LIBRARY OF WELLESLEY COLLEGE

PRESENTED BY

Helen Joy Sleeper

ü%nu nnit Üffi

^om ^aijrß 1854 bh 1861.

Drurk unö ^Derlag con ßrettkopf unb ^ärtel 1887.

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ÄUe ^ft^r^tB, insb^fonöfrc ibaa bar llbKcre^airg, uörb^tjaltcn.

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qSotn 3al)re 1854 m 1861.

143.

Siebfter Üxirfiarb !

Heftern (Sonnabenb 7. Januar erfte 5luffül)rung be§ So^engrin in Setpsig. ®a§ fef)r 5aI)Irei(^e ^uBlüum (bei üerboppelten greifen) bezeugte entf(i)iebene ©t^mpatfjie unb 93eiüiinberung für bie^ njimber* öoUe 223er!. ®er erfte 9tft ging giemlid) befriebigenb öon (Seiten be§ ^erfonaleS. 9flie| birigirte präci§ nnb an[tänbig. ^ie @nfemble= @ä^e waren genau einftubirt. ®er gtüeite unb britte Slft aber litten an üielen S[RängeIn unb ^efjtern be§ 6fjore§ fotnie ber ®ar[teller, lüeld^e fic^ getni^ bei ben nöcfiften SSorftellungen befjern werben, objd^on "Oa^) Seipäiger X^eater nidjt bie baju geljorigen ®ar[teller nnb ^ünftler befi|t. S)iefelbe S)et)nung int ^meiten 5tft, meldte id) mir erlaubte, ®ir fd|on gu bemerten, war biegmal fet)r füt)tbar, unb eine ^jenible empfinbfame ©rmattung im ^ublüum eingetreten. ®ie Xempig ber Sf)öre, britte ©cene, fd)ienen mir um ein 33ebeutenbe§ gu fd^nell au^ würbe in biejer Scene mel)rmal§ umgefdjmiffen. Sut @an§en, o^ne un§ ju jd)meic^eln, fteljt bie Öeipjiger S(uffüf)rung ber nnjrigen nac^, wa§ ®ir aud) öon anberen Seiten gufommen bürfte. §in= gegen f)at ba§ Seipgiger ^nblüum tior bem unfern oieleS tiorauS, unb ic^ bin überzeugt, ba^ fid) ber X^eater=®rfoIg ber geftrigen 5tuffüf)rung ganj bebeutfam ^erau§ftetten wirb. (Sin großartiger (Succeß ift bem SBer! nid)t meljr abguftreiten ; baran wollen wir un§ erfreuen unb ba§ Übrige wirb fic^ nac^ unb nad) oon felbft ergeben. ®ie2)arfte(Ier, 9iie| unb SSirfing würben nad) bem erften 9l!t gerufen unb nad)

aSagner u. Sif'jt, SBvtefwedlfef. H. 1

2 ~

bem Ie|teu erf(f)teiten tuteber bie Hauptrollen. X., ber öon ^ari§ gu biefer SSorftellung tarn, tuar fetjr uitgufrteben mit ber 5tuffüt)rmig. S(f) mobertrte xi)n unb erad)te !eme§trieg§ ä propos, bie §oupt= jad)e burd) ®etait=^riti!en p beeinträc^tigett, SSor StIIem fei feftge= fteUt, bo^ ber 2of)engrin ba§ l^errüc^fte ^unfttüer! i[t, tnag tuir big je|t befi|eit, unb ba^ fic^ ba§ Seip^iger X^eater burc^ bie 5tuffüf)rung beSfelben ®t)re ma(i)t.

SSenn ®u biefer Xoge noc^ Seipgig in jc^reiben ^a[t, jo tijue mir ben Gefallen unb öert)alte ®id) freunblid^ unb aner!ennenb für ben guten Sßillen unb ben gelungenen (Srfolg , tüel^e nicf)t ^u be* gtoeifetn finb. ®ie einzige SSeraerlung über ba§ gu fd)neEe Xempo ber (Sfjöre britter «Scene (gmeiten 5l!te§) foit)ie ber So^engrin=©teIIe im britten 3l!t

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2(t^=meft ®u itic()t bie = ße« S)üftc

mit 2)einer SKetronom^Slngabe, erf^eint mir gmedmö^ig, nm fo mel)r, al§ faftifd) bie ^f)öre ba umjd)mi|fen, unb bie ©tetten ben un* auSbleib liefen (Sffelt ni(i)t f)ertiorbringen fonnten.

3um näd)[ten Geburtstag ber ©ro^^ergogin (8. Stpril) n^irb ber £ot)engrin t)ier mit @5|e (je^t @ejang§Ie^rer am Seip^iger ©onferüa^ torium, fruf)er t)ier beim X^eater erjter Xenorift) unb ber ^aftlinger gegeben, unb SRitte SO^ai folt Xid§atjcf)e! bie JRoEe 2 mal bei un§ fingen. ^igefar f)atte auc^ SE. %vx Drtrub eingelaben unb il)r fomie an Xi(i)atfc^e! ein gang anftöubigeS Honorar geboten if)re 2lnttt)ort lautet aber ^iemlic^ fc^tuanfenb unb fc^mebenb : „tüenn i(f) gu biefer ßeit nic^t nac^ ©nglanb mu^" jc. :c.

Xic^atfc^e! benimmt fic^ mieber gang öortreffIic| bei biefer ©ete» genf)eit, unb i^ ban!e ®ir, "^^^ ®u t^m ein paar freunbli(^e ßeileu gefrfjrieben f)aft, benn er üerbient toirflic^ buri^ feine morme Stn* f)änglic^!eit an ®ic| unb ©einen 2öer!en. '^vx Sof)engrin=95orfte!ttung tt)ar er uac^ Seipsig ge!ommen (mit ^reb§), unb wä'^renb ber

3

3tüijcf)ena!te begegneten mv nn§ im Büffet, tüo er mir ergä^Ite, bo§ SDu il)m gejdjrieben Ijaft, raa§ mic^ fef)r erfreute.

§ärtel§ f)oben ®ir 300 X^aler für bie 9 9lummern be§ Sofien- ^rin gefanbt.

Seb' Ijerslirf)ft wotjl nnb lafj balb ettras f)ören üon ®ir 8. Sanuar 54. S)einen

granj.

144.

Siebfter!

S)a§ ^vtjein g o Ib ift fertig : aber an6) id) bin fertig! I !

3cf) fjabe mi(^ in ber legten ßeit burcf) meine 5Irbeit fo notfjmenbig abfidjtlic^ betäubt, ba^ ic^ auc^ jebe 93eranIoffung unterbrücfte, öor ber 35DlIenbung 2)ir gu fdjreiben. §eute ift ber erfte 95ormittag, ttjo mic^ nun !ein S^ormanb mef)r abhält, ben lang genäf)rten nnb gefeffel- ten Santmer loäbrerfjen §u laffen ! S8re^' er benn au§, ic^ !ann i()n nid^t me!^r t)alten !

Singer ©einem (fo liebevollen !) S3erid^te über ben £eip§iger ßo^en* grin, erhielt ic^ oud) ben ber „©eutfc^enStügemeinen" unb erfelje barau§ bie I)Df)nenbe Strafe für ben ^reöel, ben id) an meinem SSefen, an meinem inneren @ett)iffen beging, al§ ic^ üor ^wei Satiren meinem mir fo not^menbigen $8orfa|e untreu warb, unb in bie 5luf- füf)rungen meiner Opern ttiiüigte! %(i), mie rein unb einig mit mir war id) bamat§, al§ ic^ nur 2)id) unb SBeimar im ?tuge f)atte, öon feinem onberen Xl^eater tniffen tüottte, unb auf aüe tt)eitere ©rfolge gän^Iii^ üergic^tet ^atte.

Si^un, barum ift'§ getf)ün ! ic^ 'i)abi meinen 33orfa| gebrod^en : um meinen ©tolj ift'§ getrau, unb je|t ^ei^t'§, mit ®emutf) ben ^tadm beugen unter ta§> Sod) ber Suben unb ^f)ilifter !

STber, mie fd)änbli(^, ha'i^ ic^ um biefe ^reiSgebung be§ (Sbelften, ma§ ic^ befi^e, nid)t einmal ben So^n empfange, ber mir bafür au§be= bungen fd)ien! ^6) bleibe babei auc^ nod^ 33ettler, mieid^ mar! ßieber granj ! !eine§ meiner legten 2eben§ja^re ift an mir üorübergegangen, o^ne ha^ \6) nic^t einmal barin om äu^erften (Snbe be§ ®ntfd^Iuffe§

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geftanben ptte, meinem Seben ein ßnbe gu machen. ift alle» barin. fo üerfaf)ren, fo üerloren ! Siebfter, bie ^unft ift mir boc!) eigentlid) retner 9^ ott)be^ elf, nichts anb er ! ®0(^lt)irbfieenbIic§ immer lieber gum wahren 9^otf)Bef)eIf: bie S^lotf) jtüingt mid^, mir burtf) fie gu Reifen, um eben noä) leben gu lönnen. ®od) eigentlich nur mit malirer SSergmeiftung nel^me ic^ immer mieber bie ^unft auf : gefd^ieljt bie§, unb mn^ ic^ mieber ber SBir!lic^!eit entfagen, mu^ id) mid> wieber in bie SBeKen ber !ünftterif(f)en ^l)antafie ftürgen, um mid) in einer eingebilbeten SSelt ^u befriebigen, fo mu^ menigften§ meiner ^l)antafie aud) geholfen , meine ®inbilbung§!raft mu^ unterftü|t werben. S^ 'fann bann nic|t wie ein |)unb leben, i^ fann mic^ nid)t auf ©tro| betten unb mic§ in %]i\d erquiden: iä) mu§ irgenbwie mid> gefc^meic^elt fül)len, wenn meinem @eifte ha§> blutig fc^were Sßer! ber S3ilbung einer unöorljanbenen SSelt gelingen fott.

@ut! ol§ ic^ ie|t wieber ben ^lan ber Sf^ibelungen, unb il)rer wir!li(^en 3lu§fül)rung fa^te, mu^te SSieleS bagu wir!en, um mir bie nöt^ige Ütnftlerifd)« woEüftige (Stimmung gu geben : id) mu^te ein beffere§ Seben, al§ gule^t, führen lönnen! Sie ©rfolge be§ Xann^ pufer (ben ic^ eben auc^ in biefer §opung nun l)ergegeben l^atte) füllten mir ie|t Ijelfen: i6) rid^tete meine §äu§Iic^!eit neu ein, öer= fd)Wenbete (@Dtt SSerf ^wenben ! !) an biefem unb jenem $8ebürf= niffe be§ 2up§ : ® e i n ©ommerbefud^, ja Sein SSeifpiet aßeS- ftimmte mic^ §u einer gewaltfam ^eiteren Söufd^ung (ober: £uft mic| §u täufd^en) über mein Seben. äJJeine @inno|men fd)ienen mir etwas ganj Unfehlbares gu fein. Sn biefer fünftlic^ bel)aglic^en @tim» mung fa|te ic^ nun wieber £uft gur WvL\it. @d)Dn nac^ meiner Ülüd* !el)r öon ^ari§ warb mir meine (Situation bebenüid) : bie erwarteten Söeftellungen auf meine Opern, namentlid) auc^ auf ben Sol^engrin, blieben au§: wie fic^ ha§> ^at)X bem (Snbe näl)ert, fteEt fid) mir aber :^erau§, ba^ id) öiel, fel)r üiel @elb nötl)ig l)aben würbe, um in meinem 9fiefte mit 9läd§ftem beftel)en su fonnen. Sa forge id) benn; fd^reibe an Sic^, wegen bem 95erlauf meiner ©igent^umSred^te an ^ärtel'g; baraul wirb nid^tg. ^d) fc^reibe nad§ Berlin, an meinen bortigen Sl)eater*5(genten : ber üerf^afft mir SluSfic^t auf einen guten Käufer, weld^en ic^ auf bie erfte 2Dl)engrin=5luffüt)rung in ßeipjig öerweife.

Dlun, bieje f}at [tattgefmiben : mein S(gcnt jcf)reibt mir, ba^ itadj biefem ©rfolge nidjt mogtirf) gemefen märe, ben fd)on je!)r bereit^ toilligen Käufer gum enblidjen ^aufe 511 ftimmen.

©eftefje, i[t eine „(Situation", in ber id^ mid) befinbeü

Unb biefe Qual, 9btf) unb (Sorge für ein Sieben, ha§> id) tjaffe, t)a§ iä) öerflud)e! unb barum mid) aud) nod) üor meinen §au§=^ befuc^ern liic^erlid) mad)en, unb bobei au(^ noc^ bie SSoHuft ge^ niesen, ba§ ebel[te SSer! meine§ bischerigen £eben§ ber üorau5= gemu^ten ©tümperf)aftig!eit unfereS XI)eater=@e[inbe(§ unb bem §of)ne be§ ^fjitifterS preisgegeben gu ^aben!

@ott, mie fomme ic^ mir öor ! §ätte ic^ nur noc^ bie greube, ba^ einer mü^te, mie ic^ mir üorfomme!

§öre, meingrans! ®u mu^t je|t l^elfen! ©§ fte!E)t jd)Ied)t jet)r jc^Iec^t mit mir. Soll id) bie gä^igfeit mieber geminnen, auö< ^ul^alten (ic^ öerfte^e öiet unter biefem 25orte!), \o mu^ auf bem nun einmal |e|t betretenen SScge ber ^roftitution meiner Siinft etma§ Drbentlid)e§ gefd)et)en, fonft ift'S au§. §aft ®u nid)t mieber an S3ertin gebadet? bort mu§ |e|t etroaS gu (Staube !ommeu, menn nid)t 5ine» aufhören f oll !

58or Willem mu^ ic^ ober anä) ©etb t)aben: ^ärteCs finb fefir flott gemefen : aber ma§ Reifen mir tjunberte, menn taufeube ni3tl)ig finb. Söäre ber berliner ßauf ju ©taube gefommeu, fo t)ätte id) bod) min- beftenS bo§ Stnerbieteu beSfelben benu^en !öuuen, um ^ier bei einem ^efc^üftSmanne mein „Kapital" ju bocumeutiren, um bie mir nöt^ige (Summe auf brei '^at)xc (mit ßurüdjo^Iung be§ S)rittf)eil§ in jebem ber Sot)re) geliehen ^u befommen. Se|t ift'S mit biefer Hoffnung au§. 9^ur Semanb !ann fi^ p fotd)em ©efc^äfte öerftel^en, ber ein perfonlidjeg SSertrauen auf meine gutünftigen (?) (Srfolge f)at. So einen SJJann (t)öre, üebfter ^ran^) mu^t ®u mir fd)affen. ^o6)maU: id) braud^e— um mid) in ooüe 9iu^e unb @Ieid)gemid§t gu fe|en brei bi§ oier- taufenb Xljater. So öiel !önnen in brei ^ai)xtn red^t gut meine Dpern einbringen, toenn für Sot^engrin je^t etmaS ^üc^tigeS gefc^ief)t, fo 'üa^ er gerettet mirb : ^ä) öerpac^te mein ©igentljumSrec^t bem $ßer= leider; auf jebe gemünfd)te ober nötljige 9Beife, trete id^ fürXann^äufer unb Sot)engrin jebe§ ®igentf)um§rec^t ab Sin ic^ fold) eines

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®tenfte§ fetneTi toaÜ) bann, gefiele, fte!)t je^r jcf)kc^t um mic^, unb Sttte§ tt)ar Xäujclung!!! §ilf mir barüBer toeg jo totlt ic^ toieber au§J)alten.

äJJein SteBer, gürne mir nicf)t! i(^ tjobt ein 9^e^t an ®ic^, wie an meinen ©i^öpfer! S)u Bift ber @d)Dpfer be§jenigen, ber ic^ je|t Bin: i^ leBe je|t bnrc| ®ic^ ^a^ i[t feine ÜBertreiBung. @orge benn für ®ein ©efc^bpf : icf) rufe ®ir ba§ Ujie eine ^pc^t gn, bie ®u ^aft. -

(Sie!)', f)anbett fic^ ja nur um @elb: ha§> joEte boc^ möglic^. fein. Sie Sie Be la^' ic^ ja fahren unb bie ^unft??

0lun, ba§ ül^eingolb ift fertig fertiger at§ ic^ glauBte. Wit tneld^em ©lauBen, mit weli^er ^^^eube ging id§ on bie SUlufiÜ äJiit tt)at)rer SSerstt3eifIung§=2öut^ ^aU id^ enblic^ fortgefahren unb geenbet: oc^, lüie au^ mi(f) bie ^off) be§ ©olbel umfpann! ©lauB' mir, fo ift nod§ nid^t componirt ujorben : iä) ^^ntt mir, meine SOlufi! ift furcf)t* Bar; ift ein ^fu^l öon ©c^reiJniffen unb §ot)eiten!

$8alb (??) ma^e i^ bie 9fleinf c^rift : fdimarj ouf tuei^ : ba* baBei tt)irb'§ bann and) mofjIBIeiBen. Dber tüerbe ict)'§ ti'ma and) für 20 8oui§b'or in ßeip^ig auffüf)ren taffenl

Sd) fannSir |eute nic^t me^r ftfireiBen : ®u Bift ber (Sinnige, ber ha§^ üon mir erfät)rt: deiner af)nt fonft, am irenigften meine nä^fte UmgeBung !

§alte mic^ nic^t für in plö|lic|e SSergmeiftung gefegt üBer bie Seipgiger 9^a^ric^t. Sc^ flaute bie^ unb mu^te 5iae§ üorauS. ^d) taxin mir auc^ beulen, ba^ ber Seipgiger ^aü fic^ noc^ reparirt, bat „e§ ni^t fo f(f)Iimm mirb aU man beult" unb mie ta^ 5llte§ nod| ^ei^t. ^ann fein: aBer la^t mic^ ^^H^n fe^en! ^d) glauBe nic^t me^r, unb lenne nur nodi eine §offnuug: einen Schlaf, einen ©c^Iaf, fo tief, fo tief ba^ alle§ @efü^t ber SeBenSpein auft)ört. S^n foHte id) mit boc^ üerfc^affen fönnen : ift ui(f|t fo fc^mer.

SJJein ©Ott, nun ma^e id) ®ir and) nod) Böfe§ S3Iut: toarum f)aft ®u mid) !

®a§ @efc^en! ber ^ürftin enttodte mir ein Säckeln einSäcfieln, üBer ha^ id) meinen tonnte, ^^i f(^reiBe ic^, wenn ic^ noc^ ein poar Xage öerleBt |aBe : bann fc^ide ic^ ®ir aud^ mein ^orträt mit bem

9Jbtto, "baSi ®ic^ am ©übe bod) in 95er{egenf)eit fetjen bürfte! 2Sie gef)t fouft? ^ßerbrenn' ben 93rief! er i[t gottlos aber id) bin gott— (o§: jei S)u @otte§ ^eiliger, benn nnr an ^id) gloube ic^ nod^: Sa! ^a! unb noc^ einmal: Sa 2)ein

15. San. 54. 9v. 2ö.

®§ mu§ etmoä mit ßonbon gefdiefjen: id) milt felb[t nad^ 5(meri!a get)en, um meinen jufünftigen ©laubiger ju befriebigen : \)a^ biete \ä) noc^, um meine D^ibehmgen fertig ju machen.

145.

SJJein tfjeuerfter ^raug !

Sd) fd^reibe ®ir lieber, um §u oerjudjen, ob id^ mir ^a^^ ^erg etma§ erleiditern !ann.

Siebfter, ha§> beftänbige Sei ben wirb bod^ enbtic^ unerträglid) : immer nur ü6er fid^ ergefien lajfen gu muffen, unb nie fei and) SU eigenem SSerberben in biefe§ 2eiben§ = 9^ab eingreifen gu f ollen, um if)m bie 9iic^tung ju geben, ha§^ mu^ bod) jute^t ben (Srgebenften empören. Sd) mu^ je^t l) anbeln , tt\va§> tfjun ! Sntmer unb immer mieber mu^ \ä) m\6) mit bem @eban!en tragen, in irgenb ein fernem Söeltenbe 5U sieben : id) mei^, 'Oa'^ fic^ babei nur um ^Iud)t t)anbelt, nid)t um ben Srmerb eineg neuen SebenS, benn ic^ bin fo ein= fam! ®oc^ mu^ id) menigften§ ettuaS beginnen, ma§ mir meine Sage, mie fie nun einmal ift, fo erträglid) mad^t, ha'^ id) in i^r tt)enig= ften§ burc^ bie 5lu§füf)rung unb S^ollenbung meine§ 3öer!e§ mir eine jerftreuenbe unb troftenbeXtjätigfeit erf)alten !ann. SSäfjrenb id) eigent= lid) immer fo 93ettterbroden !aue, !ommen mir 9lad)rid)ten au§ 9(me= rifa in, ba^ in 33ofton bereite «Wagner -nig-hts« gegeben merben. Semanb beftürmt mid), herüber ju !ommen; man befd^äftige fid) bort je|t mit fteigenbem Sntereffe mit mir; id) fönnte mit Soncert=5Iuffü^= rungen :c. oiet @etb bort gewinnen. „^^iel @elb geminnen" . %d) @ott, id^ braud)' fein @elb gu geminnen, wenn idf) ben Sßeg gef)e.

ben meine ©e^ttfuc^t mir üorfd^reifit! ! ©oll ic^ ober nun trirüid^ ^u fo etwas greifen, fo wü^te ic^ immer noc^ nid^t, mie ic^ anftanbig 1)ier au§ meiner neuen Einrichtung fortfommen follte, um bortfjin gu gelangen, wo id) @etb gewänne? Unb wie würbe iä) mi(^ bort füf)Ien?

5t(f), ©Ott! i[t fo unmöglich, ba^ biefe Unmöglidjfeit nur ber £ö(i)erlic^!eit gleicht, §u ber id) {jeraBfinfe, wenn \ä) mic| boc^ bem SSrüten über bie ^Ölöglic^feit be§ ^rojetteS tiinjugeben gezwungen fe!^e ! SSon meinem SSer!e, oon meinen Gelungen, Wäre bann natür» lic^ feine 9ftebe met)r.

®iefe§ 2Ber! ift waf)rtid§ nun ta^ ®in§ige, toa^ mid^ noc^ mit 5Reigung an ha§> Seben fe[t!)ä(t. SSenn iä) an Opfer benfe, unb Dpfer t)eifd£)e, f o ift bie§ nur für biefeS Sßer! ; benn nur in i^m fü^Ie aud) \ä) nocö einen Qtotd für biefe§ mein Seben. S(^ ntu^ i!^m §u lieb au§f)alten, unb gwar l^ier, wo id^ nun einmal meinen ^u^ ^w- geftettt unb §um Slrbeiteu mid^ niebergelaffen 'i)ab^. Überlege id^ mir tec^t, fo !ann alt' mein gewottteS §anbetn \iä) nur barauf be§ie!^en, mir möglitf) §u mad^en, für bie SSottenbung meines SBer!e§ aus* Italien gu können. Slber gerabe \)a !ann id^ gar nid)t§ itjun SltteS mu^ gett)an werben, unb gwar eben öon SInberen. ®e§§alb brang fid§ mir in ben legten Ziagen tebt)after als je wieber ber äBunf(^ auf meine Slmneftirung burc^fe^en unb freien ^ittritt nad^ ©eutfd^Ianb wieber er^^alten gu lonnen. ®ann fonnte id^ wenigftenS ti)ätig fein, inbem i(^ ben 5Iuffü^rungen meiner D|)ern nü|te: ic^ fönnte benSo^engrin «nblid) felbft einmal aufführen, wä^renb ic^ fo um feinetwegen mict) gernage unb jermartere. Slugenblid lid) fc£)ien mir bieS f ogar baS StIIer* nött)igfte, um ben Seip^iger Unftern §u repariren : f aft t)ätte idf) mid^ fd^on of)ne ^a^ t)ineingewagt, ja meine perfonüc^e f^^ei^eit (o @ott! ,„^reit)eit" ! weltf)e Swnieü) baran gewagt. Sn ruf)igeren Singen* blicfen woEte id^ bann an ben ^önig öon ©ad^fen fd£)reiben bis mir bieS wieber gang unnü| unb felbft e^renrüf)rig üor!ommen mu^te. ®ann woöte ic^ nod^ bis t)eute ^Rad^t an ben @ro^l)er§og fcEireiben, i!)m meine neue Sage auSeinanber fe^en, um if)n §u einer energifcfjen SSerwenbung in ©reSben §u öermögen. §eute früf) mu^ id^ ttun auc^ baS für gwecfloS polten, unb wat)rfd^einli(^ ge'^t eS 5Dir auc^

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fo: luo i[t benii Sucrgie, luo bcun ein lüirflidjer SSillc ju finben. (S§ muj3 ja 'ä{k§> tjalb, öiertelS ober gar nur ^eljntels ober jwölftelö jetn, ä la X.

^a fi^e icf) ujieber, fc^Iage bie ?Irme ^ufammen, unb überlaffe micf) bem reinen, ungefärbten lieibenl ^d) fann nidjts t()un nidjtö, al§ meine 9Zibe(uugen fcfmffen, —unb ba§ eben joU id) \o nid)t fönnen, o^ue gro^e unb euergifc^e ^ülfe nid)t !

^reunb, befter! einziger! obre! \ä) fann nidjtö tfjun, luenn nidjtStnbere für mic^ tl)un. ®er SSerfauf meinet ©igentf)ums* rechtes meiner Dperu mu^ je^t 5U ©taube fommen, meun id) mid) uid^t mit ©etüalt meiner Situation entreißen foll. %vl\ rein gefd)äft= liebem 3Bege ift bie§ burd) bie Seip^iger Sluffü^rnng ^bie nad) meinem SBilleu, unb nad) meiner Sebingung jebenfalls unterb lieben märe jetit unmöglich gemorben : !ann nur no^ al§ ba§ Söerf ber ^reunb= fd)aft gelingen. 9^iemanb aber fann id) mic^ genau mittf)eiteu al§ SDir, meil Su ber Sinnige bift, ber meine Sage, infofern fie burd) meine (Stimmungen, 9leigungen, liaunen unb Sebürfniffe Ijerüorgerufen morben ift, begreifen unb ofjue Äopffdjütteln mürbigen !ann. SSetc^em ^f)ilifter foII id) jumuttjen, fic^ in ha^^ Ü.berf(^mänglid)e meiner 5Ratur ju t)erfe|en, bie mid) unter biefen, unb biefen 2eben§ftimmungen trieb, einem unget)eueren inneren SSerlangen äufsertid) auf eine Söeife abju^ f)elfeu, bie iljm eben bebenflic^, unb jebenfall§ oerftimmenb erfd)einen mu^. Stdmv tnei^ ja, ma§ unfer Sinem 9^otf) tf)ut: mu^ id) mid) felbft boc^ barüber munbern, fo öiel „Unnü^e§" oft für unentbe^rlid) gu f)alten. Sc^ fann es nur ^ir fagen, n)ie peintid) ict) jel^t baran bin, unb mie u5tf)ig mir fd^neüe §ülfe ift. ®ie§ ift ma^rlid) baö ^äd)fte unb Uuerlä^Iid^fte, um mic^ meiner ganzen ßii'^^^^ft l^ f^= f)alten. 25or meinem ungeljeuer empfinbtic^en @efü^Ie in biefer Badjt bleibt mir fonft nid)t§ aubreS übrig al§ ba id) mir um f old^er ^xU üolität millen nid)t ba§ ßeben ne{)men mill mid) fd)nurftrad§ ouf^ jumac^en, unb nad) Slmerifa burc^§uget)en.

(S§ ift ein Sammer mit mir, unb einem ^reunbe deiner SIrt ift in feiner Siebe eine Dual bereitet: id) mei^ es! @ieb mid) auf, menn ®u fannft: bann ift'§ fertig!

9Hit ber müt^enben Sorge ift aud^ mein ^f^eröenleibeu gemattfam

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tüiebergele^tt : toa^renb ber 2lr6ett füllte iä) micf) je^t oft rec^t tüotjl; ha^ ©etottter festen ftc^ öölltg üeräogen gu ^oben. ^c^ fü!)Ite ntid^ oft fc^ön gehoben imb fanft getrogen: meift toar id) fcf)weigfam au§ innerer ^reubigfett felbft bie Hoffnung legte fid) tüeic^ itm mein §erj : f(i)on traten bie ^inber au§ ber Soge §nm tüeinenben 9^ij, unb riefen i^m 5u: „töeine ni(^t; and^ S)n lannft nod) feiig Serben!" ®o(^ immer ferner unb ferner flaute enblid^ "oa^: SSort, bi§ i(^ nic^t met)r pren fonnte: ©dimeigen! Se|t f)at mic^ bie alte ^a6)i tt)ieber oerfc^ünge fie mid) gan^ !

3Sergeit)t ic^ ! an n nic^t anber§ ! '

Seb' ttJO^t! mein f^rang! kB' mot)!! leb tt3of)t!

®ein 9f{. 2B.

146. Sieb er !

®u moüteft mir ja Seine „^ünftler" fdjiden: tnarum fommen fie nic^t?

SSie fte|t mit ber ^auft^Stimppnie?

Se|t füf)re id) ba§ „Ü^t)eingoIb" fogleid^ in Partitur au§ , mit ber ^nftrumentation : ic^ fonnte feine Sßeife finben, ha§> SSorfpiel (bie 9^^eine§=Xiefe) al§ ©figse beut(id§ aufgufd)reiben; fo öerfietid^ fogleid) auf bie öolle Partitur. 9^ur merbe id^ f o öiel langfamer fertig : auc^ ift mir ber Äopf ettoaS ttJüft.

®ie ^ürftin !^at rec^t gut gemacht : grü^e fie unb banf e i^v fc^ön öon mir. 2öer mei^, mie'§ wirb? iä) mog'§ nid^t miffen.

5Intmorte mir freunblic^ auf bie^ ßeben§geid)en ! 3ürid§, 7. geb. 54. ©ein

9iic^arb 2Ö.

11

147.

SSa» für ein @d)icffa(, ba§ itiir beibe \o üon ciuauber leben muffen !

Scf) fann ®ir nic^t§ onberS fagen , al§ ha^ icf) beftänbig an ®icf^ ben!e unb ^a^ iä) S)tc^ öon ^er^en be§ ^er^enä liebe.

^ie te|te ßeit war für mic^ burcfj allerlei Q^efdjäftit-jungen, 23e* fnd^e, SIrbeiten :c. jeine fel)r qnälenbe. 3d) ijabi an gar 9Uemanb gefd^rieben, tt)ie ®n ®ir tt)o{)l ben!en fannft, ha Sn feinen 33rief oon mir erfjieltft.

$8eifoIgcnb fenbe i(^ ®ir bie ^artitnr meine» 5lünft(er=Sf)or§ nnb big ^n §erbft geben!e id) ein fjalb 2)u|enb Drd^efter-'^inge 'eben= fall§ in ^artitnr) ^eranS^ngeben. Sm O!tober wirb and) bie ^^önft* ©^mpljonie fertig gefd)rieben fein, bie bann balb baranf ond^ f)eran§= tommen fod.

Saffen wir aber biefe 5Rebenfad)en unb fpredjen wir üon ©einem 9tfjeingoIb. SBift 2)u wirüid) fd)on bamit fertig? S)a§ ift ja ganj wunbertid) rafc^ gegangen. S)u wei^t, wel(^e ^reubeS)u mir bereiteft, wenn ®u mir bie Partitur mittf)eilft. @enbe fie mir alfo, fobalb ®u fie entbefiren fannft.

©inftweiten ^abe ic^ ©eine pecuniären 5tnge(egen^eiten nic^t üer* na(^Iäffigt nnb f)offe, ba'^ meine 2(u§fic^ten nidjt öereiteft werben. 5(ntworte mir aufrichtig über biefe jwei fünfte:

1. §aft ©u brüdenbe ©c^ulben nnb welche (Summe ift ©ir ^ur ©edung berfelben bringenb notfjwenbig ?

2. i^annft ©u ®ic^ nid)t mit^einem ©infommen noc^ biefe» 3af)r burdjfriften ?

Sm näd)ften §erbft ift einige 2[öa'^rfd)einlic^!eit tor^anben, ha^ Serün f)eran!ommt, nnb ic^ werbe ®ir bann, wenn 3^^* ^\^' ^^^ fteine 9iefuttat meiner 93eftrebung mittrjeilen, öor ber §anb fprid^ nic^t bau on. Sorn war ^ier unb f)at bie zweite S(uffüf)rnng feiner 9?ibetungen birigirt. 3nfed)§2Soc^en wirb ba§Söer!in33erIin gegeben.

Srenbel fc^reibt mir me^rereS über bie ßeipgiger 2of)engrin'@a(^e. ^^ad) meinem dafürhalten ift nid)t§ 2öeitere§ bafür momentan ju t^nn.

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unbS)u f)aft aUeUrfad^e borüber Berutjtgt unbb efriebigt ju fein. £o^ettgrm'§ ^o^n toirb burif) einen (Bä^xoau gebogen; ©änfegefc^rei nnb §nnbegebett frommen ni(^t

Serlio^ fommt tt)ieber @nbe SJiärg naii) §annoüer nnb gef)t bann nacf) S)re§ben, wo er ein ^oar (Sonderte im X^eater birigiren n)irb. ^ifc^er f(i)rieb mir neulid^ üpn einer „(5eIIini"=?luffüt)rung in Bresben.

®ie§ noc^ ein ©e^eimni^ tt3el(f)e§ ic^ für meinen %^di fel^r halb öeröffentli(i)t tnünfdje. ®ie Dper ift ha§> frifc|efte, gerunbetfte SBer! t3on S3erIioä, nnb bie ^arifer nnb Sonb'ner Cliute beäfetben gemeine ^f^ieberträcfitigfeiten nnb UnüerftänbniB. wäre fc^ön, nienn i{)m ®re§ben eine eclatante Sfieüanc^e, fomie er fie üerbient, Bieten m5(f)te.

93renbet giebt fein Sndf) biefe Xoge ^eran§. SSenn S)u gelefen, fo fage mir ©eine 9Jleinung nnoer^iol^Ien. 9laff ^at au6) einen biden ^^anb fertig „S)ie 'iBaQntX'-'^mQe (!?). (£r n}ill mir ober nid§t§ bation geigen, obfdfjon er 9}?e!^rere§ einigen anberen^erfonen üorgetefen. ^Iüc!(i(^ermeife bift ®n für ®ic!^ felbft, nnb and^ für mid^ feine Srage

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5Itl^ = meft S)u ittc^t bie f^cUhtn S)ü| = te

ßebe in ©einem 9^I)eingolb nnb geben!e liebenb ©eine§ 2öet)mar 21. g'e^ruar 54. %. 2.

148.

Sieb er ^rang!

ßüric^ 4. Wäx^ 54.

@ro^en ©an! für ©eine „^ünftler". ©n l^atteft bei mir öiel gegen tiefe ßompofition, id§ miE fagen feine ©timmnng bafür. ^6) f)obe mid) fo fef)r attel Urteils im objeftiüen ©inne entmöfint, \)a^ 16) gan§ entfc^ieben in ?lüem nnr noc^ meiner Steigung ge'^e, nur mit

13

bem mic^ befajje, tra§ mir burrf)au§ (S^mpatfjte erwedt, bann ober nur genteBe , nie aber mir irgenb meiere fritifc^e Üied)enfd)aft üon bem empfangenen ©enujfe gebe. ®en!e ^ir nun, meldje 2Bieberfprüd)e ®n att in mir meden mu^teft, gerabe fdjon burd) bie 3Saf)I be§ ©ebic^teg '. ®ieje§ ijt met)r ober weniger ein biba!tifd)e§ @ebid)t: ber ^sljilojopf), ber enblid) fid^ lieber ber ^unft suwenbet , unb bie^ mit mögtidifter empt)ofe be§ (gntfd)Iujfe§ tf)ut, fprid)t gu un§. ©dritter, mie er leibt unb lebt ! S)ann ein (Sonsert^eijor : id) l)aU feineu Sinn met)r für fo etma§ , ic^ f i3nnte um feinen ^rei§ f o etma§ nod) madjen ; id) mü^te nic|t, tuol^er bie Slnregung bagu nehmen. Sann— nod) (Siue§ ! SJJein mufi!atifd)e§ $ßer^atten gum ©prac^tierfe I)at fic^ je^t gegen früljer gang nngeljeuer geänbert; id) fönnte auf ©d)iEer'fd)e S^erfe, bie gemi^ nur für bie Seftüre gemacht finb, um feinen ^rei^ me'^r eine SOietobie fjerüorbringen. 9J^an fanu mit biefen ßeilen nur nac^ einer gemiffen mufifatifd)en SSiÜfür oerfa{)ren, unb biefe SSitIfür treibt uu§, ba bie SJJelobie bod) nie rcd)t jum gluffe fommen miü, ixi f)armonifc^en 5lu§f d)meifungeu , ungel)euren Inftreugungen , bem un= meIobifd)en Cluell fünftlidje SSetlungen ^u geben. Sd) ^ah ba§ 2tEe& an mir erlebt, unb bin je^t in einer ©ntmidelung, mo id) mic^ einer burc|au§ anbern ©eftaltung gugettjeubet l)abe : f o benf e ®ir ift bie ganjeSuftrumenta^ Einleitung gum „9tf)eingoIb" auf ben einzigen S)reiflaug öon ©§ ausgeführt! ©tett' S)ir nun öor, mie empfinblic^ id) gerabe je|t in aU biefen fünften bin unb mie ic^ ftu^en mu^te, at§ id) beim Sluffd^tagen S)eiuer „^ünftter" fogteic^ fieftig auf \)a§^ üotle ©egentljeil meines je^igen SSerfaf)ren'§ geriet^- Sd) läugne nid)t, \)a^ \^ mit topffdjütteln meiter ging, unb bummer äöeife sunäd)ft immer ba§ mi^ Sefrembenbe in'§ Stuge fa^te, b. f). ©inäetneg, unb tüieber (Sinsetueä fa^. SSon biefem Sinsetnen tt^ar aber bod) lüieber mand)e§, "Oa^ mid) über bie 58erftimmnng f)iuau§ traf; am ©d^tuffe ftu|te ic^, unb fam auf ben öernünftigen ©ebanfen, je|t ba§ ©ange einmal im gehörigen ©d)tt)unge an mir tiorüber jiefjen ju laffen unb nun gog gtüdli^er SSeife fogar in mic^ f)ineiu! Sd) faf) S)id) plö|= lid) am ^ulte fa§, :§örte, unb öerftanb Sid^. (Somit erf)ielt ic^ einen neuen S3eleg für bie ®rfaf)rung, ta'^ nur unfre (Sd)utb ift, wenn mir etmaS fjoc^^erjig @egebene§ uic^t empfangen fönnen.

14

tiefer ©ein ßuruf an bie ^ünftler ift ein großer, f(i)bner unb f)errüci^er 3ng au§ deinem eigenen S!ün[tt erleben. Sc^ tüarb tief ergriffen öon ber ©ewalt ©einer Intention. ®u fpridjft fie mit Selb unb Seele an§ , §u einer ße^t, unter Umftänben, §u 9)ienfc^en benen fo ge« ratt)en toäre, S)id^ üerftet)en p tüoEen. ®u t)aft gang red)t gett)an, bie ©d)iller'fd)en $8erfe au§ it)rer literorifc^en ©jiftenj t)erau§5U5iel}en, unb fie im ^ofaunentone f)ell unb laut ber Söelt gugurufen ! ®u f)aft f age ic§ r e d) t baran getrau ! Unb mie S)u getrau ^aft, ba§ toax «ben ©eine ®aä)z: ©u mu^teft tniffen, tt)ie ©u biefe 33erfe ber SSelt gurufen mottteft, benn 9^iemanben al§ ®ir n)ar bie 5Jlotf) aufgegangen, ben 9luf au§5ufto^en! ^ä) !enne ^f^iemanben, ber ie|t fo etma§, unb mit folc^er 9}?ac£)t tt)ut. SSog ber Slüuftler toiii, ^a§> giebtif)m auc^ ba§ 2B i e ein : unb au§ bem i e erfe^en tt)ir, m a § er mollte ; tria§ ®u aber ^ier getüoEt f)aft, mu^teft ®u ebenfo, unb nitf)t anberS nämlid^ mit ben unget)euerften 9}ZitteIn ber S3erebf amf eit , ber (Srfd)ütterung, ber Übermältigung augbrücfen. ®a§ ift meine ^ritü. ©ine anbere tiabeid) nicf)t ! Slber mer n)irbS)ir ha§: gu3)an!e fingen? @ro^er ®ott, tüenn id) an unfere fd)mar§frädigen ©on^ertfänger benfe! @emif3 Ijaft ©u ©ic^ au§ eigener Segeifterung tuätirenb ber Sluffü^rung in tart§rut)e fetbft fo ejaltirt, \)a^ ©u bie Sluffüt)rung §u f)Dren gtaubteft, wie fie fein foEte: id) üermutt)e aber, ba| \)a§, ^ubli= fum fet)r ridjtig nur fo Ijörte, mie gefungen mürbe, unb fomit allerbingS öon ber <Ba6)t gar nid)t§ öerftet)en !onnte. Hefter, t)a^ muffen jo (Sänger fein, mie id^ fie gu meinem o b a n u. f . m. braui^e ! 5öeben!e boc^ ba§ ! ! So abfc^eutid) praftifd) bin \ä) je^t gemorben, ba^ mir ha^ 9J^oment ber ©arftettung immer fogteid) öor bie Seele tritt: ba§ ift nun eben aud) ein Duett meiner 9SergtDeiflung§=2Bol= luft!

5lIfo ®an! für bie „^ünftter": mir iff g, aU t)ätteft©u fie einzig mir gum ®efc§en!e gemad^t, unb at§ ob fein Slnbrer erfat)ren mürbe, mag ®u bamit ber äöelt gefdienft !)aft!

Sc§ arbeite angeftrengt. ^annft ®u mir nid§t einen SKenf^en nac^meifen, ber geeignet märe, an§> meinen milben ^leiftiftfüg^en eine faubere Partitur gufammensufd^reiben? Sc§ orbeite biegmal gan§ anberg alg früt)er. 5tber bie üleinf c^rift bringt mic| um ! Sc^ öerliere bamit

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eine^eit, bie id) foftbarer antuenben föuute; unb au^erbem greift tnicf) ba§ oiele (Sdireiben \o ftar! an, bafe t§> mid) Ixani mad)t , unb mir bie üiaune pm eigentlicficn 5lrbeiten inegnimmt. Df)ne einen jold^cn gc= f d)icften SJienfc^en bin idj üerlorcn : m i t il)m Juäre id) in g in e i 3 a I) r e n mit SlHem fertig, ©o lange mü^te id) ben Mamx t)aben : menn im ^ortiturfdjreiben eine ^oufe einträte , f önnte er mä^renb bem immer (Stimmen anSfc^reiben. Siel) ^idj bod) iim! §ier ift 9iiemanb. 5tllerbingö flingt etma§ fabelljaft, bafj id) mir einen ©efretair Ijalten miE, id) ber id) mid) felbft !aum ()alten fann!

Äannft ®u mir I)elfen , f o tt)uft ®u ein (SJotte§*2öer!. $Bin id) benn feinem beutfd)en ®ntt)ufiaften ba^eim ein paar taufenb Xt)aler anf ein t)albe§ 3at)r inertl)'^ Z^ mid il)n bireft auf meine ^erbftcinnal^meu üerroeifen.

SO^ontag erwarte id) @uftaö @d)mibt au§ ^ran!furt f)ier: ic^ ^oJot it)n citirt, um ben 2ot)engrin mit il}m burd)5nget)en. 93ielteid)t bringt er fogar feinen Xenoriften mit. ®§ freut mid), baJ3 er fo üic( ©ifcr ^at !

Sm Übrigen tjerftopfe id) mir bie D()ren gegen alle SSelt : id^ mag nid)t I)ören, mie id) unter bie Suber gefunfen bin!

3Sou ®ir l)ör' id) mot)I balb njicber 'maä 'i SBenn ®u mid) bentft, fo ben!e mid) nur immer arbeiteub, ober grenzenlos meIand)oIifd)! £eb' moI)I, ?lüerbeftcr unb ßiebfter! Sie „Äünftler" finb famo§ ! @rü^ §u §au§ oon Seinem

9t. m.

149.

(Sinniger !

Oftmals bin id) fet)r betrübt Seinetmiüen unb mcinetmiden ^aW icf) feine 3Seranlaffung mid) ^u erfreuen. S)ie§anptangelegen()eit unb Slufgabe meiner gefeUfd)aftIid)en ©siftenj nimmt eine fe^r ernfte unb peinliche Sßenbung. 3d) fonnte oon biefer (Seite nid)t oiel SlnbreS ermarten unb war baranf oorbereitet, jebod^ {)aben bie

16

langtütertgen SSertnicftungen, an toelc^en id§ bulbenb gellten inu§, öiel Mmtnemi^e mit fid) gebrad^t unb meine pecuniäre Sage jef)r gefäf)rbet fo ha^ iä) je|t au^er ©tanbe bin einem ^rennb Beiguftei)en. ®ie§ ift mir fe!)r empfinblid^ unb id) fann barüber nid)t weiter fprecf)en. ®u mirft mic^ öerfte^en unb mein ©tiEfcfim eigen nict)t mipeuten. Gelegentlich !ann ic^ ®ir meine SSer{)ättniffe münblid^ genauer mit* tf)eilen, fie jinb ni(f)t rofenfärbig, unb mand)er SInbre märe öiel* leicht babei ganj gu @runbe gegangen, ma§ mieber Stnbren nic^t unlieb gemejen

gür 'fieute miü ic^ ®ir blo§ fagen , ba^ ic^ am 2:oge ber SSor* fteEung ber Dper be§ ^er^og öon @ot^a mit §errn üon §ülfen bei Xafel gufammentraf. ©r leitete ha§> ©efpräc^ auf bie Sluffü^rung ©einer SSerfe in S5erlin unb jagte mir , ba^ er abmorte, bi§ ®u an SBoteunb 33oc! ha% eigentt)um§re(^t öeräu^ert, um biefelben aufsu- fuhren. ^6) erlaubte mir i^m eingumenben, ha^ id^ Urjad)e f)ab^, jef)r baran gu smeifeln, ^a^ bie^ je gefd)et)e unb faEg auc^ 33. unb 33. bie Partituren be§ Xannt)äujer unb 2of)engrin acquirirten, mollte icf) momentan ni^t annet)men, ba| ®u öon ©einer früheren S3ebingung meiner S3erufung nad^ 93erlin bet)uf§ einer entfprecf)enben Sluffüljrung ©einer 2Ber!e abgugefien gewonnen bift. @d)reibe mir, mie fic^ biefe @a^e öert)ält. S^at^en miÜ i^ ©ir nic^t, jebod) erachte ic^, ba^ bie ^Berliner 2luffüi)rung ein mid^tiger ^unft für ©i^ bleibt, unb ha^ ©u feinen ©eminn baöon finben mirft, bie früt)ere (Stellung ber grage nämlid^ ba§ ©eine äßerfe nur burc^ meine SSermittlung unb nac^ meinem ©afürt)alten aufgeführt merben foüen ju oeränbern.

«Nebenbei mürbe mir au^ gefagt, ba^ bie ^önigSberger ©efett* f^aft biefen Sommer ben X.ann|öufer in 93erlin pr Sluffü^rung §« bringen beabfid)tigt. Scf) t^eile ©ir biefe§ mit, meil ic^ üermutf)e, ha^ ©u biefe§ $8ort)aben ni^t bittigen fannft unb im öorfommenben ^att ba^u nic^t ©eine ©inmittigung geben mirft.

^ä) bin rec^t ermübet unb abgefpannt. ©er grütiüng aber bringt un§ frifc^e ^äfte.

(schreibe balb an ©einen ©id^ tjerslicf) liebenben unb treu er= gebenen @ott)a, 4, 5tpril 54. %. Sif^t.

17

§eute i)iiicfjmittac3 bin id) in 2Bci)mai- jurücf. 9?. ^of)t ift auc^ ba mit feiner %xaii nnb mirb ^ir in meinem Stnftrag fcfjreiben unb über bie beöorftef)enben 93orfte[lnngen Xannf)änfer§ nnb ßof)engrin§ berichten.

150. 9JJetn lieber ^ranj !

@ott raei^, wie fefinüd) id) bie^mat mieber anf einen 93rief oon S)ir wartete ! Sd) antworte fogleid), nm gnnäd)[t \)a§, „®e|d)äft(id)e" in Drbnnng jn bringen.

S5on $öote nnb Sod wn|te ic^ bi§ Ijente nid^tä; nnn üermntfje ic^ aber, ha^ bie^ bie Slänfer .finb, bie mein berliner Xtjeateragent, al§ id) legten SSinter in ber 9^otI} Ijieranf üerfiet, für meine Dpern im (Sinne Ijatte. ^c^ erflüre, ha'^i id) jet^t nid)t nnr nid)t an 93ote nnb 93od, fonbern überf)anpt an 9liemanb meine Cpern üerfanfen mürbe. (®ie ©rünbe brand^e id) ®ir moljt nid^t anfpsii^Ien?)

2öie §err öon §ülfen fo naiö fein fann, gn glanben, id) mürbe bie ?tnffü^rnng be§ Xannfjänfer burd) bie ^önig§berger ®e= fettfd)aft in Berlin angeben, fällt mir fd)mer ju begreifen. 3d) fd)reibe nod) Ijente be»l)alb nad) SlonigSberg. 5(ber S)ic^ bitte id), fogteidj an §ütfen jn fc^reiben, nnb if)m mein 3Seto anjnfünbigen. ^n !önnteft bie^ in meinem 9^ amen tt)nn, nnb (jierbei über^onpt er= mätjnen, ha'^ xd) ein für allemal a(le§ meine Dpern 58etreffenbe in Sejng auf Berlin an§fd)lie^ti(^ in ©eine §iinbe gegeben i)ätte, inbem ic^ feft entfc^loffen fei, nur burd) S)ic^ nnb nac^ ©einem @nt* bünfen, nid)t aber metjr perfönlid) mit 93erlin ju nnterl)onbeln. $8e= abfid^tige ba^er jemals hülfen eine Dper oon mir ju geben, nnb raarte er bafür nur barauf, iia'^ er nid)t me^r mit mir, fonbern mit einem ©ritten (wie er glaubte 93ote nnb $8od) ^u öerljanbeln ^ätte (weil er fi(^ mit mir perfönlid) überworfen) fo biete fid) Ijier^ burd) bie befte @elegent}eit, ^üle§ ju orbnen, o^ne fic§ mit mir perfön= lic^ §u berütjren, inbem er ganj aüein mit ©ir ju tl)nn Ijabe. 3ll§ mein 33eüollmiäd)tigter legteft ©n bal)er je|t ben ^roteft gegen bie

SBagnev u. ?ii-,t, 33ricn«ed)fel. II, 2

18 ~

'6eaB[t(i)ttgte SIuffül)rung huxd) bie ßomgäBerger ©efellfdjaft ein : in terjelben ©igenjc^aft jeieft ®n ober on^ erbötig, bie Stngelegenljeit anberttjeitig mit i^m §n orbnen. Sc^ ben!e, bie^ märe fomit eine gnte ®elegen!)eit, bie ©a^e mit S3erlin jelbft ju einem ertt)nn|cf)ten ^bfcf)tnffe jubringen. 5Jlotf) tt)ut bamit: ha§i füt)te idj! SBei^ ber §immel, trie ic^ im Übrigen je|t mir ^elfe: menn ic^ ®ic^ ferner ancf) nid^t mei)r bamit quälen mitt, \o mn^ tc^ ®ir boc^ jagen, ta'^ ®u mir |e|t burd) ©eine S3ermittelung auc^ einen großen, unb für meine augenblidlii^e Sage fe^r nü|tid§en ©ienft leiften fannft. 91öm* Xid) f)öre! Sn 5(ug§burg ^aben fie (fd^lcd^t genug!) ben Xannf)äufer aufgefüf)rt: iia^) t)at nun für SD'lüncfien S3at)n gebroc£)en: ^ingelftebt t)at mir fet)r Iieben§tt)ürbig unb 93ertrauen ermetfenb gefd)riebeu, unb icf) f)abe it)m bie Dper §ufcf)t(fen laffen, bie nun im (Sommer bort gegeben ioerben fott. Sn 93ejug auf ba§ Honorar l^obe id) it)n oerpftic^tet mir bie nur erben!Iiii)ften SSortfieile au§äumir!en, t)a. ic£) in meinen Opern mein einjigfteS ßapitat befä^e, unb namentlich bie großen §oftf)eater ftar! im 5luge t)a(ten mü^te. Snt Übrigen [teilte i(^ feine ^^oi-'^e^ung, ba iä) il}m öertraue. ®u fennft nun Singet ftebt perfonlii^ gut: barf iä) ®ic§ moI)t bitten, i^m §u fc^reiben, er möge mir etmo§ Xüd)tige§ au§mir!en, am liebften Xantiömen; öor Mem aber möge it)m baran gelegen fein, mir no(^ öor (Bnhi btefe§ 9JUnat§ @elb §u fd)ic!en, enttoeber al§ SSorfct)u^ auf bie Tantiemen, ober menn bie^ ni(^t mögti^ al§ fefteS Honorar, für meieren §alt ic^ bann glaubte 100 2oui§b'or beanfprudien §u lönnen. (60 SouiSb'or ga^tte mir ®re§ben immer; ba fid^ aber ber Xannl)äufer überall aU ©affen^Dper auSgeiüiefen , ^glaubte id) mit 100 SouiSb'or ein für aEe Tiak öon einem fo großen §oftf)eater nic^t gu üiel gn forbern.) ®r mirb ie|t nod) auf Steifen fein : id) benfe aber, tuenn ®u an ben §oftt)eater'Sufpe!tor 225, @d)mibt abreffirft unb biefen barum bitteft, voixh ber i()m ben 93rief nad)fc^ideu. Sei uid)t bö§!

9^ur einem ^reunbe, mie S)u bift, !aun man §umutf)en, fid; Ruberer fo tt)ätig anjunetimen, wenn er felbft in fo miberlid)er Sage ift, at§ ®u Sirmfter gu fein fc^einft! ^ab^ iä) aud) einen all* gemeinen 33egriff oon ©einer «Situation, fo »erlangt mic^ bod)

19

jeljr, einmat recf)t genau uon ®ir 511 erfat)ren, \vk eigentlid) mit ©einen imb ber ©einigen Stngelegentjeiten ftet)t. Sd) leibe bornnter, wenn ®u bie^ immer nur fo flüdjtig berü^rft. Stllem nad^ mu^ id) fürdjten, bafs bie ^nirftin üon if)rem ^efi|e für immer unb üollftänbig abgeschnitten tüorben ift; unb id) muf3 belennen, ha^ jold^e 93er(u[te too^I erjc^üttern fönnen. Sd) begreife, \)a'\i ©u mit fdjmerem ^erjen in bie B^^'^i^i^ft blidft, ba an ha§: ©djidfal fid) audj ha^ eines tieben§mürbig[ten jngenblidjen SßefenS I)eftet. SJiü^teft ©u mir metben ba^ '^^x lieben ©reie je|t ganj befi^IoS unb altein ba^ ftünbet: fo bumm bin id) nun einmot id) fönnte mid) nic^t feljr bariiber betrüben, befonberS menn id) fäfje, ba^ ©u bod^ guten 9)hitf) be^ielteft. 5t(^ liebfter, liebfter, ein^igfier ^^rang! ®ieb mir ein §er§, einen @eift,'ein meibüd^eS ©emütt), in bog id) mid^ ganj untertaud^en fönnte, ha§> mid) ganj fa|te mie menig mürbe id) bann nöt^ig t)aben tion biefer SSelt : mie gleid^gültig mürbe mir all' biefer müßige ©anb erfd^einen, ben id) in le^ter ße^t (in $8er§meif[ung) mie ju pt)an= taftifd)er ßerftreuung mieber um mid) fammeln ju muffen mi<i) öerleitet fü()Ite!! ©Ott, menn id) mit 6ud) in fd)öner ßi^^'^'^öejogenfjeit leben fönnte; menn mir f)ier mie? ba§ märe bann ganj gleidigültig!

unö felbft geijören bürften, anftott un§ an fo öiete ßaffen unb Un= tjerftänbni^üoHe gu serfplittern, mie moüte id) mid) glüdlic^ für)ten!

unb „ah unb ^n" mollten mir fd^on etma§ unter net)men, ta^^ un§ Suft and) nad) au^en mad)te.

©od), id^ fd)mä|e in "oa^ @elag I)inein ! SSeife mid) jured^t, mie icf)'§ üerbiene : au§ mir mirb bod^ nid^tS mel^r, aU ein pf)antaftifd)er £um^ !

§at ©ir ©ugene mein SJiebaillon gejcf)idt? ift nid)t übel etma§!ranf!

Sc^ mu^ ©ir batb mieber fd^reiben : id^ 'i)ah' mt^x öorrät^ig, al§ id) t)eut' üerarbeiten fann!

©ie Snftrumentation be§ „9fi^eingoIbe§" get)t üormärtg : je^t bin ic^ mit bem Drd^efter nad) 9'?ibelt)eim f)inabgeftiegen. Sm Wa\ ift 'i)a§> ©anje fertig nur feine 9^einfd)rift : aße§ mit ^Iciftift unteferlid) auf einjetne Blätter; ©u mirft'S fo balb nod^ nid^t gu feben befommen fönnen. 3m Suni mu^ an bie „3Satfüre" gel)en. SBenn fommt

2*

20

Sf)r benn? ©c^tüeigt batjon ?tHe§ ! Unb boc^ S)u fpric^ft öon „TnüTtbIid;en 9Jättt) eilungen" ! @e[tern f cE)rieb mir (S d) i n b el m e t ^ e r, i(^ möchte bocf) nur l)eimlic^ naä) ©armftabt fommen, ber Soi)engrin würbe (§um ^weiten Feiertag) famo§ toerben. 9^un, ic^ iüerbe töoi)! bleiben!

Stbieu ! liebfter, lieöfter ^ran^ !

Sc^ l)al)e ®ir nod^ jo üiel ^u fd^reiBen, bo^ id^ lieute oufl)5ren mu^!

@rü|' fcl)ön!! ©ein

ßüri^, 9. 5rprit54. 9^. Sß.

151.

Sieb er!

tt)a§ meinft ®u : fönnte öon (Srfolg fein, n^enn id^ 2)ir einen S3rief an ben ^önig öon ©ac£)fen fcfiicfte, ben ber ©ro^lierjog öon SKeimar burc^ einen 33ertrauten (öießeic^t feinen ©efanbten) biefem überreid^en lie^e? ^6) gebe ^u, ha% ber fäcl)fifc^e 9)iinifter mistiger tt)äre ol§ ber ^önig, on fo ©inen !ann id) mic^ aber unmöglidE) njenben. SSürbe ber ©ro^ljerjog tl)un? mu^ je|t ettoaS mit mir öor^ fatten, i^ mu^ menigften§ „ab unb gu" meinem orbinären ßuftanbe entfliegen fönnen, fonft .

2Sie ge:§t ^ir? ©c^reibe boc^ ! ! ©ein

Üi. SS.

152.

(Seit fünf Xagen loborire ic^ an einem ^atarrliat* unb äöec^fel^ gneber in meinem Sette, liebfter 9fli(^arb unb merbe n)al)rfd£)ein= lic^ bi§ nöd^fte 2öod§e mid^ fe^r fc^onen muffen.

5ln ©ingelftebt l)abe ic^ löngft in ©einer 5lngelegen^eit gefcl)rieben unb il)n gebeten, ©ir bireft unb moglid^ft mit f d^ merem Sn^olt gu antmorten. ©ingelftebt ift ein @entIemon unb n)irb fidj fidler berartig benel)men, ba^ ©u gufrieben gefteHt.

ßol)engrin unb ©annljäufer finb öorige SSo^e Ijier gegeben tt)or= ben. ©rfterer bei erleucl)tetem §aufe, tüeil bie ^^rau ©ro^tiergogin nad^

21

if)rer 9Zieber!unft §um er[tcnmale ttiieber in'§ Xljeatcr !am. Ö5|c (ie|t ^rofejfor am ßeipsiger ßonjerüatoriitm, bie früfjeren 1 5 ober 20 Saljve Xenorift bei unferm Xf)eater) jong ben Sot)engrin iinb brachte bie Ii)rifd)en Partien bcr QvoIIe gu iucit größerer ©eltung, al§ früf)cr ber g-all jettt fonnte. ©r Ijatte bie Partie bei meljrmaligeu SUij= fü{)riingen fotüotit t)ier al§ in Seipjig burd) mxb burc^ ftubirt, \o baj3 er mit gänjlirfjer mufifatijcf)er ©idjeiljeit auftrat. ®er Xann'^äujer ntad)te tnie getüoljulid) fein üoüeS §au§, bei ber SDt}engrin = ä5or= [teüung mußten fogar üiele g-rembe, tt^eldie er[t be§ y^ad)mittag§ fjicr angelangt, oon ber ßaffa ^nrüdgett^iefen tt)erben.

^oljl'S ^ran fptelte gang Ijübjcf) bie §arfen=^artie unb \6) bat i^n, ®ir über bie ^orfteünng brieflich ^n referiren. ^o'f)! ift ®ir feljr eifrig unb n^arm ergeben.

®ie ßeitungen bringen bie S^ac^ridjt, ha^ ®u ha§> beöorftelt)enbe ilKufüfeft im (Santon Sßalli§ birigirft. Sft eltt)a§ baran?

äöann mirb ba§ ^^ufüfeft ftattfinben? SSie tier^ält fic^ bie 1Dire!tion§=93et^eiIignng SJ^ettjfeffel'S babei? $8eric^te mir über biefe Qa<i)i, meil ic^ fd)on me()rma(§ befragt Sorben bin.

©0 tneit mar ic^ mit meinem (Sd)reiben,al§ man mir ®eine ^dUn ■gcbradjt.

®a§ ift mieber eine büftre, troftlofe Xrauerflage! —Reifen ober iroden gnfc^auen, ^eibe§ ift mir faft ebenfo unmögtid) !

^lüd) ben Erfahrungen, bie id) gemadjt (unb motion id) ®ir nur ten Heineren %l)d{ gefagt) fann ic^ !aum me^r glauben, ha^ ber tönig ton ©adifen ben öon un§ gemünfc^ten @naben=@d)ritt begebt. Seboc^ uiitl ic^ nod)maI§ einen 95erfud) probiren. @enbe mir ® einen 58 rief an @. 9Ji. Sd) Ijoffc, ba§ er batb auf bie beftmöglicfifte äBeife bef orgt mirb. Unfer ©rofs^er^og ift momentan abmefenb, unb ic!^ merbe it)n erft im Saufe näc^fter SCßodje fpred^en !5nnen. ©d)reibe mir fogteid) unb nerfertige ©einen ^rief für ©reiben, ben ®u mir offen pfornmen läp.

Stn ben (Schreiber, ben ®u notf)menbig gebrauc^ft für ©eine 5)tibe^ tungen,'^abe ii^ gebac^t. ©s ift fet)r fdjmer, ein tüd)tige§Snbit)ibuum,

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ta^ ft(^ mit einer äf)nli(f)en 5lr6eit befoffett iann, !§erau§sufinbett. ^ä) fettne ^tüor ein paar junge Seute, bie fo ettua§ gerne nnternefimen würben, aber fie finb nic^t genügeub getnanbt unb §ure(f)nung§fä!)tg. Sc^ f)aBe in S3erHn Bei einem meiner früf)eren ^^reunbe anfragen laffen, dB er fid^ biSponiBel macfien !önnte. 9[Rit biefem trürbeft ®u ganj gemi^ fe^r gnfrieben fein. SBenn meine Unterrebung ein günftige^ 3ftefuttat tierBeigefü^rt, metbe ic| ®ir. SSie mir gei)t, frägft ®n? . . . .

„SBo bie 9?ot() am ßi-'ö^ten, tft ®ott am 9Mdj[ten" S3ennru!)ige Sid^ nic^t über mein Unmo!)Ijein in ein paor Xagen ift öoriiber, nnb meine SSeine ^a6en mic^ no^ tneiter fortgu* trogen. ©ein

g. ßifät.

153.

allein HeBer, lieber ^^i^an^!

S(i) fann ®ir nun nie mel)r etn)a§ Kagen: iä) fünbtge mit meiner $8ertraulid§!eit gu arg brauf Io§ , tüätirenb S)u mit ©einem eigenen Kummer |o fel^r guriicft)ättft. ^(f) beläftige ®ic^ mit einer Offen^ergigfeit, bie feine ©renken fennt; jeben tropfen meinet £eibenquelte§ gie^e ic^ öor ©ir au§ unb l)offentIicf) ! i[t gerabe bie^ ber @runb, ta^ ©u über ©einen eigenen 3uftanb fo fd^toeigfam bift! §ier empfinbe id^ aber, ttjie ber befte 5tt§t be§ eigenen £eiben§ ha^ 9}litgefüt)t für onbere ift. ^6) l)abe f)eute nur noc^ einen Kummer, unb ha§: ift ber, ba^ ©u ©eine eigene 9^ot!§ meinem 9Jiitgefül)I gu fe^r öerljüHeft. ©otlteft ©u ©ic^ tüirüid^ §u öornelim gegen mic^ füf)Ien? ober miüft ©n mir ben )3einlid^en ®inbru(f nid^t ertüibern, ben id^ ©ir mit meinen klagen madf)te, ba ©u mir bocf) nid)t Reifen !onnteft? Sieber, fei! §aft ©u wirllicö gar fein 95ebürfni^, ©ein ^erg einmal rein au§gufd£)ütten, nun, fo fctitoeig' ! Slber füf)Ift ©u bie 9^otf), ^n t^nn, bann ^alit mid^ auc^ m.ert^, mir ju flagen ! §alte mid^ nic^t für fo fc^wad^, at§ ben Slnfc^ein ^aben fönnte: meine ^Jlott) befielt in ber fc^änblic^en

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Äleüifjeit meiner ©ttuation; tiefe !aint id) aber au§bef)uen, inenn mid^ eine ftarfe (St)mpatf)ie jnm 93rnrf) mit ber @eftiof)nf)eit treibt !

Sc^ mu^ ®ir genug gejagt ^aben : bebiirfte meljr, \o märe aud^ bie^ 5U üiel gemefen!

dlmm je^^t an, ha'^^ mit mir in Orbnung fei : ia% ®ic^ feine anbere (Sorge um mic^ onfed;ten, a(§ bie, bie ®ir meine Setrübni^ über S)id) eingiebtl

'Den S3rief an ben ^önig öon @orf)fen miit id) fd)önften§ nnter= laffen: irf) mii^te aud) nid)t, ma§ id)3BaIjrIjaftige§ barin fd^reiben follte, ma§ er üerfte'^en fonnte unb lügen mog id) nii^t: ift mm einmal bie einzige ©ünbe, bie id^ !ennc! Sc^ iüilt meine 9libe=^ Inngen fertig madjen: bann mirb'§ ßnt fein, fid) einmal mieber in ber SBelt umäufefjen. Um ben So f) eng r in tf)ut mir leib; ber gef)t

mätjrenb bem ma^rfd)einlid^ §um % S^Jun, fo geije er: ic^

t)abi nod^ anbre§ im (Sade! Sdfo id) 1:)ah' ®id) ba einmal mieber unnöt§ig geqnätt.

2)ingetftebt ^at mir ^ente nod) nidjt gefdjrieben: er mirb'^ fc^wer I)aben; man ift §n nngemo^nt, bramatifdie SS^erfc orbentlid^ ju ^onoriren. 9Zo^ mei^ id) and) gar nidf)t, mie ic^ (für hm Xann^äufer) ben ^. bort bei ©eite bringe. ®a§ foü boc^ ein öollftänbiger ßfel nnb Snmp äugleidj fein. § artiger (ber Xenorift) ift fct)r brao, nnb ganj erfüHt oon feiner 5(nfgabe ; bod) eben er f^at and) gefagt, er be= griffe nic^t, mie 2c. felbft beim reb(icf)ften SBillen, eine fotdje 9)hifif fodte anffü()ren fönnen. S)ir fann man bod) mof)I nidjt juninttien, auc^ in biefeS ^^ilifter^SÖefpen^^^eft ^n ftcdjen?

®er ÄönigSberger Xl^eaterbireÜor !^at mir geantwortet, er badete nid^t baran, htn Xannfjänfer in ^Berlin anfjufüljren. 2Ba§ Ijat ®ir nun §err §. oorgefafelt? §ätteft ®n Suft, biefem jn fc^reiben?

Sente mir ja nid)t falfd), menn id^ !^ie nnb ha etma§, ma§ mid^ betrifft, gegen ®id^ unermäfint laffe ! (Semofjntid) gefdjiefjt e§, meit id) if)m gar feine SSic^tigfeit beilege. Mxi bem SJJnfiffefte in 3SaIti§ oer^ält fic^ fo : ha§> ßomite lub mic^ feiner ^di ein, biefeS ^Jinfif^ feft gu birigiren, ma§ id) ifjm burd)an§ abfcf)Ing; bod^ erftiirte id) mid) bereit, eine S3eett)ot)en'fdf)e Stimp^onie (A^biiij jn übernef)men, mcun fie für ba§ eigentlid)e ganje f^eft einen befonberen S)irigenten

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anftellten, ber bamtt gufriebett tüäre. ®a§ ergriffen fie benn bereit^ iDtttig, unb engagirten einen ferner 9Jinfi!bire!tor 9J?etf)fejfel ber mir eBen fef)r ergeben ift für ha§: f^eft. ^n ben DIotigen, bie fie barüber geben, fcfieint i^nen nnn nü|(i(f), bie ©ac^e fo bar» aufteilen, aU ob ic^ mit W. (gemeinfc^aftlic^) bie S)ire!tion „be§ SJJufüfefteS" übernommen l^ätte. ®a§ ift ®ir öiet(eid)t auä) ouffaltenb üorgefommen? ^m Übrigen ift „mnfüalifc^" ni(f)t§ öon biefem ßon* öiüium §n erwarten; mir tüirb öor bemgufammenfommenbenCrc^efter bange gemad)t; am meiften gtoeifelt man om ßnfammentreten eine§ paffablenSängerc^oreg. ®a bieSeute an^erbem bann nur eine ^robe madien, fannft ®n too'i)! begreifen, marum itf) mid) mit ber (SJefd^idjte nid^t meiter einlief, unb namenttid) an feine eigentliche propagan= biftifd)e Slction babei badete. 9^euerbing§ finb fie mir gtuar mit ber S3itte gefommen, ettüa§ öon mir anfpfüt)ren; baranf ^ ab e id) ifinen bie „lannljänfer^Duüertüre" pgeftanben, jeboc^ nur unter ber 93e= bingung, ba^ ic^ fälje, ginge: naä) ber^robemu^ id) bamit gurüd* treten fönnen. ®ie gange ©ac^e tjatte für mic!^ nur Ü^eij aU eine S5eranlaffung gu einem 5llpenau§ftug, (über \)a^ S3erner=Dber(anb in ta^ SSalti§ :c.). ^n biefem (Sinne lub iä) gelegenttii^ an<i) linfS unb red^t§ bagu ein, namentlich ^oa^im, ber mir fa für biefen ©ommer feinen $Befuc^ gugcfprodjen I)at, unb ben id^ fomit beftimmte, er möchte einrichten, ta'^ er um biefe ßeit !omme; er lönnte bann auc^ in 3SaIIi§ etma§ mit „SHufüfeftetn". ©o lub ic£) auc§ 93. ein. ®ir Ijatte id) gerabe fo üiel 5lnbere§ fc^reiben, ba^ i(^ biefer Suite gang üerga^: ic£) märe am ©übe au^ l^eute mieber brüber l^inmegge* gangen. 9^un aber mie fte^t e§? ®u !ommft ja hoä) gemi^ ju mir? nid^t mat}r? Unb gie{)ft ®u bann mit über bie Sllpcn? ^m 'an-- fang Suli foII'§ fein.

Söenn So ad^ im £uft madien fönnte, bei ber @elegent)eit oud^ mir einmal etma§ §u Ijören gu geben, fo fonnte id§ allerbingS fein üott= !ommene§ Engagement für ha§> %z\t üermitteln.

SBrenbel bin id) |e|t fd)on lange einen 93rief (für fein 93ud§) fd^ulbig: iä) mei^ nid)t, tna§ id) xi)m f (^reiben foll? (£§ ift 5llle§ red^t gut, unb mer nichts 93effere§ §u mai^en mei^, foll mad)en, iua§ fie tl^uu : aber idf) oerftelje mid^ nid^t me'^r brauf.

25

Üfier ©eine X{)ätig!eit miifs \d) micf) ober freuen: tuas fcf)aff]"t ©uMeSi ©lauft' fa nid)!, ta'i^ id) tf)eitna![)mto§ bin, trenn \6) fcfltneige; nein ! \6) bin rjödilid) erfreut! SJZöge ®ir nur recfjt n)of)I babei fein! hierüber aber ein anbereg 3)2al! !

2)ie Üxeinfc^rift meiner Partituren tnerbe id) mir am (Snbe bod^ felbft madjen muffen: ift gar ju fd^tuer, fie nad) meinem @inn ju fertigen, §umal bie ©fisjeu bod) oft IjeilloS confuS finb, fo ba^ boc^ tro'^I nur id) braus flug tuerbe. ®§ bauert nur länger! ^erjtidjen ®anf aud; für biefe ©orge : mir fprec^en aber nod) brüber, öiel= Ieid)t menn gar ju fe^r ermübet greife ici^ bod) noc^ nad) ©einem SSerliner ^reuube!

9htn mit @ott! Heber fyran§! la^ mi^ balb rcd)t üicl uub ^{{{(^ öon ©ir Ijören !

Vertraue ©einem gonj ©ir getüei^ten

ßüric^, 2. mai 1S54. Üiidjarb.

SBenn ic^ componire nnb inftrumentire, ben!c id) immer nur an ©id), mie ©ir bie^ nnb bas gefallen mirb: id) f)ab' immer mit ©ir 5u t^nn.

154.

33rief non ^^ülfen.)

§od)geeI)rter |)err ©oftor !

Sn 93erfotg unferer münblid)en Unterrebung, als id) bie (St)re !^atte, (Sie in (5)0tf)a gn fe^en, frage id) ergebenft an :

Sßenn id) Stnfang be§ bieSjäljrtgen 2öinter§ ben ©annl)äufer in (Scene fe|en miE, weld^eg finb bie Söebingungen?

§aben (Sie bie @üte, f)Dd)gee^rter §err, auf ha^ $8albigfte mir 5Intmort miffen §u laffen.

9Jiit üorgügtic^fter §od)ad)tung ©. §tügb. Berlin, 17. 9)iai 54. gan§ ergebenfter

ipülfen.

26

[WltimUntvoütt.) ®uer ^oc^tDotilgeBoren!

®ie mir gefteEte 5lnfroge über bie „93 ebingungen" ber Sluf* füf)rung öon SBagner'S Dpern in 93erün, f)abe ic^ bie ®f)re folgeitber^ tneife ^u fieanttnortett :

(E§ bebarf feiner longen (Srörternngen, nm feftjnftellen, ba^ bie bi§{)erigen, auf mittleren unb geringen 95ü^nen ftattgefunbenen Sluf= fü|rungen be§Xannpnfer'§ unb Sof)engrin, fo Befriebigenb nnb eieren* üoE fie auc^ für biefelben fein bürften, nid§t aU maa^gefienb für bie in SSerlin Befproc^enen SJorfteßungen angenommen werben !5nnen. @6en nnb 'E)auptfäc^Ii(^ begtoegen, weil 9ft. SBagner einen befonberen nnb bebentfamen ?lccent anf bie SSerliner 95üt)ne legt, t)at er mi(^ er-- fud^t unb beauftragt, i^m in biefer ^Ingelegen'^eit freunbfd^aftlidj unb fünftleriftf) an bie §anb gu gef)en, ^u weirfiem ^md er mir auct) natürli^ feinerfeit§ uuumfdiränfte SSoßmacfit ertf)eilt.

®ie 93ebingnngen finb alfo eigentlich leine anberen at§ bie einer ebten unb fa^gered^ten ©arftellung aU Garantie eine§ nid^t gett)5f)n= liefen ®rfoIge§ ber 2öer!e fetbft. 2e|tere§ ift für mid^ ein ungmeifel- I)afte§ 9ftefuttat, öorau§gefe|t, ha^ bie ©arftettung ber SSerliner 93ü:^ne fic^ i!)rer mürbig ergeigt, unb id£) fc^meid)Ie mir, ba^ (Su). ^od^wgb. biefe Stnfii^t fc^on bei ben @eneraI=^roben tlieiten mürben. Um aber überf)aupt gn ben groben gu gelangen, erachte id^ für notl^toenbig, t)a^ eine categorifc^e $8efpre^ung, ol)ne 2öeitlänfig!eiten, gmifd^en ®m. §od^mgb. unb mir ftattfinbet, um

A) bie Sefe^ung ber 9flotten,

B) bie ©inf^eilung ber groben (bei meldten id^ tlieilmeife notl)tüenbig zugegen fein mü^te)

gu reguliren. ©ottte @m. §oc^tü. genel)m fein, fo bin id^ bereit* tüiHig, nad^ 93eenbigung ber l)iefigen Xl)eater=(Saifon am 24. Sunt nad£) ^Berlin gu fommen, nm mic^ mit Sl)uen über bie gange 6ac^e, meldte giemlid^ leicht §u bemerffteEigen ift, genau gu üerftänbigen.

Sn ^egug auf ta^ Don SKagner §u beanfprud^eube Honorar !ann id^ im 9Sorau§ öerfid^ern, ta'^ er feine übermäßigen ^orberungen fteEen

/— 27

wirb ^ unb werbe Sf)ueu (na(i)bem ic^ anSSogner nod)mat§ tjefc^rieben f)ak) feine $8e[timmiingeu mittf)eilett. %U 9?e6enfa(^e kmerfe ic^ aucf), ha'^, wa§ meine äöenigfeit anbelangt, obfc^on meine perjonlirfie Se* t^eitignng Bei ber berliner 5(nffül)rung eine» ^Bagner'jcfien 3i^er!e§ ungefäf)r einen monatIicf)en 5(nfentfjatt in Berlin erfjeifc^t, nnb icf) ha-- ^er ein siemlid^eS ^'^^^opfer bringen mü^te, fo gewiifjtt mir |ebod^ tia^ ooranSpfe^enbe ©elingen ber Sac^e eine 5(rt tjon Sefriebignng , bie ic^ nicfjt gerne mit einem ^o[ten=5(nfc^(ag meiner ®iäten ;ot)ne ^iät jn tjatten) öermengen möd^te.

S^Jod) einen ^un!t miß iä) nidjt nnermäf)nt taffen. ©oüiel id) nad^trägtid; erfahren, fjat SSagner ben Sßnnfd), feine Dpern unter meiner SireÜion anfgefüfjrt ju miffen , al§ eine abfointe Sebingung für Berlin auSgefprodjen. 60 ma()r^aft gefd)meic^elt id) burdj biefeS S5ertrauen Sßagner'S fein mn^, fo erlanbe idj mir boc^ (in ^^otge mei= ner nnnmfi^räntten ^oümad^t) bie ^rage meiner 'I)ire!tion al§ eine qnestion reservee bal)ingeftellt ju laffen, über 'mtldjc id) mir fpiiter, je nadjbem, bie (Sntfdjeibung t)orbet)aIte. hoffentlich wirb fic^ wo^t ein 9JlitteI finben, meine 3SeranttüortIicI)!eit SSagner nnb feinen 3Ber!en gegenüber ^n ma!)ren, o^ne mid^ bem berliner ^erfonal nnge== büf)rlid) aufgubrängen.

©eneljmigen Sie, t)od)geef)rter §err Sntenbant, bie SSerfidjerung ber auSge^eic^netften §od)ad)tung Sf)re§ gong ergebenften

SSe^mar 20. 9JJat 1854. g. S.

■fir NB. ©ei fo gut unb ertt)eile mir Steine pofitiöenSnftruftiouen über biefen ^unft ob 2)n ein fij:e§ Honorar ober Tantiemen ober S3eibe§ üertangft. ©djreibe mir fogicid) barüber nnb über= taffe mir nad) Umftänben ein plus ober minus ^eranS^ufifdjen.

©obalb §ülfen einen @d)ritt weiter in biefer ©ac^e tljut, er^ättft ®u, üebfter ^^rennb, fogteid) 9lac^rid)t. ©djreibe mir ü6er ben @elb= pun!t unb t^eite mir S)eine anberen SSünfc^e, bie S3ertiner Slnffüfjrung betreffenb, mit.

^efjalte einftweilen bie obigen beiben SBriefe für ®id;, benn ift fd)on 5U öiet über bie SScrIiner @efc^i^te gefpro(^en.

Wit ^ingelftebt f)at fid^ bie (Ba6)i oor ber jpanb nidjt orrangirt.

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(Snbe Sunt lommt er naä) SSetimar. SSaljrfc^einUc^ voiti er BIo§ bie SIu§fteEun9§=^;ßeriobe in SOHnc^en vorübergehen tofjen unb ben Xann* {)änfer er[t im§erb[te bringen. 5tuf ©eine ^onorarforbernngen fdireibt er mir, bö^ if)m leib tl)ut, nitf)t gang einge'^en gu !önnen. §aft 5Sn i^n ettt)a§ SSefonbere^ fragen gn laffen, fo \ä)xdh mir.

Set) bin noct) ^iemüc^ nntt)of)I nnb ermattet. ®a§ Sßrief j(i)reiben, §anbelnunb 95er^anbeln ift mir nnau§ftef)Iic^ nm mid; baüon §u er* J)oIen, arbeite ic§ an einem längeren 5tuffa| über benftiegenben^oHänber. ^offentlid) tüirb er ®ir @^a^ machen. Si§ Wük Sunt tüirb it)n S3renbel öoE[tänbig anfne^men einfttneilen erjd^eint er al§ '\^mih teton in ber SSetimar'fc^en offigieEen ^^^^ung.

©ugene SSittgenftein f)at mir ©ein aJJebaitton gefc^idt, ma§ mir t)iel grenbe gemod^t. Sc§ finbe ha^ äf)nlic§[te nnb getreuefte üon ©einen ^orträt§.

3n fünf, fed)§ Xagen befud)e ic§ Soad)im in ^annoüer. @r tüar bie gange öorige SBod)e "^ier nnb brai^te mir eine gang merfmürbige •Duöertnre. Soai^im nimmt einen bebentfamen 5Inffc^tt)ung al§ ßom* ponift, nnb tüenn er ein paar ^afjx^ fo fort treibt, fo bringt er gen)i^ .t)erüorrogenbe§ gu ©age.

@ott fegne ©ic^ in ^^renb unb Seib Siebfter.

@(f)reibe balb an ©einen

20. mai 1854. g. ß.

155.

9}?ein ßieber!

Sn ben näd)ften Xagen fiijreibe ic^ ©ir ouSfüIjrlid) nnb erkläre "©ir an^, tnarnm \ä) ^ente fo !nrg fd^reibe.

Sllfo n^eil bie^ nic|t h)arten !ann nur bie^ : ©antieme unb nic^t§ meiter. SBenn bie ©antieme gut augfalten folt, b. !^. tüenn uieineDpern of t gegeben werben f ollen, mu^ ber Sntenbant aufriditigen guten Sßitlen unb S^ieigung gur @a(^e l^aben. ©e§f)alb wollen wir it)n nobel bef)anbeln. ©u ^oft öortrcffUd) ji gefd)rieben.

Sn wenig ©agen me^r üon ©einem

23. SJ^ai 1854. m.^.

29

156. §oc^geet}rter i^crr Snteubaut !

S(u§ Syrern gefätlitjen Sd^reiben öom 29. 9J?at ntii^ \d) evfe^en, ta'^ (Suer §DdjtuoI)tgeboren nidjt biSponirt finb, bcn fünft (erijdjen 5tn^ fid^ten SBagner'S, tneldje meine S)a5tt)ifc§en!nnft in 5lngelegen^eit ber Sluffiit)rung feiner 2öev!e in 93ertin üeranla^en nnb motitiiren, '^tä)= nnng jn tragen. Sd) bebanre anfridjtig, ba^ bie bcHagenStuertfien 3Serf)äItnijfe, bie SBagner üerbieten, fid) in 2)eutjd)tanb jn üerljfilten, immer obtoaltenunb baburd) mand)erteiUm[tänbef)eroortreten, n^orunter ber natüiiid^e Fortgang ber Xannf)cinjer= nnb 2ot)engrin=3Sor[teünngen gehemmt wirb. (Sner §od)iüDl}Igeboren finb ju bcmanbert nnb er« fa{)ren in Sachen ber ^nnft, nm ignoriren gn wollen, wie fe()r ber ®r* folg öebeutfamer bramatifc^er Sßerfe öon ber 5(rt nnb Söeife ber 5lnf= fn^rnngen abhängig ift. ®ie 9J?eifter=SSer!e (5)tud'§, metdje in Sfjrem 93rief aU S3eifpiel citirt, tierbanfen fid^erUd), bei ollen i^rcn Ijerrtidien ©d)5n^eiten , il)re nad)()altige ©eltnng and) bem befonberen ßingetjen ©pontini'§ anf biefelben nnb feinem perf5ntid)en ®inwir!en in 23erlin. ©benfo finb bie an^ergewöfjntidjen ©rfolge ©pontini'S nnb 9}?e^er= beer'§ eigner Dpern bnrdj bie fpe^ielle ^etf)ätigung ber ßomponiften fpesieE befräftigt morben. ®§ mürbe mid) ju weit füfjren, fo oft er= pxoW Xfjatfac^en nod^ benttid^er ju erörtern, nnb id) befd^riinfe mid) ba'^er (Sner .^oc^w. gegenüber unöerijolen auS^nfpred^en, hn'^, wenn wirüid) bie ^ntenbang bIo§ gefonnenift, ben Xann^änfer ober ben Soljengrin, nnr fo „wie jebe§ anbere 2öer!" ^n geben, fo erfdjeint foft rat^fomer jebe§ beliebige anbere SSerf^n geben, ofjnebieSBagner'* fc^en weiter gu berüdfic^tigen.

9}Jit §errn Slapellmeifter ®orn Ijabe id} üor ein paar 9}?onaten über ba§ ganje ©ad)t)erf)ältni^ mel}rmal§ gefprodjen nnb id) bin über« jeugt , ha'^ er bie öon SSagner getroffene 93eftimmnng meiner ungwei« bentigen 93etl}eitignng bei ber 5tuffüf)rnng feiner 33}er!e in Berlin nidjt al§ eine nnbidige ^orberung begeid^ncn wirb.

«Selbftöerftänbtidj bleibt atlerbing§, ha}^ ßner i^od^w. „nid^t mef)r gewillt fein fönnen, irgenb eine ^ßerpftid^tnng eingugc^en, bnrd) weld^e

30

ber SSürbe be§ Snftitut§ unb jetner gäf)tg!eit, aU ber 5tutorttät be§ Sntenbanten §u na^e getreten tuirb", icf) tneinerfeitS äf)ntt(^e Snten== tionen je erftnnen bürfte. ©uer ^oc^tüofjIgeBoren fügen noi^ ^xn^n: „S(^ üertange boS SSertrauen ber ßom|3ontften für mi(f| unb bie fönig* lid^e S3üf)ne". ®tefer ^un!t ift gletd^faES entf^ieben unb göngtid) au|er ^^rage unb S)i§cuffton; bIo§, ba mir SBagner ben 5luftrag er= t!^eitt, fein ©teüöertreter in ber berliner 51ngelegen^eit §u fein, unb (Suer §ocf)tt)o^IgeBoren feinen (Sntfdjlu^ mitget^eitt, !ann mir nic^t, tüeber im Sutereffe ber ©ad^e noc^ meiner (Stellung gemä^ erfc^einen, ba^ ic^ attmälig ouf bie Sflotte eine§ fünften SS{)iftfpieIer'§ \ : tüeld^e fpric§tüDrtli(f) nur einen fet)r unbequemen @|3ielraum, „unter bem Xifd)e" §u bel^aupten bermogen : | ongetüiefen lüerbe. ^oIgIid§ Bin iä) üer:pflic£)tet @uer ^od^mo't) (geboren gu bitten, entweber bie in meinem öorigen Briefe entf)Qttenen eingaben gu gene'^migen, unb meine S3e* tt)eiligung bei ben groben unb ber 5Iuffü!)rung SBagner fc£)er SSerfe in S5erlin, nac^ bem üon Sßagner fo beutlitf) au§gef:proc£)enen ^unf^, aU Sntenbant ber fönigtiifien ^üf)ne, gu tegitimiren ; ober bie ganje (Sac^e in i^rem ie|igen negatiöen Status quo betuenben §u laffen. Wii üorjügüdifter ^oc^ad^tung !

©uer §oc^mDt)lgeboren gang ergebenfter SBei^mar, 3. Suni 1854. %. Sif^t.

P. S. Sn feinem Ie|ten $Srief fcf)reibt mir SSagner , ha^ er mir gän^Iicf) bie ^eftimmung ber pecuniören 93ebingungen in Berlin über* lä^t unb mit Xonn^äufer gufrieben ift.

Siebfter ! @enbe mir ben S5rief üon §ülfen gurücf, ha x6) feine ^bfcf)rift baöon genommen, unb id) il)n nicfit in anbere §änbe geben tüitt. §offentIi(f) bift ®u mit meiner Slntmort einüerftonben. SRein 93rouitton bef)alte.

Sn ^annoöer mar icf) 4 Xage. SBa§ mit mir biefen (Sommer ge= f(f)ie^t, fann id) nic^t beftimmen fobalb id) baöon etmag meifs, follft ®u fogteid) erfahren.

§aft ®u nod) ein ©jemplar be§ ßlaöierau§5ug§ öon 'J^ann'^äufer bisponibet ? 9loger, ber je^t f)ier ift, möchte gerne bie 'Siolk einftubieren, f)at aber üergeben§ bi§ je^t um ein ©jemptar be§ ßlaüierau§gug§ ge*

31

f (^rieben unb angefragt, S<^ jagte i^m, ba^ \6) ®ir bie§ mittf)eilen werbe, unb ha'^ icf) überzeugt bin, hal^, Wenn S)ir mögtid), SDu mir balb ein ©jemptar für il^n gufommen laffen wirft, ^n Bresben bei SQJefer foE bie 5luf(age »ergriffen fein fonft fann id} öon bort t)erfcf)reiben. 5ßiclleid;t fdjreibft ®u mir and) in ©einem näd)ften 93rief ein paar 3^^^^", bie icf) 9^oger geigen ober abfdjreiben fann.

üioger ift giemlic^ mufüalifd) unb fonn mit bem Xannf)äufer=^art gut effectuiren. 2Senn finbet ha^ 9)htfi!feft im Santon 2ßalli§ ftatt, unb wie lange bleibft ®u bort? ®ein

157.

SBieber nur f(^nell ein paar 3^^^^^^ gurSlntwort, lieber grong! ©u gweifelft wot)! feinen Slugenblid baran, baf^ idj ®ir f)er§fici^ für bie Energie banfe, mit ber ®u 2)id) in meinem Sntereffe gegen puffen benimmft? 9hir bie ©eete faloiren, bann befinbet fid) fogar aud) ber Seib am'beften! Sd) fenbe ®ir ha§: @d)reiben ^ülfen'ä gurüd! ©a^ ic^ ®ir bie 9}iüf)e madje, peinigt mid) aber boc^! ©rmarten wir un§ aber nid)t§: idj meine, ®u foflteft if)m gar nid;t mcf)r ant* Worten!

Sßegen be§ ßlaöierauggugeS be§ Xannfjänfer fd^reibe id^ foeben nac^ ©reiben: mn^ bort einer foder gemacht unb ®ir für 9f?oger gugefaubt werben, ©c^on fange S)n weißt f)atte id) 9ioger im (Sinn : wenn er (wie iä) f)offe burd) ^id)] bie Sfuf gäbe wirf(id) genau fennen gefernt ^at unb fie mit ßiebe fid^ fteffen Witt, fo §weiffe id) nicf)t, ha'^ er ber erfte Xannpnfcr ift, ber gan§ meiner Sutention genügt. @rü^e if)n fd^ön öon mir.

®eine '^xao^t wad) bem SOiufiffeft ^ot mir faft Hoffnung gegeben, ha'^ S)u mic^ ba^in begteiten fönnteft. §öre, lieber 3'ran§, ta§: wäre bod^ nod) eine ^reube für biefe§ traurige Sa^rü Sräd)teft ®u nun gar bie ^ürftin unb ha§: Äinb §u einem ßitge über ha§> Cber== taub unb ben @emmi in \)ü§> 2Bafli§ mit, o^, o^! bann bann Wäre olteö gut ! I ! 9hir öon bem bummen 9)?ufiffefte fef bft fid) nid)t»

32

ertoarten: öon meinen ßompofittonen ^abe {d§ alte§ prücf genommen; i(^ füf)re nur bte A-clur'(St)mpf)onte ouf ; tt)irb toofit tjtel 3SoI! ju» fammenfommen, aber ni(i)t öiel äJinfü. SBäteft ®u, öieEeicC^t aud^ ^. nnb S. mit baBei, @ott tüei^ bann aber, maS man ejtemporirte, reinun§ gum „ßeitöertreib"! ©eBe ber §immel, ha^ ®u fo weit wieber auf Bift, einmal einen „bnmmen ©treic^" gu machen, nnb noc^ anbere mit ba§u §u üerleiten!

®a§ ^^eft ift am 10., 11. nnb 12. ^uli: in ben erften Xagen be§ Snit mü^te ber 2lu§§ug über \)a§> Dbertanb beginnen.

Sc^ fud^e je^t mid^ furge ßeit auf ta§> SSegetiren gu werfen. ®ie fReinfc^rift ber Partitur be§ „9ft{)eingoIbe§" mu^ ic^ nod^ märten laffen. 3unäcf)ft fott'§ an bie „äBaHüre" ge^en !

Seb' mo^I, befter, einziger ^rang ! @ieb mir Hoffnung auf S)id^ unb ®ud)! S)ein

Büric^, 7. Suni 1854. 9^. SB.

158.

§iermit, liebfter 9fli^arb, überfenbe iä) S)ir ben 9£'fd^en 33 a fei nebft bem 93roniüon meiner einfachen S3eantmortnng. SSa^rfdieintid) mirb ber gange Darren mieber eine ^^^t lang ftetfen bleiben unb fpäter bie Unterljanblungen öon neuem angefangen. 9^un, id) tierfte^e mic^ gerne bagn bie ßeute ganj gut ju öerfte^en, menn autf) ber eigentlid^e ^ern if)rer 9?eben§arten nic^t auggefprodien mirb unb fein fann. Sc^ 'i^abt berartige§ §n öiele§ erleben mü^en, um mid) barüber §u täufd^en. ®ie ©dimterigf eit liegt Weber an hülfen nod^ an anberen genannten

Seuten, fonbern an jenen, bie wir aud^ nid§t nennen wollen,

obfd)Dn wir fte etwa§ !ennen.

SJJeine ft)mpI)onifd§en ®id)tungen bringe id^ ®ir, fobalb mir möglidf) fein wirb, auf 14 Xage öon f)ier abgulommen. freut mid^ ^ergtid^, ba^ ®u baran Sntereffe nimmft.

2a^ un§ in @ e b u t b un§ gewätjren, unb bleiben wir, in fd§Ied§ten Xagen, ber @wig!eit getreu! ©ein

8. Snni 54. ^ransilluä.

33

159.

ßteöer t^i^an^! ^ier ^aft S)u ben 93afe( tnieber, um beffen (Sigen= t^um ic^ ®id^ burd)au§ ni(i)t beneibe. 2a\]zn luir alle biefen tütber- liefen Unfiun bei (Seite : wenn man biejen Soi-'öon ber ®^r= unb (5I)a= raftertofitjfeit ^ört, ben biefe ftupibeften Seelen „Sllugf)eit" nennen, roirb'ä einem, qI§ ob man mit [junberttaufenb 9^arren gufammen märe. Unfer &iüd be[tel)t im @runbe genommen bo(f) eingig nur barin, ha^ mir un§ biefen Sieuten nie fügen : ift genug ©eminn, menn mir nur babei oer^arren. (£tma§ bafür jn „befommen", barauf bürfen mir allerbing§ nid)t red^nen.

So bin id^ in biefem Slugenblicfe aud; tioUftänbig gufrieben ha-- mit, ha'\^ mir eben nid)t tf)un, ma§ X. miti : ha§> madjt mir ganj für fid) üortrefflidje Saune; mag fonft noc^ gef(^ief)t, mu^ un» ganj gleichgültig fein. 3n 23erlin feiern mir mir ganj für un§

ein ^^i-'funbfd^aftSfeft, ober mo§ fonft in „53erlin?" 2Ba§ get)t

un§ „Berlin" fonft an?

Xanfenb San! für SlüeS, ma§ unb mie ®u tt)uft!

3Sag „Erfolg" (im pra!tif^ X.'fdjen Sinne) betrifft, fo merbe id) ben nun einmal moI)t nie fjaben! (S§ märe bie^ auc^ eigentlich eine Ironie auf meine Situation unb mein Sßefen. ®afür füf)te id) mic^ jeben 5lugenblid bereit, frofj unb lüc^etnb ju fterben, menn fi(^ nur eine rec^t noble ©etegenljeit bagu finbet. 3Sa§ miü man me^r'^ SSa'^rlic^ ma§ fo meine gang perfbnlic^e ^uf^inft betrifft fo münfc^e iä) mir nur einen rec^t fd)önen Xob, "Qa bod) einmal mit bem Seben feinen §aden Ijat : oft bin iä) nur f o betrübt barüber, ba§ ade» fo oeran(a^ung§Io§ ba§u um mid) f)erum bteibt. 5{üe§ tenbirt nur auf ein rec^t „(ange§ Seben", mag fo fd^mal, bünn unb bürftig mie möglid) ausfallen, 'traurig !!

darüber mollen mir and) etmaS :ptaubern, menn ®u fommft benn S)u fommft ja bod) ha^ fc^eint ,@ott fei 2ob !) gemi^. Sring' Seine Sijmpfjonifc^en ^oefien mit: bann !ommt boc^ etma§ ßraft in ben £eben§faben!!

aSagnev ii. Sif-jt, Sviefrocdifel. II. 3

34

(Suc^e mir feinen <B6)xäUx : SOiab. SBefenbond ^atmir eine golbene ^eber öon unüernjüftüd^er @tf)reiBe!raft gefc£)enft, bie madjt ntirf) nun tt)ieber §um fottigrap!)ifd^en ^ebanten. ®ie Partituren werben mein öottenbetfteS SJleifterftüc! in ©c^önjd^reiberei tt)erben! SJJan fann feinem ©d)idfate nic^t entgef)en! SJietierbeer Bemunberte feiner ß^it nid)t§ me!t)r an meinen Partituren, al§ bie foubere ©d^rift: biefer 5tct ber S5ett)unberung ift mir nun jum ^lud^ geworben: id^ mu^ fan= bere Partituren ftfireiben, fo lange \(S) lebe auf ©rben!

®u be!ommft ha§> 9i!^eingolb aber nic^t gu ®efi{^t, e|e in ber beabfid^tigten würbigen ©eftalt ift: ha§i wirb nun aber erft in müßigen ©tunben unb langen SSinterabenben geförbert werben, benn |e|t fann iiS) mid^ nid^t bamit aufhatten , ie|t mu^ an bie ßompofition ber SSalfüre gefien, bie mir ganj t)errlid^ in ben ©liebern Hegt.

gürftin unb ^inb grü^e mir mit üotter @ru§=@ewatt! ! ^ür fieute mu^ id) mir mit biefer S5itte genügen, irf) fann ni(^t mef)r fd)reiben gef)t nid^t felbft mit ber gotbenen geber: (Sagen würbe id^ t)iet, wenn id^ nic^t etwa wieber ha^ Sßeinen befäme, wie im S)ampf< wagen. (So eben würbe ic^ gerufen: flog ein SlbCer über ha^ §au§ ! ©in gutes ßeii^en !

„®§ febe ber Slbler" er flog fierrlic^ bie (Sd^walben Waren fef)r befangen! £eb' wof)I, im ßeic^en be§ Stbler'S!

©ein «R. SS.

160.

Sa^' ®ir fagen, ha^ iä) foeben üor Xfiränen nid^t fortiefen fann. D, ®u bift bD(^ ein einziger SDienfc^ ! ®a§ f)at wie ein ©ewitter auf mic^ eingefcf)Iagen! @ott, \oa§> f)oft ®u mir ba gef dirieben ! !

®u wei^t'§ oltein!

35

161.

3. Suli 54.

Qab toufenb ®anf , üebfter ^raitj : ^u f)aft mir ou§ einer äu^er^ ften 58erregen^eit geljolfen, imd^bem id) alle fonftigen Stustuege er* fd^öpft. ßiim §erb[te benfe \d) foll mit mir inieber etmo§ in Orbnuug fommeu.

SBann fommft ®u? ^6) ge^e biefer Xage in ha§> Söaüis, benfe aber jel^r Balb jnrüd ^n fein @elb Ijabe i^ nic^t, um mic^ ^erum p treiben, nnb ni^t§ reijt mi^ and), tüQt)renb nur meine 5(rbeit mir ^reube mac^t. S^ie Söalfüre i[t angefangen : ®n, je^t ge^t boc^ er[t Io§!

©onberBar biefe ßontrafte, ber erften 2iebe§fcene in ber SBalfüre mit ber im Sf^fieingolb!

Sßrenbet mirb ®ic^ auc^ überrafc^t f)oben? (^umme§ ß^i^Q')

e^ott jegne SDirf) !

162.

ßiebfter ^ranj! ®u fommft mir je^t in ßeipjig n)ie gerufen! id) betrad)te ^eine ®urc^reife burc^ Seipjig wie einen @d)idfalsminf, ba^ mir b 0 d) gefjotfen luerben fönnte. Sn meiner §ergen§not^ fd^rieb id) öor einiger ßeit and) an 93 reu bei. ob er mir unter meinen Seipjiger „93emunberern" ni^t 1000XI)aIer onf e c^ f el (für 4 bis 5 93Jonate) auftreiben fönnte. Stntmort: Sf^ein! aber üielleic^t würbe S(. burd) biefen ober jenen beforgen fönnen. ®a mid^ 5t. fürjlidf) befud)t, fd^rieb id^ benn aud^ an ben; 5tntwort: 9^ein! 3m Saufe ber näd^ften brei SJJonate fteljen mir nun meine bie§jä^rigenDperneinnaf)menbeüor; fie merben allen Slngeid^en naä) gut ausfallen unb l)offentIid^ ein für allemal au§ biefer testen klemme Ijelfen. ®a§ Slllerminbefte aber, lüag id) erwarten fann, wäre bie (Summe oon 1000 Xfjalern. äöer mir fie alfo Ieif)t, bem fteüe id) mit guten ©emiffen einen SBed^fel auf breiSO^onatc ®nbe£)ctober; aus. §ärtel mu^ 'i)a§> tt)un. SSiß er ba= gegen mir etroa bie ^aufenb X^aler auf meine (Sinnaf)men üor*

3*

36

jcfjie^en, fo !ann mir ha§i auä) rec^t fein. (Sr tann biefe @iima|nteit am 6e[ten controliren, luib id) tnürbe bagegen bie Bal^tungen für ha^ Honorar jebeSmoI an X. meifen, fo lange 6i§ bie ©nmme gurütf= erftattet ift. 3Sa§ if)m ließ er i[t mir ha^ iä) |e|t an§ biefer nieberträcfiigen Sage ^erau§!omme, bie mid^ wie einen 3iicf)t{)än§Ier quält!

51. fd^riefi mir aud^ öon geftiiffen 9JJ5gIi(i)!eiten, mir für eine hz-- fonbere 9^eife, auf furge 3eit, S)eutfrf)Ianb p eröffnen : i^ glaube nid)t baran, nnb mac^e mir je^t nid^t einmal ^tm§> 9^ed^te§ barau§ : barum Bemühen !önnte id) mic^ nic^t im 9)?inbeften.

SSa§ bie ^Berliner 51ngelegen()eit Betrifft, fo fei öerfic^ert, ba§ id) fro^ Bin, fie einzig in ® einen §änben §u miffen: ic^ tüäre ein fc^öner 9^arr, n)enn iii) fie je mieber baran§ nehmen mottte, fo lange ®n nic^t mübe mirft. K. mirb fic^ t)üten, fid) an mid) ju wenben! S)a§ ftnb alle§ Xrätfd^ereien!

^on bem ©ittener 9JJufi!feft Bin id) au§geriffen: !am mir wie eine gro^e ©orfürme^ üor,auf ber i^ nid)t ßuft :^atte,mit gu mufi» ciren. 3^ reifte ÄnaE nnb %aU aB! mix fotl fein „9Jlufi!feft" irgenb welcher 5Irt fommen! S)a^ S)u nad) 9lotterbam Bift, fjat mid) benn bod) etma» eiferfüc^tig geftimmt : ^offentlid) finbeft ®n nun aud) noc^ ^dt für ßüric^ ! ^omm, wenn S)u !annft, in ber ^weiten §älfte be» 5luguft§ : ^a ftnb beule id^ auc^ äöef enbond'g mieber §urüd !

%d) ©Ott! ajJir ift fo wüft t)or bem S^opf ; geftern frül) reifte ic^ öom @enfer @ee aB. ©iefe 5J?ad^t öerBrad)te id^ im ^oftmageu öon ^ern nac^ Sugern. ©oeBen fc^wimme id) auf bem $8iermalbftätter (See, oon beffen Ufer ic^ meine ^rau aB:^oIenn)iII, bie l^ier eine 9Jiot!en= !ur geBrauc|t f)at. S)ann gel^e ic^ nad^ Qwciä) gurüd, wa§ id) nur in ber Hoffnung wagen !ann, ba^ ©ein @turm auf §ürtet§ gelingt, ^ein 9J?enf(^ !ann mir l^ier l^elfen: id^ ^aBe Bereite SllleS angewanbt, um meine Sage Bi§ t)iel)er (öom oorigen SSinter :§er) §n friften. ®et)t SlHeS gut, fo fal^re ic^ öom 1. STuguft aB wieber in ber ©ompofition ber 2öal!üre fort; bie StrBeit biefe SIrBeit ift \)a§, dinjtgc, toa§^ mid) ba§ SeBen ertragen tä^t. 9Jlit ber D^einfc^rift be§ Ü^^eingolbe» faf)re ic^ neBenBei fort; ^um ©pät^erBft foEft ®u htnU id| bie Partitur in Rauben ^aBen.

37

5(d) üerjeif)' mir mein ©efafele auf Steinen jdjönen f)eiteren 93ricf uom 9if)eine! S3ieIIeirf)t fdjreibe id) 3)ir balb bejjer. ^alh lanbe id; in Brunnen, wo ®u nod) at§ S)oppeIpep§ figurirft: n^ie fjeiter warft ^u ha\ Seb mof)!, ^u lieber, einjiger t^^-'i^^S'-

5Im Sorb ber „©tobt ß^^i'i'^)" ^^i^f "^^"^ ^öicrwalbftiittcr See, en vue de Bnmneu !

$8ebenfeam31.3uItII!

163.

Sieber großer ?JZann Xaufenb ®an! für \>ci^ §(utogra|)^ , es toirb üiele greube bringen.

®iefe (Soeft ift ein gute§, ausge^eic^neteö 9)Zäbc^en, raeld)c t)on if)ren Gütern nac^ ßngtanb gefd)idt, bort ^eimwet) nad) ber „2Set)marer ©djule", ber„3n!unft§mnfi!"nnbben„2Bagnerfclf)en Opern" befam. @ie mu^te üon bort §n entfüefien, unb nun t)ai fie fidj in Erfurt nieber= geloffen, tüo fie Älaöierftunben giebt, unb t)on iüo fie nad) Söe^mar fommt, um Sf)re ®id)tungen ansuf)5ren.

SIber je^n unb (junbert taufenb ®an! für oiele» anberc. Sifjt ift fe^r gtüdüd) gewefen gu (jören, bafs feine 5(rti!et ber SS. 3- 3f)nen ge= faHen. ®§ ift fdjon oon Sljnen, fie fo gut üerftanben gu l^aben!

(Sie werben nod^ einige 3^^^ fortbauern. S)er fliegenbe §. wirb biefe ©erie befd^Iie^en. S^ein, ift f ein Xrouerfranj , ben er

winbet ^tjr büftrer unb ebler §etb lebt unb wirb leben ! (Sd^Iaf

unb ©infamfeit finb nid)t ber Xob, unb feine ßeben§!räfte finb berart, ha'^i er nod^ lange gur gegebenen 3eit (Suropa burd;wanbern wirb. S3eet^otien'§ f^'^belio acciimatifirt fic^ erft je|t in Sonbon !

S(^ bin glüdlidj, ha'^^ bie ft)mpIjonifd)en ^ic^tungen ©ie in= tereffiren! SBenn er @ie befud)en !ann?! wirb er SI)nen bie ^arti= turen bringen, aber im Stugenblid finb fie, gtoubeic^, ^atb in ber ü;opie t)atb in neuer ßorreftur für ben ©tid) :c. :c. aber Sie werben ber erfte fein, tljeurer großer @eniu§, ber fie gu lefen befommt. Sie finb 5um größten ^fjeit t)ier aufgefüt)rt worben. (S§ ift wunber^ fd}ön, febr ebel unb fef)r ^od).

38

S^re SSriefe getoa^ren im§ bie ^^reube, tüeli^e ©Dlbftüd^^IImofen ben 0lot{)letbenben getoäl^ren ioürben, tuetd§e einzig an «Schläge ober grobe Kupfermünze getoö^nt ftnb.

©penben Sie un§ oft biefeg Sllmojen, ha @te ni(^t öerarmt. Soffen @ie Stfgt mit hülfen fertig merben. ßaffen ©ie t!)m S3erlin gän^HcE), üotlftänbig. (S§ !ann langfam gelten, aber tötrb gut, unb öor allem anftänbig getjen! SSie gut, mteüug, tüte ^art unb gebulbtg er tft, ta§> mi'^ id)\ (Sin anberer tt)ürbe fett fec^§ Sa'flt^en tt)o!f)I ad^t§ef)n SJlal ttJteber üerfunlen unb ertrun!en fein in ben «Stürmen, bie mit unferem armen Kä^nd^en i^r ©piel treiben. ®r erhält nn§ uoä) an ber Dberfläd^e.

SifSt J)at nad) 95erlin gefc^rieben , um S^nen jemanb gu finben, ber ^^t 9fl|eingoIb copire. ®iefe§ fd^one 9fit)eingoIb , nad^ n)el(^em unfere D^ren feuf^en ! ©erjenige , t)on bem er glaubte , ha^ er Sf)uen entfprec^en toürbe, ift für biefe ßeit ni(f)t frei! 2Ba§ brau(^en Sie, um bie SßaÜüre §u beginnen? unb bie betüunbernStnert^e ©cenestoifrfien SSoban unb S3rünnt)ilbe! ®iefe göttlid)e 93rünnt)itbe, toelc^e Siegtinbe rettet! «Schreiben ©ie auSfü^rlid^, \)a§> tt)ut unfern brei §ergen tt)D§I, bie t)ereint unb unzertrennlich finb. ®ie gange 5ltmofppre ber Sittenburg ftraf)tt milbe, toenn einen S3rief öon Sf)uen ge* geben ^at.

®er §immel gebe, ha^ auf „balbige§ Sßieberfe^^en" ^ei^e, tinb toann tüerben tnir S^r 9fl|eingoIb fe^en, tuöre oud^ nur im (X^oncept? £)^ tüenn (Sie Uiü^ten, tüie Sifgt S|te ®id^tungen fingt! SBir beteten S^^ren ßo^engrin lange an, beüor i!^n S3ec£ einftubirt l^atte, unb tüir laufc^en unb ttjeinen, tüenn er xtju fingt!

S^affen Sie S|re SSaHüre balbmöglidjft ! 3SeId)e§ SBerÜ

Sdireiben Sie un§ fobalb tüie mögü(^ !

Sie fagen, ba§ §. nid^t üerfte^e, um tüa§ fic^ fianbele? STd^, tner öerftet)t über:§au)3t, um nja§ fid§ t)anbelt, tüenn fid^ um ettüa§ @ro^e§ unb Scf)öne§ fianbelt? SSenn ein 95itbt)auer eine fd^öne Statue mod^en mitt, nimmt er ©ranit ober äJJarmor unb müt)t feine Kräfte ah, um fie p t)auen; fetbft ©ranit unb aJiarmor finb meniger ^art al§ ha§, §er§ ber SOfJenfd^en! ®er SBilb^auer, tnenn er nid)t ftirbt, mac^t feine Statue; tüenn fic^ barum ^anbett, ettnaä

39

@cf)öne§ 5U oollbringeu, jtnb bic SJJenfdjen weniger fügsam ai§> Kranit unb 9Jiarmor.

Sifjt ift unermüblid^ er ift Seinen ganj ergeben <Bk wiffen e§. 9JJnt^ nnb §offnnng! 3«^ ^n^n 3fjnen nidf|t genug fagen, tüte fe^r 3f)r lieber 33rief mir tr)of)(getfjan ^at.

164.

X.'§ Saffa (etftet noc^ (jartniicfigeren Sßieberftanb oI§ 8i(i[trta. SOät Stürmen rid^tet man ha tttcf)t§ au§ folglich !ann \d) ^ir nicfjt» (Srfreu(ic^e§ metben.

33 on §üljen treffe id^ bei meiner 9f?ü(lfef)r ^ier ein befinititi nega= tit)e§ ©(^reiben in ^Sejug auf bie 5(uffü^rung be§ Xannfiäufer'ä in 33erlin mit fotgenber (Sd^tu^'^f)rafe: „®a^ nac^ einem jmeimaligen „tjergeblic^en 33erfuc^ bie§ SBer! auf bie !5niglic^e S3üt)ne ju bringen, „bie SSermaltung !einen britten unternef)tnen fann, fo lange i6) bie @f)re „tjabe, an ber (Spi|e berfelben ^u ftef)en, t3erftef)t fid^ t)on felbft. ^ä) „bebaure bie§ !"

5(nberfeit§ öernef)me id) jebod;, ha'\^ bie 8ac[)e nirf)t in biefem ne= gatitjen ©tabium tjerbteiben foH, unb ha'\i man aller^öcE)ften Drt§ nid)t abgeneigt ift, mid^ nad^ ^Berlin sn berufen. ®o§ tt)irb fi(^ §eigen. Sinfttreilen i)abt id) hülfen nur ein paar ^äUn geantmortet.

äBie tjer^ält fid) bettn biefe 9Jhififfeft=®efcfjic^te? 2Be5f)aIben bift ®u auggeriffen? (Sr§äf)Ie tnir ha^ gelegentüdf) , wetin ^u bei guter Saune bift.

Sflad) bem Ü^otterbamer 3JJufi!feft bin ic^ ein poar Xage in Sörüffel gewefen, tt)D id^ mit meinen beiben ^öd^tern gtifammentraf.

(Sobalb meine fef)r anget)üufte Sorrefponbeng abgemad)t ift, fe^e id^ mtc^ an meinen ^^auft, ber bi§ jum 9^euja^r fertig fein foll. 2)ie anberen ®inge S^mp^onifd^e Sid^tungen) tüerben bi§ baf)in aud^ im ©rucfe erfd^einen.

3c^ bin nod^ fe!f)r ermübet tjon meiner fef)r fjaftigen 9ieife unb ta^ perfön(idf)e (Sefüt)!, ha'^ idf) ®ir nid^t bienen !ann, t3er!ür§t nod£) biefe

40

ßeitett . 5lc^! lieber §tmmel, toaS !ann ic^ ^ir oit(^ fagen, fo

lange

»La vergogna dura«

uttb bief er v e r g o g n a nic^t abjit^elf en t[t. ^ein

28. Suti 54. %. 2.

165.

5tber, üebfler ^rang, l^ätteft ®u tüirütd; einen 5tugenb(icf glauben fönnen, ic^ ^ätte bie Sbee, ßongerte gu geben, gefaxt, um mid) bnntit p pro^agiren, ober um Wn\it ^u mad^en ober um @ott ujet^ n)a§? §ätteft S)u nic^t fogleic^ tierftanben, ba^ biefer @eban!e eine reine 5Iu§geburt ber SSergtüeiflung in einer nic^t§tt}ürbigen pecnniören Sage toar, unb ba^ mir nur bo§ ©ingige barauf ^u ertuiebem UJar, ob i(^ @etb einne:^men !5nnte ober nicf)t, @elb für ein unert)örte§ Dpfer, für eine (Selbftöerlöugnung , bie icf) tt)of)rfd)einü(^ bod^ nicfit einmal f)ätte bur(^füf)ren fönnen? 2Bie falfc^ mu| ic^ mic^ bann au§ge* brüdt '^aben! (Sntfc^ulbige, ha^ iä) ®ir ^u einem folc^en SJli^öer* ftönbniffe 5tnk^ gegeben 'i)aU\ §abe aber befto me'^r ®an! für 2)eine S3emüf)ungen, benen ®u ®ic^ tro|bem untergogeft!

Wtxn lieber, treuerer f^^^eunb ! SBie ftolg unb glüdli(^ f onnte id; öor 3 Saf)ren fein, ba ic^ meinem öotten @efüt)Ie unb meinem flaren äßiffen üon meiner notfigebrungenen (Stellung su unfrer !ünftterifd)en £)ffentüc|!eit nod) in nid)t§ gumiber ge:^anbelt :§atte. SBenn ®u fdjon bamal§ in g'reunbe§=@orge ®id) mü^teft mir gu „öffenttidier Stner* !ennung" unb meinen äBerfen gnr SSerbreitung gu t3erl)elfen, mie läd^elte id) ha, unb mehrte ftiE jebe SSerfü^rung öon mir ab. ®er ©ämon fa^te mi(^ aber : in meinem f (^redlid^ oben Seben !eimte mir ujieber ^^ieigung ju minbeftenS etmaS 5tnnef)mlid)!eit ber ©iiftens auf; bie 3Serfüt)rung geigte ftd) , iä) gab meine Partituren f)in, öermunberte mid^ über if)re (Erfolge unb Ijoffte. Sc^ öerfludie nun biefe Hoffnung. SSor mir felbft füf)(e ic^ mic^ fo tief erniebrigt, ha^ ic^ nod^ vergebens nac^ ©rlöfung öon biefer ^ein be§ (SelbftoorföurfeS fu(^e.

hülfen fagte 9£. er ^alte bie gange ®aä)i mit mir für ge^ ma(^t: id) !onnte gtüdtid^er äöeife 9^. barüber troften, ba^ er fie

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iiidjt gemadjt fjabc aber hülfen fjat vecf)t: bie <Bad)c ift „gemadjt". 2öq§ fonutc mic^ fc^Iiej^Iid) beffer über bie 255af)rl)eit uiib ?((^t{)eit meiner (Srfolge nufüären, nl§ ta'^ bort, tüo fie getüonnen irurben, mit aller erbenflid^en Wü^c unter ad' meinen „58en)nnberern" nicf)t fage id}'§> ^crau§ 1000 Xljaler aufjntreiben tooren qI§ ®orref)en für mic^. ®iefe gro^e S^riöinlität ift für mid; üon unge* meiner $8erebfamfeit.

Öd) bitte ®id;, liebfter ^mn^, rebe mir nic^t tjon meinem Üiul^me, non meiner (S^re, (Stellung ober mie ba§ 5Ilte§ t)ei^t! 9JZit gröfster S3eftimmtt)eit mei^ idj, ba^ all' meine „Erfolge" fic^ auf id)Ied)te, feljr fc^ted)te 5(uffüf)rungen üou meinen 2Ber!en grünben : bo^ fie fomit auf SDü^üerftiinbuiffen berul^en, uub ba§ mein öffentlidjer 9iu^m uid)t eine taube 9ht^ mertl) ift. @eben lüir boc^ aud^ alle ^oliti! onf ; biefeg Sefaffen mit 9Jüttelu , bie mir üerac^ten, um gu ßtüeden gu ge* langen, bie genau befe'^en nie, uub burd^ biefe SKittel am allere menigften errei^t merben fönnen. Saffen mir bod) bie Soterie, biefe $8erbinbung mit ßretinS, bie alle gufammen nidjt eine 2ll)nuug baüon l^aben, um ma§ fic^ bei un§ lianbelt. 3d) frage ®td^, mel^e @enngtf)nuur(, meiere ©rquidung fönnen mir erlangen burd) $öei[)ilfe all' ber albernen DJicufd^en, mie fie nun Ijeijsen mögen. Sd) begreife mandjmal ©eine ironifc^e SebenSluft nidjt, bie fic^ ben 6fe( iior biefen Seuten l)inmeg§ufpDtten mei^. ^ort mit bem ßeug : fort mit „9?ul)m" uub all' bem Unfinn : mir leben nicl)t in ber ^üt, mo 9ftut)m f^reube bringen, ober ß^re geben fanu!

§öre mid) : ben Xannl)äufer unb ben 2ol)engrin f o Ijabc ic^ fie in ben SSinb gegeben : id) mag nid;t§ mel)r üon il)uen miffen ; al§ id) fie bem X^eaterfdjadjer übergab, Ijabe id; fie Oerfto^en: fie finb non mir oerfludjt morbeu, für mid) gu betteln unb nur noc^ @elb nur uoc^ @elb ju bringen. ^6) mürbe auc^ baju fie nidjt einmal gcbraud)en mögen menn id) nid)t mü^te. ^ei ber Giufic^t, gu ber id^ biefen ©ommer gelangt bin , mürbe ic^ jmar mit 3Bonne bie 58nBe tragen, meinen ganzen ©inridjtungsfram :c. ju t)er!aufen unb nadt, mie id) bin, abermals in bie SBelt Ijinans jn jieticu, mo mid) bie^mal, id) fc^möre es X)ir feine SHufion miebcr faffen follte! X)0(^ meine ^rau mürbe biefen gcmaltfamen Sdjritt bicfsmat nid)t

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toieber ertragen, ic^ tüei^, trürbe \t)x %ot fein, 9finn benn, if)r gn Sieöe f)aBe ic^ befcEjIojfen anS^nl^alten : Xonn|äuf er nnb 2of)en* grin muffen p ben Suben ge!§en. S«^ 'fcinn aöer nidjt abwarten, tüaS fie mir unter biefen ober jenen p ermoglid^enben nnb mit @ebulb abgnn^artenben Umftänben, mefjr einbringen !önnten, all je^t, tüo 16) fie um jeben ^rei§, nnb je fc^neEer befto beffer an ben SJJann bringen mn^. (Sage mir, Siebfter, mie fte^t mit SSertin? §atteft 2)n ®i(^ bIo§ barauf öerlaffen, §errn üon §ülfen unfere $8ebingnng ptau» fibel mad^en §u !önnen? Ober l^atteft ®n anbere 9J?ittet in S3ereitfci^aft, ®ir eine etirentiolle S3ernfnng nad^ S3erlin p fid^ern? Sc^ ntn^ bod) faft ta^ 2e|tere glauben, nnb mod^te fomit £)offen, ^a^ S)n red^t batb mir nnfren Sirinmp!^ melben !5nnteft. ®a§ Slnlbteiben S3erün§ für meine Opern jie^t alte übrige ©tocEung be§ @efc§äfte§ noc^ fic^ nnb bei ®ott bie SSerbreitung meiner Opern ift mir lebigtid) nur ein ® ef c£)äft: ta§: ift t)a§> (Sinnige Sfleale baran, alle§ Übrige ift nnb bleibt babei rein erlogen. ©eben mx un§ boc^ feine 9}lüf)e, bem 5)inge einen anbren (Srnft abgugeminnen, aU ben be§ ©elb- gefd^äftel. Sd^ ntü^te mid^ je|t felbft üeract)ten, tnenn id) bem ®inge eine anbere Slufmerffamfeit mibmen ttjoöte. "^üx m\6) f)at ba§ le^te Sieb öon ber „SSelt" au§ge!(ungen.

Unb tüei^t ®u, mag mid^ gn meinem erneuten ©tolge töieber gan^ in biefer ©efinnung befeftigttjat?? S)a§ift®ein ?Iuffa|über ben fliegenben ^ollänber. Sn biefen Slrtüeln f) ab e id) mit be= ftimmtefter ®eutticf)!eit enblid^ mid^ toieber gefunben, unb barauS er!annt, 'Qa'^ mir mit biefer Sßelt nid£)t§ gemein fjaben. 233 er oerftanb benn mi c^?? ^u unb fein 5Inberer! SBer öerftef)t benn |e|t ^tc^? 3<J> unb fein Slnberer ! ©ei be§ gemi^. ^ u fjaft mir jum erften unb ein= gigften TtaU bie SSSonne erfditoffen, gang unb gar öerftonben gu fein : fie§, in ®ir bin id^ rein oufgegangen, nidjt ein ^öferd^en, nid^t ein nod^ fo Ieife§ §er§5uden ift übrig geblieben, ha^ S)u nid)t mit empfunben. SIber nun fef)e id^, ba§ aud^ nur biefe§ mirflid^eS SSerftanbenfein ift, mogegen aUeS SInbre reine§j0ii|oerftänbni^ ober unerquidlic^er Srrt^um ift. 5Iber ma§ miü ic^ benn Slnber§ nod^, nac^bem id) bie§ erlebt fiabe? SS5a§ miüft ® u no(^ mit mir , nad£)bem ®u bie^ mit mir erlebt !§aft ! 2a§ ju biefer SSonne noc^ bie Xf)räne eines lieben meiblid^en äöefenl

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fliegen tnaS bann \\od)'< D öerftümmeln mx un§ ntrfjt felbft fo: beachten ttJtr bie Söelt nic^t anber§, aU burd) 33erad)tung ; nur bieje gebüf)rt if)r: ober feine Hoffnung, feine Xäufd)ung für unfer ^erj auf fie gefe|t ! ©ie ift f c^tec^t, f d) I e c^ t , g r u n b f d) l e d^ t, nur ba§ ^er^ eine§ ^rennbe§, nur bie '3;^räne eiue§ 2Sei6e§ fann fie un§ au§ i^rem ^(ud)e erlöfen. 5t6er fo refpeftiren tnir fie a\i6) uic^t, unb jwar in ni(^t§, toag irgenb ttjie @f}re, 9fluf)m ober ttjie fonft bie Stttfanjereien fjei^en au§fiel)t. «Sie gehört Stlberid^: 5Jliemaub anberS! ! ^ort mit if)r! @enug ®u fenuft nun meine ©timmung: fie ift feine 5{ufwaünng : fie ift feft unb folib, n^ie Diamant. 9^ur fie giebt mir ^raft, bie Saft be§ 2eben§ mikx ^u fd)Ieppen : aber ic^ mu^ in i^r fortan unerbittlid) fein. ^6) f)affe jeben ©d)ein mit töbtlid)em trimme: ic^ rnill feine Hoffnung, beun fie ift ©elbftbetitgung. 5(ber ic^ werbe arbeiten ®u follft meine Partituren f)aben : fie ttjerben nn§ gel)ören, 9^iemanb anber§. ®a§ ift genug.

®a§ 9fl^ eingolb f)aft ®u je^t? Sd) bin im^weiteu STft ber SBaf = füre: SSoban unb ^^rida: n^ie ®u fief)ft, mu^ mir ba§ gerattjen.

ßeb füo^V.

SJJeiner ^rau fc^reibft ^u?

SSiet ^erslic^e @rü^e!

(2öa§ bie 5tnbren fd)reiben, fann id) nid)t me^r lefen. Sd) tefe nur noc^ Seinen §olIänber=3tuffa| : ha§: ift ber Soljn, ber ©tolj meines £eben§!)

Sebe ttJof)!! Sein

m. SB.

166.

ßürid), 16. (Sept. 54.

SBei^t 2!u, mie ausufangen ift, ba^ id) in Trüffel unb in öiel^ leicht gtüei ©tobten §ollonb§ näc^ften§ Sonsertauffüljrungen tt)ie öorm Saf)re in ßü^^ic^ öeranftalten fann ? @Iaubft®u, ha^ xä) burd) einen StuSftug baf)iu mir baare 10,000 fr. öerbienen fann? ^önnteft Su einleiten, ha'^ man mir üon bort au§ bereitmißig entgegen fäme; t>a% bort mein Programm in ha§< ^ranjöfifdie unb §oüänbifd)e ü6er= fel^t tüürbe? Slannft ®u mir hierauf befriebigenb antmorten, fo bitte

44

td) ®tdf) um f^teunigfte (Einleitung ber 'Sad)t: xä) mu^ ba§ @ctb in ber allernäc^ften ßeit üerbienen.

^ein X^eater {)at ^öeftellungen bei mir gemaiiit: nirf)t§ rü^rtfic^, id; fd;eine üoHfommen üergeffen! könnte ic^ öon Belgien unb §oI* lanb mit @elb gurücüommen, fo n^ürbe id) anä) tnafirfc^einlid) tt)ieber an meine 5lr6eit gef)en tonnen, ^ür |e|t ift alle SJJufi! Bei «Seite ge* legt. -

®ein SOlebaißon i[t fel^r \ä)'ön: "^erjtii^en Sauf! ©onft l^ab' iä) für ni(^t§ Sinn: l)at feine (Srünbe.

(Stets treu ®ein 9^id)arb.

167. ßiebfter ^^xan^ !

SD^eine ^rau ift je|t (urfprüngti(^ gum S3efud) i^rer Stitern) in ®eutf(^tanb. ©egentüörtig ift fie in Berlin (Bei ^limine ^^r ommann, Stuben. 10.) SpäteftenS in 8 Sagen ift fie in ßeipgig (Bei 51., 2öinb= müt)Iengaffe). SSon bort toitt fie üBer ^ran!furt priid reifen: !önnte fie in SBeimor eine meiner Opern (natürli(^ am SieBften hm So^engrin) fe!)en, fo feierte fie gern einen %aQ bort ein. ^annft ®u möglid^ mad)en, fo fdjreiBe if)r bod§ nac^ S5erlin ober ßeip^ig, ober and) tt)enn ®u umgeijenb mir metben !annft fc^reiBe mir nac^ 3ürtd§, bamit id) fie noc^ Bei ßeiten Berid^ten !ann.

S3on $. er!)ältft S)u in wenigen klagen bie Partitur be§ Üt^ein* g 0 Ib e§, bie ic^ it)m Bi§f)er einjetn §um ^toed einer in ®re§ben angu« fertigenben (Sopie üBermad)te : nun id) aBer fürgli^ mit ber 9^einfc§rift gang fertig getoorben Bin, leibet mid) nic^t, fie noc^ nic^tin S)einen Rauben p miffen. 93rud)ftüdmeife moHte id) fie ®ir aBer auf feinen %ail üorlegen, benn ha§^ @ an§ e in ©eine §ünbe gu geBen ift für mic^ ein Beftimmter, auSbrudgü oller §Ict. S5el)alte fie öorläufig öier SSoc^en §nr getegentlidjen ©urc^fic^t ; bann merbe ici§ ®ic^ Bitten, fie für je^t niieber.prüdgufc^iden, um bie (Sopie Beenbigen gu laffen.

® aniel grüj3 f(^önften§! ber närrifd^e ^unge! 1

- 45

(Sonft fd)reibe id) ®ir nid)tö öou mir and) nidjt über ©einen Slnffa^ : oon beibem niü^te id) nid)t, luo anfangen unb n>o auff)5ren. ®a^ id) S)id) biefe§ Satjr nid)t ^n jeljen befam, n^ar fef)r jd)Iinnn ! 3m @an§en fü{)(e id) mid) jo grenzenlos elenb, bo| id^ anfange, mir f ogar fd)ted)t öorjnfommen, ba id) bie§ (SIenb trage. ©enng ! ßeb' tüot}!!

Sein 9Jlebailton l^abe id^ nod) nid)t lieber oom @t)pfer gurüd : njar etwa» am 9^anbe befd)äbigt. äöarnm 3f)r ba§ „inbifdje SOJärc^en" fo gans allein bel)altet? Sd) I)ab' ^rofa genng um mid), um nnter» anbringen.

Sdjönen @ru^ an bie f^ürftin! S)ein

3iirid), 29. @ept. 54. 9\ic^arb.

168.

Sieb er grang!

iä) fomme immer mef)r bat)inter, ha^ ®n eigentlid^ ein großer ^Ijilo- fopf)bi[t! lüie ein red^ter g'af)rl}an§ lomme id) mir bagcgen oft üor. S'^eben bem langfamen ^ßorrüden meiner 9J?u[i! i)aht id) mid) je^t ou§fd)Iie^Iic^ mit einem 9Kenfc^en befd)äftigt, ber mir menn and) nur literarifd) mie ein §immet§gefc^en! in meine @in= famfeit ge!ommen i[t. (S§ i[t 5lrtl)ur ©d^open^auer, ber größte ^tjilofopl) feit S^ant, beffen ©ebanfen er n)ie er fid^ anSbrüdt oollftanbig erft ju (Snbe gebad)t Ijat. ®ie beutfd^en ^rofefforen f)aben i^n n3ot)tmei§Iid£) 40SaI)re lang ignorirt: neulid) mürbe er aber gur <Bd)mad) ®eutfd)Ianb'§ oon einem englifd^en ^ritüer ent= bedt. 2Sa§ finb üor biefem alle §eger§ :c. für 6f)arlatan'§ ! ©ein §auptgeban!e, bie enblic^e SSerneinung be§ äBilIen§ ^um Seben, ift oon furd)tbarem (Srnfte, aber eingig erlöfenb. SOür !am er natürlid) nidjt neu, unb 9^iemanb !onn if)n überhaupt ben!en, in bem er nidjt bereits lebte. Stber gu biefer S^Iartjeit ermedt f)at mir iljn erft biefer ^Ijilofopl). SSenn id) auf bie ©türme meines ^erjenS, ben furdjtbnren Slrampf, mit bem fid) miber SSillen an bie SebenS^offnung anflammerte, ^urüdbenfe, ja, menn fie nod) je|t oft gum Drfan an=^

46

jc£)tüellen, jo fjoBe i6) bogegen boä) nun ein Duietiö gefunben, bo§ mir enblic^ in njai^en S^äd^ten einzig ^u ©d)taf öerf)ilft; i[t bie t)er§Iid)e unb innige ©e^nMt noc^ bem Xob: üoUe S3en)U^tIojig!eit, gängli^eS 9Zic^tfein, Sßerjd^tüinben aEer träume ein^igfte enbüc^e ©rlöfung!

Sßunberbar ^aBe iif) nun oft ©eine @eban!en miebergefunben : t)rü(fft®u fie anä) anberS au§, toeiISu religiöä Bift, jo tüei^ ic§ bo(^, b a^ S)u ganj ba§ jelbe nteinft. SBie tief Bift S)u ! Su ©einem Sluffa^ iikr ben §oKänber trafft ©u mic| oft mit S3Ii|e§!raft. §ll§ icf) @d)Dpen!^ouer ta§, tt)ar idf) meijtenS bei ©ir: ©u t)aft'§ nur ni^t ge= mer!t, @o werbe id^ immer reifer: nur gum ßeitöertreib fpiele iä) no(f) mit ber ^unft. SBie ic^ mic^ ^u nntert)alten fnd^e, fie^ft ®u au§ bem beiliegenben blatte.

®em fc^önften meiner SebenSlräume, bem jungen ©iegfrieb gu lieb, mu^ ic^ mot)! fdion noä) bie S'libelungenftücEe fertig machen: bie Salfüre t)at mid^ ^u fe^r angegriffen, aI§bQ| id) mir bief e (Srfjeiterung nic^t noc^ gönnen foß; ic§ bin bamit in ber gtüeiten §älfte be§ legten Wcte§. Wlit bem ©on^en ioerbe id) bod^ erft 1856 fertig 1858, im geinten ^ai^vt meiner §egira !ann id£)'§ bonn auffüt)ren, njenn'S fein foH. ®a id^ nun aber bod^ im Seben nie ha^ eigentlid^e @tüd ber Siebe genoffen ^aht, fo miti id^ biefem fd^önften aller Xräume no^ ein ®en!moI fe|en, in bem öom Einfang bi§ jum ®nbe biefe Siebe fid) einmal fo red^t fättigen foE: id^ ^abt im ^opfe einen Xriftan unb Sf olbe enttuorfen, bie einfaififte, aber üoüblutigfte mufüalifd^e (Son=^ ception; mit ber „fcEimargen gtagge," bie am (Snbe met)t, miß idfi mid^ bann pbeden, um gu fterben.

SBenn ®u nun öon 9lt)eingoIb genug ijoft, fdf)idfe bod) an <S^orbirector ^ifc^er nac^ ®re§ben, öietteid^t mit ber Sßeifung öon mir, ba^ er bem ßopiften äBötf el gur SSeenbigung ber öon if)m begonnenen 3lbfct)rift übergeben fott!

®ein ßuruf megen be§9flf)eingDlbe§ tnar tierrtic^ : ift benn toirüid^ gut au§gef allen? äöenn nur red^t öiel Sontrapunft für ^aff barin ift! ®ie (Sorge be§^alb ängftigt mid) fe!§r.

Wl. ift !ran!? SSie !önnte id) toot)! ettt)a§ t!§un, um it)r ^u Ijelfen? @ie foE §um ©ommer auf ben @eeti§berg am SSiertoatb*

47

ftätter ®ee fommen: ha§> ift bie Uebfte (Sntbedung, bic id) in ber ©rfliüeig gemadjt (jabe; ift ba oben wonneooll, \o \d)ön ba^ id) tiott (5el)nju(i)t bin, irieber t)inauf5uget)en, bort ju fterben!

©ort müjfen wir mi§ näc^[ten ©ommer fef)en: id) ben!e ben iimgen ©iegfrieb bort §u fd)reiben: f)elft mir bod) babeiü S5ieIIeid)t f)elfe ic^ bann au(^! SSie rein ift mein ^erj, menn ic^ boran benfei @d)ön[ten ®an! ber ^ürftin ! anf it)ren SBnnfd) folgt t)ierbei and) ber 5üitDgrap^ : im Übrigen, nid)t§ öon @efd)äften! S^ic^t tüaf)r? SSa§ ge^en un§ bie Sumpereien an?

äöann fet)e ic^ ©eine f^mp^onifc^en ©ic^tnngen? ©einen ganft?

Seb' mo^I, mein %van^\

169.

Sörünn^ilbe fdjiäfti S«^ Xüaä)t leiber noc^l §eute !am mir bie Sfnfrage ber pt)iIf)armonifd)en ©efellfc^aft ou§ Sonbon, ob ic^ geneigt träre, bie bieSjä^rigen ©onjerte bort jn biri= giren. Sd) f)obe oorlänfig bagegen angefragt 1 : ob fie einen gmeiten ©irigenten für bie Sumpereien Ijätten, nnb 2 : ob ba§ Drdiefter bie nöt^igen groben ju mad)en t)ätte, bie ic^ für gnt befinben mürbe? Söenn fie mid) in 5lüem gufrieben ftetlen, foü ic^'§ bann annefimen? SBenn i^ etma§ (Selb t)erbienen fönnte o^ne «Sd^anbe jn ^aben märe mir'§ mol)I rec^t. Schreib' mir bod) fd^nell, ma§ ©u baüon f)ältft!

SSie get)t'g fonft?

170.

ßuerft miß ic^ ©ir meinen @ru^ fagen in biefem nenen Söf)t:e, 55, liebfter ^rennb . 9}Zbge beffer für un§ merben al§ bie t)ort)ergegangenen I

Sn ber 33renberfd)en B^^^it^^Ö ^^^^ ^<^ ^^^^ ^^^^ Keine SnbiScretion erlonbt, unb für bie ^robe^^f^ummer biefe^ S3Iatte§ (meld|e§ j;e|t einen

48

neuen SSerleger bekommt) foraie für bie 5Jieujaf)r§=9fiummer ein paar (Spalten über Sein 9t§eingolb bruden loffen. ®u iüirft mir fioffentüd^ ni(^t bofe barüber fein. S«^ l)öbe gut gemeint, unb !ann nicf)t fc^aben, ba^ ^ubli!u§ auf bie ©ac^e etn)a§ me£)r aufmer!fam gema(^t wirb, ®ie Partitur fenbe i(^ biefer Xage nacf) Seiner Sßeifung an gifc^er in SreSben.

Ser Eintrag ber^^il§armonif(^en@efeIIfd)aft ift ganj annefjmbar, unb Seine ^reunbe werben fid^ barüber freuen. Su fcfjreibft mir nic§t, ob er Sir öon ber alten ^l)iI^armonifc£)en ©efetlfc^aft, ober öon ber New-Philharmonie-Society §ugeftet(t ift. £e|tere i)at S3erliD5 tüäl)reub einer ober gtoei @aifon§ birigirl al§ Sotlegen l)atte er Dr. SB^lbe, ber öon bem §aupta!tionär biefer ©efeüfc^aft (beffen S^amen i^ üer* geffen) fe^r protegirt wirb. Su beiben ®efet(f(^often triff ft Su ein §al){reic^e§ Dr(^efter unb großartige ^[Rittel .... Su üerfte^ft fd^on, fie in SSetoegung §u bringen unb bamit Slußerorbentlicl)e§ gu leiften! SBenn mir möglich wirb, üon l)ier abgufommen, befud^e i(^ Si(^ üietteic^t im Saufe ber (Saifon in Sonbon, einftweilen fc^reibe mir etwo§ 5lu§fü:^rtic^e§ über biefe pl)il^armonifd£)e 5lnge^ legenlieit. 2Sal)rfc^einli(^ wirb fie fid^ gu Seiner ^ufriebenl^eit ge^ ftatten. SBenn Su mir biel ertaubft, fo empfehle id^ Sir babei einige S3e^utfam!eit unb bie langweilige, aber nü|lidf)e 9[Retl)obe be§ ^vi' warten§!

SSon ^Berlin l)abe id) ni(^t§ ge^ijrt an Sllwine^^rommann werbe id^ nä(^ften§ f^reiben.

Unf er Sweater wirb Wül)renb mehrerer 9Jionate feine 33orftettungen oon Seinen äöerfen geben fonnen. t^^au oon 3)iitbe befinbet fid^ in tntereffanten Umftänben unb fann oor SJJitte Slpril nid)t ouf=^ treten, unb unfer ^ublüum würbe liä) feine anbere ©lifabetl), (Slfa ober «Senta gefallen laffen. 5lußerbem l)at ber erfte Senorift feine (Stimme gän^lid^ oerloren unb wirb erft im näd^ften SOf^onate burd) (S. erfe^t, ber al§ @aftroEe ben Sannpufer im 9flooember l)ier ge- fnngen.

S3erlio§ erwarte ic^HJfittegebruar. ^ennftSu bie Partitur feiner Damnation de Fanst?

SOZeine gauft«(2t)mp§onie Ijabe iä) fertig gefc^rieben (in 3 Sö^e

49

eingctfieilt %i^\i}t @retcf)en imb 9}icpf)iftopf)eIe§) imb bringe fie "Tir uäc^ften Sommer uad) ^imd).

@rüBe mir Steine ^-raii unb bleibe gut Steinern

1. Sanuar 55. g. S.

S)ie ^ür[tin banft oietmat§ unb n)ünfd^t ©lürf .

171.

Sieber "^tanj ! id) f ann ^ir er[t f)eute etraa§ SeftimmteS über Sonbon jc^reiben. Sin 9}h\ 5(n b erj o n , Treasurer ber ^^f)i(f)armonie (5^ire!tor ber 33anbe ber Königin tarn eigene narf) 3"^^^<^' i">^ "^^t ii^^i^ bie Bad)t in Drbnung ju bringen. 9Jiir voax übet bobei ^u 9JJut^e: meine 8a(^e ift'» nidjt, nad) Sonbon ju ge^en unb p{]iIf)armonijc^e Sonderte 5U birigiren, jelbft wenn id) wie man nninid;t oon meinen (Eom= pofitionen brin aufführen jott, ,benn id) f)abe nic^t« für ha^ Gonjert componirf. 9lun füt)tte id) aber beutlic^, f)anble [ic^ f)ier barum, jeber 9tu«fid)t unb jebem ^Streben nad) 33irfung in unfrer !ün[tlerijd)en Deffentlic^teit mit üolter 93e[timmtt)cit ein für alle mal ben Sauden ju fe^ren, ober grabe bie I)ier unb bie^mal mir gereichte §anb ju ergreifen.

Sonbon ift ber einzige Ort ber SSelt, mo ju ermögtid)en ift, ba^ ic^ meinen 2of)engrin noc^ einmal auffül)re, ba bie Äönige unb ^•ürften t)on ^eutf erlaub etinaS anbre§ ju tl)un f)aben, aU mid^ ju amneftiren. ©§ !önnte mic^ intereffiren, bie ©nglänber fomeit für mi^ 5U gewinnen, ha'^ fie für nädjfte» ,3a^r, unter bem *i]3rotectorate be§ §ofe5, eine e^rquifite beutfd)e Cper mit meinen 3Berfen unter meiner Seitung bort ermöglichten. S^a^ id} baju nii^t beffer eingefül)rt werben fann, al» wenn id) al§ S)ireftor ber ^§ill)armonie ber alten I) bort eintrete, gebe ic^ ju, unb l)atte tnhlid) and) nid)t§ mel)r gegen meinen 35er!auf, wenn gleid) er ^u fet)r niebrem 'greife 5weil)unbert ^funb für Dier 9J^onate) ftatt fanb. (So werbe ic^ benn 5(nfang DJMrj in Sonbon eintreffen gu ai^t ßonjerten, öon benen ba§ erfte om 12. SJZör^, ^a^ le|te am 25 . 3uni ftatt finbet. Anfang 3 u 1 i bin id) auf bem S e e 1 i § b e r g. 3BilIft ^u mid) inSonbon befud)en, fo wirb ba^ägau^^ciTlid) fein: jebenfallä mu^ id) bort oon ®ir etwaä aufführen, ^en!' barüber nad).

SSagner u. Vifjt, Stiefroec^fel. II. 4

50

2ln Soad^im ben!e jebenfaUä auijE): trenn 16) nnr erft inSonbon Bin, ttJitt ic^ ^c^^ jd^on jn ©tanbe bringen.

®a^ ®n mit ©einem ^auft fertig 6i[t, ift famo§: ha^ iä) nn= glanblid) gefpannt baranf bin, !annft S)n fDirbenlen; ba^®n mir i^n aber fo fpät er[t geigen mittft, t[t fe^r obfc^recfenb. ©od^ aber »er* fd)mä^e ic^ eSnid^t njenn ic^ if)n mir nid^t fogteid^ gut üDnS)ir au|= gefüf)rt er{)alten fönnte x^n tt)enig[ten§ gnerft mit S)ir am flottier burcEigugefien, b. t). fennen §u lernen: eine lebenbige 9}Jittf) eilung, njie ®u jie gu geben oerfteiift, ift boc^ burc^ nid^t§ auc^ nur onnöfiemb gu €rfe|en. Unb ic^ gebe immer me^r barouf , mir oon Stnfang l^erein bie ri(^tigen ©inbrüde §u üerf (fiaffen gu f uc^en : f o fe^r miproue id^ ben abftra!ten 9^oten'23e!anntfd)aften.

£ä(f)erüd)er SBeife überfiel mid§ grabe je|t eine üöüige Suft, meine alte ^anftouöertüre nod^ einmal neu gu bearbeiten: id^ '^aV eine gan§ neue Partitur gefd)rieben ; bie Suftrumentation burd^ge^enb§ neu ge= arbeitet, mand)e§ gang geänbert, aud^ in ber SJJitte ettt)a§ mefir Slu§= bet)nung unb S3ebeutung (gn)eite SJlotiö) gegeben. Su einigen Xagen fül)re id) mir'§ in einem l^iefigen ßongerte auf, unb nenne „Sine gauft*Duüertüre"

«öiottO:

„Ser ©Ott, ber mir im S3ufen roolint, tann tief mein SnnerfteS erregen ; S)er über allen meinen iJräften tEiront, (gr !ann na<S) au^en nidjtS bewegen ; Unb fo ift mir ba§ ®afetn eine Saft, ®er Sob erroünf(jE)t, ba§ Seben mir üer^a^t!"

5(uf leinen ^aö geb' idt) fie aber !^erau§.

Überfeinen 9^enjat)r§arti!eterfd^ra!id^. ®o(i)faf) idf) batb ein, ha'\i iä) aud) ^ier mieber nur ©einer fteigenben ^t)eilnat)me gu bauten fjabe. Übrigens trenn ®u mein 2öer! al§ fo etmaS UngetjeureS t)inftellft, rer= tt)edt)fetft ®u, meinem ®efüt)te nad^, bocE) nur ben SO'Jaa^ftab : mir fommt nur unfre Üinftlerifc^e öff entlict)! eit , ber (Seift unfrer ®ar= fteßungSmittel u. f. tr. f)öc§ft flein unb erbärmlich ror, mein SSer! aber eben nur ron anftänbig menfrfjlic^em $ßert)ättm^, ma§ nur bann riefeul^aft erf djeint, menn trir in jene untt)ürbigen SSerpItni^e giringen

51

njoüen. (Somit fd^meic^eln tüir eigentlid^ , tüenn tütr unfre SSorf)at)en für df)imärijcf) unb ejcentrijd) ausgeben, nur ber gültigen Slic^tSftJürbig- !eit unfrer fünftlerifd^en Dffentlid^!eit unb ftempeln fie am (Snbe gar ^u einem rechten unb refpe!tablen 9Jiaa§e, SSir follten ^a§> ben Seuten nid)t tt)ei§ machen.

SieBfter! jeber ©einer ^Briefe i[t mir @oIb unb met)r oI§ ta^

njertf): aber eigentli(^e 51 nttt) orten erhalte id) üon^ir fe^r wenig ; fo manche meiner fragen tf)u[t ®u, ot§ ob [ie nie getf)an. SDafür bringet S)u mir immer etma§ Sf^eueS : ta^) i[t ^errlid) : aber

eine 5tntmort ift manchmal aud^ gut!

9hm, la^' einmal mieber etma§ Drbentli(i)e§ öon®ir l^ören: unb in Sonbon la^ ®ic^ t)übftf) fe^en. ^ä) net)me bortf)in meine 2(rbeit mit: bie ^nftrumentation ber äBaÜüre ^offe id) bort gu beenben. Slbieu, liebfter ^ranj !

SSie ge^t ®ir'§ nur? (Schönen ®ru^ öon meiner f^i^au: unb t)iele ©rü^e öon mir an @ud^. ßürirf), 19. San. 55. ©ein

9t. SB.

172.

Siebfter^i^arb!

©ie Sonb'ner ^^il^armonie f ommt gan^ pa^enb , unb icf) freue mic^ feljr barüber. SSor einem falben 3a^re noc^ f(^üttelten bie Seute bie 5löpfe, ja einige pfiffen fogar bei ber 5(uffü^rung ber Xann:^äufer= Duüerture (öon ßofta birigirt) tlinbmort^ unb 9xement) maren faft bie einzigen, meldte ben 9Jiut^ geigten laut ju applaubiren, unb bem alt eingenifteten ^^iüfterium in ber ^^f)iIf)armonie gu trogen! 9Zun, je^t mirb einen anberen Xon annetjmen, unb ©u mirft old England unb bie old Pliilliarmonie neu beleben! ©lud auf! §tl§ Söagnerianer de la veille empfeljte ic^ ©ir tlinbtnorttj , ein öortrefflidjer SOhifüer, meldjer früf)er a(§ 9J^ufi!=©irector in ^annoöer fungirt f)at (unb bort ben ^ropI)eten im ©iüoti^Xfjeater birigirte, moüon bie Leitungen oor mehreren Salären beridjteten) unb ein gang famofer ßtaöierfpicier, ber oc^tjelju 9)Zonate mit mir in 2Set)mar ftubirte ©u erlaubft mir moljl

52 ^

^linbtüort^ ein paar feilen an ®tc^ §u fditcfen. (So öiel ic^ \üd^, gtebt in ßonbon leinen ©raöierjpieler, ber if)m gleid§ !omnit bIo§ f)ot er ftc£) mit ben bortigen ^f)ili[tern nnb §anbtDer!ern ettt)a§ fc^ief gefteEt bnrc^ feine gn entfc^ieben geänderten @t)mpott)ien für bie fogenannte ,3n!unft§=aJJnfi!".

33ei ber erften 5lnffü|rung be§ Xann^änfer in ©otlja toav iä) jn- gegen, ^apeßmeifter Santpert f)ot fid^ üiel Miü^t gegeben, fo anc^ 33eer (Xann^äufer), nnb bie SSorfteEnng tüar öer^ältni^mä^ig gan§ be= friebigenb. ^er mujüalifc^e Xt)eil ift bei nn§ beffer befteüt; anber& aber öer{)ält ficf) mit ber ?lu§ftattnng nnb ben Secorotionen, tüeld^e in @ott)a toeit gefd)madüoIIer al§ in SBe^mar finb. ^6) ^aht mid) barüber auc^ fe{)r entfdjieben i)ier erüärt ha ober meine 93itten nnb ®rmaf)nnngen in biefem 93e§ng bi§ je|t f oft nic£)t§ genügt l^aben , f o bet)alt' id) mir öor, ben Xann^öufer nnb So^engrin nic^t mef)r gu birigiren, bi§ bie notf)tt3enbigen 35erbeffernngen in ber ©cenerie ge* f(^et)en. 2öot)rf^einIic!^ Pft biefe§ negatiöe 3J?itteI , metc^eS ic^ bi§ |e|t no(^ nic^t gebrauchten mottte. (ginfttoeiten bleibt nnfere Dper in it)rem btüf)enben ©tagniren. Seit ber testen SSorftelInng be§ Xonn* t)änfer'§ (10. 2)eäember) bin ic^ nic^t met)r an meinem ^ntt ge* ftanbennnb n)erbe and) bie ^^eft^SSorfteEnng om 16. gebruor (93el[ifar) nic^t birigiren. 6o lange bie äJüIbe nid)t entbunben, ift t)ier nic^t^ anzufangen.

A propos was t)ältft S)u öon bem Xenoriften StJJeffert? 9ft er gu gebrauchen für nn§? Sßie alt !ann er fein? Schreib mir barüber.

®u befc^ulbigft mid^ in S)einem legten 93rief , ha^ ic£) ®ir feiten Stntmort gebe. 2)ie§ betrifft mof)I nur §mei fünfte: S3erlin unb Bresben. ßeiber, leiber t)abe icf) ®ir öon bort nichts gn fagen, oon bem, ttJaS ic£) möd^te, n)ünfc^e unb tro^ aüem noc^ f)offe. 3Jiit Duänge* leien unb ßapalien unterhalte icf) ^icf) nid^t gerne.

§alt, eines |abe id) boc^ öergeffen ®ir gu fcf)reiben. S)ein Xriftan ift eine i)errtid)e Sbee. ®a§ !ann ein 2öunbertt)er! ttjerben. 2a^ nid^t ob boöon.

©ans T^ecfiftioftSu getfjon, eine neue Partitur S)einer ^auft==Duöer* ture gu fd)reiben. 2Senn ®ir gelungen ift, bem 9)Jittelfo^ etmoS met)r 33iegfom!eit gu geben, fo irirb biefeS, o^ne bem fcfjon fo bebeut*

53

jame 2S?er!, nod) getnonnen tjaBen. (2ei fo gut unb la^ mir eine 9(6= jrfjrift baüon mad)en unb fdjicfe fie mir fobatb möglid). S53al)r== jc^einlid) finben I)ier einige Drdjefter^ßonjerte ftatt, unb \6) möd^te biefe Duöertüre gerne ©übe ^-ebruar aufführen.

93ei §ärtel ttjirb je|t an ben Partituren '?flx. 3 unb 4 meiner fi)m= ^t)Dnifc^en ®id)tungen (les Prelndes unb DrpIjeuS) ge[tod)en. ^d) bin noc^ unbe[timmt , ob id) bie 9 ®inger gufammen {)erau§gebe ober bieje beiben 9cummern (3 unb 4) öorauSlaufen lajje, jebenfallS fenbe id) ®ir bie 6orre!turen oon ben Preludes unb bem Crpt)eu§ nod) oor deiner Stbreife nac^ Sonbon, um ba'i^ ®u an meinem ©ejd)reibfel aud) (5pa^ tjaft. ^ür Seinen freunbfd^aftlid^en $8orfd)Iag etma§ öon mir in ber^f)iU)armonie aufsufüljren, ban!e id) ®ir f)eräli(^ jebod) glaube \6), ba^ ratt)famer ift, erft in ber näc^[ten (Saifon ,56; barangu get)en. S)u mirft tior ber §onb mit ®ir jelbft genug gu t{)un f)aben , unb eine jiemlic^e expectative im er[ten Saf)re beibehalten mitten. ®ie §aupt= jac^e ift, ba^ Su feften Soben in ßonbon fa|3t unb §uüörber[t bem Drd^efter fomie bem ^ubtüum ®ein SSer[tänbni§ Oon Seetf)ooen, @tud :c. einpräg[t. Dann gleidögeitig foUen bie Sente auc^ bie Xannf)öujers unb ^au[t=^Duüerture anijören unb begreifen lernen, unb fublid^ fic^ an bem 33orfpieI guSo^engrin ert)eben unb laben. Dein iBorljaben, näc^[te§ Saf)r ein angemefjeneg^erfonal gur SSorfteEung be§ Xannf)äufer, 2ot)engrin unb fliegenben ^oüänber gu birigiren, i[t gang erfprie^Iid^. SSir fprad^en fd)on baüon im Sar)re 49 in SC5et)mar, unb nad) meinem Dafürhalten, !ann biefe§ Unterneljmenüoüftänbigreüffiren. Diefe§ Saljr bient Dir al§ ^Vorbereitung baju, unb menn Du Did^ ein= mal an bie Sonb'ner Suft gemotjut I)aft, fo ift t»orau§§ufe^en, ha^ Du t)ic^ bort be'^aglic^ etablirft. @ib nur 5td)t auf bie D^eater=@pecu:= lauten, bie nid)t ermangeln merben, Did) bort oerfud)§meife gu ip ptoitiren unb fomo^t Deinem ^Beutet al§ Deiner Stellung gefätjrlid) ■fein bürften.

moä)maU mM auf I 25. Januar 55. Sßetimar. Dein

^erjlic^e @rü^e an Deine ^rau. Da§ erfte Sa'^r bleibt fie moljl •in 3ürid).

54

2a§ mid) nidit gu lange ouf einen 93rief U) arten! nnb fd^ide mir ® einen %avL\i. ®ie ^ürftin nnb bo§ ^inb grüben S)ic^ ^er§Iic^.

9^ä(^ften§ fc^icfe id^ ®ir ©eine brei Opern = ®icJ)tungen, engüfc^ überfe|t im SJJanufcript. ®n fannft fie in Sonbon geBrand^en.

173.

§ier, lieBfter ^ranj, !§a[t ®n meine nmgearBeitete ^anftouöertüre, bie S)ir neBen ©einer ^au[t'@t)mp!§onie red£)t nnBebeutenb üor!ommen n)irb. $0iir ift bie ßompofition intereffont nur ber ßeit lüillen, au§ ber fie ftammt; je|t na^m mid^ bie Umarbeitung ttjieber für fie ein, nnb in 93e§ug auf bie festere Bin id^ fo ünbifd^ ©itf) §u Bitten , fie einmal red^t genau mit ber erften SlBfaffung ^u üergleid)en, meil mid^ reigt, in biefer ^unbgeBung meiner ©rfatjrung nnb meines gett)Dnnenj£n feineren ®efü|Ie§ mid^ ©ir mitjutl^eilen ; mir ift, al§ oB man on ber= gleid^en UmarBeitungen am beutlid^ften fef)en fönnte, tüe^' (Seiftet Äinb man getüorben ift, nnb meldte fRo{)eiten man üon fid^ oBgeftreift !^at. ©er 9JiitteIfa| mirb ©ir je^t Beffer gefaHen: natürlid^ fonnte idf> fein neues SJJotiö einfüt)ren, meil id§ bann faft StIIeS f)ätte neu mod^en muffen; id^ !onnte f)ier nur, gteid£|f am in n)eiter ©ab engform, bie@tim* mung ettt)a§ Breiter entn)idEeIn. SSon @r etilen fann natürlidt; nid^t bie 9?ebe fein, öietme!t)r immer nur öon ^^auft felBft:

„ein unbegreiflid^ l^olber ©rang trieb mxä) hmä) SSalb unb SBiefen lE)in u. f. TD.

©ie 5lBfc^rift ift leiber \ti)X bumm gemad^t: nia^rfd^einlic^ finb aud^ nodf) f^^l^Ier brin.

SKenn mir fie Semanb gut Begal^tte, ttjäre id^ im ©tonbe fie bod^ nod^ {leraugpgeBen : mittft ©u mo^I mit ^ärtel'S für mid^ öer* fud^en ; etma§ @elb !äme mir nad^ Sonbon fet)r angene{)m , bamit id^' bort Beffer fparen !5nnte. @ie^ bod§ gu ! 9^un ha^ ift 5llte§ nur SSorfpiel für ©eine 5auft = @t)mp^onie, auf bie idtj mid^ ungemein freue! ! ! ©onft t)aBe id^ ©ir nid^t§ meiter mitjutfieiten, al§ \)a^ id^ fDein©f)orgen)efenBin, mid^umeinet)iefigeSluffüt)rung be§©annf)äufer

im Xijtakx mef)r ju be!ümmeru, al§ ic^ tüollte : morgen finbet fte ftott, unb mirb für bie lumpigen S3er|ältmffe gonj paffabel ouSfallen. ®Dd^ birigire id) felbft ni(i)t.

^erglid^ ban!e icf) S)ir für Seine Ü^attjfcfiläge, bie meinen tioU* fommenen Seifatt ^aBen : i<i) gebenfe midj in Sonbon ganj nur at§ Dirigent ju geriren , unb iebenfallS mit meinen ßompofitionen etmaS lä\) SU fein.

SJJit bem erften 5Ict ber SBaÜüre n)irb bie Partitur balb fertig: er ift au^erorbenttid) fcEiön ; fo etiüaS fiaBe icf) noc^ nie aii6) nur an* nä^ernb gemad^t. Stber meinen 25ortt)urf, ba^Su mir nid^t eigentlid) antmorteteft, :^aft ®u falfd) üerftanben. SiJiein SSerlongen begog fic^ burcf|QU§ nic^t ouf äußere 2(ngelegenf)eiten (wie Bresben unb 93ertin) fonbern lebiglid^ ouf innere, für bie ic^ glaubte S)ir (Stoff gegeben 5u ^aben.

9^un fag' aud), \)a wir gufammen ^ari§ befud^t f)aben, follten mv boc^ eigentlid) auc^ in Sonbon guf ammentreff en ? 3Sie märe ba§ möglid^?? Unb bie Überfe^ung?? auf bie freue id^ mid^ un=^ gef)euer ; boran mitt ic^ enbüd^ noc^ englifd) lernen. S3e!omme ic^ fie nod^ ^ier?

2Im 25. reife id) ah. SSenn ®u mir etma§ 9flöt:§ige§ nac^ Sonbon fc^on gunäc^ft §u fc^reiben Ijiitteft, fo abreffire an^erb. ^rager, 31 9JJi(tonftraBe , Sorfet* «Square; bei i^m fteige id) junäc^ft ab, bi§ ic^ eine pbfdje SBo^nung f)aU. (Sage, fönnteft 3)u mir nid^t eine (Smpfe^Iung geben on ben Sonboner ©rarb, ba^ er mir einen pbfc^en f^Iügel in meine SBotjnung ftelle?? tlinbmort:^ ermarte ic^ gern. 2eb' ®u mot)I, für ^eute! 9}Jac^' mir balb mieber rechte ^reube unb grü^e! ! Sein

9i. 2ö.

174.

^er^eif)', liebfter ^^rang, H^ id) Sir ^eute nur ein paar 3eilen jufenbe, um Sic^ um ürva§> gu bitten. Sd^ martete mit 9^ac^rid)t, bi& bie bcfteüte Gopie meiner ^auftouöertüre fertig märe : ha^ mirb nun

56

tuo'^I erft in ben nä(f)ften %ag,m jein: xä) fc§t(fe fie ®tr bann fogletcf), unb f(f)retbe orbentHc^ bojn. ^ür f)ente nur ha§:

®er frangofifd^e ©ejanbte tütrb mir enbtid^, nac§ njieber^otter anfrage in ^ari§, meinen ^o^ burdE) ^ran!rei(^ tüieber üifiren, bod^ mit allerl^anb S^icanen, bie mir fe!§r 'roibertü artig finb, nnb bur(^au§ Befeitigt werben muffen, bamit id§ in ßnfunft frei 6in,Ieic£)t unb jeber= geit burd£) unb naä) ^ranfreic^ gu get)en. Sd§ tniß alfo bieSmal bem SJiinifter be§ Snnern in ^ari§ meinen S5efu(i) mad^en unb fetjen, oB id§ bat)in bringe, ha'^ bog @emo^regeIe gegen mic£) ein (Snbe t)at. 9^un märe gemi^ üBer 2ltte§ gut, wenn Semanb üom meimarifdEien §of ©Ott mei^ mer, menn nid£)t ber ©ro^fierjog felbft, üieüeid^t burd^ feinen ©efanbten in ^ari§ mir eine (Smpfe'tilung mitgeöe, bie mid^ einigermaßen ben Seuten gegenüber au§geid§ne unb ein üernünftigeg SSort für mid^ einlege: x6) miE bagegen gern atte nöt£)igen SSer* fpred^ungen geben.

©ie^ bod^ §u, mag S)u ^a §u ©taube bringftü! Sn 14 Xagen reife idf| t)ier a^, alfo etma§ ®ile! Sn menig Xagen erfä^rft ®u me!^r öon ©einem

9. geb. 55. m. 2Ö.

175.

Siebfter 9flicJ|arb,

®er@roß=§eräDg ift feitme{)reren2Sod§enimS8ette, unb id^merbe if)n mat)rfc£) einlief öor 14 Xagen nid§t fprec^en !önnen. Slußerbem wirb nic^t gang leidet fein, bie Slngelegen'^eit, bie S)u mir an* tertraut, fogleid^ üollftänbig in Orbnung §u bringen, jebod^ öerfprerfje id) ©ir, baß i(^ nid)t üerfäumen merbe, bie richtigen @(^ritte bafür ju tt)un, unb J)offe, baß iä) S)ir in 12 bi§ 14 Xagen befriebigenbe 9^a^= tidf)t geben !ann.

S5erIio5 ift feit (Sonntag lC)ier unb '£)ält fleißig groben jur 2!Cuf= fü^rung feiner Trilogie sacree (l'Enfance du Christ) unb ber Sym- phonie phantastique nebft bem jmeitenXt)eiI. berfelbeu, ben er »Mono- drame lyrique « betitelt. Sc^ \ä)\dt S)ir Programm unb Xejtbuc^ baüon.

©0 \vk er mir fagt, ge^t er erft im Wlai nad) Soitbon mib birtgirt nur jtüet Sonserte ber New PhiHiarmonie. Sll§ Outiertüre de l'Expo- sition universelle in ^ari§ füf)rt er fein Te Deuin am 1 . äJJai in ber ^irdie @t. (Suftarfje auf.

®iefe SBodje ift Ijier in ber Siegel ein §iemlid)er 2ßirr=2öarr. ^Bor 6 Saljren am 16. ^ebruar njor Xannpufer guerft aufgefüljrt unb on bemfelben Saturn, öor 2 So^ren,ber fliegenbe ^ollänber ber l^eutige Xfjeater^ettel bringt »Belisar«, ben ic^ ü6rigen§ nod^ lieber antjoren mag, at§ ben abgefc^madten SOZaurer unb ©c^Ioffer, an welchem ficE) S)re§ben unb 2Bet)mar biefen SBinter belectirtf)aben!

©elbft ein :paar unferer ^reunbe maren fo einfältig, biefe faule Musiqne de portieres at§ rei^enb unb muftertjaft ^n befinben.

®a lobe ic^ mir bod^ bie ßöllner ! bie Seute t)aben orbentlid) an ben 2of)engrin angebiffen unb nic^t öiet ^erumgequafelt.

S)a§ ()at mid^ feljr erfreut. 3lud^ oon §ombnrg mirb mir ge= fd)rieben, ha'^ fid) atlmäfjtig ein ^ubtüum bafür f)eranbilbet.

Sßie meit bift ®u mit ber 2öat!ure gelangt?

<Bo fc^mer id^ midj üon ©einem 9it)eingotb trenne, üerfprec^e id) ®ir bod), bo^ ic^ bie Partitur biefer läge ongnfd^er einfenben n)erbe. §. fann mir fpäter ben ßlaöier=51u§§ug §n!ommen laffen.

^erjtid^e Ö^rü^e an Seine grau balb fd)reib id) 2)ir mieber la^ and) öon ®ir f)ören 2Bet)mar, 16. i5^bruar 55. Seinen Seinften

176.

9Jiit biefeu ßeilen, unöergteic^lidifter greunb, ftetle id^ Sir 6arl ^linbmortf) üor, oon bem id) Sir fd^on mel)rere§ münblid) unb brief» lid) gefagt. Sn finbeft in if)m einen öorgügüc^enSJJufüer unb ^ianiften, ber Sir ^erglid) ergeben unb nid)t umfonft ein paar Sot)re in SSe^mar mit mir geblieben, ©eit öorigem ^a^x ^at er fid^ in Sonbon etablirt, n)0 id) i^n Seiner ^roteüion freunbfd^afttid^ anempfet)Ie. SBetimar, 16. gebruar55. Sein

f5- mit

58

177.

Sd^ Bitte, lieöfter, Hebfter Sifgt, ber 93 rief an (Srarb l)e& ^iano'ä lüegen, um bett ic^ ^tc^ Bat! ^aä) bem (Sondert me^r.

178. £ieB[ter9flic^arb!

2)u ^aft gänglid^ öergeffen, mir S)eiTte ?lbrefje gu jc^retBen, unb oBfc^on ©eine 53erüf)mtf)eit 6i§ gur UnfterBIic^feit gro^ getüoc^fen i[t, fo tt)äre bod^ möglich, ha'^ bie Sonboner 93riefträger noc^ ni(f)t§ öon Xannl^äufer «nb ßo^engrin erfahren l^ätten. Sei alfo fo gut unb fcfireiBe mir in ©einem näc^ften 93rief (Strafe unb §au§nummer.

©iefe ßeilen er:^ältft©)u burd) ÄHnbmort^. ©inliegenb ber 33rief an ba§ §ou§ (Srarb, meld§e§ bitrd^ monsieur 93rugot in ßonbon re- präfentirt ift. SBenn ©rarb felBft ba fein follte, fo Befuge il^n bire!t. Sd^ §meifle oBer, ha'^ er fd^on fo toeit genefen, um ftd£) mit ^iano- forte* unb §arfen=SIngeIegen^eiten gu Befd)äftigen. 9Sor ein paarSJJo* naten fd§rieBen mir meine Äinber au§ ^ari§, talß @rarb fet)r Iran! ge* morben märe unb nad§ üergeBIid§en 9Serfud§en üon 93äbern unb SJJebi* comenten in eine §eilanftatt geBrad§t.

Su ©einer ^a^ = Slf faire Bin id^ni(^tmü^ig geBIieBen unb f)aBe ©id^ burc^ ben @ro^^ergog (unb nod^ eine gemid^tige ^erfon) gang Befonber§ in ^ari§ empfehlen laffen.

^offenttid^ merben biefe SSermenbungen nid^t nu|Io§ BteiBen.

©ie SSeränberungen , meldte ©u an ber ^auft=Duoertüre oorge= nommen, finb präd^tig, unb ha§> 2Ber! i)ai baburd^ entfd^ieben gemonnen.

©ie Partitur ^aBe ic| an §ärtel§ eingefanbt. 93egnügft ©u ©ic^ mit einem §onorar öon 20Soui§b'or bafür, fo frfjreiBe mir einfad^ ja, unb bie ^ortitur unb (Stimmen follen Balb £)erau§!ommen. Sluf ein größeres §onoror mirb fic^ §ärtel nid^t einlaffen. ©ie Sluftage mirb oBer Bei gärtet am fd)bnften unb Beften Beforgt.

59

Scf) möcI)teS)ir be§f)Ql6 ratzen, mir eine gufagenbe Stntiüort p geöen.

gür meinen Xl^eil mu§ ic^ ein paor ÜJfonate angeftrengt arbeiten. ®er ßarbinal ^rimaS öon Ungarn Ijat mir bie 5lufgabe gefteüt, gur ©inmeirjung be§ ®om§ in @ran eine gro^e 9JJe[fe ju componiren. 2)ie Zeremonie foü fpäteftenS im 2Iugu[t ftattfinben.

S)er Reifer mirb jngegen fein, unb iä) ijobt übernommen, bie 9}?effe p birigiren :c., mo^u id) einen SJJonat früf)er in @ran (3 ©tun* ben oon ^e[t entfernt) eintreffen werbe.

®iefe Stufgabe mac^t mir ^^reube, unb iä) l^offe ein erbauIic^eS^ ^JSer! tjerguftellen.

Seb' tt)of)I, üebfter 9iid)arb, unb fcE)reibe batb an 12. Tläx^ 1855. 5)einen

gronj.

©er 33rief an 93ru5ot ift für ba§ § au§ Srarb, fall§ alfo ber- felbe nic^t ha fein follte, fo gieb' i^n an ben ßf)ef ber Käufer ab.

S)ein ^rief an 93. ift beforgt.

179.

2tc^ ©Ott! ba erhalte ic^ foeben ® einen unb 9J2.'§ lieben. Heben 93rief! 3n meiner grä^Iicfien Saune !^at er mid^ gan§ erfd)üttertr ©u mx\i feitbem meinen 93rief mit bem nieberträd^tigen (Sntf^Iuffe wegen be§ Xann^äufer in ^ertin erfahren !^aben : in biefer SIngelegen* ^eit bin id) batb trioial, balb erfjoben unb öerarf)tung§öDE geftimmt. ®u f)aft mir foeben bie le^tere ©timmung mieber belebt, unb id} möd^te lieber bereuen, trioiat gemefen gu fein, f^aft ift'§ aber §u fpät. Sd^ i)abt baburif), ha"^ id) ben Xann^äufer unb enblid^ fogar ben Sollen* grin ben X^eatern o^ne 2Beitere§ überlief, fo tief bemüt^igenbe ßu» geftänbniffe an bie 9f?ealität unferer erbärmlic£)en ^unftoerpltniffe ge*- mac^t, ha'^ \6) je^t !aum me^r tiefer finfen !ann! 9^oc^maI§: D, wie wor xä) ftotj unb frei, al§ id^ nur noc^ S)ir für 233eimar biefe SBerfe überlief! je^t bin id^ ©flaöe unb üoütommen o^nmädjtig. (Sine Snfonfequenj gieljt bie anbere nad) fid^, unb id^ !ann mein mibrige§-

60

(55efüt)I l^ierüon ttur. baburc!^ betöuBen, ha'^ xd) ttodf) ftoljer unb üer* ad)tung§tiotIer toerbe, inbem ic^ auc^ Xann^äufer unb SoI)engrin q(§ ööllig aBget^an imb md)t tnefir mir angef)örig betrachte, unb bofür t)efto {)etltger uteine neuen ©.(^ö^jfuugen gang aöein für mic^ unb meine magren ^reunbe bett)at)re. ®ie^ i[t tt)at)rti(f) auc^ mein einziger Xroft. S[Bo§ xd) ie|t fdiaffe, fott nie, ober nur unter if)m gang onge= me[fenen Urnftänben in ba§ ßeBen treten, ©arouf mitl ic^ benn fortan alle meine ^raft unb allen meinen ©totj aEe meine ©ntfagung tjereinigen. ©terbe i(f), ot)ne biefe SSerle aufgefüfjrt gu {)aben, fo f)in= tertaffe icE) fie ®ir; unb ftirbft ®u, oljue fie würbig aufgefüf)rt l)aben gu !önnen, fo üerbrennft ®u fie: ba§ fei abgemad^tü

^linbmortt) ift n)of)t notf) uid^t baju ge!ommen, ®ir öon meinem Sluftreteu gu f (^reiben. ®r foH uod^ tf)un.

^a<S) ber erften ^robe maren bie ®ire!toren ber ^^ilfiarmonie fo entgüdt unb !^Dffnung§üoIt, ba^ fie mid^ beftürmteu, im näd)ften ßon= ^ert fd^on etwas üon meinen ßompofitionen gu geben. Sd§ mu^te noc^geben unb beftimmte bie ©tüde au§ £o{)engrin bagu. SSeil id) ba- für gmei groben bekomme, mürbe onc^ bie neunte ©timp^onietjeftimmt, ma§ mir lieb ift, ba id) biefe mit einer ^robe nid^t gegeben f)ätte. ®a§ Drd^efter, ha§> mid^ fet)r lieb gewonnen t)at, ift fe!^r gefd^idt, !^at gro^e ^ertigfeit unb giemlidf) fd^neüe Snteüigeng, nur ift für ben SS ortrag gang öerborben, t)ot !ein ^iano unb feine 9^üance. (S§ mar erftauut, aber erfreut über meine 3lrt, bie (Baä)m aufzuführen. Wxt ben nädEiften beiben groben J)offe id§ giemlidt) in Drbnung gu bringen. ®iefe ^Öffnung, fomie überl^aupt mein 58er!e^r mit bem Drdf)efter, ift aber auc^ 5llle§, ma§ mic^ t)ier angießt: fonft ift mir S(IIe§, Stlle§ nur gteid^gültig unb mibermörtig. Snt Übrigen l^at mic^ ta^ ^ublüum fet)r auSgejeid^uet, fomof)I beim (Smpfang, al§ nod§ mel)r beim @tf)Iu§.

©ouberbar mar ba§ ©eftänbni^ üon 9JienbeI§fot)nianern, ba^ fie bie Ouoertüre gu ben §ebriben nod^ nie fo gut gehört unb üerftanben l}ätten, aU unter meiner Seitung.

@enng t)ieröon.

©d^önen ®an! für bie (£mpfef)Iung an SBrugot: id^ ledige nad^ «inem ^iauo unb nad^ meiner 5lrbeit! Sludf) bem @ro^!^er§og mu^ icf) fe^r bauten.

61

§ärter§ mögen bie ^auft^Cuüertüre in ®otte§ 9?amen neljmen : fönnen fte au» ben 20 SouiSb'or 20 ^funb mad^en, fo roiire mir'ö lieb ; jebenfall§ fotlen fie mir ha§> ®elb batb f)iert)er fc^iden; i6) mag bie ^^f)ilf)armonie nicE)t um ha§> Honorar marinen, unb 6raud}e jomit ®elb. S)ie ßorreÜur ber Partitur muffen fie mir jebenfaUä gur S)urc^= fid)t fd)iden.

Übrigeng ift bie §erau§gabe biefer Duöertüre bod^ eine © d^ m ä d) e oon mir, für bie ®u mic^ getui^ balb burd) Seine ^auft'(Sl)mp[jonie tüd)tig befd)ämen mirft. SSenn fotl id) benn nur oon biefer etroaS er* fal^ren??? 5lu§fid^t auf ®ic^ i^abt id) nun njieber weniger, baS)u mir Don ber Seftellung nad^ Ungarn fd)reibft. Sd) fonn mir ben!en, mie fet)r ®id^ biefe ©intabung freut: au^ mid) freut fie tjerjtid^, unb auf S)eine Strbeit bin id) maljrlid) fet)r gefpannt, 2(ber S)u ßurüd- f)attenber mann merbe id) benn öon allebem etma§ !ennen lernen? @Iaubft ®u, id) fefjue mid^ nid^t aud) barnad), §er§ftär!ungen ^u er= fahren, bei ber grä^Iic^en Iriöialität, bie mic^ ftet§ umgiebt? 9hir \>ü§> mu§ id) betennen, ha'\i id) 2)eine Sd^bpfungen am liebften hod) nur burc^ Sid^ fclbft fennen lernen möd^te; bie^ erfd)Iie^t mir Sttte§ ba§ mit einem 9Jfale, ma§ id) fonft nur langfam mir erfdilie^e: fo ging mir'§ mit S)einem „an bie ^ünftter"; mäljrenb ma§ S)u felbft mir am ^iano gabeft, fogteid^ al§ unbebingter ooUenbeter Äunftgenu^ auf mid) einbrang!

SSann merben tüir un§ fef)en, ®u üebenSmürbigfter unb ebelfter ber SJienfd^en??

Summer 3Seife !onnte id) mid) in^ari^ nic^t auf bie Stbreffe Seiner Äinber befinnen and) nid)t auf 33elIoni'§ Slbreffe. 3m ßermartern meines ©ebä^tniffe» barnad), mürbe id^ I)atb oerrüdt. Se|t fällt mir bummem Xeufel ein, ba^ id^ nur f)ätte jn @rarb'§ gel)eu f ollen! 8omit mu^te id) mid) be§ 35ergnügen§ berauben, fie mieber ju fe^en, raa§ mid) ^erglid) betrübte, ©ieb mir bod^ für bie Ü^üdreife bie 2lbreffe!

Ser lieben 50J. tank id) taufenbmal für i()re fd)önen freunb* liefen feilen! 3l)r fommt mir allmii^lidf) mie eine^^amilie oon ^eiligen oor. 2ld), gemarterte §eilige finb mir ?Ille: oietleidjt merbe ic^'§ noc^ einmal ganj bann aber l)ört and) bie ^unft für mid^ auf

62 ~

ttejeS fc^öne ©piel gur Ie|ten, erhabenen Xäufc^uttg über ha^ ©lenb terSeSelt!

ßeb' tool^I, ®u lieber, f)errttc^er ^reunb ! @rü^e mir bie 2)einen üon ^ersenSgrunbe unb bleibe mir öut.

22. Portland Terrace. Regents Park.

180.

22. Portland Terrace ßegents-Park. Sonbon.

ßiebfter ^^vm^ !

^ä) bin in ber albernen Sage, öon S)ir einen ^reunbjc^aftsbienft €igentt)ümlicl)er 5(rt üerlangen ^u muffen! Sei) !ann biefe S3erliner *Iannl)äufer'@efc£)i(^te nnn nic^t länger mel)r onftel^en laffen: meine ® elbloge ift^u üerbrie^tid)er 5lrt, al§ ta^ \^ länger bie9lu§fid^t auf t)ie ^Berliner ©inna^men mir öerfc^loffen l)alten bürfte.

9^un n^enbet fid) §ülf en je^t burcl) bie ^rommann (tt)ie er fagt: jum legten äJial !) toieber an mid^ ; er öerfprid^t mir SlüeS (Srbenf li(i)e ; im ^erbft foüe bie D|3er fein: in ^rü'^ja^r f ollen bereite bie SSor!et)= xungen beginnen. Scf) mn^ nun bie (Baä)^ triüial anfel)en, tt)ie id) ja leiber eigentlid) ha§> ganje ©djidfal meiner Dpern triöial anfel)en mu^. ^ro^ S).'§ ©ireltion tt)irb ber Xannl)äufer am @nbe in SSerlin baSfelbe erleben, ma§ er überall erlebt l)at: größere Hoffnungen baran gu fnüpfen, erfd^eint mir je^t eitel. Soffen toir alfo bie @ac^e ge^en, tuie fie fo fd)eint nun einmal nic^t anber§ gelten fott. @c^mer§* i\(S) t)abe \6) ^n bebauern, ba^ ®u an bie Erfüllung meiner $8ebingung, fo üiel 3JJül)e öermenben, unb fo öiel 5llbern|eiten ertragen mu^teft : aber tt)ir fet)en nun ha"^ mir l)ier ot)nmä(f)tig finb !

®a§ ©cliidfal, ba§ mir erfal)ren merben, mirb enblic^ immer ein (Gemeines fein: ma§ mir un§ burcl)pfe|en bemühen, mirb immer nur l)Dc^ft üerftümmelt unb entfteöt pm SSorfdEiein fommen. Sc^

63

jdireibe fomtt an bie grommann, fie foE bem §ütfen o^ne tüettere IBebingung sufogen: ®u f)abeft mir jelbft boju geratf)en, tüie ®u in SSaljr!^eit ja eigentlid^ bamit and) einem tnie \d) af)ne frndjttofen Kampfe entge^[t.

Älinbttjortt), für ben id)2)ii je^r banfe, tüirb ®ir ttio!)t einmal über mein ßonboner Sluftreten ji^reiben: id) \)abt nid)t§ njeiter baüon gu fagen, al§ ba^ ic^ nid)t red)t mei^, warum id) f)ier bin. (Sinnig intereffirt mid) ba§ £rd^e[ter, ha§^ mid) fet)r lieb genjonnen tjat unb ent^ujiaftijd) für mid) eingenommen ift; bie^ wirb mir mögtid) mo^en, menigftenS einige gute, ben Seuten gang ungewohnte 5tuf^ fütjrungen gu ©taube gu bringen. S)a§ Übrige, namentli(^ ^ublifum, ßeitungen k. finb mir t)öc^[t gleidigültig. ^ie ®ire!toren beftanben barauf, i>a'^ xä) fd)on im ^weiten ßonsert etma§ ou§ So^engrin unb tie neunte @^mpI)onie auffüt)re, we§t)alb fie mir gwei groben ge= ftatteten.

9lod) immer ^aht xii) fein ^iano. 3d) fet)ne mic^ fjergtid^, meine Arbeit mieber auf^unefjmen.

SKo unb wann befomme id) S)id) benn enblic^ wieber ^u je^en???

Sc^ bin Me§ in Slüem f ef)r feljr üerftimmt; ^mic^eMtbieSSeltü- Stbieu! ©rufe' auf ber Slltenburg unb wenn S)ir'§ mögtid) ift bet)alt' mid^ lieb.

181. SiebfterÜii^arb!

äJJit gärtet lä^t fic^ bie SSerwed)§(ung ber Souigb'or unb ^funb nic^t gut betreiben unb nad)bem ic^ bie 'Batist übertegt, fd)rieb id) ibm einfach, ha^ S)u mir bie ^auft=Duüertüre überlaffen Ijiitteft, unb id) ba§ Honorar üon 20 SouiSb'or für ®id) anneljme, gleid^jeitig er= fudjte id) i()n, S)ir biefe üeine ©umme nad) Sonbon jujufenben.

Über bie Xannt)äufer = Stngetegenf}eit in 93erlin wollen wir un§ !eine grauen §aare wadifen laffen. ^d) fal) im SSorau§ fo fommen.

64

obfc£)Oii ic^ für meinen X^eil nic^t bagu beitragen fonnte nod^ mochte. Sc^ gettJö^re gerne ©einen ^Berliner ^rennben bie S3efriebtgnng, meldte fie in biefent SluSgang ber @ac£|e finben, nnb :^offe , ta'^ ficf) nod^ mand)e anbre @elegenf)eiten treffen ttierben, tt)o id) 2)ir nic£)t üfierflü^ig ober nnBequem fein !ann.

3Ö. ^ifd)er ^abe ic^ öorgeftern bie Partitur be§ 9fli)eingoIbe& (fc^ön eingebnnben) nac^ Bresben gefanbt,

§at 33. ben ©loöieron^sug benn fertig gefdjrieben? in biefent ^^oEe tt)ill ic^ it)n bitten, mir i^n fpäter §n!ommen gn laffen nnb bei meinem näd)ften S3efu(f) mirft S)n mir ha§> ©anje fingen nnb öor- ftelten.

^<S) arbeite fleißig an meiner 9)ieffe, moüon ^^rie nnb ©loria bereits fertig finb.

9^ebenbei f)abe ic§ oudE) jiemlic^ öiel groben §n galten. @c{)umann'§ @enoöeöa mirb am 9. Slpril aufgeführt, nnb bietet mir mieber bie SSeranlaffung, eine Oper einguftnbiren unb gu birigiren, mag mir feit öier SJJonaten nic^t gefc^e^en.

SfJäc^ften ©onntag 1. ?lpril foH ba§ Oratorium oon^üt)nfteb (^rofeffor in CSifenad) unb Drganift ber SSartburg in spe) „S)ie 3Ser!Iärung be§ §errn" im Xtieater gemaci^t merben, unb ^um 20. 5IpriI öeranftattet 9f?off ein Sondert, mo ein ^alb S)u|enb feiner größeren Sompofitionen, unter onbern eine Or(f)efter=@uite, ber 121.^falm, ein SSioIin=ßongert 2c. au§fd§Iie^Iic^ ba§ Programm füllen.

S)ie§ bie mufifalifc^en äöenigfeiten oon SBet)mar, meldte für 2)ic£) nod§ meniger Sntereffe t)aben bürften a(§ für mid^. SSon meinem Seben, Xrad)ten unb ^ebulben t)obe ic^ ®ir nichts ®rfreuticf)e§ mit= 5uti)eiten ....

Ob bie gro^e politifd^e SSegeben^eit, be§ ^aifer§ Xob, auf mein pcrf5nlid^e§ ©d^icffal einen mitbernben®inf[u^ ^aben mirb, bleibt notf) in ^rage geftettt.

3n einigen ^ÜSod^en merbe id) bire!te ^Jiadiridit erl^alten. SBie aud) kommen mag, man!en unb fct)mon!en !ann iä) nid^t unb ®ir, liebfter 9^ict)arb, bleibt t)er§tic^ft unb unmanbelbar treu ergeben

©ein

65

Um (Smpfe()(ungen an ®id) werbe ic^ fel)r angegangen. 9Jleiften§ oermeigere icf) fte jebod) fonnte id) ein paar 9}lal nid^t aus- weichen.

@ag' toä) ^linbwortf), txt'^ er mir gu fd^reiben ^at ükr 2)eine ^!^iIf)armonijc^en (Sonderte.

Si^äc^ftenS bringt ®ir feine ßoufine, eine fe^r üebenSroürbige^-rau, 9ZacE)ric^ten au§ äße^mar, wo fie met)rere Wonak geblieben i[t.

182. X^eurer großer 9}Jann !

^6) moöte S()uen fc^on lange f^reiben, nnb t)abt nod^ nid^t bie ^raft bagu gef)abt.

S(d)! was !önnte id; Sf)uen, meinem §er§en entfpred^enb, jagen? §eute fommt mir ein rot§ geriinberte§ 33(att unter bie §anb wie üiele ©^mbote ent{)ätt bod) biefe ^arbe! @ie i[t ber Siebe geweift, fie ift ber ^urpnr ber Könige, nnb ha§> Silb be§ menfd^Iic^en ^luteS. Sie fte^t uns alfo 93eiben, Stjnen als baS ©mblem S^reS aßeS be= ^errfd)enben ©eniuS', mir als baS einer feurigen 2(n^änglid)!eit, bereu S'Iammen mein @Iüd unb mein 9^u!^m finb ; (Sinem wie bem Stnbern öon uns ift fie baS ßeidien ber Sßunben, mit weldjen baS ©efd^id unfer 33eiber ©afein überl}äuft, oljne unfre (Seelen erreidien ju !önnen. 95raud^e ic^ S^nen ju fagen , wie fe^r eS mid) öertangt Sie wiebergufe^en , unb wie ic^ wiinfd)e , ba^ Sljr Sonboner 5(ufentt)alt Sf)nen in jeber Q^egiefjung angenct)m fei? S^idjtS liegt in meiner 9J2ac^t nid)tS, als baS waS baS 93efte ift, lieben, fegnen unb be=^ wunbern.

S^re Siebe ift un§ fef)r tf)euer ; bewaf)ren (Sie fie unS ; fie ift eine (Sonne an nnferem fternlofen ^orijonte.

©Ott fei mit Sf)uen, unfre ^ergen finb eS immer. 27. mäxi 55.

ßarol^ne.

SSoflncr u. ?if5t, 39ricfaiecl)fet. II.

66

183.

'ä6) UeBer ^xan^l ®u t}a\i in Seiner lieBenälnürbtgen SSetje mic^ ge[traft! SBegen ber 93erlmer @ef(f)id^te mochte i^ mir gro^e 95or= toürfe: jebenfolls ^abe ic^ mic^ übereilt, unb tüie meine 5lrt ift bie @ac§e gu jc^neE abgemad^t, S^ ptte ®id£) bitten foEen, ha ®n einmal meine SSoIImad^t f)atte[t, jc^Iie|Ii(f| bem §ülfen bie Dper §u geben of)ne ttJeitere S5ebingung : \o voax bod) toot)! beffer, unb am @nbe ^ätteft S)n ouc^ bieje le^te Unter^anblnng mir gu Gefallen beforgt. Seiber mar mir aber bie gan^e 51ngelegen^eit feit lange f^on fo miebermärtig geworben, ha^ i<^ alle (S^ann!roft bafür öerloren l^atte, imb mic^ getrieben füt)Ite, \o jäf) mie möglid) fie gn beenben, um nid^t§ meiter baöon ju miffen. @nc^e übrigenl (Sinmirlung auf biefen @nt= f(f)Iu^ ni(^t bei meinen „S5erliner ^reitnben" fonbern lebiglic^ in ber Sir genau begeii^neten pecuniären ©ituation, in ber ic^ mic^ befinbe, unb bie mid§ für biefen ^un!t gänglic^ unfrei gemacht t)at. ^(^ mu^te an 5Iufbringung öon ©elbmitteln beulen. @o 'i)abt i(f| benu oud) 100 Soui§b'or SSorfc^u^ auf bie Tantieme geforbert, im Übrigen aber bie Dper of)ne aEe S3ebingungen lurgmeg Eingegeben, mie mir benu in Söatjr'^eit 5(tte§ auf meine Dpern 33e5Ügüc§e je^t üollfommen gleicfigüüig gemorben ift. ©enau betrarfitet märe t)iermit meinem Sßunfc^e, ha'^ Su §ur Sluffü^rung be§ Xannfjüufer nac^ Söerlin be= rufen mürbeft, bie ©rfültung nod) !eine§meg§ abgefd^nitten , biefe lag öon jefier eigentlich) toä) !eine§mege§ in ber 9JJad|tüott!ommenf)eit be§ Xf)eater'Sntenbanten, fonbern lebiglicf) ber ^onig !ann f)ier ba§ §er!ommeu aufgeben, unb fein ®ntftf)Iu^ ^ängt mit bem, ma§ ber Sntenbont für fid) !ann unb barf, gar nid)t gufammen. (Somit milt mic£) bebünlen, ha'^ mir mit jener SBebingung an eine 93eEörbe gelang= ten, bie biefelbe gar ni(^t erfütteu !onnte. ®a^ \6) bie fem bie Dper gab, ober nic^t gab, mar bat)er eine ©ac^e gan^ für fic§, unb ma§ S)eine ^Berufung betrifft, fo bleibt bie^ immer uod^ eine Slngelegen^eit, bereu ©riebigung gan^ bei (Seite öom ^önig bire!t ju betreiben märe. ?tüein eben t)ierfür (fc^eint e§) f)aft 3)u gar !eine 2Iu§fid^t. Söa§ tüäre nun aber §u tf)un, um bod^ noc^ öon bem ^önig etma§ ju er=

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lancjen? ©oute xd) öielleidit bte f^red^tjeit f)aben, jeI6[t an if)n 511 jdjreiben, unb üielleicfit auf meine 5(rt ettüa§ öerfuc^en, tüa§ auf anbere %xt uid)t gelingen ju n^ollen fd^eint? ®er ©ebanfe, bod^ uoc^ meinen ^^unfd) erfüllt §u fel)en, i[t ber einzige, ber mir plö^Iic^ biefe berliner Dpern'^ngelegent)eit üon ^Reuem in einem intereffanten Sid^te geigt.

SSoSmeinft^ubasu??

^ür ®eine 9Iac^ri(f)ten, unb für bie fd^önen ßeiten ber lieben ^ürftin, ban!e id) ^erglic^.

Sd) !ann ®nd; leiber mit gar nicE)t§ Vernünftigem ermibern. ^Jiein tjiefiger ßuftanb ift eine ooUfommene 5tnomatie: ic^ befinbe mid) in einem mir milbfremben (Elemente unb in einer burd^auS falfi^en ©tetlung. 2öenn id) in 3ürid) bann unb mann (Sljmpfionien auffüt)re, fo gefd)ie^t bie^ au» ßeitöertreib einigen wenigen ^reunben jn lieb, barau§ aber meinen 33eruf madjen gu mollen, ber Strt, ha'\i id) üon einem mir gän§Iid^ unf^mpattjifd^en ^ubtüum unb 9xecenfententf)um mid^ barnacf) aU ß'ünftler beurtljeilen laffen mu^, ift eine gro^e ^(Ibern^eit. Sd^ bereue fierglid), t)ier gu fein, unb gebenfe nie im Seben mieber bat)in äurüd^ufetiren. 5(n ©elberfolg ift gar nid)t gu beuten, unb felbft, menn man mir für t>a§> näc^fte ^a\)v ein größeres §onoror bieten moEte, mü^te id)'§ mo^I faf)ren laffen: ber 9JJi^mutI), ben id) bafür gewinne, ift gu grofe. ®§ ift nid)t meine <Ba<i)t unb menn id) in meinem je^igen 5[Iter, unb bei meinem ie|igen gereiften Ö)efunb= IjeitSguftanb nidt)t menigftenS üotifommen bei meiner ©ac^e bleiben fotl, bann rnitl id^ lieber gar nid^t mef)r bleiben: id^ f}aht ot)ne bem fc^mer genug. S3olIenbet fd)öne Stuffüljrungen, bie midf) am (Sube einzig uodE) entfd)übigen fönnten, fann id) bod) nid)t ju ©taube bringen: baju finb §u menig groben, unb 5ltte§ ge^t öiel §u gefd^äft§mä^ig t)er. ^ro^bem bie ©tüde au§ So^engrin Seifaü fanben, bereue id) bodj, fie gegeben gu ^aben: meine Ärünfung, immer nur foId)e groben üou biefem 2Ber!e geben §u bürfen, unb barnad^ mein ganjeS Söefen beurt^eilen laffen §u muff en, ift ju gro^. 'änd) mieberfte^t mir, mie ®ift, irgenb einen ©df)ritt tl^un sufoüeu, um etma biefe§ Sumpenpad üon ^eitung§= fd)reibern für mid^ gu geminnen. ®ie f^impfen nun fort, ha'^ eine ^reube ift, unb einzig munbert mid), ba^ bi§t)er ba§ ^ublifum fic^ boburd^ nid^t eigentüd^ beirren tief?. 5?ur^, idf) f)ob' mit all' bem

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Xröbel nichts §u t^uit, unb felbft bann nid^t, ttjenn i^ ben Seuten gefiele.

Sa^t ntirf) meine Stiftet un gen öollenben! ba§ ift 5tlle§, n)a§ irf) oerlonge. SSermag bo§ meine eble ^e^tgenojjenjc^aft nid^t, fo i)ok fie mit att' i^ren 'Sivä)m unb (S^ren ber Xeufel ! ®urcf) Sonbon bin id) mit meiner SlrBeit fd)i*ec!(ic§ in ^üdftanb geratl^en: erft geftern mürbe iä) mit ber Snftrumentation be§ erften 5l!te§ ber Söollüre fertig. 5t(Ie§ ^ängt mir mie 93Iei am @eifte nnb ßeibe: meinem §aupttt)unf(f)e für biefeg Saf)r, fogIei(^ naä) meiner 9flütf!e§r auf bem (Seeli§berge ben „jungen (Siegfrieb" Beginnen §u fönnen, mu^ ic^ nun fcf)on entfagen ; benn fc^merlicE) Bringe ic^ ^ier üBer ben jmeiten 5l!t ber Sßal=« !üre. 2öie \ä) nun einmal gemorben Bin, Brand)' ic^ ein fef)r meic§e§, fanft umfc|üefeenbe§ Clement, um mic^ fro| gur ?IrBeit gu füllen: biefe§ emige mid^'jufammenBoßen- muffen gur SlBme^r gieBt mir nur Xro^ unb SSerac^tung, aBer feine SieBe ^ur ©jpanfion, ^ur ^ro= bu!tion.

Älinbmort^ mirb ®ir nun mo§I gefc^rieBen ^aöen: menigften§ erfdira! er Ie|t^in, al§ \ä) if)m ©eine 2Jia^nung melbete. @r mar !ron!: aud) ge()t'§ if)m f)ier fd)Ied)t: mie foll iö) il)m aBer l^etfen? §ier ift ja bie 2um|3en^oftig!eit , SSerftodt^eit unb ^eiltg gepflegte 5)ummf)eit mit ef)ernen Wanan gehütet unb gepftegt: nur ein Sump unb Sube !ann t)ier reüffiren.

Sm ©anjen t)aft S)u bod) fetjr rec^t, ®ic^ nad) SBeimar gurüdge* ^ogen gu t)aBen : fpoiet ©infamfeit mie mögüd^ ! ®a§ !ann un§ einzig erf) alten.

§ärter§ t)aBen mir geftern i^ren äöed^fel gefc^idt: fc^ön S)an!! !onn nic^t 33. ben ^Iaüierau§§ug machen?

S)a§ „9flt)eingoIb" t)atte er eBen nur angefangen, al§ ic^ itjm bie Partitur megnat)m, um fie §u ®ir gu fd^iden. Söenn in ®re§ben iik Itopie fertig ift, foE er biefe gur Stnfertigung be§ ^Iaüierau§guge§ er* galten: bann, menn S)ir g-reube ma^en fann, foßftSu fie erhalten. äBerben mir un§ benn noc^ in biefem ^a^re fe^en? SSieHeid)t menn SDu au§ Ungarn fommft? 5ld) ba§ märe boc^ noc^ etwa§ ! üielteic^t fänbe ic^ Bi§ bat)in aud^ meine Stimme mieber, bie mir t)ier gängtic^ aB^an* ben gefommen ift.

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©0 leb' benn tüot)!, Hefter ! ©ebutben fa, ba§ bleibt un§> einzig übrig! ®rü^' fd^ön auf ber 5ntenburg! ©lud' auf ^ur Wt\\e\ Seb' toof)!, lieber, lieber t^vani.

184.

^linbtrortf) ^at mir foeben ®eine gro^e (Sonate t3orgefpiett!

SBir brad^ten ben Xag einjam miteiitanber gu: er fpei[te bei mir, unb itad) XifdE) mu^te er fpielen. ßiebfter ^xani ! je^t marft ®u bei mir . 3)ie ©onate ift über alle Segriffe fc^ön; gro§, Iieben§tt)ürbig, tief imb eber, erijaben, tüie ®u bift. ^d) bin auf ha§> %u\\k bation ergriffen, unb aüeS Sonboner 9}Jifere ift mit einem Wak öergeffen. SSeiter fage ic^ S)ir foeben unmittelbar nad^ ber 5tnf)örung nirf)t§ : aber öon bem, mag id^ ®ir fage, bin idf) fo öott, at§ ein SJienfdf) fein fann. '^oä)maU: ®u marft bei mir: of) märeft ®u balb gang unb leibljaftig : nur fo ertrügen mir ba§ ßeben fd^on ! !

^linbmortf} f)at midf) burdf; fein ©piel in (Srftaunen tierfe|t: fein Geringerer, aU @r, burfte uuternetjmen , mir ®ein 2öer! gum erften 9JiaIe öor§ufüt)ren. (£r ift^einer merttj: gemi^, gemi^! ®a§ mar fd^on!

©Ute S^ac^t : großen ®an! für biefen eublid) gefunbenen @enu^ ! 5. SIprit 2tbenb§ 8 1/2 U^r ßoubon. ®ein

185.

Siebfter 9iid)arb,

@rfreulic^e§ ober (Srf)ebli(f)e§ ^atte ic^ ®ir nic^tö ju fagen, unb

fo fdtjrieb id^ ®ir nic^t eine lange SSeile SBöIjrenb biefen

testen Söodfjen tjatte idf) mid^ gäns^df) in meine 9}?effe eiugefpouueu, unb geftern bin irf) eubtidf) bamit fertig gemorben. Sdf) mei^ uidfjt, mie bo§ ®ing Hingen mirb, !ann aber mot)I fagen, baf^ idfj mef)r baran gebetet al§ componirt ijahe. Sluf ber 9iüdffe()r non meiner

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ungarifd^en 9leife, im September, bringe ic§ ®ir bie 9JJeffe ttebft allem meinem f^mpfjoniftfien ^ram unb @ram (!), ber bi§ bat)in fd^on gur §älfte ge[to(^en jein irirb. ©oEten S)i(i) au(f) meine Partituren Iang= weilen, jobef)inbertmic^ bog nic^t, an deinen ©diöpfungen monniglid^e Sabnng ^u genießen, unb ®u mirft mir bie ^^i^eube nic^t öerfagen, ba§- gange 9ftt)eingoIb unb bie SSattüre mir gu fingen.

©inftweilen !ommt mir alleS übrige SRufüalijd^e tt)ie „S)umm ^eug" öor.

SSie bef)ag[t ®u S)i(^ in Sonbon?

Dbjc^on 3JiüI)e foftet, fo mu^ man fid) boc^ befleißen, t>a§! Uw tiermeibüc^e, Unüerönb erlief) e au§gu!)alten fid^ barein gu bequemen, wäre eine Sügnerei.

®ie englifc^eSIuflage be§ ^^itifterftjumg ift um nitf)t§ ongenet)mer al§ bie beutfd^e, unb bie Muft §mifd§en bem ^ublüum unb lln§ bleibt überall gteid) gäl^nenb.

2Sie joüten in unferen leibigen ßuftänben ©nf^ufiaSmuS, Siebe unb ^unft eintt)ir!en?

©ebulben unb @ntbet)ren i[t bie Sofung unb bab ei fingen tüir

^

±=t

~Zjr. -TS-

^

SSergeit)' mir ^ir fo al§ bumpfe§ ®(f)o ju bienen unb loffen wir ba§ Unerlä^üdie bei ©eite. ®afür, 'tioS^ ©u für ^linbwortf) fo freunbtic^ unb gütig bift, fage id^ ®ir beften ^an!. 9^ädf)ften§ fommt eine ßoufine Älinbmort^'S nad^ Sonbon unb bringt ®ir '^^^'' ric^t öon mir, bo fie ben gangen SBinter in SSetimar gugebrad^t §at. 2)ein S5rief über bie ©onate l^at mid^ ^od^ erfreut, unb i(^ bitte ®id^ gu entfd^ulbigen , '^^'^ id^ ®ir nid£)t f ogleic^ bofür gebonit. ®u bift mir oft aber fo nat)e, '^^% id^ leidet ba§ @d£)reiben babei üergeffe um fo mef)r al§ mir bie ßorrefponbeng^Xemperatur mit ®ir mciften& obgel^t. 9^un, im ©eptember !omme id^ mieber gu ®ir unb, fo ©ott Win, erleben mir einige lid^te tröftlid£)e 2!age. ©ein

2. m^\ 55 SSe^mar. ^. S.

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186. Xf)eurer Siebter, liekr ^reunb,

imfre §er§en jinb bei St)nen unb leiben mit Sitten @ie tüifjen e§, tönnett gar tiid)t baran jweifeln.

©eben ©ie tin§ balb 9lad)ric^ten üon fic^! Unb bann tjer^ei^en 8ie mir, ttienn ic^ ©ie, inmitten S^rer §er§en§= nnb ©ditnerjenä* 'i^raeoccnpationen, tim eine ^teinigfeit bitte; mirb S^nen \o menig, fo gar wenig !o[ten, fie mir gn gemiiljren —nnb ©ie tonnten batnit eine fo gro^e ^reube bereiten! S[t nict)t ha§> Soo§ ber (Sänger ttnb in-- meiten and) berg-ranen, ba§ jn geben, ma§ fie ttid)t ^aben: ba§®Iüc!? gZe^men ©ie ein S3Iatt Rapier nnb fd)reiben ©ie baranf jene SSerfe, bie, wie ©ie tt)i]'fen, tnit betn reinften Stute tneiner Stbern mir ge= fd)rieben fc^einen.

Wxdjt ©ut, nidjt ®olb,

nod) (jöttüdje ':^rad)t;

nid)t §au§, md)t §of,

nid)t [)ea-ii'd)ei* %^xnnt ;

nid)t trüber 33erträge

trügenber 5ßunb,

no(^ l)eii($elnber Sitte

I)arte§ ©efefe: felig in ?u[t unb ?eib läfjt bie Siebe nur fein!

Uttterjdjreiben ©ie Stiren 9lanten , S^ren großen S^lamen , legen ©ie ha§> S3Iatt in ein 6ont)ert, fiegeln ©ie, obbrejfiren ©ie an tnid) nnb geben ©ie anf bie ^o[t.

S)ann öergeit)en ©ie mir, biefe Keine ^Badjt tjon Stjnen üerlangt 5U :§aben Hein in ifjrem äußerlichen Umfong, aber burc^ it)ren ©e-- f)att \o groß wie bie SBelt.

Sd) brüde S^te beiben §änbe in bie meinigen, lieber, t^eurer großer SOJann ! 7. SRai 1855. earot^ne.

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187.

16. mai 55. Sonbon.

§ersltc^[t ban!e iä) S)tr, lieBfter ^rotig, für ©einen liefen S3rtef, auf ben iä) rec^t lange fd)on gewartet !§atte! ®te SluSfic^t, bie ®u mir eroffneft, im (SeptemBer S)id§ enblid) einmal tüieber §u fet)en, ift mir ba§ einzige Sic^t für bie Slac^t biefe§ traurigen Sa:§re§. S«^ lebe ^ier, mie ein SSerbammter in ber ^olle. ©o tief ^aBe iä) nid^t geglaubt njieber finden gu muffen! SBie elenb i(f) mir üorfomme, in biefem mir ganj miberU) artigen SSer^ättniffe auggu^alten, Iä^tfi(f) nic^t bef (^reiben, unb ic^ ernenne, ha"^ eine reine @ünbe, ein SSerbrecJien toar, biefe Sonboner ©inlabung an§unet)men, hk im allerglüdlid^ften ^atte mid^ boc^ immer nur tt)eit ah üon meinem eigentlichen SSege füf)ren !onnte. Sc| babe gemi^ nic^t nöt^ig, über meine l^iefige Sage mid^ breit gegen ®ic^ auggntaffen : fie ift bie confequente ^olge ber größten Sncon= fequenj, bie ic^ jemals begangen. ®iefe f)at mitf) bat)in gefüt)rt, ein englifdjeS (Songert=^rogramm (!) abbirigiren §u muffen: bamit ift alle§ gefagt! ^6) bin mitten t)inein in einen ©umpf öon ßonöeniengen unb @en)of)n^eiten getreten, in bem id) nun bi§ über bie D^ren ftecEen bleiben mu^, o^ne ba§ minbefte frifc^e SBaffer gu meiner ©rquicfung t)inein leiten gu !5nnen. ,Mdn §err, ba§ ift man nic^t getüol^nt", ha§^ ift ha§, emige @d)o, maS i^ t)öre!. Stud) ba§ Drc^efter fann mir !eine ©ntfd^öbigung bieten : befte£)t faft nur au§ (Snglänbern, b.. i. gefd)idten 9)iafc^inen, bie nie in ben rechten ©d^mung gu fe|en finb; ha§i ^anbmer! unb ha^ ©efc^äft ertöbten 2(Ee§. @in ^ublüum, meld)e§ toie mir aHgemein üerfid^ert mirb fe^r für mid§ einge= nommen ift, unb bod^ niemals au§ fid) t)erau§ gebrad^t merben !ann, ha§> ©rgreifenbfte gang fo mie ha§> Sangmeiligfte t)innimmt, o!t)ne irgenb tüie §u Oerrat^en, ha'^ einen n)ir!Iicf)en ©inbrud empfangen t)abe. ©agu biefer Iäd§erli(^e 9Jienbet§fot)n = ßuItuS.

5lber aud§, menn bie^ 2l(Ie§ ettt)a§ beffer möre, tnaS t)obe id^ mitfold^en ßonserten äu tt)un? (S§ ift ja nid^t meine ®aä)^\ @tma§ gan§ anbreS ift e§, menn id| einigen ^reunben bann unb ttjann ein* mat eine SSeet^oöenfd^e ©^mptionie aufführe : aber fo ein n)ot)Ibeftanter

73

(Sonsert^Sirigent gu fein, bem man bie Partituren öonßonsertftücfen :c. in ba§ §au§ jd)idt, bamit er ben Xaft \)%ü fd^Iage ba§ mufe id^ ja al§ tieffte ©d^mac^ empfinben! ®ieB eigentlirf), nämlid) ha§> gange Un= geeignete meiner Stellung, mar e§, ma§ mid^ na(i) bem 4. Sonderte enb=^ lid^ ju bemßntfd^Iuffe brängte, meine Semiffion gu üerlangen. 9ktür' lid^ marb mir ba§ jogteic^ mieber auSgerebet, unb öorgüglid^ bie 'tRüd'- fic^t auf meine ^rau, bie biefe§ plö^Iid^e 5Iufget)en, mit Stüem, ma§ barüber gefdjrieben morben märe, mit großer S3etrübni^ aufgenommen I)aben mürbe, beftimmte mid), Bi§ jum Ie|ten ßonserte auSju^fllten. 3Ba§ bo§ aber nun für eine ^öllenmarter für mid) ift, fann ic^ !aum fagen: Sllle ßuft §nr 5trBeit fc^minbet mir immer mef)r baf)in, id) moüte in ben öier 9}Jonaten Ijier bie Partitur ber „35?al!üre" öolleuben, moöon nun fd)on gar feine 9fvebe mel^r ift; i(^ merbe nic^t mit bem gmeiten SIcte fertig werben, fo gravid) entgeiftigenb brüdt biefe Iafterf)afte Sage auf mic^. Snt Suli moUte i^ auf bem (SeeliSberge am SSierroalbftiitter^ (See ben jungen ©iegfrieb beginnen : id^ benfe fd)on baran, biefen 93e' ginn bi§ an ba§ näc^fte ^rü^ja^^r ^inau§ gu fd)ieben!

®iefe 5lrbeit§untuft ift i)a§t ©c^timmfte: ift mir, al§ ob mit itjr oud) bie emige ^aä)t über micE) Ijereiugöge : beun ma§ '^ahz \ä) nod) in biefer SSett gu tljun, menn id^ nid^t arbeiten fann?

®nrc^ biefe ^öüe begleitet mid^ nun bie Seftüre be§ „SDante", gu ber id) früf)er no^ nie fam. ®urd) fein Inferno bin id^ burc^, unb befinbe mid) je|t an ber Pforte be§ ^^egefeuerg. SSafjrlid), ic^ bebarf biefeS ^egefeuerS : benn, menn id) rcc^t überlege, ^at mid) ein maf]r= f)aft fünbf)after Seic^tfinn nad) Soubon geführt, ben ic^ je|t mit ^n^ brunft abjubü^en ^ab^. ^ä) mu^, id) mu^ refigniren : mit meiner ®r= fenntni^ bin id) fd^ou lange gur 9?otf)menbig!eit ber Üaefignation im meiteften ©inne Ijingeleitet ; nun mu^ id) aber nod) biefen fd)red= lid^ milben SebenStrieb ganj unterjochen, ber meine (Sinfid)t immer mieber trübt unb mid) in ein 6^ao§ tion 2öiberfprüd)en mirft. ©o mill ic^ benn f)offen, au§ bem Fegefeuer noi^ eiuft in ha^ ^arabie^^ gu gelangen : bie frifc^e Suft meines ©eeli§berge§ üerl)ilft mir üielleic^t bajn. Sd^ leugne nid^t, ba^ i^ gern bort 93eatrice träfe!

©onft gefjt immer 5ttte§ anä) fc^ief unb quer. ®er arme ßliubmortfj ift immer feljr franf gemefeu, unb ift mir baburd), baf3 ic^ nid)t§ mit

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if)m unternetimen fonnte, eine gro^e (Sr^eiterung entgogett tüorben; |e|t gef)t if)m ettt)a§ Keffer, aber fpagieren ge|en barf er nod§ ntcf)t mit mir. 9Jiein goitser Umgang befc^ränlt fid^, an^er i^m, auf © ainton, ben erften SSioIiniften (ber aud^ meine ungtüdfeelige S3erufung öeran* la^te) unb einen gemiffen 2über§, ber mit biefem pfammen mo'^nt; beibe [inb mir feurig ergeben, unb t!^un it)r 9JiögIid)fte§, um mir ben Slufenttjalt angenet)m §u machen. Slu^erbem gef)e ic^ aud§ oft ^u ^r äg er, einer guten (Seele. 9^euerbing§ !^at fid^ mir ein §err ©Eerton, reicher Dilettant, red^t |er§Iid^ angef(i)Ioffen : er f)at meine Dpern in ©eutfd^Ianb getiort, unb mein ^orträt feit jmei Sa^i::en bei fid^ auf* gelängt, er ift ber erfte ©nglänber, ber fid^ ni(^t fonberlidE) üiel au§ 9JienbeI§fo^n mad^t. ©in feiner, Iieben§tt)ürbiger ^opf.

^linbmortl^ f)at ben ^latiierauSgug öom erften 2l!t ber „SSallüre" gemarfjt, ben er fomo§ fpielt ; leiber 'i)aht idf) t)ier t)ottenb§ meine (Stimme oerloren, unb fann nid§t me!^r red^t fingen. ^6) fürd£)te, id^ merbe S)ir bamit ebenfalls nid^t fonberlidf) bienen fönnen.

®afür tt)irft S) u nöd)ften September red^t !^erf)alten muffen : S)u bift mir aud^ am meiften fd)ulbig, ®u gurüd^altenber S0Jenfd^. SBenn id^ mid^ auf ettoag, tt)a§ mir fommen foll, nod^ red^t freue, mie auf ein reines @Iücf, fo ift auf bie 33e!anntfd£)aft mit deinen neuen @om=^ pofitionen burd) S)id) ! SSergi^ mir ja nid^t§ babon. ßu ©einer SSJieffe gratulire xä) ®ir üom ©runbe be§ §ergen§: ha§i mu^ getoi^ etma§ gang §errlid§e§ fein. 9Jlögeft ®u in ©ran öiel f^^eube baran er= leben !

Unb ma§ mad^t bie ^^ü^ftin? Seiböott unb freuböoE? i8emat)rt fie immer nod^ i^ren t)etten ®nt^ufio§mu§ ? Unb 93eatrice? id) toill fagen \)a^ Äinb? @rü§e fie taufenb 9}lat öon mir ! ! !

£eb' mot)t, liebfter ein§igfter ^^i-'^unb ! ©laub' nur, bo^ ber @e- ban!e an ®i(^ mir immer nur mie eine SSonne in ha§i §er§ fommt! §ab' S)an! für ©eine Siebe!

2eb' tt)ot)t ! ©ein

3^. SB.

/o

188.

22. Portland Terrace Regent's-Park Sonbon, 26. mai 53.

'äd), liebfter %xan^, ba mu^ ic^ ®ic^ bod) noi^ einmal tuegen ber ^aiiftoutiertüre befd^treren! §ärtel§ fd^icEten mir f)ierf)er ein abfegen* (i(^e§ 5lrrangement ä 4 ms., \ia§> \6) nnmögtid^ gnt f)ei^en !ann. §atte[t ®u nid)t borauf onfmerffam gemad^t, ha'^ 93., ber, glaub' id), \xd) '\d)on bamit befd)äftigt ^atte am beften bie Slrrangement» würbe ma(^en fonnen? Ätinbwortf) ttjäre aud) bereit ta^u. Sebenfaüä mu^ ein 5^1aöierjpieler tion biefem ©daläge fein: ba§ öerfertigte 5trrangement ba§ id) §ärtel'§ bnrc^ bie SJJufüfjanbtung geftern tüieber gurücE[telIen lie^ barf aber nidjt erfd^einen.

Übrigens !^aben mid) einige fe'^r falfd^e S^oten in biefem ^Xrrange- ment baranf aufmer!fam gemad^t, ha'^ fef)r njaljrfd^einlid) aud^ bie Partitur nod^ öiet ^alfdjeS entljätt. Su tt)ei§t, inar bie§ eine Sopie, bie ic^ eigentlid^ nur an ®id) fd^idte, unb wobei id) ®ic^ bat, öorfommenbe ©direibfetjler ®ir rid)tig ju ben!en ober corrigiren ^n laffen, weil mir peintidf) mar bie Sopie noc^ einmal genau bnrd)5U= fet)en. S)e§^alb bat id) ®id) benn ouc^, §ärter§ bringenb gu öeran« laffen, wenn fie bie Partitur bruden, gutoor mir eine Sorreftur baüon SU^ufteßen. ®u ftet)ft ja mot)I in l^äufigem $ßer!e^r mit §ärter§ unb bie Verausgabe biefer Duüerture ift eigentüd) ®ein SSei1: fomit fei mirnid^tböS, wenn id) ®id) bitte, bie (Bad)t gelegentlid^ tioIIenbS gons nod^ in Drbnung gu bringen. 9^imm' mir um @otte§ willen biefe Sumperei nid)t übel! Übermorgen I)abe id) mein fed)fte§ ßon=^ jert, öier SSoc^en barauf reife id) nad^ §au§.

(Srfat)re id) halh wieber etwa§ öon ®ir?

Xoufenb @rü^e! Sein

^. SÖ3.

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189. £teb[terülitf)arb!

^6) Bin ganj ermübet unb aBgeftumpft t»om®üffeIborfer9JJufi!feft geftern f)ter 5urü(!ge!et)rt. Ritter, ber bo§ ©anje birigtrte, {)atte mid^ boju emgelaben, unb intereffirte ntic^, bie ®efd)tcf)te einmal mitju* mad^en, ba§ ^orabie§ unb bie ^eri ju l^bren unb bie Sinb gu Qpplau= biren. ®ir I)aBe ic£) botion nii^t perjä^Ien, unb Bejonbere93eIe^rung l)aBe ic^ aurf) baburc^ nii^t erlangt. D6fd)on ha§> gange ^^eft at§ fe'^r gelungen gu Begei^nen ift, fo fel)lte i^m boc^, tt3a§ baBei nic^t gu er= tüarten n^ar. Sn ber ^unfttnett gieBt je^r öerfd^iebenartige SorBeern unb Sifteln; S)u t)aft ®id^ barunt ttjenig p BeÜimntern: „®er 5tbter fliegt gur ©onne".

^en ©ante alfo tieften. ®a§ ift eine gute @efettfc^aft für®ic^.

SJleinerfeitg tt)itt 16) ®ir eine 5lrt (Sommentar §u biefer £e!türe tiefern. @d§on längft trage ic^ eine ©ante^Stimp'^onie in meinem ^opf ^erum im Saufe biefe§ ^ai)xt^ foll fie fertig gefc^rieBen fein.

3 ©ä|e, §ölle, f^^öf^^^^i^ ^^"^ ^arabie§ bie Beiben erften BIo§ inftrumental, ber Ie|te mit(S^or. 2Bat)rfd)einIici^, n^enn i^®ic^ im §erBfte Befudie, !ann id) fie mitBringen, unb tuenn fie ®ir nic§t mi^= föEt, fo ertauBft ®u mir ©einen 9^amen §u infcriBiren.

SJiit gärtet' § lä^t fic^ menige§ nachtragen. SBenn ha^ 4t)änbige ^[rrangement ber^auft'Duöertüref(f)on gemacht ift, ratf)eic!^©ir nid)t, einen Slnberen borjufditagen. ©a§ (Sinnige, ma§ mit beut 4t)änbigen "Slrrangement gu tljun üBrig BleiBt, ift, ba^ nacf) ©einer 5lngaBe ^Iinb= tüoiii) (Sinige§ baran öerBeffere, unb mehrere platten neugeftoi^en mer^ t)en, Dt)ne ben ^lamtn ^linbmort^ auf ha^^ XitelBIatt ju fe|en. (Sin onbermat toirb praftifc^ fein, menn ©u mit ©infenbnng ber Partitur f ogleicf) ha§> 4t)önbige SIrrangement Beifügft unb ©ic£) mit bem SSerleger im 3Sorau§ barüBer tierftänbigft.

§ärter§ SSert)aIten un§ gegenüBer ift natürlid^ immer etmaS ge- fpannt unb rücf^altenb für meinen ^^eil !ann ic^ nic^t üBer fie f lagen, benn fie fiaBen ficJ) gegen mid^ immer fef)r anftänbig unb gentle^ manartig Benommen jebod^ mo^te ic^ ^and)t^ nic^t mit i^nen

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ri§quiren, lüeil itjre näljeren ^reunbe un§ feljr entfc^ieben abgeneigt finb, unb mx nic^t tüeitcr gelangen tonnen, al§ auf friebtidjem ej:fpe!tatioen ^u^ einftweilen ju öer!ef)ren. SBenn bie^ auc^ manrf)mal unbequem rairb, fo ^att' tcf) bod) für angemeffen, babei ju oerbleiben.

(£§ wunbert mid), ba^ 2)u fo oiete ^etjler in ben Sorrecturen ber ^auft'^artitur üorgefunben, benn , unter mandjen anberen SSerIag§* 35orgügen, inu§ man §ärter§ bie @erec^tig!ett n^iberfa^ren laffen, ba§ fie fet)r auggejeidjuete ßorreltoren öermenben (2)örffel, ©c^ettenbergic.) . 9iimm ®ir alfo ^cit unb @ebulb beim ßorrigiren unb UJO nött)ig tft, Ia§ bie platten neu ftec^en.

SSann !ommft ®u wieber nad) ßürid)? Sn ©üffelborf er^äfjtte man, ha^ S)u fc^on öon Sonbon abgereift warft! S)a§ neibif(^e^I)ili= fterium freute ftd) fetjr über bief e 9^ad)rid)t, bie id) aber benSeuten nid)t ungern verleibet t)abe. 2öa§ unb wie auc^ !ommen mag, bitte ic^ ®id^ inftänbigft nur

au§§uf)alten unb au§§ul)arren. 'äU »Poeta sovrano« mu^t ®u, xok 'Dank öon §omer fagt, »si come sire« rut)ig unb nngeftört öoranfd)reiten. ®er übrige £luar! ge^t ®id) ja gar nichts an. ©dircib' nur anleinen S^übelungen! unb begnüge S)id), al§ Unfterblici)er fortzuleben!

©päterfjin n)erbe id) Sltiubwortl) bitten, ba^ er mir ben ^laüier* au§sug be§ erften 2l!te§ ber SBalfüre mitt^eilt. SSie öert)ält fic^ mit bem be§ 3fit)eingoIb'§? ^at itju §. befjalten? ©d^reib mir baoon, um ha'^ id) irei^, wie id) baju gelangen !ann.

§. ^aht id) fe^r gerat()en, fid) in Berlin feft§ufe^en, woju il^m feine (Stellung bei ber SKufiffc^uIe fel)r bienlid) ift. Wtit bem §erum* reifen fc^aut nidit oiel je^t f)erau§. ©pätert)in fott er einmal nac^ ^ari§ unb Sonbon gel)en; gnöörberft aber ift, tt)ä()renb ein paar 3a()ren, SBerlin ein günftigeS Xerrain für feine SBiilfamfeit.

Sd) werbe ben Sommer über I)ier üerbteiben, bi§ ^u meiner 9fteife nac^ ®ran (©nbe Sluguft) . Slt§ mufi!alifd)e Strbeit befc^äftigt mic^ eine neue (giemlid) tieränberte) Partitur meiner ßt)üre ju ^rome* t()eu§, welche ic^ näd)ften SSinter t)erau§geben m5d)te. Sobalb fie fertig gefc^rieben, gef)' id) an meine ®ante=St)mpt)onie, bie fdjon t()eil» meife ffig^irt ift.

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SeB tu 0^1, üebfter, emgigfter^reunb, imb la^ balb üon®ir l^ören SSei^mar, 2. Sutii 55. ©einen Selb- unb ©eel^eigenen

S.S. , ®te ?$ür[tm unb ba§ Äinb grüben ®td^ ^er§Itc§.

190.

2a^' mic^ ®ir, $8efter ber SJZenfc^en, aEererft mein ©rftaunen überfeine enorme ^robultiöität augbrüden! 5IIfo, eine ©ante* ©timp^onie ^aft ®u töieber im^opfe? Unb jd)on im §er6fte f)oP ©u mir fie fertig öorjulegen? S^imm mir mein ©r[taunen über biefes SSunber nid^t übel! Sßenn ic| auf ©eine Xf)ätig!eit in biefen legten 3ot)ren gurüdblide, fommft ®u mir gang übermenfdjlii^ üor! ha§: mu^ maf)rlic^ eine gang befonbere SSemanbui^ !^aben. ®0(^ ift jet)r uatürlirf), ha^ mir nur noc^ im ©d^offen Suft finben, ja einzig un§ bo§ Seben erträglid^ machen !nnnen: fo red)t eigentlich) ba§ ma§ mir fiub, finb mir bod) nur im (Schaffen, otte übrigen £eben§fun!tionen i)aben !eineu ©iun für un§ , unb finb im @runbe nur ßugeftäubniffe an bie @emeint)eit ber gemö^nlic^en menf^Iid)en (Sjiften§ , bei benen mir un§ uie mof)! füllen. 2llle§, ma§ iä) menigftenS noc^ auf biefer SBelt münfdie , ift Saune unb gute (Stimmung §ur Strbeit : unb mie fc^mer fäüt mir, bem?lnbrange ber @emeinf)eit gegenüber biefe gu magren! (So ift'§ gang mit ®ir: nur, ha% ®u fo oiel fd^affen !annft, nimmt mid) fo SSuuber, unb lä^t mi(f) ®id) immer nod^ in beneibenSmert^er Sage erbliden.

5ltfo eine„®ioina ßomebia"? ta^ ift gemi^ eine ganj ^errlic^e Sbee, unb fc§on genieße ic^®eine9Jlufif imSSorauS. ®0(i) mu^ id^ midt) barüber etma§ mit®irunterf)alten. ®a^ bie „§ölle" unb ba§ „Fegefeuer" gelingen mirb, begmeifteic^ feinen 5tugenblid: gegen ba§„^arabie§" f)abt id) aber S5eben!en, unb ®u beftötigft fie mir fc^on baburd), ba^ ®u bafür in deinem ^lane ßf)öre aufgenommen f)aft. ^ür bie neunte (S^mpf)onie (al§ Slunftmer!) ift ber Ie|te @a^ mit ben Stören ent* fd)ieben ber fd)mäd)fte Xf)eil, er ift bIo§ !unftgefd^id)tlic^ mid)tig, meil er un§ auf fef)r naitie SSeife bie SSerlegeutjeit eine§ mirÜid^en Xon*

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bid)terg aufbecft, ber nidjt \vd^, luie er enblirf} (nad) ^öüe unb ^ege=

feuer) ha§> ^arabieä barftellen joü. Unb mit biejem „^arabieje", Uebfter

^rans , t)at in 2ÖQf)rf)eit einen beben!Iid)en §Qcfen , nnb tt)enn nns

bie§ noc^ Semanb beftiitigen foll, fo ift bie^ anffallenb genng ©ante

jelbft, ber ©änger be§ ^arabiefe§, n)eld)e§ in jeiner göttlidien Somöbie

entfd)ieben ebenfalls ber jd)Wäc^fte Xfjeil ift. 3c^ Bin ©ante mit

tieffter ©tjmpatljie bnrd) §öüe nnb f^egefener gefolgt ; mit Ijeiliger

9^ül)rnng nnif d) id) nüc^, an» bem ^oüenpfnt)! anfgeftiegen , am ^uj^e

beö ^egefenerbergeS mit bem ©id)ter im SSJJeermaffer, geno^ ben

göttlidien SJiorgen , bie reine Suft , ftieg auf üon Stufe gu (Stufe,

töbtete eine £eibenfd)aft nac^ ber 5tnbern, Befämpfte ben milben ßebenö--

trieb, bi§ id) enblii^ üor bem g-ener angelangt, ben testen Söillen ^um

Seben fat)ren lie^, mid) in bie @(ut^ marf, um, in S3eatricen'§ 3(nblirf

üerfinfenb, meine ganje ^erfönüc^feit milleuIoS üon mir su merfen.

©af3 ic^ an§ biefer cnblidien 93efreiung aber n^ieber gemecft mürbe, um

im ©runbe mieber jn merben, ma§ id) mar, blo^ um nod^ ber tatljo-

Ufdjeu ßeljre öon einem ©otte, ber bie t)on mir erlittene §öüe be§ ©a^

fein§ ju feiner SSerfjerrüc^ung fic^ gefc^affen, burc^ bie mül)eüottften

nnb eines großen ®eifte§ unmürbigften @obt)i§men, ja finbifc^ften ©r=

finbungen, eine I)ödjft problematifc^e, nnb ü on meinem Innern grünblid)

abgemiefene, ^eftätigung ^u geben, ha§ ^at mid^ re^t unbefriebigt

gelaffen. Um gegen ©ante geredjt ju fein, muffte id) (mie bei ^eet=

Ijooen) mid^ mieber auf ben t)iftorifd)en ©tanbpnuft ftellen ; ic^ mu^te

mid) in ©ante'§ ^eit öerfe^en, unb bie eigentliche 5(bfidjt feines ©e^

bid)te§ in'§ Stuge f äffen , bie offenbar auf eine beftimmte Sßirlung auf

feine Umgebung au§gef)t, namentlid) auf eine Slird)enreform; id) mu^te

befennen, ba^ er in biefem ©inue ungemein feineu 9Sortt)eit öerftanb,

bnrc^ allgemeingültige populäre ^ßorftellnngen fid) unfeljibar anäjn^

brüden, unb befonberS mn^te i6) if)m im^reife ber ^eiligen, meiere

freiraillig bie ^trmutt) mät)Iten, au§ tiefftem ^erjen beiftimmen. Scf)

mu^te ferner fetbft in jenen (5opt)i§men feine t}Dt)e bid)terifd)e ^(jantafie

unb©arftenung§traft bemnnbern (gan5 mie i(^^eetI)otien'§ mufifalifd)e

Äunft in jenem legten @a^e feiner neunten (5t)mbt)Dnie bemnnbere) ;

ic^ muBte enblic^ öon tieffter er^obenfter 9iüt)rung burc^ biefe I)errlid)e

(Eingebung ergriffen merben, ba^ er feine ^ugeubgelicbte, 93eatrice, jn

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ber ©eftalt nimmt, in ber if)m bie göttlid^e SeJ)re erf(!^eint, unb in fo= weit jene Se^re eben nnr bie Anleitung ^nr 93ejreinng be§ perfbnlic^ien @goi§mu§ bnrd) bie SieBe ift, erfenne ic^ biefe S3eatrice = 2e^re mit Söonne an. ®a^ aber S5eatrice on§ bem ^irc^entnagen erftet)t, unb ftatt jener reinen einfallen Se'^re ben ganzen fpi^finbigen ürdilicöen (5c^oIaftici§mn§ au§!ramt, mad^t fie mir, tro^ be§ ®ic!^ter§ SSerjic^e= rungen , ba| fie immer met)r ergtönge unb ergtüt)e , immer !älter unb enblic^ jo gleichgültig, ba^ ic^ al§ trodener Sefer tt)ol)I anerfenne, n^ie ©ante t)ierbei feiner ßeit unb feiner StBfi^t fet)r angemeffen öerfafiren, al§> ftimpattjifc^er 9[Ritbid)ter aber münfdie, in jenem ^euer mein Ie|te§ perfönlidieS S3en)u^tfein, fomit überhaupt b 33 em unfein oertoren gu :^aben, tüobei ic^ mic^ unftreitig beffer befunben f)aben würbe, aU felbft in ber ©efeUfc^aft be§ !at^oHfcf)en lieben @Dtte§, wenn it)n ©ante auc^ mit berfelben ^unft barfteßt, wie ®n if)n getnife itt ©einen ©fjoren §u feiern öerfuc^en wirft. S<i) t^eile ©ir hiermit treu eben nur ben ®in* bru^ mit, ben mir bie gotttid^e ßombbie mad)t, bie ic^ im ^arabieS enblicl wirftid^ nur noc| für eine „göttliche ßomöbie" t)alten mu^, in ber ic^, wie gum (Somöbianten, fo anä) gum 3iif<^<iitei^ oerborben titjt, _ ®Q§ irrenbe Problem bleibt bei biefen fragen immer, in biefe furchtbare SSelt, über bie I)inou§ eben nur ba§ 9^i^t§ übrig bleibt, fic^ einen @ott §n conftruiren, ber un§ bie unget)euren ßeiben be§ ©afeinS 5um nur (Sd)einbaren, bagegen bie erfet)nte (Srtöfung gn einem gans reat 2Sir!Iicf)en unb mit 93ewu^tfein gu (Senie^enben machen foü. ©a§ mag für ben ^t)ilifter namentlich für ben englifc^en retf)t gut fein : er finbet fic^ be§l)alb ganj präd^tig mit feinem ®ott ab, inbem er mitit)m einen (Sontra!t macljt, nad) welcliem er, burc^ bie Erfüllung fo unb fo öieler (5ontra!tpun!te, fcl)lie^lid^ ^um ßo:^n für öerfd^iebene gaKimentS in biefer 3[Belt, brüben ewige @lüc!felig!eit geniest. 5ttlein, \oa§ ^aUn wir mit folcl)en :pöbelt)aften SSorftellungen p fcljaffen? ©ufprad^ft mir einmal ©eine 5Infic^t über bie menfd§licl)e 9f^atur ba^in au§ : ber SJJenfc^ fei »une intelligence, seryie par des organes.« SBÖre bem fo, wie übel fämen bann bie überwiegenbe 9Jie:^rgat)l ber 9}Jenf c^en :^in* weg, bie nur „Organe", aber fo gut wie gar feine „Stttelligeng" (wenig* ften§ in ©einem ©inne) ^aben. 3JJir fteEt fiel) bie ©acl)e bagegen anberg bar; nämlic^ fo: ber äJienfc^ (wie jebe§ X^ier) ift ein äßilte

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§um Seben, für baä er fid^ feine Organe je narf) ^ebürfni^ bilbet, unb nnter biefen Organen bilbet er \id) anc£) einen Sntellect, b. t). ha§> Organ 5ur ©rfaffung ber SUi^enbinge, mit bent ßtnecfe, biefe jnr S3efriebigung be§ Sebengbebürfniffe» je nad) ^raft nnb SBermögen ^u öerttjenben. ®er normale 9JJenfd) ift bat)er berjenige, in nield)em biefe§ nad) 5(u^en gerid)tete Organ, beffen ^^unftion ba§ (£r!ennen ift, tüie bie be§ äRagenä ba» S3erbauen, grabe mit ^inreid)enber ^raft für bie öon Sinken ^u ge= winnenbe S3efriebigung be§ 2eben§bebürfniffe§ auSgerüftet ift, nnb bief ßebenSbebürf ni§ beftefjt eben für ben n o r m a I e n SOienf d)en in nid)t§ anberem, al§> worin ha§> 2eben§bebürfni^ be§ gemeinften l^iereS beftef)t, nämlid) im Sf^atirnngSbrange unb im ^ortpftanpngS^ brange, benn biefer SSiüe pm ßeben, biefer eigentlid)e metapt)t)fifc^e Urgrunb adeS ®afein§ , inid eben burd)au§ nid)t§ 5lnbre§ , al§> leben, b. f). fid) nähren, einig reprobugieren, nnb biefe feine Xenbenj ift im plumpen ©tein, in ber marteren ^flanje, bil pm menfd)Ii^en X^ier gang al§ ein unb baSfetbe nac^äumeifen , nur finb bie Organe oerfd)iebene, bereu er fid), auf ben t)öt)eren ©tufen feiner Obje!tit3ation augelangt , bebienen mn^ , um eben complicirteren , unb f omit immer me^r beftrittenen unb fdjmieriger jn ftittenben S3ebürfniffen ju genügen, ©eiüinnen mir biefe, burd) bie ungel)euren 9iefultate ber f)eutigen 9^aturmiffeuf(^aft beftätigte (Sinfidjt, f o öerfte^en mir auc^ plö^tid^ ha§^ (S^arafteriftifc^e be§ 2tbtn§> be§ beimeitem größten X^eileS ber SOZenfc^en atter ^e^te^^/ it"'^ munberu un§ plD^Iid) uid)t mef)r barüber , baj3 biefe uu» immer nur mie Seftien oorfommen: benn bie^ ift ha§> normale SBefen be§ 9}Jeufc^cn. SBie aber felbft u uter biefer 9^orm ein immen§ großer X()eil ber 9}?euf(^eu jurüdbleibt, inbem \id} bei i^nen ta§, com= pticirte Srfenntni^organ uid)t einmal bi§ ju ber ^ät)ig!eit entmidett, ben normalen S3ebürfniffen öoü!ommen §u genügen, fo fommen (natür^ lid) aber nur f)5cf)ft fetten) aud}5Ibn ormitäten üor, in meldten ha§> gemöt)nlid)e 9JJaa^ in ber S3ilbung be§ @r!enutniBorgane§ , b. ^. be§ @ef)irne§, überfdjritteu mirb, mie bie DIatur ja fjäufig 9JJonftra bilbet, bei meieren ein Organ nbermiegenb ftar! entmidelt ift. ©ine foIc|e äRonftruofität ift meun fie im ^öc^ften @rab oor!ommt ba§ @enie, meiere» im @rnnbe auf ni(^t§ onberem bafirt, al§> auf einem abnorm reidien unb oolten @e^irn. ®iefel (Srtenntni^organ, met(^e§

aUagner u. Sifjt, Sriefnjcd)iel. II. (J

82

urfprungtic!) , uttb im normalen ^aEe, nur nac^ Sinken blidt, um bem äßillen äum Seben bieSefriebigung feiner S3ebürfntffe l^erbet gu fd^affen, getüinnt, im %aU^ abnorm [tar!er ©ntoidelung , nun üon 5lu^en fo leB^^afle unb feffeinbe (Sinbrüde, ha^ für ßeiten üon bem S)ienfte be§ 2öitten§ ber ft(^ eigentlich nur für feinen Qmd gebilbet i)ot fid) Io§Iöft, unb§ueinertt)inentDfen, b. 'i). äftl)etifd§en STnfc^auung ber Stu^enmett gelangt; bie auf biefe SSeife tnillentoS erfcfiauten Dbjelte ber 51u^entt)elt finb bieibealen S3über üon i^r, p beren ^eft= :^altung unb 3tuf§ei(i)nung gleidfifam ber ^ünftler fic^ anläßt. ®ie beibiefem@cf|auennott)it)enbig angeregte Xlt)eilnaf)me an ber Stufen* tt)elt ujäc^ft, bei fröftigen Staturen bi§ gum anbauernben SSergeffen ber eigenen, urfprüngüc^en , perfönlic|en SSißenSbebürfniffe , alfo hi^ pr (Si^mpotfiie mit ben fingen au^en unb §tüar um i^rer felbft toiEen, nid^t met)r um eine§ perfönlic^en Sutereffe§ mitten. ®§ fragt ficf) nun, ma§ mir in biefem abnormen ^uftanbe erfdiauen, unb ob nnfere ©^mpatt)ie eine SJiitfreube, ober ein SJlitleiben fein lann ? hierauf antworten un§ bie ma^rltjaften ® en i e ' § unb bie toa^v lt)aften§eiHgen atterßeiten, inbem fie un§ fagen, ba|fienur£eiben erfe^en, unb nur SUHt leiben gefüllt tiaben. @ie er!annten nömlid^ bie normale S3efc^offent)eit atte§ Sebenben unb bie grauenüotte, fi^ emig miberfpred^enbe, fid^ emig felbft gerfleifd^enbe, unb blinb nur fid^ mottenbe Statur be§ attem Sebenben gemeinfamen SSitlenS gum Seben; bie fd^redlitfie @raufam!eit biefen 2Bitten§, ber felbft pnäd£)ft in ber ®efc^lect)t§liebe immer nur feine 9fteprobu!tion mitt, erfd)ien I)ier jum erften SJiale miebergefpiegett in jenem @r!enntni^*Drgane, ha§: fid^ felbft, im normalen ßuftanbe, al§ jenem SSitten untermorfen, üon il)m fid^ gef(^affen erfannte; fo gerietl) e§, im abnormen, fQmpatl)etifd)en ßuftanbe bal)in, fic^ anbauernb unb enblitf) für immer üon jenem fc^mac^üotten ©ieufte gu befreien gu fud^en , ma§ fdjlie^lid^ eben nur in ber üottfommenen SSerneinung bei 2Bitten§ gum ßeben fid^ erreidt)te. Siefer 5lct ber SSerneinung be§ 2Sitten§ ift bie eigentlicl)e §anb* lung be§ ^eiligen : ha'^ er fid£) enbtidf) nur üottenbet in ber üottftänbigen ^uf^ebung bei perfönlitfien S3emu^tfein§ giebt aber lein anbereS S5emu^tfein , al§ ha§> :perf önlid^e inbiüibuette tonnte ben naiüen, burd^ jübifdtie S)ogmen befongenen ^eiligen be§ Priftent^uml ent«

S3

gef)en unb fie fomiten if)rer befangenen (Sinbilbungsfraft jenen erfeljn^ ten 3it[tfltt^ Q'f^ ^^^ß c^iö^ 3'ortbauer in einem öon ber 'üatux befreiten nenen ßebenSgnftanbe üorfpiegeln, oI)ne ha'\i baburcf) nnfer Urtfieil über bie moralifdie 33ebentnng ifjrer ©ntfagnng beirrt mirb, benn in 2Baf)r' l^eit erftrebten fie eben nnr ben Untergang ifjrer inbioibneIIen^erfi3nIiif)' feit, b. i. il)re§ ®afein§. Üieiner unb bebentfamer fpridjt ober biefen tiefften ®rang bie urtjeilige ältefte S^eligion be§ menfc^Iidjen @efd)Iec^t§, ber ^ramanen=ßel)re, namentlich aber in ifjrer f(i)tie^lic^en SSerfliirnng unb f)öcf)ften S3otIenbung burcf) ben $8ubb^ai§mu§ au§. (Sie ftettt allerbingS ben ä)h)tt}0§ öon einer (Sntfte^ung ber SBett burdf) ©Ott auf; aEein fie greift biefen 5Ict nid)t al§ eine SBo^It^at, fonbern fteüt ilju al§ eine (Sünbe SramaS bar, bie biefer, ber f icf) felbft in biefeSßeltüernjanbette, burcf) bie unget)euren Seiben eben biefer SBelt abbüßt, unb fic^ in benjenigen ^eiligen erlöft, bie burc^ öoK- ftänbige SSerneinung be§ 2SiIIen§ gum Seben in ber einzig nur noc^ fie erfüßenben ©i)mpatf)ie für alle§ Seibenbe in ba§ „^lirwana" b. (}. 2anb be§ 9lic^t=mel)r=fein§ überget)en. ©in fold^er ^eiliger mar jener Subbtja; nad) feiner Setjre öon ber ©eekmnanberung wirb jeber Sebenbe in ber ©eftalt beSjcnigen 23efen§ tt)iebergeboren, bem er, aud^ bei fonft reinftem SebenSinanbet irgenb einen ©(i)mer§ jufügte, bamit er felbft biefen ©c^merg fennen lerne , unb nid)t eljer l^ört biefe teiben= öolle SSanberung für i^n auf, nicf)t el^er n)irb er fomit nicEit raieber- geboren, al§ bi§ er nac^ einer Söiebergeburt in einem SebenSlanfe feinem Söefen ein ßeib met)r gufügte, fonbern im SOätgefütjt mit if)nen fid), feinen eigenen ßebenSmitlen , öoUfommen öerneinte. Sffiie ertjaben unb einzig befriebigenb ift biefe Sef)re gegen ba§ d^riftlid^» jübifd)e ^ogrna, wonadj ein SJlenfd) benn natürlich ift i^m ba§ leibenbe X^ier nur jum ®ienfte be§ 9J?enfd)en öor^anbenü in einem furzen 2eben§Iauf fid; nur ^übfc^ folgfam gegen bie Äircfje auf= gufüf)ren f)at, um bafür Swigfeiten ^inburd) t)öd)ft angenel^m ^u f)aben, ftiogegen, wer nic^t gefolgt l^at in biefem furjen Seben, bafür ebenf 0 enjig gemartert tt)irb ! 9^äumen n)ir bagegen ein , 'i)a'\i ta^ ßf)riftentf)um für un§ nur be§^alb einefottjiberfprud^SöotleSrfc^einnng ift, weit wir nur in feiner S}ermifc^ung mit bem engherzigen Suben= tf)um, unb in feiner ©ntfteUung burd) baSfelbe fennen, wogegen ber

6*

84

l§euttgen ^^orfcfiuitg gelungen ift, nacfisutneifen, ba^ ha% reine, un* gemifc^te ßfiriftentfiunt , nichts anbreS aU ein ßmeig be§ ef)rtDÜrbigen S3ubbf)ai§mu§ ijt, ber naä) 2llejanber§ inbifc^em ßuge aud) feinen SBeg Bi§ an bie lüften be§ 9Jtittelnieere§ fanb. SSir fet)en noc^ beutlic^ im erften ßf)riftentf)umbie3üge ber üoIÜommenen SSerneinung be§ SSißen^ gnm ßeBen unb bie ©etjnfud^t na6) bent Untergänge berSSelt, b. {). nac| bem Sluf^oren be§ ®ojein§. S)a§ ©c^Iimme ift aber eben , ba^ jene tiefften ©infid^ten in ba§ SSejen ber S)inge nur öon ben oben be* geic^neten gang abnorm organiftrten SJienjc^en getnonnen, unb jomit au(f) nur üon if)nen OoIIftänbig üerftanben n^erben fönnen ; um biefe (Sinfic^ten mitjuttieilen, muffen bie erhabenen 9fleügion§ftifter ta^ {)er in S5ilbern reben, n^ie fie eben ber gemeinen normalen ^affung§!raft gugängtid^ finb; mirb t)ierbei f(^on S3iele§ entftettt (mie* mo^t bie S5ubbl)a=2ef)re oon ber ©eelentoanberung bie SSaf)r!^eit faft gans beftimmt fd^on au§brüdt) , fo tierjerrt bei ber normalen menfd^* liefen ©emeintjeit unb ßügeüofigfeit be§ allgemeinen (Sgoi§mu§ ^a^ S3ilb fic^ not^ujenbig enblicJ) jur ^xai^t, unb id) beflage ben Siebter, ber unternimmt, biefe ^ra|e enblic^ mieber §um Urbilbe umpbilben. Wiv fc^eint e§, al§ ob bie§ bem ®ante, namentlich mit bem ^arabiefe, ni(^t öoEftänbig gelungen märe: bei feiner ©rilörung ber göttlid^en Staturen !ommt er mir menigftenS oft mie ein !inbifd§er Sefuit üor. 9Siettei(^t aber gelingt S)ir beffer, mein tlieurer ^reunb, unb ha S)u biefe§ S3ilb in Xonen gu malen unternimmft, fo möd^te ic^ S)ir faft tcL^ Gelingen üorauSfagen, bennbie9Jiufi!iftba§eigentlic^e!ünftlerifc§e ttr'5lbbilb ber SBelt fetbft, für ben (£ingemeil)ten ift !^ier !ein Srrtl)um möglich . 9^ur für ba§ ^arabieS, unD namentlid^ für bie ßljöre trage id^ freunbfci^aftlid^e (Sorge. S)u erläßt mir mol)l, biefem SSebeutung§öoöen UnbebeutenbereS liinsu^ufügen?

S5alb fc^reibe x6) S)ir mieber: am 26. reife id^ l^ier ah, unb l^atte f omit au§ !

Seb' n)ol)l, mein lieber lieber ^xan^, Sonbon, 7. ^uni 1855. ©ein

9^. SS.

85

191.

ßüric^, 5. Suli 1855.

2ieb[ter %va\\^ !

®etn et)emaliger ^errmann tnar 6ei mir, imb fagte mir, ic^ tüürbe in tiefen Xagen einen 93rief oon ®ir erf)alten; au6) ba^ ®n 6atb (?) in bie SdjUiei^ fommen lüiirbeft, mit ber gürftin unb taufenb an* bere ®inge. 9^nn warte id) fet)ntid)ft aii\ bire!te 9lac^ri(^t öon ®ir.

^<i) bin jeit bem 30. ^uni n)ieber in ßüi^^cE), nad^bem iä) om 25. mein Ie|te§ Sonboner (Sondert birigirt. 2)u {)aft mo{)I fd^on er=^ fahren, t)a'^ bie S^önigin 35ictoria fid) redjt !^übfd) gegen mid) benommen ^at? ©ie befnd)te mit ^rinj 5lt6ert ba§ fiebente ßongert, iinb ha fie ctma§ öon mir »erlangten, lie^ id) bie 1annf)äufer=Duüertüre mieber= lf)o(en, ma§ mir jn einer fleinen än^erlid)en (5ati§fa!tion üerfialf. ®er Königin fd)eine id) n^irflid) aber je^r gefallen gn laben : fie führte fid) in einer Unterrebnng, bie fie mit mir nad^ bem erften Xf)eit be§ ßon' jerteS öertangte, fo Ijerjlid) frennblid) anf, ba^ icf) mirflid^ baöon geritf)rt mar. 5)iefe marcn ma'^rfjaftig bie erften 9Jienfdf)en in ©nglanb, bie offen unb unüer^olen fic| für mid) auS^ufpred^en magten: beben!t man, 'i)a'\i fie babei mit einem politifd^ üerrufenen, ftedbrieflid) oerfolg» ten §od)oerrätt)cr ju tt)un I)atten, fo mirb man mir mof)I 9^ed^t geben, luenn id) ben Reiben ha§> red^t tjerjüd^ banfe.

Sm legten Sonderte machte fid^ benn ^nblünm unb Drd^efter €benfatl§ gu einer ^emonftrotion gegen bie Sonboner ^x'iiit auf. SOZan Iiatte mir jmar immer fd)on gefagt, meine 3uf)Drer feien fef)r für mic| eingenommen, unb an bem Drd^efter erfuhr id^ mot)I, ha'\^ fidf) ftet§ oI)ne 2Siberfpru(^ bemü'^te, meinen Intentionen, fomeit fd^Ied;te ©e* mot)nIjeit unb SSJJangel an ßeit bie^ guüe^en, nad^gntommen ; bod^ be= merfte id^ an bem ©rfteren balb, \)a^ überijaupt nur fetjr firmer unb langfam ©inbrüde empfange, unb ^^tc^teS Dom Unäc^ten, trioiale ^e= banterie oon mir!Iid)er @ebiegenf)eit nid^t gu unterfd^eiben mu^te; ha§> Se^tere aber mar au§i 9iüdfid)t gegen feinen mirflidjen §errn unb S)es= poten, Sofia ber bie 9Jlufi!er nad^ belieben enttaffen unb onftetlen fann ftet§ ju einem m5glid)ft geringen unb uic^t compromittirenben

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^aa^t öon äußerer 33eifa(I§Begeugung für mtc^ onge§ alten. ©teSmal 511m 5tbj(i)ieb hvaä) aöer boc^ burc^ : ha^ Drd^efter erf)ob fic^ feterlid), unb BracJ) mit bem ganzen, ftar! gefüllten (Saale gngletd^ in ein fo anf)oItenbe§ 93eifaIIge!tatf(^ an§, ha^ i^ mirflic^ Bei ber nid^t enben wollenben ®aner in 23erlegen'^eit geriet^. ®ann brängte fi(^ ha^ gan§e Drd^efter ^nm Slbf(J)ieb§^änbebru(J an micE) l^eron, unb felBft ou§ bem ^ublüum ttjurben mir enblic^ oon SJiännern unb grauen §änbe gereid^t, bie iä) gef)örig brütfen mu^te. (So gewann biefe im @runbe t)Dc^ft aBgefc^macfte Sonboner ©jcpebition fc^üe^Iid^ noc^ ben ß^aratter eine§ Xriump'^eS für mid^, moBei mic^ minbeften§ bie (SeIBftftänbig!eit be§ ^uBIi!um§, bie bie^mal gegen bie ^riti! pgte, erfreute. S)a^ öon einem Sriump!§e in meinem ©inne ni(^t bie 9iebe fein !ann, t)erftef)t \x6) öon felBft: im Beften gaEe lernte ic^ niemanb im ßongert- (Saale öoEftänbig lennen; biefer Befte %aU öottlommen meinen Intentionen entfpred^enbe 5Iuffü^rungen maren aBer, ^auptfä(i)Hc!^ au§ SJJangel an ßeit, nid^t ju ermöglid^en ; f omit BlieB mir ftet§ nur \)a§i Bittre @efüf)I ber ^egrabation, ha^ fic^ "öa-- hvLiä) fteigerte, ha^ iä) gegmungen mar, gange Songertprogramme öon ber miberwärtigften Stärle unb öon immerhin gefcf)matf= unb finnlofer 3ufammenfe|ung, herunter §u birigiren. ®a^ id^ bie ßongerte Bi§ gu (Snbe birigirte, gefc^at) enblid§ au§ reiner 9f?üdfic§t auf meine grau unb einzelne greunbe, melcf)e öon ben golgen eine§ pIo|Iid§en gortgange§ au§ Sonbon fe^r Befümmert morben mären. Se|t Bin iä) frof), \)a^ bie <Ba<^c menigften§ mit günftigem öu^eren 5Infd^eine geenbet f)at; üBer bie Königin ^aBe id£) mic^ mirÜid^ gefreut; einzelnen greunben ^aBe ic§ felBft gro^e greube gemacEit unb fomit Bafta! ®ie neue ^^ilfiarmonie möd^te mid^ für ha§> näc^fte So!§r f)aBen: ma§ mill ic^ me^r?

©inen mafiren ©eminn Bringe ic^ au§ (Snglanb mit : eine ^erg* tid^e unb innige greunbfd^aft, bie id§ für ^erliog gefaxt, unb bie mir Beibe gefc^Ioffen. 2ä) f)örte ein Songert ber ^empfiil^armonie unter feiner Leitung, unb mar allerbing§ menig öon feiner Stuffü^rung ber SiyJojart'f^en G-moE'-@t)mp§onie erBaut, unb ^atte it)n megen ber (Sjecution feiner Sflomeo unb ^utie^Stimpfionie, bie fe^r unge= nügenb mar, gu Bebauern. ©inige Xage barouf maren mir aBer allein

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Bei ©atnton jit Xifcf): er wav fe^r lebhaft, unb meine in ßonbon gemachten ^^oi'tfdjritte im ^ranjöfifc^en erlanbten mir, ttjäl^renb eine» fünfftünbigen ^ujammenjein» alle 9JJaterien ber Slunft, ber ^§i(ofop^ie unb be§ ßeben» in rei^enber SJ^itttjeünng mit if)m gn bejprec|en. ^i) gewann baburd^ eine tiefe (2t)mpatf)ie für meinen neuen ^reunb : er würbe mir ein gang anberer, at§ er mir früf)er mar; mir fanben un§ plö^tid) anfridjtig aU Seiben§gefät)rten, unb ic^ !am mir qIM'- tid)er t)or al§> ^öerlios. '^ad) meinem legten Sonderte Befucfite er mid^ nodf) mit meinen übrigen wenigen Sonboner ^rennben; feine %van mar and) mit; mir blieben bis frül) 3 U^r beifammen, unb trennten un§ für bie^mal unter (jergtic^en Umarmungen. Sd) fagte i^m auc^, S)u mollteft mid) im September befudjen, unb bat if)n, fid^ bei mir mit S)ir 9f?enbeä=oou§ ju geben ; ^auptfäditid) fd)ien i^n ber @elbpun!t babei ^u geniren. .@emi^ aber !äme er gern. 50?elbe if)m hod) genon, monn S)u fommft.

Älinbmortf) ^at geftern im Ie|ten Sonjert ber 9^em=^^iI^armonie 'tion ^ertioj birigirt) ein Sondert üon |)enfett gefpiett; ic^ lernte ben S)r. 2Bt)Ibe, einen guten 3J^enfd^en fenneu, unb !onnte in biefem SSenigen einzig Slinbrnortf) nü^tic^ fein, tiefer bauert mid) übrigen^ fei)r. ©r ift oiel §u oiet SJünftler unb nobler SJlenfc^, um in Sonbon nid)t fefjr unglüdlid; ^u fein unb ju bleiben. S)er mü^te etma§ anbere§ anfangen !

äRit bem ^Betreten be§ kontinentes mürbe mir mieber etma§ monier: bie ^iefige Suft befommt mir, unb batb (joffe id) mieber an meiner Arbeit gu fein, bie id) in Sonbon enblid) ganj aufgab. $öon ber SB a (füre wirft ®u wenig ganj fertig finben.

2(ber wann fommft ®u benn? ^aht id) S)id) erft im (Septem* ber §u erwarten, fo gef)e id^ bi§ batiin ouf ben ©eeli§berg, unb jwar fd^on mit näd^ftem 9JJontag ; ermatte id^ aber ^utior, wie mid^ §ermann fjoffen mad^te, einen S3rief tion ®ir, unb jeigft 2)u mir an, ha'^ ®u fd)on je^t fommft, fo bleibe id) natürlid) fe^r gern in 3üi^i<^-

S(Ifo la^' nur ba\h einmal wieber tion 2)ir f)ören; ®u f)aft gule^t lange gezögert, xoa§> id) mir auf meinen legten S3rief aii§> Sonbon allerbing§ erwarten fonnte; benn auf 9JJittf)eiInngen biefer 2(rt ^aft ®u mir immer burd^ (5d)Weigen geantwortet.

Se^t aber rei^e mic^ au§ ber Ungett)i^f)ett tüegen ®etne§ enblid^ einmal tüieber in na^e 5lu§fi(^t geftettten ^ommen§. SSie fef)r ic^ micf) barauf freue; jo, tt)ie ic^ nnfer 2Sieberjet)en aU bie einzige SoBung nac^ langem ©rangfale ktrac^te, bo§ Brautfie ic^ ®ir wo^t nid)t erft §u fagen?

3)iit großer Ungebulb warte id^ nun ouf einen iBrief üon S)ir!

©ei im SSorau§ au§ tiefftem ^ergen gegrüßt öon deinem

Ü^ic^arb.

192.

§er§lic!)ft tüilllommen in ßürid^, liebfter 9lic^arb, tüo ic^ !f)offe, S)icf) ®nbe (September ober im DftoBer toieber p fet)en.

SJJeine ungarifc^e Streife i[t noc^ giemlic^ unfic^er, ha ben legten S^ac^ric^ten pfolge ber ®om n)af)rf^einli(^ nic^t gänslicf) beenbigt fein !onn in biefem ^ai)x, ^ebenfalls aber !omme ic^ gu ®ir biefen §erbft unb toerbe S)ir ein paar SBoc^en früher meine Stnfunft in ßüric^ melben.

S)er befriebigenbe §lbfcf)Iu^ S)eine§ Sonboner Slufent:§alte§ f)ot micf) fe^r gefreut, unb fo wie i^ Sonbon fenne, glaube xä), ha^ gutt)unli(^ fein tt)irb, ujenn ®u nädfifte (Saifon ttjieber ^inge^ift. SRünbli^ fage ic^ ^ir 9Jie^rere§ barüber, tt)ie über einiges anbere @e- f(i)äftlic§e.

@infttt)eiten erfreue id^ mid) oud^ über ©eine freunbfd^aftlic^en ^egieljungen mit ^erliog. SSon aEen ie|igen ßomponiften Jiatte iä) it)n für denjenigen, mit it)elc!^em ®u am einfac^ften, offenften unb intereffanteften öerle^ren lannft. ©r ift ein e'£)rli(^er, pröd^tiger, ge= tüaltiger ^erl, 5tIIe§ in Slttem genommen, unb gleichzeitig mit S)einem iSrief eri)ielt id^ einen üon 33erHo§, worin er mir unter onberm folgen^ t)e§ mittf)eilt :

„SSagner wirb ©ir gewi^ oon feinem 51ufent^alt in Sonbon unb „5lUem, wo§ er bort üon einer üoreingenommenen §einbfelig!eit ju „leiben i)atte, er§öf)Ien. @r ift ^errlidf) an (Sifer unb §er§en§märme, „unb ic^ geftet)e, ba^ felbft feine |)eftig!eiten mi^ entlüden. ®§

89

„fdjeint, ha'^ ein Un[tcrn mi(f) baran öev{)mbert , jetne legten Sompofi^ „tionen gu l^ören. Sin bemfelben Xage unb §u berfelben ©tunbe, rvo „er oiif 95erlangen be» ^rinjen Sübert feine Xannf)änfer=Duöertüre in „Hannover-Square rooms birigirte, war ic^ ge^nningen einer fd)eu^* „tidjen ßljor^^robe für boS ßonjert ber 9^en)=^l)iIf)armonie, weld^el „icE) §tt)ei Xage baranf birigiren foHte, '6ei5uniot)nen, :c."

Unb ttjeiter

„SSagner !E)at für mid^ etn3a§ mertoürbig Stnjiefienbeä, unb menn „wir S3eibe fc^roff finb, fo fügen fi(^ tnenigftenS unfere ©c^rofff)eiten in einanber."

(S3erIiog'§ ^^^c^i^^^B ^f^ ettooS genialer al§ bie meine )

heften San! für Seinen Sante=93rief al§ Seantwortung f)offe id) Sir üielleicfit fdjon bie erfte §älftc meine§ 2öerfe§ nad) ^imd) rniU guBringen nebft einigen anberen Singen, bie Sir mein Slnftreben beutlidjer mad^en werben, al§ wa§ id) Sir baöon fagen !önnte.

2Bäf)renb ber nöd^ften Sßodien ^abe ic§ an meinen ^rometi)eni= Stören §u arbeiten , iueld)e id) balb im ©tid)e I)erau§geben will, unb gu biefem B^fct ift nott)tt)enbig , ba§ id) eine ganj neue Partitur t)on benfelben oerfertige, weil id) im Sa^re 50, al§ id) ba§ 2Serf com* ponirte, §u wenig 3^^^ I)atte (!aum einen HJionat) unb ^u fel)r burd^ bie 2of)engrin=^rokn in Stnfprnd) genommen war, um bie unentbe!^r= Iid)e ^eile baran legen ju !5nnen. Sie 2(u§füf)rBarfeit tjobc id) üBer- Ijaupt je^t me!f)r in'§ Stuge gefaxt al§ früf)er, unb wenn and) in ber Stniage unb ber 5tuffaffung !eine wefentlid)e SSeränbernng üorge* nommen, fo fief)t bie ©ac^e bod) Beffer fo au§. (S§ ift ein ä^ntid)e§ SSerfa^ren, wie in ber S3iIb'E)auerei, wenn ber ^ünftter an bem Sllarmor uadjarBeitet. S3or ber Stuffül^rung ift ein ft)mpI}onifd^e§ unb nod) mel)r ein bramatifd^e§ äöerf nur fo ^u fagen in X^on üorf)anben.

90

Sn ©einer neuen Partitur gut g'auft=Dnöertüre, fotnie and) in einigen 25eränberungen be§ ftiegenben §oIlänber§ ift biefer SSergleidE) beutti(f| nac^ptoeifen.

9^un toaxk, lieBfter Sftic^arb, iä) Bringe ®ir eine Ma\]t ^iVL^^ mit unb an ©toff pnt ^laubern joll nn§ nid^t fef)Ien !

®ie legten Xage ber öorigen Sßoc^e tt)ar itf) in ®re§ben, wo id) nnfre greunbe 9flitter'§ Befntfite. ©afc^a 9flitter, unjer SSeimar'fd^er §of:=9JJu[i!u§, ift mit einem Xodfiterlein Beglüdt, bejjen ^at^e ^u fein ic^ näd)ften§ bie @^re ^aben n^erbe. (Seine (Sc^n)ieger'9J?utter ift feit ein paar SSoc^en t)ier, unb Sof)anno Sßagner foll im September ein* treffen.

Unfre X^eater=2Birt^fc|aft ftef)t, toie man in Bresben fogt : „ouf ber ^ippe" ber Sntenbant (§err öon Söeaulieu) mill abtreten, unb ber artiftif(^e ®ire!tor Wavc fott anä) feine ©emiffion eingereidjt t)aben, S^ beütmmere mid§ fo öiel wie gar nic^t barum unb merbe bie Sofung biefer für mic^ ^iemticf) unmic^tigen fragen in Sftu^e unb ^rieben abmarten.

@u|!Dn)'§ SSerufung nac^ Söeimar, meiere bie S3Iätter met)rmal§ angezeigt t)aben, ift nic^t gan^ unmat)rfc^einti(^ , bürfte aber nod§ öer= ^ögert werben, ba bi§ ie|t ni(^t§ S3eftimmte§ bafür gefdjel^en ift.

Seb ^erglicf) mot)!, unb mac^ S)ic§ auf gu ©einer SBoßüre. ®e^e auf ©eine S3erge unb componire ben gangen §immet gufammen. Snt ©eptember ober fpäteften§ D!tober alfo fet)en wir un§. ©ein

S.S.

P. S. ^ür ©eine @üte unb g-reunbfc^aft §u Minbwortf) bin id^ ©ir befonberä ban!bar unb bitte ©ic^, fte i£)m fort§ubewäi)ren. 10. Suti 55. SBe^mar. (N. B. Scf) bleibe ben gongen «Sommer über ^ier.)

193.

(5eelt§berg, Danton Uri, 22. Suli 1855. Siebfter f^t^^unb !

^ä) ^aU ie|t nid)t§ me!)r im ^opfe, al§ unfer enblic^e§ SSieber* fet)en unb ^Beifammenfein ! ©a^ ©u nic^t frül^er fameft, ift mir red^t.

91 -

weil iä) je^t S)ir nur fe^r tüenig fertig öott ber SSalfiire f)ätte öor^ legen fönnen. Stlfo i[t mir lieb, wenn ic^ nod) recf)t üiel ßeit für bie ^erftellnng ber Partitur gewinne: bi» Sfloöember würbe id) bod) minbe[ten§ mit ben jwei erften Elften (felbft and) in ber Oieinfd^rift) fertig fein.

5((fo, überlege ®ir, unb beben!e, ba^ fic^ ^ier um einen §öl)enpunft unfereS SebenS Ijanbelt, gegen ben alle» Dliebere fc^on einmal georbnet unb bewältigt werben mu^. ^ä) rechne auf ^eine ©rofemutf) !

Seb' wofjl für Ijeute! Stiele ©rü^e au§ fef)nfücf)tigem ^erjen oon

2)einem 9R. SS.

194.

Sieb er ^xan^ !

S)u bift einmot mein §of=@efd)äft§=S5ermittIerI Sei bod) \o gut, bur^ ben SBeimarifd^en ©efanbten in ^annoöer red^t fdjuell biefen beiliegenben ^rief an ben bortigen ^onig beforbern ju laffen t ©§ ift eine9ied)t§überfd)reitung meines Xt)eater=2tgenten SOiid^aelfon üorgefallen, ber D|ne mid^ §ut)or §u befragen ben 2ot)engrin an §annooer üerfanft^at, unb jwar für ein bei SSeitem üeinere» ^onoror al§ ba§ war, weld)e§ bort mir für ben Xannf)üufer (auf meine birefte ^orberung) bereite gejafilt würbe, ©er Sntenbant will nun öon meiner Ungültig!eit§er!lärung jene§ 93er!aufe§ nichts wiffen, unb bleibt mir nic^tö übrig al§ an ben Slonig felbft gu ge^en.

9flid)t wa^r, ©u beforgft mir ha^"^

2(ber warum antworteft S)u mir nic^t auf meine le^te (^rat^c??

1000000 ©rü^e oon

©einem 9^. 2B.

92

195. SieBfter f^reunb !

'>Ra6) einigem ^in* unb §erfuc^en, auc^ 5Infrogen, ift mir je* hoä) nic^t gelungen, einen fic£)ern SSeg, nm §u ben D^ren ©einer SO^aje^ ftät be§ ^5nig§ öon §annoöer gu gelangen, ouSfinbig gu mac!§en. ®a§ 9iat^ jomfte in bief er 5tngelegen^eit f c£)eint mir, toenn S)u ein ^aar ßeilen an Soadjim, ober, weil biejer noc^ auf 3Reifen fein könnte, an Wln^ih bireltor Sßef)ner in ^annoöer f(^rei6[t, unb i^m ©einen $Srief an ben ^önig einjenbeft. gür meinen X^eit !ann ic^ biefe 33eforgung je|t nid§t üBerne^imen, bo id^ mit ^annoüer in gar feinem ^egug [te|e unb bie SSerantmortlid^feit be§ 9lid)t'®etingen§ nid§t tragen möchte. Sßeliner ( ic^ Bin ni(i)t gan^ fid)er ob ber Drtl§ograpt)ie feine§ ^flamtxi^) ftef)t bei bem ^önig in fe^r gutem Srebit unb wirb fid^ freuen, S)ir einen ®ienft leiften gu !5nnen. ^f^ottittjenbig ift aber, ba^ S)u i^m bire!t ein paar feilen fc^reibft, worin ic!^ ®id^ bitte, micf) ^u nennen, unb ic^ fenbe S)ir beifolgenb ben S3rief an ben ^önig ^uxM. @ntf(|ulbige beftenS bie SSerfpötung, iä) wor aber mel^rere Xage abwefenb , unb bie anbre SJJet^obe, welche ic^ ju ©einem ^wede einsulenfen gebac£)t, ^at mir nicf)t§ geholfen.

5lIfo im 9^Döember wißft ©u micf) ^aben. §er§!(icl^ einöerftanben mit Slllem , wag ©ir genet)m ift. S3i§ bal^in wirb aud^ 9Jiet)rere§ öon meinen Partituren gebrückt fein, voa^ un§ ta^ ©urd^tefen bequemer mad^t. Sn ben Ie|ten SJlonaten bin td^ burc^ atterlei S3efu(^e unb ©orrefponbeng unb gefdjäftlidie Slbt)altungen fo in 5lnfprud§ genommen worben, ha^ \6) loum ein paar ©tunben f)aU arbeiten fönnen. Qc^ bin gans ärgerlid^ unb witb mand)mat über alle bie Saffereien unb ©affereien, bie xd] erleiben mu^! unb fef)ne mic^ fe^r nad) ben Xagen am ^ettweg!

Schreibe mir fpäter, wann ©ir mein $8efud^ am bequemften ift tjietleii^t ^u ©übe 9^Döember ober 2öeif)nod)ten?

®ie gürftin war mit t^rer Xoc^ter mehrere Sßodien in Söerlin unb feit ad^t Xagen finb fte in ^art§, öon wo irf) fie erft SDittte ©ep* tember t)ier gurüd erwarte, ©inftweilen ift mein ©otju ©aniel (ber fic^

93

bei bem bie§iäf)ngen Conconrs im Ly cee Bouaparte uub bei bem Concom-s General tuieber jef)r auSgeseic^net ^at uub mehrere ^reije emorbeu) bei mir auf ber Sllteuburg eingetroffen.

Sn beu uä(i)ften Xageu erl)ältft 3)u üou Suffeuiug (irelc^er mit SDir f(i)on iu früherer ßorrefpoubeuj ftanb) ®eiue SiograpI)ie. Sie ift in guten Slbfic^ten öerfa^t unb wirb fid) tüa^rfd)einlid) fetjr üer* breiten. Unter bem ^feubontim SB. 9leumann l^at Suffeuiu» bie bio= grapf)ifcf)e Sammlung „bie Somponiften ber neueren ^t\t" bei (5. Salbe in Saf jel herausgegeben, unb jmar mit f o entf djiebenem bu(^f)änblerifc^en (Srfolg, ha'^ eine §meite 5luflage üon meljreren ber Säuberen balb er=^ f (feinen lüirb. ^ä) f)abe 23uffeniu§ gejagt, er foll S)ir ba§ SBerfc^en bireft jufenben.

@rü^e mir freunbf(^aftlicf)[t Seine g-rau unb gebenfe Seine»

5-. Sifät.

196.

SQJein lieber ^rang !

Su ma^ft mir burc^ Sein Sdjmeigen redete (Sorge. Söa^rlid^, fotüeit id) um mid^ blide unb in meine ßii'^unft fef)e, \)aU id) nid)t§ gu gema{)reu, ma§ mid) oufrid^ten, ert)eben, troften, ftär!en unb ju neuer £eben§müt)e ttjaffnen !önnte, aU Sein 2Sieberfef)eu unb bie paar 2Bod)eu, bie Su mir fd)en!en miÜft. SBenn id) Sid) ttjegen bei ßeit* pun!te§ jener §eiI§periobe mit einem SSunfc^e anging, fo gefd^al) bie§ tnirüid) in ber «Sorge, mit ber man fid) ein ermartetel äu^erftel @Iüd fo red)t öoEfommen i)errid§ten miü, weil man mei^, ha^ mit langer Srauer öorf)er unb nad)()er er!auft mirb. 2(m (^n\iz f)ätteft Su mid^ aber bod) mi^Oerftanben, unb öermutl^et, id) fud)e neben bem @Iüde Seine» 2Sieberfet)en§ noc^ ein anbrel, baöon ab Iiegenbe§ ; uub bie§ !önnte Si(^ am ®nbe gar berftimmt ^ab^\\\ Sag' mir boc^ nur je|t mit ein paar SSorten, mie fte^t unb wann Su fommft? ^c^ münfc^te aderbingl, Sir öon ber „SBaÜüre" fo öiet all mögtid) fertig öorlegen IVL fönneu, unb ^auptfäd)Ii(^ bel^alb mar mir ein 5tuffc^ub Seinel fonft fo fe'^r erfef)nten 93efuc^e§ rei^t. SSie el nun aber mit mir ftel^t.

94

^abt i<i) feine gro^e §offnung burd) ßeitgetüinn and) 5lrbett §u ge« tüittnen. 9Jieme innerli^e SSerfttmmung tft unBefc^reiBHc^ ; oft ftarre tc^ Xage lang auf t)a§> Sflotenpapier :f)in unb finbe feine (Srinnerung, fein @eböc^tni|, feinen ©inn für meine SlrBeit mef)r. SBo foü mir bie Suft ^erqueEen? HEe Woim ha^n, bie ic^ an§ meiner qualöoEen (Sinfamfeit eineßeit fang fc^öpfen fonnte, muffen boc^ enbüc^ an ^aft t3erlieren. 51I§ iä) ta§> „fftfieingolb" Begann unb fd^neE Beenbigte, war xä) eben nocf) öoE öon bem ßuf ammenfein mit S)ir unb ben Seinigen. Se|t ift nun feit faft jmei Safl^en 2lEe§ um mi(^ üerftummt, unb aEe meine S3erü!)rungen mit ber Slu^entoelt finb nur öerftimmenb unb 6e* ängftigenb. ©taub' mir, ba§ ge^^t nun nic^t mef)r lange: tnenn mein äußeres ©efcfjicf nic^t Balb eine anbere SBenbung Befommt, menn ic^ nid^t Balb bie SJiögli^feit geminne, ®ic^ öfter p fe^en, unb eine§ meiner SBerfe ^ie iinb ha gu I)ören ober aufpfüf)ren bann mu^ ber ClueE in mir üertrocfnen, unb f)at ein (^ntt. @o gef)t ba§ un* möglid§ mef)r!

2)enf e ®ir nun , mit uielc^em S3Ii(fe ic^ auf ©ein kommen fe^e, unb tük mir ^u 3JJutf)e fein mu^, menn i^ mid^ auf einmal öon Sir fo gang oerlaffen füf)Ie! Xröfte mirf) bocf) recf)t Balb!

®ie 2BaIfüre ift nun mit 9JJüf)e ^ur §äffte felbft fc^on in ber IReinfc^rift fertig: id^ tt)itnfd^te ®ir gern ho^ p)^x gan^e Stete fo t)orIegen gu fönnen. ®ocf) tt)arte ic^ immer nod^ auf bie re^te Sir» beitgluft. Se|t l)abe ic^ fogar ac^t Xage lang megen ^ranf^eit gar ni(^t arbeiten fönnen : menn fo fortgel)t, mö^te ic^ faft gmeifeln, je biefe§ SBerf au§ ben ©fig^en !^erau§ öoEenben gu fönnen.

S)ein Stuffal über bie §arolb=@t)m|3l)onie tüar fefir fd^ön unb l)at mid^ fel)r mieber ermörmt. äJiorgen fdjreibe iä) SSerlio^ : er foE mir feine Partituren fd^idfen: mic^ mirb er nie recl)t fennen lernen; bie Unfenntni^ ber beutfclien ©pra^e me'^rt if)m bie§; er mirb mid^ immer nur in trügerifd§en Umriffen fe!§en fönnen. @o tüiE id^ benn mein ^orred^t e^rlic^ gebraud^en, unb ilin befto näl)er mir gusufül)ren f uc^en.

äßie ge^t bei @u(^ ? Sc^ l)öre balb bie^ balb jene§ unb S)u fd^meigft.

Slbieu ! benfe ®ir einen red)t langen ©eufger bagu! !

95

197.

2ieBfter9iid)arb!

Sinüetjenb ein S3ricf üon %i}. §agen au§ dUto-'^oü, wo er feit ungefäf)r einem SoI)r etabürt unb ftc^ aU Tln\\hx unb mufifalifd)er (5d)rift[telter Betfjätigt. Sie ßorrejponbenjen in ben Seipgiger „<Sig= naten", mit bem 9^amcn „93ntterbrob" nnter§eicf)net, finb üon iljm, unb früfjcr Ijat er and) einen S3anb über bie SOiuji! in if)ren 55erf)ältnij|en mit ben jocialen Sntereffen T^erauSgegeben, beffen genauen %\kU id^ mic^ je|t nid)t me^r entfinne. @r ift mit ^linbmort^ befreunbet unb gefeilt fic^ gu 2)einen S^erel^rern unb Parteigängern. dJiit Masou Bro- thers ^obQ id) einige ^e^ieljung burd) William Masou, einen meiner <B<i)nkv, ber ac^t§ef)n 9)ionate in 2Bet)mar »erlebt f)at. ©ooiet id; mei|, ift ba§ §au§ folib unb anftänbig.

Dbfd)on id^ nic^t annef)me, ba^ ®u auf ben SSorfc^Iag : inStmerifa Wä'^renb bem näd^ften SBinter eine Soncert=®ire!tion ^u übernel)men, eiugel^en mirft, fo bitte id) 2)ic^ bod), mir eine 5tnttt)ort (on mic^ gerid)= tet) über biefe Slngelegenljeit batb ein^ufenben, weil id^ Seinen 93rief abwarte, um if)n §agen §u!ommen ^u laffen. (Sin ^öeef^otien^SJiuf if = f eft bei @elegenf)eit ber ©inmei^ung ber 93eet^otien=@tatue in Softon tüäre übrigens gar nidjt fo übel unb \)a§^ pecuniäre 9\efuttot bürfte fid^ günftig t)erau§ftellen.

So^anna äBagner ift feit üorgeftern I)ier unb wirb mit ifjren filtern bie 2Sod)e in 2Set)mar bei it)rer ©c^mefter üiitter anbringen.

S^ war geftern 5tbenb mit i|r mehrere ©tunben ^ufammen. Ser Xannpufer foH alfo im Sejember in 23erlin anfgefüf)rt werben.

SSie weit bift ®u mit ber SSaÜüre gelangt? Sc^ freue mid) I)er§Iic^ auf unfer ßufammenfein im DIoüember.

Sie gürftin unb ha§> „^inb" finb nod) immer in ^ari§ unb ftubiren fel)r angelegentlid) bie ®emälbe=51u§ftellung, öer!e^ren öiel mit ©d^effer, Selacroij: unb anberen ^unftnotabilitäten , wa§ "i^nen üortrefflid^ besagt. @egen ben 25. b§. 9J?Dnat§ erwarte id^ fie wieber ^ier, wo id) mic^ einftweilen grä^Iid) [angweile über alle bie Saft ber langweiligften Singe, bie mir auferlegt ift, mit bereu 5(ufgäl}tung id)

96

®td^ rnc^t Bet)eatgen möcf)te. %m 16. gef)t toieber ha^ X^eater an mit 9licoIai'§ „ßuftigen SSeibern" fpäter !ommen bie Hugenotten, (Sellint unb bie ^^ofcari üon SSerbi.

®er Sofiengrin ift öor ber §anb nicf)t gu geben, meil bie Drtrub (grau ^nopp) nid^t mt^x engagirt unb bie neue ^rimabonna, g-räu* lein SBaltenborff, tt)enigften§ brei bis öier SSJionate brauct)t, um bie gftoEe in lernen! ®a fid) aber ^annt)äufer unb ber ftiegenbe §ol* länber al§ ©äff en-Dpern ben3ät)ren, fo tüirb man nic^t ermangeln, bie 93eiben get)örig auSjubrefc^en.

gür meinen Xt)eil bin ic^ ber gangen ^tjeater^SBirt^fd^aft über §al§ unb ^opf fatt jebod^ !ann i^ ni^t anber§ al§ babei t)albtt)eg§ SU öerbleiben, meil nja^rfc^einlic^ ot)ne mic^ no^ fcf)Ied)ter ginge.

©ein

(Senbe mir ben 93rief öon §agen toieber prüd.

198.

ßüric^, 13. ©ept. 55.

©ein öorte^ter Srief, lieber f^rang, gab mir bie befte Stntmort auf meinen legten, ber fic^ mit jenem treuste. SSegen meine§ enblic^en 3Sieberfet)en§ get)e id) mit ber ^unft eine§ abgefeimten SSoEüfttingS ju SBer!e, um mir re^t ergiebig gu machen, ©a fic^ nun einmal fo meit t)inau§gefc^oben t)at, münfc^te idfi faft erft noc^ bie ganse„2BaI!üre" tierguric^ten. ®ie SBeenbigung biefe§ SBer!e§ (be§ tragifct)eften, meld^eS ic^ ie concipirt) mirb mid^ oiel foften unb icE) mu^ barauf be* bac^t fein, mir fobann bur^ bie er^ebenbften (£inbrü(fe mieber ^u er^ fe|en, ma§ iä) sugefe|t t)aben merbe. ®asu!annft nur ©umir öer= f)etfen. ©er ®eban!e, and^ biefe Slrbeit gang mit ©ir bnrct)ge|en gu !önnen, ift meine einzige Hoffnung auf ©eminn baöon. Sc^ felbft bin aud^ gans unfähig, am Maüier mid^ bamit gu befaffen, fo ha^ xä) felbft etma§ baoon ^ätte. ©a§ !annft nur ©u mir oorfüf)ren. (Somit finne id) barauf, ni^t e^er mit ©ir sufammenjutommen, al§ bi§ id^ ba§ @ ans e mit ©ir burd§net)men fann. ©ie tioc^fte S^ott) madite mid^

97

fo §um (Sgotften! 5)te 310 et erften 5l!te ^offe ic^ önbe DItober gang unb in 9f?e{njcf)nft fertig ju f)a6en, bo§ @ange ju 3Setf)na(^ten. S^luit fc^rtebft ®u mir gute^t, lt)äre2)tr red^t, tüann ^it !ommen follteft, im Sf^ooember ober §u 2öeil)itad)ten. ^iejeS gab mir ben ®eban!en ein, meine Ungebulb, ®ic^ einmal mieber ju ^aben, bi§ batjin ju bönbigen, nnb burd^ angelegenttid^en ^^lei^ ju erjmingen, bo^ idf) ®ir bann 5(IIe§, anrf) ben legten ?kt ber mir fo micf)tig ift ooüftänbig fertig unb fauber gefd)rieben tiorlegen !önne. (Sott ic^ ®id^ nun bitten (? !) mic^ erft gu SSei^naditen §n befurf)en? üingt tott genug aber 2)u mirft meine ^ebanterie tierftef)en !

S3ift ®u nun bamit einöerftanben, unb mü^teft ®u be§megen ta^) Rendez-vous bann ni(^t etma auf nod) länger oerfd^ieben, fo tüürbe id^ ®ir ©übe Oftober oorläufig bie beiben erften 5Icte jur ®urd^* fid)t fd)iden, bie ®u mir bann mieber gurüdbräc^teft.

2Ba§ fott id) ®ir auf ben 9^em=^orfer Eintrag fagen? fd^on in 2on= bon erfuhr ic^, ba§ man bort eine (Sinlabung für mid^ im Sinne ^atte. (S§ ift ein nio()re§ @Iüd, bo^ bie ßeute mir !eine großen ©elb'Dfferten mad^en. ®ie 3(u§fic^t, in fur^er ßeit eine größere ©umme @elbe§, etwa fo 10,000 Sottarg oerbienen §u fönnen, loiirbe mid) natür= lid^ bei ber großen §üIf(ofig!eit meiner pecuniären Sage beftimmeu muffen, fo eine amerifanifd^e (Sjpebition §u unternehmen, n^iemot)! bann immer nod) öietteid^t feljr albern märe, meine nod^ beften SebenS^ fräfte für foldf)' elenbe» Qkl unb gteidfjfam inbireft aufsuopfern. Sa aber bei unfer Sinem an ©peculationcn oon geminnbringenber Sorte gar nid^t gu beulen ift, fo bin id^ mirüid) l^erglid^ fro^, ^kx feiner ernftlid^eu S3erfud)ung au^gefefet gu fein, unb bitte Sid) bafjer, ben ^erren in ^txo - 9)orf in meinem S^omen beften§ ^u banfen, für bie 5lufmer!f amfeit , bie man mir gan§ uuöerbienter SRaa^en gottt, unb ifjuen oorläufig" gu erflären, ha^ id) mid) unfäf)ig füljlte, if)rem S^tufe p folgen.

Sd) ^erbred^e mir ben ^opf über ben ®runb ber D^eife ber ^^ü^ftin unb be» ^inbe§ nad) ^ari§: ^utn SSergnügen? unb attein? SRim, grü^e bie lieben Seiben atter{)er§Iid^ft üon mir, menn fie mieber jurüd finb ; f ottten fie benn nid^t eben f 0 gut mie nad) '»pari§ aud) gu mir armen Seufel in bie ®d)mei5 mit Sir fommeu fönnen? SSenn Su

SSagner u. Sifjt, Sriefn)ed)fe(. II. 7

98

ml(^ ben SSeforger fein laffen tüottteft, tnürbe icf) ©uc^ jc^on rerf)t tt)of)IfeiI etnrid^ten föimeit. Sn bem Hotel (Pension) Baur au lac tüo S)u tDO^nte[t, !aitn man ben SBtnter f)öc^ft brittant, geräumig unb Bequem für fe^r njenig untertommen. Sine ^amiüe, bie] id§ fannte, ^atte üorigen SSinter faft bie ganje erfte ©tage in S3efd)Iag ge= nommen unb fic§ in fef)r anftänbige ^oft gegeben, tüaS immen§ tüenig betrug. ®ort n^o^nen aud§ SSefenbondS, unb würbe fid) \)a eine gans famofe fjalb gemeinfd^afttid^e SSirt^fdjaft auffcf)Iagen Iaf= fen, bie mir üiel @po^ mad)en fottte. S^iun bie §auptfad)e bleibt benn boc^, ha^ ttjir 93 eib e ein gute§ ^iano für un§ t)oben : unb bafür mill i(f) forgen, ttjenn iä) and) !ein fo t)errlid^e§ Snftrument ftellen !ann, oI§ ic^ in Sonbon üon ©rarb befam, unb tt)Dfür ic^ ®ir meinen ®an! p f agen nod) tiergeffen 'i)abt. Sc^ glaube, njenn id§ folc^ ein Snftrument einmal befäme, id^ lernte nod^ ^laüierfpielen.

§ ann Ott er mad)t mir großen Kummer. 9^un feilten mir |ebe SJiittel pr 9fledamotion, bie ic§ nur an ben ^önig richten fönnte. gn 2ßel)ner'§ 93eforgung I)atte x6) lein ßutrauen ; al§ ©uborbinirter be§ ©rafen ^. toixh er leinen @d)ritt mögen, ber il)n bei biefem compro-- mittiren lonnte. ®a§ finb boc^ efel^afte (Schmieren!

S)u llagft aud^ über ^eläftigungen? @ag' einmal, morum leben

mir eigentlich nid)t immer beifommen: mu^ benn gerabe SSeimar

fein? ©aüon ein anbermal! ^ür ^eute leb' voo'i)!, unb 'i)ab' S)anl

für S)ein ©afein!

®ein

9^. SS.

199.

Siebfter ülic^arb !

Über Stmerila t^abt id^ §annot)er etma§ üergeffen unb mödite nic^t unterlaffen, ®ir noct)maI§ 2Bet)ner aU ben geeignetften SSermittler ©einer bortigen ^onorar^Slngelegenfieit §u begeic^nen. Söenn ficf) bie (5acf)e nad) ©einem SSunfc^e moc^en lä^t, fo lann bie^ am93eften burd^ il)n gefrf)el)en. SSon Soad^im f^aht feit bem ©üffelborfer SJiufüfeft nid)t§ gcl)5rt. Söeliner aber befinbet fid^ in §annoöer unb ftel)t in

99

befonberen ©nabelt bei ©einer SDZajeftät iinb geiüi^ tt)irb er fic^ an= gelegen fein laff en, ^ir biegen üeinen ®ien[t ^u ermeifen , wenn ®u ®id) frennblid) an i^n tt)enbe[t.

©nbe ©egember, §u 2Seif)nac!)ten, fontme id^ alfo ju ®ir. ®a wotten tt)ir göttermä^ig set)ren an3)einem9i^eingoIb nnb berSßalfüre, nnb id) bringe ®ir an6) ein paar hors d'ceiivre. 23. (Sept. 55. SBetjmar.

(Sdireibe mir gelegentlich, obS)ir 10,000 bi§ 12,000 ^oUax^ (mit ber gehörigen ©orontie) ein genügenbeS Honorar ttJären, nm 6 9}bnate in Slmerüo ®ic^ qI§ Dirigent gu bettjätigen?

200.

3. Oct. 55.

©0, liebfter ^^ranj! §eute jc^ide ic^ ^ir bie fertigen beiben erften ^Ifte ber „äöalfüre"; ift mir eine innige ©enngt^unng, fie al^balb in 15)einen §änben gn ttjiffen, weil id) wei^, ha^ S^iemanb mit meinen 3Irbeiten fo f^mpott)ifirt, wie ®n. ^ür ben in^altfdjmeren ^weiten 3(ct bin ic^ bejorgt: er enthält jmei fo mid^tige nnb [tarfe ^ataftrop^en, t)a§ biefer Sn^att eigentlid) für gwei 5(cte genug märe; bod; finb beibe f D öon einanber abt)ängig, nnb bie eine gief)t bie nnbere fo unmittelbar nod) fid), ba^ t)ier ein 5tu§einanberf)atten ganj nnmöglid) mar. SKieber cinmot ganj fo bargefteöt, mie ic^ öerlange, fo mn^ er atlerbingg menn jebe Intention öottfommen öerftonben wirb eine (Srfdjüttc^ rnng tjertiorbringen, ber nid)t§ ®agemefene§ gleicht, ^-ür foldje, bie €tma§ au^^t)alten, ift fo etma§ ober and) nur gefd^rieben (eigentlid) für 9^iemanb!): ba^ Unbefö'^igte nnb (Sd)mäc^Iic^e Hagen werben, fann mi^ in ni^t§ beftimmen. Ob aber S(üe§ and) meinen Intentionen nac^ gut ausgefallen ift, mu|t ^u entf d)eiben ; id) !ann einmal nid)t anberS mad^en. Su entmutt)igten, nüd^ternen ©tunben 'i)aik id; "bie meifte ^urc^t öor ber großen @cene SSobanS, unb namentlid) üor feiner @d)idfaB=(£ntt)üIIung gegen 93rünnt)ilbe, ja, in£onbon wor ic^ bereits einmal fo weit, bie @cene gan^ tierwerfen gu wotten; um mid) ■barüber ju entfd)eiben, nafjm ic^ ben Entwurf noc^ einmal oor unb

100

trug mir felBft bie ©cene mit attem nötfiigen ?lu§bru(f üor ; gIücEIirf)er äöeife fanb ic^ baki, ba^ mein Spleen uttgerecEitfertigt toar, uitb ber geeignete SSortrag im ©egent^eil felbft rein mujüalifc^ unb feffelnb tüirü. liefen SSortrag f)abe ic^ an einigen ©teilen genouer bejeid^net, hoä) bleibt noä) tiiel übrig, nnb n^irb einmol eine Hauptaufgabe für mic^ fein, einen talentöotten ©önger unb ©arfteüer bis in i)a§> Snnerfte meiner Sutentionen burd^ lebenbige SJlittf) eilung eingufüljren. ©u. wirft guoerfid^tlid^ l^offe ic^ \ia^ ha^ 9fvic^tige fogleic^ finben. gür ben @ang be§ ganzen großen öiert!)eiligen ®rama§ ift bie n)id)tigfte ©cene, unb finbet aU folc^e iüa^rfdjeinlid) balb auc^ bie notl^ige Xf)eitnal)me unb 5Iufmer!fam!eit.

©ollte ®ir aber gar nid^t§ an meiner Partitur gefallen, fo tt)irft ®u menigften§ au(^ bieSmal ®i(^ an meiner fatibern §anbfd^rift er* freuen; auc^ bie SSorforge burd§ bie rotI)en ©triebe mirb ®ir finnrei(f^' erf(f)einen. ®iefe SSorftellung auf bem ^^apier wirb mal)rfd)einn(f) bie einzige fein, bie ic^ t3on ber gangen ?Irbeit errei(i)e; be§tt)egen f)alte id^ mic£) ööttig mit ©atisfaction bei ber Kopie auf.

9^un faffe id§ immer größere Hoffnung, bi§ Sßei^nad^ten aud^ mit bem leiten Slcte ganj fertig in werben. ®a^ ®u ®id^ fo üöllig öon. mir befteßen unb commanbiren lä^t, ift mir!tic^ §u Heben§mürbig üon 2)ir, unb rül)rt mic^ f)er§Iid^. ®afür üerfprec^e id§®ir aud^, mic^ red^t öernünftig oufäufüt)ren, wenn ^u fommft. äJJeinen fc^mad^en Üieft üon ©timme will idf) oorI)er auf aEe Sßeife pflegen, unb bie k1§kn 2Bod£)en öor deiner 5ln!unft fogar mit einigen ©otfeggien üerfud£)en, um ba§ ftrapatjirte unb übel gepflegte Sttftrument paffabel |eräurid^^ ten. ©ott ic£) ®ir erft nod) einmal oerfic^ern, ha^ iä) unferer ßu* fammen!unft mit einem ma{)ren l^eitigen ©cEiauer entgegenfeile?

©oweit mir ©efettfd^aft bebürfen, wirb fie bie§mat nid)t ganj übet auSfaEen; S)u mei|t mof)I, ha^ ©emper je|t f)ier angeftellt ift? (Sr madit mir gro^e ^^reube : Äünftler burd^ unb burd^, unb babei im S^atureß je|t tiebenSmürbiger aU früher; aber immer nod^ feurig. 5lud§ Karl Flitter lä^t fii^ je|t !^ier nieber: er gefällt mir |e|t mef)r wie je ; fein SSerftanb ift enorm : id^ !enne leinen jungen ffftann feine§ @Ieid)en. S)ic^ liebt er mirWicf) fet)r, unb begreift ®ic£) auc^ fet)r gut.

101

$öerIio5 anttüortete mir !ür§Itc^ auf einen ^rief öon mir, worin iä) i^n unter onbrem auc^ hat, mir mit feinen fümmttid)en Partituren, wenn er fie gratis erfjatten !5nntc, ein ©efc^en! gu macf)en ; ba§> !ann er nun nid^t, tneil it)m feine älteren Verleger feine 3-rei=®j:empIare mef)r ablaffen mollen. ^6) gefte^e, ba^ mic^ l^^t fet)r intereffirt, feine (St)mpt)onien einmal genau in ber Partitur üorgunef)men: 6efi|eft ®u fie, unb miüft ®u mir fie Ieif)en; ober mittft 2)u mir gar einmal ein @ef(i)en! bamit madjen? Scf) nef)me banfbar an. 5iber gern t)ütte ic^ fie balb.

®a§ §annööerfc^e ©efcf)äft t)atte fic^ bereits gtüdlic^ (?) be-- ■enbigt: bie Sntenbanj fdieint if)ren ^i^^t^itm eingefeljen gu ^aben. S3eften§ banfe \d) ®ir baljer für deinen mieberljotten 9\at() in Sejug auf SSe^ner, unb bebaure, ®ir mit biefer lumpigen 5lffäre irgenb njelctje ©orge gemacf)t gu ^aben.

5lmeri!a ift mir ein fürc^terlicf)er ßaud^emar. ©ollten fid^ jemals bie 9fleiD=3)or!er entfcfjlie^eu tonnen, mir eine nam()afte ©umme ju bieten, f o mü^te mid) bie^ mirflid) in eine grä^Iic^e SSerlegenljeit f e|en. SSenn id^ eS ou§fd)Iüge, bürfte id) eS rein gar feinem 9Jienfd)en fagen, benn Seber mürbe mid) ber ©emiffenlofigfeit gegen meine Sage jeifien. SSor 10 Sa'^ren !onnte id^ fo etmaS noi^ nnternef)men : je^t aber noc^ foI(^e Ummege ^u mad^en, um nur leben ju fönnen, märe boc^ :^art, je^t ~ mo id) eben nur noc^ gemacht bin, ha§, gu leiften unb bem mic^ f)in§ugeben, maS meine eigentliche ftricte (Ba6)t ift. Sn meinem Seben würbe id^ bann bie S^ibelungen nic^t fertig mad^en. ®u lieber ®ott, bergleidjen ©ummen, wie id) fie in5tmeri!a „o er bie neu" fonnte i??), f Otiten mir bie Seute fd)enfen, oI)ne etmaS StnbreS bofür §u f orbern, als ha^, ma§ ic^ eben tf)ue, unb maS boS Sefte ift, \)a§> id) ttjun fann. 3ubem bin ic^ üietme^r gemad)t, in fedjS SJlonaten 60,000 grancS burd)5ubringen , als fie ju „öerbienen", maS id^ übertjoupt gar nic^t !ann, benn eS ift nic^t meine (Baä)z „®elb p öerbienen"; aber eS märe bie ©acE)e meiner 3>ere^rer, mir fooiel ©elb ^u geben, als id) braud^e, nm guter Saune ctmaS 9led)teS ^u fc^affen. 9^un, eS ift immer gut, unb id^ mill mid^ babei berul)igen, ba^ mir bie Sente eS nid^t einmal anbieten werben; rege ®u nur aud^ nid^t baju an, im „glüdlic^en" ^aüe wäre eS bod^ nur eine '»Pein für micf). ^on ben Steinigen erfahre

102

id^ immer nod^ itic^tä 9tec^te§? oft werbe ic^ gefragt, utib wet^ ntcl)t§> in fagen. ®e[to me^r grü^e fie üoit mir unb toemi ®u !annft bleibemir rec^t üoit §ergen gut! SBiEft S)u? 5lbieu! 2)eiTt

Unb ©eilte großen eompofitionen? ®iefe nun enblicf) fennen gu lernen ift mir ein ganzes SeBen raert^. SJJit foldjer 93egierbe ^abe ic^ noc£) feiner @rfrf)einung entgegengefe!^en!

gOiielbe mir boc^ fo gleich mit einer ^eile bie 2tn!unft meiner Partitur, bamit ic^ ni(f)t in ©orge !omme.

201.

3(6er, lieBfter ^rang !

9^ur ein SBort, oh meine ^artitur rid)tig angelangt ift! ©§ m.ac^t mi(i) Beforgt. ®ein

202.

©eine SßaÜüre ift angetongt unb gerne möci^te id) ©ir bofür taufenbftimmig unb taufenbfad^ ©einen Sol^engrin^ß^or gufingen: .

„®in ^unber ein SBunber!"

Siefifter 9flid§arb, ©u bift maf)rtic^ ein göttlicher äJtenfif) ! unb- meine ^^reube Beftef)t barin, ©ir nad^jufüfilen unb gu folgen.

ajjünbtici^ mef)rere§ über ©ein prad^tooll ungef)euerlic^e§ SBer!,. tt)elcf)e§ iä) mit bem §orn=9fl^t)t!)mu§ («Seite 40) in D

in „großer innerer Slufregung" burc^Iefe.

©ie Partituren oon SSerlio^ befi|e id) p)ax aber t)abe fie mo= mentan fämmtlic^ au§gelie^en unb merbe fie erft in einigen 2Boc§en gu* fammentreiben fonnen. S3i§ 9}iitte 5Roüember f^icfe ic^ ©ir ben Sßad, ttjorin ©u moncfieä finben tt)irft, mo§ ©ir sufagt.

J 03

Übermorgen gelje id) auf ein paar Xage nad) 93raunfcf)iiieig, iüo i^ eines ber @9mpf)onie'ßon§erte (üon ber Äapeüe oeranftattet) am 18. b. 9JJ. birigiren merbe. 9tm 21. ((Sonntag über acf)t Xage) ift S)ein fliegenber ^otliinber f)ier angefagt unb 5(nfang§ SfZooember foü eine SSorftelInng be^Xanntjäufer 5U@!)ren metjrerer berliner, n^etd^e fic^ 5umS3efud3 ^ier gemelbet f)aben (§ütfen, S)orn, berDpern^Sflegiffeur, ^orme§ :c.) [tattfinben. Sc^ tnerbe X>ir barüber ^eri(f)t erftatten.

Schreibe nur »eiter an ber 2öal!üre unb erlaube mir ju S)cinem ©ebrauc^e ha§: ©pric^n)ort:

»Quand on prend du galon, on n'en saurait trop prendre«. f 0 ju mobifi^iren :

»Quand on fait du sublime on n'en saurait trop faire« surtout quand ce n'est qu'une question de nature et d'habitude !

2Set)mar, 12. Dftober 55. X)ein

203.

16. 9lot3. 55.

2ieb[ter ^rang !

Sag' bem ^inb taufenb X)an! für feinen S3rief! ®a§ Sllbum f)ätle id) er!)alten, würbe aber er[t mit ®ir gurüdfd)iden, n^eil id) ztvoa§^ red^t (55ute§ |ineinf einreiben wollte, roa§ id) erft bann fertig ^ätte.

®er ^ürftin mü^te iä) red)t öiel unb SSernünftige§ fc^reiben, ba§ fann ic^ je|t nid)t; fo bleibe ic^ il)r benn and) fd)ulbig nur aber, um fie §ufriebcn gu fteHen. @ie fd)He§e barauS, lueldjen SSertf) i^ ouf i^ren S3rief lege !

Seitbem bin ic^ noc^ nid)t inieber an bie ßuft getommen; bod)

geraDl)ne iä) mic^ an tcL§: ßimmer, unb fe^ne mid) wenig an unfere

§erbftnebel f)inau§. 2tuc^ arbeite id) ein wenig. Unb ®u

fommft??

@ern f c^wiege \6) bi» baf)in unb für immer ; wenn id^ rebe

ober fd)reibe, ift'§ nur toa§> ®umme§.

Stuf SBieberfetjenü!

104

204.

Siekr grattj!

(Soeben [te^e ic^ öerfu(f)§iüeife a\i^ bem Krankenbett auf, in tüelc^etn ic^ gerate niieber brei 2Sod)en ^ngebratfit f)obe.

Karl Sfiitter t)Ot ®tr meinen 3#önb gemelbet; §u ben dornen meines ®ofein§ finb mir nun an6) bie „Sf^ofen" erblüf)t; ict) teibe an fteten Sflücffäüen ber ®e[td)t§rofe. Sm glüc!lic£)ften ^-alle !ann id) in t)iefem Sot)re nid^t met)r an bie Suft ge^en ; ben ganzen SSinter aber werbe ic^ unter beftänbiger ©orge oor Sftüdfätten gu tierleben !^aben, ba bie gering[te Slufregung mit üeinfter (Srfättung mid^ jeben klugen* blic! fieser mieber auf gmei bi§ brei 2Bo(i)en auf ^a§> Kranlentager mirft.

@o erntete ic^ benn nun bie §ru(^t meines tprigten §inau§* fd^iebenS ®eine§ S8efuc^e§ ; benn mic^ je|t gu befuc^en, !ann icf) ®ir bei ber Ungemi^eit meines @efunbt)eit§suftanbe§ unmöglidf) jumut^en: @emi^ entbinbe iä) ®id§ fomit aber aucf) einer Saft, bie für ®ic^ ©ein löefuc^ im bofen t)arten SSinter fieser gemefen wäre. SBaS mid) be- trifft, fo !ann nichts met)r gur SSerfci£)Iimmerung meiner (Stimmung beitragen, ha id) mid) immer me!)r an jebe SBibermärtigfeit gemö^ne, unb nur ba§ Unangenet)me als ha^ SfJatürlidie, fic| öon felbft 33ep ftet)enbe anfet)e.

(5ef)r fet)ne id) mi^ nad^ S^ladtirid^ten öon ®ir, mit benen ®u met)r als farg bift.

(Sobalb id^ mid^ etmaS on baS ?tuffein gemöiint unb ^ergefteltt 1)aht, f^reibe ic^ SBeitereS. pr {)eute 1000 @rü^e an bie Otiten-- bürg tion ©einem

ßüric^, 12. ©e^. 55. fR. 2B.

205.

9^un !)at @d)roager KronoS einen (Sd)ritt über unfer Mer Köpfe getf)an. 2Bie fönnte id) eS unterlaffen, S^nen, tt)eurer ©ic^ter, bie ^ärtüd^en SSünfc^e auSgubrüden, weldie baS Kinb unb ic^, mir für (Sie

105

Ijegen, unb S^neit 511 jagen, tuie fet)r trir ^eibe 3f)iten ein glü(f(idje5 Sa^r, unb un§ jetbft ein SSieber jeljen mitStjnen in bemfelBen münid^en. öJIauben @ie, ha'\i, menn ha§: ©d^idfal mir burd^ einen 93oten bie SSerfic^erung bieje§ 2öieberfe^en§ entfenbete, \d) fie at§ meine befte 93e' jc^eerung betradjten luürbe, obgleirf) öiete Singe giebt, bie ic^ mit Ungeftüm üon i^m »erlange.

5tber mir müjfcn f)offen bie Hoffnung i[t eine Xngenb.

jDiefe Sbentification i[t borf) j(f)5n, nidjt?

(Sie leibenb ju miffen. Betrübt nn§ fel)r. @ern mürbe id), menn id) vst)nen S^^e üolle |$reit)eit bamit miebergemänne, ha§> doppelte unb ®reifad)e ber 9\I)eumati§men batjin net)men, bie id) in biefem Älima mir geljolt l)ah^, in mcld)em ad)t S[ftonate fi^Iedjte^ SSetter unb feine t)ier 9}Zonate üaren §immel giebt. Sifjt i[t burc^ ha§> Stufgeben feiner 9xeije betrübt, obgleid) er fid) öerfprid)t, ©ie mit met)r SQiu^e in einer anberen SatjreSjeit ^u jeljen, ha er 5Infang§ Januar in SSien ein ^Oiojartfeft (gu (St)ren be§ fjunbcrtjätjrigen @eburt§tag§ be§ SJJeifters: 5U birigiren I)at unb unmittelbar barauf Sßien megen Serliog'S 93eind) in 2ßet)mor (5tnfang§ ^ebruarl üerlajfen mu^.

@ie merben burd) bie Leitungen öon feinem Slufenttjalt in Berlin gehört f)aben; er mirb balb mieber bortljin fidj begeben, um ber Sluf* füf)rung S^te§ Xannpufer beijumotiuen, öon meldjem er jmei groben fo gut mie geleitet Ijat. Silberne Seute merben baburd) nid)t gum (Sc^meigen gebradjt! SIber ma» fümmern @ie alberne ßeute. ®em Siebter, ber in ben tropifd^en Üiegionen lebt, mo bie £eibenfd)aft if)re riefige $8Iütf)e unb iljre geftirnte ^rad^t ausbreitet, finb bie albernen Seute mie jene nid^tigen @ted)fliegen, meldje gumeiten bi§ auf's $ölut ärgern unb fted)en , o^ne jebod) gu üermögen, ben ßauber biefer üppigen 9Zatur ju ftören. ßifjt ift aud) mit fold) einem «Sc^marm Sn= feiten beetjrt morben, meld)e mit um fo me^r ©eräufc^ unb gred)t)eit

fummen, al§ fie meniger fd^aben fönnen. ©r ift gang gefaxt unb

Qet)t ru^ig feinen SSeg , nur f)ie unb iia einen 2Bi| Ijinmerfenb, mie : ßMn pt mid) Ijerunter gemacht, id) bin aber bodj fteljen geblieben," ober: „maS ttjut'S, menn bie Slnberen unfere (2adf)e fd)Ied)t mod^en, menn mir fie nur gut mad^en." Unb fo gefjt burd) \)a§> Seben. (Sd^reiben <2ie mir, tt)eurer ®id)ter, märten Bk nidjt immer auf eine

J06

95eranlaffung ba^u. Hub toenn Sie meiner Xoi^ter eine ^reube machen wollen, jo f(^i(f en ©ie i|r gum neuen Sö^i-' ba§ 5lutogro|3^, um welche! fie (Sie gebeten f)at.

Umarmen @ie Stjre ^rau fe^r gärtlid^ tion mir, unb jagen @ie i^r atte meine lebtjafteften 2Bünfd§e ; fie !ann an biefen nidtjt gtt)eifeln, unb ©ie anä) nid^t. §aben (Sie [i(^ lieber an bie Sßalfüre Begeben !önnen? S(^ ^abe bei ber (Scent §mi|c^en (Siegmunb unb (Sieglinbe

fc^tüere %'i)xämn öergoffen! ®o§ i[t \ä)ön mie bie Siebe, mie bie

Unenblid)!eit, vok ®rbe unb §immeL Sf)te ergebene

23. S)esember 1855, ßarol^ne SS.

206.

24. ©egember 55.

§eute joEte id§ bei ®ir fein, unb ®ir einen ßfirift^SSaum be^ reiten, wo ®ir bie @trai)Ien unb @aben ®eine§ @eniu§ aufflimmern! Unb nun fi|en wir fo auSeinanber, ®u mit 2)einer ®efi(^t§rofe unb ic^ anä) mit attertei 9lofen au§ ä!)nlic^en @ärten jeboc^ foll un§ biefe abfd^eutic£)e ^tora bie ^reube unfere§ 2Bieberfe^en§ nic^t §u lange oerberben.

2öaf)rfc^ einlief mei^t ®u fd^on, ha'^ iä) im Sanuar nai^ SBien gef)en mu^ (al§ Dirigent ber (Säcular * StRogart = ^eier , meldte am 27. Januar ftattfinbet unb wenigftenS ein :paar SBoc^en SSorbereitun=^ gen öerlangt). 5Infang§ Februar bin id^ ^ier mieber ^nxM. S3erIio5 !ommt am. S.gebruar unb Sof)anna SSagner am 20. Söerliog' gauft unb ßetlini werben bi§ §um 16. gegeben, unb ©eine 9^id§te ift für 3 Sfloöen annoncirt. - (Sobalb bie§ öorüber, fd^reibe id^ ®ir, wann iä) naä) ^üridf) fommen !ann, unb befüri^te leiber, ba^ id£) ben (Sommer bogu abwarten mu^.

Su S3erlin, wo id^ 3 2öodf)en öerblieben bin, mad^te id^ auf ©in* tabung öon §errn oon §ülfen unb ®orn ein paar ^laöier^^roben be§ Xannf)üufer'§ mit, unb wenn bie 1. SSorftettung md)t fpäter al§ ben 6—8. Januar (fo wie annoncirt) !^inau§gefd£)oben wirb, fo werbe id^ ®ir baoon al§ Slugen= unb Dl)ren§euge berid^ten. Sot)anna wirb bie ©lifabett) oortreff(idf) fingen unb barftellen, unb ^orme§ ftubirt

107

feine Partie mit ber tjrö^teu ©etniffen^aftigfeit. 1)orn t)at bereits eine 5D^afjeSlIaöier* unb Quartett^^roben gehalten unb fe^t einen bejonberen poiut d'honneur baran, ha^^ SBerf jo corre!t unb gtänjenb al» möglief) t)erau§5ubringen.

3tüeifet§ot)ne mirb ber Xannf)äufer aud^ in S3erlin ßajfen* Oper, xoa§> bie ^auptfacfie, felbft für ben ©omponiften, geworben, unb icf) f)Dffe fogar, ha^ bie fritijdje 95e^anblung, melcf)e iä) oon (Seiten ber ^riti! ju befte^en f)atte, deinem Xanni^äufer ^u ®ute !ommt, nnb ber unfef)tbare ©inbruc! be§ 3öer!e§ auf \)a§> ^ublüum nid)t befouber§ burc^ f(^möf)Ienbe Üieceufionen oerleibet n)irb. Scf) fc^reibe ®ir übrigen^ ganj au§fü()rlicf) barüber.

Übermorgen, am 2. 2Beif)na^t§feft, ift ber Xanul)äufer I)ier ange* fe^t, rao er fi(^ ftet§ al§ Soff en=D per bemäf)rt; eine StuSjeid^nung, bie übrigens in 2öet)mar bem £of)engrin unb fliegenben §oIIänber glei^fallS ju Xf)eil rcarb.

Sm näd)ften ^rüf)iat)r foü ber 2of)engrin neu einftubirt mieber* gegeben UJerben. 93iS je^t fet)It un§ immer an einer Drtrub bie mir leiber felbft nic^t öon auSmärt» orbentlid) fcf)affen !5nnen, benn bie Sei p 5 ig er g. S. märe für un§ nic^t gu gebrauchen unb bie ©timme ber %xa\i ^nopp ift burcf) it)re k|te ^rau!t)eit fet)r ange= griffen.

3c^ freue midE) mie ein (jalber Sot)engrtn auf \)a§i munberöolte 2Ser!, ma§ mir aU ha§> §öc^fte unb SSoEenbetfte ber ^uuft gilt h\§> Seine 9ZibeIungen fertig finb !

Sn Berlin t)örte id) ein paar ©tüde auS So^engrin gan§ oortreff= üc^ burd) me'^rere 9tegiment§'9Jiufi!eu ejecutirt, bei ®raf 9lebern unb badjte an unfern pompöfen ©injug in \)tn ®rei Königen gu Safel

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§ier ^at unfer 9^eu»Sßet)marer^3Serein ben Xrompeten=(Sinfa| :

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108

öl§ „§o(^" aboptirt, unb id) tüünfc^e nur, ha^ tnir ® ir Botb im ^^or gufingen!

SSon meiiten ßon^ert^SIngelegen^eiten 2C. tiabe ic^ ®tr nid^tS öor= ^ujc^tua|en. SSentt id) gu ®ir !omme, bringe id) S)ir einige meiner Partituren mit ha^ Übrige intereffirt un§ 93eibe fei)r ttjenig ha €§ fid) bei ä^nli(f)en ßompDJitionen bIo§ um ba§ tjonbelt, ma§ eben b' r an ift. ®ie §erau§gabe merbe ic^ noc^ um einige SJionate öerjögern (obfc^on bereits jec^§ 9^ummern im @ti(i)e fertig finb), eben meil einige meiner trefflidien greunbe (ein 5Iu§bru(J, ben ^autbac^ gerne für £eute, bie ii)n nidit au§ftef)en !önnen, gebrau d)t) bie t r e f f I i d) e Stbfid)t Ratten, al§ freunblid)e SSarnung bie ©adien fofort aupt)ren ju taffen! unb i(^ biefer Sieben§tt)ürbig!eit burd) no(^ ein poar 5luf= füt)rungen unter meiner ßeitung im Saufe be§ 2Sinter§ guoorlommen möd)te.

2a^ S)ir balb beffer ergeijen unb bel^alte lieb

©einen getreuen e. Sifst.

^reunbfd^aftlidjen ®ru^ an Üiitter.

207.

Sieb er ^r ans !

S^ bin immer mieber ober immer nod) !ran! unb unfähig ju ^ttem. (Soeben ttiottte id) mic^ in ba§ Sllbum einf^reiben, bamit ha^ ^inb nod) ^u S^eujaiir ert)ielte: get)t aber nid)t ber ^opf ift mir fdiujer unb müft.

^6) fd)reibe ®ir auc^ nur, ®ir biefe§ §u fogen. ©inen ujir!» lic!§en 33rief mürbe i(^ aber and) ni^t gu ©taub bringen; gubem ^be id) ®ir eigentüd^ aud) gar ni(^t§ §u fagen nämlid) i^ ^abc nichts bagu.

S)Dd) möd)te ic^ S)ic!^ bitten, bie beiben 2öoI!üren=SIcte mir al§* balb unb ei)e 3)u öerreift, mieber gugufd^iden; icl§ t^aU enblic^ t)ier einen guten ßopiften gefunben, bem id) bie Slrbeit t)erfprod)en l)abe.

109

liegt mir boran, biefe ßopie balb fertig §u lüiffen, öietleirfjt au§ bem @runbe, ber bie ^njeften Beftimmt, üor i{)rem Sterben i^re (Sier in vSicE)erf)eit gu bringen.

Söerbe iä) mit bem legten 5tcte nod) einmal fertig, fo be!ommft ®n ha^ ©onge gugefd)ic!t, miemo^I ®u ein öiel ju gro^eg SBettünb bift. S3i§ bat)in f)atte ®i(^ gnte§ 9J?ntI)e§ unb ben!e, tnenn ®u hierunter* geriffen mirft, ha'^ ®u ba§ gewollt t)aft. 'änd) id) freue mic^ t)er§Ii(f> über ben ^iaSco meiner ^auft^Duüertüre, meil id) barin eine beffernbe unb ^eitfame ©trofe bafür erfenne, ta^ id) meiner befferen ©infidjt gumiber ha§: 2Ser! oeröff entließt t)aht\ biefe§ felbe religiöfe @efüt)I empfanb id) in Sonbon, aU \d) üon alten Seiten mit ®rcd bemorfen roarb; mar hk^ ber (jeilfamfte S)red, ber mid) nod) je getroffen.

Sc^ gratulire gum SSiener ©d^mn|!

Slbieu unb mad)' ©eine Sad^e gut; aber auf ©ein ßf)riftentf)um gebe ic^ nod^ nic^t öiel : ber SBettüberminber barf nid^t SSetteroberer fein motten ha^ giebt einen f)eiItofen SSiberfprud^ ; unb in biefem ftedft ©u tief.

@rü^' unb baute fc^ön ber ^ürftin, unb fag' bem S!inbe, ^eute mär'§ nod^ nic^t gegangen: mann?? @ott mei^! ^'^t t)abt'§ nid)t öiel beffer gemoßt.

Stbieu! ?iuu !onn id^ aber nid)t met)r: aud) ift be§ Unfinn'g genug. 2eb' mo^I unb amüfir ©ic^ gut!

208.

Xelegrapt)ifd)e ©epefd^e.

SBerlin ben 8. Januar 1856. 5tn 9^. SBagner, ß^^tmeg, Bürid^.

©eftern Xann^äufer. SSortrepd^e SSorfteüung. äöunberöolte Snfcenirung. ©ntfc^iebener Beifall. ®Iüd su! ^Berlin, 8. Januar. %. 2if§t.

110

209. ßiebfter 9ii(^arb !

SSon S3erlin l^abe id) einen jo grä^Iii^en ©(^nupfen mitgeBracfit, ha'^i x6) mic^ ein paar Xage in'§ Sett legen mn^te unb meine 3fleife bi§ anf ^eute S^ac^t öerfd^ieBen. SJieiner SSerliner telegrapf)if(f)en ©epefc^e Ijabe icf) noc^ folgenbe 5lnbeutungen beipfügen.

Sof)anna voax ^errlic^ gu fef)en nnb ergreifenb jn f)ören, at§ ®Iif o= hd^. Sn bem ©nett mit Xann{)äufer t)at fie ein paar njnnberöotte SJJomente bg S)arfteIInng gegeben nnb if)re gro^e ©cene im ^^inale fang nnb oern)ir!Iid)te fie nnübertrefflicE). ^orme§ intonirte f eft , rein nnb fieser oJjne alle ©rmübung in ber ®r§äl)tung, tt)o feine flangtioHe, marüge (Stimme fic^ fe!^r geltenb mad)te. ^m ®an§en effeftuirt f^ormeS nic^tnnrgenügenb, fonbern fet)r befriebigenb, trD| feiner üeinen ©tatnr, bie inSbefonbere Sof)anna gegenüber etma§ beeinträd^tigenb für bie ^arftellung fein mu^. Sßolfram, §err 9flabtt)aner, obf^on nnferm SRilbe nic§t gIeid)!ommenb, ift bocf) fet)r §n loben für bie ©cuberfeit, ©leganj nnb anmnt^ige ©ingweife, mit meldier er feine SftoUe erfüllte; unb SJJabame ^ncge! betoätjrt fid§ at§ öortrefflid^e ^Dinfüerin nnb gut eingeübte ©diaufpielerin, ireldier man mit ßntjerfid^t jebe fdjtnierige 9ioEe anöertrauen fann. ®orn unb ba§ Drtfiefter gaben fid^ bie forg= fältigfte 9Küf)e, ©einen Intentionen nadi^ulommen, fo ba^ bie Stnf= fül)rung öon ©eiten be§ Dr(i)efter§ eine gänglicJ) gelungene mar; ab-- gefef)en öon gmei Xempo=SSermec^§Iungen im erften ßl^or

tDO ®u öergeffen f)oft i)a^ Siempo al§ Piü moderato, faft um bie §älfte tangfamer, gu be^eictinen unb ben G-dur ©a| (öor bem (Sin* tritt be§ H-dur Ensemble), melc^er meine§ ©rad^tenS nad^ um ein S9ebeutenbe§ ouc^ ju fc^neü genommen mürbe, moburc§ bie r^t)t^mifd)e Steigerung biefe§ gmeiten X^eile§ be§ finale mefentlid^ öerliert. ®er e^or mar gut einftubirt, jeboi^ ift er in ^Berlin §u fd^mac^

111

befe^t, unb nad) bem ^Berfjältni^ bes großen Üiaumes bes €periTf)Qufes, !aum um ein geringe^ iütrffamer aU ber unfre, ber jic^ immer meiner entfc^iebenften Un^ufriebenfjeit 5U rühmen ^at. (Sbenfo i[t and) bie $8efe|ung ber @treid^=S«[trumente ungenügenb, nnb follteu bie= jelben, wie ber 6f)or, um ein giiteS ©rittel oermet)rt irerben. '^iiv eine berartige 9\äumlid)feit wären 8 6i§ 10 Sontrabäffe, 15 bi§ 20 erfte 33ioIinen :c. bei großen 5(uffüf)rungen getüi^ nicf)t ju öiel.

dagegen aber bleibt nidjt§ in wünjc^en übrig, tüa§ Secorationen unb Sujcenirung anbelangt, inSbefonbere bei ber lannfjäujer^^ßor- fteüung, unb ic^ !ann S!ir jagen, ba^ ic^ nie unb nirgenbS jo etmae ^^rädjtigeS unb Sett)unbern§mertf)e§ gefefjen 'i)aU. ©ropiuö unb §eiT oon ^ülfen Ijaben wirflief) ba§ 5(u^erDrbentIi(^[te unb @ej(f)macfüonjte geleiftet. ®u f)a[t gewi^ erfal)ren, \)a^ @. 9JJ. ber Sönig angeorbnet [)aben, bie ©ecoration be§ ^weiten 5tfte§ foüte getreu nad^ bem9^e^ ftauration§=^Ian ber SBartburg ausgeführt, unb ju biefem ßwecf @ropin§ nad) ©ijenad) gefaubt. ^er Slnblid biefeS 8aale§ mit ade ben f)i[torij(^en Sannern, ben nad) alten ©emälben gefertigten Äoftü- men, fo wie ba§ ganje §of=SeremoniaI mii^renb be§ ©mpfange§ be§ Sanbgrafen f)at mir ein ungtaubtid)e§ ^laif ir gemadjt. ©leic^fallö bie 51ufftellnng ber Sagbfjörner auf bem §ügel, ha§> aümälige äöim = mein be§X^aIe§, burc^ bie 95erme^rung be§ 3agbtroffe§, meli^eS bie üier ^ferbe unb ber g-alfe fdjlie^en, im gnnale be§ erften 3t!te§; unb bann bie fünf^etju trompeten im 9Jiarfdj be§ stneiten Elftes

bie üon ber ©allerie be§ (SaateS if)re ^-anfare ju <Bd)n^ unb Xru| f)erunterfd)mettern!

9^un iä) I)offe nod), \ia'^ 2)u aüeS ba§ über nid)t p lange fef)en unb ^ören wirft, liebfter Ütid^arb, unb wenn id) ®id) im Soufe btefel @ommer§ befuc^e, fprec^en wir weiter barüber.

Sein le^ter 93rief war gang trauerooll unb bitter! ©eine ^ranf= ^eit t)at ®ic^ wo!)I nod^ mel^r öerftimmt unb leiber fönnen kleine f^reunbe 2)ir nur fef)r geringe 2inbcrung bringen. Sollte 'I^ir aber ha?> Sewu^tfein be» aufridjtig fjerjlidjften ßingel)en§ unb 9L)iitfüf)len§ Steiner

112

Seiben einigen Xroft gewähren , fo !annft ®u i^n im üott[ten Wla^ in ®i(i) aufnehmen, benn ic^ gtauBe n)af)rü(^ nic^t, ha'^ biet Wtn- jc^en auf biefem ©rbBatt gibt, bte eine jo innige unb beftänbige äJJit* empfinbnng Semanbem infpirirt fiaben, al§ ®u mir.

©obalb al§ ®u «lieber 2)i(^ gefunb füt)I[t, ge'^e an ®eine Strfieit nnb madje ©eine SBaÜüte fertig. ®ie beiben erften Sl!te ^abe ic^ S)ir §urü(fgefanbt. Sit ßüricf) fingft ®n mir [ie oor.

'\^nv ^eute |abe i(f) ®ir nod) eine S3itte gu unterbreiten, ©d^te- finger (in S3erlin) giebt eine neue ?luflage ber @tn(f 'fd§en Duöertüren in Partitur ^erau§ (bie mir bebigirt ift) unb münfcfit bei ber Duöertüre jur 3pf)igenie in Stuli§ ©einen (Sd)tu^ bem SDfogart'fiiien beizufügen, ©a^u bebarf ©einer fpe§iellen ©rlaubni^, bie er mid§ erfud)te oon ©ir ^u erlangen. SSenn ©u atfo feine ©inwenbung bagegen t)aft, ba^ biefer @(f)Iu^, ber fi^on bur(^ bie 93renberfcf)e ßeitung öeröff entließt ift, in biefer ?tuflage erfd)eint, fo fei fo gefäüig, mir in ein paar ßeilen ©einen (5;onfen§ gu fc^reiben, unb abreffire ©einen 5Srief nac§ SSien (§6tel gur ^aiferin öon Defterreicf)), tt)of)in idE) biefe 9^ac§t reife.

5lm 27. unb 28. b.3R. merbe ic^ bie beiben (Sonderte ^iix Wo^axt-- (Säcutarfeier birigiren unb am 4. gebruar in 3Bet)mar mieber prüd fein.

33efte 93efferung unb ©ebulbung tt)ünfc^t©ir üDn^er^en, liebfter 9flic^arb, ©ein getreuer

SSetimar, 14. ^annor 56. %. Sifgt.

210.

Büri^, 18. San. 56.

©inen SSrief üon mir, lieber ^ranj, njirft ©n in SSien (burd^ @löggl) erl£)alten f)oben. S<i| ne!^me meine barin au§gefprod§ene 5ln* frage nod^ einmal auf unb frage ©icf) : !annft ©u mir bie fraglid^en taufeub francs beffer nod^ f (J)en!en? unb toäre ©ir möglirf), mir für bie näc^ftfolgenben ^tüei Satire jebe§mat§ mieber einen |äf)rlic^en 3uf(f)u^ öDU ber gtei(i)en §5f)e §u legiren? SSenn ©u fannft, fo mei^ iä), ha'^ gerabe ©u gerne ©icE) benjenigen gugefetlen tüirft, bie mir ba§ Seben erfjalten burd^ if)re ©uboention. 3JJit bem mir sum

113

Seben SluSgefe^ten fomine \d) bei bein f)iefigen feljt t^euren 2eben nicf)t au§, unb jebeSmal am Ü^eujaljr quält mid) ein deficit in ber Strt, ba^ \d) eigentlich) je^t um nidjt» gebeffert biu. §ätte id) meine grau uic^t. jo jolttet ^^v je^t ßuriofeS öon mir erleben, unb id) mürbe [tol^ barauf fein, aU S3ettler eiuljerjusieljeu ; bie^ emig Unjureidjenbe unb ^naufe= rige unferer ®j:i[ten5 Ö^^^f* ^^^^ meine arme ^^rau immer t)eftiger an, bie id) nur burd) eine gemiffe öconomifc^e 9^u^e ebenfalls bei (5)emütf)§= rut)e er()oIten !ann. ®od) f)ierüber münblic!^ ein S[öeitere§! ®a^ id) ®id) gerabe je^t mit fold) einem ®i-pofc iuterpellire , je|t, mo id) eigentlid) ba§ Seben felbft fatt bi§ über bie DI)ren i)aU, unb lieber ^eute enbeu fälje aU morgen, ba§ mirft ®u n}at)rfd)ein(id) nid^t unbegreiflid) finben, meun ®u®ir üergegenmärtigft, ha'\i id) öon bem tiefften innerften @ram eigentlid) immer nur ^u bem gemeinen 2eben§- ärger ermad)en !ann, unb bie§ mein einziger SBec^fel ift. Sllfo: an deinem SKillen ^meifle id) nid)t, ja id) glaube fogar, fönnte ®ir i^reube mad)en, ®ic^ mit ^u meinen ftef)enben ^enfion§=(£rtt)eiIern ju 5ät)Ien. ©omit fragt fic^ nur fannft 3)u? S5or einiger ßeit, mei^ id), !onnteft S)u nid)t, obwohl 5)u felbft bann nod) mir burd) gelegentlid)e Unterftü^ungen mirüic^e Opfer brad)teft. SBielleidjt ()at fic^ aber feitbem ztxüa§: geäubert unb auf biefeS SSietIeid)t f)in mage id) ®ic^ mit meiner t5rage gu beunrutjigen.

SRoä) etma§ 5(nbere§ aber 'i^abt idi) ®ir öorjufteüen. ®u mei^t, !ur§Ii(^ fd)rieb id) ®ir, id) f)ätte f)ier enblid) einen guten unb intelli^ genten (Sopiften für meine mufi!a(ifc|en 9JJanuffripte aufgetrieben, tiefem gab ic^ äunäd)ft Ä'IinbmDrtt)'§ £Iat)ierau§gug ber 2öoI = f üre ; er brachte mir ben erften 3I!t, famo§ gefd)rieben, aber feine (im Übrigen öon mir billig erfunbene) S3ered)nung ber aufgemenbeten Qnt mu^tc mir fo ^od) unb tljeuer erfd)einen, ta'iß id) öon meinem Sal)r* gelbe bergleid)en Soften nic^t beftreiten fann. ^d) überlegte mir, ma§ 5U tl)un, unb fanb, ba^ ic^, menn ic^ mir!lic^ nod^ mit meinen ^ompofitionen fortfal)re, gerabe für üolte brei ^a^re Sefd^äftigung für einen 9^otenfd)reiber l)abe; nämlid) bie ßopie ber ^^artituren, ber Ä'laöierau§5Üge, unb fämmtlid)er @ing= unb Drd)efter=(Stimmen. (Sollte bereinft \)a§: Unteruel)men ber 5tuffü^rung fo ober fo gu Stanh !ommen, fo !bnnte gu ben ütnftigen Soften ber breijälirige @el)alt eine§

aSagner u. Sifät, Svief>red)fel. II. 8

114

(Soptftett fef)r gut gef dalagen werben, utib früge ftcf) nur, d6 man jcf)on je^t einen üetnen Ä'reiS öon Sllttonären fänbe, ber bie^ n5tf)ige @elb üorfc§5ffe. S(i) mü^te meinen (Scfireiber gerabemegS auf brei ^a\)xt engagiren, unb tt)m einen jä^rlic^en @e'^alt üon 800 francs ^ai)kn. hierbei tnäre mir einzig Bebenüic^, ba^ id^ mi(^ aud^ öer* pflichten mü^te, in biefer ßeit bie ©ompofitionen ^u liefern; jebocl, fobatb id) bie Unmöglic^feit erföl)e, fortzufahren, fo könnte id^ immer leicht natf) Reiben ©eiten üinbigen; für ein ^atjx t)ätte mein ßopift aBer fd)Dn genug gu tf)un, unb toa§ er gefd)rieBen, fottte für biefen %a{l ben Stetionären at§ @rfo| gugeftettt merben. Sc^ badete, tia^^ märe billig? Se|t, befter i^i^ans, f^^^^ ^od) einmal gu, mie S)u auc^ ba§ gu ©tanbe bräd^teft: einftmeilen laffe id^ nod^ an bem MaöterauS^uge fortfdireiben ; fobalb ®u mir aber abf(^Iägig melben muJ3t, laffe ic^ fo= gleid) aufhören, benn mie gefagt, id^ !ann biefe (Sopiefoften nid^t au§ meinem SSirtt)fd^aft§geIbe beftreiten.

®a§ mir un§ im öorigen 2ai)x^ nid)t p fe{)en befommen t)aben, mar ein böfe§, böfe§ ^atum. SJJacE)' ja, ha'^i ®u nun balb !ommen !annft, mo möglid) nod^ im ^rü^ja^r. SSon unferer ßufammenfunft f)ängt biegmal fo fü^Ie icf) 5(lte§, SllleS ob. SRit meiner ®e* funbt)eit lebe id^ fortmä^renb im Kampfe, feinen Slugenblic! bin ic^ t)Dr Sflüdf allen fii^er. ®otf) laffen mir ^a^ fieute! SBir fet)en un§ ja balb!

SSeften S)an! für Seinen f)eutigen S3erid)t über S3erlin! S)ie f^rommann fd)reibt mir je|t täglid^, unb gmar immer in großer ©orge um ein enblid£)e§ ^eftftellen eineg pofitiüen ®rfoIge§ be§ Xannl^öufer: in biefem abermi|igen, gän^Hd^ unprobuctioen ^Berlin fi^eint Sllle§ erft t3Dn Sfleuem geboren merben gu muffen! SSoIl!ommen red)t l^atte ber ^labberabatfd^, aU er mir öormirft, ha'^ id) ben 2;annf)äufer in S3erlin einzig um ber Tantieme mitten !£)ergegeben i)a\)ii: fo ift e§! ®a§ ift meine (Sd§ulb, unb bie 'i)abt iä) fo gemein mie möglid^ §u bü^en! (55ut, ic§ bü^e! leiber ober merbe ic^ nid)t einmal etma§ boüon l^aben.

D, !önnte id) mid^ mieber in ben ßuftonb öor üier ^a^un gurüd* tjerf e|en ! !

@enug! id) bin felbft boran @d)ulb, unb mir gefd)iel)t rec^t!

Se|t müc^e, bo^ ®u ®id) in SBien fo menig toie möglich ärgerft:

115

ic^ bin fe^r gefpamit barauf, ob ®ii2)icf) einigermaßen befriebigt füljlen

wirft.

S)ein 5örief fiat mir einmal raieber fe^r ttiof)! getfian! Sa, lieber

fyran3, idj öertraue S)ir, unb lüeijs, baß mit un§ eine t)öf)ere 93e<

tüanbniß f)at : f önnte id; mit S)ir jnfammen leben fo mollte ic^

noc^ manches @d^öne fc^affen! 2eb' tt)o!^I unb f)abe innigen ®an!

für jDeine f)errIicE)e greunbfdfjaft!

®ein

fR. 223.

(Segen ben @ebrauc^ metne§ @d)Iuf]e§ §nr @Iuc!'f(^en3p^igenien* €uoertüre l)abe icf;, ba er bereits ber Cffentlicf)feit t>on mir übergeben njurbe, ni(f)t§ einjumenben; oernünftig tt)äre es aber, wenn bie€uoer= türe felbft mit ben rid^tigen Xempo= unb einigen nöt^igen 3Sortrags= Sejeic^nungen erfd^iene; außerbem f önnte fid) §err Sc^Iefinger in jeinem mufifalifc^en blatte mot)! einen belferen Xon gegen mid^ ange» iüöt)nen, \aiU iijm bieß §err 9Ji. erlaubt.

91. 2Ö.

211.

lieber ^ranj !

93Zeine ^Briefe nac^ SBien fc^einen ®ic^ in große SSerlegenfieit ge= fe^t 5U tjoben ; öerjeitje mir \)a^, unb [träfe mi(^ nic^t länger burd) '2)ein 8tillfd)meigen!

Um aüeg in ber SSett bitte tc^ ®ic^ aber, fobalb aU irgenb mög* lid), deinen fo unglücfüd) üerjögerten SSefud^ bei mir au§5ufüf)ren. "SDa» S3ebürfniß, entfc^eibenben 9iat^ mit^ir über mein fernere» Seben äu Pflegen, ift gegenmärtig ^ur peinüc^ften @tärfe geftiegen: meine (2ef)nfud)t nac^ 5)ir ift unfcigtic^. 3(^ bin fef)r ungtüdlid) ! 21.3Jiär5 56. ®ein

9iid;arb SS.

8*

116

212. ßiebfter 9f?ic!)arb!

©nblic^ !ann id) ®ir melben, "oa^ Stttf angsSJ^at ®u 1000 francs erf)alten tüirft, Sll§®u mir nad) SSien öon biejer Slngelegenfieitfc^riebft, war mir nidit möglid^, ®ir ettt)a§ ^eftimmte§ barüber §u fagen, unb je|t nod) bin i(^ nii^t in ber Sage eine jäf)rlicf)e SSerpflic^tung 5U übernef)men.

©§ ift für mi(^ immer ein §er§en§Ieib, ®ir eine nnangene'^me SJiitt^eilung gn mQ(f)en, unb bai)er martete iä) ben günftigen SJioment ab, tüo id) ®ir on^eigen !onnte, ha^ ®ir bie bemühte (Summe gugejc^idt wirb. Sc^ t)abe S)ir mehrmals üon meinen fd§mierigen pecuniären SSer{)äItnif|en gefproc^en, bie fic^ einfad§ fo gefteöt ^aben, t)a'^ meine 9}Jutter unb meine brei ^inber üon meinen früf)eren (Srfparniffen anftänbig öerforgt finb, unb icf) mit meinem ^apellmei[ter = @ef)alt (1000 Xf)aler jä^rlid^ unb 300 Xfialer al§ ^raefent für bie §of- ßongerte) au§!ommen mu^.

©eit mehreren Satiren, al§ id) ben (Sntfdjlu^ ernfttic^ gsfa^t, meinem lünftlerifc^en S3eruf genüge gu leiften, barf ic^ aud) nid)t me|r auf einen Biil<^^B öon ©eiten ber 9}Ju[i!=SSerIeger rechnen. 9}Jeine f^mptionifdien ®id)tungen (moöon id^ ®ir in öiergefm Xagen einige ^yiummern in Partitur gufenben merbe) bringen mir feinen @rof(^en §onorar ja foften mid^ f ogar eine giemlid^e ©umme, bie id) gum 'an-- lauf ber (Sjemplare, weldie id) an mehrere greunbe öertf)eile, ausgeben mu^. SJJeine äReff e , unb meine ^anft=@t)m^'§onie :c. finb ebenfaߧ gang nu|Iof e 3lrbeiten unb mef)rere Sa^re noc^ ^ah^ id) gar feine 3tu§fid)t ®elb gu öerbienen. ©lüdlid^erweife fann id^ ungefäf)r au§f)alten ; aber \6) mu^ mid^ fel)r brüden unb bebac^t fein nid)t in Un= anne'^mlid^feiten jn gerat!£)en, bie f e^r ftörenb auf meine gange ©teltung einwirfen mürben, ^flimm mir alfo nid§t übel, tiebfter Slidiarb, wenn id^ auf deinen SSorfd)Iag mdjt eingefie, weit id^ wa^rtid^ je|t feine regelmäßige SSerpflid^tungen überne!^men fann. 35effern fid^ fpäterf)in meine Umftänbe, ma§ nid^t gang unmöglich ift, fo foU mir eine ^reube fein, ®ir ©eine Sage gu erleid^tern.

117

Über meine ßünc^je^-' 9^eife lami id; ®ir md)t^ fageii , Beöor id) md)t tnei^, wann bie ©intreitjung be§ ©raner ®om'§ [tattfinbet. 9}Zef)rere ßcituncjen melben, ha^ biefe ©otennität im Saufe ©eptemku t)or ftd) geljeu fotl. Sit biefem ^-aUe fomme id^ früf)er ju S)ir (Stn* fang§2tugiift), jobalb id^ officielleSZacfjridjten baöon er{)Qlte, fc^reiöe id^ S)ir. (Sinfttüetlen mu^ ic^ f)m öerbkiben. 5lm 8. 5(pril (@e» burt§tag ber grau ©ro^Ijeräogin) Ijabe id) bie «Due Foscari öon Verdi« 3U birigiren unb ©übe 5IpriI bie SSorftellungen deiner ^^idjte Sof)anno.

®eu S3efud^ ßart 9^itter'§ f)abe i(^ leiber tterfcljlt. Scf) tuar au biefem Xage uad) ©ottja gereift, um bie Oper öom ^er^og „Xou^" §u I)öreu; ßarl^^onueä fang bie Xitel=^artie. §offeutIic^ treffe idi) Sari iußüric^. @mpfel)Ie mic^ it)m freunbfdjafttid). ®urd) feiue ©djinefter ©milie tiaft Su gemif? 9lac^rid^teu öon uuferer le^teu 2o^engriu^Sßor= ftelluug, bie feljr kfriebigeub auSgefaüeu. Ga§pari fang beu 2of)eu= griu tüeit beffer, at§ er je Ijier get)ört war. 2)tc ^riu^e^ üou ^reu^en f)atte biefe S3orfteüuug t)erlangt , uub in ©rmaugeluug einer örtlidjcu Drtrub (grauÄuopp, bie früljer {)ier bieS^oIIe gab, Ijat if)ren Sontraft gelöft uub get)t uad) Siöuig§berg) Iief3 man in aller ®ile SJJabame SOIarj; t)ou ^armftabt kommen. Überfültte§ §au» , uub feljr gefpannt auf» mertfameS ^ublihim öerfteljen fid^ üon felbft. 93ertio5 tnar jugegcn.

ßorrefponbirft S)u mit bem ^J^egierungS-'^tatl) 9Jiüller? (Sr ift S)ir fel)r aufridjtig §ugett)an, uub gut gefinut.

©iugelftebt, ber biefer läge fjier mar, Beabfidjtigt ben 2of)eugrin «rft uäel)ften SBiuter gu geben. 23ou bem fel)r entf d)iebenen (Srfotg ber "iprager 95orfteEuug Ijaft ®u mo!^l genaue 9lad)rid^t. griiulein Stoger, bie Xod^ter be§ bortigen X^eater=2)ire!tor§, fang bie Drtrub uub fdjrieb mir einen ganj ent^ufiaSmirten ^rief über ben ©ut^ufiac^. mu§ be§ ^ubli!um§ unb ber S[Rufifer. <Sie mar bi§ §ur öorigcn ©aifon in 2Set)mar engagirt.

Seb befteuö mol)l uub gebutbeub, liebfter greuub uub fc^reibe balb 25. 9)Mr3 56. ©einem

118

213. SteBfter Sran§!

®em 93rief ^at mir großes ^er^Ieib gemacht; ®u pltft für not£){g, burd^ genaue SSejeic^nung ©einer Sage S)ic!) Bei mir ju ent* fc^ulbigen, weil ®u meiner 5lnfrage unb eöentueßen SBitte um eine neue @elb{)ülfe nic^t nac^ Sßunfcfie entfprec^en !annft? SSenn S)u. mü^teft, tt)ie tief mic^ i)a^ Befc|ämt unb gebemütt)igt |at!

ift ma^r, ic| fal) mxä) anber§n)Dl)in um, unb gerietl) junöd^ft, ja einzig mieber ouf ®ic^, meil iä) ha§> @efü'f)I, öon bod) ferner (Stehen* ben suöiel Söo'^It^aten annef)men gu muffen, oft bi§ ^ur unerträgtic^* ften ^ein empfinbe. @o geriet^ \6) barauf. Bei ®ir, gegen ben ic^ bie eingei)enbften SSerpflii^tungen bod) niemals brücEenb empfinben fönnte, um 5lBpIfe na^gufragen, moBei id^ atterbingS mef)r Seine gürfprac^e unb SSermittelung, al§ ein Dpfer üon Seinem perfönli(f)en SSermögen im Sinne i)aBen !onnte , ba ic^ ja burcf) ®ic| gur @enüge mei^, mie feiir ®u Sid^ l^ierin Befc|rän!en mu^teft. ®a^ ha§> nun immer fo a!ut Bei mir ^erau§!ommt, bo§ ift nun einmal ha^^ (Sjcen^ trifc^e in meiner ganzen ßeBenSfituation, n^o aEe§ meine intimften @efüt)Ie Berü^renb immer fogleid^ f)eftig erfd§einen mu^.

5Iuc^ l^ierfür ift mir je^t eine perfönlic^e 93efpred)ung mit ®ir gur äu^erften 9^ott)menbig!eit getnorben: el ift ^ier atteS fo nerüoS unb feinföbig, ba^ Briefliche 50Jitt^eiIungen ni(^t miebergeBen fonnen. ®§ get)ört fo unfägüc^ oiel @ebutb bagu, in meiner mibermürtigen Sage Wliiif) unb SlrBeitSluft gu Behalten, ba§ ic| au§ bem tägtidjen ©innen unb Xra(i)ten, mie id§ mir biefe tro^ ber Ungunft ber 33er= f)ältniffe ert)alten foE, mirüid^ nur für bie immer fpärli(f)eren StRomente ^erau§!omme, mo icf), im gtüdlid^en ^rBeiten, Sttte§ um mid^ ^er öergeffen fann. Unb bie^ fommt 2lIIe§ ba'^er, weil meiner öerlangenben ^t)antafie immer necEenbe 9}J5gti(^!eiten be§ (SntfommenS t)orfd§meBen muffen. ®oc^ !^ieruBer entfd^eibenb münblidf)!

^ür je|t fe|eft ®u mid) unter ben Umftänben, unter benen ®u fie mir eingig auBieten !annft burc^ ©eine ^ülfggnfage in gro^e ^ein, unb fo öiel ift gemi^, ba^ ic^ bie (Summe, bie ©u mir für äJJai

119

jufagft, gur 95erauuef)mlicf)ung meines £e6en§ md)t annehmen fann : ic^ mu§ mein 5(n»!ommen anber»mo ^er^nfteüen fachen, ba» üer[tef)t fic^ öon felbft, unb gerai^ begreifft S)u mirf), wenn id) ^ir ha§> erfläre.

§aft ®u aber möglich gemad)t, auf irgenb eine 2)irf) nirfjt per* j5nli(^ arg kbrücEenbe SSeife, über biefe «Summe ju meinen ©unften §u bisponiren, fo nel)me id) fie ^u bem ßroede an, bie Kopien meiner Partituren unb SlIaoierau§äüge (bie l)ier jef)r tljeuer finb) ju beftreiten; bereits f)abe iä) einiges bafür ausgelegt, maS mir eine ju erfe|enbe 2üde in meinem StuSfommen gemacht Ijat ; oor Willem aber fönnte id)

für mein @elb unmöglid) ie|t meiter fortfd)reiben laffen. Somit ge^e id) gegen jene Summe bie 35erbinblid)!eit ein, bie fämmtlid)en Partituren unb ÄtaüierauSjüge meiner 9fiibe(ungen=Stüc!e copiren gu lafjen, unb bie ßopien bonn ®ir als (Sigentt)iim jur ^ispofition ju fteüen, mobei ic^ freunbfd)aftlic^ft anne()me, ®u toerbeft fie mir, fobalb unb folange id) i()rer bebarf, leiten. Sift ^u baS ivl-- f rieben?

33ereitS ift bie Gopie beS 9lf)eingotbeS gon^ fertig : id) erwarte fie näd)ftenS tjon Sonbon, mit Minbmortf)'S 5trrangement baüon §urüd; biefe ftänbe ®ir bann fc^on fur'S S^äc^fte jur Verfügung. S5om Ä(at3ierauSgug ber SöaÜüre merben in biefen Xagen bie beiben erften S(cte fertig; ben britten Stet i^abz id) öor S^ur^em erft Sllinbmortf) ^ur Bearbeitung jugefdiidt. Sn ber Hoffnung, ha^ ®u auf mein @egen= anerbieten einge^ft, mitt id) nun and) bie Kopie ber Partitur ber 2SaI= füre beginnen laffen, bie ®u nadj ii)rer Sßeenbigung ebenfalls fogleid) ert)alten fannft, ba flinbmortl) nad) ben SnftrumentationS = Sü^jen arbeitet. SSenn ®u je^t aber gcrabe etmaS 9iut)e unb ßnft jur ®urd)fid)t f)aft, fo fteüe ic^ ^ir bie Driginalpartitur beS nun ganj fertigen ( ! ) SSerfeS mit toufenb ^reuben nod^ einmal auf einige ßeit ju, imb befd)öftige ben Sopiften allein mit bem erwarteten Sltat)ierau§= juge beS 9it)eingoIbeS. @emi^ bin ic^ nun unget)euer t3erlangenb gu raiffen, mie S)ir ber Ie|te 5Ict gefiele, benn id) f)abt ja au^er ®ir '^k-- manb, bem id) baS eigentlid^ mit (Srfolg mittf)eilen fönnte. @r ift ge= ratt)en; tt)at)rf(^eintid) baS Befte, maS id) nod) gefc^rieben. ©in furd)t= barer Sturm ber (Elemente unb ber ^er^en ber fid) aUmät)Iig bis gum 2öunberfd)(af Srünnt)iIbeS befänftigt. M) ! ba^ 2;u nod)

120

fo lange öon mir fern bletBen mu^t ! ! ^onnft S)n ntc^t fc^neU einmal einen Keinen, plö^Iic^en Sinkflug ju mir mai^en??

2t(fo entließ |oE iä) nnn ettt)a§ öon ©einen neuen Äompofitionen erhalten?? 9^nn, i^re Slnfunft unb i^r ©ingug in meine ©tuBe f ollen gefegnet fein! ^ä) I)abe jie lange erfel^nt!

SSon S3erIios ^atteft ®u mir nicfitS meiter gu melben? SSirHic^

glaubte ic^ rci^t öiel öon if)m gu erfa'^ren. Unb öon feinen Partituren

!ann tc^ aud^ immer noc^ nichts bekommen? ^d§ pouftre je^t, tüie

®u S)ir ben!en fannft, mit meiner Slrbeit. @onft njarte iä) ah, toa§>

mit meiner @efunbf)eit mxh : mein ^Irjt töottte mid^ in 95äber fc^iden,

tüoranf icf) aber nirf)t eingeben miß unb !ann. SBenn iä) irgenb mü^te,

n)ie anfangen, mad^te ic^ ben ^erbft mit ©emper einen SluSflug

nad^ 91 om: iöir unterhalten un§ oft baöon, aber immer mit ber ftillen

^Öffnung, ba^ ®u mit babei tüäreft. ®a fiaft ®u eine neue

(dritte! @rü^' taufenbmal bie ^ürftin unb if)re Xod^ter, bie mir

fe^r t)eiter unb freunblid^ gefi^rieben !^at, mofür ic^ i^r ^ergttd)en

©an! tt)ei§. ©ic^, Siebfter, bitte id) inftänbigft, midt) nid^t mieber fo

lange auf einen 93rief ttjarten §u laffen ; fc^reibe mir ja balb unb

ein tt)enig ausführlich, ha \ü\v un§ boc^ fobalb noc^ nidf)t fei)en foEen!

Seb' UJo^I unb bleibe mir gut !

©ein

214.

SJlein lieber grang!

Sc§ mu^, e'^e id^ in S3e5ug auf meine Slmneftirung fetbft etma§ unternel^me, mid^ nodf) einmal grünblid^ mit ©ir beratf)en, unb ba bie^ münblid^ tüie id^ fo fe^r münfd^te uid^t |e|t möglid^ ift, fo fei in möglid^fter ^ürge f d^rifttiii) !

2tu§ ^rag lie^ mir |e|t ber bortige ^oIigei = ©ire!tor, 93aron ö. ^eimann, fagen, ic^ mochte mid£) §um ©d)tüeiger SSürger machen laffen; meinen ^a^ töürbe alsbaun ber Dfterreic^ifc^e ©efanbte für bie Äaifer* ftaaten öifireu, unb i^ !önnte mid^ ungeftört bort auf f) alten, inbem man altenfatlfigen 9f?efIamationen (Sad^fenS entgegnen mürbe, man

121

feune feinen ©ädjfijdjen Untertljan ^, 2B. ®a§ toäre nnn ctwa§, nm mir tt)enig[ten§ md) einer (Seite I)in Suft jn madjen: bod) märe bamit aüerbincj^ nid)t üiel gewonnen, nnb id) tuiirbe nnr in bem ^-alle @ebrand) baüon madjen, wenn \x<i) nm eine 2tnffüt)rung be§ Xann= !)änfer in SSien fjanbeln mürbe, ben id) bort nur unter ber Scbiugnng meiner ^lerfönüdjenSfKitmirf'nng I)er§ugeben gebückte. SSic^tiger bleibt mir bagcgen, mir "oa^ eigentlidje ®entfc^Ianb mieber erjd)Iojfen ^u miffen: nid)t um meinen bauernben ^tufent^alt bort ju nel)men, benu ic^ fann nur nod) in ber ßurüdgejogen^eit gebeitjen, bie ic^ mir bann in einem [titten Örtd^en in ber ©djmeij am $ße[ten gn fidjern mü^te; fonbern um bann unb mann, nnb bort, mo eg einer entjdjeibenben 5(uf'- füt)rung namenttic^ be§ 2ot)engrin gilt mir bie not^ige 5tnregung üerfc^affen ju fönnen, o^ne bie iä) enblidj üerfc^mad)ten mn^. Sd) bin fe[t entfdjtoffen, meber in 93erHn nod) in ä)Zünd)en ben ßot)en^ grin o^ne mid^ auffüljren gu taffen. ®oc^ anc^ an eine Stuffütjrnng meiner g^libe hingen ift gar nic^t gn beuten, menn id) nic^t jnoor bie i5reit)eit ert)alte, ®entjd)Ianb bnrdjreifen ^u !önnen, um mid) genau üon ben je^igen @ejang§ = ®arflellnng§!räften auf ben XI}eatern in Äenntnij3 jn |e|en. ©nblid) aber 1:)aht id) ha^» t)erälid)e Sebürfni^, alle Sat)re menig[ten§ eine ^dt in deiner 9lä^e p üerteben, unb S)u !önnte[t oerfii^ert jein, ha^ id) öon ber g-rei^eit, ®id) befuc^en ^n bür= fen, einen häufigeren unb banernberen @ebrand) machen mürbe, a{§> ®n. tiefes 3nie§ ^u gemimten ift für mid) jeljt aber ^n einer entfdjiebenen 9lotf)menbig!eit gemorben, unb id) !ann ntd)t länger fo fort leben, o^ne enblic^, unb fc^nell ben entfd)eibenben Schritt, biefe§ ju erreid)en, ju tl)uu. Sd) bin bemnad^ entfdjtoffen, an ben ^önig öon ©adjfen mid) um 5Imneftirnng ju menben, unb gmar in einem (5d§reiben, in meldiem id) freimüt!)ig meine Übereilung eingeftef)en, fomie genau motiöirt betennen merbe, ba^ mein S3erfpred)en, mid) nie unb feiner SSeife meljr mit potitif^en fingen jn befaffeu, burc^aug nnb grünblic^ üom ^er^en ge^e. §ierbei ift aEerbingS ju bebauern, ha^ bei entfd)iebeuer Söö§= miüigfeit öon ber anberen Seite, ein folc^er $örief lei^t in einer äöeife ber Öffentlid^feit notifi§irt merben fönnte, bie mic^ alöbann nött)igen bürfte, gegen eine fatfd)e unb bemütl)igenbe Deutung meine§ Schritte» mieberum öffentlid) jn proteftiren, fo ha^ ein unl)eilbarer 93rud) bann

122

für alle Reiten eine 95erjö!)itung unmöglich machte. Sßo^I üBerlegt mu^ ic^ bafjer immer nocf) für ha^ ^mdmä'^iQ\k f)a(teit, tt)enn mein (3t\nä) buri^ eine britte ^erfon münblic^ bem Könige üorgetragen lüürbe. 3n meiner gänglicfien 58eruf)igung unb mit eingig möglichem ©rfolg fönnte bie^ aber nur bnrc^ ®i(^, lieber S^ang, gefd)ef)en. ®a^er lege ii^ S)ir f)eute bie entfi^eibenbe ^rage öor: miEft S)u ü6ernet)men, bnrc§ einen S3rief be§ ©ro^fierjogS öon SBeimar einge* füf)rt, öom ^önig öon ©acfifen eine 5Iubien§ gu öerlangen? 3Ba§ ®u in biefer 5Inbien§ bem Könige p fagen l^ätteft, brandete ic^ S)ir nid)t anzugeben; gemi^ aber ftimmten lüir barin überein, t)a'^ bei ber 93itte um meine S3egnabigung aüer Slccent nur auf mein ^ünftlert!^um gelegt n)ürbe, infofern au§ i^m unb au§ meinem befonbern inbiöibu= eilen St)ara!ter at§ ^ünftter fomo^t jener auffaEenbe politifc^e ©pe^ p erüären unb p entfc^ulbigen, al§ auc^ bie @rünbe für meine 5lm== neftirung nur in 9flü(lfi(f)t barauf gu ermägen mären. Su 95epg ouf jenen ®£ce^, fomie ouf feine pnäi^ft nocf) einige Sa{)re anbauernben folgen, bin i(f) bereit einpgefte^en, ba^ id) mir fetbft je^t al§ bamat§ im Srrt^um befangen unb öon £eibenfc£)aft I)ingeriffen erfc^eine, menn gleich id) mir bemüht märe, md)i eigentliche, bem ricfiter liefen «Sprudle ppmeifenbeSSerbrec^en begangen gu f)aben, fo ha"^ mir fcfimer fallen mü^te, ein foIc^eS ein§ugeftef)en ; ma§ mein SSer^alten für bie ^ii'^iii^ft beträfe, fo märe id) aber erbötig, jebe »erlangte binbenbe (Srllärung be§f)alb gu t^un, infofern ic^ nur meine innere, geläuterte unb berief« tigte Slnfid)t funbgugeben !^ätte, bie mir bie ®inge biefer SSelt gegen= märtig in einem Sid^te geigt, in melc^em ic^ fie früf)er nid)t \ai), unb mid^ in jeber §infic^t einzig auf meine ^unft, nimmermelir aber auf irgenb ein f^elb ber ^3olitif(i)en ©peculation meift. Slu^erbem !§ätteft 2)u aber auc^ p öerficfiern, ha'^ mein 2Sieber=2(uftreten in S)eutfc£)Ianb nie irgenb meld)e SSeranlaffung p einer ®emonftration geben foEte, bie leicht felbft menn fie nur bem Mnftler gelte öon Übelmotten* ben boc§ auc^ a(§ üon poIitifd£)er ^f^atur gebeutet unb Beabfitfitigt merben bürfte. @Iüc!Ii(^er Sßeife fei ic^ al» ^ünftler in bem ©tabium an= gelangt, mo id§ nur noc§ mein ^unftmer! unb fein ©elingen, in !einer SSeife aber ben ^Beifall ber SJJenge im 5luge \)aht. ^d) mürbe bat)er, unb §mar !eine§meg§ im SBiberftreit mit meinen inneren SSünfdien,

123

mic^ mit tjröBter ^efttmmtf)ctt öerpfücf)ten, jcber öffentlichen @t)mpa= tfjte^Seseignng felbft mir aU Mnftler bargeßoten anf ba§ Un= Befangenfte anS^ntüeic^en, ©inlabungen §ufogenannten^-efteffenn. f. tu. auf ha^ ^eftimmtcfte adteljuen, ja nad) Gräften, burcf) bie 2trt meine» Stnfentt) altes , fie unmoglid) ju machen fud)en. ®§ läge mir felbft nid)t einmal baran, t)or!ommenben ^alle§ bie Slnffitljrnng einer meiner Dpern perfönlid; gn leiten, fonbern, moranf mir einzig anf ante, tniire, mic^ burc^ ^Iffiften^ bei ben groben ber ricf)tigen 5luffaffung i3Dn (Seiten ber Sl[u§füf)renben unb ®irigirenben ju tjerfii^ern ; ia, erf c^iene gitr 58ermeibung einer mögtiiijen ©etnonftration not^ig, fo tnürbe ic^ midj felbft ba^u bereit erflären, nad) Seenbigung ber groben, alfo t)or ber 2Inffiif)rnng , öon bem betreffenben Orte abjureifen , moranS tnan beutlic^ erfeljen möge, anf ma§ mir f)ier eitt^ig an!ommt. Sm Übrigen tierpflic^te idj mid) and), in ©c^riften felbft fünft» lerifdjen 3nl)alte§ jebeS irgenb ^u SUüpentenbe, ober gar Dffenfioe, tnie friifjer in meiner ©erei^tfieit tnir mieberfa^ren fei, gän^Iic^ ju üermeiben. Stilen biefen ©rflärnngen gegenüber fönnte fomit nidjt mef)r utn bie 3tifunft, fonbern nur noc^ um bie SSergangenfjcit fid) f)anbeln: bie möge man nun mir aU S^ünftler mit SSergeffen t)er= fi^Ieiern, itidjt aber '^ad)t bafür nef)tnen.

®ie^ 5(ne§ fönnte bnrc^ S)eine münblid)e Stu§einanberfe|ung un* enblid) mannigfaltiger, felbft 3ugeftänbniBt)oIIer gegeben werben, aU mir brieflich nod) ba^n in einetn (Snabengefnc^e möglid) fein bürfte,

(Somit ergef)t meine inftiinbige, fjerjlidje S3itte an ®id): ermeife mir anc^ biefen großen ^rennbfd)aft§bienft! ! Dpfre mir bie ^vod ^age, bie ®id) ber Sefnd) ®re§ben§ foften tnürbe, unb mirf ®id) mit bem etttfd)eibenben ^f^ac^brude auf biefe 2(ngelegent)eit, ber fie einzig er= fprie^Iid) mad)en !onn! SSon feinem anbern (Sdjritte fonn ic^ mir ein beftimmteg unb fefte§ 9fiefultat ermarten: ®u bift ber (Sinnige, ber in ber nötljigen SBeife für mid) fprec^en fann. §ätteft ®u @rüttbe, meine ßi^Ktut^nng abgntücifen, fo bliebe mir eiti^ig übrig, felbft an ben ^'önig gu fd^reiben, für toeld^en Salt ^n überlegen tt)äre, biirc^ mn id) tneinen S3rief bem ^önig guftetten lie^e: öieüeidit bitrc^ ben 2Seitttarifd)en ©efanbten'^ Sdjlüge mir ber Slönig mein @efud) ah.

124

jo bliebe noc^ bie SSermtttelung bur^ einen preu^ifc^en SOZinifter (ber mir für biejen %all angeboten ift) offen, boc^ gebe ic^ aucf) auf biefe nur wenig, tt)ät)renb id§ 5IIIe§ nur üon S)ir unb f^einer perfönlid)en '^ürfprac^e erttjarte.

@ei alfo fo gütig, mid^ al§balb toiffen §u laffen, toaS icf) §u tt)un 'i)ahz.

£eb' n)o^I für f)eute, unb fei ^er§Iic|ft gegrüßt üon 3ürid^. 13. Stpril 1856. ©einem

ülidiarb SS.

SSieIIeid)t !5nnteft ©u bei biefer @elegent)eit bem Könige ein ©jemplar meiner 9^ibelungen=®ic|tung überrei(i)en?

215. Siebfter Olid^arb!

S^ bin nic^t läffig in ber Slngelegenf)eit 3)einer ^lüdf^^r nat^ ®eutf(f)Ianb geblieben.

£eiber aber !£)aben meine legten Semü'fjungen unb ©d^ritte fein günftigeS 9fiefultat nod^ f)erbeigefüf)rt , tt)a§ übrigens burc^au§ nid)t fagen foE, ba^ biefeS nid)t in 2lu§fid^t ftet)t.

©eine 5Inbeutung über ben ^rager ©eitentücg t)atte ic^ nur für eine Söufion, ouf wdä)^ ©u ©id^ nic^t eintaffen fannft, weil fie bie gefä!§rlic£)ften folgen nac^§iel)en lönnte.

©)a§ ©ingige, tt)a§ ic| ©ir ie|t gu ratzen ^obe, unb worum ic^ ©ic^ inftänbig bitte, ift :

(Sofort an ©einer SJ^ajeftöt ben ^önig Don ©ac^fen ©ein @naben* @efuc^ gu richten.

Sn bem ©tobium, in welches ©eine Slngelegen'tieit geratt)en, ift biefer (Schritt unumgönglid^ notf)Wenbig, unb ©u !annft oerfitfjert fein, ha^ id) ©ic^ nic^t ba§u oeronlaffen würbe, wenn id) nid^t mit SSe* ftimmttieit anne^^men mü^te, ba^ ©eine 9iü(l!et)r nacf) ©eutfi^Ianb ouf leine anbere SSeife ^it erlangen ift. ©o ©u mir fc^on gefagt t)aft, ha% ©tt on ben ^önig fcfireiben würbeft, fo gweifle ic^ nict)t, ba^ ©u

125

and) of)ne S^erjögeruntj t^iteft. (2cf)icfe mir eine §I6jd)nft ^Seine^ Briefes an ben ^5nig, oon n)eldjem ®n oor ber §anb 2)eine S3e= gnabignng mir in fo weit jn oerlcingen f)aft, ba§ '^ix erlaubt raare, ®eine2Ser!e inSSetjmar gu pren, lueil bie§ für ®ein lüeitereg gei[tige§ ©cfiaffen notljmcnbig i[t, unb ®u bie 33erfic^ernng (jegteft, ha^ S)ir t)ier in SSet^mar ein günftigeS SSoI^tooüen t>on Seiten be§ ©roPerjogS gu X^eil ttjürbe.

(S§ ift für mic^ Ijergbred^enb, ®ir jotd)e Umftänbti(i)!eiten oor^u^ fc^reiben, jeboc^ glaube mir ift ber einzige 2Beg für ^ic^ nad^ Seutfd^Ionb. SSenn ®u einmal ein paar SSoc^en Ijier gemefen bift, fo !ann fid) ha§> Übrige fttt)a§ leidster finben, unb ic^ njiü ®ir jur ^eit ha§: 9^ötf)ige barüber mittljeilen.

(Sinftttjeilen aber muffen mir gebulben unb nod) gebulben ! ^-affe aber guten 9J?utI) an ber §offnung , bie ic^ feine§meg§ auf' gebe, ha'fi mir Sid) ^ier fe^en.

3)ein getreuer

S. ßtfst.

Sol^anno ift feit ad)t Xagen ^ier unb ^at ben £)rpt)eu§ unb 9iomeD mit bem enormften $8eifaE gefungen. ©elegentlid) fpred^e ic^ ®ir au§fü^rlid)er üon if)r.

W\t berfelben ^oft erfjiiltft ®u bie brei erfterfc^ienenen 9^ummern meiner ft)mp^onifd)en ^ic^tungen,

216.

Siebfter granj !

^ein le^ter Srief traf mic| mieber auf bem ^tanfenbett: ^eute fürchte ic^, !aum genefen, einen neuen Üiüdfalt: fo get)t mir'§!

§eute erf)ielt id) bie gmeite (Senbung Seiner ft)mpf). ®id)tungen : fie machen mid^ plö^Iid) fo reid) , iiafi id) mid^ nod^ gar nid)t faffen fann. 2eiber fann id) nur mit großer ©c^mierigfeit mir gu einem beut» liefen ^Begriffe bation oerfjetfen: bie^ mürbe mit 93Ii|e§fd^nene gel)en, raenn 2!u fie mir oorfpielen !önnteft. 3d) freue mid) mie ein ^inb auf t)a§> 8tubium: menn ic^ nur erft etma§ mo^I merben mollte!

126

(Sötaft ®u itoc^ ben brüten St!t ber SSalfüre gef^icft laben? -

mein ßoptft orbeitet jo tangjam, bo^ Su getro[t noc^ barüber big^

poniren !annft; i^ frug ®tc| fc^on einmal. ®ie ^opk ber ^ar=

titur be§ 9flf)eingoIbe§ erwarte ic^ näc£)ften§ öon 5lIinbn)ort| gnrüc!:

bann ftelle id) fie ®ir §u.)

Sd) ge!)e baran eine ^nrganj ein§une!^men , nm ben SSieberauS*

Brud§ meinet Übel§ ab^uwenben. 2lc§ , fönnte ic^ mid) bod^ lieber

gleiif) gan^ nnb gar in ha^^ ^urgatorium onfmad)en !

Slbieu! taufenb ®an! ©einer greunbjcfiaft! fR. SS.

217.

moxmi bei @enf, 12. ^uli 56.

SiJJein lieber ^r ans !

©ie^ft S)n, !t)ier!^er bin icf) geflo'^'n, um mir enblic^ ©enejung gu fuc^en! 2öie mu^te ic^ tacfien, al§ mir bie ö ortreff lid^e ^ürftin mit (Sorge nnb S3ebauern bie gamilie Tl, für ^ürid) anmelbete! SSor bergleic^en Übel bin ic^ nun fic§er! Sßa§ unfer ®ine§ im Umgang mit !§eterogenen, gänslid^ un6 fremben SJienfc^en fid§ aufopfert, meiere Seiben nnb 9J?artern un§ |ierau§ ermac^fen, \)a§> !ann gar fein Stnberer auc^ nur onnä^ernb empfinben ; bief e Dualen finb um f o großer, aU fie eben üon S^iemanb fonft begriffen werben, unb weil bie un§ abge= legenften 3J?enfc§en wirüicJ) glauben, wir wären eigentlid^ bDC§ nur Sf)re§glei(f)en, benn fie t)erftet)en eben gerabe nur foöiel öon un§, oI§ mir wirflief) mit if)nen gemein !^aben, begreifen aber nicfit, wie wenig, wie faft gar ni(i)t§ bie^ öon un§ ift ! ^oä)maU bie Dualen be§ Umganges finb mir je|t ipofitio bie empfinblid^ften geworben, unb ic| raffinire nur barauf , midf) ^u ifoliren, gwinge mid§ §um §llleinfein, unb forge, wie bie^ ju erreid^en. 5tl§ ic^ ©übe Wai fc^on im SSegriff mar, mid^ §u flüchten, befud^te mid^ plö|lid^ Xid^atfdief ; biefer gute SO^enfc^, mit bem präcfitigen, finblidfien ^erjen unb bem Iieben§wür= bigen ^opfdien war mir red^t angenef)m, unb feine entl^ufiaftifd^e Sln= Ijängtid^f eit tf)at mir red^t Wof)I ; namenttid) erfreute mid^ aud^ feine (Stimme nod^ fef)r, unb gab mir ein, i|r noc| etwa§ 5U§utrauen. Sd^

127

tüoüte if)n nac^ Sruuneii füf)rcn ; jd)ted;te5 3Bcttcr nerjögertc bicfs Sor= l^aben, bi§ wir'§ enblid; bod) luagten, uub id; auf ber S'^^ji-'t i^^^* ^^i^ gtüölften 9lüc!fa!tt meiner @eft(^t§rofe (für biefen SSinter) jugog. Sc^ ^atte5nie§ üorauS gefef)en imb war beS^atb träfjrenb Xid)atfd)e!'§ jtüölftägtgeu 51ufentf)alt§ in beftänbiger ängftlid^er SOIarter gelüefen; biejeS abjc^eulidie Seiben (jat mid) je^t tief begrabirt: im Womt 9J?ai Ijatte ic^ allein 3 BiücfföIIe, unb noc^ je|t üergef)t nid^t eine ©tunbe, in bcr mir nidjt bie 5Ingft eine§ neuen SIu§brud)e§ ertnüdjfe. <Bo bin id; unfäljig gu Slüem, unb ftellt fid) nun I)erau§, ^ialji \ä) grünblic^ für meine §erftellung forgen mu^. ®a§u bebarf e§, ba^ id^ ein peinlich ftrengeS 9iegime in SSe^ug ouf ®iüt unb fonftige £eben§meife fü()re; bie geringfte Unorbnung be§ 9}iagen§ unb Unterleibes inirft fogteid) auf mein Übel. ®a§u grofeefte 9^uf)e, Entfernung jeber Slufregung, jebe§ 5lrger§ u. f. vo., ferner ÄarlSbaber SBaffer, gemiffe marme ^äber, fpäter !atte IC. Um mid^ ba§u fomeit mie mögtid) öon ^u §aufe jn flüd)ten unb jeberUmgonggöerfuc^ung ju entgegen, Tjabe ic^ mid^ l^ierfjer geflüd^tet, wo id) ein red)t geeignete^ 5lft)I gefunben ^aU. SdE) mo^ne jtüei @tunben öon ®euf, auf ber anberen ©eite be§ SUiont ©aleüe, axif beffen ^aihtv §öt)e, in f)errlid^er Suft. Sn einer ^enfion fonb id^ ein, üon bem ^auptgebäube abgelegenes ©artenl^äuSd^en, iia§ id) gang allein bewohne: üom S3al!on au§ ^abe. ic^ bie göttlid)fte 5tu§[id)t auf bie ganje 9JJontblanc=^'ette, au§ ber 'Ü^üre tret' i6) in ein l)übf(^e§ ©arteten. SSottfommenfte Slbgefdf)lDffenl)eit war erfte S3ebingung; id^ werbe befonber§ fevüirt unb fel)e Sf^iemanb al§ ben ^lufwärter. @in freunblic^eg §ünbd)en ^e|3fen'§ S^ac^folger ^\p§> genannt, ift meine einzige ^efeüfd^aft. 9^ur eine 93ebingung mu^te id^ eingel)en, um bie SSergünftigung be§ ^efi|e§ biefe§ @arten=(2alon§ ju erl^atten: be§ ©onntagS 9Jiorgen§ mu^ id) üon 9 bi§ 12 Ul)r i^n räumen; ha !ommt ein ©enfer ^^farrer unb l)ält ben l)ier wolinenben ^roteftanteu (55otte§bienft in bemfelben 2ocate, in welchem id^ ©ottlofer bie übrige 3eit mein SSefen treibe. ®0(^ bringe ic^ bie^ Dpfer fd)on au§ 9?üd* fid)t für bie 9?eligion gern; ic^ beule midj baburd) abjufinben. Sc^redlid^ tl)euer fommt mid) bie ^adjc ober, unb Dl)ne ©eine ©ubfibie fönnte id) ba§ 5lbenteuer gar nid;t beftel)en : id) rei^e fomit ta^ ©etb für bie Sopien meiner ^ortituren, ju benen ic^ beftimmt

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{)atte, an: |ilft nicf)t§. ©erabe gu memem @eburt§tQg traf bie^ @elb au§ SSien ein ; nimm meinen größten S)an! für bie§ Opfer! 3^ tüei§, ift fc^änblid), ha^ S)u mir auc^ noä) @elb geben foßft ttiarnm t!)uft ®u'§!! S5ei ber @elegenf)eit erfreute mic^ ®ein 3Ser* tüonbter, öon bem \6) suüor gar nic£)t§ n)u^te, mit einigen pc^ft freunb ticken ßeilen, bie mir n)ir!Iic£) bie S3itter!eit, (Selb üon 3)ir empfangen §u muffen, üerfü^ten; grü^e i^n bocf) nnb ban!e i^m f)er§* lic^ft öon mir!

©in ^iano tnenn auc^ ni(f)t öon ber öeftenSorte ftet)t eben* faü§ in meinem ©alon ; I)offentIicf) faffe ic^ balb »ieber SUlutl) nnb beginne enblid^ ben ©iegfrieb. ßunädjft aber foEen ©eine ^arti* turen nocE) orbentlic^ öorgenommen ttJerben. Sßa§ Ijaft ®u mir ta 9tIIe§ gefd)ic!t 1 ! ^d) 'ijaU wo^l lange banac^ gefd)mac^tet, enblic| öon ©einen neuen 5lrbeiten etma§ gu befommen; aber borf) fe|t micf) biefer 9fleic^tf)um faft in SSertegenf)eit, unb ic^ merbe 3^tt gebrou^en, 2lüe§ gef)i3rig auf§unet)men. 3Ic^, bagu ge:^i3rt nun aEerbing§, ba^ i^ fie t)5ren mü^te, ober ha^ ®u fie mir öorfpielteft; ift red)t gut, fo etmaS gu lefen, aber ta^ eigentlii^e ©al§, ha^ (Sntfdieibenbe, atte ßmeifel ßöfenbe !ommt boc^ erft burc^ 2tnt)Drung gum @enn^. Su bem für mic!§ fo fc£)aubert)aften Wonat Mai lonnte iä) nur erft nod) toie an§ trüben SSoÜen mit mattem 93Iide bie fed§§ Partituren burd^fef)en; aber bereits fo empfing ic^ ben electrifcf)en (Schlag, ben ha^ @ro^e auf un§ t)erö orbringt, nnb foöiel mi^ icf), ha^ ©u mir ein erftannlidier SJlenfd) bift, bem ic^ in leiner Sßeife irgenb eine anbere ©rfdieinung auf bem Gebiete ber Ä'unft unb be§ 2eben§ gur (Seite ftellen fann. @o fe'^r ^aben mi^ fogkic^ ©eine Sonceptionen unb bie 5tu§fü|rung§== entwürfe in it)ren größeren ßügen betroffen, ^a'^ i(f) fogleirf) immer nur nod) 9^eue§ öon ©ir ^aben tooEte, bie 3 nod) fel^tenben (Stütfe gauft unb ©ante, ©a fie'^ft ©u nun, wie icfi bin: of)ne noc^ mit ben geint)eiten ber eigentlichen !ünftlerifd)en 5lu§füf)rung öertraut morben §u fein, tüottte ic^ fc^on meiter gef)en; mafjrftfieinlici^, meil id) ö ergweif ein mu^, o'tjue 5lnl)örung mit biefen k\ä)t öertraut gu werben, benn nichts ift fatfc^er unb gwedlofer, al§ bie^ burd) mü£)fame§, unterbrochenes, ftümper!)afte5 ^laöierfpielen gu öerfui^en, mo'^ingegen nur eine gute, f(i)neE im rid)tigen ©empo, burd) ben5tu§bruc! öoüfommen unterftü|te

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9}orfüt)rung ha§> gan^e ^Büb in feinen mannigfaltigen ^arBen gang ge= irafiren taffen !ann. ®a 6i[t ®n nnn eben jo glücflic^ , 3)ir hiermit über aUe Segriffe öortrefflid^ f)etfen gu !önnen! SBirflic^, ttienn id) fo ©eine Äünftlerlaufba^n , bie fo ganj abtoeid^enb öon jeber anbern ift, üBerblirfe, er!enne idi nnn flar, ineld^er Sttftin!t ®id^ auf ben je^t oon ®ir Betretenen SSeg gebra(i)t t)at : oon Statur bift Su ber eigentliche loa^re, glüdtid^e ßünftler, ber nitfjt nur bid)tet, fonbern auc^ felbft barfteüt; magft S)u nun früher al§ ^ianift gefpielt f)aben, ttia§ ®u ttJDÜteft, fo war immer ber äJJoment ber perfbnli(f)en SJJittl^eitung Seiner frfjönen Snbiüibnalität, ber un§ ^a§> gang ??eue unb Unbe!annte brad)te, unb nur ber !onnte unb burfte öon ®ir reben, bem Su fclbft (unb ^voax in glüdlidier (Stimmung) üorfpielteft. S)iefe§ 9^eue, unbe- fd^reibtidj ©igentl)ümlid)e unb 23efonbere Xüax nun aber gang unb gar an Seine ^erfon gefeffett, unb oI)ne Seine unmittelbare ^erföutic^feit mar eigentlid^ gar nic^t öortjanben; fomit !am (Sinem, menn man Sid^ f)brte, bie ^lage an, hal^ biefe SBunber eigentlich mit Seiner ^erfon unmieberbringlid) öerfdjminben unb öerloren get)en foüten; benn ift gerabe§meg§ liid^erlid) gu glauben, ha'^ Su Seine Slnnft irgenb mie burd) @d)üler !)ätteft öererbeu !5nnen (mie Ie|tt)in einiöerliner prie§). Sie^Zatur forgt aber burd) unöerfieglid^e§ülf§mittel für^ortert)aItung beffen, ma§ fie fo feiten, unbnuraI§5lbnormität, ^eröorbringen!ann: fie gab baf)er aud) ben rid^tigen SScg hierfür an. Sie SBunber Seiner perfönlidjen 9[)Zitt{)eitung mu^teft Su in einer SBeifegu ertjalten fuc^en, meldte oom Seben Seiner ^erfon felbft fie unobl^öngig mad)te. Sa§ ma§ Su frül^er auf bem ^taöier gefpielt ^atteft, Ijätte fjierju nid)t ge= bient, benn gerabe bie^ mar eben nur burc^ Seinen perfönlic^eu 58or= trag gu bem gemorben, ma§ un§ erfd^ien, toeMjalb [id) mieber^ole e§!) oft aud^ gkid)gültig mar, mo§ unb oon memSu etma§ öor» fpielteft; fomit mu^teftSu, o^ne gu fud^en, barauf öerf allen. Seine perfönlid^e ^unft burd) ta§^ Drd)efter gu erfe^en, b. I). burc^ ßompo== fitionen, bie üermöge ber unerfc^öpflic^ften §ülfmittel be§ SSortrage§ im Crd^efter, Seine Subioibuatität miebergugeben im (Staube maren, ofjue ba^ in ßii^wift Seiner inbiöibuellen ^erfon babei beburfte. So gelten mir Seine CrcEieftermerfe je'^t gteic^fam al§ eine 9Jcouu* mentolifirung Seiner perfönlii^en Äunft, unb f)ierin finb fie fo neu unb

2Sagner u. Stf-jt. Srienicdlfct. n. 9

130 -

uut)ergteicf)bar, ba^ bie Äritt! lange ^ett brauchen wirb, um nur irgenb wie ^u ttiiffen, n)Dt)tn bamit Stc^ @ott! ba§ ift 2ltle§ fet)r nü^Hcf) unb mt^üerftänbüd^ in briefU^er S[Rittf)eitung ; aber ic^ glaube, wenn Jotr un§ n^ieberfe'^en, trerbe id^ ®ir öiel Sf^eueS, bnrd) 2)i(^ mir !Iar @etDorbeue§, mittf)eilen lonnen. SSenn icf) bann nur bie rechte 9iul)e unb ®eutli^!eit t)abe: ba^u gehört fiebere @efunb!§eit, fonft !ommt immer fogleid) bie fatote 5lufgeregt|eit, mit ber gar nid^tS au§= gerichtet wirb unb ta^^ S3e[te immer unmitgett)eilt bleibt. 'i^t^f)a.ih, unb weil mir mein enbU(f)e§ SBieberjufammentommen mit®ir gteid^fam ber ßiel^unft ift, auf ben ic^ einzig al§ etwas SSünjd§en§mert^e§ ro§= orbeite, !enne ic£) je^t feine anbere (Sorge, al§ bie um eine grünblic^e 3Sieberf)er[teEung meiner ©efunb^eit: möge mir unb ben Dpfern bafür gelingen, mic^ balb fo weit gu bringen! ^ä) werbe 2) ir fleißig barüber mitt^eileu- äJfeine S3egnabigung§gej(^ic^te ^at für mic^ nur Sntereffe, weit im glü(!tic^en ^aß mir ieber^eit berSßeg ju S)ir eröffnet wirb: glüdte \)a§i 3Sort)aben, fo würbe ic^ im näd)ften äBinter^oIbja^r ®ir einige ßeit §ur Saft faEen.

^rang äßüUer f)at mir fe^r rü^renb gum Geburtstag gratulirt : ic^ !aun it)m t)eute nid)t nod^ befonberS fc^reiben, aber ic^ bitte ®ic^, i^m au§ meinen t)eutigen 9^a^ri(^ten mil§utt)eilen , unb i^u ^u öerfic^ern, ba^ feine ^reunbfi^aft mir fet)r woI)I t!^ue! ^ann er mid§ nicf)t mit ®ir befud)en, fo t)offe ic^, wenn berfäd)ftfd)eSuftiäminifter9flaifon annimmt it)n bei ^ir im §erbft red)t üou ©runbe au§ !ennen gu leriten, <Sd)on fein SSorfa|, mic^ gu befuc^en, t)at mid) fe^r glücflic^ gemad^t!

Unb toufenb ^erglic^en ®an! für ben SSrief ber lieben t^ürftin, bie je|t batb grau ©etieim^Secretärin titutirt werben mu^! (5d)önfte (Srü^eanSlKcü

®ie t)errlid§e Suft unb ber ruhige, freunblic^e Slufent|alt, bie ict) uun feit 2 Xagen genieße, wir!en bereits etwas ert)eiternb auf mid^: id^ beginne für mein SBo^Ifein p !£)offen !

Seb' wot)t, liebfter, eingigfter greunb ! @ei nur um beS ^immelS mitten nic^t fo farg in Seinen SD^ittt)eiIungen! SSenn wir einmal unfere S3riefe öergtetdf)en, mü^te ic^, gegen ®id^ gehalten, red§t als @d^wä|er erfd^einen; wogegen Su ®td^ als X^at=9JJenfc^ atterbingS

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jet)r noBet ausnehmen tuürbeft! 5Iber befter ^ran^ ettt)a§ 3?er= traulidjfeit i[t anä) tjut ! SDJerf'Sir ha^, ®ittiornef)mer äöof)ltt)äter! !

2eb' tüo^l, unb fcf)reibe mir batb! S<^ neunte ®ir ©eine ^arti= turen tuieber orbentlic^ tior, unb ben!e, fie follen micf) ftott machen.

5lbbrejfire immer: poste-restante Geiieve. ®ein

^. SB.

5lber ber aJJajeppa ift bod) furdjtbar fc^ön: ic^ mar gang au^er Mjem, aU id) if)n nur ba§ erstemal burd)ta§! Slud) ba§ arme 9?ofe bauert mid): bie Sf^atur unb bie äöett finb boc^ jdjredtid;.

©igentlid) möd)te id} ie|t lieber bid)ten , al§ componiren : ge= t)ört eine ungeljeuere §artnädigfeit baju, \o bei ber (Stange §u bleiben. Sc^ ^abe mieber §mei munberooüe ©toffe, bie \d) noc^ einmal au§jül)ren mu^: Xri[tan unb Sjotbe (ba§ mei^t ®u!) bann aber ber Sieg ha§> |)eilig[te, bie üollftänbigfte (griijfung: ba§ !ann id) 3)ir aber nic^t mittf)eilen.' Sd) mu^te il)m aber eine anbre Deutung gu geben, aU 35. ^ugo, unb ©eine Tln\it f)at fie mir gebrad)t nur nic^t ber (Sd)tuB au§ @rö^e, 9lul)m unb SSoÜSljerrfc^aft madje iä) mir gar nid^tS.

218.

äJJeine ungarifc^e SReife ift in ben legten SBoc^en auf fo uner= martete SBeife in bie ®ä)\othi geratfjen, ba^ ic^ immer gezögert, ©ir, liebfter Sftic^arb, ju fdireiben, bi§ id) etmaä 53eftimmterc§ barüber er= fa^re: benn je nac^bem meine Ü^eife ftattfinbet ober unterbleibt, fann id^ ben äRoment fijiren, mo id) gu ©ir fomme. ®ie ©initieiljung be§ ©raner ©om§ ift für ben 31. 5tuguft feftgefteüt, unb falls id) nod) f)in= get)e um meine 9[Reffe bort aufsufüfireu, mürbe ic^ bei ©ir in ßürid) ungefähr am 15., 20. ©eptember eintreffen; menn id) aber üon ber ©ad^ebiSpenfirtmerbe, fo bin id) f(^on ©übe Sluguft in ßürid^. §offent= lic^ merbe id) bi§ ju (Snbe näd)fter SBoc^e miffen, moran ic^ mid; gu f)altenljabe, unb bitte bann bie g-ürftin, ®ir ha^^ ©enauere mitjut^eilen. Seboc^ mollte id^ nict)t länger mef)r abmarten, fo angcmo{)nt ic^ be§ Hbwa rten§ bin, ®ir ju fagen, mie fef)r es mid^ f)ungertunb bürftet.

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mit ®tr tüteber jufantmen gu fein utib all unfer ßeug Unjinn'S §it treiben. 21I§ hors d'ceuvre (welche 6e!anntlic^ bie (Sigenjd^aft be« fi|en, ben2(ppetitnnb®urft gu reiben) gn ©einem ^eftma^I be§ ^^ ein* golb nnb ber alfüre bringe iä) S)ir meine ©^mp^onie gu ®ante'§- Divina Comedia, bie ®ir anget)ören f oll nnb gestern fertig gefc^rieben warb. ®a§ ®ing bauert nngefäf)r eine üeine ©tunbe nnb tt)irb S)ir öielleicf)t @pa^ macf)en.

®ann ergät)Ift S)n mir ©einen ©ieg ba§ ^eitigfte, bie üott- ftänbigfte ©rlöfung .... SSa§ n)irb ha§> fein ? ©ie paar anbeutenben. SSorte barüber in ©einem legten Briefe machen mid) fe^r begierig, bie gonje Sbee gu öerne^men.

©eine S3egnabigung§=5tngetegen^eit mirb öorlönfig im Status quo oerb leiben, jebod^ !^offe id^, ha^ ©u nö(^ften SBinter gn mir !ommft, nnb bereite ©ir einftmeilen ©ein 2ogi§ auf ber Slltenburg. «Sprid^ 9fliemanbembat)Dn; ic^ bet)alte mir öor, ©ir ba§ mir 3JJitget|eiIte münblic^ gn fagen. SSor 5tIIem forge für ©eine ©efunbfjeit unb trachte, bo^ fic^ ©ir me^r rofige @efid)t§pun!te al§ ®efi(i)t§ * S^ofen auftf)un. Seiber !ann i^ ©ir, nacE) an^en ^u, menig 9flofige§ abtreten, obgleich \d), bem 2(nfc^ein nac^, gu ben ©lüdlic^en ge^äljlt werben mu^. Sind) bin ict) glücüic^, nnb fo glücflirf), al§ el nur ein ®rben* ünb fein fann; bie^ !ann ic^ ©ir öertrauen, weil ©n wei^t, oon roetd)' unenblic^er, aufopfernber nnb unöerfiegbarer Siebe mein ganseä- ßeben feit ad^t Satiren nun getragen ift! 2öo§u foll mic^ ba§ übrige Seibmefen on^er ^^affung bringen? 2tüe§ Stnbere ift jo eben nur bie (Süt)ne meines t)et)ren @Iü(fe§!

Unb nun mac^e mir nict)t ben SSormurf, ba^ ic^ ©ir gar nic^t& oon mir fage, ba id^©ir ^a^ @et)eimni^ meine§ üblid^en ©tinfc^meigenS felbft anö ertraue.

SSergeifje mir, ha^ ic^ fo lange nic^t gefdirieben (bie ungari* fc^en Sßirren, bie meine SJJeffe öeranla^t t)at, finb baran fdjulb) unb fage mir balb, mann ©n mieber in ßürid) bift unb ob e^ ©ir red)t ift, wenn ic^ entweber gegen @nbe Stuguft ober SJJitte ©ep* tember gu ©ir !omme. 9Zäd)ften§ ert)ältft ©n nod) beftimmtere Sflac^ric^t.

©nrd) bie Leitungen i)aft ©u wot)I erfafiren, ha^ WiM§> bo&

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.§oIIänber=3)uett bei bem SUJagbeburger SJJuj'üfeft öortreffttc^ unb mit (jlän§enbem ©rfotg gefungen fjaben. Sc^ lie^ bie §Drner

-t-

:m \z

iei ber ^robe metjrmatg trieber'^olen, bi§ biefelben ettblic^ fo tüeit brarfjten, ganj gart unb teibenfc^aftlidf) git pulfiren.

®er Üieferent ber 9J?agbeburger ^f^^i^i^Ö f^Qt barüber :

„Söie tüD^I irir anfangt nicf)t ungef)alten lüaren, ba^ 5föagner'§ „9^aine ouf bem Programm fet)Ite, fo mar un§ borf) fe^r intereffant, ^,gerabe üon bem 9JiiIbe'fd)en ^üuftlerpoar, melc^e§ biefe 6ompo[ttionen „unter ber ßeitung be§ ^eiTit ßifjt, be§ §auptöertreter§ ber SBagner-- „f(^en9fii(i)tiing, einftubirt !f)at, biefe®cene üortragen 511 f)ören. S3etbe „fangen fd)ön, an tiielen ©teilen, befonber§ in ber ^meiten ^älfte r)in= ^,rei|enb fcijön. SO^it ben SBorten be§ ®uett§ fd^Iie^en mir fjeute: „2Bir „maren üom mäcf)tigen ßauber übermunben"."

3eitung§ = 9?eferate füt)ren micf) auf 51., meiere ic^ bei meinem ^Berliner 5(ufentl)alte in fo rütjrenber Unrutje über bie etma p er» fd)einenben Huffä^e ber 93erliner treffe über bie SSorftellung be§ Xannf)äufer traf, ^cf) !onnte nid^t umt)in, bei aller §oc^fcf)ä|ung ber ^-reunbfi^aft, bie fie 5)ir bemäf)rt (unb bie §mifd£)en un§ aud^ eine 5lrt t)on ^reunbfd^aftlitf)feit erf)ätt), fie bur^ meine ®leidf)gültigfeit etma§ %vi hänfen. (Sbenfo bei iljrem legten §ierfein, tior ungefäfir brei SBoc^en, brängte fie mid) ju ein paar f(^Iecf)ten SSi^en, in Slnbetrai^t i)e§ begeifterten Sntereffe§, mit melc^em fie einer 93orftelInng oon 5Iuber'§ „9J?aurer unb (Sc^Ioffer" im ^iefigen X^eater beimof)nte unb mar na^e baran, ba| fie mir meine fcf)Ied^ten 2öi|e über bie ißielfeitigfeit i{)re§ @efc^macfe§, ober rid)tiger bie ©efdjmadlofig^ feit if)rer Sßeref)rung biefer bürftigen ©rif etten = 9JJufif übel na^m. ©efegenttic^ mitl id) mic^ bemül^en, mein Unrecht bei i^r mieber gut in mad^en.

2öa§ ®u mir fo ri(^tig fd)reibft über bie Seiben unb Unarten, bie für un§ au§ bem Umgange mit 'fieterogenen Seuten ermad)fen, \)aht idi nur jn oft ®elegenf)eit gn erproben, obfc^ou id) mid) rüfjmen bürfte

134

ein üiel bicEere», tmpermeaBIere§ %iU unb eine todi größere Portion öon ®ulbfam!eit gu be[t|en, aU ®u.

gür l^eute ^aBe id^ aBer S)eine ®ulbfam!eit burd^ bergleid^en @cf)toä|ereien genügenb in SKnfprurf) genommen. Sn ein paar Sßod^en öer!ef)ren mv o^ne Xinte unb Rapier, n30§ bo§ 9kcif)te nnb §eiIfome für un§ ift.

SSietteic^t lommt bie^mat aud^ bie ^ürftin nod) ßütic^.

©ein g. S.

219.

SJtornej Bei @enf, 20. Suli 56.

SBelc^e ^reube mir ©ein S3rief gemad)t, oüerBefter ^^rang, fannft S)n©ir n)o^I !oum benfen! SJJand^mal ujirb mir gan^ Bang um©id), wenn id^ ©id) fo lange nid)t ^abe, unb aucJ) nichts red^teS üon ©ir erfaf)re : immer beute id) bann, ©u Bift mir nid^t met)r gut. 0iun a6er jd^ reibe id^ ©ir nid§t§ @efc^eute§ me{)r: benn aiiä) ouf ©einen 93rief !ann id^ ©ir nur münblic^ antoorten. SBei^ @ott, id^ fafteie mid^ in meiner ^ur !§auptfäd^tid) üor @orge, red§t gejunb §u fein, menn wir enblid^ wieber gufammenlreffen. ^ä) konnte, wa§ meine ©efunb^eit betrifft, nid)t§ @efd^eutere§ t|un, oI§ mid^ bire!t unter bie Huffid^t unb Seitung eine§ öortrefftid§en frangöfifd^en 5lrgte§, Dr. SSaiüant, gu fteEen, ber f)ier eine Sßaff erf)eilanftalt birigirt ; aße meine anfängtid^e 5tbneigung bagegen überwanb id§, a{§ iä) bie gro^e ©üd^- tigteit SSaiIIant§ (^arifer) er!annte : id^ get)e f omit grünblid^ ^u 2Ber!e, bei einer mir ganj neuen, forgfamen 3)ietI)obe, unb bin nun fidler, oon meinem Übel, ba§ fd)Iie^Iid[) bod^ nur in meiner 9^ert)Dfität be* grünbet war, öottftönbig geseilt §u werben, ©oc^ ift me^r aU möglid^, ba^ \ä) bi§ (Snbe 5luguft barüber gubringen werbe, unb be§=^ ^alb wäre mir benn bod§ lieber, ©u Mmeft erft SJJitte (September, wa§ mir oud^ ba§ 2Bat)rfd§einIic|ere ift, "üa iä) ni(^t glauben !ann, ba§ ©u @ran gan^ aufgeben wirft, ©omit erwarte idf) ©id^ ru^jm- ge!r5nt au§ bem ßanbe ©einer SSäter jurüdfe^^renb.

©eine f^mp§onifdf)en ©id^tungen finb mir nun gon^ öertraut

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geworben: fie finb bie einzige SJiufü, mit ber id^ mi(^ abgebe, ba id) fetbft wä^renb meiner ^ur an bo§ Strbeiten nid)t benfen barf. Xäglid^ lefe id^ bie eine ober bie anbere ^artitnr burd) , jo wie iä) ein ®ebid)t burd)tejen würbe, flie^enb nnb nnge^emmt. Wix i[t'§ bann jebeSmal, a[§> ob id) in eine tiefe ßrtjftalflutf) nntertanc^te, nm bort ganj bei mir 5U fein, alle SBelt f)inter mir gelaffen gu ^aben , unb für eine «Stnnbe mein eigentlid)e§ Seben jn leben, ©rfrifc^t unb geftärtt taud)e id) bann wieber anf, nm mid) nad^ ©einer Gegenwart gu fernen. Sa, ^reunb, ®u fannft e§! S)u fannft e§!

9^nn, tjierüber ift nid)t öiel ju fagen ; mit ben ebelften StuSbrüden fönnte man aber woI)I leidet etwa§ triüial werben. @enug ®u wirft nun batb kommen unb mir meinen ©ante mitbringen. @d)öne, t)errlid)e Slusfid^ten! 2Bie banfe idf) ©ir! !

©eftern fanbte id) ein ^a!et an ©id) ab : finb bie Original'- Partituren be§ 9i!)eingoIbe§ unb ber SöaÜüre, mit benen nun waljrfi^einlid) ein eigene^ Sd^idfal f)aben wirb, ^ore mid) in Äür^e an !

Sd^ !omme um, unb werbe unfähig, ferner nod^ gu arbeiten, wenn id) nic^t enblic^ eine 2Bof)nung finbe, wie fie mir nötf)ig ift, ha§: l)ei^t ein !Ieine§ §au§ für mid^ aEein, baju ein ©arten, unb beibeS ent= fernt öon allem ©eriinfd), namentlid^ bem üerf(ud)ten S!tat)iergeräufd), beut id^, Wo{)in id^ mi(^ wenbe felbft t)ier nid)t mefjr entgefjen §u fönnen oerbammt bin, unb \)a§: mid) fo neroö§ gemad)t f)at, ba^ id^, nur in bem @eban!en baran, gar nid)t mel)r an 5(rbeiten benfen mag. (Seit üier 3a!)ren fud)e id) öergebenS biefen S5>unfd) mir §u erfüllen, unb nur ber Slnfauf eine§ Xerrain§ unb ber eigene 93au eines §aufeS fann mir t)a^ (Srfel)nte üerfd^affen. SBie ein Slafenber brütete id^ barüber, wie ba§ mögtid) gu mad)en wäre, unb enblid^ fiel mir oor ^ur§em ein, ^ärtel'S meine S^^ibelungen anzubieten, um öon il)nen ba§ nötf)ige @elb gu ert)alten. ©ie f)aben mir nun if)re ^Bereitwillig^ feit erllärt, etwa§ llngeWLVl)nlid^e§ ju t^un, um in iim 93efil^ meinet 2ßerfe§ gu fommen,unb barauf l)in l)abe id) i^nen nun meine ^orberung geftettt, bemnad) fie mir je^t fd)on bie beiben fertigen 6tüde ab§u* faufen, im Saufe be§ näc^ften Sal)re§ ben „©iegfrieb" unb ©nbc 1858 „©iegfriebS ©ob" gegen jebe§malige §onorarau§§af)lung gu erwarten >

136

enblic^ \)a^ ©ange 1859 im Sahire ber 5tuffü]^rung f)erou§§ugeben l£)ätten. §ter§u f)ot micl^ bie reine SSergtüeiflung getrieben : §ärtel§ jolIen mir jomit bie Wlittd ^nr §erfteEung eine§ ®rnnb[tüc!e§ nocf) meinem ©inne üerjcf)affen. SBerben wir nun einig, n)a§ fid^ balb entfc^eiben wirb, fo tiabe id) it)nen gunäc^ft meine beiben Partituren p§uftetlen, bamit fie in if)ren S3efi| für ben gutünftigen SSertog gelangen : bod^ folten fie nur fd^teunigft für ie|t eine ^tbfc^rift baöon nehmen unb bie Originale fobann mir wieber pfc^icEen. ^ebenfaUg wenn i6) ba§ ®elb fogleicE) !§aben Witt mu^te i^ if)nen einen 93efi|ergreifung§= act onbieten: für bie ßeit S)eine§ 93efu(f)e§ bei mir muffen fie mir natürlich bie Partituren leiten, wenn fie no^ nid^t copirt finb \)a§ öerfte^t fic^ üon felbft. ®a ®u nun aber felbft ben legten 5lct ber SSalMre nocf) nid)t einmal !ennft, fd^icfe icf) S)ir suoor bie Partitur no(^ p, bamit boc^ 9^iemonb anber§ aU ®u ber erfte fei, bem ic^ fie mitt:^eile. §aft ®u ^dt, f o Iie§ ben 5Ict f c^neß einmal burd) ; Ijalte ba§ ©anje aber bereit, fobalb itf) barum bitten werbe, an §ärter§ gu f (Riefen.

Über biefe ganje ^Ingetegen^eit muffen wir un§ übrigens münb- lic^ noc^ beffer üerftönbigen.

Übrigens bin ic§ t)ier wät)renb meiner ^ur grönsenloS gleic^= gültig gegen mein SBer! geworben : wei^ @ott, wenn man mir nid^t gro^e ßuft gur Slrbeit mad§t, la^' id)'§ liegen. 3öa§ folt id) armer Xeufel mic^ benn mit fold^en furchtbaren Saften fc^inben unb plagen, wenn mir bie Gegenwart nic^t einmal ben §trbeit§pta| gewähren !ann? Sd) ^abt §ärtel§ gefagt: !5nnen fie mir nid)t ju einem er= p^ten, freien SSof)n^au§, wie id)'§ brandie, öer^elfen, fo la^' id) ben £luar! liegen.

9^un, fomme ®u nur, unb id^ wiE bann gern eine giemlidie äöeüe (Sad)fen unb gang ©eutfd^Ianb ungefd)oren laffen! 93ring' bie gürftin mit, ^örft ®u? Unb ha§> ^inb barf aud^ nid^t festen. SBenn S^r mir red^t gute Saune mac^t, !rame ic^ @ud) üietteid)t auc^ meine „(Sieger" au§; wiewo:^! bamit feine gro^e ©c^wierig!eit t)aben wirb, ba ic^ bie Sbee baju §war fc^on lange mit mir f)erum* trage, ber ©toff §u if)rer SSerförperung mir aber eben erft nur wie im S3Ii|e§Ieuc^ten ange!ommen ift, gwar für mi^ in ^öc^fter ®eutlic^!eit

137

unb SSefttmmtt)eit, aUv nod) nicf)t jo für bie SJIittfjcihmg. Srft müßtet SI)r auc^ meinen Xrtftan oerbaut ^aben, namentlich feinen brüten ^ct, mit ber fdjroarjen unb ber luei^en ^^^flÖÖC- ®fl«i^ würben erft bie „(Sieger" beutlic^er werben.

®oc^ Wa§ fafle id) ha\

ßomm' ! unb bring' mir bie göttliche Äomöbie bann wollen wir fetjen, wie wir un§ über bie göttliche Xragöbie üerftänbigen.

Smmer unb ewig Sein 'Si. 2Ö.

^6) bitte ®id) inftönbigft, mir fofort burc^ tint ^tiU ben richtigen (Smpfang, ober ha§: etwa mögtidie 5iuö^ bleiben meiner Partituren anzeigen ju laffen. Sd) {)abe immer gro^e Stngft, fie unterwegs ju wiffen; geftern finb fie t3on @enf abgegangen.

3Dieine Stbreffe: ))ä Moruex. Poste restante Kr. 111 ii Geneve.cf

220.

®u, ^^rang! ®a fjaU id) einen göttlichen ©infall!

S)u mu^t mir einen ©rar b'fc^en^Iügeloerfcf) äffen!!

©ci£)reib' an bie Söittwe

®u befucf)teft mic^ alle Satjre breimal (!) unb ^a mü^teft ®u burc^= au§ einen befferen gtügel al§ ben alten f)in!enben tjaben. Wa6)t ifjr f)unbert tauf enb ^laufen wei^ , binbe it)r auf , fei für fie ein (ät)ren= pun!t, ba| in meinem .§aufe ein ©rarb ftünbe.

^urj ben!e nic^t naä), fonbern oerfa^re unt3erf(^ämt genial! Sc^ mu^ einen (Srarb l)aben. 3Bitt man mir it)n nic^t fc^enfen, fo foüen fie mir it)n pumpen auf ellenlange Xermine!

5lbieu!

138

221.

Sd^ Bin auf ber 5I6reife öon 9JJornej. 5lm 20. (September toitt i(i) gefünber fein qI§ je! (SdireiBe bod^ ber (£r arb, fie foHe mir augenBIitftiif) einen t^tügel fd^icfen, id) toill jebeä Sa'^r 500 fr. abja!§Ien. ©emi^ ! Scf) mu^ i{)n ^^oBen, ttjenn ®u Bei mir Bift. §aBe @Iü(J unb i5^eube !

222.

SSie banf id^ ®ir, SieBfter, (Singigfter, mir ^eine Partituren be§ 9flt)eingoIb unb ber 2BaI!üre gugefanbt ^u ^oBen! ^a§ 2ßer! t)at für m\6) bie faBeltjafte ^Ingie^ungSlraft be§ äJJagnet = S3erge§, ber ©c^iffe unb (Schiffer unmieberftet)Iiä) feft an fic^ üommert. §. ift feit ein paar Xagen bei mir, unb id§ !onnte if)m bie ^reube nic^t entgie'tien, ©ein 2BaIf)an ^u Befc^auüc^en; unb fo llimpert unb üappert er ba§ Drtfiefter am ^laüier, tüäfjrenb iä) bie ®efang§= «Stimmen l^eule, ftö^ne unb Brülle. ®ie§ aU ^rälubium gu unfrer großen 3tuffü|rung in ©einem 3üric|er ^atai§, morauf iä) mic| fefinlic^ft freue.

Sn aä)i Xagen reife ic^ na^ Ungarn , unb meine SJJeff e mirb am 31. Sluguft Bei ber ©raner geierlid)!eit , §u toelcfier fie componirt ift, aufgefüt)rt. 9Jle^rerer S^eBenbinge willen mu^ id§ barnac^ ein paar Sßoäien in ^eft unb SBien nod^ öermeilen, fo ha^ icf) erft gegen ben 20. SeptemBer in 3^^^ eintreffen !ann. ®ie ^ürftin fommt ma^r* fdieinlitf) aud) bat)in mit i^rer Xod^ter.

grans SJ^ütter Befuc^t ©ic^ mitit biefe§ 9}ionat§ in ^moruej unb Bringt ©ir feine 3lrBeit über bie ^RiBetungen mit.

®ie Beiben Partituren (äffe ic^ f)ier §urücf in SSerma'^rung ber ^ürftin, Bi§ ®u iljr fc^reiBft, ha^ fie an gärtet' § gugefanbt \i}erben foEen.

©eineSbee, al§ §au§*®igentpmer in 3ürid§ ^u fungiren, ift gou^ eigentpmlid^ , unb icf) gratutire ©ir BefteuS gu allen ben SBau=Sßer*

139

gnügimgen, bie Sicf) erwarten, ©atüifon erjätilte mir neulich , ha^ i()m jetn ©aftjpiel in 93ertin ben Slnfouf eine§ 2anbljauje§ bei ®re§ben begafilt f)abe. Snt SSerfjältni^ jotiteft ®u minbe[ten§ ganj ßü^i^/ nebft ben fieBen ßf)nrfiirften unb bem @ee, mit ©einen Partituren acquiriren fonnen !

Db SJJabame ©rarb einen ^^lügel \o öortt)eitf)ajt iplaciren ttjirb, aU S)u mir anbeuteft, i[t eine froglid^e f^rage, über toeld^e id) ge= legentticf) bei iljr anfragen werbe!

SSerbe nur gu aüererft orbentüd^ gejunb hk übrigen ®in= ri tun gen follen fitf) j(f)on treffen.

©Ott mit ®ir. 1.2ruguft56. ^.2.

Se|t gelten mir wieber mit §., ber ficf) ®ir fier^Iic^ft empfiehlt, an ben (Sc^tu^ ber SBaHüre.

223.

ßiebfter ^reunb !

©amit ®n noc^ etwa§ meljr ^erftreuung f)abe[t, ftelle id) ®ir Ijier nod) §errn 2lrdjite!t ^engljerr (befannt mit ®rnft) nor: er fu^t mir ie|t einßanb^äuSc^en pm Somponiren auf, finbet aber noc^ ni(^t§: öieüeic^t infpirirft ®u i^n!

Sebwo^I unb fei fc|5n gegrüßt üon ©einem

ßüric^. 9li(^arb SSagner.

224.

ßiebfter!

i^reitag Slbenb.

©a§ ic^ ©ir fortlief, ad)te id) für eine ööüige Snfpiration, bie ©ir unb mir fegen§rei(^e ^^i^üd^te tragen foll!

Htfo um neun Uljr gelje ii^ ju Sette : tf)ue ein ®Ieid^e§ fc^Iafe nad^ Sf^oten unb feigen wir un§ morgen SSormittag ein paar rüftige @efic^ter, bie mit ber Sßelt aufnef)men !önnen.

140

^ä) [tubire f)eute no^ ettuag 9}Jep|i[top!§eIe§ !

SSillft S)u, fo tu allen toir morgen ^üre!

^oufenb Götter mit ®ir! 91. 2Ö.

225.

Xf)eurer gronj!

93ei Stttem, tt)a§ ®tr nnb mir !§eilig i[t, gtauBe mir nnb meiner ^erfi(f)ernng, bo^ \6) Iran! bin, nnb f)eute ber öoEften ülnfie unb Pflege bebarf , nm l)offentIid) morgen S)ic^ toieber genießen §u lönnen. ©in jet)r bebeutenb geworbener im übrigen mir fe^r millfommener nnb !§eilfamer ßatarrf), mit S3IeifcE)tt}ere in aßen ©liebern , entgünbetem §atfe nnb attem ^ubepr |at jid) in üergangener '^aä)t entmidelt: in bie lolte ^ird£)e micJ) je^en, märe unter foldjen Um[tönben bod^ mot)I me'^r al§> öermeffen ; jelbft jebe anbere llnrnf)e lönnte ober nur meiner ©enejung i^inberlic^ jein.

SWfo, auf öernünftigeS SBieberfet)en morgen : brücEe SSinterberger mein tjerjlidjeS S3ebauern au§ ! ©ein

9i. SS.

226.

Wdn liebyter grang!

SfJun mu^ i(f) für ein ma^reg @Iü(f galten , bo^ ©u bie^mal t)ier ouci) einige anb're S3e!anntf(f)aften ^flegeft, unb iä) fomit ot)ne §u großes ?luffallen auf !ur§e ^t\i öerfdiminben lann!

SJiein ßatarrt) t)at ficf) fo tüd^tig unb grünblid^ auSgebilbet, ba^ id) bei gehöriger 5lbmartung beSfelben auf eine funbamentole ©enefung t)on meinem legten 2öinter=ßeiben ^offeu barf : fd)on je^t, obgleich mie in bleiernen ^eff ein, füllte ic§ ba§2ßo^ttt)ötige biefer ^flatur^SelbfipIfe. ^ä) bin gemi^, in menigen Xagen monier al§ je §n fein, nnb freue mi(^ , ®ir bie grüd)te meiner @enefung burcf) red^t ^eitere Saune bar* bringen gu !önnen.

gür lieute bin ic| nod^ ftrenger ^atient, unb on ben 93efu(i) bei ipermegt) f ann id^ gar ni(i)t beulen. SBittft S)u mir bie ^^i^eiii^e machen.

141

2)ic^ einmal 511 fef)en, fo §eige ic^ ®ir nur an, ha^ id) tion 12 bi^ 4 Uf)r jc^wt|en werbe: oor= ober nad^f)er tnürbeft ®u ba^er toeniger (Sntje^en an mir empfinben.

^a§ §ärte[te mar , ta^ id) ba§ geftrige Drgelconsert üerjöumen mu^te : nun 6in ic^ au§ ©rgebuttg über S(üe§ f)inn)eg.

3(^ Witt fe^en, oh iä) t)eute ben S3rief an ben ©roBtiergog ju Staube bringe.

§unb erttauf eub atlert)er§üd)[te ©rü^e an biegefammteÜiettorei! 2öie ge^t e§2)ir, Unermübtidier?

227.

(Sonntag frü^.

S)a ji^' ici) ttjieber, unb fe^e (£u^ nac^ ! 8rf)önen ®an! an Sie, liebe ^ürftin, für bie erfte SfJadjrid^t ! ^6) bin nic^t wenig berufjigt barüber, ha^ Sie bie 9?ei|e o'^ne Unfall big 9)Zünd)en fortfe^en !onn= ten, wo Sie firf) benn bod) etmaä bequemer au§ruf)en !bnnen al§ int St. ©attifc^en §e^t! 5tu§rutjen? 3§r Unermüblid^en !

Xaufenb ^a^üd)t SegenSmünfc^e folgen ©u(^ überaE ^in! 2öag S^r mir geworben feib, mu^ ©uer ^erj ^nd) fagen. St)r feib mir ein f 0 reic^eg Sigenf^um , ha^ id) tanm. wei^ , wie ic^ überbliden f oll.

5lber 3f)r feib mir and) eine ftete 33u^prebigt, id) !ann nid)t an Sud) benfen, ot)ne ha^ id) mid) meiner ^eftig fc^dmte; wie ift'§ nur möQlid) , '^aS^ Sf)r mid^ ertragt , ^^a id) mir felbft fo unerträglich tior* fomme?

5tber id^ bin nid^t o^ne SSorfafe ber Sefferung : mu^ id) auc^ einen großen %\)t\\ ber Sorge bafür meinem Slrjte aufbinben, bcrim näc^ften ^rüf)iaf)r mic^ öoIIenb§ auf fefte ^^ü^e ftellen foü, fo bleibt mir boc^ id) wei^ nur ju wo'^t! eine ungeheure eigene Strbeit, weniger eine 2Baffer!ur, a(§ ein ^^egefeuer. Sa , id) will mid) in \ia^ »Purga- torio« einfperren , unb mid) f 0 gut gu mad^en fud)en , ba^ id^ %id), liebfter S^ang, balb mit bem „SOiagnificat" begrüben !onn. greilid^ wirft %\\ mir immer unerreid)bar bleiben: bafür bift Su nun einmal einzig, ber waf)re 3Sirtuo§ !

9)?einer moralifc^en 3^icbergefd)Iagen^eit fotl nun f)offe id^

142

aurf) meine äftt)ettfc^e 'ävMt bolb tüieber in ettüO§ auf{)etfen. ^ä) mn^ jef)en, tnie itf) morgen früf) bem ©iegfrieb bie 9^ad)ric^t üom Xobe jeiner SJintler beibringe.

Donnerstag Slbenb tarn id) , bei f d^rec!Iid)em SBetter , I)eftigem @(^nupfen , !alt unb leer , janf bem ßelltoeg n)ieber an : feitbem fjaU icf) nod^ feinen ©d^ritt au§ bem §anfe gefe|t. Slüe§ ma§ \^ t^at, ift, ha^ i6) bie „9}Jabonna" unb bie „^rance§!a" gut |)Iacirt t)abe, tüa§ mir t3iel 5U fc^affen machte: \6) ^aU gef)ämmert mie 9Jlime. 9^un i|t aber alles feft : bie aJJabonna über'm 5lrbeit§tifd), unb granceSfa über bem (Sop|a unter'm (Spiegel, mo fie fic^ öortrefflic^ au§nimmt. SBenn aber einmal an ben „^riftan" ge^t, mxh loof)! bie i5^ance§!a über ben ^rbeitStijd^ muffen : bann !ommt bie SD^abonna erft mieber bran, menn id) an bie „Sieger" gef)e. ^ür je|t mitt icf) mic^ immer etma§ an ber (Siegerin beraufc^en, unb mir einbilben, iä) !5nnt'§ aucf) !

Übrigens finb meine ^nopfc^en bo(^ öiel fdjöner, als Sf)re, liebeS ^inb : baS mu^ bod) jeber fet)en! ®ie Sf)rigen tjobtn nur baS ©ute, ba^ fie ent^altf amer ftimmen, mä^renb bie meinigen mid) f diredlid^ ^ur ©itelfeit oufregen, unb gmar gu einer fo rec^t f)eimtüdifc^en ©itetteit, nid^t öor ben Seuten, fonbern üor fid^ felbft, rein um ber ^nöpfdien, nic^t um beS ©ffefteS mitten. 51^, ®ott! fo mac^e ic^ ja aud) meine S^ibetungen: ^^x ben!t immer babei gleid^ an ben®ffe!tberS(uffüt)rung, ic^ immer nur an bie §emben!nöpfd)en, bie b'rin fteden.

^VLU, feib gefegnet! 9JJöge bie gute „^reunbin" fid) batb grünblid) erholen, bamit 9JJund)enS gro^e ^rofefforen fid^ über 9fte!tor'S freuen !önnen! ©ute, liebe ^ürftin! Unb lieber, lieber grans'. »mon bon grandcf gut unb gro^ baS bift ®u! Sei gefegnet! £ebt' moi)I; oer= ge^t atteS 93öfe unb @arftige öon mir unb gebeult nur ber @üte, bereu S§r mid^ mertf) f)ieltet !

5tbieu! 3mmer bin id^ ®uer!

Tldxit %xavL f)at mid) nii^t einmal ge§an!t, tro^bem id^ geftern grillig genug mar : Sie grü^t aus 2eibeS!räften unb ban!t für Sure greunbf c^aft !

143

228.

Büric^, 6.®e5. 56.

Scf) i}ab^ n\d)t üergefjen, Sure @rü^e unb ®r!unbigungen nad) ^an§ au§§undjtett ; SSefenbond antoortet mir imb legt einen ^rief feiner grou an bie gürftin bei, ben id) ®id) bitte tjiermit §ngn[tetlen.

®el}r tjerlangenb bin id) nun nad) S^ad^rid^ten üon Sud) : iüie get)t €§ ®ir, lieber granj, unb mt f)ält fic^ bie @efunb!^eit ber gürftin? ^on iljrer Xod)ter erwarte ic^ batb einen 93rief, i>a n)ir un§ Sorre^ jponben^ üerjprod^en !^aben.

SJlir getjt'S fo=jo! S)iejer Xage werbe ic^ mit ber er[ten ©cene fertig, ©onberbar! erft beim ^omponiren get)t mir i)a§> eigentliche SBefen meiner Sichtung auf: überall entbeden fid) mir @et)eimniffe, bie mir fetbft bi§ ba^in nod^ »erborgen blieben. <So mirb and) SlIIe§ öiet tjeftiger unb brängenber. Sm ©anjen aber gcl)ört bod; öiel §art= niidigfeit bagu, menn ic^ ba§ SllleS nod)'fertig madjen f od : unb fo redjt ^aft ®u mir bod) eigentlich auc^ nid)t £uft bajn gemacht.

^ä) glaube bod) and), ic^ mad)e ^a^ 2ltte§ nur für mic^, um ha§: Seben ^ingubringen. ©ei'§ benn!

9^uu magft ®n mir'§ aber glauben ober nidit , id) !enne je|t fein anbreS SSerlongen, al§ balb gu (Suc^ !ommen ^u !önnen! SJielbe mir ja immer, maS ®u für 2ru§fid)ten Ijaft! fet)tt mir auc^ 50?ufi! unb, mei^ @ott! bie !onnft mir nur S)u mad)en: id) füf)Ie mic^ al§ 9}^ufi!er ju miferabel, n)ä{)renb x6) nun glaube, baf)inter gelommen ju fein, ha^ ®u ber größte 3)Zufi!er aller ßeiten bift. ^a§ mirb 2)ir ma§ red)t 9^eue§ fein!

5tbieu! ©ag' 9Ji., ba^ id) mieber über ber alten rotl)en 93rief= taf(^e l)er mar, unb meine $8iograpl)ie bis 1. ©eg. 56 in Drbnung ge= bracht t)abe.

^unberttaufenb @ru^e an SJiutter unb ^inb! 2eb' wo^U unb forge, ba^ iä) balb neue Partituren öon ®ir Ijabe!

©ein 9i. SS.

144

229.

12, ©ejemBer 56, äJJiinc^en. S^un Bin ic^ mit meinem 9Jlünd^ener 5tufent^att §u ©nbe, liebfter ^Ric^arb, unb ic^ tüill ®ir nur ein poar !teine Slotigen barüBer mit» t|eiten, beöor iä) nac§ Sße^mar prücfgefie, mag morgen SIbenb ge* f(^et)en fott. ßi^^^ft öon ber Xonntiäufer^SSorfteöung, nield^e öorigen (Sonntag (Bei aufgeflogenem Stbonnement) gum SSeften ber SUJünd^ener Strmen ftattfanb. Sie f^ürftin f)atte gtt)ei Sogen Bestellt, meldte mir mit ÄauIbo(f), @. görfter, SieBig, Karriere zc. occupirten. ®ie ©eco* rotionen unb SluSftattung finb Brillant; mafjrfc^ einlief oBer mürbeftSu feinen Befonberen @efat(en baran f)aBen, unb für meinen X^eil finbe ic^ fie etma§ manierirt unb prunfenb. Snx Drd^efter ffingen bieS3fa§* Snftrumente (inSBefonbere ^^^öten, (Sfarin., t^^gott) oortrefffid). ®ie ©eigen unb ©ontraBäffe (festere fec^§) öerf(i)mimmen etma§ unb entBel^ren be§ notf)menbigen (Sd)munge§, fotüof)f im (Strich (ber etma§ ffein unb pommabig) af§ im 9flf)t)t^mu§. ®ie piano unb crescendo finb ungenügenb unb ba^er fef)ft aucf) on ber ?fu§gieBigfeit im ^orte. Sad^ner ^at bie ^ortitur gerni^ mit größter ©enouigfeit unb ©orgfaft einftubiert, mofür man if)m nur ®anf unb SoB gotfen fann. Sm ©rama jebocf), mie ®u am S3eften mei^t unb fagft, „muffen mir SBiffenbe merben burcE) ha^ @ef ü^f". „®er SSerftanb fagt un§ : f o tft e§, erft menn un§ ba§ @efüf)f gefagt f)at: fo mu^ fein" unb fooief ic^ oermutf)en fann, fagt Sa(i)ner'§ ®efüf)I i^m menig Xannf)äuferlic^e§, menngleicf) man if)n mef)rmat§ Bei ben erften SSorfteHungen f)erau§ge» rufen l^at. S)ie Partie be§ Xannf)äufer mürbe oon §errn Sung ((Se* maf)I ber Sucile ©ran) gefungen. ©ie gelang if)m nad§ meiner M^u nung Beffer, al§ ba§ f)iefige ^uBIifum aufnaf)m, meld§e§ fid) in ber 9^egel giemlic^ lau unb tf)eiInaf)m§Io§ Bezeugt. ^rau ®ie| (bereu i^igur unb ^erf5nlid)feit ni(f)t BefonberS für bie ©lifaBet^ pa^t) fang ben 5lnfang be§ gmeiten ?Ifte§ mit SSerftönbni^ unb ^nnigfeit. Sfm @d)Iu^oft reichte fie m<i)t me^r au§, unb \)a^ ®eBet im brüten mürbe applaubirt ungefähr mie eine „fe|te 9f?ofe"! ^inbermann'g (Stimme ift präd^tig oom Sßotfram f)at er aBer feine (Spur. 9^od§ meniger fann fid) ^räulein X. in bie SSenug f)ineinfinben, bie if)r !^öd^ften§ al§

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ba§ Sbeol einer 9}htncf)ener Kellnerin üorfc^iuebt. Sinbemann (Sanb-- graf) fennft ®ii oon Hamburg; feine ©timme ift noc^ t)D(I!räftig ge= blieben, unb er bürfte ®ir fpäter al§ ^-afner ober ^ajolt pa[fen.

A propos, ^ein 7c. i[t ein ganj üerrücfter S^erl, unb irf) !önnte ®ir n)af)rlid) nidjt ratljen, mit bem 9Jfenfd;en je etn^aS anjufangen. (£r Inb mid) ju einem @efang§ejercitium feiner (Schüler, wo bie armen Seute ou§fc^Iie^Iic§ nur oier bi§ fünf Xöne bö, be, be abfd)reien mußten. X. t)at fid| feiner 9JJet^obe''9JJonomanie bie für i^n eine 2trt @(^nop§=1rnn! gemorben ift gänjlid; ergeben, ©eine äußerlichen ^ßer^ältniffe ^aben fid) fet)r fd;Iec^t gefteüt, unb inie man mir gefagt §at, foll er ^auptfäc^Iic^ fic^ oon feiner Somptoir'-Sßetf)eiIigung bei einem Ijiefigen @d)neibergefc^äft ernäfjren, tt)a§ i^ if)m übrigens !eine§meg§ \d)Ud)t anred)ne. Sm @egentl}eile bin ic^ ber SJieinnng, \)afi er öiel beffer t§un mürbe, feine SJietfjobi! gängtic!^ aufzugeben unb bie @c^nei= berei ex professo ^u betreiben.

Unfer @t. ©aüer Sondert ift nic^t o^ne ßc^o in 9J?ünc^en ge* blieben, unb Sadjuer, mit meldjem id) auf frennbtidjem ^uß oerfe^rte, machte mir gleid) nac^ meiner 2ln!unft ben SSorfdjIag, bie Stimmen ber beiben ft)mp^onifc^en ®id)tungen üon ©t. ©allen fommen ju laffen, um biefetben mä^renb meines S(ufentf)atte§ in ben 5lbonnement§=(Son' gerten anf^ufüfiren. Sd) banfte ifjm öerbinblic^ft für biefe StnS^eidiuung unb behielt mir öor, ein anbermal baoon ©ebraud^ ju madjen. Sm X^eater t)örte i^ XituS (at§ ^eftoper am Geburtstag be§ ÄonigS), Seffonba, ^ropl^et unb Xannfiäufer im Stbonnement-ßonjert bie Dmoll = ®^mpt)onie öon ßad)ner (feine öierte, menn id) nic^t irre). ®er So{)engrin ift in 2(uSfid)t gefteüt, b. ^. man fprid^t baoon, aber unter bem je^igen ^erfonal bürfte man mo^I bie Drtrub mit einer Saterne oergeblid) fudjen. ®a§ 9)iünc^ener ^ubtüum oert)ätt fic^ ^iem^ lid) neutral; me^r gnfdjauenb unb 5ut)Drenb als tf)eilnet)menb. ®er§Df t)at nid)t baS geringfte Sntereffe für äRufif. ©. TL ber tonig fprac^en mir jebod) mo^lgefättig oom ^ann^iinfer. ^ingetftebt !(agt über bie Unmögtid^feit, bem ©d^aufpiel eine S3ebeutung ju oerleil^en, unb gibt ^mei bis brei Opern in berfelben SSoc^e, bloS auS Gaffa^D^üd^ fid|ten.

Mit S^'aulbac^ ^ahi i^ fetjr innige f^reunbfdiaft gefc^toffen. S)aS

21-ngnev it. l'if^t, 9?viefn.iccf)fe(. II. 10

146

ift ein ganger ßerl, ber ®tr au^ rec^t beI)ogen ttjirb, eben be^megen, tt)etl \i)n fe^r öiele al§> gang unBel^aglic^ fc^elten. @e[tern f)ab^ iä) iljm noc^ ba§

1^ i '- i/-

§e = ba! §e = ba! §e = bo!

totgefirüHt. ©eine ßompoyitionen gn (S!f)a!efpeare§ @turm (5IrieI aU ^apeltmeifter in berSnft) finb präd)tig. (Spätert)in mn^ er für mic^ S)ein Portrait ntalen.

Seb tt3of)t, üeBfter S^lidiarb; ic^ mill §ufef)en, ba^ tnir balb gu* jammen finb. ®ein

230.

ßüricJ), 16. ®eg. 56.

@c£)on mei)remal , liebjter ^reunb , lüoltte ic^ onfe|en , ®ir gn fc^reiBen, nnb gn)ar ®rn[te§ nnb für mic| SBid§tige§. ®oc^ £)atte ic^ nod) ntanc^e§ mit mir gu Beratf)en. Se|t glaube id§ mic^ reif, unb tüitt ®ir „of)ne @tt)l" fagen, ma§ ic^ auf bem §ergen l^abe.

©ein Ie|ter S3efud) i)at, bei mancher ßetriffenlieit, ber unfer Um= gang au§gefe|t toar, einen entfd^eibenben ©inbrud auf mid§ Ijinter* laffen; unb ift ber: ©eine greunbfd)aft ift ba^ niic^tigfte unb bebeutfamfte ©reigni^ meinet £eben§ ; lann ic£) ©einen Umgang öfter, in 9lut)e, ungeftört, unb auf meine SSeife genießen, fo ift bie^ SIIIe§, mos ic^ tüünfc^e, unb atte§ Übrige t)at bagegen nur unter* georbneten SBert^. (StmaS ?.tt)nUd^e§ !annft ©u nic^t empfinben, tt)eil ©u ha^ bem meinigen gong entgegengefe|te Seben füt)rft; ©u liebft bie ßerftreuung, unb lebft in it)r, !annft fomit nur ba^ S3ebürfnt§, ©ic^ gu fammetn, ^oben; ic^ bagegen lebe in ber öottenbetften ©infam* Mt unb bebarf ber ßerftreuung , worunter 16) |ebod§ , meinem (Sinne nad) , nichts anbre§ al§ fünftlerifc^e SInregung öerfte^en !ann. ©iefe Stnregung fann mir bie gange mufHalifd^e SSelt nic^t geben: ©u eingig lannft e§. Sltte§, ma§ mir namentlich al§ SD^ufüer burc^ Sf^atur itnb mangeinbe 51u§bilbung, öerfagt geblieben ift, !ann mir burc^

147

5Jlitlt)ei(ung 9liemaub erje^cu at§ ®u. D^ne biefe Stnregung aber muffen meine geringen mnfifalifc^en ^äf)ig!eiten iljre @rgieBig!eit üer^ lieren; ic^ merbe nnhiftig, müf)fam unb fcfjmerfäüig; ic^ fü^t' e§, mein ^robngiren !ann mir gnr Oual merben. 9^ie ift mir bie^ mef;r §u ©e^ füf)I gelommen, al§ feit nnferem legten ßufammenfetn.

(Somit Ijcibe id) nnr einen 3i?nnfc^, nac^ 58ebiirfni^ ®id^ befnc^en unb ^)eriobifc^ Bei S)ir öerraeilen gn fönnen.

9hin, im (Srnft: tuie ftetjt bamit? tiefer Srief mirb ^id) bereite in SSeimar treffen. 2Ba§ f)aft S)u mir üom ©ro^fierjog für i)hrf)ri^ten gn geben? Sc^ bitte ®ic^ bringenb: gieb mir halh, unb gieb mir genügenbe, befriebigenbe 2ln»fnnft! ®§ f)ängt bei mir üiel baöon ab.

Sßa§ nun äöeimar betrifft, fo ^öre ma§ td^ meine, ^d^ mnnfdje auf bieSdtenbnrg, unb nid;t nac^ SSeimar jn fommen : ginge bie^ QU, fo märe mir red^t, gan§ iucognito bort ju fein. ®a biejß nidjt get)en mirb , fo möge id) and) für ben §of ha fein : mill er etma§ öou mir Ijüben , f o erbiete ic^ mid) , mid^ bort perfönlid) mit ber 23orIefung meiner ©id^tungen, öielleid§t mit ^ir bnri^ SSortrag oon ^rag= menten öon meiner 9)Zufi! (mie bem erften 5tft ber SSatfüre) auf unfre SSeife ^u probn^iren. ^or ha^ ^ublünm aber mill id) gar uid^t. Oft bie^ p arrangiren? unb !ann bie^ bie 9JZ5gIid)!eit meines Se= ]xid)i§> in äöcimar befd)Iennigen?

SSa§ mein 5tu§!ommen, unb meine §ule^t genährten Hoffnungen auf eine meimarifd)e ober meiter combinirte ^enfion betrifft, fo Ijaft ®n mir f)ieriiber bebeutnngSfd^mere 2Sin!e ert^eitt, bie id^ nid)t unbead^tet, unb bereu Sutjalt id) nii^t unermogen getaffen ^ahi. ©0= mit bliebe id^ am liebften gern gang ot)ne ©uböentiou üon jener ©eite, maS mir and^ mein etmaigeg fpätere» 3Serf)äItm^ jn bem SSeimarifd^en ^of am teic^teften mad^en f bunte, ba ic^ meinem ganzen SSefen nac^ üiel lieber gebe aU m\)xm.

Sd) läugue nun uic^t, ba^ mir ermünf^t märe, meun 2)ir gelänge, balb nod) eine SSereinigung mit §ärter§ megen ber 9Zibe= hingen ^erbeiäufül)ren, mofür ic^ Sir ja, auf Sein freunblic^es 2(nerbieten ^in, üolle Wilad)t nad) ®utbün!eu gab. Gelänge auc^ bie^ uid^t, fo märe alterbingS rät^Iidf), ben SBeimarifd^en §of für ha^ frag*

10*

148

üä)t 2Ser! toemgftenS fo tüeit ju mtereffiren , ta"^ er mir (öielleic^t oI§. SSorfd^u^ auf ta^ bereinft üon ber S3eröffentltd^ung ju eriuartenbe ^ottorar) auf eiuige ^eit getoiffe SSort^eile getüä^re.

9Jiü^teft S)u ®tr aud^ !§terfür ju öiel öergeöen, fo blteöe mir uic^t& üörig, at§ bie SiltBeluugeu aufgugeku, uub bafür eiu eiufad^eS SSer! tüte bm Xriftan öor^uue^meu, ha§> mir beu SSort^eil getüäfjrt oermut{)Ii(^ fc^uelt auf bie Xl^eater p Briugeu, uub baburd) mir ^Duorare gu öerfd^affeu treun gleich iä) wie ®u toet^t öom 9JJufi!^aubeI nichts bafür Bejiel^eu tüürbe.

S^luu uimm aud^ meiu inuigeä S3ebaueru , ha^ x6) ®ir eBeu uur trieber 9^ot| uub ©orge für mid^ aufgebe. SSitlft S)u mit alle bem, warum ic^ ®id^ Bat, mä)t§> gu t|uu f^aUn, fo oerbeufe id^ ®ir uic^t. SSou ©eiuem ©utfc^eib, uub uameutlid^ auc^ üou bem (Srfolg wirb jeboc^ mtf)x für mid^ ab^äugeu, al§> ®u öielleid^t a:^uft. Sc^ nta^ uic^t me|r fo mit mir ^iufd^Iep|)eu.

^tit meiuer ßurüdffuuft tiou @t. @aEeu f)abt ic^ au^er §er- meg^ auc^ uic£)t eiueu SJleufd^eu wiebergefe{)eu. ©iufame ©pagier* gäuge, etma§ 2lr6eit uub Seftüre ma^teu meiue gau§e ©jifteus ^^^' wogu uur uoc^ eiuige aubre öerbrie^Iid^e Slttaqueu auf meiue fümmer* H^e Sflu^e fommeu, bie mid^ !aum p 2ttf)em !ommeu Iie|eu uub meiu 33efiubeu fe!§r uuertröglic^ mad^teu. 9flur @oet^e'§ uub ©d^itter'S- 93rieftüe(^fet erBaute midf) fefir ; er Bracöte mir uufer SSer^äÜui^ fet)r nafjt, uub geigte mir !öftlid|e ^^rüd^te, bie uuter g'tü(JIic^ereu Umftäu=^ beu uufrem ßufammeuwirfeu eutfprie^eu föuuteu.

®eiue 9JJüud^euer ^Rac^ric^teu geigteu ®ic^ mir iu immer !§eitrem füuftlerifd^em ©lemeute, worau id^ mid) ^erjlid^ ju weibeu l^atte. Seiu 9(leucDntre mit 9£. {)oBe ic^ gu feebaueru ; itf) fagte ®ir t30U bem 90^eu* fd^eu uur, ha^ i6) feiuer ^eit mit feiner (Stimme uub feiuer SJ^auier |öd§Iic^ gufriebeu war, ükr feine SO^ettjobe aber gar uid^t urtf)ei(eu !öuute. ®a S)u it)u uuu uic^t met)r fingen l^ören fouuteft, feiner feiuer @(^ü(er aud^ fo weit war, ®ir etwa§ 2Sir!Iid^e§ öorfingeu §u lönuen, fo Begreife icf) wo|t, ba^ ber arme 9Jleuf(f) mit feiuer %i)toxk ®i(^ eut= fe|Iid^ enuut)irt "fiaBen mu^. ®od^ ban!e ic§ ®ir für bie 90^üf)e, uub werbe deinen SSin! Beuü^eu.

SSon ®ingelftebt batfjte ic^, würbeft ®u mir iu 93egug auf fein

149

^erf)a(ten 511 meinem Xannl)äufer u. f. ir. etwas mit5ut{)eilen ge= IjaBt !)aben. ©§ f^eint aber nichts ©rquidli^eS gewcfeit, unb besfialb tion S)ir üerfc^miegen raorben ju fein.

Ser alleroortrefflidii'ten güvftin ban!e id) nocf) taufenbmal für bal fjöc^ft iiberrafc^enbe Äiffen , unb namentlich auc^ für ben famofen beutfcf)en $8rief . ©ine furje ^Intwort ging nod) nac^ 9JJünc^en ah, o^ne aber üermntl)lid) Sud) nod) gu treffen.

®em guten Äinbe fc^reibe id) allernäd;ften§. bleibt mir gut St)r alle brei ! ^c^bebarfS! 58iele ©rü^e oon meiner grau.

Seb' wof)!, unb laffe balb Xröftlic^eä 'ijöim !

Sn ©et)nfud)t ®ein

9^. SS.

231.

ßiebfter granj !

^6) mu^ auf eine ©idjerftellung gegen erbenflic^e Unannef)mtid)= feit bei ben ermarteten ÄriegSunru^en in ber ©c^tneis benfen.

könnte nic^t ber ©ro^tjerjog mir öom ^r i nj e n ö on ^reu^ en, aI§St)ef ber Strmee, einen ©d^u^brief gegen möglid^e üble 93et)anblnng ober ©efangenne^mung feitenS ^reu^ifc^er93ZiUtärbet)örben ausn^irfen'^ Sft bie^ nic^t mögtid) , fo t)ätte id) mic^ benüidien f^alleä bes (Sin= rüdenS ber ^reu^en nad) gran!reic^ ^u flüchten , \da§> mir bod) f etjr unlieb wäre, ©emi^ bift ®u fo gut, \)a§> äliöglii^fte ^n meiner Se^ rut)igung ^u t^un?

greilid) märe ^a^ 93efte, ic^ tonnte balb nad) SSeimar f ommen ; €§ fc^eint aber, ic^ foll nod) allen etjicanen meiner Sage ausgefegt werben!

^alb t)öre ic^ mot)I üon S)ir?

Xaufenb (lerjüc^e, fe^nfüd)tige @rü^e!

150

232.

1. Januar 57. Siebfter Üitc^arb !

®a Bin i^ tüieber in mmm Sette mit einer gongen ^lora meiner ßüric^er „eiou§". £eiber l^aBe ic^ ®ic^ nic^t me^r in ber 9^ä^e nnb mu^ micJ) gufrieben geben, ^a§> nene ^ai)X fdjriftli^ mit ®ir gn U- get)en. S3effer al§ id^ ^ir öom tiefften @rnnb meines ^ergenS n)ttnfc£)e, !ann nid^t fein. ®ie §opung, ®ir nod^ bienlic^ gu fein nnb öieEeicf)t Baibig einige ßeit mit ®ir pfammen gu öerleBen, ert)äft mic^ regfam nnb tüo'filgemnt:^, tcenn gteid^ bie Slngeii^en t»on Sinken nic|t bie giinftigften finb. ^n ßartSrnlie, mo ic^ mid^ öor brei SBodjen einen Xag anfEiielt, fprac^en mir ber ©ropergog nnb bie ©roPergogin mit öielem nnb marmem Sntereffe üon ©einen SSerlen (ber Sof)engrin ttjnrbe für bieSBei^nad)t§-XQge einftnbirt), be^gleid)en tl)at and^ nnfer ©ro^ergog bei meiner 5ln!nnft, fügte aber fogleicE) bie Sefürd£)tnng Bei, ta^ fid§ nicf)t§ üor ber §anb für ®ic^ ermirfen lä^t, nnb i^ mic^ nod^ gebntben mü^te. SBie Bitter fatt ic^ biefe§ ©ebntben Bin, fannft ®n S)ir leicht benfen!

Sin ben ^ringen öon ^ren^en :^aBe id^ oorgeftern birect in ©einer Slngelegen^eit etmaS anSfü^rlic^ gefc^rieBen. 2ßal)rfc^einlid£) wirb er mir antworten laffen; tüa§ id) ®ir gnr ,^^eit mitfreuen merbe. ®ie ^rieg§=@efal)ren ber (Stfimeis fd^einen mirgtrar nid)t fe^r€j:trem, jebod^ :^ielt ic^ für eine paffenbe@elegent)eit, ben ^ringen anf®ein!ümmer* Ii^e§ ©d^icffal, ma§ in fo fd§reienbem9JJiBöer^äItni^ mit® einem 9iul)m nnb ©einer !ünftlerifd§en 3Bir!fam!eit ftel)t, anfmerifom gn mad^en. ®er ^rins ift ein e'^rentiotler ©^arafter, nnb ift gn ermorten, ha^ ®ir feine SSermenbnng fpäter gu gnte fömmt. (Sinftmeilen ^oft ®u, glanBe id^, feinen ©d^ritt mel)r ju tl)nn nnb !ein SBort §n öerlieren, meil babnrc^ nid§t§ 5Inbere§ al§ nnnü|e ®emütl)ignng gn erlangen ift.

©oBalb ber günftige SUioment eintrifft, ben id^ aBmarte, fd^reiBe id^ ®ir fogleicl). SSei ®elegenl)eit ber 5InffüI)rnng be§ SoI)engrin gnr S5ermäI)Inng§feier be§ ®o'^ne§ be§ ^ringen oon ^ren^en, rott}e

15J

id) S)ir itoc^mal», an beii jungen ^^rin^en in bem siuifc^en un§ U-- fproc^enen (Sinne jn jcfjreiben. 2Ba^rfd)einIic^ernieife aber rotrb bis baf)in ®eine 2(ngelegenf)cit jd)on in ein anbereS ©tabium einge= treten jein.

®er ^lann^änfer würbe t)ier am ^tüeiten 'Feiertage mit großem SSeifaÜ gegeben, nnb ber Sotjengrin foU balb folgen, tüogu mir aber bie ©töger an» ^^rag tierfcf)reiben muffen, ba je|t unter bem f)iefigen ^crfonal bie Drtrub ^f^iemanb übernefimen fann. Sonft ift f)ier giemlid) 2((Ie» im alten ®elei§ geblieben, ha^ mir raenig Erfreuliches bietet.

Sc^ fef)ne mid) fdf)mer§Iirf) nac^ meinen SCrbeiten. ©obalb ic^ iuieber t)ergefte(It bin, fdjlie^' id) mic^ gänjlid) barin ein nnb merbe mir Sid) fo red)t im ©eiftc oergegenraärtigen bis mir enblid) aud^ leib» lid) jufammen fein fönnen. ©ein

233.

6. Januar 57.

Sft "i^aSi nidjt ein rcdjteS SOäfere, liebfter ^ran§? 9hm tjabe id} nii(^ auf ©einen erften 33rief gefreut, mie auf ein 2öeit)nad3tSgcfd)en!, nnb ba bringt eS mir nichts mie XraurigeS unb Xroftlofe» I ®af3 ©u mieber im S3ette (iegft, fe|t bem Sammer bie Slrone auf! 2(c^ ©Ott, marum giebt man eS benn nid)t einmal auf!

2(ber f)ör' : fi^eint ®u ()aft meinen größeren Srief , ben id) in ber ä5orauSfe|ung, ©u reifteft üon SJlündjen bireft nad) SSeimar bei ßeiten bortf)in fanbte, nid)t erhalten; baS ®Ieid)e befürdjte id) mit einem Briefe an W. : fie tjätte mir benn boc^ fonft moljl ein ^aar ßeilen bagegen gefenbet. 2Ba§ ben meinigen an ©ic^ betrifft, fo be= rüf)rte er einen ^unft, auf ben id) bringeub nod) einmal jurüdfommen mu^, meil ic^ oon ©ir in 33älbe barauf einer entfd)eibenben 5Xntmort bebarf. Seitbem ®u oon mir fort bift, l^at fic^ bei mir etmaS SSic^» tigeS üeränbert: id) Ijabe ber D^.'fcben Diente mit ^eftimmt^eit ent-- fagt. Unter biefen Umftänben bleibt mir nur bie Hoffnung auf ein

152

fc^netteS 9^Dd§ ^ ^uf^^i^^^'^D^^^^ ^^^ abgebrochenen ^ärtel'f^en @e= ftf)äfte§ in 93etreff ber 9^i6etungen, ttjofür ic^ ®ir, ouf S)etn freunb* tic^e§ ^Inerbieten ^in, unbejc^ränüe SSoIlmad^t gab. 9^un bifida aber wieber an ha^ Sett gefeffelt, unb !ann[t jebenfaHg fobalb feinen Sefuc^ in Seipgig tüie er gewi^ gunt Stbfc^tn^ jenes @ejc^äfte§ nötf)ig xoäxt mac£)en. Überlege ®ir ba'^er, ob ®n fe[te§ Sßertranen ba^n f)a[t, ba§ ha§i @ef(f)äft noc^ jn (Stanbe fomnten ttjerbe öorauSgefe^t, ba^ iä) n)ie iä) hiermit t^ne mic^ bereit erüäre, 5lIIe§ ^u acce^^tiren, ha icf) ja ttjei^, ha^, mt ttjenig babei aucJ) fjeranSfonimen möge, ic^ boc| anf feine anbre SBeife mef)r erwarten fönnte. @Iaub[t 2)n alfo fid)er an einen beftimmten (Srfolg, fo früge fid^, wie mir fofort fd^nell barauf f)in ein SSorjdju^ gu üerf (fiaffen wäre ? Slber and^ für aKe ^^üöe, bitte ic^ ®ic^, ja autorijire iä) S)i^ nnb forbre ®ic^ auf, fo fd^nell al§ möglid) mit bem ©ro^^er^og eine beftimmte S'tüdfprad^e barüber §u nef)men, ob er gefonnen fei, feine mir geneigte ©efinnung mir baburd^ ^u befrüftigen, ba^ er entWeber ein für oKemal mir eine ^enfion ober bod) für brei ^atjxt, bi§ ^ur SSoHenbnng ber 5JlibeIungen mir eine jäf)rlitf)e, unb §war genügenbe ©uboention au§fe|e. ?5ür ben ^^atl ber lebenSlängüd^eu ^enfion würbet^ natürlid^ bieSSerpftid^tnng über* ne!§men, fobalb mir bie Üiüdfe^r ua6) S)eutfd§Ianb wieber offen fielet, jäfirlid) einige ßeit in SBeimar zuzubringen unb nad^ Söunfc^ it)m meine S)ienfte §u wibmen. ^Run, ®u wei^t fd^on, \oa^ wir über biefen ^unft f|}ra^en; aud£) über bie fraglidt)e Xt)eilnaljme anberer mir gewogener dürften. 2Ba§ mir aber je|t am ^ergen liegt, ift fd^n eile unb gewiffe S3eftimmtl§eit. S<^ ttjilt je^t, woid^ ber^ülfeam 93leiften bebarf, gang beftimmt wiffen, woran id^ bin. S)ie Ungewipeit bringt mic^ in ein ©d^wanfen, be§ §offen§, @rwarten§, SSünfc^enä unb SSerlangenä ba§ wie mic§ bemoralifirt meine Sage immer wieber neu üerwidelt. ^ur^, ic^ Witt wiffen, w o meine ^reunbe fi^en» @omit, ®u SSiet=@eprüfter, betrod^te bie| al§®einen testen SSermitte* Iung§=SSerfucf) ^wifc^en mir unb einer SSelt, mit ber i^ je^t genau wiffen mn^, woran idfi bin. @ebulb fann i^ nad^ feiner (Seite me^r aufwenben. 5lud^ meine bereinftige Slmneftie wirb mir nur werben, wann bie^ üon ©adfifen au§ für an ber Qdi ge!^atten Wirb: bie §erren wollen fid^ bort felbftänbig geigen.

153

9iim, ©Ott befoljten für Ijeute! 5aieruQd)lten§ jc^reibe idj ^ir ein 2öeitere§ über anbre ®inge, bie uns Ijoffentlid) me^r erquicfcu folten. ^ein

234.

27. ^san. 57.

Siebfter %xan^\

^d) armer ratf)Iofer Wm\d) \d)\ät ®ir ha n.net>er einmat ettüo§ über ben §al§, inaS bie^mal ®ir aber tüoljl nicf)t of)ne Sntereffe jein tüirb. ®u er^ältft fogleid) ben Srief be§ $8etreffenben, bamit ®n jogteid; au fait bt[t. (®er ®ntl)u[ia§mu§ für mic^ n^irb ®ic^ f)offent= li^ ntc^t er:^i|en!) S)er $8. ?l. foll, nac^ bem B^ii9i"B meiner gran, ein junger, fe^r ^übfc^er, fc^Ianfer 9Jienfd) fein, ttia§ S)u inof)! auc^ fc^on au§ ber Itjeitnaljine bcr X. für if)n fd)Iie^en n?irft.

©ie'^ alf 0 , ba^ ®u if)n fein ®ebut al§ Xannf)änfer unb So^en^ grin inSSeimor, unter ©einer Seitung, feiern lä^t; babeiraei^ id^ iljn nid)t nur am fic^erften gefül)rt, fonbern and) m\<^ am beften über ben äBert^ be§ jungen 9J?anne§ berid)tet. ®u bift ba^^er njoljl fo freunb» li^, i^n junäc^ft einmal gu ®ir fommen gu (offen?

yiod) bin ic^ ni^t njieber gu ber Stimmung gelangt, ber gütigen gürftin ober bem guten ^inbe ju fdjreiben. ©s ärgert mid), immer nur lamentabel gu erfdjeinen: ba!^er mu^ ic^ auf eine gute ©tunbe warten, wenn \d) md)t gerabe§n)ege§ ©ud^ täufc^en tuiÜ. ®u bift mein Samento gemö^nt, unb ermarteft nid;t§ anbreS. 9^un bin ic^ aud^ einmal mieber mit meiner ©efunb^eit fo hierunter, baj3 id) nun fc^on feit jelju Xagen , wo id) bie ©üä^e ^um erften Slcte be§ ©icgfrieb be= enbigte, bud^ftäblid^ nic^t einen ^a!t me^r nieberfd^reiben !onnte, of)ne burd) bie ängftlic^ften ^opff(^mer§en baoon fortgejagt gu werben. @o fe^e id^ mid) nun jeben SRorgen {)in, ftarre t>a§> Rapier an, unb bin enbtid^ frof), wenn i^'§ jum SBalter ©cott bringe, ^d) ^ahz mid) eben einmal wieber übernommen: wie midj bann auffrifd^cn?? 9Jlit bem 9xf)eingoIb ging'§ unter biefen 2Serf)ättniffen nod) ganj frifd) ; bie SBal-

154

!üre modjte mir jc^on großen ©c^merj. 9^uit gletd^e id) Bereite einem fefir öerjtimmten ^lamtx [voa§> mein 9^eröenft)[tem Betrifft) barauf fott icf) mm ben (Siegfrieb t)erau§6ringen. (S(^5n! SJät bem Seiten enblid), benfe i(i}, werben bie@aiten reiben; unb bann t)at'§ ein (Snbe. 9^un, wir !onnen'§ nid^t änbern! ift nmt bod^ einmal ein §nnbe* leBen!

®u Bift bDC§ loffentlid) wieber au§ bem 33ette? 5Ic^, ^ötte ic^ etma§ üon ©einer 5lrt! ^ann idE) bie 93ergft)mpf)onie nodinid^t IjaBen? 95ergi§ mic^ bamit ja nic^t.

Slbieu! 9J?ein guter, lieBer ^rang! S)u Bift mein einziger Xroft!

Xouf enb @rü^e an bie 5tItenBurg !

235.

8. ^eB. 57. Wtzin lieBer ^^ran^ !

®a ®u wie \d) öon ©einer Xf)eilna^me für mic^ üorauSfe^e gegenwärtig baran Bift, meinen Stngelegen^eiten bie nöt^ige plfreic^e Sßenbung gu geBen, mu§ id^ für gwedmä^ig galten, ®ir mit wenig SSorten meine Sage, wie fie fi(^ neuerbing§ geftaltet {)at, gu Begeid^nen, bamit ®u genau Wei^t, auf wa§ icf) red^ne, unb barnac^ ©eine ©(^ritte einrid£)ten lönneft.

2S. ^at wirllic^ nod) ^a§> Bewußte ©ütd^en angekauft, unb Bietet mir für alle ßeiten pr 9}Jiet^e on.

©a id§ nun bie 9fl.'fd£)e @uBüention aufgegeBen '^aBe, fo |anbelt fic^ barum, mein SluSfommen auf eine unaB^ängige SSeife §u fiebern. ®§ wäre eine %^ox'i)zxt, wenn id^ je^t, am tiermut!)Iid^ Bai* bigen ®nb^3un!te einer öon mir burd^au§ nur al§ proöiforifc^ Betrac^* teten Sage, meine ßufunft fd§on befinitiü regeln woEte. ^d) wei^, \ia^ fpäteftenS im Saufe 1858 meine Stmneftirung" erfolgen wirb, unb biefe fön fo t)Dffeic^ mit einem ©daläge meine (Situation wenig» ften§ bal^in änbern, ha^ öon mir aB^ängt, bann befinitiö an eine folibe 33afi§ für meine Bürgerlid^e (ggiftens 5^^ ben!en. ©at)er !ann eg mir öernünftigerweife, unb ba mir gar feine 5(u§fic^ten ^u @eBote

155

ftefjen, auber» 511 t()un, nur barum 311 tf)un fein, für bie näd}[teit Sa^re, 6i§ ^ur ^oüenbuiig meiner cjro^en 5(r6eit unb iljrer S(uffüf)= rung, mir 'Oa^ S^lötfiige §u einem freien, nngeljinberten, unb nid^t aiV gnfeljr befrfjränften 2eBen§unterf)aIt gu fidjern. ^id)t§> !ann mir gnr (Srreidjung biefe§ ^^u^'cf-''^ ^^^^^^ geeigneter erfdjeiuen, aU ber S3er!anf meiner 9li6elnngen an öärtel'S, ben id) ®id) gebeten fjoBe, nac^ beftem @utbün!en für mic^ objnfdjiiefien. !ommt nun barauf an, ta"^ ®ir biefe§ gelingt. Sebenfall» ben!e id), tuenn ^ärtel'S überhaupt nod) auf ba§ @efd)tift eingefjen, ha'^ id) ha§> 9fl5tf)ige burc^ fie erf)alten tüerbe. märe münfi^enämertfj, ha"^ fie mir für jebe Partitur taufenb Xfjaler 5a{)tten, unb §tt)or jebeSmal beim Empfange be§ betreffenben Xf)eile§, fo je^t be§ 9Rf}eingoIbe§ (fogleidj) unb öielleidjt and) fd)on ber SBaÜüre. „©iegfrieb" folt bi§ (gnbe be§ Sa^re§ in if)ren §iinben fein. 2)0^ mie id) ®ir fc^on früher fagte mn^ ic^ mic^ auc^ ju* f rieben ftellen, wenn fie nod) etma§ meniger geben moEen. Smmerf)in mirb genug fein, mefjrere Sa^re bamit auSjnfommen, unb wei§ id) genau, ma§ ic^ ^abz fo richte id) mid) bann barnac^ ein, inbem id) mic^ jebenfallS entfd)Ioffen l)ahz, bie SSermaltung meiner (£innaf)men fortan meiner ^ran jn übergeben.

^d) I)abe ®ir wof)! nun nii^t ^u fagen notfjig, 'öa'^ fall» ®n mit§ürtel§ einig tnirft S(nbere§ je^t noc^ gän^Iic^ auS^nlaffen ttJäre; mie id) benn überhaupt jn ber $8efinnung getommen bin, fortan fo grünblid) mie mbglid^ meine Unabf)ängig!eit pi tt)al)ren.

§iermit f)aft ®u üoUe (Sinfid)t in meine Sage. 2a^' fie ®ir §u bemäi)rter X^eilnaf)me üertraut fein.

^d) t)bre ju großer ^renbe, ha^ ®n mieber mo^I auf bift. ^d) bin mit ber ßompofition meines erften5(cte§ fertig geworben, unb benfe if)n, fo balb id) mid) etmaS erholt l)aht, nod) jn inftrumentiren, f 0 lange ic^ in meiner gegenmärtigen SBo^nung bleibe. S(n bie 2Sieberaufnaf)me ber ßompofitton !ann id) f)ier aber nid)t mef)r ben!en; id) [)abz in ber Ie|ten ßeit burd^ bie mufifalifd)e unb nnmufi!alifd)e Un= rn!^e meiner 2ßol)nung jn fef)r gelitten.

S)em lieben Slinbe fag', ba^ fie näd)ften§ balb einen 58rief oon mir befommen foll, mie fie i^n münfci^t, aber nic^t über „inbifdje ^oefie" (brolliger ©infall!) fonbern barüber, mooon mir \)a§^ ^erg öott

156

tft, unb bem iä) tüo^l nic^t anber§ ai§> ben 9flamen „Drpljeu§" geben tuerbe. ®ap mu^ ic^ oBer in red^t guter ©timmung fein. Übrigens jage bem ^inbe, ha^ bie „tüei^e 9iofe" je|t rotf), öolt unb üppig blüt)t unb ber „f <i)Iflit'^e Sinenftengel" [id) rec^t robu[t unb üertrauenerttiecfenb ouSninimt.

S)ie gür[tin ift mir bofe, ic^ fü^Ie ! ^06) m\^ icf), ba^ id^ fie tüieber gut mai^en merbe. Xaujenb @rü^e an fie!

2eb' m% S3efter! ^u lieber Drp^euS! ©ein

91.223.

236.

S)u lannft nirf)t üergeffen fein, (Sin^igfier unb bie nöc^ften Xage bringen mir bie ®elegent)eit, mid^ angelegentlich um ©id^ ju be* fc^öftigen. 2lm 22. get)e ic§ nac^ Seipjig, um bort eine gan^e 2Botf)e §u öerweilen. Preludes unb SJ^a^eppa ttjerben im ®eu)anb!^au§, ©onnerftag ben 26. (sumSSeften be§ Dr(^efter=^enfionl=5onbl), auf* gefü{)rt, unb am 28. foE id^ gum SSenefij be§ §errn S3e{)r („Sanbgraf") eine SSorftettung be§ Xann{)äufer in ßeipjig, toorin äJlilbe'S (Slifabet^ nnb Söolfram fingen, birigiren. Sn ber 3tt5if<^^«S^it ^^^rb mir t)offentIi(^ gelingen, etma§ 9lf)ein!upfer für bo§ fRf)eingoIb bei ^ärtet'S äu eScomptiren, unb gebe ®ir bann aUhalb ^fjad^ric^t.

^rau X. ift für ben 8. Wäx^ i)ier al§ Drtrub angefagt. (Sie foll bie Atolle in gtüei SSorftellungen fingen unb bann al§ Slntonina im $Beüf ar ( ! ) auftreten. SBenn fie gefällt, ift i^r ©ngogement fe^r toa^x-- fc^einlic^.

Stn §errn Sl., ber mir ® einen Sßrief al§ @mpfel)tung pgefanbt "tjat, fd^reibe icf) näd)ften§ unb ^abt einftn)eilen §errn üon Söeaul'ieu empfohlen, it)n al§ Xannf)äufer ober So^engrin bebütiren gu loffen.

§eute 16. gebruar (?lnniö erfaire ber erften SSorftellung be§ Xannt)äufer im ^ai)xt 49j bringt un§ bie f^^ft^^orfteEung @Iudf'§ ^rmibe mit ^^rau Softer au§ Berlin, ©ine neue (nod^ unaufgefüljrte) Dper üon einem betgifc^en (Somponiften, Wlt. Saffen, „ßanbgraf 2ub* wig'S S3rautfa't)rt", mirb närf)ften§ einftubirt.

157 ^ür meinen Ztjdi !ann ic^, feitbem mir ha§^

^ ^f- l2^-

5^_

§e = ba! §e = bo! im ^opfe fortfjammcrt, nidjt§ anbeveS, n^eber Slltereg, noc^ 9lenere§ genießen, nnb tränme nur öon bem 9iing be§ ^)li6e(ungen, woju mir ©otte» ©nabe ha\h üerljelfe! Sein

16. ^ebr. 57. SSeimar. g. 2.

SDie brei legten 9^ummern meiner ftimp^onifd^en Sid^tungen er* fc^einen ®nbe biefeS SOZonateS nnb id) \6)\dt fie Sir fogteic^. (Sin ä§nlicf)e» Sing 'i)aht icf) oorige 3öocI)e fertig geBrad)t: „Sie §nn» nenf(^lad)t".

Sie ^ringeffin oon ^reu^en fjat ben Sann{)äufer für Sonntag öerlangt.

237.

Sc^ bitte Sic^, bie inliegenbe ßorrectur bod) andj Srenbel mitju- tf)eilen, bamit biefer gute 9)fenfd^ einen Segriff t3on feiner fd)(ed)ten Üiebaction 6ef ommt !

(5ln S3renbel.)

ßürid), 15. Srpril 1857. 2Bertf)er ^^reunb !

Sen etma» fef)r öerjögerten 2(6brud meines Briefes über 2if§t iü§> id) neutid) in ^tjxa ^eitfdjrift, nnb fanb ^u meinem 93e* bouern, \)a^ er fet)r incorrect unb (au§ Unod^tfamfeit be§ @e|er§) felbft mit finnentfteEenben 5lu§Ioffungen öerfe^en mar. 'Sd^ mollte S^nen 5unöd)ft ein Srndfe^ter^SSer^eidjni^ cinfenben, bcfann mic^ ober, ha'^ eine fotc^e nad)träglic^e $8eri(^tigung bod) nic^t me^r im ßufammen'^ang mit bem STe^t nac^gelefen mirb, unb entfd)Iofe mid) ba'^er, einen berichtigten 5tbbrnd an ßellner nac^ Söien ju fc^iden, mit bem 2Sunf(^e, i^n fofort in feiner 3^^tung gn geben. Sd) tjahe bamit nid)t im ©inne, Sie etma für bie mir mieberfat)rene Sf^adiläffigfeit gn ftrafen, fonbern eben nur Siejenigen, bie fic^ für bie <Ba<i)^ intereffiren.

^u einer abermaligen S)urc^(efung be§ nun beri(i)tigten 93riefe§ §u üer= onlajfen. Sollten @ie l^ingegen S3e§eicf)nungen, ttjie „reinere Äunft= form" (in neuere 2C.) aBfic!)ttic^ tieränbert f)aBen, \o t)ätten ©ie mid^ aUerbingS ftar! mi^t3er[tanben, unb in biefem^aße müßten ©ie (wenn auc^ nur priüatim) meine Seri^tigung aU eine ©emonftration gegen @ie betrad^ten. ®dc^ öermutt)Iic^ ift an ben mei[ten ^e^tern ©c^ulb, ta^ man S^uen nic^t mein äJJanufcript, jonbern nur eine 5lb|cf)rift pfteltte: biefe Ratten @ie aber nic^t acceptiren f ollen.

(Sef)e icf) «Sie balb einmal? S«^ lebe in größter ^urücfgesogen^ ^eit fort, unb arbeite fotiiel meine @efunb'f)eit erlaubt.

93e[ten ®ru| üon St)tem

9fiirf)arb SSagner.

238.

®u f)a[t mir einen jc^önen Dftertag bereitet, Siebfter, ©ingigfier, ^nr^ ©einen ^rief ; unb bie üebeüotten Sl g ^ m en, bie S)u mir barin in fo n)at)rf)aftiger ©üte'unb ^reunbfc^aft reic^ft, bringen mir ©tär!ung, @enejung unb gän^üc^eS 3Serge||en atle§ anbermärtigen Sauerteige^! ^ab fier^Iidiften ®an! bafür unb lafje ®ir auc^ eine greube fein, mir eine fo gro^e unb inniglici)e gu ertl)eilen. ®iefe ^reube foH un§ ni(i)t burd^ ein ^aar ©rucffe^Ier unb Sßegtaffungen üerfümmert fein. ®a§ äöefentlic^e liegt ja barin, ba^ ®u mic^ lieb I)oft unb mein reb^ iid)e§ Slnftreben aU 90^ufi!er ©einer St)mpat^ie für mertf) f)ältft. ®ie§ f)aft ©u gefagt auf eine SBeife, tt)ie el !ein anbrer p fagen termag ! Sc^ geftef)e ©ir aufrichtig, aU \6) ®ir meine ®inge nad^ ^üricf) brod^te, wu^te id) nid^t, ttjie ®u fie aufnet)men unb befinben iüürbeft. ^ä) '^abe barüber fc^on fo üiel t)ören unb lefen muffen, ta% iä) eigentlid^ gar leine 9)leinung beibeliatte unb nur au§ untilgborer innerer Über§eugung§!raft tneiter fortarbeite, o'^ne irgenb toeld^en 'an-- fprud^ §u ergeben auf Sinerfennung ober ßuftimmung. 93?ei)rere meiner notieren greunbe, Soac^im 5. ^. unb früljer Sd^umaun unb §tnbre ^aben fic^ meinen mufüalifc^en ©eftaltungen gegenüber fremb, fc^eu iinb ungemogen gefteltt. Sdf) tierübele i^nen bie§ !eine§n)ege§ unb

159

taxm nic^t entgelten, ba id) ftet» ein aufrichtiges nnb eingeljenbeS Sntereffe an iljren SBerlen mitempfiube.

S)enfe ^ir al\o, licbfter Üiic^arb, nteine iinau§jpredjlicf)e ^reube, bie mir bie «Stunben in ^iivid) nnb ©t. ©allen gewötirten, wo S)ein ftrafjlenber 93lid jo Belebenb nnb üerjöljnenb in meine ©eele brang nnb fie liebreich nmf a^te !

3n ben näd)ften Xagen jd)reibe \6) ®ir 9)lef)rere§ über bie ^ärtel'fc^e Slngelcgentjeit, bie leiber nod) in einem ganj unerfprie^= Iicf)en ©tabium [todt. 5lnf ber 5UtenBurg jiet)t jef)r traurig au§. ®ie S'Wi-l'tin i[t feit brei äöodjen giemlidj fc^tuer erfranft unb !ann nid^t au§ bem 93ette. Sind) bie ^rin^e^ mu^te mebiciniren unb barf noc^ if)r ^intmer nic^t üerlaffen : unb meinerfeit§ bin \d) erft feit ein paar Xagen fo weit (nad)bem id) öoHe fe^» 2Bod)en im ^ette liegen mu|te) im Xfjeater nnb im @d)toffc rjernm§nf}infen. Xro^ alte* bem milt ic^ balb 33effere§ unb $8efte§ l^offen, für bie SOZeinen, unb für ®id), ber 2)u mir fo tjod) im ^erjen fortleöft, unb bem ic^ mid) a(§ gänglid^ angeprig fütjle unb be!enne.

19. Srpril 57. ^. £if§t.

9)ht 5(nfang ber näd)ften Xi)eaterfaifon tritt t)ier ^ingelftebt an bie ©teile be§ §errn öon ^eaulieu al§ ^ntenbant. (Sr ift feit öiergelju Xagen t)ier, unb feine Stellung, oBfc^on nod; nid)t officiett Bcfaunt, burd^ bie gel)örigen Unterfd)riften gefiltert.

grau X. gaftirt, auf Seine ©mpfefjlung t)iu, näd)ften (Sonntag al§ Ortrub.

Sluc^ §err St., ben®u mir empfotjlen, oermeilt feit einem SOJonat in 3Bet)mar. ^d) gtueifle aber, ba§ ic^ i^m befouber§ bienlic§ fein fann. ©ein (55efang§ = latent foll noc^ feljr gering fein, ^m Übrigen mad^t er mir einen guten ©inbrud, unb id^ merbe if)n näd^ftenS t)5ren.

9locE)maI§ alten, allen ®an! für fjente, mo idf) Sir gar nid)t» anberes fc^reiben moöte.

239.

Sein So^engrin ift mir mieber fo burd^ bie ganje @eele gebrungen! unb tro^ meinem albernen Übet, met(^e§ mic^ geuött)igt, gteic^ nad) ber

160

SBorfteEung mein S3ett gu fjüten, Bin ic| öon bem {je£)ren unb !§oIben ßauber biejeS unöergleic^Iid^en SSer!e§ überfüllt, könnte id^ ®ir alle§ jo rec^t nacf) fiuft in g= unb ®'®ur fingen : „(Sin SSnnber", wie ®n gefcf)rieben f)aft !

®ie 5Iup^rung mar bie Befte, bie n^ir Bi§ je^t gel^abt, ha§> ^er* fonal überaug öegeiftert. 9^ä(i)ften ©onnobenb foE eine SBieber^oIung ftattfinben, trogn ic^tnieber auffielen ttjiH. 90^itgrant3. äJJilbe märeft ®u gufrieben; i^r ©efang nnb it)re S)arfteEung finb üoll 9}Jagnet; au6) ßaSpori gab einige ©teilen f(f)ön, unb ä)JiIbe ift immer ebel unb !ünftterif(^ tüirifam, menn i^m gleid^ an bem großen 3SoInmen öon Stimme, \)a§> ber Xelramunb erforbert, etn)a§ mangelt, ^^^ou 36. !onnte nic^t gon^ @tid^ fialten, unb unfere früt)ere Drtrub, ^rau ^nopp, ge= nügte meljr biefer Spotte. 6ie !^at fie übrigens gemiffentjaft ftubirt, aber meber if)re (Stimme nod^ if)re Slugfprac^e paffen befonber§ ba§u. ®en 9)iitteltönen fef)It entf(f)ieben an ^raft nnb SSoÜblütigfeit, unb bie S)ecIamation bewegt fic^ in bem ©eleife be§ ^rofaif(f)=Xt)eatraIif(j^en of)ne felbftänbigeren, tieferen ^at|D§. ®ie§ unter un§ gefagt, benn \6) modelte ber guten %mn unb brauen Mnftterin nid^t ha^ ©eringfte gu Seib t^un. ßu einem Engagement auf ber ^iefigen S3üf)ne aber fönnte xä) nic£)t anrat^en, unb giefie oor, bie Stelle, bie fie au§§ufuEen t)ätte, einftweilen unbefe|t gu laffen. Sc^ ^o.ht S)ir, glaube idfi, fcEion gef(f)rieben, ba^ ®ingelftebt mit bem 1. D!tober feine gun!tionen al§ Sße^mar'fc^er ©eneral-'^ntenbant antritt. SSietleic^t finben wir im Saufe nädifter Saifon eine Drtrub, bie ic^ mir auc^ etma§ jünger ol§ ^^rau X. wünfd^e.

5lu§ §annoöer werbe iä) erfuc^t, für ben bortigen 5tapeHmeifter f^ifcl)er, ber mir üon guüerläffiger Seite al§ ein fe^r aufrid^tiger unb ftrebfamer SSeretjrer ® einer 2Ber!e nac£)brücElid^ empfol)len ift, eine Original=^artitur be§ fliegenben §oHänber §u üerfc^affen. ^ifdl)er befi^t bie Partituren be§ Xannpufer unb be§ Sol^engrin in feiner 95ibliotl)e! unb wünfcl)t fel)r ben fliegenben ^oüänber nidl)t länger gu entbehren. So wie man mir fd£)reibt, !^at er bie 5lngewo!§nl§eit, au§ feinen eignen Partituren §u birigiren, unb fic§ bereits bemüht, bie be§ fliegenben §oIlänber p acquiriren, aber ol)ne Erfolg. Er würbe natürlid) bie Driginal^^luflage einer 5lbfd^rift, bie er immer anfertigen

161

(äffen famt, oorjiefien, unb üielleidjt fannft ®u mir no^ ein @j:em= p(ar auSfinbig macf)en, wofür icf) ®ir ben öeftimmten ^rei§ eingufenben f)ätte. DBgleic^ irf) mi(f) nid)t gerne in iiljntid^e Stngelegen^eiten mifd^e, fo glaubte itf) bod), 'da'^ man ^ifdjer, ber ®eine brei Dpern mit üieter (Sorgfalt in §annooer einftubirt t)at, eine Befonbere 5Iufmer!famfeit er» weifen bürfte. (Sd)rei6e mir nüd)ften§, ma§ id| if)m ju fagen i)abt, perfönlii^ ift er mir nid^t Befannt.

^Ia6) münblid^en unb brieflid^en SSefpred^nngen ber 9^i6elungen= 2tngetegenf)eit mit gärtet, mobei ic^ immer ben ^auptpun!t be§ erften Slnerbietenä §ärter§ feftgef)alten unb i()n ftet§barauf §urüd= gefüf)rt, jeben onberen in oage S(u§fid)t gefteüten geringeren SSorfc^tag gänstid) abmenbenb, ftef)t bie cSad^e ungefäfjr fo, \)a'\i id) annehmen fann, er mürbe ein «Sdjreiben oon ®ir, in melc^em S)u it)n, mit Segng^ naf)me meiner 93efprec^ung, einfad) unb etma§ t)öftid) aufforberft, feinen früt)eren3Sorfc^Iag in Erfüllung gu bringen, nid)t abfi^Iögig beantwor- ten. 5luf biefen erften SSorfdjIag aber eradjte id) für not^menbig, tk gonge 2Sieberaufnof)me ber (S>a6)^ gn bafiren, unb um Sir gang auf' richtig §u fagen, fanb id) bei gartet eine fe^r gmeifel^ofte S3ereitmiIIig= feit, je|t baranf einjugefien, weit it)n bie SSenbnng, bie ®u in ©einem ^weiten Schreiben ber SSer^anblung gegeben ^atteft, faft beleibigenb berührte.

Überlege S)ir alfo, ob ®u ii)m in biefem (Sinne fd)reiben wiöft, tüDgu i^ ®ir rotten mochte, benn Iä§t fid) fd^mer üorau§fet)en, ha^ 2)ir anberfeit§ eine beffere ^ropofition gemad)t wirb, unb bod^ f^eint mir oon 2öid|tig!eit, ha"^ 2)ein SSer! 0er5ffentlid)t wirb.

®ie 2tupt)rung felbft anbetangenb ^offe id) immer, ha'^ mir, bo§ ()ei^t ®ir, benn in biefem ^alle !ann id^ nur ©ein Korrepetitor fein, ber &. §. bie 9Jiittel bajn öerfc^afft.

(Sd^affe nur ©ein SRiefen-SSer! getroft unb wofilgemutf) f)eran bo§ Übrige foH fid^ fc^on finben unb id) will jebenfallS babei fein! 28. 5lpril 2Set)mar 57. g. S.

SBagnev u. ?if-,t, Sriefroecfifel. II. U

162

240.

Bürtc^' 8- ^fli 57.

®a fommeic^enbüc^ einmal ba§u, ©irgufd^reiben, lieBftergrons! S(i) ^a6e eine übte Qdi f)inter mir, bie nun aEerbing§ einem xtä)t on^ genef)men ßuftanbe gu tüeic^en jc£)eint. ©eit 10 Xagen ^aben njir ba§ fienju^te £anbgüt(^en neben ber SB.'fc^en SSilla belogen, bo§ ic§ ber tüirüid) großen ^£)eilna!§me biefer Befreunbeten ^^ai^ilie öerbanfe. ^vl' üor aber fottte mir noc^ manche ^ott) ertöad^jen; bie (Einrichtung be§ §öu§(i)en§, bie übrigens fet)r nett nnb mir entjpred§enb auSgefatten i[t, beburfte langer ^eit, fo ha^ toxi mit bem5tu§guge gebräugt maren, e'£)e bie 9JiögIic£)!eit be§ (Singugeg §u @tanb !am. 9^un tt)urbe auc^ meine ^rau !ran!, fo ba^ ic§ fie immer nur öon jeber ©inmifcfiung ab^ufialten, unb bafür alle Slu§5ug§müf)e felbft unb altein ^u übernefimen f)atte. 3ef)n Xage mot)nten tüir im §ötel, unb enblic^ gogen mir bei furd^t* barem Sßetter unb Äälte ein, fo ba^ mirüitf) nur bem @eban!en ber befinitiöen Umjiebelung möglid^ mar, bie Saune mir gut gu er!§alten. 9^un ift aber 2lIIe§ überftanben ; ?llle§ ift noc^ Sßunfi^ unb SStbürfni^ für bie ^auer f)ergerid^tet unb eingeräumt ; 2tIIe§ ftefjt am ^fo^, mo ftetien folt. Wldn 2Irbeit§§immer ift mit ber S)ir befannten ^e* banterie unb eleganten S3e^agti(f)!eit hergerichtet; ber 5lrbeit§tifc^ fte|t an bem großen ^^enfter mit bem prad^tooEen llberblid be§ (See'§ unb berSltpen; 9iu!^e unb Ungeftört^eit umgiebt mi(^. (Sin I)übfd^er, be* reit§ fet)r gut gepflegter (harten bietet mir SfJaum gu fteinen ^rome* naben unb ülufjeplö^c^en, unb meiner grau bie angene!t)mfte 95efc^öf= tigung unb 5lb|altung üon @rißen über mid) ; namentlich nimmt ein größerer (SJemüfegarten i^re gärtlid^fte Sorge in S3ef(^Iag. ®u fie!§ft, ein ganj pbfc^er S3oben für meine ßurüdgesogentieit ift gemounen, unb menn ic^ bebende, mie fe!)r ic^ feit lange nac^ einem folc^en öer* longte, unb mie f(^mer mürbe, nur eine 5lu§fic§t bafür ju geminnen, fo füi)Ie ic^ mid^ gebröngt, in biefem guten SS. einen meiner größten 2ßof)Itl^äter auäuerfennen. 5lnfang Suli !t)offen nun auc| SS.'§ if)r @ut begiel)en gu !önnen; bie 9^ad)barfd§aft üerfpridfit mir greunblic^e§ unb ^ngeue!t)me§. S^lun benn: ba§ märe erreicfit! 9fiä(^ften§ l^offe iä) meine lange unterbroc£)ene5lrbeit nun ouc^mieber aufnef)men ^ufönnen.

163

unb jebenfallg öerlajfe icf) nun mein pBj(^e§ 5lft)I nidjt ef)er (jei ju irgenb luetc^em Slnflug) at§ bi§ ©iegfrieb mit Srünnt)ilb öoöfommen in Drbnung gefommen ift. Si§ je^t bin ic^ nur mit bem erften 5(cte fertig genjorben; ber ift ober and) fi^- unb fertig, n)of)Igerat^en unb fc^oner ge* tungen, aU 3lIIe§: ic^ war felbft erftaunt, bo^ id) t>a^ 'i)abt ^n ©taub bringen !önnen ; benn feit nnfrem legten ^^f^mmenfein fam id) mir iüieber wie ein grä^lid^ ftümperljafter SJJufüer öor. ®0(^ ^aht id) mir gans grabmeife lieber (Selbftöertrauensuöerfc^Qffen gewußt; mit einer f)iefigenXf)eater= (Sängerin, bie S)u in ber Sübin f)5rteft, ftubirte ic^ bie te|te gro^e (Scene au§ berSSattüre ein; Slirc^ner accompagnirte; ic^ traf famos, unb biefe S)ir fo ärgerliche ©cene t)at alte meine ©rwar* tungen üon i^r oollftänbig erfüllt. 2Bir ^aben fie breimat bei mir ge= mad^t, unb nun bin iä) gang aufrieben. ®ie ©ad^e ift bie, ha'\^ 5tlle§ in i^r fo fein, tief unb leife ift, ha^ beg bemühten, garteften unb üoltenbetften 3Sortrage§ nad^ jeber «Seite f)in bebarf, um fie üerftünblidj §umad^en; gelingt ober bie^, fo ift oud^ ber (Sinbrud unjweifelfiaft. ^atürlid§ fc^webt fo etmog aber aud^ om S^lanbe be§ ün^erften ^M^' fallend, menn bobei nic^t üon jeber Seite sur üoEfommenften, mei^e* t)oIIften, bewu^teften Sammlung !ommt ; fo f)eruntermufisiren, mie wir el flüd)tig üerfudjten, !ann man fo etmoS nid^t; mir menigftenS ge^t bann wie inftinftio alle ^ä^tgfeit unb Sutetligeng au§; tc^ werbe üoEfommen ftupib. 5(ber nun bin id) mir boc^ !Iar geworben, unb wenn ®u einmal bie Sd^melj' unb Sd)miebe=2ieber SiegfriebS ^ören wirft, fottft ®u 'wo» 9^eue§ öon mir erfahren. 9^ur ift'§ fd)änb= lic^, bo^ ic^ mir fo etwa§ gar nic^t t)orfüf)ren !ann; oud^ Ijobe id) !eine red)te § Öffnung meljr auf unfer etwaiges nä^fte§ ^^fii^^^i^^^f^^"' f^ ift bonn immer f o öiel üor , bo^ wir eigentlii^ nur immer flüd^tig fein tonnen, unb ba§ fdiabet mir furchtbar; i^ bin nur etwas, wennic^ gong consentrirt fein !ann; jebe ßerftreuung ift mein ^ob.

®a^ ®ir mein „Srief" foId)e f^reube gemocht ^ot, mu^te mid^ fe^r rüljren ; gewi^ ^aft ®u bo ben guten SBiUen für bie Xf)Qt genommen ; benn oiel !onn, wa§ id) bo fc^rieb, bod^ nur wenigen bebeuten, eben weil eS fo fc£)Wer war, oieleS gu fd^reiben, woS für bie SJZenge wo{)t wichtiger unb erfprie^lid)er gewefen wäre. (Sine Sd)ilberung ©einer einjelnen ©ic^tungen mu^te i^ mir gonj öerfagen, unb §war oufrid^tig

11*

164

ou§ ben ©rünbeit, bie iä) im S3r{ef e angebe : id^ ! a n n unb mag fo ettüa& UngenügenbeS ntcf)! mef)r üerjuc£)en. @o mu|te ttf) mic^ baran I)olten, bem (^eiftDoIkn ben SBeg §u geigen, tüie er mir felbft aufgegangen töar* Söer if)m ntd§t folgen !ann, um firf) bann fetbft njeiter §u Reifen, bem !ann auc^ i6) nic^t weiter Reifen: ba§ ujar meine innige äJJeinung. 2öa§ übrigens bie ®ru(Jfef)Ier betrifft, fo njiö ic| ®ir bod) ben ©pa^ macf)en, Sir näd)ften§ ein corrigirte§ ©jemplar ju f(^i(fen: S)u wirft bann begreifen, ba^ id^ unmillig werben fonnte; nur fc^eint S3renbet weniger bie ©d§ulb p treffen, al§ ben ßopiften meines 9JJanuf!ripte§, ber feine Stufgabe fef)r flüd^tig beforgt ^at. ^ä) rebe nid)t öon htxi tenbengiöfen SluSlaffungen , bie S)n beforgteft, unb gu benen ®n oßeS- Sftec^t !§atteft; fonbern öon reinen Sübertic^feiten. So(^, ba§ ift nun and) in Drbnung, unb fobalb fann ta§ nic^t wieber paffiren.

©tfiönften ®an! auc^ für ben Sofiengrin! ®a§ bleibt nun auc^ nur fo ein ©d^atten für mid^: id) wei^ eigentlid^ gar nid^t§ me^rbaöon^ id^ fenne i^n nid^t. St)r mac^t ha§> Stüeg fo für (Suc^ ah, unb fd^eint gar nidf^t rerfjt baran gu benfen, ba^ ic^ gern aud£) einmal babei wäre, ®oc^ id^ e^re ha§i ge!^eimni^tioIle (5tf|Weigen, ha^ über bie bebenüi^e ^^rage meiner ^urüdEfelir öon meinen l)Dt)en unb !^ötf)ften @5nnern fa gewiffenliaft beobachtet wirb. ®od), (Spa^ bei (Seite! je^t ^at mic^^ ber taifer öon Sörafilien aufforbern laffen, gu i:^m nac^ 91io Janeiro gu !ommen; id^ fott bort SllleS bie §ülle unb gülte :§aben. 5lIfo wenn nid^t in SSeimar, in Sf^ioü

5lber warum mu^ ic^ fo öiel öon ^rau 3£. t)ören? Sd) '^abi. fie bod^ nic^t etwa eben unb befonberS §ur Drtrub empfot)Ien? Steine (£m|)fe|Iung galt bod^ nur einer routinirten ©ängerin für ein gweiteS ^aä), bie jur 9^ot!^, unb wenn man fie gef)5rig öornäl^me, aud^ ^u einer Drtrub auSplfe: hierbei l^otte ic^ it)re angenel^me (öielleicJit je^t fc^on gefd^Wäc^te) ©timme, unb i^ren bewöt)rten glei^ im 5luge. Slber ta^ nun gerabe bie unglüdEIid^e ^erfon ejtra für bie Drtrub , bie fie nie ge!annt, öerfd^rieben würbe unb at§ meine für biefe 9lolte 5tu§erwö^Ite gelten mu^te, war für fie unb für mid^ ein ftar!e§ «Stüdf. ^ä) bitte, mid^ nic^t pm „SSater" biefer „Debütantin" mad§en gu wollen, für bie ic^ fonft aEerbing§ beffer geforgt f)ätte. Wenn ic^ it)r erfte§ Sluftreten in ©Ott wei^ welchem SSerbi ober Sonigetti, nur nid§t im 2of)engrin öer*

165

an[tattet ^akn tüürbc. Sebocfj, genug aiic^ öon tiefem Ciialm, tüeun- gteidj mir leib tl)ut, and) ben Xenoriften ber ßufunft lüo^I üor^ bereitet in §errn 31. in S)unft aufgeljen ^u fef)en. @ott gebe nur, ha^ ßiiÄpari 93eftanb l^ot, ober ha^ ßuc^ fonftwofier einmal ein ^offa* bler Xenor !ommt.

5(d) ! 5(propo^^! ®em ^. Wt. ^if d^er in ^annoöer mu^ ic^ ®icl^ jd^on bitten ju melben, ha'\i er ftc^ bie^mal mit einer Äopie ber ^oh liinberpartitur tt)irb bereifen muffen: bie iuenigen bamat», unb jmar and) nur t3on einem Sopiften autograp^irten @j:emplare finb bi§ auf fo tDenige jufammengefdjmoläen, haf^ id) gan§ unmöglirf) eine§ ba^ t)on entbehren !ann. ^d) I)abe bie 25 (Sj:emplare im 5lnfang, al§ fein §af)n nac^ biefer Dper !räf)te, rüdfic^tsloS öerfd^Ieubert: je^t finb bie fet)r wenigen übrig gebliebenen mir natürlich öon SSertf). ®ntf(f)ulbige mid^ atfo, unb üertröfte i^n auf bie ßeit, wo ber S3erlag meiner SSerfe jo tiict abgefegt l^oben mirb, ba^ bie Partituren geftod^en merben fönuen. (! !) Übrigens bin ic^ iljm für feine 2^f)eilna^me fcf)r ban!bar. 1I)ie^ ^annooer ift ein üöllige§ 91eft für meine Partituren geworben.

9luu banfe id^ ^ir aucf) für Seine 2Sin!e in Sejug ber §ärtetfrf)en Angelegenheit. S(ufrid)tig gefagt, ift mir bie (Srtebigung berfelben fo tüid)tig, ba^ id^ Seinen 9^atf) ougenbIid(i(^ befolgte unb auf eine $Beife an ^ärtel'S gefc^rieben l)abt, bafe fie wot)! gemi^ nun jufagen, menn fie üorau§gefe|t ! burd^ Sic^ gef)örig über ha^ Objelt felbft be» Ief)rt n3orben finb. Sie^ ne^me \d) natürlich an, unb ban!e Sir fjtx^'- tid^ft bafür! 9^un wollen mir fe^eu!

Surc^ immer nod) einbrei^enbe 5(rbeiter (nameuttid) einen fädj' fif c^en ©c^Ioffer; werbe id^ ftet§ unterbrochen, unb empfinblic^ anbiefeu, o^uef)in fd)on genügenb frioolen ^dUn, geftört, fo ha^ id) wof)I an t)en 3d)tu^ beuten mu^. 5tber mit Söiberwilleu, benu id) bereue unfre fc^tedjt geführte ßorrefponbenj, in ber wir im ©runbe un§ nie red^t au§fpred)en, fonbern, einige Ijeftige ©rgie^uugen ungerechnet, meift immer nur obenf)in an nn§ ^erumtappen. Sod^ fd)reibe id) Sir ^eute über ben widf)tigen ^un!t Seiner fo (eibenben ©efunb^eit uid^t§ : id^ ^ah^ cor einiger 3eit mid) fe'^r ernft be§^atb gegen bie gürftin an^-- gelaffen, unb l^arre fef)nlid^ einer grünblid^en 5tntwort. 9^un l^öre id^ burd^ Sid^, ta'\i iinfre grofef)er§ige ^^^-ennbin felbft lange fd;on !ran!.

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bornieber liegt, ft)a§ meitte SSefürd^tuitgen f o traurig toa^r mac^t. ^aft tnöd^te ic§ ®id^ nun bod^ afier öeranlaffeu, mir tüenigften§ ha^ ©ine ntitgutf)eilen, tt)o§ ®u gur grünblid^en ^erfteEung ©einer @efunbf)eit beftf)toffen I)aft? ©oll baBei bleiben, ba| ®u norf) ba§ ?lad^ener Wfüfeft forcirft? Ober ^aft S)u einen ^Irgt gefunben, ber ben WluÜ) i)at, ®ir ©eine unau§geje|ten ^nftrengungen unb 5Iuf Opferungen ernft* lic^ §u verbieten, unb für einige ßeit ®ic^ ber SBett, bie S)id^ immer grünblid^er üerbirbt, öoUftänbig gu entfüf)ren, um ®ir öor Stöem grünblid^e ©enefung gn üerfc^affen??? SSol^rlicf), liebfter ^ran§, ®n mac^ft mir bie tieffte S3e!ümmerni^, wenn ©u mic^ nic^t öoUfommen beru'f)igen lannft, unb tt)ie jebem SSernünftigen bie^ bün!t !annft ®u bie^ nur burc!^ eine lange, forgföltige ^ur bei größter 9luf)e unb ®ntf)altung öon jeber 5lnftrengung unb Slufregung. ©anj offen, mie S|r treibt. Hebe ^inber, !ann ha^ nic^t lange me^r fortge{)en; tt)a§ un§ Slnbre in ber lürjeften ßeit ruiniren mürbe, mu| ®u^ enbüc^ ouu^ öerberblid) merben. §ör', mein S^^ang! !omm §u mir: !ein äJJenfd^ foE öon ©einer Slnmefenfieit miffen; mir leben ganj altein für un§, unb ®u lä^t ®ir gefaEen, ta^ mir bie nötl^ige (Sorgfalt auf ©eine ^ur öermenben. 5ld^ ! ®a§ mirb fetir bumm Hingen, unb !aum mirft S)u mer!en, ha^ mir eine ööttige SSergmeiflung biefen ^atf) ein= giebt: aber etma§ mu^ gefc§e'£)en, ur\h menn id^ fcfjmar^ feJ)e, fo finb matirlid^ bie 9lealitäten ©einer 9^ad^ric^ten nic^t barnacf), mid^ rofiger fe^^en gu (äffen. 5Iber um aEer SSelt miEen, fo berui)ige mic^ nur fjierüber, unb glaube, ^a^ !ein ^riumpf), felbft ©eine für ©id^ gefeierten, mir bie minbefte greube mad^t, fo lange ic^ mei^, mie t()euer ©u if)n ertaufft. 9^un, ic§ miE fe^en, ma§ ©u mir ant^ morteft. Slber id^ bitte ©id§, antworte nid)t obent)in, leid^tfertig.

@ott mei^, mag id^ 5lEe§ gufammengefd^rieben !^abe: mirb ma§> Üied^teg fein! Sd^ wiE ©ir nur noc£) für bie enblid^ er()altenen bret leiten ^ortituren ban!en, bie mir benn bod^ fc^on mie alte gute 33e* lannte üorfamen. 3e|t nef)me ic^ fie orbentlid^ öor: fie foEeu mid^ mieber gum SDflufüer meifien für ben ^Beginn meinet 2'^" SlcteS, tzxi bie^ ©tubium einleiten f oE !

2öie gefagt, id) tanit ©ir nic^t für bal Opfer ©einer legten fd^önen Sotiengrin^Stuffü^rung : l^ötteft ©u mir bagegeu gemelbet, „id^

167

f)ab' Sofjeugrin unb Sic^ imb midj unb 5(tle§ an ben 9^agel gef)en!t, um mid) nun tücfitig ju !uriren", \o ^ätte id) Sir unter ^er^Iic^en Xf)ränen gebanft. d)Mbt mir balb fo etroal, fonft fc^reibe ic^ Sir nie wieber unb oerbrenne ben jungen Siegfrieb mit allen Sc^miebeliebern.

5(bieu! S^u böjer guter ^^ranj! @rüB au§ ooüfter Seele Seine lieben grauen: fie mögen mir gut bleiben unb gefunb werben, bie böfen grauen!

2(bieu! Wldn guter lieber granj! 9^. 555.

241.

19. 9JJai 57.

Siebfter! biefe beiliegenbe 5(ntroort erhielt id) fjeute öon §ärter§. ©ie besiegen fic^ barin auf einen 58rief an Xic^ : entf)ielte biefer irgenb welche 5(nbeutungen barüber, wie has. ©efc^äft mit i^nen jum 5(b= jc^IuB 5U bringen fei, fo möchte ic^ Sic^ um benfelben bitten. 3onft aber fönnte er mir nic^t§ nü|en.

(S§ ift traurig , baB id) um für bie nädiften Sa^re mir etwal ©emiffe» ju fid^ern gezwungen bin, mein SBerf fo feil ju bieten, unb gewiB würbe id) anbren gatll ru^ig meine ß^^t abwarten, in ber feften 5Inna^me, ha^ man bann mid) fuc^en würbe, dlnn bin id) aber gezwungen, 5llle» aufzubieten, um^ärtel'gfi^on je^t jum Saufe ^u ftim-- men. S3or 5tIIem erfcf)e i^, \>a^ Seine ^dt unb 33efc^äftigung Sir nid)t erlaubte, biefe §erren mit meiner 9J?ufi! gef)örig befannt jn machen. 3d) \)abi fie nun eingetaben, biefen Sommer mid^ ^u befud^en, um mit ÄIinb= wortf) (ber einen ©efud) ange!ünbigt) gufammenjutreffen, mit beffen JOüIfe ic^ i^nen etwa§ öomibelungen Witt, bamit fie ein wenig ju Se* griff fämen.

©ei Su nun fo gut, unb fd^ide mir für einige ßeit ben Slaüier- 2tu§5ug öom Üi^eingolb wieber, ba wir i^n infolge meine» ^ro^ je!te» braucf)en werben.

Srfreue mid) nun balb mit beruf)igenben 9^adf)ric^ten über Sic^ : rDa§> id) barunter oerftefie, weifet Su!

2eb' WD^I mit taufenb ©rußen ! Sein 9i. 2S.

(Sen ^arteFfd^en ^rief brauche id) nid)t wieber.)

168

242.

©e^v gebe^nt unb Mg.

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(pizz:)

®it böfer ^reunb! ®ieb mir bod^ tüemgftetiS ein 3^i<^fi^' ^^^ ®ir'§ gei)t, unb ob ®u mir meine ©orge um S)irf) üerjeifift! 2(m 30. SJ^ai, frü{) nad) einer guten S^ac^t!

9i. 2Ö.

243.

Siebfter Sflic^orb,

SSe^mar, 9. Sunt) 57.

feit geftern öon Starfjen n^ieber tjier gurüdgetangt, befinbe id) mic^ joujeit tt)of)l (ein !Ieine§ Übet an beiben t^ü^en abgered^net, n)0§ nod^ etn)a§ (Schonung üertangt), ba§ ic^ meinen 5lrbeiten unb $8e= ftrebniffen tt)of)tgemut!^ nad)!ommen !ann, unb bitte bic^, mir nid^t böfe 5u jein, menn id) ©einen jo freunbjc^afttid)en Sejorgniffen um meine ©ejunb^eit nicfit beffere f^olge leifte. Sc^ mu^ eben au§t)alteu lönnen, tt)a§ mir befct)ieben i[t, um ©einer i:nb SJ^einetmiHen. @otttob

170

fef)It mir bagu tüeber an ^aft, nod) an bem gefiörigen §ä^en ©leic^maa^e !

§. !§at 2)ir SSertd^t erftattet üBer ba§ Slod^ener SfJJufüfeft, tt)eld^e§ im ©angen al§ ein gelungene§ öegeid^net irerben !ann, foftio!)! in ber Stnorbnung at§ ber Slu§füt)rung ; mag fernerf)in and) nnfer greunb §iller in ber Kölner B^^titi^B ^^^fft^öft öemeijen, ta^ iä) eöenjo ttjenig S3efä^igung at§ Dirigent tüie aU ßomponift 6efi|e. S)ie Xann^äufer' Duöertüre ging öortrefflid^, nnb ®ein Slutograp!^ „id^ lieg' unb Be* fi^e, Ia|t mic^ fc^Iafen" ^ot mir einen fe|r frenbigen 9)toment geBrad^t!

Snrd^ bie fc^iöere ^ran!^eit ber ^ürftin ift feit me^r at§ neun SSoc^en meine innerliäie Stimmung eine fet)r trüBe unb Bekommene. S3ei meiner 3ftü(f!ef)r fanb id^ fie jmar auf bem SBeg ber 93efferung, oBer bürften fid§ noc^ SOJonate l^in^ie^en, Beöor bie öoEftänbige ©enefung eintritt. 93i§ je|t !ann fie !aum eine !£)aIBe @tunbe am Xage au^er^alB be§ 93ette§ üerbleiBen.

3Sergeit)e mir, ha^ icf) ®ir nic^t früher gefc^rieBen f)aBe; iä) fonnte ®ir oBer mol^rlid^ nur fet)r Xraurige§ mitt^^eilen, benn bie arme ^ürftin machte mir foüiel S3angni^ , ba^ id) mic^ gu faffen !aum im ©taube mar.

S^lun l)oft S)u enblid^ einen Bel^aglic^en SÖD^nfi| gefunben, ber ®ir mit gartem ^reunbfc^aftSgefü^I guBereitet marb, unb S)ir barum um fo angenehmer unb motiltl^uenber fein mu^. Sc^ ne^me tierglic^en Slnt^^eil an biefer mefenttidien SSerBefferung ®eine§ ßürid^er Slufent* f)oIte§, unb freue mic^, ha^ S)u, o:^ne öon nad^Barlid^en ©d^mieben unb ^laöierfpielern geftört gu fein, S)id) ©einem @eniu§ ]§ingeBen, unb S)eine geiftig riefige 93erg!ette ber ^JiiBelungen öollenben !annft. ©inb 2B.'§ in i|rer SSiöa fd)on eingebogen? @mpfet)Ie mid^ gu @naben ber lieBenSmürbigen ^xau mit freunblid)ftem ®ru^ on SS. §offentIid^ mirb mir mögtid^ fein, S)id^ im §erBft gu Befuc^en, nadf) bem SuBi= läum ßorl 5tuguft'§, meld^e^ am 3., 4., 5. ©eptemBer ^ier gefeiert mirb. Bei metd^er @elegen!)eit i^ meine f5ouft'©t)mp!^Dnie unb eine neue ft)mpl)onifc^e S)ic^tung „bie Sbeale" gur 5tuffü!^rung Bringen toiE.

§ll§ ©rlöuterung ber ^ärtel'fd^en 5lngelegenl)eit üBerfenbe idE) ®ir feine jmei S3riefe öom 4. unb 16. Wäx^. S^^ai^bem ic^ mit Dr. §ärtel

17]

(Snbe Februar in Seipgig au§[üf)rlicl^e üiüdfprac^e ü6er bie <Büä)^ cje^ nomnien f)atte, itnb i(jn batiin 511 beftimmen öerfud^te, feinen frül^eren, S)ir gemadjten S^orfd^Iag tt)ieber anfjunefiinen, treil mir bie§ ta§ SSor* tl)eilf)afte[te für ®id; fd)ien, lie^ er nur uad) einigen Xagen Über* legnng ba§ @d)reikn üom 4. 9)Mrg jnfommen, iüorauf id) if)m in bem (Sinne meiner S3efpred;nng antnjortete, unb i^m mbgticfift ju öer= beutlic^en bemütjt war, ba^ bie (Sac^e me!^r oon bem ©tanbpunÜ eine^ großartigen Unternet)men§, a(§ öon bem eine§ gett)ö^n(id;en !anf= männifc^en ®efd)äfte§ anfjuf äffen fei, nnb ic^ bap bie girma $8reit!opf nnb §ärtel, meldie bereits ben ßo^engrin unb bie brei £)|)ern=^®id^tungen an fid) gebrad)t, für bie geeignetfte f)alte. 93on meinem S3rief ^abt id) !eine 5tbfd)rift gurüdbetjalten, unb öerfidjere S)ic^ bloß, baß S)u barin fein äBort ju be§atiouiren f)aft. §ärter& ©(^reiben öom 16. SJ^ärs ftimmt gänglic^ mit bem on ®id) gerichteten überein. ©0 mie bie ©ac^e je|t fte^t, fc^eint mir fe^r zweifelhaft, ha^ \i(i) §ärtel§ f)erbeitaffen, eine neue Honorar = Offerte S)ir ju machen ; müßte benn ber unmittelbare (Sinbrnd Seiner 35orfü^rung be§ SöerfeS fo mäd^tig fein, t)a'^ att' if)r faufmönnif(^e§ S3ebenfen baburd^ übermättigt tt)ürbe. ®einerfeit§ Ijalte ic^ auc§ nidjt für ratljfam, if)nen eine neue Offerte §u mad)en, unb S)u fiaft n^ot)! 'Oa§' SSefte getroffen, burd) bie ©inlabung, S)id^ in ^ürid) gn befudjen unb if)nen Sein 2ßer! menigftenS burd^ öorlöufige Stnfdjauung ^u öer^ mittetn, voa§> Sir in ben gegebenen SSerpItniffen bie günftigfte ß I; a n c e bleibt. Sa§ 5tnfinnen §ärter§ geljt je|t natürlid) baf)in, Sir nur ein eöentuelleg ^ouorar nad) ber Verausgabe be§ SöerfeS, unb nac^ Scdung ber Soften biefer Verausgabe in 5IuSfid§t gu fteüen. Sn fdjeinft ^ttjar an^unetjmen, baß eS mir an ^nt unb @elegenf)eit gefel)lt ^at, Vörters auberS unb beffer ju ftimmen barin irrft Su Sic| aber f e^r unb fannft Su gänglid) gemiß fein, ha'^ id) feljr gerne einen ganzen 3Konat nnb länger in iiieipjig fi^en geblieben märe, unb Värtel'S mel^rere 'SRak ha^ Sf^ljeingolb üorgefpielt unb öorgefungen fjätte, menn id^ im miubeften bie Hoffnung Ijegen fonnte, ha^ bieS baS 3iel um ein §aar nüf)er rüdte. SBaS id^ mit §. Ijauptfäd^Iid) betonte, oußer^alb ber tjon felbft öerftänblid)en 2Bid)tig!eit ber ganjeu $8e* geben^eit unb Sefd^affung Seines SSerfeS , mar bie 9}löglid)!eit, ja

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fogar bie ttafie gerückte ©td^erfjett ber 5tuffüf)rung beSjelkn, tüeldje natürlich tion aEen (Seiten getabegu tneggeläugnet tüirb.

„®afür [tef)e ic^ Sitten", fagte xä) t:^m fcl§üe^Hd), „mit SSort unb Xf)at, ba§ stüijc^en ber 93eenbigung ber 9^ibelungett, tüetcfie mit @nbe be§ nädEiften Sa^te§ gu ermarten i[t, unb beren Stuffüf)rung !aum ein Sci^r üerftreid^en joll, nnb ba^ bie ^reunbe äöagner'S, unb irf) guöörberft, Sltte§ baran hjenben merben, um biefe 5tuffüf)rung ^u er= fielen. Sn biefer gemifjen 3Sorou§fid^t eben ift münfd)en§tt)ertf), ta^ ha^ SSer! im ®ru(J erjc!§eint, um fogleid^ ber S3eurtf)eilung ben nbtt)igen Slnf)alt§pun!t barjuBieten k. jc. k."

Sc^ tnitt ®ic^ ni(i)t lönger mit altem bem ^am langtueilen, unb bitte ®ic§ nur, ^ic^ nic^t reiben, unb fein öoreiligeS SSort fallen gu laffen, ober §u jd^reikn, meil bie Slngelegenl)eit öon entfc^iebener SBic^tigleit ift, unb fel)r fd^mer ^ält, SSerleger auf^ufinben, ttjeldje man bamit Betrauen bürfte. ®ie 5luflage ber S^iBelungen in Partitur unb ^laüierauSgug erforbert eine Kapital ^Slüance üon minbeften§ 10000 %f)akxn, moju fid^ ujenige ®efd^äft§=girmen Bereitmittig geigen !5nnen. SSor ber §anb erlauBe id) mir ®ir §u ratl)en, ®id^ gänglid) rul)ig ju üer|alten, unb §ärter§ einfad^ unb mieberl^olt (wenn nöt^ig) einsulaben, ®id^ gu Befud^en, unb alte weiteren ^Sejpre^ungen üBer bie 5lrt unb SSeije ber §erau§gaBe, Bi§ gu bem SOioment, mo ®u fie §ur genoueren ®infict)t in bie ©ac^e geBrac^t l^aft, aljo Bi§ '§u bem ßüric^er ßufammentreffen, gu üerfd^ieBen.

©ein granj.

SBie abreffirt man 3)ir je^t?

9iic^arb ^Dl)t Bittet mi^, Bei ®ir anzufragen, dB ®u im Suli in 3ürid^ öermeilft, unb er ®ir bort feine 5luf Wartung mad^en barf ?

244.

ßürid^, 28. Smti 57.

@o, lieBfter f^rang, nun Bin id^ fo weit, ®ir antworten unb f d^reiBen gu fönnen !

ßitöörberft empfange meinen lierjtic^ften @tüdwunfc^ ju bem

173

guten 6tanbe ©einer ©efunbljeit: ®u ^oft mic^ burc^ ©eine WliU t^eitung i)öä)\i freubig ü6ei'rafcE)t, unb mid) 06 ber ßubringlid^teit meiner Sorge um ®i(f) ju meiner I}öd)ften 93efriebigung bejc^ämt. 3Sa» S)eine Organijation betrifft, bleibft ®u mir nun einmal ein 9flät^fel, mögeft ®u mir burcf) bie 'Xljat immer fo befriebigenb auf* löfen, tt)ie bie^mal, mo id) ®ir tuirüid) mit gro:|em Kummer §ufa(i. ©ebe nun @ott, ha^ ®u mit bem Sefenntni^ ®eine§ guten SefinbenS ni(i)t 5U fet)r Spartaner wareft ! ®efto mef)r betrübt mic^ aber, ha"^ ©u mir meine ©orgen um bie f^ürftin nicl)t ebenfo gut ^crftreuen fonnteft. ^d) t)ah^ bei bem legten ^ii^'^cEj^i^ ^i^f'^^i^^^l^^^^ |o bange (Sinbrücfe oon ©urer mir fo ganj fremben, iingemein aufregenben Sebeuaweiie gcmonnen, ha'^ id) |e|t tt)af)rlidj mic^ meniger über ber ^^ürftin ®arnieberliegen, aU über ®ein Stuffein oermunbre. (3zm^ fte^t mir aber mein aüsu intime» S3e!ümmern um (Sud^ übel an ; benn S^r feib mel^r genio^nt, (Sud) um mic^ jn forgen, unb !önnt bee'^atb oermutI)(id) für mic^ fein paffableg 9^ed^t auffinben, um (Sud) be= fümmert gu fein. Se|t gebe nur ber §immel, ta^ Öjebutb unb guter SfJat^ unfre gro^^ergige ^reunbin balbmögli(^ft lieber aufbringe : ift fie mieber gefunb, mie fier^Hdj gern voiii id) bann nafewei^ gefd^olten merben! 35on i^rer Xoc^ter SBo{){fein, bie bod) aud^ fo fd)ti)er er* franft tt)or, fagft ©u mir nid^t§? Senfe (Sud) (Suer guter ©tern: iä) werbe (Sud) in einem wii^tigen fünfte mo^t immer fem ftel^en muffen. S)lit:pärter§ werbe id) nun feine ^^otf) me^r '^aben, ha id} mid) enb* lic^ bajn entfd)Ioffen i)abt, bay obftinate Unternef)men ber SSoüenbung meiner Slibelnngen aufzugeben. 3d) ^abt meinen jungen Siegfrieb nod^ in bie fd^öne äöatbeinfamfeit geleitet; bort ^ah' id) i^n unter ber ßinbe gekffen unb mit l^erjtic^en X^rönen öon ifjm 2lbfd)ieb genommen: er ift bort beffer bran, aU anberg mo. Soll id^ ha§> SBerf mieber einmar aufnef)men, fo mü^te mir bie^ entioeber fe'^r lei^t gemad^t werben, ober id^ felbft mü^te mir big baf)in moglid^ mad)en fönnen, ha^ SBerf im oollften Sinne be§ 3Borte§ ber äBelt ^u fd^enfen. Sßirflic^ beburfte enblic^ nur nod) biefer 2(u§einanberfe|ungen mit §ärter§ al§ erfter S8erü()rung mit berjenigen 2öett, hit mir bie O^eaüfation meines Unternehmens boc^ ermöglid^en foü , um mid^ jur {e|t€n Seftnnung ju bringen, unb mid) bie gro^e (S^imäre ber

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Unternehmung etnjeiien ^u laffen. 2)u fiift ber ©innige {t)onS3ebeutung) ber mit mir an bie 9JJögIi(i)!eit gloubte, öieöeitfit okr bod^ nur, meit auc§ ®u ®ir bie (Si^mterigteiten nic^t beftimmt genug noc^ öorfüf)rte[t; §ärter§, bie nun aber fogteiii) pofitiüeS ©elb fjerauSrütfen foEen, fet)en fic^ bie ©ac^e genauer an, unb '^aben nun gans gemi^ reifit, bie einfüge ^upi)rung biefe§ 2Ber!e§ für unm5gli(^ §u galten, ttjenn ie|t fi^on ber 5tutor otine il^re §ülfe ni(^t einmal gur SSoöenbung be§* felben gelangen follte.

3öa§ mid^ nun betrifft, fo gab eine ßeit, tüo id), felbft ol^ne bie 3tu§fic^t auf eine öon mir gu erlebenbe Slup^rung, bie^ SSer! con* gipirte, begann unb §ur §älfte öoEenben konnte, ^oä) üorigeu SBinter gab mir bie ßuöerfic^t, mit ber ®u üon mir fc^iebeft unb ©ein SSer* trauen auf meine fel^r balbige (griöfung au§ meinem ftummen, !Iang* lofen 5l[ft)te, ben bereite nöt^ig gemorbenen SJ^uff), f ort^uf al)ren ; beburfte aber bereits beffen, benn, nad)bem ic^ nun ac^tSa^re ol^ne aEe @rfrifct)ung burc^ gute ?Iup!^rung eine§ meiner SBerfe geblieben bin, mirb mir mein ßuftanb enblic^ unerträglich. Unfre SSerfud^e am ^laüier trugen nod^ bagu bei, m\ä) be§ ©lenbeS meines mufi!alifc|en S3el)elfen§ fo rec^t betüu^t merben gu laffen; ja, ic^ fül)lte, ha^ iä) felbft ®ir über manches mic^ nur burc^ eine gelungene 5luffü:^rung t)eutli(i) mürbe mad^en !önnen. ©eitbem mir aber mieber bie le^te §opung gänglid^ üernic^tet morben ift, ift nun eine unmiberftel^lic^e Äitterleit über mic^ gekommen, fo bo^ ic^ unmöglich irgenb meli^er in ' 5lu§fid^t * ftetlnng mel)r Glauben fd§en!en mag. ®u t^uft aU feltenfter greunb ha^ ® einige, mi^ balb fo, balb fo aufzurichten, frifcl) unb arbeitsluftig gu erl)alten: aber, id) mei^, ba^ ®u eben nichts SBeitereS im ©inne l)aben lannft. ®arum fo bin ic^ benn nun 5ur (5etbftl)ülfe entfc^ieben. Sd) '^aU ben ^lan gefaxt, Xriftan unb Sfolbe in geringen, bie Slup^^rung erleic^ternben ®i= menfionen, fofort auszuführen, unb l)ente über'S Sa^t, mit ^xt-- mann unb ber S!}i et) er in ©trapurg aufpfül^ren. Man l)at bort ein fd^öneS Xl)eater, baS Drd^efter unb übrige (unbebeutenbe) ^erfonal ^oll mir ein benachbartes beutfc^eS §oft:^eater (t)ielleic^t ^arlSrul^e) ftellen, unb fo ben!e ic^ benn mit @ott auf meine Strt unb auf meinem Sßege mir mieber einmal etmaS üor§ufül)ren, moran ic^ ju t$rif(i|e unb

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S3ett)u^tjein meiner jelbft gelange. 2(nbrerfeit§ bietet tiefet Unternehmen mir aber aud^ bie einzig möglidjen S^ancen §nr Stufrec^tl^attung meiner 2eben§tage; nnr burd^ einen etn)a§ friöolen Stet ben SSer!auf meines lann^äufer an haS» Sofep^ftäbter 3^f)eater in Söien, gelang mir, mid^ je^t im nöt^igen ©leic^gen^icf^t §n erijalten, ha§> ober mit 9^äc^ftem mieber bebrof)t, ober bod^ menigftens \o ganj unb gor burd^ nid^t§ ge= fid^ert ift, bo^ id^ ond^ nod^ biejer (Seite t)in an etma§ benfen mu^te, ha^ mid) öon (Sorgen frei moi^t. ®enn bog t)offe ic^ moI)I annehmen ju bürfen, ha'ji ein bnrd^an§ pro!tibIe§ Dpn§ mie ber Xrifton ttierben wirb mir bolb unb fdE)neE gute Üieöenuen obmerfen unb für einige ßeit midf) flott erholten lüirb. ßubem 'i)abz id) bomit nod^ etwas ßuriofeS öor. ^d) ben!e nomlid) boron, bie^ äBer! gut in ta§> Stolienifd^e überfe^en gu loffen, um bem Xfjeater in fRio Saneiro bo§ mal)rfd)einlid) öor^er fd)on ben Siannl^änfer auffüf)reu wirb oIS itolienif d^e§ Dpu§ jur erften Ü^epref entotion onjubieteu ; bem ^oifer uon SSrofitien ober, ber f^on näd)ften§ bie ©jemplare meiner legten brei Dpern empfängt, werbe id) eS bebiciren, unb onS bem SlUen ben!e id), foE fid) genug für mic^ abwerfen, um einige ßeit ungefc^oreu §u bleiben. Db mir bann meine 9^ibetnngen wieber on!ommen, fann id^ oEerbingS nid^t üorouS fe^en : bie^ f)üngt öon Stimmungen ob, über bie id^ uid^t gebieten !ann. gür bie^mol l^obe id) mir ß^Jang onget^on ; id^ ^obe mitten in ber befteu (Stimmung ben (Siegfrieb mir öom bergen geriffen unb wie einen lebenbig S3egrabenen unter (Sc^to^ unb Stieget getegt. ®ort Witt id) i^n f)oIten, unb feiner fott etwas boüon gn fe^en befommen, t>a iä) i^n mir felbft öerfc^tie^en mu^. 9lun, öietteid^t be* !ommt i^m ber (Sc^Iof gut; für fein (Srwod^en beftimme id^ ober nid^ts. ®S ^ot mid) einen f)arten, böfeu ^ampf getoftet, e^e id^ fo weit fom! 9^un loffen wir onc^ boS obgemacf)t fein !

©eine brei legten f^mp^onifd^en ®id)tungen t)oben mir wieber fd^merglic^e greube gemod^t. 33eim 2)urd)Iefen mn^te ic^ immer nur wieber meiner !ümmer(id)en Soge geben!en, bie fo etwas immer ftumm für mic^ fein lü^t gerobe für mid), ber id^ fo wenig mir t)elfen!ann. SBei^ ©Ott, bie größte SBonne, wie ©eine Sergf^mpfjouie, wirb mir fo gum ©rom! Stber boS f)abe ic^ jo fc^on toufenb mol geftogt unb bofür giebtS nun einmal feine §ü(fe.

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©in Unglü(JIic!^er ^at mir tüteber einen ©to^ Unfinn unb Silbern* ^eit üBer meine 9^ibetungen gugejc^icft, tüofür er fidE) n3a!)rfd)einlic^ oon mir beloBigenbe Slnttöort ermartet. Wit foldjen ^^i^a^en tjobt xä) ja immer ^n t{)un, wenn ic^ nac^ SRenfi^en an§fef)e! ®a§ ift bie Strt, bie fi^ fortgeje^t nm mid) Beütmmert, mit erftannlid^er Xreue unb Sln^öngü^leit. Sl^ (Sott, Sf)r |aBt atte gut reben!

^. ^0^1 werbe \d) mit oHer, bem Sßeimarifc^en ^unftt)iftorio- grop:^en geBürenben 9^efpe!te empfangen: id) bleibe in meinem „Sl|t)Ie", unb werbe mid^ freuen \i)n gu fe^en.

3)0^ ic^ aber enblic^ boc^ noc^ etwas §offnung§reic^e§ gu be- rühren ^abt, fo ta^ mici) nun fd^Iiepd)®ir meine t)öc^fte^reubebarü* ber melben, ha^ ®u mir für September Seinen S3efud) in Slugfici^t ftellft. Sd^ bitte ®ic^ inftänbigft nimm ba§ ni^t leicht, unb mad§e au§ bem „f)offentIid)" ein „suöerfic^tlic^". ®en!e ®ir, ha^ ®u f)ier ein SSWufiffeft p birigiren übernommen l^ätteft, unb id^ bin bann fidier, baB ©eine leibenf^aftlidie @ewiffen^aftig!eit S)ic^ nid)t ausbleiben taffen wirb. 2Sai)rüd^, befter^ran^, ein foId)e§ ütenbegöonS t^ut mir bie^mal notlti : id) will'§ bann einmal genießen wie ein äd)ter f^ein* fdimeder! Sa^' alfo balb ^ierüon wieber 93eftimmte§ pren ; grü|' au§ ^er^euSgrunbe bie Sittenburg unb Xüa§: fie un§ toftbore§ birgt; bleibe wol)l ba ®u fagft: ®u feift ! unb fei mir wieber gut!

©ein 9^. SS.

2Sa§ meine Slbreffe betrifft, fo fennen bie S5linben in „B^nc^" meinen Xritt. 2Sa§ ben Srifian, abfolutefteS ©tillf d)Weigen! ! 1

245.

Büri^, 9. Suli 57. 9Jlein lieber ^ranj !

^6) l)ab' le|tl)in eine S3itte an ®id^ oergeffeu. ©d£)on in Büric^ fagte ic^ ®ir einmal, ba^ ber arme Xeufel ber Ülödel fel)nfüd^tig nad^ ber (Sinfidtjt in eine meiner neuen Partituren »erlange. 9^euerbing§ mal)nt er mid^ nun abermals. Somit wieberl)ole ic^ bie 83itte, it)m tjieEeid^t auf fec^§ bi§ a^t SSodfien ©eine Partitur be§ „^^eingolbeS"

J77

ju leiten, ©eine ^rau bie in SSeimar tüofjnt übernimmt ge- rai^ gern, iljm bie Partitur gnfommen gn laffen. (£r i[t mirflid) ein gefc^euter ^erl, unb id) tt)ei^ if)n gern unter benjenigen, bie fid) mit meinen ^Irbeiten Befaffen: wirb iljn fet)r aufrid)ten, nnb iä) jelje au§ feinem Ie|ten Briefe, \)a^ if)m attmiiljtic^ übel gu 9Hutf) wirb. @emi^ würbeft ®u jeine ^reube fe^r öermef)ren, wenn S)n ein (Sjemplar deiner ober einiger 5)einer f^m)3f)onifc^en ©id^tungen beilegen moUteft. @r ift burd^ mid) fef)r baronf aufmer!|am gemad)t werben, nnb baf)er jef)r begierig, etwa§ baöon fennen §n lernen. ®n Würbe[t fie i^m wo!^I eben nur §u kit)en ^aben. ©ei nid)t böje, ba^ id) ®i(^ beläftige!

2Bie ge'^t ®ir fonft? ^aft ®u tröftlid^e S^ad^ridjten üon ber 5ür[tin für mid^ ?

Äürjlic^ fd)rieb mir ber ©roper^og üon ^öaben einen ganj über= rafc^enb liebenSwürbigen unb frennbjd^afttic^en S3rief, ber für mic^ wirHii^ äöert^ Ijat , at§ ha§> erfte ^di^m be§ ß^^^^^B^Tt^ aöer ängft' Iid)en ober t)off artigen (Stüette gegen mi^. ®ie SSerantaffung war eine Heine 5tufmer!fam!eit, bie id) ber jungen ©ro^er^ogin erwie§ unb für bie er mir nun ganj gerütjrt unb rüt)renb in il)rem unb feinem Flamen banft.

Sluc^ war öorige S^oc^e ©buarb ^eörient brei ^age bei mir : er fjotmein @oftftübd)en eingewei{)t. SSon meinem Xriftan=^ro|e!t fprad^ id) if)m and); er billigte fetjr, nur war er gegen cgtrapurg unb fo befonnen unb bebenllic^ er fonft ift übernaf)m e§, eine erfte 5(uf= fü^rung in ^arl§ru:^e unter meiner ßeitung gu üermitteln. ®er ®ro^= {)er5og fd^ien aud^ bereits wa'^rfc^eintid^ burc^ ©eorient öon fo etwas Söinb befommen ju ^aben; benn in einer ©teile feines Briefes fpielt er beutüc^ auf feine 3uoerfict)t an, mid) baibin ^arl§rul)egufet)en.

Sflnn, wie (Sott will! @o tiiel aber fel)e ic^, ha^ iä) je^t einmal wieber ein tIeineS SBunber tf)un mu^, bamit bieSeute an mi(^ glauben.

9J^it meiner Strbeit felbft lebe ic^ wie S)u woI)I leicht beulen fannft in großer, fd)Wan!enber Stufregung. 93Ieib' babei, ba^ id^ Xid) im September ^ahc: boS ift bie §auptfac^e!

Xaufenb ^erjlic^e ©rü^e an S^ein t^eureS §ou§ !

@wig ®ein m6). 2Bgn.

SEfagncr u. Sif5t, a5nef»re(i)fer. II. 12

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246.

SieBfter 9f{t(f)arb!

5luf ®etne (Smpfe^Iung leje ic^ ben 93rteftt)ed§fel gtotfcfien ©dritter unb @Dett)e. ©ein Ie|ter Sörief traf mtcf) Bei biefer (SteÜe :

„Dl^nef)in gefjort gu bem fdiönften @Iüc! meines ®afein§, ha^ „lä) bie SSoIIenbung biefer 2Ber!e erlebe , ha^ fie no(f) in bie ^eriobe „meiner ftrebenben ^äfte föEt, ha'^ i6) au§ biefer reinen Bnelte nod^ „jc^öpfen !ann; nnb iia§: fd^öne SSerpItni^ , bo§ nnter un§ ift, mad^t „e§ mir gu einer gemiffen Sf^etigion, ^'i)xt <Ba6)t ^^iertn gn ber meinigen „§n ma(^en, alle§ luaS in mir Sf^ealität i[t, §n bem reinften ©Riegel be§ „®eifte§ anS^nBilben, ber in biefer §ülle lebt, unb fo, in einem p'^eren „©inne be§ SBorteS, ben 9fiamen S!§re§ ^reunbeS gu öerbienen." (^ag. 163 I. $8anb)

^(f) mu^ meinen, menn td§ an bie UnterBred^ung ® einer 9libe= lungen ben!e! (Sollte benn mirüic^ ber gro^e 9ting ®ic£) nid)t öon oüen ben üeinen Letten, bie ®ir onl)aften, befreien? @emi^ !£)aft S)u öiele SSeronloffungen erbittert gu fein nnb menn id^ mid) auc^ bar= über fc^meigf amer öerfialte, bin id§ nid^t minber betrübt. 9Jiit 9}Janc^em ift mir unmöglich ie|t meiter §u bringen; bod§ märe tt)5rigt, alle Hoffnung aufzugeben. Sine günftigere ©tunbe mirb !ommen fie mu^ aber abgemartet merben, unb einftmeilen !ann iä) ®i(^ nur bitten, ©einem ^reunb !ein Unrecht pgufügen unb bie „ä)^auttf)ier= Xugenb", mie 93t)rDn bie @ebulb nennt, nic^t §u tiermerfen.

©erXriftanfc^eint mir ein anwerft glüc^Hd^er SSurf . ^tt^eifelä* o'^ne fd^affft ®u bamit ein :§errlid)e§ SSer! unb gef)ft bann erfrifcJit gu ben Sflibelungen prütf. ?flaä) ©trapurg !ommen mir alle unb bilben ©ir eine garde d'honneur. §DffentIid§ fe^e ic^ ®id^ noc^ anfangs biefe§ §erbfte§ , obgleich id§ j;e|t gar feinen beftimmten ^ton IVL faffen im ©taube bin. ©ie ^ürftin ift immer bettlägerig unb i^re S3efferung ift noc^ ein fd^Iimmer ^uftanb.

9}Jeinerfeit§ merbe iä) §um guten ©übe trol alter 2Biber:§aarig!eit bie 5tac^ener 93äber gebrouc^en m.üffen, ma§ mir me£)r al§ unangenefim ift. S^ätfifte SBoc^e reife ic^ auf ein paax ©age md) S3erlin. 9Son ha

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reife id) mö) Stadien iinb gebenfe bort tiom 22. Suti biä jum 10. 5(ugiift al§ ^urgaft gu oerbleiBen. 5Im J4. 5luguft Bin id) tüieber l)ier gnrüd, te§ Sefe^IS be§ @ro^f)ergDg§ in S3esng auf bie (September^f^efte gett)är= tig. ^ie 2tu§grabung, bie man bereits für ha§> <S(^iC[er=®oetI)e=SOZonu= ment oeranftaltet, lii^t eine gefiiljrlidie ©d^wanfnng be§ SSobenS in ber 9lä^e be§ XI)eüter§ befürd)ten, unb wäre nid^t nnmöglid), ba^ bie beiben „^erl§" !eine fidjere Stellung in SSetimar fänben. Man t)at auc^ fogleici^ an 9lietfd)el telegrapf)irt, um ju entfd)eibcn, auf n^elc^e iJBeife abgeholfen werben !önnte. SSielleic^t wirb mir uerorbnet feine „3it!unf tS'SJiufi!" weiter gu betreiben, nur ha^ bie ©tabt nic^t in @runb unb 93oben ruinirt wirb. Unb fo würbe ic^ §u ^ir nad^ B^i-'i«^ flüd)tenmü^en, um®irbieg-au[t=©t)mpf)onie(bienoc^ ein@(^In^=6f)or t)on 9JZännerftimmen mit ben adjt testen SSerfen be§ ^weiten IljdU „®a» (Swig=2SeibIid^e" tiertängert) unb meine Ie|t beenbigte ft)mpt)o= •nifdie ®id^tung, ©d^iüerg Sbeale, in ©einer SSilla aufgufüfjren.

Db bie f^ürftin in biefem 3atjre reifefä^ig ift, bleibt fel)r gweifel^ tjaft ; !eine§fall§ aber öerlä^t bie ^ringe^ i^re 9J^ntter. SSenn beibe tiie öorigen Sat)re§ oerfef)Ite ©(^weiger 9\eife in biefem §erbfte au§= füf)ren foüten, bo bleibe id) bann natürlii^ mit if)nen im §6tet Säur, wo mir ®eine ^^rau bie SSofjIt^at nic^t oerfagen wirb, üortrefflid^en ßafe unb eine praftifc^e ßaf e = 9JJaf c^ine gu öerfc^affen, benn ba§ @e= jiiufe, Xüa§: man im ^otel al§ Safe feröiert, ift mir ebenfo nnauSfteljIid^ tnie eine @alon=^iece oon ^ü!en :c. unb öergäüt mir bie 9J^orgen= ftnnben.

5(uf weld^em Söege bift S)u gu ©. 9JJ. bem ^aifer oon Srafilien gelangt? ©rjä^Ie mir bie^. ®§ wäre paffenb, wenn er S)ir ben üiofen* Drben in Sriüanten überfdjidte, ob ®u ®ir aud^ au§ ^Blumen unb Drben nid)t§ mac^ft.

9^ofa SJ^ilbe ^oll nä(^ften§ in ©reiben gaftiren unb ^at fic^ bie ©lifabetf) al§> erfte SRoHe auggebeten. Sßenn mit ber (Stimme ber9)Jet)er nidjt beffer wirb, fo ratf)e id) ®ir bie 9}JiIbe al§ Sfolbe ju wätjlen. S^ glaube, ®u wirft mit i^r gufrieben fein, unb efd^ ab et , ha^ fie öon unfrem ^reunb §itter fo fef)r getobt würbe. ®ein getreuer

2Set)mar, 10. Suti 57. %, 2.

12'

180

247.

®u bift alfo itic^t gefommen, Hebfter ^van^l D^ne ein SS ort tnetter mir be§I)alb ^n fagen einfad§, ftitlf^tüeigenb nic^t getommett ! Sn stüei ^Briefen I}atte[t ^u mir lt)ieberf)oIt ©einen Sefuc^ üer^offen taffen; an W. tf)eilte ic^ enblic^ onc^ mit, ta^ iä) bie aRögtid)!eit er-- bod)t 'fjätte, ®i(i) nnter meinem fJ)oc^e jetbft gn be'^erBergen. Sft ®ir ba§ au§gerid)tet morben? SSieIIeid)t nic^t. W. irar fo frennbtic^, mir oor einiger ßeit gn fd^reiben: mit feinem Sßorte mürbe meine Ie|te- ©inlabnng ertoöf)nt. ®n fc£)rieb[t einige Seilen, barin aber !ein SSort, ob ®n fämeft ober nic^t.

Wltin liebfter^rans, ma§ ic^ bnrd^ meinS5ene^men beigetragen :^aben !ann, ®ic^ gegen mid) jn öerftimmen, ha^ bitte id) ©ic^ tierslic^, tier^eitie mir um unferer ^reunbfd^aft mitten; bagegen bin ic| gern bef- reit, ancf) demjenigen gu oergei^en, ber tion anberer ©eite f)er ©eine SSerftimmung gegen mic^ genöl^rt t)aben !önnte.

(Sine Hbfdirift be§ Iriftan, ben i^ mä^renb feiner ?lnmefent)eit gebid^tet 'i^ahe, bringt S. mit. ®§ mar mir nnmöglic|, mä^renb ber ?Irbeit unb be§ S3ejnd)e§ jd)on eine Stbfc^rift §u machen nnb an 9JJ. jn fd)i(Jen. Sc^ möge gütigft entfc^ulbigt merben.

öebemol)!, liebjter^rang, nnbmetbemirbatb, ba^^umirfreunb- ü^ gestimmt geblieben bi[t. ©eine gtüc!Iicf)e 3rupt)rung be§ ^^anft ^at mic^ ungemein gefreut: f)ätte ic^ fie I)ören !önnen!

Seb'mof)!! ®ein

^. 2Ö.

248. §oteIbe@a£e^o. 17, 3. gioö. 57.

£iebfter9flid)arb!

SSie fönnte i^ ©einer nitf)t ftet§ in Siebe unb innigfter (Ergeben^ t)eit gebenfen! unb gumal in biefer ©tabt, in biefer ©tube, mo mir un§- juerft näiier traten, al§ mir ©ein @eniu§ auf (eud^tete !

ISl

®er ÜUenji fdjatlt mir noc^ öon allen SBänben ^erab, unb tuenn i(f) in'§ XljCQter Ijincin trete, fann id) nidjt anberS al§ S)id) üor 5lIIen an 2)einem ^ult jn begrüben. SJJtt Xi(^atfd)et i5^<^f^' ^dm unb anbren deiner Ijieftgen g^-eunbe in ber 5^apeIIe fpredjcn n^ir tügtic^ t)on ®ir. ®ie §erren fd^einen mir freunblici^ gett)ogen gu fein unb be* jeugen marme XI)eiInaf)me an ben '»groben ber ^rometljeuS^ unb ber ■®ante=@t)m:pl)onie, bie nädjften ©onnabeub in bem Sondert jum heften be§ ^enfion§=^onb§ für ben(Sänger=ß^or be§ §of''XI)eater§ aufgeführt irerben. ®ie ^ürftin unb iljre Xodjter fommcn l^ente Slbenb. S)a§ ^inb fd^wärmt für deinen Xriftan; aber um olle @ötter, mie ftiiUft S)u barau§ eineDper für italienif c^e ©änger (fo tüiemir 33. fagt' mad)eu? 9^un, ba§ Unglaublid^e unb Unmogtidie finb fdjon einmal ®eine (Elemente geworben, unb öietteidjt bringft ®u aud^ biefe§ ju ©taube. 2)er ©toff ift Ijerrlid) unb ©eine ©eftaltung munberbar. •©in !Ieine§ 93eben!en ^ege id) jebod) ber etn^aö breiten 5Iu§fpinnung "ber 33rangänen = 9ftDlIe gegenüber, meil id) überf)aupt bie SSertrau» ten im ®ramo nidjt leiben fann. SSergeifie mir biefe alberne Semer= fung unb !ef)re ®id) nid)t meiter baran. 3öenn ba§ 2ßer! öollenbet ift, fd)minbet fic^erlid^ mein S3ebenfen.

3um 16.|5ebruar, @eburt§tag ber ^rau (5)rD^=§erjDgin, fjaht id^ ben Sfli engi öorgefdjiagen. §offentIid) fingt Xidjatfd^e! bie gmei erften S3DrftelIungen bei un§. ®ingelftebt mirb ®ir nädjftenS fdjreiben. 2)er britte 9(ct mirb uotf)meubigermeife fe()r gefürgt merbcu muffen; gnfi^er unb einige anbre meinten f ogar, wir f oöten i()n gäuälid) n^egfaüen (äffen, ©ie 2öet)mar'fc^e S3ü()nc fomie ber 2Set)mar'fd)e Staat ift ^u fricgerifd)en 5(ufftänben fd)Ied)t eingeridjtet. ©age mir gelegentlid), ujie id; mid^ babei gu öer'^alten f)ahz. Snt Sanuar werben bie groben beginnen.

Wldm Xodjter Slanbine fjat fid^ am 22. Dftober in ^^loren^ mit Smile Düiüier (avocat au barreau de Paris unb bemofratifdjer S)epn= tirter ber ©tabt ^ari§) tjermäljit. SSon aüen ©eiten t)öre id) ba§ au§= ^ejeidinetfte Sob über ben S^arafter unb bie 93efäf)igungen meiue§ neuen ©dimiegerfofineS, ben id) erft im Saufe be§ 233inter§ fennen werbe.

Sd^ fe^ne mid; batb mieber, gu meiner 3(rbeit §u gelangen; leiber {offen mir ober bie unabweislidjen ©törungen meiner toufenbfadjen i8e5ief)ungen unb $8erpflidf)tungen nur geringe StuSfic^t boju für biefcn

182

SBinter. 2(d), fonnte ic^ bod) bei ®ir am ßüric^er See tüof)nen, unb rui)ig fortfdireiben ! @ottmitS)ir! ©ein

249, SJiein lieber, lieber %xmi !

®iefe 3eilen foüft ®u erhalten, wenn ®u jur erften ^lupfirung unfre§ „®onte" jc^reite[t ! ©ott id) mic^ nid)t im Xiefften meiner (Sjiftenj ge!rän!t füf)Ien, menn i^ on einem jold^en Slbenbe fern öon S)ir bleiben mu^, nnb bem orange meines ^ergenS nic!)t folgen barf, ber mic^ märe iä) frei unter atten Umftänben f)unberte öon äJleilen meit §u ®ir {)in treiben mürbe, um mit®ir, mit ©einer (Seele an einem fotcJien §0(^5eit§toge mid) gu öereinigen! 9^un fei ic^ benn im @eifte bei ®ir; unb gelingt ®ir ®ein SSer!, mie nid)t anber§ !ann, fo e'^re meine 9^äf)e baburc^, ba^ ®u t)eute auf ni^tg a^teft, ma§ um ®ir öorget)t, nid^t auf bie SJienge, bie un§ emig fremb bleiben mu^, felbft ha, ma fie un§ auf SKomente umfaßt, nic^t auf ben tenner, nid)t ouf ben tunftgenoffen benn mir f)aben feinen! fonbern btide mir in'§ 5tuge, mie ®u t^äteft, menn ®u mir üorfpielteft: unb fei ge= mi§ mirb ®ir mit innigem SSerftänbni^, mit bem einzigen 2Df)ne, ber unl merben !ann, feiig ergriffen, Iiell unb frol) entgegenleuc^ten.

9^un nimm meine §anb, unb nimm meinen S^u|! ift ein tuB, mie S)u mir it)n gabft, al§ ®u üorm Sat)r eine! 5lbenb§ mid^ nad) §aufe begleiteteft S)u mei^t, nac^bem id) ®ud) bei ®ir meine traurige @efd)ic^te erjä^tt. Wa^ 9SieIe§ feinen ©inbrud ouf mic^ öer^ Heren : ma§ ®u mir an biefem 5lbenbe marft, bie munberöotte Xf)eit= naf)me, bie in ©einen 9JJittt) eilungen auf jenem 9^ac!^'t)aufemege lag, biefe§ §immlifd)e in ©einer 9flatur mirb mir aU ^errlic^fte (Srinnerunä in jebe§ ©afein !)in folgen. 9^ur (Sine§ !ann iä) bem jur ©eite fe^en: ba§, mag ©u mir in ©einen 2öer!en, unb namentlid), ma§ ©u mir in ©einem ©ante mittijeilteft! ©iebft ©u ha§> ^eute nun preis, fo bebenle, ba^ ha^ nid)t anber§ gemeint fein fann, al§mennmirüber= i)aupt unfern Körper, unfer @efid)t unb unfer ©afein öor ben fingen

183

ber 3Belt tragen mib abnü^en. 91id)t aber, um oon bort !^er geliebt unb begriffen lüieber ju empfangen. Sei f)eute mein, ganj mein unb fei gemi^, ba^ ®u gang bann fein njirft, tüa§ ®u bift unb fein fannft!

9^un ©liic! auf, burc^ §blle unb Fegefeuer! ®ort in ber {)eiligen ©lutf), in bie i^ mi(^ nun geftürjt, unb in ber bie Söelt mir oergangen, bort reid^en mir un§ bie §änbe!

@Iücf auf! ®ein

9iic^orb.

250.

1. Januar 1858.

9lun la^' mid) meine ^eber für'§ neue ^a^x meif)en ; unb beffer !ann id) ha§> nid)t t^un, al§ mit einem ®ru^ an ®ic^, mein lieber i^ranj ! SSon allen meinen SSünfdjen ftef)t ber ()oc^ oben an, 2) ic!§ mieber 5U fef)en unb fo redjt nad) §eräen§Iuft genießen ju !5nnen; unb menn id) ben übetften SSerluft be§ oergangenen ^al)xt§> nennen roitt, fo ift ber deines üerfproc^enen S3efu(^e§. Sßenn iä) mir bie größte (£r= quidung Dorfteüen ioill, bie mir miberfa^ren fonnte, fo tüäre e», Sid) plb^Iic^ bei mir eintreten gu feljeu! ©age einmal, füf)tft ®u "S^id) §u fold) einem (Senieftreic^ gang unb gar unauf gelegt? Söäre id) frei, oon mir erfüf)rft S)u oft fo eine Überrafdjung. 5Iber auf folc^e SSun» ber foü ic^ nun einmal nidjt mel)r fto^en : 2tüe§ tritt mir fo mütjfam unb allmä^Iii^ ein, um om (Snbe gar nod) mit einem §eere ßüridjer ^rofefforen get^eilt ju merben ! ®u fief)ft, id) bin nid^t fe^r mannig» faltig: meine SSorftellungen treiben fid) in einem §iemüd§ engen Greife '^erum, ber glüdlii^er SSeife jeboi^ burd) feine @egenftänbe meit mie bie SSelt für mic^ mirb, (moruntcr ic^ nid)t eben bie ßüridjer ^ro= fefforen öerftanben roiffen mollte!) 5tber menn id) ©einen emigen unb üielfeitigen S5erpf(id)tungen unb Engagements red)t tion ^erjen gram bin, fo merfft 2)n mot)I, ha'^ ba§ bei mir einen ganj fpesiellen @runb ^at: S)u entget)ft mir baburd^ fo feljr! Unb aufridjtig ge« fagt auf bü§ 23eifammenfetn gebe id) SlßeS : ha^ ift für micf) ber Ouell, unb aüe§ übrige nur ber 2(bflu|. <So, menn id) ©ir t)on

184

mir f (^reiben joE, trei^ id) md)t: tnaS? Wlix fällt m(i)t§ üor, al§ ^iitge, bte ic£) nt(i)t fd^reiben !ann. SSon meinen „@efd)äften" S)ir gu melben, ift mir nun gar grä^Ii^ : benn, njenn ict) mit ®ir gu t{)un ^aU, tüirb mir ba§ §erg meit, unb öon jenen mirb mir'§ [tet§ jämmer* lief) enge. @(^limm genug, menn ic^ einmal unb f onft leiber iuar bie^ oft ber gati! ge^tüungen bin, ®ir mit meinem ^riüatjammer gur £a[t SU faEen! Unb gar ^eute tüollte ic^ nun gerabe eben bamit gar nichts §u tl)un !)aben, benn mein erfter geber^ug im neuen Saläre barf nur ein rec^t reiner, jonorer @ru^ an ®id) jein. ©od) töill ic^ ®ir nod^ jagen, ba^ id) geftern enblid§ mit bem er[ten 5lft be§ Xriftan fertig ttjurbe. Se|t tritt ic^ am Xriftan red)t fleißig fei: pm SBeginne ber näd)ften SBinterfaifon mu^ id) i^n irgenb mo auffüf)ren lönnen.

SD^eine SeÜüre ift je^t nur: ßalberon, ber mi(^ boc^ am ©übe tierleiten U^irb, nDc| etma§ @panif(^ gu lernen : ®ott gebe nur, ha^ iä) ®ir bann nic^t and), mie §. S^ägeli öorfomme! S)en cache-nez t)ätte id) f(^on ba§u; meine ^rau ^at mir einen befdieert, unb bagu einen fuperben Xeppid^ mit ©d)'tr)änen ä la £of)engrin. Se|t|in prte ic^ üon ©einem ®re§bener ßeben, en @u|!om, 5luerbadj k. :c. D ©u 9Jiorb§!erI! 2öa§ ®u 5Itteg fannft —1 Wa6)\ ba^ ®u mir nii^t auc^ einmal fpanifc^ üorfommft: bann \aä)t id) ®id) au§,

9JiitXen.'§ f)abe id§ greunbfd)aft gefd)Ioffen, bIo§ um oor!ommen* ben Satte§ üon i^nen mit ber ©inlabung nic^t tüieber übergangen §u tüerben. ©d)on bereue id)'§ aber fürc^terlii^, unb atte ©d)Wärmerei für unfre gürflin bringt mid) nid^t ba§u, biefe§ XeufelSöol! öon ^ro= fefforen gu goutiren. ®u fietift aber au§ bem genannten SSerfud^e, mie geneigt ic^ bin, meine @d)rDff(3eiten abzulegen, um beim näd)ften ^Be^ fud)e red)t Iieben§würbig gu fein. ^aht 16) Ie|tt)in an unfer liebeg ^inb ma§ ®umme§ gefd)rieben? Sc§ tüei| ni(^t re^t aber ®ott tjergeit)' mir atte§ Üble, mie ic^ if)m fo 9Jtanc|e§ in feiner SBelt öerjei^e. Unb mo ©Ott öergei^t, barf ha§! Slinb aud^ nid^t fc^motten. 5tm Sitter- menigften barfft ®u mir aber bös fein, benn am ®nbe mu^t S)u boc^ töiffen, ba^ i^ feinen liebe, tuie S)ic^, ja ha^ ic| erft burd) ®ic^ red)t gur Siebe gefommen bin. Unb menn bie gürftin mir böfe ift, fo fott fie bafür näd^ftenS nur einmal ^rof. 30^. ober ^rof. 35, u. f. to. tüd^tig

1S5

QUäjdjelteii, benn im ©ruubc genommen i[t nnr tiefe ©attnng 9Jien|d)en b'ran fdjulb, ha'^ iä) irgenb Scmanb b5§ mad^en !ann.

Über 5(Ite§ aber frent mid), ha^ ®u n)oI)I auf bift, raenngleic^ mir beben!H(^ erfc^eint, ta^ 9J^enfd)en geben !ann, bie ha§> au§' {)alten, maS ®u au§t)ültft. 9J?ir geljt'ä poffabel unb mein erträg(id^e§ S3efinben banle id) immer nod) S^aillant. Sl'önnte id) bem bod) lotjuen!

9^un, la^' einmal wieber I)ören unb l)atte ®id) nic^t an meinen Unfinn! ®rü^' ü\i§> 2eibe§!rüften bie 3ntenburg, unb fage ben lieben grauen, fie foüen mir gut bleiben!

Silier 3Selt ©egen mit ®ir, mein ^^tan^ ! Seb' moljtl

2)ein

251.

Siebfter granj!

3d) gebenfe für je^t nad^ ^ari§ ju geljen, moljin mid) bort ju toaljrenbe Sntereffen §iel)en. SSäre SDir §u meit, ober ^ari§ über= l)au|)t ®ir ungelegen, fo !5nnten wir un§ oud) in ©traPurg 9ienbes= t)ou§ geben. Sd) mödjte mit ®ir meine gange Sage beratl)en, um in bem, ma§ id) ergreife, bie üolle ßuftimmung meinet einzigen ^-reunbeg gu :^aben. SSor ber §anb fieljft ®u, ba^ ic^ nii^t unbefonnen Ijanble. ^d) marte auf ha^ ©ingeljen öon ©eibern; läp mid) 2l(le§ im @tic|; nad) SSien l)abe ic^ an §a§Iinger eine SSollmadjt fdjiden muffen, um meinen bortigen ^ireltor gur 3al)lung giemlid) beträdjt^ lid^er, mir f^ulbiger Selber ju gmingen : oor einem SJionat fann id) mit ©ic^ertjeit auf feinen (Erfolg recl)nen. 5lu§ SBerlin, wo man im legten Duartat ben Xannljiiufer gerabe nur 1 mal gab, erl)ielt id) jum erften 9)ial blutwenig, wogegen id) im SSinter öon bort öiel gu be= §iel)en gewollt war. 3Son ^artelS, benen id) öor einigen Xagen bie Offerte be§ Xriftan nebft SBebingungen erft gu!ommen laffen fonnte, !ann \ä) im günftigen ^atle il)rer Hnnaljme fo fel)r balb noc^ feinen ^öorfc^u^ f orbern , ha id) il)nen erft (Snbe g-ebruar 9)^anuffript 5ufd)iden fönnte. 9Jieiner %xan §au§faffe ift im legten ©d)Winben ; je^nlic^ erwartet fie burc^ mid) @elb gur ^öega^lung ber ftarfen S^ieu^

186

jaf)i"§rec^nungen. Unter jolc^en Umftänbeit , unb ba i(^ f)ter abfolut ofiite 0teffource bin, ftede i^ in ber Dual, meine nöt^ige ?tBreije nid)t au§fü!^ren gu !5nnen, tüoS id) jetbft bann nic£)t !önnte, wenn ic^ eben nur ha§> nDtI)ige S^ieifegelb erl)ielt', ineit id^ meine ^rau nid)t fo o^ne SJiittel, felbft auf !ur§e ßeit, juriidtaffen !ann. ^ä) bebarf bemnac^ be[timmt 1000 fr. um fort ju fönnen. ®a id) §u Dftern fpäteften§ üon Bartels mir einen ftarfen SSorfc£)u^ auf ben erften Sl!t geben laffen, ja oielleic^t biefen fc^on früher forbern !aun, fo öerfprecfie id) geiüi^, bi§ baf)in ha§^ @elb gurüd 5U be§at)Ien. yinn fie^ bod), üon njem unb mie 3)u mir ba§ (Selb f^affft. ©(f)i(f' mir ba§ @elb unb fag' mir gu= gleic^, m 0 ®u mic^ treffen tt)illft in ©trapurg ober in ^ari§. Seb' ttjof)!! 5tufbaIbigfte§2Sieberfef)en. ©ein

9flicf)arb.

252.

Siebfter Ütid^arb !

Sn 2öet)mar ift mir unmögtic^ set)n ^^aler oufgutreiben ic^ '^ahi aber fogleid^ nac^ SBien gefc^rieben, unb in ac^t Xagen foU S)ir bie benannte Summe (1000 fr.) burd) meinen ©c^miegerfo^n M. ©mite Düioier (avocat au barreau et depute de la ville de Paris) einge- t)änbigt toerben. S3efud§e if)n alfo @nbe näcfifter 2öo(f)e; er too^nt rue St. Gruillaume Nr. 29 Faubourg St. Germain.

Sft ©ir üon 9flu|en, mir einiget münbli(f) mittut!) eilen, fo !omme itf) nac^ (Strasburg, auf einen Xag, obgleid^ iä) ie|t nid^t leidet SSe^mar üerlaffen fann.

®ie gürftin ^at eine üortrefflic^e Sbee, üon ber ©u uöc^ften§ meC)r erfal)ren fottft. (Sobalb fie barüber 5lntn)ort erhalten f)at, fc^reibt fie S)ir.

@ott mit S)ir Freitag, 15. Januar 58. ^. S.

©eine telegrapt)ifc£|e ©e^efc^e ift mir einen Xag früt)er al§ ©ein S3rief (ber geftern 5lbenb eintraf) §uge!ommen. 2a^' mid^ ©eine Slbreffe miffen benn bie Poste restante ift gu unfictjer.

187

•253.

Sieber ^ran§ !

Xobtmübe unb angegriffen . metbe \^ ®ir f)eute nur, ba^ i(f) in ^ari§ angefommen bin, unb bitte ®ic^ »Grand Hotel du Louvre !No. 364) §u abrefftren.

3d^ fanb f)ier in einer befd)eibenen Kammer im britten ©tocE , auf bie inneren §öfe §erau§, einzig bie mir nDti)ige ftiüe Sage eine§ 2tb* fteigec|uartiere§.

9lun, icf) erwarte, ^io.^ ®u mir l^ilfft. 9JJeine 23erlegent)eit ift gro|. Sn einigen Siegen fcf)reibe idf) ®ir ruf)ig. ®ein

9?. SS.

254.

Grand Hotel du Louvre (No. 364) ^ari».

®u Heber, f)errlidf)er 9JJenfd)l Unb ic^ foüte unglücflic^ fein, wenn id) ba§ I)öc^fte @Iüd erreid)t einen folc^en ^-reuub mein gu nennen? (Söldner Siebe tf)eil^aftig gu werben? D, mein ^rang! könnten wir immer gufammen leben! Dber foü '^^^ Sieb immer red)t be{)alten : „(S§ ift beftimmt in ®otte§ 9^atl}, ba^ tiou bem Siebften wa§ man f)at, man auf ber äSelt foll fcfieibeu?"

Seb' wdI)P. 9JJorgen über S(nbere§! 'Saufenb @rü^e!

Sein 9^. SS.

255.

^ari§.

Unb norf) einen ^reunb, liebfter %i^x^i, |at mir mein gütige^ ©efd^icf §ugefü£)rt. 2BeIc^e§ Sabfal ift, im reifften 5llter eine 33e= fanntfdEiaft mit einem Siebter wie ßalberon gu machen, burfte id) empfinben. ©r f)at mid) aud^ t)ierf)er begleitet unb fo eben beenbete id)

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tie Seitüre be§ „3lpoIIo unb ^It)mene" mit ber ^ortje|ung „^^aeton". Sft ®ir ©alberon f^on einmal red)t iiaf)e gewefen? 9Jiir i[t er, bei meiner großen Xalentlofigfeit für ©pra(f)en (n^ie für 9JJnfi!!) leiber Ttur in Überje|nng gugänglidE). S)oc^ f)at ©cEitegel, @rie| (mit ben bebentenbflen ©tücfen) üon ber 9JJaI§Burg unb oud) S!}Jartin (Bei S5rodE^ou§) öiel bafür getf)an, un§ ben ©eift unb oft felBft bie unöe- fc§reiblid)e geinf)eit be» S)i(i)ter§ gu erfc^Iie^en. S^ öiu no|e baran, ben (Salberon einzig t}oc^ gu fteüen. ®ur(^ if)n f)at fic^ mir auc^ bie ^ebeutung be§ fponifcf)en 2Sefen§ erfdjloffen : eine unerprte, unöer* gleid^Ii^e 93Iütt}e, mit folc^er @(f)nelle ber (Sntmidelung, ha'^ fie 6alb beim Xobe ber SJiaterie unb jur SSeltoerneinung gelangen mu^te. ^er feine unb tief leibenfc^aftlic^e ©inn ber Station giebt ficf) in bem S3egriffe ber „@f)re" einen 5lu§brud, in meldiem fid) ha§> ©belfte unb ^ugteic^ ha§: ©c^redlic^fte gu einer gleiten 3ftetigion beftimmt. S)ie furc^tbarfte ©elbftfu(^t unb bie I)öcf)fte ?lufopferung fuc^en s^^gteic^ bort if)re ^Sefriebigung. ®a§ SBefen ber eigentli(f)en „SSett" tonnte nie einen f^ärferen, btenbenberen, bef)errfcf)enberen unb gugleid^ t)erni(i)tenberen, entfe|Iid§eren 2tu§brud erhalten. ®ie ergreifenbften ©arfteEungen be§ ®ic^ter§ ^oben ben ßonflüt biefer „@:^re" mit bem tief menji^Ii^en SJiitgefü^I gum SSormurf; bie „(S^re" beftimmt bie §anblungen, meiere öon ber Söelt aner!annt, gerüf)mt to erben; ha§> tjerte^te 9Kitgefüi)I flüchtet fid) in eine faft unauSgefproi^ene, aber befto tiefer erfaffenbe, erf)abene9JieIanc^oIie, in ber toir ha§> SSefen ber SBelt al§ furchtbar unb ni(i)tig er!ennen. ®iefe§ tounberbar ergreifenbe SSetüu^tfein ift nun, maS in ©alberon fo begaubernb jd}Dpferif(^ geftaltenb un§ entgegentritt, unb fein ®id)ter ber SBelt fte!)t it)m ^ierin gleic§. S)ie !att)oIifc^e Sfieligion ift nun, meldte biefen tiefen 3toifd^enfpaIt §u Oermitteln eintritt, unb nirgenb fonnte fie eine folc^e ^ebeutung geminnen, al§ einzig t)ier, voo ber @egenfa^ ber SBelt unb beS 2JiitgefütjIe§ ficf) fo prägnant, f^arf unb plaftif^ augbilbete, toie bei leiner anbern Si^ation ber ^att mar. 3ßie begeic^nenb ift nun auc^, ha^ foft olle gro^e fpanifc^en ©id^ter in ber gmeiten §älfte il)re§ £eben§ fic^ in ben geiftlicfien ©taub ^urüd^ogen. Sßie einzig aber ift e§, ha'^ öon ^ier au§, nac§ üotllommener ibeetter Überminbung be§ $>tUTX§>, biefe ®id)ter bann bie§felbe Seben mieber mit einer ©ic^er^eit.

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$Rein{)eit, SBärme unb ®euttic^!eit f(f)itbern fonnten, tine nie öorI)cr, ba fie im SeBen ftanben; ja, bie gragiöfeften, launigften ©(^bpfimgen \iä) au§ jener geiftlidjen 3it^ü<fg^509ett'^eit ^u Xage brachten! SJZir fommt, biefer tüunberöoll bebeutenben Srfd^einnng gegenüber jebe anbre 9lationa^2iteratur t)öc^[t bebeutungSloS üor; nnb n)enn bie 'ij'^atur fol^ einen (Sinnigen, vok ben @^a!ejpeare unter ben (Sngtänbern f)eröorgef)en lie^, fo jel)en tüir nun and) Xük ©injig biefer toar, unb ha^ bie pracfitüolle englifdje Station in \o ^errlidjer 93Iütf}e VodU jrfjad^ernb immer nocf) fortgebeif)t, mäljrenb bie fpanijdje §u @runbe ging, ergreift mid) fo tief, meil auc^ biefe (Srfd)einung fo beftimrat mid>

über ba§, worauf in ber SBelt an!ommt, aufüärt!

Unb nun, S)u Sieber! wiffe, bafs id§ mit mir redjt aufrieben bin. (Seltfamer SSeife !ommt mir bie§ maljrfd^einlid; für meinen ^arifer Huf enthalt re(^t unermartet ju (Statten, grütjer Ijatte ^ari§ immer ettüog übel 93eängftigenbe§ : regte auf ber einen ©eite meine SSünfc^e an, unb öerle^te mi^ auf ber anbren fjöc^ft abfto^enb, fo ha'\i iä) mic^ ^ier immer tüie in einer XantatuSqual befanb. Se|t t)at für mid) ganj entfd)ieben nur nod^ ha§: 5(bfto§enbe bet)alten, unb jeber üteij ift unmäc^tig geworben. 2)a§ Stbfto^enbe oerftef)e iä) nun ootüommen ; ift mir, al§ ob mein 5(uge öon je, mir unbemu^t, eine ^äf)ig!eit befeffen ^aht, tu mir je^t gum Semu^tfein gefommen ift. Stuf Steifen, im SBagen u. f. m. fuc^te mein 93Iid ftet§ unwilHurlid) im Stuge ber mir S3egegnenben ju lefen, ob fie §ur (Srlöfung, ^ur Söeltüberwinbung fäfjig unb beftimmt feien : oft mol)! fonnte id) t)ierüber nun mic^ bei nät)erer 2eben§begegnung tauften; ic^ trug meinen ®ott mit unwilt* fürlid)em SSunfc^e in bie Seele be§ anbern I)inein, unb ber SSerlauf unfre§ Umganges mar gemeiniglich bie immer f dimergenSöotter merbenbe (Snttüufd^ung , big §1^1" enblid^ oft f)eftigen ^allenlaffen unb Sluf- geben be§ Setreffenben. ®er erfte 95Iid bleibt aber fieserer; unb fobalb iä) mit ber SSelt nur im 93orüberge^en öer!et)re, ift mein @efüt)f öon i^r faft gang fidler, unb gmar fo, mie e§, nad^ oft langer, müljfam aufge{)altener Xäufd)ung, bei näheren Begegnungen enbtid), bemüht, mieber eintritt. SSenn nun fdjon (mie auf Steifen) ber 33Iid auf (Sin* gelne, in bereu 3"S£i^ ^^ nic^t§ roie ben furd^tbarften £eben§irct^um, bie raftlofefte, fei fjeftige ober pljlegmatifc^e Bege^rlic^feit tefe, mic^

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immer tüet)etf)uenb öerle|t, tüte mu^ ttim fo ein ganzer §oufen SKenjcf)' f)eit mic^ abfdireden, ja lief beleibigen, bereit ettt^tge @d)öpfuttg bie emige ^^ruc^t ber oft fei(f)teftett S3egef)rlic^!eit ift. S)iefe für bie (Sr* fenituttg be§ 9fteiseitbeit , fiitttlid) 5tufregeitben f o .uttgemeiit beftimmt uitb fein organifirten frangöfifiiien ^t)t)jiognomien , bieten mir ha^, voa§> id) bei anbren Stationen öern)ifd)ter , öießeit^t nnenttüidelter tüa'f)rnef)me, mit einer fo nnoertennbaren ^^rägnanj, ba^ mir un* möglief) mirb, nur einen 5(ugenblic! gur Xäufd)ung gu gelongen. §ier füt)Ie ic^ fi(i)erer, at§ irgenb mo in ber SBelt, ba^ ba§ rein nur ^remb« artige mir entgegenfte^t, gerobe meil in ^^orm unb SluSbruc! fo be^ ftimmt, reigenb, fein unb unfet)Ibar ausgeprägt ift. ®eftet)e ic§ ®ir offen, ba^ ic§ noc^ !aum mein Singe gn ben, aüerbingS erftounlidjen, ^fleubauten erl^eben !onnte; ift mir aüe§ fo fremb, ta^, blitfe ic^ felbft baranf, ic^ mir nid^t§ babei ben!en lann. S)o mic^ nun je^t anä) gar leine, fonft t)ier angeregte, Sßufion me^r reijt, fo !omme id^, burcf) bie (Si(^ert)eit meiner ©tettung gu biefer Umgebung, aud) §u einer Sflu'^e if)r gegenüber, bie mir iä) fage t)a§> mit ironifd^em ,<pumor mat)rfc^einü(J) üort^eiIf)oft für ba§ merben tt)irb, ma§ i(i) in früfjefter 3^^^ W^ erftrebte, unb ma§ i^ nun, \)a mir gteis^güttig geworben ift, m5gü(f)er SSeife erreichen merbe.

SSorin biefeS mögliche „®rreic|en" beftet)en bürfte, !ann iä) n)of)t !aum nur erft anbeuten; ha iä) nic^tg fud)e al§ bie SBa^irung meiner (Eigentt)um§retf)te für meine Dpern (bem ^mdt meiner Sfleife) fo lann iä) mic^ natürlich nur an ba§ galten, nia§ mir entgegen!ommt, unb bie^ fc^eint fet)r beftimmt ber ®ire!tor ber Theatre lyrique §u fein. S(i) fa^ f ein Xt)eater ; gefiel mir gang paffabet; eine neue 5Ic= quifition ein Xenor gefiel mir fogar fet)r. Söenn bie| 'ilt)eater gang befonbre SInftrengungen mad)t, bie natürlich mir fet)r ftar! oer* fidiert fein müßten, fo !önnte id§ i^m ben Sfli engt geben, oorau§gefe|t, ba§ mir tiieüeic^t bur^ SSermittelung be§ @ropergog§ tion 93aben an ben Äaifer ber ^rangof en gelänge, an§nat)m§meife l)ier eine Dper 0 ^ n e S) i al 0 g burc^ gu fe|en.

Dllioier, ben id^ geftern erft ontraf, nnb bei bem ic^ ^eute en gargon fpeife, empfing mic^ mit einer foIiebenSmürbigenßuöorfommen' I)eit, \)a^ id) glaubte, in ber Slltenburg angefommen gn fein. (Sr bot mir

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feine uneingefd^riinften ®ien[te an, unter anbren aud) beim Sireftor be§ Tb. Ivrique, ber fein perföntii^er ^reunb fei. S^lun, ttjir wollen fef)en, tnaS barau§ tt)irb! jebenfallS fönnte iä) mit^ aber mit minberem ©frupel entfc^Iie^en, ben Q^ien^t at§ erfte§ ©ntre ^3ret§§u= geben, natürüd) aber nur in ber 3Innat)me, ha"^ mir bebeutenbe pe* cuniäre S^ortljeite jugefic^ert mürben.

@o meit mar id^ geftern, al§ Serlio^ mid) befuc^te. ^d) mu^te bann fort, unb fanb bolb, bo^ id) nid)t mo!)I fei; maf)rfc^einlic^ in f^otge einer ©rtältung, bie mid) befonberg angreift, ba \d) mid) je^t erft bar an erinnere, ba^ id) feit längerer ^dt mid) fet)r f(^lec^t ernät)rt !^abe, moöon ic^ fdimad^ unb fet)r mager geworben bin. 3d) mu^te Dtti= öier abfagen, um mid) auf meiner Kammer im $8ett ju Ratten ; nac^ biefer meifen 9}Zä^igung füf)Ie id) mid) etma§ beffer, unb erwarte Dlli^ mer, ber mid) um 2 U^r §um Sonferoatoir^ßon^ert abf)oIen will. ©0 la^' mid) benn noc^ ein wenig mit ®ir plaubern, unb gwar öon pra!tifd)en fingen.

®a^ id) 2)ir wieber einmat @elb abneljmen mu^te, ift eine waf)re (Sd)anbe. ®od) Ijabt id) mir bie^mal beftimmt nur öon Sir geliel)en ; unter alten Umftiinben follft ®u balb wieber gurüdertjalten. 5(u§ ben 9}Zitt^eitungen ber ^ürftin erfe^e id^ nun, ha^ ®u ®ic^ mit bem Ülien^t üößig auf ba§ SSeimarifd^e 2^eater ^^u ftel)len t)aft, Xüa§> midf) ungemein traurig berührt unb mid) in bie Slfjuung öerfe^t, werbe ^ier äWijd)en mir unb ber Sntenbanj gu einem böfen ßonftüt fommen. ©oute fidt) bie^ beftätigen, fo wöre mir bie ßurüdjatjtung ber lOUO fr. an Sid^ aber bod) nur erfc^wert, nidf)t aber unmögtid^ gemad^t, unb jebenfallg redt)ne barauf, ha'^ id) S)ir ba§ @elb big Dftern wieber jurüd^ ftelle. 3tud) über bie SSerwenbung be§ mir @efanbten (wofür id) Sir nod) meinen tjerjüd^ften San! fage!) beru{)ige, bitte i(^, biegute^ürftin; tl)ut mir leib, ba^ aud^ bie^ i^r «Sorge mad^en mu^te!

9^äd)ft Sir unb Salberon ^at mic^ biefer Sage ein $8Iid in ben mitgenommenen fertigen erften 5l!t beg Sriftan wunberbar ert)oben. Sag wirb ein mer!würbigeg ©tüd äRufü. ^d) empfinbe ein t)eftige§ Sebürfni^, Semanb etwa§ baoon mit^ut^eilen, unb fürchte, ha§, wirb mid^ t}erleiten, näd)fteng ^erlioj etwag baöon öor§ufpieIen, unbe= fümmert barum , ob i^m meine fc^öne SJ^ufigirerei ®ntfe|en ober ©fet

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mad^en toirb. §err @ott, tüär' ic£) je|t Bei S)ir! 9^un, S)u !enn[t meinen Xroft=9Ser§ !

Sf^oc^ etU)a§ @ejc^äftlid§e§. ^örtel'S t)aBen mir auf mein 5tner» bieten be§ Xriftan geanttoortet: tnar ganj amüfant! S(^ !ann machen wag id) tüilt, bem ^f)ili[ter tüirb [tet§ gan§ ober fjolb unmöglich er^ fd^einen; ba§ Bin ic^ nun gelüo!§nt, unb mu§ micJ) auf meine BiSljerigen (Srfolge meiner unmöglichen ©ongeptionen öerlaffen. ^ur§, §ärter§ gefielen mir, tro| if)rer unerhörten S3eben!en, bie ÜBernaf)me be§ 3Ser* Iage§ gu, jebod^ mit Sflebuftion meiner gorberung. Snt S3emu^tfein, mir aud) baburc^ ein gro§e§ Dpfer gu Bringen, erflären fie fic^ jum fofortigen ©tid^ ber Partitur u. f. m. Bereit, unb icf) glauBe nic^t§ 93effere§ mad)en gu fönnen, al§ anpnetimen.

ift mir gen)öt)nli(^ fatal, menn id^ Sir üon meinen ©efc^äften fc^reiBen foll, tt)a§ immer nur gef(^at), menn ®u mir baBei fielfen foEteft, unb t)a§> roar leiber mieber oft genug, ©ie^mal miü id^ ®ir benn aBer bod§ eine {(eine ÜBerficfit üBer ben (Staub ber ^arifer ©jpebition geBen. SInfaug SBinterä tnanbte fid£) ein 9Jir. Seoipolb Slmat, chef ober directenr des fetes musicales de Wiesbaden, Homburg 2c. au§ ^ari§ an mid§, legte mir bie Sflefultate feiner au§ freien ©tutfen unternommenen S5emül)ungen für ben Xannt)äufer (in SSieSBaben mit XicEjatfc^e! unb üor ber frangöfifd^eu treffe) oor, unb Bat mid^, i^n bafür §u autorifiren, ba^ er bie nöt^igen (Schritte jur Sluffüf)rung be§ Zäunt), auf ber ©ro^en Dper in ^ari§ t!^un bürfe. ^ä) tf)eilte i^m meine einzige ernftlid§e 33ebingung mit, bie Dper o^ne SSerftümmelung ober S3earBeitung, einfad^ nur nad^ einer genauen ÜBer* fe|ung §u geBen. SSalb barauf melbete fid^ ein Mr. de Charnal (junger Siterat o|ne 9iuf) mit ber S3itte, eine gute ^oetifd^e ÜBer* fe|ung be§ Xannpufer'@ebid)t§ für eine ber erften Revue's de Paris oeranftotten gu bürfeu. Unter ber 33ebingung, \)a'^ bie^ nur für biefen StBbrucf unb of)ne 9f?ed£)t toeiteren (Srf^einen§ fein bürfe, fagte id^ ju. 5Jlun ermarte id^ bie ^laüierauSgüge meiner Dpern, um f)ier bafür ta^ ®igent{)um§red^t §u öinbi^iren, ma§ für bie ^ätte be§ ®elingen§, mie be§ nött)igen SSer^inbernS öon SBic£)tig!eit ift. ®ie ®ire!tion ber großen Dper rüfjrt fic^ noc^ nid^t; bagegen fd)eint 90^r. ßaroal^o (Th.lyrique) Sagb auf micf) gu mad^en. Soll burd§au§ mit it)m gu etma§ !ommen>

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fo Bin t(f) entfd^ieben, if)m beit 91ien5i tüte tc^ ®tr fc^ott jagte preiSgitgebeit; erftlic^, tt3ctl bte^ Opu§ mir feilte ^ersensjortje tne^r ntacf)t ttttb meittetiüegen aud) ettnag t)errjiin5t irerbert barf; ^tüeitenS, ireil iä) bie Slrt (Sujet iittb 9)iufi! allerbingS für ba§ ^nrifer ^ublihtm toeit itäfjer liegettb, aU itteitte aitberen 2Ser!e Ijalten titit^. 2öa§ ineinft ®u baju? Wlxx träre bie§ reitt eitte affaire d'argent, tmb aU foIcf)e irürbe fie gett^i^ gar ttid^t übel auffallen.

(So! ba§ waren nun oud^ ©efc^äfte! 5tber noc^ ®in§! 'X)einen artnen SSiener ßoufin Ijobe ic^ fürjtic^ aud) ongefpannt. ®a mir tnein SSiener ®ire!tor !ein ©elb |cf)i(fte, bat ic^ unter ?tnrufung ©einer j^reunbjc^aft §a§Iinger um (Eintreibung meiner ^orberuugcu ; ba biefer 'trie id) bann erfitt)r, tDegen ^ran!§eit tjerfjinbert] mir aud^ nic^t antwortete, jucE)te id) bie 5(bre[fe ®eine§ ßoufin§ üon 1856 ^er auf, itnb wieber unter 5tnrufung 3^eine§ ^eiligen 9lamen§ bat ic^ if)n, ben §a§Iinger tjorjunetjmen. S)a§ ^alf, unb Seiben ban!e id) nun, bo^ mein®ire!tor f)offentIic^ näd^ftenS nun feine @d)utb mirüber^ fenbet. Sief)ft S)u, immer ^ran^ Sifgt, f elbft wo er gar nid^t§ "öa-' t)on merft!

9^un f)aft S)u einen red)t langen Srief öon mir. ®a§ näc^fte mal befommt ta§> gute ^inb einen gteid§ langen : ic^ bin il^m biet fd)ulbig. Unb bie praftifc^e^ürftin be!omtnt bann einen üollftänbigen ^rofeff oren= S3rief oon mir. gür ^eute feib Sitte taufenbmal au§ ©runbe be§ ^ergenS gegrüßt, bebanft, unb meiner treueften 3Scret)rung t^erfidjert.

(£§ lebe bie 5((tenburg!

5(bieu! ®u lieber (Sinniger! ®ein

Hotel du Louvre (Nr. 364). gfj. SB.

256.

30. Sanuar 58.

SOiit Salberon f)aft ®u wieber in ^ari§ einige ^reunbfc^aft ge:= fdjloffen, liebfter ^Hidjarb ; ä la bonne heure, ba§ ift boc^ ein ^erl, mit weldjem mau anbre Sumpeu unb Sumpereien tiergeffen fann. Sd^ fenne ifju leiber nitr fe^r oberftäd^Iic^, unb bin bi§ je|t uoc^ uid;t haiit

SDagner u. Sif-jt, Sörieftnedjffl. IL 13

194 -

gelangt, mir i^n etitäuö erleiden, ©tiaporäer fagte mir jur ^eit tierr- Iicf)e ®inge baöoit , unb tüentt ®u ®id§ tätiger in btejem Clement tier* fjältft, fo tüitt id§ lieber einiget nac^Iefen. ©c^reiBe mir gelegentlich, mit tüelc^en ©tüden ic^ ben Slnfang mad^en \oU. ®ie Beiben §aupt= faÜoren, ber^at:^oIici§mu§ unb bie®f)re, finb mir je^r an'§§er§ gewa^jen. SO^einft ®u nid^t, ta^ fid) barauS etn^ciS 5!Jiufi!aIifd^e§ jc£)affen lie^e? SSon ßarbinal ®iepenbro(J 6enu|te icf) bie Überfe|ung eine§ gang wunberBaren gei[tlic!)en ®rama'§, too §immet, Suft unb (grbe mit aüen Gewalten fid) Betregen ic^ öergejfe augenBIid Iic§ ben Xitel, tüiU aBer njieber auffutfien. SSieItei(^t !annft S)u mir einmal fagen, auf ttjelc^e SBeife biejer Stoff für bie Tln\il §u geftalten unb gu Bewöltigen wöre.

®en aftien^i mu| id) Bi§ gum ^OZai f)inau§f(i)ieBen. SBir wollen Xic^atfc^e! bagu einlaben. Sm ÜBrigen fott ha§: ajiijglic§e gefcl^e:^en; §u meinem SSerbru^ tt)irb biefe§ immer fet)r üeinli^ ausfallen, ^ifc^er (üon 2)re§ben) fc^reiBt mir einen gan^ BetrüBten Srief üBer ha§> öor^ läufige ©d^eitern feiner Hoffnungen, ben 9fliensi bort im Saufe btefe§ SSinter§ aufzuführen, ©r ift ®ir, foraie Xicfiatfc^e! unb öiele 5lnbre, ^er^tid^ ergeBen, unb gemi^ werben wir atte, fo gut get)t, unfre @c^utbig!eit mit ^reuben tf)uu.

®er 2ot)engrin wirb in ben näcfiften Xagen f)ier gegeBen. Set) f)aBe Bereits bation ein paar ^roBen gef)alten, weil bieDrtrub, ber §eerrufer unb ber ^önig neu Befe^t werben muffen. Set) !ann X)ir nid^t fagen, wie tief mid^ hü§> SBer! |ebe§mat ergreift. ®a§ Ie|temat, al§ wir burd)füt)rten , füllte ic^ mid) ftot^ für mein Sat)r^unbert, einen f olc^en äJlenfc^en, wie ®u ®ic^ barin tunb gieBft, gu Befi|en ! äJiit bem Sot)engriu nimmt bie alte Dpern=2Bett ein ®nbe; ber @eift fc^weBt üBer ben SBaffern, unb wirb Si(^t!

ÜBer ©eine ^arifer (5t)ancen l^aBe ic^ ®ir wenig ju fogen. ®er tRiengi ftf)eint mir atterbingg ba§ für bie ^arifer nä^er liegenbe ©einer SBerte gu fein ; oB man ®ic^ aBer ernfttitf) antommen taffeu Wirb, unb in biefem gaEe, oB ©u auf güuftige Se§iet)ungen mit ber ©irettion, bem ^erfonat unb ber treffe rennen tannft, t)aUe ic^ für fel)r fraglich . 9^ic^t§beftoweniger t)aft ®uwot)t getrau, felBft nad) ^ari§ gu tommen. Sefe aber fleißig ßatberon, um bie bortige 2Birtt)fd^aft, bie mit ©einem

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Genius fotüie 2)emem 9latureII im froffeften SSiberjprud) fte^t, gebutbig ^u ertragen.

§alte mid) aucourant ©einer bortigen Segebniffe, nnb ftienn ic^ S)ir babei in irgenb etoaS bienlicf) fein !ann, fo öer[tef)t fic^ öon jelbft, \)a^ ®u nur ju öerfügen brauc^ft über ©einen getreuen

^ranci§cu§.

257.

Siebfter '^van^^

Tlan forgt für meine ßti^fti-'euung. 2lu§ bem beifolgenben 58rief* <^en, ben \6) ©id^ bitte erft fi^Iie^en ju laffen, wenn er unmittelbar an bie betreffenbe ^erfon übergeben werben foU, wirft S)u erfe^en, ha^ id) inx Unzeit I)ier and) nocE) beftoljlen worben bin. ©er ©ieb be^ finbet fid^ in ©einer Sflälje, in Sena, wo'^in er auf !ur§e Qtit wegen DJiiIitärpfIid)tig!eit reifen mu^te. ©ir wirb e§, ^offe id§, leirfjt faflen, eine geeignete poliseilidie, ober Ijatbpoligeilic^e ^^erfon §u gewinnen, weld^e mit bem (S. 2Ö., meinem bi§f)erigen 3iiuuter!eIIner, nad^ ber im Briefe entt)attenen 5(ngabe t)erfüf)re. ^6) glaube, ift fo am S3eften, burc^ ben ©c^recf öon bem 93urfc^en ha§> ®elb wieber ^erau§ §u be= fommen. SSoEte man if)n fcf)Ied)t^in üertjaften, fo mu^ er läugnen, um fic^ 5U retten, unb fd)wer bleibt immer, einen foldjen ©elbbieb= ftaf)I ben gerid)tlid)en 5tnforberungen gemä^ nad)§uweifen.

9^un geige ©id^ aud^ einmal al§ poIi§eiIid^erS(gent pra!tifd^ ! ?I6er, mu^ fe^r fd}nen gef diesen, t)a ber 3)?enfd) fid) nur feljr hirge ^eit in Sena ober SBeimar auft)alten wirb, ©a id) übermorgen gurüdreife unb fomit bei feiner 2Bieber!unft ni(^t mef)r ^ier fein werbe, würbe mir f(^wer fallen, it)n t)ier §u attrapiren.

(So! bie^ für Ijeute! §offentIic^ finbe i^ ßeit oon ^ari§ au§ (Sud^ noc^ etwag SSernünftigeS gu fc^reiben.

Xaufenb ©an! für (Sure treue Siebe! ©ein

©o§ ®elb würbe mir im guten ^oüe nadj ^üxid) gu fdjiden fein.

13*

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258.

SSöre mir nur gegeben, S)ir, Itebfter greunb, Xroft unb (Btäx? f ung ju Bringen ! SSie freubig ttjürbe ic^ jebeS Opfer bagu ergreifen ? 3Son S)re§ben ift bi§ je|t toenig ^u ern^arten, jebod^ tüitt id^ nä(^ften§ tt)ieber einen SSerfurf) mad)en. Sn Sarl§ru^e ift man ®ir fet)r gewogen, nnb iä) fpract) nod^ öorgeftern mef)rere§ über ©eine traurige Sage mit ber ^rau ©ro^ljergogin öon S5aben, meldte fid) (ebenfo wie ber ©ropergog) Iebf)aft für ®ic§ §u intereffiren fcf)eint.

9Serna(f)täffige® einen Xriftannid§t. ßurerftenStuptirung möd^te iä) ®ir ratzen, gwifdien Sarl§rut)e nnb ^rag §u mälzten. SBetjmarmü^te natürlid^ gteic^ nac£)foIgen; für ben SKoment aber eradjte ic^ für ®ic^ günftiger, ba^ eine anbre 93üt)ne üoranfc^reitet, unb t)abe mic^ auc^ in biefem (Sinne mit X^ome in ^rag.befproct)en. ^ebenfalls merbe iä) ni(^t ermangeln ber erften 5tuffüt)rung beisutoo^nen, unb bitte ®ic^, wenn ®u mit ber Partitur fertig bift, mir fie eingufenben. S(^ beab* ficf)tige bann ^a^ Sßer! bem (S5ro^t)er§og ^u bringen, unb it)n no(f)maI& inftänbigft ^u bitten , ®ir bie ©rloubni^ öon ©reiben au§5umir!en, biefe Dper f)ier gu birigiren. @ott gebe, ha'^ biefer Schritt enblid) gu einem günftigen Sftefuttat fü^rt !

®er 3flien§i !ann t)ier in biefer ©aifon nid^t me^r gegeben werben, ^rau öon S[RiIbe fiet)t it)rer 9^ieber!unft entgegen unb fingt f c^on feit gwei SOlonaten nic^t. %vl^ !önnen wir ein paar onbre Partien öor ber §anb ni(f)t orbentlid^ befe^en unb muffen be§wegen bi§ ®nbe biefe^ Sa^re§ warten, wo einige neue Engagements eintreten. SBie S)u wei^t, t)atte id^ ben 9^iensi al§ ^^eftoper für ben 16. ^ebruar üorgefrf) lagen; man wünfc£)te aber eine Ieid£)te Dper, unb al§ fol^e !onnte ber Xribun nid^t gelten.

SJJit (S(f ert bift ©u wof)I in biretter Sorrefponben^ angelegentlid^ ber Sluffüf)rung be§ 2ot)engrin in SSien. @o wie er mir fagte, foll ba§ 2Berl biefen §erbft noc^ in (Scene get)en. Schreibe mir 9^öl}ere§ barüber. Sie .^auptroüen werben in SBien glöuäenb befe|t 3lnber {2of)engrin) , 9Ket)er (@tfa) unb Sfillagt) (Drtrub), unb wenn fic^ ®c!ert

197

ber ^aä)^ mit SteBe annimmt, i[t ein großer ©rjolg an^er allem ^meifel.

SSon meinen ^luffüljrnngen in ^rag, SBien nnb ^e[t Ijoft 2)n anberfeit§ S^ac^rirfjt ert)alten. Obfc^on ic^ !eine SSerontaffung ^abe, bariiber ju üagen, bin icf) bod) fetjr frofj, ha'\i fie tjorbei [inb, nnb id^ lieber ^u €>an|e bleiben barf; benn ic^ geftefje ^ir offen, ha'^i mir \>a§> tjange Seben nnb Xreiben, jueldjeg fidj mit äfjnlic^en ^robnftionen öer== fnüpft, fef)r tüiberm artig, nnb ttjenn länger all ein ^aar SBodien banert, faft nnanSfte'^Iic^ geworben ift.

2a^' ben Xriftan nirf)t im ©tic^ ; er fott ®id) balb gu bem (Sieg= frieb fiegreid) §nrüdfüf)ren. ®ein

7. mai 58. . ^ranj.

259.

®a f enbe ic^ ®ir einen 3S nn b er = Ä e r I , liebfter 9iid)arb. 9Zimm it)n freunblid) auf.

'Soufig foE Seinen ©rarb gehörig beorbeiten nnb S)ir allerlei 3eng gufammenfpielen.

©mpfe^Ie iljn unferen gemeinfd^aftlid)en ^^i'euttben in 3ü^'i<^' ^ermegt), SßiEe, ©emper, 9J?oIefd)ott, 5töd)It) nnb nimntSi^ feiner fürforgenb an. ©ein

SSeptar 18. 9J2ai 58. %. Sifjt.

260.

3iirid), 2. ^uli 58.

©0, liebfter ^ranj, '^abt id) einmal lieber genng t)inter mir, nm meinen lang öerfi^obenen 3Sorfa^, Sir ^n f(^reiben, auszuführen!

Sc^ banfe Sir noc^ fe!^r für Seinen testen $8rief ; id) glaubte Sir i^n im ©angen am 58eften bur(^ @d)tüeigen beantworten jn fönnen. §offentIi^ f)aft Sn mid) barin aud^ ridjtig üerftanben? Sc^ bin ge= meiniglic^ tüo^I noc^ jn gefdjmä^ig, nnb planbre 95iele§ au§, mag ic^ beffer für mid^ bel^telt. Sie anbren l^aben bonn and) beffer babei :

198

toer ben ©(^iüeigenben ntd^t öerftefien tüilt, bem tüirb ber Sflebenbe nur läflig it) erben.

^erjlic^ ban!e ic^ noc^ ber guten ^ürftin für i^ren S3rtef.

SSon bem Xtiftan !§a6e iä) nun ben gttJeiten 5l!t f!ig§irt ; UJte er mir gerät^ , voiU iä) nun Bei ber SluSarkitung fef)en. S)roIItg tuar mir, in ©einem S3riefe bieje eigentpntlic|e Slffäre jrfjon gan^ al§ literarifd^* gefd^äftlic^en @egenftanb 6e:^anbelt ^u fefien. ®er gürftin !§a6e ic^ bereits einmol ntitget^eitt, auf tteld^' eitle§ 9}Ji^oerftänbni^ ber @Iaube be§ ^rager X^eater^®ire!tor§ beru!§e, ic^ componire biefe „€)p^x" für bie erfte Sluffü^rung auf feinem ^fjeater. S)a^ ®u bem tounber* Hd^en HRenf(i)en fo öiel glauben fc^enfteft, bo§ S)u mir ernftlid^ oon biefer Slffäre fprec^en gu muffen, unb ©eine Iieben§mürbige §ütfe- babei anbieten gu foEen gloubteft, bratfite mi(f) gum Sä(^eln. 5111er= bing§ !ann ®id§ aud^ beirren, ba§ ic^ je|t fd§on an ber Partitur ftec^en laffe: bie^ !^at aber einen fefjr einfachen @runb. Stf) f)atte mie ®u ja niei^t ! f o gar fein @elb, unb ha ber Sfliengi ferjl- f(i)(ug, fa^ id) feinen anbren SluSmeg, oI§ mit §ärtel§ ein „@ef(i)äft" §u mad§en; bagu ermä^Ite ic^ ben foum noc§ begonnenen Xriftan, n)eif id^ nid§t§ anbreS f)atte; fie erboten ficf) mir, bie §ölfte be§ §onorar§ (smei^unbert Souigb'or) atfo ein^unbert SouiSb'or nad^ Empfang ber Partitur be§ erften S(fte§ auSgugatiten ; fomit eilte icf) mirf) über §al§ unb ^opf, biefen fertig p mad^en. ®a§ mar ber @runb ber ge= fd^äftlid§en @ile in ber görberung biefer armen 5lrbeit. Sm Übrigen ift mir mieber atle§ ©c^itffat meiner 5trbeiten, auc§ ba§ be§ Xriftan, im ©runbe fet)r gleichgültig gemorben : tt)ie, mo unb mann ift mir gleid£|= oiel, menn id^ nur einmal babei fein fann.

®er @ro^t)ergog mirb 5)ir bereite meine @rü^e überbrad)t t)aben,. bie er mir auf eine fe!^r pbfd^e SBeife abüertangte : id^ f)ielt e6 nämlitf^i niclit für fd^icflid^ , fo öon mir au§ ®rü^e aufzutragen. ®a§ motiten ©. ^. §. jebenfaßg ^oren, ob id^, menn er mir bie Üiüdtfefir nod^- ©eutfd^Ianb gemänne, nad) SSeimar gef)en ober etma ein anbereS- „Engagement" öor§ie:^en mürbe, morauf x6) if)m benn auSeinanberfe^te, hü'^ iä) öon meiner Slmneftie mir eben nur ben SSortt)eiI ermartete,. periobifd^ S)eutfd)Ianb befudien ^u fönnen, unb bafür mir ©ein §au§,. eben meil ©ein ©au§ fei, §um 9f?uf)epunft ermäf)It t)ötte; ha hu%

199

nun glücEIic^er 25}eife in SSeimar [tefje, fo wäre nur gu fürd)ten, ha^ Xu mid) einmal nid)t aufnet)men irottteft, unb jomit t)änge jeinSSunfdj, mic^ in SSeimor gu f)aben, eben nur üou Seiner ^-reunbfd^aft für mid) ab, bie er mir baf)er fo bauernb mie mögtid) ^u erf)alten fud^en möge. 2)amit war er benn ganj jufrieben.

öine gro^e ^reube mad)te[t ®u mir mit bem Üeinen Xaufig. 3tl§ er eines S[Rorgen§ bei mir eintrat mit ©einem S3riefe, brüdte iä) S)ir tjerglid; bie ^»anb ! Sa§ i[t ein fc^redlic^cr Sunge : balb ftauue ic^ über feinen eminent enttüidelten 93erftanb, balb über feine rafenbe 5(rt. ®er mu^ etwa§ ganj Sturer orbentlidie» werben, wenn er über= t)aupt etwas wirb. Wlit feinem fürc^terlidj ftarten 6igarrenraud)en unb X^eetrinfen, bei gänslid^em SJiangel aüer 5(u§fi(^t auf 33art, er= fdjredt er mic^, wie bie jungen ßnten bie §enne, bie fie au§ 23erfe^en ausgebrütet, wenn fie in'S SSaffer geljen. SKoljin ber nod) bringen foü, begreife id) nid)t; @d)nappS unb 9^!^um be!ommt er bei mir ober nid^t. 3d) t)ätte i'^n unbebingt ganj ju mir iu'S §anS genommen, wenn wir un§ nic^t gegenfeitig mit bem Ülatiierfpiel genirt f)ätten ; fo brad)te id) if)n benn in nädjfter 9lac^barfc^aft in einer ©petunfe unter, wo er eben nur fd)tafen unb arbeiten foU, um bie anbren XageS* gefd)äfte bei mir abguttjun. 9JJeiner tro| ©troljwittwerfc^aft gang ertriiglid; foutenirten lafel tljut er aber wenig S^re an ; er fe|t fid^ faft jebeSmal mit ber ©rflärung, gar feinen ?Ippetit ju t)aben, ^u lifd), wa^ mir um fo weniger ^reube mac^t, als id^ wei^, ha'^ bie§ Oom öielen gnoor genoffenen ^iife ober ßudergeböde !ommt. Sn biefer %xt martert er mid) eigentlid) beftänbig , i^t mir einzig meine ^wk-- hadt weg, mit benen fetbft mic^ meine ^rau feljr fur^ t)ä(t. (Spa§ier= gänge finb i^m ein ©räuel: bennod) beljauptet er gern mitjuge^en, wenn id^ if)n gu §.auS laffen will ; nac^ ber erften f)alben (Stunbe ftrei= tct er bann, bereits 4 ©tunben gegangen gu fein. @o ift benn plb^-- üä) meine ünberlofe ©fje mit einer reid^en Slataftroptje gefeguet worben, unb id) genieße in rapiben Bügen bie duinteffenj ber 35aterforgen unb 9iött)en. Unb baS t)at mir je^t oft red^t wotjlgettjan ; eS war eine fuperbe Siüerfion, für bie id) 2)ir wie gefagt fetjr ban!e! ®u !annteft mein Sebürfni^. 9^atürlid^ madjt mir ber Sunge aud) au^er* bem nod^ gro|e ^reube: wenn er fid) wie ein S3ube benimmt, rebet er

200

boc^ met[ten§ wie ein Sllter, unb gwar tion j(f)arfem ßalibre. Sc^ ianu mit if)m Sllteg unb jebe§ X^ema öorne^men, er toirb mir ht-- ftimmt mit §ellig!eit unb großer 9leceptiöität gu folgen tüijfen. S)obei i[t benn eben fo rii^renb unb ergreifenb, menn biefer Sunge mir bonn ein fo tiefe§, §arte§ (Sefiif)!, unb eine fo meit f)in empfinbenbe (S^m|)at{)ie ^eigt, ha'^ er mir unn)iberftei)Iic§ naf)e !ommt. 9JJufi!aIif(f) ift er |ebenfall§ enorm befähigt, unb fein rafenbe§ ^lotiierfpiel mac^t mic§ fd^aubern. ®a mu^ ic^ benn immer an ®ic^ ben!en, unb ©einen meriwürbigen ©influ^ auf biefe nun f^on fo gaijlreic^e unb oft be* beutenb au§geftattete Sngenb mir üorfü^ren : \ä) !aun nic^t anber§, al§ S)ic^ gtürflid^ preifen, unb S)ein I)armonifc^e§ Sßefen unb ®afein auf ha§> innigfte bemunbern.

9}leine ^rau fott nun auc^ in 14 Xagen if)re (bann öierteljä^rige) Slur beenben , unb gurütffe^ren. 2)ie Sorge um fie mar fc^redlict) : mä£)renb gmeier SJionate mu^te icf) eigenttid§ tögtic§ auf i^re Xobe§' natfjrictjt gefaxt fein. St)r ßitftanb ift namentlich) burc^ ben unfinnigen @enu^ üon Opium üermeintlic§ gegen ©c^tafIofig!eit! fo arg Oerfd[;(immert morben. Su ber Ie|ten ^ät nun ftettt fic^ bod^ ein entfc^iebener Sf^u^en i^rer je^igen ^ur ^erau§; bie gro^e ®nt!räftigung unb Stppetitlofigfeit ift gemidjen , Kräftigung ber §autfun!tion (fie fc^mi|te beftänbig) unb ein Stnfong öon S3eruf)igung ber unabläffigen Slufgeregt^eit ift eingetreten ; bie ftar!e §ergermeiterung mu^ fie ober bis on ü^ren Xob nur bur(i) gro^e Üiul^e unb ©ntfernt^altung alle§ (Sjcitirenben fic^ erträglid) gu mad^en fuc^en; gang meid)t fo etmas nic^t mieber. @o ermacfifen benn aucJ) mir hieraus neue ^flic^ten, über bie iä) meine eigenen £eiben ^u öern)if(J)en fuc^en mu^.

fftnn, unb X)u? mirft ®u mir in biefem Sahire nic£)t toieber einmal gu §ülfe !ommen? ©ein gute§ §er§ oerfpric^t mir bie^ gtoar für jebe§ Sat)r: in neun Saf)ren, bie idf) nun im @jil bin, t)at ©ir bod§ aber erft nur gtoeimal gelingen moEen, ®id£) au§ ©einer meiten unb bi(fen SSelt für mid^ loägulöfen. Dbmo{)t ©u mir nun ouc^ bie^ Sa§r ©einen Sefuc!) in 2lu§fi(^t geftellt t)aft, mirft ©u bat)er red^t natür^ Iic| finben, ha^ \6) ber (Srfütlung biefer 5tu§fic^t mirf) noc| gar nic^t für üerfic^ert ^tte. ©eg^alb benn auc^ tjkx einmal mieber üerf(J)iebene bittenbe grage^eid^en !

201

®em lieben, ^tmmlifd)en Ä'inbe banfe idj nod) innig für jeinen testen 23riet : mein ©dittjeigen mar I)Dffenttidj berebt!

Xanfenb ©rü^e nnb I)er§Iid)e ©rinibernngen an (Sud) lieben S)reil ^ud) ben 'Si. 9^. gr. SDJüüer, ber mir \o jd)ön ^um Geburtstage gratu-- lirt ^at, grü^e beftenS: ic^ mürbe il)m gemi^ balb fdjreiben.

£eb' mot)I, mein lieber ^rang! S)u fann[t ®ir beuten, mie öiel ic^ je|t namentlid) menu Xanfig am Älaüier fi|t bei ®ir bin ! 3mifd)en un§ ift 5IIIe§ einig! Seb' mof)I unb bel)alt' mic^ tieb !

S)ein

261.

2iebfter9^id)arb!

9lad)bem ic^ geftern 5Ibenb ben ©ro^tjerjog jum erftenmal nac^ feiner 9lücf!e:^r mieber gefeljen, fprad) er mir tänger üon deinem Se= \viä) in Supern, ^ä) mei^ nic^t, meieren ©inbrud ®ir biefe $8e!anut= jdjaft ^urüdgelaffen, ba mir fdjon fef)r lange otjne 9tad)rid)t Seiner-- jeit§ geblieben bod^ au§ bem ©efagten unb bereits ©ef^eljenen folgre id) mit giemüdier ^ejtinimtt)eit, ba^ mir ©ic^ jpötefteug bei ber erften 5tuffüf)rung be§ Xriftan enblic^ Ijier fet)en. @ott gebe, ba^ früher ge|d)ieljt, unb id) braud)e ®ir moI)l nid)t ^u jagen, ha^, \va§> iä) baju ll)un !ann, nid)t uuterlajfen bleiben mirb.

®ingel[tebt fc^reibt Sir näc^ftenS in S(ngelegenl)eit beS S^ienji, ber in ber !ommeuben ©aifon Secember ober Januar aufgefül)rt merben foü. Siefen SSinter mar mit bem SSer!e, an§ öerfc^iebenen ©rünben, meldte, menn fie nic^t me^r ftatttjaft, ^u nnerl)eblic^ bleiben, um fie 5U erörtern, nid)t§ anzufangen.

£a^' batb etmaS oon Sir I)5ren Seinen

3. Suli 58. g. £.

Slnbei einen S3rief für Saufig, ben Su fo gut fein mirft if)m gu übergeben.

äöie mad)t er ficf) in ßüric^ unb mas f)ültft Su non il)m'^

202

262.

3üri^' 8- Suli 58.

®er ^üU mit %. unb X., Hebfter ^ran^, t[t mir nun toirflic^ i)Dcf)ft 6ebeutung§t3oE gettjorben. Zufällig fof) icf) ^ier einmal mit f)ö(^[ter SSeftimmt^eit beutlicf) unb !Ior, tüie unter ben Bebten f^reunben eine §anblung§tt)eife bi§ gur öoUften Un!enntlicf)!eit in ha§> @egentf)eil if)re§ ©f)ara!terS ficf) entfteüen !ann, unb fet)e mit ©cJiaubern in bie^ ß^QoS ber SSelt, too SSertnirrung unb S^rfal bi§ §mn SBat)njinn 5Itte§ bef)errfc§en. ©§ f)atte für mid^ toirÜid^ etlt)o§ ®rauent)afte§, ©eine SSoriüürfe gegen %. gu tefen. SBa§ id) f)ierbei empfanb, ift fc^luer p jagen: mar jo etma§ mie Xobe§fet)njud)t ! Über biefen jungen %, f)aht icf) ®ir !ür§Iic^ rec^t ungenirt gejc^rieben; ^toei ^iiQz öer-- mij^ten öon i^m ober 5lEe§, unb fejfeln mic^ an i^n, \o ha'^ i(^ i^m fogar öiel üertrauen !önnte; bie^ feine grängentofe Siebe ju ®ir, fein gänglic^eä SSerftummen aUer Unart, fobalb öon S)ir bie 9?ebe ift, feine gartefte unb tieffte ®t)rfur(^t üor ®ir; bann §meiten§ bie fc^öne SBörme unb innige ^reunbfi^aft, mit ber er jeben ^tugenblid 2£.'§ gebenft: oui^ in bem öortiegenben ^^aö t)at er i^n auf mirllid^ rü^renbe SSeife üertlf)eibigt, um ftets nur mit tjöttigem ®nt^ufia§mu§ feines ^ergens unb feiner geiftigen (Sigenf c^aften ^u gebenfen. SBären biefe beiben ßüge nic^t, fo !5nnte ic^ faft irre an bem jungen SD'ienfc^en werben, ber fonft fd§Dnung§Io§ über ©ott unb atte SBett ficf) au§* lä^t. @onberbarer SSeife mu^ if)n nun gerabe !^ier ©ein SSormurf treffen, unb lag eine eigene üer^meiftungSöotte t^rage in feinem S3Ii(f e, aU er mir ©einen S5rief mittt)eilte. Unter foI(f)en (Srfat)rungen mu^ aber ber Sunge fdEiredlic^ fdineti, faft gu fc^nell reifen.

©u fief)ft au§ biefer SJiitt^eilung, ba^ aud) mii^ ber gaü ftar! afficirt t)at: er ift einer für taufenbe üon benen, bie mid) immer mef)r, menn fie mir begegnen, au§ ber äöelt t)inau§brängen. Seb' mof)I t)eut'! S3alb fd)reib' id) ©ir mieber!

SSon bergen für immer ©ein

3fl. SS.

203

263. Sie6[ter9^tcf)arb!

SSie fomnien tonnte, bo^ id^ ®ir ein Setrübnt^ jngefügt, 6e* greife id^ nicf)t, unb füf)Ie nun ben fd^mer^Iic^en 3Sieberj(^tag 2)eine§ gefrän!ten ^erjenS ! SJJeine 5lbmonition an X. war an§> lauterem @runbe ergangen; X. felbft mu^te nid^ts baoon, unb %. f)ätte xooi)l getrau, n^enn er ^ir gegenüber gejd)tüiegen. S5on „Snfinuationen" unb „S)ipIomati!" fann watjrlid) babci nid^t im geringften bie Üiebe fein. 3d^ mifdE)e mid£) nur fe^r ungern in ?Inbrer Stngelegen^eiten ; ttjenn id^ bie^mat getf)an, war gewi^ ui(^t, ireit id^ ba^u öon anbrer (Seite angetrieben, id) gebe ®ir mein SKort, ha'\^ über bie ganje (Badje fein SBort meber gcfprod^en nod^ gef d^rieben würbe fonbern einfarf), weit mir einigermaßen bie ^flid£)t auferlegt ift, X. gu beöormunben, unb bie 5tnna{)me feljr nafje tag, baß fein 33ene^men fein gang corre!te§ ge* mefen fei. ®er junge Xitan gerät^ mancf)ma( in ßet^ftt'euungen unb Übereiferungen, oor tüeldjen man iljn warnen muß, wenn man mit if)m gut meint, ©eine gang außerorbentüd^en f^ätjigfeiten, fomie and) oftmaten fein fjersigeS, einne^menbeS SSefen ftimmen mid^ faft gu über» triebener 9^ad)fid)t für if)n. 3d) öerf)ef)Ie nid)t meine aufrid^tige Siebe unb SSortiebe gu biefem merfmürbigen (Sjemplar eine§ „3ufunft§=2if§t" wie man %. in äöien genannt . ©ben be^wegen aber forbere id^ öon ifjnt, ta^ er fid£) in allen fünften al§ braöer unb orbentlidjer terl bewäfirt!

^ah' ®anf für bie wof)Iwoüenbe ^reunblid^feit unb ^ürforge, bie ^u if)m angebeit)en läßt, hoffentlich wirb er fie nid^t nur gu nü|en, wot)I ober auc^ in (Sfiren gu f)alten wiffen. S)a§ feltene@lüd, in ©einer 'Dlülje, öon ®ir beöorjugt gu fein, möge i^n al§> ^ünftler unb 9}lenfc^ bilben unb f)eranreifen !

^ür immer ®ein

18. Suli 58. ^. 2.

204

264.

Siebfter miä)avh\

SSor bem 1 8. b. 9}J. !ann ic^ ntd^t üon f){er aBfommeti. ®te ©äcurar* ^eter ber Unioerfttät Sena finbet am 15. 16. 17. [tatt imb t(f| f)aU terfprocfien, mtcf) baBet gu Bet^etltgeit. Stu^erbem ertüorteic^ in ben näd)[ten Xagen einen 23efuc^, ber mir ttjic^tig i[t.

Steine Slbfiiiit voav, ®ic^ ^TnfangS (September wieber ^n je^en. äRit i^reuben toill ic^ meine 9fteife ein paax SBoi^en öorriiden. 35er* fci^ieBe ®n ®einerfeit§ um 14 Xage ®eine Slbreife unb fd^reiBe mir umgefienb, ob iä) ®ic^ am 20. b. 9iR. bort antreffen n^erbe. @elbftüer= ftänblic^ mürbe iä) biefe S^ieife gan§ nnterlaffen, menn mir nic^t bie ®emi|:^eit bleibt, einige Xage mit ®ir §n fein. SSergnügungS* ober ®rf)oIung§=9^eifen finb mir gan§ frembartig gemorben. nnb i(f) !önnte mic^ !anm barein mefjr fd)ic!en; ^ergtic^ft aber freut fiel) mieber §n S)ir gu fommen ®ein

6. Sluguft 58. g. ßifjt.

265.

@enf, 20. STuguft 58. Siebfter ^rang!

©rfunbige ®ic^ boc^, ob id^ in SSenebig (alfo nic^t §um beutfd;en SSnnb get)örig) unangef ödsten , b. ^. unreclamirt unb unauSgetiefert , unb fonft nngemaa^regelt, einige ßeit anbringen !ann?

®er ^a^ ift mir of)ne atte Umftänbe öom 5fterreif^if(^eu@efanbten t)ifirt morben; bocf) mürbe mir i^n ber fäc^fifcf)e aud§ üifirt l^aben (nöm* lic^, um meiner t)obi)aft §n merben) .

©ottten irgenb Befürchtungen ftattfinben, fo möge boc^ ber @ro^= fierjog attfreunbfd^aftlic^ iuteroeniren, unb mir einen unge^ubelten Stuf enthalt in SSenebig öerfd^affen. ^6) miß il^m fef)r bofür ban!en! S)iefer ftitle intereffante Ort reijt mic^ je|t fet)r.

205

Tili ber 5(6reife öerjögre ic^'S, Bt§ic^ ^f^adjnd)! öon ®tr ()a6e; bie ;pi^e mu^ id) and) erft nod) tiorübergef)en lafjen. Seb' lüof)! unb f)a6e ®an! für alle ^reunbjc^aft !

Sein «Maison Fazy Et.« 9^ic^arb 2S.

266.

©enf, 24. 5tug. 58. Stebfter granj !

§q6' ®ait! für ©eine 5tntirort ! Sie ^atte mirf) bebenf lic^ gemacht, unb fomtt frug ic^ burc^ einen ^reunb in 93ern beim öfterreic^ifdfjen ©efanbten md). ®ie ^tntwort fcfiicfe ®ir f)ierbei ; 2)u fieljft barau§, ba^ id^ fur'§ ©rfte in SSenebig nic^t§ ^u fürd)ten Ijabz. 5tnber§ aber ftef)t bamit, ob mir ein längerer 5lufentf)att bort geftattet werben roürbe. hierauf !ommt mir öiet an. ^d) f)ab^ nämlic^ ha§> Sebürf* ni^ gunäc^ft auf längere ^dt, mid) auf i)a§> ^eftimmtefte äurüd§u= jiefien, um ftiü nur für meine Slrbeit §u leben. 2}Jit einem länblic^en 5(ufentf)att ge^t ha§> md)t auf bie Sänge, unb in einer gleic^güttigen @tabt n)äre id) am (Snbe ^u irgenb einer trioialen 33e!anntfc^aft ge= bröngt, biefem größten ber Übet, ©ine ber iutereffanten großen ©täbte 3talien§ ift bogegen gang ba§, iüa§ ic^ fud)e. ^n folc^er Umgebung !ann man fic^ am leic^teften gau^ ungefdjoren ermatten, benn jeber 5tu§* gang ^erftreut auf bebeutfame 25?eife unb befriebigt \)a§, SBebürfni^ nad^ 9)Zenfd)en unb fingen, ©anj unerträglid^ ift mir aber in großen ©täbten namentüd^ ta§> SBagengeräufd) geworben: mac^t midj rafenb. Sf^un ift SSenebig notorifd^ bie ftiEfte, b. i). geräufc^tofefte ©tabt ber Söelt; unb biefe beftimmt mid) entfdjeibenb für fie. 5tuf3erbem finb mir gu* fällig burc§ Dr. 2Ö.'§ unb ^. ^. bie au^ie^enbften 33erid)te über ba§ 2eben in SSenebig §uge!ommen; ber Sediere mirb ben SBinter aud) bort oerbringen. ©nblid^ aber liegt SSenebig fo bequem für meinen bod^ immer ftarfen 35erfet)r mit^eutfd^Ianb, tnie feine anbere ©tabtStatien?; über äöien bin ic^ mit 33riefen u. f. U). fi^nell mitten in SDeutfd^Ianb. ^ur^, id) ^abt mid) auf 35enebig obftinirt, unb mog auc^ gar nic^t mefjr

206

tüä^Ien, ha mir eben ntc^t auf § 9fleifen, jonbern auf IdineEftmög-' lici^[te§ ^{jiren an!ommt.

©Dtnit l^öre!

®rfud§e, i(f) Bitte ®i(^, in meinem S^amen ben ©ropergog um bie befonbere @nabe, mir bur^ feine SSertoenbung in SBien einen unge= ftörten ^lufent^alt in SSenebig au§§utr)ir!en. ®§ ift bie^ unerläßlich für meine ßuJunft. §ier gilt atfo , ba'^ mir burd^ eine bef onbere tRü(!fic£)t bauernb S5enebig; unb über^^aupt öfterrei^ifc^ Stolien, gur S^ieberlaffung bemittigt merbe. ®er ©ro^tjergog möge fid^ alfo al§ mein n)ot)Igeneigter ^roteüor geigen, unb fein 9Kögüc^fte§ tl^un, um meinem SSunfc^e §u entfprec^en.

^ann toirb aber aud^ notl^ig fein, ta'i^ ©ein ^reunb bie @nabe f)abe, fo fdfileunig al§ möglid^ bie n5tf)igen (Schritte gu tt)un. ^äme ic^ f(f)on je^t in SSerlegen^eit, fo mürbe iä) mid£) bire!t auf i^n berufen.

Stifo, bitte! bitte! (Sd^nett gu §ofe! §ilf mir unb erfüße meinen SBunfc^ !

Slu§ SSenebig fc^reibe id^ 2)ir mieber! S3i§ bat)in be^^atte mic^ lieb!

®ein

(Venedig, poste-restante.) 9i. Sß.

Depeche telegraphique.

Bern le 24 Aoüt 1858.

93ern, ®ien§tag. Sflid^arb SSogner, @enf,

Maison Fazy.

£)fterreicf)ifd)e @efanbte glaubt, (Sie t)aben ni(f)t§ p beforgen, tüenn S^r ^aß öfterreitf)ifc^e§ Visa ^ot.

©arantiren !ann er nirf)t§, moralifdf) ift er überzeugt, ha'^ @ie nid)t beläftigt merben.

Xelegrapljifdje Stnfrage an @out)erneur tjon S5enebig plt er für unüug, meil 5lufmer!fam!eit erregenb unb SInfrage öon bort in 2öien teranlaffenb. 5tntmort §u lange bauernb. @efäf)rlid£)e ^^tüc^tlinge tüerben ber @efanbtfd)aft jum 9flic^tt)ifiren ber ^äffe fignalifirt, bie§

207

M Stjnen nidji ber ^atl. ©ejanbte {)ält Bxeife für unbebenüid), Um\ Sf)nen perfönüd) feine anbere ^(u^fitnft geben. Sllfo gtücfUd)e ^atjrt, lieber ^reunb.

^rblic^.

267. Siebfter^tic^arb!

'ähamaU fd)Iimme Si^adjrirfit! ?tüe meine eingef)oIten ©r= tunbigungen ftimmen barüber ein , ba| ber 5tufent{)alt in SSenebig für ©id) !ein ge[id)erter fei.

®er ©roB'^erjog, welchem ic^ ben Sn^alt ®eine§ legten ^riefeö initgetf)eilt, beauftragt mid) einfach, ®ir üon biefer Ü^eife abgu = ratzen unb ^ir (wie ic^ bereits of)ne anzufragen getf)an) @enua ober ©arbinien ansuempfetjten. 5Inbrerfeit§ erfo^re id^ au§ ®re5= ben, ha^ für je^t feine 5{u§fic^t §u deiner Segnabigung öort)anben unb bie barüber üon mehreren ßeitungen gebrachten 9flad)rid)ten fid) nid)t belüo'^rtieiten. 9^id)t§ beftomeniger t)offe id) immer, bo^ eine erIeid)ternbe„3JJa|regeI" ®ir ^n fünften, nämlid) eine (grlaubni^, ^id) an biefem ober jenem Ort in ®eutfd)Ianb jeitmeitig aufgut)alten, üon Seiten be§ ©ropergogS non S3aben ober be§ ©roper^ogä üon SSe^mar ju erwarten ift. ®ie 5tuffüf)rung be§ Triften in (Sarlgru^e ober anberwärtS bietet ba^n bie paffenbfte Gelegenheit, unb menn ®u mit bem SSerf fertig fein wirft, bitte ic^ 2)id), nichts ^u üernac^^ läffigen, \va§> ®ir ®eine 2öieber!el}r in 2)eutfd)Ianb (wenn aud) ?In= fang§ nur auf ein paar 9Jionate fpecieü motiüirt burd^ ®eine ®ireftion be§ Xriftan) ermöglicht, ©oüiel id) Steine Situation ober beffer gefagt, Seine 5In!nüpfung§pun!te unb Se^ie^ungen mir üerbeut^ Iicf)en fann, ^aft ®u ®ic^ junäc^ft an ben ©ropergog üon 93aben §u menben. ®er junge §err ift ®ir fefjr gewogen unb bie ©ro^^ergogin gleid)fall§. SJJit unfrem gnäbigen §errn ^aht id) natürlid) mehr- mals unb fet)r auSfüIjrlid^ über bie <Bad)t gefproc^en. ßu einem pofitiüen SSerfpred^en feinerfeits bin ic^ allerbingS nid^t gelangt jebod^ l^atte id^ für wa^rfd^einlid), ba^, wenn ber SOioment be§

208

Xrtftoit fomntt, ®r an bem 93etüet§'feme§ oftmattg au§gefproc^eiten Sntereffe für ®i(^ {tt)elc^e§ ®r, tüte ®u tüet^t, aud§ hnxä) mehrere Sßriefe unb 35erntitteIuTigen bocumentirt f)at) ittd^t fet)Ien taffen tnirb.

2Bie fe^r, lieBfter 9fttrf)arb, mö(i)te i(f) ®ir 5lngene^mere§, unb un& @rtt)ünj(f)tere§ fc^reiBen !önnen! ©etriffe ®tnge aber laffen ftcf) ntd§t fo leicht änbern, nnb mit einmal bred^en. SSon Defterreic^ i)aft ®n menig ^u !§offen in S^ejug ber 3SiebererIangung ©einer perjönüd^en ^reif)eit. ©ottte fo etoaS eintreffen, fo wäre bie^ ein ^atbe§ 3JJira!eL ®ie 2tuffüt)rung ©einer Dpern in SSien ift afier ein S3eif:piel au§= nat)m§meifer Xoleranj für bie bortigen SanbeSangemo^n'^eiten. Tlttjv %VL »erlangen, fi^eint mir iltuforifd§. ©benfowenig aU öon Defterreid^ in politifc^er, ^aft ®u in ^ari§ ober Stalten in !ünftIerifcJ)er S3e5iet)ung gu erwarten. ®ie Stuffü^rung ©einer 3Ber!e in frangofi* f(f)er ober italienifd^er (Sprache ift gunäd^ft BIoS at§ pia desideria ober eine 3eititng§=(Snte gu 6etroc§ten.

$ßunberlid§ fommt mir mand^mol üor (öerjeifie mir biefe Offenheit), ha^ ©u barüBer ni(i)t gan§ im Staren bift nnb nic^t einfet)en magft, ba^, menn ouc^ eine ?Iuffüf)rnng be§ ©ann!)äufer in ^ari§ ober 9[Raitanb (ic^ fpre(^e nid^t tion Sonbon, mo eine gute b e u t f c^ e O^erngefeüfd^aft günftige ßtiancen ^ätk) gu @tanbe töme, biefelbe unter gänsüd^ un* günftigen SSer^^ältniffen für ©i(^ ftattfänbe. ^^^^ mehrere Sa^re nodf> ift ©eutfc^knb ber einzige, wa^re S3oben ©einer SSer!e. ©ief en werben fie immer fefter unb aüe§ 3Inbre üBerragenb befiau^ten. Sa^ ©i^ nur nid§t beirren burd§' allerlei ©efc^wöl unb watjre ©einen ge* redeten (Stol^.

§eute Slbenb begebe ic^ micf) mit ber ^^ürftin unb it)rer %o6)kv nad) ben ^t)roIer S5ergen. 2lbreffire ©einen nöd^ften 93rief Hotel de Baviere, 3)tüncf)en, öon wo au§ er mir nad£)gefanbt fein wirb. 35or* läufig !ann ic^ nicl)t beftimmen, wo wir un§ etwa§ länger aufhalten. @egen ben 20. @ept. !ommen wir wieber über 9}lünc^en unb finb f^äte-- ften§ am 1. D!tober ^ier gurüd.

SBenn ©u gu einer ruhigen ©tunbe !ommen fannft, fc^reibe mir, warum eigentlid^ ©u ni^t ein paar ©age länger in 3üric^ üerbleiben moditeft, wo idE)©ic^ am 20. b. SO^.fpäteftengbefud^en wollte? 90ffef)rere&

209

(5)efrf)äftlt(^e ; jumeift im 5(uftrat3e be§ ®. §/ iinb bie Untüer[itQt§=^ feierlid)feit in Sena am 15. Sluguft 'tüobei id) bie ®ire!tion einer meiner SompDfitionen übernommen ^atte) madjten mir unmöglid^ früt)er oon ^ier ab^ugefien.

2öie bem aßen and) fein mag, id) bleibe ®ir unoeränberlid) aU ®ein getreuer unb ®id) üon ^er^en liebenber S23et)mar 26. Slugiift 58. g. Sifst.

268.

$8enebig, 12. @ept. 58. Sieb er ^ranj !

©oeben fommt ein S3rief öon 2)ir ^ier on, ber am 26. öorigen 9Jh§. gejd^rieben i[t nnb bi§f)er in @enf gelegen f}at. 2)oran§ erjef)e id), ba^ ®u fo fel)r in meiner je^igen 9^äf)e bi[t, ha^ iö) Ijoffe, ®ir nur fagen gu bürfen, ic^ fei f)ier, nm ©einen Sejud) ermarten gu !ön= nen. Steige nur bie§feit§ ber Xt)roIer 33erge ^erab, jo bift S)n bei mir. 2öie Heb märe mir, ®ir münblic^ auf 5(lle§ antm orten jn !önnen, felbft aud) auf ©eine fjödjft mnnberlidjen 3Sermutf)ungen über meine 5(bfid)ten auf Stauen.

Sa^ ©id) fc^nell fe^en. Xaufenb @rü^e üon

©einem

Canal Grande. Palazzo Giustiniani.

Campiello Sqnillim Nr. 3228. Venedig.

269.

$ßenebig, 27. Sept. 58. Palazzo Giustiniani.

Campiello Squillini. 3228.

Siebfter ^^ranj !

©ein Srief öom 23. öorigen 9}?onate§ tt)urbe mir erft fef)rjpät öon @enf ^ier^er nad^gefdjidt ; iä) erfo^ ou§ i^m, ba^ ©u in meiner

aaSoGner u. Sifjt, Sriefiuedifel. II. 14

210

9fläf)e ®u jc^riefift „in ben Xtiroler S3ergen" jeitt mü^teft, unb bte|e§ ertüecfte mir bie §opuitgS)ic^ balb fet)en unb fprec^en ^u !6nnen. 06 bie in biefem ©inne on ®i(f) geric£)teten feilen, na(f) bem Hotel de Baviere in SJlünc^en abreffirt, nod) gur redeten ^^^t on ®i(f) gelangt finb, mu^ i6) begtüeifetn, ba iä) ®ic!) n^eber gu fe^en, noc^ fonftige ^Inttoort oon S)ir 6e!ani. ©omit füri^te id^ nun, mein SSerlangen, mic!^ münbltd^ ®ir mittf)eilen gu !önnen, nirfit erfüllt fetjen gu bürfen ; be§= f)alb nun fi^riftlic^ foöiet, al§ \d) ®ir gur Stufüärung über einiget ®ir unerHärt ©efilieBene fd^ulbig gu fein glaube. Snt @runbe !ann bie§ nur je{)r wenig fein. ®u ^atteft Unioerfität§feierIid^!eiten u. f. tt)., bie mir, üer§eit)e! unglaubticf) triöial öorfamen. ®0(^ brängte ic^ ®id) nicl)t weiter, attein, id) mu^ gefte!^en, ba^, al§ enbtid§ ©eine ^f^ac^ridit, ®u tüolleft am 20. eintreffen, an!am, ic!) bereits bagegen unempfinblid) geworben war.

Über meinen SBunfcf), SSenebig gu meinem 5tufent^att gu wätjlen, t)abe id) in meinem Ie|ten 33riefe au§ @enf, in bem icJ) ®ir aud^ bie be= rut)igenbe Stu§!unft be§ Dfterrei(i)ifd)en ©efanbten in Sern mitt:f)eilte, mid) au§fü!)rUc^er gegen ®id) auSgefproc^en. Sc^ fud^e 9f^u^e, ödII= ftänbige ßurüdgegogen^eit, wie fie mir nur ein größerer Ort auf bie ®auer gewöt)ren !ann, gängtic^ negatioeS SSerI)aften nac^ Stufen unb p meiner Umgebung, äJiu^e unb ©timmung gur 5lrbeit.

Huf ©eine Stbmal^nungen unb SSorfteEungen, bod^ ia nid)t§ auf bie 5tuffüf)rungen meiner Dpern in Stolien u. f. w. geben gu wotten, get)e id) nid^t nöt)er ein. 2öa§ ®ir ben öerwunberlii^en Sn;tf)um ein= gegeben f)at, mit meiner Überfiebelung nac§ Stauen i)obe eine fol^e ambitiöfe ober !unftfü^tige ^ewanbtni^, wei| id) nid^t. Sd§ wäf)Ie eine italienifc^e ©tabt, weil id^ ^ari§ ^affe, unb gerabe !£)ier mit ßn* t}erfi(^t annet)men !ann, jebem erbenüic^en S5erüt)rung§pun'^te mit ber ^unftöffentlic|!eit entrüdt gu fein, wa§ fetbft in ^ürid) nid)t ber gotl war, unb bat)er feit lange biefe§ mir täftig machte, ©a^ ^eitung§= fc^reiber meinen 5tufentl)att in SSenebig mir al§ einen |)oIitifc^en ©d^adipg beuten, um baburc^ in ©eutfc^tanb aÜmäl^Iic^ wieber eingu* bringen, ift bem ©eifte unb SSerftänbuiffe biefer Seute angemeffen. §offentli^ ^ättft ©u nid)t lange bie 5tnfid^t feft, ic^ f)ätte etwa§ S(f)n= Iid)e§ bamit im ©innegehabt. Sll§ öfterreic^ifdje ©tabt ejiftirte SSenebig

211

Ttur infofern für mid), aU nirfjt jum ^eutfc^en Sunb gehört, iiub ic^ bort fomit (Sirf)er^eit ju ftnben ^offen burftc. @o !^at ftc^ benu audj Bewährt.

£eiber !oimte id) nidjt t)erl)tnbern, ha^ mein {)ie[iger SSirtf) meinen "Stufent^alt bei ü)m auSpojauntc itnb jomit bie Öffcnttid^feit fd)neller, aU mir lieb, barauf anfmerfjam mad)te. Sie ^olijei, bie fid) nocl^== mal§ meinen ^q^ geben lie^, I)at mir jebod) benfelben mit bem 93e= merfen wieber prüdgeftetlt, ba| meinem ferneren nngeftörten Stufent^ f)alte in SSenebig nid;t§ im SSege fte^e. Ob id) r)ierin einen ©rfolg ber erbetenen SSermittelnng beö @ro^^ergog§ erbliden barf, mei^ \<i) nidjt.

©§ mirb ®ir lieb fein ^u t)ören, ba^ SSenebig mid) in meinen ®r- "TOürtungen nid)t betrogen f)at; bie meIanc^oIifd)e Stille be§ großen (SanaleS, an bem ic^ in einem ftattlidjen ^alafte mit votikn pflaumen ■mof)ne, ift mir ft)mpatt)ifd); ßerftrenung nnb angenehme 5(bleitnng ber ^^Ijantafie gett)ät)ren mir ber tägliche 5tn§gang auf ben 9}Zar!u§pIa|, i)ie ©onbetfa^rten nad) ben Snfeln, ^romenaben bafelbft n. f. m. ©;iäter fommen nod) bie ^unftfdjä^e baran. ^a§ gänglid^ ^rembe nnb t)oc^ Sntereffante ber Umgebung ift mir fetir genefjm. ^d) ermarte nun meinen ^lügel, nnb Ijoffe näc^ften 9}Zonat bie 5trbeit ungeftört mieber auf§une!^men. S)en Xriftan §u öollenben, baran benfe id); fonft an nichts meiter.

@o leb' benn mot)I! 9^imm meine ^Berichtigung al§ ödster ^^reunb iDoIjImoüenb auf. SSergeif)e meinem ©rufte : er be^errfd)t mid^ unb ade ^nfidjt unb Urtf)eil§!raft. Sa^ balb ^^reunblic^eS ^ören unb nament= lic^ beantmorte mir biefen S3rief batb.

(Stets unb immer ber S)eine

m. SB.

270.

Salzburg, 9. Oct. 5S. SiebfterOiic^arbl

^ie 9Zac^rid)ten, meiere bieS3tätter über^ic^ in bem Ie|ten 9JZonat brad^ten, lauteten fo üerfdjiebenartig unb mieberfpred)enb, ba^ id) nid)t

14*

212

tDufete, n)of)m ®tr 511 fcfireiben. ßuerft melbete man ©eine Stn!unft in SSien; bann, al§ tiefe tjoreilige Sln^eige mieberrufen niarb, fc^rieb man mir, ®u n)äre[t na^ ^^lorenj ober ^ari§. ®ur^ ©einen legten 93rie[, ber mir am Xage meiner SIbreife üon $IJ?ünd§en gugefommen, öernef)me id£) enblid^, ba^ S)n öorläufig in SSenebig jn öerbleiben ge« ben![t unb ©einem bortigen 5lufentt)alt nitf)t§ tion ©eilen ber Sf^egierung, im SBege fte^t. SSon gangem §er§en münfc^e id^, ha^ ©n in SSenebig 9iuf)e finbe[t, ©ic^ mit einiger 35e^aglic|!eit einrichten !ann[t, unb ©eine Strbeiten mieber aufnimmft unb üollenbeft. ^jFiat pax in virtute tua« jagt ha§> ä)k^gebet, ma§ iä) ©ir öom Qnnerften meiner (Seele p* rufe!

©ie (Sriunbigungen, met^e ic^ über bie (Sic^erl^eit ©eine§ Slufent^ t)alte§ in SSenebig eingebogen ^atte, waren otlerbingg nic^t berma^en befriebigenb, ha^ ic^ ©ir biefen Drt al§ ben geeignetften §u ©einem prooiforifc^en ©omicil anratl^en burfte. ^oc^ je^t bleiben mir barüber einige ^ft'eifel, bie fid) aber f)offentIic£) al§ überflüffig ermeifen merben. ift mir ein Jammer, ha^ toir nic^t gufammen fein !önnen, unb id^. fet)ne m\ä) unfäglic| nac^ bem ©ag, tt)o bie^ ermöglidjt fein toirbl ^ürglii^ \pxad) id) abermals mit bem ©roperjog in ©einer 2lnge= Iegent)eit unb befc^mor if)n, 2IIIe§ onäUtt}enben §ur Erlangung ©einer 9^üc!!ef)r nac^ ©eutfcf)tanb, maS er mir auc§ äufagte!

©ie 5tnbeutung meine§ üorigen Briefes, bejüglic^ ber 2luffüf)rung ©einer Sßerfe in frangöfifc^er ober italienifc^er (gproiiie, fc^einft ©u mi^üerftanben gu tiaben. ©urc^ 9JJe^rere§, tnaä ©u mir früher ge= fc^rieben, fomie burc^ ©eine Ie|te ^arifer 9f?eife mar biefe ®oentuaIität unferer SSefprec^ung nafie gerücft, unb icf) beabfic^tigte natürlich) nichts- anber§ babei, ül§©ir meine Slnfd^auung ber (Sad£)Iage §u öerbeutlid^en, of)ne ©ir im geringften üorgreifen ju moUen. ©ie Königin oon @ng* lanb ^atte ©ir ja felbft eine itatienifcEie ^uffül^rung ©einer SBer!e al§ münfc^enSmert^ begeic^net; oon 9ftoger'§ ©ann^öufer ift mehrmals bie iftebe getoefen, unb mit Dllioier ^atteft ©u ©i^ über bie droits- d'anteur öorläufig oerftänbigt. SBenn ic^ §mar oon allem bem menig ermarte unb nid^t mit anberen ©einer greunbe über bie Oppor- tunität unb 3^^<^wiä^ig!eit frember Stuffüf)rungen übereinftimme, ja fogar für rat^famer ^atte, auf biefelbeu für je|t !ein @emi(f)t gu

213

legen, unb ben 33erjud) fie 511 Betütrfen unterlaffe, jo ift mir bocf) fein SSoriüiirf jn macf)en, bie <Sad)e an§ ber ßuft gegriffen jn IjoBen. ^m fc{)Iimmften ^all Wim bloS meine ^Infidjt eine irrtfjümlic^e ; bie 5t6fic^t aber, ®ir unnü^e Unanne^mli(i)!eiten ju erfparen, mögeft ®u babei Tiid^t öer!ennen nodf) mipilligen. ®u mnräelft gänstic^ im beutfdjen S3oben, bift unb bteibft ber ©lanj unb Üiufjm ber ®eutfcf)en Äunft, unb fo lange fic^ bie augmiirtigen X!^eater=35er^ältniffe nic^t anberg t]eftatten, S!JJet)erbeer unb SSerbi öoüenbg regieren, bie X^eater^Siref^^ tionen, (Sänger, Dirigenten, ß^^tii^Ö^" i^^^i^ ^Q-^ ^ubtifum unter il)rem unmittelbaren (Sinflu^ ftefjen, bebarfft S)u !eine§tt?eg§, ®i(^ in biefen Äram gu öermengen.

©inen onberen ^un!t ®eine§ S3riefe§ Berü^renb, liebfter 9lic^arb, lüo ®u mir faft welje getljan, finb id) gan^ begreiflii^, menn Du meine officiellen 51bf)altungen, nac^ 3ünc^ S" fommen, „triöial" ■nennft unb bem Senaer Unioerfität§^Subitäum f 0 menig aU ben öielen 9fiüdfid)ten, bie id) beobad)tcn mu^ ( märe nur, um ah unb gu Dir in 9^ebenfüd)en bientid) fein ju !önnen ) !eine 9icd}nung trägft. 93ei etma§ ruf)igerer Stimmung aber mirftDu leid)t einfet)en, ba^ id) nid)t %n jebem SlJJoment SSetimor öerlaffen fann unb barf unb mit ®emi^= !^eit empfinben, ba^ ber SSerjögerung meiner Steife nac^ S^mä) feine STrt öon Driöialität gn ©runbe lag. S(t§ id) Dir fc^rieb, ic^ mürbe am 20, Sluguft mieber bei Dir fein, na^m id) mit 93eftimmt{)eit an, ha^ fetbft in bem ^atle Deiner früf)eren 5tbreife öon 3. Du mir einen anberen Ort Supern, ober @enf um mit Dir gufammen gu treffen, angeben mürbeft. Da bie§ nic^t gcfc^a^, !am ic^ gu ber SSermutt)ung, bie ic^ aber gerne auf Dein SSort I)in befeitigc.

SRnn genug baüon, liebfter 9^i(^arb ! 3Sir bleiben ma§ mir finb, unzertrennliche, ma^r^afte greunbe, unb fotd) ein ^aar foll fid) nid)t balb mieber auffinben!

Die erfte ^älfte September öagirten mirmitber^ürftin unb i'^rer Dotter in ben Dt)roIer SBergen unb t)erf)ielten un§ einige Dageganj ein= fam imD^'D'^al. Durd) ba§ fc^Iec^teSBetter üerfd^eud)t, famen mir na^ ä)Hnd)en gurüd, faf)en un§ bie ^-efttic^feiten ruf)ig an unb üerfe^rten täglich mit unfrem ^reunb Äautbac^. ßac^ner fagte mir, baf3 er mit Dir über bie balbige 3(uffüf)rung be§ Sfliengi correfponbirt. Den Dann^

214

l£)äufer l^orte iä) abermals in 9}Jünd§en ber So^engrin aber mu^te abgejagt toerben, tüegen plö|ltc§en Untoo^IfeinS be§ §errn Sinbemann. Übrigens, feit ic^ einige ©teüen barauS öon ®ir gef)ört, tüei§ \ä) bat3on ntef)r, al§ alle SSorftellungen geben fönnen.

Um ben früheren 9fteije=^Ian nic^t aufzugeben unb felbft gegen \)a§> fc^ted^te SSetter unfer ^td)t gu bett)ö:^ren, fönten n»ir nac^ ©al^* bürg, nnb in ungefäf)r ac^t Xagen werben n^ir in Sße^mar §urüif fein. Sßat)rf(f|einlic^ treffe ic^ bort bie (Sorrecturen ber S)ante*(St)m= pt)onie, bie id) ®ir balb al§ ba§ eigenfte ^inb meiner Seiben gu* fd^icJen njill.

2Bann njirb mir bie ^reube gu X^eil, ben Xriftan gu lefen? SSon §örter§ erfut)r id^, ba^ ber ^Iaöier<2lu§gug bereits im ©tid)e ift. §aft ®n fc^on beftimmt, tüo bie erfte Sluffu^rung ftattfinben fott? ®em SSernef)men nac^ retfinet man fe!^r in (SartSru^e borauf. @ott gebe, ba^ mit bem Xriftan S)ein ^ernfein ein ®nbe nimmt, n^ie iä) e^

i)0ffe!-

Sm Sauf beS SBinterS foll ber ^fliengi in 3Bet)mar mit Xic^atfc^e! gegeben tt)erben. ^rüf)er ge'^e iä) nac^ ©reSben, voo id^ Sf^ietfd^el tier* fproc^en f)abt, meine alte ©c^ulb an SS eb er abzutragen, unb eine einzige 5tu§nal§me p mad^en, inbem ic^ bei bem ßongert für baS 2Seber=9[ftDnument (beffenSJfobell Üiietfc§elmit unöergleid^Hd^er 3Jieifter= fdiaft üollenbet l^at) ben SSortrag mehrerer ^Iaöier=Som|)ofitionen öon^ SSeber übernel^me. S3ei biefer @elegenf)eit n^erbe ic^ mir bie SSor=^ fteüung beS Üliengi im Xfieater ausbitten unb mic^ barnad), fo gut toir eS oermögen, in SBei^mar einrichten. SltterbingS, menn ic£) me^r bei ©etb tt)äre, ^ätte id^ eS tiorgegogen, ber nod; immer nic^t auSreid)enben (Subfcription für baS SBeber^äJJonument bie nöt^igeSumme in blanfen Xl^alern pzuttJenben, anftatt ein paar längft abgeleierte ^iecen ben Seuten üorzufpielen! Söeber mag mir eS öergeifien, \)a'^ id) ein armer Xeufel nnb nid^tS 93effereS für i^n gu tl^un im ©tanbe bin. ®n !t)atteft mir in früf)eren Sagten über biefe Slngetegen^eit gefd^rieben. Se|t, ha baS 9}iDnument im 3JJobeIt fertig, ift eS @t)renfa(^e, mit bem. Übrigen audf) abgnfd^Iie^en unb ben @n^ ^u bemerffteüigen.

tSdfireib' mir batb nad) 2Set)mar, mie S)ir bie Sagunen=@tabt be= lömmt. SSermutt)Iic^ ift S. ^. mit ®ir. Überbringe if)m meinen frennb=

215

fdjafttidjen ©ru^ uiib fage if)m, ba^ id) jeiue bei ^iirtel erjc^ienenen Sonaten anfrid)tig gut f)et^e.

^erjüdift unb innigft üerbteibt S)ir in uniranbelbarer Xreue

1)ein

271.

93enebig, 19. D!t. 58.

S)u lieber, freunblic^er ^reunb!

^ah' ®an!! ®§ !ann nur noc^ ©eine fc^öne ^reunbfc^aft mir Sinbrud machen. ®u fpenbeft [ie mir jo öoll unb rein!

äJJeinem äußeren ©djidfat fetje id) mit öoüer ©ebulb unb flaren, begonnenen, ru!^ig=tf)ätigen Sauren entgegen. SO^eine 5trbeit i[t mir ttjeurer al§ je geworben: feit^urjem ^obe id) fie mieber aufgenommen; fie fliegt mir tüie ein fanfter ©trom au§ bem (Seifte.

3n allen meinen 33e§iet)ungen gu ber teibenben SSelt, leitet unb beftimmt mid) nur @ine§ ba§ 9J?itIeiben. ^c^ barf mid) rüdfid^tg» Io§ i^m Eingeben, ha ift att' eigene^ ßeiben übermunben.

9lun t)aht id) and) meinen ©rarb. ©r ftef)t in einem großen, ^aöenbenSaate, ber mirat§3trbeit§5immerbient. ®a follbiefen Söinter ber 'ilriftan öoHenbet n^erben. SSon it)m, Siebfter, ift ber erfte 5i!t gang fertig: Ia§ ®ir bie bereite geftod)ene Partitur baoon bod^ üon §ärter§ im 5lu§!)ängebogen geben, ^n ber S(u§füf)rung. be§ jineiten ?Wte§, ben ic^ eben nur leicht függirt ^atte, luurbe id) burd) 33efu^e unterbro^en. Se|t i)abz id) itjn aufgenommen: er mirb fe{)r fd)ön unb fotl fpäteften§ mit biefem ^a^re fertig unb im ®rud fein. 93i§ SEärg folgt bann auc^ ber le^te 5tft, unb fügt fid^ 5lEe§ nac^ SSunfd; fo tt)ol}ne id) gegen Oftern einer erften Sluffü^rung bei. ©umei^t, mie fid) fcE)lie|lid) burdj ®b. ®e0rient'§ ®a5tnifd^en!unft fügte, ha'^ \id) ber ®ro^t)ergog öon Saben ein Sf^ed^t auf biefe§ iß^erf gemann. (Se|t er burd^, ba^ ic^ gur Sluffü^rung nai^ ^arlSrn^e !ommen lann, fo möge fie bemnad) bort ftattfinben. ^od) fnüpfe id) and) an biefe Stu§fid)t !eine 5lrt üon Lebensfrage: id) tann and) lu arten.

216

Wiv jagt SSenebig forttüä^renb öortreffittf) gu. Söleine SSa'f)! tuav ittftinftiö unb gIü(Jtic^. Sie ßunicfge^ogen^iett tft mir f)m fo angenefim tüte möglid^. Sc^ jefie genug, um meine ^^antofte angenehm baran §u gerftreuen; ni(^t§ ftört mic^. ^o^ 16) beim erften 5tuf6Iid au§ bie* fem ^rieben auf ®i(^ Miefen burfte, unb S)u mir ba gerabe fo fc^ön unb ttjonntg erfd^einen fonnteft, tüie in ©einem te|ten ^Briefe, fe|t meiner 93efetigungbie^rone auf. @ei mir gepriefen, mein lieber,, ebler, einziger ^reuub! ©otl iä) ©ir me^r fagen? S)u mei^t 2tlte§, tuaS x6) bamit S)ir fage.

Unb grü^e bie ^^ürftin unb bo§ gute ^inb : fie fotten mir über Ttic^tS in ber SSelt böfe fein, fonbern mid§ lieb t)aben, fo öier fie fönnen.

SJJögen S)ic^ biefe ßeilen fo gut ftimmen, aU bie Steinigen mic^ befeligten !

£eb' mof)t, unb immer meiner öoEften Gegenliebe gen)i| !

©ein giic^arb 2B.

^röfe ©ic^ biefer ^rief p ©einem Geburtstag, mie gtütflicl ! !

272.

SSenebig, 23. Dct. 58. ßiebfter ^ran^!

- SfJad^bem xä) mit 9^. am 21. abgemacht, mir moEten gemein* fd)aftlid) ©ir jum Geburtstage gratuliren, fam er am 22. unb be= richtete, er 'ijobt foeben fc^on telegrap^irt. ©afür ^atte id^ mic^ gu röd)en unb öeranftaltete für un§ ein ©iner am 9}larcu§|)ta|e, mit Sluftern unb ßtjampaguer, mop un§ auf bem ^Ia|e bie 9(iiensi=Duüer* türe üom SJälitär gang üortrefflicf) gefpiett mürbe. 2ßir ftie^en babei auf ©ein 2öot)t an unb feierten fo einen gang munberpbfc^en 5lbenb. ©ie^ mar ©ir aftengemä^ gu berichten! ©ein

9^. 2Ö.

21-

273.

95enebig 26. £)ct. 58. Siebfter %van'Q !

5Ius 9Jtünd)en fc^rcibt man mir foeBeu megen be§ 9iien5t ab, weil n relit3i5fe S3ebenfen ertuede. Scf) braudje @elb, oiel @etb, um in meiner fc^iuierigen Sage mid) eljrlid) gu üerljalten, unb fet)e mid) über= att f)in um, wo id^ ein „®efdj öfteren" mad)en fönnte. 5In bie ^affeler Sntenbanj Ijabe ic^ fo eben ben „ßofjengrin" angeboten, ^annft ®u mid) bort nnterftüt^en, jo t^n§!

SRad) Sobnrg, wo id) jo anffatlenb oernad^Iäffigt werbe, möchte ic^ boc^ aber nic^t gerne felbft jc^reiben. §a[t ®u nid)t einen Sanal, nm bod) baf)in ju wir!en, \)a'\i man mir balb ben 2of)engrin (ober auc^ ben §oIIänber) abfaufte? @iel) ^n nnb f)ilf mir in attgewof)nter SBeife!

Xanjenb Örüj3e üon ©einem

274.

Siebfter Slidiarb !

91. § telegrapf)ifd)e ©epefc^e am 21. D!tober würbe mit freubigfter SIccIamation empfangen, unb ®ein ^rief, we((^er an bemjelben Slbenb anlangte, brachte mir ha§> feftlid)fte ©efdjenf, burd) bie ruhige, öer= jöfjutidje (Stimmung, bie ic^ babei Ijeraugfü^Ite. äJiögeft ®u nun balb wieber mit ^^renben an ©eine Arbeit fc^reiten, f)offentIid) bift ®u jc^on im beftenßng mit bemXri[tan, wooon ic^ nod) !eine5Rote !enne. Sflad) ©einem legten S3rief f)abe i^ übrigen^ ^ärtel'g erfuc^t, mir ge= legentlic^ bie Partitur, wenn fie nicf)t meljr für ben ©tedier notI)Wenbig fein wirb, auf ein paar Xage §u Ieif)en. ^. fc^rieb mir barüber in wonnigfter ©jtafe.

©eine 2tnbeutungen in 93eäug ber ßaffter, ©ottjaer unb anbrer ©tobte ?Iuffüt)rungen be§ £ot)engrin, fliegenben §oIIänber unb 9iien§i foden nid)t unbenü|t bleiben, unb ic^ bebarf ©ir wof)l feine neue SSerfid)erung ^n geben, ta^, wa§ in meinen Gräften bafür ju t^un

218

Hegt, gefc^efien toirb. ß^^^^ö^ft er^ält[t ®u ein ©c^retöen üon meinem (S;{)ef nnb greunb, ®inget[tebt, ben Ü^iengi Betreffenb. ®ie O^er fott im Sctnnar i)ier §ur 5tuffüt)rnng fommen. ©et fo freunblid^ unb be* ontmorte bo§ ©d)rei6en ®ingelftebt§ mit einiger §öflid§!eit, unb Ia| S)ir biefe S3emer!ung nictjt öerbrie^lic^ fein. ift mir baran ge= legen in (Sad^en ber ?luffüt)rungen ©einer SBerfe ©ingelftebt ettüaS met)r jn gewinnen unb mit iJ)m baBei in gutem @inüernet)men fortgu* mirfen. S^licfit nur be§ Xriftan'S megen, ber feine @d)mierig!eit be= gegnet unb, mie iä) |offe unb fe^nlic^ft ermarte, mit ©einer 9flüc!!el)r in ©eutjdilanb üerBunben fein toirb, fonbern ouc^ t)au^tfäcl§Iid§ im ^infilitf auf bie 5tuffü|rung ber SfJibelnngen, bie unfer ^öd)fte§ ßiet bleibt, ift mir bie freunblid^e Cooperation öon ®. mid)tig. ®a§ §0= norar, tt)a§ er für ben Sfliengi au§ ber X^eater^Caffe anbieten !ann (25 2oui§b'or) ift ein fe^r geringes; boc| rat^e ict) ©ir an§une:§men unb begatte mir oor, ®ir fpöter ein !Ieine§ ©ouceur üon ber @ro^* ^erjoglicfien ©d^atuüe an§§un)ir!en.

ßu ben 2 erften SSorftettungen be§ ^un^i möd^te id) Xi(i)atfct)e! fommen laffen, moburd^ freiließ bie Soften §iemli(f) üermet)rt merben. S(^ f)abi aber ben 9JJenf(^en fef)r lieb gemonnen unb miinfd^e, bo^ i!^m bei biefer @elegenf)eit eine 5Iu§§eicf)nung öon ©eiten be§ ®ro^^er§og§ 5U Xf)eil mirb.

SSorigen ©onnabenb l^aben mir bie Komata öon @oboIem§fi gegeben. S«^ tnei^ nirfit, ob ©ir bie fleine S3ro(^üre „Dper, nic^t ®rama", bie er im üorigen ^al^r al§ @eleit<5ßrief feiner Dper öer^ öffentlic^t, p §änben gefommen. ®§ finbet ficf) barin ein fc^oner SSergleic^ : „bie Sßorte finb nur bie fpröbcn, burc^fic^tigen SSei^rauc|§= „forncfien, bie 9KeIobie ift ber f^one ©uft, ber, menn jene entjünbet, „ben üerfc^Iungenen ©ampfmotfen entftrömt." Sn manchem Übrigen fann i^ it)m nic|t beiftimmen, ^auptfä(i)Iid^ nic^t in bem Snter* punftion§*3ei(^en, bur(f) melc^eg er augenbücfliii) fic§ üon ®ir in unterfd^eiben fud)t, inbem er am (Sd)Iu^ ber S3rod)üre au§fprid)t: „SSagner fagt, Dper nid)t, ©rama; unb ic^: Dper, nicf)t ©ramo." SebenfatlS t)at feine Komata metjrSSert^, al§fein ^omma, unb ba§ äöerf ift meit beffer al§ bie Xtjeorie. SSieleg baüon mürbe ©ir gefallen unb ift auc£) unsmeifet^aft burc^ ben Soljengrin ^erüor-

219

gebracE)t. SoboIerüSfi fd^rieb bie Äomala juerft in brei Stften unb lie^ fie and) fo in Sremen auffüf)ren. 2)ann, ju ©l}ren feiner Dperntfjeorie unb tDaf)rfc§einIi(^ auf 33erantaffung ber nad^ ßontraften unb Dpern- melobien bürftenben ^ritü, componirte er nod) jwei 5tfte ^inju, tt)o er einige, anbieÄönitjin in ben Hugenotten anftreifenbe, iSQlon=@efang§= ^iecen unb einen Xrin!=ß^or, ber ni(f)t fef)Ien burfte, angebradjt. 5(uf feinen SSunfrf) Ijabe i^ bie fünf 5tfte bei ber erften 95orfteüung beibe- t)a(ten bei ber ^weiten aber ftrirf) id) fie o^ne 9?üdfi^t ober oie(= met)r au§ ben get)örigen 9iü(ffid)ten tüeg unb werbe mir fogar erlauben, feineu (Sd^Iu^ (ber nad^ bem deinen im streiten 2(!t be» 1aunf)äufer „nac^ 9iom", unb im Ie|teu ?l!t ber ^P^igeuia in 2luli§ gemadjt ift) gu änbern. ©obann wirb i)a§i 2Ser! in feiner einzig rid^tigen @eftaltung auftreten, unb fidj al§ ein, im ©inllang mit ber Dffiani* fd)en S)id^tung, fc^öne» mufifatifcf)e§ 2öoIfen=^ unb9lebel=@ebilb f)atteu taffeu.

3u deinem ^riüat=2]ergnügen fd)i(fe id) ®ir onbei ein paar 9)iotitie au§ Äomala, bie id) für 2)ic^ aufgefd)riebeu.

äRitte 9fJot3ember wirb eine !omif(i)e Dper, Xejt unb SKufit öon ßorneliuS, „®er$8arbiertion^agbab"nad) berör^ätilung au§„1aufenb unb eine 9^ac^t" auf ber f)iefigen $ßüt)ne gum SSorfdjein fommen. Sie äJJufif euttjält üiel 3Si| unb §umor, unb bewegt fid) mit ungewöf)n* lidier @i(^ert)eit in ber üoruefjmeu Üiegion be§ Mnftlerif d^eu @tQt§. ^d) erwarte baöon einen fe^r guten (Srfotg. @Ieid) barauf wirD ber Ütieu§i in 5(ngriff genommen.

©ntf d)ulbige , ba^ id) fo lange gezögert, ®ir gu fd^reiben. ^sd) ftede aber bi§ über bie D^reu in allerlei @efc£)äftlid^em unb ßorrefpon^ birüc^em unb bin feit meiner 9iüd!ef)r ju feiner freien (Stunbe gelangt. Sa^ mir bie§ nic^t entgelten unb gute ^unbe öon ®ir gufommen

S) einem 5. 9^00. 58. ^. Sif§t.

9(nbei ein paar ßdkw, bie i^ ®id^ bitte 9^. gu übergeben. 93Dr 2Sei^ua(^ten wirb bie 5(uftage ber ®ante=@9mp^onie unb ber @rauer DJJeffe in 93ereitfd)aft fein. Sc^ fd^ide ®ir beibe pfammen.

220

275.

SSenebig, 21. 9^oti. 5S. SJJein lieber ^^rang !

©et 6eban!t für ©einen lieben $8rief ! Sc^ ^atte1J)ir nichts fon* berlic^eS §u fd^reiben, fonft ^ätte iä) fc^on früher geantwortet, ßitö^"^ tt)ar ic^ bie gonge er[te §älfte be§ S^oüember Iran!, tt)a§ benn bod^ rec^t überflüffig toar, ha niic§ namentlid^ anf empfinblicf)e SBeije n^ieber in meiner Strbeit nnterbro(f)en !^at. 9^nn gef)t aber n^ieber, nnb 'äUi§> tüirb gut.

Ungemein freue id^ mic^ auf bie öer^ei^ene ^ufenbung ber 9J?e[fe unb be§ ©ante! §alte nur fd)5n Sßort. §ärter§ ^abz icf) nachträglich aud^ no(^ gebeten, S)ir einen ©rucfbogen^SIbgug öom erften ?l!t be§ Xriftan gu^ufi^icfen. 9SieEeic^tIjaft®u it)n fd)on? §ärter§ be^onbeln mid) übrigens red)t gebulbig. SInfangS, njo id) glaubte, big biefen §erbft fd)Dn mit ber Partitur fertig gu fein, fpannte id^ fie furd)tbar fd§arf ein: nun I)obe id) fie jämmerlich fi|en laffen muffen; tior (Snbe ©ecember !ann id^ nid)t baran beulen, il)nen ben gmeiten 211t mu-- fdiiden. Scf) lann nid)t anber§, al§ nur mit aHergünftigfter (Stimmung an fo etmaS arbeiten. Uebrigens ift §n)ifd)en un§ ha§: 9f^ibelungen= t!^ema mieber auf§ ^apet gelommen; id^ merbe fie bie @ad^en je|t immer ftec^en laffen, unb bie §onorarfrage erft nad§ ber SIuffül)rung pr ©riebigung freil)alten. Su§tr)ifd)en !§at fid^ in biefer 5tngelegen= ^eit. ein toie id) glaube faft nur §u broIIigeS Sutermeggo abge= fpielt, ober öielmel^r nod^ nid)t ganj abgefpielt, fo ha'^ erft in biefen Xagen feinen fef)r üorau§fid^tIi(^en @ct)Iu^ erijatten fott; me§l)alb id£| ©ir bann erft ba§ 5lbenteuer berid)ten ftiill.

3Son au^en gel)t mir giemlid^ miferabel. SJiit bem Sflienji tnitt e§, tro| be§ anbauernben neuen ®re§bener (SrfoIge§, gar nid^t fledEen. ©er erfte (Sd^red lam au§ 9Jiünd)en, öon voo \ä) fd§on nur noc^ meine 50 SouiSb'or § onorar erwartete, al§ man mir anzeigte, bo^ ba§^ £efe* ßomite ha§> ©ujet au§ religiöfen 9fiüdfid§ten für unguläffig Ijielt. (Sdiabe um bie fdjöne Sf^eügion. ©a^ bie je^t fo auflommt, baran bift ©u auä) mit ©df)ulb; warum componirft ©u ben Pfaffen fo fdfjöne

221

iDieffen 1 1 5(u§ ^annoner eriüurtete \d) ebenfatlS nur noc^ ha§> Honorar, unb begriff bie S^cr^ögcrung ntd)t, ai§> idj bann erfafjrc, ha'^ SUmnamx, na(^bem er Xtrf)atfd;ef im Ülienji get)ört, ficf) nic^t getraue, bie Partie mit gleirf)er (Stimm-'SIuSbauer bur(i)5ufüf)ren. Somit aufgegeben I (Sinnig Breslau ift Ieid)tfinnig genug unb wagt. :3c^ wollte nur, fäube fidj einer, ber erft meiner d)ara!teriftifc^eu 5{ufgabe geredjt roürbe, bann foUte er fid) fd)on felbft üor Z. geigen !5nnen. Ta§ tja\)t \6) benn aud) 9^iemann angebeutet. @o bin id) benn für meine ©innafimen auf mein atte§ Kapital, 1annl)äufer unb £o!f)engrin, re^ bnjirt, unb ba» mit für meine j,e|ige böfe Sage gar nidjt mef)r au§= reid)en.

®., ber mir sy., ^dkn gefdjrieben f)at, frug mid^ um meine §ono= rarforberung. ®u mei^t luo^I, ir)a§ id) i{)m geantwortet. §ötte mir ber Unmenfd) boc^ lieber fogteic^ @etb gefdjidt. öott, ma» feib ^i)v Slüe für wo^Ibeftaüte 9JZenfc^en; in bie Sage eine§ fo armen leufelS, wie id§, ber jebe @innat)me tüie einen Sotteriegewinn ju betrachten ()at, fann fic^ fdjeint Äeine» tierfe|en. Xritt i^m bod) etwaö fanft auf ben ^u^ !

^. 9i. f)at mid^ f)eute frü^ auf ein ^aar SSodjen (mie er meint) oerlaffen, um feiner äRutter in S)re§ben jum @eburt§tag §u gratu» liren. 2Benn ifjm moglid) wirb, will er and) ®id) in 23eimar be> fuc^cn.

®afür bleibt mir 3S., ber feit 4 äöodien mit einer ruffifd^en Fa- milie üon SEBien f)ierf)er !am, um ben 25?inter t)ier ju öerbleiben. @Iüd= Ii(^erweife f)ält er fic^ befd)eiben unb beläftigt midj nii^t. ^enn f^ürmid^atleinfein ift ha^ @Iüd, ha§> id) genieße unb mit peintid^er Sorge Uvoadjt. 2(uf bem ^la^ laufen mir bereit» bie fremben dürften bucf)ftäblicf) nad^ ; einen oon i^nen, 2). , ber X^id^ aud^ perfönlid) ^wie er fic^ rü^mt) nät)er fennt, fonnte id) nid^t gang ah-- roeifen. (Sr mof)nt bort, wo id) ju 9)üttag fpeife, unb überfällt mid) ba §u Reiten. ®r ift ein gang broüiger, unb wie fc^eint gutmü» tt)iger Slüu|. §eute fiel er mir entl)ufiaftifd) gwifd)en bie Suppe unb i)a§> ßotellet, um mir gu fagen, ba^ er fo eben eine deiner ft)mpt)oni' f^en 2;id)tungen fef)r gut auf bem ßtaoier gct)ört tjahi, unb oon wem? (Sinem oenetianifd^en 9JJufi!Ie{)rer , ber ©nt^ufiaft für bie beutfd^e

222

MvL^ii, ®i(^ unb micf) i[t. ®a§ t[t botf) red)t amüjont. ®. war and) gan^ für ®t(f) getüonnen. 2Ba§ »illft ®u mef)r? unb ba§ SllleS am 9Jlar!u§pIa| beim ajiittageffen, unb bei infamer ^älte?

Srtfo immer guten SJ^ut^eS! ©ott fegne ®i^ ! S3ef)arte mic^ lieb, unb fc^reibe mir halb, unb grü^e taufenbmal bie Stitenburg öon

©einem 3flic^arb2ö.

276.

35enebig, 26. 9Zoö. 58. Siebfter ^ranj !

®ie§mal \ä)idz iä) ®ir einen f(i)bnen StutograpI)en mit.

2Sa§ mir \)a§> tom\\d) tiorfommt, ba^ ic^ mit ^r. ®. für SBeimar gu unter^anbeln ^aU, !ann id) ®ir gar nid^t fagen. Sc^ f)ätte Suft, i{)m SU fagen, er foüe fic^ mit meiner Dper gar nic^t gu tf)un machen. SBeimar mirb mir baburc^ öottenbS ungemüt^Ii(^, ba| mir gmifc^en ®ir unb bem @ro^^er§Dg fo ein formeller StJiann noc^ begegnen mu^. ilinber, St)r f eib langweilig !

2)u fagteft mir üor 2 Sahiren, 2)u tjabeft eine Partitur öon Ü^ien^i, tie i(f) bei meiner großen gluckt bei S)ir ^urüdgelaffen? Sft bem fo, fo Wäre mir lieb, wenn S)u auf iljrcn eigenen Sefi^ nid^t oiel legteft : ®ir fte^t bafür einmal meine Driginal^^artitur ju ©ebote, wenn S)u

Wie icJ) !oum glaube gerabe auf bie^ Dpu§ oiel geben fottteft. Se|t l)abe ic^ nämlid^ nur nod) fel)r wenig ©jemplare baoon oorrät^ig. 3^ tie^ bereu feiner ^zit nur 25 anfertigen, baüon ic^ über bie §älfte üerfcl)leubert 'i)ahz. 9Jlu§ aber fein, fo ta^' ®ir öon gifdjer in S)re§ben fofort ein Sjemplar fommen, unb fteüe in meinem ^amen e^rfurcf)t§ooE bem großen :politifcl)en 9fiad§twäd)ter gu. §aft ©u übrigen^ ©eine Partitur bereits oon gifdjer aböubern taffen? Sm britten 5l!t ift eine ftarfe SluSlaffung mit be§l)alb nöt^iger Stnberung

oorgefatlen, bie ic^ in §amburg gu ©tanbe brachte.

Sld) ©Ott! ha^ man fic^ um fo lum^ige§ bi§c^en @elb fo mü^eu mu^! ®§ ift bod^ recl)t erbärmlicl)!

Stf) mu^ einmal wieber \>a§: ßimmer pten, unb !ann nod^ \)ani

223

ludjt einmal tiom @t;i^I auf[tel)en; ein oernacf)Iäf[igtel ©efdjtüiir am S3cin mac^t mir unerljörte (Sdjmerjen. $8eim Strbeiten mä^renb ber 5Jhifi! jc^reie id) untreuen laut auf, ma§ fic^ oft fe^r effectüoU ansnimmt.

Öaben ®ir §ärter§ ben %tt Xriftan gefd)icft? 9fiäc^ften§ U^ fommft ®n ©jemplare be§ ©ebid^teS bation.

©Ott befoljlen für :^eut' ! Sd) mufe einmal ein wenig fd^reien, tria§ fic^ beim S3riefe boc^ gar ^u lamentabel mac^t!

Xaufenb ©rü^e an! üon deinem

(auü) (Soll ic^ iüirüid) mit ben ungUidlic^en 25 Souisb'or ouü bi§ nad) ber Sl'nffüt)rnng irarten? ®ie mirb ja aber @ott mei^ mann erft ftattfinben? Shiü

277.

S^enebig, 5. Sej. 58.

Soeben, liebfter ^reunb, beeitte id) mid^, ©einem bnrc^ unfre ^ürftin an mic^ ergangenen 9)Jaf)nrufe, an ®. jn fdjreiben, gn ent= fpredjen.

^ä) Ijabe it)m gefc^rieben, ba^ mir $ßeben!en bagegen anfge!ommen feien, ob ic^ übertjaupt nod) bie 5Uiffü{)rnng be§ Siienji in SSeimar münfdjen f olle. ®ic^ bitte id) nnn, mir bei^nftimmen, itnb ba§ ^rojeft ebenfalls aufjngeben.

2Senn mid) jur nachtrug Iid)en ^Verbreitung be§ 9iienji etmas be= ftimmen tonnte, fo begreifft ®u, ha^ bie§ nnr ber SBnnfc^, in meiner S5ermögen§= unb Unterftü|nng§Iofen Sage rafc^ genügenbe, gute ©in* nahmen gu mad)en, fein tonnte, 'an unb für fic^ ^alte ic^ biefe SBieber» ermedung für einen 2lnad)roni§mn§, ber je|t nod) oiel ju früf) fäme. Sflaä) bem neuerli(^en großen (Srfotge ber Dper in ®re§ben machte id) mir eine ßeitlang bie Hoffnung, burd) fd^nellen 5tbfa| biefeS Dpu§ bie für meine je^ige Sage nött)igen ©ubfiften5=9)^ittet jn gewinnen. ®iefe Hoffnung ift in ben §auptpunften aber getäufd)t morben, mas ic^ S)ir fd)on tür^Iic^ (namenttid) betreffs 9J^ünd)en'S unb ^annooer's)

224

angeigte. 3Bä{)renb iä) biefe Oper überaE |m anbot f)aBe tc^ mic^ üor meinem n}enigen ©tolge 6ereit§ !)art gebemütt)igt, unb i^ Bin nun in biefer Slngelegen^ieit gang ungemein em^finbticf) geworben, 'änä) in SSeimar ift bie Dper genau Betrad^tet aufgebrungen, unb fo fc^eint jte au^ angeje^en gu werben; S)u ^aft mir Bereits öorigen Sßinter, burc^ 9JJitt^eiIuug be§ ®runbe§ ber §inau§jcf)iebung, barüber beftimmten Sluffäitn^ gegeben. Sc^ tüitt aber nicf)t, ha^ ®u in Sßeimar irgenb Semanb felbft biefe§ mein Sugenbn)er! aufbringen foUft. ®ie @rünbe, mit S)ie|em ober Senem auc^ bei biefer @elegenf)eit nid)t gu üerberben, finb nic^t für mic| ha, unb wenn tt)ir gtt)ei übereinftimmen füllen, fo tt)ünfc^e ic^ oon §ergen, ba^ fie auc^ nid^t für ®ic^ ta fein mögen. Dh id) §. SS. meine D^ibelungen je auffü!)re ober nirf)t, ift mir im tiefften @ruube bur(^au§ gteidigüttig ; beSwegen n^erbe iä) fie boc^ oollenben, benn meine $Begeifteruug unb ^raft gu fotc|en Slrbeiten fc^öpfe id^ nirfjt au§ Hoffnungen, gu beren $ßern)ir!Iid)ung ii) getoiffe SO^enfc^en nöt^ig t)aben mü^te. 5l(Ie§, »ag bie SBett, ober meine „SSe-- tounberer unb 3Seret)rer" wie id) ja oft fjoren mu^ für mic^ tf)un fönnten, wäre, einen ernften unb t^eilno^müotten Mid auf meine gange SebenSlage §u werfen, unb nac^ Gräften bann bemüf)t gu fein, mein wirüic^ fc^were§ Sebeu mir fo leidjt gu maäien, ha^ id) Suft unb Wn^t gur Slrbeit mir uugeftört ert)ielte. SfJic^tS braudfie ic^ al§ S)a§. ®agu gehört aber ein anbere§ SSefen, aU bieie§ mir bi§ je|t begannt geworbene.

@euug ! ^ä) !aun nun aud^ bem SSeimarif d§en ^onorar unb ®ou= ceur für 9fiiengi entfagen, ba mir o^ue^in gu fpät !ommen würbe, um mir beptflid^ gu fein. @egen Dftern nö(^ften Sa^re§ unb fo lange würbe fid^ ha§: bod) oergögern wei^ id) mir anber§ gu ^etfen; bi§ ha-- ^in i^abe id) aüerbingS fe^r fc^wer, boc^ werbe id| and) bagegen näd)-- ften§ 9ftatf) finben. Sie SBiebererftattung ©einer 1 000 fr. t)ötte id^ leiber fo nic^t tion biefer ©inna^me bewerfftettigeu können.

Unb nun ! @ei gewi^, ®u erfporft ®ir öiel Unerquidlid)e§ unb ^einigenbeS, wenn aui^ ®u ben 9^iengi aufgiebft. §abt StjrXidiatfcfje! gum ^rü^ja^r, fo laf» if)n ben So^engrin fingen : ha§: wirb aud§ S)ir me^r ^reube mad^en.

®en!e 2)ir, id) !ann mic^ nun fd§on IV2 SBod^e nid|t öom @tuf)t

225

fortBetüegen! ®iefe§ Seibeit fefjite luirflii^ gerate auc^noc^! Äaum f)atte id), itod) einer ga[trifc^=nerööfen ßran!^eit, meine Slrbeit wieber ettoag aufgenommen, \o nutzte id^ fie nun f(f)on ttjieber folgten laffen. ®Ddf) Beffert fid) nun mein Übel, unb ic^ fjoffe, näd^fte SBod^e ttjieber gef)en unb arbeiten §u Ühtnen.

2eb' iüo{)( unb fei taufenbmal an mein §ers gebrüdt !

®ein

27S.

2iebfter9lic^arb!

(Sine (jimmlifc^e 2Beif)na(f)t§=^efd^eerung fenbet mir igärtel. ®ie ganje gefammte 5^inbermelt !ann fid) nid)t bd allen Xannen=S3äumen mitgoIbnen^rüc^tenunbglän5enben@ef(^en!en bef)ängt, |o freuen, al§ id^, ©injelner, mit ©einem einzigen Iriftan ! 2öeg mit allen «Sorgen unb ^(odereien ber S((Itag§=2SeIt! ®a fann man mieber meinen unb auftobern. SSeld/ monniglid^er ßanber, meld)' ungealjute ^üüe ber (2cl§5nt)eit in biefem ftammenben SiebeS-'Xrun!! SSie mag ®ir ba* bd gu 9}?ut^e gemefen fein, aU ®u bie§ munberbare SSer! gefdjaffen unb geftaltet? 2öa§ barf idj ®ir anbereg bariiber fagen, at§ ha% id) im '^erjen be§ §er§en§ mit empfinbe ?

^üv. mu^ id^ ©ir aber tion bem gemöf)nlic§en Slram, al§ S)ein praltifc^er ^reunb fprec£)en. ©eine negatine Stntmort an®. fo be= trübeub fie and) in mandjer §iufid^t für mid) ift fam §ur redeten 3eit. SSie ©u mei^t, fiabe id^ ben Ü^ienji fd)on üor ad^tgetju 9}Jonaten

5ur Sluptirung f)ier öorgef dalagen unb ©u bift leiber nur ^u

fef)r berechtigt, eine fe^r geringe 9JJeinung Oon meinem geringen (Sin= flu§ auf unfre 95er:^ältniffe ^u l^aben. Df)ne ©id^ mit bem ©etait ber So!al=51[ngeIegen'f)eiten jn beläftigen, fage id) ®ir bIo§, ba^ id) mit ©einem je^igen SSerf)a(ten gänslid^ eintierftanben bin, inbem id^ mir oorbef)aIte, oon ©ir benSiiensi gu oerlaugen, menn ein günftiger SRoment jur Stuffütjrung biefer oon mir täugft gemünfc^ten D:per ein- trifft.

2Bagnev u. Sifjt, Sriefwcdifel. 11. 15

226

3unä(f)[t muffen ^ropfiet unb ber 9Jia§!en'S3an (öonSluber) gegebe.Ti toerben, unb ic^ t)o6e meinerfeit§ erüärt, nic^t fobalb tnieber unfer Drc^efter ju betreten. ®er SBinter mag fo barübet !§inge{)en, unb fpäter tüotten mx fe!§en, ma§ lommen wirb.

$8t§ sum ^rüf)jaf)r f)offe i^, ba| ®eine perfönlid^e 5lngetegenf)eit eine günftigere Sßenbung nehmen njtrb. 5ß{eEeic£)t !ann ic^ baju noc^ €tma§ bettragen. SSenn ber S^riftan üollenbet, nnb ®u ba§ ®ebicatton§= ©jemplar an bie ^^rau ©ro^lerjogin öon 33. eingefanbt, fd)reibe mir au§fü^rli(^, mag ju t!^un übrig bleibt.

äJiit ß'. 9ft., ber mid) mit feinem $Sefu(i)e mehrere Xage erfreute, fjobi iä) Wan6)z§> befproc^en, n)a§ er ®ir nä(^ften§ mittfjeilen tt)irb. ^ä) f(i)mei(i)Ie mir, ha'^ er einen guten ©inbrucE öon f)ier mitgenom* men unb me!t)rere alten freunbfdjaftlic^en S3e§ie|ungen fic^ mit ben Satiren nocf) fefter ausprägen merben. ©eine mufüatifcEie 93efät)igung Itialte x6) für eine gang bebeutfame, unb i6) 'i)abt i'^m fef)r gugeratiien, fie näct)ften§ auf einen Dpern=@toff, ben er fic£) fetbft am 93eften gured^t mo(f)en tt)irb, gu concentriren. ©porne if)n bagu nocf) me'^r on; gemi^ teiftet er unter ©einem 9^at{) unb ©influ^ etma§ fef)r Slu§gegeid)nete§ unb gelangt burc^ ein mufi!alif(i)^bramatif(^el Söer! am fdineUften unb t)Drtf)eiII}afteften gu ber if)m gebü!^renben Stner!ennung.

Sd^ tüoEte ®ir gu 9^eU'Scit)r bie ®ante=@9mp^onie gufenben. ®ie ©orrecturen ^aben aber länger gebauert, oI§ i(^ t)ermutl)ete , unb bie Sluflage !ann erft imSanuor erfolgen. ®ann erf)ältft®u ein tüc^tigeg ^a!et, benn bie Iraner SJJeffe fommt au(^ mit. ^önnt' idt) bod) felbft ®ir ba§ ^tuQ bringen, mit ®ir fein, ben Xriftan ®ir be* gleiten

2a^ mic§ f)Dffen, ba'\i ha^i angeJienbe ^a^x unferer Trennung ein (Snbe mad^t unb un§ gänglid^ aneinanber fettet, mie mir bereite in (55eift unb §ergen finb ! <^^^^

26. S)ecember 58. er £

Sßon (Seiten be§ ßomponiften ber Dper ®. ö. @. ftefjt ®ir eine S)ebi!ation beüor. S^limm fie freunblic^ auf, menu ®u S)id^ aud^ ba- bei in ber etma§ befrembenben ©efeüfi^aft SUJei^erbeer'S befinbeft. ®er Äomponift ift ®ir im Übrigen fet)r mol^Imonenb gefinnt, moüon id§

227

lürjlidf) einen fef)r überjeugenben S3cn)ei§ erhalten. 93i§ ®{r bie ^ebicQtion nidjt jufömmt, Ia§ borükr nichts üerlauten. ©päter wirb €§ ttja^rfd^einlid) angenieffen jein, ba^ ^u ein |}aor ßeitet^ |(i)reib[t.

279.

©ei I}erätid)ft Bebanft für deinen (Si)Iüe[ter''®ru^, tieb[ter 9?icl^arb. Sd) emarte brieflid) bie (Srüiirnng be§ @d)Iuffe§ ©einer telegrop^ifd^en ©epejdje nnb bin !eine§n>eg§ nnterrii^tet öon einem S3Drgang, ben ®n aU „tünnberbor miferabet" be§eicöne[t. Übrigens öon getüiffer @eite erfdjeint mir ba§ S[RiferabIe nid)t mef)r munberbor. 50iöge bciä neue Sa^r @inige§ jnm Sefferen wenben nnb S)ir manches ©rfreutic^e bringen! 5tnbei fdjide id) ®ir ha§> 3So(^en=9f?e|3ertoire be§ SSe^mar'== fd^en §oftt)eaterl, njorauf Sofiengrin für näd^ften (Sonntag ongefe^t. 3um erftenmar ^ier werbe id) biefe§ SBerf, an melc^em ic^ mit ganger @eele ^änge, ni(^t birigiren. 5ln(^ ben Xann^äufer f)abe ic^ meinem (Sollegen überlaffen, nnb wenn ic^ ®ir je bie Umftänbe ergä^Ie, bie mid^ gu biefem negatiüen SSer^atten beftimmen, wirft ©n gewi^ babei feine ^ernadjläffignng meiner !ünftterifd)en Überjeugung, nod^ nnmoglic^er meiner f^reunbe§'^f(id)t, ®ir gegenüber, gema'^ren.

®a^ anbertt)ärt§ ©eine Opern nur au§ 6affa=9^üdfi(^ten gegeben finb, mögen 5Inbereüerantmorten; l^ieraber, wo biefeSSertemitfotd^er Siebe gef)egt nnb ge|3flegt werben, fann ic^ ben brutalen 9}iercantili§* mn§, ber bamit getrieben, nic^t mit öerf(^ulben '— in§befonbere nac^- bem man in ber 9\ienäi 5(ngelegenf)eit, weld)e fo lange (über 18 ^bnate!) 'fjingejogen würbe, un§ beibe mit giinglid^er 9indficl^t§* (ofigfeit be'fjanbett.

SSie ic^ ©ir in meinem legten S3rief gefd^rieben, billige id) öoll- ftänbig ©einen @ntfd)Iu^, ben S^iengi nid^ t an ha^ je^ige Ü^egime ^ier gu oerfaufen. ©oüte ©tr borüber nod) gefdjrieben werben, ratlje id) ©ir, auf feine ßonceffion einjuge^en. SBenn an ber ßeit fein wirb, ©id^ nad^giebiger ju geigen, fo will idj ©ir fagen unb ©u wei|t ja, wie fe!^r mir ©ein Sntereffe am ^ergen liegt!

3unäd)ft muffen ^ropf)et, SJiaSfenbatl, ©on ^aSquate unb

15*

-^ 228

9(tttigone ftubirt unb gegeben tcerben für ben 9ftiensi Bleibt babei ebenfoiDenig ßeit al§ guter 2BiEe. Sn 33egug ouf 2e|teren fann ®ir S. 9i. ben SSorfoE ber 1. Stuffüt)rung öon SorneliuS feiner Dper er= gäf)Ien, tDa§ ®ir aud§ meine pafftöe (Stellung tt)ä{)renb biefer ©aifon üerbeutlic^en wirb. SSaf)rlid) meine ^rangi§!aner ©onfraterfc^aft ift mir maniiimot nötf)ig, um foöiel Unou§ftet)Ii(i)e§ p ertragen! 1 . Januar 59» Sein

280.

SSenebig, 2. Januar 1859.

Wdw lieber '^^xmi !

(S§ mirb nun ^t\i fein, ba| i(^ mit S3efonnenl)eit nod) einmal ben ^un!t berühre unb §um entf(f)eibenben 9JiaIe auSfüI^rüi^er be= ^onble, ber fo lange nun ein fo ergiebiger Quelt tion£eben§bef(i)merben für mic^ ift, unb ber am t3ergangenen ©^loefter mid§ mieber §u bem (Sturme trieb, mit bem i(f) ®icl§ gemi^ red^t §u® einer ^ein über* fiel. ®erg(eicf)en (Stürme bürfen nic^t me^r oorfommen; ha^ fü^Ie id^ fo tief, hoi^ eben biefer Ie|te ÜberfaE nur aurf) fc^on im aufgeregteften Slffect mir noif) mbgtid^ mürbe. Slber eben mit mir mu^ fid^ eine ganj beftimmte ^nberung zutragen, bamit idt) in eine meiner mürbigere Sage gelange. Unb be§t)alb tf)ei(e id^ mid^ S)ir t)eute §um legten 9JiaIe tjierüber mit; üieUeid^t tt)öte id; gut, aud^ biefeS Ie|te Wai ®id^ ni(f)t met)r mit biefer ^o,6^z gu befdtjmeren; bodt) !önnte idt) im anbren ^aÜe, "ii^i \6) je^t §u einem entfct)eibenben Sd^ritt entfdfiloffen bin, mir ben 35orrourf gu madfien l^aben, ben mir näi^ften unb hierfür geeignetften, einftu^reictjften ^^i-'eunb auf befrembenbe SSeife übergongen gu t)aben.

5ltfo iiK Sac^e!

Sd^ erüäre, "Qo!^, nad^bem tc§ nun f(^on getin Sa^te mid^ an ba§ @j:il gemö^nt :^abe, nid)t bie 5tmneftirung ba§ SBii^tigfte für midE) ift, fonbern bie (Garantie einer forgenfreien, für ben 9^eft meines 2eben§ mir einen be^aglii^en ^uftanb fid^ernben ö^iftenj. Sa^ ®ic^ "Qa^ nic^t öermunbern. ®ie 9ftücf!etjr norf) ©eutfd^Ianb !^at für mic^ nur einen

229

relatiüen 25>ertf); ber einzige, po[itioe ©eininn tnäre, ®i(f) öfter» jeljcit unb mit 2)ir ^ujammen jein ju fbunen. ®ie in Slusfidjt fte^enben 5(uf- füt)rungen meiner Dpern, mit meiner Setl)eiügnng, fönnen mir un= mogtid^ mef)r ©enu^, qI§ 5(n[trengung, Sorgen, Änmmer unb Slrger bringen. Sc^ f)abe nie eine eigentlidfie ^renbe an einer Dpern=^5üif= füfjrung öon mir cjeljabt, unb werbe fie je^t nod) öiel weniger f)aben fönnen. SReine ibeolen ^^orberungen finb gegen früher noc^ meit ge* fliegen, nnb meine ©mpfinblic^feit Ijat fid^ burc^ bie legten i^^n ^a\)vc ber üoüfommenen Entfernung non unfrem öffentlitf)en ^unftniefen be= beutenb tiermef)rt. ScT) fürdjte, aud^ ®u felbft bift ®ir f)ierin no^ nid^t ganj !tar über mt(^ : befto beftimmter gtaube meinen 58erf{dje* rungen. ®n bift unb ftef)ft fo ganj anber§ wie id^ im Scben unb ber SBelt ba, ha^ S)u üon ^ir an§ auf meine (Smpfinblid)!eit in bem Qn= gebeuteten Sejuge unmögltd) fd)tie^en fannft.

©taube mir nun unbebingt, wenn ic^ ^ir fage, ber einzige mirf= Itd^e @runb meines Se^t=nod)=fort=Seben§ Hegt lebigtidj in bem un= töiberfte^Iic^en 5^range, eine 9ieif)e üon Äunftmerfen, bie in mir nod) Seben§trieb ^aben, gu üollenben. STuf ba§ @enauefte 'i)aU ic^ mic^ bartn ernannt, ba^ nur biefe§ ©d)affen unb SSoIIenben mid^ befriebigt unb mit (oft unbegreifüdjem) SebenSljang erfüllt; id) bagegen aber bie 5lu§fic^t auf bie Stuffüfjrung berfetben mirüid) gang unb gar entbetjrcn !ann. So bin ic^ mir je^t barüber !Iar geworben, ba^, et)e icf) nid)t ben ^riftan ganj öodenbet IjaU, eine 5(mneftie mic^ nur in S^erlegen» '^eit fe^en fönnte. Äeine 3(u§fi(^t, ben Sotjengrin felbft aufjufü'^ren, fönnte mid) bi§ baljin beftimmen, meinen je|igen 5tufent^att oor biefer 23oIIenbung ju üerlaffen. @d)üc^e ^ierauS auf ba§ Söettere!

(Somit : jebe etwo mir in ^u§fid)t geftetite ©id^erung meiner Wo^Ianftänbigen 2eben§ej;iften5 würbe, fofern fie für mic^ burd)au§ nur an bie 23ebingung ber 5tmneftie unb babur^ ermögtic^ter ®ienft« leiftiingen gefnüpft wäre, o^ne SöertI) fein. Sd^ fann unb werbe nie eine 5tnfteIIung, ober wa§ bem irgenb gteid) tarne, annef)mcn. 2Bac^ id) bagegen beanfprud^e, ift, bie f^iji^ut^S ^i^er efjrenüollen unb reid)= li^en ^enfion, tebigtid^ unb einzig ju bem Qwtä, ungeftört unb gänj^ lid^ unabl)ängig oon äußeren Erfolgen, meine Slunftwerfe fc^affen gu fönnen.

230

©anstieg oi)ne SSermogen unb jebe Unterftü|ung Bin ic^ ((ega=^ liter) einzig auf bie ©inna^men öott meinen Dpern angettjiefen. 2Ber nun irgenb weld^e wirüic^e ®r!enntni§ üon ber 95efc^affen{)eit md-- ner 5lrbeiten {)at, ha§i S3efonbere unb jie Unter jd)eibenbe füf)It unb ecktet, mu^ einje^^en, ba^ gerabe icf), unb eben einem Snftitute wie unjrem %'i)taUv gegenüber, nun unb nimmermef)r barauf ongettjiefen fein bürfte, feine SSer!e pr Sßaare ju machen. S3ei einiger ©erec^tig* !eit mu^ man einfe^en, ba^ eine meiner t)5d)ft unwürbige Sage ift, n)enn ic^ mid) ber ^rei^eit begeben mu§, o^ne 93ebingung für ha§^ ^unftintereffe meiner 2öer!e, o^m 5lu§tt)a^I, of)ne äßürbigung ber be* treffenben X|eater, meine Dpern nic|t mir an jebe ®ire!tion t)ingeben gu muffen, fonbern felbft genötl^igt fein ^u fönnen, fie anbieten ju foEen. S^ ^cl^^ unter biefem Zwange f^on bie fc^merglic^fte SSitter* feit empfunben; ba§ übelfte ift aber, ha^, tt)enn iä) hierfür auc^ yzht^^ (S^rgefü:^t unterbrüde, biefe ®innat)men einen ß^arafter |aben, ber auf mein pecuniäre§ 5lu§!ommen ben empfinblic^ften unb beunrut)igenb* ften ßinftu^ äußert. ®iefe ©inna^men fommen einmal reic^lic^, un= öort)ergefet)en unb !aum üert)offt, moburd^ fie plö|lic^ S5erut)igung, ©id^erung unb eine getüiffe öerfüt)rerif^e %ix^t bringen, bie bann bauernb, unb ebenfo unöorau§gefet)en tt)ieber, burdj iljr 5tu§bleiben (meii fie eben gar nic^t berechenbar finb) 9'lott), ©orge unb SSebräng* ni^ :§erbeifüt)ren. ©oE mit mir retf)t befd)affen fein, fo mu^ ic^ üon ber 9^ott)n)enbig!eit, auf biefe @innat)men mir eine beftimmte Ü^ec^nung §u mad^en, gänstid) befreit unb in eine Sage gebrad)t ttjerben, in ber ic^ fie al§ einen §ufäEigen, biefe ober jene weitere Seben§annet)mlidj!eit mir ermoglidienben Überfc^u^ betrauten !ann, ben id) mir aber, unbe^ fc^abet meines übrigen guten unb anftänbigen Stu§!ommen§, aud) oer= fagen !5nnen mu^, menn fid^ barum ^anbelt, biefem ober jenem ^^eater, bem \6) nid)t bie Gräfte ober bereu Seitung ic| nid^t ben reb* liefen (Eifer für mein Sßer! zutrauen barf, meine Dpern ju öerweigern. 5luf biefe SSeife unb burc^ bie fo erlangte ©teEung gu unfrer fef)r be* fc^mu|ten tt)eatralifd)en ^unftöffentlidileit, wäre id) meiner, meinem tiefernften ©treben unb ber (Sigentpmli(^!eit meines ^unftfc^affenS mürbige SBeife gefc^ü|t unb gu ferneren ©d^öpfungen befät)igenb öon ber SJlitwett öerforgt. ®ie^ fann mir nur eine reid^tidje, fefte ^enfion

231

t3etüäf)ren, uiib nur hnxd) eine 25erbinbung me^irerer beutjc^er dürften, benen icf) Xljeitnafime einflößte, !ann bieje mir gewährt tüerben.

5luf einer joMjen ^Bereinigung miif3te icf), namentlidf) an§> bem @runbe Beftefjen, weil bie gett)äI)rte^enfion, n^enn fie ooII!ommenif)rem ßraecfe nnb meinen, id) geftelje, etma§ empfinblic^en unb nidjt gan§ orbinären S3ebürfniffen, entf:pred^en joll, fid) minbeftenS auf §mei bi§ brei taufenb l^aler belaufen mu|. ^d) erröttje nidjt, eine fot(^e (Summe ju nennen, n3eil id; einerfeitS bie (Srfatjrnng beffen, voa§> gerabe id), luie ic^ nun eBen bin (unb üieüeid)! and; ; mie ic^ nun einmal meine SBer!e auSftatte) mit nic^t ineniger bequem ou§!omme, anbrerfeit§ aber fef)r mofjt erlebt fjobe, ba| man Sl'ünfttern, mie 9JJenbeI§fof)n, (tro^bem biefer an nnb für fid) oermögenb mar) feine geringeren (Sf)rengef)alte unb jmar oon einer einzigen (Seite !^er au§fe|te.

Sd) frage 2)id^ nun mit entfd^eibenber 33eftimmtt)eit, ob 3^ u bie Snitiatitie fjierfür ergreifen miüft? ß^^Ö^^^c^ madje ic^ aber barauf aufmerffam, ha^ id), nad) reiflic^fter Überlegung, burc^auS auf bem bargelegten ß^^arafter meinet @efuc^e§ befiele, ©ine, uod) fo gro^e ^rei^eit mir gemät)renbe, fpe^ififc^ Sßeimarifdje 5(nfteEung, fetbft menn fie ber ® einigen gleid)fäme, !önnte id) fc^on au§ bem @runbe nid)t annef)men, meil ber @et)alt bafür ^u meinem ß^^ede nidjt genügenb märe, unb, ba fie nid)t rabicat Ijütfe, mir fomit nur ein gefät)r=^ lid)t§> ^aüiatit) üerfc^affte. 9^odjmat§ : id) fud)e eine grünblid^e S3e= ruf)igung meiner änderen 93ert)ä(tniffe, reic^Iid) unb entfdjeibenb für mein §u!ünftige§ Äunftfd) äffen, ^d) merbeje^t 4G Saf)re alt, unb fprec^e fomit öon einer ßufunft öon ma^rf(^einlid) tiödjfteng 10 Saliren.

Silfo : l)aft ®u @rünbe, nid)t auf mein @efuc^ einjuge^en, ®id) md)t perfönlid) bamit einplaffen (nnb biefe @rünbe fönnte id) in ©einer befonberen (Stellung, ol)ue bie minbefte (Sd)mälerung unfrer ^reunbfd^aft, fef)r vooi)l begreifen) fo geige mir ba§ beftimmt unb befi= nitio fofort an. (Sage mir bann, ob ®u mir ratl/ft, f elbft mid^ an ben @r. §. öon SB. gu menben, um biefen ju öermögen, fid) jur 5lnf' forberung an bie onbren dürften, an bie (Spi^e jn fteüen.

i^inbeft ©u auc^ bie§ nid^t rat^fam, fo bin id) bann entf(^loffen, S). 5U befragen, ob er biefelbe 33ermittelung bei einem anberen dürften übernel)men motte. Sd)lägt auc^ er mir ab, fo ift bann mein testet

232

SSorjal, micf) on ben f^ürften fetbj't gu toenbett. 5ßon bem ©rfotge bie* fe§ @(^rttte§ tutrb botm unaBänb erlief) mein ferneres SSer!^ alten §u ®eutfc§(anb aBlfjängen, über n)eld^e§ irf) mir unter biefen Umftänben nun eBenfaEs tlax geworben Bin.

Sebenfatt§, fei an '^iä), ober ®., ober on einen ber dürften felBft, werbe i(f) mein @efuc^ mit einer fe{)r ftaren unb üBerjeugenben SluSeinanberfe^ung meiner Sage, meiner ©teEung jur ^unftwelt, unb meiner Befonberen, perjönticf)en ©igenjc^aften unb 93ebürfnijje Begleiten.- 3uglei(f) werbe id^ Beftimmt angeBen, wa§ id) gegen jene ^enfion ^n leijten üerfprei^e : in erfter 9fteit)e (unb für alle ^ätte ber 3[RögIi(f)!eit unb ni(^t=3RDgIic§!eit meiner 9fiüc!!el)r na^ ©eutfc^Ianb) werbe ic^ nur unauSgefe^te ^robuüiöität unb ©(fjaffen öon 2Ber!en in Slu§fi(f)t ftelten; bann unentgeltliche Sieferung aEer meiner fertigen ober fünf' tigen 5(rBeiten an bie Betreffenben fürftlid^en X^eater; enbli(f) (foBalb ic^ ©eutfdblanb wieber Betreten fann) auf Befonberen SBunf(^:perfön= lic^e§ ©inftelleu gum (Sinftubiren unb ?luffü|ren meiner Dpern, fowie auf SS erlangen anberer würbiger SBerfe, burdE) bereu SSorfül^rung ic^ ber l^unft Gewinn unb @t)re §u Bringen !f)offen barf.

S^lun, mein %xani ! S)ie^ ift ber erfte S3rief in biefem t)ert)ängni§* tootlen 9^euen Sa!£)re 1859. ®r ift an ®id§, in einer für mein ferneres SeBen entfc^eibeub wicfitigen Stngelegen'^eit. 5Utöge ber §immel unb unfre ^^reuubfdiaft if)n mit ©rfolg fegnen.

Sintworte mir fef)r Balb oBer Beftimmt unb für atlemat ent= fc^eibenb, benn itf) wieber^ole, ha"^ iä) mein @efucf) burcfiauS in feine SSerBinbung mit ber 5(mneftie geBrad^t wiffen Witt.

Xaufenb f)er§Iic^e @rü^e an bie fronen, benen icf) Balb rei^t fd^on fd^reiBen werbe. ©ein

Üi. SS.

281.

SieBfter ^rang!

§aft ®u mir benn anc^ nur gar nid^t§ mitptf) eilen?? Söo^er fott ic^'S enblic^ nehmen, wenn mic^ StUeS ignorirt? SSenebig. ©ein

9i.

233

2S2.

9Jicin lieber %va\\^ !

®ii tuirft üermutljlid) uocf) eininot meinen 33riet bnrd)Iefen, nnb Qefunben Ijaben, auf lua» fid) mein jc{jer§f)after S^omntrf „®u antraor^ teteft mir öiel ^u patf)etifc^ unb ernft" fiejog. ®§ !ann S)ir bann au§ ben ftricten StuSbrüden meinet obiuol)! ettüaS lieberüd) abgefaßten Briefe» nid)t entgangen fein, baß id) unter ©einer Slntmort bie 2trt unb äöeife üerftanb, luie ®u mein S5erf}alten gegen ®. in Setreff beö IRienji aufgefaßt. ®a biefe Partie ®ir jebenfall» bunfel geblieben, biene nod) bieß jur Erläuterung. SD^ein 93rief n^egen ^ii^-üdna^me be§ tRien^i an S)ic^ war, ba idj 2). an 2)id) gemiefen, oftenfibel abgefaßt. Sd) glaubte aber, ®u raürbeft burdjblid'en, baß id) mid) namentlid) über bie ©probigfeit mit bem Honorar unb bie fo fpät erft in 5Iu5fid)t gefteüte 5tu§§at)Iung beSfelben ärgerte. 3d) 'fjoffte, mein , bie ßurüd^ na^me ber ganzen Cper befpredjenber 93rief, fodte bie SBirhing Ijaben, mir fd)nell ju bem §onorar, öieKeic^t felbft gu einem Ijö^eren ^Betrage be§felben gu nerfielfen. Sd; Ijatte leiber ! mir aud^ auf biefe @in= naf)me nodj öor 9leuja!)r §offnung gemadjt, unb gloubte fie um fo fid)rer ju erl^alten, meil i^ Sir bereits früher meine fdjmierige Sage gegenwärtig an ba^ ^erg gelegt Ijatte. Wl\t ber ßufenbuug be§ legten S.'fd)en 33riefe§ an S)id) f)atte id) nichts anbereS im ©inne, al§ mid^ über bie pebantifdje Söeifung: „®a§ §onorar mirb S^nen nad) ber erften ?(uffüt)rung au§ge§a()It werben" (eine 333eifung, bie idj öon feinem Xf)eater met)r gemotjnt bin) gu besagen, unb ®ic^ §u oeranlaffen xoa§> id) and) benttid) be^eidinete mir menigften§ bie fofortige Stu§= ga^Inng be§ §onorare§ auSpmirten. 9)Zein Srief über bie 3urüd= nat)me be§ Üiiensi, ba er für Dftenfiblität berechnet mar, fann nun unf lar unb leicht nid)t red)t ^u beuten gemef en fein ; ic^ weiß aber, ha^ id) if)n al§ Sc^redfc^nß für ®., unb Söaffe für ®ic^ jur ©rmirfung üon promptem, anftünbigen $8encf)men gegen mid), beftimmt Ijatte. Sn biefer 9)leinung üerfjoffte idj mir al§> ©rfolg biefeS fleinen SOknöoerg t)or 9Zeuja^r mit ©ic^er^eit nod; bie ßufenbnng ber ungtüdlidjen 25 £.b'or, bie id) für bie einzige beftimmte, weil eben burd) ®id) am Ort

234

in betreibenbe, ©tnna^me !§alten mu^te, tüäl^renb üon oEen anbren ©eiten Ijer bie mir erben!li(i)en ©eitbungen nur mögücfie, unb eöeit \o leiert tiergeblic§e Hoffnungen ujaren. @o erreid)te xä) ben (St)Iüefter= 5(Benb. SJietn ®elb war gäuälicf) ju (Snbe gegangen; ic^ l^atte Bereits meineU^r, bie ®ofe be§ @ropergog'§ unb bie S3onbonniere ber ^ürftin (meine einzigen ^retiofen) öerfe^t, unb üon bem baburd^ er!^altenen (53elbe noc^ettoa anbert^albSf^apoIeon'S übrig. §ll§ ic£) amSlbenb in meine einfame ©t)Ioeftermof)nung trete, treffe ic^ ©einen S3rief, unb geftet)e bie @c^tüaä)t)eit ein, ha'^ id) »erhoffte, er §eige mir bie beüor* ftel^enbe ©enbung ber 25 2. b'or an, unb jmar in ^ola^t einer wie i(f) glaubte eingeleitet ju !^aben gegliidten ©emonftration gegen ®. (Statt beff en treffe ic^, in SSejug auf biefe 2{nge(egent)eit, auf eine ernftt)afte SluSeiuanberfe^ung S)eine§ SSert)äItniffe§ gu 2)., tneldjeS, toie ic^ eben au§ ©einem S3rief erfaf), bereits gu einer bittren unb befümmernben ®r* fa^rung für ®ic^ geworben ift. S(^ ^atte bie^ üorau§gefe'f)en, unb bamalS al§ auf ©einen SIntrieb ©. nac^ SSeimar berufen, ©ir ftille S5ormürfe f)ierüber gema(f)t. 'Sinn begriff ic^ aucf), ba^ ©u, bereits länger gereift, beim ßmpfang meines Ie|ten 93riefeS in einer Stimmung mareft, bie ©ic£) eben über ben (Sf)ara!ter biefer ©rot)ung, ben Sfüengi gurüdäunef)men, irre leitete, ©u fo^eft auc^ in mir nur ben ©ir f^m^ pat§etifci§en 5Ierger über aHeS Unmürbige, baS unS übertiaupt mieber* fät)rt, unb überfa!)eft babei, ha'^ iä) armer ©eufel eS bieSmal bod^ ni(^t fo ernft gemeint !t)atte. Somit gingeft ©u fet)r ernft unb bitter auf meine, ©ir unter ben erfahrenen Söeleibigungen enblic^ gerabe wilüommene ß^i-'ücEna^me beS 9iienäi ein, unb icf) faf), in ber f o= eben be^eid^neten. Stiloefterlage, bie Ie|te f)eimli(i)e, aber befto fidjerere Hoffnung auf eine ©etbfenbung, für je^t gefcfieitert. ©ie gro^e ^ein beS SlugeublideS !)ätte mitf), p anberer ßeit, maf)rfd)einlid£) üoUfommen fdimeigfam unb gurüc!t)altenb geftimmt. ©ie längft mit ungtaublid^er Spannung erwartete unb erfe!)nte SSo!)It^at ©einer (St)mpatf)ie=$ße* jeugung für ben ©riftan aber flammte mic^ gu einer gang conoulfioi* fc^en 5luSgeIaffent)eit um. ©u warft mir auf einmal wieber einmal fo weit in baS Sunerfte na!§e getreten mit ©einer greube über meinen erften 2l!t, ta'^ ic^ in folc^em Slugenblid ©ir baS ©oHfte §umut^en gu !önnen glaubte, Srf) fagte baS autf), wenn ic^ nic^tirre, mit ben SBorten

235

„an meinem Ue&ermutljSparojigmn» ift S)eine g-renbe über ben Srtftan fc^nlb" . Siebfter, in biefem Stugenbticfe fonnte iä) an bie 9}iöglicf)!eit eineS 9JJi^oer[tänbniffe§ nii^t benfen. 3Bie unb ttjeil mir ober eben Stilen, §tHe§ \o fid)er nnb unfeljlbar jiDifdjen nn§ mar, ging id) anf ber anbren Seite in'§ ^niQ Ijinein, macf)te ®ir 35ormitrfe, mid) mit bem @etbe fi|en §u laffen, meine ^oliti! ober ^emonftration gegen ®. üiel jn ernft unb patfjetifd^ ju öerfte^en, in Sejug auf meld)en mir an gar nid)t§ in ber SBelt al§ eben nur an einem S3i§d)en ©elb liege: ta§> ?lUe§, ma§ bei (Sud) in ber 9^üt)e, in euren (Stellungen n. f. m. ernft unb bebenüid^ erfc^iene, ejiftire für mic^ eben gar nid)t, fonbern bieje X^eater mit all if)rer öffentlid)en S^nnft f)ätten für mid) nur bin einzigen SSegiefjungSgrunb, ben be§ (55elbe§.

^cn bc§ ©dbcö ! ja. Unb mac^ft ®u mir einen 33ormurf barau§? äBie? ^u beüogft mid) nic^t be^megen? ©laubft ®u, ic^ tjätte nidjt gern aud^ ® eine SteEung p ben 2Iuffüf)rnngen ber eigenen 2öer!e, ber^u babei ouf !ein®elb ^u fet)en fjaft? 9}?ein erfter ^rief au§ biefem ^a^re mirb ®id) beleljrt !)aben, ha'^ and) idj bie <Bad)t ern» fter unb mir!Iic§ :pat^etifd), b. l). teibenb anfeilen fann.

@enug! Sein Ijeutiger S3rief, ba§ begreifft ®u mol^t, ^at mid) fef)r erfd^üttert. S)enno(^ bin id) ruljig nnb guöerfii^tlid^. Sein mun- berlid)e§ 9L)ä^oerftänbni^ , al§> Ifjabe fid) mein S^ormurf be» gu „ernft= unb patI)etifc^=2lntmortenl" auf Seine greube über benXriftan Befielen fönnen, mn^ Sir al§ fo(d)e§ batb unb üottfommen !Iar merben. Sarü* Ber bin id) au^er ßweifet, benn jeber unbefangene S5ertraute, menn Su if)m (ginfidjt in unfren legten S3riefmed)fcl giebft, mu^ Sic^, bei noc^ fo befangener Stimmung enblic^ barüber belef)ren tonnen, ta'^ jener (übrigen^ burd)au§ nur ^umoriftifd) gemeinte ^albluftig niber= mütt)ige) S^ormurf Seine Stuffaffung meiner gemeinten ßurüdnafjme be§ Üxienji unb überl)aupt ben ^un!t meiner ©rmartungen oon S. unb überl^aupt bem ganzen beutfd)en £)pernt{)eater=^ot^, betraf. Sie Sage, bie mir biefe be§perat4uftige Stimmung eingab, !ennft Su nun auc^, unb f)offentIid^ fomme id) nid)t fo batb mieber bat)in, meinen te|ten Sf^apoteon auf bem Selegraptjenbureau mec^fetn ju (offen.

9Jiein ^^reunb, je|t bift Su, ben ic^ leibenb unb troftbebürftig fefje, benn bie unerprten ßdim, bie Sir je|t an mid) möglid) moren.

236

muffen au§ einer furi^tBaten inneren ©erei^tfieit entfprungen fein. WöQt S)ir einftweilen bie f)ier ou§fül§rüc§er t)erfuc£|te ßrflärnng nnb ^ufbecEung be§ 3Jii^öerftänbniffe§, melcfieg ®ir möglich tnar, Xroft gefien; id^ tiermag pnädEift feinen anbren gn fpenben. ^Beträfe S)eine 33erftimmnng nur midE), f o mü^te fie baburdE) eigenttiii) gon^ fc^niinben. ^e§ SSeitren a6er öerficEiere id^ ®icf| auä), bo^ ®u niidf) mit 9^id^t§ t)erle|t ^aft, benn ^eine ^feite trafen mid§ nid^t, fie blieBen mit i^ren SBieber^afen jo an ©einem ^ergen ftedfen. SJJöge bie^ fie it)m ent= minben !

9^ur um ®ine§ aber Bitte id^ ©id^ für !t)eute:

Steinen $8rief üom 2. Januar biefe§ Sat)re§ beantmorte mir nid£)t nnb nie! $8etrad§te i{)n al§ nic^t gef^rieben unb nid)t empfangen. ^df) mei^ je|t, ba§ ®u nid)t fä!)ig bift, mit gutem SBiffen unb SBoHen ®id^ fomeit in meine Sage gu öerfe|en, um biefem Sßriefe gerecht tuerben p !önnen. Sc^ bitte ©id) bead)te i§n auf feine SBeife ! S^ öer= ^ei!£)e ®ir bann aud^ ben mir gemad^ten SSoriüurf, ®u inunberlid^er, lieber, lieber greunb !

Unb nun leb' mot)t für f)eute !

26) bin fieser, S)i(^ nid^t öertoren gu l^aben ! S3enebig, 7. Januar 1859. ®ein

Sf^id^arb SBagner.

3u ©einer 93eru'^igung tf)eile id£) ©ir au^erbem nod^ mit, ha'^ ■fonberbar glüdlic^er SSeife in ben erftenXagen be§ neuen Sa'^reS plö^- ü^ lang erwartete, unb besfialb bereite begtoeifette (Selbfenbungen, Ttamentlid^ au§ SSien, bei mir eintrafen. Wlzim bret ^retiofen (öer= gei^e mir bie gütige SSelt biefen 2up§ ! ) finb auSgelöft, id§ bin für einige 3eit mieber öerforgt, unb fürd^te fobalb feine neue ©törung in meinem 5tu§fommen.

WöQt mein STnbenfen freunblid^ neu in ®ir erwad^en!

©ein ^i^arb SS.

237

283.

^ein @ru^, liebfter 9fti(^arb, bringt mir wieber \^a§> sauBerooIIe ^Bergeffen öon allem ®em, lua§ un§ immer ferne Bleiüen jotl. §a6 ®an! bafür unb la^ uns jufammen weiter tjebulbeii.

SSeöor ®u mir gejc^rieben, ©einen 3Sorjc^Iag nnertt)ät)nt gn laffen, f)atte id) if)n siemlid) ongfüfjrlidj mitget^eilt, jomie id) aber nac^ öiekn ät)nlic^en ^Bejprecfjungen (oon ineWjen i6) Sir nie S^otij gebe) erwarten mn^te, fanben fic^ t)erjd)iebene ©rünbe cor, nm barauf nic^t einjngeljen. SSietleid^t !ann ic^ bamit roieber^olt fpäter fommen nnb ein etwas gün[tigere§ giefnttat erzielen : nämlid), ba^ ®ir momentan eine üeine ©nmrne gugejanbt wirb. Sßeiter Xragenbc» i[t nid)t ju er* langen.

SBie fetjr id| betrübt bin, Sir immer bergleidjen Singe fdjreiben ^n muffen, bitte ic^ Sid) jn begreifen.

3n Seinem Briefe an ^rin^e^ W. fpric^ft Sil üon einem Drt»= wec^fel, unb Seinem 93ebürfni^, in einer großen ©tabt Sid) nieberju^ laffen. f^alt§ Sir {wa^ id} nid)t üorauSfe^en möi^te) bie ®rlanbni| gur Üiüdfe^r nac^ Seutfd)tanb anbauernb tierweigert wäre, nnb Su eben eine gro^e ©tabt gn bewoljnen öor^ieljft, tjatte id) immer ^ari§ für ben beqnemften, gwedmä^igften unb fogar wotjtfeilften Drt für Sid). ßwar lenne id) aud) Seine Stbneigung gegen biefe ©tabt «pleine de boue et defumee« boc^ bün!t mir, ba^ wennSu etwa§ länger bort üerbliebft, el Sir wot)Iiger ergetjen Würbe, unb obenbrein wären wir giemlic^ na^e aneinanber, fo iia^ id) öfter§ ju Sir !ommen fonnte.

§aft Su etwa 9^äl)ere§ üon eartSrnl^e erfaljren? Sie Leitungen metben immer bie bortige Stuffütjrung be§ Sriftan im näd)ften ©ep== tember, unb id; gebe meine Hoffnung nic^t auf, ha^ ju biefem 9}^oment eine günftige SSeränberung in Seinem ©d^idfal eintreten wirb. Seben» faߧ joll biefer ©ommer nid)t üergel^en, ol)ne ba^ wir un§ wieber* fef)en.

^JZoc^malg San! für Seinen ®ru^ (— ber @efang ift unbcfc^reib* lid) fd)ön ; unb ^erjüc^ft , Sein

17. Februar 59. 2Bel)mar. ^. 2.

238

SSoit SBten erf)ältft ®u ttäc^ften§ burcf) meinen ßouftn eine üeine 3ujenbung öon 9^oten=^apier . . . Stae§ ^rennbj^aftlicfie an ß. ^.

284.

SSenebig, 22. geBr. 59.

SieBfter f^^eunb !

(Soeben er{)alte ic^ Seinen Sörtef; ba id^ 9fl. nnb SS. er^ tüorte, bie jeben ?lngenbIicE eintreten !önnen, !ann ic^ ®ir erft morgen on§jüf)r(ic^er antttjorten. ®0(^ will ic^ nic^t mi^ gn 93ett legen, o'^ne ®ir für bie gro^e SSot)ltl)at ®eine§ lieutigen ©d^reifeenS meinen tiefen ®an! gesollt gu l^oBen! S<^ fein oft im Krämpfe nnb bann niu^ xä) \ti)v 'i)ä^l\ä) fein. ®er löft fiel) für bieSmal nnn gong, nnb ®n nal)mft il)n tioßenbl l)ente l^inmeg.

Sc^ fage ®ir morgen mel)r l^ieroon nnb S)n toirft mi(^ im tnilligen ©c^ulbbefenntni^ treffen.

9flur für !§ente ein SBort. §aBe ic^ Seine !urge 9^ac|f^rift red^t t)erftanben , fo Bitte ic^ Sid^ , fcljicfe nm be§ §immel§ toillen mir ie|t fein ® elb. Sc^ lönnte ha§> nid^t ertragen, ©d^ide mir Seine Sbeale, nnb wenn er fo n^eit ift enbli^ Seinen Sante ! Sie ermarte id^ felinlicf).

©oefien !ommen meine Knaben! Ser tüol)lgerat|ene Ä. lä|t lanfenbmal für ben @ru^ ban!en.

SD^lorgen, fo ©ott tüill, me'^r !

@ei mir gefegnet! Sein

m.

285.

«ßenebig, 23. f^eBr. 59.'

ßieBer ^rang !

9!J?einen geftrigen pd)tigen ßeilen fenbe id^ l)eute einen au§fü^r* li(f)eren S3rief no^, S^ liaBe Oiel mit Sir §n befprec^en.

239

SSor ^ur§em füllte ici§ \ia^ innige S3ebürfni^ , ®ir ein fjerjlicf) trö[tenbe§ unb erquicEenbe§ SSort ju^nrnfen. SJiir war, at§ ob S)u beffen je^t bebiirfteft. ^d) felbft I)atte ju meinem «Sdjred erfaljren, weld^' gro^e SSerftimmnng ®ir intüo^nen mn^ ; 33. § 9ladf)ric^tcn tic= ftätigten mir, \)a'\i ®n tief öon ^trger nnb ^nmmer über Unbanf, Untreue, ja 23erratf) erfüllt ttiäreft. dagegen fanb id^ mid^ aber plö|- tic^ fel)r bumm, nnb ?nie§, n)a§ id) ®ir fagen tt)oIIte, fam mir fab nnb nnnü^ öor. Wliv fiel nichts anbre» ein, al§ ein paar Fragmente meiner legten 5(rbeit ®ir onfjnfdjreiben. @inb fie and) ni(^t gerabe ba§ S3ebentenbere (benn ha§: lä^t fic^ nnr im größeren ßufammenfiange mittf)eiten) fo banfe id) ®ir befto met)r für bie gute 5(ufna^me meinet guten SSiEenS, ber, tnenn aud^ in ber ^unft wenig, in ber ^rennb= fd)aft aber öiet anSma^t.

S)a^ S)u mir einen fo erfd)redenben DlenjafirSgru^ §ufd)idteft, mu^ \6) ®ir je^t faft banfen. ^6) glaube, ift mir fjeilfam gemefen. Sd) mei^, ha'^ \ä} mic§ gnoiel gef)en laffe, nnb auf bie @ebnlb Stnberer unerlaubt öiet jä^Ie. (Jine Setjre ift mir bann gut. SBIeibe ic^ aiid) be§ feften Sewn^tfeinS, ba^ ®n in einem wefentlic^en ?ßnn!te (wie ^ir !f)ier jebodj feljr natje lag) mi^öerftanbeft , f o mu^ id) mid) nid§t§ befto weniger bod) fef)r abf^enlid) aufgenommen ^aben, worüber midf) eben erft bie 2Sir!ung auf ®i(^ aufüären !onnte. ®enn efjer werben wir über un§ nid)t gan^ Kar, at§ bi§ wir un§ im (Spiegel fe'^en, unb in ©einer 3SerIe^tf)eit erfannte ic^ meine §ä^Iid^!eit. ®iefe Strümpfe wüt^enber Saune foflten bod) allmäf)lidf) in mir ^nr Üinfje !ommen. SSie fef)nlid) Wünfc^e id) mir bie ebene 9int)e, bie id) fo !^od) fd^ä^e unb al§ bie fdfjonfte 3^erbe be§ 9Jianne§ er!enne! Wliv ift, aU ob id^ je^t an beut testen SSenbepunfte meine§ Seben§ ftünbe; mit tiefer ©e^nfud^t briingt mid^ gn bem ©ewinn jener Ü^nlje. 2S^ei^ id), ta^ fie enblidf) nur au§ bem Innern fommen fann , fo mn^ bod) enblid^ nnfer SSer!f)aIten ^nr ?ln^enwelt nur 5Ipat^ie werben, wenn öon bort tjQX gar nichts ju nnfrer ^ernf)igung mitwirft. (Seijen wir benn !

Sd§ bin je^t baran, nad^ allen Seiten f)in mir ^lar^eit unb Se= ftimmtf)eit meineg (ScE)idfate§ ^u oerfd)affen. SJJeine inneren ®i§pofi= tionen ()ierbei !ennft ®u au§ meinem S3riefe an Wl. ^lad) Sinken ju t^ue ic^ je|t, unb ic^ glaube mit ber n5tf)igen 93efonnent)eit, jebcn

240

(Schritt, ber tn{(f), inie icf)'§ 6raucf)e, in S3älbe über mein gu!ünftige§ SSer'^alten §u S)eut|c£)Ianb in § 9?eine Bringt. SSon ®re§ben an§ tuutbe mir mitget^eilt, ha"^ ber ^onig üon ber einmal getroffenen 33e= ftimmnng, nnr für foti^e, bie ber Unterfnc£)ung nnb 33 eurtf) eilung ber (SJeric^te fic^ geftellt f)aben mürben, bie Söegnabigung ficf) öorjuBe* tjoikn, nie aBgef)en mürbe. Man riet^ mir bat)er, mic^ ber SBebingung §n untermerfen. 9Iqc^ reiftid^er Überlegung nnb (Srmägung aEer (5f)ancen, ^obe ic^ mi(^ feft entf (Rieben, ein für allemal nic!)t auf biefe SSebingung ein§ugef)en. Um jeboi^ ba§ Stu^erfte nod) üerfud^t in ^aben, fc^rieb tc§ in biefen Xagen an ben 3uftis=9Jiinifter, um it)n gu einer Ie|ten Überlegung ber <Bciä)t mit bem ^önig gu öeranlaffen. ®er 5tu§meg, auf ben ic^ gerat^^en bin, mürbe mir unmilHürlid) burc^ meine neuefte (Srfa^rung f)ier am Drt eingegeben. Sd) mu^ Sir nnb bem ©ropergog nämlid) bie @enugt!§uung ber SOlitft) eilung bereiten, baB id) auf 9ftecIamation ber ©äc^fifc^en Ü^egierung lür^tic^ f)ier au§gemiefen merben foUte. Man gab mir ein, mid) unbebingt gu untermerfen, jebod^ ein ärjtlid^eS ?ltteft an ben ©eneralgoutierneur einsufenben, mit ber S3itte, an§i bringenben @efunb:^eit§'9htüdfid)ten mid^ noc^ einige SJlonate f)ier §u laffen. ®a§ f)at benn augenblidlid) gefruchtet, unb id§ !ann bleiben. SBenn id) mid) nun meigere, mic^ in '©od)fen ein paar SiRonate lang öerpren, unb moi)! ouc^ gar einfteden §u laffen, fo ftü|e id) biefe Steigerung nun ebenfalls ber Sftegierung gegenüber lebigüd) auf meinen ®efunbl)eit§guftanb, ben id) om ®nbe nur um (Stma§ §u übertreiben t)abe, um im @runbe bei einer §au|3t* rüdfid)t, bie mid) gu jener Steigerung ftimmt, ju bleiben, ^m Übrigen untermerfe id) mi(^ bemüt^igft ben getroffenen 93eftimmungen, ernenne meine ©trafbarleit unb bie @ered)tig!eit be§ SSerfat)ren§ gegen mid) rüdt)aIt§Io§ an, unb laffe <B. SOf. einzig erfud^en, auf meine ©efunb- l^eit, bie fo reizbar geworben fei, baß mir mein 5Irgt unbebingt öon biefer ^robe abgerat^en i)ahz, bie au§na!^m§meife fRüdfic^t gu neljmen, mir bie 33ebingungen ber S3egnabigung t)ulbreid)ft gu erlaffen. '^ä) glaube fomit ba§ ©ingige ergriffen su !^aben, ma§ auf bem geraben Sßege mid^ gum ßiele ber 33eftimmtf)eit fül)ren !ann. SSeigert ber ^önig bie ©emü^rung ouc^ biefeS (55efud)e§, fo ift Har, ha^ id§ öon biefer Seite fjer für alle ßeiten feine Hoffnung me^r fjabe. 5Iud)

241

bann Bin ic^ entjdjloffen aha nod) einen anbemeitigen testen SSerjurf) gu machen, ^d) menbe mid) bann bire!t an ben @. §. öon S3aben, gunäc^ft mit ber genauen Darlegung he§> BiStjer ©efd^e^enen, bann mit ber SSitte, mir gu erlauben, an ben ^aifer öon Öfterreic^, ben ^rinjen üon ^ren^en, ben ®. §. öon SSeimar, §. öon Sobnrg, unb öietteirfjt nod^ einen anberen mir geneigten ^ür[ten mit bem ©efud^ mid) gu löenben, unter \\d), ober öermittelft einer SSert)anbIung am 93unbe§tag mir ben Slufentt)alt in it)ren refpectiöen Staaten au§naf)m§meife §u ge= ftatten. Sd) grünbe bie§ @efudj bann auf ben jelben einzigen Um[tanb, ber in feiner SSeife eine 5ln!Iage gegen ben Äönig öon ©ac^fen ent- {)alten foü, nämtid^ ba^ bie ern[tlid)[te 9^üdfid;t auf meine fet)r Teibenbe ©efunbtieit, meine ungemein nerööfe S^eijbarfeit mir nid)t geftattet, mic^ ben Gtjancen einer ridjterlid^en Unterfudjung in ®re§ben gu [teilen, bereu @ered)tig!eit id) aber fo beftimmt anerfennte, ha^ id) felbft bem Äbnig nid)t gumuttjete, feine S3e[timmung megen mir obgu» änbern. Um mid^ nun bennod) ber beutfd)en ^unft unb ifjrer perf5n= üd^en Pflege ^u ert)atten, mödjten bie angegangenen dürften fic^ bat)in öereinigen, ha'^ fie, au§nat)m§meife , in S3etreff meiner unb in §u treffenber Übereinfunft mit (Sad)fen, ben 2tn§Iieferung§öertrag fu§* penbirten. SSon ber ^uftimmung be§ @. §. öon S3aben foE bann abhängen, ob id) biefen 2Beg be§ ^Breiteren einfd)Iage. ^c^ niage nid^t gu fagen, ba^ ic^ and; f)ieröon mir einen günftigen (Srfotg ern^arte : bod^ gewinne id^ (Sine§ baöon, tnaS mir je^t ba§ S^iötfiigfte ift ©eiüi^Ijeit meiner Sage. Unb bie^ mir ju ermerben, barf id) nid)t met)r öerjögern, benn mein ganjeS gufünftige§ Seben I)ängt baöon ah. Sfje ic^ ®ir fage, n)etd)en anbren ©ct)ritt ic^ im Sinne l)ah<i, um aud) nad^ einer anbren Seite ^in mir ©emi^^eit gu fd^affen, miß id^ ®ir §u= üörberft nod^ ©eine ^va^t megen ^arl§ruf)e beantmorten.

©. fd^rieb mir, ba^ menn id^ bi§ batjin mit bem Xriftan fertig würbe ber 6. Sept. aU Geburtstag be§ ®. §.'§ für bie 3luffüf)rung münfc^enSmert^ märe. SJfit Sid)erf)eit rechne ber ®. §. auf meine öerfönlidf)e 5Inmcfenf)eit babei. Über biefen letzten ^un!t, ben id^ natürlid^ öon je jur §auptbebingung mad)en mu^te, erhielt id^ nun crft öor Üirjerer ^eit nätjere 5(u§funft. S)er (5). §. beabfidjtigt nämlic^, mid^ auf feine 3Serantmortung ^in o^ne 3Seiterc§ für bie

©agner u. ?if5t, a3ncfwecf)fel. II. 16

242

nött)tge ßeit ttocE) ^arlSru'fie fommen ju laffen ; ^utior foll gar mdE)t§ baoon üerlauten, unb meine ?Intt)efenf)eit joll bann gu einer einfacfien 2:^atfad)e n)erben, für bie eben ber (3. §. bie SSerontmorlung ficf) per^ föntic^ öorfie'^ält. Sc^ fittbe ^a§^ fef)r fürftlic^, nnb biefer jnnge ©ouöeroin f)at mein SSertrauen. ®od^ mn^ id)'§ if)m erleid^tern, nnb für je^t meine beobjidjtigte 3?eife uüä) ^orlSrn^e bnr(^an§ in Slfirebe ftellen. ®n n)ürbeft micf) ba{)er, liebfter ^^^Qi^S' if^i-" öerbinben, toenn ®n mi(^ in biefem ©inne etn)a§ oftenfibel unter[lü|teft, unb am S3eften :3ournaI=9^otigen öeranlaffen möc^teft, bie jenes teiber fc^on ^n jet)r üerbreitete @erüci)t ba£)in in 5lbrebe [teilten, \)a^ pr ßeit no6) gar nichts beftimmt fei, öon meiner perfonlic^en 5lnmefen^eit baBei in ^arl§rut)e aber gar ni(^t bie 9iebe fein lönnte, ba für je|t nodt) nic^t bie minbefte ?lu§fic^t für meine 5Imneftie öort)anben fei.

2öa§ nun ©eine neuerlidjen 35erl)anblnngen betrifft, fo t) ab e id) 2)ir ben freunbfc^aftlic^en SSormurf gu machen, ha^ ®n unb ^mar tion je in ber SSerfc^meigung ber 9Jlotioe ber SSermeigerungen gegen mid) eine §u gro^e 3ottt)eit beobadjteteft. ®a^ S)n and) je|t mir biefe nic^t beftimmt angiebft, erlläre ic^ mir nur barau§, ba^ ®n mid^ ,burd) if)re 9JJittt)ei(ung unnot^ig ju t)erle|en fürc^teteft. hiergegen gebe id) ®ir aber gu bebenfen, ha^ beffer möre, menn iä) üollfommen !tar fet)e; mürbe unb mirb mid) ha§: beftimmt öon aßen Söufionen, in benen mein 93ebürfni| bei ber DbmaItenbenUn!larI)eit mid) immer mie= ber brängt, für alle ^tikv. befreien, unb ein ärgerlidier @egenftanb ber S8esie:^ungen gmifc^en un§ fdiminbet bamit gänslid).

?llle meine Untert)anblungen mit ^örtel'S megen ber je|t fc|on üoräubereitenben ^erauggabe ber Partituren u. f. m. ber 9^ibelungen i)aben fid^ neuerbing§ immer unb immer mieber gerfc^Iagen. 5ltte§, ma§ ic§ über fie geujinnen !ann, ift bie fofortige ^erftellung be§ (SticbeS (unter öorau§gefe|ter Garantie ber gefid)erten erften Stnffüfirung] , je- bod) of)M ßa^Iung eine§ §onorare§, fonbern nur gegen bie SSer- pftid)tung, ben ©eminn ber Verausgabe mit mir ^u t^eileu. SSie fdimer i6) mid) auf biefen Ie|teren SSorfc^tag einloffen !ann, liegt auf ber §anb; unter aüen Umftänben fäEt ber @eminn, ber fii^ mit ben Saf)ren bei einem folc^en äöer!e immer fteigern !ann, unb matjrfd^einlid) erft nac^ meinem Xobe fe^r ergiebig fein tnirb, in eine SebenSperiobc

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für mid), für bie id) je|t, tt)o \6) ber §ütfe unb S3efreiung bon (Sorgen fo unumgänglid^ nöt^ig ^aBe, 511 forgen aU Xt)or^eit anfe^en mu§, unb (Srben (joBe id) gar nicEit.

©ein ^atl], für ben t^QÖ mir ®eutfd)lanb üerfdjloffen bleibt, mid) bauerub nad) ^ari§ ju ttienben, fällt gan^ mit meinen eigenen @ntfd)lüffen gufammen. ©a§ liebe „^inb" ijat ®ir mitgetfjeilt, tüetc^eS meine jnfünftigen SebenStenbensen finb. ^d) !onn biefe äußere Un= tl)ätig!eit nic^t länger mel)r tragen; meine ©efunb^eit gef)t bei bem 9Jionget aüe§ £eben§ unb ^ett)ätigen§ nac^ au^en ^u ©runbe. ^ari§ ift alfo bann ber öom ©d^idjat mir beftimmteDrt. 3(^ gebe®ir rec^t, ha^ id) mit ber ßeit mid) on ben bortigen^uf enthalt geujotjuen nierbe. ^affe id) für bort gar feine ^läne, fo ftef)t mir bort minbeftenS bann unb n?ann ein fd)Dne§ Drd)efter §u @ebote, tt)a§ id) nun \o lange fdjon gang oermi^te. Seboc^ !5nnte bort tt3ot)I auc^ menn ic^ oorläufig t)on ben möglid^en 5luffüi)rungen ouf franjofifc^en 1f)eatern abfefie am erften mir möglid) werben, mir felbft meine 2öer!e oorjufütiren ; !äme auf eine gefd)idt eingeleitete beutfdje Dpernunterneljmung an. ®0(^ l)ierüber bin id) natürlich mir jelbft noc^ ganj unftar. Sn ^ari§ mit meiner ^rau aber mieber ein Ijalb fjungerlcibenbeSßebensufüIjren, n^äre mir je^t nid|t me^r möglid). ©inige 33equemlic^!eit unb freie 33e= toegung mü^te mir geftattet fein, fonft fann ic^ mid; gar md)t barauf eintaffen. 3n ßürid^ laffe id) oielleidjt meine Wöhd u. f. m. jurüd; man ert)ött mir bort ba§ freunblid^e §äu§d)en, unb fpäter fjoffe ic^ tt)ot)t im ©ommer mieberbemo^nen §u fönnen, ma§ mir immer einen angencl)men SSec^fel bieten mürbe.

2)a^ 2)u mir, menn ic^ in ^ari§, öftere S3ejuc^e oon ®ir in S(u§fid)t fteüft, ift mir ber eigentliche £id)tftral)l in bem gangen ßu* fnnftSgemälbe.

©laube mir, mein lieber %xax[i, menn id) mir alte SSortljeile, bie meine betriebene 5lmneftie mir in 5lu§fic^t fteüt, ermäge, fo ift nur ber einzige, ber mic§ eine§ mirflid^en Dpfer§ mert^ bün!t, ber SSortl)eil, öfter unb länger mit S)ir jufammen fein ju tonnen. Überlege 2ltle§, ma» mid) fonft ftar! unb entfd)ieben anjieljen fönnte? ®en Sluf- fül)rungen meiner Cpern mürbe ic^ meiftenS gänjlid) auSmeic^en : l)ier unb bort, in feltenen, einzelnen fällen, mürbe ic^ mid), unb \)a§i märe

16*

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ba§ 2Bünfd)en§tDert:§e, an erften SluffütirungenmeiTterSßerfebet^eiligen. Db aber bann meine ©rqnicEung nnb (Stär!ung , ober ber Kummer, Strger unb UeBeranftrengnng ba§ 9^a(f)bleibenbe für nttc^ fein njürbe^ ntu^ ic^ fef)r, "6i§ jnr 5tnnat)me be§ 2e|teren bezweifeln. Unb !ein äußerer ®rfotg, !ein Slpplau§ fönnte ntic^ !§ierfür entfd)äbigen. SBar id) je entpfinblicE) , fo bin i(i)'§ je^t bi§ gur Ueberreigbarfeit gen^orben gegen jebe§ SSefaffen mit unfrer Xl^eaterbnc^t, if)ren (Sängern, ®irec^ toren u. f. m., fo ba^ iä) faft mein @d)ic£fal glanbe preifen gu !önnen, menn micE) für immer baöon fern |ält. Slber toir, n)ir be= bürfen ber perf önlic^en Pflege unfrer ^rennbfc^aft ; mir finb un§ bie einzige (SrquiiJung, bie un§ bie SBelt nic^t geben fann. S)en!e, mie jammerüoll mir immer au§einanber gef)oIten morben finb? Sn ben nun fd)onfo tröftlic^ langen Sa^i^en unfrer ^reunbf(i)aft, mie menigeSSod^en, ba§ mir un§ mir!üd§ 5Iuge gu 3Iuge fa^en? Unb biefer Oueü ber (Sr< t)ebung, ber innern ©tärlung unb 93efeuerung ift öon mir fo ftar! unb Mfttg erfannt morben, ba^, if)m fo fetten nur §u nat)en, mir al§ bie t)ärtefte ®ntbet)rung erfc^eint. SSerfpri^ft ®u mir für ^ari§ bie^ ©Ute, fo betrachte meinen ®ntfcf)Iu^, bort:§in su ge£)en, für feft unb beftimmt.

Se|t aber, Sieber, tt)eile 2)ic^ mir ouc£) einmal ausführlicher mit. Ueber alle ©eine 2Bibermärtig!eiten mu^ id) nur immer burc| onbre, enblic^ mot)I gar burd^ Rettungen t)ören. ®a§ ift nic^t rec^t, auc^ nic^t, menn S)u furg tt)uft. ®a§ ftellt ®ic^ mir gu untraulic^ ab. S(^ mu^ nä^er fe'^en, um red)t gu miffen, mot)in id^ meine §anb legen foß, bie ®i(f) fo gern freunblie^ berüt)ren möd)te. ®a^ ®u ^u gro^, p ebel, gufc^önfür unfer Iiebe§ ^rät)min!el * ©eutfc^Ianb bift, ba^ ©u unter ben Seuten mie ein ®ott erj^einft, beffen @Ian§ fte nic^t gu ertragen gemo^nt unb gemiHt finb, ift natürlid§, menn auc^ erft an ®ir flar merben lonnte, rneit nie üor'^er eine f o Iict)te unb roärmeüotle ©rfc^einung in ©eutfc^Ianb gerobe gu Xage !am. ?lber inmieferne bie^ erbärmtidie SSer^alten ©ein §ers berütirt, ©id) erzürnt unb erbittert, möchte ic^ gern miffen, ic^, ber id) fo empfinbung§Io§ gegen ät)nlic^e ^erüt)rungen gemorben bin, ha^ mir oft fd^mer fällt, ben ^^led gu erfpä^en, mo biefe S3erüt)rung eigentlich üor fic^ get)t. S3eben!e id^, mo§ ©u ©lüdlidier 5tlle§ t)aft, meiere fronen be§ £eben§ unb ber

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(Swigfeit ftd) auf ®icf) I)erabfen!ten, überfelje \d) Sein trauIicfjeS, ftet§

S)ir ebel fdjmeidjetnbeS §au§, bod) eigentlich frei öon ernftlicfjer ge=

meiner 2e6en§forge, gewa'E)re ic^, toie Su burc^ 2)eine ^erfon, burd)

Seine ett)ig Sir bereite tunft SWeS nm Sid^ begtüdft nnb ent^üdft, fo

irirb mir'S fc^n)er ju er!ennen, luo Su eigenttid) leibeft. Unb boc^

leibeft Sn, nnb leibeft tief : \)ü^ füljle idj ! Sei nic^t ftolj , nnb

fd)reib' mir Balb einmal fo rec^t öott nnb breit, wie ic^'§ leiber jn

Seinem $8erbrn^ gen^i^ Sir ^u oft madie. Senn nm nun nidjt auc^

Tiodi) ben 4*^" Söogen anzufangen, n^ill id) benn boc^ nun fdjtie^en, unb

Sir nur am ^anbe noc^ fagen, inie innig id) Sir für Seine 2kht banfe

unb ftet§ treu unb tiebenb fein tt)erbe

Sein ^reunb

Diidjarb äö.

286.

9D?aitanb, 25. 9)Mr5 59.

9}Jein ^ranj!

Sa Bin ic^ auf ber 9\eife, Df)ne Sir noc^ ein Sßort batjon gemelbet jul)aben! (Somübeic^f)euteöonberBrera, berCena, bemSomn.f.m. bin, will id) aber bod) nid)t ef)er ju 93ett gef)en, of)ne Sir nic^t mit jwei lEßorten tüenigften§ ^fiadjridjt oon mir gegeben ^n ^aben.

Um in ber ßompofition meines britten STcteS feine Unterbred^ung ftattfinben jn laffen, mn^te ic^ mid) entfc^tie^en, if)n ha, mo id) if)n befc^Iie^en fann, and) anzufangen, ^d) '^abt Supern bagu ou§ge= mä^It. Su mei^t, tuie \d)X id) ben S^ierwalbftätter ©ee Hebe : Üiigi, ipitatu§ n. f. vo. finb mir unb meinem 33htte |e|t t)eilenbe Sf^otfimenbig' feiten gemorben. ^d) merbe bort ganj einfam fein, finbe um bie je^ige ßeit Ieid)t bie münfd)engmertt)efte SBo^nung, unb benfe bort prad)tt}oIl jn arbeiten. Ser ©rarb ift fd)on üorau§.

9Jiit meiner @efunb{)eit I)obe ic^ immer öiel gu fämpfen; fonft ^e!)f§ mir ganj erträgtid^. ^nx mit Seinem freunbtid)en. Seinem 3Sortf)eiI fo menig ergebenen SSetter in SBien, ^aht id) nod) etmaS au§= §umad)en. Sarüber ha§> näd)fte SOZal.

@emi^ glitte ic^ tängft fd)on eine 9lac^ri(^t öon Sir befommen.

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toenn iä) ®tr md)t tüieber mit ntetttem legten Briefe jo eine ©upipe ein^^ geBrocft ^ätte ! 2Bie l^ötte ntic^ gefreut, üon ®tr ein ßebenSgeic^eti §u ertialten, wenn auc£) jene Stngelegen^eit boBei gar ni(i)t 6erü()rt l^ätte.

S(^ {)offte öon ^og §u Xag, unb öerjögerte in biejer eitlen ^off* nung and), ®ici^ öon meinem befi^tofjenen Slufent^altgniei^fel ju 6e* na(f)ric§tigen.

So tüie id^ mieber §ur Ü^ul^e bin, fc^reibe ic^ aber aud^ ol^ne ©eine Slufforberung abguworten beffer nnb met)r: für !^ente thtn nur bieB üorläufig! ^aufenb §ergen§grü^e ! ©ein

^. 2B.

(ßugern poste restante).

287.

(Sei mir t)er§Iicf)ft gegrüßt om SSatbftätter @ee, mein großer, liebfter ^reunb ! ©er Xriftan f ott fic^ noc§ einmal an ber Sllpen- luft erfreuen unb be!räftigen, beöor er für immer fd^eibet unb glänzt.

Sn ber 9^arf)barfd^aft (ßarl§ru{)e) befürä)tet man nun, ba^ er nic^t pünftüc^ 5ur beftimmten ^dt eintrifft. ©ie§ tuurbe mir öor ^urgem burd^ ©. (meld)en ic^ in ^ena unb t)ier gefe!)en) mitgett)eilt. fdf|tt)ebt bie erfte Sluffü!^rung gtt)ifd§en @e)itember unb ©ecember, bem Geburtstag be§ ®ro^f)ergog§ , ober bem ber @ropergogin, unb id§ !£)abe mic^ babei alSunüermeiblic^er @aft bereits ange- melbet.

©ie„bicEe (Su|3pe", mie ©u f c^reibft, mar nicfit befonberg fd^ma(f= ^aft. S5ei unferem nätfiften SSieberfel^en fage id£) ©ir barüber §Iu§= füt)rtic^ere§ leiber 5lbte:^nenbe§. 9^id§t§beftomeniger l^offe id) ©ir gleid^jeitig ein anbereg 5lrrangement (toenn mir eg fo nennen motlen) üorfd^tagen gu können, momit ©u gemi^ einöerftanben fein mirft. ßu^ näc^ft aber mu| ber Xriftan ooHenbet, geftodfjen unb gegeben fein bann, o§ne Bögern, motten mir bie 9^ibelungen=?lngelegenf)eit ernft* tid) in Stngriff nehmen unb ju ©einer ßitf^^ebentieit in Drbnung, bringen.

247

9Md)fte SSodje geljt bie ^^ürftin mit i^rer Xod)ter nacf) 9JJünd;en (^autbad) malt ha§i ^orträt ber ^ringel W.) . ^d) Bleibe f)ier bi§ 3ur ©[temocfie, unb mac^e bann nur einen 93efui^ in Söwenberg (8(i)Iefien) bei bem g-ürften ^otjcngollern. 58on SJiitte 9Jcai an bi§ 2(nfang§ 3uni jd)Iagc id) mein ^üi in ßeipsig auf. S)a iüirb allerlei ®inge geben!

9tad^f)er ju ^fingften finb "^ier gro^e @d)iner = ^eftioitäten angefünbigt. -Db fie [tattfinben, i[t fetjr bie gn-age boc^ mu§ id) jebenfallä bie SJhifi! ju bem geftfpiel öon §oIm („33 or !)un* bert Saljren") in S3ereitfdjaft galten, unb bajn mid^ jiemlid) an* ftrengen.

9Jlit meiner @efunbt)eit Ijahe id) gtüdlidjermeije gar nid)t§ ju fdiaffen, unb an ©ebulb fef)tt mir and) nid)t. 9lun, ba§ Übrige mag !ommen unb wirb !ommen !

ßebe tüD^t unb au§bauernb, wie ®ir n^üufd^t 6. Stpril 59. äöeljmar. ®e^«

S.S.

288.

Sujern, 19. STpril 59.

@ag', tiebfter ^^rang, mie mürbe ®ir an meiner ©teile §u SJJuttje fein? 2Bieberf)oIt bat id) '^id) nun um bie ßwfenbung ©einer neu er* fd)einenben 3Ser!e. ©ie Sbeale finb längft erfd)ienen; aber ®u fd)tüeigft borüber. 3e|t lefe id) bie SSertagäangeige be§ erf djienenen 2)ante ?? 3Bie mürbe ®ir3u9Jäitf)e fein, menn®ir ba§ begegnete? Ober bliebft S)u in einem frembartigen SBa^ne über mid)? S)oc^ unmöglid)!

Sd) f)abe fci^Ied)te§ SBetter, bin abfolut einfam, unb !omme nur feiten ^u günftiger Stimmung für bie 5lrbeit. (So fc^Ieppe id) mic^ burc^ Sf^ebel unb ©ebanfen burd^.

2a^ t)ören unb fel)en ! ©ein

9^. SS.

248

289.

äötbntung ber ®ante=©^nip^onie.

SSie SSirgil ben ®onte, !^oft ®u mic^ bitrc^ bie get)eimnt^ü ollen Sf^egionen ber IeBen§getrön!ten S^ontuelten geleitet. SluS innig [tem .^ergen rnft ®ir §u :

» Tu se' lo mio maestro, e'l mio aiitore ! « unb iüetlit ®ir bie^ SSer! in nntoanbelbar getreuer Siebe SSet)mor D[tern 59. ©ein

290.

Supern, 8. Tlai 59.

Sc^ ntödjte S)ir eigentlich l)eute noc^ nicl)t fc^reiBen, üeBfter ^ranj, benn id^ Bin felBft bagu ni(i)t in ©timmung. S)o oBer an SlrBeiten gar nic^t §u benfen ift, greife iä) tuenigfteng ju biefem SSerjuc^ einiger Sic- tiüität, ol)ne eigentlich recl)t ju n)iffen, tt)a§ barau§ n^erben foK. ^ämft ®u je^t fo plö|li(f) einmal §u mir in meine ©infamfeit, fo ftünbe mir bie^ al§ hk einzige (Sl)ance gur 9}löglicl)!eit ber SO^ogliclifeit üor. ©od^ ®n fc§einft üBer ©einen ©ommer Bereits bisponirt gn l^aBen, tüoBei SöttJenBerg unb ßeipjig feljr gut weg !ommen, ha^ britte ß (Supern) aBer total bergeffen ift. 9^un, in biefem Sugern ftecfe ic^, unb genau Betrachtet, ift eg ber einzige Drt ber Sßelt, ber mir je|t möglich ift. ©a^ i^ fein „SeBen" leBe, mei^t ©u, ober fannft S)ir'§ benfen; ma§ mir um einzig l)elfen fönnte, ^unft, ^unft Bi§ pm ©rtrinfen unb SSeltöergeffen, nun, bie l)aBe iä) noc^ toeniger, al§ SeBen, unb \)a§> fd^on eine giemlic^e ^eit !^er, td§ toerbe fte Balb naä) ©egennien gäl^len! Slu|er ben ©ienftleuten fe:§e unb fprec^e ic§ feinen 9}ienfd)en. ©enfe ©ir einmal ein meitig, mie tt)ol)l mir gu Wuiljt fein mu§. ^inber! ^inber ! 3d^ fürchte, man lä^t micl) gu lang' im @tic^, unb ba§ „ßu fpät" mirb ®ud^ audl) einmal in SSegug auf mid) gu @emütl) fommen. ®a l)ei§t'§ benn nun : „Wla^' ben Xriftan fertig, bann »ollen mir fe^en !" 2Sie oBer, menn iä) ben Xriftan nun nid^t fertig machte, meil

249

ic^ i^n nic^t fertig mad)en fönute? 9Jlir ift, oI§ fottte icf) nun üor bem ßiele (?) enblid) i.ierj(^mod}tenb ^ujammenbrei^en. SSenig[ten§ iel)c id) mir täglii^ mit red)t gutem SSillen mein 58ud) an, a6er ber ^opf bleibt mü[t, ba§ ^er^ leer, unb id) ftarre f)inau§ in bie 9ZebeI= unb 9tegenmoIfen, bie unburdjbringlic^ feit meinem §ierfein mir felbft bie 5lu§fic^t, burd) erfrifd)enbe (Sjcurfionen mein trübe§ Slut etma§ ouf= gurütteln, unerfüllt loffen. ®a Ijiei^t'g benn nun, arbeite nur, bann mirb'S fd;on mieber ge^en! S5ortreff lid) ; ic^ armer Teufel fjaht aber fo gang unb gar feine 9^outine, unb menn'g nid)t oon felbft get)t, !ann id^ eben nid)t§ madjen. 9^ec^t lieblid) ha§> ! Unb boju nun fo gar feine (Sf)ance, mir auf einem anbren äBege gu tjelfen. SllteS öerrannt unb üerfperrt! 9lur bie 9(rbeit foK mir t)elfen: aber, \va§> Ijilft mir baju, ba^ 16) eben arbeiten fann? Offenbar l)abt iä) §u irenig oon bem, tt}05 ®u guüiel t)aft !

'äd), mie bin idj üoE ©nf^ufia^muS für ben beutfdjen Sunb ger= manifd)er Station ! ®a^ mir um ©otte^miüen ber greüler 2. S^^apoleon nid;t§ an meinem lieben beutfdjen Sunbe bctafte : id^ märe p tief be= trübt, menn ha irgenb etmas anber§ mürbe! Übrigen^ bin id) be= gierig, mie mit meiner projeltirten Überfiebelung nac^ ^ari§ mirb. ©§ ift bodj fd)redlid) unpatriotif(^, fid^ mitten im §auptneft be§geinbe§ ber germanifdjen 9lation bet)aglid) mad)en ju mollen. Sie guten Seutfd^en foüten mirHic^ etma§ tf)un, um if)rem germanifd^eften atler germanifdjen Dpern=(5ompouiften biefe grä^Iid^e Prüfung ju erfparen. Übrigens fann id^ mirüic^ in ^ari§ red)t Ijübfd^ üon meinen beutf^en Üleffourcen abgefdjuitten merben: unb bod) merbe id^ in ber Sage fein, in ^ari§ mid^ an einen mijglic^ft tjo^en Ort §u menben, um bort meine bauernbe Sf^ieberlaffung gu erl^atten, benn mit meiner (Sd)mei5er 9liebertaffung gef)t'§ gu ®nbe. ©o mill mid) benn atfo S)eutf erlaub mit ©ewatt bem ^einb jufdjansen! Slnc^ guti! 9lun ift'§ aber aud) eine 9J?ögIid)!eit, id) ge^e im^erbft auf ein^albjatjr nac^ Slmerif a, öon mo man mir 5Inerbietungen mad^t, bie id) SlngefidjtS ber X^eil= nat)me be§ beutfd)en S3unbe§ für mic^ nic^t fügtid; unbeacf)tet laffen fann. ®ie| bürfte fic^ nüc^ftenS entfd^eiben. 93eben!Iid) ift mir babei, bo^ ha§> ^art§ru^er Xriftan|3roje!t bermaa^en burd^freugt mürbe, ha'^i id) om ßnbe für je|t oufgeben unb für aUe Reiten ma^rfdfieintid^

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bonn nie tüteber aufnehmen toürbe, ^ä) ftef)e mit bem testen 5lctc biejeS (Sd§mer§en§!inbe§ je^t am äu^erften 9f?atibe be§ »to be or not to be« ein fleiner ®rn(J irgenb meld^er ^eber be§ gemeinen ßitfaö^' bem i^ fo erBarmung§Iol preisgegeben bin, fann bieje§ Äinb in ben leiten ®eBurt§n)et)en tobten. ftet)t eben mit mir ?llle§ fo auf bem ^anbumbre'^en; !ann get)en, fann aber onc^ ganj öollftänbig

fielen bleiben. S)enn, mein ^^tan^, mir ge^t fc^Iec^tl

SSon deinem aller meiner ^reunbe mei^ ic^ feit lange ettnaS; fte öermutl)en mic^ je|t raa^rfc^ einlief aEe fe!^r glüdlid), in meiner lieben ®(f)meig, in ber ^eirtic^en (Sinfamfeit, in ber ^reube be§ ßomponireng alle SSelt öergeffenb. S<^ tierbenfe i|nen nic^t, ba^ fie fic^ \)a§> oormad§en. 2Senn fie ober nur müßten, ha^ iä) felbft ®ir erft bie ^iftote auf bie 33ruft fe|en mu^te, um ben mir gemibmeten ©ante üon Sir !f)erau§sube!ommen, fo Ratten fie einen §lnt)alt, um barnac^ etmoS UJeiter §u fd^tie^en. 3Sa§ meinft ®u baju? Unb nun fomme ic^ bod^ auf ben ©ante, üon bem id§ '^eute gar ni(i)t fprec^en moßte, ta er mir gu Heb ift, um if)n in meine heutige Saune §u öerwideln. ®oc^ mitt ic^ ©ir menigften§ fagen, ha'^ mir ©eine in ba§ ©jemplar gefd^riebenen SSibmunggmorte boc^ pbf(^ unter uuSbc'^alten motten; tjonmirmenig* ften§ fott fie lein äJJenfc^ erfafiren. «Sie !^aben mic£) gang pofitiö \ä)am' xoü) gemacht, glaub' mir ha^ ! SBie jömmerlic^ id^ mid§ al§ $0Jufifer fü|Ie, !ann idf) ©ir gar nid§t ftar! genug üerfid^ern ; au§ §ergen§grunbe t)alte id^ mid§ für einen abfotuten ©tümper. ©u fottteft mid§ je^t nur moncEimoI fo bafi|en fe'Eien, menn idf) fo benfe, „e§ mu^ bo^ ge^en" unb bann an'§ Maöier gerat^e, unb einigen miferabten©redE§ufammen» greife, um bann blöbfinnig aufzugeben. SBie mir ta gu SOlutt) ift ! meld^' innige Überzeugung oon meiner eigentIid§enmufi!aIifd§enSumpen= :§aftig!eit! Unb nun!ommft©u, beme§au§atten^orent)erau§quitttmie ©tröme unb Duetten unb SKafferfätte, unb ha fott id^ mir nun nod^ fo etma§ fagen taffen, mie ©eine SSorte. 9^ic^t gu glauben, ba^ bie§ ööttige Ironie fei, fättt mir ha fe!^r fc^wer, unb id^ mu^ ©eine ^^^eunb* fcEiaft zu mir fet)r üott unb ganz ^^^ z^^^ücErufen, um zn gtaubeu, ©u !§abeft ©id^ am ^nhz bod^ uic£)t über mid§ luftig mad^en motten. Siebfter, ba§ ift eine eigene @efd^id§te, unb glaub' mir, mit mir ift'S nic^t meit ^er. Sd£) meine je|t mir!lid§, am Xonnl)öufer unb Soliengrin

251

f)at)e mir Ülci^iger gefjolfen. Sin meinen neuen 5(rkiten ^ojt ®u mir Beftimmt get)oIfen; nun ®u mic^ aöer je|t ji^en Iä|t, !ann icf) nid£)t§ niel)r.

S5om ©ante (jeute nur nocf) fo öiel, bci^ id) mid) I^auptfüdjlid) fo barüBer freute, ifjn üoüftänbig gut in meinem ®ebäd)tni^ beiüatjrt ju f)Qben, üon ©einer erften 9Jiittf) eilung Ijer. 2öie id) if)n nun genauer ftubire, je^e id), ha% mir bod) fein irgenb fiebeutenber ßug entgangen mar; ja felbft, al§ ob ba§ fteinfte unb feinfte detail mir \<i)on üon ba* mal§ {)er ganj genau befannt geblieben. ®a§ !önnte mir fa[t menigften^ über meine receptiüen ^äl)ig!eiten al§ gnte§ 3^i^9^^B bienen; bod) gtouBe id), fonimt nur ber eigent|ümtid)en ®rb|e unb 33ejc^affen= f)eit ®eine§ 2Ber!e§ ^u @ute.

Sm Übrigen ge:f)t mir'S, menn ic^ and) ®ir barüber etma§ jagen follte, gerabe mieber fo, mie ta, at§ ic^ ben Srief über S)ic^ an 9)^. fd)rieb. SBa§ biefen Srief nämlid) betrifft, mad^te id) oor ^urjem eine nagetueue (Srfal)rung. §t. 91. f)atte if)n nod) nid)t gelefen; ic^ faub il)n glüdlid) in SSenebig unter meinen papieren unb gab iljn if)m. S)a !am er benn su mir, unb entbedte mir, ba^ er üon SlRenfd)en felbft, bie ®ir nid)t fern fteljen ~ über biefen S5rief gehört t)atte, id) brüdte mid) bod) eigentlich barin au§meid)enb au§, unb bemüljte mid), nichts red)te§ beftimmte§ eigentlid) über ®id) ju fagen. ®r felbft mor baburc^ beHommen geworben unb nun, nad) berßectüre, bagegenI)od^ erfreut, bie enorme 93ebeutung begriffen gu t)aben, hk id) ®ir barin gufpräc^e. ©ogleid) Ia§ auc^ id) ooll (Staunen über bie 9JJi3gIic^= !eit eines üblen 3Serftänbniffe§ meinen Srief mieber bnri^, unb mufete nun olIerbing§ in ^.'§ f)er§nd)e (Srgüffe über bie ungtaublid)e Stumpfheit, Dberftäc^Iic^leit unb Xrioialität ber ^}}(enfd§en mit ein» ftimmen, benen möglid) gemefen, bie ^ebeutung biefe§ Briefes §u öer!ennen. Slbernuntjabeid) miraud) gefd)moren: nid)t ein SSorttaffe \6) mef)r oeröffentIid)en. äBa§ mir un§ finb, miffen mir, unb oerfid^ern un§ bie^ gelegentlich §ur (5tär!ung unb Sabfal üon 9^enem : aber ma§ mir ber 2öelt finb, barüber foll fie mic^ !

(S§ ift 5 u unglaublid) ! !

'äd) @ott ! ^ä) !omme über bie Xriüialität meiner Saune in biefem 93riefe nidjt IjinauS : barum nid^t§ (Sbte§ f)eute mef)r befpred)enl

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^iamentlici^ aud^ bie Sbeale ttic^t. SSiKft ®u mit ©ic^er'^eit toteber ein= mal ettDO§ SSernünftigeS üon mir erfahren, fo !omm §u mirunb fpiele mir einmot oüe ©eine ©ac§en öor uttb namentlich) aud) ben ^eu§» ritterc^or (famoSÜ) : bann fottft ^u menigftenS einmal tüieber genau mijfen, ma§ an mir ift !

^ür je|t öergeube iä) 5lt[e§, ma§ ici§ an guter Saune auftreiben !ann, an meine ^rau! ©ie mirb üon mir gel^ätfc^elt unb gepflegt mie ein ^^tittertt)oc^en!inb. ®ofür l)abe ic§ bann bie @enugt:^uung, fie aucJ) gebei^en gu toiffen; mit x^xtm böfen Seiben beffert fict) §ufef)enb§, fie fommt mieber auf unb mirb !§offentlid^ anä) etma§ öernünftig auf if)re alten Xage; fo ba^ ic§ i^r le|tt)in al§ ic^ gerabe ©einen ©ante em^ ^fangen, fdirieb, bie §ötle l^ätten mir burcfigemacEit; möge i^r nun ba§ t5eg efeuer gut befommen, ba mü^te enblid^ mo^I aud§ noc^etmaS ^arabie§ abfaEen. ift !^errlic^, ^a^^ 3tIIe§! 9^un gru^e mir ben ^^ürft^J^ öon Sömenberg, ober mie er !^ei^t, unb fag' it)m, menn ber beutf^e S3unb mic^ nid§t näd)ften§ prüdriefe, ging ic^ nad) ^ari§, um ©eutfd^Ianb ber Sänge unb S3reite nad^ gu öerrat^en !

@ott befohlen! §offentIic^ üergeitift ©u mir biefen unfinnigen S3rief ! ßroig ber ©eine

^. 2Ö.

291.

SSeldf)' fd^auertic^er (Sturm ©ein Sörief, Hebfter 9^i(^arb ! ^ie üergmeifelt er 2lHe§ t)erumpeitfc^t unb nieberfc^Iägt! SBa§ ift bei bem ©etöfe unb @et)eul nod) §u tjören? SBotier unb mo^u noc^ SSorte, immer nur SSorte!

Unb bod) öertraue ic^ feft auf ©ic^ ! ©a§ §amlet«©ilemma pa^t ©ir ni(^t, benn © u bift unb fannft nid^t umt)in gu fein, ©elbft ©eine t»errüc!te Ungered^tig!eit gegen ©id§ felbft, menn ©u ©id) al§ „lömmerlid^er äJfufüer unb ©tümper" (!!!) anüagft, ift ein 9!JJer!mat ©einer @rö^e. Sn bemfelben ©inne fagt ^a§cat »La vraie eloqueuce se moque de l'eloquence«. ßmar bringt ©ir biefe®rö^emenig ©roft :inb ©lud. SBo gäbe aber ©lud in bem befd)rön!ten monotonen (Sinne, ber fo albern biefem Söorte beigelegt mirb ? ^ux Sntbefiren

253

unbSntfagen f)ält un§ aufred)t auf biefem (SrbenDoben. 2a^ uu§ ai\o unfer ^reuj sufammen tragen in ßfjrifto „bem @ott, bem man [id) of)ne ©tolj nä^?rt, unb oljne SSer§tt)etf(ung beugt" unb öerleite mid) nid^t 5U üBerflüjfigen ^ran^i^faner^^rebigten!

2(u[ri(^ttg gejprocf)en ^atte ic^ wenig üon ©einem amerifanifd)en ^rojeft unb mürbe befürd^ten, ha'^ ®u ®id) in ^fZem-'^or! noc^ un^eim* Iid)er fü^tteftatS inSonbon. ®emungea^tetfd^reibemir etma§ 9lä^ere§ über ben Slntrag, ber ®ir oon bort au§ geftellt i[t, of)ne 93ejorgni^, ben beutjdjen 93iinb barüber in 5(ufrcgung ju öerfe^en! SSie fd)on ge* jagt, bleibt gunädjj't ^arl§ruf)e immer ©eine befte ßfjance, unb id) bin übergeugt, ba^ beröro^IjergogöonSSaben, bcr ©ir fefjr gemogen, e§>a\x bem t^atjädjlidjen 93emeije feine§ 2öof)ImoIIen§ nid)t fet)ten lafjen mirb. 2), ift übrigens barauf gefaxt, ben Iriftan erft im ©ejember, am (53e* burtstag ber ©ro^Ijergogin, gu geben. ®u t)aft al\o feine jo befonbere (Sile, ba§ 2Ber! gu beenben.

SebenfallSfomme id) früljer ju SDir nadj Sugern, ober mo®u mid) Ijintiaben mill[t, unb fpiele^ir eine "^JlaWc üon meinem ßeug üor, menn, wie ®u mir jagft, bie^ 5)ir (Spa^ mad)t. ®en jdjonften 2ot)n meiner S(rbeitenm5d)te id§ a(Ierbing§ barin finben, menn fiemirbie S3ered)tigung gäben, ©ir jo gan^ ptaufibel gu machen, meld)' immenjer 9!}Zuji!er S'U bi[t unb bleibft! unb fomit ®id) gn neuem glei^igjein antrieben.

Xro| aller ^riegsmirren foll bie Xon!ünftIer=SSerfammIung S(n» f ang§ ^uni, f o mie fie angezeigt marb, ftattfinben unb id) mu^ gu biefem 3med jd)on näd)\k 253o(^e mid) in ßetpgig einquartieren.

2ad)e mid^ nid)t ^u fef)c au§, ba§ id) mid) immer für ä'^nlid)e '2)inge intereffire; fie finb nid)t ofine ©influ^ auf ©eine„Xantie- me§" unb üon biefem ®efic^t§pun!t au§> erbitte id^ ©eine Xolerang.

9Jiöge batb fd)5nere§ SSetter werben auf ©einem (See, unb ein milberer @eniu§ ©eine (Seele umteud)ten! |)erälid)ft ©ein

14. mai 59. S®et)mar. %. 2if§t.

Sd^ t)abe ©ir ^ur ßeit gefagt, mie innig ft mid) ©ein ^rief an W. über bie ©t)mpt). ©id^t. erfreut, öon bem ©efc^mä^, ma§ bie (2tumpfl)eit, ©rioiatitiit unb 23ö§millig!eit barüber gemad^t, ift feine S^otij gu nef)men.

254

292.

ßuj^ern, 15. Wai 59. Siebfter f^ranj !

©er ^ofaunift %t)kk au§ S3ern Befud^t mtc^ joeBen, fogt mir, t)a| er ®ic^ öor ^ur^em in SBeimar befud£)t, batnolS aBer nodEi nid^t geiüu^t t)aBe, ba^ bie ^ojauniftenftelle bort frei toürbe, unb bittet mid§ nun i^n ®ir gu em^fet)Ien, ba it)m al§ SSeimaroner öiet baran liege, bort angeftettt §u fein. 9^un freut micf) ft)ir!lid^ üon gangem ^ergen, nid)t nur um ^!^iele'§, fonbern um ®eine§ Drtfiefterg SSitlen, ®ir biefen Wlann auf haS^ atterentfc^iebenfte empfetjten gu fönnen. (Sr ujar 1853 mit Bei meinen famofen ßüric^er SJiai^ (Sonderten unb ^at baBei mein gange§ ^erg, icf) !ann fagen, ent{)ufiaftifc^ getüonnen. ©r t)atte neBen fid^ §mei fet)r fd^wadEje ^ofauniften, unb bennocE) mu^te biefer Wen\ä) burd) feine (Snergie fie fo ^ingurei^en, ba^ man Bei ber ©teße:

^^^

m\ gangeä ^eer üon ^ofaunen p ^'^itn öermeinte. ^ur§, ber Xt)iele ift gang ausgezeichnet, aurf) meit unb Breit in ber ©c^meig al§ ein ^o= faunen-'^enie Befannt, fo ba| \6) ®ir mirüid) §u if)m gratulire.

£a^' S)ir il}n alf o ja nic^t entgelten !

3lbieu, fürljeute, ßicBfter! SSie mir fonft ge^t, !annft ®u leiber barou§ erfeljen, 'Q'x''^ ic§ nacl^ ^flid^t unb ©eioiffen üor einigen Xagen 5Deörient fc^reiBen mu^te, n)eber auf benXriftan, noc^ oufmicf) meljr §u recfinen. mu^te enbtid) fo nieit fommen, unb üorläufig :^ot'§ ein (Snbe!

@tüc! auf SU ben ßeipgiger f^eften !

SeB' mot)! unb fei BeftenS gegrüßt öon ©einem

3flic^arb 223.

255

293.

21. Wiaib^. ßiebfter! @rf)tde mir bod^ ben Xaufig. Stf) ^öre, er t[t ju {)akn. 9)Zeine grau jdjreibt mir fogar, er Ijabe 2u[t geljabt, gu mir 511 !ommen.

@onft !ann ic^ S)ir Ijcut' nod) mcJ)t§ SSernünftigeS fc^reiben. Sd) befinbe mic^ miferabel. ^Ibcr balb met)r!

■Saufenb (jerslic^en 3)anf für 2)einen Srief! S)ein

Supern. ^. 2Ö.

294.

Siebfter 9iid)arb!

aJJein üortrefftic^er greunb, gelij: S)räfe!e begiebt ftd) §u ®ir. 9^imm it)n freunblid) auf, ü\§> ©ineu uufrer :Bi e b b e u , unb eut^ülle i^m 2)eiueu 9^ibehiugeU'§ort, tm er mit §er§ uub ©eele gu befd^aueu mürbig ift.

©übe Sluguft Ijoffe i^ gu ®ir !ommeu gu fouueu. 2o^ mid) miffen, mo id) 2)ic^ bauu treffeu luerbe. ®ein

2Bet)mar, 19. Suti 59. g. 2.

295. Xelegra|3l)ifdje ®epefc^e.

SBet^mar, 9. 5(ug. 9iic^arb SBaguer, ßugeru, (Sdjmeigerfjof.

®em öellenbeteu Xriftau bie Ijcrglic^fteu ®Iüdtüünfd)e ®eiue§ uutüanbelbaren @etreueu Franciscus.

296.

Sugeru, 19. Stuguft 59. Siebfter graug !

Sd) möd)te ^riuge^ 9JJ. gern für bie SJJitt'^eitungen i^re§ Ie|teu 93riefe§ ban!en, unb if)r meinen fierglic^ften ©lüdrounfd^ §u ber i'^r

256

beüorftef)enben.SSerbtnbuTtg barbringen. ®od§ bin ic§ fron! nnb ein ®r!ältung§fieber lä^t ni(i)t§ SSernünftige§ in mir auffommen. ®a id^ atier S)ir gngleic^ eine '>Raä)xi^i üon mir ^ufornmen laffen, unb bie§ nic^t öerf^ieben n)oIIte, fo bitte idi) für ^eute S)ic^, ber jebenfallä fe^r rair!ung§rei(^e ^ollmetfcfier meiner ^ergtic^en (Sm|3ftnbnng bei nnfrem Iieben§tt)ürbigen Äinbe jn fein.

S)urci§ biefen ©ntfi^In^ gewinne ic^ fo öiet über mid^ nnb mein Übelbefinben, ®ir ju fagen, bo^, obtoo^^I mic^ bie fef)Igefc^Iagene Hoffnung auf S)einen SSefud^, ber mir |e|t entfc^eibenb ermünf^t ge= fommen möre, mit Xraner erfüllt, icf) bod^ fef)r millig begreife, ba^ ba§ mir gebrachte Dpfer p gro^ gemefen fein UJÜrbe, nnb ic^ bagegen ba§ öon mir gebracfite Dpfer ber SSeglütften mit frenbigem ©tolge §u i^ü^en lege.

Über mein @a)icEfat fann id^ ®ir nid)t§ mitt^eilen. Söot)in ic^ mid^ menbe, ift mir nod^ unbefonnt. ^d) münfdE)te ^ori§ gn meinem im Übrigen gang gurndEgegogenen SBofinorte gu tt}äf)(en. S)er fran* göfifd^e ©efanbte meigert firf) ober meinen ^o^ gn tjifiren : onf meine SßorfteKungen f)at er noc^ ^orig gefcfirieben ; feit 14 Xogen ober feine Slntmort. SSermut^Iid) l^ält man midt) für einen ^ortnödfigen (5on= fpirator, mogni^nen bie $8e!§anblung, bie id§ öon Seiten ®eutfd)Ionb§ erfofire, oIIerbing§ @runb gu geben fd^eint.

©0 tüorte \d) benn f)ier in einem fteinen ßi^J^er mein Sd^idEfoI ob, tt)eber nod^ ^ari§ mid^ fefinenb, nod^ fonft öon einem mir offenen Orte angezogen.

S)räfefe ift nod) bei mir. ©ein SSefud) mod^t mir ^renbe. S3oIb mirb aud§ er jebod^ gef)en.

SSergei^', bo^ i(f) nid^t mef)r f treibe: bereits britf)t ber ©tfimei^ über bie 5lnftrengung biefer menigen ßeilen au§.

SBel^otte mid^ lieb, nnb grü^e hu Stitenburg taufenbmol öon

S)einem

Xrifton f)ot ©einen ©lüdfmunfd^ f)od^ nnb freubig onfgenommen.

257

297.

. ßiebfter!

®etn heutiger Srief meidet mir nod) trübjamer empfinben, ta'^ iii) itic^t bei ®ir je^t fein !nnn. Obfd)ou id) menig tauge jur 5lran!en= Wärterin, tüürbe id^ S)ic^ getüife gut pflegen unb ®ir bie ßeit ju oer= Üirjen unb ju erleid)tern oerfud^en. %dy. 2ßir finb alle armfelige @ef(^öpfe unb bie SBenigen, wetdie n^ie ®u in bie tiefften @e= I)eimniffe be§ 2eben§ eingebrungen, finb bie 5(rmfeligften öon Stilen. Ser alte fniirrenbe ^ubel ©diopen^auer ^at gang red)t, wenn er fagt, ha^ eigentlich läd^erlid) ift, un§ per Monsieur ober S3ürger §u betiteln. Compagnon de misereet de souffrance , ober: SeibenSgeuoffe unb nod^ 5trgere§ finb wir tutti quanti, unb um bie§ wefentüd) ju änbern l^ilft un§ Slde§ p nic^t§. ®a§ (5d)(immfte babei ift, ha'^ wir gang genau wiffen unb bod^ nie baran glauben mögen.

SBa§ giebt ba wieber für ©efc^ic^ten mit ©einem ^a^ = S8ifa? $Bermutfjtid^ ift ha^ ^inberni^ bereite befeitigt wo nid)t, erfunbige ®id), üon weld)er (Seite !ommt ob üon ber fädjfifc^en @e^ fanbtfdjaft in ^ari§ ober Don bem franjöfifd^en ^olisei^^epartement. Se nac^bem, finb bie (Schritte einzuleiten. S03ie felbftoerftänblid^ fte^e x6) ®ir ganz ju ©ienften in biefer (Baä)e nur möchte id^ feinen fanx pas begeben, unb be^^atb ift not^wenbig, ba^ id^ genauer üon ®ir informirt bin, um mid[) fogleid) an bie ri(^tige ©teile gu weuben.

S}1ad) meinem ©afür'^alten ift ^ari§ für '^iä) (unter ben leibigen SSer^iittniffen in ©eutfd^tanb) ber beqnemfte, bißigfte unb paffeubfte Slufentt)alt. SSenn ®u ©ic^ and) nid)t mit ber bortigen artiftifc^en SSirtl^fd^aft accomobirft, fo giebt immerhin mand)ertei 3^i'ftreuenbe§ unb SInregenbe§, voa^ ®ir beffer befommen wirb, a(§ ©eine ©d^weiser Spaziergänge, fo fd)5u oud^ bie 5llpen=®egenb bleibt.

(S§ überrafd)t mid) aEerbing§, ba^ ©u mir eben j e^t öon ©einem 95or^aben, ©id^ in ^ari§ jn etabtiren, fdjreibft. ^d) na^m an, ©eine 6arl§rufjer 93eziet)ungen wären fo weit gebiel)en, ©ir im @ro^'

2i<agnev u. Si|5t, S8viefiretf)fel. II. 17

258

:^ergogtf)um Soben (ettna in §etbeI6erg, trenn ®tc^ bort bie ^ro* fejf oren nid§t aBfcfjreden) ein 2Ijt)t gu ficfiern. SSte ftef)t mit ber er[ten SInffüf)rung be§ Xriftan in ßartSrn^e? ^. fagte mir mit giemlicf)er S3eftimmtt)eit, man tt)ünjc|e ba§ 2Ber! am @eburt§tog ber <55to^t)er§ogin im ©ecemfier gu geben nnb ®ir alsbann bie ©in* {abung ^m ®ire!tion ^ntommen laffen. ^offentlicf) bleibt babei. (Schreibe mir 9flä!^ere§ barüber oieIIei(f)t !ann ic^ irgenb ettüag bagn beitragen, bie 51ngelegent)eit ^n üereinfac^en.

SSei^t ®u, tt)a§ i^ in ben Ie|ten Xagen begangen ^a^t"^ S5eim ?tnblt(f be§ ^ortraitg üon Sir, melc^eS S)n mit bem »Santo Spirito Cavaliere« unter§ei(f)net, fiet mir ein, eine ütien^i'i^'ii^tajie für ^laüier gn f(i)reiben. SBenn fie ®ir einen 9}?oment @pa^ moc^t, ^aht iä) meine ßeit gnt angemanbt. Übrigens mill i^ S)ir anä) fagen, ba^ ®eine Keine 93ü[te immer anf meinem ©c^reibputte prangt nnb natürlich o^ne anbre ßelebritäten^@efellfd§aft !ein 9JJo§art fein ^eetf)oöen nocf) @oet|e nnb mie fie atte leiten, bie in biefer @tnbe, bie ba§ §erg be§ ^anfe§ ift, nic^t abmittirt werben. SBelc^' fd)öner Xa^ mirb fein, ®ic^ f)ier gu fe^en!

9Jl. üerlä^t un§ balb (ma^rfdieinlic^ im D!tober) bi§ baf)in !ann ic^ üon f)ier nid^t fort. SSer^ältft ®n ^iä) änfäHig lönger in ber ©äimeig, befnc^e id^ ®i^ im @pät'§erbft, mo nid£)t, fet)e ic^ Sid) in ßarl§rnt)e ober in ^ari§.

@rü|e ®röfe!e tjergHci^. frent mic^ fet)r, ba^ Sn if)n üeb= gemonnen. @r ift ein :prä(^tiger SJienfc^. Sn nnfrem gang üeinen ^rei§ üon SSertranten wirb er „ber ^tdt" genannt, §at er ®ir feine SaEabe „Äönig §elge" gegeigt? ift ein t)errlic^e§ Sing.

@ei fo gnt nnb fage i^m, ba^ ic^ it)n bef onber§ einlabe, bei mir auf feiner Sfliicfreife eingufe^ren, nnb iä) it)m fe|r übet an* rechnen mürbe, menn er etma ben fd^Ied^ten Sßi| macfien moUte, mir t)or ber 5Jiafe öorbeignfafiren.

Hnb nnn, Siebfter, merbe fobalb at§ möglid^ gang gefnnb unb b et) alte lieb

22. 5luguft 59. SSetimar. Seinen

^rang.

259

298.

^Qi-iS, 20. Cct. 59.

^ä) f)offe, lieber ^xan^, tiefe ^ßi^e^ gelangen om 22f'^" ricfitig an S)id).

@o nimm benn meinen f)er§Iid)en ©lütfmunfd) gn 2)einem @e= t)nrt§tage! ^at für micf) gro^e 33ebeutung, ha^ \d) gerabe je^t, inbem ic^ aüe nnfre gegenfeitigen Se^iefinngen ernft unb tief ermäge, auf biefen Xag treffen burfte, ber ber S^latur jebenfallS at§ einer if)rer ^rö^ten @Iüd§tage jugejätjlt merben mufe;' benn n^aS i^r einft an biefem Xage gelang, fiel gu folc^em 9ieict)tf)um au§, ha^ ot)ne ba§ @e* fd^en! S)eine§ ®afein§ eine 2üc!e im SBefen ber ®inge fic^ anftf)nn mü^te, über beren ®rö|e berjenige nrtt)eiten !ann, ber ®i^ liebt, mie id) ®ic^ liebe, unb plö^tid) ®id) au§ bem ®afein gefd)ieben fic^ öor= fteüt. Sn biefe furd^tbore £üde, mie fie ber (ginbilbung§!raft fic^ bar* fteüen !ann, blicfenb, manbte i(^ ben Süd, wie ou§ einem fc^redtic^en Traume ermac^enb, toieber auf ®ic^, unb freute mid) fo innig unb tief erregt S)eine§ n3ir!lid)en SSorI}anbenfein§, ba^ ^u mir wie ein Stenge* borener erfc^einen !onnteft. Unb fo begrübe ic^ ®ic^ §u biefem, für mid^ fo bebeutungSüoIIen ©eburtstage !

®eine ^reunbfd)aft ift für mid) ein unertö^tic^eö 93ebürfni^; id^ fjalte mic^ mit Ie|ter ßeben§!raft baran feft.

SSann enblid) werbe id) S)ic^ wieberfeljen??

§aft ®u eine ^ßorftellnng baoon, in meld)er Sage ic^ mid^ be* finbe? äöetc^er SBunber tion Xreue unb Siebe id) bebarf, um immer wieber 3Jiut^ unb (Sebulb faffen gu f ollen ? Überlege ®ir unb ia^' S)ir'§ nid)t öon mir fagen! S)u mu^t mid) nun, tropem wir wenig §uf ammenlebten , fo weit !ennen, um ®ir felbft fagen §u tonnen.

So frage id) benn nod)maI§ : wann enblic^ fei)en wir un§ wieber?? ^art§rut)e ift met)r wie ungewiß; ber Xriftan überhaupt wieber gan§ ©d^atten unb t)albe Unmoglic^teit. äBarte nid^t auf eine foId)e äußere @e(egent)eit, bie ®id) gu mir füf)ren folt. 3m beften ^all wäre bie Xriftan=3eit, mit ifjren für mid^ f o furd)tbaren $tnftrengungen unb 9Ser» jweiflungen nid)t ^um erften 2Bieberfe|en für un§ Seibe gemadjt. 2a^'

17*

260

®tc^ aü§> Seinem inneren §u mir füljren: unb möge ®ic^ h%u. balb treiben. @egen Wlittt Sfloüember txvoaxk id) meine gran. könnte i(f) S)ic^ nicfjt noc^ öorf)er l^aben?

SSie fd)Iimm fd)on für mxd) , ba^ i(^ ®i(f) rufen mu§, unb S)a nie oon felbft fommft !

Sie SSert)eirat{)ung ber ^rin^effin äJt. f)abe ic^ geftern burd) 95. erfahren: er fagt mir ni(f)t, wo fie fitf) gunäd^ft aufhalten wirb. Sei fo freunbtic^, mir gu melben, n)o|in ic£| p f (^reiben !£)aBe, um if)r meinen ©lücfwunfc^ ju bringen.

Unb nun Seb' wof)! ! Sc^ ftef)e f o eben im 93egriff, in meine neue SSoi)nung einpgie!)en! @o ^o!Qt \^ mic^ benn mieber einmal „eingeriii^tet" ofine glaube, oline Siebe unb §offen!

ßeb' wot)!! Unb nimm meinen ©lüdwunfd^ freunbticf) : auf ift ber ©lüdwunfc^, ben id) mir bringe! Sein

9^id)arb SS.

(16. Riie Newton. Champs Elysees.)

299.

^ari§, 23. gfjoü. 59. 16. rue Newton.

@Iaub' mir, mein lieber ^^rang, wirb mir rec^t fdimer, Sir 9(lad)ri(^t öon mir gu geben. SBir leben §u wenig gufammen, unb muffen un§ in einem wichtigen fünfte ber greunbfc^oft fremb werben. '^^^ SSenebig unb Supern fc^riebft Su mir nod), Su würbeft meine Überfiebelung nac^ ^ari§ fc^on be§|alb gern fel)en, weil Su mid) bort öfter befuc^en lönnteft. SSie id) Sir oft oerfic^ert, ba| eine Slmneftie mir befonberS erwünfd^t fein würbe, weil id) bann Sid) öfter unb lönger befud^en !önnte, gab \^ Sir nun aud^ ju üerftel)en, '^o.^ Seine SSerfid)erung mic^ namenttid) mit beftimme, meine ^arifer ^Rieber- laffung al§ wünf(^en§wertl)er in '^<x^ 5luge gu faffen. SJieine erfte 93itte um Seinen 93efud) öon l)ier au§ erfährt nun fofort einen 2lb= fd)lag : Su fönnteft nic^t nac^ ^ari§ !ommen. Sagegen fd)tägft Su mir 5Wei Sage 9flenbe§öou§ in ©trapurg oor. SSa§ fotten un§, wa^

261

Jollen mir biefe (Stra^burger Xage? ^ä) ^abt ^ir nid^tg §a[tige§ init^utfjeilen , id) f)abe mrf)t§ öor, tüogu mir eine $8efpre(^nng nötfjig wäre. Sei) nnll ©id; genießen, mill mit ®ir eine ß^it leben, ba tnir \o tüenig no(^ mit nn§ (ebten. 2Ba§ ift ®ir \o fd)neü ^ari§ Ijinberlid) geworben? ^ari§, wo njenn S)n n^illft faft 91iemanb etttjoö t)on ©einer 5Inn)efen^eit ju erfahren braucht ; ic^ !ann ®ir in meiner tRäl^e fet)r obgelegen eine SSof)nung besorgen ; Bei mir bringen Xüxv bie ^oge §u; ®u fieljft bei mir, men ®n millft. Ober mu^t ®n immer pgteid) ein öffenttidjer SlJienfc^ neben bem intimen fein? @ie!f)'! ba§ öerfte^e id) nic^t ; mein gan^e^ arme§ öerlaffene§ Seben mad)t mid^ nnfä^ig eine ©i'iftenj gn faffen, bie bei jebem (Sdjritt bie öolle $ß?elt mit im 5luge f)at. S3ergeif)' mir ha§>l Stber bem ©trapurger 9fienbe§tiou§ entfage ic^, fo l)oc| \6) \)a§: Cpfer anfd)Iage, ba§ ®u mir bamit anbietest : eBen bie^ Opfer ift mir §n gro^ für ben ^rei§ einiger geprepen, Saftigen Xage in einem ©trapurger @aftf)of.

S)a^ bie ^ürftin mi(^ nic^t anfjufndien mu^e, ^at mid^ ganj ungemein gcfc^merjt. St)ren fef)r mertf)üoIIen 58rief üerftel^e id§ nid^t. ^n meiner unnnll!ürlid)en frenbigen nnb l^erjHc^en Segegnnng ttjürbe fie beim SSieberfe'^en fogleic^ mieber er!annt l^oben, ma§ fie mir ift. @ie ^at ha§> oft erfat)ren, unb wirb mic^ gemi^ nie im S5erbad^t ber ^ffeftation ge!^abt Ijaben. Sdf) mei^ jn bem Stilen nid^t, n)a§ id^ fagen f oll, unb fdjtneige 1

Unb fo fd)n.ieige id) bcnn über StUeg, ma§ fonft tion mir ju melben wäre, ^abe id) ^u melben, fo ift eben beffer üerfdjwiegen. Über ha^ Äarl§ruf)er Unterne'^men bift 2)u nun wo^t bereits genugfam aufgeHärt. ®. ^at für gut befunben, bie ^^o^S^" feine§ gönglid^ fet)lerl)aften unb nad^täffigen 5lufgreifen§ ber Sbee einer erften STuf^ füf)rung be§ Xriftan auf feinem 1(}eater mit ber Unmöglid^feit ber ^uffü^rung biefe§ 2Berfe§ gu entfc^nlbigen. Sd) antworte anc^ barauf nid^t§. 2Ba§ foll id) reben? ^d) fenne mein Soo§ nnb meine S^tellung unb fd^weige. $8eben!Iid)er ift e§, bie folgen gu ermeffen, bie ein foIi^eS Slugftreid^en meines neuen 2öer!e§ au§ ber Sifte be§ 2eben§ je|t für meine (Subfiftenj I)at. Snbe^ tüa^^ foII id» erft ouf fie weifen? 253er fünf Sinne l^at, mu^ wiffen fönnen, weld^e§ meine Sage ift. Qd) !ann nid^t me^r Üagen, benn bie§ tjeip je^t anfingen. Unb

262

feI6[t ^reunb ®. mog tc^ nid^t ansagen : er !f)ot fein SSort öon mir er-- fafiren. S^lun tüet^t ®u tüoi)! genug, uttb mel^r al§ ©idE) freuen !ann!

9[Reine f^rau ift je|t Bei mir angefontmen. @ie Befinbet ficf) etmaS^ Beffer, unb icfi l^offe, mirb mit mir fid^ erträglid^ geftatten. ®o§ ®u in Bresben moreft, otine fie p Bejud^en, f)at fie mir nid)t geWagt, nur gejagt: ic§ ijoBe fie barüBer fo gut mie mögtid^ gu tröften ge= fu^t.

SeB' tt)D{)I, mein lieBer ^rang! SSerfte^e mid^ nid^t falfcE): id^ mu^te S)ir f(f)reiBen, unb nju^te lange nid^t, mie id£)'§ onfangen fottte. Sßei^ @Dtt, dB id£)'§ nun rec^t gemad)t! @ei für immer üerfic^ert, ^a'^ ^u mir ÜB er Sllte§ HeB unb t^^euer BleiBft, felBft ioenn ic^ ha^ SSer* ftänbni^ für 9SieIe§ öerliere, irag ®id^ Beftimmt.

SeB' mol^n @rü|' bie ^^ürf^^i^ fd^önften§, unb fage if)r, i^r SSrief, felBft menn id£) nid^t üerftanb, I}aBe micf) boii) fef)r gefreut. @rü^' aud^ bie^ürftin^. ! äJJoget Sf)r 5ttle freunblid) meiner gebenfent

SeB' WDt)t! Sein

300.

S3rüffet, 29. SJ^ärg 60. SieBfter '^van^ !

®a ift einmal mieber ein SeBen§äeic^en oon mir! ®a§ man noä) leBt, ift toirüid) ha^ SJierfmürbigfte an ber (Sad)e, unb im ©runbe f)at man, tt)enn man an t)a^ @nbe ber Singe !ommt, fic^ nid)t§ meiterme£)r gu öerficfiern. Ser Sob, ber je|t fo rütffid)t§Io§ um un§ f)erumgemä£)t !f)at, töft un§ ftetien auf obem ^elbe rein mie au§ Saune: man öertüunbert fic^ barüBer, unb ben!t nod^ ein Sßeilc^en nacf) l

^ür ie|t ge^t mir'S brottig genug: tt)ät)renb ba§ 9flec^te, tt)a§ mir einzig lieB ttjäre, fortbauernb im beutfdieften 9^eBeI ber Unmögtid)!eit eingepttt BteiBt, Jiat mir §.'§ biptomatifdie @etüanbtt)eit aUerl^anb ^arifer ©loiren arrangirt, bie mir al§ Fata morgana je^t nedenb öorfdimeBen. SSaS au§ biefem projettirten Xann^ufer mirb, mag @Dtt miffen : id^ glauBe innerlich noc^ nicf)t baran, unb ^tnar au§ guten

263

©rünben. 9JJe^r liegt mir au ber 9}löglidj!eit, ben ^Iriftan in ®eutfcl^= lanb aufpfüfiren, unb ic^ ben!e tuirüicf) baran, luenn mir einiger 9}Jaa^en anftänbige ßugeftänbniffe bafür gemad^t tu erben, meine alte 2(ngetegenf)eit mit SDreSben in Drbnung ^u bringen. ©lücft mir ha^, \o l^ahz id) bann SSien im Stuge, at§ bagjenige Xfjeater, ha^ immer nodf) bie Beften (Sänger befi^t, unb al§> einziges ^^ünomen biefer 3Irt öon einem facf)tier[täubigeu SfJJufüer birigirt wirb, mit bem man [ic^ öerftäubigen !ann, ma§ man im übrigen ®eutjd^tanb, mie2)umei|t, nic^t mieber antreffen !ann.

SSon ®ir, mein Siebfter, mei^ id) feit lange gar nid)t§, benn and) §, ttju^te mir nicf;t§ §u melben. ®ie ^erjftärfung ©einer einft mit fo oiet ^ii^^^mt mir oerfproc^enen ^arifer 33efu(^e foll mir fcf)eint nid|t §u X^eil merben. @o nimm mir'§ benn nid§t übet, ba§ id) ®ir ^eute einen 33efucf) in'§ §au§ fc^ide, um ©ir bei biefer @e= tegen^ieit etma§ SfZac^ridjt üon mir §u!ommeu ^u laffen. 2)ie abge= fc^madte S^orfpiegelung, burd) SSieberljo hingen meiner ^arifer Sonderte in S3rüffel mir etma§ öon bem @etbe mieber öerbienen p !önnen, ma§ mid^ jene ^arifer (Si'ceffe !ofteten, ^at mic^ ^ier^er geführt: natürlich foftet mic^ auc^ biefe ©jcurfion nur neue?(u§gaben, unb t)at mir ni(^t§ eingebrad^t, mie etma§ ^ropaganba. Unter ben liebfteu Eroberungen, bie id) Ijier gemad)t, fte!^t oben an §err SI. ©amuel, ber foeben nad^ ®eutfd)tanb öerreift, unb an ®id) empfofjten ju fein münfd)te. ®r f)at fid§ ungemein Ueben§mürbig gegen mic^ benommen unb über midf) au5= gelaffen. S)u mirft if)u ebenfaE§ fc^neE lieb geminnen, unb in biefem ©tauben fenbe id) ®ir ii)n §um SSillfomm.

Slber and) non ®ir er!f)ielt id) ^ier eine ®mpfet)tung. ^^ranSIgneS ©treet^SlIinbmortf) fteHte mir (jier Sein $8riefc§en ^n, tüa§ Sn i^r oor 5 Sagten für Sonbon mitgabft. ^aht nod) fo fpät l^ergtic^en ®an! für bie ^öd^ft liebenSmürbige 33efanutfd)aft, bie ®u mir auf biefe SSeife, fo unerwartet, nod) üerfc^affteft. ^d) mar bei i^r unb '^apa Ä'Iinbmort^ fc^nell gang ju §aufe, unb banfe biefen beiben Seuten bie ongenef)mfte (Srinuerung. Sind) ber 5l(te ^at mid) mit feinem ungtaub* liefen biplomatifd^en 5luecboteureic§tl}um Ijödjft ergö^Iic^ unterhalten.

§eute reife id) benn nad) ^ari§ jurüd, um mir mein gtängenbeS ßleub mieber etma§ au§ ber 9^äf)e anäufef)en. Wx. 91oi)er oerlangt für

264

ben §tüetten 2I!t be§ Xann|öujer ein großes S3anet : ®u !ann[t S)tr tüo^t ben!en, tüie mxä) ha^ antjetmelt. äJleine ßufluc^t gegen fold^e 3umut!)ungen ijt für |e|t bie gürftin 9Jiettermd§, bte fic^ bei goulb 2C. ungemein in 9^ejpe!t gefe|t !f)ot. (So n)ill i(^ benn fe!f)en, oB jie mir ba§ S3attet üom §alfe l^olten !onn : benn natürlich) ttJürbe ic^ fonft ben Xann^nfer prüc!§ie!^en.

@d! ®a f)aft ®u benn einmal etma§ Sßonne meine§ ^afein§ §ur nö^eren SSefic^tigung ! Swxt nirf)t, mir ein ^^^agment ®eine§ SeBenS fc^nell mitsutt) eilen, ©rträgtic^ i[t nnfere ©teltung p biefem SOlifere ber Sßett unb be§ £e6en§ nur burc^ fteigenbe $ßerad)tung ber 5BeIt unb be§ Se6en§ : ift bie^ mitunter bei guter Saune aBgumad^en, fo get)t'§ mieber eine ßeit lang. @ief)t man aber, tt)ie n)enige§ ©tid^ t)ält, gematirt man immer mieber bie rajenbe Dberftäcfilid^Mt, ben un= gtaublid^en Seic^tfinn, bie abjolute 9Sergnügung§fud)t Stüer unb überall um fic^ ^erum, fo !ommt man fic^ mit feinem ©rufte oft fet)r !omif(^ t3or. Unb ha§> eben mad^t mir toenigftenä oft no(^ bie einzig erträgliche ßaune !

@ei taufenbmal unb lerjüd^ft gegrüßt, mein üebfter ^ranj! 9}iit Warna fte^e ic§ üortrefflid^ : bie atte ^rau rülirt mid§ oft fef)r burd^ it)re Siebe unb mitleibige (Sinfid^t. Seb' toolt)!, unb gebenfe in Siebe

®eine§ ^. SS.

301. Depeche Telegrapliique,

Weimar, le 22 mal. Deposee sous le 93 ä 12 heures 31 minutes s. Expediee k domicile le 22 ä 2 heures 15 minutes soir. Eichard Wagner rue Newton 16 champs Elysees, Chemin de Versailles,

Paris. ^ergenSgru^ §um l^eutigen @eburt§tag üon deinem

granj Sifgt.

265

302.

©ein ©rief, Stebfter, (Sinniger, i[t für iiiicf) ncd; ctwaä gang Qnbere§ aU ber jd)bnfte tüüljenbfte 3)Zaitag. 9J?öge[t ©u ®id^ an ber I)er§inntgften ^reube, bte er mir geBradit, and^ erfreuen !

SBie gerne tt)ürbe ic^ mtd) jelbft narf) ^ari§ telegrapfjiren ! 2öo fönnte mir fo mot)! ergeben, qI§ bei ®ir in bem ßaubertreiS be§ 9tI)eingoIbeö, ber SöatÜire, @iegfrieb, Xriftan unb öjolbe, nac^ welchen ic^ mic^ ftet§ fjinfe^ne ! 3""öd)ft aber barf ic^ ni^t baran ben!en. ®oc^ fomme idE) gett)i^, unb möglid^ft batb.

©eine ^fjotograpljie ift mir öon fel)r tiebcnStt^ürbiger §anb an= gemelbet, bi§ je^t aber norf) nic^t erfdjienen. Sd) tjflbc ©ir fdjon ge=^ fogt, ha'\^ ©eine fleine Süfte al§ Unicum immer auf meinem 5trbeit2i= tifc^ nerbleibt. ©ie ^^otograp'E)ie foH in bemfelben ß^mmer i^ren ^la^ finben, \üo fonft nic^t§ Strtiftifd^eg üor^anben.

^eet^oöen, Sßeber, ©djubert unb anbere bergteid^en, leiften ©einem Portrait (mit bem SO^otto : „©u Jüei^t mz ha§i wirb") ©efell^ fd^oft in bem (SingangSjimmer ; ^ier tt)iß id) ©id) allein f)aben, bei meinem 1} eiligen ^ranci§cu§, ben ©teinle für mii^ präd}tig ge- geid^net, über braufenben 9)?eere§tt)ogen auf feinem ausgebreiteten SJiantel, f eft, unerfc^ütterlid^ ftef)enb, in ber linf en §anb brennenbe Äo^Ien ru'E)ig tjaltenb bie redete fegnenb ben^egt ben S3tid nad) oben geridjtet, n>o ha^, SSort „(Sf)arita§" in einer ©lorie i^m leud^tetl

©ie gro^e SebenSfrage für bie ^ürftin I)at enblid) eine befini^^ tiü günftige (gntfd)eibung ert)alten. 5lüe nieberträdjtigen unb fubtiten ^ntriguen, bie fid) bagegen fo lange 3a'E)re burc^ gettenb mad^ten, finb befeitigt. ^laä) ber Ü^üdteljr ber ^ürftiu öon 9^Dm (ino fie üorigen (Sonntag ange!ommen ift unb ma^rfc^einlid^ big @nbe Snii üerbleibt) njirb fid) ba§ SSeitere beftimmen taffeu. könnte id) bann and) balb bie i^i-'euöe !^aben, ©id) bei uu§ su fe^en!

©urd) ^rüulein ^unbt (bie ©u mit itjrer ^-rcunbin Sugeborg @tar! fo freunblic^ aufgenommen l^aft) lie^ id) mir ^tllcrtci uon ©einer

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^arifer SebenStDeife er§äf)Ien. 5ln ben Xannl^ ä uf er mit 33olt.et, unb Überfe|ung§= nefift ©ängerfrieg gelf)t al\o gunäd^ft! tüirb eilt faure§ Bind 5lr6eit für ®id^ geoen unb icf) roti^e S)ir iteBenBet gu möglid^ft öieten ©pagiergättgen unb fü^Ienben 93äbern. i^ip§ jott ®ir tüät)renb ber groben ettüa§ p^itofop^i|(^e ©ebulb bociren.

^^rou ^nxht''SRt\) fagte mir Üirglid^, qI§ fie ^ier gaftirte, fie BeaB^ fic^tige nadi ^ari§ auf ein paar Xage ^u ge^en, um bie Sfolbe mit ®ir p ftubiren. ©ie |at bol geprige ßeug (auf ^reSbnerifd^ gefagt „Söuppti^") baju.

Xaufeubfai^ San! für bie ßufeubung ber Partitur burd^ §ürteL

®u mu^t am beften töiffen, mie mir bie^ 5111 au§ ber (Seele ge- fungen ift. ©elegentlid) fc^reibe mir, ma§ S)u für erf^ie^Iii^ in 93e5ug ber 5luffü^rung be§ XriftanS f)ältft. Sn ßartSru^e fdf)eint bie ©ad^e nid§t ftatt^aft unb S). tnoEte fogor eine äBette mit mir ein» gef)en, ba^ anbermärt§ ber Xrifton gleid^faßs unauffül^rbar bleibt, menn ®u ®ic§ nic^t ju bebeutenben ä^nberungen entfd^Iie^eft. ®ie^ ift !eine§meg§ meine SInfid)t unb fo oft ®. 9^ ein fagte, mu^te ic^ it)m mitsei entgegentreten. Seine S3ü:§nen=(£rfa^rung ift aüerbing^ eine öttere al§ bie meinige nid§t§ beftottjeniger traue ic^ mir aucf^ in öt)nli(^en fingen eine gängtic^ ma^gebenbe 5lf f irmotion ^u. S)u toei^t, au§ tcelc^en ©rünben id^ gur ^dt ®ir ben Xriftan nid^t für SSet)mar abgebettelt unb !annft bal^er mein ^affit3e§ SSert^alten nii^t mipiEigen. Sßenn (wie id^ nic^t bDrau§fe:£)en möcfite) fid^ aber !eine günftigen 5tulfic^ten gur balbigen 5Iuffü^rung biefe§ 2Bun* ber=SBer!e§ ftetten, unb ®u S)icJ) mit einer ^iefigen SSorfteÜung einft= ineilen begnügen miltft, fo gloube id^ mit $Beftimmt|eit, biefetbe im ^aufe ber nä^ften (Saifon (61) beftellen gu !önnen. (Sage mir barüber ^eine Slnfid^t in deinem näd^ften (Sd^reiben.

(Sinfttt) eilen öon ganzem §er§en

©ein 5ln= unb ^uge^önger (*) 31. äJfai 60 SBetimar (^). %. £if§t.

(^) 93i§ jur 9flücE!e:§r ber prftin öerb leibe ic^ l^ier. Db 33erIiDä ®ein geniales „!auberu)elfd^e§" fran^öfifd^eS S3iaet in unferem (Sinn beantwortet ift faft §u be^meifeln. Seiber!

267

303.

^ari§, 15. Sunt 1860. ßieber %xa\\i !

©oute ®ir wofjl möglich fein, §errn ®. §u be[timmen, mir fofort eine prompte 5(nttüort auf meinen legten 93rief §u!ommen ju loffen?

(S§ f)anbelt fid) in SBa^rljeit barum, oh idf) ber SSorfd^rift be§ Strjteä gemä^ für bie @efunbf}eit meiner ^^rau bief en ©ommer äXüa§> tl)un fann ober nid^t. Sd) mu^ bie^ miffen. 3^9^^^^^ "^i^B ^^ Q^er and) erüören, ba^ ic^ unter 1000 ^ranc§ ntc^t anneljme.

Sc^ will S)ir nid)t§ jumut^en. SSa§ ®u jeboc^ t^un !annft, of)ne ®ir gu fd^aben, haS» bitte id) ®id) tt)ue alsbalb !

§ält man mid) in SBeimar für fo öiel ttJertf), fo erwarte ic^ um= ge^enb ben 3öed)fe(l

5Ibieu ! ®ein

16. nie Newton. Champs Elysees.

Mid]. SSagner.

304.

ßiebfter granj!

®. glaubt mir einem öon if)m foeben er:^altenen S3rief infolge bie öerlongten 1000 ^r. für g^ienji abfd^tagen §u muffen, unb bietet mir bagegen 30 SouiSb'or.

Sd) !omme baburd) in eine üble 2age. ^uf ber einen ©eite braudie id) mie immer f eljr nbtf)ig ®etb, unb fann meine '\^vaü entfdjieben ni^ t gur ^VLi md) ©oben f^iden, wenn bie öer!^offte ©ubüention mir nic^t in X^eil wirb. Slnbrer ©eit§ mu^ id; oergmeifeln, jemals auf einen grünen QvodQ ^u fommen, wenn id) burd) mein ftete§ Se= bürfni^ Beftimmt and) f)ier wieber jur Si^adigiebigfeit mid) bequemen mu^. Sd) Ijabe nun an ®. fe^r offen unb oljne alle Schroffheit meine

268

^nftc^t über btefe„§onorQr"=Srage au§einanbergefe^t imb ^aBe jc^Iief^* lief) jotnit auf meiner ^orberung 6e[tanben.

9flun möchte icf) gern jeben Xag fd^on meine ^rau oBreijen kffen. ®ie fc^ümmfte SBenbung, bie ba'^er meine ©ac^e in Sßeimar ne!^men !önnte, toäre biefe, ha^ man einfatf) meine ^orberung abmiefe, unb ic^ gar nichts f)ätte, um für meine f^^au forgen ^u fönnen.

(Somit tjobt id§ ®ir meine Sage genau begeid)net. ^inbet ®ein t)ipIomatifc§e§ (Senie einen 2lu§meg (foBalb meine gorberung nic^t burc^gefe^t werben !ann), fo tüürbeft ®u mir bamit fe:^r bienen. Sc^ t)ermut!f)e, S)u ftef)ft mit ®. in t)inreic^eub gutem SSernel^men, unb •fjoffe ba'^er im fd^Iimmften %aU auf einen 5In§meg. ®af)er, ia^ ®ir auä) biefe Sumperei fc^önften§ em:pfot)Ien fein! Seiber @otte§ ^abe xä) |e|t nur mit Sumpereien ^u ffiun.

Unb la^ balb l^ören!

5tbieu! ®ein

91. Sß.

305.

Sn (Socken be§ 9fliengi=§DnDrar§ ttjar nic^tg anbereg p ermog- ticken, at§ n)a§ ®ir burc^ S). mitget!E)eiIt. SSergei'^e mir, SieBfter, ba^ ic§ ®ir nic^t menigfteng gleitfigeitig gefd)rieben. Sc^ bw aBer in biefer $lBo(i)e fe!)r atgefpannt, unb fo öiel meine normale @e= funbf)eit plä^t unmof)!. ®a§ f)at gar ni(^t§ gu bebeuten, unb ein paar Xage 9fluf)e fteKen mic§ toieber ganj fij l^er. ©inftweilen mu^ id^ ®ir leiber ratt)en, ben SSorfd^tag üon ®. ä^t acceptiren. ®er (i5.§. ift uid)t f)ier unb 6i§ nic^t bie 5Iuffü^rung erfolgt, ift !ein anbrer SBeg eingufd)Iagen. hoffentlich aber !ann ic^ ®ir nod^ ein paar '£)nnbert ^raufen fobalb nachfolgen laffen. ®. fagt mir, t)a^ ber Sflien^t oI§ 5pi;op!^et nätfifte ©aifon fungiren foE. ^^üuf neue ®ecorationen (fage 5) toerben bafür beftellt unb angefertigt. ^effert fingt bie Xitel *9f^ olle, bie übrigen tonnen anftänbig befe|t tuerben, unb ber (Sf)or bnrc§ ßugiel^ung be§ 9}Ji(itär üerftörlt. £a^ ütfo gefd§ef)en fein, bi§ toir ettoaS S3effere§ gu leiften im ©taube finb.

269

@ebu(b ift eine 9JJauIefeI = Xugenb, jagt St)ron xom aber baran gebrid^t, ber bleibt nod) ein miferabler ©fei!

5Räcf)[ten§ fcfireibe ic^ ^ir met)rere§ Ungefc^äftlic^e§.

Öevjlic^ft Sein

24. Suni. (®ebnrt§tag be§ ©ro^f). ber erft in 8—10 Xogen f)ier äurücfemartet. 5ßon Söaben ift er ju feiner f^ran in bie ©d^n^eiä gereift. )

Seine ^^otograp^ie ift enbtic^ angelangt nnb erhellt meine (Stnbe.

306. (Sinjigfter !

SOhne. ^alergi'» Snteröenirnng in Seiner ßonjert^^tngetegen^eit bringt mir eine gro^e grenbe. Serartig fd^öne unb eble ^üge be= gegnet mon leiber nur ^u feiten! SSittft Su fo freunblidj fein, meiner gnäbigen ©önnerin bie einliegenben QdUn jutommen ju laffen? Sc^ wei^ nidjt ifjre gegenwärtige 5lbreffe.

9hin biftSn in atteSann^äufer=®eburt§=35?et)en geratf)en. @tü(f auf unb §u! Su UJirft öiel auSguftetien ^aben bei ben groben, nnb faum bürfte bi§ je^t Seine @ebulb fo t)art angegriffen inorben fein, ofö mit ber Umarbeitung nnb bem (Sinftubieren biefeS SSer!e§ , tx)a§ Sir fcf)on 5um Sljeil „ein überwunbener (Stanbpunft", mie ^^i^ennb Srenbel fagt. Surd) bie Presse tlieätrale, bie man mir freunblic^ gufenbet, bleibe ic^ au courant aller Seiner S[Rüt)etüaItungen. 2a^ Sic^ nid)t gu fet)r oerbrie^en, ein unfterblic^er Siebter unb ßomponift ju feint ®§ gibt nod) (Sd^timmereS auf biefer SSelt, ber fic^ ta^» befannte Seibni|'fd§e 2(j:iom fo mobifi^irt beffer anpaffen bürfte: »Tont est pour le mieux, daus uu des plus mauvais mondes possible!«

2(c^ ! id) ^abt biefer Sage Joieber ein tiefet Sriibfot erlebt. Sine meiner ioenigen ^reunbiunen, bie mutljigfte unb oufopfernbfte öon 3(tlen, ift bat)ingef (Rieben. @ie t)ie§ ßtora Sf^iefe, lebte a(§ 5llaüier= Iet)reriu in ßeipjig, wo id) fie oorigen SienStag §ur Ie|ten ©tätte ge=

270

leitete im alten SDf)anni§friebt)of. S3i§ §um legten Xag f)offte i6), ta'^ fie it)re unglauBIid^e ß^orafter^^raft otnSeBett erholten tüürbe; üergebenS !

®ntfcf)utbige bief e Slraiter!uiibe ; ic£) Un oBer noc^ jo ergriffen öon if)rem Xob, ba^ ic^ mid) nic^t baüon oBptüenben üermag.

§ier :>3offirt nic^t§, ^. tf)eilte mir S)einen 9lien5i=S3rief mit, nnb id) bonfe ®ir, ba^ ®n S)ic^ fo accomobirli^ nnb generös tiert)atten. S)ie Dper foE gleid^ 5Infang§ ber ©oifon (©eptemöer) in 5tngriff ge* nommen tüerben. 9fiac£) ber erften SSorftettnng (mal^rfci^einlid^ ®nbe iJloöemBer) Bet)alte iä) mir üor mit ©ereniffimug ^flncEfprac^e §n nef)men. ^rül^er mürbe ni(^t§ nü|en, ......

^oft ®n etma§ üon ©eeBocf) erfat)ren? SOime. ^al'ergi lann ®ir am Beften nnb fügfamften oI§ SSermittlerin in biefer ©ad)e beplf* tief) fein.

SO^oge ®ir in Slllem fo ergeben, mie öon ^erjen münf(^t

®ein

SSon ber f^ürftin ^oBe icf) fef)r gute Sf^a^rid^ten. SS af)rfc§ einlief) tüirb fie noc^ einige ßeit in Sflom öerbleiben.

Sm Dctober erfd)einen Bei §ärtel bie 2 legten ber 12 fi^m^l^oni^ fd^en ©ic^tnngen „§amlet" nnb „§unnenf(f)Ia(f)t" mit ber nä(^ften Gelegenheit naä) ^ari§ fc^ide id) ®ir mein Sieb er=@amm elf urium.

307.

SJiein lieBer Üli(f)arb !

(S§ ift ganj ^jaffenb nnb angemeffen, bo^ S)u ber ^rau ^ringe^* ülegentin ©eine ®on!e§'5lufn)Qrtung in S3aben'S3aben maifift. S3ei ber on§gefprD(i)enen SSol^Igeneigt^eit, meldte bie ^rin^e^ für ®ic^ liegt, nnb ber Bekannten S3emä!t)rt^eit it)rer©t)mpatf)ien mirb fie getüi| ni(f)t unter* loffen auf bie ©eftaltung ©einer nödiften 3Sert)ättniffe fe^r günfttg ein» gumirfen. ©eine perfonlic^e ^räfentation ift am geeignetften bogu, if)r Sntereffe on ©einen Söerfen momögüc^ nocf) gu fteigern. ©o§ ift

271

Me§ ebenfo rtd^tig a\§> ertrünfcf)t. 5tnbrerfeit§ aber tnfft fid) fd^Itmm für mid;, \)ü'\i id) ntc^t nad) S3abeu !ommen !ann. ©rfpare mir bie Stitgobe meiner ©rünbe ; S)u irürbeft fie oielleid^t ganj mtferabel finben, unb bod) ftnb fie fategorifc^ negatit) beftimmenb. Dbgteid^ ic^ Tiidjt ganj annehme, ha'^ ®u fc^on ©onnabenb nad) ^ari§ jurüd reift, fo wäre mir bod^ bie gro^e §aft unfre§ je^igen 2Sieberfef)en§, inSbefonbere bei ber $8aben'fd)en 2anbf(^aft§=©taffage, peinlid^. S(^ f)atte micf) jmar eingerid^tet, biefe S^ac^t objureifen, nnb ber @nt= fd^hif3 auf bie ^reube, ®i(^ miebergufetjen, §u üerjid^ten, fällt mir feljr fdjwer. SfliditgbeftDtüeniger mu^ id) für beffer t)alten, eine für un§ $8eibe beffere Gelegenheit abgumarten, bie, njie gu l^offen, fid) balb finben mirb.

$ö. mar bei mir, a\§> ®ein Srief üom 10. 5(uguft anlangte. @r !am öon Sßie§baben, mo man Sid) gu einer SSorfteEung be§ Sot)engrin (mit 91iemann) ermartete. Seiläufig gefagt, an Xann^äufer unb So!^engrin=5lup^rungen mirft ®u in biefen ©egenben feinen SOknget leiben, ©ei nur etmag nad^fidjtig unb refignirt über bie 9}Z ä n g e ( bcr= felben.

9JfiPeute ni(^t mein !^eutige§ ßurüdbleiben. @emi^ liegt fein Ouintel tion Säffigteit ober @goi§mu§ barin mais tout bien eon- sidere je dois faire aiusi, pareeque cela vaiit mieux pour vous unb ic^ bin überzeugt, ba^ ®u mir fpäter nid)t Unred)t geben mirft.

®ein 14. 5(uguft 60. äße^mar. g. 2.

?[Rein gnäbiger §err, ber ®ro^f)er5og, fprad) mir fetjr angelegent- lich üon ®ir biefer Xage nnb ttjeilte mir feinen Sßunfc^ mit, ®id) t)ier §u fef)en, morauf ic^ i^m bemerkte, ba^ bo^u einer befon bereu SSerauIaffung je^t bebürfe. Übrigen^ braud)ft ®u nid)t §u öergeffen, ha"^ er fid) mehrmals, münbtid^ unb frfirifttid^, bei bem ^önig üon (Sad)fen für S)id^ öermenbet f)at.

272

308.

^ari§, 13. ©ept. 60. Stefier grans

©rft ^eute lomme id) baju, mir ettüaS 3^^^ unb (Stimmung gu ge= tüinnen, um ®ir etoa§ gejammelter ju fc^reibeu, al§ ic^ bie^ getnö^ntic^ tt)ue. SJ^eine legten, !ur§en SSriefe an ®i(f) njaren ber ?lrt, ba^ mir eine (Sc^ulb gu entrid^ten übrig bleibt.

©einem in S5aben üon mir er{)oItenen SSriefe mu^te i6) burdfiau^ 9lec£)t geben; mef)r aber, iä) fc^ömte mii^, ®ir ein fo flüchtiges unb har bei für ®i(f) fo umftänblic^eg Sßieberfe^en angeboten gu ^aben. S)ie ©ad^e öerf)ielt fi(f) einfai^ fo :

Sin einen längeren Sinkflug nac§ ©eutfi^tanb mar meiner ©eit§ jep gar nic!)t gu beulen, fo ha'^ icf) einen (fo lange gemüuf(f)ten!) orbent* Ii(i)en 33efuc^ bei S)ir für biefe§ Saf)r gar uic£)t in'§ 5luge faffen fonute. (Sine flüchtige Unterbrec£)ung meines maf)rlid) nid)t erfrifcEienben 5Iufentf)a(te§ in ^ari§, mar mir aber bennod) fet)r münfd^en§mert!§. SSJieiuer ^rau f)atte id) üerfprod^en, menn mögtid), fie in ©oben abgu= |oIen: ben 3fit)ein f)atte id) aud) nod^ nie gefei)en; auf ber preu^ifc^en (55efanbtf(^aft fagte man mir, bie ^rin^effin ö. ^r. merbe biefer Sage am W)dn eintreffen; ber fäc^fifc^e ©efanbte fagte mir, märe i^m fetir Heb, unb mürbe auc^ bem^önig öon ©ad)fen angenehm fein, mennid^ ber ^ringeffin für i^re X^eilna^^me an ber jule^t mid^ betroffenen @nt^ fdjeibung banlte. S)iefe oerfdfiiebenen 9fiuancen bilbete id§ gu bem ganj fleinen ^tan einer gang Iteinen 9flt)einreife au§, mie er meinen bürftigen i^inangen etma angemeffen fein Jonnte; ein bi§ §mei Sage SSergrö^erung be§ flaues l^ätte mid§ in bie peinlid)fte SSerIegenf)eit bringen muffen. S)a^ id) aber an einen Xage§aufentt)alt in ^ranffurt nid^t beulen fonute, of)ne babei auf bie SJiöglic^feit, ®id) gu umarmen, gu gerat^eu, finbeft ®u mot)I anä) erllärlid^? ®a ®u nun nid)t fommen fonnteft, mar mir unmoglid^ in ^ranlfurt §u märten: begreife marum? Sd) magte bie S3itte, mir nac^ S3aben, motjin mein enger, finongieE fo fe^r bebingter ^lan mid^ mie§, nadi^ulommen; begreife aber bie @rünbe, bie ®ic£) abhielten, bortf)in mir gu folgen. (Sntf^ulbige je^t nur aud^

273

niic^, wenn td^ für bie§mal unfer 2C5teberfe!f)en gett)iffermQa§en nur in einen anberweitigen '^tan meinerfeit§ ()ineinfcE)muggetn wollte: bie 23er= füfirung §u biefem 35erfudje lag aber fo na!^!

@et)r Unred^t Ijaft ®u aber, §u glauben, ba§ nur eine gans „be= fonbere SSeranlaffung" mid) ju einem 93efuc^e in SSeimar würbe be= ftimmen !önnen. ©taube öielmefjr, ^ia'^ babei bleibt, wa§ ic^ bem @ro^i)er§oge oor Sauren in Supern jagte, al§> er mid) frug, ob iä) mid^, für ben f^att meiner Stmneftie, wof)! würbe entfd^Ue^en !önnen, bann unb wann mic^ in SSeimar aufzuhalten? Sd) erüärte i^m, wa§ mid^ ftet§ öorjugSweife nac^ SSeimar ^iefien würbe, werbe ber Umgang mit ®ir fein, f o ba^, fo lange ®u bort wäreft, aud^ id^ oft in SSeimar ein= fetjren werbe. ®u begreifft nun, t^afi in meinen 33e5ief)ungen gu SBeimar glüdüc^erweife gar nichts öeränbert werben !onnte : im ©egen- tt)eile barf id^ nun I)offen, bie 2Bof)It{)at 2)eine§ Umganges nid;t mefjr burd) meine Setljeiligung an jebenfaüg ungureid)enben Äunftleiftungen (id^ fpred^e öon ber Dptx) er!aufen gu muffen. @ei alfo fid)er, ba^ idf) midf) nun meljr al§ je auf ben ^ag freue, wo id) meine (Segel auf bie 5IItenburg §u fpannen !ann !

9[Reine (Stellung gu ®eutfd)Ianb bleibt übrigens nod^ fe^r getrübt. 2)u wei^t, ha'^ id) Weber amneftirt nod^ begnabigt bin, unb mir eben nur oerfprod^en worben ift, öon bem 5(u§lieferung§red)t in benjenigen Italien abgufe^en, wo id) gum ßi^ed ber 5tuffüf)rung meiner 3[öer!e ein beutfdfjeS S3unbeSgebiet betreten woüte, beffen 9iegierung i^re 3«ftim= mung I)iergu geben, unb öon ber fädf)fifd§en 9fiegierung bie (Srlaubni^ be§'f)alb einfjolen werbe, ©djcn meine fed)§tägige 9^t)einreife t)ätte id) nidf)t bis SBeimar auSbet)nen fönnen, ofjue ^uöor für bie Erfüllung jener Sebingungen geforgt gu ^ben, fobalb id^ fonft nic^t bie fäd^fifdje Ü^egierung fogleic^ anfangs ^ätte beleibigen wollen. Slud^ unfre beutfi^en ^otentaten !önnen nod^ in feiner 2[öeife bireft fid^ mit mir befaffen, benn immer bin id£) nod) unter potitifc^em S3ann. Sin be^ beutenbe unb auSretd)enbe ©ntfd^Iie^ungen gu meinen ©unften fann ic^ bat)er öon Seiten feines .^ofeS nod^ beulen , unb bie ^läne für bie Aufführungen meiner legten 2Ser!e finb ba^er nod^ um nid)t fet)r öiel gefbrbert. Unb bie^ ift um fo erfid^tlidjer, als anbrerfeits ber ^uftanb iinfrer größten Cpernt^eater I)öd)ft abf^redenb ift: an 33 erlin 5. 33.

&*agnev u. Sifjt, Sriefwcrfifel. IL 18

274

fönnte i6) ho6) gar md)t ben!en, o^ne pgleic^ bie H)JögIic^!eit eme§ gängttd^en IXmfturäeS ber borttgen X^eater* unb ®tre!tton§=SSerf)ättniffe iit'S 5tuge gu faffen. Sc^ '^ann md£)t jagen, ba^ tc^ \o !üt)n tt>ar, mit ©rtüartungen etne§ bebeutenben ©ittbrucfeS öon btefer (Seite ^er, öor bie ^ringeffin ö. ^r. getreten ^u fein : icJ) tt)ar gan^ aufrieben, in ber ^ringeffin eöen bie erwartete, geifttiolle, gefc^eibte unb lebl^afte ^^rau §n finben, bie icf) mir üorgefteEt ^atte; genügte mir, i^r meine Sln= erlennung unb 2)an! für i^r ununter6rod^ene§ ©efoEen an meinen ^Ir- beiten au§subrütfen, ot)ne mic^ anbrerfeitS im SKinbeften üerleiten gu laffen, irgenb ujelc^en ^an, irgenb meldien SBunfd^ i^r mitgutt) eilen.

SBo fomit mein Xrjfton t)a§> Sic^t ber SSelt erbliden n^irb, ift mir §ur ©tunbe noc^ ein röt^felöolleg @ef)eimni^. 5lm Seid)teften fo f(f)eint bürfte mir jebocE) biefe Geburt merben, menn id^ bie ©ntbinbung bem ^önig üon §annoüer anüertraue. 9liemann Be^ f)au^tet, ber ^önig mürbe mir jeben (Sänger unb jebe (Sängerin fofort engogiren laffen , meiere id§ gu einer 3Jfuftertiorftettung meines 2öer!e§ nöt^ig !§aben mürbe, foBalb bie SSorfteEung in ^annooer ftattfinben foEte. ®a§ märe etma§. Siberat unb fptenbib in ^unftpaffionen f(^eint biefer ^önig gu fein : mir !ann nitf)t§ anbereS taugen, hoffen mir nun, ha^ er in meiner politifc^en Sage !ein Dbftacle erbticEen möge.

gür je|t nimmt mid§ nun mein ^arifer SSortjaben au§f(^Iie^üc§ in 5lnfprud), unb üerbedt mir moi)It^ätig ben S3Iic! auf mein gu!ünftige§ beutfc^eS SJJifere. S^ toeife uitf)t, meldte @erüd^te bei ®ud) curfiren über mir bereitete (Sd)mierig!eiten : fie finb üieHei^t gut gemeint, aber irrig. SRod) nie ift mir ba§ SJiaterial ^u einer augge* gei^neten Sluffü^rung fo öoH unb unbebingt guöebote gefteüt morben, al§ bie§mal in ^ari§ gur 5luf füi)rung be^Xann» £)äufer an ber großen Dper ; unb \ä) !ann nic^t anberS münf d^en, al§ ba^ je ein beutfd)er ^ürft für meine neuen SSer!e mir ein ®teic^e§ er^ meifen möcfite, al§ \üa§i mir ^ier ermiefen mirb. ©§ ift ber bisher ein^ ^ige Xriumpl) meiner Äunft, ben id^ perfbnlid^ erlebe : id) ban!e i§n htm ©rfotge meiner 2!Ber!e in ©eutfc^Ianb, bie mir fo marme S3e= munberer §ufüt)ren lonnten, ha'^ auf i^r SBort f)in ber ^aifer fid£) ent- fcf)üe|en fonnte, einen mirüic^ !aif erliefen S5efe^I gu geben, meld^er

275

mid) je|t jum 9JJetfter aüe§ 9JlateriaIs mactit, unb mir ©c^u^ gegen jebe Sntrigue giebt. ®ie enblicf) lüirüic^ md) Ijödjfter SOiöglid^feit ge= hingene Überfe^ung lü^t midj und) jeber (Seite Ijin einen glüdlic^en Srfolg fioffen: ber be[t möglid)en ©enger bin id) üerfid^ert; für jeben ^uieig ber 2(u§ftattung Ijerrfd)! ein ©ifer unb eine Sorgjamfeit, an hu id} t)on2}eut|d)Ianb f)er n^eniggenjo^ntbin. 2)a§ fämmtIid;eS)irectionö= :perjonaI ge^t mit 2u[t an eine 5(rbeit, bie it)m eine intereffantere ^e= fc^ättigung, aU bie gewoljnlidje üerfprid)t. 9(uc^ id) hctxad)tt bie <Sad)i ern[t: öon mir in ber "^Partitur erfannte ®d)n)äd)en nierben ent* fernt; mit großer 2u[t bearbeite ic^ bie gro^e 33enu§=(2cene neu, unb gcbenfe baburd) ber Sadje jet)r gut gu t^un. 2(uc^ bie S3aüetfcene toirb, nad) einem oon mir erweiterten ^lan, gong neu auggefü^rt.

Seiber bin id) uod) nid)t §um eigentlidjen beginn biefer nöttjigen 5(rbeiten gefommen. Si§ gu meinem legten 9it)einau»f(ug t)ielt mid) au5fc^(ie|Ii(^ bie Überfe|ung befd)äftigt. ßii^-'i^cfs^^^^j^t (jotte id) ju» uüc^ft eine üeine jdjriftfteüerifdie Slrbeit auggufü^ren, me(d)e je^t eben er[t beenbigt ift. 9Jir. ^reberic SSillot, über ben ®ir öietleic^t §.fd)on gefprod^en f)at, forberte mid) ju einer §erau§gabe meiner Dpern=®ici^= tungen in projaifdjer Überje|ung auf, unb biefer foüte id} ein, meine Sbeen ejpIigirenbeS SSorwort beifügen. ®a» 'i)aht id) benn nun getl^an. Sd) ben!e, ba§ Cpu§ wirb fpätefteng 5(nfang Cctober erfc^einen. Se|t ift Stüe§ bereit ju ben groben: leiber mu^te ii^ mid^ fd)tiefe= tic^ nod) gegen ben 58art)toniften erflären. ^oulb mu^te nun fog(ei(^ Auftrag gum Engagement eine§ ueuen ©änger§ geben: bod) finbet fic^ nid)t ba§ Siechte, unb IjierauS ift gunäd)ft noc^ eine fleine 35er= jögerung entftanben, bei meldjer jebod) nic^t eine ©pur üon böfem SSiüen irgenb einer (2eit§ bett)eiligt ift. SOZ., ber f)ier je|t fein fc^eueö SBefen treibt, !ann am ®nbe nid^tä gegen ben ^aifer unb bie ©ac^e au§ri(^ten : er fuc^t fid^ bagegen ber guten Engagements, bie man gu meinen ©unften gemad^t, ^u feinem fpäteren 93ortt)ei( §u oerfid^ern. 9lun, t>a§> gönne id) il)m. ^nitiatioe ^atte biefer 9Jienfd^ bodf) nie.

©0 tjoft ®u, Siebfter, ungefähr einen Ueberbtid über meine Sage unb mein treiben. Wid) babei glüdlic^ §u füf)ten, wirft ®u maf)r= fd^einlid) nid)t öon mir ermarten: bod) empfinbe id) bie 9iuf)e beö '^a-- tauften, ber fic^ feinem^ ©djidfate überlädt, üielleic^t öermunbert über

18*

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bie oft fonberbare 5trt, tote ü6er mtd^ bisponirt unb mid^ in unt)er=^ mut^ete S3a!)nen leitet im ©tiEen mir fagenb : mu^ am ©nbe- tüoi)I fo fein!

Wlit eigentli^en ©rauett ben!e id) je|t nur on ®eutfc|Ianb unb- meine für bort berechneten gnütnftigen Unternet)mnngen. SSer^eifie mir @ott, ober id§ fe^e bort nur S^IeinlidjeS unb (Srbärmli(i)e§, 2ln* f(i)ein unb ®ün!e{ ber @ebiegen{)eit, of)ne allen realen @runb unb Stoben. §albt)eit in Slttem unb Sebem, fo ta^ id) ben Pardon de- Ploermel boc£) nod§ am ^nht lieber in ^ari§ fet)e a(§ bort, im ©chatten ber berühmten, glorreichen beutfd^en ®id)e! Slud^ mu^ id>' ®ir gefte!^en, ha% mein SBieberbetreten be§ beutfc^en S3oben§ auf mi(f) nic^t ben minbeften (Sinbrud gemad)t f)at, pd^ftenS ha'^ \<i) mid) über bie ^Ibernt)eit unb Unge§ogenf)eit ber @prad)e um mic^ (jerum oer- munberte. ©laub' mir, mir f)aben !ein SSaterlanb ! Unb menn icfy „®eutfd)" bin, fo trage ic^ fid)er mein ®eutf erlaub in mir; unb bie^ ift ein &IM, benn bie SD^iainger ©arnifon t)at mid) nid^t eben be* geiftert.

X. f d)eint mir ^u grollen : ic^ mar gule^t ärgerlid) gegen it)n, unb jmar im @inne be§ geärgerten Dptimiften. Sd) begreife fo üiele§ nidjt ; unb man mu^ mir bie^, bei meinem fonberbaren Seben, ^u gut ^alkn. de. fc^eint fid) mir gu fe!t)r gu gerftreuen, gu oiel §u unterne!§men, unb baburd) ba§ Compacte, ©ongentrifdie §u oerlieren, beffen ber rechte äRenfd) fo nbtljig i)at. Sc^ !ann fo etwo§ nid)t sufe^en, of)ne in pein* Iid)e ©timmung gu gerat^en. 2luf ber anbren ©eite t^ue id) aber mieber fo fef)r Unred)t, gerabe Sentanb, ber mir fo fel)r freunb ift, nid)t an§unet)men, mie er ift. Unb mie oiel @runb ^abt id), 9£'^ greunbfd)aft ansuer!ennen! (Sr foE mir bal)er nid)t§ übet net)men, unb mad)en, mie er £uft f)at : nur folt er gumeilen etma§ pünftlid^er mit 33riefen fein!

@Iaube mir, tro| ber ^arifer Umgebung lebe ic^ furd)tbar ein* fam, mä^renb ic^ mir S)ic^ gar nid^t anber§ ben!en lann, at§ immer in Umgebung, felbft in äöeimar. SSielleic^t fteüe id) mir ba 90^and)e§ aud) irrig oor. 2Benigften§ lie^ mid) Wah. ©treet bie^ !ürälid) mer!en, at§ fie mir über i^ren S3efud) bei ®ir fd)rieb. ®u feieft fef)r traurig gemefen, miemo!)! fonft red)t gefunb. 9fiun, marum S)u gerabe luftij

'li I

jein joüteft, tüü^tc \6) tüaf)rlid) and) ittd)t ju Begreifen ; bennoi^ f)at mid) biefe 9JJittI) eilung fet)r betroffen, nnb 9JJab. 3Ö., ber ic^ baoon ^lad)rid)t gab, Xüox ganj erfd^roden. ®u fiet)ft, baJ3 ®u etwas an Sir f)aft, n)a§ Sic^ im§ immer in ©lanj nnb ßid)t barfteüt, nnb un§ fd)n)er Begreifen laffen will, w ®id; eigentlid) tranrig madjen fönne. ^m fdjWerften mag \6) mid) entfd)liej3en, ben @runb '^ierüon in Seiner S^erftimmung üBer f)ie nnb ba üorgef ommene ftnpibe 3(ufnat)me Seiner SBerfe ju fnd)en ; benn bün!t mid) , Dliemanb Beffer wie Sn muffe wiffen, ba^ biefe SInimofität nie Seinem SBerfe, fonbern ftet§ einem falfc^en £id)te gilt, in weld^em Su bem ^anfen crfd^einft. Siefe§ Sid)t, \>a% Sid) al§ eine fo anSnatimämeife (Srfd)einnng geigt, ba§ jebe Sänfc^ung i^r gegenüBer leicht anffommen fann, fällt f)ie nnb ba §n ftarf, namentlich auf bentfc^e Singen. Sd) glauBe bat)er, Su tf)nft red^t, biefer Beleuchtung Si(^ foöiel wie mögtid^ gn entgieljen, unb Seine ISSerfe, ot)ne bie minbefte Sorge barum, eine ßeitlang fid^ gang allein j^eigen gu laffen. (Sine§ fd)on gewinnft Su: bie (Srfparung ber per =^ föntic^en S3erü{)rung! %6)\ {)ier ift \a 5I(Ie§ miferaBel, unb glaube mir ! wä^renb mon ,^a^ §immelreid) ju jwingen fud^t," brüdt man nur auf ben §ölIen!otI)! 9^ein'. So§ §immelreic^ !ommt wie ber

©c^taf. So^ genug be§ ißaguen! Sa^' un§ Batb wieber ju*

fammen fein ; bann wollen wir fef)en, wie wir aller Sraner wehren ! Salb bin ic^ nun einmal länger Bei ©ir!

@ott fegne Sid), mein ^^i^ang! §alte mein langes @efd^wä| meinem SSnnfc^e gn gut, Sir einmal wieber naf) gn fein !

Xanfenb @rü§e oon Seinem

9?. SB.

309.

21. ©eptemBer 60. 2Set)mor.

Sein ^errlidier Brief, lieBfter 9f?id)arb, lä^t mid) wieber in fjo^er, reiner 93erge§=2uft aufat!^men. Su wei^t, wa§ id) Bebarf, nnb fpenbeft mir reid)Iid^ft. '^Oi\i mufete \6) Befürd^ten, ba^ Su mein 9Uc^t = ■(Sin treffen in ©oben unb 93aben anberS benteft nnb freut mid^ {)er§tid) öon Sir barüBer Berichtigt jn fein. 6o wie id) Sir

278

fc^rieb, toar mtrunmögliciE) öon t)ter üor bem 16. 5Iuguft (®on= tterStag) aBgufomtnen ; nun tft ba§ 3lIIe§ öorBei, unb Su f)Q[t mir öergie'^en. @pred)en tt)tr alfo tüeiter. 2Bte fe^r td^ ftolg auf ©einen ^iefigen SBefud^ fein toürbe, unb wie tt)o{)It^uenb unb !räftigenb ein längeres ßufammeufein mit ®ir auf mid) einmir!en mu^, braucJie icfy nic^t p fagen. ®oc^ i)otte id§ für ftia^rfc£)eiutid^, ha'i^ ic^ S)id^ ju* nädift in ^ari§ Befurfie, tooju ic^ olterbingS bie ßeit erft bann "beftim* men !ann, wenn ba§ forttt)äf)renbe(S(f)tr)an!en unb ©cfitüeBen ber Sld)f e meiner ganzen SSer^ättniffe aufget)ört, ma§ bod^ enblid^ Batb eintreffen mu§! ©einen Ijiefigen ?lufentt)att anbelangenb , Bleibe ic^ baBei, tt)a§ \ä) ©ir unb Slnberen auSgefprodien. Wm ift ©ir in 2öet)mar eine Bef onbere 3lu§sei(^nung fdjulbig, unb {)anbelt fic^ barum, ®ir eine paffenbe unb genügenbe SSeranlaffung ^u Bieten, ©id^ !£)ier gu prä* fentiren. ßmar ift anwerft lieBenSmürbig öonSir, unter bem D'lamen Sßet)mar f)auptfä(^Iici^ mic^ gu öerfte^en. @ott göBe, ba^ biefe ©t) n 0= nt)mie (in !ünftterif(^en ©ingen) etmaS beutlid^er ^erüorträte, meine 9f?at!^fd§Iäge Befolgt unb meine Billigen SSünfd^e erfüllt würben ! ©ie§ ift aber !aum mef)r §u erwarten, unb id) mu^ nad^ biefer ©eite §u wie natf) anberen mid^ eBenfo refignirt aU entfd^Ioffen unb entfd)ieben Be» wät)ren. Ue6rigen§ Bin icf) mit ©einer S5eurtt)eilung ber ^iefigen ,je* benfalls unsureic^enbenÄ'unftteiftungen" gänglict) einöerftanben; bod^ !önnte unb follte l^ier 9Jtand§e§ gefd^e!^en unb üor 5IIIem für ©id^ unb ©eine SBer!e. ©u wirft Begreifen, ba^ id^ öon biefer 5tnfid§t nic^t aBweic^en !ann unb mein SJJögüd^eS b'ran fe|e , fie ^u öerwirflid^en. ©ie Beöorfte^ienbe 9ftiengi=?tuffü!§rung !ann annäJiernb-

bagu öer|elfen

^annoöer {)atte id^ für ein gutgewä!§Üe§ Xerrain §ur 1 . ^Tuf* fü{)rung be§ Xriftan. ©er ^önig Bezeugt fic^ fplenbib für fein '3:;|eater,. unb wenn i^m bie 'Baä^t öon bem gel^örigen @tanbpun!t avi§) borge* fteltt wirb, ift gu erwarten, ba^ er ©eine 5lnforberungen unb SIB= fiditen erfüllt. Seiber !ann id^ ©ir baBei nid)t bienen , benn id^ öer* ban!e bem Befonberen (Sinftu^ einiger meiner „^reunbe" eine ent* fc^ieben ou§gefprod§ene 3Jii^gunft ©einer aJ^ajeftät, wogegen id^ nid^tS- anbre§ t!§un !ann , aU fie ru{)ig unb refignirt ertragen, f olange ber ^önig fid^ nid)t eine§ Sf^ic^tigeren gu Befinnen geruijt. ©tüdlid^er*

279

tüeife aöer tft ®ir S^icmmm mit £ci6 unb Seele, S8ruft= unb S!opf= ©timme ergeben, ©r toirb getui^ Stlle§ aufbieten, um ben Xriftan pr fcenifct)en (Sntbinbung ju bringen.

SBerlin unb Söien bürften unter ben gegebenen SSer^Itniffen nod) titüa^: äögern; unb ba§ übrige in allen 9^ egatio neu einige Sentfdf)- lanb wirb tiermutl)lic£) befonnen abwarten molten, bt§ ba§ Äameel ein^erfi^agiert, um bann in ^-olianten anfsufud^en, wie baSjetbe §u be= jc^reiben, ju würbigen 1 €> faule 9fiieberträ(i)tig!eit, Sein 9^ame i[t Äunftäuftäube!

Sn SSieSbaben, gran!furt, Sarmftabt unb id^ wei§ nic^t, wo überall, f)arrten fie auf SBagner, unb wollten if)nXannf)äujer, 2of)en= griu :c. birigiren ober wenig[ten§ antjören feljen. Stn allen erbenflic^en @ntl}ufta§mu§=33e5eugungen ^ätte babei gewi^ nidjt gefeljtt. SSor einem 2öer! ober mt Xriftan, wo jeber beim erften Stnblid ber ^ar= titur jagen mu^ : „e§ ift etwa§ Ungeahntes, SSunberbareS, @ublime§", \)a öerhiec^en unb öerfteden fid) aüe bie ßaffen!

SSon bem ^affu§ ®eine§ 33riefe§ über ha§> bereitwillige @ntgegeu= fommeu be§ ^erfonalS unb ber ®ire!tion ber großen Oper in ^ari§, bem !aiferlid)en 93efet)l infolge, t)abe iä) mir erlaubt, ©ebraud) ^u matten, unb ®u wirft in ber näi^ften S^lummer öon S3reubel etwa§ 6orrefponbirenbe§ aU ßonefponbeuj^Slrtüel lefen. D^atürlic^ mu^te mon aber einiges nur gu 2Ba^re unferen bieSf eiligen lbblid)en 2lugewol)nl)eiten etwal anpaffen. ®a ic^ S3reubet genannt, will iä) 5)ir nod) eine Sitte oortragen, namlii^ hcL§: SSorwort, weld)e§ ®n ber fransöfifc^en Überfe^ung ©einer ®ramen beifügft, gleid^seitig mit ber ^arifer Verausgabe in ©eutfc^lanb gu tieröffentlid^en unb gu biefem ßwed Sein, waljrfc^ einlief) Seutfc^ gefc^riebeneS, Original ent= Weber Sörenbel ober fonft einem SSerleger gujufenben. Überfe^t wirb biefeS SSorwort jebenfatts, wenn ®u nid^t mit bem Original gnoor^ fijmmft, was jebwebe SSerbaKljornifirung Seiner Sbeen unb SJJit* tt)eilungen (ftt)liftifd) wenigftenS) t3erl)inbert ! ©oHteft Su aber fein beutfd)eS ßoncept baöon öorl)anbeu l^aben, fo fällt meine 93itte weg, benn eS wäre guoiel öon Sir »erlangt, bie Slrbeit ein §weiteSmal gu mad^en.

9Jiit ber Überfe^ung beS Xann^änfer bift Su alfo gufrieben.

280

9ffuTt, ha^: freut mitf) ungemem, benn tc§ ge[tet)e ®ir, ba^ td^ für !etne leidste ^lufgabe f)atte, Seine 2Ber!e 2) einem @inn gemä^ jn frongöfiren. Sluf bie Umgeftaltung ber 35enu§=(Scene fotnie be§ 33a(= Iet§ bin ic§ fet)r begierig. SSenn ®u bamit gang in Drbnung bift unb bie Slbfc^rift beenbet, fannft ®n mir tiielleic^t bie (Sügge ber neuen €nberungen ouf ein paav S^age Iei!)en. ®od§ tüill ic£) t)offen, bo^ bie^ ni(^t not^ttJenbig fein ttJirb, unb ic^ ®ir mit meinem SSefud^e sutior^ !omme.

SSa!§r(id§, lieber 3flid^arb, tüir gefjoren gufammen unb fo mu^ enblid^ auc^ fein. S^iimm l§cr§Ii(^en ®an! für ® einen lieben S3rief, ber mir in biefen trübfeligen Xagen eine |of)e, ebte ^reube gebracEit. Unter anbern !^aft S)u mein fürberf)in total :paffit)e§ SSert)aIten ber Sluf^ na'^me unb SSerbreitung meiner 2Ser!e gegenüber (morin mid) anbre ^iemlicl mi^öerftanben) fe^r fein, richtig unb treffenb aufgefaßt. 'ää)\ SSeIc£)e 2öo!)Itt}at, öon SluSlegungen unb Deutungen gemiffer SDinge €ntt)oben gu fein!

@ott fegneS)id£) ! tiebfter 9f^i(f)arb, unb erhalte Sid§ frifd^, mutt)ig, aufrecht ! ©ein

S. Stfst.

Stn 1. fc£)reibe id^ nod£) '^eute unb gebe i^m ^Rac^rid^t üon ®ir.

310.

^ari§, 24. gfJoö. 60. 3. rue d'Aumale.

Siebfter ^rang !

SSergeif)! nur wenig ßeilen! Sc^ bin feit 4 3Boc|en f^ftjer franf, itnb er:^oIe mid) nur unmer!Iid§. 9^o^ ift meine ©d)mäd§e au^er^ t)rbentticf).

Sc§ !§Qbe eine bringenbe SBitte. ®en!e ®ir, ba^ id^ rid^tig nun fein (Sjem|)tar meine! @ebid^te§ öom 5JlibeIungenring befi|e. Sc^ tüitt t)erau§geben, unb töei^ nid^t, moljer ba§ (Sjemptar nei)men, tüonad^ gebrudt merben foll. ®a entfinne ic^ midf) benn, ba'^ id§ jeiner ^eit eine gro^e Slngal}! üon ©jemplaren nad^ SSeimar gefd§i(ft

281

{)aBe: Ijat bort folc^e Slbonbonce ftattgefutiben, ha^ [Wk id) glaube S)raeje!e mir erjäfilte) ba§ $Buc^ felbft beim Slntiquor ju laufen lüar. ©ei nun fo gut, jammle mir ein (Sjemplar ein einzig mit 93erü(f[id)tiguug meiner 9f?ott) ! unb frf)idfe mir jdjleunig[t ju ! I 2Senn fid; gegenmärtig burc^auS nurnoc^ jolc^e Sefi^er finben follten, bie nic^t über if)r ^erj bringen tonnten, ha§> ©i'emplar mieber !E)er= ouSjugeben, tro| ber großen SSerlegen^eit be§ 93erfaffer§ fo tier= fpred)e id), baffelbe (Sjemplar nad) Seenbigung be§ neuen ®rude§ tüieber ^urüd^uliefern. ©omit lüäre boc^ felbft für ben feurigften f^reunb meine! ©ebid^teS bittig, mir ein t)orüberge^enbe§ Dpfer ju bringen.

2l(j§ ! 9}är bridjt ber (Sd)meif3 aii^, id) !ann nic^t me^r fc^reiben I ^omm' nad) ^ari§, tt)ie^u Oerfproc^en^ unb mad)e mid) glüdtid^ 1

®ein Ü^. 293.

311.

SiebfterÜii^orb!

3unä^ft I)abe ic^ ®ir ein ©jemplar Seiner ^f^ibetungen beforgt. §err 9f?egierung§=9lat^ SJiütter mar fo freunbli(^, mir ha§> feine für ^iä) gu überlaffen. ®a§fetbe mürbe geftern burd) ben Sourrier ber f)iefigen fran5öfifd)en ©efanbtfc^aft nad^ ^ari§ (nebft bem neuerfd)te^ neuen Suc^ „Söagner unb ba§ 9J?ufi!=®rama öon ^^ranj DJZütter") ejpebirt. ®u I)aft ba§ üeine ^aquet in ©mpfang ^u nel)men bei:

Monsieur Leree clief de bureau des departs, au ministere des affaires etrangeres. (S§ ift nid)t üblid), ba^ ba§ SJ^inifterium ^rioat=3iif^^^iW9£^ beforgt; folgtid) mu^t Su ®ic^ entmeber felbft gu äJJr. Seree bemühen, ober ein paar ^dUn an if)n rid)ten.

S^ tuar au(^, gleid^^eitig mit ®ir, eine gan.^e SSod^e im 58ett. giebt (Stimmungen unb 3#änbe, mo unfer (Sinem ba§ pl)t)fifd)e ^ran!fein Ieid)ter befommt ot§ bie unnnterbrod^ene g-ortfe^ung ber §iatag§^9Jiül)en unb Pagen!

SSann fommt bie franjöfifc^e 5tuflage Seiner 3 Dperu = ®ic^= tungen? SBeld^er 33erleger übernimmt bie Verausgabe ber ^flibetungen?

.— 282

§a[t ®u S)i(f) mit ©i^ott orrattgirt in ^Betreff ber 3Ser5ffentHc|ung ber Partitur be§ 9fl!^eingoIbe§ unb ber SBaÜure? ©ieö mir S^lad^ric^t über biefe brei ?Ingetegent)eiten.

®te 1 . Sluffütirung be§ Üüensi i[t !)ier für ben 2. SBei^nadfit^' feiertag angesagt. Sc| i)abe me'^rere groben baöon geleitet uttb mid^ §u ben übrigen öerpfticJ)tet; öon üornl^erein aber anf i)a§> ®ntfd)ieben[te bie ©ireltion ber ?Inffü£)rung abgele:f)nt. ®iefe tt)irb für bie fjiefigen SSer^öItniffe eine glängenbe fein -- unb S).'§ (Srtüartungen in SSe^ng be§ Waffen < Erfolgs gänsti^ erfüllen. aJJnfi! = ®ire!tor ©tör, ber ouc^ ©eine 3 anbren Dpern feit meinem fe|r befinitiöen Abgang öom ^^eater birigirt, übernimmt bie Seitnng be§ Ülien^i. Unfer ^erfonaf ift mit Siebe nnb S5egeifterung babei.

51I§ ßapalie melbe \ä) ®ir, ha^ SJiüEer in ®re§ben (girma 9J?efer) näd^fteng jwei XranScriptionen öon mir, be§ „@|)inner*ßiebe§" (§oI= länber) unb »Santo Spirito Cavaliere« (S^iensi) !§erau§giebt.

3Son meinem kommen gu ®ir nad^ ^ari§ f^rec§e ic§ ®ir nur, tt)enn ic§ ®ir ha^ S)atum fieser angeben !ann. ®§ foE nid^t mel^r lang banern! 2. ©ejember 60. SSetimar. ©ein

S.S.

312.

5ßori§, 15. ®ec. 60. Siebfter i^i^ang!

^eine Gräfte !ommen nur fef)r langfam toieber, unb tüaS meine SSiebergenefung fo fe|r erfc^njert unb für je|t fogar unmöglid^ mac^t, finb bie au^erorbentüdfien ^Inftrengungen unb Slufregnngen , benen ic^ meine faum fic^ er^^olenbe @efnnbt)eit au§fe|en mu^. SSJieine gange XageSbefd^äftigung beftef)t barin, ba^ id^ burdf) öu^erfte ©d^onung unb burd^ ©ntl^ottung öon jeber anberen nod^ fo geringen X!§ötig!eit mir mögtid^ mac^e, bentäglic|en groben ber Dperbeijuwol^nen. ©ieSorre!^ turen öom Ülfieingolb, ttjetc^e§ ©(i)ott'§ fo gern gu SBei^nad^ten öer* off entließt l^ötten, liegen feit fieben SSod^en auf meinem Xifd^e, ot)ne ba^ ic^ fie förbern !ann. ©d^üe^e barau§ auf meinen ^i^ftanb unb

283

entfcfiulbige mid) für SldeS, tüiiS Sir anftö^ig meiner ®eit§ fein !5nnte.

@o üerjei^e mir benn and), \)a^ id) erft ^eute bagu !omme, für bie ßufenbung be§ SUJütler'fc^en SjempIareS meiner S^libelungen ®ir jn ban!en. Sieber ®ott, \d) tüoüte gern and) biefe §eran§ga6e beforgen, nnb brängte ®id) be§f)alb ; j;e|t Ijabe ic^ ta^ ©jemplar, unb id) !onnte nocf) gar nid^t anfei)en. 3(ncl^ has, ^nd) ®ir p^nfc^icf en , war mir md)i früher möglid): ic^ fd^rede oor jeber S3eforgnng gnrüd, nnb an^erbem ttjirb man üon ^arifer S3nd)t)änbtern fd)aubert)aft na^Iäffig bebient. ®a§ Original meines Sriefeg an SSiüot (bentfd)) mirb ®ir tt^aljrfd^einlic^ f i^on jn 5tngen ge!ommen fein, ^d) '{)abt meinem Seipjiger S5erteger bei biefer ganzen ©elegenljeit nod^ nic^t eine QdU fc^reiben !önnen.

i^ür ben Xann^änfer l)aU id) nod) bie grofee nene ©cene ber 5ßenn§ 5U inftrmnentiren nnb bie 93enu§berg < Xangmnfi! gan^ unb gar ju componiren ! ! SSie ha§i nod) pr redeten 3eit of)ne SSunber fertig merben foü, begreife id) nid)i\\

^ämft ^u boc^ nur enblid^ einmal nad^ ^ari§!

^od) nid)t§> tt^eiter fjierüberl ^d) tann mid) über nichts weiter öerbreiten erften§ meit ic^ gu menig mei^, unb ^tneitenS, meil id^ gebieterifc^ biefe ßeilen fd)Iie^en mn^ !

Seb' mo^I, unb fei taufenbmal oon mir gegrüßt! ®ein

3. rue d' Anmale.

313.

DJiein ^ot)er ^reunb!

SSie trifft, ba^ wir 2ßod)en unb 3JJonate fo nebeneinanber tierb leiben, wä^renb ic^ bod) fieser fü^Ie, ba^ mir innigft üerbunben nnb gleidifom geiftig jufammengefc^molsen finb, will ic^ liente nid^t beuten. ®u f)aft mo!f)I erfahren, metd)' peinliches Xrübfal mid) ab-- gef)oIten, ^nbt gebruar S)ic^ in ^ari§ gu befud^en. @ott fei San! finb je^t meine Befürchtungen etmaS geminbert .... unb ic^ beabficf)tige näd)ften§, §mifd)en bem 7. 9. Wai, in ^ari§ einsntreffen. (£§ fotl

284 '

a"6er öerf^tütegen fileifien, ha x6) irnxä) bte ötelen ^inberntffe, tuelc^e fic^ b{§f)er tneinen 9ietje|)Iänen e:itgegenj'tenten, ettoaS oBergläuBifc^ ge? töorben bin!

@o toeit ®u mir erlaubft, tnodite id§ ben ®ir burc§ Srenbel gemad)ten SSorfc^tag, Betrep ber 5luffüf)rung be§ 2. ?(!te§ be§Xriftan bei ber Xon!ün[t{er SSerfammlung (7.5lugu[t), beöortü orten, ©c^norr nnb feine ^rau i)oben [i^ bogu bereit erllärt unb bie übrigen IRotlen fönnen an[tänbig t)ier onggefütjrt tuerben. S^latürtii^ bürfte biefe fragmentarifd)e SSorfteöung nic!)t im ©eringften ©eine frü'£)eren unb toeiteren ^läne über biefe§ SBer! ftören ober beeinträ^tigen. Slud^ fjoffe i(f), ha'^ ®u mir fo öiel ^enntni^ ber SSer^ältniffe gutrau[t, um ©einen Söebenfeu bagegen im SSorauS Sftec^nung §u trogen. @ei jo gütig, mid^ einfach §u benad)ri(i)tigen, toie ®u barüber gen^illt bi[t. SSenn ©u un§ nic^t fpajieren jc^ic![t unb etwa unfre S3itte gün[tig aufnimmft, follen bie ge!^örigen ©d^ritte getrau werben. Sßo mögtid^ jc^reibe mir mit umgef)enber ^o[t tneil \6) nur bi§ gum 29. b. Wl. l^ier bleibe.. ©ein

18. 5tprü61. Söetimar. ^. ßif^t.

314.

^aufenb ©on! für ©eine t)erglic^en ßeilen, liebfter Slid^orb. ^oge bQ§ tücüfdie @c^ic!fal, waS un§ entfernt t)ielt, balb für immer tüeid^en!

@§!ann9^iemonb begreiflicher fein al§ mir, ba^ eine fragmentarifc^e ^uffü^rung be§ Xrifton©ir gerobe^u toiberfinnig erfd^einen mu^. Sd) bon!e ©ir, meinen SSorfc^Iag in fo milber Sßeife p beanttoorten unb ben bnrftigen 9Sert)ättniffen unb Umftänben, bie meine 3öir!fam!eit lö^men, Üiecfinung gu tragen, ©u fannft ni(^t glauben, tüet(^' pein= Iic^e§ ®efül)I für mic^ ift, nic^t§ Drbenttic£)e§ ©ir ^n ©^ren, 9^u|en unb frommen leiften §u fönnen! (Seit mehreren Sa^^ren aber ftnb aUe meine @d)ritte unb S3emüt)ungen hai)m öergeblicf) geblieben ! ©onft müßten f^on löngft nid^t nur ber©riftan, fonbern aud^ ber fRing be§ Sfiibelungen b a fein nnb Sßunber mirfen.

285

9Jie()rmaI§ inurbc mir f)ier angebeutet unb oerjtc^ert : mü[[e 5tÜe§ gefc^e()en, um ®eiue 23Ser!e §u förberu, unb iuSbejonbere bie Stuffüljrung ber S^tbelungen unb be§ Xriftau ju beix)er![telltgeu. 9JJeinerjeit§ l)abt id) !tar auSeinanbergefeljt (fc^riftlic^ unb münblicf)), ma§ bafür ju tf)un wäre nämlid) ®id) {jier^er ^u berufen ju bem 3n:)ed, biefe äöer!e, ©einen ^norbnungen unb SSünfd^en gemä^, in ©cene ju je|en unb §u birigiren. Stn bem Äoftenpunft aber ji^eiterte immer ber ganje ^lan

^d) t)erf^one S)id) mit bem detail biefer 2tngelegenf)eit, beren ^e!)Ifd^Iagcu, unter un§ gejagt, mid) Ijauptjäd)Iid) baju bewog, meine f)iefige Xf)ätig!eit bei bem Xfjeater gänslic^ aufzugeben.

9hin wirb mir eine gro^e ^^renbe burd) bie ßarlSru^er ?(uffü^rung be§ Xriftan im September. S)er ©ro^fierjog öon 35aben fei getobt unb gebanft bafür! ®u mirft itjm feine §ulb unb ©emogenljeit rul)mreid) vergelten.

2Sa§ mit mir im Saufe biefe§ '^o.^xt§> gefd^ief)t, ift gönjtid^ unbe= ftimmt. 3unöd)ft felje id) l^id) in ^ari§ 26. Slprit 61. äöe^mar. Sein

%. ßifSt.

©ine Slntmort trifft mid) nid)t me^r ^ter.

315.

$ari§, 15. Suni 1861. Siebfter '^xan^ !

S3or einigen Xagen gelangte bereite a\i§> Seipjig eine ©epefd^e für Xaufig an mid^, morin er aufgeforbert marb, feine 5(breffe auäugeigen. Öeute folgt ein abrief für ifjn nad), wetdjtr mit einem ®d)reiben an mid) begleitet mar, morin ^u^funft über Xaufig unb feinen 5(ufentf)alt öon mir erbeten mirb. ^d) ^alk für nnnötf)ig meiner ©eit§ bie oerlangte ^2tu§!unft gu ertt)eiteu, ba ic^ anneljmen mu^, ha^ Xaufig feitbem bie betreffenbe ^erfon in ßeipjig entmeber fd)on gefprod)en, ober gemi^ bod) öon fid) benad)rid)tigt t)at. 3c| erfuc^e ®ic^ batjer nur, unfrem jungen ^reunbe biefe meine 9'lad)rid)ten, fomie ben bci=

286

liegeitben, für i^n beftimmten ^rief gutommen gu tajfen, ha id) mit bem 2e|teren au^erbem md)t toü^te, n)a§ anfangen.

Snt ÜBrtgen, liebfter '^xan^, !ann \ä) ®tr öon mir 9^i^t§ mit^ tf)eilen, ttjeber einen SSorfatt, nod) einen ^lon, nocfi eine ^offnnng : benn nid^t ba§ minbefte ^at ficJ) in meiner Sage öeränbert.

Seb' mot)!, unb menn ®ir mögüd) erfreue mic^ bolb mit einer Siladirid^t über ©ein Sßot)Iergef)en !

3Son §ergen ®ein

3. rue d'Aumale.

316.

Siebfter Üti(i)arb !

©in S3rief öon meiner Xod)ter, äJJme. Düiüier, benod^rii^tigt mirf), ba^ ©eine grau, 9Jiitte biefer Sßodie, fid) nad) ©oben begiebt, unb ®u ®nbe be§ S[Ronate§ nad^ 2Set)mar gu tommen geben!ft.

©eine ©egenttjort t)ier, je|t am ©c^Iuffe meinet fd^on gu üer* lungerten 2tufenti)alte§, tuirb mir ein fd)öner, geiftiger @onnenftrai)I fein; la^ mid) ©ic^ nochmals tjer^tic^ bitten, mir biefe greube nic|t gu terfagen. 5lm 15. Sluguft beobfidjtigte id) 2öet)mor auf längere ^dt §u öertaffen unb 'i)abt bereite bie nötljigen SSor!ef)rungen gu meinem ^tbjug getroffen.

©elbftoerftänblid) n)of)nft ©u bei mir auf ber Stitenbnrg, tt)o auc| §. unb ©. einquartiert finb. ©em @roper§og tjobt id) ©einen 93e= fuc^ ongemelbet unb id^ erujarte, bo^ ©eine perfönlidien S3egiet)ungen mit it)m nur 5tngene!^me§ unb S3efriebigenbe§ mit fid£) bringen.

SSie öerljält fid) mit ©einer ©omigilirung in 6arllruf)e? §at fidt) ©eine pecuniäre Slngelegen^eit in ^ari§ georbnet unb ouf meld)e SSeife? ©t)ei(e mir ®inige§ borüber mit.

SSon mir mei^ id) nid)t§ anbre§ $8eftimmte§, aU mein gortgetjen t)on SSe^mar mogegen natürlid^ mandjerlei (Sinmenbungen gemacf)t tüurben, bie mid) aber §u !einem anbern (Sntfd^Iu^ bringen !önnen. S3i§ 5tnfang§ 5luguft merbe id^ über meinen nä^ften 2tufent!f)att§=Drt

287

(ber !etne§fall§ für jc^t eine größere ©tabt jein bürfte, ha id) tior allen fingen 9aul)e luib Strfteit bebarf) entfdjeiben. ^ur§ gejagt, 6e§eicf)net biefe§ Dilemma meine gan^e Sage, ©nttneber meine 55ermü^Iung finbet [tatt nnb gn^ar balb ober nid^t. Stn erften ^all i[t für mid; fpäterljin ®entfd)lanb nnb fpegiell äöetjmar noc^ möglid); anberS, ^fJein.

S[RDmentan bin ic^ öon aUerlei geftf)äfttid)en Singen fef)r geplagt. @ntf(f)ulbige baljer, tiebfter 9^id)arb, n3enn ic^ ®ir fo njenig fdjreibe, nnb gönne balb bie grofee ^reube ®eine§ §ierfein§ SSetimar, 7. Suli 61. S)einem innigft getreuen

%. ßifst.

P. S. 9)ceine Xoc^ter fc^reibt mir, ba§ fie mit DEioier am 3. 5(nguft tjier eintrifft. S)ie 5luffü^rnng ber^rometl)eu§= nnb ber ^anft==@t)mpl)onie ift am 6. Sluguft.

WüxÜaui

ber fran^öfifd)en Original ^33riefe unb 33rud)ftütfe.

Sßagner u. ?if5t, Sviefwecfifel. II. 19

14. Tres-cher ami.

Je dois tant ä votre vaillaut et süperbe genie, ä vos brülantes €t gTandioses pages de Tannbäuser, que je me sens tout embar- rasse d'accepter les remerciemens que vous avez la bonte de m'a- dresser ä Toccasion des deux representatious que j'ai eu Thouneur et le bonbeur de diriger. Toutefois votre lettre m'a fait uu bien vif plaisir d'amitie, et je vous remercie de tout coeur des remer- ciemens que vous voulezbien me faire. Une fois pour toutes. dore- navaut, veuillez bien me compter au nombre de vos plus zeles et devoues admiratenrs de pres ou de loin, comptez sur moi et disposez de moi.

Mrs. de Zigesar, Genast et Biedenfeld vous ont ecrit, avee detail, l'impressiou qu'a produit votre cbef-d'oeuvre sur notre public. Dans la »Deutsche allgemeine Zeitung« vous trouverez quelques lignes que j'ai envoye ä Brockhaus sur sa demande; la redaction de ce petit artiele en revient ä Biedenfeld. Je vous enverrai par la poste l'article qui a paru dans notre »Gemeinde- Blatt«, Oll se trouve aussi le prologue de Schober qui a eu le bon esprit de tirer un tres bon parti de Tannhäuser.

A propos de gens qui ont eu ce bon esprit, savez-vous de quoi je me suis avise?

Ni plus ni moins que de m'approprier ä ma fagon. pour le Piano, l'ouverture de Tannhäuser, et toute la scene: »0 du mein holder Abendstern« du 3™* acte. Quant ä la premiere, je crois qu'elle trouvera peu d'executans, qui sauront en vaiuere la difficulte materielle, mais la scene de l'öAbendstern« serait aisement ä la port6e des piauistes de ordre.

19*

292

Si donc il vous convenait de proposer ä Meser de la graver Oll bien si vous me permettiez d'en disposer pour H. ou Seh., il me plairait assez de la publier proehainement. Peut-etre meme, si vous n'aviez point d'objection, en disposerai-je en fa- veur d'un album pour lequel on me met en requisition depuis deux mois r Album public par un »Frauen- Verein« au profit de laFlotteallemande!! J'ai eu beau repondre que j'etais abso- lument ä sec de manuscrit et d'idees, on ne veut pas demordre et voici de nouveau une lettre qui me parvient d'une belle dame pour me relaneer de plus belle !

Ecrivez-moi un mot sur la destination que vous preferez pour votre »Abendstern«, et quand nous nous reverrons, j'aurai Tim* pertinence de vous jouer de mes deux mains votre ouverture teile que je Tai reerite pour mon usage partieulier.

Veuillez bien me rappeler trös-affectueusement au souvenir de Tichatschek ; ilaete admirable comme artiste, et charmant et excellent comme camarade et ami. Aussi me fais-je un veritable plaisir de le revoir ici au mois de Mai ainsi qu'il nous l'a promis ; et cette fois peut-etre pourrez-vous disposer de quelques joura que nous serions heureux de vous voir passer ici.

En attendant, tres-cber ami. croyez moi bien de coeur et d'äme votre tres-devoue admirateur et ami

26 fevr. 1849. Fr. Liszt.

P. S. Une tres-belle et intelligente main veut bien joindre quelques lignes ä cette lettre ; si vous avez eu de l'ennui ä me lire, vous ne sauriez etre mieux dedommage.

15.

Permettez, monsieur, qu'une voix de plus se joigne au chceur d'admiration, qui fait chanter un »Gloria« ä l'auteur de ce double poeme du Tannbäuser

Si d'autres ont, plus que moi, le droit de vous parier de cette

293

sublime expressiou de l'art. que vous avez donne a de si graudes emotions. j ose veuir vous dire, combien ces anies, perdues dans la foule, qui se chautent en elles-memes leur »Sängerkrieg«, sont penetrees par cette harmonie, qui reuferme de si fiues et deliea- tes mianees d'idees, de sentiments et de passions.

Nous esperious vous voir un moment a Weymar, et je tenais d'autant plus ä cette esperance. que depuis longtemps j'aurais voulu vous exprimer mes remereiements pour Tamabilite que vous avez eu pour moi lors de mou sejour ä Dresde.

Permettez que j'y ajoute mainteuant tous ceux que je vous dois pour ces instauts magnifiques, durant lesquels j'ai ecoute les melodies rendaut si bien l'attrait fascinateur des sirenes qui han- tent les rivages de notre imagination, et ces cris poignauts que nous arrache l'etouffemeut des parfums de leur feerique sejour, et ces recueillements qui nous elevent dans leur humilite. et ces desespoirs qui nous jettent «saus crainte au devaut des glai- ves quand Täme est percee d'un bien autre glaive de douleur«, et ces elegies qu'on ue recite qu'ä letoile du soir, et ces prieres qui emportent Täme sur leurs alles.

Permettez, monsieur, que les impressions que tant de Passion et tant de Beaute reveillent dans les cceurs qui savent tout ce que la Passion renferme d'etranges secrets, et qui adorent la Splendeur de la Beaute, arrivent jusques a vous pour vous dire, Combi en est profonde l'admiration que ce chef-d'ceuvre excitera dans tous les temps et tous les lieux, dans tous ceux qui out entrevu quelque peu de ces brillantes et douloureuses regions de Tarne .

Veuillez croire surtout ä celie, qu'on vous a vouee ici, et qu'on serait si heureux de vous temoigner personellement;

Je serai au nombre des plus desireux de vous voir, monsieur. et de vous renouveler de vive voix l'expression des sentiments admiratifs et distingues dont je vous prie de trouver ici mille assu- rances. Ce 25 fevrier 49. Carolyne Wittgenstein.

294

21. Theurer Freund!

Mit dem Inhalt deines Briefes Nr. 2 bin ich mehr einver- standen, als mit Nr. 1 ; vor der Hand wäre es nicht sehr diplo- matisch, an eingebrochenen Thliren anzuklopfen, späterhin, wenn du als ein ebenso gemachter Kerl dastehst, wie du ein ge- schaffener bist, werden sich die Protektoren finden lassen, und sollte ich dir als vermittelndes, bequemes Werkzeug dabei dienen können, so stehe ich dir mit ganzem Herzen und einiger sicherer Gewandtheit zu vollem Gebot. Eine Übergangs-Periode kannst du aber nicht übergehen ; und Paris ist dir zu allem und vor allem andern eine dringende Nothwendigkeit. Trachte es möglich zu machen, deinen Rienzi (mit einigen für das Pariser Publikum be- rechneten Modificationen) im Laufe künftigen Winters aufzuführen. Mache Roger und M""^. Viardot etwas deine Cour. Roger ist ein liebenswürdig verständiger Mensch, der sich wahrscheinlich für die Rolle passioniren wird jedenfalls aber glaube ich, dass du ihn darin etwas mehr schonen musst, als Tichatschek, und ihm die Rolle durch Abkürzungen erleichterst. Vernachlässige darin auch nicht Janin , der dir gewiss freundschaftlich an die Hand gehen wird, und die baldige Aufführung der Oper durch seinen Einfluss in der Presse hervorrufen kann.

En un mot, tres-cher et grand ami, rendez-vous possible dans les conditions du possible ; et le succes ne vous fera certainement pas defaut.

Vaez et A. Royer vous seront d'excelleuts aides, tant pour la traduction et le remaniement du Rienzi, que pour la mise en oeuvre de votre nouvel ouvrage. Liez-vous et associez-vous rigoureuse- ment avec eux pour realiser ce plan, dont il ne faudra plus se departir.

1°. Donner Rienzi dans le courant de l'hiver de 50 äl'opera de Paris, d'oü il prendra son vol pour parcourir Tun apr^s lautre tous les theätres de l'Allemagne et peut-etre de l'Italie. Car il

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faut ä FEurope im opera qui soit pour notre uouvelle Periode revohitioiinaire, ce que la Muette dePortici etait poiir la Eevolu- tion de juillet, et Rieiizi est cougu et eerit dans ces conditions-lä. Si vous parvenez ä y introdnire im element im taut soit peu re- posant, fiit-ee meme seiilemeut par la machinerie ou le Ballet, le succes en est immanquable.

2'», Ecrire im nouvel ouvrage pour l'liiver 51, en collaboratiou avec Vaez et A. Royer, qui connaissent parfaitement les ficelles de la reussite.

Dans l'intervalle vous ne sauriez mieux faire que de prendre ime bonne position dans la presse musicale ; mais. pardonnez- moi cette recommandation, arrangez-vous de fagon ä ne pas vous trouver forcement en inimitie avec telles choses et tels hommes qui vous barrent le chemin de vos succes et de votre gloire. Treve donc de lieux commims politiques, de galimatias socialistes, et de coleres personnelles. Mais bon courage, forte patience, et feu des quatre pieds, ce qui ne vous sera pas difficile avec les volcans que vous avez dans la cervelle. Votre projet de vous retirer pour quelque temps a Zürich afin d'y travailler plus ä Taise, me parait fortbien entendu, et je cbarge Belloni de vous remettre 300 frcs. comme argent de route. J'espere que Madame Wagner pourra vous y rejoindre, et avant Tautomne je vous ferai parvenir une petite somme qui vous tiendra a flots.

Veuillez avoir la bonte de m'ecrire, si je dois envoyer ä Ma- dame Wagner vos ouvrages, et a quelle adresse ?

L'admirable Partition du Lohengrin m'a profondement Inter- esse; toutefois je craindrai pour la representation la couleur super-ideale, que vous avez constamment maintenu. Vous me trouvez bien epicier, n'est ce pas, eher ami? mais je n'y puis que faire, et la sincere amitie pour vous m'autorise peut-etre a vous dire

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eher ami,

Depuis plus d'un mois je suis retenu ici par la grave maladie dont a ete atteint M^^^ la P'^^^^^ M. W. Mon retour ä Weymar se trouve donc forcement ajourne au moins d'un mois encore; et avant d'y etre rentre, je suis dans rimpossibilite de songer ä vous servir avec quelque efficacite. Vous meproposez de trouver un acquereur pour le Lohengrin et Siegfried? Ce ne sera certes pas chose facile, car ces operas etant essentiellement et je dirais meme exelusivement germaniques, ils ne peuvent etre re- presentes que dans 5 ou 6 villes allemandes tout au plus. Or, vous ne l'ignorez pas, depuis les evenements de Dresde, TAlle- magne officielle n'est guere favorable ä votre nom. Dresde, Berlin, Vienne sont des terrains ä peu pres impossibles pendant quelque temps du moins, pour vos ouvrages. Si, comme il y a quelque probabilite, je passe quelques jours a Berlin cet biver, je täcberai d'interesser le Boi ä votre genie et ä votre avenir: peut-etre reussirai-je ä vous le rendre favorable, et ä vous me- nager ainsi une rentree par Berlin, ce qui serait assurement votre meilleure chanee. Mais je n'ai pas besoin de vous dire, combien une semblable demarcbe est delicate, et combien il est malaise de la mener ä bonne fin. Quant au »Fürstenbund«, dont vous me reparlez dans votre lettre, je dois malheureusement vous repeter, que je crois tout autant ä la Mythologie qu'ä sa realisation.

Je ne laisserai pourtant pas, que de sonder les dispositions de S. A. le Duc de Coburg, pendant la visite que je compte avoir Phonneur de lui faire au commencement de janvier. Par son inr telligence superieure , et sa predilection personn eile pour la Musi- que, je trouverai plus facilement acces aupres de lui. Mais pour ce qui est du reste des 38 souverains d'AUemagne (Weymar, Gotha et Berlin excepte), j'avoue, que je ne saurais comment m'y prendre, pour faire insinuer une idee aussi subtile que celle d'un

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encouragemeut positif, et clime sorte de protection reelle poiir im artiste de votre trempe.

Relativemeut ä la dedieace du Tanuliäiiser, Mouseigueur le Gd. Duc liereditaire, tout en aecueillaut avec bieiiveillance cette idee, m'a fait observer, qu'il eutrait daus ses couveuauces d'en differer la publicite de quelques mois encore. de maniere que je n'ai pas eu hate de preudre les arrangements necessaires, par rapport ä l'impressiou de la planche dedicatoire.

Täcbez doue, mon eher ami , d'aller comme vous pourrez, jusqu a Noel car ma bourse est parfaitemeut a sec daus ce mo- ment, et vous n'iguorez sans doute pas en surplus, que la fortune de M™'' la Presse gg^ gj^jjg admiuistrateur depuis un an . et qu'elle est chaque jour sous le coup d'une eonfiscation complete. Vers la fin de l'annee je compte sur quelques rentrees d'argent, et je ne manquerai certaiuement pas de vous en faire parvenir dans la mesure tres-restreinte de mes moyens; car vous savez quelles lourdes charges pesent sur moi. Avant de songer a ma persoune. il faut que ma mere et mes trois enfants, qui sont ä Paris, aient de quoi subvenir convenablement a leurs besoins, et il m'est im- possible aussi de ne pas defrayer modestement Belloni. pour les Services qu'il me rend, quelque noblement desinteresse quil se seit toujours montre ä mon egard. La carriere des concerts. comme vous le savez, est fermee depuis plus de deux ans pour moi. et je ne puis, sans manquer gravement ä ma position preseute et sur- tout ä mon avenir, la reprendre imprudemment.

Toutefois, a mon passage ä Hambourg, je me suis rendu ä d'assez nombreuses sollicitations, et je me suis engage ä diriger au mois d'avril un grand »Musikfest«, dont la majeure partie de la recette devra etre affectee au Pensions-Fond des musiciens. que j'ai fonde il y a environ 7 ans.

Sur le Programme figurera necessairement votre ouverture du Tannbäuser, et peut-etre, si nous en avons le temps et les moyens, le finale du premier ou secoud acte a moins que vous n ayez d autres morceaux ä me proposer. Veuillez me faire le plaisir d'ecrire ä ce sujet ä votre niece, qui est eugagee pour

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tont rhiver ä Hambourg , et recommandez-lm de nous venir en aide poiir cette occasion, car il entre completement dans mes intentions (non avouees et non divulguees bien entendu, car il n'y aurait que des inconvenients saus auciin avantage ä les confier soit ä des amis, soit au public), de reserver une partie de la recette pour vous.

Ne pourriez-vous de votre cote organiser a Zürich quelques concerts, dont leproduit servirait ä vous faire traverser passable- ment Thiver? Pourquoi ne l'entreprendriez-vous pas? Votre dignite personnelle, ce me semble, n'en aurait aucunement ä souffrir.

Autre cbose et autre corde ä votre arc. Verriez-vous un inconvenient quelconque ä livrer ä la publicite, un cahier de com- positions vocales Lieder ou Ballades , Melodies ou Poesies lyriques , telles quelles? Pour une oeuvre de ce genre, signee de votre nom, il ne me sera pas difficile de trouver un editeur et de fixer un honoraire decent, et vous ne derogeriez certainement pas en continuant la voie que Mozart, Beethoven , Schubert et Rossini n'ont pas dedaignee. Je suis tres-sensible ä ce que vous me dites sur les quelques compositions de l'Album de Goethe, et regrette seulement, que vous n'ayez pas entendu mon Ouvertüre du Tasse, laquelle, je m'en flatte, ne vous aurait pas deplu. En consequence de la bonne opinion que vous voulez bien avoir de mon talent de composition, je viens vous demander un Service, si toutefois vous donnez votre approbation ä cette idee. En feuilletant dernierement le volume de Lord Byron, qui ne m'a presque jamais quitte durant mes voyages, je suis tombe de nouveau sur le Mystere »le Ciel et la Terre«; en le relisant, je me suis persuade, qu'on pourrait en tirer un bon parti-(ßn con- servant les differences de caractere entre les deux femmes An- nah et Aholibamah, et en gardant necessairement le Deluge, purement instrumental pour le denouement) ; et si, dans vos moments de loisir, vous vouliez bien songer ä m'en tailler un oratorio d'assez moyenne dimension, comme dans Byron, je vous en aurais une veritable Obligation.

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Kelisez clouc ce »mystere« etdites moi si mou projet voiis est sympatliique.

Dans le courant de l'ete, mou Sardanapale (italien) sera eu- tierement termiue, et je serai cliarme de poiivoir nie remettre im- mediatement ä un aiitre travail.

Si vous me repondez avant la fin Novembre, adressez Bücke- burg, ear je ne reviendrai äWeymar, je passerai tont lliiver, quau eommencenient de decembre.

Veuillez bien vous cliarg-er de mes meilleurs Souvenirs pour niadame Wagner, et eomptez bien en tonte circonstance sur mon amitie la plus admirative et la plus devouee.

Bückebourg, 2S Oetobre 49. F. Liszt.

30.

eher ami,

De retour ä Weymar je niempresse de vous faire parvenir une traite de 500 frcs. sur Rothschild. D'apres ce que vous me dites, j'espere qu eile vous servira ä Paris, oü, j'en suis persuade, vou& trouverez le meilleur terrain pour votrc activite et votre genie.

Ganz einverstanden mit dem Plan, den du fasst: dir ganz treu zu bleiben, «und doch, im Entwerfen, so wie beim Aus- führen immer gerade Paris vor den Augen zu haben « : erwarte ich nächst baldig das schönste, erfreulichste Resultat. Du hast vollkommen Recht, dir nicht vorzunehmen, Franzose zu werden; abgesehen davon, dass es dir schwer gelingen würde, so hast du auch eine ganz andere, fast entgegengesetzte Aufgabe : nämlich die Franzosen in deinem Sinn zu germanisiren, oder besser, zu einem allgemeineren, umfassenderen, edleren dramatischen Kunst- werk zu begeistern und passioniren.

Je serais charme dapprendre par vous ä quel sujet d'opera vous avez fixe votre choix, et desire vivement que vous mettiez tout votre temps ä profit pour en häter la representation.

Dans les circoustances actuelles il vous est ä peu pres im-

300

possible de songei* ä im prochain retour en Allemagne, oii vous retrouveriez d'ailleurs un sureroit de desagrements , d'envie et d.'immities. Paris (et peut-etre Londres) vous sont absolument necessaires pour lepresent et ravenir de votre carriere. Quels que soient les ennuis et les souffrances que vous ayez ä traverser dans cette periode de transition dans laquelle vous vous trouvez si rudement engage, prenez Ibon courage et pleine confiance dans l'etoile de votre genie. Le lendemain de votre V^ Representation de Paris, vous serez comme »neugeboren, und zufrieden wie ein griechischer Gotttf.

Relativement ä Londres, il est assez difficile d'y enmancher votre Lohengrin; cela depend du hazard d'une bonne occasion, laquelle se rencontrera, j'espere. Dans peu de temps j'attends Mr. Ernst qui revient de Londres, et me donnera quelques de- tails sur la Situation presente, et le personnel, des theätres de Londres. L'opera Italien ne pouvant vous convenir en aucuue fagon, il faudra vous rattacher ä une de ces entreprises ephemeres des theätres anglais, en prenant autant que possible les precau- tions et les garanties necessaires. J'en ecrirai directement ces jours-ci ä un excellent ami (Mr. Chorley), qui me donnera les renseignements necessaires, et vous viendra en aide lors de votre sejour ä Londres. Et avant le printemps, je serai peut-etre ä meme de vous communiquer quelque nouvelle favorable. De votre cote, tächez de faire feu de tout bois, et surtout, »halte unseren Pariser Plan fest«. Pour la fete de M""« la Grande Duchesse je dirigerai l'Iphigenie en Aulide, avec votre Instrumentation (nonob- stant les quelques oppositions, soit peu intelligentes, soit mal intentionnees, que je rencontrerai ä cet egard), que Mr. de Zi- gesar sur ma demande a fait venir de Dresde. Mr. de Lüttichau s'est degage de toute responsabilite par rapport au pret de votre partition, qu'il nous a fait, et j'ai pris bravement sur moi es bei dir zu verantworten.

A la fin de la semaine nous redonnerons le Tannhäuser, que par je ne sais quel miracle de goüt, le public de Weymar, ainsi que beaucoup de personnes des environs, reclament depuis le

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commencement de la Saison tlieätrale, et qui u'a ete retarde jus- qu'ici, qii'ä cause de mou abseuee.

Donnez-moi bientöt de vos nouvelles, eher ami, et continuez ti disposer de moi, corame de votre tres-sincerement devoue ami Weymar 14 Janvier 1850. F. Liszt.

Veuillez bien vous charger de mes plus affectueux Souvenirs et compliments pour Madame Wagner,

34. Tres-cher ami,

Vous n'avez point cesse, croyez le bien, de m'etre tres present et tres ä cceur. La serieuse et entliousiaste admiration que j ai voue ä votre genie ne saurait s accomoder des habitudes dormeu- ses des sentiments steriles. Tont ce qu'il me sera donc possible de faire, soit dans Tinteret de votre reputation et de votre gloire, soit dans Tinteret de votre personne, vous pouvez en avoir la com- plete certitude que je ny manquerai en aucune circonstance. Öeulement, un ami tel que vous n'est pas toujours aise et commode ä servir, car pour ceux auxquels il est donne de vous comprendre, 11 s'agit avant tout de vous servir intelligemment et avec dignite. J'espere jusqu'ici n'avoir point manque ä ees deux conditions essentielles, et ne saurais guere m'en departir par la suite. Vous pouvez par consequent placer toute eonfiance en moi, et m'ecouter et me croire comme quelquun qui vous est franchement devoue et Sans restriction quelconque.

Mais parlons categoriquement de vos affaires, dont pour quel- que temps du moins je fais tres-serieusement la mienne.

P II m'a ete impossible d'obtenir de llntendance les 500 frcs. de riphigenie. Toutefois votre attente ne sera pas frustree, car en meme temps que ces lignes, j'envoie ä Belloni ä Paris 300 frcs. (pris sur ma cassette particiiliere), lesquels 300 francs il tiendra ä

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votre disposition, et sur un mot d'avis de votre part il comptera, soit ä votre tailleur, soit ä la personne que vous lui indiquerez. De plus, j'ai bon espoir que M, de Zigesar, dont je vous joins ei- apres quelques lignes, sera ä meme de vous faire parvenir sous peu de jours 100 Thaler independamment de Thonoraire du Lohengrin, qui sera de 30 Louisd'or environ.

2°. Votre Lohengrin sera donne dans les conditions les plus exceptionnelles et les meilleures pour sa reussite. L'Inten- dance fait ä cette occasion une depense de pres de 2000 Thaler, ce qui ne s'etait jamais, de memoire d'homme, pratique k Wey- mar. La presse ne sera pas mis en oubli, et des articles con- venables et serieusement motives paraitront successivement dans plusieurs journaux. Tout le personnel sera feu et flamme. Le nombre des Violons sera quelque peu augmente (de 16 ä 18 en tout), la Clarinette basse ä ete achete; rien d'essentiel ne man- quera ä l'etoffe musicale et ä ses dessins; je me chargerai de tou- tes les repetitions de Piano, de Choeurs, de Quatuors et d'Orches- tre; Genast suivra avec cbaleur et energie vos indications par rapport ä la mise en seene. II va sans dire que nous ne re- trancherons pas une note, pas un iota, de votre ceuvre, et que nous la donnerons dans son Beau absolu, autant qu'il nous sera possible de le faire.

La date exceptionnelle du 28 Aoüt ä laquelle le Lohengrin sera represente ne peut manquer de lui etre favorable ä vrai dire. je me serais refuse de mettre en seene une ceuvre aussi extraordinaire , dans le courant ordinaire d'une Saison theätrale. M. de Zigesar a parfaitement senti qu'il fallait que le Lohengrin soit un evenement. Pour cela faire, on a raccourci de moitie les vaeances du theätre, prie mon ami Dingelstädt de composer un prologue ad hoc qu'il nous apportera lui-meme ici vers la mi-Aoüt, et fixe la V^ representation theätrale au 28 Aoüt, an- niversaire de la naissance de Goethe trois jours apres l'inau- guration du monument de Herder qui aura lieu le 25. A roeca- sion du monument de Herder nous aurons ici un assez grand «eoncours de monde, et de plus, pour le 28 les delegues de la

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Goethe-Stif tuug- sont convoques ä l'effet de rediger le Pro- gramme definitif de cette fondatiou a Weymar.

Apres 2 represeiitatioiis consecutives du Loliengriu le tlieätre fermera de nouveau pour ne rouvrir qii'un mois apres, et ne re- prendra le Lohengriu qu'a l»on eseient dans le coiiraut de lliiver.

3°. Relativemeut a la vente de la Partitiou, la cbose n'est guere toute simple, et je n'ai pas besoin de vous en euumerer ou motiver les difficultes de commerce. Neanmoins si vous me char- gez de cette affaire, je täclierai de la mener a boniie fiu, mais ü faut probablemeut uu peu de temps pour cela. Si comme je n'en fais pas de doute, le sueces du Lobengrin setablit solidemeut ä Wej^mar, vous trouverez peut-etre moyen dinfluencer assez les B., afin qu'ils le fasseut donuer ä Leipzig, Dans ee cas il faudrait Ticbatscbeck pour le role principal, et si vous le jugiez ä propos votre tres devoue maitre de cbapelle qui se cbargerait du reste dans les conditions voulues.

L'ouvrage reussissant a Leipzig, lEditeur se trouverait assez aisement; mais je ne dois pas vous le eacber, le sueces du Lohengrin me parait assez douteux, soit ä Leipzig, soit ä Ham- burg, si on ne preud les precautions preliminaires d'etude, de repetitious, et de presse necessaires. Eu le laissaut aller uatu- rellement a son sort, quelque beau sort quil puisse meriter, je craindrais fort serieusement, et les mauvais vouloirs qui s'atta- chent a votre personue, et Tenvie, et riuintelligence qui com- batteront votre genie. Eeflecbissez donc avec circouspection sur le parti quil vous convieudra de prendre plus tard ä ce sujet. En attendant je vous remercie cordialement des indications et renseiguements que vous me donnez sur la Partitiou; je my couformerai avec respect et amitie. Veuillez aussi, je vous prie, ecrire deux mots ä M. Ublig de Dresde, afin qu'il ne fasse pas de difficulte pour m'euvoyer le Klavierauszug qui me sera tres utile.

4**, J'arrive ä un point qui me peine, mais quil est de mon devoir de ne point vous dissimuler. Votre rentree en Allemagne, et votre venue ä Weymar pour la representation du Lobengrin

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est une impossibilite absolue. Quand nous nous reverrons, je pourrai entrer verbalement ä cet egard dans plusieurs details qu'il serait long et inutile d'ecrire. Encore une fois : il s'agit de vous servir intelligemment et dignement ; or on ne vous servirait guere de cette facon en hasardant des demarches, lesquelles infailliblement n'aboutiraient ä aucun resultat favorable. Mais voici ä quoi je pense, et ce qui pourra, Dieu aidant, operer »eine Wendung deiner Lage« , le succes du Lobengrin une fois bien etabli, je proposerai ä L. A. de ra'autoriser ä vous ecrire ou de vous faire ecrire par M. de Zigesar, pour vous engager ä terminer aussi promptement qu'il vous sera possible votre S i e g f r i e d , et de vous envoyer ä cet effet un honoraire con- venable ä Tavance, afin que vous puissiez travailler quelques 6 mois ä Tacbevement de cette ceuvre sans preoccupations materiel- les, etc.

Ne parlez ä personne de ce projet, que j'espere etre ä meme de faire reussir alors que le temps en sera venu.

D'ici conservez bien votre tete et votre sante, et comp- tez bien enti^rement sur votre tres-sincerement devoue et affec- tionne ami

F. Liszt.

M. de Zigesar vous ecrira directement par rapport ä la vente du »Libretto« de Lohengrin, Le mieux serait que Brockhaus voulüt se cbarger de l'impression, et Z. lui a ecrit Wer ä ce sujet. De votre cote vous pourriez lui ecrire egalement dans le meme sens; ce serait une bonne entree en matiere pour le projet que je soumets ä votre decision ulterieure. Encore une question tout ä fait ä part. Seriez vous dispose par la suite ä entreprendre pour l'Alceste, Orphee, Armide, et Iphigenie en Tauride de Gluck, un travail analogue ä celui que vous avez fait sur llphi- genie en Aulide? et quelle somme fixeriez-vous pour ho- noraire? Repondez-moi occasionellement ä ce sujet, la chose ne presse point. Mais peut-etre serais-je ä meme de donner Tidee d'une commande de ce genre ä qui de droit.

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36. Cher ami,

On veut bien me charg-er de vous faire parvenir la lettre de ehange ci-apres de 100 Thaler; ne m'en remerciez pas. et n"en r e m e r c i e z pas n o u plus Mr. de Zigesar . qiii l'a souserite. II vons souvient peut-etre qu'il y a environ un an, que je vous envoyai une somme egale a celle d'aujourdhui; cette fois-ci comme alors, eile provient de la meme souree, qui, par des raisons officielles. tient ä rester cachee.

Nous nageons en plein dans TEther de yotre Lohengrin, et je me flatte que nous reussirons ä le donner selon vos intentions. Chaque jour nous faisons de trois ä quatre heures de repctition. et jusqu'ici les roles et le quatuor sont passablement en ordre. Demain et aprös, je ferai repeter isolement les Instruments ä vent, qui seront au complet selon les exigences de la Partition. Nous avons fait venir une Clarinette basse, qui sera excellemment bien jouee par Mr. Wahlbrül. Nos violoncelles vont se trouver aussi tout rafraichis par Tarrivee de Coss.mann de Paris, qui fera partie de notre ehapelle ä partir du 15 aoüt (c'est une tres-excellente aequisition que nous ferons, et qui sera, j'espere, suivie par quel- ques autres de meme sorte) etc., etc., enfin tout ce qu'il est hu- mainement possible de realiser a Weymar en l'an de gräce 1850, vous pouTez etre assure que nous le mettrons en oeuvre pour votre Lohengrin. qui nonobstant tous les sots pourparlers, les fausses craintes, et les trop reels encroütements, sera represente fort convenablement je vous le garantis le 28 du courant, apres quoi je me suis invite ä souper chez Zigesar, lequel est veri- tablement feu et flamme pour le Lohengrin. Apres qu'il vous aura envoye l'honoraire ;de 25 ä 30 Louisd'or) ä la fin de ce mois. je vous prie delui ecrire une lettre unpeulongue, et amicale, ear il partage completement ma Sympathie et mou admiration pour votre genie, et peut seul maider ä donner ä ces sentiments une signification exterieure. A son dernier voyage ä Berlin, il

SSogner u. Sifjt, aSriefraedjfel. II. 20

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a parle du Tannhäuser chez le roi et le prince de Prusse, de fagou qu'on saclie tres-bien a Berlin ä quoi s'en tenir. Deux ou trois jours apres Zigesar, ecrivez aussi quelques lignes ä Genast, qui s'est extremement bien conduit dans toutes ces entrevues preparatoires au Loheugrin , et qui mettra tout son zele ä suivre vos indications par rapport ä la mise en sceue.

Si vous voulez, eher ami, me rendre un Service, envoyez-moi par retour du courrier, aussitot que possible, quelques indications de metronome pour l'introduction et plusieurs autres morceaux principaux (le duo entre Lohengrin et Elsa entre autres, III acte) . Je ne crois guere me tromper sur ce que vous voulez et inten- tionnez, mais il me serait cependant tres - agröable d'avoir une conviction eu chiffres a cet egard.

Aucune coupure, aucun retranchemeut ne seront faits ä votre partition ; et je ferai tout mon possible pour qu'il y manque le moins possible de -<, fp, ffp, >- et surtout de . . . ce qui est le plus difficile pour les Instruments ä cordes.

Adieu, eher ami; je trouve votre oeuvre sublime; et vous suis bien sinc^rement devoue,

F. Liszt.

40. Tres-cher ami,

Votre Lohengrin est un ouvrage sublime d'un bout ä Fautre ; les larmes m'en sont venu au coeur dans maint endroit. Tout l'opera etant une seule et indivisible merveille, je ne saurais m'arreter ä vous detailler tel passage, teile combiuaison, tel eflfet.

Ainsi qu'il est arrive ä un pieux eccl6siastique de souliguer mot par mot toute l'Imitation de Jesus-Christ, il pourrait bien advenir, que je souligne note par note tout votre Lohengrin. En ce cas pourtant, je commencerais volontiers par la fin, c'est ä dire par le duo du 3""® acte entre Elsa et Lohengrin, qui est ä mon sens le dernier terme du beau et du vrai dans l'Art.

307

Notre premiere representatiou a ete relativement satisfai- sante. M. de B. qui vous verra sous peu, vous en clonuera des nouvelles tres-exactes. La seconde ue pourra avoir Heu que dans dix ou douze jours. La Cour, aiusi que les quelques pei- sonnes intelligentes de Weymar, sont pleines de Sympathie et d'admiration pour votre ceuvre. Et quant au gros du public, il se piquera eertainemeut d'honueur de trouver beau et dapplaudir, ee qu'il ue saurait compreudre. Aussitot que je serai un peu en repos. je me mettrai au feuilleton, qui parattra probablement dans les »Debats < en atteudant Raff (dont B. vous parlera) fera paraitre deux artieles dans le Journal de Broekbaus et llUu- stration de Leipzig. Uhlig sest cbarge de la Gazette musicale de Brendel, etc.

Si vous trouvez un moment, n'oubliez pas d'ecrire a Genast. qui s'est tres chaleureusemeut Interesse au succes du Lohengrin : vous pouvez etre tout a fait rassure sür la destinee de ce chef- d'ceuvre par rapport ä Weymar, qui est saus doute un peu sur- pris d' avoir de pareils ouvrages ä representer. Mais avant la fin de riiiver, le Lohengrin deviendra necessairement ein «Cassa- Stück«!:!

A quand Si egf r i e d ? Ecrivez-moi bientot, et comptez bien toujours sur votre tres-devoue ami et serviteur

Weymar 2 Septembre. F. Liszt.

44.

Tres-cher ami,

la seconde representatiou de votre chef-d'oeuvre a repondu a mon attente et les 3 ou 4 suivantes rendront parfaitemeut evidente pour tous, Topinion que j'ai exprime aussitot la mise en repetition de Lohengrin: c'est que cet ouvrage fera plus d'hon- neur au public qui saura se rendre digne de le compreudre et de le goüter, que le public ne saurait lui faire d'honneur par un suc- ces et des applaudissements quelconques.

20*

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»Weg mit allem Thieater -Dreck«, me suis-je ecrie alors que nous essayämes pour la premiere fois les premieres seene» de Lohengrin. «Weg mit allem Kritikaster-Dreck, und dem ge- wöhnlichen Schlendrian der Künstler, sowie des Publikums«, ai-je ajoute vingt et cent fois depuis six semaines !

Enfin, et tres-enfin, la satisfaction m'est donne de pouvoir vour assurer tres-positivement que votre ouvrage sera de repre- sentation en representation mieux execute et mieux ecoute et compris. Ce dernier point est ä mon avis le plus important car c'est non seulement les chanteurs et les orchestres qu'il s'agit d'admonester et de rendre propre ä servir d'instrument ä la revolution dramatique, que vous caracterisez si elo- quemment dans Yotre lettre ä Zigesar, mais encore et surtout le Public, qu'il est necessaire d'elever ä ce niveau (et meme vio- lemment au besoin, car ainsi que nous l'apprend l'Evangile, le royaume du ciel souffre violence, et il n'y a que les violents qui le ravissent!), il deviendra capable de s'associer par la Sym- pathie et une intelligente comprehension ä des conceptions d'un ordre plus eleve, que les oisives distractions dont il alimente so» Imagination et sa sensibilite quotidienne au theätre.

Je comprends parfaitement les motifs qui vous ont fait gar- der des reserves diplomatiques ä l'endroit des auditeurs du Lohengrin, dans votre lettre ä Zigesar, et ne puis que les ap- prouver, mais il n'en est pas moins vrai, que pour realiser com- pletement le Drame tel que vous le concevez et tel que vou& nous en montrez de si magnifiques exemples dans le Tannhäuser et le Lohengrin, il faut absolument battre en breche la vieille routine de la critique, les longues oreilles et les courtes vues du »Philisterium«, ainsi que la sötte jactance de cette fraction deci- sive du public, qui se croit par droit de naissance le juge ne des ceuvres d'art.

Der Feind, mit dem man nicht capituliren soll, wie du, mein grosser Kunstheros, mir es so richtig aussprichst, der Feind, der steckt nicht blos in den Kehlen der Sänger, sondern auch sehr wesentlich in den faulen und gleichzeitig tyrannischen An-

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^•ewohnlieiten der Zuhörer. Ebenso auf die Einen, wie auf die Anderen, muss mau einwirken, und wenn nöthig, dreinsclilagen I Das verstehst du besser, als ich es dir zu sagen vermag.

Conformement a votre desir, nous u avons pas retranche la moindre syllabe ä votre Lohengrin a la seeonde representation, ear d' apres votre lettre c'eüt ete, ä mon avis, une mauvaise action, de se hazarder ä y faire la moindre eoupure. Ainsi que j'ai eu •occasion de le dire ä ceux de vos amis qui se trouvaient ici au 28 aoüt, la representation de vos ouvrages, aussi longtemps que vous m'en confierez la direction absolue, est pour moi pardessus tout une question de prineipes et d'honneur. Or, sur ces deux «hoses il n'y a jamais lieu a transiger, quant a ce qui me regarde personn ellement, et vous pouvez etre entierement convaincu. que je ne manquerai jamais en rien, de ce que vous etes en droit d'attendre de moi. Ce nonobstant, M. de Zigesar et Genast de son cöte, croient dans Tinteret de votre ouvrage devoir vous faire quelques observations, que, pour ma part, je me suis refuse il vous soumettre, tout en les trouvant assez justifiees par les modicites de notre theätre et de notre public, qui sont encore bien en arriere de mes desirs et meme de mes esperances.

Si vous jugez ä propos de vous determiner a quelques cou- pures, veuillez seulement, je vous prie, me faire connaitre votre resolution ä ce sujet; soit que vous acceptiez Celles que Genast vous proposera, soit que vous en indiquiez d'autres, soit enfin (ce ■qui est probable), que vous vouliez maintenir votre oeuvre teile que nous l'avons donnee deux fois, je vous promets sur l'honneur, que votre volonte sera ponctuellement executee avec tout le re- spect et toute la soumission, que vous avez droit de pretendre de par votre genie et vos ceuvres.

Quelque resolution donc que vous preniez ä cet egard, soyez certain que vous trouverez en moi en toute circonstance tin zele •egal ä mon admiration et ä mon devouement. Bien tout ä vous 16 Sept. 1850. F. Liszt.

Veuillez bien me rappeler au Souvenir de Mr. Ritter; je lui sais tout ä fait gre de ne vous avoir pas dit trop de mal de notre

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V^ representation de Lohengrin; la 2'^^ a ete de beaucoup plus- satisfaisante, et la 3"® et surtout la 4™®le seront assurement davan- tage encore. Mr. Beck Charge du principal röle, met un zele tout ä fait louable ä ne pas rester au dessous de la täche qui lui est confiee. De plus il commence ä s'enthousiasmer pour son role et pour le compositeur. Si Ton tient loyalement compte de l'e- norme difficulte qu'il j avait ä monter un ouvrage pareil ä Wey- mar, je vous dis en toute verite, qu'il n'y a vraiment pas lieu ä etre meeontent du resultat obtenu jusqu'ä present, et qui ira im- manquaWement en s'ameliorant ä chaque representation.

Je ne sais si la sublimite de Foeuvre me fait Illusion sur Tim- perfection de l'execution, mais il me semble, qui si vous pouviez assister ä quelqu une de nos prochaines representations, vous ne nous traiteriez pas avec rigueur.

45.

Tres-cher ami,

Dans une buitaine de jours je vous enverrai un tr es -long- article de ma fagon.sur Lohengrin. Si des raisons person- nelles ä votre egard ne sy opposent pas decidement, il paraitra ä Paris dans le courant d'Octobre. Vous etes assez au fait des habitudes de la presse parisienne pour savoir combien on y ad- met difficilement Teloge tres-entier, tres-absolu, d'un ouvrage et d'un compositeur etranger, surtout quand il s'agit d'un vivant! Ce nonobstant, j'essaierai de lever ce tres-grand obstacle, car je tiens ä honneur de publier mon sentiment sur votre oeuvre et s'il se pouvait que vous fussiez assez content de mon travail, vous me feriez peut-etre un plaisir, qui ne vous coüterait guere qu'une ou deux journees d'ennui; ce serait d'en faire vous-meme- une traduetion revue, corrigee, augmentee, et authentiquee, la-. quelle par l'obligeance de vos amis et des miens, pourrait etre inseree dans la Gazette universelle d'Augsburg, en 2 ou 3 nume- ros (ou le Journal de Brockhaus) et signee de monnom.

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Öi meme vous etiez d'avis de la faire imprimer ä part sous forme de petite brochure par Weber ä Leipzig, je n'y verrais au- cun inconvenient; et pour peu que vous en toucbiez un mot ä Weber, je suis persuade qu'il sy preterait volontiers. Mais avant tout, il faut que vous preniez counaissance de mon ar- ticle, et que vous me disiez bien franchement, sil vous con- vient ou non de le voir public en Allemagne; pour la France, soit un peu plus tot, soit un peu plus tard, j'en fais mon aflfaire; mais dans le cas d'une publication allemande, je tiendrais abso- lumeut ä ce que vous meme, vous preniez la peine de le traduire, et de le faire copier sous vos yeux, afin de ne pas grever ma re- sponsabilite des balourdises du tradueteur, etc., etc. Ainsi que vous le verrez, le style en est fraucaisement soigne il importe- rait donc beaucoup, de ne pas trahir les nuances de sentiment et de pensee, en les faisant passer dans une autre langue. Bien tout a vous ä toujours Weymar, 25 Sept. 1850. F. Liszt.

49. Tres-cher ami.

Je ne sais vraiment de quelle facon vous remercier, car il n'y en aurait evidemment qu'une seule de valable, qui serait de vous envoyer tout simplement un chef-d'oeuvre en echange. Or, ces sortes de reponses sont tres-malaisees ä faire, meme avec la meilleure volonte du monde. Permettez-moi donc de consi- derer votre manuscrit de Wieland comme un depot sacre, que je tiendrai ä votre disposition, jusqu a ce que vous le reclamiez. Mes tres nombreuses occupations ne me rendant pas possible de m"en preoccuper avant un an ou 18 mois, si ä ce moment vous etiez encore d'avis, que je puisse en entreprendre la composition, nous nous entendrions a ce sujet, soit verbalement, soit par ecrit. Pour aujourd'hui, je vous expedie, par la poste, la copie au net de mon travail sur Lohengrin. Comme c'est la seule que

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je possede, je vous prie d'avoir la complaisanee de me la ren- voyer ä Elisen (Bückebourg-), je passerai les mois de No- vembre et Decembre, car, malgre les difficultes que je sais ren- contrer dans la presse parisienne a la publication d'un article aussi developpe, et aussi sincerement elogieux d'un opöra alle- mand, et d'un compositeur allemand, au succes desquels personne n'a d'interet direct, loin de lä, je ne desespere cependant pas absolument de parvenir ä le faire inserer quelque beau jour dans quelque revue, et j'aurai, par consequent, besoin de ce manuscrit.

En attendant, si vous jugez que mon travail vaut la peine d'etre public en Allemagne, je vous reitere la priere que je vous ai dejä faite, de vouloir bien le traduire librement, et l'ame- liorer en le completant.

Pour les citations du texte, il j aura naturellement avantage ä reproduire exactement les v er s de votre Poeme ; et peut-etre meme pour rendre rintelligence de votre oeuvre plus saisissable, .serait-il convenable de joindre, en notes, deux planches de Musi- que, qui contiendraient les cinq ou six phrases principales :

--^-

:t^-# A_ietc.=:

:ainsi que deux ou trois details d'orcbestration.

Du reste, soit au sujet de la traduction, soit par rapport ä la publication, je n'y attache d'interet et de prix, qu'en tant que vous Tapprouverez, car cet article a ete fait uniquement dans l'intention de servir autant qu'il dependait de moi la grande et belle cause de l'art vis ä vis du public frangais, tel qu'il est en 1850; et si vous etiez davis que j'y ai mal reussi, je vous prie instamment de ne vous gener d'aucune maniere, pour me le dire tres-franchement. Pas plus en ceci, qu'en d'autres choses, vous ne rencontrerez cbez moi de sot amour-propre, mais bien , tres modestement, le sincere desir de conformer mes paroles et mes iictions ä mes sentiments.

Je viens de recevoir une lettre de Seghers, directeur de

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rUniou musicale de Paris, qiii me previent. quon executera votre Ouvertüre de Tannliiiuser au premier Concert de la societe, le 24 uovembre prochain. Vous pouvez etre rassure sur le zele et riutelligence qu'il mettra, ä la faire eonvenablement repeter.

A propos, avez-vous entendu parier d'une representation de Loliengrin, qu'oii projetterait ä Dresde? Je ne sais jusqua quel point il y aurait pour vous avantag-e, daiis les eirconstances presentes, aussi longtemps que vous serez forcement empeclie de vous occuper des repetitious, etc. a ce que cet ouvrag-e füt donne ä Dresde.

Vous aurez appds par Ulilig, que Tichatsclieck travaillera avec lui le röle de Lohengriu. Peu apres mon retour, Mr. de Ziegesar compte douner la 4™^ representation, et pour la 5™^ nous aurons Tichatsclieck.

Je vous suis vraiment tres-reconnaissant de prendre quel- que iuteret a mes Ouvertures, et vous demande excuse, de ne pas vous en avoir remercie plus tot; mais de fait, je suis la plupart du temps oecupe de tout autre chose que de moi et de mes ouvrages.

Malheureusemeut, je ne possede qu une seule copie du Pro- methee et de Tasso, et celle-lä meme je ne puis en disposer, car eile appartient au theatre. Si, comme je Tespere, l'ete prochain 11 me sera enfin donne de faire une excursion sur le Rhin, nous nous donnerons rendez-vous quelque part, peut etre ä Bäle, et je vous deballerai alors tout mon sac de nuit d'obscures partitions.

En attendant, je suis tres-heureux d'apprendre, que vous ne läcliez pas prise de votre Siegfried, qui sera assurement, com- me disent les Italiens, »una gran bella cosa!« et dont je me re- jouis ä l'avance.

Apres-demain je partirai pour Elisen, vous m'adresserez jusqu ä uouvelle Information. Ne manquez pas de m'y reuvoyer le manuscrit de mon article sur Lohengrin (dont au be so in vous pourriez faire prendre copie ä Züricb) ; j'en aurai besoin du 5 au 10 novembre.

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Hab nochmals herzlichen Dank für Deinen Wieland, und sei überzeugt, dassmit oder ohne geschmiedete Flügel des Ge- nius ich Dir stets verbleibe Dein treu ergebenster Freund Weymar, 18 Octobre 1850. F. Liszt.

51.

Tres-cher ami,

Coutrairement' ä toutes mes habitudes, je viens de passer une dizaine de jours au lit aux prises avec une fievre violente, qui m'a ä peine quitte !. Comme voici tres-longtemps que je n'ai rien entendu de vous, il me prend quelqu'inquietude sur le sort de mon article sur Lohengrin, qu'ä mon depart de Weymar, j'ai Charge Kaff de vous expedier, apres qu'il l'aura lu. Si vous l'avez re§u, ecrivez moi donc quelques mots pour me rassurer ä cet egard, et en meme temps, dites-moi sans reticence ni compli- ment d'aucune sorte, comment vous a plu ou deplu cette analyse ; s'il vaut la peine de la publier; et ce qu'il vous conviendra le mieux que j'en fasse.

Toute ma correspondance se trouve dans un deplorable ar- riere, par suite du triste etat dans lequel je vis depuis plus de quinze jours. En particulier, je dois une reponse a Mr. Ritter, qui m'a fait une offre tout ä fait obligeante, et dont je sens tout le prix; veuillez bien, eher ami, le remercier de ma part, en at- tendant que je le fasse moi-meme, de ses bons procedes en cette circonstance, que je tächerai de reconnaltre du mieux qu'il me sera donne, en toute occasion.

en etes- vous du Siegfried? Avez-vous continue votre volume sur l'Opera, et quand paraitra-t-il? Ecrivez-moi bientot une de ces longues lettres que vous ecrivez si bien ; eile sera une excellente diversion aux tristesses et aux chagrins de votre tout affectionne et devoue ami Elisen, 26 Novembre 1850. F. Liszt.

Adressez Elisen (Bückebourg) jusqu'au 30 Decembre. Dans la prämiere huitaine dejanvierprochain, jeserai de retour ä Weymar.

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63. Tres-cher ami,

Lanoiivellecle l'heureuse delivrance du «Siegfried« me rejouit fort et je vous remercie de m'en avoir informe aussitot. Combien je voudrais vous lentendre lirel et aller vous rejoindre ä Zürich! mais helas, il m'est tout ä fait impossible de song-er ä un voyage quelconque cette annee. A la flu de ce mois j'espere qu'enfin la sante de la P-^esse l^j permettra de se mettre en route, et afin de lui rendre le voyage moins fatigant, nous retournerons ä peti- tes journees par Dusseldorf, Cologue, Francfort et Eisenacb.

Pour vous. eher ami, vous devez avoir besoiu de vous reposer, et de courir un peu la campagne apres l'acbevement de votre Oeuvre. De gräce, ne vous tourmentez pas ä mon Intention en vous mettant de suite ä la besogne d'une copie du Siegfried. Vous me lenverrez occasiouellement, plus tard, ä Weymar, est toujours reste enferme Wieland qu'ä mon regret je n ai pas pu vous envoyer encore, n'ayant pas ä ma disposition les clefs neces- saires, ainsi que je Tai ä peu pres explique ä Uhlig.

S'il se trouve chez vous, veuillez bien lui faire mes amities, et m'excuser de nouveau pres de lui de cette tres involontaire inexactitude.

Les Härtel sont tres comme il faut dans leurs relations personnelles et d'affaires. Le D' Härtel est venu ä Weymar pour entendre Lobengrin, et je suis cbarme d apprendre que son Im- pression s'est confirme par un Imprimatur.

Puisque vous me demandez mon avis sur ce qu'il vous con- viendra le mieux, d'accepter sa proposition ou d'ajourner jusqu'au Siegfri ed pour la gravure d'une nouvelle Partition de vous, je n'besite pas a vous dire qu'il me paraitrait pour toutes sortes de raisous preferable de ne publier maintenaut que le Clavier- auszug de Lobengrin et de prendre des arrangements avec Här- tel pour que le Ciavierauszug et la Partition du Siegfried paraisse peu aprös la representation de Weymar, qui aura probablement

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(et au plus tard)lieu en Fevrier 1853, pour la fete de S. A. R. Ma- dame la Grrande Ducliesse. Lohengrin ne perdra rien ä attendre ehez nous

Je vous Tai ecrit de suite : il faut un peu de temps pour que ce glorieux ouvrage rencontre les cjgnes qui doivent conduire sa barque sur les bords de la Spree et de l'Elbe. Les oisons et les dindons le feraient chavirer; mais ne perdez point patience, etayez confiance dans le peu d'esprit pratique que votre ami met loyalement ä votre Service et disposition.

Les Premiers jours d'Aoüt paraitra ma brochure »Lohengrin et Tannhäuser« ; cet ecrit a un but que ni vous ni vos amis n'avez pu deviner jusqu'ä present et qu'il me faudra encore un peu de temps pour atteindre ; cependant je suis loin de desesperer d'ar- river ä ce but mais ne vous en informerez qu'au moment de la reussite pour eviter les paroles inutiles, ce qui devient de plus en plus une habitude pour moi. Si donc vous m'en croyez, eher ami, vous ecrirez ä H. dans le sens que vous me dites, c'est ä dire en le priant de vous garder ses bonnes dispositions pour la ^ravure d'une de vos Partitions jusqu'ä la premiere representa- tion de Siegfried, et ne ferez publier quant ä present que le Ciavierauszug de Lohengrin.

Si vous avez en votre possession, envoyez-moi ici les numeros de la Monatsschrift de KoUatschek (oü Heine a juge ä propos de rimer avec son esprit habituel des sottises sur mon compte), dans lesquels se trouvent vos articles et celui d'Uhlig. Voici plus de 15 jours que je me suis abonne par mon libraire ä «e recueil, mais jusqu'ici on ne me la pas encore fait parvenir.

Adieu tres-cher ami croyez que je suis vraiment peine de ne pouvoir aller au devant du rendez-vous que vous me pro- posez et qui me vaudrait une grande joie : celle de vous revoir et de causer d'abondance avec vous !

Comptez bien ä toujours sur votre Elisen 5 Juillet 1851. F. Liszt.

317

65.

Je vous suis fort oblige, tres-cher ami, de votre envoi de la Monatsschrift de Kollatschek, que je n'avais pas reussi jx me proeurer jusqu'ici. Anssitot que j'aurai lu les articles qui m'interessent, je vous les renverrai, et peut-etre pourrez-vous en- core me communiquer les numeros qui continuent les pages d'Uhlig sur la Musique instrumentale.

A mon regret, je manquerai probablement la visite d'Uhlig ä Weymar, car je ne pourrai partir d'ici que du 26 au 30 de ce mois, et m'aclieminerai tout doucement par Düsseldorf, Cologne, Francfort, jusqu ä Weymar, oii je ne compte etre de retour que vers le 10 aoüt. Mais en tout cas, j'irai voirUhlig a Dresde dans le courant de cet automne, car j'attache un veritable prix ä la continuation de mes bons rapports avec lui, et je vous prie de Ten assurer, ainsi que de ma sincere et loyale Sympathie.

Je vous communique aujourd hui la lettre de Mr. Philipront de Bruxelles, et le brouillon de ma reponse, d' apres laquelle vou& reglerez votre correspondance subsequente avec ces messieurs. Pour toute sorte de raisons je vous engage beaucoup ä ne point ceder sur les deux conditions de votre collaboration au tra- vail d ajustement du texte fran^ais ä la partition, et de votre pre- sence aux repetitions generales, que j'indique clairement comme necessaires, k Mr. Philipront, et sans lesquelles (entre nous soit dit) Lohengrin courrait grand risque d'etre epouvantablement ecorche et lacere ä Bruxelles.

Je suis charme de vous voir agreer mon avis sur la publica- tion de la partition de Lohengrin. En cette circonstance, comme en mainte autre, les Härtel se sont conduits avec un tact et un bon gout dont il est juste de leur savoir gre, et je suis persuade que les partitions de Siegfried et de Lohengrin paraitront ä une courte distance, lune de l'autre, avant deux ans; mais eu egard aux circonstances, il" me parait conseillable de commencer par le Ciavierauszug de Lohengrin, que suivront la partition de

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Siegfried, et enfin celle de Loliengrin, en 1853, et peut-etre avant.

Si Uhlig vous quitte avant la fin du mois, il pourrait en tout cas s'informer ä Btickebourg, si je n'ai point quitte Eilsen, car il est oblige de passer par Bückebourg, s'il prend le chemin de fer de Cologne ou Düsseldorf, ce qui serait sa route la plus courte pour retourner ä Dresde, ainsi que je le lui ai ecrit dans ma derniere lettre, qui doit lui etre parvenue. Je serais tres-content de le revoir iei, et vous me ferez plaisir en lui transmettant une invitation pressante de ma part. Que devient votre disciple Ritter? ßappelez-moi ä son Souvenir quand vous le'verrez. Le manuscrit de Wieland, toujours enferme sous clef dans une caisse ä Weymar, sera envoye a Uhlig d'apres sa demande, aussi- tot que j'y serai revenu.

Laprincesse, qui, gräces äDieu, va sensiblement mieux de- puis quelques jours , me Charge de ses admirations pour vous, auxquelles je n'ajoute que la simple expression de mon amitie et de mon entier devouement.

F. L.

Brouillon de ma reponse äMr.Philipront, qui debrouillera, j'espere, la question de la representation de Lohengrin ä Bru- xelles.

Monsieur,

Votre lettre du 6 Juillet ne m'ayant pas trouve ä Weymar, vous voudrez bien excuser le retard de ma reponse.

Alors que Mr. Wagner m'informa de la proposition de M. Hanssens de donner j)Loliengrin(c au theätre de Bruxelles, et me demanda mon avis sur cette circonstauee je l'engageai ä re- mercier M. Hanssens de rbospitalite qu'il offrait ä cette belle Oeuvre, et a l'accepter sous r^serve de deux conditions, qui me paraissent indispensables ä son plein succ^s ". c'est que l'ajuste- ment du texte fran^ais ä la partition, s'effectue avec la collabo-

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ratiou de Tauteur, et qne les dernieres repetitions aient lieu en sa presence.

Lohengrin n'appartenant en aucune fa^on ä la categorie des operas ä la douzaine, mais bien, etant de tous points un ouvrage d'un ordre exceptionnel et sublime, il deviendrait ä mon seiis daugereux de proceder ä une repesentation sans s'identitier com- pletement avec la pensee et aux intentions du Poete-compositeur.

Dans une quinzaine de jours j'aurai l'avantage de vous adresser un exemplaire de ma brochure sur Loheng r in, qui pa- raitra au commencement d'aoüt (en francais, chez Brockhaus ä Leipzig}. Si apres en avoir pris connaissance. vous perseverez dans la pensee de faire donner Lohengrin au theätre de Bruxel- les, et de rendre ainsi un double Service et ä l'art dramatique et 11 l'auteur, il vous sera aise, jepense, de convenir directement avec M. Wagner des arrangements necessaires, pour que les deux conditions, posees et maintenues par lui, soient remplies.

Veuillez bien agreer, monsieur, etc. Eilsen 16 Juillet. F. L.

Le theätre de Weymar ne pouvant se desaisir du seul exem- plaire de la partition de Lohengrin qu'il possede, vu les represen- tations frequentes de cette ceuvre, je ne serai, par consequent. pas en mesure de vous l'envoyer : mais il est ä supposer que Mr. Wagner disposera, soit du manuscrit original, soit dune copie, qu'il fera tirer expres pour Bruxelles.

L'adresse de M. Wagner est »Abendstern-Enge(f, Zürich.

71.

Rentree chez moi les yeux humides encore des larmes qu'y ont amene les emouvantes scenes du Lohengrin, vers qui ma pen- see se reporterait-elle en ce moment, si non vers vous, Monsieur, pour souhaiter que vous puissiez assister a tout l'effet que pro- duit votre belle ceuvre, mieux comprise de jour en jour par les executants comme par les spectateurs. II m'est impossible de ne

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pas vous dire avec quel zele les premiers s'efforcent de repondre aux efforts de Liszt pour Interpreter dignement votre Drame. Ayant ete tout un an malade et absente deWeymar, j'ai pu juger ce soir combien Liszt a ete infatigable dans son enseignement recommence tonjours a nouveaux frais, mais fructifiant toujours davantage. Vous auriez ete certainement satisfait de voir les progres que tous fönt ä chaque representation.

M^'^ Fastlinger ayant qnitte le theätre d'ici, c'est M™®. Knopp- Fehringer qui a rempli le role d'Ortrude. La premiere ayant eu nn succes general pour son chant comme pour son jeu, les avis se sont partages pour la seconde, et vous seul comme createur de ce role pouvez decider laquelle est vraiment ä preferer. La premiere avait pour eile l'incontestable avantage de ses 18 ans, de sa jolie figure, de sa taille svelte et altiere, qui portait involontairement par le rapprocbement de son äge et de sa beaute avec celle d'Elsa, ä l'idee d'une secrete rivalite de femme ä femme. On ne la supposait pas seulement desireuse d'obtenir le trone deBrabant, mais jalouse du coeur de Frederic et des cbarmes de celle ä qui eile l'a arrache. La timidite naturelle ä une artiste si jeune imprimait donc ä ses gestes cette retenue habituelle ä la jeunesse, et instinctive d'une rivale. M™^ Knopp a sur M"^ Fastlinger rimmense superiorite d'un talent dramatique consomme et tres-emouvant , mais eile n'est ni tres-belle, quoique de traifs reguliers, ni de la toute pre- miere jeunesse. En outre sa taille est assez forte. Aussi son jeu a-t-il ete nuanc6 avec une eloquence admirable, eile a rendu le mepris, la haine, la rage qui l'animent tour ä tour, avec des ges- tes et une pantomime d'une verite tellement saisissante , qu'elle peut se comparer aux roles les plus renommes quand les plus grands artistes les remplissaient. Mais eile ne pouvait etre qu'une femme ambitieuse. Entre eile et Elsa l'esprit du spectateur n'a plus etabli de comparaison ni de rivalite, et c'est ce qui ä d6- payse sans doute beaucoup d'entre eux, Sans qu'ils se soient ren- dus compte de la cause, car rien n'a ete plus admirable que l'exe- cution de M"*. Knopp infiniment plus energique, plus coloröe, plus vivante, plus süre, plus hardie, que celle de M'^^ Fastlinger.

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Maintenant c'est a vous, Monsieur, de clire s'il est preferable eu general que ce röle soit rempli par ime artiste jeuue et belle, dont le jeu est naturellem ent plus inexperimente et plus sobre, ou par une femme d'un talent dejä muri, qui nous donne une Or- trude moins jeune, mais plus brulee et plus devoree par les se- crets brasiers dune haine de vaiucue et dune vengeance d'op- primee. Pour moi, je ne saurais dire laquelle de ces deux ma- nieres impressionne davantage. La derniere toutefois a quelque ehose de plus sombre et de plus fatal. On tremble davantage pour Elsa en voyant de telles mains avoir prises sur sa destinee. On dirait que la premeditation de toute une vie donne plus de majeste ä cette lutte entre Tambition et l'inuocenee.

Pardounez-moi, Monsieur, cette longue digression; eile vous prouve ä quel point vos couceptions poetiques nous occupent ici. Je ne pourrais terminer ces lignes sans vous dire combien j'ai ete toucbee de la maniere dont vous parlez de celui, dont je vais bientot porter le nom glorieux. Qui ne parle de sou esprit, de son genie et de son intelligence. Mais combien il ftiut avoir l'ame elevee et delicate pour comprendre aussi cette unendliche Zärtlichkeit de la sieune, que si peu savent sentir et pressen- tir. II vous ecrira saus doute bientot. Ce soir il a accompagne ä la sortie du spectacle quelques personnes venues de Leipzig pour entendre votre Lohengrin.

Adieu, monsieur!

Permettez-moi de vous remercier de tont ce que nous vous devons de rares plaisirs dans la contemplation de vos l)elles ceu- vres, et recevez, je vous prie, l'expression de tous mes senti- ments distingues.

Ce 4 Jan vier, 52, Weymar. Carolyne.

122.

»Notre art comme nous l'entendons, est uu art de milliouaire! il lui faut des millions. Avec les millious toute difticulte dis- parait, toute intelligence obscure s'illumiue, on fait rentrer sous

Sßagnev u. Sifjt, a3ricfnjed)fel. II. 21

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terre les taupes et les renards le bloc de marbre devient Dieu,

le public devient bomme Sans millions nous restons apres trente ans d'efforts Gros-jean comme devant.

»Et pas un souverain, pas un Kotbsebild qui comprenne cela!

»Ne se pourrait-il pas que nous fussions tout bonnement des imbeciles et d'insolens droles, avec nos secretes pretentions?

»Je suis persuade comme toi de la facilite de l'engrenage entre Wagner et moi , si toutefois il met un peu d'buile dans ses roues. Quand aux quelques lignes, dont tu parles, je ne les ai jamais lues, je n'en ai pas le moindre resseutiment ; et j'ai assez tire moi- meme de coups de pistolet dans les jambes des gens qui marcbent, pour ne pas m'etonner de recevoir quelques cbevrotines ä mon tour«.

163.

Lieber grosser Mann Tausend Dank für das Autograph, es wird viele Freude bringen.

C'est une boime et excellente fille la Soest , que ses parents avaient envoyee en Angleterre , et qui j gagna le mal du pays apres l'ecole de Weymar, la Zukunftsmusik und die

Wagner'scben Opern! Elle s'est enfuie de lä, et la

voilä etablie ä Erfurt, eile donue des legons de piano, et vient entendre vos poemes! ?

Aber zehn und hundert tausend Dank für Vieles andere ! ? Liszt a ete fort heureux d'apprendre que ses articles de la W. Z. vous plaisent. C'est bien ä vous, de les avoir si bien compris! Ils continueront encore quelque temps. Le fliegende Hol- länder terminera cette serie. Non, ce n'est point une cou- ronne funeraire qu'il tresse. II vit et vivra, votre sombre et noble heros! Le sommeil, la solitude , ne sont pas la mort, et ses forces vitales sont telles, quil fera encore longtemps, dans un temps donne. lo tour de l'Europe. Le Fidelio de Beethoven ne s'acclimate qu. m;,iutenant ä Londres!

Je suis heureux que les Symphonische Dichtungen vous in-

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teressent! S'il peut?! aller vous voir, il vous portera les parti- tions, mais en ce moment je crois qu'elles sont moitie en copie, moitie en recopies pour la g-ravure, etc., etc. mais vous serez le premier, eher grand g-enie, ä les lire. La plupart out ete exe- cutes ici. C'est tres-beaii, tres-noble, et tres-eleve.

Vos lettres nous fout de la joie, comme une aumoue faite avec des pieces d'or aiix necössiteux , qui ne soiit habitues ä re- cevoir que des coups, ou de gros sous en cuivre !

Faites-nous sonveut cette aumone, puisqu eile ne vous ap- pauvrit pas !

Laissez faire Liszt avec Hülsen. Laissez lui Berlin eu- tierement, complötement. Cela peut aller lentement, mais cela ira bien, et surtout proprement!

Wie klug, wie gut, wie zart und geduldig er ist, das weiss ich! Uu autre que lui eüt ete submerge et noye dix-huit fois depuis six ans, par les tempetes qui se jouent de uotre pauvre uacelette! II nous fait encore suruager!

Liszt a ecrit ä Berlin pour vous trouver quelqu" un qui vous copie votre Kheingold. Ce beau Kheingold, apres lequel nos oreilles soupirent. Celui qu'il croyait pouvoir vous convenir, ne saurait etre librel pour ce temps! Que vous faut-il pour commencer la Walkyrie? et ladmirable scene entre Wodan et Brunehild ! Cette adorable Brunehild , qui sauve Sieglinde ! Ecrivez longuement, cela fait du bien ä tous nos trois cceurs, uns et indivisibles. Toute l'atmosphere de TAltenbourg rayonne doucement quand il y a eu une lettre de vous.

Fasse le ciel, que ce soit, ä revoir bientot, et quand verrons-nous votre Rheingold, ne fut ce qu'en brouillon? Oh, si vous saviez. comme Liszt chaute vos poemes! Nous adorions votre Lohengrin bien avant que Beck l'ait etudie, et nous ecou- tons et pleurons quand il le chante !

Faites, faites vos Walkyries au plutot ! Quelle oeuvre !

Eerivez-nous bientot !

Vous dites que H. ne comprend pas de quoi il s'agit! Ah! qui est-ce qui comprend de quoi il s'agit; quand il s'agit de quel-

21*

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que cliose de Beau et de Grand? Quand un statuaire veut faire nne belle statue , il prend du granit ou du marbre , et fatigue ses forces ä le tailler ; mais le granit et le marbre sont moins durs que le cceur des hommes! Le statuaire, s'il ne meurt pas, fait sa Statue ; quand il s'agit de faire une belle cliose , les bommes sont moins passifs que le granit et le marbre.

Liszt est infatigable il vous est tout devoue vous le savez. Courage et espoir ! Je ne puis assez vous dire, com- bien votre douce lettre m'a fait du bien,

C.

182.

eher grand homme. II y a longtemps que je voulais vous ecrire et je n'en ai pas eu encore le courage. Helas! que vous dirais-je Selon mon cceur? Aujourd'hui il me tombe sous la main une feuille bordöe de rouge que de symboles dans cette couleur! Elle est vouee ä l'amour, eile est la pourpre des rois, et l'image du sang humain. Elle nous va donc ä tous deux, ä vous comme embleme de votre genie souverain, ä moi comme Celle d'un ardent attacbement dont les flammes sont mon bonbeur et ma gloire; ä Tun et ä l'autre comme marque des bles- sures dont le sort a crible nos destinees sans atteindre nos ämes. Ai-je besoin de vous dire combien je souhaiterais vous revoir et comme je desire que votre söjour de Londres vous soit agreable sous un rapport ou sous un autre? Rien ne depend de moi rien, hors ce qu'il y a de meilleur, d'aimer, de benir, d'admirer!

Votre affection nous est tres-chöre ; continuez ä nous la porter; c'est un soleil dans notre horizon Sans etoiles.

Que Dieu soit avec vous, nos coeurs y sont toujours 27 Mars, 55. Carolyne.

325

186. eher poete, eher ami,

nos coeurs soiit avec vous et souffrent avec vous vous le savez, et ne poiivez rignorer.

Dounez-nous de vos nouvelles bientot! Et puis pardonnez moi, de vous demandev, au milieu de vos preoccupatious de C03ur et de douleur, uue bag-atelle; mais il vous en eontera si peu, si peu, pour me Taccorder et vous pourrcz par la faire si graud, si graud phxisir ! Nest ce pas le sort des chantres et parfois des femmes, de donner, ce quils n'ont pas: en dounant du bonheur? Prenez uue feuille de papier et ecrivez dessus ces vers, qui, vous le savez, me sembleut ecrits avec le saug le plus pur de mes veines.

Nicht Gut, nicht Gold,

noch göttliche Pracht;

nicht Hans, nicht Hof,

nicht herrischer Prunk;

nicht trüber Verträge

trügender Bund,

noch heuchelnder Sitte

hartes Gesetz : selig in Lust und Leid lässt die Liebe nur sein!

Signez-les de votre nom, de votre grand nom, cachetez-les dans une enveloppe, mettez mou adresse et expediez a la poste.

Puis pardouuez-moi de vous demauder cette chose si petite, si petite petite daus sou eteudue materielle, mais graude comme le monde par sou eontenu.

Je vous serre les deux malus avec les miennes, eher, eher grand homme !

7 Mai 1855. Carolyue.

326

192.

»Wagner te racontera Sans doute son sejour ä Londres et tout ce qu'il a eu ä souffrir d'une hostilite de parti pris. 11 est süperbe d'ardeur, de clialeur de coeur, et j'avoue que ses violences meme me transportent. II semble qu'une fatalite m'empeche d'entendre ses dernieres compositions : le jour oü, sur la demande du Prince Albert, il a dirige son Ouvertüre du Tannhäuser ä Hannover- Square-Rooms, j'etais force ä la meme lieure, d' assister ä une affreuse repetition de Choeurs, pour le concert de la New-Phil- harmonie, que je devais diriger deux jours apres« etc.

Et plus loin

»Wagner a quelque chose de singulierement attractif pour moi, et si nous avons des asperites tous les deux, au moins nos asperites s'emboitent.«

205.

Voilä le Schwager Kronos qui a fait un pas sur nos tetes ä tous. Comment, eher poete, ne vous ecrirai-je pas pour vous dire tous les tendres voeux que je fais pour vous avec das Kind, et combien toutes deux nous nous souhaitons a nous-memes de vous revoir, dans le courant de 56. Je vous assure que si le sort pouvaitm'en envoyer Vassurance par quelque messager, je le con-

327

sidererais comme mes meilleures etrennes , quoiqu'il est bieu des choses que je lui demande ä corps et ä cris.

Mais il fallt esperer l'Esperance est luie Vertu. N'est

ce pas beau cette identificatioii ? . .

Vous savoir souffraut nous est une grande peiiie. J'ac- cepterais le double et le triple de mes rhumatismes gagnes dans ce elimat il y a huit mois de mauvais teraps et il n y a pas quatre mois de beau eiel, si je pouvais vous rendre pai* la votre entiere liberte. Liszt est triste de la raison qui derange son voyage quoiqu'il se promette de vous voir plus ä Taise dans une autre Saison vu qu'il doit etre ii Vienne au commencement de Jan vi er pour y diriger un Mozartfestival, le 100" Anniversaire de la naissance du maitre, et Berlioz venant iei au commencement de fevrier, il devra quitter Vienne immediatement apres.

Les journaux vous auront parle de son sejour de Berlin, il retournera bientot pour assister ä la premiere representation de votre Tanuhäuser dont il a quasi dirige deux repetitions. Alberne Leute werden dadurch nicht zum schweigen gebracht! Mais que vous fönt les Alberne Leute. Pour les poetes qui vivent dans les regions tropicales la passion etend sa floraison gigantesque, et ses merveilles siderales, les Alberne Leute sont comme les moustiques infimes qui impatientent et mordent jus- qu'au sang parfois, saus parvenir ä troubler l'enchantement de cette nature luxuriante. Liszt a eu aussi les honneurs d'un de ces essaims d'insectes qui bourdounent avec d'autant plus de bruit et de Süffisance qu'il peuvent moins faire de miel. Er ist darüber ganz gefasst und geht ruhig seinen Weg, jetant par ci par Kl quelques bon mots, comme))man hat mich herunter gemacht, ich bin doch stehen geblieben«, ou bien »Was thuf s, wenn die An- dern die Sache schlecht machen, wenn ich es nur gut mache«, etc. etc. und so geht's fort in's Leben.

Ecrivez-moi, cberpoete, n'attendez pas toujours une raison pour cela, et si vous voulez faire plaisir ä ma fille, envoyez-lui zum Neu-Jahr Tautographe quelle vous a demande.

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Embrassez votre femme de ma part tres tendrement en lui disant tous mes voeux les plus vifs. Elle n'en saurait douter, ni vous non plus. Avez-vous pu dejä vous remettre aux Walkyries? Le Duo de Siegmund et Siegliude m'a fait pleurer de grosses

larmes! C'est beau comme l'Amour, comme llnfiiii, comme

la Terre et les Cieux!

23 Decembre, 1855. Votre devouee

Carolyne W.

Date Due

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Remington Rand Inc. Cat. no. 11 39. 1

MELLESLEY COLLEGE LIBRARY

3 5002 03000 678 2

ML 410 . Wl A362 2

Wagner, Richard, 1013-1883.

Briefwechsel zwischen Wagner und Liszt.