie nicht etwa ohne ihr Zutun von geringen Wafjerftrömungen umbhergetrieben werden, jondern jelbittätig durch eigene Fortbewegungsorgane Schwimmen. Wegen der geringen Größe werden ir geneigt fein, fie für Protozoen zu halten. Zangen tier nun mit einer Pipette ein oder mehrere jolcher beweglichen Vünftchen heraus und bringen fie mit einem Tropfen Waffer unter das Mifrojfop, fo jeden wir nach Turzer Zeit, pie fie weiter munter umbherjchhwimmen, und zivar wirklich wie viele Injujorien mit Hilfe von fliimmernden Zilten. Bei der lebhaften Bewegung der Tierchen tft e3 jchwer, weitere Einzelheiten an ihnen zu ertennen, zumal ein paar jchon halb verfaulte Holjplitterchen oder Strohteilchen, die der Wind mit dem Staub in die Dachrinne geweht hatte, mit in unferen Wafjertropfen gefommen find und nun auf dem Grunde des Objeftträgers liegen, jo daß die Tierchen fich ziwiichen ihnen und einigen winzig Keinen Sandförncdhen verjteden fönnen. Doch halt! Wie wir das Gejichtsfeld weiter Dirrchmuftern, jeden wir auf einmal, daß eines der Tierchen fich an einem folchen fejten Teilchen mit dem einen, verjchmälerten Ende zur Ruhe gejebt hat, während an jeinem anderen Ende die Slimmerbemwegung noch kräftig im Gange ift. Sa, das fcheint jebt gar Feine Slimmerung mehr zu fein, fondern wir beobachten bei ver mittleren Vergrößerung, die wir anmwandten, an diefem Borderende des Tieres zwei freistunde Zahnvädchen, die fich beide Yangjam drehen. Und da wiljen wir es auch, was jwir vor uns haben: Nädertiere find es, Angehörige der Slafje der Rotatoria oder Roti- fera, feinesweg3 Einzeller, jonvdern mit wirklichen, echten Organen ausgejtattete Metazoen. Die Nadbewegung ift nicht die einzige, Die wir jehen; nicht weit hinter dem Border- ende, two der Körper halsartig eingejchnürt ift, erkennen wir im Srneren des Tieres noc) eine andere. Da liegt ein fejtes, aus zwei jeitlichen Hälften bejtehendes Gebilde, dejjen beide Teile fich in regelmäßiger Bewegung einander nähern und entfernen, toobei jich die ganze an ein Mühlwerk erinnernde Vorrichtung noch unvegelmäßig Hin und her dreht. 65 ijt der fogenannte Schlundfopf, den toir bei der Arbeit jeden. Mit chitinigen Stiefern Allgemeines. 259 ausgeltattet, zerfaut er Die vom Näpderorgan herbeigejtrudelte Nahrung. — Wie verhält e3 fich num mit den Rädern jelbft? Um einen genaueren Einblid zu gewinnen, müfjen wir eine etivas ftärfere Bergrößerung nehmen und außerdem die Bewegung der Tiere Daducc) etivaz - verlangjamen, daß wir unjerem Wafjertropfen eine Spur verdünnter Kofainlöfung zujeben, die eine betäubende Wirkung hat. Nun jehen wir deutlich, Daß am Borderfürper unjeres Tieres, das ungemein häufige Nüjjelrädchen, Rotifer vulgaris Schrank, mag es fein, wei rundliche Zappenfortjäße ausgeftredt find, Deren Ränder einen Bejab von Bilien tragen, die jet unter Einwirkung des Betäubungsmittels nur noch langjam jchlagen. Und da beob- achten toir, mie diefe Bewegung etwa an einem Bunfte des Umfreijes eines jolchen Yappens beginnt und jich von da in einer Richtung von Bilte zu Zilie wie eine Welle fortpflanzt. Bald folgt eine neue jolche Welle, jo daß mehrere gleichzeitig über den Rand verlaufen. Dies it e3, was in una bei der gewöhnlichen, fchnelleren Bewegung den Eindruc eriwect, al3 drehten fich die ganzen runden Lappen. Übri- gens erfennen wir nun auch bei eingehenderer Betrachtung, Daß der Tlimmerbejab jedes Lappens Feineswegs einen vollen Streis bejchreibt, jondern da, wo beide fich einander nähern, unterbrochen it. Dafür liegt zwijchen beiden Näderjcheiben, etwas baucdhitändig, die Mund- öffnung, die ebenfall® von Hilten, allerdings feineren, umgeben ift. Wie find nun diefe merfwirdigen Tierchen in unfer Wafjer ge- fommen? Sn dem trodnen Staube der Dachrinne, von dem wir vielleicht noch eine Probe ohne Waljerzuja unterfuchen, finden wir unter dem Miftojfop nur lebloje, unbewegliche feite Teilchen. Und doch find da folche Nädertierehen mit ztoifchen den Steinchen und den anderen Gtaubteilchen. Nur zeigen fie nicht jene rührigen Lebens- tätigfeiten, wie wir jie eben an den ins Wajfer verjegten erfennen fonnten. Gie find jcheintot, ausgetrocknet, zufammengejchrumpft, und nur der Kenner wird jie mit Mühe ziwilchen den wirklich leblojen Dingen u ihrer Umgebung herausfinden fünnen. Werden fie angefeuchtet, in NRüffelräbhen, Rotifer spec. Starf vergrößert. - Wafjer gebracht, jo bewähren jie die wunderbare Tähigfeit, wieder Nay Hudjon und Goffe, zu neuem Leben zu eriwachen. €3 fei gleich hier bemerkt, daß diefe "au, et Tiere nun allerdings auch) im Yuftande des Scheintodes, der Troden Itarre, wie man jagt, doch nicht ganz ohne alle Lebenstätigfeiten find. Bor allem darf das Austrodnen nur ein Außerliches jein; in den einzelnen Zellen muß noch ein lebter Reit Feuchtigkeit erhalten bleiben. Wird etwa durch Exrhigen oder durch einen längeren Aufenthalt in völlig trodner Luft den Tieren auch noch diefes Wafjer entzogen, jo terben jte wirklich ab und jind dann nicht wieder zum Leben zu bringen. Ganz lanajam, mit unjeren Mitteln jchwerlich nachzumeifen, aber doch noch vorhanden, werden jich die mich- tigiten Zebenstätigfeiten, ein ganz langjamer Stoffumfjab und eine verichwindend geringe Atmung, bei den trodenitarren Tieren abjpielen. Ahnlich wie das Rüffelrädchen verhalten fich noch eine große Anzahl anderer Näder- tierchen, die alle in Staub- und Schlammanjammlungen, in faulendem Yaub oder in feuchten Moovjen und Flechtenpolitern ihr Dajein führen, und die man im biologiichen Sinne zu Der Gruppe der „Erdrotatorien" zufammenzufaffen pflegt. Ihnen jtehen andere Verwandte gegenüber, die jtändig im Waffer haufen, weitaus die meiften im Süßmafjer, manche 240 Würmer: Rädertiere. aber auch im Meer oder im Bradwafjer. Endlich gibt es auch einige Formen, die zu einer ichmaro&enden Lebensmweije an oder in anderen Lebewejen übergegangen find. Trok mannigfacher Berjchievdenheiten in der Äußeren Ericheinung weijen doch alle dieje Nota- torien einen übereinjtimmenden Bauplan auf, mit dem wir uns jeßt noch etwas eingehen- der befallen wollen. Biele Nädertiere Haben wie unjer Nüfjehädchen einen langgejtredten, „wurmähit- lichen” Körper, der von einer verdidten Haut umgeben ijt. Dieje verhältnismäßig fejte Hülle it die Kutikula, das Ubjcheivungsproduft der Darunterliegenden, lebenden, eigentlichen Hautzellen. An manchen Stellen it Diejes Dberhäutchen aber nur ganz din, jo daß die Haut dort weich und biegjam bleibt. Bor allem an den Grenzen des mittleren, al3 „Rumpf“ bezeichneten Körperabjchnittes gegen den meilt durch eine halsartige Einfchnürung deutlich abgejegten, Davorliegenden „Kopfabjchnitt” und gegen den auf den Rumpf folgenden, bauch- jeitig anjigenden, meift verichmälerten, nur jelten fehlenden „Fuß“ finden fich jolche weich- häutige Teile, die aber auch jonit, vornehmlich auf dem Fußabjchnitt jelbit, ringfürmig auf- treten. Durch fie wird das Nävertier jcheinbar in einzelne Glieder zerlegt, wie ein Glieder- tier oder ein Ningelwurm. Während jich aber bei diejen eine jolche „Segmentterung” auch auf die inneren Organe erjtrect, it jie bei ven Notiferen nur eine äußere. Shr Ziverk ift ein doppelter. Einmal wird dadurch eine größere Beweglichkeit der einzelnen Körperteile gegeneinander gemährleiitet, und zweitens wird ein bejjerer Schuß für die am meilten ge- fährdeten Stopf- und Fußabjchnitte ermöglicht. Bei der geringiten Erjchütterung des Wäajjers ziehen die Tierchen Kopf und Fuß, Dejjen Glieder wie die eines Telejfopes ineinander- pafjen, in den Rumpf ein. Der lebtere ift überdies bei einer ganzen Gruppe von Näpder- tieren, die danach die Öepanzerten, Loricata, genannt werden, mit einem falfigen Schugj@pild überdedt und demgemäß mehr abgeplattet. Die Form des Aäderorgans (f. Die Abb., ©. 241) wechjelt jehr. Hervorgegangen aus einem das Borderende umgebenden Wimpergürtel, der, jich jcheibenförmig verbreiternd, die Mundöffnung umgibt, fanıı es bald in mehrere Yappen ausgezogen, bald (jo bei den Friechen- den Arten) auf eine Wimpergruppe am Munde bejchränft jein, wie wir jpäter an einigen der zu bejprechenden Beifpiele jehen werden. Der Fuß (f), der, wie jchon bemerkt, manchen Sormen fehlt, pflegt an feinem äußeren Ende ein paar Fortjäße, Die „Zehen“ (z), zu tragen und enthält dort Drüfen (fdr), mit deren Abjcheidungen jich die Tiere feitkleben können. An dem Körper finden jich vielfach der Drtsbewegqung dienende Anhänge, Dornen, Boriten oder flofjenfürmige Gebilde, wie auch der Kopfabjchnitt ©tirn-, ©eiten- und Rüden- tafter (rt) tragen fann, von denen die leßteren bei dem Rilfjehrädchen und jeinen Berwandten zu einem beweglichen Taftrüffel verichmoßen find. Schüßen jich die Loricata durch ihren Banzer, jo jcheiden andere Formen eine gallertige, röhrenförmige Hülle ab, in der jie dann wohnen. “a Melicerta (j. Tafel „Süßmwafjer-Nädertierchen“, 1, bei ©. 245) und Oeecistes verjtärfen die Wände ihrer Schleimhiüllen noch durch Fremdkörper. Unter der Haut der Notatorien liegt die aus Längs- und vor allem dicht aneinander gelagerten Ringmusfel- fajern bejtehende Körpermusfulatur, jo daß aljo auch hier wieder ein Hautmusfeljchlauc) vorhauden ift. Außerdem wird die Leibeshöhle, die zwiichen Körperwand und inneren Drganen liegt, von zahlreichen Muskeln (Im) durchzogen, unter denen die zum Einziehen des Räderorgans (wr) dienenden die wichtigiten find. Wir jahen, daß der Berdauungsfanal mit der meijt bauchjtändigen, num jelten endftändigen Mundöffnung beginnt, die bon einem be- \onderen Teil des Wimperapparates umgeben ift. Daran jchließt fich der Schlundfopf oder Allgemeines. 241 Kaumagen (k) an. Die in ihm entwidelten Sieferteile Haben bei den einzelnen Arten eine ganz beftimmte Form, find aljo fyftematijch wertooll. Dabet ijt e8 bemerfenswert, daß diefe Kiefer jofort in ihrer endgültigen Größe entiwidelt werden, jo daß fie alfo auch jchon die oft einander jehr ähnlichen Jugendformen unterjcheiden. Cine Fräftige Musfulatur bewegt die Kiefer gegeneinander. Hinter dem Schlundfopf liegen ein paar Speicheldrüfen, dann folgt ein Schlundrohr (oe), das in den erweiterten rundlichen oder länglichen, mit großen Flimmer- zellen auögefleiveten Magendarn (m) führt. Diefer ift bet Asplanchna (.Tafel ee „Witrmer”, 2, bei ©. 228) und Paraseison 2,98 blind gejchloffen, bei anderen mündet ex in 8 BUZA Na) N . einen Furzen Darm (v), der fi indem | Ben AA der Fußbafis gelegene Kloafe (cl) öffnet. | a Am Eingang zum Magen finden fich groß- selfige Magendrüjfen (mdr). Der Aus- jcheivung dienen twieder zwei Wallerge- | ve f.. fäße (wg), lange, oft dicht gefnäuelte fa | s / näle mit feitfichen, funzen Blindäften, deren 9, jeder am Ende eine Wimperfadel (s) birgt. Die beiden Kanäle münden in die Sioafe, wobei fie fich vorher meiltens zu einer zu | iammenziehbaren Blafe (h) vereinigen, die Sr oft überrafchend groß mird und die Yuf- en ipeicherung und regelmäßige Entleerung der durch die Wafjergefüße abgejonderten Flüffigfeit beforgt. Das Nervenjyitem ijt verhältnismäßig einfach; eS befteht in der Hauptjfache aus dem paarigen Zerebral- ganglion oder Gehirn (gu), das im Ktopf- abjehnitt über dem Schlund liegt und Kervenfafern nach den einzelnen Körper- teilen ausfendet, vornehmlichnachden Sin- oo. nesorganen. Unter diefen fällt außer den re bereits erwähnten Taftern und den Sin- "und Safe, vime Rotterat. London 1859-90. nesborjten (sb), die in größerer Anzahl auf dem Kopfe verteilt find, da3 meilt Xfürmige Auge (au) über dem Gehirn auf, das mit Ihwarzem oder rotem Pigment verjehen ijt und eine Linje trägt. Die Aädertiere find getrenntgejchlechtlich, und alles, was wir bisher hörten, gilt im allgemeinen nur für die Weibchen. Wir finden bei ihnen überdies einen oder zivei Cier- itöde und dementjprechend einen oder zwei Dotterjtöüde, welche die zur Enttwidelung der Gier erforderlichen Nähritoffe liefern. Die jakartigen Gierjtöde (ov) mit den Eizellen (g) gehen in einen furzen Cihalter (om) über, und diejer mündet in die Kloafe. Bei vielen Arten werden die Eier abgelegt, bei anderen entwideln fie fich jedoch noch im Mutterleibe zu jungen, den alten vollftändig gleichenden Tieren, jo daß wir aljo zwijchen eierlegenden und lebendig gebärenden Näpdertieren unterjcheiven können. Ya bei manden Formen finden wir fogar zu verjchiedenen Jahreszeiten beide Fortpflanzungsmeijen. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 16 Hr | : 2 en 242 Würmer: Nädertiere. Die Rotatorienmännchen find, joweit man fie überhaupt fennt — in der Ordnung der Bdelloidea jcheint e3 gar feine zur geben —, viel Heiner al3 die Weibchen umd zeigen eine weitgehende Nücbildung vieler Organe. Sie befißen feinen Darmfanal, daher auch feine Mundöffnung und jind infolgedejien nur wenige Tage lebensfähig. Ebenfo fehlt ihnen meift die zujammenziehbare Blaje, und ihr Räderorgan ijt jtark rüdgebildet. So fommt es, daß ji die Männchen vieler Arten nur wenig voneinander unterjcheiven. hr Körper wird zum größten Teil ausgefüllt von einem mächtig entwidelten, birnen- oder fugelfürmigen Hoden, der mit einem Begattungsglied ausmündet. Bei den wenigen Arten, bei denen man die Vereinigung der Gefchlechter beobachtet hat, wird diefes Werkzeug dem Weibchen durch Die LXeibeswand geftoßen, jo daß der Samen in. deren Leibeshöhle gelangt, von two aus er die Gier aufjucht. Nur bei den im Meere lebenden ei jaunar nn die Männchen ven Weibchen ähnlich und mit allen Organen ausgerüftet. Die Cetjoniden vermehren fich wohl jtetS Durch bejamte Gier. ym Gegenfab zu ihnen pflanzen fich die männchenlojen Bdelloidea ftets durch unbefruchtete Gier, aljo partheno- genetisch, fort. Der großen Mafje der übrigen Notatorien dagegen ftehen beide Arten der Fortpflanzung zur Verfügung. Shre Weibchen bringen zweierlei Gier hervor, nämlic) Subitaneier und Dauer- (Winter-) Eier, wie wir es ähnlich bei manchen ©trudel- würmern fanden. Die Dauereier find durch feite, oft rauhe, behöderte oder. beitachelte Schalen gegen die Unbilden des Winters und gegen das Eintrochnen geihügt. Wir Haben es hier mit einer Zorm bon enerationsmwechjel zu tun, mit jogenannter Heterogonie, die Dadurch gefennzeichnet ift, daß beide Generationsfolgen fich gejchlechtlich vermehren (im Gegenjag zur Metageneje, wo gejchlechtliche mit ungefchlechtlichen Generationen abwechjehn). U. Lange, der die modernen Kenntniffe über die Fortpflanzungsperhältniife der Nädertiere zujammengeftellt Hat, jchreibt Darüber folgendes: „Die Heterogonie der Notatorien verläuft nach einem bejtimmten Schema, innerhalb dejjen wohl geringfügige Modiftfationen auftreten fünnen, das aber im ganzen durchgängig itreng innegehalten wird. — Aus einem mit dider Schale verjehenen Dauerei entwicelt ih ein Weibchen. Von diejem leitet jich eine Anzahl parthenogenetijch erzeugter Genera- tionen ab, die in der Hauptjache nur Weibchen, mitunter aud) vereinzelte Männchen um- faljen; gegen das Ende der parthenogenetiichen Beriode, das jich durch) jtarfe Vermehrung der Sndivivuenzahl anzuzeigen pflegt, treten die parthenogenetifch erzeugten Männchen zahlreich auf, e3 erfolgt Befruchtung der Weibchen und anfchließende Dauereibildung. Da- mit ift ein Generationzzyflus abgefchloffen, denn aus den Dauereiern gehen fpäter mwieder parthenogenetifch fich vermehrende Weibchen hervor. Se nachdem jährlich ein, ziwei oder mehrere jolcher Streije durchlaufen werden, unterjcheidet man wie bei ven Daphniden mono>, di= und polyzpfliiche Arten.” Weiter führt Yange aus, daß jich Die Zeiten der Gejchlechts- perioden verjchieben, ja ganze Gejchlechtsperioden ausfallen Fünnen. Ein und diejelbe Art fann an verjchiedenen Orten oder im gleichen Gemwäljer in verjchtedenen Jahren in bezug auf ZHfen und Gejchlechtsperioden verjchtevenes Verhalten zeigen. Die Urjachen der Ab- weichungen find jedenfalls jehr zujammengejegter Natur und noch keineswegs aufgeklärt. Auch die Dauer einer Öejchlechtsperiode Tann recht verjchieden jein. Oft jind jolche auf wenige Tage bejchräntt, mitunter währen fie monatelang. Der Zwijchenraum zwijchen zwei Gejchlechtsperioden jchiwanft bei den verjchievdenen Formen in weiten Grenzen, bon einem bis zu 12 Monaten. Eicher fteht, Daß Die Jungen ein und desjelben Tieres ausnahmslos untereinander von Allgemeines. | 243 demjelben Geichlecht jind und daß, wenigjtens bei Asplanchna und Hydatina, wahrjchein- lich) aber auch bei den anderen Yormen mit Heterogonie, zwei verichiedene ©orten bon Weibihen vorhanden jind, nämlich jolche, die parthenogenetijch wieder Weibchen erzeugen (Weibchen-Weibehen), und folche, die parthenogenetisch Männchen erzeugen Männchen-Weib- chen). Nur die Männchen-Weibchen Fönnen mit Erfolg befruchtet werden. Die befruchteten Gier aber werden zur Danereiern, die Befruchtung ift aljo die Bedingung zur Bildung bon’ Dauereiern. Bei diejer Sachlage jind die Rädertiere vielleicht befonders geeignet, mit zur Löjung der in den legten Jahren jo viel erörterten Frage nach der Geichlechtsbeftimmung beizutragen, und tatjächlich werden denn auch dieje Tiere vielfach daraufhin gezüchtet. Berjolgen wir einmal Die Öenerationen eines Zyflus, jo treffen wir bei vielen Näder-- tieren abermals auf eine wunderbare Cridheinung: die Einzeltiere jpäterer Generationen unterjcheiven jich oft nicht unmwejentlich von den früheren, 3. B. in der Form ihres Körpers, in der Größe und Zahl etwa vorhandener VBorjprünge oder Stacheln und Schwebefortjäße am Banzer um. Noch Ipätere Generationen fehrten dann wieder zur Ausgangsform zurüd. Zange faßt die hierbei zu beobachtende Gejebmäßigfeit in ven Sab zujammen: „Der phylo- genetiich urjprüngliche Fortpflangungsmodus reproduziert auch den phylogenetisch urfprüng- lich morphologiichen Zuftand. Sndem die erjte Oeneration während der nachfolgenden Bar- thenogeneje allmählich oder |prungmeije wieder in ander3 geitaltete Sormenübergeht, entiteht im Zufammenhang mit dem feruellen Zyklus ein morphologischer. Lautenborn hat für die Exjcheinung, daß eine Art ihre Öeitalt in zyfliihem Rhythmus wechjelt, den glüdlichen Aus- drud Zyflomorphoje geprägt." Gachje hat überdies nachgemwiefen, daß aus den Dauereiern immer nur Die typiichen Sormen hervorzugehen jcheinen. &3 ift begreiflich, daß bei einer derartigen Beränderungsmöglichkeit Der Form bei der aleichen Art vielfach jolche abweichende Tiere als bejondere Arten bejchrieben worden jind, bis man erfannt hat, daß jte in die Zyflo- morphoje einer vielleicht jchon längjt befannten Art gehören. Dieffenbacdh fonnte durch Ber- juche nachweijen, daß eine der Haupturfachen für joldhe Veränderungen die Menge der Nah- rung ift, die bei den im freien Waffer lebenden NRädertieren aus den Leinften Plankton- organismen („Zentrifugenplanfton‘) beiteht und mit Hilfe des Näderapparates herbeigejtru- delt wird. Übrigens nähren fich auch die „Erdrotatorien” von ähnlichen winzigen Lebe- wejen und deren Kejten und führen jte durch das Spiel der Wimperchen dem Munde zu. Wir teilen die NRotiferen, von denen viele Arten fosmopolitijch über die ganze Erde verbreitet find, nach vem Vorhandenjein eines doppelten oder einfachen Gierjtodes in zwei Untertlajjen, die Digononta und die Monogononta. Früher hatte man die weite geographifche Berbreitung unjerer Tiere auf die Fähigkeit zurücgeführt, daß fie eintrodnen und dann vom Winde überallhin verichlagen werden fünnen, doch dürften die Dauereier noch mehr für das Berichlepptmwerden geeignet fein. Allerdings ift e3 richtig, zwiichen den Tlechten und dem Mooje auf Dächern und im Sande der Dachrinnen find Nädertiere zu finden, und fie jcheien fat überall fortzufommen. Chrenberg traf diejelben Arten in Moos von PWot3- dam und Berlin wie in jolhem von den Zedern des Libanon, und diejelben Callininen- arten jcheinen ganz Europa, Nordamerifa und Neujeeland zu bewohnen. Schmarda fand Kädertiere in dem jalzreichen Waller des Teiches el Stab in Oberägypten und auf den Höhen der Kordilleren, Chrenberg wies jie (Philodina roseola) im Schnee der Alpenjpigen nach, io jie von bejonderen Algen leben, und in Erdproben, welche die Gebrüder Schlagintweit im Himalaja in einer Höhe von 18000 Fuß Sun hatten, und Sojeph entdedte neum Arten in den Höhlen Krains. 16* 244 Würmer: Rädertiere. Grjte Unterflajfe: Digononta. ‚Grfte Ordnung: Egelartige Rotatorien (Bdelloidea). Die Drdnnung verdankt ihren Namen Bdelloidea, d. i. „Egelartige”, einer befonderen Urt der Fortbewegung. Ihre Angehörigen vermögen nämlich nicht nur mit Hilfe ihrer Wimperräpchen frei zu jchwimmen, fondern fie fünnen auc) auf einer feiten Unterlage nad) Urt der Egel und Spannerraupen friechen, indem fie dabei ihr Borderende mit zum An- heiten benugen. Männchen find nicht bekannt. Zur Familie der Weichrädertierchen oder Philodinidae gehören außer unjerem NRüffelrädchen, Rotifer vulgaris Schrank (Nbb., ©. 239), noch viele andere Arten, die alle wejentlichen Merkmale mit jenen teilen, den langgejtrecten, Durch Duerringelung Scheinbar gegliederten Körper, einen Nüfjeltafter und einen zweilappigen Näderapparat. ©o it 3.2. Philodina roseola Ehrbg. eine jehr Häufige Vertreterin ihrer Gattung. Bon ihr unterjcheiden lich die zahlreichen Arten der Gattung Callidina durch) das Fehlen der Augen und eine recht merfmwirdige Xebensmweije, indem fie zumeift Laub- und Xebermooje zum Aufenthaltsort ge- wählt haben. Die betreffenden Mooje, meijt aus der Zamilie der Jungermanniazeen, und zwar zu den Öattungen Frullania, Lejeunia und Jungermannia gehörig, finden fich bei ung auf der Rinde von Eichen und Buchen, in den Tropen auf Baumborfe, und tragen unter den in zwei Reihen angeordneten Blättchen Fappen- oder fadfürmige Gebilde, in denen jich, noch durch bejondere zerjchlißte Schuppen feitgehalten, das Regenmwaljer anfammelt und lange Zeit erhält. Sn diefen Wafjerbehältern leben nun jeweils bejtimmte Aotatorienarten, 3. B. bei Frullania dilatata die Callidina symbiotica Zei. Wir haben e3 dabei mit einer echten Symbioje zu tun, denn die Pflanze liefert dem Tiere die Wohnung, wobei diejes fich von ven durch den Regen mit hineingejchwenmten Heinftern Lebemwejen nährt und feinerfeits durch jeinen Stoffwechjel die Pflanze mit einem flüfjigen Dünger verjieht, aus dem diefe Nähritoffe zieht. Bei einigen brafilianifchen Moosarten ift die Form diejer Säde fogar der Gejtalt der betreffenden Nädertiere aufs genauefte angepaßt. Sm Gegenjat zu ihren Gat- tungsgenojjen ift Callidina parasitica Ehrbg. ein Schmaroger, der eftoparafitiich an dem lohfteb3, Gammarus pulex, und an Sniektenlarven im Süßwajjer lebt. Der vorigen Samilie verwandt, jedoch ohne Räderorgan und dafür mit einer größeren auf der Bauchjeite des Vorderendes gelegenen Wimperplatte verjehen, ift die Familie der Adinetidae, deren Arten teilmeife auch in Mioofen verbreitet find, teilweife im Cüß- mwajjer leben. Adineta vaga Davenport findet fich in Mooren, in Sphagnum- und anderen Moospolitern. Hweite Ordnung: Kopftragende Notatorien (Cephaloidiphora). Bir fommen nun zu ein paar meerbewohnenden Notatorien, Die wegen ihres be- jonders abgejegten vorderjten Körperabfchnittes in der Oxdmung der Cephaloidiphora ver- einigt werden. Bei den Angehörigen der Tumilie der Seisonidae ift der Räderapparat Kun Bar Re! u I Süßwailer-Rädertierchen. Etwa 30fach vergrößert. 1. Melicerta ringens Z. — 2. Schild-Rädertier, Noteus quadricormis Zhrbg. — 3. Blumentierchen, Floscularia ornata Ehrbg. Egelartige, Kopitragende, Wurzellappige und Freifgwimmende Rädertiere.. 245 - rüdgebildet oder er fehlt ganz. Die Männchen find, abgejehen von ven Fortpflanzungs- organen, nicht von den Weibchen unterjchieden. Seison grubei Claus aus dem Meere bei Triejt und Paraseison asplanchnus Plate von Neapel leben eftoparalitiich auf einem zu den Se gehörenden Krebschen Nebalıa. + Smeite Unterflaffe: Monogononta. Dritte Ordnung: Wurzellappige Notatorien (R'hizota). Auf der beigeheiteten Tafel jehen wir unten recht3 an einem der grünen Algenfäden ein durchjichtiges Nädertier, das ftatt des Räderorgans am Vorderende fünf Zipfel trägt, auf denen jehr lange, unbewegliche Zilien fiten. Das Gejhmüdte Blumentierdhen, Floseularia ornata Ehrbg., heißt dieje Form, Die zur Yamilie der Floscularidae, der eriten der Drdnung Rhizota, gehört. Wie fait alle Verwandten lebt das Blumentierchen in einer Schleimhülle, in Die es fich bei Gefahr zurüdziehen fan. Eine ebenfo anmutige Form ift Stephanoceros fimbriatus Goldfuß, deijen Borderende in fünf lange Arme ausgezogen ift, die in ihrer ganzen Länge mit parallel ftehenden Furzen Wimperbüfcheln bejegt find. Cine andere Familie ift Die der Melicertidae, die auch meilt in Öehäufen leben und ein ziemlich großes Freis- oder nierenfürmiges Räderorgan befigen, das auch als zivei- biß vierlappige, ftarf nach der Rüdenfeite geneigte Fläche erjcheinen fann. Das Kugeltierchen, Conochilus volvox Ehrdg., lebt in fugeligen, freifchtwimmenden Kolonien, in denen 60—100 Smdipiouen Durch eine einheitliche Gallertmafje‘zufammengehalten werden. ine große nierenförmige Strone bejißt Megalotrocha alboflavicans Ehrbg., die ebenfalls in Tugeligen, aber feitjienden Kolonien auftritt. Dazjelbe ift der Fall bei Lacinularia socialis Ehrbg., deren Kolonien fi an Wafferpflanzen finden. Oecistes pilula Wills bededt ihr Gallert- gehäuje mit ihren eifürmigen Fäcesflumpen, und die auf der Tafel in mehreren Eremplaren ‚abgebildete Melicerta ringens Z. verwendet ihre Kotballen in gleicher Weije, drechjelt jie aber borher mit Hilfe eine3 „Pillenorgan” genannten, drüfigen Grübchen3 fugelrund. Man findet diefe Art einzeln oder in veräftelten Kolonien in Teichen, Tümpeln und Altwäljern. Neben den beiden Tieren oben Kinks ift auf der Tafel das Heine, freifhwimmende Männchen abgebildet. Vierte Drdnung: Treiichwimmende Niotatorien (Ploima). Zu diefer Ordnumg gehören zahlreiche, meijt Eeinere Aotatorien, die teils ungepan- zert (Iloricata), teil® gepanzert (Loricata) find. 1. Unterordnung: Ungepanzerte (Illoricata). Zu den reigvolliten Süßmwafjer-Mikroorganismen gehören die Arten der Gattung As- planchna aus der Jamilie der Asplanchnidae, deren fußlofer, jadjörmiger Körper, 3. ®. bei Asplanchna priodonta @osse, glasklar ift, fo daß fich hier wie Faum bei einem anderen 246 Würmer: Rädertiere. Notator die inneren Organe im Zeben beobachten lafjen. Eine andere, ebenjo wie Die vorige im freien Wafjer lebende und jich von Heinen Tieren nährende rt ift Asplanchna bright- welli Gosse, von der jich Asplanchna sieboldi Zeydig (j. Tafel „Wiirmer”, 2, bei ©. 228) durch den Befit jonverbarer flügelartiger Körperfortjäge, die auch eingezogen werden fün- nen, unterjcheidet. Durch boriten- oder blattfürmige Anhänge, Die ebenjo zum Springen wie zur Cr- höhung der Schwebefähigfeit dienen, find die Thriarthridae ausgezeichnet. Thriarthra longiseta Ehrbg. bejigt drei feingezähnelte lange Dornen, Polyarthra platyptera Eihrbg. da- gegen zwölf fürzere, jchwertfürmige. Beide Arten finden fich in Seen, Teihen und Mooren. Bejonders in ftehenven und pflanzenreichen Gemwäljern leben die Arten der Familie der Kriltallfiichchen oder Hydatinidae, jo Hydatina senta Ehrbg., deren Näderorgan nur jchwach entwickelt it, und deren Männchen den Weibchen ähneln. Teil3 jchmarogend, teils frei leben die zahlreichen Arten der Samilie der Rüden- augen oder Notommatidae, jo Drilophaga bucephalus Vejdovsky mit einem hornartigen, jpiß ausgezogenen Sopffortjab an Lumbriculus variegatus, Albertia vermiculus Dyj. in der Leibeshöhle des Negenwurms oder im Darın verjchtevdener Nadtjchneden, Albertia naidis Bousfield in Nais elinguis, Proales parasita Ehrbg. mit Männchen und Dauereiern in Der Stugelalge Volvox, Proales petromyzon Ehrbg. (Notommata) ebenfalls in Volvox-Sugeln oder zwijchen den Kolonien der Snfuforien Epistylis und Carchesium. Die etwa 13 Arten 2er Gattung Notommata jelbft, jo Notommata aurita Müll., leben frei und fallen durch ihr verhältnismäßig großes, dunkles Auge auf. 2. Unterordnung: Gepanzerte (Loricata). Zu den in Flüffen, Seen und Teichen häufigften, meist zwifchen Wajferpflanzen an- zutreffenden Nädertieren gehören die Wappentierchen over Brachionidae, jo genannt nach der Geftalt ihres ftarten Nücdenpanzers, der am Vorder- und Hinterrande Dornen zu tragen pflegt. Der ziemlich lange, öfters gegliederte Fuß Fann eingezogen werden. Auf der Farbentafel jehen wir linfs unten ein Schildrädertier, Noteus quadricornis Ehrbg., frei Schwimmen, während rechts in der Mitte ein jolches jpannerartig an einem Algenfaden friecht. Zu Ddiejer Familie gehören auch die Arten der Gattung Brachionus, 3. B. der im freien Wafjjer Harer Teiche majjenhaft vorfommende Brachionus pala Ehrbg. Nahe ver- wandt, unterjchievden durch den fehlenden Fuß, find die Arten der Zamilie dev Fußlojen oder Anuraeidae, von denen Anuraea aculeata Zhrbg. jehr häufig it, ebenjo wie das überall gemeine Yöffeltierchen, Anuraea cochlearis Gosse, das feinen Namen der Form des Hinten in einen jtielartigen Fortja auslaufenden Rüdenpanzers verdantt. Fünfte Ordnung: Sprungbeinige Notatorien (Seirtopoda). Die Angehörigen der Heinen Drdnung der Scirtopoda bejiten jechs lange, armartige, mit jtarfer Muskulatur verjehene Körperfortfäße, deren Enden noch durch Chitinfortjäße verlängert find, und die zum Springen, d.h. AUbjchnellen vom Boden dienen. Das mweit- verbreitete Pedalion mirum Hudson aus der Jamilie der Pedalidae mag als deren Ber- treter genannt fein. ch ac Sreifhwimmende und Sprungbeinige Rädertiere. Bauhhärkinge. 247 Anhangsweije jei noch auf ein Rädertier aufmerffam gemacht, das durch feinen Körper- bau gegenüber allen anderen eine bejondere Stellung einnimmt und gerade Deshalb für die Crörterungen über Abjtammung und Berwandtjchaft der ganzen Slafje wichtig ift. Semper jand auf den Philippinen in überfchwenmten Neisfeldern ein völlig fugeliges Su die jeither auch in Sidchina, Nordoit-Auftra- dien und in Nordamerifa nachgewiejene Trochosphaera aequatorialis Semper, die vor allem durch den Bejit eines äquatorialen Wimpergürtel3 an die in ver Cinleitung zu den Würmern er wähnte Trochophora-Larve erinnert, mit der fie auch fonft manche Ahntich- feiten aufweilt, obwohl fie im übrigen ein echtes Rävertier ijt. Durch fie fin- = _ __ _.ı ‚sen ne Seyanneue ua Dual an den StreiS der Trochophora-Tiere, wenn jte auch nicht, wie man früher anzunehmen geneigt war, deren unmittelbaren Bor- fahren nahejtehen. &s herrfcht jebt vielmehr die Überzeugung, daß die Nädertiere Formen Daritellen, die in ihrer Entwidelung nicht über den Larvenzuftand hinausfommen, vielmehr in der jugendlichen Körperform gejchlechtsteif werden. Man hat dieje Erfcheinung, die auch noch bei einigen anderen Tiergruppen wiederfehrt, mit dem Namen „Nevtente" belegt. f Anhang : Bauchhärlinge (Gastrotricha). Am beiten läßt jic) an die Rädertiere eine wenig zahlreiche Oejellichaft Keiner ©e- jhöpfe anschließen, deren umfafjendjte Unterfuhhung wir Zelinfa und in neuerer Zeit Voigt und Zauterborn verdanfen. &3 find dies die Bauchhärlinge oder Gastrotricha. Diefe Tiere jind von abgeflachter flajchen- bis wurmförmiger ©eftalt und haben auf der Bauch- jeite quer verlaufende, zu zwei Yängsbändern angeordnete Reihen von Wimperchen. Auf dem Nücden tragen fie Hornfchüppchen oder Borften und in der Nähe des Mundes ver- längerte Wimpern. Sie jhmwimmen bald ftetig gleitend oder [pringend umher, bald riechen jie am Boden, bald bleiben jie ruhig vor Anker iegen und ftrudelit jtch mit ihrem Wintper- fleide die Nahrung zu. Dieje beiteht aus Heinen tierischen oder pflanzlichen Lebeiwejen, doch werden gelegentlich auch- ziemlich große Snfuforien gefangen und durch jchlagende Be- wegung des Kopfes zerftoßen. Meift toird die Beute haftig mit bedeutenden Mengen Wajjer verjcehludt. Während nun die Flüffigfeit vafch ven Vorderdarm bis zum Enddarm hinab- jtürzt, werden alle feiten Teile dırcch eine Art Neufenapparat im Mitteldarm zuridgehalten und wandern in dem Maße, wie fie verdaut werden, Yangjam oder bisweilen mit vudweiler Bewegung dem After zu. Die Auzjcheidung beforgen zwei gefnäuelte Wajjergefäße. Das über dem Schlund liegende Gehirn endet zwei Längsnerben nach hinten; von Sinnesorganen fennt man Tajtorgane, bei einigen auch einfache Augen. Ob die Bauchhärlinge Zivitter, oder getrennten Gejchlechtes find, ift zur Zeit noch unbekannt, da e3 bisher nur geglüdt ilt, die weiblichen Fortpflanzungsorgane mit Sicherheit nachzumweifen. Man hat allerdings eine unter dem Enddarm gelegene Drüje a3 männliche Keimdritfe deuten wollen, allgemeine Anerkennung hat jedoch dDieje Anficht nicht gefunden. Die Sndividuen, die ihre Eier ablegen \ 248 Würmer: Baudhärlinge. Kinorhyncha. Fadenmwürmer. wollen, fuchen in Algenbündelchen oder leeren Schalen von Mufchelfrebschen geeignete Ber- tee dafür. Im Winter wie im Sommer hat man nur Dauereier beobachtet, und Dieje haben auf ihrer Schale allerlei Anferapparate, Stacheln, mit Widerhafen verjehene Gäul- chen und Pyramiden, durch die fie feit verankert werden Fünnen. Für die Shitematik find die Geftalt des Ktop- en nn ER Be Me U) fes ımd des Hinterendes und deren Bewwehrung- mit Borjten jowie die Form und die Stellung der Schuppen von Wichtigfeit. Ichthydium po- | dura Müll. aus der Familie der Ichthydiidae, | die am Hinterende einen mit Mebdrüfen verjehe- nen Gabeljchtwanz tragen, hat eine nadte Haut, während Lepidoderma squamatum Duj. aus der gleichen Zamilie mit glatten Schuppen bededt ift. . Den Angehörigen der Familie der Chaetonoti- .dae fommt ebenfalls ein Gabelichivanz zu, außer- Gattung Chaetonotus umfaßt gegen 24 Arten, bon denen Chaetonotus hystrix Metschnikoff und der überall häufige Ch. larus Müll. genannt jeien. Der Öabeljchwanz fehlt den Dasydyti- dae, deren Gattung Dasydytes jederjeit3 jeg- mental angeordnete Bündel von langen Borften- ftachen trägt. Bei Dasydytes ornatus Voigt finden fi) am Rumpf jederjeits jech3 jolcher Gruppen von 3—5 Stadeln. Kinorhynceha. Dbmwohl die Kinorhyncha verwandtjchaftlich mit den vorigen faum etwas zu tun haben, wollen ' wir doch gleich hier Diejer Kleinen Gruppe Er- | wähnung tun, die nur im Meere anzutreffen ift, ' wo die Tierchen mit Hilfe eines bejtachelten, - . rüfjelartigen, einziehbaven Vorderendes auf Algen HÄTTEN as .... mm im Schlamm umberkfriechen. Shre Haut ift ee an a o chitinig und in Ringe gegliedert. Am Hinterende tagen meijt zwei lange Boriten hervor. Die end- ftändige Mundöffnung führt duch einen musfulöfen Schlund in den geraden Darm, der hinten ausmündet. Bon einem mit Nervenzellen bededten nervöfen Schlundring geht ein Bauchitrang aus, der den Ningeln entiprechende Ganglien enthält. Einfache Augen und Taftorgane find vorhanden. Die Ausjcheidung übernehmen zwei biindgejchlojjfene, innen mit Wimpern ausgekleidete Kanäle, die auf vem Rüden ausmünden. Die Kinorhyncen, die alle zu der einen Yamilie-der Echinoderidae gehören, find getrennt gejchlechtlic). und bejigen paarige Keimdrüfen. Sm der Nordjee lebt Echinoderes setigera Graff, ebenda und im Mittelmeer findet fich E. dujardini Olap. dem aber ein Hautbefag von Stachelfchuppen. Die Allgemeines. 249 Dritte Klaffe: FJadenwiürmer (Nematodes). Bahlreiche Arten der Tadenmwiürmer (Nematodes) führen ein Schmaroßerleben, meilt in Tieren, einige aber auch in Pflanzen, doch gibt e8 Daneben mafjenhaft freilebende Formen in feuchter Erde, im Süßtvafjer, vor allem aber im Meer, der großen Mutter alles Lebens. Die Fadenmwiirmer find mit ganz wenigen Ausnahmen Yanggeitrect, zumeilen Hundertfach länger aß did und immer von Freisförmigem Duerfchnitt, weshalb fie auch als „Aundmwürmer" oder „Spulmwürmer" bezeichnet werden. Shre äußere Bededung befteht aus einer hornartig feiten, glatten oder geringelten, zuweilen beftachelten Haut, die als Er- zeugnis einer unter iht liegenden weichen Schicht, Der „Subfutifula”, betrachtet wird. Diefe Unterfchicht erhebt fich nach innen zu in Form von bier Leiften oder Bändern: je einem au jeder Körperfeite, den beiden „Seitenfeldern“, und zwei um vieles fchmäleren, oft faum angedeunteten in den Mittellinien des Nüdens und Bauches. Ziifchen den Längzfeldern liegt an der Körperwand in vier breiten Strängen die Muskulatur, aus lauter Yängsgerich- ‚teten Bellen bejtehend, fo daß den Tieren zwar ein Schlängeln ihres Leibes, nicht aber eine Berengerung ihres Duerfchnittes und daraus folgende Verlängerung, wie bei den PBlatt- wirmern, möglich ift. Genau am Borderende liegt ver Mund. Er führt durch eine jeichte, oft mit jpigen Bähnen, beweglichen Hafen, wohl auch mit ausjtülpbaren Stacheln oder Röhrchen verjehene Mumphöhle in den musfulöfen „Schlund“, der duch abmwechjelndes Erweitern und Ver- engen feines Hohlraumes die flüjjige Nahrung aufjaugt und in den aus großen Zellen in ein- facher Schicht gebildeten Darm weiterbefördert. Ziwifchen Schlund und Darın befindet Jich häufig eine rundliche, innen mit Slappventilen verjehene Anjchwellung zur Unterjtügung de3 Saugens. Der After liegt am Ende des Leibes oder auf der Bauchjeite furz vor ihm. Um den Schlund herum, meijt nahe feinem Hinterende, ijt das zentrale Nervenfyiten ge- legen: jtarfe Gruppen von anglienzellen an beiden Seiten, jchmwächere an Bauch- und Nüdenfeite, die ducch faferige Stränge miteinander, bejonders aber mit einer den ganzen Schlund umgreifenden, mächtigen Ringbahn verbunden find. Bon diejer lebteren entjpringt an der Bauchjjeite mit doppelter Wurzel der Hauptlängsnerv des Leibe, der, in da3 untere Längsfeld eingebettet, bis zum Schwanz verläuft, ein ähnlicher, jchwächerer, bei freileben- den Formen anjcheinend fehlender, in der Rüdenlinie. Nac) vorn zu gehen jechs Nerven- bündel an jech3 den Mund umftehende, haar- oder papillenfürmige Sinnesorgane. lhn- liche, vermutlich dem chemijchen oder dem ZTaftfinn dienende Gebilde finden fich in größerer oder geringerer Menge über den Leib zerjtreut, bei freilebenden Formen mehr als bei parafitiichen. Als Erfretionsorgan dient freien Arten eine einzige, feulenförmige Zelle, die an der Bauchjläche des Haljes nad) augen mündet. Bei Barafiten wächt diefe Zelle zu riefen- after Größe heran, gabelt fich und zieht beiverjeit3 in den Geitenfelvern bis ana Hinterende. Die Spulwürmer find jajt immer getrennten Gejchlechtd. Beim Männchen fiegt zwilchen Darm und Leibeswand ein einfacher, oft ftarf gewundener Hodenjchlauch, der mit dem Furzen Enddarm zujammen nad) außen mündet. Aus der gemeinjchaftlichen Offnung fönnen oft harte, jpißige Gebilde, „Spifula” genannt, Hervorgetrieben und beider Begattung in die Gejchlechtsöffnung des Weibchens eingeführt werden. Haftorgane von mancherlei Art und zahlreiche, die Bauchfläche des männlichen Hinterleibes bevedende Sinnespapillen 250 Würmer: Fadenmwürmer. vermitteln die Begattung. Das Gejchlechtsorgan des Weibchens tft in der Regel gejpalteı, dergeftalt, daß fich an die furze, irgendtvo an der Bauchfläche mündende Scheide zwei neben- einander (3. B. bei Ascaris) oder aber nach vorn und nach Hinten (Ancylostoma) verlaufende Gileiter jchließen, die in die beiden jchlauchförnigen Keimfächer übergehen. Die Cier der Nematoden find in der Wifjenfchaft berühmt. Durch ihre Sleinheit und Durchjichtigfeit zu miktoffopifchen Studien hervorragend geeignet, gehören jie zu den erjten, an Denen die feineren Vorgänge der Neifung, Befruchtung und Teilung verfolgt werden fonnten. Oft werden fie von den Weibchen in vorgejchrittenem Stadium der Entmwidelung zur Welt ge- bracht; einige Parafiten, 3. B. die Trichinen, find jogar „lebendig gebärend”. Aus den jungen Larven entwiceln fich die freilebenden und viele jchmarogende Arten diveft und ohne bejondere Metamorphofe. Bei manchen PBarafiten aber wechjelt eine ziweigejchlecht- liche Generation mit einer abweichend geitalteten zwitterigen („Seterogonie”). Die Shftematik der zahllofen Arten freilebender Savenmwürmer it noch) recht wenig geklärt. Meift Handelt es fich um winzige, nur ein paar Millimeter lange Würmchen, die in Süß- oder Camwaljer, im Schlamm der Sümpfe und Küften in feuchter Erde und Nioos- rajen ein unauffälligeg Dafein führen. Doch erreichen marine Formen, 3. B. die fcharen- weije ven Schwarzen, übelriechenden Schlamm der Häfen bevölfernden Arten der Gattung On- cholaimus Dyj., eine Zänge bon 1—2 cm, und Cylicolaimus magnus Vllot, der wie Das Laıı- zettfiichehen den Uferfand des Bofilipo bei Neapel bewohnt, wird jogar über 3 cm lang. Die Sinnesorgane der Haut pflegen Stark enttwidelt zu fein, oft jo jehr, daß die Wiür- mer, bejonders im borderen Körperabjchnitt, geradezu boritig ericheinen. Bei nahezu allen iit beiderjeitS eine der feitlich gelegenen Mundpapillen ganz abweichend ausgebildet, ver- größert und aus der Reihe der übrigen herausgerüdt: das napf- oder blajenfürmige, zus mweilen jpiralige „Seitenorgan”. Auch Augenflede finden fich bei marinen Iltten. Die Nahrung der freilebenden Nematoden beiteht in allerhand organijchem Abfall pflanzlicher oder tierischer Herkunft. m riefiger Menge treten gemwijje Arten 3. B. auf, wenn man zerjchnittene Negenwiirmer auf feuchter Gartenerde verfaulen läßt. Nur Die großen, im Sande flacher Meeresfüiter lebenden Arten der Gattungen Syphonolaimus de Man und Anthraconema zur Strassen, bei denen der Mund mit einem vorftülpbaren jteifen Röhrchen ausgerüstet, der Darm aber ftändig von roten bis braunfchwarzen Mafjen erfüllt ijt, jcheinen, nach zur Strafen, irgendwelche ihren Aufenthaltsort teilenbe Tiere anzubohren und ıhr Blut zu jaugen. Den Übergang von den freilebenden zu den parafitifchen Fadenmwürmern vermit- telt die Samilie der Anguillulidae. Ihre meilten Bertreter leben frei im Wajjer oder in der Erde, manche aber auch in faulenden oder gärenden Stoffen und wieder andere als Schmaroger in Tieren oder Pflanzen. Meift von geringer Körpergröße und mehr oder minder vollfommener Durchlichtigkeit, unterjcheiden fie jich von der vorigen Gruppe durch das Borhandenfein einer doppelten Anjchwellung des Schlundes. Nach Bütjchli entwidelt jich eine reiche Sauna Der freilebenden Formen diefer Anguilluliden Hauptjäch- (ich im Schlamme und fonftigen Grunde der reinen und vorzugsweije der fließenden Ge- mäjjer wie auch auf Steinen, Wafjerpflanzen uf, in dem grünen Bejage von Algen- jäden, der fich hier gebildet hat. „Die in der Exde fich aufhaltenden Arten (3. ®. Rhabditis beres Schneider) hat man hauptjächlich an den Wurzeln verjchiedener Pflanzen zu juchen.“ Sreilebende Fadenwürmer Anguilluliden. 251 Wir jehen ferner, wie Lehmboden von diejen Tieren gemieden mird, dagegen mit Sand gemengter Lehm oder reiner Sandboden ihnen jehr zujagt. Die jich parthenogenetijch fort- pflanzende Rhabditis schneideri Bütschli findet fi) in faulenden Pilzen, das Kleiiter- oder Eifigälhen, Anguillula aceti Zhrdg., dagegen in leiter oder gärendem Eijig; namentlich in dem früher gebräuchlichen Wein- oder a war es häufig, da es in den Gärungspißen reichliche Nahrung fand. Die Fortpflanzungsperhältnifje der Anguilluliden Kind jehr verjchiedenartig. & fennt man durch unbefruchtete Eier, aljo parthenogenetijch fich vermehrende Formen, andere jind jtet3 zwitterig, wieder andere jind getrenntgejchlechtlich. Yin diefem Falle jind die Weibchen meift beträchtlich größer al3 die Männchen und dor jenen durch ein jehr jpis auslaufendes Hinterende ausge- zeichnet, etwa mie e3 die Abbildung b zeigt. Die Männchen bejigen, wie bereits erwähnt murde, als Begattungsorgane aiwei chitinige Dor- nen, die Gpicula. Häufig fommt es auch dor, daß zivit- terige und einge- ichlechtliche ®enera- tionen bei der glei- chen Art regelmäßig miteinander abmwech- ee de nad Bunter Je gmarsganbe Guictetige) Bekszatton: 0 Mund, N Nerenil trachtung Der Räder ving, Drz Drüjenzellen, G Gejhlehtsbrüfe, D Darm, A After. = b) Sreilebende, vhabditis- 2 N förmige (getrenntgejhledtlide) Generation: 'T männliche, Ov weibliche Gejhledhts- tiere hatten miremen drüfe, Sp Spieula (in der männlihen Gejhlehtsöffnung), V weibliche Gefhlehtsöffnung, A After. ähnlichen Cntmwide- Yungsgang als „Heterogonie” Fenmengelernt. Während nun aber bei den Notatorien die beiden Generationen in der Lebensweije und im Bau bollfommen übereinjtimmen, jind jie bei den Anguilluliden äußerlich und innerlich fcharf unterjchieden. Die ziwitterige, ichmarogende Form wird al® Rhabdonema, die freilebende, getrenntgejchlechtliche Hin- gegen al Rhabditis bezeichnet. Einige Beifpiele dienen zur Erläuterung. ©o lebt nad) der Entdeckung Leudarts in der Lunge der Fröjche, und nicht jelten in großer Menge, ein bis 2 em lang mwerdender Wurm, der, was jonft bei Fadenmwirmern im ganzen jelten vorkommt, zwitterig, und zwar proterandrifch ift; d. H. das Tier bringt zunächjt Die männ- lichen und danach die weiblichen Keimzellen zur Reife. Die befruchteten Eier enttwideln ich jofort und e3 werden zahlreiche Junge zur Welt gebracht, die aus der Lunge des NWirtes in die Speijeröhre und weiter in den Darm gelangen. Mit dem Stote nach außen befördert, entivifein fie fich Hier innerhalb weniger Tage zu einer freilebenden, getvenntgejchlechtlichen, viel Heineren Zivifchengeneration. Das ift die in der Abbildung rechts dargeftellte Rhabditis- Form. Die Nachfommen diefer Generation exit, die wenig zahlreich find, etwa 2—3 bei jedem Weibchen, wandern, nachdem fie den mütterlichen Körper ausgefrejjen und jeine Yaut 252 -Wirmer: Fadenwürmer. geiprengt haben, wieder bei Fröjchen durch das Maul in die Lunge ein und werben zur ktenigen Rhabdonema - Generation. Durchaus Ähnliche Entmwidelungsporgänge entdedte aleichfall3 Zeucdart bei zwei anderen Wurmarten, bon denen die eine ein bejonderes nterejje al3 Schmaroger des Menjchen hat. Sn Kotjcehinchina und Oberitalien zuerft entdeckt, in der Folge aber auch in Ländern mit gemäßigten umd faltem Klima (Zapan, China, Nordamerifa, Sibirien) und in den Tropen al3 verbreitet erfannt, findet fich gelegentlich im Darme des Menjchen in allen feinen Ab- Ichnitten jowie in den Ausführungsgängen der Leber und der Bauchjpeicheldrüfe ein ziwit- teriger Nematode, Strongyloides stercoralis Bavay (Rhabdonema strongyloides). Die Tiere jind äußert fruchtbar und ihre Nachfommenfdhaft, die Leudart fiir eine einzige Ausleerung auf eine Million und darüber jchäßt, gelangt nach außen. Dieje Würmchen waren von Babah) alö Rhabditis stercoralis bejchrieben worden. Sie verändern ihre Gejtalt nicht, da- gegen beginnen die Anlagen der Gefchlechtsorgane „frühzeitig zu mwachjen, und die Tiere entwiceln fich in etiva 3 Tagen zu voll ausgebildeten Männchen und Weibchen, erjtere etiva 0,7 mm lang und an ihrem eingebogenen Hinterförper Eenntlich, leßtere etiva 1 mm fang, mit pfriemenförnigem Schwanze und Ciern in ihrem Snneren. Dieje Eier, denen der para- jitären Zorm im Ausjehen gleichend, aber etwas größer (0,07 zu 0,025 mm), beginnen ihre Entwidelung ebenfallS im Mutterförper, werden dann (bis auf die lesten, Die in den altern- ben Weibchen zuritdbleiben, fich Dort zu Larven entwiteln und dabei die Eingemeide ihrer Mutter allmählich auffrefjen) nach augen abgelegt und verwandeln jich allmählich .... in filari- fornıe Larven” (Rooß). Dieje fönnen entweder mit dem Ejjen und Trinken wieder vom Menjchen aufgenommen werden oder erwiejenermaßen Jich durch die Haut einbohren und auf dem gleichen Wege iwie die weiter unten (©. 263) zu bejprechende Ancylostoma in den Darm gelangen. Hier entjteht aus ihnen wieder die zwitterige, zuerit als Anguillula intesti- nalis bejchriebene Rhabdonema- Form. Nicht immer verläuft indejjen die Entwidelung in diefer Weife. Die mit dem Kote entleerten Würmchen vermögen ich nämlich auch unmittelbar zu ftilariformen Larven um- zumandeln und unter Überjpringung der Rhabditis-Generation zur fehmarogenden Rhab- donema zu werden. Welche Urjachen die eine oder andere Fortpflanzungsart bedingen, ijt einjtweilen unbefannt. Cbenfo ijt die Bedeutung des Wurms als Stranfheitserreger noch nicht völlig Hargeftellt. Die einen glaubten in ihm den Erreger der tropischen Dysenterie (Kotfehinchinadiarrhöe) gefunden zu haben, Doch Hat jich diefe Auslegung als unhaltbar er- mwiejen; andere halten den Schmaroger für vollfommen harmlos. Sicher ift, daß durch ihn gemijje Störungen herborgerufen werden. Die andere heterogone Wurmart heißt Allantonema mirabile Zeuck. Die zivitterige Jorm jchmarogt in einem jehr jchädlichen Käfer, dem großen Fichtenrüffelfäfer (Hiylobius abietis L.), leiver aber ohne dejjen Wohlbefinden wejentlich zu beeinträchtigen. Sm aus- gebildeten Zujtande ilt das Tier 3 mm lang, nieren- oder bohnenförmig und in hohem Maße rüdgebildet, und feine ziemlich geräumige Leibeshöhle enthält nichts anderes al3 weibliche Öejchlechtsorgane. Die Jungen entwiceln jich im Srneren des elterlichen Körpers zu 0,3 mm langen, fchlanfen Würmchen und verlajjen jenen, um in die Leibeshöhle des Ktäfers zu ge- langen. Shre Zahl, in der fie nicht zugleich, fondern nach und nach auftreten, mag zwifchen 5000 md 6000 fein. Sie ernähren fich zuerft in der Leibeshöhle ihres Wirtes von dejjen Säften und, da ihre Mundöffnung unwegjam ift, durch Dsmofe. Haben fie eine bejtimmte Größe erlangt, darın durchbohren fie die Wandung des Maftdarnes, um in diefen und meiter u N Va ES Anguilluliden. 298 durch den After nach außen zu treten. Sie verlafjen ihren Wirt danach nicht jofort, jondern werden zunächit aus Binnenjchmarstern Außenjchmaroger, indem fie in ven Raum zwijchen Flügeldeden und Körper einwandern. Hier durchlaufen fie ihre weiteren Zarvenftadien, um endlich al3 gejchlechtsreife, getrenntgejchlechtlihe Würmer (Rhabditis-Form) den Käfer zu berlajjen, fich zu begatten und ziemlich feitichalige Eier zu legen, die wieder Rhabditis-artige Larven liefern. Nachdem dieje getaume Zeit frei gelebt und, da jie im Bejig einer wohl- entmwidelten Mundöffnung find, felbft gefreifen haben, fcheinen fie in die jüngften Larven des Nüfjelfäfer3 einzumandern und in und mit diefen ihre Verwandlung zum zmitterigen Wurm zu durchlaufen. : &3 beiteht wohl fein Zweifel, daß den urjprünglichen, älteren Zuftand die getrennt- gejchlechtliche umd freilebende Form daritellt, und daß die zweite Art der Fortpflanzung exit nach dem Übergang zum Schmaroßerleben erworben wurde. In diefer Hinficht ver- dienen die Verhältniffe befondere Beachtung, die wir bei einer anderen Art antreffen. Bei Leptodera appendiculata Schneider fünnen mehrere, vielleicht auch unbejchränft viel Generationen bon echten Rhabditis-sormen aufeinanderfolgen. Nun bietet fich aber einem oder dem anderen Tiere die Gelegenheit, in die Gemeine Wegjchnedfe (Arion empiricorum) einzumandern und zum Ochmaroger zu werden. Dann gehen Veränderungen mit ihnen bor; e3 treten gewijje Abwandlungen im Bau und in der Geftalt auf und die Körpergröße mwächlt gegenüber der freien Generation auf Das Doppelte (4 mm). Gejchlechtsreif werden dieje Tiere (Männchen und Weibchen!) aber exit, nachdem fie ihren Wirt verlafjen Haben, und fie bringen im Freien wieder Rhabditis-Brut zur Welt. E3 liegt alfo auch Hier, wie in den vorigen Fällen, Heterogonie vor, nır mit dem Unterfchiede, daß e3 für die Erhaltung der Art nicht notwendig erjcheint, daß zwei verichtedene Generationen umjchichtig aufeinander- folgen. Der Parafitismus ift fakultativ. Sn einem früheren Abjchnitt war einmal davon Die Rede, daß jchmarogende Lebens- weile meijt eine ungeheure Fruchtbarkeit mit fich bringt. Al Grund war die hohe Ber- nichtunggziffer angegeben worden und die geringe Wahrfcheinlichkeit, daß einer der Nach- fommen [chließlich wieder in den ihm zujagenden Wirt und zur Fortpflanzung fommt. Hält man jich dies vor Augen, dann lajjen jich leicht die eigenartigen Umbildungen verjtehen, die wir bei den beiden folgenden Arten begegnen. Das von Leudart entdedte Atractonema gibbosum Zeuck. findet jich in größerer Zahl (bis 50) in der Leibeshöhle von Müdenlarven (Cecidomyia pini Deg.), ohne daß diefe dadurch befonders gejchädigt werden, menigitens berpuppen jie fich und entiiceln ich fogar, immer nod) ihre Schmaroger bergend, zum ge- flügelten Infekt. Der ausgebildete Wurm, der a3 Parafit bloß im weiblichen Gejchlecht befannt ift, entbehrt des Mundes und After und erreicht eine Yänge von 6mm. „©eine Form it jehr ungewöhnlich, indem der jchon an fich gedrungene Leib in einiger Entfernung bon Dem fegelfürmigen Schwanzende einen budelartigen Aufjaß trägt, der, einem mächtigen Bruchjad vergleichbar, der Bauchfläche mit breiter Bafis auffigt. Jm völlig entwidelten Zu- Itande dürfte diefer Budel an Mafjemehr alsdie Hälfte des gefamten Wurmförpers ausmachen. Seine Länge beträgt nicht weniger als 0,25 mm, Höhe und Breite 0,11 mm." (Leudart.) Die Unterfuhung verjchieden alter Weibchen hat nun dargetan, daß jener jonderbare Budel auf einen Vorfall der Scheide zurüdzuführen ift, Die fich nach außen um- und vor- fülpt und von Brut erfüllt ift. Dieje gelangt aus dem Muttertier in die Leibeshöhle Des Birtes, Ducchläuft hier eine Furze Entwidelung, gelangt dann nad außen, vo fie gejchlechtS- reif wird und in Geftalt männlicher und meiblicher Tiere auftritt. Diefe vollziehen die 254 Wirmer: Fadenmwürmer. Begattung, worauf die Männchen zugrunde gehen, die gejchtvängerten Weibchen aber in die Mitclenlarven einmwandern, wo ihr Körper die oben bejchriebene Umbildung erleidet. Ganz ähnlich, nur in gefteigertiter Form, erjcheinen die Entwidelmgsperhältnijje bei Hummelälden, Sphaerularia bombi Dufour. A) Männ hen, vergrößert (a feine natürliche Größe); B) freilebendes Weibihen, vergrößert (b jeine natürliche Größe); C) trächtiges Weibchen, vergrößert; w der eigentlihe Wurm, s die vor= gefallene Scheide (e jeine natürliche Größe). dem Hummtelälchen, Sphaerularia bombi Dufour, denn hier übertrifft Die vorgefallene und zu einem Schlauche umgeitaltete, bis zu 15 mm lange Scheide den eigentlichen Wurm, der um jo mehr zurüctritt, je mehr jene jich entmwidelt, um das 15000—20000fache! Die außerhalb Des Wirtes begatteten Weibchen wandern auch in diejem Falle nach dem Tode der Männchen al3 gewöhnliche, Rhabditis- ähnliche Würmchen in die Summeln, aber bloß in vollentwidelte überwinternde Weib- chen (Königinnen) ein und erlangen hier ihre jonderbare Geltalt. Waren die bisher behandelten Anguillu- liden Tierjchmaroger, jo gibt e3 unter ihnen auch einige, die VPflanzenjchädlinge find und dem Aderbau gelegentlich gefährlich werden fünnen. Das jeit 1743 befannte Weizen- älchen, Tylenchus scandens Schneider (An- guillula tritiei), erzeugt eine eigentümliche Stranfheit des Weizens, das jogenannte Gich- tigwerden oder den Taulbrand. „su den erkrankten hren”, jagt Kühn, „jind die Körner zum Teil oder gänzlich mißgebildet; fie jind Kleiner, zugerundet, jchwarz und be- itehen aus einer dien, harten Schale, deren Snhalt eine weiße Subitanz bildet. Dieje Subjtanz it von ftaubartiger Beichaffendeit und geht beim Befeuchten mit Waller zu feinen Körperchen auseinander, die fich unter dem Mikrojtop al3 Anguillulen ausmweijen, auf diejelbe Weije wie andere unter ähnlichen Bedingungen allmählich zum Leben gelangen und jich lebhaft zu bewegen beginnen. Die in dem völlig ausgebildeten ranfen Getreide- forn enthaltenen Wirmchen find gejchlechts= (05. Kommt das Korn in den feuchten Bo- den, jo erweicht und fault es; die darin ent- haltenen, vorher eingetrodneten Würnchen aber gelangen dur) die Feuchtigkeit zue Lebenstätigteit, und die erweichte, verfaulte Hülle gejtattet ihnen, fich aus ihr zu entfernen und fich im Boden zu verbreiten. Gelangen fie zu einer jungen Weizenpflanze, fo Eriechen fie an derfelben hinauf, Halten fich bei trocdener ENTE EDLER ET TEN RE DER, Anguilluliden. Witterung in den Blattjcheiden ohne Bewegung und Le- benszeichen auf, juchen aber bei einfallendem Regen mit dem Emporwachjen des Halmes immer mweiter nach oben zu fommen, und gelangen jo zu einer Zeit jchon in die oberite Blattjcheide und jomit zu der fich bildenden Slhre, in welcher diejelbe noch in ihrer erjten Entwidelung begriffen it. Durch die eingedrungenen Winmchen wird nun eine ab- norme Entwideluing der Blütenteile in ähnlicher Weije ver- anlaßt, wie wir Die Galläpfel durch Snjektenlarven entitehen jehen, e3 bildet jich) aus ihnen ein gerundeter Auswuchs, in deijen Mitte jich die Würmchen befinden. Dieje ent- wideln ji) hier vafch zur normalen Ausbildung. Die Weib- chen legen eine große Menge Gier und fterben dann, wie auch) Die Männchen, bald ab. Währenddem mächit der Yuswuchs, bis er zur Zeit ver beginnenden Reife des Wei- zens jalt die Größe eines normalen Kornes erreicht Hat. Die alte Generation der Anguillulen it dann jchon aus- geftorben, aus den Giern find Die Embryonen längit aus- gefrochen und bilden nun al3 gejchlechtzlofe Larven den jtaubig fajerigen Inhalt des Gallengewächjes. Diejes trodnet mit den fcheinbar Yeblofen Wirmchen zu dem jogenannten Gicht- oder Nadenkorn des Weizens zujammen. Gelangt dasjelbe mit den gejunden Weizenförnern in den feuchten Aderboden, jo wiederholt jich der Kreislauf.“ Auch in einigen anderen, wild wachjenden Gräjern rufen Anguillulen ähnliche Veränderungen hervor. Zum Beifpiel ift aß Urjache der als Kternfäule bezeichneten Stranf- heit der Weberfarde von Kühn eine Anguillufidenart, Ty- lenchus dipsaci Kühn, erfannt worden. Der Lebenslauf der legteren jcheint durchaus derjelbe zu fein tie derjenige des Weizenälchens, derjelbe Scheintod der Würmchen in Den teodenen Blütenteilen, jofortiges Aufleben bei Befeuchtung. Da nafje Witterung das Auffteigen der Ulchen am Stengel befördert, fo erklärt e3 fich, warum die Kernfäule bejonderz in najjen Sahren fich ausbreitet. Bon bejonderer Wichtigkeit für Die Landmwirtichaft it eine den Tylenchen fich nahe anjchliegende Nematodenform, die Rübennematode, Heterodera schachti Schmidt, die ein arger Schädling der Zuderrüben ift und die Urjache der iogenannten Rübenmüdigfeit wird. Die Lebensgejchichte diejes interejfanten Wurmes ift in umfajjender Weije von Y. Strubell unterfucht worden, dejjen Daritellung wir hier folgen wollen. Die beiden Gefchlechter des Wurmes find auffallend verjchieden an Geftalt. Die Männchen Haben völlig das 259 Männdhen der Nübennematode, Heterodera schachti Schmidt. Nad) Strubell. Stark vergrößert. k Kopf fappe, st Stadel, oe Anfangsdarım, b Schlundfopf, schl Schlundring, ex Er- tretionsgefäß, d Dar, sp Spicula. (Die Ningelung des Körpers ijt etwas über- trieben und natürlih nur eine äußere.) 256 Würmer: Sadenwirmer. itbliche Ausfehen der Favdentwürmer, find jchlanf, frei beweglich und 0,s—1,2 mm lang. Die Weibchen Hingegen find von der Form einer an beiden Polen ausgezogenen Zitrone, dabei ift aber die Nücdenfläche immer ftärfer gewölbt al3 die Bauchjlächhe. Shre Be- wegungsfähigteit ift auf das Hußerfte bejchräntt, obwohl noch ein gut entwidelter Musfel- apparat vorhanden ijt, der aber nach und nad), in dem Maße wie die Eier reifen, ver- ichwindet. Ebenjo geht auch der Darm zugrunde, nachdem die Gier in die Leibeshöhle des Weibchens duch Plagen der Gebärmutter gelangt find. Auf diejer Stufe feiner Ent- widelung ift das Weibchen nichts anderes als eine Kapfel für und eine Hille um die Eier. Die Larven fchlüpfen noch im mütterlichen Körper aus und bleiben zunächit al3 bewegliche Heine Würmchen (0,3--0,4 mm lang) in der Mutterfapfel, fprengen dieje indejjen nad) _ einiger Beit, treten nach außen und wandern in die erften nahe befindlichen Winzelchen ein, mit Vorliebe in Die der Zuderrübe, aber auch in die zahlreicher anderer Frautartiger Pflanzen, von denen Kühn nicht weniger al3 180 Arten nennt. Die Tierchen haben einen Stachel am Vorderende des Körpers und Durchbohren mit dejjen Hilfe die Oberhaut der Wirzelchen. ©o gelangen die Yarven meilt in größerer Zahl in das jaftige Binnengemwebe der Planzen, wobei fie während ihrer Wanderungen dejjen zentrale Leitbiindel zu ber- meiden willen. Endlich machen fie an einer ©telle dicht unter der Oberhaut halt. Hier vertvandeln fie fich nach einer Häutung in eine zweite jeßhafte Larvenform ungefähr von Geftalt einer Tlafche. Der Leib jchwillt zufolge veichlicher Ernährung an, jo daß fich die Wurzelepivermis der Pflanze empormölbt und der junge Wurm wie in einer Kapjel liegt; wahre Gallenbildung jeitens der Pflanze findet dabei indefjen nicht ftatt. Bis jebt find an den Larven Gejchlechtsunterfchtede nicht wahrnehmbar, bald aber lajjen fich folche erfennen. Ein Teil der Jndividuen jchroillt immer mehr an, während bei dem anderen die Ernährung und damit das Wachstum unterbrochen wird. Die erjteren zeigen bald die Zitronenform der Weibchen und drüden bei ihrem zunehmenden Leibes- umfange auf die Wurzelhaut, jo daß diefe endlich plagt und das Tier mit feinem Hinter- ende frei nad) augen ragt, jpäter auch, wenn e3 zur Brutfapfel entartet und von durc)- iheinend bräunlicher Tarbe geworden ilt, völlig abfällt. Die männlichen Larven, die im Wachstum, wie wir jahen, zurüdbleiben, häuten lich, indem fie fich zunächit von der früheren Larvenhaut zurücziehen, wieder jchmächtig werden und die Öeftalt von Fadenwürmern unter Auftreten verjchievener Neubildungen in ihrer Organifation zurüderlangen. Wenn jie fertig ausgebildet find, Dirrchbohren fie Die alte Zarvenhaut und die Epidermis der Wurzel mit ihrem Stachel, wandern nach außen und juchen die bewequngslojen Weibchen an ihren Auheitellen zur Begattung auf. Die ganze Entwidelung vom Ei bi3 zum gejchlechtsreifen Tier richtet fich wejentlich nach, äußeren Umftänden und wird duch feuchte Wärme bejchleunigt, jo daß innerhalb eines Sahres durchichnittli” 6—7 Wurmgenerationen angenommen werden fünnen. Weniger wichtig ift die Familie der Mermitidae. hre Angehörigen erreichen im weiblichen Gefchlecht eine etwas ftattlichere Länge, bi3 10,5 cm. Die Männchen dagegen jind Eleiner, viel jeltener und durch ein verbreitertes Schwanzende ausgezeichnet. Beide Ge- jchlechter find afterlos. Die Tiere leben im Erdboden, wo fie meift zufammengerollt einzeln oder Tnäuelmweife miteinander verwidelt ruhig liegen, jfegen fich aber, wenn diejer befeuchtet wurde, langjam in Bewegung und erfcheinen für einige Zeit auf der Erdoberfläche. Be- jonders im Sommer nach warmem nächtlichen Negen Tünnen fie zu Taujenden zum Anguilluliden. Mermitiden. Filariiden. 297 Borichein fommen und haben durch ihr plögliches Auftreten Veranlafiung zur Sage vom Wurmregen gegeben (Mermis nigrescens Duz.). Shre Eier (j. die Abb.) Haben ein jehr auffallendes Ausjehen, es find nämlic) finfen- fürmige Kapfeln, die an den abgeflachten Seiten quajtenförmige Anhänge tragen. Bei Mermis albicans Sieb. friechen aus den im Sommer gelegten Eiern die Larven exft im nächiten Frühjahr aus. Nach furzem Aufenthalt in der Erde juchen fie Sniekten und Snjektenlarven auf, in deren Xeibeshöhle fie jich einbohren. Ste können im Verhältnis zu ihrer Größe (Smm) weite Wanderungen machen, bet feuchter. Witterung jelbjt an Bäumen hinaufflettern und fogar in die im Inneren von Birnen und Äpfeln haufenden Raupen des Apfelmwidlers (Carpocapsa pomonella Z.) geraten. Am häufigiten finden fich die jungen Tiere überhaupt in Schmetterlingsraupen, dann befonders in Heufchreden, aber auch andere Kerbtiere werden bon ihnen befallen. Im Wirt beitehen die Heinen Nematoden ihre Verwandlung bis zur Geichlechtsreife, wandern dann aus und begatten jich im Freien, wo auch die Gier abgelegt werden. Für die Samilie der Filariidae bildet die aus- geiprochene Fadenform des Körpers ein Hauptmerk- mal, während die Bejchaffenheit des Stopfendez je nach Anmejenheit oder Mangel von Lippen und Knötchen jeher verjchiedenartig it. Die Männchen zeichnen fich durch ein jchraubenförmig gemundenes Schwanzende aus. Wir fennen an 40 Arten jolcher Tllarten aus Säugetieren und Vögeln und wiljen borderhand nur bon einigen, daß die Jungen in mifroffopijcher Größe durch blutjaugende Snjeften, vornehmlich Stechmüden, welche die Zwijchenwirte abgeben, in den Endtirt übertragen werden. Ein Hierhergehöriger Schmaroger des Menjchen in tropiichen Gegenden ift die ge- ichlechtsreif in den Lymphgefäßen vorfommende Filaria bancrofti Oobd., deren Larven in ‚ungeheurer Zahl in den die menjchliche Haut Durchziehenden feinen Blutgefägen gefunden erden und den jelbjtändigen Namen Filaria sanguinis hominis erhalten hatten, bevor man den wahren Sachverhalt fannte. Über die bejonders von Manfon jtudierte Erjcheinungs- mweije diejer Blutfilarien fchreibt Braun: „Man trifft die Larven bei den Stranten zuerft in Blutproben, die nach Sonnenuntergang entnommen werden; ihre Zahl jteigt dann ganz be- deutend bis gegen Mitternacht, um von da ab wieder zu jinfen; von Mittag bis zum Abend findet man feine Filarien im Blute der Haut. Die Urjache hierfür kann nicht, wie man ber- mutete, in einer periodifchen Erzeugung von Larven liegen, da man den Zyflus dadurch um- teren fann, daß man die Kranken am Tage Ichlafen, nachts wachen läßt. Die Erfcheinungs- mweife hängt alfo mit dem Schlafe zufammen und beruht darauf (v. Linjtow), daß während des Schlafes die peripheren Hautgefäke ic) etwas erweitern, im wachen Zujtande aber ver- engt find; diejes verengte Kapillarjyitem der Haut können die Filavien nicht paljieren, jon- dern ruhen in den größeren Stämmchen in der Tiefe der Cutis.” Dieje Larven werden ‚nun mit dem Blute durch Stechmüden aufgenommen, wobei e3 bemerfenswert ift, daß ihr Erjcheinen in der Haut mit der Schwärmzeit der Mosfitos zufammenfällt. Sie machen in der Bruftmustulatur der Müden ihre Verwandlung durch, gehen als etwa 1—1,5 mm lange Würmchen wieder in die Leibeshöhle und von da in den Stopf des Snjekt3 über und werden name, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 17 Eier und Larve von Mermis. Vergrößert. 25 Würmer: Fadenmwürmer. an Schließlich durch den Stich wieder auf den Menjchen übertragen. Bon den Schiejalen der Larven nach ihrer Überführung in den menjchlichen Körper, ihrer weiteren Umbildung bis zur Gejchlechtsreife, von Drt und Zeit der Begattung, von ihren Wanderungen fehlt uns zur Zeit noch alle Ktenntnis. Die Anfteung mit Filaria banerofti ijt nicht unbedingt mit Gejundheitsitörungen verbunden, vielmehr werden die Larven oft nur bei Gelegenheit genauejter Unterjuchungen im Blute entdedt. Um jo zahlreicher und jcheußlicher jind aber die Stranfheiten, die Durch jie mittelbar hervorgerufen werden fünnen: Schwärenbildung, jchiwere Erkrankungen der Lymphdrüfen und Lymphbahnen (Lıymphangitis, Lymphoaricen, Lymphharnen uf ) und die furchtbaren Anjchwellungen gemwiljer Störperteile, die der Arzt als Clephantiajis der Beine, Arme, der Bruft oder der äußeren Gejchlechtsteile bezeichnet. Auch der Loawurm, Filaria loa Guyot, it ein Schmaroger des Menjchen. Diejer bi3 zu 5em lang werdende Wurm bevorzugt als feinen Gib die Bindehaut des Augapfels, findet fich aber auch an allen möglichen anderen Stellen des Unterhautbindegemebes, be- jonders an den Armen.und Fingern. Seine eigene Haut trägt zahlreiche Höder, die bei vem deutlich im Auge fichtbaren und dort Bewegungen ausführenden Tiere wie die Stummel- füße eines Ringeltwurmes erjcheinen. Dieje Filarien pflegen nicht ruhig an ihrem einmal eingenommenen Sib zu verharren, jondern fie wandern oft aus einem Auge über den Najen- rücen in das andere Auge und in andere Teile des Gejichts, jo daß die Anjchwellungen, die fie erzeugen, ihren Pla oft wechjeln, in der Zwilchenzeit aber metit jchwinden. Der Roamwurm ift in jenem Vorfommen auf die Weitküfte Afrifas bejchränft, wo er nicht, nur itellenmweife bei den Eingeborenen häufig ift, jondern auch Europäer befällt, und bon io er auch nach Europa und Amerika verjchleppt wurde. Auch hier finden ich die Larven am Tage im Blute der Haut, und die Übertragung gejchieht jehr wahrjcheinlich Durch itechende Dipteren. Sm Venenjpitem des Hundes, namentlich in China und Sapan, aber auch in Stalien, ilt Filaria immitis Zeidy häufig. Der berüchtigste Öuinea- oder Medina-Wurm, Dracunculus medinensis Velsch, die einzige Art ver Gattung Dracunculus Reichard, wurde früher zur Gattung Filaria gejtellt, hat aber mit diejer nichtS zu tun, fondern gehört nach zur Strafjen in die nächite Bermandt- ichaft der bei Fiichen jchmarogenden Gattung Ichthyonema Diesing. Er erreicht, nachdem er im Unterhautbindegemwebe des Menfchen fich angefiedelt hat, eine Länge von 50—80 cm bei einer Diele von 0,5—1,7 mm und erzeugt durch feine Anmwejenheit bösartige Gejchwüre. Su den feuchten tropischen und jubtropischen Gegenden werden Weiße und Tarbige von ihm heimgejucht, Doch hat man ihn auch bei Säugetieren, Rind, Pferd, Hund und anderen, beob- achtet. Nachdem man ihn in der offenen Wunde hat faljen fünnen, jucht man ihn über ein Röllchen aufzuminden, ein Verfahren, das mehrere Tage in Anfpruch nimmt und, wenn es Durch das Zerreißen des Wurmes unterbrochen wird, jehr üble Entzündungen zur Folge haben joll. Dieje gefährlichen Schmaroger find allefamt weiblichen Gejchlechts. hr Leib it fat ganz bon dem riejig entwidelten Fruchthalter erfüllt, worin es von Giern und Embryonen wimmelt. GSonderbarermweije fehlt eine Gejchlechtsöffnung: die Embryonen gelangen durch Plagen der mütterlichen Körperwand ins Freie, und zwar, da Diejes "lagen bei der Berührung des reifen Wurmes mit Wafjer eintritt, in Tümpel und fon- ftige Gemwäffer, wo fie, nach Fedjchenfo, in Heine Süßmwafjerfrebschen (Cyelops- Arten) einmwandern und in diefen zunächft fich häuten. Offenbar gelangen die Larven mit dem Filariiden. Trichine, 259 Teinfwajjer in ven Magen ihres Trägers, von da aus unter ungeheurem Wachstum unter die Haut. Zur Strajfen hat Duech Vergleihung mit Ichthyonema wahrjcheinlich gemacht, daß die jungen Weibchen des Medinamurmes im hinteren Störperorittel eine Gejchlechtsöffnung und Scheide bejißen, die fpäter verjchwindet, und dag jie von zugehörigen, vergleichsmeije winzigen Männchen befruchtet werden. Leiper jcheint diefe Männchen, 22 mm lang, im Numpfe eines fünftlich infizierten Affen entdedt zu haben. Kein Eingemweidewurm hat jeit Dem Jahre 1860 jo viel von fich reden gemacht wie der gefährlichite von allen, die Trichine, Trichinella spiralis Owen (Trichina), die mit einigen anderen Gattungen, darunter dem ebenfalls unter den Schmarogern des Menfchen ver- tretenen PBeitjichentwurme, die Samilie der Trichotrachelidae bildet. Eine Reihe Tri- chinenepidemien entrollten wahre Schredbilder menjchlichen Leidens, und das bisher jaft unbeachtet gebliebene Tier wurde nun durch die eifrigiten Nachforichungen über feine Natur und Entwidelung und die Art, wie man fic) vor ihm jchügen fünnte, zum genaueft befann- ten jeiner Stlajje. &3 erjchtienen mehrere wiljenjchaftliche Monographien, unter denen wir die von Leudart und Bagenftecher obenan zu jtellen Haben, gemeinverjtändliche Abhand- lungen zur Beruhigung und Belehrung der Menge, darunter eine vortreffliche von Virchow, wurden in vielen Taujenden von Ubzügen verbreitet, die Regierungen erliegen Anordnungen zur Überwachung des Fleifchhandels, jogar ein neues Amt, das des „Trichinenbejchauers”, wurde gegründet (in Preußen beiteht jeit 1877 die gejeglich vorgejchriebene Fleischbeichau). Sichere Fälle von dem Borfommen der Trichinen im Zuftande der Einfapfelung in ven Musfeln des Menjchen jind beinahe 100 Jahre alt, und der Name Trichina spiralis wurde ihnen 1835 von dem englischen Naturforscher Owen gegeben. Erxft acht Jahre jpäter - Sam man zur Erfenntnis, daß jene Trichinen die Jugendformen eines Rundiwurmes feien. Shr Vorkommen im Menjchen erjchten jedoch als eine „VBerirrung”; man übertrug auf fie eine Anjicht, die eine Zeitlang auch für andere Eingeweidewürmer des Menjchen und Der Tiere gegolten, daß fie nämlich auf einer gewiljen Stufe ihrer Entwidelung oft den rechten Weg verfehlten, in unrechte Wirte und ihrem weiteren Wachstum nicht zufagende Organe gelangten, darum auzarteten und eingefapjelt würden. Daß die Trichinen ihre Kapjel jelbjt ausichwisen, erfuhr man dabei. Auch jtellte jich jpäter durch eigens zu dDiefem Yivede an- geitellte Berjuche Heraus, daß jowohl im Darme der Mäuje al3 in dem der Hunde die mit dem Zleiche eingeführten Trihinen ihre Kapfel verliegen, wuchjen und in furzer Zeit ge- ichlechtsreif wurden; ferner ergab fich die für die Anftetung mit Trichinen mwichtigfte Tat- jache, daß die im Darmfanal des Wohntieres geborenen Trichinen nicht nad) außen man- dern, jondern die Musfeln des Wirtes Heimjuchen. Der erite Flare Fall einer tödlich ver- laufenden Trichinenkrankheit beim Menjchen wurde am 27. Januar 1860 in Dresden be- fannt und von Profefjor Zenfer in feiner ganzen Bedeutung gewürdigt; die völlige Auf- Härung folgte rajch, leider begünstigt Durch eine ganze Reihe von Einzelfällen und jchweren Epidemien, die zahlreiche Opfer verlangten. Am meiften berüchtigt jind die von Hettjtädt, bei der auf 159 Erkrankungen 28 Todesfälle famen, und von Hadersleben (1865), mo von den richt ganz 2000 Einwohnern in furzer Zeit 337 erkrankten und davon 101 ftarben. 3 wurde bald offenbar, daß die fait ausjchliegliche Duelle für die Eiufithrung der Würmer in den Menjchen das Schwein jet. Die gejchlechtsreifen Trichinen oder die jogenannten Darmtrichinen leben nur im Darme des Menjchen und verjchtedener Säugetiere und Vögel, und jie vollenden dort ihr 17* 2360 Bürmer: Sadenmwürmer. Wachstum, pflanzen fich fort und gehen nad) und nad) zugrunde. Die Weibchen jind selten wenig länger al® 3 mm, die Männchen 1,5 mm fang. Das Wachstum und die Reife gehen im Darmfanal jo jchnelf vor fich, daß die neue Generation jchon fünf Tage nach Einführung der alten gefunden mwird. Bei beiden Gefchlechtern fiegt der Mund gerade am Vorderende, von wo aus der Körper bis über die Mitte jich gleich- mäßig verdickt, um von da aus gegen das ftumpf abgerundete Yinter- ende wieder etwas fchmäler zu werden. Die Offnung, durch melche die jchon im Eihalter ausfriechenden Embryonen geboren werden, liegt nicht weit vom Worderende; das Schwanzende des Männ- chens ift durch ein Paar zapfenförmige Herborragungen ausgezeich- net. Die in den Darm des Menjchen und gemifjer Tiere verfegten Trihinen gehen nie daraus in Die Muskeln über, halten fich aber unter gewöhnlichen Berhältniifen fünf Wochen und länger darin auf, und die von jedem Weibchen erzeugte Anzahl bon Nachfommen fann auf einige Taufende gejchäßt werden. Die reifen Weibchen bohren fie) num in die Darmzotten ein und ge- langen Schließlich in die Lymphräume. Dort jegen jie ihre Brut in Geftalt Heiner, etwa V/ıo mm fanger Würmchen ab. Die junge Brut gelangt in den Lymphittom und von da in die Blutgefäße, mo fie der Blutftrom in entferntere Körperteile trägt. Teilmeife wandern fie wohl auch jelbittätig. evenfalls durchbrechen fie Schließlich die Wände der Blutkapillaren und dringen in die quergeftreifte Muskulatur des Körpers ein. yedoch gilt all- gemein, daß die Einwanderung in die vom Rumpfe entfernteren Teile eine viel geringere ift als in die näheren. Am meijten heim- gejucht find das Zmwerchfell, die Kehlfopf-, Zungen- und Kaumus- fein, kurz folde Musfelgruppen, die beim Atmen und Nauen ge- braucht und beftändig oder falt bejtändig bejchäftigt find. Man darf annehmen, daß die Bewegung der Musfeln jelbit zum WBormärts- fommen der wandernden Trichinen beiträgt. Mit dem Ende der Wanvderjchaft beginnt die Periode Der Muskeltrihinen. Wir lajlen über .diefe und die damit verbint- dene Einfapfelung Virchow reden. „Wenn eine junge Trichine in eine Musfelfajer hineingefrochen ift, jo bewegt jie jich, wie es jcheint, in der Negel eine gewilje Strede fort. Cie durchbricht dabei die | feineren Bejtandteile des Fajerinhaltes und wirkt wahrjcheinlich ER ; u 5 en ichon dadurch zerjtörend auf die innere Zufammenjeßung der ajer. vergr. Nah 8. Haubner. ber e3 läßt jich auch nicht bezweifeln, daß jte von dem Snhalt der- jelben jelbjt Teile in jich aufnimmt. Sie hat Mund, Speijeröhre und Darm; fie wächit im Laufe weniger Wochen um ein Vielfaches; jie muß aljo Nah- rung aufnehmen, und Ddiefe fannı fie nicht andersiwoher beziehen al3 aus der Umgebung, in der Sie jich befindet. Wenn fie auf diefe Weile vie Muskelfubitanz, den Fleifchitoff, un- mittelbar angreift, jo wirft fie zugleich reizend auf Die umliegenden Teile... Die zer- jtörende Wirkung, welche die Trichfinen ausitben, gibt ji nun hauptjächlih an dem eigentlichen Fleiichitoff, und zwar tmejentlic” an den Körnchen, PBrimitivfibrillen und- Tricdine. 261 - Scheiben der Musfelfafern fund, denn Ddiefe verichtoinden im größten Teile der Zajer mehr und mehr. Die reizende Wirkung Hingegen tritt am meijten an der Hülle und an den Muskeltörperchen hervor, am ftärfiten an der Gtelle, wo daS Tier dauernd Tiegenbleibt. Die Hülle verdict jich hier allmählich, die Sterne der Musfelförperchen vermehren fich, die Körperchen jelbit vergrößern Jich, zwilchen ihnen lagert jich eine derbere Gubjtanz ab, und jo entjteht nach) und nad) um das Tier herum eine fejtere und Ddichtere Mafje, an welcher man roch lange die äußere Hülle und die innere Wucherung unterjcheiden Tann. „se größer das Tier wird, um jo mehr rollt e3 jich ein, indem es Kopf- und Schwanz- ende einfrümmt und wie eine Uhrfeder |piralfürmig zufammengemwidelt wird. Diele Bor- gänge bilden ji) Hauptjächlich in der dritten bis fünften Woche nach der Einwanderung aus. Von da an nimmt die Dice der Kapjel mehr und mehr zu, und zwar lu) insbejondere der Inhalt, weniger die Hülle. Der mittlere Teil der apfel, wo eben das aufgerolite Tier Tiegt, erjcheint bei mäßiger Vergrößerung wie eine helle, fugelige oder eifürmige Mafje, in welcher man das Tier deutlich wahrnimmt. Über und unter diejer Stelle finden jich in der Regel zwei Anhänge, welche bei Durchfallendem Lichte dunkler, bei auffal- lendem Lichte weißlich erjcheinen und fic) allmählich. berdiünnen, um in einiger Entfernung mit einem ab- gerundeten oder abgejtumpften Ende aufzuhören ... „Aber diefen Ummandlungen vergehen Mio- nate, und bei noch längerer Zeit nach der Einwan- derung gejchehen weitere Weränderungen an den Kapjeln. Die gemöhnlichite it, daß jich Salkjalge ab- lagern, ‚oder, wie man wohl jagt, daß die Kapjeln sen oben frijch En senen ine berfreiden. Nimmt die Kalfmafje jeher zu, jo Tiere unten 2 ee Sau bee überzieht fie endlich daS ganze Tier, und man lann auch unter dem Miftoffop von demjelben nichts mehr wahrnehmen, jelbjt wenn es ganz unverjehrt ift. &3 ftedt dann in einer Kalkichale wie ein Vogelei.“ Sn diefem volffommenen Zuftande der Einfapjelung vermag die Trichine, nad) Brauı, beim Schwein bis 11, beim Menjchen 25—31 Fahre lebend und entwidelungsjähig zu ver- harten, ohne die Fähigkeit zu verlieren, in einen paffenden Darmfanal verjebt, jich fort- zupflanzen. Menfchen und Tiere, welche die ftürmifche und fchmerzhafte Strankheit, Yon der eine mafjenhafte Einwanderung von Trichinen begleitet ift, überjtanden haben, und bei denen die zerftörten Musfelfafern durch Neubildungen erjegt jind, haben von den von ihnen beherbergten Gäften feine weiteren Unbilden zu erdulden. Soll die Musfeltrichine zur Öefchledhtsreife gelangen, fo ilt, womit unjere Daritellung begann, die VBerjebung in den Darmfanal des Menjchen oder ge- wifjer Tierenotwendig. Nad) den bisherigen Beobachtungen und Berfuchen tritt dieje legte Enttwieelungs- und Lebensperiode in folgenden Tieren ein: Pferd, Schwein, Kaninchen, Haje, Meerfchweinden, Maus, Ratte, Kae, Hund, Sgel, Kalb, Uhu, Eichelhäher, Taube, Truthahn, Haushuhn. Diee Lifte wird fich wahrfcheinlich noch jehr vermehren lajjen. Jedoch findet bei feinem Vogel eine Einwanderung der jungen Brut in die Musfeln |tatt; von den Säugetieren aber find die dem Menjchen regelmäßig zur Nahrung dienenden Staninchen, 262 Würmer: Fadenwürmer. Hajen und Rinder natürlich nur unter ganz bejonderen Umftänden der Trichinoje aus- gelegt und können füglich als eine Quelle der Anftedung für den Menjchen nicht an- gejehen werden. Alle Welt weiß, daß die Vorjichtsmaßregeht auf das Schwein zu ver- einigen find, für diejes aber jind die Haus- und bejonvers die Wanderratte, die gelegent- lich gefrejien werden, die Vermittler der Anjtedung, denn fie find der gewöhnliche Wirt der Trichinen. Infolge der ftaatlichen Überwachung des Schlachtviehes ift num aber die Trichinoje bei ven Schweinen, wenigjtens bei uns in Deutjchland, fait ganz zum Schwinden gebracht worden. &s wird jeßt unter 10000 Schweinen höchjteng eines trichinds befunden. Ein gewöhnlich harmlojer, wenn auch zur jelben Kamilie wie die Trichine gehöriger Bewohner des Menjchen ijt ver Beitjchenmwurm, Trichocephalus trichiurus Z. (dispar), über 3 cm lang. Der vordere Slörperteil, der den ber- haltnismäßig langen Schlund enthält, ift Haarfürntig und wird in die Schleimhaut meist des Blinddarınz eingeboprt, der hintere tft di, ftumpf abgerundet. Der Beitjchen- wurm it einer der häufigiten PBarafiten des Menjchen und über die ganze Erde verbreitet. Die Cier halten lich monatelang, ja 1—2 Jahre im Wafjer und in der Erde, wobei die Entwidelung jehr langjam vor jich gehen, auch durch wiederholtes Eintrodnen unterbrochen werden fann. Nach gelungenen Fütterungsperjuchen, die Leudart mit dem Beitjchenwurm des Schafes (Tricho- cephalus affinis Rudolph) und des Schweines (T. cre- natus Rudolph) anitellte, war es höchjtwahrjcheinlich, daß die Entwidelung auch des Beitjchenmwurmes des Menjchen ohne Ziwiichenmwirt abläuft, was dann von Ä . Grafji durch Verjuche beftätigt wurde, und jo jind alle | oe, a jene Möglichfeiten zur Infektion da, die auc) der rein- ben, „Lehrbuc) der Zoologie”. a) Weibchen, lichite Menjch nicht völlig vermeidet. . b) Männchen, mit den VBorderende in die Darınız fchleimhaut eingejentt. VBergrößert. Ein wichtiges Kennzeichen der Zamilie der Stron- gylidae ijt die napf- over jchirmförmige Ktraufe, die das Hinterende der Männchen umfaßt und oft von rippenartigen Verdikungen gejtüßt ijt (vgl. Abb., ©. 264). Die Strongyliden bewohnen vorzugsiveile Säugetiere und werden nicht nur im Darme, jondern auch in den Lungen und anderen Organen angetroffen. Ein ziemlich häufiger Gaft des Hundedarmes ijt Aneylostoma trigonocephalum Rudolph (Dochmius), der wie alle Mitglieder der Gat- tung durch zwei Paar ftarker, chitiniger Zähne im Juneren einer die vordere Darmöffnnng umgebenden Mundfapjel ausgezeichnet ift. Seine Gier entwiceln fich in feuchter Exde binnen wenigen Tagen zu Heinen, faum 0,5 mm langen Wirmchen, deren „ziemlich ge- drungener Körper born etwas verjüngt und hinten in einen ziemlich langen und jchlanfen Schwanz ausgezogen ift, dejjen Spite fich in Form eines eignen Anhanges abjeßt. Unter einer mehrmaligen Häutung wachjen fie, verlieren aber dann ihre eigentümtlichen Schlund- zähne und hören damit auf zu freifen und zu wachjen, obwohl fie in dem Schlammte, in dent man jie hält, noch wochen- und monatelang am Leben bleiben.” hr weiterer Lebens- lauf hängt davon ab, daß jie unmittelbar in den Magen und Darm des Hundes gelangen, wo jie unter abermaligen Häutungen ihre bleibende Geftalt und Größe annehmen. Beitihenwurm. Strongpliden. 263 ‚Einer der gefährlichiten Binnenjchmaroger des Menjchen gehört gleichfalls zu Diejer Jamilie, es it das der Hafen- oder Grubenmwurm, Ancylostoma duodenale Dubini (Dochmius), der aus den tropiichen und jubtropiichen Gegenden der Alten und Neuen Welt befannt ijt und jeit wenig mehr als 30 Sahren auch in einer größeren Zahl von Bergmwerfen nördlich der Alpen in Frankreich, Ofterreich- Ungarn, Deutfchland, Belgien und England feiten Fuß gefaßt hat. Nach Deutjchland ijt der Wurm vielfach durch Arbeiter aus Stalien, two er allgemein verbreitet ijt, eingejchleppt worden. Sm männlichen Gejchlecht (in der Abb. auf © 264 Iinks) it er ungefähr 1O mm, im weiblichen (rechts in der Abb.) bis zu 13 mm lang, im Leben von blaßfleijchroter, im Tode von grauer oder weißer Farbe. Das Kopfende ift nur mäßig verjchmälert; die Mundfapfel (j. die untenjtehende Abb.) ilt auf- fallend groß und mit jtarfen Zähnen ausgerüftet. Am Orunde der äußeren Hafenzähne, denen der Wurm den einen der gebräuchlichen Namen verdankt, und in der Mittellinie der oberen Mumdfapjelmand münden große einzellige Drüfen (gl. cerv. und gl. ceph.) aus, die ihre Abjonderungen in die von dem Tier gejchlagenen Wunden entleeren. Der Sib des Örubenmwurms ijt der Dünn- dam des Menjchen. Die Mundfapjel des Schmarogers ift infolge ihrer jtarfen Bemwaff- nung borzüglich zum Anjchneiden der Darı- ichleimhaut geeignet. „Die Würmer frejjen ji in fie hinein“, jchreibt Xooß, „und treffen jie dabei zufällig auf ein Blutgefäß, jo wird Ä deifen Wand ebenfalls Forrodiert. Das aus- Kopf des Grubenwurms, Aneylostoma duodenale tretende Blut wird zum Teil aufgenommen, kn mann her Kuren 152" insce She der Reit tritt neben den Wiirmern aus und gibt die befannten Blutungen.” Blut und Darmjchleimhaut bilden danad) aljo die Nahrung de3 Grubenwurms, und mit Darmblutungen find die jchweren Erftanfungen verbunden, die unter dem Namen der ägyptischen Chlorofe, der Tunnelfranfheit, Dochmioje, Antylojto- miajis ufto. befannt find. MS alleinige Urfache für die jchädliche Wirkung des Antylojtoma fann jedoch der Blutverkuft nicht in Frage fommen, vielmehr dürften dabei auch die giftigen Abjonderungen, die beim Saugen in die Wunde fließen, eine große Rolle jpielen. Die Anftekung des Menfchen Fan auf zwei Wegen erfolgen. Die Eier werden bon den Weibchen im Darm des Wirtes abgelegt, gelangen mit dem Kote nad) außen und ent- roiceln fich in verjchieden langer Zeit zu Heinen Larven. Unentbehrfiche Bedingungen hier- für jmd Luft, Feuchtigkeit und Wärme. Man hat feitgeftellt, daß bei uns die günftigite Temperatur 25—30° beträgt, und daraus erklärt fich das eigentümliche Auftreten der Krant- - heit bei den Arbeitern in großen Tunnels und befonders in Stohlenbergmwerfen, mo Die Tem- peratur ja ftändig hoch zu fein pflegt. Wölliges Austrodnen können Eier twie Larven nicht vertragen, die erfteren aber ebenjotwenig einen langen Aufenthalt im Wafjer. Nach zivei Häutungen ift die Zarve „reif” zum Einwandern in den Wirt. Durch nicht gereinigte Gemüfe, mit jchlechtem Trinkwajjer oder durch Ejfen mit befchymusten Händen toird jie zum Munde und von da in den Darm gebracht. Das ift der eine Weg, namentlich da, too die Menjchen dicht beieinander wohnen, in Menge diefelben Aborte benugen und auf jchlechtes Wajjer angetiejen find. Außerdem aber vermögen die Larven, twie Too entdect und am eigenen 264 Würmer: Fadenwürmer. Leibe erfahren hat, jich durch die menjchliche Haut unter Benubung der Boren einzubohren und bon dort aus auf Höchit veriwidelte Weije — iiber Blutbahn, Lungen, Luftröhre, Kehl- fopf und Schlund — nad) ihrem Beitimmungsort im Darm zu wandern. Das ijt Die andere Anftetungsmöglichkeit, der befonvders Ziegelei- und Bergarbeiter ausgejegt find. fr IPs j # \ 1 r } E S a Dur ar NW ara fik ea FA er 5 IS 155 abe® = “N ‚=F- Ic te Fi Aneylostoma duodenale Dubini. Nad Loof. Lints Männden vom Rüden, vechts Weibchen von der Geite, an. After, co. ceph. Nervenfyftem, gl. ceph. Kopfdrüfen, gl. cerv. Halsdrüfen, pex. Erfvetionsporus, spie. Spicula, te. männlihe Keimbdrüjen, v. s. Samenblaje, vulv. weibliche Gejhlehtsöffnung. (Zu ©. 262 und 263.) Die Arbeiter im Gotthardtunnel hatten ganz außerordentlich unter den bon Ancy- lostoma duodenale erzeugten Sranfheitszu- tänden zu leiden, denn unter den bei diejem Bau herrichenden Berhältniffen waren An- hedungen jchwer zu vermeiden. Als die An- fyloftomiajis in den rheinijch- weitfälischen Stohlengebieten zu Anfang diejes Jahrhunderts einen erjchredenden Umfang anzunehmen drohte, wirden bon jeiten des Staates geeignete Vorkehrungen getroffen, jo daß es, nament- - ih durch eine ftreng durchgeführte Borbeu- gung, gelungen ilt, der Ausbreitung der Kranf- heit Herr zu werden und iht Borfommen auf ein Mindejtmaß zu bejchränfen. Sn dem jüdöftlichen Nordamerifa, Bir- ginta, Texas, PBortorito und Kuba jowie in Brafilien mird der Grubenmwurm vertreten durch den Neumelt-Hafenwurm, Necator americanus Stöles, der jenem im allgemeirien ähnlich, nur vielleicht noc) gefährlicher Für den Menjchen ilt. sm Nierenbeden der Robben und Filch- otter, aber auch) bei Wolf, Hund, Fuchs, Nind, N:ferd, Marder und Bielfraß, jelten beim Men- jhen hält jich der im weiblichen Gejchlecht bis zu 1m lange Balifadenmwurnm, Eustron- gylus gigas Rudolph, auf, dejjen Männchen nur gegen 40 cm lang wird. Geinen Namen verdankt er einer Neihe von Bapillen, die jederjeits Die Ceitenlinie bededen. Geine Gier entwideln ji im Wafjer oder in feuch- ter Erde zu einer Larve, Die mehrere Jahre in der Eihülle verbleiben fann. Vermutlich machen die Larven dann eine Zwijchenitufe in Fihen durch). Einen etwas anderen Enttwieelumgsgang hat der Heine Ollulanus trieuspis Zeuck. Männchen und Weibchen, diefe 1 mm ang, leben im Darme der Katen; ihre Jungen ge- langen auf dem natürlichen Wege nach außen. Hier harren fie ihrer Exlöfung durch die Maus, aus deren Magen fie trichinenartig in die Musfeln und andere Drgane eintwandern, um dort zu einer abermaligen Fürzeren oder längeren Raft fich einzufapfeln. EEE A ER Eee a Strongyliden. 265 Ganz ähnlich, aber ettwas appetitlicher, ift der ebenfalls von Leudart ergründete Lebenslauf des in Fiichen fchmarogenden gelben oder grelfroten Kappenmwurmes, Cucul- lanus elegans Zed., deijen Mundhöhle eine elliptiiche Kapfel mit diden, braunen Wandungen enthält. „Die weiblichen Kappenmwirmer gebären lebendige Junge, die jchon im Mutter- feibe aus den zarten Eihüllen ausfriechen und bei den größeren Eremplaren (pon 1—2 cm) zu vielen Taufenden angetroffen werden. Durch eine derbe Haut gejchüßt, bleiben die nach außen gelangten Würmer nicht felten mehrere Wochen lang im Wafjer lebend und bemeg- lich, Zeit genug, um auch im Freien einen pafjenden Zroiihenmwirt zu finden und zu infi- zieren. Sr der Negel find es die unjere Wäfjer majjenhaft bewohnenden Heinen Zyklopen, in welche die Würmer einwandern. Jr Heineren Aquarien gejchieht die Einwanderung gemwöhntich fchon nach wenigen Stunden md oftmals in folder Menge, daß man die Ein- dringlinge nach Dugenden zählen fan. Mitunter werden dieje noch mehrere Tage jpäter lebend angetroffen.” Die winzigen Tierchen erreichen in ihrem erften Wirte unter mancherlei äußeren und inneren Veränderungen noch nicht die Länge von 2 mm. Shre volfftändige Enttvieelung tritt aber exft ein, nachdem fie mit den ZHflopen von einem Fijche verichludt worden find; diefe Bermittelung übernimmt am häufigiten der Flußbaridh. Die Gattung Strongylus Rud. enthält eine jehr große Anzahl von Arten, Die zu- meift in den Luftwegen von Säugern aß „Lungenmwürmer" zu jchmarogen pflegen. E3 feien als Beifpiele hier nur genannt: Strongylus filaria Rudolph bei Schaf, Biege, Hi, Kamel und anderen Wiederfäuern, S. mierurus Mehlis bei Rind, Pferd, Hirid), Reh, S. commutatus Diesing bei Haje, Kaninchen, Schaf, Ziege, Reh, Gemfe, 8. apri Gm. beim Schwein, $. pusillus Müll. bei der Klage. Die Entwidelung und die Art der Übertragung find noch wenig erforicht. Da ein und diefelbe Art zahlreiche Wirte bejtedelr fann, fo it e8 zu erflären, daß von dem Menfchen die unter feinen Biehbejtänden und unter dem Edelmwild auftretenden Zungenwurmjeuchen, die zahlreiche Todesfälle zur Folge haben, jehr gefürchtet werden. Un diefer Stelle ift ferner als Haustierjchmaroger das Sclerostomum equinum Duj. anzuführen. Ein beträchtlicher Teil unferer Pferde fällt ihm zum Dpfer. Die jungen Tiere vermögen lange Zeit im Waffer oder im Schlamm zu leben und werden beim Trinken in - den Darm aufgenommen. Bon da begeben fie jich in die größeren Arterien, jegen jic) oft zu großen Mengen vereinigt in den Gefäkmwänden feit, wachjen heran und wandern jpäter wieder in den Darm zurüd, wo fie Blut faugen und zur Fortpflanzung jchreiten. Die reifen Weibchen erreichen eine Länge von 5,5 cm, die Männchen Hingegen nur 3 cm. Die Eier gehen mit dem Rote des Wirtes ab und liefern wieder die zunäcdhjit frei lebenden Sungen. Während die gejchlechtsreifen, blutfaugenden PBalifadenmwürmer leichtere Er- franfungen (Darmentzündungen) herborrufen, find die in den Arterienmwänden haujen- den Jugendformen viel verhängnispoller. Wo diefe zu Hunderten zufammenjigen, da treten jadartige, bis Eindsfopfgroge Ermeiterungen der Gefäße auf (Wurm-Aneurismen), die mittelbar Koftfen und Darmlähmungen veranlafjen oder durch Plaben den Tod des Trägers herbeiführen fünnen. Eine lette Strongyfide, mit der wir uns bejchäftigen müfjen, dürfte manchem Vogel- freunde unter unferen Zejern unliebfam befanntgemworden fein. &3 it Syngamus trachealıs Sieb. (Abb., ©. 266), der Luftröhrenwurm der Vögel, ein Höchit verhängnisvoller Gaft in Vogelfäfigen und Hühnerhöfen. Der Gattungsname bezieht ji auf die Eigentüm- fichfeit, daß an dem Orte, mo fich die gejchlechtreifen Tiere aufhalten, in der Luftröhre 266 Wirmer: Fadenwürmer. jehr verjchiedener Vögel, zumal junger und jchwächlicher Tiere, der Schmaroger immer paarweife angetroffen wird, das Männchen dem Weibchen zu unlöglicher Che angefittet. Sn geringerer Anzahl jcheint der Synga- mus häufig vertragen zu werden. Gr fommt aber oft in jolchen Mengen bei einem Bogel vor, daß er nicht bloß die ganze Luftröhre Durch Neizen und Blut- jaugen in Entzündung verjebt, jondern lte auch bis zum Crftiden feines furchtbar gequälten Wirtes veritopft. Wir haben von Ehlers über die ein- fahe Wanderung des Tieres Aufichluß erhalten. Das jicherite Kennzeichen, wenn man nicht jchon Durch den eigentümlichen, mit dent Auswerfen einzelner Schmaroger verbumpdenen Hujten des Vogels von der Anmejenheit des verheerenden Galtes jich überzeugt Hat, jind die Eier im Stote Der Vögel. Die reifen Gier werden ohne Zweifel durch das HYuften, Schreien und Würgen aus der Luftröhre in die Mund- höhle gebracht und verjchludt und ent- wideht jich, jobald genügende Feuchtigkeit und Wärme vorhanden, im Freien im Laufe von 8 Tagen zu Heinen, fadenfür- migen Embryonen mit jtumpfem Stopf- und jpigem Schwanzende. Damit fie ausfriechen, bedarf es der unmittelbaren Einwanderung in die Vögel, die wahr- icheintich jo gejchieht, Daß bei der Auf- nahme von Nahrung Die Eier beim Ein- gange in den Kehlfopf hängenbleiben und die Entwidelung zur Gejchlechtsreife in den Yuftwegen erfolgt. „ES it damit einigermaßen ein Weg gezeigt, auf dem man durch) VBorbeugungsmaßregeln Ge- flügelzuchten oder Bolieren dor der ntaj- jenhaften und dann verderblichen WBer- breitung diejer Baraliten Schügen fan... R a u: 2 Zeiss Tritt Die Strankheit in größerer Ausdeh- nung auf, jo wird man je nach ven Lotalitäten ungleiche Wege einzufchlagen haben, um zu verhüten, daß mit dem Kot oder Auswurf die Futtergefchirre nicht verunteinigt werden, oder daß jich nicht im Boden an feuchten Stellen Brutftätten bilden, von denen ftets aufs neue Infektionen der Vögel Itattfinden fönnen.”“ b a Strongpliden. Ascariden. 267 Den Mittelpunkt der Samilie der Ascaridae bildet der Spulmurm. An jedem etwas größeren Spulwurm jieht man die fcharf gegen den Körper abgejegten Lippen mit unbewaffnetem Auge. ‘Die eine nimmt die Mitte der Nüdenfeite ein (a in untenftehender Abb.), Die beiden anderen berühren fich in der Mittellinie des Bauches (b). Die mifro- Hopijche Unterjuchung zeigt dazu, daß die Oberlippe in zwei feitlichen Grübchen je ein fegelförmiges, winziges Taftwerkeug trägt und die beiden Ceitenlippen je eins diejer Drgane. Bei allen Spulmiürmern ijt der Größenunterjchied zwijchen Weibchen und Männ- chen jehr bemerkbar, und die legteren, die Fleineren, find außerdem an dem hafenförmig umgebogenen Hinterleibsende fenntlich. Ascarıs lumbricoides Z. it einer der häufigiten Schmaroger des Menfchen und be- gleitet wenigjtens die Faufafiichen und Negerrafjen itber die ganze Erde. Gewöhnlich nur einzeln oder in geringerer Anzahl vorfommend, ijt eine Anfammlung von einigen Hunderten doc) nichts Seltenes, und in einzelnen Fällen zählte man über 1000, ja 2000 diefer un- angenehmen Gäfte. Fhr gewöhnlicher Aufenthalt it der Dünndarm, von wo fie mitunter in den Magen eintreten. Kleinere Stüde (die größten werden im männlichen 15—25, im weiblichen Ge- Ihlecht 25—40 cm Yang) haben jich jogar in die Leber verirrt. Die mit dem Tiere ins Freie ge- langenden Eier haben eine große Widerjtandsfraft gegen alle Unbilden der Witterung und allerlei Arten von Flüfjigfeiten. Sie entwideln jich jomwohl im Wajjer wie in feuchter Erde zu Heinen, jpiralig > Z aufgeroliten Embryonen, die jeboch im Zreien 17a Srurmurnsa, A Mumie niemals die Eijchale verlafjen, jo daß man fie unter günftigen Bedingungen jahrelang lebend erhalten fan. „Bei der großen Häufigkeit des Spulmurmes und der immenjen Fruchtbarfeit feiner Weibchen. (jährlich etwa 60 Millionen Eier)”, jagt Leucart, „ind dieje Gier natürlich überall verbreitet... Da fie troß aller Un- gunft der äußeren Verhältnijje, trog Froit und Trodnis jahrelang ihre Keimfraft behalten, auch wegen ihrer Stleinheit leicht auf dieje oder jene Weije verjchleppt werden, bietet Feld und Garten, ja Haus und Hof vielfache Gelegenheit zur Übertragung... Ye verbreiteter die Gier, oder was fo ziemlich dasjelbe bejagt, je dichter die Bevölferung, die vom Spulwurm heimgejucht it, je geringer die Sorgfalt, mit der die Nahrung überwacht wird, je weniger veinlich die Umgebung, in der man lebt, dejto häufiger wird diefe Gelegenheit wiederfehren.” Aus den aufgenommenen Eiern entwidelt jich unmittelbar der Spulmurm. Orajji hat dann tatjächlich durch Verjuche ven Beweis der direften Einwanderung von Ascaris lumbri- coides geliefert, der jeither auch von anderen Forjchern beftätigt worden ilt. Käachit vem Menjchen wird auch) das Schwein mit dem Bejuche von Ascaris lumbri- coides beehrt, wie in jeltenen Fällen der Hunde- und Kagen-Spulmurm, Ascaris canıs Wern. (mystax), dejjen Vorderende mit zwei flügelfürmigen Anhängen verjehen ift, jich in den Menjchen veriteigt. Von einer anderen Spulwurmart, Ascaris megalocephala Oloqu., werden unjere Pferde und Rinder viel heimgefucht. Die Weibchen ihres bis zu 1000 Stüd vorhandenen Gajtes erreichen eine Yänge von 36 cm. Ein jehr gemeiner Schmaroger des Menjchen ijt ver Biriemenihwanz, Spring- oder Madenmwurm, Oxyuris vermicularis Z. Der drehrunde, fadenjürmige, mweißliche N] DH DIR on M 2368 Wirmer: FSadenwirmer Nematomorpha. PBarajit verichmächtigt jich nach beiven Xeibesenvden. Die Mundöffnung wird von drei wenig ausgebildeten Lippen umgeben. Das Männchen ift nur 2,>—5 mm lang und weift ein abgeftumpftes, nach der Bauchjeite eingerolltes Hinterende auf. Das Weibchen Hingegen (A0b., ©. 269) hat eine Länge von 10—12 mm bei einer Dice von 0,4—0,6 mm. Pie Spulwurm de3 Menjhen, Asca- ris lumbricoides L. Natürliche Größe. 1) Weibchen, 2) Männden, 3) Ei, ftart vergrößert. (Zu ©. 267.) eigentünliche Form feines Hinterendes — e3 ilt langgejtrect und zugejpibt — hat Beranlafjung zur Benennung gegeben. Die Weibchen jind außerordentlich fruchtbar; jedes von ihnen vermag, nac) Yeudart, bis zu 12000 Stüd Kleine, nur 15, mm lange Gier abzulegen. Deren Entwidelung beginnt bereits im Muttertier und fann unter günitigen Umjtänden wenige Stunden nach der Ablage bis zur Ausbildung Feiner Witrrn- chen fortjchreiten, die jedoch noch von der Eihülle unnjchlojjen bleiben. lnDderjeits zeigen die Eier eine joldh Hohe Wider- Itandsfähigfeit, daß fie, wochen- und monatelang troden auf- bewahrt, dennoc) nach Zufuhr von Wärme und Feuchtigkeit unge liefern. Die weitere Entwidelungsgejchichte it genau befannt. Die noch von der Eihülle umgebenen Embryonen werden ohne Vermittlung eines Zwifchenwirtes unmittelbar auf ven Menjchen durch den Mund übertragen. Der Magen- jaft löft die Eihülle auf, die jchlanfen Embryonen fchlüpfen aus und begeben jich in den Dünndarm, wo fie in furzer Zeit 2—3 Wochen) weiter Heranmwachjen und wo wohl aud) zum größten Teil die Begattung erfolgt. Danach gehen die Tiere in den Diddarm über, und die Weibchen warten im Blinddarın, der als Hauptjib Der Oryuren angejehen werden muß, die Legersife ab. Sit diefe eingetreten, jo wandern fie nach dem Maftdarm und dem After ab und verlajjen ent- weder durch Eigenbemegung oder mit dem Kote den Darın. Die Ciablage erfolgt meijt außerhalb des Körpers. Während die Anwejenheit einer größeren Anzahl von Dryuren, die jich lebhaft jchlängeln und mit dem Stopfe boh- rende Bewegungen ausführen, leicht neben anderen Be- Ichwerden ftar£ fatarrhalijche Neizungeit der Darmjchleimhaut bewirken fann, find gemilje Unannehmlichkeiten Doch noch läftiger und quälender. Unter den Einfluß der Bettwärme verlajjen die Tiere zumal abends den Maftvarn und rufen in der Umgebung tes Afters heftiges Juden und Brennen hervor. Und dieje Eigenjchaft ift es auch, die die weite Ver- breitung mit ermöglicht. Die Erfranften berühren mit ihren Singern die jufenden Stellen. „Die Eier“, fo lejen wir bei Diosler und Beiper, „bleiben an den Fingern haften und werden fpäter in das Geficht, auf die Tippen, ja direkt in den Mund importiert. Dieje Art der Gelbitinfeftion ift ficherlic) feine jeltene und fommt nicht bloß im jugendlichen Alter vor; freilich wird fie gerade hier bejonders häufig fich vollziehen. Bei infizierten Individuen hat man wiederholentlich unter- halb der Nägel Stotrefte nachgewwiefen, in welchen Eier von Oxyuris vermicularis aufgefunden Agcariden. Saitenwürmer. 269 wurden. Da auf diefen Wege beitändig neue Infektionen erfolgen, erklärt es ji), daß das Leiden jo lang andauernd und hartnädig zu jein pflegt. Ebenfo ijt leicht zu verjtehen, daß ein Orhurisfranfer auch für feine Umgebung nicht gleichgültig ift. Die mafjenhafte Pro- duftion don Ciern birgt die efaht, daß der Oryurenträger auch feine Haus- oder Familien- genojjen anjteckt. Vielfach Haben wir uns überzeugt, daß in finderreichen Familien oft jäntliche Siinder, bi ins jüngjte Alter, Oryuren beherbergten.... sn Pflegeanftaltern, Warjenhäufern und Kafernen find die Oryuren zu- meilen geradezu endemijch.” Daneben werden natürlich auch die Kleinen, mwiveritandsfähigen Eier aus trodenem, zerjtäubten Kote vom Winde fort- getragen und bleiben auf ven verjchiedeniten Gegenjtänden und Nahrungs- mitteln haften. Ungejchältes Obft, nicht getwajchenes Gemüfe vermögen daher leicht die Einfuhr in die Mundhöhle zu vermitteln. Die Bertreibung der Quälgeilter ift feineswegs leicht; nur mieder- holte Wurmfuren fönnen den Träger jchließlich von ihnen befreien. Das gebräuchlichite Hausmittel ift ver Zittwerfamen, auch Kiftiere von Srob- lauch- oder Ziwiebelabfochungen werden vom Bolfe gern angewendet. Anhang: Nematomorpha. Wir Ichließen am beiten hier an die Favenmwürmer noch eine Gruppe bon nematodenähnlihen Würmern an, die man früher auch für echte Ne- matoden gehalten hat, die man aber jeßt wegen verjchiedener innerer Merk- male bon jenen trennt und in einer oder mehreren Yamilien unter dem Kamen Nematomorpha zujammenfaßt. & fehlen ihnen im Gegenjaß zu den echten Zadenmwürmern die GSeitenlinien; das Nervenfyitem zeigt einen mejentlich abweichenden Bau, und weitere feinere anatomijche Unterjchiede rechtfertigen die Sonderitellung diejer Tiere. Dazu fommt, daß fie nur in der Jugend Schmarogen, mit der Gejchlechtsreife jedoch ihre Wirte verlafien, während e3 bei den Nematoden, wie wir jahen, in der Regel gerade die Sugendformen find, die frei leben. Die Mermitiden verhalten jich darin wie die Nematomorphen und wurden deshalb auch mehrfach mit zu Ddiejen geitellt, Doch Scheinen fie echte Nematoden zu jein. Durch manche intereffante Eigentümlichkeit des Baus ddr le bensmeife ijt die Zamilie der Saitenmwiürmer, Gordiidae, ausgezeichnet. Weisen von Die auffälligen Berichlingungen und Berfnotungen, welche die Tiere auf ee dem runde der Gemäljer einzeln oder zu mehreren bilden, ließen fie mit un agent einem Gordiichen Knoten vergleichen. Be, Von der Gattung Gordius Z. fommen bei ung mehrere Arten vor, Mund, v Ge die früher nicht unterfchieden und al3 Gordius aquatieus Z., Wafjerfald, Ir ann zujammengefaßt wırden. Die mittlere Länge der Männchen beträgt 15—25 cm, doc) mejjen einzelne bi8 zu 80 cm; die der Weibchen ift gegen 10 cm. Die Dide der mittelgrogen Männchen jchwanft zwijchen zwei Fünftel und einem halben Milli- meter; die Weibchen jind etivas Dider. Die im allgemeinen braune Zarbe fommt in man- nigfachen Schattierungen vor. Die Männchen find dDurchgehends dunkler und vorwiegend Ihmwärzlich gefärbt, vom glänzenden Mäufegrau bis zum tiefiten, glänzenden Braunichmwarz, 270 Würmer: Nematomorpha. Straßen. das an einigen Körperftellen auch in reines Schwarz übergehen fann. Die Farbe der Weib- chen ift ftet3 Heller und nicht glänzend, vom jabellgelb fait bis zum gejättigten Gelbbraun. Yuf der Mittellinie des Bauches und des Rücfens verläuft bei Männchen und Weibchen ein dunkler KYängsftreif, der auch bei den dunfeliten Männchen noch wahrnehmbar ift. Das er- wachjene Tier hat nur einen verfünnmerten Darmfanal und jcheint gar feine Nahrung zu fich zu nehmen. Wir fommen unten auf diefen Punkt zurüd. An eine Ernährung frei (ebender Tiere durch bloße Hautaufjaugung it nicht zu denfen. Ein allgemeines Stenn- zeichen der Gattung Gordius ift das gabelförmig gejpaltene Schwanzende des Männchens. Die Waijerfälber halten ich im geichlechtsreifen Zuftande in jeichten jtehenden und fliegenden Gemäljern auf. Über ihr Vorkommen erzählt v. Siebold: „Bei einer zoologijchen . Erfurfion in das liebliche Wiejenttal der Fränfifchen DE Schweiz unterjuchte ich. ziwiichen G©treitberg und Muggendorf in einem feinen engen Seitentale die bon einem ausgetrodneten Bache hinterlajjenen Lachen und erblickte in diejen ein Baar lebende Gor- dien, welche mich anjpornten, auf dDiefe Tiere meine bejondere Aufmerkfjamfeit zu richten. Meine Mühe blieb nicht unbelohnt ; denn nach mehrmaligem Durd)- juchen der obenerwähnten Lofalitäten erhielt ich 50 bis 60 Stüd joldher Fadenmwiirmer. Sie beitanden aus den beiden Arten Gordius aquaticus und Gordius subbifurcus (jest Parachordodes tolosanus Duj.), unter denen fich aber die eritere nur jehr |parjamı vor- fand. Bei beiden Arten waren die männlichen SnDdi- biduen borherrjchend. CS erforderte übrigens das Auffinden diefer Würmer eine gewilje Aufmerkjanm- A Te .. . feit, indem man fie einzehnin ausgeitrecdtem Zujtande Weibheneine3Gordius. Schwad) vergrößert. RN R a A Nah H. Grenader. bei ihren trägen, jchlangenfürmigen Bewegungen oder zu mehreren in einen Siuäuel aufgewicelt, bei ihrer dunfeln Zarbe zwifchen den verjchiedenen auf dem Grunde des Waljers liegenden mazerierten Bflanzenfafern leicht überjehen fonnte. Manche ragten zwijchen Steinen md Wurzeln nur mit ihrem Vorderleibsende hervor oder ftedten an den Ufern des Flujjes teilweife im Schlamme und waren darın noch fchwerer zu bemerfen. „Da ich wußte, daß ich es hier mit ausgeiwanderten PBarafiten zu tun hatte, jo jah ich mich in der Umgebung des Fundortes diejer Würmer nad) ihren ehemaligen Wohn- tieren um und fonnte auch verjchiedene Lauffäfer im Tale bemerfen, von denen mehrere im Wajjer ertrunfen lagen; ich brach allen diejfen Käfern den Hinterleib auf und erhielt wirklich aus einer Feronia melanarıa einen männlichen Gordius aquaticus.” Wie jchon oben gejagt, find die Öordien im gejchlechtsreifen Zuftande nicht Schmaroger, wohl aber bringen jie den größten Teil ihres Zebens bis zum leten Abjchnitt in gemifjen Tieren zu. Wir find zuerst durch die fleifigen Beobachtungen von Meißner über das Ein- wandern der Larven in Injekten unterrichtet worden. Die aus dem Ei friechenden Heinen Gordien, Y,,mm lang, find fehr jonderbare Wefen, die, twie der Beobachter fich ausdrüdt, \owoHl durch ihre äußerft geringe Größe, im Verhältnis zu fußlangen ausgewachjenen Gprdien, als bejonders durch ihre Geftalt in Erftaumen jeßen. ZHr zyfindrifcher Zeib befteht aus einem \ Gordien. | 2 dideren Borderteil und einem Dünneren jhwanzartigen Anhange. Aus dem Leibe kann eine Art Kopf Herausgejtülpt werden, der mit zivet Streifen von je 6 Häfchen bejet ift, und bei dejjen völliger Entfaltung noch ein horniger Rüfjel hervortritt. Mit diefer Bewaffnung dDucchbohren die Tierchen zuerit ihre Eihülle. Sie juchen die zarteren Stellen an den Ge- Yenfen der Beine von Snjef- tenlarven auf, zwängen jid hier durd) ne ihrer Hafen- LE AME ET 777> I ES einrichtung gebohrtes Löhe- mn er “u 9, m | m. . hen und fteigen unter häu- UN een) “ figem und fräftigem Aus- und Einjtülpen des Kopfes ziwiichen den Musfelfajern in den Füßen. embor, um fi) im ganzen Körper zu verbreiten. Sie Zarve des Wajjerfalb e3: a) mit ausgeftülptem, b) mit eingezogenent gehen dann in einen Zuftand Stadel;"c) zwei Exenplare im Eintagsfliegenlarve. Ctark ver- der Ruhe über, indem fie fich ähnlich wie die Musfeltrichinen einfapfeln. Mit dem Fleijch der Wirte > meift jind es die Rarven der Eintagsfliegen, Büjchel- und Zudmüden — werden die jungen Gordien von Kaubinfeften verschlungen. Sn deren Leibeshöhle durchlaufen jie ihre weitere Bermwand- fung und wachen fi) zu den großen Formen aus. Dann jchlüpfen fie aus ihrem Endwirt aus und werden im Wafjer gejchlechtsreif. Vierte Klaffe: Straßer (Acanthocephali). Die KRrager oder Hafenmwürmer (Acanthocephali) gehören alle der Familie der Echinorhynchidae an. Fhre verwandtichaftlichen Beziehungen jind noch völfig unklar; die von manchen Forichern vorgenommene nähere Angliederung an die Nematoden läßt fich dDucchaus nicht durch den inneren Bau begründen, wenngleich vein äußerlich eine ge- wilje Ahnkichfeit mit diejen beiteht. Der Körper beginnt mit einem mit Wivderhafen bejegten NRüjjel, der durch Zufammen- ziehen eines ihn umgebenden Gades, der Nüfjeljcheide, vorgejtrect und durch bejondere Musfeln wieder zuriidgezogen werden fann. Die Geitalt des Rüfjels wechjelt jehr jtark und ift für die Syitematik der Gruppe von großer Wichtigkeit. Bald ift er Hein, bald lang- gejtrect, fadenförmig oder zu einer großen Kugel aufgejchwollen, bald ijt er gleichmäßig zylindrisch, bald in der Mitte fpindelförmig verdidt. Die Hafen find mit ihrer Wurzel in die Haut eingefenft, ihr Oberteil ragt frei hervor und gräbt jich beim Vorftreden des Nüfjels in das Gewebe de3 Wirtes ein. Sie find in regelmäßigen Quer- und Tängsreihen an- geordnet, und zwar jo, daß die Hafen der erften in die Zmwijchenräume der zweiten Reihe zu liegen fommen ufw. Auf den Rüffel folgt ein meift furzer Hals, der immer gegen den Körper jcharf abgejegt ift. Diejer ift mehr oder weniger langgejtrect, jchlauchförmig und oft (aber nur äußerlich) geringelt. Meist it er unbewaffnet, er fan aber auch) am Vorder- ende und, vorzüglich beim Männchen, am Hinterende mit Stacheln ausgerüftet jein. Die Haut ift bededt von einer zarten Kutifula. Darunter liegt zunächit ein fajeriges 272 Würmer: Kraßer. NRingelmürmer. Sewebe, die Subfutifula, die neben der Rüfjeljcheive zwei in vie Xeibeshöhle Hineinhängenpe, birnenförmige Wucherungen, die jogenannten Yemnisfen, bildet. Noch weiter nad) innen folgt die Mustelfchicht, die aus äußeren Ring- und inneren Längsfajern zufammengejeßt ift. Die Lemmisfen ftehen mit einem in die Subfutifula eingebetteten Gefäßiyitem in Verbin- dung. Die ganze Einrichtung dient der Ernährung; ein Darm und eme Mundöffnung fehlt nämlich den Afanthozephalen. Yom Nervenfyitem find das Hirnganglion und zwei von diefem nach Hinten ziehende Längsnervenjtämme zu erwähnen. Erjteres gibt nach vorn außerdem Nerven in den Rüfjel, lebtere jeitliche Zajern an die Organe ab. Die Kraber find getrenntgejchlechtlich. Beim Männchen entleeren die paarigen Hoden den Samen durch die Samenleiter in ein Begattungsglied, das am Störperende in einer ausftülpbaren Tajche jit. Verwidelter ift der Gejchlechtsapparat des Weibchens. Die zei bei jugendlichen Tieren vorhandenen Cier- itöde zerfallen jpäter in einzelne Ciballen, ‚und dieje treiben in der Xeibeshöhle umher. Hier werden die Eier befruchtet. Nach außen befördert werden fie durch einen glocenför- migen Eihalter und eine furze, am hinteren Körperende ausmündende Scheide. Dabei ilt aber eine Vorrichtung getroffen, dag nur die befruchteten, länglichen Gier, die jchon einen Xeinen Embryo enthalten, in vie Scheide gelangen: in der Uterusglode findet eine Ausleje jtatt, und die unreifen Gier fallen durch eine befondere Offnung in der Glode in die Leibeshöhle zurück. Die von der Eihülle noch umjchlojjenen Embryonen bedürfen zu ihrer weiteren Ent- | RL: . mwidelung der Übertragung in einen Zivi- a en "der ichenmwirt. Sie werden von fleinen Sirebjen und Snjekten verjchluct, riechen in deren Darm aus und durchbohren danach die Darmmwand mit Hilfe eines Heinen Hafen- oder Stachelftanges, den jie am Norderende tragen. Sn der Leibeshöhle des Wirtes wachjen jie zu Heinen Afanthozephalen aus; die endgültige Gröfe und die Gejchlechtsreife erreichen fie jedoch erjt nach, Überführung in den Darmfanal eines Wirbeltieres. ©o lebt zum Beijpiel der Niejenfrager, Echinorhynchus hirudinaceus Pall. (gigas Goeze), im reifen Zuftande im Dünndarm des Schweines, al3 Larve hingegen in den Enger- Iingen von Mai- und Rojenfäfern (Cetonia) und deren Verwandten, welche unjere nüß- lihen Borjtentiere gern auswühlen und frejien. Der genannte Stager hat etiwa die Dice eines Spulwurmes und wird bis 65 cm lang. Durch Leudart weiß man, daß der in ver- ichiedenen Fijchen gemeine Echinorhynchus proteus Westrumb feine Jugend im Darme de3 lohfrebjes (Gammarus) zubringt. Der bei einigen Nagern (Hamjter, Felomaus, Siebenjchläfer) vorfommende Strager Echinorhynchus moniliformis Bremser lebt al3 Larve in Käfern, jo in einem jüdeuropäifchen Trauerfäfer (Blaps mueronata). Dieje Larve fann aber auch im Menfchen zur Entwicelung gelangen. Ein anderer, Echinorhynchus poly- morphus Bremser, bedarf einer Verfegung aus dem Flohfrebs in ven wärmeren Leib der Echinorhynchidae. 2738 Ente, um in ihr zum Abjchluß feiner Entmwicelung und feines Lebenslaufes zu gelangen. Bei verichiedenen Ceefijchen, 3. B. der Scholle, finden fich auf dem Darmgefröfe und im Bellgewebe um die Leber im Februar bis April fehr Kleine, 2 mm große, eingefapjelte Sraßer, deren Herkunft aber noch nicht aufgeklärt if. Die Möglichkeit, daß jie von außen Dur) Haut und Fleiich eindringen, ift weniger vorhanden al3 die andere, daß fie vom Darme aus die Wanderung angetreten haben und erjt im Darme eines anderen Filches oder eines Wafjerhogels zu reifen Tieren auswachjen. Fünfte Klaffe: Nringeliwiirmer (Annelides). Der Name bejagt, daß der Körper der in dieje Klafje gehörigen Würmer aus einer Keihe äußerlich jichtbarer Ntingel oder Segmente bejteht, von deren Ziwiichenfurchen Häufige Scheidewände, Dijlepimente oder Septen, ich mehr oder weniger tief in die zwijchen Haut- musfelichlauch und Darmfanal gelegene Leibez- böhle exjtreden und Diefe jo in eine Anzahl Kammern zerlegen. Die Zahl Diejer einanver gleichgebildeten Ptingel ijt völlig unbeitimmt. Der Mund Tiegt immer hinter dem eriten Segment am Bauche, und bei nicht wenigen fann der An- fangsteil de3 Darmes in Geitalt eines zum Gra- ben oder zum Fangen der Beute gejchieten Rüj- jel3 vorgeitredt und ausgejtülpt werden. Die höhere Stellung der Ningelwürmer gegenüber den bisher beiprochenen Würmern zeigt jich vor allem in der Form und Entfaltung ihres Nerven- iyitems, wie e8 bereits in der Einleitung (©. 1%) näher bejchrieben wurde und durch die neben- jtehende Abbildung weiter veranfchaulicht werden joll. Die linfe Zeichnung läßt ohne weiteres den Bergleich mit einer Otridleiter zu, an der rechten ift jedoch die Ähnlichkeit infofern ettvas verwifcht, al3 die Ganglienpaare des Bauchmarfes jehr nahe aneinander gerüdt und miteinander bver- ihmolzen jind. Das erjte Verhalten it natürlich das urjprünglichere, daS zweite das abgeleitete. . a Der reicheren Entwidelung des Nervenjyftems Nerveniytem der Anneliden, vehts von Serpula, entjprechend Hat man num aud) eine viel gtöffere fähunegangtion, g Bauhoanziion, e Shıntommifur Kraftund Mannigfaltigkeit der Vebensäußerungen ; zu erwarten, al3 wir jie bei den übrigen Würmern jahen. Zwei nach ihren Bemwegung3- organen zu unterjcheidende Hauptabteilungen finden wir im Negenwurm und in dem Blut- egel verförpert. Der eritere freilich ift diefer Würde injofern nur unvollfommen gemacjien, als man ihn fehr genau befühlen und von riidwärt3 nad vorn durch die Finger gleiten lafjen Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 18 274 Würmer: Ringelmürmer. = muß, um fich von dem Borhandenfein der für jeine Abteilung bezeichnenden Borften zu überzeugen. Er gehört zur exriten Unterklafje, den Borjtenwürmern, deren Eigentümlich- feit darin befteht, daß jie entweder unmittelbar in die Haut oder in herborjtehende, fuß- artige Stummel eingepflanzte Borjten bejiben, die bei ven Bewegungen als Stüß-, Stemm- oder Nuderorgane dienen. Shnen gegenüber gruppieren ji) um den Blutegel die Arne- (iven der zweiten Unterklajje, die Glattwürmer, deren Leibeshöhle Durch eine mächtige Entividelung der Musfulatur bis auf ein Kanaljyftem zurüdgebildet worden ift, während jie bei der dritten Hauptabteilung, den Sternwürmern, wohlentwidelt ijt, Doch tft bei diejen die Gliederung in Segmente wieder gejchwunden. Aus den Eiern der Boritenmwürmer, die im Meere leben, und aus denen der Stern- würmer entwicelt jich die in der Einleitung zu den Würmern (vgl. ©. 188) erwähnte frei- jchwimmende Trochophora-Larve, die, wie wir dort jahen, die Wiederholung der LYarven- form der Ahnen aller zum Trochophora-SreiS gehörigen Tiere ift, und die gemilje Be- ziehungen jowohl zu der Mitllerfchen Larve der Strudelwürmer al zu den NRäpertieren aufweilt. Bei Bejprechung der Strudelwürmer haben mir darauf Hingewiejen, daß eine Wiederholung der Darın- anhänge und der Fortpflanzungsorgane bei manchen Tri- claden, 3. ®. Gunda segmentata, den Weg zeigt, wie Die Gliederung der Ringelwürmer, die jich ja von Turbellarien herleiten, entitanden jein mag. Wir haben hier eine echte Segmentierung des Körper vor uns, eine Metamerie. Darunter veriteht man die Erjcheinung, daß jich in den auf- einanderfolgenden Gliedern alle mwejentlihen Organe in RR gleicher Weife wiederholen. Und jo jehen wir denn auch us ware von an bei den Ningelwürmern tatjächlich in jedem Segment den Darmkanal, ein Ganglienpaar des Bauchitranges als Ner- benzentrum, die gleichen Blutgefäße, Ausjcheidungs- und Fortpflanzungswerkzeuge. Kamentlich die Ausjcheidungsorgane oder Nephridien find jchon immer durch ihr jich regelmäßig mwiederholendes Auftreten aufgefallen und haben daher auch den Namen Seg- mentalorgane erhalten. Sie zeigen bei allen NRingelmürmern den gleichen Bauplan; es jind mehr oder weniger gejchlängelte Kanäle, in jedem Segment ein Paar, die mit einem Wimpertrichter in der vorhergehenden Leibeshöhlenfammer beginnen, deren hinteres Sep- tum durchbrechen und in dem Segment, in dem ihr Hauptteil Tiegt, nach augen münden, tobei jie jich vorher meilt zu einer Heinen Harnblaje erweitern. Sn vielen Fällen wird nun Ddiefe Metamerie dadurch etwas gejtört, daß mehrere Segmente oder einzelne Organe derjelben iieder verjchmelzen oder mehr oder weniger titefgebildet werden fünnen. Ymmer aber zeigt fich die Metamerie deutlich bei der Ent- wicelung der Teibeshöhle oder des Cölom3, wie man fie auch nennt. Dieje entjteht näm- lich innerhalb des mittleren Keimblattes, das felbft aus einem Paar beftimmter Zellen, den Urmejodermzellen, hervorgeht, die in der jungen Xarve zu beiden Geiten des Enddarms liegen und durch) lebhafte Teilungen die jogenannten Mejodermitreifen bilden. Sm diejen zeigt jich dann ftetS als exjtes Anzeichen der Segmentierung die gefammerte Leibeshöhle. VBährend nun diejenigen Ringelwürmer, die ein Trochophora-Stadium durchlaufen, durch eine Verwandlung ihre endgültige Form erhalten, ift die Enttvicelung der Übrigen mehr eine unmittelbare. Borftenwürmer: LVielborfter. 275 Grite Unterklaffe: Boritenwiirmer (Chaetopoda). Die Chätopoden find namentlich gefennzeichnet durch feitliche Bündel oder Kämme von Borften, in denen ung das Mitcoffop eine Neihe der zierlichiten Bildungen offenbart. Hafen, Spieße, Sägen, Wfeile, Meijer, Kämme, glatte und ge- tiefte Ruder und andere jtechende und jchneidende Snftrumente find - Darunter zu finden. Die ein- facheren Formen, die den Namen von Hafen und Borjten jchlecht- meg verdienen, werden von ven bejcheiveneren regenmwurmartigen Tieren getragen; die feineren, mit bejonderen Spigen, Zähnen, | Zähnchen, Klingen und Schnei- || den verjehenen Borftengeftalten | jnd ein Schmud der meilten - Meeresbeimohner der Abteilung. Durch) die Gtellung der Borften in Bündeln und breiten Säm- men wird es offenbar, daß je ame RS in Bemwegungswerfzeuge iind. Borftenformen von Ne Ehler3 und Clapa-= Wir unterjcheiden zwei Drd- nungen der Borftentwürmer: 1) die Vielborfter oder Polychaeta und 2) die Wenig- borjter oder Oligochaeta. Erfte Ordnung: VBielborjter (Polychaeta). Das Hauptmerkmal der beinahe auzfchließlich daS Meer bemwohnenden Drdnung der Bielborfter oder Polychaeta find die an jedem Segment in einem Baar vorhandenen, feitlich herausragenden Fußftummel oder Barapodien, die in der Regel jene anjehn- fichen und fo verjchteden, oft recht Funftvoll gebauten Borften in mehreren Bündeln fragen. Die Vielborfter find mit wenig Ausnahmen getrennten Gejchlechts und entwideln fich mit einer meift dazu noch recht umftändlichen Metamorphofe. Die äußert zahlreichen Gattungen und Arten verteilen fi) auf mehr als 40 Su bon denen wir einige der wejentlichiten Vertreter herausgreifen wollen. Eine Reihe von Familien pflegte man nach ihrer Lebensweije als frei lebende Vielborfter (Errantia) zufammenzufaffen und ftellte ihnen die anderen als jeitjigende (Sedentaria) refp. in Röhren lebende (Tubicola) gegenüber. &3 hat jic) aber gezeigt, daß die natürlichen Verwandtichaftsverhältniffe der Zamilien andere find, jo dab jene Scheidung in zwei Gruppen nicht mehr aufrechterhalten werden Fan. Die Vertreter der 18* 276 Würmer: Ningelwürmer. zunächlt zu bejprechenden Zamilien find lauter Meeresbeivohner, deren Stiemen, wenn über- haupt vorhanden, an den Fußjtummeln des Nücens angebracht find, und deren Segmente jehr Häufig geringelte Fühlfäden tragen. Shrer meilt freien, umherjchweifenden Xebeng- weije entjprechend trägt der Kopflappen, d. Hd. das den Mund überragende und im all- gemeinen einem Segment entjprechende Borderende, Augen und Taftwerfzeuge, und Ddieje Vinrmer paden, joweit fie nicht Pflanzenfreifer find, ihren Naub mit fcharfen, hafenförmigen Stiefern und Zähnen, die bei Ausftillpung des Rüfjels zutage treten. Die meiften der frei lebenden Volychäten glänzen in metalliihen Farben; ihre Haut fchillert wie ein tlas- Heid, und die Borjten werfen wechjelndes, farbiges Licht die jeitlichen und Nüdenan- hänge der Körperringe ent- falten, wollen wir an Der nebenjtehenden Abbildung erläutern, Die wir, wie einige der folgenden, einem Werte des franzöjiihen Forjchers Duatrefages entlehnen. Das Bild Stellt Das Geitenteil eines Gegments einer Nereis (und zivar Der heteronereiden Form) dar: A tft der obere, B der untere At Des Fuß- ftummels; a ein oberer, f ein unterer Fühlfaden, defjen Anjag von einer blattartigen Schuppe (k) umgeben it. Dergleichen Fühlfäden fün- nen an allen Ningen vor- Borftenhöder einer „Heteronereis“. Vergrößert. fommen; b umDd C jind die Stiemenblättchen des oberen Altes, und durch das untere jcheint der borjtentragende Höder (d) durch; e umd i find Stüßborften (Acieula). Das Kiemenblatt de3 unteren Aftes ift g, und h ein zweiter boriten- tragender Höder. Auf der Variation diefes Themas der Äfte, Fiihlfäden, Kiemen und Nadeln beruht größtenteils die Mannigfaltigfeit der Gattungen. An die Spibe pflegt man die Familie der Seeraupen, Seemäufe oder Filz- würmer, Aphroditidae, zu ftelfen, deren Rüden von großen Schuppen (Elytra) bedeckt it. She Kopf trägt in der Negel drei Fühler, einen mittleren und zivei feitliche. Alle be- lien 2—4 Augen, die mitunter auf der Spie winziger Stiele ftehen, jedenfalls aber Hein iind. Bei manchen Gattungen entwidelt fich außer den gewöhnlichen, einfachen und zu- jammengejegten Borften auch eine Dede langer Haare, die bejonder3 an den ©eiten pie das prachtoollite Gefieder tropifcher Wögel wijtert und einen Filz bildet, von dem die Rücden- I&uppen gänzlich verhülft werden. Unter dieje zujammenhängende Dede jtrömt jedoch Durch zurüd. Sn welcher Weije jich Se Borftenwürmer: Bielborfter. 271 - bejtimmte Öffnungen Waffer zu den Heinen, iiber dem oberen Fühlfaden der Segmente jtehenden Kiemen. Wundervolle Zormen diefer Zamilie find befonders von Schmarda auf jeiner Weltreife an allen Küften tropifcher Meere be- obachtet und in emem Prachtwerf in ihrer ganzen Sarbenjchönheit dargejtellt worden. Doch fan ung fein Maler den Glanz ihres metalliichen, bei jeder Bewegung wmechjelnden Schimmers wiedergeben. AS bejondere Eigentümlichfeit des inneren Baues der Seeraupen ijt Die Berzweigung des Darnkanales hervorzuheben. Unter den mit einem Nüdenfilz be- dedten Arten von Aphrodite ift die % Fuß lang werdende Aphrodite aculeata Z. (recht3 auf der Tafel bei ©. 280) an allen europäischen Küften heimijch. Bon jener Gattung ift Hermione durch den Man- gel des Nüdenfilges und andere feine Kennzeichen gejchteden. Cine der gemeiniten Arten des Mittel- meeres ift Hermione hystrix Sav. Hat man den Wurm von dem ihm gewöhnlich in reichlicher Menge anhaftenden Schmute durd) öfteres Abjpülen gejäu- bert, jo tritt fein anfprechendes, glänzendes Hußeres hervor. Die Dornen der jchönen Hermione jind aber Ihlimmer al3 diejenigen eines -Stachelichweines, in- dem fie, mit Wiverhafen verjehen, haftenbleiben und fich einbohren. Nichtsdeftoweniger werden alle diefe Seeraupen von den Naubfiihen, im Norden bejonders von den Dorjchen und Schellfiichen, im Mittelmeer von den zahlreichen Hleineren Haien gern berjchlungen. Hermione hystrix Sav. Natürliche Größe. Eime rechte Kernfamilie ift die der Lycoridae, in der die räuberijche Natur, verbunden mit ununterbrochener Nuheloligfeit und Gejchtwindigfeit und ©icherheit der Be- mwegungen, den höchiten Ausdrud gefunden hat. Das neben- tehend abgebildete Siopfende von Nereis cultrifera Grube läßt die Fühler (a), die Tafter (b) jowie zur ©eite die Kopf- fühlfäden (c) fehen. Der ausgejtülpte NRiljel trägt die bei- ven großen Zangenkiefer (d), die jich, wie die Mundwerk- zeuge der Gliedertiere, horizontal gegeneinander bewegen, ll und mehrere Gruppen Heiner Zähnchen (e). Die Gattung >) ı u e Nereis enthält weit über 100 Arten, von denen die in den I: ni, europäiichen Meeren häufigen Nereis cultrifera Grube und nr ee N. diversicolor Müller erwähnt fein mögen. Die Geichlechtsverhältnifje ver Lycoriven bieten einiges Sonderbare. Man unterjchied früher eine bejondere Gattung Heteronereis (Abb., ©. 278), die bon den Mitgliedern der Gattung Nereis dadurch abwich, daß fie am Kopfende umfangreichere Taftorgane und Geh werfzeuge hatte. Außerdem find ihre Ruder ftärfer entwidelt, und in den hinteren zwei Dritteln des Körpers find die Segmente weniger hoch als im borderen und tragen an den 278 Würmer: Ningelwürmer. Rudern weit längere Borjten. Ehlers gelang der Nachweis, daß manche Nereis-Arten jich vor ihrer Gejchlechtzreife in jene andere Form ummandeln, wodurd) jie befähigt werden, Eine „Heteronereis“. Natürliche Größe, (Zu S. 277.) den Boden de3 Meeres, auf dem fie jonjt leben, zu verlajfen und frei umherzufchwimmen. Auf diefe Weije ift für die Verbreitung der Art gejorgt, denn die Tiere entleeren ihre Gejchlechtsprodufte in3 freie Wafjer, jo daß fich die Zungen nach) der Verwandlung aus der Larve an neuen Wohngebieten anjiedeln fönnen. Die Eitern- tiere gehen bald nach Ablage der Gejchlechtsprodufte zugrumde. Sn anderen Füllen verhalten jich Smdividuen derjelben Art (3. ®. Nereis dumerilii Audouin et M.-E.) verihieden: die einen werden ohne weitere Veränderungen gejchlechtsreif, andere aber bilden fich vorher exit zur HeteronereiS um, und Daneben gibt es Ichließlich noch eine dritte, ziwitterige Yorm. Bon vielen Nereis- Arten Fennt man bis jeßt feinen heteronereiven Zujtand und end- Yich find auch mehrere heteronereide Arten befannt, zu denen man noch nicht Die zugehörigen nereiden Formen gefunden hat, obwohl es dieje natürlich geben muß. Eine artenreiche Yamilie, die der vorigen jehr nahe jteht, ift die der Eunicidae. Shre Vertreter tragen meilt größere, ber- äftelte Kiemenanhänge auf dem Niüden der Segmente und jind mit einem mächtigen Stieferapparat ausgerüftet. Sie jtellen geivaltige Näuber dar, zumal manche von ihnen eine beträchtliche Größe er- langen fünnen. m Mittelmeer finden fich unter anderen die jchüne Halla parthenopeia Chiaje, die große Diopatra neapolitana Chiaje und die in durchfichtigen, jelbitgefertigten ARöhren lebende Hyalı- noecia tubicola Müller (Onuphis). Zu diejer Yamilie gehört auch der intereffante Palolowurm, Eunice viridis Gray (Lysidice), bon der Samoa-Snfelgruppe, iiber den ung mehrere Berichte, be- jonder3 die von Statt und Vomwell und neuerdings auch bon an- deren Forichern, vorliegen. Sm jedem Sahre erjcheint Das Tier zweimal, im Dftober und November, in unermeßlichen Scharen an gemwiljen Punkten des Gejtades der Samoa- und der Fiojcht- Ssnieln. Der zweite Schwarm ift jedoch noch größer al der erite, und die Eingeborenen nennen deshalb diefen Weblalofo Yevu, jenen Mblalolo Yailai (d. H. Keine und große PBalolo- Zeit). Beide Schmärme ftellen ji) am Tage vor dem legten Mondviertel und an diefem Tage jelbit ein und namentlich an dem leßteren in fo unglaublich großen Scharen, daß das Meer weit hinaus nur aus ihnen zu bejtehen jcheint. Die erjten Würmer fommen mit dem Grauen des Morgenz, ihr Gewimmel nimmt zu und wird am jtärk- jten bei Sonnenaufgang, aber nach 2—3 Stunden ijt alles ver- Hunden. Alt und jung hat fie) am Strande eingeftelft und geht unter fröhlichen Scherzen in das Wafjer am Geftade, dem Exrntefegen, den ihnen das Meer bietet, entgegen. Mit sterlich gearbeiteten Körbchen fischen fie den Mblalolo, verzehren die Wirmer roh oder r Borftenwürmer: PVielborfter. 279 mwideln fie in friiche Blätter, um fie zu baden und als höchite Delifatefje mit Entzüden zu genießen. Handelsleute haben jich eingefunden und faufen auf, um auch die Einwohner der entfernter liegenden Gegenden der Snfel, denen am Yeite jelbit teilzunehmen nicht möglich war, mit dem Lederbijjen zu verjorgen. Ganze Würmer finden fich nicht unter der Majje, es find lebende Bruchitüde bon 2—20 mm Länge, und zwar nur gejchlechtsreife Hinterenden. Sie jind getrenntgejchlecht- lich, gelblichweiß bis odfergelb find die männlichen, jhmußig indigoblau bis dunkelgrün Die weiblichen Stüde. Sie geben ihre Gejchlechtöprodufte in das Wajjer ab und gehen dann zugrunde, ähnlich wie wir e3 bei den heteronereiden Formen der Tycoriden jahen. Woher ftammen nun jene gewaltigen Mafjen von Wurm-Hinterenden? Strämer und Triedländer iaren es, die unabhängig voneinander zuerjt Klarheit hierüber jchafften. Sie jchildern, wie in den Nigen und Spalten der Korallenblöde des Meeresbodens jene Bunice viridis lebt, bis fie furz vor dem obenerwähnten merfwitrdigen Zeitpunkt gejchlechtsreif wird, und aivar finden fich Die Gejchlechtsprodufte nur in den Ringeln der hinteren Körperhälfte, die zugleich eine Umwandlung durchmachen, durch welche diefe Körperjtrede zum Schwimmen befähigt tird. St dann die Zeit zum Schwärmen gefommen, jo reißt das Hinterende ab und fehwimmt nach oben, während die den Kopf tragende vordere Hälfte Des Wurmes im Steingeröll des Bodens verbleibt und das Verlorengegangene wiederheritellt. Ein ähnliches Verhalten wie an diefem „pazifiichen Balolo” Hat U. ©. Mayer an dem „atlantiihen Valolo”, Eunice fucata Ehlers, jejtgeitellt, einem Wurm, der bei den Tortugas-Infeln jhmwärmend betroffen wird. Endlich ift neuerdings auch ein „japanijcher PBalolo“, Ceratocephale ossawai Izuka, entdedt worden, der aber zur vorigen Zamilie, den Lheoriven, gehört. Meift Heinere Würmer enthält die Familie der Syllidae, deren Vorderende bejonder3 reich mit Fühlern und Fühlfäden ausgeftattet ift. Bon ihren meitverbreiteten Arten mögen hier Syllis variegata Grube, Grubea limbata Olap. und Myrianida fasciata M.-E. genannt fein. Mit den eigenmtigen Fortpflanzungsverhältnifien diefer Zamilie werden wir ums ipäter noch etwas zu bejchäftigen Haben. Schon äußerfich durch ihre glasflare Durchfichtigfeit geben fich die Mitglieder der Samilie der Alciopidae al8 Bewohner des offenen Meeres fund. Durch ihre Tarblojig- feit gejchüßt, fchroimmen fie Vebhaft in den oberen Schichten der See umher und juchen Beute zu machen, die fie mit ihren hochorganifierten, prachtvoll voten, Duntelbraunen oder Schwarzen Augen erfpähen. Unfere Farbentafel bei ©. 288 zeigt oben rechts einen Angehörigen diefer Yamilie, Asterope candida Chraje. Eine folgende Familie, Phyllodocidae, hat die Rüden- und Bauchfühlfäden, Die ihr als Ruder dienen, blattartig erweitert. ZHr Körper ift ftark verlängert und aus zahl- veichen Ringen zufammengejeßt. So zählt 3. B. der Körper von Phyllodoce laminosa Sav. von den franzöftichen und englifhen Küften gegen 300—400 Ringe, und Duatre- fages verjichert, daß fie iiber 60 cm lang würde. Aymer ones hat vecht, wenn er jagt, daß fie mit unbefchreiblicher Eleganz fchwimmt. Wie viele andere Raub-Anneliden liegt fie während de3 Tages ruhig in einem Berjted. Exft mit der Dunkelheit macht jte jic) hervor, um nach Beute umherzufehwimmen, wobei der ganze Körper horizontale Wellen- bewegungen ausführt, unterjtügt von den Rudern. Dieje werben gejtrect und angezogen 280 ap ei) Gemetner Sand- mwurm, Arenicola ma- rina L. Natirl. Größe. Würmer: Ningelwürmer. in jener Aufeinanderfolge, wie man jie an den Beinen der Taufend- füßer fieht, alfo in von Hinten nach born laufenden Wellen. Indem num alle diefe in zierlichiter Unruhe befindlichen Teile fortwährend ihre Stellung gegen das Licht ändern, geht über den im ganzen grünen Körper ein wunderbolles Stijieren in Violett, Blau und Gold. Die auf der beigehefteten Tafel abgebildete Phyllodoce paretti Blainv. führt eine ähnliche Yebensiweije. Einen ganz anderen Eindruck macht wiederum die YJamilie ver Glyceridae. Der langgejtredte Körper diejer Tiere läuft in einen fegelfürmigen Kopflappen aus, der ebenjo wie die Segmente nochmals ichmal geringelt if. Die Glyceriden fünnen einen im Verhältnis zu, ihrer Größe ganz gewaltigen KRüffel vorftreden, der meijt vier jtarfe Kieferzähne trägt. Wie fie fich feiner bedienen, beobachtet man leicht, wenn man fie am Geejtrand unter Steinen auf jandigem Boden über- tajcht: fie bohren fich alsdann, den Rüfjel abwechjelnd mit Gemalt aus- itredend und einziehend, in den Boden ein. Shrer veritedten, licht- icheuen LXebensweije entjpricht auch die wenig lebhafte Färbung. Die Berbreitung der Gattung Glycera Sav. ijt eine jehr große; man fennt fie bon Neufeeland, Walparaifo, Peru, von Grönland und vom Nordfap, wie denn auch eine Reihe von Arten in den mittel- und jüdeuropätjchen Meeren nicht fehlt. Su der Nordjee und im Mittelmeer ijt Glycera capitata Oerstedt häufig. Der Gemeine Sandwurm, Pier, Arenicola marina L. (pis- catorum), gehört zu der fehr natürlichen, gut abgejchlojfenen Samilie der Telethusae (Arenicolidae), deren Mitglieder eine ähnliche Lebens- teije führen wie die Glyceriven. Er erreicht eine Länge bon 22 cm und ift in der Färbung fjehr veränderlich; grünliche, gelbliche und röt- liche Tinten herrfchen vor, e3 gibt aber auch jehr helle und fajt tief- ihwarze Stüde. Die Schattierungen diefer Färbungen jtehen offenbar im Zufammenhang mit der Bejchaffenheit des Aufenthaltes, indem die helle Spielart nur in faft reinem Sandboden, die jchwarze in einem Boden vorkommt, der durch ftarfe Beimifchung jich zerjeßender pflanz- licher und tierischer Abfallftoffe fajt jchlammig it. ©o findet man Dieje dunkel gefärbten Sandmwürmer mit einem Stich ins Grüne 3. ®. in dem Ichlammigen Hafen von Nizza. Über den Heinen dreiedigen Kopf her-- bor fann der einem Becher gleichende NRüfjel gejtredt werden. Die borderen Körperjegmente tragen auf dem Rüden bloß die in Höcder eingepflanzten Borjtenbündel, Hinter denen auf den 13 mittleren Seg- menten die äußerft zierlich verzweigten Kiemenbäumchen jtehen. Das legte Drittel des Körpers ift ganz Drehrund, ohne Kiemen und Fußhöder. Der Fiicher-Sandwurm lebt faft an allen Kürten von Europa und von Grönland, und er iit faft der einzige Wurm, der einen gewillen wirtjchaftlichen Wert hat, da, wie Wagner nachweijt, allein auf der Injel Norderney 91, Millionen Stüd Sandwirrmer zum Boritenwürmer des Meeres. Natürliche Größe. 1. Serpula vermicularis Z. — 2. Plıyllodoce paretti Blainv. — 3. Aphrodite aculeata 2. Borftenwürmer: PVielborfter. 281 Scellfiichfang verimendet werden. Ar vielen jandigen Uferftreden fommt er in ungeheuren Mengen vor. Er liebt die Zone, die bei der Ebbe bloßgelegt wird, und hier wird ihm von den Fiichern eifrig nachgeftellt. Die Jagd ift zwar nicht jchiwierig, erfordert aber eine ge- wille Kenntnis feiner Lebensgewohnheiten. Gleich den Negenwürmern verjchlingt der Sandwinm große Mengen des Bodens, in dem er lebt, um damit die zu feiner Ernährung dienenden organischen Stoffe in ven Magen zu befommen. Gleich den Regenwürmern fommt er an die Oberfläche, um fich des durch feinen Leib gegangenen Sandes zu ent- ledigen. Dieje Häufchen werden zu Berrätern des Wurmes, indem fie das eine Ende des Ganges bezeichnen. Diejer biegt fich jehr tief in Die Erde, und bei der geringiten Er- jhütterung verjenkt jich in ihm der Sandwurm mit außerordentlicher Gejchielichfeit. Man muß aljo mit dem Hafen ztwijchen die beiden Offnungen der Röhre möglichft tief eingehen, aber man wirst den Sand häufig vergeblich auf. Aus jeinem Berjtede herausgenommen, bewegt ji) der Sandiwurm jehr langjam. Er fondert dann eine reichliche, die ihn berührende Praxilla collaris Clap. Natirlide Größe. Hand grüngelblich befledende Flüjjigfeit ab. Sebt man ihn auf Sand, jo beginnt er jo- gleich, fich einzugraben. Er verjährt dabei folgendermaßen. Die vorderen Körperringe nehmen nacheinander an Umfang ab, jo daß jeder ganz in den nächitfolgenden eingejchoben werden fann. Sind jie alle zurücgezogen, jo erjcheint daS Vorderende abgejtubt; im anderen alle bilden jie einen regelmäßigen Segel, und damit ilt der Bohrapparat ge- geben. Nachdem die Ringe eingezogen jind, jtemmt der Wurm den Kopf gegen den Sand und öffnet fich Durch Fräftiges VBorjtreden des Kegels einen weiteren Weg. Da der jo gewonnene Raum aber zu eng und der Entfaltung der Kiemen Hinderlich fein würde, jo wird er durch eine unmittelbar auf das Vorftreden erfolgende Anjchwellung der Ringe erweitert. Nunrückt der Körper nach, und die einzelnen Arbeiten wiederholen jich. Während diejes Eindringens fondert der Vorderförper eine Hebrige Mafje ab, durch welche die innerite Sandjhicht zu einer zarten Röhre verfittet wird, die jedoch ausreicht, den Einfturz der Höhlung zu verhindern. Dieje ift nun alfo fo weit, um dem weder durd) Sand noch Schlamm verunteinigten Wafjer den Zutritt zu den Stiemen zu gejtatten. Das Aufiteigen der Arenicola in der Röhre gejchieht natürlich mit Hilfe der Borftenbündel. Eine ähnliche, obwohl nicht tief eingreifende Berjchiedenheit der Störperitreden, wie die Sandmwürmer, zeigt auch die Familie der Clymenien oder Maldanidae, zu der Praxilla collaris OJap. (Arenia) gehört. Dieje Gattung mweilt jedoch nicht, wie die meijten anderen, 282 Würmer: Ningelwürmer. drei, jondern nur zwei Abjchnitte auf. Der vordere, jehmusßig rötlich gefärbte Teil ver- DT ET ändert durch Einjchnürungen und Zujammenziehen vielfach feine Form. Der hintere, lange Körperteil ift gelblichrot. Duatrefages, der diejes Tier an der franzöfiichen Küfte beob- B achtete, erzühlt, daß er e3 jehr Häufig in einem jo ausgewajchenen, reinen Sande gefunden { hat, daß die Möglichkeit einer Ernährung gar nicht vorhanden zu i jein fchien. Der ganze Darımfanal war mit jolhem feinen Sande ! angefüllt, wodurch die jchon an fich große Zerbrechlichkeit des Körpers ; i noch erhöht wurde. ES war Fein einziges Stüd ganz zu erhalten. Zu einer jehr merkwürdigen Yamilie der röhrenbemwohnen- ven Borftenwürmer, den Chaetopteridae, gehört die Gattung Chaetopterus, dejjen Körper drei ganz verjchtedene Abichnitte zeigt. Der Kopf bildet einen am Rüden ausgerandeten Trichter. Dann folgen neun Segmente mit flachen, verlängerten Fußjtumnteln, die auf dem oberen Rande ein Bündel brauner Borjten tragen. Höhft auffallend ift die Umbildung der fünf den Mittelteil des Körpers zufammenjegenden Segmente. Bon deren eritem erjtreden ih die Fußjtummel gleich) einem Paar platter Fühler weit über den Borvderförper, während die unteren te diefer Füße zu einer auf der Bauchjeite jich vereinigenden Krauje verbreitert jind. Die oberen Fupß- ftummel des zweiten Ringes bilden einen mit den vorhergehenden Stummeln fich verbindenden Nüdenfamm, und zwilchen ihnen und den in dreifeitige Lappen um- gewandelten unteren Aften ift die Haut “auffallend aufgejchwellt und vivlettichwarz gefärbt. An den drei folgenden Segmen- ten treten nur die Dreijeitigen unteren Zuß- lappen hervor. Die hintere Körperhälfte endlich wird aus etwa 50 Segmenten ge- bildet, die durch Die verlängerten Zußjtun- mel ausnehmend breit ericheinen. Der hier bejchriebene und abgebildete Chaetopterus pergamentaceus Cwv. findet ji) an der Küfte der Normandie und im Mittelmeer. Er erreicht eine Länge von 22 cm und bewohnt die größeren Tiefen in Röhren von etiva 32 cm Länge. Dieje beitehen aus mehreren Lagen und gleichen einem groben, gelblichen Pergament. Ge- wöhnkich find fie gewunden und auf irgendeinem feften Gegenjtand angeheftet. Aus feiner Nöhre Herausgezogen, ift dev Wurm für den Beobachter wegen feiner Trägheit jehr wenig beluftigend und erjchwert die nähere anatomijche Unterfuchung durch reichliche Abjonderung eines diden, zähen, fich an die Finger und Inftrumente anlegenden Schleimez. Chaetopterus pergamentaceus Cıw. Natürliche Größe. Borftenwürmer: BVielboriter. 283 Die angeführte und andere Arten bon Chaetopterus, die im Golf von Neapel vor- fommen, zeichnen fich durch ihr Leuchten aus. Nach Panceris Beobachtungen muß man die Tiere reizen, wenn fie leuchten jollen. Dann verbreitet fich der Leuchtitoff wolfenartig im Waffer. Das Tier glänzt in lebhaften, bläulichem Lichte, und zwar im dunfeln Raume jo ftark, daß man die umftehenden Perfonen erfennen und die Uhr ablefen fann. Der genannte Neapolitaner Naturforjcher, der jeit Jahren die Leuchterjcheinungen der niederen Tiere unermüdlich unterfuchte, hat in Chätopteren, namentlich in Chaetopterus variopedatus Clap., der jich jeine Röhre aus Sandförnern zufammenleimt, gewilfe Zellen und Drüjen als Erzeuger des Leuchtitoffes nachgeiviejen. Über die Art, wie Chaetopterus pergamentaceus lebt, und wie man fich feiner be- mächtigt, ohne Röhre und Tier zu verleben, verdanfen wir Lacaze-Duthier3 genaue An- gaben. Tolgt man an flachen Küften der Ebbe, fo trifft man ihn oft auf Wiejen von Gee- gras (Zostera marina) in Sand mit jchlammigem Unterbovden. Das Tier verfertigt eine Nöhre, die weit länger al3 fein Körper, an beiden Enden offen und Uförmig in den Boden gejenft ift. Sie bleibt daher auch während des Zurücdtretens des Meeres mit Wajjer ge- füllt, und der Wurm fan ununterbrochen feine Atembewegungen in feiner geräumigen Wohnung fortiegen. Will man Tier und Röhre unbeichädigt Haben, jo darf man jic) natürlich nicht auf das Schleppneß oder die Gabel verlajjen, jondern muß die Röhre frei legen und ausgraben, während ein Gehilfe die beiden Enden feithält. Die Angehörigen der Keinen Zamilie der Kopfringler, Capitellidae, über die Eifig eine vorzügliche Monographie herausgegeben hat, jind im Verhältnis zu ihrer Breite lang, wenn auch meift nicht von bedeutender Größe (von 3,5 mm bis 15 cm); nur Dasybran- chus caducus@rube erreicht eine größere Länge. An ihrem Körper Tafjen fich deutlich zwei Alb- jehnitte unterfcheiden, ein lebhaft roter, fürzerer, vorderer mit ganz zurüdgebildeten anhangs- Yojen Fußftummeln, und ein blafferer, längerer, hinterer, an dem die Fußjtummel auch nur wenig vorjpringende Willfte bilden und die bald einfachen, bald verziweigten Kiemen tragen. Su der Mundhöhle befindet fich ein mächtiger, vorftiilpbarer Rüffel, der bloß mit PBapillen bejegt, jonjt aber unbemwaifnet it. Die Augen figen als Bigmentflede am Stopflappen und treten bei manchen Arten in ziemlich anjehnlicher Zahl zeitlebens, bei anderen nur in Der Sugend auf, um fich im erwachjenen Zuftande auf ein Baar zu verringern. Die Öattung Capitella Blainv., zu der die in der Nordjee nicht feltene Capitella capitata Fabricrius ge- hört, Hat ftändig nur ein einziges Paar, was ftammesgejchichtlich offenbar der neuejte Zuftand ift. Die Augen fpielen bei der Lebensweije diefer Tiere, die ji) in Sand und Schlamm eimbohren, eine nebenjächliche Rolle. Sehr interefjante Unterfuchungen machte Eifig über die Anpaffungsfähigkeit der Kopf- tingler an das fühe Wafjer. Er brachte eine Anzahl von Capitellen in Gejellichaft anderer Borftenmwürmer (Spio) in Aquarien mit Seewafjer, dem er nach und nad) von Anfang Sanuar bi3 Ende April Süßmwajjer zujeste. Die Exemplare von Spio jtarben jchon bei einem Gemijch von 1000 Teilen Süßmwajjer auf 600700 Seewaijer, die Kapiteiliden er- trugen aber eine Mifchung von 1000 Teilen Süßtweljer auf 400 Teile Seemwajjer, exit in diejer fingen jie an abzujterben. Durch diefen Berjuch wird ein interejjanter Ausblid auf die Anpajjung der Meere3- anneliden an das füße Wafjer eröffnet, bei der die Natur, die über unbejchränfte Zeit- räume verfügt, viel langjamer zu Werfe gegangen ift und mit vielen Generationen anjtatt mit 284 Würmer: Ringelmürmer. einzelnen Sudividuen arbeiten konnte. Tatjächlich gibt es nun auch eine allerdings nur Keine Anzahl von PRolychäten, meist Angehörigen ver Tamilie der Teoriden (©. 277), die dauernd im Bradmwajjer oder gar im Süßmajjer leben. Die Familien, zu denen mir jest liber- gehen, bejigen Stie- nn men, die in Form von Nöhren der Sabellaria alveolata Z. Natürliche Größe. Bäumchen oder Taden- büjcheln auf das Kopf- ende bejchränkt find. hr weder mit Zähnen noch mit borjtredbarem Nüfjel verjehener Mund deutet auf eine friedfichere Lebensweife als die der meiften bis jest bejprochenen Formen, und damit in Cinklang jteht dem auch, daß fie dauernd in Röhren haufen. Mit Friich von der Aufternbank losgelöiten Auftern it ung ein unregelmäßiger Tladen von Sand und Sand- töhren gebracht worden, eine Stolonie Der Sabellarıa alveolata Z. (Hermella) auß der Yamilie der Her- mellidae. Die Röhren, aus feinen Sandförnchen zujammengefittet, fiegen ohne Regel übereinander, nur daß die Mündung einer jeden frei geblieben tft. yede it unabhängig von der anderen Durch ihre Inwohnerin gebaut worden, dann Hat jich der Sand aucd) in Die Biiichenräume gelegt und ijt durch eine von den Tieren ausgejchtedene, ihn Ducchoringende Klebenafje ziem- lich fejt geworden. Sufolge der unangenehmen Stö- rung haben jich die Tiere in ihr Berfted zurüdgezogen, und hinter dem Eingang jeder Röhre jieht man einen metallglänzenden Dedel. In ein Gefäß mit See- waljer getan, fühlen jie bald das Bedürfnis, mit der Außenwelt in Verkehr zu treten, der Deckel jchiebt jich iiber den Eingang hervor, lüftet ich, und unter ihm fommen zwei Büjchel feiner Fäden heraus. Der Kopf it jichtbar geworden, jchredt aber bei der leijejten Be- rührung wieder zurüd. CS Hilft nichts: will man Die Wißbegier befriedigen, muß die Röhre ganz zerbrochen und das ungebärdig jich Krümmende Tier in ein Hlei- neres Gefäß gebracht werden, wo es fich bald ziemlid) ruhig in jein Schidjal ergibt. — Die auffallende Form des Kopfes wird dadurd) Sabellaria alveolata D. Dergrößert, bedingt, daß die zwei großen Fühler miteinander ber- ihmeßen und auf ihrer abgejtusten Fläche einige Reihen breiter, zum Zeil gezähnelter PBlattborften tragen; fie find damit zu einem den Eingang der Röhre verfchließenden Stöpfel oder Dedel umgeftaltet (a). Wahrjcheinlic) verjehen auch die beiden Fadenbüfchel (b) unten su beiden Seiten des Munpdes die Stelle Borjtenwürmer: Vielborfter. 285 bon Atemorganen, allein die wahren Kiemen treffen wir als Züngelchen auf allen mit Sußltummeln (d) verjehenen Segmenten. Der Körper endigt mit einem drehrunden, un- geringelten, boritenlofen Abichnitt (e). Eine der umfangreichiten und veränverlichiten Zamilien ift die der Terebellen, Terebellidae. ‘hr gejtredter, aber jehr zufammenziehbarer und weicher Körper ift rund und born meijt am diditen. Am Kopfe jigen eine Duerreihe oder zwei feitliche Büjchel von Tüuhlfäden, bei einigen in jo großer Menge, dag man fie jchmwer zählen Tann. Dieje Organe befinden jich nämlich in einer fortwährenden Ihlangenartigen Bewegung, ber- fürzen und verlängern fich und Iheinen wie für fich lebendig durcheinander zu Friechen, daß man, wenn ihre Anzahl fteigt, jede Überficht verliert; ihre Zahl mimmt übrigens, wie Dalyell be= obachtet Hat, mit dem Alter zu. Da jie meijt gelblich oder rötlich gefärbt find, geben jie in Diejem Durcheinander einen jehr Tieb- lichen Anbiid. Wegen ihrer großen Bartheit gehen fie leicht verloren, aber ohne großen Nachteil für das Tier, dem jie in furzer Zeit mwie- der nachwachjen. Bei den eigent- lichen Stammarten der Terebel- len jtehen auf den vorderen Kör- perjegmenten mehrere Sliemen; bei der hierneben abgebildeten Urt jind e3 drei zierlich verzieigte Bäumcden. Die oberen Fup- tummel aller Terebellen tragen Büjchel von Haarborften. Alle verwenden Material aus ihrer Umgebung (3. Bd. Mufchelftüdchen und Sand), um e3 zu ihren Wohnröhren zufam- menzulitten. Bon ihrer Borkiebe für Mufchelfragmente zu ihrem Bau hat die in allen mittel- europäiichen Meeren gemeine Lanice conchilega Pallas (Terebella) ihren Namen. Die Aöhren find vorn mit zahlreichen hohlen Fortjäben zur Bergung der Fühlfävden verjehen. Ehlers erzählt: „Auf der unweit Spieferoog gelegenen, zur Ebbezeit frei laufenden ‚Strabben- plate‘, einer Bank, welche fait ganz von den Bauten der Sabellaria spinulosa bededt ift, des- gleichen am Wattitrande ragen jolche Röhren mit ihren jehr mannigfaltig gejtalteten Anhängen mehr oder minder hoch, gerade aufrecht gerichtet über die Oberfläche des Bodens hervor, icheinbar leer; gräbt man aber vorfichtig den Grund, aus welchem jie herhorragen, auf, jo befördert man die jehr tief in den Boden dringenden Nöhren Heraus und erhält damit den meijt bis in den Grund der Röhre zurüdgezogenen Snjajjen, die Lanice conchilega. Cine Verebellide. Natirlihe Größe. 286 Würmer: Ringelwürmer, „sm einem Keinen, gut durchlüfteten Aquarium liegen fich dann die in- den Röhren eingejchloffenen Tiere jehr gut am Leben erhalten und gaben mir Gelegenheit, die Art und Weije zu beobachten, in welcher die Würmer ihre Röhren bauen. Synfofern aller- dings unterjchied fich der Anbau, welchen die beobachteten Tiere an ihren Röhren machten, bon den Berhältniffen im Freien, daß im Aquarium, in welchem die Röhren ihrer ganzen Länge nad) frei lagen, die Tiere bisweilen an beiden Eingängen in die Röhre fadenförmige Anhänge anbauten, während im Freien nur der über den Boden vorragende Teil folche Anhänge erhält. Gelegentlich baute auch einmal ein Wurm eine zyfindrijche Röhre wieder über die mit Anhängen befegte Mündung hinaus; das gefchieht im Freien wie im Agua- rum. — Sn der Wahl der Stoffe, welche die Würmer zum Bau verwenden, waren jie im Aquarium nicht mwählerijch, während an allen Wurmröhren, welche ich ausgrub, der im Boden jtedende Teil der Röhre ausichhieglich von Sandkörnchen zufammengefebt und nur das frei vorragende ©tücd mit den verjchiedenartigjten Fragmenten befleivet war. „Die Tiere ftredten aus der einen Offnung der Röhre die langen Fühler hervor und juchten mit diefen nac) dem zum Bau zu verwendenden Material. Gab ich dem Wurme nun ein etwas größeres Stückchen, ein Steinchen oder ein Bruchjtüd einer Mufchel (Olas- icherben wurden meijtens verjchmäht), jo wurde diejes mit einer mehr oder minder großen Zahl von Fühlern ergriffen und in die Röhre hinein, zu dem in diefer verborgenen Tiere gezogen, mobei meiltenteils jämtliche Fühler mit eingezogen wurden. Nach einer Furzen Zeit quoll dann die ganze Mafje der Fühler aus der Röhre hervor, und ihr folgte das VBorderende des Tieres; diejes trug dann das vorher eingezogene Stüdchen zum Teil mit dem Kopflappen, bejonders aber mit den wie eine Sohle abgejekten Bauchjchildern der vorderen Segmente, auf dent das Stüdchen meijtens derartig auflag, daß die Ränder der Schilder e3 zum Teil umfaßten. Nun hob fich wie taftend der Wurm an den Rand der Röhre und feste das Stüdchen an den erwählten Dxt; e3 erfolgte ein meift rucweifes Lolajjen des Stüdchens, und wie fich der Wurm num fchnell in die Röhre zurüdzog, jah man das Stüdchen feit an feinem Plate angefittet. Sn folcher Weife wurden Sandflörnchen und Heinere Fragmente am Umfang des Röhreneinganges in der mannigfaltigiten Weije aufgefittet... Wurde dem Wurme aber ein Stüd geboten, das zu groß war, al3 daß es in die Röhre hineingezogen werden fonnte, etiva eine halbe Mufchelichale, jo trat das Vorderende des Wurmes an diejes ducch die Fühler an den Röhreneingang herangezogene Stüd, jtric) mit der ventralen Fläche des Vorderförpers über dasfelbe, und danach, Hebte das Stüd an der Röhre feit. „us meinen Beobachtungen geht hervor, daß bei dem Bau der Röhren die Fühler, welche über ihre ganze Länge eine flimmernde Rinne tragen, nur infofern verwendet werden, als der Wurm mit ihnen das zum Bau zu verwendende Material auffucht und auslieft... Vielmehr vollführt das Ankitten der einzemen Teilchen das Tier in derWeife, daß e3 zunächit einen lebenden und fchnell erhärtenden Stoff, der mit der Grundlage der fertigen Röhre übereinjtimmt, auf das ergriffene Stüd bringt. Der Stoff ift das Sekret von Hautdrüfen, welche befonder3 zahlreich auf den flimmernden Flächen des Kopflappens und der Seiten- lappen der anderen Segmente, dann auch auf den Bauchjchildern und an den Fühlern ji) finden. Er wird wahrfcheinlich unter Mittirfung der den Mundeingang umgebenden Tippen auf das ergriffene Stüd gebracht, während diefes vom Kopflappen gefaßt ift... Das mit Klitt verjehene Stick aber twird von den Bauchjchildern und dem Kopflappen an die vom Wurme erwwählte Stelle eingejebt.” Borftenwürmer: BVielborfter. 287 Rafjen wir ung nod) eine Terebellenart, die Töpferin, Amphitrite figulus Dallyell, bei ihrem Nöhrenbau jchildern, und zwar von Aymer ones. Shr Baumaterial it Schlamm. Nimmt man das Tier aus der Röhre, jo zieht und widelt e3 jich eng zufammen. Cehr bald aber beginnen die Fühlfävden rundum zu fuchen, alles, wag fie erreichen fünen, heranziehenn. Hatte fie, wie andere Arten, am Morgen der Ruhe gepflegt, jo arbeitet Die Terebelle in der. Beit des Tages, am emfigiten gegen Abend. Cine Anzahl Fühlfäden ergreifen Schlamm, andere Sandförner, andere langen nad) Mufcheljtüdchen, und das auf diefe Art Gejammelte wird Durch Zufammenziehen der einzelnen Fühler an den Körper herangebracht. Während diejer Arbeit der Fühlfäden bläht fich der Vorderförper etwa 15—20mal in der Minute auf, und ebenjooft geht eine mwellenfürmige Bewegung bon Hinten nach born. Dann treten 10—12 Bartifelchen des Baumaterial zutage, vermutlich, nachdem jie im Munde zu= ‚gerichtet worden find, und werden an den Rand der Rühre angefügt. Dabei fcheint die Unterlippe den neuen Teil auf und ab zu glätten oder auch mit der übrigen Röhre zu ver- eben. ©o viel jcheint außer Zweifel, daß die Baumaterialien zuerft verfchluct werden. Die ebenfalls jehr gemeine Polymnia nebulosa Montagu, fo genannt, meil fie fich mit dem Gemirr ihrer rötlihen Fühlfäden wie mit einer dedenden Wolfe umgeben fann, leimt fie) zu zeitweiligem Aufenthalt unter den Uferjteinen jehr zerbrechliche AKöhren und laubenartige Gänge, die man oft verlafjfen findet. Sin der Familie der Serpulidae find die Kiemen vollftändig an das bordere Ende gerüct, und das durch deren Tlimmerhäcchen in Strömung verjeste Waffer bringt der unmittelbar darunter gelegenen Mundöffnung die Nahrung zu. Der bei anderen Ningel- mwürmern getrennte Kopflappen ijt hier mit dem durch die Mundöffnung ausgezeichneten eriten Segment verjchmolgen, und der jo gebildete Kopf ift durch eine Art von breiter Stcauje bom übrigen Körper abgejebt. Merfwürdig ift der jogenannte Borjtenwechjel, indem in der vorderen Körperhälfte auf dem Rüden Haarboriten, am Bauche Hafenborften jtehen, in der hinteren dagegen die Haarboriten am Bauche fißen. Sr der großen Gattung Serpula Z. jehen wir einen oder auch ziwei der Kiemenfäven zu einem feulenförmigen Dedel umgewandelt, der von einem Faden getragen und beim Zurüdichlüpfen in die Röhre immer zulebt zum Berichluß eingezogen wird. Der mifroffopifche Aufbau diefer Dedel ift jehr wichtig für Die Urtunterfcheidung und an fich Hübjch anzufehen, da Zähnchen, Fronenartige Aufjäte, be- wegliche Stacheln und dergleichen organijches Schnibwerf fie bei der einen Art fo, bei der anderen jo, zierlich fennzeichnen. Syn der auf der Tafel „Borjtenwürmer des Meeres” (bei ©. 280) Iinfs abgebildeten Stolonie von Serpula vermicularis Z. fehen wir die Einzeltiere in berichienenem Maße ihre Kiemenkfronen aus den Röhren ftreden, wobei der Dedel deutlich zu erfennen ift. Ein anderes Feld der Mannigfaltigkeit derjelben Gattung ift in der Bildung ver Falfıgen Nöhre gegeben. Alle Arten find in ihrer Geftalt einer Verwandlung unter- . worfen und beginnen mit einem freien Leben. Noch lange, bevor diefe Verimandlung voll- envdet ift, |chwißt das junge Tier eine Kalfröhre aus, die anfänglich zylindrisch und an beiden Enden offen ijt. Indem Maße, wie das Tier wächlt, verlängert und erweitert es fein Gehäufe. Diejes liegt zunächlt der ganzen Länge nac) der Unterlage auf, plattet fich auf der unteren Geite ab und erhält auf der freien Oberfläche Streifen, Falten und Kanten und bei einigen Arten Zähne und Einferbungen an der Kopföffnung. Bei manchen Arten erhebt fich der jpäter mwachjende Teil fpiralig frei über der Unterlage. Bei der Ubjonderung und Gejtal- tung der Röhre ijt vorzugsmweije der Grumdteil der Kiemen und der Kopffragen beteiligt. 288 Würmer: Ningelmürmer. Die überaus zahlreichen Arten der Serpulen finden jich über alle Meere zerjtreut und gewähren, wenn fie ven Kopfteil herboritreden und den Siemenfächer entfalten, einen jehr anziehenden Anblid. Den jtärkiten Anteil daran Haben die meiit gelb, rot oder bunt ge- fürbten Stiemenfäden. Ir einigen Fällen fiten auf ven Tentafeln eigentiimliche, rote oder. violette Bigmentfledchen, die, wie Koellifer nachaewiejen hat, Augen find; Branchiomma vesiculosum Montagu hat jeinen Namen („Siemenauge") von diejer Eigentümlichkeit. Unterhalb eines jeden liegt ein geitieltes, blattförmiges Organ, ein Augenlid, das jich beim Einziehen der Fühler über die Augen wegjchlägt und fie jchügt. Auch die durchicheinenden Blutgefäße geben wunderhübiche Zeichnungen. Bei einigen ift das Blut grün, bei anderen rötlich oder gelblich, bei noch anderen ijt e3 völlig farblos. Die der vorigen nahe verwandte Gattung Spirographis Viv. baut durch Ausichwisung einer Hebrigen Majje biegjam bleibende Röhren, die mitunter, 3. ®. bei der jchönen Spiro- graphis spallanzani Viv. (Sabella unispira) des Mittelmeeres (f. die beigegebene Farben- tafel und Tafel „Würmer”, 5, bei ©. 228), lederartig ausjehen, in anderen Fällen, indem jte fich mit Sand md Mufchelftiien bededen, ganz denen der Terebellen gleichen. Die Arten der Gattung Fabrieia Blawnv. (Amphicora), die an unjeren Hüften eben- falls in ganz unglaublichen Mengen vorfommen, freilich nur dem auf jie fahnenden Boologen bemerkbar, find nur einige Millimeter Yang und leben in dem dichteften Ge- wirt Der Wafferpflanzen, bejonders der fich verjilzenden Algen. Hat man ein Büjchel diejer Pflanzen mit dem anhaftenden Sand und Schlamm ruhig I—2 Stunden in einem flachen Gefäß jtehen gelafjen, jo fommen, dur) da® Atembedürfnis getrieben, eine Menge bon Fleimen Srebschen und reizenden Würmchen hervor, die ji) fait alle am ande des Zeller anfammeln, um dort des Sauerjtoffes der Luft teilhaftig zu werden. Man Fann mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, daß auch Die Fabricia sabella Zhrbg. darunter iit. Sie hat, was die übrigen Gerpulaceen nicht, diefe Würmer jedoch auch unter natür- lichen Bedingungen zu tun pflegen, ihre häutige Röhre verlafjen, um fich nach) Tutter und Öejellichaft umzujehen. ir haben jebt dem Lejer eine im Verhältnis zur Öejamtmenge zwar ausnehmend . geringe, aber Doch vielleicht zu dem Zivede genüigende Anzahl von Formen der im Meere lebenden Bielboriter vorgeführt, um es wagen zu Dürfen, ihre Xebensweife in einem Gejamtbilde zu jchidern. Wir folgen dabei zunächit wiederum dem ausgezeichneten Kenner Diutatrefages. | Eine große Anzahl diejer Ringelwiirmer ift imjtande, von einer Flutzeit bis zur anderen im vom Wajjer entblößten Schlamm oder Sand oder auch in den frei liegenden Röhren zuzubringen, fein einziger aber lebt oberhalb des Flutftriches oder etwa in jener Zone, Die beim Flutitande dem Wellenjchlage ausgejebt it. Am höchiten wohnen noch) die Aphroditen, Lhceoriden und Sandmwiürmer. Crjt in den unteren Lagen der Ebbezone trifft man einige der Glycera- und Clymenia-IItten. Mit Ausnahme einer Anzahl von Gattungen, die, wie Serpula und Hermella, fejte Röhren bewohnen, bohren jich die meijten Ringelwürmer in den Boden und halten fich im Sand, Schlamm, bejonders aber in vem eine Beimifchung bon Schlamm enthaltenden Sande auf, den die Flut zweimal des Tages bededt und ent- blößt. Dies gilt jedoch nur von Geftaden mit einigermaßen beträchtlicher Fluthöhe. Im Adriatischen Meere, wo fie faum 1—2 Fuß beträgt, bleiben die meiften Bielborter immer unter dem Wafjerfpiegel. Sedenfalls wiühlen in diefer oberen Zone die meilten, und zwar Röhrenwurm, Spirographis spallanzani Viv. Natürliche Größe. Oben rechis ein freiichwimmender Boritenwurm, Asterope candida Delle Chiaje. a $ Dr Ele Keen x aha Man a = rap m Smarse r in Bae e -_ £ e 2 Borftenwürmer: Bielborfter. 289 it ihnen der Boden am liebjten, der durch eine richtige Mifchung von Sand und Schlamm eine gemwifje Feftigfeit erlangt hat, ohne jedoch den Wühlarbeiten große Schwierigkeiten entgegenzufegen. Sn jehönfter Weife vereinigen fich diefe Bedingungen in den unter- meerijchen Wiejen von Seegtas (Zostera). Sie geben eine reiche Ausbeute, menn man fie geradezu abgräbt, da von ihnen zunächit die pflanzenfrejfenden Arten angelodt werden, diefen aber die fleifchjrejfenden nachfolgen. Sehr beliebte Schlupfwinfel find Feljenrigen, und eine Menge der zarteiten ShHllideen und der Heinen Lheorivden bergen jic) mit den Amphieorinen zwifchen Tangen und Korallinen. Überall, two diefe Pflanzen und Tier- jtöcde im jtärkiten Wellenjchlage jich angefiedelt haben, it man ficher, jene Heinen NRingel- mwürmer anzutreffen. Frei im Wajfjer, in unmittelbarer Nähe der Stüfte, Halten jich, wie leicht begreiflich, feine Arten auf. Das hohe Meer jagt aber einer Heinen Anzahl zu, vor allen den durchjichtigen Ulciopivden. Tür den Beobachter und Sammler hat das Bauen und Bilden der Öänge und Röhren großes Snterejje. Einzelne Züge diefer Verrichtungen Haben wir oben fchon angeführt. Die Gänge im Sande und Schlamm werden mit dem Nüffel gebohrt. Durch Zufammenziehung des Leibes preßt der Wurm die blutartige Leibesflüfjigfeit nach vorn und jtößt damit den Rüffel gewaltfam hervor. Diefer dringt fo lang, wie er ilt, in den Boden, und da er in der Kegel beim Herborftreden dicker wird al das Tier, rücdt diejes beim Zurüdziehen leicht vor. Diejes Verfahren fan jehr fchnell wiederholt werden, und jo gräbt jich ein mehrere Zenti- meter langer Wurm in fürzeiter Zeit ein. Bei der Mehrzahl der auf jolche WVeife minie- renden Arten wird gar nicht für den Beftand der Röhren gejorgt, einige Lheoriden und andere Heiden fie aber mit einem dinnen, vom Körper abgefonderten Ülberzuge aus, der fich im mejentlichen wie die Röhren der Sabellen und Chätosteren verhält. So verjchte- denartig alle diefe wahren Röhren, von den fchleimigen und gallertigen einzelner Sabellen bis zu den äußerst harten der Serpulen, find, in allen Fällen entjtehen fie durch Aus- ihwigungen der Tiere. Nie aber befteht eine folche innige Verbindung ziwifchen dem Tiere und der Röhre wie ettwa zwifchen dem Schnedengehäufe und der Schnede oder der Mufchelichale und der Mufchel, welche lebteren mit den von ihnen abgejonderten feiten Wohnungen verwachjen find. Cine Nereis (Nereis fucata Sav.) hat jich den Bernhardfrebs (Pagurus prideauxi) angejchlojfen, lebt friedlich neben ihm in jeiner Schnedenjhale und itreckt, wie U. Wiren fehildert, ihr Vorderende nur hervor, wenn der Krebs gerade bei einer Mahlzeit ift. Diefer Forjcher meint, daß hier eine echte Symbiofe vorliegt, indem der Streb3 dem Wurme Nahrung und Wohnung bietet, diefer ihn aber wohl vor allen möglichen Heinen Eindringlingen in das Schnedenhaus (Krebschen, anderen Würmern uf.) [hüßt. Die auf vielen unmittelbaren Beobachtungen beruhende Einteilung der bisher be- trachteten Ringelwürmer in Fleiichfrejfer (Rapaces) und Echlammftefjer (Limivora) it nur eine biologische, der fich die natürliche Verwandtfchaft der Familien nicht fügt. Dex Nusen der Bielborfter für den Menfchen bejchräntt fi) auf die Verwendung als Köder, in einigen felterren Fällen, wo innerhalb furzer Zeit gewaltige Mengen von Ningelwürmern auftreten, wie beim japanischen Balolo, benust man jie al3 Dünger, und eine Form (Nereis succinea Zeuck.) twird mittelbar dadurd) nüglich, daß fie eine der erbittertiten Tein- dinnen des Pfahlwurmes ilt, den fie in feinen Bohrgängen aufjucht und frißt. Man Fan die verjchiedenften Arten in engen Gefäßen beifammten halten, ohne daß jie einander anfallen und fich gegenfeitig aufzehren. Die meilten empfinden offenbar da3 helle Tageslicht, bejonders den unmittelbaren Sonnenjchein, alS jehr unangenehm: die frei Brehm, Tierleben. 4 Aufl. I. Band. 19 390 Würmer: Ningelwürmer. febenden fuchen emfig nach einem Berfted, die Röhrentiirmer bleiben jo lange wie mög- fich in ihre Behaufung zuridgezogen. Ext wenn in den Heineren Gefäßen, in Denen man ie fir das Studium aufbewahrt, eine dem Geruchgorgan jehr bemertliche Berjegung be- ginnt, vexlaffen felbft foldhe Röhrenmwirmer, wie Serpula, ihr Haus. Sie find dann auc) nicht imftande, fich wieder neue Wohnröhren zu bauen, fondern gehen zugrunde, felbft wenn man fie in reines Wafjer zuriibringt. Ihr uncuhiges, fcheues3 Benehmen im Gonnen- jchein twinde zivar allein nicht ausreichen, die Mehrzahl der Seeringelmwürmer für nächtliche Tiere zu halten, allein die Wahl ihres Aufenthaltes macht dies wahrjcheinlich. Auch über Die Vermehrung der Volychäten feien hier noch einige zufammenfafjende Angaben beigefügt. Wir wilfen bereits, daß fich aus den Eiern diejer Tiere in den weitaus meilten Fällen freifchtwimntende Trochophora-Larven entwideln. Dieje Haben je nach den Familien, denen fie angehören, ein etwas verjchiedenes Ausjehen, vor allem pflegt Die Be- wimperung recht verjchiedenartig zu fein. Gie treiben fich lebhaft im Meer umher, um möglichft viel Nahrung, Heine Planktonorganismen, aufzunehmen und jo ihr Wachstum au beftreiten. Während diefe Wimperringlarve noch Feine Spur bon Segmentierung er- fennen läßt, wandelt fie fich bei einigen Familien, den Aphroditiden, Phyllodociden, Lh- coriden ımd manchen Euniciden, in eine mehrglieverige Larve um, Nectochaeta genannt, an der auch fehon Borften auftreten, die Hauptjächlich al Schweborgane dienen. Auf alle Fälle gehört eine mehr oder weniger fchnell ablaufende Metamorphoje Dazu, um aus Der Trochophora einen Kleinen Wurm von der endgültigen Geftalt hervorgehen zu Iajjen, der dann zu Boden finft und das Leben der Erwachjenen beginnt. Während die Keimzellen, aus denen fich joldhe freiihwimmende Trochophoren ent- wiceln, im allgemeinen von den Elterntieren frei in das Wajjer entleert werden, finden joir unter den Vielborftern auch nicht wenige Formen, bei denen der Mutterwurm eine getoiffe Fürforge für feine Nachfommenjchaft an den Tag legt, jo daß wir von einer Brut- pflege jprechen fünnen. Das ift einmal der Fall bei einer ganzen Anzahl von Bolychäten, die ihre Gier in ihren Wohnröhren abjegen, z. B. bei den in der nereiden Form gejchlechtsreif werdenden Thyeoriden. Bei diefen pflegt das Weibchen den in der Röhre befeitigten Eiern durch wellenförmige Bewegungen frifche3 Atemmajjer herbeizuftrudeln, und e3 verteidigt jeine Brut auch gegen ettwaige Feinde. Die zu den Gerpuliden gehörenden Arten von Spir- orbis Lam. und Salmacına Olap. behalten ihre Eier bis zum Ausjchlüpfen der Jungen in dem hohlen Verjchlußdedel ihrer Wohnröhre, der, wie wir fahen, aus einem Kiemenfaden ver Fühlerkone hervorgegangen ift. Manche SHlliden tragen ihre Eier und Die jich Daranıs ent- wicelnden Jungen eine Zeitlang an ihrem Körper durch Schleim befeftigt mit jich herum. Einige Bolychäten bringen fogar lebendige Junge zur Welt, wie Nereis diversicolor O. F. Müller, Syllis vivipara Krohn und andere. Syn allen diejen Fällen, two feine frei [chwimmen- den Wimperringlarven gebildet werden, pjlegen fich die Eier durch einen größeren Dotter-_ veichtum auszuzeichnen, denn Die entitehenden Embryonen, die übrigens aud) ein Trocho- phora-Stadium in der Eihaut. durchmacen, find bis zu ihrer Verwandlung nicht in der Lage, Nahrung zu erbeuten und aufzunehmen, jondern fie müfjen von dem Dotter zehren. Neben der gejchlechtlichen Fommt bei manchen Bielborjtern auch eine ungejchlechtliche Vermehrung vor, die fich wohl auch hier, wie in ven meiften Fällen, aus der großen Negenera- tionsfähigfeit Der Tiere erflären läßt. Wir jahen bereits, daß viele Lycoriden ich zu Beginn der Sejchlechtsreife in Schwimmformen umwandeln, um fo ihre Keimzellen im freien Meere ausftreuen zu fünnen. Diefe Fähigkeit, die Ehlers Epitofie (Claparede Epigamie) Borjtenwürmer: Vielborfter. : 291 genannt hat, findet jich bei nicht wenigen Vertretern anderer Familien in gleicher Weife. Ferner toiljen toir, daß bei ven Balolowiirmern die Hintere zum Schwimmen umgemwandelte, mit den Sleimzellen verjehene „ehitofe" Gtrede abreigt und allein emporjchwimmt, umnacd) Ablageihrer fojtbaren Laft abzu- jterben, da fieja feinen Stopf hat. Das gleiche ereignet fich bei Ha- plosyllis Lgrhs. aus der Samilie der Sylliden, in der andere Urten diefe Schizogonie ge- nannte Fähigkeit noch meiter treiben. Die abgetrennte epi- tofe Störperjtrede von Syllis hyalina Grube bildet einen neuen Kopf, jo daß jie längere Zeit zu leben befähigt ijt, Doch geht auch fie nach dem Fort- pilanzungsgeichäft zugrunde; andere Artenerhaltendenneuen Kopf jehon vor der Abtrennung. Schlieklih Fanı fich der Vor- gang einer jolchen Bildung von neuen Snodivivuen gleichzeitig mehrmals an demjelben Mut- tertier, Da3 man auch al Stod oder Amme bezeichnet, twieder- holen, fo daß ganze Stetten von zunächjt noch zufammenhängen- den, jtetS gleichgejchlechtlichen Gejchlechtstieren, Stolonen oder Hoide genannt, entitehen. Wir haben dann aljo eine un- geichlechtliche Vermehrung bor uns, und zwar hat man Dieje Zorm der Teilung Gemmi- parie genannt. Während fich die Sejchlechter der Bolychäten jonjt äußerlich nicht unterfchei- den, pflegt Das bei den dur = : Semmiparie entjtandenen ©e- Syllis ramosa iHlIntosh. Gtwa3 verkleinert. . ©. 292) ichlecht2tieren anders zu jein. ©o kommt es, daß man früher, ehe man den Zujfammenhang der Deren. ospıen fannte, die weiblichen Zutde von Autolytus Grube einer bejonderen Gattung Sacconereis, die männlichen Dagegen einer ganz anderen, al Polybostrichus bejchriebenen zurechnete. 19* [0) Ne) D Würmer: Ringelmürmer. Da, mo jolhe Gemmiparie auftritt, Haben wir wieder mit einem Generationsmwechjel zu rechnen, den wir ja jchon öfters fennenlernten; doch ift dabei zu bemerfen, daß in manchen Fällen, jo bei Myrianida M. Edw. und bei Autolytus Grube, in dem Stammtier Steimzellen vorhanden waren, während e3 gleichzeitig auf ungeschlechtlichem Wege Nachkommen lieferte. Jıicht immer brauchen die Zoive in einer Reihe hintereinander zu entjtehen. Bei Trypanosyllis Olap. liegen fie in einem Büfchel nebeneinander, Dicht vor dem Hinterende des Stammtieres, und bei Syllis ramosa M’Intosh (bb., ©. 291), die im.Smdiichen Ozean zu Haufe ijt, bilden jie mit vem Stammtier eine Art veräftelten Tierjtodes. Syllis ramosa wurde zuerjt von der Challenger-Erpedition in der Mlfuren-See und bei Cebu, einer der Philippinen, in Tiefen zwijchen 95 und 100 Faden aufgefunden. Die Tiere leben in Glasjchwänmmen, bejonders in dem wundervollen Gießfannenjchwanm, und haben einen zarten Körper etiwa von der Dide eines Ziwirnfadens. Die Segmente jind jchmal und tragen an jeder Seite einen Fuß, der in einem feinen Cirrus endet. Die Cirren find von ziveierlei Yänge, aber an jeder Geite wechjeln längere und fürzere regelmäßig miteinander ab. Die Neigung diejes Wurmes zur Bildung von Snnofpen ift ganz außerordentlich; jie treten an den Enden und den Seiten und wo nur immer die Oberfläche des Tieres verlegt wurde, auf, jo daß man das ganze Gebilde nicht eigentlich als einen Tierjtod anzujehen geneigt ilt. Zudem hängen die Geitentiere jtet3 mit ihrem Kopfende am Hauptitamm, während die ‚noipiouen eines Stodes im allgemeinen doch freie Vorderenden haben. Boritenwürmer gibt es in allen Meeren. Noch in der Dftjee finden fich weit itber 50 Arten, und man fann nicht jagen, daß jie in wärmeren Öemwäljern im allgemeinen häufiger türen als in fälteren, obwohl manche Familien (3. B. die Euniciden) in tropijchen reicher entmwidelt jind. Der nördliche Stille Ozean ift auffallend arm an ihnen. Weiter gibt e3 Jamilien, die fat rein pelagijch find, wie die Tomopteriden, Amphinomiden und Alcio- piden. Auch die Ölyceriden leben zum weitaus größten Teil auf der Oberfläche des Meeres, gehen aber in einzelnen Formen Doch in bedeutende Tiefen (1150 m). Die Spioniden, Hermelliden, Amphilteniden, Hejioniden und Sabelliden, in Röhren mohnende Bodenformei, ziehen flaches Wafjer vor, im ganzen auch die Sylliden, die aber doch bis 2800 m Tiefe borfommen. Nicht wenig feitlißende und frei Schwimmende ©ippen gehen von der Zone zipijchen den Gezeitenlinien bis in ganz gewaltige Tiefen, jo die Terebelliven (bis 4650 m), die Lheoriven (bis 3600 m), die Euniciven (bis 4600 m) und die Bolynoiden (bi3 5600 m). Eine Vertreterin der marinen Borjtenmwürmer, eine Glycera, wurde, merkwürdig genug, in Yapan in einem Binnenjee gefunden. Ein ziemlich allgemein gültiges Gefeg für die Tiefenverbreitung der Seetiere über- haupt gilt auch für die Borftenmwürmer, daß nämlich Arten und Gattungen mit großer hori- - zontaler Verbreitung auch in jehr verjchiedenen Tiefen vorfommen. MSntojh konnte jonjt weiter fein Gejeb für die Tiefenverbreitung der Ningelwürmer überhaupt aufitellen. Co fand der „Challenger” zwijchen 1800 und 2200 m nur 4 Arten, zwijchen 2201 und 2740 m aber 22, zwijchen 2741 und 3658 m 20, zwijchen 3659 und 5486 m wieder 22 und unter 5486 m noch 2. Die meilten Ningelwürmer werden beim Fang nicht nur tot, fondern meijt auch mehr oder weniger jtarf bejchädigt aus größeren Tiefen heraufgebracht; denn ihr Körper it in der Negel jehr zart, die Segmente trennen jich, die Leibeshöhle wird aufgetrieben, die Schuppen und Borften loern fich und fallen ab. Die Tieffeeformen find teils Raubtiere, teils Schlamm- und Eandfrefier. r = Borjtenwürmer: Vielborfter. Wenigboriter. 293 Zu den Nungelwirmern jtellt man jest allgemein eine Heine Yamilie jehr merfwür- diger Wejen, die dor den grundlegenden Unterjuchungen von 2. vd. Graff von dem einen Foricher zu den Lochiwürmern oder Trematoden, bon den anderen zu den Ajjeln und von dritten gar zu den Milben gerechnet wurden. &3 jind das Die Myzostomidae. ‘Shre Sonderbarfeiten beruhen auf Rüdbildungen, welche die Folge jchmarogender Zebensweije jind. Die Tiere find nicht groß, der Rieje der Sippe (Myzostoma gigas F. 8. Leuck.) mißt nur ”—-Smm. Hr Nano ift in 10 Paar fingerförmige Anhänge ausgezogen, und an der Bauchjeite jtehen 5 Baar ungegliederte, am freien Ende mit je einem Chitinhafen und Häufig auc) einzelnen Borjten be- jeßte Stummelfüße, je 5 Stüd im Halbfreis an jeder ©eite, und zwijchen ihnen ftehen jederjeits 4 Saug- näpfe. Die Oberjeite der weichen, oft jehr bunten, gelb oder orange, bisweilen auch gefledt oder ander- meitig gezeichneten Tiere ijt durchaus mit Wimpern bededt. Sie alle jehmarogen auf Haarjternen umd Geelilien (Krinoiden) und nur auf joldhen, und da dieje jehr altertümliche Tiere find, werden wir wohl nicht fehlgreifen, wenn wir auch den Myzojtomivden einen bi3 in die grauejte Vorzeit zurüdreichenden Stammbaum zujchreiben. Die Krinoiden find aber zugleich mwejentlich Bermohner der Tiefjee, woraus folgt, daß die Mehrzahl ihrer Güfte ebenfalls der Tiefjee angehört. Die Orade des Schmarogertums jind bei ihnen - verjchieden: die einen Friechen frei auf ihren Wir- ten hin und wider, andere find Die Veranlafjung, „1,zostoma gigas MS. Leuck. A) Der Wurm dag an den Armen der Krinoiden und an deren Ar von unten; B) bie burd) ifm hervorgebradten gal- ® ; ß \ lenartigen Wucherungen an Arımteilen von Antedez: hangsgebilden bejondere gallenartige Gebilde auf- Beide Figuren ftark vergrößert, treten, und die dritten endlich leben paarweije, je ein männliches und ein weibliche Sndivivuum in blafenartigen Wucherungen der peim- gejuchten Tiere. Spnterejjant ift es, daß auch echte, degenerierte Ningelwürmer Ichma- togend auf HYaarjternen (Actinometra) vorfommen. Zweite Ordnung: enigborjter (Oligochaeta). Die Wenigborjter oder Oligochaeta befigen feine Gliedmaßenjtummel und Sliemen an ven Seiten der Ringe und feine Anhänge, weder Fühler noch Cirren am Kopfe.: Shre einfachen Boriten jtehen in geringer Zahl zu feitlichen Reihen angeordnet in Yautgrübchen. Wir beginnen mit der Samilie der Negenwürmer oder Lumbrieidae, mit deren äußerer 294 Würmer: Ringelwürmer. Sricheimung ja jedermann vertraut ift. Die zoologijchen Merkmale diejer Zamilie find die zahlreichen, furzen Segmente, ein fegelförmiger, eine Oberlippe bildender Ktopflappen, und die Hafenborften, die in jedem Segment in vier Gruppen zu je zweien jtehen und jehr wenig aus der Haut herborragen. Außer jener jogenannten, die Körperjpibe bildenden Lippe haben die Negenmwürmer feine bejonderen Einneswerkeuge, namentlich weder Augen noc) Ohren, gleichwohl find fie für Lichtreiz empfänglich. Hören wir, was W. Hoffmeilter, der die Regentviinmer Deutfchlands in einer Monographie gejchildert Hat, hierüber jagt. „Wer fich) mit der Beobachtung der Xebensweife diefer Tiere bejchäftigt hat, wird ein mächtiges Hindernis für die Beobachtung in der großen Empfinplichfeit der Wiirmer gegen Lichtreiz gefunden haben. Cine noch jo vorfichtig genäherte Flamme treibt jie fchnell in ihre Höhle zurüc; doch feheint e3 immer exit einer gemwiljen Zeit zu bedürfen, bis der Einorud per- zipiert wird. Denn im eriten Moment pflegen fie ihre Bewegungen troß der Lichtflamme fortzufegen, dann Halten fie plöglich inne, gleichjam um zu laufchen, und dann erjt ziehen Gemeiner Negenwurm, Lumbrieus hereuleus Sav. Natinlihe Größe. fie jich mit einem jchnellen Rud in ihre Löcher zurüd. Sit der Eindrud einmal aufgenommen, dann fann ein rajches Fortnehmen des Lichtes den eiligen Rüdzug nicht aufhalten, jcheint ihn im Gegenteil durch den Kontrajt noch zu befchleunigen. Nicht der ganze Körper emp- findet den Eindrud, fondern nur die erjten Ringe, an denen die vom Schlundringe aus- gehenden Nervenbündel liegen. Ein Wurm, der mit dem Kopfe in das Loc) eines Nachbars gedrungen oder unter einem Stüdchen Holz verftedt war, verirug die allerftärkite An- näherung der Slamme, verichtvand aber fogleich, fobald er den Kopf. erhoben hatte.” Nach N. Heife, der eingehende vorzügliche Unterfuchungen über die Cehorgane der niederen Tiere angejtellt hat, foll die Lichtempfindlichfeit des Kegeniwurmes durch gemilje Nervenzellen („Lichtzellen") in oder unter der Haut vermittelt werden. Die meilten Regenwitrmer füllen ihren weiten Darmfanal ähnlich wiedie Sandwürmer, d.h. jie nehmen große Mengen hHumusteicher Erde zu jich, um die darin enthaltenen, in der Zerjeßung begriffenen tierifchen und pflanzlichen Stoffe zu ihrer Nahrung zu verwenden. Bon dem Lumbricus herculeus Sav. (terrestris), der größten und ftärkiten Art Deutjch- lands, die in üppigem Boden, bei nicht zu Starker Dehnung, nicht jelten die Länge von etiva 36 cm erreicht, jagt unfer Gewährsmann: „Die Humusteiche Erde genügt ihnen nicht allein; fie juchen nach vermoderten Vegetabilien, und wenn jie diefe nicht finden, jo prä- parieren fie jich ihren Fraß, indem fie, was ihnen vorkommt, in ihre Löcher Herunterziehen. Jedermann weiß, daß die Strohhafme, Federn, Blätter, Papierftreifen, welche man des Borftenwürmer: Wenigborfter. 295 Morgens auf den Höfen und in den Gärten in der Erde fteden fieht, al wären fie von Kindern Hingepflangt, während der Racht von Negenwürmern verjchleppt wurden.‘ Darwin hat in einem nach allen ©eiten hin bewunderungsmwiürdigen Büchlein die Be- deutung der Negenmwürner fir die Menfchheit und ihre Nolle, die fie in der Gejchichte der Erde jpielen, dargetan und ift an ihnen, den mit Vorurteil Betrachteten und viel Arge- feindeten, gewijjermaßen zum Chrenretter geworden. „Die Negentwürmer”, jagt er, „Haben in der Gejchichte der Erde eine bedeutungsvollere Rolle gejpielt, al3 die meilten auf den eriten Blid annehmen dürften. Sn beinahe allen feuchten Ländern find fie außerordentlich zahlreich und bejisen im Verhältnis zu ihrer Körpergröße eine bedeutende Musfelfraft. In vielen Teilen von England geht auf jedem Ufer Land (0,205 Hektar) ein Gewicht von mehr als 10 Tonnen (10516 kg) trodener Erde jährlich Durch ihren Körper und wird auf die Dberfläche gejchafit, jo daß die ganze oberflächliche Schicht vegetabilifcher Adererde im Ber- lauf weniger Jahre wieder durch ihren Körper durchgeht. Snfolge des Zufammenfallens der alten Wurmröhren ift die AUdererde in beftändiger, wernnfchon langjamer Bewegung, und die diefelbe zufammenjegenden Teilchen werden hierdurch gegeneinander gerieben. Mittels diefer Vorgänge werden bejtändig frische Oberflächen der Einwirkung der Kohlen- jäure im Boden, ebenjo auch der der Humusfäure ausgejebt, Die bei der Zerjebung des Gejteins noch wirtjamer zu fein jcheinen. Die Erzeugung der Humusjäure wird wahrjchein- lich während der Verdauung der vielen Halb zerjegten Blätter, welche die Negeniwürmer berzehren, bejchleunigt. Sn diejer Weife werden die Erdteilchen, welche die oberflächliche Humusichicht bilden, Bedingungen ausgejebt, die ihrem Abbau und ihrem Zerfall ganz hervorragend günjtig jind. „Zelrmer bereiten den Boden in einer ausgezeichneten Weije fiir da3 Wachstunt der mit Wurzelfafern verjehenen Pflanzen und für Sämlinge aller Art vor. Sie eben Die Udererde in beitimmten Zeiträunten der Luft aus und fieben fie jo durch, daß Feine ©tein- chen, welche größer find als die Teilchen, die fie verjchluden können, in ihr übrigbleiben. Sie mijchen das Ganze innig durcheinander, gleich einem Gärtner, welcher feine Erde für feine ausgejuchteften Pflanzen zubereitet. rn diefem Zultand ift fie gut Dazu geeignet, Feuchtig- feit zurücdzuhalten und alle löslichen Subftanzen zu abjorbieren, ebenjo auch für den Trozeß der Salpetererzeugung. „Die Blätter, welche zur Nahrung in die Wurmröhren gezogen werden, werden, nac)- dem fie in die feinften Fäden zerriffen, teilweife verdaut und mit den Abjonderungsflüfjig- feiten des Darmes und der Harnorgane gejättigt find, mit viel Erde gemifcht. Dieje Majje bildet dann den dunfelgefärbten reichen Humus, welcher beinahe iiberall die Oberfläche des Landes mit einer ziemlich jeharf umfchriebenen Schicht oder einem Mantel bededt. „Die Archäologen follten den Regenwürmern dankbar fein, da jie für eine ganz un- bejtimmt lange Zeit jeden, nicht der Zerfegung unterliegenden Gegenjtand, welcher auf Die Oberfläche gefallen ift, durch Eingraben unter ihre Exrfrementmaffen fchügen." Yät blogem Auge fieht man durch die Haut namentlich von Heineren Tieren die oben auf dem Darmkfanal verlaufende Hauptader und ihren rötlichen Juhalt Durchjchimmern, denn die Lumbriciden führen rotes Blut. Senem Nüdengefäß entjpricht am Bauche ein zweites Hauptgefäß, das mit dem erjten durch eine Reihe von Duerjchlingen verbunden ift. Eine Menge Heiner Adern fann man an einem fchnell in jtarfem Weingeifte getöteten und geöffneten großen Regenwurm aus den Stammgefäßen ihren Urjprung nehmen jehen, umt in feinjten Berteilungen den Körper zu durchtränfen und zu ernähren. Al Ymungsorgane 296 Würmer: Ningelwürmer. treten die Hautbededungen ein. Die Regenmiirmer jind wie alle Dfigochäten Zivitter. Alle Gattungen der Lumbriciden haben einen drüfigen Gürtel von weißlicher oder gelblicher Farbe, der meift mit dem 27. Ringe anfängt und fich etiwa jech Ölieder weit eritrect (bei L. her- culeus liegt er im 32.—87. Segment; vgl die Abb., ©. 294). Der von ihm abgejchiedene Schleim dient zum gegenfeitigen Tejthalten während der mwechjeljeitigen Begattung, und ipäter bildet jedes der beiden Tiere für fich nochmals einen jolcden Schleimring, in den es jeine Eier ablegt. Dann Triecht der Wurm wie aus einem Muff aus dem Ning heraus, defjen freie Ränder fich zufammenlegen. Das Ganze erftarıt bald und bildet eine jchüßende Hülle um die fich entwidelnde Brut, einen Kofon. Der gemeine Regenmwurm verlebt den Winter, einzeln oder mit jeinesgleichen zu langen Schlafe zufammengeballt, 2—3 m unter der Erde. Die Frühlingswärme wedt auch ihn und loct ihn wieder empor. Er ijt des Tages Freund nicht, aber in der Früh- und Abenddämmerung ımd bis tief in die Nacht hinein, befonders nach warmem, nicht Heftigem Ne- gen, verläßt er feinen Schlupfwinfel, teil3 um jeiner Nah- rung nachzugehen, teils um mit einem der Freunde und Nachbarn ein intimes Biindnis zu jchlieken. Bei diejer Friedfertigkeit und Bejcheidenheit lauert taujendjacher Tod auf die armen Negentwürmer. „Der Negenwurm”, jagt Hoffmeilter, „gehört zu den Tieren, Die den meijten Berfolgungen ausgejest jind. Der Menjch vertilgt fie, weil er jie bejchuldigt, die jungen Pflanzen unter die Erde zu ziehen. Unter den Bierfüßern find be- jonder3 die Maulmwürfe, Spikmäuje und Igel auf fie an- gewiejen. Zahllos ift das Heer der Vögel, das auf ihre Bertilgung bedacht ift, da nicht bloß Naub-, Sumpf und Schwimmpögel, fondern jelbjt Körnerfrefjer fie für varen, Anatomie vesNegenwurmes. Nach £ a 5 Hatjhed-Cori. GOberilundganglion, ledferen Fraß halten. Die Kröten, Salamander und Tri- K Shlundfommiljur, SO Nephridien, Ph f o 5 Schlund, Oe Speiferägre, BI Bhutfhlingen tonen lauern ihnen des Nachts auf, und die Fijche ftellen („Herzen”), Sbl Samenblajen, Rs Santen= ” 1} kalten, Do obere Warftenseibe, Ko nat DET OlttBufer- und Geejchlammbewohnern unter ihnen nach. jagen, Kr Kropf, M Mustelmagn, D Noch größer ift die Yahl der niederen Tiere, die auf jie an- Darm, Di Diffepimente, Rg Nüdengefäß. : : : R w ; r geiviejen find. Die größeren Lauffäfer findet man bejtän- dig des Nachts mit der Vertilgung diejer jo wehrlofen Tiere bejchäftigt, die ihnen und noch mehr ihren Larven eine leichte. Beute werden. Shre erbittertiten Feinde jcheinen aber die größeren Arten der Taufendfüßer zu fein. Diejen zu entgehen, jteht man jie oft am hellen Tage aus ihren Löchern entfliehen, von ihrem Feinde gefolgt." Die Familie der Lumbrieiven zerfällt nach der Bejchaffenheit des Kopflappens und ver Stellung der Borjten in eine Reihe von Gattungen, unter denen Lumbricus allein über 20 Arten zählt. Zedoch nur etwa vier Arten, wie Lumbricus rubellus Zoffmstr. und L. her- culeus Sav., find in Deutjchland allgemein verbreitet. Allolobophora foetida Sav. (Eisenia), die am jchönften gefärbte, aber einen unangenehmen Geruch verbreitende Art, mit gelb und tot gebändertem Leibe, liebt die Sandgegenden und findet jich bejonders häufig in der Mark unter Lauberde. Die hell fleijchrote oder gelblichhraune Allolobophora rosea Sav. ift in den oberflächlichen Schichten der Gartenerde nicht felten anzutreffen. Die Tiere find all- weltlich verbreitet, und man begegnet ihnen, merfwindig genug, auf den einfamften Infeln, 14 a & -J 5. Borftenwürmer: Wenigborfter. 297 wenn nur jonft die Lebensbedingungen für fie dort günjtig find. Noch an der Mündung ber Lena hat man Arten gefunden, und manche find zirfumpolar verbreitet und in Nordamerifa ebenjo häufig wie in Europa oder Sibirien. Sn den Tropen der Alten und Neuen Welt findet man riefige Formen aus der Familie der Megascolecidae, 3. B. Megascolex enormis Fletch. von mehr als 1m Länge, die entiprechend tiefe und weite Öänge in den Boden bohren und bisweilen jehr lebhaft (3. D. himmelblau) gefärbt find. Microscolex phosphoreus- Dug. (Photodrilus), der in Ciüd- amerifa, aber auch im Süden Europas lebt, vermag durch die Ausicheidung eines pho3- phoreszierenden Schleimes zu leuchten. Den Höchit fchlanfen Haplotaxis menkeanus Hoffmstr. (Phreoryctes), einen deutjchen Vertreter der Heinen Familie ver Haplotaxidae, haben wir nach Bau und Lebensweije durch Leydig genauer fennengelernt. Die Tiere halten fich am liebften in Brunnen, aber auch in Gräben oder im Flußjchlamm auf, vorzugsmweije in Süodeutjchland. jr der Winter- zeit jcheinen fie fich gleich den in der Erde lebenden Zumbriciven zurüdzuziehen, am häufigiten Haplotaxis menkeanus Hofimstr. Natinlihe Größe. find fie im Mai und Juni zu finden. „Im Aquarium, dejjen Schlammboden mit Steinen bedect ift, hielten fie fich längere Zeit gut. Meift Hatten fie jich unter die Steine zurüd- gezogen, und zwar gern gejellfcehaftlich und ineinander gewirrt." Den ganzen Herbit und Winter blieben fie unfichtbar, und erft in den wärmeren Märztagen erjchienen jie wieder. Da die im Aquarium gehaltenen Balisnerien nach und nad) ihrer Wurzeln beraubt wurden, ohne daß ein anderes Tier der Täter hätte fein Fönnen, darf man auf die pflanzliche Nahrung des Haplotaxis [chließen. Im Tegeler Gee bei und in der Spree innerhalb Berlin, in der Donau (Linz, Belt), im Bo ufio. lebt zwijchen den Wurzeln von Wafferpflanzen der grünlich oder braun gefärbte Criodrilus lacuum Hoffmstr. aus der Familie der Glossoscolecidae, deren Angehörige teils in der Erde, teil im Süßmwalfer, aber auch) im Bradwafjer und im Schlamme am Meeresitrande borfomment. Allen diefen Zamilien, die fich vornehmlich durch die Geftalt und Anordnung ihrer Borften jowie durch) den Bau ihrer verwidelten Fortpflanzungsorgane unterjcheiden, reihen fich noch ein paar andere, durch ihre Kleinheit und das gelegentliche Vorkommen bon Yaar- boriten ausgezeichnete an. Die erfte find die Röhrenmwürmchen oder Tubificidae. Cine Höchit gemeine Art derjelben ijt Tubifex tubifex Müller (rivulorum), ein 3—4 cm lange, rötliches, Ducchjcheinendes Wirmchen, da3 man zu Taufenden und aber Taujenden auf dem ichlammigen, fauligen Grunde von Gräben und Bächen findet. Die Tierchen jteden mit 298 Würmer: Ringelmürmer., dem Vorderteil im Schlanıme, wo fie ji) eine geräumige Röhre gewühlt Haben. Das herausjtehende Hinterende ift Der Almung wegen unausgejebt in jchtwingender und jchlän- gelnder Bewegung. Gewöhnlich liegen dieje Witimer jo dicht beieinander, daß die Ober- fläche des Schlammes rot gefärbt erjcheint, und bei leifer Annäherung lafjen fie jich im Wedel nicht ftören. Sobald man aber einen Schlag aufs Waffer tut, verjchwindet die ganze Gejellichaft im Nu einige Zentimeter tief in ihre ütbelriechenden Beritecde. Ganz anders verhalten jich die völlig Durchjichtigen, jauberen Wafferfchlängler oder Naididae. Man fan aufs Oerateiwohl aus einem mit Wajjerlinfen (Lemna) bejtandenen —_ Weiher oder Graben eine Heine Menge diejer Pflan- zen jchöpfen und wird da- heim, wenn man jie in gefäße jich wieder entfal- ten und ebnen läßt, gewiß einige, oft zahlreiche Diejer zierlichiten aller Wiirmer finden, wie jie mit Hilfe ihrer Halen- und Yaar- boriten ziwijchen den Wur- zeln der Wajlerlinjen oder no ne N DES BTDDE im Gewirre der Wajjer- Sl 722 m - fäbden fich jchlangenartig = \ j a herumtinden. = zz. = Weitverbreitet und jchon 6 = ee = im 18. Sahrhundert be- Je nn = fehrieben ift die Gezün- __/ = gelte Naide, Stylaria ra | lacustris Z. (Nais pro- boscidea), jo genannt nach einer jchmalen, fühlerähnlichen Verlängerung des Kopflappens, mit dem fie taftend und züngelnd ihren Weg prüft. Zwei Augen trägt, gleich ihr, die noch häufigere Zungenlofe Naide, Nais elinguis Müller, mit einfach abgerundetem Kopfjegment. Dieje und noch einige andere Arten haben am Bauche zwei Neihen Hafenborften, an jeder Eeite aber eine Keihe von in Binden ftehenden langen Haarborften. Bei beiden Naiden und ihren Ver- wandten liegt die Mundöffnung unter dem Vorderende, noch überragt von den vorderen Schlingen der an dent gelblichen Blute leicht erfennbaren, pulfierenden Blutgefäße. Anders it das Borderende der Gattung Chaetogaster v. Baer bejchaffen, von der die etiva 10— 15mm lange, fast Friftalldurchfichtige Art Chaetogaster diaphanus Grwith einer der größten Ver- tteter it. Chaetogaster limnaei v. Baer ijt bedeutend Keiner und lebt jchmarogend in Süß- wajjermollusfen, befonders Häufig in der Atemhöhle Kleiner Schneden. Zhr Kopf ift quer abgejtugt und endigt mit der Mundöffnung, die in einen mit vielen winzigen Papillen be- jegten und zum Teil hervorjtülpbaren Schlund führt. Ein ferneres Unterfcheidungszeichen der Gattung ift, daß fie bloß Reihen von Hafenborften hat. Alle diefe Winmchen jind Gezüngelte Naide, Stylaria lacustris Z. 10mtal vergrößert. einem etwas weiten Glas- REES TE REEL EEE Gi Be are Borftenwürmer: Wenigborfter. Blutegel. 299 für die mifroffopiiche Beobachtung angelegentlich zu empfehlen, da am lebenden Tiere, das man leicht in einem Wajjertröpfchen, bedect mit einem leichten Glasplättchen, unter das Miltoffop bringen fan, eine Menge von feinen Organijationsverhältniffen zu erjchauen jind, und die Mithe durch die Lieblichfeit des Anblides reichlich aufgewogen wird. Die Regenerationsfähigteit ift, wie man fchon feit langer Zeit weiß, bei Dligo- chäten eine ganz bedeutende; e3 werden dabei jomohl Kopf- wie Schtwanzenden neu gebildet. Gelegentlich fommen auch Afürmige Regenmwirmer vor, deren Geitalt al3 die Folge eines durch eine zufällige Verlegung herbeigeführten Negenerationsporganges anzufehen ilt. Mit der Regeneration Hand in Hand geht auch hier wieder das Vermögen einer An- zahl von im Wafjer lebenden Formen, fi) durch freitvillige Teilung fortzupflanzen. Man hat den Vorgang bei den Naiven und auch bei anderen einen Dligochäten, Lumbriculus und den lolofomatiden beobachtet. Bei den Naiden pflegt dabei hinter einem beftimmten Segment, dejjen Entfernung vom Borderende durch innere und äußere Einflüffe (Tenipe- tatur, Sauerjtoffgehalt des Wajjers) feitgelegt wird, eine Teilungszone aufzutreten, in der eine größere Anzahl von Ringen neu gebildet werden. Bon diejen fommt bei jeder Art eine ganz bejtimmte, ein für allemal fejtitehende Anzahl auf das Vorderende des durch die Abjiehnärung entjtehenden hinteren Wurmes, an dejjen Borderende fich ein neuer Kopf ent- twidelt, während der Nejt der neuen Glieder an das Hinterende des vorderen Tieres tritt. Meiit pflegt jich der Vorgang der Bildung einer Teilungszone in dem vorderen und dem hinteren Wurm zu wiederholen, ehe noch beide voneinander getrennt find, und auch in den Enfeltieren Tann das der Fall fein, jo daß man bei manchen Arten nicht jelten Ketten von bier bis acht und mehr Individuen antreffen fan. Immer aber teilen fich diefe zuerft da, ivo die ältejte Teilungszone lag. &3 löfen jich alfo nicht, wie wir e3 bei den Sylliden unter den Bielboritern jahen (vgl. ©. 291), die hinterjten Sndividuen der Kette, die ja dort die ältejten jind, der Neihe nad) ab, jondern die Abichnürung geht in der uns von Microstomum her befannten Reihenfolge vor ji) (dgl ©. 100). Die ziemlich verwidelte Bildung der Teilungs- zonen, die bei den Naiden nach verichiedenem Schema erfolgt, ijt neuerdings von Bretfcher und von Piguet mehrfach zum Gegenjtand der Unterfuchung gemacht worden. — Dieje un- gejchlechtliche Vermehrung findet bei den Naiven fait das ganze Jahr hindurch ftatt, und nur in einer jehr Heinen, für Die einzelnen Arten einigermaßen feitliegenden Zeitjpanne trifit man die Tiere bei der gejchlechtlichen Fortpflanzung. Sa, bei nicht wenigen Arten, die an lic) ziemlich Häufig find und den Forjehern gar nicht jelten in Mengen zu Geficht fommen, ijt die leßtere überhaupt noch nicht beobachtet worden. Hmeite Unterklaffe: Blutegel (Hirudinea). Dbmohl die Blutegel äußerlich fait ganz glatt erjcheinen — nur eine feine Ningelung der Haut macht fich bei den größeren Formen geltend —, jo weijt die Anatomie doch nach, dag auch ihnen jene bezeichnende Eigenjchaft der Borjtengliederwürmer, die Metamerie, im vollen Maße zulommt, monad) die wichtigeren inneren Organe jich in den aufeinander- folgenden Segmenten wiederholen. Die gänzlihe Abwefenheit von Fußftummeln und Boriten jowie der Bejit von Saugnäpfen meilt am Border- und immer am Hinterende 300 Würmer: Ringelmwürmer. fennzeichnet fie als bejondere Abteilung, als die fie auc) oft Glattwürmer genannt werben. Alle Blutegel find Ziitter. Man teilt fie je nach der Bejchaffenheit des Anfangsteiles ihres Verdauungsfanals in zwei Familien ein. Die Rhynchobdellidae bejigen einen bor- itreefbaren Saugrüffel, die Gnathobdellidae dagegen find mit Kiefern bewaffnet. 63 fiegt nahe, mit der Yamilie der Kieferegel over Gnathobdellidae zu beginnen. Nicht die Schmalen, äußerlich fichtbaren Ringel find bei diefen und anderen Egeln die eigent= fihen Segmente, fondern, wie aus der Verteilung und Wiederholung der inneren Organe hervorgeht, erjt 4—5 Ningel bilden ( ein folches. Der Kopflappen it mit dem Mumpdjeg- ment zu einer geringelten Haftjcheibe verjchmolzen. Der Hintere Saugnapf it meilt deutlich vom Körper abge- jehnürt, und oberhalb von ihm mün- det der Darm. Der Schlund Fann jo weit umgeftülpt werden, daß Drei, oft gezähnelte musfulöje Falten zu- tage treten. Wir beichäftigen uns zunächit et- was eingehender mit den medizini- ihen Blutegeln, den Arten bon Hirado Z., und beginnen hierbei mit der Betrachtung des DBerdauungs- Tanald. Das Borderende des Blut- egel3 ift jchmaler al8 das Hinterende und läuft, wie jchon erwähnt, in eine > Hafticheibe aus, die dom Munde en en I u SHlund, vergrößert, 4) Eikofon, vergrößert. durch einen Längsjchnitt den Ccdlund, jo wie e3 die Figur 3 der hierneben ltehenden Nobildung zeigt, dann jehen wir in ihm drei halbfreisförmige Falten. Das jind die fogenannten Kiefer der Blutegel, die aus einer halbfreisförmigen, fejten Musfelmajje beitehen. Die Mustelfafern kreuzen fich fo, daß die Kiefer ach Art einer Schrotjäge bewegt werden können und die 60— 70 auf der Kante befeitigten Hähnchen zugleich jtechen und reiken. lit diefen Werkzeugen fchlägt der Egel jene charafteriftiiche, dreiftrahlige Wunde, wenn er jich anfchieft, Blut zu faugen. Eine befondere Ausfcheidung aus Drüjen des Schlundes ber- hindert dabei das bei der geringen Größe der verurjachten Verlegung jonft leicht mögliche Gerinnen des Blutes. Auf den mustelfräftigen Schlund (oe in der Abb., ©. 301) folgt der mit elf Paar Blindtafchen verfehene Mitteldarm, der beim Saugen auf einmal, und zwar bis in die äußerften Zipfel jenes langen, legten Paares der Blindjäde, gefüllt wird, die noch neben dem furzen, engen Afterdarme (r) bi nahe ans Hinterende fich erjtreden (db). Da jomohl die Körperwandungen als die Magenmwände dehnbar find, begreift es jich, wie Der Blutegel feinen ganzen Umfang ducch Saugen um das Drei- biß Vierfache vermehren Tann. Der medizinische Blutegel Hat ein fehr vertwideltes Blutgefäßiyitem. Wen dieje Verhält- nijje intereffieren, die am Blutegel fehwer zu erklären find, fuche fich helle, dDurchjcheinende Stüde der mweitverbreiteten Egelart Herpobdellaatomaria Carena (Nephelis vulgaris) zu 1 4 Blutegel. 301 derichaffen. In einem engen Glastohr und gegen das Licht gehalten, fieht man an dem ganz unverjehrten Tiere mit der Lupe jehr deutlich den ganzen Blutumlauf, der hHaupt- jächlich in einer Strömung von einer Geite zur anderen beiteht. Die medizinischen Blutegel haben zehn Uugen (a), die ütber die vorderen acht Ringe paarmweije verteilt find. Das Mifrojfop lehrt, daß der le des Egel3 noch eine Menge jehr eigentümlicher, becherfürmiger Organe trägt, die, nach ihrer Beichaffenheit und ihrem Nervenreichtum zu jchließen, bejondere Sinneswerkzeuge zu jein jcheinen. Ob damit die Kopficheibe zu einem jehr empfindlichen Tajtorgan ge= macht ijt, oder ob die Becher eine Art von Geruchs- oder Witterungsorganen jind, it jchwer zu entjcheiden, doch ilt 008 lebtere das wahrjcheinlichere. Der Blutegel ift wie alle Hirudineen Zivitter; die männliche Öejchlechtsöffnung liegt zwijchen dem 30. und 31. Nünge, die weibliche zwiichen dem 35. und 36. Die Befchreibung des Eierlegens und die Bildung der Cifap- jen verlangt eine Berücjichtigung der Lebensweife über- Haupt, wobei wir der guten PDarftellung von ©alzwedel („Uusland“, 1862) folgen fönnen. Unfere Blutegel leben gern in Teichen mit Xehm- oder Tonuntergrund, in Tüm- peln und Sümpfen mit jchlammigem Boden, fünnen aber ‚nie in jolcden mit Sandboden gehalten werden. Alle diefe Gemäljer müfjen jehr ruhig und mit Pflanzen bewachjen fein. Außerhalb des Wafjers verinögen fie nicht lange zu leben und jterben jofort, jobald ihre Dberfläche troden geworden ijt, wogegen fie fich indes durch die Schlein- abjonderung von innen heraus eine Heine Weile zu jehüben vermögen. Am Tage, und namentlich bei warmem Iet- ter, Shwimmen fie lebhaft umher, während fie jich bei trüben, nebeligem Wetter oder an falten Tagen derart zufammentollen, daß jie ven Kopf in die Höhlung des Fußes jteden und jo eine leterförmige Geftalt annehmen. Dasjelbe gejchieht nachts und im Herbit, in welcher Jahres- zeit jie fich fo tief wie möglich in den Schlammt vergraben. G.. Shre Nahrung finden fie ausfchlieglih im Blute u Ale . der Wirbeltiere und in ähnlichen ©äften der Wirbellojen. Anatomie aus at icsets, At ni Die Häutung, die nach einigen Beobachtern in Ziwilchen- oe Sms, m Sclundmustulatur, dul, räumen von einigen Tagen fid) toiedexholen Toll, rn Tr ar ehe Martini bei alten, ausgewachjenen Tieren in mehreren flat, ne By De Monaten nur einmal jtattfinden. „Nach der im Frühjahr erfolgenden Begattung jucht der Blutegel ein Lager höher als der Wajjerfpiegel in feuchter, Ioderer Erde, worin er mit dem Kopfe bohrend jich Gänge bildet. An den Ufern der Teiche und Sümpfe, in denen viele Egel find, findet man oft mehrere Hundert auf diefe Weife beifammen, einige Zentimeter unter der Dber- fläche der Erde liegend. Sie bereiten fich einige Tage nach der legten Begattung jogleich 802 Würmer: Ningelmürmer. ihr Lager; man Farn annehmen, daß fie von den legten Wochen des Mai bis Anfang Juli diefem Gefchäft obliegen. Zu Ende Yımi fangen fie an, ihre Kofons oder Cifapfeln zu formen, die ungefähr die Größe umd Gejtalt einer Eichel Haben. Der Egel läßt zu Diefem Bmece eine fehleimige, zufammenhängende, grüne Feuchtigkeit aus feinem Munde fahren und zieht fich bi3 zur Mündung des Gierganges durch diefe ringfürmige Hülle durch, welche nur fo lang ift, wie die Kapfel werden foll. In diefelbe werden mit einer grünlichen oder bräunlichen fehleimigen Mafje 10—16 Heine, mit blogem Auge nicht bemerkbare Dotterchen gelaifen. Zu gleicher Zeit macht er mit dem bon der Gchale befreiten Maule um jene herum einen weißen, fpeichelähnlichen Schaum, der gewöhnlich den Umfang eines feinen Hühnereies einnimmt. Hierauf zieht er fich rliemwärts in die Kapfel hinein, dreht Die ver- Iaffene Offmung inwendig förmlich zufammen ımd zieht jich ganz aus dem Stofon heraus, tonach er wieder dag eben verlafjene Löchelchen von augen zudreht. Er bleibt hierrach noch einige Tage bei dem Kofon liegen.” Diefer nimmt nachher duch Eintrodnen des Schaumes zu einem fchwanmigen Überzuge feine bleibende Größe an, und 4—6 Wochen nach dem Gierlegen friechen die Jungen aus. Sie find fadenförmig und hell, gleichen aber im wejent- lichen den Alten. Ihr Wachstum gejchieht jehr langjam. Frühejtens im dritten Jahre find fie zum medizinischen Gebrauche tauglich; erft im fünften haben fie ihre volle Größe erreicht. Sein Leben foll der Blutegel auf 20 Zahre bringen. Um für medizinische Zmede ftändig Egel zur Verfügung zu Haben, züchtet man fie in Teichen oder Fünftlich angelegten „Blutegelfolonien”, wo ihre Brut erjt mit Kaulquappen, ipäter mit Heinen Fischen genährt wird. Nach Deutjchland gelangt der größte Teil der Egel aus Volen, von den Grenzen Rußlands, aus Ungarn und der Türkei. Die anerkannt beite Art ihrer Beförderung befteht darin, daß man nicht allzu viele Egel in ftet3 feucht gehaltene feinene Säcdchen tut und diefe auf Hängematten legt, die auf einem in guten Federn ruhen- den und nach allen Seiten verjchließbaren Wagen befeftigt jind. Bon den größeren Hand- (ungen in Deutfchland nach nicht zu entfernt Tiegenden Verbrauchsorten bringt man fie zu 1—2 Schod inleinenen Sädchen, die, von feuchtem Mooje umgeben, in einem mit feinen Löchern ducchbohrten Kiftchen Liegen. Die in Europa gebräuchlichen Blutegel werden zwar in zwei Hauptarten, jede mit einigen Unter- und Spielarten, gejchieden, ven Medizinijchen oder Deutjchen Blut- egel (Hirudo medieinalis Z.) und den Offizinellen oder Ungarijchen (H. oflieinalis Z.), aber begründen Yäßt fich diefe Einteilung durch anatomische Kennzeichen nicht. Cbenfo gehen auch die Spielarten in ihrer Färbung fo ineinander über, daß die vermeintlichen Arten und Unterarten nur eine einzige wirkliche Art bilden. Hirudo medicinalis hat einen jchwarz gefleckten, zumeilen faft ganz fehwarzen Bauch, und fein Vaterland erftredt jich über den größten Teil von Europa, indem er in Zrankreich, Deutjchland, Dänemark, Schweden, Ruß- land und England gefunden wurde. Sr Deutjchland Iebt er wild nur noch auf Borkum, im Hautfee bei Marfuhl in Thüringen und vielleicht auch im Algäu bei Miejelitein. Die andere Hauptfpielart, H. offieinalis, hat einen olivengrünen, ungefledten Bauch und gehört dem jüdfichen ımd füdöftlichen Europa an. Sr ungeheuren Mengen lebt diejer Egel in Den aus- gedehnten Sümpfen bei Cjjeg in Olamonien. Auch außerhalb von Europa gibt e3 eine Reihe von Arten von Hirudo, die gleichfalls zum medizinischen Gebrauche fich eignen. So findet fi) in Spanien, Algerien und der ganzen Berberei der Drachenegel, H. troctina Johnson. Cr wird bejonders im norömwelt- lichen Maroffo regelmäßig gefangen und iiber Gibraltar nach England ımd Sidamerifa Blutegel. 805 ausgeführt. Sn 'den franzöfiichen Befißungen am Senegal bedient man jich der Heinen Limnatis mysomelas Vor., während man in Sndien, in Ponditjcherri, eine dort einheimijche, ihr amı nächften verwandte Urt, Limnatis granulosa Sav., zur Verfügung hat. Die lebtere ift jedoch reichlich groß und beißt fo ftark zu, daß man oft Mühe hat, die Blutung zu ftillen. Auch Nordamerika Hat einige einheimijche Arten. Ein gleich ausgedehntes Verbreitungsgebiet hat der Pferdeegel, Haemopis san- guisuga L. (vorax), mit weniger flahem, an den Rändern nicht jcharf gejägtem Leibe und ftumpferen Zähnen. uch Tennzeichnet ihn feine dunflere, falt |hmwarze Farbe; die Läng?- binden auf den Rüden fehlen, die Geiten find mit einer ge!ben Linie eingefaßt. In Nordaftifa werden diefe Tiere, die jonjt von Würmern und Snfeiten- Yarven leben, zu einer furchtbaren Plage für Pferde und Rinder, worüber der franzöfiiche Arzt Ouyon genauere Mitteilungen gemacht hat. Bei einem Dchlen fanden fi 27 Stüdf im Maule, der Kachen- höhle, im Kehlfopf und in der Luftröhre.. Noch 2 Stunden nach dem Tode des Ochjen hafteten fie an ihm und fogen eifrig Blut, den Kopf abmwechjelnd - in eine der zahlreichen Wunden jenfend, die jeder einzelne Egel gemacht hatte. Wenn e3 daher auch nicht buchftäblich zu nehmen ift, was das Volk jagt, daß jechs diefer Egel ein Pferd zu töten imjtande jeien, jo fönnen fie ihm mweniajtend Todesqualen verurfachen. Man glaubte früher einen anderen Blutegel, Aulastomum gulo M.-Td., bon dem Pferdeegel unterjcheiden zu müjjen, doch hat e3 jich gezeigt, daß beide diejelben find. Aus diejer Familie ijt der häufigjte Bewohner m a unferer Teiche und vieler fließender, jchilfbewachie- m ner und mit den Blättern der Teichrofe bededter Haemadipsa eeylonica M-Ta. Aus Hefje- Geiwäffer, Herpobdella Blaine., id mc rm eis denver Egel mit flahem Körper und undeutlicher NRingelung, vier Baar Augen und zahnlofem Schlunde, der fich neben tierifcher auch von pflanzlicher Koft ernährt. Daß die jüngeren, rötlich durchjchimmernden ©tüde der Her- pobdella atomaria Carena (Nephelis vulgaris) fich befonders gut zur Beobachtung de2 Blut- laufe3 eignen, wurde oben erwähnt. Bemerft fei noch, daß fich die Blutegel weder freitwillig durch Teilung fortpflanzen, noch daß fünftlich geteilte zu Sndividuen auswachlen, und daß jie verlorene Teile iiberhaupt nicht wieder zu erfegen fcheinen. Bedeutungsvoll dürfte es gleichwohl fein, daß N. Leudart einen Blutegel über ein Jahr bejaß, dem der Kopf ab- gefchnitten war, und der troßdem nach Berührungen munter umherjchwanmm. Wir fünnen diefes Kapitel nicht mwirdiger fchliegen, al mit der Schilderung jener * Heinen verrufenen Blutjauger Ceylons, von denen Schmarda in feiner „Reife um die Erde folgendes mitteilt. „Die Plagen, welche die Schaben und Müden verurjachen, find nichts gegen Die viel größere, Die den Wanderer überall verfolgt; denn in den Wäldern und Wiejen wimmelte3 von feinen Zandblutegeln; e3 ift Die Hirudo ceylonica älterer Berichterjtatter 304 Würmer: Ningelmürmer. (jet Haemadipsa ceylonicaM.-Td. D.B.). Sie leben im ©rafe, unter abgefallenen Blättern und Steinen, auch auf Bäumen und Sträuchern. Sie find äußert jchnell in ihren Be- wegungen und müfjen ihre Beute fchon aus einiger Entfernung wittern. Sobald fie einen Menschen oder ein Tier wahrnehmen, fommen jie aus der ganzen Nachbarjchaft und jtürzen ich aufihre Beute. Das Ausjaugen des Blutes merkt man oft faum. Nach einigen Stunden iind fie vollgefogen und fallen dann von jelbit ab. Die Eingeborenen, welche uns begleiteten, beitrichen jolche Stellen mit Aßfalf, den fie in ihrer Betelbiche mit fich führen, oder mit dem durch Betel und Kalk jcharf gewordenen Speichel. ch fand es natürlich, dak eine heftige Entzündung darauf eintritt, und erklärte mir leicht die tiefen Gefchiwüre, welche viele bon den Eingeborenen an ihren Füßen Haben. Viele betrachten den Saft einer Zitrone (Citrus tuberoides) als ein Spezififtum. Alle diefe Dinge find recht gut, um durd) Betropfen die Blutegel zum Abfallen zu bringen, müjjen aber in der Bißwunde Reizung herborbringen. Bejonders unangenehm ilt eg, daß die Blutegel jolche ©tel- len am Tiebiten auffuchen, wo ihre Vorgänger jchon eine gute Weide gefunden haben, da die entzünvete, mit Blut unterlaufene und wärmere Haut fie lodt. Um fich gegen den Angriff diejes Heinen, aber fürchterlichen Feinde zu Jichern, it es unabweislich, bejonders die Füße zu hüten. Dies ge- ichieht Durch Yederne oder Dice wollene Strümpfe, welche man über die Beinkleider anzieht und unter dem Stnie feit- bindet. Wir fanden die leßteren ausreichend und bequemer, führten jedoch immer ein Refervepaar mit, da ie jehr leicht e a im Dieicht zerreigen oder beim Gehen durchgerieben mer- u. Deren den. Sch fand die Egel am Bunde oft zu Dubenden fiten, Br Se ea a bemüht, Ducchzudringen. Während des NMarjches hitten wir Glossosiphonia somplanata 2 piel weniger, am wenigiten leidet der erfte in ber Reihe. Haben die Blutegel einmal Witterung, jo fallen jie Die Nächitfolgenden um jo gieriger an. Gelbit bei aller Borficht hatten wir fie balo im Naden, in den Haaren oder am Arme, da fie nicht nur im Graje und Laube, jondern auch auf Bäumen leben, von denen fie fich auf die vorübergehenden Menjchen oder Tiere herabfallen lajjen.“ Auch zur Befanntichaft mit der zweiten Samilie, ven Nüfjjelegeln over Rhyncho- bdellidae, geben unfere füßen Gemwäljer Gelegenheit. Deren Angehörige jind an ihrem furzen, flachen Körper fenntlich, der fich nach vorn allmählich verjüngt und hier mit der die Augen tragenden Haftjcheibe endigt. Der Fieferlofe Schlund Tann tie ein Rüfjel bor- geftrect werden. Berichiedene Arten der Öattung Glossosiphonia Johnson (Clepsine) trifft man an den Blättern der Wafjerpflanzen und an der Unterfeite von Stemen. Cie find von grauer, gelblicher oder weißlicher Färbung, und das beite Erfennungszeichen ift, daß jie ihren Körper eintollen, jobald man fie abnimmt, wobei zugleich die Seitenränder etivas eingebogen werden. Cine bejondere Sorgfalt verwenden jie auf die Brutpflege. Ihre Eier tragen fie am Bauche, und auch die ausgefrochenen Zungen halten fich hier noch lange bei ver Mutter auf, indem fie fich mit der hinteren Haftjcheibe anfaugen. &3 ift ein anziehendes Schaufpiel, wie die 1O—15 Tierchen gleich den Küchelchen unter der Henne Ihre Stopfenden unter der Mutter hervorftreden, oder fich, wenn man fie vorfichtig entfernt Blutegel. 305 hat, fofort wieder unter diejer Sammeln. Die Rüffelegel ernähren fich von niederen Tieren, jo der Schnedenegel, Glossosiphonia complanata Z., von Wafjerfchneden, Planorbis- und Limnaeus-Itten, während Helobdella stagnalis L. Physa-Atten bevorzugt. = =—— euer DIUNUNNNRUNN) nl NLA ELLLAUNNNN Nochenegel, Pontobdella murieata 7. Natürliche Größe. Gin anderer Rüfjelegel, Haementeria offieinalis de Frlippi (mexicana), wird in Mittel- amerifa ähnlich benußt wie unjer Blutegel. Sein KRüffel ie jo fcharf sugejpiät, daß er u menjchliche Haut zu Ducchdringen berinag. Ein Nüffelegel ift auch der Nochenegel, Pontobdella nen L., der die ftarken Saugjcheiben und die Höder feiner Körperoberfläche auffällt. Die Sande it ein grün liches Grau. Wie jchon der deutjche Nante jagt, jind es vor allem die Rochen, die von ihm Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Sand. 20 306 Würmer: Ringelwürmer. geplagt werden. Nach feinem Benehmen in der Gefangenschaft zu jchliegen, ift er ein träges, ftumpfjinniges Tier. ©eine jtarfe Mustulatur gejtattet ihm, jich längere Zeit Hori- zontal ausgeftrecdt zu halten, nur vermittelö des hinteren Saugnapfes angeheftet, jo wie e3 ni ae: Holzichnitt Dargeftellt ift. Am Tiebiten aber läßt er jich Hängen, das Kiopfende nach Art der Murmeltiere eingebogen. Möglichermweije tun wir dem Rochen- egel Unrecht, ihn der Trägheit zu bezichtigen. Auch die Rochen fiegen bei Tage fait regungslos, während fie in der Dämmerung munter und bemeg- lich werden. Aljo teilt wahrjcheinlich ihr Wohngaft diefe Eigenheiten mit ihnen. Wir wollen die Bejpredhung der Hirudineen mit einem Schmaroger unjerer Süßwajjerftjche bejchließen, der mitunter in Zeichen in großen Mengen auftritt und dann die Til En bejonders die Des Ktarpfens, jtarf beein- trächtigen, wenn nicht gar in Frage itellen fann. Die- jer Schädling ift der Fiichegel, Piscicola geome- tra L., ein jchön gezeichnetes, für einen &gel ziem- li) Yanggejtred- tes und jchmales Tier. Er erreicht ‚eine Größe von Eilgenel, Preeicela geometra L. Eints Ginzetier, nad Doflein aus Seife & a Sn die ab- ancrtger Bi, af Anen Rian Jamara, MD. Safer mE ertnte e ; Tajchenbucd für Studierende”. : ihn aljo um über da3 Doppelte ver- größert. Wir erkennen daran auch die Haftjcheiben, vor allem die hintere ift auffällig Durch ihre Breite. Wie fich der Fijchegel feiner Saugnäpfe bedient, das fehen wir auf unjerem zweiten Bilde. Cine ganze Gejellichaft der Blutjauger hat einen Karpfen befallen und jich zum größeren Teile an den Siemen angeheftet. Die Piscicola jcheint Danach ein träges Tier zu jein. Das ift fie jedoch) durchaus nicht. Cie Flettert lebhaft auf ihrem Wirte nach Art der Spamnerraupen herum, verläßt ihn auch zeitweilig und vermag dann jehr leicht im Wafjer zu jchhwimmen oder fich zwifchen ven Uferpflanzen zu tummeln. Dritte Unterflaffe: Sternwiirmer (Gephyrea). Auch die Sternmwürmer (Gephyrea) haben betreffs ihrer Shftematif eine ziemlich bunte Gejchichte Hinter ih. Die älteren Naturforfcher fahen in ihnen bald Ringeltwirmer CPallas), bald Seewalzen (Fabrieius) oder gar Krater; Cudier zählt fie zu den Echinodermen, aber jchon Nolando (1821) betrachtete fie als Bindeglieder zwifchen diefen und den Ringel- würmern, in welcher Anjchauung ihm der franzöfiiche Zoolog Quatrefages folgte, der die Blutegel. Sternmwürmer. 807 Kaffe zuerit al Gephyrea (nach dem griechifchen Wort für Brüce, alfo Brüden- oder Ver- bindungstiere) benannte. Später hat man gelegentlich wohl einmal die Rädertiere oder gar, als man das Männchen von Bonellia näher fennengelernt hatte, die Strudelmwiirmer für verwandt angejehen, gegenmwärtig dürfte wohl ziemlich allgemein die Anficht verbreitet fein, daß die Sternwürmer entartete Ringelwürmer jeien. Dieje Annahme jtübt jich vor allem auf die Enttoidelungsgejchichte. E3 treten näm- lich auch bei einem Teile der Gephhreen freiichtwimmende Trochophora-Larven auf, aut3 denen ganz ähnlich wie bei den Borjtenwiürmern der Wurm durch Auswachjen des hinteren Körperabichnittes hervorgeht. Dabei wird anfänglich eine gefammerte Xeibeshöhle in einem Mejodermitreifen und ein ebenfalls geglievertes Bauchmarf angelegt. Später verfchwindet allerdings Die Segmentierung durch Rüdhil- - Dung der Dijjepimente vollfommen. Der Kör- per eines erwachjenen Sternwurms gleicht dann meijt einem plumpen, länglihen Cade und enthält in feinem Snneren eine geräumige, un- geteilte Xeibeshöhle, die von dem vielfach ge- wundenen Darm durchzogen wird. An Die Berwandtjchaft mit den Anneliden erinnern am ehejten noch das geichlojjene Blutgefäh- inftem, das fi) aus je einem Bauch- und Nücdenlängsitamm und verbindenden Schlin- gen zujammenjegt, und die in 1 bi 4 Baaren, jelten in größerer Anzahl vorhandenen Seg- mentalorgane. Das Nerveniyitem bejteht aus einem Schlundring und einem ungegliedeten ron u en Bauchjtrang. Fußitummel und Rüdenfiemen &arve von Eehiurus pallasii Guerin. Na Hat- find nicht vorhanden; in feltenen Fällen fin- 4 arm, aaher ap Shetepiatte (Gehen) so Sorundten. ben ih guhfveiche Borften, meift jedoch feine. Tl nrrhkin nn nenn 0x Samehteune Die Gephyreen jind getrennt gejchlechtlich. Recht anjchaulich Ichildert D. F. Schmidt, wie er zum eriten Male eine der Gephhreen jelbft gefangen hat. Vielen jungen Zoologen wird es ähnlich ergangen jein wie ihm, jie werden fich zunächit nicht haben jatt jehen fünnen an der abenteuerlichen Geitalt und den wunderlichen Bewegungen des Tieres. Schmidt fammelte im Frühjahr 1852 am Otrande der dalmatinischen Snfel Lejina. Schon mancher Stein war umgemwendet, Nereiden und andere Borftenwürmer waren in die Gläfer gewandert, al3 er im flachen Wafjer unter einem großen Steine ein intenjiv grünes, wurmartig fich bewegendes Wejen bemerkte. Cr fabte ichnell zu, der Stein wurde weggehoben, und der vermeintliche Wurm eriieg jich als der mit zwei feitlichen Flügeln endigende Rüfjel der bis dahin von fehr wenigen Zoologen gejehenen ‚Bonellia viridis Rol. (Abb., ©. 309). Ein grüner Farbitoff, der fich dem Weingeiit, in Dem man das Tier aufhebt, mitteilt, aber nicht der gleiche wie der de3 pflanzlichen Blattgrüns, wie man früher vermutete, fondern ein felbftändiger ift, färbt Körper und Nüfjel. Erxfterer it mit vielen Heinen Warzen bededt und der mannigfaltigjten Zufammenjchnürungen und Einziehungen fähig, bald fugelig, bakd eiförmig, dann wieder gleiten Wellenbemegungen von Hinten nach vorn, mo fie jich in leichten Schwingungen dem Rüfjel mitteilen. Diejer ift mo- möglich noch verwandlungsfähiger al3 der Körper, indem er-von einigen Zentimetern ic) 20* 308 Würmer: Ringelwürmer. bei den größeren Exemplaren (vonetiva 8 cm Störperlänge) auf 1% m und darüber ausdehnen fan. Die Mumdöffnung des Wurmes befindet ficd am Grunde des Nüffels, der eine mit Wimpern ausgekleivete Längsfurche hat, die Aiteröffnung liegt am Hinterende. Bezeichnend find auch noch zwei Furze, ftarfe Hafenborjten unmeit des Borderendes auf der Bauchleite. Andere Lebensäußerungen als Ausftreden und Zufammenziehen wird man an der Bo- nellia im Aquarium faum bemerfen fünnen. Nach) Beobachtungen von Lacaze-Duthiers verläßt fie gelegentlich ihre Schlupfiwinkel und Friecht mit Hilfe ihres Rüfjels, dejjen beide Borderhörner wie Saugnäpfe wirken. Der Wurm Fan in jehr enge Feljenjpalten jchlüpfen, da fein Körper äußerst fchmiegfam ift. E3 Hat fich gezeigt, daß er an vielen Punkten der Mittelmeerfüjte und des Atlantifchen Ozeans vorkommt, ja daß er an einigen ©tellen eines der gemeinften Tiere ift; er liebt aber nicht daS volle Tageslicht, jondern die Morgendäm- merung. Doch findet man ihn jederzeit, wenn man in dem mit Sand gemijchten ©e- rölle ,—1% m tief gräbt. Dieje nach dem-Turiner Entomologen Bonelli genannten Tiere find, tie don ihre fonderbare Geftalt zeigt, jehr eigenartige Gejchöpfe. Sie leben jämtlich in größter Zurüc- gezogenheit, machen, joweit man dahinter gefommen, auffallende Berwandlungen durch und werden jeldft von den meiften Stüftenbeiwohnern ihres verborgenen Dajeins halber, und weil fie völlig ohne Nuten und Schaden find, itberjehen. So fonderbar wie ihre Geftalt ift auch das Gejchlechtsfeben der Bonellien. Früher fannte man bloß die im obigen bejchriebenen Weibchen. Lacaze-Duthier3 hatte zivar Die Männchen jchon gejehen, aber fiir Schmaroger gehalten. Wir verdanfen ihre genauere Kenntnis dor allem dem Gießener PBrofefjor J. W. Opengel. Die Männchen fchoimmen im Larvenzuftande al Heine, mit Wimpern bededte Wiirm- chen vom Ausjehen gewiljer Strudelwiirmer under, unjtet und gemwijjermaßen juchend, bis fie in die Nähe des Rüffels eines weiblichen Tieres gelangt find. Sobald fie diejen berührt haben, lajjen fie fich darauf nieder, Friechen an ihm eine Weile auf und ab, und zwar meijt entlang der Wimperfurche, machen endlich an irgendeiner Stelle halt und verbleiben ge- taume Zeit dort. Darauf begeben fie fich durch die Mumdöffnung in die Speiferöhre, two man ihrer bisweilen eine ganze Anzahl, bis zu 18 Stüd, beieinander findet. Hier wird ihre Verwandlung vollendet, worauf fie die Speiferöhte vexlaffen, die Gefchlechtsöffnung ihres Weibchens und Wirtes zugleich auffuchen, um fich im porderen Abjchnitt des Zeu- gungsapparatez, öfters auch in größerer Zahl, bis 10 und mehr, Häuskich niederzulaffen und die Befruchtung zu vollziehen. Vielleicht nur bei Nanfenfüßern unter den Srebjen fommt, wie ir noch jehen werden, eine ähnliche Verjchiedenheit in der a Beichaffendeit und Lebensweije der beiden Gejchlechter vor. Zur gleichen Tamilie wie Bonellia, nämlich zu Der der Bohruiden gehört ein an ver nordiweitlichen deutjchen Küfte, bejonders in den weiten Wattenmeeren der weitfriejifchen Snfeln, gemeiner Sternmwurm, Echiurus pallasii @uerin, ein 10—15 cm langes Tier von Ge- ltalt einer etwas vor der Mitte eingejchninten Wurjt mit zahlreichen DQuerreihen mweißlicher: feiner Bapillen auf der gelblichen Haut und einem furzen Rüffel von Geftalt einer Ktohlen- Ihaufel, der bei Beunruhigungen fehr leicht abgeworfen wird. Am Borderende jtehen zwei Haken, am hinteren zwei Stränge fpiber Borften. Das Tier, dejjen Trochophora-Zujtand auf ©. 307 abgebildet ift, bewohnt in verjchiedenen Tiefen jelbitgegrabene Röhren in Sand und Schlid. Sn der Negel find diefe Röhren doppelt, d.h. es laufen ihrer zwei eheneindnden und vereinigen jich unten Durch einen Diurergang. Sternwürmer. N 309 Ein Mitglied der über alle Meere verbreiteten Zamilie der Sipunculidae, deren Mund von Zühlern umjtellt it und deren After auf dem Niden liegt, it Phascolosoma vulgare Blainv. aus dem Mittelmeer und dem Atlantifchen Ozean. Die meiften Arten diefer und einiger anderen Gattungen wohnen in felbftgebohrten Gängen in Steinen und Feljen. Da3 3—5 cm lange Phymosoma granulatum F. 8. Leuck. findet fich zu Millionen an gün- ftigen ‚Oxtlichfeiten der dalmatinifchen Küfte, in gejchüsten Buchten mit Vegetation der Strandzone. Nur ift es fein leichtes Gefchäft, fich ihrer zu bemächtigen. Hat man fie auch an dem nicht vollfommen zu- vüdgezogenen NRüfjel erfaßt, jo reißen jie, jich Hinten aufblä- hend, eher ab, als daß jie nach- geben. Man muß aljo das feite ©ejtein mit Dem Hammer zerichlagen, wobei natürlich mancher der hartnädigen Wür- mer jein Teil für immer be- fommt. Hat man endlich eine Anzahl in einem Beden vor jich ftehen, jo geht der Slrger exit recht an. Gie liegen an- fangs wie tot da, Heine Würfte, das rüljelartige Borderteil volfftändig eingeftülpt. Nach einiger Beit fangen fie an, wie Handjhuhfinger ji auszu- frempeln, gelangen aber bei 20—50maligen Verjuchen jel- ten dazu, das Äußerjte, mit Heinen, fingerförmigen Fort- jägen verjehene Ende des Rüij- jels zum Borjchein zu bringen. Und haben jie e3 wirklich jeden Lajjen, jo ziehen jie es jicger- a) Bonellia viridis Rol. (u ©. 307), b) Phascolosoma ulgare Blainv. lich im nächften Augenblid au &.309, QPriapulus caudatus Zam. u &. 310). Natürliche Größe. wieder ein. Zu ihrer Ent- ichuldigung darf man nicht vergeifen, daß ihre Lage in einem offenen, Fichten Gefäß aller- dings eine ganz andere ift al3 in ihrer Steinröhre, vor der das Licht Durch Die rötlichen und grünlichen Algen jehr ftarf gedämpft wird. Denn obwohl augenlos, ind die Stern- iwirmer, gleich fo vielen anderen augenlofen Tieren, für den Lichtreiz jehr empfänglich. Sr den eutopäifchen Meeren, aber auch in den oft- und mweitindijchen, lebt vom flachen Waffer an bis in Tiefen von 2400 m der gemeine Spriswurm, Sipunculus nudus Z., der die Xänge von 15 cm erreicht und durch eine längs- und anne und daduch genegte Haut ausgezeichnet ift. Suterefjante Beziehungen bejtehen zwijchen Sternwürmern und Korallen. "Bartiber berichtet Semper: „Sn den tropifchen Meeren lebt eine jehr eigentümliche Gattung Heiner 310 Würmer: NRingelmürmer. — Bfeilmürmer. Korallen, genannt Heteropsammia, deren ndibiouen ganz regelmäßig einen Wurm, Aspi- dosiphon mülleri Dies., beherbergen; diejer gehört zu der Zamilie der Gipunfuliden. 63 ift ichwer zu begreifen, welchen Vorteil beide Tiere von ihrer Vergejellichaftung haben können; doch muß dies wohl der Fall jein, da nie eine Storalle ohne jenen Wurm gefunden wird. Sch habe jelbit zahlveiche Exemplare der Heteropsammia michelini im Philippinijchen Meere gefischt und nicht eing ohne den Wurm gefunden; ebenjo geht aus den Abbildungen und Bejchreibungen anderer Arten derjelben Gattung hervor, daß überall das Wohnloch des Gaftes in der Koralle gefunden wurde. Nun ift ferner die Gegenwart der Sipunfuliden die Urjache einiger jehr auffallenden Abnormitäten im Bau der von ihnen bewohnten Sto- tallen; Eigenjchaften, welche man geradezu als jpezifiihe Charaktere der betreffenden Arten oder der Gattung angejehen oder bejchrieben Hat. Bei den jüngeren Cremplaren ijt die Bajis der frei lebenden Storalle faum größer als der Umfang des Stelches; bei den völlig ausgewachjenen dagegen ilt jene jehr viel größer. Dies it der erjte Gattungscharafter, welcher durch die Anmwejenheit des fremden Tieres hervorgerufen zu fein jcheint. Denn das leßtere jest jich an die Bafis der ganz jungen Koralle an und wächjt mit Diejer fort, aber, wie e3 jcheint, jchneller als jene, jo daß der Wurm, um nicht bei einem rafchen Wachstum allmählic) über die Bafis hinaus zu wachjen, nun fich in eine Spirallinie rümmen muß. Dabei jcheint er die Bajis der Storalle zugleich jo zu reizen, daß fie ftärfer als der eigentliche Kelch wächit, und jo fommt es, daß allmählich Die Bajis den Stelch bedeutend überragt. Auch die (Ko- tallen-) Gattung Heterocyathus wird in einzelnen Arten ganz jo wie Heteropsammia von Sipunfuliden bewohnt und in ihrem Wachstum verändert. „st den Gattungen Heteropsammia und Heterocyathus wird aber zweitens auc) noch ein anderer Charakter der Gattung durch den Sipunkuliden in jehr eigentümlicher Weile verändert. Alle mit folchen Würmern behafteten Spezies der beiden Gattungen zeigen nämlich jowohl an der Unterjeite des Fußes als auch an feinen Ceitenteilen eine jehr ver- ichieden große Zahl von Löchern, welche in allen fyjtematijchen Werfen als |pezifijche oder gar als Gattungsmerfmale bejchrieben und bejonders hervorgehoben werden. Dieje Löcher aber ftimmen gar nicht mit den Eigentümlichfeiten der Familie überein, denen jene Gat- tungen angehören; denn bei Heterocyathus follte eigentlich die Seitenwand der Ktoralle ganz ohne Köcher fein, und bei Heteropsammia, welche zu der Gruppe der Korallen mit poröjen Wandungen gehört, find die hier bejchriebenen Löcher völlig verjchieden von denen, welche der Storalle jelbjt eigen find. Sr beiden Fällen werden die Köcher Durch ven Wurm hervorgebracht; dies bemeift ihre Unvegelmäßigfeit in der Zahl fowohl als in der Stellung; jte führen direft in Die jpiralig gewundene Höhlung, in welcher der Wurm lebt, und jie folgen genau der Wachstumstichtung des leßteren. Dieje Köcher jtehen in feiner Verbin- dung mit den Hohlräumen der Ktoralle jelbit.” Das dritte der auf ©. 309 abgebildeten Tiere, Priapulus caudatus Zam., aus der Yamilie der Priapulidae, zeigt auch fchon im Sußeren eine fo eigentümliche Bildung, daß e3 eine Somderftellung beanfjprucht. Der vordere, fjchtvach Teulenfürmig verdicte Störperteil ift der Rüffel, auf deffen vorderer, abgeftußter Fläche die ziemlich große Mumd- Öffnung liegt. Die Längsrippen des Rüfjels find mit Heinen, feharfen Spitchen bejeßt. Der eigentliche Körper ift vom Rüffel durch eine Einfchnitrung getrennt und durch deutliche Suchen geringelt. Der Schwanz erjcheint al3 ein bifchelförmiger Anhang des Körpers, und auf der Grenze zroifchen ihm und dem Körper liegt die Daumöffnung. Was itber die Sternwürmer. all Verbreitung und Lebensweife der PBriapeln befanntgeworden ift, Hat Ehlers zufammen- gefaßt. Das Vorkommen de3 Priapulus jcheint auf die Küften der nördlichen Meere be- Ichränft zu fein, hier aber wird das Tier, je weiter nach Norden, um jo häufiger. Sr feinem ganzen Verbreitungsbezirk von Grönland, Yeland, Norwegen bis zu den britifchen Küften lebt der Wurm auf dem tonigen oder jandigen Boden in verjchiedener Tiefe. Er gräbt ji), wie es jeheint, durch Vorftoßen und Zurüdziehen des Rüfjels Gänge von der Länge des Körpers, die durch ein aufgemworfenes Häufchen Fenntlich find. Sr diefen Röhren liegt er ruhig, während der Schwanz allein in daS umgebende Waffer hineinragt. Alle Beob- achter, die lebende Tiere vor Augen hatten, erwähnen das Einziehen des Rüffels, wenn das Tier beunruhigt war, und ein Darauffolgendes plögliches Wiederausftülpen im Rubhe- zuftande, ganz ähnliche Vorgänge, wie man fie auch beim Sprißwurm beobachtet. An einem Priapulus, der drei Wochen lang im Aquarium fich hielt, wurde nie beobachtet, daß das Tier irgendeinen bejonderen Verjucd machte, Futter zu fich zu nehmen. Jm Sonnenjchein wurde e3 lebhaft, zog den Rüfjel ein und jtülpte ihn vajch und plößlich aus, entfaltete den großen Schwanzanhang und zog ihn wieder ein, bog den Körper, dehnte ihn aus und ver- fürgte ihn ohne eine bejtimmte Ordnung der Veränderungen. Was die Nahrung betrifft, jo unterliegt es feinem Zweifel, daß der Priapulus Pflangzenfreffer ist; der Suhalt des Darmes jpricht Dafür. Die Sternwürmer gehen im Meere bis zu 4570 m Tiefe, und zwar fteigen die in Stein- Löchern, Mujcheljchalen und Röhren haufenden Formen tiefer hinab als die frei lebenden. Jrı der Dftjee fommt eine Priapulidenart, Halicryptus spinulosus Sieb., noch bei Danzig, ja felbit bei Reval, aljo in fait jüßem Gemäjjer, mindejtens in Gejellichaft echter Süßwajjertiere, vor. Sm Anjchlug an die Würmer jollen hier noch zwei Keine Gruppen von wurmartigen Tieren Erwähnung finden, die in ihrem Bau völlig von dem der bis jet bejprochenen Würmer abweichen, aber auch untereinander feine gemeinschaftlihen Beziehungen auf- weijen. Sie müjjen deshalb jede für jich als eine bejondere, alleinjtehende Klajje im Tier- teich angejehen werden, deren Verwandtichaft mit den befannten großen Tierftämmen durchaus zweifelhaft ilt. Sedfte Klaffe: Pfeilwiirmer (Chaetognatha). Die Chätognathen find glasartig durchfichtige Würmer, die ausschließlich dem Meere angehören, auf dejjen Oberfläche fie, gejchiet chwimmend, oft in großen Mengen jich Herum- - treiben. Bald jtehen fie fauernd wie ein Hecht wagerecht auf einem Tlede, bald jchieken fie pfeilfchnell auf ihre Beute, allerlei Keine, pelagijch lebende Seetierchen und deren Larven, 105. Zu folcher Jagd find fie aber vorzüglich geeignet; ihr fchlanfer Leib, dev ihnen jchon vom alten Martin Slabber, einem holländifchen Naturforjcher, vor etwa 200 Jahren den Namen Sagitta (Pfeil) eintrug, hat in der hinteren Körperhälfte jederjeits eine breite, horizontale Floffe, die durch feitere Einfagerungen, wie eine Fijchfloffe durch ihre Strahlen, gejtüst wird und jich nach Hinten an eine große, breite Schwanzflojje anfchließt. Die Lebens- weije, die eine jo bedeutende Beweglichkeit bedingt, erfordert natürkich zugleich auch gut entwidelte Sinneswerfeuge, und da jehen wir dem, daß unjere Tiere an ihrem runden, gegen den übrigen Körper fcharf abgejegten Kopfe ein Baar Augen und ein Baar Fühler 312 Pfeilmürmer, — Bintenatmer. haben. Zur Bewältigung ihrer Beute find fie mit einem Fräftigen, aus mehreren. einander gegenübergelegenen Hafen bejtehenden Stieferapparat ausgerüftet.. ; Die Pfeilmiirmer, die alle der einen Samilie der Same angehören, jind Zmwitter. Sie haben eine geräumige Leibeshöhle, die Durch. zwei Septenpaare in drei Teile, einen Kopf-, Runtpf- und Schwanzabjchnitt, gegliedert wird. m Rumpfabjchnitt liegen die paarigen Gierftöde, während fich die paarigen männlichen e ichlechtspriifen im Schwanzabjchnitt finden. Die liberall in den Meeren der warmen und gemäßigten Zone fich tummelnde Sagitta hexaptera Orb. ijt mit ihren 7 cm Länge die ftattlichjte Urt. S. bipunctata Q. @. mißt 1—2 cm um ijt eben- fall8 weit verbreitet, findet fich aber mehr in der Nähe der Kilften. Die nebenjtehend abgebildete Spadella cephaloptera Busch mird nur 4, em lang; fie ijt im Atlantiiden Ozean und im Mittelmeer heimifch. Auch in der Tiefjee find einzelne Arten gefunden twor- den. Wie zahlreich fie mitunter auftreten, geht aus den Schilde- - rungen Grafji3 hervor, der die Oberfläche der Gee bei rein buchftäblich bevect von ihnen fand. Die Entwidelung der Pfeilwiirmer ijt eine unmittelbare. Das mittlere Keimblatt und zugleich die bon Diefem eingejchlojjene Leibeshöhle entftehen aus ein paar jich abjehniirenden Längsfalten de3 Urdarmes, aljo auf eine ganz andere Weife, al3 wir es von den Leibeshöhlenwitrmern fennenlernten. Dieje Entwidelung der Pfeilwirmer erinnert vielmehr an die der Wirbeltiere und ihrer Borläufer, der Manteltiere und des Lanzettfiichchens. Dies ift auch neben anderen hnlichfeiten im Aufbau einer der Gründe, weshalb manche Forjeher einen vermwandtjchaftlicden Zujanımen- Rfeilwurm,-Spadella ce- ‚Hang zwijchen ven Chätognathen und den Chordatieren vermuten a 20ma möchten. Wahrfcheinlich aber ift dieje Übereinftimmung mehr eine zufällige, und es ift eher denen recht zu geben, welche die Pfeil- twürmer vor allem wegen der vorhandenen Metamerie der role in die Nähe der Ningelwiirmer zu bringen juchen. Siebente Klajje: Yinnenatmer (Enteropneusta). Die Binnenatmer erjcheinen ebenfalls als eine jolche vereinzelt jtedende Gruppe. hr wirrmartiger, bi8 15 cm langer, mit bewimperter Haut bedeckter Körper ift gejtredt, dreh- rund und berjüngt fich langjfam nach jeinem abgejtußten Hinterende zu. Born findet jich ein jehr beweglicher, zufammenziehbarer NRüfjel, feiner Form wegen „Eichel” genannt, der an der Stelle, wo er fich mit dem übrigen Körper verbindet, ftarf eingejchnürt ift. Mit Hilfe diejes an- und abjehwellbaren Organs bewegen fich die Tiere im Sande de3 Meeresbodens borwärts. Auf die Eichel folgt ein platter Abfchnitt, der fich Hinten gegen den übrigen, viel längeren Leib ringartig abjeßt, der fogenannte Sagen. Alles übrige bildet den Rumpf, Sagittidae. Balanoglossidae. 313 der von dem geraden Darm durchzogen wird und die Fortpflanzungsorgane der getrennten Gejchlechter enthält. Sm jedem der drei Körperabichnitte liegt ein befonderer Teil der 2eibeshöhle. Der Mund öffnet jich auf der Bauchfeite in der Kragenregion und führt in einen Abjchnitt des Darmez, dejjen Wände jederjeits eine Reihe von feinen Kiemenfpalten enthalten, die durch entjprechende Schlite in der Haut mit der Außenwelt in Berbindung jtehen. Diucch dieje Kiemenfpalten wird das Atemmafjer nach außen entleert, nachdem ihre Wände ven zur Almung nötigen Sauerftoff aus dem Wafjer entnommen haben. Ein ein- fache3 Blutgefäßjnjtem ift auch vorhanden. Jim Darm der Enteropneuften twird nichts ala | Sand gefunden, den die Tiere ver- Ihlingen, um ich) von den geringen in ihm enthaltenen Heinen Qebeimefen _ und deren Rejten zu ernähren. y Balanoglossus elavigerus Chiaje. Sunges Tier, Tornariastarve von Balanoglossus 3 ftarf- vergrößert. elavigerus Chiaje. Nah) ©. Stiasny. Die Binnenatmer gehören alle einer Samilie, ven Balanoglossidae, an. Sm Utlantiihen Ozean und im Mittelmeer ijt Balanoglossus clavigerus Chiaje, von dem ums obige Abbildung eine Anfchauung gibt, nicht jelten. Sm Müttelmeer findet: jich ferner Glossobalanus minutus Kow. Bei ihrer Entwideluing durchlaufen die meijten der Entero- pneuften ein Larvenjtadium und machen jomit eine Verwandlung durch. Die Larde, die durch ein paar Wimperfchnüre ausgezeichnet ift, wird al3 Tornaria bezeichnet und er- innert in manchen Einzelheiten ihres Baue3 an die Larven der Stachelhäuter. Diejes und Dazu noch die Ühnlichkeit, welche die Eichel der erwachjenen Binnenatmer al3 Fort- bewegungsorgan mit dem jogenannten Waflergefäßjyiten der Echinodermen aufmweift, veranlafjen manche Forjcher, eine nähere Verwandtjchaft zwijchen beiden Tiergruppen zu juchen, während andere wieder Beziehungen zu den Chordatieren vermuten, die Durch die Kiemenfpalten angedeutet fein follen. Mufchellinge (Molluscoidea). Bearbeitet von Rrofejjor Dr. 3. Henpelmann und Dr. &. Wagler. Die beiden Tierklajfen der Moostierchen (Bryozoa) und der Armfüßer (Brachio- poda) pflegt man in dem Tierjftamm der Mujchellinge oder Molluscoidea zu vereinigen, doch haben beide ihre bejonderen, jehr verjchtedenen jyjtematischen Schicdjale gehabt und dürften wohl noch nicht endgültig im Syftem untergebracht fein. Hußere Ihnlichfeiten mit anderen Tieren waren für die Beurteilung ihrer verwandtichaftlichen Beziehungen maß- gebend gemejen, und jo brachte man denn die Armfüßer zu den Mufcheln, während man die Moostierchen mit Hhproidpolypen, Storallen, Echwämmen ujw. zu der großen umd bunten ©ejelljchaft der Vflanzentiere oder Zoophhten vereinigte. Als zufolge immer mehr jich erweiternder Kenntnis diefe Teßteren als himmelteit verjchiedene Tiere erfannt worden waren, jtellte man die Bryozoen mit den Räpertieren zufammen unter dem Namen Ciliatı als eine Art Anhang zu den Würmern, während andere Horjcher jte mit den Manteltieren bereinigt Molluscoidea nannten, die Armfüßer aber bei ven Mollusfen beliegen. Allman betonte die Ähnlichkeit der Moostierchen, bejonder3 die der Larven einiger Formen, mit Mufcheln, Schneider aber die Übereinftimmungen mit den Larven, aber auch mit gewifjen Eigentümlichkeiten in dem inneren Bau der Sternwürmer (Sipunfuliden). Wenn wir jet Bryozoen und Bradhiopoden miteinander vereinigen, jo jind mir hierzu nicht nur durch übereinftimmende Erjcheinungen in der Entwidelung beider Tier- gruppen berechtigt, fondern auch durch Ähnlichkeiten in ihrer anatomijchen Bejchaffendeit. Dieje Auffaffung ift wohl auch in der Wiljenjchaft die jegt herrjchende. Meift ftellt man dann in den Streis Der Mollusfoideen als eine den beiden anderen gleichgeoronete Klafje die der Phoronidea ein. Zu diejer Heinen Gruppe it nur eine einzige Gattung, Phoronis Wright, mit wenigen Arten zu rechnen (im Mittelmeer Phoronis psammophila Cor). E83 jind dies Kleine, ziwitterige Tiere von wurmförmiger Geftalt; fie leben in jelbitgefertigten Chitinvöhren zu Kolonien vereinigt beieinander und erinnern in ihrem Aufbau jtark an ge- wilje Öephyreen, eben an die Eipunfuliden, wie bereit3 oben erwähnt wurde. So ijt eine geräumige, ungeteilte Xeibeshöhle vorhanden, ein aus NRing- und Längsmusfelfajern be- jtehender Hautmusfeljchlaudh, ein geichlojjenes Blutgefäßiyitem mit Rüden- und Brujt- längsitamım, ferner zwei Nephridien und ein Nervenjyiten, das fich aus Dberjchlund- ganglion, Schlundfommilfur und einem Längsnerven zufammenfegt. Die Entiwidelung it eine mittelbare; die Yarvenform — Actinotrocha wird fie genannt — läßt ji) ohne weiteres auf die Trochophora zurüdführen. Auf der anderen Ceite gleicht aber Phoronis offenjichtlich, was den Darm und die Tentafelfrone anbelangt, den Bryozoen, wenigjtens > N a EN Moostierchen, Plumatella repens /. Vorn etwa 6fach vergrößert, hinten rechts eine Kolonie in natürlicher Größe. Allgemeines. 3 315 einem Zeil derjelben, den Eitoproften. Die Angehörigen der anderen Unterordnung der Moostierchen, die Entoproften, weichen überhaupt in manch wichtigem Punkte von den eriteren ab, jo daß viele Forjcher für ihre Lostrennung von den Mollusfoideen ımd einen näheren Anjchluß an die Plattwürmer eintreten. Maßgebend ift dabei bejonders das sehlen der Leibeshöhle und die Form der Nierenorgane. Srite Klalje: Movstiere (Bryozoa). Bringen wir aus einem ftehenden oder langjam fließenden Gemäljer Ajte, Holz- ftämme oder dergleichen, die lange Zeit untergetaucht waren, an die Oberfläche, fo werden _ mir nicht jelten an ihnen bräunliche oder mweißliche, gallertig erjcheinende Verdiekungen und Überzüge finden, deren Wejensart uns bei diefer Betrachtung an der Luft ganz rätjelhaft erjcheint. Stellen wir aber folche Hoßftüde etwa in ein Glas mit Wafer, fo wird fich uns bald ein überrafchendes Bild darbieten. Zunächft jehen wir, daß die Überzüge, die vorher zujammengejunfen waren, jic) wieder dehnen und ihre gewöhnliche Geftalt annehmen, wie wir e8 etiva auf der Tafel „Movstierhen” im Hintergrund abgebildet finden. Bei jchär- ferem Zujehen erfennen wir alsbald, daß an dem Klumpen ein veges Xeben Herrfcht, denn Heine mweißliche Gebilde bewegen jich da, ericheinen langjam und verjchwinden blisjchnellf. Nehmen wir vollends eine nicht zu Jhmache Lupe zur Hand und betrachten einen Teil des Überzuges genauer, jo bietet fi) ung ein Anblid, wie er, joweit dies eben durch die Hand des Künjtlers möglich ift, auf der beigehefteten Tafel im Vordergrund ericheint. Die ganze Iheinbare Gallertmafje bejteht aus Röhren, aus denen weißliche, gefiederte Tentafelfronen meilt exit langjam und zagend fich Herborjtreden, dann aber jede in Zoım eines eleganten, doppelten Hufeijens ji) auseinanderbreiten. Ar der Bewegung der im Wajfer jchwebenden Heinen Schlammteildhen oder Snfujorien, die wie im Strudel fortgerijjen werden, über- zeugen wir ung, daß die einzelnen Fiedern mit lebhaft arbeitenden Wimpern bejebt fein müfjen. Was toir da vor una haben, ift nun nichtS anderes als eine Kolonie von Moov3- tierchen, in diejem bejonderen Fall von Plumatella repens Z., die in Deutjchland überall häufig ift. Sede einzelne Röhre wird von einem Tier bewohnt, oder jtellt, beijer gejagt, einen Teil eines jolchen dar. | An jedem Einzelindivivuum (Zoovecium) einer Moostierfolonie Fann man nämlich) ziwei Körperabjchnitte unterjcheiden: einmal ein Gehäuje, das in unjerem Falle röhren- fürmig, bei anderen Arten dagegen oft jad- oder Fajtenartig erjcheint, und das meijt dur) Chitin oder Kalfeinlagerungen verhärtete Wände befist. Aus diejem jogenannten Cyjtid jtreckt fich nun der andere Teil, der wegen feiner Ähnlichfeit mit Hndrozoen Polypid ge- nannt worden ift, und der eine weiche, biegjame Körperwand bejikt. An dem Ende des Polypids befindet fich die erwähnte, mit Wimpern bejegte Tentafelfrone, deren freis- oder Hufeifenfürmige Geftalt ein Merkmal für die fyftematijche Einteilung der Alaffe abgibt. Sie umitellt die Mundöffnung, die bei den Vhylaftolämen (©. 318) von einem Dedel (Epi- jtom) überragt wird, und die in einen oft musfulöjen Schlund führt. Der Darmfana! hängt wie eine Schlinge, der Magen zu unterft, in die geräumige Leibeshöhle hinein und endigt bei den Eitoproften (©. 315) rüdenftändig von der Mundjcheibe nach außen, während bei ven Entoproften (©. 322) der After von den Tentafeln mit umjtellt wird. GSonjt ganz frei, 316 Mujhellinge: Moovstiere. toird er nur Durch einen runden Strang, den Funifulus, an die Leibeswand Iocdfer be- feftigt. Die fchematiihe Abbildung einer Cristatella macht uns diefe Verhältniffe am beiten Far. Unter der Haut des ganzen Tieres befindet jich eine Lage von Ningmusfeln, innerhalb deren Längsmusfelfafern verlaufen. Das Polypid fann in das Gehäufe durch mächtige Rüdziehmusfehr (rm) eingeftillpt und eingezogen werden. Blutgefäße und Aus- jcheidungsorgane find nicht vorhanden; Dagegen liegt zwiichen dem Anfangsdarm (oe) und After a das Nervenzentrum in Oeftalt eines Ganglions g, von dem Nerven nach den Zentafeln t und dem Darın aus- gehen. Die Moostiere jind Zivit- ter; ihre eimprüjen entiwideln jich in der Bededung der Leibes- höhle, die weiblichen meijt am Zunifulus. Bejondere Ausfüh- rungsgänge jind nicht beobachtet. Die Kolonien verdanken ihre Ent- jtehung einer ungejchlechtlichen Vermehrung, einer Bildung von Stnojpen im der Störperivand. Heben jolchen äußeren Stnojpen finden jich bei den GSüßmajjer- bryogven aber noch innere (st), Die am Funifulus (£) ihre Entjtehung nehmen. Wir werden Davon imei- ter unten noch zu jprechen haben. Die Entwidelung der im Meere .. lebenden Bryozoen ijt eine Wie= tamorphoje unter Durchlaufen = Be EN. . eines LYarvenzujtandes, während Längsjonitt burd ein Ginzeltier von Cristatella mucedo (un. lie bei denen . Des Süßmajjers Nah Cori aus ®. Külenthal, „Leitfaden für das zool. Praktikum‘, 3. Aufl., R 12 Jena 1905. t Tentatel, mu Nusfel der Tentatelfuve, 1 Tentatelträger, e-Mund- mehr unmittelbar verläuft. fall lm Magen, 2 Onkharm, a Miet, e Sept m Bfinung Kir ve usfger — DIE TNd.. Die einfürmigen a 2 onen Gomigige es Baues eimer LTiergruppe, von der man zwar gegen 1700 fojjile und noch lebende Arten fennt, die aber troß der Anhäufung der Einzeltiere zu Stöden im ganzen jehr wenig in die Augen fällt. Einige Sippen über- ziehen wie unfere Plumatella im Süßwafjer Wurzeln und die Stengel der Seerojen bis zu Armesdide, jind aber dabei jo unanjehnlich und mißfarbig, und die Schönheit der winzigen Einzeltiere entzieht fich Dabei jo dem Auge, daß auch) durch dieje Majjen die Auf merkjamfeit nicht erregt wird. Bon äußerjter Mannigfaltigteit und bewundernsmwürdiger Bierlichkeit find die Stöde der jeebewohnenden Bryozoen, auch von außerordentlicher Häufigkeit. Sie erheben fich von den verjchiedenften Unterlagen als zierlihe Bäumchen oder gabelig fich verzweigende Gebilde oder friechen bisweilen in Diejer Verzweigung auf der Unterlage Hin. Andere wieder verflechten fich zu feinen Negen und Saufen oder gleichen zufammenhängenden NRajen und Moojen, bilden Blätter, an denen entweder nur auf einer oder auf beiden Geiten die Tentafelfränze zum VBorjchein fommen. ee Allgemeines. _ | 37 gur Beute der Schleppnesfahrten an den Küften des Atlantiichen Ozeans und des Mittehteeres zählt fehr oft die jogenannte Kebforalle, Retepora cellulosa Cavol., feine Koralle, jondern ein echtes Moostier, deifen Kolonien einen jchönen Anblid gewähren. Sm frischen Zuftande erjcheinen die einem feinen becherartigen oder mannigfach gefalteten und gefrauften Nebwerf gleichenden Stöde von einer rötlichen organifchen Mafje überzogen, aus der ich Die zarten Borderenden der nur mit ftarfer Qupe deutlich erfennbaren Einzel- tiere erheben. Die Stöde aber, aus denen die Weichteile durch Bleichen und Ruben ent- fernt find, haben Eee. LA ZZ 2 Salz, ba Hg Tr ZZ ee. = iiegt anifnendiig — = —= falfige, die einzel- nen Syndibivuen verbindende Ziwi- jhenmajje, Deren Berhältnis zu den ven Einzeltieren angehörigen Teilen ein ganz ähnliches it wie bei den Bo-- Iypen. Sn den flei- nen Öffnungen, die wie Pünktchen auf ven ducchbrochenen Blättern der Stöde zu jehen find, jaßen borher- Die 00- cien. Shre Wars dungen jind die zu Gfelett geimorde= nen Gehäufe. Ms Beilpil = N ‚Der ungemein zahl- Nettoralle, Retepora cellulosa Cavol. Natürliche Größe. reichen Überrinden- En ven, oft auch) zugleich freiblätterig ausgebreiteten Moostierformen des Meeres geben mir -auf ©. 318 eine Lepralie des Mittelmeeres. Der Fuß des Stodes ruht auf einem bieläjtigen Gebilde, einer den Algen verwandten, jehr gemeinen Kalkpflanze aus der Ab- teilung der Melobejieen, und diefe jelbjt ift einem Steine aufgewachjen. Die Einzeltiere find im Stode in Neihen georönet, und eine Eigentiimlichfeit, welche die Lepralien bon den Reteporen und anderen Bryozoen unterjcheidet, bejteht darin, daß die Jndividuen fich nur auf einer Seite des Stodes, aljo in einfacher Schicht befinden. Die Erhaltung im foffilen Zuftande verdanken die Bryozoen der Erhärtung und Ber- falfung de3 größten Teiles der Xeibeswand. Die jo wechjelnde Form der ©töde hängt von. der bejonderen Art der Snojpenbildung ab. Nachdem nämlich das aus dem Ei gefommene Wejen jich feitgejebt Hat, wird der Stod durch Sinojpenbildung aufgebaut. Snoem bei 318 Mufchellinge: Mooöstiere. jeder Sippe und Art die Sinojpen an bejtimmter Stelle hervorbrechen und eine bejtimmte Lagerung zu den Muttertieren annehmen, find infolge Heiner Abweichungen doch die ver- ichiedenften Kolonieformen das Ergebnis. Da jedes Zodeium des Stodes zu bejtimmter Zeit auch Eier und Samen herborbringt, jo ijt für die Vermehrung in ergiebigiter Weije i gejorgt. Man kann am Meeresitrande ‚binnen wenigen Tagen eine reiche braucht nur Haufen von Tangen jich nad) Haufe bringen zu lafjen, um fait an jedem blattartigen Teile Diejer niederen Pflanzen gemwilje Arten an- zutreffen; und imo der Meeresboden = nicht gar zu unfruchtbar und ungün- tig ift, find die Steine und die noch vollen und die leeren Schnedenge- — Häufe und Mujchelichalen mit Bryo- = ;oenjtöcchen bejeßt, die man aller- = _ dings oft exft bei forgjamer Durch- ni T- Mujterung mit der Lupe enivedt. a Da unjere Tierchen in dem gro- = : — Ken Konzert der organischen Welt feine große Rolle jpielen, ijt aus dem Dbigen Kar. Fhre Anzahl it aber wieder jo erheblich, die Einzelheiten ihrer Organe, die Art und Weife ihrer Stnojpenbildung und Fortpflanzung ea ZERH Cine Zepralie. Natürliche Größe. jind jo mannigfaltig, daß die Bejchäf- tigung mit ihnen ein Naturforjcherleben auf Jahre auszufiillen imftande it, wie die um- fangreiche Literatur über fie beweilt. Die Hauptanhaltspunfte für die jitematijche Ein- teilung find der Bejchaffenheit des Mundes und der Fühlerfrone entnommen, wie mir menigjtens durch einige Beijpiele zu belegen verjuchen werden. Nach) der Lage des Aiters zum Tentafelfranz teilt man die Moovstiere in zwei Ord- nungen: 1) die Ectoprocta, bei denen der After außerhalb, und 2) Die ee bei denen er innerhalb des Tentafelfranzes miindet. Grjte Ordnung: Eetoprocta. 1. Unterordnung: Armwwirbler (Lophopoda oder Phylactolaemata). Die Mehrzahl der Moostierchen des füßen Wafjers gehört der Unterordnung der Armtwirbler an, deren Mund mit einem zungenförmigen Dedel, dem Epijtom, verjehen it (Daher der Name Phylactolaemata). Shre Siemen find Hufeifenförmig (daher auc) Lophopoda), am Grunde von einer felchförmigen Haut umwachjen. Die Cyitive find ent- weder ganz weich oder hornig und fommen daher im foffilen Zuftande nicht vor. — — Ürnte an Bryogoen machen. Man | 4 Ecetoprocta: Armwirbler. 319 Eine jehr merkwürdig jich verhaltende Sippe ift Cristatella Ouv. Gie bildet elliptifche Kolonien, die nicht feitgewachjen find, jondern langjam Friechend auf jchleimiger Sohle jid) fortzubewegen vermögen. Al3 richtender Reiz fann 3. B. das Licht wirfen. Die Beweaung. der ganzen Kolonie wird Dadurch) einheitlich, Daß neben den Nerven jedes einzelnen Tieres noch ein bejonderes Nervenjyiten bejteht, Das mit dem der Einzeltiere in Verbindung fteht und von Nachbar zu Nachbar durch Offnungen zieht, durch die auch die Leibesflüffigfeit des einen ven übrigen zujtatten fommt. Ein Kommunismus idealfter Art! Auf plößliche Reize hin, etwa auf eine jtarfe Erichütterung oder dergleichen, pflegt Die ganze Stolonie jich von ihrer Unterlage zu löjen und im Wajfer zu Boden zu finfen oder mit dem Strome fortzu> treiben. Wir fernen nur eine Art, Cristatella mucedo Cwv., die für jich die Jamilie der Cristatellidae ausmadt. Cine folche Kolonie ijt gewöhnlich gegen 5 cm lang, man hat aber auch jolche von 30 cm beobachtet. Unjere Plumatella fungosa Pall. ijt ein Bertreter der Plumatellidae ımd zugleich das bei uns gemeinite Moostier. Ulmer unterjcheidet noch vier weitere Arten derjelben Gat- tung aus unjeren Gemäjjern, von denen nur der auf der Tafel bei ©. 315 dargeftellte Feder- bujchpolyp, Plumatella repensZ., genannt fei, dejjen Röhren hirichgeweihartig verzweigt find. Unregelmäßig veräftelt find die Kolonien von Fredericella sultana Blbeh., während die bon Lophopus erystallinus Pall. gelappte, jadförmige Überzüge auf Blättern, Zweigen ujio. bilden. Bei diefen Bryozoen des jüßen Wajjer3 treffen wir nun überall neben der ge- ihlechtlihen Fortpflanzung die ungejchlechtlichen VBermehrungsarten, deren mir jchon Er- wähnung taten, als Anpaffung an äußere Berhältnijje, Winterfälte, Austrodnung ujm. Gie wurden in neuerer Zeit namentlich von Kraepelin und Braem genauer unterjucht.. Die ungejchlechtliche Vermehrung vollzieht jich Durch Kteimförper, Die von zweierlei Art jein fönnen. Bei der Gattung Paludicella Gerv., die, wie wir nachher jehen werden, einer ganz anderen Ordnung angehört, aber Doch wie die bis jebt erwähnten Sormen im Süß- wajjer Iebt, bilden jie jich Ende September innerhalb weniger Tage durch einfache Alb- jchnürung vom Stode, der darauf zugrunde geht. ©ie find von jehr verjchievdener Größe, zeigen aber die Berhältnifje anderer, mit dem Stode in Zujammenhang bleibender Sinojpen von gleicher Größe: e3 find eben tatjächlich losgelöfte Knojpen, jogenannte Winterfnojpen, die an den Reften der horizontal Friechenden Bmweige der Paludicella-Stödchen haften- bleiben und im nächiten Frühjahr an Ort und Stelle zu einer neuen Kolonie ausmachen, bon den aufrechtftehenden aber durch das Wafjer weggejpült werden und in ber Terne neue Anjiedelungen zu gründen bejtimmt jind. Anderer Natur ift eine zweite Art von Keimförpern, die jich al? Zellhaufen auch Ende de3 Sommers am Funifuhus bilden, von ovaler oder runder abgeplatteter Geftalt find und eine eigentümliche Echale um fich abjcheiden (Abb., ©. 320). Dieje ijt von horniger, dDurchfichtiger Beichaffenheit, von bräunlicher oder gelblicher Farbe und bejteht aus zwei Klappen, die wie Uhrgläjer aufeinander gepapt find. Der beide Klappen umgebende Rand it oft verbreitert und enthält im Snneren Heine Luftfammern oder radiär abjtehende ftarre Hornfäden mit Wiverhafen am Ende. Diefer Ring, der „Schwimmgiitel, dient dazu, die fertigen, Statoblajten genannten Winterfeime auf der Oberfläche des Wajjerz zu erhalten. Die Widerhafen ftellen gewijjermaßen Anter dar, mit denen die von Wind und Wellen fort- getriebenen Statoblajten an geeigneten ©tellen, an denen fie ji) im nächiten Frühjahr enttiefeln werden, hängenbleiben. Die Entwidelung wird dadurch eingeleitet, daß jich 320 Mujhellinge: Moostiere. die beiden Klappen zu einem Spalt auseinandergeben, aus dem die Keimmafjje austritt. Aus den auf ungejchlechtlihem Wege hervorgebrachten Winterfnojpen und Statoblaften erjcheinen Yndivivuen, die fich gejchlechtlich fortpflanzen, und deren Nachfommenjchaft jchließlich wieder die Winterfeime Tiefert. Dabei ijt nicht ausgejchloffen, Daß die Stödchen, die aus jolchen fich entwidelt Hatten, eine Zeitlang zwar gejchlechtlich fich fortpflanzen, im Herbjt aber jelber auch Statoblaften liefern. Das Wachstum der Bryozoenftödchen durch tnojpung, das Ablöfen der Winterfnojpen bei Paludicella, die Bildung der Statoblaften und 003 Auftreten von Giern zeigt uns jo recht, wie Wachstum und Fortpflanzung mit- einander zujammenhängen.. Braem ijt ver Meinung, daß Die Statobfaften ‚wenigitens bon Oristatella einfrieren müjjen, um entwidelungsfähig zu bleiben. Er bemerft über ven Einfluß des Frojtes auf die Statoblaften: „m Ddeutlichiten zeigte er jich Dann, wenn bon den Gtatoblajten der nämlichen Kolonie nur eine Hälfte dem Frojt ausgejegt wurde, die an- dere ihm Dagegen entzogen blieb. Während in diejem Falle die eritere jich zur Erzeugung von Embryonen durchweg als tauglich erwies, fonnte jene einjtweilen durch feine Bemühungen zur Entwidelung gebracht werden, jelbjt dann nicht, wenn die Temperatur dem Nullpunft jehr nahe geitanden Hatte. Man fieht aljo, daß bei der völligen. Gleichartigkeit Des Materials iur der Sroftdas ausjchlaggebende Moment bilden fonnte, Statoblaft von Crletatelle mucedo Cuv., oben und vah ferner gerade die Srjlarrung der ölüfig- von ber Zläe, unten von ber Ceite gejehen. Start feit, nicht bloß eine verhältnismäßige Abkühlung, N nn es N nom Bedeutung if, Sannerhin chemie on. auch der Froft nicht allzu flüchtig jein darf, und daß er wenigiteng einige Tage anhalten muß, wenn fein Einfluß deutlich Herbortreten joll.” Dieje Beobachtung it merkwürdig, aber es it zu bezweifeln, ob eine Verallgemeine- rung des Beobachteten gerechtfertigt ift. Für die nördlichen Berhältnijje Königsbergs mag die Sache gelten, aber für andere Gegenden nicht. Sr Wejteuropa entlang der Küfte ind Winter, in denen das Wafjer nicht zu Ei gefriert, nicht ausgejchloffen, und Doch findet fich dort Cristatella. Ebenjo willen wir, daß Fris Müller. in Brafilien und Carter in Britiich- Indien Statoblaften bei Brhozoen a haben. 2. Unterordnung: Kreiswirbler (Stelmatopoda oder Gymnolaemata). Ungleih zahlreicher jind jolhe Familien der Moostierchen, denen der Mundpdedel, da3 Epiitom, fehlt, deren Mund daher unbededt ift. AS zweites Hauptmerfmal ift anzu- führen, daß die Tentafel nicht Hufeifenförmig angeordnet find, fondern im Seife auf einer Scheibe jtehen. An diefe wichtigjte Eigenjchaft joll der eine fyftematifche Name für diefe Unterordnung, Gymnolaemata, erinnern, womit eben das Unbebedtjein des Mundes bezeichnet wird. Ectoprocta: Streismwirbler. 321 Bu den wenigen Süßtvafjerbemohnern unter den Kreiswirblern gehört die Familie der Paludicellidae mit der obenermwähnten Paludicella ehrenbergi Bened., an welcher der Tentalelfranz unvollfiommen ausitülpbar it und daher auch im Zuftande der größten Ausdehnung des Tieres von einem doppelten Kragen umgeben erfcheint. Cine andere, und zivar jehr umfangreiche Öruppe der Oymnolämen find die fogenann- ten Chiloftomen, bon deren Beichaffenheit uns die in der Nordfee gemeine Flustra foliaceaZ. aus der Jamilie der Flustridae eine Vorftellung geben fan. Die vergrößerten - Bellen, die twir auf der untenftehenden Abbildung jehen, find jener erhärtete Teil des Tieres, in den jich der meich bleibende Vorderteil zurüdziehen fann. Dies gejchieht duch eine querjtehende Offnung, an der fich ein lippenartiger elaftifcher Dedel befindet. Die Tierchen fönnen aljo in diejem Gehäufe jich abjchließen und fichern, und diejenigen Sippen, die nicht, iwie Flustra und andere, mit einem bejonderen : Dedel ausgejtattet jind, fünnen die Duerjpalte duch Muskeln zujammenziehen. Die Kolo- nien unjerer Flustra bilden blattartige, ver- zmweigte Lappen, Die auf beiden Geiten aus einer Tage eng aneinanderliegender Jndividuen zufammengejet jind. Die Zellen verfalfen, jedoch nicht jtark, jo daß jie im friihen Zuftand elaftijch und mit dem ganzen Stod fjehr bieg- jam bleiben. Bei ven Gymnolämen und unter ihnen ganz bejonder3 bei den Chiloftomen kommt an den Stöckchen Arbeitsteilung vor, d.h. die einzelnen jie zujammenjegenden Tierchen zeigen einen ungleichartigen Bau und dienen Fr "gerne vogts einige perarökerte Bellen erjchtedenen phyjiologiihen Leiltungen. CS finden fich Zoöcien, Stolonen, Aoifularien, Vibrafeln und Opicellen. Die Zoöcien find die eben erwähnten, in die Gehäuje zurüdziehbaren und am bieljeitigiten entiwidelten Mitglieder der Kolonie, die zur Aimung, Nahrungsaufnahme und Verdauung, wohl aud) zum Empfinden dienen. Die Stolonen find wurzelartige Ausläufer der Stödchen, die aus jehr vereinfachten Smdivivuen beitehen und die Befeitigung der ganzen ©ejellichaft auf unter ihr befindliche Gegenjtände, Steine, Mufcheln, Schnedenjchalen uji., vermitteln. Höchit eigentümliche Gebilde find die Avifularien. Sie gleichen auffallend dem Kopf eines Vogels, etiva eines Papageien, es find Zangen mit einer größeren oberen (Schädel und Oberfiefer des Vogels) und einer Heineren unteren Bade (Unterkiefer), die jich fort- während mittel8 eines ziemlich verwicelt angeordneten Musfelapparats öffnen und jchließen. Sie fißen beweglich auf einem furzen Halje und immer in der Nähe des Einganges in ein Bodctum. Schnappend menden jie fich nach allen Seiten, und da die Bryozoenjtödchen feine Ausnahme von anderen jtodartig entiwidelten Meerestieren bilden, jondern ebenjo häufig wie dieje von allerlei Heinem Getier, Würmern, Krebschen, Larven ujw., als Ruhe- jtellen aufgejucht merben, fo Tann e3 nicht ausbleiben, daß ab und zu eins diefer Ge- ihöpfchen in den Bereich der jchnappenden Zangen gerät, die e8 paden, halten und das tote zwischen jich in Berwefung übergehen lafjfen. In unmittelbarer Nähe des Wimperjpiels Brehm, Tierleden. 4. Aufl. I. Band. 21 322 Mufchellinge: Moostiere. des Tentafelfranzes am Zodctum befindlich werden die Teilen der verfaulenden Beute, aber auch allerlei Heine, durch diefe herbeigelodte DIrganismen dem Crnährungstier zu- gejtrudelt und berjchtwinden in jein Maul. Die Bibrafeln find lange, fadenförmige, äußerft bewegliche Gebilde, die gleichfall® auf furzen Stielen jigen und wie Peitfchen fort- während hin und her jehlagen. Shre Bedeutung ift nicht ganz Har. Bielleicht find es einem befonderen Ziwvede dienende Taftorgane, vielleicht verjheuchen jie läjtige Bejucher des Stodes. Die Dvicellen, aud) Döcien (Cierhäuschen) genannt, jigen als glodenz, helm- oder blajenfürmige Gebilde am unteren Ende der Zoöcien und enthalten je ein Ei, jie find aljo Brutfapfeln für das u godctum. Sehr Schön und deutlich ausgebildete Abi- fularien finden wir bei der im Mittelmeer häufigen Bugula plumosa Pal. und B. avicu- laria ZL., die der Familie der Bicellariidae angehören. Durch eine eigenartige, dreiedige, jeitlich flach gedrücdte Yarve (Cyphonautes ge- nannt) ijt Membranipora pilosa L. ausgezeich- net, ein Vertreter der Heinen Jyamilie der Mem - | braniporidae. ®ie auf ©. 317 gejchilderte abaliors verrucosaM.-E. a) Teil eines Stodes, Nebforalle, Retepora cellulosa Cavol., gehört Bu a J ein Std ohenfo wie Lepralia pertusa Hsp. der Yamilie der Escharidae at. Sn wejentfich anderem Verhältnis al3 bei den Chilojtomen jteht bei Tubulipora tla- bellaris F. au der Familie ver Tubuliporidae der einftülpbare Teil zum jtarren Zellen- teil; die Mündung ift endftändig und weit und geht ohne Verengerung in das weiche Vorderende über. Die Familie, eine von jehr vielen diefer Nundmiündigen oder CHyflo- itomen, bildet mit ihren Stöden fchüffelförmige Inkruftationen mit ftrahlenfürmiger An- ordnung der Einzeltiere, toie die vergrößerte Hälfte Figur a an Tubulipora verrucosa M.-E. zeigt. In Figur b finden wir einige noch mehr vergrößerte Zellen. Zweite Ordnung: Entoprocta. Viele Syftematifer reihen den eben gejchilderten Moostieren noch einige Gattungen an, deren am meiften in die Augen fallendes äußeres Merkmal die Lage des After inner- halb des Füühlerfrangzes ift, und die man deshalb Entoprocta genannt hat. hr Körper gleicht mehr oder weniger einem Weinglafe und befteht aus einem Stiel, mit dem das Tier auf der Unterlage feitgeheitet ijt, und dem eigentlichen Felchfürmigen Rumpfe, der die Eingeweide enthält. Die äußere Haut jcheidet eine Kutifula ab. DBe- jonders am GStiele fann diefe Hülfe ziemlich feft werden und bei manchen Zormen, 5. D. bei der auf ©. 323 abgebildeten Pedicellina echinata Sars, mit Dornen bejeßt jein. Der r Entoprocta. : 323 Rand des Kelches trägt einen Kranz von Fiihlern (t), die einmwärt3 gefrummt und auf der ‚sunenjeite mit langen Wimpern bejegt find. Am Grunde des Kelches, dicht unterhalb des Fühlerfranzes, liegt die Mundöffnung und ihr gegenüber der After. Den inneren Aufbau des Tieres werden toir am beiten an der Hand der Abbildung B veritehen. Sie jtellt einen etwas fchematijchen Längsjehnitt durch die Körpermitte dar, der die Mund- und Afteröffnung mit trifft. Durch einen folhen Schnitt wird das Moos- tierchen in zwei [pmmetrijche Hälften geteilt. Wir fehen den hufeifenförmigen Dar (d); die beiden Schenfel jtellen den Anfangs- und Enddarm dar, während der mittlere, mit hohen Bellen ausgeftattete Abjchnitt der Magen ift. Zmwifchen Mund (0) und After (a), der Speife- töhre anliegend, ne jih ein Nervenfnoten (g) und vor legterem ein Baar Nephridien (n). Weiter nach dem Aiter zu jehen wir die Ge- ichlechtspriifen (h), deren Ausführgänge in den HohlraumdesBechers(dasAtrium)ausmünden. Die meilten Entoproften jind getrennten Ge- ichlechtes, man fann aljo bei ihnen zwijchen Männchen und Weibchen unterjcheiden, einige wenige jind jedoch Zwitter. Alle Eingemweide ind eingebettet in einem dichten, don reich- fihen Musfeßellen durchjegten PVarenchym in der Weije, mie wir eS bei den Plattwür- mern fenmengelernt hatten; eine geräumige Zeibeshöhle fehlt vollfommen. Das it na- türlich ein fchwerwiegender Unterjchied gegen- über den eitoproften Bryozoen, und biele Toricher find deshalb für eine Trennung der beiven Ordnungen und den näheren Anfchluß Der Entoprocta an die Plathelminths nm ee en getreten. Yu) der Stiel it bon jolcdem Var- Pedicellina echinata Sars. A) Einzeltiev mit junger enchym ausgefleidet und außerdem von Mus- zig Son”, 8.20. Keinsig1880. Bug Br. o) Emil, felfajern durchzogen, die eine jehr große Be- tier im Durhfänitt. ber guolage. „zebhrbud mweglichfeit der Tierchen ermöglichen. Die Fortpflanzung erfolgt auf ungeichlechtlihem oder gejchlechtlichem Wege. Durch Knojpung entftehen junge Tiere, die ehnell und ohne die Umschmweife einer Verwandlung die Geitalt des Muttertieres erreichen und entweder nach erlangter völliger Reife abfallen, um neben ihrer Erzeugerin fich feitzujegen, oder dauernd mit ihr in Verbindung zu bleiben. Sn diefem Falle gehen nach und nach) aus einem Muttertiere Eleine Kolonien hervor. Aber die Vermehrung befchränft fich nicht hierauf. Zeitweife, aber ohne daß Die geichilderte Fortpflanzung durch Seitenfprößlinge unterbrochen wird, treten aus dem Cier- jtod befruchtete Eier (b) nach oben in das Atrium und entwideln jich da zu Wefen, die gar feine Ähnlichkeit mit den reifen Tieren haben. 3 find Larven, die eine weitere Berwand- lung durhmacdhen müfjen, mit Scheitelplatte und Wimperring ausgerüftet find und fich ohne große Schmwierigfeit auf die Trochophora-Larve zurüdführen Yafjen. Die meilten Entoprocta find Meeresbemwohner, nur die Öattung Urnatella Leidy Yebt 21* 324 Mujchellinge: Armfüßer. in füßen Gewäfjern Nordamerikas. Sie führen zum Teil ein recht veritectes Dajein umd nähren fie) von den Heinften im Wafjer ehwebenden Lebemwejei. Dieje werden durch die Flimmerchen der Tentafel in eine Hufeifenförmige Rinne am inneren Umfreife der Fühler- Scheibe geftrudelt und in diefer weiter nach dem Munde geleitet. Die in unferer Abbildung (©. 323) dargeitellte Pedicellina echinata Sars ijt im Mittelmeer und in der Nordjee (3. ®. bei Helgoland) heimijh. Die Köpfchen erheben fich von einem Wurzelgeflecht, das alle Tiere der Kolonie verbindet und auf der Unterlage hinfriecht. Ebenfalls zu Stödchen vereinigt und wie Pedicellina getrennten Gejchlechtes find die Individuen der Urmatella gracilis Leidy. Loxosoma neapolitanum Kow. und Loxosoma singulare Keferst. find dagegen zwwittrig, und bei ihnen löjen jich die Einzeltiere nach erlangter Reife los. Sie leben verborgen in den Hohlräumen der Hornjchwänme. Zweite Klaffe: Armfüßer (Brachiopoda). Über dem deutichen Namen diefer Tierklaffe waltet das in der Naturgejchichte leider nicht feltene Verhängnis, daß er durchaus irreführend ift, fofern ex eine charafteriftiiche Eigen- tiimfichfeit der Tiergruppe, der er gegeben wurde, bezeichnen foll. Man ging einjt von der Borausfegung aus, daß man es hier mit Weichtieren zu tun habe, und da man dort eine Stlafje der Kopffüßer, eine andere der Bauchfüßer fennt, wurde nach einem entjprechenden Namen gejucht, der die Eigentümlichfeit der neuen Abteilung jenen gegenüber ausdrüden jollte. Alfein die fogenannten Armfüßer find arm- und fußlos, fie Haben weder Arme, die jich mit den um den Mımd geftellten Gang- und Gehmwerkzeugen der Cephalopoden, noch einen Fuß, der fich mit der Sohle der Schneden oder mit dem Beilfuße der Mujcheln vergleichen Tieße. Die früheren Naturforscher haben ihnen eine Beziehung angedichtet, die nicht vorhanden ift, und nach der man deshalb greifen zu fünnen glaubte, iveil eine andere Übereinftimmung dazu verleitete. Man bezeichnet nämlich mit dem Namen Armfüßer oder Brachiopoda eine Tiergruppe, die allerdings durch ein zweiflappiges Gehäufe fich auf das engite an Die Mufcheltiere anzufchliegen fcheint, fo eng, daß man bis in die neuere Zeit hinein jie als eine Ordnung jener Slafje anzujehen gewohnt war. Jr zivei jpiralig eingerollten Organen, die neben der Mundöffnung entjpringen, glaubte man die zum Herbeiholen der Nahrung verwendbaren Werkzeuge erbliden zu müfjen, indem man vielleicht unmillfürlich an Die damals von Cupier auch fir Weichtiere gehaltenen NRanfenfüßer unter den Srebjen dachte. Das Mikverftändnis fonnte fich um fo eher einniften, als bis vor ungefähr 50 Jahren die Tiere faft nie lebend beobachtet wurden und erjt die neuere Zeit Die Aufklärung brachte, daß diefe vermeintlichen Fangarme gar nicht imftande find, den ihnen zugejchriebenen Dienft zu verrichten, fondern in Wahrheit die Kiemen find. Die 1873 und 1874 veröffentlichten Unterfuchungen des Amerifaner® Morje und des Auffen Ktotwalemwffy Haben vielmehr Die ichon einmal von dem genialen Steenftrup ausgefprochene Anficht, die Armfüßer jeien jtark umgemwandelte Winmer, bis zu einem gewilfen Grade betätigt und durch die Dar- legung von deren innerem Bau und ihrer Entwidelungsgejchichte einigermaßen bekräftiat. 63 geht wohl aus diefen Zeilen hervor, daß von den Lebensäußerungen und Taten diejer Wefen wenig zu berichten fein wird. Sie gehören zu den langweiligiten und ver- Ihlojjeniten Mitgliedern der großen Lebemwelt. ee nn Allgemeines. 325 Olüclicherweife jind andere Seiten an ihnen der Beachtung und Betrachtung höchit wert. Zuerjt will Aufbau und Stil ihres Körpers verjtanden fein, und wenn uns dies zum größten Teil gelungen fein wird, dann merden wir die ungemeine Zähigfeit beftaunen, mit der jie jeit den ältejten Zeiten der tierifchen Schöpfung, foweit fie uns näher befannt jind, den Wechjel aller Lebensbedingungen über fich hingehen ließen, ohne fich mwefentlich zu verändern. Die Blütezeit der Stlafje ift längft vorüber; nicht nur in Arten, fondern noch viel mehr in gndividuenzahl mucherten fie einft fo, daß ftellenweife aus ihren Anhäufungen dide Zelfenjhichten entftanden, und daß dem Geologen ihr Vorkommen ein unentbehr- liches Hilfsmittel zur näheren Bejtimmung der Reihenfolge in den älteren Gebirgsforma- tionen ift. Den jeßt lebenden etwa 150—160 Arten von Armfüßern, die wir fennen, ftehen gegen 7000 foljile gegenüber. Wichtige Schlüffe laffen fich aus der Übereinftimmung der heutigen Armfüßer mit ihren älteften Vorfahren auf die Beichaffenheit der Urmeere ziehen. shr eigentliche Herfommen aber, ihre mwahrjcheinliche Blutsverwandtichaft blieb bis in die nreuejte Zeit verborgen, und die bloße Tat- jache ihres vollendeten Borhandenjeins in den ältejten gejchichteten Gefteinen drängte unabmweis- bar für fich allein jchon zur Vorausjegung, daß unjere jogenannte Primordialfauna, d. H. die Tierwelt, die wir bis jest als die ältejte anfehen zu müffen glaubten, eine vielleicht ebenjo lange und ebenfo alte Reihe von Vorfahren gehabt hat, ie bon ihre bis zur heutigen Lebemwelt nac)- gemiejen it. Pr : E Waldheimia (Magellanea) flavescens Val. Yu Der Naie in der Zoologie wird geneigt Aus K. A. v. Zittel-Broili, „Grundzüge der Pa jein, werm er die folgenden Mobildungen der Tiere u, Pr ne use Muste jtüchtig Betrachtet, fie für bie allernächften Wer- ". Snesiume m sen ausgeramen Sam. wandten der Mufcheln zu Halten. Bei näherer Kenntnisnahme zeigen jich aber doch die erheblichjten Berjchiedenheiten in dem Gehäufe und in den Weichteilen diejer Gejchöpfe, ohne daß vermittelnde Glieder die Herleitung der einen Klafje aus der anderen verjtändlich machen könnten. Dagegen ijt die von Miorje durchgeführte Bergleichung mit den NRingelwürmern von ziemlichem Erfolg gemwefen, zumal auch die Entwidelungsgef chichte uns zum Verftändnis verhilft. An den Mufchelmwirmern, tote mir fie bejfer nennen follten, ift nicht die Xebensweife der einzelnen Tiere das Anziehende, jondern die Entftehungsgefchichte der ganzen Kaffe, von der ung die Entwidelung des Ein- zelmwejens eine wiljenjchaftlich begründete Borftellung gibt. Doc hiervon meiter unten. Wir wollen unfere Studien an die in der heutigen Welt verbreitetite Samilie der Terebratuliden anfnüpfen. An allen Arten der Gamilie fällt ung fofort die Ungleich- heit der beiden Schalenhälften oder Klappen auf; die eine ift bauchig, größer al die andere und am Schnabel dDurchbohrt. Durch Ddiefes Loch tritt ein furzer, jehniger Stiel hervor, womit das Tier an unterjeeifche Gegenftände angeheftet ift. An den vom Tiere und den tierifchen Reften überhaupt befreiten Schalen fieht man num bei dem Verjudh, die Klappen boneinander zu entfernen, daß fie in der Nähe des Schnabel3 durch ein Schloß miteinander berbunden find, in der Art, daß ein paar Zähne der größeren Klappe in Gruben der Hleineren Rlappe aufgenommen find. Sie fünnen nicht, wie die Mujchelichalen, ausein- anderfallen, objchon fie das elaftische Band jener, daS Ligament, nicht bejigen. Aus der 326 Mujchellinge: Armfüper. Lage des Tieres und der Lagerung jeiner Teile Ihließt man, daß die größere bauchige Schalenhälfte a8 Bauchflappe, die andere als Dedel- oder Rüdenflappe zu be- zeichnen ift. Bon der Schloßgegend. der legteren ragt ein zierliches jchleifenförmiges Kalt gerüft nach dem gegenüberliegenden freien oberen Rande hin, in dejjen verjchiedener Ent- widelung und Gejtalt man mwillfommene Anhaltspunfte für eine gründliche Shitematif der Familien und ihrer Unterabteilungen gefunden hat. Auch an den gut erhaltenen Schalen- reften der vormweltlichen Brachiopoden ift Form und Ausdehnung Des Gerüftes wohl zu erfennen und aus diejen auf Die Bejchaffenheit der wichtigen Organe zu jchließen, von der die Mafje ihren wifjenfchaftlichen Namen erhielt. Sowohl das Schliegen wie das Dffnen der Klappen gejchieht im Gegenjab zu den Mujcheln durc) Musteln (a und e in der Figur auf ©. 325), die von der Bauchjchale entjpringen und zum Teil nad) Hinten vom Schloß an den Schloßfortfab (pr), zum Teil davor an der oberen Schale jelbft anjegen. Das Kalfgerüft dient alS Träger und Stüße zweier jpiralig eingerollter, mit längeren Tranfen (h) bejeter Lippenanhänge oder Arme (d). Dieje nehmen ven größten Zeil de3 Gehäufes ein, indem fie vom Munde (v) ausgehen, umnter- bunden find. Der gewundene Stiel und Schaft der Arme ijt nur geringer Bewegungen fähig, auch die Sranjen find ziemlich fteif, alle diefe Teile aber von Kanälen durchzogen. Gie jind Dadurd) in hohem Grade geeignet, als Atmungswerkfzeuge zu dienen. Cs hat jich zwar gezeigt, daß fie ihrem Namen als Arme wenig Ehre 4 machen, indem, abgejehen bon Rhynchonella, von einem Ser- Rücdenklappe von Tere- boritreden aus dem Gehäufe und Ergreifen der Nahrung feine pratulina apnfserpen Mode ift, indem fie aber (wiederum wie die meiften derartigen Atmungsorgane) mit Flimmerhärchen bededt jind, gleitet infolge der hierdurch erregten Wafjerftrömung die fein zerteilte Nahrung bis zur Mundöffnung. Der Darmfanal ift furz und endigt blind (z). Dieje Bauverhältnifje werden vielleicht noch deutlicher durch unjere obenstehende Abbildung der Nüdenklappe einer Terebratulina ver- anjchaulicht. Da ift der Mund mit o, das blinde Ende des Darımes mit x bezeichnet. Die bisher bejprochenen, beim Offnen der Stlappen zunächjt in die Augen fallenden Teile jind von zwei dünnen Mantelblättern umhiüllt, die fich eng an die Klappen an- ichmiegen und dieje durch Stoffe bilden, die von ihrer Oberfläche abgejonvert jind. Sr gefäßartigen Ausweitungen diejfer Blätter liegen auch die Fortpflanzungsorgane, die jehr einfach gebaut find. Die Gejchlechter find getrennt und in einigen Fällen an der ber- Ichiedenen Horm der Schale zu erfennen. AS Ausführungsgänge für die Gejchlechtszellen, zugleich wahrjcheinlich als Nieren dient ein Baar Häutiger Trichter, die inwendig fiimmern, mit ihrem freien offenen Ende in die Leibeshöhle münden ımd Gier fowie Samen nach außen leiten. Wir erwähnen Dieje anatomijchen Einzelheiten, weil aus der Bergleichung der zwei Trichter mit den jogenannten Segmentalorganen der Würmer ein u für die Beriwandtjchaft beider Gruppen hergeleitet worden ift. | Dieje Berwandtjchaft wird nun ganz meenitith auch duch die Entwidelungsgejchichte der Armfüßer bekräftigt, weshalb wir, ehe wir da8 Vorkommen und Stilleben einiger Öattungen fchildern, diefe Verhältnifje näher beleuchten. Früher befaß man mur über den unten näher befchriebenen mittelmeerifchen Brachiopoden, Thecidium mediterraneum Rüsso, U halb dejjen fie Durch eine ebenfalls gefranjte Häutige Brüde ver- Allgemeines. 397 durch den Parifer Zoologen Lacaze-Duthiers einige nähere Kenntnis, aber nur bis zu einer Stufe, von wo aus die weitere Entwidelung nicht erjchlofjen werden fonnte. Die Eier, die jich entwideln jollen, geraten in eine von dem unteren Mantellappen gebildete Tafche. Sn dieje jenfen jich auch Die beiden zunächit iegenden Armfranjen, die dieler werden und gegen ihre Enden zu ein paar Wülften anjchwellen, an die fich die Eier anfegen, und mit [4 ° Entwidelungsftufen von Argiope. Stark vergrößert. denen jeder Embryo vermittels eines furzen Bandes geradezu verwächjlt. Der Embryo erhält nun, nachdem er jich zuerjt wie eine Semmel geitaltet hat, da3 Anfehen eines kurzen plum- pen Ringelwurmes. Ein oberer Fortjag ift der vom Naden ausgehende Stiel, Durch den das Feine Wejen an die in die Brufttafche ragenden Armfranjen befeitigt ijt. Der vorderjte Fleinere Abichnitt nimmt jich aus wie ein Kopf; er trägt vier Augenpunfte und eine Bertie- fung, den fünftigen Mund. Zwei didere, mittlere Ubjchnitte find von einem vierten, Hleineren fortgejegt, alle mit Slimmerzilien bejebt. Morje und Komalemwift) Haben gezeigt, wie die Verwandlung vor fich geht. Der hin- terite Mbjchnitt wird zum Anheften benugt, der Kopf und der fragenartige Ring jenfen fich 328 Mujchellinge: Armfüßer. in einen Aufjchlag hinein, der von dem folgenden Ninge gebildet wird. Diejer Aufjchlag wächft mehr und mehr nach oben und bildet die jo oft dem Hautmantel der Mujcheln ver- glichenen beiden Lappen, von denen die Abjonderung des Gehäufes ausgeht. Das junge The- cidium zieht fich in fich zurücd und nimmt gleichjam Abjchied vom bisherigen freien Leben, um bon num an in fremdartiger Öeitalt jich einer einftedlerifchen Bejchaulichfeit zu ergeben. Berfolgen wir dDiefe Verwandlung in ihren Haupttufen an Stomalewitys Hand noch an einer anderen Gattung, Argiope. Wir jehen in Figur a (Abb., ©. 327) die Dreigeteilte Schmwärmlarve. Der mit Flimmern bejegte Schirm entjpricht dem Stopfe und Dem Kragenjegmente de3 Thecidium. Der mittlere, größte Körperabjchnitt birgt zwei Musfeln, die jich jpäter nach dem Stiel herabjenfen. Die nad) unten gerichtete Freisförmige Haut- falte mit den herboritehenden Nadelbiindeln trägt noch fein Zeichen ihrer jpäteren Um- jtilpung an fich, wie denn auch das Hinterende, einfach abgerundet, noch nicht jeine Fünftige Berwandlung zum Stiele verrät. Unjere Larve ähmelt jegt jehr der eines Borftentwirmes, nur tritt feine Sortentwidelung in der erwarteten Richtung, fondern eine Rüdbildung ein, die wir in Figur b fchon in vollem Gange finden. Hier ift die Feltjegung erfolgt, Der Hautteil des Mittelringes hat fich umgefchlagen, um zu der ven Mantel der Armfüßer bildenden Hülle zu werden. Der Kopfjehiem ift im Ochwinden. Sn Figur e ift die Verwandlung in ein äußerlich auch nicht entfernt an einen Glieder- wirm erinnerndes Wefen vollzogen. Das Hinterende geht in einen Etiel über, mittels deifen das Tier für immer befeftigt ift, und Die zmweiflappige Schale gewährt dem jonjt waffenlojen Körper Schuß vor Eindringlingen. Wir dürfen nım, nachdem wir den Bau der Armfüßer fennengelernt, uns etwas näher mit ihrem Vorfommen jebt und früher und ihren bejcheidenen Lebensäußerungen befanntmachen. Man teilt die Brachiopoden in zwei Drdnungen ein, je nachdem Die Schalen ein Schloß bejigen oder nicht: 1) Testicardines und 2) Ecardines. Srite Ordnung: Testicardines. Yus der Familie der Terebratulidae jeien zunächjt zwei Arten erwähnt: Liothy- zina vitrea Born (Terebratula) und Terebratulina caputserpentis Z. (Ubb., ©. 326). Die erite findet fich nicht felten im Atlantifchen Ozean und im Mittelmeer, während die zweite im Nord-AUtlantif zu Haufe ift und z. B. in den Fjorden der norwegischen Hüfte leicht mit dem Schleppneß erbeutet werden fann. Hören wir, was Barett über ihre Lebensweije jagt: „Dieje Art zeigt jich öfter alS irgendeine andere und jtredt aud) ihre Cirren weiter heraus; fie fand fich überall (an der norwegijchen Stüfte) in geringer Anzahl, 30—150 Faden tief, oft an Deulinen, einer Storalle, befeitigt. Die Cirren auf dem aufjteigenden Teile der Arme find fürzer als auf deren abjteigendem Teile; fie waren fajt fortwährend in Betve- gung, und oft bemerkte man, daß fie Kleine Teilchen in den an ihrer Bajis befindlichen Kanal leiteten. Sn ein Gefäß mit Seewajjer gebracht, öffneten jie allmählich ihre Klappen. Stücke, die an fremden Gegenständen Haftengeblieben waren, offenbarten eine merkwürdige Fähigkeit und Neigung, fich auf ihrem Stielmustel zu bewegen. Abgelöfte Stüde fonnten hin und her bewegt werden, ohne daß hierdurch das Tier veranlaßt worden wäre, feine Klappen zu jchließen. Wurden einzelne der hervorgeftrecdten Cirren berührt, jo zogen fie ei re EN. line Testicardines. 329 fich fogleich zurüd, und das Gehäufe fchnappte zu, öffnete fich jedoch bald darauf wieder. Sind die Arme zurüdgezogen, jo find die Cirren nach einmärts gebogen; öffnet fich aber die Schale, jo jieht man die Cirren fich aufbiegen und gerade werden; oft bemerkt man jedoch, daß das Tier vor dem Dffnen einige wenige Cirren hervorftredt und hin und her bewegt, gleichjam um zu prüfen, ob feine Gefahr drohe. Nur bei einer Gelegenheit wurde eine Strömung bemerft, die zwijchen den beiden Reihen von Cirren fich hineinbewegte. ch hatte verjucht, das Dafein von Strömungen feitzuftellen, indem ich mit einem Pinjel Heine Mengen von Jndigo in das Wafjer, welches das Tier umgab, brachte; dreimal wurde es mit Gewalt hineingezogen, und man jah dabei Teilchen von Srdigo durch den Kanal ar der Bajis der Cirren in der Richtung des Mundes dahingleiten." Wir brauchen faum zu wieder- holen, daß diefe Strömungen durch das Schlagen der unfichtbaren Flimmerhärchen erregt werden, mit denen die Cirren bejebt find. Yuch über eine andere Terebratel der nordiihen Küjte, Waldheimia cranium Müll., berichtet Barett: „Sie fand fich mehrere Male zwijchen den Vigton-Snjeln und dem Nord- fap in 23—150 Faden Tiefe, an Steinen, Balanen und anderem befeitigt. Sie gehört zu den Terebratuliden mit langer Schleife, und die Mundanhänge find an Diejes falfige ©felett jo befeitigt, daß fie unfähig find, jich zu bewegen, e3 jei denn an ihren jpiralig ein- gerollten Enden. Man hat vermutet, daß diefe aneinandergefügten Spiralenden aufgerollt werden fünnten, ettwa tie der Rüfjjel eines Schmetterlinges, aber ich habe nie eitvaS der- gleichen beobachtet. Dieje Art ift lebhafter al3 Terebratulina caput serpentis, bewegt jich ojt auf dem Haftmusfel und ift auch leichter alarmiert. Die irren treten nicht über den Rand des Haffenden Gehäufes hervor; mern die Schale fich jchliegt, find fie zurüdgebogen.” Auch Argiope decollata Chemn., deren Entwicelung im vorhergehenden Abjchnitt geichil- dert wurde, gehört hierher. Der Familie der Terebrateln jteht die der Thecidiidae jehr nahe mit der Gattung Thecidium Defr. ©ie ift vor allem dadurch ausgezeichnet, daß das jchleifenförmige, Talfige Armgerüft mit nach innen gerichteten Fortfäben ausgeftattet it. Die Yamilie ift in der heutigen Welt nur jparfam vertreten, namentlich durch das im Mittelmeer lebende Thecidium mediterraneum Risso, das Lacaze-Duthiers in einer ausgezeichneten Monographie be- Handelt hat. Die Nüdenklappe bildet für die weit größere Bauchklappe einen fait flachen Dedel, von dem die Armjchleife fich nirgends frei abhebt. Sie bleibt vielmehr mit ihm durch ein Kalfneg verbunden. Wir bringen nun die Mitteilungen des genannten Forjchers nad) dem franzöjiichen Driginal. „Die Schale des Thecidium befeftigt jich auf unterjeeichen Körpern. Sch fand jie in beträchtlicher Menge auf Gegenftänden, welche die Nee der Storallenfifcher auf der Strede vom Golfe von Bona bis zum Kap Roja vom Meeresgrunde heraufbrachten. Die Tiefe, in der e3 gefifcht wurde, betrug zwijchen 40 und 50 Faden. Da ich jchon viel Material für die Kenntnis der Tierwelt der Korallengründe von Korjifa gefammelt hatte und meine Beobachtungen auf die Küften von Algier, dann auf Sardinien und die Balearen ausdehnen wollte, war ich überrafcht durch die Heine Anzahl von Terebrateln im Gegenjabe zur großen Menge des Thecidium. ch fand mitunter auf einem zwei Fauft großen Steine 20—30 Stüd. Die Beobachtung der lebenden Tiere ift jehr leicht; ich erhielt fie anderthalb Monate Hin- durch am Leben und bloß dadurch, daß ich täglich das Wafjer der Gefäke wechjelte, worin lie waren. Unumgänglic) nötig ilt e2 jedoch), fie von den Körpern, worauf fie jich angejtedelt 330 Mujhellinge: Armfüßer. haben, loszumachen, denn dieje jind von allem möglichen Getier bewohnt: Schwämmen, Wirmern, Heinen Kruftern ujw., Die bald abjterben und, indem fie das Wajjer des Uquariums verderben, auch den Tod der Thecivien herbeiführen. „sm den eriten Tagen, nachdem fie gefiicht waren, Hafften die Thecidien in den großen Fäljern, worein man die Steine gelegt hatte, jehr weit; nachdem jie aber ijoliert und in die Heineren Gefäße getan waren, öffneten fie ich nicht jo weit. Die Heine Rücden- Elappe erhebt fich bis zu einem rechten Winfel zur erjten, fällt aber bei der geringiten Be- wegung, die man macht, blißichnell wieder zu. — Ohne Zweifel find die Thecidien für das Licht empfänglich. Eines Tages jah ich in einem großen Gefäße mehrere Thecidien mit offener Sllappe. Sch näherte mich jehr vorjichtig und machte, indem ich mich, um genauer zu fehen, vorbeugte, mit meinem Kopfe Schatten; augenblidlich jchlojjen jich die, welche vom Schatten getroffen wurden. An einem geöffneten Theeidium unterjcheivet man, eben wegen der großen Entfernung der Klappen voneinander, alle Teile, und man jieht Die Tranjen und Arme fehr genau. Die Iunenfläche der Schale aber, auf welcher der Mantel liegt, ift fo blendend weiß und der legtere jo durchlichtig, daß man die Stalfichleifen und die Erhabenheiten der Sllappen vollfommen Far unterfjcheidet, ohne den Mantel zu bemerfen. 63 überraschte mich dies jo, daß ich mic) fragen mußte, ob denn in der Tat noch ein weicher Überzug die Kalfteile, Die ich beobachtete, beffeidete. „Lußerlich ift die Schale felten weiß und glatt, fondern gewöhnlich überzogen mit darauf angefiedelten Pflanzen oder Tieren. ES veriteht jich aber von jelbit, daß die an- gemwachjenen Schalen Jich bezüglich der Entwidelung von Schmarotern wie jede andere Unterlage verhalten. Aber nicht nur die Außenfeite wird von jolchen Wejen eingenommen; die Klappen werden vielmehr in allen Richtungen dDurchbohrt don |hmarogenven Algen, die mitunter dem Gehäuje ein grünliches Ausjehen verleihen.“ Dieje lebte Bemerkung von Lacaze-Duthiers ift infofern zu berichtigen, als nicht Algen, jondern vorzugsmweije die jo- genannten Bohrjchwämme in die Sllappen der Thecidien wie in die dereichtiere eindringen. Eine weitere Familie, die in geologijch noch älteren Schichten al3 die bis ins Devon reichenden Terebrateln wurzelt, in der Gegenivart aber nur durch vier Arten vertreten wird, it die der Rhynchonellidae, fo genannt von der wichtigiten ©ippe, Rhynchonella Fischer. Sie eben ift es, die zu den ältejten und verbreitetiten Organismen gehört, da jie von den filurifchen Zeiten an durch alle Formationen reicht. Die noc) lebende Rhynchonella psittacea Chemn. zeigt am beiten den charakteriftiichen jchnabelförmigen Fortjat der Baud)- Happe. Die Dffnung für den Stiel befindet fich unterhalb diefes Schnabels. Die Klappen jind miteinander befeftigt vie bei den Terebratuliden; das Armgerüft bejteht aber nur aus zwei furzen, jchmalen, gefrümmten, chalenförmigen Plättchen, die an der Scheitelgegend der Heinen Mappe befeitigt find. Über Vorfommen und Lebensweije der genannten Art hat Barett auf feiner jfandinavijchen Reife einige Beobachtungen gejammelt. „Sie findet jich lebend nicht bejonders häufig in den nördlichiten Gegenden, nämlich bei Tromsö in einer Tiefe von 70—150 Faden; Klappen ohne das Tier find bei Hammerfeit im Schlamme ge- jammelt worden. Dieje Art Schten mir jehr jchwer zu beobachten, da das Tier, für alle Ein- orüce befonders empfänglich, bei der geringjten Bewegung jeine Klappe jchließt. Die Arme erweitern ihre Spiralgänge genugjam, um die Franjen bis an den Rand der Schale ge- langen zu fajjen. Sch Habe diefe Art oft bei Haffenden Stlappen beobachtet, nie aber habe ich gejehen, daß fich ihre Arme entrollt und aus der Schale hervorgejtredt hätten.‘ . \ N 4 j j ’ ? 3 % Ve Ha ee . B Testicardines, Ecardines, : 33l Zweite Ordnung: _ Eeardines. Die Brachiopoden, die wir bisher behandelt Haben, gehören mit wenigen Ausnahmen dem tieferen Meeresgrunde an. Anders verhält es jich mit zwei anderen. Samilien, den Linguliden und Disciniden. Shre Schalen find von horniger Befchaffenheit und be- jigen fein Schloß, haben aljo glatte Ränder, weshalb die ganze Drdnung die der Ecardines genannt wird. Die hierher gehörenden Formen bewohnen vorherrjchend und in großer Jndiviouenzahl die Uferzone und find zugleich an die märmeren Meere gebunden. ©o leben Lingula anatina Brug. und Lin- gula pyramidata Morse, typijche Arten der erjten Zamıilie, im Yndi- ihen Dzean bezüglic) an der amerifanijchen Süfte, während Discina striata Schum. zur zweiten Familie zu rechnen ijt und an der weit- afrikanischen Küfte heimifch ift. Die Schale der Lingula it dünn, fat biegjam und von grünlicher Tarbe. Die Slappen jind einander fait gleich und bieten im snneren feine Fortfäge zur Stüße der diden, fleiihigen und jpiraligen Arme dar. An Lingula pyramidata hat Morje interejjante Beobachtungen gemacht. hr Stiel ift neunmal jo lang wie der Körper, wächjt nicht an, ijt wurmartig beweglich und hat wie gewilje Würmer die Fähigteit, Köhren aus Sand anzufertigen, in die fich die Tiere zurüdziehen. Jn- dem fie alsdann durch Übereinanderlegen der Borjten des Mantelran- des ein feines Sieb bilden, verhindern jie, daß mit dem Waller Sand- fürner in die Kiemen geraten. Die übereinander Jich erjtredenden Nöhren jehen aus wie die einer Terebella. Morje ijt der Meinung, daß wenigitens Lingula pyramıdata ihr Leben nicht über ein Zahr bringt. Mehrere Hundert im Juni und Juli gejammelte Stüde waren alle von gleicher Größe und ihre Schalen von gleichmäßig frischem Ausjehen. Der Schluß, daß alle aud) von gleichem 5 Alter feien, lag nahe. Die während des Sommers gefammelten und "ans o won gehaltenen Tiere jtarben Ende September unter ähnlichen Erjcheinungen, wie jie auch nach den Unterjuchungen von Williams den natürlichen Tod gewijjer Ningel- wiirmer (Nais, Arenicola) begleiten. Über da3 geologijche Vorkommen der Lingula-Arten jagt Sue: „Dieje Sippe tritt, wie diejenige der Discina, jchon in den ältejten verjteinerungsführenden Ablagerungen in nicht geringer Mrtenzahl auf. Seit jener Zeit hat fie fich durch alle Formationen hindurch bis auf den heutigen Tag erhalten, ohne in irgendeiner Zeitepoche ein auffallendes Wlari- mum zu zeigen.“ Aus diefem Vorkommen umd der Einfachheit der Schale der Lingula, die jic) am beiten mit fnorpeligen Bildungen am Borderende einiger Borjtenwürmer vergleichen läßt, ließe fich vielleicht ichliegen, daß fie den wirrmartigen Vorfahren noch am nädjiten jtände. Wir müjjen aber Dabei eine unberechenbare Zeit borausjeßen, während der die Ummandlung, von der uns die Entwidelung der heutigen Formen Zeugnis gibt, vor ji ging. Wir Haben woh! gerade darin, daß vdiefe Umwandlung fchon in den entlegenjten Urzeiten jtattfand und exit 332 Mufchellinge: Armfüßer. nach Erlangung einer faum ftärker zu dDenfenden Rüdbildung ftilfftand, die Schlüffel zu fuchen zu der feitherigen fajt beifpiellofen Bejtändigfeit der Klajje innerhalb ihrer Grenzen. Wenn mir ferner die Familie der Craniidae mit in unfere Betrachtung hineinziehen, jo gejchieht es, weil ihre geologijche und gegenwärtige Verbreitung dazu auffordert. Gie it fo abweichend, daß jie für jich allein eine Samilie bildet. Fhre Schale ijt nämlich an unterfeeijche Körper mit der Bauchklappe aufgewachlen. Die Rüdenflappe ijt dedelfürmig, und beide werden nicht Durch ein Schloß oder Einlenfungsfortjäge, jondern lediglich Durch Muskeln aneinander gehalten. Auch jtüßen fich die fleifchigen Spiralarme nur auf einen najenförmigen Fortfa im Mittelpunfte der Bauchklappe. Die befanntefte der vier leben- den Arten ift Crania anomala Müll. aus unjeren nördlichen Meeren, die fait jtels in Ge- jellfchaft von Terebratulina caputserpentis (©. 328) gefunden wird, diefer jedoch weder in die Meere des borealen Nordamerikas noch in das Mittelmeer folgt. * Den Mufchelfammlern und Mufeumszoologen galten die Schalen der meilten Brachio- poden noch vor verhältnismäßig furzer Zeit als ©eltenheiten erjten Ranges und wurden teuer von ihnen bezahlt. Man ging von der Anficht aus, daß wenigitens die Terebrateln ganz bejonders echte Tiefjeetiere feien, denn man kannte fie nur aus Tiefen, in die man damals die Aufßerjte Grenze der Möglichkeit tierifchen Lebens verlegte. Die neueren Tiefjee-Forschungen Haben uns eines Bejjeren belehrt und ung gezeigt, daß die Terebrateln ziwar in ihrem Vorkommen an bejtimmte Gebiete gebunden jind, aber dort, to fie einmal vorkommen, in bedeutenden Mengen vergejellichaftet aufzutreten pflegen, wie e3 auch in der Vorwelt, 3. B. in den Meeren des Mufchelfalfes, gemwejen it. Ymeitens aber mwiljen wir durch die Challenger-Erpedition, daß die Brachiopoden gerade feinen her- borragenden Beftandteil der Tiefjeetierwelt ausmachen; und das ijt jehr erklärlich, wenn wir den Bau der Armfüßer und die Verhältnijje der Tiefjee erwägen. Die Brachiopoden find, wie wir fahen, fejtlißende Tiere und bedürfen im allgemeinen eines felfigen Unter- grundes, auf dem fie fich vor Anker legen fünnen. Solcher Boden findet fich aber in be- deutenden Tiefen nur felten, meift ijt er dort vielmehr mit weichem Schlid oder Ton be- dedt, hat folglich eine Bejchaffenheit, die den Aufenthalt der Brachiopoden ausjchließt. Die Familie der Terebratuliden ift zwar nicht in den älteften der jogenannten paläo- zoifchen Schichten nachgewiefen, dagegen in denjenigen, die den Namen der devonijchen führen. Man Tann es num für eine merfwürdige Apathie oder auch Zähigkeit halten, daß einige Sippen, wie Terebratula und Waldheimia, durc) alle Formationen hindurch bis in die heutige Welt unverändert hineinreichen, nicht alS die alleinigen Zeugen Der Urmelt aus ihrer Slaffe, fondern mit den Vertretern von noch vier Zamilien (Rhynchonella, Crania, Discina und Lingula). Während diefe leßteren aber, je jünger die Formationen werden, um fo mehr ausjterben, und al3 „die einzigen Vertreter ihrer Samilien in allen mittleren und jüngeren Zeiten vereinzelt daftehen wie entblätterte Wipfel”, hat in der Zamilie der Terebratuliden das Umgefehrte ftattgefunden, ihe Baum hat Ziveige getrieben bis in die jüngiten Berioden der Erde, und ihr VBerbreitungsgebiet erjtredt jich iiber alle Meere. rg Rn Stachelhäuter (Echinodermata). Bearbeitet von Dr. 2. WidF und Dr. ©. Grinpe. i Etwas jonderbar Starres, Fremdartiges, fait Bormweltliches haftet den Stachelhäutern an, Die Die Meere von der Flachjee bis zu ven größten Tiefen, vom Nördlichen bi8 zum Gid- lichen Eismeer bewohnen. Sn der Tat find fie ein uralter Stamm, der feine Blütezeit Yängit hinter jich hat, und von dem große Gruppen nur oder fajt nur fojjil befannt find; bi3 in die älteften Schichten der Erde, die Reite einft lebender Tiere führen, find jie zurüd- zuberfolgen. Unter ven heute noch lebenden Formen find die fünfjtrahligen Geejterne (Asteroidea) und die rundlichen Seeigel (Echinoidea) allbefannte Erjcheinungen. Auch die Bertreter dreier weiterer Slaffen: die an die Geeiterne erinnernden Schlangeniterne (Ophiuroidea) mit den fünf jcharf abgejesten, runden und beweglichen Armen, die plumpen, ichwerfälfigen Seegurfen (Holothurioidea) und die Haarfterne oder Geelilien (Crinoi- dea) mit den fparrigen und doch jo anmutigen und zierlich gefiederten Armen, find nicht jeltene Gäfte unjerer Seeaquarien. Alle zu den Echinodermen gehörigen Tiere jind jhon in ihrer äußeren Geitalt gut gefennzeichnet; und von einigen durch Anpafjung an bejondere Lebensverhältniife geprägten Formen abgejehen, wird niemand einen Stadhelhäuter in einem anderen Tierfreis unterbringen wollen, jelbjt wenn er dieje typischen Vertreter auch) nur oberflächlich Fennt. ©o jcharf abgegrenzt und gejchloijen diefer Kreis aber auch dafteht, jo gibt e3 Doch nur wenige für alle Stachelhäuter gültige äußere Merfmale. Schon die Bezeichnung „Stachelhäuter” ijt nicht allgemein zutreffend. Zwar Haben viele Geeigel und O©eejterne eine richtige „Sgelhaut” ; anderen aber, vor allem jämtlichen Seegurfen, fehlen die Stacheln. Dafür ist aber auch bei den äußerlich nadt erjcheinenden Formen ein Kalfffelett im der Haut vorhanden: zahllofe, zierliche Kılfförperchen in der Wand des lederartigen Körper- jads der Holothurien, derbe, feitgefügte Platten bei den Geelilien, Ceeigeln, ©ee- und Schlangenfternen, deren Stachelfleid fich in der Entwidelung nachträglich über dem Kall- plattenffelett, das allen Echinodermen eigen ift, erhebt. — Bezeichnender find die Synimte- trieverhältniffe im Körperbau. &3 handelt fich, wie bei den Cölenteraten, um radiäre Tiere, Die jich durch ftrahlig von der mittleren Hauptachje geführte Schnitte in eine größere Anzahl gleicher Teile zerlegen lajjen. Lamark und Cuvier wollten deshalb Hohltiere und Stahelhäuter al3 Radiärtiere zujammenfaffen, und erift Leudart hat die weitgehenden anatomischen Unterjchiede zwilchen beiden Tierfreijen Hargeftellt und die Echinodermen Iharf von den Cölenteraten getrennt. Sn der Regel beherrjcht die Fünfzahl den Bau- plan ver Stahhelhäuter. Fünf Urme Hat der gemeine Geeitern unjerer Nordjee; in fünf 394 Stadelhäuter. Felderreihen ziehen die „Saugfügchen"-bei ven Geeigeln von einem Körperpol zum an- dern, in fünf Bahnen auch über ven Leib der Seegurfe; fünf gejpaltene Arme entfprin- gen aus dem Kelch der Seelilien. Die „Saugfügchen” (Abb., ©. 361) find Teile des für die Echinodermen überaus charakteriftiihen Wafjergefäß- oder Ambulafraljiyitems (©. 336). Sie dienen den gepanzerten, in ver Regel wenig behenden Tieren zur TFort- bewegung und find Hohle, jehr bewegliche Schläuche, Die ducch Poren aus der Körperiwand herborragen und am Ende meijt eine Heine Saugjcheibe tragen. Dieje Fügen (Umbu- Yafralfüßchen) ftehen mit einem Kanaligitem in Verbindung, da3 eine mäfjerige Flüjjigfeit enthält. Durch die Wirkung einer fontraftilen Blaje Ampulle) — jedes Füpchen hat jeine eigene — fann die Flüffigfeit in die Füßchen gepreßt werden. Sie jchmwellen dann ar, itrecen fich oft ganz bedeutend in die Länge und bewegen fich mit Hilfe ihrer Muskulatur tebhaft, wie nach Halt juchend, Hin und her. Beim „Kriechen” werden jie nach vorwärts ausgeitredt; die Saugjcheiben heiten jich dann feit, die Schläuche werden verfürzt, und Der ichwere Scört sr muß folgen. Wie die Stacheln find audh die Ambulafralfügchen fein allge- meiner Beji der Gtachelhäuter; jo fehlen jie 3. DB. vielen Geegurfen. Auc) die fünfitrahlige Symmetrie muß bei Berüdjichtigung Der fofftlen Gchinodermen aus der allgemeinen Charafteriftif des Streijes fortbleiben. Wohin gehören die Echinodermen im ©hy- tem, und wie find fie zu fennzeichnen und .: RE bon den anderen „niederen" Tieren zu unter- en Be ee icheiden? Die beite Ausfunft hierüber gibt die Entwidelungsgefhichte und Die vergleichende Anatomie. Aus dem bejruchteten Ei entjteht nach einer gerade bei den Echinodermen fait jchematijch verlaufenden Furchung eine Galtrulalarve. CS fommt, wie bei ven bisher behandelten Leibeshöhlentieren (Coelomata), zur Anlage eines mittleren Keimblattez, des Mefoderm3, meist durch Abfaltung vom Urdarm, und zur Ausbildung paariger Xeibes- höhlenjäde. Aber der Urmund toird nicht mehr (mie bei ven meilten Würmern, Olieder- füßern und Mollusfen) nach vorn verlagert und zum definitiven Mund, fondern bleibt am hinteren Körperende, wird zum After oder tritt wenigitens in Yagebeziehung zu ihm, während die endgültige Mundöffnung jich Hinter dem Borderende neu bildet. Dies it ein ganz grundlegender Unterjchted gegenüber den angeführten Slafjen, die als Protojtomier den Deuteroftomiern (Echinodermen, Enteropneuften, Chätognathen, Manteltiere, Am- phioxus und Wirbeltiere) gegenüberitehen. Unter diefer Gejellihaft Haben die Echino- dermen mit den Schlundatmern (Enteropneuften), äußerlich wurm- oder moostierähnlichen Meeresbeiwohnern, außer dem zum After gewordenen Urmund das eine gemeinjanm, daß lich bei ihnen ein befonderes Hohlraumfyitem bon der LXeibeshöhle abzweigt, aus dem bei den Echinodermen das Ambulakralfyiten, bei Balanoglossus die Bohreichel hervorgeht (j- ©. 313). Ferner fiimmen bei beiden Klaffen die frei im Meermwaljer jchwebenden Larven in ihrem anatomifchen Bau, wie durch den Belib einer Wimperfchnur, über- ein (Abb., ©. 338). Diefe Larve ift bilateral-fommetrifch bei den zeitlebens zmweijeitig Allgemeines. 335 gebauten Enteropneuften ebenjo wie bei den jpäter fünfftrahligen Echinodermen. Dieje Tatjache begründet ohne weiteres die Behauptung: Die Echinodermen ftammen von zimei- jeitige[ymmetrifchen Tieren ab! Die fünfitrahlige Nadtärfymmetrie muß nadträglich (jefundär), wahricheinlich ala Folge einer feitjibenden Lebensweije, erworben fein; fie Hat daher mit dem urjprünglich (primär) ftrahligen Bau der Cölenteraten nichts zu tun. Ge- jtügt wird diefe Annahme noch durch das Auftreten unpaar ausgebildeter Organe, die nicht in der Hauptachje, jondern in einem der fünf „Antimere” fiegen, fich aljo der fünf- zähligen Symmetrie nicht einfügen lajfen. Wo die Fünfftrahligfeit bei ausgebildeten Stadhelhäutern vermwijcht erjcheint und jich eine zweiltrahlige durchjeßt, wie bei den „irregu- lären” Seeigeln und ven Seequrfen, tft e8 eine Folge neuerdings veränderter Xebensmeife. Snnerhalb der einzelnen Klajfen lajjen nur die See- und Schlangenfterne in ihrem Körperbau verwandtichaftliche Beziehungen erfennen. Alle übrigen zeigen recht tiefgrei- Tende Unterjchiede und find ftammesgejchichtlich nicht voneinander abzuleiten. Sedenfalls itelfen jie alle uralte Zweige einer gemeinfamen Wurzel dar, die fich im Laufe großer Zeit- räume weit voneinander entfernten. Die Haut beiteht wie bei den Wirbeltieren aus einer eftodermalen Epidermis und aus einer mejodermalen, diden Lederhaut (Cutis). Häufig tt eritere bewimpert, fait immer führt fie Drüjen- und Oinnesgellen. Die Kutis Tiefert das Sfelett, das fich aber auch im Bindegewebe des übrigen Körpers entwideln fan. Die Schale eines Seeigels entjpricht Daher den jogenannten Dedinochen des Wirbeltierjfeletts, nicht aber einer Schnedenichale, die eine reine Epidermisbildung it. Wie bei ven Kalfihwänmen entwideln jich die eriten Anfänge eines Sfelettitüds (einer Platte oder eines Stachels) al3 winzige Rörnchen fohlen- jauren Ralfes innerhalb einer Zelle. Wird das Sfelettelement zu groß, dann tritt e3 aus ihr heraus. Dder die Kerne der Bildungszelle vermehren ich durch Teilung; in diefem „Syneytium“ wächit ein Kalfförper heran. Und wie ich bei ven Kalfihwänmmen drei Zellen zur Bildung eines Dreiftrahlers zujammenlegen, jo ordnen jich auch bei der eriten Anlage de3 Sfeletts der Echinodermenlarve mefodermale Zellen in größerer Anzahl zu Dreieden, zum Bau bon Dreijtrahlern, aus denen durch fortgejeste Anlagerung von Kalk Schließlich die Sfelettelemente hervorgehen. Selbit die großen Stalfplatten der See- und Schlangen- lterne, Geeigel und -Iilien entjtehen, nad) Woodland, auf ähnliche Weife. Der Kalk, aus dem die Stachelhäuter ihre Panzer aufbauen, ftammt aus den im Meerwaljer gelöiten Spuren von fohlenjfaurem Kalk; der viel reichlicher vorhandene jchmwefelfaure Kalk (Gips) wird nicht angenommen, wie die Berfuche von Herbit über die mineraliichen Stoffe, die Seeigel- larven zum Aufbau ihres Körpers brauchen, bewiejen haben. Auf dem platten Skelett der Haut erheben fich bei den Geeigeln, See- und Schlangenfternen Höchit verjchieden geformte Stacdheln, vom Heinften Höder bis zu Gebilden, die mehrfach größer find als der Störper- durchmeijer. Alle find genau wie das übrige Skelett entitanden, wenn auch meijt Fräftiger verfalft. Bei den Seeigeln find fie auf Heinen Hödern eingelenft und werden durch be- jondere Musfeln bewegt (Abb., ©. 360). Nur bei ihnen und bei den Geefternen treten auf der Haut die „Bedizellarien” (Abb., ©. 336 und 360) auf, Fleine, zwei- big vierteilige Zangen, die auf verjchieden langen, oft durch ein Kalfffelett geftüsten, jehr beweglichen Stielchen figen. Sie reinigen den Körper, Fönnen auch mit Giftorüfen in Verbindung ftehen und twirfen dann als Verteidi- gungswaife; oder jie dienen zum Fefthalten und Übermältigen von allerhand Heinem Ge- tier, das zur Nahrung dient. Sm der Haut Haben auch die Farbitoffe ihren ©ib, die das 336 Stadelhäuter. oft jehön bunte Steid der Echinodermen hiefern. Bei einigen Geeigeln jind auch ausdeh- nungsfähige Yarbzellen vorhanden, die einen Tarbmechjel hervorrufen fünnen. Auch Leuchtdrüjenzellen, die namentlich nacht? manche Schlangenfterne, wenn fie gereizt werden, in prachtoollem Lichte erjtrahlen Yafjen, finden jich gelegentlich in der Epivermiß. Bon der fünfitrahligen Symmetrie in der Hauptjadhe unberührt bleibt ver Darım- fanal, der fait völlig aus dem Urdarm hervorgeht und nur felten in deutliche Abjchnitte zer- fällt. Bei ven Gee- und Schlangenfternen ift er nur ein furzer Sad, während er bei den übrigen Stachelhäutern al3 mehrfach gewundener Schlauch die Teibeshöhle durchzieht. Das Auftreten von fünf zweilappigen Blinddärmen bei Ceeiternen macht der Fünfzahl eine Konzelfion. Mund- und Ateröffnung liegen bei den Srinoiden, die dauernd oder wenig- iten3 in der Jugend geftielt jind, nebeneinander auf der Körperfeite, die dem Stiel gegen- überliegt, bei allen anderen aber in der Regel an den zwei entgegengejeßten Körperpolen. Geeigel, Schlangen- und Ceefterne fehren die ganze Mund- („Dral’-) Ceite dem Boden zu, wenn fie friechen, während der Afterpol, die „Aptfal’-Ceite, nach oben zeigt. Den Ophiuriden und einem Teil der Geejiterne fehlt ein After. Seine Aufgabe wird dann vom Mund miterfüllt. Die Seegqurfen Friechen tie Wirrmer mit dem Mund voran und dem After am Hinterende. Ein für die Gruppe bejonders bezeichnendes Drgan, das Wafjergefäß- initem, paßt fich dem fünfjtrahligen Bau des Körpers bejjer an. Als jelbitändig gemordener Teil der Leibeshöhle enthält es wie dieje jelbit einre wäljerige, Ichiwacd) eiweißhaltige Flülltgfeit, in der ‚amöboide Wanderzellen jchwimmen. Um den Schlund zieht ein Ningfanal, von dem fünf Nebenfanäle ausjtrahlen, die, wenn Ameiktaupige meoere Slate vorhanden find, bis zu deren Spike, wenn nicht, an der nl Körperand entlang bis zum Apifalpol ziehen. Die Lage diejer Radiärkanäle (und der Hauptnerven und Gefähitämmte) bezeichnet die fünf „Radien” im Körper des Stachelhäuters; radiär Tiegen Die Urme, radiar treten die Ambulakralfügchen aus. Mit den Nadien mwechjeln die „Snterradien”, Die Dazmwilchen- liegenden Körperjtüde, ab. Die Ambulafralfügchen dienen falt immer der Atmung und ermöglichen dem Stachelhäuter oft, jich mit ihrer Hilfe allein fortzubewegen. Wird das Tüßchen ausgeftredt und fommt die an feinem Ende befindliche Saugjcheibe mit einer feiten Unterlage in Berührung, jo zieht fich ein Längsmuzfel, der innen an der Saugjcheiben- mitte anjeßt, zufammen. &3 entjteht in vem Raum zwijchen Unterlage und Saugjcheibe eine Drucdverminderung, die das Füschen haften läßt. Wenn viele diefer Organe in der gleichen Weile arbeiten, fünnen jie zum Kriechen, zum Feithalten und Heranjchaffen Der Beute an ven Mund dienen. Bei ven Schlangenjternen jcheiven die Füßchen Flebrige Geftete aus und wirken jo aß Haftorgane. Ganz allgemein find jie auch al3 Taftorgane tätig und fönnen al3 bejondere „Ambulafraltentafel” mit einem SOinneszellenüberzug aus- geitattet fein. Jeder Aadiärkanal endigt außerdem in emem jenfiblen „Cnödtentafel" (S in der Abb., ©. 361). Sollen die Jüchen gejchwellt werden, jo wird Flüfjigfeit aus dem zu jedem bon ihnen gehörigen Drudbläschen eingepreßt und gleichzeitig ver Riücweg zum Nadiärkanal durch ein Klappenventil gejperrt (ap in Abb. ©. 337). Am Ringfanal ligen interradial eine Anzahl Erweiterungen (Bolifche Blafen), bei Seejternen ferner Iymph- drüfenartige, traubige Anhänge (Tiedemannfche Körperchen). Snterradial verläuft auch der „Steinkanal”, — der Name rührt von Kalkplättchen in feiner Wand her. Er verbindet das Allgemeines. , 3937 Ambulakraffyftem mit der Außenwelt, aber nicht direkt, fondern er führt zuerft in den jogenannten Arialfinus, einen bejonderen Teil der Leibeshöhle, der d«8 den Steinfanal begleitende Arialorgan umjchließt. Der Sinus mündet nach augen meift durch zahlreiche Boren, die eine jiebförmige „Madreporenplatte” bilden; auch fie liegt ftet3 interradial (Abb., ©. 361, M). Bei den Seegurfen fehlt fie; hier mündet der Eteinfanal mit zahl- reihen Offnungen in einem Madreporenföpfchen in die Zeibeshöhle. Das Arialorgan jcheint die Wanderzellen zu bilden, die fich in der Leibeshöhlenflüffigfeit frei bewegen und die Aufgabe haben, jtidjtoffhaltige Cnoprodufte des Stoffwechjels (Exfrete) aufzunehmen. Dieje merden entweder an verjchievenen Stellen des Körpers aufgefpeichert, oder die Bellen wandern erfretbeladen an die Augenfläche, vo fie ausgeftogen werden. Atemorgan ift bei den Stachelhäutern mehr oder weniger die ganze Oberfläche. Die meiften find feht fauerftoffbedirftig und halten in fchlecht durchlüfteten Aquarien nicht: lange aus. Da die Hautatmung aber dur) die reichliche ©felettbildung der Körperwände behindert wird, treten eine Keihe bejonderer Umungsorgane in verjchiedeniter Ausbildung bei den einzelnen Gruppen auf. Bei ©ee- lternen find es bläschenfürmige Erhebungen der Haut, „Hautftemen“, bei den Schlangenfternen mächtige, vecht3 und links am Ürfprung jeden Arms nad innen eingejtülpte, vünnmwandige Talhen, in denen das Waller durch Wint- perichlag des Epithels, aber auch durch richtige Atent- bewegungen des Körpers erneuert wird. Manche Seeigel haben Kiemenbüjchel um den Mumd, und ein eigentüm- licher Nebendarm foll, nach Berrier, gleichfalls im Dienft der KReipiration jtehen. Die Seequrfen bejigen oft mäch- tige, baumförmig verzweigte Ausftillpungen des Eno- ah darma, „Walferlungen“, die chythmiich „Atem Holen“. egema des Ambulatraigefäßiy- Bejonders zarthäutige Anhänge, wie die AUmbulafralfüp- Ntems eines Seefterns. Aus Hertwig, ; : ER ; „Lehrbuch der Zoologie”, Jena. ap Drud- chen und die feinen Tentafel der Krinoiden, |pielen auch stäsen Ampulle, k Ningtanal, ma Va- eine richtige Rolfe bei der Atmung. Der aufgenommene rar vun et elintont Sauerftoff wird durch die Flüffigfeit in den Körperhöhlen verteilt. Sn der Leibeshöhle wird fie durch den Schlag des Flimmerepithels jtändig in Bewegung gehalten, ebenjo im Waflergefäßiyitem. Die Mapreporenplatte jpielt jedoch Frr den Austausch jauerftoffreichen und armen Waflers anjcheinend feine Rolle, da eine regel- mäßige Strömung duch fie nicht ftattfindet (Cuenot). Die geringite Bedeutung für vie Atmung dürfte das dritte Hohlraumfyftem, die Blutlafunen, haben. Seine wichtigjten Teile find die radiären Blutgefäße, welche die Waffergefäße begleiten, ein nern um ven Schlund jomwie Gefäße um den Darm und im Arialorgan. Aus einem Ring und fünf davon ausftrahlenden Stämmen baut fich auch das „orale Nervenigitem der Stachelhäuter auf. Die Hauptitrahlen laufen bei Gee- und Haar- fternen auf der Mundfeite der Arme in einer Furche, die fich bei den anderen Klafjen zum Epineuralfanal jchließt. Der Ring und die Stämme beitehen aus Nervenzellen und -fajern und find, wie das Bauchmarf der Gliedertiere, nerböfe Zentren, durch die Reize von außen aufgenommen und zu Muskeln und Drifen weitergeleitet werden. Der empfangene Reiz wird durch Aufrichten der Stacheln, Ubfcheiden von Schleim uf. beantwortet. Das orale Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 22 338 Stahelhäuter: Haarfterne. Spitem ift gemijcht, d. h. es enthält neben leitenden (jenjorischen) auch motorische, zu den „Erfolggorganen” führende Fafern. Das tiefer liegende „Hyponeurale” Nerven- inftem ift Hingegen fait rein motorifch. ES fehlt ven hartjchaligen Seeigeln und ijt bei Holothurien nur in feinen peripheren Teilen ausgebildet. Ein drittes („apilales") Nerven- iyftem fommt namentlich bei See- und Haarjternen vor. Eigentlihe Sinnesorgane find wenig hoch entwidelt troß Der ftarfen Empfindlichkeit vieler Stachelhäuter. Gie [ind auf zahlreiche Sinneszellen in der Epivermis und an den Saugfjüschen bejchräntt; Ambula- fral- und Endtentafel dienen Taft- und Geruchgempfindungen. Bejondere Gleichgemichts- organe find von Seegurten und Geeigeln befannt. Bei jehr vielen Stachelhäutern beiteht ein ausgefprochener Lichtjinn; bejondere Organe dafiir werden in den jogenannten Augen (Abb., ©. 374) am Ende der Seejternarme gefucht, Doch Haben jich diefe durch das Exgperi- ment als ziemlich belanglo3 erwwiefen; denn ein Seeitern, dem die Armenven amputiert find, antwortet troßdem auf Belichtung oder Befchattung. Das ganze Verhalten gegenüber der Ummelt ımd ihren Reizen weilt bei ven Echinodermen auf eine ehr Hohe Stufe der piyhiichen Reiltungsfähigfeit hin. Gie vermögen jich auch „ungewohn- ten" Berhältmijjen weitgehend anzutpaj- jen und lafjjen ich „Semwohnheiten” an- A B c D erziehen. Davon un- Stahelhäuterlarven: A) Bipinnaria eines Seefterns, B) Pluteus eines Schlangenfterns, d fen im einzelnen. Pluteus eines Geeigel3, D) ae a ae ia 3. Müller aug Boa3, „Lehr- Mit menig Aus- nahmen find die Stachelhäuter getrennten Gejchlechts. Die Gejchlehtsorgane, anjehnliche, traubige Drüfen, fiegen in den Interradien. Bei den Holothurien ijt nur eine Drüfe ausgebildet; bei den Srinoiden wuchern die Gonaden in die Arne, in deren Endälten Gier und Samen reifen. Sn der Negel werden die Gejchlechtsprodufte einfach ins Meer entleert, wo die Bejamung der Gier erfolgt. Bei einer Anzahl von Arten, darunter auffallend vielen antarktiichen For- men, fommt e3 zur Brutpflege. Die Eier und Larven bleiben auf dem Körper der Mutter, die jie durc) Stacheln bejchügt; oder die Jungen wachjen in bejonderen Bruttajchen heran, an denen man dann, eine Ausnahme bei Stachelhäutern, das Gejchlecht der Tiere äußer- fich erfennen fann. Das jich entwidelnde Ei macht eine fompfizierte Verwandlung durch). Smmer wird, mie erwähnt, eine bilateral-[ymmetriiche Yarve gebildet, Die vom Wimperfleid der Baftrula nur noch eine Wimperjchnur um das Mundfeld beibehält. Später entfernen jich die Larven der einzelnen Slafjen in ihrem Ausjehen jehr weit voneinander (j. die Abb.). Der Körper des fertigen Tieres entjteht nur aus einem Teil der Zarve und |proßt alymmetrifch auf der linfen ©eite hervor. Wenn die Gier in Bruttafchen Heranmwachlen, wird die Meta- morphoje abgefürzt und vereinfacht. Außer der geichlechtlichen fommt ungejchlechtliche Ver- mehrung durch Teilung vor. Manche See- und Schlangenfterne vermögen fich in der Mitte der Scheibe Durchzufchnüren und das Fehlende an jedem Teiljtüd zu ergänzen: ein Bemweis für die außerordentliche Fähigfeit der Echinodermen, verlorengegangene Teile zu ergänzen. Abgejchnittene Arme von Seelilien, Schlangen- und Geefternen wachfen fehnell wieder nach; bei einigen Seejternen Fann fogar aus einem einzigen Arm ein ganzes Tier amt Scheibe und um 339 übrigen Armen neu hervorjprojjen (Abb., ©. 375). Hand i in Hand mit diejer Hohen Negene- tationsfraft. geht die Neigung zur Selbitverftümmelung al Schußmittel. Haar- und Schlan- genjterne überlajjen dem Angreifer leicht den Arm, an dem fie gepacdt werden. Manche Gee- gurfen zerjchnüren jich in Stüde; andere fpuden zur Abwehr fümtliche Eingemweide aus. Erjter Unterfreis: Geitielte Stadjelhäuter (Pelmatozoa). Bon diejem in den Urzeiten des Lebens blühenden Stamm haben jich nur ein paar Vertreter aus einer Slajje bis in unjere Tage erhalten. Das reichentwidelte Kalkifelett und die Lebensweile am Meeresboden, die die günjtigite Bedingung für Erhaltung von Fojftlien bietet, beitimmen die Stachelhäuter förmlich dazu, nach nem Tode Beriteinerungen zu liefern. Dem Gefüge des erhaltungsfähigen Skeletts prägen jich wichtige Kennzeichen für den Baupları des Weichförpers ein, jo daß man auch über die innere Organijation nicht ganz im Dunfeln tappt, wenn man die ausgeitorbenen Formen unter Die, welche heute die Meere bevölfern, einzureihen verjucht. EI waren Fugelige, fnojpenförmige, auch flache Tiere, die alten Beutelftrahler (Cystoidea), Knojpenjtrahler (Blastoidea) und Edrio- alteroiden, die in den Meeren des Kambriums auftreten und in der Steinfohlenzeit jchon untergehen. hr Körper war mit mehr oder weniger regelmäßigen, polygonalen Kalf- platten gepanzert und jaß auf einem langen oder furzen Stiele, wohl auch jtiellos mit der Uboraljeite angeheftet, am Meeresgrund feit. Yom Mund, der nach oben getragen wurde, Itrahlen in der Regel fünf Furchen aus, „Ambulafralfurcdhen”, die bei den primitivften, den Edrivajteroiden, einfach eine Strede weit auf dem noch meift ganz unregelmäßig ge- täfelten Körper verlaufen. Bei anderen jegen ich die Endteile diefer Furchen auf Furze, unverzweigte Arme, „Tinger”, fort, oder e3 entitehen zahlreiche Seitenäfte der Ambulafral- furchen, die alle von jolchen jehr feinen Fingern getragen werden. Der Aiter liegt ftets jeitlich im Dralfelde, nie im aboralen Zentrum, wo ja der ©tiel fproßt. - Einzige lebende Klaffe: Snorfterne oder Seelilien (Crinoidea). Auch bei ven Haarfternen, einer uralten, [don aus dem Kambrium befannten Stachel- häuterklafje, fißt der felchfürmige Körper auf einem Stiel. Aber ein Teil der heute leben- ven Arten, darunter die befanntejten der Küften Europas und Amerifas, haben jich frei ge- macht und vermögen zu Klettern und zu [hwimmen; frei gemacht, nicht nur im Lauf der Stammesgejchichte, jondern auch während der individuellen Entwidelung: jede frei lebende Ceelilie hat in der Jugend einen Stiel. Das Kelchende, an dem er haftet, entjpricht der apifalen Ceite, dem nach oben getragenen Teil der Geeigel und Seejterne. Der Mund ift im Gegenfaß zu diefen bei den Krinoiven nach oben gerichtet und Tiegt meift in der Mitte ‚der Kelchdede. Hier öffnet fich auch in einem Suterradius der After, oft auf der Höhe eines Heinen Schlotes. An der Grenze von Kelchdede und Kelhwand entjpringen lange Arme, fünf an Zahl, meijt ein- oder mehrjac, gegabelt, die jich nach innen eintollen können und rechts und ins bom Grund bis zur ©piße feine Anhänge, Fiederchen (Pinnulae), tragen. 299* 340 Stadhelhäuter: Haarfterne, Wie bei jenen alten Formen jtrahlen vom Mund fünf Turchen aus, die jich, der Zahl der Arme entjprechend, noch auf der Kelchdede gaben und bi zu den Armjpigen und mit Seitenäften auch auf den Anhängen verlaufen. Dieje Ambulakraljpalten, deren Seiten mit zahlreichen Tentafelchen befeßt jind, find Nahrungsfurchen. hr Epithel it mit Wimpern verfehen, deren Schlag alle Gegenjtände, die auf das ausgejpannte Net der Arme geraten, zum Munde treibt. Bon da gelangt die Nahrung in den recht3 herum [piralig gemundenen Darm. Dem Zuchhenfpftem außen entfprechen innen die Verzweigungen des Waljergefäh- iyftems. Bon den Rapdiärgefäßen in den Armen ent- Ipringen die ampullenlojen Gefäße der Tentafel, aber feine mit Saugjcheiben verjehene Füßchen. Gtein- fanäle gehen bei ven Ceelilien in großer Zahl, oft zu Hunderten, vom Ringgefäß ab. Sie münden in Die Leibeshöhle, die jich wieder in zahllojen „Woren- fanälen‘ durch die Kelchdede und die Seitenflächen der Urme nach außen öffnet. Sn den Armen, deren - Bewegung durch das Itarf entwidelte apifale Nerven- iyftern geregelt wird, verlaufen die Gejchlechtsitränge der immer getrennt gejchlechtlichen Haarfterne. Gier und Samen reifen in den Pinnulae, vor allem in den dem Kelch zunächit gelegenen. Für den Samen bil- den fich an den zur Neifezeit did gejchwollenen Fie- derchen eigene Offnungen; die Eier brechen einfach durch. Aus dem befruchteten Ei entiwidelt ji) zunächit eine tonnenförmige Zarve mit Wimperjchopf und mit fünf Wimperreihen (a in der Abb.). Nach hirzer Zeit jeßt fich die Zarve feit. Die a verlieren fich, e3 fondern fi) Stiel und Köpfchen, gerade fo, als wollte ein Heiner Rolyp entftehen. Aber bald macht jich der fünfftrahlige Bau im Kelch geltend: die Arme Entwidelung eines Haarfterns (Antedon). Iproffen herbor und nad) etwa fünf Wochen (bei An- a) Seiigminmenbe Tönngenlarve mit Timper- tedon) miegt fich’ eine winzige Geelifte auf ihrem Gtiel, fhnüren, b) feitfigende Zarve (Pentacrinus-euro- De u oe Wal we in. & Zoologie”, Marburg, it fiir Antedon, die Jich [päter, nach etwa fech8 Monaten, bom Stiele losmacht, daS „Pentacrinus“-Stadium, das Ichon lanae als Pentacrinus europaeus befannt war, bevor man von feinem Berhältnis zur ungejtielten Ceelilie wußte. Der Stiel baut fich aus höheren oder niederen Kaltitücen auf, die wie Münzen in einer Geldrolle aneinanderjigen. Yon manchen ausgejtorbenen Arten find diefe rundlichen oder fünfedigen Blättchen, „Teochiten”, fo mafjenhaft angehäuft, daß fie ganze Bänke bilden, wie z.B. im Trochitenfalf des oberen Mufchelfalt3 von Mittel- veutfchland; in Thüringen nennt fie der Vollsmund Bonifazius-Pfennige. Durch den ganzen Stiel, dejfen einzelne Glieder gelenkig und auch durch Mustelfafern beiveglich mit- einander verbunden fein können, zieht in der Mitte ein Kanal. Zur Pilanzenähnlichkeit einer geitielten Seelilie tragen die „Blattroixtel” bei, Seitenzmeige („Cirren, Ranfen”) des Stiel, die nie diefer felbft gebaut find. Lhre Wirbel werden als Knoten, 2 Dazmwijchen- fiegenben Käume als Snternodien bezeichnet (f. Ubb., ©. 344). Pina RUND AR. TE Haaritern, Lanzenfeeigel und Schlangenitern. Untedoniden. -341 Die beiden heute noch lebenden Haarfterngruppen entwiceln ihren Stiel ganz ver- ihieden. Bei den zeitlebens feitfigenden Formen werden vom Kelch aus immer neue Stiel- glieder gebildet. Der Zumachs dauert unbegrenzt fort, und es fünnen Stiele von mehreren Metern Länge erzeugt werden; die älteften Teile werden dauernd abgeworfen. Man wird unmillfürliih an das Wachjen der Bandwürmer erinnert, mit ihrer Neubildung der Glieder hinter Dem Kopf und dem Berluft der reifen Olieder am Hinterende. Bei den fpäter freien Krinoiden aber wird vom Larvenitiel da3 oberfte Glied am Kelch zurüdbehalten, wenn fich diejer ablöft. Gejtielte und ungeitielte Geelilien find in neuefter Zeit von dem Amerikaner U. 9. Uark als zwei in jeder Hinficht parallele Gruppen erkannt worden, die auch ftammes- gejchichtlich völlig gleichwertig find, während man früher die dauernd feitfigenden al8 Vor- jahren der anderen auffaßte. Die geftielten Seelilien eben ausfchließlich in der Tieffee. ‚snfolge der dort herrjchenden Lebensbedingungen jehen faft alle jehr einfürmig aus und jind, wenigftens bis jest, nur in geringer Artenzahl befannt. 1912 waren 57 geftielte gegen 392 ungejtielte Arten bejchrieben. Diefe hatten als bemweglichere Bewohner der Kiiften- tegionen und geringerer Tiefen jehr viel mehr Möglichkeiten, die verichiedenften Lebenz- bezirte zu erobern, ji) mannigfaltigen Lebensbedingungen anzupaffen und in Arten auf- zujpalten. Aber auch bei ihnen finden fich Feinerlei jehr erhebliche Abweichungen vom Typus, und ohne nähere Unterfuchhung find die Arten oft fchwer zu unterfcheiden. Das Entwieelungsgentrum für unfere heutige Frinoidenfauna ift nach Clark der öftfiche Indifche Dean; heute noch jind von 28 befannten Familien und Unterfamilien neun auf diejes Ge- biet bejchräntt, und alle übrigen, mit Ausnahme des weitindifchen Holopus (f. ©. 347), fommen hauptfächlich dort vor. Gomeit die Krinvidenverbreitung in Trage fommt , ift der Atlantiide Ozean mit feinen Nebenmeeren nur ein „biologijches Nebenmeer” des In- diihen; bejonders anpafjungsfähige, noch „plaftifche” Formen Eonnten hierher vordringen, während die Yauptmenge der ftarren, bereits firierten Arten zurüdgeblieben ift. Un die europäifchen Küften ift von den ungeftielten Arinviden nur die eine Jamilie der Antedoniden mit wenig Arten gefommen. Dafür fan man von ihnen bis- mweilen eine ganz ungeheure Sndividuenzahl beobachten. Wer einmal erlebt hat, tie die Fijher an den Geftaden des Mittelmeers ihre Schleppneße aufholen, der fennt die zierfiche Antedon mediterranea Lam. (Fig. 1 auf der beigehefteten Sarbentafel). Da und dort in den Negmajchen leuchtet etwas Veräfteltes lebhaft hellgelb, Fräftig orangefarben, blutrot oder auch jchofoladebraun; es find Haarfterne, die mit ihren Armen und Ciren in die Mafchen des Nebes veriwidelt und jajt alle [chlimm zugerichtet find. Kein einziger hat noch feine zehn Arme, und faum ein Arm ift vollftändig. Hat man aber glücklich ein unverftiimmeltes Eid gefunden, jorgfältig herausgelöft und abgejpült, dann Fan man es in einem Glas mit See- maljer in jeiner ganzen Anmut bewundern. Sn den Mund inmitten der lederigen, nur durch jolierte Kalkftüdchen gefchüßten „Scheibe münden die fünf Nahrungsfurchen (f. ©. 340); in einem Snterradius Fiegt der Afterfchornftein. Die zehn lebhaft bewegten, fich bald nach innen einvollenden, bald ausftredenden Arme bilden einen zierlichen Kranz, und am aboralen Bol ftehen bis zu 40 feine, fehr bewegliche, 8-20gliederige Cirren. Diefe vermögen fic) zwischen den Armen Hindurcch auf die Munpfeite zu fehlagen und dienen zum Anflammern an Algenjtengel, Storallenbäumchen und Gefteinsfanten (j. Tafel „Stachelhäuter I“, 8, bei ©. 355). Daneben jind die Cirren auch Bemwegungsorgane; die Tiere fönnen damit auf Meerespflangen herumtlettern, wobei allerdings die Arme mithelfen. Außerdem verfügen 342 Stahelhäuter: Haarfterne. die Seelilien, die beweglichjten Tiere in vem phlegmatifchen Stachelhäuterfreis, noch über eine viel elegantere Methode, um vorwärts zu fommen. Werden fie fortgejebt gereizt, dann löfen fie fich einfach ab und Ichwimmen, indem fie die Arme in graziöjen Schlägen auf und nieder führen. Dabei jenfen jich immer fünf Arme, von jedem Arriıpaar einer, während die fünf anderen jich Heben. Das Tier treibt jo ftoßmeije vorwärts mie eine Medufe und ver- mag aucd) Wendungen auszuführen, indem e3 den Körper nach einer Ceite Hin neigt. Srei- Yich ift der durch Schwimmen erzielte Antrieb zu jchmach, um das Tier längere Zeit jteigen zu lajfen. Meijt finft eine jchwimmende Antedon bald; auch vermag jie jelbit gegen die ichwächite Strömung nicht anzufommen. Bei einem ruhig fienden Haarftern fan man leicht noch eine eigentümliche Bewegung bemerfen: das Afterrohr führt regelmäßige Stöße aus, durch die Meermwafjer aufgenommen und wieder abgegeben mwird. Wahrjcheinlich |pielt diefer Wajjeritrom eine Nolle bei der Atmung. Waffer Fan außerdem durch die erwähnten zahlreichen Poren, Durch die ich die Leibeshöhle nach außen öffnet, aufgenommen merden. Ein jehe draftiiches Mittel, jich aus der „Klemme“ zu ziehen, ift das Abjtoßen eines: oder mehrerer Arme, die dem Angreifer verbleiben, während das verjtümmelte Tier flieht. Auf diefe Art fucht fich der Haarftern in allen [chwierigen Xebenslagen zu helfen, in denen bloße Flucht nicht möglich ift oder auch nicht fofort Hilft. So namentlich bei thermijchen und. chemischen Neizen: plößliche Erhöhung der Wafjertemperatur, Einbringen in jtärfer fon zentriertes Seewaljer, in Süßmwafjer oder in ein Ktonjervierungsmittel. Das vorher außer- ordentlich bewegliche Gefchöpf erjtarıt förmlich und wird äußerft brüchig. Bei dem gering- jten Anftoß zerbrechen die Arme an bejonders dazu geeigneten und in großer Zahl vor- handenen Verbindungen der Kalfglieder. Auch aus dem freien Meer wird man faum ein GSremplar erhalten können, bei dem alle zehn Arme ihren regelmäßigen Wuchs aufweifen. Taft immer find einer oder mehrere in Regeneration. Mindert hat jogar Haarjterne mit nur einem urfprünglichen und neun auf der gleichen Stufe der Regeneration befind- lichen Armen beobachtet; bei der großen Lebenszähigfeit der Tiere Hält er es für durchaus möglich, daß Kelche, die Durch einen unglüdlihen Zufall fäntlihe Arme — die wichtigjten Organe fiir die Zufuhr der Nahrung! — einbüßten, unter günftigen Lebensbedingungen durchfommen und fich wieder vervollftändigen. Wa3 Antedon im Experiment an Regenera- tionsfraft leiftet, ift für jolch Hochentwideltes Tier ganz wunderbar. Nach Praibrams Berjuchen ift fie imftande, einen ausgejchnittenen Radius (Armpaar und zugehöriges Kelch- jtüd) zu ergänzen; aus einem halbierten Cremplar werden zwei vollftändige; jogar die Scheibe des Kelches wird mit Mund und After glatt erjebt; auch wenn außerdem noch der ganze Kelch ausgefrast wird, hindert dies die Negeneration nicht. Unter den Lebens- bedingungen des Aquariums erfolgt aber feine Ergänzung, wenn alle Arme abgejchnitten wurden. Bei Krinoiven mit mehr al® zehn Armen ift die Gelbftverjtümmelung und nac)- folgende Regeneration das normale Mittel, die Zahl der Arme zu vermehren. Ein einfacher Arm wird abgemworfen, und an jeiner Stelle entwidelt jich ein verzmeigter. Mit der Ernährung jind die Antedon-Itten, wie alle Haarfterne, Hauptfächlich auf den „Regen“ zu Boden jinfender Heiner Yebemwejen oder ihrer toten Nejte angetviejen, die jie mit den zahlreichen Pinnulae der ausgebreiteten Arme auffangen und zum Munde leiten. Die gleiche Methode des Nahrungserwerbs betreiben die jeitfigenden Cölenteraten, die mit ausgebreiteten Tentafeln auf das warten, was in ihren Bereich fommt. Da dafür der radiäre Körperbau der geeignetite fein muß, liegt auf der Hand; wir haben gejehen, daß ihn Untedoniden. 343 die einen als urfprünglichen Bejit von der Gajtrula her beibehielten und die anderen neu erwerben mußten, weil jievon bilateralen Tieren abjtammen. Auf eine weitere Beziehung beider Streije bezüglich des Nahrungsfanges hat Neichensperger aufmerffam gemacht. An ven Ambulafraltentafeln der Haariterne lien zahfreiche Kleine, zylindrifche Erhebungen, die Ginneszellen mit Sinneshaaren enthalten (Tentafelpapillen) und dazu in der Regel fünf Drüfenzellen, die einen fadigen Schleim bereiten. Shre Aufgabe joll diefelbe fein wie die der mit Sinnesitift und Nejjelfapjel verjehenen Nefjelzellen der Cölenteraten: werden die Ginneshaare berührt, jo zieht fich die Bapille zufammen und das Sekret wird aug- gepreßt. Kleine Tiere werden betäubt oder getötet ımd durch die Nahrungsfurchen zum Mund geführt. Größeren Störenfrieden gegenüber find dDiefe Organe, wie der Nefjelapparat, eine wirfjame Waffe. Biele Feinde Haben Die Haarjterne aber nicht; dazu bieten fie bei ihrem hohen Kalfgehalt zu wenig Genießbares. Nur eigentümlich umgebildete, wurmähn- liche Tiere aus der Zamilie der Myzofjtomiden (©. 293) jchmarogen regelmäßig auf ihnen; lie riechen auf Antedon, wie auf allen Krinoiden, frei herum oder erzeugen Hauptfächlich an den Armen jonderbare, gallenartige Anjchwellungen (j. Abb. ©. 2%), die jogar fchon bei fojjilen ©eelilien Häufig find. Gegen diejen anjcheinend ziemlich hHarmlojen PVarafiten icheint aljo daS ©efret der Bapillen nichts zu nüben. Zur Fortpflanzung jehreiten die verjchiedenen Antedon-Arten der europäilchen Meere im Frühjahr und Sommer. Antedon mediterranea Zam. entleert die Gejchlecht3- produfte aus den reifen Pinnulae, die um dieje Zeit Did gejchwellt jind, bei Neapel bereits im März, an der Riviera erit im April; A. adriatica Clark bei Triejt im Juni, die atlantijche A. bifida Penn. an den Küften Englands fogar erjt Anfang Juli. Nach den Beobachtungen von Geeliger gibt das Ausitogen des Spermas durch die männlichen Haarjterne für die Weibchen den Reiz, ihrerjeits die Eier durch Rlagen der Pinnulawand auf der dem Kelch - abgefehrten Seite austreten zu lajfen. Der Ri verheilt jchnell wieder. Bei der Triejter Antedon jpielt jich der Vorgang regelmäßig um 7 Uhr morgens ab. Die Gier werden an der Austrittitelle Durch den Schleim befonderer Drüfenzellen angeflebt, befruchtet und bleiben fünf Tage lang am Arm der Mutter hängen. Dann jchlüpfen die fchon fertig entwidelten Larven mit ihren fünf Wimperringen aus. Viel weiter geht die Brutpflege bei einer jüd- ih der Falflandsinjeln gefundenen Antedonide (Isometra Clark), die Anderjjon aus dem Material der Schwedischen Antarktiichen Expedition bejchrieben Hat. Die Eier werden in den Fiederchen felbit befruchtet und enttwideln jich in einem Brutraum neben den Obarien. Hier durchlaufen die Jungen ihre Embryonal-Entwidelung, brechen dann durch eine Heine Offnung nad) außen durch und befeftigen fich fofort wieder an den Cirren der Mutter, auf denen fie das Pentacrinus- Stadium durchmachen. Die europäischen Arten der Gattung Antedon im Sinne Clarks jtehen einander in Ausjehen und Lebensmeife jehr nahe; ihre Berbreitungsgebiete aber jcheinen ziemlich genau abgegrenzt zu fein. A. mediterranea Zam., die befanntefte Form, erjcheint an den Mittel- meerfüften Spaniens, Cüdfranfreichg und an der Wejtfüfte Staliens, A. adriatica Olark ılt auf die Adria bejchränft, A. maroccana Clark fommt an der Südfüjte des Mittelmeeres don der Gibraltaritraße bis Tunis, jowie an der jizilifchen und fardinifchen Stüfte vor. Diefe drei Arten leben in geringen Tiefen, immer gejellig und oft in ganz ungeheurer Zahl; mit einem Nebzug lafjen jich leicht Hunderte erbeuten. Durchichnittlich tiefer hauft an den Küften des mwetlichen Mittelmeere3 der Vertreter einer zweiten, fehr ähnlichen Gattung, Die grüne Leptometra phalangium Müll. Unterjcheiden läßt jie jich von Antedon am leichteften durch 344 Stahhelhäuter: Haarfterne, die geringere Zahl und die Anoronung der Cirren, die zudem A4dgliederig find. Unter den atlantifchen Arten ift Antedon bifida Penn. den Müttelmeerarten jehr ähnlich, hat aber Fürzere, gedrungenere Arme md Pinnulae; gelegentlich bilvet fie mehr alß zehn Urme aus. Gie lebt im ganzen Nordatlantiichen Dzean bis zu den Azoren und an per füfte bon Marofto; überall, mo fie auftritt, ijt fie ungemein zahlreih. Co fingen Die Amerifaner auf einer ihrer Erpeditionen an der Küjte von Neu- England mit einem Hilchzug über 10000 Stüd. Sie liebt tie- feres Wafjer, ijt aber auc) an Kiüften mit Hohen Ge- zeiten zumeilen an ihrem natürlichen G©tandort zu beobachten. Lacaze-Du- thiers jchildert fie von Ao3- foff an der Küfte der Bre- tagne: zur Beit der tiefiten Ebbe reißt das Meer beim Burüdweichen in den Bo- den und in die Tangiviejen Ninnen. Sm ihnen fiedelt lic) Sargafjogras an, an dem man junge und alte Haarjterne findet. Da die Stämme diejer Alge jehr ältig find, verflechten fich ihre Zweige miteinander und bilden eine lt Strauchwerf, zwiichen dem Antedon dorzugsmeile lebt. Der Haaritern findet jich daran manchmal in jolchen Mengen, daß er Die Sar- gassum-Ilfte Faft vollftän- Geftielte Seelilie, Metaerinus rotundus Carp. Ctwa natürliche Größe Nah H f Doflein, „Oftaftenfahrt”. Leipzig und Berlin 1906. en ö H uffallen in 1e Srößenunterfchiede bei Tieren aus verjchievener Tiefe. Während im flachen Wafjer jeder Arm mur etiva 6em mißt, erreichen Eremplare aus größeren Tiefen bis zu 22 cm Durchmeffer. Yon Clark rind der Einfluß beiferer Ernährung in gewiljen Tiefen hierfür Antedoniden. Geftielte Geelilien. 345 verantwortlich gemacht; denn zu den als Nahrung dienenden Planktonfebewejen aus der Schicht, in der der Haarftern Iebt, Fommt noch all das, was aus Höheren Wafjerfchichten herabjinft. Diejes ausgiebigere Futter macht feinen Einfluß ganz allgemein bei den Kri- noiven geltend: bis annähernd 200 m Tiefe, bis wohin pflanzliches Leben und damit ein wichtiger Teil des Plankton3 dringt, gibt es eine ftändige Größenzunahme der Individuen wie der Arten; von da bis über 1000 m (die Zone, in der die Mehrzahl der großen, gleich- fürmig geftielten Suimoiden lebt) zeigt fich ein gewilfer Stillftand, dann bis etwa 3600 m eine Deutliche Größenabnahme und Darunter nur noch Ziwergformen. Sr die großen Tiefen fommt der Regen toter Organismen bereits zu ftarf zerjet und zu wenig nahrhaft. Ein treffendes Beijpiel für diefen Einfluß der Ernährung bietet die große, in den arktiichen Meeren gemeine Heliometra glacialis Zeach (Antedon eschrichtii Müll.). An den nördlichen Küften Europas ift fie verhältnismäßig a Hein, {pannt aber fchon an der’ Weftfüfte Grönlands über 50 cm und im Ochotsfifchen und Sapanifchen Meer über 70 cm (var. maxima Clark). Die Küfte Grönlands bietet für Die Haarjterne glänzende Lebensbedingungen. Das bon den Eisbergen und Gletfchern abichmelzende Süß- waljer mijcht ji) dauernd mit Geewajjer; die Plankton- tiere aber, die durch Strömungen herangebracht werden und Schwanfungen im GSalzgehalt des Wafjers nur in ganz geringen Grenzen vertragen, jterben majjenhaft ab, fallen zu Boden und in die ausgebreiteten Arme der Kerinoiven. Jm nördlichen Stillen Dzean erreicht Helio- en = a metra gigantifche Maße befonders dort, wo warme und eier aa Se falte Meeresitrömungen aneinandertreffen. Der jähe QTemperaturwechjel Hat für viele Vlanktonformen diejelben Folgen wie die plögliche In- derung im Galzgehalt, und die Srinoiden gedeihen infolgedeijen vortrefflich. Bon den großen geftielten Seelilien, mit ihren zahlreichen Cirrenwirteln am Stiele, fieht man in unjeren Mufeen jet Häufig Metacrinus Carp., der in mehreren Arten im indopagifiichen Gebiet auftritt, am meijten wohl Metacrinus rotundus Carp. (bb., ©. 344) aus der Sagami-Bai, wo er neben vielen anderen Tiefjeetieren bereits in geringen Tiefen (jehon in 150 m) vorfommt. „Sc hatte oft den Eindrud einer wieder erwachten Vormelt”, ichreibt Doflein, „wenn meine Aquarien mit den Ichlanfen ‚Seelilien‘ erfüllt waren, welche mit trägen, unbewußten Bewegungen ihre Kelche öffneten und ihre Cirren jpielen Yießen. Bergeblich jurchte ich fie zu füttern; ich fonnte fte auch nicht lange am Leben erhalten." Und an anderer Stelle: „Nicht weniger charakterijtiich für die Stillwaljerfauna als die Her- aktinelliven jind die Bentafriniden oder Geelilien... Shre zerbrechlichen gefiederten Arme bilden eine Stone, welche trichterförmig geöffnet dem Nahrungsregen entgegenfieht. Mit trägen Bewegungen wenden jie jich in ihrer Yiniengleichen Starrheit ein wenig nach den ©eiten Hin; Faum je fteht man fie eine plögliche Bewegung ausführen. Nur die Eirren, welche den Stiel begleiten, jegen fich Kampfhaft mit ihren Hafenfürmigen Enden an jeden Gegenitand, in dejjen Nähe jte geraten. hr langer Stiel muß außerordentlich tief im Schlamm jteden, denn obwohl ich jpeziell von M. rotundus Stüde von ca. 11, m Länge erhielt, jah ich nie bei einem das untere Ende des Stieles." Nach Döderlein ragt Metacrinus 346 Stachelhäuter: Haarfterne. höchftens einen Meter über den Grund; ein vielleicht noch mehrere Meter langes Stüd des Stammes aber liegt auf dem Boden, und darauf jtedelt jich allerhand Getier, Foramini- feren, Hhyproidpolypen, Korallen, Röhrenwirrmer, Entenmufcheln an, mwährend der aufrechte Teil frei bleibt. Da die Ceelilien gewöhnlich in ganzen Wäldern aufammenjtehen, verfrallen jich die Nan- fen der liegenden Stiele ineinander und bilden ein umentwirrbares Geflecht. So werden vom Scleppneg immer nur einzelne Kelche mit mehr gerifjen. Bei jehr jungen Eremplaren von Meta- or erinus vermutet Döderlein eine Haftjicheibe am Y unteren Stielende, mit der fie auf allerhand Unter- E lagen, auch auf den Gtielen älterer Eremplare an- H gewachjen find. Sye länger der Stiel wird, Deito größer wird der Teil, der am Boden liegt, und Die } Haftjcheibe verliert jede Bedeutung. N Sehr befannt ift die Krinoide Cenocrinus aste- f ria L. (Pentacrinus caput medusae Lam.), Das f Medufenhaupt (Ubb., ©. 345), lange Zeit eine 1] erlejene Seltenheit der großen Sammlungen. Die h Krone wird faft 10 cm hoch, der Kelch über dent N kräftigen, fünffantigen, mit langen Cirren bejegten Stiel felbit ift niedrig, die Arme find jchlanf, viel- fach gefpalten und oft iiber 100 an Zahl. Das Me- dufenhaupt ift aus dem Karibichen Meer aus Tie- fen von etwa 250—600 m befannt. Aus tieferen Schichten jtammt der ähnliche, etwa gleichgroße Endoxoerinus wyville-thomsoni Jeffr., der auf der öftlichen Seite des Atlantik, an den Kiften Bortu- gals und Maroffos, aus Tiefen bis zu 2133 m ge- dredfcht wurde; er ijt prächtig arasgrün gefärbt. Zur europäifchen Zauna gehört auch der von M. Sara entdedte Rhizocrinus lofotensis Sars, Der e3 in der jehr großen Tiefe (bis 4842 m) nur zu geringer Körpergröße bringt. Die zierliche, fünf- armige Krone fit auf einem jchlanfen Stiel ohne Nanfen. Erft ganz unten treten einige Cirren auf, die fich gegen das Stielende immer reicher 3 BEE. veräfteln und zufammen eine ausgebreitete Wurzel naeh are nah were = Bilden, mit der die Heine Lilie verankert ift. Diefe Form (f. Abb.) wohnt ausschließlich auf der öftlichen Seite des nördlichen Atlantik, etwa vom Polarkreife bis füdweltlich von Irland, nur in größeren Tiefen und in faltem Wajfer. Eine jehr naheftehende Art, Rh. verrilli Olark, lebt auf der amerikanischen Seite diefes Ozeans. Bet den ebenfalls nur in den tiefiten oder weniger großen Stüden des Stammes ab- , ©eftielte Seelilien. Eleutherozven: Allgemeines. 347 Meeren borfommenden Bathyerinus-Arten, neben Rhizocrinus dem einzigen Überbleibjel aus der großen Zamilie der Bourguetifriniden der Kreidezeit, vermag jich der Kelch bom Stiel abzulöjen und jelbjtändig zu machen wie bei Antedon. Eine ganz abenteuerlich, geradezu verjteinert ausjehende Krinoivenform hat fich im KRaribiichen Meer erhalten fünnen: Holopus rangi Orb. &3 ift ein bi8 4 cm hoher und 17 mm breiter, jchwärzlichgrüner Kelch) ohne Stiel, der mit einer unregelmäßigen, falfigen Krufte auf Steinen aufjist und nur felten und in Tiefen von ettva 200 m gefunden wird. Die zehn Hurzen diden Arme find unverzweigt; auch er ift der legte Reit einer einjt blühenden Familie. Zweiter Unterfreis: Ungeitielte Stacdhelhänter (Eleutherozoa). Hierher zählt die weitaus überwiegende Mehrzahl der heute lebenden Stachelhäuter. Dabei jehen aber die Seeigel md -jterne auf dasielbe hohe geologijche Alter zurüd, wie die jeßt nur noch fpärlich vertretenen Pelmatozoen. Im Körperbau find die Eleutherozoen meit abgerüdt von den geitielten Stachelhäutern. Wer nämlich glaubt, die fünf Arme eines Geejterns ohne weiteres den fünf einfachen oder Doppelarmen eines Haarfterns gleichjeken zu Dürfen, nimmt die Verhältniffe zu einfadh. Die Arme der Ceelilien und die „Finger“ ihrer fojfilen Beriwandten find in der Hauptjache Fortjegungen des ©feletts über den Körper hinaus, die das Shitem der Nahrungsfurchen vergrößern; bei den Geejternen find aber die Arme Ausbuchtungen des Körpers jelbjt. Außerdem ift der Körper der ungeftielten Stachel- häuter völlig anders orientiert. Die Mundjeite eines Seejterns it dem Boden zugefehrt und heißt deshalb auch „Bauchjeite”; auf ihr laufen vom Mund aus fünf Keihen Ambu- lafralfügchen in Furchen bis an die Spigen der Arme, wo die radiären Ambulafralgefäße in Endtentafeln auf Terminalplatten endigen. Der After öffnet jich oben, auf der apifalen (aboralen) Seite, vem Rüden, und in jeiner Nähe liegt die Madreporenplatte. Bei den regelmäßig gebauten Geeigeln jieht e8 aus, als hätten ftch die Arme eines Seeiterns in den runden Körper hineingezogen. Die Ambulakralfügchen laufen in fünf Doppelteihen vom Mund nach oben, und die ganze Niüdenjeite eines Seeigel3 jcheint zufammengefchrumpft in ein feines, After und Mapdreporenplatte tragendes Feld ziwilchen den Enden diejer Reihen. Bei den Seegurfen ift die Hauptachfe des Körpers, Mund — After, ftark in Die Länge gezogen, und das Gejchöpf marjchiert nicht mehr mit dem Mund nach) unten, jon- dern riecht wie ein Wurm mit dem Mund voran. — Der Grundplan des Cleutherogoen- förpers Yäht fich in den verjchiedenften äußeren Verkleidungen wiederfinden; eine ftamme3- geichichtliche Ableitung der einzelnen Klaffen voneinander it damit jedoch nicht gegeben. Die gegenfeitige Verwandtjchaft liegt, außer der zwischen Seejternen und Schlangenfternen, noch im Dunkel, ebenfo die Frage, wo vielleicht ein Anihluf an Nicht-Echinodermen zu juchen ift. Doch hat e8 Vertreter der Anficht gegeben, die wurmartig ausjehenden ©ee- gurfen jeien auch wirklich von Wiirmern Herzuleiten. Die allgemeine Auffalfung ijt aber heute, daß die Holothurien, auch wenn bei ihnen manche Züge des gemeinfamen Bauplans beriwijcht find und fie deshalb eine Sonderftellung unter den Cleutherozven verdienen, Doch bon topijchen, fünfjtrahligen Echinodermen abzuleiten find. Merfmale, wie etwa eine zweiltrahlige Symmetrie neben der fünfjtrahligen, find nachträglich infolge der wurm- artigen Lebensweife erworben worden. 348 Stahelhäuter: Seegurfen. Srite Klaffe: Seegurfen oder Seewalgen (Holothurioidea). Die Seegurfen, Grundbewohner der Küftenregionen wie der größten Tiefen, find Echinodermen, die rein äußerlich am meilten vom Charafterbild des Sreijeg abweichen. Dap die Tiere fünfftrahlig gebaut find, lä*t fich bei vielen, auch bei genauejter Betrachtung, äußerlich nicht erkennen und exrjt die Anctoinie gibt dariiber Auskunft. Was fie den Wür- mern ganz befonder3 ähnlich macht, ift ein richtiger Hautmusfelfchlaudh, der bei der Bewegung der grabenden Formen im ganzen etwa wie der Hautmusfelichlauch eines Negenwurmes arbeitet. Ein jtarres Kalkffelett jehlt, von wenigen Ausnahmen abgejehen; dagegen enthält die die, lederartige Haut zahlreiche tjolierte Stalfförperchen, aufs zierlichite gegitterte Räüdchen, Kleine Stühlchen und Anker. Die umfangreichite Sfelettbildung ift ein Kalkring um den Schlund, der auch aus der Haut, aus einem in die Leibeshöhle eingeftülpten Ringmwulft, ftammt. Er beiteht aus zehn oder mehr biskuitförmigen Kalfftüdchen, auf deren Treffpunfte gejtügt die Fühler figen, und an denen jich fünf Längsmusfelbänder befeitigen. Die Fühler, 10—30 an Zahl, find gedrungene, fchildförmige Anhänge, oft mit gelappten Endfcheiben, einfache Finger, Fiederchen oder große, reich veräftelte Bäumchen, mie bei der Cucumaria planci Brdt. unferer Tafel (bei ©. 377); jte find Anhänge des Waffergefäß- ivftems, wahrfcheinlich dejjen vorderjte umgebildete Fühchen. Bei der einen Dronung, den Baraftinopoden, find fie fogar die einzigen äußeren Anhänge des Ambulafraffyitens, das in Diefer Gruippe überhaupt weitgehend rüdgebildet it. Wohl ausgebildet find dagegen folgende Merkmale des Stachelhäuterbaues: ein NRingfanal um den Schlund, davon aus- gehend fünf Nadiärfanäle, die bei der gewöhnlichen Körperhaltung friechender Holothurien bon „vorn“ nach „Hinten“ ziehen, und von denen Ambulafralfüßchen und -tentafel ent- Ipringen. Die Füßchen find meijt regelmäßig in fünf Reihen angeoronet, Fönnen aber aud) unregelmäßig über den Körper verteilt jein. Sind fünf Reihen da, dann zeigt ji) an ihnen häufig die beginnende Zweifeitigfeit. Auf der „Bauchjeite”, mit der das Tier Friecht, ver- laufen drei Radien (Trivium, davon einer genau in der Mitte der Sohle); die zwei übrigen (Bivium) Tiegen feitlich am Rücken. Der Unterfchied von Bauch und Rüden tritt noch Itärfer berbor, wenn an den Ambulafralfügchen des Triviums Saugjcheiben ausgebildet find, mäh- rend jich auf dem Biptum, wo Bemwegungsorgane überflüflig IuB, nur jaugjcheibenfofe, zugejpiste Ambulafraltentafel finden. Eigentümlich verhält jich der Steinfanal, der in der Wüttelebene liegt. Cr mündet bei ven meiften nicht mehr nach außen, jonvdern öffnet jich in einem ettwas aufgetriebenen Mapdreporenköpfchen in die Leibeshöhle. Bei manchen Gruppen ijt mehr als einer bor= handen; bei einer jüdamerifaniichen Holothurte gehen jogar 60—80 Steinfanäle vom Yingfanal aus. Immer hängt am Nüngfanal auch) eine große birnfürmige (Bolische) Dlaje, in Die fich der Snhalt des Waffergefäßiyitems zurücdzieht, wenn die Fühler zu- janmengezogen werden, und die oft, namentlich wenn mehr al3 ein Steinfanal vorhanden it, auch in der Mehrzahl auftritt. Ju den Wänden diejer Blaje bilden jich die amöboiden Wanderzellen; das Arialorgan, das bei den übrigen Echinodermen diefe Aufgabe erfültt, jehlt Den Seegurfen. Offnet man eine Holothurie durch einen Längsjchnitt, jo fieht man die geräumige zeibeshöhle fait ganz durch den Darm und feine Anhänge ausgefüllt. Diefer befchreibt N ne Allgemeines. 349 nur eine einfache Windung und ift äußerlich wenig gegliedert; Doch werden nach dem feineren Bau umterfchieden: ein Schlunddarm, dahinter oft ein befonderer Drüfen- und Musfelmagen, dann der Mitteldarm, das längfte Stüd, und fchließlich der Enddarn, der durch Muskeln mit der Körberwand verbunden ift. Bon legterem gehen meiftens eigen- tümliche Organe aus, die Kiemenbäume der fogenannten Wafferlungen, zwei mächtige, reich veräftelte Stämme mit gemeinjfamer Wurzel oder von der Mündung an getrennt. Sn fie wird durch chythmisches Zufammenziehen der Kloafe frijches Waffer aufgenommen und nach mehreren Einftrömungen in Fräftigem Strahl wieder ausgeatmet. Der Sauer- jtoff diffundiert durch die Wände zarthäutiger Endbläschen der Wafferlungen in die Leibeg- höplenflüfligfeit, die alle Organe umfpült. Daneben dienen die Wafferlungen auch der Aus- fcheidung von Abfalfftoffen des Stoffwechjels im Körper. Mit Exrfreten beladene Wander- zellen treten durch die Wandungen der Endbläschen und werden mit dem verbrauchten Wafjer ausgeftoßen. Eigentümliche Verteidigungswaffen, die aber vielen Arten fehlen, jollen die umgewandelten unterften ftchen der Kiemenbäume fein. Diefe fogenannten Cuvierihen Organe find lange Schläuche, die die Holothurien durch Riffe in der Kloafe nach außen jtoßen, wenn jie gereizt werden. Sm Nervenfpitem zeigt fich wieder der typifche Bau: ein Ring um den Schlund, bon dem fünf radiäre Längsnerven entipringen. An Sinnesorganen find einfache Ginneszellen für Taft- und chemijche Reize vorhanden. Lichtempfindlichkeit ift bei mehreren Arten feitgeitellt, bei einer Form (Synaptula hydriformis Les.) auch einfachfte Lichtfinnes- organe. Bei einigen Tiefjeeformen und den Baraftinopoden find ftatifche Organe vor- hanven, die die Tiere über ihre Richtung zur Schwerkraft unterrichten und im Wefen mie bei anderen niederen Tieren gebaut find; es find Bläschen mit eingefchloffenen Gleich- gemwichtsfteinchen, die je nach der Körperhaltung auf verichiedene Stellen der Wand drüden. Wo fie vorfommen, liegen fie paarmweije am Urfprung der Nadiärnerven. Die zmweiltrahlige Symmetrie fommt im Gegenjab zum Nervenfyften bejonders deutlich bei ven Gefchhlehtsorganen zum Ausdrud. Es ift dies immer nur ein einziges Büjchel veräftelter Schläuche, die nahe dem Vorderende in der Mitte des Rüdens minden. Sn der Negel treten Männchen und Weibchen auf, die äußerlich nur gelegentlich an einer Genitalpapille beim Männchen oder an Brutpflegeeinrichtungen beim Weibchen zu unter- jcheiden find. Bei einer ganzen Reihe von Arten ift aber Zmwittrigfeit vorhanden: Eier und Samen entwideln fich neben- oder nacheinander in dem gleichen Schlauch. Aus dem Ei entjteht eine für die Holothurie charakteriftiiche freiichwimmende Larve, die Auricularia (D in der Abb. auf ©. 338). Shre Wimperfchnur bleibt entweder ein einfaches Band, das jich zwifchen Mund und After um den Larvenförper windet, oder zieht fich in Heine Ohr- chen aus und ijt mannigfach gefältelt und gefrauft. Dadurch wird die Schmwebfähigfeit bedeutend vergrößert, wie 3. B. bei der von Chun bejchriebenen, bi 6 mm langen Auri- cularia nudibranchiata. Eine ähnliche Zarve, die Dfhima bei Japan gefunden hat, wird jogar 115 em lang. Auch fommt e3 vor, daß aus der Auricularia fpäter eine tonnenför- mige Larde herborgeht, die wegen ihrer fünf durch Zerfall der Wimperfchnur entftandenen Neifen der Larve des Haarfterns ähnlich ift. Seit Ludwig teilt man die Seegurken in die beiden Ordnungen ver Paractinopoda und Actinopoda ein. Die weitaus meilten Holothurien rechnet man zu der Yebteren Gruppe, die ji) aus acht artenreichen Zamilien zufammenjeßt, während den Baraftino- poden nur die einzige Familie der Mlettenwalzen (Synaptidae) angehört. 350 Stahelhäuter: Seegurfen. Srite Ordnung: Paractinopoda. Bei den Angehörigen der Ordnung Paractinopoda jind die Fühchen ridgebildet und mr in der Form bon Fühlern vorhanden. E3 find wurmartige Tiere, meijt Zimitter, die in allen Meeren bis zu Tiefen von 4000 m Heimijch find. Die große Mehrzahl Hält fich in der Nähe der Küfte auf. Eine Art von ven Philippinen geht ins Bradwaljer, und andere tropijche Formen leben in dem jchwachjalzigen Wafjer der Mangrovejünpfe. Manche mwühlen und graben im Sand oder Echlamm; andere jteden mwenigitens tagS- über unter Steinen; dagegen finden jich einige tropiiche Arten frei auf Korallen. Dieje allein find durch eine lebhafte Schußfärbung ausge- zeichnet, wie alle Tiere, die in den bunten Storallgärten leben; die graben- den Formen find bleich, gelblich, rotbraun, mitunter auch) ganz farblos. . Zu den Korallenformen gehört die größte itber- haupt befannte Holothurte: Synapta maculata Cham. et Eys., die bei höchitens 5 cm Durchmejjer bi3 2 m lang werden foll. Sie hat ein Dunfles, 7 ZN ’ a) \ dunfleren Fleden, die oft in fünf Länagsitreifen angeordnet jein können, und ift für eine Holothurie jehr lebhaft, eine veritable „Seejchlange”. Andere Arten dagegen erreichen nur wenige Millimeter Länge, jo 3. B. die Heinfte Seequrfe, Leptosyn- apta minuta Bech., die höchjtend Y, cm lang wird und in der Norpdjee lebt. Eine der anjehnlichiten und bejtbefannten Shyn- aptiven ijt die Klettenholothurie, Leptosyn- apta inhaerens Müll., die bei einer Länge von =— 10—30 em hödjjtens 3 cm breit wird und außer in ee Mm Der Nordjee auch an den wejteuropätjichen und nordamerifaniichen Hüften vorfommt. Sie ijt weiß oder gelblich, oft auch rötlich und bis auf die fünf Längsmusfelbänder des ungemein zarten Hautmuskfelichlauches durchjcheinend. Nur die Spannung der Muskulatur gibt dem Körper eine bejtimmte Form, angejchnitten fchrumpft die Holothurie zu einem Ichlaffen Hautfeben zufammen. m Aquarium gräbt jie jich mit Hilfe der Fühler vajch in den Boden ein, und bald ragen höchjtens noch die Kronen der zwölf einfach gefiederten Tentafel über den Sand. Eine auf den Grund gelegte Synapta fchlägt die Tentafel zufammen, ftrect fie gegen den Boden und wirft jie dann nach außen. Die Heine Dadurch) gefchaffene Vertiefung wird durch weiteres Graben jtändig vergrößert, bi3 fich der Körper mit einem Nud nachjchieben fann. Das Vorderende verdickt jich Dabei und erweitert das Koch) mehr und mehr. Dieje Tätigkeit dauert an, bis nicht3 mehr von dem Tier zu jehen ist. Sndes geht dies Bohren nach Budden- drod nicht fehr fehnell. So braucht die mediterrane Labidoplax digitata Mont. für eine Strede von 18 cm mindeften3 eine Stunde. Gtecft das Tier völlig im Sande, hört e3 mit Dem Bohren auf. Das Eingraben ift offenbar eine Fluchtbewegung. Sand wird dabei grünes oder bläufichgraues Kleid mit helfen und u 4 ee PBaraftinopoden. sol nicht in den Mund gebracht, wie dies bei anderen Holothurien zur Aufnahme tierifcher und pflanzlicher Nahrung geichieht. Darum ift man jehr erftaunt, den dünnen Darm diejes zarten Tieres dennoch oft völlig mit Sand erfüllt zu finden. Diejes ganze Material mit den daran haftenden Nahrungsteilchen wird nur mit Hilfe der Fühler aufgenommen, wenn die Synapta in „Seerofjenftelfung” im Boden fißt; die Fühler werden durch den Drud, unter dem die in der Poliichen Blaje und im Waflergefäßring zirkulterende Flüfjigfeit fteht, aus- gebreitet. Slebrig find fie nur beim Beutefang; beim Graben bleiben fie völlig rein von Sand- und Schlammpartifelchen. Dagegen fcheint die Körperhaut im Sand Schleim abzu- jondern, denn die Röhren, in denen das Tier fit, ftürzen nicht ein, wenn es fie verläßt. Daher fann es fich in jie bei der geringiten Störung jofort wieder zurüdziehen. Im Futter icheinen die Slettenholothurien wählerijch; Stellen mit modrigem Grund meiden fie durchaus. Die gewöhnlich jehr trägen Shynapten Friehen „wurmartig”. Durch Ausdehnen der Muskeln wird das Vorderende vorwärts getrieben, beim ZJujammenziehen das Hinterende nachgezogen. Auch mit Hilfe der Tentafel können fich die Synaptiden fortbewegen, ja fogar an der jenkfrechten Glaswand eines Aquariums hochklettern. Die Tentafel haften nicht nur durch Feites Anprejjen wie Saugnäpfe, jondern auch durch das Hebrige ©efret, mit dem font eine Beutetiere feitgehalten werden (Ludwig). E3 gibt noch eine andere, jehr fonderbare Urt, jich feitzuhalten, die man beim Anfafjen einer Slettenholothurie bemerkt. Die Tiere „letten”; von diejer Eigenfchaft rührt der deutjche Name her, und „„Synapta“ und ‚„in- haerens“ bedeutet auch die „Haftende”. Leptosynapta inhaerens zeigt übrigens das StIet- ten weniger fräftig al Labidoplax digitata und andere ihrer Sippe. &3 tritt immer ein, wenn die Tiere gereizt fich teilweije oder ganz zufammenziehen. Vorher können fie dicht aneinander oder an Steinen und Pflanzen vorbeilchieben, ohne Hängenzubleiben. Berurjacht wird das Haften durch die Kalfförperchen in der äußeren, Ioderen Schicht der Kutis. Die Schäfte der anferfürmigen Salkteilchen jtehen immer zur Körperoberfläche geneigt und quer zur Körperlängsachle. Die Spiben jedes Anfers find mit Wiverhäfchen verjehen; in einer Art Gelenk jitt feine Handhabe der jogenannten Anferplatte auf. Wird nun das Tier ge- reizt und zieht es jich daraufhin zufammen, fo wird die Haut gejpannt und der Ankerjchaft auf die Platte niedergedrüdt; die nur don der oberiten Hautjchicht überzogenen Spigen treten darauf hervor und haften an allem, was fie berühren. Haben fie jich einmal feit- gehatt, jo werden fie ausgeriljen, wenn das Tier fich durch eine Körperbemwegung frei- macht. Sie find ihm von Vorteil, weil jie ähnlich wie die Borften Der Ringelwiirmer ein Nüdgleiten verhüten; nach Clark dienen die Häkchen in feltenen Fällen auch zum Kriechen an Geepflanzen. Die Anterplatten jind bei manchen Arten jchon mit bloßem Uuge zu er- fennen, bei L. inhaerens eben noch al3 winzige Pünktchen; bei großen Formen werden Die Anker, nach Deftergren, bi 3 mm lang. Die Klettenholothurien find jehr empfindlich gegen Berührung und die verjchiedenjten chemijchen Neize, bejonders gegen verdorbeneg, fohlenjäurereiches Wafjer, das die Atmung hindert. Das Tier reagiert jofort in einer für den Pfleger jehr fatalen Weije: es zerfällt in Stüde. Nimmt man eine Synapta in die Hand, jo gräbt jich eine ringförmige Furche (Mbb., ©. 350) fchnell tief in ven Körper ein, und im Augenblid darauf it das Tier auch jchon durc)- gebrochen. Den Shnapten it diefe eigenartige Form der Autotomie möglich infolge des Bejibes einer gejchlojfenen Ringmuskulatur, die jich jehr energijch zufammenziehen fann. Nach der Ducchichnürung bleibt das prall geichwollene Hinterende noch) eine Zeitlang leben- dig, Fan jich aber nicht mehr zerjtüdelt. Das Kopfitüd veraräbt fi) in Sande und ergänzt 392 Staheldäuter: Sceegurken. jich wieder; e8 vermag aber bei weiterem „Ürgern” nocd) ein- oder mehrmals Stüde ab- zufchniren. Natürlich ift diefe Art der Selbjtverftümmelung ein Schuß gegen Zeinde, be- ionders gegen Schnecden und, nach Semons Beobachtungen, auch gegen Ceejterne. Die fehon erwähnte Labidoplax digitata Mont. ift jeltener al3 L. inhaerens; jie fommt im Mittelmeer und an den europäifchen Küften des Atlantik meijt im flachen Wafjer vor, geht aber auch in mittlere Tiefen. rn der Regel zeigt jie einen ausgejprochenen Färbungs- unterjchied zroifchen der Ober- und Unterjeite gegenüber der gleichmäßig bleichen Verwandten. Die Nücdenjeite, das Bivium, weilt ein Fräftiges, ziegeltotes Pigment in dichten FSleden auf, während die Unterjeite gelb oder rötlichweiß gefärbt ift. Das ift, nad) Semon, ein Anzeichen dafür, daß L. digitata den größten Teil ihres Lebens nicht im Boden vergraben zubringt, fondern auf dem Grund liegt oder herumfriecht. Das Kolorit der Rüdenjeite joll eine aus- geiprochene Schußfärbung fein, die das Tier dem Boden ähnlich macht. Unter den gemöhn- fich nur 1,3 mm langen Anfern in der Haut hat Ludwig Riefenanfer von I mm gefunden. L. digitata ift die Art, in der Sohannes Müller bei Triejt die parafitifche Schnede Ento- concha mirabilis entdedte, die infolge ihres Schmarogerdafeing Ichlauchförmig wie ein Wurm geworden ift (j. ©. 463). Bei der Vermehrung werden die Eier einfach ins Wafjer ausgejtopen und da befruchtet. Die Laichzeit währt im Mittelmeer von Dftober bis Mai; für L. inhae- rens werden Dftober, März und Juni aß Fortpflanzungszeit angegeben. Eine amerikanische Slettenholothurie, Synaptula hydriformis Les. (Synapta vivipara Ludw.), treibt Brutpflege. Die Eier der zwittrigen Tiere gelangen wahrjcheinlich durch einen Riß in der Eierftodswand in die Xeibeshöhle, werden da durch Samen befruchtet, der nach Clarks Anficht durch Heine Offnungen in der Wandung des Enddarms dorthin gelangt; in den Enddarm werden fie mit dem Atenmwaljer aufgenommen. Da die Tiere gejellig, oft zu Hunderten, zufammen leben und die Sortpflanzungszeit fich von April bi3 Dezember hin- zieht, dürfte in ihrer Umgebung immer reichlich Sperma vorhanden fein, das auf dem nor- malen Weg aus dem Ausführgang der Gejchlechtsdrüfe entleert wird. Die Jungen find bei der Geburt etwa 5 mm groß, aber auch jolche von 15—20 mm, die den alten Tieren |chon völlig gleichen, find innerhalb der Mutter gefunden worden. Die Höchitzahl, die Clark feit- ftellte, waren 176 Junge in einem Tier. Eind nur wenig Junge im Mutterleibe, jo haben alle ein Alter; meift find aber zwei oder dreiwerjchiedene Bruten nebeneinander vorhanden. Die „Geburt” erfolgt fast immer durch Einreißen der Leibeswand in der Nähe des After. S. hydriformis lebt auf Seegras und Mgenbüfchen, auf denen fie mit Hilfe der Fühler und durch Anheiten mit den Ankern herumkflettert. Colche, die bei ven Bermudas auf grünen Ulven leben, find grün gefärbt, die Bewohner einer Aotalgengattung an der Küfte Samaifas aber rotbraun. Braune Flede beiverjeit3 an der Bajis der Tentafel Haben jich als einfadhite Lichtjinnesorgane erwiefen. Die geringe Ausbildung des Wafjergefäßiyitems bei allen Spnaptiden ift nichts Urjprüngliches, jondern eine Rüdbildungserfcheinung. Zweite Ordnung: Actinopoda. Die Angehörigen der zweiten Ordnung der Holothurien, ver Aftinopoden, bejigen wohl- ausgebildeteradiäre Wafjergefäße, von denennichtnur Fühler, fondern meiftauch Ambulafral- tentafel und -füßchen ausgehen. Shnen fehlt aber eine durchgehende Ningmuzskulatur. Zu den Aftinopoden gehört außer den befannteften Seemwalzen auch eine große Aftinopoden. 5 393 Anzahl fonderbarer Formen, deren Kenntnis mir den großen Tieffee-Erpeditionen der legten Sahrzehnte verdanken. Die Ausbildung ziweieitiger Symmetrie geht jehr weit, namentlich in der Familie der Elpidiiden. Bei Elpidia glacialis Theel, die im Nordatlantifchen Ozean in größeren Tiefen, im Sarifchen Meer aber auch in Küftennähe vorfommt, fiten an den beiden jeitlichen Nadien des Triviums jederjeits nur vier Ambulafralfüßchen, genau paar- weile, jo daß fie fajt ausjehen wie die Stummelfußpaare mancher Ringelwiirmer. An den Ambulakralgefüßen de3 Biviums, des gewölbten Nüdenz, ftehen nur einige ziemlich große Papilfen, twahrjcheinlich Tajt- und Atmungsorgane. Der Mund ift nad) der ganz flachen Bauchjeite zugefehrt und von zehn furzen, dien Tentafeln umftellt. Nahe verwandt it die unten abgebildete Scotoplanes globosa Theel, die vom „Challenger” aus dem fitlichen ‚noit und Vazifit und von der „Scotia” aus dem füdlichen Atlantit'aus aroßen Tiefen mit- gebracht wurde. Sie ijt ein graumweißer, bi3 12 cm langer, ovaler Sad mit flachem Bau) und jech$ oder jieben großen Ambulafralfürchen ohne Saugjcheiben jederfeits. Bon den drei Papillenpaaren auf dem Rüden jteht ein jehr großes Paar vorn, ein faum fürzeres auf der anderen SKörperhälfte und dahinter noch ein Paar Heine Erhebungen (im Bild fehlend). Yusgejprochene Ziefjeebewohner jind auch die Piychropotiden, bei denen noch auf den drei Na- dien der Unterjeite Feine Füßchen vorhanden find Mund und After find bei der flachen Psychropotes longicauda Theel völlig auf die Bauchjeite gerüdt; der « Mıumd ift von 18 Furzen, jchildförmigen Tentafeln um=- Scotoplanesglobosa Theel. 25 natücl. Gr. geben. Charakterijtijch für diefe Art ijt der lange dide Schwanz auf der Nücdenjeite, der aus zwei in gemeinjfamer äußerer Haut bereinigten Papillen entitanden ijt und wahricheinlich ein Atenorgan darftellt. Auf dem Rüden figen noch vier oder fünf Paar niedrige Erhebungen. P. longicauda ijt wie viele Tiefjeetiere piolett gefärbt und bewohnt den jüdlichen Atlantifchen und Bazifiihen Ozean bis ins antarktiiche Gebiet hinein. Bon den Piychropotiden können einige [hwimmen. Dieje Fähigkeit iit bei den nahe- itehenden Belagothuriiden zur Höchiten Vollfommenheit entmwidelt. Sie jind Plankton- ‚tiere geworden (3. ®. Pelagothuria natatrix Zudw.; Abb., ©. 354). Eine freifchwebende PVelagothurie aus tieferem Waffer (P. ludwigi Chun) jehildert uns Chun: „Schon im Atlantiichen Dzean wurden wir auf die Jugendform diefer Holothurie aufmerfjam, Doch gelang e3 uns erft im Smdifchen Dean, die gejchlechtsreifen Tiere zu erbeuten. ch Tann berfichern, daß e3 kaum eine zartere und dabei glanzvollere Erfcheinung unter den pela- giichen Tieffeetieren gibt, als diefe auf den erjten Bid an eine Medufe oder an eine See- anemore erinnernde Holothinie. Der weiche gallertige Körper, welcher der für die Echino- dermen typifchen Kalkförper entbehrt, ift leichtrofa gefärbt, und nur das Hinterende zeigt einen dunkleren violetten Ton. Daß e3 jich um eine echte Tiefenform Handelt, twelche freilich auch der Oberfläche nahefommen fann, lehrt ihr Auftreten in einem Schließnesfang aus 1000— 800 m. Der auffälligite Charakter unferer Holothurie heat in der Ausbildung einer mächtigen Schwimmfcheibe, die von zwölf Tentafeln durchzogen wird. Der Darın war ftet3 mit einer gelbbraunen Mafje erfüllt, die fich bei mifrojfopiicher Unterfuhhung als Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 23 354 Stahelhäuter: Seegurfen. eine Anfammlung von Radiolarien (Bhäodarien), von Globigerinen- und Diatomeenjchalen erivies. Bei ruhigem Schweben wird der Mund jtet3 nach oben gewendet. Die Schwimm- scheibe wird bald Horizontal ausgebreitet getragen, bald gegen den wurmförmigen Hinter- förper eingejchlagen." Gin Zugejtändnis an da3 Leben in freiem Wajjer, das eine mög- fichft ftarfe Herabjegung des |pezifischen Gewichtes erfordert ijt, daß den Pelagothurien jede Spur von Salfifelett fehlt. Sehr viel weniger anmutig und zart al dieje Holothurien der Hoc- und Tiefjee muten die eigentlichen Seewalzen an ven Stüften der märmeren Meere an. Die Gat- tung Holothuria L. und ihre Verwandten ift in mehr als 100 Arten um die qaitze Erde verbreitet. Sm u gehören die Holothurien zu den gemeinjten Bodentieren in der Nahe der Küfte, auf Schlamms>, Sand- md Steingrumd. Bei jedem Schleppnebzug fom- men dieje wenig appetitlich ausjehenden, murit- fürmigen, dunfelbraunen und warzigen Tiere, für Die der Südländer fehr draftiiche, aber nicht jalonfähtge Namen hat, mit herauf. Sm Aqua- rium ftreden fie fich lang aus — die befanntejte Mittelmeerart, die Röhrenholothurie, Ho- lothuria tubulosa @mel., wird bi8 35 cm lang — und Friechen, eigentümlich gleitend, Yangjam herum. Den Mund am VBorderende umgeben 20 furze und am breiten Ende veräftelte Ten- tafel. Sie fünnen nicht zurüdigezogen werden, Be = 5 fehrumpfen aber, wenn ihr Suhalt in Die große Säwimmholothurie, Pelagothuria natatrix Zudw, Woltjche Blafe zurüditrömt, erheblich zufammen. net „Gie, bienen Dazu, in Den ‚Mund near Sand und Schlamm zu Ichaufeln, deren vrga- niiche Bejtandteile die Nahrung der Röhrenholothurien bilden. Dabei jcheinen die Tiere die Fähigkeit zu haben, jich befonders inhaltreihen Schlamm zu wählen. Sm jchmut- zigen, an Abfällen aller Art reichen Grund ver Häfen finden fie fich in Scharen ein. Das Atembedürfnis Der Holvthuria-INrten ijt fehr groß, und dementiprechend find ihre Wafjerlungen reich entiwiekelt. Unter normalen Verhältniffen atmet die Röhrenmwalze ein- bis dreimal durch den After ein, ehe jie durch einen Fräftigen Waflerjtrahl ausatmet. Sit das Waller jaueritoffarm geworden, fängt jie an, unruhig umherzuftiechen. Schließ- fich erhebt fie das Kopfende zum Wafjerjpiegel und jtreckt die Fühler in die Luft. Kann jte der Atemnot jo nicht abhelfen, hebt fte jogar das Hinterende über die Oberfläche, öffnet ven After weit und nimmt Luft auf. Luftatmung, wie bei den höheren Wirbeltieren, it diefe „Notatmung” natürlich nicht; die Luft erneuert nur den Sauerftoff in dem Wajfer, das bereits in den Kiemenbäumen enthalten ist. Bejonders auffällig ift, daß hier ein nie- deres Tier eine Handlung ausführt, die bei dem gleichmäßigen Sauerftoffgehalt des Meer- mwajjer3 feine Reaktion auf irgendwelche, im normalen Dafein vorhandene Lebensverhält- nifje darstellen fann. Nimmt man eine Röhrenholothurie aus dem Wafjer, fo zieht fie fich aufs Außerfte zu- jammen und wird völlig fteif, twobet aus dem After in großem Bogen ein feiner Wafferftrapt 1. Stichopus regalis Cuv., von der „Bauchieite“. Etwa 1/3 nat. Gr. Cuvierichen Organe (rechts), Etwa 1/3 nat. Gr. S. 355. S. FE S. 355. S. Müllegger-Hamburg phot. a "ER i >” Darm und Wailerlunge (links) durch Müllegger - Hamburg phot. 3. Steinfeeigel, Paracentrotus lividus Zam., in Steinhöhlen und teilweile „maskiert“. Stark verkleinert. S. 366. Herring-London phot. Joyd Sınqweg - 19339][nW "S yoyd zgzwyag’d 'SLE'S "19 'yeuz/, eng '„puonppaaa“ oyd 3ızd197]-adung °D "Iq ups uauld “7 SUOGHI SELISISY ‘UA242S IOUL2U2OQ '9 ‘sıg 's 19 'yeu e/; "pu2palıy “7 snoenueimne U9J99donsy "Gie4suy ayası3ojorg ‘PurjosjaH) "0yd 19]JyoM "M Old 19 EN (928 'S) syuı "uuag stendası UoPOdonsy “uroypanuuıpy pun "IPE'S ID EN 'WDT BOUeLIOJPOUI UOopsJuy ‘ulayıpoy '8 (ggg ‘S) snp2a "q40,7 epıgje einıydo “uauazyuoBupnpg yuu wntonby '2 (1PdesN uoNeIS SyDsı30]00Z) "70yd [adeaN "MMIOZ IA "LLE'S 19 euF/; oplauaypıny dp “u1}oojwwmıpDy "Sg uoa “7 SIJEIDE]JS SELIOISY “ug 2H01D 'v Z Aktinopoden. 355 iprigt. Hört Der ftörende Neiz nicht auf, dann fommt das Stärkite, was fie in der Ab- wehr tut: fie preßt mit einemmal die Eingeweide aus dem After. Bei Holothuria ift es. gewöhnlich Der ganze Darm und die rechte Wafjerkunge. Der Darın Frempelt fich dabei nicht etiva um, fondern reißt am After und am Schlund ab md wird mit der hinteren Partie voran zur Kloafe Hinausgetrieben. Bei anderen Zormen Fünnen auch nod) die andere Wajjerlunge, die Gejchlechtsorgane, der Kalkring mit den Wafjergefäßen und jelbjt die Fühler ausgeworfen werden. Dieje ganz unglaubliche Art der Gelbjtverjtünmtelung jchadet dem Tiere jedoch nichts. Holothuria scabra Jäg. regeneriert den ausgerworfenen Darm ihon in neun Tagen. Bei manchen Arten geht indefjen das Auspeien der Eingemweide weniger weit. Die im Mittelmeer fehr häufige Holothuria forskali Chiaje ftößt meift- nur Teile ihrer Cuvierfchen Organe aus (f. die beigeheftete Tafel „Stahelhäuter”, 2). Dieje Art, von deren fait Schwarzer Dberfeite fich weiße PBapillen fcharf abheben, baut röhrenförmige Nefter im Sand, wozu der Schleim der Hautdrüfen den Kitt Tiefert. Hübdfcher gefärbt ift die Königsholothurie, Stichopus regalis Cuv. (f. die beigehef- tete Tafel „Stachelhäuter”, 1). Das zarte Oderbraun ihres gemwölbten Nüdens geht an den Seiten in Mattrofa über. Die Bauchfeite ift hellwötlich oder bräumlich gefärbt und bom Rüden dich eine fcharf ausgezadte Kante mit großen, weißen Tleden abgejebt. Sehr eigentümlich ijt bei diefer Art, die etiva 25 cm lang und 71% cm breit wird, die Methode, mit der fie fich gegen unangenehme Neize wehrt; die Haut Lölt fich dann ziemlich rafch in einen formlojen, eflen Schleim auf. Stichopus regalis bewohnt die Küften Güpdeuropas. Die Königs- und die Nöhrenholothurien beherbergen einen jehr fonderbaren Gaft. Bringt man mehrere in ein Aquarium, fo wird man häufig zur größten Überrafcehung plöglich auch einen bandförmigen, leicht rötlichen Fiich darin entdeden. Wo er hergefommen ift, berrät er meilt bald. GStößt er auf eine Seegurfe, fo fucht er mit dem Kopfende auf ihr herum, bis er den After gefunden hat. Da. wartet er dann bis zur nächjten Atembemwegung, flemmt rajch den Kopf in die weite Öffnung hinein und führt den Schwanz am Kopf vorbei in ven After. Dann richtet er den Vorderförper wieder auf und fchiebt Jich bei den folgen ven Atembewegungen immer weiter rüdmwärts hinein. Kleine Exemplare des Filches — e3 ijt Fierasfer acus Kaup, der bi3 19 cm lang wird — verichwinden fchon bei einem Atem- zug im Darm. Diejer lediglich Schuß fuhhende „Raumparafit" fit in den Kiemenbäumen. 63 fommt vor, daß größere die zarte Wand diefer Organe durchbrechen und dann auch in der Leibeshöhle leben. Die Holothurien zeigen im Körperbau feinerlei Anpafjung an diejen Öajt, der nur in ihrer Gefellfchaft gefunden wird. Wohl fuchen fie ihn beim Einjchlüpfen duch Zufammenprefjen des Hinterendes zu vertreiben, Doch e3 fommt nur jelten vor, daß lie die Eingemweide auswerfen, wenn: Fierasfer eindringt (f. auch Bd. 3, ©. 368-371). Stichopus- und Holothuria-tten werden auch gegeifen. Sn Europa betrachtet ie nur Die arme Fijcherbevölferuna Unteritaliens und Sardiniens als genießbare „„Frutti di mare“. Aber für Südoftafien und die Injeln des Stillen Ozeans, neuerdings auch für das jüdfiche Nordamerifa, find fait alle Seewalzenarten einer der wichtigiten Ausfuhrartifel nad) China, wo fie al3 Trepang einen hochgefchäßten Lederbifien darftellen. Stoningsberger zählt 1904 allein 22 eßbare Holothurienarten von Niederländijch-modten auf. Heute erwägt man in Japan Shon Maßregeln, die Trepangholothurien vor Raubbau zu jchüben und zu züchten (Mäitfufuri 1903). Semper hat 1867 itber die Zubereitung des Trepangs ausführ- {ich berichtet; mir bringen feine anfehauliche Darftellung gekürzt zum Abdrud: „Unter dem Namen Trepang (biche de mer, balate) werden die auf mannigfaltige 23* 356 Stadelhäuter: Seegurfen. Weije zubereiteten Holothurien nach China gebracht und dort mitunter zu hohen Preijen verwertet. Auf den Valau-Snjeln, den weitlichiten der Karolinen, habe ich lange Monate hindurch den Fang und die Zubereitung diejer Tiere beobachten fönnen. Bedect von einer mehrfachen Lage der großen Kufaublätter (Caladium esculentum), werden die Holothurien zuerft recht eigentlich gefocht; dann unter jtetem Begiegen mit einer jehr geringen Menge süßen Waffers gedämpft. Nach der exrften Abkochung werden fie auf freiftehenden, hölzernen Geftellen an der Sonne gedörrt und dann mwechjelmweije zivei- oder dreimal gedämpft uno getrocinet. Sind fie endlich hinreichend troden und des Meerjalzes beraubt, jo werden jte in großen, zu diefem Zwed eigenz erbauten Schuppen auf Borten in dünnen Schichten ausgebreitet und monatelang dem Einfluß von Rauch und Feuerwärme ausgejeßt. Man pflegt jie erft ganz furze Zeit vor der Abreije in Säde zu verpaden und an Bord zu bringen, um fie jo wenig al3 möglich der im Schiffsraume Herrjchenden feuchten Atmoiphäre aus- zujeben. Sollen fie gegejjen werden, jo reinigt man die Oberfläche zunächit von anhängen- dem Schmuß, Fragt Die obere, Falffüihrende Schicht ab und weicht fie Dann 24—48 Stunden lang in füßem Wajfer ein. Dabei quellen jie auf und nehmen eine jdmuBiggraue Farbe an. Nach mehrmaligem Wajchen und jorgfältiger Entfernung der Eingeweide und aller fremden Sandteilchen wird dann die aufgequollene Haut in Feine Stüdchen gejchnitten, die in Stark gewürzten Suppen oder mit verjchiedenen anderen Speifen gegejjen werden. Sie haben jo wenig wie die eßbaren Bogelneiter einen eigenen Gejchmad; es find weiche, milchig ausjehende Gallertflumpen, welche von den Europäern nur wegen ihrer leichten Berdaulichfeit, von den üppigen Chinejen wegen der ihnen zugejchriebenen reizenven Eigenjchaft genojjen werden.“ Die ftarfe Nachfrage nad) dem als Aphrodijiafum geltenden Trepang haben jich dann, nach) Marjhall, die Amerikaner zunuge gemacht. Sie fiichen die Holothurien bei den Ber- mudas3 jowie in Wejtindien und exportieren jie bejonder3 von Bojton aus nad) China. Kapitän Eaglejton rüjtete hintereinander fünf Erpeditionen aus, von denen er 5500 Zent- ner Trepang, das find etwa 5 Millionen Stüd, Heimbrachte und mit fat 70000 Dollar Rein- gemwinn verkaufte. Anfang der 18er Jahre zahlte man, nach Kent, für die beiten Trepang- jorten bis zu 3000 Mark für die Tonne. Der Fang der Trepang-Holothurien wird im allgemeinen noch jehr primitiv gehand- habt; jie werden gejpießt oder durch Taucher heraufgeholt. Su tieferem Waffer bedient man jich auch einfacher Schleppneße. Bon dem Ausjehen des fertigen Lederbiijens gibt Wallace feine gerade jehr verlodende Beichreibung: „Trepang“, jagt er, „jieht aus wie Wiürfte, die, nachdem fie im Schlamm gewälzt worden waren, durch einen rußigen Schorn- ftein gezogen wurden.” Nach Samejon veritehen die Chinejen jehr Fräftige, wohlichmecdende Suppen und Frifafjee3 Daraus zu bereiten. Ganz gelegentlich jieht man dieie merfwirrdigen Lederbijjen in unjeren Feinktoftgefchäften. Biele Seewalzen bevorzugen SKtorallenbänfe als Aufenthalt und jpielen eine bedeut- jame Niolle bei der Umwandlung des feinen Korallengrufes zu feiten Kalkblöden (j. ©. 169). AS echte Bewohner der fubmarinen Gärten prangen dieje bis 1m langen „Riffgolotgurien” in den bunteften Farben. An die Holothuriiden jchliegt fich die merfwürdige Familie ver Molpadiidae an. Als einziger Reit von Ambulafralanhängen find hier nur noch etwa 15 jchildförmige Fühler und em Baar PBapillen am After vorhanden. Geatmet woird durch Waiferlungen; trob des Aftinopoden. - | 357 Aufenthaltes im Schlamm ift deren Verjorgung mit reinem Wafjer möglich, denn das ‚Hinterende ift in einen Schwanz ausgezogen und wird ins freie Wafjer Hinausgehalten. Die zierlichen Kalfförper find jehr verjchieden gejtaltet. Die befanntejte, jehr weit verbreitete rt ift Molpadia musculus Risso, ein graues oder rotbraunes Tier mit violettem Anflug, da3 bis 16 cm lang twird; die meiften Molpadiiden gehören der Tieffee an. Ein ganz anderes Leben als die Sand- und Schlammfrejjer mit ihren Grab- oder Schaufelfühlern führen die Cucumariiden, auf deren Hußeres der Name „Seegurfen” am beiten pakt. Wie die Synaptiven warten jie mit ausgebreiteten Fühlern auf den „Nah- tungsregen". Jhre zurücziehbaren Fühler jind aber nicht einfach gefiedert, fondern aufs teichjte baumförmig verzweigt und bilden, nad) allen Seiten ausgeftredt, ein großes, dichtes Tangnes. Wie das Futter davon abgenommen wird, jchildert Dohen: „Cucumaria jucht einen Stein, ein Gorgonidenbäumchen oder irgendeinen anderen hervorragenden Bumnft aus, auf den jte jich feitjießt und num monatelang jiten bleibt (j. Tarbentafel bei ©. 377). Zugleich jtredt jie ihre Tentafel zu voller Höhe aus. Si faft rhythmifcher Aufeinanderfolge zieht jich van ein Tentafel nach dem anderen langjam und vorjichtig zufammen, biegt fich nad) innen um umd wird in die Mimdöffnung gebracht. Sowie er darin völlig aufgenommen ift, verengert fich diejelbe, und jet zieht das Tier den Tentafel langfam wieder heraus. Das Spiel der Tentafel geht fajt ununterbrochen vor fich.“ Zei Kleinere Fühler, Die auf der VBentraljeite nebeneinander liegen*, fünnen den Mund nicht nur verfchliegen, fondern die- nen, nad) D. Schmidt, auch als „Wifcher”, die alles, was an dem Tentafel noch hHängen- geblieben ilt, abjtreifen, wenn er fich wieder herauszieht. Die Nahrung beiteht, nach Noll, bei Cucumaria planci Brdt., einer der befannteiten, vom Mittelmeer bis zur Kilfte Englands verbreiteten Art, vorzugsweife aus lebenden Tieren. Jm Aquarium gewöhnt lie) Die ehte Seegurfe jchnell ein, entfaltet ihre Fühler und läßt fich felbft durch un- lanfte Berührungen nicht ftören. Die Cueumarien find außerordentlich träge Gejchöpfe, die mit aufgerichteter Fühler- frone entweder auf dem Boden liegen oder an Algen, Korallen und Steinen fiben. Noll hat Seegurfen 31, Jahre in Gefangenfchaft gehabt und beobachtet, daß eine davon 2 Jahre lang auf dvemjelben Fled jibenblieb. Nach einer Beobachtung von Chadiwicd vermögen jich junge Cucumarien durch Duertetlung und nachfolgende Negeneration zu vermehren; er erhielt im Laufe von zwei Monaten auf diefem Weg aus drei Zndividuen jieben. Die Eiablage findet bei C. planci vorwiegend im März und April ftatt; auch in Gefangenjchaft laichen die Tiere. Die Gattung Cucumaria ijt weit verbreitet. Die meilten Arten find Küftenbeiwohner, einige gehen aber auch in große Tiefen. Sm der Nordjee ift Cucumaria pentactes Mont. ihr Vertreter. Bon der naheveriwandten Gattung Thyonre Ok. it Th. briarens Les. von den wärmeren Zeilen der altantischen Küfte Nordamerikas eins der „Berfuchsfaninchen” der amerifani- ihen Tierpfychologen. „Auf Sand gejebt, beginnt fie jich alsbald einzugraben, indem fie ihren durch Kontraktion der Ringmusfulatur auf der Bauchjeite Feilfürmig verfchmälerten Körper in den Sand bortreibt, jodann wieder verbreitert, um den Sand beiderjeits meg- zuodrängen, und Ddiefe beiven Ufte abwechjelnd jo lange wiederholt, bi fie ganz oder zum größten Teil unter dem Sand verjchwunden ift. Obwohl die Empfinplichfeit von Thyone jv * Diefe Verhältniffe jind auf der Farbentafel nicht ganz richtig dargeitelft. 358 Stadhyelhäuter: Seegurfen. Seeigel. groß ift, daß fie durch einen in das Aquarium fallenden Wafjertropfen zu jofortiger Kon- traftion veranlaßt werden Tann, jo beantwortet fie doc, eine wiederholte mechanijche Keizung der Tentafel bereits nach einer halben Stunde nicht mehr mit einer Kontraktion, jon- dern nur noch mit einer Abwendung des Vorderendes" (nach Bearje aus Kafka). Gegen Licht ift Thyone fehr empfindlich und jucht fich davon zu entfernen. Brutpflege findet fich bei Thyone rubra Clark und Phyllophorus urna Grube. Hier enttwideln fich die Jungen, ähnlich wie bei Lapidoplax digitata Mont. (j. ©. 352), in der Leibeshöhle und fchlüpfen durch einen Riß in der Körperhaut aus. Bei Cucumaria laevi- sata VU. und C. glacialis Zjung. dienen Hauteinftülpungen der zwei „ventralen" Snterradien als Bruträume. Die Sungen von C. crocea Less. entwideln ji) auf den „Ddor- jalen” Ambulakven der Weibchen. Zur Familie der Bucumartiden zählt auch noch eine Reihe weniger regelmäßig geitalteter Seewalzen. Bei den Psolus-Arten ift der Bauch zu einer dimnhäutigen Siriech- johle umgebildet, während den gewölbten „Nücden" große Kaltihuppen panzern. Der von zehn Furzen, vielfach ge- jtielten Fühlern umgebene Mund ift ebenjo wie der After auf den „Nücden“ verlagert. Die meijten Pjoliden leben in geringen Tiefen auf fteinigem Boden. Wie Chiton oder Patella unter ven Molfusfen, vermögen jie jich jo feit anzu- augen, daß die jtärfite Brandung fie nicht loszureißen ver- mag. Bei Flut ftreden jie die Fühler zum Yang der Nah- rung aus. Sm der Nordjee und an der atlantifchen Kiifte bon Nordamerifa ijt der etwa 6 cm lange Psolus squama- tus D. K. jtellenweije die Häufigjte Holotdurie. Bejonde- tes Ssnterejje verdient eine antarktifche Urt, Ps. ephippifer Wyv.-Th., die in mittleren Tiefen erbeutet wurde. Beim Weibchen befindet jich eine Bruttajche auf dem Rüden. Unter einer Anzahl größerer Kalfplatten entwidelr jich die befruchteten Cier. ind fie reif zum Ausichlüpfen, fo öff- nen fich die Plattenränder. Bei einer anderen antarf- tiihen Form, Ps. antarctieus Phrl., wachlen die Jungen a) Sphaerothuriabitentaculata auf der Bauchjeite der Mutter heran; jie heften jich mit a en ihren Füßchen an die freien Teile der Kriechjohle des alten Tieres (Ludwig). Koch ein paar abjonderliche Gejchöpfe mögen hier Erwähnung finden. Denkt man jich einen Psolus annähernd zur Kugel verfürzt, ringsum mit feitgefügten, ftacheltragenden Kalfplatten bedeckt, jowie Mumd und After einander genähert und röhrig ausgezogen, jo hat man die äußere Form der Sphaerothuria bitentaculata Zudw. vor ih. Aus dem Mund- tohr vermag das Tier zwei große, fchlauchförmige Fühler Herauszuftreden. Dieje Art ift im öjtlichen Stilfen Ozean in Tiefen bon 200—2000 m gefunden worden und hat 2cm Durch- mejjer. — Numd- und Ufterrohr find bei der flajchenförmigen Rhopalodina heurteli Perr., die im Schlamm der Kongo- und Gabunfüfte in geringer Tiefe entdect wurde, zu einem gemeinjamen Rohr fehornfteinartig verfchmolzen. ’ Allgemeines, 399 Zweite Rlaffe: Seeigel (Echinoidea). Wieder ein ganz anderes Bild im Stachelhäuterfreife bieten die Seeigel. Den Namen fragen die meilten mit vollem Recht: fie jind über und über mit Stacheln bewehrt, wie ihr „Bate“ unter den Säugetieren. Sor Körper ift Eugelig, herzfürmig oder flach und faft aus- nahmslos völlig ftarr durch einen wohlgefügten Kalkpanzer. Auch tritt beim Geeigel ein weiteres charakteriftiiches Stachelhäutermerkmar ftark hervor: das Ambulafralfyftem. Das Tier veranfert und bewegt jich auf dem Grumd oder an den Glaswänden eines Aquariums mit zahllofen langen, durchjichtigen Saugfüßchen. Beier noch vermögen die meiften Gee- igel auf die Stacheln geftüßt herumzuftelzen. Immer find die Ambulafralanhänge in fünf Doppelreihen angebracht, die in den Rc- dien wie Meridiane von der Mundfeite zum oberen Pol laufen, mo bei vielen der After liegt. Entfernt man von einer See- igelichale, ettva der de3 Echinus esculen- tus Z., die Stacheln, fo jieht man die Anordnung der Kalkplatten. Sie ftehen in 20 Reihen, aus denen man leicht die zu den Radien gehörenden herausfindet: Die fünf, deren Platten an den Außenfeiten der Doppelreihe zahlreiche feine Poren- paare tragen (a in der Abb.). Se ein Baar gehört zu einem Füßchen, denn die Sa- : näle, die Füßchen und Armpulle verbinden, au ale es ne enden ntulöht, Selen jo ber, eeeigeln gewöhnlich. geteilt: Die ı "7 N suchen ame Ya ae zwiichen den „Ambulafralplatten‘ Tiegen- ven fünf Doppelceihen gehören den Snterradien an, jind „Snterambulafralplatten” (ia in der Abb.). Dben bleibt zwiichen den Plattenreihen ein Kleines, rundes Feld (Periproft) frei, in dem der After etwas feitlich von der Mitte Tiegt. Auf der Unterfeite findet jic) bei den „regulären Geeigeln ein ähnliches weichhäutiges Feld (PBeriltom), aus dem im Zentrum die fünf weißen Meißelzähnchen des Mundes blinfen. Jın Leben überzieht eine dünne, weiche Haut den ganzen Panzer; jie enthält zahlreiche Sinnezzellen, die durch ein Keb von Nerven noch außerhalb des Kalfpanzerz miteinander in Verbindung jtehen. Die Außenhaut weilt außerdem zahlreiche Drüfenzellen auf. Die jehr beweglichen Stacheln jind jelbitändig entitandene fpibe, feulen-, becher- oder pflafterjteinfürmige ©feletteile, die manch- mal größer al3 der Schalendurchmefjer und in deren unteres Ende Gelenfgruben ein- gehöhlt jind. Su dieje pajjen Gelenfföpfe auf den Kalfplatten. Der Stachel ift ringsum mit dem Gelenffopf dur Muskeln verbunden, die ihn nad) jeder Richtung Hin beimegen fünnen (2bb., ©.360). Eine äußere Lage beiteht aus ducchlichtigen „Flinfen” Musteln, die leicht in Tätigkeit treten, aber auch vafch wieder erjchlaffen. Tiefer liegen weiße „langfame” Musfelfajern, die zwar nicht gleich in „Zrab zu bringen find”, einmal bei der Arbeit fich aber jtärfer und dauernd Fräftig zufammenziehen und den Stachel in einmal eingenommener Lage zäh feithalten. Se nach der Stärke Diejfer „Bemegungs-" oder „Sperr"-Musfulatur 360 Stadelhäuter: Geeigel. fan man auf größere oder geringere Beweglichkeit der einzelnen Geeigelarten jchliepen (v. Uerfüll). Zrotjchen dem Stachelwald eine3 Geeigel3 jtehen die Bedizellarien, dreiflap- pige Zängchen, die auf falfgejtügten Stielchen ftehen und von einem Wimperepithel mit Sin- neszellen überzogen find; ihre drei Kiefer werden durch Muskulatur gegeneinander bewegt. Die eriten Unterjucher Hatten die Vedizellarien fir Parafi- ten gehalten, die fich auf der Haut der ©eeigel feitaejeßt hätten. Heute unterjcheidet man mehrere Arten jolcher Greifwerfeuge: 1) die „Gift- sangen" (Pedicellariae gem- miformes, b), mit Oinneszel- fen ımd großen Giftoritfen, jo daß das Köpfchen Furgelig auf- getrieben erjcheint. Ste jind ehr wirffame Berteivigungs- 5 waffen für den Geeigel, Die Teil eines GSeeigelpanzers mit 3 Stadeln (L, II, I) und 4 Pedizellavien auf die dom Angreifer allg= (a—d), jhematifiert; 2 Stadeln (II und IT) find duchihnitten dargeftellt. Drigi- naleihnung non Dr. ©. Grimpe. a) Dphiocephale PBedizellarie von Echinus gehenden hemijchen Neize eseulentus Z., b) globifere Pedizellarie von Notechinus magellanieus Phil, e) tri- hin in Tätigfeit treten. 2) dentate Pedizellarie, gejhloffen, von Styloeidaris affinis Phil., d) trifoltate Pedi- ii ö zellarie von Sperosoma grimaldii Koehl. K Gelentfopf, P Gelentpfanne, M Mus- „Klappzangen (B tridenta- feln des Staheld. Die Kalkteile find punktiert, die Pedizellarien verjchteden. ftark . vergrößert bargeftellt. tae,tridactylae, c), an großen, jpigen Kiefern mit gezähnten Rändern fenntlich. Sie öffnen und fchliegen fich auf den geringiten mechanischen Reiz Hin; ihre Hauptaufgabe ist Die Vernichtung Kleiner Larven parafitiicher Tiere, die ih auf dem Geeigel anfiedeln wollen. 3) Die Eleineren „Beißzangen” (P. ophiocephalae, a) mit ge- drungenen, gezähnten Kiefern. ı jind am allerhäufigiten umd ftehen mit im Dienft der. Ernährung. Stleine Tiere, die auf den See- igel geraten, werden bon den Beißzangen gepadt und an die Füßchen abgegeben, Die jie zum Mund weiterführen. Schließlich Haben 4) die „Bubzangen” (P. trifoliatae, d), die noc) erheblich Feiner find und drei blattfür- mige, ungezähnte Kiefer führen, für Nein- „gaternede3 Ariftoteles”, Zahngerüftdes Stein- lichfeit: ou jorgen. Sie ergreifen den stot, een oben, d) Kalkeing im Umkreis de3 Mundfeldes. Natürl. Gr. liegen bleibt, und alle auf den Geeigel fallen- ven Frempdförper mit zivei Klappen und zer- mahlen fie mit der dritten zu feinem Mulm. Auf Stacheln und PVedizellarien des eigenen törpers oder Die eines Jndividuums derfelben Spezies beißen die Zangen nicht. Ver zum erjtenmal auf dem Markt eines Mittelmeerhafens zujieht, wie der Händler einen der eßbaren Seeigel öffnet, wird erftaunt fein, twie wenig in jolch einer großen Schale enthalten tft. Die Leibeshöhle ift jehr geräumig; bei einem Fleinen Sphaerechinus granu- laris von 225 ccm Inhalt fand Cohnheim 175 cem Leibeshöhlenffüfiigfeit. Der Dar ift Allgemeines. = 361 in jeinem Anfangsteil von einem umfangreichen Musfel- und Kalffpangenapparat um- geben, der der Bewegung der fünf elfenbeinweigen, meißelfürmigen Zähne am Eingange zum Munde dient (a in der unteren Abb. auf ©. 360). Durch Muskeln, die das Zahrıgerüft auch al3 Ganzes bewegen fünnen, ijt er an einem mit fünf „Ohren“ verjehenen Kalkring (d) befejtigt, ven die Nandplatten im Umfreis des weichhäutigen Mundfeldes bilden. Schon Plinius fannte diefen Kauapparat, den man leicht al Ganzes herausnehmen Fant, unter dem Namen „Laterne des Arijtoteles". Der Darm (D auf der untenftehenden Abb.) hängt an Mejenterien und läuft in Schlan- genlinien etwa zweimal durch die Yeibeshöhle zum After. Außer jeiner eigentlichen Aufgabe bejorgt er, nach PBerrier, noch die Atmung, da er auch Wajjer aufnimmt, Das durch die Diinn- häutige Darmmwand mit der Leibeshöhlenfliijiigfeit in Gasaustaufc) tritt. Bei der Familie der Echiniden ijt ein Neben- Darm vorhanden, der jich hinter dem Kaugeriit ab- Ipaltet und [päter wieder in den Hauptdarm mündet; er führt der lebten Darın- windung frisches, nicht mit Kahrungsteilen vermijchtes Waffer zu. Wie Henri be- obachtete, zieht er fich alle 10—15 Sekunden rhyth- milch zufammen. Der La- terne fiegt der Wafjergefäh- ring (R) auf. Die fünf SE ER: Radiätgefähe eigen an ie Zt a in anenaie 0a cn has 0 wien Dr Di at He NE herab und laufen dann ker ar Ambulatraifikgen, DI Bläsgen Ammulen, D Dan, & Gejgtestsbeife meridionalnac oben. Sie L*eibeshöhle, M Madreporenplatte, Md Mund, N Nervenring, Na Nebendarm, P Kalk h f panzer, R Ningfanal, Rk Radiärfanal, Rn Nadiärnervn, S Sinnezflet (Endtentateh, Sk ihliegenin Endtentafeln (S) Steinfanal, St Stadien, Z Zahn, Ze Teil des Zahnngerüftes. ab, die man früher, ihrer dunklen Färbung wegen, für Augen hielt; fie durchbrechen den Panzer an den fünf Dzel- larplatten, die die ambulaftalen Doppelreihen nach dem Afterfeld zu begrenzen. Die zahllofen zarthäutigen Füßchen (Af) tragen mejentlich zur Dedung des Sauerftoffbedarfs bei; in ihnen zirkuliert dauernd ein durch Wimperjchlag erzeugter Wafjerftrom. Der vom Ningfanal ausgehende Steinfanal (St) mündet in einer Madreporenplatte (M), einer der fünf großen Kalktafeln, die am Ende der interambulafralen Reihen das Afterfeld um- ichliegen. Sie heißen Genitalplatten, weil durch fie die Gejchlechtsprodufte entleert mer- den. Das orale Nervenjyitem (N) hat die übliche Form: einen Schhundring und fünf jtarfe Radiärnerven; von ihnen empfängt jedes Füßchen einen feinen Nervenaft. Die „zentralen” Teile des Nervenfyitems regeln Die Bewegung des ganzen Körpers; Beriihrungg- oder chemijche Reize rufen geordnete Abmwehrbewegungen der Stacheln und Pedizellarien im Umkreis der Neizftelle hervor. ALS ftatifche Drgane, die das Tier über jene Lage im Raum orientieren, werden Feine, jajt fugelige Gebilde angejehen, die „Sphäridien”, die um- gewandelte Stacheln find und aus glajiger Kalfmafje beitehen. Sude2 hat Delage durd) Berfuche feitgeftellt, daß ihre Entfernung wenig jchadet. Eigentliche Sinnesorgane find bei 362 Stadelhäuter: Seeigel. den Seeigeln unbefannt; doch ift die Haut ganz allgemein lichtempfindfich. Fünf Paar ver- äftelte Anhänge im Umkreis des Munpfeldes find Auzftillpungen eines Teiles der Leibes- höhle und dienen al3 „Kiemen“ neben Fügchen und Darm der Atmung. Die umfangreichiten Organe find die Gejchlechtsprüjen (G). Fr der Negel find Die Seeigel getrenntgejchlechtlih. Bon einigen Fällen von Brutpflege abaejehen, begegnen fich Eier und Samen frei im Wafjer; beide werden in riefigen Mengen hervorgebracht. Ein Weibchen von Echinus esculentus Z. liefert in einer Fortpflanzungsperiode allein etwa 20 Millionen Gier. Die Entmwidelung geht wiederum über eine charafteriftiiche Zarven- form, den „Pluteus“, deffen Wimperfchnüre in lange Fortfäge ausgezogen find (f. Abb. ©. 338, 0). Die Befruchtung der Eier und ihre Entwidelung läßt ich fehr leicht beobachten und ift jogar jchon Finematographiich aufgenommen worden. Auc) die Aufzucht bis zum fertigen ©eeigel ift bei einigen Arten geglüdt. Die Leichtigkeit, mit der man die Befruch- tung und die ehr überfichtlichen, fast fchematifch verlaufenden Entwidelungsporgänge der Ceeigeleier verfolgen Fann, macht jie fett Sahrzehnten zum Lieblingsgegenftand für alle möglichen Unterfuchungen. So beobachtete an ihnen D. Hertwig als eriter die Vorgänge, die jich nad) der Befruchtung an den Hellfernen abjpielen. Herbit hat den Einfluß Der ver- Ichiedenen im Meerwafjer enthaltenen Salze auf den Entwidelungsverlauf jtudiert und ge- funden, daß faum ein Bejtandteil davon fehlen darf. Eine ganze Reihe von Sorichern unter- juchte die Fünftlihe Barthenogenefe der ©eeigeleier; e3 zeigte jich, Daß verjchiedene phHftkalifche und chemische Mittel imftande find, die Furchung des Cies auch ohne Hinzutritt bon Samen einzuleiten. Auch die Spermatozven anderer Arten, jelbit jolhe von Wiür- mern und Weichtieren, veranlajjen das ©eeigelei, Jich zu entiwideln; die „väterliche" Kern- jubjtanz wird aber fpäter wieder ausgeftoßen, und die Larven haben dann rein mütter- lichen Charakter. Delage gelang e3, aus den Eiern des GSternfeeigel3, Paracentrotus lividus Zam., ducch Eünftliche Sungfernzeugung reife männliche Seeigel zu züchten. Auch die erperimentelle Kreuzung verjchtedener Arten untereinander ijt möglich; die Eigenjchaften der Baltarde vermitteln dann ziwilchen denen der Eltern, was auf Grund langjähriger Ber- juche ©hearer, Morgan und Fuchs feititellten, die Echinus esculentus Z., E. acutus Zam. und Parechinus miliaris Gmel. in verjchiedenen Kombinationen miteinander Freuzten. Eine Sonderftellung unter den Geeigeln nehmen die Cidariden ein, die Zanzen- jeeigel mit ihren außerordentlich langen, jchlanfen Stacheln, die fchon von der Debonzeit her befannt find. Shnen fehlen die äußeren Kiemen, und das Munpfeld ijt nicht weich, jondern mit Platten gepanzert wie der übrige Körper. Die befanntejte Art, der Lanzen- -jeeigel, Cidaris eidaris Z., lebt im Mittelmeer und im nördlichen Atlantifchen Ozean vom. Aguator bis zum Polarkreife. Auf dem fugeligen, an den Volen etivas abgeplatteten Körper figen riefige Stacheln, die zweimal jo groß wie der Körperdurchmeifer fein fönnen. Sie jtehen nur auf den Snterambulafralplatten, und zwar auf jeder von ihnen ein Stachel; im ganzen jind aljo zehn Neihen zu 6-9 Stacheln, je nach Der Größe des Tieres, vorhanden. 10—12 Länggitreifen dicht geftellter Körnchen lafjen diefe Zanzen gerieft erjcheinen. Man unter- Icheidet zwei Arten von Stacdheln, „Primär”- und „Sefundär"-Stacheln. Während Die großen Stacheln, auf denen fich Häufig Hydroidpolypen und Gerpeln anfiedeln, meijt räftig rote Töne zeigen, find die Sefundärftacheln in weißlichen oder ftrohgelben Farben gehalten und bejtimmen durch ihre große Zahl und ihre Verteilung auch die Farbe des Körpers. Die der Tanzenigel lebt, hat Prouho gejchildert. Obwohl feine Tiere aus iiber 60 m Zanzenjeeigel. Zederjeeigel. 365 Tiefe ftammten, litten fie durch den plöglichen Übergang aus dem hohen Wafferdrud nicht im geringiten und hielten fich, wohl infolge des geringen Sauerjtoffbedürfniffes der Tiefen- tiere überhaupt, leichter als die gewöhnlichen Küftenjeeigel. Eine erwachjene Cidaris jtelzt auf ihren Stacheln herum, benußt aber nur die um den Mund jtehenden als „Beine“, - während ihr die langen Oeitenjtacheln als Krüden zum Anftügen dienen. Auf ebenem Boden läuft ein Lanzenjeeigel ebenfo flinf wie über alle möglichen Hinderniffe. Die Ambulafral- füßchen werden dabei nicht benust, find auch wenig dafür geeignet, denn ihre Näpfe find ihwach entwidelt und in verhältnismäßig geringer Zahl vorhanden. Nur bei ganz jungen Tieren fönnen al „Mumdtentafel" umgebildete Füßchen auch zum Feltiaugen an einer Unterlage benußt werden. Wird ein Zanzenigel auf den Rüden gelegt, jo dreht er fich jo- fort und leicht wieder um: er bejist, wie alfe daraufhin unterfuchten Echinodermen, den jogenannten „Ummendungsrefler”. Der Keizzujtand hält jo lange an, bis der Mund — oder bei unjerem Tier die Stelgen der Mundjeite — den Boden wieder berührt. Die umgedrehte Cidaris erhebt jich zunädhjit etwas und bewegt dabei die langen Geitenjtacdheln, wie nac) einem Widerjtand taftend. Darauf beginnt der Körper fich nach) und nach Schräg zu Stellen, bis er auf der ©eite fteht. Dann richten fich alle Stacheln, auf denen das Tier nicht ruht, nad) der Mundfeite zu; es befommt das Übergewicht und fällt in die richtige Lage. Die Heineren Mundftacheln Haben außer ihrer Stelzfunftion noch eine bejondere Aufgabe: fie jind auc Greiforgane, die eine Beute Fräftig feitzuhalten vermögen. Troß der unleugbaren Vorteile ist das Kleid aus wenigen großen Lanzen ein Schlechter Schuß gegen Feinde. Junge Meeräfchen fönnen ohne weiteres zwijchen ven Stacheln durchitoßen, und ©eeiterne erledigen eine Cidaris in 2—3 Stunden vollitändig bis auf die Schalen, indem fie ji) zwijchen die Lanzen ein- drängen und den Körper mit ihren Armen umklammern. Die flachen Sehumdärftacheln verffeiden lediglich die am eheften verwundbaren Teile, Iegen fich in Bitfchen um die reich ausgebildete Muskulatur der Brimärftacheln, über den After, die Gejchlechtsöffnungen ufw. Cidaris jcheint ji) Hauptjächlich von Schwämmen und Gorgoniden zu ernähren, deren Reite ih mafjenhaft in ven Erkfrementen finden. Jim Aquarium frigt fie auch Fische, Strebie und Würmer; doc ann fie jehr lange Hungern (nad) Prouho bis 14 Monate). Diejer er- ftaunlichen Zebenzzähigfeit verdanken die Cidariden ihre weite geographijche und Tiefen- verbreitung jowie das Überdauern ungeheuerer geologifcher Zeiträume. Die nahe verwandte, im Golf von Neapel häufige Stylocidaris affinis Phil. (j. die Farbentafel bei ©. 341, 2) zeigt wejentlich den gleihen Bau; nur erreichen ihre Brimärftacheln Höchjtens das 11zjache des Körperdurchmefjers. Außer im Mittelmeer lebt fie im Atlantik von Gibraltar bis ap Verde. Die jehr altertümliche Familie der Ehinothuriiden fteht an der Spiße der „regulären“ (tadiär gebauten) Seeigel mit äußeren Sliemen. Sie werden als Lederigel bezeichnet, denn ihre Schale ift ausnahmsweise nicht fejtgefügt, jondern die Kalkplatten jind gegen- einander frei beweglich und können fich [huppenförmig übereinander legen. Doflein, der Asthenosoma- und Phormosoma-Itten an der Sagamibai lebend beobachtete, jah jie jic bald aufblähen, bald zur Scheibe abplatten. Konfervierte Eremplare find immer zu einem flachen Fünfed zufammengejehrumpft. Die Echinothuriiden find große, farbenprächtige See- igel, die jowohl im Flachwafjer wie in Tiefen bis zu 5000 m leben. Die beiden Garajin ichildern eine Asthenosoma urens Sar. aus dem Hafen von Trinfomali (Ceylon). Die furzen Stacheln des rotbraunen Tieres liegen in Hautjcheiden; ihre Spigen jchmüdt ein feuchtendes Violett. Sn den Snterambulafralen verlaufen Reihen Kleiner geitielter Knöpfchen 364 Stabhelhäuter: Geeigel. von glänzend blauer oder zart jmaragdgriner Farbe; jedes enthält einen jehr jpiben Stachel. Den Namen „urens“, die Brennende, führt das Tier wegen der Gtftapparate, die ihren Sit in diefen bunten Organen haben. „ALS roir das Tier angreifen wollten, warn- ten uns die Leute eindringlich; je jagten, e3 Ichmerze heitig und mache Fieber; die Taucher, die es gefunden, haben es nicht angefaßt, jondern mit einer tofosnußjchale aus der Tiefe geholt. Sp berührten wir e3 vorfichtig mit der Fingerjpiße, fühlten aber fofort heftig bren- nende Schmerzen, tvie von mehreren Smmenftichen, die fich aber nach einigen Minuten ohne weitere Folgen wieder verloren.” Der Hohlraum der erwähnten Knöpfchen enthält ein giftiges ©efret, das bei ihrer Berührung in die Feine, von dem Stachel gejchlagene Wunde des Angreifers eindringt. Mit diefem Seeigel leben zwei Tiere zufanmen, die Durch feine Wehrhaftigfeit mit gejchüßt werden: ein EleinerFiich, der gewandt zwiichen den giftigen Knöpfchen Herumfchwimmt, und ein Fleiner- Krebs; beide find ähnlich gefärbt wie der Wirt. Calveria hystrix Wyv.-Thoms., der am längiten befannte Lederjeeigel, wurde auf der Dredichfahrt der „Woreupine” zwilchen Seland und den Farder aus einer Tiefe von etiva S00 m heraufgebracht. Aus der Beute leuchtete ven jpähenden Augen der Zoologen Thomjon und Garpenter eine fcharlachrote Kugel ent- gegen. Man hielt jie zunächit für ein außer- germöhnlich großes Exemplar des in den nordi- geberj u a Wyv.-Thoms. ihen Meeren häufigen Echimus acutus Lam.; auf Ded gebracht, nahm fie zur größten Uber- rajehung aber die Geftalt eines runden Kuchens mit allen fonjtigen Kennzeichen eines ©ee- igel3 an; nur die Schale, über die Wellenbewegungen liefen, jchien biegjam tie Leder. Einer der arößten Seeigel überhaupt ijt der Lederigel Hygrosoma hoplacantha Wyv.-Thoms., von dem der „Challenger ein Stüd von 31,2 cm Horizontaldurchmejjer mit- brachte. Er bejibt am Ende verbreiterte Stacheln und it, nach Clark, dunfelviolett ge- ‚färbt; die Stacheln find faft Schwarz, ihre Huffürmigen Enden aber reinweiß. Die Art lebt im Bazifif, namentlich bei Japan und Auftralien, in Tiefen von 500— 2500 m. Unter den Geeigeln mit jtarrer Schale find einige tropiiche Diadematiden wie die erwähnte Asthenosoma-Itt wegen der Giftwirfung ihrer Stacheln berüchtigt, bejonders Diadema saxatile Z., die im ganzen Jndopazifif vom Kap bis Tahiti, bis Japan und bis zu den Sandwichinjeln in geringen Tiefen vorfommt. Der Lieblingsaufenthalt der Er- wachjenen jind die weißen Storallenjande, wo jie jich in Scharen zufammenfinden. Die Trepangfilcher meiden vdiefe Stellen ängjtlich, und der Naturforjcher, der in den Korall- gärten jammelt, wird, durch Erfahrung gewißigt, die prachtvollen Tiere bald mit Wor- jicht behandeln. Bon der etwas abgeflachten Schale, die dunkelbraun oder „wie purpurner Samt” (Döderlein) gefärbt fein kann, ftarren lange, dünne Spieße, 20—25emlang. Zmwifchen diejen ftehen Eleinere Stacheln, die dauernd lebhafte Streisbewegungen ausführen, folange das Tier ruhig im Sande fißt. Sein Ihönfter Schmud aber find leuchtend blaue Fleden don einem Ölanze, der höchitens in dem prachtvollen Blau einiger brafilianifcher Falter (Morpho, j. 88.2, ©. 291) ein Gegenftüc findet. Sie find nach Döderleins Beobachtung Diadematiden. Schwarzer Geeigel. 8698 Leuchtorgane. Früher hielt man fie für Augen; denn die Geeigel find hochempfindlich gegen Licht und richten ihre Stacheln jofort zur Abwehr gegen den fich nähernden Feind, der fich Ihon aus der Ferne durch jeinen Schatten bemerfbar macht. Die Stacheln von Diadema Jind mehr als nadelfein ausgezogen. Nähert man fich dem Tiere mit der Hand, fo hat man ji) an den Spißen oft jchon verlest, wenn man glaubt, noch weit von ihm entfernt zu fein. Sie brechen in der Haut jofort ab und rufen heftigen Schmerz und Entzündung hervor. Herausziehen laljen fie ich nur jchwer; nach Saville-Stent wandern fie wie verjchlucte Näh- nadeln Durch die Öewebe. Mit Diadema saxatile leben ebenfalls Heine Fifche (nach Cou- tiere eine Engrantis-Art) zufammen, die, gejagt, in den fchügenden Stachelwald flüchten. Auch im Mittelmeer und den anschließenden Teilen des Atlantik fommt eine Diadema- tive, Centrostephanus longispinus Phrl., vor. Er ift mit jeinen langen, violett und weiß geringelten Stacheln auf der dunkel hwärzlichen Schale der fehönfte Mittelmeerigel. Wie eine Cidaris ftelzt dieje Art auf ihren Lanzen einher und ift wie ihre tropifchen Verwandten hochgradig empfindlich gegen Licht und Schatten, wie Uerkült feititellte. Licht flieht das Tier und läßt Jich Durch entjprechende Maktegeln auf jeden Plat des Aquariums treiben, auf den man es haben will. Auch in der Färbung zeigt Centrostephanus Beziehungen zum Licht. Eine Art diefer Oattung entfärbt fich, eine Halbe Stunde lang ins Dunkel gebracht, allfeitig und nimmt ein lichtes Grau an; die in der Haut vorhandenen farbitofftragenden Zellen (Chromatophoren) haben jich zu punktförmigen Kügelchen zufammengezogen. m Tage3- licht fehrt die Dunkle Farbe rafch zurüd, indem fich die Chromatophoren wieder ausdehnen. Sie wirken in der Helle als Schium für unter ihnen liegende Vichtzerjegliche Farbftoffe, die vermutlich Die Lichtempfindlichkeit der. Haut bei Echinodermen bedingen. ‚si der Duntelheit braun, im Licht tiefichwarz ift Arbacia Iixula Z., einer der häufig- jten ©eeigel an den Felsfüften des Mittefmeers, der Weitfüfte Afrikas und den Azoren. - Geine Schale Hat durchjchnittlich 4-5 cm Horizontalducchmefjer und ift dicht mit 214 cm langen, jhwarzen Stacheln beftanden. Der fhwarze Seeigel Iebt nur in der Bran- dungszone, too er vie Algen von den Feljen abweidet, und vermag fich dank feiner Fräftigen Saugfügchen in die engjten Spalten und Vertiefungen einzuflemmen. Hier ift er unangreif- bar, denn die jehr jpiben und jpröden Stacheln ftarren jedem Angreifer als undurchdring- liches Hindernis entgegen. Nach Uerkill ift er Durch diefe Waffe gegen den Erbfeind aller ©eeigel, den Ceejtern, bejjer geihüßt al3 andere Seeigelarten. Diejes „Starren” der Sta- cheln, das durch jede Berührung ausgelöft wird, ift möglich durch eine mächtig entwidelte Spermusfulatur; find deren Fajern zufammengezogen, läßt fich ein Stachel von Arbacia eher abbrechen, al3 aus der Lage bringen. Lichtreizen gegenüber iftdas bei Tag in Geftein3- jpalten verjtect jißende Tier jehr empfindlich (Mangold). Bejchattung, die unter natür- hen Berhältnifjen die Annäherung eines Feindes anfündigt, ruft prompt ein Heben der Stachel nach oben hervor, einerlei, ob der Geeigel ganz oder teilmeije bejchattet wird. enn das Tier in der Sonne jißt, flieht e3 in der Richtung des eigenen Schattens. Frifch gefangene Arbazien juchen ji im Aquarium immer die fchattigften Stellen, fteigen dann mit Hilfe ihrer Saugfüßchen bis unter die Wafferoberfläche und bleiben hier in vertikaler Lage haften. Für die Reinigung ihres Körpers von Exfrementen brauchen fie nicht zu forgen; dies übernehmen die Wellen. Zm Aquarium ift Arbacia mit der Reinhaltung des Körpers übel dran. Die grauen Kotfugeln bleiben danı Yeicht auf ihr liegen und üben, nach Man- gold, eine jchwere Giftwirfung aus. Deshalb Hält fie fich in der Gefangenschaft von allen 366 Stadhelhäuter: Geeigel. Seeigeln am jchlechteften. Auch jonft ift diejer ausjchhieglich dem Leben in der Brandung angepakte Seeigel unter den fremden Berhältnifjen im Aquarium ftark benachteiligt. Ar der Kitfte ermöglichen ihm die Fräftigen Haftjcheiben an ven langen Fükchen der Munpfeite ficheres Anklammern auch im ftärkiten Wellenfchlag. Die Füßchen der Nüdenfeite find über- flüfjig für die Fortbewegung und find zu Atenpapillen umgebildet. Wird eine Arbacia auf den Rüden gelegt, jo fann fie fich infolgedefjen nicht wieder ummenden; fomweit befannt, ijt jie der einzige Geeigel, dem das unmöglich tft. Der Arbacia äußerlich ähnlich und auch wie jie ein Bewohner der feljigen Brandungs- some ift der Steinfeeigel, Paracentrotus (Strongylocentrotus) lividus Zam. (j. Tafel „Stachelhäuter”, 3, bei ©. 354). Seine fchwargpiolette bi grünlichhraune Schale erreicht ohne die Stacheln einen Durchmefjer von 61% cm. Er bildet eine der gemeinften Arten an den Felsufern des Mittelmeers und der atlantifchen Küften Wefteuropas. Bon allen Gee- igen wird er im Süden am häufigiten gegejjen, d. h. man genießt nur die Gejchlecht3- drüfen in rohem Zuftande. Hauptjächlich Marfeille ijt der Markt fir Geeigel. Nach einer älteren Angabe von Billeneuve folfen dort jährlich 100000 Dubend auf den Fifchmarkt ge- bracht und mit je 20—60 Gentimes bezahlt werden. Gtellenweije Fann man die Tiere zu Taujenden an ven Feljen figen fehen. Viele davon tragen auf den Stacheln Algen, Stein- chen oder Mujcheln; das find nach Vetrunfewitich fait unfehlbar Männchen. Ein friich- gefangenes Eremplar, das feiner Biirde beraubt wird, fucht ih, nad) D. Schmidt, wieder Ulgenjtüdchen und Hüllt fi darin binnen einer Bierteljtunde vollfommen ein. Legt man dem Ceeigel eine Mufchelfchale in ven Weg, wird fie mit ven Füßchen gepadt, auf die Kante gejtellt und in wenigen Minuten auf den Rüden gebracht. Früher nahm man allgemein an, daß fich Diefer Geeigel (wie die Dreiedsfrabben, |. ©. 694) „masfiert”, um Feinde und Beutetiere zu täufchen. Da der Gteinfeeigel nie lebende Tiere annimmt, fann die Masfterung fein Locdmittel fein. Krumbach vermutet deshalb, daß es nur der mechanijche Reiz ijt, ver die fonjt unbefchäftigten Füßchen der Nücdjeite Fremdkörper feit- halten läßt; warum e3 aber nur bei ven Männchen gefchieht, ift bis heute nicht erklärt. Über die Ernährung des Gteinfeeigel3 find wir genau unterrichtet: „Bon diejer Art leben drei Eremplare feit fünf Jahrenin einem Aquarium, das ein in flachen Terrajjen abfallendes Stüd Meeresgrund dicht unterhalb der Ebbegrenze nachbildet. Die Tiere waren hajelnußgroß, als ich jie einfing. Heute find fie jo groß wie Wallnüffe. Sie leben wie Sphaerechinus von den Algen, die auf den Felfen wachjen.”" Man ann die weißen Fraßipuren „auch leicht im Freien beobachten, mit dem Gudfenter oder dem Glasbodenboot, und hat dann etwa den Eindrud, als ob die Gipfel der Felsblöde, auf denen Diefer Geeigel truppimeije lebt, mit Schnee be- deckt jeien" (Srumbach). Zumeilen nimmt Paracentrotus aud) Yas; mehrmals jah Nie, wie er Sichfleiichitüidchen mit großer Beharrlichkeit Tangfam hinunterfaute. Zohn hat im Darm azorijcher Geeigel außer Lavapartiteln mafjenhaft Refte von Kalfalgen gefunden. Zum Er- greifen von Yas dienen, nach Eijig, auch die Stacheln. Er ließ einen toten Wurm auf einen Seeigel fallen, der an der Scheibe eines Aquariums angeheftet jaß. Sofort begannen fich die berührten Stacheln jo gegeneinander zu bewegen, daß fie mit ihren Spiten die Beute jeithielten. Darauf wird dieje auf dem fürzeften Wege zum Munde gebracht. Der Steinfeeigel lebt in Höhlungen der Felsküfte, die ihn vor der Brandung jchüßen. sm Kalk der englifchen und irifchen Ufer finden fich mitunter Taufende folcher Löcher nebeneinander; oft find fie jo eng, das man die gel nicht herausnehmen fan, wenn fie Steinjeeigel. Eßbarer Geeigel. Strandfeeigel. 367 ihre Stachein |preizen. An der Bretagne haufen fie im Granit, an ven Azoren in vulfani- hen Laven. Natürlich liegt die Vermutung nahe, daß fie wie viele andere Tiere fich ihre Höhlen im Geftein jelbjt jchaffen. John meint hierzu: „Der Seeigel erzeugt feine Wohn- jtätten mittels feines Kıauapparates und fehmdär mit Hilfe der Stacheln durch rotierende Bewegung.” Auch Romanes nimmt nach. Befunden am Geftein eine aftive Bohrtätigfeit der Geeigel an, Die jedoch auch vielfach bezmeifelt wird. So bemerft Me Bride, daß es den Anjhein habe, al3 ob die Tiere fich in Spalten eindrängen umd dann nach und nach von Kalfalgen ummachjen werden. Und nach Krumbach „lebt Paracentrotus in der Adria aller- meijt auf großen, Iojen Gteinblöden oder fogar auf ebenem Boden. Junge Tiere Friechen gern in die von der Brandung erfchloffenen und längft verlaffenen Löcher der Meerdattel. sm Aquarium hat nie ein Geeigel auch nur die geringsten Bohrverfuche gemacht, felbft in dem Beden mit Wellenbewegung und dem mit vafch fliegendem Waffer nicht.” Die in : Höhlen fisenden Geeigel der Azoren follen nach Simtoth den Eingang zu ihrer laufe big auf einen jhmalen Spalt mit einer Napfichnecdenfchale, die fie auf der Rüdenfeite halten, verichlieken. Gegen Reize der Ummelt verhält fich der Steinfeeigel vielfach anders ala Arbacıa; jo fehlen ihm deren prompte Licht- und Schattenreflere ganz. Doch flieht auch er das grelle Licht, indem er jich nach dem Schatten hin in Bewegung feßt. Auch unjere Nordjee hat eine eßbare ©eeigelart, ven Echinus esculentus Z. (f. Tafel „serebje IT”, 7, bei ©. 677), der aber nur an der portugiefischen Küfte Liebhaber findet. Der Ntattliche Burfche fommt im flachen Uferwaffer von Spanien bis Spibbergen vor, fehlt aber im Mittelmeer; nın ausnahmsiweife geht er tiefer al3 200 m. Er ift fehr hübfch gefärbt, weiß- lich mit rotem, blauem oder violettem Anflug. Die zahlreichen niedrigen Stacheln (Abb., ©. 359) find mweißlich oder rötlich mit pioletter Spige. In der Nordfee fängt man ihn mit dem jogenannten Schtvapper, einer Eifenzange, an der Wergquaften oder aufgedrehte Tauenden befejtigt find, und die tiber den Sandgrund geftreift wird. Kommen die Tiere in den Bereich der Duajten, jo verftricen fie fich unvettbar. Echimus esculentus ift im Aquarium leicht zu halten; deshalb ift er jo ziemlich der einzige Seeigel, den man regelmäßig in den Gee- aquarien des Binnenlandes jieht. Nach Scott nimmt er nur Seegras und Sand auf; Chad- wie Hält ihn für einen reinen Fleifchfreffer, und Aoaf fand im Darm Bruchftüde von Gee- pocen (Balanus). Als er Steine mit Seepoden zu den Tieren brachte, fah er, tie fie fich darhiber hermachten. Auch Schuren ftellte feit, daß fie fich von Yebenden Tieren ernähren. Er fand im Darminhalt Borften verfchiedener Anneliden, Refte von Hydroidpolypen, Moo3- tierchen, Seeigeln ufw. vor. Das Futter wird, nach Roaf, mit den Pedizellarien zum Mund geichafft, wobei Staheln und Füßchen mithelfen. Diefe können fich beim eßbaren Geeigel ftarfausdehnen. 3 ift ein reizendes Bild, die zahfreichen Füßchen mit den weißen Saug- Iheibehen am Ende um einen im Aquarium ruhig fitenden Geeigel herumfluten zu fehen. Die Säuberung des Körpers beforgen ebenfalls Pedizellarien. Ein jehr Hübfcher, Feiner Verwandter dee Ehbaren Seeigels, der Strandigel, Par- echinus miliaris Gmel., ift die gemeinjte Art der Nordfee und der Küften Europas von Nor- wegen und eland bi3 Marokko. Er ijt einer der wenigen Stachelhäuter, die in die meftliche Dftfee vordringen. Die Schale ift meijt grünlich, die ebenfalls grünen Stacheln haben viv- lette Spigen. Manche Exemplare find vollftändig weiß. Sein Lieblingsaufenthalt find die Stromrinnen; auch auf den Aufternbänfen zählt er zu den charafteriftifchften Vertretern und findet dort reich gedeckten Tiich. Bor dem gefräßigen Räuber ift fein feitjfiBendes oder 68 Stahelhäuter: Seeigel. fangfam Friechendes Tier jicher. Bor allem hält er jich an Hydrotdpolppen; Grimpe fand ihn mafjenhaft beim Seemoosfijchen auf den Certularien. Eine häufig im Darminhalt vor- fommende Mafje halt Eichelbaum für Weichteile großer Mufcheln (Auftern); Parechinus miliaris ift aljo, wie die Geeiterne, ein Schädling auf den Aufternbänfen. Gelegentlich bohrt er auch, wie der Steinjeeigel (j. ©. 366); man findet ihn nicht jelten in Löchern des Küften- gejteins, zumeilen auch der Aufternjchalen. Er jelbit gehört zur Nahrung mancher Boden- fiiche, 3. B. des Anurrhahns und der Scholle. Für das Aquarium empfiehlt fich diefe Art jehr; fie läßt jich in feuchtem Tang ohne Wajler verjichieen. unge Exemplare geröhnen jich leicht ein und Halten, nad) Schmalz, über acht Monate aus. Gefüttert werden jie mit Müdenlarven, feingejchnittenem Calat, Mufjchel- und Fijchfleifeh. Das Futter bringt mar mit einem Glasıohr auf Das Tier, das es jofort zwijchen die Stachen Hemmt und zum Mund führt. Außer mit wehrhaften Aftinien darf der Strandigel mit feitjigenden Tieren nicht zufammen gehalten werden; jogar Gee- pferdchen, die auf ihm ausruhen wollten, hat er die Widelichwänze angefrejien. Selbit in der Gefangenschaft „masftert" er jich noch mit Mufchelichalen und Ulgenjtüdchen. Zu den „bohrenden" Geeigeln zählt auch Heterocentrotus mammillatus L., der auf den Kiffen der Südjee, des Judik und des Noten Meeres lebt. Durch den Suezfanal dringt er jet auch ins Mittelmeer vor. Möbius fand ihn auf Mauritius an der Außenfante des Dammriffs in runden Vertiefungen, die ihn vor der Brandung jchügen. Cr bejigt eine Anzahl riejiger, dDider Stacheln, die al3 Bohrer bei der Austiefung der Wohnhöhle dienen. Diefe ift gerade fo weit, daß der Geeigel fich darin herumdrehen Fan. Die Offnung der Höhle ijt enger als der Umfang des Bewohners, fo daß man ihn beim Fang mit dem Meißel aus dem Gejtein hauen muß. Zum Bohren im Nifffalf werden die Stachen der Mund- jeite benubt; ihre feingezähnten Enden jind, wenn die Stacheln bewegt werden, imjtande, Kalk abzujchaben.. Das Tier bleibt zeitlebens in feiner Höhle eingeferfert. Das Wajfer bringt ihm die Nahrung; im Darm trifft man oft die Schalen von Foraminiferen an. Einhäufiger Küftenbemwohner des Mittelmeers, namentlich auf Seegrasiiejen und Sand- gründen, mo fich organische Neite finden, ift ver Heine, hellgraue Kletterjeeigel, Psamm- echinus microtubereulatus Blv. (|. Tafel „Weichtiere I", 2, bei ©. 424). Die Spiben jeiner Stacheln find dunkelbraun. Nach Bagliont tft er äußerft jauerjtoffbedürftig und „negativ geotropifch”, d. h. er wandert der Richtung Der Schwerkraft entgegen, dem Wajjerjpiegel zu. Sein Leben im Aquarium hat Noll anziehend gejchildert. Er ift ein gemandter Sletterer, der mittels feiner jehr langen Füßchen mit Vorliebe an baumförmigen Storallen, Polypen- jtöcen und Tangen hochiteigt. Ganz erftaunlich ift, wie fich der plumpe Körper dabei im Gleichgewicht hält. Selbit an violinjaitenftarfen und dazu |piralig gedrehten Storalfen ver- mag er emporzuflimmen. Dabei fann es vorkommen, daß er herunterfällt; er wiederholt dann fofort feine Sletterpartie. Die Diatomeen- und Algenrajen am Glafe und auf Steinen graft er beim Striechen ab; außerdem nimmt er Fleisch toter Tiere. Offene Wandermufscheln (Dreissensia) wurden von Nolls Tieren jo gedreht, Daß die Seite der Schale, wo der Bnjjus austritt, an den Mund zu liegen fam, und waren in zwei Stunden völlig leer gefrejjen; unverlegte Mufcheln Hingegen vermochte Psammechinus troß fortgejeßter Berfuche nicht zu öffnen. Auch gejchabtes Rindfleisch und Brot wird nicht verfchmäht. Negungslos jibt er mit jeiner Beute auf einem Fled. Die letterjeeigel „masfieren” fich, indem fie Mufchelfchalen, Storallen oder Tang „hartnäcig” mit fich Herumfchleppen. Ein Tier Nolls bejchäftigte jich auch Heterocentrotus. Kletterfeeigel. Dunfelvioletter Geeigel. 369 mit dem im Aquarium jchroimmenden Thermometer, mit dem e3 tie mit einer viefigen yagoflinte über dem Rüden tagelang herummarfchierte. E3 handelte fich um ein Männchen, das gelegentlich folche Mafjjen von Sperma produzierte, daß fich das ganze Waffer trüibte. Regelmäßig treibt auch der jchöne Dunfelviolette Seeigel mit den weißen Nadel- jpigen, den Fig. 2 unjerer Farbentafel bei ©. 377 darftellt, „Masterade”. Sphaerechinus granularis Lam. wurde im Müttelmeer und an der atlantifchen Küfte Europas und Kanadas nachgewiejen. Meijtens jtedt ex in geringer Tiefe zwifchen Steinblöden und ift deshalb oft |hwierig zu fangen. Er ift einer der größten Geeigel des Mittelmeeres; nach Mortenien hat die Schale bis 13 em Durchmeijer. Jr den Aquarien der zoologischen Stationen hält Sphaerechinus gut aus und wird viel zu Erperimenten benußt. Wie die meiften Geeigel muß er jorgfältig vor längerem Trodenliegen beim Yang bewahrt bleiben, fonft fommt leicht Luft in die Schale und zerreißt die Gemebe. Das Aufnehmen von Fremdflörpern und den Fang eines Heuf aannahte: (Squilla) hat Dohen gejchildert: „Man wird jelten ein Cremplar diefes Geeigels im Aquarium finden, das nicht auf der aboralen Geite eine Anzahl von Mufchelfchalen mittel feiner Fangfügchen feithielte. Das geht jogar |p weit, daß ich mehrfach Sphaerechinus mit fo viel Mufcheffchalen bejegt fand, daß von dem Tiere jelbft gar nichts mehr zu fehen war. Bei der Fortbewegung des Tieres wird der Eindrud hervorgerufen, als Fame ein Haufen Mufchen näher. Sch habe mehrfach Beobachtungen und Experimente über die Ernährungsweife diefer Seeigel ge- macht und habe gefunden, daß fie gefährliche Räuber find. Am auffallendften war mir, daß jie bejonder3 gern Squilla mantis frejjen. Man follte meinen, diefem großen Krebs müßte e3 ein leichtes fein, dem langjam fich bewegenden Echinoderm aus dem Wege zu gehen.” Der gefangene Krebs macht große Anftvengungen, um fich loszureißen; denn einem jo furchtbaren Feinde gegenüber gibt e3 faum eine andere Verteidigung al3 die Flucht. „Ebenjo begreiflich jcheint e3 aber auch, daß der Angreifer fich zu verfteden fucht, und auf dieje Tendenz jchiebe ich die jonderbare Neigung der Sphärechinen, fich mit Mufchelfchalen zu bededen, die jehr viel Harmlofer ausjehen als der Stachelpanzer des gefürchteten Echino- derms”. Auch Uerfüll Hat beobachtet, wie eine Squilla, die mit ihren Fangbeinen nach einem Sphaerechinus gejchlagen hatte, nicht mehe los fam. Wejentlich andere Erfahrungen machte Krumbach. Ein Eremplar von Sphaerechinus, das über fechs Sahre in Gefangen- haft war, „benagte unermüdlich, bei Tag und Nacht, mas an Algen auf den Kalffelfen . des Bedens wächlt. Niemals hat das Tier einen Angriff auf die Mitbewohner des Aqua- riums gemacht. Filche, Krebjfe und Mujcheln find immer ficher vor ihm gemwejen; nicht einmal für das den Filchen borgemworfene Fleifch Hat e3 fich intereffiert. Ich weiß aud aus Erfahrung, die ich mit unferem Glasbodenboot ar freilebenden ©eeigeln Diejer Art gewann, daß die Kuppen und Hänge der Felsblöde, auf denen fie folonieweije leben”, mit den für alle felfenbewwohnenden Echinoiven charakteriftiichen Fraßfpuren bededt find. „Die Bahn, die das Tier. auf feiner Trift bejchreibt, ift felten geradlinig. Um feitzuftellen, ob die gähne auch die Gejteinsunterlage der Mgen angreifen, habe ich den Geeigel auf glatten Platten aus Glas, gebranntem Ton und Kal arbeiten lajjen, die dicht mit Mgen bejiedelt waren. Glas und der gebrannte Ton erwiejen fich unverlegt; der weiße Salfftein zeigte Suchen bon 0,5 mm Tiefe, und der Marmor war nur eben angeribt. Tief find auch die Surchen, die Sphaerechinus in Aufternfchalen zug. E3 ergibt fich aus diefen Ermittelungen, daß der weidende Geeigel mit jeder Staubewegung auch Feine Turcchen in den Felfen gräbt und damit einen Anteil an der Zerftörung des Fültennahen ee nimmt”. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 24 370 Stabhelhäuter: GSeeigel. Bei Sphaerechinus find yoir befonders Durch Nerfitll auch gut über die Arbeit der ver- schiedenen Pepizellarien unterrichtet worden. Wird ein ©eeigel von feinem grimmigiten Feinde, dem Seeftern, angegriffen, jo jchlagen Die Stacheln auseinander, und Die großen Giftzangen treten in Tätigkeit. Gleichzeitig verjucht er zu fliehen. Der Biß einiger Pedi- zelfarien Tann den Geeigel retten und den Geejtern veranlafjen, jich zuriiczuziehen. Gegen mehrere Seejterne unterliegt er hingegen immer; denn die Giftzangen, die einmal gebijjen haben, reißen ab, und fo erfchöpft der ©eeigel feine bejte Waffe mehr und mehr. Das Gift der Pedizellarien ift äußerit wirffam; ECimjpribungen des Extrakt von 20 Giftzangen .ge- nügen nach Kayalof, um Krabben, Eidechjen und Feine Filche zu töten. Alle bisher betrachteten Seeigel (Begularia) find jtreng radiär gebaut; Mund und After liegen an den beiven Körperpolen. Bei einer Reihe von Familien (Irregularia), zu denen auch häufige Arten unjerer Kiüften gehören, ilt ner After aber im Laufe der Stammesgejhhichte in einem Snterradius (Pfeilin der Abbildung auf ©.361), dejjen - Gejchlechtsprüfe und -platte Dabei ver- ihwunden find, nad) „hinten“ gerückt. Der Mund bleibt entweder in der Mitte oder rücdt nach „vorn“. Dadurch wird aus der urjprünglich fünfjtrahligen Sym- metrie eine zweiltrahlige. Beim Bmergigel, Echinocyamus pusillus Müll., dem Eleinjten Geeigel der europäifchen Meere, Tiegt der After auf der Unterjeite der etwas abgeflachten, - ovalen Schale ziwiichen Mund und Hin- terrand (j. die Abb. ©. 372). Die Art ilt Sanddollar, ee Lam., von oben. Natür- ehr Häufig im Magen bon Grumdfifchen ; gefunden worden (Smith) und lebt vor- wiegend auf Sandboden vom nördlichen Norwegen bis Maroffo und dringt felbft in die jalzgarme Djtjee vor. Ym Golf von Neapel war Echinoeyamus vor dem großen Vefuvaus- bruch 1906 eine der gemeinften Arten, ift aber durch den Afchenregen in Maffen ab- gejtorben und feitvem dort, nach Lo Bianco, recht felten geworden. Bejjer al3 bei diefem Miniaturfchildigel Lafjen fich einige bezeichnende Züge für den Bau der „Srregulären" beim Sanddollar, Echinarachnius parma Zam., erkennen, einem jajt wie eine Münze flachen, brauntoten Gefchöpf, das an den Küften Nordamerifas von Labrador His New Jerjey und von der Beringftraße bis Vancouver häufig ift, aber auch bei Japan und, nad) Agafjiz, in der Südfee gefunden wird. Als Beitandteil der Nahrung wichtiger Nubfiiche, wie des Kabeljau und verjchiedener Plattfifche, Hat auch diefer Geeigel eine gemwilje wirtjchaftliche Bedeutung. Gein Durcchmeifer erreicht bei einer Höhe von nur 12 mm annähernd 8 cm. Während der mit vereinfachten KRauapparat verfehene Mumd in der Vütte der Unterfeite liegt, öffnet fich der After in einem Einfehnitt bei mittelgroßen Tieren am Hinterrand der Scheibe (f. die obenjtehende Abb.), bei jungen auf der Dber- und bei alten Stüden auf der Unterfeite nahe dem Hinterrand. Die ganze Schale bevedt ein " Streguläre Geeigel. sl jamtartiger Filz zarter Stadien. Zwijchen ihnen fiten zweiflappige Vedizellarien (f. Abb. ©. 336). Die bewimperten Stacheln der Dberfeite erzeugen einen Wirbel und führen jo dauernd frijches Wafjer den breiten flachen Kiemenfühchen zu, Die auf der Oberfeite in fünf Paar Ravdialteihen bejonderz geftalteter Kalkplatten austreten. Sie geben dem Tier das Bild einer fünfblätterigen geöffneten Blüte, heißen daher auch „Blumenbfätter” (Petaloide). Auf der Unterjeite finden fi) Füßchen nur in fünf radialen Ninnen, die vom Mund aus zum Rand laufen. Der Sanddollar Yebt halb eingegraben im Grund; feine flache Form Shüst ihn davor, durch Das Wafjer herumgemworfen zu werden. Die Bemwegun- gen jind fehr langjam und träge. Die merkwürdigiten Zormen unter den 7 FRE Stregulären find die Bourtalefien. Se ı Neil | leben in den Tiefen aller Ozeane, fndlang ee “5 Bere ober tlaichenfdrnig und ühnelninen u en Holothurien. Der Mund it im mittleren Radius der Unterjeite weit nach vorn gerüdt, und der After liegt an einem halsartigen FJortjaß des Körpers. Als Formen des jtillen Tiefenmwafjers find fie äußerft feinjchafig und fommen jelten unbejchädigt aus dem Orundneb. Pourtalesia laguncula Ag. (j. Abb.) wurde bon Dof- lein in der Ga- gamibat jchon in 100—200m Tiefe angetroffen, ilt jonft aber nıtr aus ven größten Tie- fen des Gtillen und Snpilchen Dgeans befannt. Baer on An den Kil- ten Europas ger hören die meilten iwregulär geimor- Schale eines irregulären Seeigel3 aus ber VBerwandtichaft des Herzigel3 Spatangus: Brys- H sopsis lyrifera Forb. a) Apifaljeite mit After Af, b) Oralfeite mit Mund. Aus Claus-Grob- denen Geeigel ben, „Lehrbud der Zoologie”, Marburg. & zur Tamilie der Herzigel (Spatangiden). Es jind im Sand lebende Formen mit flacher Unter- und geiwölbter Oberjeite. Der „vordere” Radius ift tief in den gerundeten Vorderrand ein- gebuchtet, das Hinterende zugejpist; jo ergibt jich die Herzform. Der Mund befindet fich etiva in der Hälfte zwiichen der Mitte der Unterjeite und dem vorderen PBanzerrand in - einer tiefen Grube, die von einer Scharfen, etwas über die Unterfläche erhabenen „Unter- lippe” abgegrenzt ift; der After fiegt am Hinterrande. Auf der Oberjeite find Petaloide nur in bier Nadien ausgebildet; in dem vorderen, rinnenartig ausgehöhlten Radius treten 24* 372 Stadelhäuter: Seeigel. Seeiterne. Heine Kiemenfüßchen durch. Eigentümlich find jchmale parallele Bänder, die bei den ein- seinen Gattungen in verjchiedener Anordnung um die Betaloide, um den After uw. ziehen. Diefe „Fasztolen” tragen einen famtigen Überzug aus Heinen, umgebildeten Stacheln (Clavulae) mit an Ginnezellen reichen Köpfchen, die Atemmmwaljer und Nahrung prüfen und Wafjer für die Stiemenfüßchen herbeiitrudeln. Am beiten bergegenmwärtigen ir uns diefe Berhältniffe an der unteren Abbildung auf Seite 371. Un unferen Küften ift ver Herzigel, das beinahe Eosmopolitifche Echinocardium cor- datum Penn., ftellenmweife jehr häufig (vgl. die untenjtehende Abb. des nahe veriwandten Schizaster). Seinen Körper, der nach Hinten zu Höher wird, überzieht ein dichter Pelz meiß- fichgelber Stachelborften. „Bringt man“, fchreibt Uerfülf, „einen friichen, aus dem Sande geholten Herzigel in eine Glasichale mit Seewafjer, jo bietet fich unferen Bliden ein aller- liebftes Schaufpiel dar. Das Keine Tierchen gleicht in Größe und Farbe einem mweißen Mäuschen.” Die langen, weißen Boriten liegen Dicht den beiden ©eiten an und find auf das peinlichjite von vorne nach Hinten gefämmt. Sit das Tierchen in der Glasjchale eine Zeitlang dem Tageslicht ausgejeßt worden, jo be- ginnt der ganze Wald diejer feinen Borjten fich zu regen. Exit zeigen jich einige flache Wellen, die daS weiße, mohl- gefämmte Haar der Seitenflächen zu Fräujeln beginnen. Dann jet der ganze Borjtenwald mit einer exakten thythmischen Wellenbewegung ein, die unjer Yuge ebenjo durch ihre Gefehmäßigfeit wie Zierlichkeit erfreut. Cr bietet den Anblid eines vom Wind bewegten Kornfeldes ar. „Sebt man einen friichen ©eeigel unter Seewaljer De ee ne auf feinen Sand, jo jieht man binnen furzem rechts und eanaliferus Lam. Der After ift auf die Ainfs von ihm einen Kleinen Gandmall entitehen, der en Ale bie Ambutatretfühgen Aa Dutch die Stacheln der Unterfeite aufgeworfen wird. Die immer höher werdenden Geitenmwälle werden bon den Stadeln an beiden Seiten de3 Tieres derart weiter verarbeitet, daß der Sand an Der Snnenjeite des Walles niederfällt. Der Sandwall wird dadurch immer höher und breiter, zugleich verjchwindet das Tier langjam im Sande." Wird der Herzigel von der Sonne bejchienen, jucht er jchneller unter den Sand zu kommen, als wenn er fich in einem ber- dunfelten Baffin befindet. Nur ein enger Atenfamin, der aus zufammengeflebten Sand- förnern beiteht, jtetiger Säuberung und Reparatur bedarf, ermöglicht dem Geewaljer Zu- tritt zur Höhle des Tieres. Mit feinen Organen, ven jogenannten Binjelfüßgchen, beijert der Herzigel feinen Kamin aus, indem er ihn mit frifchem Klebitoff bejtreicht; jo bleiben die AUtenorgane in Dauernver Verbindung mit dem Wafjer. Um zu frejjen, rüidt der Geeigel mit Hilfe der kräftigen Gehjtacheln Hinter dem Mund weiter. Früher nahm man an, er brauche ven Sand bloß mit der „Unterlippe” wie mit einem Pflug aufzumwühlen und befäme dadurch jein Futter mit dem Sandballaft in den Mund. Wie Gandolfi-Hornyold in Bergen bei naheverwandten Spatangiden beobachtete, jtellt daS Tier aber beim Weiterfriechen die Gehitachel vertifal, fo daß die Unterlippe den Grund niemals berührt. Während feiner Freßwanderungen baut fich der Herzigel aud) einen joagerechten Kanal, der ebenfalls von den Pinfelfüßchen gereinigt und ausgebejjert wird. Danf diefer Horizontalfanäle fönnen die Tiere, Die in großen Herden nahe beieinander Streguläre Geeigel. 373. leben, in direkte Verbindung treten. Die beiden Kamine halten den alleinigen Zugang zur Außenmelt offen; im übrigen find die Herzigel gezwungen, als lebendig begrabene Einfiedler ihr Dajein zu verbringen. Der Fang von Echinocardium findet in Berd-fur-Mer auf die einjachjte Weije ftatt. Man begibt jich bei tiefer Ebbe auf die äußerfte Seite der Düne und gräbt Die Herzigel wie Kartoffeln aus dem Boden. Das Trodenlaufen der Düne wird für jie verhängnispoll. Kleine Freistunde Vertiefungen zeigen dem geübten Auge die Ein- gänge der Atemlamine an. Dort befinden fich die Herzigel auch jebt noch, aber ‚fie find auf der Wanderung an die Oberfläche begriffen, weil fie des Atemmwajjers beraubt find; denn die zurüdflutenden Wellen wühlen den Sand auf und verjtopfen die Atem- famime. Kommen jie noch während der Ebbe der Ober- fläche zu nahe, jo fallen fie den Wogen der nächiten Flut zum Dpfer. Am Strande bilden ihre bleichenden Scha- len, jtellenmweije zu Taufenden zufammenliegend, einen breiten, weißen Saum. Dei Echinocardium, wie bei den allermeijten Spatangiden, entwideln fich die Eier im freien Wajjer zu Pluteus-Larven mit langen Schwebborjten; die von E. cordatum treten im nördlichen Atlantik von Suni bis September im Plankton auf. Ausnahmsweije fommt auch Brutpflege in diejer Zamilie vor. Bei den Kerguelen im Antarktiichen Meer Yebt in mittleren Tiefen Hemi- tHemiastercavernosus Phil.mitäuns \ aster cavernosus Phil. Ceine fat 1 mm großen Eier ge- °°" D nn en N ne I langen aus den Gejchlechtsöffnungen direft in die beiden hinteren vertieften Ambulafralfurchen, die von Randftacheln überdedt werden. Syn diefem Brutraum durchlaufen fie ihre Entwidelung. Mortenfen hat darin bisweilen Eier und Junge gleichzeitig angetroffen. Die Zungen bieten ein bejonderes Ssnterefje; fie zeigen noch viele An- Hänge an den Bau der regulären Geeigel, von denen die Srregulären heritammen. Ziwi- jhen den Stacheln, bejonders in der Mundgegend, finden fich bei Hemiaster regelmäßig auch Heine Mufcheln (Lepton parasiticum Dall), die mit ihm die Nahrung teilen. Dritte Klajfe: Seeiterne (Asteroidea). Beim ©eeitern ift der fcheibenfürmige Körper meift in fünf breite „Urme” ausgezogen. Die Munpfeite ift IUnterjeite; auf ihr jtehen in den fünf Ambulakralfurchen in der Mittel- linie der Arme die Fügchen. Das Sfelett ift viel geringer ausgebildet al3 bei den Geeigeln und beiteht nur aus einem Mafchenwerk verfchieden geformter Kalktafeln in der biegjamen Haut der Dberjeite. Eine Doppelreihe wirbelartig miteinander verbundener Kalfitüde, an die jich Plattenreihen am Rand der Urme anjchließen fönnen, überdacht die Ambirlafral- furchen. Aus Der Haut der Oberjeite erheben fich zahlreiche zartwandige und gelappte Yuswüchje, „Papulae”, Ausjtülpungen der Leibeshöhle, die fich einziehen können und als Kiemen dienen. Kurze Stacheln in ihrer Umgebung forgen durch ihren Flimmerfchlag für 374 Stahelhäuter: Seefterne, ftändige Erneuerung des Wafjer3. sm Nebenamt bejorgen auch die Fühchen Die Atmung, bor allem dienen fie aber der Fortbewegung. Für das Neinhalten des Körpers find zimei- Happige Pedizellarien da (j. Abb. ©. 336). Stacheln treten in verjchiedener Zorm in der Haut der Seefterne auf: Fräftige, durch eigene Muskulatur bewegliche Nadeln auf Gelent- hödern wie bei den ©eeigeln, einfache Dornen, die auch zu dichten Bündel vereinigt auf Fleinen Säulchen ftehen fünnen („Barillen”), außerdem einfache Kalffchuppen und -förper, die die Haut mancher Arten geförnelt erjcheinen lajjen. Die jogenannten „Eribriformen Organe‘ find durch Kalkitacheln geftiüikte Falten der Haut mit Wimperüberzug. Der Mund entbehrt eines Sauapparat3 und führt in den furzen Schlund, der jich zu einem geräumigen Magen erweitert. Bon ihm entjpringen fünf (find mehr Arme vorhanden, entjprechend mehr) lich fofort gabelnde Blindfchläuche, die in die Arme fait bis zur Spige vordringen. Syn diejen langen, jeitlich zahlreich ausgezadten Organen wird die im Magen verdaute Nahrung re- jorbiert; auch der furze Enddarm neigt zur Blinddarmbildung. Um Beute zu ergreifen, wird bei Arten mit Fleinem Mund der musfulöfe Magen durch Kontraktion der Körpermusfulatur nad) außen gejtülpt. Grd- bere Futterrefte werden auf demjelben Wege wieder entleert. Der After nahe der Mitte der Oberfeite ift dafiir zu Elein; bei manchen fehlt er überhaupt. Arm Waflergefähring, von dem fünf Radiärkanäle zur Berforgung der Ambulafralfügchen aus- Itrahlen, fiten Volifche Blafen (j. ©. 336) in mechjelnder Zahl; rss außerdem find an jedem Smterradius zivei Tiedemannjche Kör- Ban umftetten Muse‘ von perchen vorhanden, kurze Röhrenfyiteme, in denen fich die es a amöboivden Wanvderzellen (©. 337) bilden. Nervenzellen und „gegrbuc, der Zoologie‘, Marburg. -fafern find meift noch epithelartig in Geftalt einer neroöfen Schicht ausgebildet, die jich im Nervenring und den dadon ausgehenden fünf Radiärftämmen allerdings derart verdichten fan, daß jie mit bloßem Auge als „Nerven“ erfannt werden fünnen. Al Sinnesorgane wirken im Nebenamt die zahlreichen, reich mit Nervenenden und Sinneszellen ausgeitatteten Füßchen, bejonders ihre Saugjcheiben, namentlich aber die fünf Endtentafel, die in erjter Linie der Aufnahme chemifcher Neize („Geruch” und „Gejchmad“) dienen. Sie fünnen wie die Füßchen Hin und her taften, ausgeftredt und eingezogen werden. An ihrer Bajıs finden fich ferner pol- iterföürmige rote Erhebungen von Sinneszellen, die Lichtjinnesorgane, „Augen“, daritellen. Lichtreizbare „Stäbchen am Ende fogenannter „Nebhautzellen” ragen in einen YUugen- becher hinein, der nach rückwärts durch rotes Pigment optifch toltert ift, jo daß dadurd) nicht nur ein allgemeimer Lichteinprud, fondern auch ein Sehen der Richtung, aus der Licht fommt, möglich ift. Durch eine Sammellinje kann die Menge des aufzunehmenden Lichtes noch) vermehrt werden (f. die obenjtehende Abbildung). Gier und Samen entftehen in fünf Baar Gefchlechtspriijen in den Armiminfen der ge- trennt geichlechtlichen Tiere; die Befruchtung erfolgt im Waller. Die typifche Larvenform ift die „Bipinnaria“ (A6b., ©. 338, A), die der Auricularia der Holothurien ähnelt; bilden jic an ihrem VBorderende noch Fortfäge mit Haftpapillen aus, jo entiteht eine „„Brachiolaria“ genannte Larve; durcch Brutpflege fann die Entwidelung abgeändert werden. Yucd) eine Art ungejchlechtlicher Vermehrung trifft man zuweilen an. Scheinbar ohne Grund werden manchmal Arme abgeworfen, an deren breiter Bruchfläche dann eine neue Scheibe und vier Heine Arme herborsproffen. Solche „KRometenformen” (Abb., ©. 375) wachjen zu normal Rammjeeitern. 375 geitalteten Seejternen aus, denn die hohe Regenerationsfähigfeit ermöglicht den Ateroiden nicht nur verlorengegangene Arme, fondern auc) Teile der Scheibe zu erjegen. Bei einigen Urten fommt jogar Autotomie vor. Wird ein Arm feitgehalten, jo lafjen fie ihn einfach liegen und friechen weiter. Auch Parafiten (4.B. Mygoftomiden, ©. 293) fünnen ver- anlalfen, daß ein Seeftern „reiwillig" einen Teil jeines Körpers verabfchiedet. Die Seefterne find eine der ältejten Tiergruppen, deren Nefte bis ins Kambrium zurüdreichen. Heute fommen fie in allen Meeren bor, vom Eismeer bis zum Nqutator, von der Strandlinie bis zu 5000 m Tiefe. Die Mehrzahl leuchtet in den prächtigiten Farben. Die Unterfeite ijt meilt heller als der Rüden; oft entitehen durch anders gefärbte Streifen und Tleden lebhafte Mufter. Die jchönfte Färbung zeigen Die Geejterne der Tropen, nament- lich die der Korallgärten; aber auch die Aiteroiven unjerer Meere find im Leben jchöne Tiere, die im Seeaquarium die Augen des Beichauer3 immer wieder auf jich Ienfen. Unter den häufigften ©eejternen des Mittelmeeres, die Ludwig in feiner großen Mono- graphie bejchreibt, ninimt der Kammfeejtern, Astropecten aurantiacus L., nad) feinem Körperbau eine Sonderftellung ein (j. Tafel „Stachelhäuter”, 5 bei ©. 355). ©eine Füßchen haben feine SHafticheiben und fönnen jich deshalb nicht anjau- gen; auch fehlt ihm der After. Er ift einer der jtattlichiten ©ee- jterne überhaupt. Ceine fünf großen, flachen und ipiß zulau- „Kometenform” eines Seefte una (Ophidiaster arenatus Lam.). Ein ab= Sacnsıe Mr a ee werden; ihre Kanten und Winkel jind mit großen, ftacheltragenden Platten eingefaßt. Der Nüden ift bis auf die Madre: porenplatte gleichmäßig mit Varillen (f. ©. 374) gepflaftert. Dunfel- bis orangegelb ge- färbt find die Randplatten und zahlreiche Parillen um die Scheibenmitte und auf Längs- und Querlinien der Arme. Die meiften Parillen find aber jcharlachrot. Die Art findet jich nur im Mittelmeer und im Atlantif nahe der Straße von Gibraltar auf Sandgrund. Meift gräbt fie fich fait ganz in den Boden ein und nährt fich von Mufcheln. Die Fügchen. dienen den phlegmatiichen Tieren weniger zur Fortbewegung als vielmehr zum Graben. Wie Mangold beobachtete, werden die Füßchen hierbei feitlich augeinandergeichlagen. ©v wird der Sand allmählich unter den Armen ausgehöhlt und aufgeworfen. Sind die Sand- wälle iiber dem Riten de3 tiefer grabenden Geefterns eingebrochen, jo jieht man nur noch ein fternförmiges Relief, das ihn verrät. Das Eingraben entzieht den Seejtern jeder Stö- rung und Beuntuhigung. Auch nad) oder bei dem Frefjen zieht er fich zurüd; jein Rüden it dann prall aufgewölbt und ragt etwas über den Sand hervor. Ein eingegrabener Astropecten läßt fich im Aquarium leicht durch TZutier heraus- (ofen. Smdem er mehrere jeiner Arme gleichzeitig nach oben krümmt, jchüttelt ex den Sand ab und fehafft fich wieder Bemwegungzfreiheit. Trot des Mangels der Saugijcheiben fann er mit den Füßchen, die wie Stelzen benußt werden, rafc marjchieren. ©o legt der Rammfeeitern eine Strede von % m in einer Minute zurüd; fogar an der Luft, two man eine Gebrauchsfähigfeit der Fühchen nicht für möglich Halten follte, fommt er nod) einige 376 Stabelhäuter: Geefterne. Zentimeter in der gleichen Zeit vorwärts. An jenkrechten Flächen zu Tettern, fällt ihm hingegen fehr fchwer. Nach Breyer begnügt ic) Astropecten damit, auf zwei Armen ftehend ichräg an der Wand zu lehnen. Dort haftet er jedoch nur jehr loje, während ich Geejterne mit Sauagjcheiben häufig bei gewaltjamer Entfernung die Füßchen abreißen lafjen. WWer- den folche Afteroiven (auch ihre abgefchnittenen Arme) auf den Rüden gelegt, wenden jie jich mit Hilfe der Tüßchen um. Astropecten hingegen, dem Saugjcheiben fehlen, hebt jich auf die Spiben bon drei oder vier Armen; zwei davon werden Darauf untergejchlagen und die übrigen oben herumgeworfen. Sn etwa fünf Minuten liegt er wieder auf der Mund- feite. Erlaubt e3 das Terrain, fo wendet er aber auch die gemöhnliche Methode der Gee- iterne, fich umzudrehen, an; die fich lebhaft bewegenden „juchenden" Füßchen von zwei oder drei Armipißen Heften fich am Boden feit und ziehen die Arme mehr und mehr herum, bis jich der Körper hebt und einen Purzelbaum jchlägt. Bei der Nahrungsaufnahme ftülpt Astropecten den Magen nicht aus wie andere Geeiterne. Der große Mımd läßt gehörige Broden paffieren, und der Magen tft unglaublich erweiterungsfähig. Hamann zählte einmal in einem Sammftern zehn Pecten, fechs Tellina, etliche Conus und fünf Dentalium. Die leeren Schalen werden ausgejpien, da der After fehlt; Übrigens wird er auch dort, mo er noch vorhanden ift, oft nicht mehr benußt. Im Leipziger Seeaquartum lebte ein Exemplar diejer Art bei Bfahlmujchelfoft fait zwei Jahre. Auch unfereNordfee hat ihren Astropecten (A. irregularis Zinck, |. Taf. „Stachelhäuter”, 7, bei ©. 355), einen fleifchroten ©eeftern von meift IOcm Durchmefjer; größere Eremplare jind felten. Durch3 Kattegat dringt er auch in die Dftjee bis Jülich von Alfen vor; Cuenot beobachtete ihn bei Arcachon an der Weitkilte Frankreichs. Die Nahrung diejes Geejterns beiteht aus Weichtieren, Ceeigeln, ©ee- und Schlangenfternen. Auch er entwidelt un= geheuren Appetit Eichelbaum fand in einem Magen außer Schalenteiten 19 Mujcheln. Der Behandlung der Seefterne mit wohlausgebildeten Füßchen muß der jyjtematiichen Stellung halber die der Fleinen Asterina gibbosa Penn. vorangehen. Das muntere Gejchöpf, da3 immer, wenn auch langjam, herumkriecht, ift trüb olivgrün gefärbt; junge Tiere Jind ztegel- bi® brauntot. CS bewohnt das weltliche Mittelmeer und den Atlantif von Den Kanaren bis Srland. Asterina findet fich bei Ebbe regelmäßig in den zurüdgebliebenen Wajjerpfügen am Ufer, liebt felfigen Grund, ift aber aud) auf ©eegraswiejen anzutreffen. Schneren bilden Die wichtigite Nahrung. Sehr eigenartig jind die Fortpflanzungsverhält- nilje. G©ie ift einer der wenigen Geejterne, die Ziwitter find. Die Keimdrüfen liefern zuerit Samen, dann Eier. Die zeitliche Trennung der Gejchlechter Fann an verjchtedenen Plägen aber variieren. Go fand Ludwig in Neapel alle Übergänge zwifchen rein mänı- lichen und rein weiblichen Tieren. Die gelben, %, mm mejjenden Cierchen werden in Heinen Gruppen dicht nebeneinander auf Steine geflebt und durchlaufen eine abgefürzte Entwice- lung. Am vierten Tage Ichlüpft aus ihnen eine Larve, Die mit einem großen, zweilappigen Larpenorgan Friecht oder Ichwimmt, und fchon am elften Tage ift (in Neapel) der junge Geeftern fertig. Selbftverftümmelung tritt bei Asterina nie auf. Die Tiere meiden das grelle Sonnenlicht, aber auch den tiefen Schatten, und lieben den Lichtverhältniljen ihres gewöhnlichen Aufenthaltes entjprechend helles Tageslicht. Fe nad) der Stärke der Beleud)- tung werden fie aljo das Licht fuchen oder fliehen (Mangold). Sie werden dabei Durd) die Lichtempfindlichkeit der Haut geleitet. Shre Vorliebe für jauerftoffreiches Waffer treibt hie im Aguarium auch in der Dunkelheit oft bis iiber den Wafferfpiegel hinaus. ER ar, lt Bra e KR ‘7 SIJEIDE]S SEIISISY 'P — WD7 smyIsodas I9jsemyag "€ — 'WDT7 S!IepnueIs snuy»2alseyds 'z — 7p4g uejd ereumany "I ‘29919 ayalımeN "2u112}]229 ‘0812989 ‘ayınbaag Afteriniden. Purpurftern. Sonnenftern. 377 Ein ganz jonderbarer Gefell ift eine zweite Afterinide, Palmipes membranaceus Junck. Er ift jehe dünn und ducchicheinend. Dabei ift er, wie man ihn in Weingeift meift zu jehen befommt, nicht einmal ein richtiger Stern, jondern ein Fünfed, dejfen Ceiten jchwac) eingebuchtet find. Sm Leben it das Tier oben jchön fcharlachrot, unten faft reinweiß mit roter Einfaifung am Außentand; die fünf radiären Urmfurchen zeigen zartbraune Tönung. In der Mitte ift der Körper höchitens 1.cm ftark, gegen den Rand zu wird er papierdünn. Das Tier fommt im Mittelmeer jowie an den atlantijchen Kiiften Europas vor, in der Nordfee nur an der jchottiichen Kite. Gewöhnlich gerät Palmipes in 20—100 m Tiefe ins Grund- neb, ijt aber, nad) Marenzeller, im Mittelmeer auch Icon zwijchen 400 und 600 m Tiefe angetroffen worden. Bauer fand ihn vorwiegend auf feinem Sandboden und glaubt, daß diejer Untergrund feine eigentliche Heimat ift, die er nur ausnahmsmweije verläßt. G©eines zarten Baues wegen ilt er jtärferer Wafjerbewegung gegenüber mwiverjtandslos. Wie viele Alteroiven fann er fich eingraben. Hierbei wird er eritrichtig „Seejtern". Kommt ein friich- gefangenes Tier, das zunächit als Fünfed im Aquarium Herumktiecht, auf dem Sandboden zur Auhe, dann fangen die Felder zwilchen den Armen an, jich einzuziehen, und es entiteht ein Ichlanfarmiger, fünfftrahliger Stern. Eine leichte Berührung genügt aber, daß jich Palmipes wieder zum Fünfed ausbreitet. Txrob der Fähigkeit, ji) in einen Stern zu ver- wandeln, gräbt er im Vergleich zu Astropecten langjam und ungejchiet. Auch beim Über- winden bon Hinderniffen verjchmälern fich die Arme. Ein ähnliches Kolorit wie Palmipes, Doc noch brennender, bejist der Burpurftern, Echinaster sepositus Lam. (j. die beigehejtete Farbentafel, Fig. 3). Seine fünf diden, run- den Arme überzieht eine weiche, drüjenreiche Haut gleichmäßig bis zu den Ambulafral- furchen, in denen Durcchlichtig rötliche Füßchen ftehen. Nimmt man das Tier in die Hand, dann Schließen fich die FZurchen völlig über den eingezogenen Füßchen, und die Stacheln ihrer Ränder greifen ineinander. Der Purpurftern gehört dem weltlichen Mittelmeer, ein- ichlieglich der Adria, und dem mittleren Nordatlantif an. Seine fnalltote Zarbe, die jic) in Süßwaffer und Alkohol fofort Köft, joll nad) der Annahme einiger Torjcher eine Schred- farbe jein; Doch fand Nic die Art im Hafen von PBortofino öfters auch auf leuchtendroten Algenkruften in geringer Tiefe und überfah fie anfangs häufig. Der Gedanfe an eine Schuß- färbung liegt hier nahe; freilich hebt fich das Tier fonft ftarf von der Unterlage ab. Grimpe pflegte jieben diefer fchönen Tiere in Leipzig über 18 Monate lang. Geht viel matter in den Tönen ift die farbenjchönfte Art der Nordjee, der Sonnen- itern, Solaster papposusZ. (j. Tafel „Rrebje IL”, 7,bei©.677). Er ift kräftig dunfelbrauntot, die Scheibe zeigt hellgelbe Fleden und die furzen Arme gelbe Bänderung. Die Arme find nicht, wie gewöhnlich, in der Fünfzahl vorhanden, jondern 12—15, meift 13, jtehen um die Scheibe. Er ift auf fandigem und fteinigem Boden Häufig, fommt aber aud) auf Schlid vor und verträgt erhebliche Schwankungen von Temperatur und Salzgehalt. Die vein nordijche Art lebt rings um den Bol an den Nordlüften der Alten und Neuen Welt. Bei Helgoland ift fie in tieferem Waffer jehr gemein. Sn der Dftjee dringt fie bi3 zur Injel Fehmarn vor. Gier und Larven, die Ende des Winters produziert werden, find leuchtend orangerot und undurchlichtig (Hartlaub). Die Nahrung des Sonnenfterns bilden Eleinere Echinodermen, bor allem junge Geeiterne (Eichelbaum). Mit den legtgenannten Geejternen näher ver- wandt ift auch der bunte, 2darmige Heliaster helianthus Lam. im Stillen Dgean. Asterias glacialis Z., den Fig. 4 unjerer Farbentafel in dem Augenblid darftellt, in dem er einen Sphaerechinus attadiert, ift einer der ftattlichjten ©eejterne. Ex jpannt 378 Stahelhäuter: Seefterne, gewöhnlich 35—60 em; bei einem von Couch bejchriebenen Riejeneremplar maß der längjte der fünf Arme allein 35,6 cm und hatte an der Scheibe einen Durchmefjer vondölmm. Die Art ift an den Hüften der Mittelmeerländer und Wefteuropas weit verbreitet. Jim Norden findet fie fich vom ©fagerraf bis Sinnmarfen, fehlt aber an der deutjchen Ktüfte und bevor- zugt Stein= und fiefigen Sandboden. Die Färbung ift jehr verjchieden, vom hellen Gelb- zum Notbraun mit violettem oder rojenrotem Anflug und vom hellen Grau- zum tiefen Dunfelgrün. Ber Neapel treten die bräunliche und die grünliche Form al3 zwei ausgejpro- chene Varietäten auf, von denen die grüne größere Helligkeit und flacheres Wafjer vorzieht. Man Fann fie an ven Uferfelfen zwijchen Algen oft jchiwer entveden. Gelegentlich jigt fie dicht unter dem Wafjerjpiegel, verläßt ihr Element aber nicht. Die braune Form lebt in tieferen Schichten. — Was bei diejem Ceejtern auf den erjten Bid auffällt, find die zahl- reichen Heinen Budel, auf denen die Stacheln der Nüdenfeite zu jiben jcheinen (j. Tafel „Stachelhäuter”, 4, bei ©. 355). Bei näherem Zujehen erweijen jie fich als Büchel von Pedizellarien, die um den Grund der Stacheln herum angeordnet find. yedes Ddiejer Pafete enthält iiber 400 Zangen; das ganze Tier verfügt über nicht weniger als eine Viertelmillion. Die Hauptnahrung des Seeiterns jind größere Beutejtüde, Filche, Srebje, Seeigel und vor allem Schneden und Mufchen. Der Schaden, der durch diefes Raubtier auf den _ Aufternbänfen von Konnektifut angerichtet wurde, betrug im Sahre 1888: 631500 Dollar. Selbit große Mufcheln, die wie die Aufter ihre Schale Felt jchließen fünnen, vermag es zu öffnen; nicht, wie man früher annahm, durch Vergiftung mittels eines Jähmenden Oaftes oder Durch Erftiden, jondern, jo unglaublich es Elingt, indem Die Schalen mit Geivalt aus- einandergeriljen werden. Ein Hungriger Asterias padt eine hohe Mujchel, etwa eine Venus, mit den Armen, deren breite Teile jich wie ein Berg über der Beute wölben, während Die Armenden fich am Boden anheften. Durch die Tätigfeit der Füßchen moird die Mufchel fo unter den Mund gebracht, daß jich deren Schalenränder ihm zufehren. Die Saugfühchen heften jich an und ziehen die Schalenhälften auseinander. Durch pajjende VBerjfuchsanord- nung fonnte Schiemenz zeigen, daß die Kraft, die dabei angewandt wird, außerordentlich groß iit. Wird ein ihr entfprechender Zug auf die Venus-Schalen längere Zeit ausgeübt, jo Happen jie jchließlich auf. Asterias braucht etwa 15 Ninuten, um eine größere Mufchel zu öffnen. Sobald die Schale Hlafft, wird der Magen ausgejtülpt und jadartig über die Weichteile des Opfers -gelegt. Dieje werden außerförperlich zerjebt und völlig verdaut, d. h. die Yermente werden auf das Beutetier abgejchteden, und die in ihnen gelöite Nah- rung ipird darauf eingejogen. Cine Venus wird fo in 815, eine mittelgroße Auiter jchon in 4 Stunden überwältigt. Auch Seeigel werden von Asterias in ihrer eigenen Schale ver- daut. Lo Bianco jah, wie zwei Diejer Räuber einen ziemlich großen Sphaerechmus (|. ©. 369) gleichzeitig anfielen. Der eine ftülpte feinen Magen zwijchen den Stacheln aus und verdaute die Haut famt der Stachelmusfulatur; der andere legte auch exit eine Straße . auf der Sgelhaut frei, geriet dabei auf die weiche Munpjcheibe, Löfte fie auf, jchob jenen Magen dann in das SJnnere und leerte die Schale fein jäuberlich aus. Bejonders ausgebildet ijt bei Asterias das Vermögen, jich Durch Abmwerjen der Arme jelbjt zu verjtiimmeln. ‘Breyer hielt ein Tier auf der Hand, ohne es zu drüden; e3 Froch weiter und ließ dabei „ruhig” einen Arm zurüd. Unter dem Einfluß jchlechter Lebensbedingungen werden oft alle fünf Urme abgeworfen. Für das Aquarium des Binnenlandes eignet jich daher dieje Art weniger; häufig ftößt fie chon während des Transports die Arme ab. An unferen deutfchen Küften vertritt Asterias (Asteracanthion) rubens L., ver Asterias. | ) 879 Gemeine Seejtern, die Gattung (j. die Tafel „Stachelhäuter”, 6, bei ©.355). Die rein oft- atlantifche Art geht nicht ins Mittelmeer, aber um das Nordkap herum bis ins Weiße Meer. Diejer jedem Badegajt wohlbefannte Geeftern ift in der Nordfee in den verjchiedenften Yarbtönen (violett, rötlich oder braun) bei Ebbe in Strandpfüsen und an den Buhnen alfent- halben in großer Menge zu finden. Syn der Oftfee dringt ex bis zu Rügens Weftfüfte por, tritt in einzelnen Exemplaren aber auch weiter öftlich, 3. B. bei Kolberg (Grimpe), auf. Asterias rubens erreicht einen Durchmejjer von 30cm, lebt wie fein Verwandter räuberifch hauptjächlich von Mujcheln und ift wie er ein gefährlicher Aufternfchädling (Möbius). Mies- mujcheln und Seepoden, die das Vfahlwerf der Häfen beffeiden, überfällt er oft in ganzen Scharen. Bolau jah ihn einen Einjiedlerfrebs übermwältigen und verzehren. Beim Frejjen bon Strandjchneden (Litorina) fchiebt der Seeftern Teile feines Magens bis in die legten Schalenwindungen. Lepede entvedte im Hoden der Männchen ein parafitifches Infufor, . Das meist jo zahlreich ift, daß es Ffaltrierend wirkt. Sm Aquarium hält Aste- rias rubens gut aus. Schmalz, der vortreffliche, leider viel zu früh ber- ftorbene Pfleger niederer Tiere, hielt ihn über neun Monate mit Teichmujcheln und-jchneden. Unjer Bild zeigt den Ceeftern beim „Berdauen” eines Filches. Eine Asterias- Art Ted erfeeftern, Culeita coriacea Müll. et Trosch. ne Be Das Leben des bon der Wejtfüfte der Ver- Meeres“, Leipzig 1895. (Zu 30) einigten Staaten, A. for- reri Loriol, wurde in ihrem Verhalten von Jennings eingehend jtudiert. Das Tier ift außer- ordentlich fauerjtoffbedürftig und jtirbt in nicht durchlüfteten Aquarien jchon nach Furzer Zeit. Die Atmung beforgen, wie bei anderen ©eejternen, in der Hauptjache Taujende feiner finger- fürmiger Kiemen, die überall zwijchen den Heinen Stacheln der Dberjeite jtehen, und über die dauernd ein vom Wimperichlag der Haut getriebener Strom friihen Wafjers ftreicht. Gejchüßt ift die ganze Oberjeite durch zahlreiche Pedizellarienbüfchel, die um den Grund der Stacheln angeordnet find. Gerät ein Tier auf die Stachelfpiben oder Kiemen, jo erheben jich diefe Bündel und richten fich gegen den Angreifer. Berührt ein Kleiner Strebs nur eine Bange eines folchen „Hundertföpfigen Ungeheuers", dann ift er rettungslos verloren. Sucht er fich ducch Strampeln zu befreien, ftößt er unbedingt an andere Pedizellarien, die alle zu- fallen; Strandflöhe und Heine Krabben werden jo in 12 Minuten vollitändig gefejlelt. Sennings jah Ceejterne, die fünf bis jechs marfjtüdgroße Krabben gleichzeitig auf ihrem Rüden trugen. Die Vedizellarien reagieren aber nur auf das, was fich regt; Steinchen, die man auf jie wirft, ftören jie nicht. Jedoch auch der Saft von Strabbenfleijch und der Schleim der Saugfühchen anderer Seefterne lölt das Aufrichten der Pedizellarienbüjchel aus; fie fträuben fich wie die Haare eines gereizten Katers. Gelbjt vor dem eigenen Störper macht die Angriffswut der Kleinen Zangen nicht Halt. Dft „verbeigen‘ jich die Zangen zweier benachbarter Arme ineinander. Die von den Pedizellarien fejtgehaltenen Tiere DA FITITTILEr ” ENT RAN N 380 Stadhelhäuter: Schlangenfterne. ipielen eine wichtige Rolle für die Ernährung. Durch Krümmen der Arme wird die Beute in Mundnähe gebracht, an Ort und Gtelle von den fünf gelblichen Magenjäden, wie oben bejchrieben, umhüllt und verdaut. Die Hauptnahrung bilden Schneden; Mufcheln zu frefjeı:, hat Diefe Art Scheinbar Feine Gelegenheit. Die Käferjchnede Chiton bleibt unbehelligt, mern fie jich fejt gegen die Felfen nrüdt. Im Aquarium greift der Räuber auch andere Seejterne an, bejonders gern pedizellarienloje Sormen aus tieferem Wafjer. Der Oift- zangen wegen verhält er fich Iangjtacheligen Ceeigeln gegenüber ablehnend. Fijche, die zu= fällig auf den ©eejtern ftoßen, werden mit den Zangen an den Flofjen feitgehalten und mit dem Schwanz voran zum Mund transportiert. Dft ift das Hinterende fchon verdaut, werm der Vorderfürper jich noch heftig bewegt, um loszufommen. Auch in die Tiefjee find zahlreiche Seejterne vorgedrungen. Wir begnügen uns mit der Erwähnung der reizvollen Brifingiden, die in ihrem Ausjehen fait an Schlangenfterne erinnern. C3 jind Heine Scheiben mit 715 jchmalen, jcharf davon abgejegten, Yangen Armen. Eine gewille Berühmtheit genießt Brisinga endecacnemos Asb. Nad) einer wahr» icheinfich irrigen Auslegung der Bejchreibung des erften Fundes im Hardangerfjord 1853 durch den norwegischen Dichter Asbjörnjen wird diefer Geejtern oft al3 leuchtend angeführt. Seine Scheibe ijt rotorange gefärbt; die Arme find foralltot und tragen perimutterfarbene Staheln. „Wenn das Tier unverlegt ijt, wie ich eö ein- oder zweimal, während e3 noch in der Drediche unter Wafjer war, gejehen habe, fo ijt es von einem einzigen Ölanze; e3 tjt eine leibhafte Gloria maris“, jo Schilderte Asbjörnjen feinen Eindrud und taufte Die wunderbare Form nad) Brifing, dem [chimmernden Sleinod der Fredya, das Loge ftahl und ins Meer warf. Bon den überaus mannigfaltigen Seefternen der Tropen führen wir des Naum- mangels wegen nur die merkwürdige, einem Geeigel ähnliche Gattung Culeita Ag. an. Die apfelfürmige C. coriacea Müll. et Trosch. (Abb., ©. 379) jtammt aus dem Noten Meere; größere Arten find aus dem Snpdik und von Neuguinea befannt. Vierte Klafje: Schlangenfterne (Ophiuroidea). Der Laie wird einen Schlangenftern, der ihm zu Gejicht fommt, ohne weiteres als Geeitern bezeichnen, denn bei ihm ftrahlen von einer Scheibe, genau wie bei jenem, fünf YUrme aus. Die Unterjchiede beider find aber recht erheblich. Schon jede Bewegung der Arme weicht von dem ab, was man vom Geeftern her Tennt; jie fünnen jich Ichlangenartig biegen und eintollen. Auch treten fie nicht allmählich mit breitem Anja und Armiinfel bildend aus der Scheibe heraus, fondern entfpringen fcharf abgejett und voneinander ent- fernt. Auf der Unterfeite der Arme fehlen die Umbulafralfurchen; jie find im Laufe der Stammesentwidlung durch Sfelettplatten (Bs in der Abb. ©. 381, oben) zugededt worden, jo daß die wenig entwidelten, tentafelfürmigen FZüßchen nur zwijchen ihnen und den Randjchil- dern (Ss) an den Seiten heraustreten. Oben haben fich ebenfalls Kalkfchilder aufgelegt, und jomit find die Arme durd) vier Blattenreihen ringsum gepanzert. An der Unterjeite jegen jich die Yrme nach dem Scheibenzentrum zu fort bis zum fogenannten „Mundjfelett“, einem Gefüge von Platten in der Teibesmitte. Bei jungen Ophiuroiden fließen fie mie Geejtern- arıne noch ineinander über. Nachträglich wachjen aus ven Juterradien der Scheibe Bor- jprünge heraus, die fich über den Armen miteinander verbinden; dabei verlagern fich fünf 3 a Allgemeines. 381 urjprünglich auf Dem Rüden angelegte Kalfplatten, von denen eine die Madreporenöffnung trägt, a8 „Mundplatten‘ (B) auf die Unterfeite. Durch den Verichluß der Ambulakralfureche ind die Nadiärnerven in einen „Epineuralfanal” tief unter der äußeren Haut eingebettet. Die urfprünglihen Platten fommen ins Srnere der Urme zu fiegen, wachjen mächtig aus und werden zu gelenfig miteinander verbundenen „Wirbeln”, die die Höhle in den Armen bis auf einen Kanal einengen. Auf der Scheibenunterjeite öffnen fich rechts und Iinfs von den Armen lange Spalten, „Bursae‘“ (G), in die fie) die Gejchlechtsprodufte entleeren, und die der At- mung dienen. Nebenbei fungieren auch die Füßchen al „Kiemen”; Wimpern führen jtändig einen Strom frifchen Waffers über fie. Die Haut ift fonft nicht be- wimpert, oft aber jo ftarf abgejcheuert, daß das ©fe- lett zutage tritt. Bei den meijten Arten trägt fie hohle GStadheln, an deren Spiken fich oft ein. Köpfchen mit. Sinneszellen und Giftdrüfen findet. Andere Stacheln find gebogen oder zu Tentafelfchuppen umgebildet, die an den Armen neben den Poren für die Fügchen fißen. Scheibe etnes Shlangenjterns, Ophiura eiliata Reitz. Aus Clau3=-Grobben, „Lehr- Bud der Zoologie”, Marburg. B Mundplatten, Bs Baudjgilder, G Bursae, Mp Mundpapillen, Ss Seitenjhilder der Arme. Das Nervensyftem der Schlangenfterne ift Hoch entwidelt und befähigt fie, jchnelle und jet geregelte Bewegungen auszuführen. Befondere Sinnesorgane find freilich unbelannt; das Cinnesepithel auf den Füßchen dient aber zur Aufnahme von Talt- und chemifchen Reizen. Die Ochlan- genjterne mittern die |. Kahrung auf ziemliche Entfernung. Den Fiß- en fehlen die Ampul- fen. Tiobdem fünnen lie ihrer Slebdrüjen mwe- gen noch zum Andef- ten gebraucht werden; einige Arten fönnen | jogar an den Ölaswän- den des Aguartums hochklettern. Am Waf- lergefäßring, der weit Ophiocreas oedipus Zym. an Korallen Eletternd. Nah Koehler, „Sıino= nad) oben gerückt üt, dermen ber Vieffee-Erpebitionen des Fürften von Monato“. hängen vier Wolijche Blafen. Der Steinfanalim fünften $nterradius läuft infolge der eigentümlichen Verlagerung der Madreporenplatte nach unten. Der Eingang zum Mund wird durch die fünf Edjtüde des Mundffeletts, an denen zahnähnliche Stacheln fiten, in fünf radiäre Mundminkel zerlegt. Große Nahrungsbroden werden von den Armen umjchlungen und zum Munde 382 Stahelhäuter: Schlangenfterne. geführt; organifcher Abfall am Meeresboden, milcojfopiiche Algen und Üttierchen, die die ausschließliche Nahrung vieler Arten bilden, werden jogleich mit den Mundfüßchen erfaßt. Der Darmfanal ift ein einfacher Sad ohne After und fan nicht ausgejtülpt werden. Die Gefchlechtswege münden meijt in die Bursae (G), die ein gegebener Plaß für Brutpflege iind, und durch deren mweite Offnung bei dem dauernden Wafferwechfel für die Atmung da3 Sperma leicht eintreten und die Eier darin befruchten Fan. Sn der Tat entwideln fie jich bei den Weibchen vieler Arten in diefen Spalten; jelbit die Jungen fünnen Jich noch auf den alten Tieren aufhalten. Cntjtehen aber freilebende Larven ohne Brutpflege, jo ühneln fie denen der Seeigel (Abb., ©. 338, B). Auch Vermehrung durch Duerteilung der Scheibe fommt bei manchen Schlangenjternen regelmäßig vor. Die außerordentlich Hohe Negenerationskraft ist außerdem die Borbedingung für die Fähigkeit, Selbitverjtümmelung zu treiben. Nicht nur die Arme fönnen abgeworfen werden; auch auf die ganze Rücden- jeite der Scheibe mitjamt den Eingeweiden fünnen manche Ophiuroiden zeitiweile verzichten. Der dann buchjtäblich nur aus „Haut und Sinochen” bejtehende Reit führt, wenn der orale Nervenring unbejchädigt ift, alle Bewegungen wie ein unverlegtes Tier aus und Tann alles Tehlende regenerieren. Die Fortbewegung der Schlangenfterne gefchieht nur jelten mittels der Ambulafralfügchen, meilt durch die Bewegung der Arme jelbit (j. die untere Abb. ©. 381). Doc fünnen aud) die Stacheln dem Tiere beim Klettern große Dienite leiften. Erjte Ordnung: Zygophiurae. Die weitaus meijten der lebenden Schlangenfterne gehören zu ven Hygophiuren, deren Armmirbel derart ineinander gelenkt jind, daß jich die Arme zwar feitlich Kümmen und eintollen Yafjen, erhebliche Ausschläge nach oben und unten aber unmöglid) find. Der braune Schlangenftern, Ophioderma lacertosum Zam., Yebt im Flachiwajjer de3 Mittelmeer3 und des Ditatlantif. Die Oberjfeite feiner Scheibe zeichnet jich durch leb- haft bunte Zeichnung aus (f. die Farbentafel bei ©. 341, Fig. 3). Er lebt zwijchen Steinen verjteckt, gräbt fich aber nicht in den Sand ein. YJm Aquarium friecht er jo lange umher, bis er die dunfelite Ede oder den Schatten eines Steines gefunden hat. Wie Mangold durch Verjuche zeigen fonnte, ijt die ganze Haut lichtempfindlich: jchon eine furze, grelfe Beleuchtung einer Urmipite veranlaßt das Tier zur Flucht. Durc) Futter läßt jich Ophio- derma leicht aus feinem Berfted loden; e3 „wittert”. Preyer jah, wie es auf ein dar- gebotene3 Srabbenbein aus 15 cm Entfernung heraneilte und förmlich darüber herfiel. Einer der Arme wird wie ein Clefantenrüfjel um die Beute gefchlungen und nad) der Seite hin eingefrümmt; der Biljen darauf zum Mund unter der Scheibe geführt. Ganz ähnlich wie Ophioderma Yebt die hell oderbraune bis brauntote, unten [hmuBig- gelbe Ophiura ciliaris Z., der häufigite größere Schlangenftern der europätjchen Meere. Er fommt von Grönland bis zum Mittelmeer und auc) in der Nordjee vor. Beim Gehen iit er gewandter al3 Ophioderma; die Arme dienen ihm hierbei als elaftiiche Federn und ichnellen ihn jprungmeije vorwärts. „Fällt ein plöglicher Schatten auf das ruhende Tier, jo Schlagen die fünf Arme gleichzeitig hoch, und das blaß fandfarbene Tier wird plöslic) um eine Nitance dunkler” (Uexfilt). Hat e3 die Nahrung „gewittert”, fo erhebt es die Scheibe und begibt jich mit einem „Sprung“ auf die Jagd. Als bejondere Öeruchsorgane werdendie „„tundtentafel” (Mp) angejehen, die in regelmäßigem Wechjel in Die Mundplatte hinein- md SHgophiuren. 988 herausgejchlagen werden. Haben jich im Aquarium mehrere Ophiuren gleichzeitig auf ein Sleifchjtücihen geftürzt, fo juchen jte, e3 fich gegenfeitig zu entreißen. Läßt man einen Schlangenftern, mit der Bauchjeite nach oben, unter Wafjer fallen, jo jhlägt er die Arme jo weit al3 möglich nach oben. Noch bevor er am Boden anlangt, jehwingt er Die Scheibe, den jchwerften Körperteil, rudhaft nach unten und fällt auf die Munpfeite, wie die Kate auf die Füße. Wird er mit dem Rüden auf den Boden gelegt, jtemmen jich, nachdem die Scheibe ettvas gehoben wurde, zwei Arme befonders feit ein; die zwei Nachbarn geben einen Fräf- tigen Schub, und das Tier Schlägt mit dem fünften Arm oben herum einen Burzelbaum. Das Ummenden Spielt jich beim frijchen Tier innerhalb weniger Sefunden ab. Sm Gegenjaß zu Ophioderma gräbt fich Ophiura gern in den Sand ein. „Eine frifche Lieferung von Ophiura ciliaris entzieht fich im Aquarium fchnell den Bliden, indem jic die Tiere, oft jogar übereinanderliegend, in den Sand eingraben, jo daß nur die feinen, einfach oder Sförmig gefchiwungenen: Armjpisen herborjchauen. Auch bei den Ophiuren gejchieht das Graben (wie bei Astropecten, j. ©. 375) mit den Ambulafralfüßchen, die durch jeitliches Augeinanderfchlagen die Sandförner zwijchen den Stacheln der Armfanten heraus- werfen ımd dadurch fchnell beiderjeits Sandmwälle aufhäufen, zwifchen denen die Arme verfinfen.” Schließlich wird durch feitliche Bewegungen der Arme Sand auch über die Körperfcheibe gefchaufelt. Wird das Tier an einem Arm unjanft angefaßt, jo bricht er jo- fort ab. Das abgelöfte Stüd verfällt in völlige Mustelftarre, d.h. verjucht man, es zu biegen, fo zerbrechen eher die Armiwirbel. Sr Einzelfällen läßt fich diefe Starre löjen; dann Fann das Bruchftiit weiter autotomieren. Übrigens läßt fich auch das ganze Tier in den Starre- zuftand verjegen. Wirft man e3 fräftig auf den Fußboden, fo wird e3 völlig fteif. Einer unferer häufigsten Nord- und DOftjee-Schlangenfterne ift die Eleine, meißrötliche Ophiura albida Forb. (j. Tafel „Stachelhäuter”, 7, bei ©. 355). sn der Ditfee ift jie etwa io mweit verbreitet wie der Gemeine Geeftern (j. ©. 379). Sie vermag nicht nur mit den Armen, jondern auch mit Hilfe der Füßchen ähnlich wie Astropecten zu flettern. Marche Schlangenfterne, befonders einige Amphiuriven, vermögen zu leuchten. „Ile ich in der Dämmerung einen Schlangenftern, Ophiopsila annulosa Sars, mit dem Rüden auf die Tiichplatte warf, überrafchte mich aufs Höchite ein Heller, grüngelber Schimmer, der wie ein Wetterleuchten an verfchiedenen Stellen der langen Arme aufzudte und nad wenigen Augenbliden wieder verjchwand" (Mangold). ES Handelt jich hierbei um einen größeren, außerordentlich intenjiv leuchtenden Schlangenjtern, der aus dem Mittelmeer und dem öftlichen Atlantifchen Ozean aus Tiefen von 10—100 m befannt ift. Ex ift ein großes, hei oder nußbraunes Tier mit 12 cm langen Armen, die meift dunffere Quer- bänderung zeigen und auf der Unterjeite gelblich find. Die Scheibe ift oben mit Kleinen, helleren Streifen gejchmüct und unten zwijchen den Armmwurzeln roja oder bläulich gefärbt und braun punftiert. Er gehört zuden wenigen Schlangenfternen, die jich eingraben Fönnen. Hierbei helfen die Arme bedeutend nach, „indem fie fich, oft einzeln und zeitlich unabhängig boneinander, durch die gegrabenen Furchen nach der Körperfcheibe Heranziehen und Durch weiteres Wühlen das ganze Tier bis über 2 cm tief in den Sand hineinjchaffen, wo dann die langen Arme in vielen Windungen um die Scheibe fnäuelartig zufammengedrängt liegen". Mit Hilfe der Fügchen fann Ddieje Art und die nahe verimandte Ophiopsila aranea Forb. jehr gejchiet Klettern, anjcheinend ohne Abjcheidung eines Hebrigen ©efretes, fondern mit» tel3 Kleiner Sauaflädhen an den Füschen. Eine auf dem Rüden liegende O. annulosa 384 Stahelhäuter: Schlangenfterne. 2 entfernt Sandförnchen von ihrer Bauchjeite, indem fie fie mit den Füßchen pactt, nach außen über ven Rand hinwegjchwingt und darauf „Losläßt". Auf Glas Hinterlajjen die Tiere nie eine Hebrige Kriechjpur. Die glänzendfte Lebensäußerung derOphiopsila annulosa, das Leuchten, ift „in Bei Nuhe niemals zu beobachten, wohl aber fann es durch Reize leicht herborgerufen werden. Kneifen mit der Pinzette, Fräftiges Berühren mit einem Glasftab oder dem Finger verurfacht zu- näcjlt an der davon betroffenen Gtelle des Armes, dann aber aud) an den anderen Armen, jenes blibartige Aufzuden, das fich meift bandfürmig auf eine mehr oder minder große An- zahl benachbarter Urmmirbel eritredt, bei genügend jtarfem und diffufem Neiz jich über einen ganzen oder alle fünf Arme ausbreitet, oft aber nur aus einem Flitterglanz von zahlreichen, zerftreuten Lichtpunften beiteht. Am hellften und andauernditen jtrahlt der Schlangenftern in leuchtendjtem Grüngeld, wenn unter Wajjer ein Fräftiger Wafjeritrahl al Dauerreiz wirkt. Man möchte dann glauben, das ganze Tier jei leuchtende Oubitanz; ‚Doch ergibt die genaue Unterfuchung, daß immer nur ganz beitimmte Teile leuchten, deren Schimmer die Fontinuierliche Lichtempfindung verurfadht. Die oft wiederholte Lurpen- beobachtung ergab, daß nur die Bauchplatten, die Seitenplatten und jämtlihe Stacheln (etiva 20000!) Lichtenergie zu produzieren vermögen, daß dagegen die Nüdenplatten und Fügen, wie die ganze Körperjcheibe, niemals leuchten." Hervorgerufen wird die Lırmi- nejzenz jedenfalls durch bejondere Drüjenzellgruppen, Die Neichensperger nur an ven leutch- tenvden Stellen im Bindegewebe gefunden hat und niemals bei Arten, die die Erjcheinung nicht zeigen. Welche Bedeutung das Leuchten für die Schlangenfterne hat, ift unbekannt. Ein Schredmittel, Feinden gegenüber, fann es nicht fein; denn der Schleim der ©eefterne, ver Ichlimmiten Feinde der Dphiuroiden, Löjt wohl fofort lebhafte Fluchtbewegung, aber fein Leuchten aus. Eher ließe jich an ein Anloden Heiner, auf Licht zufriechender Beute- tiere denken; die Erjcheinung tritt aber nur auf Neize Hin auf. Außerdem it Ophiopsila annulosa meijt im Sand vergraben, denn wie fait alle leuchtenden Tiere ijt diejer Schlan- genftern äußerjt lichtfcheu und verfriecht jih, wenn er zum Eingraben feine Gelegenheit hat, unter Steinen. Bei Ophiopsila aranea find die leuchtenden Bezirke viel bejchränfter; e3 Yeuchten auf Reiz nur die der Scheibe zugewandten Teile der Geitenplatten, die Bauch- platten und Außerjten Armjpigen. Die einzelnen Arten der Gattung Amphiura Ford. find mit Leuchtfähigfeit jehr un- gleich bedacht. Zu ihr gehören Heine Schlangenfterne mit einem Scheibendurchmeifer von höchitens 1 cm, mit unverhältnismäßig langen, dünnen Armen, die den Körper auf dem Boden nicht durch) Sprünge vorwärtsbringen, [ondern durch Ichlängelnde Bewegungen nac)- ziehen. Amphiura filiformis Müll. und A. chiajei Forb., die beide an der atlantifchen Kitfte Europas und im Mittelmeer haufen, Yafjfen jich tot nur mit der Lupe unterjcheiden; die eritere bejibt amboßartige Stachefn. Lebende Tiere braucht man aber nur mit der Pinzette anzupaden; auf diefen Neiz hin leuchten bei A. filiformis die Arme, bei A. chiajei aber niemals. Bekannter als dieje beiden ift die winzige, graugriine Amphiura elegans Leach, die fosmopolitiich in allen Meeren bis zu Tiefen von etiva 300 m lebt. Gie it der Stachel- häuter, bei dem zuerft eine Leuchtfähigfeit feitgeftellt wurde. Bei ihr erftrahlen nicht die Arme, jondern nur die der Scheibe zugeiehrten Teile der Armplatten in fterngleichem Licht Motifch). A. elegans ift Zwitter und treibt Brutpflege; die Jungen entwideln ji in den Bursae. An ihnen machte Mangold eine prächtige Beobachtung. „Sch reizte ein großes Bygophiuren | 385 Srenplar im Seemwafjergläschen unter der Lupe durch Klopfen des Scheibenrüdens mit der Pinzette und jah zu meinem Erjtaunen außer den befchriebenen Armftellen die Scheibe jelöft, wenn auch bedeutend jchmwächer, mitleuchten, was meinen Erfahrungen an diefem und anderen Ophiuriden wiverfprach. Die Aufflärung follte nicht ausbleiben: auf weitere mechanifche Reize Hin wurde die ganze Scheibe abgemworfen, fie fiel auf den Rüden; es begann fich in der Tiefe zu regen, und alsbald Fletterte die bisher verborgene junge Brut herbor. &3 zeiate jich, Daß die eben ausfriechenden Jungen diejer Tebendig gebärenden Art bereits alle Eigenjchaften der Ausgewachjenen bejaßen, und daß jehon Die mit ihrer gold- gelben Scheibe und den faum 2 mm langen Armen noch ganz im Dotterfichleim ftedlenden Amphiuren auf Reizung mit der Pinzette mit Leuchten reagierten. Die Phosphoreizenz der Scheibe war Durch das Leuchten der Jungen im Mutterleibe vorgetäujcht.” Alle diefe drei Amphiurenarten vergraben fich im Schlamm; A. elegans vermag nach Sterzinger auc) mit Hilfe der Fügchen an glatten Ölaswänden zu Hlettern. Eingehender find wir über die Lebensweije von A. chiajei Durch des Art3 unterrichtet, der jie in Bergen lange beobachtete. Kaum waren die Tiere in ihren Behälter gejebt, als fie jich auch jchon mit Hilfe der Fügchen im Schlamm eingruben. Gie find im Laufe von 11, Jahren nicht mehr freiwillig herausgefommen. Anjcheinend fann diefe Art nicht Hettern, denn in einem reinen Ölasgefäß Friecht fie nırr am Boden herum, aber nicht an den Wänden in die Höhe. hr Plab im Schlammt ift leicht daran zu erfennen, daß fie immer die Armjpiben ein wenig herausftredt. Zero feines ungewöhnlichen Aufenthalts ift das Tier imftande, den Pla zu wechjein. Die Arme werden dann hereingeholt und fommen an anderer Stelle wieder hervor, während der Körper jich allmählich nachzieht. Nebenbei dienen die Arme offenbar auch der Atmung; ihre mwellenfürmigen Bewegungen bewirken einen jtändigen Wajjer- mwechjel. Während der erjten Monate ihrer Gefangenjchaft erhielten die Amphiuren fein beionderes Futter, jondern ernährten fich ausschließlich von den organijchen Beftandteilen de3 Schlammes. Durch die Ambulafraffügchen wurden fortwährend feine Schlamm- partifelchen dem Mund zugeführt. Doch [cheint Durch die Mundfügchen eine gewijje Aus- wahl ftattzufinden; es werden nur wenige Teilchen eingeführt, die meijten wieder fallen gelajjen. Sn umgefehrter Richtung werden die Exrfremente, Keine zylinpriiche Zeilballen, nach außen befördert. Die Amphiuren „rwittern‘ auch die Nähe von Mufchel- und Streb3- fleifch; Heinere Stüdchen geben fie mit den Füßchen zum Mumd weiter, größere werden exit von den Armen umjchlungen. Der Endtentafel jedes Arms jpielt für das Wittern feine Rolle; wird die Armjpige amputiert, jo arbeitet der Arm troßdem wie früher meiter. Auch abgejchnittene Arme reagieren noch nach einer Stunde auf vorgemorfenes Futter; fie nähern fich den Brödchen und ergreifen fie wie unter normalen Verhältnifjen. Eine andere Heine Amphiuride, Ophiactis virens Sars, au8dem Mittelmeer und Atlan- tiihen Ozean vermehrt fich regelmäßig durch Ouerteilung. Dabei fönnen, nad) Simroth, die DIrgane beliebig durchreißen. Nach der Teilung fchliegen jich bald die Wundränder, und jede Hälfte rundet fich allmählich zu einem neuen Individuum ab. Das fünfftrahlige Tier zerfällt in ein ziwei- und ein dreiftrahliges, die zu einem vier- bzw. jechsitrahligen Tier ausmwachjen. Die jehwarze Ophiocoma nigra Müll. mit ihren bläulichweißen Arnıftacheln ift ein großer, kräftiger Schlangenftern, der in der Barents-See und an den Küften Nordweit- europa3 häufig gefunden wird. Nach Oftergren bewegt er fich an den jenfrechten Glas- mwänden eines Yguariums viel gewandter und mit größerer Schnelligkeit als alle von diefem Brehm, Vierleben. 4. Aufl. I. Band. 25 386 Stahelhäuter: Schlangeniterne. Forjeher unterfuchten Echinodermen. Er Hammert jic) dabei nicht jo feit an wie ein Geejtern, immerhin aber fo Fräftig, daß er exjt durch eine ftarfe Wafjerbemwegung abzujchwenmen ift. Seine Füßchen find gut entwidelt, am Ende verdichtet, aber ohne Saugjcheiben. Sm Gegenfaß zu Ophiocoma benimmt jich die „zerbrechliche” Ophiothrix fragilis Müll. jehe ungejchielt beim Klettern. Diefer in der Nordfee Häufige Schlangenftern Fällt durch feine langen, Tammartig gezähnten Urmjtacheln auf (j. die Ybb.). Beim Faljen der Beute bedient er fich nicht Der Arme, fon- dern wie bei ven Heinen Amphiuren fchieben ) ji) die Saugfügchen gegenjeitig Feine TFut- Se terbroden zu, die im Yidzad von der Armfpige S zur Scheibe wandern. Die Hauptnahrung bilden Heine freilebende Borftenmwiirmer, außerdem Ceeigel und Mollusfen. Das Tier lebt zwijchen Seljen verftedt, Hauptfächlich da, wo fi Mujchelihalen anhäufen (AUuftern- bänfe), gräbt fich aber nicht ein; es ijt licht- icheu. Auffallenderweije leuchten ganz junge Tiere (nad) Mac Sntofh) und aud) das Sper- ma, während ältere fein Licht geben. Die Art erreicht bis 2,5 cm Scheibendurchmefjer und = 15cm Vrmlänge. Sie fommt von der Strand- = linie bi8 zu 1130 m Tiefe (nach) ©rieg), vom nördlichen Norwegen bis zu den Kapperden a DIN vor; ob im Mittelmeer, ift fraglich, öftfich ieh a dringt fie nur bis zur Südfpige Schwedens Berbsentiner Salnnaenkerm, Orhoihne fees or Färbung und Zeichnung find äußerft variabel. Süßbadh gibt an, daß „vie an Scheibe und Armen vorwiegenden Farben jind: verjchtedene Töne von braun und grau, bald mehr Tichtgrau, bald jchiefergrau, braungrau, manchinal mit einem roja Schein, bald grau mit einem bioletten Hauch. Celtener finden jich auch bläulihe Töne, mit- unter rötliche, ziegelcote, felten Yeuchtend gelbe." Ym Helgoländer Aquarium jieht man diefe Art am häufigiten. Schmalz hielt fie jahrelang in einem Heinen ©lasbeden. DZ SI IN N Ar DANN LINDAU. = 77m N ins", AUG, mi; Zmeite Ordnung: Streptophiurae. Dei der zweiten Drdnung der Schlangenfterne, den Streptophiuren, find die Wirbelgelenfe jo einfach gebaut, daß die Arme auch nad) oben und unten eingerollt werden fönnen. Der ganze Körper ift bei den Vertretern der einzigen Zamilie, ven Ophiomhpriden, mit dider, nadter Haut bededt. m Mittelmeer lebt die dunfelbraune Ophiomyxa penta- gona Lam., die in ihren Bewegungen, der Nahrungsaufnahme und dem Verhalten gegen- über verjchiedenen Reizen anderen großen Schlangenfternen wie Ophioderma und Ophiura im mejentlfichen gleicht; die Scheibe von Ophiomyxa erreicht bei ausgewachjenen Erem- plaren etiva 2,5 cm Durchmeffer, die Arme 15 cm Länge. Streptophiuren. Medufeniterne. 387 Dritte Ordnung: Mednijenjterne (Cladophiurae). Bemerfenswerter jind die Medufenfterne, Cladophiurae. Bei den Vertretern diejer Drdnung teilen jich die Arme oft Schon unmittelbar nach) dem Ursprung aus der Scheibe. Gabelungen fünnen dann in gemiljen Abjtänden immer wieder von neuem auftreten, jo daß jih ein Arm in Dußende immer ichwächer werdender Alte teilt. Die Arme fünnen nach oben und unten eingerolit werden. Mit ihnen verflechten jich dieje Tiere in Korallen und gelegentlich auch in die Nebe der Ti- icher und find daraus mit unverlebten Ar- men Taum heraus- zubefommen. Trob ihrerzahlreichen Kalf- Ihüppchen fühlt fich die Haut wei an. Über die Lebensmeife der Medufenjterne it nichts ©enaueres be= fannt. Faltalle leben | in größeren Wafier- San sale Te. Doed. Aus Doflein, tiefen, viele find auf- fallend gefärbt. Das Gorgonenhaupt, Gorgonocephalus eucnemis Müll. et Trosch., wird im nördlichen Atlantifchen Ozean und im Nördlichen Eismeer, von der Lena-Miün- dung meitwärtz bis zur Dftfüfte Nordamerifas gefunden; fie ift in bereits 38 m Tiefe ge- fangen worden, fteigt aber bis zu Tiefen von 1800 m herunter. Über den abgebildeten Gorgonocephalus sagaminus Doed. von Japan jchreibt Doflein: „Sie find bald gtell- orange, bald dunkelbraun gefärbt, bald violett und meiß geflect, oder geijterhaft weiß,” MWeichtiere (Mollusca). Bearbeitet von Profejjor Dr. Heinrich Simroth (Wurmmollusfen, Grabfüßer, Echneden und Mufcheln) und Dr. Georg Grimpe (Kopffüger). Der Markt des Lebens jtattet jeden auc) fiir die nähere Befreundung mit den Weich- tieren mit einer Heinen Summe von Borfenntnijjen und Erfahrungen aus. Bon einer Schnede, einer Mufchel hat jedermann den Eindrucd befommen, daß jie eben Weichtiere jeien, und daß diefe Bezeichnung auf durchgreifenden Abweichungen von den Wirbel- und Öliedertieren beruhe. Sr der Annahme der Zufammengehörigfeit von Schnede und Mujchel lajjen wir uns nicht jtören durch die Bemerkung, daß die eine einen mit Fühlhörnern und Augen ausgeitatteten Kopf bejitt, während ein folcher Körperabichnitt bei der anderen vergeblich gejucht wird; die Anmwejenheit eines Gehäufes bei ver Weinbergjchnede hindert auch den ungejchulten Betrachter durchaus nicht, in der nadten Wegjchnede ihre nächite Berivandte zu erbliden. Und wenn jich die Anjchauungen mit dem Bejuc) des Meeres- gejtades verhundertfachen, die Märkte der Geejtädte neue und neuejte Formen zuführen, werden auch Die fremdartigeren Weichtiergeftalten von dem prüfenden und vergleichenden Auge mit den Formen des Wirbeltier-und Gliedertierreiches, Die Wiirmer nicht ausgejchlojjen, nicht verwechjelt werden. An vielen Weichtieren ift freilich Kopf und Leib zu umterjcheiden, aber der ganze Körper bleibt, im Bergleich zu den Höher organijierten Tieren, Eumpenhafter und zeigt nicht im entfernteiten jene Gliederung oder auch nur die Anlage dazu, die das Gliedertier im Snnerften beherricht und auch dem Wirbeltier durch die Sonderung feiner Wirbeljäule und der gelenfigen Gliedmaßen fein eigentümliches Gepräge verleiht. Die Entjchiedenheit der Geftalt, die beim Wirbeltier vom inneren nochenitelett, beim Oliedertier bon den er- härteten Hautbededungen abhängt, mangelt dem Weichtier. Nur die einfacheren Wiirmer treten hier wenigiteng als oberflächliche Vermittler Dazmwijchen. Aber Die Schale, die Ge- häufe? wird man fragen. Das find eben bloße Gehäuje, zwar ausgejchieden vom Körper, aber jo Ioje mit ihm zufammenhängend, daß fie einen Vergleich mit einem inneren oder äußeren ©felett nicht aushalten. Das legtere ift in volliter Bedeutung des Wortes ein Teil des Organismus: die Sinochen wachen und ernähren fich; der Käfer Fannn nicht aus jeinem Hautjfelett herausgejchält werden; wenn der ‘Banzer des Krebjes nicht mehr lebendig mit dem Tiere verbunden ift, fällt er ab, um einem neuen Pla zu machen. Diejes innige Ver- hältmi3 findet zwijchen dem Weichtier und feinem Gehäufe nicht ftatt; Teßteres ift ein Aus- |heidungsproduft, das allerdingsdurch Auflagerung neuer Schichten verdickt, Durch Anfügung an den freien Nändern vergrößert und erweitert, auch, wenn es bejchädigt ijt, notdürftig ausgeflict werden fann, aber nur an einer oder einigen bejchränften Stellen mit dem Tiere wirklich zufammenhängt und, weil e3 an dem Stoffwechjel nicht teilnimmt, ein totes ift. Weichtiere: Allgemeines. 389 &o haben wir denn, um über den allgemeinen Charakter der Weichtiere ins reine zu fommen, uns an die zu halten, die feine Gehäufe bejiken, und die anderen ihrer Schalen zu entfleiden. Sie ftehen dann vor uns al ungegliederte, oft jehr ungejchiet ausjehende Tiere, deren in der Anlage vorhandene Symmetrie oft einer unfymmetriichen Gejtalt ge- wichen ift. Die Haut ilt jhlüpfrig und weich, und mir finden fie in ZYappen und mantel- artige Falten ausgezogen, von denen der Körper ganz oder teilweije verhilft werden fann. E3 ijt nichts leichter, al fich von diefer Grundeigentümlichfeit der Weichtiere eine An- ichauung zu verjchaffen. Wenn die Schnede fi) in das Gehäufe zurüdzieht, bemerkt man, wie ein dider Hautlappen fich über den verjchiwindenden Kopf hinmweglegt: es ijt ein Stüd des Mantels. Schält man eine Mujchel aus, jo ijt der Körper vollitändig von jeder ©eite mit einem großen häutigen Yappen bededt: das find die beiden Hälften des Mantel2. Die Schalenbildung geht vom Mantel aus, befonders von feinen freien Rändern. Wenn wir anführen, daß die am hHöchiten ausgebildeten Weichtiere bei einem nicht jelten 1 m, wohl auch 2 und mehr, ja in riejenhaften Dimenjionen 6 m und darüber langen Körper fait jo vollendete Sinneswerkzeuge tragen wie die höheren Wirbeltiere und ihrer Größe entjprechende Musfelftaft entwideln, während auch fait miftoffopiiche Formen darunter vorfommen und manche jich an die Strudelmürmer anzujchliegen jcheinen, jo wird man nicht erwarten, daß der Bau, das Leben und Borfommen diejes Streijes im all- gemeinen gejchildert werden fann. Nachdem wir die Wichtigfeit der Hautbevedungen be- reit3 hervorgehoben, deuten wir nur an, daß der Hauptteil des Nervenjgitems in einem Schlundringe beiteht, mit dem die übrigen im Körper zerjtreuten Nerven und Nerven- Inoten zufammenhängen, und daß diejer Schlundring zwar über dem Schlund einfach bleibt, nad) unten aber jich verdoppelt, ja verdreifacht; die vorderite Leitung führt zu den Nerven- fnoten des Fußes, Die zweite zu denen des Mantel und der hinteren Cingemeide, die Dritte zu denen des Schlundfopfes und der vorderen Darmteile. Das Vorhandenjein der Sinnesorgane richtet fich nach der Stufe der Ausbildung des Körpers im ganzen und nac) Aufenthalt und Xebensweile. So gibt es, um nur einige Beilpiele anzuführen, nur wenige Mujcheltiere mit Augen; fie haben feinen Raub zu erjpähen, und ihre Nahrung wird ihnen durch unausgejeste Flimmerbewegung an den Körperflächen zugeführt. Aber alle Schneden und vor allen die hoch organifierten raubgierigen Tintenjchneden juchen nad) ihrer Nahrung, und demgemäß jpiegelt fich in ihren Augen die Umgebung ab. Sehr vollitändig ift bei falt allen Weichtieren der Ernährungsapparat ausgebildet. Die Höheren Ordnungen, nämlich alle, die eine feite Nahrung zerfleinern, jind mit jehr auffallenden Beiß- und Najpelwerkfzeugen ausgeitattet, Die in neuerer Zeit mit eben dem Erfolg für eine naturgemäße ShHhftematif fi) Haben verwerten lafjen, wie man jeit langer Zeit an der Beichaffenheit des ©ebijjes der Säuger ihre Lebensweije und fyitematijche Stellung erkennt. AS ftarfe Sreifer bedürfen die Weichtiere nicht bloß eines geräumigen Darmfanalz, jondern auch eines reichlichen Maßes der die Verdauung einleitenden und be- fürdernden Säfte, daher wir die den Speichel und die Fermente bereitenden Drüfen, Speichel- prüfen und „Leber“, ausnehmend entwidelt finden. Wir fehen den Blutlauf geregelt durd) ein Herz, aus Kammer und einer oder zwei Vorfammern, nur ausnahmsweije aus mehr berdoppelten Teilen bejtehend, in welches das Blut aus dem Atimungsorgan eintritt, um aus ihm in erneuertem, zur Ernährung des Organismus tauglichem Zuftande dem Körper zugeführt zu werden. Auch die Amungsorgane, meiit Kiemen, pflegen jich anjehnlich zu entfalten und bieten der Tierbejchreibung durch ihre mannigfaltige Stellung und Form 390 Weihhtiere: Wurmmollusten. viele Anhaltspunkte. Eine außerordentliche Entmwidelung pflegt auch die andere, der vege- tativen Geite des Lebens gehörige Organgruppe, die der Kortpflanzungsmwerfzeuge, zu haben. Doch dies alles, wie Zmwitterformen mit getrennten Gejchlechtern abmwechjeln, tie uns hier Verwandlung, dort die Entwidelung ohne Verwandlung begegnet, ferner das Verhältnis der Weichtiere untereinander und zur Umwelt mag lieber die Schilderung der einzelnen Gruppen zeigen. Dabei wird fich Herausitellen, daß auch in den abmweichend- iten Gejtalten, welche fich in ihrem ausgebildeten Zuftande durchaus nicht in ein all- gemeines Schema fügen wollen, irgendeine Stufe der Entwidelung die Verfnüpfung mit einer typiichen Zorm ergibt. Die Liebhaber von Kuriofitäten md Naturproduften Haben jchon jeit einigen Jahr- hunderten mit Vorliebe die Schnedengehäufe und Mufchelichalen gejammelt und an ihrer bunten und niedlichen Sormenfülle fich geweidet. Wir find über diejen einjeitigen Stand- punft weit hinaus; ohne die Freude an den Schönen Mujchelfammlungen zu verdammen, dürfen mir una im Grunde von ihnen ebenjowenig befriedigen laffen, wie ettva von einer Sammlung von Krallen oder Hufen. Ya fie erläutern uns das Leben und die Verrich- tung des Tieres viel weniger als die untergeordneten Teile, die uns in die Feder famen. Grite Kaffe: Wurmmollnsfen (Amphineura). Bisher hat fich Fein guter deuticher Ausdrud für die urjprünglichjte Weichtiergruppe gefunden, und wenn wir jte aß Wurmmollusfen bezeichnen, jo müjjen wir uns Harmachen, daß der Name Wurmjchneden bereits für eine Familie von Gajtropoden vergeben war, deren Gehäufe jich zu einer unregelmäßigen Wurmgeftalt abgerollt hat (©. 441). Die Be- zeichnung Amphineura deutet an, daß das Nervenjgftem jich noch nicht zu einem engeren Schlundring am Borderende fonzentriert hat. Vielmehr find die Fuß- und die Viszeral- oder Mantelganglien in ©eftalt langer, mit Ganglienzellen bejester Nervenftränge rechts und lint® jymmetrifch durch den ganzen, getreten Körper bis ans Hinterende ausgedehnt und untereinander nicht nur vorn, jondern in ganzer Känge durch Dueranaftomojen ver- bunden. Nur da3 obere Schlundganglion oder Hirn zeigt bei ven Aplafophoren bereits eine Abrundung zu gejchloffenen Nervenfnoten. Der Körper gleicht im einfachiten, wenn auch nicht urfprünglichiten Fall einem dreh- runden Wurme, etwa einem furzen Regenwurm. Sn der Regel aber ift die Bauchjeite auch hier als Striechfuß differenziert, entweder nur als Schmale Rinne oder'als breite Sriechjohle, die recht und Iinf3 von der übrigen Fläche durch eine tiefe Furche, die Mantelfurche, ab- gejegt ift. Danac) unterjcheiden wir die beiden Ordnungen der Aplacophora und der Placophora oder Polyplacophora. Die Namen freilich find nicht der Form, jondern der Be- decding entlehnt. Während der Fuß von nadter Haut bededt ift, trägt die übrige Fläche, die als Mantel zu betrachten it, eine die Kutifularfchicht, die mit allerlei harten Borften und Kalfblättchen bededt und durchjebt ift. Daraus entwidelt jich bei ven Plafophoren eine zujammenhängende Rüdenfchale, als ein langgeftredtes Dval von demjelben Umriß tie der Körper. Gie ift Durch Duerbrüche in acht Platten gefondert, jo daß fich das Tier nach der Bauchjeite zufammenbiegen und eintollen fann nach Art einer Kellferaffel; und dieje ober- flächliche Ahntichkeit mit einem Gtievertier hat ven Namen Käferfchneden veranlaft. Wurmmollusfen im engeren Sinne. 391 Alle Amphineuren find auf da Meer befchränft, wo fie am Boden ein wenig auf- fälliges Leben führen, aber Doch in verfchiedener Richtung höchit merfwitrdig angepaßt jind. | Erite Ordnung: Wurmmollusfen im engeren Sinne (Aplacophora). Noch ift’3 Kein halbes Jahrhundert her, daß einzelne von den unfcheinbaren Tieren, die wir jebt in diefer Drdnung zufammenfaffen, entdedt und näher bejchrieben twurden als Angehörige des großen Tierkreifes, die man in loderem Verbande von mechjelndenm Umfange als Würmer zufammenzufchweißen pflegt. Mllmählich erft brach) ich, auf Grund des Nervenfyftems, die Erfenntnis von ihrer Verwwandtichaft mit den Mollusten Bahr, bis fie v. Shering mit den bis dahin, fo auch noch in der vorigen Auflage diefes Weries, zu den Gaftropoden geftellten Käferjchneden vereinigte. Diefe Stellung ji) als en eriwiejen und tro& der tiefgreifenden Unterfchtede immer mehr gefeitigt. Der zweite Name, welcher der Drdnung von Gegenbaur ge- geben wurde, Solenogastres, bezieht jich auf die Bauchrinne, Die an Stelle des Fußes den meiften zufommt (vgl. die Figur lints auf der Abbildung bon Neomenia Tulld.). Sie beginntmiteiner ı m 2 immernden, drüfenreichen Grube Furz hinter dem Munde und ee. enthält in der Negel eine feine, ebenfall® wimpernde Falte. Diefer Erfat des Molfusfenfußes befteht aber aus einer dünnen Hautjchicht ohne Mushu- fatur und fan infolgedefjen nicht als Kriechwerkzeug benubt werden. Won biejer zarten wimpernden Haut in der gefchüsten Rinne weicht die übrige Körperbededung ab, bie durchweg aus einer chitinöfen Abfonderung, einer Kutifula, bejteht und bald dünn, faum bon Epitheldicfe, bald ein mächtiger Panzer von geringer Biegjamfeit ift. Bei dem graben- den Chaetoderma Zov., das zu den Formen mit [ehmächtiger Kutifula gehört, verdidt jie fich doch am Vorderende zu einem derben Stirnfchilde. Damit hängt die Körperform zufammen. Das Borderende jet fich als eine Art Kopf, der aber nur die Bedeutung eines Bohrftempels hat, gegen den jchmächtigen Rumpf ab, der allmähfich wieder gegen das Hinterende anfchreillt. Im allgemeinen ift der Körper der Aplafophoren gleichmäßig zplindrifch, von jehr verfchiedener Länge, die etiva ziwijchen 1 und 12 oder 15 cm [hwanft. Bisweilen ift der Leib etwas feitkich zufammengedrüdt, felbjt auf dem Rüden gefielt. Meift bleibt die Breite unverändert, doch, fommen ebenfo Formen dor, die fi) nad) Hinten verjüngen, entgegengejest Chaetoderma. Das Verhältnis des Längsdurchmeijers zum Querdurchmeijer wechjelt vom Mehrfachen bis zum Bielfachen. Bon Sinneswerkeugen fehlen die Augen fo gut wie die Ohrfapfeln; das mwichtigite Drientierungsorgan find die zahfeeichen Cirren oder Fühlfäden, die in einer Einfenfung am Worderende, dem Atrium, angebracht find, dazu fommt oft noch eine Sinnesgrube auf dem Rüden nahe dem Hinterende. Ziweifelhaft ift die Bedeutung feulen- oder lappen- förmiger Hautfortfäße, die bei den mit einer dien Kutikula verjehenen Formen in Dieje Dede eindringen und vielleicht bei Biegungen des Körpers eine Drudwahrnehmung ber- mitteln. Hhnlic) mögen die mancherlei Stacheln wirken, welche bei gleichfalls jtarf ent- twicelter Rutifula diefe unter regelvechter, gefreuzter Anordnung durchjeßen und durch ©e- mebzfäden mit der Haut oder Unterhaut zufammenhängen. 392 Weichtiere: Wurmmollusfen. Der Mund hiegt entweder im Atrium oder unabhängig davon unmittelbar Dahinter. Er führt in einen gerade geftredten Darm, der den Körper in ganzer Länge durchjegt und am Hinterende in eine Vertiefung mündet, die man al3 Kloafe bezeichnen oder auch als Mantelhöhle auffafjen fann. Schlund und Enddarm find eng, der weite Mitteldarm trägt meift eine große Anzahl jeitlicher Tajchen, in denen die Berdauung dor jich geht. Nur bei Chaetoderma fommt eine fleine unpaare Ausftilpung vor al Leberanlage. Der Schlund beginnt nach Mollusfenart mit einem erweiterten Schlundfopfe, der eine Nadula oder Rafpel einjchlieft. Dieje ift aus nach) Zahl und Form recht wechjelnden Zähnen zufammengejegt, doch ohne daß die Unterjchiede jo weit gingen wie bei anderen Weichtiergruppen. Nur bei den Chätodermativen verjchtoin- den allmählich die zu einer Reibplatte vereinigten Zähne, und e3 bildet fich dafür ein großer unpaarer Chitinzahn aus, der jenfrecht fteht. Wie die verjchiedene Ausbildung ver Nadula, deren platte Zähne wohl mehr zum Schaben dienen, während gebogen-pfriemenfürmige von beiden Geiten zu- fallen, jo deutet auch die Ausjtattung des Schlundfopfes mit einem oder mehreren Paaren von Speicheldrüjen, noch dazu bon verjchiedener Ausbildung, auf mancherlei Wechjel in der Behandlung der Beute. Bisweilen findet fi) am Boden der Mundhöhle vor der Neibplatte ein Gejhmadswerkzeug, das jogenannte Subradularorgan. Das Herz Tiegt oben am.Hinterende, furz dor Der Kloafe, das Hauptblutgefäß läuft in der Mittellinie nac) born al3 Xorta. Auffallend ift, daß die Gejchlechtsprüjen, Die ji neben der Aorta eritreden, in den Herzbeutel münden, duch den die Zeugungsitoffe Hindurcchtveten müjjen. Cr Be entjendet nach Hinten zwei Gänge in die Kilvafe. Sie befür- er dd dern Gier und Samen nad) außen; dabei find jie mannig- fach erweitert aß Schalendrüfen zur Verjorgung der Eier eds oben ber Hopf, Dergeöfer Mit einer Hülle und dergleichen. Vielleicht dienen fie gleich- zeitig ftredenmweile aß Abjonderungsorgane oder Nieren. Bei manchen Formen finden fich an den Genitalöffnungen in befondere Tajchen zurüd- ziehbare Sloafenftacheln, die vermutlich bei der Begattung mitzuwirken haben. Schließlich fönnen beide Genitalgänge zu einem gemeinjamen Gejchlechtsatrium zujammentreten. As Amungswerfzeuge fommen Kiemen in doppelter Ausbildung in Frage. Ent- weder ijt es ein Stranz oder Kreisbogen fingerförmiger Ausjtülpungen um den After oder — bei Chaetoderma — je ein gefiedertes Kiemenblatt vecht3 und finfs von diefem. Dieje Organe können in die fich Schliegende Mantelhöhle zurüdgezogen und aus der geöffneten nach hinten herborgeftredt werden. VBermutlich wird die Nejpiration auch von der zarten, wimpernven alte in der Bauchrinne ausgeführt. Zu diefen Befonderheiten des inneren Baues gefellt fich num noch al3 Hervorragende Eigentümlichfeit die dichte Bekleidung der Haut mit Kalkfjtachen. Wo fie eine Dicke Kutikula durchjegen, find es einfach zugejpigte Nadeln. Sonft fünnen fie alle möglichen Geftalten haben, bald find fie pfriemen-, bald fchuppen-, bald mefjerklingen-, bald jchaufel- oder Löffel, bald Feulenförmig, bald hafig gebogen. Im allgemeinen find fie nach hinten gerichtet ei ö NIEREN EN. a ER EET IE a ER mit einem jchügenden Sranz langer Nadeln und von denen jie ihre Nahrung gewinnen, wie die abgebildete Myzomenia - Simr. Cinige fommen auf Seegras vor, von dem fie vermutlich tieri- Wurmmollusfen im engeren Ginne. 393 und verleihen dem Tier eine Art von Geidenglanz. Bald find fie bei derjelben Form gleichmäßig und nur wenig an Größe verjchieden, wie die Stacheln von Chaetoderma oder die Schuppen bon Lepidomenia Kow., bald wechjeln fie bei demjelben Tier beträchtlich ab“ bom Nüden, der bisweilen gefielt ijt, nach den Seiten, bilden jcharfe Kanten neben der Baucdırinne, umgeben das dorjale Sinneswerfzeug dergleichen mehr (j. die Abbildung). Der einfache Bau, namentlich aber das Fehlen der höheren Sinneswerfzeuge, von Auge und Ohr, deuten auf geringe geiltige Negjamfeit und Be- mweglichfeit. Syn lebterer Hinficht Fan man Höch- tens eine gewijje Konzentration des Hirns, jelbit gegenüber den Plafophoren, zuguniten der Apla- fophoren anführen, denn über dem Schlunde find ee an die Zerebralganglien abgerundet, während die lihri- 2,NUtfiasemn, meuhe bie Sußrnne bebecen, b false : beinförmige Kaltftacheln, e fürzere Kalfjtacheln, gen: Zeile bes Nerbenzentrums, 3. B. bes Schlund Takt. Benigen ha Siege 3 Bere tinges und Die jeitlich und im Fuß bis zum Hinter- 1. Abt., Leipzig 1892—4. ende ziehenden Stämme einfache Marfitränge blei- ben. &3 muß aber dahingeftellt bleiben, ob die Hirnbildung einer bejonderen Ausbildung des Borderendes entjpricht, wobei man an die reiche Cirrenbildung im Atrium zu denfen hätte. Syn der Tat dürfte die eigenartige Ausprägung diejer Stinneswerfgeuge auf ivgend- einer Bejonderheit in der Lebenshaltung beruhen. Dieje fünnte wohl nur in der Crnährungsweife gefunden werden. &3 jcheint, daß alle Aplafophoren Raubtiere find, die entweder feinen Tieren im Boden- ihlamm nadjjpüren oder auf HHydroiden- und Storallenjtöden haufen, ihen Anja abmeiden. - Die Unficherheit unjeres Urteils, jo gut wie die einfeitige Au3- bildung der Aplafophoren haben ihren Grund hauptjählich in dem Aufenthalt der Tiere, der jie Dauernder Beobachtung, auch im Aqua- rium, wenig zugänglich macht. Sie fehlen nämlich ganz in der Ge- zeitenzone und treten exit in ruhigerem Wafjer auf; fie jind vorwiegend Gtilmafjertiere, welche die Brandung jheuen. Die Lijte der 30 pazi- fiichen Arten, die Heath bejchrieb, zählt z.B. Fundorte auf, die zwijchen 4000 und 40 m Tiefe liegen, dabei fommt nur ein einziger der Ober -. Häche fo nahe; der wahre Aufenthalt beginnt unterhalb der Ct Fiir an region, daher auc, das Borfommen auf Pflanzen wohl nur zu den Ausnahmen gehört oder doch jchon eine Abweichung vom eigentlichen Haushalt der Gruppe daritellt. Die Verhältniffe in den übrigen Meeren Tiegen ähnlich, jo weit befannt. Am menigjten wijjen wir wohl noch von den Vorkfommmnifjen bei Australien, Neufeeland, Süd- amerifa und dem tropischen Afrika. Doch fehlen jie faum in einem Meer ganz von der heißen gone bis zur Arktis und Antarktis. So eintönig das Hußere erjcheint, Hat man doch fehon 42 Gattungen unterfchiedert, deren Benennung mit deutichen Namen völlig ausjicht3- und ziwedlos wäre. &3 jind eben NE 394 Weichtiere: Wurmmollugfen. viele Einzelheiten, deren wechjelnde Kombination einen großen Neichtum erzeugt und auf mancherlei Bejonderheiten in der Lebensmweije hinmweilt. Man Hat die vielen Gat- tungen in vier Familien gruppiert, ohne daß eine don Ddiejen den Eindrud einer enger gejchloffenen Gruppe machte. Am meilten Anrecht auf engeren Zufammenjchluß Haben wohl die Chätodermatiden infjofern, al3 fie jämtlich die Bauchfurche fait ganz eingebüßt haben und Schlammgräber geworden find, unter ftarfer Verlängerung und Ausbildung des Ktopfendes zum Bohrjtempel, unter Benubung des Blutdruds bei der Fortbewegung und der- gleichen. Aber auch hier jind doch die Unterjchiede jehr ftark, zwischen dem jchlanfen, zum Zeil eingejchnürten und berjüngten Chaetoderma und dem furzen, gedrungenen Schlamm- gräber Limifossor Heath aus dem Etilfen Ozean, der die gedrungene Zylinderform einer Neomenia underändert beibehält. Der Bau der Nadula, der Berluft der Bauchfurche, der Beginn einer Mitteldarmdrüjenausftülpung und dergleichen mehr jtempeln Chaetoderma mit Bejtimmtheit zum mweitejt abgeänderten Typus. Das Gemeinfame und Urfprüngliche aller Uplafophoren ift die Symbiofe mit den Zölenteraten, wie fie in alfen übrigen Familien twiederfehrt und weitaus vorwiegt. Man kann faum zweifeln, daß die Tiere anfänglich mit und an den Hhyorozoen- und Storallenftöcen in die Tiefe geraten find und fie nur zu verlajjen gezwungen iwaren, wo der weiche Schlidlboden der Tiefjee den jekhaften Hohltieren feinen Halt mehr gewährte und fie zum Abfterben brachte. Mit dem Übertritt auf und in den Schlid Hat jich dann notgedrungen die Beweglichkeit gemehrt, daher auf ung diefe Formen mit ihrer größeren Lebhaftigfeit zunächjt mehr Eindrud zu machen vermögen. Chaetoderma Zov. fommt nur auf Schlammgrund vor, und zwar an den Orten wenig- iten3, von mo genauere Angaben vorliegen, in ziemlich dichtem Beftand. Sein Kolorit ift die indifferente Farbe des Schlids. Esift befähigt, auf dem Boden langjam zu friechen. Meijtens hinterläßt e3 ganz unregelmäßige Fährten. Wenn es jedoch auf ebener Fläche geradeaus friecht, Hält der VBorderförper die gerade Richtung jcharf ein, während die hintere Hälfte abmwechjelnd nach rechts und Yinf3 hinüberpendelt und entjprechende Eindrüde bewirkt. Für gemöhnlich jteckt es indelfen in jelbitgegrabenen Löchern fenfrecht im Echlamm. Dabei Ihließt da3 Hintere Körperende gerade mit der Bodenfläche ab, und nur die roten Kiemen mit langjam rhythmifchen Bewegungen ragen Daraus hervor. Bei der geringiten Störung gräbt es jich blißjchnell mehrere Zoll tief in den Grund ein, daher e nur mit genügend be- Ihwertem Schleppneb zu erbeuten ift. Die ganze Geitalt ift auf das Bohren eingerichtet; wahrjcheinlich hängt auch die jchärfere Abfegung des Kopfes mit diefer Befähigung zu= jammen. Der Kopf dient als Bohritempel, während der Körper fich verlängert. Diejer erhält einen hinteren Firationspunft dadurch, daß fich die verlängerten Stacheln um die Kloafe auzeinanderjpreizen und in die Wand des Ganges einftemmen. Umgekehrt |chwillt das Bor- derende an und firiert fich jo im Boden, fo daß bei der Verfürzung des Leibes das Hinterende in die Tiefe nachgezogen wird. Niemals fommt das Tier aus demfelben Loche, in dem es eindrang, wieder heraus. Vielmehr bejchreibt e3 im Boden eine Kurve und bohrt fich auf neuem Wege an die Oberfläche, um dann das Spiel von neuem zu beginnen, auf ganz neuer Bahn. Die Möglichkeit, die Oberlippe ftark einzuziehen und die Mundöfnung nad) innen zu bergen, ift jedenfalls für die Bohrbewegungen bejonder3 vorteilhaft. - Zur Ernährung fan wohl nur der Schlamm dienen mit feinen organischen, toten oder belebten Bejtandteilen. E3 ift aber jchwer, fich einen Haren Begriff von der Art der Nah- tungsaufnahme zu machen. Dafür, daß der ganze Darm, wie bei einen Geeigel etiva, mit Schlick fich füllt, fcheinen Feine Tatfachen zu Sprechen; er wird oft leer gefunden oder Wurmmollusfen im engeren Ginne. 895 Doch num mit geringem snhalte. Eine gemwilje Auswahl dürfte ftattfinden, denn die jenfi- five Stienfnojpe ift erhalten und in die Mundhöhle gerüdt. Ebenjo ift das Mundfchild nerventeich. Eine Berlleinerung und Borverdauung bzw. Einfpeichelung findet [chmwerlich jtatt. Diatomeen follen die Nahrung bilden, ebenfo Foraminiferen und andere Protozoen. Die Nadula, zu einem jenfrecht ftehenden Chitinzahn umgebildet, dient feinesfalls mehr zum Sauen; Speicheldrüfen fehlen. Hat der Zahn die Aufgabe, durch Drud gegen die Mundhöhlendede (Pharyne und Mundhöhle find ja nicht gegeneinander abgejeßt) ein- gleitende Partifel zu zerquetichen? Dazu müßte wohl der Gaumen fozufagen eine Ber- härtung zeigen, die nicht vorhanden ift. Stellt der Zahn einen Geihapparat dar, um den Innenraum der Mundhöhle zu verengern und größere Bilfen auszufchliegen? Bor der Hand ilt fein Ziwed noch rätjelhaft. Diejelbe Schwierigkeit erhebt fich bei den zahlreichen Tormen, die Sich auf den Bolypen- jtöden aufhalten. Wo die Radula fehlt, dürfte der Mund wie ein furzer Rüffel Nahrung jaugen. Wo jte vorhanden ift, deutet ihre verjchiedene Ausbildung auf verjchiedenen Gebrauch, fo wie namentlih die wechjelnde Form und Zahl der Speicheldrüfen auf man- , cherlei Angriffsweife, wo man an Betäubung, an Unfchäd- lihmachen des Neijelgiftes, an Erweihung und Löfung denfen mag und dergleichen mehr. Daß mwenigjtens unter Umftänden die Bolypen direkt gefrejjen werden, bezeugen a. Bilfen von Alfyonarien, die jich im Mitteldarn fanden, jo wie bei den Schlammbewohnern Urtiere und Sleinfrebfe als Darmürhalt die räuberische Yebensmweife befunden. Die Zahl der Hohltiere, auf deren Stöden man Aplafophoren erbeutete, ijt nicht gering; auf Campanularien, ©ertularien, N | Aglaophenien, Gorgoniden, Achonarien, Edelforallen nd nn anderen. Zumeift fißt der Schnedenwurm eng re und geringelt auf dem Wirt, wenn wir das Zölenterat als jolchen bezeichnen tollen (j. die Abbildung). Vielleicht Hat man aud) an Kommenjalismus zu denfen, jo daß jich der Gajt von den Nahrungsabfällen des Wirtes nähren wiirde. Die Bewegung wird wohl eine langjame fein, durch fortichreitende Krümmung und Schlänge- lung des Körpers bei langgeftredten Formen mit dünner Sutifula. Bei furzen Formen und folchen mit derbem Panzer: dient die vordere Grube vor der Bauchrinne als Haft- organ. Pruvot hat direft beobachtet, wie die Wand der Fußdrüfe jich ausjtülpte und gegen die Unterlage drüdte. Die Tußrinne mit ihrer Zilienauskfeidung leitet den Schleim weiter, jie fann ein Schleimband erzeugen, das als längerer Faden das Tier an dem Ge- genitand hält, von dem es fich etwa entfernt. Daß in der Tat die Fortbewegung bei bejtehender Sohlenfurche nur von der Wimpe- rung geleitet wird, jcheint aus zwei Beobachtungen Herborzugehen. Prupot gibt an, daß die Zilien vom Willen des Tieres abhängig feien, und Komalevffy erzählt von der Rhopa- lomenia gorgonophila Kow., daß fie nach Art einer Nemertine vorwärts kriecht, bis fie an ein Hindernis ftößt. Da bleibt fie zunächit jtehen und feßt fich darauf rüdwärts, mit dem hinteren Körperende voran, in Bewegung. Solcher Wechjel ift am einfachiten durch Um- haltung des Zilienjchlags zu erklären. Wie innig die Tiere an ihre Wirte angepaßt find, bemweilt die Beobachtung desjelben 396 Weichtiere: Wurmmolluzfen. Forjceher3 an Neomenia (Echinomenja) corallophila Kow., die auf der Edelforalle hauft. Zestere hat befanntlich eine rote Kalfachje, auf der weiße Volypen figen, die jich gegen die Spiße der Ifte, wo das Hauptwachstum ftattfindet, Drängen, um nachher auseinander- zurücen. Dementjprechend trägt der Gaft in feiner Haut über und über rote Punkte, die vermutlich mit dem Nervensyftem zufammenhängen und lichtempfindlich find. Die Haut ift dicht bedeckt mit weißen Kalkfehuppen, etwa von der Form der Rofenftacheln, und Dieje. Schuppen find aufrichtbar. Werden fie niedergelegt, jo find fie allein fichtbar, und das Tier erjeheint weiß: werden fie aufgerichtet, jo fommt die Haut darunter zum Vorjchein, und das Tier fieht rot aus. Die verjchiedene Haltung der Schuppen richtet jich nun nach der Stelle, auf der das Tier fit; vot wird e3 auf der roten Kalfachje, weiß an den Ziweig- jpißen ztwijchen den weißen Bolypen, eine einfache und einzigartige Anpafjung. Bon der Fortpflanzung wiljen wir leider wenig genug. Pruvot fand von der Rhopa- lomenia aglaopheniae Kow. et Mar. öfter zwei Eremplate zufammen verjchlungen, aller- dings ohne Ge- mwähr, daß es zum Bmede der Kopula gejchah. Eine folche wird aber fajt zur Ge- twißheit, wenig- tens da, wo jtch die Gejchlechts- \ wege zu einem Eavenabten Yon ne Atrium bereini- gen, und io außerdem Kalfftacheln in bejonderen Tajchen daneben liegen. Ste mögen als Neizorgane dienen, vielleicht aber auch, wo fie rinnenförmig find, den Samen übertragen. Die Befruch- tung erfolgt in den Gileitern. Die Tiere find, jomeit befannt, Zwitter, doch jo, daß die männ- liche Neife der weiblichen vorangeht: fie find protandrifch nach Art ehr vieler Mollusfen. Bei dem nordilchen Chaetoderma nitidulum Zov. fällt die Gejchlechtäreife in Die falte Sahreszeit. Die Entwidelung ift bisher nur an einer Zorm fragmentarijch beob- achtet, nämlich von Pruvot bei Myzomenia Simr. Die Cier werden nicht zu einem Laich verbunden, jondern einzeln abgelegt, wenige auf einmal. Sie jind Fugelrund, reichlich 0 mm im Durchmefjer und mit einer dünnen, elaftiihen Schale verjehen. Nachdem die Surdhung bis zu einer Gaftrula geführt hat, d. H. zu einer Fonifchen Form mit weiter unterer Öffnung, erjcheinen die Wimpern, ein Kranz um die Mitte, ein Feld am Ktopfende und eins um die Einftülpungsöffnung (j. die Abbildung). Aus dem vorderen Feld ent- widelt fich ein apifaler Wimperfchopf am Scheitel, der mittlere Wimpernfranz ftellt das Belum oder Segel vor, das jo vielen niederen Tieren zufommt. Das winpernde hintere Feld ftreckt jich in die Länge. ©o erjcheint diefe Larve, die des Mundes entbehrt, gewwiljer- maßen dreigliederig, vorn von großen Bellen bededt, die nachher abgemworfen werden, hinten Hauptjächlich fich weiter teilend und wachjend. Dann treten feitlih und am Rüden Stalfplatten auf, Schuppen, die zunächft in den Hautzellen gebildet werden und dann frei hervortreten. Febt jcheint die Yarbe zu jchwer, al3 daß das Segel fie noch zu tragen ver- möchte; fie jinft zu Boden. Weiter hat man ihre Enttwidelung und Umwandlung nicht Wurmmollusten im engeren Sinne. Käferfchneden. 397 verfolgen können. Die Schuppen diejer jungen Bodenform find aber verhältiismäßig groß, namentlich fällt in der Mittellinie des Nüdens eine Reihe von jieben Wlatten auf, die Dachziegelartig übereinander greifen. Sie haben eine gemwilje Ähnlichkeit mit den Rüden- platten der Plafophoren oder Käferjchneden; und man verwendet fie, um die beiden Drd- nungen auch auf Grund der Ontogenie in enge Vermandtichaft zu ftellen. Zmeite Ordnung: Käferjchnedfen (Placophora). Die Käferichneden Fnüpfen gewilfermaßen an die leßtbejprochene Zarve von Myzo- menia an, indem der Rüden von einer gejtredten Schale bededt ift, die fich in acht über- einandergreifende Stüde zerlegt. m allgemeinen bildet die Schale ein Yängliches Oval, dem in verjchiedenem Abjtand der Körperumtiß parallel läuft. So der gemölbte Rüden. Anders die flache Bauchjeite. Hier jehen wir vorn eine halbkreisförmige Kopffcheibe durch eine Duerfurche von dem fleifchigen Fuß abgegrenzt. Diefer ift durch zwei tiefe Yängs- furchen, die gerade nach Hinten ziehen, von den Geitenteilen abgejett. Sn der Mitte der Kopficheibe liegt der Mund, Hinten über dem Fuß der After. Sn den Längsfurchen, die als Mantelhöhle zu gelten haben, liegt jeverjeits, in verjchtedener Ausdehnung, eine Keihe Kiemen, dazu, näher dem Hinterende, die voneinander getrennten Gejchlechts- und Nieren- Öffnungen. AS Mantel hat die ganze Haut von der Manteltinne bis hinauf zur Schale zu gelten, und wie bei den Aplafophoren ift die ganze Fläche mit Falfigen Stacheln bedeckt. Ein mwejentlicher Unterjchied liegt nur darin, daß der Mantel durch die äußere Umrißlinie des Körpers, in der Regel wenigftenz, fcharf in eine obere und eine untere Fläche zerlegt it; das wird bedingt durch die Gewohnheit, Die Unterjeite feit gegen die feljige Unter- lage zu drüden. Ein anderer Unterjchied liegt in den wejentlich abweichenden Größenver- hältnifjen; die Blafophoren find im allgemeinen viel größer als die Aplafophoren. Wenn auc) die Zänge bei den Heinften Kormen 1 cm nur wenig übertrifft, jo erreichen doch viele Tauftgröße, ja einzelne ein Gewicht von 1, jelbjt von mehreren Kilogrammen. Che wir uns die Einzelheiten und die Abweichungen im äußeren Bau anjehen, werfen mir einen Blid auf das Innere. Da ift, entjprechend dem vermehrten Umfange, manches anders geworden. Das Nervenjpitem ijt allerdings Dasjelbe geblieben, die vier durch Duerfommiffuren verbundenen Marfitränge. Born it eg zum Schlunpdring gejchloflen, der in gemwiljer Hinjicht einfacher bleibt, was auf eine noch gleichmäßigere Yebensweije Hin- deutet; e3 bildet jich nämlich fein fonzentriertes Hirn oder Zerebralganglion aus, fondern auch der obere Teil des Schlundringes ijt ein einfacher Markitrang. Der Mund führt in einen geräumigen Schlundfopf mit derber Rafpel, die in einer Tangen, fchlauchförmigen Radulajcheide abgeschieden wird und immer von hinten nach vorn nachrücdt. Meift erreicht jie den dritten Teil der Körperlänge. Sede der zahlreichen Zahnreihen bejteht aus 17 Zähnen, die imallgemeinen flache, pflafterjteinartige Platten darftellen; die mittleren find die Ihwächjiten. Dann folgt aber jederjeits eine Platte, die mit einer Herborragenden, jtarfen, einfachen oder mehrfach eingejchnittenen Schneide verjehen ift. Dieje Schneiden find von rechts und links einander zugefehrt und dienen zum Faljen und Abreißen Keiner Nahrung3- teilhen. Der Darm wird völlig anders; ex ilt langgejtredt und vielfach gewunden und mit einer großen Verdauungsprüje oder LZeber ausgeitattet. Der Blutlauf ift, entiprechend der 398 Weichtiere: Wurmmollusfen. itarfen Zeibesmuskulatur und den langen Kiemenreihen, Eompliziert. Das Herz liegt oben in der Mittellinie unter den legten Schalenplatten als eine gejtredte Kammer, in die bon beiden Geiten ein Paar oder mehrere Paare Vorfammern einmünden. Der Herzbeutel hat fich von der Gejchlechtsdrüfe getrennt, jo wie diefe von der Niere. Der Zujammen- hang mwird nur noch infofern gewahrt, als die beiden Nieren, wie bei den Moklusten jchlecht- hin, noch durch einen feinen Kanal mit dem Herzbeutel in Verbindung ftehen, jo daß Die Ausicheidung eigentlich im Herzbeutel beginnt. Die Gefchlechtsprüfe, ebenfalls in der Mit- telfinie des Riüdens gelegen, hat nach jeder Ceite einen einfachen Ausführungsgang ohne alle Anhänge. Kehren wir zum Mantel zurüd! Wenn vom Rüden de3 jungen Tieres die Schal- jtüde abgeschieden werden, fchieben fic die Ränder des Mantels Darüber hHintveg nad) der BEBRBEE En - Au ars mmemeng \ Käferfhneden: Acanthochites faseieularis Z. (linf3), Cryptoplax ocularis Q. @. (in ber Mitte) und Cryptochiton stel- leri Midd. (vedit8), von oben gejehen. Mitte zu und lagern allerlei Schichten auf die Kalkplatten auf. Dieje Schichten bejtehen der Hauptjache nach aus der eigentümlichen organischen Grumdlage der Weichtierichale, dem Kondin, Das dem Chitin der Gliederfüßler verwandt if. Werbreitert fich die eigentliche Raltichale, jo verdict fich auch die fie bevdedende Kondhinjchicht, das Periojtrafum, das in diefem Falle Tegmentum oder Decfchicht genannt wird, indem die Mantelfante, die e3 abjcheidet, nach den ©eiten zurüctweicht. ©o erhält jedes Schaljtüd einen Außerft zierlichen, nach der Seite verdickten Überzug, der in der verfchiedenften Weife gefeldert, geftrichelt, ge- zähnelt, beperlt jein ann (f. die Abbildung). Aber noch mehr. Aus den gejchilderten Wachs- tumsperhältniffen geht hervor, daß der Mantel anfangs die Schale viel weiter bedecdt als fpäter, da er ja erjt durch die feitliche Zunahme der Kalfplatten zurüdigedrängt wird. ©o fommt e3, daß er nicht immer nur die Ausscheidung des Konchins, das Tegmentum, auf den Stalkplatten zurücläßt, fonvdern oft genug auch Gemwebsteile. Mit anderen Worten: das Zegmentum it bei vielen Stäferjchneden von Kanälen durchbohrt, die von der Geite, vom Mantel her, eindringen, an der Oberfläche fich öffnen und Bindegewebe, Blutgefäße und Nerven enthalten, die in Sinneswerkzeugen endigen, auf die roir gleich zurücfommen. Die saltplatten felbft entwickeln am Nande Snjertionsplatten, Fortfäbe, mit denen fie feitlich tiefer in die Hautmusfulatur eindringen oder an den Duerrändern, welche die Schaljtüce Räferfchneden. 399 trennen, ein wenig unter die Nachbarn Hinmweggreifen und deren gegenfeitige Gelenfung xegeln, daher man jede Kalfplatte auch) als Gfieder- oder Gelenkjtüc, Artifulamentum, bon dem fie bededenden Tegmentum unterjcheidet. Bei manchen Formen, wie dem auf ©. 398 abgebildeten Cryptochiton E zieht fich der Mantel gar nicht bon den Schaljtüden zurüd, fondern überwächft fie ganz, jo daß mar bon außen nichts mehr davon bemerkt. Das pflegt die Körperform etwas zu vereinfachen, ifofern al3 ringsum feine jcharfe Kante entjteht. Das ganze Tier nimmt etwa Die Ge- talt eines Cie an, das an der ©eite des Kopflappens und Fußes etwas abgeplattet ift. Cryptoplax Blv. oder Chitonellus Zam. (|. die mittlere Figur auf ©. 398) ift ein in etwas anderer Richtung entwidelter Typ. Die Schaljtüde find zwar noch von außen jihtbar, aber jie jind Heiner und fchmäler geworden und rüden auseinander, jo daß fie jih zum Teil nicht mehr berühren. Damit hängt die Verjchmälerung und Ber- längerung de3 ganzen Tieres zujammen, e3 wird mehr wurmfüör- mig. Am auffallend- iten ijt dabei vielleicht die jtarfe VBerjchmäle- rung des Fußes. Cr bildet nicht mehr die breite, fleijchige Kriec)- icheibe, jondern nähert jich in feinen Verhält- nifjen der feinen alte in der Tußrinne Der Aplafophoren. = - Bei allenübrigen Elegante Räüferfänede, Chiton elegans Frmbl. Natlirlihe Größe. Formen, d. H. zahl reichen Gattungen mit Hunderten von Arten, ift der Mantel durch) die Kante in die flache Unterjeite zwifchen Kante und Fußrinne und die gemwölbte Oberjeite zwijchen Kante und Schale zerlegt. Die Ießtere third wohl auch als Gürtel bezeichnet, der Yorm und Lage entjprechend. Mit diefer Weiterbildung hängt eine verjchienene Ausgeitaltung aller der feinen Abjcheidungen zufammen, die hier, wie bei den Aplafophoren, vom ganzen Mantel geliefert werden. Cie beftehen fo gut tie die Schale und namentlich das Tegmentum aus Konhin und Kalk, aber in fehr verichiedener Ausprägung, jo daß man die Stadyeln in Bhylinder- und Schuppenftacheln getrennt hat. Die Schuppenftacheln können die Grundlage auc) der Oberjeite, de3 Gürtels, ab- geben (j. die Abbildung auf ©. 398), vor allem aber wiegen fie auf der Unterfeite vor. €3 jind harte, meift rautenförmige, flache, jcharfrandige, porzellanartige Platten, die jich zu einem hübfchen Mofaik ordnen, doc) liegen fie nicht ganz glatt, jondern die einzelnen jind etwas fchräggeftellt, jo daß Die Ränder rauh hervortreten; denn fie haben die Aufgabe, Die Käferichnede am Felien zu befeftigen, wozu aus hartem Material fich jchwerlich eine bejjere Konftruftion erfinden läßt. | Die Zylinderftaheln gehören mehr der Oberfeite, dem Gürtel, an. Jhre Geftalt mwechlelt von der Furzen Keule bis zum diden Stachel und der feinen Borfte, bald derb und Ss 400 Weichtiere: Wurmmollusfen. falfreich, bald mehr aus Konchin gebildet und biegjam. Während die Schuppenjtacheln der Haut flach aufgewachjen find, jind die Zylinderftacheln unten abgerundet und fißen in einem Konchinring wie in einer Öelenfpfanne. Durch den Ring tritt ein Gemebitrang, der den Stachel mit der Haut verbindet, mit mancherlei feiner Ausprägung. Hier fann wohl fein BZmeifel fein, daß diefe Stacheln al3 Gefühlswerfgeuge dienen. Cie jind bald gleichmäßig über den Gürtel verftreut, bald außerdem in regelrechte Gruppen georönet. Bei dem auf ©. 398 abgebildeten Acanthochites Zeach bilden jie je ein Büjchel an der Grenze zwifchen zwei Schalenplatten, dazu mehrere vorn im Halbfreis vor der erjten Platte; - außerdem ift die ganze Kante, die den Boden abzufühlen hat, mit langen Stacheln bejeßt. Die derben Acanthopleura-Arten, „Seitenftachler”, haben ihren Namen von den langen Konchinborften, die rings auf dem Gürtel jtehen. Damit find wir zu den Sinneswerfzeugen übergegangen und haben von diejen eine reiche und eigenartige Gruppe fennengelernt. Bemerfen wir furz, daß e3 mit den gewohnten Sinnen Schlecht genug fteht, Kopfaugen und ©e- börfapjeln, Statozyften, fehlen. Zur Prüfung de3 Atemmaljers find wohl in der Kiemengegend nerböfe ©eruchsleiiten vorhanden, ferner im Schlundfopf ein Subtadularorgan, das den ©e- ichmac vermittelt, diefes wohl noch in befter Ent- faltung. Dazu fommt noch eine merfwürdige Gruppe von Sinnesorganen bei jenen Formen, deren Tegmentum, wie vorhin bejchrieben, von Kanälen dicht Durchjegt it. Die Gemebjtränge, ; die Hier vom Mantel aus eindringen, verlaufen Schizochiton incisus Sow. Borbderjte3 Schalen PR 17 53 . jtüüd mit jeh3 Augenreihen. Shmwadh vergrößert. zunächit parallel der Rüdenfläche und biegen dann nach oben um, um frei in der Öffnung zu enden. Ein ettwas weiterer Kanal ift jedesmal von einem Kreis engerer Kanäle umgeben, die fich von ihm abzweigen. Feder Gemwebitrang endet mit einer Freisfürmigen Kondin- fappe, die genau in die Offnung paßt; die in den weiteren Kanälen ift aljo entjprechend größer al3 die in den engern. Man nimmt meijt an, daß die Organe dazır dienen, ver- jtärkten Wafjerdrud wahrzunehmen. Auf eine andere Bedeutung fommen wir bei der Lebensweife zuriid. Hier mag nur noch der Hinweis auf die Ähnlichkeit zmwifchen Diefen Organen und den feulenfürmigen Hautfortfägen, welche bei den Aplafophoren mit Dider Kutifula in fie eindringen (S. 391), am Plate fein. Es fehlt nur, daß die Stränge nac) der Dberfläche durchbrechen und eine freisfürmige Kappe aus der Kutifula Herausichneiden. Sn einer anderen Richtung haben fich dDiefe Stränge bei den Käferjchneden entwidelt, two die Kutifula über dem Kanal durchiichtig wird und fich linjenartig verdidt. Hier entitehen Augen, indem ich eine Art Glasförper bildet und dahinter’ eine Nebhaut mit Seh- und Tigmentzellen. Das Wunderliche it, daß jolche Augen am Rande der wachjenden Schale immer neu entjtehen, das ganze Xeben hindurch. Miofeley berechnete die Zahl der Schalen- augen bei einer Art auf mehr ala 11000. | Für die Färbung fommt natürlich in erfter Linie die Oberjeite in Betracht. Sie zeigt meift oderige und braune Töne, doch fieht man auch mancherlei Zeichnung und Sledung in allen Negenbogenfarben, grün, vot uf., was bei der Verteilung auf die Skulpturen und der Wiederhohmg auf den Schalenplatten hübfche Mufter ergibt, ohne daß rer am Hi mm ni ai PROEhR Auululn u ul) \ | N M Il | Käferichneden. 401 man indes bisher viele bejondere Beziehungen zur Umgebung herausfinden fünnte. Smimer- hin ift die Bemerkung am Plate, daß bei Neapel der rote Chiton rubicundus Costa von den toten Korallinen, auf denen er in 50—60 m Tiefe lebt, fich faum unterfcheiden Yäßt. Wie finden fich Diefe wunderlich ausgejtatteten Tiere mit dem Leben ab? Lediglich - auf den Boden angewiejen, bewohnen jie. alle Meere mit dem normalen Galzgehalt des Ozeans und alle Tiefen von der Gtrandlinte bis zu 4000 m und mehr hinunter. Gie unter- icheiden fich alfo mejentlich von den Aplafophoren, die vom Litoral ausgejchlojfen find. Der Abitand wird um jo größer, als jie ihre Hauptentfaltung geradezu in der Brandımgs- zone haben. Die wenigen Bewohner der Tiejfee zeigen den einfachiten Bau und gleichen darin den ältejten Borläufern aus der palävzoiichen Periode. Der Wellenfchlag des Ge- zeitengürtel3 it e8, der die weitere Aus- und Umbildung veranlaßt Hat. Hier finden mir die größten Arten und die jtärkite Ausprägung der Schale und des Mantels, die längiten Zylinderitacheln und vor allem die größten Snjertionsplatten, die den Muskeln der Haut ven breiteiten Halt gewähren. Denn es fommt darauf an, dem Wogenprall zu miderftehen und ji) am Zellen feitzuhalten, den SUB und die Unterjeite des Mantel dagegendrüdend und al3 Saugnapf benubend. Eine Ausnahme machen bloß die wurmförmigen Kry ptoplaziden; fie (eben auf Riff- forallen, in deren Riten jie Haufen, in merfwürdiger Ühereinfimnnung mit den Aplafo- phoren, wohl eine Andeutung von gemeinjamer Wurzel und Herkunft. Ya, e3 läht ich an diefen Formen zeigen, wie fie allmählich von dem Zufammenleben mit den lebendigen Hohltieren, von denen fie zunächit ebenfo abhängig gemwefen zu fein jcheinen tie die Aplafo- phoren, fich frei zu machen gezwungen werden. Geographiich betvohnen fie zwei ganz ge- trennte Gebiete, Weftindien und die Infeln der Südfee im Anschluß an Südoftafien, fie find aljo jo tropifch wie die Riffforallen jelbjt. Die Erflärung findet fich in der Pendulationz- theorie, nach der Die Erde zwei feite Wole Hat, den Dftpol Sumatra und den Wejftpol Ecuador, während die Nord-Südachje langjam auf dem halbierenden Meridian, dem Schwingungzfreife, d. h. dem 10. Grad öftl. Länge von Greentoich, Hin und her pendelt. Die PBendelichwingungen bedeuten die Verioden der Geologie. Die ftarfen Berjchiebungen unter dem Schwingungsfteife, welche die Lebemwejen fortwährend unter andere Breitengrade und damit in anderes Klima brachten, bewirkten im mwejentlichen deren Umbildung und jefundär deren Ausbreitung. Wenn die Kryptoplaziden bei uns in Aftifa-Luropa während polarer Schwingungsphafen, d.H.in der paläozoifchen oder in der Tertiärzeit, nach Norden ver- jeßt wurden, jo wichen fie der Kälte aus, indem fie nach Südweft und Südoft auswanderten. Co Tamen fie in ihre heutigen Wohnorte. Man fönnte wohl die Theorie für Erklärung der getrennten Wohngebiete beifeite lafjen, wenn fie nicht noch Wichtigeres Teijtete. Ceit der Eiszeit jchtvanfen wir wieder nad) Süden, die abgewendete nördliche Hälfte des Stillen Dgeans aber nad) Norden. So ift e3 gefommen, daß tropifche Korallenriffe bis nach Japan hinauf verschoben wurden, mo fie, da das Klima nicht mehr ausreichte, zum Abjterben famen. Auf diefen toten japanifchen Niffen aber haufen noch zwei Cryptoplax-Atten al3 die nördlichiten Vertreter der Familie. 3 verfteht fi von jelbit, daß fie die Abhängigkeit bon den lebenden Korallen, die bei ven übrigen Verwandten herbortritt, aufgegeben haben müffen. Leider wijjen wir von diejen interejjanten Beziehungen nichts Näheres. Alle übrigen Käferfchneden, d. h. die große Mafje, jiten an Steinen (j. Tafel „Weic)- tiere I”, 1, bei ©. 424), nie an organifchem Material. Manche, wie Schizochiton Gray, ver- friechen fich mehr unter Steinen. Se jtärfer Die Brandung toft, um jo feiter jaugen fie ich an. Brehm, Tierleden. 4. Aufl. I. Band. 26 % 402 Weichtiere: Wurmmollusten. Grabfüßer. ad Werden fie trogdem getwaltjam losgerijjen, Dann Eugeln fie jich ajjelartig zufammen, um jich nur langjam wieder zu ftreden. Blainville erzählt, daß ein Tier Dazu 7—8 Tage gebrauchte. Beim Kriechen wird die Unterjeite Des Mantels etwas vom Boden erhoben. ©o träge die meiften zu jein jcheinen, jo gibt e3 doch einige, die leidlich flott vorwärts fommen. Filcher jah einen Chiton fulvus Wood jchnell und hoch an einer Anferfette aufjteigen. Vielleicht fommt jolche Bewegung doc) öfter vor, al3 wir glauben, denn die Plafophoren jcheinen nächtliche Tiere zu jein. Da viele an der Flutgrenze leben, ertragen jie das Freiliegen an der Atmojphäre ohne Schaden. Sa, fie jcheinen jelbit Luft in die Kiemenhöhle einzunehmen, wenigjtens jieht man, nach Blaimpille, aus diejer auf ftärkeren Reiz Wafjer und Luft ent- weichen. Dem entipricht die Angabe von Hedley, monac) ein auftralifcher Chiton an der oberen Ylutgrenze lebt, wo er nur gelegentlich vom Wafjer erreicht werden mag. Die Nahrung befteht jedenfalls aus dem organischen Überzug der Felfen. Ob aber dabei mehr Mgen oder mehr Tiere von den hervorragenden, wie eine Zange wirkenden Zähnen ergriffen werden, erjcheint fraglich. Nach der Literatur würden die Tiere Pflanzen- frejjer jein, denn man findet im Darm häufig Diatomeen; bei vem großen Cryptochiton stelleri Midd. vom Beringsmeer traf Mivdendorf jogar über zollange Algenfäven. Das mag aber mohl daran liegen, daß die Pflanzenzellen durc) ihre Zelluloje- oder Kiejelmembran biel bejjer gegen die Berdauungsjäfte gejchüikt jind als Das nadte Protoplasıma der Klein- tieriwelt, die jich überall auf den Feljen anjievelt. Das Subradularorgan deutet jogar auf eine gewilje Auswahl nach dem Gejhmad. Vielleicht fommen felbit Speziellere Anpafjungen vor. Man hat gemwilje Arten bisher, wie e8 jcheint, nur auf bejtimmten Mujcheljchalen ge- funden, 3. ®. Chaetopleura bullata Carp. auf Spondylus calcifer, Ischnochiton exiguus Sow. auf Berlmujcheln. Db damit ein Kommenjalismus jich verbindet, ift indes noch nicht geprüft. Die hnlichkeit oder Gleichheit der Nahrung, mikroffopifche Organismen, legt den Gedanken nahe. Die Stotentleerung erfolgt bald nad) rechts, bald nach Iinfs vom Dinterende, jedenfalls durch die Bewegung der Afterpapille. Noch bleibt uns die Erklärung der wunderlichen Sinneswerkzeuge übrig. Das Tehlen der Gehörfapfeln hängt jedenfalls mit der Trägheit zufammen. Die Zylinderftacheln find Gefühlsapparate. Die Schalenaugen fünnen, wo fie vorhanden find, jchwerlich zu einem genauen Grfennen der Außenwelt dienen, wohl aber Schattenwirkungen wahrnehmen, und das fan bon Wert fein, wenn die heran- und herüberftirzende Woge allgemeine Musfel- anjpannung zu feiterem Anjaugen erheijcht. Ebenfo können die großen und Heinen Ginne3- organe mit ihren Konchinfappen recht wohl den Drud der Wellen zur Zaprnehmung bringen, mit demjelben Erfolg für die Musfulatur. Wahrjcheinlich aber hat dieje Einrichtung noch eine ganz andere Nebenbedeutung. Wie die Molfustenjchale fchlechthin, ift auch die der Käferjchneden allerlei Angriffen ausgejebt bon Bohralgen, Bohrichwämmen, bohrenden Würmern und anderen. Dazu fommt aber noch die Wirfung der Brandung, die mit ihrem Sand die Schalenoberfläche überaus ftark angreift und abreibt. Hier leilten die Kappen den beiten Wideritand ımd Erjab, da fie mit lebendem Gemebe zufammenhängen und fortdauernd von ihm aus durch Abjcheidung verdickt werden. Die Tiere jcheinen durchweg getrennt gejchlechtlich zu fein. Bei der gejchilderten Ein- fachheit der Fortpflanzungsorgane ift Begattung ausgefchloffen. Beide Gejchlechter entleeren ihre Produfte ins Wafjer, wo die Befruchtung ftattfindet. Die runden Eier Haben eine zier- liche Schale, mit Budeln oder Dornen befett. Sie werden entweder durch Schleim zu einem Laich verbunden, der wohl mehr als 1000 Stück enthalten fann, oder in fleineren Käferichneden. | 403 Gruppen an Steinen befeitigt, bei ven europäijchen Formen, jomweit beobachtet, im Frühling oder Frühfommer. Einzelne Arten üben Brutpflege aus, indem das Weibchen die Eier in der Kiemenhöhle behält. Der Unterfchied in der Entwidelung ift der, daß dann die Jungen auf einer reiferen Stufe die Eifchale verlaffen. Die Furhung hat Ihnlichfeit mit der der Aplafophoren; nachdem fi am vegetativen Pol die Einftiilpung zur Gaftrula vollzogen hat, befommt der Embryo am animalen Pol einen Wimperfchopf und namentlich vor dem Munde den Wimperkranz, das Gegel oder Belum, mit dejjen Hilfe fich die eben ausfchlüp- fende Zarbe oder der Veliger jchwimmend durch das Waljer bewegt, bis fie nach fürzerer Zeit auf den Boden finft und jich in die vollendete Korm ummandelt. ©ie jtredt jich und plattet jich ab. Der Rüden gliedert fich zunächlt in fieben Stüde, d. H. jo viel Platten, als auch bei der Aplafophorenlarve zu jehen waren. Die achte Schalenplatte fommt exit jpäter dazu, in feltenen Fällen unterbleibt ihre Anlage ganz. An den Duerlinten, welche die Felder trennen, beginnt unter der Oberfläche die Kalfablagerung. Früh fchon zeigen fich in der ober- flächlichen Konchinfchicht, dem Tegmentum oder Deditüd, die eriten Poren, die nachher von » den Kappen der Sinnesorgane ausgefüllt werden. Die Stacheln legen fich bald an. Diejer Sugendform find zwei Drgane eigen, die nachher verjchwinden: ein Paar Yugen und eine große Fußdritie vor dem Fuß. Die lebtere erinnert an die Grube vor der Bauchfurche der Aplafophoren; die Augen liegen merfwürdigermeile nicht am Kopf, jondern hinter dem Segel. Die Wachstumsgeichiwindigfeit der Käferjchneden fennen wir leider nicht, ebenjomwenig ihre Xebensdauer, noch das Alter, in dem fie mannbar werden, wie bei den meijten Geetieren. Ullzu viele Feinde dürften die Käferjchneden nicht Haben bei ihrem borzüglichen Schugpanzer. Der Menjch genießt hier und da, z.B. von großen Afanthopleuren, den Fuß ob (Beef, bos marinus). Eine Art fol, nad) Guilding, giftig fein. Eigentümlich ift ein alter Gebrauc) al Amulett, das die Erfüllung aller Wünfche ge- währleiftet. Das franzöfifche Wort für Käferjchnede, „Oscabrion“, ftammt vom irijchen Dscabiorn. „Biorn“ bedeutet „Seeigel”, und der erite Stamm „wünjcdhen”. Ein Stein aus dem Tier hat die erjehnte Wirkung. — — Sm ganzen bieten die Amphineuren tro& aller Berjchiedenheiten ein ziemlich eirt- heitliches Bild. Der wichtigfte gemeinfame Zug der beiden Ordnungen dürfte die Symbioje mit den Zölenteraten fein, an denen jich von den Plafophoren nur noch Cryptoplax erhält, der daher auch die meifte Ahnlichkeit mit den Aplafophoren hat. Der Hauptunterjchied beider Gruppen liegt in der Tiefenfchicht, in der fie ihre weitere Ausbildung erfahren haben, Die Uplafophoren unterhalb der Litoraltegion, die Plafophoren in der Brandungszone. Die Uplafophoren find im mweiteft abgewichenen Zweig, Chaetoderma, Schlammgräber geworden; die PBlafophoren haben fich in der tofenden Brandung immer feiter am Yeljen feltgejebt und der Unbill trogen gelernt. Zweite Klaffe: Grabfüißer (Scaphopoda). Die Grabfüßer find wiederum eine rein marine Gruppe, aber zum erftenmal eine mit einheitlicher Schale. Sie graben im Sande, wie Chaetoderma im Schlid, aber nicht, indem fie das Kopfende fehlechtweg, fondern den wohlentwidelten Fuß als Bohritempel benugen. Die Schale der befannteften Gattung, Dentalium Z., Meerzahn oder Elefantenzahn, 96 * 404 MWeichtiere: Grabfüßer. Hat die Geftalt eines Clefantenftoßzahng, der hohl und an beiden Enden offenift. Die fonvere Seite ift die Bauchjeite. Wie die Schale zuftande kommt, ergibt fich nicht nur aus der Ent- mwieelungsgefchichte, fondern ebenjo aus einigen Formen, bei denen jie an der Bauchleite auf der zugefpisten Hälfte noch einen Längsichlig hat. Vei Schizodentalium Sow. ijt Diejer in eine Reihe fehmaler Löcher zerlegt. Die Schale toi exit al3 Rüdenbevedung angelegt und wächft dann fattelförmig nach unten, um fich zuleßt unten zum Rohre zu jhfiegen. Bei , dem feinen Cadulus Ph»l. tritt die Form am Harften hervor; hier bleibt Die Schale furz und verjüngt jich nach dem Worder- und dem Hinterende. Die dide Mitte entjpricht Dem gedrungenen Rumpf. Aus dem Hergang der Schalenbidung jchließen wir natürlich auf Ganuzitee ee an volgare Z. Den gleichen am Mantel, von dem fie abhängt. So hat man wohl daran gedacht, Die Sfapho- poden mit den Mufcheln in näheren Zufammenhang zu bringen, indem man jich deren beide Schalenflappen oben und unten verwachjen und zum Rohr umgewandelt denkt. Wie bei ihnen ftreckt fich der fleifchige Fuß nach vorn heraus. mdes zeigen jich Doc) in Der ganzen Drganijation wejentliche Unterjchiede. Der Rumpf reicht, twie gejagt, nur bis zur Mitte der Schale, vo der Fuß mit dDider Wurzel entjpringt. Cbenda liegt in der Mittellinie der After, mit den Nierenöffnungen Daneben. Die ganze Hinterhälfte beruht auf einer nachträglichen Verlängerung. Sin der Breite des After verengert fich der jpaltförmige, zwijchen dem Mantel und der Bauchjeite des Tieres befindlihe Mantelraum Durch einen ringfürmigen Borjprung, eine Art Scheiveiwand, welche die vordere Mantelfammer bon der hinteren unvollfiommen trennt. Durch Wimperfpiel wird indes ein ununterbrochener Wajljerjtrom durch die ganze Länge von der vorderen Ochalenöffnung bis zur hinteren unterhalten. Sn der vorderen Mantelfammer befindet jich zunächjt der zylin- driihe Fuß, der durch) Blutdrud geichwellt und vorgejtredt, Durcc) Muskeln zurüdgezogen werden fann. Cine Längsvertiefung auf jeiner Oberjeite hat zu dem wenig pafjenden Namen Scaphopoda, Eu „Kahnfüger‘‘, Anlaß gegeben. Wichtiger it, daß der Fuß am Vor- lofotenseM. Sars. Aus Derende Erweiterungen trägt, bei Dentalium einen rechten und einen ee % a linfen Zappen, bei dem Fleineren Siphonodentalium Sars eine nad) Band, 1. bt, Seinsig189% rt eines Bahnrades gezadte Scheibe. Die Erweiterungen Fünnen zufammengefaltet werden. Syn Ddiejer zugejpigten Yoım wird der Fuß leicht in Den Sand vorgetrieben, dann werden die Lappen oder die Scheibe abgejpreizt. Sie wirten jebt wie Anferzähne, fo daß bei Verkürzung des Fußes durd) die Muskeln Die Schale rudweije nachgezogen wird, eine vorzügliche Grabvorrichtung. Über dem Anfang des Fußes lieat ein nach vorn vorjpringender Kegel, mit der Mund- Öffnung auf der Spibe. Gie wird von einer Anzahl gelappter Fühler, einem halben Dugend etwa, in jternförmiger Anordnung umgeben. Durch fie gelangen wir in die Mundhöhle mit jeitlichen Erweiterungen oder Badentajchen, weiter in ven Schlundfopf mit Fräftiger Radula, deren hervorragende Zahnfchneiden mit glatter Kante einander von rechts und links Dentalium. Cadulus. Siphonodentalium. 405 zugefehrt find, wie bei einer Kneipzange. Vor und unter der Rafpelliegt das Subradular- oder Gefchmadsorgan. Der Darın windet fich mehrfach und trägt eine große Mitteldarnt- drütfe oder Leber. Eigentliche Speicheldrüfen fehlen, dagegen hat der Schlund ähnliche drüfige Tajchen mie die Mundhöhle. Wie die „Leber‘, fiegt auc) die einfache Gejchlechts- - drüfe in der Mittellinie unter dem Rüden. Zhr Ausführgang, ohne alle Anhänge, öffnet fich in die eine Niere und durch diefe nad) außen. Die Gefchlechter find getrennt. Doch Fehren wir ans VBorderende zurück! An der Bajis des Mundfegels, der beinahe wie ein Kopf abgejebt ift, jißt jeder- - feitS ein flacher, Furzer Anhang, das Fühlerjchild, bejegt mit einer großen Zahl langer, am Ende feulenartig angejchwollener Fäden, bon denen wir in der oberen Abbildung auf ©. 404 einige aus der vorderen Mantelöffnung Herausgeftrecdt jehen. | Sie find meit fürzer auf der inneren, dem Mundfegel zu- | gemwendeten Ceite, jcheinen aber während des Lebens allmäh- lich) no) an Zahl und Länge zu mwachjen und dann auf Die Außenfeite zu rüden. Die inneren erinnern an die Cirren Der Aplafophoren. Shre Deutung hat viel Mühe gemacht, doc) Yäßt fich jest wohl ein beftimmteres Urteil ausfprechen. Jedes Fühlerfegild ift im Grunde ein Fühler, wie mir ihn bei den Schneden fennen, anfänglich, wie bei vielen Wafferjchneden, mit furzen, fegelfürmigen Sinneswerkeugen, jogenannten Sinnesfnofpen, bejeßt. Diefe verlängern jih, um den im Schlamme haufenden Sleintieren, zumal den Zoraminiferen, nachzufpiven und fie zu fangen. Man hat die Fäden Daher mit Recht aß Fangfäden oder Captacula bezeichnet. edes Captaculum hat einen musfelkräftigen, biegjamen und jtarf zu= fammenziehbaren ©tiel, in der Keule aber einen Nerveninoten, der mit den zahlreichen Sinnegzellen der Haut in Verbindung fteht, dazu eine Reihe von Schleimdrüfen, wie fie den bverjchie- en Se en denften Hautitellen nach Weichtierart zufommen; hier wirfen im Dursfgnitt gefehen. Die Blut- fie als Klebörüfen, um die Beute feftzuhalten, die dann dem ar Aii A ete Mat guößert. a vordere, a’ hintere Dan 1 1 D telhöhle; b Mundfegel mit Fühler: Munde zugeführt wird. Captacıla, Kopffegel und Fuß fönnen 1 a a alfe zurüdgezogen und in der Schale geborgen werden, Worauf ver Captacula. Nach Bronn, „Rlaj- die vordere Öffnung durch den dien, mit einem Ningmustel ya, 1 Ast Leipnig 1802-04 berfehenen Mantelrand verjchlojfen wird. Bon befonderen Sinneswerkzeugen ift noch der Ohrfapfeln oder Statozhiten zu ge> denfen, die bei der Fräftigen Fortbewegung als Gleichgewicht3organe vonnöten find. Die rundlichen Blafen, mit vielen Hörfteinchen, liegen, wie gewöhnlich, neben den Zußganglien, wiemwohl fie, ebenfo der Regel folgend, mit den oberen Schlundganglien oder demeigentlichen Hirn in Verbindung ftehen. Bei der Regjamfeit, welche die Grabfüßer troß ihrer verborgenen Zebensweife befunden, ift das zentrale Nervenfyften ganz liber die Stufe der Markitränge hinausgefommen, alle Ganglien find gut abgefchlofjen, aber, durch Kommifjuren berbunden, ziemlich weit im Körper zerftreut, die Bedalfnoten ebenjomweit von den zerebralen entfernt tie die viszeralen. Daß die Augen fehlen, entjpricht der Lebensmeile. Befondere Kiemen find nicht vorhanden, die ganze Haut beforgt die Atmung, namentlich 406 Weichtiere: Grabfüßer. fommt die Gegend des Afters in Betracht, wo jich der Ningmulft im Mantel erhebt. Dazu der Enddarm, der regelrechte Schluebewwegungen ausführt. An ihm findet ich noch eine Ausfakung, die jogenannte Rektaldrüfe, die in viele Furze Schläuche zerfällt. Da ihnen die Drüfenzellen fehlen, jcheint e3 richtiger, die Reftalorüje al3 Wafjerlunge zu deuten, wie eine jolche bei den Seewalzen (j. ©. 354) bejonder3 entroidelt it. Mit vem Mangel lofali- fierter Atemmwerkeuge hängt wohl die fehwache Anlage des Herzens zufammen. Das Blut, jo wichtig e8 it für die Schwellung der Körperteile, zumal des Zußes, wird einfach Durch die Wirkung der verjchiedenen Muskeln umhergetrieben. Fügen wir zur Kennzeichnung noch Hinzu, daß die Schale von Cadulus Phal. kaum 1 cm, die von manchen Dentalien aber fingerlang wird. Eigentlich wilde jie noch beträcht- lich länger fein, wenn nicht das Hinterende, dejjen Echlanfheit den zunehmenden Sörper- verhältniffen nicht mehr entjpricht, Hon Zeit zu Zeit abgejtoßen mwürde. Die Lebensweife und Sitten de3 Dentalium Z. wollen wir mit den Worten Yacaze- Duthier3’ mitteilen, dem mir eine treffliche Monographie des Tieres verdanfen: ‚Dentalium bewohnt in Menge die Nordfüften der Bretagne; man muß jedoch nicht glauben, man fönne fich deshalb feiner mit Leichtigkeit bemächtigen, jowie man an den Strand fommt. Man muß wiffen, wie und too es lebt; fonft jucht man vergeblich und findet höchitens vom Meere ausgeworjene leere Schalen. Da ich das Iebhafte Verlangen hatte, das Tier zu ftudieren, juchte ich geduldig fort, wo ich die meiften ausgemorfenen Schalen gefunden hatte, dern es war das ficherite Anzeichen, daß an diefen Uferjtelten die Den- talien leben müßten. So naturgemäß, lang und emjig aber auch mein Nachjuchen war, ich fand und entdecte nichts. Ein etwas unruhiges Meer verjchaffte mir aber ein lebendes Tier, und nun fonnte ich feine Sitten und alle feine Lebensbedingungen beobachten. Als ich e3 aufhob, jah ich, daß es fich bemühte, in den Boden meines Gefäßes einzudringen. Sch feßte e3 wieder in eine jener Heinen, bei der Ebbe zwiichen ven Tangen und Geegras zurücbleibenden Wafjerlachen, und fah nun, wie e3 jich nach und nach in den Sand eingrub. Sch wußte nun, daß das Tier nicht für gewöhnlich in dem ijolierten und freien Zuftande lebte, wie ich e3 gefunden, und daß ich es fünftig im Boden des Strandes jelbit juchen müßte. „Das Tier gräbt fich nicht jenkrecht ein, fondern nimmt eine jchräge Richtung mit ungefähr 45 Grad an. Doch Hängen Richtung und Tiefe etwas von der Beichaffenheit des Sandes ab. &3 Fann nicht in Der fchwärzlichen, oft ftinfenden Schlammjchicht Teben, Die gewöhnlich unter der oberen jandigen Schicht des Strandes liegt. Auch nimmt es eine mehr mwagerechte Lage an, wenn die Sandjchicht dünner wird; dann ijt es fait immer Ichmwerer zu finden, indem e3 vollfommen verborgen ijt und nichtS jeine Anmwejenheit ver- rät. Gemöhnlich fieß e3 in den mit einem etwas groben Sande gefüllten Gefäßen, worin ich e3 hielt, 1-2 mm der Schale über die Oberfläche des Grundes hervorragen; häufig genug aber auch) erreichte die Spite gerade die Oberfläche des Sandes. Daraus begreift jich leicht, daß das Dentalium oft vom Wellenjchlage herausgetworfen wird, indem es auch bei geringer Bewegung des Wafjers jchnell bioßgelegt wird. Damit ijt jedoch nicht gejagt, Daß eS, vom Sande entblößt und bei der Ebbe aufs Trodene gejegt, jich nicht jchnelf wieder eingraben follte. Sm Gegenteil, das gejchieht jogleich wieder; e3 jtredt den Fuß hervor, gräbt ihn ein, und in einigen Minuten richtet es jich auf und erfcheint wie in in den Sand gepflanzt. Hält man die Tiere in der Gefangenfchaft, jo unterjcheidet man Ihmwer auf dem Grunde die abgejtorbenen von den noch Yebenden Individuen, und ich benußte diee Eigentümlichkeit, um die Auswahl zu treffen. ch Iegte eine große Menge Dentalium, 407 ver Dentalien auf eine nafje Sanpdfläche und wußte fehnell, daß diejenigen, weiche lich nicht eingruben, dem Tode nahe oder tot waren. „Bern beim Zurüdgehen der Flut das Wafjer nicht ne die Sandoberfläche bedeckt, gräbt fich das Dentalium ganz ein und verjchwindet. Sch füge eine Bemerkung Hinzu, die fich auf den größten Teil der fich im Sande verbergenden Tiere bezieht, für die natur- geichichtlichen Unterfuchungen wichtig und von praftiicher Bedeutung ift. Der günftigite Yugenblid, um bei der Ebbe die im Strandboden mwohnenven Tiere zu jammeln, ift der unmittelbar dem wieder beginnenden Steigen des Wajjers vorangehende. Warum? Wenn das Wafjer fällt, bleibt noch viel Wafjer im Sande zurüd, und einige Zeit hindurch be- finden fich die Tiere noch in ganz günftigen Verhältnijjen. Bald aber, in dem Grade, als die Ebbe weiter jchreitet, fließt jenes Waller auch ab, und beim niedrigiten Stande, wenn die Flut eben beginnen joll, fängt der Strand an auszutrodnen, Die Tiere fühlen das Be- Dürfnis nad) Waffer, verändern ihren Ort und fuchen einen feuchteren Pla. Zu diejem Beitpimft ift das Einfammeln von allen im Strande eingegrabenen Tieren am ergiebigiten: ie mögen zu was immer für einer Klafje gehören, alle verraten ihre Anmejenheit duch Zuchhen und Bewegungen des Bodens. ine große Anzahl jandbemwohnender Mujcheln farın man dann mit der größten Leichtigkeit erfennen. Ych fand die Schönjten und größten G©ipunfeln, wie fie eben aus dem Boden herborfamen, und das in dem Moment, wo die Flut mich vertrieb und die Unterfuchungen aufzugeben zwang. Nicht ander Dentalium; auch diejes jteht man den Sand aufwühlen. Anfänglich macht e3 nur eine Kleine, leicht zu erfennende Furche, die man wohl mit der der Pandora (einer Heinen Mufchel) verwechjeln farın. Dieje indejjen geht immer einen Fummen Weg, da die eine Schalenhälfte eben, die andere gebogen it. Sobald man dies Zeichen fennt, irrt man nicht mehr. Anfangs aljo verraten die Dentalien ihre Anmwejenheit durch ihre Furche im Sande; jpäter eriheint die leicht Fenntlihe Schale wie im Strandboden gepflanzt; noch jpäter fommt jie ganz heraus, und das Tier fällt auf den Sand. Ml3 ich diefe Umftände Ffennengelernt, konnte ich bei einer einzigen großen Ebbe leicht und ohne Mühe 200 Stüd jammelrt. Dentalium it aljo ein Tier, das in verhältnismäßig bedeutenden Tiefen lebt, und das man nur bei jtarfer Ebbe anzutreffen Hoffen darf. Am liebften gräbt e3 fich in etwas grobem Sande ein. In dem jehr feinen war e3 nie zu finden. Die lange lebend aufbewahrten Tiere jchienen ich in dem aus Heinen Mufchelbruchitüden gebildeten Sande jehr wohl zu befinden. Sn dem feinen Sande, der unten jchlammig und faul wurde, gingen die Tiere jehr jchnell zugrumde. Die angeführten Tatjachen zeigen genugjan, daß das Dentalium nicht eine Röhre bewohnt, wie viele Mufcheln, fondern daß es im Gegenteil fortwährend feinen Aufenthaltsort wechjelt. Beim Eindringen in den Sand bedient e3 jich der beiden ©eitenlappen des Tuße3, die dabei die Aolle von Anferzähnen jpielen, jo daß, wenn das Tier nach) dem Boritreden des Fußes jich zufammenzieht, der ganze Körper vorwärts rücen muß.” Kahdem Lacaze-Duthier3 die Beobachtungen mitgeteilt, aus Denen erfichtlich it, daß das Waller duch die Flimmerbewegung am VBorderende eintritt und aus der hinteren Mindung jamt Erfrementen und Fortpflanzungsproduften wieder austritt, und daß das Tier jich Dabei auch des Fußes wie eines Bumpenftenpels bedienen fann, jagt er, e3 jei ihm mahrjcheinlich, daß durch die regelmäßige bon born nach Hinten gerichtete Strömung auch die Nahrung dem Munde zugeführt werde; aber auch die Fühlfäden fönnten zur Yufluhung und Zubringung Feiner zur Nahrung dienender Tierchen veriwenvet werden. Wie wir gejehen Haben, jind jie durch ihren Bau befähigt, die Zoraminiferen im 408 Weichtiere: Grabfüßer Schneden. Boden aufzufpüren und zu ergreifen; die Radırla aber erfcheint wie gejchaffen, deren Kalf- ichale zu zerorüden (|. ©. 404). „Über das Empfindungs- und Nervenleben läßt jich folgendes leicht beobachten: Das Dentalium verfpürt die Einwirkung des Lichtes; man fieht es den Fuß einziehen, wenn \nan einen Sonnenftrahl darauf fallen läßt. Auch wenn man b. (Ay NALLLLLLL \ | In BIN? | # / G BSFE 7 Es ) L | ji u. NG UN N Ne j) ZU) 77 so Th IT il Sy A DI) SU Zı J > Zarve von Dentalium in verfhiebenen Entwidelungsftufen. größert. (Erklärung im Text, ©. 409.) Start ver= ih) dem Tiere mit einem Lichte nähert, zieht es jich in fein Gehäufe zu- rück; und diejer Umftand jteht mit einer Cigen- tümlichfeit feiner Xe- bensmweije in Berbin- dung. &3 verändert bei Nacht, bejonders bei Be- ginn derjelben, feinen Plat. Sch Hatte be- merft, daß die in Schüj- jeln befindlichen Tiere ein feines Anjchlagen vernehmen hießen. Sn- dem ich nun aufpaßte, erfannte ich, daß ihr Fuß, indem er in ven Boden eindringen wollte, die Schale in Die Höhe hob, und daß dieje beim Umfallen das Ge- räufch verurjachte. Sch beobachtete nun Die Tiere lange Zeit, indem ich ihnen einen falt na- türlichen Aufenthalt ge- ihaffen hatte, und er- fannte bald, daß Die AUbenditunde die Zeit de3 Drtöwechjel3 war. Sch will nicht behaupten, daß fie fich ausichließlich zu diefem Zeitpunfte bewegen; aber e3 jcheint mir unbeftreitbar, daß Die Dentalien bejonders bei Nacht in Tätigkeit find. „uch die Fortpflanzung zeigt einige bemerkenswerte Tatjadhen. Eine Begattung findet nicht ftatt, und zwar notwendigermweife deshalb, weil es feine äußeren Yortpflan- zungsmwerfzeuge gibt. Die Indiwivuen nähern fich nicht einmal einander. Die Dentalien fajjen fich zu leicht beobachten, al daß man fich darüber täufchen Tönnte. Sch legte Die Dentalien in weiße Teller, wo ich fie bei Öfterer Erneuerung des Wafjers Tieß. Nach einigen Tagen fonnte ich dann immer mit Sicherheit auf das Eierlegen zählen, und zwar fand e3 regelmäßig nachmittags zwijchen 2 und 5 Uhr ftatt. Eine Ausnahme fchienen nur die Jndi- biduen zu machen, die zu ftark von der Sonne bejchienen waren. Wie die Eier wird auch) Dentalium. 409 die Samenflüfjigkeit ungefähr zur felben Stunde und in derfelben Weife durch die hintere Schalenöffnung entleert. Mithin ift die Befruchtung, wie bei der Mehrzahl der fopflofen Weichtiere, dem Zufall überlajjen. Hier das Männchen, dort das Weibchen entledigen fich der Produlte ihrer Yortpflanzungsorgane, und lestere fünnen einander begegnen oder auch nicht, gerade wie bei den diöziichen Pflanzen, wo der Vollen zur Erde fällt und von den Winden da und dorthin getragen wird. Bei ungünftigen Winde bleiben die Piftilfe der weiblichen yndividuen unbefruchtet, ebenfo wie hier bei einer nicht günftigen Waffer- römung das Weibchen nichts herborbringen Fan, indem die Eier fich nicht entwideln. Da begreift man denn, wie nüßlich die jo lebendigen Bewegungen der Samenförperchen find, die das Ei in der Entfernung aufjuichen und befrucchten müffen. Die Zeit, während welcher die Fortpflanzung der Dentalien beobachtet wurde, war von Anfang Mai bis Mitte September.“ Die Larve hat einen Wimperichopf am Scheitel (a) und zunächit mehrere Wimper- träge (b in Fig. 1 der Abb., ©. 408). Diefe ziehen fich zu einem borfpringenden Ring oder Segel zufammen (b in Fig. 2). Auf dem Rüden erjcheint Die Schale, die fattelfürmig nach unten wächlt (s in Fig. 2) und fich dann zum Rohre jchließt (Fig. 3 und 4, beide von rechts gejehen); nun tritt der Fuß p hervor (Fig. 3), dazu die Ganglien g, das Gehörbläschen o 0, der Mumodfegel und die übrigen Organe (Fig. 4). Die Dentalien bewohnen alle Ozeane und alle Tiefen bis unter 4000 m Yinab in etwa 150 Arten; doch jcheinen fie die geringeren Tiefen und die wärmeren Meere zu bevorzugen. Dabei macht fich ein merfwürdiges Färbungsgejeg geltend. Sn den ge- mäßigten Meeren und in großen Tiefen jehen die Schalen weiß aus, in der Breite des Mittelmeeres etwa werden fie rötlich, Tachsfarben, in ven Tropen grün, und in der bejon- vers Heiken Sulujee fommt Blau dazu, jo zwar, daß bunte Streifen mit weißen abmwechjeln, mie bei einem Ningelfttumpf. Hier fann von einer Zarbenanpafjung an die Umgebung nicht die Rede jein, vielmehr gibt e3 wohl fein fo ausgefprochenes Beifpiel wieder für die Abhängigkeit der Farbe von der Wärme, mit deren Zunahme fich die Pigmente einftellen in der ‚U DEIpRE des Speftrums von der langmwelligen roten Seite nach der furzwelligen hin. "Für den Menf ihen haben die Sfaphopoden wenig Bedeutung. Smmerhin finden tie bei den nordamerifanifchen sndianern |höne Ohrgehänge aus Elefantenzähnchen, mit Perlen verbunden und dergleichen. Sie werden jedoch nicht nur zur Zierde auf Leder genäht, jondern Hatten in den merfwürdigen Schriftvofumenten oder Wampums, die auf dieje Weije entitanden, ihre Verwendung. Dritte Rlaffe: | Bauchfüher, Scneden (Gastropoda). ©o geläufig und jelbitverjtändlich der Begriff einer Schnede zu fein jcheint, jo [chiwierig it e3, eine Erklärung zu finden, die das unendliche Heer der verfchiedenen Gejtalten in ihrer reifen Ausbildung umfaßt, bis hinunter zu dem zylinprifchen Schlauch, der faum mehr ent- hält als die Gejchlechtsdrüfe. Doch tritt hier das biogenetische Gejeg in befonderer Klar- heit zutage; denn jo viel wir wiljen, durchläuft auch Die abweichendfte und abenteuerlichite Schnede in ihrer Sugenventmwiclung jene Grundform, auf der die gewöhnliche Vorftellung lich aufbaut. Won ihr Haben wir daher auszugehen, um dann im einzelnen die mannig- faltige Ausgeftaltung und ihre Beziehungen zur Ummelt zu verfolgen. 410 Weichtiere: Schneden. Bunächit jehen wir den fleifchigen Fuß, ver jich unten zur Striechjohle abplattet und born in den wenig jcharf abgejeßten Kopf übergeht mit dem Mund und den wichtigiten Sinneswerkzeugen. Der Rüden trägt den ringfürmigen Mantel, auf dem die von ihm ge- bildete Schale ruht, welche die bruchjadartig Herausgetretenen Eingeweide umjchließt. Das Merkmürdigite und für die Öaftropoden Bezeichnende ift nun die einjeitig ajymmetrijche Yufwindung der Schale. Meiftens ift jie rechts gewunden, wie bei unjerer Weinberg- Ichnede oder beim Stinthorn unjerer Nordjee, von dem der Schalendurchjchnitt abgebildet ilt. Stellt man eine jolche Schale jo vor jich Hin, daß einem die Spibe zugemwendet ilt, jo ver- läuft da3 Gewinde, von der Spibe angefangen, in einer Schraube im Sinne des Uhr- zeigers, und die Mündung ijt nad) recht ge- fehrt. Was ein Iinfsgemwundenes Gehäufe ilt, veriteht jic) dann von jelbit. Das Gewinde verläuft um diemittlere Achje oder Spindel, Die ‚der Länge nach Durchbohrt fein fann, in wel- chen Falle man von einem genabelten Öehäuje redet. An der Mündung unterjcheivet man die Spindeljeite von der freien Außenlippe. Woher die Wiymmetrie fommt, it nod) nicht völlig aufgeklärt. Man hat verfchiedene HHypothejen aufgeitellt. Mehrere rechnen mit mechaniichen Berhältnifjen, indem jie von einer Urform mit flacher, den ganzen Rüden bededender Schale ausgehen, wie bei unjeren Kapfichneden. Um eine große Beweglichkeit zu ermöglichen, joliten dann Mantel und Schale jih auf ein Heineres Nüdenfeld zufammen- ziehen, jo daß der musfulöje Weichfürper mehr zur Öeltung fam. Damit wäre die Schalehoch Durdiähnitt des Gehäujes vom Kinfhorn, Buc- und nun en, jene nach nn neben. Je Be oben itehend. Eine jolche Yage wäre aber, na- mentlich im Wajjer, untunlich gewejen, da der Ktegel beim Kriechen dem Wafjer zuviel Wiverjtand entgegengejebt hätte. Sniolgedefjen wäre er umgefippt, und zwar in fchiefer Richtung nach einer Seite, wobei noch andere Momente mitgewirkt Hätten, auf die wir ung nicht weiter einlalfen wollen. Genug, da die jchiefe Lage einen verjchiedenen Drud auf die rechte und Yinfe Mantelhälfte ausgeübt hätte, woraus dann ein ungleiches Wachstum an der Schalenmündung und damit ihre Alymmetrie entjtanden wäre. Am richtigiten ift e3 wohl, die Urfache im anatomischen Bau der Schneden zu juchen und fich umzufehen, ob e3 hier Organe gibt, die nur einfeitig vor- handen jind, wierwohl fie nach dem Vorbild der übrigen Molfusfen paarig fein follten. Man Fann an verjchiedenes denfen, an die Nieren, die Borfammern des Herzens, die Ge- hlechtswerfzeuge. Bei genauerer Prüfung bleiben wir bald bei den Teßteren ftehen. Denn wenn auch die meijten Schneden nur eine VBorfammer und eine Niere haben, jo gibt es doch andere, bei denen fie paarig find, aber nicht eine, bei denen die Gefchlechtsprüfe doppelt mwäre. 3 handelt fich bei diejer einfachen Drüfe auch niemals um zwei, die miteinander verichmolßzen wären, wie bei ven Käferfchneden und Tintenfiichen, Sondern in allen Fällen Allgemeines. 411 - um eine einjeitige Anlage. Sa noch mehr. Die Gejchlechtswege find ebenjo einjeitig aus- gebildet, die urjprüngliche Gejchlechtsöffnung Tiegt aber am Mantel, bei allen rechtsgemwun- denen Gaftropoden rechts, bei den finfsgewundenen linfs. Damit Haben wir die Grumd- lage fiir die Afymmetrie. Die Tiere mit der breiten Sohle fonnten nicht gleichzeitig bei der Begattung, die beinahe allen Schneden zufommt, beide ursprünglich vorhandenen Ge- ichlechtsöffnungen aneinander bringen, fie benusten bloß die eine, in der Regel die rechte, - und die andere Geite des Gejchlechtsapparates verkiimmerte. Die Wirkung diejer Einfeitig- feit Yäßt jich ohne weiteres erfennen bei denjenigen Galtropoden, deren Körper durch NRüd- bildung der Schale durchweg biegjam und gejchmeidia geworden ilt, d. h. bei den Nadt- Ichneden. Sobald dieje Tiere, 3. B. die Aderichneden, auf der rechten Geite das Kopu- lationsorgan herausitreden, verfürzt fich diefe Seite, und der Körper rollt jich fpiralig auf, die beiden Tiere umminden jich gegenfeitig jchraubenförmig. Entiprechend tritt beim Wachs- tum eine Verfürzung der rechten Manteljeite ein, wenn hier Bildungsmaterial entzogen wird für die Anlage der Gejchlechtsorgane. Dieje Seite bleibt in der Tat im Wachstum zurüd, während die Yinfe jich ftärfer ausdehnt. Der After, urjprünglich in der Mittellinie hinter vem Mantel gelegen, rüdt nach rechts, weil er hier fejtgehalten wird. Kurz, DerMantel wächit, während das Tier zunimmt, nicht mehr ringsum gleichmäßig, jondern an der rechten Ceite am jhwächiten, Dagegen bon recht vorn nad) links hinüber, dann weiter nad) Iinfs hinten und hinten nach rechts hinüber ftärfer. Damit ift die Aufwindung gegeben, die Schale dreht fich mit. dev Mündung, an der fie fich vergrößert, nach Yinf3 hinüber, d. d. lte it, von der Spike aus gerechnet, recht3 gemwunden. : &3 ift dabei feineswegs nötig, daß der After nach rechts rückt, er fann weiter hinter dem Mantel liegen und unbeeinflußt bleiben. Sn der Negel allerdings macht er die Drehung mit, jo gut wie die zu feinen Seiten gelegenen Nierenöffnungen und die Atenihöhle. Wir werden jpäter jehen, daß manche Schneden den VBerjuch machen, in ihrer Organijation die Yufwindung wieder, teilmeije wenigjtens, rücdgängig zu machen und zu rein bilateral- jymmetriihem Bau zurüdzufehren, wie denn bei der weiteren Ausbildung die allerver- Ihiedenften Brinzipien zur Geltung fommen; dann jteht, wie man jagt, der urjprünglichen YAufwindung oder Torfion eine mwachträgliche Detorfion gegenüber, allerdings immer in mäßigen Grenzen, die oft überjchägt werden. Bermweilen wir zunächit noch bei ver Schale! Gie beiteht in der Ntegel aus fohlen- jaurem Kalk in der Form des Kalzit3, aber mit einer organischen Grundlage von Kondin, die jich indes auf wenige Vrozente bejchräntt. Man erhält jie, wenn man den Kalk durch Säuren, etwa verdünnte Galzfäure, entfernt. €3 ift hier der Drt, und don der Bildung der gewöhnlichen Weichtierjchale, die von der gejchilderten der Käferjchneden nicht unbeträchtlich abweicht, Rechenjchaft zu geben. Wir verfolgen den Hergang am beiten im Frühjahr an einer gewöhnlichen Schnirkelfchnede. Da jehen wir, wie die Mündung fi) zunächjit in der Form eines weichen Häutchens, der Oberhaut oder des Perioftrafums, vergrößert. 3 wird von einer feinen Turche de3 Mantefrandes abgejondert, wenn die Schnee in voller Ausdehnung aus der Schale herausgefommen ift. Ihm gehören auch die farbige Zeich- nung, Bänder oder Tlede, an, jomweit fie vorhanden find. Die benachbarte Nantelftelle dahinter, alfo auc) eine ringfürmige Zone, liefert die Kalfmenge, welche die Yauptgrund- lage des Gehäujes, das Dftrafum, darftellt; fie fchreitet von der Spige her allmählich) gegen den zarten Mündungsrand vor. Die Abjonderung gejhhieht in der Yorm eines Kalfalbuminats, einer Verbindung von Eiweiß mit Kalf. Nach der Entleerung tritt eine 412 Weicdhtiere: Schneden. Sonderung ein, der Kalk krijtallifiert aus in feinen Nadeln und Blättern, das Eiweiß liefert daS organifche Gerüft zwifchen ihnen. Durch das Aus- und Einftülpen des Tieres wird Diefes Gemenge während der Friltallifation gegen das Perioftrafum gedrüct und gewiljermaßen ausgewalzt. Dabei ordnen jich die Kalfkriitalle zu einem außerordentlich feinen Gitter, dejjen verjchiedene Stäbe fich Freuzen, und zivar theoretifch zunächit unter rechten Winkeln, aber praftiich unter Abweichungen, die durch die gebogene Oberfläche des PBerioftrafums bedingt werden. ©o entiteht ein Fachwerk, das man wie beim Wirbeltier- fnochen mit den fich Freuzenden Stäben und Gurtungen einer Eifenfonftruftion, eines Gemölbes, vergleichen fan und das die höchfte mechanische Teitigfeit gewährleiftet. Mit diejen Abjcheidungen Des Nandes ift aber die Tätigkeit des Mantels feineswegs erichöpft. Bielmehr jondert auch die ganze Fläche des Mantels, d. h. die Dberfläche des Eingemweide- bruchjads, unausgejeßt, wenn auch oft Schwächer, das Kalfalbuminat ab, das fich ebenfo in Kalk und Kondin trennt. Hier, beim Hhpoftrafum, tritt aber nicht das gegen die Miün- dung gerichtete Auswalzen ein, jondern e3 lagert fie) Schicht auf Schicht in breiter Zage aufeinander, und zivar im urjprünglichiten Falle in freier Wellenfräufelung. Dieje Otruftur bedingt bei der Keflerion des auffallenden Lichtes durch AJuterferenz der Lichtwellen das Schilfern in allen Negenbogenfarben, den Perlmutterglanzg. Ein perlmutteriges HHyhpo- jtrafum ift immer das Zeichen einer altertümlichen Form. Bei jüngeren Schneden, im ©inne der Abftammung und des Stammbaumes, wird diejes Gefüge meilt verwijcht und durch andere Strufturen erjebt, bei Geejchneden vielfach durch eingelagerte Farbitoffe, die aber in diefem alle jtets in gleihmäßiger Fläche auftreten, niemals in der Anord- nung bejonderer aus Fleden und Linien zufammengejester Mufter, wie bei den äußerlih . jihtbaren Pigmenten des Perioftrafumg, welche umfchriebenen Farbdrüfen des Mantel- tandes entjtammen. Übrigens find diefe Mufter meiftens an frifchen Schalen wenig fichtbar, vielmehr ducch unjcheinbares Kondhin oder duch den verbreiterten, auf das Öehäufe über- greifenden Manteltand verdedt, wie bei ven Vorzellanjchneden. Die Färbung und Zeich- nung des Schnedenhaujes Hat daher weit weniger Bedeutung für die Anpajjung an die Ummelt als bei den Sniekten. Wir werden einzelne gegenteilige Fälle fennenlernen. Bu der allgemeinen Grundlage der Schale, die wir jet Tennen, treten aber noch. mancherlei Sonderbildungen. Die Schnedenhaut ift überaus reich an allerlei Drüfen, und in dem diden Hautmusfelfchlauch finden fi die verfchiedenften Stoffe, die bei dem all- gemeinen Gtoffwechjel abfallen, Kalk, Farbitoffe, Schleim, Harnfäurefügelchen, wie fie fonft nur in der Niere ausgejfchieden werden. Der Kalk fann in Form feinjter Körnchen be- jtimmte Bellen erfüllen, ex fann in Gitterftäbiyen in der Haut liegen, er farın durch Kalf- orijen nach außen entleert werden. Sa, es gibt mehrere tropifche Lungenfchneden, bei denen derjelbe Prozeß auf dem ganzen Rüden fich abjpielt, wie wir ihn in der Schale finden, der Kalf bleibt mit der Haut verbunden und kriftallifiert aus, nur daß dieje Kriftalle hier ungeftört zu größeren Sndivivuen anmwachjen fünnen. Cbenfo können die Farbitoffe und die Harnjäurefonkretionen in der Haut abgelagert oder durch Drüfen nach außen be- füwert werden. Alle diefe Prozefje erreichen im Mantelvande gewöhnlich ihre höchite Steigerung. Gie führen zu allerlei feineren und gröberen Skulpturen und Zieraten der Schale. ©o fünnen aus bejfonderen Drüfen Konchinhanre oder -Feulen fommen ohne Ver- bindung mit Kalk, und die Schale erhält einen famtartigen Überzug. Allerlei Gitterwerf macht jich geltend, anfangs fortlaufend in der Länge geordnet, al3 Spiralftreifen, wenn die betreffende Stelle des Manteltandes unausgejest abjicheivdet. Betätigt jie fich intermittie- ee ee Allgemeines. : 413 rend, jo wird Die Kängsrippe oder das farbige Längsband entfprechend unterbrochen und in Sinoten oder Punkte aufgelöft. Die lebte Stufe befteht meift in der Anordnung zu Duerrippen und Querbändern, parallel der Mündung. Doch find die zierlichjten Ziczad- ‚Iinien nicht ausgejchlojjen. Nicht jelten verjchieben fi) Struktur und Nufter gejegmäßig en des Lebens, jo daß man an einer Schale die Schidjale der Schnede oder ihrer Ahnen abzulefen imjtande ift. Die Spiße fann ganz anders ausjehen nad) Form, Skulptur oder Windungsrichtung als das übrige Gehäufe. Meift ift dann ein jolcher Aper fcharf abgejekt, er wurde als Embryonalfchale während der Entwidelung im Ei gebildet, und nach) dem Ausjchlüpfen bemirkte die veränderte Umgebung veränderte Geftaltung. Wandlungen im fpäteren Leben, meijt wohl mit der Gejchlechtsreife im Zujammenhange, pflegen jich in allmählichem Über- gange einzuitellen. Wenn die Schnede ihr normales Wachstum vollendet hat, Braucht die überaus ftarfe abjondernde Tätigkeit des Mantelrandes noch nicht fogleich mit nachzulafjen. Das führt zu neuen Folgerungen. Bei gleihmäßiger Mantelausbildung-twird fich einfach der Miün- dungsrand, entweder die Außenlippe oder daS ganze Periftom, berdiden und aufmwuliten. Sit aber der dide Mantelrand etwas ungleichmäßig geworden, wie wir’3 ja jchon in Yofali- jierten Farbdrüfen und Bändern bemerften, dann erhalten wir allerlei Fortjäge am Mün- dungsrand, die fich nach innen richten und die Dffnung verengern fünnen, oder die die Außgenlippe nach außen erweitern zu flügelartiger Ausbreitung und fingerfürmigen Fort- lägen und Stacheln. Am mwenigiten aufgeklärt ijt jolcher Stachel- und Dornenbejab, wenn er auf der ganzen Schalenfläche, intermittierend in regelmäßigen Abjtänden, gewöhnlich auf Duerrippen, die frühere Mündungsränder daritellen, auftritt, bejonders deutlich bei der Stachelichnede (Abb., ©. 453). Hier tritt e3 Har hervor, daß die Schnede periodijch in ihren Wach3- tum Halt machte und einen Mündungsrand mit Stacheln ausbildete, um dann von neuem fi) zu vergrößern. Aber wir Haben bisher feine Ahnung von der Urjadhe und Länge der Perioden. Ganz unmahrjcheinlich ift, daß fie je ein Jahr dauern, die Duerreihen von Stacheln aljo gewilfermaßen Sahrestinge find. Die Verioden find vermutlich weit Fürzer. Eine andere Merfwürdigfeit läßt jich bei diefer Schale verfolgen. Die Stacheln find bei den jungen wie bei ven alten Schalen in ziemlich gleichen Abjtänden auf der ganzen Yußenlippe verteilt. Die Spira oder das Gewinde ijt aber jo geordnet, daß ein neu dazu fommender Umgang den vorhergehenden etiwa in jeiner oberen Hälfte frei läßt, in feiner unteren dagegen überdedt. Man braucht nur die jogenannte Nahtlinie oder Sutur zu ver- folgen. Da würden jedesmal die Stacheln auf der unteren Hälfte einer früheren Außen- lippe hinvdernd im Wege jtehen. Sie müjjen, damit fich die Sutur dicht auf den fchon bor- handenen Schalenteil legen fanın, weggejchafft werden. Der Mantelrand bejeitigt jie dadurch, daß er fie auflöft und rejorbiert. Wir erhalten alfo die Höchlt auffällige Tatjache, Daß der- jelbe Manteltand, der unausgejebt Kalk abjcheidet, gleichzeitig imftande ijt, früher ab- geichiedenen Kalk wiederum mwegzunehmen. Dieje wunderbare Fähigkeit führt noch zu einer anderen, nicht weniger wichtigen Folge- rung. Cägt man die Schale einer Porzellan» oder Kegeljchnede durch, jo bemerkt man einen überrajchenden Unterjchted in der Stärke der Schalenteile. Alle Teile, welche Die Dberfläche bilden, find äußert did und Fräftig, wohl mehrere Millimeter ftark, alle inneren papierdünn. Das gilt jomwohl von halbwüchjigen Schalen wie von erwachfenen. Daraus 414 Weichtiere: Schneden. ergibt ich ohne weiteres, daß die dDide Außenwand einer jungen Schale nachher, wenn jie bon einem fpäter gebildeten Umgange überwachjen wird, verdünnt und auf Papierdide herabgedrücdt wird. Die Mantelfläche, joweit fie den Eingemweidejad überdedt, muß aljo hier ven Kalk wieder aufgelöft und weggenommen haben, eine außerordentlich öfonomijche Einrichtung, die das Tier befähigt, den Kalk mit möglichiter Sparjamfeit da wegzunehmen, wo er nicht mehr nötig it, und da abzulagern, wo er zur Feltigung gebraucht wird, in der Außenwand nämlich. Bei manchen Gaftropoden geht dieje Sparjamkeit noch weiter und führt zu völliger Auflöfung der inneren Gemwindeteile, jo 3. B. bei den Neriten und vielen Aurifulidven. Bei ven auf den Malattfchen Archipel beichränkten Halbrnadtjchneden der Parmarion-Öruppe läßt fich der Hergang noch genauer verfolgen. Someit die Schale vom Mantel frei und der Luft ausgejegt bleibt, behält fie ihre normale Struktur und Dide; joweit fie vom Mantel. bedeckt wird, fchiwindet der Kalf, aber das Konchin bleibt zunächit erhalten, wenigjtens wird es exit allmählich an feinen Rändern verdünnt. Der Kalf Yäßt fich alfo Yeichter bejeitigen als die organijche Grundlage. Nacktichneden entitehen auf doppeltem Wege, entweder durch völliges Abmwerfen der Schale oder durch Überwachjen des Mantelcandes, deifen Schalenlappen fich als Verbreite- rungen auf die Schale hinauffchlagen, um fie jchließlich ganz einzuhüllen und miteinander zu verwachjen. Die in die jo entitandene Schalentajche eingejchlofjene Schale wird dann in verjchtedenem Grade rücfgebildet undrejorbiert, unter Umftänden bis zu völligen Schwunde. Die Sparjamfeit in der Verwendung des Kalfes befchränft fich übrigens nicht auf die Schale, jondern greift viel tiefer, 3. B. bei der Bildung der falfigen Liebespfeile, auf die wir zurüdfommen. Als ein Aufjpeicherungsorgan für Kalk kann die Mitteldarmdrife oder Leber gelten, die meilt Kalfzellen enthält. Bei unferen Wegjchneden find die Blut- gefäße von Stalfablagerungen begleitet und jomit al3 weiße Stränge leicht zu verfolgen. Sm Blute jcheint der Kalf als phosphorfaures Salz gelöft zu fein umd fich erft bei der Ab- jheivung nad) außen in das fohlenjaure umzufegen im Zufammenhange mit der Haut- atmung und entiprechender Kohlenjäureabicheidung. Berfen wir noch einen flüchtigen Blid auf die Form der Schale! Rapffchneden mit flachem, napffürmigem Gehäufe figen meift mit breitem Fuß träge auf der Unterlage. Eine hohe turmförmige Schale verbindet fich meift mit dem Leben an fenfrechter Wand, auf dem Lande jo gut wie im Wafjer. Hier fcheint die Schwere die Länge bewirkt zu haben. Die Mitte zwijchen beiden, die fugelige oder niedrig fegelfürmige Schale, ift allen Lebens- lagen gerecht. Daß die didjten Schalen im Meere zu finden find, erklärt fich phyiifalifch aus der tragenden Kraft des Wafjer3; daß dabei wieder die mwärmeren Meere bevorzugt ind, hängt zufammen mit dem ftärferen Kalfniederichlag in der Wärme, wie beim Stejjel- ftein. Auf dem Lande fanın man eine ähnliche Beziehung feititellen: Wiüftenjchneden haben im Verhältnis die didjten Schalen; je feuchter der Aufenthalt, um jo dünner und zarter werden dieje. Eine mechanische Beziehung haben die flügel- und fingerfürmigen Verbreite- rungen der großen Flügelichneden und ihrer Berwandten. Cie find Mittel, um in der Strömung und Brandung die umhergeworfene Schnede im Gleichgewicht zu erhalten und immer wieder mit der Mündung dem Boden zuzumenden. Turmförmige Schalen, die an jentvechter Wand getragen werden, fönnen bei der Gejchlechtsreife, wenn die in der Schale liegende Gefchlechtsdrüfe anfchwillt, durch die Zunahme des Gerichts jo ftark nach unten stehen, daß der Ießte, jeßt in Bildung begriffene Umgang fich vom übrigen Gewinde ablöft Allgemeines. 415 und verengert in die Länge zieht, das Gehäufe wird fpindelförmig, wie bei den Schließ- mundjchneden oder Klaujilten. Die gleiche Urjache läßt bei Opisthostoma Blanf., einer Heinen Landdedeljchnecde, das fegelfürmige Gewinde völlig umkippen, jo daß der legte Umgang als freies Rohr fich in eitgegengejebter Richtung auf die übrigen Schalenteile Hinauffrümmt. Wieder eine andere Urjache hat die freie und unregelmäßige Ablöfung der jüngeren Schalen- teile bei den Wurmfchneden. Hier wird die junge Schale, nachdem fie einige Umgänge in regelmäßiger Folge gebildet hat, durch das jich abjcheidende, noch weiche Konchin am Meeresboden angeflebt, jie wächlt feit, wie man zu jagen pflegt, und der weit größere noch folgende ©chalenteil Frümmt fich als freies Nohr in einer Schraube, um jchließlich die Miün- dung jenfrecht nach oben zu fehren. Wieder anders ijt das Prinzip, nach) dem die frei im Meere Ichwimmenvden Gaftropoden ihre Schalen umformen, fie juchen eine Symmetrie herzuftellen, die oft von dem urfprünglichen Gewinde recht weit abführt. Cingelheiten werden wir noch genug fennenlernen. Für den Kenner bilden die Schneden, die allein von allen Mollusfen das Land be- treten und alle bewohnbaren Erdräume fich dienjtbar gemacht Haben, vom ©letjchereis bis zur tropischen Wüfte, bon der tojenden Brandung bis zu den dunfeln Abgründen der Tief- lee, ein überreiches Gebiet, da3 beherrjchen zu wollen er fich verfagen muß bei der Kürze des Menfchenlebens. &3 gibt feine Klaffe im Tierreich, die Ähnliches leiftete; Denn Die Krufter, die das Meer fich in ähnlicher Weije erobert haben, bleiben doc) auf dem Lande weit zurüd. Das Schnedenhaus jelbit, noch ohne Berüdlichtigung der Weichteile, greift tief ein in Die menjhlichen Beitrebungen, von den wifjenjchaftlichen Problemen, welche die SHhjtematit, Biologie, Tiergeographie und Geologie damit verbinden, bi3 zu dem äfthetifchen Genuß, den namentlich in den abgelaufenen Sahrhunderten, etwa jeit der Entdedung Amerifas, die eleganten Konchylien-Sammlungen gewährten, wie e8 den primitiven Menjchen, jchon während der Steinzeit a3 Schmud und Zierat erwünjcht, als mancherlei Hausgerät äußert nüglic) war, und wie e3 in das Gemüttsleben und die refigiöfen Borjtellungen jelbjt der hoch- tultivierten Hindus noch) fich bedeutungsvoll hHineindrängte. —_ Ein zweites Schaljtüd, das mit dem Tier fich feit verbindet, ift das Dperfulum ober der Dedel, nicht jene Kalfabjcheivung, wie jie bei der Weinbergjchnede im Winter die Mündung verjchließt und uns jpäter bejchäftigen wird, fondern jene Platte von Schalen- jteuftur, die hinten auf dem Fuß vieler Schneden fißt und jederzeit beim Rüdzug den Ab- ichluß bildet. Diejer Dedel ift nicht weniger mannigfaltig in feiner FZorm als die Schale. Die Grundform ift wohl eine Freisförmige Platte mit einer Spirallinie, die jo verläuft wie eine auf die Grundfläche projizierte Nahtlinie des Gehäufes, nur in entgegengejeßter Windungsrihtung. Die Befeitigung der Weichteile in der Schale liegt an der Spindel, von imo die Musfu- latur in die Haut ausftrahlt, meift als bejonders dDides Bündel nad) dem Kopf und Zuß ge- richtet, bei den Lungenfchneden de3 Landes in eine Anzahl Bündel zerlegt, um Fühler und Schlundfopf, jeden für fich, zurüdziehen und umftülpen zu können. Wenn die Spindel, wie mir e3 hier und da fanden, rejorbiert wird, tritt Die Wurzel des Spindel- oder Kolu- mellarmusfels, oft gefpalten, auf andere Teile der Schale über, und e3 können jich eben- jogut, namentlich bei napffürmigen Schneden, andere Teile der Mantelfläche mit der a berbinden ımd einen dann meift Hufeilenföürmigen Schalenmusfel erzeugen. Eine befondere Beachtung erheiicht der Fuß, das Striechwerkfzeug, das aus sr abgeplatteten Unterjeite des Tieres beiteht und der Regel nach einfach an der Unterlage 416 Weichtiere: Schneden. dahingleitet, ohne feine Umrifje zu verändern und ohne irgendeinen Teil vom Boden ab- zuheben. Hier liegt ein Höchit merfwirdiger Bewegungsapparat bor, der exit in allerjüingiter Zeit Durch M. v. Kimafomwicez feine lete Aufklärung gefunden zu Haben jcheint. Wir fin- den ihn am beiten entwidelt bei ven Landlungenjchneden. Bei einer Schnirfel- oder Egel- ichnede (Helix oder Limax), die am Ölaje Friecht, bemerfen wir eine bejtimmte Anzahl von Duerbändern, die in regelmäßigem Spiel von hinten nad) vorn über die Tußfläche ziehen und fie vorn um ebenjoviel verlängern, wie fie jich hinten verfürzt. Das Spiel vollzieht jich mit Derjelben Negelmäßigfeit wie etiva der Herzichlag, von dem e3 fich nur Dadurch unter- jcheidet, daß die Schnede Anfang und Ende des Wellenjpiels in ihrer Gewalt hat. Sobald lie aufhört zu Frieden, verjchwinden die Wellen, jobald e8 wieder beginnt, tauchen jie von neuem auf. Solange fie einherziehen, treiben fie die Schnede rein nach vorn, ein Rid- mwärtsfriechen ift ausgejchloffen, jo gut tie jede feitliche Drehung. Exjtere Bewegung fommt überhaupt nicht vor, jeitliche Bewegungen werden durd) die Kontraktion der übrigen reichen Muskulatur des Hautmuskeljchlauches auf der betreffenden Seite bewirkt, niemals aber durch eine Abänderung im Spiel-der Iofomotoriihen Wellen. Dieje beruhen lediglich auf Längsmusfelfajern, die in der Sohle, jveziell im Gebiete der Wellen, voriwiegen, und werden durch eine ftrickleiterartige Anordnung der Fußnerven geregelt. Die jchiwierige Frage, wie Längsmusfeln die Sohle vorwärtstreiben, anftatt nach gewöhnlicher Leiltung ver- fürzend zu wirken, jcheint jich folgendermaßen zu Eären. Die Fajern mögen fich in der Tat jedesmal im Gebiet einer Querlänge.verfürzen, in normaler Weije. Die Welle jchreitet Dadurch fort, daß jedesmal Faferteile an ihrem hinteren Rande in derjelben Breite erjchlaffen, wie an ihrem Borderrande gleichzeitig fich Eontrahieren und eritarren. Darauf fommt indes hier nichts an. Wejentlich ift, daß fie in dem Wellenftüd, wie unjere Muskeln im ganzen, unter Erhärtung [pindelförmig anjchwellen bis zu gegenjeitiger Berührung. Damit prejjen jie das Blut oder die Hämolymphe, wie man hier die Körperflüffigkeit beifer noch benennt, aus den Ziwijchenräumen heraus in die Nachbarichaft. Das ganze venöfe Blutjyitem beiteht aber aus lauter gröberen und feineren Spalträumen, in welche fich die feinen Arterien- äfte öffnen. Diejes zujammenhängende Shitem jteht unter dem ftraffen Drud oder Tonus des gejamten Hautmußfelfchlauches. Sobald daher am Hinterrande der Welle Erfchlaffung eintritt, jtürgt das Blut wieder in die geloderten Zmijchenräume. Das gibt einen Stoß nad rüdmwärts. Kimafowicz beobachtete, daß Staubteilchen auf der frei nach oben ge= haltenen Sohle von vorn nach Hinten gejchoben wurden. Das muß beim entjprechenden Rüdjtoß auf Dem Boden den Körper de3 Tieres nach vorn treiben. Übrigens gleitet die Schnede nicht eigentlich auf dem Boden, fondern auf dem Schleimband, das yon der am Vorderende der Sohle gelegenen Fußdrüfe während der Beivegung unausgefeßt abgefchieden und, tie jene Staubteilchen, nach Hinten gejchoben wird, wo e3 dann Deutlich alS Schleim- jpur zurüdbleibt. Eine bejondere Bedeutung erhält es bei ven Wafferfchneden, wenn fie, den Rüden nach unten gefehrt, am Wafjerspiegel dahingleiten, al3 ob das Wafjer Balken hätte. &3 ijt das Schleimband, das auf der Oberfläche liegt und dem Tier um fo mehr Stabilität verleiht, je länger e3 Hinter ihm zurückeicht. Allmählich exit quill’S auf und berjchtoindet im Wafjer. Bejonderen Ummwandlungen des Fußes für freieres Schwimmen, Springen, Graben, Feithalten und dergleichen werden wir im einzelnen begegnen, ebenfo tie die Spannung des Hautmusfelichlauches, der Tonus, für mancherlei Hantierung maß- gebend ift, unter anderem das Hervortreten der Begattungswerkzeuge beforgt. ‚Die durchweg weiche Haut der Körperoberfläche, durchjest von Yauter Bfutjpalten, Allgemeines. 417 it der Nefpivation günftig, daher manche Gaftropoden lediglich durch Die allgemeine Körper- dee atmen. Die Atemfläche Fan fich durch allerlei Hautauswüchje und Lappen ber- größern, namentlich) am Mantelrande, am Kopf und an den Länggjeiten des Fußes über der Sohle, in der jogenannten Epipodiallinie, auf die wir gleich zuriidfommen. Wo einer- jeitS eine breite, dem Boden aufliegende Sohle, anderjeit3 eine große Schale den größten Teil der Körperoberfläche der Atmung entzieht, da wird bei zunehmender Körpergröße, mit der das Verhältnis zwiichen Körpergewicht und Oberfläche fich zuungunften der Teb- teren bverjchtebt, die Gewinnung einer größeren refpiratorischen Fläche zum unabweislichen Bedürfnis. Sie vollzieht fich in der Nähe von After- und Nierenöffnungen durch eine Yus- höhhmg unter dem Mantel, die Mantelhöhle, die bei den eigentlichen Wafferjchneden, den Border- und Hinterfiemern, die aus einer einfachen oder Doppelteihe von Hautblättchen beitehenden Kiemen, bei den Lungenfchneden die Lunge ausbildet. Die Yeßtere findet namentlich bei größeren Formen in einem dichten Nebmwerfe herbortretender Blutgefäße an der Dede der Atenhöhle ihren Ausdrud. Daß Ddiefe an die Mantelhöhle gebundenen Atemwerkzeuge die urjprünglichen fin, wird. bezeugt durch ihre Verbindung mit dem Herzen. Wo bei altertiimlichen Formen zwei Kiemen vorhanden jind, jchalten ich auch ziwei Vorfammern zwijchen jie und die Herz- fammer ein, in der Regel führt nur eitte Borfammer das durch die Atmung gereinigte Blut in die Herzfammer über. Man hat die Zagebeziehungen zwijchen dem Refpirationsorgan und dem Herzen zur Einteilung benubt. Bei den Lungenjchneden und den Borderfiemern liegt jenes vor der Herzfammer, bei den Hinterfiemern ift enttveder die Drehung noch nicht jo weit gegangen, um die Mantelhöhle jo weit nach vorn zu jchieben, oder es ift nachträglich Detorjion eingetreten, furz, die Mantelhöhle mit der Kieme ijt auf der rechten Ceite weiter hinten gelegen und damit hinter dem Herzen. Bielfach verbinden jich mit der Slieme Yofalifierte Drüfen in der Mantelhöhle, meift zwilchen Kieme und Enddarm gelegen. Dieje „Hypobranchialdrüfe” jondert nicht nur Schleim ab, ver die Erfremente mit nach außen führt, fie erreicht bisweilen noch eine Steigerung als Farb- oder Burpurdrüfe. Bon den Sinneswerkeugen fallen zunächit die Fühler auf, die aber weniger das Ge- taft oder den Drudjinn al Hauptaufgabe haben, jondern, vielfach wenigitens, im chemi- ihen Sinne twirten, al3 Geruchsorgane. Diejelben Nervenendigungen, wie tır ihrem Epithel, finden fich in der ganzen Haut zerjtreut, was bei der Schleimhaut nicht mwundernimmt. Daraus entwideln jich die bejonderen Drientierungsapparate nicht nur am Stopfe, fondern ebenjo am Manteltand, dann in der erwähnten Epipodial- oder Seitenlinie, die bei marinen Kiemenschneden oft Reihen von Taftern trägt, oder am Eingang der Atemhöhle, wo nicht jelten neben der Kieme ein Geruchswerkeug al3 eine Leite entwidelt ijt, die der Stieme ähnlich in Blätter gegliedert ift und früher auch als Nebenfieme gedeutet wurde. Wir werden jehen, daß unter Umständen der vordere Fußkrand jchlechthin fchmeden Fann. Die Kopfaugen, bald in der Haut gelegen, bald mit einem Fühlerpaar verbunden, bald auch unter die Haut nach dem Hirn zu gerüct, lajjen eine eigenartige Enttoidelungs- reihe erfennen. Shre einfachite Form ift ein offener Becher, auf dejjen Grumd fich der Sehnerv ausbreitet, um in Sehzellen, mit Pigmentzellen untermifcht, zu enden. Die Zellen jondern dann eine Fare Kutifula ab, die den Becher ausfüllt. Wenn fich Ddiejer born über der Kutikula fchliegt, danır wird fie zur Linfe, der vordere Teil der gejchlofjenen Augenblaje wird durchlichtig al3 Hornhaut. Sr der Linje fann fich eine fonzentrijche oder Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 97 418 Weichtiere: Schneden. erzentrijche Schihtung einftellen. Führt fie zu einer bejonderen inneren fugeligen Erhärtung hinter der Hornhaut, dann dient dieje als eigentliche Linje und der Neft zwijchen ihr und der Neghaut im Grumde der AUurgenblafe als Glastörper. ©o ijt ein Abjtand zwijchen Linje und Neghaut gegeben und damit die Möglichkeit vollfommeneren Sehens, da ein Bild der Außenwelt auf der Nebhaut entiworfen werden fann. Gegenüber diejen verbreiteten Kopfaugen fehlt es nicht an einer Gruppe von Nadtjchneden, die nach Art mancher läfer- ichneden zahlreiche Nitdenaugen. von abmweichendem Bau tragen. Um jo überrajchenper: it diefem Reichtum gegenüber der Nachweis, daß die Augen den meiften Schneden nur wenig zu nüsgen jcheinen, ja daß das Tiernac) deren Amputation noch ebenjo lichtempfind- lich bleibt wie vorher, indem die ganze Haut, am meiften das Kopfende, Licht und Schatten zu unterjcheiven vermag, was man als dermatoptiiche Funktion bezeichnet hat. Am weitejten geht Die Behauptung von Wung, daß bei der Weinbergjchnede die Sehzellen gar nicht mit den Fajern der Sehnerven zujammenhängen jollen, daß das Tier, jo weit das Auge in Betracht fommt, einfach blind ift. Gehörfapjeln als Sleichgewichtsorgane oder Ctatozyjten fehlen bloß den yormen, die ver freien Bewegung verluftig gegangen jind. Bom Hirn aus innerbiert, jind jie fait überall eng an die Fußganglien herangerüdt, denen jte oft al3 Halbfugeln angedrüct jind.. Sie enthalten einen großen oder zahlreiche Kleine Hörfteine. Bisweilen, namentlich bei den Stiel- füßern, die im freien Ozean jchwimmen, erreichen jie eine Höhere Stufe der Differenzierung, indem die Hörzellen, deren Wimperjpiel die Steine in zitternder Bewegung erhält, ji) zu einer bejonderen Leilte zujammenjchliegen. Wirklichen Gehörs al3 Tonwahrnehmung tt wohl Feine Schnede fähig. Denn das, was manche YLandformen von Tönen hervorbringen, fommt wohl nur zufällig zuftande, ohne Die Schwelle brauchbaren Nubens für das Leben des Tieres zu überjchreiten, Ausblajen von Luft aus der Lunge durch Ichlammigen Schleim, itarfe Feilenbewegungen der Nadula und dergleichen. Trob mancher Angaben in der Lite- ratur ift doch nirgends der Beweis erbracht, daß die Erzeuger folcher Qaute auf dieje oder ähnliche Töne reagieren. 63 entjpricht der Ausbildung des Stopfes, daß am zentralen Kervenjyitem oder Schlund- ring die Yerebralganglien iiber dem Schlund ftet3 qut ausgebildet find; ftatt der Tuß- oder Vedalganglien Fommen dagegen auf niederer Stufe bei den Borderfiemern gar nicht jelten noch Markitränge vor. Die VBiszeralfommijjur ijt bei den altertümlichen Formen noch ziemlich lang, und damit hängt e3 zujammen, daß fie die alymımetrische Aufwindung häufig gut zum Ausdrud bringt. Hier ift zunächit rechts und linf3 je ein Ganglion ein- gelagert, das jeine Nerven an die benachbarte Naden- und Mantelgegend entjendet, das Barietal- oder Seitenganglion. Gemäß der oben bejchriebenen Mantelverjchiebung rückt nun das rechte mit dem entjprechenden rechten Teil der Biszeralfommiljur über den Vorderdarm nad) links hinüber und das Iinfe unter den Darm nach rechts, jo daß die Biszeralfommifjur, von oben gejehen und in eine Ebene projiziert, die Figur einer 8 bejchreibt. Man redet dann von Nervenfreuzung oder Chiaftoneurie. Bei den Höheren Formen ift die Kommiffur indes jo verfürzt, daß die Sreuzung nicht mehr zum Ausdrud fommt, wie denn allmählich lich alle Nervenfnoten des Schlunpringes immer enger zujammen- und jchlieglich unter allerlei Berjchmelzungen nach dem Zerebralganglion hinaufdrängen. Zur Berbollftändigung mag hier darauf hingewwiejen werden, daß bei ven Gaftropoden das Hirn mit den Fuß- ganglien jederjeitS Durch zwei Kommiffuren verbunden ift. Sm die eine ift wiederum ein Nervenfnoten, das Wleuralganglion, eingelagert, von dem die Biszeralfommifjur Allgemeines. 419 ausgeht, die aucd) ven Mantel verjorgt. Die Einrichtung ericheint jehr zwecfmäßig. Wenn die Schnede aus dem Haus herausgefommen ilt, geht der Neiz zum Striechen vom Hirn auf die Fußganglien iiber. Sit jie aber zurücgezogen, dann it alfein der Mantel der Außenwelt zugefehrt. Die von ihm ausgehenden Reize gehen durch die Viszeralfommilfur auf das Pleuralganglion über, too jie entweder direkt zu den Pedalganglien meitergeleitet werden und Bermegung veranlafjen, oder nad) vem Hirn als der allgemeinen Sentralitelle. Schließlich magnochbemerft werden, daß auch . der Schlundfopf mit der Radula fein bejon- veres Ganglienpaar hat, das ebenfalls durch Kommiljuren mit dem Hin verbunden it. An den Verdauungswerkeugen ilt in eriter Linie die Nafpel oder Radula, die nur jelten fehlt, beachtensiwert, jchon weil fie leicht, durch Auflöfen des Schlundfopfes in Stalt- oder Natronlauge, frei zu legen und zu unterjuchen ift. Da zeigen jich die allergrößten Berjchiedenheiten in Zahl und Form der Zähne, und Trojchel Hatte es jich zur Auf- gabe gemacht, zunächjt einmal auf Grund diejes Haren Merfmals die jchier unüberjeh- bare Fülle der Gajtropoden zu ordnen und in ein Shftem zu bringen. Wenn hir auch davon abgefommen jind, auf Ddiejes eine Merkmaldas ausfchließliche Gewicht zu legen, jo bietet die Nadula doch noch immer den Enjtematiker eine vorzügliche Handhabe für die Erfennung der Veriwandtichaft und dem Biologen für die Beurteilung der. Xebens- weile und der Nahrung, ähnlich wie das Gebiß der Säugetiere. Dazu fommen die alferverjchiedenjten Mundbildungen: einfache Mundöffnung, vorgejchobene Schnauze bis zum förperlangen, ein- und ausjtülpbaren Nüjjel, Dazu verjchiedene Hilfsapparate, harte Kiefer, Bohr-, Gift-, Speicheldrüjen. Der Darmfanal hat jehr verjchiedene Länge und Shematifdhe Darftellung eine3 männlihen Kanımz fiemers: a After, au Auge, e Zerebralganglion (Hirn), f Fuß, hk Herjfammer, hy Hypobrandial= oder Schleimdrüje, k Kieme, mh Mantelhöhle, n Niere, o Mund, op Dedel, os Dsphradium oder Geruhsorgan, ot Gehörbläschen, p Fußganglion, pa Sei- ten= oder PBarietalganglion, pe Penis, pl Pleuralganglion, r End- davn, si Atemvohr, sr Samentinne, zwijchen dem Penis und der münnlihen Gejchlehtsöffnung g‘, sub unteres, sup oberes Shlundkonnektiv, t Fühler, v Viszeralganglion, vk SHerzs vorkfummer. Aufwindung, Gliederung in Schlund, ein- oder mehrfachen Magen, Dinn- und Enddarn, nicht jelten ift ein Blinddarm vorhanden. Bejonders wichtig it die Bedeutung der Leber oder Mitteldarmdrüfe. ES gibt wohl feine Gruppe wirbellojer Tiere, bei welcher der Abjtand gegen unjere Leber jo Flar hervorträte. Denn es handelt fich nicht um eine eigentliche Drüfe, die Berdauungzjäfte in den Darm abgibt, um die Nahrung zu löfen, jo daß fie vom Darnı aufgejaugt werden fan. Allerdings bildet.auch bei den Gaftropoden die Leber jolhe Fer- mente, aber jie ijt zugleich und in erjter Linie der Drt der Nejorption. Der Opetjebrei tritt in ihre Hohlräume und Gänge ein md wird hier verarbeitet, der Darm fommt nur 25° 420 Weichtiere: Schneden. nebenbei in Betracht. Damit hängt auch die merfwürdige Berzmweigung der Leber bei vielen Hinterfiemern zujammen, mo jte zahlreiche Ausläufer in die Nüdenpapillen der Epipodiallinie jchickt, die jtch nicht jelten jogar an deren Spibe nach außen öffnen. Noch ein Wort über die Fortpflanzung im allgemeinen! Die Hinterfiemer, die Lungenjchneden und die Flojfenfüßer find durchiveg Zivitter, ebenjo wie manche Border- fiemer; und da don einigen der leteren nachgemiejen it, vaß man jie nur Fälfchlich lange Zeit fiir getrenntgejchlechtlich genommen hat, weil fie zuerjt als Männchen und jpäter als Weibchen fungieren, jo liegt der Verdacht nahe, daß das gleiche Verhalten bet noch mwei- teren zutage fommen wird. Kurz, jchon jeßt jteht feit, daß weitaus der größte Teil der Gaftropoden hermaphroditifch ift und die Menge der diözischen immer mehr zujammen- Ihrumpft, jo daß man verjucht jein Fünnte, die Diözie ald Ausnahme zu betrachten. Ebenjo jchreiten bei weiten die meilten zur Begattung. Nur im Meere gibt e3 eine Anzahl Borderkiemer, welche die Zeugungsftoife ins Meer ausftoßen und die Befruchtung dem Zufall im Wajjer überlajjen; eine Regelung tritt nur injofern ein, als Dabei das eine Sejchlecht durch Die Anmwejenheit des anderen in der Nähe, die Jich in irgendeiner Aßeije, vermutlich Durch eine Ausjcheivung, bemerkbar macht, auf chemotaftiichen Reiz aljo, zur Entleerung jeiner Gier oder jeines Samtens veranlagt wird. Die Formen, von denen ein jolches Benehmen mit Sicherheit feitgeitellt ift, jind entweder äußerft träge, wie die Napf- jchneden, oder geradezu jehhaft. Wenn von jo beweglichen Gaftropoden, wie den Streijel- ichneden oder Trochiven, ein gleiches angenommen wird, jo fehlt es doch nicht an Ihngaben, wonach dieje einer Aute, eines Penis, feineswegs ermangeln. Da aber die Schneden jogar, ipie wir jahen, eine Höchjt eigenartige Fortbewegung ausgebildet haben, jo liegt gar fein Grund vor, die Sekhaftigfeit al3 den urjprünglichen Zuftand anzunehmen. Wenn daher bei jenen trägen Tieren die Gejchlechtsprüfe einfach fich in eine Niere öffnet ud durch dieje entleert wird, jo Fanı auch das nur als Vereinfachung gedeutet werden, und wir mrüjjen annehmen, daß anfangs bejondere Gejchlecht3wege da waren. Zum mindejten mußte Die rechte Niere jich jehr früh zu einem jolhen Gange umgewandelt haben, unter Verzicht auf ihre eigentliche Aufgabe. Hier Herricht noch Unklarheit. Auf jeden Fall erhalten wir als Regel vermwidelte Gejchlechtsimege. ES gibt jogar eine Anzahl Formen mit drei Gejchlechts- Öffnungen, einer männlichen fir den Benis und zwei weiblichen, wovon die eine für die Be- gattung, die andere für die Eiablage gebraucht wird. Nicht weniger reich ijt die Ausjtat- tung der Gejchlechtsgänge mit allerlei Anhangspriijen, auf der weiblichen Ceite für Eimeiß- zugabe zum Dotter, fir Schalen- und Laichbildung, wozu jelbjt noch eine Fußdrüfe in An- jpruch genommen werden fann. Auf der männlichen Seite fällt bei vielen Vorderfiemern die Doppelte Form der Samenfäden auf, von denen nır die eine, normale, zur Befruchtung dient, während der Zived der anderen, wurmförmigen, unbekannt ift. Bei vielen Lungen- jchneden, zumal auf dem Lande, wird der Same in eine Hilfe eingejchloffen und eine Spermatophore gebildet, oft von verwideltem Bau. Sie erfordert befondere Drüfen- abjcehnitte. Dazu fommen Neizorgane, Liebespfeile zumeift. Bei diefen Landjchneden ge- jtaltet jich die Begattung mit ihrem VBorfpiel oft zu einem wirklich dramatischen Uft, dejjen einzelne Bhajen befondere Erklärung erfordern in dem fonft jo einförmigen Leben. Brut- pflege äußert fich in ganz verjchiedener Richtung. Nicht felten treffen wir unter Vorder- fiemern und Qungenjchneden lebendiggebärende, zerjtreut im Syftem, oft einzelne Arten einer jont eierlegenden Gattung. Die Eier haben, jo jehr ihre Größe wechjeln mag, doch immer einen-ganz einen Dotter. Bei vielen entwicelt fich der Embryo ohne wefentliche Allgemeines. 421 Verwandlung, wenn wir von den paarigen Exfretionsichläuchen oder Urnieren, einem Erb- teil von den Strudelwiimern her, abjehen. Noch öfter tellt jich eine Metamorphoje ein, indem die marinen, wie die oben befprochenen Stlafjen der Amphineuren und Sfaphopoden, eine frei [hwimmende Larve haben, der Embryo der Landlungenjchneden aber voritber- gehende Amungsorgane von großem Umfange ausbildet. Noch eine Beziehung der Gajtropoden verlangt bejondere Aufmerkjamfeit, die zum Wafjer nämlich. Sie erklärt vieles von dem, was eben bei der Fortpflanzung angedeutet wurde. Da die Schneden die einzigen Weichtiere find, die auf dem Lande Sich heimisch) gemacht haben, tritt diefe Beziehung bei ihnen allein in den Vordergrund. Die Schleim- Haut trocinet leicht aus, jie erfordert daher das engite Anjchmiegen an die je.veiligen Zuftände der Amojphäre, Mittel, um herabgejesten Wafjergehalt im Körper jchnell wieder auf das vichtige Maß zu bringen, Mittel, um der Trodnis zu entgehen, Sommer- und Winter- schlaf, Mittel, um Samen und Eier vor dem jchädigenden Einfluß der nicht genügend mit Wafjerdampf gefättigten Luft zu jehügen, uw. Bei der Schale ijt fchon auf einiges Hin- gewiejen. Sn erjter Linie fommen hier die Lungenjchneden in Frage und nicht die zu den Borderfiemern gehörigen Landdedelichneden, denen das Dpereulum jederzeit hermetiichen Abichluf geftattet. Sie find denn auch vorzügliche Wertmefjet oder Sndifatoren, wenn es fich um die Abjchäbung des Klimas Handelt, und haben für die Tiergeographie Höchite Bedeu- tung. Wir werden diejen Berhältniffen öfters begegnen. Wie aber der Wajjergehalt bei einer Landlungenfchnede nach Zeit und Umftänden ftarfen Schwanfungen unterworfen jein Tann, jo wechjelt er auch bei ven Wafjerschneden in weiteltem Maße, aber nicht bei vemjelben Tier. Hier find die Unterjchiede feititehend geworden und Haben fich auf die Gruppen ver- teilt. ©o fand fich bei Vorderfiemern etiva ein normales Verhalten, bei dem die Troden- jubftanz reichlich 20 Prozent vom Gejamtgewicht des Körpers betrug, wobei natürlich Die Schale ausdem Berjuch auszuschalten ift. Ganz anders bei ven Hinterfiemern. Bei Apiysia fanf die Teodenfjubitanz auf etwa 4 Prozent, bei den nahe verwandten und jcheinbar nicht weniger fompaften Pleurobranchiven gar auf 2 Prozent. Das ift aber ein Minimum, das ettva an die Quallen erinnert, deren hoher Waffergehalt und leichte Zerfließlichkeit allgemein befannt find. Uns fehlen Berechnungen über die Gegenfäße, die etiva eine Wein- bergjehnece durchmachen kann, wenn fie im Winter möglichjt zufammenfchrumpft oder int Sommer, unter Wafjer gebracht, unförmlich auffchwillt. Hier mögen die Gegenjäbe, Die das einzelne Tier durchmacht, faum weniger groß fein, al3 wir jie vorhin bei Vertretern ver- Ichtedener Ordnungen fanden. Das führt uns auf die Syftematif. 68 wurde bereits ‘gejagt, Daß man nad) dei Atmungswerkzeugen die drei Ordnungen der Lumgenfchneden, Border- und Hinterfiemer aufgeitellt Hat. Dazu fommt al3 vierte die der Floffenfüßer oder Nuderjchneden. Bei tieferem Eindringen fieht man, daß fich die Grenzen, namentlich zwijchen den drei erjten Ordnungen, vielfach verwijchen. Immerhin ift diefe Einteilung als Grundlage ganz brauc)- bar. Anders ftellt jich die Trage, in welcher Reihenfolge die Ordnungen zu nehmen jeien, welcher der niedrigite, welcher der höchlte Nang gebühre. Wie die eben bejprochene Be- ziehung zum Wafjer zeigt, fanıı man die größten Gegenjäbe, wie fie bei Vorder- und Hinterfiemern herrichen, von den Lungenjchneden aus ableiten, wo jie unter Umftänden im einzelnen Jndiviouum vereinigt find. Denjelben Gejichtspunft fann man für Die dver- ichiedenen ©eiten der Drganijation verwenden. ©o reichen die iemen bei Den Border- Hemern zunächjt nicht weit hinter in die Mantelhöhle, jondern treten am Rande auf. Sa, 423 Weichhtiere: Schneden. bei der altertümlichen Pleurotomania ijt nachgeiviejen, daß im Hintergrunde die Dede och die Struftux einer Yunge Hat. Wie wir jehen iwerven, gehört jie zu den älteften Weich- tieren, von denen verjteinerte Nejte auf uns gekommen find. Sie liefert damit zugleich den Berveis, daß wir uns in der Schäßung primitiver Formen nicht der nur wenig auf Die Paläontologie verlafjen können. Erhalten wurden naturgemäß in erjter Linie Wleeres- jchnecfen, amı beiten folche mit verben Oehäujen. Süßtwaljer- und Landjedimente, bei weld) leßteren man an Lößbildungen zu denken hat, wurden am leichtejten wieder abgetragen, da fie am oberflächlichiten liegen. Dex exite Gefichtspunft erklärt es, daß die Vorderfiemer mit derben Gehäufen in den alten Schichten weit mehr herbortreten als die. meijt zart- ichaligen oder nadten Hinterfiemer. Für die Lungenjchneden genügt der Beweis, daß jie bereits in paläozoiichen Ablagerungen vertreten find, auch wer er fich nur auf vereinzelte Borfommnijje jtügen fann, um ihnen ein ebenjo Hohes Alter zuzujprechen wie den marinen. Wir fönnen aljo auc) die Baläontologie faum für die Ubjchäbung des relativen Alters ver- werten. Sp geht es aber mit allen Merkmalen, jobald wir jte näher ins Auge fajlen. Überall zeigen fich Sonderanpafjungen in Hülle und Fülle, aber fein beftinmter Fingerzeig, welchen Weg wir einzufchlagen Haben, um den großen Gruppen ihren gebührenden Nang anzumeijen, eher jchon, öfters wenigjtens, innerhalb der Ordnungen. Srite Ordnung. Borderfiemer (Prosobranchia). Die Bordertiemer bewohnen die wärmeren Gegenden des Landes, das Meer aber in allen jeinen Teilen, ebenfo das Süßwaljer. Da bisher unter ihnen, joweit jie am Boden leben, nur eine einzige Heine Nadtjchnecde, Titiscania Bergh, befanntgeworden ijt, Die nod) Dazu dem Stillen Dzean angehört, und außerdem nur die Yamellariiden ihre Schale ganz in den Meantel einjchließen, jo haben wir e$ mit einem ungeheuren Schalenreichtum zu tun, der in den tropiichen Meeren bejonders anjchwillt. Zur Shltematischen Drientierung lafjfen jic) verfchievene Merfmale benuben, die Atmungs- und Sreislauforgane, das Nervenjyiten, Die Nadula. Bei ven altertüml ichften Gruppen finden wir in der Mantelhöhle zu den beiden Seiten des Afters zivei Stiemen, und dazu gehören zwei Borfammern am Herzen. Aber Diejes Verhältnis ändert jich Schon, - jobald man die nächjten Verwandten Hinzunimmt, die, obwohl ihre übrige Organtjation gut ütbereinftimmt, die rechte Stieme und VBorfammer eingebüßt Haben; etwas länger er- hält jich bei ihnen die rechte Niere, die jogar anfangs bei der Harnabjcheidung die Haupt- aufgabe übernimmt. Wo nur noch eine Kieme vorhanden it, bei den Kammkfiemern over Ktenobranchien, bejteht jte fat immer aus einer einfachen Reihe dichtgedrängter Kiemen- _ blättchen. Das Nervenjyitem verrät, wie wir jahen, einen altertümlichen Zultand Dadurd), daß die Fußganglien als Markftränge erhalten und noch nicht zu abgejonderten Nerven- Inoten fonzentriert find. Da aber diejer Charakterzug nicht nur bei den Formen mit Dop- pelter stieme, jondern auch bei Kammkemern |prungmweije auftaucht, jo eignet ex jic) gleichfalls wenig zur Soitematischen Einteilung. Um jo bejjer dagegen die Zungenbewaff- nung, die mit der Art der Nahrungsaufnahme zujammenhängt. Wiewohl auch hier einige Ausnahmen vorkommen, jo halten fie fich Doch in mäßigen Grenzen, und man ann unter alten Umftänden an der Rapdula, joweit fie vorhanden ift, die Zugehörigkeit zu einer der grogen Gruppen erfennen. Wir unterjcheiden die folgenden: Vorderfiemer: Allgemeines. 423 Die Dofoglofjen oder Balfenzüngler (Fig. b) haben eine mäßige Anzahl länglich rechtediger Blatten in jeder Duerreihe ihrer Nadula. Yon diejen tragen einige, rechts und (inf jymmetriich, eine jtarke, dunfle Conchin= oder Chitinauflagerung, die den Namen ver- anlaßt hat. Die Nadıla fan fich zu einer Schneide erheben, jo daß durch Zujanmten- wirken bon vecht3 und finfs eine derbe Zange entiteht. Bei den Rhipidoglofjen oder Fäherzünglern (Fig. a) unterjcheiden mir den Mittel- oder Rhadhiszahn, dem jederjeits die Lateral- oder Seitenzähne und nach außen die - Marginal- oder Nandzähne folgen. Die Randzähne jind jehr zahlreich, zu Hundert, dabei Ihmal und |chlanf und oft mit den freien Enden fächer- artig auseinandergefpreigt. Die wenigen Geitenzähne ind meilt untereinander ver- ichieden und jeder einzelne wohl gefennzeichnet, jie bil- den Ivieder eine Zange. Beiden Tänioglofjen oder Bandzünglern (Fig. ce) linkt die Zahl der Zähne tı der QDuerreihe auf fieben herab, meijt drei meljerfür=. mige Geitenzähtte jederjeits neben dem Mittelzahn. Das erlaubt einen vieffeitigen Gebraud). Die Nhachigloijen oder Shmalzüngler (Fig. e) haben in der Negel nur ven Ahachiszahn ausgebildet, manche Dazu noch) jederjeits Sechs Rabulae: a Neritina, eine Duerreihe von Sägen, b Patella, Tinte gätjte einen Seitengabt. Cie find ent Sa car meh Nu Ur Sankt, cn, wu ehe 3 2 ner Zahn. Aus Bronn, „Klaffen und Ordnungen des Tierveichd‘, 3. Band, 2. Abt., Durchiveg Räuber. lee Beiden Toroglofjen oder PVfeilziinglern (Fig. f) fehlt der Mittelzahn. Von jeder Querreihe it nur ein Seitenzahn entiwidelt, abtvechjend der rechte und der Iinfe. Co entfteht eine eigenartige Kette. Zeder Zahır beiteht aus einer Platte, die wie eine PBapierrolle zujammengedreht it. Das freie Ende trägt Widerhafen. Durch die Rinnen oder Röhren fließt bein Ge- brauch zugleich der Saft einer Gifidrüje ab. Die Ptenoglojfen oder Federzüngler (Fig. d) haben das gleichmäßigite Gebik von allen. Der Mittezahn fehlt. Die zahlreichen Zähne find einfach Ihlank-pfriemen- fürmig, die freien Spigen, wie überall, nach hinten gerichtet, ein typijches Raubtiergebiß. Die AUglofjen oder Zungenlofen jind feine zufammengehörige Gruppe. Der Verlujt der Radula fan eben an verjchiedenen Stellen des SHftems eintreten, meijt in- folge von Parafitismus, der bei ven Schnecden bisher nur in wenigen Fällen einwandfrei vachgeiwiejen wurde. \ 454 Weichtiere: Schneden. 1. Unterordnung: Balfenzüngler (Docoglossa). Überall in der Gezeitenzone des Meeres figen am Fellen die trägen Napfichneden oder Vatellen (j. die untenjtehende Abbildung und Tafel „Weichtiere I”, 2 und 3), die hier ihr eigentliches Nevier haben, wenn auch die Ausläufer nach verjchtedenen Richtungen gehen, eine ind Brackwafjer der Flüffe, eine ganz kleine Form, Bathysciadium Pels., jelbjt in die Tieffee, two auf dem gleichmäßigen Echli der Siefer eines vermweiten Tintenfijch>& noc) eine feite Unterlage gewährt. Sich feitfaugen in der Brandung, das ift das Lebenselement. Die flach fegelförmige Schale, deren Spike erzentrijch vor ver Mitte fiegt, paßt ich dem Ge- jtein vollfommen an; jelbjt dann, wernm diejes rau) ift und die zerfrejjene Oberfläche einer jchlacigen Lava Hat, wird der Schalenrand entjprechend un- regelmäßig und zacıg, jo daß er ftet3 volfitändig jich der Unterlage anjchmiegt. Sbald man Die Schnede berührt, preßt fie die Schale mit großer Kraft an den Boden an, und Schon Neaumum hat erprobt, daß ein Gewicht von 14—15 kg erfor- verlich ift, um die Haftkraft der gemeinen Patella vulgaris Bel. zu überwinden. Gelingt es, einen steil zwilchen Schale und ©tein zu treiben, jo paj- jiert e8 einem bei dem Berjuch, Durch Hebelmir- fung die Schale mit dem Tier abzulöjen, nicht jelten, daß der Körper mitten Durchreißt, Fuß und Kopf bleiben am Gtein, die ©chale mit dem Mantel und dem größten Teil der Eingemweide ijt Algerifge Napfidnede, Patella algira Lam, abgetrennt. Gibt die Schnede dagegen mit er- I Manet, © Mione, a Sana, e Hüper, Hobener Schale, fo dal; der Kopf und die Geiten- teile des Körpers frei Tiegen, dann genügt ein leichter jeitlicher Schlag, um das Tier von feiner Gtelle zu entfernen; jo machen es die Sicher, welche die Schnede zum Küchengebrauch einfammeln wollen. Man Hat jich geftritten, wie Die Befeftigung zuftande fommt, ob ein zäher Schleim ven Fuß gemiljermaßen anleimt, oder ob bloß die Saugfraft der Muskulatur wirfam ift. Nach neueren Unterjuchungen fcheint es in der Tat, daß zunächit eine geringe Menge Schleim aus vielen einzelligen Hautdrüjen der Sohle ausgejchieden wird, aber nicht um eigentlich als Stlebmittel zu dienen, fondern um zunäcdhlt alle Lüden zwifchen Sohle und Stein auszufüllen. Danıt jeßt die Tätigkeit des ringfürmigen Schalenmusfels, der nır vorn durch die Heine Mantelhöhle unterbrochen und fonit Hufeifenförmig ift, mit aller Kraft ein. So gejchieht e3 bei jeder Brandungswelle, dauernd aber, wenn Das Tier zur Cbbezeit dem Sornnenjchein ausgejekt ift. Das Hat zu einer Art Symbiofe mit anderen zarthäutigen Tieren, ‚vie e8 5. B. die Strudelwürmer find, geführt, die fich während derfelben Zeit unter den Manteltand der Patella flüchten und hier eine Stelle finden, die dauernd naß bleibt. Die Atemhöhle enthält bei ven echten Patellen feine Kieme, jondern ift eine Lungen- höhle, die gelegentlich in der Tat noch Luft aufnimmt. Bei verwandten Gattungen treffen wir indes darin eine gefiederte Nadenkieme, jo daß hier nur echte Kiemenatmung befteht, die ja bei den Formen aus tieferem Wafjer jelbftverftändlich ift. Sn jedem Falle aber Weichtiere 1. 2. Oben: Napfichnecke, Patella granularis Z. (S. 424): links von der Bauchieite, rechts von der Rückenieite; in der Mitte: 2 Stücke des Seeigels Psammechinus microtuberculatus B/v. (S. 368). Verkleinert. Dr. Grimpe phot. — 3. Napfichnecke, Patella sp., von oben geliehen, jigend. Nat. Gr. S. 424. H. Main-London phot. 4. Ein Stück von der Radula der Kreifelichnecke, Trochus cinerarius Z. Vergr. 22:1. S. 430. H. Main-London phot. — 5. Seeohr, Haliotis Z., von innen und außen geiehen. Nat. Gr. S. 427. H. Main-London phot. 6. Kinkhorn, Buceinum undatum Z., halbwüchüg. S. 452. — 7. £Laich vom Kinkhorn, Buccinum undatum Z. 2/3 nat. Gr. Prof. W. Köhler-Tegel phot. S. 456. — Prof. W. Köhler-Tegel phot. | | [2 LE et L x Be EIER ER N 8. Verichiedene Anpafiungsformen der Gemeinen Schlammichnecke, Limnaea stagnalis Z., von denen die kürzeite in der Uferregion des Bodeniees-lebt. Nat. Gr. S. 470. Nach Dr. ©. Buchner (Mitt. aus dem Kgl. Naturalien-Kabinett zu Stuttgart, 1916). 9und 10. Testacella haliotidea Drap., oben mit eingezogenem’Kopfende, unten 11. Eier von Testacellahaliotidea Drap. kriechend. Nat. Gr. S. 479. — H. Main-London phot. Nat. Gr. S. 482. — H. Main-London phot. Vorverkiemer: Balfenzüngler. 425 erjcheint die Atemhöhle zu Hein, um der Atmung zu genügen. Darum find rings unter dem Mantel jefundäre Hautfiemen (c in der Abb. auf ©. 424) gewachjen, die der Gruppe auch den Namen der Streisfiemer eingetragen haben. Der Kopf trägt eine furze Schnauze und zivei pfriemenfürmige Fühler. Gegen deren unteres Ende fiten die Mugen, die hier noch den oben (©. 417) gejchilderten primitiven Zuftand des offenen Becher bewahrt haben. - Auch der Mantelvand ift meift gefranft, d. H. mit funzen Taftern ausgeftattet. Aus der vollfommenen Anpafjung der Schalenränder an die glatte oder unebene Form des Feljens möchte man jchliegen, daß die Schnede ihren Drt niemals verläßt, daß fie feR- haft it; und man hat den Schluß oft genug gezogen. Er hat ich aber al3 Srrtum erwiejen. Vielmehr machen die Tiere nächtliche Wanderungen von Meterlänge. Das Merfwürdige it nur, daß jie Dabei, immer in bejtimmter Weife nach links Friechend, endlich an den Aus- gangspunkt zurückkehren und fic) am alten Slede genau in der vorigen Weife mwieder hin- jegen, ein wunderbarer Ortsjinn, vermutlich allerdings unterftüßt durch die regelrechte Ab- weichung von der geraden Nichtung beim Sriehen. Sie führt wohl das Tier ichließlich wieder an die alte Stelle, wie der Haje vor dem verfolgenden Hund in viel größerer Sreis- bewegung jhließlich auf großem Umwege zuriidfehrt und ins Lager einjpritigt. Dieje Ort3- jtetigfeit, daS „Homing“ der Engländer, ijt jest mannigfach näher unterfucht, und es hat fich ergeben, Daf es einer gründlichen Ummandlung der Wohnftätte während der Wanderung bedarf, um die Schnede nad) der Nückehr zum Aufjuchen eines neuen pajjenden Wlabes zu veranlaffen. Übrigens wird die Wohnung Teinesmwegs an jedem beliebigen Orte auf- gejchlagen, wenigjtens nicht bei den in der Gezeitenzone lebenden Arten. Für jte ijt das Bedürfnis der Schleimhaut nad) möglichiter Cättigung der Luft mit Wafjerdampf maß- gebend; Daher werden Spalten oder die Schattenjeiten der Stlippen bevorzugt. Die bor- zugeweile nächtlichen Wanderungen dienen zur Befriedigung des Hungers. Die Schnede weidet während der Bewegung den Teljen ab. Cine Fraßipur verrät ihren Weg; denn jolange das Tier Friecht, ijt Die Nadula in Tätigkeit. Als Nahrung wird alles dienen, was auf vem Feljen haftet, nicht größere Pflanzen, wie Ulvden und Fucus, jondern in eriter Linie Heine Organismen, wie te auch den Käferichneden zur Beute fallen. Eine Pflanze wird Dabei wohl auch mit aufgenommen, aber nicht in erjter Linie aufgejucht und abgeweidet, jondern das Abrafieren des harten Steingrundes jteht im Vordergrund. Db Dabei eine bejondere Auswahl nach dem Gejchmad getroffen wird, wiljen wir noch nicht. Für jolche Nahrungsweije it nun die Nafpel mit ihren derben, plumpen Schneiden ein vorzüglich geeignetes Snjtrument; ihre Dielen Zähne entiprechen dem abzufchabenden Feljen mit jeinem Überzug, der in der Brandung nicht weniger feithaftet als die Schnede jelbjt. Solche Tätigfeit aber bedingt eine bejonderz fchnelle Ahrubung, die ebenjo vajchen Erjas erfordert. _ Daher ift die Radulafcheide, in der die Zähne gebildet werden, ganz außerordentlich lang, fie erreicht wohl Körperlänge und wird fpiralig eingerofft, um in der Leibeshöhle Plab zu juwen. Der Nahrungswert der kleinen Lebewejen, die jo vom Feljen gewonnen werden, i‘eint gering, da fie alle eine die Körperhitlle befigen. Das dürfte der Grund fein für die außerordentliche Länge des Darmes, der in der Leibeshöhle innerhalb des Schalenmusfels vielfache Windungen bejchreibt, um ich in der Atemhöhle auf der Afterpapille zu öffnen. Tür die Fortpflanzung bemegt jidh die Schnede nicht vom Fled, denn es findet feine Begattung ftatt. Vielmehr werden die Jeugungsitoffe frei durch die rechte Niere entleert und finden fich im Seewaifer zufammen. Die Gefchlechter find getrennt und Yafjen fich bei manchen Arten leicht unterfcheiden, nicht durch jehmdäre Gejchlechtsmerfmale, die hier 426 Weichtiere: Schneden. feinen Sim hätten, jondern durch die verjchiedene Zarbe von Eierftod und Hoden, grün oder gelb. ES hat fich neuerdings gezeigt, daß die Diözie auf feinen Fall ducchgreift, jondern dat Proterandrie Herrjcht, mindejtens bei gewiljen Arten; die Gejchlechtsprüfe erzeugt exit Samen, jpäter Eier. Aus den Eiern gehen frei Schwimmende Larven mit Wimperichopf, Segel und rundlicher Schale hervor, an melcher der Weichförper noch, mit einfachen Spindelmusfel haftet. Da aber die Art des Feitiegens und der weiteren Umwandlung - noch nicht genügend erforscht ift, wollen wir uns hier nicht weiter darauf einlafjen. Wir wollen lieber noch einen Blid auf die Schalen werfen, die oft jchön ftrahlig ge- zeichnet find. Meift allerdings find fie unfcheinbar, die in der Brandung, mit allerlei orga- nischem Überzug, wie der Felfen jelbjt. Doch fommen auch andere Schalenbildungen vor, io bei der feinen Patella (Heleion Montf.) pellucida Z. von unjeren Küften. Sie hat den Felfen verlafjen und ift auf die Fufoideen übergetreten. Damit ift ihre Schale dünn und direchjcheinend geworden und hat wunderbare, blaugrün irijierende Streifen ausgebildet, die fie dem von der Sonne beleuchteten jchillernden Tang ähneln läkt. 3, Unterordnung: Yäderzüngler (Rhipidoglossa). Die Heinften find Tierchen von wenigen Millimetern, die größten übertreffen noch die Größe einer dexrben Fauft. Ziwifchen beiden Ipannt fich eine reiche Gruppe aus, deren Schale durch ihre Perlmutter-HHpoftrafum bereits das hohe Alter bezeugt. Wo der Glanz verblaßt, geht er doch nur in einfaches Weiß über. Verfolgen wir die Schale rircwärts in der Erd- geichichte, da ift e3 namentlich eine Form, die in vielfachen Abänderungen von den paläo- zoifchen Schichten an durch die verjchiedenen Perioden hindurch geht, die Pleurotomarıa Defr. Man hielt fie indes für ausgeftorben. Da Fam vor noch nicht einem halben Zahr- hundert an der wejtindijchen Küfte ein Eremplar zum Borjchein, jedoch tot; das Gehäufe war von einem Einfiedlertreb3 bewohnt und von ihm aus der Tiefe an die Oberfläche ge- bracht worden. Denn es hat jich gezeigt, daß diefe Art unterhalb der Litoralvegion zu Haufe itt. Das gleiche gilt von den verjchiedenen Verwandten, die inzwischen von der ojtaliatijchen Küfte, von den Philippinen bis Japan, allmählich befanntgeworden find. Leider fennen toir die abyifiichen Gründe, die fie bewohnen, nicht, denn jie werden von den \yapanerır ge- heimgehalten, um die Preife der begehrten Objekte nicht plößlich finfen zu lajjen, daher jie das japanische Volt Millionärjchneden getauft hat. Aber dabei ift es nicht geblieben. Wäh- rend jene ehrwiirdigen Nefte in der Tiefe fich auf zwei Stellen bejchränten, ift jet der Nachweis geführt, daß die Familie der Pleurotomariiden noc in einer weiter umgemwan- delten Gattung auch in der Uferzone der wärmeren Meere weit verbreitet ft, tr Halotis L. nämlich, dem Seeohr. ©o find wir in der glüdlichen Lage, die anatomijchen Bearbei- tungen, die uns Bouvier und Martin Woodward von den PBleurotomarien der Tiefjee ge- fiefert haben, mit dem zu vergleichen, was uns in der befannteren Haliotis jederzeit zu Gebote fteht. Die Schlikichnede, iwie wir die Pleurotomaria nennen fönnen, hat ihren Namen von einem schmalen, langen Schlik in der Echale, der etwa in der Mitte der Aupen- (ippe beginnt und fich parallel der Naht bi3 weit auf das Freijel- oder fugelfürmige Getwinde hinaufzieht. Ex führt in die Nantelhöhle. An feinem Ende liegt der After; der Schlig dient aljo Hauptfächlich zue Entfernung der Fäzes. Nechts und links neben dem Schlit ftegt eine gefieverte Kieme. Da nun eine folche Einrichtung feineswegs zu den urjprünglichen Mert- malen der Mollustenjchale gehört, jo Haben wir uns nach ihrer Entftehung umzutun. Und da fommt uns die bereits erwähnte Entdedung zuftatten, daß die Dede der Atemhöhle Hinter VBorderfiemer: Fächerzüngler. 427 den Kiemen ein Lungengefäßneb trägt. Damit ist das Rätjel gelöft: der Ahn der Schnede lebte offenbar als Lungenjchnede auf dem Lande. Denn wir werden jpäter jehen, daß aud - eine unbezweifelte echte Lunge jich, unbejchadet ihrer Funktion, mit Waifer füllen fanıı. Die fieine Schnede ift dann ins Meer geraten und mweitergewachien, ohne daß jich der After in gleichem Tempo mit verjchob. So hat der Manteltand bei jeiner Zunahme jich über dem After eingebuchtet, um die Erfremente jchneller zu entlajjen. So ift der Schliß entftandeır. ‚Haliotis hat in der Jugend denjelben Schliß, aber er wird durch Schalenjubitanz ütber- brüct und zum Loch gejchloflen (j. Tafel „Weichtiere I", 5, bei ©. 424). 3 ift der gleiche Borgang, nur an anderer Stelle, wie wir ihn bei Schizodentalium fennenlernten. All mählich jchließen jich ver Schi und die Vöcher von oben her, und es bleibt nur noch eine Reihe von Löchern in der Nähe der Mündung. Übrigens ift die Schafe von Haliotis noch in anderer Richtung umgewandelt, abgeflacht und ausgeweitet, ohne eigentliche Spindel. Damit hat ji) auch) der Schalenmusfel geändert; an Stelle des Spindelmusfels finden wir einen derben Muskel, der an der Unterjeite des lebten Um- ganges der Schale entjpringt und an leeren Gehäufjen an jenem rundlichen Eindrud zu erfennen ift. Die Berlage- rung hat auch auf den Eingemweidejad umbildend gemirft. 2 AR Die Schlisbildung führtin einer anderen Richtung zu I. E einer eigenartigen Entivieelungsreihe. Emarginulalam. _ ent hat einen Furzen Schlib an dem gewundenen Gehäufe. ae Bei der Fleinen Seissurella Orb. jhließt er ji an Der greisersänese, Trochus (Galliostoma) Yußenlippe, fo Daß ein einfaches Doch bleibt auf dem Eynir Ku Kae kan oe legten Umgange nahe der Mündung. Bei Fissurella geipzig 1896. Lam. vüct diejes Loch auf die Spige einer fegelfürmigen Schale. Das furze Gewinde geht verloren. Dem Schalenloch entjpricht ein Loc) im Mantel, der ein furzes Rohr nach augen Hindurchitedt. Hier mündet der After. Dabei hat das Tiex jeine Ajymmetrie aufgegeben, bon der einfeitigen Ausmündung der Gejchlechtsprüjen ab- gejehen, und ift jo weit jymmetrijch geworden, daß beide Stemen in gleihem Abjtand von der Mittelebene gerade nach vorn gerichtet find. Damit hängt dann die gleichmäßige Stegel- form der Schale zufammen. Man hat die Art früher, jo noch in der vorigen Auflage diefes Werkes, zu den Napfichneden geftellt, aber die Entwidelungsgejchichte hat inzmwijchen die Zugehörigfeit der Fisurella zu den Fächerzünglern jtchergeitellt. | Bei einer anderen Reihe ift der After weiter nach der Mündung zu verlegt, und damit it der Chhliß verjchwunden, womit auch die rechte Kieme und Niere in Wegfall gefommen find. Hierher gehören: Trochus Z., die Sreijel- vder Edmundfchneden, mit Treijel- fürmigem Gewinde und rautenförmiger Mündung, Turbo Z., der RAundmund, mit mehr fugeliger Schale, und ähnliche, 3. B.: Delphinula Zam., die aber allerlei Zierat von Leiften, Knoten und Blättern auf der Schale trägt. Phasianella Zam., mit länglicher glatter Schale; erinnert a viele Landfchneden, Bulimus z.B. Beiden Heineren Reriten undNeritinenmit ihren derben Schalen haben wir die größeren Vertreter im Meer, die Heineren im Süßmajjer. An teopiichen Küften lebt eine Form jogar außerhalb des Wafjers im Mangrovegebiet auf Bäumen, denn für die Amung ift es gleichgültig, ob die Luft mit Wajjerdampf oder das Wafjer mit Luft gejättigt ift. In den Sturzbächen der Injehn des Indischen Ozeans tft eine Ummandlung eingetreten injofern, al das Tier gezwungen wurde, jich feit anzujaugen. ©o ift ducch Abflachung- aus Neritina die Nacella Schum. entjtanden, die ihren Dedel nie \ Sg 428 Weichtiere: Schneden. mehr gebraucht, jo daß er von der Haut überwachjen ift. ES ift daS um jo auffälliger, als in der Negel bei den Fächerzünglern das Dperfulunt bejomders ftarf ausgebildet ift. Die Ciiwaljerformen erreichen ihren nördlichiten Bunft bei uns in Deutjchland, wo die Feine, mit zierlicher Gitterzeichnung verjehene Neritina fluviatilis Müll., die man winderlicherweile al3 „Schwimmijchnede” bezeichnet, jelbjt in die Dftjee übertritt (j. Fig.). Sm Flußgebiet der Donau kommen bereit3 neue Arten hinzu. Auf die Heinen Helicinen, die ganz auf vem Lande leben, fommen wir jpäter zurück. Sn den Tropen gehen auc) große Irten von Turbo bis in die oberjte Flutgrenze wenigjtens Hinauf, womit jie eine bejondere Lebenszähigfeit erwerben müjjen, jo der ‚in Oftindien heimijche Turbo pagodus T.-W., die Bagode oder der papua-= niijche Sreifel. Das Tier Hält jich oberhalb des Wajleripiegeß an den Klippen auf, wo e3 nur von der Bran- dung beiprigt wird. Numph („ver alte Numphius”) erhielt, w.e er in jeinerIm- _ boinjchen Raritätenfammer berichtet, die am Strande von Nujjanive gejammel- ten Stüde über 7 Monate ohne Wajler und Nahrung lebendig; ein anderes&tüd Sn 2 = Sebte nach einem Jahre Einjperrung Delphinula laciniata Zam. Natürliche Größe. noch. Ar Dieje Zähigfeit nüpfte jich der jonderbare Gebrauch) der Eingebore- nen, dieje Schneden in ihre Stleiverfaften zu legen, um, wenn Das Tier vor der ge- wöhnlichen Zeit jtarb, ein Zeichen zu Haben, daß etwas aus den Behältnijjen gejtohlen jet. Bom Weichkörper ift ein ziemliches Gleichmaß der Umtriffe zu melden. Die Tiere jind durchweg Bodenjormen mit derbem Fuß. Bei den meilten ift der Mund zu einer Schnauze verlängert. Oolcher Einförmigfeit fteht ein großer morphologijcher Reichtum gegenüber in den Sinneswerkzeugen der Epipodial- oder Geitenlinien, zu denen in diefer Gruppe fehr deutlich auch die beiden Kopftentafel, mit den Augen an Gemeine ihrem Sodel, gehören. Denn es finden fich bei manchen auch noch auf der Stirn sanee über der Schnauze fürzere fühlerartige, bisweilen verzweigte Anhänge in einer viatilis man Nie, welche die beiden Stopffühler verbindet und durch eine Hervorragende Leijte "ee oder alte gefennzeichnet fein fan. Die Falte erftrect fich weiter auf ven Fuß bis nach) Hinten zu den ©eiten des Dedels. Sr vegeliechten Abjtänden trägt jte Fühler, jederjeit$ vier und mehr. An deren Bajis ftehen bei Trochus noch Eleinere teulenförmige Tafter, bei manchen erjegt durch einen dunklen PBigmentfled, den man eine geitlang fir ein Auge hielt, bis Pelfeneer den Srrtum aufflärte. Alle diefe Fühler und Zajfter jind reich mit Sinnestnojpen bejett. Bei Haliotis fteigert fi) ihre Zahl ins Unend- liche, wir erhalten rings um die flache Schale einen dichten Tentafelfranz, untermifcht mit gelappten und verzweigten Anhängen, die man für jefundäre Siemen hält. Fuß und Fühler lajjen mancherlei Befonderheiten erferinen in ihrer Tätigkeit. Sehen wir uns zunächjt einmal eine Haliotis im Neapler Aquarium auf ihr Benehmen hin an! göjen wir eine Schnecke mit großer Gewalt von der Unterlage, wobei oft Stide des Glas- fittes abveigen und.an der Sohle Hängenbleiben, jo Frümmt fi) die Sohlenfläche an dem Vorderfiemer: Fächerzüngler. 429 auf dem Rüden hegenvden Tier zunächlt ein, indem die Seitenwände überquellen. Dann er- folgen Berjuche zur Wiederaufrichtung, ähnlich wie bei Schilöfröten. Die Enden des Fußes jteeefen jich feitiwärts und juchen einen Berührungspunft. Trifft das Hinterende zuerit ar die jenfrechte Olaswan, jo haftet e3 jofort und dient al3 Angelpunft, von dem aus die ganze Sohlenfläche an die Wand fommt. Das gleiche geichieht, wenn zuerit das Vorderende be- rührt. Noch auffälliger ft es, wenn zufällig Border- und Hinterende gleichzeitig die Glas- scheibe treffen. Dann jaugen jich beide feit, aber bei vem Berfuch, jich mit Hilfe der beiden Anhaftungspunkte aufzurichten, reißen beide Enden wieder 103, und die Schnede finkt in die Hüdenlage zurüd, wiewohl man doch gerade jett geglaubt hätte, das Aufrichten müßte am leichtejten gelingen. Jeder Berüihrungsteiz lölt offenbar gleich das Anjaugen aus; aber es icheint, daß der jtarfe Echalenmusfel oder Adduftor jeine volle Kraft nur entfalten fann, wenn er von einem Ende aus gereizt wird, don dem dann die Zujammenziehung auf die Kachbarteile fortichreitet. Die Zerjplitterung des Neizes Ihwächt die Wirkung, wobei es dahingejtellt bleiben muß, ob der Grund in der Muskulatur oder in den Nerven liegt. Hat die Schnede wieder feiten Boden gewonnen, jo daß die Sohle der Glasiwand feit anliegt, jo beginnt fie wohl zu riechen. Freilich jah Simroth nur jo langjame Bewegungen, daß in 5 Minuten etiva 6 cm zurückgelegt wurden, da er verfäumt hatte, den eriten Erreger von Tluchtbewegungen bei marinen Vorderfiemern hinzuzujegen, ihren grimmigjten Feind nämlich, einen ©eejtern. Dabei ijt meijt eine Halbierung der Sohle in der Weile aı- gedeutet, daß der Vorderrand in der Mitte eingeferbt it. Nun jieht man im Fuß allerlei Ihattenhafte Strufturen auftauchen von zweierlei grundjäglich verichiedener Art. Die einen jind breite, verjchiwormmene dunkle Duerbänder, niemals von der Negelmäßigfeit, wie jie der Stylommatophorenfuß zeigt, vielmehr bald rechts, bald Iinfe, bald vorn, bald hinten; jte bedingen ungleichmäßige Ausladungen des Körperumrijjes und mäen fich meift nad) vorn, gelegentlich aber auch in entgegengejegter Richtung, in welch leßterem alle jie die Schnede rüdmärts friechen laljen. Sie beruhen offenbar auf groben Blutjichwel- ungen, die den ganzen Fuß Durrchziehen. Die ziveite, ganz andersartige Erjcheinung zeigt die untere Sohlenfläche während des Striechens. Die Stellen, welche ihre fofomotorijche Tätigkeit Durch ihren derben Sleijchton verraten, Tajjen eine feine regelmäßige Duerftreifung erfennen, Linien, die in weniger Abitand a I mm jtreng von rechts nad) Iinfs parallel gerichtet find. Sie verichiwinden in dem Augenblid, in welchem die Schnede zu Friechen aufhört, und hängen offenbar mit dem jeweiligen Zujtande der Musfelfajern zujammen. Bejonderd Far treten uns dieje Vorgänge entgegen bei den lebhaften Sreijelichneden oder Trohiden, von denen Trochus magus Z. und Zizyphinus Gray in jungen und er- wachjenen Stüden unterjucht wurden. Hier zeigt jich während des Striechens eine Deut- fihe Halbierung der Sohle, indem je ein Baar dunkle Duerbänder unabhängig ponein- ander in ver rechten und Iinfen Hälfte auftreten. Sie ziehen eilig nach vorn, um den vorderen Sohlentand bald gleichmäßig, bald die eine Hälfte voraus jchnell vorzufchtebeit. Man erkennt nun ohne weiteres, daß es fich um Blutjchwellungen handelt, um grobe, wurchtende Puljationen; denn die ganze Haut, auch der Nücden des Fußes macht die Be- wegungen mit, wie man jonjt bloß bei Kephalopoden, einem Octopus etwa, die Haut jwogen lteht. Bejonders bei den jehr geichiwinden jüngeren Trochiven find die Umrigänderungen bedeutend, die jeitlichen Tußränder Yafjen in groben Ausladungen die Wellen tiber jich hinweg nach vorm ziehen. Alle dieje lebhaften Vorgänge feijeln das Auge und Ienfen die Aufmerfiamfeit von der Tatjache ab, daß bei jeder Bewegung diejelben feinen helleren 430 Weichtiere: Schneden. (Gerinnungs-) Linien in der Sohlenfläche auftreten, die wir bei Halıiotis fennenlernten, in der gleichen Anordnung, nur viel flarer und feiner. Sobald der Fuß ruht, verjchtoindet die Ericheinung. Bir wollen dieje jchwierigen Einzelheiten nicht weiter verfolgen, hier mag es genügen, auf die verjchiedenen Einzelfräfte, die in dem jleischigen Fuß bei der Bewegung zujammen- wirfen, hingemiejen zu haben: allgemeine grobe Pulfationen, Halbierung der Sohle der Länge nach, Auftreten feiniter Duerlinien während der Lofomotion. Den beiden legten Bejonderheiten werden wir, getrennt und in weit vollfonmenerer Yusbildung, aufdem Lande wieder begegnen, bei ven Landdedeljchneden und den Lungenjchneden. Während eine Wajjerichnede ihre Fühler im allgemeinen vorjichtig vor jcharfer Be- vihrung hütet, bedächtiq zur Seite biegt oder zurüdzieht, verhalten ji) namentlich die Irochiden viel lebhafter, jo daß jie auch hierin an Tintenfiiche gemahnen. Zizyphmus hat 3. B. zivet lange Fühler und auf der papierdünnen Epipodialfalte jederjeits vier Taiter. Die Haut unter ihnen ift geförnt, polygonal gefeldert, anjcheinend mit Harnjäureablage- rungen, jedenfalls nicht glatt wie bei typischen Wafferjchnecden. Die Fühler jind länger als die Epipodialtafter und dunkler, fait ganz jhwarz gefärbt. Sonjt beiteht fein Unterjchted zwiichen beiden. Die Fühler jind jehr lang, peitfchenförmia, ganz allmählich zugejpist. Sie iwerven biel freier gebraucht alg bei anderen Schneden, gefrümmt, zu Schleifen zujammten- gebogen wie eine Beitiche beim Schlage, die Tajter ebenjo, nur etwas jchwächer. ©o- machen die Fühler weit mehr den Eindrud eines Cephalopodenarmes als eines Schneden- tentafels. Noch mehr: wenn fie einen feiten Körper berühren, haften fie, wenn auch nur eine Ffurze Zeit, und reißen fich dann (08. Das ift aber typisch cephalopoden- artig. Trochus magus bringt ein neues Element dazu, injofern feine drei Paar Epipodial- tajter in Scheiden zurüdgezogen werden fünnen. Eigentümlich ijt die Neigung auch großer Nhipidoglofjen, die im Seewajjer leben, wenn jie zufällig über den Wafjerfpiegel geraten, ein Zuftbad zu nehmen, vorausgejeßt, daß die Luft vollfommen feucht it. Diejes Moment ift offenbar maßgebend für den er- wähnten großen Turbo, der in den Tropen an der oberiten Flutgrenze lebt, Man wird mit Sicherheit behaupten dürfen, daß er jeine wahre Negjamefeit in die feuchte Nachtluft verlegt. Aber jelbjt bei Haliotis, die gemwöhnfich untergetaucht an der Unterjeite der Feljen hauft, läßt jich im Aquarium bei jchwitlen Schivoffo folche Neigung beobachten. Sie reißt zunädhit ihre Kiemenhöhle weit auf; allmählich nimmt fie eine ganz abjonderliche Stellung ein, indem jie ihre Schale jchtäg, ja beinahe jenkrecht ftellt zur Yängsachie des Fußes, jo daß die untere Hälfte des Eingemweidejades jich jeitlich über die Sohle wegjchiebt und frei an der Luft liegt. Die Fächerzüngler werden gewöhnlich als Pflanzenfrejjer bezeichnet, die Tange ab- weiden jollen. Sr der Tat mag fich die Radula ganz gut dazu eignen; indem ihre Hälften jich bon rechts und links nähern, bilden die Seitenzähne die Zange zum Erfafjen und Abreißen eines Pflanzenjtiides, und die vielen Nandzähne mögen es, wie zwei Bürjten, feithalten und nachichieben (j. Tafel „Weichtiere I”, 4, bei ©. 424). Dennoch ift e3 ausgejchloffen, daß man die Regel verallgemeinern dürfte. Weder der große Turbo an der oberen Flutgrenze noch die ‘Bleurotomarien in der Tiefjee Haben größere PBflanzen zu ihrer Verfügung. Die legteren jind unter allen Umftänden auf Fleifchnahrung angemwiejen. Unjere Heine Neritina fluviatilis ja) Simroth mit Vorliebe in der Nachbarichaft der Süßwafjerfchwämme und fand den End- darm mit deren Stiefelnadeln vollgepftopft. Vielleicht Hängen die hornigen Leiften im Magen mit der Aufgabe zufammen, die fleifchigen Teile der Spongilla von den Nadeln zu fondern. Vorderfiemer: Fächerzüngler, Bandzüngler. 431 Was wir bon der Fortpflanzung willen, deutet im allgemeinen auf Diözie. Bei den Neriten bleiben, wenigiteng bei einer Art von den Vhilippinen, die Männchen hinter den Weibchen an Größe zurüd, woraus wohl auf Proterandrie zu Ichliegen ift. Die Männchen haben eine fleiichige Rute an der Stirn zwijchen den Fühlern, anjcheinend ohne jede Ver- bindung mit der neben dem After gelegenen Gejchlechtsöffnung, weder durch einen inneren Samenleiter, noch durch eine äußere Samenrinne. Wir wiljen nicht, wie die Begattung lich vollzieht, obwohl gerade hier bejonders weitgehende Vorbereitungen dafür getroffen find, denn beim Weibchen ift die Offnung für die Kopula von der für die Eiablage getrennt. Auch Hat Bourne gezeigt, daß der Same nicht frei übertragen, jondern in eine Samenfapfel oder Spermatophore eingejchlojjen wird. Unjere Neritinen bergen eine Anzahl Eier in je einer fugeligen Stapjel, die meift auf die Schale abgejeßt wird ; nachher jpringt die obere Hälfte mwie.ein Dedelab. Trochiven legen die Eier einzeln ab oder bilden eine einfache Laichichnur. Sn den Entwidelungsgang it eine Schwimmlarve oder Trochophora eingejchaltet, aber das Velum oder der Wimperfrang bildet nur einen einfachen, nicht erweiterten Ning, jo daß auf eine furze Periode Schwimmender LXebensmweije gejchlojien werden mul. An ver jungen Schnede treten, nad) Roberts Unterfuhhungen, die Epipodialtafter, d. H. Die jederjeits in einer Längslinie auf dem Fuß angebrachten Fühler, unverhältnismäßig jtarf hervor, namentlich die Sinnesfnojpen jind wohl jchon jo groß wie bei der erwachjenen, jo daß Ddiefe Organe hirjchgemweihartig verzweigt erjcheinen. Mit der Sohle bewegt ich das junge Tierchen zunächit innerhalb des Laiches, indem fich die Seitenränder nach unten biegen, jo daß eine Rinne entjteht, die fich nach unten Frümmt — beiläufig diejelbe Weife, wie jic) mancher höherjtehende Borderfiemer, 3. B. die Stegelichnede des Mittelmeeres, Conus mediterraneus Brug., in den Sand eingräbt. Die beite Berfnüpfung zwiichen den Jächer- und den Bandzünglern bieten die Landdedeljichneden, denn beide jtellen ihren Anteil. Man hat fie wohl auch al3 Kebfiemer bezeichnet, meil jie an Stelle der Kliemen ein Gefähnet an der Dede der Mantelhöhle tragen, nach Art der Bulmonaten. Aber die Atenhöhfe ilt nicht verjchließbar wie deren Lunge. Die Fühler fönnen nicht eingeftülpt werden, der Penis liegt beim Männchen als äußerer Anhang an der rechten Nacdenjeite, alles wie bei echten Vorder- fiemern, denn der Schuß gegen trodinende Luft mit unzureichendem Wafjergehalt wird ducch das Operfulum gemährleiftet. Diefer Dedel fönnte allein fchon bei näherer Betrach- tung einen Begriff geben von dem Reichtum, der fich unter den meist Meinen, nicht über den Umfang einer Hainjchnirkeljchnece Hinausgehenden Formen verbirgt; bald ijt er eint- fach rundlich, bald oval oder länglich afymmetrifch, bald mit jpiraliger Zumachslinie, bald ohne jolche, bald trichterförmig, bald. mit einer zierlichen Kalffraufe gejchmücdt. Aber die Helicinen, bei denen die Mündung der fugeligen Schalen durch Fräftige Faltenbildung ' verengert ilt, Haben dadurch die Verdunftungsfläche jo herabgedrücdt, daß jie des Ber- jchlufjes entbehren fünnen und den Dedel eingebüßt haben. Sie jtellen unter den Yand- dedeljchneden den Hauptanteil der Fächerzüngler und find faft ganz auf die Tropen, mit Ausihluß Afrikas, beihränft; nur in Dftajien gehen jie über den nördlichen Wendefreis hinaus bis Japan, aus dDemjelben Grunde, der für das gleiche Borfommen von Cryptoplax unter den Plafophoren angegeben werden fonnte (©. 401). Bis Cattaro an der Adria, aljo beinahe bis in unjere Zauna, ragt bloß die feine Hydrocaena Parr. hinein, die viel altertümfiche Züge bewahrt hat. 432 Weichtiere: Schneden. Ungleich reicher find unter den Landdedeljchneden die Bandzüngler vertreten, durch) die ganzen Tropen und Subtropen hindurch, aber auch wieder am reichten in Süpdoftafien, wo jte in hundert und aber Hundert Arten haufen, die jic) auf eine große Menge von Gattungen verteilen. Und dieje Gattungen zeigen.jchon Durch die VBerjchtedenheit ihrer Schalen, daß jte in Wahrheit eine jehr vieljeitige und heterogene Mafje darjtellen, in Deren Bau und Lebensweile wir nur ungenügenden Einblid haben. Die größten, Cyclotus Gldg. und Cyelophorus Montf., gleichen etiva einer Schnirfelichnede, mit zahlreichen, jchmalen Umgängen, ziemlich niedergedrüdt und weit genabelt. Eine Form reicht vom Diten her bis ins Gebiet des Kaufalus. Pterocyclus Bs. mit zarter Schale führt auf den feuchten Philippinen ein Baumleben. Ebendort hauft die winzige Palaena Semp. mit einer eigen- artigen Wafjerberjorgung. Das längliche Schälchen ift bejegt mit Freisrtunden, verhältnis- mäßig großen Platten, die fich wie Bucdeljchilde ausnehmen: Unter ihnen Fanı jich in dem engen Spaltraum bis zur Schale bei trodnem Wetter ein Waffervorrat halten. Opistho- stoma Blanf. wurde bereits genannt als Beijpiel einer Schnede, deren leßter Umgang jich auf das Gewinde hinaufjchlägt. Bei Opisthoporus Bs. ift es ein feiner Slanal, der von der Mimdung aus in der Nahtlinie jich ein Stüd hinaufzieht und jich dort öffnet, ähnlich wie bei Spiraculum Pears. Diejes Röhrchen jebt auch während der Ruhe, wenn der Dedel feit angedritct ijt, ven Mantelraum mit der Außenwelt in Verbindung und erlaubt Luftwechjel zur Atmung. infacheren Einrichtungen werden wir bei Meeresfchneden als Sipho wieder begegnen. Die Bupinellen haben ein längliches braunes Gehäufe, das man jofort an jeiner vollfommenen Glätte erfennt, es wirft wie poliert und gefirnißt. Der freisrunden Nimpung it ein flacher Ring angejekt, mit einer oder mehreren eingejchnittenen Rinne, offenbar zu gleicher Verrichtung. Freilich fennen wir noch nicht einmal die Weichteile jo weit, um Jagen zu fünnen, ob folche Mantelverlängerungen tinnen= oder röhrenförmg jinD. Etwas genauer find wir über die einheimijchen Vertreter unterrichtet, die in Europa weiter nordiwärts gehen als jonjtivo auf der Erde. Cyclostoma Zam., für das die Noment- Haturmwächter leider den viel weniger bezeichnenden Namen Ericia M.-Td. ausgegraben haben, reicht in vereinzelten tolonten bis Nord- und Mitteldeutjchland; die größte bewohnt die warmen Mugchelfalfabhänge des Saaletales zwijchen Naumburg an der Saale und stepburg an der Unftrut. Ir Süddeutjchland fommt die Feine, jchlanfere Acme Hartm. hinzu, im Mulm der Buchenmwälder bejonders; und ganz an der Grenze, an der Donau und dem Oberrhein, Pomatias Stud. mit turmförmiger Schale. Die Tiere benehmen jic) ganz verjchteden bei der Fortbewegung. Acme und Pomatias friechen mit flach aufliegender , Sohle. Bei Cyclostoma dagegen ijt dieje durch eine tiefe mittlere Kängsfurche jcharf iı zwei Hälften zerlegt, die höchfte Steigerung jener Teilung, von der vorhin bei den Nhipido- glojien des Meeres bereits die Nede war. Dazu ift die flache, Freistunde Endjcheibe der Schnauze bemerfenswert, die Der Schnede den Namen verjchafft Hat. Sie ijt ein Saug- werfzeug, das beider Fortbewegung mitwirkt. Hat man die grünlich ausjehende Schnede unter dem toten Laube hervorgefucht, in ein Glas mit feuchtem Moo3 getan und vielleicht durch Mohrrüben oder Gurkenftücdchen herborgelodt, jo fieht man eine Höchjt eigenartige Marichbewequng. Die eine Sohlenhälfte wird Flach ans Glas gelegt und etwas aus- gebreitet. Sie bleibt in Ruhe und hält die Schnede, während die andere Hälfte fich vom Slaje Löft, ein wenig in die Luft erhebt und nach vorn ausdehnt, nicht Durch die vegel- rechten Querrillen, tie wir fte eingangs von einer Landlungenfchnede fcehilderten, fondern in imegelmäßigem Wellenfpiel, was fich am beften mit einem ım Winde wogenden Kornfelde VBorderliemer: Bandzüngler. 439 vergleichen läßt und bei allen Wafferfchnecen die Grundlage bildet, nur daß fich hier, bet den erichwerten Verhältnijfen in ver Luft, die Fläche vom Boden Yöft, um die Reibung zu ver- tingern. Nach einiger Zeit wird die vorgejtredte Hälfte auf das Glas aufgejebt, jie Ichmwilft ab, indem das Blut bon der anderen Hälfte hHerübergetrieben wird; nunmehr beginnt Die andere Hälfte dasjelbe Spiel. &3 werden alfo richtige Schritte gemacht. Und wenn es trogdem nicht gelingen will, den Körper am Glas vorwärts zu bringen, jo wird die Schnauze vorgeftredt, mit ihrer Haftieheibe befeitigt und dann verkürzt. ©o helfen die verjichiedenen Teile, wenn auch nicht immer in ftrenger NRegel- mäßigfeit. &3 ift erjtaunlich, melcher Apparat hier für die Bewegung auf- geboten ift, zumal wenn man bedenkt, daß in die Rinne zahlreiche Schmier- prüfen münden, un die Neibung der en (Erieia) elegans Müll., triehend. or K Sohlenhälften aneinander herabzufegen, „«lafien und Ordnungen des Tierreich”, 3. %b., 2. Abt., Ceipsig 1896. und daß am Vorderende eine fompli- zierte Sußdrüfe hHinzufommt. Bei der Begattung wird der Bewegungsapparat in feiner Weife in Anfpruch genommen, vielmehr legen Männchen und Weibchen ihre Schalen in entgegengejeßter Richtung aneinander, jo daß die Mindungen genau aufeinander pajjen und die Gehäufejpigen die äußerjten Pole bilden und die beiden Spindeln eine gerade ginie. Dann werden die Dedel zurücdgejchlagen, die Vereinigung gejchieht durch die Nute des Männchens, ohne dab irgend etwas von den Weichteilen zu jehen und Der Luft ausgejebt tpäre. 3. Unterordnung: Bandzüngler (Taenioglossa). Mit dem Wegfall der zahlreichen Nandzähne und der Verringerung auf jieben in einer Duerreihe fcheint ein bejonders handliches Werkzeug gejchaffen, bei dem die mejjerklingen- artigen Geitenzähne ein bequemes Zufaljen ermöglichen. Wenigjtens umfajjen die Tänio- gloffen eine ungemein große und vieljeitig entwidelte Reihe, die jich den allerverjchiedenften Lebenslagen und Anjprücen gewachjen zeigt. Bon den Tänioglofjen mit Kiemen führen die Uferfchneden oder Litoriniden ein amphibiotifches Leben am Meerezftrande.. Cremnoconchus Blanf. ift jogar eine Binnen- landform, die auf den indifchen Ghats fich an Felfen hält, die von Süßmwajjer befeuchtet werden. Doc, wie gejagt, halten fich die Litorinen wenig unterhalb, oft jogar oberhalb der Flutmarfe auf, wo fie bei längerem Ausbleiben des Waffers in mehr oder minder. große Un- tätigfeit und Schlaffucht verfallen. Es fcheint fogar, als ob einzelne Arten fich oberhalb der Wafjerhöhe in einen Trodenfchlaf begeben könnten. Wenigftens erzählt Gray, daß viele Sndibiduen der Litorina petraea Mig. und einige einer anderen Art an der engliichen Ktüfte in diefem Zuftande verbleiben. Er fand fie einige Fuß über dem Bereich der höchiten Herbitgezeiten an den Feljen befeftigt. Der Fuß war gänzlich zurüdgezogen; ein häutiger Rand füllte den Zivifcdenraum zwijchen dem Fels und der äußeren Lippe der Schale aus, Die Kiemen waren bloß feucht und die Kiemenhöhle von jener anfehnlichen Menge Waffers ent- Yeext, welche bei denjenigen Tieren diefer Art darin vorhanden ift, die mit ausgebreitetem Fuße Brehm, Tierleben. 4. Aufl. L. Band. 28 434 Weichtiere: Schneden. am Felfen hängen. Grat) beobachtete die Tiere in dDiefem Erftarrungszuftande über eine Woche. In Seewaffer gelegt, getvannen fie in einigen Minuten ihre volle Tätigfeit wieder. Eine der gemeinften und am weiteiten verbreiteten Strandjchneden ijt Litorina littorea Z. „Sie lebt im flachen Wafjer an Blafentang, Steinen und Pfahlwerf. Cie jißt oft iiber dem Wafjer an Steinen umd Pfählen längere Zeit auf einem Flede. Wenn fie wieder ins Wafjer Hinunterkfriecht, jo nimmt fie Luft mit. Wird fie bald nach dem Unter- tauchen geftört, jo fommen Luftblafen aus dem Waljer heraus. Ihre Bewegungen jind langjam. Wenn fie riecht, jo arbeiten die beiden Hälften ihrer Fußjohle abmechjelnd. Während fich die rechte Hälfte nach vorn und hinten ausdehnt, verfirzt fich die finfe dur) gegenfeitige Annäherung der beiden Enden. Dabei bildet jich Hinten eine Falte, vorn tritt die Sohle mit wechjelnden Wölbungen vor. Ein mittelgroßes Stüd hatte, während es an der Glaswand eines Aquariums bald auf-, bald abwärts Froch, eine mittlere Gejchwindig- feit von 0,5 mm in der Gefunde. &3 würde demnach) in der Stunde einen Weg von 1, m zurücklegen, aljo ungefähr eine Menfchenlänge weit fortfriechen. Die Nahrung der ge- meinen Strandjchnede beiteht aus Pflanzen- und Tierftoffen. Wir jahen jie in Aquarien Blafentang freien. Hier weidet fie aber auch die Überzüge von mifroffopifchen Pflanzen und Tieren ab, die Spuren ihrer Radula- (Zungen-) Arbeit al® Beichnungen an der Ölas- wand zurüicklaffend. Ir England werden diefe Schneden in Aufternbetten geworfen, damit fie den Grund von Seepflanzen reinigen. Hier werden Pflanzen dadurd jchädlich, daß fie die Ablagerung von Schlamm veranlaffen. Sir unferen Aquarien jahen mir gemeine Strandjchnecfen auch rohes Fleisch von Säugetieren frejjen." (Meyer und Möbius.) Aus den angeführten Bemerkungen ergibt jich, daß die Kieme auch in feuchter Luft zu atmen vermag. Wie forgjam die Tiere gerade diefes Medium atfjuchen, zeigte jich an den Azoren, wo die Schneden immer haufenmeife, alt und jung nebeneinander, Die Blafenräume der fchladigen Laven oberhalb der Flutmarfe ausfüllten, mithin die jchat- tigjten Bunfte aufjuchten. Welche überwiegende Bedeutung hier der Schatten hat, geht aus den Berfuchen her- bor, welche ©. Bohn mit Litorinen angeftellt Hat und von denen er berichtet: „Dieje fönnen eine felbft länger andauernde Austrocdnung vertragen, fomwie fie aber benebt werden, begeben fie fich auf die Wanderung, wobei fie ftet3 im Schatten marjchieren; ein jchmwarzer Schatten übt auf fie die gleiche Anziehungskraft wie ein Magnet auf ein Stüd Eifen. Sind mehrere dunkle Stellen vorhanden, fo fan man den Weg der Tiere nac) den mechanijchen Regeln des Parallelogramm3 der Kräfte berechnen. Nichts bleibt dem Zufall, dem Willen oder der Zaune des Tieres überlajjen. Sch habe in einem Glasrohr dunkle Schatten in beftimmter Weife verteilt, um die Schnede zu zwingen, einen Weg bon der Form einer 8 zucüchzulegen, und fiehe da, die Schnecke geht ihren Weg und vermag Stunden hindurch) fich nicht von der vorgezeichneten Bahn freizumachen. Sn einem Glasbeden zeichnete ich ferner mittel8 Siefelfteinen der Schnede einen vielfach gewundenen Weg vor. An einer Stelle führte diefer Weg faum einen Milfimeter entfernt an einem mit Algen bededten Ktiefelfteine vorbei, an dem das Tier Dbdach, Kühlung und Nahrung gefunden hätte, aber die Schnede verfolgte den vorgefchriebenen Pfad, ala würde fie von einer verhängnispollen Macht angezogen, und fähe und fühlte nichts. Unter den angegebenen Bedingungen er- |heint ung die Litorina als ein Spielball unveränderlicher Kräfte, willenlos, ohne Zioed; lie verfolgt unvermeidlich einen Weg, den man fchon im boraus beftimmen fann, und hat nicht die Möglichkeit, zroifchen mehreren Handlungen zu wählen.” Borderfiemer: Bandzüngler. 435 Sn der Fortbewegung fommen Abweichungen vor, wie Simtoth in Neapel beobachten fonnte. Die feine Litorina coerulescens Lam. bringt nämlich den Unterjchied zwischen Border- und Hinterhälfte zu jchärferem Ausdrud. Die fürzere vordere fieht unducchfichtig weiß, derb und muzfulds aus, die Hintere [chwärzlich und durchicheinend, musfelarm. Der weiße Teil allein jcheint die Bewegung auszuführen; er bildet einen Schwachen, nach vorn fonveren Bogen mit jeitlichen Ausladungen. Dabei zeigt fich, ohne angedeutete Kenn- zeichnung der Medianlinie, Doch ein abwechjelnder re Gebrauch der beiden Hälften, indem jich Der vor- a derite Punkt des Bogens verjchiebt, ex liegt exit OS IS—In inf, dann rechts, dann mieder Iinfs ujw. Der Bogen tft aljo unfymmetrisch in ftändigem Wechiel. Die Hinterhälfte wird anjcheinend paljiv nachge- zogen, immer am Glas haftend. Die Gemeine Nferjchnede, Litorina littorea, it eins der am weitelten verbreiteten Weichtiere der nördlichen Halbfugel. Sn der Ditiee geht jie, nad) ven Angaben von Meyer und Möbius, bis an die Dftfülten von Bornholm und Rügen. Weiter öftlich mid auch ihr der Salzgehalt des Wafjers zu gering. An den Stüften von Schleswig- Holftein und Dänemark ift fie gemein. G©ie lebt im Weißen Meere, und im Atlantijchen Dean kommt fie von Grönland und Nordoftamerifa bis nach Portugal vor. Auch aus dem Adriatiichen Meere fennt man jie. Sn der Ditfee war fie noch während eines jüngeren Zeitraumes, den man danad) als Litorinazeit benennt, allgemein verbreitet. Über die Fortpflanzung verdanken wir Peljeneer interejjante Mittei- (ungen. Sm Kanal find an der franzöfiichen Hüfte, wo er arbeitete, drei Arten gemein: Litorina obtusata L. lebt am Tiebjten in der Sucuszone, L. littorea ettva3 höher, in der Ulvenregion, die oft troden fiegt, L. rudis Donov. oberhalb der Flutmarfe. Die Arten fommen jedoch oft durcheinander, jelbit L. obtusata und L. rudis. Männchen und Weibchen Tafjen fich namentlich bei L. rudis Yeicht unterjcheiden, die Schale des Weibchens ift größer und dt 1° runde Mündung, während dieje beim Männchen mehr edig ift. Die Ve kun gattung läßt fich während der Ebbe leicht beobachten, jte Dauert bei L. rudis ee a reichlich 5, bei L. obtusata reichlich 20 Minuten. Sie fommt mindejtens vestsvergröpert. bei L. rudis zu allen Zeiten des Jahres vor, und oft jieht man Männchen fich mit Männchen paaren, dank einem Überjchuß Diefes Gejchlechtes. Auch fommen nor- male Kreuzungen zwijchen allen Arten vor, allerdings ohne daf die Baftardprodufte be- fannt wären. Der Zaich vonL. obtusata (f. Abb.) wurde bisher immer für den vonL. littorea gehalten. Er wird an der Unterlage befeftigt. Das Segel ift bei ven Embryonen jchtwad) entwidelt. Die Jungen verlaffen das Ei in völlig entwideltem Zuftande, den Alten gleichen. L. rudis ift lebendiggebärend; auch hier find die neugeborenen Jungen voll ausgebildet. L. littorea dagegen erzeugt, bei Hochwafjerftand, einen jchrwimmenden Laich, der jich in der Nähe der Küfte, wie man fagt, „neritifch” hält; eine große Ausnahme jchlechthin. Ye ztvei oder Drei Eier, dir: nur den zwanzigjten Teil jo groß find als die der viviparen L. rudis, iind in eine helle planfonvexe apfel eingejchlofjen, die rings einen etwas aufgebogenen Rand „erhält, twie die breite Krempe eines Strohhutes. Hier find die Jungen mit gutem Belum 28* Zaidh der Uferfhnede, Litorina obtusata L. 436 Weihtiere: Schneden. ausgeftattet, echte Schwimmlarven, Trochophora oder Veliger. Fit man fie auf und fegt fie in ein Aquarium, jo gehen fie nach etwa 6—11 Tagen auf den Grund und be- ginnen zu kiechen. Hier finden wir aljo ganz verjchiedene Larvenanpajjungen je nad) der Bone, in der fich die erwwachjene Schnede aufhält. Ahnliche Beobachtungen liegen von der englischen Kite vor. | | | Ein ähnliches Leben wie die Uferjchneden führen die Heinen Rijjoiven mit längerer, gegitterter Schale (Ubb., ©. 435). Sie leben mehr untergetaucht, bis 200 m. Die in der Ufer- zone wohnenden Arten haben auch die Fähigkeit, Luft in die Atemhöhle zu nehmen, die fie gelegentlich, in Schleim gehüllt, ausftoßen, jodaß eine Blafe durch einen Schleimfaden mit dem Tier in Zufammenhang bleibt. Von der hierhergehörigen Litiopa Rang, die an Tangen in Gebänderte Häubhenfänede, Lacuna divaricata Fabr. Vergrößert. der Sargaffojee lebt, wird erzählt, daß fie diefen Schleimfaden wie eine Spinne benubt, um mwieder an einen der [chwimmenden Tange zu fommen, wenn fie zufällig losgerifjen war. Ein anderer Gebrauch, Luft mitzunehmen, wird von Meyer und Möbius von der verwandten La- cuna divaricata Fabr. von unferen europäischen und nordamerikaniichen Küften berichtet, Die, fie man in der Abbildung fieht, noch NRefte von der Epipodialfalte auf dem Fußrüden trägt, mwie viele Bandzüngler. „Sie ift eine ehr lebhafte Schnede. Wirft man fie auf den Rüden, jo fommt fie fehnell wieder aus ihrer Schale hervor, dehnt fich aus, fo weit fie fann, hängt den Vorderfürper nach der Geite und arbeitet mit den ausgeftredten Fühlern, um das Übergewicht auf eine Seite zu bringen. Die Fühler legen fich oft auf dem Boden an, um mit vorwärts zu helfen. Sie fehwimmt auch gern hängend an der Oberfläche. Schnell untergetaucht, nimmt fie in dem hohl gefrümmten Fuße eine Blafje Luft mit, die von Schleim umfloffen ift. Da fich beim Kriechen Die Seitenhälften des Fußes abmwechjelnd vorwärts fchieben, jo gleitet die Schnede jchwanfend fort. Hierbei arbeiten immer auch die Fühler lebhaft, indem fie fich bald bis an die Schale zuricbiegen, bald wieder wie eine Veitfche vorwärts Schlagen.” Das Tier lebt in den Regionen des ©eegrajes und nimmt, nach Tovens Beobachtung, wenn e3 braune Tange frikt, eine grüne, menn vote Borderkiemer: Bandzüngler. 437 Tange, eine rofentote Färbung an. Übrigens ift die Larve von Rissoa Frem. in unjeren nordijchen Meeren mit einem zu zwei ovalen Flügeln verbreiterten Segel ausgejtattet, wie e3 jonft nur in wärmeren Meeren vorfommt. Höchitens fommten ihr hierin die Hyorobien nahe, Schneden mit ähnlicher, aber glatter Schale von unjeren Küften. Eine von Diejen Shörobien lebte früher in den Manzfelder Seen, als ihr Salzgehalt noch höher war, und man findet ihre Schalen in dem Aderboden des jebt abgelajjenen jogenannten Salzigen Sees. 3 ijt wohl Faum anzunehmen, daß diefe Form auch eine Echwimmlarve hatte, denn eine folche ift von feiner Schnede aus Binnengemwäfjern befannt. So haben wir fie Zebendiggebärende Sumpfihnede, Paludina vivipara Drap., Uns Männden, recht3 Weibchen, in der Mitte ein Tier mit embryonalem Stadhelbejag. Natürliche Größe. auch nicht zu erwarten bei den anderen Heinen und Keinften Vertretern diefer Familie, Paludestrina Orb., jest in England viel genannt al3 eine Form, die immer weiter ins Sinere vorzudringen jcheint, Bythinella M.-Td. in den Quellen Weft- und Süddeutjchlandg, namentlich aber Vitrella Cless. oder Lartetia Bgt. in den Höhlen des füdmweftveutjchen Jura und Mufchelfalf3 und in den Quellen, die daraus hervorbrechen. Geyer hat ihnen viele Aufmerkjamfeit gefchentt und eine große Reihe von Lofalformen nachgemwiejen, die der “jjo- lierung in den unterivdiichen Gemäfjern, wohin fie fich wahrfcheinfich während der Glazial- zeit geflüchtet Hatten, ihren Urfprung verdanken. Beträchtlich größer ift jchon BythiniaLeach, die namentlich mit der häufigen Art B. tentaculata L. zu den gemeinften Vertretern der Vorderkiemer in unjeren Binnengemwäfjern zählt und auf Pflanzen- und Schlemmgrund lebt. Wefentlich abweichend find die beiden ertremiten Gattungen von Tänioglofjen in unfe- ven Zlüffen und Teichen, die große Sumpffchnede und die jehr Kleine Federbujchichnede. Die Sumpfjchnede oder Sumpfdedeljchnede, Paludina Lam. oder, wie fie die Brioritätshüter jet nennen, Vivipara Gray, ilt bet uns mit zwei Arten vertreten, V. fasciata Müll. (die 438 Weichtiere: Schneden. man auch P.achatina Drap.,die Achatfchnece, nannte) und V. vera Frfld.; die eritere Itebt mehr das fliegende Wafjer und fommt in der Elbe, Spree, dem Rhein und der Donau vor. Die Schale der Sumpffchneden erreicht 4 cm Höhe. Der Dedel ift Hornig. Die Seitenlinie bildet, wie man an dem linfen Stüd unferer Figur (©. 437) jieht, am Nacken rechts und Tinte eine Falte. Durch die rechte Falte wird der Schleim aus der Ktiemenhöhle entleert. Das Auffallende ift die Fortpflanzung, wofür beide Gejchlechter bejonders eingerichtet ind. Beim Männchen ift der rechte Fühler zum Penis geworden; er ift Durchbohrt, Furz und plump, die Enpdgeißel über dem Auge ijt nicht zu gleicher Entfaltung gefommen wie beim Weibchen. Diejes hat während des Frühjahr und Sommers den Cileiter voll En- bryonen, die alle Entwicdelungsitufen der Neihe nach zur Anjfchauung bringen und daher ein bequemes und beliebtes Dbjeft der Embryologen geworden find. Die Eifchalen find ganz weich und biegjam. m der unterjten, vorderiten, jigt gewöhnlich ein Embiho, der, herausgenommen, einfach im Waffer mweiterfriecht, viel- leicht auch noch der folgende, dann werden jte immer Heiner und blajjer, bis zum einfachen Dotter. Die Jun- gen find nicht jelten mit Krängen von weichen, hornigen Stacheln befleidet, wie auf unferer Abbildung. Kobelt hat das Borfommen geographijch unterjucht und die Tiere zu Schlüfjfen über frühere Flußverbindungen benubt. Die Konchinftahheln find vermutlich Nefte früherer Stalfitacheht und Knoten, wie wir jie fojjil aus den Süpoitalpen umd - don den Sufeln an der Eeinafiatijchen Küfte fennen, und Über her Spnamyenie Beben Kenia, venis WIE IE in Ihren [chichtweie geordneten Übergängen ziwi- en a he ichen den verf chiedenen Formen ein beliebtes Beweisitiid _ ne en des Dartwinismus geworden find. Solche Formen haben lich inzwiichen nach Welt und Oft, Nordamerika und Dft- alien, zurüdgezogen. Die Vhilippinen Haben den Amerikanern bereits eine ganze Neihe geliefert. — Nm wollen wir noch einer Färbungsanonalie gedenken, da jte gleichfalls geo- graphiichen Wert zu Haben jcheint. Während die Weichteile auf der Oberfeite Schwarz find mit ausgejparten orangeroten Punkten, fommen in Norddeutjchland an der Wafjerkante nicht jelten rein rote Bejtände vor ohne Spur von Schwarz, als ein gejeßmäßiger Fall von Fla- bismus oder Ergthrismus, der im Grunde genommen wohl mit Albinismus zufammenfällt. Auffällig it endlich die Abhärtung der Kälte gegenüber, Baludinen können ohne Schaden im Ei3 einfrieren und in Eisjchollen verjchleppt werdeıt. icht weniger interejjant find die winzigen Balvaten vom Bodenjchlammt umnjerer Gemäljer. Sie tragen ziwar den freien Nadenpenis der meilten VBorderfiemer, find aber typifche Ziwitter. Die Mantelhöhle enthält nicht an der Dede eine Kammkfteme, jon- vern am Nande zwei vorftredbare, tentafelartige Fortjäße, von denen der Yinfe beiverjeits mit Stemenblättchen bejegt ift. Offenbar ijt der rechte ebenfalls der Nejt einer Stieme. Hier fiegt eine fcharfe Reminifzenz an die alten Fächerzüngler vor, vielleicht das urältefte Verhalten, jo gut wie im Hermaphroditismus. Ar diefen Merimalen find die Heinen Schneden auf altertümlichiter Stufe ftehengeblieben, troßdem jie in anderer Hinficht fort- gejchritten find und namentlich im Schlundring ftarfe Konzentration zeigen. Geographiich haben fie mancherlei befonderen Wert. Der Baikalfee ift reich an Sonderarten. Bei uns gilt Valvata antiqua Morr. al® Glaziafcetift im hohen Norden und an der Nordfeite der Alpen. Borderkiemer: Bandzüngler. 439 - Bontypifchen Süßmwafferfchneden find Hauptjächlich noch einige Vertreter ausden märme- ten Ländern zunennen, einmaldie weithin verbreiteten Melaniden oder Kronenjchneden mit langen, vielfach mit duch Knoten und Schwielen verzierten Schalen, meift lebendig- gebärend. Melania Fer. und Melanopsis Lam. erreichen in den Sitdoftalpen ihren Nordpunlt. Den größten Leibesumfang erreichen die rings in der Tropenzone verbreiteten Amt- pullarien oder Augelihneden. Mit dem derben Gehäuje hat es eine eigene Betmandt- nis. &3 wird bei manchen abgeflacht wie bei einer Tellerjchnede, bei anderen jogar Durch die Ebene Ducchgedrücdt, jo dag man glaubt, eine Iinfsgewundene Schnede vor fich zu Haben, bis man fich) überzeugt, daß After und Gefchlehtsöffnung rechts liegen, daß man’3, wie der Kunjtausprud Yautet, nicht mit einer läoteopen, fondern mit einer ultra- deriotropen Schale zu tun hat. Viel auffälliger aber ift die Organijation, deren Anpafjung an amphibiott- jche Lebensmeije unter den Vor- derfiemerneingzig dafteht. Sr Der Mantelhöhle fin- netficheine Kieme für die Wajjer- atmung; -Durc) ein Zoch in der Dede geht es aber in eine darüber liegende Lungenhöhle, die m Ban gerii a aa ift. Zebtere wird Ampullaria gigas Orb,., 1, tn. a Pe und Dvdnnungen de3 Vierreidh3”, sugeleitet durch eine vinnenfürmige Verlängerung des Mantelrandes, dejjen freie Ränder jich aneinander- legen Tönnen, fo daß ein Rohr entfteht. Dieje3 wird bis zum Wafjerjpiegel emporgeitredt, faft auf Körperlänge. Wenn die Schnede jomit ihren wachen Zuftand im Wafjer hat, jo gehört fie doch jchlechthin zu den Gaftropoden, die des längjten, durch Jahre hindurch an= dauernden Trodenfchlafes fähig find, unter dem Schuß des Operfulums. Die Eier werden entweder unter Wafjer an Wafferpflanzen befeftigt, wo ihre Hülle ähnlich aufquillt wie Trofchlaiceh, oder über Wafjfer abgelegt. Wir fehen bei dem finfen Stüd unjerer Figur, wie die Eier aus der am Mantel gelegenen Gejchlechtsöffnung auf der jogenannten Öe- nitalfurche, die zur vorderen rechten Tußede zieht und vielen Gaftropoden zufommt, auf- wärts gleiten und dann, rechts, zum Laich vereinigt werden. Mit den Kugelichneeen haben wir die Grenze von Süßtvalfer und Land erreicht und müfjen nur noch der eigenartigen Tiefenfauna der großen oftafrifanifchen Seen gedenfen. Tamentlic) vom Tanganjifa waren fcehon länger leere Schalen befannt, zum Zeil von eigen- artigem Ausjehen, in exfter Linie die große Tiphobia Z. A. Sm. mit ihren Stacheljchtwielen. i ü 440 Weichtiere: Schneden. Moore fand auf einer befonders ausgerüfteten Erpedition in der Tat in dem See eine große Neihe verjchtedenartiger Gattungen, die mit den gewöhnlichen, wie jie in der Uferzone haufen, nicht oder wenig vertoandt erfchienen. Da fich zugleich das Wafjer in der dunklen Tiefe als falzhaltig erwies, fo bezeichnete er die Hauna als halolimnijche und Fam zu dem Schluß, daß das große Binnengemäffer einft, vermutlich zur Jurazeit, mit dem Sndifchen Ozean in offener Verbindung gejtanden und von ihm eine Gaftropodeneinmanderung er- halten habe, deren Nachfommen jebt noch in der Tiefe weiter lebten. Spätere Unter- fuchungen haben feine Annahmen nicht ganz beftätigt; die Fauna ift nicht völlig auf den Tanganjifa bejchräntt geblieben, e8 haben fich vielmeh: manche Beziehungen zu anderen Süßtwafferformen gezeigt. Reftlos aufgeklärt it die Sache indes feinesmegs, und Die Gejell- schaft Stellt noch immer ein Höchft eigenartiges Clement innerhalb der Sühwaljerfauna dar. Kehren wir nad der Furforifchen Erledigung der Süßmwafjerjchneden wieder an den Meeresjtrand zuriik. Da hat zunächlt am Feljenftrande die Brandungsmoge eine Anzahl von Arten zu feitfißender Lebensmeife veranlagt, unter ven Bandzünglern namentlich zwei Zormen, die Wurmfchneden und die Kapuliden oder Mübenjchneden im meiteren Sinne. Wenden mir uns zunächit den leßteren zu. Bei den Mübenjchneden oder Kapuliden nimmt die Schale bald Die En einer Safobinermüße an, jo bei der Kappenfchnede (Capulus Montf.), der Sandalen- oder Bantoffelfchneede (CrepidulaLam.), oder fie wird flach-Fegelförmig und mehr napfichneden- artig, jo bei Calyptraea Zam., Hipponyx Defr. und Crucibulum Schum. Vielfach fommen unvegelmäßige Ränder vor, wenn die Tiere auf rauhem Geftein, auf der Auken- oder Snnen- jeite von Mufchelfchalen, haften. Am regelmäßigften pflegt Capulus zu fein. Die Segelgehäufe iind eigentlich Kreifel, denn man fieht an der Kegelfläche noch fpiralig die Naht des ®emwindes herablaufen. Sm&nnern aber fehlt Die regelmäßige Spira, denn e3 tritt vielfach Rejorption der inneren Schalenteile ein, in wechjelnder Ausdehnung, fo daß bei Crucibulum gar ein innerer, dDiünnmandiger Kegel frei Hervorragt, ähnlich dem äußeren, doch mit Fleinerer Grund- fläche, beide an der Spiße verbunden. Bei Crepidula, deren Lebensweije Conklin genau ftudiert hat, feen fich bisweilen eine Anzahl Stüde Fettenartig aneinander, immer das eine erzentrifceh aufdas andere. Die Heineren find Männchen, die nachher zu Weibchen auswachjen, alfo ein Fall typischer Proterandrie, Die neuerdings auch für die übrigen Gattungen erwiejen wurde. Die Befeftigung gefchieht bei vielen durch eine Kalfplatte, die vom Fuß abgefondert mird, vermutlich das Dperfulum. C3-ift neuerdings Durch vergleichende Unterfuchhungen über die Umbildung der Schale, de3 Schalenmusfels und anderer Organe gelungen, die Shjte- matif diefer ganz- oder halbfeifilen Formen, von denen Crepidula zum Feitjegen Mol- fusfenfchalen bevorzugt, einigermaßen aufzuklären und die apuliden von einer Neihe zu trennen, die an die Naticiden anfnüpft, auf Die wir gleich zurüdfommen. Die genauere Grörterung würde hiev zu mweit führen. Entgegen den meisten Weichtieren, die jich um die gelegten Eier nicht mehr fümmern, finden wir bei Calyptraea eine Brutpflege, Die ai die Sorgfalt erinnert, mit der die Nüfjelegel jich ihrer Jungen annehmen. Calyp- traea jcheint buchftäbfich auf ihren Eiern zu jigen und zu brüten, wie vor langen Jahren Ichon Mime-Edwards an mittelmeerifchen Arten beobachtete. Die Mutter ordnet Die Gier unter ihrem Bauche und bewahrt fie zwischen dem Fuße und dem fremden Körper, auf dem fie xuht, fo daß ihre Schale nicht allein fie felbft, fondern auch ihre Nachfönmlinge bededt md bejehüßt. Die jungen Kalypträen entmwideln fich unter diefem mütterlichen ‘ 3 ' Vorderfiemer: Bandzüngler. 441 Dache, das fie nicht verlajjen, bis fie Stärke genug haben, um fich felbft an dem Stein zu befejtigen, und bis ihre eigene Schale hart genug ift, um ihnen Schuß zu gewähren. Die Gier jind zu 6—12 in häufige, elliptifche und abgeplattete Kapfeln eingejchloffen. Sechs bis zehn Sapfelı machen einen Sat aus und find durch einen Stiel > miteinander ver- bunden, daß fie einer Art Federbujch gleichen. Die Wurmjhhneden oder Bermetiden haben anfangs ein ee geivundenes, ichlanf fegelfürmiges Gehäufe. Nach dem Feitjegen wächit es aber in beliebiger Windung und Richtung röhrenförmig mweiter, ähnlich der Kalfröhre einer Serpula. Das Ende biegt jich frei nach) oben, was in der Figur an dem unteren Std weniger zum Ausdrud fommt. - Bei der Wurmjchnede, Vermetus Ad., it das Nohr rings geichlojfen, bei ver Schlangenjchnede, Siliqua- ria Brug., hat e8 einen Längsjchlig bon der Befeitigungsitelle an. Wir jehen hier dagjelbe Prinzip der Schlit- bildung mit einem Umjchlag in der Lebensweije, wie wir’3 oben bei Pleu- rotomazia fanden, nur daß der Wechiel andere Phafen voneinander jcheidet. „Die Wurmjchnede kann fich tief in ihr Rohr zurückziehen. Che der Kopf mit zwei furzen, plumpen Fühlern oben wieder jichtbar wird, fommt der Fuß tie ein Stöpfel heraus, mit Hornigem Dedel. Diefer Teil von ihm it char == : ten, außerdem aber die Zußdrüfe, und Gewödnlige Burmjäne E EN ae lumbricalis Z. Ctmwas zwar in bejonders ftarfer Entfaltung. Sie hat ihre Funktion gemechjelt. Man hat beobachtet, daß aus der Nöhre Schleim ‘herborquilft, der fich wie ein Schleier über der Miindung ausbreitet. Er fan nur aus der Fußdrüfe ftammen. Nach einer gewifjen Zeit wird er von der Schnede Hineingezogen und verzehrt. Eine merfwürdige Art der Ernährung, bei der e$ natürlich auf die Heinen Wefen, die inzwijchen am Schleim haftengeblieben find, abgejehen ift. Das jcheint indes ‚nicht die Regel zu fein, vielleicht nır ein Aushilfsmittel bei Hungerperioden. Läßt man Nahrungsteile, etwa zerriebenes Fleilch, auf das Rohr Hinabfinfen, dann werden an dem Tier, da3 bei Vermetus gigas Blv. dunfel purpurvot und gelb gezeichnet ift, gierige Treß- und Schlucbewegungen ausgelöft. Die Eier werden in bifonveren Kapjeln der Neihe nach im Endteil der Röhre in einer Reihe befeftigt; jede Kapjel enthält eine Anzahl von Ciern. Eine Veligerlarve jchlüpft aus. Bon Freilebenden fchliegt man hier gewöhnlich die Familie der Turritelliden ober Turmjehneden an, mit langen, fpigen Gehäufen. Ir gewilfer Hinficht fönnte man aud) an ein ganz Kleines Schnedchen denfen, da3 wenige Millimeter mejjende Caecum Flem. ‚Sreilich beiteht die Ähnlichkeit faft nur darin, dat die Schale fich nad) furzem Anfangsgetwinde bald ablöft und zu einem bogenförmigen Rohr auswächlt. Das veranlagt Unbequemlid)- feiten beim riechen; der Eingemweidefad zieht fich aus dem Geminde heraus, er wird Durch eine Duerfcheidetvand abgejchlojfen und endlich abgeworfen. So gleicht das Schälchen 442 Weichtiere: Schneden. schließlich einer Miniaturausgabe von Dentalium, nur daß die Röhre am Ende gejchlojjen ift. Das Hindernis beim Striechen erklärt jich um jo eher, al$ das Tier beim Ktriechen auf dem Sandboden nicht die Fußmusfulatur gebraucht, fondern fich hierbei der Wimper- bededung der Haut bedient. | Wahrfcheinlich geht man nicht fehl, wenn man den feitjienden flachen Formen eng eine frei bewegliche Gruppe anreiht, die gleichwohl Dasjelbe Bermögen befißt, ihre Schale an Sremdförper anzuhesten, nur unter anderen Bedingungen und daher mit völlig anderem Crgebnis. Die Gattung heißt Pho- rus Mont., Xenophorus, Onustus, zu veutich Träger, Fremd-, Lajtträger. Sie gleicht etiva einer flach-fegelfürmi- gen Calyptraea, ijt nur viel größer und ringsum breiter ausgeladen. Auf der Außenflädhe jißen allerlei Fremdkör- per, gewöhnlich von derjelben Sorte bei jedem Sndividuum, bei einem jind e3 Mujcheljchalen, bei einem anderen Ceeigelftacheln, die regelmäßig über den Schalenrand hinausftrahlen, und ztvar bringt meift jede Expedition von _ einem beitimmten Grund lauter gleich- artige Stüde mit, wenigjtens war's jo bei der Baldivia. Die Schneden leben auf Schlielboden in tieferem Wajjer, und da befeitigen jte ihre Schale wohl an einem der herumliegenden feiten Gegenjtände. Uber der Erfolg ift nicht Atlanta peronii Les. Vergrößerung 7:1. der, daß lie feitjigen wie am Strande, jondern der Fremdkörper gibt nad) und läßt fich mit Herumtragen. So wird ein neuer ımd immer neuer VBerfuch gemacht. Schließlich fommt doch eine gute Wirfung heraus, ohne die daS Verfahren nicht erhal- tungsfähig hätte fein Fönnen, fondern zum Untergang hätte führen müfjen; die Verbrei- terung der Schale verhindert das Einfinfen in den Schlid. Das Gegenftüd zu den feitgewachjenen Bodenformen bilden die pelagifchen Kiel- füßer (Heteropoda). Sr der lebten Auflage diefes Werkes wurden fie noch nach früherer Weije al3 befondere Ordnung behandelt. Auch jeßt noch umfaffen fie drei oder vier Fami- lien. Wir können fie nicht in eine Reihe bringen. Den Ausgangspunkt bildet Atlanta Zes., die ich noch ganz in die ettva 1 cm große Schale zurückziehen fann. Diefe Schale ift flach in einer Ebene aufgewunden, nur der Anfangsteil de3 Gemwindes zeigt noch einen Reft von Alymmetrie. ES fommt alles für das Schwimmen auf eine möglichft gleichmäßige Lajt- verfeilung an. Da das Tier in umgekehrter Lage fchwinmt, feiftet eine Fammartige Er- mweiterung, die dem legten Umgange aufgefett ift, al Kiel die beiten Dienfte. Die ftärkite Ummandfung betrifft den Fuß. Sein vorderer Teil ift feitlich zufammengedrüct und als jenkrechte Platte nach unten ausgezogen. An diefer Slojfe, Durch deren Hin- und Vorderfiemer: Bandzüngler. Kielfüßer. 448 Herjchlagen die Schwimmbemwegungen zujtande fommen, fißt am Hinterrande ein Saugnapf, der Net der urjprünglichen Striechjohle. Sie ift noch von einem derben Mustelfilzge durch- zogen, während man an der ducchjichtigen Flofje bei näherer Betrachtung fich jchräg Freur- zende Musfelbiindel bemerft. Der Hinterteil des Tubes trägt als bejonders abgejegten Lappen das Operfulum. Man fann aljo Flofie, Saugnapf und Dedellappen al3 Vorder-, Mittel- und Hinterfuß (oder Wro-, Mejo- und Metapodium) unterjcheiden, eine auch für andere Gaftropoden oft beliebte Einteilung. Die Atlanten bewohnen, wie die übrigen Kielfüßer, den freien Ozean, aber fie jegen fich noch oft mit ihrem Saugnapf an anderen ichwimmenden Gegenständen feit und ziehen fich auf Reiz in ihr ©ehäufe zurüc, das lie mit dem Dedel verjchließen. Ganz anders verhalten ji) in vieler Hinjicht Die. Karinarien, die weit größer werden, meilt fingerlang. Die deutjche Tieffee-Expedition holte im Jnoifchen Ozean ein ungefähr 40 cm langes Stüd aus größerer Tiefe heraus. m allgemeinen halten jie jich Pterotrachea Forsk., jhwimmend. Nach K. Kraepelin, „Einführung in die Biologie”, Leipzig 1909. aber wohl an der Oberfläche. Carinaria Zam. hat noch) eine Cchale, die nur wenig größer iit al3 etwa die von Atlanta. Aber Das furze Gewinde erweitert jich bald, jo daß Die Form einer Safobinermüge herausfommt. Das Schälchen dient nur noch al3 Cchuß für die Kiemenfäven, die jich Darunter bergen fünnen. Der übrige Körper it in die Länge gezogen, bejonder3 nach vorn, drehrund und beiderjeit3 jpindelfürmig zugejpikt. Die Sloffe trägt meift nur noch beim Männchen einen Caugnapf als Haftwerfgeug bei der Begattung. Der Körper wird durch derbe, jchleimhaltige Bindegemwebszelfen, die der Haut eingelagert find, verjteift. „Die nach oben gefehrte Flojje”, jagt Keferjtein, „bewegt durch Hin- und Herfchlagen, wobei fie fich windfchief biegt, das Tier langjam, aber jtetig fort (j. d. Abb.). Der Schwanz [chlägt hin und her, der ganze Körper ijt, jomweit e3 jeine Veitigkeit zuläßt, ebenfalls in ähnlicher Tätigkeit, und hierdurch wird das Tier hin und her geworfen, wobei e3 allerdings fortrückt, aber in feiner Bewegung zugleich alles Bierliche einbüßt. Wie aus diefer Bejchreibung jchon hervorgeht, ift es dem Tiere fait gleich be- quem, fich vorwärts oder rücmwärts zu bewegen, und man beobachtet auch wirklich beide Richtungen des Ortswechjels.” Pterosoma Less. erhält eine bejondere Stabilität Durch feine Körperform. Die Geiten jind Hinter dem Kopf flügelartig erweitert, jo daß die Geftalt etwas an Die einer Violine erinnert. Die reinjte Spindelform zeigt Pterotrachea Forsk., vollfommen ohne Schale; der 444 Weihtiere: Schneden. jilberglänzende Eingeweidejad mit den Umtijjen eines Getreideforns it gegen das Hinter- ende eingefchlojjen, jo daß nur die Stiemen daraus herborragen, oben und unten wohl mit einem häufigen Saum verjehen, der Schwanz oft in einen langen Faden verlängert, in Abjtänden zu roten inoten verdickt. Sn der Haut find rings kräftige Längsmusfelbündel eingelagert. Sp bewegen jich die Tiere nicht nur mit der Flofje, fondern in Schlängelungen de3 Leibes wie ein Filch gejchtoind DucchE Wafjer. Der Schwanzfaden mag als ein ficht- barer Köder Beutetiere anloden, doch ift nichts Näheres befannt, wie er denn ebenfo oft fehlt. Die Tiere find äußerft raubgierig. Die rüljelartig verlängerte Schnauze bewegt fich un- ausgejeßt hin und her, um Beute zu erhafchen. Mit diefer Eigenart hängt wahrfcheinfich die hohe Entwidelung des Auges, mit der jtändigen Schwimmbewegung die des Dhres als eines . Gleichgemwichtsorgans zufammen. Beide erreichen hier den hHöcyiten Stand unter den Gajtro- poden jchlechthin. Die Fugelige Ohrfapfel enthält einen großen GStatolithen, der durch die rings angebrachten Winperbüjchel in Exrzitterung gehalten oder auf Neiz gegen eine be- jondere Leijte von Sinneszellen gedrückt wird. Die Nerbenfafern gehen nach den Fuß- ganglien ımd weiter nac) vem Hirn, und zwar ijt einfeitige und gefreuzte Verbindung nac)- gewviejen. Das Auge ift jehr groß und zu einem abgeftußten Kegel umgeftaltet, an der Bafis einjeitig erweitert, oben durch die halbfugelige Hornhaut geichloffen, mit fugeliger Line dahinter. Die Verlängerung bedingt einen großen Abftand ziwifchen Linje und Neb- haut. Die lebtere ijt zu einer eigenartigen Spalte auf dem Boden umgejtaltet, wahr- Iheinfich um die Entfernung der äußeren Objekte leichter abzujchägen. Das Pigment, das die Ceitenmwände und den Augengrund ausffeidet, hat feitlich Unterbrechungen, Feniter, um auch von diejer Seite Licht einzulaffen. Shnen gegenüber liegen „Nebenjehzellen”. - Die Verbreitung der Kielfüger bejchränft jich auf die wärmeren Meere, das NMittel- meer ilt jchon reich an ihnen, wie e3 ja überhaupt den nördlichiten Borjtoß der Tropenfee daritellt. Zn die Nordfee verirren fich nur felten einzelne Vertreter mit dem Golfitrom. Als pelagijche Oberflächenbewohner gehören fie im allgemeinen zu den Ölastieren und find maljerhell, abgejehen von den Augen und dem Kleinen Eingeweidejad. Die Atlanten, die ja bei Rüdzug ins ©ehäuje meiter in die Tiefe jinfen, haben entjprechend einen Hauch bon Lila und Braun, die erwähnte große Carinaria aus dem Indif hat grobe, derbe, braune ‚lede. Nach Art der meilten pelagiichen Tiere der Tropen ift das Gebiet der einzelnen Arten jehr ausgedehnt, die Unterfcheivung der Arten ift jchiver, oft wilfen wir nicht, ob eine pazifiihe Spezies mit einer atlantifchen zufammenfällt oder nicht. Dem Gleichmaß der weiten Ummelt entjpricht da3 Gleichmaß der Formen innerhalb der Gattung, deren Ur- jprung mwir-meift nicht beurteilen fünnen. Nur das geigenförmige Pterosoma bejchränft jich auf die auftralifchen Meere, den füdlichen Stillen und den Smdifchen Ozean. Das Tier gehört zu den Seltenheiten, von denen immer nur vereinzelte Stüde heimgebracht werden, wie e3 denn auch lange gedauert hat, bis man feine jyjtematifche Stellung er- fannte; es galt lange Zeit für einen Wurm. Die Fortpflanzung enthält interejjante Einzelheiten. Die Gejchlechter jind getrennt, die Eier werden in einem hellen, zylindrischen Faden entleert, der oft noch mit einem Ende in der weiblichen Offnung fteett und von der Mutter mit herumgefchleppt wird. Daß die Tarve ein Segel hat, ift felbftverjtändlich. Aber hier jehen wir e3 zum erjtenmal ftärfer vergrößert und jederjeit3 in zwei oder drei ziemlich lange Zappen oder Zipfel gejpalten. Lie werden im warmen Waffer noch öfters auf ähnliche Bildungen jtoßen. Die Zugehörig- feit der einzelnen Larvenformen zu beftimmten Arten ift natürlich nicht immer leicht Vorderfiemer: Kielfüßer. Bandzüngler. 445 feitzuftellen, ja man darf wohl aus der Verfchiedenheit der mancherlei flachen, atlanta- . ähnlichen Tarvenfchalen aus den verfchiedenen Teilen der Tropen erjt auf die Unterfchiede der Alten jchließen, ein Hilfsmittel für fünftige Sonderung der Arten. Über die Fortpflanzungszeiten und die Wachstumsgefchtwindigfeit der Jungen iwifien wir noch wenig. Aber wie bei vielen eupelagijchen Tieren führen einigermaßen anhaltende gün- jtige Witterungsverhältniffe, in erjter Linie wohl Shwache Winde oder Winpftille, zu einer über- aus reihen Vermehrung und ins Riejenhafte gehenden Schmarmbildung. Solche Schwärme - find oft beobachtet worden; jie Halten an, jo lange die Gunjt des Wetters und der Strö- mungen dauert, bis ein Sturm die ganze Menge ans Gejtade wirt, das dann wohl meilen- weit mit einem diden Wall einer einzigen Art bevedt ift. Das Leben im Schwarm muß A) Natica josephina Risso, eine Mujhel anbohrend. de Dedellappen, hf a mu Dufael, : s | einko, r Rüffel, welcher zwijhen den Wülften w de3 Vorderfußes vf hervortritt. B) Ein Bohrlod in der Entftehung. ch Zentraldügel, der no jtehenbleibt, während fid) ringsherum die faure Wirkung der Bohrdrüfe bereit3 geltend madt. C) Fertiges Bohrlod. Nah Shiemenz. Aus Bronn, „Klaffen und Drdnungen des Tierreichs‘‘, 3. Band, 2. Abt., Leipzig 1896. jich wohl fehr gleichmäßig abjpielen, in unausgejegter Bewegung Tag und Nacht, und das hat, wie e3 jcheint, eine auffällige Folge gehabt, ungewöhnliche Xebenszähigfeit und Un- empfindlichfeit gegen Berwundungen. Meijt werden von Verfolgern der Eingemeidejad und die Augen weggejchnappt, da fie allein fichtbar find, man hat aber Stüde, denen der ganze Kopf fehlte, denen die Wunde verheilt war, und die fich trogdem frifch weiter bewegten, gefunden und als — neue Formen bejchrieben. Zur Entjehuldigung Fan dienen, daß die Form des Heteropodenförpers oft durch Konferbierungsmittel ftark leidet. Cchließlich noch die Bemerfung, daß Panceri Pterotracheen auf Exrfchütterungen Hin aufleuchten jah. Namentlich der Eingemeidefad ftrahlt auf den geringjten Neiz Hin ein jchönes, bläufiches Licht aus. Bon den Bodenformen, zu denen wir zurücfehren, mag hier Natica Lam. jtehen, die Nabelfchnede, mit vielen Arten, mit derbem, glatten, poliertem, Fugeligem Gehäufe, da3 am Nabel zu einer Schwiele verdidt ilt. Der Fuß hat ein abgegliedertes Propodium, das fich auf den Kopf hinaufjchlagen fann. Hinten fist ein Fräftiges Operfulum. Die Tiere 446 MWeichtiere: Schneden. haben mehrere Bejonderheiten, jo graben jie z.B. im Schlamm den Mufcheln nach. Das hat azunächit zur Wafjeraufnahme in den Fuß geführt. Er jchmwillt dadurch unförmlich auf umd zeigt vorn das Propodium, in der Mitte das große Mejopodium oder die eigentliche Sohle, hinten den Dedellappen. &3 hat bis jeßt nicht gelingen wollen, die Schneden in dem ge= ihwollenen Zuftande zu fonjerdieren, Denn auf jeden Reiz entleeren fie das Wafjer und führen den Körper auf die gewöhnliche Form zurüd. Früher glaubte man, die Wafjeraufnahme ge- ichähe durch ein Zoch mitten auf der Sohle oder etwas davor, das bei vielen Vorderfiemern in die hintere Fußdrüfe führt. Aber Schiemenz hat gezeigt, daß dafiir am vorderen Rande, two gewöhnlich in breiter Linie Die vordere Fußdrüfje oder Lippendriüje mündet, vecht3 und inf eine Anzahl feiner Offnungen liegen. Sie führen in Kanäle, die fich aufs allerfeinfte stpischen ver Muskulatur im ganzen Bereiche des Fußes verzweigen md Durch Ringmusfeln verjchliegbar jind. Wir dürfen jomit annehmen, daß die Einrichtung aus der Borderranddrüje hervorgegangen ift. Zuerjt quoll in den Drüjenräumen durch Wafferaufnahme der Schleim, dann wurden die Dffnungen ge- jchloffen und durch den gefamten Drud des Hautmusfelichlauches in erweiterte Räume zur Veräftelung ziviichen den Mustelbiin- dein gezwungen. Das war wohl der Anfang, der jich beim Öra- ben als nüglich erwies, jo gut wie bei dem Ergreifen der Mujchel, die von den überquellenden Fußteilen umjchloffen wird. Die weitere Bewältigung der Mufchel ijt nicht weniger eigenartig en Es (j.die Abbildung, ©. 445). Wirjehen da über dem Vorderfuß die 2 atica. p Yropvs N ? dium ober Vorderfuß, m Metap- Atemrinne des Mantels herausjchauen,. ven Stpho, welcher den dinm oder Hinterfuß, o Operfulum oder Deckel. Mag R. 9. Dhhner. Wafjerwechjel in der Stiemenhöhle auch troß des vorgelagerten Aus „Boologijher Anzeiger”, 44 Mulftes im Sande gemwährleiftet, Dazu wohl die Fühler, nament- Band, 1914, Nr. 4. : $ : 7 3 fich aber die rüfjelartig verlängerte Schnauze. Unter diejer liegt nahe der Mündung, jagen wir am Sinn, ein flacher Napf, die Bohrdrüfe, die blaues Ladmuspapier, das wir darauf drüden, rötet, alfo jauer reagiert. Die Cäure wird nun zum Auflöjen des Kalfes in der Mujcheljchale veriwendet — ein Vorgang, dem wir noch öfter begegnen werden —, es entiteht ein eriweichter Tled, in dem dann die Napdula in freisrtunder Bewegung arbeitet, bi ein völlig regelmäßiges Loch entjteht (C). Durch diefes dringt darauf der Rüfjel ein, um die Weichteile der Mufchel auszufrejjen. Die Laichform der Natica hängt ganz mit ihrem Graben im Sand zufammen. &3 ift eine regelrechte Sandmulde, von der Geitalt der geflochtenen Schüjjel, in der ein rundes Brot geformt wird. Die Wand der Schüfjel ift über umd itber dicht durchjeßt von Eifapfehn. Der Fuß arbeitet offenbar, unter Abjcheivung von Schleim, während der Ablage der Kofons drehend im Sande. Die Jungen find Beltger, mit ähnlichen vier Segelzipfeln, wie wir fie vorhin von’ Atlanta fennenlernten, je weiter in den Tropen, dejto länger. Dabei haben Schale und DOperfulum bereit3 ihre regelvechte Ausbildung, jo daß man an der Struktur des Dedels jchon die Unterfamilie, zu der die Larve gehört, externen fann (j. d. Abb.). Die Erzeugung eines ftarfen Dedels, wie wir ihn hier finden, ift, nach B. Bauers Beobachtungen, eine befondere Anpajjung gegen die Angriffe der Einfiedlerfrebje, die ja im Litoral fich dircch ihr Bedinfnis nach einem Schnedenhaufe zu befonderen Feinden der Gaftropoden herausgebildet haben. Nach demjelben Forjcher wären jogar die Ver- didung des eßten Umganges der Schale bei Porzellan- und Kegelichneden, die veritärkte Außenlippe bei zahlreichen Geejchneden (Cassidaria, Tritonium, Murex), ihre periodifche Borderfiemer: Bandzüngler. R 447 Berdidung bei Scalaria, die Napfform und dergleichen folche Berteidigungsmittel gegen diejelben Feinde, wobei Murex ihren Stachelbejaß geradezu al® Säge verwendet. Cbenjo leijtet der Gtachelbejab nicht nur an der Außenlippe, jondern auf der Schalenfläche jelbit gute Dienjte gegen die Angriffe der anderen ausgeprägteiten Gruppe von Feinden, der Geejterne, auf deren Beziehungen wir noch öfters zurücdfommen werden. Dieje An- griffe Haben bei Natica reticulata L. zu einem bejonderen Fluchtrefler geführt, zu auffallend vajchem Schlagen von alien bei Berührung der zwei zipfelfürmigen Tafter am Hinterende des Fußes. Bon einem ähnlichen Ausgangspunfte aus, wie Natica, und doc) in einer ganz anderen Richtung, noch weit einfeitiger ein Extrem durchführend, betätigen fich die Lamellariiden. Bir Tönnen von Formen ausgehen mit Fugeliger oder mehr flachgedrücdter, ohrfürmiger Schale, wie Velutina Flem. und Sigaretus Lam. Bei lebterem foll der Weichförper noch Dem bon Natica gleichen, bei Velutina wird die Schale zarter und der Manteltand fchlägt fich auf jie hinauf, jie teilmeife bededend. Bon da an entitehen Nadtjchneden von plumper, fteifer Körperform mit innerer Schale, die aber immer troß ihrer Zartheit ihr vollfonmenes Ge- winde beibehält, Lamellaria Mont., Marsenia Zeach, Marseniopsis Bergh, Oncidiopsis Beck ‚und andere. Gie umjpannen alle Meere von der Arktis bis zur Antarktis und Haben nahe Lebensbeziehungen nicht zu den Mujcheln, jondern zu Tunifaten, und zwar zu den feitfigenden Geejcheiven. Das geht jo weit, daß fie in deren diden Mantel rundliche Tücher frefjen, um - ihre Gier Hineinzulegen, und fie mit einem Schleimdedel verjchliegen, wie Bergh beobachtete. Erjtaunlich ijt num die verichiedene Entwidelung der Veligerlarven, die daraus ausschlüpfen. Am einfahiten find jie in der Arktis, ein zartes äußeres Schälchen, das vom Dedel ver- Ihlojjen werden fann, das Segel nad) rechts und Iinfs etwas zu einem Lappen verbreitert. Ganz anders in der Antarktis, wo fie eine Nacdtichnede daritellen mit diem Mantel, fait fugelig aufgetrieben bis zu Erbjengröße, in ver Manteltajche eine ganz dünne, Falflofe Schale, dazu eine Offnung, aus der der Kopf und der feine Fuß herausgeftrect werden. Der Kopf trägt die Fühler und vier lange, beiwintperte Gegelzipfel. Sie beweijen, daß die Vorfahren einft im warmen Wafjer der Tropen lebten, wo allein folche Berlängerungen hervorjprofjen. Hier lebt jest die dritte Larbenform, die jogenannte Echinospira. Cine durch- jichtige, elaftiiche Schwimmjchale, vollfommen flach und waljerhell, etwa von der Form einer ZTellerichnede, mit bedornten Längsfielen ringsum, enthält eine ganz Feine Zarve, die aus der Mimpung diejelben Segelzipfel herauzsftredt. Sie nimmt anfangs nur einen geringen Zeil innerhalb der Außenjchale ein, bededt jich aber jelbit mit emem dünnen Kalfhäutchen, der fünftigen bleibenden Schale. Die äußere Schmwimmjchale behält während der pelagijch- planftoniischen Wanderung ihre Größe, bi3 cm, bei, während der Einwohner Heranmwächlt. Beim Anlanden am Boden wird die Schwimmijchale, die weiter nichts bedeutet als ein ftarf aufgetriebenes und abgehobenes Perioftrafum, abgeworfen, die junge Larve friecht davon, erweitert ihren Mantelrand ujw. Welche Schidjale mag die Familie Hinter fi) haben, bis alle ihre Sonderheiten herausfamen? Wir jahen bei den legten Sippen den ©ipho, wohl al3 eine Folge des Graben im Boden, als eine Einrichtung, um den Zujammenhang zwijchen der Atemhöhle und dem freien Wajfer aufrechtzuerhalten. Bei ven noch übrigen Tänioglofjen ijt der Sipho bereits an der Schale Fenntlich, an der er einen Auzfchnitt veranlaßt, daher fie auch al Gipho- nojtomen zujammengefaßt werden. 448 Weichtiere: Schneden. Die Cerithien oder Nadeljchneden haben als erjte Gruppe lange turmförmige, fefte, mit vielen Budeln verzierte Gehäuje. Die größeren in den Tropen jind dadurch Gehäufe de3 le Aporrhais pes pelecani Z. Natürlihe Größe. bemerfenswert, daß jte in die Flukmündungen und Sümpfe eindringen. Während der troce- nen Sahreszeit hängen jie, durch erhärtete Schleimfäpen befeitigt, mit gefcehlofjenem Dedel anden Ymweigen der Mangroven. Die feine Tri- foris Dh. mit Iinfsgewunpdener Schale jtellt das . andere Ertrent dar, jte jchwimmt lange mit bier Gegelzipfeln im Meere umher, nachdem bereits ihre Schale weit herangewachfen ift. Im Mit- telmeer ijt wohl feine Schnede jo unempfind- fich) gegen Trodenliegen wie das derbe Ceri- thium vulgatum Brug. — Die Nadula Diejer Tamilie ift vielleicht am menigjten täniogloß unter denen, die wir hier noch al Bandzüngler zufammenftellen. Einmal jind e3 mehr Zähne in einer Duerreihe, bis zum Doppelten, jodann ind die Geitenzähne nicht Fingenförmig frei, fondern die Zahnplatten find alle flach und breit, nach den ©eiten zu abnehmend, ebenfo die freien Spiben, die dem Hinterrand der einzelnen Zähne aufjigen, eine en Nafpel, die ich nach den Geiten zu glättet. Hier wird jedenfalls eine bejondere Ent- icelungsreihe angedeutet. Stammt fie vom Süßtwaffer oder gar vom Lande? Die Schale der PBorzellan- Ihneden oder Zypräen haben wir bereits bejprochen (©. 413), die papier- aimen inneren Teile gegenüber. den dicmwandigen, Durch den Mantel polier- Zum! A in ten legten Umgange; dazu fommt zulegt Berdidung und Abplattung des PBeri- ftoms zu beiven Seiten de3 jchmalen Miündungsipaltes. Se bekannter Die Schalen und je ausgebreiteter die Be- nußung, mwobon jpäter Die Rede jein wird, dejto geringer ift die Kenntnis der Xebensweife. Gehen Doch die Be- merfungen meilt auf Rumph zurüd, der uns erzählt, daß die Borzellanfchneden VMännden ber Flügelfhnede, Strombus lentiginosus L. Na= fich meift im Sande berbergen bei Neu- A = h türlthe Größe. over Vollmond aber herausfommen und fich an die Klippen hängen. Einige Beobachtungen machte Simxoth in Neapel. Bei der Kleinen Trivia Gray ift der ganze Weichtierförper blaß orange oder oeferig gefärbt. Eine Cypraea L. dagegen zeigte die ftärkjten Gegenjäte. Die bräunliche, mit zwei verwajchenen, mweißlichen Binden verfehene Schale deutet wohl auf ein ähnliches Pigment wie bei Trivia. Vorderfiemer: Bandzüngler. | 449 Anders der Weichkörper. Die Sohle ijt einfach bla mweißfich, mit einem Stich ins Nofa. Der Rüden des Fußes ift auf hellem Grunde dicht fchiwarz geftrichelt, unfcheinbar. Der Mantelvand, der jich iiber die ganze Schale Hinaufjchlägt und fie einhüllt, auf Berührungs- veiz aber fich ftarf zufammen- und in den Spalt zurüczieht, um fi) ganz Yangjam in 1 oder 2 Tagen wieder zu dem früheren Umfange auszubreiten, Hat das Braun der Schale, die er erzeugt hat, nur blafjer. Auf feiner Fläche jtehen über und über meißliche, grießige Warzen, aus denen fich von Gtrede zu ©trede eine hellere, jpitere dornartig erhebt. Hier drängt fi) die Trage auf, ob die niedrigen Warzen und die höheren Dornen mwejent- lich verjchieden jind oder nicht vielmehr anf diejelbe Grundlage in periodiischem Wechjel - zurüicdgehen. Sie fonnte leider nicht verfolgt werden, wie fie auch erjt jpäter bei genaue- rem Studium auftauchte. Was dagegen auf den erjten Bli die Aufmerkfamkeit erregte, waren die jcharlach- toten, grellen Anhänge, die an dem geichil- derten, mattfarbigen Körper gliedmaßenar- tig hervorfreten, Die Schnauze, die äußert - ichtempfindlichen Füh- lex, die bei jeder Be- Ihattung zujammen- zuden, und der Sipho. Hier muß wohl eine bejondere Bedeutung vorliegen; man fonnte \ - zur lich angejichts der Sturmhbaube, Cassis orte L. sKleine3 Cremplar. vielen jcharlachroten 5 Brachyuren, die Das Neapeler Aquarium beherbergt, des Eindruds nicht erwehren, daß dDiefe Cypraea ettvas Sttebjiges vortäufchte, ein merfwürdiges Beijpiel für Mimikch ! Al Alata oder Geflügelte faßt man namentlich die Gattungen Aporrhais Dillw., Strombus Z. und Pteroceras Lam. zufammen, allerdings die erfte lediglich nach der Schale, der Fuß zeigt noch nicht die Durchbildung wie bei Den anderen. Aporrhais pes pelecani Z., der Pelifanzfuf (Abb., ©. 448), die großen Flügelihneden und Singerichneden oder Teufelsfrallen haben die Außenlippe der jchweren Schale al einen Flügel ver- breitert oder in einzelne Fortfäge ausgezogen. Die Bedeutung für die Oleichgemwichtzlage wurde bereit3 erwähnt. Troß des Schalengemwichtes find Die Tiere beweglich genug, in- folge der Sftederung des Fußes, die an Atlanta (Abb., ©. 442) erinnert. Der jchmale, jpibe, hornige Dedel fibt auf einem verlängerten Metapodium; von der Sohle ift bejonders das Borderende leiftungsfähig. Sndem fi) die Schnede jomit auf die weit voneinander ent- fernten Bunkte ftüst, ift fie zu Sprüngen befähigt; lebhaftes Hin- und Herichlagen Des Dedel3 hat einer Art den Namen „Fechter” verjchafft. Mit der freieren Bewegung geht die gute Ausbildung der Augen einher; hier fißen fie auf dem Ende von Gtielen, die jeit- fich eine furze Fühlergeißel tragen. Sonft pflegt e8 bei unjerer Ordnung umgefehrt zu fein, jo daß die Augen auf kurzen Stümpfen am Fühlergrunde fißen. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 29 450 Weichtiere: Schneden. Noch bleiben vier Familien, die jich, bei normalem, breitem, born noch in befondere Zipfel ausgezogenem Fuß, durch einen Rüfjel von reichlich Schalenlänge auszeichnen. Cr fanın fich völlig zurüdziehen, jo daß eine gewöhnliche Mundöffnung erfcheint. Lafjen wir die fleinen Columbellen oder Täubchenjhhneden mit ihren mafjenhaften Arten in den wärnteren Meeren beifeite, jo bleiben die Helmfchneden, die Tritonshörner (Abb., ©. 453) und die Tonnenfchneden. Die Cafjiden, von denen eine Gattung im Mittel- meer, Cassidaria Zam., den Nordpunft bildet, gehören vorwiegend den Tropen an. Die große Sturmhaube, Cassis cornuta Z. (Abb., ©. 449), ilt allgemein befannt mit dem furzen Serwinde und der langen, fchmalen Offnung zwifchen den verdidten, polierten Mindungs- Tonnenfhnede, Dolium perdix Montf. 1/3 natitrliher Größe. fippen. Die Helmfchneden leben meift in geringeren Tiefen in der Nähe des Strandes auf Sandgrund, mo fie fich, ven Mufcheln nachitellend, ganz oder faft ganz. eingraben. Bon den Tritonshörnern oder Tritoniiden und den Doliiden, den Yab- oder Tonnenjhhneden, wiljen wir, daß fie Hauptfächlich den Stachelhäutern, Seewalzen und Ceejternen, nachitellen, und daß fie zu diefem Zwede in ihrem Speichel Säure Haben, jo gut wie die Lajjiven. ES gehörte zu den überrafchendften Entvedungen, als Trofchel zufällig ein Dolium in die Hand nahm, das einen Speichelftrahl ausjprigte, der den Marmorboden zum Aufjchäumen brachte. Ebenfo überraschend war die Entdedung, daß 3—4 Prozent freie Schwefelfäure im Speichel nachgeiiejen wurden. Man hat dann auc) an den Speicheldriifen befondere Echwefelfäure bereitende Emrichtungen gefunden; auch andere Eäuren, namentlich Ajparaginjäure, werden im Speichel von Dolium angetroffen. Serner ift erwiejen, daß die Stachelhäuter durch Säuren fehr leicht gelähmt werden fünnen. Hier wird alfo gleich ein Doppeltes erreicht: die Betäubung des Feindes und die Zerjegung jeines Kalfgerüftes. Wenn auch Schwefeljäure nicht gerade praftifch erjcheint, weil fie mit dem Stalf das fchmwer Lösfiche Sulfat gibt, jo mird doch das fperrige Gerüft des Geefterns in Fuloerforn übergeführt, die der Radula feine Schwierigkeiten macht. VBorderfiemer: Bandzüngler. Schmalzüngler. 451 Zu den Dolüiden fehlielich gehören noch die Birnenfchneden, Pyrula Lam., indes mit manchen Abweichungen. Der Fuß ift Hein, dafür breitet ich ver geflecte Mantel (a in der Abb.), der jich weit auf die Schale Hinauffchlägt, zunächit horizontal aus, alfo in einer Ebene mit der Sohle; und diefe Ausbreitung ift zum Kriechen befähigt wie der Fuß felbft. Die Birnenjchneden leben in Dft- und Weftindien; ebenjo fommt in beiden Gebieten die Öattung Dolium Zam. vor, indes verbunden durch mediterrane und afrikanische Formen. Aucd) die Tritoni- iven find ähnlich verbreitet, zeigen aber Die über- 3 aus große Merf- mwürdigfeit, Daß verjchtedene Alr- ten zugleich ojt- und wejtindijch ind, ohne Zwi- ichenjtation. Der A Bujammenhang il wurde vermutlich | 1 ) N aufrecht erhalten A ii durch recht große . ‚Schwimmlarben, wieder mit lan- gen Belarzipfeln. Die Tritonium- Larven gehen über 1 cm Länge Hinaus; die von Dolium, al Macgillivrayia bejchrieben, lafjen jich noch an vielen ausgewachjenen Schalen icharf nachweilen, und zwar an der hornigen Gehäufeipige. Die Larven fennen wir jicher aus dem tropiichen Teile des Sudiichen und Atlantiichen Dgeanz. si \ " im Birnenfhnede, Pyrula deeussata Wood, a) von ober, b) von unten. Natürlige Größe 4. Unterordnung: Schmalzüngler (Rhachiglossa). Wir bleiben bei der Einteilung nach der Radula in dem vollen Bemwußtjein, damit feinesfall3 eine direkte Entwidelungsreihe zu fennzeichnen. Wir fennen fie nicht und fönnten höchitens verjuchen, einzelne Linien andeutungsmweije zu verfolgen, z.B. die fchlanfen Tritong- hörner zu den Kinfhörnern und Spindelichneden in Beziehung zu jegen, oder die Rorzellar- ichneden zu den Dliven. Wir müffen nur — das ijt das Wejentliche — eingedenf bleiben, daß die Drganifation fich im allgemeinen in der Richtung bemegt, die wir bei den höheren Tänivglojjien mwahrnahmen. Längft it die Verlmutterftruftur des Hhypoftrafums ver- ihwunden. Die Schnauze ift zum Rüffel verlängert, deffen Bafalteil fich fernrohrartig ein- ihiebt; die Nadula, von deren Berjchiedenheiten troß der Vereinfachung die Abbildung auf ©. 452 zivei Beifpiele bringt, fonzentriert fich immer mehr auf den Mittelzahn; im Rüffel ligen vielfah vorn noch Drüjen, die fäljchlih zu den Speicheldriijen gerechnet werden, vielmehr als Bohrdritfen das DOffnen der Mufcheln ermöglichen; der Mantelrand hat fich 99 * 452 Weichtiere: Schneden. durchweg zu einer Siphoröhre ausgezogen. Markitränge fommen am Schlundring Yängft nicht mehr vor. Auch das Körpermaß jcheint gewachjen, twenigitens gibt es unter den höheren Borderfiemern faum noch eine Schale, die unter einige Zentimeter herunterjänfe. Die Larven fcheinen in den Teopenmeeren Ducchtweg durch lange Gegelfortjäge zu eupelagiichem Leben befähigt. Behalten wir diefe Grundzüge im Auge, dann fommt auf die genauere Mailififation und Reihenfolge wenig an. An die jiphonojtomen Tänioglojjen mit regelmäßig fegelfürmigem oder turmförmigem Getwinde, wie beim Tritonshorn, fanın man eine Reihe von Rhachigloffen anjchliegen, von denen die meilten Vertreter größerer Streije find: Turbinella Zam ; Neptunea Bolt.; Fasciolarıa Lam., die Bandfchnede; Fusus Zam., die Spindeljchnede; Buceinum Z., das Krull=, Kink-, Wellhorn; Nassa Zam., die Neufenjchnede; Purpura Brug., die Burpur- jchnede; Murex Z., die Stadeljhnede, u. a. m. ©o begehrt die Schalen, namentlich | die Urten aus den Tropen, bei ven Liebhabern find, jo wenig a wijien wir bon der Lebensweije der meilten. Der Sipho [ aa MAMA? m deutet wohl auf das Graben im Sande, und die frische Schale \ fieht meift nichts weniger als [chön aus. Planzentrefjer find ichwerlich darunter, die meijten Stellen wohl anderen Weich- Fhe, tieren, zumal Mujcheln, nach, die jte, ähnlich wie Natica, e EN > anbohren. Doch werden wir auch eine andere Methode fennenlernen. Cine Anzahl nährt jich von toten Tieren. Zahnreihen ver Reibeplatten von Die Kinf- oder Wellhörner, Buceinum Z. (. Taf. a er MWeichtiere I”, 6, bei ©. 425), erreichen ihren größten Um- fang hoch im Ntorben bei Ehibbergen, vo fie offenbar noch in voller Weiterbildung begriffen jind, wie bejonders aus der VBeränderlichkeit ihrer Ra- dula hervorgeht. Sn der Nordjee ift dag Gemeine Wellhorn, Buceinum undatum Z., eine der häufigiten Schnedenarten. Meift dient fein leeres, oft mit Hydractinia echinata Ben. beiwachjenes, vom Bohrihwamm verunftaltetes Gehäufe Einfiedlerfrebjfen als will- fommener Schuß ihres weichen Hinterleibs. Die Heineren Reujenfchneden (Nassa) zeigen fich jehr beweglich: auf den Rüden gefallen, fchnelfen fie Zuß, Fühler und Schnauze zur ©eite heraus ımd fehren jich rajch um. Cie üben eine Art Strandpolizei aus. Während der Ebbe bleibt manches Tier auf dem Ufer liegen. Nur den langen Sipho fieht man aus dem Sande auftauchen und auf dem Boden umherwittern; denn am Grunde der Atemröhre ftegt ja das Desphradium, die Geruchgleifte. Hat fie eine Beute eripürt, jo taucht auch die Schnede jelbjt auf und bewegt fich dorthin. Eine friihe Schilderung von unferer Gegitterten Fijchreufe, Nassa reticulata L., geben Meyer und Möbius: „Die Fiichreufen find Fleifchjrejer. Wir Haben gejehen, daß jie lebendige Geefterne anfielen und fich nicht Durch die Kriimmungen derfelben ver- treiben hegen. Wenn Fleifch ins Aquarium geworfen wird, fo mittern jie es jehr fehnell, denn fie jeben jich in der Nähe und in der Ferne fofort in Bewegung, um e3 zu fuchen. Diejenigen, die nahe an der Oberfläche des Waffers fißen, wenden fich abwärts; andere, die im Begriffe find, nach oben zu friechen, fehren um. Manche heben den Fuß von der Slasiwand ab und lafjen fich zu Boden fallen. So find fie mit einem Male der gewitterten Opeije ein großes Stüc näher gerückt und fegen dann Friechend ihren Weg weiter fort. Diejenigen, die im Schlamme des Bodens verborgen find, heben den Grund in die Höhe, wühlen fich hexoor umd friechen auf das Fleifch Ios. Borderfiemer: Schmalzüngler. Eu 453 „Das Organ, mit dem die Ziichreufen das Tleijcd, wittern, fcheint das Utentodt zu jein. ©ie ftreden e3 aus und bewegen es nad) allen Ceiten. Sie gehen nicht geraden Weges auf das Fleifc) zu, fondern weichen bald links, bald vechtö ab, ja jie wenden zuweilen fogar um, merfen aber dann bald, daß fie fich von der gemwitterten Speije entfermen, und Ichlagen den früheren, näher führenden Weg wieder ein. Alle ihre Bewegungen lajjen TIeitonshorn, Tritonium nodiferum Lam. (oben), und Stagelignede, Murex brandaris Z, (unten). ichliegen, daß je nicht ducch Licht- veize geleitet werden, jondern Durch einen anderen Neiz, der fich mie riechende Subjtanzen verbreitet und ähnlich twie Diefe auf ein Sinnes- organ einmirkt. Sr dem Augenblid, jo die Schnede zum erftenmal das Zleifch berührt, fährt eine Zudung durch die Fühler und das Atemrohr. Der Rüffel, ein helftoter Schlauch, Tommt aus dem Mumde hervor und bohrt fich in das Fleisch ein. Bald find alle Fifchreufen des ganzen Aquariums in dichten Gedränge um das Fleijch verfammelt. Sede behauptet ihre Stelle, nur die emporgehalte- nen Atemrüfjel hwanten Hin und.her. „Buweilen bedient fich die Sifchreufe ihres Fußes, um die Nahrung zur ergreifen und feftzuhalten. Cine Nassa hatte eben ein Stücd Fleifch gefunden, al® auc) ein Palaemon squilla (ein Garneelenfrebs) Hinzufam und dasfelbe mit feinen Scheren anfaßte. Da um- Hammerte fie die Mafje mit dem Fuße und ließ fie fie nicht ivieber (03, obgleich Palaemon lange dabei blieb und mitfrap.” ' Die Purpur- und Stadelfchneden (Purpura Brug. und Murex Z.) bohren 454 Weichtiere: Schneden. Mufcheln an. Doch Tebt bei Kaledonien eine Stacheljchnede, Murex fortispina Frang., die einen abweichenden Weg einfchlägt. Nicht nur die Schale, fondern auch die Außen- fippe der Mündung it innen gezähnt. Sn der Mitte jteht ein bejonderz ftarfer und glatter Zahn. Zmifchen ihn und den Dedel Hemmt das Tier eine Feinere Mufchel ein, zieht fich Darauf gemwaltjam ins ©ehäufe zurüd und Fnadt fo die Murfchel auf wie eine Nu. — Die | Schale der Stachelfchnecden zieht lich zu einer langen Rinne aus, Die ihüßend den Gipho birgt (Nbb., ©. 453, unten). Bei der bon den Moluffen jtammenden Murex tenuispina Lam. |tehen die Sta- cheln am regelmäßigiten in langen Neihen, bis auf das Ende Des Siphorohr3 hinunter. Die Pur- " purschneden tragen dagegen feine Stacheln, dafür findet fich bei manı- chen, bejonderö bei Purpura la- pillus Z. der Nordjee, eine außer- ordentliche Neigung zur Bilduma von Lofalrajjen, von denen mir die wichtigsten im Bilde vorführen. Umgekehrt jcheinen die tropijchen Urten auf weite Streden jehr fon- Itant zu bleiben. Der Grund fiegt in der Fortpflanzung. Sn mär- meren Meeren jchwimmt der Ve- figer weit umher; in der Nordjee lebt fi) aber die ausgejchlüpfte Larde in der Nähe der Mutter feit; bei jenen findet aljo ein jortwäh- rendes Durhmiichen ftatt, hier Dagegen Örtliche Trennung. Con- cholepas Lam. ift eine derbe Bur- puride von der chileniihen Küfte a, m Stark. Derfürziem "Geminve Kl Ran ne le en Xterreihg", 5. Band, Leipzig 1896. i feitfigen nach Napfichnedenart. Eine andere, echte Seßhaftig- feit hängt vermutlich mit veränderter Ernährungsmweife zufammen. Die auf Korallen feit- jigenden umd mit ihnen jymbiotifch Tebenden Schneden finden an deren Mahlzeitsreften veich gedeckten Tifch. Die Jungen bon Rhizochilus antipathum Stp. (Abb., ©. 455) gleichen den Purpura-Schneden fo vollftändig, daß man fie mit jüngeren Stüden mancher Arten derjelben verwechjeln Fan. Das Gehäufe der fich eben feftfeßenden Tiere von 15 mm Länge hat die nebenftehend abgebildete Form. Die längliche Minmpdung it nach oben Hin abgerundet, nach dem Furzen Kanale zu |piß, und Die beiden Lippen find ganz einfach, big nd a Zen Borderfiemer: Schmalzüngler. 459 zum Zeitpumft der IAnheftung, wo dann jowohl die äußere als die innere fich zu verlängern und die Zweige der Korallen zu umfaljen beginnen. Betrachtet man dagegen einen |päteren Zuftand, fo ift eine merfwirdige Veränderung mit dem Mündungsteil des Gehäufes vor jich gegangen, bejonders durch das eigentümliche Verhalten der Lippen (j. die untere Abb.). Diejelben find aufgemwuljtet und haben einen oder mehrere Zweige der Hornkoralle um- wachlen, jich Dabei einander genähert, und durch die fortgejegte Kalfabjonderung hat Das Tier gleichjam jeine eigene Schalenöffnung zugemauert. Mitunter Haben jich mehrere Stüde jo nahe beieinander angejiedelt, daß die Mündung des einen durch des anderen Schale teilweije verjchlojjen wird. Diejer Verjchluß nach der Anheftung ist natürlich fein volfjtändiger; e3 bleibt die Kanalöffnung, und bon hier aus wächt eine Röhre hervor, die große Ühnlichfeit mit einer Wurmröhre hat. Masilus antiquus Monif. ijt eine andere Form, die auf falfigen Storallen- jtöden Pla nimmt. Hier wird die Schnede von den mweiterwachjenden - Korallen ummwachien, fie verlängert einfach ihre Schalenmündung zu einem Junges Grem- geraden, diewandigen Kalfrohr, an dem die Schale den Abjchluß bildet. en Bei übermäßiger Verlängerung zieht fich der Weichföürper aus dem Hinter pathum sp. ende heraus, Hinter fich immer Kalk abjcheidend. Purpur- und Stadhelichneden lieferten gemeinfam den Burpur der Alten. SYebt ift die Kunft der VPurpurgemwinnung auf wenige Fijcherbevölferungen am Mittelmeer zurüd- gegangen, die ihre Wäjche ınit diefem Stoffe zeichnen. Was die Eigentümlichfeiten der Burpurmaterie angeht, jo ift fie, wenn man fie aus dem Organe nimmt, morin jte ich befindet, weiß oder blaßgelblich; die einzelnen Arten von Purpura und Murex variieren. darin. Den Sonnenftrahlen ausgejebt, wird jie anfänglich zitronengeld, dann grünlichgelb; dann geht fie in Grün über und wandelt sich endlich in Violett, welches mehr und mehr dunfelt, je mehr es der Sonneneinwirfung ausgejegt wird. €3 hängt von dem Auftragen, aljo von der Menge der Subitanz ab, welche Sarbennuance de3 Biolett3 man haben will; der gejchiekte Fürber Hat aljo alle Grade der Schattierung in Der Gewalt. Um die Subftanz zu getvinnen, bedient man fie) am beiten eines etwas jteifen Pinjels, mit dem man fie von Her betreffenden Stelle des Mantels abjtreicht, um te unmittelbar auf die zu färbenden Stoffe aufzutragen. Lacaze-Duthiers, sirteres feftfigendes Tier von nicht bloß Zoolog, jondern aud) Künitler, jah, daß die Burpur- a ar materie nach unjeren modernen Erfahrungen ein im höchiten Örade brauchbarer photographiicher Stoff fei. Er ftellte daraufhin eine Reihe jehr gelungener Berfuche an. Wohl hat die Purpurfärbung fcehwerlich eine neue Zukunft, allein der Parifer Forjcher glaubte doch, dag die Übertragung von Photographien mittel3 des Pırpurs auf Batifte und feine Seidenftoffe, auf Fächer und andere Lurusartifel wegen der außerordent- lichen Zartheit der Tinten der Mühe mwert jei. Im lebten Jahrzehnt ift es endlich Tried- länder, einem Wiener Chemiker, gelungen, die Zufammenjesung des Purpurftoffes nad)- zumeijen und wenigitens für eine Nuance die Formel und die Fünftlihe Herjtellung zu liefern, freilich noch nicht fabrifmäßig. Die Purpurdrife ift nicht? anderes alg der wenig ver- änderte vordere Abjchnitt der Hypobranchial- oder Schleimdrüfe. Kann von einem Nugen der Tarbe für das Tier die Nede fein? Noch niemand hat einen jolden nachweilen Fünnen. 456 Weihtiere: Schneden. Wir ftehen hier vor einem der merfwürdigiten Aätjel der Natur, dejjen Löjung wahrichein- fich viele interefjante Folgerungen nad) jich ziehen wird. E&3 jcheint, daß das Licht, vielleicht zufammen mit der Wärme, auf irgendwelchen rein mechanijchen Wege in der Haut Stoffe erzeugt, die in Speftralfarben übergehen; aber nur andauernde jtärkite Belichtung und Er- wärmung toirkt jo. Diefe fan faum einem Gejchöpf in höherem Maße zuteil werden als den Schnedenlarven, die fich Yange Zeit an der Oberfläche der tropischen Meere umbhertreiben und niemals anders bejchattet werden al3 von Wolfen. Viele Burpurfchneden Haben das Hhpojtrafum neben der Mündung rot angehaucht; e3 jinDd jolche aus wärmeren Meeren. Und wern man ein Tritonium findet, dejjen Schale, wie gewöhnlich, außen weiß und gelbbraun gezeichnet ift, vejjen Gehäufefpige aber violett aus- ni jieht, jo fann man Sicher jein, daß die Larve eine lange tropiiche Meerfahrt gemacht Hat; die Herkunft wird allemal tropifch fein. Wir fommen auf ven are Ger Gegenstand jpäter nochmals zurück. Die pelagischen Purpuridenlarben find ganz bejonders an ihre Lebens- weile angepaßt. Das Conchinjchälchen hat nämlich am Mundjaum Ausichnitte für Die langen Segelzipfel, weshalb man die Larven als erwachien betrachtete und nn fälfch- lichermweije den Oattungsnamen Sinusigera beilegte. Die Gejchlechter jcheinen bei allen diejen Höheren Gaftropoden jtreng getrennt zu jein. Der Laich (f. die Abb. oben) bildet meilt zierliche Kapjeln von ganz verjchiedener Gejtalt, men, Becher, flache Dofen, die in Reihen oder Haufen angenronet ind. Die von Buecı- num find flach, bifonver, derb, in großen Mengen zu Haufen getürmt (j. Tafel „Weichtiere IE, 7, ber ©. 425) und werden bon ven Fiichern als „Seejeife” bezeichnet, wirken aber freilich mehr wie eine Na- gelbürfte. Yon einem Ddie- ee : jer Laiche Hat Beljeneer ge- Schwarze Dlive, Oliva maura Lam. Natürliche Größe. zeigt, daß der Tuß und die Fußdrüje fie) an der Herftellung beteiligen. Die Eier gleiten in der erwähnten Genitakiinne herab; die Fuß- prüje liefert daS Material fir die Kapfel; der Fuß formt und befeftigt fie. Vermutlich gilt dieje Methode für die meiften Arten. Die einzelnen Kapjeln enthalten oft viele Eier, bis 80 und darüber. Sn der Entwicelung finden fich große Unterjchievde. Bei Buccinum ;. ©. gedeihen nur die Fräftigjten Embryonen bis zum Veliger, gewöhnlich nur einer, der jich von jeinen jchwächeren und zurücdgebliebenen Gejchwiftern ernährt; bei Nassa dagegen gelangen ducchichnittfich alle Embryonen zur Reife, was dann ein arges Gedränge zur Tolge hat und zu allerlei Drucdeformitäten an den Schälchen und Dedeln führt. Bon den übrigen Schmalzünglern wollen wir die Heinen Marginellen beifeite lafjen. Die Boluten oder Faltenjchneden haben ihren Namen von den Falten an der Spindel. Große Gehäufe von verjchiedener Form umd Schwere haben entjprechend verichievdene Na- men veranlaßt: Walzen-, Kahn-, Fledermausjchnede. Sie fommen in weiter Zer- \reuung durch alle Zonen und Tiefen vor. Ihre Fortpflanzung deutet auf irgendwelchen Bordertiemer: Schmalzüngler, Pfeilzüngler. 457 Sonderurfprung hin, über den toir aber noch nichts wilfen. Sie find febendig gebärend oder legen von einer uhrglasförmigen Schale bededte, große Eier einzeht ab, meift in Mufchel- ichalen. Die Oliven (Oliva Brug.,; Abb., ©. 456) deuten durch ihren Namen jchon Die Form ihrer fchweren, meift jtumpf, aber elegant gezeichneten Schale an. Shre Politur erhält fie nicht vom Mantel, jondern von feitlihen Fußverbreiterungen. Dieje jowie das abgejeßte Propodium Hängen mit der grabenden Lebensweije zujammen. Gie bejchränfen jich auf die Tropen. Das tun auch die Harfenihhneden (Harpa Zam.) vom Sundaardhipel. Shren Namen haben die großen, fchönen, mit zierlichen Ziczadlinten gezeichneten Gehäuje von den polierten, beiverjeit3 jcharf begrenzten Rippen, die in nahen Abjtänden die Schale über- ziehen. &3 find VBerdidungen der Außenlippe, die entweder auf jehr langjames oder auf häufig unterbrochenes Wachstum deuten. Eine eigentüimliche Schugeimrichtung ift das autotomifche, d. H. duch Selbftverjtümmelung bewirkte Abwerjen des Schwanzendes, wenn jie fich auf Reiz jehr Schnell in ihre Schale zurüciehen. An bejtimmter Gtelfe findet fich ein quergeftellter Blutfinus, eine jchwache Stelle, in die der jcharfe Mündungstand bet der haftigen Rückzugsbewegung einfchneidet. Endlich Mitra Lam., die Mitrejchneden, mit ihren fchlanfen, diden Schalen, von denen auf die Mündung und auf das Gewinde etwa je die Hälfte entfällt. Sie find durch einige auffallend gefledte und verzierte Arten befannt und beliebt, jo namentlich die Bifchofsmübe, M. episcopalis Zam., die Bapftfrone, M. papalis Z. ufw. Wenn wir aber eine Bejchreibung ihres Benehmens lefen, wie etiva die: „Die Schraubichneden find wahre Sinnbilder der Trägheit, ftunden- und jelbft tagelang liegen jie unbemweglich im Schlamm und bewegen faum das Atemrohr oder ftredien den Kürffel hervor”, was heißt da3 anders, al3 daß wir dieje Kinder der Tropen noch nicht bei ihren interefjanten Lebensäußerungen belaufcht Haben! Der weit über jchalenlange Rüfjel täßt weithin reichende Beriwendung vermuten. 5. Unterordnung: Pfeilzüngler (Toxoglossa). Terebra Zam., die Schraubfchnede, hat mit der Gattung Mitra die fejte glatte Schale gemein und annähernd auch die Form, man hat fie wohl an die Spibe der Vorder- fiemer ftellen wollen, weil die Augen auf langen GStielen ftehen, ohne jeitliche Fühler- geigeln. Die Cancellarien oder Gitterfchneden Haben ihren Namen von der Dber- flächenftruftun der Schale. Gie haufen namentlich auf flachen Sandbänfen De3 tropijchen Litoralß. Pleurotoma Lam. ift der Begriff für eine große Reihe von Schneden mit Spindel- ichale, die in der Tat Fusus Zam., der eigentlichen Spindelichnece (©. 452), jehr ähnlich jehen, da fich auch hier die Spindelfeite zu einer langen Siphorinne auszieht. Der Name Tommi bon einem furzen Schalenfchliß, den manche an der Außenlippe haben. Die Tropen jind am reichiten daran, aber auch in der Tiefjee Herrjchen jie vor. In erjter Linie denft man bei den Pfeiziinglern an die Kegelfchneden der Gattung Conus Z. mit ihren jchweren Gehäufen, furzem, abgeflachtem Getwinde und jchmalem, langem Mündungsichlig. Daß Die Snnenteile der Schale nachträglich auf Vapierftärfe zuriidgehen, wurde früher (©. 413) be- iprochen, ebenfo daß die rinnen- oder röhrenförmigen Zähne mit ihren Widerhafen zugleich die Ausfuhrgänge einer großen Giftdrüfe find. Die Eingeborenen fennenihre Wirkung recht gut und warnen den fammelnden Europäer, denn der Biß erzeugt auch beim Menjchen heftige Entzündungen. Wem er in Wahrheit gift, wilfen wir nicht. Wahrjcheinlich ift das Gift auch hier weniger ein Schußmittel, als auf Beutetiere berechnet. Die Figur auf ©. 458 nehmen wir auf, weil wit aus unmittelbarer Beobachtung nicht? Bejjeres haben. Die N 458 MWeichtiere: Schneden. dargeftellte Haltung wird wohl nur vorübergehend vorkommen, etwa nächtlich. Den Flei- ten Conus mediterraneus Brug. fa Simtoth fich in den Sand eingraben, indem das Tier den vorderen Fußteil vorftredte, zu einer Rinne zufammenbog und nach unten in den Boden jenfte, während der übrige Fuß unbeteiligt in Auhe verblieb. Von Zeit zu Zeit wide er mit dem Gehäufe rudweile nachgezogen. . Die Conus-Arten mit vielfach hübfcher Zeichnung find von Sammlern fehr begehrt; die höchiten Preife, 20000 Mark und mehr, wurden für einzelne Arten bezahlt. Der gelbe Conus virgo Z. mit dem violetten Hauch am Siphoauzfchnitte bringt in den Komplementärfarben vermutlich den Einfluß der Tropen- ionne am einfachiten zum Ausdrud. Die große Mannigfaltigfeit ver Arten hängt wohl mit der Neigung zur Bildung von Lofalformen zufammen. Die Gattung jcheint noch in voller Umbildung begriffen. Eine Art gilt für erlojchen, weil jie nur auf einer Heinen, zur PHilippinengruppe gehörigen Snjel Haufte, die einem vulfanischen Ausbruch zum Dpfer fiel; ein interejfantes Beispiel für das andauernde Werden und Vergehen in Der Natur. Hier find wir am Ende mit dem Grundjtod Der überaus breiten Menge von Sonchh> lien, welche die Vorderliemer jtellen. Was nun noch fommt, find einige Sonderanpaljungen. Überbliden wir die Mafje, fo jehen wir, daß wir von dem Schalenreihtum nur Stichpro- ben geben fonnten und au) diefe in ganz unzureichender Beichreibung, daß wir aber vom Leben der verjchiedenen Arten noch weniger wiljen. Vielleicht fommt noch ein neuer Gefichtspunft Hinzu, mern wir erfahren, daß es Profobranchier gibt von ganz verichiedener iyftematischer Stellung, aber mit Schalen, die zum Verwechjeln ähnlich find. Haufen folche an demjelben Orte zufammen, jo Tiegt der Berdacht nahe, daß es fich um Mimikry Handelt; aber wir Haben noch in feinem Falle die Rech- nung Durchführen jehen, wer das gejchüste Modell und wer der jchußbedürftige Nachahmer jei. Wir wiffen eben zu wenig oder jo gut wie faft nichts von der öfologijchen Bedeutung der Farben. Kommt doch die wirkliche Farbe meift erft beim Reinigen der Schale zum Vorfchein, die im Leben mit allerlei Sremdförpern bededt ift; und mo fie gleich frijch ung entgegenttitt, da war fie im Leben vom Fuß oder Mantel eingehüllt, wie bei Cypräen und Dliven. Manches wurde von den Berbreitungsgejegen gejagt, über den Einfluß der Wärme auf die Entwicelung pelagisch-planktonifcher Yarven, auf Trennung und Übereinftimmung öftlicher und wejtlicher Formen. Das malaiische Gebiet ijt das allerreichjte, aber mit großem Sleihmaß. Die Schnedenfauna eines Korallenrisfs im Indischen Ozean zeigt diejelbe Zu- jammenjetung wie Die einer entfernten Süpdjeeinjel. Ausläufer Hat die Tropenfauna Haupt- Jächlich nach dem Mittelmeer entjandt. So erklärt fich auch die an die Tropen der Sebtzeit erinnernde Mannigfaltigfeit ver Schneden in ven Tertiärmeeren Mitteleuropas, im Varijer, Sm u — Kegelfhnede, Conus textilis Z. Natürlihe Größe. Mainzer und Wiener Beden, die offenbar in direfter Verbindung mit dem Indif ftanden. , Die fofitlen Individuen ftehen an Größe aber beträchtlich den jet Lebenden nach. Wie Die Befiedefung der Tieffee zuftande gekommen ift, zeigte fich bei ver Unterfuchung Vorderkiemer: Pfeilzüngler. — Beziehungen zum Menden. | 459 der Ausbeute franzöfischer Expeditionen in der Nordhälfte des Atlantifchen Ozeans. Die- jelben Sormen, die in der Arktis im Litoral Haufen, jteigen jüdmwärtd in die Tiefe hinab in gleichmäßigem VBordringen, aber jo, daß fie auf der brafilianifchen Geite 800 m erreichen, auf der afrifanifchen jedoch 2000 m. Das Hinabwandern im allgemeinen zeigt die Abhängig- feit von der Wärme; Fältegewohnte Nordformen pafjen in die falten Abgründe. Bejondere Ummandlungen jcheinen Schneden und Mufcheln der Tiefjee faum nötig zu haben; nur das Dperkulum wird überflüjlig. Daß manche Formen die Augen einbüßen, überrafcht nicht weiter. Sonft find, merfwindigermweife, faum jpezielle Anpafjungen befanntgetvorden. Schlieklich wollen wir noch ganz Furz der mannigfachen Beziehungen zum Nen- I&hen gedenfen, die uns gerade bei den Borderfiemern am eindrudspolliten entgegentreten. Die Weichtiere haben im wirtjchaftlihen Leben der Völker von jeher eine große Rolle ge- jpielt, am meisten naturgemäß an den Gejtaden des Meeres; Doch Hat jich der Einfluß jehr friih biS weit in das Binnenland exftredt. Vielleicht ift Tein Gegenftand jo geeignet, die prä- hiltoriichen Zeiten mit der Gegenwart zu verfnüpfen wie die Berwendung der Mollusfen; denn mas wir im grauen Altertum bei ung finden, hat fich jet in entlegenen Teilen der Erde bei noch unfultivierten Völkern erhalten, mern e3 auch vor der jich außbreitenden Hivihjation - mehr und mehr Dahinichwindet. Die Weichtiere dienen nicht nur al Nahrungsmittel, ihre Schalen nicht nur als Schmud, al3 Abzeichen der Würde, jondern fie jind an vielen Gtellen der Erde zum mwichtigjten Wertmefjer, zum Geld jelbit, geworden, ja möglichermweije in ihrer Form die Vorläufer unjerer heutigen Münzen. Dadurch erhalten jre eine Wichtigkeit tie fein anderes Objekt, denn fie beherrichen geradezu Die ganze Dfonomie mancher Stämme. Schon aus vorgejchichtlichen Zeiten weijen die großen Schalenhaufen, die Küichenrefte der Urbevöfferung, an den Gejtaden zahlreicher Länder (Kjöffenmöddinger in Dänemark, Sambaquis in Brafilien und ähnliche Bildungen in Frankreich, England, Portugal, Nord- amerika, Japan), jowie Schmudjachen in Gräbern auf eine vege Bermwendung der Border- fiemer und Mujcheln hin. Sn den Niythen der alten Snder jpielten die Schneden eine große Rolle. Sn Vorderafien erlangte die Purpurfchnede, aus der von den Phöniziern der be- fannte Farbitoff gewonnen wurde, jchon jehr frühzeitig große wirtichaftliche Bedeutung; bei den Griechen fanden Meeresjchneden namentlich als Arzneimittel Verwendung. Als Geld dienen Schnedenjchalen bejonders in drei Gebieten: in der Süpdjee, in Afrika und Amerifa. Aus der Süpjee ijt bejonders die Diwarra der Salomoninjulaner be- fanntgeworden, die aus den bearbeiteten und aufgereihten Schalen der Schnede Nassa ca- melus Mart. beiteht und dort neben zahlreichen anderen „Mügjchel”-Geldjorten in Gebrauch ift; befonders Eunftooll find einige Geldarten der Bapuas an der Dftküfte von Neumedlenburg; jie bilden Ketten von mehreren Metern Länge. Sn Afrika dienten früher im Kongogebiet feine Dfivenfchneden, Olivanana, als Geld, die namentlich auf einer Injel füdlich der Kongo- mündung, Slha do Dinheiro, gefammelt wurden, aber jebt Yängjt außer Gebrauch gefommen find. Sehr verbreitet find dagegen auch heute noch die Raurifehneden, die Gehäufe meh- terer Cypraea-Nrten (C. moneta, C. annulus, gelegentlich auch noch andere), die Jämtlich in ven jüdajiatiichen Meeren zu Haufe find und zuerft in China und Japan als Wertmejjer und Taufchmittel verwendet wurden; von dort gelangten fie nad Hinter- und Borderindien, too fie jeit Anfang unjerer Zeitrechnung als einzige Währung Herrjchten und jelbjt Heute noch nicht ganz außer Gebrauch gefommen find. Bon hier aus wurden jte in vorgejchichtlicher Zeit jogar bis Nordeuropa verjchleppt. In Afrika, wo die Kauri heute ihren michtigiten 460 Weichtiere: Schneden. Bereich hat, ift fie merfwindigerweife von Weiten her eingedrungen, durch die Benezianer, Holländer und Engländer; fie herricht Heute von Timbuftu 13 zum Tichadfee und in großen Teilen de3 Sudans, nicht mehr aber an der Wejtküfte jelbit. Aus Nordamerika, wo die Schalen von Haliotis und Dentalium al3 Münzen und Schmudjtüde viel verwendet wurden, find als bejondere Merfwürdigfeit die Wampumgürtel zu erwähnen, Ledergürtel, die, mit Stückchen der Schalen von Busycon- (Ficula-) Arten benäht, als Symbole und Dofumente dienten, wie denn 3. B. der Vertrag, in dem 1682 die Zeni-Lenape an William Penn das heutige Benniylvanien abtraten, durch einen folchen Wampumgürtel verewigt wurde. Alle Borderfiemer aufzuzählen, die vom Menfchen al Öenußmittel verwendet werden oder wurden, ift wohl faum möglich; manche Arten finden noch heutzutage auch bei Kultur- See Brenn Kaurifhnede, Cypraea moneta L. Natürlihe Größe. (Zu ©. 459.) völfern einen ftarfen AUbjat, jo Litorina littorea, Buccmum undatum und Patella vulgaris. Außerordentlich mannigfaltig ift auch die Verwendung der bunten Schnedenjchalen als Körperjchmud der NYaturvölfer; jelbft bei ung find janod) die Kameen in Gebrauch, bei denen jich das farbige Sypoftrafum, das bei Cassis cameo dunkelbraun, bei C. rufa gelb, bei Strom- bus gigas tojenrot ift, wirkungsvoll von dem weißen Dftrafum abhebt. 6. Unterordnung: Yererzüngler (Ptenoglossa). Die gleichmäßig jpisen Pfriemenzähne der Nadula diefer Unterordnung deuten nır auf die Raubtiernatur. Auf ihre Herkunft zu jchliegen, geben jie dagegen faum Anhalt, wenigitens nicht weiter, al3 daß man jie auf.die äußeren Zähne der Fächer- oder Band- züngler zurücdführen fan: eine Konvergenz, dircch die Drei ganz verjchiedene Familien sujammengejchiweißt werben. Da ift zunächht Linnes Liebling, die Berfpektivfchnede, Solarium Zam., mit regel- mäßig flach fonifchem, derbem, buntem Gehäufe und vielen engen Umgängen, die fich um einen weiten Nabel herumziehen wie eine Wendeltreppe, d. h. bloß beim Anblie von unten. Die Samilie Hat nicht3 zu tun mit den Scalariiden oder Scaliden, die num wirklich den a re er a na a Vorderfiemer: Feverzüngler. 461 Bulgärnamen „Wendeltreppen‘ führen. Es find meift Feine, weiße, turm- oder falt nadel- fürmige Schneden. Die Bezeichnung ftammt von einer der größten tropijchen Formen, deren einzelne Umgänge in regelmäßigen Abjtänden mit aufgefrempelten Ningmwüljten geziert find und einander nicht berühren, immerhin ein elegantes Gefüge, das ihnen einft bei ven Sammlern Höchiten Modeivert und entjprechend unfinnige Breije verjchaffte. Diefen beiden Boden- und Schlammberwohnern ftehen die Santhiniden oder Beilhhenjchneden als einer der eigenartigiten Typen gegenüber, neben den Heteropoden die zweite Anpafjung der Borderfiemer an das offene Meer, aber auf ganz anderer Grund- lage, nicht Durch eigene Kraft Schwimmen, jondern ich treiben lafjjend, an einem Floß befeitigt, das jte fich jelbit bauen, im übrigen nad) gleichen Gejeben an das warme Wajler gebunden, jelten bis land verjchlagen, jhwarmbildend, gefräßig. Die Arten jind weithin Durch Die Tropenmeere verbreitet und ichtver voneinander zu trennen. Was find die Unterfchiede? Die Schnede hat den gewöhn- lichen Habitus eines Borderfiemerz, einerund- liche oder fegelfürmige Schale von Durch- jehnittsproportionen, etwa wie bei einer Pa- ludina, nur dünner, zum Schwimmen. Nud) die jonjtigen Verhältnijje find normal. Das Eigenartige it nur, daß Die Schnede in umgefehrter Lage an ihrem Ochleimband am Wajfjerjpiegel hängt, und daß fie Diejes dur Ein- und Anlagerung von Luftblajen zu einem dauernden Fahrzeug macht. Wie wir don den Rifiven (©. 436) berichteten, fan mittel3 des Vorderfußes Luft gefaßt © "RB E3 216954, as I Beil enihnede, Janthina fragilis Zam., mit den $loß, bie Unterfeite nach oben gekehrt Jchwimmend, von der Seite und von oben gejehen. Natürlihe Größe. a Schnauze, b Schale, und in Schleim gehüllt werden. Das tird ce Zloß, d Vorderfuß, e Zuftblafe, in Schleim gehüllt. hier zur Negel, und der Schleim erhärtet jtärfer. So wird vorn Blaje auf Blafe an das Floß geheftet, das jich allmählich nad) hinten verjchiebt, bis die lebten Teile, die iiber die Schnede hinausragen, endlich bon den Wogen zertrümmert werden. ©o treibt die Schnede vollfommen willenlos dahin. Sie muß warten, bis ihr ein Beutetier zur Berührung nahe kommt. Dem entjpricht die Ausbildung der Sinne. Die Augen verfümmern nicht felten, die Ohrblafen fehlen immer, denn ein jeß- haftes Tier braucht Fein Gleichgewichteorgan, die Fühler dagegen find bejonders entwidelt, gejpalten. Die Gefräßigfeit ift groß; was berührt mwird, wird gefrejfen, Genofjen der eigenen Art, große Duallen uf. Gegen deren Nejjelgift jcheint die Ausrüftung der Mund- höhle an den Baden mit Condhinplatten einen Schuß zu bilden. Befonderz zu gedenken ift der Farbenanpaffung: hier ift das ganze Gehäufe veil- chenblau, oder Doch die nach oben gefehrte Unterjeite, bei weißem Gewinde. Hat man e3 al8 Schußfarbe zu deuten oder nicht vielmehr als die Folge der allerfonftantejten Ein- wirkung des Sonnenlichtes, unterftügt Durch die Wärme? Wir haben ähnliches bei den Purpurjchneden angedeutet (©. 456). Die Bermehrung gejchieht entiweder mittels innerer 462 Weihhtiere: Schneden. Brutpflege, aljo Lebendiggebären, oder durch das reihenmweije Anheftern geftielter, platt- gedrücter Cifapfeln an die Unterjeite des Floßes. 7. Unterordnung: Zungenlofe, Schmaroger (Aglossa). C3 gibt eine große Reihe Heiner Vorderfiemer mit weißlicher, jchlanfer, turmförmiger Schale und allerlei Heinen Bejonderheiten, die allerdings in den meilten Fällen nur an der Schale unterjucht und erfannt find. Hier ijt es die abweichende Gehäuje- " fpiße, der Aper, die Scha- len find Heteroftroph, d.h. die eriten Umgänge find, in fcharfer Trennung von dem nachfolgenden Ge- ipinde, abweichend geric)- tet, jo daß je, normal weiter tachjend, eine ganz andere Schale er- geben würden. Man hat fie, nach den Hauptgat- tungen Eulima Resso, Odostomia M.-Td., Pyra- Seeftern mit der [dmarogenden Capulide Thyca eleeton Ad.; vecht3 Teß= midella Lam. in eine At- teye vergrößert. 2 zahl von Familien zer legt. Die Arten gehen in die Hunderte und nehmen fortwährend zu, je weiter man auch auf die Kleinigkeiten des Litoral3 achten gelernt Hat, wie Dall und Bartjc) an den ameri- faniichen Küften, Hedley an den auftraliichen. Am Weichlörper fällt manches auf. Eine Berdidung unter der Mumdöffnung, das fogenannte Mentum oder Stirn, teilt wohl ein befonder3 ausgeftaltetes Propodium dar, die Füh- ) 2 ler jind zum Teil ohrfürmig; Hermaphrobitismus BI ft nachgewiefen. Man glaubte früher, Die Euli- /L = GA miden wären jchlechtweg zungenlos, aber eine I = fürzlich angejtellte Unterfuchung zweier Arten VL F hatte daS munperliche Ergebnis, daß Die eine man una“ eine tänioglofje, die andere feine NRadula hatte. karve der parafisitgen Sgnede Entocon- DaB alles weilt auf abjonberliche Schidjale hin, die wir noch nicht Fennen, außer in einer be- timmten Richtung. Man weiß von den Eulimiden, daß fie jehmarogen, einige wenige an Mujcheln, wie Beljeneer erjt ganz neuerdings wieder eine folche an der gemeinen Mies- mufchel auffand, alle übrigen an Stachelhäutern. Se mehr aber allmählich die Kenntnis diejer Echinodermenparafiten wuchs, um jo bejtimmter überzeugte man fich, daß fich unter ihnen noch eine zweite Zamilie verbirgt, die trägen oder feßhaften Mügenjchneden oder Capuliden (©. 440). Und fo ftehen toi jeßt vor der Auffaffung, daß der Zungenverluft ziwei ganz verichiedene Gruppen betraf, jedesmal infolge Schmarogens an Stachelhäutern, deren ymbiotifche Beziehungen zu den Gaftropoden uns bereit wiederholt bejchäftigten. Der a an Borderfiemer: Zungenlofe. | 469 Parafitismus hat Ummälzungen herborgerufen, Neubildungen und Neduftionen, die Ichlieglich die Drganifation vollfommen verwifcht Haben und feinesmwegs ganz aufgellärt jind, fo jeher man ji) auch mit den Tieren bejchäftigt und immer neue gefunden hat. iten3 die Grundzüge herausheben. Sohannes Müller, der große Berliner Phyfiolog, entdedte in der Klettenholothurie, Lapidoplaxdigitata Mont., einen Schlaud), der fich an einem ver Blutgefäße, die den Darın begleiten, fejtgejegt hatte und durch jeine bräunliche Sarbe leicht in dem durcchfcheinenden Wirt zu erfennen war. Der Schlauch enthielt Gifapfeln und darin junge Schneden. Bauer? Unterfuchung gelang der Nachweis, daß der Schlauch felber die umgemwan- delte Schnede jein müjje, Doch fonnte er feineswegs deren ganze Öejchichte Harlegen. Vielmehr ift weder die Ein- manderung noch Die ganze Metamor- phoje befannt. Möglicherweije mer- den die jungen Schneden Dadurch frei, daß die Holotgurie Durch Autotomie feichtin einzelne Stüdezerfällt(©. 351). Die Einwanderung der Schwimmenden Zarde gejchieht dann vermutlich in Die ganz jugendliche Geegurfe. Semper jah, im Gegenjab dazu, faum ver- änverte, bejchalte Eulima im Magen einer Holothurie umherkriechen. Zahl- reich jind allerlei Zmwijchenjtufen, two die Tiere außen feitjigen a‘3 Cftopa- tajiten. Das ältejte Beilpiel hierfür iit ein Capulus, der aus paläozoijcher Heit neben dem Mund eines Haar- tern3 gefunden wurde. Sebt Ffennen mir die Schmaroter von allen Stlaffen ‚der Etachelhäuter mit Ausnahme Der Schlangenfterne, und von allen mög- lichen Körperteilen, von den Geeigel- Bir mollen wenig 1) Die Holothurte Lapidoplax digitata mit dem para= Entoconcha mirabilis Müll. m Mügen. Natürlihe Größe. 2) Mitteljtüd der Lapidopiax digitata mit dem Schnedenjhlaud. Vergrößert. A Leibe3= - wand, B Hautfalte, C Darıı der Holothurie mit den an der Nürdenfeite (D) und der Bauchjeite (E) verlaufenden Blutgefäßen. F Körper ber Entoconcha mit a fnopfförmigem VBorderende, b und e Eterftocd mit Eimeißdrüfe, d Raum mit Brutfugeln, e Samentafıhe. fitifhden Shuedenfhlaud tacheln angefangen. Yuerjt jenft der Schmaroßer feinen Rüffel in die Haut des Wirtes; dann dringt er mit feinem übrigen Körper nach, der aber durch eine Hauffalte gejchüßt wird, die rings bon der Bafis des Riüfjel3 ausgeht und fich über den Körper, die Schale ujim. 464 Weichtiere: Schneden. hinaufichlägt, bis fie das Tier jchlieglich ganz einhüllt. Dadurch entjteht ein Schlauch, der im vorderen Teil nur vom Rüjjel gebildet wird, in der hinteren Hälfte aber den eigentlichen Körper umjchließt. An diefem letteren fünnen nun allerlei Rücdbildungen auftreten, die Augen fönnen fehlen, ebenjo die Dbhrfapjeln, der Fuß, Die Stieme, Die Schale, die Niere. An Darm fann der Magen jich hinten jchliegen, jo daß VBorder- und Enddarm Blindfchläuche ohne Verbindung find. ndlich jehwindet auch das Nerven- iuitem, jo daß zuleßt nur die Haut, der Rüfjel, der Enddarm und Die Gejchlechtsdrüje übrigbleiben. Soweit die Kenntnijje reichen, jind Die Tiere Ziwitter und lebendiggebärenp, und man hat öjters Junge gefunden, die jich gleich neben den Alten feitgejebt hatten. Sonjt ijt die Lebensgejchichte im einzelnen, die Infektion und dergleichen noch Teines- iweg3 geklärt, ja bei feiner Art im Zujammenhange befannt. Aber Die ganze Stombina- tion ergibt doch eine jehr interejjante Neihe vom Einfluß der chmarogenden Xebensmweije auf die Organifatton in jeinen derjchtedenen Abjtufungen. Zweite Ordnung: Lumgenjchneden (Pulmonata). Die Lungenjchneden jind weit einheitlicher al die Vorderfiemer. Es fehlen unter ihnen Die Schmaroger und die eigentlich Seßhaften. Da viele im Süßtwajjer leben, einige auch in Die Uferregion des Meeres eingetwandert find, fommen auch Kiemen vor, immer aber als jefundäre Erwerbungen, als jogenannte adaptive Stiemen. Die meijten jind Land- tiere, die alle Sejtländer beherrjchen, foweit dieje nicht eine dauernde Eisbededung tragen. Kacdtjichnedenbildung tft Häufig, fehlt aber im Süßmwajjer. Alle jind Zwitter. Die Begattung vollzieht jich auf dem Lande meijt unter befonderer Erregung, mit einem reizvollen Bor- jpiel, wobei die Enden der Gejchlechtswerkzeuge ausgejtülpt werden, denn Die Rute ijt bier in der Ruhe nirgends fichtbar. Damit haben wir Schon eine Bejonderheit des Baues, die auf dem Lande erworben wurde. Trodenjchuß ilt das erjte Erfordernis. Cr verlangt eine viel reicher gegliederte Muskulatur, meijt durch Zerlegung des Spindelmusfels in einzelne Bündel. Jeder Teil des VBorderförpers fann bei den echten Landformen für fich eingezogen und eingejtülpt werden, die Fühler, der Kopf, Die Begattungsorgane. Auch die Lungenöffnung ift verjchließbar. Dazu fommen bejondere Ummwandlungen der Haut. Eine frei vorjtehende Seitenlinie, ein Epipodium, fehlt durchweg. Dagegen wird Die Haut gefurccht und rungelig, in den Furchen hält fich die Feuchtigkeit. Schuß gegen Trodenheit beim zurüdgezogenen Tier wird nicht durch das Operkulum erzielt, daS nur noch bei einer erwachjenen Form und bei einem Embryo vorkommt, jondern durch erhärteten Schleim. Der Schleim wird zudem das Hauptwehrmittel. Jim Bordergrunde fteht die Wafjeröfonomie, bei der Schleimhautbededung natürlich. Sr trocner Luft fann feine Schnede fich betätigen. Die Schale erreicht nie die Stärke und Schwere wie bei Vorderfiemern. Das Herz ijt durchweg mit nur einer Borfammer verjehen, die von born her das Lungenblut erhält, nachdem es an der Dede der Atemhöhle durch ein Gefäßnes Hindurch jenen Gasaustaufch mit der Luft vollzogen hat. Se größer die Schnece, um fo reicher um allgemeinen das Neb, um jo enger feine Mafchen, manchmal in einer Verdichtung, wie in dem Schtwanmmgewebe einer Wirbeltierlunge, auch auf den Boden der Atemhöhle übergreifend. Daß die Lunge der verjchiedenen Formen auch in ihrer Entftehung nicht ganz gleichwertig ift, wollen twir beijeite laffen. Man hat jich vorzuftellen, daß der Zungenjhneden: Goleoliferen. 465 Lungenjad jich nach innen vergrößerte, imo die Eingeiveide, je itach ihrer Anlage, den gering- sten Wiverjtand leijteten. Bei einer Schnede mit Dinner Schale, einer Berniteinfchnede oder blaffen Gartenfchnirkelfchnede, fieht man den Gefäkbaum der Lunge von außen ducch- Iheinen, wie er in den Herzbeutel itbergeht mit dem pulfierenden Herzen, daneben die gelbliche, undurcchjichtige Niere. Jrrein vermwideltes Nungengemwebe jieht man geradezu hinein, wenn eine rote Wegjchnede ihre Atemhöhle weit geöffnet hat. Der Schlundring befteht durchweg aus gut fonzentrierten Ganglien, die eng um den Borderdarn geordnet find. Cine einzige Zorn, Chilina Gray, hat noch eine längere Biszeral- fommijjur mit Andeutung von Chiaftoneurie. Solche Kreuzung fan nur noch mühjen . am Verlauf einzelner Nerven nachgewiejen werden. Kopfaugen fehlen nur ausnahms- meife, fie beginnen nicht mit offenen Augenbechern, wie bei Patella, fondern find ftets gejchlojfen. Daß ihre Funktion ganz ziveifelhaft ift, wurde in der Einleitung zur Rlafje beiprochen. Da Sehhaftigkeit fehlt, find immer Ohrfapfeln an den Tußganglien vorhanden, jtetS mit zahlreichen Hörfteinen. Auf an- dere Ginneswerkzeuge fommen wir bi ı MN) Man Null den einzelnen Gruppen, bei denen mir nen auch die Abweichungen des Darmfanals bejprechen wolfent. In der Regel hater > DDUMulla vier Schenfel, mit einer Magenerweite- rung zwijchen den beiden eriten, in welche die einfache oder meift doppelte „Leber“ ® IND Ie2 miünpet. Über dem Mumndeingange liegt = S gewöhnlich ein Kiefer, eine halbmondfür- Zabnreige aus der Neibeplatte von 1) Limnaea stagna- mige Konchinplatte, nicht arvei feitliche lis L., 2) Anceylus a Suceinea putris Z. Start Berdidungen wie bei ven Vorderfiemern. Bei den meilten Naublungenjchneden, die indes nur auf dem Lande vorkommen, fehlt er, weil große Beute möglichit ganz gewürgt wird. ‚Die Nadula zeigt viel geringere Unter- jehiede als bei den Brofobrandhien, meijt jehr viele Zähne in einer Diuterreihe, der Ahadjis- zahn mit drei Spiben, die Seitenzähne mit zivei, nach der Mitte zu gerichteten, die Nand- zähne entweder abgeflacht und immer jchwächer bewehrt, oder aber in längere, pfriemen- ähnliche Spiben ausgezogen. Sind nur die leßteren entwidelt, jo erhalten wir das Naub- jchnedengebiß, das dem der Wtenogloffen oder Federzüngler unter den VBorderfienern gleicht. Auf einzelne Abweichungen bon der Grundform werden wir noch jtoßen. | Bon der Bewegung Durch lofomotorische Wellen haben wir ©. 416 gefprochen. Diefe Höchjt merfiwirdige Erwerbung gehört dem Lande an, da3 ja die vollfommenjten Leijtungen gezeitigt hat. Hier treffen wir aber noch einen jchärferen morphologifchen Ausdrud der Duter- mwellen, der eine befondere Einteilung nötig macht, jo gut wie ganz neue Embroonalcharaftere. Gewöhnlich teilt man die Lungenfchneden in die Bafommatophoren und die Stylom- matophoren ein, je nachdem die Augen am Grunde oder auf der Spike der Fühler liegen, womit andere Verhältnijfe der Organijation zufammenhängen; wir werden bejjer tun, noc) die Sondergruppe der Soleolifera abzutrennen, aus gleich zu erörternden Gründen. 1. Unterordnung: Soleoliferen (Soleolifera). Gedenken müjjen wir wenigjtens diefer großen Gruppe von ehten Nadtjhneden aus den Tropen, echt, injofern fie al Embryo bereits ihre Schale abwerfen; das ijt fchon Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 30 466 Weichtiere: Schneden. eine grundfägliche Abweichung. Sie zerfallen in drei Zamilien, die wir einfach Durch die Hauptgattungen Fennzeichnen tollen, Vaginula Fer. oder Veronicella Blainv., Oncidium Buch. und Rathouisia Heude oder Atopos Simr. Den Umtijjen nach fann man eine Vaginula am einfadhiten mit einer Käferjchnede vergleichen, wenn man von diejer alle Hartteile wegläßt. Unten eine Sohle, rings Durch eine tiefe Furche abgejeßt, Davor der Kopf, das übrige der Mantel, oben gemwölbt, unten flach, beide Teile Durch eine jcharfe Kante getrennt. Der Kopf fann ein Stüd weit unter den Mantel zurücgezogen, aber nicht eingefrempelt werden, jo wenig ivie die beiden Fühler, an deren Spibe die Augen ftehen. Ein zieites, unteres oder vorderes Fühlerpaar ift ge= ipalten, d. 5. es enthält die Kleinen Fühler und die Lippentafter, die den Stylommatophoren zufommen, gewiljermaßen noch nicht getrennt. Kiefer und Radula jind gewöhnlich. Na- türlich fiegt ein wejentlicher Unterfchied von Chiton, dem Die Tiere nur in den äußeren Um- riljen ähneln, in der Ajymmetrie des Gajtropods, auf die wir gleich eingehen werden. Zu- nächlt jehen wir uns noch die Sohle an, die Durch feine, fcharfe Querriefen in ganz gleichen Abjtänden geteilt ijt, jo fein, daß auf l mm mehrere der Leijtchen oder Söhlchen (Soleo- lae) fommen. Beim Striechen jehen wir dasjelbe Bild wie bei einer Helix, lofomotorijche Duerwellen, die bon Hinten nac) born ziehen, freilich die einzelne Welle viel breiter als eine Soleola. Die Leijten jind der fichtbare Ausdrud der fcharfen Ordnung, in der jich Die nach born fortjchreitenden Kontraftionszuftände vollziehen, am Hinterrand der Welle erfchlaffend, am Borderrand neue Streden der LYängsmusfeln ergreifend, wie wir e3 eingangs jchilder- ten, — ein rechter Gegenjab zu dem ungeordneten Wellenjpiel bei den Wajjerjchnedent. Sndes erinnern wir ung, Daß wir einen freien Anklang an die SOoleolae bei den großen Rhipidoglojfen wiederfinden (©. 429). Die Oncidiiden find zumeilt a8 Strandformen ins Meer übergetreten, in Die Gezeitenzone, einige leben aber noch auf dem Lande, mehrere hundert Meter hoch auf den Bergen, nach Nadtjchnedenart unter Baumrinden Schuß juchend. Cinzelne zeigen noc) die Ooleolae, bei anderen verjchtwimmen fie allmählich. Man Eann,veutlich verfolgen, wie jich die fcharfe Ordnung der Wellen beim Übertritt ins Meer abjchmwächt. Einige gehen über die Tropen hinaus, jo das Fleine Oncidium (Oncidiella) celticum Cuv. an der euro» päischen Weftfüfte. Sm allgemeinen find die Baginuliden, deren Länge etiva von 1 bis 20 oder 30cm mwechielt, jchlanfer, Die Dneidien plumper. Atopos, eine ftrenge Landform der Tropen von Hinterindien bis zu den Philippinen, hat wieder die jcharfen Ooleolae. Das Hauptmerfmal ift die jchmale und hohe Geftalt, der Rüden ijt gefielt in ganzer Länge. Die Gejchlechtsöffnungen find bei allen drei Familien elnenn) die männliche liegt überall rechts vorn, bei Atopos liegen Die weibliche und der After dicht dahinter, bei Vaginula die weibliche um die Mitte herum, der After rechts hinten, bei Oncidium beide am Hinter- ende, Dazu auch die Zunge, Die nur hier deutlich entwidelt ift. Dieje Yandformen jcheinen nur durch die Haut zu atmen, Die daher, namentlich bei den größeren Zormen, jich in dicht geitellten, weichen Warzen erhebt zur Vergrößerung der refpiratorifchen Fläche. Bei den Dneidien werden die Warzen vergrößert und erhalten unter Umständen büfchelige, ingerförmige Hautfortjäge als jefundäre Kiemen. Das Wunderlichfte ift, daß manche On- eiditden auf den Nücenmwarzen Augen tragen von bejonderem Bau, einzeln oder in Grup- pen, — abermals eine Barallele zu ven Chitoniven. An konjerviertem Material muß man \harf auf fie fahnden, da fie ein wenig zurückgezogen werden fönnen und fich fomit beim Zungenjhhneden: Goleoliferen. Bafommatophoren. | 467 Alfoholtode verbergen. Gonjt jißt der Mantel, namentlich bei den Baginuliden, dicht voll Drüjen von einem zujammengejesten Bau. hre Ausjcheidung hat, nach Plate, bei einer chilenischen Art einen brennenden Gejchmad; bei den Onciviiden joll gar die Entleerung durch Musfeldrud erfolgen und einen Regen feiner Tröpfchen oder Kügelchen dem Angreifer entgegenjchleudern. Semper iwenigjtens vermutete das, ja er glaubte eine beftimmte Be- ziehung zmwilchen den Dnciditven mit Nücdenaugen und den amphibiotiichen Fifchen der Tteopen, Periophthalmus und Boleophthalmus, al3 ihren Feinden annehmen zu follen. Hierfür fehlt die Betätigung. Bon den marinen Formen hat Semper nachgetviefen, daß jie Sand frefjen, um dejjen organijchen Gehalt zu gewinnen. Wir treffen bald auf Ber- wandtes. Die Landformen find wohl Moderfrejjer, jo gut wie die Vaginuliden, die indes auc grüne Pflanzenteile genießen. In Wejtindien trat eine Art einmal als Schäd- ling in den Kaffeeplantagen auf. | | Die Atopiden find NRaubtiere, die ich zur Bewältigung ihrer Beute vermutlich außer der Nadılla auch zweier großen Drüjen bedienen, die neben dem rüjjelartig verlängerten Munde liegen. Die Hinterindier halten fie für ebenfo giftig twieden Peripatus, worin fie wohl recht Haben, weil auch der leßtere nicht giftig ift. Der Ölaube gründet fich vermutlich auf ftarfe Schleimausjprißung bei beiden, die noch dazu gemeinjam unter der Rinde haufen. Daher beftreichen die Malaien die Hörner ihrer Kampfitiere mit dem einen oder anderen, um fie Durch das vermeintliche Gift noch wütender zumachen. Bejtimmtes ift von den Tieren faum befannt. Die länglichen Gier find durch einen Schleimfaden zu einer Schnur vereinigt und erhalten noch) eine Schleimhülle. Cine Vaginula von Kamerun ijt lebendig gebärend. Die Embryonen, die, wie erwähnt, fchon im Ei ihr Schälchen abmwerfen, haben, fo viel wir willen, wenig Bejonderheiten, höchitens daß bei Oncidium celticum C’uv., da3 von SoHeurlaffuie unterfucht wurde, die Wimperjchnur des Belums noc etivas bejjer er- Halten ift als jonft bei den Lungenjcheden. Bei ihm ilt die Hinfällige Schale nahezu fugelig - mit annähernd einem Umgange, bei Vaginula wird fie, nach den Beobachtungen der Vettern Garajin, nur al3 ganz dünnes, flaches Häutchen angelegt, das alsbald vor den von den Seiten nach der Mitte zu vordringenden Mantelwülftern wieder jchwindet, wohl jchlechthin Die primitivfte Schalenanlage, die bei einem Weichtier vorfommt. Detonen wollen wir noch einmal die doppelte örtliche Beichränfung der Gruppe, einerjeit3 auf die Tropen, anderjeits auf Land und Meer, unter Ausjchluß des Cüß- mafjerg, mit dem Übergang in breiter Front an der Küfte. Wir können höchftens hinzu- fügen, daß auf den malatifchen Snjeln ein paar Dncidiiden in das bradige Wafjer der Slupmündungen eintreten. 2. Unterordnung: Bafonmmatophoren (Basommatophora). Würden wir ung auf die befannten Schneden unjerer Heimat bejchränfen, dan fönnten wir die Bajommatophoren einfach al Süßmwaijerlungenfchneden bezeichnen, denn vie Schlamm-, Teller-, Blajen-, Napffchneden, Limnaea Zam., Planorbis Guett., Physa Gray, Ancylus Geoffr., bilden den Grundftod der Gruppe. Dazu fommt aber jchon bei uns ein Heines Tierchen vom feuchten Land, Carychium minimum Müll., der Vertreter der Yuriculiden, welche Die Nähe des Meeres bevorzugen und in den Tropen verhältnig- mäßig ftattliche Größe erreichen, weiter aber eine Gruppe meijt Fleinerer, echt mariner Formen aus dem Öezeitengürtel. Das Gemeinjame ijt bei allen die Tage der Augen un- mittelbar am Kopf an der Fühlerbajis und die jolide Bejchaffenheit der Fühler, die nicht 30* 468 Weichtiere: Schneden. eingeftilpt, jondern nur durch) Zufammenziehen verfürzt werden können. Die Fühler mwechjeln in der Form, breit, vreieciig und flach jind jie bei Limnaea und Aneylus, fang, ichmal und jpis auslaufend bei Planorbis und Physa, welche leßteren auch eine finfs- gerwundene Schale haben. Bei Planorbis freilich Fann man e3 faum Feititellen, da jte in einer Ebene aufgerollt ijt; aber der Beweis ijt leicht zu führen, denn After, Atenloch) und Genitalöffnungen liegen auf der linfen Seite. Die Heinen Napfichneden zerfallen jogar ın zwei Gattungen, eine recht3-, die andere linfsgewunden, was man freilich hier nur an einer geringen jeitlichen Berjchiebung der Gehäujejpige aus der Mittellinie fejt- jtellt. Sehen wir ung erjt noch nad) weiteren Sinnesempfindungen um, jo fällt wohl die Tatjache auf, Daß der vordere Fußrand ein gutes Gejchmadsorgan it. Bei Limnaea menigjtens reagiert er pofitiv auf Yuder, meidet aber jede Spur von Gaccharin, Das wir in der Verdünnung nicht vom Zuder zu unterjcheiden vermögen. einen Gefühls ilt auch der Manteltand fähig, zumal wenn er, wie bei Physa, mit tajterartigen Anhängen bejebt it, Die fich auf die Schale Hinauf- ichlagen. Amphipeplea N ./ss., bei ung nicht häufig, gleicht einer Limnaea mit furzem Gewinde, bei der jich der Mantel über die ganze Schale weg- ziehen und jie einhüllen Fann. Wohl ausgebildet ijt noch am Cingange Der Lungenhöhle daS Geruchswerkzeug , oder Dsphradium unter der Form > \ — eines Keinen Blindjads, der unten Plagregenfhnede, Scarabus imbrium Mke. Natürliche Größe. von einem Ganglion umfaßt wird. Das bringt uns auf die Atmung. Um Luft in die Lunge aufnehmen zu fünnen, muß natürlid) jedes Bajommatophor ar die Dberfläche fommen. Nun finden fich aber befondere Limnäen aufdem Grunde des jehr tiefen Genfer ©ee3, die niemals in ihrem Leben die Oberfläche zu fehen befommen. Sie nehmen einfach, ohne weitere anatomische IAmderung, die Lungenhöhle voll Wafler, jo wie wir es oben von der Pleurotomaria erjchlojien (©. 427). Andere Limnäen verweilen, wenn ihre Bewegungen in jchnelf fliegenden Bächen gehemmt find, lange Zeit unter Wafjer, ohne ihre mit Luft gefüllte Lunge öffnen und neu füllen zu fönnen. Hier tritt Hautatmung ein, deren Ort man aus der reichlichen Berforgung mit Bluträumen feititellen Fanıt. Zunächit it Die ganze Haut rejpirationsfähig, fodann die breiten Fühler, die, an jedem Rande mit einer Blutlafune und vielen Berbindungszweigen dazwijchen, wie eine Kieme wirken; ähn- lich der Mantelrand. Bei Ancylus, dem eine Lunge ganz fehlt, fommt nur die Haut und namentlich ver Mantelvand als Atmungsorgan in Frage, der an der Stelle, wo die Lunge zu erivarten twäre, fenntlich am After, einen bejonderen Hautlappen trägt. Ein jolcher findet Jich in größerer Ausbildung bei den großen Arten von Planorbis, dejjen jehmale Fühler und derbere Haut wenig zur Atmung beitragen fönnen. Verhindert man die Schnede am Aufiteigen an die Oberfläche, während man durch Wafferpflanzen oder reichliche Durch- füftung für genügenden Sauerftoff forgt, dann jchrwillt der ohrförmige Lappen zu größerer Ausdehnung an. Sonft fan man gerade bei den leineren M anorben mit durchicheinen- der Schale die Lunge bis weit in3 Geroinde hinauf verfolgen. Diefer Lappen wird nım bei manchen tropijchen Sormen, Bulimus Adans. oder Pulmobranchia Plsnr., der großen Zungenjhneden: Bajommatophoren. 469 Miratesta Sars und dem Heinen Protancylus Sars dur Yaltung und Dberflächenver- größerung zu einer bejonderen, echten SKieme. Umgefehrt haben die Chilina-Arten aus den Bächen der chilenischen und peruanifchen Anden, von denen oben ein primilines Ver- halten der Biszeralflommilfur gemeldet wurde, die Atemhöhle noch gar nicht verjchliekbar; frei tritt Wafjer oder Luft ein, je nach der ©telfe, wo fie jich gerade befinden. Bon Den marinen Formen fällt Siphonaria Sow., ihrer Schale nach eine Napfjchnede, jo gut wie Gadinia Gray, dadurch auf, daß jie die jefundäre Kiemenbildung in das Jnnere ihrer großen Zungenhöhle verlegt hat, indem an der Peripherie femenähnliche Blätter und Falten ent- itanden find, und durch wimpernde Leiften ein Wafjeritrom herbeigeführt wird. Die land- bemohnenden Auriculiden bejigen natürlich nur eine echte Lunge. Wir führen eine tropijche Art im Bilde (©. 468) vor. Die europäiichen Küftengegenden haben nur weit Heinere Formen, unfer binnenländijches Carychium minimum Müll. hat Stednadelfopfgröße. L. trunca- L. peregra Müll. L. ovata Drap. L. palustris Müll. L. stagnalis L. L. aurieularia L. tula Müll. Re = = Verjhiedene Formen der Gattung Limnaea Lam. Bei allen diefen Auriculivden — Auricula judae Z. und midae Z.. da3 Juda3- und Midasohr, jind die größten — wird die Mündung durch Schwielen und Zähne verengert, mohl eine Trodenanpaffung zur Verkleinerung der Öffnung, Durch welche die Luft eintritt. Unter unferen Tellerfchneden hat unfer feiner Planorbis nitidus Müll. eine ähnliche Ber- engerung. Sie bejchräntt fich indes nicht auf die Mündung, fondern wiederholt jich öfters im inneren, jo daß man fich wundern muß, wie der Körper beim Heraus- und Zurüd- gehen durch die verjchiedenen engen Pforten hindurch Tann. Übrigens haben einige Pla- norben die Fähigkeit, beim Eintrocnen ihrer Wohntümzpel ihre Mündung mit einem ichneeweißen, mithin jtarf faffhaltigen Schleimdedel zu verjchließen, was wir jonjt nur bei Zandichneden von trodneren Wohnorten finden. Amphibola nux avellana Schum., die Hajelnußjhhnede vom Litoral Neufeelandz, ift die einzige Lungenfchnede, die ihr Ge- häuje durch ein echtes Dperfulum jchließt. Bei einer feinen Auriculide, Pedipes afer Adans., hat die jtarfe Faltenbiloung zu einem Einjehnitt im Fuß geführt. Die Sohle ift durch eine tiefe mittlere Duerfurche in eine Vor- der- und eine Hinterhälfte zerlegt, und man hat wohl gedacht, daß das Tier nad) Art einer Spannerraupe friecht. Wir fanden die Schnede, die eigentlich in tropischen Küftengegenden zu Haufe ilt, noch reichlich in einer Grotte an der Küfte der Azoren, die auf dem vulfanischen Boden durch eine Heiße Duelle geheizt wurde. Da ließ jich leicht beobachten, daß durch ven Fuß von Hinten Fräftige Blutjtöße gingen, welche die Hälfte nicht gleichmäßig, jondern mehr rudweife vorwärts brachten. Am beiten beobachtet man das iwogende Wellenjpiel 470 Weichtiere: Schneden. der friechenden Sohle, wenn ein Bafommatophor an der Unterjeite des Waljerjpiegels friecht. Das Schleimband, das von der Sohlenfläche ausgejchieden wird, verlängert ich immer mehr nach hinten. Die Schnede fanı aud) die Luft in der Lungenhöhle zufammen- prejfen und jich zu Boden jinfen lajjen, oder aber, wenn jie etwa an einer Wafjerpflanze hinunterkriecht und von Blatt zu Blatt einen Schleimfaden jpinnt, plößlich Ioslafjen, um mit Hilfe ihrer Lungenfluft direft wieder an die Oberfläche zu fteigen. Bei den Schlammfchneden ijt es charakteriftifch, ‘mie die Schale mit der Wajjer- beivegung wechjelt (j. vie Abbildung auf ©.469 und Tafel „Weichtiere 1", 8, bei ©. 425). Die ichlanfe Limnaea palustris Müll., die beiläuftg faft die Jämtlichen fubtropischen, gemäßigten und falten Teile der nördlichen Erdhälfte bewohnt, ift Doc) vom fließenden Wajjer ausgejchlojjen, weil diejem die jchräg gehaltene Schale eine zu große Angriffsfläche gewährt. Auch in der Uferzone von Seen mit ftarfem Wellenjchlag Finden wir nur die Arten mit verfürztem Große Shlammfähnede, Limnaea stagnalis 7. Natürliche Größe. Gewinde aus der Öruppe der L. auricularia Z. Dieje Berhältnijje bedingen eine große Ber- änverlichfeit der Schale und erfchiweren die Unterjcheidung der Arten. Junge Limnäen lafjen Jich in Heinen Beden, die man nicht genug dDurchlüftet, zu Zwergformen erziehen, jo daß man Ichon glaubte, eine Art in die andere überführen zu fünnen. Doch haben fich bejtinmmte Ntert- male der Schalen al3 unveränderlich Herausgeftellt. Die Heinjte Schlammijchnede, L. trunca- tula Müll., geht oft aus den Gräben auf das Ufer hinauf und Hlettert an Gräjern empor, ihre Heine Mündung febt fie am wenigjten dem Eintrocdnen aus. Das hat eine böfe toirtfchaftliche Solge, weil jie die Zugendform des gemeinen Leberegels als Schmaroger beherbergt, der die Leberfäule der Schafe bewirkt. Vermutlich find diefe Limnäen Eitoparafiten, die jich am Nanteltande von PBlanorben fejtjegen und nun die Bildung der Schale von der Norm ab- lenfen, jo daß Ste jich forfzieherartig in freien Windungen erhebt, eine Erjcheinung, die nicht jelten und dann meift ar vielen Stüden desjelben Gemäljers zugleich auftritt. Die Nahrung der Bafommatophoren ift vielfeitig. Im Aquarium fieht man fie den AUlgenbelag der Glaswand unter Hinterlaffung charakteriftiicher Fraßipuren abweiden, ivo- bei es ihnen ebenfojehr auf die Heine Tierwelt ankommen mag; fie freffen wohl aud) größere Wafjerpflanzen. Ebenjo Tann aber eine große Limnaea auch ein größeres Tier, etiva einen Molch, angreifen, wie fie anderjeit3 auch Schlamm und Sand in den Daum aufnimmt, womit ihr Fräftiger Saumagen und defjen harte Auskleivung zufammenhängt. Die Begattung erfolgt, obwohl die Tiere Zwitter find, nicht einfeitig, fondern Rungenfhneden: Bajommatophoren. Stylommatophoren. 471 gegenfeitig; die eine Schnede dient als Männchen, die andere als Weibchen. Die Gejchlechts- öffnungen legen getrennt, die weibliche ein Stüc hinter der männlichen. ©o bejteigt das als Männchen mwirffame Tier die Schale des Weibchen, jtillpt jeinen weißen Penis heraus und fenft ihn in die weibliche Öffnung des Vartnerz, der inzwifchen ruhig weiter riecht und feißt. Die Erregung jcheint nur auf der männlichen Seite zu liegen. Dieje Verhältnilje haben zweierlei auffällige Folgen gehabt. Die Trennung der Gejchlechtsöffnungen er- möglicht e3 dem ausgeftülpten Benis, in die eigene Scheide einzudringen; und fo befruchtet oder, wenn man will, begattet ein in Einzelhaft aufgezogenes Bajommatophor, wozu jich Limnaea stagnalis Z. am beiten eignet, ich jelbjt. Der andere Fall ift der: während nor» maler Baarung fan ein drittes Tier Hinzufommen und das obere, daS gerade als Männz- chen wirkam ift, als Weibchen benuten. Sa, man hat Fälle gejehen, two die Kette länger war. Sn einer folhen Kette verhält fich das unterjte, vorderjte Stüd vein weiblich, das oberite rein männlich, alle Bimifchenglieder nach unten männlid), nach oben weiblic). Wiewohl die Fort- pflanzung im Frühjahr und Sommer am jtärk- iten ijt, dauert fie bei geeignetem Wetter wohl das ganze Jahr über. Man trifft Die länglichen, durchlichti- - Tellerfchnede, Planorbis corneus Z. Linls ae vet an e Oberfläche. Links ift der al3 Kieme dienende Diantellappen entfaltet, vecht3 dagegen die Lungeithöhle ge> al) twurftförmigen öffnet. Aus H. Simroth, „Die Entftehung der Lundtiere‘, Letpztg 1891. Raichfehnüre der Lim näen überall an Sremoförper, meift Wafferpflanzen, angeflebt. Bei Physa find fie kürzer, bei Planorbis und Ancylus jcheibenförmig. Die ovalen Cier enthalten fait ausnahmslos je einen Kleinen Dotter. Die Aufzucht gelingt fehr leicht, man fieht bald den Embryo mit jeinent PWimperepithel in der Schale rotieren, ein Segel wird faum angedeutet, von einer Metantor- phoje Fan wohl nicht Die Nede fein. Die Entwidelung gejchieht auf dem geradeften Wege. Planorbis ift im Grunde genommen der Typus einer befonderen Familie, die mar, ichon nach der verjchiedenen Form und Größe der Schalen, in eine Anzahl von Oattungen zu zerlegen hat. Bei einigen ift die Aute mit Kalfipigen bemwehrt, ohne daß man indes einen Gebrauc) als Liebespfeil beobachtet hätte. 3. Unterordnung: Stylommatophoren (Stylommatophora). Die Stylommatophoren find die reinen und Höchitentwidelten Landformen; fie bringen den Einfluß des Landes. am fchärfften zum Ausdrud, in allen Abftufungen. Die toichtigjten Punfte haben toir chon in der Überficht vortveggenommen, fo daß ung nur die Ausführung im einzelnen bleibt; und die muß fich in großen Zügen halten. Eine Gruppierung kann man nac) der Sohle vornehmen, auf der fich die lofomotoriichen Wellen abjpielen. Ent- meder gehen die Wellen, bei den Holopoden, quer über Die Sohle, oder fie bejchränfen fich, bei ven Aulacopoden, auf das mittlere Drittel, daS dann durch zwei Längsfurchen von den Geitenfeldern abgetrennt ift. Nicht felten tritt ein Unterjchied in der Färbung hervor: 472 Weichtiere: Schneden. . unfjere Olanz- und Glasjchneden, Hyalina Ag. und Vitrina Drap., ebeinjo aber auch unjere größte Nacttjcehnede, Limax maximus Z., haben ein farblojes Iofomotorijches Mittelfeld und ichwarze GSeitenfelder. Mit diefer Bemwegungsmeife ift durchweg eine Fukdrije am Border- ende verbunden, der die Schleimfpur entftammt. Dazu fommt bei manchen am Hinterende des Fußes eine Schwangzprüje, eine flache Grube bei unjeren IVegjchneden, Arion Fer., zu einem Blindjad vertieft bei vielen Tropenbewohnern. Cine bejondere Leiltung diejer Dritle, außer mäßiger Schleimabjonderung, ift nicht befannt. Vermutlich geht fie auf die embrYyo- nale Schwanzblafe zurüd, die twir nachher fennenlernen werden. Mit der Fortbewegung hat jie jedenfalls nichts zu tun. Wie genau die Ausrichtung der Iofomotoriichen Wellen in der Duerrichtung, Die Die Bewegungsweile der Stylommatophoren und der ©oleofiferen fenn- zeichnet, mit dem Landleben zufammenbhängt, ergibt fich leicht aus der auffallenden Tatjache, daß die Stylommatophoren, ins Wafjer gefallen, wohl infolge der Luft in der Lunge an der Oberfläche fehwimmen, aber troßdem umfommen, da fie jich nicht zu Helfen wiljen, mit der einzigen Ausnahme von Succinea Drap. Die Bernjteinschneden, die auch freiwillig ins Wafjer gehen, liefern den Beweis, daß auch ein Gaftropod mit echtem Stylommatophoren- fuß am Wafjerjpiegel hängen und gleiten fann. Wir wollen den Fall im Auge behalten. Bon der Einftülpbarfeit aller Anhänge wurde jchon gejprochen. Damit hängt der Name der Gruppe zufammen. Die Augen find auf die Spibe der oberen Fühler, YAugen- träger oder Ommatophoren gerüdt. Dazu fommt ein zweites, Fleineres Paar Fühler und als Drittes die Lippenmüljte oder Lippentafter, die ähnlich veich mit Nerven ausgejtattet jind und bei manchen, 3. B. der Naubjchnece Glandina, fich in lange Zipfel ausziehen. Auf die Ommatophoren haben wir Goethes Verje zu beziehen, die er Mephijtopheles auf dem Blocsberg in den Mund legt: „Siehjt du die Schnede dort? jie kommt herangefcochen, Mit ihrem taftenden Gejicht Hat fie mir jchon was abgerochen!" Bir Tennen aus diefer älteren Zeit Feine genialere und richtigere Auffaljung. Das Auge mag viel oder wenig wert fein, wovon wir früher fprachen, es fißt jedenfalls im ‚Sühler in dem Endfnopf, der beim Tajten vorfichtig jich bei jeder Berührung zurüdzieht. Aber daß dasjelbe Organ auch der Hauptjiß der Geruchswahrnehmung ift, Haben erjt neuere, miühjelige Verjuche in das rechte Licht geftellt. Zunächit ift daran feitzuhalten, daß Die ganze Schleimhaut des Körpers chemiicher Wahrnehmung fähig ift. Sie zeigt Jich äußerft empfindlich gegen Säuren und Bajen, etwa Zigarrenafche, jowie gegen Kochjalz. Eine bejondere Steigerung der Empfindlichkeit gegenüber gasfürmigen Stoffen findet, wie wir jchon jahen, an zwei Stellen ftatt, am Eingang zum Atemraume und in den Fühlern. Die befonderen Geruchswerfzeuge am Mantel treten bei den Stylommatophoren zurüd. Mit ven Fühlern hat fic) am ausführlichjten Yung bei der Weinberafchnede bejchäftigt. Künft- liche Riechitoffe, wie Kampfer, Kamillenextraft, Petroleum, Benzin, Chloroform, Ammo- niaf wirken auffallend fehtwach. Über ein Marimum von ettva 4 cm Entfernung hinaus ver- mochte auch der jtärkite Feine Wirfung mehr auszuüben; am weiteften war der wirkjame Abjtand bei den großen Fühlern, dann folgten die Fleinen Fühler, der Fußrand, die Rüden- haut. Ein Koglblatt wurde bei 6—10 cm Entfernung noch leidlich, allein Melone bei 42 cm noch mit ziemlicher Sicherheit gewittert. E3 ift roieklich jchtver zu verftehen, wie eine Helix aspersa Müll. (j. Tafel „Weichtiere II”, 6, bei ©. 478), jedesmal nach langer nächtlicher Wanderung den Weg in diefelbe Mauerlüce zurücfinden fonnte, troßdem die Schleimjpuren Lungenjhneden: Stylommatophoren. 473 nach ganz berjchiedenen Richtungen wiejen, oder wie ein Durch eine Narbe gefennzeichneter Limax, den Haller wohl 100 m weit forttrug, jchlieglich an der alten Stelle wieder anlangte. Der Gefchmad ist wohl hauptfächfich in den Lippen. Wenn Weinbergjchneden am Salat frejjen, hört man ein deutliches Schnurpfen, indem ein Blattjtüd von der Rafpel gefaßt und dann bom herabgevrüdten Kiefer abgejchnitten mird. Was wir eingangs von der Runzelung der Haut jagten, gilt in erjter Linie für die größeren Formen umd die, welche im Trodenen haufen. Bei Fleinen und feuchtigfeitslieben- ven ijt die Yaut glatt, bis dann etwa im Gegenjab dazu beim großen Arion empiricorum . Fer. fich lange, gefielte Leilten erheben. Daß auch diefe Haut atmen Fann, zeigt ein großer Limax, bei dem die Hautrunzeln langjam pulfieren und auf geringites Anhauchen reagieren. Schärfer bewies es Künfel. Ein Limax wird unter Wafjer gehalten, bis er afphyftiich und bemwegumgslos ift, mit gejchlojfenem Atenloch. Legt man ihn dann an die Luft, jo beginnen allmählich die Rüdenrunzeln fich zu regen und zu puljieren, und erjt weit jpäter öffnet jich wieder die Lungenhöhle. Das bringt uns auf das überaus wichtige Verhältnis zum Wafjer. An Feuchtigkeit ge- wohnte Schneden fterben fehr bald in trodener Luft. Die natürliche Anpaffung bejtimmt den genaueren Grad. Cine Helix lactea Müll. aus der Sahara fann aus mehrjährigem Troden- ichlaf wieder zum Leben erwachen, ein Stüd der gleichen Art von Madeira ift nach ebenjo vielen Monaten tot. Cine Schnede, die zu viel Feuchtigkeit aus ihrem Körper verloren hat, büßt ihre Bemwegungsfähigfeit ein, die Musfeln bedürfen gemifjermaßen der Schmiere. Ein warmer Sprühregen macht jie wieder gejchmeidig. Hierbei wird das Wajjer vom quellen- den Schleim aufgenommen und damit in den von Schleimdrüfen durchjeßten Hautmusfel- ichlauch übergeführt. Ebenfo trinkt oder let aber eine Schnede einen Wafjertropfen auf, jo daß Die Flüffigfeit vom Darm aus ins Blut übergeht. Bei einer Helix, die unter Wajjer unförmlic) auffchwillt, werden beide Wege benubt. Die nötige Wafjeraufnahme ijt das exjte Erfordernis zum normalen Leben. Das fann eine wımderliche Folge haben. Gibt man einer halb vertroctneten Schnede, die fange gehungert hat, Wajjer und Futter nebeneinander, jo muß fie, um frefjen zu fünnen, zuerft für Wafjeraufnahme forgen. Sie wird Dadurch aber jo ftark, daß ext wieder eine geraume Zeit vergeht, bis der Überjchuß durch die Schleimdrüjen- poren nach außen entfernt ift. Dann erft fan der Hunger geitillt werden. Dafür, Daß bereits Zuft mit höherem Feuchtigfeitsgehalt, aber ohne flüjjiges Waffer, auf Schneden tirken kann, | die fich ins Haus zurückgezogen haben, fehlen genaue Beweife. Amerifanijche Schneden- arten follen fichere Wetterpropheten fein und Durch ihr Herausfriechen fommenden Negen an- zeigen. Bei uns nimmt Limax arborum Bouch. Cantr. einen Wajjervorrat in die Leibeshöhle auf, der Die Eingemweide ganz nach vorn drängt, jo daß die Hinterhälfte durchjcheinend wird. Damit erklärt fich die Lebensmweile, an Felswänden und Bäumen emporzufteigen und in Risen und Löchern den Tag zu verbringen. Daß fich oft viele in einem Aftloc) zufammen- drängen, hat ebenfall3 die Herabfegung der Verdunstung zum Yield. Daß Schneden den Sonnenjchein meiden und nachts amregften find, fiegt ebenfallsnur am Feuchtigfeitsbedürfnis. Den wichtigften Trodenjchuß liefert natürlich die Schale. Gie ift um fo Fräftiger, je mehr Trodenheit die Schnede zu ertragen vermag. Daß fie zum Aufbau der Schale Kalk bedarf, ijt jelbfiverftändlich. Sie nimmt ihn teils aus den Pflanzen, teils indem jie unmittel- bar Kalfgeftein oder in vejfen Ermangelung leere Schnedenhäufer benagt. Unjere Garten- ichnirkelfchnede befommt auf den feuchteften Stellen des Talfarmen Erzgebirges eine viel diinnere Schale als auf Mufchelfalf. Sm allgemeinen jind zarte Schalen in feuchter Gegend, 474 Weichtiere: Schneden. die Härteften in der Wüfte-zu erivarten. Doc) wird das Gejeb, wie überall in der Natur, ab- geändert durch die Vererbung von den Ahnen her: es fünnen auch zattjchalige Kormen bis zu gewwifjem Grade an Trodenkflima gewöhnt fein. Dazu fommt, daß oft trodene und feuchte Wohnorte dicht beieinander Tiegen, Laub und Moos an der Wurzel eines Baumes können hygrophilen Arten paffende Wohnung gewähren, während rerophile am Stamm in der Sonne fißen. Bei Regenmwetter fommen fie wohl durcheinander. Stleine Zormen be- vorzugen Baumftämme, da fie dort pafjende Schlupftoinfel finden. Sehen wir uns die wichtigften Schalen und zugleich ihre Bedeutung an, jo finden wir bei den Vitrinen und Hyalinen dünne, glänzende Schalen; fie jind „Olas- und Glanz ichneden”, die alfo viel Feuchtigkeit verlangen, gegen Kälte aber vielfach abgehärtet jinD, oft in den Wintermonaten rege und bis an den Gletjcherrand vordringend, bei uns Durch- weg an den Boden gebumden, im tropiich feuchten Urwald jedoch häufig als Baum- ichneden. Das ungeheure Heer der Helieiven oder Schnirkeljehneden hat nicht jelten Hachgedrütte, Doch auch verlängerte, ja turmförmige Schalen, in der Größe außerorbent- (ich jhwanfend; manche find mit Haaren dicht bejekt, andere glatt, weit oder eng genabelt. Die be- haarten jcheinen an eine mäßige Feuchtigkeit gebunden. Eine flac)- gedrückte, rings gefielte Form, wie ey Te Chilotrema lapieida Z., evweift jich Se nn als Felfenfchnede, die in Riten Sins; Durdfidtige Glasjhnede, Vitrina pellucida Müll. — Nedts: y : , BR Bernfteinfhnede, Suceinea putris Z. Natürliche Größe. Unterjchlupf ‚findet. Die höchite Entmwidelung erreichen jte bei uns und in den Mittelmeerländern, bis in die Sahara hinein, dort natürlich mit diefiter Schale. Die Bernfteinfchneden, Suceinea Drap., find mit ihrer dimnnen, glatten, zugejpißten Schale an die Nähe des Wafjer3 gebunden, nur die Kleinfte und jchlanfite, die S. oblonga Drap., mit der engften Mündung, vermag jich von ihm zu entfernen und mit Helix (Fru- ticicola) hispida L. (oder terrena, wie der foifile Vorläufer Heißt) an Furzrajigen Abhängen zu gedeihen in Gejellichaft mancher Bupiden, namentlich Pupa muscorum Müll., der Heinen Moosichraube. hre abgeftorbenen Gehäuje überjchüttet der Wind mit Staub, der vom Rafen aufgefangen wird, während die Nachfommen oberflächlich weiter leben. Co fann der Geolog an ihnen äolifche Lößbildung erfennen. Die vielen Bupiven mit ihren ivech- jeden, bald ducchicheinend glatten, bald falfig weißen, bald bräunlich gerippten Schälchen geben allein fehon in diefer Hinficht die verfchiedenften Fingerzeige. Etwas größer, jonjt ähn- Yich, find die Buliminiden. DieAchatinen, bei uns durch die Fleine Cochlicopa lubrica Müll. vertreten, find an feuchten Aufenthalt am Boden gebunden; in den Boden dringt Die augenlofe Caecilioides acicula Müll. mit geradezu nadelichlanfem Schälchen. In den Nlittel- meerländern fommen größere Formen dazu mit turmförmiger Schale, in Meeresnähe überall Stenogyra decollata L., die ihren Eingeweidejad aus der Spiße des überjchlanfen Gehäufes allmählich herauszieht und den leeren Raum durd) eine Querjcheidewand abjchließt, bis die Spige jchlieglich abbricht. Der Vorgang wiederholt jich von Zeit zu Zeit. jn Afrita, als ihrem eigentlichen Wohnfreis, erreichen die echten Achatinen (j. Tafel „„Weichtiere IL“, 3, bei ©. 478) den größten Leibesumfang von allen Bulmonaten, jo daß wohl Neger ein herausgejchnittenes Schalenftüct als fofettes Müschen auf ihre [chiwarze Verde drüden. Rote Gelbe Ackerichnecke, Limax agrestisZ. 8. Varietät von Helix (Ta- chea) hortensis Mäll. Buliminus montanus Drap. Limax maximus Z. 5) Hainichnirke 7. 1 i 11. chea) an LUHGICHTFÜEKEN. 12. Natürl. Größe, 13. 9 Helix personata Lam. 14 10.Weinbergichnecke,Helixpomatial. 15. Schliefmundichnecke, Clausilia (Pyrostoma) ventricosa Penn. Kreismundichnecke, Cyclostoma elegans Drap. Rote \ Varietät der Großen Wegichnecke, Schwarze Arion empiricorum Fer. E na a, 5 Weichtiere: Schneden. feuchte Be Dip seieinander iegen, gab und Moos an I ber Wurzel eifes der Sonne nn Bei UN oa He Par Mircheinander, vorzugen Baumftänme, da fie dort pafjende Schlupfeinte) finden, Sehen toir uns die wichtigften Schalen und zugleich ihre Berutnmn. a, fo finden wir en Vitrinen und Shalinen diinne, | onen; ‚fie iind „las und KR | hanrten Icheinen a nn gebunden. Cine Inar he nass g gfielte Fear Ohllotrs int] Durhjigttige ©\ Kr a nene te, Vitrina \pel er putris Z. ce DER AE DEI Jin und [in ven MELMREN dichter Schale. 2 'hver Dimmen, q) Die | Beritfterin) or Im ten, zugeipibten Scale an die Nähe ir die Heinjte und jchlgiite, die 9. oblonga - Drap., ı srmag) ri von ihm zu entferneft und mit Helix (Fru- tieicbla) ION terrena,/ivie dey Fofitle Vorläufer HeißX an oh afgen Abhängen au he) Sefelll Den, namentlich Pins muuscofum MEi,, ber Han en Gehäufe übevkkiitter def Wind mie Staub, der hont Ser 2} ger ähreny Die aan serHiöd Ai weiter leben. &o fan der Geolog aisihnen IHRES EBifung rien = jelnden, bald Durchjcheinend glatten, bald falfıq us. bei ‚gebeh allein |hon in Diejer Hinficht Die verichtesen mr \Pingerzeige. lich, hind Die ie Ouliminibe en, Die Achatinen NA durch d . keit an fem MEN Aufenthei im Jen (ES RE Onggeraciouio Mall. mit gerabezu m TOO EB a need Ei ER gräkexre For hi mis memfD uuer Dtenbgyra [67 AA EL, - allın hai heraus; en abjchließt, bis geit zu Beit. Afrıta, erh. Tafel „Weichtiere II”, ve o, 7 Ej gm gro Kar gel ann bon — oo jv daß wohl Neger ein ent in en = he 0 ABNd znsyols smoteolayd, Sberrbibrumeisıdt EI 3 ‚N 2itegrgs xemil ‚ssbsnrbtissbA .& SbanroipsW nsRoıd 19b HötoiıoV f sion ‚BI ‚un. sienozısq xiloH auıA zunmsinom eneimilnd » NS mmmosiiigms moinA ssınwrb& ‚el ‚Isitemogq xilsH,ssbanrbigisdnisW. dr ‚I eumixsm xsmid .s Landichnecken. Natürl. Größe. s ER Zungenjhneden: Stylommatophoren. 475 Turmförmige Schneden, wie Stenogyra Shuttl., finden wir in den Tropen, namentlich der Neuen Welt, in großem Reichtum und in einer ganzen Reihe von Gattungen. Jhre Höchite Steigerung erreichen fie aber in den auch bei uns gut vertretenen Schließmundjchneden oder Claufilien. Clausilia- Arten gibt e3 weit über 1000, in viele Gruppen gejpalten. Die altertünlichite, Apostrophia Ehrm., hauft in Südojtafien und im tropifchen Sitdame- tifa; einige Formen auf Madeira und in den Pyrenäen find als Relikte zu betrachten. Außerordentlich reich ift die Fauna entwidelt in Dalmatien, auch in Siebenbürgen, dam wieder in Dftafien, zumal Japan. Die Claufilienjchale verjchmälert fich wieder gegen Die Mindung und toird ipindelfürmig. Dabei jehen wir in der Miimdung allerlei Falten und Leiften auftreten, zunächt regelrechte Spindelfalten wie bei ven Boluten unter den Vorder- Maurifhe Ahatjchrrede, Achatina mauritiana Zam. Natürliche Größe. fiemern, dann aber auch Hinter der Außenlippe Gaumen-, Mundfalten ujtv. Man betrachtet diefe VBorjprünge meijt als Mündungsverengerungen zum Trodenjhub. Ganz bejonders aber ein überzähliges Schalftücd, das Schließfnöchelchen oder Klaufilium, eine Heine, läng- liche Platte, deren fevernder Stiel mit der Spindel vermwachfen ift, joll einen derartigen Zmwed Haben. Das Anöchelchen ift äußerft geichidt angebracht, von der herausgehenden Schnede wird e3 zwijchen zwei Spindelfalten zurüdgedrüdt, in die e3 genau hineinpaßt. Wenn die Schnede fich einzieht, jpringt es vermöge der Claftizität des Stiele3 jogleich twieder bor und verjchließt die Mündung, alfo anicheinend ein ausgezeichneter Schuß. Und doch hat PM. dv. Kimafotviez neuerdings gezeigt, daß es damit jowie mit den Falten vermutlich eine andere Betvandtnis Hat. Die Claufilie, die in der Trodenheit am Teljen fit, hat ihre Mün- dung bereits fo fejt angelegt und durch erhärteten Schleim fo dicht verjchlojjen, daß jie feines weiteren Trodenjchuges bedarf. Wie wir früher erwähnten, fann beim Heruntachjen des Tieres, namentlich bei rafchem Anfjchwellen der Genitalien, der Eingeweidejad übermäßig ichtver werden und wird zumal bei der Haltung an jenfrechter Fläche jtarf nad) unten ziehen, fo daß fich der legte Umgang vom übrigen Gewinde loslöft und in die Länge dehnt; damit ift eine Verengerung verbunden, die wiederum den Mantel zu allerlei Yaltenbildungen 476 Weichtiere: Schneden. stwingt; innerhalb diejer hHäutigen Falten entjtehen Die genannten Stalkleijten, die man eben- falls als Falten anführt, und zivar entjteht in einer bejonder3 hohen Falte das Klaufiltum, das nach dem Inneren zu, wo die Falte entjprechend niedriger wird, als ©tiel mit der Spindel verjchmilzt. Seine Bedeutung aber ijt die, daß es der Schnede ermöglicht, Die Schale jchräg abitehend zu tragen, etwa als wenn man ein jtraff gejchninrtes Bündel iiber der Schulter trüge und e3 Durch einen furzen eingeftecten Stod verhinderte, beläjtigend auf den Nücden hinunterzufinfen. &3 mag fein, daß die meiften Mündungsfalten in ähn- licher Weife mechanisch zu erklären find. Einen eigenartigen Dedel müjjen wir aber zum Schluß hier noch erwähnen bei der Keinen Thyrophorella @rff. von den Brinzeninjehn. Hier ragt die Außenlippe der Hyalinenähnlichen Schale zungenfürmig vor, und dieje Zunge ift durch einen Duerbruch abgegliedert und fan auf die Mündung herabgejchlagen werden. Der Trodenjchlaf der Schneden ift noch wenig unterjucht, um jo ausführlicher der Winterichlaf namentlich unferer Weinbergichnede. Die Vorbereitung dazu beiteht im Öraben eines Erdloches, in das die Schale, mit der Mündung nach oben, Hineinpaßt. Der Fuß wird al8 Bohrjtempel benußt, indem er in heftigen Striechbewegungen auf den Boden prüct. Sit das Erdreich zu hart, dann legt jich die Schnede, nad) Kimafomwiczs Schilderung, auf den Rüden und macht die gleichen Kriechbewwegungen gemwiljermaßen in der Luft. Da- durch wird das Laub der Umgebung über die Sohle gejchoben, wie in umgefehrter Lage beim Striechen die Sohle über da3 Yaub, und die Schnede erhält ihre Schubdede. Num zieht jie jich ins Haus zurück, und der Mantelrand jcheidet den Falfhaltigen Winterdedel, das Epiphragma, ab (j. Tafel „Weichtiere IL”, 4, bei ©. 478). Bei weiterem Zujammen- ichrumpfen folgt eine zweite Scheidewand, aber nur aus erhärtetem Schleim, mit fein ducchbrochener Kalfeinlagerung, dem Fenster, an der Gtelle des Atemloches; weitere önnen folgen. Der Stoffwechjel erlifcht nie völlig; Das Herz, dejjen Schläge für ge- wöhnlich an Schnelligkeit unferem Bulfe gleichfommen, fehlägt immer langjamer, je fälter es wird; e3 fann wohl jchlieglich nur noch ein Schlag in der Minute erfolgen. Aber die Harnaufjpeicherung in der Niere nimmt zu und ebenjo das Nierenepithel. Beim Erwachen im Frühjahr wird zunächjt wieder Luft in die Lunge aufgenommen, ein Vorgang, der über- Haupt bei jedem Herausfommen aus der Schale von größter Bedeutung ift; dann wird ver Winterdedel abgejtoßen. So bei den Gehäufeschneden. Nadtjchnecden entitehen durchweg durch Übergreifen und Berwachjen der Mantelränder über der Schale. Bei und wird es wenigjtens angedeutet bei den Heinen Glasjchneden, die einen Mantellappen recht3 auf die Schale Hinauflegen (Abb., ©. 474). Den Übergang bilden viele Stylommatophoren der Tropen, namentlich der malatischen Snjelwelt. Man könnte fie Halbnadtjchneden nennen, injofern jie noch eine ge- wundene Schale Haben, die ven Eingeweidejad einjchließt und über ven Rüden heroborragt, aber vom Mantel mehr oder weniger umischloffen ift. Einen Übergang zu den eigentlichen Kacktjchneden bildet die fräftige Parmacella Cuv., bei der das Furze Gewinde noc) einen Leberlappen enthält, während eine flache Platte nach Art eines Müsenjchirms jich anjchließt. Die Parmacellen haufen wieder im Bogen von den Kanaren über Südportugal, Süpdfrant- reich, Nordafrika, Mejopotamien, Transkaufafien, Berjien, Afghaniftan bis Nordindien. Die Tüde in der Mtte wird gejchloffen durch das folfile Borfommen im baltiichen Bernftein. Die Vollendung zur Nadtichnede hängt nun wohl damit zufammen, daß die Tiere, denen der Schalenjchuß fehlt, gezwungen werden, fich in Riten zu verbergen, jchlieglich im Boden, wie unjere Aderjchneden. Dadurch) wird der Eingemweidefad in den Fuß herabgedrüdt, ein r Zungenfhneden: Stylommatophoren. 477 - Hergang, für den alle möglichen Übergänge vorhanden find. Dem die Nadtichneden um- faffen vielleicht unter ihren gleichförmigen Umrijfen eine ebenjo große und noch Dazu vielfach weit abmeichende Fülle morphologijcher Verfchiedenheiten mie die bejchelten. Wir wollen nur die auffälligjte ausländiiche Familie herausgreifen und dann einen Blid auf die einheimijchen werfen. Die ganelliden jind Schon durch ihre Bejchränkung auf einen altertümlichen Exrdenfled ausgezeichnet, von Neuguinea über die Ssnjeln des alten Kontinentaltandes nach Dftauftralien und Neujeeland. Das Merfwirdige it das jcheinbar völlige Fehlen eines Mantelichildes. Das fommt in Wahrheit Daher, daß Die Dede der Schalentafche mit deren Boden verwach- jen ift. Dadurch wird die Schale, als einzelne Platte oder in verjchiedene Stüde zerfallen, eng in der verjtreichenden Nüdenhaut eingefapfelt. Dieje Neigung, die Mantelorgane gegen Note Wegfhnede, Arion empiriecorum Fer. Natürliche Größe. die Rücdenhaut zu Drängen, hat eine eigene Folge für die Lunge. Fhr Hohlraum mwird eng, und die von der Dede vorjpringenden Gefäße berühren den Boden und verwachjen mit ihm. ©o entjtehen lauter Röhren, die nach dem vom Atemloch fommenden Atemgang zufammenftrahlen. Plate, der diefe Verhältnifje am genaueften unterfuchte, wollte deshalb diefe Familie als Tracheopulmonaten, mit einer Röhrenlunge, allen übrigen Lungenjchneden oder Bajopıılmonaten, mit einer Gefäßlunge, gegenüberftellen. Wir Haben in Mitteleuropa die beiden Zamilien der Arioniden oder Wegjchneden und der Limaciden oder Egelfihneden. Die inneren Unterfchiede, auf die wir und nicht einlaffen wollen, find ziemlich bedeutend, äußerlich unterjcheidet man fie daran, dak bei Arion Fer. das Atemloch vor, bei Limax L. hinter der Mitte des Manteljchildes liegt. Der flahen Schwanzdrüje von Arion wurde bereits (©. 472) gedacht. Statt deijen ijt bei Limax der Rüden Hinten gefielt, bei der felteneren Amalia M.-T., deren Entwidelungs- . zentrum in den Mittelmeerländern liegt, in ganzer Länge bis zum Mantel. Viele Nadtjchneden fallen in erjter Linie durcch ihr buntes Kleid auf, worin jie unjere Gehäufejchneden meijt übertreffen. Die Verteilung der Farben jcheint aber gleichen Gejegen zu folgen. Wie wir an unjeren großen Schnirkeljchneden auf der Schale fünf Dunkle Bänder wahrnehmen, die jich bei manchen in Tlede auflöfen, jo tragen die Nadtjchneden meilt auerft jederjeit3 auf Mantel und Rüden eine Längsbinde, die fich beim großen Limax BWeichtiere: Schneden. [0) 47 maximus Z. und anderen mehren und in Slede auflöjen Fan, nur daß die Umfärbung während des Lebens eine viel jtärfere ift. Zu dem dunklen Pigment fommt Not und Selb, und dieje können in Farborüjen nach außen treten und jich dem Schleim. beimijchen. Arion empiricorum Fer. (\. die Xbbildung, ©. 477, und Tafel „Weichtiere IL”, 1 und 2), beim Ausjchlüpfen aus dem Ei blafgelb mit violettem Kopf, wird nachher entweder rot oder braun oder jchwarz, je nachdem er mehr in ver Wärme oder in der Kälte heranmwächlt, wobei wieder die Wärme in derjelben Gegend zumeift mit Trodenheit, die Kälte mit Feuchtigkeit zufammen- fällt. Kimfel zeigte neuerdings, daß Humusjäuren, mit dem Trinfwaljer aufgenommen, Dunfelung erzeugen. Dabei jcheint es jo, al3 ob der rote Schleim zugleich erhaltend wirkte; denn Die roten Stüce werden bon fleijchgierigen Tieren, wie Hühnern, verjchmäht. AS Nahrung dienen meilt Pflanzen, griine Blätter. Man feınt ja die Schädigungen, welche die Acderfchneden unferen Gärten zufügen fönnen. Stahl hat ausführlich die Schuß- mittel behandelt, welche die Pflanzen gegen Schnedenfraß aufwenden follen, Bitterjtoffe, ätherifche Ole, Naphiden von oralfaurem Kalt, verkiefelte Zellwände u. dgl. m. Trogdem darf jolches Vflanzenfrefjen nur als fefmdärer Zuftand gelten. Die Stylommatophoren juchen urfprünglich das Eiweiß in reiner Form auf, ohne den Schuß der Zelfulofemembran der pflanzlichen Oberhaut. Sie freifen Algen, Flechten, Bilge, Moder, Tierleichen. Die Slaufilien meiden den Flechteniiberzug der Feljen und Baumrinden ab, die meiften Kleinen Formen leben von Moder und Humus, Bilze jind bei vielen beliebt, vor allen Dingen bei den Limaziven. SKimnfel 30g Limax maximus vom Ci an auf bei Salatfütterung, troßdem hat auch er nie einen jungen im Freien gefunden, der nicht an Pilzen gejejjen hätte. Li- max tenellus N:Zss. findet jich nur an Bilgfrüchten; er jtirbt, nachdem er im Spätherbit jeine Gier abgelegt hat. Die Zungen feben nur verjtect an Pilzmygel, und exit die mindejtens halbwüchjigen fommen wieder mit den Bilzfrüchten zum Borjchein. Hier ift auc) der Grund zu juchen, warum gerade fo viele Schneden fich jo gern unter der Rinde alter Baumjtümpfe aufhalten: gleichmäßige Feuchtigkeit und das überreiche Bilgmdzel, von dem das Kambium aufgearbeitet twird, loden jie an. Moder erfordert immer Feuchtigkeit. Wüftenjchnerfen gedeihen üppig beim Wüftenjand al3 Nahrung, denn in den tauigen Nachtitunden, two jie vege jind, wachjen auch die Algen, Protococcus und andere. Unfere Amalia marginata Drap., die man leicht mit Salat erhalten Fann, ftellt im Moder Hauptjächlich den Ciern anderer Schneden nach. Wir wollen die Beifpiele nicht häufen, fondern nur darauf Hinweilen, daß die meijten Gehäufejchnedfen an grünen Pflanzen zunächt den von Roftpilgen erzeugten Sleden nachgehen. Die Nadeln der Koniferen find gegen Schnedenfraß gejchübt; trogpem beherbergt der Naveltwald feine Claufilien und Limazidven der Pilze und Flechten wegen. Der grüne Algenüberzug an glatten Baumeinden zeigt oft genug die Fraßjpuren der Schnef- fen, und einige ausfändifche Schnirfelfchneden haben zu folhem Zwede ein Baar große, jtumpfe Seitenzähne in der Radula; man fünnte jie daher mit Docoglofjen vergleichen. Diejen . Alles- oder Pflanzenfrefjern ftehen jceharf die Raublungenjhhneden gegenüber mit der ptenogloffen Radula oder, wie man’s bei ihnen nennt, mit dem Tefta- zelfivengebiß. E3 ift eine fange Reihe, und fie nähren fich jämtlich nur von zivei Tier- gruppen: entweder von anderen Schneden oder von Negenmwürmern, jedenfalls eine uralte Beziehung. Da fie die Würmer ganz, und zwar langjam Hinterwürgen, jo daß der im Diagen befindliche Teil bereits verbaut ift, während das oder die Enden noch weit aus dem Munde herausragen, jo fällt meift der hindernde Kiefer weg. Da ift es nun Höchft Weichtiere Il. III I u 1. Gemeine Wegichnecke, Arion empiricorum Fer. Nat. Gr. S. 478. — W. B. Johnson - Butarn phot. m - 2. Gelege der Gemeinen Wegichnecke, EN SITIN 3. Große Achafichnecke, Achatina fulva BZrug., mit €i. Nat. Gr. 4. Weinbergichnecke, Helix pomatia Z., mit Winterdeckel. Nat. Gr. S. 476. — H. Main-London phot. III N S Dh SS N TIER Ss SR 8 S Er S 5. Weinbergichnecke, Helix pomatia Z., beim Voripiel zur. Paarung. Etwas verkl. S. 479. — Dr. M. Sack - Badenweiler phot. ) Nat. Gr. 6. Helix aspersa Müll. Arion empiricorum Fer. Nat. Gr. — A. Cerny-Wien phot. S. 474 u. 482. — W. S. Berridge, F. Z. S.-London phot. S. 472. — H. Main-London phot. 7. Cymbulia peroni Blv., von oben geiehen. Verkl., S. 503. Nach dem ‚46. Bericht der Senckenbergischen Naturforsch. Ges. in Frankfurt a. M.“, 1916. 8 und 9. Kerbenmaul, Tethys fimbriata Z., ichwimmend. Verkl. S. 497. — Dr. Th. Krumbach-Rovigno phot. 10. Gleba cordata Forsk., von oben gefehen. Annähernd nat. Gr. S. 503. Nach dem „46. Bericht der Senckenbergischen Naturforsch. Ges. in Frankfurt a. M.“, 1916. Lungenfchneden: Stylommatophoren. 479 bemerfensmwert, daß die Naublungenfchneden untereinander jo verjchieden find tie Die übrigen Stylommatophoren, die fie gemwiljermaßen wiederholen, und unter die fie von Syftematifern verteilt wurden, ehe man die Nadula unterfuchte. In Südafrifa gibt es jolche, die man als große Heliciven betrachten würde, ähnlich in Auftralien und Neufeeland. Andere gleichen den Bupiden, wieder andere den Hyalinen; die ziemlich großen Olandinen mit ihrer länglichen Schale tauchen zerjtreut im Mättelmeergebiet auf, bis über Trieft hinaus, und dann wieder in einem zufammenhängenden ebiet von Mittelamerifa bis Nordbrafilien; im Raufajus, auf den Azoren gibt e3 ganze Reihen von nadten Raublungenjchneden; jelbft unter den Soleoliferen haben mir die Atopiven als jolche Fennengelernt. Man Fan nun jeldjtverjtändlich nicht daran denfen, daß mir zwei reiche parallele Schöpfungen von Stylommatophoren vor uns hätten, die unabhängig voneinander entitanden wären. Der Tatbeitand erklärt jich viel einfacher: es entwidelte ji) nur ein Shjtem zu den verjchie- denen Familien. Sede Yas milie begann mit Allesfrefjern, nicht mit Pflanzenfrejjern. Daraus hat jich bei jeder iwie- ver eine fleijchfrejjende Gruppe abgezweigt. Das läßt jich noch verfolgen bei den einheimi- jchen Vertretern, den eigent- fihen Teftazelliden, bei Testacella Cuv. (von der Wejt- grenze des Deutjchen Neiches FE an), und auf deutjchem Boden Testacella haliotidea Drap. Natihliche Größe, bei der etwa halb jo großen Ns Daudebardia Hartm. Sn der Jugend gleicht fie einer Heinen Hyalina Schum. und fann fich nocy beinaheins@ehäufe zurücziehen. Dann aber nimmtder Schlundfopf, das. Organ des Treffens, gewaltig zu, jo daß fich der Borderkörper ftrecft und verdickt, bis endlich das erweiterte Schälchen noch als eine Art überflüfjiges Anhängfel auf dem Sinterende fißt und bei dem Hinabfteigen in Wiremeöhren fich nicht mehr hemmend in den Weg ftellt, ein jeltenes Beijpiel gemijjer- maßen vom Übergang einer Gattung in die andere während der individuellen Entiwidelung. Das bringt una auf die Fortpflanzung. Erwähnt wurde fchon, daß fie fich bei den Landpulmonaten zu einem dramatifchen Vorgang fteigert, der bei allen Wafjerjchneden zu fehlen jcheint. Verfolgen wir ihn zunäcdhjit an dem Beifpiele der Weinbergjchnede, Helix pomatia Z., die Meifenheimer genau beobachtet hat. . Eine begattungstuftige Schnede it in ihrem äußeren Benehmen ımjchwer aus ihren Genofjen Heraus zu erfennen. Sie Triecht fangjam, wie juchend, umder, hält oft auf ihrem Wege an und verharıt dann längere Zeit mit etwas erhobenem Borderkörper in halb zufammengefauerter Stellung. Treffen ji) zwei folcher Schneden zufällig, fo beginnen fie jofort mit dem die Begattung einleitenden gSiebesjpiel. Sie richten fich zunächft Hoch aneinander emyor und nehmen damit die charak- teriftiiche gegenjeitige Stellung ein, welche jie während Des ganzen Vorganges beibehalten (j. Tafel „Weichtiere IL”, 5, bei ©. 478). Der ganze Organismus verrät alienthalben eine hochgradige Erregung. Diejes Vorjpiel dauert indejjen nur kurze Zeit, die Schneden finfen bald wieder zufammen und nehmen nun eine eigentümliche zufammengefauerte Haltung 480 Weihtiere: Schneden. ein. Diefe Ruhepaufe dauert eine Viertel- bis eine halbe Stunde. Cine zweite Ihaje des Liebesfpiels wird eingeleitet dircch lebhaftes Aufrichten beider Schneden und erneutes Hin- und Herwiegen der Körper ujw. Sie endet zumeilen erjt nac) längerer Zeit (zwei Stunden) damit, daß die ftärfer erregte Schnede ihren Xiebespfeil in den Körper ihres Bartners jtößt, meift in die Ränder der Fußjohle oder in dieje jelbit. Das getroffene Tier zucdt vor Schmerz zufammen, wird dadurch nun aber auch jeinerjeits gejchlechtlich ftark erregt. Nach furzer Nuhepauje und einigen einleitenden Manipulationen beginnt jegt die eigentliche Be- gattung. Dieje erfolgt tvechjeljeitig, d. H. jedes Der beiden Tiere ift Männchen und Weibchen zugleich. Bei der Weinbergichnede dauert die Kopıula jelbit nur wenige Minuten, bei aı- deren Arten bis zu einer Stunde und mehr. Danach vergeht aber noch viel Zeit, bis die Spermatophoren der völlig apathiich gewordenen Tiere vollends ausgetauscht jind. Erft nach der nun folgenden Baufe friechen jie auseinander. Aber auch dann noch laufen un- unterbrochen energiiche Wellenbewegungen die Fußfläche entlang; fie fönnen nur dazu dienen, die Weiterbeförderung der Samenpafete im Körper zu erleichtern, indent jie dei von der Muskulatur des Spermabehälters ausgeübten Drud unterftüben. Während aller diefer Vorgänge, vom Beginn des Liebesipiels bis zum Ende des Be- gattungsaftes, weifen die Schneden eine überaus große Teilnahmlofigfeit gegen ihre Um- gebung auf. Man Fann fie dabei aufheben und zur Beobachtung an einem anderen Ort niederjegen, man fann jie aus Dunfelheit dem grelljten Licht ausjeben, alles Dies |tört fie in feiner Weije. - Wir wollen diejer firzen Schilderung num noch einige ergänzende Bemerfungen an- ichliegen. Jm Ausjtogen von Liebespfeilen it, wie es fcheint, Yediglich bei uns in Europa eine höchjte Steigerung erreicht. CS gibt genug Formen ohne Xiebespfeile, z. B. Die große Öruppe der Batuliden, d. h. der Heinen Schnirfelfehneden, die, auch bei uns vertreten, ihre Hauptentwidelung auf der jüdlichen Hemifphäre haben. Auffallenderweije haben fämtliche Raublungenjchneden dieje Neizorgane eingebüßt, denn daß die meilten von - ihnen jolche gehabt Haben, geht aus ihrer Zugehörigkeit zu den verjchiedenen Familien hervor (f. ©. 479). Wo font jolche Reizwerkzeuge vorfommen, werden fie vorgeftoßen und wieder zurüdgezogen. Das Höchite in diejer Hinficht wird von afrikanischen Nadtjchneden geleitet, die Simroth wegen des Borftenüberzuges ihrer Pfeile Trichotoxon taufte; jie haben deren mehrere, ja bi3 zu einem Dubend; die Öefamtlänge der Pfeile betrug bei einem Stüd 42 cm! IUnjere Aderjchneden, Limax agrestis L., haben einen fleifchigen Neizförper, mit dem jie jich gegenjeitig im Borfpiel den Rüden betajten und vrüden. Ana- denus Heynem., eine Gattung großer indijcher Arioniden, Hat im Gejchlechtsatrium einen breiten, fleifchigen Lappen, der mit Neihen Icharfer Dornen bemwehrt ift und wie eine Striegel gebraucht werden dinfte. Unfere einheimifchen Arion-Arten haben fo wenig Neizorgane wie unjere großen Limax. Gleichwohl bevürfen fie des VBorfpiels zur gegen- jeitigen Anregung, namentlich um die Musfelfpannung in der Umgebung der Genital- Öffnung jo umzujtimmen, daß auf allgemeinen Hautdrue nicht, wie gewöhnlich, die Fühler, jondern die Begattungswerkeuge durch das Blut vorgetrieben und ausgejtülpt werden. Hier tritt allein die Nadula ein, mit der fie fich gegenfeitig heftig beleden. Bei den großen Arten wird das fo ftark, daß von dem erweiterten vorderen Manteltand, der fich über den Kopf weglegt, rechts über der Zivitteröffnung große Stüce weggefchabt werden, tie es auch bei Baginuliden vorfommt, d. h. iiberall bei Landnadtfchneden. Vei Limax maximus tird die Begattung nachts vollzogen, indem die Tiere von einem Feljfen oder Zungenjhneden: Stylommatophoren. 481 Zeig herunterhängen; fie umminden fich gegenjeitig, und eine gleiche Schraube bilden die fürperlangen Nuten, allerdings durch die Laft des Blutes mannigfach ausgejadt (j. Tafel „Beichtiere III”, 1—4, bei © 544). Der allgemein gejteigerte Musteldrud in der Haut ver- anlaßt eine heftige Schleimabfonderung aus den Hautdriifen, und bei den oberitalienifchen Formen, deren roten Farbitoff wir bereits fennen, toird auch das rote Grfret dem jonft blafjen - Schleim beigemijcht, jo daß man jofort innerhalb einer allgemeinen Schleimfpur die Ver- einigungsitelle erfennt. Die Schleimabjonderung fann jo jtark werden, daß Die gepaarten Tiere an einem Schleimfeil getoiljermaßen frei in der Luft hängen, ivie ja auch fonft die Aserichneden auf plöglichen Lichtreiz, 3. B. auch beim exften Strahl der Morgenfonne, fich am Schleim rajch zu Boden lafjen, „Saven fpinnen”, wie man jagt. Bei diejen unjeren Nadtjchneden Hat Künfel den überrajchenden Beweis geliefert, daß im Grunde genommen die ganze Szene und der Damit verbundene Straftaufiwand über- flüjfig find. Die Tiere fönnen jich durchweg, auch wenn fie ihr ganzes Leben lang einzeln bleiben, ebenjo reichlich vermehren, infolge innerer Gelbitbefruchtung. Man Hat fich oft gewundert, daß Samenfäden und Eier jich nicht vereinigen, obwohl fie aus der Ziitter- orüfe durch denjelben Yiwittergang entleert werden, oft genug gleichzeitig, wenn auch) der Same früher reifen mag. Seht ijt das Rätjel gelöft. Der Sıme erlangt exit feine volle Wirkfamfeit in der neben der Öejchlechtsöffnung gelegenen Befruchtungstafche, in die er bei der Begattung vom Renis des Bartners gebracht wird. Hierhin fommt er nun bei der Selbjtbefruchtung gleichfalls. Diejer Nachweis ift von höchiter Bedeutung für das fchiie- rigjte Problem der organischen Welt, die Vererbung. Fest jind wir imjtanoe, jogenannte reine Linien zu erhalten, mit denen wir weiter experimentieren fünnen. Von dem bunten Zarbenfleid des Limax maximus haben wir gejprochen, einfarbig weiß, jehmwarz, grau, auc) mit gelbem oder rotem Grundton, dazu Zeichnungen, dunfle Längsbinden in wechjelnder Zahl, oder dieje in Fleden aufgelöft, eine übergroße Mannigfaltigfeit. Wen wir nun mit Kimfel ein geflecdtes Stüd etwa in Einzelhaft großziehen, jo erhalten wir von ihm unter Umftänden ganz verjchtedene Nachkommen, weiße, jchiwarze, geitreifte, gefledte, je nachdem das Eitertier dDiefe Merkmale von feinen beiven Eltern ererbt Hatte. Ziehen mir aber Dieje ungen wieder einzeln auf bis zur Fortpflanzung, fo verhält fich die Nachfommenjchaft ganz ander3, von den weißen erhalten wir nur weiße, von den Schwarzen nur jchwarze, von den geftreiften nur geftreifte ufw. Sebt haben wir reine Linien, und diefe Tiere fünnen toir nunmehr zu Kreuzungsverjuchen verwenden, um zu prüfen, wie fich dabei die einzelnen Merl male vererben md kombinieren, wobon noch wenig genug befannt ift. Bon der Weinberg- ichnede 3. B. hat e3 bisher nicht gelingen wollen, Iinfsgewundene Nachfommen zu erhalten, auch wenn beide Eitern zu den linfgewundenen gehörten. Gleichwohl muß es der Natur gelegentlich Doch gelingen, denn unter den linfsgewundenen Klaufilien 3. B. gibt eg Arten, die rechtsgewundene Lofalcaffen aufweifen. Übrigens find die Verfuche mühfam und zeit- raubend genug. Ein Limax maximus wird binnen Sahresfriit noch nicht fortpflangzungsfähig. Künfel hat das Lebensalter von einer Anzahl durch Berfuche feitgeitellt. Die Aderichneden erreichen noch nicht ein Jahr, der große Arion empiricorum 1 $ahr, Limax maximus 2—3 Sahre, große Helix noch mehr, jie pflanzen fich mehrere Jahre hintereinander fort, mit ab- nehmender Zeugungskraft, bis die Zivitterdrüfe erfchöpft ift und der Tod eintritt. Doc) wieder zurüd zum Anfang des Lebens! Da ift zunächit noch einer überrafchenden Tatjache zu gedenfen, die neuerdings Nieper bei den Bernfteinjchneden gefunden hat. Die Tiere .begatten fich jcheinbar gegenjeitig, aber nur eins, das ältere, wird befruchtet. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 3l 482 Weichtiere: Schneden. Die Suceineen find nämlich protandrifch. Bei der männlichen Neife jucht jich die Schnede einen Partner, ein veifes Weibchen, aljo ein älteres Tier. Diejes läßt jich wohl zur Ko- pula bereit finden und verwendet auch jeine Rute, wie es fie vorher verivandt hatte, aber nicht zur Übertragung des nicht mehr vorhandenen Samens, jondern nur zur Befeftigung. Und noch eins! Bei unjerer Heinften Egeljchnede, Limax laevis Müll., fommen bisweilen jüngere Stüde vor, die der Rute entbehren. Das ift bei der mweitverbreiteten Art in den Tropen, Brafilien, Weitindien ujw., zur Negel geworden; hier erfolgt die Vermehrung nur noch durch Selbitbefruchtung. Zur Entwidelung werden die Gier abgelegt, joweit die Arten nicht lebendiggebärend jind, was in jehr vielen Gattungen vorkommt. Am forgjamiten bringt wohl die Weinberg- ichnede die Gier unter. Gie gräbt eine Höhlung im Die Erde, ähnlich wie beim Winterjchlaf, doc führt em engerer, trichterförmiger Zugang hinein; durch den jtrect die Schnede den Borderleib und läßt Ei auf Ei hinabfallen (f. die nebenftehende Abbildung). Dann wird die Offnung gejchloffen. hntich machen es die meiften größeren Schnir- telfchneeten. Gonft wird nur eine feuchte Stelle im Moos, unter Laub, im Mulm ausgejucht. Doch fommt es auch in feuchten Tropengegenden vor, daß Baumjchneden oben im Laub ihr Gelege unterbringen, indem jie zwei Dlätter mit Hilfe des Fußes zujammenbiegen und durc) Schleim verfleben (Ubb., ©. 483). Eine Kleine füdliche Schnirfelichnede treibt eine Art Brutpflege, indem fie die Gier in Dem Nabel der eigenen Schale birgt. Die Eier jind meijt rund, jeltener oval (j. Tafel „Weichtiere I“, 11, bei ©. 425). Die Anzahl fteht etwa im umgefehrten Berhält- RER a TREUEN SE: nis zu ihrer Größe. Manche Achatjchneden legen wenige Meifenheimer, „Weinbergicnede”. Gier von Taubeneigröße (j. Tafel „Weichtiere II“, 3, bei ©. 478). Dieje haben dann eine Harte Kalfichale. Hier gibt e3 alle Übergänge bis zur Ducchfichtigen Eifchale bei bejonders feuchtigfeitsbedürftigen Arten. GOelten find die Eier durch einen Schleimfaden zu einer Schnur verbunpen, jo unter anderen bei Succinea, die jogar die bei hohem Wafjerjtand untergetauchten Cier durc) quellenden Schleim zu einem Laichband umformt. Der Embryo läßt faum Spuren eines Segels erkennen. Dagegen hat er al3 Sonder- erwerbung die Vodozyite, Schwanz- oder Fußblaje, einen Anhang am Hinterende, dinn- wandig, von Musfelfajern durchzogen. Er treibt das Blut puljierend durch den Sörper, jo daß ich der Gegenpol born zu einer Kopf oder Nadenblafe aufbläht. Beide Organe verleihen dem Embryo ein merfwirdiges Ausjehen, da fie oft bei weiten den größten Teil des Körpers ausmachen (f. die Abbildung, ©. 484). Bei den größeren Gehäufejchneden Ichlägt fich die Vodozyfte weit über Die Schale hinauf, legt fich der Eifchale an und ver- mittelt die Atmung. Beim Ausichlüpfen ift das Drgan verjchwunden. E3 fehlt nur wenigen, darunter der Bernfteinfchnede. Reich, wie die Vermehrung, ift auch das NRegenerationsvermögen. Abgejchnittene Sühler jamt dem Auge, da3 Schwanzende uf. werden leicht wieder erfeßt. Man hat viele einjchlägige Verjuche gemacht; gelegentlich fieht man es in der freien Natur, am häufigjten Zungenjchneden: Stylommatophoren. 483 bei der Schale, die ja leicht zerbricht. Die Stüde werden wieder verbunden durch neue Schalenabjonderung, Yüden werden ergänzt, auch wohl zuweilen durch eingefittete Sremd- förper. Das neue Schalenjtüd erhält indes feine oberite Schicht, e3 fehlt jomit der Glanz, jofern nicht der Bruch auf die Nachbarschaft der Mündung bejchränft bleibt. Hier findet fich mancherlei Abweichung im Regenerat. Aber nicht bloß die Schneden haben Nuben von diefem Vermögen, fondern umgefehrt auch ein Schmaroger, der Saugwurn Distomum (Leucochloridium) macrostomum, der im Darm Heiner Singvögel feine Reife erlangt. Von Dort aus gelangen die Eier ins Wajjer, die jungen Würmer in die amphibiiche Bernitein- ichnede. Sn deren Leber wird der Brutjchlauch erzeugt, der die Ausläufer in die Fühler: treibt, die wegen ihrer Raupenähnlichfeit wieder von Vögeln gefrejjen werden. Sobald der dabei mit abgerijjene Fühler erjebt ijt, wird ein neuer Schlauch vorgetrieben (vgl. ©. 213). Eiablage von Cochlostyla leucophthalma Pfr. Aus Bronn, „Klaffen und Drdnungen bes Tierreicha‘', Bb. III, Leipzig 1914. Und nun noch eine Bemerkung über die Bedeutung der Stylommatophoren für Die Geographie! Wir find jchon jo oft auf Einzelheiten gejtoßen, daß wir uns eine zufammen- hängende Erörterung erfparen wollen. Die Beziehungen zum Boden liegen zu Klar auf Der Hand. Aber von Snterejje jind wohl einige Hinmweije auf Fälle bejonders einleuchtender Shöpfungskraft. ©o haben die Bettern Sarajin auf Celebe3 auf eine aneinanderjchließende Neihe von Schnirkelichneden hingewiejen, mo die geographiiche Aufeinanderfolge der jpite- matiichen entipricht, nach der Schalenähnlichkeit, ähnlich Kobelt für Iberus in Stalien, Plate für eine Pupiden-Gruppe auf den Bahamas. Wir jehen Stetten, deren Endglieder lich jtarf voneinander unterjcheiden, während benachbarte Formen innerhalb der Stette faum auseinander zu halten find. Limax maximus toird in Oberitalten nicht nur zum größ- ten mwirbellojen Zandtier der nördlichen Halbfugel (bi3 40 cm lang), jondern [hwanft auch außerordentlich in Jeichnung und Färbung; jie gehen hier mit der Anatomie Hand in Hand, die Extreme umterjcheiden jich etwa Dadurch, daß auf der einen Geite die Nute den vierten ‚Zeil der Körperlänge erreicht, auf der anderen das Dreifacdhe; fie jchwankt aljo im Verhältnis bon 1:12! Und doc ist eine Trennung in Arten erjt unvollfommen gelungen. Aufjehen hat längjt die ftarfe Artbildung erregt, welche die Stylommatophoren auf Snjeln ergreift. Wir wollen nur den jtärkiten Fall anführen: die Schlanfen Achatinellen find auf die Sand-_ yichinjeln bejchräntt, Dort aber haufen jie in Hunderten von Arten in lofaler Sonderung. 484 Weichtiere: Schneden. Hier erlaubt ung die Natur einen Einblid in ihre Werfitätte der Artbildung. Die Naublungenfchneden Haben uns jchon gelehrt, wie leicht die Nadula jic ändern Fann, infolge einer hohen PBlaftizität aller Familien. Da Tiegt wohl die Frage nahe, wie e3 fommt, daß die Stylommatophoren, Die Doch ganz und gar von der Feuchtigkeit abhängen, aus dem Wajjer verbannt und ftreng ang Land gebunden ericheinen. Die Antwort gibt uns vielleicht die Berniteinfchnede, die halb amphibifche. Ste hat mit der veränderten Xebensweife bereits mwejentliche Imderungen durchgemacht, die ich, außer der Erweiterung der Schalenmiündung, namentlich in der Fortpflanzung äußern: VBerluft der embryonalen Schwanzblafe, Bildung eines Schleimlaichs, twie bei den Limnäen, Übergang zur einfeitigen Begattung der Bafommatophoren. Werden die übrigen Merkmale in der gleichen Richtung liegen? Ent- itanden fo die Bajommatophoren aus Landlungenjchneden? Für die Schlußbemerfungen über die öfonomifchen Beziehungen wollen wir in der Saupljane wieder Meijenheimer das Wort geben: „SÖegenüber den Spnterejien des Menjchen er- jcheint die Weinbergichnede zunächit jchädlich, injo- fern fie mit befonderer Vorliebe den von ihm gepfleg- ten Kulturpflanzen nachitellt. Der Gärtner wird fie daher jtetS rücjichtslos vernichten. Außerordentlic) gefährlich fann jie dem Rebitocde werden, wie es jcheint, ganz befonders in den füdlicheren Weingebieten. „Daneben aber leitet die Weinbergichnede dem 14 Tage alter Embryo von Campylaea Menjchen auch einen bejtimmten Nußen, und zwar en ee bes ve Dabucch, daß fie ihm in ihren Weichteilen eine in ben en ee ar. vielen Ländern überaus gejchäßte Nahrung darbietet. Namentlich jind e3 die jünlicheren Gebiete von Europa, in denen Schneden eine beliebte Speije bilden. Schon bei den alten NRömern galten fie als Lederbijjen, fie wurden in verjchievdenen Arten namentlich im alten Ligurien gejammelt und nach Rom gebracht. Aber auch im heutigen Stalien werden Schneden noch majjenhaft ver- zehrt und müljen als wichtiges Nahrungsmittel der niederen Bolfsflafjfen gelten. Ganz außerordentlich groß ift ver Verbrauch an Schneden ferner in Spanien; überall werden fie hier auf den Märkten feilgeboten, namentlich zur Faftenzeit. Ühnkich ift es in Südfrankreich, und felbit auf ven Märkten von Paris und anderen großen Städten werden alljährlich noch große Mengen verhandelt. Auch im deutjchen Sprachgebiet wurden in früherer Zeit Die Schneden aBNahrungsmittel feinesmwegs verachtet, zumal jie als erlaubte Faftenfpeije galten. Heutzutage ift ihr Verbrauch hier ein viel geringerer und nur noch in den Nachbargebieten der romanischen Yänder ein nennensiwerter, wie beijpielsweije in Steiermarf. Nad) Diten Hin nimmt der Gebrauch, Schneden als Nahrungsmittel zu verzehren, jtetig ab. „sn Südfrankreich werden die Schneden jogar zur Bereitung von Heilmitteln ver- wenpet. Syn früheren Zeiten gewann man aus ihrem Weichförper zahlreiche Abführmittel in Form von Schleim, Sirup oder Suppen, noch heute werden ferner aus ihnen Haus- mittel gegen Huften und leichte Halserkranfungen hergeftellt. Die Iindernde Wirkung diejer Müttel beiteht wohl darin, daß fie durch ihre fchleimartige Bejchaffenheit einen ab- \hliegenden Überzug über den entzindeten Stellen bilden. Und dieje leicht findernde Wir- fung verführte die Bauern jener Gegenden gar zu dem Glauben, in diefem Schnedenbrei ein Zungenihneden: Stylommatophoren. — Hinterfiemer. 485 Mittel gegen die Schwindfucht zu beiten.” Wir bemerfen hierzu, daß der Name unferer großen Wegfchnede, Arion empiricorum Fer., „Arion des Charlatang“, ihrer Wert- Ihäsgung in der Bolfsmedizin entlehnt ift; jo fennen wir’3 vom Harz jo gut wie aus Portugal. Die Zigeuner follen auch fie verzehren; in den Mufchelhaufen umnferer deutjchen Nordfüfte finden fich auch Schalen von Limnäen. Schließlich mag nod) erwähnt fein, Daß Jeit alter Zeit bis in die Gegenwart die Schalen der Weinbergichneden und verwandter Arten als Lampe Verwendung finden, und daß in falfarmen Gegenden Südamerifas die großen Schalen von Bulimus zu Mörtel gebrannt werden. | Dritte Hinterfiemer (Opisthobranchia). Mit unbedeutenden Ausnahmen rein auf das Meer bejchränft und dabei ohne große und glänzende Schale, erfreuen fich die Hinterfiemer am mwenigften breiter Befanntjchaft; jie find die eigentlichen Nadtfchneden des Meeres, mit deren ganzer Lebhaftigfeit nach Lebensregungen und Farben. Bon ihrem Hohen Waffergehalt wurde eingangs gejprochen. Wie bei den Quallen vermag er bis zu 98 Prozent anzufteigen. Er bedingt erhöhte Be- mwegungsfähigfeit der einzelnen Muskeln der Haut, deren Filz durch Die dazwilchen treten- den Flüffigfeitsmengen gelodert ift, jo daß die einzelnen Bündel jich viel weniger hindern, wie in einem lodereren Fadenfnäuel einzelne Fäden fich leichter und ausgiebiger ftraff ziehen laffen al3 in einem eng verflochtenen. Die Ableitung des Namens ift früher gegeben (©. 417). Wo eine gefonderte Kieme in flacher Mantelhöhle vorhanden ift, liegt jie vechts in oder hinter der Mitte. Inwieweit dabei nachträgliche Detorfion, d.h. Abihwächung der anfänglichen jpiraligen Aufwindung, in Frage fommt, ift fehwer zu entjcheiden, dem viele . haben den After in der Mittellinie des Nüdens, anfcheinend in urfprünglicher Lagerung. Zur Kiemenatmung oder an deren Stelle tritt vielfach Hautatmung; am meijten beteiligt fich hieran die Eptpodiallinie, deren Anhänge in ihrem Verhältnis zur Leber uns noc) be- ichäftigen werden. Ähnlich wie fie erweitern die Fühler ihre Oberfläche; meiftens jind Die Hinterfühler umgewandelt, bald blätterig gefiedert, bald rinnenförmig ausgehöhlt mit übereinandergreifenden Rändern, jo daß das Wafjer durch Wimperung hereingejtrudelt wird. Namentlich diefer Bau begründet ihre Auffaffung als Geruchgorgane, in Ddiejem Falle Ahinophoren genannt. Die Augen treten jehr in den Hintergrunnd, nicht nur pHyjio- fogifch, fondern auch rein anatomifch, indem fie fich unter die Haut zurüdziehen und ojt berfiimmern. Ohrblafen fehlen nirgends. Gonft fommen von umijchriebenen Ginnes- werkeugen noch Iofalifierte nerböje Leiften in der drüfenreichen Haut vor. Die Tiere find ausnahmslos Ziwitter, doc) ohne das aufgeregte Liebezjpiel der Land- ichneeen. Die Eier werden durchweg abgelegt. Der Laich ift ziemlich einheitlich, er jchließt fi) an den der Bafommatophoren an: eine Schleimfchnur oder ein Schleimband, Dem Die Gifapjeln eingebettet find, meift mit viel größerer Produftionsfraft, die einzelne Eijchale in der Regel mit einer Mehrzahl von Dottern, deren Summe in einem einzigen Laich nicht jelten 14 Mälfton tiberfteigt, bei Doris und Aplysia 3.®. Die Entwidelung verbindet jich jalt dıiechtveg mit der Bildung einer Veligerlarve, doch ohne befonders erweitertes Gegel; Dem- entiprechend wird Die freie planftonifche Periode nur kurz jein. Bei den nadten Zormen twird die Schale abgeworfen. Gleichwohl Haben wir in den Warmivafjergebieten ausgebildete Vertreter unter dem echten Plankton der hohen See, wohin fie auf gänzlich verjchiedene 486 MWeichtiere: Schneden. Weije gelangten. Dieje eigenartigen Wege werden nachher bejprochen werden. Das eigent- liche Wohngebiet bildet das Litoral, doch mehr unterhalb der Gezeitenzone, deren Wogen den meijten vervderblich werden würden, die Pilanzenregion aljo. Eine Anzahl veraräbt fich im Schlid. Nach der Tiefe zu nimmt die Häufigkeit der Hinterfiemer bald ab. Viele Bodenformen veritehen — eine neue Fähigkeit unter den Galtropoden — felbittätig zu Ihwimmen. Erwähnen wir gleich hier die Yusnahmen in der Verbreitung: die Fleine Ancy- lodoris febt im Baifaljee, ein paar Hedyliven, nach der Gattung Hedyle Bergh benannt, ebenfalls Formen von mäßiger Größe, treten in ven Unterlauf der Flüfje der malaitschen Snjelwelt ein, unter ihnen allerdings eine Höchit auffällige Gejtalt, nämlich etwa die einer Limnaea, doch ohne Schale, der einzige Fall, oo bei einem Gajtropod der Eingeweide- bruchjad jich frei über den Niüden erhebt, ohne bejchalt zu jein. 65 liegt wohl nahe, al3 Nahrungsmittel die Tange anzunehmen. Dieje Bermutung wird jcheinbar gejtügt dadurch, daß gerade die größte Form ji) von Grünalgen, Ulven, nährt: Doch würde der Schluß ebenjo verfehlt jein wie bei den Lıurngenfchneden. Die Schlammbemwohner nehmen einfach den Sand auf mit feinem organischen Gehalt, und die anderen jind Sleifchfrejjer, zum guten Teil auf eine bejtimmte Tiergruppe, die Zölente- raten, angewiejen. Die Schliefnahrung bedingt, wie wir es jchon bei anderen Weichtier- gruppen trafen, die Auskleidung des Magens mit harten Koncinplatten, die hier ihre höchite Zahl und Ausbildung unter den Mollusten erreichen. Die Radula rüpft etwa an die der Bajommatophoren an, doch mit verjtärkter Diffe- renzierung der Zähne in den einzelnen Abjchnitten der Querreihen; verlängerte Spiben und Schneiden deuten auf die Naubtiernatur. Bon diefer Grundlage aus geht, wie bei den Vorderfiemern, die Umbildung weiter durch Verringerung der Rand- und Seitenzähne, bis Ihließlich nur der eine Starke Mittelzahn der ja ebenjo räuberischen ARhachiglojfen übrig- bleibt. Doch jcheint Die Wandlung hier am mwenigiten in gerader Linie erfolgt zu jein, mehr prungmweije von ganz verjchiedenen Punkten aus, jo dag man auf die jyitematijche Ber- wendung verzichtet Hat. Cbenjo verjchwindet die Napula bei einigen ganz berjchiedenen ‚Sormen der warmen Meere völlig, von denen wir wenigitens einer begegnen werden. Man verteilt die Hinterfiemer auf zwei Hauptgruppen, bejchalte und unbejchalte, oder Bededtfiemer (Tefti- oder Steganobranchien) und Nadtkiemer (Nudi- oder Gymno- branchien). Die eriteren jchliegen jich leicht an die Bafommatophoren an; vielfach Hat mar die Siphonaria, die wir zu jenen jtellten, unter die Hinterfiemer eingegliedert. 1. Unteroronung: Bededtfiemer (Tectibranchia). Hier haben wir drei verjchiedene Gruppen, Die jich nach der Form und der Yebensweife unterjcheiven. Die erjte geht von Napfjchneden aus: Umbrella Zam. hat eine flache Vatellen- Ichale, Pleurobranchus Cuv. und Pleurobranchaea Meck. haben fie vom Mantel überwachen und teilweije eingebüßt. Die Aplyfien endlich jchlagen feitliche Fußverbreiterungen, Epi- podien, itber die Schale hinauf. Das tun auch die Bulliden, die aber zum Graben im Schlid eine bejondere Einrichtung erworben haben, nämlich die Verwachjung der vier verbreiterten stopffühler in der Mittellinie zu einem Kopf- oder Grabjehild. Auch bei diefen Gruppen fommt es nicht weiter darauf an, ob die Schale frei liegt oder vom Mantel überwachjen wird. Sucht man nach einer Entwicelungsteihe, jo hat man auffälfigerweife mit den Bulliden zu beginnen, denn hier Haben wir noch Formen, die fich ganz in die Schale zurüdziehen fönnen, ver feine Actaeon Montf. Tann fie jogar noch mit einem echten Dperfulum verjchliegen. Hinterfiemer: Bededtfiemer. 487 Unter den Bulliden haben wir die mundfarbenen, wie die Rugelfchnede, Acera . Müll., mehr auf, die bleihe Seemandel, Philine aperta L., und die DBlajenjichnede, Bulla L., mehr in dem Schligrund zu juchen. Das mennigrote Gasteropteron Meck. treibt ji) wieder mehr auf dem Boden umher. Träge eingegraben fißt das plumpe Doridium Meck. mit überrajchender Zeichnung; um den braunen Körper Yäuft rings ein Band von auffallendem Drange und Blau herum. Bon der gemeinen Kugeljchnede, Acera bullata Müll., haben Meyer und Möbius eine gute Schilderung gegeben. Das Tier ift fat walzenförmig verlängert; der Kopf ift niedergedrüdt und vorn abgeftumpft. Am Hinterende des Mantels ift ein fadenfürmiger Anhang. Diejer Faden entjpringt vom Mantelcande, tritt aus dem hinteren Schalen- Ipalt Herbor und fann fich ausdehnen und zufammenziehen. Über feinen Nuten liegen feine Beobachtungen vor. Jedenfalls erinnert er an den Schwanzanhang der Vterotracheen \\ 1 ni nn im | [ a — = == == — = ————— Gemeine Kugeljhnede, Acera bullata Müll. Doppelte Größe. (©. 444). Die Schale ift dünn, hornartig, elaftifch und eifürmig. Die großen Stücde bor- liegender Art jtreden fich beim Striechen bis auf 4 cm Länge aus. hr mächtig enttvicelter up dient nicht bloß zum Kriechen, jondern auch zum freien Schwimmen. Nuht das Tier am Boden oder friecht e3, jo find die freien Seitenplatten des Fußes in die Höhe gejchlagen und bededen nicht nur die Flanfen des Körpers, fondern auch den Mittelriiden und einen Zeil der Schale, ja ihre Nänder legen ich noch itbereinander. Wern man die Schnede aus dem Wajjer nimmt oder fie beunruhigt, jo verfürzt fie den ganzen Körper fo fehr, daß ihn der Fuß ganz umhüllen Tann. Danır bildet daS ganze Tier eine weiche, jchleimige Kugel, aus welcher der jchübend zufammengezogene Fuß weiter nicht? als nur noch ein feines Dreied von der Schale hervorfehen fäßt. Daher ihr Name. Die Lebensmweifeder ugeljchnedeift, nach Meyer und Möbius’ Beobachtungen, folgende. Die gröpten Stüce wurden im Winter und Frühjahr gefangen. Zm Juli fifchten die beiden häufig Heine, mr 3—5 mm Yange Tiere und viele leere und mittelgroße Schalen ztvifchen jaulem Seegras, woraus jic) entnehmen läßt, daß die Kugeljchnede von einem Frühling bi5 zum nächitfolgenden leben mag. Sie gehört in der Kieler Bucht da, too jcylammiger, fee- grastragender Grund ift, zu den gemeinjten Tieren und fiebt vorzüglich die Region des ab- geftorbenen Seegtajes, das die Fijcher „Nottang” nennen. Hier findet fie an den braunen faulen Blättern veichlihe Nahrung. m Aquarium frißt fie außer diefen auch Fleifch. „Die Sugelichnede it“, fahren die Beobachter fort, „faft immer in Bewegung. Gie 488 Weichtiere: Schneden. friecht am Boden hin oder an der Wand des Aquariums hinauf. Zumerlen hängt jie auch etwas frumm zufammengezogen an der Dberfläche. Beim Striechen hebt und jenkt fie ven Kopf und biegt fie den Vorderförper nach vecht3 und lin. Mit dem unteren Teile des Fußes fchieben jich auch die emporgeichlagenen Flügel desjelben vorwärts, jo daß die Schale, worauf fie liegen, abmwechjelnd mehr frei und darauf wieder mehr bevedt wird. Gejchieht diejer Wechjel lebhafter al3 gewöhnlich, jo jchiekt jich die Stugel- jchnede zum Schwimmen an, einer eigentümlichen, überaus an- ziehenden, aber jeltenen Bewegung, die man ein Fliegen im Waifer nennen möchte. Die gelbe Schale gleitet immer jchneller und weiter vor=- und rückwärts, der VBorderförper macht rhythmijche Biegungen, die Fußlappen werden abgelöft und wieder angezogen, immer weiter und immer fräftiger, bis endlich ihre Niederjchläge a ae von unen Den ganzen Körper vom Boden abftoßen. Das Tier fährt num, bald recht3 oder links, bald vor- oder rüdwärts jchwanfend, immer höher im Wajjer empor und jchiwebt in den anmutigiten Stellungen mitten in feinem Flaren Clement. Sind diefe Bewegungen aufs Höchite gejteigert, jo macht der Fuß in einer Se- Funde 2—3 Fräftige Schläge, wobei er fich in dem Grade vom Körper abzieht, daß er eine nad) unten fonfave Fläche bildet. Damit gleichzeitig biegt jich der Borderförper entiveder bor- oder rüdtwärts. Während. dies gefchieht, jinft das Tier jedesmal ein wenig, fährt aber beim Niederschlag des ausgejpannten Fußes Darauf plößlich wieder jchräg in Die Höhe. „Rachen jolche lebhafte Bewegungen einige Minuten angehalten haben, werden die Schläge jchwächer; die Schnede jinft _langjam tiefer; zuweilen erhebt fie jich, ehe lie ven Boden berührt, noch einmal Dur einige jtarfe Schläge, jedoch nicht-mehr zu ihrer früheren Höhe; Die Sträfte werden matter, fie jinft zu Boden, jchlägt nur nod) die Zußlappenränder in die Höhe, lüftet jie noch einigemal, legt jie Dann über der Schale '. ruhig zufammen und fängt endlich wieder sig an zu Friechen.“ ee re Die Berjofjer Diejer jein ae mager k Kammlinie. en m nod Falffrei. Schilderung meinen, daß vielleicht die Be- ; gattungsluft des Frühlings zu Ddiejen Be- mwegungen anreizt, da gerade im Februar, imo jich die Tiere zur Begattuig auflurchen, fie öfters [chwimmend angetroffen wurden. Yın Aquarium legten die Kugeljchneden jchon vom yanuar an Eier; in der Stieler Bucht fanden Meyer und Möbius den Laich im Mai und Sunt in jolhen Mengen am Geegraje, daß fie ganze Hände voll Schwüre aus dem Schlepp- ne& nehmen fonnten. Die Eifchnüre find drehrund, 2—3 mm did, von jehr verjchtedener Länge und bald Ipiral gelegt, bald in unregelmäßigen Windungen hin und her und übereinander gebogen. Eine nicht ganz 8 cm lange Schnur enthielt 1050 Eier. An der Schale von Acera Müll. haben. Rerrier und 9. Fifcher einen fehr eigentümlichen Hinterfiemer: Bededtfiemer. 2 489 Bau entdeckt, der an das Schloß der Mujcheln erinnert, auf das wir jpäter zu jprechen fommen. Das Gewinde ift, ähnlich wie bei Conus (f. ©. 457), in einer Ebene aufgeftellt, jo daß die Nahtlinie eine flache Spirale bejchreibt. Die einzelnen Umgänge find aber nicht ebenjo flach, jondern erheben jich nach Art eines Gebirgsfanmes. Die Kammlinie be- Ichreibt alfo gleichfall3 eine Spirale zwiichen den Umgängen der Nahtlinie, dort in einer etwas höheren Ebene gelegen. Das Meriwürdige ift nun, daß in diefer Kammlinie der Kalt fehlt. Sie beiteht, wie das Schloß der Mufcheln, zunächit nur aus elaftifchem Kondin. Exit allmählich lagert jich, von der Spibe aus, auch hier Kalk ein, jo daß fich die Elaftizität immer mehr auf die jüngiten, der Scha- lenmiündung zunädjt liegenden Teile be- Ihräntt. Die Ühnlichkeit mit dem Mus- Ihelichlog wird dadurch erhöht, daß fich ganz unten, nahe der Mündung, unter der Kammlinie ein furzer Mustel zii- ihen den beiden, durch diefe Linie ge- SS) \' er at A trennten Flächen des legten Schalenums gangsausipannt. Durch feine Stontraftion vermag er die beiven Flächen einander zu nähern und den Eingang in die Wantel- höhle zu verengern. Bei dem jchönen roten Gasteropte- ron Meck. des Mittelmeeres werden Die Sußlappen im Berhältnis zum Körper noch viel größer und die Schwimmt- bewegungen ausgiebiger. Die Bulliden leben von anderen Weichtieren, Schneden, Mujcheln, Den- talıen, die jie ganz Hinunterjchluden und mit Hilfe harter, der Magentwand an- jigender Kauplatten zertrümmern. Eine große Umbrella Lam. jtellt Zi, einen abgejtubten jteilen Segel dar, dejjen Umbrella mediterranea Lam. Natürlije Größe. Mantel jich aus fugeligen, blajenartigen Hödern zufammenjegt. Die Bajis wird von der Sohle, die obere Fläche von der Schale gebildet. Die Blajen find von jehr verjchiedener Größe, unten rings nur Hein, nad) oben zu jehr wechjelnd, große und fleine Durcheinander, ohne alle Regel und Ordnung. Die bloße Beobachtung läßt an den Hödern feine Veränderung erfennen, durch taftilen Neiz mit einer Nadel gelingt es aber, eine große Blaje innerhalb 1—2 Minuten zu einer Heinften zu- jammenjchrumpfen zu lajjen. Ziveifellos handelt es fich um langjames An- und Abjchwellen in gewijjen eitabjchnitten, um Hautatmung. Die prallere Filllung beruht dann auf dem weit höheren Wafjergehalt. Sebt man eine Umbrella oberhalb des Wajjerjpiegels der Luft aus, jo reagiert fie auf Das fremde Niediun feineswegs, wie man wohl erwartete, Durch ängitliches Zufammenziehen, wie etiva eine Yujter, die ihre Schale jchließt; im Gegenteil, fie lüpft die Schale möglichjt nach oben und legt die glatte Haut unter dem Mantel, die im Wajjer verborgen bleibt, frei, einjchlieglich der auf der rechten Seite gelegenen Kieme. 490 Weichtiere: Schneden. Erft nach 20 Minuten etwa, wenn dieje vermutlich zu trocnen beginnt, wird jie gejchüßt, aber nicht durch Niederziehen der Schale, fondern daducd, daß jich der Mantelvand vom Schalenvand loslöft und fie bededt. Ja, diefe Ablöfung des Mantelvandes greift ringsherum, fo daß die Luft möglichit unter die Schale eindringen fan. Die vorher veritedten Fühler dehnen jich in die Länge. Die Afterpapille jtreckt fich weit vor und bildet einen Becher, indem der After fich weit öffnet, um fich in Yangjamen Perioden mwieder zu jchliegen, ähn- fich dem Atemloch einer Lungenjchnede. © hat man den Eindrud, al3 wenn die Schnecke fich neu belebt fühlte und beftrebt wäre, die Haut nach Möglichkeit in der Luft zu baden zur Atmung. € ift wohl nur das allmähliche ftärfere Austrodnen und der Hunger, mas Pleurobranchus testudinarius Cantr. Natürlihe Größe. fie nach und nach tieder in die gerwohnte Umgebung zurücktreibt, in der wir jie am anderen Tage finden. Der Laich wird in langen Bändern abgejest, die mit der einen Kante in Spiralwindungen am Boden befeitigt jind. Einem großen Pleurobranchus Oo. fteht man die quallenhafte Zartheit nicht an, er jieht aus wie eine Schildfröte, weshalb eine Art den Namen Pl. testudinarius Cantr. erhalten bat. Eine Bejonderheit ift das rasche Puljieren feiner Niechfühler in der dijtalen Hälfte, um einen Wafjerftrom hindurchzutreiben. Eigenartig find die Farben. Die Fühler find orange, die groben, jchildförmigen Nunzeln des Rüdens, die an die der Zumgenfchneden erinnern, jo gut wie die Geitenhöder der Umbrella, braun, doch in verjchiedener Abitufung, bei dem einen Tier vielleicht durchweg hellbraun, bei einem anderen einzelne, in vegel- rechter Verteilung, ganz dunkel, und um diefe in der trennenden Furche ein jchneemweißes, unducchfichtiges Band, und diefes wieder zum Teil überdecdt von einer jchön Farminroten Linie. Hier haben toir die ftofflichen Vorgänge bei der Hautatmung Far auseinandergelegt. Das verjchiedene Braun bedeutet verjchiedene Zuftände bei der Atmung, das Weiß it Yarıı- Jäure, Die beim Stoffwechjel abfällt und jich bei der großen Durchläfiigfeit dev Gewebe Hinterfiemer: Bededtfiemer. 491 in der Haut der Furchen anhäuft, das prachtvolle Karminrot vermutlich Murerid, wie es der Chemiker aus Harnjäure darftellt, und wie e3 jahrzehntelang, vor den Teer- over Anilinfarben, fabrifmäßig bereitet wurde. | Die viel blajjere Pleurobranchaea Orb. fällt durch ihre Lebhaftigfeit und ihre jtarfe Brunft auf. Man fieht fie troß ihrer Größe am Wajjerjpiegel gleiten, unter Abjcheivung eine3 furzen Schleimbandes, man jteht jie gelegentlich aber auch mit abwechjelnden, jchnel- enden Krümmungen nac) rechts und linf3 mitten Durchs Wafjer Schwimmen, da fie doc), bei fait 98 Prozent Wafjergehalt, jo wenig Übergewicht hat. Dieje freie Beweglichkeit zeigt ji) auch im Gefchlechtsleben. Ein brünftiges Tier jucht manchmal ein anderes zu Seehafe, Aplysia depilans L. 3/4 natürliher Größe, Stylommatophoren, einander mit der Nadula zu bearbeiten, nur eben viel plößlicher und icheinbar Hejtiger. Eine abjonderliche Stellung nimmt manchmal eine jolche Schnede ein; eigentiimlich verfürzt und vegungSlos, die verfürzten Riechfühler gefrüimmt und einander zu- gefehrt wie ein Paar Kuhhörner, jo jteht fie eine Zeitlang dem Partner zugewandt. Die Kopula erfolgt dann bald, in verjchiedenen Kombinationen. In einem Falle wurde eine Schnede jehon wieder befruchtet, während fie noch mit der Ablage des Laiches bejchäftigt war. Hier fonnte jie jelbjtverjtändlich nur als Weibchen dienen. Dasjelbe fam auch jonft oft vor, mie jich leicht feititellen ließ, da nur ein Tier den Penis ausgeftredt und in den Partner ein- geführt hatte. Meift allerdings werden die Ruten gefreuzt zu gegenieitiger Befruchtung. Nach Hirjch lebt Pleurobranchaea von toten Tieren, Mujcheln, Artgenojjen u. a.; die Beute wird ganz hintergemwürgt, worauf wir jogleich zrüdtommen. Aplysia @mel., der Seehafe, wohl wegen der großen Niechjühler auch Seefuh ge- vannt, umfaßt jtattliche Arten; wir wogen ein Stüd von mehr als 1 Kfund. Mit der ver- wandten Dolabella Zam. find e3 die größten Hinterfiemer. Vermutlich it es die farbige 492 Weichtiere: Schneden. Apjcheidung, die jchon im Altertum Aufjehen machte und zur Bereitung geheimnisvoller Tränfchen Beranlafjung gab, was noch in vem Artnamen Aplysia depilans Z., „die ent- haarende”, zum Ausdrude Fommt — unferes Wiljens die einzige praftiiche Verwertung eines Hinterfiemers. Wir beobachteten in Neapel andauernd drei Stüd, nad) dem verjchiedenen ' Bau der Sliene mindejtens zwei, wahrjcheinlich allen Drei Mediterranarten angehörig. Das größte war an den freien Körperjtellen Dunfeloiofett mit runden weißlichen Tleden, das fleinfte odergelb mit ebenjolchen Fleden und das dritte fchmußiggrau bis oderig ohne jcharf umjfchriebene Tlede. Die verjchiedenen Tiere, jehr fortpflanzungsluftig, wiederholt laichend, begatteten jich unterjchiedslos untereinander, wobei dasjelbe Stüd bald als Männchen, bald als Weibchen twirfte, ein Beweis völligen Wohlbefindens, obwohl wir bon Zeit zu Zeit mit dem Finger gewaltfam das rechte Epipodium und den Mantelrand auseinanverdrängten und die Kieme frei legten. Neichliches Ulvenfutter Hielt jte in gutem YZuftand. Solch derber Neiz führt unter Umitänden zur Entleerung der farbigen Abjcheidung, und zwar entweder einer violetten oder einer milchigweißen. Dabei jcheinen nicht bloß die Niere und lofalifierte Dritfen der flachen Mantelhöhle zu wirken, jondern die Kieme jelbit, denn fie zeigt die nämlichen Farben, jo daß fie zumal bei dem dunfeln Violett jehr Fräftig von dent helleren Fleijchton der Mantelhöhle abjticht. Die ftärfite Entleerung ijt wohl die bei der eriten Mißhandlung nach dem Fange. Wenigftens fam feine jo jtarfe wieder vor wie die, welche zunächit die Hände liber und über purpurn färbte. Dft reagierten die Tiere dann lange Zeit nicht wieder, auch eine reichliche Fütterung nad) längerem Hungern genügte nicht, um die Ausfcheidung bei allen drei Schneden gleichmäßig wieder herborzurufen. Bei - der großen violetten A. limaeina Phrl. entjinnen wir uns nur der purpurnen Abjcheivung, wie gelegentlich jelbit die bi3 Sm lange Laichichnur in dem die Eifapfeln verbindenden Schleim einen rötlichen Ton zeigt. Die beiden anderen entleerten bald weiß, bald pur- purn. Wefentlich ift, daß auch die oderigen Schneden eine purpurne Kieme, die dann erit recht abjticht, und eine purpurne Abfcheidung zeigen fünnen. C3 liegt nahe, an eine ähn- fihe Beziehung zwischen Harnjäure und Murerid oder Purpur zu deufen, wie bei Pleuro- branchus. Die weiße Abjonderung joll auf Krufter giftig wirken. Auch die Apkyjien fönnen gut und ziemlich andauernd jhwimmen (j. Abb., ©. 491, recht3 oben). Dabei breiten jich die Epipodien feitwärts aus und vollführen grobe, von born nach Hinten fortlaufende Wellenfchläge, wie die Bruftfloffen eines Rochens. Dieje Bellen (mit den lofomotorischen Wellen einer Bulmonatenjohle nicht zu vermechjeln) reichen natürlich jo weit wie die freien Nänder der Epipodien. Sie hören auf, two Dieje über Dem Hinterende Des Mantels verwachjen find. Damit hängt gelegentliches Anfaugen des Hinter- ende3 der Sohle zujammen. A. limacina jibt oft mit diefem Teile des Tußes feit an ver Ölaswand, während der ganze übrige Körper unter beliebigem Winfel frei ins Wajjer hineinragt. €3 ijt, al3 wenn fich aus dem hinteren Sohlenende ein Saugnapf gebildet hätte. Doch verjchwindet er wieder, fobald die Schnede auf der Unterlage friecht. Die Einrichtung jheint mit der erwähnten Berwachjung der Epipodien zujammenzuhängen. Dadurch ent- jteht hier ein hohes, fommaktes Schwanzende. &3 gewährt genügenden Widerhalt für Die jenfrechten Musfelbündel, die nunmehr die faugende Wirkung ausüben fünnen. DBemerft jei noch, daß die Aplyjien, ähnlich den Limmäen, bei der Stopula gelegent- lich Stetten big zu zwölf Stüd bilden. Pleurobranchaea und Aplysia werden von Hirjch zu den Schlingern gerechnet, die ihre Beute, bei geräumigem Schlundfopf, unzerftücelt nach Art der Schlangen bemältigen. 1 nl Be Hinterfiemer: Nadtkiemer. 495 Kiefer fommen nicht zur Wirkung, daher fein Bilfen abgejchnitten wird. Die Zähne der vorgeftülpten Nadula fajfen von unten fowie von rechts und Yinfs in die Nahrung - ein und fchieben fie beim Zurückziehen in der Diagonale fchräg nach oben und Hinten in den Schlund. Findet der Biljen dafelbjt feinen Rlab, jo muß die Schnede die zu einem Stri zufammengedrehte Beute wieder ganz von fich geben, indem fie vie Zähne zurüd- ichlägt und zurüdfriecht. 2. Unterordnung: Nadtfiemer (Nudibranchia). Mit dem vollftändigen Berluft der Schale und damit der Mantelhöhle und der darin liegenden Kieme hebt ein Wuchern der Haut an, in den Fühlern, auf der Stivn und meiter in der Geitenlinie; es entjteht das Mantelgebräme, wie es Bergh nannte, in erjter Linie wohl zur Aimung; jedenfalls erzeugt es eine fir die bisherigen Begriffe vom Schnedenleib ganz ungewöhnliche Fülle äußerer Formausftattung. Kein Wunder, daß die Syftematif hier in Gliederung = eo 2 ae und Gattunge: = namen jchmwel- gen darf. Wir milljen uns mit ven Grundge- italten an ein- zelnen Beijpie- len begnügen. Sin me- jentlihen find e3 zwei ganz berjchiedene Tppen. Bei der Doris-Gruppe herrjcht völlige Symmetrie mit Ausnahme der rechts ge- legenen Genital- und Nierenöffnung. Bei den übrigen, die in der Aeolis-Gruppe ihren höchiten Reichtum entmwiceln, ift auch der After auf die rechte Seite gerüdt. yene jheint die primitivere auch in der inneren Anatomie, indem die Leber in gewöhnlicher WBeije gejchloffene Umtiffe behält; bei diejer Löft fie jich in Zweige auf, die zum Mantelgebräme in Beziehung treten und neue Kombinationen jchaffen. Kehmen toir zuerft die Doridier! ES find Grundformen mit geringer Neigung zum Schwimmen. Doris. im engeren Ginne, jelbft in diejer jojtematifchen Begrenzung wieder überteich aufgefpalten, zeigt etwas von der Gefamtform der Oncidien und Vaginuliden, in- dem die Rüdenfeite durch eine fcharfe Kante von der unteren getrennt it. Doch paßt der Vergleich fehon deshalb nicht ganz, weil die blätterig-gefiederten Fühler diefe Rüdenfläche durchbohren. Die fompakte Figur wird noch verfteift durch ein Gerüft von Kaltjtäbchen, das die ganze Haut durchjebt; die Rüdenmwarzen wirken in demfelben Sinne. Die Kiemen iind Hautauzftülpungen, die in einem Kranz um den After ftehen. Fühler und Kiemen merden auf Reiz eingezogen. Dieje einfache Form, die in ihren Längen- und Vreitenver- hältniffen mannigfach abändert, entwicelt namentlich großen Tarbenreichtum, von matten bräunlichen Bodentönen bis zum grellften Scharlach auf tropifchem Korallenriff. Wunder- boll blau ift eine Neapeler Chromodoris A. H. Wer da3 Yarbjumel der Blauen Grotte fennt, möchte faum zweifeln, daß ähnliche Tarbenreflere bei der Erzeugung oder Doc, Weihmwarzige Sternfänede, Doris pilosa Müll. Stark vergrößert. 494 Weihtiere: Schneden. Erhaltung diejer Gattung mitgerirkt Haben. Ein paar feine weiße und gelbe Linien jäumen den Rüden, in noch wärmeren Meeren kommen rote Kiemen dazu. Doch auch die Forum erreicht bei Ddiefer Gruppe größere Freiheit, wenn die jcharfe Nüdenfante jchwindet und dafiir allerlei Fortjäge fich einjtellen, womit wieder eine hohe Geftaltungsmöglichfeit ge- geben ift. Die zierliche weißliche Ancula Zov. von unjeren deutjihen Küften mag wenig- jtens ein Beijpiel geben. Der zweiten Gruppe, der der Nolidier, fehlen natürlich mit der jeitlichen Lage des After auch die ihn umftellenden Stiemen. Dafür häufen fich oft die Rüdenpapillen, indem jie nicht nur jederfeits in der Geitenlinie eine Reihe bilden, jondern ftatt einer Bapille eine Anzahl berausjprießen, die im Duerlinien angeordnet find. Die Aeolis papillosa L.(Abb.,©.495) magdas verdeutlichen. Eine an- dere Ktomplifation zeigt uns die Bäumden- ihnede, Dendronotus arborescens Müll., Durch die Verzweigung Der einzelnen Bapillen und ähnliche Randverzierung der Scheiden, aus denen die geringelten Füh- fer herausragen. Die Grundfarbe des Nüdens- it jchön rot, wodon Die \ Anhängjel in einem Fich- Gemeine Bäumdenfhnede, Dendronotus arborescens Müll. BVergrößert. ten Gelbbraun mit bor- nehmer Wirfung ab- ftechen. Wir entjinnen uns noch jeßt der freudigen Überrafchung, als wir an den Azoren vor langen Kahren in einem Ölaje das tronenjchnedchen, Doto coronata Gmel., auffanden, über und über in prächtigem Karmin, bejonders leuchtend die großen folbenfürmigen Rüden- papillen, die wieder mit Sleulen bejest jind. Und doch hatten wir es eine Zeitlang ganz überjehen, jo lange nämlich, als eS an den Notalgen oder Floriveen jaß, Die wir aus einiger Tiefe Herausgefifcht Hatten. Die Farbe war Ddiejelbe, die Rüdenpapillen glichen den Sporangien, aljo ausgejprochene Schußfärbung. Ganz anders bei der erwähnten Saden- jede, Aeolis papillosa Z. Hier ift die Grundfarbe der Rüdenpapillen blau, mit einem breiten, gelben Ninge um die Mündung. Das Tann man nirgends überjehen: eine Trub- färbung, die fich breit macht. Aber der Fifch, der nach ihr fchnappt, fpeit fie jcehnell wieder aus, denn er hat jich verbrannt. Die Enden der Bapillen enthalten Diejelben Shubmwaffen wie die Duallen, die Zölenteraten jchlechthin, nämlich Nefjelfapjeln. Man glaubte früher, jte wirden von den Holidiern erzeugt, bis man darauf aufmerffam wurde, daß die ver- Ihiedenen Schneden auf beftimmte Polypenjtöce angewiejen find, und daß jede genau diejelben Ktapjeln als Waffe verwendet, wie der Polyp, von dem die Schnede fich nährt. ‚Jebt war das Rätjel leicht gelöft. Es befteht zu den Zölenteraten ein ähnliches Verhältnis, Az n IN Sr u Dr er ER NR IATE aueh: RR ER Nackte Hinterkiemer aus dem Mittelmeer. Natürliche Größe. en, ” ‚Urt angehen. Dir nicht berbinit, a | IIE wi ; ir Ni x een De N Bapillen öffne aa ir an sl, Fed rer i$ vung Verden er IM en ‚ en; I Bi a Hetmaea Los. int. a nn d co 9 ‘ — 5 kscsjug baue, hebedt, ba Kap: . | erh Ichneden ji en Be ee a wa ri Dun I Bells cocınsecsue Tan. ze eitenlappen nl die Dee Be tt erotteellte ; a a N a wnpnog 2@ypawpjuajpig 2PPDU "FI — '7 Bienguwm sÄypL pawupıjBag 'eIT — ossıy vonsa09 Hypamppung anpig "ZI — 'Yu14] esopnaem eueumop "IT — Yu] Naoaued erwejoarg '0] uopauıpyypig II pun 0T — "wur4z ejfeu1oo 007 Ppiilptyaipinıy 6 od aaplBingspgedeoygdk1o) "8 — "yourı] 1Kp1o} eppeld '„ — uow eanıe09 eumoyduy "9 — "PULL] eNejj ENJATED ‘SG — 'IUDH 43 'pIy Sngje snuNoArg 'y — 'Sdwoy,7 }puowmmap eupp9eg 'g — '9uOL7 79 'pjy eyejDund emmeoeg '% — 407 SU9IS9MIS09 ejydlag °T "uSpaUıpjuapns 8—I Hinterfiemer: Nadtfiemer. 495 wie wir e3 bei vielen Aplafophoren fanden. Die Schneden find Spezialijten, die nur eine Art angehen. Die unreifen Nefjelzellen werden im Darm der Schnece merfwirdigermeile nicht berdaut, fondern fie wandern in die Leberziweige, die jich an der Spige der Rüden- papillen öffnen, nachdem fie jich dicht vorher etwas erweitert Haben. in Diejer Crmeite- rung werden die fremden Nefjelfapjeln aufgeammt, um dann, zur Reife enttwidelt, als eigene Waffe benugt zu werden; gewiß eine der wunderlichiten Einrichtungen im Tierreich. Wir brauchen nur auf unjerer Sarbentafel die Figuren durchzujehen, welche an den Riüden- papillen Sontraftfarben zeigen, gleichgültig welcher Zujammenftellung. Dieje fann jelbit ein farbenblinder Verfolger erfennen, und er wird fich bald durch Erfahrung abjchrecen lajjen. Der Schnede tut es nichts, ob ihr eine Papille abgebiljen wird, denn fie jtellt jte durch Regeneration bald wieder her. Übrigens find keineswegs alle Hofidier auf Cölenteraten angewiejen. Bei der Heinen Hermaea Zov. hat, nach Brüel, die Reduktion der Zähne auf einen einzigen in jeder Quer- Breitwarzige Fabdenfhnede, Aeolis papillosa Z. Natürliche Größe. (Zu ©. 494.) xeihe Die Bedeutung, daß die Schnede ihre Lippen an die Alge Bryopsis anlegt, um mit Hilfe des einzelnen Zahnes je eine Bilanzenzelle anzurigen und auszujaugen. Bei Elysia viridis Mont. (Abb , ©. 496) ift der Körper vereinfacht. Die Oeitenlinie trägt feine Papillen, fondern nu zwei flügelartige Verbreiterungen. Der deutjche Name, Grüne Samtjchnede, deutet ihre Schönheit an. Wie verjchtmenderijch die Natur auch hier noch mit ihren Farben umgeht, mag man aus der folgenden Schilderung Grubes er- jehen. „Unter anderem entdecte ich”, jagt er, „bei ©t. Nicolo (auf der Jnjel Cherjo im Quarnero) eine neue Elysia (E. splendida) von fo jeltener Schönheit, daß ich in wahres Entzüden ausbrah. Sch fah anfänglich nur in einer tiefen, dem Lichte nicht ganz zugäng- lichen Steinhöhlung einen bewegten Wechjel von tiefem Schwarz, Hellblau und Drange, bis fich dann Herausftellte, daß hier, vom Meeriwafjer bededt, das ihren Neiz noch erhöhte, mehrere diefer fleinen, nır 3—4 Linien langen Nadtfchneden nebeneinander herumlrochen. Erit beim Herborfommen der einzelnen ließ fi) genauer die Verteilung der Zarben er- mitten. Der Leib und feine großen, mantelartig emporgejchlagenen ©eitenlappen waren jamtfchtwarz, der äuferjte Rand derjelben und die Mundpartie vrangegelb, aber auf der Außenfeite jener Lappen, die fich aufs ziexlichite in großwellige Falten legten, zog unterhalb de3 orangegelben Saumes ein breites ultramarinblaues Band und unter diefem wiederum ein jchmälerer, in Sutervallen anjchwellender fichtgriimer, unten fajt jilberiger Lüngs- streifen hin, unter dem dann noch eine Längsreihe ähnlicher Pünktchen zum Vorjchein Tam. Das Drangeband ging hinten in das entjprechende der anderen ©eite tiber, das blaue mar 496 Weichtiere: Schneden. unterbrochen. Davon ftach nun aufs fchönfte ein meißer, länglich runder led zroijchen den Sühfern und ihrer weißen Snnenfeite ab, während diefe Organe im übrigen jelbt jchtwarz und an ihrer Spike blau gefärbt waren. Sie maßen den vierten Teil der Totallänge und wurden bald nach hinten gelegt, bald ganz auseinandergejpreizt, bald ihre Spite grazids in eine flache Spirale von einem Umgange gewunden.“ / Grüne Samtjähnede, Elysia viridis Mont. Vergrößert. (Bu ©. 495). Noch mehr vereinfacht fich der Körperumriß bei der Heinen Lanzettj chnede, Ponto- limax capitatus Orepl., die fich in den deutjchen Meeven auf Tang aufhält. Und bei der minimalen Rhodope Köll., aus dem Mittelmeer und von den Stanaren, ijt Die Neduftion io meit gegangen, daß jelbft das Herz verfümmerte. Hier hat es ext mühjamer Unter- Breitköpfige Lanzettfhnede, Pontolimax capitatus Crepl. 20mal vergrößert. iuchungen bedurft, um ihr den richtigen Pla nicht bei den Strudelmwürmern, jondern bei ven Schneden anzumeijen. Zum Schluß wollen wir una noch die wichtigsten Formen aus unjerer Öruppe anjehen, die im freien Waffer fchroimmen, nicht nach Art der Seyllaea pelagica L., die am treiben- den Sargaffum figend fortbewegt wird, dem fie in der braungrünen Zarbe und der Form der Rüdenpapillen ähnelt, fondern einzeln und frei. Jede der drei Formen offenbart einen befonderen Weg, auf dem eine Schnede aufs hohe Meer gelangen Tann. | Glaucus Forst. hängt am Wafjerfpiegel wie eine Schlammjchnede; aber nicht am Schleimband, das den Wellen nicht ftandhielte, jondern mit Auslegern, gebildet Durch die horizontale Richtung der Bapillengruppen und die Verlängerung ihrer Bajen. yede Oruppe jteht gewiffermafen am Ende eines funzen Armes und hat fich mit ihm nach der Ceite Hinterfiemer: Nadtkiemer. ‚497 umgelegt. Dazu jcheinen Gafe den Darm in eine Schwimmblafe zu verwandelt. Der um- gefehrten Haltung entjpricht die Färbung, Die der eines pelagiichen Fijches gleicht, der nad) unten gefehrte Ritden glängt jilberweiß, die nach oben gewandte Bauchfeite ift marineblau. Nach Art tropiicher Planktonten findet fich die Schnede vings um den Aquator, ohne daf jich beitimmte Arten unterjcheiden ließen. Shre Cier befeftigt fie in einem Spiralband auf der Schale einer Beilchenfchnede oder auf dem Schirm einer Segelqualle (Velella), von dem jie exit die Polypen wegfrikt (©. 120). Alle drei Organismen treiben ja gleichermaßen an der Oberfläche der Tropenjee. Bon den noch zu behandelnden Hinterfiemern zeichnen fich die Angehörigen der Samilie der Tethymelibidae durch ihre beträchtliche Größe aus. Trog ihrer anjcheinend feht abweichenden Geftalt jehliegen jte jich beztiglich ihrer inneren Organifation doch eng an die übrigen Nudibrandhier an. Die Familie ift aber fehr arm an Gattungen, von denen _ Tethys L. die befanntefte ift. Tethys fimbriata L. (f. Sarbentafel bei ©. 49%) it Ichön ihwarz und weiß gezeichnet, auch wohl mit rötlichem Auflug an den Anhängen. Auf dem Rüden fteht eine Reihe großer, blattförmiger Papillen, dazmwiichen fein verziweigte Kiemen. Die Schnede Yebt im Mittelmeer; doc) tft fie auch außerhalb desjelben an den Kapverden und — in etiva 200 m Tiefe — in einer geringen Abänderung im Golf von Meriko gefunden. Shre nächite Berimandte ijt die pazifilche Melibe Rang. Bei ihr jind Bapillen und Kiemen noch nicht gejondert, fondern die PBapillen am Nande mit Fäden bejegt. Die Riechfühler find ähnlich verbreitert wie die Bapillen. Eingroßes, am Rande gefranites Segel, von Strum- bach als Schöpfbeutel bezeichnet, umfaßt al3 weiter Trichter die Schnauze. D. Schmidt hat das Tier danad) Schleierfchnede genannt, Krumbach heißt e3 neuerdings Kerbenmaul, nad) dem Umriß der Schnauze (j. Tafel „Weichtiere IL“, Su. 9, bei ©. 479). Auffällig, wie die Form, ift die Xebensweije; denn das Tier |hwimmt fowohl an der Oberfläche, al3 es auf dem Boden friecht oder jich jogar in den Schlid eingräbt. Nac) Krumbach Hat e3 in der Adria zwei Perioden, in denen es zu pelagifchem Leben an die Oberfläche aufiteigt. ©imroth jah die Schnede zu Oftern in der Adria bei Miramare, im September in Neapel frei [hwimmen. Betrachten wir zunädjit diefe Bewegungsform. „Bei ruhigen Wafjer”, Sagt Krumbach, „Fanın man die pelagiiche Tethys zumeilen ar der Meeresoberjläche hingleiten jehen. Sie hängt dann mit der Zußjohle nach oben an der Mafferoberfläche, fifcht das Revier mit ihrem großen Schöpfbeutel nach Zungfiichen und anderem Getier ab. Diejes Hängen ift aber nicht fo zu veritehen, al3 ob jie an dem Flüffigfeitsoberhäutchen dahinfröche ...., vielmehr bildet fie mit den Sohlenrändern ein flachbordiges Fahrzeug, dejjen Kiel ihr Rüden ift. Sr diefer Lage jchiebt fie ftch durch ab- wechjelndes Streden und Zujammenziehen langjam vorwärts. Sn der Minute etwa um Spannenlänge. Während diefer Bewegungen ift die Sohle unregelmäßig gefväufelt.” Ganz anders ift das Benehmen, wenn fie, möglicherweije durch unruhiges Waller gereizt, ebenjo an der Oberfläche hängend, mit Scrumbach zu reden, zur Serpentintängzerin wird. Sebt ift die nach oben geiwendete Sohle nur noch vorn breit und nach Hinten zu einem Ichlanfen Dreied zugejpibt. Das Tier rümmt den ganzen Körper zu einem Halbmond zu- jammen, abmwechjelnd nach rechts und Iinfs, mit großer Lebhaftigfeit. Die Ausfchläge werden geradezu grotest durch) das große Ktopfjegel, das herüber und hinüber pendelt, und durch die zu riejigen, flachen Ohrmujcheln gejchiwellten Stiele der Ahinophoren, von denen jekt die linfe über die rechte Hinwegklappt und dann die rechte über die linfe. Das wunder- liche Berhalten ift keineswegs abnorm, jondern wird anjcheinend freitillig begonnen und Brehur, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 2 3a: 498 Weichtiere: Schneden. iiber eine halbe Stunde lang fortgeführt. Man nimmt gewöhnlich an, daß die aufgeblähten Rücdenfortjäße Einrichtungen jind, um das jpezifiiche Gemicht zu erleichtern und beim Schwimmen aß Schwebmittel zu dienen. Cie föjen jich ziemlich leicht ab und wachjen jpieder arach, Jie jollen, nach Seumbach, wieder vollendet fein, wenn eine neue Periode pelagijchen Lebens einjegt. Nach unferen Erfahrungen verhalten fie jich wie die Nicken- papilfen anderer Holidvier auch, nur daß fie fich bei Tethys in zwei verjchiedene Formen differenziert Haben, die blattförmigen Anhänge und die verzweigten Stiemen dazwilchen. Die lebten Fleinen Anhänge auf dem Ende des Nitdens stellen noch die gemeinfjame Mittel- ftufe dar: Heine Blätter mit vereinzelten Kiemenfäden am Rande. Übrigens werden die Abjonderlichkeiten der jchwinmenden Tethys nur durch die großen Anhänge bedingt, jonft Phyllirhoe bucephala Per. et Les., im Helen. Fünfmal vergrößert. a, b Ganglien, e Darın, d Zeber, e Herz, f Niere, g Fortpflanzungdorgane. (Zu ©. 500.) lajjen fich die Bewegungen leicht auf befanntes Benehmen bei Qungenjchneden zurück führen, das ruhige Gleiten auf das Verhalten einer Limnaea etwa, die amı Wajfferjpiegel gleitet, und der Serpentintanz auf die abmwechjeinden Ausfchläge eines fadenfpinnenden Limax im Reize grellen Sonnenlichtes. Die entjprechende Wellenbewegung, wie jie Rochen, Blanarien und die Geitenflofjen ver Zephalopoden ausführen, bemerfen wir bei Tethys, wenn fie, den Fuß nach unten, durch Das Wajjer gleitet, bejonders um jich auf den Boden niederzulaffen, dem fie dann glatt anhaftet, oder jich von ihm zu erheben. Hier ift e3 die Sohle, die in voller Ver- breiterung dieje lebhafte Bewegung ausführt. Am Boden Friecht die Schnede eilig dahin; „m Boden jelbjt Fommt fie”, wie Krumbach mitteilt, „nur langjam vorwärts. Sie gräbt jih fo ein, daß fie fich von den Geiten her mit Sand überjchlittet.” Die Ernährung Scheint jeßt genügend aufgeklärt. Die Schnede befitt feine Radula, froßdem ijt fie ein arger Räuber. An der Oberfläche nimmt jte pflanzliches und tierifches Plankton auf, einschließlich Sungfifche. An Boden erbeutet fie wohl vorwiegend Krufter, um Boden unter anderem Feine Schlangenfterne. „Wie verfährt die Tethys dabei?” fragt wrumbad. „Da fie weder gewandt fchroimmt, noch lange hungern fann, muß es ja Hinterfiemer: Nacdtkiemer. 409 wundernehmen, wie jie zu fo reicher Beute fommt. Sie fiicht einfach alles mit dem großen Schöpfjad vor ihrem Munde zufammen. Der Rand diejes Schöpfjades ijt augen und innen (innen am meiften) mit einer Unzahl Höchft nervöfer Fühlfäden verfehen, und die Sadwände ind von Musfelfajern durchwirkt, Die von dem an feinem trichterförntigen Grunde befid- fihen Munde radial und Freisfürmig ausitrahlen. Wenn die Tethys mit diefem Apparat an der Oberfläche filcht, jo gebraucht fie ihn wie eine Neuje, die im Begriff it, aus dem Waller Herausgehoben zu werden. Wenn fie damit den Grund abjucht, jo überdeckt fie ein- fach Die Beute, etiva in der Art, wie toir mit der hohlen Hand verfahren. „&3 jcheint, als ob der Rand des Sades wahllos jo ziemlich alles aufnimmt, was jid) bewegt und eine gewilje onjistenz hat. Darüber, ob der Fang wert ift, behalten zu werden, Phyllirhoe bucephala Per. et Les., im Dunfeln, mit Hervorhebung ber leuchtenden Stellen. Fünfmal vergrößert. (Zu ©. 500.) entjcheidet exit der Mund. Das zeigte jich bei Fütterungsverjuchen. Gab ich Bijjen von Gepienfleijch und -eingeweiden zugleich, jo nahmen die Fimbrien beides gleichmäßig an; der Mımd aber gab die Eingemweide zurüd. Das gejchah auf beinahe Fomijch wirkende Weije. E3 entitand alsbald in dem Sade eine Falte, in der der verjchmähte Biljen jozu- jagen mit allen Zeichen des Abfcheus: hinausbefördert wurde... Mit Zijchfleiich und Mollustenfleijch hießen fich die Tetdyen monatelang erhalten.” Auch die Fortpflanzung Tonnte Srumbach beobachten. Vorjpiel und Begattung er- folgen ähnlich wie bei Helix, nur flüchtiger. Sie wiederholen fich von Zeit zu Zeit. Der Laich jtellt ein gallertiges Spiralband dar, in welches die Gier eingelafjen find. Er gleicht ettva einem Hobeljpan, dejfen Länge zwijchen der eines Fingers und eines Fingergliedes ihwanft. Wo die Eiermafje zu Ende ift, bildet fich noch ein unregelmäßiges Schleimjtüd aus, das zunächit noch Hebrig ift und fi) mit Sandförnchen bededt. &3 jtellt einen Treib- anfer dar, welcher den elaftiichen Laich in wagerechter Lage am Boden feithält. Die zur - exit nach der Begattung abgelegte Laichichnur it Die längite, Die nachfolgenden werden immer fürzer. Schließlich ftevben die Tiere, offenbar nach Erfchöpfung der Gefchlechtsdrüfe. Bemerkenswert ijt noch, daß Tethys zu den phosphoreizierenden Geetieren gehört. 32* 500 Weichtiere: Schneden. Der Umftand, daß abgerijjene Nücenpapillen ihre Beweglichkeit noch eine Zeitlang be- wahren, hat wiederholt Zoologen verleitet, jie a3 Würmer zu bejchreibent. Ganz abweichend verhält fich die dritte Form, die niemals mehr feiten Boden berührt, Phyllirhoe Per. et Les., wiederum rings um den Gleicher verbreitet. Das Tierchen ijt nicht ganz 3 cm lang, feitlich platt und mit zwei langen, jchlappen Fühlern verjehen. Es ijt im Mittelmeer eine Häufige Beute im feineren Oberflächenneb, entzieht jich aber oft dem Blicde infolge jeiner außerordentlichen Durchlichtigfeit. Man Fann wirklich durch feinen Leib hindurch) lejen (Abb., ©.498). Vanceri überzeugte jich vom Leuchten des Tieres im Dunkeln, wenn er das Gefäß jehüttelte oder die Schnecde berührte; fie gab auch, wie viele andere Leuchttiere, ihren Schein von jich, wenn fie in Süßtwafjer getan wurde. Am volfitändigiten war die Licht- erjcheinung, wenn eine Ammoniaklöjung über da3 Tier gegofjen wurde. Dann erglänzte der ganze Körper famt den großen Fühlern in lebhaften blauem Lichte, da3 bald mit dem Leben erlofch. Wanceri hat gefunden, daß das Licht von den Nervenzellen, befonders den ober- flächlich unter der Haut fiegenden, ausgeht und an eine Subitanz gebunden ift, welche auc) ‚nach dem Tode des Tieres Durch verjchtedene Neize, namentlich jühes Wajjer, wieder zum ‚Lichtausftrahlen gebracht werden fann. Die Drüfenzellen find inzwijchen näher unterjuct. Wie ift diefe Form entitanden und pelagijch geworden? Die Antwort dürfte uns eine ganz ähnliche Schnede geben, die von Chun gefunden und nachher von Elife Hahnel als Cephalopyge Hahnel bejchrieben wurde, weil der After in den Naden gerüct ift. Das Tier hatte noch einen Reft vom Fuß, mit dem es an Halistemma, einer Siphonophore, befeitigt war. Er stellt fich als die Fußdrüfe dar. Hier haben twir aljo einen Hofidier, der in typijcher Reife an einem Bolypenftod fit. -Der Bolyp hat fich.aber inzwifchen vom Ufer Iosgelöft und ift pelagijch ‚geworden, mit ihm die Schnede, zunächjt noch Haftend, enplich gleichfalls losgelöft und jomit eupelagiich. > Vierte Ordnung: lojlenfüßer, Nuderjchneden (Pteropoda). Konnten wir eben noch den Übergang vom Bentho3 zur hohen See verfolgen, fo haben die Sloffenfüßer ven Zufammenhang mit der Küftenzone längit aufgegeben; fie find durchweg eupelagifche Schwimmer geworden, deren ganze Drganifation von folcher Xebens- mweije beherrjcht wird. Syn erjter Linie fallen die Flojjen ins Auge, durch deren unaus- gejegten Schlag die Bewegung ausgeführt wird. Man Hat fie diejer flatternden Flügel wegen auch Schmetterlinge des Meeres getauft. Sie erinnern darin ebenjo an die beichal- ten Hinterfiemer, wenn fich ein Gasteropteron Meck. etiva mit den feitlichen Fußlappen bom Boden erhebt. Die Nuderwerfzeuge gehen auf diejelde Grundlage zurüd, und Tel jeneer hat verjucht, die Pteropoden in zwei parallelen Reihen von den beiden Tefti- branchiengruppen, die zu gelegentlicher Nuderbewegung befähigt find, abzuleiten, d. h. von ven DBulliden und Aplyjüden. Die Stonzentration des Schlundrings paßt-wohl im ein- zelnen, aber die Umbildungen gehen bei den Flojjenfüßern doch viel weiter in den ber- ihiedenften Richtungen, jo daß man in ihnen wohl einen älteren Stamm erbliclen möchte, der den Schritt vom Boden ins freie Meer weit früher, wenn auch auf einem ähnlichen ege, vollzogen hat, twie ihn die heutigen Teftibranchien eben exjt betreten. Dazu fommt, daß man von den Pteropoden fchon beftimmte Spuren in paläozifchen Ablagerungen ge- funden zu haben glaubt, während die Opifthobranchier exft in mefogoischen auftreten Nuderihneden: Beichalte Nuderjichneden. 801 jollen. Doc) dürfen wir auf diefe Beweisführung nicht allzu großes Gewicht legen; e3 jpielen da wohl manche Zufälligfeiten mit, Zartheit der Schale und dergleichen. Lafjen wir diejes Problem lieber beifeite. E3 genügt, daß die Flügel auf jeitliche Tußlappen zurück gehen. Bom Striechfuß ift nur noch ein jchwacher, außer Dienst geftellter Reft in der Mitte vorhanden, mit [chmalen, abgegliederten Seitenteilen. Die Tiere find teils bejchalt, teils nadt. Sn der Mitte jteht noch eine eigentümliche Gruppe mit einer Bjeudoconda, einer inneren Gallertjchale, die von einer Diinnen Mantel- jchicht überzogen ift. Die Sinneswerkzeuge find auffallend chrwach) entwidelt, die Fühler fein, ein Baar bei den bejchalten, zwei Paar bei den nackten. Die Augen find ganz ver- fümmert. Cine Geruchsleifte, Osphradium, ift überall vorhanden. Am mwenigiten ift die - Ohrblaje oder Statozyjte von der pelagischen Lebensweije beeinflußt, mit vielen Hörftein- chen oder Statofithen; das Gleichgewichtsorgan ift für die lebhaften Schwimmer am wichtig- jten. Eine Mantelhöhle, nur in einem Falle mit bejonderer Kieme, fommt allein den be- halten Formen zu, bei ven nadten jind Hautftellen an der Seite oder am Ende zu fefundären Kiemen umgewandelt; fie find aus embryonalen Wimperfränzen hervorgegangen. Die Ruder- jchneden find durchiveg Zwitter, die einen jchwimmenden Laich erzeugen, eine nadte Form it lebendiggebärend. Bon der weiblichen oder bejjer der Zwitteröffnung führt eine Samen- inne zum meiter vom gelegenen Benis, twie bei vielen im Meere lebenden Gaftropovden. Grumdverjchieden ijt die Ernährung bei den bejchalten und den nadten Formen. Die exjteren leben von Heinen PBlanktonwefen, die fie durch mechanisches Wimperjpiel dem Wunde zuftrudeln. Die nadten find tüchtige Räuber. Damit hängt manche weitere Folge- rung zujammen. Bei den bejchalten fommt es faum zu einer Kopfbildung, welche bei den nadten viel jtärfer herbortritt. Die Nadula bejchränft ich bei den bejchalten auf wenige Bahnreihen mit je 3 Zähnen in einer Querreihe, oder jie fehlt ganz. Bei den nadten jind die Zähne weit zahlreicher, mannigjac, differenziert, mit Neigung zum Btenoglojjengebiß, das toir bei räuberischen Projobranchiern und Bulmonaten fennenlernten. Dazu gejellen jich berjchtevene Yangapparate von ganz neuer Art. Ceitlicje Mundperdidungen wirken als Stiefer, die aus zahlreichen bedornten Plättchen bejtehen. Bei manchen fönnen jie in Zajchen, „HSafenjäde", zurüdgezogen und wieder ausgejtülpt werden. Der Körperumfang it gering, im Ducchichnitt bleibt ex Hinter dem der übrigen Öaftropodenordnungen zurüd. Die Tiere bewohnen alle Meere, anı reichten die tropiichen. Sie halten jich wohl in den oberen Wafjerschichten, feineswegs aber bloß an der Oberfläche, jondern jteigen in täglichen Wanderungen auf und ab. Damit hängt eg vermutlich zufammen, Daß Jte im all- gemeinen nicht völlig Ducchfichtig und auch nicht farblos find, jondern mancherlei ftumpfe, aber auc) greliote Farben zeigen. Die Drdnung umfaßt nur etwa YO jichere Arten, Die ih auf 12 Familien mit 28 Öattungen verteilen. Auch die neueren Expeditionen, unter denen die der VBaldivia mit der eingehenden Bearbeitung von Meifenheimer voranfteht, haben nur jpärliche Neuheiten zu dem alten Bejtande Hinzugefügt. 1. Unteroromumng: Bejchalte Nuderjchneden (Thecosomata und Pseudo- thecosomata). Das wejentlichite Merkmal prägt diejer Öruppe die planftonische Ernährung auf. Die Slojje, in der man die einzelnen fchräg fich Freuzenden Musfelbimdel, elegant ausjtrahlend, dutchicheinen jieht, Hat am Hinterrand ein wimperndes Feld, das jich nad) dem Körper zu 90 DD Weichtiere: Schneden. verjchmälert und bi3 zum Mumpe reicht. Dadurch wird das Nifroplanfton ununterbrochen, d. h. jo lange die Flügel jich regen, in ven Mumpd hineingejpült: von einem aftiven Zu- beigen oder Schnappen ilt nicht die Rede, die Nadula wird nicht vorgejtreckt. Das zweite Kennzeichen liegt in der Bildung der ditnnen, aber feiten Schale. Die Neihe beginnt mit Limacina Cuv., deren Schale einem normalen, länglichen Schnedenhauje mit fegelfürmigem Ge- winde Durcchaus gleicht, fie fan jogar noch Durch ein Dperfulum gejchlojjen werden. Aber für das Schwimmen ift / \ x \ . eine jymmetrijche Schale vielleicht ge- Shematijche Darftellung der Shalenumbildung bet dei eIONELT © (öjen ii denn Die Um- Gavoliniiden, von der Ventralfeite gejehen. Rad) Boas. a)Cre- dattge boneinander ab, und Die Schale ee ee ae 2 au Oraı ane, Feld Gran, ver Bas en Qu © Zaun Bali (ie einen [chlanten Regel kilnet, sıtmarif indes noch mit gehrümmter Spibe. Bei Creseis Rang finden toir Die reine Kegelform, und von hier vollzieht jich Ducch die verjchiedenen Arten von Clio L. hindurch, wie es unjere Abbildung zeigt, unter allmählicher Verbreiterung und Berlängerung der Mündungsränder die Umformung, die in Cavolinia @roeni (Hyalea der meijten Bücher) mit ftark bauchi- ger Ventraljeite gipfelt. Bei ih würde man auf den erjten Blid das Schnedenhaus nicht mehr erfennen. Sie ilt die einzige, Die in der Man- telhöhle noch eime Stieme birgt. Der Mantel verlängert fich, tie wir an dem Schiwimmenden Tiere jehen, in ein Baar jpibe und ge- teilte Yappen, Die aus den Geiten- rändern herausragen ud meift fir Schwebfortjäbe gehalten werben. Die Schalen find übrigens feines- iwegs jo einförmig, vie e8 Die Um- rißzeichnungen erjcheinen Taljen, ver Duerjchnitt wechjelt, die Spibe - Fan fein gefielt jein, bei ven grö- Beren fommen Querrippen als Anmachsitreifen Hinzu; auf ab- =.— — "Sr ———— yppeichende Formen wollen mir Cavolinia (Hyalea) tridentata Gmel. Wenig vergröfert. nicht weiter eingehen. Cavolinia hat eine bräunliche Schale, Die \hmusigen Flügel find trüb fila angehaucht, die dunfferen Flede (in der Abbildung) braun, Farben, die mehr auf Dämmerlicht deuten. Die Tiere find lebhaft genug; wir fahen ©. tridentata G@mel., die jchon ettivas matt ung gebracht wurde und am Boden lag, fich wieder erheben mit Schlägen, die jih 110—115mal in einer Minute wiederholten umd dabei Doch IL) Nuderfhneden: Belchalte Kuderjchnedei. 803 jeht ausgiebig waren. Wenn man das mit anfieht, Fan man jich fragen, ob die bisher an- genommene Crnährungsweije möglich it: fan das Epithel des auf ven Floljen gelegenen Wimperfeldes bei den Wafferftrömen, die von den fchnellen Floffenfchlägen erzeugt erden mitjen, noch etwas ausrichten? Bon der Fortpflanzung berichtet Gegenbaur, der jie in Mejjina beobachtete: „Die Eier der Pteropoven aus der Gruppe der Cabolinien werden in einfache glashelle Schalen gelegt, welche 0,2—0,3 Linie Durchmejjer und eine oft bis zu mehreren Zollen fich erhebende Länge bejiten. Die Schnüre jelbjt werdei nicht nach Art anderer Meergaftropoden an feit- jtehende Körper, wie Steine, Seepflangen ufw., befeitigt, jondern bleiben, wenn fie gelegt jind, dem ©piele der Fluten überlaffen, too fich die Embryonen entwideln, um fogleich nach Berlajjen der Cierjchnur die pelagijche Lebensweije der wa fortzujegen." ES gelang Gegenbaur während feines Aufenthaltes in Meffina, mit der im Dezember beginnenden fühleren Jahreszeit bei täg- licher Erneuerung des Wafjers längere Beit hindurch in Glas- gefäßen eine Anzahl Piero- poden zu halten, die ihn inmter reichlich mit Cierjchnüren ver- jorgten. Dadurch Tieß ich feit- itellen, daß Cavolinia triden- tata binnen zwei Tagen gegen 200 Gier legte, Cavolinia gib- bosa 60—80, ebenjo viele ein , baoz Sleoboren. Nacjben der ri "Safe Auf dr anenScte Fa de Dfansam garen Embryo jih vorn mit einer Wimperichnur umgeben und hinten eine feine Schale abgejondert hat, ducchbricht er am jiebenten oder achten Tage feiner Entwidelung feine |pezielle Eihülle und jucht jich, in der engen Röhre der Gierjfchnur auf und ab wirbelnd, feinen Ausweg ing Trete, um dort jein Schwärmftadium als Larve zu beginnen. Der Wimperkranz am Vorderteil wird allmählich oval und erhält zwei Einbuchtungen, wodurch zwei Lappen entjtehen, die ung jchon bei anderen Gaftropoden als die Cegellappen befanntgeworden find. ehr ausgebildet ijt das Segel bei den oft in unzählbaren Mengen im Meere beifammen befindlichen Larven der Creseis, gebildet Durch zwei tief eingebuchtete Lappeı. Bon der Öattung Limaeina Cuv. ift namentlich die Urt L. helicina Phipps durch ihre Berbreitung wichtig, denn fie lebt in der Arktis und Antarktis; man fann den beiden Formen höchjtens den Rang von Unterarten zugeftehen. Die antarftifche geht bei Afrika allerdings bis zum 31. Grad jüdl. Breite. Die Vjeudothefofomen beginnen ziwar auch mit einer echten bejchalten Oattung, Peracle Forb. ber bei den verwandten Gattungen Cymbulia Per. et Les. und Gleba Forsk. (meijt noch als Tiedemannia Chiaje geführt) ift von einer Außenjchale Feine Rede mehr. Cymbulia hat, vom Mantel bedeckt, eine ziemlich feite Gallertichale, von der Zorm eines Holzjdubs, bei Gleba wird fie außerordentlich zart. Das Epithel wird leicht verlegt, worauf jich die flache Schale ablöft, da der Zufammenhang mit dem Tier jehr loder ift. Gleba (j. Tafel 504 MWeichtiere: Schneden. „Weichtiere 11, 10, bei ©. 478) ift die größte Auderjchnede, die mir feımen, mit zwei Arten im meftlichen Mittelmeer und Atlantifchen Dzean. Hier, an den Kanarischen Injen, Fommt noch der fleine Desmopterus Chun Hinzu, an dem bisher gar feine Schale nachgewiejen wurde. Bei Diejen Tieren werden die Flojjfen viel größer und vereinigen fich hinten, bei Cymbulia hängt hier ein umpaarer Faden von unbekannter Bedeutung. Desmopterus erhält Schwalbenschwanzähnlichkeit durch einen langen Tafter, der jederjeits der Flojje anjigt und als Epipvdialtafter zu deuten fein dürfte, wie wir jolche namentlich bei den Ahipidoglojjen antrafen; bei Gleba erreicht die verjchmolzene Flojje ihr Maximum, mit breiten Fleden an ven gewellten ©eiten. Hier fommt noch eine andere Neubildung Hinzu, Die Berlängerung der Kopfgegend zu einem Rüfjel, auf dejjen Spite die Mundöffnung liegt. Cr hat zwar eine gewilje Beweglichkeit, ift aber fein eigentlicher Sangapparat geworden, jondern Die Nahrung wird auch hier von beiden Geiten durch Wimpern dem Munde zugeleitet. 2. Unterordnung: Nadte NAnperfchnefen (Gymnosomata). Dei den nadten Nuder- oder Flügeljchneden bildet der Körper einen langen Stegel oder einen runpdlichen Sad, an demder Kopfetwas abgejebt erjcheint, eine eingeftülpte Mantelhöhle aber fehlt. Unter den Yangapparaten, die den Räubern zu Gebote ftehen, jind die Hafenfäde am verbreitetiten, iwie wir - lie im ausgejtülpten BZuftande an der Pneu- moderma-Larve (e in verX/bb., ©.505) jehen. Die am längjten be= fannte Form, Das %alaas, Clione lima- cina Phipps, hat aud) Clione limacina Phipps In boppelter rechts e ae a daneben bie Larve in dretfacher Vergrößerung. Gephalofonen; lie Bk Buccalfegel, FI Flofje, MI Mittellappen, ® . \ SI Eeitenlappen de3 Fußes, P Penis, Fı vor= jtehen m emem Streis Be a Mo lan: Bo a3, „Spolia Atlantica“, Kopenhagen 1886. ind mit Stlebdrüjen zum Sejthalten Der Beute verjehen und fünnen etwa mit dem Stranz ftärker hervorragender Hautrungeln um die Mundöffnung eines Limax verglichen werden. Clione,. die mit lebhaften Purpur gejchmüdt ift, jcheint ausjchließlich Limacına heli- cina zu jagen, wie fie jelbjt wieder eine Hauptnahrung der nordischen Bartenmwale bildet. Sie erjcheint vorzugsweife an hellen, jonnigen Tagen an der Oberfläche, womit vielleicht die auffällige Färbung zufammenhängt. „Sie ift die einzige Art unter den Gymnojomata, bei welcher die Begattung direkt wahrgenommen wurde: zivei Individuen ftellen fich ver- tifal und berühren fich mit ihren Bentralfeiten; der Furze Arm des zweiäftigen Penis dringt in die weibliche Gejchlechtsöffnung des anderen Tieres, der längere Arm ift nach Hinten gewendet und dient wohl nur als Neizorgan. Die Begattung ift eine mwechjeljeitige und dauert etwa bier Stunden; nach 20—24 Stunden erfolgt die Eiablage. Der Laich bejteht aus ziemlich großen, gallertartigen Klumpen oder Schnüren, welche fehr zahfreiche Tier Nuderjchneden: Nacte Nuderjchneden. 505 enthalten.“ (Tejch.) Auch dieje Art jpaltet jich, wie ihr Beutetier, in zwei Unterarten, eine arktiiche und eine antarktifche. Die arktifche, die das Nördliche Eismeer bewohnt, ift fehon am Kap Hatteras unter 39% nördl. Breite jowie an der Südweltipige Englands gefangen, vie antarktiiche hält jich am fünlichen Eisrande, ijt aber auch jchon auf der afrifanijchen ©eite bei 35° jüdl. Breite gefunden ivorden. Smmerhin trennen noch 70 Breitengrade beide Gebiete. 3 ijt eine der umftrittenften Tragen, wie dieje Entfernung zu überbrüden it. Die eine Anficht geht dahin, dag die Tiere urjprünglich in den Tropen Hauften und bon da allmählich gegen die Pole vordrangen. Dabei bleibt es nur jhwierig zu erklären, warum jie jich bei dDiefem Vorgang, der Doch fange Zeit in Anjpruch nehmen mußte, fo wenig verändern fonnten. Daher glauben andere, Daß Die Larbe, die jchon in tieferem Wajjer gefiicht wurde, gelegentlich durd) Strö- mungen in der falten Tiefe aus einem Cig- meer ins andere gelangte, wie wir ja Jolches Hinabwandern bei den Vorderfiemern Durd) den halben Mtlantiichen Ozean verfolgen fonnten. Die abgebildete Larve (©. 504) zeigt die drei Wimperfränge, ähnlich wie bei Amphineuren und Scaphopoden. Der vor- derite entjpricht dem gewöhnlichen Velum. Die Pneumodermatiden haben jtatt der Buccalfegel ein anderes Werkgeug, das einjt Cuvier veranlaßte, die Pteropoden als eigene Klajje neben die Cephalopoden zu itelfen, nämlich zwei mit Saugnäpfen ver- jehene Arme, die in eine bejondere Tajche zurüdgezogen werden fünnen. Bei dem von Meijenheimer bejchriebenen, allerdings bisher nur in einem einzigen Stüd im jndif erbeusr zaft reife Larve von Pneumoderma Cu. Etat teten Schizobrachinum eisen. [ind or vobesuens eat vielfach gegabelt und verzweigt. Wir jehen jte an der Pneumoderma-Larve (e in der Abb.). Wie die hinteren Wimperfränze zu Stiemen werden, zeigt jehr hübfch die zu derjelben Familie gehörige Spongiobranchiaea australis Orb., die dunkelbraun ift, aber mit zwei farblojen Ringen an den entjprechenden ©tellen. Meifenheimer wies auf dem Rüden ein bejonderes Drüjenfeld nad. Es fommt wohl bei der Schilderung, die Gegenbaur von Pneumoderma gibt, in Frage. Er erzählt uns: „Reigt man ein frifch eingefangenes Pneumoderma, dejjen Hautdrüfen man durch ihre meike Färbung noch al gefüllt erfennt, mittel3 einer Nadel und dergleichen, jo überzieht fid) alsbald die ganze Körperoberfläche mit einer trüben, zumweilen weißlich ericheinenden Hülle, einer Art Membran, die febenmweife von der Oberfläche des Tieres fic) abziehen läßt. Oft aud) bildet daS ausgetretene Seftet feine folhe zujanumenhängende häufige Majje, jondern Hülft anfänglic) das Tier in eine leicht opalifierende Wolfe ein, welche dann cajch fich zu Boden jenkt und verjchtwindet. Man Tann diejes Erperiment in Intervallen von 2-6 Minuten mehrere Male wiederholen, doc) it jedesmal das jpätere von einem r 506 Weihhtiere: Schneden. Mufceln. geringeren Erfolge begleitet, und zuleßt währt e3 jogar |tundenlang, bis die Drüjen wieder mit hinreichender Gefretmafje gefitllt find. Ob Diefes Drüfenfekret nicht aus einem Aus- wurfsitoffe des Körpers jich gebildet, oder ob jeine Ausjcheivung als Verteivigungsmittel dient, wage ich nicht mit Bejtimmtheit zu entjcheiden; vielleicht ift beides der Fall; daß es zur Verteidigung verivendet wird, lehrt nicht mer die Entleerung desjelben bei der leijeiteit Berührung der Haut mit einem fremden Körper, jondern vorzüglich folgende oft gemachte Beobachtung. Wenn es jich traf, daß Prneumodermen mit gefräßigen Firolen (d. H. Ptero- trachea, ©. 443) oder beuteluftigen Bhyllirchoen (©. 500) in einem und demjelben Gefäße jich befanden, jo fam e3 bald zu einer Jagd auf die jchwächeren Pneumodermen, die troß ihrer Gewandtheit ihren Gegnern nicht entgehen fonnten. Sooft nun einer der Näuber einem der geängiteten Tiere zu nahe Fam und es mit dem geöffneten Hafenapparat (Radıla) zu paden fuchte, hülfte fich daS Pneumoderma in eine Wolfe; der nacheilende Räuber hielt , tie erjchrecdt dann inne, und der Berfolgte gewann einen Borjprung, um wenigitens für einige Zeit zu entrinnen. Freilich) war dies Mittel Fein beftändig mwirfendes, denn bald begann die Verfolgung von neuem, nach mehrfacher Wiederholung desjelben Berfuches berjiegte die Abjonderung des Ichügenden Sefretes, und der Stärfere erhafchte endlic) Die oft entgangene Beute.“ sn der Hortpflanzung weicht die Heine, jadfürmige Halopsyche Bronn ab, da jie pivipar it. Neuerdings wurden zivei Formen gefunden, die noch wie Larven ausjehen, aber jchon fortpflanzungsfähig find, Paedoclione Danforth und Thalassopterus Kwieln. Hier haben wir wohl Fälle von Neotenie, d.H. von Gefchlechtsreife auf fonft jug.ndlicher Stufe, wie fie bei ven Amphibien oft vorfommen und im Arolotl ihren jchärfiten Ausdrud gefunden haben. zum Schluß noch ein paar Worte über die Bewegung! Die Pteropoden können jich nur durch umımterbrochenes Schlagen ihrer Flojjen, ähnlich den Flügeljchlägen der Schmetterlinge, vorwärts bringen oder auf einer und derjelben Etelle erhalten. Die Floj- jen arbeiten unausgejeßt mit großer Leichtigkeit und Gejchiclichfeit, und je nad) ihrer Stellung bewegt jich das Tier geradeaus fort, fteigt oder finft, wobei der Körper immer aufrecht oder leicht geneigt bleibt. Mitunter dreht er fich auch um fich felbjt oder fan anjcheinend ohne Bewegung feine Stelle behaupten. Lebteres vermögen jedoch nur jehr wenige Arten, und die allgemeinjte Bewegung ift jchmetterlingsartig. Wenn jte während ihrer Bewegung durch die Erjcheinung eines fremden Körpers oder durch einen Etoß an das Gefäk, in dem man fie aufbewahrt, beunruhigt werden, jo jchlagen fich die Flügel übereinander oder werden, mie bei Cavolinia, eingezogen, und das Tier läßt fich zu Boden jinfen. Die Cavolinien jchwimmen fchneller al3 die Kleodoren, jehr langjanı die Prreu- modermen und Klionen. Vie wir fahen, Hält jich Clione (in den Büchern noch oft als Clio bezeichnet) in Eis- meer namentlich in den helliten Tagesitunden an der Oberfläche auf. Ebenfo find wohl im Mittelmeer manche Pteropoden bei Tage in den oberjten Wafjerfchichten erbeutet. Das jheint indes in den Warmwaijergebieten nicht die Negel zu fein. Schon D’Drbignd ver- mißte fie in den hellen Mittagsftunden. „Aber, jagt ex, „gegen 5 Uhr abends, bei be- decktem Himmtel, fangen 2 oder 3 Arten, bejonders Hyalea, in den ihnen eigentümlichen Ver: breitungsbezirfen an, an der Wafferoberfläche zu erfcheinen. Kommt nım die Dämmerung, jo fan man in großen Mafjen die Hleineven Arten der verfchiedenen Kielfüßer und Floffen- füber erhalten. Die großen Arten erfcheinen aber ext, nachdem die Nacht fich völlig Herab- gejentt Hat. Dann zeigen fich die Pneumodermen, die Klionen und die großen Arten der Ruderfhnefen: Nadte Ruderjchneden. 507 Klevdoren. Einige Arten, 3.8. Hyalea balantium Orb. (jet Clio als Gattung) im Meerbufen bon Guinea, fommen fogar nur bei ausnehmend Dunkeln Nächten. Bald darauf verichiwinden in der Neihe,- wie jie gefommen, die Fleinen Arten; die großen tun desgleichen, und etwas jpäter, gegen Mitternacht, bemerkt man nur nod) einzelne Jndividuen, die ven Nüdzug ver- jaumt haben. Eins und das andere ijt wohl aud) bis gegen Morgen geblieberi; aber nach Sonnenaufgang fucht, das Auge fowohl an der Oberfläche als bis zu der Tiefe, wohin es dringen fann, vergeblich nac) einem Flojfenfüßer. SFede Art richtet jich in ihrem Erjcheinen und Verichtwinden nach bejtimmten Stunden oder vielmehr nach bejtimmten Graden der Dunfelheit." Man hat wohl den Grund in der Nahrung gejucht, der fie nachgehen. Biel natürlicher Eingt Marjhalls Auffaffung: „Die Bteropoden jteigen nach und nac) aus der Tiefe nac), oben, um fo lange wie möglich in demjenigen Lichte zu fein, welches bei Tage in der Zone ihres Aufenthaltes herrjcht.” Sie juchen, mit anderen Worten, immer die gleiche Lichtmenge, entiprechend dem außerordentlichen Gleichmaß in ihrer ganzen Lebensführung. > Bierte Klaffe: Ruf cd) elt (Lamellibranchia). Man hat zeitweilig die Grabfüßer oder Sfaphopoden als eine Mitteljtufe zwiichen Schneden und Mufcheln aufgefaßt. Bei näherer Befanntichaft Hat man ihnen jedoch den Rang einer bejonderen Slafje zuerfennen müjjen. Aber der Grundgedanfe beiteht troßpem zu Recht, die Mufcheln ftehen den Grabfüßern in der allgemeinen Anlage nahe; auch jte ver- danken vermutlich der Flucht in den Schlidbovden ihre wejentlichen Cigentümlichkeiten. Wohl mancher Hat aus dem Schlammarunde eines jeichten Gemäljers Hunderte und Tau- ende von Mujcheln in ettvas fchräger Gtellung hervorragen jehen, ohne daß ihm Far ge- worden, ob fie ihm das Vorderteil oder das Hinterteil zufehren. Und eine geöffnete Aufter bietet jaft gar feine Anfnüpfungspunfte zur Orientierung fiber ihre Körperteile, jo daß die meijten Ejjer fie ohne jeglichen anatomischen oder jyftematijchen Gedanken verjchluden. Wer eine Mufchelfchale auflieft, kann fie, jolange ex will, von allen Geiten betrachten, ex wird höchitens erraten, an welcher Stelle ungefähr der Mund des Tieres gelegen. Dazu, daß uns die Mujcheln im allgemeinen jo fremd und gleichgültig bleiben, trägt auch ihr un- gemein phlegmatijches Temperament bei. Shnen gegenüber find die Schneden die Ieb- hafteiten Sanguinifer. Denn wenn e3 auch einzene Mufchelarten des Meeres gibt, die durch jchnelles Auf- und Zuklappen der Schalen ziemlich fchnell Ichwimmen fünnen, jo find dies eben jeltene und verborgene Ausnahmen. Die übrigen find fait jo bovdenftändig wie die Bilanzen. Ihre Ernährungsmeife treibt fie nicht auf Beutezüge und gegenjeitiges Befriegen; angegriffen wehren fie fich nicht ander3, al3 durch das Verjchliegen ihres Ge- häufes, und jelbft die Zeit der Fortpflanzung, die fo viele andere jonjt träge Tiere dazu treibt, ihre Röhren und Schlupfiwinkel zu verlaffen, vermag nicht die Mufcheln aus ihrem Stilfeben und ihrer feidenfchaftslofen, dDuldenden Zurüdgezogenheit aufzurütteln. Cs wilde daher, wie jchon bei verjchiedenen Tiergruppen, mit denen wir uns früher bejchäftigt, wenig Befriedigung gewähren, wollten wir uns auf die Biographie der Mufcheltiere in ihrer un- gemeinen Gleichfürmigfeit bejchränfen. Ganz anders verhält es jich aber, wenn toir uns auf den höheren Standpunft ftellen, bon dem aus wir in die Eigentümlichfeiten des Baues jelbit einzudringen ‚und die niedrigeren und höheren Organifationen miteinander zu vergleichen 808 Weichtiere: Mufcheln. und durcheinander zu erklären juchen. Fir jene wichtige Trage der gegenwärtigen Tier- funde, das Abändern und die Entjtehung neuer Arten, jind 3. ®. unjere CSüßwajjer- mujcheln von großer Bedeutung. Cchon ein paar Sahrzehnte, bevor Darwin feine dent würdige Hypotheje veröffentlichte, fühlte fich der treffliche Noßmäßler befonders durch das Studium jener Mujcheln zu dem Ausipruche veranlagt, daß die jogenannten Arten nichts Dejtändiges jeien, jonvern durch fortwährende Anpaffung mit teilweijer Erhaltung des Er- erbten ineinander übergingen und neu wiırden. E3 wird aljo für den Naturfreund gewiß ji) der Mühe verlohnen, nicht bloß oberflächlich einmal eine Mufchelfchale in die Hand zu nehmen oder nach abgebrauchter Sammlermweije viele Mufchelichalen mit Namen und Nummer verjehen unter Glas in jauberen Kajten zu be- jigen, jondern auf den Stern einzugehen und durch die Kenntnis der Kaffe der Wiujcheltiere als eines Ganzen niederer Drdnung der Erfenntnis des großen Ganzen jich zu nähern. Nachdem wir uns jowohl einige leere Scha- len als lebende Stüde der gewöhnlichen Fluß- oder Teichmujcheln verjchafft, beginnen wir daran unjere Betrachtung. „Ein allgemeines Bild von einem Blätterfiemer oder Mujcheltier fanıı man lich entwerfen, indem man fich ein in eine Dede gebundenes Bud) vorjtellt: mit dem Rüden nad) oben und mit dem Kopfende nach vorn gewendet. Denn Die zwei Deden entjprechen rechts und linfs den zwei Klappen der falkigen Mujchel, Die zwei nächitfolgenden Blätter von beiden Geiten dem Wantelblatte des Tieres, das dritte und vierte Blatt jederjeits den zwei Paar Kiemenblättern deu la gegen Saublglien uchdeian 2° ao) Aulige umee ei) Natürlihe Größe. Bucjtaben = Erklärung im Text. Buches dem Körper des Tieres. Doc nehmen dieje Blätter vom äußerjten an auf jeder Seite biS zum Störper an Umfang ab, fo daß die zwei gewölbten Schalenblätter als die größten alle übrigen, wie der Mantel die Stiemenblätter, ringsum einjchliegen. Alle dieje Teile jmd längs ihrem oberen Rande wie die Blätter eines gebundenen Buches miteinander ver- wachjen.” (Bronn.) Wir machen uns nun diefe Worte Har an einer Mufchel, die entiveder im Wajfer, in dem wir fie jeit einiger Zeit hielten, abgeftorben ift, oder die wir durch Furzes Einlegen in Weingeift töteten. Die Schale wollen wir zuleßt betrachten. Der Rand des Blattes, das den Mufchelkörper jederjeitS bedect und zunächit unter der Schale liegt, der Rand des Mantels (g in obiger Abbildung), Haftet gewöhnlich längs des Schalenrandes jeit, läßt jich aber mit dem flachen Stiele eines Sfalpels leicht unverlegt ablöjen. Das Hinterende jedes diefer Blätter it mit zahlreichen Wärzchen (h) bejegt, die außerordentlich empfindlich find und bei allen denjenigen Mufcheln fich finden, Die mit der vorderen Klörper- hälfte jich eingraben. Wir wiljen alfo nun, welchen Körperteil uns diefe Tiere aus dem Sande oder Schlamme zufehren. Bei weiten nicht alle Mufcheln Haben die Mantelränder jrei wie unfere Flußmujcheln, fondern auf größere oder geringere Streden vermwachjen. Namentlich am Hinterende bildet der Mantel oft Röhren. Er jondert auch die Schale ab. Allgemeines. 509 Zunächit unter vem Mantelblatte jeder Seite liegen die beiden Kiemenblätter (d,e), ganz bejonderz ftarf entmwidelt bei unferen Eüßwafjermufchehn, überhaupt aber immer fo bezeichnend und in die Augen fallend, daß davon die ganze Klaffe den Namen „Blätter- fiemer” (Lamellibranchia) erhalten hat. Zioifchen ihnen nach vorn liegt der feilförmig zugejchnigte Fuß (a). Man Fann fich von dem Gebrauche desjelben leicht an lebenden Tieren überzeugen, die man in ein Beden mit Wafjjer und einige Finger hohen Sande getan. Sobald die Mufchel Ruhe um fich herum fpürt, lüftet fie die Schale, und die vordere Tußede ericheint wie eine Zunge ziwiichen den gleichfalls ettwas herbortretenden Mantel- rändern. sit vie Umgegend ficher, jo fommt der Fuß immer weiter hervor, bei größeren Mufcheln 4-5 cm weit; er jenft fich alsbald in den Sand, und das Tier hat die Kraft, fich an dem Fuße aufzurichten. CI dringt, mit dem Fuße einfchneidend, mit dem Vorderende in den Boden, und fein Yangjam zuricigelegter Weg mird durch eine Furche bezeichnet. Der Gebraud) jowohl wie die Lage zu den übrigen Körperteilen, nicht minder die Entwice- Iungsgejchichte lehren, daß der Keilfuß der Mujcheln nichts anderes it al3 die Striechjohle ver Schneden. Außer dem Fuße haben wir an der Teichmufchel noch zwei jehr wichtige Muskeln, nämlid) diejenigen, durch welche die beiden Schalenhälften aneinander gezogen werden, und die deshalb die Schliegmusfeln heifen. Solange das Tier lebt, fann man nur mit Anwendung großer Gewalt die Mujchel öffnen; man bricht oft eher die Schalen aus, al daß die Muskeln nachgeben. Der eine liegt vor dem Munde und bildet durch feine untere Seite mit dem Fuße das Berfted für den Mundeingang. Der hintere liegt unter- - halb des Majtvarmes, der, nachdem er über ihm hinmweggegangen, etivas nach abwärts biegend hinter ihm zum Borjchein fommt (m’ in der Abb. auf ©. 516). Bergeblich jurcht man nach einem Stopfe. Die Mujcheln Haben feinen von dem übrigen Körper abgejebten Teil, der diefen Namen verdiente. &3 ift befonders diejer Mangel eines Körperteiles, nach deifen Vorhandenfein man fich über die Geftaltung der höheren Tiere jofort Har wird, der e3 macht, daß wir uns anfänglich an dem Mufchelleibe gar nicht zurechtfinden fünnen. Geht man mit einem dünnen Federfiel auf der vorderen und oberen Kante des Fußes nach aufwärts, wobei man die beiden dreifeitigen Blätter, die jederfeits born vor. den Kiemen liegen, nad) aufwärts fchlägt, fo trifft man mit Sicherheit auf die in einem verborgenen Winkel liegende Mundöffnung (b). Die Mundhöhle der Mufchehn it ohne jegliche Bewaffnung und Vorrichtung für die Zerkleinerung der Spetjen, da fich alle diefe Tiere nur von miktojfopifch Heinen, niederen Organismen ernähren. Wir werden. weiter unten anführen, wie diefe Nahrung zum Munde gelangt. Eine furze, weite Speife- röhre erweitert jich zum Magen. Gleich oberhalb und feitlich von diejem liegt die „Leber” (i), und bon ihm aus fteigt der Darm in jenen Körperteil, der fich an den Fuß nad) hinten und oben anschließt. Nach einer oder zwei Schlingenförmigen Biegungen am vorderen Teile der Rüdenlinie unterhalb des Mantels angelangt, verläuft er vollends in ziemlich gerader Kichtung bis zum Hinterende, untertvegs (aller Sentimentalität bar) das Herz ducchbohrend. Sn unferer Abbildung jehen wir die Afteröffnung in £, während fowohl oberhalb wie unter- halb derjelben fich die Mantelblätter verbinden. Durch die Verlängerung diejer Mantelteile fann auc), eine Aöhre entitehen, durch welche die Auswurfitoffe entleert werden. Die zwei Waar dreiteiliger Blätter jederjeit3 am Mımpde (c) Heiken die Fühler oder Mund- tentafel, aud) Lippenanhänge. Machen wir hier exit einmal halt und nehmen den Yaden auf in der Vergleichung mit Sfaphopoden und Gaftropoden. Net den eriteren haben die Mufcheln das jattelförmige 510 Weichtiere: Mujcheln. Herabwachjen des Mantels und das Borftredfen des jchiwellbaren Fußes gemein. Für den Fuß allerdings läßt jich Die Herkunft von der flachen Striechjohle nachweijen, wie jie den Gafteopoden und Blafophoren eigen ijt. Berjchiedene altertümlihe Mujcheln befigen noch die abgeplattete Kriechiohle, Die jte nach Schnedenart verwenden. Aber auch) jte gebrauchen jie zum Verfriechen in den Sand und Schlamm. Hier fiegt ein wejentlicher Unterjchied vor gegenüber den Gajtropoden. Hinterfiemer benußen hierzu ja, wie wir jahen, das aus den verichmolzenen Fühlern gebildete Kopfichild; Vorderfiemer aber, wie Natica, lafjen Wafjer zur Schwellung in ein bejonderes Kanaljyften eintreten. Man glaubte fange an ein glei- ches Verhalten bei den Mufcheln, und die larjtellung diejer Trage Hat eine ausführliche Literatur veranlaßt. Eine Teichmujchel, die man bei ausgeitredtem Fuße aus dem Aqua- rim nimmt, jprißt Starte Wafjerjtrahlen aus dem Fußrande. Hier follten die Ein- und Austrittsöffnungen für das Kanaljyftem liegen, und das Wajjer jollte fich jogar bei der Auf- nahme unmittelbar dem Blute beimifchen. Das hat fich als faljch erwiefen. Jene Öffnungen entjtehen durch Zerreißung bei den gewaltfamen Anftrengungen zum jchnellen Zurüdziehen des Zußes, wie fie unter normalen Lebensbedingungen ausgejchlojjen jind. Bielmehr- ent- hält der Körper Raum genug für die Verdrängung der großen Blutmafje im gejchwellten Fuß, fie tritt einfach in den Mantel über. Übrigens ift der Fuß fehr verfchiedener Ummand- lungen fähig, vom völligen Verjchwinden bis zum Ausziehen zu langer Wurmform, bald it er ein Bohritempel von rundem Duerjchnitt, bald hafig gebogen, um jich mit der Spibe zu veranfern und dann Durch rajches Zurücziehen den Körper Springend fortzufchnellen. Der Mantel mit der Schale weicht num von dem der Grabfüßer im mwejentlichen da- durch ab, daß er umten nicht verwächft, wenigjtens nicht auf der unterften Stufe, bei der wir den Schlüfjel für das Berjtänpnis juchen müfjfen. Deshalb verwächit auch Die Schale nicht zum Rohr, jondern ihre unteren Ränder bleiben getrennt. Soll fie trogdem den Körper beim Graben ringsum jchüßen, jo gejchieht das durch Musfelzug. Die Schliegmusfeln ziehen die beiden Hälften ver Schale von recht3 und Iinf3 gegeneinander, bis — fie oben der Länge nach bricht. Die Schale wird in der Tat beim Embryo als einheitliche Rüdenplatte an- gelegt, die Halbierung tritt erjt während der Entwicelung ein. Daraus folgt, daß die beiden Scalenklappen nicht gefonderte Anlagen darftellen, und daß das fie verbindende Rücdenband oder Ligament nichts anderes ift als ein Teil der einheitlichen Anlage, nämlich ein Schalen- teil, aus dem der Kalk Herausgepreßt ift, daß es alfo nur aus der verdichteten organischen Grundlage befteht, wie jie aud) die ganze übrige Schale, Die im übrigen nad den Vorbilde des Schnedenhaufes gebaut ift, ganz und gar durchjegt. Man Kann fich gleich aus diejen Verhältnifjen die Wirfung des Bandes verdeutlichen, das bekanntlich das Offnen der Schalen bewirkt. 63 bejteht feiner Struftur nach aus zweierlei aufeinander jentrecht ftehenden Sajern, jolhen, die von einer Stlappe zur anderen herüberziehen, und folchen, die von innen nach augen oder, wenn man will, von unten nach oben ziehen, d.h. welche die beiden Flächen der einheitlich gedachten Schale verbinden; die legteren überwiegen, worauf weiter nichts ankommt, die erjteren. Durch Die Wirkung der zufammengezogenen Schließmusfeln werden nun die leßteren Fafern in ihren unteren Abjchnitten einander genähert und zu- jammengepreßt, in ihren oberen Dagegen voneinander entfernt. Laffen die Schließmusfeln nach, jo bejtreben fich die elaftifchen Ligamentfajern, das Gleichgewicht wiederherzuftellen, unten auseinander-, oben zujammenzurüden, was das Offnen der Schalenklappen bewirkt. Genau diejelbe Wirfung muß bei den anderen Faferıı Herausfommen, die von Klappe zu tlappe ziehen. Beim Schließen werden die unteren aufammengeprekt und verfürzt, die Allgemeines. oll oberen gevehnt. Beim Erjchlaffen der Schliegmusteln müfjen fich Die oberen oder äußeren berfürgen ufm. Das Ligament it jomit ein toter Schalenteil, und die geöffnete Schale entjpricht der Nuheftelhung, d. h. der unfprünglich einheitlichen Anlage. Sür die Auffafjung der Schließmusfeln oder Adduftoren ift e3 wichtig, daß fie feines- iwegs gleichwertige Gebilde jind. Zwar liegen fie meilt Symmetrifch zum Ligament, der bordere vor, der hintere Hinter ihm. ber der vordere, über dem Mund gelegene, ijt aus oorjalen Teilen des Hautmusfelfchlauches hHerborgegangen, der hintere, unter dem Enddarm liegende, entjpricht ventralen Teilen desjelben. Dazu fommt noch ein Zeitunterfchied in ver Anlage. Zuerjt entjteht in der Entwidelung der vordere Adduftor, nachher der hintere. Wir wollen gleich die Bedeutung der Musteln für das Shftem betrachten, da viele Autoren die Einteilung auf deren Verhalten gründen, indem fie die Dimdyarier mit zwei von ven Monomhariern mit einem Schliegmusfel trennen. Dazwijchen jollen die Hetero- mdarier jtehen mit ungleichen Musfeln. Das Verhältnis fcheint folgendes zu fein. Man Tann bon der Iyummetrijchen Anlage ausgehen, die wir eben zur Grundlage nahmen. Da bringt die grabende Lebensweije eine Abjchwächung des Kopfendes und ein Überwiegen des Hinterteiles zumege, zumal wenn wir bevenfen, daß auch beim tiefen Eindringen in den Boden das Hinterende immer bis zur Oberfläche des Schlicls reichen muß, um Atem- iwaljer und Nahrung hereinzuholen. Dadurch wird die Symmetrie immer mehr verjchoben, jo daß Ligament und Schloß, wie man die gegenjeitige Haftitelle auch nennt, dem Vorder- ende ji) nähern. PDadurd wird eine jtärfere Ausbildung des hinteren Adduftors bedingt. Uber noch mehr: jobald die Berjchiebung das Schloß über den vorderen Schliegmusfel nad) born Hinausführt, wird er mechanifch überflüfjig, jo wie wir Die Straft einer Yange oder einer Bitronenprejje ausnuben, indem toir Hinten anfaljen, nicht aber auch noch.nahe der ©elent- itelle, nach einfachem Hebelgejeb. Aus diefer Ableitung folgt, daß wir mit Dimyariern zu . beginnen haben und von da zu den Hetero- und Monompariern fortichreiten müljen, ob- wohl die Ontogeneje gewiljermaßen mit einem Monomparier einjeßt. Der erjte Schließ- musfel des Embryos hat eben mit dem eines erivachjenen Monompariers nichts zu tun, er mußte exjt verjchwinden, damit diejer möglich wurde. — Die Straft der Schliegmusfeln ilt bedeutend. Sie entjpricht etiva der der Wirbeltiermusfeln. Man hat gefunden, daß fie unter Umftänden ein Gewicht zu heben vermögen, daS mehrere taujendmal das des Körpers, ohne Schale, übertrifft. Übrigens zerfällt ein Schließmusfel wohl in zwei Hälften von verjchtedener Wirkfamfeit, die eine ausdauernder als die andere, die dafür die höheren Ausschläge ergibt. | Noch fehlt uns der wejentlichite Unterjchied der Mufcheln jowwohl von den Sfapho- poden wie Öaftropoden. Er liegt in der Nahrung. Die freie, felbitändige Nahrungsaufnahme fehlt ihnen. Allerdings könnte man da die bejchalten Pteropoden heranziehen, die auch nur planftonifche Nahrung in den Mund frudeln; doch nehmenfie dDiefe wenigitens aus offenem Wafier, jo daß jelbjt noch die Bildung eines beweglichen Rüffels möglich war. Auch das fällt noch weg bei den Mujcheln, da fie jich auf das bejchränfen, was mit dem Atemmafjer am Hinterende hereingeftrudelt wird. Die Entftehung diejer Eigenart ift jebt aufgeklärt. Nucula, bei der die Kieme weit hinten Yiegt und eine Feine Oberfläche darbietet, fann als Beilpiel gelten fir jehr jtark entwicelte Mundlappen, die man früher für Sttemen hielt. Shre Bafis erjtredt jich fait in der ganzen Länge der Fußmwurzel, und fie verlängern fich Hinten noch in einen rinnenförmig ausgehöhlten, freien Anhang, der aus der Schale vor- geftreckt werden fann md wahrjcheinlich bei der Zufuhr der Nahrung beteiligt ift. Golches 512 Weichtiere: Mujceln. ift duch Drew ficher feitgejtellt worden bei einer ebenjo primitiven Verwandten, Yoldıa limatula Möll., die, wie alle Mitglieder der Nuculiden, ebenfalls jehr große Mundlappen mit Anhang befibt. Durch die Wimperbewegung in der Rinne diejes frei zwijchen den Schalen- Happen vortretenden Anhanges wird Schlamm, vermijcht mit Nahrungspartifelchen, zwijchen den Mundlappen hindurch dem Munde zugeführt. MS mit der Ausdehnung der Kiemen, auf die toir gleich zurückkommen, der zum Atmen nötige Wimperjtrom die mifrojtopiiche Nahrung bi3 in die Nähe des Munde3 hereinbrachte, wurden die Anhänge überflüjlig: die Tentafel haben dann nur noch die Bedeutung, vorn durch ihr Zufammenftoßen eine Art Oberlippe zu bilden, unter der ich die Nahrung ftaut, während der Wimperjtrom in entgegengejeßter Richtung oben, entlang der Zußtwurzel, das Waljer wieder ans Hinterende herausführt. Der Mund macht nicht einmal mehr Schluefbewegungen, auch in ihn tritt ein ununterbrochener Wafjerjtrom mit der Nahrung ein, der den Darm gleichmäßig durchjpült. Damit wird die aftive Tätigkeit der Mundlappen, die jich im Auzftreden und Schlammijuchen äußert, ütber- flüffig, ebenjo Kiefer, Nadula, Schlundfopf und Speicheldrüfen, von denen faum noch einzelne, unfichere Spuren vorhanden find. YWugen, bei der Larve hier und da nachgewiejen, nügen im Schlamm michts und fchrwinden. Sturz, jebt fan von einem - Kopf nicht mehr die Rede fein; die Mujcheln ier- den Acephala, Kopflofe, wie die Klafje ebenfalls Yoldia Imatula DR, mittels Sappenaupangg genannt imurde. Dchzung gufaeinenb. Alan Dr eu. netz Sippanct Damit hängt weiter die fehlende Stonzentra- tentafel, pap Anhänge der Mundlappen, is Einftrö- > 4 r mungse, ss Ausftömungsfippe. Aus M. Lang, tion des Nerveniyftems zufammen, das wir an der „Lehrbuch der ee Tiere”, Enten oder Teichmufchel weiter verfolgen fönnen (Abb., ©. 513). Ein Ganglienpaar (1) liegt neben und etwas Hinter dem Munde, ein zweites (2) tief im Fuße. Die die beiden Nervenmaljen berbindenden Stränge umfafjen den Schlund, nicht weniger diejenigen, die das erjte mit dem dritten, obgleich weit Davon entfernt befindlichen Paare (3) unter dem hinteren Schließ- musfel in Verbindung jegen. &3 bedarf gar feines großen vergleichend-anatomischen Scharf- blies, um in dem fonzentrierten, in der Regel auch aus drei Raaren Ganglien beftehenden Schlundringe der Schneden dieje Teile des Mufchel-Nervenfyitems wiederzuerfennen. Hier und da bedeuten noch weitere, aber immer nur mäßige Öltederungen Nejte der verjchievenen Nervenfnoten, die bei den Schneden außer Cerebrals, Pedal- und Biszeralganglien vor- fommen; jo fan die Kommiffur, die vom Hirn nach den Fußganglien hinabläuft, oben in zwei Stränge gejpalten fein; dan ift offenbar der hintere Abjchnitt des Cerebralganglions, von dem der zweite Strang ausgeht, das Pleuralganglion, und dergleichen mehr. Bon Siunes- werfzeugen find namentlich die Ohrblafen gut entwicelt, fo weit die Tiere beweglich jind, bei jeßhaften verjchtwinden fie. Se freier die Bewegung, um jo mehr werden die Sinnesorgane differenziert; Tafter treten nicht nur an der Einfuhröffnung als Wächter gegen das Einpringen jtörender Fremdkörper auf, jondern vings am Manteltand, felbft oft von beträchtficher Länge, bisweilen jelbit mwohlenttwidelte Augen dazwifchen in großer Zahl, wenn auch nicht in den tiefenmengen tie bei manchen Käferfchneden. Endlich eine Geruchzleifte, ein Dsphradium, in der Nähe des Atemrohrs oder Einfuhrfiphos, zur chemifchen Prüfung des Atemtajjers. Allgemeines. 913 Gedenken wir nochmals der Nahrung, fo fällt bei vielen Mufcheln an’ dem vorderen Abjehnitt des langen Darmes eine Erweiterung auf, meift in Geftalt eines Blindfads, mit einem jchlanfen fegelförmigen Körper darin, dem Kriftalfftiel, den wir auch von einigen Borderfiemern Hätten nennen fünnen. Doch ift er bei den Mufcheln viel weiter verbreitet. Meijt ift er weich, Halb gallertig, und befteht aus fonzentrifchen Schichten von erhärtetem Schleim und Nahrungspartifeln, z.B. Diatomeen, zugleich mit einem Verdauungsferment. &3 ijt eine Ablagerung in Zeiten des Überfluffes und nimmt ab oder fchtoindet in Zeiten der Not, die ja bei Tieren, welche nicht eigentlich ihrer Nahrung nachgehen, leicht eintreten. Bir erwähnten vorhin die feßhaften Mufchefn. Alle jind ja, mit wenigen Ausnahmen, äußerft träge, und die, welche etwa im Gejtein oder Holz bohren, verlafjen ihr Rohr niemals wieder. True a--...|.., dem beiegen jie den ganzen Störper, fchon um zu bohren, und das weitere Eindringen ift eine Art von Lofomotion. Demgegenüber ftehen die, welche mit der Schale feitwachjen oder Jich mit dem Byfjus beranfern. Hier haben wir echte Geßhaftigfeit, berurjacht Durch das Beitreben, außer dem Schlid g---\ auch) den Feljengrund, foweit er zum Bohren zu hart war, ald Wohnftätte auszunugen. Daß mir darin nur einen jehmpdären Vorgang erbliden dürfen, ergibt ji) aus der Ernährung. Much die jeßhaften verzichten auf freie Nahrungsaufnahme und holen den Bedarf mit dem Ntemwajjer an dem dem Munde entgegengejeßten Ende herein. Beim BHyjjus ijt die Anheftung unter Umjtänden nur für eine gewijje Zeitdauer berechnet und famn geroenspftem und andere Organe ber En- wieder gelöft werden. Die Byfjusdrüje entjpricht tenmufhel. 1 Hirn= oder Gerebralganglien, 2 Zuß- 2 E “ oder Pedalganglien, 3 Eingeweide- oder Biszeralgan- wohl der hinteren Zußdrüfe vieler Brojobrandjier; gtien. & Fuß, e Riemen, £ After, g Mantel, h der fie befteht aus einer Anzahl von Drüfenjchläuchen 5,y Sejstegts, und Sarnteiterffnng. (u 5.512) in fiederartiger Anordnung. ever Schlaud) lie- | fert einen zähen Faden; die Fäden münden in eine Ninne, die auf der unteren Mittellinie des Fußes nad) vorn verläuft, bis zu feiner Spige. Der Fuß drüdt die hier gebildeten Füpen fejt. Gelegentlich Fan der ganze Byjjus abgeworfen und erneuert werden. Su einfachiter Ausbildung ift er nur eine Schleimabjonderung, die bei der Bewegung gebraucht wird, bei Cyclas Drug. Hier erfolgt die Fortbewegung [pannerartig, wie bei einem Blutegel. Das hintere Tußende jeßt fich mit dem Schleimbyfjus feit, der Fuß ftredt fich und jaugt fi) mit der Spiße an, dann Löft fich der BYyfjus und die Sohle verfürzt fich, es folgt abermaliges Sejtjegen mit neuem Schleimbyffus ufw. Dieje eigenartige Bewegung fommmt freilich nur bei Feineren und Heinften Zormen vor, und jelbit unter unjeren Kugelmufcheln fcheint Die größte Art nicht mehr Dazu befähigt, während die Heinen an Wafjerpflanzen umberklettern und jelbit am Wajjerjpiegel einherjchreiten, wenn diefer Balten hat, d.h. wenn ein unjicht- bares Schleimband von einer Schnede Darauf fiegt. Jm Grunde genommen verfährt unjere Wandermufchel nicht anders, nur daß die Baufen zwijchen den Schritten auf ein halbes Jahr verlängert werden. Wenn der Winter naht, Löft jich der Byijus, und die Mufchel jucht in Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 33 514 Beichtiere: Mujcheln. der Tiefe der Flüffe Schuß; nachdem die Eisdede gejchwunden, jteigt jte wieder entpor und veranfert fich von neuem, um nad) dem nächiten halben Sahre das Spiel zu wiederholen. Bon der Wirfung der Wimper- oder Flimmerhaare, um darauf nochmals zurüczu- fommen, überzeugt man jich durch einen einfachen Berfuch. Man lalje jich eine unjerer Mufcheln in einer niit Sand und einer einige Finger Hohen Wafjerjchicht gefüllten Schüifel ruhig eingraben und jtreue dann, nachdem jie jich feitgejegt hat, ein nicht zu Boden jinfen- des Pulver in die Nähe ihres emporragenden Hinterteiles. ES werden jofort jchon vorher bemerfbare Strudel und Strömungen jichtbar. Die Pulverteilchen verjchwinden unter- halb des Afterschlibes, und aus diefem Mantelichlike, in den der Maftdarın mündet, fommeın lie nach einiger Zeit mit einer jtarfen Strömung wieder zum Vorjchein. Die ganze innere Mantelfläche, die gejamte Oberfläche der Kiemen und der Lippententafel find mit lebhaft tätigen Flimmerhaaren bejett, durch welche ununterbrochene Strömungen unterhalten werden, die den Kiemen neues Wafjer und mit diefem dem Munde Nahrung zuführen. Das Berbrauchte und Unbrauchbare aber ftoßen die in entgegengejeßter Richtung wirfen- den Wimperfelder durch die obere Röhre oder durch den oberen Schliß iwieder aus. Bei denjenigen Mujcheln, die, wie unjere Teich- und FZlußmujcheln, ihre Eier bis zum Ausichlüpfen der Jungen in den Kiemen tragen, wird der Transport der Eier und die Befruchtung ebeit- fall8 durch dieje Strömungen vermittelt. Welche Kraft der Wimperbewegung innemwohnt, zeigt ein Manteljtüd, da3 man aus einer lebensfrifchen Mufchel herausschneidet; es wird auf der Unterlage fortgefchoben und felbft wohl auf jchräger Fläche nach oben geführt. Dak übrigens der Waljerwechjel innerhalb der Schale nicht allein durch die Flımmerorgane be- wirft wird, davon Fann man jich Durch Turze Beobachtung überzeugen. Ohne jede äußere Beranlajjung Happt die Mufchel von Zeit zu Zeit plößlich die Schale zu, wodurd) natürlich auch ein gewaltjames Abjtrömen des zwijchen den Mantel- und Kiemenblättern enthaltenen Wafiers erfolgt. Das Dffnen der Schale gefchieht darauf langjanı. Der Wafjermechjel hat urjprünglich die Mmung zum Zwed. Die ihr dienenden Kiemen zeigen eine jehr verjchtedene Ausbildung, die Peljeneer bejonders genau verfolgt hat. Im einfachiten Falle, bei ven Brotobranchien oder Mrfiemern, liegt Hinten rechts und Iinf3 zwiichen Körper und’ Mantel eine gefiederte Kieme wie die Fahıre einer Feder. Bei allen übrigen jind die beiden Hälften der Zahne parallel nad) Hinten gerichtet, die ein- zelnen Fäden find verlängert und zurüdgefchlagen, die äußeren nach dem Mantel zu, die inneren nach der Medianebene, jo daß nunmehr jeder Kiemenfaden aus einem ab- und einem aufjteigenden Schenfel beiteht. Bei ven Filibranchien oder Fadenfiemern be- fejtigen fich die benachbarten Fäden durd) ftarfe ineinandergreifende Wintpern. Daraus ent- jtehen bindegewebige Vereinigungen bei den PBjeudolamellibrandien oder unechten Dlattfiemern; und wenn diefe auch noch Hohl und von Blut durcchfloffen werden, tie die Kiemenfäven jelber, dann haben wir die regelrechte Sieme der Eulamellibrandien oder echten Blattfiemer, d.h. der meiften Mujcheln, aljo jederjeit3 zwei Blätter, jedes mit einem Hohlraum zwijchen den auf- und abjteigenden Schenfeln und jedes mit zierlich durchbrochener Sunen- und Außenlamelle. Eine weitere Umbildung findet am Hinterende jtatt, too die Stiemen iiber das Ende des Jußes hinausragen. Hier verjchmelzen die beiden oberen Längsachjen, von denen die Fäden ausgehen, von rechts und Yinf3 miteinander, ebenjo findet jederjeits eine feitliche Verbindung mit dem Mantel ftatt, Furz, der Mantel- taum hinter dem Fuß wird durch eine Duerjcheidewand in einen oberen Raum, die Kloafe, und in einen unteren, den eigentlichen Atemraum, zerlegt; jene öffnet fich durch den Allgemeines. 915 Ausfuhr-, diefer durch den Einfuhrfipho nad) außen. Hier und da fommen Berkrüummungen eines Kiemenblattes vor; am ftärkften werden fie bei ven Septibrandhien oder Kiemein- lojen der Tiefjee, bei denen alle eigentlichen Atemflächen, die urjprünglichen Siemenfäden, berjchtwinden und nur eine durchlöcherte Duerfcheidewand, eben das Septum, zurüdbleibt. Die Atmung wird hier von der Mantelfläche geleitet. . Die Kiemen erheijchen einen Blid auf den Blutlauf, der jehr ausgeprägt ilt, jchon der Fußjehwellung wegen, die er bejorgt. Dieje macht wohl weiter feine Schwierigkeiten. Die ftarfe vordere Pulsader treibt das Blut in den Fuß, während die abführende Vene durch Musfeldrud verjchloffen wird; jo muß der Fuß jchwellen, unjerer Fingerjpibe ähnlich, wenn toir durch ftarfes Umtviceln mit einem Faden den Rücdfluß des Venenblutes hindern. Daß der Mantel genügende Bluträume Haben muß, um das aus dem zufammengezogenen Fuß zurüchttömende Blut aufzunehmen, ift die nächte Folgerung. Überrafchend ift wohl die Tatfache, daß die Herzfammer, ähnlich und aus denjelben Gründen wie bei altertüm- lihen PBrofobrancdhien, vom Enddarm durchbohrt ift. Man hat fich vorzuftellen, daß ur- jprünglich zwei getrennte Herzen am Rüden an beiden Geiten de3 Enddarm3 einander gegenüberlagen, minveftens im Embryo. Aus der Kieme floß jederjeit3 das Blut in Die Borlammer und von diejer in die Kammer. Beide Kammern dehnten fich nun gegenein- ander aus und verichmolgen zu einer. Daß fie dabei den Enddarm umfaßten, nimmt nun nicht mehr wunder. Der Herzbeutel hat jederjeits feine Berbindung mit der Niere, Die nach verwiceltem Verlauf feitlich nac) außen mündet, meift dicht neben der Gejchlechts- Öffnung oder diefe fchon vorher aufnehmend. Eigentümlicherweife Hat der Herzbeutel oft drüfige Wände, fo daß die Ausfcheivungen von Nierenproduften bereits hier beginnen. Bei den Kiemen find wir auf eine merkwürdige Eigenjchaft geitoßen, die der Ber- flebung und Verwachjung benachbarter Körperteile, hier der einzelnen Kiemenfäden zum Kiemenblatt, der Kiemenachjen zur Scheidewand. Cie beftätigt fich vielfach und am deut- lichften am Mantel. Cine Mufchel, die fich tief in den Schlamm gräbt, ift gezwungen, ihre hinteren Mantelränder immer mehr in die Länge zu jtreden, damit beive Ausfchnitte bis ing freie Wafjer reichen. Das führt zur Berwachjung der Mantelränder, wir erhalten ein ge- iondertes Aloafen- und ein Atemrohr. Beide können wieder zu einem einzigen Gebilde berichmelzen, natürlich mit doppelter Durcchbohrung. Das Siphonaltohr fann fic) jo verlängern, daß e3 nur zum geringften Teile noch in die dann Hinten Haffende Schale ge- borgen werden fann, wohl aber oft mit Kalf- und Condin-Abjcheidung fortfährt, wie der Mantel unter der Schale, von dem es ausgeht. Chenjo önnen aber die Mantelränder auch noch weiter nach born vertwachfen, jo daß nur noch vorn eine Öffnung bleibt für den Aus- tritt des Fußes, fo weit er nicht, bei den feijilen Sormen, verfiimmert. Ein großer Teil all der gejchilderten Errungenfchaften findet in der Schale jenen Ausdrud. Fr müfjen toie noch unfere Aufmerfjamfeit zuwenden. Jhre allgemeine Grund- lage ift wohl diefelbe twie bei den Schneden, doch ohne die fcharfe Trennung der Schich- ten. Das Perioftrafum greift oft in die darunterliegende Brismenjchicht, ja noc) in die äußere oder innere Berimutterjchicht ein, die wieder ebenjogut von einer frijtallinen Prismen- jehieht oder einer Hyalinen Kalklage dDurchjegt und unterlagert werden fünnen. Die ganze Dberfläche des Mantels, nicht bloß der Rand, it hier zu fortdauernder Abjcheivung der berichiedenen Bejtandteile befähigt, jo daß aucd, Schäden, die fern vom Mantelrand in Wirbelhöhe Tiegen, nachträglich wieder völlig ausgeglichen werden können. Die Musfeln jegen jich an die Prismenfchicht an. Die Schliegmusfeln Tennen wir bereit; fie Hinterlafjen 33* 516 i Weichtiere: Mujcheln. ihre Cindrücde. Man findet indes noch manche ähnliche, aber Kleinere Stellen, näher dem Ligament. Hier entjpringen die Muskeln, die den Zu zurücdziehen. Cnölich ijt aber der ganze Mantelrand rücziehbar. Zn der Ruhe ragt er meift Über den Schalentand etwas hintweg, beim Schalenfchluß muß er zuerjt eingezogen twerden. Wir finden aljo eine Be- feftigungslinie in einiger Entfernung vom Schalenrand und diejem parallel, in Wahrheit die Ursprumgslinie ungezählter Musfelfafern und -bündel, die von hier in ven freien Mantel- rand ausftrahlen. Dieje Linie verläuft bei denen, die Giphonen enttwidelt Haben, aljo tiefer graben, hinten nicht mehr dem Schalenrand parallel, fondern bildet einen Ausjchnitt, Die Mantelbucht; denn es muß Plab gefchaffen werden für die Verlängerungen, mögen aud) die Siphonen oft nicht mehr völlig in der Schale Plat Haben. An der Schale, die ja dem Paläontologen den einzigen Anhalt bietet, Fann man aljo durch genaue Betrachtung der Linien mancherlei unterfcheiden, die Mono- und die Dimyarier (vgl. ©. 511), mit einem oder zivei Musfeleindrücen, und die \sntegri- und Sinupalliaten, jolche mit fortlaufen- der Mantellinie, d. h. ohne Siphonen, und jolche mit Mantelbucht und Siphonen. Bei den legteren fan man auf den exjten Blid das Vorderende erkennen, bei den „Jutegri- palfiaten Dagegen fchwer. Bei diejen richtet man fich nach ven Schalenwirbeln oder Um- bonen, den Stellen, um die fich das Wachstum derStlappeninfonzentrifchenLinien gruppiert. Sie liegen in der Negel vor dem Ligament. 2inte Schhalenhälfte von Cytherea maculata L., DBehufs jejterer Verbindung der beiden a ah lappen finden fich bei ben meiften Dufcjein eindrüde, n Dantelbucht. am oberen oder Schloßrande zahn- over lei- Itenartige Vorjprünge entiwidelt, fogenannte Zähne, die in entjprechende Vertiefungen der anderen Slappe, Zahngruben, eingreifen und jo eine fejte Angel heritellen, die eine jeitliche Berjchiebung der beiden Stlappen erjchiwert oder unmöglich macht. Die ganze Einrichtung wird al3 Schloß bezeichnet. Wir wollen wenigitens die Hauptformen, nach denen Neumayr die Mujcheln einteilen wollte, uns anjehen. Dyjo- oont ift das zahnlofe Schloß. Das tarodonte feßt fich aus einer Reihe gleicher, quergeitell- ter Eindrüde zufammen. Das heterodonte Schloß hat eine Anzahl verjchtevener Zähne, meilt jtarfe und Furze Hauptzähne unter den Wirbeln, dahinter langgeftrecte, leijtenförmige ©eitenzähne; jelbjtverjtändlich bedingt die Gegenüberftellung von Zahn und Zahngrube eine gemilje Ajypmmetrie der beiden Stlappen, die fonft nicht in der Natur der Mufcheln Yiegt. Dei den Sodonten find Haupt- und Geitenzähne viel weniger verjchieden. Das fchizodonte Schloß hat in der Iinfen Klappe einen ftarfen dreiecdigen Zahn, der von zwei geraden, unter. Iharfen Winkel gejtellten Zähnen umfaßt wird. Beim desmodonten oder Bandjchloß end- lich Schlägt fich der obere Rand jeder Klappe nach innen um und bildet einen löffelartigen Borjprung. Die beiden Löffel ftehen fich mit ihren hohlen Seiten gegenüber, und zwifchen ihnen jpannt fich das Band aus. Biel ftärfer ift die Aiymmetrie bei ven Mujcheln mit ungleichflappiger Schale. ©ie liegen immer auf der Geite, und zwar mit der tiefer ausgehöhlten Klappe nach unten, entweder Feitgewachfen wie die Aufter oder beweglich wie die Kammirfchel. Urfiemer. . S 517 Bom.Bau der Mufchelfchale gilt, wie gejagt, im allgemeinen dasjelbe wie von der der Schneden. Die jchwerjten und bunteften finden jich in der Litoralregion der Tropenfee. syn der Tiefjee — einzelne Mujcheln gehen bis 5000 m — wird die Schale farblos. Die Fortpflanzungsorgane endlich haben denjelben einfachen Bau wie bei den Örabfüßern und Käferjchneden; fie beitehen aus der efchlechtsorüfe und deren Ausführungs- weg, ohne weitere Drüjenanhänge, ohne Neiz- und Begattungsmwerkzeuge. Bei vielen ift Hermaphroditismus nachgewwiejen. Da nicht jelten Brutpflege vorfommt, toobei die Eier ih in den Kiemen entiwidelr, jo muß natürlich bei diefen die Befruchtung innerhalb des Weibchens zuftande fommen. Das gejchieht, wie fchon angedeutet, dadırcch, daß der männ- liche Same ins Waffer entleert und die Samenfäden mit dem Atemmafjer in den Einführ- jipho Hineingeftrudelt werden. Ye länger die Brutpflege andauert, um fo ähnlicher ift Die neugeborene Mufchel der alten. Unjere großen Süßiwafjermufcheln machen exit eine auf- fallende Verwandlung dur. Zumeilt werden die Larven in der Form des Veliger aus der Mantelhöhle ausgeitoßen, als Heine, bereit3 ziweiflappige Larven mit einem einfachen Bimperkranz am Kopfende, dem Segel. Auffallend ift aber eine ganz abweichende Larve . gerade bei der altertümlichiten Gattung, wie wir bald jehen werden. | Die fyftematifche Einteilung ftößt auf viele Schwierigkeiten. Der Verfuch, fedig- lich daS Schloß zugrunde zu legen, hat Hauptjächlich für die Baläontologen Wert, die auf die Schalen alleit angewiejen find. Am natürlichiten find wohl die Kiemen zu gebrauchen, weil hier am wenigiten der Berdacht gejonderter Anpajjungen vorliegt. Doch befommt man da eine jehr ungleiche Anordnung, da die Eulamellibrandhien (©. 514) bei weiten den Hauptteil ausmachen. Auch ilt e3 feineswegs ausgejchlofjen, daß ähnliche Kiemenformen fich nach) mechanischen Grundjägen in verichiedenen parallelen Reihen entwicelt haben, fo wie man etwa die Kiemen der Schneden, oder die der Filhe und Amphibien, durchaus nicht einheitlich aus Derjelben Wurzel ableitet. Gewöhnlich richtet man fich nad) der Zahl der Schliegmusfeln (vgl. ©. 511). Aber hier hat man vermutlich ebenjo mit unnatürlichen Zujammenftellungen zu fämpfen, denn nach der oben gegebenen mechanischen Ableitung liegt e3 nahe genug, daß ganz verjchiedene Dimdarier durch Anpafjung an äußere Ber- hältnifje zu Monompariern werden fonnten. Wir verzichten daher am beiten auf eine peinliche Syjtematik und folgen im allgemeinen der von Peljeneer aufgeitellten, auf ©. 514 bereits bejprochenen, die Bildung der Kliemen zugrunde legenden Anordnung. Erfte Ordnung: Urfiemer (Protobranchia). Durch wichtige Merkmale, auch außer den auf ©. 514 befchriebenen Kiemen, zeichnen jich die Protobranchia als altertümlichite Mufcheln aus, und doch ind fie in anderer Hinficht jchon wieder weit umgewandelt, die Heine Nußmujchel Nucula Zam. und mit länglicher Schale Yoldia Möll., ver Fuß mit flacher Sohle (f. ©. 510), das Schloß tarodont (f. ©. 516), aber der Mantel mit langen Siphonen, aljo finupalliat. Ein ganz primitiver Charakter, unter ven Mollusfen ganz vereinzelt, ijt die offene Berbindung der Hörblajen Durch je einen engen, ziemlich langen Kanal mit der Außenwelt, ein Reit der Entitehung, da ja eine Statozyfte im Embryo aus einer Einftülpung der Haut hervorgeht. Won der überaus einfachen Er- nährung haben wir gejprochen (©. 512). 3 unterliegt feinem Zweifel, daß wir hier die Urformen vor uns haben, jelbftverftändlich nicht ohne moderne Anpaffungen. Nachträgfich 518 Weichtiere: Mufcheln. erworben find die Siphonen, altertümlich die Kiemen, die Striechjohle, die Ernährung, die offene Statozyfte, dazu die Ontogenie. Denn die Entwidelung bon Yoldia, die wir durch Drew Tennenlernten, ift jehr abweichend; an Stelle de3 Beliger eine zylinprijche Zarve mit drei Wimperringen, wie wir fie ähnlich fchon bei Amphineuren, Sfaphopoden . und teropo- | den vorfanden; Die Ringe jte- | hen auf großen Epithelzellen, die nachher ab- geivorfen mer- den. Bei Nu- cula ijt Dieje altertünliche BEE ER INEN T N A en Bis, Larvenform Zarve von Yoldia limatula Möll., 45 Stunden alt. Nad) Drew. ae Cilien der Schettelplatte, durch Brutpfle- bl Blaftoporus, x Einjenfung, wo die Zellen, welde in ber Tiefe die Anlage des Cerebralganglions bilden, an die Oberflähe reihen. Aug A.Lang, „Lehrbud der vergl. Anatomie der wirdellofen Tiere”, ge bermifcht EI 2. Aufl., 1. Lief., Sena 1900. Wie die Ditjee im Quartär eine Litorina-Zeit hatte (©. 435), in der von der Nordjee die Üferjchneden bordrangen, jo Hatte jie auch ihre Yoldia-geit; die Fälteliebende Mufchel war durch eine nordöjtlihe Meeresperbindung vom Weißen Meere zugemandert. Zweite Drdnung: adenfiemer (Filibranchia). Die Ichizodonte Dreiedmujchel, Trigonia Brug., fünnte man ohne weiteres an die Urkiemer anfchliegen, wenn fie nicht filibrand) (vgl. ©. 514) wäre, aljo einen Fortjchritt in der Ktemenbildung gemacht hätte. Die Kriechjohle it noch ebenjo vorhanden, wie bei den Urfiemern. Das Altertümliche wird hier am Elariten aus Der zeitlichen Verbreitung. Die Gattung ijt ven Baläon- tologen mwohlbefannt wegen ihrer reichen Enttvide- lung in unjeren mejozoiichen Ablagerungen Trias, Sura, Kreide, und es gehörte zu den größten lÜlber- tajchungen, al3 man lebende Nachfommen auffand, und zwar im fernjten Erdenmwinfel, bei Neujeeland. Die übrigen Filibranchien gehen recht verjchie- dene Wege. Die länglich-edige gemeine Archen- et eG ee mujchel, Arca noae ZL., und Die tumbliche Samt- m Cltegmustel, n Loc) für den Byffus. mujchel, Pectunculus pilosus Z., mit haarigem PVeriojtrafum, find lebhaft beweglich und Friechend, tarodont und zweimusfelig. Ganz anders die übrigen, die fich mit dem Byffus feitfeben und das Schloß vorlagern, fie werden zu Mono- md Heterompariern. Die Sattelmujcel, Anomia ephippium Z., heftet fich unter allerlei Abänderungen an. Der furze Byifus ver- falkt, jo daß er wie ein aus einzelnen Säulchen zujammengejeßtes Kinöchelchen erjcheint. Fadenfiemer. 519 Sobald die Befeftigung in der Jugend gejchehen ift, Yegt fich die Schale auf die rechte Seite und mächft in der Weife weiter, daß der untere Rand fich dem Knöchelchen beitändig anjchmiegt, jo daß e3 fchlieglich aus einem Zoch der Schale zu fommen jeheint. Bon dem im allgemeinen Iheibenförmigen Gehäufe fan man gleichwohl eine bejtimmte Geftalt nicht angeben, indem die untere jehr dünne Schale jich in ihrer Form ganz nach den fremden Körpern richtet, auf denen fie aufliegt, ohne mit ihnen zu verwachjen. Sie fann daher ganz flach oder im Ziekzar gebogen oder auch bogenförmig fein. Die obere Schale ift dicker und gemwölbter, wiederholt aber ebenfalls alfe Unebenheiten des Körpers, auf dem das Tier auffißt. Diefem flachen Ge- häufe entjprechenD ift das Tier jehr flachgedrüdt. Unfere Abbildung auf ©.518 zeigt die rechte, nad) unten gemenpete ©eite, jo daß wir aljo nach Hinwegnahme der Schale auf die Mantel- fläche bliden. Bejonders die Ränder find jehr dünn und mit einer Reihe feiner Fühlfäden bejeßt. Der Fuß ijt jo weit verkleinert, daß er nur noch einen mit dem BHfjus verbundenen Muskel darftellt. Wird das Tier geftört, fo zieht fich diefer Musfel zufammen, die Schale wird gejchloffen und feit an die Unterlage angedrückt, deren Dberflächentelief fich auf das Gehäuje überträgt. Die Cattelmufchel fehlt nirgends in den europäischen Meeren, jomweit diejelben einen gewöhnlichen Salzgehalt haben; ihre Standregion ftimmt mit derjenigen ver Aufter überein, nur daß fie auch oberhalb des Ebbejtriches vorfommen dürfte. Dei der nächjtvermandten pazifischen Kuchenmujchel, Placuna placenta L., ijt. die Schale ganz flach, Freiscund und fo Durchicheinend, daß fie gelegentlich al3 Fenfterjcheibe ver- wandt wurde. Getrocdnet läßt fie jich zu einem weißen, glänzenden Pulver aufblättern, das die Chinejen wohl aß Farbe benuben, um den jilberglängenden Baud) eines Filches zu malen. Die Zamilie der Miesmujcheln (Mytilidae) enthält Sippen, die jowohl. wegen ihres eigeniümlichen Baues und ihrer Yebensweife, al3 wegen ihres großen Nubens unjere ‚volle Yufmerffamtfeit verdienen. Die mit ftarfem Berioftrafum bekleidete Mujchel ift gleich- ichalig, das Schloß zahıılos oder mit faum merflichen Zähnchen ausgeitattet. Der Eindrud des vorderen Schliegmusfel3 ift Hein. Hinten bildet der Mantel eine bejondere Offnung für den After und darunter eine furze, am Rande gefranfte Atemröhre. Die Mundlappen ind Schmal und zufammengefaltet. Zu diefen fchon recht charafteriftiichen Kennzeichen fommt aber noch die auffallende Bejchaffenheit des Fußes und das Vorhandenfein einer bejonders entiwidelten Spinn- oder Byjjusprüfe, welche Einrichtungen mit der fihenden Lebensmweije diefer Tiere zufammenhängen. Wir wollen diefe Einrichtungen, den fingerfürmigen Fuß und den Bart bei der Ehbaren Miesmujchel, Mytilus edulis Z., unferer Meere näher fenmenlernen (j. Tafel bei ©. 533). Was die Gattung an jich betrifft, jo ift daS Gehäufe leicht daran zu erkennen, dak die Wirbel fpißig find und ganz am vorderen jpiben Winkel der beinahe dreiecigen Schalenhälften jiten. Die lange Seite der Schale ift die Baud)- jeite. Sn der Abbildung auf ©. 520 Haben wir eine durch) Hinwegnahme der linfen Schalenhälfte und Zurücjchlagen der Yinfen Mantelhälfte geöffnete eßbare Miesmujchel: a ijt ver Mantelcand. Zu beiden Geiten des Mundes (f) befinden fich die beiden länglichen, ichmalen Lippententafel (8); j ift daS äußere, i das innere Kiemenblatt, h die Srnenfläche de3 Durch) das Eindringen der Gejchlechtsprüfe verdicten Mantels, e und d find die Mus- fen, Die zum Zurücdziehen des Fußes dienen. Lebterer (b) ijt fingerfürmig, und man fieht e8 fchon feiner geringen Größe an, daß er nicht wohl als Fortbewegungsorgan zu be- nuben ijt. Unter und Hinter vem Grunde des fingerfürmigen Tußfortjabes oder „Spinners“ liegt die Byffusdrüfe, von deren Höhle aus auf der Mitte der Hinterjeite des Fuße? 520 Weichtiere: Mufheln. eine Längsfurche verläuft, die unten in der Nähe der Spige in einer furzen umd tiefen Duerfurche endigt. Ar diejer fiegt eine hHalbmondförmige Platte, auf deren vorderem fon- faven Rande fieben Offnungen ftehen. Beginnt das Tier zu fpinnen, fo legt e3 zuerit die eben erwähnte Spinnplatte an die Byjjusprüfe, und beim Zurücziehen wird der Stlebitoff zu einem Faden ausgezogen, der in die offene Furche des Fingers zu fiegen fonımt. Ver- mittels der Spinnplatte wird dann das Vorderende des noch weichen Fadens in Yorm eine3 Heinen Scheibchens an irgendeinen Körper angedrüdt. Die Gejamtheit aller diejer Fäden bildet den Bart (ce) oder Byffus (f. Farbtafel „Seemujcheln”, bei ©. 533). Wer Gelegenheit gehabt hat, Miesmujcheln von ihrem Wohnorte abzureigen, wird über die Feitigfeit der Bartfäven erjtaunt fein. Die jtärkite Strömung und Brandung hat ihnen nicht3 an. Ein jehr bezeichnender Beleg da- für ift ver Gebrauch, den man in Bideford in Devonshire (England) von der Miesmujchel macht. Bei diejer Stadt geht eine 24 Bogen lange Brüde über den Torridgefluß bei jei- ner Einmündung in den Tam. An ihr ift die Strömung der Gezeiten jo reißend, daß fein Mörtel daran dauert. Die Gemeinde umter- halt daher Boote, um Miesmufcheln herbei- zubolen, und läßt aus der Hand die Fugen zwiichen den Baufteinen damit ausfüllen. Die Mufchel fichert jich alsbald dagegen, von den Gezeiten fortgetrieben zu werden, indem fie jich durch jtarfe Fäden an das Steinwerf anheftet, und eine Verordnung erklärt e3 für ein Verbrechen, daS Landesverweifung zur Zolge haben fann, wenn jemand anders als im Beijein und mit Zuftimmung der Gemeinde- Ss Nakleige Gröe ee bevollmächtigten diefe Nufcheln abnimmt. Die Fäden des Bartes dienen der Miesmufchel aber nicht bloß, um jich zu befeftigen, fondern auch, um fich an ihnen wie an feinen Geilen fortzuziehen. Hat die Mufchel irgendwo Pla genommen, und ift fie nicht etwa Ihon durch ihre Nachbarinnen eingeengt und teilweije überjponnen, fo zieht fie jich, wenn ihr der Ort nicht mehr zufagt, jo nahe wie möglich an die Befeftigungsitelle des Byjjus heran. Hierauf jchict fie einige neue Fäden nach der Richtung hin, wohin fie fich begeben will, und wenn dieje haften, fchiebt fie ven Fuß zwijchen die alten Fäden und reißt mit einem jchnellen Aud einen nach dem anderen ab. Sie hängt nun an den eben erit ge- ponnenen Fäden und reißt auch diefe ab, nachdem fie fiir abermalige Befeitigung in der angenommenen Nichtung gejorgt hat. Wie aus der obigen Mitteilung jchon hervorgeht, jiedelt fich Mytilus edulis dort, two ftarfe Ebbe und Flut ift, in der Uferregion an, die zeit- weije bioßgelegt wird. An vielen Stellen der zerrijfenen, norwegischen Küfte fan man ein jchwarzes, 1-2 Fuß breites Band zur Ebbezeit über dem Wafjerjpiegel jehen, das fich aus unzählbaren Miesmuicheln zufammenfeßt. Teilmeije ift diefes dunkle Band jchon von dem meißlichen Gürtel der Seepocen (Balanus) überzogen. Bei unruhiger See erleichtern diefe lebendigen Mauern ein Herausfpringen aus dem Nuderboote fehr. — Wo aber die Sadenfiemer. 521 Gezeiten feinen großen Höhenunterfchied zeigen und auch aus anderen örtlichen Urfachen - jiedeln fich die Miesmufcheln ettwas tiefer an, jo daß fie immer vom Waffer bedecdt bleiben. Die Miesmufchel gedeiht am beiten in der Nordjee und in den nordeuropäijchen Meeren. Sie gehört zu den nicht zahlreichen Mufcheln und überhaupt Geetieren, die aus den Meeren mit normalem Salzgehalte, wie aus der Nordfee, in die mehr oder weniger gejükten, ihre Salzgehaltes beraubten Meere und Binnenmeere, wie die Dftjee, eindringen. Auch im Kajpiihen Meere fommt fie mit einigen anderen verfümmerten Mufcheln vor, ohne imjtande gewejen zu fein, bei der jo langjam erfolgten VBerfüßung diejes Wafjers lic) vollftändig und Fräftig zu afflimatifieren. C3 wird jedoch angegeben, daß fie mit einer Herzmufchel von dort in einige Flüffe weit hinauf gedrungen ift, wo fie auch noch von dem legten Meeresjalzbedürfnis ich Iosgemacht hätte. Ihre Vermehrung unter günftigen Bedingungen ift erftaunfich. Meyer und Möbius erzählen, daß an einem Badefloß, das bom 8. uni 513 14. DOftober in der Kieler Bucht gelegen hatte, alle unter Waffer befind- lich gewejenen Teile jo dicht mit Miesmufcheln bevedt waren, daß 30000 Stüd auf 1 qm famen. Die Schägung bleibt aber noch unter der Wirklichkeit, da fich beim Zählen ficherlich viele jehr Feine Stüde, die zwischen den BHffusfäden der größeren hingen, der Beachtung entzogen hatten. Sr der Kieler Bucht erreichen die Tiere in 4—5 Sahren ihre volle Größe; am jchnellften wachen jie in den erjten 2 Zahren. Man benust die Miesmujchel überall, wo jie gedeiht, teils als Köder, teils auch für die Küche, und hat für diefen leßteren Bedarf an vielen Orten eine eigne Mujcheltirtichaft und Zucht eingerichtet. Genaue Nachrichten über eine folche geregelte Miesmufschelzucht, Die freilich Heute wegen der Ausdehnung der Marine-Anlagen teilweije nur noch Hiltorijche Be- deutung hat, Haben uns Meyer und Möbius in ihrem Schönen Werfe über die Fauna der Kieler Bucht gegeben. „Auf der Oberfläche der Hafenpfähle und Bretfer, der Badejchiffe, Boote und Landungsbrüden jiedeln fich, joweit jie unter Wafjer ftehen, Miesmujcheln an, deren junge Brut oft wie ein dichter Nafen darauf wuchert. Shre finftlichen Wohnpläbe find die Mujchelpfähle, die Bäume, welche die Fijcher bei Ellerbef, einem alten, malerijchen Tilcherdorfe, das Stiel gegenüber liegt, auf den zu ihren Häufern gehörenden Pläten unter Waffer pflanzen. Zu folden Mujchelbäumen werden vorzugsweile Elfern benubt, weil jie billiger als Eichen und Buchen find, die jedoch auch dazu dienen. Diejen Bäumen nimmt der Sicher die Dünnften Ziveige, jchneidet die Jahreszahl in den Stamm, jpikt jie unten zu und jebt jie mit Hilfe eines Taues und einer Gabel in die Region des lebenden oder toten Ceegtafes auf 2—3 Faden Tiefe feit in den Grund. Das ‚Seben‘ der Mujchelbäunte ge- Ihieht zu jeder Jahreszeit, ‚gezogen‘ werden fie aber nur im Winter, am Häufigiten auf dem Eije, da dann die Mujcheln am beiten Schmeden und ungefährlich find. Die Nufchel- bäume ziehen fich an beiden Geiten der Bucht dem Düfternbroofer und Ellerbefer Ufer entlang, gleichjam wie unterjeeifche Gärten, die man nur bei ruhiger See unter dem Haren Wafjer jehen fan. Treiben anhaltende Wejtwinde viel Wafjer aus der Bucht hinaus, jo tagt wohl hier und da die höchite Spibe eines Baumes über den niedrigen Wafjerjpiegel heraus. Sonjt bleiben fie immer bededt und unjichtbar. Wir Haben oft Mujchelpfähle ziehen lajjen, um die Bewohner derjelben zu janımeln, und uns dabei an den Hantie- rungen und Bemerfungen der Ellerbefer Fiicher ergöbt. Sie haben Ktähne von uralter Form mit flahem Boden und jteilen Seitenwänden und rudern diejelben mit [patenfürmigen Schaufeln. Den Stand ihrer Mujchelpfähle wiljen jie durch Merkeichen am Lande, die lie aus der Ferne fixieren, aufzufinden. Und wenn fie über einem Baume angelommen 522 MWeichtiere: Mufcheln. find, fo treiben fie eine Stange in den Grund, um den Kahn daran feitzubinden; dann ichlingen fie ein Tau um einen Hafen, führen diejes unter Waljer um den Stamm Des Mufchelbaumes herum und mwinden denjelben damit in die Höhe.“ Die Miesmufchel gedeiht aber auch an allen Stüjten des Mittelmeeres, two fie Unter- lagen fitr ihr Gefpinft findet. So leben von den 30000 Einwohnern des jeßigen Taranto mindejtens zwei Drittel von dem Meere und feinen Produkten. Die Hauptrolle jpielen die beiden Miesmujchelarten, die Gemeine blaue und die Bärtige, Modiola barbata Lam. Nicht alle Leute fönnen übrigens den Genuß der nahrhaften Miesmujcheln gleich gut vertragen, bei manchen erzeugt derjelbe, ähnlich wie der der Krebje, eine Art Ausichlag oder Neflelfriefel. Auch Vergiftungen zufolge des Verzehrens diefer Mujcheln jind beob- achtet worden. Soweit die Sache aufgeklärt ift, hängt die Oiftigfeit (Erzeugung von Miytilo- FA) EN N) torin?) mit dem Aufenthaltsort zufammen. Cie entjteht meift in ver Nähe der Schleufen, die Abwäfler der Städte ind Meer bringen. Gelegentlich werden dafür auch metalliiche Beimengungen des Seewafjers verantwortlich gemacht. ©eit bei und die Behörde darüber wacht, daß Pfahlmufcheln von gefährlichen PBläben nicht in den Handel fommen, ift — troß des Starken Verbrauchs der Sebtzeit — Fein tödlicher Vergiftungsfall mehr befannt- geworden. — Die Miesmufcheln erzeugen zumeilen auch Perlen (j. ©. 537). Orimpe fand fie Häufig bei Amrum und Sylt, bejonder3 oft in deformierten Mufcheln. Modiola Lam. weicht von der Gattung Mytilus unmejentlic) ab. Nur die Wirbel des Gehäufes ftehen nicht auf der vorderen Spibe felbit, jondern find jeitlich auf die furze Seite geneigt. Die Arten find auch hier ziemlich zahlreich und fommen in allen Meeren vor. Snterejjant find diejenigen, welche jich mit Hilfe ihres Byjjus mit einem Ge- jpinjt oder Ne umgeben. „Eine wunderliche Hilfe”, jagt de Filippi bon einer Art, „welche wie ein Gad die ganze Schale verbirgt, ift innen aus einem Filze grauer Fäven, außen aus Steinchen, Schalentrümmern und ähnlichem zufammengejegt und hängt mit dem Hin- terteil zufammen, aus dejfen Fäden fie zum Teil entftanden zu fein feheint.” Auf eine Art von folcher Zebensweife ift Modiola lutea ‚Fischer aus der Tiefe des Golfs von Fadenkiemer. — Unechte Blattliemer. 923 Gascogne gegründet und als bejondere Gattung Modiella Hall abgefpalten. Xırch einige andere Feine Modiolen, al bejondere Gattung Modiolaria Beck, jcheinen nur in der Jugend mit dem Barte ausgeitattet zu fein; fie verlieren diefen, nachdem fie fich im Snuneren bon Manteltieren der Gattung Aseidia angefiedelt haben. Zu diefen im Alter den Byjjus verlierenden Mytiliven gehört auch die Gattung Lithodomus Ouv. Da3 beinahe zylindriiche Gehäufe ijt an beiden Enden abgerundet und mit einer jehr jtarfen DOberhaut überzogen. Alle Arten leben in felbjtgemachten Xöchern in Steinen, Korallen, auch in diden Kconchyfien. Am befannteften ift die im Mittelmeer gemeine Steindattel, Lithodomus lithophagus Z. Cie ift eine jehr beliebte Speife, Tommt aber, objchon fie fat überall an ven Kalffteinfüften zu finden, nie in großen Mengen auf ven Markt, da das Herausholen aus ihren Höhlungen viel Zeit und Mühe foftet. Sie gehört demnach zu den jogenannten bohrenden Mufcheln, objchon diefer Name, fofern er die Tätigkeit anzeigen foll, durch welche die Steindattel in den Felfen gelangt, ein jehr ungeeigneter it. Wir werden weiter unten jehen, daß einige Mufcheln allerdings fich ihre Höhlungen in Holz und Etein wenigftens zum Teil ausrajpeln und bohren. Die Steindattel hat aber hierzu gar feine Ausrüftung. Die ganze Oberfläche ver Schale, und namentlich auch Borderende und Vorderrand, jind glatt, ohne jede Spur von Zähnchen, die allenfalls als Najpel benust werden fünnten. Auch findet man die meilten Stüde mit völlig unverjehrter Dberhaut, die Doch jedenfalls beim Neiben an den dem Drude am meilten ausgejekten Stellen abgenubt werden müßte. Da man bei der Steindattel feine mechanijchen Hilfsmittel fennt, mittel deren jie bohren fönnte, jo hat man wohl an hemilche zu denfen, und da es immer Ralf ift, in den fie eindringt, Korallen, Weichtierjchalen, Kalffeljen, jo dürfte die von ver Haut ausgejchtedene Kohlenjäure heranzuziehen fein, die den jchwerlösiihen Fohlen- jauren Kalk in den leichtlösfichen doppeltfohlenjauren verwandelt, und die vermutlich ebenjo bei denjenigen Öajtropoden mit tätig ift, die Mufchelichalen anbohren (j. ©. 446). Eine Gejelljichaft von Gteindatteln ijt weltberühmt geworden, weil jie einen der am meiften in die Augen ftechenden Beweife für die Theorie der Hebung und Senkung ganzer Küftenftriche und Länder geliefert hat. An dem Haffiichen Strande von Bozzuoli (Buteoli) unweit Neapel ragen aus den Nuinen eines Tempels drei Säulen empor. Sn einer Höhe von 10 Fuß über dem Meeresipiegel beginnt an ihnen eine 6 Fuß breite Yone bon Bohrlöchern der Steindatteln. Die Küfte mit dem Gerapistempel ijt mithin einmal tief unter Wafjer getreten und hat fich jpäter, als die Steindatteln ihr Höhlwerf voll- endet hatten, bis zur heutigen Höhe gehoben; jegl finft jie langjam wieder. Dritte Ordnung: Mnechte Blattfiemer (Pseudolamellibranchia). Die drei Hauptfamilien diefer Ordnung find in ihrer Xebensweije jo verjchieden mie nur möglih. Die Oftreiden wachfen mit der Schale feit, büßen aljo alle Beweglichkeit ein, vie Apiculiden heften fich mit dem Byjjus an, behalten mithin wenigitens die Möglich- feit einer bejchränften Bewegung, die Bectiniden enthalten die beweglichiten aller Mujcheln. Man möchte aljo wenig geneigt jein, die Kamilien in einer Gruppe zu vereinen. Doch wird diejer Einwurf jofort hinfällig durch die Tatjache, daß unter den Pectiniden die größten, nämlich Spondylus, genau jo mit der Schale feitjigen wie die Auftern, obwohl an ihrer nädhjiten Berwandtjchaft mit den Stcammujcheln fein Zweifel fein kann. Gemeinjam it 924 Weichtiere: Mufcheln. allen, daß die Mantelränder nirgends miteinander veriwachien, und daß bei ihnen bloß ein Schliegmusfel erhalten ift; fie find Monomparier. Beginnen wir mit der Zamilie der Auftern (Ostreidae). Guftab Freytag, nebenbei ein guter Weichtierfenner, legt in „Soll und Haben” Fink eine faunige Schilderung in den Mund: „Sehen Gie dieje Aufter. Sch wette, es gibt zahlreiche Fifche und Erdbemwohner, melche dies holde Gejchöpf für etwas Gemeines halten; mir erfcheint fie al3 eine der vor- nehmjten Erfindungen der Natur. Was verlangen wir von einem VBornehmen? Die Aufter hat alles: fie ift ruhig, jte ift ftill, fie jißt feit auf ihrem Orund und Boden. Sie jchließt fich ab gegen die Außenwelt wie fein anderes &ejchöpf. Wenn lie ihre Schalen zuflappt, jo deutet fie auf das Ent- ichtedenfte an: Sch bin für niemand zu Haufe; e menit fie ihr perimutter- nes Haus öffnet, jo zeigt fie den bevorzugten Eben bürtigen ein zartes, ge- fühlvolles Wejen. Wenn der Mensch vasNecht hat, etwas Geichaffenes zu beneiden, fo it es Die Aufter.” Befanntlich Hat hierder Neid, wie jo oft, zu intenfiver Rache geführt. Keben der Seeperlen- mujchel hat fein ande- res Mufcheltier eine jolche Aufter, durch Hinmwegnahme ber Dedeljgale geöffnet. Natürlihe Größe. bolfsmwirtichaftliche Be- deutung, jebt jo viele Hände in Bewegung und bringt folche Summen in Umlauf wie die Aufter (Ostrea L.). E35 gibt Auftern in allen Meeren; die folgenden näheren Mitteilungen werden fich aber nur auf die Öemeine Aufter, Ostrea edulis Z., der eutopäifchen Küften beziehen. Die Stlappen find unregelmäßig und ungleich, indem die eine dider und mehr vertieft ift und die andere tie ein bloßer Dedel dazu erfcheint. Die didere ift die Iinfe, mit der die vor- her jhmwimmende Larve fich feitfeßt. Zu jo vielen anderen äußerlich jeyön geglätteten Schalen bilden fie durch ihre unregelmäßig blätterige Struktur und fchilferige Oberfläche einen rechten Gegenfaß; auch ift ihr Iuneres fehr unregelmäßig, indem fich mit Waffer gefüllte Näume finden. Auch die Schloßgegend hat mehrere bemerfensmwerte Eigentümlichkeiten. Die anfangs gleichen Wirbel werden mit dem zunehmenden Alter fehr ungleich, indem der- Jeige der oberen Schale in der Entwwidelung zucitbleibt. Zähne find gar nicht vorhanden, und das Ligament ift, wie bei manchen anderen Mufcheln, ein inneres; e3 liegt nach innen Unecdte Blattfiemer. 525 bom Rande in zwei Gruben der Schalen, von denen gleichfall3 nur die untere erheblich wählt. Das Klaffen ijt Dadurcd) möglich, daß die Spite des Dedels über den Unterrand der gegenüberliegenden Grube als jeine Drehlinie hinweg in jene hineingezogen wird. Das Dffnen der Aufter, um fie zur Tafel zu bringen, gejchieht befanntlich mittels eines zwilchen die Schalen eingebrachten ©falpelis, das man längs der inneren, glatten Dedelfläche bis zum Schliegmusfel (ein der Abb., ©.524) vorjchiebt, um diefenabzulöfen. Sobald er durch- jchnitten ift, Eafft das Gehäufe, und es macht feine Schwierigkeit, das Ligament abzureißen. Wir Haben num das Auftertier in feiner jelbitgefertigten Schüfjel liegen und miljen uns, wenn mir nicht jchon an zweimusfeligen Mujcheln gut unterrichtet find, anfangs nur jehr jchmwer zurechtzufinden. Sndejjen, da der Mantel (b) ganz gejpalten it und nur am Rüden (d) die beiden Blätter ineinander übergehen, jo ift damit für die Erfenntnis von unten und oben, vorn und hinten ein Anfang gemacht, und wir entveden beim Zurüd- ichlagen des vorderen Zipfels (a) den tief verborgenen Mund. Der empfindliche und zu- jammtenziehbare Mantel wird gewöhnlich fo weit zurüdgezogen, daß unter ihm die Slienen- blätter (c) herbortreten. Eine wejentliche Abweichung der Aufter von den anderen Mujcheln beiteht in der gänzlichen Berfümmerung des Fußes, die eintritt, jobald die jungen Tiere Jich feitgejebt haben. Damit jteht im Zufammenhange, daß auch der oben an den Fuß fich anjchließende Körperteil, den man den Rumpf nennen fünnte, nicht jo wie gewöhnlich zur Entwidelung gelangt. Dies betrifft vornehmlich die Fortpflanzungsdrüfe. Ostrea gehört zu den hermaphroditiichen Mufchen, in dem Maße, daß die die Drüje zufammenjebenden, Eier und Samenfänchen erzeugenden Blindjäcdchen ganz durcheinander fiegen und jogar ein und dasjelbe Drüjenjädchen halb männlich und halb weiblich jein Fan. ES jcheint jedoch, - dag bei manchen Stücken das eine oder das andere Gejchlecht bis zu einer faft gänzlichen Unterdrücdung des anderen vorwalten fan. Der Hermaphroditismus der europäijchen Aufter tritt jedoch, wenigjtens nach den Beobachtungen von Möbius, nie in der Weije auf, daß zu gleicher Zeit und im jelben Stüd Cier und Same vorhanden find, aljo eine Gelbjtbefruchtung Itattfinden könnte, ondern erft nach der Gierträchtigfeit entwidelt fich der Same. Jr anderen Stüden jah Möbius fi im Frühling die männliden Gejchlechtsprodufte ohne borher- gegangene Eibildung entwideln, aljo protandrich. Die Zahl der von einer Aufter jährlich herborgebrachten Eier ijt eine gewaltige, wenn wir ung auch nur mit einer der niedrigiten Berechnungen begnügen. Leeumwenhoef meinte, daß eine alte Aufter 10 Millionen Junge enthalte; ein anderer Gewährsmann, der berühmte Neapolitaner Poli, veranjchlagt jie nur auf 1209000, eine Nachfommenjchaft, Hinreichend, um ausgewachfen 12000 Täler zu füllen. Allein auch mit diefer Schägung find wir noch weit ab von den tatjächlichen Ber- hältniffen. Aus dem Berichte, den Profeijor Möbius in Kiel über die Zuftände der Auftern- produktion und Aufternzucht im Fahre 1870 dem preußifchen Minifter für die landmwirtichaft- Yichen Angelegenheiten abjtattete, entnehmen wir, daß ältere Auftern zwar über 1 Million unge zeugen, jüngere, dreijährige, aber viel weniger. Was aber noch wichtiger ijt: Die Bahl der trächtigen Auftern auf den Bänfen erreicht, wenigftens an den englischen und jchles- mwigichen Kiften, hHöchjtens 30 Prozent, oft faum 10 Prozent der Gejamtzahl. „ngenommen”, jagt Möbius, „es laichten in einem Sommer nur 10 Prozent der Austern einer Bank, auf welcher 100000 Austern lagern, und jede laichende Aufter brächte nur 1000 Sunge hervor, jo produzierten die 10 Prozent Mutterauftern zufammen doch Schon 10 Millionen Junge. Wenn alle dieje auf der Mutterbanf oder in deren Nähe Plab nähmen, jo müßten fi) von nun an 10 Millionen Auftern in Diejelbe Menge Nahrung teilen, 526 Weichtiere: Mufcheln. die vorher 100000 Auftern zur Verfügung ftand. Eine jede der Heinen würde zivar viel weniger Nahrung einziehen ald eine eriwachjene, aber ihrer großen Zahl wegen’ würden fie fich jowohl gegenfeitig, wie auch den erwachjenen Auftern eine jehr ftarfe Konfurrenz machen, jelbjt in dem großen Meere." Die weitere Verfolgung diefer Betrachtung lehrt, daß durch die Ernährungsperhältnifje eine ziemlich enge Grenze der Vermehrung der Auftern auf einer gegebenen Meeresitrede bejtimmt ift, und daß bei Zunahme der Menge der Tiere die einzelnen leiden und an Wert verlieren. Die Entwidelung gejchieht innerhalb der Mantelhöhle des alten Tieres, welche die ungen (j. die Abbildung) erit dann verlajjen, wenn ihre Schale jo weit ausgebildet ilt, daß fte jich baldigft anfitten fünnen. Schon nach einigen Monaten follen fie wieder fortpflanzungsfähig fein, mas wohl ftarf zu bezweifeln ift, aber exit nach einigen Sahren erreichen jte die nach ihren Standorten und der Rafje jehr berjchiedene volle Größe. Man wird nämlich nicht fehl- greifen, wenn man alle an den europät- jchen Küften lebenden Auftern, die im Aufternhandel eine Rolle jpielen, als eine einzige Art anjieht, mögen jie nun auf Teljen oder auf locderen Bänfen angejie- delt jein, groß oder Hein, dicichalig oder vünnschalig, mehr oder weniger blätterig. Die Anatomie der Tiere weijt feine einzige irgendwie berücjichtigungswerte Berjchie- denheit nach, und die angedeuteten Yb- mweichungen jind vollitändig aus den ber- jhiedenen Graden de3 Kalf- und ©alz- ' gehaltes der Meere, überhaupt aus den A) und B) Larven ber Aufter (Ostrea) von verfchiedenen örtlichen Einflüffen abzuleiten. ZLeufe, „az 1 Derinun. LEE mn me Bir Haben km Bieje Bexhällnifje, Anz un me repung“, VII. 8b). geographijiche Verbreitung an den europäilchen Küften, näher ins Wuge zu fajjen. E38 ift nicht gut möglich, die künstlich angelegten Bänfe und Zuchten dabei gänzlich unberüchichtigt zu lafjen, obgleich wir exrft weiter unten über die in neuerer Zeit fo großes Aufjehen machende Aufternpflege eingehender berichten wollen. Gehen wir vom Adria- tiichen Meere aus, in vem die Aufter überall wenigftens vereinzelt, an verfchiedenen Stellen . majjenhaft, d. h. in Bänfen lebt. Es unterliegt feinem Zweifel, daß das leßtere Verhält- nis das natürlichere ift, objchon man von den vereinzelt angefiedelten Auftern Dircchaus nicht das Gegenteil jagen fan. Sm äußerften, jehr flachen Wintel der Bucht von Muggia bei Triejt jiedeln fich die Auftern auf den in den Schlamm geftedten Pfählen an, wogegen fie auf dem jehr weichen Schlammgrunde diefer bei den Zoologen hoch in Ehren ftehenden Dat nicht fortfommen. Seit Sahrhunderten hegt man fie auch in den Kanälen und Dajjins des Arena in Venedig. Wir jeden das Tier alfo auf der öftfichen und der meitlichen Ceite des großen Golfes von Venedig unter fehr verfchiedenen Bedingungen Auftern. 827 gedeihen, Dort, bei Muggia, in einem durch Feinerlei oder nicht nennenswerten Zufluß von füßem Wafjer gemifchten Salzmwaffer, hier in ver Lagune. Man darf jedoch nicht glauben, dab das Arjenalwaifer, in dem die Auftern ohne befondere Pflege ihr ganzes Leben zu- bringen, jehr bradig jei; es fteht durch die großen Mündungen des Lido in fo naher Ver- bindung mit dem offenen Meere, daß infolge der regelmäßig eindringenden Flut fein Galzgehalt nicht fehr Herabgedrüdt werden dürfte. Sehr jehöne große Austern Hat Dsfar Schmidt im Beden von Gebenico von felfigem Grunde aus ungefähr 15 Faden Tiefe mit dem Schleppnebe aufgezogen, jedoch nicht jo nahe der Slerfa, daß eine merfliche Verfükung des Wajjers eingetreten wäre. Die Lage diejer Heinen, von den dortigen Fiichern nur gelegentlich ausgebeuteten Bank ift aber injofern Yehrreich, alS auch fie zeigt, daß ent- weder Zlutjtrömungen oder, wie es dort der Fall ift, unterfeeifche Strömungen, die dem hilflofen Tiere Nahrung zuführen, zuträglich und notwendig find. Aus einer Vergleichung der Triefter und diefer Ortlichfeit geht auch fchon hervor, daß die Aufter bei jehr ver- ihiedenen Wohntiefen, und zwar von der mittleren Strandmarfe an bis 15 Faden, in anderen Fällen 20 Faden und noch tiefer ihre volle Xebenstätigfeit entfalten fann, ein phHnfiologiicher Zug, der für die praftiiche Aufternzucht von der allergrößlen Bedeutung it. Weiter jüdlich finden jich auf der italienischen ©eite Schon im Altertum berühmte Aufternlager in der Nähe von Brindifi (Brumdufium) und im Golfe von Tarent. Von da zieht jich die Aufter durch den ganzen öftlichen und weltlichen Teil des Mittelmeeres, ohne jich, wie es jcheint, mafjenhaft anzufammeln; fie it auch ins Schwarze Meer ein- gedrungen und da und Dort einzeln an der Südfüfte der Krim angejiedelt, ein Beweis ihrer großen Anpafjungsfähigfeit. Natürlich beherbergt auch der mwejtliche Teil des Mittelmeeres die Auter überall da, wo Etrömungs- und Bodenverhältnijje es geitatten, jedoch haben jich nirgends jehr be- Deutende Bänfe gebildet. Und wie man fchon im Altertum den feit der vulfanifchen Er- hebung des Monte Nuodo 1538 verödeten Lufriner See mit Auftern von Tarent füllte, jo gegen Ende des 19. Sahrhunderts den Lago di Fufaro; wie dent auch zu den Zuchtverfuchen an der füdfranzöfiichen Küfte die Aufteri aus dem Atlantiichen Meere aushelfen mußten. Sowohl an den franzöfiichen wie an den britijchen Kitften, der Nordfee und des Atlantijchen Dzeanz finden fich zahlreiche natürliche Aufternbänfe, und an der norwegischen Ktüfte reicht die Aufter bis zum 65. Grade hinauf. Sie kommt im füdlichen Norwegen an manchen Streden in foldhen Mengen vor, daß fie mit Brot und Butter als felbitverjtändlicher Nach- tijch zu beliebigem Genujje aufgetragen wird. Zu einem jehr verbreiteten Mißverftändnis hat der Ausdrud „Holfteinifche” oder „Stensburger” Auftern VBeranlaffung gegeben. Diefen Namen führen die Auftern, die borzugsweife in Norddeutichland bis Leipzig, Magdeburg und Berlin und weiter füdlich, ferner längs der ganzen Dftfeeküfte bis Petersburg, verjandt und verzehrt werden, und deren Heimat man gewöhnlich an die Holfteinifche Dftfeefüfte verlegt. Sm der ganzen Ditjee lebt jest (früher war e3 ander3, wie wir jehen werden) feine Aufter. Die jogenannten Ylens- burger Auftern ftammen alle von der Weitfüfte, der Strede von Yujum bis Tonvern gegenüber, zroijchen den Sufeln Shit, Föhr uiw., wo tiefe Wafferrinnen den flachen Meeres- boden durchziehen. Während der Ebbe werden meilenweite Streden de3 Bodens bloß- gelegt, während der Zlut ragen nur jene Snjeln hervor. Man nennt diejes Gebiet die BWatten. „Die Aufternbänfe fiegen”, wie Möbius berichtet, „an den Abhängen der tiefen Ninntäler des Wattenmeerez, in welchen die Hauptjtröme des Zlut- und Ebbewwajjer3 mit 928 Weichtiere: Mujcheln. einer Gefchwindigfeit von 4—6 Fuß in der Sekunde laufen, aljo ungefähr, ebenjo fchnelt, tie der Ahein vor Bonn borbeifließt. Der Grund ift ziemlich fejt und beiteht aus Sand, feinen, jelten größeren Steinen und Mujchelfchalen. Die meilten Bänfe haben bei Ebbe, wenn die Watten in ihrer Nähe trodenliegen, noch I—6 Fu Wafler über fich. Tiefer als 20—30 Fuß fommen im Wattenmeere feine Aufternbänfe vor. Der Salzgehalt beträgt etivas über 3 Prozent. Auf den beiten Bänken leben neben den Austern gewijje Tiere, von welchen ich al3 charafteriftijch nur die Seehand (Aleyonium digitatum), den Dreifanten- mwurm (Serpula triquetra) und den grünen ©eeigel (Parechinus miliaris) nennen till. Wo viele Miesmujcheln (Mytilus edulis), Seepocden (Balanus erenatus) und Sandmwinrmer (Sabellaria anglica) auftreten, da gedeihen die Auftern weniger gut, ja fie verjchiwinden, mo diefe Tiere die Oberherrfchaft gewinnen, gänzlich.” Noch jchlimmer ift die Verfandung und Verihlidung der Bänke, wie z.B. eine Bank nordöftlich der Snjel Amrum von Jahı zu Jahr mehr unter dem überlaufenden Sande begraben worden tft. Bon hohem Spnterefje ijt die natürliche Anfiedelung der Aufter im Limfjord im nörd- lichen Sütland, die erjt vor Höchltens 100 Jahren ftattgefunden Hat, nachdent der jchmale Uferwall, der ihn von der Nordjee getrennt hatte, jeit 1825 dauernd durchbrochen worden und der Limfjord Dadurch ein Salgwafjerbeden geworden war. Austern hat man zuerit im Sahre 1851 bemerkt, und zwar im Galingjund, im weitlichen Dritteile des Limfjords, in großer Wenge und jchon völlig ausgewachlen. Shre Einwanderung als [hwimmende Brut muß alfo jchon viel früher erfolgt jein. Sn der DOftjee befinden jich die lebten regelmäßig ausgebeuteten Bänfe an der Snjel Läjoe im Kattegat und follen fich von Dort gegen Die Snjel Anholt Hinziehen. Schon im Sund und in den Belten finden jich Die Bedingungen für die Verbreitung der Auftern nicht mehr, noch weniger in der eigentlichen Dftjee. Der Haupt- grund, warum die Aufter nicht mehr in der Ditjee fortfommt, liegt offenbar in dem zu ge- ringen ©alzgehalte diejes wenigjtens in feinen nördlichen und öjtlichen Teilen jchon fait zu einem jüßen Binnenjee gewordenen Gewäjjers. Da nun füdlich von Anholt gegen die Belte zu der Galzgehalt jo weit herabjinft wie an der Güdfüfte der Krim, two, wie oben erwähnt wurde, die Aufter verfiüimmert, jo it das Minimum von Galzgehalt, das die Aufter zum Qeben bedarf, etwa 17 pro Mille. Am fettejten und fehmadhafteiten wird fie bei 20—30 pro Mille, daher man, abgejehen von den mittelmeerischen, auch an den Küften des Atlantischen Ozeans und der Nordjee die beliebtejten Auftern an Stellen findet, wo der Galzgehalt des Meeres entweder durch einen größeren Fluß, der ins offene Meer geht, oder durch Heinere Flüffe, die fi) in eine Bucht ergieken, etwas gemildert wird: fo die Auftern von Havre, im Cancale-Bufen, bei der Iufel Ne, bei Nochelle, an den Küften der Grafichaft Stent, im Bereiche des Themjemwafjerz, bei Colcheiter, Dftende ufw. Daß in dem gemilderten Waffer die Auftern felbft ich beijer befinden, foll damit nicht behauptet werden. Die jpäteren Römer, die der Öaftronomie jo jehr Huldigten, dat eine Mißachtung derjelben als Mangel an feiner Tebensart galt, holten fich die Auftern aus den verjchiedenjten Welt- gegenden und jeßten fie in die Lufrinifche Bucht, die Damals wohl weniger ausgefüllt war als jet, oder in andere, Fünftlich ausgegrabene Behälter, Deren e3 in der jpäteren Zeit viele gab. Plintus, der fich auf joldde Dinge verjtand, erklärt die Auftern aus der offenen See für Hein und fchlecht und Hält für gute Auftern den Zufluß von füßem Waffer für nötig. Bir find aus der Naturgefchichte der Aufter jchon in das Auftern-Efjen und die Pflege und Bucht der Austern hineingefommen, ein Kapitel, worüber jo unendlich viel jowoh! ın yoifjenschaftlichen al3 in populären Werfen und Zeitfchriften gejchrieben wurde. König Auftern und Aufternzudt. 929 „satob von England foll oft, wenn ex fich Auftern gut fcehmeden ließ, gejagt haben, e3 müfje ein mutiger Mann gemwejen fein, der zuerft eine Aufter gegeffen habe. SKeineswegs. Zu den Auftern und vielen anderen, auch nicht appetitlicher ausjehenden Meeresfrüchten griff der Menjch, als er laum jchon diefen Namen verdiente und das Ausfehen des Chbaren ihm gewiß den geringiten Kummer machte. Den Beweis, daß jhon vor Sahıtaufenden die Aufter ein wichtiges Nahrungsmitteleinesdie Küftenbemohnenden Teiles der Ureinwohner Europas gebildet, Tiefern die fogenannten „Küchentefte”, die in ungeheuren Anhäufungen längs der DOftfifte Zütlands und an den dänifchen Snfefn bis zu den Eingängen der Oft- jee hin fich befinden und von den Gelehrten mit großem Scharffinne unterfucht worden jind. Sie geben zugleich, beiläufig gejagt, einen der ficherften Belege dafür, daß menigftens Der ganze jüdliche Teil des Kattegats, in dem die Aufter jebt wegen de3 geringen Galz- gehaltes nicht mehr fortfommt, damals, al3 dem Gedeihen der Aufter fehr zuträglich, viel jalgreicher gemwejen fein muß, ein Umstand, der mit anderen zu höchft intereffanten Schlüffen über die damalige Geftaltung Schwedens und vielleicht auch Finnlands geleitet hat. C3 gibt vielleicht feine bejjere Skizze über den einitigen Aufternverbrauch und die Aufternzucht, als die, welche E. v. Baer in der obigen Abhandlung gegeben, und da diefelbe in einer nur weni- gen Lejern zugänglichen Zeitjchrift enthalten ift, nehmen wir fie auf. „Die VBerfuche, die man neuerlich in Sranfreich gemacht hat, erichöpfte Aufternbänfe zu reinigen, oder in anderen Gegenden den Auftern bejjere Anfabpunkte zu verichaffen, fcheinen auf viele den Eindrud gemacht zu haben, al3 ob die Aujternpflege (jo wollen wir überhaupt die Sorge für das Gedeihen der Auftern benennen) eine neue Kunjt wäre und eine weitere Ausbildung der Methode der Fünftlichen Befruchtung der Fiiche. E3 ift daher wohl nicht überflüffig, mit einigen Worten zu bemerfen, daß die gewöhnliche Aufternzucht oder Aufternpflege ungemein alt ılt, jehr allgemein angewendet wurde und noch wird, nicht etwa jo, wie die Fünftliche Sihzudht, die faft vor einem Jahrhundert begann und an einigen Orten, 3. B. in Bayern, zwar fortgefegt wurde, aber in jo Keinem Maßitabe und mit jo wenig Aufjehen, daß die neueren Berjuche in Sranfreich längere Zeit als exjte und nicht erhörte vom großen Publikum angejtaunt wurden, während die fünftliche Befruchtung an Fröfchen feit einem Jahrhundert vielleicht bon jedem Naturforscher, der die Entwidelung diejer Tiere beobachten wollte, und in neuerer Zeit auch die Befruchtung der Zifeheier nicht felten von Naturforfchern bor- genommen war." Wenn unjer Gewährsmann nun aber meint, eine fünftliche Befruchtung jei bei den Auftern gar nicht erforderlich und Fönnte nur zerjtörend wirten, da die Auftern hermaphroditiich feien, jo erinnern wir an die jchon oben gemachte Bemerkung, daß Same und Gier fich nicht gleichzeitig in demfelben Tiere entiviceln, eine Gelbjtbefruchtung alfo jchon deshalb nicht ftattfinden fan. Gleichwohl ijt eine Fünftliche Befruchtung weder not- wendig, noch dürfte fie im großen durchführbar fein. „Die Aufternpflege ift aber jchon zwei Sahrtaufende alt. Plinius jagt jehr beflimmt, daß Sergius Drata, ein Mann, der vor dem Marjifchen Kriege, aljo wohl ein Sahrhundert vor Chrilto lebte, die eriten Aufternbaflins angelegt habe, und zivar in großem Maßjtabe, um lic) zu bereichern. „Seit den Zeiten der Römer ijt die Aujternzucht wahrjcheinlich nie veriorengegangen, obgleich wir aus dem Mittelalter wenige Nachrichten darüber haben, da die Naturwijjen- ichaften jehr vernachläfiigt wurden. Daß die Aufternzucht im Weften nie ganz aufgehört habe, geht aus einem Gejete hervor, das im Syahre 1375 unter Eduard III. gegeben wurde, und welches verbot, Aufternbrut zu einer anderen Zeit zu jammeln und zu verjegen als en Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 34 950 Weichhtiere: Mufcheln. im Mai. Zu jeder anderen Zeit durfte man nur jolche Auftern ablöjen, die groß genug waren, daß ein Schilling in ven Schalen Fappern Tonnte. „Man fand daher, al3 die naturhiitoriiche Literatur wieder erweckt ide und be- fonbere, al3 man anfing, nicht allein die alten Schriftfteller zu fopieren, jondern auch die Vorfommmiffe in der eignen Umgebung zu bejchreiben, daß fait überall, wo Auftern ge- deihen und ihr Fang einen Gegenstand des Gewerbes bildet, man auch mehr oder weniger Sorafalt auf Verpflanzung, Hegung und Erziehung verwendete. Am meijten gejchah das, wie e3 Scheint, in England, mwenigitens laffen jich aus England am meiften Nachrichten dariiber fammeln. Die ftark anwachfende Hauptitadt, in welcher fich aus allen Meeren die Geldmittel Sammelten und der Luzus fich entwicdelte, Hatte bald den Auftern einen jo guten Adjag verichafft, daf man darauf bedacht war, in der Nähe immer einen gehörigen Vorrat zu haben fie aus weiter Ferne brachte und zur Seite der Themjemündungen Füntliche Bänke von ihnen anlegte. Da e3 fich nun fand, daß bei einer Milderung des Seewajjers durch mäßigen Zutritt von Flußmwafjer die Auftern bei den Kennern noch beliebter wurden, fo wird diefe Art halbkünftlicher Aufternzucht, deren Ursprung man nicht jicher anzugeben weiß, obgleich die Aufternfifcher von Kent und Sufjer behaupten, daß ihre Vorfahren um da3 Kahr 1700 diefe Bänke angelegt haben, jet in jehr großem Maßitabe betrieben. Man bringt die Auftern aus dem Süden und aus dem Norden in die Nähe der Miindungen der Themfe und des Medway, um fie auf den fünftlichen Bänfen einige Zeit zu mäjten. Allein aus dem Meerbujen, an welchem Edinburgh liegt, aus dem Firth) of Forth, bringt man jebt, roie Sohnfton berichtet, 30 Ladungen, jede zu 320 Fäffern und jedes Zah mit 1200 ver- föuflichen Austern, alfo 11520000 Stüd, in dieje fünjtlichen Fütterungsanftalten. Wie biele mögen von den Snfeln Guernjey und Serjey fommen, wo der Fang am ergiebigiten ift! Forbes meint, der Bedarf für London fomme größtenteils von diejen Fünjtlichen Betten. Um zu erfahren, wie groß die jährliche Zufuhr nach London jei, jtellte er Erfundigungen at; die Abjchäbungen fielen ziemlich übereinftimmend auf das Quantum von 130000 Bujhels (über 80000 Berliner Scheffel), wovon etwa ein Viertel weiter ins Land und außer London berjchiett und drei Viertel von den Bewohnern Londons verzehrt wird.” Wir ergänzen diefe Mitteilungen durch den Bericht von Möbius über Whititable, „ven Haffiichen Aufternpla an dem fünlichen Ufer der Themjemündung". Wir erfahren, daß die Aufternfischer noch jebt eine Art von Gilde mit über 400 Mitgliedern bilden. „Ein Sandriff, da3 von der Stüfte ausläuft und 1% Meile Yang ift, jchüßt die Aufterngründe gegen den Oftwind. Diefe Haben bei Niedrigwafjer 46 Fuß Tiefe, jo daß nur bei außer- gewöhnlich niedrigen Ebben die Bänke trodenlaufen. Das Wajjer war trütbe, und jeine Dichte betrug am 7. Mai 1868: 1,024 bei 119 Neaumur, was einem Salzgehalt von 3,14 Prozent entjpricht. Um die Aufterngründe gut zu erhalten und zu verbefjern, verjorgt man fie Häufig mit leeren Aufternfchalen, die Hauptjächlich von London zurüdgeliefert werden. „Die Whititabler beziehen Auftern von natirlichen Bänfen in der Nordjee, im Eng- chen Kanal, an den irischen Küften, und legen jie auf ihre Gründe, um fie wohljchmeden- der zu machen. Die Natives werden in der Negel im Sommer al junge, 11% Zoll große Austern (brood) Hauptjächlich von den natürlichen Bänken im Themjebujen zwijchen Korgate und Harwich geholt, wo jedermann frei fiichen darf. Die meijten liefert die mit dem Namen Bladwater bezeichnete Heine Bucht zwischen Colchefter und Maldon. Austern aus der Nordjee und bei Helgoland befommen feinen jo feinen Gejchmad und Haben einen viel geringeren Wert al3 die echten Natives. Den Anfang und Schluß des Filchens von Aufternzudt. Sal Marktauftern beftimmt in Whititable jedes Zahı die aus zwölf Mitgliedern beitehende Jurh der Kompanie. Gewöhnlich Dauert e3 vom 3. Auguft bis 9. Mai. rn der Zeit, wo für den Markt nicht gefifcht wird, find die Fiicher damit bejchäftigt, den Grund von Mud (Schlamm), von Pflanzen und von feindlichen Tieren zu reinigen und die größeren Auftern auf bejondere Etellen fir den Verfauf in der bevorjtehenden Gaijon zu verjegen. Dieje Arbeiten unterbrechen fie nur in der Zeit, in der jich die Aufternbrut niederjegt. Dies ge- ichieht im Juni oder Zuli, und zwar wahrjcheinlich je nach der Wärme des Wafjers ettva3 früher oder jpäter. | „Der Aufternhandel ift in Whitjtable jehr ausgebreitet. Die dortigen Aufterngründe find nicht allein Zucht und Maftftätten, fondern auch große Depots fir Auftern aller Duali- täten und Preife. In Whititable jelbit Hatte 1869 eine gute Native-Aufter 1Y,—115 Pence Doert. In den Sahren 1852—62 war der Preis fir das Bufhel (1400—1500 Stüd) niemals höher ala 2 Bfund Sterling 2 Schilling; 1863—64 itieg er auf 4 Pfund Sterling 10 Schilling, und 1868—69 mußte man 58 Pfund Sterling dafür bezahlen." (Möbius.) „Noch weniger”, jagt dv. Baer weiter, „mar in Frankreich das Anlegen von Auftern- bänfen unbefannt vor Cofte (welcher in neuerer Zeit die meilte Anregung zur Fılch- und Aufternzucht gegeben). Bory de St. Vincent hielt im Jahre 1845 in der Parijer Afa- demie einen Vortrag über die Notwendigkeit, neue Bänfe anzulegen. Er verjicherte, daß er jelbft unerjchöpfliche Bänte angelegt habe. Bor ihm hatte ein Herr Karbonnel ein Batent erhalten für eine neue und einfache Methode, Aufternbänfe an der franzöfiichen Küjte an- zulegen. Cr joll diejes Patent einer Gefellichaft für 100000 Frants verfauft Haben. Die Parks waren lange vorher in Gebrauch.” Die Aufternparfs erfüllen einen doppelten Aivedk: fie find Meaftitälle und Lager. Einen Weltruf behaupten jeit vielen Jahren die von Dftende, Marennes unweit Rochefort und Gancale im Norden Frankreichs. Die Austern, welche in den „Benjionen” von Oftende ihre höhere Erziehung erhalten jollen, fommen jümtlich von den engliichen Küjten. Die gemauerten oder gezimmerten, am Boden mit Brettern belegten Räume, in welchen jie forgfältig überwacht werden, Hängen durch Schleufen mit dem Meere zujammen und werden alle 24 Stunden gereinigt. Etwa 15 Millionen Auftern gelangen jährlich aus den Drei Parks von Dftende auf den Markt. Die Parks von Marennes und La Tremblade mit ihren berühmten grünen Zöglingen werden „Claires” genannt und nur zur Zeit der Springfluten, bei Neu und Vollmond, mit frischem Waffer verjehen. hr Flächeninhalt wechjelt zwijchen 2—3000 Quadratmeter, und fie find gegen das Meer durch einen Damm gejchüßt, Der mit einer Schleufe zur Regulierung der Wafferhöhe verjehen ift. Man läßt zuerft das Waffer längere Zeit in den Abteilungen, damit der Boden fich gehörig mit Salz jättige. Dann, nachdem das Wafjer abgeflojfen und aller Anja von Tangen und Algen entfernt it, wird der Boden wie eine Tenne gejchlagen, aber mit erhöhter Mitte, wo die Auftern liegen jolfen. Nun fommen die Auftern hinein, welche von den benachbarten Bänfen eingefam- melt werden. Das gejchieht vom September an. Sie werden aber nicht unmittelbar in die Claires verjebt, jondern exit in eine Art von Sammelbeden, die jidy dadurch von jenen unterjcheiden, daß fie dem täglichen Flutwechjel unterliegen. Schon von hier aus werden die größten und fchönften Auftern unmittelbar in den Handel gebracht, während die jüngeren und noc) nicht fetten zur Mäftung in die Claives wandern, mo, wie gejagt, nur zweimal des Monates das Wafjer gewechjelt wird. Ihre Abwartung verlangt von Tag zu Taq die größte Sorgfalt. Die Aufternzüchter, denen mehrere Claires zur 34* 932 Weichtiere: Mujcdeln. Berfiigung ftehen, verjegen ihre Zöglinge aus einer Claire in Die andere, um die entleerten su reinigen. Wo dies nicht gejchehen Fann, werden die Auftern einzeln aus ihren Be- hältern genommen und vom Schlamme befreit. Zm Jahre 1876 waren in den Mäftungs- teichen etwa SO Millionen Auftern. Die im Alter von 12—14 Monaten in die Llaires. gefommenen Auftern find nad) 2 Jahren reif, um den Delifatefjenhändlern und deren Säften fich vorzuftellen. Sie haben in Mavennes während diejer Zeit auch eine grüne Farbe angenommen, die ihnen bei Feinjchmedern befonderen Ruf und Beliebtheit verjchafft hat. Der Farbitoff ftammt aus aufgenommenen, einzelligen Algen. Der Verbrauch der Auftern, der fich 3. B. in Paris fchon vor Jahrzehnten auf 75 Mil- fionen Stück jährlich belief, wide an fich Faum eine merfliche Verringerung der Bänte her- beiführen fönnen. Wenn nichtsdeftoweniger jowohl an den franzöjiihen Küften wie anDder- mwärts, 3. B. an der Weitfüfte Holfteins, ein Eingehen der Aufternbänfe und eine jehr auj- fallende Verminderung des Nachwuchjes bemerkt wurde, jo haben hierzu eine Reihe von Urfachen beigetragen. Die Aufter hat jehr viele natürliche Feinde; fie jchmedt nicht bloß den Menichen, fondern aus faft allen Tierklafjen ftellen jich zahlreiche Gourmands aufden Aujteri- bänfen ein. Bahllofe Fifche Ichnappen die allerdings noch viel zahllojferen jungen Auftern auf; Srebfe paffen auf den Augenblid, vo die arme Aufter ihren Dedellüftet, um an dem jüßen Sleifche fich zu laben; die Seefterne wiljen jie zu öffnen (j. ©. 378); mehrere Schneden, namentlich Arten von Murex und Purpura, bohren fie an und frejjen fie aus (vgl. ©. 453). An anderen Stellen haben jich die Niesmujcheln in folchen Wengen auf den AUufternbänfen angejiedelt, daß leßtere dadurch gleichjam erftict werden. Doch alle dieje Feinde Haben jo lange fehon auflinkoften der Auftern gelebt wie dieje jelbit. Wenn jie nicht das ihrige in dem Bernichtungsfriege gegen die Aujtern getan, wenn nicht Nülliarden von jungen, eben aus- gejchlüpften Auftern vom Wogenfchwalle erfaßt und erdrücdt oder vom Sande und Schlamm erjtit würden, jo würden die Meere längit zu vollgefüllten Aujternbajjins geworden jein. Den größten, wirklich empfindlichen Schaden haben die Aufternbänfe offenbar durch Die durch Menjchenhände hervorgebrachte Erichöpfung gelitten und durch die Folgen eines unzwedmäßigen, mit großen Zerjtörungen verbundenen Einjammelns. Wo die Bänke nicht jo feicht Tiegen, daß man zur Ebbe die Auftern mit der Hand „pflüden” fan, bedient man lich eines Neßes mit einem jchweren eijenen Kahmen, dejjen eine am Boden jchleppende Kante mit Zähnen, gleich einer Egge, bewehrt ilt. Segel und Ruder der Heinen, aber Doch mit 5—6 Leuten bemannten Boote werden jo geitellt, Daß das Fahrzeug nur ganz langjam vorwärts fommt und das Schleppneb, das am O©eile nachgezogen wird, jich gemächlich und tief einwühlen fann. Daducc werden förmlich tiefe Löcher und Furchen in die Bänke gerifjen, und der größte Nachteil entjteht nun, indem dieje Bertiefungen in Furzer Zeit mit Schlamm ausgefüllt werden, welcher nicht nur eine fernere Anjievelung an diejen Stellen unmöglic) macht, jondern aucd) die umliegenden, von dem Schleppne verjchont gebliebenen Tiere tötet. Man ift Daher dazu übergegangen, ioie bei der Fichzucht, auch Durch Fünftliche Auftern- zucht Die Schäden der Filcherei zu heben, indem man feite Gegenjtände, Falchinen, meilt Hohlziegel, während der Brutperiode ins Meer verjentt und dann die angejeste Brut ar gejchügte Orte bringt, wo jie nach) franzöfiichem Shyftem in Kaften, nach; norwegischen in Körben aus Drahtgaze weiter erzogen werden. Der Erfolg ijt wechjelnd gemwejen und Die Zucht Hat, wie gewöhnlich, mit allerlei.unangenehmen Erfahrungen zu Fümpfen gehabt. yet wird die Zucht in Frankreich, land, Norwegen uf. betrieben. Auch die Amerikaner bejchäftigen fich viel mit der Aufternzucht, denn der Berbraud) N BEN a ar ae ne h =” = RR PR N Nuke IR es Seemulicheln. Natürl. Größe. 1. Ebare Miefmuichel, Mytilus edulis Z. — 2. Klaffende Seilenmufchel, Lima hians Gm., die obere frei fchwimmend. — 3. Gemeine Pilgermuichel, Pecten jacobaeus Z. Unedte Blattkiemer. 533 ift jenfeitS des Ozeans noch weit höher al in Europa. AS Maftpläge fir die abgelöjten jungen Auftern eignen fich diesfeit3 wie jenfeit3 diefelben Ortlichfeiten: Flußmündungen, Häfen, bradige Teiche. Natürlich) Sammeln fich auf diefen Maftplägen, den Aujtern folgend, jehr bald zahlreiche niedere Tiere an. Die Kommiffion der Vereinigten Staaten, Die Dieje Berhältniffe auf das forgfältigjte geprüft hat, zählt 90 folcher Säfte auf. Darunter find einige jehr gefährliche Feinde der Auftern, namentlich wieder ein VBorderfiemer (Urosalpıx sp.), bon den Aufternfifchern der „Bohrer” (the drill) genannt, und ein grüner Seefteri (Asterias arenicola). Die Verheerungen, die lesterer anrichten ann, find erjtaunlich. Einem einzigen Eigentitmer an der Küfte von Konneftifut wurden in wenigen Wochen 2000 Bufhel (1 Bufhel etiva 35 Liter) Auftern von dem Geeftern getötet. Übrigens ift die Ymerifanijche Aufter, Ostrea virginica L., diözifch und weit fruchtbarer al unfere O. edulis, indem fie etiva zehnmal fobiel Junge hervorbringt, alfo reichlich 10 Millionen. Das hängt offenbar zulammen mit der mangelnden Brutpflege, die Eier bleiben nicht exit im Mantelraum. Die Angaben über das Wachstum unferer Aufter [chiwanten beträchtlich, auZ verjchie- denen Gründen. Wir fehen eine Art Sahresringe an der Schale, namentlich an jüngeren GStücden, doch Hat fich erwiefen, daß Die Wachstumsperioden nicht jcharf eingehalten werden; an Auftern von 18 Monaten, die aljo zwei Sommer hinter jich haben, zählt man mindejtens ztoei, im Höchitfalle aber fünf Zumachringe. Dazu fommen ftarfe Schwanktungen im Wachs- tum; namentlich bleiben einzelne Stüde Yinter dem Durchichnitt auffallend zurüd. Auf Tafel „Weichtiere IV” bei ©. 584 fehen tie die Entwidelung von Auftern der irischen Sta- tion Ardfrh in der Galmay Bay, nach Anna Mafiy, dargeitellt; die Größenunterjchiede gleichalteriger Tiere find hier ehr jtark ausgeprägt. Bon europäischen Borkommniffen wollen wir jchlieklich noch der fogenannten Fluß- auftern aus bradigem Wajjer gedenken, wie fie im Tejo bis Lifjabon vorfommen, große, Jängliche Formen, die nur in gefochtem Zuftande genofjen werden, mäßig gejchäßt und billig find; die Form wurde gelegentlich, Durch ein Schiff verjchleppt, in der Garonne angejiedelt. Familie Ramm-Mufcheln (Pectinidae). „AUS ich in Mai und Juni 1850 im Bergen- Fjord mit dem Schleppneg fammelte”, erzählt Oskar Schmidt in der zweiten Auflage diefes Werfes, „wußte ich noch nicht, daß es neftbauende Mujchen gäbe. Da erbeutete ich eine3 Tages einen etwa 12 cm im Durchmefjer Habenden und äußerlich fehr ungehobelt ausjehenden hımpen, der aus lauter Steinchen und Mujchelfragmenten bejtand und, tie fich auf den erften Blick ergab, durd) ein Gemwirr gelblicher und brauner Fäden zufammen- gehalten wide. ‚Ein Mufchelneft!‘ riefen meine Auderer, und richtig, wie ich den Ballen umdrehte, glänzte mir aus einer ziemlich engen Spalte die weiße Schale der Feilenmujcel, Lima hians Gmel., entgegen. Sch fpülte das Tier aus feinem Nefte heraus und konnte mic) borerjt, nachdem ich e3 in ein weites Glasgefüß getan, nicht fatt genug jehen an der Pracht jeines Mantelbejabes und der Lebhaftigfeit feiner Bewegungen. Das längliche, gleichichalige Gehäufe ift von reinftem Weiß, Hafft an beiden Enden, befonders aber vorn, und läßt eine Menge vrangefarbener Sranjen des Mantelvandes hervortreten, die, wenn das Tier jonjt ruhig üt, Die verjchiedenften wurmartigen Bewegungen machen, wenn e3 aber auf feine höchit jonderbare Weife jchwimmt, wie ein feuriger Schweif nachgezogen werden. Saum nämlich Hat man die Mufchel frei ins Wafjer gejebt, jo öffnet jie und Happt die Schale mit großer Heftigfeit zu und [hwimmt nun ftoßweife nach) alfen Richtungen (j. Die Tafel). Dabei find einzelne der jchönen Franjen abgerifjen, jcheinen aber dadurch) erjt vecht lebendig 934 Weichtiere: Mujceln. geworden zu fein, indem jie am Boden de3 Gefäßes ihre Krümmungen, wie Negenmwürmer, auf eigne Fauft fortfegen. Das fann, wenn man das Wafjer friich erhält, ein paar Stunden dauern. Bleibt das Tier im Nefte, jo läßt es den Dichten Franfenbitichel, der von dem nach innen gefehrten Rande des falt vollftändig gejpaltenen Wantels abgeht, aus der Neit- öffnung heraus jpielen, jo daß von der Schale nichts zu jehen ift. Dffenbar dienen fie, da jie mit lebhaft tätigen Wimpern bedeckt find, zur Herbeilchaffung der Heinen miktoffopijchen Beute und des Atemwafjers. Daß dieje lebhafte Mufchel in einem Nefte wohnt, das jie main offenbar jelten verläßt, ift ) v eine borderhand etwas ya ungereimte Tatjache. „Betrachten wir num das Weit etwas näher. Das Tier. befeitigt eine Menge ihm gerade zu- nächlt liegender Gegen- tände dur) Byjjusfäden einer gröberen ©orte an- einander. Wie gejagt waren die Nefter, die ich in Norwegen jah, fat nur aus Fleineren leichten Steinhen und Mufchel- jtüdichen zufammengefügt; das nebenitehend abgebil- dete, das Lacaze-Duthiers an einer jeichten Gtelle im Hafen von Mahon fand, vereinigt in bunte- fter Yuswahl Ho%, Steine, Storallen, Schnedenhäufer ufw. und hat dadurch ein viel ungejchiefteres Yußere befommen, als ich gejehen. Man hat ziwar die Lima noch nicht beim Nejtbau beobachtet, allein da man bei der Miesmufchel fich leicht davon überzeugen fan, daß das Tier beliebig die Bartfäden abzureigen vermag, jo wird man auch der Tei- - lenmufchel diejes Vermögen zufchreiben müffen. Nachdem fie nım die groben Außenwände des Haujes zufammengeftrict und die Baufteine Durch Hunderte von Fäden verfnüpft hat, tapeziert jie eS inmwendig mit einem feineren Gewebe aus, und e3 gleicht auch in diejer Beziehung dem feinften und bequemften, von außen wenig einladenden Vogelnefte. So bildet e3 für die duch ihr Haffendes Gehäufe wenig gefcehüste Muschel eine gute Fejtung, die auch die gierigiten Naubfische zu verfchlingen Abjtand nehmen werden. Nach) der Art, wie mir wiederholt in Norwegen in ziemlichen Tiefen von 20—30 Faden die Limen ins Schlepp- rteß gerieten, muß ich annehmen, daß fie auf tieferem Meeresgrunde, wo jie nicht durch Wellen und Strömungen geftört werden, fich nicht erjt unter größeren Steinen den Plab für ihr Net ausfuchen. Diejenigen, welche der obengenannte franzöfiiche Zoolog in Mahon fam- melte, befanden fich alle im jeihten Wafjer und durch große Steine gejchüßt. ©etrodnet, Neft der Feilenmujchel, Lima hians Gmel. Natürlihe Größe. Unedte Blattfiemer. 939 werden die die Materialien verbindenden Fäden ehr brüchig, daher die Nejter, obgleich durchaus nicht felten, fich doch nicht zur Aufbewahrung in Naturalienfammlungen eignen.“ Den Mittelpumft der Familie der Kamm-Mufcheln bildet die Gattung Kamm- oder Pilgermufchel (Pecten Müll.; f. die Farbentafel bei ©. 533), dem Lejer vielleicht jchon nach ihrer Schale bekannt, die von den größeren Arten als Schüfjel für feines Würzfleiich (Ragout fin en coquilles) gebraucht wird, und die auch, um einen äfthetijcheren Anfnüpfungg- punkt zu nennen, Hut und Sleid der aus dem Morgenlande heimfehrenden Pilger zu ihmiden pflegte, die fie al3 einfaches Trinfgefäß führten. Das Gehäufe ift aljo frei und regelmäßig, bei vielen Arten ungleichjchalig, indem Die eine Hälfte vertiefter, jchüfjelförmig it und die andere darauf al3 ein flacher Dedel pakt. Auffallend jind auch die Ohren jederjeitS neben dem Wirbel, von dem aus meijt Rippen nad) den Rändern ausftrahlen. Das Tier hat die Mantellappen vollfommen frei, am Rande verdidt und mit mehreren Neihen fleilchiger Tentafel bejebt, zwifchen ihnen zahlreiche Augen. Wir erwähnen hier gebrauchsfähige Sehmerfzeuge einer Mufchel zum exitenmal; jie jind bei Pecten durch ihr Diamant- und fma- tagvartiges Leuchten am auffallendften und bon eigenartigem, verhältnismäßig N fompliziertem Bau, den jelbit genaue N | > I Unterfuhungen aus allerjüngiter Zeit | noch nicht reitlos aufzuklären bermoch- Stüd vom N ee el mit Taftern ten. Weder Ye Arten, noch die SnDdi- biduen, noch auch die Mantelhälften verhalten fich in bezug auf Zahl und Lage Diejer Augen gleich. Sie ftehen in der Nähe des Schloffes und zumal hinter demjelben am dic)- teiten und find an dem fonveren, d.h. dem unteren, Mantellappen weniger zahlreich als an dem flahhen. Sie erreichen bei den größeren Arten einen Ducchmefjer von 1 mm; zwilchen diefen Hiegen Kleinere, faum halb jo große; aber alle zeigen den wundervollen Olanz, hervorgerufen durch eine bejondere Bejchaffenheit der Negenbogenhaut, durch welche Die Lichtfteahlen zuriikgeworfen werden. Überhaupt erftaunt man über die Volltommenheit diefer Augen, welche troß ihrer im höchiten Grade befremdenden Lage optiihe Einrich- tungen haben, dad gute Bilder von der die Mufchel umgebenden Außenwelt erzeugt und durch den Newvenapparat auch zu ihrem Dämmernden Mujchelbewußtjein gebracht werben. Sn jedem Falle aber kann die Mufchel vermittels derjelben nicht in die Ferne jehen, jondern fie tun ihr Die Dienfte, die wir uns durch feine Heine Linfen verjchaffen; es find Gefichts- organe für die nächite Nähe. SHre Bedeutung ift durch v. Uerfüll aufgeklärt. Mar Fan die Mujchel, wie alle Schtwimmenden Verwandten, nicht ficherer zum Schwimmen bewegen, al3 wern man einen Seeftern, ihren geimmigften Feind, in ihre Nähe bringt. Gie ftredit ihre Fühler lang aus und läßt den Verfolger bis in unmittelbare Nähe heranfommen. Ext jebt genügen die Augen, um ihn zu erfennen, und nun beginnt eilige Ylucht. Durch vajches Schließen der Schale, aljo durch den Adduftor, wird das Waffer aus dem Mantelraum her- ausgepreßt und ein Nüdjtoß erzeugt, wobei die Richtung durch Die jeweilige Haltung einer voripringenden Falte der Mantelränder beftimmt wird. Ein englifcher Beobachter jagt, daß er in einem von der Ebbe zurücgelaffenen Waffertümpel die Jungen von Pecten opereularis Z. ganz munter umherhüpfen jah. Ihre Bewegung war veigend jehnell und ziekzadartig, jehr ähnkich der der Enten, welche auf einem Teiche während eines Sonnenblides 536 Weichtiere: Mujcheln. dor dem Regen fpielend fich vergnügen. Sie fchienen durch plößliches Dfnen und Schließen ihrer Stlappen das Vermögen zu haben, wie ein Pfeil durch das Waffer zu fliegen. Ein Sprung entführte fie meterweit, und mit einem zweiten maren fie plößlich wieder nach einer anderen Richtung auf und Davon. Neuerdings hat d. Buddenbrod die Bewegungen der Pecten genauer unterjucht md einen merfwürdigen Zufammenhang mit dem Bau der GleichgewichtSorgane oder Stato- auften aufgededt. Won diejen, die bei manchen Arten noch, wie bei ven Nuculivden (j. ©. 517), fich durch einen Gang nach) außen öffnen, ift das finfe bejjer ausgebildet al3 das rechte. Dem entjpricht eine Aiymmetrie in der Muskulatur des Keinen Fußes mit feinem Bofus. Wie empfindlich die Tiere für eine gejtörte Gleichgemwichtslage find, zeigt Jich, wenn jie nach einer Schwimmbewegung mit der verfehrten, flachen Schalenflappe auf den Boden zu liegen fommen. Dann erfolgt jedesmal eine präzife Umkehr um 180 Grad. Daß die als Folge der Schwimmfähigfeit erworbenen Yugen auch noch nach Verkuft des Schmimmens erhalten bleiben können, lehrt ihr Vorkommen bei der nächjtveriwandten ©ippe der Klappmufcheln (Spondylus Zam.). Dieje wachjen nämlich mit der tieferen Schale feit. Charafterifiert find fie auch Durch Die langen Stacheln auf den Rippen. Da dieje Anhängjel zum Anfammeln von Algen und Schlamm DBeranlafjung geben, jo jind . diefe Mufcheln gewöhnlich bi8 zur Unfenntlichfeit mit einem fehmugigen Überzeuge be- dect, unter welchem exit nach) langem Reinigen das wahre, jchöne Gejicht zum Vorjchein fommt. Die im Mittelmeer Häufige, aber ziemlich tief fitende Yazarusflappe, Spon- dylus gaederopus Z., hat eine purpurfarbige Oberjchale. Die Seeperl- oder Bogelmuicheln (Aviculidae) Haben innen jchöne Perlmutter, aber nicht alle find gleich geneigt zur Perlenbildung. Wir erwähnen Malleus Lam., die Hammermufchel, mit geradem, langem Schloßrand, aber Zurzer, nach) unten jehr ber- längerter Schale, die gewijjermaßen den Hammeritiel bildet. Die wichtigjten Arten, welche die Orumdlage der Geeperlfijcherei bilden, gehören zur ©attung Meleagrina Zam. Alle Haben am Schloßrande vorn, häufig auch Hinten, eine ohrfürmige Verlängerung. Das Schloß ift vollfommen zahnlos oder hat in jeder Schale einen ftumpfen Zahn. Die rechte Schale hat vor dem borderen Dhr einen Auzjchnitt für den Bart. Es find etwa 30 Arten befannt, die, mit Ausnahme einer im Mittelmeere vorfommenden, jämtlic) in den heißen Meeren leben. „Die Kenntnifje über ihre Xebensweije”, jagt dv. Hekling, „ind weniger die Rejultate genau angejtellter Unterfuchungen, alS zufälliger oder oberflächlicher Beob- achtungen, welche überdies aus alten Überlieferungen unfundiger Fiiher und Schiffzleute bon Munde zu Munde ji) forterbten. Gemöhnlich an einem und demjelben Standorte einer und derjelben Art angehörig, erhalten fie in ven Tiefen des Meeresgrundes durch Die Beichaffenheit des Bodens, auf welchem fie wohnen, jowie nach) den verjchtedenen pflanz- lichen und tieriichen Organismen, welche ihre Schalen überwachlen, ein mannigfaltiges Ausjehen und deshalb gar häufig verjchiedene Benennungen. Bald jind ihre Schalen mit großen, becherfürmigen Schwämmen (Coda der Schiffer) völlig wie überjchattet, bald wie nit einer der Betelfarbe ähnlichen Tünche (ebenfalls einem Schwamme) überzogen. Auf ven einen Bänfen lagern die Tiere mit ganz freien, unbededten Schalen, auf den anderen und fegtere Träger von Korallenftämmen, welche oft fünfmal jehwerer als die Schalen jelbft find; an noch anderen Stellen Heben fie fet an ven Riffen und Klippen der Zelfen, bejonders die jüngeren Tiere, und können, mit ihren Byffusfäpen in dichten, zähen Khumpen Unedte Blattfiemer. 537 aneinanderhängend, herborgezogen werden; oder die Mujcheln Yiegen in weichem Boden und jandigem Grunde, in welchem fie, mit dem einen Ende aufgerichtet, teils bewegungslos iteden, teils, meift mit dem ©chlofjfe voraus, Yangjame, in querer Richtung erfolgende Wanderungen anitellen. Die Höhe, bis zu welcher die Bänke aufgejchichtet liegen, ijt ver- ‚Ichteden; nach der Ausjage verjtändiger Taucher beträgt fie nicht über 11,—2 Fuß, und ihre Tiefe im Meere reicht oft von 3—15, gewöhnlich) I—8 Faden.” Die wertvollite und zugleich am teiteften verbreitete Art ilt Meleagrina margaritifera L., vie Echte Berlenmufchel, von Linne einft Mytilus margaritifer genannt.- Gie findet ————— >= Seeperlenmufdel, Meleagrina meleagris Lam. 1/2 natürlicher Größe, fi im Verfifchen Golfe, an den Küften von Ceylon, den Snjeln des Großen Ozeans, im Noten Meere, im Meerbufen von Panama und Merito und an der falfornijchen Küfte, alferding3 in mannigfachen Abänderungen, die fich vorzugsweife auf die Größe und auf die Dide der Verkmutterfchicht beziehen und zu befonderen lateinischen Namen Ahrlaß ge- geben haben. ©o find die Schalen der Tiere von Ceylon nur 56% cm lang und 21% bis 8 cm hoch, dünn und ducchicheinend und fir den Handel unbrauchbar, die die des Verfifchen Golfes aber viel dider, und in der Sundafee lebt eine %—1 kg jhwer werdende Sorte mit einer dien, herrlich glänzenden PVerlmutterfchicht. „Die preiswindigiten Perlen”, teilt p. Heßling weiter mit, „jollen fich vorzüglich im musfulöfen Teile des Mantel nahe am Schalenschloffe finden; doch fommen jie auch in allen anderen Teilen de3 Tieres, toie an der inneren Schalenfläche, in Dem Schalenfchließer, von Der Größe des Heinjten ©tednadel- Topfes (Seed pearls) bi zu bevdeutendem Umfange vor; und wie jich oft viel in einer Mujchel 938 Weichtiere: Mufcheln. finden laffen (Kapitän Stuart 5. B. zählte in einer einzigen 67, Cordiner bis zu 150 Berlen), ebenfo werden auch Hunderte von Mujcheln geöffnet, im welchen nicht eine einzige Perle anzutreffen ift. Nicht uninterefjant, weil mit unferer Flußperlenmufchel ütbereinitimmeno, ift die Behauptung der PBerlenfiicher im Drient, daß jte in vollfommen ausgebildeten umd glatten Schalen niemals Schöne Perlen erwarteten, wohl aber diejelben gewiß fünven in Tieren mit verdrehten und verfrüppelten Schalen jomwie in joldhen, welche an den tiefiten Stellen des Meeresgrundes lagern.” Wir wollen uns indes die Entjtehung der PBerlen bis zu unferer Süßwafjerperimujchel aufiparen und Hier nur eins der bunten Bilder, wie jte lich feit alter Zeit falt unverändert im Orient mit der Gewinnung der begehrten Beute ver- binden, nad) dv. Heplings Schilverung aufrollen. Ste ijt dem Bericht des englichen Dffiziers Grylls entnommen, der zum Schub der PVerlenfifcherei an der Weitfüjte von Geylon eine Zruppenabteilung befehligte. „Der Hauptplab der Perlenboote ift die Dürre und öde Kifte von Aripo (Ceylon). Mit unerbittlicher Macht fengt hier Die Sonne alles zufammen, joweit nır das Yuge jchmweifen farm. Sm ausgeglühten Sande gedeiht nur Dorngeftrüppe, zufammengejchrumpfte Blätter hängen am nadten Gefträuche. Die Tiere fuchen Schuß vor den brennenden Strahlen, aber da ilt nichts von einem Schatten, nur ein atemhenmmender Dunft zittert über dem Boden, und die ©ee jpiegelt die erdrücende Hite zurüd. Aus glühendem Sande ragen die gebleichten Gebeine der VBerlentaucher Herbor, welche die Gier nach den Schäßen in den Tod führte. Ein dorifcher Palaft, feit der englifchen Befiergreifung aus Duaderfandftein erbaut, von außen mit dem jchönften Stucco aus Aufterfchalenfalf überzogen und von dürftigen Baumpflanzungen umgeben, ift der einzige Schmud diefer Gegend, der einfürmigiten von ganz Ceylon. Das tft der Drt, auf welchen jich das Bild des buntejten Treibens aufrollt, wenn die Taucherboote Heranjegelit und auf den Auf der Negierung aus allen Gegenden Hindoftans Taujende und Taujende jchnöden Geminnes halber Herbeijtrömen. Da erheben jich plöglich von Condatchy an längs dem Gejtade Hin breite Straßen, wo Hütte an Hütte aus Bambus- md refapfählen, mit Balmenblättern, Neisitroh und bunten Wollenzeugen bevecdt, aufjteigt, in denen Yubbies (die eingeborenen Mohammedaner), Moren (moham- medanijche Handelsleute) aus der Ferne, Malabaren, Sioromandeler und andere Hindu ihre Bupden aufjchlagen. Abenteurer und Tajchenipieler treten auf, gewandte Diebe jchleichen jich ein. An allen Orten Spefulation mit Geld und Stredit. Stolze, im Nufe des Keich- tums jtehende Eingeborene vom Kontinent laffen fich zum finnderwirrenden Schaufpiele in reichverbrämten Zragjejjeln unter prachtvollen Sonnenjchirmen bringen. Alle indischen Sitten und Trachten fommen zum Vorjchein, jede Stafte ift vertreten, Priefter und Anhänger jeder Gefte eilen herbei, Gaufler und Tänzerinnen beluftigen die Menge. Während diejes Schaujpieles gehen jeden Morgen etiva 200 Boote in Die See, von welchen jedes zwei Zaucher nebjt zwei Gehilfen und einen Malaienjoldaten mit geladenem Gewehre trägt; leßterer joll nämlich verhüten, daß die Mujcheln ihrer Schäße nicht eher entledigt werden, bis jie ans Ufer gebracht jind. Sit diefe ganze Flotte an ihrem Beltimmungsorte, etwa 4 englische Meilen weit von Lande, angelangt, jo beginnt die Arbeit. Eine bewaffnete Schaluppe liegt zu ihrem Schuge in der Nähe, und ein Zeltdach diejes Fahrzeuges läßt mit Muße und Bequemlichkeit diefes Schaufpiel genießen. Um den Tauchern die Erreichung 005 Meeresgrumdes zu erleichtern, welcher an dem Aufenthaltsorte der Verlenmufcheln 10 —12 Ktlafter tief ift, hat man ein langes Tau an eine Rolle gewwunden, welche von einer uerjtange am Maft iiber den Bord hinaushängt, und an das Tau ift ein Stein von 100 bis GSeeperlmusdeln. 999 150 kg Gewicht befeftigt. Man läßt den Stein neben dem Boote herab, und der Taucher, einen Korb bei fich tragend, der ebenfalls mit einem Tau im Boote befeftigt ift, gibt, auf dem Steine ftehend, ein Zeichen, ihn herabaulafjen, und fintt dadurc) rajch auf den Grund; dann wird der Stein wieder heraufgezogen, während der Taucher im Walfer mit der rechten Hand fo viele Verlenmujcheln wie möglich in feinen Korb legt und mit der Iinfen an Feljen oder Seegemwächfen fich anflammert. Läßt er dieje log, jo jchießt er an die Oberfläche empor, und ein Gehilfe zieht ihn jogleich in dag Boot, während ein anderer den Storb mit den Mufcheln heraufbefördert. Alsdann wird der zweite Taucher ins Wafjer gelajjen, und jo geht es abmwechjelnd fort bis A Uhr nachmittags, denn nun fehren alle Boote mit ihren Ladungen nach Aripo zurüd. St die Fijcherei den Tag über beendigt, jo erhält ver Taucher, welcher am längiten unter Wafjer geblieben war, eine Belohnung. Die gewöhnliche Zeit diejes Aufenthaltes währt 55—57 Gefunden; einmal hielt ein jolcher 1 Minute und 53 ©e- funden unter Wafjer aus; al3 er wieder herauffan, war er jo erjchöpft, daß er lange Zeit zu jeiner Erholung brauchte. Alle dortigen Taucher find Malaien und von Kindheit an zu ihrem Handmwerfe erzogen. Der Lärm ijt bei diefem Gejchäfte jo groß, daß er die gefürchteten Haifiiche verjcheucht, und viele Fiichereien werden ohne irgendeinen Angriff zu Ende ge- führt; gleichwohl verlangen die Taucher, daß Haifischbejchwörer während des Filchens anı Strande für fie beten und teilen gerne mit ihnen den Gewinn. Gelbjt diefatholiichen Taucher aus der portugiefiichen Zeit her gehen nicht an ihr Oejchäft, ohne Gebetformeln und Sprüche aus der Heiligen Schrift an ihrem Arme zu befeitigen. „Haben nun Die Boote ihre gehörige Ladung Mufcheln an Boxd, fo entiteht ein ABett- rennen unter ihnen nach dem Ufer. Dort find die dienittuenden Truppen aufgejtellt, da- mit niemand fich Mufcheln aneigne, ehe fie meijtbietend verfauft over in das Magazin der Regierung abgeliefert find. Lebteres ift ein mit hohen Mauern umgebener vierediger Naum, dejfen Boden jchräg und von vielen Heinen Ainnen durchjchnitten it; durch dieje läuft fortwährend Wajjer aus einem Behälter, in welchen die unverfauften Mujcheln gelegt werden, damit jie bei eintretender Fäulnis fich von jelbit öffnen. Sind die Berlmufcheln ans Land gebracht, jo werden fie in Heine Haufen geteilt und verjteigert. Diejes ift eine jehr be- Iuftigende Art von Lotterie, indem man leicht ein paar Pfund Eterling für einen großen Haufen Mufcheln bezahlt, ohne eine einzige Perle darin zu finden, während mancher arme Soldat, welcher einen oder zwei Grofchen für ein halbes Dusend ausgibt, möglichermweije eine Berle darin entdeckt, jo wertvoll, daß er damit nicht nur jenen Abjchied erfaufen, jon- dern auch den Reft feines Lebens forgenfrei zubringen fan. Sn früheren Zeiten ließ die Regierung die Perlenmujcheln nicht verfteigern, jondern in das Magazin bringen und dort Durch bejonders angeitellte Zeute öffnen; allein diefe waren jo jchlau, daß jie roß der ge- nauejten Aufjicht Perlen verfchludten. Gegenwärtig werden die nicht verkauften Mujcheht in die erwähnten Wafferbehälter gelegt, und Haben jich ihre Schalen durch Fäulnis geöfjnet, jo fallen die Perlen heraus, das Wajjer [pült fie in die Rinnen, in welchen fie durch feine Gazemwände aufgehalten und in großer Menge gejammelt werden. Zt die Zeit der Berlen- fijcherei zur Hälfte verjtrichen, jo beginnt die eigentliche Plage. Die durch die glühenden Sonnenstrahlen jchnell in Fäulnis übergehenden Nufcheln verbreiten im Magazin einen nicht zu beichreibenden pejtilenzialiichen Geftanf, und dazu gejellen jich Fieber, Brechruhr und Dysenterie, die teten Begleiter von Miasmen, Unveinlichfeit und Hie. Der Wind verbreitet - einen abjcheuliden Geruch auf meilenmweite Entfernungen, und die Luft ijt in der Stajerne, welche abjichtlih 2 Meilen weit vom Magazin entfernt liegt, bejonders zur Nachtzeit Faum 540 BWeichtiere: Mujcheln. zu ertragen. Wollen fich feine Berlenmuscheln mehr finden, und ift man Der bejchwerlichen Fifceherei müde, dann mird Aripo von feinen Betvohnern nach und nach vexlafjen, und die. Ufer werden wieder till und öde; nur die Truppen müfjen jo lange ausharren, bis die legte Muschel im Magazin verfault ift. ©o endet dieje vielbewegte Szene, dieje3 mirre Getreibe, telches Gemwinnjucht der Menjchheit ihrer Eitelkeit willen ins Dafein ruft. Verklungen ift geichäftiger Händler buntes Feilfchen und der neugierigen Menge lärmendes Getöje; ver- Hallt ift das Eataraktenähnliche Raufchen der auf- und abfahrenden Taucher; verjchtvuunden jind alle die Handelsleute, Jumeliere, Ringfaffer, Schmucdhändler und übrigen Glüdsritter, welche auf fichere Gemwinfte in der großen Lotterie ihr Spiel wagten: an der öden, ver- lajjenen Süfte brandet nach wie vor mit melancholiihen Schlägen des Meeres Welle, ver- flogen in alle Winde find das Stroh und die Lappen der flüchtig gebauten Hütten, heißer Tlugjand bededt die Fußtritte der einft hier wogenden Menge.“ Auf der gegenüberliegenden Küfte find die Verlenbänfe, die jich nordöftlich vom Kap Komorin an der Küfte von Tinnevelly Hinziehen, feit vielen Jahrhunderten ausgebeutet worden. Als die Meffe von Tuticorin unter portugiefiicher Herrichaft noch blühte, zogen 50—60000 Kaufleute dorthin. Allein man übernahm jich und erjchöpfte die Bänfe. ©o hat man in neuerer Zeit — die Berfuche begannen bei Geylon bereit3 dor einem ahr- hundert — zum Fünftlichen Zucht gegriffen, oder doch Schonung und günjtige Yebens- bedingungen zu erreichen gejucht. Mar hat „jeine Sorgfalt bejonders den jungen Mufcheln zugewandt, fie in Aquarien und größeren Kiften gehalten, um jie jpäter an möglichjt ge- ihüßten Orten im Meere auszufegen. Solche Berfuche find an den indiichen, auftralijchen und amerikanischen Küften, auf den ozeanischen Snjeln wie in Japan gemacht worden und Haben auch zu einem gewifjen Erfolg, d. h. zu etwas reicheren Erträgen, an einzelnen Ort- lichfeiten geführt, ohne daß diefe freilich anjcheinend bejonders erheblich waren. &3 ift aber nicht leicht, im größeren Umfang, wie es für da3 Gedeihen der Berlmujcheln nötig ift, günftige Lebensbedingungen zu fchaffen. Möglichiter Schub und Schonung der unter natürlichen Berhältniifen lebenden Mufcheln dürfte immer noch das Günjtigfte fein, folange jene Schußoorrichtungen fich nicht im größeren Umfange heritellen lajjen. Das Halten der Berl- mufcheln in abgejchloffenen Tanf3 wie in den Aufternparf3 jcheint Feine rechten Erfolge ge= habt zu haben” (Korjchelt). Man ift jogar noch viel weiter gegangen in foftjpieligen Ver- juchen. Sn der Annahme, daß die Perlenbildung von einem Schmaroger, der Jugendform eine3 Saugmwurms, veranlaßt wird, der jeine weitere Entwidelung in einem Yungfilche al3 zweiten Ziwijchenmwirt erfährt, um endlicd) in einem anderen Zijch einen Neifezujtand zu erreichen und von da aus wieder die Mujcheln zu infizieren, hat man die Mujcheln duch ein nur für Sungfiiche durchläfjiges Drahtueg geihüst, und in einem Raum darüber, - alles im freien Meere, allerlei größere Filche gehalten, um den Streis zu jchliegen. Da aber die Theorie, wie wir jehen werden, noch auf unjicherem Grunde ruht, lohnt es nicht, näher auf dieje Berjuche einzugehen. Wir jchliegen hier noch einen nahe verwandten Heteromyarier an, der allerdings von einem äußerlich ziemlich verjchiedenen Habitus ift, die Sted- wer Schinfenmufcel, Pinna Z. Die Schale der Stedmujcheln bejteht fait nur aus den pyramidalen, mehr over minder im Winkel zur Fläche aufgerichteten Säulchen, aus der Prismenjchicht aljo, die bei den meiften anderen Mufcheln gegen die Berkmutterjchicht zurüciteht. Sie ijt dünn, oft mit Schuppen bejegt und Hafft Hinten. Sie bildet ein Dreied, dejjen Heinfter Winkel daS Borderende ift, an dem auch die geraden, fpigen Wirbel liegen. Das Ligament ijt derart Echte Blattfiemer. 941 innerlich, daß e3 den Schalen nur eine geringe Dffnungsmeite gejtattet, jo daß dieje, wenn man verjucht, fie ganz aufzuflappen, auseinanderbrechen. Die Pinnen leben in den heißen und gemäßigten Meeren und erreichen zum Zeil eine Länge von 2 Fuß, wie Pinna squamosa Desh. des Wittelmeers. ©ie lieben die ftillen Meer- bufen mit Schlammgrumd, in dem fie in Der Tiefe von einigen Fuß meift in großen Mengen beieinander. jiten. Sie werden teil$ wegen ihres freilich minder guten Wleijches, teils wegen des Byjjus gejucht, aus dem in Unteritalien allerhand Geflechte und Webereieıt, meilt Handichuhe, angefertigt werden, jedoch mehr der Merfwürdigteit wegen, ala daß ein Handelsartifel daraus würde. Schon die Alten Haben beobachtet, daß jehr ns (jie glaubten, immer) die Binne in ihrer Mantelhöhle einen rundlichen Krebs beherbergt, den jie Pinnotheres oder Pinno- phylax, den PBinnenmächter, nannten. „Das Amt diefer Hüter”, jagt noch Rumpd, Plinius folgend, „beiteht darinnen, daß fie die Stedmuschel fneipen miljen, wenn etiva einige - Speife in der Schale vorhanden oder irgendeine Öefahr zu befürchten ift, damit die Mu- ichel gleich ihre Schalen zufammenziehe." Plinius fügt noch) Hinzu, daß der Wächter für jeinen Dienft einen Teil der Beute erhalte. Wir wijjen jest, daß der Vorteil ein anderer ift, nämlich der Wafjerftrom, der durch die Mantelhöhle geht, und daß es eine ganze Keihe verjchiedener Krebje und ebenjo verjchiedener Mujcheln gibt, die in vemjelben Ber- hältnis der Symbioje zueinander ftehen. Vierte Ordnung: Ehte Blattfienter (Eulamellibranchia). Die Eulamellibrandhien umfafjen zunächjt die Süßmwajjermujcheln. Die Morpho- logie führt nämlich, wenn wir Peljeneer folgen, merfwürdigerweije unjere drei Süßmwajjer- familien, die Unioniden oder Malermujcheln, die Cyeladiden oder Kugelmujcheln und Die Dreyffenfiiden oder Wandermufcheln, in unmittelbare Nachbarjchaft zufammen, merfmür- digerweije, denn fie umfafjen in ihrer Entwidelung die größten biologijchen Gegenjäße innerhalb der Klaffe. Die Cyeladiden haben die vollfommenjte Brutpflege, die Unioniden bedürfen für ihre abjonderlichen Larven eines Wirtes, in dem fie jchmarogen, Dreyssensia aber Hat die jchwimmende Veligerlarve, die jonjt den marinen Mujcheln zulommt. Eine bejondere Wichtigkeit erhält die Gruppe noch dadurch, daR fie die Lieferanten der beiten Perlen enthält. Wir wollen diefe Eigenheit zuleßt betrachten. Familie Dreyssensiidae. Dreyssensia Bened. (auch Tichogonia oder Dreissena, am richtigften wohl Congeria) fieht einer Heinen Miesmufchel jehr ähnlich, doch jind die Klappen gefielt, weniger dunfel, oft jogar quergeftreift, weshalb jie auch Zebramujcel genannt wird. Die Mantelränder find verwachfen bis auf drei Stellen, die beiden Siphonal- Öffnungen und die Öffnung für den Heinen Zuß und den Baft oder BHyjjus. Bezeichnend ift eine unter den Wirbeln gelegene fheidewandartige Platte, welche die Schließmusteln trägt. Unter deu etwa fechs lebenden Arten hat Dreyssensia polymorpha Pall., Die Wandermujchel, ganz bejonderes Aufiehen erregt. Man findet fie woh! in Stlunpen an ihrem Byljus Hängend an einem feiten Gegenftand, vielleicht einer Malermujchel, die jie fttomaufwärts mitjchleppt. . Daß fie im Winter ihren Byifus abwirft und fich in tieferes Wafjer zuriidzieht, wurde bereits erwähnt (©. 513). Sn den Holfteinifchen Seen jhtwärmen ihre Larven, wie Apftein zeigte, im Sommer in foldhen Mengen, daß jie die Hauptmajje des 542 Weichtiere: Mufcheln. Planktons bilden. Würden alle zu Mufchehn Heranwachjen, jo müßte der Grund der Seen mit ihnen gepflaftert jein. Bei der Kleinheit der Larven und ihrem geringen Schwimmper- mögen ift e3 jelbjtverjtändfich, daß fie von jeder Strömung erfaßt werden umd weiter unter- halb, jchlieglich im Meere Tanden müßten. Um jo auffälfiger ift ihre Verbreitung. Wir fennen das rajche Ausbreiten einiger Unfräuter, ebenjo die Schnelle Verbreitung einiger auf Pflanzen Schmarobender und mit ihren Wohnpflanzen in die Treibhäufer eingeführter Jn- jeften; Dagegen dürfte das Beijpiel einer wenn auch nicht ganz natürlichen Erweiterung de3 Wohnbezirfes, wie e3 Dreyssensia in einem unverhältnismäßig furzen Zeitraume gibt, für die niedere Tierwelt einzig daftehen und nur mit der Überflutung der Länder und Kon- tinente des Weftens duch die Wanderratte verglichen werden fünnen. Wir verdanken dem um die Kenntnis der geographiichen Verbreitung der Weichtiere hHochverdienten E.v. Martens den.genauen Nachweis über das allmähliche Borrüden diefer Süßwajjermufchel aus dem Dften nach dem Weiten. Der Gegenitand ijt in tiergengraphiicher Hinjicht fo wichtig, daß wir nicht umhin Fönnen, den Bericht im Auszug und mit Hinmweglafjung vieler Cinzelangaben wörtlich mitzuteilen. „st betreff der wirbellofen Tiere", Heißt es, „it Die Unterjcheivung der verjchtedenen Arten im allgemeinen von jo jungem Datum, daß fich noch nichts über eine hiftorifche Ande- rung ti ihrem Vorkommen jagen läßt. Cine der wenigen Ausnahmen von Ddiejer Regel bietet Dreyssensia polymorpha, nicht weil fie jchon länger den Naturforjchern befannt ilt, jondern weil fie in fait ganz Europa die einzige Art ihrer Gattung ift und vermöge ihrer Geftalt auch beim oberflächlichiten Anblick mit feiner anderen Gattung von Eüßmwafjermuscheln bermwechjelt werden fan. „Die Kenntnis der auffälligeren Arten unjerer deutjchen Süßmwafjermollusfen datiert, nur wenige Arten ausgenommen, exit von der zweiten Hälfte des vorigen (18.) Jahrhunderts mit Martini 1768 und Schröter 1779, während die däniichen von D. 3. Miller 1774, die ihwedischen von Linne 1746—66, die nordfranzöjiihen von Geoffrot) 1767, die engliichen aber fait ein Jahrhundert früher von Liter 1678 fpeziell unterjchtevden wurden. Daß feiner diejer Schriftiteller die genannte Mufchel beobachtet Hat, deutet fehr entjchieden darauf Hin, daß diejelbe in den von ihnen unterfuchten Gegenden damals nicht lebte; ein Schluß, Der jelbjtverjtändlich bei Heinen jelteneren, jchwieriger zu findenden oder zu unterjcheidenden Arten nicht jtatthaft wäre, wohl aber bei Diejer Mufchel, welche gegenmärtig in der Havel, im Tegeljee ujiv. majjenweije nahe am Ufer auf Steinen oder anderen Miufcheln jiend und in Menge ausgemorfen am Ufer zu finden ift. Alle Naturforjcher des vorigen (18.) Sahrhunderts kennen fie nun nach PBallas als füdrufjische Mufchel. Das ältejte Datum einer ihr neues Vorkommen betreffenden Veröffentlichung ift 1825, wo &. &. d. Bär jagt, daß jie unermeßlich zahlreich im FSrilhen und Kurifchen Haff jowie in den größeren Flüjjen viele Meilen vom Meere entfernt vorfomme, Eumpenweije an Steinen, namentlich anderen Nujcheln, mittelß des Byjius befeitigt. „sit verjelben Zeit war fie aber num auf einmal in der Havel unweit Potsdam und den benachbarten Seen, und zwar in Menge gefunden worden. Alle perjünlichen Erinne= rungen und gepdrudten Notizen, welche ich in Berlin hierüber aufzufpiiren imjtande war, führen übereinftimmend auf diefe Zeit. Eimige Sahre fpäter, etwa um 1855, wurde fie bei der Pfaueninjel unmeit Potsdam durch ihr Eumpentmeijes Anheften an im Wajjer ftehende Piähle unangenehm bemerffich. Seit diefer Zeit ift fie in der Havel und in dem Tegel- jee äußerft zahlreich geblieben und hat fich in neuefter Zeit auch in der Spree unmittelbar Wandermujcel. 543 bei Berlin gezeigt. Das Vorkommen unferer Mufchel in der Donau läßt jich mit Sicher- heit bi3 1824 zurückverfolgen, aber e3 Yäßt fich nicht nachweilen, daß fie früher in der Donau nicht gelebt habe." Aus der zum Elbgebiet gehörigen Havel it jie bis jest fttomaufiwärte bis Magdeburg und Halle gedrungen. Sr der Nheinmündung wurde fie 1826 zuerit ge= jehen, jest gehört ihr das Gebiet bis Hiiningen und Heidelberg. Von Holland aus läßt lic) ferner ihr Vordringen in das nördliche Frankreich bis Paris verfolgen, und dann ift lie aus dem Gebiete der Seine in das der Loire eingewandert. Endlich fennt man jie in England jeit 1824, zuerjt in den Yondoner Docs, jest aber bewohnt fie jchon verichiedene Flüfjfe Englands und Schottlands. DObjichon man fich auf die angegebenen, ihr exrites Auftreten in den mitteleuropätschen Otromgebieten betreffenden Zahlen nicht ganz verlafjen fann, „it dennoch das nahezu aleich- zeitige Erfcheinen unjerer Mujcheln in den Hauptjächlichiten Steomgebieten Deutjchlands und in England von bejonderer Bedeutung. Sm Nheingebiet ritdt fie entichtevden von der Minmdung an nur ftromaufwärts vor; in das Elbgebiet ift jte offenbar von Dften her durch) die Havel getreten. Schon das gibt Andeutungen über das Wie und Woher der Verbrei- tung. Wahrjeheinlich ift die Wandernng Feine jelbjtändige, eigenwillige, jondern Berjchlep- pung duch Schiffe und Flöße, an welche fich die Mufchel einmal feitgejegt Hat, der Weg daher die Wafferstraßen der Menfchen, jeien es Flüfje oder Schhiffahrtsfanäle. Lebtere Helfen ihr bon einem Stromgebiet in ein anderes. Man hat gegen dieje Annahme geltend gemacht, daß jie auch in einzelnen Seen ohne jchiffbare Verbindung mit Flüffen vorfomme, jo im Meclenburgifchen und in Wommern, ferner namentlich in der europäijchen Türkei; für Albanien hat diefer Einwurf Gewicht, für die Dftjeegegenvden bei der Nähe jchiffbarer Gemäjjer weniger, indem er hier nur beweilt, daß auc) ausnahmsmweije eine Verbreitung Durch andere Mittel auf Kleinere Entfernung möglich jei. Zn großen und ganzen bleibt es Regel, daß fie im DOft- und Nordjeegebiet nur in fchiffbaren Gemäfjern fich findet. Was die Verjchleppung über See nad) den Aheinmündungen und England betrifft, jo jcheint mir ein Transport mit Schiffsbauholz im nern eines Schiffes falt wahrjcheinlicher als ein jolcher augen am Schiffe durch das Meerwaljer. Aus einem größeren, jie feucht halten- den Klumbpen fünnen einzelne Smdividuen jicher mehrere Tage über Wafjer ausdauern und mwahrjcheinlich Tänger als in Geewajjer, daS den Süßtvajjertieren im allgemeinen verderb- lich ift. Dreyssensia ijt aber feineswegs, wie man oft behauptet, zugleich ein Süßmaljer- und ein Meertiert, wenigjtens nicht mehr, ja weniger al3 Neritina unter ven Schneden. Sn der Dftfee lebt fie nur innerhalb der Haffe, nicht außerhalb; und ich fand fie in Oder- gebiet auf der Sufel Wollin nur auf der Haffjeite der Sufel, nicht auf der Meerjeite lebenp, ja bei Swinemünde noch einzeln an der Smnenjeite des Dammes, in Gejellichaft der Paludina impura und des Limnaeus ovatus, echter Süßmwafjerjchneden, aber nicht mehr an der Außenfeite desjelben, wo von fonftigen Süßwafjfermollusfen nu noch Neritina ! Der jüdlichjte Punkt, an meldem D. Schmidt jelbjt Dreyssensia gejammelt, it in Dalmatien unweit Sebenico der enge natürliche Kanal, durch welchen der die Kerfa unterhalb ihrer berühmten Wafjerfälle aufnehmende Vrana-See mit dem merfwiindigen Beden von Sebenico zujammenhängt. Das Wafjer hat dort faum einen jaßigen Beigeijhmadf. Weiter gegen das Meer zu ift die Mujchel völlig verjchwunden. Geologijch jheint die ganze Ableitung gut begründet, denn für die pontiihe Stufe oder das ältere Plivzän im Süpdoften Europas find die Congerien, die mit Dreyssensia zufammenfallen jollen und in jüßem oder Ihmwac bradigem Waifer lebten, geradezu bezeichnend. Die Mujchel Hätte demnach auf diefem Boden mit jo vielen anderen altertümlichen Formen die Eiszeit überdauert. 544 Weichtiere: Mufcheln. fluviatilis zu finden war. Am offenen Dftjeeftrande von Misdron Hatte Mytilus edulis durchaus und einzig die Rolle, welche im Haff und in der Havel Dreyssensia jpielt, einzelne Steine und Pfähle zu überziehen. Daß Dreyssensia fomit nicht aus der Dftjee, aber Doc) aus den Küftenländern der Dftfee nach Deutichland und England gefommen fei, jcheint annehmbar.” (vb. Martens.) Das Ergebnis der Unterfuchung über die Herkunft ijt jomit, daß Dreyssensia aus dem füdlichen Rußland auf den fünftlichen und natürlichen Wafjer- wegen in etiwas mehr als einem Sahrzehnt nach den Dftfeepropinzen und bon da eben- falls durch Binnenfanäle bis zur Havel gelangt wäre. Die Kugelmujcheln (Cycladidae) haben fugelige Schalen und Siphonalröhren. ©ie zerfallen in drei Gattungen, die Kurgelmujchel (Cyclas Klein oder Sphaerium Scop.), die Häubchenmufchel (Calyculina Oless.), bei der die Wirbel der Klappen jich röhrenartig verlängern und das fcharf abgejeßte Embryonaljchälcdhen tragen, und die ganz Heine Erbfen- mujchel (Pisidium Pfr.) mit abgeftugtem Hinterende. Bei der leßten jind die beiden Sipho- nen verimachlen. Von den Arten von Oyclas erreicht die größte, C. rivicola Lam., 2 cm Länge, die anderen noch nicht die Hälfte. C. rivicola hält fi auf dem Schlammgrunde größerer, langjam fließender Gemäljer; die gemeine C. cornea Z. Hettert mehr zwiichen den Pflanzen, die das Ufer faumen, auch wohl am Wafjerfpiegel (vgl. ©. 513). Calyculina bewohnt jchlammige Gräben und Lachen; die Erbjenmuschelchen find in den meijten Ge- mäfjern verbreitet, einzelne halten jelbjt in hochalpinen Seen aus, die nicht jeden Sommer ihre Eisdede verlieren, — der energischite Vorjtoß der Lamellibrandhien jchlechthin. Die Zungen werden, ohne Verwandlung, in bejonderen Bruttafchen der Kiemen ausgetragen. Die jüngiten enthalten nur eine oder zwei Embryonen, die ältejten, Durch Ver- ichmelzung mehrerer entjtanden, bi3 zu fieben in allen Größen, ähnlich wie bei Paludina. Sie jollen von den Hautabfällen der Mutter leben. Man fann fie lebend herausnehmen und bei ihrer Farblofigfeit trefflich unter dem Mifroffop jtudieren. Den Körperbau der Familie der Najaden (Unionidae) haben wir und eingangs angejehen (©. 508). Die Najaden jind weithin über die Kontinente verbreitet. Die große Abänderungsfähigfeit Täßt die Anzahl der Arten, die nach Hunderten und aber Hunderten befchrieben find, fehr unficher erfcheinen. Überausreich ift Nordamerika. Die Najadenfauna der nördlichen Erdhälfte ift, wenn man vom fernen Dftafien abjieht, einheitlich und zerfällt in drei Öattungen: Unio Retz., die Tlußmujchel, hat außer furzen Kardinal- oder Haupt- zähnen langgejtredte Seitenzähne dahinter, fie bevorzugt bemegtes Waller. Bei Marga- ritana Schum., der Flußperimujcel, fallen die Geitenzähne weg, während die Kardinal- zähne, einerjeits zwei, anderjeits einer, bejondersitarf werden und einen hervorragend joliven Berichluß garantieren; er entfpricht vem Aufenthalt der didjchaligen Tiere in jchnell fließen- den Gebirgsbächen. Anodonta Cuv., die dünnfchalige Teihmufchel, entbehrt aller Schloß- zähne und ift auf ruhiges Wafjer angewiefen. Sucht man nad) phylogenetiichen Anhalts- punkten über den Zujammenhang der Gattungen untereinander, jo hat man Margaritana an den Anfang zu ftellen, denn bei ihr ijt Die morphologiiche Scheidung im Mantel am menigiten vorgejchritten, die Mantelränder find am mwenigiten jcharf zu Shoafen- und Bran- Hialausichnitten Lofalifiert, und die durch Verwachlung der hinteren Kiemenbafen ent- jtehende Scheidewand, welche den hinteren Mantelraum in zwei Stodwerfe teilt, ift am unvolltändigiten ausgebildet. Auch den Kiemen fehlt noch die funktionelle Differenzie- tung, da nicht nur das äußere Baar, fondern beide beim Weibchen als Bruträume dienen. Weichtiere II. # en. .; 1 2 - 3 4 1—4 Begattung von Limax maximus Z. K. Fischer-Erfurt phot. („Jenaische Ztschr. f. Naturw.“, N. F. Bd. 48, H. 1, Jena 1917.) \. Beginn der Ausitoßung der Ruten nach Umichlingung der Körper, 2. die Ruten jind voll ausgeitoßen, 3. auch\die ‚Samenpakete find hervorgetreten, 4. Zuitand gegen Ende der Begattung. S. 481. 5. Deutiche Teichmuichel-Arten. Natürliche Größe. S. 552. Aus W. Israel, „Biologie der europäischen Süßwassermuscheln“. Stuttgart 0. J. Oben links: Anodonta complanata elongata Roßm.; oben rechts: Anodonta complanata typica Roßrn., unten: Anodonta cygnea Z. 6. Unio tumidus Retz. 7. Unio crassus (Retz.) thuringiacus /srael. 8. Unio batavus consentaneus Zieg. 6— 8. Deutiche Slußmuichel-Arten. Natürliche Größe. Aus W. Israel, „Biologie der europäischen Süßwassermuscheln“. S. 551. Stuttgart 0.J. Echte Blattkiemer. 545 Während die Zylladen durchweg Ziwitter find, mwechjeln bei den Najaden herma- phroditiihe Formen mit diöziichen. Unfere einheimischen find im allgemeinen getrennt- gejchlechtlich. Zroitter finden fich namentlich unter den Anodonten, und zivar um fo mehr, je abgejchlojjener das Waljerbeden ift, in welchem fie haufen. Nachdem die Eier aus der Gejchlechtsöffnung ausgejtoßen jind, werden fie durch entjprechenden Wimperftrom bei Der Verimujchel in alle vier, bei den anderen in die äußeren Kiemen befördert, die al Brut- raum oder Marjupium dienen und beträchtlich anjchwellen. Hier werden fie zunächit durch das dom Männchen ausgeftoßene und vom Weibchen mit dem Atemmafjer aufgenommene Sperma befruchtet. Bei Margaritana find e3 reichlich 1000000 Eier, bei Anodonta 3 bis 400000, bei Unio etiva8 weniger. Bei der Berlmufchel fällt die Laichzeit in den Juli und Auguft, bei der Slußmuschel in den VBorjommer, bei der Teichmujchel, welche die Yängite Brutzeit hat, in den Winter. Nach der Furchung bededt jich das Ei an einer Stelle, die Slemming „Wimperjchild" genannt hat, mit äußerft _ BL a furzen und zarten Wimpern, durch welche die nunmehr nn ı lic bildende Frucht in ihrer Eihaut und in der fie um- : gebenden Flüfjigfeitin fortwährende, Drehende Bewegung berjegt wird. Dieje überrajchende Erjcheinung wurde, wohl als die erjte ihrer Art, Schon von dem Vater der N Mifroffopie, dem großen Leeumenhoef, beobachtet. ( | „Einige diefer Mujcheln“, fchreibt er, „öffnete ich in ©e- sh En | genmart des Kupferftechers, damit er die Jungen, jobald ic) jie aus ihren Behältern genommen hätte, jogleich en zeichne; denn wenn jie auch nur einige Stunden hätten ©. Roriselt, „Perlen“ („Zortfhr. ber na- ftehen müfjen, jo würden fie ihre wahre Geftalt fehon yentaren (< petnbartus), sn Ehalenhatan, zo eingebüßt haben. Die noch ungeborenen Mufjcheln mur- Simesorgune, s De ven num in eine Ölasröhre unter das Mifroffop gebracht, und ich jah mit Erjtaunen ein gar jchönes Schaufpiel. Denn jede derjelben, in ihrer be- jonderen Haut oder Hülle eingejchloffen, zeigte eine langjame Umdrehung, und zwar nicht bloß für eine furze Zeit, jonderi dieje radfürmigen Dredungen konnten 3 Stunden Yang nacheinander beobachtet werden und waren um jo merfwürdiger, als die jungen Mujcheln während der ganzen Bewegung beftändig in der Mitte ihrer Eihaut blieben, wie eine um ihre Achje fich drehende Kugel. Dies ungewöhnlich Ichöne Schauspiel erfreute nicht allein mich jeldit, jondern auch meine Tochter und den Zeichner ganze drei Stunden lang, und mir hielten e3 für eins der ergreifenpiten, die e3 geben fann." sn der Stieme entwicelt jich, immer innerhalb der Eifchale, eine eigenartige, Oo chi- dium genannte Larve, deren weitere Schicjale erft viel fpäter, vor noch nicht 50 Jahren, zu- nächjt Durch Leydig, aufgeklärt wınden. Die Glochivien find zmweiklappige Mujchelchen mit dreiedig rundlicher Schale, deren Klappen, gegenüber dem Schloß, mit beweglichen Hafen oder Stacheln verjehen jind. Mittels eines Schliegmusfels fönnen fie auf- und zuflappen. Der Mantel, auf dem fie jigen, ift noch nicht der endgültige und wird al3 Scheinmantel be- zeichnet, an feiner Unterjeite jiten Sinnesfnofpen. Dazu fommt ein Scheinbyffus, ein ein- zelmer Hebriger Faden, lang bei Anodonta, fürzer bei Margaritana; bei Unio fehlt er. Eine Anodonta ftößt nun ihre Glochivien im Aquarium nur aus, wenn gleichzeitig ein Filch fic) darin aufhält. Beim Ausftogen werden die Ölochidien von ihren Eihüllen befreit und fallen, oft durch ihre Fäden verklebt, zu Boden. Gelegentlich haftet ein frei jchtwebender Faden Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. , 30 546 Weichtiere: Mujcheln. an der Bauchjeite des Filches, zumal der Floffen,; der Khumpen von Larven tmird mit- geriffen, und durch Auf- und Zuflappen der Schale mit den beweglichen Hafen heftet fich eine Anzahl an der Haut feit. Etwas anders verhält es fich bei der Perl- und der Flußmufchel. Bei jener ver- fleben die Larven ebenfalls zu Klumpen, bei diejer haften fo viele zufammen, wie in einem Brutfach des Marfupiums faßen. Dieje Ballen num werden vom Maufe eines Fijches auf- genommen, einige Ölochivien werden verjchluckt, andere geraten zwifchen die Stiemenfpalten, wo fie fich, ganz wie Die Larven von Anodonta, an den Siemenfäden befejtigen. Der Neiz der angellammerten Schmaroger veranlaßt die Fiichhaut zu einer Wucherung, welche die Larven in einer Blafe einjchließt. Darin Haben die Ölochivien einen Kampf zu bejtehen mit den Leukozyten oder weißen Blutkörperchen de3 Wirtes, die befanntermaßen fremde Eindringliche angreifen und vernichten. E3 mag jo noch manche Larve, nachdem fie jchon das Glüd Hatte, an einen Wirt zu gelangen, wieder zugrunde gehen. Dieje verwidelten Le- bensmwege der Jungen, bon denen nur menige auserwählt fin, erflären zur Genüge die hohen Cizahlen. Während einiger Wochen des parafitiihen Xebens legen fi im Glochidium, das ' bermittel einzelner Bellen jei- = nes Scheinmantel3 Zellen Des Der freie Teil eines Kiemenblätihens etnes Fifhes mit3 Glodi- f Br - dien der Flußperlmujhel Nah einem Präparat von W. Harms. Aus Fiches nac) Amöbenart auf- ©. Korfchelt, „Perlen“ wa a Forfhung“, Bd. VII, 1912). nimmt, die endgültigen DIrgane an, der Mantel, der Fuß, Die eriten Kiemenhöder; und binnen furzer Frijt wird nad) dem DVerlajjen des Fildes im Schlamm und Sand der Gemwäffer die endgültige Geftalt der Mufchel erreicht, wie exit in jüngfter Zeit eingehend aufgeklärt wurde. E3 it Schwer zu jagen, welchen Ziwed der Barafitismus der Larven, der unter den Ncephalen, ja unter den Mollusfen überhaupt, völlig vereinzelt dajteht, Haben mag. Bielleicht gibt die Tatjache, daß durch die Schmaroter das Flojjenjfelett angegriffen und berjtümmelt werden fann, einen Fingerzeig. ES jcheint, daß Hier der erjte Kalk für Die Schalenablagerung gewonnen oder daß, jozujagen, der Kalforud im Blute der ganzen Mufchel jo weit gejteigert wird, um die geregelte Ablagerung einzuleiten. &3 fommt nicht jelten vor, daß auch) Amphibien von den Glodhidien der Najaden befallen werden, ja Serael, der jich mit der Aufzucht der verichiedenen Gattungen bejchäftigte, fand ge- legentlich eins an einem Schwimmfäfer (Dytiscus) fiten. Daß lebteres jich nur verirrt hatte und nicht weiter entwidelte, wird niemanden überrajchen. Aber SSrael behauptet, daß auch die an Molchen und Fröfchen oder deren Kaulquappen fibenden Larven fich nicht zu entwideln vermöchten. Filche jind die eigentlichen Wirte, und diefe Abhängigkeit wird bejonders Hitbjch beleuchtet Durch das umgekehrte Verhältnis, wo die Eier des Bitterlings in die Mufchelfieme gelangen und hier enttwicelt werden, wie man in dem Bande, der bon den Zijchen handelt, weiter nachlefen möge (Bd. TI, ©. 179). Die Enttwidelung der freien Mufchel ift, wie gejagt, während der erften Monate EChte Blattfiemer. 547 außerordentlich jchnell, al3 wenn das während der parafitiichen Periode Iangjame Wachs- tum eingeholt werden follte. Die Kiemenhöder wachen zur inneren Sieme aus, die dußere fommt dazu ufm. Das Schälchen vergrößert fi) rings am Kande zunächlt nur al3 dünnes PBerioftrafumblättchen. Nachher verlangfamt fich das Wachstum. Man fieht noch deut- lihe Zumachsitreifen und glaubte in den dumfleren Linien, die auf eine regelmäßige Unter- brechung deuten, Sahresringe zu erkennen. Aber es hat fich gezeigt, wie bei der Aufter, daß deren in einem Sahre mehrere angelegt werden fünnen, mwenigitens bei den Teich- und Slußmuscheln. Weitere Angaben von Srael lauten: „em fchnelliten von allen jungen Mujcheln wachjen die Anodonten, von den Unionen Unio pietorum. Langjamer als diefer wächlt Unio tumidus und am langjamjten Unio ba- tavus. Alfo nur in den erften Monaten ift das Wachstum fo ganz außerordentkich fchnelt, fommt aber bald zu einer gewifjen Berlangjamung. E3 erfolgt jodann die Bergrößerung des Gehäujes je nach der Art mehr oder minder jtetig, aber nie wieder fo fehnell als in den erjten Monaten. Jn drei bis fünf Sahren zirka find die Tiere ziemlich ervachfen (Unio und Ano- donta). &3 folgt weiter nur noch ganz geringer Größenzumachs, obgleich die Tiere nod) lange leben fünnen. Geht viel älter wird die Margaritana, die nach) meinen Beobadytungen, was ich früher für völlig unmöglich gehalten hatte, tatfächlich ein Alter von SO—100 Sahren erlangt. Sch habe öfter Yebende Eremplare gefunden, die Durch angebrachte Jahreszahlen deutlich bewiefen, daß jie dies Alter erreichen. Sm Jahre 1911 fand ich z.B. im Görnib- bache bei Olsnib ein lebendes Cremplar, welches bei 14 der Schalenhöhe Die Jahreszahl 1851 trug. Wenn ich annehme, daß das Sremplar, al3 e3 vom Perlfiicher gezeichnet wurde, zirka 20 Sahre alt war, mern ich ferner bevdenfe, daß das Tier 1911 erjt 34 der normalen Größe erreicht hatte, jo glaube ich der Wahrheit fehr nahe zu fommen, wenn ich als mittleres Lebensalter für die Perlenmufchel 8O—100 Sahre angebe. Die Anodonten werden aber bejtimmmt nicht viel älter al3 fünf, die Unionen bejtimmt nicht viel älter al3 acht, Höchjtens 10 Sahre. Das Größenwachstum fchreitet nach) meinen direften Beobachtungen an mittel- großen Bach-Unionen verhältnismäßig fchnell fort; auch werden alljährlich mehrere Ringe an dem Gehäufe gebildet, jo daß e3 ganz bejtimmt Faljch ift, bei ihnen die Zumachsitreifen als Sahresringe anzufprechen. Bei Margaritana hingegen bedeutet jeder der deutlich Her- bortretenden Abjäbe ein volles Jahr. „US weiterer ficherer Beweis für das jehr Hohe Alter der Margaritana marsarilifens mag ae Tatfache angeführt fein. Sn dem trodenen Jahre 1842 trorfnete ein Feiner Verlbach im Vogtlande vollftändig aus, jo daß die gejamten Mufcheltiere eingingen. Die PVerlfiicher Haben die Ieeren Schalen gefammelt und wagenweije nad) Adorf an die Perl- mutterinduftrie geliefert. Seit diefer Zeit ijt dies Bächlein nie wieder ausgetrodnet, auch nicht in dem Jahre 1911. Nach der Rücdfehr des Wafjers beichidte man es mit Erfolg no) in demjelben Jahre wieder mit einigen Dußenden von alten Tieren, von denen die heutigen gefamten Mufchelbeftände diejes Bächleins abftammen. Aber alle Tiere dezjelben find bis jebt noch nicht einntal halb erwachlen, ausgewachjene finden fich in demjelben nirgends. Die . 1842 ausgejesten mögen wohl in der langen Ziwifchenzeit abgeftorben fein. €3 ift dabei zu erwägen, daß im hohen Alter faum noch ein nennenswerter Größenzumachs erfolgt, denn die Hauptwachstumsperiode ruht auch bei der Perlenmufjchel auf dem jugendlichen Alter.“ Wenden wir ung jebt den einzelnen Gattungen und ihren Cigentümlichfeiten zu, jo fallt zunächit die Hohe Abänderungsfähigfeit der meilten Arten auf, ein Beijpiel von An- paffungsfähigfeit und Variabilität, wie e3 im Tierreich nur felten wieder erreicht wird. 35* 548 Weichtiere: Mufcheln. „Nicht bloß jeder Bach“, jagt Nogmäßler, „Tuß, Teich zeigt jeine eigentüimfichen Formen bon Unionen und Anodonten, jondern nicht jelten findet die Erjcheinung jtatt, daß mit der Reränderung des Flußbettes in Breite, Tiefe, Bodenbefchaffenheit und mit der größeren oder geringeren Gejchrindigfeit des Laufes fich die Formen der Mujcheln verändern. An großen Teichen oder Landjeen hat die feichte, dem herrfchenden Luftitrome gegenüber- liegende Seite oft ganz andere Formen als die meilt tiefere entgegengejebte Seite. Wer feine Anodonten und Unionen nicht bloß in einzelnen ausgejuchten Cremplaren von Händ- fern bezieht, jondern felbft Hundertweife an Ort und Stelfe weit und breit jammelt und in veicher Auswahl von feinen austwoärtigen Freunden unter genauer Angabe des Fundortes zugejchieft erhält, der wundert fich nicht jowohl darüber, wenn er die Arten in mehr oder weniger eigentümlich ausgeprägten Formen erhält, jondern darüber, wenn er dan und wann einmal ganz diejelben Formen erhält, die er jchon andersmwoher befigt." Sodann mweilt er an einem bejtimmten Beifpiel, einer Flugmufchel mit ausgezogenem, plattem Hinterende, die er Unio platyrhynchus nennt, den genaueren Zujammenhang nad). „Der Wörther See bei Klagenfurt”, heißt es, „Hat den Unio platyrhynchus gejchaffen, ob aus Unio pictorum (der gemeinen Malermufchel), läßt jich aus begreiflichen Gründen direkt freilich nicht nachweifen. MS man von dem See den (zur Stadt führenden) Lend- fanal ableitete, füllte denjelben das Waller des Sees, und es mußte diefes dadurch nad) und nach natürlich eine veränderte Beichaffenheit annehmen. &3 fteht, je entfernter von jeinem Ursprunge aus Dem ©ee, defto ruhiger, da der Kanal blind, d.h. ohne Abflug endigt. Der Kanal hat wohlunterhaltene, regelmäßig abgeböjchte Ufer, eine Breite von beiläufig s—10 Schritt und eine durchjchnittliche Tiefe von ettva 3 Fuß. Bei der erjten Füllung des Kanales mit dem Wajjer des Sees mußten natürlich einige Mufcheln mit diefem in den Kanal gelangen, deren Nachfommen wir jet überall in demjelben finden. Nun trifft man im Kanal, in welchem Unio pictorum in charafteriftiicher Torm borherricht, feinen ein- zigen U. platyrhynchus, den Bewohner des Sees, und im See feinen einzigen U. picto- rum. Gollte e3 aljo eine zu fühne Hhpothefe fein, anzunehmen, daß U. platyrhynchus, dem man jeine große Verwandtichaft mit U. pietorum leicht anfieht, im Kanal wieder zur Form bon U. pietorum zurüdgefehrt jei, nachdem er den eigentümlichen Entwidelungs- bedingnijfen des ©ee3 entrücdt und in eine neue Sphäre verjegt war?" Margaritana hat in Europa zwei Arten, M. sinuata Sam. und M. margaritifera L.; dazu fommen in den Vereinigten Staaten noch zivei weitere. M. sinuata gehört Südeuropa an. Früher fam jie auch in Deutfchland vor; man glaubte, daß ihre Schalen durch den Ver- fehr allein zu uns gefommen wären, aber fie gehören vielfach alten Flußbetten a. M. mar- garitifera, die Echte FlußperImufcel, it nordeuropäisch, greift aber von hier aus rings um den Pol herum durch Nordamerika und Sibirien, ohne wejentliche Abänderungen. „on Deutjchland”, jagt Ssrael, „bejchränkt jich das Vorkommen (von einigen weniger wichtigen oder fünftlichen Verbreitungsbezirken abgejehen) Hauptjächlich auf die aus dem Fichtel-und Elftergebirge und dem Bayerischen Walde abfliegendenGemäjler. Zoogeographiic it die Perlenmufchel außerordentlich interefjant und wichtig; fie ift alS Überreft aus der Eiszeit (glaziales (Nelikt) anzufehen. Es ift eine Eigentümlichfeit diefes Tieres, daß es zu jeinem Lebensunterhalte nur das reinfte, Falffreie Bachiwajjer bedarf und daher nur im Urgebirge (Granit, Gneis uf.) oder im Kambrium, Silur, Kulm, Buntfandftein ufio. (falls dieje Sedimentgefteine nicht zu mergelig oder falfhaltig find) vorfommt. Troß der Dide der Schalen, die befanntermaßen der großen Hauptfache nach aus fohlenfaurem Salfe Ehte Blattfiemer. 549 beftehen, meidet die Verlenmufchel Falfhaltige Gemwäffer ängjtlich und ftirbt, in Bäche des Mujchelfalt3 oder Zechiteins ujw. verjeßt, in Fürzefter Frift. Der gejamte Ralf, den das Tier zum Aufbau feines zweillappigen Gehäufes benötigt, tammt jomit lediglich aus Der Nahrung. Da aber die Berlenbäche nachgemwiejenermaßen jehr arm an organiichen Moder- jtoffen, ferner jehr arm an Diatomeen, Peridineen uji. ujw. (der Nahrung der Perlen- mujcheln) jind, anderjeit3 die Schalendide aber eine ganz bedeutende ift, jo erhellt jchon hieraus, daß viele, viele Fahre dazu gehören müljen, um ein folches didjichaliges Gehäuje bilden zu fünnen. Die Dide der Schalen beträgt an dem Borderrande oft ein Zentimeter und mehr. Die etivas geöffneten Schalen, aus denen die papillöfen Mantelränder (die als SlußperImujdel, Margaritana margaritifera L.; vedt3 ein halb geöffnete Eremplar mit zwei Diantelperlen; hinten wan- dernde Teihmufheln. Nach der Zufanmenftellung in einem Aquarium. 1)—8) verjhiedene Perlenformen. Fühlorgane dienen) etwas herborjchauen, find der Stromrichtung entgegengerichtet, um die ala Nahrung dienende Schwebefauna und Feine Moderftoffe am beiten auffangen zu fünnen, zugleich mit dem Atenwafjer.“ Von anderen deutjchen Gegenden find ettva zu nennen das Duellgebiet des Mainz, der Ginn, ein rechter Nebenfluß der Fränfifchen Saale, mit feinen Zuflüfjen, die Lohr, Die aus dem Spejjart Tommt, vom Süinziggebiet die Bieber, die Orb, auf der-Iinfen Geite die Mudau; dazu Hunsrüd, Eifel, das Hohe Venn; durch fünftliche Bejiedelung die Steinach bis Kedarfteinach im Odenwald, ferner Laufis, Niejengebirge und Liineburger Heide. Eine eigentümtliche Erfcheinung ift es, daß in den Falfarmen Perlbächen feine anderen Najaden zu finden find, weder Unio crassus noch) Bach-Anodonten. „Die im Bayeriichen Walde”, jagt Ssrael weiter, „jo ijt auch im jächjiihen Eliter- gebirge (Bogtlande) die Perkmujchel jeit Sahrhunderten Gegenjtand jorgfältigiter Pflege, Dod ift gegenwärtig die Blütezeit der Verlfilcherei vorüber. Smmerbhin ift es jehr mit Freuden zu begrüßen, daß die jächjiiche Krone die von den Ahnen überfommene Berlfilcherei in der (Weißen) Eliter und ihren Geitenbächen nicht aufgibt, obgleich jte natürlich nicht lohnt 550 Weichtiere: Mujheln. _ und niemals gelohnt hat. Hierdurch find die Tiere einigermaßen gefchüst und gleichjam unter Denfmalfchuß geftellt. ES ift ein fehönes Familiengefeß, daß die fächjifchen Königinnen nur Eliterperlen, alfo jolche, die im Lande gewachlen find, tragen follen. Auch ift die gefamte Bevölferung in diefem Gebiete fo erzogen, daß tatfächlich nur äußerft felten Befchädigungen an den Mufchelbänfen durch Menfchen vorfommen. Kurfürst Sohann Georg I., hoch erfreut über die damalige Entdedung, daß im vogtländischen Kreife in dem Efjterbache und feinen Seitenbächen gute Perlen vorfämen, übermwies diefe wichtige Sache einer Kommilfion. Nach dem fehr günstigen Urteile der damaligen Sachverftändigen erhob er 1621 die Perlenfifcherei zum Regale, wobei zugleich laut Defret vom 8. Wuguft desfelben Sahres der Bürger Mori Schmirler zu Olsniß zum exrften Berlfifcher beftellt wurde, mit dem Bedeuten, daß als Lohn der Treue und Gemiljenhaftigfeit feine Nachfommen bei diefem Amte verbleiben follten. Das ift denn auch bi8 auf diefen Tag in ununterbrochener Reihenfolge gefchehen. „Die Berimufchel Hat einen ftrengen, feh mac) aromatischen, an Angelifawurzelerinnern- den, nicht gerade angenehmen Geruch, befonder3 während der Laichzeit, Die im Elftergebiete Ende Zuli bi Anfang Auguft eintritt, doch trifft man auch früher hier und da vereinzelt ein trächtiges Eremplar.” Koch wollen wir hier einer cf cheinung gedenfen, die bei der Berimufchel den höchiten Grad erreicht, der Korrofion nämlich. Die Schalen werden zerfrejfen durch Kohlen- jäure, die den Kalf angreift und al Bilarbonat gelöft fortführt. Das fällt weg auf Kalfgeitein, mo die Kohlenjäure bereit3 gebunden ift. Die Schalen werden natürlich am ftärfiten zerfrejfen an den ältejten Teilen, d.h. am Wirbel. „Bei den Donaumufcheln ift die Erjcheinung der Korrofion felbft in den Duellbächen und früheiten Zuflüffen ganz un- befannt, desgleichen beim Nedar, dem unteren Main, dem Rhein, der Uinterwefer und Unter- elbe ujt., überhaupt bei dem ruhigeren Unterlaufe ver Ströme, tvo jich die Wajjer aus dem verjchiedenartigften geologifchen Untergrunde zufammenfinden. Sn diejen ift die Kohlen- Jäure längjt gebumden an Kalzium, Magnefium oder irgendein Alfali. In den Duellbächen dagegen, die Häufig aus Urgeftein, Kambrium, Silur, Devon, Kulm uf. ihren Urjprung nehmen, erjcheinen die Mujchelfchalen fat immer enorm zerfreijen (forrodiert), oft jo, daß faft die ganze Schale bis auf die jüngften Zumachsfchichten bi3 tief in die Verkmutterjchicht hinein zerjtört ift. Manche Bäche zeigen ein wechjelndes Verhalten, fie jollen die Probe auf das Erempel machen. Kommt 3. B. ein Bach aus fulmischen Schiefern und tritt auf jeinem Laufe beifpielßweije in ein größeres Zechjteingebiet ein, jo fann man fait an der Korrofion der Schalentiere an den verjchiedenen Stellen den geologijchen Charakter des Untergrundes erraten, vorausgefegt natürlich, Daß nicht in den leßten Jahren ein Hochtwajjer die zormen auf weite Streden vermengt hat. Oberhalb, alfo im Kulm, eine enorme Storrojion; beim Eintritt in den Zechitein wird fie geringer, und bei weiterem Verlaufe Hört jie ganz . auf. Sn Thüringen find faft alle Mufchelfchalen jehr ftark forrodiert, von den Ausnahmen, die durch den geologischen Untergrund bedingt find, abgejehen.“ „Die Unionen leben vorzugsmeile in fliegendem Wafjer. Nur mehr ausnahmsweije wird man fie in Heineren Teichen finden, und wenn e3 vorkommt, jo find es fajt ausnahmzlos jolche, die irgendeinem Bache alS Ducchfluß dienen, deren Abflüjfe aber mit irgendeinem größeren fließenden Gemäfjer in Verbindung ftehen. Durch FZijche verjchleppt fomımen jo ab und zu Unio tumidus und Unio pictorum, jehr jelten aber irgendeine batavoive Form (j. ©. 551) in einen Teich” (Serael). Hier laffen fich bei überreicher Abänderung im einzelnen doch verichiedene Hauptarten Echte Blattfiemer. 551 fenngeichnen. Sie zerfallen in zwei Gruppen. Unio tumidus Retz., die Aufgejhwol- tene FSlußmufcel (f. Tafel „Weichtiere III", 6, bei ©. 545), und U. pietorum L., Die Malermujchel, bilden die eine, mit länglicher oder fpiß ausgezogener Schale und mit feinen Höcderchen auf den Wirbeln; jene erreicht ihre größte Vollendung bei uns in Der Werra, die Malermufchel in der Donau. Von ihren mancherlei Ubänderungen haben wir borhin U. pietorum platyrhynchus Roßm. bereits al3 Seeform fennengelernt. Die andere Gruppe umfaßt diejchalige, gedrungene, verfürzte Mufcheln mit fonzentrifch geftreiften Wirbein; man Fann fie al® U. batavus Zam. zujammenfaffen und in drei Hauptgruppen — m Z— —— — = Große Shwanen-Entenmufdel, Anodonta eygnea Z. Natürlihe Größe. teilen, jede wieder mit zahlreichen Xofalformen, nämlich: U. batavus crassus Ret2. (j. Tafel „Weichtiere III”, 7, bei ©. 545), nordeuropäifch, bei ung charafteriftijch für das Gebiet des oiluvialen Urjtroms, U. batavus Zam. im engeren Sinne, aus Wefteuropa einjchlieglich des Aheingebietes, und U. batavus consentaneus Zieg., au3 der Schweiz, dem Donaugebiet und Oberböhmen (f. Tafel „Weichtiere III”, 8, bei ©. 545). Sede der drei Formen gliedert lich wieder in zahlreiche Zofalrafjen. Die Anodonten find fo veränderlich, daß Welterlund aus deutjchen Gemäfjern 87, Gervain allein aus dem Main zwifchen Frankfurt und Hanau 26 „Arten” beichrieben Hat. Doc) bemerft Ssrael mit Recht: „Ueffin Hat, gejtügt auf direkte Beobachtungen bezüglich der Tormummandlung bei zunehmendem Alter oder Berjegung in andere Yebenzbedingungen, bemiejen, daß jic) Die Anodonta cygnea nad) den Wafjer- und Untergrunpverhältnijjen jo jehr richtet, daß fi) aus irgendeiner Anodontenform alle nur denkbaren Sormen enttwideln fönnen.” Der ganze Neichtum Yäßt fich auf zwei gute Arten verteilen, die meift größere Anodonta cygnea Z. mit oft jehön grün ftrahliger Schale und die fleinere A. complanata Zieg. (\. Tafel „Weichtiere TIL", 5, bei ©. 544). Die Glodhidien der erjteren Haben den langen 992 Weichtiere: Mujcheln. ZarvenbHffus, bei denen der zweiten fehlt er völlig. Auf die erjtere bezieht fich die folgende Schilderung von Jsrael: „Die Größenverhältnijje der Anodonten find bedeutenden Schwan- fungen ausgejebt. Während die Teichformen in den Riejeneremplaren der Cellenjis-Formen 20—22 cm Länge, 7—10 cm Breite und bei Fiementrächtigen Weibchen zirfa 6—8 cm Dicke erreichen, bleiben die Bachanodonten ganz bedeutend hinter diejen Größenangaben zurid. Die größte Mufchel, die ich je gemefjen und überhaupt je gejehen habe, jftammt aus dem Teiche der Rotenhofsmühle bei Hummelshain in Sachjen-Nltenburg. Yänge 22,2 cm, Breite 9,6 cm, Dide 8,2 cm. Die Schale mit dem lebenden Tier wog 649 g, die Schale allein 211g. Die Bachformen ftellen die Hunger- und tümmereremplare der Anodonta cygnea - dar. Sie werden in den Heinen und Heinften Bächen meift, jelbit als fiementrächtige Exem- plare, felten über 5—7 cm lang, während jie in den größeren Flüjjen etiva die Doppelte Größe der Heinen Bachformen, meilt in etwas ponderojeren G©titden erlangen. „Krähen und Dohlen jtellen diefen Niejentieren jehr nach, wie man denn auch ge- legentlich jolche findet, die deutliche Spuren von ©chnabelhieben, Die jpäter wieder Durd) anfänglich ganz dünne Perkmutterhäutchen gejchlojjen werden können, aufweijen. Dan fieht dann meift auf der Innenfeite dunkler erjcheinende, große Blajen und Unebenheiten, da das dünne Verkmutter die in die Berlegungen eingetretenen Schlammteile durchjchimmern läßt. Solche Tiere führen auch öfter Heine Perlgebilde in ihrem Störper.” Die erwähnte Veränvderlichfeit der Anodonten fommt gelegentlich am einzelnen Stüd zum Ausdrud, wenn die Tiere fich an einer Stelle jo zufammendrängen, daß der Grund des Gemäljers wie mit Mujcheln gepflaftert erjcheint. Dann entjtehen infolge gegenjeitiger Naumbeengung bisweilen ganz unregelmäßige, verkürzte, unfymmetrijche Formen und der- gleichen. Buchner bildet verjchiedene, höchit auffällige Beijpiele ab, movon wir einige auf der Tafel „Weichtiere ILL, 5, bei ©. 544 bringen. Und nun ein Wort über die wirtfchaftliche Bedeutung der jo überaus bielfeitigen Najaden. „Der Nuten, den dieje Harmlojen Fluß-und Teichbeiwohner ftiften“, jchreibt Jerael, „it fehr gering, wenn man von der Verlmujchel und dem mwiljenjchaftlichen Werte, den jie ftiften, abjieht. Daß fie in manchen Gegenden als Futter für Schweine und Hühner benubt wurden und auc) heute noch benubt werden, wurde jchon erwähnt. Auch wurde früher aus den Schalen gelegentlich Kalk gebrannt oder hier und da einmal ein Stüd Weg mit ihnen beichottert. Wenn ab und zu einmal eine Stüchenfee jich einige Schalen hält zum Austragen de3 Gejchirres, jo fann ihnen das auch wohl faum als ein bejonderer Nußen angerechnet wer- den. Daher ftammt der Volßname ‚Häfelefrager‘. Größer jchon ft der Nuben bei Natur- völfern, da fie vem Menjchen al Nahrung dienen. ©o aßen in Nordamerika die Eingeborenen die Mufcheltiere jehr gern, denn die Anhäufungen leerer Schalen an den Lagerpläßen der Smdianer reden eine deutliche Sprache. Auch in Afrifa werden die Spatha-Alrten bon den Kegern, in China die Nodularien gern gegejjen. Gewöhnlich entfernen fie aber ven Fuß, da diejer zu zähe jein joll. Es ijt auch allgemein befannt, daß die Staliener heute noch Mujchel- tiere mit Vorliebe ejjen, wie fie auch bei ven Römern in hohem Anjehen jtanden. Der ein- zige mir feither befanntgemwordene verbürgte Fall, daß auch Heute noch in Deutjchland Fluß- mujcheln gegejjen werden, jftammt aus Dttweiler, Kreis Trier. Dorxtjelbit Jammeln die Kinder in den Mühlgräben der Blies (Nebenfluß der Saar) den Unio batavus und Flußanodonten, die einzigen Najaden diejes Fluffes, die fie dann forbiweije für bilfiges Geld an die Liebhaber verlaufen. Die Weichteile werden durch Ablochen aus den Schalen entfernt, gewajchen, Ehte Blattfiemer. 958 nochmals gefocht und fchlieglich gefalzen in der Pfanne in Butter gebaden. Kiemen und Mantel werden nicht entfernt. Sie follen ganz vorzüglich jchmeden. Mujcheltiere aus jtehendem Wajjer werden ihres anhaftenden jchlammigen Gejchmades wegen nicht gegejjen. „C3 Tann hervorgehoben werden, daß in der Nähe der Dörfer, wo Gänje und Enten auf die jeichten Bäche und Flüjjfe gehen, die Mufcheltiere nicht vecht auffommen Tünnen, da dieje Die jungen Mujcheln aus dem Schlamm herausholen und famt Schale frejfen. € ift auch ganz allgemein befannt, daß bei feinem Wafjerjtande Krähen und Dohlen ic) Mu- iheln aus Teichen und Bächen holen, die Schalen aufhaden, um die Weichtiere zu verzehren. Einen Schaden haben dieje harmlojen Tiere wohl noch nie geftiftet, e3 jei venn, daß ge- legentlich einmal ein Fijchchen an einer Überinfeftion mit Mufchelbrut zugrunde geht." Der wijfenfchaftlihe Wert ift jehon vielfach angedeutet, er jtrahlt nach den ver- ichiedenften Seiten aus. Hier verfolgen wir nur noch ein wenig die Beziehungen der mechjel- vollen Gejtalten zur Ummelt, zunächit innerhalb eines begrenzten Gebietes. „Man fann fast jeden Fluß”, jagt Jsrael, „in drei Streden einteilen. Bis zu einem gewiljen Bunfte enthält jeder Oberlauf eines Flufjes eine Bachfauna, die jich von der Der Geitenbäche nicht jonderlich unterjcheidet. Dann folgt eine Strede, die man al3 mit einer Tlußfauna bevölfert anfehen muß. Hier jind es befonders die jchon größer werdenden Zluß- formen der Anodonta cygnea und Unio pietorum. Borausjegung ijt es für das Auftreten der le&teren Art jedoch ftets, daß jich der jchnelle Oberlauf gemildert hat, daß das grobe Oeröll azurüctritt, und daß ruhigere Flußftreden mit natürlichen Schlammanjammlungen (natürlic) nicht etwa Fabriffehlamm) vorfommen. Die Anodonta cygnea freilich geht ebenjo Hoc) hinauf in die Duellbäche wie Unio batavus, verfümmert hier aber zu ganz Heinen Formen, den jogenannten Anatinaformen der Bäche. Aber, wie gejagt, jtet3 habe ich bei Slüljen, wo ic) da3 erfte Auftreten von Unio pictorum feftitellen fonnte, auch gefunden, daß die Anodonten jehon bedeutendere Dimenjionen von 12—14cm Länge und eine mehr gleich- bleibende Geftaltung annahmen, die man als die Jlußformen der Anodonta cygnea oder als die Biscinalis-Tormen bezeichnet. Den ruhigen Unterlauf bevölfert dann die Stromfauna die fich zunächit wohl Hauptfächlich dadurch auszeichnet, daß alle Arten des betreffenden Flußgebietes nebeneinander vorfommen... Aufgefallen ift mir bei meinen vielen Sammel- erfinfionen, daß die Bäche, die aus Buntjandftein fommen, gewöhnlich feine Mujcheltiere beherbergen. Nur die Berlmujchel fann in jolhen Bächen vorfiommen.“ Zeigen fchon dieje Einzelheiten die Bedeutung der Najaden für die Beurteilung der Geichichte einer Gegend, die zu einem Tlußgebiet gehört, jo fteigert fich diejer Wert auf das Vielfache, wenn wir die Gejchichte der Tlußläufe und ihrer Wandlungen rüdwärts verfolgen wollen bis in die früheren Zeiten des Alluviums und Diluviums. Hier ift neben den Auf- ihlüffen, die von der Geologie geliefert werden, Die Verteilung der Organismen Da wich- tigfte Argument, und unter diefen gibt e3 wiederum feine befjeren Anzeichen al3 die Tluß- mujcheln, in erfter Linie die Gattung Unio. &3 ift das hohe Verdienft des erjt während Des Krieges verjtorbenen Altmeifters unter den deutfchen Weichtierforjchern, Kobelt, darauf hin- gewiejen, den Beweis an einzelnen Beijpielen Xlar durchgeführt, Dadurch das allgemeine Sinterejje wachgerufen und die für die Bewältigung der großen Aufgabe nötigen Hilfskräfte gewonnen zu haben. Haas ift als erfter zu nennen, der den Faden aufnahm, und SSraels Arbeit, Die wir ja veichlich benubt haben, ift aus denjelben Bejtrebungen erwachjen. Kobelt nahın zunächjt genauer den „Vater Ahein“ vor, der in jeiner heutigen Geftalt weder ein jehr alter, noch aber viel weniger giner der ältejten Deutjchen oder europätichen 554 | Weichtiere: Mufcheln. Ströme ift, jondern im Gegenteil ein jehr junger. Er ift erjt in neuerer Zeit aus vier ganz verfchtedenen, voneinander unabhängigen Flußfpftemen entftanden. Wir wollen tvenigftens ein paar naheliegende Punkte herausheben. Die romantischen Gegenden des Rheinfalls von Schaffhaufen und Lauffen und der Enge bon Bingen find die jüngsten Durchbrüche, an denen der Strom noch) arbeitet. Das Gebiet oberhalb des Falles mit der Aare var anfangs durch die Jurafette vom Ahein abgetrennt, Die Waffer, die nach der Eiszeit der Nordfeite der Alpen entjtammten, flojfen eine Zeitlang durch die Donau, deren Gebiet damals bis zum Boden, ja bi3 zum Genfer See reichte, ins PBannonifche Meer. Die Oberrheinebene zivi- ihen Schwarzwald und Bogejen bildete einen Teil des Mainzer Bedens, das zeitweilig nach Norooften mit der Nordjee, zeitweilig nach Südmeften mit dem Mittelmeer in Verbindung jtand; es nahm den Main auf als einen der älteften deutfchen Flüffe. Ganz unabhängig und ebenfalls uralt war die Mofel, die erft nach dem fpäten Durchbruch bei Bingen zum Unter- lauf de3 Rheines wurde. Kobelt erbrachte nun den beftimmten Nachweis, daß die bata- boiwen Formen der Schweizer Gemäljer zu dem Sreife de3 Unio batavus consentaneus des Donaugebietes gehören, und daß — al3 negatives Gegenftüc — Unio tumidus in den jest getrennten Slußigjtemen fehlt, in der Donau mwenigjtens bis Vreßburg. Haas nahm Die anderen Abfchnitte vor. Fir die Strede zwifchen Schaffhaufen und Bingen ftellte er ein- wanpfrei feit, daß ihre Flußmufcheln mit denen der Schweizer Gemälfer nichts zu tun haben. Hier lebt Unio batavus in topifchen, von Unio consentaneus der Donau mwejentlich abweichenden Formen; hier Hauft Unio tumidus, der dem ganzen anderen Gebiete völlig fremd ift. Die gänzliche Abtwefenheit jeder Consentaneus-Form ift ein beftimmer Finger- zeig auf den jpäten Zufammenjchluß des fchweizerifchen und badischen Nheingebietes. Entjprechend fteht es mit dem Unterlauf: der Niederrhein von Koblenz ab enthält die ab- weichende Mofelfauna. Eine ganz ähnliche Gliederung hat Ysrael durch die Unterfuchung der Flußmuscheln jür die Elbe eriviefen, die böhmifche, Die Mulde-Saale-Elbe und die Havel-Eibe Haben ganz verjchiedene Saunen. Die Formen des Unio consentaneus und der Anodonta complanata jind für die Moldau ebenfo bezeichnend wie für die Donau und unterscheiden fich faft nur durch ihre Korrofion. Die Mulde-Saale-Elbe ging mindeftenz zeitweilig nach der Wefer, die Verbindung von Havel und Spree fchloß das obere Odergebiet mit ein. Cine Anzahl entjprechender Beziehungen find bereits in der Überficht über die einzelnen Arten angedeutet. Ganz neuerdings haben Haas und Schwarz das Gebiet zwifchen Main und deutjcher Donau ftudiert und find wieder zu ganz beftimmten Schlüffen gefommen, von denen wir nur zwei herausheben: „Das Necargebiet zerfällt nach feiner Fauna in drei Abjchnitte: Oberlauf mit Unio cytherea cytherea (diefer Küfterfche Name entfpricht dem U. consentaneus Zieg.), Mittel- lauf mit Unio batavus pseudoconsentaneus Geyer, Unterlauf mit Unio batavus hassiae Haas. Der Oberlauf und wahrfcheinlich auch der von Kocher und Sagt ift demnach al ehemaliger Donauzufluß aufzufaffen, der Mittellauf mit Kocher, Jagit und Aich mweift auf die Tauber hin, deren alten Oberlauf er wohl darftellt, der Unterlauf ift al3 ein durch jungen Einbruch entjtandener Abffuß zum NAhein zu betrachten. „Das Regnibgebiet zerfällt feiner Fauna nach in zwei Abjchnitte: ein. jüdliches mit Unio eytherea cytherea (bi8 zur und einfchließfich der Aich) und ein nördliches mit Unio batavus kobeltianus Haas. Dadurch ergibt fich die ehemalige Zugehörigkeit des füdlichen Abichnittes zum Donaugebiet.” ö Verlbildung. 959 Die Naturgefchichte unferer Flußmufcheln ift fürwahr ein feljlelndes Kapitel. Noch jehlt ja ihr gefchäßteftes Erzeugnis, die Perle, die twir gleich im Zufammenhange mit den marinen, den ins Meer gefallenen Engeltränen der Dichter, behandeln wollen. Die Perlen find am Föftlichiten bei den Süktwafjermufcheln, mindeftens metteifernd mit Denen Der marinen Meleagrina s. Margaritifera (f. ©. 539). Doch finden fie fich, wenn mir Korjchelt folgen, auch bei vielen anderen Mufcheltt, Ostrea, Placuna und Anomia, Pecten und Spondylus, Venus und Cytherea, Mytilus, Modiola, Arca, Pectunculus, Tridacna und Hippopus, der zu den Gien- oder Niefenmufcheln gehörigen Pferdehufmufchel, Pinna, aber nn bei Schneden, Strombus gigas, Murex, Trochus, Turbo, Haliotis, Fissurella, Patella, ja jexbft gelegentlich in Schnirkelichneden, unter ven Kopffüßern bei Nautilus. Mancher ift beim Aufternefjen auf eine wmertoolle Perle gejtogen. Salifornifche und japanijche Halio- tis erzeugen, ihrem leb- Haft perimutterigen Perioftrafum entjpre= chend, jchöne Perlen bon mehr als einen Zentimeter Durchmej- jr. Die Perlen der Tridacna jehen aus wie Mabajter, die von Strombus gigas ıoja over Nila wie die Sn- nenjeite der Gchale, die unbedeutenden bon der Stedmufchel Ldfl- SHliff einer Perle mit 2—-Ifahem Kern; um diefen die Prismen-, außen die Perl- r mutterfhiäten. Vergrößerung 16:1. Aus E.Korfhelt, „Perlen‘ („Fortihritte der natur= {ich oder dunkler. wiffenfd. Forfdung”, Bd. VII, 1912). Sende Perle ijt Tonzentrijch gejchichtet um einen Stern oder durch Verwachlung und Berjchmelzung um deren mehrere, wodurch die verjchiedenften Formen entitehen von der Stugel bis zu den langgejtredten Hundszahnverlen. Die fonzentriihen Lagen können aus allen möglichen Kombinationen der vier Schalenschichten beftehen (Nubbel). Dunklere Perlen bauen ic) vielfach nur aus Berioftrafumjubftanz auf. Bejonders wertvoll find jene, die mindejteng in den Äußeren Lagen reines Perlmutt und dejjen Synterferenzerjcheinungen zeigen. Die dichte Zufammenfügung der verichiedenen Gubftanzen gibt eine Feitigfeit, daß ein derber Hammerjchlag zum gertrümmern der auf eiferner Blatte liegenden Perle nötig ift, und eine Härte, die über die erwartete des Kalfjpat3 (Härte 3 der üblichen Stufenleiter) hinausgehen fann bis zu der des Flußjpats (Härte 4). Ebenjo jchiwankt das jpezifiiche Gemicht von 1,54 bei jchlechten marinen bi3 zu 2,724 bei feinjten Süßwaiferperlen, was nur ganz wenig hinter dem de3 kriltallifierten Kalztumfarbonats, Kalzit oder Aragonit, zurücbleibt. Löft man fie in berdünnter GSalzjäure, jo bleibt Doch die Form in der organischen Orundlage erhalten, indem nur der Kalk jchwindet. Sleopatra hätte jelbit bei einem jtarfen Säuerling wohl ihre foitbare Perle erit pulverijieren müljen, ehe jie jie in Wein auf Antonius’ Wohl trinken fonnte. = 896 Weichtiere: Mufcheln. Woher ftammt nun der Kern, um den die Perle jich lagert? Das lehren zunächit die mancherlei Verjuche, die man gemacht hat, um Perlen zu erzeugen, jei es, daß man die Schale der Mujchel anbohrte und durch das nachher wieder verjchlojjene Loc) einen Tremd- förper, etwa ein Schalentörnchen, einführte bis zum Mantel, jei es, daß man den Fremp- förper vom Rande her zwijchen Mantel und Schale jchiebt, wie es längit die Ditafiaten bei Dipsas Leach, einer großen Najade, tun. lm befannteiten jind hier Die metallenen Budoha- bildchen (j. die Abbildung) ge- worden. lle Diefe Dinge werden vom Mantel mit Berl- mutter überzogen, allerdings jo, daß Jie dann feit an Der Schale haften, wie vie Mujcheln auch ohne den Eingriff an- gewachene WBerlen erzeugen (Schalenperlen). Sit zufällig ein Fijchehen, ein Wurm, eine Schnede unter den Mantelrand geraten und durch den Schluß der Schalen feitgehalten und ge- tötet worden, dann werden jie genau jo unter Perlmutter be- graben. Für Die freie Berle (Mantelperle) ijt es mithin not- wendig, Daß der Fremdkörper ringsum don Wantelepithel ein- gehüllt wird. Daher hat man jhon in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts an Schmaroger gedacht; de Filippi an HBerfarien over Yugend- formen von Saugmwürmern, stüchenmeijteran Bafjermilben, Sstelaart an Nematoden, ange- Schale von Dipsas plicatus Leach, einer oftafiatifhen ala, jichts Der Zatjache, daß „Die Be a ee Söneden un Niufmekipyz jehr viele Saugmwürmer in deren Entwidelung al Zmwijchenmwirte dienen, daß ebenjo Heine Rundiwürmer nach Art der Trichine in ihnen häufig find, z.B. in unferer gemeinen Wegjchnede, und daß unjere Najaden vielfad) bon einer Waffermilbe, Atax, bejucht werden. Aber gleichzeitig Tam jchon d. Heßling, der befannte Monograph unjerer Margaritana, auf den Gedanken an andere Fremdkörper. Tür dieje ijt jet Durch Hein und Rubbel unter Korjchelts Führung der Beweis geliefert. Aber die Frempdförper find nur bedingt jolche, denn fie entjtammen der Wujchel jelbjt als mifro- \topiiche, gelbe Partikel, die, im Mantel erzeugt, nach dejjen Oberfläche wandern und bei der Bildung des Beriojtratums mitzuwirken betinimt find. Somit wäre die Berlerzeugung aljo an die Süßtwalfermuschel jelbft gebunden. hnliches wird auch von marinen Mujcheln Perlbildung. * 997 gemeldet, bei denen indes die vielfachen Unterjuchungen von Raphael, Dubois, Herdman und Hornell, Samejon und Seurat teils an europäijchen (Mytilus, Tapes und andere), teils an tropiichen Verlmufcheln in Ceylon und Ozeanien auch allerlei Barafiten al3 Urfache der Perlbildung aufdedten. Und zwar fommen außer den Zugendzuftänden von Saugmürmern auch Heine Bandmurmfinnen ın Trage. Wir wollen und auf die Namen nicht einlafjen, zumal bon feiner jolchen LZarve der volle Entmwicelungskreis einwandfrei nachgemwiefen ift: Ausichlaggebend ift, daß die Gejchlechtsreife der Schmaroger in einem Wirbeltierdarm erreicht * wird, vom Bandivurm der Meleagrina in einem Nochen, dejjen zermalmendem Gebiß jelbft die diden Schalen der erwachjenen Mufcheln nicht wiverjtehen fönnen, vom Saugmwurm der. Miesmufchel in Tauchenten, bejonders der Eider- und der Trauerente, Somateria und Ode- mia. Somit wäre die Mytilusperle nach Dubois der glänzende Sarfophag eines Wurmes, wenn die Wege nicht noch verjchlungener fiefen. Der Saugwurm fann nämlich im nächjten Sommer auferftehen, indem feine Zuite, die Perle, galfertiger Erweichung anheimfällt. Exit von den Saugmwürmern, die in ihrer ZHfte den Angriffen einzelliger Sporogoen exliegen, würde die Perle Dauer haben, e3 wäre denn, daß jchon etwaige Stoffmwechjelteite, die ein überlebender Wurm beim VBerlajjen der ZHite zurücdhieße, zur Auslöfung eines neuen Perlenbildungsporganges ausreichten. Wie man fieht, jtehen hier viele Möglichkeiten offen, die der Forfhung noch Mühe genug fojten werden. Smmer aber wird der Kern der Verle, jei e3 ein belebter oder ein unbelebter Fremdkörper, rings von Mantelepithel, von einem Perla umhüllt fein müfjen, der entfteht, inden: der Fremdkörper aus dem Inneren heraus durch den Mantel hindurch an dejjen Oberfläche unter die Echale gerät. Bei der Raumbefchränfung bildet der Mantel eine Vertiefung, in welcher der Fremdkörper liegt, und durch Zufammenshluß der Grubenränder entjteht der Verljad, ganz ähnlich, wie wir es ettva bei der Entftehung des Schnedenauges aus dem offenen Becher verfolgten (S.417). Sn der Tat find auch die Perlen feineswegs auf den Mantel beichränkt, jondern fommen ausnahmsweile in verjchtenenen Sörperteilen vor, jo gut wie da3 Gefüge der Perle feines- megs vereinzelt jteht, jondern in Gehörfteinen der verjchtevenften Tiere, in pathologijchen Gallenjteinen und dergleichen feine Parallele findet. Die befannten Gehöriteine der Filche fünnen wohl auch für die mannigfacdh unregelmäßigen Tormen der Perlen zum Vergleich herangezogen werden. Übrigens fanrı auch eine fertige, freie Perle nachträglich gegen die Schale gedrüdt und mit diejer verlötet werden. Der Perlenertrag ijt natürlich jehr verjchteden und nach Zahl und Schönheit vom Zufall abhängig. Man weiß ja, daß bei unjerer Süßmwafjermujchel wohl erjt die Hundertite Muschel eine Perle enthält, und daß Yängft nicht jede eine vorzügliche ift. Unfere vogt- (ändiihen PBerlenfischer wijjen die Mufcheln jo weit zu öffnen, daß fie Art- oder Abmwejenheit von Perlen erkennen, ohne das Xeben zu gefährden, jo daß die perlenlojen Stüde wieder in den Bad) zurüdgeworfen werden fünnen. Bei Meleagrina fann man aus der Größe [don einen Schluß ziehen; man glaubt, daß die PVerlenbildung erft mit dem dritten Jahre ein- - jet und dann immer fich fteigert bis zum Tode, d. h. vermutlich biS zu 7 Jahren. Neuer- dings Hat man auch Hier fchon eingegriffen mit Hilfe der Radiographie: Beleuchtung mit Aöntgenftrahlen läßt die Perlen bereit von außen erfennen. Verloren find übrigens auch [eere Schalen nicht. Seit die Familie Schmirler in Adorf begann, daraus Andenken und dergleichen herzuitellen, hat jich dafelbit eine großartige Perkmutterinduftrie entmwidelt, jo gut wie am Dhio, wo Dice Uniofchalen fabrifmäßig verarbeitet werden. Übrigens mußten auch die Sndianer die Perlen zu jchäben, man findet fie zum Teil mafjenhaft al3 Beigaben 558 Weihhtiere: Mujcheln. inden Gräbern. Schade, daß dieje Jumelen wertlos geworden find, denn die Perle verliert mit der Beit ihre Schönheit und wird unjcheinbar. Kehmen wir den Faden der Shitematif wieder auf, dann können wir den Najaden die eigentümfiche Samilie der tropifchen, meift äthiopifchen, Atheriiden oder Flußauftern zunächit anreihen; fie wachjen fejt wie die Auftern, jind aber typische Dimharier. Die zahlreichen Stromfchnellen Afrikas find ihre eigentliche Heimat. Da zeigen Jie eine erjtaun- liche Anpaffungsfähigkeit. Aus den Kcongofällen Fonnten wir zwei äußerlich ganz verichie-- dene Formen bejchreiben, je nachdem fie auf flachliegendem Steine faßen oder an jent- vechter Telfenwand. Die eriteren hatten die Form einer Aufter, bei der jedoch Die obere, freie Schale mit langen ARöhrenftacheln befebt war, wie bei einer Slappmujchel (©. 536). Bei den leßteren jaß die angewachjene größere, vertiefte Schale in der Geitalt eines Schtal- bennejtes am Telfen, und die freie Schale bildete einen flachen, glatten Dedel dazu. Die artenreichen Tell- und Benusmujcheln find im wejentlichen Gand- und Schlammbemwohner des Litorald, wo man die langen Eiphonen aus dem Boden heraus- ragen jieht; bei uns find die erjteren duch die Tell-, Sumpf- und Pfeffermujdel, Tellina Z., Donax L. und Scrobicularia Schum. vertreten. ©ie entbehren des Byjjus. Da- gegen fommt ihnen die Fähigkeit zu, Die wir demmächlt bei den Herzmujcheln bejonders ausgeprägt wiederfinden werden, mit dem gefrümmten Tußende fich gegen den Boden anzuftemmen und Durch plößliche Schwellung des Organs rüdmwärts fortzufchnellen. Die Tellinen oder Tellmufchefn führen in diefer Weije förmliche Wanderungen aus. m übrigen wird der Fuß, wie gewöhnlich, al3 Bohrjtempel zum Eingraben in den Untergrund benubt. Die Benusmuscheln, VenusZ. und Cytherea Zam., in mehreren Hundert Arten, darunter viele eßbare, find oder waren bejonders von Sammlern gejchägt wegen ihren Hübjchen Zeich- nungen und Stachelbefäße, die manche merkwürdige Deutung erfahren haben. Die japanifche Braut fchiet wohl jest noch am Morgen des Hochzeitstages ein Gericht Venusmufcheln in des Bräutigams Haus. Bon der nahe verwandten Gattung Petricola Lam. hat die P. pholadi- formis Lam. deshalb ein gewiljes Aufjehen erregt, weil fie, der Dftfüfte Nordameritag ent- tammend, etiva feit Beginn unferes Jahrhunderts in der engliichen und deutjchen Nordfee aufgetreten ijt und jich beträchtlich vermehrt Hat. Leider wiljen wir von dem Lebenslauf der meilten Seemujcheln nicht mehr, alS was wir beim Tange beobachten, und jo fünnen mir nicht entjcheiden, ob das Tier bei uns immer anjäflig, aber jelten war und jich bloß durch irgendwelchen Einfluß ftärfer vermehrt und verdichtet Hat, oder ob die Veligerlarve befonders ausdauernd ijt und fich durch den Oolfitrom verichleppen Tieß, oder ob irgendein anderes Berjrachtungsmittel in Wirfjamtfeit trat. CS mag hier eingefügt werden, daß aus den wär- meren Meeresteilen eine Kleine eupelagiiche Mujchel mit bräunlicher Schale von den neueren Expeditionen erbeutet wurde, Die wir Planktomya Simr. genannt haben, leider ohne über ihren Alterszuftand oder ihre jyitematische Stellung näheren Aufjchluß gewinnen zu Eönnen. Die Tamilie der Steinbohrer hat in unferen Meeren eine Reihe von Bertretern; am häufigiten ijt Saxicava rugosa Z. Alle Saricaven haben den Mantel vorn jo meit ge- \palten, daß der Heine, fegelfürmige und mit einem Byjfus verjehene Fuß bequem Hin- durch gelangen Fan. Das Gehäufe ift nicht jelten und namentlich bei unfever Saxicava rugosa etwas unregelmäßig, eigentlich gleichichalig, ungleichjeitig, vorn und am Bauchrande etwas Haffend, Yänglich eiförmig, mit einer jehr dünnen, aber auffallenden Oberhaut u ZT Echte Blattkiemer. 559 überzogen. &3 fir meift Feine, 1—215 cm lange Tiere, die teils in Steinen in jelbitgebohrten Löchern, teilö auch bloß eingeflemmt in Spalten und zwifchen Seepoden oder auch zwischen den Wurzeln verichievdener Tange uno Algen leben. Sie bohren nämlich gleich ven Pho- laden (©. 566) nur in den mweicheren Gefteinen und behelfen fich, wo fie dieje nicht fin- den, wie z. B. Überall an der dalmatinifchen Küfte, mit bloßen Schlupfwinfeln oder fehon vorhandenen, zum Teil mit Schlamm ausgefüllten Höhlen. Gofje gibt jedoch ausdrücdtich an, daß an der englifchen Küfte lange Streden eines Kalfgefteines, das härter fei al das von den Pholaden zerfrejjene, Durch taufend und aber taufend Sarifaven durchlöchert feien. Nach den gefärbten Enden der Siphonen, die etwas über den Stein herausragen und bei der Berührung einen Wafjerftrahl ausfprigen, um fchnell zu verfchwinden, werden fie von den Sichern „NRotnajen“ genannt. Wenn ihre Bohrgänge aufeinandertreffen, fo durchfchneiden auch) die Tiere einander. Herausgenommen aus den Höhlen, leben fie ziemlich lange im Aquarium. Manche aus der genannten Gruppe haben die Fähigleit zu fpringen, die wir gleich bei der nächiten Familie näher Fennenlernen. Die Lardiiden oder Herzmujcheln umfafjen unter ven lebenden Mufcheln fait nur die allerdings jehr artenreiche und von den Konchhliologeit wieder in mehrere Unter- abteifungen gebrachte Gattung Herzmujchel (Cardium Z.), jo genannt, weil das Gehäufe bon Hinten oder vorn herzfürmig ausfieht. && Hat hervorragende, eingerolite Wirbel, von denen aus ftrahlenartig Rippen nach dem Rande fich erftreden. Das Tier hat ven Mantel born bis iiber die Hälfte der Länge gejpalten. Hinten ift er mit zahlreichen langen Taftern bejegt und Yäuft in zwei Kurze, ebenfalls mit Taftern befebte Röhren aus. Der Fuß ift ehr groß, rund und zu einem Knie gebogen (f. Abb., ©. 560). Eine Schilderung einer engliichen KRüftenftrede mit ihren Herzmujcheln gibt Goffe: „Cine breite, der See gut aus- ‚gejeste Sandfläche ijt für den Naturforjcher Fein ungünftiger Sagdgrund, jo Ieer fie jcheint und jo jprichmwörtlich ihre Unfruchtbarkeit, — leer wie der Sand an der Geefüfte. Dann befonder3 fann man auf Beute rechnen, wenn, wie e3 oft der Fall ift, die weite Fläche gelben Sandes bon einer oder mehreren Stellen rauher Felfen unterbrochen wird. Der Goodrington-Gand in der Bat von Torquay (Sipdfüfte von Debonihire) erfitlit gerade dieje Bedingungen; und dahin wollen wir unfere Schritte Ienfen. | „Zur Linken befindet fich der vorgejtrecdte fteile Abfall von rotem, horerial ge- ihichtetem Sanpftein, befannt unter dem Namen ‚Roundham Head‘; jenjeits dezjelben jeher wir ‚Hope’3 Noje‘ und die beiden fie betwachenden Snjelchen. Auf der anderen ©eite erftrect jich der lange, mit ‚Berry Head‘ endigende Zandwall ebenjoweit vor, und wir befinden uns am Rande der tiefen Bucht ungefähr gleich weit von beiden Landjpigen. Unmittelbar bor der Mündung des grünen Hedengange3, der in einiger Entfernung vom Strande beginnt und fich biS zur ©ee erjtredt, Tiegt eine niedrige, jchtwarze Felömafje, bejebt mit Meereicheln (Balanus). Gie ijt jehr zerrijjen, und enge, gewundene mit Sand bededte Gänge durch- Ichneiden fie in allen Richtungen, und überall find in den Höhlungen feichte, ruhige Waijer- tümpel zurücdgeblieben. Das find Heine, niedliche Geegärten, diefe Tümpel. Hellgrüne Blätter von Ulva [hwimmen im Waffer; Knorpeltangbüfchel erglänzen in ftahlblauem, edel- fteinähnlichem Widerjchein; lange und breite Blätter des gefättigt dunfelroten Tanges geben einen jchönen SKontraft zum grünen ©eelattich; und alle zufjammen geben Taufenden von wachjamen, unruhigen, vergnügten Lebeiweien ein geräumiges Obdac). Man hat jehwer Gehen; der Boden ijt jehr uneben, und der Widerfchein der Sonne auf dem Wajjer 5360 VWeichtiere: Mujdeln. erjchtwert einem zu jehen, wohin man treten joll, während das Kommen und Gehen der fleinen Wellen auf dem Sande dazmwilchen dem verwirrten Gehirne den Eindruck macht, als ob unter dem Fuße alles in Bewegung jet. „a3 für ein Ding fiegt dort auf jener Sandftrede, worüber das jeichte Wafjer riejelt, indem e3 den Sand darum fortipült und jenes eben troden jet? Es jieht wie ein Stein aus; aber ein fchöner fcharlachroter Anhang tft daran, der in diefem Augenblide wieder ver- ihwunden ift. Wir wollen den Moment abwarten, wo die Welle zurücfgeht, und dann Hin- laufen. Esiftein jchönes Eremplar der großen Dornigen over Stachligen Herzmujcel (Cardium rusticum oder echinatum Z.), wegen welcher alle dieje jandigen Küftenftreden, melche die große Bucht von Torquay einfafjen, beriihmt find. Sn der Tat ift die Art faunı anderstoo befannt, jo daß fie in ven Büchern oft ald die Baington-Herzmujchel bezeichnet wird. Mit gehöriger Kochkunft zubereitet, ift jte ein wahrer Lederbijien. Die Ummohner NEE SET a re bon Baington zn Sl ij -— gg fennen die ‚NRot- nafen‘, wie fie diefe großen Herzmujcheln nennen, jehr wohl und fuchen fie zur Beit der tiefen Gbbe, wenn man jie im Sande liegen lieht, jobald fie mit den geftan- ten Röhren ge- tape, an Der Oberfläche erjcheinen. Sie jammeln diejelben in Körbe, und nachdem man fie einige Stunden im falten Quellwafjer gereinigt hat, brät man fie in einem Teige aus Brotfrume. © berichtet ein alter Kenner der Mufchefn und ihrer Tiere aus dem vorigen (18.) Jahrhun- vert. Nun, die Tiere haben ihre Gewohnheiten und Standorte nicht verändert ; noch heute finden fie fich auf denfelben Blägen wie vor 100 Jahren. Auch ihren Auf Haben fie nicht eingebüßt; im Gegenteil jind fie in die Gunst mehr verfeinerter Gaumen aufgeitiegen, in- dem die Yandleute die wohljchmedenden Mujcheln für die vornehme Welt von Torquay jammeln, ich jelbjt aber mit der geringeren und Heineren ERbaren Heramufschel (Cardıum edule Z.) begnügen, welche die Schlammbänfe vor den Flugmündungen dem Sandjtrande borzieht, jedoch auch hier nicht felten ijt. Dieje lebtere, obgleich der großen, Dornigen Art im Gejchmade jehr nachitehend, bildet doch einen viel wichtigeren Artikel unter den menjchlichen Kahrungsmitteln, weil fie viel allgemeiner vorkommt, in ungeheuerer Menge, und leicht einzujammeln ift. Wo immer die Ebbe eine Schlammitrecfe entblößt, kann man ficher fein, die gemeine Herzmuschel zu finden, fan man Hunderte von Männern, Weibein und Sin- dern über die ftinfende Fläche treten jehen, wie fie jich bien und die Mufcheln zu Taufen- den auflefen, um jie entweder zu fieden und jelbft zu ejjen, oder auf den Gafjen und Wegen der benachbarten Städte zu geringem Preife auszubieten. „Den größten Überfiuß an ihnen haben jedoch die Noxdweittüften von Schottland. FL — —— — Stahlige Serzmufcel, Cardium echinatum Z. Natürliche Größe. 2 0 ah re Tale Chte Blattkiemer. 561 Dort bilden fie nicht einen Lurusgegenftand, fondern eine Lebensnotwendigfeit für Die arme, halbbarbarifche Bevölferung. Die Bewohner diejer felfigen Gegenden ftehen in dem nicht beneidensmwerten Rufe, für gewöhnfich von diefem geringen Nahrungsmittel abhängig zu fein. Wo fich der Fluß bei Tongue in die See ergieft, jagt Mac Culloch, ift die Chbe beträchtlich, und die langen Sandbänfe enthalten einen ganz beifpiellofen Überfluß an Herz- mufscheln. Sest gerade, in einem teuren Sahre, bietet fich täglich beim Niederwaljer ein eigentümliches Schaufpiel, indem jih Männer, Weiber und Kinder dort drängen und jo lange, alS die Ebbe e3 erlaubt, nach diefen Mufcheln fuchen. Auch fonnte man nicht jel- ten 30-40 Pferde aus der Umgegend jehen, um ganze Tadungen davon viele Meilen weit zu verfahren. Ohne dieje Hilfe hätten, es ift nicht zu viel gejagt, viele Menjchen Hungers sterben müfjen. — Auch die Hebridiichen Injeln Barra und Nord-Uift bejigen un- geheure Hilfsquellen diefer Art. Man kann die Anhäufung jolher Mufchelbänfe, jagt Wilfon, nicht leicht berechnen, aber zu erwähnen ift, daß während einer ganzen, eine gute Reihe von Sahren dauernden Periode von Not alle Familien von Barca (damals gegen 200) um ihrer Ernährung willen zu den großen Küftenfandbänfen am Nordende der Snjel ihre Zuflucht nahmen. Man hat berechnet, daß zur erwähnten Zeit während einiger Som- mer täglich zur Zeit der niedrigften Ebben während der Monate Mat bis Auguft nicht tweni- ger ala 100—200 Pferdeladungen gefammelt wurden. Die Bänte von Barra find jehr alt. Ein alter Ehriftfteller tut ihrer Erwähnung und jagt, e8 gäbe in der ganzen Welt Teinen jchöneren und nüßlicheren Sand für Herzmuscheln. „Aber die ganze Zeit hindurch hat unfere jchöne Mufchel uns zu Füßen gelegen und gejchnappt und gellafft und ihren großen roten Zuß borwärts und abwärts geftredt und gewartet, bis wir Muße finden würden, fie aufzuheben. Gie foll nicht länger vernachläfligt werden. Die zweiichalige Mufchel ift ein jchönes, folides Gehäufe von Stein, majjip, ftart und jchmwer, elegant mit horjtehenden Rippen ausgefehlt, welche regelmäßig bon den ge- Frümmten Spiten der beiden Schalen ausftrahlen und mit glatten Dornen bejegt find. Die Tarben der Mufchel find anziehend, aber durchaus nicht prächtig; fie beitehen aus reichen und warmen gelblich und rötlich braunen Tinten in fonzentriichen Gtreifen. Gegen die Wirbel Hin verlieren fie fich in ein Milchweiß. Das Tier, welches diefe starke Zeitung betvohnt, ist Hübfcher, alS Mufcheltiere zu fein pflegen. Die Mantelblätter find did und, entiprechend den Schalenhälften, fonver. Die Ränder find in der Nähe der Siphonen jtark gefranft, und lestere find kurze Röhren von beträchtlichen Ducchmefjer und miteinander verwachjen. Gegen die Ränder zu ift der Mantel von fchwammiger Beichaffenheit, aber gegen vie Wirbel, mo er die Schale austleidet, ift er dünn und faft häutig. Die Farbe feiner vorderen Teile ift jehr veich, ein [cHönes, glänzendes Drange, die zottige Tentafeleinfafjung aber bläfjer. Auch die Röhren find orange, ihre Smnenfläche aber weiß, mit einem perlenartigen Schimmer.” Die etwas gar zu naive Bejchreibung des Fußes, den unjer englischer Schriftiteller unter anderem mit einer durch die geöffneten Türen eines Gefellichaftszimmers tretenden Dame vergleicht, Dürfen wir übergehen. Hören toir aber noch, wie ihn die Mufchel gebraucht. „Sie ftrect den langen, jpib zulaufenden Fuß joweit wie möglich (4 Zoll über den Mujchel- vand) herbor, welcher nach irgendeiner Widerftand leiftenden Oberfläche taftet, 3. B. jenem halb im Sande begrabenen Etein. Kaum fühlt er ihn, jo wird das hafig gebogene Ende ganz jteif dagegen gejtemmt, der ganze Fuß durch Mustelfontraftion (richtiger wohl durch die Schwellgefäße) ftarr gemacht und das ganze Gejchhöpf Hals über Kopf 2 Fuß und weiter fortgefchnellt. Gelegentlich fan die Herzmufchel noch ftärker fpringen; jchon manche hat Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 36 962 Weichtiere: Mufdheln. jich vom Boden des Bootes aus über Bord hinweg aus dem Staube gemacht. Wir fehen aljo, daß einmal die hafıge Spige zur Verftärfung der Springbewegung dient. Sm noch näherer Beziehung fteht fie aber zur Gewohnheit des Tieres, zu graben. Wie alle übrigen Arten Diejer jchönen Sippe wohnt auch dieje im Sande, wo hinein fie mit beträchtlicher Gewalt und Schnelfigfeit dringen fann. Zu diefem Behufe wird der Fuß ausgeftrecdt und jein jcharfes Ende jenkrecht in den naffen Sand getrieben. Die aufgewandte Musfelktaft reicht Hin, mit der ganzen Länge in den feuchten Boden einzudringen, indem die Spike plößlich jeitwärts gebogen winde und fo einen ftarfen Haltepunkt gibt. Nun wird das ganze Drgan jtark der Tänge nach zufammengezogen, und Tier und Schale Fräftig gegen die Mün- dung der Höhlung angetrieben; die nac) unten gerichteten Ränder der Schale werfen den Sand etwas zur Geite. Die vorgeftredte Spite wird dann 1 oder 2 Zoll weiter gejchoben, wiederum gefrimmt und ein zweiter Nud gemacht. Die Mufchel finft etwas tiefer in ven nachgiebigen Sand, und diefelbe Reihenfolge von Bewegungen wiederholt ich, bis das Tier lich Hinveichend tief vergraben hat. Die Verlängerungen und Zujammenziehungen des Sue gejchehen mit großer Gejchwindigfeit.” Die Ehbare Herzmuschel gehört mit anderen ihrer Gattung zu den ‚ühlebigften Weich- tieren, die jehr große Beränderungen des Salzgehaltes des Meeres aushalten und daher ihr Vorkommen weit über die Grenzen ausdehnen, die den für den Salzgehalt ihrer Umgebung empfindlicheren (ftenohalinen) Tieren gejebt find. Diez gilt namentlich für ihre Verbreitung in der Dftfee und im Finmifchen und Bottnifchen Meerbufen. Bei Öelegendheit einer Hafjiichen Unterjuchung über die Lebensbedingungen der Aufter fommt R.E.v. Baer darauf zu jprechen. Er jagt: „Cardium edule, das in der Nordfee die Größe eines Heinen Apfels erreicht, fand ich an der Hüfte von Schweden, füdlich von Stodholm, außer dem Bereiche de3 jüßen Wajjers aus dem Mälar und der Strömung aus dem Bottnifchen Bufen, noch bis zur Größe einer WBalnuß, aber nur in bedeutender Tiefe; in der Nähe des Ufer3 waren die ausgeworfenen alle einer. Bei Königsberg pflegen fie nur die Größe von guten Hafelnüffen zu erreichen, bei Neval aber fan man fie nur mit Heinen Hafelnüfjen oder mit grauen Exbjen vergleichen, die größer al3 die gewöhnlichen gelben Exbjen zu fein pflegen.” Auch die egbare Miesmujchel findet jich noch dort, aber jo verfümmert und Klein, daß fie nicht mehr zum Genufe einladel. Zu Diejen und anderen, dem eigentlichen ftark jalzigen Meere entjtammenden Mufcheln ge- jellen jich dann, fich in umgefehrter Richtung anbequemend, Süßwajjertiere, namentlich Limmäen und Paludinen. Was aber die Herzmufcheln betrifft, jo gibt das Senn Meer weitere Belege für ihre Fähigkeit, fich anzupaffen und umzuformen. som Anfchluß an Cardium, wenn fie auch morphologijch etwas abweicht, mag die Gattung Cardita Brug. erwähnt fein, zumal wegen der Höchft auffallenden Brutpflege bei der jüdafrifanifchen C. concamerata Brug. Hier ift der Bauchrand beider Klappen nach innen eingejtülpt, und der Dadurch abgegrenzte Raum nimmt die Jungen auf. Die Tridafniden oder Riejenmujcheln find feine Monomiyarier, aber die beiden Schalenjchliegmustfeln (f. Abb. auf ©. 563, c) haben fich bei ihnen jo genähert, daß fie einen einzigen auszumachen jcheinen. Der Mantel ift bis auf drei Offnungen vollitändig gefchlof- - jen. Die mittlere, an der Unterjeite gelegene Dffnung (a) läßt das Atemmajjer und die Nahrung eintreten. Von ihr ziemlich entfernt fiegt die a, (b). Die vordere ijt ein anjehnlicher Spalt (d) für den Furzen Fuß, aus welchem der Bart (e) entjpringt. Das Sehäufe ijt regelmäßig, die beiden Schalenhäliten find einander gleich, aber ungleichjeitig. Echte Blattfiemer. 563 Die jogenannte Lumula Möndchen), d. h. der bei den meiften Mufcheln vorhandene ge- ichloffene und umrandete Raum unmittelbar vor den Wirbein, ift offen, fo daß es fir den Durchtritt des Fußes und Byffus nicht einer befonderen Haffenden Stelle bedarf tie bei den anderen, mit Bart verjehenen Mujcheln. Der Schlig für den Fuß ift Damit ganz nach oben gerückt. Alle Tridafnen gehören dem Chinefifchen Meer, dem Indischen Ozean mit dem Noten Meer und der Südjee an und zeichnen fich durch die Schalen mit wulftig aufgetrie- benen, oft gejchuppten Rippen aus, deren Enden gleich großen Zähnen beim Schließen feft ineinander pajjen. Die größte aller Mujcheln ift Tridacna gigas L., die Riefenmujdel, die in manchen Kirchen al3 Weihfejjel oder Taufbeden benubt wird, und die in den größeren Mufeen gewöhnlich auf einer foliden Säule abjeitS aufgeftellt ift. Die In Nachrichten bon ihre, Die wir bei Aumph finden, find durch neuere Beobachtungen nicht überhoft. „Die Gee-Gienmujchel wird 3—5 Schuhe lang. Die Schuppen jind wohl 2 Mefjer dic, aber mehrenteils ftumpf und äußerlich abgebrochen. YAu3- wendig find jie dergejtalt mit Seejichlamm bewachlen, dag man jie Faum rein machen fann. Die Dide der Schale trägt gemeinlich eine Duerhand aus, ja man findet jolche, die über 1, Schuh die find, woraus man dann wohl leicht abnehmen fan, wie jeher diejfe Mujchel fein muß. Wenn man die Schale zer- ichlägt, jo jieht man, daß fie aus verjchiedenen Rin- den zujammengefeßt ift. Die jüngfte Lage ift allezeit die vorderjte und Hat einen jo Scharfen Rand, daß man jich daran wie an einem Mejjer jchneivden fann. Yus diejer Urfahe muß man mit diefen Mufcheln behutfam umgehen, folange das Tier noch darin ift, wenn man fich nicht verwunden will. Man hat e3 wenigitens auf unferen Schaluppen in ven Moluffiichen und Bapuafiichen Snjeln aus der Erfahrung, daß diefe Mufcheln, die da- jelbjt wohl am größten find, die Ankfertaue und Stride (wenn die Matrofen folche ungefähr dajelbit fallen lajjen, daß jie zwijchen die Schalen der Mujcheln geraten) dergeftalt Durch Zujammenziehung ihrer Schalen abfneipen, als ob fie ordentlich mit einem Beile abgehadt wären. ©o würde ein jeder, der die Haffende Mufchel mit der Hand angreifen wollte, feine Hand verlieren, wenn er nicht vorher etwas zwifchen die Schale legt, um das Zufammen- ichließen derjelben zu verhindern. Die Fiicher holen diefe Mujcheln folgendergeitalt aus den Wajjer hervor: Ein Taucher tut einen Strid in Geftalt einer Schleife herum, danach) ziehen jie alle zufammen die Schale in die Höhe. Sodann juchen fie mit einem Meifer durch die Öffnung an der Seite zu fommen ımd den fogenannten Pfeiler oder die Sehnen zu Durchichneiden, weil alle Kraft des Tieres in denjelben beiteht. Alsdann Kaffen die Schalen von jelbjt und fönnen jich nicht wieder fchliegen. Auf diefe Weije errettet man auch alle Tiere und Menjchen, die von ungefähr zwilchen diefe Schalen feft gefnellet werden.“ Auch die Riejen-Tridacna, wie jo manche andere mit dem Byijus verjehene Mufchel (Pinna, Mytilus), wird von Strebjen a8 Wohnraum benubt, wie Aumph fchon beobachtete. Bon der Größe und Stärke gibt er folgendes Beifpiel an: „Im Jahre 1681 wurden bei Gelebe3 zwei diefer Mujcheln gefunden, wovon die eine 8 Schuh 2 Zoll, die andere 6 Schuh) 36* Tridaena mutieca Lam., geöffnet. Nat. Größe. 964 Weihtiere: Mujcdeln. und 5 Zoll im Umfang hatte. Die eine, in welche ein Matvoje ein jtarkes Brecheijen hinein- stieß, bog dasjelbe durch Zuffappen der Schalen humm. Die Stärke des Muskel und das Gericht der Schalen, das gegen 3 Zentner beträgt, erklären dies." Eine zweite Tridacna-Att, Tridacna elongata Zam., die im Noten Meer jehr Häufig it, wurde jehr genau bon dem franzöfifhen Zoologen Vaillant beobachtet. Sie gehört zu ven Heineren und wird 12—20 cm lang. Auch fie lebt derart in den Sand vergraben, daß man nur den gezahnten Schalenrand hervorragen fieht. Die obenerwähnte Offnung am Nücden ist alfo nach unten gefehrt, und mit dem daraus Herbortretenden Fuß und Bart ballt jie Sand und Steine zufammen, heftet fich auch wohl gelegentlich an darunter befind- lihen Felfen an und legt fich jozujagen für einen ohne Zweifel längeren Aufenthalt vor Anker. Daß fie jedoch von Zeit zu Zeit ihren Standort ändert, geht daraus herbor, daß man die größeren Stüde in immer größerer Tiefe aufjuchen muß. Vaillant fann nicht Worte finden, um den prächtigen Anblid zu jchildern, den die fait immer geöffnete Mufchel mut ihren Mantelrändern gewährt, wenn man fie bei ruhigem Waffer in einer Tiefe von 12 bis 16 Zuß beobachtet. Tridacna elongata, von den Arabern „Arhi-nem-Bous” genannt, ift bei Suez jo gemein, daß ihre Schale zum Kalfbrennen benut wird; auch ift jie eine jehr beliebte Speije, namentlich die Musfeln jollen wie Hummerfleijch jchmeden. Die oben mitgeteilten Angaben, daß die Niejen-Tridacna imftande jei, ein Tau ab- zufneipen, zieht der franzöfiiche Zoolog in Zweifel, nicht weil das Tier nicht die Musfel- fraft dazu befäße, jondern weil die Schale bei einer folchen Anftrengung zerbrechen wiirde. Über die Leiftungsfähigfeit der Musteln der Suezer Art Hat ex einige bemerkenswerte Ver- juche angeitellt. Die Schalenränder fönnen nicht volljtändig geichlofjen werden; Vaillant fonnte aljo immer an der einen Klappe einen Hafen anbringen und die ganze Mujchel daran aufhängen, und an der anderen ein Gefäß befejtigen, das allmählich mit Wafjer ge- füllt wurde. Zu dem Gewichte des Gefäßes und des Wafjers muß natürlich noch dasjenige der unteren Schalenhälfte und der durch die Muskeln ebenfall3 zu bejiegende Widerjtand de3 Ligamentes gerechnet werden, der auch noch überwunden wurde, wenn nahe am Höhe- punkt des dem Tiere zugemuteten Gewichts die Mufjchel gereizt wurde und mit äußerjter Straftanftrengung die Schale zujammenzog. Ein 24 cm langes Stücd entfaltete jo eine Straft von über 7 kg. Der porzellanartigen Perlen der Riefenmujchel Haben wir bereits gedacht (©. 555). Er- wähnung verdienen noch die jchillernden Augenflede am Danteltand, wie Cardıum ähnliche am Sipho bejigt — niedere Stufen der bei den Kammufcheln jo hoch entwidelten Gebilde. Mit Mya Z., der lafimujchel, fommen wir zu emer anveren Familie, deren Ktenn- zeichen jo ziemlich mit denjenigen diefer Gattung zujammenfallen. Das Tier hat einen fait vollfommen gejchlojjenen Mantel, der vorn eine Heine Spalte zum Durchtritt des Kleinen, fegelfürmigen Fußes läßt und jich Hinten in zwei lange, dide, vollitändig miteinander ver- wachjene Röhren verlängert. Diejer aljo jcheinbar einfache Sipho hat einen jtarfen Ober- hautüberzug. Die eifürmige Schale Hafft an beiden Enden. Die Iinfe Stlappe hat unter dem Wirbel einen guoßen, zufammengedrüdten, Löffelfürmigen, fast jenfrecht auf der Schale itehenden Zahn, Die rechte eine entjprechende Grube. Ziwijchen beiden jpannt jich Das Liga- ment des vesmodonten Schlojjes aus. Unter den wenigen Urten ift Mya arenaria Z. im ganzen nördlichen Atlantik jehr gemein. Gie lebt im jandigen Strande jo weit vergraben, daß, wenn jie ungeftört ift, mr das gefranfte Ende der Manteröhren etwas hervorragt. Chte Blattfiemer. 565 Co wie fie dur) Erfehütterung oder Berührung beunruhigt wind, fährt fie mit größter Gemandtheit in die Höhle hinab. Die Trogmufchel, Mactra L., vermag, auf den Sand gelegt, mit 4—5 Stößen vollftändig zu verfchtwinden, wobei vermutlich, wie bei allen diejen Gräbern, die Gehörfapjein oder Statozyften die Einhaltung der jenfrechten Lage ermitteln. Yür Mactra inflata Brown hat neuerdings 9. Fordan ein abmweichendes Ber- jahren bejchrieben, mittels defjen fie jich in ven Sand einwühlt. „Nachdem das Tier eine ganze Weile ruhig Dagelegen hat, erjcheint mit einem Male der Fuß, der in fchneller Folge thhthmifch vorgeftogen und zurüdgezogen wird. Zunächit tvie fuchend hierbei den Boden abtajtend, dringt er infolge der Heftigfeit jener Stöße in den Sand ein, tief genug, um jic) Dajelbit zu verankern... ©ibt der Fuß einmal feit, jo bedingt ein Zug feiner Musfeln in der Längsrichtung, daß das Tier fich aufrichtet. Bis jebt nämlich lag die Mufchel auf der Geite; der Fuß Frümmt fich — um fich im Boden zu veranfern — nach unten. Geine Verfiirzung bedingt daher, daß das Vorderende der Mufchel auf die Sandoberfläche ge- Drüdt wird, das Hinterende aber mit den Siphonen frei nach oben ragt. „unmehr erfolgt der Hauptangriff auf den Sand: der Fuß zieht, und gleichzeitig erfolgt ein heftiges Klappen mit den Schalen, während oben die Siphonen fich [chließen. Demzufolge wird das Wafjer mit großer Gewalt aus dem Mantelraume zu Derienigen Öffnung herausgeftoßen, die zwijchen den beiden Mantelrändern zum Durchtritt des Fußes frei bleibt. Aufgejagt Durch Diejes Wafjer, wirbelt der Sand in die Höhe; tiefer dringt der Fuß und zieht den Körper der Mufchel in die trichterfürmige Brejche, welche die Wafjer- töße in der Sandoberfläche verurjachten. Der aufgemwirbelte Sand fällt herab und bedeckt die Mujchel im Verein mit dem von den Trichterwänden herabftürzenden Sand. Nac) wenigen Schlägen ijt das Tier, bis auf die Siphonen, die e3 in der befannten Weije von Sand frei hält, vollfommen bedect." Auch jollen die Myen, auf den flachen Boden ge- legt, ji) dadund) rückwärts fortbewegen können, daß fie ven Fuß Fümmen und fi, ihn ipieder ausjtredend, damit fortichieben. Yür Mactra intlata bejchreibt e3 Sordan folgender- maßen: „Zum Berlajjen ihres Standortes bedient jich unjere Mujchel eines einfachen, fräftigen Borjtoßes des Fußes, durch den fie eine beträchtliche Strede weit aus dem Sande durch Das Wafjer gejchleudert wird (in einem Yalle 1Ocm weit). &3 ijt nett zu jehen, wie dieje Mujcheln, jcheinbar ohne jede Beranlajjung, aus dem Sande herausipringen, wie das ‚Zeufelchen aus dem Kaften‘." Die Hlaffmujcheln werden wohl hier und da von der ärme- ren BolfsHaffe auch gegejjen, vorzugsweije aber ald Köder verwendet. Die Scheidenmufcheln (Solen Z.) haben in ihren Lebensgemohnheiten große Ahnlich- feit mit den Klaffmufcheln, denen fie fich infofern anfchliegen, als ihre Schale ebenfall3 vorn und hinten Hafft. Die Klappen bilden zufammen einen regelrechten Zhylinder, die beite Sorm für einen Gräber; die Wirbel, Eleine, oft faum bemerkbare Höder, ftehen bei mehreren Arten faft unmittelbar am fteilen Vorderrande. Der dide, zylindrifche, am Ende feulenförmige Fuß, bon demjelben Duerjchnitt wie der Schalenzhlinder, tritt Durch den vorderen Manteljchlig und ift im leichten Uferfande ein fehr wirkfames Bohrmerkzeug; das Cingraben geht daher jehr Schnell vor fih. Man bemächtigt ich der Tiere, die an den Mittelmeerfülten von den ärmeren Leuten als Capa funga und Capa di Deo veripeift werden, indem man fid) ihnen entweder vorfichtig nähert und fie gleich dem grabenden Maulwurf mit dem Spaten aus- wirft, oder indem man in ihre Xöcher, in die fie behende über 15 m hinabichlüpfen, einen dünnen, mit einem Sinopfe verjehenen Eifenftab einführt, an dem man jie, nachdem man 566 Weichtiere: Mufceln. ihn ins Gehäufe geftogen, heraufzieht. An den europäiihen Küjten jind bejonders drei Arten gemein. Bon einer afrifanifchen Scheivenmufchel (Solen marginatus Pudt.) erzählt Deshades, hie fie fich, auf einen fteinigen, zum Einbohren nicht geeigneten Grund geraten, zu helfen weiß. Sie füllt die Mantelhöhle mit Wafjer, fchlieft Die Röhrenmündungen und zieht dann mit einem Nude den ausgejtredten Fuß jo ein, daß das Wajjer mit Gewalt aus den Siphonen ausgetrieben wird, und fein Stoß den Körper 1 oder 2 Fuß weit bormärts treibt. Dies wird wiederholt, bis das Tier einen günftigen Boden erreicht hat. Die Bohrmujchel (Pholas Z.) führt uns in den Kreis derjenigen Mufcheltiere, die man häufig wegen ihrer auffallend gejtrecdten Geftalt und der zum Teil bis zur Unfennt= lichkeit abweichenden Schalenform al3 eine bejondere Ordnung, Röhrenmufcheln (Tu- bieolae), betrachtet Hat. Die Siphonen find bei ihnen in ganzer Länge verjchmolzen. Die vertwachjenen Mantelränder laffen vorn ein Freisfürmiges Loch für den Durchtritt des Fußes, Defjen Vorderende al8 Saugnapf dienen Tann, mie bei Hetternden Zykladen (©. 544). Die Schale Hafft an beiden Enden. Die Verbindung der beiden Klappen durch) ein Yigament ift verlorengegangen, dafür treten Ergänzungsftüde der Schale auf. Ein umgejchlagenes Kalkblatt jederfeits in der Schloßgegend ift von einer Reihe von Öffnungen durchbohrt, Durch die einzelne Musfelpartien treten, die an ein Baar lofe auf dem Rüden liegende überzählige Schalenjtüce fich anjegen. Manche Pholaden, wie unfere gemeine Pholas dactylus Z., haben zwei, andere nur eine jolche freie Ritfenplatte. Der Nußen diefer freien Platten beiteht offenbar darin, zwar den Rücenverjchluß der Schalen möglichit zu fichern, zugleich aber auch die Entfernung der vorderen Enden der beiden Schloßjeiten voneinander zu er- möglichen und die Klappen vorn auseinanderjpreizen zu Yafjen, wie jolches aus der gleich folgenden Bejchreibung der Bohrmethode der Pholas hervorgeht. Bei allen Arten jind die immer weißen Schalen mit Reihen von Heinen Zaden und Zähnchen bejegt (Abb. ©. 567), die der Oberfläche das AUusjehen einer groben Rajpel geben. Über da3 Bohren der Wholaden ift fehr viel beobachtet und gejchrieben worden, ohne daß die Aufklärung darüber eine volljtändige wäre. Unfjere Pholas-Arten jcheinen nur im mweicheren Gejtein und im Hole zu bohren, wo die ihnen zu Gebote jtehenden gröberen Werkzeuge ausreichen dürften. Bei Neapel findet man die Pholaven am häufig- ten in trachytiihem Geftein. — Mit genauerer Beriikfichtigung der Muskulatur hat Dsler das Aushöhlen der Wohngänge bejchrieben. Er jagt: „Die Pholas hat zwei Arten zu bohren. Bei der eriten befejtigt fie jich mit dem Fuße und richtet fich faft jenfrecht auf, indem fie den wirkenden Teil der Schale gegen den Gegenftand andrüdt, an welchen fie anhängt. Nun beginnt fie eine Reihe von teilweijen Drehungen um ihre Achje, was Durch eine wechjelweife Jufammenziehung des rechten und Iinfen Seitenmusfels (oder Fußretraf- torS) bewirft wird, wonach jie jedesmal wieder in ihre jenfrechte Lage zurückiehrt. Dieje Art wird faft ausjchlieglich nur von jungen Tieren angewendet und ift gewiß ganz mohl darauf berechnet, um in einer jenfrechten Richtung vorzudringen, jo daß fie Hierdurch in der möglichht Fürzeften Zeit vollftändig eingegraben jind. Denn in der eriten Zeit ihres Lebens ind die Hinterenden ihrer Schalen viel weniger vollendet, als fie es jpäter werden. Haben die Pholaden aber 2 oder höchitens 3 Linien Länge erreicht, jo ändern fie ihre Richtung und arbeiten wagerecht... Bei den zur Erweiterung der Wohnungen notwendigen Bewegungen übernehmen die Ziehmusfeln (Schließmusfeln) einen wejentlichen Anteil. Das auf jenem re TE RR Echte Blattfiemer. 967 Fuße befeftigte Tier bringt die vorderen Enden der Schale miteinander in Berührung. Dann ziehen fich die Reibemusfeln (Fußretraftoren) zufammen, richten den Hinterteil der Schale auf und drüden den wirkenden Teil derjelben gegen den Boden der Höhlung; einen Augenblid nachher bringt die Tätigkeit des hinteren Ziehmusfels die Niüdenränder der Schale miteinander in Berührung, jo daß die jtarfen feilenartigen Teile plößlich getrennt werden und rajch und Fräftig über den Körper Hinfragen, auf den fie dritden. Sobald dies geichehen ift, jinft das Hinterende nieder, und unmittelbar darauf wird diejelbe Arbeit mittel3 Zujammenziehung des vorderen Schließ-, des Seiten- und des hinteren Schließ- musfel3 der Reihe nach wiederholt." Sn der Tat fan man fi) an alten Stüden überzeugen, daß die Najpelzähne an dem ganzen vorderen Teile der Schale der Pholaden abgenubt jind. Shre Majje it von ziemlich fefteer Bejchaffenheit und jJicher meicheren Subjtanzen gegenüber wirfam. Dem en = ipricht unter anderen = Qv eo. an %. Nobertjons Scdhil- 2 FIG Ay. A Derung: „Ih = 1 = Zr Ui A _ 9: „5% Hatte TE = a während meines Au IN \ N enthaltes zu Brighton Gelegenheit, Pholas dactylus zu jtudieren; ic) unterhielt wenig- tens 3 Monate lang 20—30 von Ddiejen Ge- jchöpfen, Die in Sreide- jtüden tätig waren, in einem Ölaje und einem 4 Gefäße mit Geemajjer N ln unter meinem Ten- 5 Sl E iter; die Pholas macht Scale der Bohrmufcdel, Pholas daetylus Z. Natürlihe Größe. ihre Höhle, indem jie die Kreide mit ihrer feilenartigen Schale abreibt, fie gepulvert mit ihrem Fuße auf- ect, durch ihren Sipho treibt und in länglichen Knötchen ausiprist." Sn jehr weichen Subftanzen jcheint aber die Fußfcheibe das Geschäft des Aushöhlens ganz allein übernehmen zu fönnen. Mettenheimer beobachtete eine Pholas, die ext mit dem vorderen Ende einige Linien tief in einem Stüde Torf ftecte, aber nach 3 Tagen fchon ganz im rmeren Der- ihwunden war. Nur ehr felten machte fie eine leichte, Faum wahrnehmbare Bewegung um ihre Achje, die aber durchaus nicht aß Urjache des Bohrens angejehen werden fonnte. Dagegen zog fie die Hinten vorragenden Siphonen bon Zeit zu Zeit Fräftig zujammen, mo- bei fie fi) ein wenig tiefer in die Höhle hineinjchob. Solange das Tier in Tätigfeit war, iah man den nod) freien Raum im Bohrloche neben der Schale jich ganz allmählich mit fei- nem Torfitaube füllen, bi8 er endlich zur Mündung der Höhle Herausfiel. Die Rosicheue- ung des Torfes konnte Mettenheimer nur dem Fuße zujchreiben. DD im Ralfgeitein etwa ausgejchiedene Kohlenjäure mittoickt, wilfen wir fo wenig toie bei Lithodomus (vgl. ©. 523). 868 Weichtiere: Mujcheln. Eine andere Eigentümlichfeit der Pholaden ift das Leuchten. Über den Vorgang und die Natur diefer Erfeheinung Haben ung Panceri und Förfter Auffchluß gegeben. Läßt man die aus ihren Bohrlöchern herausgenommenen Tiere ruhig in einem Gefäße mit Seemaljjer ftehen und beobachtet fie in ver Dunkelheit, jo leuchten fie nicht. Sie verhalten jich damit tie andere Leuchttiere des Meeres, Die gereizt werden müfjjen, ehe fie ihr Licht anjteden. Takt man fie an und bemegt fie, jo ergießen jich von ihnen leuchtende Wölfchen ins Waffer, das nad) und nad) ganz leuchtend wird. &$ ift ein Schleim, der jich vom Tiere ablöft und der ih allem anhängt, was mit ihm in Berüh- rung fommt. Das Leuchten der Majje verliert jich, nachdem fie ich ausgebreitet Hat und zur Nuhe gekommen ift, erjcheint aber wieder bei Erneuerung der Reizung und Bewegung. Ob- gleich jehr bald nach Anftellung der Neizver- jucdhe fich die ganze weiche Körperoberfläche der Mufjchel mit dem leuchtenden Ochleime bededt, jo wird Dderjelbe doch nur aus be- Himmten, nicht fehr umfangreichen Organen ausgefchieden. ©ie liegen am oberen Mantel- tande, am borderen Cingange der Mantel- röhre und in Form zweier paralleler Streifen im Atemfipho. Sie jind Anhäufungen von Zellen mit fettigem Inhalte. NR. Dubois Hat in dem leuchtenden Schleim zwei Subjtanzen gefunden, die er Luciferin und Luciferafe nennt, Durch Deren Zujammentritt exit Die Vhosphorenz bewirkt wird. Neuerdings jind in dem Leuchtorgan auch zweierlei Drüjen- zellen. nachgemwiejen; möglicherweije fällt ihnen die verjchtedene Ausicheidung zu. Die bisher genannten bohrenden Mujcheln fünnen faum unter die jchädlichen Tiere ge- zählt werden. An Pholas reiht jich aber ein Tier von äußerjter Schädlichfeit an, Der en 2 En Die weißen Fleden und Strei- I (0 Beh De nk fen find bie pie Natiielice Größe. borerjt einige gejchichtlihde Nachweife nach Sohnjtons Zufammenftellung bringen. „Die Berjtörungen, die diejes wurmförnige Tier bewirkt, jind anjehnlich genug, um jowohl den Haß, der ihm zuteil geworden, als auch den ftrengen Ausoruf Lines zu rechtfertigen, der ihn calamitas navium (das Elend, Verderben der Schiffe) nennt. Er ift imftande, fich in Hol, einzubohren, zerftört Schiffstwrade, durchwühlt Baumerfe zur Einengung des Dzeang, durchlöchert Schiffe, Brüdenpfeiler und Bollwerfe in allen Richtungen, jo daß jie bald, unfähig, der Gemalt der Wogen länger zu moiderftehen, ihnen exliegen müfjen. Der Be- trag des Schadens, den der Schiffswurm auf dieje Weife jährlich verübt, ift fchwer zu Schiffsbohrmwurm. | 569 berechnen. Daß er aber jehr beträchtlich fei, geht aus den Klagen, die über dieje3 Tier in faft allen Meeren erhoben werden, und aus den vielen Eojtjpieligen Vorkehrungen zur Ahmwendung feiner Angriffe Herbor. ‚Da gibt e3‘, fagt ein ungenannter Reifender, ‚in den indiichen Meeren eine eine Wurmart, welche in da3 Bauholz der Schiffe eindringt und dasjelbe fo Durchbohrt, daß jie überall Waffer ziehen; und wenn fie e3 auc) nicht jo- gleich ganz Ducchbohrt, fo greift fie dasjelbe doch fo an, daß es meijtens unmöglich twird, e3 mwiederherzuftellen. Zar wenden einige Teer, Haare und Kalk als Überzug der Schiffe an, welche indejjen jämtlich nicht nur nicht genügen, um den Wurm zu vertreiben, jon- dern aud) das Schiff in feinem Laufe aufhalten. Die Vortugiefen brennen ihre Schiffe (es ift die Rede vom Sahre 1666), jo daß fie ganz bon einer zolldiden Kohlentinde über- zogen werden. Wenn diejes Verfahren aber einerjeitS gefährlich ift, da es nicht jelten ge- - Iehieht, daß das ganze Schiff verbrennt, fo beruht anderfeit3 die Urjache, weshalb der Wurm die portugiefiichen Schiffe nicht durcäfrikt, nur in der außerordentlichen Härte Des angemwendeten Bauholzes.‘ Im Welten ift der Schiffstwurm ebenjo tätig. Die exjten engliichen Schiffahrer find in ihren Fühnen Unternehmungen oft gefreuzt und aufgehalten worden durch das Unbrauchbarwerden ihrer Schiffe, und bei weiterer Ausdehnung des englischen Handels wurde das Übel jo fühlbar, daß man jich entjchloß, den Boden Der Schiffe mit Blei und Kupfer zu überziehen. Gewöhnlich nimmt man an, daß der Schifjs- wurm nach der Mitte des 17. Sahrhunderts von den tropischen Meeren aus in Europa ein- geführt morden jei; da man aber genügend Bemeije hat, daß mehrere Arten dajelbit wir- fich heimijch find, fo verjchwindet die Hoffnung, fie einmal alle in einem ungewöhnlich fttengen Winter oder durd) eine ihrer Natur nachteilige Witterung vertilgt zu jehen, jofern der Schiffsmurm nämlich meistens in der Nähe der Oberfläche und oft an ©tellen veriweilt, welche bei der Ebbe troden werden und notwendig den Einflüffen aller atmojphärijchen ‚Beränderungen ausgejeßt find. In den Jahren 1731 und 1732 befanden fich die Vereinigten Kiederlande in einer fchredenvollen Aufregung, al3 man entdedte, daß dieje Tiere jolche Berjtörungen in dem Pfahlwerfe der Eindämmungen von Seeland und Friesland angerichtet hatten, daß fie diefe gänzlich zu vernichten drohten und dem Menfchen wieder entreiken zu wollen fehienen, wa3 er mit beifpiellofer Anftrengung dem Ozean abgerungen hatte. Stücficherweife verließen fie einige Jahre jpäter diefe Dämme wieder; aber in der Furcht dor der Wiederkehr eines Feindes, fürchterlicher al der Großtürfe felbit, den fie fich bloß mit Spaten und Schaufeln zu vertilgen vermefjen hatten, jeßten Die Hol- länder eine große Belohnung für denjenigen aus, der ein Mittel angeben fünnte, um die Angriffe diefer Tiere abzuwenden. Salben, Firniffe und giftige Flüfligkeiten wurden jofort Hundertweife anempfohlen. &3 dürfte fchwer fein, ven Betrag des Schadens zu jchäben, welchen diefe Heimjuchung verurjacht hat, die nach der Meinung von Gellius (der 1733 eine Naturgefchichte Des Teredo herausgab), da er feine natürliche Beranlafjung dazu entdeden fonnte, von Gott verfügt war, um den wachjenden Hochmut der Holländer zu züchtigen. Die Schriftfteller jener Zeit bezeichnen ihn allgemein als jehr groß, und Dr. Tobias Balter führt den Teredo al ein Tier an, das in jenen Gegenden für viele Millionen Schaden verurjacht habe. Auch England Hat er mit mannigfadhem Unheil heimgejucht und tut es noch. Der gejundefte und Härtefte Eichenftamm fann diejen verderblichen Gejchöpfen nicht mwiderftehen; denn jchon in 4—5 Sahren ducchbohren fie ihn in jolhem ©ravde, daß jeine Befeitigung notwendig wird, wie das wiederholt auf den Werften von Plymouth vor- gefommen ift. Um da3 dafelbft verwendete und ihren Angriffen ausgejebte Bauholz zu 570 Weichhtiere: Mujcheln. erhalten, hat man verjucht, die unter Wafjer jtehenden Teile desjelben mit kurzen, breit- föpfigen Nägeln zu bejchlagen, welche im Salzwaljer bald die ganze Oberfläche mit einer jtarfen, fir den Bohrer des Wurmes undurchdringlichen Roftrinde überziehen. Uno diefer Rerfuch jcheint von Erfolg gewejen zu jein, da der Wurm in den Häfen von Plymouth und Falmouth, too er jonft häufig gemwejen, jebt jelten oder gar nicht mehr zu finden ift. Aber in anderen Gegenden ift er fortwährend geblieben und hat 3. B. innerhalb weniger Jahre eine Menge von Pfählen an den Brüdenpfeilern zu Port Batrid an der Küfte von Ayrfhire twejentlich bejchädigt oder gänzlich verdorben, jo daß behauptet wird, Diejes Tier werde in Gemeinschaft mit einem gleich ver- derblichen Strufter, Limnoria terebrans (zu den Wafjer-Ajjeln gehörig), bald die völlige Zeritörung alles Holzes in jenen Pfei- lern bemwirfen. Keine Holzart Scheint fähig, der verhängnispollen (Teetona grandis), ©ifju- und Gaulholz, eine Sorte, die dent Teak naheiteht, aber noch härter it, werden alle in Turzer Zeit ducchfrejjen; noch viel leichter werden Eichen und Zedern und am fchnellften jo weiche Hölzer wie Erle und Kiefer durchlüchert. E53 geht jchon aus diefen Mitteilungen hervor, daß man Yängft von der irrigen Meinung zurüdgefommen it, es gebe bloß eine, allmählich über die ganze Welt verjchleppte Art Schiffs- mwurm. Man Tann bis jebt wenigftens 8S—10 Arten unterichei- den, die Linne alle, jomweit fie ihm befannt waren, als Teredo navalis Z. zufammenfaßte. &3 fehlt jelbit nicht an Sormen, die in den Tropen ins bradige und ins Süßiwafjer übertreten. Am beiten find wir durch den PBarifer Zoologen de Duatrefages über die Cigentümlichkeiten einiger Teredinen der europätjchen Kürten unterrichtet, Darunter des großen Teredo fatalis Qirf., Dem. die meiften jener oben angeführten Zerjtörungen an den Damm- und Hafenbauten zur Laft fallen. &3 ift begreiflich, wenn man die Abbildung diejes Tieres zur Hand nimmt, daß es auf alle Be- obachter, die jich nicht in eine vergleichende Zergliederung des- Shitfsbonrwurm, Teredoma. jepen einlafjen Tonnten, den Eindrud nicht eines Weichtieres iz a en en bon dem Nange einer Mujchel, jondern den eines Wurmes v Schale, x bie von den Sipfonen Machen mußte. Die Schale, die fich an dem verdicdten Stopf- a obzeöite s Raten ende befindet, ift hinten und born fo weit ausgerumdet, daß eigentiich nur nod) ein Furges, veifenfürmiges Schalenrudiment übrig ift. Die vordere Schalenöffnung it aber von dem Mantel jo überwachjen, daß nur ein Feines, den Fuß vorftellendes Wärzchen aus feinem Schlige hervortreten Tann. Dber- halb der beiden Schalenhälften ragt zwischen ihnen der Mantel hervor und bildet eine Falte, die Kapuze, die durch verfchiedene fich reugende Muskeln in allen Richtungen bewegt werden fan. Der hinter diefer kopfartigen Anfchwellung liegende Teil des Tieres bis zu den langen Siphonen ift jehr verlängert und wird mit den Siphonen von einer unregelmäßig gebogenen Kalkröhre eingejchloffen. Letere ift Hinten offen und jo weit, als die Eiphonen einen Spalt zwifchen fich Taffen, durch eine Längsfcheiderwand geteilt. Wo die Mantelröhre in die / Bohrkraft diefes Weichtieres zu widerjtehen. SJupiiches Teaf - Sıiffsbohrmwurm. 971 Siphonen übergeht, ift ein ftarfer, ringfürmiger Schhießmusfel mit einem Duermusfel, der wohl dem hinteren Schliegmusfel anderer Dimyarier entjpricht, während der bordere swifchen den Heinen Schalenhälften liegt. Auf diefem hinteren Schliegmusfel fißen zivei plattenfürmige Schalenjtüde, die Paletten, und dies ift die einzige Stelle, wo der Mantel mit der obenerwähnten Röhre unmittelbar verwachjen ift. Übereinftimmend mit diejer äußeren, von den übrigen Mufcheln jo abweichenden Form ijt natürlich auch die Form und Lage der inneren Körperteile, namentlich der Xeber, des Herzens, der Kiemen, der Fort- pflanzungsorgane; die Abweichung bejteht aber eigentlich nur darin, daß diefe Organe hier nicht über-, fondern hintereinander gelegen jind, während die allgemeinen Grundzüge des Baues bollitändig diejenigen aller übrigen Zweifchaler find. Mit ihnen ftimmt aus bie Beligerlarve überein, über die wir durch Hatfchek unterrichtet find. . Die Lebensweije der Bohrwürmer ift, wie gejagt, am grümdlichiten von Duatrefages beobachtet, jo da& wir zweckmäßig die wörtliche Überjfegung feiner Schilderung hier folgen lajjen. „Man weiß", jagt er, „vaß dieje Weichtiere die Härtejten Holzarten, tie jie auch fonft beichaffen jein mögen, zerbohren. Man weiß, daß ihre Gänge mit einer Kalfröhre ausgeflei- det find, womit das Tier nur an zwei, den Baletten entprechenden Stellen zujammenhängt. Jalt unnötig ift es, daran zu erinnern, daß Dieje verderblichen Weichtiere jich bisweilen jo vermehren, daß jie Durch ihre Röhren beinahe das ganze Innere eines jonjt ganz ge- junden Stüdes Holz verihwinden machen, ohne daß es, jozujagen, möglich wäre, äußer- lich Anzeichen jener Zerjtörungen zu finden. Endlich ift e$ unrichtig, wenn man gemteint hat, die Bohrwiirmer gingen immer nur in derfiichtung der Holzfajern vorwärts: jie durch- bohren das Holz in allen Richtungen, und oft bietet eine und diejelbe Höhlung die ver- ihiedenften Biegungen, bald der Safer folgend, bald jie unter rechtem Winkel jchneidenp. Sole Biegungen jtellen jich immer ein, jobald ein Bohrwurm entweder auf die Röhre ‚einer jeiner Nachbarn ftößt, oder auf einen alten verlajjenen, jogar jeiner Kalfauskleivung beraubten Gang. Dieje Art von Inftinkt bewirkt, daß, jo zahlreich auch die Röhren in einem Stüde Holz fein mögen, fie doch nie aneinanderhängen, und daß man jie durch Saulenlafjen des Holzes immer volfitändig voneinander trennen fünnte. Gewöhnlich ijt der bon dem Teredo gebildete Holzgang nur längs des Körpers des Tieres mit Kalk aus- gekleidet, am Borderende aber das Holz unbededt. Adanjon, ein ausgezeichneter Miollusfen- beobachter des 18. Zahıhunderts, fand, daß der Blindjad in einigen Fällen diejelbe Kalt befleidvung wie der übrige Gang bejäße; und einige Naturforjcher, welche dies für eine Cigentümlichfeit der ausgewachjenen Sudividuen hielten, Haben darauf Schlüjje für die Igitematische Berwandtichaft der Bohrwürmer begründet; aber jchon Deshayes beobachtete Gänge, die durcch eine Duerjcheideiwand in größerer oder geringerer Entfernung vom Border- ende abgejchlojjen waren. Sch habe hnliches beobachtet. Anderjeit3 fand ich jehr Häufig das Ende des Ganges großer Jndividuen offen, während bei viel Heineren und wahrjchein- lid) jüngeren Jndiviouen diejes Ende abgejchlojfen war. Sch glaube daher, daß das Vor- Handenjein oder der Mangel diejer Scheidewand durchaus zufällig ilt. „uf welche Weije bohrt der Teredo in dem Holze, worin er jid) einnijtet? Dieje Trage, die jich alsbald dem Geijte Des Beobachter3 aufdrängt, ijt bis jebt faft einftimmig beantwortet worden. Man jah die Schale für das Bohrinftrument an, womit das Tier feine Wohnung aushöhlte. Geit einigen Jahren hat man in Frankreich und England mehrere Theorien borgebracht, wonach man die Ducchbohrung entweder einer mechanischen oder einer demijchen ZTätigfeit zujchreibt. Deshayes, der berühmte franzöfische Kondyliolog, ijt für die leßtere 5723 Weichtiere: Mujcheln. Meinung eingenommen. Der beite jener Bemweisgründe ift für uns die Beobachtung, daß der Musfelapparat des Teredo durchaus nicht dazu gefchiekt ift, jenes vermeintliche Bohr- inftrument in Bewegung zu jegen und es in Drehung oder in die Bewegung von einer Ceite zur anderen zu bringen, die notwendig erfolgen müßte, wenn man fich die beob- achteten Refultate erklären wollte. Der genannte Naturforscher fchreibt die Aushöhlung der Gänge der Gegenwart einer Ausjcheidung zu, die imftande fei, die Holzmafje aufzulöfen. An diejer Erflärung kann etwas Wahres fein; fie genügt mir aber nicht, indem fie durchaus feine Rechenfchaft über die Negelmäßigfeit gibt, die diefe eigentünmliche Reibearbeit auf ihrer ganzen Eritredung zeigt. Welcher Art auch das angegriffene Holz fein, welche Richtung der Gang nehmen mag, der Schnitt ift immer fo volffommen deutlich, als mern die Höhlung mit einem aufs forgfältigfte gejchliffenen Bohrer gemacht worden wäre. Die Wände des Ganges und fein Vorderende find vollfommen glatt, wie verjchtedenartig auch die Dichtig- feit und Härte der Holzjchichten fein mögen; und man weiß, daß bei der Tanne 3. B. diefe Berjchiedenheit jehr groß ift. Die Annahme, daß irgendein Auflöfungsmittel mit folcher Negelmäßigteit wirken könne, fcheint fehr fehtvierig. ES wilde, fcheint ung, fchnelfer die zar- teren und weniger dichten Holgteile angreifen, jo daß die härteren vorftehen müßten. Diefer Einwurf ift auch gegen die Annahme zu richten, wonach die Aushöhlung der Gänge der Wir- fung der Wafjerftröme zugufchreiben wäre, die durch die Wimperhaare verurfacht werden. „en der Arbeit der Bohrwürmer jcheint mir alles das Gepräge einer direkten mecha- nijchen Tätigfeit zu haben. Wenn aber das Tier hierzu nicht die Schale anwendet, welches NWerzeugez foll e3 fich bedienen? Die Löfung der Frage fcheint mir fchroierig. Jch will jedoch über diefen Punkt eine vielleicht richtige Vermutung aufftellen. Man darf nicht ver- gejjen, Daß das mnere des Ganges immer mit Wafjer erfüllt ift, und daß folglich alle Stellen, die nicht durch die Kalfröhre gefchüßt werden, einer fortwährenden Aufloderung unterworfen find. Eine jelbjt jehr Schwache mechanifche Tätigkeit reicht zuc Wegnahme diefer jo aufgeweichten Schicht Hin, und wie dünn die Yeßtere auch fein mag, wenn die in Nede ftehende Tätigfeit nur irgendivie ununterbrochen wirft, reicht fie Hin, um die Aus- höhlung des Ganges zu erklären. Da nun die oberen Mantelfalten und bejonders die Kopfkapuze roillfürfich durch Blutzufluß aufgebläht werden fünnen und mit einer dien Dberhaut bedeckt find, und die Kapuze durch vier ftarfe Muskeln in Bewegung gejeßt werden farın, jo jcheint fie mir jehr geeignet, die Rolle, um die e3 fich handelt, zu jpielen. Es Iheint mir daher wahrjcheinlich, daß fie das Holz abzufchaben beftimmt ift, nachdem es durch die Aufloderung im Wafjer und vielleicht auch durch eine Abjcheidung des Tieres ermeicht worden.” Wir müffen aber hier einfchalten, daß diefer Vermutung gegenüber jpäter der Utrechter Zoolog Harting ganz andere direfte Beobachtungen aufgeftellt hat. Nach ihm braucht Teredo beim Bohren die zwei Klappen feiner Schale wie zwei Kinn- laden oder Zangenjpisen, mit dem Unterfchied jedoch, daß ihre Bewegung nacheinander auf zwei zueinander rechtwinfeligen Ebenen erfolgt. Er hat unzählige Heine Zähnchen entdecdt, die jo ftehen, daß bei jedem Stoß die Holzmafje in äußerft Heine vierecdige Stüd- chen zerhadt wird. Die Zähnchen follen fich wenig abnuten, weil fie jchneiden und nicht haben und meil fie beim Forttwachfen der Schale durch Bildung neuer Zumachsitreifen jedesmal von neuen überragt werden. „Die Bohrwürmer”, fährt Duatrefages fort, „vermehren fich außerordentlich fehnell. Man teilte mir in Pajages bei St. Sebaftian einen Vorfall mit, der eine Vorftellung da- bon geben fanıı. Eine Barfe verfank infolge eines Unfalles im Frühjahr. Nach) 4 Monaten Sıhiffsbohrwurm. 973 wurde jie von den Fijchern wieder gehoben, in der Hoffnung, Holzwerf davon gebrauchen zu fönnen. Aber in diefem Furzen Heitraum Hatten die Bohrmwürmer fie jo zeriteifen, daß Planfen und Balfen ganz dDurchlöchert waren. „Bohrmürmer, die man aus ihren Röhren und Gängen herausnimmt und nadt in ein Gefäß legt, leben ganz gut fort, umd ich habe deren über 14 Tage erhalten. Sch konnte deshalb mit Bequemlichkeit einige Züge ihrer Lebenstätigfeiten jehen, die man bei den gewöhnlichen Mufcheln ihrer Schalen wegen fo jchwer beobachtet. Von der Atmung ift nur zu jagen, daß jie wie bei allen Zmeifchalern mit doppelten Mantelröhren vonftatten geht. Die Heinen FSranjen am Ende der unteren Röhre haben augenjcheinlich den Zweck, gemilje fremde Körper zu erkennen, die dem Tiere jchaden könnten. Man braucht fie nur ganz leife zu berühren, um jogleich die Röhren fich fchliegen zu jehen. Wenn ich jedoch) mit einem zugejpisten Ölastohre mit Indigo gefärbtes Meerwafjer in die unmittelbare Nähe des einführenden Sipho brachte, verriet nichts, daß dieje fremde Subftanz Das Tier jtörte, und faft unmittelbar darauf jah ich den Farbitoff wieder durch die Afterröhre aus- treten. Die von ihren Kalfröhren umjchloffenen Bohrwürmer lajjen ihre Stiphonen jehr oft heraustreten, umd dieje Halten jich immer jo, daß da3 ausgeatmete Wafjer jic, nicht mit dem zu den Kiemen einftrömenden vermifcht. Auch die in ein Gefäß gejesten Stüde geben ihren Siphonen eine folche Stellung, und man fieht diefe Teile bald eine längere Zeit Hindurch unbeweglich verharren, bald mit ziemlicher Gejchroindigfeit nach allen Ric)- tungen jich biegen. — Die Bewegungen, welche die in den Gefäßen befindlichen Tiere ausführen, bejchränfen fich auf langjame Ausdehnungen und etwas jchnellere Zujammen- ziehungen, durch die fie gelegentlich ihren Plab verändern fünnen; ordentlich zu riechen ind fie aber nicht imftande. In ihren Röhren müffen diefe Bewegungen noc) bejchränfter fein. Da fie unveränderlich an den beiden, den Paletten entjprechenden Stellen befeitigt find, können fie den vorderen und den hinteren Körperteil gegen diefen Punkt Heranziehen; das ijt aber auch alles. Nichts in der Beichaffenheit ihrer Musfeln zeigt an [im Wider- jpruch zu den oben mitgeteilten Beobachtungen Hartings; d. B.], daß fie Drehungen um ihre Achje ausführen könnten, und ich Habe nicht3 desgleichen beobachtet. „Zegt man einen aus feiner Röhre Herausgenommenen Bohrwurm auf den Boden eines Gefäßes, jo ijt er fichtlich zufammengezogen. Bald entfaltet er ji), und obtuohl er jich um da3 Dreifache feiner Länge ausdehnt, nimmt die Dide doch ehr wenig ab. Dieje auf den eriten Anblid fehr eigentümliche Ericheinung erklärt fich durch den Zufluß des Waffers unter den Mantel und den des Blutes, daS aus den großen inneren Räumen fic) in die äußeren hineinzieht. „Die Bohrwürmer legen Eier; die Gejchlechter find getrennt, und die Zahl der Männ- chen ift viel geringer al3 die der Weibchen. Unter den wenigitens 100 Stüd, die zu meinen Unterfuchungen gedient haben, fand ich nur 56 Männchen. Das Verhältnis der Gejchlechter ift aljo ungefähr wie 1:20. Das Eierlegen muß nach und nad) vor fich gehen und eine be- trächtliche Zeit Hindurch dauern, nach den Stüden zu urteilen, die ich in meinen Gefäßen hielt. Sie gaben mir mehrere Tage hintereinander Cier, wodurch die Eierjtöcde noch bei weiten nicht entleert waren. Die von den Weibchen gelegten Eier häufen jich im Ktiemen- fanal an, ‚wo jie von dem mit Samenförperchen vermijchten und durch die Atmung ein- geführten Wajfer befruchtet werden.“ Um die Entwidelung der Bohrwürmer zu jtudieren, bediente fich Duatrefages eines Mittels, das jeit Jahrzehnten zu vielen jchönen zufjammenhängenden Entwidelungsreihen 574 Weichtiere: Mufcheln. im Gebiete der niederen Tierwelt geführt hat und in großartigiter Weife bei den Fijchen angewendet wird: der Fünftlichen Befruchtung. Was ihm diefe felbft gezogenen Larven richt zeigten, Fonnte er durch Beobachtung der in den mütterlichen Kiemen fich aufhalten- den ergänzen. ine ausführliche Entmwicelungsgefchichte Hat jpäter Hatichef geliefert. Für uns genügt es, hervorzuheben, daß auch nach diefen Entmwidelungszuftänden Teredo eine unverfennbare Muschel ift. Jr dem fpätejten Zuftande, der beobachtet werden fonnte, und den unjere Abbildung gibt, bejibt das hirjeforngroße Tierchen eine zivei- Happige, fajt Fugelige Schale von brauner Farbe, aus melcher zmwijchen den Mantel- falten hervor ein beweglicher Fuß geftrecdt werden fan. Auch ragt über die Schalen ein jehr entwidelter Segelwulit hervor, in dejjen Mitte fich ein Wimperjchopf befindet. Ter- ner ift das junge Weichtier auf diefer Stufe mit Augen und Gehörblafen verjehen. Si die- jem Entwidelungszuftande wurden fie durch die obere Röhre aus der mütterlichen Stieme ausgeworfen und lebten in der Gefangenjchaft noch länger als die erwachjenen Exemplare. Die Larven fönnen num, wie fich aus der Bejchaffenheit ihrer Bewegungswerkeuge entnehmen läßt, ihwimmen, entfalten fie ihren Wimperapparat, der ich über die Schale legt und fie wenigftens zur Hälfte bededt. Einen jehr jon- derbaren Anblid gewährt es, fie mit der Gejchwindigfeit eines Rotifer oder einer Hydatina das Wajjer durchjchneiden zu jehen. Die Winiperbewegung macht, daß fie wie mit einem prächtigen Sarbenkreis umgeben erjcheinen, den man jchon mit bloßen Augen wahrnimmt, der aber unter der Yupe und bei einer gemwiljen Be- a leuchtung von einem ganz außerordentlichen Glanze ijt. Diejes Teredo fatalis Ofrf. Bay. Chmwimmen ift nie von langer Dauer; und am häufigiten machen die Larven Gebrauch von ihrem Fuße." Weiter fonnten die Larven in ihrer Entwidelung nicht beobachtet werden; es ift nicht unmwahrjcheinlich, daß fie fich furze Zeit darauf am Hole feitfegen und, in dasjelbe nach und nach eindringend, ihre lebte Ummandfung beftehen. Ihr Lebenslauf fcheint übrigens ein auf- fallend Furzer zu jein. Die Holzitüde, die Duatrefages im Dftober unterfuchte, ftafen ge- möhnlich ganz voll von Tieren. Später wurden dieje jeltener, und Ende Sanuar konnte fich der Forjcher nur mit Mühe einzelne Tiere verfchaffen. Man verficherte ihn auch, daß man nur im Sommer die „Würmer“ in großer Anzahl im Holzwerf träfe, und daß fie im Winter faft alle abjtürben. Duatrefages will daraus jchliegen, daß bei Teredo, wie bei manchen Sn- jeften, der Fortbeitand der Art nur durch einige Individuen gefichert ift, die den Unbilden der jchlechten Jahreszeit wiverjtehen, und daß auch diefe abfterben, furz nachdem fie Eier gelegt oder die Larven, welche die Mantelfalten einfchliegen, in Freiheit gejeßt haben. Einen gefährlichen, feine Verbreitung und zerjtörenden Wirkungen jedoch nicht hin- dernden Feind hat der Bohrwurm in einem Ningelwurm, Nereis fucata Sav. Die Larven dieje3 Naub-Anneliven leben mit den Teredo-Larven zufammen, und die reife Form findet man in den Röhren der Teredo. Gie frißt jich unter die Haut des leßteren ein und zehrt ihn allmählich auf. ul der Zamilie der Gaftrochänen werden einige teils durch Nefterbau, teils durch eigenkümliche Kalkfröhren ausgezeichnete Sippen vereinigt. So Gastrochaena Spengl. Die teils jchwimmend, teil3 Friechend fich fortbewegen. „Wenn fie . f re Eıhte Blattfiemer. 975 Gattung hat einen dien, bis auf eine enge vordere Öffnung für den Austritt des Fußes ganz gejchloffenen Mantel, der Hinten in zwei ihrer ganzen Länge nach verwachjene Siphonen ver- Yängert ft. Der Fuß ift fehr Hein, jpis und trägt einen Byfjus. Das Gehäufe ift gleich- ichalig, beinahe feilförmig Dinn, auf der Bauchjeite, namentlich nach vorn Hin, ftark faffend und reicht zum Schube der Weichteile des Tieres nicht aus. Einige Arten, wie Gastro- chaena modiolina Zam. von der engliichen Küfte, leben in Felsjpalten und verbinden Heine Steinhen und Mujcheltrümmer zu einer Art von a Hafchenförmigem Neft, das die Schale gänzlich ein- — Ichhießt. Die Außenjeite dezjelben ijt rauh, Die Snnen- jeite glatt und bejteht aus dünnen Zagen einer falfigen Abjonderung des Tieres. Das Neft ift ganz geichlofjen bis auf die Mündung des Halfes für die Siphonen. Mit dem Wachstum des Tieres wird auch das Net bergrößert und dejjen Hals verlängert. Diejelbe Att, bon der hier Die Rede ift, joll jedoch auch) zugleich jich >= in weichere und härtere Selfen einbohren fünnen, a ee während andere Arten nur diefe Gewohnheit Haben und im Srneren von Mufchelfchalen, Koralten, Balanusmafjen leben, wo jte jich mit einer -amdollftändigen Röhre umgeben. Auch Durhhbohrungen von Auftern fommen vor. | Bei der anderen, ihr naheftehenden Gattung Clavagella Zam. ijt die eine Schalenhälfte ganz mit einer Zalfigen, feulenförmigen Röhre verwachjen, die andere ift frei in derjelben. Dieje Röhre ftectt bald frei im Sande, bald ift fie in Korallen, Felfen, Balanısmajjen feit- - gemwachjen. Das vordere Ende hat oft eine Spalte und offene Heine Röhrchen, das Hintere Ende ijt frei. Die Röhrchen werden Durch fleifchige, in unbejtimmter Unzahlausden Mantelherbor- wachjende Tü- den abgejon- Ö A) Siebmujchel, Aspergillum vaginiferum Lam., Tier ohne Röhre. B) Vordevende der Schale einer dert. Diele javanifden Siehmujhel. Natürlige Größe. Tiere, bon De- nen zwei Arten im Mittelmeere, die anderen in den Meeren der heigen Bone leben, bilden den Übergang zu der Gattung Siebmufche! (Aspergillum Zam.). Auf der beijtehenden Abbildung ift A das aus der Röhre herausgenommene Tier, das von einem fajt volliommen gejchloffenen, jakförmigen oder flajchenförmigen Mantel (a) eingehülltift. Unfere Figur zeigt diefen in einem jehr zufammengezogenen Zuftande. Er geht vorn in eine Art Scheibe (b) über, in deren Mitte fich ein mit der Spalte des Gehäufes forrejpondierender Schliß (ec) findet. Dicht dahinter ift eine punktförmige Öffnung (d) für das entjprechend Heine Zuß- ende. Die hintere Hälfte des Mantel3 ift quer gerungelt und endigt mit den beiden Sipho- nalöffnungen (e). Die dem Gehäufe der übrigen Mufcheln entiprechenden Schalen find bei Aspergillum fehr zuriigeblieben, ein Baar eine Blätter, Die in eine lange zylinprilche oder nach hinten enger werdende und dafelbit offene Kalfröhre eingewachjen find. Das 976 Weichtiere: Mujcheln. — Kopffüßer. vordere Ende (B) bildet eine Scheibe, die eine Spalte in der Mitte und auf der Fläche und am Rande zahlreiche Heine, offene Röhrchen Hat. Das nördlichjte Vorkommen der Sieb- mufcheln ift da8 Note Meer. Sie jtecden mit ihrem Gehäufe jenkrecht im Sande. Aus dem Borhandenfein der zweiklappigen Schale, die, obgleich der Röhre eingewmachjen, doch immer ganz deutlich bleibt, farın man mit Sicherheit fchliegen, daß die jungen Tiere fich von dem Ausfehen der übrigen, regelrecht gebauten Mufcheln nicht entfernen werden. Fünfte Ordnung: Berwachjenfiemer (Septibranchia). Der fir die Berwachlenktiemer charakteriftifche Schwund der Kiemen bi3 auf die durc)- brochene Scheidewand (vgl. ©. 515), die aus ihren untereinander und mit dem Mantel ver- mwachjenen Bafen gebildet ift, fcheint eine Folge des Aufenthaltes in der Tiefjee zu jein, denn die Hauptgattungen, Cuspidaria Nardo und Poromya Forb., fteigen bi3 unter 5000 m hinab. Bon ihren Lebensäußerungen wifjen wir fo gut wie nicht3 aus unmittelbarer Beobachtung. Wie e8 fcheint, veritehen fich einzelne dadurch vor dem Einfinfen in den Ioderen Schlid zu bewahren, daß fie lange BHffusfävden Spinnen und zu einer breiten, flachen Platte ver- tleben. &3 verfteht fich von felbft, daß ihre Nahrung nicht mehr pflanzlicher Natur jein fann, jondern daß ihnen das Atemmwafjer nur Tierifches bringt. Doch wäre e3 verfehrt, Dar- aus einen Gegenjag zwifchen pflanzlicher und tierischer Nahrung ableiten zu mollen. Der Blie auf die Ernährung regt indes noch zu einigen Bemerkungen über eigenartige Züge an, die wir bei mehreren feinen Formen, zum Teil unbeitimmter Stellung, antreffen. &3 gibt auch unter den Mufcheln mindeftens einen echter Schmaroger, nicht vorübergehend, wie die Unioniden, fondern im ausgebildeten Zultand. Merkmwirdigermweije ijt die Bezie- hung Diejelbe, die wir bei vielen Gaftropoden antrafen, die zu den Stachelhäutern nämlic). Boelbfom fand die Keine Mufchel, die er Entovalva mirabilis Voeltzk. nannte, im Schlund einer madagaljiichen Seewalze. Neuejte Unterjuchungen haben gezeigt, Daß nicht gerade be- jondere Wunder ji) mit ihrem inneren Bau verfnüpfen. Die Hauptfächlichite Abweichung bom normalen Bau liegt in dem Übergreifen der Mantelränder über die Schale, die aljo ähnlich verdeckt liegt wie bei einer Nadtjchnede. Hier laffen jich einige Heine Formen bon ziemlich unjicherer Stellung anjchließen. Dall, der verdiente amerifanijche Weichtierforjcher, nannte eine Mufchel, deren Schale ebenfalls im Mantel ftedt, Chamydoconcha Dall; hier jcheint die Entwidelung zur Nadt- mufchel, wenn wir fo fagen wollen, noch weiter gegangen, bis zum Schwunde der Schließ- musfeln nämlich, jo daß toir hier ein ähnliches Verhalten wie bei gemwiljen Nadtichnecen finden, deren Schalentefte den feiten Zufammenhang mit dem Spindelmusfel aufgegeben haben. Scintilla Desh. und Galeomma Turt. ftellen eine Art Übergang dar, indem die Mantelränder die Schale nur zur Hälfte beveden. Scintilla Friecht lebhaft an glatten Slächen, etiva am Glas, wie eine Schnede, Galeomma breitet beim Kriechen die beiden Stlappen flach auseinander. si der Ernährung jchließt jic) Montacuta substriata Mont. an Entovalva in- jofern an, als fie fich an Geeigel anheftet, während andere Arten im Sand oder in leeren Schalen haufen. Sene ift wohl alS Tifchgenofje anzufehen, der von den Speifeabfällen des Wirtes lebt. Solche Genoffen find auch die Arten von Vulsella Zam. in dem wafjer- und Berwahjentiemer. — Allgemeines über die Kopffüßer. 577 nahtungdurchftöntten Köhrenjgitem von Spongien, jowie Lepton longipes Stps. in den Gängen von Röhrenwürmern und Kruftern, während die übrigen Lepton-Atrten frei leben und jehr beweglich find, gelegentlich wohl jelbit am Wafjerfpiegel hängen. Fünfte Klaffe: _Kopffiißer (Cephalopoda). Zu den unauslöfhlichen Eindrücden einer italtenifchen Reife gehört nicht nur der exfte Anblie der Florentiner Bauten, des Kolojjeums, des VBejuvs im Hintergrunde des Neapler Golfes, der Totenjtadt Ronrpeji und der Tempelruinen von Bältum — auch der erfte Befuc) eines größeren italienischen Fifehmarktes, wie er täglich in Genua, Livorno, Neapel uf. abgehalten wird, hat etivas Ühberwältigendes. Da find fie angehäuft, die Echäbe des Meeres, auf Reihen von Tichen, Hinter denen die Verkäufer mit betäubendem Gefchrei ihre Ware anpreijen. Alles it geordnet nad) Größe und Gattung. Neben den Buden, in denen die feineren Speifefifche feilgeboten werden, befinden fich die Fleiichhänfe für die Thunfische. Weiterhin folgen die Stände, mo Kochen und Haie für die minder verwöhnten Gaumen aus- fiegen. Aber wir verweilen Heute nicht bei den zum Teil jehr jchön gefärbten Fiichen, eilen auch an den vielen Körben der Berfäuferinnen von Mufcheln, Schneden und anderen „frutti di mare“ vorüber und halten bei ein paar Tifchen, von denen uns eine ganz fremd- artige Ware entgegenglänzt. „Calamari! Calamari! O che bei Calamari! Seppe! Seppe! Delicatissime Sepiole !' jo dröhnen die unermüdlichen Stentorjtimmen in unfer Ohr. Schon hat einer der Schreier uns ins Auge gefaßt und unfer Sntereffe wahrgenommen. Wir treten heran, und der Fijcher hebt einen fußlangen Galamaro an den fchlanfen Armen empor. „E tutto fresco !“ Und un zu bemweifen, daß das Tier, wenn auch nicht mehr ganz, fo doch noch halb lebendig ift, verjegt er ihm mit der Meijerfpige einen leifen Stih. Was war das? Wie ein Blib fuhr ein Farbengemwölf von Gelb und Violett über die auf weißem Grunde regen- bogenfarbig Ichillernde und fein gefledte Haut Hin. Während wir diefem wundervollen Tarbenjpiele noch mit Suterejje folgen, wendet fic) der Händler einem anderen Teile feiner Ware, ven Sepien, zu. Aus einem Falfe nimmt er Stüd für Stüd Heraus, lölt mit einem . E&hnitte den weißglänzenden Rüdenichulp aus, entfernt, mit gejchieter Hand das jadfürmige Wejen umfrempelnd, die uniymadhaften Teile der Eingeweide mitfamt dem Tintenbeutel, Ipilt das fo ausgenommene Tier gründlich ab und legt es auf den Berfaufstiih. Wir find längit als Fremde erfannt und müffen die ausgewählten Stüde ungefähr mit dem vierfochen Marktpreife bezahlen. Wer Glüd und ein Auge dafür hat, kann auf einem folchen Filch- marfte zuweilen auch jehr feltene Kopffüßer finden; befonders der Markt von Meffina (und in Japan der von Tokio) ift eine reiche Fundgrube der prächtigiten Formen. Noch mehr tft der Befuch eines der zahlreichen Mittelmeeraquarien, insbejondere des neapolitanijchen, zu empfehlen, um diefe merkwürdigen Tiere auch lebend in Augenfchein nehmen zu fünnen. Denn fein Lebemejen — mit Ausnahme der Schlange vielleicht — ift mit einer folhen Fülle bon Sagen umtoben tie gerade der Tintenfifh. Auch fanden die Kopffüßer bereits im Altertum ein großes wiljenjchaftliches Sutereffe. Schon Ariftoteles erkannte in ihnen eine icharf umfchriebene Gruppe, die er alS Malakia in fein Tierfyften einführte. Wer fich eingehender mit den Tintenfilchen, mit welchem nicht recht zutreffenden Namen man diefe Weichtiere gewöhnlich bezeichnet, befajjen will, benugt am beiten die b Brehn, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 37 578 Weichtiere: Kopffüger. vortrefflichen Arbeiten von Brand) und Jatta, von Denen die im Mittelmeere vorfommen- den Kopffüger nach jahrelangen Beobachtungen bejchrieben und in meifterhafter Weije far- big abgebildet wurden. Für die foftematiche Überficht der ganzen Stlafje tommen nament- fich noch die umfangreichen und trefflich ifuftrierten Zufammenftellungen von Hohle, Chun, Pfeffer und anderen in Betracht. Eine umfaljende anatomische Bearbeitung jteht noch aus, wird aber für die nächite Zeit von Naef erwartet. Über den Körperbau und die innere Organijation der Kopffüßer unterrichten ipir uns hier Furz an der feinen Sepiola rondeletiüi Leach (j. die nebenftehende Abbildung) und an der gemeinen Sepia (j. die Tafel bei ©. 585). Den Namen haben diefe Weichtiere Davon, daß ihr Körper deutlicher als bei den übrigen in Numpf und Kopf zerfällt, und daß an lebterem ein Kranz von Anhängen jteht, die als Greif- und Bewegungsorgane gebraucht werden. Der Rumpf it vom Mantel umgeben, der an der Niüdenfeite entweder in breiter Front unmittel- bar in die Hautbededungen des Stopfes übergeht oder fcharf abgefeßt ift, jo daß e3 zur Bildung eines Nadens fommt, der meift durch norpelige Leilten veriteift wird. Der Mantel ijt in vielen Tällen jafürmig, zeigt bei den jchnellichwime menpden Arten aber häufig torpedo- oder fegel- fürmige ©eitalt. An Bauche bildet der Mantel einen offenen Beutel, aus dem das [pie Ende eines fonishen Rohres, des Trichters, Herausragt. (E3 mag erwähnt werden, daß Die hier durch- gängig gebrauchten Bezeichnungen „Rüden“ und „Bauch“, „vorn und „Hinten“, „oben“ und „unten“ uf. nicht buchjtäblich zu verjtehen find, d.h. mit den gleichnamigen Begriffen bei Wir- ee beltieren nicht3 gemein Haben. Man veriwendet ; Sehr großes ac natürlicher Größe. lie bielmehr nur zur phnfiologijchen Drientie- rung. Wendet man auf den Bau der Cephalo- poden richtiger das allgemeine Schema des Weichtierbaus an, fo hat, wie fehon der Altmeifter Leudart erfannte, die Spite des Eingemweidejads als oberes Ende zu gelten. hr gegen- über liegt unten der die Mundöffnung umgebende Armkfranz. Die Seite, die den Trichter trägt, ıjt die morphologiiche Hinterjeite, während der „Nücen” genau genommen die Bor- verjeite daritellt.) Alle bis jet erwähnten Ktörperteile erheifchen eine nähere Betrachtung, da auf ihren Abweichungen zum Teil die Cigentümlichfeiten der verjchiedenen Gruppen und Gattungen unjerer Slaffe beruhen. Die den Mund umgebenden Arme find von feiter, Fräftiger Bejchaffenheit, äußerft musfulös, Dehnbar und jehr beweglich; ihr Spiel gleicht bei manchen Formen (3. ®. Polypus, \. ©. 592) den Windungen eines Haufens miteinander verflochtener Schlangen. Bei allen Nopfjügern der Seßtzeit, mit Ausnahme des Nautilus, find fie in ihrer ganzen Länge an der Innenfeite mit Saugnäpfen befeßt, deren Ziwec hauptfächlich darin befteht, Allgemeines. 579 Beutetiere jejtzuhalten; bei einigen Sormen vermitteln jie auch die Fortbewegung dur) Kriechen; bei anderen dienen jie zur Veranferung an feiten Gegenftänden. & Die Saugnäpfe ftehen in einer, zwei oder mehr Reihen und find von becherförmiger Geltalt. Sie find mit einem komplizierten Musfelapparat ausgerüftet, und eine feine Snner- bierung verleiht jedem einzelnen von ihnen einen Hohen Grad von Gelbftändigfeit. Über die Wirfung diefer Haftorgane machen wir uns am beiten ein Bild an Hand der Schil- derung W. IH. Meyers. „Soll der Saugnapf”, jo jagt er, „an irgendeiner Fläche, der Schuppenhaut eines Fijhes, dem Panzer eines Krebjes oder an einem Teljen befeftigt werven, jo wird jein Snnenraum durch Kontraktion der Ring- und Meridionalmustfein, mo- bei jich der Boden jtempelförmig in die Saugöffnung vorjchiebt, möglichit verkleinert. Der Nand des Saugnapfes wird abgeflacht und dicht an die Fläche gepreßt; die Abdichtung ge- Ihieht durch die Stontraftion der Ningmuzfeln in der Hautfalte um den Saugnapfrand. Bei der nıin erfolgenden Erweiterung des Bechers erichlaffen alle eben genannten Musfeln mit Ausnahme der Ningfalte; dafür treten die Muskeln zwiichen Arm und Saugnapf ins Spiel, die das Volumen des Saugnapfes durc) Zug an der Yußenmwand vergrößern.” Durch diefe Vergrößerung wird der Drud im Inneren des Saugraumes erheblich herabgejett. Das umgebende Wajjer drüdt von außen dagegen und preßt jo den Saugnapf feit gegen die Unterlage. &3 erfordert eine ziemliche Anjtrengung, ein lebendfriiches Tier, das fich feit- gejaugt hat, frei zu befommen. Häufig reißt man ihm dabei einzelne diejer Organe aus; oft läßt e3 jogar eher den ganzen Arnı als den ergriffenen Gegenftand fahren. Die Saugnäpfe fönnen Jigen, d. h. ihre Musfulatur geht ohne merflihde Einihnürung in die des Armes über, oder e8 fommt zur Bildung eines dünnen Musfelftieles, der dvenNapf trägt. Die ausfleidende Haut des Napfrandes jcheidet eine derbe Kutifula ab, Die bei vielen Formen verhornt und einen Fräftigen, für die einzelnen Arten charakteriltiich gezähnten Konchinting bildet. Cine merfwirdige Umbildung jolher Ringe jtellen aucd) die Hafen dar, die bei Vertretern mehrerer Familien anjtatt eines Teiles der Saugnäpfe auftreten. Bei einer Gruppe findet man außen und innen neben den einreihig angeordneten Saugern und mit ihnen ab- mwechjelnd noch fadenfürmige Anhänge, jogenannte Cirren, die zurüdgezogen werden fünnen und offenbar der Wahrnehmung von Berührungsteizen. dienen. Die Arme jtehen vollfommen fymmetrii), und man zählt fie vom Rüden aus, in- dem man vom ersten, zweiten, dritten und vierten VBaare jpricht, welch lebteres rechts und infs neben der Mittellinie der Unterfeite jich befindet. Die Paare find untereinander meijt verichieden lang; gelegentlich zeichnet fich ein Arm durch bejondere Kürze aus (Hektofoty- {us der Bolypodiven, |. ©. 616). Um Grunde jind die Arme durcd) eine Hautduphfatur miteinander verbunden, die jich bei einigen Arten jogar fait bis zur Spibe der Urme er- tet (j. Tafel „Weichtiere V", 1, bei ©. 610). Dieje Umbrella genannte Haut dient, wie e3 jcheint, vorzugsweije Dazu, über der von den Armen umjftrieten Beute eine alljeitig ichhießende Hülle zu bilden. Wo die Umbrella ftark entwicelt ist, fommt ihr ficher auch eine nicht zu unterjchäbende Bedeutung bei der Fortbewegung Durch Rüdjtoß zu (f. unten, ©. 582). Auch an ihrer Außenfeite jind die Arme vielfach mit befonderen Borrichtungen ausgeitattet. „Shmwimmjäume” nennt man unpaare, von Muskulatur durchjebte Hautblätter, die bejonders häufig an ven Baucharmen auftreten und als eine Art Steuer beim Schwimmen dienen. „Schußjäume” Hingegen jind die paarig neben den äußeren Saugnapfreihen fängslaufenden Hautleiften; fie jollen verhindern, daß beim jchnellen Schwimmen Waffer zwijchen den Armen einjtrömt, was hemmend auf die Bewegung einwirfen wiirde. 37* 580 Weichtiere: Kopffüßer. Die bis jeßt bejchriebenen Arme find in der Achtzahl vorhanden, ein Verhalten, das fir die Oftopoden charakteriftiich it. Bei den Defapoden hingegen, zu denen unter anderen auch Sepiola und Sepia gehören, tritt noch ein fünftes Armpaar Hinzu, Iinfs und rechts je eine faugnapfbewehrte Keule an langem Stiel. Diefe Tentafel entjpringen zwi- fchen den dritten und vierten Armen, find ganz oder teilweife in geräumige Tajchen an der Armbafis zuriidziehbar und fünnen daraus lafjvartig vorgejchleudert werden, um ein Beute- tier zu faffen und heranzuziehen (j. die Farbentafel bei ©. 604, oben). Ebenjo wie an den Armen fann auch an den Tentafeln ein Teil der Saugnäpfe in Hafen umgewanivelt fein (f. Tafel „Weichtiere V, 3 u. 4, bei ©. 611). Schrwimm- und Schußjfäume fommen eben- fall8 vor, außerdem aber noch bejondere Apparate, wie Haftgruben, Haftnöpfchen uf. Einzelne Saugnäpfe finden fich übrigens Häufig auch auf dem Tentafelitiel. Tachträglich Haben einige pelagijche Defapoden (Oetopodoteuthis Rüpp., Leachia Les.) ihre Tentafel verloren, find alfo eigentlich „Achtfüßer”. Die häufig wiederkehrende Anficht aber, die in den Dftopoden einfach der Tentafel verkuftig gegangene Defapoden erbliden möchte, wird durch die Entrwiclungsgefchichte widerlegt, die dartut, daß die Tentafel der Defapoden dem dritten Armpaare der Achtfüßer ent- iprechen. Sie lehrt ferner, daß bei den lebteren Die Anlage des oberiten (exiten) Arnpaares im Embryo- nalfeben unterbleibt. Tiber den Armapparat von Nau- tilus, der wejentlic) andere Verhältnifje zeigt, ie- wohl er aus den gleichen Elementen aufgebaut it, a he goicd im fpegiellen Teile berichtet werden. DBreitet man die Arme auseinander, jo fommt gerade in der Mitte des von ihnen gebildeten Schirmes die Mundöffnung zum Vor- ichein. Sie ift von einer doppelten Ringlippe umaeben. Zwilchen ihr und den Armen befindet fich bei ven zehnfüßigen Cephalopoden noch der fogenannte Buffaltrichter, ein merfwitrdiges, offenbar in Rücdbildung begriffenes Organ. Seine zumeilen noch mit rudi- mentären Saugnäpfen bejeßten Zipfel, häufig auch Buffalpfeiler genannt, jtellen ficher ven le&ten Net eines inneren Armkranzes dar, eine Tatlache, die für die Stammesgejchichte der Kopffüßer von größter Bedeutung ift. Durch kräftige, meift in der Siebenzahl vorhan- dene Musfelbrücden, deren Ausbildung Iyftematifch wertvolle Auffchlüffe liefert, ift der Buffaltrichter an die Arme geheitet. Sm Zentrum diefes Trichter3 befindet fich, wie fchon erwähnt, der Mund. Geine Lage wird durch zwei mächtige, [chwarzbraune Kiefer von der Geftalt eines umgekehrten Bapageijchnabels bezeichnet. Der Raubtiernatur unferer Tiere entjprechend jinDd fie groß, feit, pi und fcharf. Der Unterkiefer (a in der obenftehenden Abbildung) ijt breiter und überjchneidet den Oberkiefer b, der beim Schließen des Mundes ztwifchen die Geitenblätter jenes hineingleitet. Diefe flitgelartigen Fortjäße der Kiefer bieten der reich entwidelten Kaus= musfulatur, die einen annähernd fugeligen Schlundfopf bildet, breite Anfasflächen. Die Tiere find imftande, mit ihrem Schnabel den Stopf größerer Fiiche bis zum Gehirn zu Durc)- beißen und Harte Mufchelfchalen aufzufnaden. Die Fräftige Nadula, die bei einigen grundbewohnenden Tiefjeeformen verloren- gegangen it, entjpricht am ehejten der der Bandzüngler unter den Gaftropoden. Auch jie (äßt fich gelegentlich für die Shftematif verwerten. Sn den vowderften Abfchnitt des Speife- vohrs münden die Ausführgänge von zwei Paar Speicheldrüfen, von denen die größeren Allgemeines, 98l Hinter dem Stopfe Tiegen, beifer als Giftvrüjen zu bezeichnen find und gelegentlich ver- ichmelzen oder ganz fehlen. Auch noch eine fünfte Vorderdarmdrüfe mit unficherer Funktion mündet nahe der Nadula in die Speiferöhre. Dieje it verhältnismäßig lang und dünn; zuweilen zeigt jie jedoch eine Fropfartige Erweiterung. Etwa in der Leibesmitte erweitert jich der Borderdarm zu einem musfulöjen Kaumagen, der die Zerfchrotung der Nahrung beforgt. Ein enger Pförtner verhindert den Übertritt feiter Bejtandteile in den fogenannten Spiralmagen, einen vrüjenreichen Blindjad, der durch paarige „Banfreas"-Gänge mit der großen Mitteldarmdriüfe („Leber“) in Verbindung jteht. Diefe wird auch jtetS paarig angelegt, verjchmilgt bei vielen Formen aber zu einem einzigen großen Körper von meilt eiförmiger Geftalt. Syn der „Leber und im Spiralmagen findet die eigentliche Verarbeitung und Auffaugung des Speijebreis ftatt; doch iit Die ErnährungsphHfiologie der Cephalopoden noch nicht in allen Einzelheiten Elargeftellt. Feite Subftanzen gelangen vom Musfelmagen direkt, d. h. ohne den Spiralmagen zu durchlaufen, in den Enddarm. Er ift fürzer als die Speijeröhre und führt an der Bauchjeite innerhalb des Mantel nach vorn; wir werden ihm bei der Beiprechung des Tintenbeutels (|. ©. 584) noch) einmal begegnen. Nunmehr wenden wir uns wieder der Bejchreibung der allgemeinen Körperform zu. Unterhalb des Kranzes der Arme ilt der Kopf an beiden Oeiten und etwas mehr nad) oben zu ein wenig aufgetrieben. &3 ift die Stelle, an der im Snneren eine Art fnorpeliger Hirn- ichale und als deren unmittelbare Fortjeßungen die napfförmigen Augenfapjeln (Orbitae) liegen. Die Augen find außerordentlich groß, und zwar nicht nur im Verhältnis zum Körper, fondern auch) an fich. Bei Riefentintenfischen 3. B. find fie bei einem Durchmefjer bon annähernd 40 cm die größten optiichen Organe, die man fennt. „Su der Bollftändigfeit de3 Baues und der feititellbaren Leiftungen läßt ji) das Auge der Tintenfifche jehr wohl mit dem der Säugetiere vergleichen, mit dem e3 auf den erften Blid eine große Ähnlichkeit zeigt. Uber Gleichheit der Leiftungen bedeutet noch nicht Gleichheit im Aufbau; fcheinbar übereinjtimmend gebaute Organe fünnen ganz verichtevdenen Urjprung haben. ©o zeigt denn auch hier die Entwicdelungsgejchichte, daß Die Augen von Wirbeltieren und Tinten- fiichen nicht näher miteinander verwandt find, entjprechend der Kluft zwijchen beiden Grup- pen, und daß die Übereinftimmung nur eine Konvergenz it." (W. Th. Meder.) Dem Hauptunterjchiede beider Uugentypen begegnen wir bei der Betrachtung der Nebhaut. Shre Stäbchenzellen (beiläufig bemerkt bei Sepia etwa 70 Millionen nach Hejje) jind bei den Cephalopoden nicht hirnwärts wie bei der Wirbeltierretina, jondern Iinjenmwärt3 gerichtet, ein Zuftand, Der Daran erinnert, daß das Kopffükerauge aus einem einfachen, becherjür- migen, lihtwahrnehmenden Organ hervorgegangen it, wie wir e3 beinahe unverändert noch bei Nautilus (f. ©. 589) und bei manchen Schneden (j. ©. 417) antreffen. YBom Wirbel- tierauge unterjcheidet fich Das Auge der Kopffüker noch bemerkenswert durch die feiner Formoperänderung fähige, zweiteilige Linje, die an ihrer Vorderfeite frei vom Seewaljjer umjpiilt wird. An ihrer Peripherie bildet die Haut des Augapfels eine ringfürmige Dupli- fatur, den Ziltarring, und weiter außen nod) eine Regenbogenhaut, Sris, deren Öffnung, die Bupille, erweitert und verengert werden fan. Dazu fommen bei den Oftopoden ferner . halbmondfürmige Augenlider, die zum Schube der Linfe dienen. Bei den Defapoden wird die Haut, die den Livern entjpricht, zur durchfichtigen Hornhaut; und zwar fchließt fie fich bei ven MYyopfiden bis auf ein enges Loch („Tränenloch”), dich daS Seemafjer eintritt, während die Ogopfiden eine weite Augenöffnung haben. Die naheliegende Deutung, daß die Ogopfiden im freien Meere leben, two eine Beranlaffung zu bejonderem pr 582 Beichtiere: Kopffüßer. Schuße des Auges wegfällt, die Myopjiven dagegen und bejonders die Dftopoden mehr an fefte Unterlage und Berührung mit dem Boden gebunden find, wird im großen und ganzen durch die Xebensmweije betätigt. — Sunerhalb feiner Kapjel ift der Augapfel zu geringfügiger Bewegung nach verjchiedenen Seiten befähigt. In feine befleivende Haut jind filberglängende, fluorefzterende Flitterzellen, Zridozyten, eingelagert, die dem Auge ein unheimliches Feuer verleihen, das durch Tapetum-ähnliche Einrichtungen in Nugen- innern noc) erhöht wird. Schräg unterhalb der Augen befinden ich die Statozyften, fäljchlich auch Ohrkapfeln genannt. Bei der vieljeitigen Beweglichkeit der Gephalopoden zeigen auch diefe Gleich- gewichtsorgane eine bejondere Cntwicelungshöhe. Shre operative Entfernung ruft ichwere Bemwegunasitörungen hervor. Bejondere Geruchs- und Gejchmadswerfzeuge an den Seiten de3 Kopfes unweit des Trichters bzw. im Munde find wohl vorhanden, indes unbedeutend und in ihren Reaktionen wenig gejichert. Da die Öeruchsorgane häufig am Eingange zur Mantelhöhle liegen, jo geht man wohl nicht fehl, in ihnen Vorrichtungen zur Prüfung des Atemwafjers zu erbliden. | Der nervöje Schlundring bejteht bei Nautilus zum guten Teil noch aus Mark Iträngen, wie bei Amphineuren und altertümlichen Gaftropoden. Bei den übrigen Cepha- lopoden Hingegen ift er hochentwidelt und jehr jtark fonzentriert. Cerebral-, Wiszeral- und Tedalganglien find zu einer untrennbaren Mafje verfchmolzen; von leteren haben fich die Armzentren (Brachtalganglien) abgegliedert und find nach vorn gerüdt. Nechts und Iinfs des eigentlichen Hirns liegen ferner die mächtigen Augenganglien. Den überaus fräftigen Nantelnerven find vor ihrer Aufjpaltung beim Eintritt in den Mantel befondere Ganglien eingelagert, die wegen ihres ftrahligen Baues Sternganglien genannt werden. Che wir zur Bejchreibung des Numpfes übergehen, muß noch ein merfwürdiges Dr- gan, der Trichter, genauer betrachtet werden. Wie jchon erwähnt, jtellt er ein mäßig langes, fegelfürmiges Rohr dar, das jic) an jeinem jpigen Ende etwa auf der Höhe der Klopf- mitte öffnet und an feiner breiten Seite mit flügelartigen Fortlägen ein Stüd in die Mantel- höhle hineinragt. Dieje können in recht verjchiedener Ausdehnung mit dem Mantel ver- mwachjen jein; bei einigen Sormen fajt ganz, bei anderen jo qut wie gar nicht. Das Tier macht vom Trichter einen jehr wichtigen und vieljeitigen Gebrauch. Zunächit dient er als Ausitogrohr für Täfalien und Atemmwafjer, das durch die Manteljpalte zu den weiter unten zu beiprechenden Stiemen (©. 584) einftrömte. Der Trichter ift aber auch das wichtigfte Fort- bemwegungsorgan der Cephalopoden; fie bedienen fich feiner folgendermaßen: indem der Mantelfad duch Entfernung feiner Wand vom Leibe geöffnet wird, tritt Wafjer in defjen Höhlung ein. Darauf wird der Mantelvand exit wieder fejt gegen den Trichter gepreßt, mo- bei Inorpelige Knöpfe des Mantels (Kn, auf der Tafel bei ©. 585) in entjprechende Wer- tiefungen (Kn,) auf den erwähnten Trichterfortfägen paljen, eine Emrichtung übrigens, die nicht allen Kopffüßern zufommt Mantelfchliegapparat). Wird dann das in der Mantelpöhle befindliche Waffer mit großer Kraft rudweife aus dem verhältnismäßig engen Zrichterrogr ausgejtogen, jo wird ein gewaltiger Drud auf das umgebende Wafjer aus- geübt. Diejer genügt, um die fchlanferen Formen mit pfeilartiger Gefchwindigfeit, das Hinter- ende voran, jchhwimmmen zu laffen. Manche Tintenfifche verftehen fogar mit derjelben Vor- richtung vorwärts zu fchreimmen, indem fie das VBorderende de3 Trichters umbiegen und den Wafjeritrom nach hinten ausftogen. Duxd) eine bei den Defapoden auftretende Trichter- flappe Fanın diejes Rohr beliebig verengert und gefchloffen werden. Bei jchnell fchruimmenden Allgemeines. 988 Formen (viele Ogopfiden) zeigt der Kopf eine Vertiefung, die Fovea, in die der Trichter gerade hineinpaßt. Der Zived diejer Grube befteht offenbar darin, diefes vom Körper ab- jtehende Organ dem Rumpfe möglichit zu nähern, um den von ihm ausgeübten Widerftand aufzuheben. m Suneren des Trichters befindet jich noch ein drüfiges Gebilde, das Häufig mit der Fukdritfe anderer Weichtiere verglichen wird. Es hat eine für die verfchiedenen Arten charakteriftiiche Form und wird deshalb gelegentlich auch zur foftematifchen Unterfcheidung herangezogen. Bei Polypus (f. ©. 592) jtellt das Trichterorgan ein Wförmiges Band dar, während e3 bei Sepia aus vier einzelnen Drüfenfeldern befteht. Bei einigen Tieffeeformen macht jich eine deutliche Nitbildung des Trichterapparates geltend. Wie jchon angedeutet, übernimmt in diejem Falle die ziviichen den Armen ausgeipannte Umbrella (f. ©. 602) die Fortbewegung durch Rückitoß. Entwidelungsgejchichte und vergleichende Anatomie lehren, daß der Trichter einem Zeile des Fußes der übrigen Weichtiere entfpricht. Wir jahen, daß fich bereit3 bei einigen grabenven Gaftropoden die Fußjohle rinnenförmig zufammenbiegt. Auch der Trichter des Nautilus (S in der Abbildung auf ©. 588) ift noch eine offene Rinne, deren Ränder fich unten itbereinanderlegen. Die übrigen Cephalopoden durchlaufen in ihrer Entmwidelung au diefes Stadium der offenen Trichterrinne; |päter erit verwachjen deren Ränder. Daß der Trichter ein Teil des Mollusfenfußes ift, geht auch aus feiner Snnervierung von den Fuß- ganglien aus hervor. Entwidelungsgejchichtlich läßt fich ferner zeigen, daß der Trichter nur dem hinteren und jeine lappe dem mittleren Teile des Fußes entjpricht. Der vordere Sußabjchnitt macht, um auc) das zu erwähnen, eine noch) auffallendere Umwandlung durch; aus ihm entiteht nämlich der AUrmkfranz (j. ©. 578). Trichter, Trichterflappe und Arme entjprechen alfo ihrer Entjtehung nach den drei Teilen des urjprünglichen Weichtierfußes. Die NRüdenjeite des Rumpfes zeigt äußerlich feine Bejonderheiten. Unter der Haut . Dagegen finden wir bei Sepia eine Schale, den fogenannten Rüdkenfchulp, ein opvales, falfiges Gebilde von fompfiziertem Bau (Abb., ©. 604). Die Kalffchale des Bofthörnchens, Spirula (j. ©. 609), it, wie Schon der Name jagt, [piralig aufgewunden. Bei anderen Defa- poden treffen wir hornige, jchwertfürmige Kiele an, die den Rüden in ganzer Länge durc)- ziehen und dem häufig jehr langen Rumpfe den nötigen Halt geben. Da diejer Federfiel beinahe für jede Art abweichend geitaltet ijt, jo gibt er, wern vorhanden, das beite Merfinal für die foftematifche Unterfcheidung ab. Wiederholt werden wir auc) auf äußere Schalen toßen, deren Bejchreibung wir uns hier jedoch Sparen. Wir bemerfen aber jegt jchon, daß mindeitens Schalenteite, jei e8 auch nur als dünne Sinorpel- oder Konchinftäbchen, falt immer borhanden zu fein fcheinen; von Appellöf wurden fie jeldjt für Polypus nachgemiejen. Sepiola trägt an den NRumpfjeiten, vem Rüden genähert, ein Baar blattförmige, ab- gerundete Flojjen; Sepia ein Baar jchmale und langgejtredte Hautjüume (Fl auf der Tafel bei ©. 585). Zlojjen jind bei Kephalopoden überhaupt jeh weit verbreitet; bei allen Zehn- füßern und bei einem Teile der Dftopoden treffen wir fie an. Meift jind fie endftändig und bilden zujammen eine etwa rhomboide Figur (Abb., ©. 607). Bei Thysanoteuthis Trosch. befinven jich die vorderen Anheftungspunfte der Flojjen faft unmittelbar hinter ver Mantel- jpalte. Sehr langgejtredte, Hinten in einen Zipfel ausgezogene Formen haben neben den rundlichen Flojjen oft noch wellige Hautjäume, die bis zur Leibesipiße reichen. Wir jahen, daß bei ven Kopffükern die Fortbewegung in der Hauptjache Durch den aus Mantel und Trichter gebildeten Apparat bewerfitelligt wird. E3 gibt einige Gattungen (3. B. Tremoctopus Chiaje), die eine ausjchlieglich pelagiiche Yebensweife führen, aber feine- 984 Weichtiere: Kopffüßger. Stoffen befisen. Schnelle Schtoimmer legen bei der Fortbewegung dur) Rüditoß ihre Flofjen jogar fejt an ven Rumpf an. Daraus ergibt fich, daß die Jlojjen nur von untergeoroneter Bedeutung für das Schwimmen fein können. Sie dienen vielmehr bejonders als Steuter- und Stabiltfationswerfzeuge. Sepia benußt fie auch zum Graben, indem jie mit ihrer Hilfe — ähnlich wie die Schollen — Sand über den Nüden wirft (j. die Tarbentafel bei ©. 604, unten). Der Tlofjen mwichtigfte Aufgabe beiteht aber darin, im Berein mit dem Trichter dem Tiere ein Auf und Abfteigen in fchräger Richtung zu ermöglichen. Und zwar gejchieht das Steigen meist mit dem Hinterende, das Abjteigen fait jtets mit dem Kopfe voran (B. Bauer). Wenn Hochjeetintenfische langfam fchwimmen, übernehmen die Flojjen aller- dings zumeilen ausjchlieglich Die Fortbewegung. Dort, mo der Trichter- und Mantelapparat zuriidfgebildet ift, find dafür die Floffen und bejonders deren Muskulatur'Höher ausgebildet. Und nun nochmals zurüd zur Bauchfeite. Der Trichter führte uns in ven Manteljfad oder beifer in die Kiemenhöhle. Um ihr Inneres, den PBallealfonıpler, zu überjehen, öffnen wir fie, indem wir die Mantelmusfulatur in der Mittellinie aufjchneivden und die Schnittränder auseinanderlegen (Sch, Sch,, i. die Tafel). Da erbliden toir folgendes: Fr den Trichter (Tr) ragt der meift mit Witerkflappen verjehene Enddarm (An). Neben ihm liegen weiter Hinten die Nierenpapillen (N); fie find vielfach [chornfteinförmig ausgezogen und führen in die paarig angelegten, in der Mitte oft miteinander in Verbindung jtehenden Harnfäde (H). Die fie durchgehenden Venen jind mit baumähnlich verzweigten Anhängen verjehen, die Die Abjcheidung der Harnprodufte aus dem Blute bejorgen. Unter dem End- darm läuft die große Kopfvene nad) Hinten, recht3 von ihn der ji) nach Hinten ermweiternde Ausführungsgang des an feiner fehilfernden Färbung Tenntlichen Tintenbeutel3 (T), de3 Behälters einer Drüfe, die eine fehwargzbraune Mafje abjondert. Dieje wird willfitlich durch den Aiter entleert, und eine Feine Menge genügt, um das Tier in eine dunfle Wolfe zu hüllen und jo den Bliden feiner Verfolger zu entziehen. E38 verjteht jich, daß der Name „Zintenschneden”, fälhhiih auch „Tintenfiiche”, Hiervon herrührt. Sn der Malerei ıjt diejer Stoff al3 „Sepia” befannt. Er ift jelbjt von vormweltlichen Arten erhalten. Die beiden Fräftigen Musfelfäulen (Dep) find die Herabzieher des Trichters, Die Die „Leber” (L) gewifjermaßen einrahmen. Neben ihnen liegen an den Geiten des Ein- geweidejads die feverähnlichen Kiemen (K); jie find mit einem Bande, dem eine niert- würdige, meift SKiemenmilz genannte Blutdrüfe eingelagert ift, an ver Mantelinnenjeite befejtigt. Am Grunde der Kiemen Ichimmern die Siemenherzen (Kh) durch die Bauchwand Hindurdh. Sie find Drüjige Erweiterungen der zuführenden Siemengefäße und haben eben- fall an der Erkretion einen hervorragenden Anteil. Aus den Siemen läuft das arteriali- lierte Blut in das große Herz, das etwa in der Mittellinie zwilchen ihren Bajen verboraen liegt. Durch zwei oder Drei Yorten wird vor Dort das Blutin Umlauf gejeßt. Bei den Vier- fiemern, Tetrabranchiata, würden wir hier jederjeitS zwei Siemen, zwei Nierenpapillen und entjprechend viel Gefäße antreffen. Das Tintenorgan und die Kiemenherzen fehlen ihnen. Hierher gehört ausjchließfich die Schon Häufig erwähnte, artenarme Gattung Nau- tilus (j. ©. 588); die weitaus größte Zahl der jebt lebenden Kopffüßer bejist aber nur zwei Kiemen und wird deshalb jeit Owen zur Drbnung der Dibranchiata zufammengefaßt. Auf unjerer Tafel fehen wir noch die Mündung des männlichen Gejchlechtsweges (P), die zwar als Penis bezeichnet, aber nicht als folcher benußt wird (vgl. ©. 614). Beim Weibchen wirde an gleicher Stelle der Eileiter münden. Die weiblichen Gänge und Offnungen find bei den Ogopfiden und dem größeren Teile der Dftopoden paarig; Calliteuthis VZZ. ift die Weichtiere IV. Entwickelung der Auiter in Galway Bay an der iriichen Küite. S. 533. Nat. Gr. Nach Anne L. Massy (Fisheries, Ireland, Sc. Invest., 1913, II [1914)). Die Abbildungen beziehen lich jämtlich auf die vertiefte, feitgewachiene Schale. Die gleichen Buchitaben gelten für das gleiche Alter, a für die eben feitgeiette Brut, b für 11 Monate, c für 17 Monate, d für 21 Monate alte Muicheln, e für 2!/2jährige, f für 3Y/2jährige, g für 51/2jährige. Wie man jieht, richtet fich weder die Größe noch die Anzahl der „Jahresringe“ troß anicheinend gleicher äußerer Bedingungen itreng nach dem Alter. PO ae Pr in.d.. Fat: ger. WE Hakieeei Y Sehmis 14 Am Fam Anatomie von Sepia officinalis L. ©” tan eirie fait : rpöfen Yırkva Irjadhen zugrt t Ten 24 — ‚saorlromil Hl — ‚omsit A — „bplmmH H — ‚ol? I) — z1sthiT zob TorfeisdorsH ga — ES NL nggdor, I Meinpstt mn nopnusbibist mabrisilng sapuntsihreV/ sib ni ib „nl ashrbiT mio nsdemplsgrondt mil 10; —_ ‚eloinpfll 9b nerböltindb2 neipsbspisbniomisenn sib ‚Ho2 bruu ıl5a — img 4 — ‚mopnustttörsusift M astrbiT ıT — .Isissdnsinit T An After. — Dep Herabzieher des!Trichters. Z''Eı Stoffe! ZH Harnlad& — K Kieme. — Kh Kiemenherz. — Kn Knorpelgruben am Trichter. — Kn, die in die Vertiefungen paffenden Verdickungen am Mantel. — L „Leber“. — N Nierenöffnungen. — P Penis. — Sch und Sch, die auseinandergelegten Schnittflächen des Mlantels. — T Tintenbeutel. — Tr Trichter. Allgemeines. 985 einzige Form, bei der auch die männlichen Leitungswege paarig find. Die Kleimdrije, die die Hintere Spite des Eingemeidejads ausfüllt, bleibt Hingegen jtetS unpaar. Beim Gepia- mweibchen ijt die Bauchwand ziwijchen Tintenbeutel, Kiemenherzen und Nievenpapillen von den Nidamental- md deren Anhangsdrüfen eingenommen, die bei der Bildung der Eihüllen (©. 618) jtarf beteiligt find. Der Ballealfompler zeigt bei ven Dftopoden injofern etwas andere Berhältnifle, als hier Die Bauchwand durch einen breiten, ziweilappigen Muskel mit der Mantelinnenfeite vertvachjen tit (bei Sepiola ebenfo), und der Tintenbeutel jich an mejent- Yich anderer Stelle befindet. Er ift tief in die „Leber" eingebettet. — Selbit noch) an vielen Stüden, die in Mufjeen in Weingeift aufbewahrt werden, nimmt man eine feine violette und bräunliche Sprenfelung der Haut wahr. Allein dies gibt natür- fich feine Spee von dem wunderbaren Farbenfpiel, das die lebenden Tiere zeigen. Se nach ven Zuftänden, in denen fie jich befinden, je nach der Beleuchtung, der fie ausgejeßt ind, je nachdem fie jelbjt angreifen oder angegriffen und gereizt werden, jind fie einem fortwährenden Wechjel leuchtender Färbungen unterworfen. Der im Grunde weißlic) glänzende, oft nurchicheinenve Körper Fann in der Ruhe und Abjpannung ganz abgeblaßt jein mit einem mattrötlichen, gelblichen oder violetten Schimmer. Plößlich bei einer neuen Erregung ballt jic) da und dort eine Farbiwolfe zujammen, intenfiv braun oder Yila in der Mitte, flodig und durchlichtiger an den Rändern. Die Farbenflede und -treifen fliegen über den Körper Hin, vereinigen fich, breiten fich aus und jmd in der Regel von einem blit- artigen Erglänzen und Srijieren der ganzen Haut begleitet: man hat ein wundervolles Unmetter de3 Zorne3 und der nerböjen Aufregung vor ji). Diejem ungemein jhönen Tarbenjpiel liegen zwei mechanische Urfachen zugrunde. Sn der Haut befinden fich rarb- zellen oder Chromatophoren, die mit höchit fein verteiltem Farbitoff gefüllt find. Wenn die Zellen im Zuftande der Ruhe durch die Elaftizität ihrer Hüllen den Heinften Umfang ein- genommen haben, färbt der in Feine Klümpchen zufammengezogene Farbitoff die Ober- fläche falt gar nicht. Durch zahlreiche, ftrahlenfürmig an die Zellen fich anjegende Musfel- fälerchen fünnen diefe aber verichieven ftarf und wechjeind auseinander- und zujammen- gezogen werden, mit ihnen natürlich auch der FarbitofT. Außer ven Chromatophoren find am Tarbenfpiel noch die jogenannten Glanz- oder Slitterzellen, Stidozyten, beteiligt. Darunter verjteht man unbewegliche, tiefer in Der Unterhaut gelegene Zellen mit jeher dünnen, Dicht übereinanderliegenden glasartigen Blättchen, Sridojomen, die ähnlich wie die Berkmutter Interferenzerjcheinungen der auf- fallenden Lichtwellen hervorrufen. Bon der Pracht diefer Färbungen Fönnen jelbit die vor- trefflihen Lithographien von Berany, der herrliche Atlas von Chun und unjere Farben- tafel bei ©. 604 nur eine annähernde Vorftellung geben. — Wie bei Schhollen und einigen anderen Fiichen jpielt der Farbwechiel auch bei ven Cephalopoden eine große Rolle. Er Fan nicht nur den jeweiligen pfychifchen Erregungszuftand des Tieres bis ins Eeinite wiverjpiegeln, jondern gewährt feinem Träger auch einen vorzüglichen mimetijchen Schuß. Bodenjormen pafjen ji) in der Färbung ihrer Umgebung oft fo genau an, daß fie von einem ungeübten Auge nur jchwer gejehen werden. Phyftologijch beitehen Yujammen- hänge zwijchen dem Sarbenfpiel, ven Augen und merfwürdigerweije auch ven Saugnäpfen. Ein Pulp, dem man Sämtliche Arme an der Bafis abjchneidet, verliert Die Fähigkeit, feine Färbung zu wechjeln. Se ein Feines Ganglion an den beiden Augennerven wird als Zen- tum diefes merkwürdigen Farbenipieles gedeutet. Aus dem vorher Gejagten erhellt, Daß man die Färbung der Kopffüßer eigentlidy nicht genau bejchreiben Fan; doch herrjcht bei 986 Weichtiere: Kopffüßer. den einzemen Arten diefer oder jener Ton vor, und einige zeichnen jich Durch bejonveren Glanz und Zartheit der Farben aus. Auch die Verteilung der Chromatophoren tft für die einzelnen Formen oft recht verichteven. Nur wenige Tieffeecephalopoden haben die Fähig- feit des Farbmwechjel3 mehr oder weniger eingebüßt; eine jchügende Bedeutung fann ihm in den dunklen Tiefen ja auch nicht beigemefjen werden. Da wir bei der Schilderung der Arten auf deren Vebensmeije genauer eingehen, jo mögen hier nur noch wenige allgemeine Bemerkungen Pla finden. Die Kopffüker find ausschließlich Meeresbewohner, wie jie es zu allen Zeiten der Erde waren. Die verjchiedenen Lebensaebiete des Meeres haben fie fich Jämtlich erobert; jte find in die eisfalten, finjteren Abgründe der Tiefjee Hinabgeftiegen, Haben fich der Hochjee und in der verjchiedeniten Weije auch der Uferregion angepaßt. Nur wenige Arten haben eine größere geographiiche Berbreitung; die meilten find auf ein engeres Wohngebiet beichränft. Die gejellig lebenden Tintenfische der Hochjee machen große Wanderungen, wobet fie jich ven Stüften zu nähern pflegen, vermutlich der Fortpflanzung wegen, auf die wir [päter im Jujammenhange ein- gehen wollen. Nach VBerany hängt jedoch der Umstand, dag man gemilje Arten nur in be- itimmten Monaten auf den Fiichmärkten antrifft, nicht immer von ihrer Wanderung, jon- dern bon dem Gebrauche gemwiller, nur in jenen Monaten zur Anwendung fommender Nebe ab. Man erhält z.B. Histioteuthis bonelliana Fer. bei Mejjina nur im Mat und Cep- tember, wo man zum Fange eines Fiiches (des Sparus centrodontus) das Grumdneß in Tiefen von 700 bi3 800 m Hinabläßt. Alle Kopffüßer jind räuberifche Fleijchirejier; in der Hauptjache ftellen fie Krebjen, Fiichen, Schneden und Mujcheln nach. Weit verbreitet tt bei ihnen auch der Kannibalismus; fie find jogar fo gefräßig, daß fie fi) auf die an der Angel gefangenen Tiere ihres eigenen Gejchlechts jtürzen und jich mit ihnen an die Ober- fläche ziehen lafjen. Die Größe der Tintenftiihihmwärme fteht im umgekehrten Berhältniiie zur Größe der einzelnen Smdivinuen, weil die fräftigeren Gremplare ji auf Kojten der ihwächeren Artgenofjen mäften. Die zwijchen den Tangen der Küftenfeljen auf Beute lauernden Kopffüßer haben eine merfwirdige Vorrichtung zur Anlodung ihrer Opfer aus- gebildet. Auf ihrer Haut fünnen fie Warzen und unregelmäßige Auswüchje entitehen lajjen; nahrungjuchende Beutetiere, die dieje Gebilde für Pflanzenteile halten, werden von ven Armen der gierigen Räuber fchnell erfaßt. Kurz fei hier fchon erwähnt, daß jich bei einer großen Zahl von Arten auc) Leuchtorgane zu verjchiedenen Ziweden finden. Die Kopffüger haben eine große Menge von Feinden, Darumter eine Reihe für den Menjchen jehr nüglicher Tiere. Jnfonderheit jtellen ihnen Wale, Sturmpögel, Binguime und der Kabeljau nach. Falt alle Kopffügerarten werden auch vom Menjchen gegejjen. Die Tintenfifche find nicht nur die am höchiten orgamifierten Weichtiere, jondern er- reichen als jolche auch die, größte Straft und Länge. Die hierauf bezüglichen älteren Angaben hat Seferjtein in feinem trefflichen Sammelwerfe über die Weichtiere gejichtet. Ceit alters, jagt er ungefähr, hat man geglaubt, daß e3 Cephalopoden von gewaltiger Größe gäbe, Die Menjchen und jelbit Schiffen gefährlich werden Fönnten, und die nordischen Sagen bom Strafen Haben zuzeiten jehr allgemein Eingang gefunden. Sn der neueren Zeit erwiejen jich viele diejer Angaben al3 Fabeln oder wenigftens als wifjenfchaftlich unbegründet, und gegen die frühere Leichtgläubigfeit fchlug man in das andere Extrem um, indem man den Cepha- lopoden hHöchjtens eine Größe von 3 bis 4 Fuß beilegen wollte. Sebt weiß man aller- dings, daß es gewaltige Riefen unter unferen Tieren gibt; doch hat man noch immer nur eine jehr ungeniigende Nachricht von ihnen. Schon Ariftoteles erzählt von einem Loliao, Allgemeines. - 887 der 5 Ellen lang war, und Plinius erwähnt die Angaben des Trebius Niger, nad) denen zu Carteja ein Riefenpolyp des Nachts an die Küfte fam, um die Fiichbehälter zu plünvern, und der die Hunde durch fein Öejchnaube verjagte. Der Kopf diejes Tieres, den man Lurfull zeigte, war jo groß wie ein Faß don 15 Amphoren, und feine Arme, die ein Mann faum umklaftern konnte, maßen 30 Fuß in der Länge und trugen Vertiefungen (Saugnäpfe), die eine Urne Wafjer faßten. Die meijten Angaben über dieje Kiejen findet man in Miont- forts Naturgejchichte der Mollusfen. Dort wird von einem Seeungeheuer erzählt, das an ver Kite von Angola ein Schiff an der Tafelage mit jeinen Armen in den Grund zu ziehen drohte und der glüclich geretteten Mannjchaft Veranlaffung gab, ihre höchite Not auf einem Botivgemälde in der Thomasfapelle zu St. Malo daritellen zu lajjen. Terner erzählt Mont- fort nad) den Angaben des Schiffsfapitäng Dens von einem Bolypen, der in der Nähe von St. Helena mit jeinen Armen ein Baar Matrojen von einem Gerüft am Schiffe herab- holte, und von dem eine in die Tafelage veriwirrte Spite eines Armes abgehauen 25 Fuß maß und mehrere Reihen Saugnäpfe trug. Einem ähnlich großen Tiere muß der Arm an- gehört Haben, der von einem Walfischfänger in der Süpdfee aus dem Nacjen eines Kachelots genommen jein, und der 23 Fuß Länge gehabt Haben foll. Aber es mwınde diejen und _ anderen Berichten jo wenig Wert beigemejjen, daß man in der Wijjenjchaft alle Angaben bon Tintenfiihen über ein paar Fuß Größe für Fabel erklärte. Später wurden durch Steenftrup die Erzählungen über Riejentintenfijche teilwetje wieder zu Ehren gebracht, indent er die 1639 und 1790 an der isländischen Klüfte gejtrandeten Geeungeheuer, von denen das leßtere einen 31, Faden langen Körper und 3 Zaden lange Arme gehabt haben joll, und den 1546 im Sunde gefangenen jogenannten Seemönch von 8 Fuß Länge mit Sicherheit aß Cephalopoden deutet. Später erhielt Steenftrup jelbft Refte eines Niejentintenfifches, der 1853 in Sütland geftrandet war, dejjen Kopf ji) jo groß tie ein Sinderfopf zeigte und deijen hornige Rüdenjchale 6 Fuß maß. Bon Neften ähn- licher großer Tintenfiiche aus den Mufeen in Utrecht und Amfterdam berichtet auc) Yarting. Die merfwindigite Nachricht verdankt man Kapitän Bouyer, der einen Riejenfalmar 1861 in der Nähe von Teneriffa beobachtete. Das Tier maß 5—6m an Länge, ohne die acht furcht- baren, mit Saugnäpfen verjehenen Arme. Seine Farbe war ziegelvot; jeine Augen waren ungeheuer und zeigten eine erjchredende Starrheit. Das Gewicht jeines |pindelförmigen, in der Mitte jehr angejchtwollenen Körpers mußte an 2000 kg betragen, und jeine am Yinter- ende befindlichen Flofjen waren abgerundet und von jehr großem Bolumen. Man juchte das Tier aneiner Taufchlinge zu fangen und durch Schüffe zu töten; nach dreiftündiger Jagd erhielt man aber nur Teile vom Hinterende des Tieres. — Wenn aljo die neueren Beobachtungen auch nicht3 von den Sagen des Altertums bejtätigt Haben, jo haben jie uns doch Jichere Kunde über riefenhafte Cephalopoden geliefert, die, 20 Zuß und darüber lang, jelbjit Menjchen und feinen Schiffen gefährlich werden fünnen. Sn der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts find an der Oftfüfte Nordamerikas, bei Japan und im füdlichen Bazifif große Kalmare gejtrandet, deren Arme bis 10 m maßen. In neuefter Zeit Haben fich die Exrpe- ditionen des Fürften von Monafo große Verdienjte um die Stlärung Diejer Trage erworben. Die eifrigen Unterfuchungen des Mageninhaltes erbeuteter Wale fürderten verjchiedentlich Teile gewaltiger Cephalopoden zutage, die leider oft Schon Durch die Magenjäfte jtarf an- gegriffen waren. Auf der Micdyael-Sars-Erpedition wurden Wale gefangen, auf deren Haut jich Deutliche Abdritde von Saugnäpfen riejiger Strafen, Spuren titanifcher Kämpfe, fanden. - Unferer jegigen Kenntnis nach gehören die größten Kopffüßer zu den Dgopfiden, und zwar 588 Weichtiere: Kopffüßer. vorwiegend zur Öattung Architeuthis Stp. (©. 610). Einige Ammoniten, fojjtle Kopffüßer aus der Verwandtichaft des Nautilus, zeigen ebenfalls gewaltige Maße; ihre Schalen haben zumeilen den Durchmeljer großer Wagenräder, fo namentlich der 2,55 m breite Pachy- discus seppenradensis Zand. aus der Streidve. Gegenwärtig jind falt 10000 Gephalopoden- arten befannt, wovon jedod) nur etwa ein Zwanzigitel der jegigen Lebewelt angehört. Srite Ordnung: Vierfiemer (Tetrabranchiata). Die Vierfiemer find in der Jebtzeit Durch die einzige Gattung Nautilus Z. vertreten. Bisher wurden fünf gegenwärtig lebende Arten befchrieben, von denen jedody nur eine, da3 Perlboot over Schiffsboot, Nautilus pompi- bus Z., eine gewilje Häufigkeit bejikt. &3 wird uns deshalb hier auch fait ausschließlich beichäftigen, zumal Perlboot, Nautilus pompilius Z., von der Seite und von vorn gejehen. Nad Dean („American naturalist“, 8b. 35, 1901). A Auge, K Kopflappe, S Zußränder, zur Trihterrinne eingerollt, T Tentafel. die Unterschiede der rezenten Arten vecht geringfügig iind. Nautilus ift der legte Ülber- lebende einer in den älteiten Beiten unjerer Erde überaus reich blühenden Kopffüßer- gruppe. Aus jeiner Berwandtichaft jind meit über 9000 ausgeitorbene Arten befannt- geworden; in allen marinen Ablagerungen des Altertums und Mittelalterd der Erd- geihichte |pielen fie eine Hervorragende Nolle als Leitfofiilien. Bejonderz die als Ummw- niten bezeichneten Kephalopoden eignen jich Hierzu jo vorzüglich, daß Duenjtedt und Oppel te ihrer Lehre von den geologischen Zonen zugrunde legten. Das hohe erdgeihichtliche Alter des Nautilus läßt vermuten, daß er in jeiner Organi- jation viele altertümliche Züge bewahrt Hat. Su der Tat bedeutet denn auch die Bierzahl der Kliemen und Nieren einen früheren Yuftand den Zweitiemern gegenüber. Auch jonjt bleibt Nautilus in den Einzelheiten feines Körperbaues fait durchweg auf niedrigerer Stufe, \o daß mit großer Wahrjcheinlichkeit eine direkte Ableitung der Dibranchiaten von vierfiemi- gen Vorfahren angenommen werden fan. Wir fahen, daß der nervöfe Schlundring des Nautilus aus Markfträngen zufammengefeßt ift und noch nicht jene Hohe Konzentration zeigt, wie wir es für Sepia (©. 582) fennenlernten. Dex Trichter tft noch nicht zum Rohr verwachjen, jondern an der Bauchjeite offen mit ithereinandergreifenden Rändern (S in. Bierfiemer (Nautilus). | 589 der Abbildung). Auch das Auge (A) ift in feiner Anlage das primitive Becherauge geblie- ben, wie e8 das Zweiliemerauge in der Entwidelung durchläuft. Wir trafen ähnliche Augen jhon bei manchen Schneden (©. 417); die Leiftungsfähigfeit des Nautilus-Wuges hat jic) aber außerordentlich erhöht. „ES ift vergrößert und zum Augapfel geichloifen, bis auf eine feine Dffnung, die al3 Wupille erweitert und verengert werden fann, ein fogenanntes Camera-obseura-Nuge, das, wiewohl mit Seewafjer erfüllt und der Linfe entbehrend, den- noch zum Entwerfen umgefehrter Bilder auf der Nebhaut befähigt erfcheint. An Stelle der Arme trägt der Kopf des Nautilus eine große Zahl, etwa 90, einfach gebaute Tentafel (T), die auf mehreren Fonzentriich um den Mund ftehenden Lappen figen, feine Saug- näpfe tragen und in Scheiden zurücziehbar find. Daß fil) aus ihnen durch Reduktion und ftarfe Umbildung die Arme der Bmeifiemer entwidelten, fteht außer Zmeifel. Die oberjten (Stirn-) Ten- tafel Haben fich bei Nautilus zureiner mushrlöfen, etwa dreiedigen Slopf- fappe (K) umgebildet, die den Scha- leneingang verjchließt, wenn Sic) da8 Tier in fein Haus zurüdzieht. Die in einer Ebene jpiralig gewun- dene Schale gleicht äußerlich dem Gehäufe mancher Schneden, nur dag lie getwijjermaßen gerade in ent- gegengejeßter Anordnung über den | Kopf geftülpt ift. Der Trichter fiegt | an ihrer fonveren Geite. Man hat NN _. Bi oe © 1: Unbemieme, Bulnı n a a dem Auge nichtzufagende Auffafjung St Sipponaltute, T Tentatel, Tr Tihter. zu gewöhnen, daß die Wölbung des Gehäujes die ©eite des Bauchesist. Man fagt, die Schale ift erogaftrijch aufgerollt (im Gegen- lage zur endogaftrifch gemundenen Spruila-Cchale, ©. 609), und zwar bein Perlboot jo, daß die früheren Umgänge von den jüngeren vollitändig verdecdt werden. Sieht manin die weite Mindung des unverlegten, augen porzellanweißen, rötlich quergeftreiften und unter der Kopffappe Ihwarzen Gehäujes, jo bemerft man, daß der vordere, iniwendig perkmutter- glänzende Raum nad) Hinten durch eine Fonfane Duerfcheidewand abgegrenzt ift, fo daß das Tier nur einen Fürzeren, wenngleich umfänglichen Endteil des Gehäufes zum eigentlichen Bohnfig Hat und nicht, wie die Schnede, durch alle Windungen fich zieht. Sm der Mitte jener Duerwand ift jedoch ein Zoch, das zu einer näheren Unterjuchung der von ihm ausgehenden Höhlung einladet. Ein Durchjchnitt mitten duch die Schale unmittelbar neben der Achie ift hierzu notwendig (f. die Abbildung). Die die Wohnfammer des Tieres abjichließende Scheidewand hat eine ganze Neihe von Vorgängerinnen, die das Gehäufe in ebenfoviele Kammern teilen, und durch die fi) eine Röhre, der ©ipho (S), er- itredt. Natürlich Hat der Sipho hier eine andere Bedeutung als das gleichnamige Rohr, das bei Mujcheln und Borderfiemern in die Mantelhöhle führt. Die große Wohnfammer it jo tief, Daß jich das Tier wie eine Schnede ganz in den Grund zurüdziehen fann. Mit fortichreitendem Wachstum verläßt es allmählich die hinteren Teile der Schale und 590 Weichtiere: Kopffüger, fammert fie periodijch Durd) Scheidewände zu Lufträumen ab. Das Verjtändnis jolcher Scheidewände oder Septen bietet uns meiter feine Schwierigkeit, da wir ähnliche Bil- dungen fchon bei einigen Gajtropoden Fennenfernten, die auch nur Den vorderen Teil ihres Gehäufes bewohnen. Auffälfig ift-bei Nautilus nyr die Symmetrie der Schale, Die Durchbohrung der genannten Septen und das Vorhandenjein des erwähnten Sipho. Er it ein dünner, vöhriger Fortjab des Körperfades, der mit der Leibeshöhle des Tieres in offener Verbindung fteht, und bejigt „eine Strede weit gerade wie die übrige Körper- haut, das Vermögen, Perkmutterfubftanz abzufondern, jo daß an der Stelle, wo der Sipho das Septum durchjeßt, das leßtere einen röhrigen Auffas, eine Siphonaltute (St), trägt." (Seferftein.) ES tft Sicher, daß die hinteren Kammern der Schale mit Gas gefüllt find, jwierwohl wir iiber deifen Zufammenjegung nicht aufgeklärt find. Im Wohnraum ift das Tier durch zwei Fräftige Musfeln befeitigt; in der Höhe diefer Muskeln ijt aber außerdem der Mantel rundherum in einem fehmalen Streifen an die Schale angewachjen, „nicht um das Tier zu halten”, wie Keferjtein meint, „jondern um den Zutritt des Waljers, das Durd) de Mimdung frei einftrömt, zu dem hinteren Teile der Manteloberfläche zu hindern”; denn diefer Teil wird, wenn das Tier nad) Fertigitellung des lebten Septums weiter herausrüdt, das Gas abjondern, um die neue Luflfammer zu füllen. Was das Gas zu bedeuten hat, Fan man fich leicht Far machen durch den Hinweis, daß Nautilus unterhalb der eigentlichen Litorakregion auf dem Boden Tebt, jelten in weniger al3 100 m Tiefe, und daß er trogdem an der Oberfläche jchwimmen kann. Da auf ungefähr 10 m Waffer der Drud einer Atmojphäre fommmt, jo Handelt es jich bei jolchem Auf und Abtauchen eines mit Luftfammern verjehenen Tieres um gewaltige Hydroftatijche Leiftungen, die e3 ganz unmwahrjcheinlich machen, daß fie freiwilfig unter gewöhnlichen Um- ftänden zuftande fommen. Wir fennen zwar die alte Schilderung von Numph, wie Nautilus mit ausgebreiteten Tentafeln unter Benußung des Trichters rüdwärts |hwimmt; wir haben von Mofelet) erfahren, daß ein Stüd, das der Challenger aus mehr al 500 m Tiefe herauf gebracht hatte, fich ebenjo benahm und anfcheinend ganz friich war. Aber man weiß doch nicht, ob diefes Verhalten ganz der Natur entjpricht. Wenn Rumphius erzählt, daß man die Tiere truppiweife |hwimmen fieht, jobald nach einem Sturm die Wogen fi) zu be- ruhigen beginnen, jo liegt e8 wohl näher, an ein pafjives Losreißen der Tiere durch bejon- ders Starke, in die Tiefe greifende Wellen zu glauben, als an aktives Emporfommen. Da- mit ftimmt überein, was Dean neuerdings berichtet, daß an ven Philippinen die Tiere den Sichern namentlich im Frühling und VBorfommer in die Reujen gehen, die jie in einige hundert Meter Tiefe verjenkt Haben, in den Monaten aljo, die monjunfrei find, bejonders im Suni. Yuch ah Dean die Tiere, die ihm allerdings erjt einige Stunden nach) dem Fange gebracht wurden, immer in fait gleicher Haltung verharren, die Schale jenfrecht im Wajjer, den Trichter nach unten, die Tentafel nahezu over ganz eingezogen, entiveder am Boden oder dicht Darüber. Das Striechen foll, nach Rumphius, mit Hilfe dev Tentafel gejchehen. Einiges Suterefje beansprucht ferner die von Willey Feitgejtellte Tatjache, daß ich Nautilus macromphalus Sow. der Tentafel nicht nur zum Kriechen und Ergreifen der Beutetiere bedient, jondern jich mit ihnen auch jehr feit an fremden Gegenftänden anheften, gleichjan vor Anker legen fan. Sm ganzen feheint der Schluß berechtigt, daß Nautilus ein Still- wajjertier ift, das die ruhige Umgebung unterhalb des Litorals zu feinem Gedeihen erheijcht. Energifche Schwimm- oder Greifbewegungen liegen fchwerlich in feiner Natur. Die Ein- geborenen der Sundainjeln fangen ihn in Reufen mit ftarf riechenden Ködern, faulenden u ne u Vierfiemer (Nautilus), Zmweifiemer. 591 Bügeln und Natten oder mit Kofosfajern, die mit Strebsbrühe getränft jind. Bennet fand Brucjtüde von Krebjen im Magen. Die Nubung ilt recht verjchievden. Dean erzählt, daß das leifch auf ven Philippinen bon den Eingeborenen zwar gegejjen, aber wenig gejchäßt werde; es joll zäh und unjchmad- haft jein. Bon anderen Süpdfeeinjeln Hingegen wird berichtet, daß Nautilus fiir den Häupt- fing vorbehalten wird. Die Schale des Peribootes Hat feit langem mancherlei Verimen- dung gefunden; man verarbeitet fie zu allerlei Hierat und zu Gebrauchsgegenftänden, na- mentlich Irinfgefäßen. Die Chinejen jchneiden Knöpfe daraus und dergleichen mehr. Kamentlic) in Sndonefien ijt e3 ütblich, aus der äußeren Kalk oder Prismenjchicht zierliche Muster bis auf die Perimutter Herauszufhhnigen. Polierte Nautilus-Schalen find bei uns in Katuralienhandlungen für billiges Geld zu faufen, ein Beweis dafür, daß fie äußerit Häufig jein müjjen. Das gift aber nur für die Schalen abgeftorbener Tiere, die fich mafjenhaft im Strandgute des Indik finden und von den Meeresitrömungen beinahe überallhin ver- frachtet werden. Auf Neufaledonien jollen fie jo zahlreich anfchwenmen, daß von dort oft große Schiffsladungen nach dem afiatifchen und auftraliichen Teitlande zur Verarbeitung abgehen. Gehäufe mit dem mwohlerhaltenen Weichförper jind Hingegen nocd) Heute wert- volle Stüde unjerer zoologijchen Mufeen. Die geographiiche Verbreitung des Nautilus ift ziemlich eng umgrenzt. AS Bewoh- ner der tropischen, unteren Uferregion lebt er an den Külten der jüdoftafiatiichen Snjelwelt bon Sumatra durcch das Gebiet der Sundainfefn nordmwärt3 bis zu den Philippinen, oftwärts bi5 zu den Fidjehi-Snjeln und bis Neufaledonien. N. pompilius L. fand Dahl bei Neu- pommern, Bennet in ven öjtlichen Archipelen, bejonders bei den Neuen Hebriven und den Fioichi-Snfeln gemein. Cr wird von den Eingeborenen in Körben oder vom Boote aus nacht3 auf den Koralfenriffen gefangen. Nach Semon fommt er mit dem Süpdoftmonjun nad Amboina bis ins Slahwaffer, um jich bei Eintritt des Nordmweitmonjuns wieder in größere Tiefen zurüczuziehen. Der weniger Häufige N. macromphalus Sow. fommt Haupt- lächlich bei Neufaledonien vor, während jich der äußerft jeltene N. umbilicatus Zister vom öftlichen Neuguinea bi3 Neubritannien und bis zum Salomonardipel findet. Um die Entwidelungsgejchichte des Schifisbootes, deren Stenntnis für das Verjtändnis der Stammesgejhhichte aller Kopffüßer von unjchäsbarer Bedeutung wäre, hat jich Willen leider mit wenig Erfolg bemüht. ES gelang ihm nicht, mit den weinbeerfürmigen Giern be- trächtliche Fortichritte zu erzielen. Dean fand bei den Philippinen die Alten mit Jungen zufammen, deren Heinfte, fehon mit wohlentwicelter Schale, etwa 3 cm Durchmefjer Hatten. Zweite Ordnung: Bweifiemer (Dibranchiata). Sm Gegenjaße zur vorigen Drdnung, die in der Sebtzeit nur durch die Gattung Nau- tilus vertreten ift, umfasjen die heute lebenden Jweifiemer falt 500 Arten, die in mehr als 150 Gattungen eingeteilt werden. Shrem geologischen Erjcheinen nad) ift die Ordnung der Dibranchiaten viel jünger. Nefte ihrer exit im Mittelalter der Erde auftretenden Vorfahren, der Belemniten, [ind unter dem Namen „Donnerfeile” befannt. Wir jahen oben [don (©. 588), da die Ahnen der Ziweifiemer von Nautilus-artigen Kopffüßern abzuleiten jind, und zwar Hält man mit Recht jene fojjtlen Formen, die fich durch den Befig einer geraden, nicht fpiralig eingerollten Schale auszeichnen (3. B. Orthoceras Breyn), fir ihre direkten Vorfahren. 599 Weichtiere: Kopffüßger. Wir haben im allgemeinen Teile einen Zweifiemer zum Ausgangspunfte unjerer Darttelfung gewählt. Wir verftehen darunter aljo folche Kopffüßer, in deren Mantelhöhle fich ein Baar Kiemen befindet, und deren um den Mund im Sreife ftehenden acht oder zehn Arme Saugnäpfe tragen. Allen feplt ein üußeres vielfammeriges (polythalanıes) Sehäufe. Die in den Körper einbezogene Echale zeigt vielmehr häufig Die Neigung zu ber- fümmern, fo daß die weitaus meijten Formen einen völfg nadten Eindrud machen. Falt alle Zweifiemer befigen eine große, einen fchtwarzen Farbitoff abjondernde Afterdrüfe, den fogenannten Tintenbeutel. Wo diejer verlorengegangen ift, iegt eine nachträgliche An- paflung an das Tiefjeeleben vor. Der volfstümliche, aber wenig zutreffende Name „Zinten= fifche” grümdet fich auf die meist fpindelförmige, Fichähnliche Geftalt diefer Tiere und auf ihre Fähigkeit, fi) durch den Auswinf einer tintenähnlichen Flüfligkeit den Bfiden ihrer Angreifer zu entziehen. Sm Haushalte der Natur fpielen die Zmeitiemer der heutigen Meere faum die Rolle, die den Nautilus-artigen Kopffüßern in ven Meeren des Altertums und Mittelalters der Erde zufiel. 1. Unterordnung: Adhtarmige Tintenfiiche (Oetopoda). Die eine Gruppe umfaßt die adhtarmigen Dibranchiaten. Gie haben jajt alle einen beutelförmigen Rumpf und tragen acht faft gleichlange Arme. Die Schale in der Rüden- haut ift meilt zu zwei diinnen Snorpelipangen verfünmert; ihr Nachweis gelang für die Mehrzahl exit fpät. Die meiften Achtfüßer (Dftopoden) leben in der Nähe des Gejtades und friechen und gehen mehr, al fie [hwimmen. Zhr gewöhnlicher Aufenthalt find Felslöcher und Spalten, von wo aus jie auf Beute fpähen. Sie können nad allen Richtungen hin friechen, lieben jedoch die Bewegung nach der Seite am meijten. Dabei breiten jie die Arme aus, erheben den Kopf, neigen den Körper etwas auf das vierte Arımpaar und menden die Öffnung des Trichters auf eine Seite. Sie vollführen die Seitenbewegung vorzugsmweije mit den beiden mittleren Urmpaaren, während die oberen und unteren Arme nur betläufig, wie e3 gerade das Terrain erfordert, gebraucht werden. Sie fommen dabei in wie außer dem Waffer ziemfich chnelf von der Stelle. Bon felbft vexlaffen fie nur felten ihr Element, doch Fünnen einzelne Arten längere Zeit außerhalb des Wafjer leben. hr Snitinkt, das Meer wiederzugewinnen, wenn fie eine Strede weit ins Land gebracht worden jind, tft bewunderungswiürdig; auch ohne das Waller zu jehen, gehen jie über Steindämme in ge- tader Linie darauf 108. Noch heute werden an den Stüften des Mittelmeeres ein paar Öat- tungen, welche den Grundftoc der eriten Familie, der Krafen, Polypodidae, bilden, Poly- pus Schn. (früher Octopus Zam.) und Moschites Schn. (früher Eledone Leach), mit dem Tamen bezeichnet, der ihnen fcehon von den alten Griechen und Römern beigelegt wurde, PBulp, Polpo, Poulpe („Bielfuß”). Wir gebrauchen jedoch den guten nordijchen, mit der Bolfsüberkieferung verbundenen Namen Krafe. Alle Arten von Polypus haben einen faförmigen, abgerundeten Körper, und ihre jehr langen Arme find auf der nnenjeite mit je zwei Reihen von Saugnäpfen bejebt. Die häufigite, am meitelten verbreitete Art, die auch die größten Ausmaße erreicht, it der Gemeine Strafe, Polypus vulgaris Zam., bon grauer Farbe, die im Zujtande der Erregung in braune, rote und gelbe Tinten übergeht. Dabei bevedt fich die ganze obere Ceite des Körpers mit unregelmäßigen, warzigen Hautauswüchjen. Seine Verbreitung er- Itredt fich nicht bloß ither das ganze Mittelmeer; er fommt auch an alfen Küften des Zweifiemer: Achtarmige Zintenfiiche. 593 ° Atlantifchen Ozeans, im Roten Meere, an den Weft- und Oftindifchen Infeln, bei yapan und in der Südfee vor. Er Hält fich auf felfigem Grunde auf und verbirgt fi) gewöhnlich in Löchern und Spalten, in die fein gejchmeidiger und elaftifcher Körper mit Leichtigkeit ein- dringt. Dort lauert er auf die Tiere, von denen er jich nähıt. Sobald er fie bemerkt, ber- läßt er vorfichtig fein Verjted, ftürzt fich pfeilgejhtoeind auf fein Opfer, umftridt e3 mit Gemeiner Krafe, Polypus vulgaris Zam., in feinem Steinneft lauernd. ven Armen und hält es mit den Saugnäpfen feit. Mitunter jchlägt er feinen Wohnfis in einiger Entfernung vom feljigen Gebiet auf Sandgrund auf und richtet fich Dann ein VBer- ftedf her. Er fchleppt mit Hilfe der Arme und Gaugnäpfe Steine zufammen und häuft fie zu einem Strater an, in dem er hodt und geduldig auf das Vorüberfommen eines Fijches oder Strebjes wartet. Veran) Hat mehrere folcher Wegelagerer bei Villefranche beobachtet, und fehr leicht und bequem fan man fich über diefe Verhältniffe und Gewohnheiten im Aquarium zu Neapel unterrichten. Wir laffen Kollmann reden: „Einer'der Krafen im Aqua- rium hatte fich aus den in den Wafjerftuben umbherliegenden Steinen ein Verjtedf gebaut; Brehm, Vierleben. 4. Aufl. I. Band. 38 r 394 Weichtiere: Kopffüßer. es 5 glich einem Nejte, Die Skfnung var nad) oben gekehrt. Diejes Lager fchien dem Tiere äußerft behaglich; ich Habe nur einmal gejehen, daß es verlafjen wurde, al3 ein Teil der Steine weggenommen worden war. Da jtieg der Strafe zornig heraus, um fie aufs neue aufammenzufügen. Man hatte die teilmeije Zeritörung deshalb vornehmen lafjen, um zu jehen, wie diefer weiche, Enochenloje Mollusfe jchwere Steine herbeijchleppe, und hatte namentlich einige der großen Steine in die Mitte der anftogenvden Wajjerjtube gelegt. Das Tier ging, jobald die Zerjtörer jich entfernt hatten, an die Arbeit. Es umflammerte jeden Stein, al3 wollte e3 ihn verjchlingen, drüdte ihn feit an fich, jo daß er zwischen den Armen beinahe verfchivand. Nachdem er eine hinreichend fejte Lage zu Haben jchien, lölten jich ein paar Arme, ftemmten fich gegen ven Boden und drüdten den Körper jamt feiner Lat zurüd. Tauftgroße Steine wurden fchnell und ohne viele Anftrengung fortgebracht. die größeren wegzujchleppen, erforderte aber viel Mühe und Zeit. Sm Sommer nähern jich die Jungen aua, ven mit Gerölle bedecdten Ufern, und mit- unter begegnet man ihnen auch auf Schlammgrund. Mean fiicht fie gewöhnlich mit Der Schnur, Die fangjam über den feichten Steingrund gezogen wird. Hat der Strafe den Stöder bemerkt, jo ftürzt ex ich darauf und läßt ji) langfam an die Oberfläche ziehen. In Nizza war D. Schmidt auch Zeuge einer anderen Yangart. An der mit Blei beichwerten Schnur befindet fich ein mit mehreren Angelhafen bejpieter Kork, den man mit einem Std zer- fajerten roten Tuches bevedt. Man wirkt die Schnur möglichht weit ins Meer und zieht jie gemächlich ang Land. Der Pulp Fällt dariiber her und wird, jobald man ihn bemerkt, ducch Schnelles Anziehen feitgemacht. Bettejungen und Reiche fiegen an jchönen Sommer- abenden diefem Sport ob. Da die Tiere, wenn fie aus dem Wafjer genommen jind, längere Zeit jehr behende bleiben ımd gejchidt zu entweichen fuchen, jo muß man jie auf der Stelle töten. Den Hleineren beißt der Fijcher ven Stopf entziwei, den großen nimmt ex durch einen Mejjeritich das Leben. Die Jungen geben eine ledere Speije; die älteren und größeren, über 1 Pfund wiegenden Tiere haben aber ein zähes Fleijch, nem Das der Sepia und Des Stalmar weit vorgezogen wird. Das größte Stiid, das bei Nizza von einem Filcher mit außer- ordentlicher Anftrengung bewältigt wurde, war ungefähr 3 m lang und wog 50 Pfund. Stüde von dem halben Gewicht find nicht jelten. Über da3 Verhalten des Polypus vulgaris im großen Aquarium in Arcachon an der ranzöjiichen Küfte Hat Fiicher ehr feilelnde Beobachtungen veröffentlicht. Sm Sommer 1887 befanden ich jieben Strafen in einem der geräumigen Fiichbehälter; für jeden Hatte man eine Höhle in die Felswände gemeißelt. Sie nahmen fofort davon Belit. Wermn einer jein Berjted verließ und das von einem anderen mit Bejchlag belegte Loch unterfuchen wollte, nahm der lebtere e3 jehr übel, wechjelte die Sarbe und fuchte mit einem Arme des zweiten Paares den Eintritt zu verhindern. Zu einem erniteren Stanıpfe fan es jedoch nie. Da3 zweite Armpaar, bei Polypus meijt das längite, wird befonders zum Angriff oder zur Verteidigung gebraucht; mit den Armen des eriten Paares unterjucht und tajtet der Pulp. Über Tag bewegten fich die Tiere wenig; nachts hingegen wurden fie lebhafter. Die gejräßigen Gefangenen fütterte man mit Mufcheln, namentlich mit der eßbaren Herzmufschel (Cardium edule). Sie erfaßten fie mit ven Armen und führten fie zum Munde. Den Freßaft jelbit fonnte Fifcher leider nicht beobachten, weil dabei die zwischen den Armen ausgefpannte Haut die Beute verdecdt. Nach einiger Zeit, Yängjtens nach einer Stunde, warfen fie die geöffneten und entleerten Mufcheljchalen völlig unbeschädigt wieder von fich. Da die Herzmuschen nicht vollkommen fehliegen, war die Möglichkeit vorhanden, daß fie Bweiftiemer: Achtarmige Tintenfijche. 895 nach und nach ausgejogen werden. Um fich hierüber Gewißheit zu verichaffen, reichte Sicher den Dftopoden eine andere Mufchel, einen großen Pectunculus, der äußerit feit und hermetifch jchließt. Sie benahmen fich damit wie mit den Herzmufcheln, und nach drei Biertelftunven twaren auch die Bektunfeln entleert und die Schalen unbejchädigt. Da hiermit alfo nicht zum Ziel zu fommen war, wurde num den Dftopoden ihre Lieblings- nahrung, Krabben, vorgelegt. Sobald der Pulp die Strabbe jich feiner Höhle nähern Sieht, jtürzt er jich über fie und bededt fie vollftändig mit den ausgebreiteten Armen und der Arm- haut. Etwa eine Minute lang jucht der unglüdliche Streb3 feine umgarnten Beine zu be- wegen, dann wird er ganz ruhig, und der Strafe Schleppt ihn in jein Beritef. Man Ffann nur jehen, daß die Krabbe in verjchiedene Lagen gebracht wird; nach einer Stunde ift die Mahlzeit beendet. Der Nüdenpanzer ift leer und von den an dem Bruftftüd Haftenden Ein- gemweiden getrennt; die Beine jind falt alle am Grunde abgebrochen; die Beinmusfeln und ein Teil des ynneren jind verzehrt, aber fein Teil des Sfeletts ift verlegt. Wie Polypus jeine Beute tötet, wurde auch durch die Fütterung mit Krabben nicht Far. Sebt mwilfen mir, daß er jo gut wie die übrigen Tintenfiiche feine Beute Durch die überaus giftige Ab- jeidung der hinteren Speicheldritfen (j. ©. 581) Yähmt und tötet. Nach der Mahlzeit wirft ‚ er die Speijerejte vor jeine Behaufung und ordnet fie mit den Saugnäpfen zu einer Art Schußtwall vor dem Eingange an. Nur jeine Yugen ragen über diefe Mauer hervor und jpähen jcharf nach neuer Beute aus. Sit er aber jatt, jo läßt er die Srabben neben fich herumgehen und fich von ihnen fogar berühren. Die Heftigfeit und Gefchmwindigfeit, mit der die Strafen ihre Dpfer ergreifen und ar Jich reißen, der Wechjel der Zarbe während des Angrifies, die Warzen, die auf der Haut er- iheimen, verleihen diejen Tieren ein wahrhaft wildes Ausjehen. Kollmann beobachtete im Keapler Aquarium den jpannenden Kampf eines Krafen mit einem riefigen Hummer. Seine Höchlt lebendige Schilderung ijt leiver zu umfangreich, um fie hier vollftändig wieder- zugeben. Bejagter Hummer hatte mit feinen gewaltigen Scheren einer Seejchilofröte in der Notwehr ven Stopf zerdrüdt und wurde Deshalb in das Wufferbeden, das die Pulpen beherbergte, gejest. Der Eindrinaling wurde jofort Scharf ins Auge gefaßt, und jchon nad) furzer Zeit begann einer der Strafen den Anariff auf den folofjalen Kerufter. „Alles, Schreibt Kollmann, „chien SKrafe, vom Hummer waren nur Feine Bartien jichtbar. Die Kämpfen- den rollten am Grunde umher und wühlten den Sties auf; plößlich löfte jich der Sinäuel und ver Krafe fuhr quer durch das Waller, ven Krebs mit fich jchleppend, aber nicht als ©ieger. Der Krebs hatte einen Fuß des Krafen tief am Anfabe beim Kopfe gefaßt und jich fejtge- Hemmt. Sch fürchtete, eg würde jofort zu einer Amputation fommen, denn der Hummer pregte jeine Zange zujammen, daß der Arm jchon völfig abgejchnürt erichten. Aber zu meiner Überrafhung hielt die derbe, an Claftizität dem Kautfchuf ähnliche Subftanz Des Zubßes den furchtbaren Drud aus. Unterdejjen jhwamm der Strafe Hin und Her und juchte den Gegner von fich zu jchleudern. Der Hummer flog bei den fchnellen Wendungen ein paarmal gegen die Steine, aus denen die Wände gefügt find, und das bewog ihn jchlieglich, jeine Beißzange zu öffnen. Darauf zogen fich beide nach verichiedenen Eden des Bajjins zurüd. Der Krebs jaß ruhig beobachtend in einem dunfeln Winkel, der Srafe Hammerte fich an einen der jteinigen Borjprünge und begann das nie ruhende Spiel mit feinen Füßen, die ih bald zufammentollen oder, langjam ausgreifend, bald hier-, bald dorthin taften. Selbit der tief eingejchnürte Fuß, der von dem Drude der Scheren gepadt war, bewegte fich zu meiner Überrafchung. Die Art, wie übrigens der Kampf von dem Krafen aufgenommen, und | 38* 5396 Weichtiere: Kopffüper. die Behendigfeit, mit welcher er troß des Ausganges geführt worden war, hatte Doc meine frühere geringjchägende Anficht ettvas geändert. ch Fonnte vor allem dem Mute der Tiere meine Anerkennung nicht verfagen. Unterdeijen dauerte der Krieg gegen den Fremdling bejtändig fort.” Mehrere Kämpfe verliefen ebenjo ergebnislos wie der erfte. Wahrjcheinlich witrde e3 aber fchon eher zu einer Entfcheivung gefommen fein, wenn der Wärter nicht jedesmal im legten Augenblide die Feinde getrennt hätte. Einmal gelang die Beilegung de3 Streites exit, nachdem der Hummer die eine feiner Scheren eingebüßt hatte. „Um der beftändigen Verfolgung ein Ende zu machen, wurde der Hummer in das zunächit anftogende Baljin gebracht. &3 ift durch eine folide Zementmauer getrennt, welche ungefähr 2 em über den Wafferfpiegel Hervorragt. Die Hoffnung, den Krebs hier vor den vaufluftigen Srafen zu jchügen, war eitel. Noch im Laufe des Tages jegte einer von ihnen über die Mauer, attacierte den arglos dafigenden Hummer und riß ihn nach firzem Kampfe buchftäblich in der Mitte entzwei. Sn faum 40 Setunden hatte der Sieger den Kampf nicht allein vollendet, jondern fich auch Schon daran gemacht, den Feind zu verzehren. Mir war diefes Benehmen des Krafen im höchiten Grade interejjant. Diefer lebte Aft des Kampfes zeigte eine weit über den Snftinkt hHinausreichende Tätigfeit des Gehirns. Der Krafe hatte vielleicht gejehen, daß der Hummer von dem Wärter in das nächite Baflın gejebt toorden war, oder er hatte durch das zirkulierende Waffer Witterung von der nahen Beute erhalten, gleichviel, der Krafe fchließt von einem Sinneseindrude auf eine Beute, die er nicht fieht, und führt endlich einen Sprung durch die ut nach jener Richtung hin aus.” Krafen, die zur gleichen Zeit in ein bis dahin unbejegtes Aquarium gebracht werden, vertragen fich meift gut miteinander, d. d. wenn es fi) um etwa gleichgroge Eremplare handelt. Cie gewöhnen fich ziemlich fehnell an die Enge ihres Gefängnijjes. Haben fie die Neuartigfeit ihrer Umgebung völlig in fich aufgenommen, fühlen fie fich al3 die Herren in dem ihnen zugemwiejenen Raume und befehden jeden Neuankümmling jofort und aufs hej- tigfte. Selbjt vor Angehörigen ihrer eigenen Art jchreden fie nicht zurüd. Jr Neapel Hat man häufig verfucht, neu eingelieferte Krafen zu den fchon eingewöhnten zu fegen, ftets mit negativem Erfolge. Der Fremdling wird fofort überfallen und aufgefrejjen; jogar bedeutend größeren Stammesgenofjen gegenüber blieben die Alteingejejfenen Sieger. Gelbitverftändlich befindet fich der Eindringling ftet3 im Nachteil, da ihm die neue Um- gebung noc) völlig fremd ift. Da auch das Farbenfpiel und das Benehmen gegen die Mitgefangenen von Kollmann genauer beobachtet wırden, lafjen toir auch diefen Teil der anziehenden Schilderung noch folgen. „Das Tier hat die Fähigkeit, von dem helliten Grau bis zu dem tiefiten Braun zu wechjeln; die Farbe ändert fich dabei fchnell, oder jie bleibt in irgendeiner Nuance jtehen; fie fanın ferner nur am Körper auftreten oder an ven Armen, Furz, der Krafe jcheint jein Kolorit vollftändig beherrfchen zu fünnen. Bei jenen obenerwähnten Angriffen auf ven Hummer var die ganze Haut dunkel, namentlich während des Kampfes. Wenn er den Feind Fampfluftig bejchleicht oder dem Wärter einen Krebs zu entreigen jucht, dann wird die ganze Herrjchaft über die Yarbe in rajchem Wechjel jichtbar. Diejer Yarbenmwechjel ift für die Tiere jedenfall eine bortreffliche Waffe, um Feinde zu täufchen. Halten jich die Ktafen in grauem Gejteine auf, dann nehmen fie jelbft die graue Zarbe an, und das Tier gleicht mit den eingezogenen Armen und dem gefrümmten Rüden jelbjt einem veriit- terten Steine." An Lebendigkeit übertreffen die Krafen fogar noch) die Kalmare, und zivei- jellos gehören fie zu den fampfluftigften Tieren, die im Waffer Yeben. Sie find „kühn, Zweifiemer: Achtarnige Tintenfifche. 997 Ihnell und verwegen im Angriff, von einer überrafchenden PVieljeitigfeit der Sue und von einer Riejenkraft in ihren weichen, Enochenlofen Armen“. Geit einiger Zeit gelingt e8 aud), Strafen in den Aquarien des Binnenlandes zu halten. Haben jie die weite Reife gut überjtanden und jagt ihnen daS Geewajjer, in das fie gejebt werden, zu, jo. leben fie jich auc) hier gut ein. Ein Pulp lebte in Leipzig annähernd 11% Zahre in einem verhältnismäßig Heinen Beden und nahm regelmäßig die ihm gereichte Nahrung an. Die Beobachtung Eifigs, daß längere Zeit gefangengehaltene Krafen von einer merfiwiidigen Krankheit befallen werden, verdient noch erwähnt zu werden. Plöglich, ohne offenfichtfiche Gründe, beginnt der Pulp feine eigenen Arme bi3 auf furze Stümpfe abzufrefjen. An ven erlittenen jchweren Berlegungen und infolge gleichzeitiger, dauernder Nahrungsverimeige- rung geht das unglüdliche Tier fchlieglich zugrunde. Shrer großen Zählebigfeit halber find die Kralen neuerdings begehrte „Verjuchsfaninchen” der Phyfiologen geworden. Polypus ift faft über die ganze Erde verbreitet. I Roscoff an der Küfte von Noro- frankreich erjcheint-er Ende Mai und zieht ich bei Eintritt der Herbititürme wieder in größere Tiefen zurüd, two die größeren Stüde zeitlebens bleiben. Von den bretonifchen Fifchern wird er bei Ebbe auf dem Telgrunde mit jpigen Hafen gefangen; der Wirbel des von ihm ausgeatmeten Waljers verrät feine Schlupfwinfel ebenjo untrüglich wie die vor feinem Bau angejammelten Nahlzeitrefte. Der Neapolitaner Ioct die Strafen nachts mit der Tadel, tags mit weißen Lähpchen aus den Berjteden umd fticht fie mit einer Art Harpune. Der Tang mit Negen lohnt jich weniger, wohl aber der mit Reufen und engmundigen Tonfrügen, die jelbjt unbefödert von den Pulpen als willfommene Schlupfwinfel bezogen werden. Aus der Gattung Polypus ijt eine große Anzahl von Arten bejchrieben worden, von denen wir nur einige tvenige hier noch betrachten fünnen. Zur Unterfcheidung eignet fich bor allem die Geftalt des heftofotylifierten Armes, über den weiter unten ausführlich be- richtet wird (©. 616). m Mittelmeer find neben der behandelten Spezies noch zwei Arten häufia, P. macropus Risso und P. defilippu Ver. Sener zeichnet fich durch den Befit fehr langer Arme und durd) eine prächtige Färbung aus; im Leben ift feine fchön vehbraune Haut mit großen weißen Warzen bededt. Er fommt auch) in den japanischen Gemäffern bot. on Polypus defilippü ift befonders die Fähigkeit der Gelbftveritümmelung zu er- wähnen. Wird er feit bei einem Arme gepadt, jo Tann er ihn willkürlich abjtogen. Das abgejchnürte Stüd bleibt noch lange beweglich, jaugt fich feit und Friecht weiter; am Stumpfe treten jehr bald Neubildungsericheinungen auf. inige Arten find nach der Tieffee abgewandert und dort feßhaft geworden. Wir führen hier nur P. groenlandicus Dewh., P. lentus Vll. und P. piscatorum Vll. aus dem arktifchen Atlantik an, die infofern ein größeres Snterejje verdienen, al3 bei ihnen der Tintenbeutel — al3 eine Folge des Lebens in der völlig dunklen Tiefe — verlorengegangen ift. Die Oattung Moschites Schn. (früher Eledone) unterjcheidet fich von Polypus haupt- jächlic) dadurd), daß die Arme bloß eine Neihe von Saugnäpfen tragen, weshalb aud) vielfach eine bejondere Samilie für fie aufgeftellt wird. Am häufigiten ift ver Mojcyu3- Trafe, Moschites moschata Lam. (. Xbb., ©. 598). Sein Körper ift außerordentlich ver- änderlic), jad- oder länglich-eiförmig, Hinten abgerundet oder |pig, glatt oder warzig, wie e3 dem Tiere gerade beliebt. Bezeichnend ift auch Die Größe der Mantelöffnung, die falt bis auf den Rüden reicht. Die verhältnismäßig Heirien, vorjpringenden Augen können ganz von ven Lidern bededt werden. Die graue Grundfärbung geht nie in rötliche Tinten über. Symmetrie dunfelbraune Zlede am Rumpf joiwie. eine bläufihe Randeinfaffung des H 598 Weichtiere: Kopffüßer Armjchiumes, die jich zeitweilig wie ein blauer Faden jcharf abhebt, jind fernere Stenn- zeichen der Art, die überdies einem Mojchusgeruche ihren Namen verdankt, den jie zwar nicht allein, aber in einem bejonders bemerfbaren Grave bejißt. Der Mofchusfrafe ift an allen Küften des Mittelmeer höchjt gemein. Für gewöhn- lich lebt er auf Schlammgrund von 10 bis 100 m Tiefe. Man begegnet ihm aber auch auf Sandboden zu allen Jahreszeiten, feltener auf Feljen. Da man ihn an jeinen natürlichen Standorten nicht beobachten Fan, muß man jic) mit der Beobachtung gefangener Tiere begnügen, die man jich, da jte mit dem Grundzugneß in großen Maffen erbeutet werden, jehe leicht verjchaffen kann. Sm Zuftande der Ruhe Flammert er jich mit Hilfe der Saug- näpfe am Boden an und nimmt mit Kopf und Rumpf ungefähr die Stellung ein, die auc) der Krafe liebt. Dabei find die Enden der Arme frei und die Trichteröffnung jeitwärts hervorgeitredt. Bei der geringiten Störung gleitet eine dunkle Färbung mit der Schnel- ligfeit des Blibes über den ganzen Störper, um ohne Spur zu verfchwinden. Mit diefen Zuftande glaubt Verand) eine Art Schlaf- zujtand abmwechjeln gejehen zu haben. Die Stellung tft die nämliche, aber die Armenden ind an den Körper herangezogen, mur die vierten Arme find ausgeftredt, wie um Wache zu halten. Die Bupille tft zufammengezogen, und die Wimung geht langjamer vor ji). Die gewöhnliche Färbung ijt dabei ein Grau- gelb oder Gelbbraun, und immer fehlen die faftanienbraunen Flede. Gehör und Gejicht See SEINEN ind unempfänglich; man fann fich dem Ge= Te aan un Dede Säreikee — fäße nähern, fehreien ober irgendein Ge- räusch machen, ohne daß das Tier erwacht. Aber bei dem geringiten Stoße an das Gefäß, oder wenn man einen Arm auch nur ganz leije berührt, wacht es augenblidlich auf, und e3 geht in feinem Wejen eine auffallende Berände- rung vor ji). Der Mojchusfrafe Hebt jchnell den Körper fast jenfrecht Hoch, bläht ihn etwas auf und fpigt ihn zu. Die ganze Hautfläche wird gelblich; es ericheinen die dunklen iym- metriichen Slede, und überall erheben jich fegelfürmige Warzen. Die Sris zieht Jich zu- Jammen und färbt fich jtark Ichwefelgelb; die Einatmung wird fchneller und unregelmäßig. Mitunter, bejonders bei Nacht, verläßt der Mojchusfrafe feinen Behälter; Hierzu veranlaßt ihn entweder der Wunjch nach Freiheit oder die mangelhafte Bejchaffenheit des Atem- waljers. Cr fann dann ftundenlang im Trodnen ausdauern; auch verträgt er ein Falten von mehreren Wochen. Seiner Zählebigfeit wegen eignet er fich noch beifer al3 Polypus für das Aquarium. Troß des unangenehmen Mofchusgeruches wird er doc) mafjenhaft zu Markte gebracht. Sein Fleifch ift zwar nicht fo zäh wie das vom Pulp, aber weniger jchmad- haft; deshalb ericheint er auch nur auf dem Tifche ärmerer Volfsklaffent. Dem Mofchuspulpen nahe verwandt ift Moschites cirrosa Zam. hr fehlt der Mo- Ihusgeruch. Sie intereffiert uns hier deshalb, weil fie nicht nur im Mittelmeer — dort fälfch- ic) fange Zeit als bejondere Art (M. aldrovandi Raf.) betrachtet — vorfommt, fondern auch weit nach Norden und durch den Irmelfanal felbft bis in die füdtweftliche Nordfee vordringt. Zmeitiemer: Achtarmige Tintenfiiche. 999 Die Gattung Velodona Chun, die ebenfalls zur Ber wandtjchaft des Mofchusfrafen gehört und an der oftafrifanifchen Küfte in 750 m Meerestiefe von der deutschen Tieffee-Erpedition erbeufet wurde, zeichnet fich durch den Bejig gewaltiger Hautfäume an den Armen aus. Zu den Bolypodiden gehören noch einige jeltenere Gattungen. Erwähnt feien nur der mediterrane, dem Öemeinen Strafen jehr ähnliche Scaeurgus Trosch., dem toir unten (©. 616) ‚noch begegnen werden, und der neufeeländifche Pinnoctopus cordiformis Qu. et Gd., deifen Rumpf von einem fchmalen Floffenfaum umrahmt wird. Der Familie der Polypodiden reiht jich eine Anzahl von Gattungen an, über deren Gliederung in Zamilien die Anfichten geteilt find. Ar den Kreideablagerungen des Libanon fand Somerbh den älteften fojjilen Dftopoden (Palaeoctopus Woodw.). Ex befißt feitlich am Mantel ein Paar ettva dreiedige Floffen; offenbar ift er der Ahın der ganzen Eippe, denn in ver Entwidelung werden bei Polypus Flojjen zwar angelegt, fhäter aber wieder rüdgebildet. Ein Teil der Dftopoden hat übrigens auch Heute noch ähnliche Floffen, wie wir weiter unten jehen werden. Amphitretus Hoyle ift.eine Fleinere, feltene Tiefjeeform von halbgallertiger Bejchaffenheit, mit je einer Reihe von Saugnäpfen auf den faft bis zur Spibe durd) eine Chwimmhaut verbundenen Armen. Die Augen find nach, der Oberfeite gerichtet und telejfopartig vorgequollen. Die mwejentlichite Umbildung liegt in der Ber- wachjung des Trichter init dem Mantel in der Mittellinie, jo daß jederjeits eine Spalte in die Stiemenhöhle führt. Man hat für die einzige Urt, Amphitretus pelagicus Hoyle, die bejondere Familie ver Amphitretidae aufgeftellt. Gallertig verquollen, infolge pelagijcher Xebensweife, jind auch die Bolitäniden, doch mit normalem Eingang in die Mantelhöhle. Die Familie umfaßt verjchiedene jeltenere Gattungen; wir führen mu die Eleine, faft dDurchlichtige Bolitaena diaphana Hoyle an, die in den Falten Tiefen (1500 bis 4000 m) aller tropifchen Meere weit verbreitet ift. Eine weitere, Schon im Altertum jehr befannte und vielfach bejchriebene Yamilie der Dftopoden it auf das Bapierboot (fälfchlich aucd, Papiernautilus genannt), Argonauta argo L. (bb., ©. 600), gegründet. Hier ift das Weibchen mit einer zarten, äußeren Schale berjehen. Auch nur ihm gilt unfere folgende Darftellung, da wir die Höchit merfwirdigen Abweichungen des Männchen, welche auch noch den nadten Gattungen Ocythoe Raf. und Tremoctopus Chidje zufommen, im Zufammenhange mit den Geichlechtsmerkmalen der Männchen der anderen Kopffüßer. beiprechen wollen (f. ©. 614). Un dem rundlichen Störper der Argonauta fällt der verhältnismäßig Heine Kopf und der Fräftig entwidelte Trichter auf, bor allem aber die lappenartige Verbreiterung der oberiten Arme. Die Färbung tft außer- ordentlich leuchtend und Schön. Der neapolitanifche Forfcher Sangiovanni hat jie etwa folgendermaßen bejchrieben: Die unteren und feitlichen Teile des Numpfes find von einer bräunlichen Silberfarbe, die je nach der Richtung und Stärke der Lichtitrah'en fich bald mit einer leichten, blauen Tinte, bald mit einer gräulichen, bald einer rötlichen bededt. Auch) finden fich auf diefer farbenwechjelnden Oberfläche eine Menge Kleiner glänzender PBuntte, gelb, Faftanienbraun und rojeneot. Das Zufammenwirfen diefer Farbenfügelchen, die jic) über einem jilberglänzenden Grunde ausbreiten, verleiht der Haut jener Körperteile einen prächtigen Rofenjchimmer. Der Rüden des Papierboots ift mit einer [chön piltaziengrünen Farbe gejehmüct, und das Silber der Geiten jeßt fi) in Streifen nad) oben fort. Da und dort finden fich größere Farbfugeln in der Mitte Feiner Streife, welche von berichieden gefärbten Zellen umgeben find und die Haut wie Feine Sofetten. Ichmüden. 600 Weichtiere: Kopffüßer. Die Schale de3 Bapierboots, die fich durch ihre Eleganz und Papierdünnheit aus- zeichnet, ift ziemlich efaftijch, weil fie reichlich organische Stoffe enthält. Zhr fehlt jeomwede Kammerung; fie ift, wie man fagt, monothalam und in der Weije fpiralig gemunden, da der Iekte Umgang die früheren Windungen verdedt. Das Verhältnis des Tieres zur Schale ift ganz einzigartig, indem e3 nirgends mit ihr enger verbunden oder berwachlen ift, aud) die Geftalt de3 herausgenommenen Tieres gar nicht dazu zu pafjen jcheint. 63 ift da- her jehr zu entjchuldigen, wenn man früher annahm, das Papierboot bewohne die Schale einer fremden, nicht näher befannten Tierart, etwa wie der Einfiedlerfvebs. Nachdem man aber die Zufammengehörigfeit von Tier und Schale erfannt hatte, Hielt man zunädjjt den Mantel an ihrer Bildung für mitbeteiligt. Man hat indes gefunden, daß Die Schale Tedig- Yich) bon den beiden Zappenarmen, Die fie von außen be= deden und in der richtigen Stellung halten, abgejondert wird. Bei einem Stüd, das den linfen Zappenarm Ihon längere Zeit eingebüßt hatte, ivar Dementjpre- hend Die linfe Seite der Schale in der Entiwide- lung zurücdgeblie- ben. Ochalenver- Er e NE - a u 2 er N N = Ken legungen fönnen Tapterboot, a es u ne Band 23 ber ausgebejjert mwer- den; nie aber wird die verlorengegangene Schale ganz wieder erjegt. Sn erjter Linie dient das Argonauten- haus al3 Brutbehälter, in vem die Eier von der Ablage bi zum ©chlüpfen der Jungen ver- bleiben. &3 fann nicht oft genug betont werden, daß e3 eine völlig neuartige Bildung ift, die zu der Nautilus-Schale nicht Die geringjte Beziehung hat. Sehr häufig findet man das Papierboot in einer Stellung abgebiliet, die es unmöglich — einnehmen fan. Man jtüßt fich dabei auf eine von Xrijtoteles bis in unjere Zeit geglaubte Tsabel, daß Argonauta an der Oberfläche des Meeres jchwimmend ihre beiden lappenartig berbreiterten Arme emporitrede und fie al3 Segel gebrauche. Bei Mefjina wurde das Papier- boot Hingegen meift an Steinen und Schiffen friechend beobachtet. Eine Photographie, Die in Neapel nach dem Leben angefertigt wurde, zeigt fie | hmwimmend, den Trichter [chräg nad) unten geöffnet, alfo Das Tier durch Rüdftoß fchräg nach der Oberfläche zuftrebend. Die jechs gewöhnlichen Arme find in der Schale verborgen, wie bei Polypus, der, in einen Winfel ge- trieben und gereizt, ven Mund vorftredit und die Arme verärgert zurüdichlägt Naef). Unter Vajjer, wenn fie nach Art der anderen Kopffüßer Durch das Sprigen aus dem Trichter [htwim- men till, legt fie die großen Arme fo iiber die Seitenteile der Schale, daß dieje faft ganz NN RN a Te Zmweiliemer: Achtarmige Tintenfifche. 601 davon verhülft wird (j. Abb., ©. 600). Jm eigentlichen Mittelmeer ift Argonauta argo be- jonder3 an der jiziliichen Küfte fowie im Golf von Tarent Häufig. Jm Adriatiichen Meer ift die Snjel Lijja der nördlichhte Punkt, wo jie nicht jelten vorfommt; jedoch waren die Stüde, die D. Schmidt von dort erhielt, ziemlich Hein. Die übrigen Argonauta-Arten unterfcheiden jich alle nur wenig Durch geringfügige Abweichungen in der Schalenbildung. Die nächitverwandte, ebenfalls weitverbreitete Gattung Ocythoe Raf. bildet auch im weiblichen Gejchlecht feine Schale. Sie ift pelagijch, erreicht eine beträchtliche Größe und it nach) Naef der einzige febendgebärende Lephalopod. E3 gibt von ihr nur eine Art, Ocythoe tubereulata Raf. Das Männchen findet man regelmäßig in einer fremden Hilfe, meift in der leeren Tonne einer Galpe. Tremoctopus Chiaje, das dritte Genus der Argonautiden, verdankt feinen Namen jogenannten Wafjerporen, Tajchen, die ji) am Kopfe öffnen’ und eine Strede weit unter der Haut verftreichen. hnliche Bildungen fommen auch bei einigen anderen Tintenfifchen por; ihre Bedeutung ift unbefannt. Übrigens find bei Tremoctopus nur die vier oberen, jtark verlängerten Arme durch eine Schwimmhaut verbunden, die bei ausgewachjenen Weib- chen jpiralig eingerollt wird, um einen Brutraum zu bilden. Die einzige Art diefer Gat- tung, Tremoctopus violaceus Chiaje, Yebt im Mittelmeer, im öftlichen Utlantiichen Ozean und unter gleicher Breite bei Japan. Shre Zugendformen find unter den verjchiedenften Kamen bejchrieben worden. Durch ihre langgeftredte ARumpfform verrät fie jofort ihre Zugehörigfeit zur Hochjee, der fie auch jonft vortrefflich angepaßt erjcheint. Eine Gruppe der Dftopoden it Durch den Beliß eines jehr umfangreichen Urmjchirmeg, ruderfürmiger Flojjen und furrzer Cirren befonders ausgezeichnet. Dieje Lirren over Fühler ltehen in zwei Reihen auf den Armen neben den einreihig angeordneten Saugnäpfen, mit denen fie alternieren. Da die Radula zwar bei ven meiften, aber nicht bei allen durch Nüd- bildung verlorengegangen ift und damit diejes Merimal al fyitematijch veriwertbarer Cha- tafter hinfällig wird, Hat Grimpe diefe ausichlieglich der Tiefjee angehörige Gruppe jener Zühler wegen al Cirrata zujammengefaßt. Das vielfache Fehlen der Radula und aud) der Giftvrüfen deutet auf eine mwejentlich veränderte Ernährungsweile diejer Tiere Hin. Sn Unpaljung an das ewige Dunfel ihres Aufenthaltsortes Haben alle den Tintenbeutel eingebüßt. Sn Cirrothauma murrayi Chun lernen wir den einzigen Gephalopoden Fennen, der in den finfteren Abgründen fogar erblindet ift. Der Augapfel ift eingefunfen; Line, Ziliarring und Neshaut find rüdgebildet. Unter ven gleichen Lebensbedingungen haben Vampyroteuthis! infernalis Chun und Melanoteuthist lucens Joub. Leuchtorgane er- worben, die oben an der Wurzel der Floffen liegen. Wir fommen auf derartige Gebilde bei ven Defapoden zurüd (©. 612). Bei den meilten Arten diejer Gruppe (Stenotreta) erfährt die Mantelhöhle eine jtarke Einengung, die Hand in Hand geht mit einer Verkleinerung des Trichterd. Er Tann nicht mehr die Bewegung durch NRüditoß bejorgen, fondern dient nur noch al3 Ausitoßrohr für Atemmaljer und Fäfalien. Bei Chunioteuthis Gpe. ift die Rüikbildung foweit fortgejchritten, daß der Trichter überhaupt nicht mehr auß der zu einem engen Loch gewordenen Mantel- ipalte Hervorgeitredt werden fan. Geine Arbeit leitet vielmehr Die große Bindehaut 1 Die in Cephalopodennamen jo oft wiederfehrende Bezeichnung Teuthis geht auf das griechifche Wort für Tintenfiih „Tevds“ zurüd. 602 " Reidtiere: 8 zwischen den Armen, die Umbrella, deren jchn | Riücdjtoß beivirkt wie das gewaltame Ausitopen des Atem ichter. Die meijt fräftigen, fehr beweglichen Stojjen jtüben fich auf eine fattel- oder hufeijenförmige Schale, den fogenannten Rüdenfnorpel. Haut und Muskulatur zeigen auch hier jene für Tieffeeiwejen charakteriftiiche, gallertige Verquellung. Die befannteite Familie unter den Cirraten ift die der Cirroteuthiden mit den Hauptgattungen Cirroteuthis Zschr. und Stauroteuthis V2. Cirroteuthis mülleri Bschr. ift Opisthoteuthis depressa Zjima et Tkeda. Natiilihe Gvöß:. an der weitgrönländichen Küfte und in großer Tiefe nordöftlich don Jsland gefunden worden. Sn den antarktifchen Meeren wird jie Durch die riejige Cirroteuthis magna Hoyle vertreten. Die Tiefen des Oftatlantit betvohnt Stauroteuthis umbellata P. Fisch., die noc) Refte einer Nadula befigt. Wieder andere Formen find aus dem Stillen, Atlantijchen und yudifchen Ozean bejchrieben worden. Troß der weiten Verbreitung, die fait alle ra gehören fie zu den größten Celtenheiten unferer zoologischen Mufeen. Mit wenigen Ye- nahmen 6: ®. Vampyroteuthis Chun) führen die Eirraten ein Leben unmittelbar über oder auf dem Voden der Tiefjee. Am weiteften in der Anpafjung an das Orundleben ijt Opistho- teuthis ZZ. gegangen. Während Cirroteuthis im ganzen die normalen Umnifje eines Poly- pus behalten Hat, ijt jene Gattung merkwirdig umgeftaltet. Durch eine überaus ftarte Zweikiemer: Achtarnuige und Zehnarmige Tintenfijche. 603 Abflahung des Mantelfads ijt ner Trichter feheinbar an das hintere Körperende gerückt. Denkt man fich, um ein draftiiches Bild zu gebrauchen, einen gewöhnichen DOftopoden, etiva Moschites, nachdem man ihn mit dem völlig ausgebreiteten Armfehiun feft an den Grund gepreßt hat, von oben nach unten zufammengedrüct, jo daß der Eingemweidefad gleichfan in den Kopffuß Hineingequetjcht erfchiene, fo exhielte man ungefähr eine Opisthoteuthis- ähnliche Form (Heicheler). Am ftärtjten abgeflacht ift die japanifche Opisthoteuthis depressa Ijima et Ikeda, die auf den exjten Blict cher einem häutigen Seejtern al einem Kopffüßer gleicht (f. nebenftehende Abbildung). Die Färbung der Oberfeite it fchofoladebraun, die der Unterfeite purpurrot bis violett. Durch die deutfche Tieffee-Erpedition auf den Dampfer „Valdivia” ift die Gattung auch im Mentaweibeden (Wejtfüfte von Sumatra) und an der ojtafrifanifchen Küfte ac). gewiejen, hier fogar in ungewöhnlich großen Exemplaren. Ym Atlantifchen Ozean wird fie dur) Opisthoteuthis agassizii VI. vertreten, die fotwohl von dev amerikanifchen als auch bon der europäifchen Seite bekannt wurde. Die Cirraten find ausschließlich Tiefen- bemohner; nur dort, tvo Falte Meeresftrömungen an der Küfte entlang laufen, dringen fie bis ins untere Litoral vor. 2. Unterordnung: Zehnarnige Tintenfiihe (Decapoda). Zu den zednarmigen Tintenfifchen gehören alle mit geftielten Saugnäpfen verfehenen Kopjjüßer, die außer den acht eigentlichen Armen noch die beiven friiher (S. 580) er- wähnten, oft in Tajchen zuvüdziehbaren Tentafel haben, die zum Exareifen dev Beute faffc- artig vorgejchleudert werden können. Faft alle Zehnfüßer haben im Niücen eine Schale, die, wenn fie Faltig, als Schulp, wenn hornig, als Gladius oder Nücenfeder bezeichnet tird. Bei einigen Kormen findet jich nur noch ein Schalenreft. Die weitaus meijten Axtei leben auf Hoher See und find fehnelle Schwinmer. Die Defapoden zerfallen in zwei rup- pen; den Unterfchied der beiden in der Ausbildung dev Augen haben wir ung fihon Ear ge macht (©. 581). Wir benugen die darauf beruhende Einteilung und betrachten zunächit die Mpopfiven. Sie Haben vor der Linfe noch eine ducchjichtige Hornhaut, die nur durch ein enges Loc) Seewajler in die vordere Nugenkanmer einläßt. Wir bemerken allerdings, daß fich, eine fcharfe Gxenze zwifchen den beiden Gruppen dev Myopfiden und Ogopfiden nicht ziehen läßt, weshalb manche Autoren, zulegt Naef, diefe Einteilung berwerfei. a) Myopjidcı. Wir beginnen mit der jehr zierlichen Sepiola, deren Abbildung jchon oben (©. 578) gegeben wurde. Die im ganzen Mittelmeere Häufige Sepiola rondeletii Zeach zeigt als Sattungsmerfmale einen Furzen, abgerundeten Körper mit einer falt Freistunven Flojfe jederfeits. Die jtabförnige Nücdenfeder ift Hornig, biegfam und nur Halb jo lang wie der Körper. Unjere Art gehört zu den Heineren Cephalopoden, da Stücke, deren Gejamtlänge bom Hinterende bi3 zur Spike der ausgeftredten Greifanme 16 cm beträgt, chen jelten find. Die Stüde des Triefter Fifchmarktes werden Höchftens 8 cm lang. Die Tiere ge- währen im Leben durch ihre zarte, vofenrote Färbung bei großer Ducchjichtigkeit einen lieb- lichen Anblic. Diefe Art lebt an den Küften nahe dem Boden; D. Schmidt hat fie fogar im Hafen von Trieft mit vem Schleppneß gefangen. Eine wenig quößere Form (Heteroteuthis dispar Rüpp.) fommt auf Schlammgrund in einer Tiefe von 90 bis 200 m in Gefellichait der Mofchustrafen vor. Sepiola jeheint ein Standtier zu fein und nicht zu wandern, da 604 Weihhtiere: Kopffüßer. man fie zu allen Jahreszeiten, aber nie in großen Mengen fängt. Sie |hwimmt jehr gra- 3168; dabei find die Greifarme gewöhnlich ganz eingezogen, und der Kopf ftedt jozujagen spifchen den Schultern. Shr Sleifch ift jehr gefhäßt. Was D. Schmidt noch als Spielarten der Sepiola betracytete, hat fich inzwifchen alS bejondere Arten Herausgeftellt. Naef konnte zeigen, daß die Sepiola des Mittefmeere3 nebft ver nächjtvermandten Rossia Owen, die von den Fiichern zufammengeworfen werden, in eine ganze Reihe von Gattungen und Arten zerfällt (Sepietta Naef, Rondeletia Naef). Sie find aber nur durd) genaue Unterfuchung, befonders der Männchen, zu unterjcheiden. Eine der wichtigiten und in vielen populären und elementaren Werten am häufigiten genannten Gattungen der zehnfüßigen Dibranchiaten iftder Gemeine Tintenfijch oder Die Sepia (Sepia L.), mit deren Namen man auc) den Tintenfaft und Die Daraus gewonnene Malerfarbe bezeichnet, und deren Falfiger Rücenfcyulp vem Apotheker als os sepiae (Sepien- fnochen) befannt ift. Die Sepien haben einen eiförmigen, platten Körper, Der ringsum bon einer Flojje umfjäumt ift. Am weite- ften verbreitet und Häufigiten, na- mentlicd im ganzen Mittelmeer, it die Gemeine ©Gepia, Sepia offici- nalis L. Ihre Arme find mäßig lang, nur die Greifarme find länger als Der Körper, ihr napftragendes Ende ift Nüdenfhulp der ÖGemeinen Gepia, Sepia offieinalis Z. Kleines uns u, a Du no a ; Mmochen (j. die Abbildung) zeigt mit dem abgerundeten, gleichmäßig ge- Ichärften Rande nad) dem Stopfe; das Hinterende ift durch einen furzen Dorn in der Mittellinie gefennzeichnet. Die von einem Konchinrahmen eingefaßte Schale beiteht größtenteils aus iehr zahlreichen, fehief nach oben gerichteten Kalfblättchen, die untereinander feit verbunden find. Man zerreibt fie zu Zahnpulder. — Bon allen Kopffüßern bejist Sepia zweifellos den größten Tintenbeutel; deshalb Lohnt fich auch nur bei ihr die Gewinnung des darin ent- haltenen Farbftoffs. Der anı lebenden Tier unterbundene, dann herausgejchnittene und getrocnete Tintenjad wird mit Agfali verfocht; der Darauf Durch Neutralifation gefällte Kiederichlag wird mit Gummiarabifum verrieben. Der fo gewonnene, in der Malerei jehr geichägte Tarbitoff gehört hemisch zu den Melaninen, die man 3. B. auc) in der Neger- baut, im Haar und in ver Aderhaut des Auges findet. ä | Sm Zuftand der Auhe Herrfcht auf der ganzen Nüdenfläche eine braungelblich iri- jievende Färbung vor. Der Kopf ist noch etwas bunter, die Augenfugeln bläulich, die Arme grünlich, mit weißen Fleden in beftimmter Anordnung und Menge, je nach ven verjchievdenen Armpaaren. Die Flofjen, die al3 unmittelbare Fortfegungen der Rüdenhaut erjcheinen, jind Durchlichtig violett gefärbt und bedect mit Kleinen, weißen Fleden. Die Männchen find an einer hellen Linie am äußeren Nande der hinteren zwei Drittel der Flofjen Fenntlic). Bern das Tier erregt ift, ftarıt der Rüden von unregelmäßigen Höcdern von jchöner, dunfel tajtanienbrauner Farbe mit Fupfernem Metallglanz. Bom Kopfe und den Armen, deren jonft weiße Tlede ich ebenfalls Fupferrötlich färben, geht dann ein grünlicher Schimmer aus, während die Augäpfel in rofenroten, blauen und grimen Gilberlichtern erglänzen. Die _ Slofjenfärbung ändert ich nur wenig, während die Bauchfeite ftark irifiert, und wolfigeloden Gemeiner Tintenfiich. 1/2 natürlicher Größe. Oben: einen Taichenkrebs fangend. In der Mitte: ruhig fchwebend. Unten: halb in den Boden vergraben. Rechts: Eiertrauben. aan ER u DR ee Bweiliemer: Zehnarmige Tintenfifche. 605 über jie hinfliegen. Beginnt die Erregung nachzulafjen, jo verichwinden zunächit die Höder; allmählich tritt darauf die Ruhefärbung wieder ein (j. die Jarbentafel). Nimmt man die Gepia aus dem Wajfer, jo erjcheint der Rüden gewöhnlich braun gejtreift. Nach) und nad) ziehen jich die Chromatophoren zufammen. Die Haut nimmt einen gelbliden Ton an und entfärbt fi) unmerklich. Auch die Unterfeite verliert den irifierenden und metallischen Olanz, und wenn das Tarbenjpiel aufgehört hat, wird fie graumweiß. Die bei allen Cepha- lopoden jehr veränderlichen Augen werden ganz bejonders bei ven Sepien von den ver- ichiedenen Erregungszuftänden beeinflußt. Das Sepienauge fieht hHöchft fonderbar aus. Die Pupilfe ift jehr [mal und wie ein griechiches ® gejhwungen. Der Augengrund ift tief- Ihwarz. Von oben Her ift der Augapfel von einem mit Farbzellen verjehenen und bis auf den Mittelteil der Bupille Herabhängenden Hautlappen bededt, ven man ein oberes Augenlid nennen fan. Das untere Lid ijt fchmäler und weißlich. Wenn das Tier aufgeregt ift, nament- lich während der Begattungszeit, erweitert jich die Pupille außerordentlich und wird rumd. Die Sepia, in mittlerer Größe 35 cm lang, hält fi) immer in der Nähe des Ge- jtades auf, am liebiten auf [hlammigem und jandigem Grunde, wo man fie jahraus jahrein findet und in großen Schleppnegen fängt. Ein jehr beliebter und unterhaltender Fang im Frühjahr ift der durch) ein Lodtier, ein Weibchen, oder durch eine Holzfigur von Geftalt einer Sepia, woran einige Stüdchen Opiegelglas befeitigt jind. Das Weibchen, das man an dem breiteren Körper und dem Mangel der weißen Linie auf dem Floffenrande erfennt, wird am Hinterende mit einem Hafen durhbohrt; man läßt dann die Angelfchnur jo weit ab- laufen, daß das Tier fich frei bewegen und [hwimmen fann, behält es jedoch immer im Auge. Die Angel jcheint ihm feine Schmerzen zu verurjachen und wird mehrere Wochen hinterein- ander ertragen. Die Sepia [hwimmt nun und bewegt fich mit Hilfe ihrer unteren Arme vor- märts, die fie, bei horizontaler Körperitellung, vom Kopfe herabhängen läßt und wie zmet mächtige Ruder benugt. Wenn das an der Angelichnur befindliche Sepienweibchen an einem in feiner Höhlung fauernden oder frei Shwimmenden Männchen vorbeifommt, ftürzt fich diejes wie ein Pfeil auf das Weibchen 103 und umflammert e3 mit den Armen. Der Fijcher zieht nun das Paar vorfichtig zu fich Heran, bemächtigt jich feiner unter Waffer mit Hilfe eines Kätjchers und fett das Weibchen erneuten jtürmifchen Anträgen aus. Am ergiebigiten ilt diefe Sagd bei Mondjchein, denn die Gepien jind nachts lebendiger als bei Tage. Ganz ähnlich ift ver Fang mit der Holzfigur und den Spiegelftücden; man zieht die Pırppe hinter dem Boote her, und die Männchen ftürzen fich darauf 108 und hängen jich daran. Außerhalb des Wafjers ftirbt die Sepie jehr jchnell. Wenn man jie anfagt, läßt jie ein jehr vernehmliches Knirfchen hören; auch bläft fie außerhalb des Wafjers heftig Luft durch den Trichter. Die Saugnäpfe haften noch nach dem Tode, wenn das Spiel der Farb- zellen längit aufgehört Hat. Sm einem engen Gefäße halten die Tiere nicht lange aus; bei Atemnot jondern fie mafjenhaft Tinte ab, offenbar infolge von Lähmungen, und fterben ichnell, wenn man das Wajfer nicht wechlelt. Tücher, dejjen Bericht über Polypus in den Bajjins von Arcachon bei Bordeaur wir auf ©. 594 anführten, gibt auch einige feijelnde Mitteilungen über die dort gefangen gehal- tenen Sepien. Die für das Aquarium gefiichten Tiere zeigten fich zunächlt jede furcht- jam, Hüllten ji) in Tintenwolfen und verbargen jich unter Shwimmenden Gegenständen, wo fie, in horizontaler Stellung und mit dem Baucdhe fait den Boden berührend, un- beweglich verharrten. Nach einigen Tagen der Auhe fchienen fie jich einzuleben. Die gewöhnliche Haltung der Gepia ijt die mwagerechte; die wellenförmigen- Bewegungen Der 606 Weichtiere: Kopffüßer. Flofjen halten das Tier frei im Wafjer. Fiicher Jah jedoch auch oft, daß es nicht einmal diefer Schwachen Aupderbewegungen zu der freien wagerechten Stellung bedarf. Die Ver- einigung der Arme zu einer Art von Hinten nach vorn gejenfter Pyramide verleiht den Se- pien ein eigentümliches Ausfehen. Man ijt erftaunt über Die Ölhnlichkeit ihres Kopfes mit dem eines Glefanten. Die drei oberen Armpaare ftellen den Rüfjel vor, und das untere Ende der vierten Arme ähnelt dem Unterkiefer. $.ı diejer Stellung treten die Greifarme gar nicht hervor. Sie befinden jich in Tajchen zwijchen ven Bajen des dritten und vierten Arnıpaares eingerollt. In der Ruhelage werden mitunter aber die oberjten Arme auseinander gejpreizt und wie zwei Fühler jenfrecht erhoben. „Der Gebrauch der Greifarme”, jagt Filcher, „war mir ganz unbefannt, bis ic) die Genugtuung hatte, fie eines Morgens in Bewegung zu jehen. In einem Aquarium lebte jeit einem Monat eine mittelgroße Sepia, die während Diejer Zeit nicht gefrejjen hatte. Man tat einen lebenden Fijch, einen Caranx, von bedeutender Größe zu ihr hinein, der ohne Urgwohn umderfhwamm und fi) vem Schlupfwinfel der Sepia näherte. Kaum hatte lie ihn wahrgenommen, als fie mit einer erftaunlichen Schnelligkeit und Gejch!dfichkeit die Greifarme entfaltete, ausftredte, ven Filch ergriff und an ihren Mund 30g. Die Greifarme zogen jich jogleich wieder zurii und verichwanden, Die iibrigen Arme/aber legten jich jeit um den Kopf und das VBorderende des unglüclichen Fiiches. Die Sepia fieß ihre Beute nicht wieder los und jchleppte jie troß des verhältnismäßig großen Gewichtes nad) allen Richtungen, leicht einherjchwintmend und ohne fi) auf dem Grunde oder auf den Felsblöden auszuruhen Der Fijch wurde Horizontal gehalten, und nad) einer Stunde fieß fie ihn fallen. Der Schädel war geöffnet, und das Gehirn fowie ein Teil der Rüdenmusfeln gefrejjen.” Die Sepien, Die in die großen Ballınz des Aquarium in Neapel meijtens in Ge- jellfchaft von Eeefternen gebracht werden, gewöhnen ich jehr fchnell an ihre neue Um- gebung. Shren Unmut betätigen fie durch reichlichen Tintenwurf nur dann, wenn jie, um dem Bublifum das interefjante Schaufpiel zu zeigen, unjanft mit einem Stabe berührt iwer- den. Bewegung lieben fie nicht, da fie ebenjomwenig wie die Dftopoden nac) Beute umher- jtreifen, jondern auf fie lauern. Wenn fie nicht frei und unbemweglich im Wafjer ftehen, fegenfie auf dem Grunde, entweder jchlafend mit geichlofjenen Augen, blinzelnd over jpähenn. Sit ihnen Sand oder feinerer Kies zur Unterlage gegeben, jo bededen fie fich ganz nach Art der auf ven Yang fauernden Schollen und Nochen, indem fie mit den Flojjen Steinchen auf ven Rüden jchaufeln (j. die Farbentafel, unten). Dabei paßt Sepia ihre Färbung jo aus- gezeichnet der Umgebung an, daß Menjch und Tier getäufcht werden und jie exit dann wahr- nehmen, mern jie plößlich auf die Beute losfährt. Nach Heinde erjcheint Sepia officinalis ganz gelegentlich auch in der Nordjee; Bruchitüde ihrer Schale werden aber häufig am Strande von Borkum und Norderney gefunden. Sehr viele Arten find von der Gattung Sepia bejchrieben worden. Der Berfucd Nochebrumes, jie deshalb in mehrere Untergattungen zu jpalten, Hat jedoch wenig Anklang gefunden. Außer dem Gemeinen Tintenfische jind im Mittelmeere noc) zwei Fleinere Arten häufig. Die Rumpflänge der zierlichen Sepia elegans Orb. beträgt meift 2—3 cm, jelten mehr; die etwas größere Sepia orbignyana Fer. zeichnet fich durch eine beträchtliche Verlängerung des Schulpdornes aus, der am Hinterende die Haut durchbohrt. Bejonders reich an Sepia-Arten it die japanische Fauna. Bon den vielen, oft beträchtliche Größe erlangenden Formen er- wähnen wir nur Sepia peterseni App., deren zweite Arme eine ungewöhnliche Länge haben und darin jelbft die Tentafel übertreffen. Bmweifiemer: Zehnarmige Tintenfifche. 607 Außer den Sepiofiden und Sepiiden werden troß ihrer im mejentlichen an Ogopfiden erinnernven Öeftalt zu der behandelten Abteilung noch die Ehten Kalmare (Loliginidae) U Gemeiner Kalmar, Loligo vulgaris Zam., baneben der hornige Rüdenjhulp. Natürliche Größe. mit den Gattungen Loligo Schn., Teuthis Schn. und Sepioteuthis Blv. gerechnet. Der nadte, zylindriiche Körper ijt Hinten zugejpist (torpedoförmig), und die oben fast aneinander. 608 Weichtiere: Kopffüßer. itogenden Floffen geben ihm die Geftalt eines Pfeiles. Die hornige Rüdenfeder hat eine Yanzenähnliche Form. Die Häufigite Art ift ver Gemeine Slalmar, Loligo vulgaris Lam. (j. Abb., ©. 607), der Calamaio (Tintenfaß) der Staltener. Seine Floffen bilden zufamment etwa ein Ahomboid, das die hinteren zwei Drittel des Numpfes einnimmt. Bon den Armen ift das erjte Baar beveutend fürzer als die übrigen; die Tentafel find ungefähr anverthalb- mal jo fang alS der Leib und auf ihren Keulen mit vier Reihen jehr ungleich großer Saug- näpje bewehrt. Die bejonvere Eigentümlichkeit der Färbung befteht im VBorherrfchen eines prächtig leuchtenden Karmintot3. Ex erreicht nur felten eine beträchtliche Größe; die mittlere Länge, ohne die Greifarme, beträgt 20 cm; die Weibchen werden etwas größer. Wegen jeines zarten Fleifches und guten Gejchmad3 tft er außerordentlich begehrt; auf dem Neapler Markte bezahlt man 5—6 Lire für das Kilogramm. Sm Mittelmeer und im öftlichen Atlantik it der gemeine Kalmar jehr verbreitet; als Srrgaft ommt er zuweilen in die nördliche Nord- fee. Man trifft ihn zu allen Sahreszeiten an, namentlich aber im Herbite, wo er in großen Zügen ftreift. In Mafjen fängt man ihn dann nacdht3 in den für die Thunfische aufgeftellten Kegen; gut fallen auch die Fänge mit dem Zugneß aus, wenn man es bei Vollmond über jandigen und Schlammigen Grund fchleift. Meift richten fich die Wanderungen des gemeinen Kalmars nad) den Zügen Kleiner Fifche, denen er nachftellt, Der Gemeine Kalmar ift im Neapler Aquarium ein häufiger, wenn auch furzlebiger Saft und zeigt al3 Bewohner des offenen Meeres ein von dem einjiedleriichen Xeben feiner oben bejprochenen Vettern völlig abmweichendes Benehmen. Da er gejellig lebt, wird er in den Fiichernegen gewöhnlich in größerer Zahl gefangen. Im Aquarium dauern die SKal- mare leider nur wenige Tage aus; in ununterbrochener, einförmiger Bewegung [hipimmen fie eng beieinander Hin und Her. Das anmutige, flugähnliche Nudern mit den Flofjen wird durch leichte Wafjeritöße aus dem Trichter unterftügt. Die nach vorn ausgeitredten Arme übernehmen die Steuerung; forgfältig wird eine Berührung der Wände des Behälters ber- mieden. alt gleichzeitig mwechjelt die ganze Herde die Richtung. Während die Dftopoden und Sepien fich im Aquarium für viele Monate Häuslich einrichten und jogar auf die Fort- pflanzung bedacht find, fühlt jich ver Kalmar augenjcheinlich recht unbehaglid. Schon nach einigen Tagen ruhelos verbrachter Gefangenfchaft werden die Bewegungen langjamer und jchwanfender; die Tiere verlieren die Orientierung, jtoßen ich und jterben ab. Wefentlich größer als der Gemeine wird ver Nordijche Kalmar, Loligo forbesi Stp. Er ift in der Nordjee Häufig und gerät den Buttftichern oft in die Kırre. Seine Färbung it noch chöner alß die des vorigen; das Not leuchtet weniger grell. An der Ditkülte Der Ber- einigten Staaten jammeln fi) Ende April zum Ziwede des Laichens ungeheure Yiige Des Amerifanifhen Kalmars, Loligo pealii Les. Sie bilden den Gegenjtand einer grof- zügigen Fijcherei. Im Sahre 1902 wurden allein vor Ahode Ssland 42550 kg im Werte bon falt 11000 Mark, vor Maffachujetts 2432530 kg im Werte von 106430 Mark gefangen. Si gefrorenem Zuftande fickt man, nach Williams, große Maffen viejes Kopffügers ins amerifanijche Irland. Die Feineren, meist zur Gattung Teuthis gehörigen Loligineen find in allen euro- päiichen Meeren heimisch; ihr Rumpf ift am Hinterende ftarf verjüngt und oft in eine lange Spibe ausgezogen. Vom Genus Sepioteuthis, da3 — allerdings nur bei oberflächlicher Be- rachtung — eine Mittelftellung zwiichen Sepia und Loligo einzunehmen jcheint, ijt Die bon Neujeeland über das pazifische Snfelgebiet bi8 Japan verbreitete Sepioteuthis lessoniana Fer. et Orb. am befannteften. Zweitiemer: Zehmarmige Tintenfifche. 609 Troß ihrer Icheinbar jehr abweichenden Schalenbildung gehört auch die merfmwürdige Gattung Spirula Zam. nad) Chuns trefflichen Unterfuchungen über ihre Anatomie zu den bis jeßt beiprochenen Defapoden. Das BoftHörncdhen, Spirula australis Zam. (spirula L.), befitt eine zierliche, in einer Ebene gewundene, vielfammerige Schale, die an der fonfaven Snnenfeite von einem Sipho durchzogen wird, und deren Windungen jich nicht berühren. Hußerlich mag diefes Gehäufe zwar an das des Nautilus (©. 589) erinnern; den mwejent- lichften Unterfchied beider Gebilde erwähnten wir jedoch chen: die Spirula-Schale ift nän- ich bauchwärts (endo- gaftriich), alfo in ent gegengefegter Nichtung | al3 das Gehäufe des / Perlbootes aufgerollt. Außerdem ift fie im Berhältnis zum zugehö- rigen Tiere jehr Hein; e3 fann jich nicht im jie surüdziehen, bejonders ihon deshalb nicht, weil fie innerlich it. Das weiße, perlmutterglän- sende Gehäuje Ttegt im Mantel am Hinteren Körherende und jchin- mert Durch die zarte Haut hindurch). Dbmohl das Spirula-Hörncdhen von den Schulpen der übri- gen Defapoden jehr ab- mweichend gebaut zu fen nt, [st Nic) dot) PRoftdörnden, Spirula australis Lam. (spirula 2.). Links Weibchen von ber Niden- ‚an Hand einiger fojliler feite, rehtS von der rechten Seite, Mantel und Schale halbiert dargeftellt. Nah Chun AR ‚ E (Baldiviawert, Band XVII). Tr Tridter, A After, N Nierenöffnung, S Sipho, Fl Se BSrifchenformen ein ges L 2euchtorgan, Kn SXHließfnorpel. meinjamer Grundplan für den Aufbau der Schalen von Sepia und Spirula nicht leugnen. Auch feiner ganzen Geitalt und Anatomie nach meilt das Rofthörnchen enge Beziehungen zu Sepia und namentlich zu den Sepioliden auf. Auffallend ift eine Grube am Hinterende des Tieres, die jchon der alte Numph für einen Saugnapf erklärte, mit dem e3 fich an Teljen befefti- gen jollte. SHre Lage zwilchen ven Eleinen, endftändigen Flojfen macht die Annahme eines Haftapparates aber wenig wahrjcheinlich. Chun betrachtet das Gebilde auf Grund mifroffopiicher Prüfung deshalb als Leuchtorgan. Über die geographiiche Verbreitung der Spirula wiljen wir nur jehr wenig. Daß die Schale, Die infolge ihres großen Luftgehaltes nach dem VBermwejen der Weichteile an die Oberfläche fteigt und von den Meeresitrömungen weithin — jelbit bis an die franzöftiche Küste — verfrachtet wird, Feinen Maßjtab für die Verbreitung diejes Tiere geben Fanır, it Har. Obwohl die zierlichen Gehäufe mafjenhaft"an den Strand der wärmeren Meere Brehn, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 39 ; 610 Weichtiere: Kopffüßer. geworfen werden, jind ganze Tiere nur jelten und vereinzelt vom Tiefjeeneb heraufgebracht worden. Chun hat nachgewiejen, daß fie nicht am Boden leben, jondern als vortreffliche Schwimmer ein pelagiiches Leben in der Tiefjee führen. Ein wohlerhaltenes Stüd wurde im Nias-Siüpdfanal bei Sumatra in 594 m Tiefe von Chun erbeutet. Eine wichtige Fund- jtelle fcheint auch die falte Stanarienftrömung an der weftafrifanifchen Küfte zu fein. b) Die Ögopfiden. Die vielgeftaltige und formenreiche Gruppe der Ogopfiden ftellt den größten Teil der Gephalopodenfauna des hohen Meeres und ver Tiefjee. Die bedeutenden Erpeditionen der legten Jahrzehnte gaben durch ihre reiche Ausbeute zu bejonders eingehenden Unter- juchungen über diefe Tiere Beranlaffung. Wir verdanken namentlich zwei veutjchen For- jchern die genauejten Auffchlüffe, Chun und Pfeifer. Chun hat die Kopffüger ver Valdivia- Expedition zu feinem bejonvderen Studium gemacht. Schon während der Reife fuchte er durch Skizzen Tarbe und Form der lebenden Tiere feitzuhalten; in der Dunfelfammer unterjuchte er jie auf ihre Phosphoreizenz. Später hat er in mühjamer Spezialarbeit ihren anatomijchen Bau direchforjcht, jo daß ein grundlegendes Brachtwerf entjtanden ift. Etwa zu gleicher Zeit gab Pfeffer an Hand des Materials der Planfton-Erpedition eine vorzügliche inftematifche Durcharbeitung der Ogopfiden Heraus. Die Gruppe zerfällt in zwölf meift artenreiche Familien. Naummangel zwingt ung leider, num einige bemerfenswerte Vertreter zu näherer Betrachtung herauszugreifen. Da ind zunäcdhit jene jchon (©. 587) erwähnten NRiejenformen der Gattung Architeuthis Stp. Meift jind nur Bruchjtüde diefer Ungeheuer, die bi8 17m Länge erreichen, befanntgeworden. Auch manche Arten der Familie ver Ommatoftrephiven Nadtaugenfalmare) erreichen in einzelnen Stüden oft eine beträchtliche Größe. Uns interefjieren hier die bejonvers im Mittelmeere häufigen Zormen diefer Sippe, zunächit der Pfeilfalmar, Ommatostrephes sagittatus Lam. Er ift fchlanf, ettva von der Geftalt eines Zoligo, und ein trefflicher Schtoim- mer. Bei Neapel fiicht man ihn im Hochjommer und Herbit nacht3 mit der Zaterne, da er nur um dieje Jahreszeit aus dem Halbdunfel mittlerer Tiefen emporfteigt. Sein naher BVer- wandter, ver Kurzfloffige Kalmar, Illex illecebrosus coindetii Ver., ift noch häufiger. sn einer geographiichen Abart erjcheint er, nach Berrill, in großen Schwärmen auch an der oftamerifantiichen Küfte von Kap Cod bis Neufundland. Zu den Ommatoftrephiven gehört ferner der über alle wärmeren und gemäßigten Meere verbreitete Fliegende Kalmar, Stenoteuthis bartrami Les., der „Flying squid“ der Amerikaner. Er ist der Häufigfte aller Dgopfiden und bildet an der Neufundlandbanf den Gegenftand einer großartigen Fijcherei; jein Fleisch wird allerdings meift als Köder für Den Doriehfang benugt. Der gewaltige Ritd- itoß des aus dem Trichter gefpristen Wafjers läßt ihn nicht jelten wie einen Pfeil über den Meeresipiegel jchnellen, jo daß er wohl ähnlich wie die Slugfiiche gelegentlich auf Dem Ber- de eines Schiffes landet. Seine Scharen ftellen den jungen Mafrelenfchwärmen nach, die das jeichte Wafjer der Küfte aufjuchen, um Schuß dor den Berfolgern zu finden. Dabei geraten die Stcalmare leicht auf den Strand und find verloren, denn Durch ihre Frampfhaften Atemjtöge geraten jte nır immer weiter aufs Land: ein finnfälliger Beweis fiir die rein pelagiiche Anrpafjung diejer Tiere; fie haben die Fähigkeit, ji) am Boden zwecdienlich zu benehmen, völlig eingebüßt. AS Zugendform der Ommatoftrephiven betrachtet man eine merkwürdige, als Rhynchoteuthion Pffr. bejchriebene Larve. Shre beiden oberiten Arme \ind miteinander verwwachjen md erfcheinen zufammen tie ein Rüffel. DV Weichtiere V. 1. 2. Chiroteuthis veranyi Fer., von der Rückenieite. Histioteuthis bonelliana Fer., von der Bauchieite. S. 579 und 611. Etwa !/s nat. Gr. Aus Georg Pfeffer, 3, Die Cephalopoden der Plankton - Expedition“. Kiel und Leipzig 1912. S. 612. Etwa 1/2 nat. Gr. 19 eu 8/2'719°S APUNUDURPNY Un, 9 euImoJÄ] eIuneNomeg uoauaıpqlan 's “FI6I Pun O6 tuaf ‘purg 'SI ‘,66— 8681 ‚EIAIPIEA“ Jojdıuzq WOp ne uoNPadxg-99sjoLL uayaspnaq J9p "ugadsg "yasuassıy“ sne viuneygoyeg pun sıy}n970]doug TE WERTET FEETTETE] ‘3161 31zd197] pun jory ‘,uonpadxgq-uopyuejd 19p uopodojeyday 19 eu 1/ way °IL9'S "20097 wınyda] Da“ “PYDIA'D SNY "L19°S "20097 11SYUrq SINNSFONDÄUO "+ sıypnsJo]doug uoa uaypuupy s2ypıpu2Bng ‘c nn mern = engere f N r Bmweifiemer: Zehnarmige Tintenfijche. 611 Den Ommatoftrephiven ähnlich ift die im Mittelmeer entdedte, aber bedeutend meiter verbreitete Gattung Thysanoteuthis Trosch. Wir wir jhon (©. 583) jahen, nehmen die Sloflen bei ausgewachjenen Stüden der einzigen befannteren Art, Th. rhombus Trosch., die ganze Länge des Mantel3 ein. Interejje beanjprucht diefe Gattung befonders deshalb, weit jie bezüglich Anatomie und Gladiusbildung an den Myopjiden Loligo erinnert. Die Saugnäpfe der Defapoden find innen mit fräftigen, meift charafteriftiich gezähn- ten Hormingen verfehen; bei vielen Dgopfiden nun bildet jich ein Teil von ihnen zu bemweg- lichen, mit der Wurzel in Hautfcheiden jtedenden Hafen um. O©olche Apparate finden fich bei ven Ongchoteuthiden nur auf der Tentafelhand. Zu diefer Familie gehört zunächit der Hafenfalmar, Anecistroteuthis liehtensteinii Fer. et Orb.; ex ijt noch jchlanfer als Ommatostrephes und dejjen Verwandte, denen er äußerlich jonjt ziemlich gleicht. Die auf den Armen in zwei Reihen angeordneten Sauger find ganz normal geitaltet; an den Tentafel- feulen Hingegen treten verfchiedene Bejonderheiten auf, die jich neben der jchon erwähnten Umwandlung von Räpfen inHafen namentlich in der Bildung eines Politers Dichtgedrängter, fleiner Sauger und Haftnöpfchen am unteren Seulenteile äußern. Häufig wird mit dem Hafenfalmar die weitberbreitete Onychoteuthis banksii Leach (|. Tafel „Weichtiere V”, 4) bermwechielt, die LTichtenjtein vor Hundert Jahren jchon als „Sepie mit Krallen“ bejchrieb. Erwähnen müffen wir hier auch die tief dunfelviolett gefärbte Teleoteuthis caribaea Les., die in den oberflächlichen Waflerjchichten des Atlantik der Häufigite Cephalopod ift. Neben vielen Formen, Die zu betrachten und aus Raummangel verjagt ift, rechnet man zu den Inychoteuthiden noch zwei bemerkenswerte Arten, denen wir unten noch begegnen: die reiz- bolfe Lycoteuthis diadema O’hun und die gallertig verquollene Chaunoteuthis mollis App. Bei zwei Ogopfidenfamilien, ven Enoploteuthiden und den Gonatiden, findet man auc) auf den drei oberen Armpaaren in Hafen umgewandelte Saugnäpfe. Gonatus fabrieii Lichtenst. tritt in einer arktifchen und einer antarktifchen, faıım zu unterfcheidenden Form auf. Die Sauger ftehen auf allen Armen, auch den Tentafeln, in Viererreihen; nur die mittleren zeigen die Umwandlung in Hafen. Zu der ebenjo interejjanten wie artenreichen Sippe der Enoploteuthiven gehören viele prächtige Formen, die jich meist ducch den Belik von Leuchtorganen auszeichnen, teils durchjichtig, teils Herrlich gefärbt jind. Leider fünnen wir hier aud) nur wenige Arten anführen: die zarte, mit faft rechtwinklig dreiecdigen Flojien ausgeitattete Octopodoteuthis sicula Rüpp., die im Alter ihre Tentafeln abwirft (©. 580), und den bei Meifina nicht feltenen Feuerfalmar, Pyroteuthis margaritifera Rüpp. Er hat große, grelftote Chromatophoren auf vem Nüden und einen Kranz Yaternenartiger Leuchtorgane um jedes Auge. Wir bilden hier die verwandte Enoploteuthis leptura Leach ab, die bis zu ihrer Wiederentdedung durch die Deutihe Südpolar-Erpedition als verichollen galt. Bet ihr Itehen ganze Reihen von Leuchtorganen auf Bauch, Trichter und Kopf (j. Tafel „Weichtiere V", 3). Am zahlreichiten find die Leuchtorgane, auf die wir noc) zu prechen fommen (©. 614), bei ven Segelfalmtaren (Histioteuthidae). Wegen der einzig dajtehenden, paarigen Aus- bildung der männlichen Gejchlechtswege erwähnten wir jchon (©. 584) die hierhergehörige Calliteuthis meneghinu Ver. Bei einer ihrer Verwandten, der großen Histioteuthis bonel- liana Fer. (j. Tafel „Weichtiere V", 1), die uns bei ver Beiprechung der Leuchtorgane 39* 612 Weichtiere: Kopffüßer. und Gefchlechtsunterfchiede noch bejchäftigt, ift zwoijchen den Armen ein mächtiges, an die Umbrella mancher Dftopoden erinnerndes Segel ausgejpannt; im Verhältnis zu ihm ericheint der Rumpf auffallend Kein. Mehrere bejonvere Eigentimlichfeiten zeigt ung Die Gattung Chiroteuthis Orb. (Loli- gopsis) von ven Chiroteuthiden, mit der ganz ausgezeichneten Art Chiroteuthis veranyi Fer. im Mittelmeer. Der jcharf vom Kopf abgejebte, Eonifche Numpf trägt an feiner hinteren Hälfte eine Herzfürmige und fehr dünne Floffenjcheibe; der runde Kopf ijt etwas breiter al3 der Rumpf; unverhältnismäßig groß find die Augen. Die Arme nehmen in der Keihenfolge vom Rüden nad) unten an Länge und Dide zu. Am auffallendften find aber die beiden Tentafel geitaftet; fie meifen nämlich fait 1m, während die Körperlänge bis zur Spite der Arme nur gegen 30 cm beträgt, und find von der Stärke einer feinen Schnur, die am Ende in eine lanzettförmige, napftragende Keule übergeht. Abb. 2 der Tafel „Weichtiere V" bei ©. 610 bringt die Länge diejer Greifarme vortrefflich zur Anjchauung; fie müjjen in der Tat ausgezeichnete Fangwerkzeuge jein. Die zart bläuliche Färbung und fait vollitändige Ducchfichtigfeit der Ch. veranyi läßt einen Schluß auf ihre Lebensmweije zu. Und in der Tat finden mir fie bei Winpftille im offenen Meere während ver fchönen Sahres- zeit mitten unter den Medufen und Salpen. Als Jugendform der Chiroteuthiden betrachtet man unter anderen die überaus Yanggeitredte Doratopsis vermicularis Rüpp. Bet dem Mangel aller Farbzellen gleicht fie am eheiten einem im Wajfer treibenden Stüd Ci3. Man würde fie ficher ütberjehen, wenn nicht die ziwet jchwarzen Auen jie verrieten. Die jüngiten Erpeditionen Haben uns eine Neihe reizpoller Formen aus diejer Zamilie beichert. Aln- geführt jei hier nur Die feuertote Mastigoteuthis hjorti Chun vom mittleren Nordatlantif, deren Haut eine rhombijche Pflafterung zeigt. Die gallertige Verquellung und die Durchlichtigfeit ift wohl am meiteiten bei den Srancdhiiden gediehen. &3 jind Heine Kopffüßer mit pfeil- oder tönnchenförmigem ARumpf und zierlichen, endftändigen Floflen. Eine merkwürdige Eigentümlichfeit beiteht darin, daß ver Mantel außer der dorfalen Berwachlung mit dem Kopfe auch ventral zwei feite Ver- bindungen mit dem Trichter zeigt. Offenbar erhöht dieje Einrichtung Die Bemegungsfähigfeit dtejer ausichlieglich pelagisch lebenden Tiere. Bei der hierhergehörigen Leachia cyclura Leach werden die Fangarme abgeworfen; furze Stiimpfe verraten ihr urjprüngliches Vor- handenfein. Hafen finden jich auf den Tentafeln nur bei Galiteuthis Joub. Einige Tiej- _ jeevertreter diejer Samilie find durch abenteuerliche Augenbildungen ausgezeichnet. Die Augen find entweder geitielt oder telejfopartig vorgetrieben, wobei e3 dDahingeitellt bleibt, ob alle diefe Formen im erwachjenen Zustande ihre Umrijje bewahren oder, einzelne wenig- tens, nur in der Jugend diefe Abjonderlichfeit bejigen. Das abgebildete Bathothauma Iyromma Ohun (j. Tafel „Weichtiere V”, 5) zeigt deutlich, wie fich die unverhältnismäßig großen Augen Hervordrängen, um von der magischen Phosphoreizenzbeleuchtung der Welt- meertiefen möglichit viel Nußen zu ziehen. Diejes Licht entiteht durch Die Leuchtorgane der Tiefjeetiere. Bei den Cephalopoden it die Leuchtfähigfeit genz befonders vielfeitig ausgeftaltet. Man unterjcheinet hier zivei Arten von Leuchtorganen; die einen find Drüfen umd jcheiden ein feuchtendes Gefret ab, die anderen haben einen Leuchtförper, find augenartig geformt und wirfen mie eine Zweiliemer: Zehnarmige Tintenfiiche, Leuchtorgane. 613 Blendlaterne. Leuchtvrüfen find auf die myopfiden Sepioliden bejchränft. Über die Bedeu- tung und Tätigkeit diefer Organe bei Heteroteuthis dispar Rüpp. |chreibt W. TH. Meyer: „Bir find iiber die Bedeutung diejes Leuchtorgans unterrichtet, da das Tier infolge von auf- fteigenden Strömungen häufig noch) lebenzkräftig an die Oberfläche gelangt. Sm Dunkeln jieht man das Leuchtorgan durch den Mantel der Bauchjeite Hinducchichimmern. Das Tier reagiert auf mechanijche Reizung dutcch den Auswurf feines leuchtenden Seftetes, wie Tinten- fiiche der Oberfläche durch Tintenausiwurf, und jchiegt durch den Nüdjtoß des gleichzeitig aus dem Trichter ausgejtoßenen Wafjers rüdwärt3 davon. Das jchleimige Sekret Shwimmt ‚m grümlich leuchtenden Kugeln und Fäden Durchs Wafler. Die Erjcheinung it jo zu ver- ftehen: der durch das Licht hexbeigelocte Feind roird duch die Leuchtfugeln des ihm ent- gegengeblajenen Gefretes getäufcht und jchnappt nad) diejen, während der Tintenfisch jich dank des Rüdjtoges in Sicherheit bringt. ©o übernimmt das Leuchtjefret die Wirkung der Bunderlanpe, Lycoteuthis (Thaumatolampas) diadema Chun, jÖwimmend, von der Seite. - Nah Chun („Baldiviawerf”, Band XVIM). Tinte, deren Wolfe in dem Dunfel der Meerestiefen wirkungslos bleiben wide, und in ver Tat it der Tintenbeutel vidgebildet.” Bei den Ogopfiden weit verbreitet jind die fehon erwähnten Leuchtorgane vom fv- genannten Laternenthyp. Hören toir zunächit Chung Schilderung von der Wirkung bei einem der ausgezeichnetiten Vertreter: „Die Wunderlampe, Lycotheutis (Thaumatolampas) diadema Chun, ift mit 22 Dr- ganen ausgejtattet, welche eine eigentiimliche Gruppierung aufmweifen. ever der beiden großen Sangarme bejist deren zivei, der Unterrand der Augen ift von je fünf Organen umjäumt, und der Reit tritt in der aus der Figur erfichtlichen Anordnung auf der Bauch- jeite des Mantel® auf. Unter allem, was uns die Tiefjeetiere an wundervoller Färbung darbieten, läßt jich nichts auch nur annähernd vergleichen mit dem Kolorit diefer Organe. Man glaubte, dak der Körper mit einem Diadem bunter Edelfteine bejegt fei: das mittelite der Nugenorgane glänzte ultvamarinblau, und die jeitlichen wiejen Berimutterglanz auf, von den Organen auf der Bauchjeite erjtrahlten die vorderen in rubintotem Glanze, während die hinteren jchneemweiß oder perimutterfarben waren mit Ausnahme des mittelften, das einen himmelblauen Ton aufwies. &3 war eine Pracht! Die Organe find napfförmig ge- ftaltet; ihre Außenfläche mwölbt fich nach Art einer Linje vor und die Sunenfläche ift mit Ihiwarzem oder braumem Pigment bekleidet. Bei dem Konfervieren in der Dunfelfammer 614 Weihtiere: Kopffüßer. ergab es fich, daß fie tatjächlich noch eine jehwache Phosphorejzenz eriennen hießen.” Uno iiber die Hiftioteuthiven jehreibt Chun: „Körper meift lebhaft pigmentiert und auf der Ventralfeite mit Zeuchtorganen überjät; auf der Außenfläche ver Arme jtehen jie in Längs- reihen, deren fich auf den Bentralarmen mehr al3 auf den iibrigen vorfinden; das rechte Auge wird von zahlreichen, das linfe nur von wenigen umjäaumt.” Yedes Laternorgan be- jteht zunächit aus einem fugeligen oder Iimjenfürmigen Leuchtkörper, der in einem Pigment- becherchen jtedend jchräg in die Haut eingejenkt ilt. Hroifchen ihn und die dunkle Hülle ichiebt fich noch ein perimutterglänzendes Gewebe, eine Art Nefleftor, der die Strahlen aurdieroieft und Durcch Die vom Pigment freie Seite herausspiegelt. Der Bau diefer Laternen fann duch Nebenapparate, die felbft an ven Organen ein und derjelben Dgopfidenart in mannigfachiter Zujammenftellung auftreten, recht fompliziert werden. ©o jind die 22 Dr- gane der Wunderlampe allein nach nicht weniger als zehn verjchiedenen Shitemen gebaut. Über die Bedeutung der Leuchtorgane fan man nur Vermutungen äußern. 63 liegt sunächit nahe, in dem von ihnen auzftrahlenden Licht ein Mittel zur Erhellung der nächiten Umgebung des Tieres zu exrbliden, damit e3 von jeinen Augen Gebrauch machen fann. Dffenbar kann der Kopffüßer willfürlich das Leuchten feiner Organe unterbrechen, gemwiljer- maßen ein- und auzjchalten. Vielleicht ilt es ihm jogar möglich, jich Durch intermittierende Lichtfignale optifch mit Artgenoffen zu verjtändigen. Sit das der Fall, jo wären die Leucht- organe ein bortreffliches Mittel zum gegenfeitigen Erkennen und Zufammenfinden von Tieren einer Art, jei e8 zum Zmede der Fortpflanzung, jei es zur Schwarmbildung, wenn lie ich etwa nac) Art der Kalmare zu malchinenhaft geregelten Zügen ordnen. Nach an- derer Meinung dienen die Laternen vor allem dazu, Beutetiere anzuloden. Denn in ven eich der dunklen, fchwach- bevölferten Abgründe ift die erjte Triebfeder für alle Bewohner ein unerjättlicher Hunger. Er zwingt jelbit die gleichzeitig im Neß gefangenen Tiere, während de3 Heraufholens übereinander herzufallen. Aber alle diefe Annahmen genügen nicht, um den Ziwed verjchtedenfarbiger Lichter zu erklären, die den Zauber einer italienischen Nacht in die Tiefen des Weltmeeres verpflanzen. % Wir Haben im vorhergehenden einen höchit wichtigen und merkwürdigen Punkt der Naturgefchichte der Kopffüger mit Stilljchweigen übergangen, ven Gejchlechtsunter- Ihied. Bei den meilten Cephalopoden find äußerlich bei oberflächlicher Betrachtung wejent- fihe Unterfchiede zwijhen Männchen und Weibchen nicht wahrzunehmen. Daß ji 3. ©. die männliche Sepia Durch die weiße Linie auf den Flofjen erfennen läßt, daß die Loligo- Weibchen einen längeren Rumpf haben, war jeit langem befannt. Daß aber bei ven Männchen ein oder mehrere Arme abweichend von den iibrigen gebaut find und al3 Begattungsorgan gebraucht werden, ift exit einte Entdedung jüngerer Zeit. Nur der geniale Beobachter Arijto- teles hat jchon im 4. Sahrhundert vor unjerer Zeitrechnung davon Kunde gehabt; feine Firrzen Angaben wurden aber nicht veritanden und gerieten in Vergejjenheit. Am meiteiten geht die Umwandlung des betreffenden Armes bei ven Argonautiden; bei Ocythoe und Tre- moctopus it e3 der dritte rechte, bei Argonauta (f. die Abb.) der dritte Tinfe Arm, der abweichend geftaltet ift. Er ähnelt zwar den normalen Armen, indem er auch Saugnäpfe trägt, aber durch feine Länge, durcch einen peitfchenfürmigen Anhang und in feinem inneren Dat weicht er erheblich ab. Vor feiner Benusung fiegt ex eingerolft in einer birnenfür- migen Blafe, die zu Zeit der Neife plabt. Bei der Begattung reißt der fich entrollende Leuchtorgane. He!tofotylijation. 615 Arm ab und bleibt noch längere Zeit in voller Frijche und Beweglichkeit in der Mantel- höhle des Weibchen, bi8 durch ihn die eigentliche Befruchtung vollzogen wird (©. 617). Gelegentlich finden fich fogar mehrere abgelöfte Arme (verjchiedener Männchen) in Der Mantelhöhle eines Weibchen. Die große Selbjtändigfeit diefes Begattungsarmes ift jo täufchend, daß ihn einige der berühmteften Naturforfcher, darunter Cupier, für einen Schma- togermurm hielten, der den Namen Hectocotylus befant. Die Ahnlichfeit mit einem Cephalo- podenarım ließ fich aber auf die Dauer nicht überjehen. So it es zu verftehen, dag man um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in dem merkwürdigen Gebilde das männliche Bapier- boot zu erbfiden glaubte. Exit Joh. Miller gelang eg, in Meffina das wirkliche Männchen zu beobachten und den Sachverhalt aufzu- Hären. Kollmann wies jpäter darauf hin, daß -fich die lange Lebensdauer des ab- gelöften Armes aus der Belchaffenheit Männdhen de3 Papierboot3, Argonauta argo L. A mit noch eingejchlofjenen, B mit freien Heetocotylus-Arın. Ctwa 5mal vergrößert. der Blutgefäße und Nerven ganz befriedigend erkläre. Wie aber nichts in der organtichen Welt unvermittelt dafteht, To Hat jich auch in unferem Falle durch die trefflichen Unter- fuchungen des berühmten Dänen Steenftrup Herausgeitellt, daß der Hectocotylus-Arnt der Argonautiden nur der äußerfte Grad einer Bildung ift, die weniger ausgejprochen den Männchen der Cephalopoden im allgemeinen zufommt. Faft alle Haben einen „heftofotyli- fierten” Arm; vereinzelt find auch zwei Arme zu Begattungswerkzeugen umgebildet. Die Unterfchiede find in den meiften Fällen geringfügig; auch) findet eine Ablöjung nur beim Papierboot und feinen Verwandten ftatt. Mehrere Arme des Nautilus verichmelzen zum Spadir, der die Aufgaben eines Penis verjieht. Bei den Defapoden ergreift die Heftofotylifation meit ven einen der beiven Bauch- arme, bei den Dftopoden ftet3 den einen de3 dritten Armıpaares, das — beiläufig bemerft — morphologijch dem Tentafelpaar der zehnfüßigen Cephalopoden entfpricht. Beide Bauch- arme find bei vem Ommatoftrephiden Todaropsis eblanae Ball. und manchen Enoploteu- tiven Heftofotylifiert, während den Sepioliden und Histioteuthis die umgewandelten Dor- Talarme zur Begattung dienen. Bei Sepia ift der Yinfe Arm des vierten (Bauch-) Paares 616 Weichtiere: Kopffüßer. modifiziert, während der entjprechende Arm der rechten Seite feine Veränderung zeigt. Die Umbildung betrifit das untere Drittel des Arms, das jich merklich verdict hat. Die unterjten Räpfe find normal geitaltet; die folgenden 6—7 Saugnapfreihen jind dagegen jehr Klein und verfiimmert. Obwohl ihre Stiele bedeutend verlängert find, verichwinden jte in der nebartig gefalteten, prüjenreichen Haut der Arminnenfeite. Bet den Gepioliven, mo beide Dorjal- arme von der Heftofotylifation ergriffen werden, it an vem Grunde des linken noc ein bejonderer Kopulationsapparat, eine Tajche zur Aufnahme der Gejchlechtsprodufte vor der Begattung, ausgebildet. Ebenfo twie bei Sepia ift beim Gemeimen Kalmar, Loligo, der vierte Iinfe Arm der Heftofotyhus (j. Abb.,©. 617, b). Doch beitehen hier die Beränderungen darin, daß vom 22. oder 24. Saugnapf an die in zwei Reihen jtehenden Näpfe Heiner und fleiner werden. Dafür verbreitern und ftreden jich ihre Stiele und werden zu PBapillen, die allmählih an Größe abnehmen und bi3 zur ©pibe des Arm3 ziehen; jo fünnen bis 40 Bapillen gezählt werden. Am mangelhafteiten find wir über die Hektofotylijation der Dgopfinen unterrichtet. . Bei jehr vielen, darunter den Hafentalmaren (Ongchoteuthiden), fonnte bisher nicht die geringjte Spur einer jolchen nachgewiejen werden. Wo jie Hingegen befannt wurde, ijt e& auch meift der Iinfe Bentraların, der Umbildungen zeigt. Der Hefto- fotyfus mancher Dgopfivden ift infofern interefjant, al an feiner Bildung auc) die Schub- Jäume de3 Arms teimnehmen und fich zu einem halbmondförmigen Lappen verbreitern. Beachtung verdient endlich noch, daß fich bei Cranchia scabra Zeach der rechte Ventraların nicht nur duch Stark verkleinerte Sauger, jondern auch) Durch eine rechtwinflige Krümmung jeiner Spite nach oben auszeichnet. Bei ven achtarnigen Tintenfischen beruht die Umwandlung zum Begattungsarm nicht allein in einer Rücdbtldung ser Saugnäpfe. Beim Pulp ift der dritte Arm recht3 der Hekto- totyfus (j. Abb., ©. 617, a). In der Trichterfeite Des etwas fürzeren Arm3 zieht eine jchmale, durch eine Hautfalte gebildete Ainne (G) entlang, die an der AUrmjpiße in einer Heinen, löffelfürmigen Platte (L) endet. Hier fehlen die Saugnäpfe, dafür find eine Anzahl von Duerleijten vorhanden; von der Unterjeite greift ein Hautzipfel fingerfürmig herüber. Be- merfenswert ijt, daß außerdem bei ven meijten Dftopodenmännchen Die Sauger der mitt- (even Partie aller Arme etivas Fräftiger find. Die Cirraten weifen mr diefe Vergrößerung ver Näpfe auf, während ihnen eine eigentliche Heftofotyfifation eines bejtimmten Arms jehlt. Auch beim Mojchusfrafen ift der dritte rechte Arm umgebildet; dähingegen wird die Öattung Scaeurgus Trosch. nur deshalb von Polypus Schn. abgetrennt, weil bei ihr Der dritte Iinfe Arm heftofotyliiiert ift. Die Höchite Stufe erreicht die Ausbildung des Be- gattungsarms, wie gejagt, bei den zwerghaften Männchen der Argonautiden. Der Same wird nicht frei, fondern in einem Schlauchförmigen Behälter, einer Sperma- tophore, übertragen. ©ie ift Drehrund und glatt; im Suneren enthält fie neben dem Sperma- vaum noch einen projeftilen Apparat, der Furze Zeit nach Berührung mit dem Waffer oder weiblichen Drüfenjefreten aufquillt und ven Samen erplofionsartig ausftößt. Manche Arten bilden für eine Begattung nur eine, die übrigen mehrere oder viele Spermatophoren. Dieje fünnen jehr verjchieden lang fein: bei Polypus mefjen fie 7, bei Sepia lcm. Die Samen- \hläuche der Krafen werden durch den Trichter zwifchen die Arme vor den Mund gebracht, dann Ducch periftaltifche Bewegungen der Ainne zur Greifplatte befördert und bei der Be- gattung in der Nähe der weiblichen Gejchlechtsöffnung abgejeßt. Über die fonderbaren Ziebesjpiefe und die Kopulation Hat Schon der alte Ariftoteles jehr zutreffende Beobachtungen gemacht: „Die Bolypoden, Sepien und Lofiginen”, fagt er, „hängen Mund an Mund mit Fortpflanzung. | 617 verjchlungenen Armen aneinander. Nachdem nämlich der Bolypus den ‚Kopf‘ (Hinterleib) gegen die Erde gejtemmt und jeine Arme ausgebreitet hat, jchließt fich der andere mit eben- falls ausgejpreizten Armen an ihn, jo daß die Saugnäpfe aneinanderhängen. Manche be- haupten auch noch), daß das Männchen eine Art von Befruchtungswerfzeug in dem einen Arme habe; diejes eritrede jich wie ein jehniger Körper bis mitten in den Arm und dringe nachher ganz in den Trichter des Weibchens ein. Die Sepien und Loliginen hingegen [ehwint- men mit jejt aneinandergefügtem Munde und verjehlungenen Armen in entgegengejeßter Richtung, jo daß jie auch) ihre Trichter an- einanderjüigen und alfo beim Schwimmen ich eines vorwärts, das andere riidwärts be- megt." Die Angaben des großen Gelehrten des Altertums find im mwejentlichen beitätigt worden;bejondersFijcher, Racovigaund Drem . verdanken wir genaue Schilderungen über die Begattung der Cephalopoden. Zn Arcachon fing man im Wege zwei Sepien bon nicht ganz gleicher Größe, deren Arme eng miteinander verjchlungen waren, fo daß fi die Kiefer un- mittelbar zu berühren jchienen. Al3 man das Baar trennte, gab e3 feinen „Unmut“ durch reichlichen Zintenwurf zu erfennen. Kaum maren jie aber wieder in ein Gefäß zufam- mengejest, jo fielen jte jich von neuem in die Urme; der Vorgang wiederholte fich einige Male. Die fich begattenden Tiere verharren tundenlang inder engen Umjhlingung. Meift werden die Spermatophoren vom Männ- hen an der Mundhaut des Weibchens be- feitigt; wie Dies gejchieht, ift noch nicht ge- nau befannt, Doch daß der heftofotylijierte Arm dabei eine wichtige Aolle jpielt, fteht en Ouper stage Die merliindige Einuihtung, Syn. arenan ray us acniimint ven (© bon, mie ect DIE Samenjchläucdhe in Talten der ventralen poben Loligo forbesi Stp. (©. 608). L löffelartige Greifplatte, > G Öleitrinne. Aus Zatta, „I Cefalopodi“, in „Fauna und Mantelhaut abzujeben, it auf den DnHchoteu- Slora de3 Golf von Neapel”, 23. Monographie, Berlin 1896. thiven Chaunoteuthis mollis App. bejchränft. Wejentlich anders trägt fich, nach Nacovibas Schilderung, die Begattung der Dfto- poden zu. Hier fiben Männchen und Weibchen, oft von ganz verjchiedener Größe, etiwa in der Entfernung einer Armlänge nebeneinander am Boden. Der männliche Krafe laßt das Ende jeines Heftofotylus einige Zeit. auf dem Körper des Weibchen jpielen und führt e3 dann in dejfen Mantelhöhle ein. Diejer Reiz, ver dem Weibchen ficher Atemnot bereitet, wird mit einigen hejtigen und abmwehrenden Yudungen beantwortet; doch macht eS feine Sluchtbewegungen, fondern atmet ruhig weiter und bleibt während der Dauer der Kopula icheinbar teifnahmlos. Über den Heftofotylus Taufen von Zeit zu Zeit wellenfürmige Be- mwegungen bon der Bajis bis zur Spite, wahrjcheinlich zur Beförderung der Spermato- 618 Weichtiere: Kopffüßer. phoren. Der Löffel an jeinem Ende befeftigt jie neben der Offnung des einen Cileiters. Die Begattung erfolgte indes in dem beobachteten alle doppeljeitig, indem der Hefto- fotgfus dann auch an der anderen Ede der Mantelöffnung eingeführt wurde, unter einigem Sträuben des Weibchens beim Wechjel. Ein eigentlicher Kampf als Liebezipiel findet wohl nur in dem Falle jtatt, daß das Weibchen entweder nicht brünftig over bereits befruchtet ift. Denn ein im Aquarium von demjelben Männchen mehrfach (in acht Tagen täglich atvei- oder dreimal) begattetes Weibchen nahın dag Männchen nicht mehr an und wehrte den Heftofotylus ab. Berjucht das Weibchen, jich während des Borganges zu entfernen oder nähert jich ein Störenfrien, jo rollt das Männchen einen der Ritdenarme auf, wobei e3 durch eine tiefjchwarze Färbung jeinen „Unmut” befindet. „Eiferfucht” führt beim Bufammentreffen mehrerer Männchen mit einem Weibchen zu grimmen Kämpfen. Die Begattung findet namentlich abends Itatt. Der bemerfenswerte Unterichied, der zwijchen der Kopulation der Dftopoden und Defapoden beiteht, erklärt fich aufs einfachite aus Der berjchiedenen Länge der Arme beider. Über die Eiablage hat Drew interefjante Angaben gemacht. Bei der von ihm beobachteten $orm, Loligo pealii Les., werden die Spermatophoren teil3 an der weiblichen ffnung in der Mantelhöhle, teils an der Mundmembran, den Baucharmen gegenüber, an- geheftet. Dort befindet jich eine Tajche, die zur Aufnahme der Samenjchläuche dient, von denen das Männchen etwa 40 auf einmal abgibt. Das Ei, dejien Hilfen noch weich und febrig jind, gelangt vom Eileiter zunächit zum Trichter, wird an dejjen Mündung von den über den Mund nach unten greifenden Dorjalarmen gepadt und 2—3 Minuten lang gegen die genannte Tajche gedrüct. Währenddeifen findet die Befruchtung ftatt; die Eihäute werden darauf feit und verlieren ihre Nlebrigfeit. Die Eier der Yweifiemer werden einzeln oder zu mehreren in Eifapjeln, Die bei ven Defapoden von den Nidamentaldrüfen (S. 585) abgefchievden werden, eingejchloffen. Die Sepia befejtigt ihre zitronenförmigen, von einer diden, jchwarzen Hille umgebenen Gier gruppenmeije an Algen, Seegras und im Waller treibenden Zweigen (j. die Sarbentafel bei ©. 604). Die viel Eleineren Eier des Krafen find in durchfichtige Kapfeln eingebettet und bilden mit furzen Stielen zu Taujenden aneinanderhängend zierliche Eitrauben. Die einzeln abgelegten Eier von Moschites hingegen find jehr groß und dotterreich. Bei Loligo vulgaris legen jich 50 bi3 100 Eier eng aneinander und platten jic) gegen- jeitig ab. Sie find von einer gemeinjfamen gallertigen Hülle umgeben und bilden zufammen einen zylinprifchen Strang. 5 bis 10 folcher Stränge wiederum fünnen am einen Ende mit- einander verbunden jein; ebenjo wie die Sepieneier werden jie an Tangen befeitigt. m Keapler Golfe findet man fie während der Frühlingsmonate in ungeheuren Mengen. Bon einigen Ogopfiden find auch pelagifch treibende Eier befchrieben und unterfucht worden; Doch gelang e3 nie, einwandfrei die Art, von der fie jftammten, zu ermitteln. Berrill Hat ver- ichtedentlich aus großen Tiefen des mwejtatlantifchen Ozeans Eier von abyjjalen Dftopoden, vermutlich vom Genus Oiroteuthis, erhalten, die an Gorgoniden, baumartig veräftelten Korallen, befeitigt waren. Eine Brutpflege ift bei ven Cephalopoden auf wenige Arten bejchränft. Bejonders ausgeprägt findet fie fich lediglich bei ven Argonautiven. &3 wurde jchon erwähnt, daß bei Argonauta die Schale, bei Tremoctopus die eingerollten Dorjalarme al Brutraum dienen, 6i8 die Jungen aus den Eiern ausgejchlüpft find. Ocythoe ist jogax zur Viviparie iber- gegangen. Auch einige andere Oftopoden forgen für ihren Nachwuchs. So legt das Weibchen Fortpflanzung. 619 bon Polypus vulgaris jeine Eitrauben in einer Höhle ab, bededt fie mit feinem Leibe und treibt aus dem Trichter beftändig einen Strom frifchen Wafjerz darüber. Während diefer Zeit joll es feine Nahrung zu jich nehmen und chließlich eingehen. Ein Fleinerer Verwandter, Polypus digueti Perr. et Rochebr., benubt leere Mufchelichalen al3 Brutbehälter. Die Gier der Kopffüger unterjcheiden fich weientlich von denen aller übrigen Mollusten ducch Ihren ungeheuren Dotterreichtum. Ste find meroblaftiich, d. h. die Furchung ergreift nicht das ganze Ei, fondern bejchränkt fich auf dejjen oberen Bol, wo eine Keimjcheibe ent- fteht, ähnlich wie beim Bogelei. Das in der Entwidelung begriffene, noch von der Eihiilfe eingejchlofjene Tier bietet einen merkwürdigen Anblid. Sit es nämlich fchon jo weit fort- gejchritten, daß man Kopf und Rumpf, Augen, Arme und jogar fchon die Farbzellen der Haut deutlich jehen und das unge al® Cephalopoden erfennen fann, jo ragt vorn am Kopfe, unter dem Munde, ein anjehnlicher Beutel, der Dotterfad, hervor. Die Embryonen berlaljen das Ei meift erft dann, wenn fie völlig ausgebildet find und den Eltern gleichen. Nur bei Dgopfiden fommt e3 zu einem eigentlichen Larvenftadium. Die Jungen weichen dann oft erheblich von Den Alten ab und zeigen bisweilen merkwürdige Sonderbildungen (©. 610). Die jungen Dftopoden (Polypus) gleichen zwar jchon pällig den Eltern; ihr ganzer Körper ijt aber mit feinen Haarbüfcheln überfät. Sie leben zunäcdjlt einige so pelagijc), Jinfen dann aber zu Boden und nehmen die Lebensweije der Alten auf. Das Wachstum erfolgt außerordentlich raid. Naef jah junge Dftopoden während einer Woche um das Doppelte Gewicht zunehmen. Die Lebensdauer ift im Durchfchnitt bermutlich auf ein Sahr bejchränft; befonders große Exemplare, Die von den verjchiedenften Gattungen befannt wurden, machen hiervon aber eine Ausnahme. Am genaueften find wir über das Alter der Loliginiden unterrichtet, vor allem über das de3 amerikanischen Kafmarz, L. peali. Williams teilt folgendes darüber mit: Die Gier werden Ende April, wenn die - großen Schwärme fich der Küfte nähern, abgelegt. Schon nad) 2 bis 3 Wochen fchlüpfen die Yungen, die jo rajch wachen, daß fie Mitte Juli Ihon 3em, Ende September 6 bi3 9 cm mejjen. Sie ordnen jich dann zu Schwärmen, verjchwinden aber und tauchen eritim folgenden April ausgewachjen und gejchlechtsreif wieder an der Küfte auf. Die größten, die Williams jah, waren 40 cm lang und wurden von ihn als Drittjommerige (Zmweijährige) angejehen. Sirebje (Crustacea). Bearbeitet von Dr. Biktor Franz. Zu den Krebjen oder Kruftentieren (Crustacea) gehören außer allbefannten For- men, wie Hummer, Flußkrebs, Garnelen und Krabben, auch zahlreiche andere, die in ihrem Körperbau von jenen ftark verfchieden und meift viel Eleiner find; immerhin wird jie ver Tierfreumd, der unter ihnen vielleicht die Wafferflöhe oder die Hüpferlinge zuerft Fennenlernt, ichon beim erften Anblie gern als Krebstiere anerkennen. Jedoch auch unjere Kellevafjel ijt ein echtes Krebstier! So ift der Stamm reich an jehr verjchiedenen Erjheinungen. Die Unterabteilung, die jene befannteften hartichaligen Vertreter mit der deutlichen Ningelung des ganzen Körpers umfaßt, führt in der Wiljenihaft ven Namen Malacostraca, was verdeutjcht Meichjchaler heißen würde; ihnen ftellt man al$ Entomostraca, verdeutjcht Ningelichaler, eine Menge großenteils viel weichhäutigerer Krebje mit oft viel jehwerer zu er- fennender Ningelung gegenüber. Dieje beiden jcheinbar verkehrten Namen find geichichtlich zu erklären. Ariftoteles nannte die Sippichaft des Flußfrebjes „Malacostraca‘ im Gegenjaß zu den hartjehaligen Mufchen und Schneden, jeinen ‚Ostracodermata‘, die noch heute der Nordieefiicher mit den Krebstieren unter dem Namen Schaltiere ohne Nücliht auf den Körpers bau zufammenfaßt. Anderjeits erhielten in viel jpäterer Zeit die Mufchelfvebschen und Wajjer- flöhe, die eine mufchelähnlihe Schale haben, von D. 5. Müller den Sammelnamen Ento- mostraca, geringelte Cchhaltiere, wiederum im Gegenjaß zu den Mujchelweichtieren. innerhalb des großen Streifes der Gliedertiere (Arthropoda), der auch die in Band LI diejes Werkes behandelten Taujendfühler, Injekten und Spinnentiere umpanıt, nehmen die Krebie einen wohlbeftinnten Vlat ein. Mit den übrigen Olievertieren teilen fie die Olie- derung des Körpers, jowohl des Numpfes als der Gliedmaßen, und ftunmen mit ihnen in der Anlage und Lagerung der inneren Organe im wejentlichen überein, haben jedoch eine ° Eigentümlichkeit, die dem Leben im Wafjer entipricht. Wenn viele Injekten, Spinnen und Milben over deren Larven fi dem Aufenthalt im Wafjer angepaßt haben, jo bleiben doc) ihre Amungswerkeuge dem Schema der Luftatnungswerkzeuge, der Tracheen, getreu; die Krebje aber find Wafferatmer und zu diefem Zwede entweder mit Kiemen verjehen, oder es findet, wenn dieje fehlen, der Gasaustaufch durch die ganze Körperoberfläche ftatt. Dieje At- mungsweife erfordert natürlich dünne Körperbededungen, wie wir fie vor allem bei den Hüpfer- Lingen finden. Einige Krebje zwar, namentlich aus den Gruppen der Affen und Krabben, haben fich im Laufe der Sahrtaufende dem Landleben angepaßt und atmen Luft, aber ihre Atmungs= - wertzeuge haben jelbft dann noch wenigftens teilweife ein Eiemenartiges Ausjehen bewahrt. Ein zweites Merkmal fast aller ausgebildeten und nicht duch Schmarogerleben verfün- merten Krebje ift, daß fie mehr als vier Baar Beine bejißen. Es ift aljo geröhnlich Allgemeines. 621 vecht leicht feitzuftellen, ob ein uns in die Hände fommendes Gliedertier ein Krebs it. Mit . drei Baar Beinen ift e3 im allgemeinen ein Infekt, mit vieren eine Spinne. Eine Ausnahme von diefer Negel machen einerfeitS die vielfüßigen Myriopoden, unter denen bejonders die Glomeriden mit Afjeln verwechjelt werden Fünnen, und Ze einige nievere Krebje, die weniger al3 fünf Beinpaare befigen. Ein drittes, fajt Durchgängiges Merkmal aller Krebstiere ift der Befis von zwei Baa- ven von Fühlern oder Antennen am Kopf vor der Mundöffnung, denn die übrigen Glieder- tiere befigen jäntlich, wer überhaupt, nur ein Antennenpaar. Die Hautbededung, die bei allen Gliedertieren aus einem mifrojfopiih und hemilch jih eigentümlich verhaltenden Stoffe, dem Chitin, befteht, erhält bei vielen Krebjen durch Zwilchenlagerung von Fohlenfaurem Kalk eine größere Stärfe und Wiberftandsfähigfeit; . daher der Name Kruftentiere, Crustacea. | Sin offenen Meere gleich heimijch wie an den Küften, halten fich Krebje zugleich in den verjchiedenften Tiefenzonen auf. Eine Reihe von Ordnungen ift dem Tüßen Waffer angepaßt, dem fließenden und ftehenden, dem reinen und dem mit faulenden Stoffen erfüllten. Viele leben im Meere oder im Süßwaffer freiichwimmend, und namentlich die Fleineren Arten bilden einen großen Beftandteil des fogenannten Gejchwebes oder Auftriebes, des Blanftons, die größeren Arten aber find meift bodenftändig, haufen unter Steinen und im Süßwaifer unter Gefträuchen, während andere weite Reifen über Land unternehmen und einzelne Krabben, ja jelbjt langihwänzige Krebje auf Büjhhe und Bäume flettern. Meift frei ihrem Naube nach- gehend und hierzu durch ihre Iharfen Sinneswerkeuge, ftarken Kiefer, Scheren und Fräftigen Gliedmaßen befähigt, haben fie auch zahlreiche Genofjen unter fich, bei denen die anfänglich viel verjprechende Oliederung beim weiteren Wachstum ins Stoden gerät, und die num einer feftfigenden Zebensweife in oft gar nicht mehr frebsähnlicher Gejtalt oder gar einem Schma- rogertum auf Fiihen, Krebjen, wohl auch auf Würmern, verfallen, in welchem jte jogar zu icheinbar leblofen Säden verfümmern. Der Hautpanzer überzieht den ganzen Körper mit allen feinen Anhängen, aber nicht in gleihmäßiger Stärke, da er, wie bei allen Gliedertieren, zwiichen den Leibesringen und in den Gelenken bejonders weich ift und bei der Bewegung nadgibt, oft auch ftellenweile, namentlih an den Scheren, wenn foldhe vorhanden find, einen höheren Grad der Härte erlangt. Sehr häufig bildet er befonders im Bereiche der vorderen Segmente rechts und infs eine Duplifatur oder Falte, die den Körper umfaßt und in manchen Fällen, jo bei Waffer: flöhen und Mufchelfrebjen, zu der jchon erwähnten zmweiklappigen, mujcelähnlihen Schale auswächlt. Bei jehr vielen Rankenfüßern ift, in erfter Linie zufolge der im ausgebildeten Zuftande feftfigenden Lebensweife diefer Tiere, die Schale nicht nur bejonders reich) an Kalk: jagen, es wird vielmehr ihre Ähnlichkeit mit den Gehäufen der Weichtiere jo groß, daß ältere Naturforjcher die Nanfenfüßer für abweichende, abenteuerlihe Mollusfen anjahen. Die oft pradptvoll bunten Farben beruhen teil3 auf Farbftoffen, die die Unterhaut unter dem ganzen Banzer durchlesen, Hauptfächlich aber auf befonderen, reich veräjtelten Bellen diejes Gewebes, in denen fih der Farbitoff auf den Mittelpunkt der Zellen zufammenziehen und wieder bis in die feinften Ausläufer verteilen Fann, jo daß er bald fait unfichtbar, bald in voller Breite zu jehen ift. Solche Zellen, die neuerdings namentlich von Doflein und von Degner unterjucht wurden, find oft vielfernig und haben weiße, gelbe, rote, braune, violette und blaue Farben in bald flüffiger, bald feinförniger Befchaffenheit, und mandhmal mehrere über und nebeneinander. Rot oder vötlichgelb ift bei Krebjen eine weitverbreitete Farbe, 692 Krebje. und man Fan es in gewilfen Sinne die Urfarbe diejer Tierklaffe nennen, zu der die meiften nach) ihrem Tode zurücfehren, da fi) der blaue Stoff dann teils auflöft, teils in voten ver wandelt. . Die rote Farbe ift auch vielfach jolhen Krebjen eigentümlich, die in der Tiefjee [eben und damit dem Lichte und feinen mittelbaren und unmittelbaren Einflüffen entzogen find. Soldhe Kruftentiere hingegen, die in Höhlen und ähnlichen unterirdiichen Räumen haufen oder fi) in Sand und Schlamm eingraben, erjcheinen bleichjüchtig hell. Die auf hoher See in den oberen Wafjerjehichten lebenden Krebje und ebenjo die ftändig frei Jhmwim- menden Formen unjerer Seen find meift vollkommen glasartig durchfichtig. Nahe verwandte Arten find bisweilen verjehieden gefärbt, finden fih dann aber au) an verjchiedenen Ortlich: feiten und gleichen der vorherrichenden Farbe des dortigen Untergrumdes. Auch die nän- liche Art kann in flachen Wafjer der Färbung der Umgebung entiprechend abändern. So ift nad) Beobachtungen von Carrington und Lovett der Tajchenfrebs auf hellem Sandboven gelbgrau, rötlihbraun aber auf jolhem, der eifenihüfltg ift, und mattbraun, oft mit einem Stich ins Grünliche, auf Schlammboden. In den Pfügen, die zur Zeit der Ebbe auf und zwifchen den Diorit und Syenitfeljen der Kanalinjeln zurücbleiben und durch eine reiche bunte Meeresflora ausgezeihnet find, finden fi auch die bunteften Stüde der Tajchenkrebie, namentlich prächtig grüne mit weißen Abzeichen. Selbit ein md dasjelbe Stüd paßt oftmals jeine Farbe der Färbung jeiner jeweiligen Umgebung an, eben infolge der Beweglichkeit des Farbitoffes in den Farbenzellen, den jo- genannten Chromatophoren. Mabdorff Hat an einer in ver Kieler Bucht und überhaupt an den meiften Küften Europas und Nordamerifas häufigen Aljel, Idothea baltica Pall., um: faffende Unterfuhungen darüber angeftellt. Smmer entjprachen die von ihm beobachteten Tiere in ihrer Farbe der nächiten Umgebung und oft in jo hohem Grade, daß er nad) monatelanger Beichäftigung mit ihnen Doch noch hin md wieder getäufcht wurde. sn dunfeln und hellen Schüffeln veränderten die Affen durch Ausdehnung und Zujammenziehung der Farbenzellen ihre Färbung immer in entjprehender Weife. Überzog der Beobachter ihre Augen mit einer Schicht von Ihwarzem Lad, dann verloren fie jene Fähigkeit, die übrigens auch nicht bei allen, ver Färbung nach) von Haufe aus untereinander jehr verihiedenen Stüden die näm: liche war. Ohne Einfluß waren Nahrung, unmittelbare Lihtwirkung, Salzgehalt des Wafjers und Temperatur, während bei anderen Krebjen, wie ver Mittelmeergarnele Nica edulis Risso, der Farbftoff in ven Chromatophoren fich bei herabgeleßter Temperatur zujfammenzieht. Da alle Barzerteile ftarr find, jo wachjen fie nicht in dem Maße mit, wie der Krebs jelbit, fie müfjen daher von Zeit zu Zeit abgeworfen werden, was der Foricher als Häuten, der Fiicher meift al3 „Schalen“, „Muten‘‘ oder „Mintern‘‘ bezeichnet. DViele fi) nicht häu- tende Gliedertiere find ja nach ihrer Verwandlung und nachdem ihr Hautffelett eine gemwijje Starrheit und Feftigfeit erlangte, an eine beftimmte Größe gebunden: fie wachjen nicht mehr. - Die fich periodijch häutenvden Krebje haben dagegen die Fähigkeit erlangt, zeitlebens zu wachen. Man betrachte einige hundert Maifäfer: ihre geringen Größenunterichiede haben fie aus ihrem Buppenzuftande ererbt, und während ihrer furzen Schwärmzeit gleichen fie fic) nicht aus. Ein Fleiner Krebs hat aber die Hoffnung, ein großer zu werden, wenn nicht eine unkluge Nationalökonomie ihn jchon als Züngling der Küche überliefert. Die Häutung ift ein anziehender Vorgang, der am Flußfrebs jchon von Neaumur in der erjten Hälfte des 18. Jahrhunderts, jpäter von M. Braun, Dröfcher und anderen, am Hummer namentlich von Chrenbaum eingehend unterjucht worden ift. Bedenft man, daß nicht mn die feinften äußeren Organe, Fühlhörner, Augen, Kiemen ee A ee Zn Allgemeines. 623 dabei ihrer Hüllen ledig werden, jondern jogar der Darmkanal, die hitinige Magenhaut und die Zähne, die fie bildet, an der Häutung teilnehmen, fo begreift man, daß unjer Flußfrebs einige Tage vor der Häutung feinen großen Appetit verrät: wer fünnte viel ans Eifen denken, wenn ihm alle Zähne wadeln? Man merkt die bevorftehende Katajtrophe auch durd) das Gefühl: drückt man mit dem Finger auf den Banzer, jo gibt er etwas nad. Er hat fi) nämlich Schon im der vorhergehenden Zeit durch Auflöfung feines Kalkes teilweile gelodert, namentlic$ am unteren Bruftpanzer und in den engften Teilen der Scheren. Bald darauf wird der Krebs unwuhig. Cr reibt die Beine gegeneinander, dann wirft er fid) auf den Niüden, arbeitet mit dem ganzen Körper, und jchließlich gelingt e3 ihm, die Haut zu zerreißen, die am Nüden den Banzer des Kopfbruftftücdes mit dem Schwanz verbindet, während bet dei Kurzieäwanzkrebjen im gleihen Falle ein Längsriß oben in der Dede des Kopfbruftitücdes entjteht. Das Sprengen des Banzers erfordert offenbar große Kraftanjtrengungen und joll, nad Vibou, auch dadurch wejentlich erleichtert werden, daß weit mehr Wafjer als jonjt dent Blute beigemischt ift. Durch die Wafjeraufnahme wird der Blutorud erhöht, ev wird aber außerdem noch weiter dadurd verftärft, daß aus den diden Scheren und jonjtigen Olied- maßen das Blut nach) dem Körper hin abftrömt. Brit man nämlich zu diefer Zeit das Ende einer Schere ab, jo erjcheint e3 leer: die Weichteile find bereits zulammengejhrumpft und haben fich bis ins zweite Glied zurüdigezogen. Daß übrigens auch bei anderen Krebjen die Erhöhung des Binnendrudes bei der Häutung eine Rolle jpielt, dafür pricht eine Beob- achtung Giesbrechts: ein Hüpferling, Notopterophorus, füllte fih vor der Häutung das ganze Darmrohr mit Wafjer und erreichte dadurch die Sprengung der alten und Glättung der neuen Hülle Auf diefe erfte Anftrengung folgt beim Flußfrebs, eine Zeit der Aube. Bald aber beginnt er feine Beine und alle anderen Körperteile wieder zu bewegen, und num fieht man, wie fie) der Banzer des Kopfbruftftüces mehr und mehr hebt und feinen Abjtand von den Beinen vergrößert. Im wenigen Minuten oder Stunden hat fi) der Krebs aus feiner Haut gezogen, indem er exit, mit dem Kopfteil fih nach Hinten ftemmend, Augen umd Fühler frei madt und dann jeine Beine aus ihren engen Hüllen herauszwängt. Das lebtere macht ihın die größten Schwierigkeiten. Nachdem jedoch auch dieje vielleicht chmerzhafte Arbeit vollendet ift, entledigt fich der Krebs jeiner Kleidung geihwind. Er zieht den Kopf unter dem Kücdenjchilde hervor, und der Schwanz arbeitet fih nun leicht aus feinem Futteral heraus. Die abgeftreifte Hülle ift manchmal bis auf jenen queren Riß am Anja des Schwanzes un- verjehrt. Der eben aus feiner Hülle gekrochene Krebs hat eine weiche Hautbededung, ift darum wehrlos umd, da ihm ein feftes äußeres Widerlager für feine Musteln fehlt, völlig hilflos. Aber diefer bedenkliche Zuftand, worin der Flußfrebs als ‚„‚Butterfreb3‘ bezeichnet wird, geht dank einer zwedmäßigen Einrihtung in wenigen Tagen vorüber. Jedermann find jene Iinjenförmigen Kalkbildungen befannt, die jogenannten „SKrebsaugen“ oder „Krebsiteine‘‘, die vor der Häutung von den Seitenteilen der Magenwand abgejchieden werden. Da aber aud) der Magen von einem Chitinbelag ausgekleidet ift, jo liegen die Steine zunächft unter diejen, je einer an jeder Seite. Erjt mit der Häutung gelangen fie in den Wagen felbjt und werden bier vajch aufgelöft. Der Kalk geht in die Blutflüfftgfeit über und wird jchlieglich an die Zellen abgegeben, die ven Panzer abjeheiven. Beim Hummer, defjen Sautbededung uns mittelbar nach der Häutung eine wundervoll jamtihwarze Farbe bejigt, dauert die Erhärz tung bedeutend länger, ebenfalls jehr lange bei den Finzichwänzigen Krebjen over Krabben; dieje ziehen fich während diejer Zeit zurüd, indem fie fich in Felsrigen, unter Steinen over auch in Erdlöchern verbergen. Nicht alle Kruftentiere werfen indefjen ihre Haut in ganzen 624 Strebie. ab; die Ajfeln zum Beifpiel häuten fich zwar vielmals in ihrem Leben, aber die alte Haut fällt in zwei Stüden ab, jo daß der Vorderteil des Tieres noch in der alten Schale jteden fann, während das Hinterende jhon davon befreit ift. Die Größenzunahme nad der Häutung ift nicht unbeträchtlich. Hyatt beobachtete, daß ein Hummer nad) der Häutung um mehr als den fünften Teil feiner früheren Länge zuge: nommen hatte. Die Zahl der Häutungen, die ein Kruftentier in feinem Leben zu überjtehen hat, it nac) den Arten jeher verfchieden; im allgemeinen jcheinen fich Fleinere viel öfter al3 größere zu bäuten. Surine beobachtete, daß Wafjerflöhe innerhalb 17 Tagen fich achtinal diefem Gejchäft unterzogen. Unfer Flußfrebs häutet fich im erften Jahre vielleicht jechg= bis zehnmal, im zwei- ten fünfmal, im dritten viermal, vom vierten oder fünften ab, wo etwa er fortpflanzungsfähig wird, im männlichen Gejchlecht wohl meijt zweimal, im weiblichen nur einmal jährlid. Nad) Schiemenz aber würde fi auch der männliche reife Krebs nur einmal jährlich häuten. Bei manchen, vielleicht bei allen Krabben jeheinen fich übrigens die beiden Gefchlechter nicht zugleich zu häuten. Bald nad) der Häutung des Weibehens findet die Begattung jtatt. Das hat einen beftimmten Grund: die Krabbenweibehen üben wie viele Krebje eine Brut- pflege aus, fie heiten fih die abgelegten Gier an ihrem Körper an und tragen fie bis zum Ausihlüpfen der Larven mit fih herum. Würde nun die Ciablage vor der Häutung ftatt- finden, dann würden die Eier mit dem Banzer abgeworfen werden und verlorengehen; erfolgt fie dagegen kurz nad) der Häutung, dann haben die Eier die zur Entwidelung nötige Zeit. Nun wird ung auch das eigentümliche Verhalten der Strandfrabbe, Carcinus maenas L., verjtändlih. Das Männchen diejes Krebjes bemächtigt ich, nach) Cofte, des Weibhens zur Zeit, wenn deifen Häutung bevoriteht und jchleppt e8 mehrere Tage mit fich herum, um die Yäu- tung abzuwarten. Gleich läßt fih das friichgehäutete Weibchen indeffen nicht begatten, jon- dern erjt nach) einigen Tagen, wenn der VBanzer jchon eine gewilje Härte erreicht hat. Der Körper der Krebje zerfällt wie der aller Gliedertiere in eine Neihe hintereinander ges legener Ninge, Segmente oder Metamere. Während nun aber bei den Ningelwürmern (vgl. ©. 273), im allgemeinen wenigjtens, ein Ning dem anderen jowohl äußerlich als innerlich gleicht, zeigen die einzelnen Metamere der Krebfe untereinander häufig eine vecht verjchiedene Ausbil- dung. Man bezeichnet diefe Art ver Segmentierung als heteronom im Gegenfaß zur Homonomen der Gliederwürmer. Vielfach treten dazu in gewiffen Abjchnitten des Leibes VBerfehmelzungen mehrerer Ninge ein. So hat der Kopf immer den Wert von mehreren Segmenten, mindejtens fünf haben Anteil an feiner Bildung. Aber auch darüber hinaus laffen fih VBerwachlungen feitjtellen. Nur in jehr jeltenen Fällen ift dev Kopf deutlich von dem darauffolgenden eriten Bruftfegment getrennt, meilt vielmehr ift er mit ihm verwachlen, und diejes wieder mit einer Eleineven oder größeren Anzahl der folgenden Bruftjegmente zu dem Kopfbrujtjtüd over ge phalothorar, an vejjen Bildung fie) unter Umftänden jogar noch einige Ninge des Hinter: leibes over des Abdomen, das im gewöhnlichen Sprachgebrauch beim Flußfrebs, Hummer und anderen Arten „Schwanz genannt wird, beteiligen. Bei ausgebildeten Kruftern Fanır die Segmentierung dur Schmarogertum in höherem oder geringerem Grade verwilcht werden. Sind die Grenzen der Segmente nicht mehr zu erkennen, dann fan uns vielfach über Ihre Zahl die der Gliedmaßen Auffchluß geben; denn urjprünglich tritt an jedem Ning ein Paar folcher jeitlicher Anhänge auf. Sie fehlen an ven Segmenten der Bruft nur felten, öfter Ihon an denen des Hinterleibes, find dagegen an denen des Kopfes faft ftetS vorhanden und. zu Frohe und Taftwerkeugen umgewandelt. Allgemeines. 625 Die Gliedmaßen der Krebstiere Laffen fih aus Gründen der vergleichenden Anatontie und Entwidelungsgefhichte in ihrem Bau auf eine Grundform zurücdführen, die man Spalt: fuß nennt und die bei zahlreichen Struftaceen, am beften bei ven Kopepoden (vgl. Abb. a), wiederfehrt. Yom dritten Glied an — die beiden erften bilden den Stamm — find jolche Füße gegabelt, die Glieder ftehen aljo nicht in einer Zeile, wie beim Spinnenbein, jondern in zwei ten. Bon diefer Grundform laffen fi alle die mannigfaltigen Oliedmaßenformen ableiten, die wir in den verschiedenen Familien, ja oft jogar am gleichen Tiere antreffen. So Fünnen alle Glieder untereinander verfchmelzen und durch reihen Borftenbefat zu einem Blattfuß werden (vgl. Abb. b), oder es Fünnen einzelne in Wegfall treten, wie 3. B. an dem Schreitfuß eines Slohkrebjes (vgl. Abb. ce). Wenn, wie in diefem Falle, am ausgebildeten Tier nur mehr der Snnenaft erhalten ift, fo findet fi) Doch an der entjpre= chenden Stelle der Jugenpftadien oft noch der typische Spaltfuß. Eine Ausnahme von diejer Kegel macht nur das erite Glied- maßenpaar, bieerften$ühleroder ersten Antennen. Sie find Stets einäftig, jelbft bei den Larven zuftänden. Pan jtellt fie Daher auch als Antennulae den zweiten Antennen, die immer Spaltfuß: Harakter Haben, gegenüber. Häus: fig ift allerdings die erfte Antenne icheinbarzweiäftig,abernurfchein- Bruftgliedomaßen von Krebätteren: a) Spaltfuß eines Auderfuß- ! R , E fvebies, b) Blattfuß von Diaphanosoma brachyurum Lievin, ce) Shrettfuß bar, ven die aftartigen ‚eben: von Gammarus pulex ZL. p Die Ölteder des Stammes, e äußerer Aft, i tanerer geißeln‘“, die neben dem Hauptaft Alt, ep Kiemenanhang. a a von Dr. ©. a b vorfommen, find Neubildungen. Beide Fühlerpaare find Sinneswerkeuge, die Träger der Geruchs> oder Gejchmads- organe, mit denen der Krebs feine Beute wittert. Sie fönnen jedoh au andere Aufgaben mit übernehmen. So dienen die Fühler der Kopepoden und Oftracoden gleichzeitig zur Fort bewegung, während bei den Wafferflöhen das zweite Baar ausjchlieglich zum Nudern verwendet wird. Mitunter find die Antennen zu Klammerorganen umgejtaltet, wie bei den Männchen der Nuderfüßer und mancher Blattfüßer, und werden dann zum Feithalten der Weibihen während der Begattung gebraudt. Zum gleichen Zwede, zum Anklammern und Anheften an anderen Tieren oder an leblojen Gegenftänden, find [hlieglih auch die Fühler bei vielen ihmarogenden und feitjigenden Formen umgebilbet. Die drei nädhftfolgenden Paare von Körperanhängen find die Kiefer, ein Baar Ober: fiefer oder Mandibeln und zwei Baar Unterkiefer oder Marxillen, die fi) wie bei den fauenden Snjekten von außen nad) innen gegeneinander bewegen. Bei manchen Ihmarogenden Kruftern haben fich diefe Kiefer der Geftalt nach wejentlich verändert und bilden einen Rüffel, mit dem die Tiere ihre flüjfige Nahrung zu fi nehmen. Zu diejen drei Baaren von Mundgliedmaßen treten in vielen Fällen bis zu fünf weitere Paare als Hilfskiefer, Kieferfüße oder Marilli- peden hinzu. Sie find ihrer Entjtehung und Lage nach) Bruftbeine, die aber nicht im Dienjte der Drtsbewegung ftehen, Jondern mit den beiden Unterkieferpaaren zum Fefthalten, Betajten Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 40 626 Srebie. und Zurechtlegen der Nahrung verwendet werden, während die Oberfiefer die weitere Zer- Eleinerung der Nahrung vornehmen. Bei den zehnfüßigen Krebjen, zu denen auch ver Flup- frebs zählt, find drei jolher Hilfskieferpaare vorhanden, bei vielen anderen Krebjen finden fie fih in geringerer Zahl. Das Zerfauen und Zerzupfen der Beute wird durch die „Kauladen’ vorgenommen, bejonders reich mit Zähnen und Borften verjehene Glieder des Stammes und des Innenaftes der Mundglievmaßen, während das Befühlen vorwiegend mit ven Außenäften gejchieht, die man deshalb au „Tafter” nennt. Beim Flußfrebs find dieje fat ftändig in Bewegung zur Erneuerung de3 Atemwafjers. Die Gliedmaßen der Bruftfegmente find außerordentlich verichteden gebildet, je nach der Art der Bewegung, die fie ausführen. So find fie Laufbeine bei ven Zehnfüßern und Afjeln, blattförmige Nuderfüße bei den Kiemenfüßern, zweiäftig geteilte Schwimmfüße bei den Hüpferlingen oder Zyflopiven, Strudelorgane bei den feftfigenden Seepoden und Enten: mufchen, und endlich Fönnen fie bei jehr rücgebildeten Shmarogenden Formen überhaupt fehlen. „Sceren” entjtehen dadurd), daß fich das lette Glied gegen eine Elingenartige Verlängerung des vorleßten bewegt. Bei „Naubfüßen” wird das lebte Glied nad) Ant eines Tajchenmeilers in eine Furhe des vorleßten eingefhlagen. Die Hinterleibsbeine haben bei verjchievenen Gruppen der Krebstiere verjchiedene Beltimmung und daher verfchiedene Geftalt, find aber immer anders als die Bruftbeine bejhhaffen. Sie fünnen Bewegungsorgane jein, die Sum vermitteln, dem Anheften der Eier oder noch anderen Zweden dienen. Die Sinnesorgane find bisweilen jehr hoch entwidelt. Augen fommen in zweierlei Art vor, aber jelten bei dem gleichen Tiere, wie es bei Sinjeften jo häufig ift. Entweder find fie einfach, bisweilen nur in der Einzahl vorhanden, oder fie ericheinen als Facetten- augen, ähnlich denen der Kerfe, und beftehen unter Umftänden aus einer großen Anzahl zu: Jammengedrängter Feilfürmiger Einzelaugen oder Facetten; jo hat die Riejentiefjeeafjel, Bathy- nomus giganteus M.-E., an jedem ihrer beiven Augen deren nicht weniger als 4000. Bei vielen Krebjen fiten die Mugen auf beweglichen Stielen, den Augenträgern oder Ophthalmo- phoren, die bei einigen Krabben jehr lang find. Bei Krebjen verichiedenfter Art, die in unterirdiihen Höhlen leben, find die Augen rüd- gebildet, und zwar in jehr verichiedenem Grade bis zum völligen Schwund, wie das ja aud) in anderen Tierflaffen bei unterirdiich lebenden Arten die Negel ift. Auch im Dunkel der Tiefjee leben jo mandje blinde Krebsarten, daneben aber auch joldhe mit viefig vergrößerten Augen, mit lihtftarfem optiichen Apparat und glänzendem Augenhintergrund, der wohl die Ausnußung des Ihwahen, von Leuchttieren ausgehenden Lichtes fteigert und das Auge gleich dem der Kaben zu einem jcheinbar leuchtenden macht. Auch manche Krebje der höheren Wafjerihichten haben einen jolchen leuchtenden Augenhintergrund, ein Tapetum lucidum. Das Niehvermögen vieler Krebje ift ausgezeichnet entwidelt, wie uns die Tatjache lehrt, daß dieje Tiere durch die Gegenwart von Nahrungsmitteln im Waffer in Furzer Zeit angeloct werden. Man bringt deshalb Nas oder Stüde von Fiihen und Krabben als Köder in den Fallen an, mit denen man Krebje, Hummern und Krabben fängt. AS hauptjächlichites Kieche oder Schmedorgan — eine jcharfe Grenze zwischen beiden dürfte hier Faum zu ziehen jein, jo daß man am beiten vom Drgan des hemijchen Sinnes jpriht — ift nad) Ver: juchen von Nagel, Bethe und Doflein die Antennula anzufehen, wenn fie auch vielleicht nicht das einzige Drgan diefes Sinnes ift. Snsbefondere find es jchlauchförmige, mifrofkopijch teine Hächen auf diefen vorderen Antennen, von denen bei manchen Krebjen einige am Ende einen feinen Saarpinfel bilden, die wenigftens zum Teil die Niechempfindung vermitteln. Sie Allgemeines. 627 find im allgemeinen bei männlichen Tieren befjer entwidelt als bei weiblichen, umd bet jehen- den weniger reich al3 bei blinden. Hauptjiß ver Taftempfindung find beive Antennenpaare, insbejondere aber die langen, fühlhornartigen Nebengeißeln, die, wie auf ©. 625 erwähnt, oft an den zweiten, jeltener an den erjten Antennen ausgebildet find. Aber nicht num auf ihnen fißen gelenfig eingefügte, Sinneellen tragende Borften, jondern auch an anderen erponierten Stellen des Krebsförpers, an den Beinen, namentlih an deren Gelenken, an den Schwanzplatten und an vorjpringen= den Kanten und Flächen. Blinden Formen von Tiefjeefrebjen wird mandmal durd) groß: artig entwidelte Spür= und Taftorgane das mangelnde, weil unnüße Geficht gewiß reichlich und jehr zwecfentiprechend erjeßt. Ein ähnlicher, wen auch bei weiten nicht jo vollfornmener Erjag für das fehlende Sehvermögen ilt dem blinden Flußfrebs der Mammuthöhle in Ken: tudy, Cambarus pellueidus Tellk., in höher entwidelten Empfindungsborften geboten, die fi über den ganzen Körper ra, bejonders aber am Kopfende finden. Der einwandfreie Beweis, daß Krebje hören fünnen, ift nicht erbracht. Was man Früher als Gehörorgane oder „Dtozyiten” bejchrieben hat, betrachtet man jet als „Statozyften”, dv. h. al Drgane des Gleihgewichtsfinnes. Bei den zehnfüßigen Krebjen fißt je ein jolches Organ im Bajalglievd der Antermula; es beiteht aus einem Bläschen, dejjen Srnen= ‚wand mit Borjten bejet ift, die oft Hörfteindhen, ‚„Statolithen”, tragen. Dieje Statolithen find manchmal nichts anderes als natürlicher Sand. Bei den langfhwänzigen Zehnfüßern fteht nämlich das Hörbläshhen mit der Außenweli dur) einen Spalt in Verbindung, es ijt bier aljo ein Sörfäddhen, und e8 ijt Elar, daß es im Falle der Häutung jo gut wie die Aus- fleivung des Magens und Enddarms abgeworfen werden muß. Dabei gehen auch die in diefen Chitinbeutel eingeflojjenen Gehörfteine mit verloren, und fie müfjfen erjeßt werden. Henjen jah nun als eriter, wie ein Kleiner Seefrebs fi) jeine „Ohren“ voll feinen Kies ftopfte und jomit die verlorengegangenen Gehörfteine ergänzte. Bon Erner aber ftammt ein Ichöner Berjuch, der die Bedeutung der Statozyften als Oleihgewichtsorgane ficherjtellt. Diejer Foriher jeßte eine Garnele nad) der Häutung auf Eifenftaub, jo daß fie ihre Statozyften mit diejem der magnetischen Wirkung zugänglichen Material anfüllte Brachte man jet einen Magneten in die Nähe, jo wirkte nicht mehr bloß die Schwerkraft auf die Statolithen, jondern auch die magnetische Kraft, und für den Krebs waren das Oben und das Unten gleichlam verjfchoben, weshalb er fich nicht mehr in gewöhnlicher Weife, Jondern jo gut wie möglich nach der Nefultante aus der Schwerkraft und der magnetiihen Kraft orientierte, alfo bei jeitlicher Einwirkung des Magneten den Körper nach der entgegengejeßten Seite jehräg ftelltee. Statozyften finden fich auch bei ver Familie der Miyfiven; hier liegen fie im Schwanzfächer und find von der Außenwelt abgeichlofjen wie bei ven Krabben. Auch bei Flohfrebjen hat man Statozyften bejchrieben. ‚Sm Anihluß hieran jei erwähnt, daß mande Krebje Töne von fi) geben. Gewilje Krabben der Gattung Ocypoda haben am vorlesten Glied ihres rechten Scherenbeines eine feilenartige Zeijte, mit der fie an einer anderen jcharffantigen Leifte des zweiten Gliedes, vom Aumpfe aus gerechnet, desjelben Beines hinftreichend einen piependen Ton erzeugen, und manche Garnelenarten machen ein für ihre Größe bemerfenswertes fnipjendes Geräufh. Von der Langufte wird unten hnliches zu berichten fein. Bei einigen in der Tiefe und jelbjt in Oberflächennähe im Meere lebenden Spaltfüßern oder Schizopoden Fommen an den Seiten des Hinterleibes oder auch am Kopfe eigentümliche Drgane vor, die früher alS Nebenaugen angejehen wurden, in der Tat aber Leuchtorgane find, Das zentrale Nerventyftem ift ein Stridleiternerveniyitem mit über dem Vorderdarm 40* 628 Krebie. im Kopf gelegenem Gehirn und einer dem Rumpf angehörigen Bauchganglienfette, die vorn mit dem Gehirn durch die den Borderdarm umfaffenden jogenannten Schlundkommifjuren verbunden ift. Die paarige Oanglienkette gibt mit den Längsfajern zwijchen den hintereinanderliegenven Ganglien und mit den Duerfafern zwischen je zwei Ganglienpartnern das Stridleiterbild, das jedoch beim ausgebildeten Tiere oft pur Konzentration der Ganglien hodhgradig beeinträchtigt it. Das Gehirn entjendet unter anderem die Seh: und Antennennerven, die Öanglien des Baud): marks die Nerven zu den Olieomaßen. Ein ympathilhes Nerveniyften verjorgt, wenigitens beim Flußfvebs, bei Krabben umd ähnliden Formen, das Herz und ven Berdauumgsapparat. Die Verdauungsorgane der Kruftaceen zeigen eine größere Öleichinäßigfeit des Baues als die Segmentalanhänge Ein großer Teil diefer Wejen, nämlich fat alle Malakoftrafen und viele Entomoftrafen, ernähren fih ausihhlieglih von tierifcher Kojt, demgemäß ift das Verdauungsrohr meilt gerade und Furz. Der Mund ift nicht endftändig, Jondern findet fih an ver Baucdhjjeite etwas von vor- deren Kopfrande entfernt. Die Speijeröhre, in die bloß bei ven Strudelfüßern Speichelvrüjen münden, führt van bei den Zehnfüßern, wohl überhaupt allgemein bei ven Malakoftrafen, jowie auch bei den Mufchelfrebjen in einen geräumigen Magen, dejfen Innenfläche meift mit einer Neihe von Hervorragungen, Xeiften und Zähnen bejegt ift, die durch bejondere Muskeln bewegt werden. Diefer Kaumagen feßt das durch die Dberkiefer angefangene Kau- geihäft fort. Verwidelte Neufen aus feinften Härchen verhindern dabei, daß nicht vollfommen zerichrotete Nahrungsteile in den Darın gelangen, der vom Magen aus dur) den Hinterleib als ein faft gerader, dünner Schlau verläuft und den man bei den Flußfrebjen mit dem Enöftüc des Schwanzes leicht ausreißen Fan. Die fogenannte Leber auf beiden Seiten des Magens ift beim Flußfrebs oder Hummer an ihrer gelben oder gelblihbraumen Farbe und dem faferigelappigen Bau leicht zu erkennen. Neben der Abjonderung des Baudhipeichels fonumt ihr hauptfächlich auch das Auffaugen der Nahrungsjäfte zu. Bei den meiften Ento- moftrafen ift der Darın eine einfache, gleichweite Röhre, an der ein Magenabjcehnitt nicht nach- weisbar ift, und die Leber ift in Zorn zweier, felten mehrerer einfacher oder auch veräftelter Blindfchläuche am Anfange des Darınes vorhanden. Der Blutumlaufsapparat ift wieder jehr verichtedenartig entwicelt, jowohl was den Umfang und die Geftalt des Herzens anbetrifft alS auc die Anzahl feiner feitlichen Öffnungen, duch die das Blut aufgenommen wird, jowie nad) dem Grade der Ausbildung der von ihm ausgehenden Gefäße. ES herrjeht die größte Mannigfaltigfeit, vom pulfterenden Nücdengefäß oder dem einfahhen Tönnchenherz der Wafjerflöhe bis zu jenen Fomplizierteren Fällen, 100 das arterielle Blut in röhrenförmigen Gefäßen bis zu den Organen, die e3 zu verjorgen hat, geleitet wird, um bier erft in wandungsloje Räume, jogenannte Lakunen, einzutreten, von ihnen aus den Kiemen zuzufteömen und fi) dan wieder in Benen zu jammeln, jo daß aljo das Gefäßiyften fat ein geichloffenes ift. Zumeilen fehlen auch Kreislauforgane vollfommen, . jo den Nankenfüßern, vielen Ruderfüßern und einigen Mufchelfrebjen. Eine eigentliche Leibes- höhle gibt es bei ven Krebjen nicht. Das Blut enthält in der Negel Blutkörperchen und ijt bei ven Krebstieren meift farb- (03, bei unferem Flußfrebs höchitens mit einem violettlihen Scheine, bei manchen Oat- tungen der Hüpferlinge ift es rot, aber alle diefe Tiere faugen das Blut von Fiichen, aljo von votblütigen Wirbeltieren. Bejondere Atmungsorgane können bei Heinen Krebsarten fehlen, und dann wird der nötige Sauerftoff durch die dünne Haut aufgenommen; wenn fie aber vorkommen, dann find BEN Allgenteines. 629 es in der Regel Kiemen. Sie ftellen im einfachiten Falle Doppelwandige Platten over rich tiger jehr ftark abgeflahhte Tajchen dar, die in wechjelnder Zahl am Grundglieve der Bruft- oder auch der Hinterleibsbeine figen. Auch die fever- oder büjhelfürmigen Kiemen der zehn- füßigen Krebje find Anhänge des Stammgliedes der Bruft- und Kieferfüße, wenn fie auch) iheinbar in das Innere des Körpers dadurch verlagert worden find, daß die Seitenteile des Kopfbruftichildes fi) über fie hinweg gewölbt und eine geräumige Kiemenhöhle gebildet haben. Bei einigen landlebigen Formen find die Kiemen ftarf zurückgebildet oder auch ganz ge= Ihwunden. Dann hat, wie 3.8. beim Balmenräuber (Birgus latro Ybst.), die Kiemenhöhle die Funktion einer Zunge übernommen, oder e3 treten, wie bei manchen Landafjeln, an dei Abdominalfüßen luftführende Räume auf, die der Amung dienen. Als Aussheidungsorgane von der Tätigkeit der Nieren fommen befonders zwei Arten von Drüfen vor, die Antennendrüfe und die Schalendrüfe. Gene mündet an der Bafis der zweiten Antenne nad außen und ift im allgemeinen für die Malakoftrafen bezeichnen. Die Schalendrüfe, jo genannt, weil man ihr früher die Bildung der Schale zufchrieb, mündet jevderjeitS neben den hinteren Unterkiefer nad) außen und findet fich fait nur bei Entonw- ftrafen. Beiderlei Drüfen find bei Nebalia und den Mufjchelkrebjen ausgebildet. Weitaus die Mehrzahl der Krebje ift getrennt gejchlechtlich, nur bei feftfigenden oder feftfigend-[dmarogenden Formen, wie es die Wurzelfüßer und die Fiihaffeln find, finden fi) Bmwitter. Sm einigen Fällen, bei Floh- und Mufchelfrebjen, tritt neben der zweigejchlechtlichen auch noch eine eingejchlechtliche Fortpflanzung duch Sungfernzeugung auf. Meijt wechjehr dann, jo wie wir e3 an den Nädertieren Fennenlernten, beide Fortpflanzungsweilen vegel- mäßig miteinander ab. Bei einzelnen Arten (3. B. Mufchelfrebjen) hat allerdings die lebtere jo jehr überhandgenommen, daß man die Männchen nur äußerft felten gefunden hat oder überhaupt nit fennt. —— Gejhlehtliher Dimorphismus, äußere Ungleichheit der Gejhlehter, gilt bei den Kruftern als Regel, und oft find beide Gejchlechter in ganz beveutendem Maße Eörperlich ver- ihieden entwidelt. Bei den langihwänzigen Zehnfüßern find die Männchen meilt größer, wehrhafter und ftärfer als die Weibchen. Dies Fommt bei Furzichwänzigen zwar auch vor, gewöhnlich ift e3 hier aber umgekehrt, die Weibchen find oft beträchtlich, bei einem Mufchel- . wächter, Pinnotheres pisum L., jogar dreimal größer als die Männchen, und bei manchen Kanfenfüßern und parafitären Affeln, bei denen neben Zwittertum doc) au Trennung der Gejhlehter auftritt, wird das Mißverhältnis noch viel größer, indem die Männchen zu Zmwer: gen herabjinfen, die auf oder bei den Weibchen Jchmarogen. Bei den Furzihmwänzigen Zehnfüßern ift der Hinterleib der Weibchen, der auf der Unter- jeite die Eier trägt, eben weil er als eine Art Dedel für die Brut dient, wejentlich breiter al3 bei ven Männchen. Sehr häufig find im männlichen Gejhleht Gliedmaßen zum Fafjen und Fefthalten der Weibchen während der Baarung oder auch zum Übertragen des Samens in bejonderer Weife umgeftaltet. Dft find die Männchen aud im Belit höher entwidelter Sinne: und Bewegungsorgane zum Aufipüren, Verfolgen und Einholen der Weibchen. Der Zahl nach überwiegen teilweile die Männchen bedeutend die Weibchen, in anderen Fällen verhält fich dies, wie [don erwähnt, in noch höherem Grade gerade umgekehrt. Die äußeren Gefchlehtsöffnungen liegen auf der Unterfeite meift in erheblicher Entfer- nung vom After, ehr häufig im Grenzgebiet von Kopfbruftftüd und Schwanz. Von Hilfswerk- zeugen der eigentlichen Gejchlechtsorgane finden ji) bei ven weiblichen Kruftazeen oft Bläschen zur Aufnahme des Samens, bei den männlichen oft ftilett- oder papillenfürmige Hilfsorgane 630 Krebie. für die Befruchtung, die meilt aus umgewandelten Gliedmaßen hervorgehen. Meift wird der männliche Zeugungsitoff den Weibehen in Gejtalt von Schläuhen an die äußere Gejchlechts- öffnung gebeftet, wobei der Flußfrebs das Weibchen mit den Scheren faßt, es-auf den Rüden wirft und in einem ziemlich langwierigen Verfahren die Samenpatronen an ihm befeitigt. Die Mehrzahl der weiblichen Krebe ift mit beionderen Hilfseinrichtungen zur Brutpflege ausgerüftet. Sehr häufig jonvern Drüjen eıtiweder die Schalen der Eier oder einen bejonderen Kitt ab, mit dem die Eier an dem Körper der Mutter befejtigt werden. Dieje Befeftigung findet an verichtevenen Stellen des Hinterleibes, namentlich an feinen oft hierzu bejonders umgejtal- teten Gliedmaßen, Ian und betrifft die einzelnen Eier oder Gruppen von jolchen, die unvegel- mäßige Träubchen oder von einer gemeinfamen Hülle umgebene, eigenartig gejtaltete Pakete dar- jtellen. Bei manden Formen finden fi) bejondere Bruträume, die entweder durch umgeftaltete Glied- maßen oder Kiemenblätter gebildet oder durch Ab- wandlungen der Rüdenjchale hervorgebracht werden. Die Mujchelfrebfe machen übrigens von der ziem- ih allgemein gültigen Kegel, daß die Weibchen der Krufter ihre Gier mit fich herumjchleppen, mehr: fach Ausnahmen. So läßt fie Candona einfach in das Waffer fallen, Cypris legt fie an Wafjerpflan- zen, und Notodromas monacha Müll. tlebt fie in regelmäßigen Reihen an Steinen felt. Die Eier namentlich der größeren Krebsarten find jelbjt bei nahe verwandten oft jehr verjchieden, jo daß man dieje danach bejtimmen fann. Die Ver- Ichiedenheit betrifft faum die Geftalt, wohl aber die Farbe und Größe Die Eiablage mag im allge meinen an beftimmte Zeiten gebunden fein, die aber durchaus nicht immer etwa in den Frühling und Oben: Nauplius von Cyclops albidus Jurin. Sommer fallen. Sm Gegenteil haben viele Arten, . Aus C. Claus, „Die frei Iebenden Eopepoden”. Leipzig n... or. ‚ 1863. — Unten: Metanaupliu3 von nee bejonvers der Eurzihwänzigen Behnfüßer, gerade u haus: on: ne Laborato den Wintermonaten reife Eier bei fi. Bemerkenswert ift ferner die Tatjache, daß die wejtindiichen Sanahrahhen, um ihre reifen Gier abzufegen, das Meer auffuchen müfjen. Das ift eine Erjheinung, die man vergleihen kann mit dem Ablaichen der Male und mancher anderen Slußfiihe im Meere; e3 ift ein Beifpiel für das jogenannte biogenetische Grundgefeß, nad) welchem ein Gejchöpf in feinem Entwicelungsgang den feiner ganzen Sippe wiederholen muß. Die Größe der Eier fteht faft immer im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Zahl, was überhaupt in der Tierreihe eine faft allgemeine und leicht erflärliche Erfcheinung ift. Denn je mehr Nahrungsftoff in vem Ei vorhanden ift, um jo jelbjtändiger werden die aus ihm hervorgehenden Jungen fein, und ein um jo größerer Teil von ihnen wird der Wahrjchein- lichkeit nach das fortpflanzungsfähige Alter erreichen. Süßwafferbewohner erzeugen oft viel weniger und größere Eier als Meeresbewohner. So liegt die Sache bei vielen Kruftentieren des jüßen Waffers: unfer Krebs verhält fich jo gegenüber dem Hummer, die Jüdeuropätiche Süßwafjerfrabbe gegenüber ihren Werwandten des Meeres, und dasielbe Verhältnis befteht Allgemeines. 631 im allgemeinen zwifchen Sißwaffer- und Ceefifhen. Von der unter. Umftänden hervor: gebrachten Menge der Eier kann man fi) einen Begriff machen, wer man hört, daß Xandois durch jorgjame Zählung feftitellte, daß eine einzige weibliche Langufte von 44 cm Länge und 197 & Gewicht deren nicht weniger als 148416 mit fich herumtrug. Die meiften Krufter verlaffen das Ei nicht in ihrer endgültigen Gejtalt, fie müfjen viel- ‚mehr eine Metamorphofe oder Verwandlung verjchiedenen Umfanges durchlaufen. Viele Krebje des Meeres, feltener des füßen Waffers, kriechen als mikrojfopijch Kleine Wejen von eirumder Geftalt, mit einem vorn in der Mitte gelegenen, dreiteiligen Auge und drei VBein- paaren aus dem Ei. Das vorderfte Baar ift einfach und ftellt die Antennula dar, die beiden anderen find zweiäftig, jehr anjehnlic, did und mit Borften bejeßt und verwandeln fi) Ipäter in die zweiten Antennen und die Mandibeln; vorläufig dienen fie aber noch alle gleihmäßig der Fortbewegung. Eine Joldhe Zarve, die früher für ein jelbftändiges Tier gehalten. wurde, heißt ein Nauplius. Nauplien find allgemein verbreitet bei Kiemenfüßern, Mujchelfrebjen, Hüpfer: lingen und Ranfenfüßern; jehr jelten find fie hingegen bei Zehnfüßern, den Flohfrebjen und Afjeln fehlen fie ganz. Durch Längenwadhstum, Hinzutritt weiterer Gliedmaßenpaare und Umwandlung der vorderiten zu Fühlern und Kaumwerkzeugen entjteht nad und nad) aus dem Nauplius das fertige Tier. Die meiften zehnfüßigen Krebje des Meeres, lang- wie furziehwänzige, verlaffen das Ei gleich als joge- nannte Zoda, al3 geftrecte, winzige Wefen mit 7—8 Gliedmaßenpaaren, nämlich den Antennen, Nandibeln, Marillen und zwei bis drei Kieferfüßen. Der Hinter: leib ift lang und jehon gegliedert, entbehrt jedoch der Beinanhänge Bon Sinnesorganen ift außer den Ai \ N großen, paarigen, zufammengejegten Augen no ein nen Eleines unpaares Stirnauge vorhanden, das dem der a Nauplien entjpricht (f. die Abb.). Während die meijten Krabben und langihmwänzigen Krebje am Boden leben — nur die Garnelen machen hiervon al3 Familie eine Ausnahme —, find die eben als Zoda bezeichneten Larven gleich ven Nauplien Sreifehrwimmer. Sie tummeln fi, wenn auch meilt in dev Nähe der Küften, doch an der Ober- fläche des Meeres oder einige Fuß darunter umher und teilen mit den meilten ihrer Verbrei- tungsgenofjen vielfach die Eigenjchaft einer oft jo vollkommenen Durdhfichtigfeit, daß fie ihre Inwejenheit entweder gar nicht oder nur durch die im Verhältnis zum Körper auffallend großen Augen verraten. Die Staheln, welche die meilten Zoten als Berlängerungen an ihrem Kücfenpanzer befigen und bei einigen Hochjeeformen joldhe Größe erreichen Fönnen, daß der Körper faßt ftabfürmig erjcheint, find nad) Chun und anderen wohl. als Schweborgane auf- zufaffen, die ein vajches Abfinfen verhindern jollen, Bei einigen langihwänzigen Zehnfügern tritt die Zoda nad) einer Häutung in ein aber= malige3 bejonderes Larvenjtadtum, das jogenannte Myjis-Stadium. Mysis heißt nämlid) eine Gattung Eleiner Krebje aus der Ordnung der Spaltfüher oder Schizopoden, der jene 632 Krebfe. Zarve ihrem äußeren Aufbau nach ungemein gleicht, weshalb fie au al3 Schizopoden- Stadium bezeichnet wird. Eine derartige Zarve hat außer den urjprünglihen Mundertre- mitäten und den Kieferfüßen noch weitere fünf Baar Bruftbeine, die aber nicht als Schreit- füße, wie beim erwachjenen Krebs, entwidelt, fondern typijch zweiäftig find und als Ruder benußt werden. Eine Annäherung an die endgültige Gejtalt zeigt jih Thon im Bau der . Augen, denn dieje find nunmehr bereit3 gejtielt. Kaum weiter entwicelt ift dagegen der Hinterleib, denn er ift zwar wohl gegliedert, aber ihm fehlen immer no) die Gliedmaßen- anhänge. Nachdem diefe Jugendform bedeutend gewachjen ift, erjcheint nach einer legten Häutung das ausgebildete, fortpflanzungsfähige Tier. Ein Cypris-Stadium findet fich bei Ranfenfüßern und heißt deshalb jo, weil auf ihm die Larve, in diefem Falle auch Buppe genannt, einer häufigen Mufchelfrebsgattung unferer füßen Öewäffer, Cypris, einigermaßen gleicht. Sie befißt nämlich wie dieje eine doppelflappige Schale nad) Art der Mujcheln, aus deren unterem Längsjpalt die beiden Fühler und jechs Paar Schwinmbeine hervortreten. Weiteres von der Verwandlung wird bei den einzelnen Ordnungen eingejhaltet werden. Daß bei jehr vielen Krebjen des fügen Mafjerd das Jugendleben abgekürzt ericheint und eine Metamorphofe fih nicht findet, it wohl auch) zu erklären. Das Larvenleben ijt offenbar eine Einrichtung, gejehaffen für Be: wohner der weiten Meeresräume. Denn die 25 Kleinheit, in der die Larven der meerbewoh- en .nenden Krebfe da3 Ei verlafjen, jowie ihre Gewohnbeit, in allen Schihten des MWajjers zu leben, gibt ©elegenheit, vaß fie von den Strömungen auf weite Entfernungen fortgetrieben werden und jo das Gebiet ihres Borfommens wejentlich erweitert wird. Ein ungeheurer Teil freilich geht verloren, aber e3 gelangen immer no) genug Tiere zur Öejchlechtsreife, um den Abgang der Art durch ihren Nahwuchs zu erjegen. Nicht ohne Bedeutung, jedenfalls nicht ohne Ssutereffe, tjt Folgende Tatjadhe. Ein Kleiner Krebs, Palaemonetes varians Leach, lebt, nach den Beobadtungen von Baul Mayer, bei Neapel in ganz füßem Waffer und verläßt das Ei mit jämtlihen Beinanhängen des Kopfes und der Bruft, den meiften Kiemen und den eriten fünf Hinterleibsbeinen in Geftalt von Kuojpen. Denjelben Krebs beobachtete Boas bei Kopenhagen, aber in bradigem Waljer, und hier jchlüpft er in viel weniger entwideltem Zu- ftande aus dem Ei. Die Kopfglieomaßen find zwar alle da, aber von Kiemen und Schwinm- füßen findet fi) noch Feine Spur. E3 ift mithin die Entwicdelung diejes Tieres im fügen Wafjer gegenüber der im bradigen abgefürzt. Sehr interejjant find au) Beobahtungen und Erwägungen, die Fris Müller in Brafilien über zwei verwandte Süßmwafjer-Garnelen gemacht hat. Die in dem Ihiffbaren Stajahy-Strom lebenden Garnelen verlajfen das Ei als Zoka. Anders aber ein in felfigen Bächen lebender Palaemon. Während bei jeinem nächlten Vetter im Stajahy ein gleihgroßes Weibehen etwa 1200 Eier hat, trägt das der Badhgarnele felten mehr al$ 20, meift fogar nur 6—8 mit fi) herum, die aber um jo größer find. Hier rüftet die Mutter durch den im Ei enthaltenen Nahrungsftoff die Kinder jo weit aus, daß fie als faft ganz fertige junge Garnelen das Ei verlaffen können, doch müfjen fie fih noch innerhalb 4 Tagen dreimal häuten, bevor ihre Mundwerkzeuge zum Freffen gefchiekt find. „‚Unfere (d. h. die brafilichen) Bäche“, fährt Müller fort, „haben fi meift tiefe Schluchten gegraben, in | j j | ; { | Allgemeines. 633 denen te mit zahlreichen Eleineren und größeren Fällen vajch zutage eilen; die ruhigen Tümpel am Fuße der Wafjerfälle find der Lieblingsaufenthalt der Garnele. Schwämme ihre junge Brut umber, wie die Zoda ihrer flußbewohnenden Gattungsgenoffin, jo hätte fie ficher zum größeren Teil nach) jedem Gemitterregen „der |trömende Giekbach hinweg in Strudel der Wellen gerifjen“. Sollte die Art in diejen oft jo wilden Bächen gedeihen, jo mußte entweder die Zoka=geit eine jo Eurze werden, daß Ausfiht war, fie oftmals ohne- Gewitter zu durchleben, oder e3 mußte Ihon die Zoda fih in Schlupfwinfel verfriechen und da fich feftzubalten lernen. Beides ift geihehen; in 3—4Amal 24 Stunden ift jest nicht nur die Zoda-, e3 ift die ganze Larven- - zeit vorüber, und jchon die Zoda-Gliedmaßen, die jet bisweilen Faum noch minutenlang tätig find, haben ihre inneren Afte zu Gangbeinen entwicelt, die auffällig Eräftige, Iharfe, ftarf gekriimmte EndElauen tragen.” Wie alt die Kruftentiere werden, wiffen wir im allgemeinen nicht, manche aber, wie die japanijche Nielenfrabbe, Kaempfferia kaempfferi Haan, oder große Hummer mögen wohl häufig ein bedeutendes Alter, von 30 Jahren und vielleicht noch mehr, erreichen. Wenn unjer Zlußfrebs viel Glüc hat, Fannı er fein Leben vielleicht auf 20 Sahre bringen, aber jolche Veteranen dürften jelten fein. Sacculina carcini Thomps., der merkwürdige, an Krabben Ihmarogende Wurzelfreb3, lebt, nach den Beobachtungen von Yves Delage, 3. Jahre und 2—3 Monate, und den meiften Fleineren Formen dürfte wohl nur ein Furzes, bisweilen faum tagelanges Dafein befchieven fein. | Die Größe der Krebfe ijt jehr Schwankend und erreicht befonders nach oben viel höhere Örenzwerte als bei den Snjekten; j9 wird die japanijche Niefenfrabbe jo groß, daß ihre Scheren- füge über 3 m Elaftern und jo die wie ein Mannesarın werden, dabei ift ihr Rumpf 50 cm lang. Ganz alte Hummern können auch gegen 70 cm lang werden. Solde gigantijche Er: jheinungen find aber in der Gegenwart Ausnahmen; die meiften Krabben find zwifchen 2 und 7 em breit, die Affeln erreichen, allerdings nur in einer einzigen Form, die alle anderen weit hinter fi läßt, ihr Höchjjtes bei 20 cm. Die meiften Entomoftrafen find Klein, jelbft winzig, wenn fie auch nie im ausgebildeten Zuftande mifrojfopifch find. Ebenjo Jhwanfend wie die Größe ijt natürlich au) da8 Gewicht der Krebje. Wie jchwer die japanijche Niejenkrabbe wird, findet fich nicht angegeben, aber Tafchenfrebje der Art Cancer pagurus ZL. von mehr al3 7 kg Gewicht hat man jhon gefangen. Das Wachstum der größeren Formen geht im allgemeinen langjam vor fi und um Jo langjamer, je älter fie find, Kleine Formen erreichen hingegen bald den Höchitbetrag ihrer Größe. 13 eine befondere Art des Wahstums erjcheint das Negenerationsvermögen, und mit ihm geht Hand in Hand die Fähigkeit, Gliedmaßen, wie man fi ausdrüdt, „freiwillig“ abzumerfen, die Selbitverftümmelung oder Autotomie. Mit welcher Leichtigkeit zehn: füßige Krebje oder Krabben, wenn man fie derb padt, ein Bein oder gar eine Schere fahren laffen, ift befannt. Jeder Sammler von Krebjen weiß, daß namentlich die Oplatheen und Borzellanen mit äußerfter Vorficht behandelt werden müffen, wenn fie nicht in der Hand des Fängers fich mehrerer oder auch aller Beine entledigen jollen. Cine echte Krabbe, Xantho, die Carrington auf einen mit Alkohol angefeuchteten Lappen legte, warf fofort alle ihre zehn Beine ab. Db bei dem Borgang wirklich fogenannter freier Wille im Spiele ift, over ob er bloß auf einem Krampf beruht, wie daS Ausfpeien der Eingeweide bei den Holothurien, ift Ihwer zu jagen. Doc dürfte das le&tere der Fall fein, wie denn wohl auch ein Krampf das Bein nahe am Leibe abbricht, werm das Außerfte Glied bejchädigt worden ift. Die Krabben- 634 Krebie. und Hummerfischer behaupten allerdings, daß das Tier, an einem Beine gepacdt, diefes ab: werfe, um zu entlommen. Namentlich jollen auch die Hummern bei Gewitter und Kanonen- donner „aus Schrei ihre Beine verlieren. Das find eben Fiihergejhihten. Zuverläffige Beobachtungen über diejes merfwürdige Gefchehen ftellten Frederieg und Dewis an. Quer um das erjte freie Glied, das Bajalglied, aller zehn Beine der Krabben verläuft eine Naht, in der zwei aufeinanderfolgende urjprünglich getrennte Teile diejes Gliedes fich vereinigen. Hier und nur hier erfolgt der Bruch. St das Bein abgeworfen, jo tritt beim Krebs nur geringe, bei Krabben überhaupt feine Blutung ein. Schneidet man einer Krabbe oder einem Krebs das Bein an einer anderen Stelle vor der Naht durch, jo wirft er es doch an diefer ab und Iichließt jo und unter Bildung eines Häutchens den Kanal, aus dem fein Lebensjaft abfliegen fünnte. Die Fühler wirft fein Krebs freiwillig ab. Übrigens find die zehnfüßigen Krufter durchaus nicht die einzigen, die fich ihrer Beine entäußern, gelegentlich farın man es auch bei Ajfeln und Gejpenftkrebjen (Caprellidae) beobachten. Nach Beobachtungen Varigrys find eben gehäutete und erihöpfte Tiere zur Selbftverftümmelung unfähig. Bei jenen ift der Panzer zu nachgiebig, um zu brechen, bei Diefen die Musfelfraft zu gering. | Daß nun der Kreb3 imftande ift, ein jolches verlorenes Glied wieder zu erjeßen, ijt be= fannt. „ES wächlt wieder nach”, jagt das Volk ganz richtig. An der Stelle der Selbftver- tümmelung wächlt eine Art fegelförmiger Knojpe hervor und nimmt allmählich die Geftalt des abgeworfenen Teiles an. Bei der nächjten Häutung zeigt fi, daß unter der Narbenhaut das verlorene Glied neu angelegt worden ift, jo daß e3 fich unmittelbar nad) der Häutung wieder entfalten Fann, allerdings noch nicht gleich in der Größe, die es vorher hatte; jondern bei jeder Häutung wählt es, und erft nad) langer Zeit erreiht die Oliedmaße annähernd die Größe wie ihr unbejchädigtes älteres Gegenftüd. Daher fommt es, daß man nicht jelten Krebje mit Scherenfüßen und anderen Gliedmaßen findet, die troß vollfommen gleicher Brauch: barfeit und gleihem anatomiihen Bau jehr ungleih groß find. Sm gewiffen Gegenden Spaniens beraubt man dort Barriteta genannte Krebje ihrer Scheren des Verjpeijens halber und verjeßt fie darauf lebend ins Waffer zurüd, wo die Schere wieder nahmwädhlt, ein Vor- gang, der einigermaßen an den Braten vom Schweine Saehrimnir an der Tafel der nor- diihen Götter und Helden in Walhalla erinnert. Weitaus die meiften Krebje haben ihren Aufenthalt im Wafjer, und zwar im Meere, aber nur eine Drdnung, nämlich die der Nanfenfüßer, ift überhaupt auf diejes bejchräntt, während die Kiemenfüßer fait ausjchlieglic) Bewohner des jüßen Walfers find. Zehnfüßer, Affen, Hüpferlinge und Mufchelkrebfe finden fih in jüßem und jakigem Waffer, das Land bewohnen nur einige Ajfeln und Zehnfüßer, langihwänzige jowohl als furzjchwänzige, jowie ein paar Slohfrebie. Sn den nordijchen, bejonders den jchwedischen und finnifchen, aber aud) einigen deutjchen Seen leben eine Anzahl von Formen, deren nächte Verwandte aus dem Meere befannt find. Sm den Wafferanjammlungen zwijchen den Blättern ananasartiger, auf hohen Urwalobäumen des tropiihen Brafiliens parafitiih lebender Pflanzen, Bromelia, finden fi) eigenartige Kleine Hüpferlinge und Mujchelfrebje, die anderswo nicht vorzufommen iheinen. Selbft in den geringen Wafjermengen, die von Moospolftern lange Zeit zurüd- gehalten werden, tummeln fich fait jtet3 Hüpferlinge aus der Familie der Harpactieiven. Jr ven Schwefelquellen von Baravija in Stalien fand Bavefi Mufchelfvebschen, und die interejjante Artemia salina L., eine Kiemenfußform, war in den Salpfannen von Capo d’Sftria, in denen in der Sonne das Seewafjer abgedampft wurde, äußerft munter in einer Lake, Die mindeltens 27— 30 Prozent Salz enthält. Krebie 1. = Y ’ N EEE 3 a) NZ | 7 Einliedlerkrebie. —= —— == N N N | Allgemeines. 639 Die auf dem Lande lebenden Krebje bewohnen doch meift feuchte Stellen und find in der Regel nähtlihe Gejchöpfe, die fich, bisweilen in die Erde eingegraben, den Tag über ver- ftedt halten. Ein Flohfrebs der Gattung Orchestia, wahrjeheinlih O. bottae M.-E., ift bei Trieft in der-Nähe der Küfte jehr häufig an feuchten Stellen. Zn Winter findet man ihn bei Kälte unter tiefliegenden Steinen in Menge beifammen, was man jedod) wohl nicht gerade als eiite Art Winterjchlaf deuten darf. Nicht wenig Krebje leben, wie die Engländer e3 nennen, „between tidemarks“, 2). an einem Küftenftrich, der bei der Flut vom Meere bevect, bei der Ebbe von ihm freigegeben wird, und ähnliche Arten verlaffen in Meeren mit jehr wenig Wafferftandsihwankungen, wie im Adriatiichen, das Waffer gern und oft, um fih in feiner unmittelbaren Nähe zwiichen Steinen, an Felfen und Mauern herumzutreiben. Solcde Formen finden fi) unter den Krabben, Afeln und Flohfrebien. Auch manche Seeeicheln (Balanidae) fiedeln fi jo hoch an der Strand: linie an, daß fie bei hHöchlter Ebbe außerhalb des Waffers fommen. Dieje jchliegen dann einfach ihren Dedelapparat und warten die Wiederkehr der Flut ab, um ihn wieder zu öffnen. Die Nahrung der Krebje beiteht im allgemeinen aus tieriihen Stoffen, jeien es lebende Tiere, jei es Nas, womit auch der Flußfrebs im Notfalle vorliebnimmt. Manche Formen find gewaltige Räuber. Andere freien daneben auch Vflanzenkfoit, wie unjer Flußfrebs, für den der Wafjerarmleuchter, Chara, wohl des Kalkgehaltes wegen eine beliebte Speife ift. Viele leben von Teilchen verwejender Pflanzen: und Tierleihen, von Snfuforien, Diatomeen und anderen, jelbjt größere Krabben des Meeres verichmähen diefe KRoft nicht. Nicht wenige Arten fönnte man jhlieglich ihrer Ernährungsweije entiprehend als Nannoplanktonfreifer zufammen faffen, nämlich alle die Formen, deren Beine zum Herbeiftrudeln und automatifchen Aus: jteben der Kleinften, in ungeheueren Mengen im Waffer jcehwebenden Pflanzen und Tiere ein- gerichtet find. Hierher gehören in eriter Linie die Rankenfüßer und weiterhin die überwiegende Mehrzahl der Blattfüger und Wafjerflöhe. Eine jehr beveutende Zahl ftellen die Krebje zu den Schmarogertieren, und in gemiljen Punkten ift ver Barajitismus bei ihnen am mannigfaltigften und interejfanteiten entwidelt. Bom harmlojen Heinen Zehnfüßer, der die Hohlräume eines Seefjhwammes nur al3 Unter: ichlupf benußt, bis zum Wurzelfüßer, Sacculina, der, an feinem Wirte feftgefogen, zu einem munplofen, ganz ungeftalten Sad entartet, find alle Stufen de3 Schmarogertums vertreten. Aber auch die am meilten durh-ihr Schmarogertum entarteten Formen führen in der Jugend ein freies Leben in ähnlichen ©ejtalten wie die dauernd freilebenden und weilen fich eben durch diefe Fugendformen als zu den Krebjen gehörig aus. - E3 gibt im Meere fat feine Klaffe von Tieren, bei denen fich nicht auch Thmarogende Krebje einzuniften pflegten: jo beziehen Krebje die Schalen der Mufcheln und die Röhren der Jingehvürmer, haufen in Schwämmen und auf Gorgoniven, veranlafjen Korallen zu feltiamen Mißgbildungen, beläftigen Seeigel und Seefterne in verfchiedenfter Weife, entziehen den eigenen Stammesgenofjen die beiten Lebensfjäfte, überfallen in Mafjen die Fiihe und verjchonen felbit die Niefen der Meere, die Waltiere, nicht. Doch erzählt uns der Schwede Aurivillius, daß fie nicht jede Art diefer Xeviathane mit ihrer Gegenwart beehren: Jhmarogende Alfeln, Qüpfer- linge und Ranfenfüßer finden fi) wohl auf der Yaut des nordischen Finnwals, Balaenoptera physalus, aber nicht auf der des Sibbaldjhen Finnwals, Balaenoptera sulfurea, dem fie dafür im Maule zwiichen dem Fajerwerk feiner Barten fißen. Am weiteften geht indefjen eine Affel im Schmarogertum, die eine Art Aftermieterin genannt werden fanıı, denn fie I hmarost bei einem Wurzelfüßer, der jeinerjeits der aufgedrungene, unliebjame Gaft einer Krabbe ift. 636 Krebie. LZeben viele Formen in der Jugend frei und Ihmarogen im Alter, jo fommt auch das Umgefehrte vor: merhvürdige Affeln, die Onathiiden oder PBraniziven, leben in der Jugend auf Fiichen, und jo auch dauernd die Weibchen, während die Männchen jpäter freifebund werden. Hhnliches findet fich noch bei Kopepoden. Ganz bejonder3 zeichnen fich aber die Krufter und namentlich die Krabben und Einfiedler- frebje durch die freundfchaftlichen Berhältnifje aus, die fie mit anderen Tieren, bejonders See- anempnen, eingehen. Sehr ausführlich find diefe hHodhinterefjanten Eriheinungen der Sym- biofe, d. h. des Miteinanderlebens, bei der Betrachtung der Seeanemonen bejprodhen worden. Die Feinde der Krebje find jo mannigfaltig wie diefe jelbjt. Strandvögel, Fiihe, Tinten: fiiche, Nefjeltiere, Stabhelhäuter, Würmer verfhmähen Krebfe, Deren fie Habhaft werden, jo wenig wie anderes Getier. Tintenfifche gelten als bejondere Feinde der Krabben und Garnelen, die fie im freien Waffer fangen, wie aus Klüften und Spalten hervorholen; großen Hummern werden wohl überhaupt nur fie gefährlih. Nur jelten find Krebje Krebzfrejjer, wie Palaemonetes varians Leach. Do auch) der Flußfrebs frißt friieh gehäutete Butterfrebje der eigenen Art. Die Beziehungen der Kruftentiere zu ven Menjchen laufen meijtens darauf hin- aus, daß jene diejen zu Nahrung und Genuß verhelfen: Hunmern, Flußfrebje, Languften, Krabben, Garnelen find bekanntlich Feine zu verachtenden Zierden unferer Tafel. In England, Spanien, China und Oftindien werden die größeren Seepoden gegefjen, die Kleineren zu Tunfen und Brühen verarbeitet, und eine Entenmufchel, Pollicipes cornucopia Leach, wird gejotten in England und PVortugal öfters genoffen und joll recht gut Ihmeden. An den Meeresfüften fönnen Krufter, die im Binnenlande doch mehr Lederbijjen für die oberen Zehntaufend find, in der Tat mit zu den Vollsnahrungsmitteln gezählt werden, freilih nicht in dem Grade wie ein Kiemenfuß aus den Salzjeen von Feljan, der jüolichjten Provinz von Tripolis, der dort unter dem Namen Dut, mit Datteln zu einem Mus oder Teig angerichtet, für die Ein- wohnerjchaft ein wichtiges Lebensmittel abgibt. Auch der mittelbare Nugen, den die Krebje ver Menjhheit bieten, ift, abgejehen von ihrer wichtigen Rolle, die fie als Vertreter der Neinlichkeitspolizei im Meere jpielen, fein un- bedeutender. Unermeßlihe Scharen Feiner Hüpferlinge, Temora, find es, welche die Heringe an unjere und den Zodd, Mallotus villosus, an die öftlichen Küften Nordameritas loden, und die Dadurd) unendlich viel nüßliher als alle obengenannten Lederbiffen, ja für Taufende von Menjhen zur Grumdbedingung des Dajeins werden. Auch Edelfiihe, wie der jfandinavijche Labs und die Nenfen ver Seen unjerer Boralpen, nähren fi faft ausjhließli von Eleinen Kruftern, jener von Süßmwafjerafjeln, diefe wiederum: von Hüpferlingen und Wafferflöhen. Der gemeinen Krabben und der weichleibigen, fetten Einfiedlerfrebje bedient man fich vielfad) als Kövder beim Filhfang, und die Garnelen, die oft in ungeheuren Mengen gefangen werden, verarbeitet man im Dlvenburgifchen zu einem Dungmittel, dem Granat-Guano, auch zu einem Futter für Nußgeflügel und iervögel. Daß die älteren Arzneibücher die Kruftentiere nicht überjahen, läßt fich denken: pulve- vijierte Krebsiteine waren als Lapides cancrorum ein Mittel gegen Magenjäure, obwohl man ebenjogut Kreide anmenden konnte, und, da die alten Apotheker gern das Widerliche zufammengofjen, durften Kelleraffeln, innerlich gegen Harnbeichwerden gegeben, nicht fehlen. Unmittelbar jhädlich ift wohl fein Krebstier dem Menjchen, und wenn ja einmal ein Hummer, Kreb3 oder eine Krabbe einen Menfchen in den Finger zwict, nun — man braudt ihn ja nicht Hinzuhalten. Daß die Kleinen, gelegentlich in Auftern und bejonders Miesmufcheln vorkommenden Krabben, die Mujchelwärter, ihren Wirten giftige Eigenjchaften mitteilen follen, a nt ee Ze ne Di pe | Allgemeines. 637 it Unfinn, e8 find in diefer Beziehung die harmlojejten Gejchöpfe von der Welt. Mittelbar werden allerdings manche Krufter Ichädlih. Die Aufternbänfe haben unter den Überwuche- rungen von Kleinen Seepoden zu leiden, die ihnen die beiten Biffen over richtiger mifrojfo- pilhe Bißchen vor dem Munde wegnehmen, und vermutlich wäre das Meer reicher an wert: vollen Fiihen, wenn e3 nicht jo viele wertloje Krabben und fonftige Krebsarten erzeugte. Aber diejer mittelbare Schaden will wenig jagen gegenüber dem, den gelegentlich eine Afjel, eine Bohrafjel, Limnoria terebrans Leach, anrichtet. Diefer unfcheinbare Gefelle kann, wie man zuerft 1809 in England erfahren mußte, troß feiner Aleinheit (ev ift 2—-5 mm lang) in Gefell- Ihaft einer anderen Forın, Chelura terebrans Phil., die foftbarften Hafenbauten durch das Zerbohren des Holzwerfes vernichten. Dabei ift befonders unangenehm, daß er in den jelbft- verfertigten Gängen jeiner feuchten Wohnjtätten tagelang ohne neuen Zutritt des Waffers leben kann, daher auch alles Holzwerk zwifchen Flut- und Ebbelinie zu zernagen vermag. Sn allgemeinen ift ein Übergewicht tropifcher Formen unter den Krebfen nicht nachzu= weijen. Der Artenreihtum ift, wenn die Arten teilweije auch Feiner jein mögen, in den ark- tiihen und antarktiihen Meeren nicht geringer als in den tropijchen, der Sndioiouenreichtum jogar größer, jo daß wahrjheinlich hier wie dort auf die gleiche Menge Wafjer eine entiprechend gleiche Menge Krebs fommen dürfte. Doch gilt das nur für die Meeres- und allenfalls für die Cüßwafferformen, die Landformen nehmen nach dem Aquator hin entihieden zu. Übrigens ge: hören die größten befannten Meeresbewohner aus der Klaffe der Kruftentiere, die japanijche Kiejenfrabbe und der Hummer, der gemäßigten, leßterer zum Teil jogar den falten Regionen aı. Krebstiere der Vorzeit gehören mit zu den älteften Verfteinerungen, die man fennt. Bereits in den unterfambrifchen Schichten, bejonders reich entwicelt aber im Silur findet fich die merkwürdige, im Verm jehon wieder erlöfchende Gruppe der Trilobiten. E3 find fladj- ‚gedrücte, äußerlich etwas afjelähnliche Tiere, deren oft beftachelter Körper aus einem ftatt- lichen Kopfiild, einem vielglieverigen Rumpf und einem Schwanzihild befteht und an der Unterjeite Spaltfüße trägt, ein Beweis ihrer Zugehörigkeit zu den Krebfen. Die Kopfglied- maßen ‚nebjt den Antennulae erinnern an die Hüpferlinge, bei denen jedoch der Beincharafter der Mumnodteile jchon verloren ift, die veränderlihe Segmentzahl und der Bau der Augen an die Branchiopodiven unter den Blattfüßern. Viele von diefen Meeresbewohnern fonnten fich einrollen wie ein Kugelgürteltier. Bon echten Entomoftrafen fernen wir meerbewohnende Mujchelfrebje gleichfalls jchon aus dem Kambrium, Nankenfüßer feit dem Silur, Blattfüßer mit Sicherheit erft aus dem Devon, die Auderfüßer aber wegen ihrer Zartheit, die fie zur Verfteinerung ungeeignet macht, (edigli) aus der Gegenwart. Die Malafojtrafen finden fi) faft nur in jüngeren Schichten, denn aus dem Kambrium und Silur fennen wir außer jolchen Formen, die zwijchen Blatt: füßern und Malakoftrafen einigermaßen vermitteln, gar feine Nefte von ihnen und aus dem jpäteren Grodaltertum nur vereinzelte, zum Teil übrigens unfichere. Exit vom Beginn des Mittelalters, alfo von der Trias an, find wenigftens die bejjer erhaltungsfähigen Gruppen der Affen und der Zehnfüßer reichlicher vertreten. Das verjteinerte Material gibt, wie jo oft, nur vereinzelte Anhaltspunkte für den Verfud, einen Stammbaum zu entwerfen. So find die Trilobiten zwar ganz gewiß altertümlich organifierte Krebsformen; dies lehrt Son die Vielzahl gleichartiger Beinpaare. Doch müljen wir e3 dahingeftellt fein lafjen, ob fie nur die legten Ausläufer eines alten Stammes find, oder ob auch) Vorfahren anderer Krebsgruppen bei ihnen zu juchen wären. Dagegen jceint einiges dafür zu Tprechen, daß die Malafoftrafen 638 Krebie. in den alten Erdperioden, aus denen wir fte nicht Fennen, tatlähhlicdh noch nicht da waren, fon- dern fich erft fpäter aus Entomoftrafen heraus entwidelt haben. Denn jo lücenhaft die Über: fieferung auch ift, es find vermittelnde Formen, wie wir das jchon andeuteten, in den älteren Schichten vorhanden; auch treten gerade im Dberfarbon Formen von Malafoftrafen auf, die noch Mijchmerkmale der heutigen Legionen und Ordnungen aufmweijen, jo daß etiva in diejer Zeit auch der Ursprung der Malakoftrafen gejucht werden Fünnte So jeheinen aljo die Entomoftrafen die älteren, die Malakoftrafen die jüngeren Krebje zu fein, wie man in der Tat jeit langer Zeit jene die ‚niederen‘, dieje die „höheren’ Krebje nennt. Sinnerhalb der Malafoftrafen ftanmen wohl die Zehnfüßer von Spaltfüßern (Schizo= poden) ab, da fie im Larvenleben noch heute ein „‚Myfisjtadium” durchlaufen. Unter den Zehn: füßern wiederum find allem Anschein nach die Langihwänze, die Mafruren, älter al3 die furz- ihmwänzigen Krabben oder Bracyyuren, dem diefe fennen wir erjt jeit dem oberen Jura, und es mag fein, daß die Krabben fich aus verfchiedenen Gruppen der Langjchwänze herausbildeten. Soviel über die Herkunft der einzelnen Krebsabteilungen. Noch dunkler ift natürlich die Herkunft der ganzen Klaffe. Nur joviel jeheint gewiß, daß die Krebje nicht etiwa von einer der. anderen Glievertierklaffen abzuleiten find, jondern jelber mit an der Bafis des Stammes der Arthropoden Stehen. Die leßteren ihrerjeit3 find zweifellos mit ven Ringelwürmern (Anne- lida) näher als mit irgendwelchen anderen Tieren verwandt: fie teilen mit jenen die metamere Gliederung, die Anordnung der wichtigiten Organe, den ‚‚stricleiterartigen‘ Bau des Nerven- iyftems. Daraufhin Fönnte man num meinen, die Borgejhichte der Krebje müffe fich völlig im Meere abgejpielt haben, wo ja überhaupt von vielen die Wiege des Lebens gejucht wird, wo auch die Würmer nah manchen Anzeichen ihre Urheimat zu haben fcheinen, und wo noch heute wohl der größte Artenreichtum und filher die größte Mannigfaltigfeit der Krebje zu finden ift. Und ficher find Formen wie Landfrabben und Landafjeln oder Flußfrebs und Süß- wafjergarnelen ehemals in jehon ähnlicher Geftalt Meeresbewohner gewejen und erjt jefundär dem Binnenlande oder feinen Gemwällern angepaßt. Die Frage nad) dem Wohnbereich der Krebje in urgrauer Vorzeit it aber damit noch wicht entichieden. Vielmehr jei auf die intereffante Annahme von Simroth hingewiejen, daß eine weit zurücliegende Zeit des Land- lebens ven Krebjen ven Stempel ihrer eigentümlichen Drganijation aufgedrüdt haben mag. Denn jo weit fie auch jebt im Meere verbreitet find, als eigentliche Landtiereigenjchaften,. die fe treu beibehalten haben, fünnten ihr allgemeiner Körper- und Gliedmaßenbau, ferner der Chitinpanzer al3 ehemaliger Schuß gegen Trodenheit und endlich die bemerkenswerte Tatjahhe gedeutet werden, daß die Krebje gleich den Snfekten quergeftreifte Musfulatur haben, niemals aber auch beim zarteften Larvenftadium nur eine Spur von Wimperfleid, wie es jonit bei Waffertieren jo verbreitet ift. Gemäß dem vermutlichen Stammbaume der Krebje haben wir zuerft die „Entomoftrafen“ und dann die „Malakoftrafen” zu behandeln. Während aber die Malakoftrafen eine gut um- Iihlofjene, einheitliche Gruppe bilden, ftellen die Entomoftrafen ein bunt zufammengewürfeltes Häuflein dar, beftehend aus vier, oder mit den ausgeftorbenen Trilobiten fünf, nicht bejonvers nahe miteinander verwandten Ordnungen. Daher behandeln wir bejjer ohne bejondere Zus jammenfaffung zunächjft die vier Entomoftrafenordnungen der Phyllopoda, Ostracoda, Cope- poda und Cirripedia und laffen dann als fünfte Drpnung die Malacostraea folgen, die wir wegen ihrer regelmäßigen, bei allen ihren Angehörigen gleichen Segmentzahl au Anna straca oder Negelfrebje nennen Eönnen, su Bach Blattfüßer: Euphylliopoda. 639 Erite Ordnung: Blattfiiger (Phyllopoda). Die mehr al3 300 Arten der Blattfüßer (Phyllopoda) find größtenteils vecht Kleine Krebschen, denn nur wenige unter ihnen bringen e3 zu einer Länge von einigen Zentimetern. Kennzeichnend für die Ordnung tft der gleichmäßige Bau der Bruftfüße: fie find blattförmig, ‚ gelappt md mit einem flachen Kiemenjäcdkhen ausgerüftet. Shrer Aufgabe nach find die Gliedmaßen in erfter Linie Shwimmfüße, in zweiter dienen fie jedoch auch zum Herbei- jtrıdeln der Nahrung. An Mumndglieomaßen find nur die Fräftigen Mandibeln und Ihwacdhe Marillen vorhanden, von denen das zweite Baar zumeift faft ganz zurücfgebildet ift. Kiefer- füße fehlen. Die Zahl der Körperfegmente wechjelt in hohem Grade; fie find ziemlich gleich- mäßig ausgebildet, jo daß, von dem beinlofen Hinterleib abgejehen, eine Gliederung des Körpers in größere Abjehnitie nur wenig hervortritt. Sehr verfchiedenartig wird das Ausjehen diefer Tiere durch den Umftand, daß Schalenbildungen teils ganz fehlen und da, wo fie vor- handen find, in ihrer Form jehr wechjeln. Die paarigen Seitenaugen find zuweilen, vor allem bei den wenigen räuberiichen Formen, vecht anfehnlich entwidelt; daneben findet fich aber faft ftets noch ein unpaares Stirnauge, das dem der Naupliuslarve entjpricht. Bon den meijten Blattfüßern werden die Weibchen gewöhnlich mafjenhaft, die Männchen hingegen äußerjt jelten gefunden. Ya, von einer der gemeinften Gattungen, dem Kiefenfuß, find die Männchen überhaupt erft 1856 von Kozubomffi entdedt und bis zum heutigen Tage nur hin umd wieder gefangen worden. Von anderen fommen fie nur eine furze Zeit des Sahres vor, und e3 folgen ji) während der übrigen Monate mehrere parthenogenetijch erzeugte Oenerationen von Weibchen. Auch darin unterjcheivet fich diefe Drdnung in ihrer ejamtheit von den an- deren, daß ihre meijten Mitglieder im jügen Waifer oder wenigftens in Binnengewäflern leben. Grjte Unterordnung: Euphyllopoda. Die größten der jebt lebenden Phyllopovden gehören zur Unterordnung Euphyllopoda, die in drei Familien mit zwar nur wenigen, aber ausgezeichneten Gattungen vertreten ift. Der reich jegmentierte Körper hat zahlreiche, mindeftens zehn Baar Kiemenblattfüße und meilt: eine Schalenhiülle, die jedoch den Zungen jtets fehlt. Fat durchweg gehören die Guphyllo- poden den Binnengewäljern an und jegen durch ihr mafjenhaftes Erjeheinen an Orten, wo jte jahrelang nicht bemerkt wurden, den in Erftaunen, der nicht weiß, daß ihre Eier die Ent- wicelungsfähigfeit bewahren, auch wenn fie mehrere Jahre eingetrodnet liegen. Die Jungen verlajjen als Nauplius gewöhnlich die Eier, zeigen in manchen Fällen jedoch bereits die An- lagen weiterer Gliedmaßen und werden dann als Metanauplius bezeichnet (Abb., S. 630). Gänzlich fehlt die Schale in der Familie der Kiemenfüße (Branchipodidae). Der Körper ift langgeftredt; man fan an ihm den Kopf mit den beiden großen, geftielten Seiten- augen und dem Kleinen Naupliusauge auf der Stirn, ferner die Bruft mit 11 Paar Shwinm- fügen und da3 lange fußloje Abdomen unterfcheiven, das fich nach hinten allmählich verjüngt umd im zwei ftarfe gefiederte Borften (die jogenannte Furca) ausläuft. Die erften Antennen find Klein und fadenfürmig, die zweiten dagegen recht anfehnlich, befonders im männlichen Geichlecht, 100 fie zu Fräftigen, großen Zangen umgebildet find und zum Fefthalten der Weibchen während der Begattung dienen. Die eigentlihen Begattungsorgane der Männchen liegen am 640 Krebie. Grunde des Hinterleibs und beftehen aus zwei ftarfen Hafen. An der gleichen Stelle findet fich bei den Weibchen, je nach der Art, eine in ihrer Form jehr wechjelnve Tajche, in Der die Gier vor der Ablage aufbewahrt werden und ihre legte Ausbildung erhalten. Die Branchipodidae, vorzüglide Schwimmer, die fehnell und ficher mit dem Nüden nad) unten durchs Waffer gleiten, find in zahlreichen Arten über die ganze Erde verteilt; bei uns find die beiden häuftgften Branchipus schaefferi Fischer (stagnalis, pisciformis), der „Stchförmige Kiemenfuß” Schaeffers, und Chirocephalus grubei Dybowski. Erxjterer it etwa 12 mm groß, le&terer erreicht 25 mm umd mehr. Beide find blaßgelblich gefärbt mit lebhaften bunten Zeichnungen und treten im zeitigen Frühjahr in Pfügen und Lachen auf, die der . Schneejhmele und reihlihen Niederfchlägen ihre Entjtehung verdanken. Mit dem Austrocknen dev Tümpel im April und Mai verfehwinden auch die Kiemenfüße. Ch. grubei j&eint die lichten Wälder und Wäffer mit faulendem Laub zu bevorzugen, B. schaefferi dagegen jonnigere Pfüsen mit Lehmboden. Die zwei Arten find leicht zu unterfheiden an ihren Stirnanhängen, die zwifchen den Antermen ftehen; fie find bei Br. schaefteri lange Fäden (f. die Abb.), bei Ch. grubei, wie bei den ibrigen 3—4 deutfchen Arten der Gattungen Chirocephalus Prevost und Streptocephalus Baird, gefaltet und gezähnt. Ganz fehlen die Stirnfortfäge bei dem jonft ähnlichen, ftet3 etwas £leiner bleibenden Salzfrebshen oder Salinenfiemen- fuß, Artemisia salina L. (Artemia), das außerdem durch) jehr Eurze Furkalanhänge am Hinterleib gekennzeichnet ift. In Deutihland findet fi das Salzkvebschen nur in Seejahgjalnen bei Greifswald, jonft aber in jalzigen Binnengewäflern ganz Guropas, in Kleinafien und Hgypten. Das Salzkrebschen ift eine von den Arten, bei denen die a - Fortpflanzung durch Eier ohne männliches Zutun, die joge oe chen Tora un nannte Parthenogenefis, ficher beobachtet wurde. Karl Vogt größent, ee N und v. Siebold bemerften bereit mit Staunen, daß oftmals in Sablafen nur weibliche Tiere diejer Art gefunden werden, Yus den Salinen in der Nähe von Trieft verfchaffte fich fodann v. Siebold Salptrebschen und ihre Eier, woraus er monatelang Brut ausjhlieglich weiblichen Gejchlechtes zug. Er konnte daran auch Beobachtungen über die Lebensweije anftellen, die wir um I. lieber mitteilen, al3 fie auch auf die iibrigen Blattfüßer viel Licht werfen. . „Am die Herbeifhaffung von Futter für meine Artemienkolonien glaubte ich mich nicht befümmern zu dürfen, da ich bemerkt hatte, daß der Verdauungsfanal der von mir erzogenen Artemien ftetS mit Schlammbeftandteilen in ununterbrocdenem Zufammenhang von der Mund: höhle bis zum After angefüllt war. Mean fieht diefe Salzkrebschen jehr häufig und andauernd mit diefer Schlammaufnahme bejchäftigt, wobei fie dicht über dem Grunde des Wajjerz, mit dem Nücken ihres Leibes den Ioderen Schlamm berührend, hin und her Schwimmen und leb= teren durch die rafchen, regelmäßigen Bewegungen ihrer nie ruhenden Iuderfüschen aufwühlen. Der aufgewühlte Schlamm gleitet alsdann dicht am Munde vorbei und wird auf der Wüttel- linie des Bauches entlang von vorn nach hinten fortgetrieben. Sedenfalls werden auf dieje Weije die Artemien, wie die übrigen Phyllopoden, gewiffe Beitandteile des aufgemwühlten e | k 4 Blattfüßer: Euphyllopoda. in 641 Schlammes mit ihren Mundorganen nah Willkür fefthalten und verjchluden. Sehr häufig bemerfte ich, daß diefe Tierchen bei diefem Gejchäft längere Zeit an einer und derielben Stelle des Grundes verweilten, und daß fie alsdann ihren ganzen Körper fenkrecht in die Höhe vich- teten. Auch in diefer Stellung, gleihfam auf dem Kopfe ftehend, fetten fie ununterbrochen die Bewegungen ihrer Ruderfüße fort, durch weldhe fie den aufgewühlten Schlamm ebenfalls an ihren Mundteilen vorbeitrieben und nach und nad) eine fürmliche Grube aushöhlten, in welche fie ihr Kopfende immer tiefer einbohrten. BVerjhiedene Individuen drehten fich bei vem Umberihiwimmen auf dem jchlammigen Grunde plöglich um ihre Läng3- achje, jo daß fie den Boden mit der Bauchfläche berührten. Syn diejer Lage verweilten die Artemien alsdann längere Zeit auf einer und der- jelben Stelle, oder fie Frochen, Furhen dureh den Schlamm ziehend, langjam weiter. Gewiß wurden bei diefem Benehmen, welches unter fortwährenden Ruderbewegungen ftattfand, Futterftoffe von den Arte mien aufgenommen und verihludt. ‚„lußerdem jhwammen dieje lebhaften Salzkrebshen, wahrjchein= lich wenn fie fie) gejättigt fühlten, im freien Waller ihrer Behälter nad) allen Ricdtungen ziemlich rafc) Hin und her, überjehlugen fi öfter, wie e3 i'hien, aus Übermut, ftießen zuweilen, als wollten fie fich neden, aneinz, ander umd fuhren jodann blisjchnell wieder auseinander. Bei diefem taftlofen Durhjfehwimmen ihrer Wafjerbehälter werben diejfe Tierchen wahrscheinlich feine Gelegenheit vorübergehen lafjen, die im freien Wafjer flottierenden Futterftoffe, welche ihnen vor das Maul fommen, feftzuhalten und zu verihhluden; diefes fortwährende Verihluden von Schlammteilen ift den Sabßfrebschen jedenfalls Bedürfnis, zumal da ihre Verdauung3- organe gewiß nur einen jehr geringen Teil diejer als Futter aufgenom: menen Stoffe werden allimilieren förmen. Schon die außerordentlichen Fäzesmengen, melde die Artemien fortwährend auf den Grund ihrer Wafjerbehälter fallen lajen, deuten auf die ungeheure Gefräßigfeit Diejer Tieren hin. Mittels des hier mitgeteilten Verfahrens ijt mir die Auf- zucjt der Artemien-Embryos, welche der aus Trieft überjendete Shlamm yannsemnom Sarz- in jehr reichlicher Anzahl geliefert hat, auf das vortrefflichfte bis zur En vollftändigen Gefchlechtsreife gelungen. Immer waren e8 nur einzelne fart vergr. Aus Bronn, Individuen, welche in den verjchiedenen Behältern von meinem Beob- "yes kirrminer Su. ahtungsmaterial mit Tode abgingen.’ Sm Sahre 1874 veröffentligte ein rujfiicher Foriher, Schmanfewitih, eine wichtige Ar= beit iiber Artemisia salina aus den Sakquellen bei Odejja. Bei Zerreißung eines Dammes wurde eine große Menge Salzkrebschen in einen mit abgejegtem Salze erfüllten Teil des Rujalnifer Limans geihwenmt. Während nun nac Wiederheritellung des Dammes das Sal;- wafjer duch Verdunftung fich Fonzentrierte, verwandelte fih die Artemisia salina von Ges neration zu Generation in die aus Tonzentrierterem Waller befannte Artemisia milhauseni Fischer mit jehr Turzen, unbewehrten Schwanzanhängen. Schmantewitjch erzielte diefe Um- wandlung auc durch Fünftlihe Zucht bei langjamer Verdichtung des Salzwaljers in den Zucht gefäßen, und es gelang ihm, durd) die entgegengejeßte Behandlung, dur) allmähliche Ver- dinnung des Salzwafjers, die Artemisia milhauseni in Artemisia salina überzuführen. Bei der Fünftlihen Zucht der legteren in allmählid) verdünnten Salzwafjer glaubte unfer Brehm, Tierleben. 4. Aufl I. Band. 41 642 Serebje. Forjcher eine mit den Kennzeichen von Branchipus schaefferi verjehene Form zu befommen, fo daß eine Tierart in eine andere verwandelt worden wäre, was manche Bezweifler der Ab- ftammungslehre immer von den Forjchern fordern zu müfjen meinten. Sn diefem Punkte ging nun allerdings, wie Samter und Heymons nachmwiejen, Schmankewitich” Behauptung ion zu weit: die Gattungen Artemisia Leach und Branchipus Schäffer bleiben vonein- ander verjchieden. Tatjache aber ift, daß Artemisia salina mit Veränderung des CSalzgehalts auch erhebliche Veränderungen der Geftalt erfährt. Zunehmendem Salzgehalt entjprechen die Formen arietina Züscher, milhauseni Fischer und köppeniana Fischer, mit denen die Artemisia dem Branchipus fchrittweife unähnlicher wird, und umgekehrt findet in jchwacd)- jalzigem Wafjer wirklich mwenigjteng eine Annäherung an die im. Süßmwaljer lebenden Bran- chipus= Formen jtatt. 3 liegen aljo hier Beziehungen vor, ähnlich wie beim Feuer- und Alpenjalamander, wo man jede von beiden Arten durch Darbietung der Lebensbedingungen der anderen gleichfalls zwar nicht gerade in die andere unmvandeln, aber doch ihr in bemer- fensmwerter Weile anähneln konnte. Man müßte mit Blindheit gejchlagen fein, wenn man folche Beilpiele nicht al vollgültige Beweife für die Veränderlichfeit der Arten, diejes Angel- punkte der Abjtammungslehre, gelten lafjen wollte. Daß das Salzfrebschen überhaupt jo verjhievdene Salzgehalte verträgt, tft bei ver Natur jeiner Wohnorte, die oft ftarfer Wafferverdunftung jowie der Verdünnung des Wafjers aus- gejeßt find, jehr begreiflih. Und aus ähnlichen Gründen verfteht fi), daß jeine Eier fid) jowohl bei 0° wie bei 30° C entwideln können; im le&teren Falle brauchen fie nur 24 Stun- den, aber Ihon bei mittlerer Temperatur mehrere Wochen. Weitere, jehr merkwürdige Vhyllopoden find die Kiefenfüße (Triopsidae, Apodidae; die nieverdeutfche „‚Kiefe‘ entjpricht der hochdeutfchen „‚Kieme). Der Körper der zwei in Mitteleuropa lebenden Arten, Triops caneriformis Bosc. (Apus) und Lepidurus pro- ductus Bosc. (Apus), ift von obenher durch eine breite, Jchildförmige, bi 3 cm lange Schale bevedt, auf der vorn die drei fait miteinander verichmelenden Augen liegen. Triops hat- nicht weniger als 60 Waare, Lepidurus 41 Paare von Schwimmfüßen, wovon jedoch beim Weibehen das elfte in zwei Bruttajchen zur Aufnahme der Eier umgeformt ift. Der auffälligfte Unterjchied der beiden Gattungen bejteht aber darin, daß bei Lepidurus das Hinterleibfegment in einer zungenförmigen, gefielten Platte zwiichen den zwei Schwanzfäden endigt, die bei Triops fehlt. Sie leben, oft mit Branchipus zujammen, in Fleineren Süß- waljertümpeln, bei deren Eintrodinen die Tiere alle abjterben, während der Fortbeftand durch die im fejtgewordenen Schlamme ich erhaltenden Eier gefichert ift. Man Fannte von ihnen bis zum Sahre 1856 die Männchen nicht. Deren Entdeder hatte jeine bejondere Freude, daß dies Greignis gerade mit der Hundertjährigen Sahresfeier der erjten über ven ‚‚Erebsartigen Kiefenfuß” erjchienenen Monographie zufammentraf. Im Jahre 1756 hat nämlich ver jeiner Zeit berühmte Naturforicher, der evangeliihe Prediger Schäffer in Regensburg, „anfangs in ver lateinischen und io in der deutichen Mundart” die erite jorgfältige Abhandlung über den Kiefenfuß gegeben. Troß vierjähriger genauer Studien des Tieres war e3 ihm nicht gelungen, Männchen zu entdeden. Eine interejjante Anekdote erzählt Schleiden vom Triops cancriformis, e3 ijt aber nicht befannt, wo er fie her hat. Als Goethe einmal in der Ume gegend von Jena jpazieren ging, brachte man ihm einen lebenden, eben gefangenen Kiefen- Tuß, der jeine Aufmerkfamkeit außerordentlich feffelte. Er wollte mehr davon haben und bot für den nädhjten einen Speziestaler, für den dritten einen Gulden und jo weiter bis auf Blattfüßer: Euphyllopoda. 643 6 Vfennig herab. Aber obwohl viele Leute auf die Suche gingen, wollte es doch nicht ge= lingen, einen zweiten zu erhajchen. ‚„Aderfurchen, Chaufjeegräben, Vertiefungen von Land- und Dorfftragen, auf Adern, Weiden, Bradhen, Wiefen, wie in Gärten, in der Ebene und auch) im Gebirge“, jagt M. Braun treffend, „‚Eönnen, jofern fie nur eben zeitweife Wafjer führen, Wohnftätten für viele Bran- Shiopoden, auch) für Triops und Lepidurus werden. Sie treten nicht jelten plößlih an Drten auf, wo man fie überhaupt noch nicht oder jeit langer Zeit nicht gejehen hat; fein Wunder, daB fie dann vom Volfe als vom Himmel gefallen angejehen werden, wie dies im Auguft 1821, nad) Fr. Brauer, in Wien gejchehen ift, wo in den Vorftädten die nach heftigem Regen auf ven Straßen ftehengebliebenen Lachen große Mengen von Triops cancriformis aufwiejen, die fajt über Nacht zur Entwidelung gefommen waren, an Stellen, die Furz vorher jtaubtroden gewejen. Doch fennt man aud) Drte genug, wo fich dieje Arten jo ziemlich jedes Sahr oder wenigftens in einer Neihe von Jahren zur be= fimmten geit einftellen. Dieje ift für unjere Arten ver- Ihieven: Lepidurus productus ift eine Frühjahrs- oder Kaltwajjerform, Triops cancriformis eine Sommerform; eritere tritt in Lachen auf, die nad) der Schneejchmelge oder nad Frühjahrsüberijhwenmungen entftanden. Es liegt in ven Verhältnifjen, daß die Yebensdauer diejer Arten in der Regel Feine lange ift, jondern fi) auf einige Wochen bis Monate bejhränkt, da das meift eintretende Austrocdnen ver Lachen und Pfügen den Tod diejer Apodiden bedingt.“ Die Eier dagegen vertragen eine Zeit des hochgradigen, wenn auch nicht völligen Eintrodnens oder des Erfrierens, bedürfen jedoch deren nicht al3 unerläßliche Vorbedingung für ihre jpätere Entwidelung, die nach dem erften oder raikässlc Mi SOLLE, ar & einem wiederholten Negengufje eintreten Fanı. Triops eaneriformis Bose, von ber R R Ba Baudhjeite. Natürliche Größe. Aus Leunis- on Gefangenjhaft gehalten, erfreuen die Kiefenfüße Zudwig, „Synopfis der Zoologie”. nicht wenig dur) ihre munteren Bewegungen und die wunderbare Beweglichkeit der zahlreichen Beine und jegen durch ihre Gefräßigkeit und rajches Wahstum in Erftaunen. Sie find Kannibalen: größere Stüde freffen Kleinere auf; mit Vor- liebe wird auch Branchipus als Futter angenommen. Auch die Triopfiven pflanzen ich, jo heißt es gewöhnlich, in der Regel dur) jungfräu- liche Zeugung fort. Männchen findet man nur ganz jelten. Tatfache ift aber, wie Bernard und dv. Zograf nahmwielen, daß jowohl die Männchen als au die Weibchen in Wahrheit Zwitter find, Eier und Samen in ihrer Keimdrüfe bilden, nur daß die Eier beim Männchen nicht zur Reife gelangen, wohl aber die Spermien neben den Ciern beim Weibchen. Dem: nach it bei den Triopfiven durchaus mit der Möglichkeit der Selbftbefruchtung zu rechnen, wo jheinbare VBarthenogenefts vorliegt. Eine andere Familie, bei der der Körper von einer zweiflappigen, beiderjeits am Rüden befeitigten, aljo mujchelähnlihen Schale umjchlofjen ift, find die Limnadiidae (Estheri- idae), die ji in den Schalen von Estheria Rüpp. und einigen ausgeftorbenen Verwandten bi3 ins Devon hinab fiher nachweijen laffen. Die Schalen gleihen dur) den Befit eines 41* 644 Rrebje. Mirbels und Fonzentrifher Zumwachsringe oft in hohem Grave denen von Eleinen Erbjen- mufcheln, jo bei vem jeltenen, bi 12 mm langen, gelegentlich in Bojen und Schlefien ges fundenen Oyzicus tetracerus Krynicki (Estheria eyeladoides). Der Wirbel fehlt bei der etiwas weniger feltenen Limnadia lenticularis Z. (hermanni). Die 5 mm lange Limnetis brachyura O0. F. Müll. hat eine ungeftreifte Schale, die den großen, mit einem jehr langen Schnabel (Noftrum) verjehenen Kopf freiläßt. Allen Vertretern der Familie ift die Umbildung der zweiten Antennen zu jehr wirkfamen Ruderarmen und die Ausbildung der Yugen gemeinjan. Die leßteren find nämlich fo nahe zufammengerüct, daß fie Ihheinbar ein einziges, unpaares Stirnauge bilden. Über dem Auge fißt außerdem bei Limnetis ein becherförmiges „Haftorgan” Smeite Unterordnung: Wajjerflöhe (Cladocera). Bon Formen, wie etwa den Limnadiiden, mag man die Wafjerflöhe (Cladocera) ableiten, eine zweite artenreiche, hauptfächlicg wieder dem Süßwafjer angehörige Unterord- nung der Vhyllopoden. Bei den Kladozeren Fehren die großen geäft- oder geweihförmigen Kuderantennen wieder, ebenjo meilt die mujchelähnlich zweiklappige Schale, die jedoch hier den Kopf nie mit umjchließt. Der Körper ift wenig und undeutlich gegliedert und hat nur vier bis jechs Paar Füße. Wie die Limnadtiven, jo erjcheinen auch die Kladozeren einäugig, weil die Seitenaugen zu einem verfhmolzen find. Meijt ift auch no) das unpaare Nauplius- oder Nebenauge vorhanden, bei einigen Arten übertrifft es das paarige jogar an Größe. Die Wafferflöhe find jämtli) jehr ducchfichtige Gejhöpfe, Jo daß man die innere Drganilation bis in die feinften Einzelheiten überbliden fan. Bor allem die Bewohner größerer Wafjer: anfammlungen find vollfommen farblos und glasartig, die der Tümpel und Teiche hingegen meist gelblich bis rötlichgelb gefärbt. Vielfach finden fic) allerdings auch lebhafte rote, blaue oder grüne Farbflede an den Beinen und am Körper, die als Schmucfarben bejchrieben wurden, jedoch nur ein Zeichen guter Ernährung und an gemifje Fettjtoffe gebunden find. Die Wafferflöhe Schwimmen hurtig und meift ftoßweije in Sprüngen und nähren fi) bis auf die räuberiichen Polyphemiden und Zeptovoriden nur von Bflanzenkoft. Bon bejonderem Interefje find die Fortpflanzungsverhältnifje ver Wajjerflöhe, da meift ein regelmäßiger Wechjel zwiichen Jungfernzeugung und zweigejchlechtliher Fortpflanzung ftattfindet. Die Weibchen bringen, wie jeit langem befannt ift, zweierlei Gier hervor: Sommer- oder Subitaneier und Winter-, Dauer: oder Zatenzeier. Verfolgen wir den Entwidelungs- gang eines Daphnivdenvolfes in einem Teiche etwas genauer. Jm Frühjahr, etwa Ende April, tauchen zumeift die eriten Tiere auf. Sie find entjtanden aus Dauereiern, die auf dem Boden der Gemwäffer oder im Uferfehlamm den Winter über gelegen haben. Alle dieje Tiere find weiblichen Gejchlechtes, wachlen Jchnell heran und beginnen jchon acht Tage, nad) dem fie das Licht der Welt erblickten, fi lebhaft zu vermehren. Da Männchen nicht vor: handen find, jo müffen die Jungen aus unbefrudhteten Eiern, den Sommereiern, entjtehen. Ein Eijaß nach dem andern wird in den Gierjtöden gebildet und tritt in einen bejonderen Teil der Schalenduplifatur, den Brutraum, über. Da entwideln fi aus ihnen in zwei bis drei Tagen die Jungen, die den Alten völlig gleichen, nach ungefähr einer Woche gejchlechtö= reif werden und dann ebenfalls zur rafchen Vermehrung ihres Volkes beitragen. Biele Generationen können jo aufeinanderfolgen. Man wird deshalb leicht einjehen, daß die Zahl der Tiere in dem Teiche rafch zunimmt, zumal 50 und mehr Sommereier auf einmal in den DBrutraum entleert werden Fönnen. Gegen den Herbft zu bemerkt man ein. allmähliches Abnehmen der Cierzahl und der Blattfüker: Wafferflöhe. 645 Smdividuenmenge, umd eines Tages eriheinen unter den Jungen auch Männchen, ebenfalls parthenogenetifch hervorgebradft. Sie find jofort daran zu erkennen, daß ihre erften Antennen bedeutend größer, beweglicher und mit Sinnesborften ausgeitattet find. -E3 findet danad) die Begattung ftatt, während der die Männchen fi mit dem erften zum Greifen eingeric)- teten Beinpaar am Weibchen fejttlammern. Die nunmehr befruchteten Eier, die „Dauereier”, find nicht Jofort entwidelungsfähig, jondern bedürfen einer längeren Ruhezeit und find zu diejem Zmede mit befonders jtarfen Hüllen umgeben. Bei ihrer Ablage löft fich vielfach die ganze Schale mit los, oder e3 plabt ein verdicdter und dunkler gefärbter Teil von ihr ab und umgibt al8 Schußhülle ein over zwei Eier oder ein ganzes Vaketchen von ihnen. Die Schalenverdidung wurde von Surine, ihrem Ent- decer, für eine Frankhafte Bildung gehalten und Ephippium, zu deutjch Sattel, genannt. Sie it vielfah mit Schwimm= und Haftoorriehtungen verjehen, die die Verbreitung begünftigen. Mit der Bildung der befruchteten Eier ift der Fortpflanzungskreislauf abgejchloffen. Die Tiere jterben ab, und aus den Dauereiern entiteht erft im nächjiten Frühjahre das Volk von reuem. Sn verhalten fich die meilten Bewohner großer Teiche und Seen, fie find, wie man jagt, mono zyEliich. Anders die Völker Hleinerer Gemwäjjer, da wird der Zyklus zwei oder mehrmals wiederholt: die Arten find polyzytliich. Die Wintereier tragen dann diefen Namen zu Unrecht, da fie aud) in regelmäßigen Zwifchenräumen im Sommer abgelegt werden. Azykliich, ohne jede Dauereibil- dung und in ftändiger parthenogenetiicher Fortpflanzung, leben einige Bewohner großer Seen. Die Frage, welche Urfachen das Erjceheinen der Männchen und die Bildung der Dauer: eier bedingen, hat wiederholt Bearbeiter gefunden. Nah den Unterfuhungen von Woltered, v. Scharfenberg und PVapanicolau nimmt die Neigung zur Erzeugung von befrudhtungs= bedürftigen Weibchen und von Männden von Generation zu Generation und von Wurf zu Wurf zu. Im Kulturen äußert fi) das darin, daß wohl Weibchen der erjten Generationen fich leicht parthenogenetifch weiter züchten lafjen, während in päteren jelbjt günftigite Be- dingungen, wie gute Ernährung und erhöhte Temperatur, den Eintritt der Gejchlechtlic)- teit faum verhindern fünnen. Die Abbildung auf ©. 646 veranihaulidt uns den Unterjchied der Gejchlechter und führt uns gleichzeitig in den Bau der befannteften Familie der Wafjerflöhe, der Daphniden (Daph- nidae) ein. Am Kopf fällt uns zunädhft das große paarige Auge (0) auf, dicht darunter liegt das Naupliusauge (no). Die Sinnesborften der erften Antennen (ED) werden von einer jchnabel- artigen Verlängerung des Kopfes überdacht; weit größer und Fräftiger find Dagegen die zweiten, die Ruderfühler (LT). Der ganze übrige Körper ift von den Schalenklappen umfchloffen, die nad) hinten in einen Stadel auslaufen. Am lebenden Tier fann man jedoch leicht die einzelnen Drgane durch die Schale hindurch erkennen. Noch zum Kopf gehören die feulenförmigen Manz dibeln (md) und die jehr Kleinen Marillen, darauf folgen die fünf Baar Blattfüße (p). Diefe find jehr ungleich gebaut, je mit einem Kiemenblättchen und einem dichten Borftenbejaß verjehen. Bor den Mandibeln, überdedt von einer großen Oberlippe (I), liegt die Mundöffnung. Sie führt auffteigend in den dünnen Anfangsdarm (oe); daran jchließt fich der Mitteldarm (d), der nach hin- ten umbiegt und noch im Kopf zwei Kleine fichelförmige Blindfächen, die jogenannten Zeberhörn- hen (h), trägt. Die Afteröffnung (a) befindet fi) auf der Nückenfeite des Hinterleives dicht vor den Enödfrallen. Zu beiden Seiten des Darmes erkennt man die Ovarien (ov) und zwischen dem Hinter- leib (pa) und den Schalenklappen einen Raum, der nad) Hinten durch mehrere Zipfel abgejchloffen wird und mehrere Eier beherbergt. E3 ift der Brutraum (b). Vor ihm liegt das tonnen- fürmige Herz (e), teilweile bededt von den ftarten Muskeln (m), die die Nuderfühler bewegen. 646 Krebje. Die Daphnivden find eine außerordentlich vielgeitaltige Familie. Keilhad, der treffliche, 1914 in Kamerun gefallene Kenner der Phyllopoven, zählt für Deutiehland 20 Arten auf, darunter vier aus der Gattung Daphne O. F. M. Die größte ift die im weiblichen Gejchlecht bi5 6 mm lange Daphne magna Straus (Daphnia); etwas Eleiner ift D. pulex De Geer. Beide leben vorzüglid in Kleinen und Kleinjten Wafjeranfammlungen, in größeren dagegen nur in den flachen Uferbuchten, find gelblich bis gelblichrot gefärbt und al lebendes Fijch- futter von den Zierfilhgüchtern begehrt. Sie erzeugen mehrmals im Jahre Männchen und Dauereier, find aljo polyzyeliih. Der Rüdenrand des Hinterleibes zeigt bei D. magna eine tiefe Einbuchtung und beide Arten tragen auf der Endfralle zwei Kleine Borftenfämme, die Daphne longi- spina O.F. Müll. fehlen. Dieje lebt bauptfählih in den größeren Ge- wäfjern, vom Teich angefangen bis’ zu den größ- ten Seen, und tft demgemäß fait immer farblos, durhfihtig und mono= oder Dizyf- ch. Die Art ift bejonders Dur) die große Verjchie- denheit der Kopf: form bemerfens- Ba N al a h wert. DVeinabe je> Daphne longispina O. F. Müll. Links Weibchen mit Sommereiern, von der Seite, in der Mitte der Teich) und Ca: 2 tan u Silennennuaeet Dia Kanton, 1 bite Buhl Liebe an Se LE h Zeberhörnden, d Mitteldarm, a After, s Schalendrüfe, c Herz, ov Eierftod, pa Hinterleib, br Brut- ihm eigentümliche raum, darin 2 Sonmereier. Nah G. D. Sars gezeichnet von Dr. E. Wagler. N: Barietät, und jo- gar in ein und demjelben Gemwäljler wechjelt das Ausjehen der Tiere je nad) der Sahreszeit: im Frühjahr rundföpfig, wie in der Abbildung, wählt die Kopfhöhe nach dem Sommer mehr und mehr an, jo daß zumeilen ein vegelvechter Helm den Höhepunkt der Variation dar: ftellen fann. Dieje jahreszeitlichen Abänderungen, die übrigens au) andere Teile des Kör- per3 betreffen, find nah Wejenberg-Lund, Wolfgang Oftwald und Woltered hauptfählic) von der Temperatur und der Ernährung abhängig. Bei Scapholeberis mucronata O0. F. Müll., einer anderen Daphnide, find die Baud)- tänder der Schalenflappen gerade und nach hinten je in einen Stachel ausgezogen. Das ift eine Anpafjung an die Zebensweife. Das Tier ift wenig |hwimmekräftig, vermag aber, mit dem Rüden nach unten, unter dem Wafjerjpiegel hinzulaufen und Fann daher aud) im freien Waffer der Seen angetroffen werden. Ebenfalls mit dem Rüden abwärts, dabei ziemlich jehnell und nicht hüpfend jhwimmt Simocephalus vetulus O. F. Müll. (Daphnia sima), kann fic) jedoc) auch mit Hilfe der Auderantenne an Pflanzen anheften. Das Roftrum, der Schnabel des ri Blattfüßer: Wafferflöhe. 647 Kopfes, fehlt bei Ceriodaphnia Dana und Moina Baird, zwei Gattungen mit mehreren, bei uns meift häufigen Arten. Einige weitere Familien der Kladozeren feien nur kurz erwähnt. Gedrungen, oft ebenjo hoch al3 lang, mit rüffelfürmig langen, unbeweglichen VBorderantennen ausgerüjtet, zudem ohne die zwei Zeberhörndhen, ift die Familie der Nüffelfrebschen oder Bosminidae, deren Öattung Bosmina Baird zwei formenreiche Arten umfaßt. Beweglich find die Borderantennen bei ven Macrothrieidae. Ungemein reich an Oattungen und Arten find die gleichfalls gedrungenen Ohydoridae, bei denen der Darm eine Schlinge bildet. Während die erite Familie durchweg das freie Wafjer bevorzugt, find die beiden legten fat ohne Ausnahme Boden- und Schlammbewohner. Ein Teil der Makrothriziven find außerdem ausgeprägte Moor formen. Viele Arten von ihnen find jelten, andere häufiger, und zu der allein jechs deutfche Arten umfaffenden Gattung Chydorus Leach gehört in Ch. sphaericus O. F. Müll. das bäufigite und verbreitetite Kladozer. Sehr veränderlih ift feine Farbe und jein Umriß, der bald oval, bald mehr Freisförmig erjcheint. Sehs blattähnliche Fußpaare und das Fehlen einer Darmichlinge fennzeihnen die Si- didae, wozu die in größeren Seen äußerjt durchlichtige, in Kleineren mehr gelblihe Sida erystallina O0. F. Müll. gehört. Sie Ihwimmt in langen Stößen jehnell und gewandt und hat offenbar in ihrer Eriltallenen Durchfichtigfeit eine Anpafjung an weite Wafferräume gewonnen. Das Männchen hat bei ihr und bei einer zweiten Art der Familie, vem etwas Tleineren, gleich- falls jehr zarten Diaphanosoma brachyurum Lievin, jehr lange Borderfühler. Die Zad- dvahjiche Gattung und Art Holopedium gibberum Zaddach ijt jofort zu erfennen, da das ganze Tierchen von einer gelatinierten Hülle ganz ummwallt if. Das: dürfte ebenfalls eine Anpaflung an das Schweben fein. Die Art wurde in Dftpreußen entdecdt, danach) aber als gar nicht jeltener Bewohner größerer, zum Teil jehr flaher Teiche und Seen erkannt. Über die Bedeutung der Wafferflöhe im Haushalte der Natur jehreibt der verftorbene Würzburger Zoologe Leydig, „va die Klavdozeren und Zyklopiven (unter den Kopepoden) die fat ausjhlieglihe Nahrung der geihästeften Filche diefer (AUlpen=)Seen ausmachen. Die Saib- linge und die Renten (Blaufeldhen am Bodenjee) leben von jolchen Eleinen Krebjen. Sch öffnete eine große Anzahl von genannten Fiihen mit Rüdfiht auf diejen Punkt, und immer beftand der Snhalt des Magens ohne andere Beimiihung aus dergleichen mifrojfopifchen Kruftentieren. Legtere müfjen jomit, was die Zahl der Individuen betrifft, al3 die Hauptbevölferung der bezeichneten Gewäller angejehen werden. Bedenkt man, welche Bedeutung 3. B. der Blaufelchen (Coregonus wartmanni), von dem jährlich iiber 100000 im Bodenfee gefangen werden, für die Anmohner diejes Sees hat, jo wird man zugejtehen müjjen, daß die faum gemwürdigten Heinen Mufchelfrebje, infofern fie die Mafje von Filhen ernähren, dem Menfchen, wenngleich indirekt, von großem Nußen find.” Die beiden lebten Familien der Kladozeren, die Polyphemidae und die Lepto- doridae, find in mander Hinficht die eigentümlichften. Beide führen eine räuberiihe Lebens=- weile. Jhre Gliedmaßen find demgemäß zu Greiffüßen umgeftaltet und entbehren des Kiemen- anhanges; vier bzw. jehs Paar find vorhanden. Die Schale ift jehr ftark zurüdigebildet und dient lediglich al3 Brutraum. Biel befjer entwidelt als bei ven übrigen Kladozeren ift das Auge. Aus zahlreihen Facetten zufammengejegt, nimmt e3 bei ven Polyphemiden falt den ganzen Kopf ein. Polyphemus pediculus L., eine Art, die in hochgelegenen moorigen Gewäffern am Fräftigiten gedeiht, jedoch auch in Seen und Teichen des Flachlandes in Ufernähe 648 Krebje. oft in Mafjen vorfommt, ift au) ohne Vergrößerungsglas an dem großen [hwarzen Auge und der hurtigen, zappelnden Bewegung unter den übrigen Planftontieren leicht erfenntlich. Die Weibehen find, zumal während der Dauereierzeugung, lebhaft blau und rot gefärbt. Po- Iyphemus ijt gewöhnlich dizykliih. Noch merfwürdiger fieht der ihm naheftehende, feltenere Bythotrephes longimanus Leydig der großen, tiefen Seen aus, da er einen etwa 3 mm langen Endftadhel hat. Die Familie der Volyphemiden ftellt unter ven Wafjerflöhen, wenn wir von einigen Bradwaflerformen abjehen, die einzigen Bewohner des hohen Meeres. So lebt im Atlantiihen Ozean, der Noröjee und dem Mittelmeer Evadne nordmanni Lov., ein anderer Vertreter, Podon in- termedius Lillj., in der Nordfee. Ganz abenteuerliche Verwandte find aus dem Kajpifee und dem Schwarzen Meer be= jehrieben worden. Noch mehr verkleinert erjcheint die Schale im Verhältnis zum Körper bei Leptodora kindtii F'ocke (hyalina), der Vertreterin der Leptodoridae und eins ver hönften Kladozeren. Dberflächlich Ichon feit langer Zeit befannt, wurde fie duch Weismann gemiljermaßen zum zweiten Male entdedt und, früher für jelten gehalten, jpäter in fait allen unje= ren größeren und jelbjt vielen Fleineren Seen al3 häufiger Bewohner erkannt, der fi nur duch äußerjte Durdhfichtig- feit troß feiner Größe völlig unfichtbar madt. Auch in Amerika, Zentralafien und Sapan it fie nachgewiejfen worden. EN: Das bis 10 mm lange Tieren ift BERN Ä ihlanf und geftredt, deutlich in Kopf, er Ten Nag ı Melamanm he ruft und Leib gegliedert; bie jeitlich ge- jtrediten äußeren Fühlhörner kennzeichnen ih duch ihre Muskulatur und den Bejab mit Fiederboriten al3 Nuder; die nad) vorn ge= ftredten Beine bilden einen Fangapparat. Über die Lebensweife hören wir Weismann: „bgleich erift von wenigen Forjhern gejehen, Icyeint Leptodora hyalina doch ein jehr weites Verbreitungsgebiet zu befiben und da, wo fie vorkommt, au) in Menge zu leben. Zwar kann fie, als vom Raube lebend, niemals in jolden Mafjen auftreten. wie die Tiere, von welchen fie fih ernährt, hauptjächlih aljo Zyflopiven, do führt fie Jhon PB. E. Müller als häufig an. Sch fiichte meiftens dicht unter der Oberfläche mit dem feinen Nee und halte die Anficht von Müller, nach welcher fie überhaupt niemals in große Tiefen hinabjteigen fol, für richtig, und zwar deshalb, weil ihre geringe Ruderkraft eine fo weite Reife als jcywer aus: führbar erfcheinen läßt und jedenfalls nicht täglich zurückgelegt werden könnte. Dies müßte aber der Fall jein, wenn die Tiere, jobald fie von der Oberfläche verfchwinden, in große Tiefen hinabjtiegen; denn ich fand, daß fie während des Tages nur ausnahmsweile an der Blattfüher: Wafferflöhe. Mufhelfrebfe, 649 Dberfläche bleiben, nachts hingegen immer dort anzutreffen find. Stärferes Licht meiden fie offenbar, und bei hellem Sonnenfcein Tann man ficher jein, fein einziges Jndivivuum an der Oberfläche zu finden. Auch bei Vollmond hatte ich regelmäßig nur eine fchlechte Beute, die bejte bei trübem Wetter oder in dunfeln Nächten. ‚Übrigens Eönnte diefe Lihticheu auch nur fcheinbar fein, injofern die Zyflopiden, von Ben die Leptodora lebt, ganz diejelben Eigentümlichkeiten im Auf= und Nieverfteigen zeigen, und e3 aljo denkbar wäre, daß dieje empfindlich gegen Licht wären und die Leptodora ihnen nur nad)- zöge. Daß Zyklopiven jehr jtarf durch) Licht beeinflußt werben, läßt fi im Aquarium leicht feit- jtellen, indem fi) die Tierchen ftetS da fammeln, wo das Licht einfällt oder an fich einen ftarten Lichtrefler bildet. Direktes Sonnenliht und zu jcharfes diffujes Licht jcheinen fie zu meiden. ‚,$. ©. Müller hat bereits die Kladozeren nad) ihrem Aufenthalt in zwei Gruppen geteilt: pelagijche und Uferformen; Leptodora gehört zu der erjten Gruppe, fie ift ihrem ganzen Körper: bau nad) auf das Schwimmen in reinem, von Pflanzen freiem Waffer angewiefen, und demgemäß findet fie jich nicht in ver Nähe des Ufers, Jondern, wenigjtens im Bodenjee, erft Dort, wo der See tiefer wird. Sie rudert nur mit den Antennen, und zwar rucdweije, wie alle Daphniden, aud) bringt fie fih nur langjam vom Flede, und ihre große Durchlichtigfeit und deshalb fait voll- ftändige Unfichtbarfeit mag für fie wohl Eriftenzbedingung fein, da fte zur Jagd auf Beute viel zu jchwerfällig ift. Sie lauert auf ihre Beute und hat in diefer Hinficht viel Ahnlichkeit mit der duch ihre Durhfichtigkeit berühmten Larve von Corethra plumicornis (einer Müde), welche jedoch im Bunkte ver Unfichtbarkeit von ihr noch bei weiten übertroffen wird. „Gerade wie die Corethra-Larve, jo liegt auch die Leptodora horizontal ausgeitredt ruhig im Waffer und harıt, bis ihr die Beute zwijchen die aufgejperrten Fangbeine gerät. Während bei Corethra bejondere hydroftatiihe Apparate, die großen Tracheenblajen, dem Körper die horizontale Lage fihern, ijt bei Leptodora der Magendarın jo weit nad) hinten gerücdt, daß er dem Ichweren Thorar und Kopf das Gleichgewicht hält. | „Die jehr das Tier nur auf das Schwimmen angemwiejen ift, fieht man am beiten an gefangenen Spndividuen. Sobald Algen oder Schmugteile im Waffer find, hängen fie fih an die Nuderarme der Leptodoren, die dann oft eine ganze Schleppe nach fich ziehen und dadurd) am Schwimmen fehr gehindert werden. Troßdem aber verjuchen fie nie, ich der Füße zum Laufen over Klettern zu bedienen, und nur im Ääußerjten Notfall, wenn fie irgendwo feit- hängen, fuchen fie fi) mit dem Abdomen vorwärts zu helfen, indem fie die Spite desjelben bi3 unter den Kopf jehieben, dort feithafen und dann gerade ftreden.” Zu diefer Schilderung haben wir höchitens zu bemerken, daß nach) der Anfiht von Lang- hans und von Franz nicht nur die Lichtjeheu der Leptodora, jondern überhaupt das nädht- lihe Emporwandern vieler Wlanktontiere und ihr Hinabfteigen bei Tage, jomweit e3 nicht un= mittelbar beobachtet ijt, ein lediglich Iheinbares fein fanı. Daß man jolde Tiere bei Tage weniger fängt als bei Nacht, Fannn auf ihrem Sehvermögen beruhen, mit dem, fie bei Tage das Fanggerät wahrnehmen und ihm daher in größerer Zahl ausweichen als bei Nacht. Zmeite Ordnung: Muichelfrebje (Ostracoda). Bei den Mujchelfrebshen (Ostracoda) it wiederum die zweillappige Schale vor: handen. Bielfad) verhältnismäßig derb, öfter jogar Falfhaltig, farbig, au) bevornt, elegant gerippt oder gegittert, hat fie infolge ihrer überraf'henden hnlichfeit mit Mufchelfchalen zu 650 Srebie. dem Namen Mufcheltrebshen Anlak gegeben. ine weitere Übereinftimmung mit diejen Tieren befteht natürlich nicht, höchitens daß, wie bei ihnen, die Schale durch Fräftige, quer verlaufende Musteln geihloffen werden fann, während das Dffnen durch ein elaftiiches Band bejorgt wird. Sieht man die Tiere in Bewegung, jo wird aud dem Laien der Unterjichied jofort ar, dann treten nämlich) zwijchen den Schalenklappen die Gliedmaßen hervor, im ganzen find es fieben Paar. Da eine Glieverung am Körper, der gänzlich von der Schale um: Ichlofjen wird, nicht nachweisbar ift, jo fann man nur nad) der Zahl der Beinpaare auf die ver Segmente jhließen. Die beiden Fühlerpaare find zwar mit Sinnesborjten reich ausgejtattet, dienen Daneben aber vornehmlich der Bewegung. Bejonders das zweite fann mit Fräftigen Hafen ausgerüftet und als Schreit- fuß entwidelt jein oder aud Schwimmboriten tragen und zum | - .. Nupvern gebraucht werden. Die Bearbeitung der Nahrung wird oben Cıhnle des Weihihens won dor HAUPLÄHLLH von den Mandibeln und den erften Maxillen vor- Seite, unten die Schalen von oben. genommen, mitunter werden fie unterftüßt von ein over zwei Stark vergrößert. Nah W. Bavra. 2 10 2 EURE 3 Kieferfüßen, umgewandelten Gliedmaßen der Bruft, die jonit bei der Fortbewegung beteiligt find. Dem fiebenten Bein fällt meijt die bejondere Aufgabe zu, die Sinnenjeiten der Schalen vom Schmuß zu Jäubern; es wird darum auch Busfuß genannt. Der Hinterleib ift rechtwinklig nach vorn umgebogen und läuft in zwei Hatenklauen oder Borjten aus. Nie der äußere Aufbau, jo ift auch der innere je nach der Familie vecht verjchieden- artig. ES wechjelt die Form des Darmes und jeine Ausjtattung mit Zeberjehläudhen und vor allem auch die Beichaffenheit des Gejchledhtsapparates. Falt immer ift ein preiteiliges, in der Mittellinie gelegenes Stirn: oder Naupliusauge vorhanden, zu dem bei den meerbewohnenden Zypridiniven noch zwei jeitliche, beweglihe Augen von fomplizierterem Bau fommen können. Kies menblättchen find an den Beinen nie vor- handen; den ©asaustaufch hat in der Hauptjahe die innere Schalenoberfläche übernommen. Die Mujchelkrebfe find jtetS getrennt ge= wei Nufgelfrebje der Tieffee: oben Cypridina castanea Ihlechtlich, obgleich noch nicht von allen Kent anna, en Genese SENSE ta GIER. Yeten die Männcpen befannt fine. Die Ge Iichlechter unterjcheiden fi) manchmal jchon äußerlich nicht unbedeutend durch die Schalenform. Allgemein find die Männchen an bejon- deren Klammerhafen an der zweiten Antenne oder der zweiten Marille und an den umfang- reichen Begattungswerkzeugen zu .erfennen. Sehr merfwürdig find die Samenfäden durd) ihre enorme Größe: vollfommen ausgeftredt, find fie zuweilen länger als das ganze Tier. Vie die Blattfüßer, jo pflanzen fi) auch die Mufchelfvebje jowohl durch befruchtete als un- befruchtete Eier fort, ja von einigen Arten find jogar nur die parthenogenetiihen Weibchen Mufchelkrebfe: Ruderfüßer. 651 befannt. Das junge Tier verläßt das Ei bei den Zypridiniden und Zytheriven al3 Nauplius, bei den übrigen ift die Entwidelung abgekürzt. Die Mufchelkrebje leben jowohl im Süßwafjer als im Meere; die meiften find Gruno- oder Uferformen, die im Schlamme wühlen oder auf den Pflanzen gejhidt umberklettern und fih nur kurze Streden freiihwimmend fortbewegen. Da dies in gleihmäßigem Tempo geichieht, jo find te jofort von den Ruderfüßern und Wafjerflöhen zu unterfcheiden. Sm Meere finden fi) auch einige rein pelagiihe Formen. 600 meift 1—2 mm große Arten mögen bisher befannt jein, allein gegen 70 find in Deutihland heimiih. Zu den häufigften zählen die weiße, jhlammbemwohnende Candona candida O. F. Müll. mit nierenförmiger und Noto- dromas monacha 0. F. Müll. mit gerundetsfünfediger Schale. Die Bewohner der Tieflee uw zum Teil dur riefige Seitenaugen ausgezeichnet, wie die in Abb. ©. 650 dargeftellte Cypridina castanea Brady, andere find ganz blind oder befiten Leuchtorüfen; jo wahr: Iheinlih auch der von der deutichen Tiefjee-Erpedition mitgebrachte Riejenmufchelfrebs der Tiefjee, die Firihgroße, hellvote Gigantocypris agassizii Müll., die in ihrer Größe an flurifhe Dftrafoden erinnert und aud in Kompliziertheiten des Blutgefäßes und im Befit von Blutkörperchen altertümliche Eigenjchaften bewahrt hat, die jonjt ven Mujchelfrebjen in- folge Abnahme der Größe verlorengegangen find. Dritte Ordnung: Auderfüher (Copepoda). Die vielgeitaltige und jehr artenreiche Sippichaft von mehr als 1000 Arten mifroffopifcher oder Doc) Lleiner, nur jelten einige Zentimeter lang werdender Spaltfußfrebje, Spalt- füßer oder Ruderfüßer (Copepoda) enthält teils frei lebende und dann wohlgegliederte, mit Mundwerkzeugen verjehene Oattungen, teils joldhe, die bei parafitiicher Lebenzweile alle äußere Olieverung verlieren, und deren Mundteile in einen Saugrüffel umgejtaltet werden. ©o weit gehen die Veränderungen in den jpäteren Zebensabjchnitten diejer zahlreichen Schmaroger- frebje, daß fie anfänglid, al3 man fie) gegen Ende des 18. und in den eriten Sahrzehnten ve3 19. Jahrhunderts mit ihnen befanntmachte, überhaupt gar nicht für Oliedertiere gehalten wurden, bi3 die Übereinftimmung ihrer Jugendformen mit denen anderer Entomoftrafen die BZoologen eines bejjeren belehrt. Shre Zufammengehörigkeit mit den frei lebenden Formen von Cyelops O. F. Müll. und anderen Öattungen twird durch eine ununterbrochene Reihe von vermittelnden Arten bewiejen. Die befannteften Kopepoden, aljo vie Mehrzahl der frei leben- den, haben eine eigentümliche Keulenform, da an dem eiförmigen Kopf und Bruftftüd wie ein kurzer Stiel der jchlanfere Hinterleib fikt. Spaltfüßer heißen unjere Tiere, weil fie in gleihjam jchematifcher Einfachheit die zwei- äjtigen, gejpaltenen Beine (Abb., ©. 625) nebft Mundglievmaßen zeigen. Wegen ihrer rhyth- milden Bewegungen heißen die Beine der Bruftfegmente Ruderfüße. Mächtiger als die zwei- ten Antennen find die eriten entwidelt, die, mit Spürborften bejegt, oft fajt wie ein gewal- tiger Schnurrbart ausfehen, nur daß diejer Schnurrbart rudweije bewegt wird und damit gleichfalls der Fortbewegung dient. Der Körper endigt mit zwei gabelig auseinanderftehen: den PVlatten, an deren Spite mehrere lange Schwanzborften auffigen. Atmungsorgane fehlen, die vünnhäutigen, nie zu Schildern und Banzern fi) erweiternden Körperbededungen geftatten überall den Gasaustauic. 659 Krebje. Die Kopepoden find getrennten Gejchlechtes. Die Weibhen find meift leicht an ven großen, oft blauen, grünen oder braunen Eierjäcden zu erkennen, von denen entweder zwei an den Seiten oder nur eins auf der Bauchfläche des Hinterleibes getragen werden. Bei den Eleineren Männchen find oft die vorderen Antennen — auf beiden oder nur auf einer Seite — zu Greif: Elammern umgebildet und das lekte Beinpaar zu Überträgern des männlichen Stoffes. Die Larven jehlüpfen als echte Nauplien aus mit ovalem Körper, mit dreiteiligem Stirnauge, das auch beim erwachjenen Kopepoden meilt das einzige Sehorgan bleibt, und mit drei Baaren von Gliedmaßen. Mit einer Reihe von Häutungen ift ein allmähliches, Enofpenartiges Hervor- Iprießen der Leibes=- und Hinterleibsringe und ihrer Gliedmaßen verbunden. Manche Schma= roßerfrebje jeßen fih aber unmittelbar nad) der eriten Häutung feit oder nachdem ihre Glie- derung nad einigen Häutungen jehon weiter vorgejchritten ift, verlieren alsdann an ihrem ganz unfürmig werdenden Körper alle Gliederung, und ihre Nuderfüße bleiben entweder als feine Stummel erhalten over gehen auch wohl verloren. Bei diejen, für ihre ganze Lebens- zeit an einer Stelle ihres geplagten Wohntieres feftgehefteten Schmarogern ift auch das Auge gejhwunden, das ihnen während der Schwärmerischen Jugendzeit von Nugen war. Die jhönen Anlagen der Jugend find eben nicht entfaltet; es hätte etwas Nechtes, nämlich ein wirklicher, bis zu jeinem Tode fi munter tummelnder Nuderfüßer werden fünnen, e3 wurde aber nur ein elender, jeine Jugend Lügen ftrafender, einem feiner Mittiere zur Laft fallender Taugenichts und unbehilflicher Freßlad daraus. Man teilt die Auderfüßer in die beiden Unterordnungen der Echten Kopepoden oder Eucopepoda und der Karpfenläujfe oder Branchiura. Erjte Unterordnung: Erhte Kiopepoden (Eucopepoda). Die weitaus meilten Kopepoden bilden die Unterordnung Eucopepoda. Sie enthält freilebende und parafitiiche Formen in großer Menge. Die freilebenden find jene Tiere, die gewöhnlich Hüpferlinge genannt werden. Unter ihnen ift die Familie ver Cyclopidae die befanntefte, bei denen die zweiten Antennen gleich den erjten einäftig, die Beine des lebten Baares in beiden Gejchledhtern rudimentär find und das Weibchen jederjeit3 des Hinterleibs ein Eierlädchen trägt. Es find meilt Süßmwaljer- bewohner. Die einzige deutjche Gattung Cyclops O. F. Müll. hat in unjerem Lande 25 Arten, unter denen der bis 3 mm lange C. fuscus Jurine (coronatus; Abb., ©. 653), mit dicht anliegenden Eierfäden, die jhönfte und buntejte ift, ©. albidus Jurine fait recht: winklig abftehende Gierjäde hat, C. viridis Jurine jehr jpikwinklig, und C. strenuus Fischer \pigwintlig abftehende. Diefe Art und der oft dunkel ftrohgelbe C. serrulatus Fischer find die häufigiten. Sehr lange Borderantennen, deren nur eine beim Männchen zum Greiforgan umgejtaltet it, und ein unpaarer Gierfad zeichnen die rein pelagiihen Centropagidae aus, die mit Gattungen wie Eurytemora Giesbrecht oder Diaptomus Westwood im Süßmwafjer vertreten nd. Während die erfte nur in ganz großen Seen vorkommt, leben einige DiaptomusAltten auch in den Kleinften Gewällern, jo 3. B. der im Frühjahr häufige Diaptomus castor Jurine. Die dritte Süßwajjerfamilie ift die der walzenfürmigen Harpacticidae, mit einem oder zwei Gierfäcdchen, echte Grundformen, die nie pelagijch leben, fondern vorzugsmweije im Lenz nad) dev Schneejchmelze zwwiichen Wafferpflanzen, Moos und Algen Kleiner und Eeinfter Gewäffer fh tummeln und, etwa wie Canthocamptus staphylinus Jur., jehr häufig angetroffen wer- den. Im Zufammenhange mit diefer Lebensweije haben die Harpaktiziven und auch einige a mar Yan m nn Auderfüßer: Echte opepoden. 653 Byklopiden eine Fähigkeit erworben, die bei den Nävertieren bereits befprochen wurde: bei völligem Eintrodnen der von ihnen bevorzugten Kleinen Pfügen und Tümpel [hüten fie fich durch Abjcheiden einer Hülle vor dem ficheren Tode. Die Haut it zu diefem Jede mit zahl- reihen Drüfen ausgeftattet, deren Sekret rajch erftarıt und damit den jehüsenden Mantel liefert. Bei einigen Formen find diefe „„Eyften’ fogar fugelrund, werden ebenfalls im Sommer gebildet, haben jedoch eine andere Bedeutung. Die betreffenden Tiere, 3. B. Canthocamptus microstaphylinus Wolf, lieben die Kälte und juchen eingebettet in die „Sommercyjte” am Boden der Gemwäller die heiße Jahreszeit I zu überftehen. N N Diefe drei Jr NT > 2. milien und andere N find jedvoh auh im _— Me Meere vertreten. | _ Hier bewohnen Har- paktiziden die Algen- welt der Gezeitenzone oder die Buchten, zahlreiche Arten anz derer Familien ge- hören zum Vlankton, und in den arktifchen Gemwäljern it ihre Entwidelung nad Arten und Stüdzahl und Größe gefteigert. . Die .langge= jtredten, jchlanfen PVontelliven und Kalaniden, erftere | dreiäugig, Ind fat os Me N alle Meeresbemohe . en H Weibchen von Cyclops fuscus Jurine. Stark vergrößert. Nah Schmeil in Leudart- = und die Chun, „Bibliotheea zoologiea“, IV. Band, Stuttgart 1892. Hwımmer; 0 durchjegen jte pfeilfchnell in behenden, durch gleichzeitigen Nücjchlag der Nuderäfte aus: geführten Sprüngen das Wafjer, bald ruhen fie frei von ven Bewegungen aus, zwar an einem Bunte fejtitehend, aber nur durch das Gleichgewicht ihres Körpers im Waller ge= tragen, und lafjen ihre befieverten Dberkieferplatten zur Herbeijtrudelung fleinerer Gejchöpfe in rafhen Schwingungen jpielen. Viele Arten find vollfommen durhfichtig, nur hebt fich das Auge als leuchtend. rotes Fledihen ab, aber Anomalocera patersoni Templ., in der Kordjee und im Mittelmeer, ift wundervoll blau mit roten und grünen Fleden. Sm Golf von Neapel fieht man manchmal Fleine Schwärme blauer Rontelliven, vielleicht jener Ano- malocera=Art, ji mit jolher Kraft gegen die Meeresoberflähhe jchnellen, daß fie jogar herausipringen, worauf der Schwarm wie ein Negen wieder herabriejelt. Man darf wohl annehmen, daß die Tiere vor einem Fild oder fonftigen Verfolger flohen. Calanus 654 Krebje. finmarchieus Gunn. tritt in ungeheueren Waffen auf und jol einen wejentlihen Beltandteil der Nahrung des grönländischen Walfiihes ausmachen. Fit man joldhe Tiere mit dem Plankftonneg und bringt fie in einen Ölashafen, jo tummeln fie fich jtetS größtenteils an den dem Licht zus und abgewandten Teilen des Olafes, fie find phototrop oder phototaftiieh. Diefe Erfheinung jedoch, die auch bei anderen Kopepoden, bei Dftrafoven, Kladozeren und vielen anderen Tieren des Meeres und Süßmwaflers wieder: fehrt, fommt bei diefen Tieren nicht zuftande, wenn man ganz vorfichtig ein einzelnes un- verjehrtes Krebschen in ein großes Aquarium bringt. Sn diefem Falle Ihwimmt das Kreb3- hen, wie Franz feftitellte, unbefümmert um die Belihtung hin und her und eilt erjt von dem Nugenblid ab zum Lichte hin, wo e3 einmal durch jeine zufälligen Bewegungen an der Oberfläche oder an der Olaswand anftieß: ein Beweis, daß diejfe Tiere auch im Freileben fi) nicht jo dauernd nad) dem Lichte einftellen, jondern exit bei eintretender Beunruhigung, wo fie ins Helle und damit ins Weite fliehen. Die Nahrung der Hüpferlinge befteht außer aus winzigen lebenden Wafjerorganismen nac Zampert aud aus den Bollen von Nadelhölzern, den der Wind wie einen lihten Teppic) über die himmernde Glut gebreitet hat. Knut Dahl ftellte bei Mageninhaltsunterfuhungen an Forellen zu feinem und der Mitwelt Staunen feit, daß Zyflopiven und au mande n= jeftenlarven, die von den Fiichen gefreifen waren, noch) mehr al3 12 Stunden innerhalb der friichgetöteten Fijche lebendig und augenscheinlich ganz unbeeinträchtigt bleiben können. Soviel von den frei lebenden Vertretern der Unterordnung Eucopepoda. Bei den Shmarogerfrebjen, die man auch al3 Parasita zufammenfaßt, bilden Jich ein Paar Fühlhörner und ein oder einige Paare der Kieferfüße zu Klammerorganen um, während gewöhnlich die Kiefer als zum Stechen geeignete Stilette in einer Saugröhre liegen. Alle ziehen ihre Nahrung aus anderen Tieren, namentlich Filhen. She Verhältnis zu diejen ftuft fih in allen Graven ab, von der freiejten Bewegungsfähigkeit, die dem Schmaroger ge- jtattet, jeinen Wirt beliebig zu verlafjen, bi zur unfreiwilligiten Seßhaftigfeit, wobei das VBorderende des Gajtes jo in das Fleiic) des Wohntieres eingejenkt ift, daß man den ein- gegrabenen Kopf nur durch Ausschneiden unverjehrt erhalten fann. Se nachdem wie weit die freie Beweglichteit aufgegeben worden ijt, wird die urjprüngliche Gliederung des Körpers wenigftens bei den weiblichen Tieren mehr und mehr verwilcht. Die Olienmaßen verfümmern nad), und nach und verjchwinden jchließlich ganz. Der Körper wird weich und wurmförmig und nimmt wohl auch die abenteuerlichiten Geftalten an, verziert und verunziert mit allerlei Inotigen, äftigen oder lappigen Auswüchlen. Bei vielen diejer Arten werden die Männchen zwar nicht auch zu jolcher ungeglieverten Unförmlichkeit verbildet, bleiben aber im Verhältnis zu ihren unfhönen Gattinnen pygmäenhaft Fein und lafjen fih von ihnen, an fie an: geklammert, duch3 Leben jchleppen. Ein Tierden, das ganz bejonders aus diejer Menge herausgehoben zu werden verdient und fich jelbjt bemerklih macht, ift das Saphirfrebschen, Sapphirina ovatolanceolata Dana (fulgens; Abb., ©. 655), aus der Familie der Corycaeidae. Sein Körper ift ein flachgedrück- tes Dval von etwa 31/; mm Länge. „Wenn man, jagt Gegenbaur, „bei ruhiger See von der Barke aus in die Tiefe jpähet, jo wird das Auge nicht jelten ein Schauspiel gewahr, welches var an Großartigkeit von gar vielen Erfcheinungen der Meereswelt übertroffen, an Lieblich- teit aber und Neiz von vielleicht nur wenigen erreicht wird. Zahlloje Lihtfunken tauchen auf, \heinbar leicht zu erreichen, aber in Wirklichkeit oft noch fadentief unter vem Spiegel. Bald NRuderfüker: Echte Kopepoden (Schmarogerfrebje). . 655 hierher, bald dorthin, höher oder tiefer au), bewegt fich in furzen, aber rajhen Säten jeder einzelne Zunfe, dejjen Farbe bald japhirblau, bald goldgrün, bald wieder purpurn leuchtet; und diejes mwechjelvolle Spiel wird noch durch veränderte Sntenfität erhöht. Ein Meeres- leuchten bei hellem Tage! Jede Bewegung bringt eine andere Erjeheinung hervor, umd jeder Nuderihlag führt die Barfe über neue Scharen hin, bis irgendein Wind die Oberfläche des Meeres Fräufelt und zu Wellen erhebt, und das ganze Sun finft in die Tiefe.“ Nur die männliche Sapphirine jchillert, und zwar ift, wie wir von Gegenbaur erfahren, die den Hautpanzer abjon- dernde Zellenfchiht der Si ver Farbenerjheinung. Das unjheinbarere Weibchen wohnt außer zur Fortpflanzungs- zeit in ESalper. Das ganze bezaubernde Farbenjpiel läßt ih mit dem Mikroffop beobachten, wobei fi) ergibt, daß - jede Zelle für fih, unabhängig von den Nachbarn, ihre Far: ben ausftrahlt. „Sp erjeheinen gelbe mitten im Not, rote mitten im Blau. Doc Fann auch die Erfeheinung auf be- nahbarte Zellen überjchreiten; vom Nande einer blauen Zelle geht Blau auf die Nahbarzelle über, die eben nod) rot war, und jo dehnt fih zumeilen eine Farbe über eine große Strede aus. Zumeilen tritt plößlih in einer und verjelben Zelle ein farblojer Fled auf, in der Mitte oder am Nande, größer over Fleiner, während der übrige Teil noch in voller Farbe prangt. Verwandelt man jeßt das durchfallende Licht in auf: Jallendes, jo leuchtet der Fled in vollem Ntetallglanze, wäh- rend die übrigen vorher und nachher gefärbten Partien duntel find. Die Zeiträume, innerhalb welcher die Vhänomene ver- laufen, find verjchieden lang; oft wechjelt in einer. Sekunde die Farbe dreimal, oft währt eine Farbe mehrere Sekunden _ ._ lang. Mit dem Tode des Tierchens, wo fi) der feinfürnige MinnHen bes Saphirfrebsgens, Sapphirina ovatolanceolata Dana, in Snhalt der Leuchtzellen jedesmal gegen die Mitte zufammen> ver Rüdenanfigt. Start vergrößert. Aus drängt, ift die ganze Gricheinung erlofchen” Ca ht ns hm a. ihr hervor, daß es fi um Jurücdwerfen der Lichtftrahlen von jener Körncenfchicht der Zellen handelt, nicht um ein jogenanntes Selbftleuchten. Doch will Gegenbaur nicht behaupten, daß das Saphirkrebschen nicht auch zu den nächtlichen Leucht- tieren gehöre, zu denen e3 von Thompjon und Chrenberg gezählt wird. Auch in der Nordjee gibt e8 Sapphirinen. Am zyKlopsähnlichiten unter ven Varafiten find no) die um zahlreiche Gliedmaßen und ven Darm gekommenen, obwohl frei im Meere lebenden Monstrillidae, die in der Jugend al3 Blutparafiten in Würmern haufen. Die meiften Schmarogerfrebje leben jedoch in der Jugend frei und Ihmarogen im Alter; jo die Ergasilidae, von denen Ergasilus gasterostei Kr., an Stihlingsfiemen, und E. sieboldi Nordm. (Abb. 1, ©. 656), an den Kiemen von Hechten und Karpfenarten, den Tod der Filhe hervorrufen können. Die Familie der Caligidae umfaßt diejenigen Schmarogerfrebje, die bei freier Beweglichkeit durch größte Entfaltung der Klauen, Klammer und Saugwerkzeuge ihrem Namen die meifte Chre machen. Sie halten fich auf der Haut, an den Floffen und bejonders gern an den Stiemen der verjchievenften Seefiiche auf; 656 Srebfe. Caligus lacustris Stp. et Lik. |hmarogt auf den Kiemen von Barich, Hecht und Notauge. Einer anderen Familie, Dichelestidae, gehören Lernanthropus gisleri Bened. und L. krögeri Dened. an. Die vorderen Beine des Aboomens find fast verfümmert, die hin- teren zu großen Platten umgeftaltet. Sm der ganzen, meilt an Seefifchen wohnenden Fa- milie gibt e3 nur zwei Süßwafferarten, Dichelestium sturionis Herm. und Lamproglena pulchella Nordm. (bb. 2). Sees Ihmaro&t beim Stör, diefe beim Mand an den Kiemen. Auch die Pennella-Atten, 3. B. Pennella sagitta Z. (Abb. 4) am Seeteufel, und andere wurme fürmige ungegliederte Oeftalten der Familie Lernaeidae wollen des Dichters Wort: „Ach Shmarogerfrebfe: 1) Ergasilus sieboldi Nordm., von der Rückjeite, vergr.; 2) Lamproglena pulchella Nordm., von unten, vergr.; 3) Lernaeocera cyprinacea L., vom Rüden, vergr.; 4) Pennella sagitta L. WahA.v. Nord- mann, „Mikvographiihe Beiträge zur Naturgejhichte der wirbellojen Tiere”. Berlin 1832. wüßteft du, wie's Filchlein ijt jo wohlig auf dem Grund”, zufchanden machen, da das tief eingejenfte, wie mit wucherndem Geäjt überwachjene VBorderteil gewiß Feine angenehmen Empfindungen erregt. Eine gefühlvolle Seele fann einigermaßen durch die jchlanfe, jogar etwas an die menschliche Geftalt erinnernde Zeibesform der VBennellen fih ausjöhnen lafjen. Aber Lernaeocera esocina Burm. und cyprinacea L. (bb. 3) verurjachen bei mafjen- haften Auftreten gelegentlich ein großes Sterben unter allerlei Süßwafjerfiihen. Sind bei diejen Barafiten die Weibehen wenigftens noch bis zur Baarungszeit freiichwinmend md die Männchen zyklopsähnlidh, jo fehlen Shwimmfüße ven Lernaeopodidae völlig, auch vom Hinterleib fteht man faft nichts mehr, die plumpen Weibchen jeßen fich dauernd feit und auf ihnen die Männchen. Mit viefigen Klauen, den umgeftalteten äußeren Kieferfüßen, haben fic) die Weibehen in das Wirtstier eingejchlagen, ja die rechte und linke Klaue verwachlen dann jogar am Ende zu einem nicht mehr lösbaren Haftapparat. Auch foldde Formen leben im Meere wie im Süßwaffer. Nur wenige diefer Schmaroger befallen andere Tiere als Fifche. Aber an Krebien und Würmern jchmarogen die Herpyllobiidae mit Hilfe wurzelähnlicher Saugfortfäge ihres Körpers, ähnlich wie wir das noch) bei Saceulina genauer feınenlernen werden. Se nn Nuderfüßer: Karpfenläufe. Ranfenfüßper. 657 Zweite Unterordnung: Karpfenläufe (Branchiura). Mehr Freude erlebt der Beobachter an den luftig beweglichen Karpfenläufen (Bran- chiura), der zweiten Unterordnung der Kopepoden mit einer einzigen Familie, den Argu- lidae. Der gemeine Argulus foliaceus Z. hat einen jeheibenförmigen Vorderkörper mit verfümmerteın, zweilappigem Hinterleib. Zwei große Facettenaugen liegen in den Kopffeiten diefes merfwür-r ° digen Spaltfußfrebfes. Hinter ven Mimodteilen und Kiefer: füßen, deren erjte zu großen Saugnäpfen umgebildet find, folgen vier Paar langgeftredter, gejpaltener Schwimme füße. Wie der deutjche Name der Familie andeutet, hält fich) Argulus foliaceus vorzugSweije auf unferen Karpfen- arten auf, häufig aber au am Stihling, feltener am Het, Bari und an der Lahsforelle. Sa, er wird auh an Kröten= und Frofchlarven gefunden, und bejon= ders jah man ihn den Arolotl gern heimjuchen. A. core- goni Thor., mit zugefpister Schwanzfloffe, bevorzugt Fo: rellen, Hchen und Felhen. „Die Arguliven leben”, teilt Claus mit, „vornehmlich vom PBlasına des Blutes, aljo der eigentlichen Blutflüffigkeit, zu dem fie fich fowohl mit tels Stacdels als vornehmlich durch die Spisen Mandibeln und Marillen Zugang verjhaffen. Schon die vortreffliche Entwidelung der Sinnesorgane und Schwinmfüße weilt ü darauf hin, daß wir eg nur mit jtationären Varafiten zu ln Az Aus tun haben, die gelegentlich der Begattung und Eierablage Saugnapf am vorderen Kieferfuß, Ri“ Hinz ihren Aufenthaltsort verlaffen und frei umherirren. Yuh Sein Don P oebm mu oltus, die Einrichtung de3 Darmkanales mit feinen zahlreichen veräftelten Blindfhläuhen macht es wahrjcheinlich, daß auf eine tüchtige Mahlzeit eine längere Faftenzeit unbeichadet der Lebensenergie der Tiere folgen Fönne. In der Tat habe ich beobachtet, daß der wohlgenährte Argulus viele Tage, ja wochenlang von feinem Wirte getrennt ohne Nahrung zubringen fan und während diejer Zeit Häutungen befteht, dann aber wieder, an den Filchförper angeheftet, die zahlreichen Anhänge feines Darımes mit Nahrungsfaft füllt.“ u Vierte Ordnung: Janfenfiter (Cirripedia). Einer Imbildung der eigentümlichiten Art infolge Übergangs zur feftfigenden Lebensweife find die nach den rankenförmigen Endglievern ihrer Beine genannten Krebje unterworfen, die wegen ihrer falfigen Schalenabjonderungen in allen älteren Sammlungen ihren Plaß bei den Konchylien gefunden haben. Auch Cuvier erkannte fie noch nicht nach ihrer wahren Natur, und fie wurden erft dann recht eigentlich entlarvt, als ihre Entwidelungszuftände einen nicht zu verfennenven Fingerzeig gaben, da jolch ein winziges, birnfürmiges, mit einem Stirnauge und drei Baar Gliedmaßen verjehenes, Tuftig das Wajfer durhruderndes Wejen (AbL., ©. 661), ein echter Nauplius, die größte Ahnlichkeit mit anderen Nauplien der Entomoftrafen hat. Sofort nach der Geburt Schwinmt er immer dem Lichte zu und gelangt damit von feiner Brehm, Tierleten. 4. Aufl. I. Band. 42 658 Srebje. Geburtsftätte aus, dem Meeresboven, in die weiten Wafjermaflen hinein, für die er nad) feiner Organifation geeignet ift. Wir find aber, durch die Erfahrungen an jo vielen Schmaroger- frebjen gewißigt, darauf gefaßt, den ftürmifchen Jüngling in einen grämlichen, alten Gefellen fich verwandeln zu jehen. Nach einigen Häutungen macht er venn auch Anftalt, fih für das - übrige Leben fejtzufeßen. Die Schale ift mit der dem Anfegen vorangehenden Häutung ähn: lich derjenigen der Mufchelfrebje geworden (‚„„Zypris-:Stadium‘). Mit den daraus hervor: tragenden Fühlhörnern gejchieht das erjte Anklammern, während die engere und weitere Be- feftigung auf der Unterlage durch einen in bejfonderen Drütjen bereiteten Kitt bewirkt wird. In dem fi nun mehr abhebenden Hautpanzer finden häufig Ablagerungen von Falkigen Platten jtatt, die bald ein ven übrigen Krebjen ganz fremdartiges Gehäufe bilden. Darin liegt, wie zujammengefauert, der unterdefjen auch verjchiedentlich umgeftaltete Körper. Sebt, wo wir e3 willen, jcheint e3 fich freilih von jelbit zu verftehen, daß troß der fonchylienartigen Außenjeite die Krebsnatur fi unter anderem ganz unzweiveutig in ven jehs Baar Spaltfüßen mit ihren vielglieverigen Endranfen verrät. Ein fernerer wichtiger Charakter der Ordnung ift ihr Smoittertum. Faft nur die Unterordnung der Abdominalia ift getrennt gej&plehtlih. Die Männchen find da im Verhältnis zu ven Weibchen winzig Flein, faum größer als die Gier, und in ihrem Körperbau jehr von ihnen verjchieven. Erft Schwimmen fie frei herum und heften jich Tpäter im Meantelraum oder an die Befeftigungsicheibe der weiblichen Tiere, oft zu zweien und dreien, an. Außerdem fommen noch bei einer ganzen Anzahl von regelrecht gebauten, wirklich zwitterigen Arten von Pollicipedidae ausjchließlih männliche, fehr Fleine Gejchledhts- tiere vor, die zum Teil ganz anders ausjehen al3 die Zwitter, zum Teil ihnen etwas ähn- licher find und von ihrem Entdeder Darwin „Ergänzungsmännden” genannt wurden. Die Bedeutung diefer Männchen ift noch unbekannt. Gerjtäder fteht in ihnen im Berichwinden begriffene überflülfige Individuen, die er daher mit rudimentären Organen vergleicht. Die Zirripedien find in mehr al3 220 Arten ausschlieglid Meeresbewohner und haben eine jehr weite Verbreitung, einmal durch) ihre Gewohnheit, ji an flottierende und Ihwin- mende lebloje und lebende Körper anzufegen, dann durch die Kleinheit ihrer Larven, die von den Strömungen mit Leichtigkeit hin und her getrieben werden. Nechnet man hierzu noch ihre Fruchtbarkeit, jo wird es begreiflih, daß die Strandlinien an den Feljen von Hunderte von Meilen voneinander entfernt gelegenen Küften mit Millionen derjelben Seepodenart bejebt jein fünnen. Die Tiere fönnen ihr Gehäufe willfürli öffnen und außerordentlich feit ver- ihliegen, und diejer leßteren Fähigkeit verdanken fie es, daß fie längere Zeit ohne Zutritt des Wafjers leben können. Bon manden möchte man vermuten, daß fie unter Umftänden in einen Zuftand der Lethargie verfallen. Wie Fönnte man es fich jonft erklären, daß an den Klippen von Elba im heißen Sonnenjhein Seepoden fißen, die nur bei Sturm vom Wafjer erreicht werden, oder an Fellen von St. Malo in einer Höhe, wohin das MWaffer nur zweis over vreimal jährlich auf einige Stunden bei höchiter Springflut gelangt? Ste müfjen, wochen: und monatelang ohne Atemwafjer und ohne Nahrung, während diejer Zeit ein latentes Leben führen. Aber wie wachjen fie, und wie find fie. gewachlen bei diefem Enappen Stoffwechjel? Wenn die Tiere ungejtört in ihrem Element find, dann Klaffen ihre Schalen, und aus dem Spalt heraus treten ihre Gliedmaßen, die nicht mehr der Drtsveränderung dienen, Jon: dern durch ununterbrochenes Winkfen und Strudeln das Atemwafjer und die Nahrung herbei- zwingen. Dieje ift animalifch: allerlei pelagische Tierchen, Infujorien, Nadiolarien, Larven md „Junge der verjchiedenften Tiere, ja der eigenen Art. Bagenftecher fand einmal im Magen einer einzigen Entenmujchel 50 junge Miesmufcheln! P4 u ee | da NRanfenfüßer: Thoracica. 659 Die vorftehenden Angaben gelten vor allem für die Unterordnung der Thoracica, für die namentlich die Kalkbildungen in der Haut bezeichnend find. Die ganze Ordnung actual in drei Unteroronungen: Thoracica, Abdominalia und Rhizocephala. Erite Unterordnung: Thoraeica. Sn der erften Unterordnung ijt die befanntefte Familie die der Entenmufcheln (Le- padidae). hr Name weift mit feinem erjten Teil auf den alten Aberglauben bin, daß aus diefen Tieren die Bernifelgänfe fi entwicelten; mit dem zweiten auf die Ähnlichkeit mit Entenmufdeln, Lepas anatifera L., auf Bimzftein. Natürlihe Größe. manchen Mujcheln. Sener Wahnglaube reicht nach einer Annahme bis in die Zeit der alten - Römer zurüd, die die Brutpläge ver Rott oder Ningelgans no nicht Fannten, nach einer anderen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, und foll feinen Urjprung dem Wunjche der damaligen Geiftlichfeit verdanken, die Keine Zahl Ihmacdhafter Faftenipeifen duch Züchtung von Gänfen aus Seetieren zu vermehren. Dieje Mönde wären fühne Abftammungsforicher gewejen! Die Entenmufchehn fißen mit einem biegjamen, musfulöjen Stiele auf, und das Gehäufe it platt und vreifeitig. Etwa die Hälfte aller Lepadidenarten heftet ich auf im Wafjer fih bewegenden Gegenjtänden, Schiffsfielen und dergleichen, an, oder auf Tieren, die ihren Aufenthaltsort viel verändern. Die gemeinfte Art ift die weitverbreitete Lepas ana- tifera Z. An der Küfte von Kalabrien und im Golf von Neapel findet man oft Bimsfteine mit Lepas anatifera bevedt, auf denen die Tiere, von Winden und Strömungen ab- hängig, weite Reifen machen, wie fie denn auch jehr weit verbreitet find, beijpielsweife unferer 49* 660 Krebje. Novdfee nicht fehlen. Das weichhäutige Anelasma squalicola Lov. lebt parafitiih auf nor= difchen Haien, in deren Haut c3 mit feinem Stiele eingegraben ift. Auch die Tiefjee beherbergt ausgezeichnete Formen aus diefer Familie, Zu der Familie dev Pollieipedidae gehört Lithothrya Sow., die in Kalkfelfen, Mufchelichalen und Korallenftücke fich einbohrt. Diejen „Geftielten“ ftehen „Gededelte” gegenüber. Die Seepoden (Balanidae) figen anderen Gegenjtänden unmittelbar mit der Endfläche ihres zylinver- over fegelfürmigen Gehäufes auf, das durch eine mit zwei Wlattenpaaren verjehene Dedelhaut gefchloffen werden fann. So gejchieht es bei vem u, in der Strandzone auf Geftein, Mufchelfchalen, lebenden Krabben, Holz und allerlei jonftigen Dingen auch in ver Nord: und Djtjee fie) überaus häufig anfievelnden Bala- nus balanoides L., jobald die Ebbe eintritt. Sie jhüßen fich alfo damit vor dem DVertrodnen. Sm gleichen Gebiete lebt in etwas größerer Tiefe der ebenjo häufige Balanus crenatus Z.; bei ihm it das Gehäufe mehr glatt, während das a 0, ven B. balanoides höher Fegelförmig BEREITEN 0 getürmt und fteahlig gerippt ift. Einige Seepoden, Balanus erenatus L., auf der Schale von Mya arenaria. R R 0 Natürl, Größe Aus D. Franz, ‚‚Rüftenwanberungen“, Zeipzig 1911. Arten gedeihen m bradigen Wafler, und auf ven Falklandinjeln traf Darwin eine Irt in einer Klußmindung an le die bei ver Ebbe von Süßwaffer, bei ver Flut von Seewaffer umjpült wurden. Eine der gemeinften, durch ihre blaßrote bis dunfelpurpurrote Färbung und außerordentlihe Wandlungen der Form ausgezeichnete Art ift Balanus tin- tinnabulum Z. Shre eigentliche Heimat reicht von Madeira bis zum Kap, von Kalifornien bis Beru. Das Tier fommt oft in großen Mengen an Schiffen vor, die von Weftafrika, Weit: und Oftindien und China in die europäiihen Häfen zurüdtehren. Oanz bejonderer Zuneigung gewiller Seepoden aus der Familie Coronulidae erfreuen fich manche Wale. Zmeite Unteroronung: Abdominalia. Aus der Schon erwähnten zweiten Unterordnung der Abdominalia, die eingebohrt in der Schale von anderen Nanfenfüßern oder von Mollusfen leben, jei hier nur Aleippe lampas Hanc. genannt, die in der Nordjee in Schalen der Spindel: und Wellhornjchnede - lebt und jhon arg dur Rarafitismus vücdgebildet ift. Dritte Unterordnung: Wurzelfrebje (Rhizocephala). Aber dabei ift die phyfiologifche und die Geftaltanpaffung der urfprünglich lepadiden- artigen Formen nicht ftehengeblieben. Die Verdauungsmwerkzeuge find vielmehr bei der dritten Unterordnung, den Wurzelfrebjen (Rhizocephala), bis auf einzelne Spuren un erwachjenen Huftande verfchwunden, und das durch feine Jugendform als Krebs fich ausweifende Tier nimmt eine plumpe, facförmige Geftalt an, nachdem e3 fich auf feinem Wirte nievergelafjen hat, Co weit geht die Verwandlung, eine rücjchreitende Metamorphofe, daß diefe Tiere lange Zeit für Caugwürmer gehalten worden find. EEE NRanlenfüßer: Thoracica. Abdominalia. Wurzelfrebfe. 661 Die genaueren Vorgänge während diefer Metamorphofe jowie die ganze Ökonomie hat uns Yves Delage von einem der gemeinften Wurzelfüßer, vem Sadfrebs, Sacculina car- eini Thomps., Tennen gelehrt, der auf der Bauchjeite des Krabbenjchwanzes, da, wo dejjen erfter und zweiter Ring zufammenftogen, fißt und dort fat wie ein Fleiner Hodenjad aus- fieht. Das Tier findet fi) auf der großen Tajchenfrabbe, Carcinus maenas, aber aud) auf anderen Krabben aus den Gattungen Stenorhynchus, Portunus, Xantho, Galathea, Hyas und vielleicht Platycarcinus. Aır manden Stellen der Nordjeefüften find fie jo häufig, daß zwei Drittel bis vier Fünftel der Krabben mit ihnen behaftet find. Sm Auguft eriheinen die jungen Larven, die Nauplien, die innerhalb A—5 Tagen das Zypris- Stadium der Metamorphoje erlangen und fih an | _,% 1) Nauplius von Sacculina carcini Thomps. nad der erften Säutung. Etark vergrößert. Nah Yve3 Delage — 2) Sadfreb3, Saceulina careini Thomps., am SHinterteil von Careinus maenas. Nutürlihe Größe. Die Krabbe ift fo dar- geftellt, als jei fie duchfihtig und jhimmere das Saugröhrengefleht durch die Haut de3 Wirtätieres Hindurd. Aus Hejfe- Doflein, „Tierbau und Tierleben”, Band II. LZeipzig 1914. eine Kleine, 4—12 mm lange und 3—4 Monate alte Krabbe anheften. Darauf verändern fie ihre Geftalt abermals, werden oval und fenden durch die weiche Haut zwilchen den Ringen in den Leib der Krabbe einen Fortfag, durch den der Inhalt der Zarve in das Innere der Krabbe übertritt. Er umjpinnt num mit hohlen, wurzelartigen Fortjägen wie ein Geflecht feiner Bilz- fäven alle die inneren Organe der Krabbe, wobei indejjen, nach Sourdain, Herz, Kiemen und Nerveniyften als die wichtigiten, für das Leben und Gedeihen von Mitt und Gaft notwenpigiten Drgane nicht in Mitleivenjchaft gezogen werden. Dies Stadium ift im September und Dftober . erreicht. Gegen April bis in den Juli des zweiten Jahres, nahdem der Endoparafit 20—22 Monate alt geworben tft, erreichen die Keimdbrüfen ihre Reife, und jeßt tritt der größte Teil des Körpers der Saffuline wieder nad) außen, wobei indefjen die ernährenden hohlen Wurzeln jelbftverftändlich im Leibe des Wirtes bleiben. Diefer ift jet etwas älter al3 3 Sahre und etıva 3—4,5 em breit. Im Auguft fängt der nunmehr 2 Sahre alte Sadfrebs an, Eier in das Wafjer 662 Krebje. zu entjenden, und fährt damit fort, bi$ er in einem Alter von 3 Jahren und 2—3 Monaten beim Beginn des Winter3 an Altersichwäche ftirbt und von der Krabbe abfällt. Meift findet fich nur eine einzige Saffuline bei einer Krabbe, ziemlich oft 2, jelten 3 over 4. Was num die Wirkung anbelangt, die die Sacculina auf die Krabbe ausübt, jo hat man früher gemeint, fie bereite diefer durch das Aufjaugen der Nahrungsjäfte Schmerzen. Das ift jedod, nach Delage, nicht der Fall. Anfänglich wird die Krabbe durch die Anmejenheit des PBarafiten faum gejchäpigt. Erjt wenn diefer wieder nach außen hervorgetreten ift, macht fich fein Einfluß bemerkbar. Die Krabbe befindet fih dann ftändig im Zuftande der Unterernährung, fie hört auf zu wachlen, fi) zu häuten und vermag nicht, fi) fortzupflanzen. Da der größte Teil der Nahrungsjäfte vom Cchhmaroger verbraucht wird, jo dient der Reft nur dazu, das Leben notoürftig zu friften. 3 bleibt nichts für die Bildung neuer Körperjubftanz over der Gejchlechtzzellen übrig. Eine andere Gattung ift der namentlich an Einfiedlerfrebjen Ihmarogende Peltogaster paguri Rathke, der verlängert Jadförmig ift, und deffen Wurzeln zu einer Ihwanmartigen, in den Wirt hineinragenden und denfelben ausfaugenden Mafje fi verfilzen. - Fünfte Ordnung: Jregelfrebje (Malacostraca). Bei den Negelfrebjen (Malacostraca, Nomostraca) hat fi) die DOrganijation zu einer gewifjen Konftanz, 3. B. in der Segmentzahl, gleichjam durchgearbeitet: Kopf und Bruft zulammen bejtehen nad) Ausweis der Ertremitätenpaare aus dreizehn Segmenten, der Hinter- leib aus jehs, jo daß wir im ganzen 19 glievmaßentragende Segmente zählen. Hierzu fommt als glieonaßenlojes Endftücd das mehr oder minder jehuppenfürmige, den After tra: gende „Zeljon”. Die Leptostraca allerdings erreichen diefen Zuftand nur erft näherungg- weile. Die Stelle der Schalendrüfe, die häufig noch bei der Larve erhalten ift, vertritt bei den Malafoftrafen gewöhnlich die Antennenz, jeltener die Kieferdrüfe Die Gejchlehtsorgane münden beim Weibchen ftet3 am elften, beim Männchen am vreizehnten Segment. Häufig find Schalenbildungen. Die Dronung enthält harakteriftiihe Formen von jehr verjchiedener Art, die man zu mehreren ‚„‚Legionen’ zufammenzufaffen pflegt. Bei weiten die wichtigjten Legionen find die Ringelfrebje (Arthrostraca) und die Eigentlihen Krebje (Thora- costraca); für jede ein Beifpiel: Kellerafjel und Flußfrebs. Als eine Eleine, aber ftammes- geichichtlich bemerkenswerte Gruppe jei ihnen die Legion der Leptostraca vorausgejchidt, die von manden Zoologen au) al3 befondere Drdnung aufgefaßt wird. Erjte Legion: Leptostraca. Etwas fopepodenähnlich, objiehon größer und jeitlich zufammengedrückt, jehen die wenigen meerbemwohnenden Krebschen aus, die zu den Zeptojtrafen zählen. Kopf und Bruft find aber von einer zweiklappigen Schale umjchloffen, die übrigens vorn in eine bewegliche jogenannte Koftralplatte, gleichfam einen auf und abklappbaren Müsenjchirm, übergeht. Die Facetten- augen find geftielt. Darin, daß die Leptoftrafen einjchließlich des zwei Gabeläfte tragenden Teljonz noch acht Dinterleibsfegmente Haben, ftatt fieben, ftehen fie dicht an der Grenze, aber doch noch außerhalb Regelfrebfe: Leptostraca. NRingelfrebje (Aijeln). 663 der jonft für Malafoftrafen geltenden Regel. Auch im Belit von Schalen: und Antennen: drüfen vermitteln fie zwiichen Entomoftrafen und Malakoftrafen. DiesForm der Bruftfüße ift etwa ein Mitteloing zwilhen Phyllopoden: und Schizopodenfuß. SJır gleichem Sinne ift auch das langgeftredte, gewilfermaßen noc) indifferent geftaltete Herz und das och bejonders typifche Stricleiternervenfyftem beachtenswert. Sn der Tat fennen wir aus jenen paläo- zoiihen Zeiten, wo e8 zwar Entomoftrafen, aber offenbar noch feine Malafojtrafen gab, ee ihon Ieptoftrafenähnlihe, übrigens verhältnismäßig A —n große Krebstiere, die man Archaeostraca nennt. Sie lebten im Meere oder Bradwafler. Man darf aljo annehmen, daß aus irgendwelchen, vielleicht phyllo- pobenähnlichen Entomojtrafen fi) Teptoftrafenähnlice MWejen und aus diejen dann ih Malafoftrafen ent: wicelten. Die wenigen heutigen Zeptojtrafen, wie 3. D. die etwa 1 cm lange, auffallend zählebige Nebalia seoftroyi M.-E., ein j&hlammbewohnendes, zartes Krebschen aus dem Mittelmeer und Atlantiichen Dean, find gleichfam lebende Foflilien. | Zweite Legion: Ningelfrebje (Arthrostraca). Die Ringelfrebfe (Arthrostraca oder Edrioph- thalmata), zu denen vor allem die Affen und Sloh- frebje gehören, find jharf geringelt und befigen fait immer, da nur das vorderite Bruftfegment mit dem Kopfe verihmilzt, fieben freie Bruftiegmente, haben ; feine oder, wie die Scherenaffeln, nur eine Kleine Scha= MN M lenduplifatur. Die Augen find nicht gejtielt und in £ ihrer Größe und Xeiltungsfähigfeit recht verjchieden. Alle möglichen Formen kennt man, vor hochentwidelten !eishen von Nebalia geoffroyi M-E. Doppelauge einer Phronima bis herunter zum Eleinen 19 versehen As er Or B „Sehrbu oologie”. facettenarmen eines Badhflohfrebjes; ja blinde Formen finden fi in unterivdiichen Gemäffern und in der Tiefjee. Die Entwidelung der Ringelfrebfe it unmittelbar. Die Eier entwideln fih in einem Bruftraum, der durch Anhänge der Bruft- beine unter dem Körper der Weibchen gebildet wird. Erjte Unterordnung: Afjelı (Isopoda). Biel Mannigfaltigfeit im Aufenthalt zeigt die Unterordnung der Ajfeln (Isopoda), denn unter ihnen gibt e8 Meer, Süßmwafjer: und Landbewohner; doch mag der Urjprung aller Affen im Meere zu Juchen jein. hr Körper ift von oben nad) unten abgefladht, das Abdomen Furz geringelt und oft verfünmmert, und häufig dienen innere Afte der Abdominal füße al3 Kiemen, jo auch bei vielen in feuchter Luft atmenden Landafjeln. Sn ihrer Gejfamt- heit gehören auch die Afjeln zu den Fleineren Krebjen, ihre mittlere Länge beträgt 13—26 mm. Ganz für fi fteht die bis 20 cm lange Riejen-Tiefjeeaffel Bathynomus M.-E. Es gibt etwa 800 Arten, von denen ungefähr der dritte Teil Landbewohner find.- 664 Rrebje. Zu den Schwimmafjeln (Sphaeromidae) gehört die Kugelajjel „ver mitteleuro- päifchen Küften, Sphaeroma rugicauda Bate et Westwood. Sie findet fich überall am ftei- nigen Ufern auf der Waffergrenze, auch im Bradwaljer und in der weitlichen Ditjee, lebt gefellig unter den Steinen des Uferwafjers und rollt fich bei der Berührung ein. Die Bohr- ajjel, Limnoria lignorum Sars (terebrans), in der Nord» und Djtjee, zernagt Holz um wird, wie Schon ©. 637 erwähnt, Schiffen und Hafenbauten jehr Ihädlih. Ein länger ge- jtrecfter Körper ift den Idotheidae eigen, zu denen die häufige, halbfingerlange Idothea baltica Pall. (tricuspidata) der europäichen Meere gehört, deren Farbenanpafjungsvermögen Ihon oben (S. 622) erwähnt wurde. Gleich manchem anderen Ditjeetier wird fie in der Norojee größer als in der Ditjee, wo fie bis Ditpreußen vorkommt. Flach gemwölbt ijt die Zamilie der Ligiidae, wie Ligia oceanica L., die auf Uferfteinen der Norvojee und des Atlantijchen fprung ins Waffer ftürzt. Die jeltfamen, flac)- ‚ gevrücten Serolidae wühlen fi in den Sand antarktiiher Küften in größeren Gejell- Shaften ein und find durch den Befib zu . Stadheln entwicelter und aufrihtbarer Bafal- ; glieder des legten Bauchfußpaares gegen die Angriffe hungriger Feinde gejchüßt. Die Fiihafjeln (Cymothoidae) find teilweije Zwitter, befigen aber dann die männ- lichen und weiblichen Gejchlechtsorgane nicht etwa zugleich, fondern in zeitlicher Trennung. Bei den Gnathiidae (Pranizidae, Ancei- | 5 - _. dae) find die Männchen und Weibchen auf- EEE ——. 0: sallend verichienen. Die Weibchen wie oe en oa ee Larven leben parafitiid an Seefijchen, haben große Augen am Eleinen Kopf und einen Saugrüfjel; die Männchen haben einen Folofjalen vieredigen Kopf und mächtige Dberkiefer und leben frei. Die Fiichaffeln haben zum Teil zu Saugapparaten umgejtaltete Sreßwerk: zeuge und leben im legteren Falle immer parafitiih auf Fiihen. Ziemlich große Parafiten von etwa halber Fingerlänge gehören zu diefen Beläftigern von Seefiihen namentlich der wärmeren Meere. Bei den ftets parafitiihen Garnelafjjeln (Bopyridae) leben die Meib- chen in der Kiemenhöhle namentlich von Garnelen, werden hier jcheibenförmig und unjymme- triich, während der Darm ihnen teilweije verlorengeht. Dort, zwiichen ven Kiemen, treiben fi) auch die Eleineren, beweglihen Männchen herum. Wir wollen uns bei jolchen unerfreulihen Baraftten hier nicht länger aufhalten, jonvern nur noch erwähnen, daß zu den Ajfeln außer derartigen Eftoparafiten auch Entoparafiten ges hören, die in anderweitigen marinen Krebjen jhmarogen, jo die Weibchen der Entoniscidae oder Krabbenafjeln und ver Cryptoniscidae; legtere leben eigentlich nicht unmittelbar auf den Krabben, fie find vielmehr Parafiten von Parafiten diefer Tiere, und zwar der teltfamen Wurzelfrebje (©. 660). Sie fchieben ihren Kopf entweder, indem fie fich neben dem Wurzelfvebs nieverlafien, dur) die Haut des Schwanzes der Krabbe, bis fte die Wurzeln des TERRA | Meeres fih fonnt und bei Gefahr mit Kopf Negelfrebje: Afjeln. ; 665 eriten Parafiten erreichen, wobei fie diejen jelbft oftmals verdrängiu, oder fte fiedeln fich auf dem Wurzelfrebs unmittelbar an umd bohren ihren rüfjelartig verlängerten Kopf bis zu feinen Ernährungsorganen. Denn diefe Juchen fie allemal auf, fte nehmen ihrem Wirte nicht die eigenen, jchon verarbeiteten Nahrungsfäfte, fondern fchneiden ihm das der Krabbe entnommene Futter ab. Mit ven Asellidae, ven Wajferaffeln, fonmen wir zu munteren Süßwafjertieren. Bei der Gemeinen Wajjerajfel, Asellus aguaticus Z., bejteht der ganze Hinterleib aus einem ein- zigen großen jchildfürnigen Seg= ment. Das bis 13 mm lange Tier findet fih überall in Teichen und Gräben der verjchiedeniten Tiefen, und da fanıı es häufig vorkommen, daß diefe im Sommer austrodnen. Deshalb gehen aber die Ajjeln no) lange nicht zugrumde wie die meiften ihrer Mitbewohner, jondern fie graben fich rechtzeitig möglichft tief in ven Schlamm ein und warten bier in einer Art Sommerjchlaf, ‚bis neuer Negen ihnen die frühere Lebensweile wieder ermöglicht. Da die Wafjerafjeln alle nicht zu jchnell fließenden Gewäfler be= wohnen, jo finden fie fi) aud) in unterirdiihen und in tiefen Seen, in beiden büßen fie aber ihre Augen ein und entwideln um jo mehr ihre Gerudsantennen. So ungefähr mag die Höhlen: over Örot- tenafjel, Asellus cavaticus Schiödte, die zweite deutiche Art, entitanden fein. Die Familie ver Zandafieln (Oniscidae) ift unter anderem daran Fenntlih, daß das lebte Afterfußpaar in Form von Griffeln beiverjeits über den Hinterleib hervortritt. Weit itber die Erde verbreitet, allgemein befannt und von empfindfamen Seelen als efelerregende Tiere betrachtet find die Mauerajjel, Oniscus asellus Z. (murarius), mit dreigliederiger Fühler: geißel, und die Kellerafjel, Porcellio scaber Latr., die, nach) Dahl, beide im wärmeren, wejtlihen Deutjpland audh in Wähern gefunden werden, im öftlihen aber meift nur an Häufern. Diefe und manche andere Porcellio-Art ift über die ganze Erde verjchleppt. Einen gewillen Kalfgehalt verlangt die an ihrem ftärker gewölbten Körper und dem Abfugelungs- vermögen leicht erkennbare Rollajjel, Armadillidium cinereum Zenker (vulgare), aus der Familie der Armadillidiidae. Bei Porcellio und Armadillidium enthalten die Gemeine Wafferaffel, Asellus aquatiecus Z. Bergrößerung 4:1. 666 Krebie. Außenäfte der beiden vorderen Abdoninalfußpaare ein Syitem tracheenartiger, jeitlich ge öffneter Luftröhren zur Zuftatunung. Zweite Unterordnung: Flohfrebfe (Amphipodida). Den Namen Flohfrebje (Amphipodida) erhielt eine über die ganze Erde, vornehmlich in jaßzigem Waffer, verbreitete, aus etwa 600 Arten bejtehende und meift in unzähligen Individuen beifammen vorkommende Interord- nung von der Eigenschaft jehr vieler ihrer Mitglieder, mit außerordent- licher Behenpigfeit jowohl im Wafjer jtoßwetje zu Schwimmen umd zu hüp- fen, als auch außerhalb desjelben die tolliten, ihre eigene Höhe oft um das Yundertfache überfteigenven Sprünge auszuführen. Die Floh: frebje find --—- im Gegenjab zu den Affeln — feitlich zufammengedrüdt, der Hinterleib ijt geftredt, Kiemen finden fi an den Bruftfüßen. Die vorderen drei Hinterleibsringe tra= gen Schwimmfüße, die drei hinteren Die größten Ampbhipovden wer- den über 10 cm lang, die meiften erreihen faum 1 cm, und viele bleiben darunter. Nur eine jehr geringe Zahl lebt im füßen Waffer. Die außerordentlich zahlreichen Be= wohner de3 Meeres halten fich teils an den Küften auf, befannt unter dem Namen ‚„Sanphüpfer”, teils ha ıs ; PP : begeben fie fi) auch auf das hohe Gemeiner Flohfveb3, Gammarns pulex Z. Vergrößerung 4:1. - Meer hinaus. Die zahllojen Cha: ven von Flohfrebjen werden in den nordischen Meeren al3 Nasvertilger nüslih. Die Ajer großer Delphine und Wale, die, der all: mählichen Fäulnis überlaffen, das Waffer im weiten Umfreife verpeften und damit einer Menge Tierbrut den Untergang bereiten würden, werden in furzer Zeit von den Millionen fich ein: ttellender Flohfrebfe rein ffelettiert. Im Meere erreichen die Amphipoden einen ungeheuren Reich: tun nicht nur an Stüdzahl, jondern auch an Arten und gelegentlich auch beveutendere Größe. Der Gemeine Flohfrebs, Gammarus pulex L., im Süßwaffer Europas, ift ein Ver: treter der vorwiegend füßwafferbewohnenden Familie Flohfrebje im engeren Sinne (Gam- maridae). Er hält fih am Grunde feichter, aber nicht faulig werdender, faft nur fließender Gewähjer, auch in jchnell fließenden Bächen und in Quellen, am liebften unter größeren Steinen und Holzjtüden auf und nährt fich vorzugsmeile von Pflanzenftoffen, jfelettiert 3. D. um Serbt meifterhaft die in feine Gemäffer fallenden Blätter. Mangel an Pflanzenfutter nac) hinten gerichtete Springfüße. RER a a eb Wo. I ul 2 42 SE an u zn inne j Regellzehfe, Flohfrebfe. 667 veranlagt, nad Hänpel, die Flobkrebje zu le aabuung und nelenetiet ünheriiee Lebens- weile, weshalb man fie, wenn ınan fie zur Filchfütterung züichtet, mit friichem Fleijh ernähren fann. Doc dürfte die Zucht überhaupt nie befonders ergiebig werden. Hebt man in einem Flohfrebje enthaltenden Gewäller einen Stein jäh auf, jo findet man fie gewöhnlich dicht ge= drängt, groß und Hein durcheinander fiKend und liegend. Aber faum wurden fie geftört, da ftieben fie Ihon mit größter Yurtigfeit nad) allen Richtungen auseinander, um hinter dem erjten beiten Oegenftand fich wieder zu verbergen. Diejenigen, wellje an dem aufgenommenen - Steine haftenbleiben, juchen mit energijchen Bewegungen des Hinterleibes fi loszumachen und, feitlih fich fortichnellend, ohne eigentlich zu hüpfen, das rettende Element zu gewinnen. Gelingt ihnen das nicht bald, jo trodnen ihre Kiemen ein, und fie verdorren, bejonvers an der Sonne, Jehnell. Den Winter bringen die Slohfrebfe eingegraben im Schlanme und Sande zu, um an den erften warmen Tagen wieder zu Nu ee ericheinen und die Fortpflanzung zu beginnen. SandfloH, Talitrus saltator Mont. 3fach vergrößert. Aus Man findet fie alsdann oft paarweife, indem ein ne. ni fleines Individuum, das Weibchen, von einem größeren, dem Männchen, hartnäckig md tagelang mit Seh Klauen der beiden vorderen Gliedmaßen feitgehalten wird. Die Jungen entwideln ih in Bruttafhen an den Beinen der Mutter und werden von diejer in der erjten Zeit ihres Wachstums nach dem Aus: friehen geführt. Sie juhen nämlich bei Gefahr zwiihen ven Beinen der Mutter Schuß, eine Gewohnheit, die auch bei meerbewohnenden Ampbhipoden beobachtet wurde. E3 finden fich blinde blafje Formen in alten Bergwerksihächten, in tiefen Brummen von Helgoland bis Venedig und in den tieferen Schichten großer Seen. ©o ift Gammarus pulex subterra- neus Schneider jehr häufig in den Bergwerfen des Clausthaler Grubenbezirks, und Arten der Höhlen= flohfrebje, Niphargus Schiödte, leben in Brunz nen und Quellen auch in Deutihland. Bon Gam- marus: pulex trennt man wegen der Ausbildung eines Nücenkfiels den häufigen Carinogammarus | roeseli Gervais (Gammarus fluviatilis) ab, der we= nn en nn el en niger Anfprüche an den Saueritoffgehalt des Wafjers 2. Sahrgang, 3. Heft, Berlin 1908). (Bu ©. 669) macht und Daher in Teichen Die verbreitetere Art ift. Biel gedrungener von Geitalt als die jchlanfen Gammaridae find die ausjchlieglich meer: oder vielmehr ftrandbewohnenden Talitridae, die Sandhüpfer. Wo immer am Meeres: itrande, jei e3 in Brighton, auf Helgoland, an der Dftfee oder dem Lido bei Venedig, Tang angejpült wird, da finden fich Häufig der Sand- oder Strandfloh, Talitrus saltator Mont. (loeusta), und der Küjtenhüpfer, Orchestia gammarellus Pall. (littorea), echte Strand: tiere. Diejer hat unvollfommene Scheren. an den beiden erften Bruftbeinpaaren, jener nur am zweiten. Der Strandfloh ift übrigens mehr bräunlich, der Küftenhüpfer mehr gräulichweiß oder gelblich gefärbt. Die Strandflöhe gehen nie ins tiefe Waffer, fie folgen dem Nande der Gezeiten und bleiben bei Ebbe in und auf dem in langer Linie ausgeworfenen Wall von 668 Srebfe. Tang zurück, Hier pringen fte während der warmen Fahreszeit oft fußhoch und in jo un- glaublichen Mengen, daß man die bewegte Schicht zuweilen Schon von fern jehen fan. Yın Winter bergen fi die Sandhüpfer an den nordiichen Küften mit Vorliebe in verweienden Tanghaufen md Fommen höchftens bei warmem Sonnenfchein hervor. Klopft man an einen der oft zahlreich am Strande halb im Wafjer liegenden Steine, jo werden umter ihm ımd allen benachbarten faft ftet3 eine Ummenge Strandflöhe hervorgeftöbert, die im flachen MWaffer eilends herunmnjchwinmen amd jchnell wieder ein dunkles Vertect fuchen. Orchestia bottae M.-E. unternimmt jogar weite Neifen landeinwärts und wurde beifpielsweile auf Eypern in 1255 m Höhe gefunden. Eine gejchlofjene Schar bilden die röhren= und nefterbauenden Amphipoden. Die verjchtedenen, ihr Häufermaterial fi) zufanmmentragenden Corophiidae (Podoceridae) find Thaumatops magna Woltereck. Natürlihe Größe Nah, Photographie von N. Wolteved. (Zu ©. 669.) harmlofe Tiere, und eine auf der Neede von Helgo- land vorfommende Podoce- ros:Art hat fogar das bejon: dere Berdienft, die dortigen Schollen, von denen jtereich- ih gefreffen wird, äußerfi fett und wohlihmedend zu machen; nicht jo der durch bejondere Familienmerkfmale fih abtrennende Scheren- |hwanz, Chelura tere- brans Phil., aus der Fam: lie ver Cheluridae. Su Semeinjchaft mit der oben: erwähnten Aljel, Limnoria lignorum, durhhöhlt er in Dods und Dämmen das Holzwerk, namentlich das weichere Nadelholz, vom Grunde bi an den Spiegel. Nur das mit Kreojot getränfte Holzwerk jeheint er zu fcheuen. Man hat ihn bis jeßt an den jüdlihen und wetlichen Küften Europas, in Weftindien und Nordamerika beobachtet. Während die bisher bejprochenen Amphipoden vorwiegend Boden over Küftenformen jurd, ja zum Teil fogar an fefte, jelbftgefertigte Wohnungen gebunden find, halten fich die folgenden Familien, vie Hyperidae und Phronimidae, fajt ausnahmslos im freien Wafer auf. Manche von ihnen führen freilich ein vecht bequemes Leben und halten fic) für ihre Reifen im Meere eigene Fahızeuge. Der Quallenflohfrebs, Hyperia medusarum Müll. (Lestrigonus), und Verwandte leben in den an der Unterfeite ver Medufen befindlichen tafhenförmigen Höhlen. Selbft untätig, Lafer Ste fih von ihren Wirten umberfahren, wenig: ftens während des Sommers, im Winter leben fie frei in der Tiefjee iiber dem Boden des Meeres. Nicht alle diefe Naumparafiten gehen invefjen mit ihren Mietsherren jo rüdjihts: voll um. Manche von ihnen leben nach Claus „von dem Quallenleib, freffen ihm die Ge: Ihlehtsorgane, den Mimpftiel, die Arme weg und treiben unter dem Obdache der zerftörten »reduje, bewegt von dürftigen Kontraftionen der erhaltenen Musfelteile ihres Wirtes, im Meere herum”. Noch fehlimmer treibt e3 unter den Phronimiden der Tonnenflohfrebs, z Negelfrebie: Flohfrebfe. 669 Phronima sedentaria Forsk. Das Weibchen wählt Siphonophoren und bejonders Nianteltiere der Gattungen Doliolum und Pyrosoma md frißt jie derartig aus, daß mur ein Feines gla3= helles Tönnchen übrigbleibt. Mit diefem Tönnchen als Haus Shwimmen die Weibchen umher (Adb., ©. 667). Die Männchen hingegen leben vorwiegend in der Tiefe des Meeres, frei Schwimmend ohne Haus, fteigen nur zur Begattung empor und juchen die Weibchen in ihren Tönnhen auf. Kriechen die Jungen aus den Eiern umd dem Brutramm der Mutter aus, dann verweilen fie zunächft noch einige Zeit im Tönnchen, Ihwimmen aber jpäter aus und jinfen in die tiefen Wafferfchichten ab, um erjt mit Eintritt der Neife wieder emporzufteigen. Die pelagifche und räuberifche Lebensweife der Hyperiven findet natürlich au Ausdrud meiheen Sau. Cie ji fa durchweg glashell, oft ausgeftattt mit großen Greifzangen am fünf: ten Beinpaar umd mit riefigen | Augen verfehen. Bei Phronima |. find jogar an jedem der Augen zwei bejondere Abjchnitte zu une tericheiven. Der eine, das ‚„‚Seiten= auge‘, beiteht aus Furzen Augen= | feilen, der andere hingegen, dag „Srontauge”, jebt fich aus drei= bis viermal längeren Einzelaugen , zufanmen und ift nach oben ge :* & rihtet. Die Trennung der Augen E in zwei Abjchnitte treffen wir aud) ‚bei anderen Krebstieren, 3. B. Tief jeefchizopoden, und jogar bei einem einheimischen Wafferfloh (Bytho- | trephes); fie findet ihr Öegenftüd | unter den Snfekten in den Turban= augender&intagsfliegenmänndenn. 4 Mr Q nn Weit übertroffen wird jüod AM Mn AEAH. Gefpenftireb3, Caprella aequilibra Bate, auf Eudendrium. Bergröße Phronima no) dur) die Thau- en, matopsidae. Ju diefer Familie nehmen die Sehorgane faft den ganzen Kopf ein; fie ftoßen auf der Stirn umd dem Scheitel aneinander. Die fingerlange Thaumatops magna Woltereck(Abb., ©. 668) lebt pelagijch in der Tiefjee, ift vollfommen farblos und duchfichtig und nur mit einem dinmen Panzer ausgejtattet. Eine bejfondere Abteilung der Flohfrebje bilden die auffallend geftalteten Kehlfüßer (Laemadipoda), gefennzeichnet durch die Berwachjung des Kopfes mit dem erjten Bruftring, wobei das zugehörige Beinpaar an die Kehle und weit vom zweiten abgerücdt ift. Da ge= wöhnlih am dritten und vierten Bruftfegment die Beine bis auf die blattförmigen Kiemen zurücgebildet find und der Hinterleib fat gänzlich verfümmert ift, jo find alfo im ganzen nur fünf Beinpaare vorhanden. Es find zwei in Ausjehen und Lebensweile jehr verjchiedene Familien zu unterfcheiden, die Gejpenftfrebje (Caprellidae) und die Walfifchläufe (Cya- midae). Die erfteren haben einen dünnen, fadenfürmigen, geftredten Körper. Anden beiven 670 Krebfe, erjten Beinpaaren ift das vorlegte Glied verdickt, an den drei hinteren Paaren geftredt. Die zahlreichen, meilt nur 3—13 mm langen Arten halten jih an untiefen Stellen der Meere auf Hydroiden= und Bryozoenftöcden auf und ge währen, in ihrer Kleinheit von den meijten Bejuchern des Meeres gänzlich überjehen, dem Beobachter des unjcheinbaren Tierlebens in ihrem Treiben ein anziehendes Schaufpiel. Sie find die wahren Turner unter ihren Klafjengenofjen, indem fie gejchieft wie die Affen und mit vielen Burzelbäumen und Windungen an umd zwijchen den zarten ften der unter- jeeiihen Miniaturwaldungen fih bewegen, wo fte unter an- derem Bolypenköpfchen freilen. Fortwährend munter und. geihäftig, Itechen fie vorteilhaft von ihren Zunftgenofjen, den Walfiichläufen, ab. Deren Körper ift eifürmig und flach gedrüct, mit Hleinem, Ichinalem Kopfteil; auch find die drei hinteren Beinpaare furz und fräftig. Ihr Name bezieht fi auf die Schmarogende Lebensweile auf Delphinen und größeren Walen, auf deren Haut fie feit- geflammert umd- für den Beobachter langweilig ihren Wohnfit aufgefchlagen haben. E. Spence Bate. Dritte Zegion: Gigentliche Krebje (Thhoracostraca). Die Eigentlihen Krebje, Thoracostraca, Podophthalmata oder Schalenfrebie, welc) leßterer Name jedoch auch für viele Entomoftrafen pafjen würde, jtehen durch den Belik ihrer Schale, die von einer paarigen feitlihen Yalte der Haut gebildet wird. und als Bruft- panzer den Kopf und die Bruft zum Kopfbruftitüc,. Cephalotorax, vereinigt, und durch ihre Stieläugigfeit in einem gemwiljen Gegenjaß zu den Ningelfrebjen (Arthrostraca). Doc ilt diefer Gegenjaß dureh die Synfariden und die Kumazeen einigermaßen überbrückt. Erite Unterordnung: Synecarida. Die Syncarida, nur drei Gattungen, denen man jogar den Rang einer bejonderen Xegion, Anomostraca, zuerkannt hat, haben einen arthroftrafenähnlich geringelten Körper mit fieben oder gar acht freien Bruftjegmenten ohne Schale; thorafoftrafenähnlich find dagegen die jpalt- füßigen Bruftbeine, ver Schwanzfächer der einen Gattung und ihre gejtielten Augen, die jänt- . (ih von Schizopoden entnommen jein Fönnten; ferner die im der Bafis der erjten Antenne liegenden Statozyften, die erit bei Defapoden, vem Flußfrebs und ähnlichen, wiederfehren. Der biS fajt 4 cm lange, flohfrebsähnlich ausjfehende Anaspides tasmaniae G. M. Thoms., der die Miihcharaftere am veutlichiten zeigt, lebt in Teichen nahe dem Gipfel des Mount Wellington in Tasmanien, 4000 Fuß über dem Meere, eine zweite Art, Koonunga cursor Sayce, in CSiidauftralien. Eine dritte, Bathynella natans Vejd., wurde vor einigen dreißig Jahren in einem Brunnen in Prag entdeckt und neuerdings auch bei Bafel in einem Brunnen ge junden. Dieje Formen find wieder einmal „lebende Foffilien”, lebte Refte einer ehemals viel größeren Gruppe; denn fühwafjerbewohnende Syncarida waren, wie ficher beftimmbare Fof- filien beweifen, im Tarbonijch-permijchen Erdaltertum häufig, alfo ungefähr in der Zeit, wo auch die Anfänge der Arthroftrafen und der Thorakoftrafen Viegen. Daß die Entomoftrafen N eg elfrebje: Syncarida. Cumacea. Spaltfüßer. 671 und Malafoftrafen von den Syncarida abjtammten, joll damit durchaus nicht gejagt werden; - die Synearida Fünnen auch jehr wohl eine Mittelgruppe zwijchen beiden fein, die fich jelb- jtändig herausbildete und früher als die beiven anderen auf den Ausfterbeetat Fam. Bmeite Unterordnung: Cumacea. Hhnlich wie mit den Synfariden mag es mit den Kumazeen ftehen, nım daß von ihnen feine fojfilen Nefte erhalten find. Die Cumacea ind Nialafoftrafen mit zwei Hilfskieferpaaren, fünf freien Bruftfegmenten umd nur Kleiner Schale, die bloß die drei vorderen Druftjegmente zu überdbahen vermag. Sie haben nicht geftielte, jondern fißende Augen, wie die Arthroftrafen. ES jind etwa 70 Kleine, unjcheinbare Arten mit ver: didter Kopf» und Bruftgegend, aber Ihlanfem Hinterleib, der im weiblichen Gejchledht gliedmaßenlos ijt, im männ lihen dagegen Feine Schwinmfüße trägt. Früher hielt man dieje Krebje irrtümlid) für Larven von Zehnfüßern. Die Kumazeen find. Meeresbewohner, doch find auch Vertreter im -Kajpilee : Pe oouben Diastylisrakhkei ee Kröy. (Cuma) lebt in den nordiichen Meeren, 3. B. bei Helgoland, D. sculpta G@. O. Sars bei Nordamerifa. Die Leuconidae jund jchlanfer als die Diastylidae ımd blind; zu ihnen gehört Eudorella trunculata Date in der Nordjee und dem Mittelmeer. Dritte Unterordnung: Spaltfüßer (Schizopoda). Das zarte Bruftichild der Spaltfüßer over Schizopoda bededt meift die ganze Bruft- region. Die Bruftfüße find typiihe, der Fortbewegung dienende Spaltfüße. Die meijten Schizopoden find Bewohner des Meeres und haben wahrjheinlich Shon im Karbon gelebt, ganz ficher beftimmbar find allerdings die wenigen fojlilen Nejte nicht. An verbreitetiten ijt die Familie ver Mysidae. Schon in der 1780 erjhhienenen Be: Ihreibung der grönländifhen Tiere von dem hochverdienten Prediger und Mijlionar Dtto Fabricius wird gejagt, daß fie mit anderen Heinen Tierchen die Hauptnahrung des großen Grönlandwales (Balaena mysticetus) ausmaden. E3 jei wunderbar, wie die fleinen Tiere, noch nicht 1 Zoll lang, eine ausreichende Nahrung für die größten abgeben und das Material für die ungeheuren Maffen Sped liefern Fünnten. Sie jeien jedoch im Grönländiihen Meere jo häufig, daß der Wal bloß das Paul aufzujperren brauche, um viele taufend Fetttropfen mit dem Wafjer einftrömen zu laljen. Belanntlid) fommt ihm die Vorrichtung der Filehbein- platten zugute, hinter denen, wie hinter einer Reufe, die Beute zurücbleibt. Wer das Aquarium von Helgoland bejucht, lernt dort ficher die verhältnismäßig großen, etwa 3 cm langen Praunus flexuosus Müll. (Mysis, Macromysis) der Nord- und Ditjee fennen, die, halb aufgerichtet im Waffer hängend und fast wie Männerchen im Trikot aus: jehend, alle einander parallel jchweben, weil fie auf die Richtung der einfallenden Sounen- Strahlen in gleicher Weile reagieren. Eine Fleinere Art derjelben Gebiete ift Neomysis vulgaris 672 Krebfe. Thomps. (Mysis). Jim Mittelmeer lebt unter anderen Leptomysis mediterranea @. ©. Sars und die merhvürdige Hemimysis lamornae Couch, die inNeapelanfangsmurausden Aquarium der zoologifchen Station befannt war, wo fie in Unmengen und oft in jo großer Zahl auftritt, daß fie mit Kleinen Negen abgefiicht werden muß. Die Tierchen halten fich hier jtetS an dunklen Segenftänden auf, alfo befonders an den Felsbauten, und hwimmen ftändig horizontal in der Richtung des Lichteinfalles etwa 1O—12 em weit hin und her. Dieje Krebsicharen erinnern dadurch an Midenjchwärme, die über einzelnen Tiirmen in einer Stadt tanzend verbleiben, voer die uns auf einer Wanderung begleiten und ftändig über unferem HYute hin und her tanzen. Im den nordischen Meeren, auch in der Dftjee, lebt Mysis oculata Fabr., und in Binnen- jeen Nordeuropas, in Deutichland im Mapdü=, Tollenjes, Drabig: und Miauerjee, die ihr jehr ähnliche Mysis relicta Loven, ein zart ducchfichtiges, bis 18 mm langes Tierchen, das den Tiergeographen lebhaft interejfiert. Der lateiniihe Artname geht darauf zurüd, daß man in Schweden und Norwegen diefen Süßwaljerbewohner als cin aus Mysis oculata durch Anpaffung au fü Waifer hervorgegange- ne3 Tiberbleib- jel, ein Nelikt z aus den Zeiten DE | | ı einer nacheis- 4 . ‚zeitlichen Mee- vesbededung diefer Länder = anjah, was für III manche dortigen Sunpjtellen zu= ES} RER Sen x treffenwird. Die Mysis oculata Fabr. Vergrößerung 6:1. Nah G.D. Cars aus Claus=Grobben, „Lehrbud s dev Zoologie”. deutihe Mysis Ä relicta jedocd) muß, da jte nur in Seen, die zur Djtjee abwäljern, vorkommt, in der Ancyluszeit, al3 das Dftjeebeden ein Süßmwafferfee wurde, aus M. oculata durch Umbildung und erzwungene Anpafjung an das jüßer werdende Waffer entitanden und damals durch die Dftjeeflüffe in die heute noch von ihr bewohnten Seen gewanvert jein. Daß fie heute noch aus dem Salz waljer ins Süßwaffer einwanderte, fih aljo gewiffermaßen freiwillig anpafjen fönnte, over daß fie fi) durc) Vögel ausbreitete, ift ausgejchloffen, da fie in den Djtfeeflüjfen und im ganzen zur Nordjee abwäfjernven Gebiet fehlt. Dieje Auffaffung begründeten Samter und Veltner vortrefflich für Mysis relicta und zwei Flohfrebje, Pontoporeia affınis Druzelius und Pallasea quadrispinosa G. O. Sars (Pallasiella), von denen ganz Ähnliches wenig- jtens für Deutjchland gilt; in anderen Ländern — auch in Nordamerika finden fich dieje Keliften — mag die Sache ja teilweife anders liegen. sn ver Tieffee finden fi) wunderjchöne Spaltfüßer aus den Familien der Lopho- Sastridae und Euphausiidae. Zu den erfteren gehört 3. B. die 14 cm lange Gnatho- phausia gigas Will.-Suhm aus den Tiefen des Nordatlantiichen Ozeans und der Süpjfee. Der von Willemoes-:Suhm gejchaffene Gattungsname Gnathophausia joll an eine am runde des zweiten Unterkieferpaares gelegene, lebhaft gefärbte Auftreibung erinnern. Anfänglich 7 ES m Regelfrebfe: Spaltfüßer. Maulfüßer. 673 wurde fie als Nebenaugen gedeutet, doch Eonnten jpätere Beobachter im diefen Organen Feine augenähnlichen Bildungen fehen; man erfannte vielmehr in ihnen Leuchtorüfen, die ein prächtig und ftarf phosphorelzierendes Sekret in langen Fäden ausjcheiden. Die auch Ihon in mittleren Tiefen zu fijhenden, weitverbreiteten Arten Euphausia splendens Dana und E. pellueida Dana tragen perlenförmige Leuchtorgane an den Körperjeiten, die wunderichön bläulichweiß feuchten und vermutlich Beutetiere anloden, vielleicht auch der gegenfeitigen Arterfennung dienen, wie ja ähnliches auch bei Tiefjeefiihen wahrjcheinlich it. Vierte Unterordnung: Maulfüßer (Stomatopoda). Die aus über 50 Arten beftehende Unteroronung der Maulfüßer (Stomatopoda), die auch) al3 eigene Legion herausgenommen werden, fteht in der Ausbildung des Kopfbruftiehiloes hinter Gemeiner Heufhredenfreb3, Squilla mantis Zatr. Natürliche Größe. den Schizopoden zurüc, denn diejes ift Furz und läßt mindeftens die drei legten Bruftfegmente vollfommen frei. Nur diefe drei legten Bruftringel tragen Shwimmfüße, während alle fünf vor- hergehenden mit Kieferfüßen ausgerüftet find, — ein Neichtum, dem die Gruppe ihren Namen verdankt. Das zweite Kieferfußpaar ift ganz befonders mächtig entwidelt, alle aber find nach Art der jogenannten „Raubfüße” — ähnlich denen der Geipenftheufchredden — gebaut, d. h. ihr [eßtes, Jäbelartig gefrinmmtes und mit jcharfen Spigen bewehrtes Glied fann wie die Klinge eines Talchenmefjers in eine Rinne des vorlegten Gliedes eingejhlagen werden. Mit diejen jcharfen Waffen bringen die Maulfüßer Ihwere Schnittwunden hervor und zerfeßen damit ihre Beute, jelbft Fiiche. Der große Hinterleib ift das eigentliche Bemegungs- und Nuderwerkzeug und endigt. mit einer breiten Schwanzfloffe. Das Bruftfchild trägt vorn eine bewegliche NRoftralplatte. Brehm, Tierleden. 4. Aufl. I Band. 43 674 Krebje. Der Gemeine Heujhredenfreb3, Squilla mantis Zatr., des Mittelmeeres wird big 18 cm lang und fommt al3 ausgiebig und wohlichmedend auf ven Markt. Cr gehört nicht zu den lebhafteren Mitglievern jeiner Klafje, wenigjtens nicht in ver Oefangenjchaft. Die jehr gelenfigen Hilfskiefer benußt er oft zum Pußen und Reinigen der verjchiedenen Körperteile und Fann damit jelbjt die Oberfläche des Schwanzes erreichen. Eine fleinere, 10 em lange Art, Squilla desmaresti Risso, findet fi außer im Mittel: meer auch im Atlantifchen Ozean und im Kanal. Die Tiere liegen gewöhnlich völlig zwijchen Steinen und Tangen verftedt, jo daß man im Aquarium bequem beobachten fan, wie äußerft geihickt und mannigfaltig fie die das Maul umgebenden Gliedmaßen gebrauchen. Fortwährend pugen fie fich, ziehen die Fühlhörner durch die eingejchlagenen Fußglievder und langen mit dem einen oder anderen Bein auf ven Rüden, um fi) an einer, wie man meinte, unerreich- baren Stelle zu fragen. Die Gierpafete werden von den Stomatopovden namentlich zwijchen den Maulfüßen ge- tragen. Die aus den Giern ausjhhlüpfenden jungen Tiere durchlaufen in ihrer Entwidelung zunäch]t zwei „‚vorpelagijche” Stadien, während welder fie am Meeresboden leben, dann erjt werden Ste pelagiich over planktoniid. Demgemäß jammeln fi, laut Giesbrecht, eben aus: geichlüpfte Larven des Gemeinen Heujchredenkfrebjes über dem Boden des Verfuhsgefäßes an der Dunfeljeite an; erjt im Laufe des zweiten Stadiums, wo das Ausfhwärmen im Frei: leben beginnen würde, gehen einige an die Lichtjeite, und im erften pelagischen Stadium wird ver Höchitgrad der „‚Lichtliebe‘‘, die die Tiere vom Grunde weg ins freie Wafjer zu führen vermag, erreicht. Fünfte Unterordnung: Zehnfüßer (Decapoda). Die Unterordnung der Zehnfüßer (Decapoda), die bei weiten die Mehrzahl der Arten, nämlich über 2000, umfaßt, ift, wie ihr Name jagt, dadurd gekennzeichnet, daß von den acht Glievdmaßenpaaren des Brujtabjchnittes fünf als Schreitbeine entwidelt find, während die drei vorderen al3 Hilfskiefer an den Gejchäften der Nahrungsaufnahme teilnehmen. Die Schale bevedt Kopf und Thorar und ijt mit leßterem am Nüden feit verwachjen. Shre frei abjtehenden Seitenflügel aber bilden beiderjeits des Bruftabjchnittes hohle, Dis auf Inappe Spalten gejchlojjene Räume, die als Atembhöhlen dienen. Bon jeder der Bruftgliedmaßen ragt eine büjchelige oder blätterige Kieme in diefen Raum hinein. Bejonvere Platten am zweiten Unterkieferpaar unterhalten durch Tehwingende Bewegung den nötigen Waflerftrom. Das gegenfeitige Verhältnis der die Unterordnung zufammenjegenden Gruppen jpißt ich zum Öegenjaße von jhwimmenden und laufenden Tieren zu. Die zehnfüßigen Strufter werden un jo behender und zum Laufen und Klettern gejchieter, je fürzer umd leichter der Hinterleib, der fogenannte „Schwanz“, wird. Er dient befanntlih dem Flußfrebs, ven Hummern und Langujten als Fräftiges Nuder. Für die Laufbewegung it aber diefer Anhang ftörend, und bejonders wäre er es dann, wenn das Tier ihn, als Landbewohner, über den Boden zu jchleppen hätte. Es folgt daraus von jelbft, daß diejenigen Krebfe fih am gejchieftejten gehend bewegen werden, die von jenem Anhängjel nicht behindert find. Mit der Berfümmerung oder geringen Ausbildung des Nachleibes it daher die wichtigjte Bedingung zu einer joldhen veränderten Xebensweije gegeben, und deshalb bilden die ‚„Zangichwänze” umd die „Rurzjchwänze over Krabben’ zwei natürliche Unterabteilungen der zehnfüßigen Krufter, zwiichen die fi), wie oftmals in dem Syftem der Tierwelt, eine vermittelnde, man möchte jagen charafterlofe Gruppe einfchiebt. / Regelfrebfe: Maulfüker. Zehnfüker (Langihwängze). 675 Grite Gruppe: Langjehwänze (Macrura). Bei den Langjhwänzen (Maecrura) unter den Zehnfüßern ift der Hinterleib ftark ent> widelt, jo lang oder länger al3 das Kopfbruftitüd, und an den erften jechs Ringen mit paarigen Gliedmaßen verjehen. Die des jechiten Segmentes bilden zufammen mit dem „‚Telfon‘, au) | „Schwanzflappe” genannt, eine breite Schwanzfloffe oder den „Schwanzfächer“. Er} Seljengarnele, Palaemon serratus Penn. (oben), und Sandgarnele, Crangon vulgaris F. (unten). Natürliche Größe. (Zu ©. 676 und 677.) Die artenreichite Familie unter den langjehwänzigen Zehnfüßern ift die der Garnelen - (Carididae), von der allein aus den europäischen Meeren gegen 90 Arten bejchrieben worden find. Shre hornartigen, biegjamen Körperbevedungen, der jeitlich zufammengevrüdte Körper, die große Schuppe, die den Stiel der äußeren Fühler überragt, dabei eine meilt außerordentlich zarte und jehöne Färbung einzelner Teile, während andere fait jo durhlichtig wie Glas find, ihre große Behendigkeit im Nücwärts- und Vorwärtsichiwinmen — jenes mit Hilfe der Schwanz: Hoffe, diefes durch rudernde Bewegungen der Hinterleibsfüße — machen die meiften Glieder i diefer Gruppe leicht fenntlih. Die beiden vorderen Bruftbeinpaare haben Scheren. Die jandigen, flachen Küftenftrecdfen, befonders der Nordjee und des britischen Seegebietes, 43* 676 Srebfe. werden von unzählbaren Scharen der Gemeinen Garnele, Sandgarnele, Garnat, Granat, Borre, Shrimp der Engländer, Crevette der Franzojen, Crangon vulgaris F. (j. die beigeheftete Tafel „‚Rrebstiere IT“, 3 und 4), bevölfert, Ausgezeichnet ift fie durch) den fait ganz glatten Körper. Nur, auf dem Kopfbruftieptld finden fich drei Stachehn. . Eine lebendige Schilderung des Fanges der Tierchen, die und auch mit feinen Gigentümlichkeiten näher vertraut macht, hat Gofje gegeben: „Laßt uns jehen, womit jener Fiicher To eifrig beichäftigt ift, und was das Pferd tut, das er bis bauchtief in die See hinein umd zurückgehen (äßt, als jollte der Sand gepflügt werden... Das Pferd zieht ein Neß hinter fich her, dejfen Mündung über einen länglichen, eifernen Rahmen gejpannt ift. Nach hinten läuft das Neb jpiß zu, ift aber nicht zugeftrickt, jondern bloß mit einer Schnur zugebunden. Der Eifen- rahmen hält die Nebmündung offen und fragt den Seeboden ab, während das Pferd, mit dejfen Gejchirr es durch eine Leine verbunden ift, vorwärts geht. Das Pferd, das im leichten Sande und 1 m tief im Waffer waten und den jehweren Apparat nach fi) ziehen muß, hat ichwere Arbeit und fommt offenbar gern aufs Trodene, wo 3, fobald das Schleppnek am Ufer, angehalten wird. Nachdem der Filcher ein Tuch auf dem Sande ausgebreitet, bindet er die Schnur auf und jehüttell das Gewimmel auf das Tud. Für eine Eleine Münze dürfen wir uns allen Wegwurf auflefen, nämlich alles, was nicht Garnele ift. Lebtere find jehr jchön. Bell gibt ihre Länge auf 6 cm an, von diefen hier ift die Mehrzahl länger als.S cm. Die meijten find Weibchen, die ihre Eier zwijchen den Aiterfüßen des Hinterleibes tragen. Das Tier ift weniger zierlich als manche anderen Garnelen. Seine Farbe ift; ein blafj es, ins Grün jpielendes Braun; unterfucht man e3 aber genau, jo findet man eine Arhänfung: von jehwarzen, graus Bosınen und orangenen Fleden, von denen bei ftarfer Vergrößerung diele fternförmig erfcheinen. „Sehr Luftig ift es, zu jehen, wie jchnell und gewandt die Garnele fih im Sande ein: richtet. Wenn das Waller 1 oder 2 Zoll tief ift, Yäßt fih das Tier ruhig zu Boden fallen. Dann fieht man auf einen Augenblid, wie eine Eleine Staubwolfe fich. auf beiden Seiten er- hebt, und der Körper finkt jo tief ein, bis jein Rüden falt in einer Ebene mit dem ihn um: gebenden Sande liegt. Nun wird der Nugen der eigentümlihen Färbung offenbar: die dicht beieinander ftehenden Flecken in verjchtedenen Tinten von Braun, Grau und Not gleichen den Farben des Sandes fo vollflommen, daß man die Garnele, die man noch eben fich hat ver- graben jehen, im nächjten Augenblide nicht mehr unterjcheiden fann. Nur die an der Spiße de3 Kopfes, wie die Dachftubenfenfter auf den holländiihen Häufern, angebracdten Augen jtehen wie ein paar Wachtpoften leuchtend hervor, und jo liegt das Tier ruhig und vor den meiften Feinden ficher, wenn nicht die eiferne Lippe des Schleppneges den Sand aufrührt und die armen Garnelen aufftört und in die Mündung des Weges treibt.” Hhnlich wie der Fang der. Garnelen an der engliichen und belgiichen Küfte ift er auch anderwärts, nur daß in der Negel die-Fiicher ihn nicht mit Hilfe eines Rofjes betreiben Fönnen, jondern ihre Eleineren, über eiferne oder hölzerne Rahmen geipannten Dreojchen Jelbit jehieben oder ziehen oder vom Segelboot aus mit ihnen fiihen. Denn bei uns liegen die Fangpläbe meilt jo weit vom Lande entfernt, daß man fie mit Kähnen aufjuchen muß. Auch fängt man Garnelen in maufefallähnlichen Körben mit Zodipeifen. Der friefühe Wattfifcher jucht die auf- geitellten Fallen mit Wattjehlitten auf, eine mühjame Tätigkeit, die und CEhrenbaum aus eigener, an der Emsmündung gewonnener Anjchauung jhildert. Die Wattjchlitten find „in der Regel bei einer Breite von 40 em etwa 2 m lang und heißen ‚Krater‘. Beim Fahren ruht das eine Anie auf dem Hinterrande des Gefährtes, welches mit dem anderen Fuß Fräftig im Schliek fortgeftoßen wird. Diefe ganz flachen Kleinen Fahrzeuge dienen zur Aufnahme des Krebie II. Hummer, Homarus vulgaris M.-E., in feiner Selfenhöhle lauernd Prof. W. Köhler-Tegel phot. (S. 681.) !/2 nat. Gr. = 3. Algenwand im Aquarium mit Garnelen, Crangon vulgaris F. S. Müllegger- Hamburg phot. (S. 676.) !/3 nat. Gr. 2. Galathea strigosa Z. Prof. Dr. F. Doflein-Freiburg phot (S. 691.) Nat. Gr. Sandgarnele, Crangon vulgaris F., auf Sandbod en fchwer jichtbar. C. O. Bartels-Kiel phot. (S. 676.) ?/3 nat. Gr. 5. Einliedlerkrebs, Pagurus striatus Zafr., mit der Aktinie Adamsia parasitica. S. Müllegger- Hamburg phot. (S. 690.) 1/- > /2. nat. Gr. en ie et 6. Großer Taichenkrebs, Cancer pagurus ZL. Prof. W. Köhler-Tegel phot. (S. 698.) Nat. Gr. 7. Bernhardinerkrebie, Eupagurus bernardus Z. (S. 690), dazwiichen zwei €ibare Seeigel, Echinus esculentus Z. (S. 367), links oben ein Sonnenitern, Solaster papposus Fabr. (S. 377). Prof. W. Köhler-Tegel phot. 1/2 nat. Gr. Negelfrebje: Zehnfüher (Langichwänge). | 677 Fanges, welcher nicht Jelten das Gewicht von einigen Zentnern erreicht. Der Umftand, dab fat immer diejelben Fahritraßen benußt werden, erleichtert das Auffinden des richtigen Weges. Auch Buschbafen, die hier und da aufgepflanzt find, dienen zur Orientierung auf der unab- jehbaren ebenen Fläche des Watts. Des Nachts leuchtet bei leidlichem Wetter das Feuer der Knod von dem rechten EmSufer herüber. Bei der Rüdfahrt indeffen und bei jehr dunklem und nebeligem Wetter ift der zeitweilig wehende Wind das einzige Mittel zur Orientierung für die Fischer. Während der Zeit des Fanges, d. h. von der zweiten Hälfte des März bis tief in den November hinein, darf fih der Wattfifcher nur wenig Ruhe gönnen. Zu jeder Tages- und Nahtftunde muß er je nach der Lage der Tiden bereit fein, zu den Körben zu fahren, gleichviel welches Wetter ihn bevroht, und zwar jedesmal mit Eintritt de niedrigen Wafferftandes, alfo zweimal in je 24 Stunden. Nur bei ftarfen Nordweititürmen, welche das Ehbewafjer aus dem Dollart nicht ablaufen laffen, müfjen die Leute im Haufe bleiben, da fie dann überhaupt nicht zu ihren Körben gelangen fünnen. Erjt mit vem Winter fonımt eine Zeit der Ruhe. Doch müfjen dann alle Geräte, nachdem fie von draußen hereingebracht find, ausgebeijert und die jchlechten durch neue Geflechte erjeßt werden.“ Chrenbaum hat übrigens feitgeitellt, daß der Dollart und die ihm an Sabgehalt ähnlichen bradigen Wattengebiete Doch nicht die Geburtsftätten der Garnelen find, Jondern die Entwices lung der Gier bis zum Ausschlüpfen der Jungen erfolgt jtet3 näher der offenen See, in Salzwajjer von 2—21/a Vrozent: ein Salzbevürfnis der Zugendftadien, ähnlich wie bei Scholle, Flunder und Mal; nur die erwachjenen Tiere betätigen in verjchiedenem Grave Anpafjungsvermögen an jüßeres Wafjer, die Sugendftadien verleugnen ihre Herkunft nicht, wie das aud) für Yand- trabben jhon auf ©. 630 als ein Fall des biogenetiichen Grundgejebes erwähnt wurde. Huch vie Felfengarnele oder Sägegarnele, Palaemon serratus Penn. (j.-die Ab- bildung, ©. 675), kommt jo mafjenhaft bejonders an der franzöftiihen Nordfüjte als Crevette, Celicogue, Bouquet und weiter öftlich‘ gegen das Deutjche Meer zu vor, daß fie dort wie auch im Mittelmeer zu einem ergiebigen Nahrungsmittel wird. Sie und manche. anderen Garnelen, von denen die Steingarnele, Leander squilla Z. (Palaemon), im Mittelmeer die häufigfte ift, werden beim Kochen rot, während die meiften Garnelen wie auch der gemeine Crangon duch die Zubereitung farblos werden. Leander adspersus Rtk. (Palaemon fabrieii) ift die verhältnismäßig Kleine Ditjeegarnele, die unter dem Namen „Dftjee- frabbe” auf den Markt fommt, do auch in den Nordjeewatten häufig ift. Das Treiben der Öarnelen ift nur im Aquarium zu beobadten. Sm Meere bemerkt man die meilten Arten Faum wegen ihrer Durchlichtigkeit, von anderen fieht man nur gelegent- lich) einmal ein Stüd Ihwimmen und bei der geringiten Beunruhigung eiligft flüchten. Anders in der Gefangenihaft, wo fie jahrelang aushalten und der Fütterung gegenüder: vertraut werden. Sie find äußerft munter, indem fie fich entweder pußen oder mit der Schere oder den Hilfskiefern Futter abfneipen. Gefellig miteinander umberziehend, machen fie. fich oft die Bilfen ftreitig, jedoch ohne fi) in jo erbitterte Kämpfe einzulaffen wie die eigenfinnigen Gremitenfrebje und andere. Erjtaunlich it das Farbenänderungs- und zanpafjungsvermögen mancher Garnelen. Den höchiten Grad erreicht darin der an Geftalt gleichlam budelige Virbius varians Leach (Hip- polyte, Fusulus) der europätichen Küften. Die Tiere, die auch in der Nordfee vorfommen, in der Dftjee aber Ihon fehlen, find Bewohner der Mgenrajen und fönnen grün, rot, braun, brauns grün, rotweiß, braummweiß, Eurz jederzeit jo ausfehen wie die Algenftreifen, auf denen fie gerade fisen. Nach Doflein Fan man infolgevefjen leicht joldhe Tiere mit Algen unbemerkt fammeln 678 Kerebfe. und wird ihrer erit nach Durcdheinanderichütteln des Glasgefäßes gewahr, wenn jever Krebs dabei auf eine neue Unterlage fommt und dann durch jeine Farben erheblich von ven Pflanzen abjticht. Zur Nachtzeit aber Fleiden fich alle Stücde in eine gleichmäßig blaue Uniform, was mit dem Stoffwechjel zufammenhängt und auf eine Wieverherftellung der tagsüber verbrauchten Stoffe während der Nachtruhe hindeutet. Den Leander xiphias Risso (Palaemon) fand Doflein bei Monaco gewöhnlich dunkelgrün, feltener braungelb, vot aber nach vierwöchigem Aufenthalt im Dunkeln und blau nach dreitägigem Dumnkelaufenthalt in eisgefühltem Wajfer. Don den meerbewohnenden Garnelen wäre, mit Übergehung zahlreicher anderer, wegen jeiner eigentümlichen Xebensweile ver Mufchhelfreund, Pontonia tyrrhena Risso, hervor- zuheben. Diejer im Adriatiihen und Mittelmeer vecht häufige Krebs lebt für gewöhnlich pa- ralitiich in der großen Stedimujchel; er birgt fich jedoch auch nicht jelten in Schwänmen. Ein fajt ausjchlieglich in diejen fich aufhaltendes Tier ift Typton spongicola Costa. Die Scheren des zweiten Fußpaares find jehr entwidelt, und immer erreicht die eine, mehr al3 die andere vergrößerte falt zwei Drittel der ganzen Körperlänge Die Farbe ift lichtbräunlich, und die gejchlechtsreifen Weibchen zeichnen fi durch eine mennig= oder faft Forallenrote Farbe des großen Hinterleibes aus. Wenn die Kleinen, faum 21/2 cm langen Mefen, denen die große, feulenartige Schere jehr wurnderlich jteht, in Furcht gejebt oder beunruhigt werden, bringen jie duch Aneinanderfchlagen der Scherengliever genau den jehnalgenden Ton hervor, der ent- jteht, wenn man den Zeigefinger vom Daumen auf den Ballen ausgleiten läßt. Pranche Oarnelen haben fih ans Süßwaljer angepaßt. Eine in diejer Hinficht bejonders interejfante europäijche Art, Palaemonetes varians Leach, wurde Ihon ©. 632 bejprochen. Dort wurden auch bereits brafiliiche Flußgarnelen erwähnt; joldhe gibt es ferner in Argentinien und Uruguay; in Chile und Beru lebt eine bis 20 cm lange Art. Während bei Meeresarten unter Umftänden die Weibchen viele Taujende von Eiern mit fich herumtragen, zählte Fris Müller bei einer Süßwafjerart nur S—29 von entjprechend erheblicherer Größe. Einige jüdamerikaniche Süßmafjerarten werden gegeljen, zahlveichere natürlich aus dem Meere, wo fie auch dort jo gut wie anderswo vertreten find. Vereinzelte Arten Fönnen im Süß:, Brad- und Salgwajjer leben, find aljo, wie man jagt, euryhalin. E3 ift bemerkenswert, daß mehrere fiidamerifanifche Palaemon-Süßwafjerarten auch in Weftafrifa vorfommen, während Oftafrifa ganz andere Arten beherbergt, eine von den Erjheinungen, die den Gedanken an eine ehemalige Yand- verbindung der beiden jeßt getrennten Erdteile nahelegt. — Die in den Tropen der ganzen Welt verbreitete Familie ver Atyidae enthält faft nur Süßwaljerarten von L—2 cm Länge. Einer nahe verwandten Familie, ven Geißelgarnelen (Penaeidae), bei denen der dritte Bruftfuß ftetS eine Schere trägt, ift der XZeuchtfrebs, Lucifer typus Thomps., des Atlantiichen Dzeans und des Mittelmeeres einzureihen; er ift jtabfürmig geftreckt, trägt die Augen auf langen, vorgeftredten Stielen und ift, wie der Name jagt, duch Leuchtvermögen ausgezeichnet. Nach den Beobahtungen von Broofes leben die Tiere am Tage an untiefen Stellen der Küfte in geringer Tiefe, begeben fi) aber mit Sonnenuntergang hinaus auf das offene Meer, wo jpäter auch die Gier abgelegt werden. Die Berwandlung erfolgt langjam, und manche noch nicht voll entwicelten Larven find als Arten bejchrieben worden. Zu den Geißel- garnelen gehören auch allerlei hochinterejjante Tiefjeebewohner. Prächtig rot gefärbt over rot und weiß gejtreift ift vie Schlanffüßige Haargarnele, Nematocarcinus Sracilipes M.-E. ‚shre Bruftbeine find ganz abenteuerlich verlängert und laufen in Büjchel von Tafthaaren aus. Die Krebje müfjen aljo über ein jehr feines Taftvermögen verfügen. Daneben find auch die Fühler jehr jtark entwickelt, fie erreichen das Drei- bis Fünffache der. Körperlänge. Die Vergrößerung der NRegelkrebfe: Zehnfüßer (Langihwänze). Sn 679 Antennen -zeigen übrigens auch andere Tiefjeegarnelen. So fing Chun im Mittelmeere zwiichen 800 und 1200 m Tiefe einen Sergestes arcticus Kr., der eine Körperlänge von 38 mm hatte, dejjen Fühler aber 115 mm maßen und nod) dazu mit Jeitlihen Fädchen bejegt waren, die ihverfeitS wieder Gefühlsborften trugen. Sehr merkwürdig find teilmeile auch) die Larven der Tiefleegarnelen. Einem der abentenerlichiten diefer Gejhöpfe hat man den Namen Elapho- caris gegeben, was vielleicht „‚Hixjch- n geweih‘‘ heißen joll. Alle diefe ju- | \|||\| | | | | gendlichen Wefen find ausgeftattet N IKNUN)N))) mit jeltfamen Dornen, die meift als N INN Schmweborgane dienen, mit einem oft großartig entwidelten Syitem von Sinnesborjten und meift mit anjehn= lihen Augen. Sie leben pelagiich. ° Macrura natantia, Schwime mende Langihwänze, nennt man die bisher erwähnten Familien gegen- über -ven jchon jehwerfälligeren Krie= enden Langjehwänzen, den Ma- crura reptantia. Eins der vielen jhönen Ergeb> nifje der ‚Challenger-Erpedition auf | den Gebiete der Krujter war die Auffindung der mit langen, aber diinnen Scherenbeinen und Eleinen Scheren ausgeftatteten Willemoe- . sia leptodactyla Will.- Suhm, die eine Körperlänge von 120, aber eine Scherenfußlänge von 155 mm bat, aus der Familie der Eryo- nidae. Die Augen find rudimen- | tär, in noch höherem Grade bei an- | deren Arten, wo gelegentlich nicht | 2} bloß Augen, jondern jede Spur III 0%. der zu ihrer Aufnahme bejtimmten ||| I) Il N) Stellen fehlen. Sintereffant ift es aber, daß die im Ei befindlichen Embryonen noch wohlentwidelte Augen nach dem gewöhnlichen Kruftazeen- Typus haben. Das fteht nicht vereinzelt da: auch eine blinde Garnele der Krainer Höhlen, Aruba: schmidti Dorm., hat im fötalen Zuftande deutliche Augen. I Willemoesia leptodacetyla Will.-Suhm. Natürliche Größe. ill! Die Familie ver Banzer= oder Nitterfrebje (Loricata) zeichnet filh durch ehr harte Körperbedeeungen und jehr großen Nachleib aus. Alle fünf Beinpaare endigen ohne Scheren, nur mit einem flauenfürmigen Gliede Die Gemeine Langufte oder der Stadhelhummer, Palinurus vulgaris Latr., mit äußeren Fühlern, die den Körper an Länge übertreffen umd dice, ftachelige Stielgliever und eine lange Geißel haben, fommt am häufigjten im Mittelmeer 680 Strebje. vor, jedoch auch an den Welt: und Südfüften von Jrland und England in jolchen Mengen, _ daß fie ein guter Artikel des Londoner Marktes ift.” Der Vorderrand des Kopfbruftftückes ift mit zwei ftarten Stadjeln ausgerüftet, und auf der Oberfläche trägt diejer Körperteil einen dichten Stachelbefaß, während der Nachleib glatt if. Die Langufte wird 40 cm lang und hat lebhaft rötlich-violette Farbe, die jchnell in ein intenfives Blau übergeht, wern man den friich- gefangenen Krebs dem Sonnenlicht unmittelbar ausjeßt, während, wenn man das Hautjfelett im Schatten teodnen läßt, die natürliche Farbe fich ziemlich gut hält. Die in einzelnen Niejen- eremplaren 6—8 kg jcehwer werdende Art ijt im Mittelmeer viel häufiger als der Hummer und daher für die Tafelfveuden der Südländer der gewöhnliche Stellvertreter des mehr dem atlantijchen und Nordjeegebiet angehörigen Hummers. Sie bewohnt felfigen, rauhen, mit See- pflanzen bewachjenen Grund von jehr verjchtevener Tiefe, ähnelt aljo hierin vem Hummer, ift aber gejelliger und lebhafter, flettert gewandt an den Fels: wänden umher und frißt bejon- vers Mujcheln, die fie mit den kräftigen Klauen der Vorderbeine zerbricht. Man fängt fie auf zweierlei Art. Ein weitmajchiges Stellneg in Form einer über 1m hohen, über 31 m langen Wand wird auf den Mieeresboven ver- jenft und muß über Nacht Stehen: \ bleiben. Die in der Duntelheit 1% daran ftoßenden Fiche und gro- | Ben Krebje juhhen fi) durch Die Mafchen zu zwängen, die Lanz guten verjucden mit ihren un: Zangujtenlarve Natürlihe Größe. gejhickten Deinen Darüber all jteigen und verwiceln fich bei die- jem Beginnen. Zeitig am Morgen muß das Net gehoben werden, da jonjt die Gefangenen von den Raubfiihen und Delphinen verfpeift werden. Ungleich anziehender ift das Filchen mit dem Schleppneß und der dabei unterlaufende Fang der Langufte, zumal nachts bei Feuerjchein. Man findet die Languften jegt oft in den größeren Aquarien, wo fie vortrefflich aus- halten, in Gejellihaft von Yummern und Tajchenkrebfen. An den gefangenen Tieren be- merkte man, daß fie Töne von fich geben, und zwar gejchah dies nur dann, wenn fie mit ihren großen Fühlhörnern ftarfe Bewegungen machten, 3. B. wenn fte dieje gebrauchten, um Angriffe ihrer Kameraden beim Freffen abzumweijen. Die Töne follen dem Anarren ähnlich) jein, das entfteht, wen man das Dberleder eines Stiefel gegen ein Stuhl: oder Tijchbein vrüct. Das Inftrument, mit dem die Töne erzeugt werden, ift eine runde Platte, die an dem unterften der beweglichen Glieder ihrer äußeren Fühler fist, und zwar oben an deren innerer Seite. Das Karren entjteht, indem ein behaartes Feld der Platte über die glatte Fläche des feiten Ringes gleitet, mit dem das erfte bewegliche Fühlerglied verbunden ift. Die blattförmigen, wundervoll duchfichtigen, pelagischen Larven der Yanguften wurden früher als „‚Vlattfrebje” umter dem Namen Phyllosoma bejehrieben. Sie find auch der folgenden Gattung eigen. I aaul2[ la [ounaıp “lowwmyg pun 2ynbuDT Negelfrebfe: Zehnfüßer (Langjchwänze). 681 Den die atlantijche Küfte Europas und das Mittelmeer bewohnenden Bärenfrebs, Scyllarus aretus F. (Arctus ursus; j. die Tafel „‚Krebstiere III”, 6, bei ©. 698), Tem: zeichnen die Furzen, auf dem Nien entjpringenden Augenftiele, die blattartigen, der ©eißel ent- behrenden äußeren Fühler und das breite, flache, vieredige Kopfbruftftüd. Der Bärenkrebs ift ein ziemlich häufiges Tier und wird iiber 30 cm lang. Der überaus plumpe, platte Krebs lebt in Felswinfeln umd ift gewöhnlich jo mit Schlamm und Algen bevect, daß er meift für einen Stein gehalten wird. Er verteidigt fich mit feinen Iehaufelartig umgebildeten zweiten Antennen. Die Familie, zu der unjer Flußfrebs und feine nächften Verwandten gehören, fann man Scheren= oder Banzerfrebje (Astacidae) nennen. Wir erfennen fie an dem feitlich etwas zujammengeprücten Kopfbruftitüd, das, jo wie Der Nachleib, fich mit einem gewöhnlich recht feiten Sfelett umgibt. Das erjte Fußpaar trägt ftets große Scheren, Kleinere finden fich am zweiten und dritten Fußpaar. Die großen Scheren des erften Beinpaares find bei vielen Formen, ganz ausgeiprohen 3. B. bei dem Hummer, in Größe jowohl als in Geftalt auffällig ver- johieden. Diefe Scherenungleichheit beruht nit etwa, wie man zunächjt vermuten könnte, auf Regeneration (vgl. ©. 633), jondern wird durch dem verjchtedenartigen Gebrauch bedingt. Die eine Schere, bald ift es die rechte, bald die linke, ijt jehlanfer gebaut und auf ihren Schneiden mit regelmäßigen Zähnen und dit mit Sinneshaaren bejeßt. Sie wird als „gähnchenichere” und ihrer Aufgabe entjprechend auch als „Spürjchere” bezeichnet. Die andere jedoch it plumper, auf dem Snunenrand mit wenigen, ftarten Höcdern beftanden und dient als „Kmoten’= oder „Brechihere”” zum Greifen der Beute und Auffnaden von Mufchelichalen. Der Yummer, Homarus vulgaris M.-E. (Astacus marinus), unterjheidet fi vom Alußkrebs nur durch jehr geringfügige Merkmale. So hat er einen jhmaleren Stirnfortja, und die am Grunde der äußeren Fühler ftehende Schuppe, die bei ven Flußfrebjen blattförmig it, ift bei den Hummern fchmal und zahnartig. Er wird bis etwa 50 cm lang. Der QYummer der europäiihen Meere findet fi) von der norwegiihen Küfte an bis in das Mittelmeer, ift jedoch nicht befonders häufig, während feine eigentliche Heimat die britanniidhen, vor allem aber die norwegiichen Geftade find. Dort Eommt er mit vielen anderen Seetieren vorzugsweife auf der ungeheuren Terralje oder Bank vor, die fich vor dem Feltlande hinzieht, und von der aus ein jäher Abfturz in den Ozean erfolgt. Als Felfenbemohner (f. die Tafel „‚Rrebstiere IL“, 1, bei ©. 676) ift er auf deutjchem Gebiete faft nur bei Helgoland zu haben; anderwärts in beut- jeher Küftermähe gerät nur ganz ausnahmsweile einmal einer in das Net des Filder2. Der Hummerfang gejchieht faft in der ganzen Welt ungefähr gleichartig, mit Hilfe von Fangtörben, helgoländifch „Tiner3” genannt, die vogelbauerähnlich ausfehen, im Wejen etwa Nattenfallen gleihen und namentlich mit zerkleinerten Krabben als Lodfutter gejpeift werden. Außerdem verwendet man gelegentlich Nee zum Fang, jogenannte „Olippen“, dDienad) Art der Krebsteller gebaut find. Ein eijerner Ning mit einem Köderfiih hält die Mündung des an einer Leine hängenden Neges ausgejpannt, und durch den Nud beim Emporziehen des Neßes fällt der frejjende Krebs in diejes hinein. Die fo zahlreich in der Neede von Helgoland liegen: ven Hummerfäften dienen lediglich zur Aufbewahrung der Hummer, denen man die Scheren zujammenbindet, weil fie jich Jonjt gegenjeitig bejehädigen over auch töten wilrden. &3 ijt nicht richtig, dag man weiblihe Hummer daran erkennen Fönnte, daß fie an der Unterjeite des Hinterleibes ftetS Eier mit fi) herumtrügen; Dies ijt natürlich nur bei gejchlechts= reifen Weibchen der Fall (das find mindeitens vier bis fünfjährige von wenigftens 23 oder in Norwegen 20,5 em Länge) und auch bei diefen nur während der fajt ein volles Sahr 682 Srebfe. dauernden Snkubationszeit der Eier bis zu ihrem Ausihlüpfen im August; nur ausnahms- weile wird dann jogleich zu einer neuen Eiablage gejhritten, viel öfter erft nach einem weiteren Sahr der Ruhe, aljo alle zwei Jahre. Die neugeborene Hummerlarve trägt Shon Scheren und ijt etwa 6—8 cm lang; fie ift ein jchmudes Tierchen von leuchtend blaugrüner Grundfarbe, aus der jedoch auch rote und blaue Farbentöne hervorleudten. Sie mag zu den Blanftontieren gerechnet werden, objehon fie an jpezifiichem Gewicht Ichwerer als das Meerwahler und dadurch wohl einigermaßen an den Meeresgrund gebunden ift. sn frühen Lebensitadien vollziehen fi oftmalige Häutungen, die jpäter immer jeltener werden, wie denn ja das reife Weibchen fich der Eier wegen nicht öfter als alle zwei Fahre einmal häuten kann. Aber fehon bei der vierten Häutung fieht das dann 15 bis 16 mm lange Tierchen infolge Verluftes der Shwimmanbänge an den Gehfüßen viel Hummer- artiger aus al3 zuvor, ijt ganz und gar zum grumdbewohnenden Tier geworden, und mummehr fommt, nach) Ehrenbaum, ein Stadium, von deijen natürlicher Xebensweije man noch gar nichts weiß. Die jungen Hınnmer müljen ftch in diefem Zeitabjehnitt wohl außerordentlich verborgen halten, denn man fennt fie aus diefem Lebensalter nur aus Zuchtverfuchen im Aquarium. Der Helgolander Hummer erzeugt je nad) Größe und Gewicht, welch leßteres, bejonders das der Scheren, in jpäterem Alter viel erheblicher zunimmt als die Körperlänge, etwa 8000 bis 40000 Eier auf einmal. Wie alt er wird, läßt fih genau gar nicht feititellen, wohl 30 Sahre und auch mehr. Der Helgolander Fiicher, der einen Fang von 30O—40 Stüd in 100 Körben als jehr gute Tagesausbeute betrachtet und eine jolche im Frühjahr bisweilen zwei Wochen lang hintereinander täglich einheimfen fan, Ihont den Hummer von Mitte Juli bis Mitte September, außerdem jorgt die Natur für die Erhaltung des Hummers durch die Winterfälte, die ihn träge macht, jo daß er dem Köder nicht nachgeht, und dur) die Stürme diejer Jahreszeit und des Herbites, die natürlich das jaure Gewerbe des Hummerfijchers jehr erjchiweren und manchesmal jogar die Shon durch die Schiffahrt gefährdeten Hummerförbe zer- teimmern oder zerichlagen. Übrigens halten fich die eiertragenden Weibchen ziemlich ver- borgen, und die Jungen jhlüpfen nicht auf einmal, fondern nad und nad aus, jo daß fie nie große Schwärme bilden, die Feinde anloden fünnten. Sm Aquarium find außer den Schon erwähnten jungen Hummern auch die alten an= ziehende Schauobjefte, Schon durch ihr Hußeres, denn faft jeder Hummer trägt auf feinem Banzer eine beträchtliche Anzahl tieriiher und pflanzliher Gemwächle, die fich ihn im Laufe der Zeit al3 harmloje Raumparafiten angejeßt haben und ihm das ehrwürdige Anjehen eines „„bemoojten Hauptes’ geben. Mit erftaunlicher Schnelligkeit vermag der Hummer zu freijen, 3. BD. einen großen Fisch zu erfaffen, ihn durch raftlofe Arbeit der Kaumerkzeuge zu zerichaben und jedes Stüdchen, ausgenommen ganz geringe Abfälle, in feinen Schlund zu befördern. Beim Nordamerifaniihen Summer, Homarus americanus M.-E., findet die Ver- mehrung je nach der Lage der Küften zwiichen April und September ftatt, und die Weibchen Iheinen fi zu diefem Zwede auf feichteren Grund zu begeben. Die Jungen jchwimmen nicht nur unmittelbar nach dem Nuskriechen frei umher, auf der Stufe, wo ihre Beine gejpalten find und große Ahnlichkeit mit denjenigen der fpaltfühigen Krebje oder Schizopoden haben, jondern auch dann noch, wenn fie Schon mehr das Ausjehen ver Alten und eine Länge von 2 cm erreicht haben. Da fie wehrlos find, werden ihre Neihen wohl von den ihnen folgenden Süchen außerordentlich gelichtet. Der Verbrauch des Hummers in Nordamerika überfteigt weit den europälichen: in Bofton allein werden jährlich etwa eine Million verkauft. Die Gefan- genen wehren fich verzweifelt und haben namentlich die Gewohnheit, fih mit einer Schere Kegelfrebje: Zehnfüßer (Langichwänge). 683 an dem Korbe feitzuhalten. Wollte man fie gewaltjam -abreißen, dann würden fie lieber die Schere verloren geben, wodurd fie natürlich für den Verkauf minderwertig wiirden. Die Filcher verfahren daher an: ders. Sie prejjen mit der einen Hand die freie Schere des Gefangenen zujammen und zwiden ihn mit der anderen in einen jeiner Fühler. Hier ijt er jehr emp- findfih und läßt jo- fort ‚die angeflemmte Schere [o3, um fic) da- mit zur Wehr zu jeßen. Kleiner als der Hummer, nämlich jel- ten über 30 em lang, aber viel föftlicher für unjeren Gaumen ift ee der jhon im leben- ven Zuftande lachsrote Schlanfe Hummer, Nephrops norvegi- cus L., der, wie der a lateiniihe Name be= jagt, vor allem an der norwegilchen Kite lebt. Da er aber aud Ihon in der nördlichen Kordjee ftellenweije in größerer Zahl gefan- gen wird, wurde er mit Emporfommen der deutichen Hochjeefijche- rei auch) zu einem ftän- digen Artikel auf den deutjchen Seefiihmärk: ten, wo er Kaijer- granat heißt. Selbit auf Norderney oder yuift findet man gelegentlich eine angejpülte Schale am Strande, und aud) im Mittelmeer Eommt diefe Krebsart überall, wenngleich nicht häufig, vor. Schlanker Summer, Nephrops norvegicus L. 23 natürlicher Größe. Der Gemeine Flußfrebs oder Edelfrebs, Potamobius astacus L. (Astacus fluvia- tilis, nobilis; Abb., ©. 684), erreicht eine Größe von 14, in feltenen Sällen von 16 em. Die 684 Strebje. Weibchen bleiben jtetS 1—2 cm Keiner als die Männchen verjelben Gewäljer und haben oft jhwäcere Scheren. Er kommt in Deutfchland, Dänemark, Süojhweden, Frankreich, Italien und in den Stromgebieten des Finmischen und Weißen Meeres vor. Nur diefe Art liefert gute Tafelfvebje. Der Heinere Steinfrebs, Potamobius torrentium Schrank (Astacus saxatilis, longicornis), mit bejonders jchmalem, fait wahenfürmigem Kopfbruftftücd, ift mehr eine Gebirgsform, die von manden nur als eine Abart des Eoelfrebjes betrachtet wird. Er findet fich vielfach an geeigneten Orten neben vem Edelfrebs, ift aber die häufigere Art in Edelfreb3, Potamobius astacus L. Halbe natürlihe Größe. der Schweiz, die einzige für England, die Zberijche Halbinjel, das Hochgebirgsland Deutjch- lands und Ofterreih-Ungarns. Die Eier find hellgrau, die Sungen jchlüpfen fhon im Mat. Beim Kochen wird er auf der Oberjeite nicht ganz rot. Cine dritte deutihe Art im Siüd- . weiten diejes Landes ijt der Dohlenfreb3, Potamobius pallipes Lereb., mit jChwarzen over dunfelbraunen Giern. Cine vierte Art endlih, der Öalizifche, NRuffiiiche oder Sumpffreb3, Potamobius leptodactylus Zschz., mit langen, [hmalen Scheren, bewohnt in Rußland und Südungarn alle Flußfyfteme, die in das Schwarze, Wowfhe Meer und in den Kafpijee münden. Neuerdings ift er aud) in den Stromgebieten des Finnifhen und NVeigen Meeres infolge von Kanalverbindungen erjehienen und fängt in Rußland an, den Edelfveb3 zu verdrängen; daher ift feine Einführung in Deutichland, die man jeiner Wider: Standsfähigfeit wegen zeitweilig erwoaen bat, gar nicht zu empfehlen, denn diejer Krebs ift Negelfrebfe: Zehnfüßer (Langihwänge). 685 wenig Jhmadhaft und enthält in den Sehmalen, langen Scheren, an denen man die Art meilt leicht erfennt, nur wenig Sleilch. Im Kalpiihen Meere, in den Gebirgsbächen der Krim und des nördlihen Abhanges des Kaufajus, in dem jüdlih vom Kaufajus fih in das Schwarze Meer ergiegenden Nion, in Sibirien fennt man ebenfalls Flußfrebfe, auch in Japan findet man fie, aber fie fehlen, ab- gejehen vom Flufje Rion, dem ganzen übrigen Alien und Afrika. Den äußeren Aufbau des Edelfrebjes zeigt ung die nebenftehende Abbildung. An dem oberen Tiere erkennt man, daß der Panzer des Kopfbruftftüces zwijchen den geftielten Mugen in eine Spibe, das Roftrum, ausgezogen ift und durch eine flache Duerfurche in einen vorderen und hinteren Abjchnitt zerlegt wird. Diejfe „Nadenfurde” gibt die hintere Begrenzungslinie de3 Kopfes an. Auf dem Bruftabfehnitt verläuft weiterhin jeverjeits der Mittellinie eine Längsfurde. Zmwilhen ihnen ift der Vanzer mit dem Nücen feft verwachlen, nach außen jedoch überdacht er einen Hohlraum, die Kiemenhöhle Die langen Fühler find die zweiten Antennen; die erjten find weit fürzer. Die Mundglievdmaßen, nämlih ein Baar Manpdibeln, zwei Baar Marillen und drei Baar Kieferfüße, find zweiäftig; die äußeren te werden an ihnen durch die „„Tafter” dargeftellt, an den zweiten Antennen durch die bereit3 beim Hummer erwähnte Schuppe. Deutlich find an dem abgebildeten Krebje dagegen die fünf Baar einäftigen Shhreitfüße, von denen die erften drei in Scheren, die legten zwei in einfachen Klauen endigen. Hinter dem dritten Paare find zwei rundlie Öffnungen fichtbar, die Ausmiündungen der Gileiter. Daß wir ein Weibhen vor uns haben, geht weiter daraus hervor, daß am erften Hinterleibsringel die Gliedmaßen fehlen, nur die folgenden fünf Paare find vorhanden. Vier davon find Kleine Schwimmfüße, die Afte des fünften — es ift das legte überhaupt — find plattenförmig verbreitert und bilden die Seitenteile des Schwanzfächers. Die mittlere Platte des Fächers (das Teljon) ilt als das ftebente Hinterleibsfegment anzufehen; auf feiner Unter: jeite liegt der After als deutlicher Zängsihlit. Bei den Männchen ift der erfte Afterfuß vor- handen, aber zu einem Begattungsorgan umgewandelt, indem er den Samen aus der männ- lichen Gejlehtsöffnung — fie liegt am Grunde des Teßten. Bruftbeinpaares — entnimmt. Der zweite Aiterfuß ift griffelförmig, paßt genau in die Rinne des erften und treibt, nach vorn gejhoben, die zähe Samenmajje in Geftalt Heiner, /2—1 cm langer Würftchen aus. Dieje werden dem Weibchen an die Gejchletsöffnung angeklebt. 2—45 Tage nad) der Begattung werden die Eier abgejchieven, zufammen mit flebrigen Sefretfäven, die fi verwideln, rail im Waller erhärten und die Gier in unregelmäßigen Klumpen an die Schwimmfüße des nach vorn umgefchlagenen Hinterleibes befeftigen. Die Ablage der dunkelroten Eier erfolgt im Herbft, die Entwidelung ift aber, vielleicht wegen der einfallenden ungünftigen Sahreszeit, jehr langfam, denn erft im nächften Juni over Juli eriheinen die sungen. Sie find dann ungefähr 9 mm lang, wachfen aber rafch, jo daß fie am Ende des erjten „Jahres oft jchon 4,5 em erreichen. Die Heinen Krebschen Kammern fich mit ihren Scheren an den Stielen, durch welche die Eifhalen mit den mütterlihen Shwimme - füßen verbunden find,, ungemein feft an, jo daß fie duch Schütteln nicht abzulöfen find, ja jelbft noch, in Alkohol mit der Alten gejegt, diefe nicht immer verlafjen, wie fie dem auch) zugrunde gehen müfjen, wenn fie gewaltfam abgelöft werden. Übrigens entwiceln fih auch) die Gier nach ihrer Losreißung von der Mutter nicht mehr, jo daß die beim Hummer mög: liche Fünftliche Erbrütung der Eier beim Flußfrebs unmöglich if. S—10 Tage nad über: ftandener erfter Häutung begimmen die Jungen, die den Alten fchon recht ähnlich, nur am Körper plumper umd mit erit jehr jchmächtigen Scheren ausgerüftet find, ein felbftändiges Leben, 686 | Krebfe. jollen aber noch einige Tage gelegentlich und gewiljermaßen unter vem Schwanze ver Mutter Schub juchhend zu ihr zurücfehren, bis fie fi) nach und nad) zerftreuen und völlig jelbjtändig machen. Ein freifhwimmendes Zoeaftadium, wie beim Hummer, gibt es beim Flußfreb3 nicht. Nachdem über das weitere Wachstum und die Häutung des Krebjes bereits in der Einleitung Genügendes gejprodhen worden ift, fügen wir nur nod) hinzu, daß die Zahl der Eier beim Gdelfrebsweibchen, nad) Dröfcher, je nach der Größe der Tiere, 36-—288 beträgt, in Schweden aber, nah Trybom, von 150— 300 jhwanten foll. Die Flußfrebje find Allesfrejfer und nebenher DVielfreifer, d. h. fie verjhmähen nichts, was genießbar ift und was fie bewältigen können: kleinere Fröjche, Kaulquappen, Wafjer: ichneden, deren Falfige Gehäufe ihnen gut tun, Snfekten und deren Larven, ihresgleichen, wenn fie jehwächer find, und verjpeilen fie dann mit vielem Behagen. Cbenjo fangen fie zuweilen Kleinere Fiiche, Eönnen aber feine Berwüjtungen unter ihnen anrichten. Gelegentliche Nflanzenkoft jeheint ihnen ein Bedürfnis zu jein: der jogenannte Armleuchter, Chara, wird wohl jeines Kalkgehaltes halber gern gefrefjen, allerlei Wurzelwerf von Waflerpflanzen muß herhalten, und mit Brot, Mohrrüben, Kürbisjtüden und ähnlichen Stoffen Lafjen te ich gern füttern. Dabei herriht eine entjchtevene Neigung, faulende und fich zerjegende Stoffe zu frej- jen, mögen fie pflanzlichen oder tieriichen Urjprungs fein. Solche bilden die beiten Köder nicht nur für Slußfrebje, jondern für Defapoden überhaupt. Am wohljten fühlt fich der Flußfrebs in ruhig fließendem, nicht zu tiefem Wafjer mit ihattigen, am beiten jteilen Ufern, in deren lehmigen und falfigen Wandungen der Fluß oder Bach zwiichen dem Wurzelwerf der Bäume Löcher und allerlei Schlupfwinfel ausgejpült und ausgewajchen hat, oder wo er fie fich jelbit leicht graben fann. Doch auch ftehendes Waller meidet er nicht. Er fißt vor der Tür jeiner Wohnung und lauert hungrig, wie er immer ift, auf Beute. Drobt eine Gefahr, ein paar Schläge mit dem Schwimmjhwanz, und rajch wie ein Pfeil verjchwindet er rücdwärts in jeine Höhle, in der er fich mit jeinen Eräftigen Scheren trefflich zu verteidigen und zu behaupten weiß. Sonft bewegt er fich gewöhnlich nicht rück: wärts, wie das Sprichwort jagt, Jondern vorwärts, nur daß nach jeiner Gefangennahme jener Schredrefler verhältnismäßig oft eintritt. Nachts, oder wenn ein Gewitter am Himmel jteht, macht er weitere Ausflüge, teilweife jogar auf furze Streden über Land. Sm allgemeinen find, nad) Dröjcher, die Krebje in Flüffen braun bis faft Schwarz, in Seen heller, und die Farbe paßt fich einigermaßen der des Untergrundes an. Aber auch hell: graue, jelbjt faft weiße Krebje hat man gefunden, ferner rote, grüne, blaue, le&tere in Wejt- falen nicht gerade jehr jelten; ja, in gewifjen dortigen Bächen auf mergeligem Boden jollen fte furz nad) der Häutung alle blau jein. Himmelblau jehen übrigens auch die jungen Krebje aus. Man fängt die Krebje in beföderten Neufen, noch öfter in Krebstellern. Dieje find be= föderte Freisförmige, wagerecht hängende Nege, die fi muldenförmig einjenfen und jomit die auf ihnen angejammelten Krebie aufnehmen, jobald man abends nach Eintritt der Dunkelheit das Fanggerät hebt. Gleich ven Filchen genießt der Krebs eine Schonzeit, die der Giablage entiprechend in den Winter fällt, jedoch gilt er gerade in ven Monaten mit r in vielen Gegen: den nicht für bejonders Ihmadhaft. Schwer geihädigt wurde in der zweiten Hälfte des 19. „ahrhunderts, etwa jeit 1876, die Krebsfiicherei Durch die aus Frankreich gefommene Krebspeft, die anfcheinend auf einem von Hofer entdeckten Bazillus beruht, Bacillus pestis astaei, oder auf einen Schimmelpilz, Aphanomyces astaci, wie Schifora vermutet. Beide Schmaroker umd nocd) andere mehr werden bei erkrankten Krebjen gewöhnlich gefunden. Die Erjcheinungen Ind anfangs erhöhte Unruhe, dann Grmattung, zeitweilig hochbeiniger Gang, Verluft der Negelfrebf e: Zehnfüher (Langjehwänze, Mittelkrebfe). 687 Gliedmaßen und jchlieglich das Verenden der Krebje au) am Land. Verbreitet wird die Seuche wohl durch Filche, die, vom Bazillus befallen, an Geihmwüren und Schuppenfträubung zus grunde gehen, ferner ebenjogut durch angefrejjene Nahrung; ob auch dur Fanggerät und durch den Kot Frebsfreffender Vögel und des Fifchotters, ift fraglih. Für den Menjchen ift der Krebsbazillus wohl unmittelbar nicht Ihädlih. est fcheint erfreulicherweife die Seuche zurüdzugehen und die Krebsmenge wieder zuzunehmen. Zu den Feinden des Krebjes gehören Filche, namentlich Aal und Duappe, die ihn aus jeiner Höhle herausholen können, aber auch andere Naubfiihe, ferner der Krebsfiemenegel, Branchiobdella varians, der jowohl die Kiemen wie die Außenfläche des Krebjes befällt, und einige Eingeweidewürmer, die man jchon mehr zu den Krankheitserregern zählen wird, wie den oben erwähnten Erreger der Krebspeit. Zu den fonftigen Süßwafjeraftaziden gehört auch der blinde Cambarus pelluceidus Tellk. aus der Mammuthöhle von Kentucky und anderen nordamerifaniihen Höhlen. Die Gattung Cambarus ift in über 60 Arten in Nordamerika oftwärts der Nody Mountains verbreitet; zahlreiche werden Dort gegefjen, und mit einer von ihnen, Cambarus affinis Say, hat man auch vereinzelte Einbürgerungsverfuche in Deutjhland und Frankreich) gemacht, denen jedoch) von anderer Seite feine Vorteile nahhgerühmt werden. Die im Uferfande lebenden Thalassinidae, bei denen das dritte Bruftfußpaar feine Scheren trägt, wie 3. DB. bei der Gebia litoralis Risso des Mittelmeeres, führen zu den Mittelfrebjen hin. Zweite Gruppe: Mittelfrebje (Anomura). Bmifchen die Iangihwänzigen Zehnfüßer und die Krabben fchieben fi) al3 eine Über- gangsgruppe die nit einem jchwer zu überfegenden Namen Anomura genannten Krebje ein. Vöppig hat die nicht unpafjende Bzeihnung Mittelfrebje für fie vorgejchlagen. Ihre Mittel- ftellung befundet fich namentlich in dem Verhältnis des Hinterleibes, der ftärker ift als bei den Krabben, aber nicht den Umfang wie bei ven -Langjchwänzen erreicht oder, wenn dies ver Fall ift, weich bleibende Hautbevedung hat. Sowohl nah ihrem Bau als ganz befonders nach ihrer höchft eigentümlichen Zebens- weile beanjprucht vor allen die Familie der Einfiedlerfrebje (Paguridae; j. die Tafel bei ©. 634) unfere Aufmerkjfamfeit. hr Kopfbruftftück ift geftredt, und die Augenftiele treten lang und frei hervor, eine Eigenschaft, die ihnen zum Hervorlugen aus ihrer Behaufung jehr zu: Itatten fommt. Auch die Scherenfüße jind lang, kräftig und gewöhnlich ungleich entwidelt, eine Aiymmetrie, die fi) bei vielen Krebjen findet, bei ihnen aber fich weiter auf viele andere Körperteile erftrect und ebenfalls im Zufammenhang mit ihrer Lebensweile fteht. Die zwei legten Beinpaare ind ftummelförmig, kurze Klauen, "mit denen fie fih in ihren Schneden: häufern anflammern, ebenjo wie mit den Beinftummeln des Hinterleibes. Dieje Beine der Cremiten und der übrigen Anomuren find aber nicht etwa, wenn wir fie auch Stummel ge- nannt haben, bloß als Berfümmerungen aufzufaffen. Sie find vielmehr ihrer Aufgabe an- gepaßt und dienen zum Tragen oder Feltklammern. Der Nachleib der Paaren ijt länglic) und jadjörmig, hat nur oberjeits einzelne harte Platten und ift jonft jo weicyhäutig, daß die Tiere auf anderweitigen Schuß desjelben angemwiejen find. Diejen Schuß erhalten die an den Küften aller Meere allbefannten Tiere davurd), daß fie ihre Wohnung in Schnedengehäufen aufichlagen. Der Krebs jucht fi) ein Haus von der Größe, daß er nicht ‚bloß jeinen. Hinter: leib bequem darin unterbringt, Jondern au Raum hat, bei Gefahr fi) vollftänwig hinter den 688 Strebje, and der Öffnung zurkidzuziehen. Indem er fi) mit den vorher erwähnten Beinftummeln an dem Gewinde des Schnecdenhaufes fethält, an das fich einige Arten auch noch mittel Saug- näpfe anhaften können, fißt er jo feit, daß es falt nie gelingt, einen lebendig und ganz her- auszuziehen: er läßt fih in Stücke reißen, indem entweder die Scheren, die man am leichteften fajfen Fanır, abbrechen, oder das Kopfbruftjtüc vom Hinterleib losreißt. Wird ihm fein Futteral zu eng, jo muß er fich allerdings herauswagen, um fich ein neues anzupaffen. Bei ven an unjeren Küften und bejonders im Mittelmeer vorfommenden Arten fievelt fich jedoch nicht jelten ein Korkiehwanm, Suberites domuncnula, auf vem Schnedenhaufe an, der dem Krebs den Umzug erjpart. Se eifriger nämlich) der Krebs herumfutjchiert, defto befjer ge= deiht ver Schwamm, der jehr bald in Form einer forkigen, gelbrötlihen Maffe das Gehäufe überzieht und auch über dejfen Eingang hinauswädhft, jo daß fich das Gehäuje für den Diogene3freb3, Diogenes varians Costa. Natürlihe Größe. wachjenden Hinterleib des Krebjes jtändig vergrößert, wie in dem Abjchnitt über die Shwämme (S. 89I— 91) näher bejchrieben ift. Über das Benehmen der Baguren bei der Befigergreifung eines Schnedenhaufes liegen wertvolle Beobachtungen von Eifig vor. Wenn man einen Einfiedlerfreb3 feines Gehäufes- beraubt hat, dann jcheint er fich höchft beunruhigt zu fühlen. In einen Winkel verfrochen, be mächtigt er fich jeder Schale, die man ihm zumwirft, um feinem Hinterleib wieder den gewohnten Schuß zu verichaffen, allerdings nicht ohne vorher den Hohlraum mit den Scheren unterfucht zu haben. „Bietet man anftatt eines leeren Gehäufes ein folhes dar, welches noch die Schnede beherbergt, jo geht der Krebs jofort an deren Zerftörung. Sch habe eines Tages einem etwa. 5 cm langen Pagurus eine ungefähr ebenfo große, frii'he, Fräftige Murex brandaris (Burpur: Ichnede) in das Baffin gejegt. Sofort begann er den Falfigen Dedel des Tieres zu bearbeiten, und am dritten Tage war er damit zu Ende, jo daß er num leicht die Weichteile ver Schnede heraus: ziehen fonnte. Dies tat er nun aber mit vielen Unterbrechungen, indem er den größten Teil des Tages hindurch Schon feinen Hinterleib jo weit, als e8 der noch darin befindliche Halbtote Schnecdentorjo zuließ, in das Anfangsftüd der Schale ftete. Die herausgearbeiteten Stüde pflegte ev fäuberlich aufzufrefjen.” Findet der, Krebs ein leeres Haus, in dem eingefehwenmter Sand ift, für feinen weichen Hinterleib jo unangenehm wie Steinchen in unferen Schuhen für unfere Füße, dann Friegt er es mit feinen Scheren zu paden und Flopft e3 auf dem Boden aus. Jegeltrebfe: Zehnfüger (Mittelfrebfe). 689 Die meiften Baguren leben in unjeren Meeren unmittelbar am Strande, der jtellenweile von ihnen jo belebt ift, daß alles durcheinander winmelt. Bei niedrigem Wafjerftande weilen ihrer oft jo viele auf dem Trodnen am Ufer des Mittelmeeres, daß man beim Herantreten ftaunt über die Unmenge der jo eilends ins Meer laufenden fleinen Schneden, unter denen eine jpißfegelige Art, Cerithium vulgatum, bewohnt von dem Diogenestrebs, Diogenes varians Costa (Abb., ©. 688), zu den häufigiten gehört. Andere Einfiedlerfrebje Halten fih in größeren Tiefen auf, wie die berühmtejte Art, Brideaur Einjiedlerfrebs, Eupagurus prideauxi Leach (Pagurus), auf dejjen Schnedenhaufe faft ausnahmslos ein der Familie der jhönen Seerofen oder Seeanemonen angehöriger Heiner Bolyp fißt, die Mantel-Attinie, Adamsia palliata. Der Kreb3 mit jeiner Aftermieterin, das flaffifche Beijpiel einer Symbioje, eines jtändigen Zufammenlebens zum Vorteil beider Teile, lebt im At: lantifchen Ozean md im Mittel- meer. Außerordentlic gemein it er bei Neapel. Das Berhal- ten der beiven vergejellichafteten Tiere zu einander ift bei dei Seerojen auf S. 149—152 ein gehend gejhildert worden, jo daß wir uns hier mit dem Hi: weis begnügen Fünnen. Der Nuten, ven die Ein- fieolerfrebfe von den Aftinien haben, liegt auf der Hand: dieje höchit wehrhaften, jtarf brennen= ven Tiere halten ihnen die Feinde nn 2 vom Leibe. Beobachtungen haben PBrideaur’ GEinjiedlerfreb3, Eupagurus prideauxi Zeach, in feinen 2 : Schnedenhaufe. Unter den Beinen des Kuebjes ift der Tentafelfranz; der mit gelehrt, daß die auffallend großen zgm in Symbioje lebenden Aktinie Adamsia palliata fihtbar. Natürliche Größe. Keijelfapjeln ver Adamsia pal- liata au) große Meerestiere Ichreden. Die Adamfien finden aber in Oejellihaft der Baguren reichlichere Nahrung. Steht man nämlich die Krebje auf ihrem natürlichen Boden, vorzüglich auf feinerem Kies, jo wird augenblidlich Har, warum die Aftinie das Schnedenhaus jo an: faßt, daß ihr Mund nach) unten gekehrt ift. Denn Eupagurus prideauxi wirbelt mit feinen Hilfskiefern den Sand jo auf, daß ein Strom an feiner Mundöffnung vorübergeht, wobei er allerlei Nahrung gewinnt. Dieje fommt nun auch der Aktinie zuftatten, die durch den vom Kreb3 verurjachten Wirbel fürmlich gefüttert wird und ihren Mund um fo weiter öffnet und die Tentafeln um jo mehr entfaltet, je eiftiger der Gaftfreund den Sand umrührt. Unjere Baguren unterlaffen übrigens das Wirbeln, wenn fie beffere, fompaktere Fleijchnah- rung, tote Fijche und dergleichen, um fich haben. Daß fie davon der Aftinie mitteilten, wird von neueren Beobachtern in Abrede gejtellt, ficher ift dagegen, daß fie untereinander äußerft zänfifeh und brotmeidiich find. Sehr oft wird ein Eleinerer von einem größeren verfolgt, indem diejer jenem einen Biljen abjagen will. Der Verfolgte wird von der Schere feines Gegners gefaßt, weiß aber gewöhnlid, wenn ihm jelbft nur eine Schere frei geblieben, jehr geihiet mit diefer jeine Beute jo zu halten und von fich zu En daß der Angreifer ihlieglih unverrichteter Sache abziehen muß. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. I. Band. 44 690 Srebie. Eine im Mittelmeer häufige, gewöhnlich mit der großen Aftinie Sagartia parasitica vergejellihaftete Art it Pagurus striatus Latr. (vgl. ©. 148—149 und die Tafel „Rrebs- tiere II“, 5, bei ©. 676). Unter den vielen nicht mit Aktinien fymbiotisceh lebenden Einfiedlerfrebjen ift einer der ftattlichiten der Bernhardinerfrebs, Einjiedler over Gremit, Eupagurus bernardus Z. (j. die Tafel ‚„„Krebstiere IL“, 7, bei ©. 676), der im Atlantiihen Meer und in der Nordjee, auch im Mittelmeer lebt und im Schauaquarium auf Helgoland ftet3 in Menge gehalten wird. Dieje Tiere beluftigen wicht wenig Durch ihre Bewegungen, ihr Klettern an Feljen und ihre drolligen Kämpfe, Verfolgung, Flucht, Übereinanderpurzen, Raub und Abwehr, Ihlieglich dur) ihr Frejjen, bei dem fortwährend die Munpteile und Hilfskiefer jpielen, während vie Scheren jo handähnlich gebraucht werden, daß man leicht auf den Vergleich des Tieres wenn auch nicht mit einem Menjchen, jo do mit einem Affen verfällt. Auch in der Tiefjee find die Einfievlerkrebje, in einem Schnedenhaus eingemietet und mit einer Aftinie vergejellichaftet, Feine Seltenheit, aber durch einen merfwürdigen Vorgang löft bei ihnen die Aftinie das Haus nad und nad) auf, und die lebende Genoffin umgibt dann allein den ganzen Hinterleib des Krebjes in Geftalt eines weichen Sades. Das ijt eine große Grleichterung für den Krebs, denn auf dem Boven des Meeres werden, bei dem jtarfen ©e= halte des Meerwaljers an Kohlenjäure in diefen Tiefen, Schnedenjchalen von geeigneter Größe viel jeltener fein al3 im untiefen Wafjer; vielleicht ift weniger die Mftinie als eben der reiche Kohlenjäuregehalt des umgebenden Wafjers die Urjache ver Auflöfung des Kalfgehäufes. Bei einem Iandlebigen Paguriden einerjeits, bei einigen tieffeebewohnenden anderjeits tritt an Stelle der Unfymmetrie und Weichhäutigfeit des Hinterleibes durch eine Art Rüd- Ihlagsbildung wieder der offenbar urjprünglichere Zuftand ein. Auf den Snjeln des Snpvilchen und des Stillen Ozeans lebt ein riefiger, bis fußlanger Mittelfrebs, der Kofosräuber over Balmendieb, Birgus latro Zbst., nahtsüber in jelbftgegrabenen Erdhöhlen, die er mit dem Bat der Schalen der Kofosnüfje ausfüttert. Am Tage geht er feiner Nahrung nad), den Kofosnüffen, die er fi) unter den Bäumen zujammenjudht und von den Balmen jelbft herunter- holt. Mit großem Gejchie weiß er die Nüffe aufzumachen. Über diefen jeltfamen Krebs liegen faft gleichlautende Beobachtungen von Darwin und von Hemy D. Forbes vor. Darwin erzählt über den Balmendieb: ‚„‚Sein vorderes Beinpaar endigt in jehr Starten, Ichweren Scheren, das vierte ift mit Shmwächeren und viel jehmäleren ausgerüftet. Auf den erften Bid möchte man es nicht für möglich halten, daß eine Krabbe eine ftarfe, mit der äußeren Haut noch bevedte Kofosnuß öffen könne; Herr Liest verfichert mir aber, daß er e8 wiederholt gejehen habe. Der Krebs beginnt damit, die äußere Haut Fafer für Fajer abzuziehen, wobei er allemal bei dem Ende beginnt, unter welchem fich die drei Keimlöcher befinden; it dies vollendet, dann fängt die Krabbe an, mit ihren jhweren Scheren auf die Dede von einem ver Keimlöcher loszu: hämmern, bi3 fie eine Dffnung zuwege gebracht hat. Dann dreht fie ihren Körper herum und zieht mit Hilfe ihrer hinteren, feymäleren Scheren die weiße, albuminöje Subjtanz heraus. Der Birgus ift ein Tagtier in bezug auf feine Lebensweije, man jagt aber, daß er in jeder Nacht dem Meere einen Befuch mache, ohne Zweifel zum Zwede, jeine Kiemen anzufeuchten; auch die Jungen Friehen im Meere an den Küften aus und leben eine Zeitlang hier.‘ Forbes schreibt dem Tiere mehr nächtlihe Gewohnheiten zu, was wahrj&einlicher Klingt, und jagt, jeine Höhlen feien jo groß wie die der Kanindhen. Die Valmendiebe wären nur noch) auf Santa Cruz Major, wo fie „Tatos“ hießen, häufig, weil hier feine verwilderten oder Kokosräuber im Mondichein. 1/5 der natürlichen Größe. KRegelkrebfe: Zehnfüger (Mitteltrebfe, Krabben). 691 wilden Schweine vorfämen, welche fie fonft ausgrüben und fräßen. Der Schwan; ift jehr fett- reich und liefert von einem großen Stüd 2 Binten (1,86 Liter) eines wohljchmedenden, flaren Des. Das Tier wird überhaupt gern gegefjen und 53. B. auf Amboina in Gefangenjchaft gehalten und mit Kofosnüfjen, von denen 'e3 innerhalb dreier Tage zwei vollwachjene bemwäl- tigen Tann, gemäjtet. Sein Bau zeigt eine Neihe Eigentümlichkeiten, die teils auf jeine An- pajjung an das Landleben, teils auf das Aufgeben der Gewohnheit, in Schnedenjchalen zu haufen, zurüdzuführen find. Aus dem legteren Grunde ift fein Hihterleib jymmetrifch geworden und hat wieder eine oben harte Schale erhalten. Über den Bau feiner Atmungswerkzeuge jagt Semper, daß neben Kiemen der obere Teil der Kiemenhöhle zu einer wahren Lunge ums gebildet jei, die immer nur Luft enthielte, und die Bejhaffenheit der in ihrer Wandung ver- laufenden Gefäße beweije, daß nur jauerjtoffarmes Blut aus dem Körper einträte und daß die austretenden Gefäße jauerftoffhaltiges Blut unmittelbar in den Vorhof des Herzens überführten. Auch in der Tiefjee gibt e3 Vaguriden mit geradem, jymmetrijch entwidelten Hinter: leib, die in Ermangelung von Schnedengehäujen teil- weile frei leben und dann eine harte Bededung des Hinterleibes erhalten haben, teils fih in Schlamm und Sand eingraben oder fi) Sandröhren verfertigen. Die Familie dee Galatheidae wird von den Syitematifern bald an die Einfiedlerfrebje, bald an die folgende Abteilung angereiht. Sie haben große Scheren- füße, und das Hinterfte Fußpaar ift jehr jchmwach ent- widelt. An die Mittelfrebje und Krabben erinnern fie, indem ihr Jonjt wohlentwidelter Hinterleib unter das { | es Kopfbruftftii geklappt wird. Der weiße Porzellan: D. freb3, Porcellana platycheles Penn., bat ein kurz Pe, en, ovales 2 flaches Kopfbruftitüd, und jeine Scheren find und Ordnungen bes Tierreichg”, Band V. bedeutend länger als der Körper. Gerade an unjeren Küften und bejonders im Mittelmeer ift die Eleine Borzellane mit breiten Scheren ein unanjehn= liches, immer mit Shmuß bededtes Tier. Daran find die Den Körper dicht bevedenden Haare Ihuld. Das Kopfbruititüd der Salatheen ijt länglich, eiförmig und bei den meiften Arten, ‘ jo bei den gemeineren, Galathea squamifera Leach und G. strigosa L. (}. Tafel „‚Krebs: tiere II”, 2, bei ©. 676), mit Duerfurchen verjehen. Die Galatheen gehen im Meere in be- deutende Tiefen. Bei den Tiefjeeformen find nad) den Beobadhtungen von G. R. Henderfon die Augen fait ohne Ausnahme pigmentlos und offenbar leiftungsunfähig, bisweilen hat fid) der Augenftiel zu einem Dorn umgeformt, auf dejjen freiem Ende no ein funftionzlofer Reit der gewölbten Hornhaut fikt. Dritte Gruppe: Krabben (Brachyura). Die Kurzihwänze vver Krabben (Brachyura) haben einen gedrungenen Körper. Der Hinterleib ift Furz, plattenförmig und unter das Kopfbruftftüc eingejchlagen und entbehrt der Shmwanzflofje Die Weibchen unterjcheiden fih von den Männchen durch die größere Breite der Schwanzplatte, die jich nicht jelten zu einer Art von Schüffel ausbildet. Sn ihr und unter Zuhilfenahme der javdenförmigen Beinanhänge werden die Gier bis zum Ausjhlüpfen der ‚sungen getragen. Das Kopfbruftftüc it furz, oft breiter als lang und gibt den Tieren nicht 44* 692 Krebje. jelten durch allerhand Auswüchje und Stacheln ein jehr jonderbares Ausjehen. Die kurzen inneren Antennen und die gejtielten Augen Fönnen in fleine Gruben zurücdgezogen werden. Die meilten Krabben gehen jeitwärts und gewähren dann, bejonders wenn fie jehnell und behende laufen, einen urkomishen Anblid, zumal fie vielfach beim Laufen die Scheren in drohender Stellung über den Körper gehoben halten, was manchen von ihnen in der englifchen Sprade den Namen „Winker” eingetragen hat. Die deutfehen Soldaten, die D. Schmidt in Dalmatien traf, nannten fie, em Kommandowort auf jte anmwendend, „Zieht euch rechts”. „Bunderlicher und Fomiicher Ichrieb Goethe in Venedig am 9. Dftober 1786, „kann man nichts jehen als die Gebärden diejer aus einem runden Körper und zwei langen Scheren be- ftehenden Gejchöpfe; denn die Übrigen Spinnenfüße find nicht bemerflih. Wie auf ftelzen- artigen Armen jchreiten fie einher, und jobald eine Batella fi) unter ihrem Schilde von Flede bewegt, fahren fie zu, um die Schere in ven jchmalen raum zwifchen der Schale und dem Boden zu fteden, das Dach umzufehren und die Aufter zu verjhmaufen. Die Batella zieht jachte ihren Weg hin, jaugt fich aber gleich feit an den Stein, jobald fie vie Nähe des Feindes merkt. Diejer gebärdet fich nun wunderlich um das Dächelchen herum, gar zierlih und affen- baft; aber ihm fehlt die Kraft, den mächtigen Muskel des weichen Tieres zu bewältigen, er tut auf diejfe Beute Verzicht, eilt auf eine andere wandernde lo3 und die erfte jeßt ihren Zug jachte fort. Sch habe nicht gejehen, daß irgendein Tajchenkreb3 zu feinem Zwed gelangt wäre, ob ich. gleich den Nüczug diefes Gewimmels ftundenlang beobachtet habe.” Sehr häufig find die beiden Scheren einer Krabbe verjchiedenartig entwidelt, und es gilt faft als Regel, dab die vechte die ftärfere ift. Bei den Ihwimmenden Formen find aber beide Scheren gleihmäßig entwicelt, und diefe Tiere neigen auch viel weniger zu Selbftverjtümmelungen; beides hat jeinen guten Grund: ein jehwimmendes Tier wird in feiner Lebenstätigfeit durch ungleich |chwere Belaftung der beiden Körperhälften viel mehr gehemmt und gejtört als ein laufendes. Wie zwiihen Paguriven und Aftinien findet eine Symbioje auch zwiihen Aktinien und Krabben ftatt. So beobachtete Stuart Wortley auf Smjeln des Stillen Ozeans eine jehöne Krabbe, die eine große Aktinie mit fich herumfchleppte. Sie jharrte fih halb in ven Sand ein, ließ aber die Aftinie mit ihren fich lebhaft bewegenden Tentafeln augen und lauerte unter ihr auf Kleine Krufter, Ringelwürmer und jonftige Nährtiere, die, durch das Spiel der Tentafeht angeloct, herbeifhwammen. Auf den Seychellen beobachtete Möbius einen Tajchenfrebs, der in allen Exemplaren, männlichen jo gut wie weiblichen, in jeder Schere eine Atinie trug. Kahn man ihm die Freundin und zerjchnitt fie in Stüde, dann jammelte er fich dieje wieder. Die Zobalarven der Krabben haben ftet3 einen langen, al3 Schweborgan geveuteten Kirkenftahel. Sogleih nach) ihrer Geburt jchwärmen fie, gleich ven Nauplien von Balanus oder Sacculina, unabläjfig dem Lichte entgegen, was fie vom Meeresboven in ihr Neich, das freie Waffer, führt. An das Zokaftadium jehließt fich, wie übrigens auch bei Nittelfvebjen, das Stadium der jehon ziemlich frabbenähnlihen Megalopa. Erfte Untergruppe: Nüdenfüßer (Notopoda). Die Nüdenfüßer (Notopoda) find Krabben mit höherer Einlenfung des fünften oder des vierten und fünften Fußpaares nach dem Rüden zu. Unfere Tafeln ‚„‚Rrabben des Mittel- meere3’, 2, bei ©. 694, und „‚Krebstiere TIL“, 2, bei ©. 698 zeigen die im Mittelmeer ver- breitete Wollfrabbe, Dromia vulgaris M.-E., aus der Familie der Dromiidae, deren Körper, mit Ausnahme der rötlichen Scherenfpigen, dicht behaart und deshalb gewöhnlich jo mit Schmusß, allerlei Pflanzen und Tieren iberzogen ift, daß man das Tier vor der Einftellung in Negelfrebje: Zehnfüher (Krabben). 693 die Sammlung in der Negel erft einer jehr gründlichen Wäfche unterwirft. Das Eigentümlichfte ijt aber die Gewohnheit der Wollfrabbe, ein Chugdach mit fi) herumzutragen, woraus erjt der Kugen umd die Bedeutung der Nücenfüße erfichtlich wird. Dazu werden faft ausschließlich Schwänme verwendet, am häufigiten Sarcotragus spinosulus oder Suberites massa, ein orangegelber Korkfihwamm. Der Schwamm jehmiegt fi) mit feiner Unterfläche eng an das Rüdenihild an ıumd erreicht oft eine joldhe Größe, daß er den Krebs vollitändig bevdedt, ohne dah diefer in feinen nicht lebhaften Bewegungen gehindert wird. Übrigens wird der Schwamm nur von ven Klauen der Nücenfüße gehalten, und die Krabbe Fannn ihn, bei ver Flucht oder unfanft ges ftört, fallen laffen. Wie ftark aber das Bedürfnis nad) einer jolchen Dede ift, geht daraus hervor, daß die im Aquarium gehaltenen Wollfrabben, wenn fie ihres Schwammes beraubt find, fidd ein Stüd Tang über den Rüden hängen. in jehr orolliger Anblic! Wolltrabde, Dromia vulgaris M-E. Natürliche Größe. Eine anziehende Schilderung von dem ©e- baren einer anderen Dromiide des Mittelmeeres, Dorippe lanata L. (}. Tafel „Suebätiere 10064, 1, bei ©. 698), entwirft Schmidtlein: „Phallufien und Holothurien, Fiihköpfe, tote Genoffen und lebende Dromien, ja jogar Stücde Fenfterglas praktiziert fie ohne viel Bedenken auf ihren Rüden, hält fie mit den Rüdenbeinen frei jhwebend empor und ftelzt dann mit ihren langen Beinen jpinnenhaft umher. Sie bedient fi) diefer Dinge dabei weniger als Dede denn als Schild, den fie ihren Argreifern entgegenhält. Sie führt damit, ohne ven Körper zu drehen, alle möglichen Manöver aus; mehrfach jah ich fie ihre Waffen in den Klauen des Angreifers lajjen und gejchidt die Flucht ergreifen, während jener fi noch damit zu chaffen machte.” Siweite Untergruppe: Rundfrabben (Oxystomata). Die Nundfrabben (Oxystomata) find fenntlich an dem rundlihen Kopfbruftftüc, meift ohne vorjpringende Stirn, und an der dreiedigen Mundöffnung. Ein jehr eigentümliches Ausjehen hat die plumpe Schamfrabbe aus der Familie ver Calappidae, jo genannt, weil jie mit ihren großen, fammartig erhabenen, zujammengedrüdten Scherenfüßen fich gleihjfam das Gefiht verhüllt. Shre Arten gehören den wärmeren Meeren an, und der nördlichite Vor- pojten it die im Mittelmeer nicht gar Jelten vorfommende Calappa granulata L. (j. Tafel „Krabben des Mittelmeeres“, 1). Sie ift ein jehr träges Tier. Tagelang fibt fie auf einem Flede, jo tief in den Sand eingegraben, daß nur der obere Teil des Niücfenjchildes, die Stirn- wand mit den Furzen Fühlern, die Augen und der obere Rand der Schere hervorragen. Man jtellt leicht fejt, weldhen Vorteil das Tier von der außerordentlihen Entwidelung der Scheren und deren gewöhnlicher Haltung hat: einmal bringen die Scheren durch ein paar Träftige Bewegungen die jchnelle Einpuddelung des Tieres zuftande, und wenn dies gejchehen, jchließen fie vor ven Mundwerkeugen und den Eingängen zu den Kiemen eine Höhlung ab, von wo aus die Berjorgung der Kiemen mit Waffer ohne Beimifhung von Verunreinigungen vor fi) geht. Zugleich bildet die Färbung, ein gelblicher oder vötliher Grund mit dunfleren Fleden, eine Maskierung, einen Schuß für die Krabbe, durch den fie auf Sand- und Kies: grund oft |hmwer zu entveden ijt. Durch meilt Fugelige Schale unterjcheiven fich von den Calappidae die Leucosiidae. 694 Krebfe. Die nußähnliche Ilia nucleus Abst. (f. Tafel „Krabben des Mittelmeeres‘, 3), eine Mittel- meerart, ähnelt in der Xebensweile der vorigen. Dritte Untergruppe: Dreiedfrabben (Oxyrhyncha). Krabben von ungefähr dreiediger Körperform mit vortretendem, Ipigem Stirnteil nennt man Dreiedfrabben (Oxyrhyncha). Sie [hmwimmen nicht, fondern Friehen, und haben durch ihre oft verlängerten Beine ein jpinnenartiges, bisweilen jehr wunderliches Ausjehen. Da fie träge, fih langjam bewegende Tiere find, jo pflegen fi auf ihnen allerhand Tange, Schwämme, Hydroidpolypen, Moostierhen, Mzidien und andere feitligende Organismen an- zufiedeln, die oft jo üppig gedeihen, daß fie ihren Träger vollitändig verhüllen. Daß dies durch - Zufall geihieht, ift immerhin verhältnismäßig jelten, viel- mehr haben dieje Krabbenarten die Gewohnheit angenommen, ihre Rüden mit Hilfe der Sche- ren „„abfihhtlich” mit derartigen Gewäcdhjen zu beiieveln. Es mag ihnen das mancherlei Un- bequemlichkeit bringen, ja Gar- rington und Zovett vermuten, daß fie in der Tat bisweilen Daran zugrunde gehen; Doch dient ihnen der Überwurf ficher audh als Schuß, indem er fie ven Augen ihrer zahlreichen Feinde entzieht, denn mitunter Große Meerfpinne, Maja squinado Rond. ?/s natürlicher Größe. wird das Krebätier ganz Don Algen, die auf ihm gedeihen und wachjen, bevedt und dadurch für ein menjchliches und ficher auch für manch) tierifches Auge faum erkennbar oder faum von einem Stücdchen beveutungslojen Unrates unterjcheidbar. Da3 zur Maskierung verwendete Material entnehmen die Krabben ihrem jeweiligen Aufent- haltort, und bei einem Umzuge wird e3 ebenfalls gewechjelt. Die Befeftigung der Fremd- teile wird durch angelhafenähnliche Chitinhäfchen des Nüdenpanzers und der Beine erleichtert. Vielerlei Fiiche ftellen den Dreiedfrabben nach, unter anderen namentlid) der Stachelcoche. Die meiften gehören zu ven Majidae. Solche Wiastenfrabben find an unjeren nordischen Küften befonders die bis in die Kieler Bucht eindringende, verhältnismäßig Furzbeinige Seejpinne, Hyas aranea Z., die ihren Rüden oft mit ganzen Büfchen von Algen oder Rolypenkolonien bepflanzt, im Mittelmeer wie auch im Atlantifehen Ozean die Meeripinnen, Maja squinado Rond. und M. verrucosa M.-E. (f. Tafel ‚„‚Rrabben des Mittelmeeres”, 4, wo fie alle ihr zur Verfügung ftehenden Toilettenfünfte entfaltet hat) jowie Inachus scorpio 7". (dorsettensis; j. Tafel „Krebstiere ILL“, 3, bei ©. 698) und Pisa armata Latr. (tetraodon), die al3 Nr. 5 auf der Farbentafel mit Kalkalgen bekleidet erjcheint. Pisa befiedelt außer ihrem Rücken auch die Beine, Inachus na- mentlich dieje, Maja squinado erfeßt die Bewaldung öfter durch Steinen und Mujchelichalen. Die verhältnismäßig große Maja squinado wird jährlich zu vielen Taufenden auf die a = S 3 IT 21 [= <= <= An 8 ge) oO [S) 0Q 4 © =) S = 5 iS D = © En A =} [op Ss ES (@) = (®) =. a < = 0Q a, [72) | & on = 5 B je o a2 ® zz ws = [21 SD = = & ‚n < ® a = o [o] rn D " ie Su RS z BD ) - 3 = D nm D Ss ON ( ‘99019 ayaz]InyeN "s2lo2wja}}ı]][ S2p Uoggoıy Negelfvebje: Behnfüßer (Strabben). 695 Fiihmärkte der Küftenftädte am Mittelmeer zum Verkauf gebracht, meift in großen, loder ge: flochtenen Körben, in denen die rötlichen, etwa 11 cm langen Tiere einen jcheinbar unentwirr- baren Knäuel der zottig behaarten Körper und Beine bilden. Ste find bejonders in den Gar- füchen für das niedere Volk gejhäßt und bilden, in ihrer eigenen Schale geröftet und aufgetilcht, eine Ihmadhafte Koft zum jhwarzen Wein. Bon diejer Krabbe wußte das Altertum allerlei wunderbare Dinge zu erzählen. Sie Jollte außerordentlich Elug, eine Muftkliebhaberin jein; auc) ilt fie auf zahlreihen Münzen verewigt und prangte am Halsihmucd der Diana von Epheju2. Übrigens find weibliche Stüce von Pisa viel öfter bewachien al3 männliche; Carrington führt das darauf zurüd, daß die erjteren viel langjamer in ihren Bewegungen jeien als dieje und oft tagelang an einer Stelle figenblieben. Zu den reinli'hiten Arten gehören die Öejpenftfrabbe, Stenorhynchus phalangium Penn. (rostratus), die im Mittelmeer, in ver Nord: und weftlichen Dftjee lebt, und die Sapantjde Rtejentrabbe, Kaempfferia kaempfferi de Haan. ıo natürliher Größe. Aus Hefje- Doflein, „Tierbau und Tierleben”, Band II. Leipzig 1914. Mastenfrabbe, Corystes cassivellaunus LZeach (}. Tafel „‚Rrebstiere III“, 7 und 8, bei ©. 698), der Nordfee, die durch eine ganz andere Eigentümlichkeit ausgezeichnet ift: fie gräbt fi mit erftaunlicder Schnelligkeit in den Sand ein und läßt dann aus ihm nur die Spiten ihrer beiden zufammengelegten äußeren Antennen herausihauen. Dieje Antennen find aber durch ihre Befiederung rinnenförmig und bilden zufanımen eine Röhre, die der tief vergrabenen Krabbe ftändig Atenmwaljer zuführt. Die hierhergehörige japanifche Latreillopsis bispinosa Hend. hat, nach Doflein, die merkwürdige Gewohnheit, beim Umiherftelgen ihre zwei hinterften Beine hoc) emporgehoben wie Balancierftangen zu benußen. Cine ähnliche dortige Art hat an der Endflaue ihrer Balan- cierbeine jogar einen Fiederbejas von Sinnesborften. Die eigentümliche Spinmenform diejer und ähnlicher langbeiniger Arten betrachtet Doflein als geichaffen für ftilles Waffe. Davon überzeugten ihn unter anderem feine Beobadhtungen an der Japanijchen Niejentrabbe, Kaempfferia kaempfferi de Haan (Macrochira), der größten Krabben und überhaupt Krebsart nächft den vorweltlichen Gigantoftrafen, die bis 5 m Spannweite erreicht. „Auf den erften Anblid”, jagt Doflein in feiner „Oftafienfahrt“, „eriheinen fie mit ihren ungeheuren Scheren wie jchredliche Ungeheuer, und man denft, fie 696 Krebie. jeien nahe imftande, einen badenden Menjchen zu überfallen und zu bewältigen. Aber fie find echte ‚Stillwafjerformen‘, hilflos, Jobald fie in das bewegte Wafjer fommen, volllommen un: beholfen und unfähig, ihren eigenen Körper zu tragen, jobald man fie aus dem Waller an die Luft bringt. Meine Fiicher haben fie wiederholt mit ver Daboleine gefangen, und einmal fonnten wir fie jogar lebendig bis zur Station bringen. Wir banden das Riejentier mit einer langen Schnur an einem der Bootsringe feit und ließen es in der Nähe des Ufers auf dem Meeresboven herumjpazieren. Da marjchierte e8 wie ein jeltfamer Spuk, wie ein gejpenftiger Wächter im grünen Wafjer des Fjords umher, durch welches feine grellvot marmorierten Beine heraufjhimmerten. Wenn aber der Wind die Wellen in leichte Bewegung jeßte, ver- mochte eS fich Faum aufrechtzuerhalten und jchwankte haltlos hin und her.” Der Vorteil ver Seejpinnenform aber liegt, wie wiederum Doflein hervorhob, in der öglipfei, im Chlamm over auf Tierrajen zart und empfindfam aufzutreten. Vierte Untergruppe: Bogenfrabben (Cyelometopa). zu ven Bogenfrabben (Öyclometopa) zählt man die Familien mit breitem, vorn ab- gerumdeten Kopfbruftitüd, wie e3 3. B. die auf ©. 697 abgebildete Thalamita zeigt. Die meilten find gute Schwimmer. Die VBorverfüße, nämlich die Scheren, find jehr verlängert; dasjenige ihrer Armgliever, das vie Schere oder Hand trägt, ift weit ütber die Seitenwand Des Kopfbruftftiices hinaus verlängert und am Vorderrande mit jeharfen Stacheln bejeßt. Auch das auf dem vorhergehenden fißende Handglied ift ziemlich lang und nad) außen mit Stacheln bewehrt. Die folgenden Zußpaare find bedeutend fürzer, und das leßte Glied am zweiten, vritten md vierten VBaare jtielfürmig und jpig. Beim legten Fußpaar ift dagegen das lebte Glied in eine breite, ovale Blatte umgewanpelt. Solde Schwimmfüße befigen auch die Shwinmfrabbe, Portunus holsatus Fabr., und ihre Gattungsgenoffen in der Nordfee md im Mittelmeer. Einer diefer Krebje findet fich in Venedig häufig auf den großen Lipovämmen, den Murazzi, wo er auf die Mauer herausiteigt, auch am Fuße der Gebäude von Venedig und im Hafen von Trieft. „‚Er ift, jagt v. Martens der llteve in feiner „‚Reife nach Venedig“, „außerordentlich flüchtig und fügt fi, wenn man ji ihm nähert, gleich in3 Meer, jo daß ich ganze Stunden zubrachte, ohne von hundert einen fangen zu können. Schnitt ich ihm den Weg zum Meere ab, jo verfroch er fih in den Fugen der Duaderfteine, wozu ihn jein ganz flacher Körper vorzüglich geihidt macht; dann drohte er mit jeiner Scharfen Schere und ließ fi) lieber folche abreißen, als fi) aus jeinem Schlupf winfel herausziehen.” Auch die übrigen Arten diefer Sippe find jehr lebendige, pfiffige und, wenn es jein muß, tapfere Tiere. Gejhidt wiffen fie halb vorwärts, halb jeitwärts zu jchwim- men; die menjchlihe Hand Fönnen fie Scehmerzhaft Fneifen, Fampfluftig und zäntisch find fie in noch höherem Grave al3 manche Tiere aus ihrer Berwandtichaft, jo daß jtete Bewegung in einem mit ihnen bejegten Behälter berriht. Portunidae, Shwimmfrabben, nennt man die Familie. Portunus puber ZL. ift die Samtfrabbe des Mittelmeeres, Callinectes sapidus Rathb. die eßbare Blaue Krabbe der atlantiihen Küften. Dei ven Tajhenfrebjen (Cancridae) ift das Hinterbein nicht zum Schwimmfuß um gebildet, jondern hat ein jpißes Endglied. Bei der an allen europäifchen Küften, außer denen der Oftfee, und an der Oftküfte Amerikas fehr gemeinen Strandfrabbe, Careinus maenas Z. (1. Tafel „„Krebstiere III“, 4, bei ©. 698), deren dreilappige, über die Augenhöhle vorpringende Stirn mit den dünnen, fünfzähnigen vorderen Seitenrändern eine Bogenlinie bildet, ift am legten Fußpaar das Ießte Glied zwar ftarf zufammengedrückt, aber jehmal. Diefe Art dürfte die En an Regelfrebfe: Zehnfüßer (Krabben). 697 allergemeinfte Krabbe der europäischen Meere fein. Nach älteren Angaben wurden von ihr von DVenezianiihen aus jährlich allein nach Sftrien, wo fie als Köder für die Sardellen benußt wird, 139000 Fäßchen, jedes zu SO Pfund, ausgeführt; 38000 Fähchen Weibchen mit Eiern, jedes zu 70 Pfund, und 86000 Pfund weichihalige — die in DI gebadenen Molecche find ein Lieblingsgericht der Venezianer, und die masanetta, ‚das Weibchen, wird höher geihäßt als der granzo, das Männchen — wurden jährlid in Venedig und auf dem feiten Lande als Nahrungsmittel verkauft, und der Gejamterlös joll fi auf eine halbe Mil- Lion venezianischer Lire belaufen haben. Der oben angeführte v. Martens jagt: „Bom An= . fang des Frühlings bis jpät in den Herbft werden alle Valle und Zagunen, jelbjt die Stanäle der Stadt von vielen Millionen diejer poffierlichen Krabben belebt. Nähert man fi) ihn, jo läuft er mit großer Behendigteit feitwärts über den nächjten Schlamm weg und vergräbt fich plößlich in denjelben. Wird ihm die Flucht unmöglich gemacht, jo richtet er fich aufrecht in die Höhe, öff- net die Schere und jchlägt jolche mit Geräufch zufam= men, bereit, jein Leben jo teuer als möglich zu ver- Zaufen. So gejellig er im freien Zuftande ift, jo fnei- pen jic) doch die Öefange- nen in furzer Zeit fat alle Füße ab. In einem fühlen Zimmer habe ich ihn oft = mehrere Tage als Stuben- Bogenfrabbe, Thalamita spec. Natürlihe Größe. tier berumlaufen lafjen; der Sonne ausgejegt, fticbt er aber jchnell ab, jo daß diejes das bejte Mittel ift, ein ynoi- vivuum fir die Sammlungen ohne Verlegung zu töten.‘ Das Vorkommen und die Lebensweije der Strandfrabbe an der engliiden Küfte wird von Bell in folgender Weije gejhildert: „Man findet fie überall zahlreich. Auf den jandigen Küften bleibt fie regelmäßig bei der Ebbe zurüd, indem fie fich unter Steinen verbirgt und, wenn fie geftört wird, entweder ihr natürliches Schußdad) in der zurüchweichenden See eiligit zu gewinnen jucht oder fie) haftig in den nafjen Sand vergräbt. Sie ift jenoch feineswegs auf die jandigen ©ejtade bejchränft; oft fängt man fie im Schleppneg auf ziemlich tiefem Grunde, doc) zieht fie jene anderen Ortlichfeiten vor. Solche Lebensweife verlangt das Ver: mögen, längere Zeit außer Wafjer zu bleiben; und wirklich ift das bei unferer Art der Fall, wenn fie aud) nicht gleich den Landfrabben in großer Entfernung von der Küfte leben fann. „Sie wird von den niedrigen Volfsklafjen der Küfte viel gegefjen und wegen ihres feinen und angenehmen Gejchmades auch in großen Mengen auf den Londoner Markt gebracht. Sie nährt fich vorzugsweije vom Nogen der Fijche, von Garnelen und anderen Krebjen, geht jedoch) auc) an tote Fiide und überhaupt an tierijhe Stoffe. In der Tat pflegen die Fijcherfinder fie zu fangen, indem fie ein Stüd von den Eingeweiden eines Vogel3 over Fiiches als Köder an einer Leine auswerfen. Die Krabben gehen daran und werden in beträchtliher Menge herausgezogen.“ 698 Krebfe. Ein dünnes, jpibes Klauenglied am letten Fußpaar hat der Große Tafchenfrebz, Cancer pagurus L., der, weniger häufig im Moriatifchen und Mittelmeer, ein defto befannterer Bewohner der Nordfeefüften ift. Die wenig über die Augen hervorragende Stirn trägt jederjeits drei gleichgroße jtumpfe Zähne, worauf neun breite jtumpfe Lappen des Seitenrandes folgen. Die Körperfarbe ift oben bräunlich, unten lichter. Die Scherenfinger find jchmarz. Der über 30 cm breit und mehr al3 12 Pfund jchwer werdende Große Tajchenfrebs ift eine der gemeinften und wegen Größe und Wohlgeihmad gejuchteiten Krabben der Nordjee und der engliihen Küften. Er zieht felfigen Grund dem jandigen Strande vor (j. Tafel „SKrebstiere II”, 6, bei ©. 676). Ergreift man einen, jo fann man zwar. leicht die mächtigen Scheren vermeiden, hat aber auch allen Grund dazu. Sein Fang wird namentlich in England jehr ftark betrieben. Man bedient fi) dazu eigentümlicher, aus Weiden geflochtener Körbe mit oberer Eingangsöffnung, auf deren Boden die Lodjpeife, wertloje Fische und dergleichen, befeftigt werden. Auf die herr- Ihaftliche Tafel fommt dieje Krab- benart wohl verhältnismäßig fel- ten, wer aber mit einem Helgo- lander Fiiher gut befannt ift, etwa bei ihm wohnt, erhält leicht einmal die namentlich bei alten Tieren jehr großen und an gutem, jtet3 etwas mürbem Fleifch reichen Scheren gefoht und mit dem Hammer zerflopft vorgejest, wäh- rend der Helgolander jelber gern die fettigen Subjtanzen, die unter dem Niücdenjhilde des Strebjes liegen, al3 bejonders wohlihmedend für jich behält. — Wir erwähnten jhon die Bedeutung der ‚„‚Knieper”, wie auf Helgoland die Krabben heigen, für ven Hummerfang. Ein Schäd- ling it der Taichenkrebs für Bodenfische, namentlih Schollen, an denen man bisweilen die Narben von Scherenverwundungen erkennt. Verwandte Formen, Telphusidae over Süßwafjerfrabben, haben ji einem Aufent- halt in fügem Wafjer angepaßt, und eine Art, Potamon fluviatile Rond. (Telphusa; j. Tafel „Krebstiere III“, 5), ift in Stalien, bejonders in ven Seen von Albani und Nemi, nicht jelten. Sie lebt im Waffer zwifchen Baummurzeln und Steinen, geht auch gern auf das Land, flüchtet aber bei der geringften Gefahr in ihr Urelement zurüd. Den Fischern ift fie verhaßt, demm jie frißt die gefangenen Fiiche im Nee an. Die friich gehäuteten werden in Rom al3 granci teneri gern gegeffen. Außer in Südeuropa fommt diefe Art auch im Nil vor. Großer Tafhenfreb3, Cancer pagurus L. Yunges Stüd., Fünfte Untergruppe: Vieredfrabben (Catometopa). Die Schar der Bieredfrabben (Catometopa oder Quadrilatera) hat ein mehr oder weniger vierechiges, vorn quer abgeftugtes Kopfbruftftüd. Zu ihr gehören au) eine Reihe Zandbewohner, und auch die übrigen leben zum Teil längere geit vom Wafjer entfernt. DObjehon durch ihre mehr rundliche Geftalt abweichend, jtimmen die Pinnotheridae in einigen wejentlihen Einrichtungen der Mundwerkzeuge und Kiemenhöhle mit den übrigen Dierecivabben überein. Manche Arten leben frei, andere zwischen ven Schalen verfchiedener Krebie III. a Y;’ 2. Wollkrabbe, Dromia vulgaris M.-E. S. Müllegger- Hamburg phot. (S. 692.) ?/3 nat. Gr. 1. Dorippe lanata Z. S. Müllegger- Hamburg phot. (S. 693.) Be Y» ” AR E 2 wi 3, Inachus scorpio F. S. Müllegger- Hamburg phot. (S. 694.) 2/3 nat. Gr. 4. Strandkrabbe, Carcinus maenas ZL. Prof. W. Köhler-Tegel phot. (S. 696.) 2/3 nat. Gr. (E69 °S) Yoyd Singer -J0335]]nW 'S "u2y2]2B uago uoa ‘4097 SHUNEIJOAISSEI SOYSAIO) DAgDAyUaySsDILL ‘8 9 eu z/; (189 'S) Yoyd Zıngwen-sosgannw's "pn}S sautay ‘7 smy9Ie snaejJÄag sgaayuaıng '9 KERNE EEE. EI en en ee RR A, > ‘IQ 'yeu z/; "puejosjaH Aelsuy "3ojorg “137 J9p ur ‘J0yd [O8SL- 191404 "M old "(BJENPIA ENIEZES) U2]01998 u2ıplımz ‘(uagvadıaa pupg wm uauuadzyuy dtp mD sıq uayun Sy1P2A) 70097 SnunejjaAIsseI SOJsAIO) Dqgvayuayspyur ‘2 9 EN (869 'S) 'Y0yd zemmps 'd "puoy SfyelAny uomeJog “vqgvayaaıpanfug 's - EE” Regelkrebje: Zehnfüßer (Krabben). 699 Seemufcheln. Zhre Hautbevedung bleibt ziemlich weich und gewährt ihnen nicht hinreichenden Schuß, den fie daher im Schoße ihrer Freundinnen fuchen müffen. Sogar als ein auf Gegen: jeitigfeit beruhendes Freundjhaftsbündnis faßten die Alten das Verhältnis von Krebs und Mufhel auf. Die Mujchel follte dem weichhäutigen Krebfe Schuß gewähren, wogegen der mit guten Augen begabte Krebs fie rechtzeitig auf nahende Gefahren aufmerkjam mache. Die Art, die zur Sage Veranlaffung gab, ift der jomohl in der Nordfee al3 im Mittel- meer lebende Mujchelwädter, Pinnotheres veterum Bose., der fi) vorzugsweie in der grogen Stedmujcel aufhält, als deren Gaftfreund wir oben auch eine Garnele Fennengelernt hatten. Eine andere, Pinnotheres pisum Z., im Atlantifchen Meer und in der Nordiee, liebt die Miesmufchel und Aufter, Schlägt jedoch gelegentlich ihre Wohnung auch in der Herzmufchel auf. Offenbar wechjeln die Krabben ihr Quartier, gleich den Einftedlerfrebfen, wenn der Raum ihnen zu eng wird, doch fand der engliiche Naturforscher Hyndeman einmal in einer noch nicht 3 Linien langen Herzmujchel einen foldhen Gaft, der mit ausgeftredten Beinen 3 Linien maß. Berwandte Formen wohnen im Cndab- Ihnitte de Darmes von Geeigeln, und ähnliche Verhältniffe gibt es in diejer Fa- milie noch viele. Die Ocypodidae haben ein rhont- bilches oder vechtediges Kopfbruftftüc und jehr langgeftielte Augen. Die zweiten An- tennen find rudimentär. Biele gehen an Land. Die Weibchen der Winferfrabben, Uca Leach, haben ganz jehwarze Scheren, bei den Männchen aber ift eine Schere ge- maltig entwicelt, und der Krebs bedient ih en ihrer, um den Cingang zu feinem Exblade Mintertsener, Da alıinmmn Wr Aat.or mas Gauies zuzuhalten. Während die einen Arten der | Gattung bloß das flache Ufer zu ihren Spaziergängen und Sagden benugen, befunden andere ihre Gejhidlichfeit im Klettern. So erzählte Fr. Müller, der lange in Brafilien anläjlig ge: wejene, hochverdiente Naturforicher, von einer allerliebiten, lebhaften Krabbe diejer Familie, die auf die Manglebüjche jteigt und deren Blätter benagt. Mit ihren kurzen, ungemein jpigen Klauen, die wie Stednadeln prideln, wenn fie einem Menjchen über die Hand läuft, Flettert fie mit großer Behenpigfeit die Dünnften Zweiglein hinauf. Derjelbe Forjeher hat jehr genau die eigentiimlichen Vorrichtungen jtudiert, Durch die e3 diejen, ihrem eigentlichen Element ent= rüdten Tieren möglich wird, in der Luft auszuharren. Manche können etwas MWafjer in ihrer Kiemenhöhle mit aufs Land nehmen. Statt daß das MWaffer, aus der Kiemenhöhle austretend, ‚abfließt, verbreitet fic) die austretende Wafjerwelle in einem feinen Haarneß des Barnzers und wird duch angeftrengte Bewegungen des in der Eingangsipalte pielenden Anhanges der äuße- ren Kieferfüße der Kiemenhöhle wieder zugeführt. ES hat fich, während e3 in dünner Schicht über den Panzer hingleitet, wieder mit Sauerjtoff jättigen können, um dann aufs neue zur Atmung zu dienen. „sn recht feuchter Luft“, jagt unjer Gewährsmann, „kann der in der Kiemenhöhle enthaltene Waffervorrat ftundenlang vorhalten, und erft, wenn er zu Ende geht, hebt das Tier feinen Banzer, um von hinten her Luft zu den Kiemen treten zu lafjen.” Dan atmen diefe Krabben aljo wirklich Luft, gleich den jchnellfüßigen Sandfrabben (Ocypode Fabr.) am Mittelmeer und Atlantiichen Ozean, ausihlieglichen Landtieren, die ftch im Wadler 700 Srebje. faum einen Tag lebend erhalten, vielmehr weit früher Jchon in einen Zuftand gänzlicher Gr- ihlaffung verfallen und alle willfürlichen Bewegungen einftellen. Auch fie laffen durch eine jehr verborgen liegende, verjehliegbare Öffnung die Luft von hinten her in die Atemhöhle treten. Hier wie in früheren Fällen übergehen wir mande Familie Das Leben der Land: frabben (Gecarcinidae) wird von dem vielgereiiten Böppig jo gejchildert: „‚Worzugsmweife bewohnen fte feuchte, Ihattige Wälder, verbergen fich unter Baunmurzeln oder graben au) Löcher von anjehnlicher Tiefe. Manche verlaffen die halbfumpfigen Niederungen in der Nähe des Meeres nicht, andere leben in ziemlicher Entfernung von demjelben und jogar auf jteilen, felligen Bergen. Auf den ganz wajjerlojen, mit nievrigem Bujhmwalde bevdecten, jonft aber von Pflanzenerde faft entblößten Kaltfeljen Kubas finden fih während acht Mio- naten des Jahres große Landkrabben, die, im dürren Zaube rajchehrd, die einfamen Fuß: gänger erichreden können und, entdeckt, fich mutig zur Wehr ftellen. Man beobachtet je nur einzeln, wenn auch häu= fig; denn Gejellihafts- trieb empfinden fie nur zur Zeit der Fortpflan: zung. ©ar nicht jelten nilten fie fihb ein an jehr unveinlihen Dxten, neben den Kloafen der Zandgüter und bejon: ders gern auf Fried- höfen. Daß fie zu ober- flächlich verjeharrten Leichnamen fi einen Sandfrabbe, Oeypoda Fabr. Natürliche Größe. Weg bahnen und Dies jelben benagen, glaubt man in Weltindien allgemein und wohl mit vollem Nechte. Daher hat auch der Abjcheu, den ziemlich alle Bolfsklaffen gegen fie als Speije äußern, einen triftigen Grumd. Die Gemeine Zandfrabbe, Gecarcinus ruricola Z., wird auf allen Injeln Weftindiens und an den Küften des nahen Feitlandes angetroffen. Einmal im Sahre verläßt fie ihren, eine bis zwei Weg- jtunden von der Küfte entfernten Aufenthalt und zieht nad) dem Meere. Jm Februar bemerkt man die erjten diefer Wanderer, die zwar immer mehr an Zahl zunehmen, indejjen jene dicht- gedrängten Scharen niemals bilden, von denen ältere Neijebejchreiber Iprechen. Der Zug dauert bis in den April. Am Strande angekommen, überlaffen fi die Landkrabben zwar den Wogen, vermeiven aber alle Orte, wo dieje heftig branden, und verweilen überhaupt niemals lange im Wafjer. Sie ziehen fi aus demjelben zurüd, jobald die Eier, die, mit einem zähen Leim angeklebt, die Unterjeite des Hinterleibes des Weibchens zahlreich beveden, abgewajchen find. sm Mat und Juni treten fie die Nicdreife an und find dann durchaus nicht genießbar, denn einerjeits ift das Wiuskelfleiich jehr gejehwunden, und außerdem hat die große Leber, die bei allen Krabben und Krebjen den einzigen genießbaren Teil des Bruftjtüdes darftellt, ihre jonftige Schmadhaftigfeit mit einer Icharfen Bitterfeit vertaufcht, dabei aber an Umfang außerordentlich zugenommen. Einige Wochen reichen zur Erholung hin; gegen Mitte Auguft verbirgt fich die Zandfrabbe in einer mit totem Laube wohlausgefütterten Höhle, verjtopft den Hgugang mit vieler Vorfiht und befteht die Häutung, die etwa einen Monat zu erfordern Negelfrebje: Zehnfüker (Krabben). 701 Iheint. Mit rot geaderter, jehr dünner und höchft empfindlicher Haut überzogen, wird die Krabbe bis Anfang September in ihrem Verjtede aufgefunden und dann als feine Speife von vielen betrachtet. Won neuem mit feftem Panzer befleivet, wagt fie fi) hervor, in- deffen mehr bei Nacht als am Tage, und wird gradweile fetter bi3 Januar, wo die jchon bejchriebenen Veränderungen wieder eintreten. Brown verjichert in jeiner ‚Naturgejhichte von Jamaica‘, daß die Gutjcehmeder jener Snfel diefe zur rechten Zeit gefangene und zmwed- mäßig bereitete Zandfrabbe als die lederite aller Verwandten betrachtet haben, und daß jte dieje Anerkennung in Wahrheit verdiene.” Die einzelnen Kiemenblättchen diejer Krabbe werden nach den Unterfuhungen von Sohannes Müller durch bejonders harte Fortfäge auseinandergehalten, jo daß fie nicht zu: jammenfleben, wodurch natürlich das Atmen in der Luft in Frage geftellt werden würde. Die bemerkenswerte Tatfache, daß unter den Malafoftrafen eine nicht ganz geringe Zahl - ans Land geht, jo jehr auch die in Frage fommenden Gruppen, die Ajjeln, Flohfrebje, Mittel frebje und Krabben, eigentlih Waffertiere find, Fönnte im Sinne der oben (S. 638), wenn auch natürlich nicht vorbehaltlos, vorgetragenen Simrothichen Hypotheje eines urzeitlihen Land- lebens des ganzen Krebsitammes joviel bedeuten, dag die Krebje auch in ihren am wenigjten urjprüngliden Formen heute noch wijjen, woher fie famen, oder, um nicht bildlich, Jondern rein tatjächlich die daraus folgende Lehre auszudrüden, daß der Krebsorganismus zur Ah pafjung ans Land nicht jo ganz ungeeignet ericheint. Die Krebe jtehen darin doch offenbar ganz anders da als namentlich Zölenteraten oder Ehinodermen. Die einzige größere Cchwierig- feit bei landlebigen Krebjen jcheint die Frage der Mimung zu fein, fir die in jedem Falle irgendwie Nat gejchaffen werden mußte. Abdomimalia 660. Acantharia 36. Acanthocephali 271. Acanthochites 400. — fascicularis 398. Acanthocystis turfacea 32. Acanthopleura 400. Acephala 512. Acera bullata 487. Acatinellen 483. Achatinen 474. Achatichnecde 438. Aecineta 71. Aderichneden 480. Acme 432. Acoela 195. eontien der Aftinien 141. 147. Acotylea 207. Acropora muricata 164. — varia 165. Actaeon 486. Actinanthida 140. Actinaria 140. Actinia cari 146. — equina 144. — mesembryanthemum 144. Actinoloba dianthus 153. Actinophrys sol 33. Actinopoda 352. Actinosphaerium eichhorni 33. Actinotrocha-Larve 314. Actinulae 114. Actodiscus saltans 32. Adamsia palliata 149. — rondeletii 148. Addultoren der Mufcheln 511. Adineta vaga 244. Adinetidae 244. Afterpolypen 70. Aglossa 423. 462. Altinien 140. — Symbiofe mit Strebjen 147. Aktinopoden 352. Alata 449. Albertia naidis 246. — vermiculus 246. Aleiopidae 279. Aleippe lampas 660. Ulcyonaceen 130. Alcyonium adriaticum 131. Sadıregiiter. Alcyonium digitatum 131. — palmatum 131. Allantonema mirabile 252. Allocreadium isoporum 218. Allogromia ovoidea 26. Allolobophora foetida 296." — rosea 296. Alldocölen 197. 201. Alveolinenfalf 31. Amalia 477. — marginata 478. Arnıbulafralfpalten der Haarjterne 340. Ambulakraliyitenn der Stachel- bäuter 334. 336. Ambulafraltentafel 336. Ammte der Digenea 212. Ammoniten 588. Amoeba 18. — brachiata 21. — cristalligera 21. — dysenteriae 21. — proteus 18. — terricola 20. — verrucosa 19. — vespertilio 21. Amöben 18. 23. Amoebaea 23. Amoebozoa 18. Amphelia oculata 161. Amphibola nux avellana 469. Amphicora 288. Amphidiscophora 83. 84. Amphidisten 83. Amphihelia oculata 161. Amphileptus claparedei 70. Amphilina foliacea 225. Amphineura 390. Amphipeplea 468. Amphipodida 666. Amphitretidae 599. Amphitretus pelagicus 599. Ampbhitrite figulus 287. Amphiura chiajei 384. — elegans 384. — filiformis 384. YAnıpullarien 439. Ampulle der Stachelhäuter 334. Anadenus 480. Anaspides tasmaniae 670. Anceidae 664. Aneistroteuthis 611. Ancula 494. Ancylodoris 486. Ancylostoma duodenale 263. — trigonocephalum 262. Ancylus 467. Anelasma squalicola 660. Anemonia sulcata 146. Anguillula aceti 251. — intestinalis 252. — tritici 254. Anguillulidae 250. Ankerihwäninte 86. Ankylojftomiafis 263. Annelides 273. Anodonta 544. 551. — complanata 551. — cygnea 55l. Anomalocera patersoni 653. Anomia ephippium 518. Anomostraca 670. Anomura 687. Anoplodium 201. Antedon adriatica 343. — bifida 343. 344. — eschrichtii 345. — maroccana 343. — mediterranea 341. 343. Antedoniden 341. Antennendrüfe der Entonpjtrafen 629. Antennulae der Srebfe 625. Anthea cereus 146. Anthocormus 163. Antholoba reticulata 148. Anthomedusae 111. Anthoplait 163. Anthozoa 128. Anthraconema 250. » Antipatharia 176. Antipathes 177. Anuraea aculeata 246. — cochlearis 246. Anuraeidae 246. YUolidier 494. Aeolis papillosa 494. olofomatiden 299. Aphanostomidae 197. lichtensteinii Aphrodite aculeata 277. Aphroditidae 276. Aplacophora 391. Aplysia depilans 491. 492. — limacina 492. Aplysina a&rophoba 97. Apodidae 642. Aporrhais pes pelecani 449. Apostrophia 475. Apus 642. Arbacia lixula 365. Arca noae 518. Arcella 23. — dentata 25. — mitrata 25. — vulgaris 23. Arhäochten 76. 77. Archaeostraca 663. Achenmufidel 518. Archigretes appendiculatus 224. Architeuthis 610. Arctus ursus 681. Arenia 231. Arenicola marina 280. Arenieolidae 280. Argiope 328. — decollata 329. Argonauta argo 599. Argulidae 657. Argulus coregoni 657. — foliaceus 657. Arion 477. — empiricorum 473. 478. 485. Artoniden 477. Armadillidiidae 665. Armadillidium cinereum 665. — vulgare 665. "Armfüßer 324. Armmichler 318. Artemia 640. Artemisia arietina 642. — köppeniana 642. — milhauseni 641. 642. — salina 640. Arthropoda 620. Arthrostraca 663. Ascaridae 267. Ascaris eanis 267. — ]Jumbricoides 267. — megalocephala 267. — mystax 267. Ascones 81. Ascon-Typus der Shwänme 75. Asellidae 665. Asellus aquaticus 665. — cavaticus 665. Aspergillum vaginiferum 575. Aspidobothriidae 219. Aspidogaster conchicola 219. Aspidosiphon müilleri 310. Aspirigera 63. Asplanchna briehtwelli 246. — priodonta 245. — sieboldi 246. Asplanchnidae 245. Aljeln 663. Allimilationzlörper 2. Sadregiiter. Astacidae 681. Astacus fluviatilis 683. — longicornis 684. — marinus 681. — nobilis 683. — saxatilis 684. Asteracanthion rubens 378. Asterias forreri 379. — glacialis 377. — rubens 378. Asterina gibbosa 376. Asteroidea 373. Asterope candida 279. Asthenosoma urens 363. Astraeidae 161. Astroides calycularis 164. Astropecten aurantiacus 375. — irregularis 376. Astrorhiza limicola 26. Astrosiga 43. Atheriiden 558. Atlanta peronü 442. Atolla 123. Atolle 171. AUtopiden 467. Atopos 466. Atractonema gibbosum 253. Atyidae 678. Aufgußtierdhen 6. Augentorallen 160. Augenkügelchen 46. Augentierhen, Grünes 44. — Notes 45. Aulacopoden 471. Aulastomum gulo 303. Aurelia aurita 125. Auricula judae 469. — midae 469. Auricularia nudibranchiata 349. Muriculiden 467. 469. Aufter, Amerifanijche 533. — Gemeine 524. Autoflagellata 39. Autolytus 291. 292. Yutotomie bei Streben 633. YAutozoide 133. Aviculidae 536. Apdikularien 321. Artalorgan 337. Arialjinus 337. Babesia bigemina 55. — canis 59. — equi 53. — ovis 55. Babelien 54. Bacillus pestis astaci 686. Badeihwanm, echter 95. Badeihmwänme 94. Bahamafhmwänınte 96. Balanidae 660. Balanoglossidae 313. Balanoglossus clavigerus 313. Balantidium coli 66. —- minutum 66. Balanus balanoides 660. — crenatus 660. 703 Balanus tintinnabulum 660. balate 355. Balfenzüngler 423. 424. Bandjchnede 452. Bandwurn, Bewaffneter 297. — Breiter 226. — Didhaljiger 229. — Öeränderter 229. — Gejägter 229. — Slleiner 231. — Stürbisfernartiger 231. — Unbewaffneter 228. Bandwürmer 219. Bandiwurmfeuche der Schafe 232. Bandzüngler 423. 433. Barbenfeucde 55. Bürenfrebs 681. Barriereriffe 171. Basommatophora 467. Bathothauma Iyromma 612. Bathycrinus 347. Bathynella natans 670. Bathynomus 663. Bathysciadium 424. Baudhfüker 409. Bauhhärlinge 247. Baudhmwimperer 68. Bäumchenjchnede 494. Bdelloidea 244. Bdelloura candida 207. Becherquallen 122. Bedecttkienier 486. Belenniten 591. Bernhardinerfrebs 690. Berniteinfchnecde 474. 481. Bero& forskalii 185. — ovata 185. Beutelitrahler 339. Bewegungsorganellen der Ein- zeller 3. Bicellariidae 322. biche de mer 355. Bilharzia 218. Binnenatmer 312, Diogenetiiches Grundgefeß 73.188. Bipalium kewense 206. Bipinnaria-2arve der Seeiterne 374. Birgus latro 690. Birnenjichnede 451. Biihofsmiübe 457. Bipiunm 348. Blajengeikler 49. Blafenqualle 119. Blajenjchnede (Bulla) 487. — (Physa) 467. Blafenwürmer 221. Blajenwurmzujtand der Band» mwirnter 223. Blastoidea 339. Blaftojtyl 112. Blaftula 74. Blätterfiemer 509. Blattfuß der Strebje 625. Blattfüßer 639. Dlattkiemer, Chte 514. 541. — Unedte 514. 523. 704 Blattlvebje 680. Blepharoplait 40. Blumentierchen, (Floscularia) 245. Blumentiere (Anthozoa) 128. Dlutegel 299. — Deutjcher 302. — Mediziniicher 300. 302. — Dffizineller 302. — Ungarijcher 302. Blutlatunen 337. Blutfeen 45. Bodo lacertae 40. — saltans 40. — urinarius 40. Bogenkrabben 696. Bohrafjel 664. Bohrmujcel 566. Bohrihwännte 87. Bolina hydatina 181. Bolitaena diaphana 599. Bolitaenidae 599. Bonellia viridis 307. Bonifazius- Pfennige 340. Bopyridae 664. Börfentierchen (Infufor) 63. Boritentierchen 68. Boritenwürmer 275. Bosmina 647. Bosminidae 647. Bothromesostoma 198. Bouquet(Palaemon serratus)677. Bourguetifriniden 347. Brachionidae 246. Brachionus pala 246. Brachiopoda 324. Brachyura 691. Branchiocerianthus 114. Branchiomma vesiculosum 288. Branchipodidae 639. Branchipus pisciformis 640. — schaefferi 640. — stagnalis 640. Branchiura 697. Breitmäuler 201. Brisinga endecacnemos 380. Brifingiven 380. Brutpflege bei den Bolychäten 290. Bryozoa 315. Buccalfegel 504. Buccaltrichter 580. Buceinum 452. — undatum 432. Bucephalus polymorphus 219. Büchlentierchen 62. Bugula avicularia 322. — plumosa 322. Buliminiden 474. Bulinus 468. Bulla 487. DBulliden 487. Bunodes gemmacea 146. Bursae der Schlangeniterne 381. Bursaria truncatella 63. Buientierchen 60. Bejchnnücktes personatum imperator Sadregiiter. Busycon 460. Butterfrebs 623. Byfjusdrüfe der Wiufchehn 513. Bythinella 437. Bythinia tentaculata 437. Bythotrephes 669. — lonsimanus 648. Caecilioides acicula 474. Caecum 441. Cadulus 404. Calanidae 653. Calanus finmarchicus 654. Calappa granulata 693. Calappidae 693. Calcarea 81. Caleispongia S1. Caligidae 655. Caligus lacustris 656. Callidina parasitica 244. — symbiotica 244. Callinectes sapidus 696. Calliteuthis 584. — meneghinii 611. Calveria hystrix 364. Calyceulina 544. Calyptraea 440. Cambarus affinis 637. — pellucidus 687. Campanulariae 114. Campylaea ceingulata 484. Bancellarien 457. Cancer pagurus 698. Cancridae 696. Candona candida 651. Canthocamptus microstaphyli- nus 653. — staphylinus 652. Capa di Deo 565. — lunga 565. Capitella capitata 283. Capitellidae 283. Caprella aequilibra 669. Caprellidae 669. Baptacılun der Grabfüßer 405. Capuliden 440. Capulus 440. Barceag des Schafes 55. Carchesium lachmanni 70. — polypinum 69. Carcinus maenas 696. Gardiiden 559. Öardita concamerata 562. Cardium 559. — echinatum 560. — edule 560. — rusticum 560. Carididae 675. Carinaria 443. Carinella superbus 235. Öarinogammarus roeseli 667. Carmarina hastata 116. Carnosa 87. Carpocanium diadema 39. Carychium minimum 467. 469. Caryophyllaeidae 224. Caryophyllaeus mutabilis 224. Caryophyllia elavus 159. Cassidaria 450. Baffiden 450. Cassis cameo 460. — cornuta 450. — rufa 460. Catenula lemnae 199. Öatenulidae 199. Uatometopa 698. Cavolinia 502. — gibbosa 503. — tridentata 502. Celicoque 677. Cenocrinus asteria 346. Cenosphaera inermis 36. Centropagidae 652. Öentrostephanus 369. Cephaloconen 504. Cephaloidiphora 244. Öephalopoda 577. Cephalopyge 500. Üeratium cornutum 48. — hirundinella 48. — tripos 48. Ceratocephale ossawai 279. Öeratosa 94. Cercaria ephemera 219. — macrocerca 217. Cercomonas 43. Cerebratulus marginatus 236. Ceriantharia 174, Cerianthus membranaceus 175. Cerinula=LTarven 175. Ceriodaphnia 647. &erithien 448. Cerithium vulgatum 448. Cestodaria 224. Cestodes 219. Cestoidea 181. Cestus veneris 181. Ohallengeron willemoesii 36. Chamydoconcha 576. Chaetoderma 391. 393. 394. — nitidulum 396. Ehätodernrativen 394. Chaetogaster diaphanus 298. — limnaei 298. Chaetognatha 311. Chaetonotidae 248. Chaetonotus hystrix 248. — larus 248. Chaetopleura bullata 402. Chaetopoda 275. Öhaetoproteus 22. Chaetopteridae 282. Chaetopterus pergamentaceus 282. 283. — variopedatus 283. Chaunoteuthis mollis 611. 617. Chelura terebrans 668. Cheluridae 668. Chilina 465. 469. Chilodon cucullulus 60. — cyprini 60. Chilojtomen 321. Chilotrema lapieida 474. loneispinus Chirocephalus grubei 640. Ehiroteuthiden 612. Chiroteuthis veranyi 612. Chiton fulvus 402. — rubicundus 401. Chitonellus 399. Chlamydodon 61. Chlamydodontidae 61. Chlamydomonas pulvisculus 45. Chlamydophrys enchelys 25. Chlorohydra viridissima 102. Ehloroje, ägyptijche 263. Choanoflagellata 43. Chondrosia reniformis 87. Ehrontatophoren 2. Chromodoris 493. Chromomonadina 45. Chromulina rosanoffi 45. Chrysamoeba radians 45. Chrysaora hyoscella 124. Ehryjomitren 120. Chunioteuthis 601. Chydoridae 647. Chydorus sphaerieus 647. Cidariven 362. Cidaris cidaris 362. Ciliata 57. Ciliati 314. Ciliophrys 32. Cirrata 601. Cirripedia 657. Cireoteuthiden 602. Cirroteuthis magna 602. — mülleri 602. Cirrothauma murrayi 601. Cladocera 644. Cladocora cespitosa 161. Cladophiurae 387. Clathrocyclas ionis 35. Clathrulina elegans 32. Claujilien 475. Clavagella 575. Clavulae 372. Clepsine 304. Clio 506. Cliona 87. — celata 88. — patera 89. Clione limacina 504. Clonorchis endemieus 217. Elymenien 281. Cnidaria 100. Enidocil 100. Cnidosporidia 56. Cochlicopa lubrica 474. Cochlochaeta domergui 68. Cochlostyla leucophthalma 483. ' Coceidia 54. Coceidiaria 52. Coceidium euniculi 54. — oviforme 54. — tenellum 54. Coccolithophoridae 45. Codonocladium umbellatum 43. Codosiga botrytis 43. Coelenterata 99. Coleps hirtus 62. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. Sadregiiter. Cölheminthen 192. Coeloplana metschnikowii 183. — willeyi 183. Colpidium colpoda 60. Colpoda cueullus 60. Columbella 450. Concholepas 454: Eönenhyn der Dftanthiven 130. Conochilus volvox 245. Cönofark der Dftanthiden 130. Coenurus 223. 229. Conus 457. — mediterraneus 458. —— virgo 458. Convoluta convoluta 196. 197. — paradoxa 197. — roscoffensis 196. Copepoda 651. Corallium album 161. — rubrum 132. Cordylophora lacustris 112. Coronata 123. Coronulidae 660. Corophiidae 668. Corycaeidae 654. ; Corystes cassivellaunus 69. Costia necatrix 43. Cotylea 207. 208. Cranchia scabra 616. Crandiiden 612. Crangon vulgaris 676. Crania anomala 332. Craniidae 332. Craspedacusta sowerbii 116. Crepidula 440. Creseis 502. Crevette 677. Cribrina gemmacea 146. Crinoidea 339. Criodrilus lacuum 297. Cristatella mucedo 319. Cristatellidae 319. Crucibulum 440. Crustacea 620. Cryptochiton stelleri 398. 402. Cryptoniscidae 664. Cryptoplax 399. 401. — ocularis 398. Ctenobrandien 422. Ctenophora 177. Ctenoplana kowalevskii 183. Cucullanus elegans 265. Cucumaria glacialis 358. — laevigata 358. — pentactes 357. — planci 348. 357. Cueumariiden 357. Culeita coriacea 380. Cuma 671. Cumacea 671. Cuspidaria 576. &udierfche Organe 349. Cyamidae 669. Cyamus ceti 670. Cyanea 124. — capillata 125. — lamarcki 125. I. Band. 705 Cyeladidae 544. Cyclas cornea 544. — rivicola 544. Cyclogramma 61. Cyclometopa 696. Cyclophorus 432. Cyelopidae 652. Cyeloposthium bipalmatum 67. Cyclops albidus 652. — coronatus 692. —— fuscus 652. — serrulatus 652. — strenuus 652. -— viridis 652. Cyclostoma (Schnede) 432. Cyclotus 432. Cydippidea 181. Eykloftonten (Moovstiere) 322. Cylicolaimus magnus 250. Cymbulia 503. Cymothoidae 664. Cyphonautes 322 Cypraea 448. — annulus 459. — moneta 459. Cypridina castanea 651. EHypris-Stadium der Krebslarven 632. Eyiten der Harpaltiziden 653. Cysticercus 221. — cellulosae 228. — tenuicollis 229 Cystici 221. Enitid 315. Cystoflagellata 49. Cystoidea 339. Cytherea 558. Cyzicus tetracerus 644. Dactylactis benedeni 175. Dactylosphaerium mirabile 22. — radiosum 22. — vitreum 22. Dallingeria drysdali 43. Dalmatiner Schwamm 9. Dalyellia viridis 201. Dalyelliidae 201. Danmtriffe 171. Daphne longispina 646. — magna 646. — pulex 646. Daphnia sima 646. Daphniden 645. Darmamöbe 21. Darmkokzidiofen 54. Darnıtrichine 259. Dasybranchus caducus 283. Dasydytes ornatus 248. Dasydytidae 248. Daudebardia 479. Dauereier der Bauchhhärlinge 248. — der Nüädertiere 242. — der Wafjerflöhe 644. Dauerzyiten 5. Davainea madagascariensis 232. Decapoda (Strebje) 674. — (Tintenfiiche) 603. 45 706 Deckel der Schneden 415. Deckjtüce der Pnneumatophoriden | a7. Delap 126. Delphinula 427. — laciniata 428. Demospongia 85. Dendrocölen 195. Dendrocoelum lacteum 203. Dendrocometes paradoxus 72. Dendronotus arborescens 494. Dendrophyllia ramea 163. Dentalium 403. 406. — vulgare 404. Dernallager 76. Desmaeidon 91. Deforiche Yarve 234. Detritus 75. Deuterojtomier 334. Diadema saxatile 364. Diadematiden 364. Diaphanosoma brachyurum 647. Diaptomus castor 632. Diastylidae 671. Diastylis rathkei 671. — sculpta 671. Dibothriocephalidae 225. Dibothriocephalus 225. — latus 226. Dibranchiata 591. Dichelestidae 656. Dichelestium sturionis 656. Dikdarnıamöbe 21. Dicerocoelium lanceolatum 217. Dietyophimus tripus 36. Diceyemida 177. Didinium nasutum 61. Difflugia pyriformis 25. Digenea 212. Digononta 244. Dileptus anser 61. — cygnus 61. — gigas 61. Dimastigamoeba 40. Dimorpha mutans 40. Dimyarier 511. Dinamoeba 22. Dinobryon sertularia 45. Dinoflagellata 47. Diogenes varians 689. Divgenesfreb3 689. Diopatra neapolitana 278. Diploria cerebriformis 162. Diplozoon paradoxum 210. Diporpa 211. Dipsas plicatus 556. Dipylidium caninum 231. Discina striata 331. Diseiniden 331. Discophora 123. Diljepimente der Ningelwürmer 213: Diljogonie 181. Distomum 217. — hepaticum 214. — Janceolatum 217. -— macrostomum 214, Sadregiiter. Distomum pulmonale 216. Diwarra 459. Dochntiofe 263. Dochmius 262. Docoglossa 423. 424. Dohlenfrebs 684. Dolabella 491. Doliiden 450. Dolium 450. 451. Donatia Iyncurium 87. Donax 558. Doppeltier 210. Doratopsis vermicularis 612. Doridier 493. Doridium 487. Dorippe lanata 693. Doris 494. Doto coronata 494. Drachenegel 302. Dracunculus medinensis 258. Drehfrankheit der Salmoniden 55. — der Schafe 229. Drehmwurn 229. Dreiectrabben 694. Dreiemufchel 518. Dreifuß 48. Dreissena 541. Dreyssensia polymorpha 541. Dreyssensiidae 541. Drilophaga bucephalus 246. Dromia vulgaris 692. Dromiidae 692. Dysenterienmöbe 21. Ecardines 331. Echinarachnius parma 370. Echinaster sepositus 377. Echinocardium cordatum 372. Echinococeus 223. Echinococeus-Bandmwurnt 230. Echinocyamus pusillus 370. Echinoderes dujardini 248. — setigera 248. Echinoderidae 248. Echinodermata 333. Echinoidea 359. Echinomenia corallophila 396. Echinorhynchidae 271. Echinorhynchus gigas 272. — hirudinaceus 272. — moniliformis 272. — polymorphus 272. — proteus 272. Echinospira 447. Echinothuridae 363. Echinus esculentus 367. Echiuridae 308. Echiurus pallasii 308. Eemundfchnede 427. Ectoprocta 318. Edeltoralle, vote 132. Edelforallen 134. Edelfrebs 683. Edeljteinroje 146. Edrivafteroiden 339. Edriophthalmata 663. Egeljchneden 477. Eimeria avium 54. — stiedae 54. Eingeweidewürnter 188. Einftedler 690. Einjiedlerfrebfe 687. Einjtrahlihwänme 87. Einzeller 1. Eisenia 296. Eftoplasma 2. Elaphocaris 679. Eledone 597. „Elefantenohren“ (Badefhmänt- me) 95. Glefantenzahbn (Dentalium) 403. Efephantiajis 258. Eleutherozoa 347. Elpidia glacialis 353. Elpidiiden 353. Elysia splendida 495. — viridis 495. Emarginula 427. Enchelyidae 61. Enchelys 62. j Endoxocrinus wyville-thomsoni 346. Enoploteuthiden 611. Enoploteuthis leptura 611. Entamoeba blattae 21. — coli 21. -— histolytiea 21. — tetragena 21. Entenmujcheln 659. Enteropneusta 312. Entoconcha mirabilis 463. Entodinium caudatum 67. Entomostraca 620. Entoniscidae 664. Entoplasma 2. Entoprocta 322. Entovalva mirabilis 576. Ephelota gemmipara 72. Ephippium der Wajjerflöhe 645. Ephydatia fluviatilis 92. — plumosa 91. Ephyra 121. Fpibdella hippoglossi 209. Epigantie 290. Epiphragma 476. Epipodiallinie 417. Epijton der Arnuvirbler 318. Epistylis 70. Epitofte 290. Fpizoanthus inerustatus 174. Grbjenmufcel 544. Erdbeerroje 144. Erdrotatorien 239. Gremit 690. Erganzungsmännchen der Polli- eipedidae 698. Ergasilidae 655. Ergasilus gasterostei 655. — sieboldi 655. Ericia 432. Errantia 275. Eryonidae 679. Escharidae 322. Eifigälchen 251. Estheria 643. — cycladoides 644. Estheriidae 643. Fuantipathes glaberrimus 177 Eucharis multicornis 181. Eucopepoda 692. Eudorella truneulata 671. Eudorma elegans 46. Euslena sanguinea 45. — viridis 44. Euglenoidina 44. Euglypha alveolata 25. Eulamellibranchia 514. 541. Eulima 462. Eunice fucata 279. — viridis 278. Eunicella verrucosa 134. Eunicidae 278. Eupagurus bernardus 690. — prideauxi 689. Euphausia pellucida 673. — splendens 673. Euphausiidae 672. Euphyllopoda 639. Enplectella aspergillum 83. Euplectelliden 83. Euplexaura antipathes 135. Eurytemora 652. Euspongia officinalis 95. — — adrlatica 95. — — lamella 9. — — mollissima 95. — zimmocea 9. Eustrongylus gigas 264. Evadne nordmanni 648. Fabricia sabella 288. Facherforallen 160. Vächerzüngler 423. 426. Fadenfienter 514. 518. Fadenrofe 146. Sadenschnecde 494. Fadenwirner 249. — freilebende 250. Saltenichneden 456. Yangfäden der Grabfüher 405. Sarbnıpnaden 45. Farrea occa 84. Fasciola hepatica 214. Fasciolaria 452. Tapichnecde 450. - Sasztolen der Secigel 372. Saszioliden 214. Yaulbrand des Weizens 254. Febris aestivo-autumnalis 53. — intermittens 52. — perniciosa 53. - quartana 92. — tertiana 52. — tropica 53. Fecampia erythrocephala 201. Sechterhutlarve 233. Sederbufchpolyp 319. Sederzüingler 423. 460. Teilenmufchel 533. Seljengarnele 677. Senerfalnar 611. Sadregiiter. ‚euterjee 48. Fieula 460. Fiederchen der Haarjternarne 339. Filaria bancrofti 257. — immitis 258. — loa 258. Filariidae 257. Filibranchia 514. 518. Silzwürmer 276. Singerjchnecden 449. Singerichwanmt 91. Sinnen der Bandiwirmer 221. ‚irelafe 48. - Silchafjeln 664. Silchegel 306. Siucher-Sandiwurm 280. Süchreufe, gegitterte 452. Stichverderber 62. Fissurella 427. Flabellum pavoninum 160. — rubrum 160. — — var. stokesi 160. Flagellata 37. Slajchentierchen 61. Sslecenfranfheit 56. Sledermausjchnece 456. Sleiihbeihau 259. Sleifhihwänmıe 87. linmerfugel 46. limmerlarve des Teberegels 215. Slinmertäfelden 45. Slohfrebs, Gemeiner 666. Slohfrebfe 666. Flosceularia ornata 245. Flosculariidae 245. dlojjenfüher 500. Slügeljchneden 449. Ydlukaujtern 533. 558. a Slußgarnelen 678. Slupfrebs, Gemeiner 683. Slupmujchel 544. Flußperlmuicel 544. 548. Flustra foliacea 321. Flustridae 321. Flying squid 610. Foraminifera 10. 29, vovea 583. Tranıböfie 39. Sranjenriffe 171. Fredericella sultana 319. Sreßpolypen 111. "reßzellen 128. Frojhtrypanofoma 41. Sruftelbildung bei Microhydra 108. Fruticicola hispida 474. Fungaceae 162. Fungia fungites 162. Yunilulus der Moostiere 316. Fuß der Schneden 415. Sußloje 246. Sußjtunmmel der Bielboriter 275. Fusulus 677. Fusus 452. Gadinia 469. Galathea squamifera 691. 707 Galathea strigosa 691. Galatheidae 691. : Saleere, Bortugiefifche 119. Galeomma 576. Galiteuthis 612. Gallenfieber der Pferde 55. Gallertichiwännne 98. Sameten der Einzeller 4. Gammaridae 666. | Gammarus fluviatilis 667. — pulex 666. — — subterraneus 667. Sanzbewimperte 59. Sarnat 676. Garnelafjeln 664. Sarnele, Genieine 676. Sarnelen 675. Gasflafche der Bnneumatophoriden 117. Gasteropteron 487. 489. Gasterostomidae 218. Gasterostomum fimbriatum 218. Gaftrallager 76. Sajtraltaichen der Anthozoen 128. Gastrochaena 574. — modiolina 575. { Gastrodiseus hominis 219. Gastropoda 409. Gastrotricha. 247. Galtrula 74. Sattina 56. Gebia litoralis 687. Gecareinidae 700. Gecarcinus ruricola 700. Geflügelte 449. Gehörngeißler 48. Geikelanıöbe 23. 39. 40. Geißelgarnelen 678. Geipelinfuforien 37. Geikeln der Geißeltiere 3. Geißeltierchen, Zweigejtaltiges 40. Geißelträger 37. — Wadte 39. Geipelzellenichicht bei den Schwänn- men 76. Gemeinjchwänmte 85. Gemmtiparie 291. Genmmulae der Schwäne 77.92. Generatio aequivoca 8. — spontanea 8. Öenerationswechjel der Hydroid- polypen 109. Genitalplatten der Seeigel 361. Geobia subterranea 205. Geodia gigas 86. — muelleri 86. Geonemertes agricola 237. — chalicophora 237. — pelaensis 237. Gepanzerte (Gruppe der Nüpder- tiere) 240. Gephyrea 306. GeruchSleijte der tele 512. Geryonia proboseidalis 116. GSejpenitfrabbe 695. Öejpenjtfrebje 669. Gewebe 73. 45* 708 Sewebstiere 73. Gichtigiverden des Weizens 254. Gienmufcheln 553. Siegfannenfhwannt 83. Gigantocypris agassizii 651. Bitterjchnecten 457. GSittertiecchen 32. Sladius der Defapoden 603. Glandina 472. 479. Slanzförper der Amöben 22. Slanzjchnede 472. Slasjchnede 472. Slasihiwännıe 82. Slattwürnter 274. Glaucus 496. Gleba 503. Öliedertiere 620. Globigerina 30. Globigerinenichlid 30. Slodidiun 545. Slöcdhen (ISnfujorien) 69. — $rünes 69. — stleinmündiges 69. Slodenbäunden (Snfufor) 69. Slocenblünihen (Infulor) 69. Ölocdentierchen 68. — Nidendes 70. Glossobalanus minutus 313. Glossoscolecidae 297. Glossosiphonia 304. — bioculata 305. — complanata 305. Glugea anomala 56. Glycera capitata 280. Glyceridae 280. Gnathiidae 664. Gnathobdellidae 300. Gnathophausia gigas 672. Goldamdbe 45. Goldilinmmerfugel 47. Goldglanzalge 45. Gonactinia prolifera 144. Sonatiden 611. Gonatus fabricii 611. Gonionemus murbachi 115. Gonium pectorale 45. — tetras 45. Gonocöltheorie 207. Sonophore 110. Gordiidae 269. Gordius aquaticus 269. — subbifurcus 270. Gorgodera ceygnoides 217. Gorgonaceen 132. Gorgonenhaupt 387. Gorgonia flabellum 134. — verrucosa 134. Gorgonocephalus euenemis 387. — sagaminus 387. Srabfüher 403. Graffilla muricicola 201. Sranat 676. Sranat- ©uano 636. Gregarina blattarum 51. Sregarinarien 51. Gromia oviformis 26. Gromie, Eiförmige 26. Sadregiiter. Örottenajfjel 665. Grubea limbata 279. Grubentöpfe 225. Grubenwurm 263. Srünnonaden 45. Guineawurnm 258. Gunda segmentata 207. Gürtelrofe 146. Synmobrandien 486. Gymnodinium hyalinum 48. Gymnolaemata 320. Gymnosomata 504. Gynaecophorus 218. Gyrodactylidae 212. Gyrodactylus elegans 212. Haargarnele, Schlankfühige 678. Haarqualle, Gelbe 125. Haariterne 339. Hafenfalmar 611. Halenjad 504. Hafenwurn: (Ancylostoma) 263. Hafenwürmer (Acanthocephali) 271. Haliclystus octoradiatus 122. Halieryptus spinulosus 311. Haliotis 426. Halisarca dujardinii 98. Halla parthenopeia 278. Halopsyche 506. Halteria grandinella 67. Halteriidae 67. Haemadipsa ceylonica 304. Haematococcus pluvialis 45. Haementeria mexicana 305. — officmalis 305. Hanımermufchel 536. Häntoglobinurie des Nindes 55. Haemopis sanguisuga 303. Haemosporidia 52. Haplotaxidae 297. Haplotaxis menkeanus 297. Harfenjchnede 457. Harpa 457. Harpacticidae 652. Harpalocarcinus 159. Hajelnußichnede 469. Häubhenmufchel 544. Hautkiemen der Seeiterne 337. Hautmuskelfchlaud) der Seegurfen 348. marsupialis — der Würmer 190. Häutungen der Strebfe 622. Hectocotylusvon Argonauta615. Hedyle 486. Heftofotylifierter Arnı der Sopf- füßer 615. Helcion 426. Heliactis bellis 153. Heliaster helianthus 377. Heliciden 474. Helicinen 431. Heliometra glacialis 345. Heliozoa 31. Helix aspersa 472. — hispida 474. Helix lactea 473. — pomatia 482, Helninthen 188. Helnifchnede 450. Helobdella bioculata 305. Hemiaster cavernosus 373. Hemimysis lamornae 672. Hemistomum alatum 219. Hepatus chilensis 148. Herbitpeit der Fiiche 62. Hermaea 49. Hermella 284. Hermellidae 284. Hermione hystrix 277. Herpobdella atomaria 300. 303. Herpyllobiidae 656. Herzigel 371. 372. Herzumuijcel, egbare 560. — jtachlige 560. Herzmujcheln 559. Heterocentrotus 368. Heterocotylea 209. Heterocyathus 310. Heterodera schachti 255. Heterogonie 242. 250. Heteromyarier 511. Heteronereis 277. Heteropoda 442. Heteropsammia michelini 310. Heteroteuthis dispar 603. 613. Heterotricha 68. Heuinfufor 60. Heufchredenfrebs, Genteiner 674. mammillatus . Heutierchen 5. 60. Hexacontium drymodes 35. Hexactinellida 82. Hexamitus inflatus 43. Hexanthida 140. Hexasterophora 82. 83. Hilfskiefer 625. Hinterfiemer 485. Hippolyte 677. Hipponyx 440. Hippopus 553. Hippospongia equina 95. Hirnforalle 162. Hirudinea 299. Hirudo 300. — ceylonica 303. — medicinalis 302. — offieinalis 302. — troctina 302. Histioteuthidae 611. Histioteuthis bonelliana 611. Höhlenafjel 665. Höphlenflohfrebie 667. Höhlenjeeroje 152. Hobltiere 99. Holopedium gibberum 647. Holopoden 471. Holopus rangi 347. Holostomidae 219. Holothuria 354. — forskali 355. — scabra 355. — tubulosa 354. Holothurioidea 348. Holotricha 59. Homarus vulgaris 681. Homocoela 81. Hormiphora plumosa 178. 181. Hörnchen (Geikeltier) 48. Hornkoralle des Meittelnteeres 134. Hornforallen 134. Hornihmänme 94. Horlädchen 697. Hühnerjpirochätoje 39. Hülfenwurnt 230. Hummelälchen 254. Hummter 681. — Nordamerikanijcher 682. — Scählanfer 683. Hüpferlinge 652. Hyalea 502. — balantium 507. Hyalina 474. Hyalinoecia tubicola 278. Hyalodiscus guttula 21. — limax 22. Hyalonema 34. — sieboldii 85. Hyas aranea 694. Hydatina senta 246. Hydatinidae 246. Hydra 102. Hydra vulgaris 106. Hydractinia echinata 112. Hydrariae 102. Hydrobien 437. Hydrocaena 431. Hydrocorallia 111. Hydroidea 102. ‚Hhpdroivden 102. Hydroforallen 111. Hhdrontedufen 108. Hydrozoa 102. Hygrosoma hoplacantha 364. Hymenolepis diminuta 231. — nana 231. Hyperia medusarum 668. Hyperiidae 668. Hhpobranchialdrüfe 417. Hypoitrafunt 412. Hypotricha 68. Iberus 483. Ichthydiidae 248. Ichthydium podura 248. Ichthyonema 258. Ichthyophthirius multifiliis 62. Idothea baltica 664. — tricuspidata 664. Idotheidae 664. Skterohäntaturie 59. Skterus(Gelbjucht) des Yundes 55. Dia nucleus 694. Tllex illecebrosus eoindetii 610. Tlloricata 245. Imperforata 159. Inachus dorsettensis 694. — scorpio 694. Sufufionstierchen 7. 57. Infuforien 6. 57. Sadregiiter. Sntegripalliaten 516. Ischnochiton exiguus 402. Isidella elongata 156. _ Sven 136. Isometra 343. Isopoda 663. SSanelliden 477. Janthina fragilis 461. Santhiniden 461. Jensenia truncata 201. Sudasohr 469. Käferfchneden 397. Kahnichnece 456. Staifergranat 683. Ralaniden 653. Kalkihivänme 81. Staltjfelett dev Stadhelhäuter 333. 332. Ralmar, Amerifaniicher 608. — sliegender 610. — Genteiner 608. — Surzfloffiger 610. — Nordiiher 608. Kalmare, Echte 607. Kanıeen 460. SKanınıkienter 422. Kann -Mufchel 535. Kann -Mufcheln 533. Kanımjeejtern 375. Kaempfferia kaempfferi 695. Kappenjchnede 440. Rappenwurm 265. Kapieltierhen 23. Karinarien 443. Karpfenläuje 657. Kauriihnedte 459. Kegelichnede 457. Kehlfüßer 669. Keimichlaud) der Digenea 212. Rellerafjel 665. Kerbenmaul 497. KRerndualismus der Infuforien 58. Kernfäule der Weberfarde 255. Kettenbildung bei Dligochäten 299. Kettenwürnmer 199. Keulenpolyp 112. Kiefenfüke 642. Sieferegel 300. Kieferfühe 625. Stielfüßer 442. Kienen der Mufcheln 514. Kienienblätter der Mujcheln 509. Kiemenfüße 639. Kiemtenloje 515. Kinkhorn 452. Kinorhyncha 248. Stladozeren 644. Klaffmujchel 564. Hlappınujchelr 536. Kleinmäuler 199. stleijterälchen 251. Selettenholothurie 350. Stletterjeeigel 368. Klöppelglöcthen 67. Senidozyiten 3. 709 | Senollenfalkjchivänmte 81. Stnojpenitrahler 339. Knojpung der Einzeller 4. Sinötchentranfheiten der Stiche 55. 56. Kofosräuber 690. Stofzidiarien 52. Stometenfornen Der Seejterne 374. Kommpakqualle 124. Königsholothurie 355. Konjugation der Einzeller 4. Koonunga cursor 670. Kopepoden 651. — Chhte 652. Stopffüger 577. Kopfringler 283. Kopulation der Einzeller 4. Koralle, Echte Schwarze 135. — Unedte jhwarze 177. — Weiße (Isidella) 136. — — (Lophelia) 161. Korallenfiicheret 133. Storallengallen 159. Korallenriffe 166. Korkihwänmte 89. Kotihinhhinadiarrhüe 252. Krabben 691. Srabbenajjeln 664. Stragengeihler 43. Strafe, Geneiner 592. Strafen 592. Straßer 271. Krebsaugen (Srebsiteine) 623. Ktrebie 620. — Eigentliche 670. Sreb3peit 686. Krebsiteine 623. Streifel, Bapuanijcher 428. Kreifelforallen 159. Kreijelichnede 497. Kreiswirbler 320. Kribrifornte Organe 374. Serinoiden, Gejtielte 345. — lIngejtielte 341. Krijtällhenambe 21. Kriltalffiichchen 246. Krittallitiel der Mufcheln 513. Seeonenjchnecichen (Doto) 494. Kronenjchneden (Melanidae) 439. Krullhorn 452. Kryptoplaziden 401. Kucdenmufchel 519. Kugelajjel 664. Kugelmufhelr 544. Kugeljchneite, Gemeine (Acera bul- lata) 487. Kugeljchneden (Ampullaria) 439. Kugeltierchen 245. Kumazeen 671. Kurzihwänze 691. Küftenhüpfer 667. Kültenriffe 171. Kutikula der Würnter 189. Labidoplax digitata 350. 352. Zaceration der Aktinien 143. 154. Lacinularia socialis 245. 710 Sadregiiter. Lacrymaria olor 62. Leuchtfrebs 678. | Lobata 181. Lacuna divaricata 436. Leuchtorgane der Kopffüßer 612. | Lochwürmer 209. Laemadipeda 669. Leuchtqualle 123. Loffeltierchen 246. Lamblia intestinalis 48. Leuchttierhen 49. ' Loliginidae 607. Lamellaria 447. Leuchtiwaljer 45. Loligo forbesi 608. Yamellariiden 447. Leueochloridium paradoxum213. — pealii 608. 618. 619. Lamellibranchia 507. | Leuconia aspera 81. | — vulgaris 608. Lamproglena pulchella 656. Leuconidae (Sinollenfalfiwänt- | Lophelia prolifera 161. Landajjeln 665. | ne) 81. | Lophocalyx philippensis 84. andblutegel 303. — ($trebsfamilie) 671. Lophogastridae 672. Lanpddecelichnecden 431. Leueon-Typus der Schwänmte 76. | Lophohelia prolifera 161. Landfrabben 700. Leucosiidae 693. ' Lophopoda 318. Landnnemertinen 237. Levantiner Lappen (Schwannm) | Lophopus crystallinus 319. Landplanarien 206. 95. Loricata (Gruppe der Nüäpdertiere) Zandtricladen 205. Leydenia gemmipara 25. 240. 246. Yangichwänge 675. Tiebespfeile der Schnecen 480. — (Banzerfrebje) 679. Yangqujte, Gemeine 679. Tigamtent 510. Loxosoma neapolitanum 524. Lanice conchilega 285. Ligia oceanica 664. — singulare 324. Zanzenjeeigel 362. Lieiidae 664. _ Lucernaria 122. Yanzettegel 217. Ligula simplieissima 225. Lucernariidae 122. Yanzettichnecfe 496. Lima hians 535. Lucifer typus 678. Lapides cancrorum 636. ı Linraciden 477. Nuciferate 568. Lartetia 437. Limacina 502. Luciferin 568. Latenzeier der Wafjerflühe 644. — helicina 503. Luesjpivochäte 39. Laterne des Ariitoteles 361. | Limax 477. uftrögrenwurnt der Bögel 265. Latreillopsis bispinosa 695. | — agrestis 480. Lumbricidae 293. Laverania malariae 52. — arborum 473. Lumbricus herculeus 294. 296. Lazarusklappe 536. — laevis 482. — rubellus 296. Leachia cyclura 612. — maximus 472. 478. 480.481. | Zungenqualle 126. Leander adspersus 677. 483. ı Lungenjchnecen 464. — squilla 677. — tenellus 478. Lungenwürnter 269. — xiphias 678. Limifossor 394. Lycoridae 277. | Leberegel 214. Limivora 289. Lycoteuthis diadema 611. 613. Leberfofzidiofen 54. Limnaea 467. Lympbhangitis 258. Lederigel 368. — auricularia 470. Eymphharnen 258. Lederihwanint 87. — palustris 470. Lymphvaricen 258. Leibeshöhlenwiirnter 192. — stagnalis 471. Lysidice 278. Lentospora cerebralis 55. — truncatula 470. Lepadidae 659. Limnadia hermanni 644. Macgillivrayia 451. Lepas anatifera 659. — lentieularis 644. Macrochira 695. Lepidoderma squamatum 248. Limnadidae 643. Macromysis 671. Lepidomenia 393. ı Limnatis sranulosa 303. Macrostomum appendiculatum Lepidurus productus 642. — mysomelas 303. 201. Lepralia pertusa 322. | Limnetis brachyura 644. Macrothricidae 647. Zepralien 317. | Limnocnida 116. Macrura 675. Leptodera appendiculata 253. Limnocodium sowerbii 116. — natantia 679. Leptodiscus medusoides 49. Limnoria lignorum 664. — reptantia 679. Leptodora hyalina 648. — terebrans 664. _ Mactra inflata 565. — kindtii 648. Lineidae 235. Madenwurn 267. Leptodoridae 647. 648. Lineus longissimus 235. Madrepora 164. Leptomedusae 114. Lingula anatina 331. Madreporaria 155. Leptometra phalangium 343. | — pyramidata 331. Weadreporenplatte 337. Leptomysis mediterranea 672. | Xinguliden 331. Magilus antiquus 455. Lepton longipes 577. Lionutus anser 61. i Deaiglöcchen (Infujor) 69. Leptoplana pallida 207. Liothyrina vitrea 828. Maja squinado 694. — tremellaris 207. Lippenzähnchen 60. | — verrucosa 694. Leptostraca 662. Lithodomus lithophagus 523. _ Majidae 694. Leptosynapta inhaerens 350. Lithomespilusflammabundus35. | Mafrofporen der Nadiolarien 35. — minuta 350. Lithothrya 660. , Malacobdella 236. Lernaeidae 656. Litiopa 436. | — grossa 237. Lernanthropus eisleri 656. | Litorina coerulescens 435. Malacocotylea 212. — krögeri 656. — littorea 434. Malacostraca 662. Lernaeocera cyprinacea 656. — obtusata 435. - ı Malariaparalit 52. — esocina 656. — petraea 438. Maldanidae 281. Lernaeopodidae 656. — rudis 435. NMalermuichel 551. Lestrigonus 668. Litoriniden 433. Malleus 536. Leuchten dev Schlangeniterne 384. | Loawurm 258. | Meandibelr 625. Mantel der Mufcdheln 508. Nantelhöhle der Schneden al7. Mantelperlen 556. Be Margaritana 544. — margaritifera 548. — sinuata 548. Marginellen 456. Marsenia 447. Marseniopsis 447. Masfenfrabbe 695. Mastenfrabben 694. Mastigamoeba 23. 40. — aspera 23. 39. Mastigophora 37. Mastigoteuthis hjorti 612. Wauerafjeln 665. Mauerplatteder Steintorallen156. Maulbeerchen (Infufor) 45. Maulfüßer 673. Marxillen 625. Marillipeden 625 Medina-Wurnt 258. Medufen der Hydroidpolypen 108. Medujenhaupt 346. Medufeniterne 387. Meerleuchten 48. 49. Meerleuchttiecchen 49. Meerorange 87. Meeripinnen 694. Meerzahn 403. Megalopa 692. Megalotrocha alboflavicans 245. Megascolecidae 297. Megascolex enormis 297. Melania 439. Welaniden 439. Melanopsis 439. ‘ Melanoteuthis lucens 601. Meleagrina 536. — margaritifera 537. Melibe 497. Melicerta ringens 245. Melicertidae 245. Melvnenqualle 185. Membranipora pilosa 322 Membraniporidae 322. Menjchen- Grubenfopf 226. Mermis albicans 257. — nigrescens 297. Mermitidae 256. Merozoiten der Coccidiaria 52. Mejenterialfilanente 128. Mesostoma 197. — ehrenbergii 194. 197. — tetragonum 194. 197. Mesozoa 177. Metacrinus rotundus 345. MetameriederNingelmürnter 274. Metamorphoie der Srebie 631. Wetazoen 73. Metridium dianthus 153. — mareinatum 154. Mierohydra ryderi 107. Micropharynx parasitica 206. Microplana humicola 205. Microscolex phosphoreus 297. Microsporidia 56. Sayregiiter. Microstomidae 199. Microstomum lineare 199. Midasohr 469. Mieiherihe Schläuche 56. Miesmuifcel, ebare 519. | Mikeofporen der Radiolarien 35. | Mikrojporidien 56. Miliolitenfalf 31. Millepora nodosa 111. Milleporiden 111. Minyadidae 154. Miracidium 212. 215. Miratesta 469. Mitra episcopalis 437. — papalis 457. Mitrafchnede 457. Mittelfrebje 637. Modiella 523. ' Modiola barbata 522 — ]Jutea 522 Modiolaria 523. Moina 647. Mollusca 388. - ; Molluscoidea 314. Molpadia musculus 357. ; Molpadiidae 356. | Dionaden 40. Monas vivipara 40. Monaxonida 87. Moneren 2. Moniezia expansa 232. Monoeystidea 51. Monoecystis lumbrici 51. — tenax 5l. Monogenea 209. Monogononta 245. Monomparier 511. Monopylea 36. Monoraphis chuni 85. Monosiga 43. Monostomidae 219. Monostomum flavum 219. — mutabile 219. Monothalamia 28. Monstrillidae 655. Montacuta substriata 576. -Moosihraube 474, Moostiere 315. Moschites 597. — aldrovandi 598. — ceirrosa 598. — moschäta 597. Moicyustrate 597. Mitllerfche Yarve 188. 207. Mundlappen von Mufcheln 511. Murex 452. 453. — brandaris 453. — fortispina 454. — tenuispina 454. Mujchelfreund 678. Mujchelgeld 459. Mufchelfrebje 649. Mufcellinge 314. Mufcheln 507. Mufceltierhen (Snfufor) 68. Mujhelwächter 699. ı Musfeltrichinen 260. 711 Meisenjchneden 440. 462. Mya arenaria 564. Myonenten der Eingeller 3. Myopfiden 603. Myrianida 292. —— fasciata 279. Mysidae 671. Mysis 671. — oculata 672. — relicta 672. Miyfis- Stadiunt der Krebslarven 631. Mytilidae 519. Mytilus edulis 519. — margaritifer 537. Myxidium lieberkühni 55 Myxobolus eyprini 55. — pfeifferi 55. Myxosporidia 55. Myzomenia 393. 396. Myzostoma gigas 293. Myzostomidae 293. Vabeljchnecle 445. Nacella 427. Nactaugenkalnıare 610. Nacdtkienter 493. Jactichneden 476. — echte 465. Nadeljchneden 448. Nagana 42. Nahrungsvafuolen 2. Nährzone der Rneumatophoriden 117. Jaide, Gezüngelte 298. — Zungenlofe 298. Naididae 298. Nais elinguis 298. — proboscidea 298. Kajaden 54. . Napfichnecen (Ancylus) 467. — (Patella) 424. Nafentierchen 61. Nassa 452. — camelus 459. — reticulata 452. Nassellaria 36. Nassula 60. — aurea 61. — elegans 61. — ornata 61. — rubens 61. Natica josephina 445. — reticulata 447. Nauplius 631. Nautilusmacromphalus 590.591. — pompilius 588. 591. — umbilicatus 591. Nebalia geoffroyi 663. Nebelglöcdchen 69. Necator americanus 264. Nectochaeta 290. Nelfeniwurn 224. Nematocareinus gracilipes 678. Nematodes 249. Nematomorpha 269. kematozyiten 3. 712 Nemertini 232. Neomenia 391. — corallophila 396. Neomysis vulgaris 671. Neotenie 247. 506. Nephelis vulgaris 300. 303. Kephridien der Ningelwürmer | 191. 274. Nephrops norvegicus 683. Neptunea 452. Neptungehirn 162. Veptunsbecher 89. Nereis cultrifera 277. — diversicolor 277. 290. — dumerilii 278. — fucata 289. — succinea 289. Nerita 427. Neritina 497. — fluviatilis 428. teifelfapjeln bei Strudelwürmern 194. — der Neffeltiere 100. — der Siphonophoren 117. Nejjelorganellen 3. Nefjjelqualle, Blaue 125. Nejjeltiere 100. Kejjelvarzen der Leuchtquallen 123. Nejjelzellen der Nefjeltiere 100. Negkienter 431. Vesforalle 317. 322. Neumwelt-Hakenwurnt 264. Nica edulis 622. Nierentierchen 60. Niphargus 667. Noctiluca miliaris 49. Nomostraca 662. Nosema apis 56. — bombyeis 56. Noteus quadricornis 246. Notodromas monacha 651. Notommata aurita 246. Notommatidae 246. Notopoda 692. Nucula 511. 517. Nuda 185. Nudibranchia 49. Vunmmuliten 10. Nunmmulitenfalf 31. Nunmulitiden 29. Nugihwänne 94. Nyctotherus faba 66. Oecistes pilula 245. Octanthida 129. Octopoda 59. Octopodoteuthis sieula 611. Octopus 592. Deuliniden 160. Ocypode 699. Ocypodidae 699. Ocythoe tuberculata 601. Odostomia 462. Dgopfiden 610. Ohrenpantoffeltierchen 60. - Obrenqualle 125. Sadregtiter. Dftopoden 592. Oligochaeta 293. Oligocladus sanguinolentus 208. Oligotricha 67. Oliva 457. — maura 456. — nana 459. Ollulanus trieuspis 264. Ommatocampe nereis 35. ÖOmmatostrephes sagittatus 610. Oncholaimus 250. Oncidiella celticum 466. Oneidiopsis 447. Oneidium celticum 466. ÖOncosphaera 221. Oniscidae 665. Oniscus asellus 665. — murarius 665. Onuphis 278. ÖOnustus 442. Önychoteuthis banksii 611. Dücien 322. Dnfinet 52. Opalina ranarum 63. Opercularia nutans 70. Operkulun: der Schneden 415. Ophiactis virens 385. Ophiocoma nigra 385. Ophioderma lacertosum 382. Ophiomyxa pentagona 386. Ophiopsila annulosa 383. — aranea 383. Ophiothrix fragilis 386. Ophiura albida 383. — ciliaris 382. Ophiuroidea 380. Ophryoscolecidae 67. Ophryoscolex purkinjei 67. Ophthalmophoren 626. Opisthioglyphe endoloba 217. Opisthobranchia 485. ÖOpisthoporus 432. Opisthostoma 432. Opisthoteuthis 602. — agassizii 603. — depressa 603. Orbulina 30. Örchestia bottae 668. — gammarellus 667. — littorea 667. Drganellen der Einzeller 3. Orgelforallen 131. Örthoceras 591. Orthonectida 177. Dsceulun 75. Dsniofe 219. Dsphradium der Mufcheln 512. os sepiae 604. Ostracoda 649. Dftrafun 411. Ostrea 555. — edulis 524. virginica 533. Ostreidae 524. Ditieegarnele 677. Ditieefrabbe 677. Otomesostoma auditivum 201. Dpicellen 322. Oxyrhyncha 694. Oxystomata 693. .Oxytricha. fallax 68. Oxyuris vermicularis 267. Pachydiscusseppenradensis588. Paedoclione 506. Bagode (Schnede) 428. Paguridae 697. Pagurus prideauxi 689. — striatus 690. Palaemon fabrieii 677. — serratus 677. — squilla 677. Palaemonetes varians 678. Palaena 432. Palaeoctopus 599. Palinurus vulgaris 679. Balifadenwurm 264. Pallasea quadrispinosa 672. Pallasiella 672. Balnıendieb 690. Palmipes membranaceus 377. Balolo, atlantijcher 279. — japanifcher 279. —- pazifiicher 279. Balolowurn 278. Paludestrina 437. Paludicella 319. — ehrenbergiü 321. Paludicellidae 321. Paludina 437. — achatina 438. Balıdismus 52. Palythoa fatua 173. Pandorina 47. — morum 45. PBanfporoblajten 55. 56. Bantoffelichnere 440. Bantoffeltierchen 4. 15. 59. — Geihwänztes 59. Panzergeißler 47. Banzerfrebfe 679. 681. PBanzernoo3 45. Bapierboot 599. PBapjtfrone 457. Papulae 373. Paracentrotus lividus 366. Parachordodes tolosanus 270. Paractinopoda 350. Paragonimus westermani 216. Parmacella 476. Paramaecium 15. 59. — aurelia 4. 60. — bursaria 60. — caudatum 59. — colpoda 60. — putrinum 60. Paramphistomidae 219. Paramphistomum subelavatum 219. Parapagurus pilosimanus 174. Barapodien der Bielboriter 275. Paraseison asplanchnus 245. Parasita (Schntarogerfvebje) 654. | Parechinus miliaris 867. Parthenogenefe, Künjtlihe, der Seeigeleier 362. Patella algira 424. — pellucida 426. — vulgaris 424. Batuliden 480. Barillen 374. PBebrine 56. Pecten opercularis 535. Pectinidae 533. Pectunculus pilosus 518. Pedalidae 246. Pedalion mirum 246. Pedicellina echinata 322. 324. Pedipes afer 469. PBedizellarien der Seeigel 360. . — der Geeiterne 335. Beitjehenmwiurnt 262. Pelagia noctiluca 123. Pelagonemertes moseleyi 236, Pelagonemertidae 236. Pelagothuria ludwiei 353. — natatrix 353. Belefansfuj 449. Pellicula der Einzeller 3. Pelmatohydra braueri 103. — oligactis 103. Pelmatozoa 339. Pelomyxa palustris 22. Peltogaster paguri 662. Penaeidae 678. ; Pennatula phosphorea 138. Pennatulacea 136. Pennella sagitta 656. Pentacrinus caput medusae 346. — europaeus 340. Peracle 503. Perforata 163. % Beridineen 48. { Peridinium tabulatum 48. Perigonimus repens 114. Berioitrafum 411. Periphragella elisae 84. Periphylla regina 123. Beriproft 359. Peripylea 36. Beriiton 359. Peritricha 68. Berlboot 588. Berlen 555. Berlentierchen 63. Berhnujcel, echte 537. 548. — Fluß: 544. Berjpektivjchnerfe 460. Betaloide 371. Petricola pholadiformis 558. Bfeffermufchel 558. PBfeilfahnar 610. Pfeilwürner 311. Pfeilzüngler 423. 457. Bferdeaftinie 144. Pferdeegel 303. Bferdehufmujchel 555. Pferdefhiwanmt 95. Pferdeiterben 55. Bfriemenfhiwanz 267. Phagochten 128. Sadregiiter. Phagocytoje 77. Phaeodaria 36. Phascolosoma vulgare 309. Phasianella 427. Philine aperta 487. Philodina roseola 244. Philodinidae 244. Pholas dactylus 566. Phormosoma 363. Phoronidea 314. Phoronis psammophila 314. Phorus 442. Photodrilus 297. Phreoryctes 297. Phronima sedentaria 669. Phronimidae 668. Phylactolaemata 318. Phyllirhoe 500. Phyllodoce laminosa 279. — paretti 280. Phyllodocidae 279. Phyllophorus urna 358. Phyllopoda 639, Phyllosoma 680. Phymosoma granulatum 309. Physa 467. Physalia arethusa 119, Physophora hydrostatica 118. Phytomonadina 45. Bier (Sandiwurn) 280. Pilema pulmo 126. Bilgermufchel 535. Pilidium 233. Pillenorgan don Melicerta rin- gens 245. PBilzkorallen 162. Pinna 540. — squamosa 541! Pinnoctopus cordiformis 599. Pinnotheres pisum 699. — veterum 699. Pinnotheridae 698. Pinnulae 339. PBiroplasııen 54. Pisa armata 694. — tetraodon 694. Piscicola geometra 306. Pisidium 544. Placophora 397. Placuna 555. — placenta 519. Plagiostomidae 201. Plagiostomum lemani 201. Planaria 192. — alpina 203. 204. — gonocephala 193. 203. 204. — lugubris 203. — maculata 202. — polychroa 203. — torva 203. Planktomya 558. Planocera folium 207. Planorbis 467. — corneus 471. — nitidus 469. Planula-Zarven von Aurelia 125. Planuloidea 177. 715 PBlasına 1. Plasmodium malariae 52. 53. — praecox 54. — vivax 32. Plathelminthes 192. Platoum stercoreum 25. Blattiwiirnter 192. Platyetenida 183. Blaßregenjchnece 468. Plerozerkoiden 226. Pleurobranchaea 491. Pleurobranchus testudinarius AN. Pleurotoma 457. Pleurotomaria 426. Ploima 245. Plumatella fungosa 319. — repens 319. Plumatellidae 319. Pluteus-Zarven der Geeigel 362. Pneumoderma 505. Pneumodermatiden 505. Tocdenkrankheit der Ktarpfen 55. Podactinelius sessilis 36. Podoceridae 668. Podocyite von Chrysaora 124. Podon intermedius 648. Podophrya fixa 71. — libera 71. Podophthalmata 670. Podozyite 482. Bolfelvder der Ctenophoren 180. Boliihe Blajen 336. Pollicipedidae 660. Pollicipes cornucopia 636. Polyarthra platyptera 246. Polybostrichus 291. Polycelis cornuta 203. 204. — nigra 203. Polychaeta 275. Polycladida 207. Polycystidea 51. Polymastigina 43. Polymnia nebulosa 287. Tolypen, Adhtitrahlige 129. — Sedhjsitrahlige 140. Polypenlaus 68. Polyphemidae 647. Polyphemus pediculus 647. Polypid 815. Polypodidae 59. Polypus defilippü 597. — digueti 618. — groenlandicus 597. — lentus 597. — macropus 597. — piscatorum 597. — vulgaris 592. Polystomellasstriatopunetata 29. Polystomidae 210. Polystomum integerrimum 211. Polythalamia 28. Pomatias 432. Bontelliven 653. Pontobdella muricata 305. Pontolimax capitatus 496. Pontonia tyrrhena 678. 714 Pontoporeia affinis 672. Pontosphaera huxleyi 45. Porcellana platycheles 691. Porcellio scaber 665. Borentterchen 29. Poritera 73. Porites 165. Borocyten 77. Poromya 576. Porpita umbella 120. Borre 676. Portunidae 696. Portunus holsatus 696. — puber 696. Borzellanfrebs 691. Borzellanfchnecen 448. Bojthörnchen 609. Potamobius astacus 683. — leptodactylus 684. -—- pallipes 684. -— torrentium 684. Potamon fluviatile 698. Pourtalesia laguncula 371. Pranizidae 664. Praunus flexuosus 671. Praxilla collaris 281. Priapulidae 310. Priapulus caudatus 310. Priapus equina 144. Brideaur’ Einfiedlerfrebs 689 Proales parasita 246. — petromyzon 246. Procerodes lobata 207. Proflagellata 37. Proglottiden 220. Prorodon teres 62. Prosobranchia 422. Prosorhochmidae 237. Prostheceraeus vittatus 208. Prostoma clepsinoides 237. — eilhardi 238. — graecense 238. — lacustre 238. Prostomatidae 237. Protancylus 469. Proteosoma 54. Protobranchia 517. Protobrandien 514. Protomonadina 40. Brotoplasnıa 1. Brotoitonier 334. Protozoa 1. Psammechinus microtubereula- tus 368. Pfeudoconcha 501. Pseudocorallium elatius 134. — johnstoni 134. Pseudolamellibranchia 514.523. eudontetanerie 207. Bieudonadizellenzyjten 51. Bieudopodien 3. Pseudotheeosomata 501. Psolus antareticus 358. - ephippifer 358. - squamatus 358. Bjorojpernien 55. 56. Psychropotes longicauda 353. Sadregiiter. Piychropotiden 353. Ptenoglossa 423. 460. Pteroceras 449. Pterocyclus 432. Pteroides griseum 139. Pteropoda 500. Pterosoma 443. — planum 236. Pterotrachea 443. Pulmobranchia 468. Pulmonata 464. Pulp 592. Pupa muscorum 474. Bupiden 474. Bupinellen 432. ' Burpur 455. Purpura 452. 453. -— lapillus 454. Burpurroje 144. Burpurfchnece 452. 453. 454. Burpurjtern 377. Pyramidella 462. Pyrodinium bahamense 48. Pyroteuthis margaritifera 611. Pyrula decussata 451. Quadrilatera 698. Quallen, eßbare 127. Uuallenflohfrebs 668. Duartanfieber 52. Duefe, Quefenbandwurnt 229. Quotidianfieber 52. Rüderorgan der Rädertiere 240. Nüdertiere 238. Jadtaltuben der Schwänmte 76. Hadiärkanäle der Hydromedufen 108. Radiolaria 34. Nadiolarien, Süßwaifer- 31. Nadula der Aplafophoren 392. — der Schnecden 419. Nandanfer der Becherquallen 122. Nanfenfüßer 657. Rapaces 289. Najenforalle 161. Nafpel der Schnecken 419. Rathonisia 466. Naublungenjchneden 478. Nedien 213. Neduktien 80. 93. Neduktionen bei Schwänmen 80. Regadrella 83. Jtegelfrebie 662. Negenerationspermögen der Akti- nien 143. — der Strebfe 633. — der Nhabdocölen 199. — der Geeiterne 375. — bon Hydra 107. Jegenwürnter 293. Jtektaldrije der Grabfüher 406. Retepora cellulosa 317. 322. Neufenjchnecde 452. Neufentierchein 60. Rhabdamminidae 26. Rhabditis- Zorn der Anguilluli- den 251. Rhabditis schneideri 251. Rhabdocoelida 197. Nhabdoide der Strudelwiirner 194. } Rhabdonema-gorn der Angquillu- (iden 251. Rhabdonema strongyloides 252. Rhachiglossa 423. 451. NHachiszahı 423. Nhinophoren 485. Rhipidoglossa 423. 426. Rhizocephala 660. Rhizochilus antipathum 454. Rhizoerinus lofotensis 346. — verrilli 346. Rhizomastigidae 40. Rhizopoda 17. Rhizosphaera leptomita 35. Rhizostoma octopus 126. — pulmo 126. Rhizostomata 126. Rhizota 245. Rhodope 496. Rhopalodina heurteli 358. Rhopalomenia aglaopheniae 395. 396. — gorgonophila 395. | Rhopilema esculenta 127. Rhynchobdellidae 304. Rhynchodemus bilineatus 204. — terrestris 204. Rhynchonella psittacea 330. Rhynchonellidae 330. Rhynchoteuthion 610. Niemtenmwurnt 225. Niefenfrabbe, Japanijche 695. Niefentraßer 272. Niefenmuichel 563. Niejennujchelfrebs 651. Jiejennufceln 555. 562. Jiejentierchen (Infujor) 61. iefentintenfische 586. Niffforallen 155. Ninderbandivurn 228, Jiindermalaria 55. Jüingelfvebje 663. Jingelvoje 146. Ningelwürmer 275. Jingfanal der Hydromedufen 109. Ningwinperer 68. Jippenquallen 177. Rissoa 437. Nifjoiden 436. Jitterfrebie 679. Nochenegel 305. Johrenholothurie 354. Johrenmufchelhr 566. Nöhrenwitrnihen 297. Jollafiel 665. Rossia 604. Koitellumt 220. Notalien 10. Rotatoria 238. Jotatorien, Egelartige 244. . — reifchiwinmtende 245. Notatorien, Gepanzerte 246. —- Klopftragende 244. — Sprungbeinige 246. — Ungepanzerte 245. — Wurzellappige 245. Noter Schnee 45. Rotifer vulgaris 239. 244. Rotifera 238. übennentatode 255. Nücdenaugen 246. Nücdenfüher 692. Nüdenfchulp der Kopffüher 588. Nückfallfieber 38. Nuderfüher 651. Jruderjchnecen 500. — Beichalte 501. — Nackte 504. Nuhr der Bienen 56. — Note, des Kindes 54. Jundfrabben 693. Jundmund 497. Nundmwürner 249. Jütjelegel 304. Nüffelinfuforien 61. Küffelfrebschen 647. Nüffelqualle 116. Jrütjelwädhen 239. 244. Kufjtiher Krebs 684. - Sabella unispira 288. Sabellaria alveolata 284. Sacconereis 291. Saceulina carcini 661. Sadfalfihwänmte 81. Sadfvebs 661. Sagartia parasitica 148. — troglodytes 152. — undata 152. — viduata 152. Sügegarnele 677. Sagitta bipunctata 312. — hexaptera 312. Saitenwürmer 269. Salinentientenfuß 640. Salmacina 290. Salzfrebschen 640. Sanıtfrabbe 696. Samtmujchel 518. Sandalenjchhnede 440. Sanddollar 370. Sandfloh 667. Sandforaminiferen 26. Sandgarnele 676. Sandhüpfer 667. Sandfrabben 699. Sandwurn, Öemeiner 280. Sanft Beters Schifflein 120. Saphirkrebschen 654. Sapphirina fulgens 654. — ovatolanceolata 694. Sarcoeystis miescheriana 57. — muris 57. — tenella 57. Sarcosporidia 56. Sartode 1. Sattelmufchel 518. Sauginfuforien 71. Sadregiiter. Saugnäpfe der topffüßer 578. Saugmwürnter 209. Säulenglöcdchen 70. Saunriffe 171. | Saxicava rugosa 558. Scalariiden 460. Scaliden 460. Scapholeberis mucronata 646. Scaphopoda 403. Scarabus imbrium 468. Scaeurgus 599. Schale der Mufcheln 515. Schalenbildung bei den Slüfer- Ichneden 398. — bei den Schneden 411. Schalendrüje der Malakojtrafen 629. Schalenfrebje 670. Schalenperlen 556. Schaltiere 620. Schantfvabbe 693. Schaumjtrahltiere 36. Sceibenquallen 121. Scheidenntuichel 565. Scheimfüchen 3. Scheren der Strebje 625. Scherenfrebie 681. Scherenjchiwanz 668. Sciffsboot (Nautilus) 588. Sdiffswurnt (Teeredo) 568. Scildrädertier 246. Schinfermufcel 540. Schirmglöcchen 70. Schistocephalus nodosus 225. Schistosomidae 218. Schistosomum haematobium 218. — japonicum 218. Schizaster 372. Schizobrachium 505. Schizochiton 401. — ineisus 400. Schizogonie 52. 291. Schizopoda 671. Schizopoden-Stadiunt der Sirebs- Larven 632. Sclaffrankheit 41. Schlafiudt der Karpfen 41. Schlanmtamöbe 22. Schlammtjchnece 467. Schlangenjchnede 441. | Schlangenitern, Brauner 382. Schlangenjterne 380. Schleierichnede 497. Schliegmundjchneden 475. Schliegmusfeln der Muicheln 509. 5ll. Schhlingentierhen 37. — Wurmförmiges 38. ı Scligfchnede 426. Schloß der Mufhelichale 516. Schlundrinneder Dftanthiven 130. Schmalzüngler 423. 451. Schniarogerfrebje 654. Schnrarogerrofe 148. Schmeljtierhen 25. Schmußpantoffeltierchen 60. Schnecdchen (Aımöbe) 22, 715 Schnedchen (Snfufor) 63. Schneden 409. Schnecenegel 305. | Schnirkelfchneden 474. 480. Schuurwürnter 232. Schraubfchnede 457. Scheeitfuß der Strebfe 625. Schulp der Defapoden 603. Schmwachbewiniperte 67. Schwälbcdhen (Infulor) 48. Shmwänme 73. Chwanmfijcherei 95. 96. Schmwänden (Snfujor) 61. Schwanengänschen Sufufor) 61. Schwanenhälschen (Snfufor) 62. Schwanzfäder der Weafruren 675. Schwänzlinge der Digenea 213. Schivanzmonade, Hüpfende 40. Schwarzwaljerfieber 53. Schiveinefinne 228. Chiwinmaftinien 154. Schwinmtafjeln 664. Schwinmtfrabben 696. Schwimmfäule der Bıreumatopho- riden 117. Schwinmmfchnede 428. Seintilla 576. Scirtopoda 246. Seissurella 427. Sclerostomum equinum 265. Sclerothamnus clausii 84. Scoleciden 192. Scotoplanes globosa 353. Scrobieularia 558. Scyllaea pelaeica 496. Scyllarus arctus 681. Scyphomedusae 121. Scyphopolyp 121. Scyphojtoma 121. Scytaliopsis djiboutiensis 137. Sedhsitrahliehtvänme 82. Sedentaria 275. Seeblaje 119. Seefeder 138. Seefedern 136. Seequrfen 348. Seehaje 491. Seeigel 359. — Duntelvioletter 369. — Epbarer 367. — Schwarzer 365. Seefuh 491. Geelilien 339. Seentandel 487. Seentannsliebchen 153. Seemäufe 276. Seemoos 115. Seenelfe 153. Seeohr 426. Seeperinufcheln 536. Seepocken 660. Seeraupen 276. Seerofe, Dielhdrnige 147. GSeerofen 140. Geejfeife 456. Seelpinne 694. Seeitern, Öenteiner 379. 716 Seejterne 373. Seetricladen 206. Seewalzen 348. — eigentliche 354. Segeltalmare 611. Segelqualle 119. Seqmentalorgane der Ningelwür- mer 274. Seidenvaupenfranfheit 56. Seison grubei 249. Seisonidae 244. Seitenlinie der Schneden 417. Seitenorgan der Yadenwiürnter 250. Seitenfchnabel 60. Semaeostomata 123. Semperella schultzei 85. Sepia, Gemeine 604. Sepia elegans 606. — offieinalis 604. — orbignyana 606. — peterseni 606. Sepietta 604. Sepiola rondeletii 578. 603. Sepioteuthis lessoniana 608. Septen der Anthozoen 128. — der Ningelwürner 273. Septibranchia 515. 576. Sergestes arcticus 679. Serolidae 664. Serpula vermicularis 287 Serpulidae 287. Sertularia argentea 115. Shrimp 676. Sida erystallina 647. Sididae 647. Sidisia fatua 173. — incrustata 174. — paguriphila 174. Siebmulchel 575. Siebtierhen 29. Sigaretus 447. Siliquaria 441. Simocephalus vetulus 646. Sinnesorganellen der Einzeller 3. Sinupalliaten 516. Siphonalrohr der Mufcheln 515. Siphonaria 469. Siphonodentalium lofotense 404. Siphonophoren 117. Siphonojtonen 447. Siphonozoide 133. Sipunculidae 309. Sipunculus nudus 309. Sielettbildungen der Nadivlarien 35. 36. ©felettpolypen 113. Sfoler 220. Solarium 460. Solaster papposus 377. Solen mareinatus 566. Solenogastres 191. Soleolifera 465. Sonmereier der Wafjerflöhe 644. Sonmterherbitfieber 53. Sonnenroje (Nktinie) 153. Sonnenitern 377. Sabhregiiter. Sonnentierhen 31. 33. Spadella cephaloptera 312. Spaltfuß der Strebje 625. Spaltfüßer 651. 671. Spaltfußfrebfe 651. Spatangiden 371. Spermatophore der Kopffüßer616. Sphaerechinus granularis 369. Sphäridien 361. Sphaerium 544. Sphaeroma rugicauda 664. Sphaeromidae 664. Sphaerophrya 71. — pusilla 72. — stentoris 72. Sphaerothuria bitentaculata 358. Sphaerozoum ovodimare 35. Sphaerularia bombi 254. Spifula der Anthozoen 129. — der Fadenwürnter 249. Spindeljchnede 452. Spio 283. Spiraculum 432. Spiralmund (Infufor) 63. Spiralzoid 113. Spirigera 63. Spirochaeta dentium 38. — duttoni 39. — gigantea 38. — obermeieri 38. — pallida 39. — pertenuis 39. — plicatilis 38. — — marina 38. — stenostrepta 38. Spirochäte der Frambödjie 39. — de3 afrikanischen NRückallfte- bers oder Zedenfiebers 38. — de3 europäischen NRiücdfallfie- bers 38. Spirographis spallanzani 288. Spirorbis 290. Spirostomum ambiguum 63. Spirula australis 609. — spirula 609. Spondylomorum quaternarium 47 Spondylus gaederopus 536. Spongelia’pallescens 97. Spongiae 73. Spongilla fragilis 93. — lacustris 93. Spongillidae 91. Spongin 79. Spongiobranchiaea australis 505. Sporen der Einzeller 4. Sporentierchen 51. Sporogonie der Coccidiaria 52. Sporozoa dl. Sporozyiten der Digenea 212. — der Einzeller 5. 6. Springtierchen 67. ı Springwurnt 267. Sprikwurm 309. Spulwurnt 267. Spulwiürmer 249. Spumellaria 36. Squilla desmaresti 674. — mantis 674. Staatsquallen 117. Stacdhelhäuter 333. Stahhelhunmter 679. Stacelichnede 452. 453. Statoblajten der Armmwirbler 319. Statolith der Etenophoren 180. Stauroteuthis umbellata 602. Stectmufchel 540. Steganobrandien 486. Steimbohrer 558. Steindattel 523. Steingarnele 677. Steintanal der Stachelhäuter 336. 348. Steinforallen 155. Steinfrebs 684. Steinfeeigel 366. Stelmatopoda 320. Stenogyra 475. — decollata 474. Stenorhynchus phalangium 69. — rostratus 6%. Stenostomum 199. Stenoteuthis bartrami 610. Stenotreta 601. Stentor baretti 64. — coeruleus 64. — igneus 64. — niger 64. — pediculatus 64. — polymorphus 64. — roeseli 14. 64. Stephanoceros fimbriatus 245. Stephanophyes superba 117. Sternforallen 161. Sternleijten der Steinforallen 156. Sternwiürnter 306. Stichopus regalis 355. Stigmata 3. Stoichactis haddoni 154. — kenti 154. Stolonen der MoosStiere 321. — der Bolychäten 291. Stomatopoda 673. Strahlenamöbe 22. Strahlenfuß 72. Strahlenfugeltierchen 33. Strahlenplatten der Steinkorallen 156. Strahlentierdhen 34. Strandfloh 667. Strandigel 367. Strandfrabbe 696. Streptocephalus 640. Streptophiurae 386. Strombus 449. — gigas 460. Strongsylidae 262. Strongylocentrotus lividus 366. Strongyloides stercoralis 252. Strongylus apri 265. — commutatus 269. — filaria 265. — micrurus 269. — pusillus 265. StrontiumkrijtallederRadiolavien 34. Strudeliwürmter 194. Sturmhaube 450. Stüglamelle der Hydren 100. Stylaria lacustris 298. Stylafteriden 111. Stylocidaris affinis 363. Stylocometes digitatus 72. Stylommatophora 471. Stylonychia mytilus 68. Stylotella heliophila 91. Subderntalräume 77. Suberites domuncula 89. 91. — massa 91. Guberitiden 89. Subitaneier der Rädertiere 242. — der Wajjerflöhe 644. Subradularorgan 392. Succinea 482. — oblonga 474. Suctoria 71. Sumpfdedelichnede 437. Sumpffieber 52. Sumpffrebs 684. Sunpfmujcel 558. Sumpfichnede 437. Curra 42. Süßmafferfrabben 698. Süpmafjerlungenjchneden 467. Süßmwaljermujcdeln 541. Süßwafjerpolypen 102. Süßwafjerradiolarien 31. Süßmwafjerihwänme 91. Süßwajjeripirochäte 38. Sühkiwatjertricladen 202. Sycon giganteum 81. _ — raphanus 81. Syconidae 81. Syeontyp der Shwänmte 76. Syllidae 279. Syllis hyalina 291. — ramosa 292. — variegata 279. — vivipara 290. Symbioje zwiichen Aftinien und Srebfen 147. Synapta maculata 350. — vivipara 352. Synaptifel der Fungaceen 162. Synaptula hydriformis 349. 352. Syncarida 670. Syncoryne mirabilis 110. Syneytiun: 79. 196. 335. Syngamus trachealis 265. Synura uvella 45. Syphilisipivochäte 39. Syphonolaimus 250. Talitidrae 667. Talitrus locusta 667. — saltator 667. Taenia coenurus 229. — crassicollis 229. — cucumerina 231. — echinococceus 230. — flavopunctata 231. Sadregiiter. Taenia marginata 229. — mediocanellata 228. — nana 231. — saginata 228. — serrata 229. — solium 227. Taeniidae 227. Taenioglossa 423. 433. Tapes 557. ZTäfhhen (Snfufor) 63. Tafchenfrebs, Großer 698. ZTafchenfrebie 696. Zaichenpantoffeltiecchen 60. Zajter der Wneumtatophoriden 1Lilzfs Täaubchenihhnede 450. Tectibranchia 486. Tegmentun der SKäferfchneden 398. Teichmufchel 544. Teleoteuthis caribaea 611. Telethusae 280. Zellerjchnede 467. Tellina 558. Zellnujchel 558. Telphusa 698. Telphusidae 698. Zelion 662. Temora 636. Tentaculata 181. Tentafel der Kopffüßer 580. Terebella 285. Terebellidae 285. Terebra 457. Terebratula 328. Terebratulidae 325. 328. Terebratulina caputserpentis 328. Teredo 568. — fatalis 570. — navalis 570. Testacea 23. Testacella 479. Tejtacelliden 479. Testicardines 328. Tethya lyneurium 87. Tethymelibidae 497. Tethys fimbriata 497. Tetrabranchiata 588. Tetramitus nitzschei 43. — pyriformis 43. — rostratus 43. Tetrastemma 237. Tetraxonida 86. Teufelsfrallen 449. Teuthis 608. Terasfieber 55. Zertularien 10. Thalamita natator 696. Thalamophora 23. Thalassinidae 687. Thalassopterus 506. Thaumatolampas diadema 613. Thaumatops magna 669. Thaumatopsidae 669. Thealia crassicornis 147. Thecidiidae 32). 717 Thecidium mediterraneum 326. 329. Thecosomata 501. Thoracica 659. Thoracostraca 670. Thriarthra longiseta 246. Thriarthridae 246. Thuiaria argentea 115. Thyca eleeton 462. Thyone briarens 357. — rubra 358. Thyrophorella 476. Thysanoteuthis 583. — rhombus 611. Thysanozoon brochii 208. Tiara pileata 113. Tichogonia 541. Tiedemannia 503. Tiedenannihe Körperchen 336. Tintenbeutel der Stopffüker 584. Tintenfifch, Gemeiner 604. Tintenfijche 577. — Ahtarnıige 592. — Sehnarmige 603. ZTintenjchneden 584. Tintinnidae 67. Tiphobia 489. Titiscania 422. Tjalfiella tristoma 184. Tocophrya 71. — quadripartita 72. Todaropsis eblanae 615. Tonnenflohfrebs 668. ZTonnenjchnede 450. Toöpferin (Terebella) 237. Tornaria-Xarve 313. TIote- Mannshand 131. Toxoglossa 423. 457. Tracheliidae 61. Trachelius ovum 61. Tradeopulmmnaten 477. Trahymiedufen 115. Tränden (Snfufor) 62. Trematodes 209. Tremoctopus violaceus 601. Trepang 355. Treponema dentium 38. — duttoni 38. — pallidum 39. — pertenue 39. — recurrentis 38. Triaenophorus nodulosus 225. Trichina spiralis 259. Trichinella spiralis 259. Trihinoje der Schweine 262. Trichocephalus affinis 262. — erenatus 262. — dispar 262. — trichiurus 262. Trichodina pediculus 68. Trichomonas batrachorum 43. — hominis 43. — intestinalis 43. — vaginalis 43. Trichoplax adhaerens 177. Trichotoxon 480. Trichotrachelidae 259. 718 Trihozyiten 3. Trichter dev Kopffüler 582. Trichterpolypen 70. Trieladida 201. — maricola 206. — paludicola 202. — terricola 205. Tridacna elongata 564. — gigas 563. TIridalniden 562. Triforis 448. Trigonia 518. Trilobiten 637. Triops eancriformis 642. Triopsidae 642. Tripylea 36. Tristomidae 209. Tristomum 209. — coceineum 210. — molae 210. Tritontiden 450. Tritonium nodiferum 453. Tritonshorn 450. Trivia 448. Trivimm 348. ITroditen 340. Trochophora 188. Trochophora- Streis 188. Trochophora -Tarven 274. 290. 807. Trochosphaera 247. Trochus 427. — magus 429. Irocdenjchlaf der Schnecden 476. Troglocaris schmidti 679. Irogmufchel 569. Zeompetentierchen (Snfujor) 14. 64 aequatorialis Ireöpfehen (Amöbe) 21. Trypanoplasma borreli 40. — eyprini 41. 41. Trypanosoma brucei 42. — eyansi 42. — gambiense 41. — rotatorium 41. — sanguinis 41. Irypanojontenfieber 42. Trypanosomidae 41. Trypanosyllis 292. Tietjetrantheit der Huftiere 42. Tubicola (Borjtenwirnter) 275. Tubieolae (Roöhrenmufcheln) 566. Tubifex rivulorum 297. — tubifex 297. Tubifieidae 297. Tubipora hemprichi 131. Tubiporiden 131. Tubulanidae 235. Tubulanus superbus 235. Tubularia larynx 114. Tubulariae 111. Tubulipora flabellaris 322. — verrucosa 3. Tubnliporidae 322. Sadregiiter. Tunnelfranfheit 263. Turbellaria 194. Turbinella 452. Turbo 427. — pagodus 428. QITurmichneden 441. Turris pileata 113. QTurritelliven 441. Tylenchus dipsaci 255. — scandens 254. Typton spongicola 678. Uca 699. ' Udonella caligorum 210. Udonellidae 210. Uferjchneden 433. Umbellula encrinus 137. Umbonen 516. Umbrella (Schneife) 489. Umbrella der Kopffüßer 579. Ungleichbewimperte 63. Unio 544. — batavus 551. — — consentaneus 55l. — — cerassus 551. — —- hassiae 554. — .— kobeltianus 554. — — pseudoconsentaneus 554. — consentaneus 554. — crassus 549. — cytherea ceytherea 554. — pietorum 551. — — platyrhynchus 551. — platyrhynchus 548. — tumidus 531. Unionidae 544. Urfiemer 514. 517. Urnatella 323. — gracilis 324. Urogonimus macrostomus 213. Urticina erassicornis 147. | Urtiere 1. Teypanofona der Schlaffrankheit | Urzeugung 7. 8. Vaginula 466. Vahlkampfia 22. Baluolen, puljierende 2. Valyata antiqua 438. Balvaten 488. Vampyroteuthis 602. — infernalis 601. | Bafopulmonaten 477. Verlchenfchnede 461. Velella spirans 119. Beliger der Käferjchnecen 403. Velodona 599. Belum der Hydromedufen 109. Velutina 447. Venus (Benusnijcel) 558. Venusfächer 134. Benusgürtel 181. Venustörbchen 83. Benusmufcheln 558. Veretillum cynomorium 136. Vermes 187. Vermetiden 441. | Vermetus gigas 441. Vermetus lumbricalis 441. Veronicella 466. Berfuh und Jrrtum 13. Berwachienkiemer 576. VBibrafeln 322. Vica 87. 2 Bielauge, Gehörntes 203. — Schwarzes 203. Bielboriter 275. Bielgeißler 43. Vielminder 210. Vielzellige 73. Vierectfrabben 698. Bierfienter 588. Bieritrahlihmwännne 86. Virbius varians 677. Vitrella 437. Vitrina 474. Vivipara fasciata 437. — vera 438. Bogelmalaria 54. Bogelmufcheln 536. Voluten 456. Volvocidae 46. Volvox aureus 47. -— globator 46. 47. Vorderkiener 422. Vortex 201. Vorticella campanula 69. — chlorostigma 69. — convallaria 69. —- microstoma 69. —- nebulifera 69. Vorticellidae 68. Vorticellinae 69. Vulsella 577. Wabenkaltichivänme 81. Wachösrofe 146. Waffentterchen 68. Waldheimia cranium 329. Walfiihaas 504. Walfiichläufe 669. Wallriffe 171. Walzenjchnede 456. Wampumgürtel 460. Wanderniujchel 541. Wanderzellen der Stachelhäuter 337. Wappentierchen 246. Wafjerafjel, Gemeine 665. Wajjerajjelt 665. Wafjerflöhe 644. Waljergefäßiyiten bei Wirmern 191. — der Saugmürnter 209. — der Stadyelhäuter 334. 336. Wajjerfalb 269. Wafjerlunge der Grabfüher 406. — der Seegurfen 337. 349. Wafjerichlängler (Naididae) 298. Wechjelfieber 52. Wechleltierchen 18. — $lafiges 22. — Landbewohnendes 20. — Naubes 19. —- Berzweigtes 21. a E Wechieltierchen, Vielgejtaltiges 18. Wegichneden 477. Wehrpolypen 111. 113. Weichrädertierchen 244. Weichtiere 388. Weinbergichnede 479. 482. 484. Reizenälhen 254. Wellhorn 452. Wenigboriter 293. Willemoesia leptodactyla 679. Winperloje 71. a Winperrofetten der Ctenophoren 179. Winmpertierchen 57. Winferfrabben 699. Winterdedel der Schnecten 476. Wintereier der Nädertiere 242. — der Wafjerflöhe 644. Rinternofpen der Arımwirbler 319. Winterfchlaf der Schnecden 476. Wirbelmoos 45. Witiwenrofe 152. Wollfrabbe 692. Wunderlanpe 613. Sadregiiter. : Wırnt= Anemrisnien 265. Wiirmer 187. Wurnmtollusten 390. Wurntregen 257. Wurmijchnecen 441. | Wurzelfüßer 17. Wurzelgeikler 40. Wurzelfrebje 660. Xenophorus 442. Xenophyophora 31. Yoldia 517. — Jimatula 512. 518. BZahnjpirochäte 38. BZahnwalze 62. Zebramufcel 541. Zecenfieber 38. Zehnfüher 674. Zeichentierchen 25. Bellafter 3. Zellmund 3. Zentralfapfel der Radiolarien 34. | 719 Zerfarien 213. 216. Zimmoffafdwanm 95. Zizyphinus 429. Zoantharia 173. Zota 631. Zoide der Volychäten 291. — der Siphonophoren 117. Boodlorellen 3. Zodcien der Moostiere 315. 321. Zooide der Microitomen 200. Zoothamnium 70. Booranthellen 3. ‚Zottenplanarie 208. Zudgänschen (Infulor) 61. Zungenloje 423. 462. weiflojjentierchen 67. Zweigeißelanmdbe 40. ‚Simeiftenter 591. Zweimaul 217. Swergigel 370. Zygophiurae 382. Zyklonıorphofe 243. Sylinderroje 175. Zylimderrofen 174. ZYiten der Einzeller 5. 4 Abbot 183. 184. Ydanfon 571. Agaljiz 170. 173. Allenıand 97. Allmanır 314. Anderfjon 343. Andres 154. Ynnandale 103. pitein 541. Ariitoteles 586. 614. 616. 620. . Asbjörnjen 380. Baglioni 368. Ball; 137. Baer, E. vd. 188. 529. 531. 562. Barett 328. 329. Yartel3 147. Bartich 462. Bauer 180. 377. 446. 463. Baur, ©. 172. Bavay 252. Heer 13. Bell 697. Hennet 591. Bently 15. Bergh 447. 493. Bernard 643. Bethe 13. 626. Bilharz 218. Blainvdille 402. Ylochnrann 22. Boas 632. Bohn 136. 137. 145. 195. 434. Bolau 379. Donelli 308. Bonney 172. Bosntaer 89. Boulenger 112. Bourne 431. Boudier 426. Braenı 319. 320. Brandt 146. Brauer 106. Braun, M. 21. 51. 223. 226. 233. 957. 261. 622. 643. Breplau 194. 197. 200. Bronn 508. Broofes 678. Brüel 495. Brunelli 148. 149. Buchner 552. Buddendrod 350. 536. Buffon 8. Bujor 136. Bürger 148. 234. 237. Biltichli 250. Namenregiiter. Carlgren 144. 146. 147. Carpenter 364. "Carrington 622. 633. 694. 695. Carter 320. Cajtellani 41. Cepede 379. Chadwic 357. 367. Child 176. Chun 117. 120. 181. 182. 185. 549. 353. 500. 578. 609. 610. 613. 614. 631. 679. Claparede 290. Clark 341.-351. 352. 364. Claus 668. Glefjin 551. Eve, R. W. 237. Kohnheint 360. Conflin 440. Cojte 624. Cotte 97. Coutiere 365. Buenot 337. 376. &uvier 187. 306. 333. 505. 615. 697. Czepa 48. Dahl 591. 654. 665. Dall 462. 576. Dalyell 285. Dana 172. Darwin 172. 295. 658. 660. 690. Davaine 232. David 172. Day 15. Dean 590. 591. Degner 621. Delage, Vve3 361. 362. 633. 661. 662. Dolap, Maud 124. Dellinger 19. Dendy 81. de3 Arts 385. Deshayes 566. 571. Dewiß 634. Dieffenbach 243. Doderlein 163. 346. 364. Doflein, 5. 21. 37. 38. 42. 56. 83. 154. 164. 169. 345. 363. 371. 3887. 621. 626. 678. 695. 696. Dohrn 357. 369. Dv’Orbiany 506. Drew 512. 518. 617. Dröjcher 622. 686. Dubois, Raphael 557. 568. Duerden 155. 159. 164. 165. ‚ Dujavdin 9. Dunder 154. Dutton Al. Ehlers 266. 285. 290. Ehrenbaunt 622. 676. 677. 682. Ehrenberg, Ehrijtian Gottfried 9. 30.194. 243. 655. Eichelbaum 368. 376. 377. Eifig 283. 366. 688. Engelmann, W. 3. 10. 11. 24. Erdmann, Ahoda 57. Eijig 597. Evans 41. Exner 697. yabricius 306. 671. Jaurot 149. 150. Vedichento 258. Viebiger 215. Silippi 522. 556. Fifcher 402. 488. 594. 605. 606. 617. dlenung 73. _ lenming 545. Aleure 147. Yorbes, Henry D. 690. Yoriter 568. France 3. öranz 16. 649. 654. Sredericq 634. Srehtag, Oujtav 524. STriedländer 279. 455. Fud3 362. Gaimard 170. Gamble 195. Gandolfi-Hornhold 372. Gardiner, Stanley) 156. 169. 170 Gegenbaur 191. 503. 654. 655. Geidies, 9. 62. Gerjtäcter 658. Geyer 437. Giesbrecht 623. 674. Goodcdhild 169. GSojje 559. 676. Goethe 642. 692. Soette, U. 107. Staff, Ludiw. v. 195. 201. 293. Srajit 54. 267. 312. $ravier 137. 156. 157. 159. 169. 175. Sray 433. 434. Grieg 386. \ Srinpe 368. 377. 379. 522. 566. 601. Srube 208. 495. Sruber, U. 4. 66. Guilding 403. GuppY 173. Guyon 303. Haas 553. 554. Haberlandt 196. Haedtel 36. 74. 81. 166. 188... Haeder, Balentin 36. Haddon 154. Hadzi 101. 103. Hahnel, Elife 500. Haller 473. Hamann 127. 376. . Hünmpel 667. Hargitt 112. Harting 572. 587. Hartlaub 125. 153. 377. Hartmıann 21. 37. 51. Hatichef 177. 571. 574. Heath 393. Hedert 214. Hedlet) 402. 462. Heidenhain, M. 16. Heider 153. 162. 175. Hein 556. Heinde 606. Henderlon, 3. R. 691. Henri 361. Henfen 697. Herbit 335. Herdmann 557. Hertwig, D. 362. — R..4. 72. Heromard 124. - Heicheler 603. Hefe 62. 294. 581. Sekling, v. 536. 537. 538. 556. Heynons 642. Hidjon 133. 138. 154. 162. Hirsch 492. Hofer 41. 68. 686. Hoffmeilter, W. 294. 296. Hornell 557. Hoyle 578. Hyatt 624. Hyndentan 699. SShering, v. 391. Snntermann 36. Sihifawa 66. 107. Sörael 546. 547. 548. 549. 551. 552. 558. 554. Safe 93. Samejon 356. 557. Satta 578. Sennings 12. 14. 18. 65. 67. 379. Sohn 366. 367. Sohnijton 568. Sones 157. 170. — NAymer 279. 287. — W. 163. Sordan, 9. 565. Dofeph 243. Sourdain 661. Soyeur-Laffute 467. Surine 624. 645. Brehm, Tierleben. 4. Aufl. Namenregiiter. Kaffa 16. 142. 358. Ralltanow 131. Kayalof 370. Keeble 195. = Keferitein 443. 590. Keiler, U. 22. Keilhack 646. Relaart 556. ‚ Kent, Saville 154. 164. 166. 172. 356. 365. Kerr 125. Kiaer 161. Kimalowicz, M. vd. 416. 475. 476. Kifhinouye 128. Kodelt 438. 483. 553. 554. Koch 133. 134. 160. — Hobert'21. 42. 54. Koelit 106. Stoellifer 288. SKollmann 593. 595. 596. 615. Koningäberger 355. Korotnev 183. Korjchelt 202. 540. 555. 556. Kowalemwify 324. 397. 328. 395. Kozubomift 639. Seränter 279. Kraepelin 319. a Krumbach 177.366.367.369.497. Küchenmeilter 221. 222. 556. Kühn 110. 255. Kühne, W. 10. Küfenthal 131.134. Künfel 473. 478. 481. Laacdmann 67. Lacaze-Duthierd 133. 160. 161. 163. 164. 283. 308. 327. 329. 344. 406. 407. 455. 534. Zamard 333. Zandois 631. Lang, U. 195. 207. 208. Lange, Ü. 242. 243. Langenbec 172. Langhans 649. Zaveran, V. 53. Zautenborn 243. 247. Leeumenhoek 7. 8. 525. 545. Lehnert, Georg 206. Leiper 259. Lendenfeld 98. Rejjon 119. 236. Reuctart 188. 214. 230. 251. 252. 253. 259. 265. 267. 268. 272. Zeyden 25. 1303. 533) Leydig 297. 545. 647. Lichtenitein 611. Zinne 231. 537. 570. Linitomw, vd. 257. Lo Bianco 370. 378. Xoeb 176. Lohmann 10. 21. ZooR 218. 252. 263. Lopen 436. Lodett 622. 694. [876. Ludwig 349. 351. 352. 358. 375] Lvowify) 174. &hyell 172. I. Band. 721 Maas 80. Vic Bride 367. Dae Ssntojh 386. Mangold 365. 375.376.382.383. Manjon 54. 257. Marenzeller 165. 377. Marihall 35. 225. 356. 507. Martens, E. vd. 542.544, ı 697. Martini 301. Mabpdorf 622. Maupas 4. Mayer, U. ©. 125. 126. 279. — Raul 632. MBain 145. Meifenheinter 479. 484. 501. 505. Meiiner 270. Merkle 67. Mettenheimer 567. Meyen 119. [488. 521. Meyer 434. 435. 436. 452. 487.) — ®. Th. 581. 613. Midvendorf 402. Milne- Edwards 440. Mintert 342. WeSsntofh 292. Mitjufuri 355. Mobius 101. 125. 368. 379. 434. 435. 436. 452. 487. 488. 521. 525. 527. 530. 692. _ Moliich 384. Montfort 587.- Moore 96. 440. Morgan 362. — Lloyd 13. Morin 168. Morie 324. 325. 327. 331. Mortenfen 184. 369. 373. Mojeleiy 400. 590. Mosler 268. [699. Müller, Fr. 205. 320. 632. 6781 — Sohannes 352. 463.615. 701. — ft. 80. 9. — I) Or, 8. 204. 620. Murray, S. 172. Naef 578. 600.601. 603. 604.619. Vagel 626. Negri 57. Vteresheimer 62. Keumayr 172. 516. Ni, 2. 99. 366. 377. 379. Niedernieyer 137. 139. Noll 357. 368. Kupbaunt 107. ODppel 588. Drbigny, |. V’Orbigny. Ortnann 172. Dfhina 349. Dsler 566. Ditergren 385. Oftwald, Wolfgang 646. Omen 259. 584. VBagenitecher 259. 658. Pallas 226. 306. Banceri 138. 283. 445. 500. 568. Bapanicolau 645. 46 722 Barker 79. 1. Bajteur 56. Bavelt 634. Bar 145. 146. 154. Bearje 358. SBeiper 268. Beljeneer 435. 462.500. 514. 541. Bernard 20. 31. Berkfins 116. Berrier 337. 361. 488. Peters, U. W. 186. Petrunfewitich 366. Bfeffer 578. 610. PBieron 145. Plate 49. 467. 477. 483. PBlinius 541. 587. Bolt 525. Bopoif 58. Röppig 687. 700. Potts, E. 108. Boivell 278. Bratt, E. 131. Preyer 376. 378. 382. Prouho 144. 362. 363. VBruvot 395. 396. Pratbran 342. Duatrefages 276. 282. 288. 306. 570. 571. 573. 574. Duenjtedt 588. Duoy 170. NRacoviga 617. Nauther, M. 189. Aeaumur 424. 622. Nedi, Srancesco 213. Heichensperger 343. 334. Neitmayer 176. Keufauf 107. Ahunibler 5. 20. 25. Jichard 119. Jtieper 481. Noaf 367. Ntobert 431. Jrobertfon, 3. 567. Nochebrume 606. Nolanda 306. Iomanes 367. Noejel 70. Nojenhof, Noefel von 17. 18. Nop, R. 54. Nopmäßler 508. 548. Nom 81. Nubbel 556. Numph 428. 448. 563. 590. 609. Sadje 243. Salzwedel 301. Geite DDr NEN DD Quc >) > Namenregiiter. Sanıter 642. 672. Sangiovanni 599. Sarafin 363. 467. 483. Sars, M. 346. Schäffer 105. 642. Scharfenberg, v. 645. Schaudinn 21. 25. Scheuring 127. Schiemenz 378. 446. 624. Schilora 686. Schlagintweit 243. Schleiden 642. Schlefing 119. Schmalz 379. 386. Schmantewitic) 641. Schmarda 208. 243. 303. Schmidt, D. 11. 26. 96. 199. 208. 357. 366. 497. 527. 533. 543. 594. 601. 603. 604. —D. %. 307. Schmidtlein 693. Schneider 134. 199. 314. Schorn, ®. 108. Schuberg 104. Schulte, Mar 9. 26. 27. 29. 205. Schulze, %. E. 23. 29. 87. 97. — Louis 62. — ®. 102. Schuren 867. Schwarz 554. Scott 367. Scourfield 104. Seeliger 343. Semon 127. 352. 591. Senmper 160. 247. 309. 355. 463. 467. 691. Servain 551. Seurat 557. Shearer 362. Siebold, v. 211. 270. 640. Sinoth 367. 385. 429. 435. 448, 480. 497. 638. Slabber, Martin 311. Smith 370. Solla3 94. 172. Sowerby 599. Spallanzant 8. Spengel, S. W. 308. Stahl 478. ©tair 278. Steche, DO. 104. 106. Steenjtrup 324. 587. 615. Stein 9. 70. Strajjen, zur14.16.250.258. 259. Strubell, VA. 255. Studer 134. Berichtigungen. Sue 172. 331. Siühbad) 386. Teich 505. Thompfon 655. Thonfon 364. Topjent 88. Trembley 107. Teojchel 419. 450. Trybont 686. Uerfült, v. 13.127.360. 365. 369. 870. 372. 382. 535. Baillant 564. Banhpeffen 36. Barigny 634. Bejdowffy 205. Berany) 578. 593. Berrill 618. Berivorn 25. 65. 180. Billeneuve 366. Virhom 259. 260. Vikou 623. Bogt, Carl 188. 640. Boigt 247. Boelbfow 576. Yagner 280. Waite 119. Wallace 356. Walton 147. Wafielewjfi, Th. dv. 22. Weisniann 648. Weltner 672. Wefenberg Lund 646. Wefterlund 551. White 102. Bietrzyfomity 122. Will 101. Willey 183. 590. 591. Willtanız 608. 619. Wilfon 80. 141. Wiren, U. 289. Wolff, MI. 100. Wollebaef 161. Woltered 120. 645. 646. Woodland 335. Woodiward, Martin 426. Wortley, Stuart 692. Wrisberg 8. Yung 418. 472. Zaddad) 647. Belinfa 247. Zeller 211. ‚Zenler 259. | Bograf, v. 643. 23, Zeile 20 von unten lies: Amoebaea jtatt Amoeboea. 2, = 1 von unten lied: Laverania jtatt Laveriana. - 15 von oben fehlt zwifchen „Küjten‘ und „in“ ein ommıa. - 16 von unten lies: Spirula jtatt Spruila. Drud von Bibliographifchen Inftitut in Leipzig. 40 West.Lge.20 Bis Merid.0 v. Greenw. nach Wallace TIERGEOGRAPH. REGIONEN ‚ Kirchhoff, Jacobi,Ortmann u.a. Die Namen der Landregionen sind rot, die der Seeregionen schwarz eingetragen. = y Australische Reg: Neotropische Reg.: Äthiopische Reg.: EEE Papuanische Subreg, EEE Patagonische Subreg. LI] Astafrikan.Subreg, Vorderindische. Subreg. EZ Australische u E27] prasilische 7 E27] westwrikan. n De . EEE Bolpnesische : u ZA Mittelamerikan. BT südafrikan. P g: ER = en waüsche ZEN Westindishe „ EEE] Yadasass.Regi E Frikippir = Hawalische n BEE ws: Madagass.Region | | Philippinische n n ) Celebes-Subregion Bibliographisches Institut in Leipzig. 3 SON REN HolarktischeReg.(Paläarktisches u Nearktisches ET] Zuropäische Subreg, EI Arktische Subregion 27] Yittelländische Sahara-Subregion Sibirische 2 Innerasiat. Ostasialische- n 7 E87] Zanadische " Gebt): VERBREITUNG, WICHTIGER _NIEDERER TIERE. 40WestlL£e.20 _MeridOv:Greemw. 20ÖstLLge. WERE 10 m: = ——= —e—r — —ee — ee Pause zB MAR N {6} so” Ru ERLERNTE ee © X —___—_ Horallenbauten - | _ _._.- Nordische.Regenwürmer (kumbricidae), endemisch —_— 2 == 7 || ____ Rliesenregenwürmer Megascolecidae) —— (io autralis = = | _____ Flußperlmuschel (Margaritana margarüifera) Te : = _— Flußmuschel (Urio) 2 RR Teichmuschel (Anodonta) a : _—____ Zweizahnflußmuschel (Diplodon) |Schneckengattung Nanina 777777 ö See chen ----- Melanien Cochlostyla ee = ne perlmus . III Zmpullarien Floh-u.Schmarotzerkrebse 5055, Irepang 0-0 llausilien. Sg lebendig gebärenden Echinodermen mm Badeschwämme anne Nautilus Binnengewässermit relikten Meertieren = Bibliographisches Institut , Leipzig. Foul Fa Ko el RER, DaueS X. IT 3 9088 00935 5678