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HARVARD COLLEGE LIBRARY

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Bought from the Fund for 3K CuRRENT Modern Poetry m given by

3^ MORRIS GRAY

CLASS OP 1877

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Gescbkshta

Heidenthums,

in BoMwig nf

Migion, WiHM, Knit, SttHohkait oi «utJat«

Zweiter liieil.

im Verlage bei Joief Kftz «ad Kom^

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Das Ctoteteslelieii

Chinesen, Japaner

Indier

Br. Adtlf Wiltke.

eBtirin,

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Vorwort,

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Die Anftialiine des ersten Bandes, selbst von Seiten der *

Gegner meiues Standpunktes, hat mich eben so sehr er- nnthigt wie sn der Steigernng meiner Anforderungen an das Werk selbst angeregt. Wer das Gebiet, auf welcheoi der gegenwärtige Theil sich bewegt, besonders das indische, auch nur einigeruiadsen aus eigner Anschauung kennen gelernt, wird gerecht genug sein, nicht den Anspruch an erheben, dass der Weg, den ich mir durch diesen dicht verwachsenen Urwald, in welchen bisher wohl viele Pfade hinein, keiner aber wieder herausfilhrte, zu bahnen suchte, schon eben wie der Meeresspiegel und glatt wie eine Tenne sei. Wir stehen hier erst am Anfang der Erkenntniss. Bs durfte eher Manchem scheiuen, als hätte ich schon viel gewagt, wenn Ich in diesen dunklen Gebieten ein Gesammt« bild zu zeichueü versuchte^ jedoch darf ich versichern, es mit bestimmt ausgesprochenen Ansichten ernst genommen zu haben; und was ich nur muthmassen, nicht begründen konnte, habe ich lieber voriflnfig ganz bei Seite gelassen, als dass ich die sicheren Züge des Bildes durch zweifelhafle Gestalten trübte, wiewohl ich für manche nnwesentiichere Behauplungeü des Textes, um das Werk niclit zu sehr aus- tudehnen, die vollen Beweise nicht beigebracht habe.

Da«s der gcgenviärüge Band, der den sehwierigslM

Tbcil des ganzen Werkes behandelt , nicht so weit reicht als beabsichtigt war, wird durch den Umfang des StoCea gerechtfertigt; ein grosser Theü des Folgenden, auf bekann- teren Gebieten sieh bewegend, wird sich kfirser behaadelii lassen. Die Fortsetzung des Werkes werde ich mir dringeud angelegen sein lassen* Die Herausgabe des vorliegendeii Bandes wurde iiiir nur diu ch die huldvolle Unterstützung durch Se. Excellenz des Herrn Hinisters der geistlichen, Unter- richts- und Medecinalangelegenheiten ermöglicht, da die g^enwartige liSge des deutschen Bachbandeis für Werke dieser Art eben nicht sehr aufmunternd ist.

Breslau, den 1. Joli 1853.

Oer Verfasser.

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Inhalt

CinleUling. §1 4. Die gebildeten Volker der objectiiren WelUntcliauuog.

Zweite Stufe: Die Chinesen und Japaner.

I. Die Chloeseii.

XinleiiuBg. $ 5. Dai Volk. $ 0. Die Urkunden ; Kong-fu-tcc and die King.

I. Das religiöse Leben.

I. Das Gottcsbewiisstscin,

§ 7. Die Rcicharrllgion, die Lehre det Laotae und des Fo. S. 10. % 8. Die Zweihoit tiU Grund de« Alla. S. 11. 8 9. Die Ent-

■kluinff drrWcU. S. 17. § 10 11. Da« Wesen dea Güttlidien.

S. 25. § Ii. Das Schickaal. S. 33. 8 13. Die Geister. S. 30.

lt. Der Mensch.

$ 11. Diis Wcst n desMongrhcn. S §15. Die sittliche Natur des Mcngdu n. S. 11. § lü. Die Freiheit d«'K Willens. S.42. S 17. Das Vcrhilltnis« des sittlichen Handeln» zur Xatur. S. 45. 8 18. Die UnsterMi« hkeit. S. 48.

III. Die Beziehung des Göttlichen und des Menischlichcn auf üinaader. 8 19. S. 53.

a) Die Beziehung de« Göttlichen anf das uienachliche Leben.

§ 20. Die Vorsehung. S.54. g^l. Die Offenbarung durch die Vemonft und die öffentliche Meinung, durch Wunder, durcli Vorzeichen ^ darch Träume. S. 58.

b) Die Beziehung det Menschen auf das Göttliche; der Kalt.

§ n. Gebet nnd Opfer. S. 62.

IV. Das kirchliche Leben.

S 23. Die Kirche; Priester. Tempel, heilige Zeiten. S. 68. 8 24. Die Zauberei ; Wahrsagekunst. S. 70.

Fremde Reh'gions- Ideen in China.

S 25. China s Duldsamkeit. S. 74. 820. Die Lehre des Tao von Laotse. S. 76. 8 27. Die Lehre des Fo. S. 83.

II. Das wisscnsch«'\ft]ichc Leben. §28. S. 84.

8 29. Die Sprache. S. S6. § 30. Die Schrift. S. 88. § 31. Die Wissenschaft. S. SO. § 32. Xaturwissenschnft . Astronomie, Physik. Arzneikunde. S. tM). § 33. Die Geschichte. S. 95. 8 34. Die Philosophie. S. 101.

in. Arbeit, s 35. s. 100.

IV. Kunst 8 36. S. 112.

8 37. Der Putz. Der Tanz. S. 113. 8 38. Die Baukunst. S. 115. 8 39. Die Bildhauerkunst und Malerei. S. 116. 8 40. Die Musik. S. UP. 8 41. Die Poesie. S. 118.

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V. Das sittliche Leben.

S 42. Daa Wesen der chincatgchcn Sittlichkeit. S. 121. 43. Die redite Mitte. S. 123. g 44. Einflui« der Sittlichkeit auf da« Natiirlebcn. S. 125. § 45. Die Tugenden. S. 120. - $ 46. Der Selbitmord. S. 132.

Die Familie« S 47. S. 133. S 4a Paa Weib. S. 134. § 49. Die Ehe. S. 135. S 50. Die Gattin; Ehescheidung. S. 138. $51. KcngcJihcit. S. 140. S 52. Das Verhältnigs der Eltern und Kinder zu einander. S. 141. S 53. Die Erziehung; der Kindermord. 8. 144.

VI. Der Staat, g 54. S. 146.

L Verhältniss des Staates und der Staatsbürger zu einander^ das Recht. S.^i5. S. 110.

a) Do« Recht dca Staat<bürgcr8 dem Staate gegenüber.

§ 5(3. Gleichheit der Burger, Sklaven, Cnstraten. S. 151. S 57. Der Socialifimu«. S. 154. § 5S. Der Handel. S. 156.

b) Dag Recht dca Staatct dem Bürger gegenüber, daa zwingende

Recht. S 59. S. 157.

IL Die Staatsregierung.

i (iO. Die Einheit dos Reiche». S. 159. f Ol. Der Kaiaer. S. 102. S 02. Der Kaiacr als Vertreter de« HiinmcU. S. 103. S 63 u. 64. Die Pllichten dea Kaiaert. S. 105. 171. S ^. Die Thronfolge. S. 172. § 60. Die Verantwortlichkeit de« Kaisers und da« Recht de» Volkea; die Revolution. S. 175.

S 07. Die Mandarinen, (Civilbeamten, da« Heer.) S. 180. ~ g 68. Die Ccnsoren. S. lfl*2.

S 09. Die Verwaltung. (Steuern, Verwaltung de« Innern; die Schulen.) S. 194.

§ 70. Verhaltnia« de« Staate« nach augsen im Frieden u. im Kriege. 8. 199. i 71. Absperrung. S. 201.

VII. Die Geschichte, g 72. s. 208.

IL Die Jat>ancr.

§ 73. Ursprung de« Volke«. S. 217. $ 74. Religion. S. 219. j 75. WiMen- «chaft. Arbeit. Kunst. S. 223. § 70. Sittlidtkcit. S. 225. § 77. 78. Sfaiiit. S. 225.

Dritte Stufe: Die Indier.

Etnleitiuig. % 70. Die Gnwd-Idee der Indischen Weltanschauang. S. 330. S 80. Der innere Gegencats der Brahma- und der Buddhalehrc. 8. 232. S 8L Da« indiache Volk. 8. 232.

I. Das BrahmanenthBm. I. Das religiöse Leben. S 82. Urkunden. S. 234.

1. fintt.

a) Die Vedenlehre.

§ S3. Die Grund -Idee. 8. 239. •- % 84». Die drei Hauptgott- heiten. S. 240. g 84^'- Die übrigen Götter. S. 240. S 85. Da« Wesen der Götter; da« Anirita. S. 251.

S 80. Der einige Urgott. S. 253. $87-89. Sein Wegen. 8. 257.

b) Die Lehre der Epen und der späteren Zeit

§90. Die epische Mythologie. S. 267. ~ § OMhr Untcrachied von derVedcnlchrc. S. 275. g 02. Die Sekten der späterca Zeit. S. 278.

II. Well.

% iVi. Der Grand der Wdt; dtc'Mnja. 8. ^1. ^94 nnd 95. Pie VemciPnng der Wdi in der congcgtieoten Lehre. S. 285. S 96. Die EnUtchuiig der Welt. S. >' §97. Die DrcifttlU>heit der Welt. S. m -> $ 9H, Per Mentrh.

S. 305. S 99. Die Naturgtande (Kaatea). S. 315. ~ § IW- ^r- ■pmng der Raiten. S. 320.

ML V#rhaitni.«;.<< Gottes und der Weit mu einander. - *

S 101. Pantheiiti«che Einheit Gotte« nnd der Welt. S. 323. S 102. Freiheit der Creator. S. 331.

a) Da« activc Verhiltaiia» <B>'Q»tiheit tu den Menschen.

S 103. Pie Vor«cbung; da»Schick>al; die Gottctgerichtc. S.33*2. . , S 104. Die Offenbarung. S. 330. § ia5. Die Mcn«ch- werdang der Götter, Avataren; Kriachna. S. 337. h) Pie active Beziehung dea Menschen auf dai Göttliche; der Kult.

S 106. Wesen des Kultus; das Gebet. S. 340. . S 107. Pas Opfer; das Sorna- Opfer. S. 343. §106. Pa*

Thieropfer; die Spenden für die Ahnt-n. S. 351. § 109.

Die Sclbstopfcrung; das Mfiischenopfcr. S. 353. §110-

Pie fromme Hingabe des Menschen an Gott; die Andacht.

8. 358. - § III. Pie Askese. S. 362. , §112. PieBussüngcn für begangene Schuld; die Reuiignngen.

S. 370. .

c) Pie Kirche.

S 113. Pie priesterlichen Personen. S. 380. $ 114. Heilige Orte; heilige Pinge. S. 380.

d) Pas Heil.

$115. Einigung mit Gott; Zauberkraft; UnstcrhlicbkeiUtrank.

S. 388.

§ HO. Leben naih dem Tode; die Höllen. S. 393. g 117. Pas Aufgehen der Crcatur in Gott. S. 395. S US. Pie Seelenwandcrung S.4()0. - $119. Pas Ende der Welt. S.405.

II. Das wissenscliaftliche Leben.

§120. Sprache; Schrift. S. 407. § 121. Mathematik; Natnnyissen- schaft (Astronomie; Physik; Amneikundc) S. 410. § 122. Ge- schichte. S 410.

S 123. Philosopye; Vedanta. S. 420. g 124. Sankhja; Joga. S.423. 8125. Nyaya; Vaiycachlka. 8.430.

III. Die Arbeit § 120. S. 435.

IV. Die Kunst. § 127. S. 437.

S 128. Put»; Tanz. S. 438. ^ § 129. Bankunst. S. 440. ^ S 130. Bild- hauerknnst; Malerei; 8 442. § 131. Musik; Poesie. S. 443. < 132. Epische Poesie; Fabel. S. 445. g m. Drama. S. 451. -

V. Das sittliche Leben. . , . >

$ 134. Wesen der indischen Sittlichkeit. S. 454 § 135. ihr Grand

und ihr Ziel. S. 450. S 130. Pie Sinnlichkeit. S. 402. § 137. Pas sittliche Verhältnis« «u

anderen Menschen. 8. 403. 1 138. Paa litüichc Verhältniss lo

den Katardingen. S. 4Ö0.

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Die Familie. $ 139. Da. Weib. S. 4ÖÖ. - ^ Khe. - ? ";«*»J»g"n«:en der F.hr. S. ill - 5 142. Da« «JtUirhe Ld.cn - w der KIm; Stellung der Gattin; die Wi«,re. H. AHL - § 143 Trennung der Ehe; Ehebrudij LoyiraU-Khc. S. 121L - § 144^

. dem; Ersieh ung. S.483.

VI. Der Staat

S ^^«^«^"»K ^«-. Staate., n. m ^ % UL M^ll der St^te«. ; . ^. 48Ö. 8 USL Die Kasten im Staate. S. 4ÖL L Das Recht. ' . §140. Die Geeetvgebung S. 41IL . :

*^ ??!r.^?^^'**'• ®*"»-«»örgefi dem Staat gegenüber. S im Ungleichheit der StOQt«hnrgcr. Sklaverei. S. iüL C 1.51. Eigenlhnm, Erbrecht, Handel. S. 4ffiL

Pt^^r"' gegcniiber. $152. Da. Strafrecht S.4a5.

II. Die Regierung.

S m Der Eönig. S. 4fiÖ. $ I54. Sein Vcrhaltni« zum Ge.ete ""^ Prahraancn. S. 50Q. ~ J 150. Sein Verhältni« rnut

. . Vnlk. S. ML - § m Rcchtipflege. S. 502. - läL Verwal-

tang. S. .m - § 15S. Ilerrcuweaen. S. 5ÖÖ. £159, Verhältni« de« Staate» nach aucen ; Ilaadel und Krieg. SJiLL

VH. Die Geschichte, f IfiQ. s. 514.

II. Ber Baddhfsmui. 'S IflL Ürtpruhg und Queüen. S. 52a

L Das religiöse Leben.

^^An.^!^** Brahmalehre. S. 523. - J m Der Urgrund de.

! w n ' "Z"^"- ^'^-S 105. Der Men.ch. S. 532. ~ , ^ Ifiü. Da« VV e.en de. Daseint. S. 535.

Buddha «. S. m ~ $ 166. Der ideelle

c ?7n S. Üi2. - S m Da. Opfer. S. 641 -

S im Die EnUagung. S. 552.

' ' ^ V'l''''' S. 551 - f 112. Die kirchliche Thätigkeit

' * i^^dt W""'";'""' S ^ - S m. Da. HeU; - die sfelet'

WWderung ; d.c Wundermacht; die Buddhawürde und ihre Vor.tafen. S. - $ n4. Da« Endziel, Nirrnna. a 5ÜÖ.

II. Wissenschaft. Arbeit. Kunst.

^^rie'^^Tonf Vi^'f ""^'"'^ Ge-chichte. S. 52L - «im Indo- •tne. ~ Kunat: BaQkun«t und Bildnerei, Poeaie. 8. 521

III. Das sittliche Leben.

S 127. We«en der Sittlidikeit. S. fi2IL i m Die Ehe. S. 303.

IV. Der Staat. § im s. 585.

V. Die Geschichte. § Ifiö. 8. 5S2.

Schliss: 818LS.BÖ2.

Die Völker Ost-Asiens.

iCialeiiung.

aer fiCiife der wiMfln ud ibalbwüden Yttlkcr» welche nieht teGeseiydile, eondem seben ihr «tehen, sehreiteii wir fort n den VAlkem der Sadtiiig und der Geschiehle, Bei de« wilde» Völkern war die Zeit ihres Bestelieiis eine dnrehans ^eich^ßl-

ti^e, denn ihre geistige Entwickeiuiig wiiti von der Zeit nicht btnilirt; sie bleiben, was sie sind, ihr Dasein fällt nicht in die Zeitfolge der Geschichte. Die Geschichte weiss von ihnen eigent- lich nichts, böch«ten8 nur, insofern sie als wüstes und tobendes Eleeieiit stOrend in das Leben der ^eschichüichen Völker ein- greifiiB. Auch bei den h^lbwildoi Völkern konunt die Zeit ihres AnftreteM wenig in BetMudity denn eie sind nicht organlseh ans demgeechieihtKcheB Leben herrorgewachaeii, mid wachsen andi »cht in dasselbe hinehii sie sind eine Anomalie in der Oe* schichte, eine Zwittergestalt zwii»c]icn wilden und geschicht- lichen Völkern, und wie alle Zwitter unfähig sich fortzupflanzen. Die Nölker, mit »Icnen wir es Jetzt zu tlinn haben, stehen bereits io der Geschichte, haben die \V iidheit schon ganz abgestreillt, sied Völker der geschichtlichen Bildung und organische Glieder is der fintwiekelmg des nens^tteben (iteisles; sie erheben ihr Hsspt nnd ihr Ange 4ber den Boden nd schaoeii nach oben; in teeo bat wUk die Menschheit ans dem dnnklen Boden mim TsimttAt empeegerongen , um si<^ hi mannigfaltigen , relehbe- lasbten Verfistelungen zu entfalten. Aber auch bei diesen Völkern stehen wir immer noch auf dem Boden der ob j ectiven Weltanschauung (I. Bd., § 11 etc. 26); noch ist der subjective (■eist nicht wahrhaft erkannt, noch weniger eine bestimmende Macht für die objective Natur geworden; das wahre Sein, das

QMiebe, das, was flbr das mensebliche Snbject die hachsie n. 1

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Macht ist, ist nicht freier, T>er«5nUcher Geist, sondern Ist Na t»r,

steht dem persönlichen Geiste als rin< iciii objective. h»)here IMnclit gegenüber, und der persöiiliciiedeist schaut nur <ias. u ns ni( lif durch d»'n (mms^ ;!:rschaÖen ist: vr vor hält sich der W elt gegenüber nur episch, erzählend, nachzeichuend, nicht schöpfe- risch. Der subjective Geist ist da überall erst das Zweite, nicht das Erste, ist das Untergeordnete, nicht das Hemchende*

$«•

Der Wilde lebt geistig nur ans der Hand in den Mund, leht

einzig far die Gegenwart, nicht flir die Zukunft, und hat auch keine. Die Völker der Bililimi; leben niclit bloss für heute, son- dern e^ueh für morgen; sie streiieu die blosse Gegeiiwa? t, das l.eheii lür den Auü:enblick. von sich nh. sie wollen für alle Zeiten leben, und ihr geistig Krruugencs soll auf die kommenileii €rcscl)lechter erben. Wie sich der Mensch vom Tbiere dadurch «nterscheMety dass er ein selbststäadiges inneres Leben hat und es offenbart dnrch die Sprache, so mterscheidetaich der ge- bildete Mensch vom wilden dadnreh^ daas er ein selbatatändiges geistiges Leben hat ond es offenbart durch die Schrift. Wns für den einaelnenMemichen die Sprache, das ist für das Volk die Schrift: sie hebt die Vereinzelung des Daseins anf» macht es zu einem allG;eineinen iind bleibenden. Die erste Schrifi ist nicht für die ÜLi**enwart. sondern für die Zukunft, nicht für den AH- tagsverkehr, sondern für die Geschichte; um zu bleiben, ob «nah das gegenwüriige Gcschicoht leiblicli untergehe, gräbt es «einen freist den- Steine« in unverialgbaren Züge» eut* Mit dar Murift ist der Voiiuing vor. dcrJüledachhait aafgarällt «ad dar Menaoh «her den blossen Natatataod erhbbdn; daodh die Sehrift mrd die Sprache geistig. Die Chiniesen sind daa erste Tolle» welches eine geistige Sprache, welches wirkliche SchriA hat Die VViitieii hhid als Volk stumm, sprechen sich nicht als (reist aus; Mr'ir wiesen voj» iimeii nicht sowohl durch sie selbst, als tlurcii die Beobaciiiung ihres Thun und Treibens durch Andere; 4;cbildete Völker aber sprechen aas, was sie aJla geistige» ge- schichtliche Erscheinung aind. Die Wilden können ffir ei|^tlicli nur «Chanen, beobachlen; mit den gabUdeten Vdlkem k^naenlaritr apredieii, kcHinen sie selbat fragen, ond mt gehai^ «na Aatwofl Es ist aber nicht gleichgfiklg» tren wir frage»; nidil.atte Schrift- Ereengaisse in einem Volke sfaid Schriftea des-Voltea» O0*enbaningen des Volksgeistes. Welche Schriften aber die mhißn. uu4 wal^i^ Denkmale und Ofienbarungeu des geitiü^n t II

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llebcns einet Volkes dad, da« haben nidit wir au bettimmeB|

sondert) das bestimmt das Volk selbst , welches in diesen oder jenen Schriiu n dl nusgesprochcu liiultl, sich zu ihnen aU dem richtigen und ^eilie2:f'ntin Ausdruck seines Wesens bekennt. Die Völker haben ihre heiligen Schriften, welche nicht mit der piofiuien Zufölligkeit des einzelnen Subjectps behaflet sind, son- den den Mittelpunkt und das Wesen des allgemeinen Volks- geisles selbal darstellen*— Bei dej^jenigen Vdlkem, welche der ttbjeeÜTen Weltanschaanjig angehören« bei denen also die Wahr- iwit nicht in dem sub|ecti¥en Geiste mht» sondern Jenseits des- selben, als eine objective Macht eraoheint, sind aneh die heiligen Schriften selbst niclit Erzeugnisse den Subjectes, sondern sind fiber (kiMselliett und jenseits desselben, sind für den mensch- liehen Geist « ine gegenständliche Macht. Der Volksgeist ist noch mcht in der freien Persönlichkeit erfasst, sondern schwebt Aseh wie eine Wolke über derselben. Die Wahrheit ist weder ia demSttbjeel noch aus demselben; ihre Offenbamng kommt von aofseaf ist wesentlieh eine jenseitige, ausser mensch- liche; der menschliche Geist ist dabei blosses Organ, hat eben aar still za halten und anfannehroen, nicht selbststftndig etwas ta schnflen. Bei den Griechen können wohl die Dichter n^d Künstler die Götter machen, bei den Ost -Asiaten machen die Gutier die Dichter und Künstler.

§3.

Bei allen Völkern, bei denen die freie Persönlichkeit de^ Salgeotes noeh picht entbunden lst| hat nur das Unpersdnlicbei dis AUgemeine eine Wahrheit, nicht der einsdne Mepschengeistf Bei den sobjectiven Völkern kann «war der einzelne Nfensph Meh Aber den allgemeinen Volksgcist hinansschwingen; ein nn^ benchlctt r uud vcrschiiiähter (»eist kann höher stehen als sein Volk und seine Zeit; die Geister cikü da oft ihrem Volk vor- aus und ieiten es weiter; bei den oIiJc k :ti\ cn Völkern daojegcn wird dersubjective Geist von dem aligemeinen Geiste schlechter- dings gefuhii und bewältigt, und der Einzelne kann zwar träge hin- ter der Bildung seines Volkes zurückbleiben, aber ihm nicht voir-^ «■seilen, wie der Fisch nicht aus seinem Elemente heraus kann* Bei den subJectiTen Völkern schafft sich der Mensch seine Ge» idHehte, bei den objeetiven schaffit dieOeschichte denMenschen| ind die heiligen Schriften sind nicht Offenbarungen des mensch^ liehen Subjectes, sondern des unpersönlichen geschichtlichen ^eist^s. Der Mensch schaut da eben nur die W ahrheit uu^ uud sie

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lassi sich schauen, aber nicht frei schaffen. Der Meiiisch liest nur die Schrift, aber sclireibt sie nicht.

Daher ist hier auch keine von der Religion verschiedene Philosophie. Wie die lleli£i;ion, so zu sagen, die weibliche Seite der Erkenntniss des Göttlichen ist, so die Philosophie die mänfn- liche; jene schaut die Wahrheit und nimmt sie gläubig auf, diese erarbeitet sich dankend dieselbe. Dieser Unterschied Ist aber hier noch nicht; das ganze Wesen des Geistes ist hier noch weib- lich; der Mensch ist auch in der Oedankenwelt noch vorherr- sclicnd empfangend und schauend. Die Weisen dieser Völker sprechen oft die tiefsten Gedanken ans, aber sie haben sich diese niclit erai'beitet, sie kointnen ihnen zu. sie w!ss(;u selbst nicht wie, sie schauen nur vor sich hin und beschreiben, was sie vor ilirem Geistes-Auge sehen . aber sie schaffen sich nicht bewnsst den Gedanken, wissen nicht, dass der Gedanke ihre Arbeit ist» er ist ihnen etwas Fremdes, etwas bloss Oegenstfitadliches. Dits Philosophie.verschwimmt hiermit der Religion, ist nur dem Grade, nicht dem Wesen nach von ihr unterschieden, ist nur ein W'eiter- sehauen in das Getriebe der Fäden in dem grossen Weltgewebe, ein taktvolles Beobachten des innern Zusammenhanges des Daseins, aber sie hat keuj bestimmtes Bewusstsein davon, dass sie in diesem geistigen Schauen sich wesentlicli frei verhält. Wir dürfen daher hier die philosophische Offenbarung des Volks- geistes von der religiösen nicht trennen, sie sind beide dasselbe. Daher giebt es aber auch bei diesen Völkern el>enso eine Tom Volke anerkannte^ rechtmässige, legitiihe Philosophie im Gegensatze zn h&reUischeii Lehren, wie fss anetltaifnte heilige Relfgionsschnf^en gielbt; nnrl diese anerkannte Philosophie 'ist eben so ^\it ein achter Ausdruck des Volksgeistes wie die hei- ligen Voiksschriften. ' .

Da das Gottesbewustsein die Grundlage imd das Herz des g|anzen geistigen Lebens eines Volkes ist, (1, Bd. § 3. und da das Göttliche hier als ein schlechterdings jenseits des snb- jectiyen Geistes Daseiendes erfasst wird, welches eben nur als Gegenständliches geschaut werden kann , sich dem s6hauendcn Geiste ohne dessen Zutliun offeubarci» muss, so müssen auch alle übrigen Seiten des (ieisteslebens im W t sentlichen denselben Cliarakter tragen. Der Menscli liat da nicht scibstständig etwas zu erringen, hat sich nicht eine Welt zu erschaffen, sondern er hat einfach ^u lernen» was ibm ohne sein Zuthtui dHrgebotea

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wki; seine ^sammte geistige Welt, seine Kunst, Sittlichkeit, sein Staat, vviid ihui wie dein Kinde icrtig gereicht, und er hat das Dargebotene eben nur anzunehnie». Die heiligen Sclniften offenbaren nidit nur religiöse Ideen , sondern eben so gut die Wissenschaft» 4ieKegein der Kunst, die Gebote der Sittlichkeit, des Anstandes und die Gesetze de« Staates bis ins Kleinliche Jiaab* Dan Viilk weis« niebt, wie es zu allem fiesem kommt, nicht einnelne Henaohen aind es, welche diese Dinge er- fanden haben; sie sind einfiich da, gewissermaassen yon selbst gdtommen, höchstens treten in ältesten Zeiten einzelne Men- scbtii als passive Oi gane, aU blosse Verkündiger der göttUcliea Offenbarungen auf, bei denen sie selbst aber wenig selbstthätig betheiiigt sind. Wir müssen also auch bei der Darstellung der Wissenschaft, der Kunst, der Sittliclikeit und des Staates auf die heiligen Schriften znräckgehen und dürfen den späteren that- ilchUehen» oft sehr ansgearteten nnd giesunkeaen Zustand dieser Sdten des Geisteslebens nicht als idas Wichtigere nnd Maasge- kade betrachten. Der einzelne Mensch kann, Ifigen» aber die authentischen Offenbarungen eines VolksgeistM, seine heiligen •SciuUiea beU'ü^eu un^» iiiciit über das wahre VVescn dei>äelben.

Zweite Stufe der Gescblchte des HeidenthoiDs.

Die Chmesen imd Japaner.

I. Die Cliineseii.

§5.

Die Chinesen, unter den Stämmen der gelben Menschen- rasse der schönste und der weissen am nfu hsiten kommende, und (las einauge gebildete Volk unter den geiarbten Menschen- stammen, sind von den westlichen Gebirgen, der gemeinsamen Heimath des Mensdiengeschlechts , herabgestiegen*) und schon im Alterthnm das. zahlreichste Volle, von nralter» durchana «elbststftndiger Bildung nnd Geschichte , am. hSchsten blühend in den drei lotsten Jahrhnndertea Tor Christi Gebart bis in unser Bttttelalter, jetzt langst versteinert und geistig sinkend«

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Dfe cbhiesisdie OescMditftchreibuiig beginnt llbenill mit «fneni

rohen Naturstande, wo die aus den westlichen Gehirpccn Iierabgc- 8ticj?cncn Stämme wie die Wild» n ohne Ackeibau nur vnti f?aum- frfichtL'ii iitid Fleisch lebten, Tlilerblut franken, sich in 'riiit rlflU; kleideten u. s. w. Die Verbreitung höherer Bildung durch die Fürsten Terräth keine Spur eines fremden Einflusses; war ja doch auch die diinefliscbe Bildung viel älter als die Indische. Nach einer Reihe 'sagevbafter Regenten, Inn deren Spitze Fo-bl um 2056 steht, heglmnt dduas wiAlicbe Oeechichte um das Jahr 2390 vor Chr., wo Tao das von einer ungeheuren Cberschwemmung verheerte Land durch eine weise und kräftige Regierung wieder zurBlfithe bringt und die eigent- liche Gesetzgebung begründet. Schnell entw ickelt sich Chinas Macht Tind Kildung; seit derIVlittf des zweiten Jahrtausends vor Christi Ge- burt ist es ein blühendes Hcich. In Kong-fu-tse sammeln sich alleStrahlen früherer Geistesbildung; und er begründet die ffir Reli- gion, Sitte und Staatslcben als btichste Richtschnur geltende Sammlung der belligen Schriften; von dieser Zelt an steigt Chinas Inneres Lehen Immer mehr. Ms die Erobemng des Landes dorch die Mongolen die Kraft des Volksgelstes blicht, der sich spMer nie wieder zu seinem alten Olanze erhoben bat. Schoo Im achten Jahr- hundert nach Chr. hatte das Reich liber 10 Millionen Einwohner unfl gegenwärtii; ist es mit seinen mehr als .lliU Millionen Einivohnern. '•^) oder wie die ( hincsen sich ausdrücken, Mäulern, das bei weitem volkreichste aiiet Reiche. Dte früheren Ziihlungeo des Volkes siii<l übrigens unsicher, und die geschichtllcheo Angaben widersprachst voll«).

Gfitzlafr, Gesell, d. chin. Hdche, herau«»^eg. vou K. J. Neumann. 1847. S. 2. Klaprotb tableanz hiitor. p. 99.—*) WOliins, Bdch Mltla« 1852, 1 , S. *) BloC im Joum. Asiat IIL Ser. Uhp. 369 etc. Havmnaimt Tojage ea Chine 1848; tll.p.9.

§ 6*

Kong-fn-tse oder K o n g - 1 s e, in wirrer Zelt die Erinnerung

früherer Herrlichkeit und den Sinn für (besetz und Ordnung we- ckend, .samnu'lte. ordnete, reinigte und erweiterte des Volkes alte üeberliefei Hilgen und (icistesblfithen. 2,nh in den fCi n 2; nicht sei- nen, sondern des Volksgeistes Errungenschaften eine bleibende Gestalt Ton unantastbarem Ansehn f&r alleZeit, und ist so der gei* stige Mittelpunkt für Chinas Leben geworden; mit seiner Geltung stand imd sank gleiehmässig des Volkes BlAtbe. Philosophi- sche Geister, in seinem Sinne fortwirkend, wie Meng-tse und Tschit-hi gaben den alten Gedanken eine wissenschaftlichere

T

Foni. Was Kong^-fu-tse und seine Schüiei* gelehrt, int vom

Staate als alieiiigültige i.uhre anerkannt.

Kon^-fii-tHc von (leuChtfiescn „l ürst (ier Weisheit" ccnannt, ist geboren um das Jahr 550 vf>r Christo, der 8olin eines uuUudou- teodcB Beamten, £r lebte anfaug« in ärmlichen Verhältnisseo-), wttirde SdvMjber, fertiefte sich «{ilUer in die Erforschung der chi- utimkm Vomeii^ und dldldMile liÜheMr Zoitea nit einer tief ge- •unbeDea» uetupaltMOD und «mheVolien Gegenwart verglokliaid,

- «ndt» 9i Ar ^^besaere Vergangenheit fibiCurtht und Nacbeifervng wecken, und irat als emter Sittenprediger aul^ nichla weaenlitch ^ieue» lehrend, sondern ijeHissentlich überall auf daii Allci tliuin iitid dessen Vorbilder verweisend. Er erklärte selir oft, dass soiuöLehrc nichts Neues, sondern die der ältesten weisen Für.sten sei. „Meine Lehre ist die, welche unsere Vorfahren gelehrt und uns üherhefert haben; ic^ habe oichta hhiaugetugt und nichts hinweggenommen; ich lehre aie in ihrer UFaprftngUcben Rewheit; ale ist unveriiiderüeh, ■ad der Ufanoiel aelbet iat ihr Urheber. Ich «treue mir» wie der Landmana, den ea^tfangeaen 8anea unverSadert ia^ie £rde*'>)« Er '^md haM aifiige Sohfiler. Um mehr zu wirken, aaehle er eine Re- amtcustclle lind w«rt](? endlich ein hoher A'orwaltungsbeantter eiuos Fürsten; aber seine Sittenstrenge und Gesetzlichkeit machten ilin uubequcm; sein Amt niederlegend , nuisstc er selbst Verfülguni^en ■adElead erleiden. Er starb im Jahr 4i9-^). Zwei Jahrhuaderte spüter wurde er in den Fürstenstand, im 15. JahrJumdert sogar zur Kakerwfirde erhaben und aeine Machfcammen geoieaeen nach jetit groaae Varrechte. Sein Andenken wurde durch ErionerangS' Tempel haob geehrt, and kaiseriiohe Ehren seinem Bihlniss gespen- det „Seit Menaahen geboren wurden bia heute, —sagt Meng- tsc^') war kein zweiter Kong-fu-t»c und kein Sterblicher hat Hin an Weisheit erreicht;'* er setzt ihr* au Tugend und Weisheit norli ilber Vao und Schun, dto alten Ideale der Menschheit. Seine Lehre, wie- Hohl anfangs vielfach angefochten, wurde allmnhlidi »Staatsretigiou und Staatspolitik; seine und seiner Schüler Schriften sind die Grund- iagO aller höheren Bildung, aie wenden m allea Sduilen- gelesen «md iDiiTheil OMwendig gelerjtt uad sind liauptgegeeeland der Staata- pi«limgeu^«iBh alle Stufen hhiduteh^). GiltaUiff stellt seine geistige tiBd sittilcbe Bedeutung riel au niedrig.

Die King sind von Kong-fu-tsc nicht verfasst, sondern gesammelt, geordnet, verbessert und überarbeitet; ihre Bcstandtheile sind zum Theil 1800 Jahre alter als ivong- Tu - tse Der eigcfitlicbcn klug siflU drei. Der Y-king enthalt die ältesten (Jeberlieferungen chi- nwAathen Geisteslebens. Seine Grundl^eaind 64» vanFa-hi, dem

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Gründer des cUneeiMheD Retehee, &et 9000 Jahre vor Ghrielo «r- fnndene Zeicfaeo, welche von kunea, wagerechtoB, theik gattMii» tfaeib untethrocheiieD, wetsseB md sehwaneo Linien in ▼erschie-

denartiger Zusammenstellung gebiJdet wer*1ef»®). Diese Zeichen, Kua, desFohi pind mit späteren Tex(v\ oi ton uful ikm h späteren Er- läuterungen begleitet. Die erstpff^n aber sind ul)traus dnnWel und Tieldeutig» oft ohne alleo erkennbaren Sian und die »päterea £r> läutcrungen MusMerst ^rillkürlich und in steten Wiederholungen zum Theil sehr fader Gedanken «eh hewegeod» n4 dasa dieaoiBiich ehenao tiBer<|uicklich sa lesen als rerh&ttnJssmKssig uieigiebig fiir die sichere Erforschnng des chuiesisciMn Geistes ist IKe sabl- reichen chinesischen Erklärer gewinnen freilich in der rithselliaften Dunkelheit des Buchs viei Raum für die Willkur der Deutung^), »vir alx r um so weniger wirkliches Verständniss. Der ursprüng- liche V kirig enthält Gedanken über das Wesen der Natur, ist kos- mologischeu Inhalts; die späteren Erläuteruogcu machen meist mora- lische Betrachtungen daraus. Das Buch wurde schon in derBlütheseit der chinesischen Litteratur nicht mehr verstanden

Der Seha-King")ist CBr nns der wichtigste Kiog; «r entb&ltdie altdGeschichte, mit Tae heginnend «ad sie his ins siehente Jahr- hundert vor Chr. fortführend. Viele sittliche and politische Betrach- tungen sind mit der Erslhlung verbunden. Das Bach ist die H&upt- gruudlage Tür das Staatsleben geworden, steht noch jeli^t imhücbsten Ansehen und wird seit dem füiiftcn Jahrhundert nach Christo in allen Schulen gelehrt. Kaiser Schi-hoang-ti , ein kräftiger Despot, dem der Schu-king unbequem war, Hess im dritten Jaiurhiuidert vor Christo alle aiifznttndendeo Exemplare desi;elben velrhreonen, and üHhrte seinen Befehl so streng durch, dass« als ein halbes Jahthno- dert spSter Kong-fu-tse wieder sa Ehren kam, kein eiasiges Exem- plar des Schu-king gefiinden wurde, and man nur nach den Erln- nemngen eines neunzigjährigen Gelehrtes, der das Buch auswendig i;«' lernt hatte, einen grossen Theil des Schu-king niederschreiben konnte. Im Jahre 132 vor Christo fand man noch ein auf Bambns- platten geschrieht'nos Exonijilai vor. und au'« diesen Urkunden ist der heutige Schu-king, der aber nur wenig über die Hälfte des alten enthält und sehr iäckenhaft ist, susammengesteUt. Daa Ganse ist unsweifeihafl aus sehr verschiedenen Zeiten ^y,

Der Schi-Kingi*) ist das Buch der Gesinge. Seit dem 12. Jahrhundert v. Chr. wurden von den Kaisem Lieder verhreitet, darch welche die Sittlichkeit gefordert weiden sollte; Kong-fu-tse wählte von den Liedern solcher Art, deren er gegen 3000 vorfand, 311 aus, welche den Sdii-king bildeten. Viele derselben sind sehr

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alt, und :^teigen öber \ MM) vor Christo hinauf; die jön<?stcn sind aus dem 7. Jahrhundert, vitale Kuni von Kaiseru selbst gedichtet Die Sanmlung euthält aber keineswegs nur Sittengedichte, sondern eioe graue Anzahl der Lieder ist rein lyrisch ohne ^tlle He/irliung auf efaieii iDorattsdKQ Zweck; die G|»fillile voo Verliebteo» liie Freudeo der Tafel und HhnHcher Oentae spreebeD eieh» xnm Theil ip ana- kieeitiMiier Weise, darin ans. Im AUgemeine« herracbt eiae ge- •ende nod zarte SittHcUteit darin oad viel natitrlicfaea Gefühl, im Gegensatz zu der späteren Lyrik; aber auch in diesen uralten Lie- dern jicboij bittere Klacren über die tief gesunkene Sittlichkeit des gegenwärtigen Ceschii rbt** und eine heisseSehnsiK litnacb früheren, besseren Zuständen. \ iele der Lieder sind politische (jlelegeiibeits- gedickte, und die Reichs- Annalen legen sehr pjosses Gericht da- imf, dass die Dichter lobend oder tadelnd die Regierung der Kaiser begleiten.

Anaaer diesen drei King werden noeh mdirere andere Scbriftea in den heiligen gerechnet und bisweilen aueb mit dem Namen King bezeichnet, üaxn gebSrt der Li-ky, enthaltend die finsseren Sitten

and Verhalttnigsregehi . «las Ccrcmoniel bei den verschiedensten (Jeleirenb< it^n 'S) ; ferner Ta-bio. ..die grosse Lehre." von Kong- fh-tse und .seinem /Schüler Tbscng-t.se ^ < i faM'^t ; T sch u n g- y u ng, „die feste Mitte," von einem Enkel des Kong-lu-tse verfasst'*); beide Werke fassen den Gesannntbdialt der Lehre des Kong-la*tse mammen; Liln-yll, nach dem Tode des Koog-Ai-tse Ton seinen Scbfilero zusammengetragen;^'') Hi-tse» ein philosophisches Weric» dem Kong-fii-tse selbst allgemein zugeschrieben. Den Bflchern des Kong-fn-tse fast gleichgestellt sind die Werke des um 860 Tor Christo blühernlen Philosophen M eng- tse i»); er schrieb Erklärun- gen zu der Lehre des Kong-fu-tso und l)r;i< bte sie in crosses Anse- hen, — Viel bedeutender an ij( istiucTn (»ehalt unil eisrentlich die höchste Bliithc chinesischer, auf Kong-tu-tsc gegründeter Weisheit sind die Werke des Philosophen Tschu-bi oder Tschu-tse, von den Chinesen Ffirst der Wissenschaft'' genannt« Chinas vielseitig- ster Geist, grosser Gelehrter und tiefsinniger Philosoph. Br blähte m der Mitte des sw5Ulen Jahrhunderte nach Chr., und starb im Jahre lt60 in hohem Alter. Tschu-hi sehrieb Commentare Aber sämmtliche King, bekämpfte eifrig eingeschlidhenc Irrlehren, be» sondern auch die der Jiuddliaisten. uimI bcailteitete fast alle Thcilc der VVi>;senschaft^). Seine Werke wurden vielfaeh in Auszügen bearbeitet, und gelten noch heute als vorzügliche Compendieu, ^eioe Philosophie wurde die anerkannte Staats-Philosophie^i).

So sehr auch der Inhalt der heiligen BCcher als reinster Aosdniek

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der in ilvr Welt waltenden hiiinnlisdien Macht !?rft, so ist doch rla-

niit ihre Unfehlbarkeit in ali«'n l^inzellieiten nicht liehaujitd : eine

übernaturtiche Inspiration ist dem Cliinesen iinhcicannt. und K<»ng-

fii-tsc war und blieb ebenso wie die übrigen Urheber der heiligeo

Schriften eiu fehlbares Organ der btmmlischen Wirksamkeit» trar

eben iretiigcr feblbar als andere Mensclienklnder. Die treiiesten

Schüler des grosaeoLelirers, irieMeng-tse, tragen daher kein B«AeD-

ken, manch«; AttS5prüche desselben zu bexn-etfelo oder als wWter-

sprcehend zunikzuweisen , und sie erlauben sich vielfache Berirh-

tigiingen seiner Schriften").

') M«?m()irc^, conremant l'histoire etc. des Chiiiois, tom. XII. Moiifr-tsou cd. Stftii. .Tnlien II. 4. ; de Mailla. hiit. II, p. 190. ') Me'moircs d. Chin. XIL p. 344. -' ) GützlaiT. S. C,b. 67; de Mailla, II. p. 209. *^ GOtrl. S. fit«. 238. 492. •) Ed. Julien 1, 3, 3U. 32. 33. 34. ') Gfltzl. 8. 71. C. i . i^cmuaim im Isouv, Jour- Dftl Asiat t. XIV. p. 59. *) T-kuig, cx Interpret. Begb ed. Hohl 1834; prooon.

pw V. p. 4 *) Histoire gcn^mlo d9 la Chmfl, tnd. da K(in8wKlen.Kaiig.Moii par de

Mailla, publ. par Grosicr. Paria 1777 etc. 1. 1. p. 7. ^ *^ Gatalaff, S. 225. ^ ^ Chon-Idiig par ConAiciiM, tnid. per P* Gaabil, rem par H. daGhrigoaa, PariiyKTO. Clioa-kiag, p. IV. S66. Hbt. gm. par de Mailla» Lpi^ p. VUL JJL Gfttdaff, S. 8. 9. 69. ConfucH Chi^king 8. über carminam ex latlnaP* LadiaiiDO intcr- pret. edidifc Jul. Muhl, Stuttg. 1830. Chi-kicif;, pracf. p. IV. XV. - i») C. F. Neumaiin in lUgcns Zeitschrift f. histor. Theologie 1837. I. p. S. .5. 6. Gützlaff S. 68. N't'TinmTin. :i n. <>. S. 7. 9. nrifzlafT S. r,9, Tschmnv.'-young. ed. v. Ab. R<?inu- B&t. in Notii't'f^ et c.xtraits. de- iiiatiu.s<;rit8 uc lu MM. <!u mi. tom. X. 1, p. 269, - '*) Lün-_vü ül)ci.«i. V.Schott. Ib3ü. Menir-ti«e;i vol Mmcium intcr SinonäC4» philo- sophoh ingeiiio Confucio proximuin ed. Stau. Julicu. Luid Taris. 1824. Auch in No^rü Libri class. Gützlaff, S. 78. Abel-Rcmusat imDictiouu. hist. dcMichauU, t XXVIIL p. 328. Tschuhi'sKatur- nnd Rcligionsphiloi^ophie ist übersetzt ron C.Fr.Nernnann inlllgens Zeitschrift. 1837. Bd. 1. Abel>IWniasat, Melange« post- harne», p^ 194.Keamaan a. a. O. S. 21 ete. GUttlaff, 8. 344.^^Meagt-wn,Q, 8i 4.

Erster Abschiiiit Das religiöse Leben.

1. Da:^ (fOttesbewuüstseia. §7.

Unter der ebineftischeii Keligioo ist nlcbl die GesAmiMheit der in Chüia wirklicli vorbandenen Glaobensweisen vemebeii, sondern allein diefenige , welcbe als die vrej^ngliehe der gaii* Ben Enlwickeliing des geistigen Vollcslebens zu Grunde liegt, ne- be» welcher die andern nur al.s geduldete Raum gewiimcri konn- ten. Ks i.si die Keichs-Religion des Kong-fu-tse. weicher aber uicht als liir Begründer, selbst uidu als iUr Verbesserer» sondern

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einzig als der voraiiglicliste VerküiHli{2;er inid VViedeihersteller der thatsächlioh lausest vorliaiifleneii Helig^ion zu betrachten ist. Der sageiiharte Stifter des Heichs, Fn-lii. gilt atiHi als der Stifter (frr ehiiiesischeu Religion. Die mit dieser gleich alte Lehre de« Lao-tse» eioer andern Welt-AoaeliaMmig; angelidrig, hat nur eine nnfergeordiaete Dedeutiing gevrimieii klkmen; und der viel ipilerai» Indien ein^dniDgette BvddhaUmtts, hier di» Lehre deaFo genannt, hat flirar alkufthHoh unter dem Volke eicii aehr aiagebreitet, aber auf das Leben dea Volkes $ beaendem In Beziehung aaf den Staat, nicht vielEinfluss erlangt. Im Allge- meinen hat der Chinese weni^j Sinn für das Uebersinn liehe; sein praktisc)i-]iüchterner 8imi riditct sicli \ orzugsweise auf die nia- terielieu Interessen; daher trägt auch seine Religion den Cha- rakter der OberMehiichkeit; seichtes Moralisiren in ermüdender Wicilerholung fiilU die religiöse Lehre grüsatentheils ans; tiefere Gedanken sind spftriteh und erscheinen erat spAt. Was der Chi- aeae mit dem hoaabaokaen Veretande nicht begreift kann» das liaaterYerftchdich liegen 3 den Grand werden wir kennen lernen.

§ 8.

Der Chinese fülu t alles wirkliche Daseiu auf seinen llrge- gen.satz zurück. Während der Wilde immer nur das einzelne, konkrete Dasein erfasst, und die Ahnung des gütltichcn bcins da immer nur in der Form der sinnlichen Einzelheit erscheint, also in der Weise der Anschauung, geht der Chinese denkend über die aInnKcfae Elnaelheit hinana und erfasst an dem Ein- leiaen das Allgemeine. Daa wirkliche Dasein ist ihm nicht bloss dieses oder jenes y so oder so, sondern es ist ffberhanpt. Das Sein ist Etwas, was nicht diesem oder jenem, sondern allem Seienden zukoiimit. Der Wilde erkennt nur dieses Sein, der Chinese das Sein, jener nur das Einzelne, dieser das Allge- meine. Diess ist ein notiiweiidiger Fortgang der Geistesentwi- ckelung und die erste Erscheinung eines wirklichen Denkens; demi das Sein ist nicht mehr ein Wahraonebmendes , sondern nur ein za Denkendes. Und als ein denkendes Volk sind die Qiiaesen eben ein gebildetes.

Daa Sein ist aber auch wieder iiieirt bloas, sondern es ist wirkKeh nm*, insofern es so oder so, dieses oder jenes ist; es ist gar nicht ander s als tu einer bestimmten Gestalt; es ist hier eiu bolehes, dort wieder ein anderes, es ist jetzt so, tlaim wieder 80. Das Sein hat also in \\ ii kU( likeit Unterschiede an sich, ist ücht blosses Sein, es unterscheidet sich, es i>C2iehtsich als

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4ie86B Sein Mf ein anderes, es veiAn^ert eidi» mit einen Worte: es ihnt etwas. Wae du ^istirti ist ein tfaätiges Sein und eine

seiende Thäti^keit. Das blosse Sein wftre ein unterschiedsloses, vviii c so viel wie üichU; das thätige Sein aber füVn t sich in eine Menge von Unterschieden eiü. wird ein vielfaches Sein, eine Welt An dem Dasein wird eine Zweiheit aufgefasst; von dem ein^ielnen,. bestimmten Dasein wird a^traliirt» dft» Allgemeine gev iT^nen gesucht, und dieses Allgemeine eiffcheiat nun als eine 2^weikeit| über, welche das, ohinesiehe Denicen schlechter- dings nicht hinauskommt. Der Urgrund des wirklichen Daseins ist ein Zweifaches» Sein und Thun, ein ruhender Stoff und eine bewegende Kraft; beide bedingen sieh gegenseitig; keins ist ohne das andere; beide sind an einander, aber nicht aus ein- ander; keins ist das Erste uiui keins das Zweite. Nicht die Einheit, sondern die Zweiheit ist der Urgrund aller Dinge. Der Urstoff, das ruhende, passive Sein, heisst Yn; die Urkraft, das bewegende, active Sein, heisst Yang; das Zeichen für beide in den Kua des Fo-hi ist die gebrochene und nc^wavze untd

die ungebrochene und weisse Linie (Yn: » Yang: i). Die

höchsten Erscheinungen dieses Gegensatzes in der Wirkltdikeit, und darum das höchste Bild desselben, aber nicht der CJrgegen- satz selbst, sind die Erde imd der Himmel, als Mutter und Vater aller Dino;e.2). Beide, erst durcli jenen Urgegeusatj^ erzeugt, werden iiünfig Sinnbild lieh statt desselben sjcnannt.

Yang, durch den Hiiiuiiei versitiulicht, ist ilns Zcugcudc, Mäüu- liche, Yn, durch die Erde veisinnlicht, das Einpfangeode, Weibliche; Jenes ist diesem gegenüber das Uübere^). Yang ist das Staike^ die Ufkraft, der Uignwd aller Bewegung, Yn Ist das Passive, Txfige, an sieh Bew^agslose, iiod alle Bewegung unr durch das Yang emplaDgead^); am voUkommenstea erseheiot das Yang in derSosoe^).

In der wirklichen Welt, welche aus dem Eingehen der Urkraft in den Urstoflf ciitslclit . imiss sich natürlich jener Urize^eHsatz bezie- hungsweise wiederholen; ila hat der 6<ufl, insoiero er bewegt, le- hendicr ist, den Charakter Yang, insofern er aber ruhend, tndt tsi, den Charaictcr Yn. Yang und Yn haben also da eine etwas al^> schwächte Bedeutung; sie sind da zwei Seiten oder Zustande aa deraelbeD Materie) daderch wird aber der usbediagte Dsalisams des . Uraelns nicht aufgehobeD, deso dieser doppelte Zustand einer und derselben Valerie ist nidit das Eiste» soadera das Zweite. »Def Stoff ist nur einer; inssfern er aber sich bewegt, ausbreitet» aus Mich herausgebt, heisst er Yang, iosofern er aber bei sich bleibt, zusammepbäogt« heisst er Yn^)/*

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Was die Religioasschriflten nur als einfachen Lehrsatz hinstellen, ilfts fliicbt Tsehtt-hi tiefer zn entwickeln. Die Zweiheit ist auch bei ÜMi die Graa^lage alles Seine. Aber eeie pMlo«opbieeher CSeiet sucht, Angesicbts der Efoheitslefaren des Leo-tse esd der Biid- dbahten» tber diese Zweiheit sich aar Bieheit etnporxaarbeiten. Er fbist tvelebst In Anscbless an dfe eben enrftbnte DamteHiiiig des Ilitse den Gegensat?? von Yang und Vii nicht als den leUltin Urge- gensatz, sondern als zwei Zustande einer zu fininde liegenden Unuaterie, als einer bewegten oder ruhenden. Dicj^e zwei Zustande Siod aber der ürmaterie nicht an sirb eigen, sondern da diese we- sentlich deo Charakter der Ruhe bat.« also Yd ist. so muss sie die Bewegnng aadersweber empfaDgen. Bewegneg und Rabe ie der Üimaterie setzea ein Zweites neben uod nasser Ibr Tsrans. durch wekhes jener Doppelaastand hervorgebracht wurde. Dieses Zireite Ist die üricraft. Diese bSebste und letzte Zweiheit, Uricraft und ürmaterie bedeuten nichts Anderes, als was wir schon fröher als Yan? und Yn gefunden hah^'n. Aber diese Urzweiheit giebtdeni pliiio- sophischefi Denken, welches notbwendig die Einheit verlangt, keine Hube: sie ist ein Hroblera, dessen Losung gesucht werden muss. Tseho-hi, der über jene zwei Urgründe nicht ein Drittes, Höheres setzen l^ann, sucht die LSsong dadnrcb berbeizuüabren, das er die Urfcmft ans der nebengeordneten SteHung sor Orroaterie hoher UsanfrflclLt za einer fib er geordneten. Zaet st also ist die UrkrafI; dSnn erst, a1«<y ans Ihr ist der ür^titlP. '

.,Vor der Existenx der Welt war weder eine Beziehung der Ur- iiiaterie zur Urkraft, noch der ürkraft zur Ürmuterie. Als einmal die TtIc raff war, entstand daraus die Ürmaterie, daraus wiederum die ruhende und die bewegende Materie, und diess heisst man das ver- omif^emlss erfolgte Auseinandergehen. Zuerst war die IJrkraft des •flfanmels: s/^ enthielt die Umaterie; die Masse der Unuateiie ist das Fundament, wodurch dle'NaYur mSglich ward. Der Ausiuss -der UrbraftaurUmiaterie hatte noch nicht begonnen; denn die Form der Üricrafl lst die obere (oder erste), und d9e Form der ürmaterie ist die tiiedere («»der zweite}; wesshalh die Formen obere und nie- dere genannt erden, sifid sie nicht aus demselben (Irundc früliei e Und spätere^ Wäre wohl die Ürmaterie rdine den Aijsafz der ür- kraft? Die ürkraft ist das Eins, welches sich spaltete;

Himmel und Erde und alle Wesen zusammen sind nur durch die ür- kraft. Ist die ürkraft« so ist auch die ürmaterie, aber so, dass die Ürkraft als Quelle betrachtet wird. Wenn nun die Ürkraft das Obere oderErste genannt wird, so heisst diess so viel: das Absokte ITAf -ky^ = die bOehste Spitze, das Letzte, über wekAes hinaus

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nichts Mekr ist, das Ursein] bewegt sidi uml enevgfl «U^ bev/egenile Materie; na«^ der Bewegung des Absolsten erfdlgt Ruhe, und diese

Ruhe erzeiiLft die ruhende Materie „Ehe noch Himmel und Erde waren, war bloss die rrkraft. War die Lrkialt . so ivar der Himmel iimi dir ].r(!r Irlich, wie im (iegenthcil ohne die Urferaft weder Hinuuci uoch Erde, weder Meoscheu noch Din^e und über- baspt kein Leben möglich wSren. War die Urkraft, ae ward die Urmaterie; daraas ioss die Zeugung und jedes Ding*)," „Der Ausdruck: das Abflolato(Tai*ky) ist gleicbbedeutend mit dem Worte Urkraft (Ly). Tai*ky ist die Urkraft des Hinuaels uad der Erde und

aller IKage; jegliobes Ding lebt, well das Tai-ky innerhalb

jeglichen Dinges. Die Urkraft ward bewegt und es entstand das bewegende Princip (Yajjg); sie ward ruhig und e.s ward das ruhende Princi|» (Yn)^). " „Aus den» Tai -ky entstehen alle Wesen; es ist die schwangere Nornial-Ürkraft; sie ist jeucr grusse Ursprung, woraus das Können hervorgebt. Die Urkraft enthält die

Fiihigkeit xu allen einselnen Wesen; jegiiclies Ding erhält

seine jSahrqi^ von ibm« und Alles und Jedes liegt in Tal-ky aus* gebreitet Die Urkraft war schwanger und ist ndt der Uimaterie niedergekommen 10)/^ „Das Tai->ky war, bevor sich irgend «In Wesen aus ihm getrennt -hatte; aus Ihm ging das rahende und das bewegende Princip hervor, und doch ist es in (fem ruhenden und bewegenden Principe aus ihm gingen alle Wesen hervor und dessen ungeachtet ist es in allen Wesen. Ks ist nur die ein/.itre Urkraft, and «te ist Alles, sie i-^t das AHeräosserste, und dessbalb heisst ihr Name« dio höchste Spitze (Tai-ky). Ohne sie* wären nicht die Bewegungen des Himmels und der Erde n)/'^ ^,Die UrkimClt selbst haau nicht gesehen werden, sie kam lilosa dadifrch.ericannt werdieo, dass sie sieh auf das rahende und bewegende Ptlacip stfitit [m bei- skb aar Ersdiemung bringt] ; die Urkraft hängt oberhalb Yn imd Yang, wie ein Mcnnch, der reitet »2).««

Diese Urkraft ist aber in Wirklichkeit gar uieht vor der Urmate- rie, sie i£»t nicht zeitlich, nur dem Begriffe uach fi Ciher. ,.Das Ver hiiUniss der Urkraft zur Urmaterie ist ein ursprüngliches, wovon nicht früher noch später gUt^ wenn man auch die Urkraft als das Obere setzt/' „Könnte man wubl SS^en: Es ist Tag, und das Ist die Urkraft; es ist TagesheUe, und das ist die Urmaterie? 8iod also die Prädikate rraher und später anwendbar?!»}«' h. so wenig der Tag vor der Tageshelle ist, so wenig ist die Urkmft vor der Urmaterie. Darin Uegt der ganz riclitige Gedanke, dass vor dem Endlichen, vor der Welt überhaupt von gar keiner Zeit die Hede sein kapn,. die Z^lt vielmehr der sieh verändernden ^od*

Digitizca Ly Liu^

MMl M^ehdri Mit 4er Anfliebungf 4«* zeilliditffi Vmhbneinti

wirJ indess das Vorhersein dem Begriflfe naili nif ht rni(L;chühei». Aber es konnte einem so tiefen Denker wie! s( Im Iii ht entirolieii, das9 es auch mit einem bloss hegrilllit l»en \ orher.sein der Kraii vor der Materie sehr bedenklich 8tehe, dass der Gedanke, die blosse Jkttft sei die Quelle der \i irklichen Welt iumI sunicbst der Mate- rie^ eeglekli auf eiaeo uoluslMiren Wiilecspnidi atoese. Die Urkraft iat aeUeditefdiBga aar, losofetn aie wirkt; dieses Wiricea iat aber m 4m chineaaKfceD WeltanaciiaauDg ein Geataltea, ein Foniiget»en, beaiehtaieh aatkweniU^ avf eiaeo an ge^taiteoden, au bewegenden Stoff. Der Begriff der Kraft ist hier keiuesn eges der Gedanke den in Rieh seihet lehendeu Geistes, sondern hat schlechterditiijs ridrii das Wesen der Äusserlichkeit; die Kraft geht nach aussen, setzt ein Anderes ausser sich voraus» auf welches sie sich als fhätig bo- lieht. Der Begriff der Kraft ist aocb etwas gaoz Relatives, Wt eben ■ur die eine Seite des Daseins, welche ebne die andere gar nicht gadacbl werden IfaDS« Wie kein Oben gedacbt werden kaun, wo kein Unten Ist; wie keb Beleucbten mogiieh iat» ebne dass £twas da iat» was beleoditet wird« ebensowenig kann eine Natvrkraft ge- dacht werden, ohne einen Stoff, an dem sie wirkt; Natur aber iat hier noch alles Sein, Tschu-hi wird sich dessen uucli wohl bewusst, und von seinem über das chinesische Bewusstsein hinaus.'»lrel»enden Fluge umlenkend , erklärt er: „Der Satz; zuerist war die Urkraft uod beroach die (Jrmaterie, ist nicht ganz richtig. Die Unnate- rie ist der Aabaitapuokt der in Thätigkeit übergehenden Urkraft. In der Tbal Jqaiin die Urb^aft (üf sieh weder streben« noch wirken, noch irgesdwia biaaieiea, aiias er anf die ruhende Masse der Unna- teikL Dis .Urkn^ ?erhfilt sich au dieser« wie der Himmel aar £rde H).« ^ ^Dü« UdiEraft kennte d|e yoUend^Dg der Dmge nicht bev%irkep. Dessbalb heisst es auch: Es war die (Jrniaterie uihI alsdanu war auch die Urkiail. Ohne I riaaterie keine Urkraft. Das \ iele ist dur< Ii die Urmaterie und durch tiie l'rkraft das Viele, d. h. jede der zv^ ei Principien könnte für sieb siiein Nichts voiieuden. Die Urkraft biJ4<itc« che Himmel uu<l Erde gefieinit wareO) mit der Urmaterie vereinigt eine Einheit i^)/' „Die Urkraft tat in der Urmaterie; beide in uott^wendiger Besiehung stehenden Mächte können nicht von einander getrennt werden i^}/' itOlieUrkraA an sich ist kein Wirken;'* und ao wenig man vom festen Laade sprechen IkOnnte, ohne Wasaer^ so wenig kann nfan von Ur^ kraft sprechen , ohne Urmaterie Die Urkraft verhält rfch anr Urmaterie wie das I'cncr zu dem verbrennenden Stoff, .wie Feuer, vom Fett umgeben, Lichtstrahlen ausströmt, ebenso wird ea erat

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niglicli« den Gdst [das Wesea] der Uikma durck lÜMalnlMi Am Geistes der Ürmaleiie so erkenaee <

Jenes Hiaaufsckiebes derUrkraft über die Urmsterie, jener Ver- sech, eine Ureinheit an die SpHze des Seins sn stellen, ist aldit

durchgeführt, und die angestrebte Einheit geht sofort wieder in die chinesische Zweiheit auseiruinder. Bald nach dem er^iteri kühacit Aiilschwimg des GedankcDs zu einer Einheit des Urgrundes* ent- schwindet deiu chinesischen Denken die Flugkraft, und es senkt sich wieder auf den sicheren Boden der alten Naturzweiheit herab, und ttinunt Terzichtend wieder surflck^ was es vorher Mit pbilosopliischeni Tiefsinn ausgesprochen; denn einen Schritt weiter auf jener Bahn, und Tschu-hi steht nicht mehr auf dem Beden des olünesisi&en Ge- danlcens, sondern auf dem des indischen; aber Tschu«hi bleibt Chi- nese. So oft ihn auch, der von indischer Weisheit gekostet, der innere Trieb des vernünftigen Denkens zur Ur-I inheit hinzieht, immer wieder wendet er Angesichts des Zieles um.

,,MaD kann niclit annehmen, sagt er mit den Worten eines an* dem Philosophen, dass das Zwei der Grund des Leiiens sei; denn jedes Ding ist in sich Eins, und alle Dinge bewegen sich bloss um ihre Mitte. Das Eins bleibt aber immerdar das Fundament; das Zwei kann durchaus nicht als dasjenige betrachtet werden, wo- durch einDmg wird, es ist bloss der Grund des Hervor tretens;^' und Tsehu-hi selbst fiigt erlSutemd binsu: AlleBfnge sind dem Strebei) nach aus dem Eins; aber das Eins ist Jiicht im Stande sie hervorzubrin<j;en. Das Eins ist der I >eberisi:riiiul,

' das Zwei ist die Ursaclie des Werdens ^ö)." In die^f n Wor- ten liegt, genau genommen, das Bekenntniss der cfaioesischeD Phi- losophie: Aiies Dasein ist dem Streben der Vernunft nach aus dem Eins; wir müssen als vemflnftig Denkende die Einheit als Ur> grand betrachten, ^ aber wir shid nicht im iS^nde, die Vielheit ans

' der Einheit absüleiten. Es geht wohl auch manchen andern Den- kern so.

Zu dem Alles aus sich hervorbringenden llr-Eins gelangt Tschu-hi nicht, am wenigsten z«r Idee des (ieistes, weil er durchaus in der Natur befangen bleibt, deren iooeres Wesen eben der Gegensatz ist.

') YTdng. p. 4. 44. Hitfic (Yking, tom. IT. p. 457 etc.) c. 8, art 1. ■) Choo- king, p. 88. 150. ') Yk. I. p. 165. 196. II. p. 381. *) Yk. II. p. 385. 386. 387; Hi-tso I, 1 (iVnh. zum Yk.) *) Mi. U. p. 406. *) Yk. II. p. 387.— ') Tscha-lii, von Ncnmann in Ill<rcii«i Zeitschrift. 1837. I. S. 32. 3.3. *) Ebcnd. S. 35. *) S. 42. S. 44. 40. ~ S. 43. ^'^) S. 48. - S. 3.-.; vgl. S. 32. S. 34. »0 Ö. 40. 54. S. 37. S. 35. 40. »») S. 37. S. 71. 72.

üigiiizuQ by LiüOgle

IT

§ 9.

Bie swei Urgründe des Daseins, Urkraft und Urmaterief oder Yang und Yn, oder sumbüdlieh: Himmel and Erde, haben ibrem Begriffe naeb mae notbwendige Besiebaitg auf einander; die Cricnift wirkt aaf die Urmaterie, bewegt and gestaltet sie, und das Pirodoct dieser Vereinigung des Urgegensatzes ist das \rirkliche Sein, die Welt. Die verschiedenen Grade der Einwirkung der rrkralt auf die Urmnterie b( ^vh kvii die Terschie- (f?pnen Stulcii der Naturdiiii^e. An jetleiii Diiii;,*' ^iiid beide Ur- meiueute vereinigt; es giebt Nichts, was bloss Vii. und Nichts, was bloss Yang wMre; aber die Mischungsverhältnisse sind TeisehiedeB. Die Zweitheilang gebt darnm doreb die ganze Welt, «nd wie an jedem Dinge zwei entgegengesetzte Elemente sind, so bilden sie allesammt zwei Reihen, in deren einer das Yn, -and in deren anderer das Yang vorwaltet; eine männliche nnd eine weibliche Creaturen- Reihe, eine active und eine passive. Es ist hier also keine Schüpluiig , auch keine Eiitwickelung der Dinge aus einem Urkeime. sondciri eine VermischunG; eines Urgcgensatzes , ein Product aus zwei Factoren; nicht ein Her- Torbilden , sondern ein Zusammensetzen , nicht ein organischer, sondmi ein chemischer Frocess.

Ene Reibe von den aas der Verbindaug der NatargegensStxe estspringeadeD Elementar-Dingen giebt schon der ftlteste Tbeil des Y-long. Es sind da swiscfaen dem reinsten Ausdnick des Yang, dem Himmel, beseichnet durch das drelfaehe Yang-Zeieben, (=) und «lern reinsten Ausdruck des Yn, dei Lide, bezeichnet durch das tirciiaclie Yn - Zeichen nocli äechs Zwischen - Elemente ange führt in folgender Weise: ^)

« Knmiel, WoUun, Peaer, Donnern. Blitz . Wind, Wasser, Beige, Knie.

Mit dieser tob selbst TerstindlieheD Reibe ist mm freilich nicht etwas Absondetiiches gesagt; wir sehen aber, dass der Gnmdgedanke chlDesischer Kosmogooie schon in den Sitesten anf Fohi- ziiTlIckgefllbrten Überlielbrangen Torbanden ist. Dass ilic Welt durch ein Zusamnientrcteri des Urgcgensatzes ent- ivtandeti, wird in den Kini; n iedci Imlt ausge«4prochcn. Der Himmel erscheint da als die niännliclic Kraft, als Vater, die Eide als der weihliciie Leib, als Mutter, und die Creaturen als das Product beitlcr, die Himnirlskraft als der Saanie, die Erdmaterie als der Boden« in den er filllt. *) „Sobald Yd and Yang sich Tereiaeo« so ent- steht ehi wirkliebes Dasein und dieses besteht aus beiden, ein

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Werk des Himmels und der Erde."') Der Himmel und die Erde stehen an der Spitze der das Yang und das Yn darstellenden l>op- pelreihe der WeUdinge;^) und es ist augenscheinlich der Uimmel wad die £rde, als die höchsten Olenbarangeo der zwei ürsrrfiDde, gemeinty wenn es heisst, die Bewegimg den Yang sei Sueisförroig» wadue Tom Frfibliiig bis aar Somenwende nod aekne dano wieder ab; uod daaeelbe bestehe ans eioem swar feioeo und ansereoi Aoge nicht wahroelnnbaTeD aber docb festeo SteCst und lialie eise be- stimmte, nie endende ÜmdrebiiDg; seine Gestalt sefi rund, wifarend die des Yii eckig *ei und dahdr \venij[i^cr beweglich. *) In weiterer Eiitu icke- lung erscheint Frühling und »Sommer als vorherrschend dem Priueip Yang angehorig, und Herbst und Winter demPrincip Yn eigene) und SO werden mit leichter Mühe die Dinge nach zwei Seiteu hin weiter gruppirt. Da die Kraft sich zumStoff verhält wie dieEinkeitzar Viel- heit« se herrscht In aiien Dingen, in denen Yang verwaltet^ die EliB- heit» in den andern die Vielheit; man drAcirt diese auch so aoe: Die Zahlen des Hbnmeb sind 1, 3, 6, 1, 9, die der Erde 2, 4, %, B^'') weH in den nngraden Zahlen die Tbellnng in swei gleiche TheUe immer Eins als das die Getrennten Verbindeode übrig liest

Viel tiefer geht Tschu-hi. Nachdem er den mehr mit philo- sophischer Ahnung als mit wirklich spekulativer Entwlckelung auf- getassteu Gedanken einer Ureinheit und einer Herlcitung der Ur- materie aus der Urkraft wieder fallen gelassen hat und damit auf dem eigentlich chinesischen Boden wieder feste Stellung einge* nommen hat, rerfblgt er den Gedanken der Ur*ZwelheH folge* richtig weiter. Die Unuateiie Ist an sich mhend; alle Beweguig empföogt sie elns% von der Urkraft; dleas Ist die Omnd- Votane- setxnng. Nnn iiat die auf den Stoff einwifheode selbststind^Kraft eine doppelte Seite; einmal be/ieht sie sich thätig auf den Stoff, bewegt ihn, ist für ihn da, und insofern eins mit ihm; andrerseits aber ist sie anch von demNloft' verschieden, steht selbststSndig ihm gegenüber, ist etwas tür sich und bezieht sich auf sich selbst. Die- sen Gedanken« dass die Urkraft zwar auf die Urmaterie sich bezieht, aber doch nidit b 1 o ss för die Urmaterie da ist, sondeni aach Ür sich selbst etwas Ist« 1^ sich das chinesische Denken, mehr an das Anschaidiche gewfthnt, so anrecht» dass es die Urkraft nur mit I Unterbrechung wirken liest; die Urkraft „bew egt sich und er- , sengt die bewegende Materie; nach der Bewegung der Urkraft erfolgt die linhe. urjd diese Ruhe erzeugt die ruhende IMaterie;

ohne vollendete liewegung erfolgt aber keine Ruhe; es ist

Bewegung, und darauf erfolgt Hube; es ist Ruhe, und darauf erfolgt Bewegoog.*'») „Die lanerliohe Bewegung ist das Fimdament doi

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Ii

bewegenden, und die Ruhe ist das Fundament des ruhenden Prio-

cips (d. h. des Yang und des Yn). Beweeunsr und Ruhe bc-

«rehen sich auf die Urmaterie.'* ., I)a.s bew eweiule Princip ist die Quelle des ruhendeo, deoo auf Bewegoog folgt uotbweodig Ruhe; •nf die Robe folgt nothwea4ig Beiregiiiig, deMbalb Ut das ruhende Priidp «iicb Qoelle des befvegOMiwi. ~ Bewcgmig «Ml Rnbe «od To Oed TMg. AUe GesteltM hlMMoo «isd Bawegwig, d. b. Bewe* giig dM Tal-fcy; tU oM Rilie, d. b. Robe de» Tti-ky. Das TMy lUBsebiiesst seiaer Nefur nach das rabeodd uad beiregeiide Priodp wie eio Gürtel. Das Tai-ky ist gleichsam die Spitze des Gebäudes, die Spit/e «les HtmnieU; denn entliall Alles; die äusserste Spitze der Urkralt ist fiic Im-w cLMjfii» des bewegenden und die Huhe des rohendeu Princi|)8. Ohne das Absolute ist weder Be« w^lpug noch Ruhe, und our die Urkraft ist Bewegung «od Robe, i^) To und Yang entstehen beide aus der eioen Urmaterie; weoo die inhaadeUraMterieioFlea» gerilb [dweb dieUrbraft], so enUitebtdaa kawegeadePitocip; wemidie tteaaettdeÜmaterie iDStoekang geiitb, MMebt dae rabeoda Prindp.— Ya uad Yaog aiad weiter olcbts als derTed and dasLeben der ebea üraaterie; sie aiad VerwMasebrd' leo(Y^ans:) und Zurückgehen (Yn), Vollenden und Bcginocu. Yb Ufid Yang zusammen werdca die ürdtiurig, Tao, genannt."**)

Indem so Tschu-hi die in dem Begriff der einer lirmaterie ^e- geotibersteheodeo Urkraft oothiveudig zu denkende Doppelseite» die fiaMioog derselben auf die Urmatecie «od die Beziehung derseU baa aaf aacb aelbal» oder Uur V^irkeo aiiaaer aacb und ihr bei aicb Bldiaa, ibr Eisawerdea mit der Uraiaterie and ibren aelbat- aliadigeo UBterachiad« k der oicht gana au tieffendea Weise ana* drtebl» daaa er die Udnaft wbdtea uad d^aa wieder rnbeo ilaat, tegt aSfb voa seÜist die Frage auf, wie kenumt bei diesen Pols- schlag des Daseins, bei diesem Liii- und Ausathmcu» bei diesem Vibriren des Lübens die Urkrafi zu der doppelten Erscheinung, 2U bewegen iiud dann wieder zu ruhen, also sich selb.'st /-u he- sehränken und zu verneinen 1 wie ist die Huhe des seinem Begriff ■achThntis^en zu begreifen? Tsciui-iii wirft sich diese Frage selbst •aC mWia kann die Urkrafi Bewegug; und Rohe entiMÜteo? Erst MM äe dodb eine Fenn [eine etoacbnakendeBeatfanrotlieit] beben, bef er Bemregwag aad Ruhe erfolgen kaan. Die Urknil kU aber kaiae Form, dann Jamn.webl aacb. tob Bewegung und Rnbe Icaiae Rede sein?** und er giebt darauf die Antwort: ,,Die Urlomft enüialt Ben eguiig und Ruhe, denn die ürmaltiric ciiliiiilt Be- wegung und Ruhe. Wenn die Urkraft keine Bewegung und Ruhe ealbieite» kSaate. daaii waiü die UcMterie Bewegung und Rabe

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<0

enthalten?"**) das heisst eigentlich, wei! ich beide Zustände nicht in und aus der ürinaterie erklären kann, niuss ich sie in der Urkraft voraussetzen. Das Ut oao freilich keine philosophische Art, etTras begreiflich zu machen , und das UnbegriffcDe wird nur eiDe Stufe weiter bloaii%eficiiobeD; alier der Dnalieiinit nniss ebeo nothwendlg bei etnem UDgelSeteii Gegensatz eteben Meibeo; und jede wirUtcbe L&sung deeeelbeB wflrde dee ganMo Standpaabt aufbeben. Tsebu-bi bringt eriSetemde AnalogteeD, aber keioe Beweise; z. ß. „wird ein Blasbalg bewegt, so erfolgt eine Wir- kung, lasst mau ihn los, so bleibt bloKs die Macht. Eben so bleibt die Urkralt trkraft, wenn auch die Thätigkeit nachlässt." Ein an- deres Mai vergleicht er die doppelte Art des Wirkens mit dem Herausgehen und Zuräckkriechen der Schnecken. Das erinnert aebr an indiacbe Gedanken. Die Zwettieit iat bier nur in eine ab- atracte Einbelt luaaminengefaMt; und eo wenig wie die ürewet- heft, Kraft und Materie, in einer wlrkllcben EinbeH l>egriffini let, sowenig ist es derDoppelavatand derUrIcraft: Bewegung und Rebe. Der Pulsschlag des Lebens, Sein und Nichtsein, sind hier schon in tV\i'. liöchste Spitze des Seins zunickgesehoben und ohne Weiteres als vorhanden voraujsgesctzt, ohne begriffen zu sein.

Durch die aus der Urkraft in die Lrmaterie übergegangene Zwei- helt, also durch die in zweifachen Zustand versetzte Urmaterie ist der Grund su allem Werden, zu allem einzelnen Dasein gegeben, welcbes nun durch alle Stufen iiindurcb die Doppelgestalt der Ur- grtbide auch an sieb ausdrackt; jedes Ding Ist Tn und Tang an- gleicb, aber alle gruppiren sieb in xwel Reiben, deren eine das Tn und die andere das Tang vorzugsweise in sich trü^. Menseben und Dinge schwammen in der Urmaterie vennissclit und vereint durch einander; sie traten aber hervor vermittelst der doppelten, gegen- seitig in noihwenflijxor Beziehung stehenden Ordnung des Yn und Yang. Diese Ordnung ist die endlose Umwälzung, das grosse Ge- setz des wandellosen Himmels und der Erde; sie flössen nach und naeb hervor aus dem Vereinigten. So lange das ruhende und das bewegende Princip noch nicht veremt wirkten, konnten die Dinge auch nicht werden; es war bloss eine Leere; Nichts war Torbanden. Alles kann sich nur durch den wechselseitigen Beistand des ru- henden und bewegenden Princips entwickeln. Diess ist die Ord- nung, das« jedes Ding aus dem rulH uden und dem bewegenden Princip hervorgehe: diess neiiyt sirli diesem, und jenes neigt sich jenem. Himmel und Erde bestehen aus beiden, aus der Urkraft und der Urmaterie. Bei der Entstehung des Menschen und der Dinge spendet die Uikiaft das Ihrige, und alsdann wiid das Wesen^

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die Natur [die [nnerlirhkcit . die geistige Seite, der Charakter der DiogeJ, es öpendet <lic rniiaterie das Ihrii^e, und üi8dariii wird die CieataltoDg, das Ersciicinen*' [die AuHserlichkeit, das Materielle, da« Sichtbare]. „Dm aDfiüigliche Werden der Dioge begaoo ämtk die freie Beiregang des ntheoden und dea bewegdodeii Prio* cipe; aus beiden ward dae besteheode Doppelprincip (daa Ittaa- Bebe wni dae WeibMcbe) vollendet Sebald als a«a der Unaaterie EtwriB benrorgegangeo war, se war aiabald dae Doppelprincip, dae MSoDchen und das Weibchen, vorhanden, nod beide pflanzen sich dann fort. Aul diese Weise wird das Heraifstreten aller Dinge vom Nichtsein zum Sein - ^ ri und Yang sind die dop[)elte, gegenseitig 10 nothnendigcr Beziehung stehende Ordnung. Der luhegriß' des reinen Himmels ist das vollkommeD mänuliche Princip; der Inbegriff d«r leifien Erde ist das volUcommcn weibliche Prlocip, Obgleich daa inioDliche den Yang, dem Priedp der Bewegung gleicht« ao kaM nan dennoch nicht engen, dase ea daa Prhicsp der Rohe nicht «Malle in eicb enthalte; und eben eo Terb&lt ee eich mit dem weih* EcbcB Princip. Yn und Yang lertlieilen sich und werden die fffnf Elemente; in jedem der fünf Elemente s\ud aher Yu und Yang zu- gleich. Yn und Yang zusammen slncl <lie Crmaterie; Himmel und Erde erzeugen die Dinge. Sie .*äind die Fülle zwischen Himmel and £rde; sie sind Tod und Leben, Enden und Beginnen aller

Dinge. Man kann aber das ruhende nnd bewegende Princip

akbt von den Geetaltnngen trennen, so dass man sie nach aiieeer* Ittlb derselben erkennen bünate/'*«)

Das Verhiltnlsa der Urbedingungen der Welt w8re eonach, MbirTer gefasst , folgendes: Alles ist aus dem Höchsten und Unbedingten, „der letzten Spitze''

des Daseins, aus der Urkraft. Die Urkraft Ijr^tclif ah* r nicht an sieh, ohne die Urmaterie; sie

ist ohne die letztere gar nicht deokbar. Die Urmat^ie besteht eben so wenig an sich, ohne die Urkrafl. Die Urkraft wirkt auf die Urmaterie, bewegt sie, nnd aetat eie in den Charakter Yang. Sie geht aher nicht in die Urmaterie anf, sondern bleibt ftr eich, zieht sich ans ihr snrtfck, mbt; nnd die so In Rahe gelaeeene Urmaterie let in dem Charakter Yn, Die Urmaterie ist also wesentlich eine bewegte und eine m- bende; und aus dicscin Doppelzusland t^ehen alle Diiigc hervor, und sie tragen darum das Doppdpriocip au sich« aber in verschiedenen Graden.

ÜHkiaft nnd Urmaterie haben nicht an sich ein wirkliches Dasein ttsser das Dngmi; Ihre Wiridiehkeit ist vidaMbr nar in den Bin-

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gen; de haben mefcr nor ein ebetraetee Sein, 4»m erst in den Bb-

zelersche'mungen wirklich wird. Die Urlcraft ist ,,wie ein Baum, der sicli in Zweice spaltet, Blätter nnd Bli'ithcn und Frfichtc her- vorbringt;" — \vie nun ein Banni izai iiiclif \\ irklif;h ist, ausser in allen seilten Theilen, und Blätter und Blütfaen nicht aus ihm sind« aondem der Baum in ihnen, so ist anch dieUrkraft nicht ausser den Dingen« sondern in ihnen, wird in ihnen wirlclich, wie diese in jener mDgllch sind. »tWas in den Diagen vnd Handlnngeii ist» das ist das Tal-ky; die Crlcraft ist, mit einen Worte, In dem Hinmel, in der Erde vnd allen Dingen.** „Die Dinge eiistiren nicht, ausser dnreh das ursprünglich Herracliende; sie icönnen nidit bestehen, ausser das» es darin ist

Da s die ürlcraft darstellende Yang in den Dingen ist die geistige iSeite an ihnen, das Wesen, die Innerlichkeit, das was dieses Ding SU diesem macht, die £iabeit, während das Yn die materieile Grundlage ist, das Viele, was durch das Yang zu einer Einheit «n- sammengefasst wird. »»Das Eins Ist Yang, das Zwei Ist Yn$^^ daher wird auch In den Kna des Fohl das Yang dordi eine gnase^ das Yn dnreh eine gebrochene Linie beselchnet „Dss Viele oder Verschiedene steht in Beziehung zur Umiaterle, alles nlciit Ver- schiedene zur Urkraft i'O-"

Während sich die VoIksrcHc^ion einfach hei dem Urffegensatz von Yan? nnd Yn, «der llininiei und Erde beruhigt, ist tlieser Ge- gensatz bei Xscbu-hi, so zu sagen, organisirt. Yang und Ya sind da nicht der erste^ sondern eigentlich der dritte Gegensatz, hervor- gebracht durch einen Duaiisrons In der einen Seite des Urgegen- satses. Die Gliederung erscheint also so:

(Jrkraft Urmaterie

Bewegung Yang

1 I

Kuhe Yn

Die Übrige Entwiokehinc der Welt ist nach Tschu-hi kurz lol- Inende: Die durch die sich l»e\vegende und nihende Urkraft in eine» zweiAtchen Zustand polarisirte Urmaterie bewegte sich, wirbelte bin und her, rieb sich hier und dort und rieb sich schnell, und schnellte reibend eine Menge Absats ans. Die Welt Ist ein Nieder- schlag der Urmaterie, das Leichte nnd Reine wird der Himmel, das Bcbwere und Unreine die Erde. ' Alles sie Umgehende bewegt sich Immer im Kreise herum; die Erde selbst aber mht nnbewegM im Mittelpunkte. Als der wässerige Schlamm sich noch nicht getrennt hatte, war das Chaos schwarz und dunkel; nach vollende- ter Trennung y nachdem im Mittelpunkte Ireie Bewegung begonnen

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hatte, wftrd der WeltftiifaDg lenchteDd und hell, mid HbuDel mid

Erde waren vollendet'«);" ond es ward Licht. Die ersten Naturelemente, in weklic das Chans auseinander ging, waren das Feuer, Wiederholung den Yang, und day Wasser, W^iederholung don Yn. „Das war Chaos, ehe es sich trennte in der Zeit. Ich haUedaiiir, dam nnr die Zwei vorhandeo waren« Wasser und Feuer; aw dem flcblammigeD Aiiaatae dee Wassers ward die £rde, ans der klarsten Reinheit des Feuers ward der Wind, Donner und Blits, Sonne nnd Sterne." Im Himmel stellt sich die Materie als Yaog dar; er ist das Bewegeodei der Lebenspender, von ihm kommt Re- gen, Licht und WSrme; er ist die Darstellaog der Urkraft, „das voiltomniejj inünnlie}»e Princip.'' Die Erde Ut das .^voUlcommen weibliche Princip ; ' iin Frühling und iSommer ist die belebende Kraft des Himmels am gri».«*<ten, da herrscht Yantr: im Herbst und Winter ist die ruhende Erde überwiegeüd, da herrscht Yii. Ebenso herrscht Tang am Tage, kulminirt um Mittag, und weicht darauf dem Yn« das in der Maeht henseht

Tang und Tn bilden nao durch gegenseitige Durchdringung die flof Elemente » ans welchen alle fibrigen Dinge entstehen, „Die BIflthe der iBnf Elemente ist der Mensch;" in ihm ist die bewe- gende Kraft herrschend äber das Ruhende, und er hat, was Himmel und Trde nicht haben, Geist und Willen. Der Urgegensatz des A( tiv en und Passiven oflTenbart sich hei dem Menschen wie bei dem Ihiere in den zwei Geschlechtern. ^)

Überblicken wir das von Xschu-hi so künstlich und mvhf ohne Tiefsinn aufgeführte Gebäude, so finden wir eine durch alles Dasein liindnrchgebeode Polarisation, eine doppelte Kette von Weltgestal* tmgen und Eigenschaften« deren oberste Glieder in einen einsigen Riig siisammensnfassen von Tsch«-hi Tergeblich versucht worden iit Die wesentlichsten Glieder dieser Doppelreihe stellen sich« öbersichtlich zuhauiLuengelusst^ etwa fulgendermassen: Das Active. Das Passive.

ürkraff, Crmaterie,

Bewegung. Ruhe.

Yang. Yn.

Einheit. Zweiheit.

Die ungrade Zahl Die grade Zahl [Tschtt*hi| S. 86].

Anbog. Vollendung [S. 71].

Ldben. Tod [70].

Seele. Korper.

Geist. Natur [52. 65].

Licht. Dunkel.

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Tag.

Winne.

Himmel.

Fruhlirtg und j^offlmcr.

Feuer. > Das MftnnUcbe. Lost Baa Gate.

Nacht [iyS. 80]. Kiüte [75].

Erde.

Herbst und Winter [81. 86]. Norden [8üJ. Wasser [85]. Das Weibliche. Schmerz.

Daa Böae [76. 77. 78].

Tachu-U will dieae durch daa Daaein hiadmchgeheiide Zweihelt dadurch zu ehier Eiohelt briDgen, daaa er die Urmaterie aua der

Urkraf^ herzuleiten aneht. Da aber nach dem ganzen Standpunkt die l rkralt wcsentlicli nur existirt, insofern sie sich auf die Urma- terie hezicht, erst in der Urnuiterie wirklich wird, sd Mli!,i.;t dem Chiucscn die vermeintlich errungene Einheit unter den üändeu zur Zweiheit um, und er gieht ausdrucklich den Tenrnglückten Versuch auf, und geräth Ijald darauf sos^ar io einen gesteigerten Duaiiaams, indem er der Urkraft ohne Weiteree ehie Xhätigkeit und ein Auf* hOren deraelben xuachreibt^ ohne fiir dieae Doppelaette einep Grand in der Urloraft aufweisen an kennen. Die Atmospliäre des chinesi« sehen Geistes ist se sehr Ton dem Dualismus geschwfingert, dass derselbe überall von selbst hervortaucht> wo auch der denkende Geist sich hinwenden mns:.

Tsciiu-bi hat die Einheit nicht erreicht, nur als Aufgabe für das Denken hingestellt. Und da ss er sie biogesteltt, darin liestelit sein hohes Verdienst; als Chinese konnte er sie nicht erringen, ais Philosoph mosate er sie als Forderung anerkennen. Daaa aber Oberhaupt der Gedanke der Einheit ihm aufgegangen Ist, das filhrt ihn auch schon theihretse Aber die chinesische Beachrfiaktheit hinaus» und weist auf eine höhere Weltanschaaung hin, wenn es üim auch nicht gelungen ist, die Einheit selbst philo<s;nf)hisch zu erarbeiten.

Der in der chinesischen Weltanschamnii; sich offenbarende reine Naturalismus liifh f oino n!<»rl<\vür(iiü;e Ähnlichkeit mit mo- dernen den »^Fortschritt über veraltete k>tandpunkte'* repräsentiren- den Ansichten. Ihre Vertreter wären also mit ihrer Denkarbeit grade da wieder angekommen, von wo das Menschengeschlecht in sei- ner unreifen Kindheit ausging} der Unterschied ist nur der, daaa daa chinesische Denken von dem blossen Naturatandpunkt ahnend aum Geiate aufwSrtaatrebt, wfibrend dieae modernen Analditen von dem Standpunkte des Geistes sinkend ins blosse Natursein rückwärts streben.

>) Yk. X. p. 7 etc. ~ *) P* 19^* 196; IL p. 389. 38«. 413. Chooking, p.

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iSÜ. •) Yk. n. p. 547; vgl. 524. *) YL II. p. 381. ») Yk. IL p. 385. 386; Ik. L p. 203. •) Yk. I. p. 196. 214. 0 Yk. IL p. 472. ") Tschu-lii v.Neu- ■wn, «. a. 0. S. 33 ; vgl 43. •) S. 42. 43. ~ i«) 8. 44. 45^ 46. 47. 7& :0. 80. ««) 8. 49. 50. «•) a 47. 70. ««) 8. 71. 80. 88. «•) a 64. 65. 74, 17. 79. «•) a 80. 55. a 58. 41. «•) 8. 55. 57. *•) 8. 56. 74. 8S. ••)a 69. 76. 6a 61. 64.

§ 10.

Das ••^ttliche Sein, der Urgnmd alles Deseins, ist also

tiiie Zweilieit; zwei Urgründe, aus deren g^egcnseiü^er Durt h- dviiigung tlie wirkliche W elt entsprungen; licide eigentlicli von gleich hoher Geltung, da keiner ohne den andern, und jeder des ajiderii gleich sehr bcdarl'; aber doch meist mit einer zwar incoDsequenten , aber doch sehr natürlichen, stHrkeren Hervor- hebang der Urkraft und deren sichtbaren Offenbamng, des HnuMls, als des eigentlich Leitenden, Lebendigen ^ welches fieSicli noch eines Andern ausser sich bedarf, um idrkllch au sein. In der Volks -Beligion tritt gew5hnlidi die höchste Offen* bamogsform der in die Umiaterie eingegangenen Urkrafl, der Himmel, an die Stelle der mehr im phlhiMtphisi hm Bevvusstsein betonten Urkraft, in der ganzen göttlichen Bedeutini i; dieser Idee: und wenn die Erde als die sinnliche und wirkliche Erscheinung der trioAterie auch neben dem Himmel in gleich göttlicher Be- dentang erscheint, so tritt sie dodi in der religiös rn Verehrung etwas mehr in den Hintergrund. Himmel und Erde suid ni^l Hesse Siniibilder des Gdtdtchen, aber auch nicht das GOtÜicbe m semem wahren und ToUen Wesen selbst, sondern sie sind fie wirkUche und wahre Offenbarung und Erseheinung der an sich nicht sichtbaren und nicht vorstellbaren Urgründe des Seins; wer den Hiiinnel und die Erde sieht, der sieht die (»otdieit. aber eben nicht die Gottheit, wie sie ist, sondern die Gottheit, wie sie in sinnlicher, beschränkter Weise sich oÜ'enhart. Der Himmel, und es ist damit der natArliche, sichtbare, blaue . Ühamel mit der Sonne und den Sternen gemeint, ist ja nicht die reine Urkrall, sondern die Urloraft mit der Urmaterie vereinigt; ■od die Erde ist nicht die reine Urmaterie 9 sondern die CJrma- Me mit der Urkraft getränkt, jedoch so, das« dort die Urkrall nd hier die Urmaterie das Überwiegende Element ist

Wo man. von unserem Gedankt-nkreise aus, in den chinesischen Re%ion8st hrlfh II von Gott etwas zu hJJren erwartet, da i^«t überall vom Hiuuael die itede, oft uiit Hinzufügung der Erde.*) häufu^er aber steht der Himmel allein. Dieser Himmel ist aber wirklich der satirüche Huamel« wie wir ihn vor ans sehen, und mao setst in seine

9cliefiibftreBefregiing nni 4i& Erde den Gmiid aUerLebMliefrcguiig. Sonije, Mond und Sterne sind an diesem, die Crotthcit darsteliendeD blauen Hiüiniel ; 2j der Himmel ist Vorbild für uns. indcui wir seine oie eodeode regelmässli^c Bewegung in unserer sittiichea Filhrung nachahmen; 3) als Vorbild der Fürsten gelten seine vier Eigeoacliaf- teo: 1) er ist so gross» dsss er Alles erreicht» 2) so machtig» das« er Alles erseogt, 3) so geordnet io sich» dass er aller Dinge Zireck- ■feissSgk^rit schalt, 4) so hestlodig^ dass er nie still steht oder aaf- h5rt sn seia**) Das sind gar keine geistigen» sondern rein natir* liehe Eigensebal^.

^) Chou-king, p. 88. 152. ') Chi-king, II. 5,6. ') TchouDjg - ^ üung, c 30, 3. Yk. L p. 163, vgl. 517.

Die himmlische Urlcraft durchdringt belebend das AU und ist die Lebenskraft, die Seele in allen Dingen, sie durchdringi Alles und trSgt Alles, ist allgegeftwArtig. Sie ist die Ordnttiig dies Alls, die innere Gesetsmtaigkeit alles Daseinai sie ist die Sede der Welt, die Vernünftigkeit des Welt-Alls; allee Natärliehe ist dämm Temnnitgemftss geordnet, ist an sieh gnt <).

Die Himmelsmacht ist das Geistige au der Welt; aber der Himmel oder das Göttliche von sciaer activen Seite ist nicht bewusstcr Geist. Üer HirnFiicl ist nur die nnbewusst wir- kende allgemeine Lebenskraft der Statur; bewusster Geist ist nur in derCreatur, die Gottheit ist einzig Natur. Dasfiewnsstsein wird dem Himmel grade von den tiefirten Denkern ansdrfieklieh abgesprochen; der Mensch wird als das einzige selbstbewnsste Wesen aoerkanst; es widerstrebt die ganne ehinesiselie Welfe- Aaschaniuig der Anffassoog des Himmels als ebies selbslbewvss* ten Gdstes. Vemfinftigkeit ist nicht Vernunft, und Gerechtigkeit nicht Bewusstseiü. Was die volkbthiimliche Vorsteiluiig von des Himmels Liebe und Zorn, Erbarmen, Weisheit, Leitung der menschlichen Angelee:eiil!eiteu, ja selbst von seinem Alleswissen SU sagen w eiss, muss, dem Wesen des chinesischen Gedankens gemäss, unbedenklich als sinnbildliche, die Vernunftgemftssheit des Weltgansen avsdrftckende Darstellung aulgefiust werden. Spätere Ansartnng, durch fremde Euiflüsse bedingt, legte der alten Natar- Religion freilidi einen anderen Sinn unter.

Der Hupmel regiert die Welt, die Natur sowohl wie die menschlichen Angelegenheiten ; es ist zwischen Natur und Mensch- heit kein wesentlicher ünterschieii; und tlasselbe nothwcndige Gesetz^ welches die Natur durchzieht, waltet auch in der

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Menschheit; dieselbe Vernünftigkeit herrscht hier wie dort. Der Hinmely io ewiger Gesetzmässigkeit sich bewegend, erh&lt diese in der Welt waltende nothu endige Ordnung, denn er ist Aese OrdnuBg edbst* Dieselbe Kraft, welche die Somie «nd die Steme um die Erde kreben Itat, Iftset aach die Memofakeit ÜK ew% eidi gleich bkibenden Balmen geben; ond was In difl- rigter Verblendang stdrend eingreift in das Räderwerk dieses DOthwendigen göttlichen Waltens, das wird zermalmt, und wer da in Weisheit dem göttlichen Zuge nachgeht, wird hoch em- pfirg( tr?)gen. Das ist die Gerechtigkeit und Vernünftigkeit der himmlischen Weitregierung.

„Wer seine eigene Natur, sagt Meng-tse, und die aller Diage erkeooty der erkeont, was der Himmel ist/' 2) denn dieser ist «bsD das inaere Weses, aod die Lebenskraft aller Dioge. »»Ist dis Absolnte, sagt bestimmter noch der T-kIng, so besteht ei darin» dass es Inoerhalb des raheadea aad des bewegenden Priscips ist, aber Mk\ so, dass es von Yn and Tang getrennt wer* den konnte," undTschu-hi fügt erläuternd zu dieser Stelle hinzu: ,.man könnte es wohl den gro^isen Mittel]! u ti k t nennen, das von Hinimel und Erde Untrennbare. M»in k«inn das ruhende und das bewegeode Priocip nicht von den Gestaltungen trennen, so dass man sie auch aosserbalb derselben erkennen konnte." „Dasrabende und bewegende Princlp aber nennt man Tao^ (Ver- sflnfligbett)*)^ also ist das Tao ron den Dingen gar nicht in tren- iSB, sondern ibaen wesentlicb inwobnend. »«Das Wort Tao ist gleiebbedenteod mit dem Worte Absolntes, Tai-ky» es gebt aach recht gut, das erzeugende Eins (Tang, den Himmel) Tao zu nen- nen;"^) denn das Yanff ixt j.i das Moment d' i Eitiheil in der Viel- heit, die 8eele in d»'n Dingen. Nach allem diesem ist also das Göttliche, Tai-ky oder Tao oder auch Yang, srh!(»rhterding8 nicht etwas ftir sieh ße^tebeodes, ütondern nur die den Dingen in woh- nen de geistige Seite, ihre Lcbensseele, ihr yernunftgem&sses Wesea.^ Tao iat niebt Vernunft als Bewasstsdn, sondern Ver* vasAgemissbeit alsEigenscbaft« Ordanng desDaseinSi dieHanaoBie lesUrgegeasatzes; „Yn and Yang werden snsammen dte Chdnnag; Tao, genannt*^ ^ 8ing-li-tcbia-tbsionan, ein redbtgÜuhiger Philosoph, erklärt: „Vernunft [Li, von Neumann hesser mit „ür- kralf übersetzt]®) und Materie sind beide nur ein We'sen; bei Ifhiospn Dingen kann ^ ernutitf und Materie nicht v(Vi einander ge- tieoDt werden, denn beide bilden die Natur der Diuge; z. B. bei einem flaute sind die Steine die Materie, die Crestalt» Ordnung u. s. f. das ist die Vemaaft deaseiben. Die Veraaaft ist Regel, Maass^

üigiiizuQ by CjüOgle

Cresetz, Sitte; sie ist fest und bestimmt, kann sich nicht wenden oder verwandelo." Diese den Dingen als innere Seele oder einende und belebende Kralf iiiwiihnende VernünJtiLjkelt \st ebeo das in der Welt au^gebreilcte Güttlicbe, welches nicht Etwas für Htch i.st, nicht ein selbstbewusster freier Geist. Siobtbar ist dieses GdttUcbe freilich nicht, aher nicht alles Unsichtbare i»t Qm9t ,,Wa8 nickt io die Sinn« Ottt, das ist Tso| das Sindichs ist Ufr dss Tao mir das Medium/'

Der 'Himmel ist swsr eise bestimBeDde Macht flir die Wellent- Wickelung, aber nur durch seine innere Natamothwendigkeit, nicht durch bcwussjtes Wolfen; vielnichi lial uan/ allein der Mensch Be- wus.steein und freien Willen. „Der Hininiel und die Erde sind der Vater und die .Mutter aller Dinge; unter allen diesen Dingen ist der Mensch das einzige Wesen, welches eine Vernunft hat, fähig zu unter- scheiden." ^ i) £8 wäre seltsam, wenn hier der Himmel stillschwei- gend auch als 1>ewvsster Creist voransgesetst wfirde; es ist tIsI- mebr am natdrlidisten^ Himmel und Erde als bewnsstlns an fassen. Das Wesen des Weisen, sagt der Hitse» entspricht nicht dnrduuis dem Wesen des Tn und Tang [also der Gotäieit] ; denn diese wir- ken nicht mit Willen, sondern durch ihre Natur; aber der Weise hat Willen (las /u lliun, was er thut. '2) ,,Yn und Yang haben ihre bc- strmrnft: Wirkungsart und ihr be^stinimtes natürliches Maas« und Gesetz."*') „I^ic Weisen des Alterthums haben unter allen Din- gen nur den Menschen beseelt genannt;" erklärt Sing-li-tchin- thsionanj und erläutert diesn imFolgenden: ,,Yang undYn sind nicht beseelt, nicht Terstindig, nicht denkend, nicht begehrend,

wäre Yang die Seele des Menschen, so milsste es beseelt und verständig sein, denken nnd begehren kSones. Die Materie des Yang ist nicht beseelt, wird irrig so genannt, weil sie wegen ihrer Keirdieit und Leichtigkeit iu die Höhe fliegt. - Geister sind be-

i^eeUc W'esei), Yang und Yn sind mati rielle Wesen und

dadurch ist ilire Natur bestimmt und bleilit unveränderlich.**'*) ISur insofern Yo und Yang sich zu einander verhalten wie Stoff und Kraflt, oder Natur und Geist. Yang also das Geistige, die den Dingen in- wohnende Seele und Lebenskraft vertritt, kann man auch von der UrkrafI sagen, „dass ihr eigentliches Wesen Geist ist^^") Cieist bat da eben die Bedeutung der blossen nnsinnlichen Kraft, ist das Creistige am Sichtbaren. Des Himmels ewiger Glanz verleiht der iSonne und dem Monde wandelbaren Glanz. Der Himmel ist der grosse Erzeuger der Dinge, er ist der Urquell, wie da«' Herz för die Eingeweide. Der Himmel, in rliiem Ta'4e <leii testrn Kreis umiaufcod, regt sie alle auf, umroliend, und so ist er das grosse

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untroilenile Fundament der Zeit. Das Herz den Himmels nnd der Erde i>t (Vie Urkraft des Himmels und der Frdf». daher oennt ¥-kiug dieses das tierz des Himmels und der Erde, was in Moier unwandelbar stehenden Grusse die Bew^nog des Htm- ■eis nnd der Erde ersengt. Wie küaiite iiiaii duo sage», itMB ffimel ud Erde keia He« (kein aetkweadigee Ciesels) hittea? Wie wean s. B. das Thier oder die Pflanse keia Hera hlHea, SS Bisste der Oelia ein Pferd hervorliriBgea ktaaea «od der Apfelbaum Piaumenblüthe tragen: diese wetehen aber olekt vm ihrer Bestimmung. Hiinntei und Crde haben keinen Geist und krmnen schaffen; die vollkommenen Men.««( lien haben Geist »mkI klei- nen doch nichts schaflen. Wenn man sagt: Uininiel und Krde haben ksiseo Geist, so heisst diese so viel: Himmei and £rde habcr) nur tDSSweit Ckist« als daraus die vier Jahre.«izeiten und alle I^kige kem»geheB. INe Biona des Ufaamels and der Erde ist, dass sie illealkalbeD alle Dinge belebt und doch seihst keia Lehea eathilt Der Geist des Himmels nad der Erde dringt alleathalbea dareh aNe DhH^ Sind die Mensebea, alsdann Ist der Geist der Meiistheii; «ind die Dinge, alsdann ist der Geist der Din^e: ent- stehen KrSuter und Bäume und Thiere, alsbaUl < ilolgt der Geist «ler Kräuter und Bäume und Thiere. So verhält es sich aucli mit dem Geiste des Himmels und der Erde. Man wird jetzt wohl be- greifen, was das heisst, wenn maa sagt: diess hat Geist oder diess ktt keinen Gebt« Maa kann dieas wohl bestimmt denken aber nicht aassprechen. Als Hfanmel und Erde noch keinen Willen hatten, war das Strebes der Dinge zum Werden ein Streben der Kraftlosig- keit, als aber Himmel nnd Erde Willen hatten, wurden alle Dhige h der nmrollenden Schöpfung, wie eine Mtlhie sieh hnmerwlhrend heruijibewegt.'' ^*^) Klar und bestimmt ist hier der Geist als das den liitjgen, also auch dem Weitall inwohneinic (ipsetz, als der innere nothwendige Lebenstrieb, die innere Ordnung und Einheit fefasst. Gans folgerichtig sagt daher Tschu-hi: „dasjenige, wel- ches, wenn es ruht, sich nicht von selbst bewegt, und wenn es «ich bewegt, nicht von selbst xur Ruhe kommen kann, das ist eine l^ache; dasjeaige aber, welchea sich bewegt und nicht bewegt» nkt und nicht mht, das ist Geist«* Diess ist der Unterschied des Todten nnd des L ebend i ge n ; Alles, was ^ne eigene, innere, nicht von aussen bewirkte Bewesfunii hat, also Thier, Pflanaey Sonne etc.. das ist lebendi?, das bat Geist oder Seele. Auch die Element*' haben Geist, wodurch ihr bestimmtes Leben und Wirken bestimmt wird. Durch das Ali hindurch geht das unwande!!»are Oesets der jNothwendigkeit; das Ganse wie das Einzelne hat seine

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bestaiimte Natur, sein eigendiÜmHches WeMii; und «He Kraft md der Trieb der Dinge, dieses ihr Wesen zu erhalten und £;eiteud zu machen, das ist ihr Geist. Wollten wir aber diesen Geist, wie ihn der Chinese erkannt, verwechseln mit der idee des unendlichen, freien, aelbatbewuaateo GeUtes, wie sie im Christenthume gUt» so wfliden wir uns einer argen Fälschung des chinesischen BewoMk* seiiis ecbaidig, ondjedMVeratftBdDiM chipestocher WeitiBerJiftBiing nmSgUcli naeheo. Der Ckioese kennt den Geist nur an der filate- de, nnr den Naturgeist, die Natnikraft; ea int der Geiat in «einer niedrigsten embryontoelien Form. Und wenn die fifar das alwtmete Denlcen so spröde 8))rache schwerföllig mit dem Gedanlcen ringt, uod wir bei T^chu-hi, der oft ängstlich nach Worten hin uud her sucht und die erhaschten w ieder unzufrieden bei Seite schiebt uod widerruft, wohl auch einmal von einer „denkenden*' und ,,8elbst- liewussten'* Urkraft huren, i^) so wird jedem Missverständniss die* ser in der Hast ergrifTenen Anadrfloke durch die sogieich folgenden ErJtlftraegen grOndUeli veigelieiigt— Bei der L«lire vem Men scIieB wird uns der rebe Naturdianifter des gOfttliehcn Seins ebenfalia entgegentreten.

Das CrOttlidie ist die Natur; ausser der Natur ist kein seHist-

bewusster persönlicher Geist; Geist ist überall nur als einzelner, an den Katurkörptjf gebinniener (»eist; die Idee eines frei der Natur gegenüberstehenden, \veltsc}iö[)(V'rischen Geistes ist den Chinesen völlig fremd; für „Schupfer,*' „Schöpfung * hat die chinesische Sprache kein Wort, und der erste Vers der Genesis lässt sich ins Chinesische gar nicht übersetzen«^) Je tiefer das chinesische Den ken in die Idee Gottes eindringt, am so blasser und abstracter wird dieselbe und erschebt immer mehr nnr als eine «Hgemeine» in der Welt gesetsmlssig^ aber bewnsstlos waltende Lebeoskraft; der an- schanlicheren Vorstellung des Volksbewusstselns, welches den sichtbaren, sterngeschmückten Himmel gern ohne Weiteres als das güttÜchc Sein auffasst, setzt das tiefere Bewusstseiu das abstracte Ursein als eine jeder \ Orsteüuug, ja jedem bestimmten Gedanken sich entziehende UubcgreiÜichkeit gegenüber. „Den Begrill der Urkraft zu erklären, ist nicht möglich; er kann nicht definirt wer- den;*' erklärt selbst der tiefsinnige Xschii-hi$ „diese Kraft ward von Niemandem recht aus elnandergesetat; von Kong*fu*tse Iiis auf den heutigen Tag vermochte sie kein Mensch an erforsehe»$"*>) und in den Kiogs heisst der Uimknei sehr gewöhnlich der ,»uner- forsehfiche,'^ der ^^unbegreiiiche/' 2^)

Der Himmel, Tien, als der vorzugsweise göttliche Urgrund,' \Yird gewöhnlich Schang-ti, ^«der erhabene Uerrscherj der höchste

Herr'' geoannt. Da« religiöse Bewuissteeio legt ihm eise Menge ?on Eigenschaften bei, welche bei dem Natnrgeist theils im eigent- liehen, theils nur im sinnbildlichen Ninne gelten können. Jedenfalb iitMW der ^ehr nahe liegeadM Übertragung rein geistiger Priidi- farte wa£ St tkim99imAt MatiiigoUMl aof kebe wahre Geiatigkeit JawelbeB sv ecMcaeca. Des Himaetn AUaaekt, ao wait fan INttMiaraa diaaer Begriff aick aiekt Ten aeikat kaackrtakt» kagreift rfck anck kei der Naturgottkeit leiekt; ekeaao aebe Allgegea* frart, denn alles Leben ist ja die Wirkung der Urkraft seihst. Des liimmelü Liebe, seine Wdhlthatigkeit, Milde, sind oehr iialüriit^he Bezeichnungen der durch das Weit -All gehenden Vernünftigkeit. „Zu furchten und zu scheuen ist der erhabene Herrscher des Alls; Niemanden baast er; wer dürfte sagen, dass er Jemanden hasse Seine aaakweadkare Gerechtigkeit ist das Wesea der Welt- Maaeg aeikat; vad aeia Zern gegen die Uagaracktea eine aiek fw aalkat darkieteade BeaefekmiBg filr dieaeike, ») Daimoa« daaa äm gMkk» Wahea b dw Walt aack die aiaseben, ackelskar an- fittgea eder wiUkllflicken Veritoderungeu ki dea aieaaddickea Sa- 8tlDden<, besonders im Staate, in sein Bereich zieht, wie wir später sehen werden, kann die Personliclikeit (lottcs eben so wenig ge- schlossen werden, aus der Einmischung des Mchicki^als in (iii' luenschlicbeo Angelegt' r^liciten eine bewusste Geistigkeit dessel- bea lelgt [fid. L $ 00—62]. £a darf dabei nicht Yergeaaea werden, diaa db £rde, wieirohl aeltaer aasdrücklich erwähnt, d»ok oft geiNig aa dieaen geiatfg ackeiaeadea Eigeaaekafteo Tkeil nldmit; W6BQ T^gead dea Hfanmela ala oaaer Vorkild erackeiat, ao iat Mck aekr oft tob der Tugend dea Hfanneb and der £rde ala oaae- reai VorbUde ia der Beattadigkeit, Ordnung und Rake die Rede.M) Die Erde aber hat noch Nieraand als Peisünlicbkeit ausgelegt. Dass eben so wenig <\ic Anrufung des Himmels im Gebet eine gei- stige Persönliclikrit Gottes voraussetzt, werden wir spater sehen.

Es kann uns nach dem AngefOkrten auch nicht wundern, wenn wir die Alles durchdringende und tragende Gotteskraft mit dem Prä- dücatder Allwiaaeakeit«' ainokildiick keaeickaet fiodea, €Me Je weaiger der Uaterackied dea Geiatea voa derNatar aad daaWe* M dea Geiatea erlaaat iat, um ao leickter wird der Spraeke eiae Okerlngiug geistiger Eigeaadiafteo aaf bloaae Matardlage« Nur dirfea wir niekt unsere Begriffe des Geistigen auf die diiaealackee Bezeitlinuijueii ul>crt ragen. Wir linden es nabeliegend genug, einer überall waitendeu iMacht, weiciier nichts entgehen kann, und welche alle Störungen sofort zurückweist und sie, so zu saLi< n, <Mii|itindet. etil Wiaaeo von dea Dtagea aiBDbildÜch zmMaokreihea« auiaai die

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Alk« selieiiile'' Some 4w WtmM^ p^MKiWbt« Efs^ebang ist;

und grade in Stellen, wo scheiiiliar eijie i»eistige AuÜassunc des Himmels iuis^odniekt i.st, wird oft .seine uatürliclie Bedeutung £Ugleich hervorgehoben; wie wenn es heisstt .,0 blauer Himmel, schaue auf die Stolzen herab und iass des Eleodeo dich erbar* men." Die chinesischen Commentare heben eine Stelle im Schn-kiog als rereinselte Merkwürdi^eit besonder« hervor, wo es heisflt : „der Hiiiimel ist nobeochrlnlit erkenneBd (tBong-miiig) ; ond eioErkiflrer an« dem 13. Jakifcundert nach Chr. Agt hlns«: „es gieht nicht«, was der Himniel nicht sieht und hOrt*' Wenn ein anderer Cüinmentar das Wort tsong -miiig so erläutert: „die Bösen züchtigen könoeii, dipdtiteti belohnen, dieWahihcit selbsf sein, unbegreiflicher Geist sein, unwandelbar, bleibend, gereclit, ohne Leidenschaft; alles diess liegt in den SLwei Zeichen tsong-ming'-^^^) so weist diess viel eher auf unsere vorhin erwähnte AufTassung als auf die der Jesniteo, welche hier den Beweis linden, dass die CluDesea einen persönlichen Ck>tt, SchÜpfer Himmels nnd der £rde, gekannt hitlen. Die späteren Erklirer nnd Bearbeiter der alten Texte sind hierbei nm so vorsichtiger zu gebraacben, als der Binfluss westasiatiscber Ideen, besonders der Christen , welche im siebenten Jahrhundert in China schon sehr zahlreich waren, und der Mohauied iner, besonders durch die Mongolen, in kenntlichen Spuren sich aiisspriclit. Stellen, wie die: „der Himmel weiss Alie^ und erkennt Alles, nichts \»i ihm verborgen,** „er ist unendlich erleuchtet, es ist nichts, was er nicht wisse; Alles, was wir an Geist und Erkenntniss haben, kommt von Ihm; er Ist gerecht, nnpartheiisch, belohnt die Tugendhaften, bestraft die Bosen etc^'^) lassen sich ohne Weiteres anf die pan- theistische AoschamiBg surflckfllhren; selbst unser Geist, vom iÜm* Diel entsprungen und getragen , kann nichts denken nnd thnn , was sich dem Leben und Wirken des Himmels entziehen künnte. Ein wirkliches Wissen sehr* iht dti f liiuese nur denGeistern zu. Denke nie, Avenn du etwas sprichst oder thust, obgleich du allein bist, dass Niemand dich höre oder^sehe^ die Geister sind die Zeugen von Allem,*' sagt ein alter Sinnspruch einer Ahnenhalle;^') wosit diess, wenn der Himmel Alles wfisste?

Die Jesuiten fanden es freilich in ihrem Interesse, ihren Bekeh- rungen eine andere Aufiassung der chinesischen Lehre unterzubrel* ten. Da mnsste Schang-ti ohne Weiteres der Gott der Bibel «ein, unendlicher, persJinlicher Geist, an den man sofort die weitere christliche Lelire anknüpfen konnte; ja aus den Kua des Fohi, wo der Hiinincl durch drei waccrechte Linien bezeichnet wird 9), ging deutlich hervor, dsMs die alten Chiueseo die göttliche Drei-

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eioigkeit kannten; die drei Linien bezeichnen Vater, Sohn and heili- ger Geist Die Chinesen sollten so nicht etwas Neues, sondern ■v etira* Altes wieder amielmieo, was nur mit der Zeit einiger- aussen verwirrt woi4eo sei; tod d«D imteUtiscben Erzvätern im die Cliiiiaaeo drase Weisheit gelenit» oder Noah'e Kinder eetee dmIi Ghbia gefcoameo. Die Bekehnnigeii Warden eo recht leicht, dann den Weeeo den christlSchea Glanhens hatten die Oblnesen ja sdioD. Gegen die anders meinenden Franzislcaner erhob sich eis sehr erbitterter Streit. Nur ein Jesuit, und einer der sjelehrtesten und angesehensten, liongobardi, wies im AViderspnich mit seinen Ordensbrüdern nachy dass die CbinescQ niemals einen persönlieben Gstt verehrt hstten; eeb Macbfolger liess das gelehrte Werk ver- keneni Je Rom werde eedlich entschieden, das« das Wort Menget! nicht mehr filr den chrletKclien Gott gehrancht weiden dirfie. AMuk b neoeven Zelten hat man die Aneicfat der Jeadten Um nnd da wieder hervorgeheit, nnd Chinas Religion ala eUien etwas verbleichten Monotheismus darzostellen gesacht; so Win« dischmann, 33) Biet**) u. A. Baldeiii Boni halt den chinesischen Tien fi3r verwandt mit dem !^r! ethischen ^to^, welches Philo ^(in 9m ableitet; es liege der griechischen und chinesischen KeUgioii dimeihe Urreligion an Gmade.««)

<)niw,T[» 9 im Tk. n. 4«S.— •> Meng4Ma «d. Slaa. JaUen. iaS4, IL 7, l.

- ■) TMha«hi s. a. 0, & BS. 70i ^ BitM h«l Nenmaui, Bbmd. 8. lt.

*) TschA-hi, 6. 52. •) Neman, a. a. O. 8. 11. Oabelflnti bi LaMen's SSeitschrift m. S. 251, ») Tschn-hi S. 80. ■) Ebend. S. 59 Not •) Lawen's ZeitwOirift, DL 8. 368. »•) Hit»«, XI. 4. »») Chou-king, p. 150. «•) Hitae, IV. 4. ••)Ebeiid. rv. 1. > ♦) Lasscn'8 Zcitschr. m. S. 2f)(» etc. »») Tscbu-hi 8. 1154. _ «« ) Eljend. S. 60—62. *') S. 73. 8. 82. »•) S. CO. 61. ••)Kcuinöiui a. a. O. 9. 10. 11. Journal asiat. II. p. 168; Stuhr, lieichs-Rcl. der Cbin. S. 11. «') A. a, 0. S. 38. 54. •*) Chi-king, IL 5, 1. ••) Chon-kinf?. p. 13, not. 7 ; Y-king, U. p. 216 ; de Maüla, hi^t. I. p. 9. 21. * *) Ciu-kuig, U. 4, 6.

- **) Ebend. IL 4, 8; IL 5, 1. *•) Tk. II. p. 444. M&n. d. Chio. XIL p. 221.

- **) <%i*UDg, n. 5, 6. Choft-teig, p. 124. Ebend. 8. 1S4. ••)I)e lUh, litt gML 1 p. M. III.*- ••)liiiQ.d. Chili. XIL 66. ^ •*)ElMid.IL

üei •>) Di« fhOoMfUe im Forlgnge der WeUgeMb. Bd. I. YgL diMeB Stalir, dun. BdflluBsllgion. •«) J^oenMlAdsklY. 8«r. IL 844.*- Marco f «b» fn Bfliek IL S6. Aam.

Das chinesische üottesbe\7usstsein, das erste, welches aul' einem Gedanken ruht und durch eine wirkliche Gedankenarbeit entwickelt ist, hat nach zwei Seiten hin ein wesentlich anderes Verh&ltniss zu zwei mit dem eigentlich religiöaeu Bewoestseia k «gtf BenMumg stehenden Ideen «ngenommeii, bIm es bei

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der Rclig;ion der wilden Vl^lkcr der F.nll war, nach ohet^. in Beziehung auf das Schicksal, nach unten, in Beziehung aul die einzelnen concreten Erschein !ingeii des Göttlichen, wie die Fetische und Dftmonen sind* Wir setzen hier das irflher Hier diese Dinge Gesagte Yorans. *)

Es leachtet ron selbst ein, dass in der Tollen und eonse* qnenten Entwickeinn g des chinesisdien Gedankens, in der Pki- losophie, beide die Gottes -Idee begleitenden Vorstelliini;* ganz fortfallen müssen, wie <lie zwei KelchblÄttcr an der Bloim- blöthe abfalleti. sobald die llläihe sich vollständig entfaltet hat. Die Philosophie kann nicht über und hinter ihrer höchsten Idee, der Idee des Unbedingten, des Urgrundes, noch ein höheres Sein ahnend anerkennen; es Hillt vielmelir die Idee des nnbedingten Urgmndes ndc der in der Religion geahnten, aber nicht gedachten Schicksals -Idee yoUstflndlg zvsammen; nnd das Tai-ky, die letzte Spilze oder die unbedingte Urkraft des Tschu-hi, ist schlechterdhigs nichts Anderes, als die in W«fe des Gedankens auftretende Idee des Schicksals, wie sie im Hintergründe aller heidnischen Religionen über die tarbisren Gestalten des wirklichen Glaubens in blasser Nebe1fj:estnlf hvr- vorragt; und das Streben des Tscliu*hi, ans der Zweiheit zur Einheit sich emporznarbeiten , ist nnr der wisseaschailtiiohe Ansdmok des in der Schicksals -Ahnung angedevteten Strebens des Tenifinittgen Menschengeistes, über die UnwidnrheH der beschrSnkten Religion hinaus zur wahren Einheit des Göttlichen zu gelangen. Aber die Volks -Religion weiss eben Nichts Ton dieser ,,hiichsten vSpitze", dem Tao etc., sondern bleibt einfach bei der nackten Z^N oiliiMt des IJrseins stehen. Das Schicksal aber ist liiclit /wcilifit soiiderii Einheit; und so lang:e noch nicht die walire Einheit des Urseins, die Idee des unbedingten Geistes, erreicht ist, schwebt auch noch die ahnungsvolle Idee des Schicksals wie ein Wölkendem über der Tielgestaltigen Götter- weit Auch in den religiösen Bewussiaein ist und bleibt im- merdar die Idee der Einheit des GOtllitdien, zwar nicht als eine mit Bewusstsein anerkannte, aber doch als ein in der dunklen Tiefe der Vemünftip^keit geforderte; darum eben wird die Ahnunp: des Schicksals, welches über alle Zweiheit mächtig hinwef^schrcitet, so bedeutungsvoll in den heidnischen Re- ligionen. Das Dasein ist hier in sich zerspalten, ahov dns Schicksal bindet die Gegensätze zusammen. Es versteht sich dabei von selbst, dass die Idee des Schicksals hier eine wesent» lieh andere Stellnng einnimml als in der bnirten Götzenwelt der

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wilden Völker. Hier, wo „alle jene Bluthen mnH «gefallen von des Nordes schauerlicliem VVehD/* innss auf Uew religiösen Gemälde, wo dieMhtreA farbi^B U^^Uergestalten verscliwun- äad in einen grauen, abatvacten Gegenaats» da» Sohioksal eben aar ab ein nodi Uaaaerer Hintergrand eradieinen; ea mt ^ Giaa in CSian geanaU; was bei dem Glaobaa an ainnlieh-ein- nhe Gattbeittn dem Sebicksal anbeimAUt, das wird bfer prösstentlieils schon von der in der Welt waltenden hiiumlischen Maciit in sich ]iiiieinfi;ezogen , wie es in dev IMiilosophie von der Idee „der letzten Spitze," der Alles dnrclidriugenden .,Urkraft" Tolkländig aufges&ebrt ist. Die Himmeismaeht und das Schick- sal Tersehwimmen hier unklar m einander; und ao bestimmt aaeb nacbdia Schicksals- Ahnung aleb anaa^pricht, so wenig lAaal «dl fliaa acbadfe Gianalinie aieben zwiaeban den Wirkungen der bnaiaHMica Gadaamaebt and dentn, die jenadta deraelban tailegt werden« Im Allgemeinen wird anf jene mebr daa Gesetzmäsaige , VernünAige, der ordentliche Gang; der Dinge zurückgeführt, auf das Schicksal mehr das Ausserordentliche, Zaiallige.

Der ganze Reichthum Ton Schickaals -Z eich eo, wie wir iba frfiber schon gefiiodeo,') kehrt hier wieder; nur werden sie ffeilicb WMm fkoA bestimmt auf die ordeatlche Uinaaelsuiacbi xarfickgeliyNrt Ssaaea- aad Moadinateralsae« Evdbebea» Denner uad Biiti «ad ttttSehe bedeeteade Natarerachefauagea aiad WabneicbeD, welche ibr Hianael aelbit dem Menaefaea warnend giebt.*) Dagegea tritt dieser Urnprun^ vullig znrflck bei andern Zeichen von mehr zulalliger Alt. Krähen der Hühner z. U. bedeutet das Aussterhen einer Fa- milie,*) Zucken der Glieder ein bevorstehendem wichtiges Erciifnis.s etc.; auch der allgeiueinen Anwendung des Looses scheint mehr der Gedaulce des Schickaals ala der geordneten Uimmelsmacbt tu Grande zu Kegen. Kong-tse selbst will von einem uobedingtea ScUekaai aicbta wiaaen. Bai ihm biagen dea Heaachea Scbiel^sala |aas aüain wm aefaiem Men Tbae ab;») aelbat aeine Lebeaadaaer legt gaas hi aeiaerHand; die melaton Menaebea verkfinen alob Ihr Lehes derefc Unmissigkeit, Leidenschaften und durch Unbesoaaea* beit, die Meisten aber erreichen ihr natürUches Lebensziel; ö) bei den Kriegern spricht Kons^-tse auch nur von ihrer Tollkühnheit und UoTorsicbtigfceit, und umgeht klägUch den uaheiiegenden £iawand.

^ Bttid 1. 1 60-*6S. » •) Bd. L 1 61. 190. 141. 1€S. *) Ghl-Ung, IL 4. a. «-^'OCkoi.kiagffL m.TM]iMDa*jmiBg,e.a4. 8.116.-**) ]fan.dLCb.

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§ ».

Nach der andern Seite hin, nach unten, sind hier die sinn- lich-einzelnen, concreten Erscheinnngsformen des Göttlichen ebenfalls verbleicht. In der vollen Entwiokelmig des cUiieti- seilen Gedankens finden gflttlielie Midite untergeordneter Ait gnr keine Stelle mehr; es kann In dem folgerIcMgen ReHgions- bewusstsein ausser Hhnmel und Erde keine göttlichen Mielite mehr geben, und in der wissenschafUichcn Darstellung finden sich natürlich keine solche vor. Aber die Volksreligion ist nicht so i^tien^. Ist doch der Himmel selbst, den sie voizua;s- weise verehrt, n<ich dem tieferen Bewusstsein nicht eigentlich das CU^ttliche, sondern dessen höchste slnnliehe Erscheinungs- form; und ist es einmal zugestanden» dsss das unstehttMue GOttliohe durch eine Einaelersekeinnng yertreten werde» se messen aneh niedrigere (Mfenbaningsfonnen des Gdttlndien nolftsmg sein. Die Gottheit tritt eben fiberall bervor, nur hier mehr, dort weniger, und im sichtbaren Himmel am meisten. Und wie ja im Menschengeist das Y ang sich vorzugsweise offen- bart, so ist das Geistige" in der Welt übcriiaupt eine Form des göttlichen Daseins; wo aber Leben ist. da ist auch Seele, Geist. Es geht also wohl au, die „Geister*' der Sterne, der Sonne, der Berge, Flfisse, der Erde vnd des Himmels, oder auch die höher gestiegenen Seelen Terstoibener Mensdien als solcbe ThelUQffenbamngen des GUCllidien, ab dessen Stell- vertreter am verehren, besonders als Schntamäckte Aer einzebie Lebenskrelse.

So verträgt sich die Verehrung von Schutzgeistem sehr wohl mit der chinesischen Relis^ion ; mehr behaupten wir nicht; diese Verehrung fol^rt nicht aus dem Gnin(!s:edanken , ist sehr fiberflüssig, aber widerspricht ihm aucii nicht. Wenn nun im wissenschaftlichen System .diese Geister*' keine Stelle haben, so treten sie in dem Volks •Gottesdienst nm so mcdir hervor, viellaeb sogar in den Vordergrund, wie oll In der efaiistliehen KIrebe die Verebmng der Heiligen die Anbetung Gottes seibat AatsAeblick etwas in den Hintergrmid drftngfe. Entsprangen Ist diese Geister- Verehrung gewiss nicht aus dem chinesischen Grundgedanken; vielmehr sehen wir hier nur die aus früheren Welt- An,sc)iauuno;en strauchartig hervorwachsenden Wurzei- sch5sslinge, welche zwischen den stärkeren Stämmen chinesi- schen Lebens Raum gewinnen kdnnen.

Die Geisterverehroog ist UDsweifeUiaft eis Hereliiragea schama* aiseber Weltanacfaaaang In das ehinesische Bewasstsefai^ ist aber

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mt ein geduldetes mmI adoptfrlMi Vkmmd^ Mkt m «Waesiaehem

Fleisch und Blut. Tschu-hi's ^osser Schüler Ma-tuan-liii erklärt sehr richtig ilie den Ccistern und Alwen gebrachten Opfer für einen Widersprach mit dem (Miixig wahren Opfer, dem Himmflsopfer, und for ein falsches Etemeot. ^) Die Geister haben eioe beschränkte Wirksamkeit, sind nicht Götter, soodern uotergeordoete Mächte, ekuMitig den Meaeclieii* Geistern, welche nacb den Tode auch n Ibe Reiben tietee Jcteeen; so wurde oeeh einer eluiieMecieii CescMehte ein Menedi nafclt eebem Tode snr Wfirde dee Br^;ei- gtes erlNibeB mid ein enderer svm Geaiao der FMtehte gemadit.^ Die Geister spielen hier eine ähnliche Rolle, wie die Heiligen und Eneel in der kathulischen Kirche, und machen keioesweges die chirieöi.sche Religion zur \ ieli^otterei ; «ie sind gewissermaasRcn die YenDittler zwischen dem i^leoschen, als bevvusstem Geist, und dem der eben eine bJoese Naturmacht ist, eine volksthümliche LiMig den Widerapraclw« der in der Herrschaft der Mntnr Aber 4m bewuMten Gebt liegt; der von der Kilte der nlistmcten Hfaa- ■niitBirlit lirootig znricfcgeetoeeene Meneeb nduniegt «eli gern an dte emen wirmeren LebennpnlMdilag in sich tragenden Geister an.

Eh werden Geister des Himmels, der Sonne, der Sterne, der Erde, der Berge, der FIflssc, des Donners, der Winde, umi Schutz- geister der Familien, der Häuser, der Gemeinden, Studie, Pro- viasea« des Ackerbaas etc. schon in den ältesten Zoiten genaont» nnd ihre Verehrang durch Opfer» Spenden, Anminngen und man- cherlei Gebräuche schon von den frühesten Kaisem empfolüen nnd angeordnet^ Sie mischen sich leitend nnd beschfftsend in die Meoschlichen Angelegenheiten, nnd werden daher nm Beistand an- gerufen nnd nn Rath befragt.'^) Besonders sind es die Ahnen- Geister, welche als Schutzmächte ihrer Familien auftreten und mit Spenden und Gebeten geehrt werden. *) Die Gebräuche bei diesem Kult waren gesetzlich vorgeschrieben, und besondere Beamte fiir deren Besorgung bestellt.^') „Geister des Himmels,'' immer in der Mahwifthl genannt, sind natürlich nicht der üinunel selbst, sondern Mster» welche tan Uinniel wohnen, nnd werden ansdrAeUidi sehen den Hfaunel genannt;'') sie sind dte Gehrter der Hhmnels- körper. •)

So eifrig die Oibesen auch die Geister verelMren , und so sehr ihr Kult auch gradezu als eine Pflicht hingestellt wird,«) so sind und bleiben dieselben doch dem Himmel unterceordnete und dienende Mächte und ihr Kult steht immer erst in zweiter Reihe hinter der V er- shrang des Himmels; >o) und nach altem Gesetz durften bei Todes- äiiiefcilnev «odevnlfnfihl akide»HhBniel eigentUoheOpfiBr gekracht

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werden; die CWgter empfageii tn Bpwännwmä.tmätiit ttildigtings- leielieiik^O 'S^® stellen aber den Mennchen nlher, iie Men Ar Ae

menschlichen Gefühle ein Herz, sind das gemiithliche Element gegenüber der kalten Al> s(ractlon der Himmelsmacht. Mit dem Wider- spruch, dassi pitlioii im iiehu - kiiii|j und auch sonst oft der Mensth als das einzige beseelte und i^elbstbewussie Wesen genaoBt wird 11], nimmt es das Volksbewusstoefai Dicht «o genau; und -er wdrde nieh aUenfaUe dadurch KhieB, daes raaa diese Geinter nie vea mennchlicher Art» oder gradeia ain die Seelen Oentorbeaer erfrnnt» wie ja m der Tbat die Verehrung der Ahnen dte ernte Stelle nadi der VerebroDf des Himmels einnimmt *^ In de» heMgen Streit der Dominikaner -MissionSre gegen das Verfahren der JcHuiten, welche den !?etanffen Chinesen die Verehrong der Almen gestatte- ten, erwirkten die Je.siiltf^n oinc kaiserliche Erklürun?, dass der Ahnenkult eine blosse Ehrerbietung, ein Zeichen der Dankbarkeit, keineswegs ein wirkliches Anflehen derselben sei; man danke z. B. dem Kong^tne in seiner Verehrung (ät seine Ldire ete»») Diene Erklimug steht In vollem Einklang mit dem chinenlndiett Grandge- danken^ wenn aueh Im Widerstreit mit ToHmtMadlclMn Annartnii- gen; und die Jesolten konnten mit Fng und Reeht den Ghrintea die wohlverstandene Ahnen > Verehrung zugestehen.

'*) Kliiproth, noticc cto. de Mat. p. 29, *) Nenmann b. Illgen, a. a, O. 8. 11. Chuu-king, p, 13. 54. 87. 96. 99. 142. 160. 347; Chi-king, p. 291 ; II. 6. 5. 8; Meag>U>eulL 3, 23; de Mailla, hist gen. I. p. 78. *) Chou-king, p. 28. 29. 99. 160. 117. *) Chi-king, n. 6, 5., III. 2, I. •) Chon-king, p. 19. ^ Ebend. p. 347. ~ •) de ICaflla., bist gdn. I p. 78. *) CIum*king, p. 96. ~ Ebend. p. 13. *0 de Uailla, bist. 1 p. 88. >*) Flatb, aie Volker der MmCicbni«!, p. 880.

IL icr Isnich.

§14.

Das höchste aller Gescbüpfe, die Geister vielleicht aas^ genommen, ist der Mensch. Er ist von den übrigen Dingeu nicht dem Wesen, mir dem Grade nacli unterschieden, denn zwischen Geist und Natur ist noch kein wesentlicher Gegensata* Er inl die „Blüthe^^ der Natur, er steht in der Mitte zwischen Hunmel und Erde,^) w&hrend die fibrlgen irdin«dieD Getobllpfe überwiegend der Erde nagehOren. Der M enscli int, wie alle Natnrdinge , ein Plradnct yvn Yang and Ya, Ton Urkiaft «ad Urmaterie; aber die ITmft tberwiegt liei weitem den Stoff und erscheint hier, uud hier allein, in der \\ eise des seibstbewussteu Geistes, wie der Leib das Vn ansdrückt. Die Seele ist eine Erscheinnngsiorm des der Welt inwohiieBdea gdttlie^ea Yang

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adMf ;ilir Weacn «nd ihre Lelmseischebmfl;^ darum in vAUilKcr Übereinatimmmig mit dem Wesen dea GdtüiclieD;

der menscblicbe Geist ist dn Spiegel desselben; und die in der Weit wirkende Ordnung niui \ ciiiiinftigkeit, Tao. j^l da.-» Wesen des Menschengeistes selbst und kommt in ihm zum I5r wubstsein. Der Mensch hat also in sich selbst die Quelle der Wahrheit, Bod der Geist braucht nur in sich selbst zu schauen, um die ürd- ougwid die Ycrnünftigkeit des Alls zu finden; denn der Geist dce AJls und der des Mensclien sind wesentlich eins. Die GeseUe des mensebliclieft Geistes sind auch die der Natur; diiicr hier die Mfi^Uchkeit and der Urspritng der Philosophie, die ja schleehterdings auf dem Gedanken bemht, dass das menschliche Denken in seiner inneren Nothwendigkeit mit der Iii allem Daseiji waltenden Vernünftigkeit eins sei; freilich ist das Denken noch kein freies imd selbstständi^cs; die Vernunft ist eben nur Spiegel der gegeniülftudUchen Vernünltigkcit^ erzeugt dkseibe nicht frei aus sich.

Der CliiDeae l&Mt sich im AUgemeioen nicht gern auf Frageo ein, welche über daa Gebiet des PrafctischeD bioausrages; so sehr daher die praktische Seite des meosdüichea Lebens ios Auge gefasst ist, •0 selten uod so wenig tief geht man auf das innere Wesen dessel- beo ein; besonders für die eigentliche ^>celenlehre hat der Chi- 0€se kein Interesse. l>er fielst ist hier noch zu 8ehr mit dem Idoss Katiii Ii« fien verwachsen, i>l /i» wcniir seihstständig, aU duss »ich das Denken hier zu einiger klarheit hatte entfalten können. Kör- per und Geist sind noch in einer molkig trüben Mischung, uod das Denken erscheint allenfalls als eine halb körperliche Verricbtang wie Huren, Sehen nnd Sprechen.

Während bpher stehende Volker die Entstehung des Menschen- Ceaelilechtes meist sehr bestimmt und wesentlich von dem Ursprung der Natiirdinge unterscheiden , und jene gewuhnlich als ein unmit- tdbarc.s llereinstriimcn und \ crsenken des rein fteisligen und Gnti- lichen in den ?iaturleih auffassen, so dt r Mensch uLs die \'er- buiduüg des Geistigen und iNatürlichcu , den Gütthcheu und des tSinolichen erscheint, ist in China der Mensch eben so gut ein wahres and iriiklicbes ^atnrproduct wie die Pflansen und Thiere, ist nur daa hocliste b der Reihe der Natuierseog^isse. Ist doch jedes tinsdae Dasein m der Welt ein Proditct aiis Himmel und Erde, Kmft nnd Stoff, wie konnte Air den Menschen noch ein anderer Ürsprunff m«glich sein? „Der Himmel enthält den Menschen/' wie jedes aiiilere Geschöpf, und „wie hei einer Mühle unaulhörlich eine ireie iie(ÄU;^Uüiniu)g von allen leiten stattündet, so ericeui^t

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die endlos «nkrehMinde üi»terie «MtfUrÜcli Menectai mtä

IKoge/'^) er ist „dieBIfltte der fliiif Elemente; ich sage dieBlüthe der fünf Kleniente und nicht des ruheiulcn und des bewegenden Princips, weil nämlich die Elemente nothweudig vorhanden sein müssen, wenn der Mensch werden soll."^) Der Mensch ist also wohl „aus dem Absoluten herForgegaDgen»" ^) aber damit bat » wot alleo übrigen Geschöpfen nichts voraus. Das Einiige unter- scheidet flm von den andern Dingen, daen die in ihm wie in ABem wohnende Urlerafk in der Fom dee Ipewnsaten Denlm« auMtt Sin Versuch, dieses Bewusstsdn an begreifen, ist nicht gemadit wer- den : wir müssen vielmehr sagen , dass der Chinese das bewasste Denken eben nur als eine Thatsache hinnimmt, es aber nimmermehr begriffen hat. Wenn Kong-tse nur den lebendiger» Körper aus dem Yn und Yang entstehen, den erkennenden Geist aber durch den Himmel mittheilen lässt, zu dem er nach dem Tode auch wieder surficklcehrt,^) so ist das kein anderer und höherer Gedanlce als der eiwShntey denn der Himmel ist ja die eine Seite des Natnrle- hens selbst Anf dieser Stufe ist nur das Natnrsein eineWafaiiieH^ nicht der Gebt; der Mensch ist nicht durch den Geist, sondern durch die Natur; er ist auch darum nicht eigentlich Geist, soodern nur ein vollkommenes Naturwesen, an dem man nur, man weiss nicht wie, ein Sclbstbennisstsein findet; dabei beruhij»t man sich. Gott als rs'atur-Macht und der Mensch als Natur-Erzeugniss geboren zu einander. Dass der Mensch eben nur aus der Natur* entwickeluog hervorgegangen ist als die Blüthe der Elemente, das ist einer der stSrlisten Beweise, dass die chinesische Uifcmfl oder der Himmel nicht Geist, sondern Natur ist; der Geist kann nur aus dem Geist gehören werden, und die Natur nur Naturdinge er- zeugen; Völker, welche der Gottheit eine hewusste Geistigkeit aui h nur im niedriiystcn Sinne beilegen, und welche von der ^»chö- pfuuer der Welt durcli de« Geist noch keine Ahnung haben, lassen duc'h wenigstens den Menschen nicht unmittelbar aus dem „Um* rollen der Urmaterie/' wie „aus einer Mühle'* hcrvorgehn, sondern sie lassen den Naturstoff durch den Geist der Gottheit dar«^glfthen und belelien, dem Erdeokloss den geistigen Odem elnliauchen; dMU der Geist ist stols auf seine Abl(unft und wird und kann sie, wo sie auch nur geahnt, nie Terleugnen.

Da das innere Wesen des Menschen kein anderes ist , als das des Daseins überhaupt, „die innere Veruünftigkeit (Tno) den Men- schen vielmehr nur eine Form der ürkraft" ist, so folgt, dass der Mensch in seinem eigenen Wesen die Quelle aller Erkenntnis« habe und ilübig sei Wesen aller Dinge" SU eikennen,^ Dieldmm-

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lisclie Ordüuiis: \vohnt in dem Menschen, und das Hiroroelsgesetz ist deoi Meoschen voo INatur eiDgepilauzt.^) Es ist auch gar nicht ab- susebeo, wie es bei der pantheistischen Gruodanschauuiig anders sein kdmile; <Be neesdUiche Venmeft ist schlediterdiDgs av die dan Henflcken eIngeplUtnte Natar des Himmels;^) uod xwischeii deD efatefaieii MeiuidWB bum IMisteDs der Unterschied stattfinden, des« der eine leiditer, der andere seliwerer die Wahrbeit er- kemi^) Da ferner durch die ewige Bewegung des Himmels Alles uDabSnderlfch bestiuuut ist, also auch von der höchsten Erkenntniss erkannt %verden kann, so folgt, dass ..der wahrhaft tugendhafte Mensch auch die Zukunft voraussehen kann, das Böse, was da kommen soll, wie das Gate, nnd darin gieiclit er einem hdlieren Gebte.'^H)

*) TL IL 416. *) Clioii-king, p. 166. *) Tiehn-U, a, a. O. a 63. - ^ Btnl. & 69. *>Bbciid. ß. 51. ~ *) Mam. d. Ch. XIL p. S76. ^ M^.

nnlL 7. 1. ; Tschotuf-Toang, e. 22. *) M«ng-t8eu IL 8, S9. -^,*) Choa-kingi 1^ 140. 10) Tdumog-yoiuig, e. 20, 9. 90. ") Bbend. c 94. ~<

§ 15.

Gleiches wie Ton der Erkenntniss gilt auch von der sitt- liehen Natur des Menschen. „Das Gesetz der Tugend ist dem Menschen nicht fem;" „die Wahrheit ist das Gesetz des Him- mels in gleicber Weise wie die des Menschen." Die Tugend* bafiigkeit maeht recht dgentHdi die Sabetaoi des MeiMieheD wuy «od derBfenech hat mir auf sehi bmeres m achten» wel- ches ja daa Gdttllche selbst ist, um das Rechte an ergreifen. Alle Menschen sind von Natnr durchaus gnt, und Tugend und Frömmigkeit entspringen aus der menschlichen Natur ganz von selbst ohne besondere Absicht und Anstrengung; nnd der Mensch kann gar nicht anders als das Gute Heben, ja er liebt es T<A Nator mehr als sein Leben» luinn gar nicht gleichgültig gegen dra Unterschied Tcn Gnt nnd Böse aehi; so wie das Wasser nfaht anders kann ala abwfirts fUesBen, so kann der Measeh elgendlidi nicht anders als tagendhaft sein; das hringt seiae Nator ao mit sich, nnd es ist auch gar nicht sein Verdienst» Wie sich die in der Welt allgemein wohnende VemuniVigkeit hn Thierc als sicherer Naturtrieb zeigt, soist.<sie auch im Menschen als ein tugendhafter Instin et, welcher ganz von selbst zur Tugend treibt. Zwischen Tugend und dem Zweckmässigen," zwischen dem Rechten nnd dem Richtigen ist natürlich kein Un- tenchied, weil zwischen der Natur und dem Reiche des Geistes aeskaidit uteridbleden ist. Der Unterschied awisahen der dem Ihidieii htwohttCBden natMIchen T^endhaMgkdt dem

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IWebe nm ZwaekaMtosigen vad Rkhti'gea M im flüem iit nur der, dass derMenBch sidi seises Triebes bewusst ist, des

Thier aber nicht; und die nothwendige Gleichartigkeit aller Menschen in ihrer sittlichen Anlapje leidet höchstens die Ver- schiedenheit, dass dem einen flanschen wie bei dem Erkejuteii die Tugend leichter wird als dem andern.

Alle Menschen haben oaeh Meog-tse^) ein mitleidiges GemiUk; weno 2. B. ein Kind io ekee Bnumea föUt» «o babee eile Meaechen MiileideD, eicbt aus Ffeuodeebaft oder ans Lobsoch^ eondm gaas newillkOrlieb, tod Natnr. Die meiwchlicbe Nator, «agt derselbe Weise, ist gegen daeGute ondB^iee keineswege.s gleicbgültig, Sen- dern die Neigung zum Guten ist der menschlichen Natur ebenso weseutiicli, wie dieSchwere demKörper: jeder Mensch strebt seiner unbeirrten Natur gcmäs*! n.irli <]pm (inter», wie das Wasser stets ab- wärts fliesst. Diese Neigung zum Guten kommt nicht von aussea io deo Menschen, sondern ist ihm von Natur in wohnend.-^) ^AUe Menseben baben von Natur da§ Streben, das Gute mebr als das Leben zu lieben und das Boae mebr als den Tod zu flieben.*'^) „Die Liebe zur Tugend Ist allen Meoscben von jNetur angebereB, daher sind die Beispiele der Tugend so assiebeod.*^«) Aber das Ist der Unterschied des menschlichen Strebens von dem Triebe dee« Thieres, (iass der Mensch weiss, was er erstrebt; die i^ittlichkeit ruht auf dor Erkenntniss des Oruten, uud ohne sie i&t eine wabre Sittlichkeit nicht mügUcb.^)

Alle Menschen haben dasselbe sittliche Wesen ; alle Meoscben bslteo dasselbe für tugeodbaft oder uarecbLS) Aber scb wer er wird •es dem Einen, das Gute su erkennen und au tban als dem Anden;*) und wie die iNatur des Getreides überall dieselbe Ist und gut« aber die eioaelnen Halme oft mager und dürr wegen suialliger Emilaase, so ist auch des Menschen Wesen überall dasselbe und ist gut* wtid alici düixii iiusserlichc EinflCkssc verändert.*^)

Tchoung-young, c. 13, 1. 0 KHend. c. 20, 1?. ^) Mcng-tseu, I, 3, 44. 4 5. *) II, f». 1. 2. 7. *) II, 5, 38. ) ri, 7, 27. 28. ~ Tchoung-yonng. c 2ü, 18 etc.; c. 21. ") Mcng-tseu, II, 5, 2u. 26. *) Tchoung-youag c 20, 9, 20. Meng-t5cu, II, 5, 18.

S 16.

Id einer Well, in welcber der GeUt niebt bagriffim Ist, deren Wesen bloss 19atar ist, bat die Freiheit des Geistes keine Stelle. Der ans den Natur-Elementen entsprossene Mensch gehört der Natm an um! iln er Nothweiuligkeit, und die im 3Ieu- sehen walteiide iJrkiaii nirkl hier ruit eben so unfreier Noth-

wendigiMiit ivie m den Natordiegen^ der memobUcbe Wille iat

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diiu uiiirei€ii Naturtrieben der Thiere stammverwandt. Die fol- gerirhtig:e Eutwickelung des chinesischen Gedankens muss die Freiheit des Willens und darum aueli das Böse schlechter- dings antschlieMen; das Böse kann nur als eine zur Harmonie 4m Gänsen nothweadige Schattirung in dem Lichtgemälde er- MhefneB» also als etwas VenfinllSges and Gates. Die Alles uMesde gAttliebe Urkraft wkkt aneii das selielnbare Bdse.

Sa spiidit sich das coaseqaealere Denken ans . Aber das Datürlicke Bewusstsein sträubt sich gegen die Härte dieses Ge- dankens, uiid der schueidciulcn Consequenz wird die Spitze ab^brochen, dem Menschen wird die Möglichkeit des Bösen eingeräumt, ohne dass dieselbe irgendwie begriüeu wiire; der Meosch kann dieUannanie des Alls stören, und diese Störung, dieses Widerstreben gegen die in der Welt waltende göttliche Veniafiigkelt ist das Böse; aber kein ehiaesischer Denker wagt es, diese Willensfreiheit begreiflich za aachen, welohe er SBS der Erfidurung anwUlkllrUeh aaerkenat; der tiefer blickende Geist, im Bewusstsein des unlösbaren Widerspruchs, bekennt kleinlaut und verlegen durcli ratlilo.ses Scinvanken, wie wenig tier Mensch hier sich selbst zu be^ieii'tii im Stande ist. Die volksthümlicheo Heligioiisscbrifteii erketiuen meist die Wahifreüieit des Menschen obne Weiteres an, ohne auf den Wider- apnuhgegea das Ciottesbewaastsein Rücksicht zu nehmen. Koag-tse veraidiert fott und fort, daas der Mensch fireieo Willeo habe and lir alle seine Theten veisatwortUch sei; diesen Gedanken aa be* grinden, flUlt Ihn nicht ein. Meag-tse ancht an dem hamilosen Zugeständnisse dass Erkenntnis« und Tugend nicht allen Menschen gleich leicht werde 14] einen Anhaltspunkt für die Möglichkeit des Blffien zu gewinnen. Du die Tugend, sagt er, auf dem Be- wusstsein ruht, und die Erkenntniss des Wahren manchem Menschen etwas schwer wird, so kann er, wenn er nicht sorgfaltig ist, irren^ and die irreade Eikenntniss bewirkt dann auch irrende That, und das Bewasstseln Terwlrrt sich immerniehf. <) Viel lebendiger wird sich der tiefiiinnigeTBcfan-hl der Schwierigkeit dieser Frage bewnsst. Sein ganser Cedaakengang sobliesst die Freiheit des menschlichen Willens aus; spricht er auch von dem Willen des Menschen, so unterscheidet er ihn damPt noch nicht von den rvaturdingen, denn auch der Naturtrieb der b(M\ u.stlosen Creatiiren wird von ihm Wellie genannt^). £r schrickt freilich vor der Consequenis seines Ge- dankens zurflck und 8prtcht diess offen aas; „wem nuin nun sagt: der Himmel enthält den Menschen, so folgt daraus nichts dsss deaillimd aash alle Vergehen nad Fehler des Menschen sasu-

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sdureibeB ai&d; wMe mii aber sagen: dor HbuMl toi lidü

AUgebietende, so geht «Kern wiedemm nidit an. Dless »ag n«a

Jeder, der da will, begreifen."*) Tschu-hi ist aber nicht imni^ so bedenkliclj , und scheut sich ein anderes Mal tiicbt, ^raden We- ges vorwärts zu gehen. „Das bewegendePrincip ist das (iutc, und daa ruheode Prioctp iat daa Böse» wie diess oft geuug die VoiiU kommenen und Weisen gesagt haben. Das Buse entsteht aus Ya» das Gute aller ans Tang, nad dtess ist der Inhalt der Kmm des Fo*]iK Wie oft haben diess nkiit die Welsen auseinander geselat Ans der graden» abseinten Uifcraft sind die awelEn^egeogesetntea» noUiwendig sieh anf einander Besiehenden, henrorgegaDgen.— «- Das Gute wie das Schlimme entspringt aus der Uricraft des Himmels. Es erfolgt das Scblininie, weil es der Natur nach nicht anders mugUch ist. Giebt es wobl Wassrr, \\(d()ies keinen Srhlamm mit sich führt? "'^) „Das bewegende Princip ist die üraft des zum Guten Erziehenden und Erhaltenden; es ist dasjeaige, worans das Feste, das Lenchtende» das Stari^e* das Gerechte entspringt» es ist die Norm des Weisen. Das rahende^ Ptlncip hingegen ist die Kraft foher Terletiangen nnd tmnrlgen Hördens; es Ist dasjenige» wohms das Welche, das DnniLle, das Schwichliche nnd GeiHnnsAehtige entspringt, es ist die Norm gewohnlicher Menschen. Vu und Yang gehen aus der IJrmaterie hervor : nie sind beständig in c:egenseitis?em Kampfe, und sie müssen immer im Kampfe sein; daraus entsteht das Gute uud das Buse; sie sind selbst die Formation des Guteo nnd Bdsen, und daraus entsteht wiederum die Natur des Men- sehen. Dnreh Ersiehnng itann man bewirlren» dass die Nelgangeo des Mensehen einsig nnd allein gnt nnd nicht scUimni werden; ver- gebens wird man aber soweU das BOse als das CUite gana nnosv- treiben sich bemihen, well sie sich gegenseitig dsrchans noth- wendig sind."&) „Die Tollendete Besiegung seiner selbst und der Selbstsucht ist die reine Gerechtis^keit und Urkraft, das nicht auseinander Weichende, Konilern di'' Gradheit [das Gleichgewicht] des ruhenden und des bewegenden Frincips, wo das Gute ohne alle Zothat des Bosen auf festem Grunde ruht. Deaaen ungeachtet steht fest, dass das Gute und das BOse sieb gegenseit% nothwendig sind; mit einem Werte, Gereehtigheit nnd Verannft^ Beinhelt nnd Maass haben ihre Grenaen. Es folgt der Ordnung gemiss aus Yang das Gute nnd aus Yn das BOse.*'«) ^ Der slldiehe Unter- schied zwischen dem Guten und BOsen erscheint so als ein natiirli- eher; das Bfise ist da nicht Etwas, was überhaupt wicht sein soll, sondern ist K.tv^ a'>, was sein muss, und hört damit grade auf ein sitt- lich Böses au sein« ist vielmehr etwas Verofinftiges usd Gutes; und

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dessbalb widerspricht das so eben Ano^ernhrte nicbt dem früher er- w&bnten GedaakeD, daas dio ineaschliclie ^alur an «eh völlig gut «■drein sei,

Meng-tse, II» 7. 1. *) BeilUgm, a. a. O. B. OS. 8. 63. 8. 76.77. ^«)a78.--«)8.79.*

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Mit der Durchbrechung der rein jiaturalistisclien Weltan- ßchauuog durch die mSchtig sich hervordrängende Ahnung der menschlichen Willensfreiheit im Volksbewusstseiii ist aber nicht viel gewonnen; der fremdartige Gedanke wird sofort von dem fppig wiMshemden Pflanzenwuchs des reinen Naturbodens um- laBkt und verdeckt. Das SitUidie wird tief in das Natnrseift ciDgetaQcht, mid das geistige Wesen der Sittlichkeit yerktanerl ftit ganz* Es wird dvroh den nnr ungern anerkaanten freien Witten keine geistige Lebensgestaltnng gesdiaffen, kein Rdeb des Geistes. Das Sittliche bleibt ein Fremdling und schafft nicht eine Welt des Sittlichen; es wirkt auf die Natur ein, aber bildet keine Geschiebte; es stört das Naturleben, aber aus den umgestürzten St&ramen und den zersprengten Gesteinea ertiaiit es keinen Tempel des vernünftigen Geistes.

Es stört das Natnrleben» das ist die eiaaige Wirkung» Mneloke das freie Thvn des Mensdien avf die Natnr anafiben kann. Denn geordnet ist die Natar aekon ohne nnser Zatknn; wir können sie nidit besser nuMdien, aber Terwirren können wir sie; weil das Leben des Alls nnr ein einiges ist, und die vernünftige Ordnung, Tao, das innere Wesen der Natur ist, so kann das Wesen des Bösen nur eine Störung dieser Ordnung sein. Das All aber ist durch und durch Natur; die Sünde stört also jeden- falls die Matnr. Auf die Sünde der Völker und ihrer Fürsten folgt von selbst mit innerer Mothweudigkeit und als unmtttelbare Folge Krankkeit, Bangersnodi, Erdbeben» fibersekweasMing, CngewMter, grosse KAHe eto. Das sind nickt absonderlieke Strafen, ven irgend eiaer Ciotftheit znr Zdehtigang der Men* sehen heransgegriffen, sondern es skid so nothwendige Erschei- nungen der durch die Sünde durchbrochenen Ordnung des Alls, wie der Donner folgt auf den Blitz, wie das Fieber folgt auf die Erkältung. Durch die sündige That ist die Bewesriing der Welt aas dem Gleichgewicht gebracht, und die darauf foi< genden Revi^tionen sind nicht blosse Krankheits-Erscheinun- gan, Bondem sind wie das Fieber angleieh* eine ntaende Reac* den der gesanden Natavkraft gegen Ae Stdrang» daa Qleiokge«

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wicht sucht sich eben wieder herzustellen; das Störende soll ent- fernt, (las Krankhafte vernichtet werden; der gesnnde Körper duldet nichts Frennlps in sich, sondern arbeitet kramufliaft so lange, bis das Fremdartige ausgestosfieu ist* Der Chiaese betrachtet die Sfinde gewisscrmassen als einp Verdauungs- störung der Natur; und die darauf folgende krampfhafte Reaction Ist eben so sehr ein Zeichen der Gesundheit als der Kranldieit. An der dem harmonischen Weltleben sich cntgegeDStemnendea Sinde stsat sieh die Strtasng dieses Lebens «nd reiset tibcr* fluthend das Hemmende mit sich fort. £s offenbart sich in dieseo NatiirstOrungen grade der in dem All waltende Greist der Ord- nung und Vernünftigkeit; es ist die Gerechtigkeit des Welt- lebens, welche steh, unbewiisst zwar, aber um so fiilübarcr ausspricht.

Aber ein Reich des Geistes wird auf der andern Seite nicht erbant Der menschiiche freist liat sich einiMb stUl n Terhaltm; das Welt^-Ali ist gut und TemAnftig, nnd der Mansch kanns nidit besser nweliea« IMe SillÜelilnH hat noch Iceine

Hetmath, in der sie sich wohnlich euirichten IcOnnte; sie geht noch betteln voi- fremder Thür. Über die positive Seite ilos sittlichen Lebens haben wir an einem anderen Orte zu sprechen; hier koniint die Kehrseite besonders in Betracht. Wo das sitt- liche Thun nicht eine seU^stständige Weit, ein Reich Gottes hervorruft, im Gcgensats zu der Ixlossfn Natur eine vemfinftige Geschichte, da liat anch dos nnaittiieh« ThiMi kiei»a Ge- schichte, keinen selbslst&idIgenLcbsnsorgsnismiw. Das Natfi^ liehe ▼ergeht, aber das Geistige bleibt »nmerdar. Wo dss Sittliehe ein bleibendes Leiten hsit ud von GesehleiM n Geschlecht forterbend weiter wächst und sich verzweigt, da muss Gieiches auch gelten von der unsittlichen That. In der christlichen Lehre von dem ?'orterher) des Bösen ist diese Un- vertiigbarkeit des Geistigen, dieses iörtwirkende Leben auf dem sittlichen Gebiete anerkannt; und wo der Geist überhaupt in sei- ner Wahrheit erkannt ist und eine wirkliche Geschichte hat, da hat auch das Böse eine Gesehadite. Der Chinese hat keine Ge- schichte des Geistes, sondern nnr eine Natmrgeschichte. Der Mensch steht hiebt zam Mettsdiengeiste in daem ieneteit not- wendigen Verhältnisse sondern nur zur Natur; er enipflUigt sein Wesen nicht von dem Geiste der Menschheit, von einem errun- genen geschichtlichen Geiste, sondern von den .,1'ünf Elemen- ten;'' er "^^ird nicht von der Geschichte getragen und gejsäugt, er üegt sinnig an iter fimst 4m Mator; er ist, was er ielt

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Nator und nicht von Geisteßwegen ; er erbt von der Geschichte Nichts; das sittliche Leben seiner Voreltern berührt ihn aidit im lliüdesteii; er ist nicht als ein Zweif^ hervoigewaehMii aas dem •iae» lebaadigan Scanne der GeaohiclMe, sondem er iat eine sdbstatiBdige Stande aaa de» groaseo aÜgemeiaen Evdliedeii der Matter Natnr, ehie Staude Beben taasend andern gleicharti- ?en . and ob da Hunderte um ihn und vor ihm veritüramert und sittlich verwelkt sind, das ist ihm glcicli^üitig, das hal auf ihn lieineii Einlluss. Der Mensch wurzelt nicht in der Geschichte, sondeni in der Natur. Der einzelne Mensch »nag durch Sünde verkommea} Biag bis zum Thiere herabsinken durch eigene Sehn 1 d . das menschliche GeschlecJit wird davon iiielit berührt» nd die io%eiklefi GeaeUeebter iio«imen ebenso rein and unge- lehwielit, ebeaso togendkrülig ans derHand der »^amrolleadea** Nilar wie das -eiste MenscIieiigeBclileeht» ^s Verdefben erbt nieht

Die durch Naturstöningen sich offenharciide Gerechtigkeit des hin)?ii Ii sehen Walten.« spieU seit den filt< sttMi Zeiten eine bedeu- tende Holle in der chinesischen Geschichte. ,,Wenn die Tugend berrsobt, sagt Kitse im 12. Jabrbuodert vor Christo, so Icommt der Regen au rechter Zeit; wenn gut regiert wird, so isf rlis Wetter^ Mar etc. ; wean die Sflade herrscht, sa regnet es ohae £ade oder es ffitt mrre eia ete.'*^ Witterung and Sittlichksit stehen hamer is gegeaseit%eia VeiMtBi8s.s) SoBaeafioalerBiaae, Sturm and fhgewHter» Übersehireamiiing, Erdbeben etc. folgen umrermeidlleh der gesunkenen Sittlichkeit des Volkes. 3) Wir werden hei der Be- trechtune des Staats hierüber noch mehr /.u sagen haben.

Da der ('hinese trotz seines naturalistischen Systems nicht umhin kann, die sittliche Freiheit und die Mii^ichkeit und Wirklich- keit des Rnsen aamerkennen, so sacht er wenigstens dieJIlaoht der Mnde, die er dach einmal sn veiatebea nkht venaag, an tief sIs ai9glldi herabiadriieben« Er giebt swar in, daas dareb die Irttaea Begierden die natiriiebe Vollkoanaeabelt des Menacfaen ver- nlrrtaad verdnnkdt werden bann, 4) ja dass in einseinen, aber sehr seltenen FfSlIen die br»se Begierde die Oberhand l)ehalt. das Gute ganz unterdnickt werden und der Mensch zum Thiere herabsinken Icann,*) aber diess ist eben selten, und das innere Wesen des Menschen wird dadurch nicht wirklich verändert; wie die Bäume, T<m dem Beile angeacblagen, wohl schadhaft werden, aber ihre Katitf nicbt veifndem, ao wird aneb darch die b6«en Begierden die Mgeborae Keignng des Bfenschen anm Cbiten verkehrt, ebne daaa dtolfatar des Meascbea aelbat dadurch ebie aadere wdnle*)«~-Dar

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Chioese scheut sieh auch sehr, die QueVe der Sfloden im Herv«ii

des Menschen selbst zu suchen oder tiefer zu vcrfolgett; gern leitet er sie aus blossem Irrthuni ab, am liebsten von finsseren V'erliält- nisseo; Noth z. B. wird als eine Uauptursache deräüode Uetradiiety mtA ebe trOsteode Entadwldignag in ihr gefimden. ^)

Chon-king, p. 179. *) Bbend., p. 178. *) Ohi^ktng, H, 4, 9 v. p. M.— <) Ung'ttn, n, 6,8. 15; 11,7, BlMiid.n. 0,99. sase.-- 0 8bcBd.II,

5, 97, 98. '0 Bbenl n, 17.

S Id.

Die nebelhaften Gedanken der Chinesen über das geistige Wesen des Menschen hüllen natürlich auch die Frage nach der Unsterblichkeit in Dunkel. Eine von den wilden Völkern schon sehr lebendig erfasate, wiewohl sehr similich gestaltete Idee konnte den Ounescn nidit mbekaimt aflin; und du imMv- liche Selbilgeföhl gestattete nicht, sie an&ngehen. Aber dm mir ans lanter Punkten bestehende Geistesleben der wilden Vol- ker hatte es hierin Id^ter als die in einer wiiUiohen G^biee- arbeit stehenden Chinesen. Dort hingen die einzelnen Vorstel- lungen wenig zusammen; der Chinese aber, der die Welt als ein geordnetes liaiize erfasst, kann sich bei willkürlichen Annahmen nicht beruhigen, muss einen Zusammenhang in den Gedanken haben. Wie kommt nun »die Biüthe der fünf Elemente/' das höchste Natnrwescn dazu, dem allgemeinen Gesetz der umrol- lenden Natur, welche Yang nnd Yn» Anftng und finde» GelNirt nnd Tod« allen Cieatiiren nun Anget»inde maoht» enthoben sn seinf Ans der blossen Natnrentwiekelnng entepnuigeny kan auch der Mensch nicht ^ anderes Wesen haben als die Natur. Da in allem Wirklichen Stoft' und Kraft zugleich ist, und das Eine gar nicht ohne da«; Andere sein kann^j uüJ im Menschen dieses Doppelte als Krirper und Seele ersc^licint. der Kijrper aber im Tode zcriüllt, so ist die einfache Folgerung die, dass auch die Seele, die Darstellung der Urkraft, aufhört, diese Einzelseele M sein ; das diesenLeib «IsSeele belebende Yang steht siehans den- selben wieder surfick» nnd sdnes materiellenlVäge» entbehrend ist dasselbe anch nicht mehr einselne Seele; nur die allgsmelBe Urkraft lebt fort, das Einselwesen gdit an Gründe. So mnss die Cousequenz des chinesischen Gottesbewusstsein lauten; das clii- nesische System hat keine Unsterblichkeit. Und wenn die Möglichkeit gedacht vverdcn kann, dass die von ihrem irdischen Leibe getrennten Seelen dennoch, mit feinerem Stoffe umkleidet, nach demTode nochfortieben» so kteedas oUnesiseheBewnsst-

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Min keiiiegialls über eine blosse Möglichkeit limaußi die voll- stiodis: in der Luft schwebt.

KoDg-iu-tse, ia klarem Bewusstsein über das Wesen der chi- MQMlieii Gottes -Idee, welche für die Unsterblichkeit nicht den geringsten sicheren Boden bietet, aber auch die geheiadnissvoUe Tiefe der im Volke IroU des Religioiie-Systeiiie mächtig leben- den HoArnng anf Uneterbliehkeft eohenend und sehonendi tebweigt, und weiebl Ängstlich jeder Frage und jeder Antwort aus. Auch die Wissenschaft schweigt. Nur geduldet, wie der Glaube an Geister, schleppt der Glaube au eiu Leben jiach dem Tode sich hin, und beide nähren und tragen sich gegenseitio;, in- dem die Dämonen der Uusterblichkeitshoffnung eine Begründung seddoeForm geben, und dieee Hoffnung die Dämonen- Welt mit dtn verwandten Ahneneeelen bereichert. In engem Anschlies- aee m den Gemterglanben gewinnt die Voretellwig mnes Fort- kbens naoli dem- Tode aUroäkltoh gröesere Anerk»arang; und ieden omd die melaphysisebe Seite der Frage völlig fibergiug, iiDd es zweifelhaft liess, ob alle Menschen fortlebten, stellte man irenigstens für die Tugendhaften ein künitiges Leben als einen Lohn, und fQr die Kaiser als ein Recht hin. Bei den „Söhnen and Stellvertretern des Uininiels'^ schien die Sache ohnehin kiehter begreiflich, die ja vor andern Menschenkindern manches Toranshaben« * Die Ahnen sorgen als Schutzgeister filr ie Ibrigen» nnd es wird mit ihnen dwtik Anrofnng «nd Spen- den ein reger Yeikebr uiterbalten. Wir mfiseen diese Seite in cldttesiselien Bewnsstseins als eine gemütbliehe In- eoDsequenz bezeichnen, als eine dem Grundbewnsstseln zttm Ti'otz mit Liebe gepllegte fremdartige Vui Stellung, als ein Kuckucks -£i, dessen Sprössling sich in ^ieni fremden Nest bald breiter maoht, als es den rechten Bewohnern des- leiben gut ist.

Bedeutsam erseheint es dabei, dass die Ahnen, so hooh ge- uid so warm geliebt. Überall als selige^ gute Geister anf- Men, als beUende Glieder in dem grossen yemtliiftigent lieben ^ AUs; nhrgends ist Ton einer Unseligkeit» einer Verdamm-

lim die Rede, so bitter auch die Klagen über die Rnchlosigkeit

Äer Menschen siinl; w enn nun oft das 1 ortleben nach dem Tode

ein L o h n für die Weisen und Tugendhaften envühnt wird,

so scheint es wahrscheinlich, dass dasselbe in der That nicht als

demMenschen wesentlich, nicht als das Loos gewöhnlicher Men-

•dien, sondern als eine Ansnabme Ton der Regel nnr Ür die

Wcfsn Mensehen lungeslellt wnrde.

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Der Chinese ipt mit seinem Herzen um «licser Erde znsrewandt; was darüber liiiiaii.s liegt, das ist für ihn eii^eiitiit Ii lif da; das Leben nach dem Tode wird in der Heligioos- und Sittenlehre selbet da nicht berücksichtigt, wo es sich gnn'i von selbst aufdrängt; Ub^ ges heken und «io gutes Ende^^ aber oiehtelo Fortleben- iMcb dem Tode wird eis Ziel der Wdnscbe und ttl« Gipfel de« GÜdes be- tracbtet.*) Ale Artee der GUtdcsefiglceit werden im 8cfa»-lBteg tat- geMbrt: langes Leben, Reichtliani, ein glfiefclicher Tod etc. ,3) kein Wort von einem künftigen Lehen. Kong-fn-tse selbst wies <He Fragenach dem Fortichen mit ticii W^irten zurück: ,.,lch keime noch nicht das Lcheti, wie solllo ich den Tod kennen?" und ein in der alten Lehre stehendei l'liilo>of»!i spaterer Zeit, welcher gegee einen Materialieten die Un^terhiichkeit der Seele vertheidigt, weiss, nach Beweises ans den heiligen Bflcbem geAngt, nur de» Ansapfiub des Kong-iii*tse ansnftlbfen: ,>Wer am Morgen die Lebve hM sad am Abend stirbt, der hat genng/'-^) in der Tbat beobaohrtet Kesg- fu-tse ein merkwilrdiges Schweigen tiber diesen Pnnkt Md selbft seine Abscfaiedsreden vor seinem Tode ^) schweigen yfiWU^ d«r<Aier. Die Hinneigung mehrerer Kais<*r zu der Ta'» Lehre, und derWunsch. jsich <liii < {i dieselbe die rnsterblichkeii zu vorirhaffen 2t>], und zwar nicht etwa bloss das Fortlehen auf dieser Erde, sondern, wie ansdrücirlich erwähnt wird,<^) im Himmel, wäre ganz unerlrlirüdi, wenn die eldnesiscke Lelire die Unsterblichkeit sieher lehrte.

Andrerseits wird ein Leben nach dem Tode in der Verehmsg der Ahnen bestimmt Toransgesetit Die Ahnen stehen mit de» Ihrigen in Verkehr, schützen sie, sorgen für sie, rathen ürnen, aber zürnen den Unwürdigen anch und strafen sie. „Wenn Ihr nMit meinem Willen gehorchet, sagt ein KiiLser im 14. .lahilnindcrt i*or Chr., so wird unser alter Herr [ein früherer Kaiser] euch straleu mal mit Missgeschick euch überhäufen, und eure Vorfahren werden euch verlassen und euch nicht mehr helfen. Wenn unter meinen Ministem sieh einige finden sollten, welche Schätze häufen wollen, so werden ihre Ahnen meinen erhabenen Herrn benachrichtigen; hestralb, werden sie sagen» misere BnM> nnd mein erhabenerfleif wird sieh Ihren Bitten znneigen und eneh mit Tlelem Unglück Über- hSvfen.'"0 tugendhaftenKaisershidhnHhnmel^s) ; sie wer- den von ihren iVachkomraen um Beistand iti der Noth angefleht, und sie erhören diese Hilten und sind den Ihrigen hilfi cu lic Beschützer,') und hei Freveln ihre Züchtiger, Der lirudcr eines krani.cn Kai- sers betet, nicht zum Himmel, sondern zu seinen Vorfahre«: ,»E«er Nachfolger ist sehr krank; der Himmel hat euch die Sorge Ittr seinen Sohn anvertraot *^ i*) Die Verehnmg der Ahnen ist

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daher hohe Pflicht, und erwirbt uns grossen Lohn, ,^DfimUcb die Un- sterblichkett/' *2) Die Spenden iui die Ahnen waren atich uuiaittel- har mit dein ^^rossen Ilininirlsopfer verbunden. Am ilol'e eine hesoudere iJaile der Aluii n, der heiligste K«tuiii im iürstlichen Palla^it, mit hestinnnt voru.'Mchriebencn Ceremonieen, schon seit der ilteateflZeit; und die den Ahnen in diesen Gedenk-HaUeo danttliriD- seiden Siienden und Huldigangen galten immer ab ein liqchwich- üger Gegenstand inuamer Pietät^') Die Kleider der Ahnen wurden in dienet iUHe angehängt, und auf Wandtafeln die Namen der Ge- irtofhenen eingeschrieben. An bestimmten Tagen versammelte sicli (tie Familie, uacbdum sie einige Tuge gefastet, und feierte dasAn- ieoken der Ahnen; man warf sicli vor den tiedeulitaleln nieder, setzte Speisen hin etc. Das Li-ki, welches die hierher gehörigen Gebräuche ausführlich festsetat, fragt: ^»wessbaib werden diese Speisen dargebracht? Etfva* weil die Todten sie genicssenl Keioeewege, eondem damit wir lernen« die Todten nlcbt au ver- aditen, vielmehr aie zu ehren wie die Lebenden.*' ^) Wenn man iish aber auch die Gefeierten nicht als die Geniessenden dachte, m waltete doch gewöhnlich die Vorstellung, dass die Geister der Ahuen bei den Spenden zugegen uaren und sie als Lirhcszeieben dankbar entgegentj.'ihnien und dafür den »Spendenden iliien üegen gäben, Dus«> bisweilen den Leichen Perleu und Ldci^teint* in dsoMund gegeben wurden» ist wohl nur ein symbolischer Brauch fder ein Überrest trüberer niedrigerer Gcistesstufeo. Uie sehr ipit, «ater der mongolischen Herrseball» irereiozelt yorkommende ScUaehtong voa MeoseheD am Grabe der Ffirsten gehurt sehlecb- tcrdhigB nicht in das Bereich chinesischer Sitten, und ist vor der Nongolenherrsdmfl in China v&llig onbehunnt; i^) bei den Mongolen war sie eingeführter ßiaucli. 18)

Oft scheint übrigens die Ahnen - \ ert:lini liLi » ine blosse l"Lrinne- ning an das Vergangene zu sein und den iJaulaMi an ein Leben iler Seele gar nicht eiiuuischliesscn, ,,l>ie Vorfahren ehrend soll van durchdrungen sein von Erkenntüclikeit für das Gute^ WM sie «BS In ihrem Lebe« erworben haben, und von Bedauern, sie vor* lorea au haben;'* i*} hebi Wort von einer Wirksamli«it nach dem Tode in dieser Rede emes der ältesten Kaiser. Kong-fa-tse weiss m der Ahnenhalle auf iHe von ihm seihst aufgeworfene Frage: ,,wo «nd die, für welche dieses Gebäude erbaut i:st, und die, die es ge- baut haben?** keine andere Antwort zu geben als die: „Sie sind von der Erde verschwunden : überlege dipss, und du \\ irst dann K^ifiseo, Xciuirigkcit ist/'S^ö) Sehr nif^kvvürdig ist, wasKong- tse bei ein«r andern Gelegenheit sagte, Einer seper vertrautesten

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'SMket, dery um Vetwaltcr etoer Stadt enMimt, rim ilim Ab- scUed nabm, bat ihn am Schliuwe der ernste» nod hmlicheB Un- terreduag um LSstmg seines Zweifels fiber die Abneo. ,,£1» Wort von dir reicht hin, mich zn beruhigen. Ich habe jederzeit meinen

Vorfahren die gebührefideii Ehren erwiesen, habe Jiic unterlassen im Frähling und Herbst an ihren Orähcrn zu weinen« ieii habe nichts Wichtiges uuternoniiuen, wenn ich nicht zuvor ihnen ehrfurchtsvulle Gebräuche vollbracht, um sie au benachrichtigen und sie zu be- fragen. Haben sie mich nun gesehen und gehört? Wissen sie tob dem» was ich geAan? Weiss man in dem Anfenthait der Todten, was bei den LelMnden vorgeht? leb habe immer gewünscht» deine Mdoung über diesen Punkt zu erfahren» sage mirj Ich bitte dich, was du davon denlraf „Es geht nicht fBglich an, antwortete Koog'tse, dass ich mich über diese Frage bestimmt erkliire. Wenn ich sagte, dass die Ahnen Tür die ihnen erwiesenen Ehren eni[>iaDg- lich sind, dass sie sehen und hfircn und wissen, was auf der Erde vorgeht, so wäre zu besorgen, dass die von ländlicher Li^sbe er- föllten Seeien die Sorge fQr ihr eignes Leben vernachlässigen, uro sich denen gans zu wdhen, von denen sie es erlmiten haben nnd ihnen in der andern Welt so zu dienen, wie sie es in der gegen- wärtigen gethan haben. Wenn ich im Gegenteil sagte » dass die Todten nidit wissen, was die Lebenden thnn, so wire zn besorgen, dass man die Pflichten der kindlichen Liebe vernachlässige und sich selbstsü( htig auf sich selbst zurückziehe und so die heilii^en Ban- den zerr{Mss(\ welche ein Geschlecht an das andere krninlon. Fnhre fort, mein Theurer, deinen Vorfahren die schuldigen i^^hren zu er- weisen, nnd handle so, als wenn du sie zu Zeugen aller deiner Handlungen lifittest und suche nicht mehr darüber su erfabreD/'«)

Das chinesische Volle erfasste aber dennoch die Hoffirang auf ein Leben nach dem Tode so warm, dass später die entschiedenen Leugner desselben als freigeisterische Ketzer versehrieen wurden. So wird im fBnften Jahrhundert nach Chr. ein materialistischer Freigeist erwähnt, der {^rossen Aiiliaa^ fand; er lehrte, die Seele verhalte sie!» /.um Leil»e nie dieRlifthe zuin Baume und «lie Scliärfe zum Schwerte, sie bestehe daher nur an und mit dem Leibe, und Sterbe mit ihm.'^) Dass diese Lehre, die wir bei der chinesischen Grand* Anschauung eigentlich gar nicht absonderlich finden kdonen» als etwas Ketxerisches Aufsehen machen konnte, ze%t schoii, wie ▼ertraut die UnsterMichkeitahofimng den Chinesen geworden war. Einzebe gingen später sogar noch weiter und socbteii die Unsterb* lichkeit als etwas dem Menschen Wesentliches zu beweisen. „Der kürper des Menschen ist Materie, also stirbt er, die 6eele des

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Mcnsflieii ist Geist und nicht Materie, also auch nicht \crgaiiglieh; das körperliche Wesen des Menscheu iai seio lalsches Wesen, daiEi

geistige Wesen ist sein wahres Wesen. Der Tod des Men-

atktB ist nichts Anderes, als das Ent^veicben des beseelten Priocips ant dem Fleisch. Das Fletsch bt wie eio Haus, daa beseelte Prin- ist der Hansberr. Wenn auch das Hans etestttrat^ so bleibt doch der Hausherr am Leben. Wenn aaser Fleisch aoch todt ist, so lebt oBser beseeltes Prlocip doch sicher fort Weoo bei dem Tode des Menschen die Seele mit iinterging^e , so wSre der Mensch um so ungliliklicher , die nii(l»Mii (leischoiilc um so glücklicher. "M) Die Selbstpeiniijungen und die Weitentsagung wären d<inn pinpThorhcit, sucht der IMiilosoph daraut nachzuweisen. Aber dieser Grund, so wie die Auitassung des Körpers als des falschen Wesens« des Heoscheo seigen hinlänglich, dass hier fremdartige Vorstelluagen SB Spiele siod; die Chioeaeo wissen nichts von Selbstpeinignngen isd WeltentsagoBg** und setaen die LeiUichheit nicht als etwas IMwahres sürilck ; das sind sicherlich indische Einroischnniffen.

') S. § 8. *) Tchoimg-5 oung, c, 17, 2. Ciion-king, p. 174. Chi-kiug, II, 2, 4.— ')Cboii-kkg, p. 174. *) Singli-tdifafe-lbilniiii, inLiiiea'tZcitiehrift, HL p.S78.— d.Chin.XII,p.380ele.— •)dBMaiIls, bist. VI, p. 557. 0 Ohon-UaS p. US. 117. •) Ebend. p. S09. 16. 21..«) Kbend. p. M8.<- 1«) BVead. p. 116.— »)Ebeo^ ^ 179. Chi-king, II, 6, 6. Chou-Ung, p. 13. 15. «15. 219;

dellttUa, hitt. gm* p. 78. Chi-kiag, II, 6, 5. 6. M^. d. Ch. XQ, p. 205 «te. » »•)Chi-lting, p. 268; Ebend. II, 6, 6. »») CW-kbg, Jl, r,, 5. *•) Chon^ldag, ^850. ' 0 Clii-king, p. 264. » «) Bd. I, S. 114. ' ») De Maiila, hißt. gen. I, f 92.— M^m. (1. Ch. Xn, p. 243. «') Ehciid. p. 264. «») GtltsUff, & 184. - **)Siiig.li«tclü&>thsioiuui, Ton GabelenU a. a. O. S. 275 etc.

III. iie leiichaag des iöttlickea and des lenKhUehea aaf eiaaadcr«

S 19.

b der migehemmten, reinen Fortcni Wickelung der chinc- sscheit W^eltanscliaunng kann zwischen dem Göttlichen und MeuscbÜcheii keio auderes Verhaituiäs bein als das zwischea dem Allgemeinen und dem Besondern , dem Ganzen und dem Theil» der Lebmiakraft and der Lebenserschetnnng. Der HflMeth ist ja nur dn Atom In dem grOMenWeltkiyatally ebi Glied n der enggeiugten Kette des natürlichen Daseins , nnd seine. Seele nur eine höhere Ersehelnungsform der In der Welt wal- tenden Kraft als die Thierseclen. Was der Mensch ist und thut,

ihut Gott selbst; der Mensch hat dem Himmel gegenüber Mn selbststämJiges Dasein; zwischen Mensch und Gott ist nur ^VerhftltBiss der jNothwendigkeit^ und selbst das Böse fallt

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dem «iitdichen Leben zn; die Beziehung des Göttlichen und des Men8chliclu II aiü einander ist nur eine Beziehang des Göttiicheo auf sich selbst.

So wäre die Sache sehr einfkch und wir wftren eigen^h fertig; aber das chinesische Denken scbrehet nicht so kfihn auf seinem betretenen Wege TorwSrts; es dentet das Ziel wohl kenntlich genug an,<) aber es ermangelt der aach vor der gran- samsten Gcmsequena nicht ssarflckbebenden Energie der gensa- nischen Indier , es giebt dem natürlichen , aus einer unverstan- denen A Inning einer höhern Idee entsprune;fnen Gefühle nach, welches sich gegen die Ufirten eines Verstandes - S^iiitemes sträubt; der Chinese gestattet nachgiebig »lfm Menschen ein einigermaassen selbstständiges Dasein , lässt ihn nicht ohne Weiteres aufgehen in das allgemeine Natu rsein, gestattet ifarm, ohne sie irgendtrie begreifen zn können > einige Willensfreiheit Und narTon diesem, weniger klaren , aber natMieherem Slaad- pnnkt ans hat die Frage nach der Besiebung des Afenschlldhen nnd Gottliehen anf einander eine weitergehende Bedentong.

Stehe« 16.

§

a) Die Beziehang des flöttlirhrn auf tlfis menschUcbe Leben.

Ist dem Menschen auch eine gewisse Selbstständigkeit des Daseins zugestanden , so darf diess dennoch der Idee von der allwaltenden, alles durch webenden Himmelsmacht nicht Eintrag thon; ier Himmel ist und bleibt doch der Anf&nger nnd LeÜer und Vollender des Ganzen , und lässt dem Menschen nur einen kleinen Kreis freier Thfitigkeit, und der grOsste Theil dessen, was bei anderen heidnischen Völkern dem menschlichen Thun anheiinlälU, vor Allem das Staatslebcn und die Geschichte, ist hier fast ganz ein Ausdruck der nach nothwendigen (a setzen waltenden Tlimmrlskraft. Wag;! es auch das chinesische Be- ^vusstsein nicht, dem Grundgedanken gemäss das Menschliche völlig in das Göttliche aufgehen zu lassen, und alle Willens- freiheit auszuschliessen, so sucht es doch das Bereich derselben auf den engsten Umkreis zusammenzuziehen.

Die Beziehung des eigentlich allein geltenden Oöttlfehen auf das nur dnldungsweise als selbsfstAndtg erscheinende Menseh- liche ist noth^vendig eine zwcifaclio. Eijnnal bezieht sich die götllieiie Macht auf das mit Freiheit vom Menschen voll- brachte Thun. Illsst es. ins(i("< tu es mit fl( r in di i Welt !ierr- schenden Ordnung übereinstimmend ist, gelten, oder weist es, insofern es derselben zuwider ist nnd sie Ut^rt, kräftig zurftek.

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Es ist die Gerechtiflckeit des jj^otüiclicn W'aliens, die es dem Tugeudhaffeii w oJil i^ehou läüst und auf den Frevler die ganze Schwere tlcr gestörten Weltbarmonie zurückwirken lässt. Er- scheinen die auf die Sünde folgenden krami^hailten Zust&ade der Natur mehr als unmittelk^are und natürliche, von selbsl edblgende Wkkiai|;eii des Bdsen, so tritt di« göttliche Ge§;enwlrkiuig gegen dasMlbe avdi oft in mehr positiver, mehr einen geschieht- liehen als einen Natur- Chacnkter tragender Weise auf; jedoch !§t nir^endi^ das Grebiet der Natur nnd das der gesebichtlichen Tliat klai \uid bestimmt i^e.schieden. Zweitens greiit das gütt- iiclie Wirk« 11 unmittelbai- in das Gebiet uienscbiiehen Thuns ein, den fi( It n \N illeu des Menseben bei Seite schiebend, also iiiciit riciiteud, sondern regierend, nicht urtbeiiend, sondern handelnd. Ziel und Verlauf des menschlichen Lebens werden toah die nnahftnderliebe und unbegreifliche Ilimmelsbestim- ■ong bedingt» und die Sehickaale der Menschen im Grossen wie in Kleinen durch sie geleitet Die himmlische Macht ist vor illen Dingen die Seele des Staatslebens; die Gesetze und die Schicksale des Staates ruhen allein in ihr, Kaiscrgescblecbtcr weiden durch sie eriiubeu und ^( snir/! . und selbst die Minister werden oft durcb des Himmels iiestiiiiinung gewälilt. Dai'UiU geiNihrt unbedingtes Vertrauen der güttiiciien Leitung.

Die frr)mme Ergebung in die göttliche Fügung ist übrigens aemlich kühl; der kalten Naturmacfat des Himmels gegenüber kaaa das mensciiliche Hers nicht erwarmen* Als Kong-tse auf Minen Reisen einen Menschen antraf, der aus Verzweiflung sich Iiaagen wollte , ermahnte .er ihn %um Muth und sprach: j^Sei getrost und sei von einer Wahrheit fibenieugt, welche die Erfah- Hing aller Jaluiiuude« te verbürgl; sehieib diese \\'ahrlieit ein in deine Seele mit uiivei lilgban;!» Zügen: So lange ein Mensch dag Leben geniesset, hat er nie (irund zur Verzweinung ; denn er kann plötzlich aus tiefstem Leid zur höchsten Freude kommcuuud aus dem Unglück zum hoclisten Glück.'**) Das ist eine sehr wohl- ieile Weisheit^ aber schwerlii^ geeignetj dasGemüthau beleben. Iq Clutta wird durch die Sünde nicht eine persönliche Gottheit beleidigt, soadeni die aJlgemeine^ unperstlDliclie WeltharmoDie; die Wirituogen des Frevels sind daher umnltteibar; der Sünder ruft die Nalurmacht gegen sich auf; der in das rollende Rüderwerk der Weltharmuiiie IVevelnd eingreifende Arm wird zermalmet. 17.] Nicht wesentii« Ii «liivor» verschieden, nur iieschärfter, zur positiven Strafe des Einzelnen zugespitzt, und eiuer gcgchichtiichen Wirk- fiuikeit sich näberod ist diese guttliche Gerechtigkeit dann, weno

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sie ien ScMdTolIeD ans der Menge herausgreift md flbn iIUh nie-

dcrschraettert. Ein Kaiser der zweiten Dynastie, welcher Gutzeo aufstellte und tiot/cnd Pfeile sregen den Hrnmiel abschoss, wurde vom Blitz erschlagen.-) Bei der frciw iliiü;(;n . durch Verleumduoj^ herbeigeführteu Verbannung ehicM edieo Prinzen catstaod ein t^e* waltiger Starm und ein Ungewitter, und als er wieder zuruckbe* rafea wurde, wurde dae Wetter wieder heiter.*) Ale eis Kaiser eioeu Frevel begaugeD, saadte der Himniel drei Tage laug efaieti Nebel über da« ganse Land.«) Die »treng veigelteode Goecfatig- Iceit, aus der Grund* Idee der Chinesen sich von selbst ▼ersteheml, n ird jederzeit stark betont. ,,Der Himmel häuft auf die Tugendhaf- ten Gluck, auf die Frevler Unglück jeder Art." „Wenn die Tufirend lauter und rein ist, ist <ler Mensch glOckiu Ii in Allem, wns er unter- nimmt, wenn sie aber getrübt ist, ist der Mensch unglSckiich. Glücli: und Unglück sind nicht an den Menschen gebunden, gondem beides, welches der Himmel sendet, hängt von ihrer Tugend ah;"<^) der Hhnmel belohnt die Tugend durch e|n glfickliches und iaoges Leben.«) Diese Belohnung wie Jene Bestrafung ist nicht dach einen besondern göttlichen Entschluss verhängt, sondern sie «hkI eine in der Natur der Sache liegende nothwendige Folge des mensch- lichen Thuns; es ist mit <leni Menschen wie mit einem Baume, sagt das Tschune- vunc; ein Baum, welcher eine starke Wurr.el treibt, wird V om iStunuc nicht ge.«!türzt, sondern wachst kräftig empor, w enn er aber eine gebrechliche Wurzel hat . wird er leicht umgebrocheo ; diess liegt in der Beschaffenheit des Baumes selbsf) Ähnlich der Schu-king: ^ Nicht der Himmel sttirzt die Menschen ins Verderbes, sondern die Menschen sich selbst, indem sie sich von seinen Oid* nangen ISsen.''*) „Im Unglück wie im GKtck widerfthrt'dem Mee- sehen nichts, was er sich nicht selbst herbeigeführt."*) „Es steht in der Macht des Menschen, sagt Kong-tse. guj und höüe zu hau- delu, und %'on seinem Ilau leln allein hängt sein Glii« k oder Unglück ab, unabhängig von allen Vorzeichen. ^o) Ebenso bestimmt wie diese richterliche Wirksamkeit der göttlichen Weltseele, der in dem Dasein waltenden Venitinftigkeit , wird auch die regie- rende und verwaltende Wirksamkeit derselben gelehrt, indem sie unmittelbar leitend in das menschliche Leben ebgreift Der Hfam- met bestimmt die Dauer des menschlichen Lebens; *<) „Glück oad Unglflck, Alles was geschieht, wird dnreh den Himmel gesandt; und derWei^e erkennt dieses himmlische Weilten in jedem Zufall; und wenn Etwas geschieht, wozu sich keine Ur*<ache auffinden lässt, so ist es durch den Himmel bewirkt.'') Besonders aber tritt das himmlische Walten bei den Schicksalen der Vdlker and der

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FlirsteD hervor. Der Himmel erwählt die Kaiser,**) und gieht den Ton ihm zur Herrschaft Bestimmten hohe ErkeuDtoiss ; das Be- steheo und Untergehen vod Völkern hängt von der Bestimmung des UnMle Da« himmlMche Waitea wird oft sehr ins EtoselDe

verfolgt. „Weito der Himnel einem MeneciieD ein hohes Amt su- thdleo wOI» so pflegt er dessea Geist durch Sorgen und Schmersen ra heonrnhigen, seliiefi Körper durch ArheiteD zu ermüden, durch UoDger zu schwäclieii, durch Armuth iiietlcrzudrückeu, seine Unter- nehmut;gen zu vereiteln etc., um ihn zur Tucend mehr anzuregen." i'») Bei dem Untergänge einer Dynastie wartete der Himmel noch lünf

Jahre» um dem Kaiser Zeit zu geben [zur Besserung]. Der

Himmel gab grosse Zeichen seines Zornes.** i^) Die besonders üge Beniehiiog des Himmels sam Kaiser werden wir spftter-sv be- tnchteo haben.

Bmgebeades Vertiaoea auf die himmlische Ffihnmg whrd sehr ofl^Tom Menschen gefordert; i^) nnd wenn wir, selbst hi den lyrischen

heiligen Schriften, auch bittere Klagen und Anklagen gegen das Walten des Himmels ausgesprochen finden, 8o kann dieser Wider- spruch gegen die GrnTHMdpe der chinesischen Iteligion nur als ein UD frommer Ausdruck grollenden Unmuths betrachtet werden, welcher so wenig wie HIobs afirnende Klagen ein Bild des wirklich lefigiSseB BewosslselDs gehen. ,,Der erhabene Himmel, vetgessend der Geredbtlgkelt» bat nns in so grosses Elend gemfeo; der er- habene flbunel will nicht mehr sich eibarmeD, denn onteigehn den lebmachToUsten Untergang wird bald das Releh/' „Der unbe- grenzte und erhabene Himmel hat seiner gewohnten Güte vergessen, Hunger und Jaiuaicr sendet ur uns, Menschen tüdtet er allenthalben; der erhabne Himmel ist ^((!l Zorn iinrl schiianhet Schrecken, er prOft und harret nicht mehr; Frevler und Schuldige ergreifend und strafend trifft er gleicherweise auch die Reinen und Unschuldigen, nod stürzt alle in gemeinsamen Fall in gleiche Strafe.'« *>) ,,Er< hsbener Himmel, dessen Rath uneriassUch unserem Verstände, Vater der Menschen wirst du genannt , und liesest den Menschen, der keinen Fehl und-keb Verbrechen begangen, in solchem Elend •ehmachten? Erhabener Himmel, furchtbar und zu scheuen! Streng mich prüfend find ich keinen Fehl an mir. Erhabener Himmel voll Zorn und ►Schrecken? Wenn ich meinen Wandel prtUe, weiss ich ¥00 Jeder Schuld mich frei/'

Mem. d. Chin. XU, p. 52. ^) de Maüla, I, p. 22:. ^) Chou-king, p. 181. Itt. ♦)!)© Guigncs im Choa-Idng, p. 91. •) Chou-lung, p. 95. lOS. ^Hdhouig.yoimg, e. 17, i. ^ Ebend. e. 17, 9. *) Chon-king, p. 1S9. ^

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GlMii-UNt> P* ^ >^ Maii^Im, XI. 7, 4. ^ IM

S, SM); CShoa^Uag, p. S7. ») Cbon-fciqg, p. 84. Hnpe-tiea, I, 4, 43;

I,S» 37. 38 Ebond. 6. 51 ") Cboupkingt p- 244 i») Chi-kiiig, I, 3, 15.

^ Chi-king, n, 4, 7. 10 **) Ebcml. IT, 5, 4.

Wie offenbart sieh nun 4imeB hinHuUsldifi \yalteu in der IlieiiMsbh«it9 welches shid deeaen £rkeMHngsseiehea? Der ElafiiH» des GdttHefaMi Mif das Measehliche hat hier eawn Temfinlligeii Inhalt «nd eine entsprechende Gestalt gewmmmi das sittliche nnd venKinftige Bewnsstsein des Menschen ist die Offenbarung: der himmlischen Vernänfti2:keit. jeder Mensck, der niclil diircli frevelliaft«; (icsiiinunür verbkmlet ist, trafst dieselbe in sieb selbst: die Siirnine der Vernunft, des Gewissens ist die Stimme der Gottheit selbst. Was bei den Wilden nur als ein unterbrochenes, augenblickliches Aufblitzen der göttlichen £in- \virkung in conTnlsirisoher Weise erschien » das ist hier zu einem ordenütchen, gesstamasslgen Wirk^ geworden. Nicht dann nnd wann» sondern immer offenbart sich Gott dem Menstthcn, nicht hier oder da, sondern flberall, nidit nasser der Ordnung, sondern in der Ordmmg des Lebens, nicht als eine krankhafte, s(>ml( i n als eine f;;esuiide Erschein unii;, nicht iiiil IJiiterdrückunE: des iinfüilrchen Bewusstseins j sondern in und mit demselben, nicht als ein plötzlich aullahrender nnd wieder versrh windender Funke, sondern als ein stetiges Leuchten. Bei den rohen VdU kem geschah die göttliche Offenbarung tumnltnarlsch, stosa- wciae» hier in geordneter , stetiger Bewegung; dort ein kramj^f- hafics Zadcen, hier ein glelchmflssiger Pnlsschlag, dort da Anibransen, hier emStrdmen. Eine fibcrnatflrliohe Offenba* rang hat hier kehien rechten Sinn , weil ausstf der Natur Nichts ist, und grade in der Ordnung des ?Saturlcbens das göttliche Walten erscheint. Nirojends erschcim hier jene kramp! hafte Dorchbrechunp: des L;rsuiiden nnd nntüriicben BewiL^stseius, wie tue dämonisch -grauenhaft in der Lkstase auftrat [Bd. I, § 75]. Dem nüchteraen^ ▼erstAndigen Chinesen » der iiur in der unwan- delbaren Ordnung des nothwendlgen Gesedses dicVernflnftigkelt findet« ist jedes Exaltirte nnd jede StOning dar regeiaiAsaigen Lebensordnnng vttllig zuwider, nnd jeder ekstatischtt Znstand gilt ihm ohne Weiteres als Verrfiolctheit Das ganse Leben trägt den Charakter prosaischer Nüchternheit, nichts Überspanntes, nichts Mystisches findet hier Platz. Der Mensch braucht nicht sein gewöhnliches Denke n und Sinnen zu unterdrücken, um die Wahrheit ;»tt eikeuuen« um da« Uöttüchc s&u vernehmen» souiisrii

gnNie in de« gemeinen Bewusstsehi hat er die göttHebe Offen« bmiig. Das ftlle Cäiina hat fast gar keine Wunder and Aber« lifftrllclie Gotteswirknnge»; Alles ist da handgreiflidi«Ter- 5(iridigi der TalgtateRatioiHilismiui ist hier Grmideharakter der Wekanselianmig; es bat keine Wander, weil es höher steht als die rohen Völker, welche das Göttliche nnr als ein Zufölliges, Einzelnes kennen, und weil es niedriger steht nis dte west- iithtii \ nlker. bei denen das Göttliche noch etwas Höheres ist als das blosse Naturleben.

Das höchste und sicherste Erkennungszeichen der bimmlischen Bestimmung, oder wenn man will, des göttlichen WÜleas, ist daher die öffentliche Meinang, die allgemeine Stimme des Volkes, wsp papuH, vos dei; selbst der Umstuns aller Herrsidierbftaser wird als himmllaohe Fügung gerechtfer- tigt durch des Volkes Beistimmung. Vorzeichen sind fttr den Weisen entweder natürliche Offenbarungen der bewahrten oder gestörten \V eUharnionie, oder Ab(;r2:)aiiben: dem t^n- m<;senden gelten sie viel. Nnr die nüchternste und natiii lirliste der bestimmteren Offeubarungsweis^ des göttlichen W aiiens wird hier zngelassen , der Tran m. Der Traum ist nur die Fort- lelmg mid die durch den WegfoU jeder änsseren Trülning be- ittmatere vad durch die Phantasie fiirbenvollere Torrn der all- gaaeinen Olfenbarang durch die Venianft, ist ein lebendiges Bewasstwerden des das Welt-All dnrehadintenden OcttesgeialeS) und nicht als etwas Übernatürliches zu betrachten. Der Traum ist das Vorzeichen des Kommenden im Geinüth. und dasäosser- licbe Vorzeichen ist der ahnende Traum der Geschic litc.

Das göttliche Richten und Walten offenbart «ich zuDächst iu der menschlichen Vernunft. Die Befehle des Himmels /' denen die Kaiser and die VSlker gehoreheti, erseheineu fast aberall zagleieh •If die Oesetse der Venrauft, welohe jeder Mensch lo sieh selbst tilgt, und von einer wirkUchen besoudetn CHfenbaraog des gOtt- Mea WIUeRs, von einer Insphathio, ist nirgends die Rede. Ver- vmd und Himmelsbefehl werden als gleichbedeutend gebraucht. ..No lange die alten Kaiser, hei^tst es !m Sehn - kiripf . mrr der \'cr- nunft foli»ten, schliii; d'^r HiiniiH'l sie nicht mit Tn^lrii k etc;"^) sonst ist in ganz gleiclicr \ erbindung vom Befehl des Hininiets die Kede. Als in ältester Zeit ein Vasall einen scfilechten Kaiser vom Throne stürzte, betvies er eiofiich durch die Darstellung der Ruch- losigkeit desselben, dass er dem „Befehle des Hh&mels" gehorsam gewesen;*) was als vemünftlg saehgewIeseD Ist, ist es auch als gftttlleha Beatimmo^g» Die bebe Bedeatang der sUgeaafaMa

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VoHMmeiMnig ist sehr beiditugswertli. „Der Bfannel eleMt

was das Volk sieht, und hOrt, was das Volk h8rt;"3) in der Zu- neigUDg oder ^^LbneiganL . in dor Li^ibo wie in dem Hasse, in dem Beifall wie in der Unzulriedeiihett des Volks wird die utJzvveifeU hafte Stimme de«« Ilininiels anerkannt.-^) „\Wfi der Uiiuoiei sieht und hurt, sagt mit dem Y-king faat wortlich überein9ti]imiend der £khu-king, oHenbart sich in dem, was die Volker sehen und horeo; wae die Volker der BeloheoDg oder Beelrafoog filr wfirdig halteB* aeigt an, was der Himinel bestrafen and helohoeo will. Es Ist eine inelge Beiiehang zwischen dem Himmel und dem Volk. Dies« mOgen die« welche die Volker leiten, weislich beachten/'^) Wir müssen auf dieses Thema spater noch zm lickkommeu. -—

Was von Wuiiderhart ein In den < liinosJschcn Schriften er- wähnt wird, gehurt in das Bereich der s[>ateren, von indischen Phantasien getränkten äk^;e. £s werden da vorzugsweise ,,ilber- natürlicbe" Bmpfiingnissc und Wunderzeichen bei der (iieburt gros- ser M&nner erwihot* Die Mutter Fo-hi's wurde ton einem sie um- gebenden Regenbogen geschwängert; und sie gebar erst nadi swSlf Jahren; das Kfaid hatte den Kopf eines Menschen nad den Leib einer Schlange. Ein anderer Fflrst wurde von einem Dracheo erzeugt; sein Körper war einem Stier ähnlich, drei Stunden nach der Gehurt konnte er sprechen, mit iüui Tagen gehen etc.; auch der grosse Yao wurde von einem Drachen erzeugt.'^) Wie wenig auf diese Sagen zu geben ist^ geht schon daraus hervor, dass die Reichs - Gescbichtey welche de Maiüa übersetzt hat, entweder .nichts davon weiss, oder, wie bei Yao, das Wunder ausdrOcklich als eine Sage berichtet*) Pass die Sage den Mantschn- Firsten, welcher Im 17. Jahrhundert n. Ch. China angrifl*, dadmch «npfiui* gen werden ISsst, dass eine Elster eine Fmcht in den Schooea eines sich badenden Müdchens fallen liess,^) ist fnr die chinesische Weltanschauung natüHi« h ohne Bedeutung, von grösserer für die Frage nach dem Ursprung cier Azteken. [Bd. 1. § 18.5. | \m f^elt- samsten erscheint wohl der Ursprung des Ahnherrn der kaiserlichen Familie Tsche-u (seit 1122 vor Chr. regierend) nach dem Schi-king. Die kinderlose Ahnfrau dieses Geschlechts betete und opferte viel; einst stellte sie skdi «,attf die Spur, welche der Herr der Welt durch seine grosse Zehe eingedrficfct surfickgelassen hatte;'' und sie AhRe sofort eine Bewegung in ihrem Innern, und wurde sehwanger ; und sie gebar ihren Sohn ohne Wehen und Seufzen, ,,denn der er- habne Herrscher der Welt bewirkte, da.«s Alles ohne Mühsal ge- schah." Der Ncugeborne uuchs wundersam schnell und Wunder begleiteten seine Schritte, lo) Fast alle chinesischen Erklärer dM

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^ Schi-king verwerfen diese Er/ühlung &U fabelhaft; i^) uriii in der Tbat ist dieselbe von Anfang hin m Ende dem < liinesischen Be- wusstneiu zuwider. Nie hat die Gottheit bei den Chinesen eine meDschlicbe Gestalt gehabt; sie kann i^elbst nicht im Tiaume dem Measchen erscheinen,**) am Cfarietenthume ist den Cl^oeeeii die „MeMchwerdimg" das grOeete Aigeralee. Bm Geaie trilgt ■0 bendgreiiieh iadliiekeD Charakter, daM aellMt d«r hekann- tei „Fnifitapfeii" des Buddha nicht bedflrftet vi ^ Ursprung iweifeiles zn erkennen; die Etiihhing ist wahrsehehdidi ehie spätere £iü8cliiel>uitg.

Die Vorzeichen vor verliärK^nrssvolIen Ereignissen s'md ein- iiich auf den nothwendigcn iinitiiefi Zusammenhang zwischen dem aittlichen Thun des Menschen und der Naturordnung zurückriifüh res, und enthalten lur den Chinesen nichts Wunderhaftes. lt. 17.] Se wird der Untergang ^er Dynastie dadurch vorgedentet, dass Berge eEnsCirsen, Deppelsonsen und KsmeteD erscheinen; Erdlie- heo eintraten, Fllbise Tertrocknen ete. GAist^es Zeichen des Hininels bt es, wenn die Opfer und andere religiöse Handlungen einen günstigen Verlauf haben, wundersame Tliiere erscheinen, wenn Quellen von süssem Weiti si( h anfthun etcj-*)

Jedoch gehört der Ofaube an andre V orzeichen als jene aili»e- B^nen Naturerscheinungen nur dem ungebildeten Bewusstsein an; « rtn die weissagende Bedeutung wundersamer Thiere oder anderer Wahrseidiien glauht der tiefer Denkende nicht. Kong*tse selbst ngte: „üe gute oder schlechte Regierung der Fdrsten ist em aichereres Vorseichen vonGlfick oderUngläck als die wunderbarsten llaturersdkeinungen."U) . jiig eine weiise Elster sich in den Schlafzimmer des frommen Kaisers Tai-t«ioni: |7. Jahrhundert naiA Chr.] ein Nest baute, und die Hofleute darin ein glückliches Omen fanden, liess er die Elster ll^I);^^Is\^ erfcfi und sagte: „Ich müsste mich schämen, mich solchen Träumereien hinzugeben. Die Wahr- Bcichen, denen ich Tertraue, sind anderer Art; die Weisen, die ndr beistehen meb Volk su regieren, das sind die Zeichendenter, dte ich suche« Kaiser Hong-wu [14. Jahrhundert naeh Chr.] erkl&rte bei einem ihniichen Fall: „der Weise Ubehtet die Votsei- <hen nicht, und Iber seine Handlungen wachend weiss er das an- gedeutete Unheil abzuwenden; seine Fehler ablegen und die Tugend au"9Ül>efi, das sind die besten Wahrzeichen für das Volk und für den Fürsten, der dessen Vater sein soll, i^)

Die Tr?iunie der Chinesen nehmen bisweilen eine sehr be- stionnt offenbarende Form an. Ein Kaiser im 14. Jahrb. v. Chr., der Mwh ebem weisen und tachtigen Minister suchte, sah ba

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Trame das BiU «ioes Ihm nahekttootea Maiitte» deatilch, da»

man narli seiner Aiigubc im ganzen Lande den Menschen sachte, und ihn eiulikh in einem Tagarbeiter oder Maurer fand; der Ge- iuudeue, %*ora Kaiser wietlererkannt, wurile iVliriister. Fürst Wawaog erbieit durcU einen Traum den Aui'tra^» das ciUiicli ver- sunkene Kaiscrgeacblecht zu «tflrsen. i^)

Da« Zaiabao daa Looae« «tid äUicber IKage ivevdMi wir a|»ltter arwSlmen.

Cauv-Mog, 1». »S. *) Bbead. p. 87. *) T-Ung, p. SM. «) 4e lUilU, hlstw gen. I, p. 85; Meng-tseii, I, 2, 39; 11, S, 23. Chou-king» p. 34; vgl. l ") Oützlafl", Gesch. de? <hinc^. Reichs, S. 18. ") Ebentl. S. 19. 28; vgl. Choo- kin.>, 1. c. 1. •) (lo Miiilla, hist. c^>n. T. p. 10. 37. •) GützlafT, S. 550. Chi-kin- . ni. 2. 1. ") Ebend. p. 308. Vhvnä. ]>. f?C2. Chon-lcT«^. p. i;i6; (Jüt/latr, S. b5. 130. 326; Tchoung-young, c. S4. Mcmj^j-Imu, II. 3, 23; Miktuaniin, bei KUprotli, uotices, p. 67. Mem. d. Chin. Xll» 2i2. "*) de Maiila, hist. VI, p. 5y. tbcud. X, p. 73. Chou-king, p. 123. Ebend. p. 152.

b) Bie Bexiehang des Meotchea auf dat GdCtlicbe.

Der panthelstische Charakter der chinesiscben Weksnaehan-

ung niuss bei der Beziehung des MeiKscheii auf das (»üttlichc besonders stark hervortreten. Gott und Mensch verluiUen sich liier zu einander wie das All^enieino zum Ijebondern, dab Gesammtieben zur i:lrscheinuiig des einzelnen Gliedes. Daa Leben des Einzehien ist an mich schon das Leben des Allge* meinen seUMt» und d^ AUgemeine, das Götüicbe, hetaekledi- (esdinga nicht ein LMien für sieh» im Untersolilede von dem Lehen des Besonderen» sondern es Jebt nnr in der Gewewitheit der Einaelwesen. 9. 11) Während auf der vorigen Sinfe Gott und Mensch weit auseinander lagen, selbst schrolf und ieiudlich einander s^cgeituberstanden, fallen sie hier wesentlich zusammen, uml das Göttliche ragt nur noch in einem dämme- rigen Halbschatten über die Creatur hinaus. Je klai*er und bestimmter der Untersdiied zwischen Gott und Mensch aufge- fasst wird , um so schärfer und lebendiger trilt auch die Bezie- hang des Menschen anf das GOttUohe hervor; der Mcnsoh will da den Gegensata versöhnen, über den trennenden Zwischen* ranm die Bracke schlagen, will eins werden mit seinem Gott; und diese im Knlt erscheinende acttve Beziehung des Menschen zu Gütt, sowohl nach ihrer ideellcji Seite, im Gebet, wie in der realen, im Opfer, ^) n;e\\lniu eine o;estci^erlc r»e- detitungy wo »wiäghen GuU und dem üdenaghcu nuck die

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ScIiTilH eine nnlieilvoilc Kluft briclit; kein (irbet ist heisser als das Briss^pbet, und kvh\ Opfer tmii^isrhei :i]>; das Schulil- Upfer; Christi Gebetskampl in Gethsemane iukI sein Opfertod aaf Golgatha sind die wehgeschiohtliobe Vollendang beider MeeD. Aber in China trennt keine Stodeneohiild die Mensch- beit von Gott; das menaolilieke Gesohleclit ist nat in ▼ereinselten Encbeianngen abgewichen; and der Mensch ist ja seinem Wesen nach mit CUittefns, hat Icehi selbststlndiges Dasein Gott i^Li,Liiüber. ist noch nicht walirliaft persönlicher Geist, der als solcher anch sündigend von (iott sich lösen künnte. Das Glied kaim nicht von selbst von si intm Leibe sieb trennen, nnd der Mensch nicht von dem in ilnn lebenden Gott. Kin wirklicher Unterschied zwischen Gott und dem Menschen besteht in dem dorcbgeföbrten Systeme Chinas nicht, und hat in dem VoUls- bewnsstsein nur eine schwächliche Bedeutang. Za vennitteln ' ist klein Gegensats, nnd za sflhnen keine Sdiald* Das Meer des Mens Ist spiegelglatt, höchstens von leichten WellminiBBehi fcewes^t; Gebet und Opfer haben hier ihren Sinn verloren; beide Iii allen Religionen sonst so buch geltenden Ideen erscheinen hier nur airdeiituno-sweise, als blasse schattenhafte Zeielinungen auf üem granen Hintergrunde des Gottesbewusstseins; nirgends im ganzen Hcidenthnme ist das Gebet ajid das Opfer so leer, so akgeediwächty so nichtssagend, nur wie eine verblichene £rin< narang selten mtä gleichgiltig dargebracht» man weiss nicht nchty wem und wamm«

Gottes Reich konmit woU ohne miser Gebet vom ihm selbst;'' iu/M mt der Chinese fertig, und er weiss niclits weiter hiscazu- setzen. Das lieicb Gottes braucht auch cii^entlich gar nicht erst zu kommen , es ist schon da und ist schon iiunicr dajjewesen; die kleinen Nt«»runjren des jrrossen Friedens durch vereiii/idte Sünden verschlagen dem Ganzen nichts. Was sollte der Chinese auch beten? Alles^ was ist und geschieht, ist ja in dem nothwendigen Laif der Kator bestinnnt» and geschieht nach nawandelbsren Ge- Meea; dfe Freiheit ist aar stilleehweigend geduldet, nicht eigent- Ich SB Redit anericanat. Und so wem sollte er befen? Weiss er doch selbst nicht, wie er mit seinem Gott daran ist; sagen ihm doch •eine hervorragendsten Geister: der Mensch ist das einzige den- kende Wesen. Himmel und Erde aber haben keinen fieist; k.inii er doch alles (berede von dem Hören und «Sehen undWissen des Hirn- meb nur als Bilder aulfassen, aUo auch eigentlich nur bildlicli beten. Der Chinese iiaoB nicht warm werden bei dem Gebet zu ■«faMveotlfaeH, .»deaa es scfaUtgt kein Hers ia ihrer Bvast.'* Er

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ktmmt ffiber deo Zweifel nkht hlnaiis» oli alles Gebet uMrt ihtt^ iianpt elD leerer Haveh, eio Raf In deo Wald eel Das« Überhaa^

aber freilich selten genug , gebetet wird , das gehört ohne Zweifel in die Reihe der gemüthlicheo iDConsequenzcu, denen wir in China schon einige Mal begegnet sind. Das Herz und das BevvusüUeiii gehen nicht überall zusammen; aber das Herz ist hier matt. Die Kings enthalten aulTalleod wenig Gebete. Bei Eiden wird des Himmela Gerechtigkeit angemfeD.') Solche Gehete^ die eigeat- lieh nur ein Bekenntniaa enüialten, sind leicht bogrellleh; scbwerer aber, nnd darum seltener, eigentliclie Bittgebete. Ale eb Kaiser in TodeanOthen lag, beteten aeme Verwandten snm Hunmel und er genas; 3) ein Feldherr betete zum Himmel um Regen, nnd sein Ge- het wurde erfallt.*) Der Hiiuinel wird angerufen um Hilfe vom Kaiser, oder vom V^olke für den Kaiser, alter auch «jpiren ()ie Kaiser, wenn sie ungerecht.^) Dergleichen liiUcn an die Gerecli- tigkeit liegen dem Chinesen noch am nächsten und haben, insofern nie Bekenntniaa aind, anch der blossen Natonnaclit gegenOber ihre gute Bedentang. Kong*tse sagt: „Jeder kann und soll dem Hhn- mel lllr seine Wohlthaten danken , nnd seine Wünsche und Bitten nm nene an ihn lidMen/^«) Bussgebete, an die guttKehe Ba» bensigkeft gerichtet, sind sehr selten^ weil hier ohne Sinn.

Das Oplcr ist hii r natürlicli auf den nüchternsten Ausdruck, auf die uberfiächlictistr Aiideutuni^ hcrabge^^unken, da es ja eigent- lich gar keine Bedeutung mehr haben kann. Der Mensch ist das, was er sein soll, ist ein regelrechtes Atom in dem grossen Wett* krystall; er hat weder sich noch das Seinige attfiBnopfem; denn AUes, was ist, soll sein, denn es ist yernflnllig. Es Istnicfats Grosses an erringen nnd keine KInft au überbrfieken. Was ab schwache Erinnemng der Opfer -Idee nocb übrig ist, sinkt ran kielnlkiiLXcbertlcben berab; nicht Hekatomben werden hier gebiaebt, nur Rauchwerk, Papicrsclinitzel und geringes Vieh, und die tragiscb- grossartigc Idee sinkt zu blossen symbolischen, fast spielen- den ArHlcutungtMi Jieral». Der Kaiser bringt dem Himmel seine Opfer eigentlich mehr, um seine vert raute Einheit mit demselben zu bekunden, als um ein Oberweltliches in das Diesseits hereinzu- ziehen. — Dank-Opfer werden gdbracbt für dieJPrücbte derErde,^ vortugsweise ans Getreidekucben bestehend; bei grossen Eid- schwüren, besonders bei Scbliessung eines Bündnisses oder ebes Friedens werden Opfer gebracht; das Blut des geschlachteten Viehs wnrdoTon den Betheiligteu getrunkefi oder mit demselben der Mund bestrichen, und d\c -üttliche Strate für den Eidbrüchigen erfleht;») die Bedeutung bleibt zweifelhaft; jsoU das Opfer ein iSynboi des

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Bhto» ciBeWdlM^ kiilfln derMeiiMli die la demBhite, demSits des

Leben«, wohnende g^Htliche Kraft in sieh aufnimmt, und (iailnreh sein eignes geistige» Leben, sein göttlieheg Element verstärkt? das \ .eiz- tere «icheint « ahr^irheinliclier, I)if» Sitte, Glocken, welche iia kaiser« liehen Paiiast zu Signalen etc. dieoteo, durch Opferbiut zu weibeo,^) gütotlet wohl nur die letzte ErklSmng. Dies Haupt«f£er, flber- kaopt das eioBige wkkttcbtt Opfer, wekfae« vom Kjumt selb«! dem Btonel jikilicfa «der hei haseedereii, mgewSlMlicliett EteigabMD gehmdit wwde, kesünd in junges Sliefeii;*^) i^ndi des Ahoen nd SdmtBgeiiitoni Warden Stiere, Schaefe md Getreide deige- bracht;ii) die dabei zu beobachtenden Gebräuche waren gesetzlich Toi^esch rieben, und die regelmHsKige Darbringung der Opfer war eine ImIil' IMlirht des Kaisers; liei flem HimmeUopfer trug er ein mit >iterneu besetztes, den Himmei darstellendes Kleid. Niemand trag an diesem Tag Trauerkleider oder beweinte seine Todten. Amer dem Kaiaer doiAe kein anderer Menaoh dem Hieiwel optei ; aar Gebet war ihm geatattet. <')

Oaa« die hfiberea EetwickeleegeetafiM der Opfer* Idee, die AalLeae md das HenaclieBepfer [Bd. f, $ 79. 81. 82], hier gar licht voricomraen lc5oBeB, versteht sich von seihst. Im 14. Jahrh. nach Chr. kam der Fall vor, dass ein.Mauii bei der Kraukhcit Heiner Matter ( ineiu der Geister gelobte, seinen dreijahrigon Snlit» zu o|>lero, wenn die Mutter genese, und er hielt sein Gelübde; der Kaiser erklärte die That für ein wideroatOrliclMa Verbrechen, welchee die hSrteete Todesstrafe verdiene, oad ner aos Rücksicht aar das edlen Bewennmd der That begnadigte er ihn an 100 Uie- hon end anr Veibnomuig.i*)-^Von Selbe tpeini gang weiaa der Odaeae nicbta$ daa Natflrlidbe iat rem und gSttlieb, and aell nkht aorikbgewfeaen werden; einige finthaltaanlieit vor wicb^en Feier- lichkeitenist wohl mehr ein Aii^idruck de» Anstanden als einer tieferen Idee. Höchstens das Üpler des Besitzes in möglichst ab- geschwächter Symbolik hat hier eine Geltung. Wir rechnen hierzu auch die seltsame, vielleicht aus dem Buddhismus lierdiiergekom mene SIttet 0«^- und Silberpapier so verbrennen; besonders fiir die ScbaiBgeialer nnd Ahnen werden nngebeaere Maaaen aoleber Papiaffe ▼eibrannl; Reiche geben den Prieatem numatlicb eine hetricbtUcbe Summe, nm für aie Papier tu Terbiennen, nnd ancb der Ame tbnt sein Mügliehstes. Das Papier enthllt gewobnlScb Figuren von Menschen, Häusern, Schiffen etc. Falsch ist es, da&^^diese Sitte an die iStelle früherer Mens( henopfer getreten wäre, oder das» man den Seelen der Gestorbeueu durch das Verbrennen

n. 5

dIamfdMiPtpfof geieiciiiwM» Ding« nm «afeMiA in JeMüÜi ▼MohatfeD woUe^ wann «aeb nur Mt Mo^geUfa» weldM^i^o ' T«dM MenBcben und Tlilcro nichianiten solche Ar dm chk«-

sisohe Beivnsatsein ungereimte Dinge rorgekonnAeo «ein mögen; unwahrschclnlicli, dasi^ man durch das > erbrcniieti de» l^apters den Seelen der\' prstorlH^nei» Gold und Silber zufliesscn lassen wolle,*«) was daou treiiich kein U^ier wäre, sondern ein Liebesgescheok; wahraekeiolich aber ist es eine symbolische Handlung, die Auf- opferang des Besitavs überliaiipt andeatoadf daa Gold- und SiUier- papier *it a«beti BlUera bedcntet dsaa daa Reichdumi» «nd daa Vatbreiioaii dea Papiei» iat daaa freilldi die vteaddaateaCa «ad 9k» gaflacbteat» Weiae daa Opfora, aralche eia pMaaiacbea, den Ba* sitz leidenttichaftlich liel»ende8 Velk ersinaen kann.

Ob die bckaiiiUen Feuerwerke am Vorabende des ISeujahrs in das Bereich der Opfer- Idee gehören, ist zweifelhalt, uiewohl es gewiss ist, dass sie eine religiöse Bedeutung haben. Die Ulu> lalaatloaan nnd dia Feuerirerke sind in dar Meujahrsaacht in dea grosseren jSt&dten grossartig> and keioeavreges ein bloaaaa Volka- feat; Baketen und ScbwXimer apfteiea datel die Uanptralia; nad aneli der Amate wandet aeia Letatea daran» um «laige Rakateo ateigen aa laaaea. Blan glaitM» aagt CMtalair, i«) daaa die CSfitter dorcli Fett«r. die reinste Substanz, dem Manaohen geneigt wlhden, daher siielil niaü aui diese Weise ihre i.\ufinerksamkeit auf sich /u ziehen," Feierte man dadurch, wie bei den Azteken aia Antaug einer neuen Sounenperiode (Bd. I, § 147], das Anbrechen eines aeiien Jahres, in dem Feuer das neue SonoenUcbt andeutend? oder geht die Bedeutung tiefer? ist der aufsteigende FeuerataaU daa Lkht aaa dem Dankel, die Kraft aua dem Stoff, daa Yaqg aoa dem Tu» ^ Symbol dar Biaigmig awiacheii Hiadnel wtd Brdel ateigt ia dem Feuer daa Irdiacbe gea Himmel, und iat ea aa daa gllnsende Band des Hhnmfiacben und Irdiacben, grade in einer Stunde, wo der Hiimnel und die Kide die l^riieuerung ihrer ewigen Vermählung feiern? Enthält dorli auch die aus dem Opfer aufstei- gende Hauchs5nle überall eine Hinweisung auf das Himmlische, welches durch das Opfer df^m Menschen geneigt gemacht werden aoU. In diesem Sinne wären dieae Feuerwerke zwar kein Auf- opfern, aber doeh eine Andaatmg der daa HimndUeha mid Walt* Belle mbfndeaden Opfeir*ldee.

») Siehe Band I, § Tf. 83. Chi-king, p. 233. «) Gützlaff, S. 49. *) tlc Mailla , III, 37:5. ~ Chi-king, TT, 1, 6.; Mcti--tscn, IT, 3, 1; Chon-king, p. 209. 211. 212. «) Mt'm. d, Chili. XIT, p. 279. •) ni-kiiij^, ]). 293: de MailU^ bist. X, p. Iii Cad-king, UI, 3, 1. ^ ') CM-kiiig» p. 223} Meog-taeu, n, 6, 26.

6T

*)UtM-tsew, I. 1. 32. de MalUa^ hiit. I, p. 9. 33. 78; Chi-kmg, p, 338; Meoi. Ii. Ciiiu. XU. p. 2ü2 etc. Chou-kmg, p. 21^; Meng-tseu, I, 6, 16. ^Cbi-kins, 2S9; M^m. d. GUa. XII, p. SOS. ^ ") Mem. d. Chiu. XII, p. 279. '^^aeliiflU, hitt X 99. Chi-king, m, 3, 1. ~ '«) Brftam, BdM 4er A-oML ÖcMlIseii. im, 1 8. 65. Berne de MeAt, M. Sept. i") M«w^ MhB,«.^ f. 8i m (Blk)L).--^^tdirfr; S. 6.*. <•> Btaas; Bridubote MiU

lY. Bm kirtUieke UWi.

Dm witklichc Dasein, welches aus dem ixlic^iösen Leben beiTorgebt und cia^^selbe nun trägt und bewahrt, die geschicht- üebe Gestallt welche sich zum religtöseo Leben so verhält, wie teSüMit zum natfirlich*siltlicheB Leben, das Gebäude, zu mAdw» 4ie ciiiaelMi ISmcheiiiwigeii de» re^gldseii Lebens die BneleiM derimHeD» > Kirche, in Chiu« aoihwan«

ilig eine ¥om ^eMeii fiMgen Heldeiiihiame «ehr venicluedeiie Meotniif haben* In der Religion isi sich der Menseh eben so sehr seines Untcrscliicde» vonGoLt bevvusbt, wia er diesen L'nior- sdiied, soweit er trennender Gegengatz ist, aufk^uln bea und die Trennong zu versöhnen sucht. Die geschichtliche Lebensgestalt nua, der wirkliche Organismus, w.elcher aus der Versöhnung jenes Gegensatzes hervorgeht, welcher also die mit Gott ver^ ifthsie Meaeehhell in «ieh krfigt, ist dae^ wae wir Kirche nen- BM* Die Kivehe ist erat eis Prednot eines Tornngegangenen re- Kgiteen Lehen») wie nie ihreneita dieses Leben bewahrt nnd intpinnnt; Bei den wilden Völkern gab es so wenig eineKir- <W wie einen Staat, weil es keine Geschichte gab; aber die i:ei8treuten Keime eines kirchlichen Lebens oilenbarien .sich in derZauberei und den ihr dienenden Or^anen;'-^) in dem Zaube- rer war die mit der Gottheit geeiiiigte iVIenschhcit dargestellt; 2a einem wirklkhen Organismiis Jumte es diene niedrigste Stufe litht bringen.

^iden Chinesen knnnYon einer geschichtlichen Gestaltnng, vtiche das Frodnet eines ▼orangogangenen religiösen Lebens st» in üntefsehiede Toa der natirlieh-sittlidien Leben sgestal- keine Rede sein. Ein Gegensatz zwischen Göttlichem

^Menschlichem ist nicht aulzulieben, ein Unterschied zwi- schen dem wirklichen Sein und der sittlich religiösen Idee ist eigentlich gar nicht da; alles Wirkliche ist vernünftig; die "^leDschheit ist schon von liaus aus das Keich Gottes, ^ Kfiich der Mitte ist das Hunmeireich; wir bcanchen

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es nicht erst zu suchen nnd zn erringen , wir sind in dasselbe I hineiii2,ebnieii; das Himmelreich ist von dieser Welt; jeder Kai- J ser ist des Himmels Solm; so lang:e Menschen, d. h. Chinesen, ' leben» so lauge blüht anch schon das himmlische Reich; es ist i dies» kein Ziel der Geschichte» dessen Verwirkliebimg erst er- mngen werden soll» sondern es ist das, waa dawar» was ist und sein wird. Kirche und Staat sind eins. Das natftriidi-ätt* liehe Leben ist an sieh sohott das teligittoe; die Kraft» die in der Natnr lebt» seigt sich im Menschen als Vemnnft; das NatAriidie ist an sich gut und gOttlich, und der Mensch ist es ebenfalls: es ist kein Unterschied zwischen dem Ideal und dem Leben ; der Mensch hat nichts Höheres zu erstreben, als was er von Natur schon ist; er ist von Geburt schon mit dem Göttlichen eins; das menschliche Leben ist schon an sich selbst heilig; es kann ent- heiligt werden» aber nicht gehelligt W&brend in andereafie- Bglonen das mensehlicbe Leben an Gott emporgehoben wer- den sott» Ton dem es sieh getrennt weias, ist Mer das GOttüdk« In das Alltägllehe und Natfirliebe Tersenkl. Die andern Reli- gionen erkennen den thatsftchlichen Zustand des Menschen nicht als den wahren an, wollen ihn in einen anderen, idealen empor- heben; der Chinese hat an der trivialen Wirklichkeit das ideale, will in behaglicher Selbstbefriedigung den natürlichen Zustand einfach festhalten, ist religiös wie politisch schlechterdings con- aervativ* Bei anderen Völkern ist ein Unterschied awisches der geheüigten Seite de^ Lebens und der natarHehetti nicht ge* heiligten; dem Chinesen ist alles Profane angleioh heütg; Uer ist Alles gleich sehr oder gleich wenig gewefiht$ das GdtdMie ist überall in gleicherweise ausgegossen, und nidrta Ist an steh unrein oder unheilig. Die Chinesen haben unter allen Völkern das wenigste Kirchliche, sie sind mehr als jedes andere ein na- turalistisches Volk; das menschliche Leben ist nur die Fort- setzung des Naturicbens, und die Bewegung des Himmels und der Menschheit sind gleich regelmässig und stetig; andi die Natur hat keinen Sonntag* Das ganae Leben der Chinesen iai werkeltfigig nnd profon; statt der Klrehe der Staat» stall der Priester lauter Laien» statt der Festtage Arbeitstage und atstt der Tempel nur Erinnemngshallen.

1. Keine Priester. Jeder Mensch ist als Chinese von Geburt ein Bürger des Himmelreichs; er wird es ni< lit erst durch ein sittlich-religiöses Kingcn oder dadurch, dass die Ge- schichte ihn in ihre Arme nimmt und ihn tauft auf den Namen des- sen» der nn der Geschidite das Himmelreich gegrändct, sondera

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eifiiach dadurch, dass er in die Welt geboren ist. Der Measck taMcbl Biebt geweiht za werden zu einem Kinde Gottes, «n «origsleii M eisen Priester; alle BAe&Boheii sind Kinder Qottes, wMtt «ie nicht eCm nnthwinig frcrdsd diese Klndscluift von ■ab weite; dw geseliielil ai»er seheot Es heisst lüer niclit: ^Videslnd fternfeD, aber Wenige sind aaserwfthit,«« soiidmi: .«Alle sind berufen, und die Meisten sind auserwähh; es heisst nicht: .,wer da glaubet und getauft wird, der wird selig wer- den," sondern 5,wer als Chinese geboren wird, der ist an a'ich selbst selig, braucht es nicht erst zu werden. Alle Menfichea oder keiner sind Priester; wo etwas Gottesdienstliches zu thun ist, da sind der Ordniuig wegen die Staatsbeamten, und für das Wiciiligste der Kais er bestimmt DieKnltos-Haadlimgen des Kai- sen sind aber nicht eine priesterltche Befugniss neben der kriwrilciieny sundern irind ^ese sellisl»

t. Keine Tempel. Die wichtigsten gottesdienstlichen Hand- lungen wurden bis in spftte Zeiten nur auf Bergen vollzogen. 3) Uli' sp.iteren chinesischen Tempel sind nur Hallen der Erinne- nio^ an grosse Männer; die Kunst ist dabei wenig betheiligt, md das Volk am wenigsten.

3. Keine heiligen Zeiten. Jeder Ta^ g:leicbtdem andern iiAvbcil oder in Mtesiggangt kein WoebenÜBiertag. Hut mn pnnm Menjahmfest, melv Velkslbst als reUgiOs.

So 2. KoDg-fo*tBe bat Tide sogenaaste Tem|M)l( das sind aber ■v Gebfiude, in welehei} sein Name oder auch doige seiner Aus« »prüclie zu »einer Erinneruug mit ^oldner Schrift in Tafeln einge- graben sind; bisweilen ist eine iScljule damit verbunden.*) Auch »werden Tempel der Tugend*' erwähnt, in welcher wie iu.der baie- liseheo Wailhalla die Standbilder der bedentenduten Gelehrten m^Sesteilt watdem^ Die Geister baiiea Altäre» aaf denen ihnen flpmden geiiraclit werden«^

HeDfge Oeraths cbaften Ar die Tempel werden wenige ge- itssff. Bbl den Opfern des Hhnmels wurde ein drelflissiger Kessel ibein besonders heiliges GerSth gebraucht) Bilder des GCtt* liehen giebt es natürlich niclit; hochslcji« werden Geister in menschlicher Gestalt dargestellt; jedorh wird dir erste Darstellung eines Geistes in Menschengestalt ausdrücklich als eine sündUehe Xhat eines gottlosen Kaisers erwfthnt.»)

Zo 3. Wochenfcste giebt es gar nicht; Erionemngstngc nur '(ttes aild TOD Wenigen und nur darcbPestessen gefeiert Die Feier 1^1lttijsttis jfÜlieT ist gans aligemein. Alle Gewetbe stehen still ttd die* AiMt^ nifat; tebser and Kleider weidea gerebigt md ge*

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p«tet; am Vorobead IHmisafi««; b te MlltariliMliI lüc^mflinii Knalleo «od Kaatteni dar IUk«4M «ad andtar FeoemCike Millw-

fclcitcnflcoi Lärm; dann gegenseitige Begladmttaaekung »i alaai

. Iröhlichcn iVeiijahr; Visiten mit Visitenkarten: bei «Ion Keiclieo

freie Tafel lüi Jeden, der eintreten will, auch für lieü ai iu^len Bettler;

die Polizei ist iu Kuhestaud versetzt, daher viei Munterkeit: ein

grosses Dnuabenbtld« aufialieBd aa Mexiko eriooernd [Bd. 1. § 1^],

wird lienm^etragsn nnd groater £bifiindit baliaadelt <o)

0 Sieht Ba.1, & 8a.--*)Bd,I,|84 8t. *> Clm-Uas« |k. 64 «} Bratm, Bcise, 1, 8. 59. Ttmi im AwUad 184«, 8. 700. £beiML 1848 , 8. m

*) Gützlaff, S. 366. *) Mcu- fM n TT. B, 17. 19. ^ GhoOhkillg, p. 345 u. t»b. UI, ßg..l3. _ •) Ausland, 184 f>, S. 700. •) Chon-king, p, 397.— GfLtsUff, im Eraog. Beichsboten 1851» No. 10.

S u.

4. Was wir im Christenthuiii die aetive Seite der Kirche, das kirchliche Thun iicniien können, die Thätigkeit des aus der Versölmiiiig der Menschheit mit Gott hervorgegaugcneu La- iMMorganismns , die sich auf der antemten Stufe ab Zauberei offeoliarte [Bd. L $ Ö4] , die der pruimm TbAtigkeit gegfwOber- stehende höhere geweihte Seite de» LeheM« welehe über daa natidiche mid «lltftgUehe lieben des M«fi#eluDn binemgreift, die kADn hier nur in sehr ediwadm AodeetiiDgen vorhandeo sein» nur als blasse Schattirung des gcwühiilicheu Lt^bcns. Der Mensch braucht hier nicht in schwerer Arbeit das Gold des Gotteslebeiis aus tiefen Schachten Iicrauf^ufördern; der Sand, den seine l usssohlen treten, ist überall schon Gold, er braucht sich nur damach zu b&cken. Die Th&tigkeit des durch daa reli- giOtse jLebeii mit dem Göttlichen geeinten Menaobtl« katm kebie weaentUah andere aehiala aeiae natOrUehey deao esiatawiadiea Gott and demMwiohen IceinaonderUdierGegenaalii fiatobebea. So wenig une sich das götÜicheThiin als ein wanderhaftea olfon. baren l^ann 1^1], so wenig das menschliche als ein zaubern- des; Zauberei wäre nur eine Störende Unterbrechung deswahreu und vernünftigen Zustandes der Dinge. Der Chinese hat daher eine grosse Abneiti;uno; gegen alles Ungewöhnliche und Über- natürliche; iiuL das Natürliche ist das YernunAige, und was öber den gewöhnlichen Gang der JNator hj|)n9lg|)hli ist an aUdi ai^h^B das Unyemfinflige and Ungdtdiche.

Die eigantlffrfiq Zanbarei ist hier gan» nnbaftpcbtigt, ist grade- an irreligiös; was in China .dayon.Torfcoannt» gehört den einge- drungenen indischen Vorstellungen an. Nur die oberflächlichste, das innere Wesen des iNaturlaubi gaiiis. unberüb^t li^i^^le ^^Qm

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kr Zauiierei, die Wahrsage-Kimst, [Bd. I, § 85] hat hier fiiie BereehtigiiBgy Imd auch diese erscheint in möglichst ratio- Mkrfom. De* ttigmdiinfto Menaoh, der mit dm Himmel eins wl^ MM dm Hmim>itfew%e IMnvi^, tJkm anoli-daBSiilüiiifii^e Mdnventfg vwliofMlieii [$ 14]. Mait^benabtort die NaturMlbst

irar in Ür TteUMm hinefn; und flirmi Lauf voraus, man zwingt sie höchstens« diirrh bcstininite Zeichen ihic spätere Entwickeluo^ in voraus kund zu thnn. iMan ^tört und durchbricht dadurch aber die Nator nicht im mindesten, man liest nur die Schrift, die sie seihst schreibt, und die ganze KuBst besieht eheft aur darin, diese Sciuiflt lesen an lernen, ~- die Kalender- «od 2eiclieA<-Wehraagwi^,>---oder aUeafaUediean lieh mwichtfcafeB Züge ümk gewkae kftaetliebe Mittel, gewis- aenoisaett dareli eine ckemiaiBlie Behaadlung der DAleabareBlIa« DMtripte, flir via aiehlMr nad leabar an maohe», die Wefe- sagongdes Looses. DasLoosen ist keine wiriiliche Bezauberung diTiNatiir, sondern nur das Aufrollen des Buches, das Wegneh- men der verdeckenden Uülie ; dasLoos ist nur ein Instrument, mit weldien man experimentirend die Temperatur und die 8pamiiuig itr geseUabtlichen Zustände messen kann» ein Thermometer oder BarcMHeter iilr die Geschiohla« deaii na» nar iKe Grade Msastt iMk Tieiare Gakter Yemeiftn anflk 4aa Looa. - Die Wslniage« KkasA nimmt in GUsa aiohl die Plaalasle, sod- 4em die Matlieaultti ili Dienst; das Sehidtsal ainAs sieh beredmen «od im Kalender notiren lassen. Das Naturleben mi ja Ordnung, uDil WO Oitiriune; i.st, luuss sich das Folgende au8 dem Kiühcren erketHieiJ und vorausbestimmeii hissen. Der Chinese, der die Zu- kaaft wiesen will, berauscht aich uieht durch Trunk und Lämi uod Raadi aad Taozy sondern er rechnet; er nimmt nicht <die.'2atther- tmsnael» sondern dao Kialender. UlialnelserscheimmgeD» Ssaaen« Bsd Mandidstevaissew OeaateUatiOBeB etc. kasea irieh bstdeliBsn; *^ dss saod alier' Kfisea der I9atar,> alsd« aooli der -Ctedliditey wclcll»ftier ja Bitf die Kehtieite des Diatoriebeiis ist; die Jusles- dermacher sind too hoher Bedeutung im Reiche der lüjBtte; sie «isd jaeigeotiicii de^^en Geschichtschreiliei ; öie utiter^cheiden mathema- tisch die guten und die bösen Tasre: man neiss da genau, weiche Tage zum Ueirathen sich eignen, au welchen man sich tot Geschäften ni hfiten hat etc. Schon die Utesten Religionsschriftea erwähnen iHfse UateiScMdasg der Weites. <) Finsteraisse der Sonne imd dsbUoadea^ bsaoaders die üfesteren, sibdtanerMnObal.») Ss lisgtü dKsftü Kaleadür^WahMagen l&r den Ghisasea gar «Cdits Ihi8aialaitea|»-dia Naiv istüaa die. Gtasdisia des- Lehens, aad

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aacb iKr Iiabeii wir uns zu richten; Sonnenfinstornissf» elc. sind aus«>er Her Ordoviig , sind Störungen des regelraäsäigca JXaturlauf« ; sokbe StSruDgeD wirkeD aber auf das Hieascfalicbo Leben zurSek; uad wie wir es vermeideo, M glfibender Httee eder echeeideedei Ftvet la reisen oder bei Staim io See m fgtkmt^ so Tenieidet es der Chbuiee anch M asideieD oegdiietigeB ZntlndeD der Nmtar etwas ^ehtiges xe entemebmen , deno er ist viel enger tat die Natur j^ektittct als wir. Die genaue Berechnung des Kalenders und aller der Vorausbestinimun^ /ugänsrlichen Htnimelscrscbef- nuugcn ist daher eine sehr wirhtiuje Aufgabe doi Hetrli^rune. Jähr- lich erscheint ein amtlicher Kalender, in weichem alle Uimmelser- Hcheinuogen, so wie alle guten und busen Tage verzeicbDet aled. Die Leute richlea eich sehr streag nach diesea BestimmgeD. An des raoogoliscben Kaisers Kebllai Hofe waren gegen 5600 Anfre* logen und Scldciisalsdenter^ frelUeb aveli aum Tbeil fteiBdea ReK- gionen angehOrig.') Nodl jetzt rnnss das astronooiische TrMbunal alle Jahre acht Mal dem Kaiser über seine Berechnungen und Be- obachtungen Bericht abstatten; Finsterniii.sc werden schon einicre Monate vorau-a dtMii KaiMpr und den höheren Beamten ant^e^eigt und dann unter c^rosscr Feierlichkeit üfTentlicb bekannt gemadit. Am Tage der Finsteroiss erschetaen die Mandarinen in ihrer Staats* tracht vor dem mathenatisciien Tribnnal; einige zeidioen geneit den Verianf der Finstemiss anft wfthrend die Andern auf den Knieen liegend mit der Stirn die Erde bertlliren.*) Bei der debnrt eines Kindes und bei wichtigen Untefnehmungen werden die Astrologen über den Stand des Himmels und die Zukunft l^efVagt *)

Das Loos wurde seit den ältesten Zeiten hei wirhtiG:en und zweifelhaften Fällen angewandt, wo die menschliche Überle- geng oieht ausreicht; z. B. bei der Wahl hoher Beamten, bei Un- ternehmung eines Kvi^;es etc.«) „Wenn da sweifelst, so greife eor Wahrsageicuosty dann wbst du nieht mehr sdiwanfcen, soadero sieher sein.**^ Das Loosen geschieht gewüimllch durch HolastSck- ' dMO mit Zeidieo oder durch Steine etc.; die awel ältesten und wichtigsten Arten aber sind das Schi und das Pu. Die Wurzeln der Pflanze ^>chi werden in Haufen gelegt, und unter dem Aussprechen gewisser Worte ^reilt man mit der Hand hinein, und aus der Zahl der ergriffeoeo Wurzelstücke wird die gesuchte Antwort gedeutet. Wichtiger noch ist das Pu« wo ans den Fariien und Rissea der ins Feuer gewoifeoen Schaale einer SchtldkrOle geweissagt wird; diese in der JUtse eutsteheudeo Zelebuungea sotten ein BUd des BBrnads sein,' gfifwIestniMMn ein Spiegel das gegeowirtigeD 2wtauides

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(kr Natur. Seit der ältesten Zeit u ird das Pn bei %Ticlitigcn .Staats- Aft'jr'legenheiten hefrr^üt, um] «eine AIlt»^ orten iiciten al« Befehle des ünuitieb oder der Ahnen; drei kundige Mianer iiiiis«eo die Zekh- MM|Mi «ter ScbildkrStenscbaalp prüfen.*)

1a Dtaeron Zailen liat da« Walirsagen eiae handwerksaiiaaige Aaadftbaaag gQWoaaea, «ad laaa trifft Wafcnager f9g JedemaaBa IKeast aaf aVea MadrtplBtaeD. Aber ao binfig aadi ia «Maa SMton wicbUga Eatachaidaagea itm Laaaa anbeingmekieB wnniaa, ao sprechen aicb doeb 4ie gewiegtesten Stiawwe» mit ekiigein Missbe- liagen iiarilber aus, und wolicTi i]as Lnos nur iia äiigijcrstf'ri Nntiitall gelten lassen. „Es \ni (innütz , sagte einst der weise hun, dem L008 eine uDZweileibatte Sache zu unterwerfen: srhon lauge Zeit bescbiftige ich mich mit der vorHegendeo Frage, ich habe die Wesen befragt» uod sie sind aUe iMiaer Meinung. Dus Pu wurde ibqoOataehteankbta btoniiigea«***) ,,Oft wM 4ie2iikiiaft darcb Zeiebea angedealett wie diirck die ZAhaaagen der geritoteten 8dMki<^te el6; aber dar wahrhaft welae tmd togeadbafte Meeaeh erlrennt eieber das kinmaeade CUflek oder CaglAck.** ^) „Im Ykkig »erden wir gelehrt, aus dem Vergangenen das Zukünftige /.u er- forschen, und das Verhorejene ans Licht zu bringen. Aus den vergangenen Dingen sehe der Weise die Zukunft vorher, wie der liMidauuin durch seine Krfahrung eine reiche oder dürftige Ernte voraus erkennt. Das iat die allein folgerichtige Auffassung des cbfaeeiecbea Bewaaaleeina. Obeihaapt spriciit eich bei tieferen Gebtem elae Veracbtiiag dieser gaozen Wabraagerei aua. Der edle «ad fromme Kaiser Tai-tsong [seit 626 aacbCbr.] wurde voa seinen Gnissen lienaebriehtigt, dass im swetten Blonat des Jahres die Feier der Mündig-Erklärung des Erbprinzen stattfinden müsse; der Kaiser wollte aber die Feier auf den zehnten Monat verschieben, «eil da das \ olk treiere Zeit habe als im zweiten Monat, wo die Äcker bestellt wärden. Die Grossen erklärten aber, nach dem Ikaleeder seien im zweiten Monat die glücklichsten Tage, und man MSsse sieb damaeb richten. Der Kaiser antwortete, Glück nad Qbghtek Hagen nishft der^aU d#r Tage ab^ aenders tan den galea eder Mblashtea Hnadltogsn» und wm wm» den Weg der Tagend wandele, s<rhabe Srnniiiebls lilrcbtea; aad jener aoge- lahrte Grund könne ihn nicht bewegen, eine so wichtige Arbeit wie die Ackerbestellung unterbrechen zu lassen. ^2)

Die eigentliche Zauberei ist dem chioesischen Bewusstsein so fremd, dass der Glaube an Zaubereien , Gespeoster*Gtiruug etc., «dclMrioalterZeitbieriiaddaaiiftaUichte, als eine der i]:('fahrlichstea fisliBreftea «Uirt und ¥on emi^ roirbtglBnbigep Kaistri mit der

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j^röeisten Strenge ausgerottet wurde, weil „die hrichste Pflicht eine» Fürsten ist, aus seinem Staate den Akerglauheri zu cutrerncu «od die wahre Ueiigioii in ihrci Reinheit 2u erhalten." i^)- l^v.v Chi- nese vermeidet geflissentlich selbst in seinen Sagen das WuaAsr- hafte« and auch die grosse Verahrang desKoag-tee veoMcbte kaoM, einige leichte SchettiniBgeo voe DheiMtfiriieheai m eebe LeheM- geechiehte m hriagen; ja wae eich yao eelbetele wvadeihaft UeM» wirdhi der nfiehteveeteoWeiaeeeiieeWeedefglaluiee bevaehf. Kong- ine ging einst mit seinen Seh^lern bei heiterstem Wetter spazieren, und befahl ihnen I^t^uoiischiniie luiUuoclinieii ; diese >ahen einander verwundert an niul >;i^teri, er meine iin/.n eifelhatt ►Sonnciischiriuc. Auf sein wiederholtes Geheiss gehorchten sie, und bald brach in der Xhat ein furchtbaree Donnerwetter los. Die Schäler waren aoaaer eich vor firsteooen, und wnsnteo nicht, was sie sich denken «eilten s MMelater, engten sie, hat ein Geiet dir diene eieebirt^ denn ee heute regnen wOide^ eder haet dn eelbet ee geweiceegt?"

Weder dte Geleter, entwertete Kong-tse IficheM, haben mir etwas effenbart, noch habe ieh ebie weieeagende Ahneng gehabt, sondern h'h habe c!s geschlossen aufs <len Worten ilcs St hi-kiiig: wenn der Mond tritt in dns Sternbild Pi fder Kopf der Antiroineda und ein Stern des Pegasus] so steht liegen bevor , darin besteht mein gancen (iieheininiss^**^)

i) CMteg« n, 8, 6, n. p. 381. ^ Ehcm\. II, 4, 9. *) UwOO Polo, n, e. SS

*) BrMmi Reiuc dor hullÄmL - oßtind. Geicllscliaft I, S. I.-Vß. *) Marco Polo* II, c. 68, 6, p. 474 (Bürk). ") Chou-king, y. 27. 28. 112. 139. 169. 178. 181. 188* 190. dcMnilla, hist. I, p. 104. ") Chi-kiiii; I, r>. 4. u. p. 244. *)Ch<)n.kinii, p. 28. 112. If^n. Ifi9. 180. 190; ITitsr. X, 3; Chi-kinj_% p. 244; TcliOTm;,'-youii-. c. 24.— t\v Mmlla, hht. gen. T, p. 1U3. Tchouncr-y<)un;r. <*. 24. ^»)Hitee, XVI, 3; XXIl, 3. >«) de MaUlii, hi«t VI, p. 68. ibenU. I, p. ÖO. $8. »♦) U6m. U. Cbio. U XiLj p. 127.

frmit MigleM-Idcci Ii Chln.

' * Bei dem vAdrterMii NätmOüiniiB det Ohineie», welcher deMi memechlicheii Willen nicht za Schweres zemuthet, ihn viel- mehr ungestört in seiner Natürlichkeit hisst, alles Ideale in die tastbftre WirklieJikeit verli ert . und dämm den Meiisclu n in dem unmittelbaren gegciiwärfig^en Dasein in behaglicher lieiriedigttng ansruhen lässt, ist eine (ileicbgültigkeit gegen das eigentlieh Religidee sehr begreiflich. Weiss der Gliiaeee doch vett keinem ciyttidMen ünimeliiede swieohes dem mtirltcdien imd dem rdttgütemi htkm^ ffiMit er docb In seioem ganzen profimmi,

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7ft

irdischen Treiben auch zugleich das Himmlische zu haben; er kauu die religiöse Idee nicht herauslösen aus dem bloss uatür- li^n Thun und Leben. Diese Religion des Diesseits, die «bo kerne EiTWJgenechaft wisarer neuesten „Fhilosophieen'^ ieiii dfirAe, diese werkelUlgige BeDgioa kat n eieli ntobte, wae einen Bf eneeheii begeietei» kttneftet eis ist ohne Weihe nni skae Knlt China kai kebe reUgiöseo Sekwirmer, nicht» weil das Volk vernünftiger ist ab andre ErdenrOlker, sondern weil es nichts hat, vvuiur c* schwärme« küiinte : es kann über das prosaisch -spiessbürgerliche Leben für reiü iriiihchc Zwecke nicht hiuau». Schwärmerei kann «»chlechterdiugs nur da ciit> stehen, wo ein Unterschied anerkannt wird zwischen dem Idealen und der Wirkliclikeit, wo noeh etwas Höheres and Wahreres anerkannt wird» als was ick fismen und greüen kann, ak das» was grade ge^nwirtis mhanden ist} nnd je kAker das Ideale eiftsat wiit4 in Gegenealn in dem gegenwärtig Wirk* Men, um so lildier steigt anck die Begetsternng , tun so htther kann auch deren Zerrbild, die Schwärmerei, steigen; an den itieseiKstluimien der vollkommensten Kelisi^ion ranken auch die Schliniii^ewächse der Schwärmerei bii> in die WipJ'il empor,— iu den saudigen Steppen des chinesischen Gotteshewustseins wAchst nur mageres Gesträuch.

Die pklegnatiscke Glei9kg<Utigkeit9 mit welcher der Chi^ aase in semer nftdilemen Ventandeareligion sich ausrukt, gewikrt die IKUgUcfakeit, dass fremde Religions- Ideen sicli ahne sonderliehe GeAkrdvng nm ihn hemm aasbreiten kdnnen, ohne dass er sich in seiner behaglichen Ruhe stören lässt Der Chinese kümmert sich nicht eher um den Fremdling, als bis dieser die Axt an den Stamm seines Lebens sclb>t anlegt, und das Wesen des Staates anzugreifen droht; dann irei lieh kann der Ckinese auch wann werden, und heftige Verfolgungen ergehen über die Ideen, weiche den Sieheven aas seiner Rohe anÜMDkenektep*

Und gnde darin, dass ki Ckkin nUc» ideale BUnaent auf- gesaugt ist von dem ainnllsk^ natfrliehen Oaseki, grade in der Irodknen Nftektemheit des religiösen Bewusstseins liegt ein

bedeutender Grund, wesshalb iVeintle uiul hühere Ueligions- ideen so leicht Eingang landen, und von der unverstandenen, aber doch wachen Sehnsucht nach einer geistigeren Auffassiuig des DiaseiPfi so kastig ergritfen wiirdeut

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Neben der Reichs -Keligion erhielt sich die von ihr wesent- lich Teraehiedeiie, in ihrem Urspriiii^ noch Aber die Zeit des Köng-fu-tse hiMuisreiclieiide Lehre des Teo, begründet vom Lac^tse, Ton geringem Einflösse auf das ei^esische Lebea, und tnewohl bisweilen selbst von den Kaisern begünstigt, doeh nie über die (M ltung einer bloss geduldeten Sektenlehre hinanf- steigend, ( bei- den chiiH siscIien Dnalismus zui Einheit des Daseins emporstrebeml . stelu sie der ("ruDd-ldee nach höher als die chinesische Keichsreligion , in ihrer Aiisbiiduii^ tiefer. Nach Form and Inhalt trägt sie indi s ch en Charakter deutlich an sieh, ist nar als ein nnklarer nnd schwächlicher Aosltate des indlsehen Bewnsstseins m betrachten, und entbehrt ihrem Wesen wie fhter Wirksamkeit nach einer wehgeschichtüelien Bedeutung; wir dürfen sie daher nur' knm berfiliren.

Lao-tse lebte zur Zeit des Kon^-Ai-tsCf war aber In dessen jiujge» Jahren bereit« ein Greis. Schon um seine Gehurt weben sich Saiden von imliiscli - [»liafUa.'!»tisrhf»!n Cilepräge; er sei 80 Jahre lang iai Mutterleil)c gewesen und mit schneeweissem Maar geboren n orden. 1) Er soll ferner, ganz gegen chinesische Sitte, grosse Reisen in8 Ausland gemacht haben, bis weit nach Westen liin, man sag^ bis aber dasKaspische Meer hinaas, und nach Indien gekommen sein« wo er sich lange Zeit aufhielt.^) Wahrend Kong-fn-tse als achter Chinese in StaatsSratern su wirken suchte , zog sich Lao- ' t9e wie ein indischer Brahmane in dfe Einsamkeit zurück , lebte äusserst ärmlicli. mn vor* ueniijen Schillern unit^eben, denen er den Tat>-tp-kirii5, das lieligionsliuch dieser Sekte, diktirte. Kong- ' fu-tse besuch t<" ihn, war aber von ihm sehr wenig erbaut; er musste sich »e\n(3 Sucht, Ämter zu erhalten, von Lao-tse hart verweisen iasseo.d) Von Lao-tse's Tode ist nicfats erwähnt; er predigte ja auch die irdisehe Unsteriiliflhkelt.

Der TaO'te-king*) ist sehr dunkel, abgerisses, onhinngSloif; 'iMe Doiikelkeill 'des Baobes gab den spSteten feildirem 'au den ' weitgrelfendsteii Eintragungen hinreldiend Ranm. --^ Aller Vielb^t desDasebä, so lehrt Lao-tse, Ifec^t ein cini tiCsPrincip zu Grunde, Tao, die Vernütiriigkeit, ihn vorrjünltiire OrdmniL^. i^enauer die ver- nünftige nirkende Kraft. ^) Ehe Uimmei und Krdc waren, war es schon, und wenn beide nicht mehr sind, wird es sein. Es ist an »ich ohne alle Eigenschaft, ohne Namen, «das vdllig bestlaimungs- lose Ur-£bs*), ist aber die Oruadlage von allem bestfanmten Da- sein. „Das Taodst das Leeie, o wie tief ist es; es erscheiBt als

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aller Dinge Urvater, .. wie ruhig; es erscheint als ewig bestehend; wessen k!>ohn es ist, weiss ich nicht: er erscheint älter als desHini- mek Herr."'') Es ist oiioe Wiüeti uaiili^Dken, ist durchaus a ich t hewQsster Geist. ^)

Als dieses lesve, begrilTs- und beslimmaogslose Eins Ist das ^Mtesmle'' Tso die sUsr Vielheit^sa dcnode liegende Eisl^it Dieses Uraein ist aber sweitess such eto Mbesaiwtes/* hat ^e- atfaMMwigc» so 9kh, ist an sich die wirldicfae Vielheit „Wenu das Tao, so beginnt der Tao-te-king, mit einem Namen benannt werden icoimtej so wäre es nicht das Ewige. Obnn .Namen ist es der Gnind des Himmels und der Erde, mit einem iVanieii i^^t tih die Matter aller Dinge;" als bestimmtes Dasein ist es nicht mehr ilistracte Einheit, nondero die wirkliche, die einzelnen Dinge ans aich gebirende UrsuiMtans, welche die Vielheit als ICeim schon an «idi trigt Ein chinesischer CenBientar erklärt diese näher so: in der Weise des Beoamitseins breitete sich das Tao materiell, kSr- peridi muB'f das Namenloseein des Tan Ist s^ Wesen, das Na- Benhaben aber ist dessen Anwendung. Andere chinesische Er- Itlärer fügen hinzu: Tuo ist das Sein uii<i das Nichtsein; als Nichtsein ist es die grosse Einheit, das grosse Eins, welches notli nicht ma- teriell entwickelt ist, noch nicht zum körperlichen ^>eiu gelaugt ist« das Namenlose ; Tao ist das iieere und daher unveränderlich und eirigi als aber Himmel und Erde geworden waren, hatte Tao einen NiMi; das Nichtsein ist das grosse Tao» das (Sein ist das klebe Tso, [ist Ten seinem wahren Wesen abgewichen]; ^ das Na- Mlose ist nnwahrnehmbair, Ist die verboigene Wurzel, das be- numte Tao, die kßrperliche Natur, sind die sichtbaren Zweige.*) „Das Tao ist euij^i und es hat keinen Namen; .. als es sich aber theilte, hatte es eineü iSaiiien." W) „Alle Dinge sind cntsiatidcn aus dem 8ein [dem benannten Tao]; das Sein ist entstanden aus dem Nicht - Sein [dem unbenannten Tao];'^i>) das Tao wird auch sonst oft das Nicht - Sein genannt, i*) Dar Text des Tao - te- kiog iihrt Stutt ,;Ohne Affect mnss sein» wer das nnwahmehmbsre We- sen des Tao betrachten will. Mit sumHcbem Affect muss sein, wer dessen kSrperlidies Wesen erlassen will," » d. h. nur durch den tshien Gedmiken ist das reine, namenlose Urseni an erlassen, das inr Vielheit gewordene aber nur durch die Sinne. „Wer das Tao erkennt, ist nicht erkenntnissvoll, und wer erkenutnissvoll ist, er- kennt es nicht." Das wirkliche Dasein der vielfachen Welt ist tlso nur dj5 andere Seite des einfachen Ur^Eios, der Schatten des- sey»eD, seine Entfaltung, ist aber eben darum nicht das wahre We- Ns des iSehis, wehshes viehnehr sehlechterdlngs bestunmungslos

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'ist't*) „M$ H/t «bi ««rtemhi^ofte» Mb» weldht« war« elw tthmiiel kntd ßfde warm'; wie ruMg im4 wi« laer; «a Ist attate wnä

verändert sich nicht; es «raltet überall und wanket doch tiimmer; man kann es betrcichten als die IVIuttor Aen Wis. Ich wms» »^neo Namen nicht; aber um z»i bozeiclnH ii , ncnno ich es Tao; einen Nanieu suchend, nenne ich es das Grosse. Ein Fürst ahmt der £rde Dacby die Erda diem Hminiel, der Hkanel dem Tao, daji Tao aainem aigaea Weaea.****) »Daa Tao iat grSaaar als JüavMl and Erde/' Das Tao ist das lanere Weaea aller Dlage, es liat we- der Aafang nodk Eade, wlewoM die Welt, das bemuiBle Tao» ver* sdiwindet. ,,E8 kommt eine Zeit, sai^t ein Commentsr, wo das [be- nannte] Tao verschu Indet und iiitlit mrlir \^[ : ado Wesen kehren in ihren Ursprune ziirflck. vcrcmicon sich mit der owigenRuhe, die ohne Veränderung iatj die Meeie entkleidet sich ihrer Gestalt; alte materiellen Drage sisd vergessen. „Wenn nuia auch frägt, was das Tao Ist, so antworte ich: £a hat weder Anlaog dooIi Ende« es veritodert sieb nieht, es bat keiaea KGrper «ad kaiaen Cht, ba wird weder grCsaer noch kleiner» es atirbt nicbt uad ealatekt akkt^ ist weder gelb noch roth , hat weder ein Inneres neck eki Äusseres» kat weder Gestalt noch Laut etc. JS) Das Tao hat im AU nichr ein Zwei- tes neben sich, es besteht allein jenseits alles Daseins und ändert sich nie: es durchdringt das All und ist doch unwandelbar. £s breitet sich aus in Himmel und Erde und im Inoero aller Wesen; es ist die Quelle aller Geborten und der Urapung aller Wanddang; alle Creatoren bedürfen seiner; es nilirt alle Weaea* wie ebe Mütter ihre Kinder nfthrt <•) Die sichtbaren Geatalten fieaaeo alle» sanmt Tom Tao ana; das ist das Wesea des Tao [Reka der Diagc rn sein]; es ist leer und dunkel; in ihm [als in ihrem Ursprünge] sind (iesialten: wie leer und dunkel: ici ihm sind Wesen; wie tief und uribegreinich ist es. Es giebt den Urs|n iii)g allen V\ esen. Das Tao ist ausgegossen durch das Ali; alle Wesen kehren in dasselbe zu- rttck, wie die Bäche in die Flüsse and in das Meer münden, Das Tao ist die Wamel alter Weaen, und aUe Weaea aind aakie Ver- aweigungea/'^O >,Das Tao eraeugte Eine; fikia etaengte 2hrei; 2wei eraeagte Drei; Drei eneugte alle WeseB|''<ft) d. Ii. dos Eine xertbellte slck in hnroer Tielfaehere Verzweigungen. „Das Tao ist utjw aiidelhar im Nicht- HaiKieln liegrilTen, und doch ist nichts, was es iii< lit pr/eun:tc; es ist ohne firkeuDtoiss« und doch ist nichts, was es nicht erkennte.** 'ä)

iStatt der chinesischen Zueihcit begegnen wir hier der Einkeit» weleke» ana steh herauagehead» nick sar Welt der Vielkait am- kreitet; dieae Elokeit Ist aber nieht lebensvoUea Tkna, iat aiakt

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Gei»t. «nndent ebeji nichts als die k ere, begriiTslose £iDheit> au der uiiil in der schlprhterdiiigs nichts weiter m denken ist. Man mn$8 sieh sehr hüten in diesen durch blosse V erneinungen audge* teerten Begriff tondartige, bestimmte Begrifle bmeinzutragen , Tnr welche Im ikwer gfoiMB Leere MKch viel Unan, aber ke&oe Be- TecfttigODg let Dar Sdbeia veo UaedHielikeit wM Mk Ver* aaBWg aHer BwtiinnllMit Mlkr wehlfeil emngeo,' aber m dieaer leere« ftaheK-die Idee de« wabree/ ttaendttoben, fretea CMstee m fioden, zeigt wenigstens ein völliges Missvert^tehen dieser Idee. Die Idee des christlichen (ioMes ist das reine Oegcntheil jener leeren Kiniieit, ist die lebendige Fülle alles Lehens selbst, und diese peaitivate alier Ideen wird wahrlich nicht durch Moaee Ver- aiiBaagen emingeii. Mit deai Tao dea Lae-tae haben uaaere Ge- lebrloa viei Unfcf getrieben; io der Mbeo Kaobt der B^riffido- aigheit let ea der PbaDlaaie leicht, Oeataltoii mHancfaeo an laaeen; aatirlich iud mui aech hier wieder die Lehre vom „dem einigen Gett in drei Personen" gan;s handgreiflich ausgesprochen ;M) selbst Al>el Remusat bat sich von abolichen i:<intragungen nicht frei gehalten."^-')

Bas leere Ursein dea Lao-tae macht nun freilich die Dinge der Walt nicht begieÜich, denn Ana dem Leeren wird in alle Ewigheit habe FttHe. Se Idelbt aiae mir flbrig, daa Uraein aelbat ana der abaeliiteB LeerlMit beramatiaielien mid Ihai eine Seile dea bealhDBlee, TielfMsheB Seiaa beiaiilegea. Da iat mm frdHch von heher Credanken-Entwielcelung die Rede, sondern nur von etner notbgedrungenen Behauptung: entweder giebt es gar keine Dinge, «der das Tao ist nicbt f»loss die leere Einheit, das Namenlose, Jene für Viele so impunirende Erhabenheit der absoluten Be- stimmuagaloaigkeit verschwindet uaa alao aafort wieder unter der Baad 9 ea Iat mit ihr gar oicbta aaraihDgeD» ale macht oichta begreiÜch, wie an ihr aelbat aicbta an begrolfen iat Der gaase Ccdaafce dee tumealaaeo Ciseiaa, welchen ana eich heraaagehend aieh cur Weit eetfUtet, ist vfel tieAsr Io la^en entwickelt; ' die Lehre des Lao-tse ist nur ein matter Widerschein des indischen Gedankens. Lao'tse's Lehre gehfirt s('lilerht('r<litiij8 nicht in rli(; chinesische Gedankenwelt, ist ein indisches iichmarotzerifenächs aaf dem cbineaiacliea 8tamme, und was sie an Gedanken enthält, das bat aeine weilgeaohichtlicfae Bedmrtnfig and Entwickelung in bdlea gewonnen« Vfh bmnoben nna dnmm bei dieaer Lehre nicht hinge anfiniAalten» ha1>eD mnr nach ehiige Pnnhie iierroranfaeben, dte ana dem Grandgedanken folgen.

Die ivciicrc £nwickelun|^ des Grundgedankens trägt ebenHüla

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gaos deutliili iaOMku C^Ig«. Wk lbd«ii da fline WcHUlitag

durch das Tao, vf^elches in endlogen Verwandlungen sich selbst tn der Welt hervorbringt, finden 8o*»ar Ues^^cji Meiis< luverdung iti ver- ^< iii ('denen GestaUeOj so besonders in dem flurcli überoaturlii^e £iiipfäDgois8 erzeugten Lao-tse, ja selbst io Buddha.

Wichtiger als die eigentlichen Gnmdgedanken , um die eiehdie piüktMdiee Chineees nieht Tie! betainwHttt aw heben aebeiaee, sind fiBr dieaelbee einige praktieche Felgerangen geweiden» die eidi u- tflrlich im Weeentlidien In Indien wiederinte.

1. Die wirkliche Welt, das benannte Tao, ist nicht das wahre •Sein dc«!(Kelben. isf die ^eriri«»erc, uinvahrc Forui der Gottheit. Die wahre Weisheit beklebt also darin ^ von diesem nichtigen Daseio sich abzuwenden, es als univahr anmeciteDneo» den Geiaüt ganz auf jenes unbenannte Tao hinzurichten, an dem und In demlSicirtsza denken ist, jede wiriüiehe fiikenntnisa in vemditan» eich ans, der banten Welt der Wirklichkeit yeracbtend iwachaniielien, ihr jede Liebe und jeden Intereaae zu veraagen. «»Der, welcher aur vollendeten Leere gelangt ist, der bewahrt beatindig die Ruhe. Jedes Wesen, nachdem es geblüht, kehrt in seinen Ursprung zurück; in seinen IJrsprun«; zurückkehren heisst zur Hube kuiumen. =^7) W^er sich dem Forschen widmet, vermelirt tfig- lieh seine Kenntnisse; wer sich dem Tao widmet, vermindert sie

, täglich, und so fort und fort," bis er anmNielithaadehi geiaht Der Menaehf welcher daa Tae erkennt« redet nickt [weil dieae EkImmiI- niaa anauaaprechllch] ; derjenige^ welcher redet, erkennt es niiskt; er veradiBeaat seinen Mund, seine Obren und Augen, er unterdrSdkt seine Thatigkeit etc; dann kann iiiait sagen, dass er dem Tao gleicht."**) Der Weise kehrt in sich selbst ein, vcrseukt sich beschauenti in die Tiefen des Gedankens des leeren Urseins, uill mit der äusseren Welt nichts zu thun haben, kümmert sieb nicht an den Staat und die Geachichte der Welt, lebt «tiU in der Einaamkeit» gleichgültig gegea Freude uad Schmeia; die reckten Wdseo leben ala Einaledler in WaldacUaehten und Hohlen, eder ala Bettler oder in KKSetern und entaagen der Welt. „I>er hei- lige Mensch maebt das Nicht -Handeln zu seinem Handeln, und sein Lehren besteht im .S( liwcisren. 2») Verzichte auf geisü^es Streben, und du wirst frei sein von Norge.^") Der Weise furchtet den Huhm wie die iSchandei sein Körper gilt. ihm als ein gros-

'aea Elend; wenn wir groaaes Elend erdulden, so komaH diesa daher» weil war euiea Kürper habea«*>) Der, wekdier gar aicht aprtchtj geUmgt aum Nicht -Handeln. Daa Nicht-Seia dniehdiiagt alle Dinge , daran fiemut daa Mieht-Haadeln. ^2) Wer haadilf, w-

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ßerf , wer ftc!i an eine Sache hänirt, verliert sie. Desshalb han- deit der Weise nicht, und verliert auch nicht; des Weisen Begierde besteht m der AlmeseDbeit jeder Begierde/'^) »»Die Setsoiigeo dee Lte-Ise» sagt Taeba-hi« bezwecken eio gfibsllcbes Verseoken h tick Mibst; er wollte ekk dnrckaiis nickt mit Reglemngsge- fckMen kefiuweo «nd atteki dem Geiste leben. Seine Satzungen Mea dorekana anf daa Leere, anf die Rabe und UndiXtigkeit. Die Aufgalie des Lebens besteht nach ihm in einer tiefen Selbst- beschauime:. Die Masse der Dioi^e darf den Weisen nicht aus dem Leeren aufscheuchen: desshalh pllegte er auch zu sagen: Ich bin nicht, so vveoig wie die Meuschen» aas denen ick geworden; denn wire icb nicht, so wurde ea nichts zu sagen haben» und diess gilt von Jadem.«'««) Daa iat etwaa dem ebioeaiacben fiewnaataefai v5ll% Wi* damtreitendea; der€liineae Icann nur mtt bitterer Veracbtung und mit dem Yoiwurf der Tkorkeit oder der Selbataackt auf diejenigen kin- IHifcaa, weieke aiek ao der menaekikben GeaeliaekafI entaielien. Daher ist auch diese Seite der Tao* Religion in China am wenig- sten entwicl«elt worden. 3 -) Ulier die Glel^h^ltif^kelt der Lao-tse tiefen alle Freuden und Schiiier/cn argem sicli die Cliine«!en oft. Ein berühmter Weiser dieser Schule sass grade beim Schachspiel, als man ihm den Tod seiaer Mutter meldete; er lieaa aich dadurch beim Spiei nickt bn mindeaten atOren» adadem, ao aageo ilim die Cbineaen Bük, betrank aiek denaelben Tag noek bn Weine.**)

% Durck die reckte Weiakeit» dnrdi die Abwendung Fon der Walt der VieÜMit wird der Menack eine mit Gott» und iat darum aack nicht mehr in der Gewalt des unwahren Naturseins; mit dem Hgrossen" Tao vereinigt ist er Macht über die Naturdinge. An diwen Gedanken anknüpfend entwickelt »ich in uppiixer Fülle ein reiches Zauber* und Wunderleben, durch welches eben die Un- wahrheit des Naturseioa und die höhere Macht des mit dem Urgrund geeinten Geistea aich ausspricht. Der Meaach, in welchem dae Taa Wahrkeit geworden iat» darf nick nielit knackten laaaen von unwakran Vielkeit der Dbq^» kat aie in aeiner Gewalt» aie muaa ina gakercken. »»Wenn der Menack die Binkeit kewakrt, wenn er aeiaeLekenakraft bändigt und unterwirft, so wird er sein wie ein Neu-

Gehorner, er erzeugt die Creaturen und ernährt sie, und

herrscht über »ie. Wenn der Mensch wahrhaft vollkommen syeu orden, m untern Irft sich ihm die Welt. Wer zum Nicht- Handeln gelangt ist , dem ist nichts mehr unmöglich." S'^) Obgleich die meisten Tao- SckÜer wohl längst die tieferen Grundgedanken verioreo haben , so waifiBQ aie aiek deck gierig auf die Foigeraageo» die einer kindii- ckaaFktotaaie ao ackawiekeki. Noek jetat aieken die Tao*tae im

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Lande umher als hochgepriesene Zauberer und Gei*»terb€schwüror ttod die Chroniken wissen viel von dem durch ihre Gaukeleien an- gerichteten Unheil zu enähleo;^) dem gemeinea Volke sagt sokfae Weisheit oetflrUch sa,

8. Die höchste Bfacbt der Natnr fiher deoMeDseheti seigl eidi in •ehieni Tode; der heilige Meneeh imm diese Mecht des «Mrohreo Seins Aber sich eicht anericeinieD, der wahrhaft Weise sÜrirt sieht; was wäre alle Wandermacht, wenn sie der Nator die Macht des Todes zugestehen mflsstc? Der Mensch, welcher, aus der Welt der Unwahrheit zurückziehend, mit dem wahren Tao sich eint und dadurch Macht über die Natur wird , muss auch die Macht des Todes zu brechen TermOgen; die Natur hat über den Weisen keine Macht mehr; er ist UDSterhlicli.**) Aber diese Unsterb- lichkeit ist sieht von Natur, sondern ist ebe ermngene; der Measdi bricht des Todes Macht, wenn er die gSttÜche Lebenshmft in sich avfnhnnit; diess geschieht, seh? wahsscheiniicb im Ansehhiss an das indische Sorna und Amrita, durch den „Trank der Unsterb- lichkeit", gevvi.ssenn^seri die aus derNattn herausgezogene gott- liche Lebenskraft, das Göttliche an der iSadtr. Dieser Trank ver- scbafFt nicht blos ein Leben nach dem Tode, sondern %*or Allem ein Fortlehen auf dieser Erde, entweder ohne Tod in dem nickt alternden Körper » oder in der Weise der Seclenwandemng. ♦o) Diese Unsterbiichkeit ist Übrigens eine bescbrinkte, denn des SM der „Helligen" ist es, sick anletzt In Nichts anfsulisen;«i) und „die Rückkehr Mis Nichtsein ist die Lebensbeweguiig des Tao>*) IHeser ÜDsterbBdikeitstrank, von dem übrigens das Tao-te-kfaifi: nichts weiss, spielt eine grosse Rolfe in den chinesischen Gei»cl»ichten ; niehrure Kaiser haben ihn getrunken, uud einige haben sich den Tod daran getrunken,*^) ohne für Andere eine Warnung au sein; auch jetzt wird noch viel Unfog damit getrieben.

Alle diese Erscheinungen tragen durchaus indischen 'CharakAer, und es bedirlle, am Aesen fremdartigen Ursprang der Tae- Lebte sQ zeigen » nicht erst des Umslandes, dass einem Kaiser der Ua- sterUichkeitstrank roa MSnnem gereicht wird, welche aes Indien kamen ;M) dass die Priester des Tao wie die Baddhageistilchen Schämen genannt wurden, dass die Zeitrechnung der Tao- Schüler ganz wie die indische in die Millionen geht,<^<') dass ein Götzenbild dieser Secte von schwarzer Farbe, schrecklicher Gestalt und mit drei Augen'^'') sofort an ^iva, erinnert, dass als die höchsten Geister der wirkKohcn Welt drei göttliche Wesen erscheinen, von denen der elM der Geist des flimmels and der dritte der des Feners Ist,«*) wie Biama «nd (Ivn. Bincb der Sage

üigiiizuQ by <^üOgle

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vrarLao-lne in Indien geneseu; dicss wird dadarch unterstützt, dass

der Tat> - te- kih!? einen Thurm von neun .Stockwerken erwähnt;*»)

iokhe Gebäude t>'md aber in China erst viele Jahrhunderte später

f OB Buddhisten erbaut worden, und sind indische Pagoden.

Die Tao-Secte hat sehr verschiedene Srhkhtle im ReNshd

friMMf teU 9ewmM iie «eltet w Hofe £faiB«M, md ebagoKaber

«vfiMädi ihr in dia AniM, «ad imuMteD ihr« O— terhtidAeHoioiii

•wltMllMl Mi« (Hthim Toda WsahleD; - bald wurdoale Terfelgt.

MhMkar Strafe ▼erbotei, ihre Aobfttififer sogar ans dem Land«

gejagt. Die neuere Zeit ist in ihrem orsterbeutien <jieii»te gieicii*

guitiger gegen fremdartige Lehren geworden.

') Tao-te-kmg, par Stan. Julien, p. XIX. Gützlaff, Oesch. d.>chm. Reichs, S. 66. TS. *) T«ot. p. Julien p. XXII! etc. Gützlaff, S. 73. ») GftUl. 66; 'SUm. d. Chin. t. XII, p. 68. *) Tfto t kiug, trad. p. G. Pauthicr, 1838. p. Stan. Julien, 1642; Abel-Bänusat, Mdm. sui ia vie et Ics opiu. Uu Lau-tbcu, 1823. *) Vgl. oben iU.— •)dcMÄiUa,hist.rV,l30. 360. ■*) Tao-tc-king, c. 4, uach St. Julien n.Fantfaier. -^^TImC; ^ Juiknt p. ZIIL <— *) T«o4B-kfaig, & 1. nadi Paathier «lA Julien. ^ ^ BbMd. e, BS, aaeh Jal ^ ") c 40. c 48.— ") c 81. Abet-B^aaiat, Vd.pMh.Vw 189« ») Ttet e. S8. ti^ 4. 14. ^ ») Bbeol p. (JaL>~«') Bei KnOna^sa c 1.— **) Eia Coauasatar i. TaoL b. JaL p. ML— Ebead. p. 98,«-* *^ Teot. c 81. 88. **) Eia Coaua. b. Jol. p. 188. Taot c. 42.^») c. 87. a. CfT^m h Jul, p. 136. **)Montucd, de Stadiis sin. p. 19; vgl. Taot. p. Julien p.IV. **)Mem.su-L. p. 44 Ptc. '"*)Kony, .Tonm. As. VIT. p. 465. 488 etc. Taot. e. 16.

c. 48. 56. ^") Ebead. c 2; vgl. 3. 43. c. 20; Tgl. 64. c 13. ") c. 23; c. 43; vgl. 63. r. 64. he? lügen, 1837. I, p. 27, ") Mem. 4 Chin. XU. 69. 332. ^'') de Maillu, iV, 13Ü. Tnot. c. iO; c 22; e. 48. **) de Maiila, Lisi. V, 85. 121. ") Toat. c. 33. «") Ebend. VI. 227. '»') Gfitz- hff, eT.B.B.S52,No. 5, p. 4. *^) Taot. c. 40. •*') de Maiila, VI,39Ü. 429. 441. 490. X, f. •«) Ebend. VI, 390. **) Ebend. V. p. 50. ••) Ebend. L pref. p. 19. *0 HeMBiian, voy. L p. 858. QtHriaga, a. a p. 8. *•) Tiot «. 64.

5

Die Lehre des Buddha, der bei den Chinesen Fo t^enniint wird, seil65n.Clir.il] Chinaeingedruugeu, uudspäti r mit reissend er Sdiaelligkeit sidi yerbreitendy iiald hart bedrücl^t, bald in hobof towl der KaiMr» hat im oenerer Zeit die Mehnakl der Chinesen «Ihien Anliing«», wkwohl die ätaetebeamten der ReiclMreli- Ißom taldigeik Akcr die Baddlielehre, ans einer doreh die adeii«» tnaeLefcie dee ILong-tse onMHedigteB Selmsaekt oaeh tieferen Uen mit Gier ergriffen, bat, China uberschwemineed , Utrele« bendige Strüniuug verloren, und ist in trüber Mischung mit fremden Elementen versumpft, auf die gebildeten Klassen von sekr geringem Einflüsse) auf das Staatsleben von s;nr keinem, bietet aber dem gemewen Vollie in ihrer gefügigen Anschmieguug

m dbfa8iifldiB fiiHeii und VeiMUHieii eini^tB fiieats lür dae

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Leere der Reiolisreligion an imitrwiiiMildmi Geiuikeii» Thatsächlich hat der Baddhisnius in China allen Geist verloren, ißt faul und dumpf geworden; ein ganz mechanisches Formel- \vese09 dem Chinesen so BAtürüch, hat die Stelle der gewaltigea ld0&a eingenommen.

Da die Baddba- Religion dem indischen Geisteeleben ange- hört, und in CbhuL wolü sudilreiehe Aobinger, ato keine Ge- •eblehte ond keinen nmgeetaltenden Einflnee kal, ao dCvto wir sie hier nicht n&her betrachten; Tttfiwlte Gestalten gekUffen ohnehin nicht in die Ue&cliichte.

Zweiter AbschniU. Dm wtesenscliaftllche Leben.

$28.

Die Welt ist ein geordnetes Ganze, nicht ein zufWiger Haufe; die himmlische Macht durchzieht das All als die einige und einende Lebenskraft, und kommt im Menschen zu ihrer höchsten Offenbarung; die veniünftige Gesetzmässigkeit des Alls ist zu- gleich auch das Wesen der mensch] iohenVernunfl. Der Mensckkat in sich selbst das Maass des Alllebens; in sich selbst schaaead erkennt er das Wesen der Natnr, und in die Natar schanend, findet er sein eignes Wesen wieder. Der menschliche Geist steht so nicht als ein Vereinzeltes, Gleichgültiges da, er findet in der Welt überall das ihm Verwandte, er ist überall heimisch, überall findet er Fleisch von seinem Fleisch und Geist von seinem Geist; der Mensch ist nicht fremd in der Welt, und liebend versenkt er sich gern in die Betrachtong des Daseins. Der Gedanke, dass das Dasem ein vernünftiges , ein schleohterdinge ordmuigo« Tolles sei, giebt dem mensehlidien Geist ein gesteigertes later^ esse an demselben; der Menseh branchl da nioht erst an mitev» snchen, ob das Sein auch gut und gesetzvoll sei, ob es Meh verlohne, sich forschend in dasselbe zu versenken, soiideru er ist von vornherein sicher, dass Alles, was er erforscht, auch vernünftig und ein Gewinn für die Erkenntniss sei; wo er auch schöpfen müge aus den Quellen der Itiator, tiberatt quillt ihm dar reine Born der Vernünftigkeit.

Der Chinese hat darvm ein hohes Interesse l&r dieBrkeaM« aisa; des Measchen Weith at^ aad lUIt aut sefaiem Wasaeai ja mehr gelehrt uad eikeaaend, um so aiehr geaehtet im Staate.

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Aaf der Erkenntniss mht hier alles Staats- nnd Volksleben: die Wissenschaft tritt unbestritten an die Spitze des chinesischen Lebens. In der glänzen llnrigen heidnischen Welt, das Grie* chenthnni nicht aasgeiHNmnen, ist keine so hohe Achtang der WiMessoball und keine so hehe Bedeutung derselben flir das gnunnle Volksleben als bei den Qdaesen. Bei den Griechen war die Wissenschaft melur gesondert von dem Volksleben, war Frival&ache, hatte keine unmittelbare Bcziehuiig zum Staatsleben, ja war grade in ihren hervorragenden Spitzen in feindseliger Spannnns^ mit dem vorhandenen Staatsleben; sie war nicht orga- nisch mit dem Gesammtieben des Volkes verwachsen, fKhrte vielmehr fiber dasselbe hinaus;—- in China ist Staat nnd Wissen* iehsft eins; das gunne Leben des Volkes mhl auf der Erkennt- süss die Weisen snid die Staatsmftnner, und die Staatsmänner find die Weisen. In dem Staate der grieeUselien Intelligens, in Athen, entscheidet wohl das Loos oder die Laune des durch schlaue Demagogen geblendeten Volkes über die Erlangung ?on Statitsa intern, in China entscheiden allein die Kenntnisse; in Athen können wohl Handwerker das 8taatsrnder ergreifen^ in GMna allein die Grelehrten; in Griechenland verbannt man die frOssten Weisen oder reicht ihnen denGiilbeeher, in China erbaut iwn ihnenEhrenbogenundEHnneningshallen; einflussreieh wur- den im grieehisehen Volke eigentlieh nur die Sophisten, welche das Snbject losbanden von allem zwingenden Gesetz alls;emein- gfiltiger Vernünftigkeit; Chinas anerkaniite Weisen streben alle- sammt die snbjective Willkür des Einzelnen unter das nrrver- rilckbare Gesetz der Allvernunft zu bändigen. In Griechenland ph eben das starke Subject; in China gilt das Snbject nichts, isndem nur das Allgemeine, die objeetiTe allgemeine Weltmacht; iwi den Griechen galt diatkrftlliges Handeln, der starke Wille im einselnen Kleinstaates oder des einzelnen VoUuHlhrers der ganzen übrigen Welt gegenüber, bei den Chinesen gilt nur dieFft- higkeit, den ewig vernünftigen und unveränderlichen Gang des Volksiebens in derOrdnung zu eriialten, und dazu eben bedarf es der tiefen Erkenntniss der in demDasein waltenden vernunfti- gOB Gesetsmässigkeit, die der Mensch nicht frei zu bestimmen, 0ondem der er sich dmnfldiig au luiterwerfen hat. Gross war bei Im Griechen, wer mit starker Hand in das Leben hineingreifen kennte, bei den Chinesen der» wer mit kenntnissreidiem Auge das kunstvoll gefügte Rftderwerk beavfeichtigen und vor Stö- rungen bewahren konnte. Das Volk der unruhigen That bedurfte Helden, das Volk des ewigen Friedens bedarf der Wissenden,

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wcAelie Mkkmead dieOrdottig des roUe»4eii GetriabM fiMtkmi die Masdilne aber Ist niolit von menscliltelieiii Wte crtawl> der Himmel selbst gab Gesets und Regel.

In China ist die Wissenschaft ein hochwichtiges Glied des iStnaislebens; nur die Gelehrten sind die Beamten; ohne Wissen- schalt kein iStant ; wer Achtung erlangen will im Volke, und Einiluss auf den Staat, der muss etwas gelernt haben; er muss nicht bloaa praktische Erfabnuigeii aus dett Gebiet der Lebens« weishalt gemacht, aondem er rnnss die Emmgenaduifteii Mb»* rar Webheit atudtrt haben«

Der Mansch erhebt sich durch die Wiasenaehsft Uber die blosse Einzelheit, ist nicht mehr ein blosser Panict im AH $ das Dasein erkennend wird er eins mit dem All, er zieht das liimmli- scbe Leben, was ij» der \\ elt ausgebreitet ist, iji sich hinein, wird sieh der Veniiintüi^keit des Daseins bewusst und streift die Sprüdigkeit des beschränkten Ligen willens ab; das himmli- sche Leben , in jedem Menschen van JNatnr schon vorhanden« w ird durch die Erkenntniss der dranasen waltenden Vemdiifiig» keit noch verstirkt und concentrirt» und dar Wisaaada wird mit gesteigerter Erkenntnias geeigneter, iml^aam daa Ufanmela die gesctamäasiga Bewegung des,Volkslebeps au leitaa*

Die Sprache.

§«9.

Die chinesische Welt- Anschauung ist unorganisch; das Welt- Leben stellt keine Lntwickelung, sondern einen chemi- schen Process dar; die Urkraft wirkt auf die ünnatarie» und das Resultat ist das wirJdiche Dasein ohne wetten« fovtgehende Entwickelung; Natur* und Menachenldbos habatt keine Ga^ schichte. Das Höhere steigt nicht in lebendigem Wachsdittm ans dem Niederen hervor, sondern unmittelbar aus dem Urgrund des Seins. DasUrsein verzweigt sich nicht, entwickelt nicht Blütben und Blätter, sondern schiesst nur krystallinisch in Atomen an.

Die Sprache trägt denselben Charakter. Da ist keine or- ganisch-lebendige Entwickelung dea Stammwortes zu einer reichen» fruchtbaren Veraweigung abgeleiteter Vwnea und Wörter, keine weithin sich aaabreiteada Flexion; sondern die Wörter, an Anaaerem Gahalt alle einander gleich via die Atome einea Kryatalls, last alle einsilbig,— werden nur dadurch aar Sprachgestaltung, dass sie aneinander krystallinisch sich an- setzen; die meisten ßegriffe werden durch Wortkonglomerate i ausgedrückt» deren einzelne Bestandtheile nachieslen Gesetasa ^

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mA m giiiirihr fügen. We Wörter ilnd Mm leli«iiig«ii Keine,

ilei tiren und gestalten sich nicht, sind todte Sto^heile. Die Sprache hat kein gei stiege s Gepräge, ist nur symbolische An- deutung für <ieii Gedniikeii, nicht sein wirklicher Ausdruck 9 ist •ise in Laute gesetzte Pantomime.

Die chinesische Sprache ist uster allen Sprachea der geschieht' KchsB VÜker die selnfierigstef weil sie in ihrer spröden Uobeweg- Ikhkeit dem lebendigen Gedanken nicht an folgen vermag, ihn nur andeelet» nicht ausdruckt DieOrammatiklst sehr noTollkoainiee. Wie die Chinesen keioeo wirklichen Unterschied kennen zwischen Geist lind Natur, zwischen dem schlechthin Thätigen uüci dem passiven 6cit). so haben sie aiirh keinen Unterschied zwischen dem L^oisti- gen Worte, dem Worte des Lebens, dem Verbuni, und dem Worte des SeiaSy dem Nomen; dasselbe Wort ist unverändert, je nach dM gesawwMinhnng» hald SnhstantiT» bald Adjectiv» bald Verbum; sie deeliairen und conjnglren nicht, haliee ? om Yerlmni eigentlich sar die substautivische Fem, den Infinitiv ; i) das Verbum stellt als ehi sweftes BegrilTswort neben dem Substantiv, ist nicht mit ihm su einem lebeudigen Ganzen verwachsen ; in der Sprache ist ein eheuso ungelöster Dualismus wie in der Welt. Die Zeit kann am Verbum selbst nicht ausgednirkt werden, sondern nur durch Uiuzulüguog Siaes besonderen Wortes, welches diese Zeit bezeichnet. Nur Accent und Stelluug unterscheiden die Geltung eines Wortes als SulwtantiT, Verbum« Adjeetiv^ Zahlwort, selbst als Prfipesitioa. Keine Formenlehre» sondern nur Syntax Dieses todte Neben- einaoderstetlen von Wörtern ohne ein inneres lebendiges Band macht das Verständniss so schwierig; der Geist mnss erst in die todte Masse hineingetragen, der Sinn oit mehr errathen als gelesen werden. Die Zweideutigkeit der Sprache sucht der Chinese durch mausigfaltige Darstellung desselben Gedankens zu entfernen ; daher die unaufliSrIichen Wiederholungen ro wissenschaftlichen Schriften; fon den vielen Dursteilungen, die alle dasselbe sagen wollen, be- * selchuet eben keine den Gedanken scharf und bestimmt« Keine Sprache eines gebNdeten Volltes Ist daher zur Philonophie so wenig geeignet; die Sprache i^ewährt dem fortschreitenden Denken keinen {^bahnten W^eg, sonder» bezeichnet denselben ^ewissermassen nur durch ausgesteckte Stangen, und der Hörer oder Leser muss sich Dach diesen Signalstangen auf gut Glück den Weg selbst bahnen.

Die atomistische Natur der Sprache gestattet keine reiche Ent* wickehug des Satses; mit Jedem neu hhmugelllgten Worte steigt die Sehwieifgkeit des Verstehens; daher sehr hurte Sitae. Whr finden du nicht ebeu wett TMweigten und AehtbeiaubteB Piansen.

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wndiu, •mäm ei» in die Lliige iMScInreriiclMS «d itegwNiiUgwi SieingerOlle» Die kafsalkiiiige Spiaclie ermfldet das foileileiide Deiik«ii. Die diinesfeche Spreclie erbnert Tieiradi an die enrfe

Sprechweise der Kinder, welche auch die Wörter unverhanden ne- ben einander ütellen, vom Verbum mir den Infinitiv keitneu und kein Wort flectiren. China zeigt aber diirehweer eine fest c:ehaltene Kindheit des Geistes; festgel^teu ist aber wie bei keioem auderea Volice die älteste Sprachform; die Sprache der Kings ist von der jetit geaprocIieDeo wenig abweidieDd,') wiewoiü die daich den Baddhianraa in China belcannt gewoidene Saoacrilapracbe einen lebendigeren Hauch Aber die Sprache anagoaa.^ Die Ananlli 4ea WOrterschatzes wird durch schwerfällige Zusammensetzungen sn ersetzen gesucht; die noch nicht 500 aufmachenden Stamrawürtcr bilden durch verschiedene Accente und verschiedene Aussprach c 1445 fast durchweg einsiiliige Wörter, aua deoen dann zasammea- geaetate gebildet werden. *) WiUl V. Humboldt, LeUnk Abel-K^miiaat sarlanatare des forme« gram>

maticaki etc. Paris 1827. p. 2. 16 etc. AbeJ-Reinnsat, in den Anmerk. dam. Ebend.

S. 97, K. F. Kenmann, Asiat. Stadien, 1837. S. 24; Endlicher, chines. Gramm. 1845.

§ 121 f tc, "2) T^enmann; in Illgcns Zeitschrift 1837,1, p. 8. ») Sb«nd. p. 2t.

*) I^eunann, Asiat. Btndiea, IB37, 1, S. 16. 80.

Die Schrift.

§ 30.

Die AVildeii leben nur fiir den Augenblick; ihr Geistesleben ist nur ein vorübergehender Ton, eine bald verschwiudende Welle; Alles ilieaat, und der Geist mit demselben; daher nach kein Interesse flir das Bleiben, für das Festhalten des CSeisti- gen* Bei den Chinesen Ist nicht das Fliessen, sondern das Sein das Wahre; das Sein ist ohne Anfang und ohne Ende; des Seins höchste Offenbarung, der Himmel, vergeht nicht, sondern immer sich bewegend, bleibt er doch, und es bleibt das unab- ändcrliclie Gesetz seiner Bewegung. Die Chinesen haben darum ein Interesse füt das Sein und Bleiben; so wie der Himmel, bleibt alles wahre Sein; China selbst ist nicht ein vorübergehendes Reich, sondern soll immer sein nnd bleiben, rnid so auch Alles, was in Cliina wahrhaft ist. Das gedachte Wort soll nicht ver- hallen , denn alles Seiende hat an sich einen Werdi. Daher ein reges Streben, das Wort festzuhalten. China hat die älteste Schrill, aber sie ist so wenig wie die Sprache lebendig; die ein- zelnen Wörter erwachsen nicht aus g;emeinsamen Grundlautcn, sondern stehen als fertige und untlieilbare Ganze da; jeder Be- griff hat nrsprfingUch ein besonderes Zeichen.

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Die Chinesen hatten ursprUogUch Knotenfädcn, mit denen sie bestimmte Begriffe beaeichneten , c;an» in der Weise der Peruaner [Bd. I, § 170.]; die verschiedeDe Zahl und Entferoung der Knotea gab freilich eine sehr beschränkte Anzahl von Zeichen; doch war- te «ÜMe Kaotonaduiüre seit Fo-hi bereili durch die wirkliche Schrift YOTMiigi <) IM« Kna des Fo-hi [} 6] mm Ae&og dee dritten Mrtueeede yor der. echeineo en» dleeen KeoteoecluiireD eol- sprangen fe «ein ; die ganiee end durclihrocheeeii Llnleii ilBd ehe» auch jiur Syiubole von sehr beschrftnktein Umfang. Aus diesen Linien bildete sich ailmablich die eigentliche Schrift;*) &uh den 64 Kua waren 300 Jahre später 540 Zeichen geworden,^) die aber bald so vermehrt und so wiUkdrIich amgestaltet wurden, dass das Veist&ndiiiM ÜMiMDinöglich werde. Im Dennten Jahrhundert verChr, wiiee dabev» wm die Veiwimuig sn endeo« die ScbiiftseickeD derch die Megiereeg geeiehtet» feelgeeetal end aef Mamofeieleii eiogegrftbe»; aber erat In difttoe Jahifavodert Ter Chr. war diese gesetzliche Schrift überall durchgerührt. 4)

Die chinesische Schrift nar ursprünglich reine Bilderschrift, je- de» Zeichen ein Begriff; z. B, 0 ist Sonne, ist Mond, ist eins sist zwei« (|) ist die Mitte: durch Zusamnieusetzung bildeten sich abgeleitete Zeichen, s. Bi. Qj) ist Glanz; ein Mund und ein Vogel iit Vegeigeaeog. Waeaer wd eia Avge bedealet Tbfioe« eine Tbflr aid eio CNtar iai bercbea ete.; dieae eiolaidien« Jetat aebr veiin* deKeoBfMemeicheB naehea aber nur einen klebe» Theil der Sebrift ' aos.^) Die meisten Zeichen der ausgebildeten Schrift sind aus einem Laut- und eineiii liegriffszeichen zusammengesetzt Die VDilstän- dige Zahl der gebrSuchlichen S( liriftzeiclien beträgt gegen 25,000; jedoch gieht es, wenn man die seltenen hinzurechnet, viel mehr; die Geaanuntzahl der anwendbaren Zeichen hetr&gt gegen 50,000; Ikr den gewCbnUcben acbrifttteben Verkehr reiebt acben die Kennt- dss Ten 4000 Zeicben ans.^

*) Cboe-feiiig, 581; pt^ p. TJJLIHI. XXZXVHL CO.; de Ifaflla, hiat. |iat|u4. 7. 8; Mwrlini,abitashiskdNaaI,1658»Q,p.9.1S; Klaproth, Arial. HiSM. 1809, I, & 81; Abel-B4auuMrt, Bsdt. not Im hmguM TarL ^ 87. *) De Hdila» Utt. gea. I> p. 7. 8. *) Ebend. p. 19. > 0 Cfaon-Idiig, p. 884. Bnd- Beh«, chines. Grammat 1845. f 1. 5^8. OBbeod. | 5. 8. ^Da Ifailla, na Choa-kiiig, p. 888. 884; Heavami, Asiat. Stadica I, 8^ 4. 14. MUehar. f 88.

Die WiisenichafL

§ 31.

Sin elgentlidi wianenaidialUicliea Iic^bea, iber das blosse SeBMialB ron Beobgebtimgen imd EinfiUlm.zn doer geistigen Vmrbeitaog des Stoffiss fMrtgehoid) begumt riemlicb spät, in

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crrfc9li(«r W«kMi «rat vm die Mt ChrM, wM «M^m UbUtIn»-

chano:en dann sich steigernd bis ins dreizehnte Jahrhundert, wo dasselbe seine höchste Blüthe und philosophische Reife erreicht, um bahi d m liher. als der Glaube an die ewige Festigkeit und unerschütterliche Ordnung des Reiches durch die Mongoleu-Er- obemng gebrochen war, ^obuell zu sinken, und sich erst sp&ter, zwar nicht va neuer Schöpferkraft, aber doch mm Wndeihflie> ben nnd Sammeln des Emingenen wieder anfisaricfaten*

Die sehr reiche, vielfach vom Staate getrageae und bafMerte wissettscftaftlfebe Litterator, an welcher sich selbst die Kaiser und die liöchsien Ntaatsbeamten betheiligen, zeigt trotz grossen In- (eresf!PM für rrpistises Ijebcn doch im GRnzen nielir ciue Fülle vun Stoff alK geistige Durchdriogung desselben, mehr Beobachtungen «nd Bemerkungen als Gedankenarbeit; die Darstellung sucht meist durch vielfache Wiederholung desselben Gedaakeos die Mii^ der Sprache auszugleichen; trockene Verstfiodigkait henacht var, die Phantasie tritt zurflck.

Der erste Versuch einer ordnenden ZasammensteHuBg des IVis* sens iindct ^k'h im 12. Jahrhundert vor Chr. ;i) das ist aber nur eine ganz rohe und oherflrichliche Gruppirun«: von physischen, sitt- lichen und politischen Dingen, im <'rston Jahrhundert vor Chr. stieg dieLitteratur bedeutend uoter der Begünstigung deaKaisersWo-H*); im zweheu Jahrhundert errichtete ein Verein tob Gelehrlea ein Art UnIversttSt, die bald Tanseade vou ZuhSrem zihlle.<) Kaiser Jaug*tl um 600 aach Chr« berief eine grosse VeraanuBluag voa (k- lehrten nach der Hauptstadt, trug ihnen die Abfessunf^ über alle Seiten i\i\s Wissens aul und sammelte eine grosse Biblio- thek.*) Die höchste TUiirb« erreichte die wissenschaftliche Littera- tur im 12. Jahrhundert, als die Mongolen bereits den nördlichen Theil des Landes in Besitz genommen hatten; es ist diess dteZeitf wo Tschn-hi lehrte und wo dessen Scbftler Ma*tnaa-lhi aeia gross- artiges eocykbpfidlsches Werft herausgab. Später beachriakte into sich aufSammlungundErklftrungder alten Litterator. Dia fan voriges Jahrhundert auf kaiserlichen Befehl gemachte Sammlung der rorsig* liebsten Werke der Litteratur beläuft sich auf 160.000 Bände. ^)

') Im J>chu-king, p. 165 etc. '*) üützlaff, Gesch. i^. ^) De Maill«, III, p. 473. *) GauL, S. 214. *) Neumann im Nouv. Journal AsiaU XIV, p. 63.

§ 32.

Für dieNatnr hat derChineae ein hohes Interaaae, denn sie iet hier das allein wahre Sein; was da Geistigea exMrt» das ist nur in und an der Nninr; die Brkeimtiilas des GelMe« tilManrihik,

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üe der Nstar in den Vorder^nd. Aber eben weil diene Alles m Allem ist, ist hier ihr wahros Wesen verwirrt und ihre Rein- heit getrübt. Die Natur ist das Göttliche, und dns Göttlicke ist Nütar. Wenn also der Chinese für dieselbe ein hohes Interesse «9 hm er es eigentlicli nidit fbr sie, insofern sie Natar ist, isadsni insofern sie d«i Gdtdielie ist; er betmehtet sie iiiclrt nn- bcfim^, sondern er sneirt mehr in Ihr als er In ihr snohen kann. Diese BeftiiigetiheH bewirkt, disss swar rfele Beobaehtnng:en Iber die Natur £;emacht werden und viele Gedanken über sie, aber kein w irkliches Eing^ehen in ilir inneres Wesen zu finden ist.

Vorzn«rswcise ist natürlich die höchste Offenbarung des gött- lichen äeins, der Himmel, Gegenstand der chinesischen Wissen* sebaft; üe Erkenntniss des Himmels ist die Erkeiintniss Gottes; ^Aslimeinie IstTheoiogie. Die Astronomie ist sehrlHUi«nd teMi bemalend entwiekeh, und die Aasleht Ist irrig, dass die CUnssen es »iehl bis m einer wirklMen Bemfannng der Him- ■sisbcwegung; gebracht hAtten «nd ihre Kalender nur durch europäische Astronomen herstellen könnten. vSoiuien- und Mond- finsternisse wurden schon im arbten lahrliiiiidert vor Christo berechnet, und die Kalender sehr sorgf ältig gemacht. Die Astro- nomie ist Staatssache, der Himmel die bestimmende Maeirt für is Regierung; der Kaiser mnss sieh in seinem Regieren nach dm CenateUatleafii am Hfanmel eben ao riehten wie ein konatl- MisMller First naeh denen der VolkavertretaBg; aber der cht* imische Kaiser hat diese Maeht Über sieh, und hat gegen sie kein Veto. Die Astronomen sind des Himmels Propheten, sind seine Priester. Auch in den übrigen Naturwissenschailen ha- ben die Chinesen reiclu; Heobachtnng:en gemacht; selbst eilige Theorien über die Entstehung der Natur hnden sich vor.

6cboD dem sagenhafteo Gründer Chinas, Fo-hf. M-erdeoHiminels- bmhaditnngen sogeschiieben, Mne nidisteD Naehfoiger pflegten die Aatrenonrfe nad Hessen die Bewegungen der HImneUcSrper he- racfenen; nad* schon vor der Mitte des dritten Jshitanaends Iksd miD, dass man in 198ovmenjahren TMondmonate einsehleben nflsse, um welche die Mondjahre kurzer wÄren; ein bewegliches IMaueta- riuia wurde i^eiimeht, um die Bewej^nnu der Hliiiiiieiskürper zu ver- aBSchaulicben. Um 2500 wurde eine astronomische Akademie be- gründet, und die früheren Beobachtangen gesammelt;*) eine astro- nomische Beohachtni^ einer Saaneuiasieruiss wiidj wiewohl an« ächer, an« dem Jahre 215i5 berichtet.^ Tae, der erate Heirseher is der elgeotHeb geachidMichen ZeH brfaigt die Astt onsmie an hO- hnerSafirfohehnig, ordnet die Mtreehnang nnd gab den Aattono-

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meo bestimrate Is«4niflttiMMB. Dm Mif SMTage angenonneiie Jahr lies» er genauer berechnen. Der Himaiel, so fand mao^ rückt in seiner fä^Irrfien Bewegung uiu die Erde ehvas neiter vor als die laogsa- iiiec sich bewegende Soone, und nach 305^4 Tag treffen beide wieder id demselbeu Punkte zusamruen. Der Mond aber geht vitk IfiBgMmer als die Soiiiie, ist in 2(H0%4o Tagen wieder an deraelben Stelle lies Hunaiels, und «ein swOlfiaaligor Ujekiei«» eie filoBdJahr, dauert 354 Hs/g^ Tage; ie 19 Jahveo kehrt der Mead Ihaf; in den- selben Stand in Beziebnng anf die Sonne wieder awtek; genener aber erst in 4()17 Jahren.*) Es sind aber in diesen Berichten un- zweifeliiaft /spätere Berechnungen der früheren Zeiten zugerechnet; erst aus dem Jahre 770 vor Chr. werden neue Beobachtungen er- wähnt; es scheint in der That erst seit dieser Zeit eine grossere . AanbÜdung der Astrenomie stattgefonden an faalien, nie blieb aber doeb hnmer weit binier der der Gtiecben laHIeb,^ nnd int Mher kl ibiem Weilbe sehr Ikbertrieben wotden; ni efaier wnUlcben Wlssenncbaft bat sie nie erhoben; bnmileQ doch nnr Seit der JesuUenmission die kaiserlichen Astronomen nicht einmal den Sonnen- «ichatteo einesZeigers berechnen. Die Berechnungen der Himmels- bewegungcn waren auch nicht ganz sicher; nicht selten traten ange> kündigte Finsternisse nicht ein, und man erklärte dann sofort, dann die vortreiOiche Regierang des Kaisers das Unglüdc abgewendet babe^«) Der lOjibrige MondeyUns war um die Zelt Gbibrti in €Unn bestinmt behannt; dass derselbe den Chinesen von West- Asien her bekannt geworden» ist swar nicht nnmögiich, Q) aber doch «Nvahi* scheinlich.

Die bekannte im Volke geltcride VorsteUnng^ dass bei einer Sonnen- oder Mondfinsterniss ein grosser Drache den Himmelskllr- per versebiinge, und die mit dieser Vorstellung zusamnienbftngen» den seltBnmen Gebrinebe scheinen jener Entwicbefaing der astro- noniscben Kenntnisse sti widerspreohen. Bei jeder Flnetenlsa siebt sieb der Kaiser in sehM inneralen Genidier surflck, «n dnreb ▼emobledeneCeremonien die Soone wieder leneliten sn lassen, indem er sie ans dem Rachen des Drachen befreit; die Mandarinen erscheinen in F<'stkleidung im Hofe des mathematrsrhcn Tribunals und werten sich beim Eintritt der Finsterniss aul die Knie und be- rühren mit der iStim die Erde; in den Strassen wird mit Tronunein md Pfeifen ein entsetaliciier Lärm gemacht, nm den Drachen von der Sonne nt Terscheochen; die Sternkundigen beebncbten «nier- dess genan den Veiianf der Finsterniss. ^ Bei Mondinsternlssen nuidien die Cbhienen noch jetat grossen Linn mit allen mügllcbeB schallenden Weriueugen, uju den Dracbeu zu erschrecken, welcher

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deo Mond verschlinfen will. An einem jährlichen Feste wird die fierreiun£^ des Mondes von dem grussen lirachen gefeiert: in der Nacbt trägt man beim Scheine zahlreidier Fackeln eine grogse voo joBM eiienelitete iSchlange, gegen ICM) Fuss laog, in Procesmon niher; oeben dem ScUaBgenracliCB beiodet sich eine Kugel, welche den Mead TonrteHft; die Leite, welehe den Kepf ingen, ■achea heftige Bewegoegea, wm de AeetieegiiiigeB aenileateo, welche der Dncbe Melit, nni den Mond su verscUlogen; dehei gewaltiger LSrm mit Racketen, Trommeln etc. ii) Diese Sitte er- ioDCrt auÜailend an Mexikr)

Mag ntin bei dem niederen V olke immerhin Aberglauben hcrr« HcheO) 80 ist es doch ganz undenkbar« dase die Kaiser und die Staatsbeamten die kindische Vorstellung von dem Verschlingen der Scne dnieh eisea DimclMB tMlen eeüten» da die Fiaateraiaee JaMÜtli gmn beieehoet wvide»; und deeh aefaaien jeae an den limeadea AnAxkteo TheO. UnawetfcUiaft kt dieaa die Soane ver- ■ebliogende Drachenbild ein blosses Symbol, entweder hervorge- guügen ans der plumpen Vorstellani» des Volkes, oder, was mir uahrscheinlicher srliclnt diese Vorstellung durdi AIiss\ tT^sUind- niss erst veranlasseud. Der Drache ist das Wappen Chinas, ist das Symbol der Lebenskrall des Universums, Symbol derUhnmels« ■acht; «ad dieFiaatetaiaae werden dareh die allgcwaKige Macht des ewig sich bevr^enden Hitanielfl eyaeagt

Keai6i6D waidea oft ab - farehtef reg ende EradMliMuigea er- wibat, aber weder berechnet noch erklärt. i>)

Die Z ei tre ch n uo4r wurde durch die Astruuomie schon /u Ko- hi's Zeitbciinindet. ,,Die Zf^ifrechnung, sasrt Tscim-hi, liinlet statt durch die ürmaterie; die Rechnung ist nur möglich durch die wechaebide Bewegung und Ruhe der Sonne, des Mondes und der Sterae; daa hiaaa ianerlftolM, niailleh daa Beharrliche, das nicht hennatifitt, haaa nicht geaihlt wefdea^««») d. h. der Begriff der Zeit raht lllieriia«|it aar ia der Bewegung der Walt. INe Chi- aeaen radroea im bürgerliehen Leiten nach Mend jähren, die nur dorcb Einschaltungen mit dem kSdrineuIaulV ausgeglichen werden. Die Monate, von 29 und 30 I agen, begingen mit dem Neumond, QRd das Jahr mit dem Monate, in welchem die Sonne in das Zeichen der Fische tritt. Da die Mondmonate etwas kürzer sind , als der twilfta Theil des Sonnenjahres, also als die Zeit, in welcher die Seaae «iaa der awtff Zaiahea der awk hier galtendea £kiiptih darchliafty ao iiitt ia nancheB Mondiaaaataa die Soaae gar aieht ia da aeiiea Zeichen, and ein solcher Monat wird dann ala Sehalt- Aonat betrachtet und mit seinem Vorgänger als ein Doppelmouat

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MMunMasttühli Dm geifliliBlIclie Jahr hki SM Mtor SM Tage,

das Schaltjahr 383 oder 384. DieTage, mit Mitternacht beginnend, werden tu 12 Standen getheilt. Die siebentägige Woche ist bei den Chinesen nicht in Gebrauch. Sech/isj Jahre bilden einen Cy- klus. Eine beatiiiuute Aora in dec Jabresrecbuuog ieblt; maa l»e* «timmt die Jahre nach den RegiemngM der Kaiser.

Über die fiatetalMog der l^btnr habaa iree^ateoa dU Piilo. aoplion eiiiige üafer gehende Betmehtaayae gcoMaht Tach»lu lehrt: ,,der HiBund hewegt akh lastloe; Tag and Nacht heiregt er sich im Kreise, und desfihalb bleibt die Erde fest im Mittelpunkt. Wörde der Himmel niir einer» Moment ruhen, so wflrde die fc^rde als- dann ri()t}i\\ endig li<!ral>(allcii. Nur durch die Schnellicikeit der krei- sendeo Himmelsbeweguog kann die abgeschleuderte Miisse sieh im Mittelpunkte anaetien uad verdichten. Die Welt ist demnach der Miederachlag dar UiMterie» daa Leiefate nad Reiae wkd der Bka- nel, daa Sehwera uad Unrahie die Erde. Abwicta gerichtet hit daa Uareiae «ad Doakle der Unaalecie; daa Sah» nad Leachteade tat avfwirtff genchtet. Aus den schlammigen Absatz des Wassers ward die Erde. Jetzt noch habeu daher, wenn man in die Höbe steigt und um sich blickt, Ber^e und alles Andere das Ansehen der Gewässer, und es scheiut, als ob Wasser oben schwimme. Der Himmel hat keine feste Form, sondern die Urmaterie bewegt sieh bleaa sehr schnell Im Kreiae, wie der schneliate Wied, la der iaaaeraten Peripherie bewegt aie aich aaaairerdentilch echaell ha Kreiae."») Tachu-hi erwihat dabei« daaa llaaahe daraiaa den ater* hea Windzug aaf liehen Bergen eihlirea. »»Daa AN eraeagte aaerst

das Keine und Klare, und darauf erfolgte das Unreine und Dichte. Der Hinunel erzeugte zuerst das Wasser, und hieraul die Erde das Feuer. Diese zwei Wesen sind das Klarste und Keioste der lünf Elemente; Metall aod Uola sind schwerer als W^asser und Feuer, die Erde ist aoeh schwerer ala Metall aad Hab« Die fOaf KleaMte aiedrWaaaer, Fener, Holt, Metall« Erde, loYaoadTaag aiad die fÜBCElemeate enthaiteai Hole aad Feuer abdYai^ Metall aad Wasser aiad* Ya; Yo vnd Yang und die Aaf fileeMiite eraen* gen alle Dinge.** i*) Die iünl, i*ehr oft erwähnten Elciueutc hatten bei den Chinesen urspränglich keine wisseuscbuiiliche sondern eine rein })raktische Bedeutung; sie sind nur die fünf zum menschlichen lieben nothwendigsten ailgemeia verbreiteten Stoffe ; ein guter Kaiser Maa fib- dieae afaifDiaie aetgea, damit MieMaad Keth IMe; «>) «ad etat aplter legte ohhi dieaea Stafflm elae Mhr phyahlAa Be* deatttag hei.

Der Cemp»aa aall Mhoh Im awüMteo Jatehwdnl vor Oteiste

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Ton einem iMiüister eituudeti »ein: dieser ^ab nämlich einer Gesandt- schaft eioen Wagen mit, aul' weichem eioe meDschlicliel' igur auge- iyraeht war, welche mit der beweglichen Uand immer nach Südea ■dgto. Mftob Anderao mM 4kuM EtAadaag noch ftltcur aeiA,«>)

INeeigeiilllebeNMttr-CrttMkiobtawwik dtntli flelMige Ba- i>iiclHinigcu nidi ansgebaiit Dms die Ventiuimag«D die ^Wikvogen von groeeen Ffarthea «eiee, wveste Tedn-Iii. ,,Die Aasterschaalen kann man noch auf hohen Bergen sehen: sie .sind Gegenstände der ehemaligen Gevr&sser. JDa^ Niedrige ward hoch und das Weiche ward hart."**) Die Botanik wird auf deu ic weiten Kaiaer niriirtrgeftlhrti Dieeer sammelte EjLemplare von aUee ■■lareethtiü MMueoerlea md leilite ele in die §Aiki§t Klaeee^ od biUeto ae eioe Matuifeeellcye/«»)

INe ArsuelliiiBde eefl'veo eteem der ilteetoe Kaiser begifiadel netdea aeto; »,er keaale aiclit aareifelo, daaa der iiinuael, welober den Menschen so reichlich die Nahrung gewährte, denselben anch Id den Erzeugnissen der Erde die Mittel geboten habe, die StTi« run^ren des menschlirlirfi Körpers zu beseititi^eii ; daher prüfte er selbst die Matnr der Kräuter, kostete sie, stellte V ersuche mit Hinen an uhI urtheilte nach ihrem Geschmack nad ihrer Wirkueg ibar ünie BeadialMMit £r laad ae die glftigea and ihre Gefea* lifte, «od aeii aa eiaem Tkge 70 Arlea vea Giftpiaaeea gefimdea Itlea aad el»eD ae viele C^egengiAe.^«*) 80 aegeaiuift die Naeh» tidrt aaeb iat, ao Iteweist «tie doch jedenfalls ein sehr hohe« Alter von medicinischen Beobachtungen. Die chineHischen Ai/.tu zeigen . oft grosse Geschicklichkeit, doch besitzen die europaischen Arzte bei dem Volke viel grösseres V ertrauen; praktbchc Beobuch- iHigen aberwiegen natürlich die TiMorie. Der äratliehe Betof eabt geiHlbaiidi la der Faiailie iert.

^ De ICaQla, Urt* gaa. I,p.7. t. aa. w. •)EbMML ^ ae« 84.— ■)0boa-khi8^ » II. m i|B^ II4«B]na» Uat da IVtftain. aa««na^ X, ^ 861. ^ pkt, 9.45^48$ TgL Jddar, Ztitoednuug d«r Ghni. S. 136. ~ *)DeUmbt«, I,

p.354. •) EbeiuL p. 869. 368. ') Ebend. p. nr.o. ") Gaubil, Obscrv. maOi, n,p.32. •) T U lor. a. a. 0. S. 153. - Do Mwll«, bist. XIH . p. 733. -1 ^""^ Anstand, 947. S. 637. '«)Bd. I, § 138. ") Dolambre, I. p. 357. 358. ") De MiiUa, bist. gen. 1, p. 9. Tschu-lii bei lllgen. S. 60 ~ Weier, a. a. ü. 8.

73 «tc 183. 145. -•')Tschtt-bi, a. u.O. 56.— ")Ö. 64.— ' ^^Ebend.S. 84. -*)Y-kiög, n, 404.— .^')DeGuigne8 iiuChoa-king, p. 262,Not. 2; dcMailla, 1,316. -"^ b. lilgea, S. 57. de Moilk, bist. geu. I, p. 13. MaUa, bist, gen. I, p. 12.

§33.

. Dmi G«fl€btelite fiOlt weaeniUdi mit der jKatur-Bimricke- }n% BuammeB, lat nicht bloss von ihr abhängig, i^i Tiebnalur

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sie selbst. Die Geschichte ist ebenso ein Ergebniss der Himmels- bewegniig wie das Naturleben auf der Erde. Die Wissenschaft der Geschichte ist eigentlich eine Natur -Geschichte. Der Chi- nese sieht in der Geschichte nicht eine Entwickelung des Grei- stesy Bichl ein Fortschreiten, sondern ehi bloMaa Daseia wie in der Natur. Die Geaehieiite wird nicht, soBdcm ist; es ist in der Cresehielite wie in der Natur eio StolieiiUeibeB der INiige, eia blcsser Z ästend, nicht ein IbrtgelieDdes Werden« Die Ge- schichte hat kein Ziel, zu dem sie hinstrebt, sondern mar eine Voraiissetzujig; man fragt in der Natur nicht sowohl nach eiiicni Endziel, als vielmehr nach einem Ursprung; so ist es auch hier in der Geschichte. Die Geschichte will nichts machen, son- dern sie ist gemacht; sie hat nichts zu erringen, sondern nur ob- ▼erfindert fcftanfliessen; ilire Wahiiidt liegt atdit am Sude» sendem amAnfimg; sie sdi niclitsHlilieree herTormfeB» sondern soll mir bleiben, was sie ist Wie die Naiv wesenili^ als ein P r o d u c t erscheint, bei wdbhem wir zunächst hmer mir fragen : woher, und wodurch? so ist hier die Geschichte auch uur einProduct und nicht ein Mittel zu einem erst noch zu erreichen- den Zweck; sie ist Resultat, aber hat keins. Der Himmel hat kein Fortschreiten, die Geschichte auch nicht; die Bewegung der Geschiehteist wie die himmlische eine ewig sieh gleichbleibende Kfeisbewegong. Die Himmelsbewegong hat httehtsens Stil» rnngen; so kann anck die Geschichte ausser desi alltäglidbea Verianf nnr Sternngen haben, die eben gar nicht sein seilen. Was den westlichen Völkern der Kern und die wahre Bedeutung der Geschichte ist, die kühne, Neues schaffende That der Per- sönlichkeit, das ist hier ein störendes, schuldvolles Eingreifen in den gesetzmässigen Umlauf der Geschichte. In der Geschichte soll und darf so wenig wie im Himmel und in der Natur über- hanpt etwas N enes geschehen« Und wie es in Cliina keine «ih dere Geschichte des Bimmels giebt, als eine Aufeihhing der Störungen des Himmels durch Finsternisse etc., soeathAlt die eigentliche Geschichtserzählung der Chinesen vorzugsweise die Störungen der wahren Geschichte. Wäre Alles so, w ie es sein sollte, so gäbe es von dem chinesischen Reiche eigentlich keine Geschichte, sondern nur eine Beschreibung; von dem gesetz- mässigen Verlauf Hesse sich nichts erzählen , da ja auch gar keine ftnsseren Stttrongen der Nator den Frieden des Volkes trüben würden.

Die Geschichte kann hieniacb nar folgende doppelte Auf- gabe haben:

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n

' 1. Sie hat die Zeitreclinung zu führen, die einzelnen That- Sachen in die Jahresretiien einzuschreiben, eine Chronik zu machen, einen Geschichts-Kaiender« Im Grunde genommen ist je* Kalender die vor den Ereignissen gescbriebeneGMohielitaif «Ui» |;ltttiLlieh«n und iiii^fiAkliciie»Tage aii^ tagt» wm m jtdm Tniimuriuiltt geChtD «der ti«t»rlawMii werden* wUs waA m tmum ce im oviiiitlielien Lavfe der Dinge aeeh gcselMcnf joMs ScheoMi der Eefi mxim von der Wirkllehkeit ebenso aus^e« falll i? erden wie die «istronomischeii Angaben derllimmelsbewe- gmigen von den Himmelskörpern. Der Kaiendermacher macht Bezeichnung, der Gesohicbtschreibcr mait sie nur aus; jener stellt dieBecluiliBg aas, dieser quittirt über dieAosaaliiilng. Des lülendemiaclier sehreHil der C^ohichte den Zwangepass, und im CiireBiet teriditt imr, eb derselbe innegehalten wird. tfhirhtetwae Anderea, 9k$ feereeboet wnrde^ so ietdaa eben- iiBÜnglack, eine dereli die SAnde yeieehiildele Ablrmng der« Geschichte. * -

Die Chronologie ist die llnu|)tau%abe der chinesischen Ge- sciiichtschreibnng. Sie ist das Spalier, an welchem sich die tieschichte hinaufrankt, die Landstrasse, auf welcher sie fort« itMt9 ^ee iiietoriker hat nur die Mellensteine zu setzen und iIUmi; vad weaa die Meaaehea nMl dareh fVevel den Gang ISeaeUcfate atditen, ao wffrde das Zählen dieser Mellen* aliihe daa Rosige GesehSlI der ChronHc seht. Chinas geschiehi* Me Zeitbestimmungen sind die geimuesten im ganzen Al- terthum.

2. Die Historiker haben die Störungen der res^elmässigen Striimung der Geschichte anzumerken. Das Leben der Menschheit wird dar^ die 8&nde ebenso gestört wie die Natur, aber auch nicht anders 'and iHebSiaebr. Die Gesehlehte hat zwar kein sitt- iMwI&fel» aber-Aseh eiben sitHichea Inbalt, Insofern der wbklMbe'Xaslaiid'^er Mensebbelc dnreb die Tagend odelr Binde MMlften<>l^edhigt wird. Die sitf liehe Idee «»aeht «war frieht ^ie Geschichte, aber sie ^voluit in ihr; gemacht wird die Ge- schichte durch die Natiiraiaeht des Himmels: und das sittliche Verhalten des Menschen kann dieselbe nicht fordern, sondern Aur hemmen. Daher finden wir in den chinesischen Gesehichtsbü- tbtrn fast nichts als eine Kette von solehen störenden Ereigiiis- MvaadTiileiiTon einem foneren vemfinftigenZasaiBnienhange

GgasMehle, einem sicdiehen Ziele, ist keia« Rede, sondern aw venmgewUhbllelien Begritonheüen, die efren voniagswelse inreühtnuU):»ige Durchbrechungen der gesunden Enlwlekelnng

II. f

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s'md. Dadurch erh&lt die chinesische Geschicbts-Erzäh hing einen eigenthümlich traurigen Charakter; die Geschichte hat hier schon an sich nichts Erhebendes; wir Coden da nichts < wofür v,nr ans begewtem könnten ; es ist Jkeia lioehstrebendes m&nDÜolies Bis» gen; das Leb^ ist siageftiirai» und wir TtnieliMB nur dann siM Bewegang, wvm ibM £is in Bisse senpellat; <tor Qe- sdnelitsehf eiber liebt dfeseRisse in der GeseUohte Tcdn pMm- seetlisli hemrw^ seiolmet mif dieFleeken derCenchiiiUBi eine chuiesisohe Chronik ist eine Slcandai- Chronik» Statt der pre- phetischen HoÜ'jiung der Hebräer ist hier nur ein klagender Bück auf eine schönere Vergangenheit; statt der iVendig begei- sterten Zuversicht anfeinen herrlichen Sieg bei den Christen ist liier nur em Jammern über die gesunkene Gegenwart; dnreh die gense Gesebiehte zieht sich eü^ seiweidender Klageton. CM diese KInge ist doek das £inaige, was in diesen CrnsibMhUa als dec sekiwaolie S«EaU einer Idee henrorbrieiitt was nnn Ar das Ersälilte ein Interesse einflösst. Wo diese Klage nieht laot wM, da ist nur eine dürre Reihe von Thatsachen , die , weil des Gei- stes ledig, uns öde und langweilig erscheinen müssen; wir finden keinen iebendiii;en, frisclien Pilanzenwuchs, nur die getrockneten Exemplare eines Uerbahums. Sehr weit in die Urzeiten hinauf* reichend, sorgf&hig vom Staate gepflegt und mit der hohen Ancts« ritäteiner mustergebendea Tradition bekleidet» dasie diesittUcben Ideale aar Naehahmong aufstellt» kat es die ebtnesisehe Ge» sokickledireibnng doeh nie an einer lebeBdigeiaBnnAdriiigung des Stoffes gebracht, nie über die Form eines todten Registers sich erhoben, an welchem bich nur gutgemeinte Moral -Lelueu anlehnen.

Die ffesohichtliche Litteratiir der Chineseti ist »»ehr r^^; die älteste Geäcfaicbte ist der iSchu-king (>]( der abeK» 4er Verfolgaog : des Kaiaars Scbi-lioaDg-ti nur theilvreise eotroanOD, Sebr.iteiM»' hsft ist Andere alle Gescbi^ten» aaoh imSobihUiig^npjdintO sM in dieser Verfolgaag ebipa despotisebep KsifW» dam das Ansekl der Vorselt aod die sittlkb«» Lebrea der Gesdiicbls liat% waren» eetbrgegangen.S) Schon der dritte Kaiser s<dl bald nach 2700 ein Geschieht« - Tributiai eingcset/>l Kuben, dessen elue Abtheiluog die Ereignisse, die andere die Reden des Kaisers und der angesehen^ sten Mftnner aufzeichnen sollte. ^) Diese Tribunale steigerten all- mühlich ihr Ansehe aaaner mehr und erhoben sink salbet aa einer von der Staatsregierung unabhaagigeD «ad durah das «oimUschaCieifkibt ibteaUrtMlssebvbedeatsa&ieBllMht DlaMUgNedei des Tiibn- aal» iwea teiylicbtet, aUa wicbtiien BagobeabeHen oad IMaa

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aulzuzeickncn: jeder «cbrieb seine Nachrichten besonders aufBlStter auf, usd warf sie in einen verschhissf^nen Kasten, welcher erst nach öem CJotergaage der herrsche ndca Dynastie geüffnet werden sollte jaus diesen BIdtteni wurde dann die Geschichte der Dynastie mMuninenge- flfellt«) Auch ao den UGfeo der VaaaUe«* Firste« wären oft solelie ieaefciditudbrelbet. Sf$ ertlMt man, «lasa als der F#r»t Tai Ii dfo €ätthi eteea Aofiihrera velliebte, und daaa Ten dfeaem erlatrdet wmä^, die Geadnclitaclireiber den gaifzen Hergang treu aolieichneteü ; jejier Anführer erfuhr diess durch einen Spion, wie, ist bei Voraussetzung obiijcr Einrichtung nicht wohi einztiseheo, \ks6 den Vorsteher des Geschichtstribunals tödteound einen andern eiosetzea, oad da dieser dasselbe niederschrieb und den Tod seines Vor^ngere «ecb dasa, lieas der Anfitkrer alle Mitglieder desTribu- MlilOdfe»» ein anderes eineetseo, und etreiehte dennoch seloenZweck iiihi»>DSe8ncbe Umgt et#as Terdichtig. Ein siegreich erohemder Vint Im y iahrfamidert nach Chr. verlangte Ton dem Vorsteher des GesefaidMs« Tribunals, dass derselbe seinen Vater in die Reibe der Kaiser cnnzetchne. wml d.i dieser es für unmöglich erklärte, Hess er ihn auf der Stelle liirn u hten. *') Kaiser Tai-tHonf? aus der Tang- Üynas^ fragte den Vorsteher des Tribunals, ob es ihm erlaubt sei, das Aufgeschriebene zu lesen, und erhielt die Antwort: „O Kaiser, disGcschichteclireiher schreiben die guten nnd die schlediten Hand- hnigen der Fürsten anf, ihre löblichen und Ihre tadefaiffirertlien Re- dea. Wir sind gewissenhaft, and Niemand von uns würde wagen, dne Unwahrheit an sagen. Diese strenge Unpartheillchfcelt muss

wesentlichste Eigenschaft der Geschichte sein, wenn man will, sie den Fürsten und ( Brossen ein Züc?el sei und sie abhalte, Böses zu thun; und ich kenne bis jetzt keinen Kaiser, welcher ver- laogt hatte zu sehen, was voa ihm geschrieben ist«**'') Diese Samm- lugen, die freilieh wohl nir an Zeiten nach der ganzen j^treoge der VoncWft angelegt' nein mOgen, und der Lflge keinesweges immer vmschbssen waren. Hegen den anctortrirten Reichs* Annaleo tu Chnade« ireldie In apftterer Seit vielfach beaHieitet wnrden.^) Die «icfatigsteBeariiettung dieser Reichs -Anualcn, die vom Staate als authentisch anerkannt ist, ist von dem Jesuiten de Mailla, der sich damals schon 37 Jahre in Pekinsj aufgehalten hatte, frei übersetzt worden.^) Die erste umfasseiide Zusammenstellung der geschicht- Hcben Nachrichten ausser dem iichuking ^llt erst in das erste Ufhundeit^ vot Christi Oebnrt.

Die Mtreehnung der filtesÜBn Dynastleeii ist nkht gnns sicher, Md die Teradhtedenen Angaben weichen biiweilen sogar um W Jialam lon ehmnder nh. Getos sfoher wM sle etnl nm 770 vbr

»•

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Chr., al.sö fast gleichzeitig mit dem Anfang der griechischen Olym- piaden. Doch ist auch die frühere Zeitrechnung jetzt so ziemlich flldMigetteilt , und ISsat sich bis in die Mitte des dritten Jahrtau- Modbi MifickfiihreD. ") Dm Alter der Weil «beriMopl wird wi eCira 10,000 Jabre «igegebeD.

Die Daestetttugsweiie der OeenbiehtMbreiber ist ibevne 4lir «nd langweilig, eben weil das geistige Wesen der OescMeMe flfelit erkannt ist. „Name auf Name drängt sich der Reihe nach avf das Papier, und die unbedew ton den Vorfalle des Hofes sind die Annalen der Nation.*"* Es ist tür uns in derThat keine kleine Ziumithunt:, ein Werk wie die von deMaiUa herausgegebeoeD Anoalen zustudiren. Ansprechend ist uns in diesen Geschichten der Geist ernster SItt- Mcfakeit uod Wabrlmftigkeit$ iisd es maciit detfi chaiesfaidiee Volke ebenso wie seines Fürsten Ebre, dsss die von derRegiemsf sxktiM saerkanoten Schriften so sufrlditig vndnngesdieat reden, nnd reden dürfen, nnddass den Mächtigen der Erde darin Dinge gesagt werden, welche man bei uhh vveiiit^^tens i>iclit vou H o f- Historikern sagen lassen würde; wir werden Beispiele davon noeli vorOnden. Die ReichS'Annaleo schmeicheln nicht, und das Maass ihres sittlichen UrtheiAs ist sehr streng; Unsittlichiceit und Leichtsinn wird ebenso enst gerügt wie ScUstnieit; nnd es erscheint als ein noch xleBÜch günstigesUrtheil, wenn sie an einem Keiner tadeln, dass ,,6r aar aaf dea Verdieastea seines Vaters bebagtieh ansmbe» aad skb weiter nichts SV tbnn mache, als die Unifonneo der Beamtea an w- ändern. " w)

Die sagenhafte Geschichte geht bis in das Jahr 9000 vor Chr. zurück. Die Chinesen !jetra«'hteij ^ieli nicht alw Ureinwohner des Landes , sie fanden vieimchr bei ihrer Liuwaoderung vou den west- beben Uoobländem wilde Urbewobner ror, wiewohl selbst noch sehr weaig gebildet; die Sägen weisen aaf das K«en*Hki*Clebirge als den Ursita der Chinesen hin; nur etwa lOO FantUeD ssHea tob dort 10 die cUaedschea fibeaea herabgeatiegea aeia. ^ Ddr Regle* rungs- Anfang dessagenhaften Fo-hi wird indasJahrtOSSTorChr.Ter- legt;er ist der eigentliche Gründer des Reiches, wiewohl vor ihm noch andere Häupter de.s Volkes genannt >verden. Die Geschichte Weiht noch unsicher bis zur Regierung des Yao, der als zweiter Vnter des T{eiche^ und als das Ideal eines Kaisers hetraditet wird; mit ihm. 2357, beginnt die aichere Geschichte, deren Verlanf in den Haupt- erscheinangen wir am Ende des Bachs aeldinea werden. Wir er* wabaea hier nar noch die Nachricht von der groaaeo Ftath, wel* che Im Jahre 2307 das ganse Land Überseh wemrinte, so dasa die GewKsser des Hoaagbo und des Jantsekiang zusammentraten, „ans

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tai>iiMd«:«Ü g§mm§m liter nuMt« uinI ükr dlt tüksbsteo Berge

steigeQ zu wollen »chieneu.*' **) Die Mcoscben inusäteo auf hohen Biomen üieh Nester bauen oder in die Höhlen der Berge sich iflchten. 1'') Die Nachwehen der Verwüstung dauerten noch meh- rereM enscheaalter fort^ und ihre fieteitignog war das Htli|itTer- dienst des Yao und seines Nachfolgm. Mit der KeadiischM FMi dttf dlew kebeslblb al» das b^tmlilel irerdM, da die tklMm- sdbe wm mAmn JaMmderte jHiiger md oncb nicht die «onet» seilet Ue mmIi Anetika verbrtlleteD, eoderwdtig«!! Anklinge ai die biblische Nachricht hat Vielmehr scheint die Noachische Floth io einer anderen Erinnerung^ nii^ viel frfiherer Zeit sich \rieder- nfindeo, nach welcher ,,die J)erge deoi wogenden Gewässer kei- nen Widerstand mehr leisteten, und die Menscbea oad Dinge ver- achtet worden/' eine Veroicktug« deree Spuren man neeh in d«n Ibnebeln «tf hebeD fiergen «dien kOnne.

Die wütigste HUfirwiMieneelinfl der Oewshidite, die Erd- kende« besdirSokt aleli nettrlM fast aar auf Ohkw, and fllr diesen Land sie sorgföltig ausgehildet. Karten aller Provinzen werden schon aus den ältesten Zeiten erwiihnt. ''J) Die Geographie Ist Staatssache; und ihre Auff^biUhuig in neuererZeit i^t iuderThat be- waaderoswerth. In der ersten UiUte des vorigeii Jalirliuiiderts er- scfaIeD auf kaiserliche Anordnung eine aBgemeine» äusserst sorgw ftitig «iMgesrlieitete Besekreibang von Ckina in m Biadea, worin aiiMer dem etgeatlieh Geographischen sack aockvlelrekiStn- ^ tisIlMhes, die Sitten« Schalen , kerrotrageade Heagchen ele. ke- sprocben werden. «>)

') Chou-kiug. p. S69, VL. öfter. de Mailla, hist. geiL pr^f. p. VIL VTTl. 0 Ebend. I, p. 19. *) Ebend. L pr€f. p. II. DL •) Ebend. p. HI. •) Ebcnd. t-IV. p. 157. '•) Ebend. VI, p. 97. «) GüUlaff, Ge^ck, S. 9. •) Hi«toire ge- ■kik de Is Chine trad. dn Kong-Kien>Kaiig-Moa par de liaOla, pnbl. parGroiier. Xn toa. 4^. Paria 1777 etc. De Oidgnea, in Chon-king p. 807. Vgi Ue« kTi ZdttMiniinig dar CUn., 8. 26 ete. 117 etc. **) Ahd»B4niiii>t, Vom. Helaa- |iiAdM.,I,pwf». ^ TlNihtt-hih.lll8en,p.M.-.*0 Otttaktf» OcMfa. & S. ^ **>Ds Ifailla» L ^ f 9. ^ «*> Klspiolb, «riiiL lii^

M; Otttdaff, & «'0 Ueag-tien, I, 6, S9. >•) Tscha-hi, bei ülg« a 17. Kiilla, biet. I, p. 191. **) Jvlies, in Joitn. Adat. 1846. Aag.

§34.

China pflegt in der Geschichte der Philosophie keiue Stelle zu finden, oder muss sich hdchatens mit einigen oberfläch- Ücheii Notizen begnagen. Die Chinesen sind nicht Schuld daran; Ihre gMwe Weit- Anechammg drftngt von seihet w Pkttoaephie kh, «Bd sie haken dieae, wlewohi erst spftt, in ansaerkeimeiider Wibe ansgebttdat. Auf den frttefen Stufen der Henechheit

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4lbevftll nar die (MHoMli Itozelbeit «ilbMt mr.- ki ClHoa

aber ist die Einselheit in die Allgemeinheit aufgehoben ^ alles bestimmte Dasein wird auf ein allgemeines doppeltes ürsein zurückgeführt; und dioser Gedanke ist sdiou eine üiaweißiuig md eino Philosophie.

Der ainaelae Mensch ist nicht vereinzelt, sondern ist von der allgemauicn Xiebenakraft des Hiauaek ^tragaa omI darall* aogeni was am Meaaohen Wahre« ist, das iai die hmuallaahe Natar aelbst. Die ia allea Dingden wohaende VeraÜAAinkeit, Tao, wohnt in erhl^htem Grade aaeh im Menschen, aad- 'hat hier die Form des Bewusstseins. Diebes sein ßewusst^ein in seiner Rein- heit ist die durch das All verbreitete Vernünftigkeit selbst, ist mit ihr wesentlich eins, ist eine Welle des die Natar durehsie- henden Lebensstromes; das Gesetz, was in den Dingen lebt, wohnt auch im Menschengeist; das Wesen der Natar Ist auch ilaa Biensehllehaa Geistes Wesens aad wean dar Mensch also in sieb selbst achant, schaut er auch das Wesen des Allst der Mensch hat In seinen eignen Gedanken die Wahrheit, welehe draussen in der Welt eine WirklichJ^eit hat; das mensch- liche reine DenkfMi i&t an sich das Denken der Wahr- heit, Der menscliliclie Geist hat in sich tlie Möglichkeit, das Wesen aller Dinge zu erkennen» er muss daher auf seine eigene Natur und sein Wesen achten, sonst irrt er»"^) »Nur der wahr- haft Sittliche kann seineeigeaeNatnr ergründen; wer seine eigene Natnr ergründet, kann auch die der andern Mensehen erkennen, er kaan das Wesen der Dinge ergründen/* Das ist die Grund- lage jeder wirklichen Philosophie, und diese Grundlage ist hier scharf und bestimmt erfasst; darum muss ( hina auch eine Phi- losophie haben, und hat sie. Die menschliche Vernunft in ihrer Reinheit ist die volle Quelle der Wahrheit; der Chinese kennt gar keine andere; eine übernatürliche Offenbarung giebt es hier nicht, und kann es nicht geben; die Vernunft allein ist die Quelle der Religion. Die chinesische Religion trigt durchweg eiaen rationalen Charakter; fiberall wird der Mensch auf seine Vernunft hingewiesen, und aus der Vemfinftigkeit einer Lehre folgt ihr himmlischer Charakter. Die lleligioii hat also hier die- selbe Quelle wie die Philosophie, sie unterscheidet sich von dieser auch gar nicht ihrem Wesen, sondern nur dem Grade des ikkenneus nach. Die Heligioa begnügt sich mit dem mehr unbewussten Gesetz des gesunden Menschenverstandes^ ttil ekwr Art Vetnanft-lnstin^» i>dernut dann&cfaatUagandenCMUi-

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eine wirkliche Begründung zu geben. Die Philosophie geht eben nur tiefer auf die Sacke ein, bringt den innern 7,umm- menhaiig der IMngre zum wirklichen Bewiis«?tRem ; sie ist nur die eBtvnckeUe Heligioo , die Wissenschaft der Raligioa* Fn China giebt es gar keine Theologie im ünttreoiiieda von dar nüMopUa. Dabar yarataht ea aich in Ckina von aalkat, Atm dia Phieaaphia der Rcfigion nialit widafspraahan Iwnas dk wflridicli ahinaalaoha Plülosophia nraaa orthodox aeia. Nu wtf es aliardfaiga aidglich, daaa bei dieser entfesselten, auf sich selbst angewieseneu Deukthätigkeit der einzelne Philoi^oph von dem allgaineinen Bewusstsein auch abirrte , und in sich schauend etwas Anderes schaute, als was im Volksbewusstsein enthalten war; » und es sind wirklich heterodoxe Systeme anfgetauchtt •kcr sie haben sieh ala aoioha eben dadarah hewihtt, daaa aie nm dtm Volkahoitaaaiiain aarüakgawiaaan wurdan. Auf datt riedffiyran Stalan daa Vldkadabana h«t dar Gaial aaiaa Valhaft eh Ott feinaraa Gefiihl, tarn framdarcige Stoffe ala aalaha bar- aoszofinden, als auf den höheren Stufen. Wir können natürlich aU chiuesiche Philosophie nur gelten lassen, was sich in China selbst als solche Anerkennung verschaffen konnte. China iiat ebenso wie eine anerkannte lieiohs-Iieligiony auch aiaa •oerkanBia Raioha- PhÜoaophie.

Bai dar groaaenOhannii^ty wriohain China dasGaaamn^la» kmtktir danEinaahien anaibt» dar nnr ein nnfireieaAtoai in den gniMn VolfcakryataU iat, ist die Galahr darfimfirendvng dar Phi» kMopbtoTO« den Volkabewvaataahi nieht groaa. Eine andere liegt viel uäher, und grade in dcmPrincip, aus welchem die Philosophie •ich entwickeln musste. £s ist dem Menschen hier zu leicht s^macht. zur Wahrheit zu gelan<:;en. («rade weil der Mensch Aoch nicht eine freie und selbstständige Stellung dem Göttlichen fegenflb^ hat, nochnioht eine Iraie Persönlichkeit ist, aondam mit deoi gdttüohan Sein nnklar Terschwinnit, und aain ganaea Waaan an aioh aehoa ama iat mit dem Himmel^ nicht erat eine Warden aoU» hat er keinen Antrieb an einem kräftigen Streben; die Wahribeit iat hier nicht etwaa darch eine gewaltige Geistes- Arbeit zu Erringendes, sondern sie liegt überall zu Tage, ist überall verbreitet, wird mit der Luft eingeathmet; der Mensch braucht nur den Mund aufzumachen, und er hat sie; es ist hier ein philosophisches Sclüara^enland. Dar Mensch braucht aiih hier niohl erst loaBarmaaen Ton auem unwahren Zustande, irkloaiiwwiHnnanaalBadnar Wahriiaiti die Wabrimit iat

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•die 6«MalM *4m mfmiMkehwm Ikathtm^ '«r luiis^g» wkA

anders als wahr denken , der Irrthum hniiiev nur ehie verein- zelte Ausnahme; der Mensch ist mit der Vemtinfttgkeit des Alls durch \md durch getränkt: der Mensch sitzt mitten in der Wflhr- •heil darin wie der Wurm im Apfel, und braucht nur im. geuies- "Ml. Die Chinesen haben daher wenig AufTordernng, ernstlich m ibrtelieii. Der Titel der Weisheit wird wdiifeÜ erkavli dwdi cfaiige praktieehe Beobachtuogen, weifte AprftdMi I^beaa* regeln eto* Die meisten Weisen der fHiheren iMt sind nur selohi Beobachter, verständige, erfiihrene Leute, welehe so ihre Le* 'henserfahrungen in Sprüche untl Lehren bringen, die sich recht gut anhören und recht praktisch sein mögen; es steckt aber nicht viel dahinter, und eine gewisse Scheu, sich zu hoch zu versteigeti iti des Gebiet des Übersinntiehen, tritt deutUeli herwefr. Wer weise werden wiil, braucht nur von den Ailen «t lernen, den die Wahrheit ist an allen Zeiten da gewesen , nnd naobt 1£am% «tw besteht die Weisheit einzig in dem grOndlieben Smdimn dw Alten imd üurer Naehalmning in Sitte nnd CMnnnng^) Bie eigentliche Philosophie tritt aufTaiiend spöt erst hervor, im zehn- ten Jahrhundert nach Christo, vielfach angeregt durch freimle Gedankenarbeit; am höchsten steht Tscliu-hi, der Aristoteles des Mittelreiches, ein vielseitiger^ tiefsinniger Geist, m&chtig mit der für das Abstracte so wenig geeigneten Sprache ringend» olMe ihre sprddeiMrte bewftkigen m kennen. Seine PUlosopliie ist ^ Mierkannle Reichs- Philoso|pliie geworden. Wk haben das We- sentttehe derselben sdion M dem religiösen Leben mitgetiieili*) Heterodexe Lehren, zu deeen auch die des Lao-tse(§26) gehören, sind zu verschiedenen Zeiten viel aufiEjetaacht, ohne aber grossen Einfluss zu crewinnen; Tschu-hi hat ein eignes Werk z«r Bekämpfung derselben geschrieben; bei vielen zeigen sich äugen- seheielieh iDdiscfae Eleinente. Die älteren Weisen bsi»eu oicbt gern etwas mit methaphysischea Fragen su thus, beschilsfctii sich meist anf eberälehllcbes M omiisim; hn Praittisehen geht alle Weislieit sof. »Das Wesen der grossen Lehre bestellt io idsrer Erlcenntnlss der Tugend, sagt Kong-fu-tse, sie besteht in der Verbesserung des Volkes, \u <lci Beharrlichkeit im Goten."*) Der Chinese lebt fiir die unmittelbare Gejjcnwart, nur «las Sein der Diage ioteressirt ihn; die Volksreligion weiss fast nichts äber die EotetehnDg der Welt zu sageo; woher das Daseie sei, darOber •pecnlirt der CbiBese nicht gern; Kong-fn-lee llsst dha Ohe^ ifonliche gen hei Seite liegen*, Fragen darsaeb naigehl ev^ oder weist eie als «ngehOrig und aanlte anrieh; nnd wnon er venKos*

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naJtgie etwa« ^wihit, «• iKiiiiet- m M iMt iihmor sofort als

Vorbild auf das praktische Leben an; im V-kinu: werdeo rein kosmologische Sätze sofort zu moralischen imrl fiolitischen Nutz- aDweadaiigen verwandt. ^) Der Chinese ist im Ailgemeioea oücbtern- terstiodig; (ier Iwnibftckeße Menschenverstand ist sein Leitstersitt tHM MigM; wm er MU nit OM^m grtlte, nicht tiiNBittdbar

■mooI» in für iMft ibk

SKtenvpHIclie aUer Art nwthaii !• ftiterer Zeit die f^anze Weis- heit au«; sol< lie aus der EtTuiirunG^ tfesjriffeae , wohlgemeinte, und zum Thei! recht jtniktische , zu ij:uteüi Theil aber auch recht fade Seoteuzcn bilden den inbegriti der höheren Erkenntniss der lueistea „weisen Chinesen;" der Chinese liebt solche vereinzelte Brocken dflr LobeMweitMtv Migt «ie lo Minen Reden nad an den Wftn* aalner Hlnnar nnd Teapel tlboatt an* nie treten nna anf allen fitnea entgegen, nie find daa gewSlinllelKe Tbema der Stantaprtt- Ibagen. Wr wellen mir einige aeleher Senlenaen an» der Zeit ▼or

Konc-tse anlühien. ..Sprich nicht zu viel, dorm wenn man /.u viel spricbt, fc^aiit man gewühnlicb etwas, was man ht tiprechen sollte. Oberniram nicht zu viel Geschäfte, denn viel Geschäfte bringen viel Sorgen. Thue nichts , was dich früher oder später gereuen hiaataL Unlerlasa nie« ein Obel, ao klein ea auch aei« an hei- 1«^ denn ▼enincUiaaigt wicltat ea gfoea. Wenn du nkhtan ver- Uadem aochel, dnee aum dir gefinge Unbilden zufilgey ao wiret dn hall alle CMateekrafI anwenden nlaaee, um gegen groaeea Unrecht didi zu schützen. Ein lange verborgenes Feuer wirtl eine schwer zolüschende Feuershrunst; eiu Feuer, dessen Flamme sichtbar ^\ ird, loscht sich leicht. Viele Bäche vereint bilden einen Fiuss, meh- rere Fi^en veremt bilden eine fikshnwr, die man ohne Mühe nicht leRilMo IsaDn. Ein jnnger Baom« der nocb niobt tiefe Wnraeln btt« liaat aleb leicbt anareiaeen» aber wean er groaa geworden, bednifendenABt«'^

Kong-tae aelbat erbebt alcb nie tiber dienen Fbushlaad nera- lisireoder Sentenzenweisheit; er macht Beobachtungen über das nenschltche Leben, mitunter auch ziemlich abgeschmackte, giebt Regein und gute Rathschläge iür das praktische Leben: er zeigt dabei eine edle Gesinnung, aber den tieferen Uintergrund, der etwa biafter der volkatbümlieben Lehrart dea Sokrates aioh birgt, aneben wir bler Tergeblieb; nad eil werden wir bei den pomfibaft ■aflieitindan Reden nnd Haadhingeo dea granaen Weinen" ver- gebSeb fragen , \vo denn elgentUeb-te WeiabelC atecfce.

Einst übte äich Koug-tse mit aemen SflUlern im Altstfi<Aen

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scbaarten uDd den CbuD^n Terwandert Euscbauten, and enletzt zwei dicht gedringte Reihen bildeten, befahl Konsr-tse erzürnt einem seiner Schüler, der ein Krieger war, dns Soh\\ert zu hieben «od die Menge zu zerstreuen, was dieser denn auch that. Die maim Sohäler fanden diess Verfahren muMunerlicb und grob, «ad meinten, enwnrde dinsM demRaledenKong-lnencbaien. ^K— g tae liesn eine ao aehOoe Gelegenheit, aie an beMren, nicht iinheuiUC ▼oHlbergehen , " und setste ihnen nnn aefar aaeMbffHeh dKe Grinde aeines Befehls auseinander; ersteoa seien jene Leute hier mflasige Zuschauer (»ewesen, während er selbst und seine Schdler eine Be- FrbHftiLiuriL!; \ (iri^ohahl hnttfMi; zw eiteiit» .seior» sie ohne besondere Erlaubnis« iq den Garten gekommen, und drittens hütteu sie wohl Wichtigeres an tbnn gebebt, Iftr ihre FamMieo nad lir de« GenMinwabl anarbeiten, atatt Wer nrtaalg an ateben; wen gehe 4ÜeaeBi(n«ni 4aa Bogenacliieaeen an? daaa sie hier gegalR, neige acbon, iHe wenig aie iliren Berof Hebten; ea aeien alao nnfleieaige nnd nlohla» nutzige Leute, und wenn aelebe noch gar den Gebfeneh der Waffen kennen lernten, so sei der Staat in tiefahr, sie würden Lnruheo und Empnruncr machen. Einer der Schöler ging nun m den Leuten, die sich in eine grössere Entfernung zurückgezogen hatten, und u ierlcrhoite ihnen genau Alles, was der Weine genagt Diese hürten aufiaeihaam sn nnd gingen dann atiU daron. Keng- tae beiwui^erte ihre Folgaamkelt und nagte: „der Hennch hat nnr atlthig» Imlehrt an aeb, nm gat au werden. Wena er irre geht, an liegt Ae Sdhahl gewObnlleh daran, daaa er acbleeht geleitet wnrde. 8«^en wir ihn zu unterrichten, entfernen wir die schlechten Führer, zeigen wir ihm das Vemürilti^e. und er wird ihm mit Vertrauen naehsrehen. Was sich so eben vor unseren Augen zugetragen , das ist für mich einer der schlagendsten Beweise. " ^) Maacbmai fiihrte Keng^tne nehie Schiier an Orte, die ihnen Analoan enegten , a. B. an nana- atindigen Tftnaen, nm ihnen deren VeräehtttcbheilM aeigen* ,»Ea iat wähl gnt, aagto er, auf daa herraehende UfifaeM RMudcht an nehmen, aber man mnna «ich nicht gberail darnach richten, ea giebt Fälle, wo man ihm die Stirn bieten darf oder muss. " Einer seiner Scbfiler hegte gecjen ihn eine solche Verehrung^ dass er ihm in allen Gewohnheiten nacbabinte, Und wenn er mit ihm ging, immer genau den Fuss in seine Fusstapfen setzte. Die Andern fanden dieaa albern «id kindisch, Kong-tae aber liedeutete nie: „Laaaet ihn gevfthren, nein Benehmen iat nkht dan einen Kfalden; er ist weiter anf dem Wege aar Weiaheit ala ihr glaabt; er hatbia jetat ittea Chate von mir ekh angeeignet, waa er nah; ea iat mm mefaie

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Smke, ihm yrfagiro Beispiele cur NacbahmuDg: zu geben aU die, Dach denen er sich hm jetzt gebildet.'' ii) Dieser Schüier wurde io Folfije dessen der engste Vertraute des WeLseu. Kong-tse wiliMiiie Lehi« duichaus nicht ab eine tiefe, verborgMie Wfiiikait amAsrnrnt mimam» , »Ich iehm eaoh nkhto Aodered, sagte er, al« «••Ihr m toch adk&i itnw kiMtet, wmm ihr deo liahägaB Go- bMchTiHiMrer VmmiftflMhtsi Ei «jMt «Uta •• IMirildia« ■i ao Blafighi> wäm die CnMi«itoa «eiMr SHtcdahge. Ate was ich euch sage, haheo otiMre alten Weiaen vor noa aasgeübt" Io tiefere Fragen läBst sich Kong tse nicht leicht ein, sondern weicht nun. Nur unfern und überaus kurz und oberflächlich beant> wertete er seines Fürsten Frage nacb dem Weaeii das Maascbeo, «hst sich aher, noch recht viel su rotei, wma jeMtMMfc den wmnBatkm Pflkhloi tegio wolle, ta)

Ab diMo mmnMmmAmVithm §Mti wA der hocfcgepiiMene Meag^ts«, ifli vieitaii Jthihwdort Tor Chr., der dem Kaag-fiMae ■B Range am nftchateii steht 6]. Er geht nicht leicht aaf tiefere Gedanken ein, beuegl sich meist in dem Gebiet des praktischen Lebens, spricht über Tugend, Hürgerpilichten und über die Art /u regieren, giebt gute Hegeio für Uausi^irthscbaft und Ackerbau, macht darauf anfmeiheaM» dees man zu rechter 2eit sien, emdten, iachee mtA krelwee aiAeee, nacht viel Weeeee vee der Weiehelt, viedflAelt eioh Ml Suen fort «od lansvellt nae m&k plelteeTiiviett. tttee. Kfanel wkft er die Frage auf: ««wae iet filr elo ÜPtewdded awiacbeii «iean M eoeeheo» weleher nicht heedelt, und einem , wel> eher nicht btfiiidelti kann?*' und giebt die Antwort in eiueni an- »cbaubchen Beispiel: „wenn Jemand einen lierg unter den Arm nehmen und damit über ein Meer hinwegspringen wollte, so müsste er sa§ee; ich kann nicht, und dann kann er wirklich niehtf wenn •her KhMT geheiaaen wflrde eieen kletoen Aat vem Baume ehm- mktMmf «ed er eegee wirde: ich kees mebl, ee handelt er mir aicht, eher er kenn doch."^)

Bie epSter b6her entwickelte Philosophie tritt nicht ab etwa« Neues auf^ sondern besteht darauf, nur die uralte, überlieferte Lehre hoher ausgebildet zu haben; abn wesentlich neu wurde sie schon von vornherein venirtbeilt sein; neu kann nur die Form .sein, das Wesen bleibt in China immer dasselbe. „Von Yau uod iichun bis auf naSy sägt Tscha*lii» ward die w ahre Lehre immerdar «hciliefei« von dea Weieea nad TieiUchea aller a^eitea; die» aeairt maa die «MSeferle WeUhelt'*««) AMe fittaUea cUaeal. •ifcerWeiaMiTereinigenaldifaiTachn-hi IIM-^ 1300 aach Ohr. UngewShnlicb fräh entwickelt^ erlangte er schon mit 20 Jahren die

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IwraffMi, nm«lite slcii «der duMli sekM umintelbafe Ckreclitifkeit

und iSittliclikcit und durch seine Freimüthigkeit den HüOiii^en i^egeo- Aber vielfach uubeiiebt, und /oi; sich einige Male ganz von den StaaUämteru zurück, um, wie er dem ftlinUker erklärte, «einer Tagaad nod Reditiicbkeit nichts su vergeben. In seinem Aller« eadideA er weebeelod dee Mofee tanel oed üe^Mde mMmm» veide er Ml der wichtige« Stetteeg ebee BrkUreni de» Boge Ar den Kaiser berafeo; aber aar weoige Wochea kcaate er dea ver» eiaton ADgrifiba aad Riaken aelaer peKtiaohea «ad pbikwiepMsifcee Cie|;ncr gegenüber vStand halten ; di»' let/teni. von buddhistischen Lebren, wie es scheint, vielfach getrankt, erklärten ihn lur einen Irrlehrer; auf dem Theater wurde er nie iSokrates aLs Karrlkatur dargestellt aad wegen plumper Manieren nod seltsamer jÜMdajg liehertick geanckt. Teoka-hi werde vecwkeea, Mle toq aaU- feiclNa 6ekClera amgebea, Ibra vem Hofe» epüer eher ia die Adbt erklirt, werde er Toa aeiaea aieielea Scktfan Terhisea aid alaib kl der Verbannaog. >0) Nksbt laage eaeh aekMm Tode watde er aber wieder zu Ehren gebracht, seine Werke wurden für klassi&cb erklärt, und er selbst mit Kong-fu-tse fast gleich geehrf )

Der Umfang seiner Kenntnis$e ist bewundernswürdig; er schrieb ausser seinen idiUosophischen Werken auch Über Religion ^ Ge- schichte, Litteratur, Politik, Geeetse, finaekai^» Ober Spraelie» Peeaie «ad Maaik« aad das meiete ia Fona vea niafaeaeadea Lelir« MIekera; eelae Coaiaieatare Uber die kaaeaieehea Scktifteu etekea in bfiekatem Aaaeka. ts) Seine Spraeke Ist etwas kreit and kesregt sich in vielen Wiederholungen, die Schuld liegt au der cii inesischen Sprache selbst; geordnetes Fortschreiten des Gedankens ist f>icht da; CS ist keine stetige, fliessende Entwtckelung, sondern ein punktweises Aufblitzen tteCainBlger Gedanken, mehr andeutend aU aussprechend. Eie saianneahlageadee ^yateM der PkilieephiL iial er nickt geliefert

*) Meng-tacn, II, 7, 1. Tchoung-young, c. 22. vgl. c. 32, 1. ") Mdm. d. Oh. Zn, p. Sae. •) siehe § 8 11 ; 14. 16; vgl. M. ^ *) Kenmann b. lUgen,

S7. •) Ta-hfo, HMvami, bsilUg«», 8. 8. 0 Y^king h IflS-^lCft; 8S-<»; EkM, cap. X, XII, 6; Kow. Jonr«. Adai ZIV, p. 57. - ') Mte. d. Chili. XOt p. e& ~ •) d. Chln. t. XIL p. 117. » Ebead. p, ISS. ^

Ebead. p. 127. - >■) Ebend. pw m. ") Ebend. p. S7ft. >«) Meog-tsea X, 1, 39. Neumann, a. a. 0. S. 20. De Maflla» Usb g«L VIR, #00. aOft. eiOi da Haide, descr. de la Chine II, 604. 607; Gtttslaff, Qeach. 8. 344 eie.; HMmaan a. a. O. S. 21—24. Ofttalaff, S, 366 de Mnilla, Iriti. VHI, «49; IX, 232. N«iiiB«m, bei JUgen, 8. 24*27^ Abel BteM, MeL postkn. mcB, p. 196.

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»

Dritter Abschnitt. Arbeit

Dit CWmmb «M V^Ik der Avbeit. Dm Himmelrtksli

iilTon dieset Welt; der Mensch ist ganz und gar auf die Erde angewiesen; um das, was darüber hinaus liegt. kunimei L er sich nicht Der Himmel ist des Menschen Vorbild und ist die in ihm di&tige Macht, der Himmel aber ist ivesentlich Thätigkeit, gtgeaifcwr tan trSgen, ruhenden Stotf , «nd wo des Himmels Kraft waltet^ daaivM TIMgkieil «ein» damai vor Allem üi der Menseh*- Mi famerwilireiito» nie rmtesdes Wirken ist da» Wesen dotDeaeins im Himniel imd nnf Erden, der rahende Stbff mbs kewtit%t werdenr keine Bebe, kein Feiertag In der Natnr wie in der menschlichen Geseil&chaft 23], Die Arbeit ist nicht bloss Sache des Einzelnen, sie wird vom Staate beaufsichtigt. Es ist kein convulsivisrlier Fleiss: die Arbeit ist keine Frucht eines geniaian Aufstrebens , eines zu verwirklichenden Gedan- kens, sondcniiat die Wirkann^ dea aligemeinen Weltlebens; der Menaeh kann gar nicht anders, er mnss arbeiten; daa einaelne Bad ivird dem QMKkhe des Ganaen bewegt, and die Ma- mhtae ddr Wek st^ niemals stül. Die Chinesen sind daa fleis- ligste Volk der Erde , ein Volk von Ameisen , sehr mftbsam nod vnermüdlich im Kleinlichsten, äusserst geseliickt iii der Bewäl- tigung des Stoffes, aber es ist kein grosser Gedanke in der Arbeit, sie ist nicht vergeistigt; keine sinnreiche Maschine, ior geschickte Handarbeit; die Behandlung der Arbeit ist schlau, aber nicht genial. Die Grnndlage des Arbieitsiebens dea ehine- liicben Volkes ist der vom Staate hochgeehrte Ackerbau, ein Mi «nl efais WiederkolaBg des knnmlisdien Wlvkens, welches ÜB Erde belirnciitel.

Die Viehzucht war schon in der ältestenZeit stark betrieben ;i) nur Schafe werden selten gehalten. 2) Der Ackerbau gilt als die ruhraiif hsto und wichtigste unter allen Arbeiten; viele Gelehrte haben über deoselben geschrieben , und der Kaiser feiert seit den Sltesten Zeiten jährlich im FrübÜag das Ackerfoaafest. Nachdem ier INredor der UinuaelabeolMuditaogen den Aa&og dea FifihÜBga emmUei, teM der Kaiser Üsf Tage laq^, wikread alle Staals- imblllt •laben, bade» daaa aad^taast aidb in galdeaoB Dächer sin ass detrsida bisieflalas detfiink reieheii. bi MeilicbBtar Um^olraug lieht daun der Kaiser mit deui Püuge eiuige Furchen, und läSHt

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tio

dann das Feld von seinen Leuten fertig umpiMgen, worauf der Kaiser ein von der Kaiserin selbst bereitetes ländliches Mahl ge- niesst. Die Feierlichkeit schiiesst damit, daes der Minister des Ackerbaues elrte ermahoende Aorede an das versammelte Volk bilt^) Wie im Alterthom, «o lietteht diese Sitte noch heute; sie mdiaiDt to wkbtig, dam ab efai Kaisnr des aeMtai Jal^ikinMletti m Chr. «ie «aterlleaa, efaM Haageraiiofli Iber dur- Land kaii Wetiif^ LSf»der darfleA aidi mit CMmt Ki d«r BebaMmg Dodeai meHfeen; kein Fuss breit traglKires Land liegt wuste; Hüi;el und aufsteigendes Land sind terrasKc-n förmig bearbeitet: oft hat jede Terrasse eine Brustwehr und kleine Gräben zur Ableitang des 'Wasaera; auf der Hrihe sind Oisternen angelegt, aus welchen das Waaser »aoh allea Stafeo geleitet wird ; die abeBio F«Uer äad daveb Kantla b«irKaaevt^ and aafalraieb« Pumpaa biiagaa daa'Wa»> aar aaf hoher gelegeaa Äekar; der Diager wM aalhat tob dea LandatraMaa geoamiaelt«) Angebaut werde veraogevreiae Rda» Baumwolle, Thee; der Bau der Baumwolle ist sehr alt, aber ge- wann einen bedeutenderen Unifanc erst im 13. Jahrhuudert nach Chr.; seitdem besteht fast alle Kleidung der i^eriugen Vnlks- fciaaaea aus BauawoUe; jetat werden jihrlich gegeu 5Q0»000 Bailea gewatmen.^)

Die fikeidenaocht reiht eich aa WiehHghail den AcheihaM aa$ Ihre BttadiMg wbd der Oattia dea dattae Kaiaefs der aagaa» haftao Periode, um S61OO vor Chr., sageachriehen ; jedeofidii

reicht sie In das höchste Alterthan hinauf, und wird in ausge- dehntestem Maassstabe betrieben. Wir; der Kaiser der Schuti- herr des Ackerbaues, so ist dip Jcdrsnialiue Kaiserin die Schützerlo der 8eideiuuiclit; sie hat in ihren Zinuuero eine kleine Colonie von Seidenraupen» welche aie mit Blittem ada den kaiaartfcheD Giriea Ütteit«)

Die eigentliche ladnetrle tat hei deo Cbbeami meiv eatwkkaH ala hei irgend einem andera heidniachee Volke, «ad aie wered hii vor etwa swei JalirboaderteD das hieriii am weitesten vorgesciMU-

tene Volk; und in praktischer Geschicklichkeit in Bezug auf die Handgriffe beim Arbeiten übertreffen sie alle Völker: man darf ihnen das alte ^prüchvvort verzeihen: „wir aiieiu sehen mit zwei Augen, die Clitiatea mit einem , alle andern Viilkar aind bÜad. " Wir dfir- te naa hier oichi ia die £inaeihei(ee irerfMBa« «ir eaaigaa Wiah- tigete herveriMhea. Waaaermtihleo, arit Aoasaheie derWcMegaai und gar aua Bamhea gebeut, ohne die geringste Zelhart too Eiacu, aar BewSaaening der Felder, trifft man aHeatfmlhen.'^) Sehah- karreo mit Segeln, die Last über dem Rade angebracht, sieht

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III

man f>ft wie eine zahlreiche Flotte zu Lande dahiufabreo; die iSegel sind 5 6 Fuss hoch und 3 4 Fuss breit. Die See-SchüTe der Cbioeseo, Reit 20ÖÜ Jahren unverändert gebliehen, sind so griMS wie «nsere grSasten Kanfl'arteischifTe und trageo 300 400 La- 8to; 9te sioil votd und bloten hdber ab io der Mitte , also halb- ■tedftiMigy babee «eM awei Maates, aa derea jedem eh graaaea, acbweifiÜUges Segel aea Sehilftaattett biogli der Rempf dee Seblf* fea iat hl wasserdichte Querfilcher getheilt , so dass ein Leck noch keine grosse (iefahr bringt.*) Die Neide wird 7U den kunslvoll- sten Gcw el)(Mj verarbeitet. Tuch wird fast gar riiclit bereitet, weil keise Nchafzucbt ist 'o) Das Papier, von iSeide, soll von ^intm Feldherra dee Kaisers Scbi-hoangti erfunden worden seia; fdiber ecfayfteb maa auf BaiabvelalBla. » Oae Bachdreekee dwcb Holaacludtt wwde Im 0. Jabtbaadert aacb Chr* erfeadee, aber erst eelt dem 10. Jabibandeit hittfiger aagewaadt Im 11. Jabr« bnadert ihideo etcb^bereüs bewegMebe Typen , die aber wef^en der dazu wenig geeigneten Natur der Sprache iiiclit viel gebraucht werden.'^) Der Relief- Hoizschnitt wir(i am jiieii»teii angewandt; diePlatten für ein neues Testament kosten jetzt gegen 1100 Dollars; die Bücber sind aber dennoch weUfeil, da von einer Platte 10000 Ab- drOcke gemacbl werdea kfiaoea» bevor sie neu flbecarbeitei wird, wemof eise ebeaeo etirke Aoflage mCgIich whrd. i*) Das Scbleeapolver iat zwar anm Gebrancfa der Feeerwerke dea Cbi* aawB eeit attea Zeitea bebaaot* alier die Anweadang deseelliee aa Geaehfitsen, wahrscheinlich auch die dazu allein taugliche Be« irbeitnng desselben, haben sie erst von den Luinpäcni oder von den Mongolen gelernt , welche das N< hloHspuh ••[• von tlen Europäern oder Arabern überkamen; bestimmt kannten sie es nicht Vir dem vierzehDten Jahrhundert; i*^) wirldicb aagewaodt wurde m aogar erat im aiebeaaehoteo JainrlraBdert; die eratea drei Ka* aoam kaoaBa vo« Maeae 1021 aaeb Pekfaig aad enegtoa vage«' bflmee AtMm.ic) md wpUn goaa der Jeeidt Schall dea CUaeaea •Ejaeaew.

*) Chi-king, II, 4, 6. •) Ausland, 1S49, p. 144. •) De Maiila, bist. II, p. 34 etc. *) Bnam, B. der Gesaiultschait etc. I, S. 85. 94. 56. 124. ») Revue iftl'Orient, 1848, Nov. •) Ebend. ^ Ausland, 1849, 8. 147; de Mailla bist, i, P. 27; IL jp. in. ') Braam a. a. O. I, S. G6. •) Ebeiid. i, b. 74. 116. ') Atuland, 1849, S. 892. Ausland, 1849, S. 144. 1 De Mailla im ChoQ- >hg, p. 388. ^ **> BtM. Jiillw im Joatn. Asiat, IV aar. i EC, p. 605 stc

minmir, & d. mn«. I, & ^es «M. *«) Bdmnid im Joara. As. 17 mr. iIir,f^ll9sM,,Zir,pw8n. <•) delfrflls, lditZ,4e4»

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Vierter AbsehaiU.

§ 3ß.

Für die Kunst ist China keine Heiiuath. Die Kunst will ein Ideales verwirklichen , das Geistige in die Natur klneiiibildeiiy wül dem iodteii Stoff eine geMge Gestalt geim; das bkrae neturliefae Sein soU dae Geprige des freien meftsehlidiea Gekiee tragen [Bd. I, § 25]. Die Kumt seilt also einen CJmeradiied zwischen Geist und Natnr voraus , ein Überwiegen des Ceisles über das bloss natürliche Uascin. eii>e SelbbtständigLtiit des menschlichen (ieistes der JNatur gegenüber. Ahur diese Vor- aussetzung iehlt in China durchaus; das Geistii^e ist in die Natur verschlungen, nicht von ihr nnterschiedeu , steht ihr nicht als ein Sslbstständiges gegenüber, verhält siok nicht frei zu ibr, sondeni unfrei. Der Menseh Jumn die NeCnr niebt am £Cms gestalten » was ihr nicht schon TOn selbst ankfime i er ksMi .wohl den Aek^ bauen, aber es ist an sich sehen die BestiaMnuig 4cs Ackers, Pflanzen wachsen zu lassen; er kann die Natur zu sich heranziehen, in seinen Dienst zwingen, zu seineiu iNutzen aas- beuten, aber er kaini sie nicht schöner machen als sie an sich ist, kaun dem Stoii nicht eine geistigtire Gestalt geben, als er s<^OD hat, denn das Geistige, so weit es der Chinese überhaupt ahnt, ist in der Natar recht etgentüeh au Hanse. Der Menseh kann den Natarstoff höcbstsiis sieh einträglieh machen» ihn^laoh bequem zorechtlegen , aber nicht ihn an einer geistigea ScUte- heit bilden; es giebt keine geistige Form im Unt^rsehlede wtt der natürlichen, kein Kunstwerk iia Gegensatz zu dem Natur- Sein. Der Mensch hat ja nicht sich, seinen Geist in die Natur hineiiiziibiiden, sondern den Geist der Natur in sich hinein, er soll seinen Geist mit dein Naturaein tränlEca, nieht die Natnr durch seinen Geist gestalten. China hat daher swar eine höchst entwickelte GewerbsthütigJbeity aber eine sehr, wenig ^l^ickelle iLanst; Tiel Schmucki aber, weug Sehtees; aolaiasche Nachah- meng der Katar bis hi die fcleiillichste Einaelheit, denta dw Na>- turlebcD ist an sich das Ideale , aber keine freie Schöpfung des Schönen, ängstliche Genauigkeit in kleinlichster Ausmalung, aber nichts (ieistii^es in dem (Janzcn. ITnd die geringen An- klänge an die Kunst siud hier noch dem ireien i&chaffen ent- zogen; Gesetze, ruhend auf alter Überliefenuig, nicht von dem kftnatlerischen Geist, sondern ffir ihn gegeben, denn alles

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Wahre ist unfrei, regeln als Staats* Gesetze des Kiaetlen S^affm. Die Kimetregeln eind ebenso doreh den Staat idfiebeD, wie die Anlec^nng mer Feneresse oder eines Kanals. FsHsefareiten darf die Knnst so wenig wie die Geseblehte.^

>) Meog-tsen, n, 1, 1; II, 7, 79.

§ 37.

Der Putz, die künstlerische Gestaltung; des menschlichen KOrpers (Bd. I, § 99), ist unfrei in Form und Wesen. Die wei- UMf ftitenrekshcn , eigentlich weiblichen Gewänder beider Ge- i^eehter verdeeken die freie Gestaltang und Bewegung der Glieder; das scharfe Hervortreten der selbststSndigen Einselheit •oll Borlekgedrftngt werden; die IVacbt ist ein Bild des cldne- «schen Geistes $ drflckt mehr die Allgemeinheit als die Beson- derheit ans, ist gewissermassen eine abstracte. Die Kleidung ist auch nicht dem Willen des Einzelnen überlassen, sondern darch die Gesetze vorgeschrieben , und ist unwandelbar durch Jalirtausende. Gott kleidet bei uns wohl das Gras auf dem Felde, aber der Mensch kleidet sieh selbst; in China kleidet der ffiamel» nteUeh der Staat, aneh den Bfensdien; die einzelne tason gih aiclit, sondern nur der Stand; jeder Mensdi soll an ädi nur eine Allgemeinheit ansdrfieken, soll sieh nicht als etwas Besonderes von andern Menschen unterscheiden; jeder Chinese soll nur ein Exemplar seines Standes sein, nicht eine Persönlichkeit: und jede frei gewählte Ahäiidernng der vorge- schriebenen Tracht ^väre eine hochmüthige Empörung gegen die himmlischen Gesetze. Alle Chinesen tragen eigentlich Uniformen. Was aber als wirkUeher Futs in China yorhanden ist, steht ■Sih auf der nntersten Stnfe des Sehenheitssinnes; Pmnk statt «dMiner Form, Verstfimmelnng statt Bildung. Das Scheeren ies ftmpdiaars hat wohl kaum einen andern Sinn als die nni- fennen Gewüiider; das so verschiedener Gestaltung fahig;e Haar Wdctdie Individualität des Menschen schärfei lierans; das Haar muss fallen . um die Köpfe gleichförmig zu machen. Die berühmte Verstümmelung der Fftsse bei den chinesischen Frauen ist wohl keine eheliche Administrationsmaassregel , am die Frauen vor ilem Henmlnnfen sn* bewahren und im Hanse zu halten, wie Qitriaff meintj^ aneh schwerlich eine absonderlidie sym* MMdie Bedeatmg, sondern gehürt wahrscheinllch n«r in die lksse roher KörperverschOnemng wie die Nasen- und Lippen- dorchbohrung der Wilden und die Schnürpressen der Euro- Jifiienanen.

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Die Kunst der Bewegung, der Tanz, kann bei der glieder- verhülleiMlen Kleidung der Chinesen nur wenig entwickelt seiu; er hat, seinem Begriffe entsprecheiui» auch hier meist eioesym- boHsGbe Bedeotang» erscheint bei TrauerfeierlichkeiteB wd bei froheo und bei reUgideen Festen, sur Kriegs- wid zor Friedens- feier, und ist gewöhnlich sanft und gemftssigt. Statt der schönen Beweg;iing liebt der Chinese mehr die geschickte, 8(ati den Taii^es ibt die Kunstfertigkeit der Jongleurs auf eine er.^taunliche Höhe entwickelt; es entspricht das der Stellung des Chinesen zur Kunst überhaupt; die Natur soll ja nicht schön gebildet, sondern ihre Kraite sollen nur recht hervorgekehrt werden« Die schlaue Fertigkeit vertritt hier uberall die Kunst Das KsblseheereD des Uaeptes bis auf eisen Baarbdscliel anf den Wirbel ist fceisesweges erst, wie man g«wöhslidi meait, vea denMantschn eiogefillirt, ist viehsehr schon imSchi-kiDgerwihnt^ Die I^leinen Fdsse der Frauen werde» dadoreh gebildet, dass man bei dem kleinen Kinde, oft aber auch bei schou halb erwach^f riru Miidchen die vier kleineren Zehen unter die Fusssohle drückt, uud die Ferse nach vorn [»tesst, damit sie den Knöcheln *ileich werde; mao presst den Fu^s gewaltsam zwischen Eisen und dann io die kleinsten Schuhe» bindet ihn ein elc; die llidcben müssen die Sohuhe Tag uod Nacht aobefaalteo« Der Fnss wird durch dieses Pressen eis fonnloser Klempeu, der Gang ist daher aeh wankend und ansichar; die Chinesinnen IcOnnen wenig aus dem Hanse gehen; nad bei den hMIgen Feuersbrünsten verbrennen gewöhnlich viele Frauen rettui^- los. Die Schmerzen, welche die Miidchen bei demEinpressen leiden müssen, sir»d eiausain; und Avenn auch die Ffisse gesund bieiheii. 80 erhaltet! sie doch einen mit derZcit uoerträgiich sich steiserudeo Geruch; oft aber sind die Füsse voller Ge.schwure, und nicht seltcm tritt der kalte Brand hinsn. Nur die Frauen der siedrigste% veraditeten lüassen, die Bnhldirsen, Fiscberweiber etc. vsd die Mantscbn-Franen haben ihre natHrUebes Fdsse; kein anstlndigies Mftdoben kann aber so erseheinen. Kleine Pässe» UumpeduUI TerstÜramelt, sind die er^te Bedingung der Schönheit, und beiBraut> Werbungen wird \or aiiem über die Kleioheit der Füaae gesane Er- kundigung eiütiezuüen.-^)

Der Tanz bestand in der alten Zeit mehr darin, dass man, auf derselben Stelle bleibend, den Körper und die Glieder schaukelnd bewegte, war SKhr Pantaniime als wiridicbes Tsasen.*) Aber sehn« Kong'tse klagt bitter darilber, dass der frlbere ebibsreTass, wel eher Wirde und Anstand ausdriickte. In «eansilndüge GriSHUMMSi nnd nnsitflidie Andentnogen ausgeartet sei. Er fthrte ssineMia-

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mudf aller olme viel Hamosie. FMUdi wkwen wir mir ron Gegenwart, wenig yon der Vergangenheit. Hoehgeelirt

vom Staate, weil eie als ein Wie^erfclang der WeMarmonie , der

lummlischen OrdouDg, ciic Gcniüthcr an Oninnnii; und Einklang gewöhnt, flen Einzelnen dem Allgemeinen unterordnet, wird sie ein Tiel gepflegtes Bildiin^smittel, ein gesefzlich vorgeschriebe- oer Gegenstand der Erziehung. Die Musik hat hier einen sitt- Mdi'pädagogischen Charakter, naeli Kong-tae*) iat ilire Erler- ang eine Stufe aar Weialieit.

Die HiuikiDatnnBeate alad meiat fod aralter ErM«ag aod aehr maaigfiiltig; Flateo, Pfeifen aller Art, aach aebr frab eine Art Sy- dar ans 12 Pfeifen zusammengesetzt, Lyra und andre Saiten-Iii- ßtrumeDte, Glocken, Trommeln und Pauken werden schon in den älte>ten Schriften erv\ iihnf . -) Fo-hf als Erfinder von Saiten-

lostrunieDteo geaannt uud als Begründer der Musiic „zur Erholung und Erheiterang des Volks/* 3) Mehrf^re Kaiser weiden als Conpoalatea erwftbnt. Noten haben die Chioeaea erat tob den Jeiaitea geienit; vorher mnaaten sie alle Melodlea auswen- dig lenea; jede habere Anabildong der Masik wurde dadurch amDugUch; aber auch jetst noch ist die cbioesiache Musik aberaua eiotunig.

Die sittliche Bedeutung der Musik als Hildun*?smittel zur Ge- wuhnuo» an Ordnung und Gehorsam wurde t^chon sehr frfih anerlcanot, Bod die Musik daher durch den Staat henirdert>) »»Die altenKCnige» sagt derLi-ky» haben die Sitten und dIeMosik angeordnet, nicbt daaa iiedenLilatenfrabnen» aondem damit maa dadurch die Leldenschaf> ten und bSSaen Neigungen der Menge aflgelo mSge/'*) »»Die Musik ist von den Alten eingeführt worden, nicht mn die Ohren au kitaein, sondern um der Harmonie der Herzen zu dienen imd die Zwietracht iVL entfernen," so sagt ein Minister des sieheiiten Jalirhunderts nach Chr.«) „Die Kenntniss der Tünc ist innig verbunden mit der Keootniss der Regierung, und derjeuige, weicher die Musilc versteht» ist auch fähig aum Regieren;" diess fährt Ma-tuan-lin als einen alten Gmndaats an, und er üBgt bioau. In der That habe gute oder schlechte Mnaik eine gewiaae Beaiehnng auf Ordnung oder Unord- MDg im Staate, und an ihr banne man des Volkes Zustand messen. Ein Kaiser des sechsten Jahrhunderts nach Chr., erzählt er, liesR die Musik neu ordnen, und als ein grosser Musiker die neue Musik hurte, rief er weinend, dieselbe sei weibisch urjd verächtlich . und die Dynastie werde haid untergeben. Ma-tuan-lin meint» dass zwar ehe andere Musik den Untergang des Herrscherhauses nicht hfitte anlbaltee kaaaea» daaa ma» aber wohl ana der herrachendea Maaik

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den Untergang des Haitses voransMgen» überhaupt dea Zuatand

des R^hes erkennen küune.'^)

Mem. d. Chin. XII, p. 362. Chi-king I, 1, 1, ect; Chou-king, p. 88 u. tab. I; Meng-tseu TT, 1, 1 ; II, 4, 6. -- ^) De Mftilla, hbt. I, p. 9. *) De Guignes im Chou-king, p. 319. ~ '■') Nounmmi. b. Illgen 1837. S. 18. *) DeM»Ul», bUi. VI, p, 57. ^ Klaproth, noticcs etc. p. 36 etc.

9 41.

Zur Poesie neigt der chinesische Geist sehr wenig; er hat ja nicht eine geistis^e Welt des Schönen gegenüber der Natur- Welt frei zu schaÜen, sondern nur das Geschaftene zu schaue» I iiBd aafzunelimen; er verhält sich dem Dasein gegenüber we- seoUich passiv« Der Mensoh hat nieht seiae isnere geislSge Weitab etil besonderes SeSn in bestimmter schtfner Geslaltm offenbaren» sondern hat nnr von der Welt m lernen. Bas We- sen der Poesie, das freie Schaffen, fehlt hier ganz; der Dichter hat so wenig etwas frei zu erzeugen wie der Maler, höchstens zu erssählen, zu schildern, avh.s er sielit und hört: die Poesie ist unfrei. Aber da sie auch in i lirer beens^testen Gestalt doch inuner noch an die Freiheit anklingt und nach ihr strebt, also dem Wesen \ des chinesischen Geistes entgegenwirkt, hat sie in dem Volks- leben eine sehr untergeordnete Stellung; die Gelehrten und Weisen sind hoch geachtet, die Dichter sehr gering, und nur dnmal, Tom siebenten bis zehnten Jahrhundert nach Chr., waren Dichttmnst und Dichter in hohen Ehren. Auffallend gering an Zahl undan Werth dnd in der Litteratnr die dichterischen Werke, gegenüber der ungeheuren Zahl wissenschuitlicher und prakti- scher Schriften.

Das eigentliche £])os ist hier gar nicht vorhanden, sondern ] statt dessen nur die Erzählung, Geschehenes einfoch berichtend, die Theten der Kaiser und der grossen Männer besingend. Bomanartige Erzählungen sind zahlreich, aber meist dfirfttg in der Erfindung, yiel Geschwätz und wenig Handlung, breit in der Darstellung, langweilig, nur in einzelnen Scfaiidemngen poe- tisch , kein gerundetes Ganze bietend; in neuerer Zeit machen solche Romane die Lieblingslectürc des Volkes aus, und tragen durch iliren meist sehr schmutzigen Charakter zur EntsittlicbuDg ' des Volkes bei. Noch weniger als das Epos kann die höchste ; Form der Poesie, das Drama, in China blühen. Wenn schon die Weltgeschidite för den Chinesen keinen Sinn und keine Est- \ Wickelung hat und . nur aun unzosanunenhängenden Ereigsissen | besteht, so kann noch weniger das Drama hier eine wkkUche Geltung haben; Handlung kennt der Chinese weder In derGe*

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idMlIe noch In dar Powiej die meclinwfticlicn GMer der grmeD WeHnaselinie bandeln nicht, sondern bewegen sieb nnr.

Das Drama, das poetische Gegenbild der Weltgeschichte, kann Mer niirErei«^isse yorftihreU; aber nicht Handlangen; dieSchan- spulL siiMl nur Schaustücke. Diese zum Zeitvertreib dienenden Seiiaustücke sind nun freilich beliebt, aber nicht geachtet , reich aa Zahl, aber niebt an Gebalt; das Theater Ist meist nur Posse. Dramatisebe Voratellnngen, nnd zwar von nnsittlichster Art» wanlen sdion nnKong-lse's Zeit yor den Höfen an%€lihTt9*) aber Sabanspieler waren, obwohl ein Kaisar zor Zeit Christi die schöne Sebnaspielertn zn seiner Gattin maehte, eine yer- itbtete Menschenklasse; die Theater dürfen wie Bordelle nur in iieu abgelegenen Stadttheilen sein , und keine Zeitung darf von ilinen sprechen,

Die lyrische Poesie allein, bei welcher der Mensch wesentlich passiv ist, nnr seine Geiähle ausspricht, hat in China daaGehnng nnd AashttdoDg neben der rein didaktischen Weise

Darstelhmg. Die Lyrik ist nnm Theil sehr sart, natttrlieh «d wahr» am schönsten im Schi-king, aber auch ihr fehlt wie ler Banknnst die Eibebnng; der Chinese wird wohl warm, aber nicht begeistert; das Höchste ist für ilui nicht da, oder weht ihn nur kfihl an; die religiösen Lieder sind selir nüchtern und arm au Gelialt; nur die profane Lyrik ist höher entHickelt. Aber das didaktische Eiement zieht sich doch gern abkühlend in die Lyrik hinein.

Versa mneh an ist fireilich selur yerhreitet, nnd naeht ao« einen Thafl aller Stadien nnd der Staats-Examina ans; die- «tVersemachen ist aber nicht Poesie; es ist nur dasEinswängen itf freien Rede in beetimmtf Formen , ist einfach gebundene,

gefesselte Rede, nicht IVeie Dichtung, ist das Gegentheil der- selben, und soll den (Tcist an die Unterwerfung unter strenge^ mgeschriebene Form gewöhnen.

Die Form der Lyrilc ist sehr einfach und wenig entwickelt; (Ileicbzahl der Wörter» meist vier, bildet die Verse; die Strophen iMstehen wieder ans gleich viel Veisea; deeh äaderle eich spfiter' diese Form vieUach«*) Die ioaere Form der Poesie ist sehr «igesthandicii. Jeder Gedsoke wird an ein Bild angeknüpft; die Strophe beginnt meist mit einem Bilde, gewöhnlich ans demBereich der ]Natur eiitnonimen, dann fo!j?t der entsprccheiiile Gedaoke. D'kh Bilder sind (»Ii kiihii iinrl den Gcdüiikeii überwuchernd, die Beziehung lür uuis oft dunkel und räthaf Ihaftj die Parallele des Bildes und des MaidMBS giebt einen gewissen Rythmus> der tm den iMbtÜsdMD

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IW^ I

PanttelliflMi« «liMeit Du» JDoppelte« wu in de» Wams ier Poesie liegt» der Gedanke und da« aiaaliche Bild, die eidi an eia* ander ▼erlialtea wie Geist and Leib, and ia der Poeaie in eiae

lebendige Einheit treten, ist hier, ganz dem cbifiesisdien Doaßs- I rous entsprechend, aus einander gerückt, ein j\eb eiioinander; erst das sinnliche Bild, und dann der eotsp rech ende Gedanke- DiePoesic ist wie die ganze Leben^anschauung mechanisch, ausser- Heb, unlebendig. Wie das All aas der Zweikeit von Kraft und 8tofl^ | Himmel and Erde, besteht« die nur theilireise einander durchdrb- gen, an «ich aber neben einander sind, so tritt fai der Poesie Bild and Sache ansser and neben einaader, sie darchdiingen einander nidht. Die Poesie ist wie ein Glasspiegel, das Bild ist an den Ge- danlcen wie eine Folie angelegt.

Wir geben zur Erläuterung einige Beispiele aus dem Sciu'kiog in wörtlicher Übersetzung:

„Dieser Birobaum, wie schattig uad dunkeit Verschont seine Zweige, reisst nicht ab «eine BIfitter; eiast weilte unter diesem Baum der Fürst Chaope, Dieser BimlNuim, wie «chaltig; wie weit breitet er aus seine Äste! Ach, verachont seine. Blilter vad verletset ihn nicht Dort mhte einst, anter demBanme, Chaepe, der Ftrat. ^ Weit breitet ans sehie Aste dieser Bim^anra, relsset nicht ab seine Blatter ; schont seine Zweite; deuu unter diesem Baom weilte einst Chaope , der Fürst.**

Klage einer Gattin über ihren liebeleeren Mann. „Sonne und Mond erleuchten mit ihrem Lichte die Erde. Aber dieser Maan verliess ansrer Vorfahren Lehre. Woher diess, dass dieser nichts Festes hat and nichts Sicheres in «einem Wandel, und meiner nicht achtet? Sonne and Mond erwlimen mit ihrem Lichte die Erde anter ihnen. Aller dieser ▼erschmfth.t es, gegen mich freondUch sa sein. Was \»t Sicheres und Festes in seinem Wandel? Wesshalb ist er so undaiikliar gegen mich? Sonne und Mond geben im U>tcn auf. Was soll von diesem Manne ich sacken? rsichts ist an ihm. was ich zu lubeu vermöchte. Was ist an ihm Festes and iSicheres? Warum hat er meiner ▼ergessen?" etc.

Lied emer ffirstüchen Gattin: „Es krftht der Hahn; schon kos* Bien die Lente in da« üHrstÜche Btam, Doch nein, krihte nicht der Hahn, ea war aar der Fliegen Geanmme. Im Osten ecachehit da« Morgenroth, nnd im filrstlichen Haas kommen die Leate sn- sammen. Doch nein, nicht das Morgeuroth scheint, sondern des aufgehenden Mondes Licht. Bei dir zu ruhen ist lieblich; aber schon harren die f. eilte auf Bescheid, und ieich könnte man «eiset« wegen dich tadelu.

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ehe? Is ObeMeteaog des Scbl-kitt|^ fot fireiKeh poetiadier d«s CMgimil, aber giebt den Sinn ziemlich treu tvieder.

«) MeDp-t*eu, I, 3. 33. M6m. d. Chin. XII , p. 186. «) Noumann im NooT. Journ. As., XiV, p. 61 ; Timkowski, Reise. IL 8. 321. *) Chi-king, p. XXI. - •) Chi-king, I, 2, 5. *) I, 3, 4. ') I, 8, l.

Fünfter AbschuiU.

Da» sittliche Leben* §«.

Auf der früheren Stufe des Völkei lcbens ruhte die Sittlich- keit nur auf einer dunklen Ahnung; in China iicelangt sie zu einem wirkÜcheu Bewusstsein. Der Mensch ist da nicht mehr ein ein- schier, zuföllSger, sondern ist ein Glied in dem grossen, festge« orineteo Ganaeii; das AU ist iriclit mehr ein wüdes Gestrüpp, soadeni Ist eine bewegte Ordnnag« nnd jeder einnelne Punkt in teea All hat seine bestimmte Aufgabe, ist nicht Ar sich alleui di^ sondern ftr das Ganze; und darin, dass ich nicht mich, son- dern die Harmonie des Alls ins Auge fasse, nicht das Ganze anf mich, sondern micli auf das Ganze thätig beziehe, den Himmel gewisserniasscii i]i seinem Walten unterstütze, indem ich die Vemüniltigkeit vollbringe, bin ich sittlich.') Die sittliche Idee der Clünesen gestaltet sich aber sehr yerschleden von den Anf- frisaageB der übrigen Völker.

t. Das Sein Ist iresentHeh Natnr, nidit Geist; daher ist CS, aber es wird nicht, ist Dasein, aber nicht Geschichte; es iit durch eine naturliche Nothwendigkeit, nicht durch freie gei- stige Thätigkeit; es hat einen Grund, aber nicht einen Zweck, den es erst zu erreichen hätte Die chinesische Sittlichkeit trägt darum nicht einen geschichtlichen, sondern einen Natur- Cha- rakter, geht nicht auf ein künfitiges Ziel los, sondern beharrt bei der Gegenwart, will nicht etwas erringen, sondern nnr be- wihren, hat nicht einen Zweck, sondern nur ehi Prindp, Ist iMt prophetisch, sondern rfiekwArls schauend, will nicht ein Reteh Gottes gründen, sondern wendet sich höchstens weh- mfithig oder ärgerlicli von einer gesunkenen Gegenwart auf die schönere Verj^an^enheit und will restauriren. Das Ideal der Menschheit ist niclu am Ende, sondern am Anfang der Geschichte; es soll das sittliche Leben nicht einen neuen Himmel und eine neue Erde hervorrufen, sondern die alten wieder herstellen nnd das Ciegenwirtige bewahren. Die Menschheit soll nicht erst wahr-

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hill ▼•Ukoinmeii werden» «ondem eie Ut ee4Mk#B ynmJbduig an» sie ist jelsl nur mit einigeii Fehtern behaftet, welche eatfenit

werden müssen ; das Wesen der Sittlichiceit ist nicht Schaffen, sondern Heilen. Es soll üicht der alte Mensch «')b<^cthan und ein neuer Mensch «iiigezogen werden, wie Paulus sagt, sondern der neue Mensch soll abgethan werden und der alte iVTen.sch wieder hervorkommen. Der wahrhafte Zustand des Menschen ruht nicht auf seinem freien Thun, ist nicht ein errungener» sendem ist ein bonam metaphysicnm» wie es bei Leibnili ein malam metaphysicnm gtebt. Der Mensch ist an sich sehen gut, braucht es nicht erst sn werden. Der Strom derWelt- Geschiehte str5mt von selbst ohne Zuthun des Menschen, dieser hat nur die hier und da beschädigten L fer auszubessern und ver- sandete Stellen zu vertiefen. Die Ordnung der Welt-Geschichte ist eine natürliche, eine übermenschliche, und der Mensch hat sich einfach hineinzufügen, hat einzusteigen in das grosse Schiff der Weltgesolüchte, das ihn von selbst trägt, und nur SHum- sehen, dass er nicht Gber Berd iidie; die ewige Sirömmig des Himmels treibt es fort und fort in nie endeadem Kreislauf 33].

Die chinesische Sittlichkeit bat also nieht ein hohes Ziel» nicht ein erfrischendes Aufstreben, sondern predigt fort und fort nur Ruhe utul Ordnung und stilles Verharren; Alles, was darüber ist, ist vom l^bel, ist Revolution; nicht gross«irtige Heldenthalen, sondern das bürgerliche Stilliebcn ist das Höchste der Sittlich* keit; erwerbende Arbeit, Friedlichkeit, Gerechtigkeit, Fa- milienliebe, — das sind die hdehsten Tugenden. Die Sittlichkeit lat nicht ein Kämpfen, aendem ehi stilles Arbeiten; meht daa Sehlachtfeld 9 sondern daa Ackerfeld und die GewerbatSHe aiod der Sdiauplatz der Tugend. Die Sittlichfceit trägt, wie die ganse Welt- Anschauung, eiuej) passiven Charakter; das starke Auf- streben der freien Persüniichkeit ist an sich ein Unrecht. Das Volksleben ist ein grosses Ohrwerk , wo alles unabänderlich geordnet ist, und wo kein Glied still stehen und sich der gemeiB* Samen Arbeit entziehen darf.

Die Sittlichkeit, ihrem Natur "Charakter entapreehead, be- darf aueh nieht einer höheren wiaaenaehafillehan £atwiekeloii(( aus Ihrer Idee heraus , sondern wie die Natur- Dinge nur einer Beschreibung. Die sittliche That ist nicht mehr und nicht minder eine Erscheinung der das All durchziehenden Himmel^gewalt als die Natur-Dinge; und wie die chinesische Naturwissenschaft auch nicht in einem philosophischen Begreifen besteht, sondern in einem blossen fieaohreiben der Dinge naeh der Ansehaunng»

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m Mtaf m naA kt d«r SMidUbot mr einer BesclntilNiiig

mtdicker Erscheimmgeii, nicht eiaer Gedankeneiitwickeluiig;

der Mensch braucht uur die in dem Leben weiser Männer ge- gebenen Züge abzulesen, so hat er die volle sittliche Weisheit. Wo man bei den chinesischen ^^ eisen die Begründung eines sitt- lichen Gedankens sucht, da üudet maa nur Musterbeispiele; ja sie scheaen sich sichtlich , bestimmte Begriffe in dem sittlicheii Miete antestelleD, und ein ausgesproehcnes Grand -Princip sadit Mii TCffgehena. Ohne Keantnla» der Beispiele der Vor- fidurea hilft alle Webheit nichts, und gicbt es überhaapt keine Weishek.«««) Die Sitten der Vorfahren sind der Sittenspiegel.») Ais höchstes Vorbild gilt freilich der Himmel; wie dieser seinen ewigen Gang in unerschütterlicher Oidnung und Festigkeit geht, so wandelt auch der Weise in steter Festigkeit und Beharr- iiehkeit^)

^) Siebe Tchotmg-youiig c S8. *) MeBg-tMR, II, 4, 47. *) Chi-Uiig, I,

S 43.

Die wirklidie Welt ist eine gegensdtige Durchdringung iweier entgegen gesetaten Urprincipien, sie ist die neatralisirte

Mitte, das Gleichgewicht zweier Pole. Das Gleichge\s icht ist al$o da« Wesen des wirklichen Daseins, und die Waiuheit ist (iäb (ileichgewicht. Die Sittlichkeit hat dasselbe Wesen. Der Mensch ist die höchste Gestalt des natürlichen Seins, er ist nicht Bimmel und nicht Erde, sondern die im Gleichgewicht stehende Mitle Ton beiden. Sittlich sein heisst das Gieiehgewieht halten; der Menach gdidrft weder der Erde noch dem Hinunel allein an, wadem beiden; nnd es ist gleich sündlich» in das Eine wie in das Andere allein sich ko versenken; der Mensch rauss in allen Dingen die rechte Mitte halten; der Mittelweg i^l überall der beste.

Bei den Persern ist auch ein Urgegensatz, aber die Wahr- heit ruht da nicht in der Versöhnung desselben, sondern in der Aufhebung der einen Seite ; und die Sittlichkeit besteht dort nicht darin t awisehen beiden Principien, dem guten nnd dem bdsen»

Mitte zu halten, sondern das eine xa lieben nnd das andere mt hassen nnd an verneinen; die Wahiheit liegt da auf einer Seile ; in China liegt sie aber in der Mitte , und der Mensch soll beide Sf iteii gleich sehr festhalten, denn beide sind gleich gut üiiil göttlich.

Die indisclie Sittenlehre ist nicht rigoros; in ihr ist nichts von dergraasamenliärte indischer Fri^mmi^eit» aie strebt nicht nach

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UbemmiMiiiicIiieii und fibernatirliolieDldealtti^ Mndam ankmuegi sieh eng an die wirkliebe Natar des Menschen an, die ja an sich

durchaus gut ist, und welcher er zu folgen hat; die Moral ist hier nicht radikal, läcUt schioiY und starr, nicht die Natur dea Menschen umstürzend, sondern sie festhaltend, höchstens die eingeschlichenen Mängel ebnend, die krankhaften Auswüchse entfernend. Die Sittenlehre der Chinesen ist von mildem, wei* ehern Wesen, praktisch, nüchtern, nie überschwenglich 9 ge- mässigt, hanshaeken, ohne hohe Erhebung; es whrd Tom Men* sehen fast nichts gefordert, was ihm schwer werden kdnnte» keine onnatOrliehe Entsagung, kein VerBlcfaten auf mSssIge Freuden , er braucht seine natürlichen Neigungen nicht zu er- sticken, sein natürliches Wesen niclit abzustreifen; er bedarf nicht der hingebenden Andachtjjgluth der indischen Weisen, und nicht eines träumerischen Versenkens In den dunklen Hinter- grund des Daseins;— nur Maass wird gefordert; stillgemüthlich, aber ohne den Charakter des Grossartigen, entspricht die Sitt- lichkeit der ganaen nfichtern- verständigen Geisteslichtung des Volkes. Auch der Conseqaens der sittlichen Vorschriften wird keine HArte gestattet; Ansnahmen in schwierigen Fflllen sind überall gestattet,- wo die zugcschärfle Spitze eines sittlichen Grundsatzes verwunden könnte, wird sie umgebogen , und der Mensch darf dieselbe nach den Umständen sich eini^ermassen zurechtlegen. W^enn der Mensch z. B. in Gefahr ist zu erhungern, SO darf er die Ehrlichkeit etwas verletzen.^) Der Mensch ist darum tiberall und jederzeit von Natnr schon beflhigt, alle For- derungen der Sittlichkeit an eiftllen, es giebt ganz ToUlfonimene Menschen, obgleich nicht viele; die Ideale der SittUchkeit sind nicht in fibermenschlichen Regionen wia suchen, sie sind in der Wirklichkeit mehrfach gegeben, und jeder Mensch kann und soll ihnen gleichkommen.^)

Die Tugend ist desshalb leicht zu vollbringen,«) sie ist ja eigentlich der natürliche Ausdruck des Seeleniebens, hat keine widerstrebende Macht in dem menschlichen Herzen zu bekämpfen» auch keine wirkliche Feindsolwft in der Welt an besiegen; die Tugend erwed^t nicht Hess, sondern überall nur Ehre, Aditung, Idebe» denn die Menschheit ist ja im Gänsen gut; wer immer der Wahrheit nadifagt, muss nothwendig sieh idle Gemuther geneigt machen;"*) ein Leiden uai der Wahrheit willen ist bei den Chinesen nicht leicht möglich; die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zum Leben fiiln t, und viele sind ihrer, die darauf wandeln. Und weil die Tugend das Leichtere und

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Natnrgemäs&e, and dieSünde nur die Ausnahme, so fehlt dem Cl^ BMii ftchlechterdiiigs jenes demüthige Bussgefühl, jene Aner^ keaiittig der eignen Sfindhafdgkeit, welche in der dirietlielien Religion die erste VoranMetanng jeder waliren Heiligung ia(. Wird der Chinese nr SelbstericenaUiiss gewiesen, eis der Grund- lage der Weisheit, so ist das nieht die Erlcenntniss der eignen Schuld und Unwfirdigkeit. sondern die Erkenntnissdei eignen ver- aünftigen Natur, in welciier des Himmels Gesetz sich ofteiibart; und wenn Demuth in Beziehung auf die eigne Tugend empfoh- knwird, so ist das eben nur Bescheidenheit und kein Bussgefuhl, „Alle Tugend liegt in der Mitte/' ist ein fort und fort wie- derheUer Ausspruch der dünesisches Weises; und eine der klss- sischeu Hanptschriften hat als Titel: „das Beharren in der Mitte" (Tftchung- yung). „Das Wichtigste bei der Tugend ist die Mitte; in der Mitte ist die Weisheit^ Sei einfach und rein, und halte immer die rechte Mitte. Die Mitte halten, hcisst das Gesetz befolgen: im Td recht selbst ist das Halten (l<"r Mitte schon eine Rückkehr zum Kechten.^) Die Mitte i»t die Grundlage des Alls, und das Gieichgewicht das allgemeine Gesetz. Wenn Mitte und Gleicfagevridit vollhoniineD TorbaodeD, sind Himmel und £rde in Frieden, und aiie Dioge gedeihen. Der Weise liilt immerdar die Mitte, eher der Thor verletat sie.''i<»)

Ais sitdicfae Ideale gelten Torzugs weise die Kaiser Tao und Schun und der Lehrer Kong-fu-tse; jene beiden werden am häafigsten, auch \ (iri Kong - fu -tse selbst, erwähnt; dieser hat die Lebensregcin der ersteren <»hen nur anflieuahrt. bekannt cemachl und befolgt; er erscheint mehr als der Lehrer und Offenbarer der reebteo Weisheit, jene ersten mehr als die unmittelbaren Vorbilder; alle aber werden ohne Weiteres als fehlerloa erklärt; „wenn KoDg-fu-tse und die andern Weisen durch eine UogereGhtigkeit •der durch TOdtusg eines Unschuldigen sich die Herrsdiaft Ober das ganae Reich hätten TerschafTen IrOnneo, sie hätten es nicht ge* than/*n) Schun vereinigte alle Tugenden in sich, uutl iiim ähulich lu v\ erden , ist der IrdiegrifT der Sittlicfikcit. '3)

*) Men? t?eu, n, 6, 1 4. ^) Ebend. U, 2, 61; II, 6, 5. ») Ebend. U, 7, «. «) Ebend. U, 1, 40. Ebend. TT, 7, 8 ; Tchounj^-yonng, c. 22. •) Meng-ifi€u, I, 8, 54. Ebend. H, 7, 52. ^) Chüu-kjng, p. 27. Y-kiag, II, ?• 75. Tchoung- juuug, c. 1, 4. 5; c. 2, 1. Meng-tbcu, II, 4, 4 etc. *^ Ebend. I, 3, 30. '») Ebeud. n, 2, 49; Tchoung-yoimg, c. 6. Ij 17, 1.

S 44.

t. Das foneiialteit der reehten Mitte erhält das Gleich«

gewicht ui dem All, unterstützt da^ \V aiieu und Schaüeji des

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Himmels und der Krde". ^) und jede Störung desselben durch die Sünde hallt in der ganzen Natur wieder und spricht sich daher durch Naturstömiigen ans. Diese Auffassung der Sittlichkeit hat jedeoÜEÜls eine sehr ernste Seile und eine Hefe Wahrheit Die Sdnde ist da nidit, wie der Leichtsiiiii aach bei uns meint, als etwas Vereinxeltes, dem dbrigen Dasein Gleioli- gilHiges EU betraditen , ist ni<^t ein leerer Schall, der bald ohne Spur verklingt, sondern jede Süiidti ist eine wirkliche Störung des allgemeinen GleicliEfewk lits, obgleich dieses Gleielii'e- wicht hier noch weseutlich als ein bloss natürliches erfasst wird. Der Mensch hat es in dem sittlichen Handeln nicht bloss mit sich 2U thnn, sondern mit dem Weltganzen, er stört sündigend die Harmonie des Daseins überhaupt; jede Sfinde ist ein Frevel gegen das All, und darum aneh gegen dessen bdchste Ersehei- nnng, gegen den ehinesiSchen Staat; es ist kein Unterschied zwischen Sünde und Verbrechen; alle Sünden sind gemeinschäd- lich, alle lialieii Beziehung auf den Staat ; und dieser ist auch tlas Tribunal hIk r die Sittlichkeit. Der Staat hat es darum nicht bloss mit der formellen Gerechtigkeit zu thun, sondern mit der Tugend überhaupt; er hat nicht nur die Verbrecher, sondern die Sünder überhaupt zu bestrafen, ~ aber andererseits auch die Tugend zn belohnen. Tugendhafte Mensdien sind daber nicht bloss Vorbilder für Andere und ein Ruhm für das Volk, sondern sind an sich, auch wenn sie nicht in grossen Kreisen wirken, Wohlthäter des Menschengeschlechts. Damm steht l)ei keinem Volke des Alterthums die Tugend in so allgeuieiiier Achtung, und empfängt so viel Ehre als bei den Chinesen.

*) Tcbonag-yoang. c 28.

$ 45.

Ein wirkliches System der Sittenlehre ist nicht gegeben ; die Pflichten werden hier und da gruppirt, einige als vorsug- licher hervorgehoben, aber ohne bestimmte Gliederung. Die

Hauptsache bleibt das ruhige Stillleben, sanfte Milde gegen andere Menschen, die Liebe in der melir passiven W eise il( Duldens und Ertragens, des Schonens, der Nachgiebigkeit. Den Frieden nicht stören, Niemand beleidigen und verletzen. Jedem das Seine lassen, i) das ist so das Höchste; es ist da nicht die heldenmüthige Liebe der gewaltigen That, des Kampfes för eine grosse Idee, sondern die sanfte Friedlichkeit, die weib- liche Liebe , grosser Aufopferungen fthig , aber ebne ein hohes, durch gewaltige That zu errmgendes Zieh Der Mensch soll das

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Gleichgewicht und die Harmonie bei Andern nicht stdren^ das ist das Eine.

Bas Andere iat, daaa er aelbst in diesem Gleicbgewiekt aad Ib dieser Harmonie bleibt; er darf nieht Aber aeiiieihin Tom Bbanal «tgeatMidene fitelhug binanagraife») soll demtchig fein; darf aiah aber anch iilciit wma aeuiaai CHeleligewicit bcrmdrängen 1 aasen , soll allen ftosseren 8tfirmen und Anfeeh» turiieii Festigkeit und Seeleiiriilie entgegensetzen, auch iin grössteii Schmerz nicht seinen (ileichmuth verlieren. und soll eben so den inneren Feinden seiner Ruhe und seines (Gleich- gewichts 9 den Begierden } den festen Willen, sich nicht beheriv sdMiEu lassen, eiitgegenseteen; der Mensch soll TucbtSclaTe feiner sinBlichen Begferden werden. Daa Sianlicfae ist zwar an M gut, aber ist doeh dem Bawasstsein gegenüber das INiedrl* gere , and sott sieh nloht com Henrsohaiidan machen , soll dnrdi den Creist g^zugelt werden 2).

Der eigentliche Begriff aller dieser Tugenden ist das M uns s- halten. da8 lunvahren der rechten Mitte: niclif zu vic^l und iiir ht za wenig, nicht zu warm und nicht zu kalt, nicht zu hoch und nicht an niedrig, nicht nach rechts und nicht nadi links ab- biegen, darin ist alle Sittenweisheit zasammengefasst. Alle gesteigerten GeAlhle gdlen ala Unrecht; eine fctthle Buhe »cht mA sdbst darcb die Lyrik hhidnrch ; nicht Zorn , nicht Furcht, liebt SB viel Fronde, nicht sn yM SehmerE soU das Mensdwn Gemüth erfüllen.») Dem Menschen ist sein ganzes Thun und Sein in dkim grossen inzen zugemessen: und in diesem seinem Man<ise blpibcjjd snll er seine sinnliclio Natürlichkeit ebenso 2.ügein und zurückdräuiren als zeiue einzelne selbstständige Per- sönlichkeit. Dieses Zurücl&drftngen der Persönlichkeit in ein sehr bestimmt gesogenes Maass hat abcrnooh besoadei« Folgen* Zaaiehst sott der Mensch blosses streng eingdiigtea Glied des Smaen Weltlebens sein; er soU nicht sein, wie er witt, sondern io wie ihn die Nothwendigkeit des Lebens gemacht hat; er soll nicht eigentlich auf sich selbst beruhen, sondern auf dem All- leben, Süll ein Atom sein in dem groisben \\ t itki ystall, soll sich vqp andern Menschen nicht als etwas Besonderes unterscheiden, sondern sich ihnen gleich machen; und sein ganzes Thun und Benehmen aoll nach diesem Gedanken abgemessen sein, nicht em Prodnct seines Willens, sondern allgemehi giltiger Gesetse; - die Art des Umganges mit andern Menschen darf nicht nach WUhir, aondem mnss nach bestimmten yorgeschriebcnen Ge- islMn geschehen, denen der Einzelne sich sdücchteriiags

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unterwerfen mus.s. Ein Chinese lässt sich fast nie gehen; die Formen der Höflichkeit sind nicht dem freien Willen anUeiai- gegeben, sind rnttliolie Pilicht und Staatsgesetz. Und so soU auch die gaiixe Äussere Erscheinung des Mensebea nieht eine CNfeBbsmng seiD«r freien Selbstbestimmimg sei»» sondern des all- gemeinen Gesetses; die besümorte, bis iasKleinlicdie hinsb yoi^ gescliriebene Tracht befolgen, ist sittfiobe Pllidit, und der sittliche Mensch soll dem Yao auch in der Kleidung nachahmen.-*) ISicht als Person , nicht als dieser bestimmte und selbststän- di^e Mensch darf der Chinese auftreten, sondern eben nur aU Chinese, höchstens als der Träger eines Amtes.

Damit zusammen hfingi die Verpflichtung, das regelm&ssige Leihen in iLeiner Beziehung nn nnterbredien. Der Chinese ist ein Ordnnngs-Blenscfa; Ordnung und Tbätigkeit gebt ihm über alies; alles, was ausser der Ordnung ist, alles Wunderliehe und Wunderbare, alles Exalttrte und überspannte ist ihsi schlechterdings zuwider; er bleibt fi;eni im genieirien (ileise. Von der breiten Fahrstrasse abzubiegen ist ihm an sich schon ein Unrecht; er liebt es nicht, durch Dick und Dünn zu jagen; jegliches iSch wärmen ist dem Chinesen von Natur Terhasst. Nüchtern in jeder Bedeutung des Wortes ist der Chinese; ün- nissigkeit und VdUerei ekelt ihn an; er soll und will mcbt in semer innem Ordnung und Harmonie durdh Übennaass des Genusses unterbroohen werden; Trunksudit ist als scbsMicbvoU tief verachtet und sehr selten; und auch in dieser Beziehung scheut der Chinese, sein GleicbgewicLi zu stören.

Die sitUichet) Pflichten werden verschieden eiogetheilt uud jie- ordnct. Meng-tse hat drei^eiteo der sittlicheo Vollkommenheit: ,,der Weise bat an drei Dingen seine Wonne: 1, wenn er den Vater und die Matter lange am Leben siebt und gesund, und aUe sekie BrSder in £intradit und Frieden; weaa er behn Aufblick nach dem Ulm« mel sieb keiaes Gedankens und keiner Begierde su scbimen bat» und vor andern Menseben sieb wegen seiner Handlungen nicbl sa schämen foraaeht; 3. wenn er alle seine Mitbärger durch Wort und Beispiel zu wackern und weisen Menschen machen kann."*) In den heiligen Schriften werden meist IüdI HuuptpÜichten gczühlt: Pietiit gegen die Eltern, Gehorsam gegen die Obrigkeit» Ehrerbietung gegen die älteren Verwandten und Wohlwollen gegen die jQngeren, gegen- seitige Liebe der Gattes, aalr&ebttge Liebe der Freunde gegen eiaander.<>

IKe Liebe gegen andre Meascben, von der FandttesBebs abge- sebea, enchsbit vetbeifsobeBd tsu der negatiTeu Seite, ab Be*

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sdieidenheit, Demntb, Sanftmut, Bilfigkeit, Nach^ebigkeit; die thatkraftie^e Liebe tritt etwas iiH'hr /unick. „Wer Andern nicht tliut, was er mcht «iii, dass ihm getlim \^*'rde, der ist nirht Wim vom (ie>i( tx."'') Die liebende Nachgiebigkeit erscheint besonders inderiluriichkeit, die Chinesen sind das büfliehste aller V&l- ker, md keliis bat «o «ehr die FonneB der«eMbeii eotwickelt; es wild cioem GlitDefleii Ibet mmiOgilcfa, grob zu sein; er ief es selbst siebt gegen die verlnsstestea Feinde. Die Fermeis der HofütMelt aprecben die Denrath Ms sur Meberlichen Übertrelbnng aus; und die Erlernung der jedem Stande gebührenden Zeichen der Ehrer- hiefone bilden einen wie Ii tigen und ««rhwiori^en Theil der Krziehimg, Es liegt iu tlieHen streng geordneten Hüllichkettsformen ein silt- Hcber Gegensatz zu der ungezügelten SelbstsucM des rohen Menschen; ,,der Geist will den Ungestfim der Natürlichkeit, die Bsbheit <ier sethstsOcfatigeii Begierde ttbem mdes. Versahs-

gegee die Feinde bis sn einer gewissen Grenze . «M wiederbelt empfohlen. Wenn ein Weiser beleidigt wird,' so soU er die Sehnid auf sich nehmen und sagen: ,Jch mnss etwas Corechtes gethan haben, gonst hätte mir dieses nicht bei;c*^ne» kOnnen;*' er kommt dem Beleidieer mit Liebe ente^^^en: w enn aber alle Versuche , den Gegner zu gev% innen, vergeblich sind, so ist dieser nieirt mehr ahi ein Mensch, sondern als ein Thier zu betrach- tonnnd nicfat weiter sn beachten. Em Bild des Weisen ist der SseerscblesNierer ; wenn der Speer behn Werfen das Ziel nicht enrüdit klagt der flchStse nieht Andere an, sondern sich selbst; sa beschsMigt der Welse ancb nicht Andere, sondern steh selbst

10 allen Dingen. 'O) „Seid streng gegen euch selbst, sagte Kong-fse, aber nachsichtig gegen die Fehler Anderer; «sagt Niemand Böses nach, und heacbtct rs nicht, wenn man eu( Ji liilses uachsagt; nehmt Lob oder Tadel mit gleicher Seelenruhe auf."

Über die Liebe, nicht bloss in der Susseren That« sondern asch'

11 der Gesinming, bat Kong-tse manche scbCne Ausscfningen ge- Ala; aüefdhigs mCssen wir hierbei die oft sifthr ideslisirenden Be- lichte der Jesuiten mit einiger Vorsicht betrachten; die Schriften des Kong-tse selbst seigen wenigstens in diesem Pnnkt etnas seichtere Gedanken. Ein Bauer, so er/ahlen diese Berichte, brachte €hji»t dem Weisen einige schlecht gebackcne Kuchen von grobem Mehle uud einige Früchte zum Geschenk, als das Beste, was er be- sa8<(. Kong-tse dankte ihm sehr ehrerbietig, als ob er ein Ge- schenk ans den Händen des KMgs empfinge, nnd beihhi seinen SchttetB, das Empfangene snr Spende ftlr die Vorfahren anlkube« Wikren. ^^Ifeister, sagte ein Scbfltery du bist doch wandeiKch;

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du ermahnst um IbMtfiiidig, dfio VoMamt hmer wu &äs Beste und Kostharste darzubringen, und du bewahrst nun zu ihrer .Speude diese iil< litsnutzipcn Kuchen und diese welken Früchte auf, und das üiiQH noch dazu in einer Scbaale vom «chlcch testen Thone; wie reimt «ich das zusammen „Sehr wohl, antwortete Koog-tae, ick bab« schon Mit langer Zeit nichts Kostbareres gehabt, als was ich beete emp&vgen. Was eise Spende deoee, tod desso wir «Bser Lebeo empfangeo haben» angenehm macht, das ist mcbt der Werth derselben selbst, sondern die Geshnvog, mit welcher sie gebracht wird. Jener Mensch bat mir aus bestem Uerxeo das Kostbari^te gebracht, wa^ er beha.^»«; ich werde meinen Vorfiüireii mit gleicher Gesinnung spenden, was ich hoher achte ah die aus- gesuchtesten und tbeuersten Speisen. Die Milde der Chine* sen erstreckt sich auch auf die Thiere ; von den drei Graden der I^iebe, welche Meng-t«e aogiebt^ gebohrt der nnterste den IHbun sen nnd Tfalereo.^) Ein Weiser, sagt derselbe, wM niektgen eki Thier sterben sehen, noch dessen Sterbelaut Teroehmen, danm wird er sich entfernt halteo von den SchladitatitteD.

Die Treue gegen die, mit denen wir durch das Band der Liebe ond des Gehorsank^i verbunden sind, wird vou den Chine>iCn stark hervorgehoben. Die Geschichte giebt ruhmvolle Beispiele davon. Ein Minister im neuuten Jahrhundert vor Chr«, der aeioem despo- tischen Herrn oft die bittersten Wahrheiten sagte, veratedcfa bei eben Aalstand des Volkes, wekhes den kaiserlicken Pallaet aar* tftamerte, den Sokn des geflfldbtelmi Kaisers In ssiasm flamc^ «nd als der wfltbende Hanfe die Ansliefernng des Priaiea vedangte^ lieferte er seinen eignen , mit dem Primea gli^ch alten Sohn den Tobeodeu aut», die ihu in Stücke hiebco, uud reltete so den Kaiser- aohn. 1')

Wahrhaftigkeit ist zwar tliatsäciilicb nicht eine be^nders geipflegte Tugend der Chinesen, sie wird aber doch von Kong-tse dringend empfohlen. „Bediene dich nieder Lüge. Die Wahrheit Tenchafft Freude und Rilke des Amens, dleMs^nar Qnnl«'^*)

Skat spielte Kong-tse aar Erkolusg in seinem Zbrnner Ball, als Sick Jemand bei ihm anmeldeo lieas, der Iba Ober ehdge wicbtige Dioge befragen wollte. „Ich mag ihn nicht sehen, sagte Kong-tse zu einem seiner Schüler. Gebe, entschuldige mich; wa^ w 'irM du sagen? »»Ich werde ihm sagen, öutwortete dieser, dn^s du gegenwärtig znr Erholung Ball spielst, uod dass man dich nickt fug* licherwi^ise in deinem Vergnügen unterbrechen könne» um üli^ ernste 0iege Btt sprechen. " ^ Gebe , sagte der Meister j uad tfcne wie du Mgst*« ^ j,Welok kutere Seele, fügte er leise kinsu; er wird

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uidbt andere siprecben als die Dioge sim\; das int wahre Tu» geod."") Oem Kaiser Tai-tsong ((iiti nach Chr.) sagte einst Jemand , er krmnc tlic Schmeichler in seiner l iiiucbinip; dadurch vor) den redlicheu Männern unterscheiden, dass er einen dem Staate «cbMUiehea Voiscfaiag mftebe» welchem die Uarediicheo sofort zu- •tiameo wiHeD» Der Kaiser atttirerteta; w^m Mittel hi freiMi «eher, aber weoo ein Ftot so Immune Wege geht, kaoo er dann Genabelt von eeinen Dienern verlangen? Die Fürsten aind wie die Quellen der Biehe, und die Staatsdlener das Waaser in denaeiben, wenn die Quelle rein ist, ist es aiidi der Strom. Ich habe iiuaier » Abscheu vor .•^«»Ithen Schlauheiten gehabt, die nur dazu dienen, das Herz zu berücken; ich will lieber das Übel, wenn vorhanden ii»^ flicht kennen, als es auf unlauteren Wegen kennen lernen.

Wut wiaraebfitterÜcbe Seeleo ruhe des Menschen in allen An- MtangnB giit ab eine Haiiptbedingnng «itftlieber Weisheit; d^r MsMch darf nie ausser Fassung knnmien, nie durch Beleldigvi^ea ^ enimt werden, nie dem Hbmnel aOmenp wenn es ihm nicht Dach Wunsche geht, und über die Menscheo nicht klagen, die ibm oicht wohlwollen.

DieBeschräniiungder «innlichen Begierden geht hier nicht bi«> zui; Fintiagnng, sondern sie soUeo nur das rechte Maass und das Gleich- gewicht zwischen Sinnlichem und Gelstigen bewahren. Gmodliige der Tagend ist es, sein eignes Hers so liewaehea; dieas kann aber, Mit besser gesohebea, als wenn die Begierden eingeschünlKt W6fdsn nnd der Mensch mOgUchst wenig Wünsche hat.^*>0 IN« nebte Ta|iferkeit iMsteht nicht darin. Andere an besicgcji , soaderpi sich selbst. 22) Hctrunkeue Chinesen sieht man äusserst selten, und aul den hinterindischen Inseln , u o sich vor allen die eiJro[i;u^cben Soldaten einer grcnzenlusen Trunksucht ergeben, i^ind die zaliU. Mioheii Chinesen die einzigen unter der bunten Bevölkerung, welche ^ strengste Milsaigkell beobachten; ebenso sind sie gegenwärtig, in Cslirornien fest die ewalgen ardeatUd^eii und atfssigfo Menn ■eben. AU «nler Kaiaer Ys «m 2200 vor Chr. der Eeisbranfttr. «CHI eriinden warde, nnd dem Kaiser, der sein Reich dnrehreislet ?wi dem neuen Getränk gereicht wurde, sagte er: „ach, wieviel ünbeil sehe h h aus diesem Getr.uilv für (liina entsjjriiigen, man «erweise den Erliiider aus des Keiche.s Grenzen und gestatte ihn^ ßie wieder die Rückkehr. ''2^) Ein Kaiser des fünften JahrhuA^ftH iMih Chi« verbat den HfMMiel damit sogar bei Todesstrafe, a*) . ^

*)Meng-tseu, II, 4, 17; Tchoung-youug, c 20, 5, *) Meng-tscu, n, 5, 4^B1,*. >) Tahio, c. 7, 1. (Panthicr). •) M«mg<t«M, U, 6, 8. *) Meng-tw«, 4l,llw8i^— ^ MMMDg-yottiig, c. 20, 8, Cho«»Ung. I, 2; «bliiifllalM» h

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^ W. ' *) T<iiOBiig-roaiig, e. IS, S. •) BoMkna», Bytim d. Wliwul. a 590. *) M«Mg-(Nit S, 47. 4S. ToliMiig-yowVt ^ 4. ^ Ute. d. Chin. Xn, p. 121. >«) Ebend. p. 1S5. ") Meng-tse, H, 7, 84. ") Ebend. I, 1, 36. ") De MaiUa, bist. H, p. 27. Chou-king, p. 260. Mt'm. 4.

Chin. xn, p. 128. De Mailla, bist. VI, p. 50. ") Meng-teeu, U, 2. 50. - Tchoung.young, c. 14, 3. Meng-tseu, II. 47; II, 1. 54. ") TcboODg- oajrvg, c 10. De I, p. 12a. Ebend, V, p. 106.

§ 46.

Der Chinese Ist als freie PeffSdnfichkeH nichts, ist sUes, was er ist, schlechterdings nnr als ein in das Ganse streng da-

gefBgter Theil; jeder Chinese ist nur an dieser seiner Stelle, ^voliiü ihn einmal der ordnnngsmfissige Lauf des Himmels ge- stellt, von Werth- und (icltunn^; er ist mit seiiier socialen uud geschichtlichenLage vollständig verwachsen undlässt sich daraus nicht lösen. Der wahrhaft freie und persönliche Mensch bleibt in allen Lagen des Lebens bei sich selbst, ist nicht ein Solare der Yerhfiltaisse , sondern herrscht über sie« Der Chinese aber ist nur ein Theilwesen eines gansen Organismns, ist nichts an sich, sondern nnr an einem Andern; er ^vnrzelt wie einePflanK in dem Boden seiner äusseren Stellung, und einmal ans diesem herausgerissen . verdorrt er sofort . denn er hat sein eigeiit- liches Leben nicht in sich, sondern ausser sich, eben weil er noch nicht wahrhaft geistige Persönlichlceit ist. Der Chinese, so beharrlich, besonnen und umsichtig er im gewöhnliehea Leben anch ist, verliert alle Haitang, sobald ihm in seiner ge- schlchtlicben Stelhing der Boden unter den Füssen weggerissen wird; wenn der Staatsmann die Ordnung des Staats ans denFa- gf II gehen oder der Bürger seine bürgerlichen Verhältnisse zer- rüttet sieht, so verliert der Chinese den Kopf und das Herz, er gilt sich selbst nichts mehr, er stürzt mit seiner Stellung zugleich ins Verderben. Der sonst so nüchterne, alle Überspanntheit hassende Chinese schreitet sofort zum Selbstmord, wenn er das sociale Gebäude, in welchem er wolmt, wanken sieht; die- ses Geb&nde ist ftr ihn eigentlich das Gehäuse, mit dem er wie eine Sehneeke wiii^h Yerwachsen ist, und dessen Verlust er Im» wenig wie diese überleben kann. In Zeiten gesclrielitlieher Erschütterung ist der Selbstmord an der Tagesordnunc: Der wahrhaft persönliche IVlenseli liei den activen Völkern steht über seinem Schicksal , und die höchste Cefahr ruft ihn zur knhnsten That; der Chinese, den passiven Völkern angehörend, geht in sem Schicksal anf, und die Gefahr drückt seine Seele susammen, sehligt aUen Thatenmuth nieder. Der Selbstmord erseheial in

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solchen lallen dem ChiDesen nicht als ein Unrecht, nicht als Feigheit, sondern als eine Tagendi and wird von der Geschichte gerühmt.

Der letzte Kaiser der Hau- Dynastie im drttteo Jahrhundert Dach Chr. tudCete in derBedrängniss sich seihst Als die Mongolen unter Taehmgis-klMn das Bsiek hedräagten, tOdlstos sieh Tanseade der togeMhostea CMnesea durch Gift oder Erträakeo; Aaftthrer Hessen sich voo Ihres Dteoern den Kopf abschlagen elc.,*) und aoletat stürzten »ich der Kaiser and seine Minister selbst in die See.«) Am h mtiij^ten, auch iiei Fürsten, geschieht der Selbstmord durch Erhänge; so erhing sich auch hei ciem Eindringen der Mantnchu der Kaiser.^) Soiche Thaten werden hoch gefeiert. iNicht selten tödten sich boshafte Frauen durch Opinm oder durch £rtrSnken» w«tt dann Ihre Männer dal&r anr VerantirorCnng gesogen werden.*)

>) Gütslaff, Oesoii. d. cbia. B* & 144. «) Sbead. a S5t. Ml » 65. 8S7. in.-llmPioio, n.Sft. «)X>*liia>»> X> P- 4M. ^ •> Oeidiff , !■ Br. B;, 11158» 1.

S 47. Die Fanlli«.

Der Mitteli^imi^t des sittlichen Lebens» wo sich alle Strah- Ica der Liebe vereinigeB, ist bei den Chinesen die Familie i und hl gamea Heideathwn t die Deatsohen aasgeBoamieB» hat 4n Familiettleben Bie wieder eine so hohe Bedentimg emmgen ab bei denChinaseB. Familienltebe Ist die htehste, nnd Familie»* glück mit keinem andcrii zu vergleichen Die Familie, von Fo-hi begründet und geordnet, ist das innerste Heiligthiini des chioesi- M;heu Lebens; in ihr offenbart sich unmittelbar das Gotteslebeii. Wiederholt sich in den Gatten nicht der ürgegensatz der zeugen- des Kraft und des empfangendenfitois» des Himmels und der £r* de?s)mdalnd dieKhideniiehtebensodasEmBgnifla des£uiawer' deosder beiden Geschlechtar» wie die Creatoren das Erzeugnisa kB Eiaswerdens der Utkraft und des Urstoffs sindf Die Familie

istder volle. uii*j:es( hvv ächte W iedcrstrahi des göttlichcii Lebens, »e trägt das Mysterium der Weltentstehniig in ihrem Schoosse; io ihr setzt sich das guuiiche t rieben weiter fort, und das Fa- oiihenleben ist an sich ein Leben in Gott, ist ein lebendiger GottesdteM. Wenn irgendwo, so ist- bei den Chinesen die Ehe m SaeraaieBt^-— Alle aaderoLlebe aassTorder FanHlienliebe nrtdiBalaheB; and dIeLehrey dasswir alleMenaalien^eioha^r Beben missten, wird als Ketaerei erfclftrt.») Der Brader geht ober den Freund, und der \ aler iiber alle andern Meuäclieu;^)

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iiml eines Kaisers erste Pflicht ist die gegen seine Eltern und Biutsverwaiidien, und die zweite erst die Pflicht gegen tieiiiVolk. )

Die Liebe zu den Verwandten bat natürlich verschiedeue Grade; am hdchsten steht die Liebe zu den Eltern; Gattin und Kinder stehen erst in zweiter Reihe» dami folgen cNe Alteten Bröder und zoletst die übrigen Verwandten.«)

Chl-king, II, 1, 4. *) Koog-tM in Män. d. Ch. JCa, p. 98S. »1; HI^In, ZT, IS, im Tk. n, SM. ^ Itoe-tira, II, 5, S; 0, 7, S8. ^ Blynd. n, 7, la *) Bbend. II, 8, Tchoiiiig*joiiim, ^ Hsng-tM, 1, 1, 47,

$46.

Das Weib hat in China eine viel höhere Stellung als bei den früheren Völkern. Die Milde der Gesmnmig, die AnlfiM- song des Lehens als eines innig in sich nosammeahingeiidss rnd In allem seinen Theilea vernünftigen und hereehtigten wdst aacli dem welbllohen Geschlecht eine berechtigte Stelhmg in der menschliehen Gesellschaft an. Das Weib ist nicht mehr Sclavin, nicht mein v\i\ Gcgenstaiid der Willkür, denn die Willkur ist das schlechthin l nvenirmrti«?p, und ist in China an sich ein Unreclit; in die friedliche und glückliche Harmonie des Alls muss auch das Weib eingefügt sein. Von der hohen und heiligen Beden- tnng der Familie aber empfängt auch das Weib eine vwl höhere Stellmig; sie ist ebensogut ein Wiederstrahl des gOttttob«! Ur> lelieiis wie der Mann, wenn aäch der Mann als das Bild der actiTen Seite des Urseins eine Oberordming b^umptei Freilich iHi noch keine solcJic Anerkennung der Weiblichkeit, wie sie im christlichen Bewusstsein gilt, hierzu suchen, freilich hat nach unseren Begriffen das Weib immer noch eine sehr niedrige Stel- lung, aber in der vorchristlichen Zeit ragt das chinesische Volk in der Geltung des Weibes hervor. Einzelne Frauen werden schon im hddisten Alterthum als WohhhAterinnen des Volkes nnd als Tngend-ideale hoch gefeiert, Franen erhalten Eiuren- bogen fOr grosse Verdienste, nnd den Müttern gebülirt gleiche Ehrfurcht wie den Vätern. Dass die Frauen dem Manne un- weigerlichen Gehorsam schuldig sind, ist natürlicli keine Er- niedrigung des Weibes, sondern versteht sich bei der chinesi- schen Welt «Anschauung, die keine Freiheit kennt, von selbst. Frauen werden in der Geschichte oft rühmend erwilmt; die OsttiD des dfittee Kaisers begfündete die SeidesBudit, nnd die jedesnisiige Kaiserio ist deren Besehütaerin; i) selbst ia dnr Litte- tatuf treteo Frauen auf, und aueh die eldnesiacbe desdddite ist ▼Ml einer Frau bearbeitet worden. ^) Frauentreue wird durch den

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Staat belohnt; ein Bogen au^i uei^^em Marmor ehrte das Andenken dreier Schwestern, die ihre Verlobten verloren hatten nnd bis zu ihrem Tode keusch und ebelos blieben; auch treuen Wittweo siad EhreDhogen errichtet worden.^) Die Fmti erhält ihr Grab iauner ■eb«D dem des Mmee.«) FiMen diirfee ekkt gefaBgen geeeikt werden, aoMer M gieiieo Verbrechee mid bei Bbebrudi.

Die geringere OeUmg de» Weibee- tritt aber docb eodrerseit» aach stark hervor. Die ganze Krxiehung der Mädchen tritt hinter der der Knaben sehr zurück, „denn nas kann ein Weib Bedeuten- des l^^isfcnv ^Vie der Wein bereitet und bewahrt, dicSpeise i^ekocht wird, dafür mag sie sorgen; ein Mädchen muss vor allem darauf achten, den Eltern nicht lästig zu werdeo/*^) Der neugebome iMbe wM eotgWIg Im die beetee Tücher geballt, da» Midebee Mria Lunpeoi*) dae Mldcbee nniae Mit Sdberbeo epielea, wo der iMbe Mit Bdeieteieee tiedelt, «ad wemi ebi Vater eaeh der Zahl tdaer Kinder gefragt wird, eo slMt er bless die 8Shne. Die MM' - lAcii, selbst die vornehmen, werden seite« uotei richtet, sehr selten Jcüoneij Frau er) ii^ut schreiben oder lesen. Im Hausstand müssen die Fraoen die niedrigeren Geschäfte verrichten, und dürfen selten ausge- Imo; das Haus ist iiirGefi&agniss.s) Kong-tse, welcher von den Fraeen itaet Brit Tieler Aebteng eprkdit, sagt: „die Fraa lat dem Maooe in iNn ganaea Daeehi «aterworfea; wene er atlrbt« wird ale danua Mch nlcbt Ibra eigae Herriai ala Tochter ateirt afe aater deai Befehl Hier BHem oder. In deren Knaaogeiang, Ihrer iHeree Brider; als Wittwe steht sie unter der Aufsicht ihres ältesten Solines, und dieser, mit aller Liebe und Achtung sie behandelTiri , sr»]l alle Ge- fahren von ihr entfernen, denen die iScbwäche ihres Geschleehtea sie anaaetaen könnte/'*)

') De Maüla, hist. I, 14. ^Ebwid. I, pref. p. XVHL ') Braam, BdM, I, M. «) Chi-kfaig, I, 10, 1 1; n. p. 261. •) Ebend, H. 4, 5. •) BitiKl. H, 4, 6< -OGfltelaff. im £v. Ii. BoM, la^ M#. S. *) fibead. BnMm, «tc I, & M8 M£m. d. Caun. Xn, p. 281.

Der Mittelpunkt des Famillenlebeas , die Ehe. hat einen hohen, fast rnysterUtseii Charakter; das göttliclie Naturleben wiederspiegelndragt die Ehe selbst über das Gebiet des Sittlichen i& daa Tkt#iog]6che und Kosmologiache Linein. Das koamiaehe oBd sacraiBeiitale Weaen der Ehe macbt dieaelbe zu einer sHt- Uta Pfllelit, der kein Tvgendbafter alob entsl^heB darf. In ^ Panilie «oaeeDttirt aM alle SIttilehkeit» und ebelea blelbeii Mist die Familie zerataren. DerEbelese bricht die forllAifeade Kette der Familie ab« er ist der Mörder seines Gescliiechtes;

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und da es die bitillgale PflidU der CbinaMDi iet, die jUnen sa

ehren, flurch Spenden sie an «rfreiie«, und sie dedopcli mit der

Gegenwart zu verkmipleii uud ihre EiiiiMcruiig bleibend zu machen; so frevelt (kr Ehclose ait der Kiiulespflicht gegen die Eltern, er raubt ihiieii das Glück zahlreicher NachkonimenschaA, raubt ihnen die Erinnerung und Vereiuiing, und lä&st ihre Ver« biodong mit dem lebenden Menschengeschiedlt verdorren : ^) jaes aekeint buweüen fliaty ala ob daa Fortlebaii nach dem Tode Ten dieaer Ebriwg darcb die Naebkeinmen abbiagig gemaebt werde. Niebt daa CöUbat, sondern die Ebe iat der ToUkomaMnale Zuötaud des Menschen, und die Ehe ist eine so heilige Pllicht, dass hier der einzige Fall ist, wo ein Sohn den Eltern den Gehorsam versagen darf, und selbst ^e^en den Willen der Eltern eine Ehe einaagehen nicht nur berechtigt , sondern sogar Yerpflicbteiiat.2) Die Ehe ist, sagt Kong-tse, j^der wahre Stand dea Liannas » weil er dareb aie seine Bealbaaiwg aaf £rdea erfiULt; niebta isl daran ebrwfirdiger» afoltts was ibn einater beacbällägen aoU/^«) Wer nur itigend Icann, ninunl ein Weib, und sollte er den letzten Heller darauf verwenden; man heirathet daher auch gewöhnlich sehr jung, der Mann meist mit 20 Jahren; Chinas ungeheure Bevölkerung ruht auf diesem Grunde. Nach gesetzlichen Bestimmungen, die weit über Kong-tse hinaus- reichen» darf der l^ann mit 20, das M&dchen mit 15 Jalirea beiratbeai der Mann aoli aber die Yerbeiralbang niebt äber daa dreiasigate» daa MAdeben niebt über daa zwanaigsle Jahr ▼ersOfern.*)

Die Schliessung der Ehe geschieht anter Formen , welche den hohen Ernst der Saehe durch die Feierlichkeit der Ge- bräuche uud durch die Vorsicht der vorangehenden Prüfung ausdrücken; da die Ehe nicht bloss die betrefieuden Gatten, sondern die ganze Familie angeht, so ist die Einwilligung der Eltern oder nächsten Verwandten in der Regel erforderlieb.*) Die Verwandtsebaflsgrade werden streng beaebtet, and die Ebe awiaebea neben Verwandlea iat yeibolan. Eine priealeiiiebe Einsegnung giebt ea niebt, weil es keine Priester giebt. Die Vielweiberei ist erlaubt, selbst bei den als sittliche Ideale geltenden Kaisern vorhanden, ist aber nicht gewöhnlich und wird nicht gelobt; schon die allgemeine Sitte, sich jung zu ver- mählen , und die Verachtung der Ehelosigkeit machen ^neg^ös* aere Verbreitung der Vielweiberei niebl mögUebi and wo Jaeb- rare Fraaen amd^ ersebeuit die elae ala die jeebfm>saige, aad die andemnor ala Plebenfiraaen.

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Die Verlobaogeo werden Dach uralten Gesetzen dorch Brüut- weriierinrieti, meist alte Frauen, eingeleitet, welche das bean- spruchte MSdchcn kciitjert zu lernen und die Bedingungen und die ErUuhoisa der Eltern eiozuholen habev.^) Besonders erkundigen äe «cb nach den Sitten des Mädchens, nach der Kleinheit yuer FfliM, «itt SeWi derMlheo wird deo Kltero de« BriatigaiM ge- Migl, md «ach dem Brantprei«. £• muBB nialich flir die Braut dee Ettere ela aeeb dem Range mid dem WobUrfaiMl dersetbee irer^ scUedeoer Preis gezahlt werden« denn die Eltern haben dasMädchen erzogen; die Summe steigt von 10 bi.s 3000 Thaler unsers Gelder; wüiilhahende Eltern statten datüi alK i aucl» (lir Braut reirhlich ans. Die Astrologen werden über die Zukualt der Ehe und über den zur Hochzeit günstigen Tag befragt. Vor der Schliessung der Ehe dlrfen die Verlobteo einander nicht eeheii, und die Ehe wird gBideaa radrgingjg gemach^ wenn derBrintlgain «eine Braut mher idbo gesehen hat, und dieser nmm dann die Hilde des Kanipreiaee «legen. Die HochieH ist rneiat pmekeiid. IHe Braut wird in einem Tragsessel nacii dem iläut»e des jUrautigaaii» gebracht, und dort vor der Thür von ihm empfangen. Wenn ihm die Braut hei dem ersten AobÜck nicht gelallt, so darf er sie zurüciLschlcIceu ; sobald sie aber «i«Dal die Schwelle überschritten, i«t sie seine Gattin. Sie tritt Ma la die Halle der Ahnen , kniet vor deren Bildern oder Naaien- talUa an der Seite Ihren Brintigama nieder, und trinkt dann vit louelbeD ana deraelben Sehaale. Damit Int die Ehe geachioaMn; fhe Einsegnung findet nicht statt, bisweHee nnr eine Baenung und Aa>;treibung der bösen Geister aus ileai Hau.se. rSach alteren Sit- ten lebte die Braut mit dem I^fanne drei Monate zusammen, ehe die Hochzeit geleiert wurde; aber sie schliefen getrennt, fasteten dann beide kurs vor der Hochzeit und erflehten die Hilfe des Ifinaiel«« '0 Einige Zeit nach der Hoebseit veraammehi sich aOe Nadiharinnen und Freuadionen bei der jungen Frau, geben ib guten Rath oder tadeb sie, und sie muaa allea rali% «fadren und Terefweehen sich zu bessern. •) Aueh kehrt die jange Gattin bald daraul »iedet in da.« väterliche Haus zu* rück und bleibt dort einige Zeit von ihrem Gatten getrennt.^) Jetzt, bei gesunkener Sittlichkeit, wird wohl auch mit Mäd- cbeo Handel getrieben; schone Mädchen werden jung gekauft, ■Bogen and nachher verkauft» die schBnsten gelten 400 bis 7iOLeuMor.M)

Die veriMeueu Verwandtschaftsgrade erstrecken sich sehr weit; Fe- hl theHte das Volk in hundert GeschlecMer, von denen jedes tineo gemeiiitiameu iNameo erhielt; Niemand durfte irtdl BNi nit

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etnr tii IMädchen von dem gleichnamigen Geschlecht verehelichen; jedoch ist ein Concnhinat in solchen FSHen gestattet.

Die Vieliveiberei hat rlie Beispiele hochgepriesener Männer für eUch, Kaiser Yao gab seinem Nachfolger Schun zn-ei seiner T5ch- ter xogleleh zu FniMMi. 0er dritte Kaiser, Hoang-ti hatte vier Fraaea, von denen aber mtr die ernte die W6rde der Kaiserin h«tte;U) in vielen fthnlidien F&llen wird die cnigentildie GalÜB, welche die Wtirde des Gatten tlieilt, von den Nebenwelbem unter- schieden. Reiche nehmen auch jetzt sehr oft melirere Frauen; iMaiiMcr, welche ihren Auteiithalt häufig wechseln, haben oft an rcr- 8( liie(1(uir'ri Ort* ii /.iiiileich Franen. Die Beischläferinnen hahen nicht gleiches Hecht mit der rechtmässigen Frau und ihre Kinder erst hinter den Kindern der ersteren ein Erbrecht, i^) In derBlüthe- aelt des Reiches steigerte sieh die Vielweiberei der Kaiser. Nach dem Ll-kS hat der Kaiser das Recht« neben der e^entlicben Kai* serin noch 130 Frauen zu halten, ron denen drei einen höheren Rang haben. i>) £in Kaiser hu zweHen Jahthundert naeh Ghr. hatte 1000 Weiber in seinem Pallast; wahrscheinlich entstanden aus diesen Haicms auch die etwas später < ^\^ ithnten berittenen Leib- garden von tatarischen Weihern, ganze Kegimenter bildend.*^) Kaiser Jang-ti um 600 nach €hr. hatte 2000 Frauen, und 1000 rei- tende Weiber begleiteten ihn als Leibgarde jedoch wird diese Weiherwirthschaft keineswegs geloht, nnd einer seiner Kachiftlger schldtte alle diese Weiber fort und nahm nur eine einslge Frav, die als ein Muster von eheKeher Treoe und weiblicher Tilgend gaptfe- sen wird. «>)

•) Chi-kingr, I. 1, 5; Mcnj^-ttvcu. II, 1, 63. 67. «) Mcng-teeu, II, 3, 6. •) Mem. d. Chin. XII, p. 280. Ebend. p. 279. *) Mcn^-tsen, T, 6, 10; D, 3, Chi-king, p. 227. •) Chi-kmg, 1, 15, 5, u. p. 227. ') Ciu-kii^j, p. ÄSi; Qfttdttff, die IfiMion in Chm»; 6. Vortrag (Berlin, 1850) S. 12; dm iokSr. B. Bot«, 18SZ, No. 9. *) B. Bote, «. a. O. *) Chi-king, Ml. *•) Bmhb, Beise. n, 102.— ti) Maills, bist I, ^ 6; Li.ki im Chi-king, p. 228. - *>) Meng- l00n» S, 3. 4; Chon-king, p, 9; Nennuuiii, bei lOgeii, a. s. B. 15.— De MdlU, Irirt. I, 28; ^1. 86.— <«) Oftlslsf, Br, K B. ISftf, >•) Meo^M,!!» «,

26;Biot, im Jonm. Af. IH ser. t. ID. p. MS. <^ «•> Oe MlHttls UM» TI, p. 40. «') Gatslaff, Gt^ch. d. Chin. Reichs, S. 128. ~ ««) Ebead. & IM. * *) Xh«Bd. & 210. 223. *o) Ebend. S. 228; de Meille, biet. VI, p. 41.

IHe iiauin ]st dem Manne J^einesweges gleicbgofttellt, son- dem ihm zum uiibedingten Gehorsam verpflichtet; der Mann ist des Weibes Herr. i) Die eheliche Treue der Frauen wird hoeh- geehrt, »eibat in hesondereu FftUen darch lüireiibogai,^) inmcff aher tmi der JkUbuier gioMes EtfertMfct Wmdit Die

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Wieden crheirathung der Wittwen ist zwar erlaubt, 3) aber rühm- voii ist es» weiin Wittwen oder verlobte Brftute auch dem gestorbenen Gatten oder Bräutigam Treue halten, und nicht wieder sich verehelichen;"^) Ehrenbogen auch für solche Treue bdn rieb Yor. Zur Zeil des Kong-tse erlaubte sdion die Sitte Mt mehr eine tweite Verheirathiiiig der Wittwen; tKese Mmtcn sidi vielniehr gttns Ton der Weh sarttektleheii und in Ünem Hause Tersehlossen leben , nmkelBe dmussen ▼orgeKeiiden I'in^e sich kömmeriid; ihr Schlnfgemach sollte in dei PNacht er- iettchtet sein; kong-futse billigt diese Sitte ganz und gar. ^)

Es waltet bei der Ehe der Ctiarakter eines Vertrages vor; eine unTerbrüchliche Geltung hat sie noch nicht; die Ehe- Scheidung ist des Mannes und unter Umständen auch dea Weibes Recht, doch wird die ßheacheidaiig Ton Seiten der Frau Ii der ältem Zeit ala Unrecht betrachtet«) Der Ehebruch ist dndi die Geaetie mit harter Strafe belegt.

Die Eifersnebt der MUrmer erachebit oft seHKam genug. Im Vertraf^e vou rsertschinsk in neue^iter Zeit >vur*le festt;esetzt, dass in dem Hand*»l.sort ÄlaiiiKitschiii an iler nissischen Grenze und in einem Uutkrei&e vou 60 Wersten keine Frau sich aufhalten dürfe.'') Die Fmaeawerdea in China streng im Hause gehalten und dtrfen mitfreni' ^MlDDeto nicht spreebeo. Nach eiaer alten Weissagung wird daa iMe HemchefgescUeeht ualergehen, weau die Frauea steh affcal* Sek anf der Stfaase sehen hwsen werden; •) aad in dem Berfehte dwLribarates dea Kaisers Tae-kuaog [1B37] aber deo Einflnss des Ophnns heisst es: ,Jch habe mich überzeu!^, dass das Opium nicht bloss ein t-idtliches (Üft ist. sondern ila^s durch den Genusfe» des- selben eine «olche Sittenvei<lerbniss herhelgetührt worden ist. dass Fraueo shae jScham im Vorderhauae vor Aller Augeo mit ihren Mannern sprechen und Opium mit ihnen rauchen. ^)

Die Treue der Frauen steigert sieh in eiaselaea Fillea selbst Ks iam Selbstmord. Einem Kaiser des aeuaten Jahrhunderts nach Chr. eiUSrte seiBe BeiseUSferia, sie werde ihm is des Tod fidgeo; er reichte flv mßn Sehaupfhieb; usd kaum hatte er die Augeii ge- schlossen, so erhing sie sich: sie i^ iirde /um Lohn für solche Treue nach ihrem Tode in den För8tenran«4 ri hohen.

Die Entlassung der Frau soll nach Konu-tse nicht nach Willkür gegefaehen, sondern ist nur in folgenden Fällea erlaubt: wenn sie «cb nidit nnt ihren Schwiegereltern vertragen kann, wenn sie ■niriditbaf ist, wean sie unkensch oder m begründetem Veriaebt der Gutreae, wenn aie durch Verlenmdnng sder Ausphmdem den fiodienftieden eüift, wenn sie ehma widerwirtigen FeUa» hat.

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IM

w^enn sie anverboBfletttdi geteliwitelf ist und wew «le im HaaM

etwas veruntreut. Der Mann darf sie aber in diesen Fällen dennuth nicht entlassen , wenn sie keine Eltern mehr hat und nicht weijUi, wo^io» oder wahrend der dreijährigen Trauer der Frau um Schwie- gervater oder Schwiegermutter , oder wenn der bei der Verehe- ttcbnag arme Manu w&hread der Ehe reich geworden ist. ^^<Mh die Neheofraaea dfirfep nicht ohae geaflgendea Grand onthwaea werden. Die Fran darf ihferaeila den Mann Terlaaaea« wean dct Mann sie grausam behandelt oder jahrelani^ abwesend ;S«t^*)

») Meng-tseu, 1, 5, 30; I, 6, 5. Mem. d. Cliiii. XII, p. 280. ■) Braam, Reiße. 1, S. 88. ») Y-lung, ü, p. 109. *) Chi-king, I, 4, 1 ; u. p. ia9. d. ChiB. Xn, p. aai. *) Chi-king, 1^4, 3. Monliiclie Bio», 1846, 19 *) Bot^w, Gesch. der Brttdenchaft de« Himmele n. der Erdea, lesi

a?.— •) l%end. & 7. <*)I>eMiull»,ldBt. YLp. 494.— «OM^d.Cbin.Xn, p. MS. ~ Ottolaff, bn'Br. B. B. 18fr9,2fa 8.

§ 51.

Bei der hohen Bedenimg and dtf Allgemeinheit der Ehe Ist die Keuschheit der Chineaen wfihrend der BlfldieBeH des

Volkes unserer Anerkennung würdig. Die Lieder des Schi- king athmen oft eine sehr zarte und keusche Gesinnung. Die Gesetzgebung schützt wenigstens die üÜentliche Sittlichkeit. In der Zeil des sinkenden Volksgeistes nUlt freilich auch die geaehlechillche Sittlichkeit tief, und schon Marco Polo's Schil- demngen geben ein dtiateres Bild der hemehenden Umritt» üchkeit} die Gegenwart ateht hinter den ZnatSnden nnaam GroaaatAdte nicht murilek;!) die Dirnen sind meist SdttvinnsD uud verdienen für ihren Herrn.

Kong-tse verlangte als eine der wichtigsten Regiertings- Maass- regelu, dass jedea uneheliche Zusammenleben schlechterding-s ver- boten werde. 2) Nach deu Gesetzen wird Entführung eines i\läd- elMaa mit 100 Hieben, Verführung eiaes Mädcfaena onter 12 Jahren ndt Eidroaaeinng heatraft; ein Mann, der seiner Frau den Ehebracb geatattet, erhält 00 Hiebe, und eben so viel ete Mandatin, wdeher liederliche HSuaer beancht Die WirUichheit lat frelBch ander» als das Gesell. Zur Zeit, als Mareo Polo hi €Mna war, standen in Peking 25,000 Buhhlimen unter polizeiliche Aulsicht; sie waren verpflichtet, sich 7.nv \ crdiLruriir dor Re«ieiuni; zu .stellen: fremde Gesandten erhielteu jede iNacbt eine der^^eiben. Sic waren zum Theil sehr wohlhabend und reich geadunflckt, wohatert in KchCnen H&usern, und hielten sich Dienerinnen; sie waren wohl etfahrea in baUetiaehea Kesetea „ae daaa Fremde, welche eia Mal ihre Rebe gehwttal, in ehmn Zaslaad der Beaanheraag ▼eraetat» aad toq ihaeo

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üö berückt werden, das« sie sich aus ihren Fesseln nicht wieder

losmacheil können.*' 3)

n Gützlafif, im Ev. R. B. 18 j2. No. 2. ^) Mem. a. Chin. XII» p. Sdl, ') Mwoo folo, II, c S. ^0; U, c 68, p. 468. (Bftrk.)

Das V«riiiltinMi swueben Eltern und Kindern Ist bei den Chnesen inniger nie sonst im gansen Heidenttnm; es ist das ktete mid reinste Wiederbild des Verbältnisses ewigen dem

Himmel und der Creatur; es ist niclit liioss ein sittlit lies, sondern auch ein religiös-kosinisches VerliaUniss. Was der Himmel f&rdie Welt ist, das ist der Vater für seine Kinder; und die Ehrfurcht der Kinder gegen den Vater steht in China fast auf gleicher Stufe mit der Verchning des Himmels, ist unbedingt die Inichste und kdligste aller Pfliobten, und alle übrigen Togenden fiiessen aus kt KMesliebe. i) Der Vater ist im eigenüiobsten 8inne des Ifinnels Vertreter den Kindern gegenülwr. Die Liebe der Kin- ^ 4er zu den £)tern ist die erste und heiligste, ist hoher als die Liebe zu dem Gatten, höher als die JLhrfnrcht vor dem Kaiser; ja seihst die I^diehten dps Kaisers s;e2:en sein Volk sind derKlir- farcht vor seinem Vater untergeordnet, selbst wenn dieser v.in rochloser ist; des Kaisers Vater ist nicbt dessen Unterthan.^)

Drei Pflichten bat jeder Sobn gegen seine Eltern: sie zu nrteisttttnen, wenn sie arm sind» sie zn warnen nnd nu ermab- wenn sie Febler haben , nnd ilinen Nacbkommen za enen- gea.^ Emftbmng der alt gewordenen Eltern ist die bdehste Pflicht jedes Sohnes, und schwer vcrsündi<it sich , wer durcli Versch\^ ciidung, Spiel, Trunk o«ler Zank sein Vermöa^en oder sein Leben und damit auch das Wohl seiner Eltern gelUhrdet.*») Undank gegen Vater oder Mutter verfUiU dem aligemeinen Ab« scheu; und der Sohn oder die Tochter, welche den Vater oder tfe Matter dareb Worte bescbimpft, wird auf Anklage der Eltern erdrosselt (ygl. 3. Mos. 10» 9). Hobe Kindesliebe dagegen wird nicbt selten mit Ehrenbogen belohnt.

Die gestorbenen Eltern, die Mutter eben so wie der Vater, niüssf II drei Jahre lansr betrauert werden, und ihre feierliche Bestattung ist heilig:e Klrifif spfliclit: wenn beifle Eltt rn st^r lien, •^0 (lauert die Trauerzeit sechs Jahre. Auch nach der Trauer- mt werden jährliche Todtenfeiem demVerstorbenen veranstaltet ■id Speisen auf dessen Grab gesetsi ^ Die Kinder werden Ton

Ekern nor kurze Zeit betrauert, und nur wenn der einnige Seha Uaderlos stirbt» also das Gesdfaleobt verlisobt, tranert der

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Vater iM J«lu« lang» ^ Ans der XiiHierf«i«r ist 4er AIimb- kultns erwacbsen.

N&cKat dwEhdEbrchl gegen die Eltern Ist jeder MeMoh ser Ehrfbrcht gegen die filteren Br&der TerpAiehlet, beeoadere warn

der älteste das Haupt der Familie ist.

Ein Wiederscheiii der Khrfurcht ^e^eii die Kltcrn ist die

hohe Achtung vor dem Alter überhaupt. Hujidertjalirto^e (Jreise

erhalten oft Ehrenbogen, weil solche» Alter ein tugendhiUte«

Leben voraussetzt,

„Wean die Eltern irren, sagt das Buch Liki, so jmU sie der Sehn mit I>eiirath, Besoheidenheit und Senftmiitb ssf den Irrtbum sulbierksain macheo, Weisen sie den Tadei suffidt; so soll er sich bestreben, imner geboisamer und ehrerbietiger gegen sie zu sein , und dann muss er ihnen ihren Irrthum wieder

vorlialtcn. Und wenn die erzürnten Eltern den Sohn zächligeu,

bis das Blut herabüitiüiüt, so dail er »iennoch keinen liml! eres^ei» sie hegen, sondern niuss sie nur mit um so grösserer Ehrerbietung i^e- handeln/* ^i) Andere Aussprüche des Li-ki sind folgende: „l^-in Sohn beiditst nichts Eigeees, so lange seine Eilem leben; er diif sogar nicht aeio Leben lilr einen Freund In Gefahr sstsen. Er setie sieh nie auf denselben Teppich» auf dem sein Vater sitsi Wenn der Vater oder die Mutter krank ist, so erscheint eis guter Sohn in seinem Aii/,uge vernachlässigt, in seinen Worten zer- streut, in seiner Hiiltuiig verstört; erlx i nhii kein Musik-Instmment. er isst und trinkt o)ioe Appetit, er iiichclt nur mit leichter Bef^e- gni^ des Mundes; uenn Vater oder Mutter iigend einen Kammer haben, so macht und emplUngt er keinen Besnch. Ein Sohn gebt beim Avsgeheo immer einen Schritt hinter selssBi

. Vater, nnd dasseihe gilt von einem Jfiageren Bruder in Besag auf des

alteren. Wenn der Vater dich Iigend wohin entbietet^ so madic

keinerlei Einwendungen, sondern las» sofort, was da in Händas hast, und iss .seMist den angefangenen Bisseu nicht zu Ende, soti- dero gehe auf der »Stelle. " ^-j

Ais ein Ideal kindiicher Liebe gilt Kaiser ^»chua, dessen oll wiederholtes Muster Beispiel in sagenhaftem isilaoz erscheint Sehen» noch ehe er in hohen Würden war, wurde Ton seinem hiater- haften Vater bitter gebasst nnd rerfolgt; seine Traeer «her dss Vaters Rncblosigkeit konnte nicht dadurch gemildert werden« dsM Ihn Kaiser Tao som Relebsferweser'maehte und Ihm sefaie svei Tochter zur Ehe gab; er liebte seine Eltern mehr als seine Gst» tinnen; und obgleich ihn der \ atcr ein-^f lebendig verbrennen wolltfi indem er ihn auf das Dach seiner iScheuer stetgeu liet^s« das ec

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w4BwarB «o)to> 4awi die Leiter nnter ikm wegzog, imd Feuer •siegte, iiimI ol^leich aeio Broder nad «ein Vater ih» eiii anderes

Mal in einem Bruoueii ver^trhütten wollten, ^i^u liebte ^ichun dennoch Vater uoii Bruder; und als er Kaiser war, gab er dem letztem, obgleich dieser %>ich ^cgcn ihn empörte, hohe Ämter, machte ihn iBBl Ffireteo» denn, sagte er, zwischen Brüdern gilt nicht da» ge- wSbalielie bfligerliche Recht, sondere die Liebe; und Meng -tse cfkllil ea flSr rahmUch, daaa Sebua aetaea Bmdera Verbcechea ■idit beatraAe, dean die Bniderpflicht atebe buher ala das billiger* Bdie Geaeta. Es «yjrd die Frage anfgeworfea, waa Seban ao tliQD gehabt hätte, wenn sein Vater einen Mord begangen hätte. Der Kichter, antwortete Mcntr-tse, würde den Vater des Kaisers zum Tode verurtheilt Iicibeji; und der Kaiser dfirltL' IIhi niclit daran iModern^ denn er durfte das Gesetx nicht verletzen; aber die Liebe zum Vater ist höber als die Liebe zum Reich; er würde die Herr- •ebaft von alch gewerfea habee wie eiaea Strobaelinb, aad würde alt dem Vater eatflobea aeia, uad ala Flficbttiag nUt aeiaew Vater b thtx EiaOda augebraeht babeo. **)

Wibread der dreijährigen Trauer un die geaterbeaea Ellern eothalten sich die Chinesen aller weltlichen Freude, nehmen an kerner Hochzeit und keinem andern frohen Feste Theil, tragen ^\ » isse, hanlene Kleider, eine weisse Kopn)inde oder einen weissen Hut, Strohschuhe, schmfickea daa Haar nicht, gehen auf eioea Stdigeatutzt einber, uad geaieaaen geringe Nabniog; höhere Staate- hamte aichea aleh bei der Trauer ebi Jabr lang vea ibrem Amte aniek, aod efai trauernder Kalaer hält alch lange und viel In aeinem Pilliate vetbergea. i^). Wftbrend der Trauer wird ver die Gedenk- tafel der Veratorbenen täglich eine Schaale voll Reis gesetzt. „Die Trauer, sagt das Li-ki, dauert drei Jahre, aber ein tugend- hafter Sohn hevfahrt sein L< l)pnlang den Eltern liebendes An- denken und betrauert sie immerfort; er erlaubt sich mn Jahre^^tage ihres Tadn keine Freude. Es ist ein hoher Beweis von kilidAicbaf ifiebe» wem der M^» wütend der drei Xiaueijabre aiobta fön dam repludert» waa aeia Veter gmaaebt oder gaeiduet baA« *— Weno darSebu 00 iabre alt lat, ao iat er in dar Tr^Miielt niebtniaki veiflidMet« die Entbaltung bia aar Abmagerang au treibeo; mH ^ Jahren darf er sich nur noch woni<!; Dinge entziehen, und mit iO Jahren reicht es hin, Trauerkleider zu tragen, und er darf Fleisch essen und Wein trinken."") Jetzt trauert man in jedem der drei Traneijalire nur acht Monate. i>) Aber die auch schau früher vor- kmmmdto Verbtauag der Trauecaeit wkd ala ebie unaittliebe fiMnoig bitter tetaMt.

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Die jibrÜclieii Todtoofelern gelteo fn nXkm Zdten der cUneibdbeo

Geschichte als heiligste Kindespflidit, nnd die Ahnen Verehning, der vollendete Ausdruck dieser Feiern, gehört viel mehr in dasOehiet der Famifienlicbe als in das des Kultus; die ^Spenden .sim] luirLi^^ besgaben, wie bei uns dieÜluinen aut den Gräbern. »,Die Ahnenballe Ist das Erste beim Bau eioes Pailastes. Die Gefitose för die Lei- chenfeiern siod die ersteo, die man kauft; und so aim eio Menadi aeeh sei, so wird er dieselben docb nie vericanfen/'so) 0ie SAoe derBelsclilsrerinneQ waren sn der Verelirung der Ahnen niehf ver- pflichtet «0

Die Khrlurcht nicht bloss vor Greisen, t^ondern überhaupt vor allen Ält<^rcii wird sehr hoch cjehaUen. v^^'"^ deinen Vater denjenigen, weicher doppelt so alt ist als du, und wie deinen älte- ren Bruder demjenigen, welcher um zehn Jahre alter ist als da/*<*) Bei einem vorangehenden äiteren Menschen darf ein jüngerer nie vorfiher dien oder vor Ihm hergehen, sondern nmss bescheidea hinter ihm gehen. **}

*) Mcng-tsev, II, 6, 7; II, 1, 87; I, 1, 23; U4m. d. Chin. XII, p. 368. •) Meng-tsea, H, 3, 14. 1«. *) M^-tsen, n, 1, 68. 67; H, 6, 11. * «) Bbend.II, S, 51. •) Ta-IWag-Lea-Li, VI, aed. 8S9. ^ •) Uesg*lm, I, ^ 4$ O; 68; Li-ki im Ghi-Ung »9. TdioiDigi'yoimg, c 38, 8. ^ Me^f-tiM, S, 68; CM -klug, p. 304. *-•)]>« GoigiiM, im Choa-kiiig, p. 860; MailU, hiiL X. p. 100. •) Meng-twa, I, 6, 80; H, 7, S7. i») Braam, B. d. Ges. I, a 87. »») Chin. Repouiton-, V, p. 806; vgl. 312. »•) lUm. d. Chin. IV, p. 9. 14. 10.

*») Mcng-tacti, n, 3, 1— 11 ; de MaiUa, hiflt I, 68. »*) Meng-tseu, H, 7. 66.

»») Chi-king, I, 13, 2. u. p. 269; Chou-king, p. 122: 92, Not. 4. i«) Chot!- king, p. 349. 351. U^m. d. Chin. IV, p. 11. 10. i") De Guignes im Chou- king, p. 350. »•) Chi-king, p. 269. »o) Li-ki, in Mt^m. d. Chin. IV, p. lü.

•») Ebend. p. 11. •») Li-ki, in M^. d. Chin. t lY, p. 8. »») Meng-tseo,

n, 6, 7.

$53.

Die hohe (ieltung der Eltern schliesst zwar ein unbe- schränktes Kecbt derselben über die Kinder ein, aber zugleich andi die Pflicht eiaer sorgfliltigen Erziehung. Die alten bei- ligeD Sefariften legen 9ad die Enielrong einen edir gnMMi Nach- iraek, und maehen die Eltern für die sitlBehe Entwickelong der Rinder tvraaCwottlidi; fllr die Vergehen verwahrloelery ol^waU •ehon erwachsener S<(hne kennen die Eltern bestraft werden;*) einen grossen Thcll der Erziehung übemimint aber der Staat; davon später.

Die unbegränzte Elirfiircbt der Kinder vor den Eltern , der Nimbus der Heiltgkeil, welcher um das elterliche Haupt sidi , anabreiiet, hat sogar an der Ansicht geHUirt, dass finiahnig

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beaser frenMi«ii Hind«ii mmattnM wende, ab tes Vater

selbst sie übernehme $ denn k^e SrsSeliang sei ebne Uage-

korsani . also ohne ErbiUeruiig ; \ atoi' und Kinder aber dürfen sieh nicht gegenseitio^ erbittern, die Liebe leide darunter; auch könnte der Sohn wohl dem Vater Vonvürfe machen; daher sei es Yorzoziehen , eiueo £rzieher anzuaebmeu, oder die Kinder zur Erziehung mit andern Eltern gegenaehig auszutauschen. 2) Seihet wiaaaaadialttieh gebUdele Vftter unterrichten faat nie 9ire Kinder, aondem laeaen nie einen Priratlehrer nntevrickten eder sehieken sie in Schident') die aber jetot nach meiatPrirat- Anstalten sind.

Der Unterschied der Geschlechter tritt bei der Erziehung sUivk hervor: die Knaben sind in der Erziehung wie im Unterricht sehr bevorzugt Der Unterricht beruht meist in mechanischem Aaswendigiemen der von der Regierung Torgeaehriebenen SehalbfidMr.*) Der ISjährige Jüngling «mpftngt unter groaaer Feieriiehkeit denMaanea-Hnt, nnd wird ala aelbalatandig erklärt Die jetsige Sitte armer Eltern, ihre eignen Kilider ver- kaufen, widerstreitet nicht der Elternliebe; denn die Terfcanllen werden nicht Sclaveu, sondern dienende Mitii;lieder der Familie, in die sie nnr<;(>!iommen sind, und werden auch mit derenKindern gleichartig erzogen.*) Auch werden sehr viele Mädchen noch sehr jung an die buddhistisohen Nonnenklöster verkauft, denen sie dann Zeitiebena als Nonnen angehören.

Gans gegen den Geiat der alten Sitten und Geaetaa iei die erst m apftterZeit in Folge der ÜbervOlkemng und derNolh ent- standene Sitte, die nengebomen Kinder auaznaetaen oder an ermorden, die nicht überall, aber in einigen Provinzen eine schauervolle Ausbrcitunir 2;ewonnen hat; in der Provinz Fo-kien wird der dritte Tbcil, und in einigen Kreisen sop;ar die Hälfte bis Dreiviertheil aller iSeugebornen getödtet;"^) in andern Pro- vinzen aind die Morde seltner. Die Gesetze können diese Gräuel aieht vnterdrficken, denn die Eltern haben ein nnbedingtea Redit fiber ihre Kinder, vnd daa Eltem-Redit aoll auch hier aaangetaatet bldben; die Straf- Geaetae kennen nieht daa Ver- brechen des Kindermordes, und die Regierung ermahnt nur von Zeit zu Zeit zur Schonung der Neugebomen. Das Einzige, was fler Staat iiejren den Kindermord zu thun im Stande ist, ist die Errichtung von Eindeihäusern. Jetzt aind deren fast in allen groaaan St&dten.

Dea Fhidelbaüa von Niag-Po hat gegen 40 Aauaen, deren jaie !l-*4Kiader aiogt.») In Pekhig fainren alle Morgea mehrere Kalten

IL !•

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dwch di« Stnaseii, um die wMfpaMtsteD Kinder «alciieehnieii, INt mte Naeliiielit voa einer Sorge den Staats Ar «Be Meugebonwa finden wir M Mareo Pob, welclier eniMt» dann ein Rainer im

13. Jahrhunderts 20,000 ausgesetzte Kinder erziehen liess.«)

Resooders verfallen neugehorric Mädchen ilem 8chick£i«il, gc- iödtet zu werden. In der Provinz Fo-kien gilt die Geburt eines Mädchens für ein Unglück; während der Schwangerschaft briogt man viele Opfer nnd reiigtOse äpenden, um die GeJbnrt eines AÜd- cfaens an verlrilten* well TOchter der Familie entfremdet wfiidea; auch sei dan Leben eines Weibes so naglacktich» dass es besser ' seit das nengeborne Mftdchen sn tftdteo.^o) Auf den B^ribaim- plätzen der Armen sieht man viele Gerippe ausgesetzter Kinder. OH werden die Kinder auch in heissem Wasser getodtet oder erdrosselt - oder vergraben. ")

Dass der Kindemiord sogar, der i4jebe zi4 den Eltern gegeoiÜMit * als Tugend auftreten kann, geht aus einer Erzählung henror, welche in einer der verhreiletsten Volksschitften als Muster airt- lieber Kindesliebe angeAilirt ist Ein armer Mann hatte eine Matter und ein dreijuln iges Kind bei sich, nod es war Noth im Hause« so dass die Matter gewöhnlich ihren Aotheil Speise mit dem Eiil^el theilte. Da sagte der Mann zu seiner Frau: wir sind so am», daas wir unsere Mutter nicht ernähren können , denn das Kind isst von ihrer Speise. Warum sollten wir dieses band nicht begraben? £s kann uns wohl ein anderes Kind geboren werden, aber eine gestorbene Mntter kehrt niemals wieder. £r grub sofort eu tiefes Loch; da stless er plOtallch anf einen Topf voll Gold nnd fand dabei die Werte: ,»der Himmel sdienht diesen Schats dem gehorsames Sohne." »)

') Williams, R. d. Mitte I, 364.— «) Meng-tscn, II, 1, b2. ») Wüliams, L S. 416. •) Neumann, attiai. ölud. i. S. 33. *) Y

•) HsoMDUUin, voyage I, p. 350. ') Ebcnd. I, p. 396 ; II, p. 48. *) Ytib s. «. 0. 8. 720. HanssDUum I, p. 374. -> *) Marco Folo, n, 85. Tvan, a. a. 0. a 7S0. 7S4. ~ OHUdtli; im Er. B. B. ISSt. Ko. S. *<) Chin. Rspot. YI. p. ist.

Sechflier Abschnitt. Der Staat

§54.

Wie dasStaatsiebeii überhaupt die festgewordene Sittlichkeit ist, die zur Nothweiidigkeit gewordeue Freiheit [Bd. 1 § 2dJ, so ittt in Ghiiia, wo die Familie der lebendige Mittelpaukt aller Sitt» iiehkeit ist, der Staat die an einer kosouschen Bedeotung aat-

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wickelte Familie. Da die Freiheit aber in China noch nicht zur wabreit Anerkennung gelangt ist, so ist der Staat hier unbedingt das Höhere, der Hiftliohkeit gegenüber, und das sittliclie Leben, couceutrirt in der Familie, hat seine Wahrheit hier en»t im Staate gefunden. Der Staat ist die Verwirklichung der Vemfinltigkelt; ,»iler Hunmei hat in den Measehen die Vernunft gelegt, wenn d«r Menseli Übr niehi naeblebt, so muss der Fibnt ihn ndthigen, tÜMclbe za befolgen.«« i) Der Staat ist der Gipfelpunkt des dii- oesischen Lebens, das Meer, in welches alle Ströme des Geistes* lebeiis münden. Die verschiedenen Seiten dts geistii^en Lehens siinl hei de» Völkern in verschiedenem (irade her^ or^ ebihlet: Avie die Inder das Volk der Religion, so sind die Chinesen das Volk des Staates. Alles ist Staat, und der Staat ist Alles. Alle Seiten des Völkeriebens haben nicht bloss eine Besiehung a«f den Staat) sondem Yerfliessen tiheilwelse mit ihn; die Religion ist Staats-Religion, die PhilosophteStaata-Philosophie; die Wissen* «disft überhaupt gebt vom Staate aus und wird TOn ihm geleitet und 2;etrai;eii : die Kunst empfih)i;t ihre (»e.setze (Jiirch den Staat, uud die Sittlichkeit steht völlig unter der ^ oi iiiundschnft iles Staates. China ist far den Chinesen der Universal -Staat, der einzig mögÜche Staat , Ave Icher, die ganze vernünftige Mensch- heit umfassend , alles geistige Leben in sieh hineinaieht, neben lieh nichts duldet Der Chinese ist alles, was er ist, einsig als Staalsbfirger; der Mensiah hat nicht schon an sieh ehien Werth, sondem allein insofern er Bürger ist; nieht die Person, sondem das Amt und der Beruf sind die Hauptsaclie. Die persün> liehe Ehre liat wenig Geltung; das zarte Ehrgefühl der westli- eben Völker findet sich in China nicht vor. kTirperliche Züchti- gungen treifen auch den Hochstehenden, und entehren ihn nicht. Ausserhalb des Staates ist nichts, was geistig heissen könnte. All^, was bei andern VOlkem in ein Jenseits, in ein überirdi* sdhes Dasein verlegt wird, ist hier schon im Staate wirkHdi (S 83]. Kn einem Göttlichen hat der Chinese nur insofern eine Besiehung, als er Staatsbürger ist; dem Staat nützlich zu werden, ist des Weisen Auigabe, und es ist darum hohe Pflicht für ihn, Staatsamter zu suchen und anzunehmen. Staat und Kirche, Regierung und Priesterthum fallen zusammen; im Gehorsam ge- gen die Gesetze ist eigentlich das religiöse Leben vollendet, er ist die Frömmigkeit; Gehorsam, dem Kaiser, ist besser als ilpfen an die Stelle der hfannlisohen Welt tritt die Regierung, an die Stelle des Kultus das Staalsleben; die Sittenlehre Ollt &st gans aut dem biürgerlicfaeD Gesets snsanmen. I>er Staat

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ist theokratisdi, und die Religion politisch. Der Staat gehdrt mit zu dem allgemeinen Weltleben, sieht unter den Gesetzen des Himmels, ist die letzte und hücliste Eutwickelung des iSaiur- lebens; er ist nicht von Mensehen gemacht, sondern darch den Himmel. Der Ursprung des Staates ist zwar nicht auf eine my- thologische und wanderhafte Sage zorückgefühH, sondern ein- &eh auf die in dem M enschen, besonders im Fürsten wohnende Vemfinftigkeil, aber diese VemflnAigkeit waltet mit nnbediiif- fer Noüiwendlgkeit nnd schliesst die menschliche Freiheit ans. Der Mensch kann den Staat nicht anders hiiden, als er gebildet ist; der Staat ist unmittelbar in das kosmisclie Gleichgewicht des Daseins, in die Welt-Harmonie eingefügt, und es kann we- der daran gerüttelt werden, noch könnte er aach anders gestaltet sein als er ist.

Der 8taat ist das höehste Abbüd and die reinsteOffenbaning des lifatnr* und Gotteslebens, denn er ist die letste Vollendaag der Familie. Der Ur-Gegensats alles Daseins ist anch im Staate

in seiner reinen Crestalt vorhanden, nur geistig gebildet. Wie sich im L'rsein die L'rkraft zum Urstoff, dann in der wirklichen Welt der Himmel zur Erde, in dem Menschen der Geist zum Körper, in der Familie der Mann zum Weibe, so verhält sieb im Staat der Kaiser zum V olk. Der Kaiser ist die Urkraft des Staates, und das Volk der bildsame Stoff; aber wie die Urkraft und der Himmel nicht aafiUlig oder willicArlich wirken, sondern nach notfawendigen Gesetzen, so darf auch der Kaiseriiiehtna<^ snlUliger Laune und Wilkfir das Volk regieren, sonder» nadi ewigen, vom Himmel selbst hesliunütiui Gesetzen. Der Kaiser ist der bewegende Mittelpunkt, das Volk der bewegte Umkreis; beide g;ehnren zu einander, beide sind fiir einander da: Hechte nnd Pilichten sind gleichwiegend auf beiden Seiten. China ist eben so wenig ein despotischer Staat wie ein freier, sondern em Staat kesniseher Nothwendigkeit, ein Natura taat im etgent- iiehsten Wortsinn, entsprechend dem Zasammenieben der Bienen oder Ameben, nnr höher gebildet, aber dieselben anfreien Natar- gesetze hier wie dort. Chinas Staat hat wie seine Religion durch- aus objectivenCharaktn : fli< Heti;ierungistmclit ausdem Volke, sondern steht dem Volke als eine objeetive Macht gegenüber; aber diese Macht ist eine in sich notliwendige, nicht eine willküriiche. Die Beamten stehen ausserhalb des Volkes, sind die staatlichen Kleriker, und das Volk die staatlichen Laien. Als die höchste Offenbarnng des himmlischen Lebens hat der Staat an seinsr wahren Aufgabe, das Gleichgewicht in Welt an erhalieat

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des Staates Ordiuiiis: hält die Welt in Ordnung, und des Staates Zerrüttung stört ilas Leben der Natur. Wenn daher der Staat iDÜDordnung geräth, schlechte Fürsten regieren, oder das Volk uDgehorsara ia4, so folgen nothweadig St&niDgen der Natur» EM^ken, Ungewüter» Obersohweaimiiiig«i etc.s) Als der grosse MinisCer Y-yn starb» war eine Finsterniss über das Laad MTage biadarch,') mid unter der Regierung des lotsten Kaisers ms dem Hanse Sehang 9, war eine so grosse Unordnung, dasa man zweifelte an dem, was man sah, dass man lebend wie im Tode war, dass des iMorgens die Sonne nicht melir aufging» und während der Nacht der Mond und die Sterne nicht mebr schienen.

^ CkaiMag^ ^ 87. ^ *) Ghon-king, p. 19. *) laMBd. i». 104. Ebend.

L Ycrliältaiss des Stiates snd der iSitaateburger in einander^ das liecliU

§55.

Die Beziehung des Slaatsganzen und des Staatsbürgers auf einander ist eine doppelte; einmal bezieht sich der Einzelne auf deui^taat, dann der Staat auf den Einzeineu; dort hat der Staats- M^ger das Recht» hier hat das Recht den Staatsburger; dort kaadelt es sich um das Privat-Reoht, am das, was dem Staats- bl^ger als solchem ankommt, was er als sein Reobl allen An- dern gegeniber geltend maebt» hier um das Recht» was der Staat als sein Recht jedem £inae1nen gegenaber geltend macht.

Das chinesische Staatsgesetz fällt im Wesentlichen mit dem Sittengesetz zusammen; das (iebiet des Staates und des Sittli- chen sind hier eins; das ist abtr iiiclit die Eiiihoii. welche das Ziel der weitgeschichtlichen Kntwickelung ist, wo «allerdings der Staat eins sein soll mit dem Sittlichen und mit der Kirche» wo der tbatsAobliohe Zustand des Mensehengeschlecbts eben das Reich Gottes lst»*^dle Einheit» welohe den Gegensatz fiber- iranden bat, sondern es ist die «nentwielcelte Einheit des Keimes, welche den Gegensatz noch in sich verhüllt hat, und über denselben noch nicht zum liewusstsein gekommen ist. Diese Kiiiln it fiihrt zu vielem Unklaren und Harten; es wird da Vieles durch das Staatsgesetz verlangt und durch Androhung von Strafen der Beobachtung befohlen, was sich nach unseren Begriffen gar nicht befehlen» sondern nur wfinschen und sitt- lieb gebieten Ifisst, z. B. Achtung gegen Eltern und Greise, de* ren Verletsung in alter Zeit mit dem Tode bestraft wurde, Gast- freundschaft, 0 die Kleidertracbt noch Farbe und Schnitt,*) die

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Hdflichkeitsformen , die Trauerzeiten und |Trauercei eiiioiiien;3) selbst im Häuserbau beschränkt das Gesetz; ^,es soll, sagte Sclnm. dem Volke nicht erlaubt sein, unnützen Aufwand zu macheu und Häuser aufzufahren , welche mehr Stolz und Eitelkeit als Nützlichkeit zeigen. Das Gesetz bevormiuMlet den Chinesen bis in die^kieiniicfasteii*Beweg«Bgen hinab.

Die Gesetsgebiing ist bei den Chinesen sehlechterdings Iceine Handlung der Willktir, sondern ist unbedingt der Ausflass jener in der Menschheit wohnenden VemAnftigkeit . welche zwar in der öfl'eiiilichen Meinuns: sie Ii Mus^pricht, aber ihren geordneten und berechtigten Ausdruck im Kaiser hat. Der Kniser haf aber durchaus nicht seine zufälligen Launen zu befragen, sou- dem hat dem geschichtlichen Geiste des chinesischen Volkes zu folgen I vor allem die Lehren und Beispiele des Alterthomt zu befragen. Fo -hi, Yao» Schun sind nicht nur sittliche Ideale, sondern eben darum auch die höchsten Auctoritäten in der Ge» setzgebung,^) und die folgenden Kaiser haben nicht eigentlieh neue Gesetze zu geben, sondern die bebtehenden nur auszufüh- ren, zu erläutern und zu ere^änzen.

Eben dcsshaib, weil die Gesetze nicht ein Erzeugniss der Willkür eines Einzelnen sind, sondern als das der himmlischen VernuniüglLeit, wie sie sich in der Menschheit offenbart, gelten, haben sie eine mehr als menschiiche Auctorit&t» und der Kaiser selbst steht nicht Aber ihnen, sondern unter ihnen, mnss tot ihnen sich beugen, darf nie ans subfectiTen Rfleksicbten die Geltung des Gcbctzcs aufheben; er darf selbst, umi tlas ist das Höchste, was ei« Chinese sagen kaim, den eignen Vater, wenn er ein Verbrechen begangen, nicht frei sprechen.*')

Die Gesetze sind im Allgemeinen sehr mild und liebevoll, und beschämen durch den in ihnen wehendenGeist väterlicher Ffirsorge und liebender Menschlichkeit manche christliche Gesetzgebung. Niemand soll durch Willlcfir leiden, Niemand soll bloss um Andrer willen da sein, Jeder soll an seiner Stelle seines Lebens froh werden, und hat ein Recht an den Schutz und die Fürsorge des Staates. Sind doch'selbst die Thiere unter gesetzlichen Sclnitz gestellt; auf der Jagd z. J). dürfen die Thiere nie schaarenweise zusammengetrieben, junge Thiere und trächtige Mütter nicht ge- tödtet werden; die Eier der Vdgel dürfen nicht ausgenommen, und die Thiere nicht ans ihrem Lager aufgejagt werden.'')

') Mcng-tsou, II, 26. *■} Cliou-king, |i. 33: Chi-king, p. 228; tle Maill«, hi.M. T. p. 27. •) Meng-tscu II, 7, 76. - *) De Mnilln. bist. I, p. »7. *) Chmi- kiug, p. 15} de Mttilia, bist. I, 80. *) Mcng-t.seu, II, 7, 68; ') Chi-king, p. 223.

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§ 56.

a) IN» Recht de« Sfnijiliifgtw dem Staate §fg«näber.

D«r fihiMlae Staatsbürger hät eiii R««kt aa aidi» niolU ab Ma Fmtalklikeit« aoadann ala katmiacliei Eiaaeldasem; et* kt eb€B so wenig Em aeiner adbat^ aldi frei aaeli seinem Wil- lenbestimmend und auf seine eigene Hand lebend, als er der Will- l[ttr anderer Menschen preisgegeben ist; eng und fest eingefroren in semer Stellnn»:, ist er zwar ftir sich nicht frei, aber auch frei von despotischer Bedrückung; durdi die Maiiejro der himm- Ibchen Geaetagebung ist der CluDeaa ebeaao umfangen ab be- tdifitat

Wie es im Unem aar einen Unfaraeiiiad giebt, €ricraft and CJfstoff, alle Atome des Uratoffa aber ebnaader seUeehterdings

g;leieh sind, und aar in der späteren EnCwiekelung zu verschie- (leiiartio^en Gestaltungen sich bilden, so ist aucli in China nur ein natürlicher Unterschied vorhanden: K ai.ser und VoUt; aUe Atome des Volkes aber sind an sich einander völlig gleich; sie kdnnen aar inder weiteren Kntwickclung eine verscliiedene Raag« ordanngaichaelbalerringen. Glunahat keine (vebaria-Slände» keiae Kaaten; alle Chineaen, der Kaiaer aasgenomman» ^ siadvoa Gabart einander gleich; nar der materielle Beaili^ nielit der Rang erlMfi vom Vater aaf den Sebn, und wie der Sobn eines Tagelöhners Minister werden kann, - (Schun) so kann allenfalls auch der Sohn eines Ministers Ta*^clnhncr werden; und als sich diirrh das Fort erben des Besitzes im zweiten Jahr- hundert vor Chr. in natarlichcr Entwickelung ein Majorats-Adei bildete» wurde in richtigem Bewuaataein des chinesiadien Gei* stes Tom Kaiaer Wu-tl die Jßrriobtang yoa Majoraten verboten tad dem &lteaten Sohn nur die Hilile dea vftterlioben Vermögens sageatanden.1) Die einaige, und leidit au rechtfertigende Aua« nähme von der allgemeinen Gleichheit raaeht die Familie des Koiig -fu- t6C, welche als die natüriielje Vertieteiiji der Reichs- lehre einen a^ewissen Vorrang geniesst, der aber auch mehr moralischer als rechtlicher Art ist; 2) das jedesmalige Haupt dieser Familie erhielt daa Recht, an bestimmten Zeiten mit dem iüdser aaaammeaiukamman und ihm die Grundsätze des Kong- fc-tae in Erhuiernng au bringen. Der Verauch ebnes Kaiaera am 680 nach Chr.» in Naehahmnng dea indischen Staatea erb- fidie Stftnde «hwnl&hren , und das Volk in vier solcher Kaaten zu theiten, in Kauflcute, Cauern, Handwerker und Künstler, «sd in krieger und Beamte, misslaug voUstäudig;'^) der Beruf

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blieb frei. Der UiUcrschied der Stände beruht iiicFit auf der Ge- burt, soDdeni auf der Arbeit, deii Anlassen . der Sittlichkeit; ^) Jeder ist zu jedem Berufe berechtigt; zu deu Ifreveln des llSd vor Chr. gestürzten Kaisen Sche-v wird es gefoefanet, daas er Wfirden erbüeh Mchte;^) ja ea aeigl alak gradeaa aiae Aboe%oiig gegea henrorragende GeaeUeehter; „die Tagead berrselit aelteii ualer reiehen MeBaeben mid «Dter deaeih welcaha TOD altem Geschlechte sind; der Stolz flSast ihnen Hass und Verachtung gegen die tugendhaften Menschen ein, und sie miss- handeln sie g;crn," sagt ein alter, viel gerühmter Ausspruch.^) Die Nachricht Marco Folo's , dass die Söhne dem Berufe des Vaters folgen müssten,^) hat zwar bei Handwerkern einige ge« aetaUehe Vorachrifleii &x aioh, aber die allgeaieuie Sitte gegen aieh.»)

Einen Sklavenatand von Gebart giebt es in CUnaa blfi- banden Perioden natfirHcb meht; es giebt zwar in apümr Zeil

Sklaven, aber diese sind nicht dazu geboren, sondern sind es geworden durch Krieg, Verbrechen oder Verkauf; solche Sklaven werden milii behandelt und durch die Gesetze beschützt. Auch kommt es vor, dass Menschen sieh selbst als Sklaven verkaufen.

Die Castratea, nraprfinglieb nur wegen a^werer Ver- brechen doreh Verstfimmelnng Bestrafte, wurden erst apftter mentbebrlidie Wftebter Tomehmer Harems, rnid bUdemi bald einen dem Ursprünge naeh verftditlteben, dem Etnflnase nndi

höchst bedeutungsvollen Stand. In Zeit sittlichen Verfalls herr- scheu sie am Hofe und in den wichtigsten Ämtern, und ihre Ränke und Bosiieiten füllen einen bedeutenden Iheii der ckiite- sischen Chroniken.

Bis sam swölften Jahrhundert vor Chr. gab es ia Cbiaa im? freie Staatsbflrger; in dieser Zeit werden zuerst Skia?en erwilwC^ diese waren aber Tenirthellte Verbreeher , geharten dem Staate ttod aidit Pri?afleateB, und massten SlfeatKcbe Arbeiten veeriehien, standen also in demselben VerbSltniss wie unsere Ban-CMmgeoev Mild Zuchthaussträflinge. Alle (lienenden Menschen waren iremie- thete Dienstleute, welche mit ihren Herren nnr im Contractsver- hältoisse standen. Die seitdem in den kriegen mit den noma- dischen NachbsrvSlkers gemachten Gefangenen wurden nur zu Staatsarbeiten gezwungen, i») Privat*Sklaven finden sich erst wenige «Pahrbnnderte vor Clnr. erwähnt; Bitem verkanflea ilire Kiader « aad Arme sieb settmi Um 300 vor Cbr. erlaubte ebie ludaerlidw Verordnung ausdriieklltb, daas filtern ihre Kinder Terkaalbs dtoftea«

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ufid seiiiieiu \\urde die Zahl dei Privat- Sklaven iiniiuT s^rü^^er. i^) SpätereVerbote diesesVerkaufes waren bei der milder übervölkeruog ftogeodeD Amntli ohne souderliche Wirkuns^. Nach den Jetet be- flahiBdcD CSeietsCQ 'wi jeder Verkaaf freier NewcbeD, aaeli der der ciywKiader, «elM nU deren EinwilUgmig, bei Strafe von harter kirperiidier Ztiebtigiiog oder VerlNuimiDg ▼erboten. Deoeeeb aber werdeu gaos ofTeokuiidig Kinder flberali rerkaaft; i3) besonders wird in neuerer Zeit mit jungen A];Hlc))eii Handel getrieben; ein Mfidcheii von vier bis füiil Jahren kostet et»a drei Tbalt t ; sobald sie aber unterrichtet und zu buhlerischen Künsten herniii;( liiUiet sind, wird (w die sehoDerea oft ein Preis von 3000 4000 Tbalern beiablt; Miuer und Weiber geben aich nit dieaeai oft sehr im Gtoeae» ge- triebenen Gewerbe ab. **) Das oft wiedeibolte Veriiot des Yer- kwlea freier Measdien neigt aller deotlicfa genug, daaa diese Art Hcnsdiettliaadei nad Sklaverei ala dne nnaittliche Anaartmig den chinesischen Lehens zu betrachten ist.

Rechtmli.ssi^e Sklaven sind allein die wegen Verbrechen zur Zviangs- Arbeit \eiurtheilten, die Kriegsgefangenen, die, welche sich selbst verkauften, in spaterer Zeit aucb die Kinder der Sklaven. Die beiden ersten Klassen sind eigentlich StaatO'lSklaven, und wer- den oft begnadigt; aobald nie aber» was ap&ter oft geachah, darch Verkanf oder Sd^ainng in Prhratbealts tibergingen, konnten sie ohne BefrlUigung dea Bealtsera nldit freigelassen werden; nur In iehnen FSllen erlaubte aidi da die Regierung einen Eingriff in das Privatrecht; oft wurden aber die Sklaven von wohlwollenden Kai- Nero losgekauft.'^) Die Sklaven sind durch die (iesetze gegen Härte geschfitzt; Niemand darf, nach Gesetzen aus dem zwei- ten Jahrhundert vor Chr., unter einem Alter von zehn Jahren und Sber einem Alter von ae^haaig Jaluren als Sklave gehalten werden. Sklaven dirfen nicht getOdtet nnd gebtandmarkt werdea; tf) wegen eniea Verlirecbena ddrfbn sie niebt von Ihrem Herrn, sondern nnr ra« Siebter gestraft werden. Es werden aller die Verbreeben der Sklaven härter bestraft, als die der Freien; wenn z. B. ein Sklave seinen Herrn schlägt, wird et enthauptet; wenn aber der Herr einen Sklaven wegen einefj Verbrechens tödtet, wird er nur mit 101) Hieben bestraft, wenn aber der Sklave schuldlos war, mit 60 Hieben nnd einem Jahre Verbannung. >•) Überhaupt hat sieb ■alt der Mongolen*ilerrachaft im Gegenaats an dtm altcbinesischen Mete and nnsweifelbaA durcb indischen Eroflnsa efai aiemKch be- daatsnder UnterscUod der Stiode, » der Freien« der frei Dienen* dib nnd der Sklarenj eiogeacbliehen, deren ebelicbe Verbindung sogar verboteu mt, und die vor dem Gesetz ungleiches Recht

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haben. Der grössere Theil der Dienenden ist aber aocb jelst io blossem Contract- VerhSltniss zu den Herren.

Die Sitte, Castraten zu Wächtern der Frane» zu machen, ist erM eine siiätera Amartuiig; die in den Kings enrihetSB Ver« schntttenen sind Verbrecher, deren VeratfimiMlnig mr Strafe, nicht Mittel svr Bildung eines besoodem Standes wnr,^) 'Erst eh später gesonkenes Geschlecht machte die Bildung too Castraten tasi gewiMurcichen Gewerbe, ^i) Nach der Aufliebunsj der Fcudal- Verfa88iinef waren die Castraten oft in den höchsten Äintern, ueil man eben die Vererbuiit^ der letztern verhindern ^(►llte. ihr Aut treten in der Geschichte ist fa.st überall ein widerwärtiges, mit den Charakter rlnkevoller Selbstsucht bezeichnet. Nach der gegen- wärtigen Gesetsgebnngdarf nnr der Kaiser und sein Hans hu Beslls von Castraten sein; ihre Zahl helinfl sich jetst avf etwa 6000; Ihre Zahl ergSnzt sich gesetslich eigentlich nur ans den Familien tob Verbrechern ; HochverrSther nnd alle mSnnllchen Verwandten der- selben, welche über sechszehn Jahr alt sind, werden hingerichtet, alle jüngeren Knaben aber entmaont.^^)

>) Gtitslaff, Gesch. S. 109. «) De Moilla, bist. VIII, 7S. ») Gfltd«fi; Gesch. 8. 68. *) Klaproth, tiibl. bist. p. 203. •) Chon-king, p. S9. •) Ebend. p. 150. ») Ebend. p. 282. ») M. Polo, II, 68, 4, 8. 470. •) Willinrns, R. d. Mittfl I, 300. ' 0) Biet im Joum. Asiat TTI Pcr. t. III, p. 249. etc. > » ) De Maill», bist, n, 487.— »*) Biüt u. a.O. p. 2;)1. '*) Kbcml. p. 235 etc. 260. '*) Güulaff, im Evaug. Rcichsb. 1852, No. 2. >») Biet, a. o, O. p. 251. 257. 270. 272.

Ebend. p. 270 etc. _ i^) Ebend. p. 284. »•) Ebend. p. 281. 286 ctc, ••) Ebend. p. 281. 293 pti . »o) Chi-king, I, 11, 1 ; II, 5, 6; Chou-king, p. 297. S41. *') Cki-king, p. 262. M6. Biet, p. 278.

§ 57.

Jed^ einzelne Staatsburger, eng eingefugt in den ganzen OrganiftmiiSy hat an dieser seiner Stelle sein bestimmtes Recht; sein Dasein und was dazu gehürt, ist nicht ehi snlillllges, sob« dern ein nothwendiges and darum berechtigtes. Der Beslli des Staatsbürgers ist nnantastbar, Ist Ihm von Rechts wegen ge- sichert. Die chine^sische Staats -Idee fiilirt aber noch weiter. Der Bürger, von der Nothwendigkeit dos Ganzen uiniangen, ist wohl eifi unfrcirs. abfr auch ein wes( iirlirbes Glied des (Man- zen; er hat ein Kecht 2u sein» und er hat von dem Staate zu todern, das» dieser ihm dieses sein berechtigtes Dasein auch yersidiere. In freien Staaten bat der einaelne Mensch das Reelit am erhangenit In Chinas nnfirelem Staate steht ihm diess nicht sn, er hat die Forderung an den Staat, ihm sein Dasein sn gewihrletsten, mnd der Staat hat die Pflicht» seine BOrgar sa

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erbaiten. Je ^erins^er das Recht des freien Willens , um so höher i»s Recht, von dem Ganzen getragen zu werden. Chinas ächter Mti- Organismas ist soeialistischer Art; der Einzelne ist nr «b valreies Organ des gamen Körpers, dafür cmAlirt der KUrper des Organ. Und diese sooialistiscihe O^nistningy darch ik GoAsequens des S3PsteflM gefordert, dvreh alte Gesette ver- urdnet, war wirklich aasgeiilhrt zur Zeit der Blfithe des Reichs, kstiiurgebrochen durchlas natürliche vSelbstgefiilil und die Selbst- »uthi des Einzelnen, die gegen die scharfe Durchbildung des chinesischen Grundgedankens sicli sträuben. Die Auflösung der socialistischen Einrichtungen sind als eine Ausartung und als m Verwelken der chinesischen Staats -Idee zu betraehten» and teüdcm Mcht anch dae Elend Uber das Volk hendn. Der Com- wnrismos gehOrt der paatfieistieelien Weltaasehairong an, nnd indem er statt der Persönlielikeit nur die IndMdaalitftt erfasst, statt des freien, sich selbst bestimmenden JSubjectes nur das einzelne Atom in einer Menge gleichartiger Atome, hat er seine Stelle nur bei den Völkern der objectiven Idee^ die eben nur das Nuar-Sein, nicht den Geist erfasst haben«

Die aobedingte Verpflicbtang der Regierang, fär die Ernähnng des Volkes durch VemsltttDgs*M«assrege)D tu sorgen, Magazine Mndegea ele., werde« wir sfiiter Boek so bespreclien baben. Hier landell es sieb nur uro die BesitZTerbDtnisse. Noch den alten Ge- setzen ist der Staat der alleioige Eigenthtiincr alles BodeiKs, und giebt dcu Eiri/eliien den Besitz nur lehnsvveise: jeder Kainilien- Vater erhfilt einen bestiiumtefi Acker, von welchem er an tleii Staat den Zehnten der Einkünfte ahgiebt. Wo bei grösserer Eotferouog von den gewerbtreibenden St&dten die Einrichtung des geTneinsamen BcsHses durchgeführt werden kann, wird in folgender Weise ver- fabreo. Ebiqaadratiscb abgegrenztes StfiekLand wird in nenn gleiebe «pudratische Theile eingetheilt, welche Ton acht FamiKen- Vllteni beH'irthachaftet werden; der mittelste, neunte Theil, gehurt dem iSiaate und wird gemeinsaia bearbeitet Die a<'ht Familien bilden CID eng verbundenes Ganze, nn'is.sen einander bei der Behauung des Adners, in Noth und Krankheit beistebeo, einander vertreten etc.; eine andere Abgabe an den Staat ausser jenem neunten Ackertheii ist sieht xn saMea. Diese Einriebtang Ist nicht ein blosser Vor- achlag, sondern war in alter Zeit wlrkKeb dvrchgefUirt i) Eine Folge jener alten AnfTassong von dem alleinigen Eigenthnmsrecbt des Staates ist es wohl auch, dass den Etgenthfiroer seine LSnde- reien von Rechts wegen genommen werden können, wenn er sie unbebaut läast oder die Steuern nicht bezahlt Erst seit der

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Verändernng, die Schi-hoaog-ti io dem Staatoleben durchführte wurden die Ländereien wirkliches, thcilbares Eigentham ihrer bis- herigen Besitzer; aber es dicss \ r»ri den Cieschichtocbreibern aU eise Verderbniss der wahren 8taats-ldee betrachtet; 3) spätere Venmche, die fraherao Verhältnisse wieder hersustellen , koootes Dicht mehr dorcbdriDgeo. Wir eriaaeni an die anfiallend ihnUchen EinriclitnDgen der Pemaner [Bd. L { 177).

') Mengr-tseu, I, 3, 42; I, 5, 16 23; II, 7, 42—43; Ma-tnan-lin nach Klaproth, Notice etc. p. 10 etc. ^ Ta-Tumg-Leu-Li , III, 90. MBrtnan-lia, &. a. 0. p. II«

5 58.

Das Flüssigwerden des Besitzes, der Handel, nicht nach aussen gehend, sondern nur im Innern den Verkehr unterhaltend, ist dorch die Gesetie streng geregelt, Maass nnd Gewicht schea in uralter Zeit durch die Kavier beatimmt <) Ursprungiieh war nur Tauschhandel, aber auch lllr diesen waren Marktplätze und Zeiten bestimmt. 2) Aach die Marktpreise siad gesetzlich ge- ordnet; ein Herabdrückeii der Preise bei Cojicurreiiz ist Terbo- ten; und ungewöhnlich grosser Gewinn beim Handel wird als Diebstahl betiachtet.

Der urspriingliche Tauschhandel fand bald in edleo Metallen und selbst in Edelsteinen nnd SeidenstofTen ein geeignetes Tausch* mittel, schon um 20U0 vor Ci».;*) tu den edlen Metallen wurde auch das io ältester Zeit noeh kostbare Kupfer gerechnet. Ge- münztes Geld wnrde erat seit dem zwoften Jahrhundert vor Chr. gebraucht, meist vor» Kupfer, Blei, Zinn, Eisen, spater von 15r(»n/.r. gcwöhnlirh rund, mit einem l^ocli in der Mitte, unis es aut Fäden zu reihen. Gold und 8ilber ist dagegen nie eigentlich gemün/.t worden, sondern wurde nur in kleinen Barren oder Wilrfelstficken gelirauebt und nach dem Gewicht gesch&tzt; die elgentUche Mflnae war also nnr Schetdemfinse und so Ist auch jetat noch.*)

Im neunten Jahrhundert nach Chr. wurde Papiergeld einge- führt; der Werth wurde <lnrch einen Zinnobersiitempei ausgedrückt: s[)äter war es in grossen .Massen verbreitet, besonders vom zu ülftev> bis fünfzehnten Jahrhundert, da es aber auf keine metallische Funds gegründet war, sondern nur einen anbefohlenen Werth hatte, so kam es allmählich um seinen Credit und verschwand seit dem Eude des fittfsehnten Jahrhunderts.

^) De Mailla. bist. I. p. 80 . _ Ebcnd. p. 12. *) De Mailla, bist. I, p. 25. •) Biot im Jüurn. As. III ser. t, III, p. 422 etc. ; IV, 455. «•) Biot a. a, 0. IV, p. m «t& 4iS etc.; Hareo Polo, II, c. 17.

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IW

b) Du Recht 4m StMtw dam Bärgur gegeaftber.

Das zwingende Kecht zeigt zwar in manchen Punkten noch Spuren der früheren Rohheit, hat aber doch im Allgemeinen den Charakter liebevoller Mensehlicfakeit und milder Billigkeit; der Geist der Tfileriieheii Ffiraorge des Hfpwiete fiir alle seine Ge- icMpfe darehwebt diese Gesetae; da alles Leben naturgeaiftss sein soll, and der Menseb in seiner Natfirliehiceit grade in seinem wahren Zustande, und von Natur schon geneigt ist, alles Gute und (jesetzUche zu thun, und da zwischen dem Gesetz und dem sittlichen und dem natürlichen Wesen des Menschen kein Zwie- spalt ist, und der Mensch durch keine furchterregende Strafe zu einer unfreiwilligen und annatiirlichen Unterwerfung unter eine wilUcfirliehe Laune eines Gewaldierrsofaers gebangt werden soU, so badarf die chinesiscbe Gesetagebnng nicht der luvten Scbreckensoiaassregeltt, welche man wohl bei höher gebildeten Völkern noch fttr nOthig findet Chinas Gesetze sind das unge- trübte Erzcugniss von Chinas Volksgeist, und der Chinese ist von Hause aus in seineui sittlichen Bewusstsein eins mit dem Staats- gesetz, es ist hier niclit iiöthig, dass er erst aus seinem Baturlichen ßewasstseia 2iun gesetzlichen Gehorsam herausge- ^eitscht werde.

Die hdehsten Verbrechen sind nothwandig die gegen den Staat; wer den Staat Terletat, verletat auch den Himmel, dessen leben sich im Staate ja am vollendetsten offenbart; der Staat

in das Himmelreich, und der Hochverrath ist ein Verbrechen Segen den Himmel; und in diesem Falle zeigt das (ieseiz aus- luduDsweise eine grosse Härte.

ia den ältesten Schriften werden Tüiif Straf- Arten angeführt: Brandmaiken im Gesicht durch ein glühendes Eisen, Abscbaeiden der Nase, der Fasse uad der Beine bis ans Knie, Kntmaoauttg, aqd Todesstrafe dareb Abschneiden des Kopfes. 0 sweiteD Jahr- basdert vor Christo wurde die Strafe der Verstfinmielusg abge- idiafll, und daflir die der StockschlSge und Geldstrafe eiogesetzt; ^ bucliste Maas-"» der ersteren wurde aufdOO und bald darauf auf 300 festj^esetzt.') Auch Vnhannung aus dem Reiche oder in dessen entlegenste (regenden gilt als Strafe für schurre politi- sche VerlwecbeD. 3) Später wurde auch Geiäogoissstrafe eingeführt.

CHrausam sind in der Tliat die Strafen gegen den Uoehverratb; *w die Regiernog an stflnea uoteraimnit» den kaiserlichen PsUast sderden Tempel des Kaisers oder die Grftber setser Ahneo seratürti

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wird ait dem Tode der EDÜMiiptniig bestraft; ebenso alle mloD- lieheiiVerwaDdteD de« ersten Grades, welche aber 60 Jahr alt sind, ferner alle andern, auch entfernteren Verwandten^ welche Im Hanse des Verbreehers leben; alle nahen Verwandten unter 60 Jahren

ueidcii zu Sklaven geuiacht und ihre (iüter contiscirt; alle Mitver- ächworeneu werden enthauptet; v\t'i von dem Verbrechen weiss, und nicht vor der Ausführung Anzeige macht, wird mit 100 Uiebeu ond lebenslänglicher Verbannung bestraft Wer aber von den Ver- wandten sich selbt!$t der Obrigkeit ausliefert^ wurd begnadigt. Tbetl- nähme an einer £mp6mg wird mit Enthanptung, Eimiehmig dei VermSgens und Verkauf der Familie in die Sklaveret bestraft.*) Fffr MajestStsverbrecbeii und Air die Ermordung eines Mannes durch seine Frau ist wohl auch ein Hcrausreissen von Stücken Fleisch mit einem glühenden Haken angedroht*) Die Bestrafung der Familie des Verbrechers, die besonders auch in neueren Zeiteu in Fällen der Empiirung angewandt wird,«) ist aber keiaesweges allgemetogOltiges Creseti, wurde vielmehr von den hervorragend- sten Geistern entschieden als eine Unmenschlichkeit verwsrfea. Eber der gerfthmtesten Kaiser« Wu-waag» erklärte es Ai eine der grOssten Grausamkeiten der von Ihm gestflrsten Fürsten, dass diese auch die Familie der Verbrecher mit der Strafe belegten;'') und eins der iütesteu Gesetze erklärt: „wenn gestraft werden muss, so soll die Strafe nicht vom Vater auf die Kinder ültergehen."**) Jedoch muss sicli die entgegengesetzte Sitte noch lauge Zeit Gel- tung verschafTt haben, denn im Jahre 1 79 v. Chr. verordnet zwar efa Kaiser: „ich will^ dass kthift^jlün das Verbrechen nicht mehr auf Eltern oder die Famlie des Verbrechers falle;'* •) der> selbe Kaiser verlangt aber bald nachher» als sehie Ahnedmlb bestohlen worden war, die Ausrottung der ganzen Familie des Diebes; i'J) und Ma-tuan-lin klagt bitter darüber, dass diese grau- same ^>tra^e niclit bloss unter den despotischenh Tsin, soaderii auch » unter vielen andern Dynastien angewandt wurde.

Mord wird mit dem Tode, £hebmcb mit 100 Hieben, Räuberei und ]>eseftion mit Abschneiden der Nase oder der Ftee be* straft. ^ Mandarinen, webbe sich Disciplinar- Vergehen au Schulden kommen lassen, werden im Gesicht durch schwane Zei- ohen febrandmarkt. Geringere Vergehen werden meist 4ßnA ilielic l)estralt. VAne sehr ^^cwOlinlicbe Strafe ist die schon im Y-kini» 1+) erwähnte uud jetzt noch ueltende Kange; dem Strälliug wird ein dickes Brett oder ein Uolzbiock, in dessen Mitte eiu Loch Ist, um den Hals gelegt, so breit» dass er die Hand nicht snm Munde führen kann, und dass er also von Andern gespeist werden nmu»»'^)

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Wmn die Schuld vclit t8I1% sw«ü«Um enrlMoi IbU ho M mraaf geringere Strafep erlcaiMit werdeo» auf Exil, StockseUige

etc. Riiekfall io dasselbe Verbrechen nach erlittener Strafe uird iiiit dum Tode bestraft, i^) Bei mächtigen, aber iiirht i?aiiz iureichenderi Be\veii<eri >\ird <la.s (ie-stäudniss durch die Folter erzwungeo; man lässt die Angeschuldigten auf Ketten, zeratosae- oeia Glase dgl. Inieeoi preeal Knöchel iied Finger sttsaM-

Viele Geeetie te^n eine sarCe MeuicUichkeit Den Richten wird avedracklich Mitleidee leit de» Aogeschnldlgten aaempM« len; )^) die Geeetze, aagt Koiig*tse, eoUen nicht mit Hirte bneh-

«tüblich angewandt, sondern so weit als möglich zu Gunsten des Schuldigen mildernd ausgelegt werden. 20) Vergehen und Verbre- cbcü, welche ahAichtslos begangen sind, sind straflos oder werden geJindbeatrafL^i) Der einzige Sohn einer Wiitwe darf llir nicht durch Verbannung entzogen werden^'^) und wenn ein zum Tode verurtbeilter Vdbrecher der einsige erwachsene Sohn äber 70 Jahr alter filtern iai; io aoU er der Begnadignng den Kaiaera empfohlen werden«

Dem Richter hlieh in froherer Zeit, wo Verwaltung und Rechte* pflege noch mehr mit einander verwachsen waren» ziemlich viel Spielraum. ^)<t lic.s.s Kohl; lu ise, als er Minister war, einen Mann, der seinfn Sohn auklaf:t<% dieser sich gegen ihn vergangen,

drei Monate lang einsperren» und eben so lauge auch den Sohn; und Dach dieaerZeit erat rief er beide vor Gericht; jetzt hatte sich der Vater benennen, ond erkürte, aeine Anklage aei nar eine Zomaa- fibereUa^g geweaeo. In dieaem Vertahren wnrde viel Weiaheit gdaaden.««)

*) De MatlU, hif 1. 1, 81 ; de GvigOM im Cbon-kiBg, p. Sil Da lOilla, Idtt ILö6f.5«a.— •)Ch0a-kiDg, p. 15; da llailla, Utl. 1, 90. 0 T»*TWi«-Le»Iii, Vi, c 1. 1; Gboa-kiiig, p. IIS. Vgl. Mäa. d. Qu Xn, p. 164. *) Choa>kin6 F.S4]. *) GlUiIaff, Tao-kntag. 8. 46. ~ 0 Chon-kiflg, p. 150. •) Ebend. |^l«.^«)BeMd]la,II, P.M1.— >^Bboad.p.659.-."} BeiKlivnäi, noH- «ncia. p. 4S. *^ Ghoa-kiag pb S97; T-Uag, II, p. 48. 18S$ MAn. d. Oiin. ZIL ^ Jfi9. »*) CbiNhfcjl«, p. 297. >*) n, p. 48. ") Williams, Reich d. Mitia, IS52, I,S. 403. etc. »•) De MaiUa, bist. I, p. 81. »0 Ebend. p. 81. '•) Williams, I, S. 403. <•) Chou-king, p. 16. mm. d.Chin. XU, p. 271. - Cliou-kinjr, p. 16. 26. 195; de Maiila, hist. T, 81. »») Gfltzluff, Xao-kuaag, a 56. »•) WiUiams, I, S. 405. **) hUm. d. Chin. XII, p. 194.

IL Me Stasfs^lcglcrwig.

§ 60.

Das Reich beginnt in feudalistischer WeUe, iüdem um einen ^öisereii Kern immer mehr kleinere Fürsten und Vülker.schaf- Um sieh angetsten, und mit demselben einen Staatenhiind bilde-

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Im» der Anfiings lockerer, «UmSUieh ni dnem Bmiiewtaale wurde, dessen euizelne Ffirsten den Kaiser wiMten und an der

Leitung des Ganzen rathend und beschliessend Theil nahmen. Andre Stämme wurden durch (jewalt unterworfen und deren Fürsten zti \ asallcn gemacht; andere unterwarfen sich freiwillig zu einer ähnlichen Abhängigkeit. i) Auch kaiserliche Gouver- nenre in einzelnen Provinzen erbielten wohl zur Belohnung für grosse Verdienste ihre Provinz an erblicher VerwaHong*), nad traten damit in die Rdlie der Vasallen -Ffiiaten. Das Vasallen- dmin ist so der ünterban des Kaiserdrams.

Aber die ganze Weltanschauung der Chinesen drängt zar allgemeinen Einheit des Volkes und zur Alleinherrschaft eines Einzigen hin; ein Himmel und eine Erde, ein Kaiser und ein Volk. Der Staat ist so lange noch nicht ein wirkliches Abbild des kosmischen Lebens, als er sich noch nicht zu einem schlechterdings einheitlichen Gänsen yerdicbtet hat, so lange aeine einzelnen Glieder nur locker mit dem Mittel- punlste verbunden sind* Die verschiedenen StAmme verschnidl« aen immer mehr in ein Volle, die Vasallen werden immer mehr zu blossen Stattlialtern herabgedrückt, die Erblichkeit derselben wird aufgehoben; die Lehrt» des Kong-fu-tse und seiner Schü- ler, besonders des Meng-tse, fordert entschieden eine durch- gängige Centralisirang der Macht und der Verwaltung; und dieses Emporringen des Mittelpunktes als alleiniger Macht gelangt anr Vollendung unt^ dem Kaiser Sclii>hoang*ti um ttO vor Chr.,s) welcher aber andrersetts die starke PersOnHchkeit des Regenten viel mehr in den Vordergrund stellt^ als es die ehbe- sische Staats -Idee erlaubt, und darum von den Geschichtschrei- bem als ein Despot betrachtet wird. Seit dieser Zeit ist China ein ungetheiltes einiges Reich, uiui der Kaiser fasst alle Macht des Staates in sich, und alle Regierung geht ganz aUein von ihm aus; nur später unterworfene Vnlker, nach Geist und Geschichte den Chinesen fremd, wie die Völker der Mongolei, stehen noch in einem lockeren Vasallen-Verhältniss,«) und sind nicht aufgenommen In den einigen Organismus des Ganzen.

Die LehnsverhüItnisRe waren auch in der alten Zeit nicht Immer diesülhci). Die Vererlning der Herrscliaft war die Regel;^) aber bisweilen wählte auch ilei Kaiser den Nachfolger. Die Lehnsfilrsten sollteD jährlich einen Gesandten an deo kaiserlichen Hof senden, um Bericht zu erstatten und Anweisungen zu emplkogea^ und alle Ünf Jahre, oder nach dem Scha-kiag^ aUe sechs Jahre, sollten sie selbst an deo kaiserlicheD Hof konmien, um die sdraldlge Haldiguag qad

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ieo Tribut zu bringeo; gewuhnlich wurden sie reich beschenkt eotias«eo« ^) Kein Vasall durfte ohne Erlaubnis« des Kaisern sein Reich an eioea Andern abtreten, Tertheilen oder verrifigern; die Vasalleiireklie siod yerpflichtet, einander bei Unngemntfi oder, aadeier Gefebr beisttttelin^. Diesen genetslicbe Veib&ltaine werde aber mebl toner beebacbtel; wir finden die Firsten eil in Kriegen onter einander mit oder ohne Eriaubniss des Kaisers, selbst als Keljolicn fijefi;cn den Kaiser: sie machen Bündiiiü;fc.e mit einander gegen die andern etr.^) Be8(indcrs /.errüttet waren diese Verhäit- aisse io den nichsteo Jahrhunderten vor üjis^-fu-tsc.

VenammhiogeD der Fürsten und Grossen zu Beratliuogen äbe^ Beiflhs-Aagelegenheüen werden in alter Zeit oft erwibük. Deü Voiiiiiiger deeTae wutde durch dieRefchs-yeffMunlaqg abgeeottil Tao rerlaagte ren Ar die WabI eines MitregentaD, bolinigle sie ■Ii die Maassregeln gegen die grssse Wasserflntii, nnd beflef sia kurz vor seinem Tode zur Wahl seines Nachfolgers.^) Kaii»er S( hun versammelte bald nach seiner Thronliesteicung, um 2255 vor» Chr., die Grossen des Reichs und sprach zu ihnen: ,,Die Stellu,> welche ich einnehme, ist ohne Widerrede die schirierigste um\ dier geObrUcbsle ven aUen; das WoU des Voüies bingt yoa dem Kai- ser ab; aber wie gescUckt er auch sei, er bleibt ein Mteeeb und buB aiebl ftr sich selbst alles wissen md bennen« Ween er nicht fsa erienefateten, gesohieirten , treuen, eifrigen und tngendbaflton Cnterthanen unterstützt uird, wie kann er das Volk glücklich nia- eben? Ich habe euch versammelt, damit ihr aus eurer Mitte zwtitf Personen wählt, welche im ^Stande sind, meiner Scliwachheit bei" zustebn. Ich habe wenig Geschick, und es liegt mir am Uerzcm, laeia Voül glfiddieb an machea, und ich hoffe, dass ihr mich darla. wteretitaeD werdet Dae Eeich ist jetst hi swBir Prorhiaen ge« Ibeilt; es bedarf swOlf Mlaner, um sie zu reglereo; wlhlt sie nad. stellt arir sie vor." Die Reichs -Versaaunhing wShlte dIe.awMr Hoevemeure, und Sehun bestätigte sie. ^o) Später verlangte Schuuf von der Reicbs-Versammlung die Wahl eines Minister-Präsidenten, «D(l der von derselben einstimmig vorgeschlatrene Yu , nachlieris^r Kaiser, ivurdo von Schun bestätigt. Auch in späterer Zeit wer* den Versammlungen der Grossen Öfter erwähnt; und noch im ächeoten JahrimndertTorChr. versanmehi sieh dieVaaalieafirsten eigeaiBicbtig, nm über ihre Sonder- Interessen au beratheik.^) nie Zahl der Vaeallen «iter der Dynastie Tsehe«ti [1122 ^ 835 w Chr.] wird aef fost 1800 angegeben; Torber waren gegen 3000, unter diesen aber hatten sieben Fürsten eine hervor- ragende Stellung. D. 11

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OU^king, p. ZVni; Meag-yen, II, 9, f. 0. •^") Oto GaigMitti Oho»lteg, ^8S6| dAllillU, 1iiAX,,p.aS.^*) J>«Blirillft, n, f.87S.ele; diOlicMtim Chon-kiiig^ *) Katpmtb, tibi hlit. p. S07. *) Tchoim*7oo«g, c iQ^ M. *) EbemL SO, 14; de UmU», hwt. It p. 81 } Choa-kins> p. 15. 0 Mitng-tteo,

n. 6, 36; n, 8, 3. *) Chi-king, p. 9$9; Meng-tscu, IT, 6, 28 ; ChoQ-kiag, p^ U\ de Mailla, hitt I, p. 104, U, 93. 94. •) De Maillu, hist. I. p. 52. 51 TT >0)DeMAilU,hiBt. I,p.87. «>)£bend. p. 88. - «*) Ebend. p. 162.-« i'>jBM. a, p. 91. Ebead. IL p. 649} M**tMn^Uo, b. JUsprodit p. ^ 54.

S ^i.

Der Kaiser ist d«r Vertreter und das Organ des Hioinflls,

der leitende Mittelpunkt der Menschheit, in welchem die das All durchziehende A'ernünftigkeit ihren vollsten Ausdruck findet. Er ist der So Im des Himmels, so heisst er schon im dritten Jahrtausend vor Chr.«^) und verhält sich zum Uimmel, wie der Vasall snm Kaiser; er voUfuhrt nur des Himmels Ordnung und Geseta,«) ist „Diener des Himmel8$<««) er atebt dem Volke, als dem paasiveii Theil der Menseliheity grade so gegenüber wie die ürkraft dem üiatoff^ der Himmel der Brde gegenikbeiiBtelit; er ist die eine Seite der Mensehbeit, die geistige, aetive, be- wegende, das Moment der Kraft, deren Wesen die Liuheit ist, während das Volk den zu bewegenden Stoß* darstellt, dessen Wesen die atomistische Vielheit ist. Der Kaiser hat als Vasall des Himmels seine Würde Und seine Macht \veder von sich selbst noch von andern Menschen, sondern allein vom Hiramei, mag er nnn doreh Gebort oder darch Wahl oder dnroh eine ReTolotlon aof den Thron gekomoMi sein; er ist Kaiser durch deo Himmok Bestimmong nnd EtnaelBung;^) and seine Rogie> rang bis ins Kleinste hmab föhrt er aHeia hn Namen des Him- mels; seine Defehle und üe&etze haben nicht eine nienschliclK'. sondern eine göttliche Aoetorität; er ist der Fol, um welchen alle Sterne sich drehen;«) Alles ^ was Regierung und Verwaltung heisst, iiiesst vom Kaiser ans, und in ihm susammen; es giebt in China l^eine Selbstregtemng des Volkes in irgend einer Art, Als des Hfeumela hdohater Vertreter empftngt er eine faal gött- Ikhe Verokningi «nd aeipe Befehle fordern einen Gehorsam» wie er den göttUehen Geboten ankommt Ihm gdiArt das Reich «nd Alles, was darin ist^)

Der Titel Ti, der Herrscher, findet «ich scboD bei Vao uud Scliun, im l ntrrsrliiede von Wan?. Künis: oder Fürst; seit Schi- hoang-ti wurde der Titel Hoang- Ti, eigentlich „der gelbe Herr,*' gelwäacbUeb. Die hinuDlischc Berufung und Bevollmächtigung des Kaisers begegnet uns auf aUeo Blättern der cbinesisehes €»e* schiebte; die Kaiser schlrften es schon lange ror Koag>fa-49e dam

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Volke em, äntiA sie ihre Macht unmittelbar vom Himmel erlialten, «ml kfiodigteB aii«h deo Kri^ im Name« des Himmels ao; selM» die Mi'ineter lieis^eii ^»Bllaister des Himmeb/^^) Der CMMrMB^ gegee den Ksiaer geht «o weil, daM ali ein Kiiäef einem FfMtev eise Sebmir znmindte mit dem Befehl, aioh an erdroeneln, dieser denseibet) sofort ausführte. 'Oj

Uie Kaiser haben Altäre, ilber denen ihr Name mit sroldner Schrift eingeschrieben iM, und auf denen wohlriechende Dinge ver- brannt werden; vor diesen AltSren wirft man sich dreimal auf die Knie und beugt den Kopf bis zur Erde; bei dem Anblicke eines Iniserilchen Schrelbene ftillen alle Anfreseoden a«f die Knie. Vor dem Kaieer mtiss Jeder dreimal nrft der Stirn die Erde herAren, mid dem leeren Thron wird gleiche Verehrung gesellt wie dem Kaiser selbst. >*) Das kaiserliche Symbol ist seit den SNesteo Zeiten der Drache; sein Thron heisst „des Drachen Thron;" die kaiserliche Farbe ist das (weih, i-) Die kaiserlichen Palläste sind zwar keine Kunstwerke, aber sehr gross und schmnckreich , mit grossen GSrten, Thiergehegen ete. Jedoch wird grosser Prunk «ehr getadelt. Maren Polo eraShIt yon Säulenhallen mit €o4d geschmflckt, so gross, dass 10,000 Menschen darin hefrlfthet werden kennten.») Im kaiserlichen Pallast darf kein Menifeh sterben; wer dem Tode nahe ist, wird ans demselben entfernt.^)

') Y-king, L p. 166; ChoTi-kinc^'. p. 69-, vgl. p. 122. ») Metig-teeu. II. 3, 22. - ') Ebcnd. I, 2, 18. ♦) Chuu-kmg, p. 151. *) Ebend. p. 27, 37. Meng-taou, II, 3, Saas. 24. •) Chou-kiug, p. 167, 196. 0 GauUff, Oflscb. & dOfh ^ *) Ikml a SS } ii MaiUa, bitt I, p. US. ~ •) dimipking, p. €9. > •) Oaubiff, 8. SM. >i) Bmm, Bdse etc, 1, 8. 16. 96. 148. 165. 175.^ i*) Chi-king, 1, 11,3. X'hag, p. slO. Marco rolo, II c 68, 10. >«) Braam, Seise I, d. 168.

nie Bedentnng des Kafoera als Solm iikid Vertr«tcv das

Himmels Ist aber mehr ein Ideal als Wirklichkeit, mehr ein Sollen uiid ein Ziel des Strebens als ein an sich schon Vorhan- dene«;. Der Kaiser ist nicht schon von Hause aus und mit ddr Throubestei^Dg ein wirklicher V ertreter des Himmels und Ver- tediger TOD dessen VernünAigkeit, goi^dem er soll es sein; wd er wird es allein darch Tvgead und Weisheit; beides aher in TOD Kator dem Kaiser nieht mehr eigen ala jedeai «Odem Uensohne. Der Kaiser bat die Best! ntnang, eia wifkUeher Sohn und Vertreter des Hinmiels zn sein, aber er int es iiar dann, wenn er sich durch Weisheit und Tugend dieser Stellung würdig macht: ein lasterhnfter uud tliürichter Kaiser ist unbe- rechtigt» daa Keicb der Mitte za regieren. Die Kaiserwürde

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ürtprmg «ad Leiter iel, iet aveb ▼cmtwortlteli Ür den jeto* naligen Zeetand des Volkes. Wenn Uaglftek über das Velk hereinbricht, Laster überhand nehmen, Hnngersnoth und Ober-

schwemmun^en das Land beängstigen, so trägt der Kaiser die Schuld; uüd nie darl dri Kaiser über das Volk, immer nur dab Volk über den Kaiser klagen: des Kaisers Sunde ruft ja notli- wendig des Volkes Sünde, wie Störung in der ^^Uir hervor. Die Lehre, dass nlics Verdienst auf den Fürsten, aUaSdmüU aaf die Vöiker JßUU, ist keine chinesische. Die Stiniwwng des Volkes ist di^ram ein sicherer Maassstab Dir dea^aia^rs digkeit; wenn der Kaiaar aeioer 9edeiitQn§; entspricht, da moas sich das Volk wohl fühlen, und wenn er einsichtslos and laster- haft ist, fühlt sich das Volk in seiner Ordnung und seinem Frie- den gestört. Des Volkes Unzufriedenheit ist immer des Kaisers Schuld, und alle Empörungen fallen auf sein Haupt; unter eUiem guten Kaiser ist eine EmpOmng undenkbar, denn der Blenach ist yon X<]atar gnt, und das Böse ist immer nur Ans- nähme; ein guter and geredbter Fflrst findet überall Gehorsam «nd Liebe, wird »wie ein Vater van Allen geliebt und hat im ganaen Reiche nicht einen Gegner; aui solduer Kaiser aber ist ein Gesandter des Himmels. "

Milde Regierung uml vaterliche Lit l»e zum Volke wird überall iils des Kaisers höchste I*flicht betrachtet. „Der Kaiser ist der Herrscher der Meuscheri, er ist ihr Vater und ihre Mutter; der Kaiser ist dec Diener des höchsten llerfschecs, um friedlicii uad mild dasReich au regieren. «) ^ioKaiser mass filr seia Volk sorgea aad es aebteai aiie MeasdieB sind die Kinder des Hiounels." <o) „W« em Reich beherrscht, muss das Volk wie seine Kiadev lieben.*' >^ Die Verantwortiicblceit des Kaisers ftfr das leibliche nid geistige Wohl des Volkes ist die zu allen Zf iten ausgespruchcoe UberzeugiiriL^ <h*T Chinesen. ,,\V('iui der Fürst ei«j mildes Re^* ^ept führt, dann Hebt ihn das Volk und stirbt für seinen Führer ;V ^ geblechte Fürsten aber schaden schlechte Diener und ein schleob- .1 j^f .Volk, und das Aeich gebt su Gründe. ») Als ta eia^ KniV ,n die Soldaten 4a;i'enliel0n und der Kaiser den |f eng*lae belrast^ ■-.'^agllB dieser:, «.dn. 4mlbs^. bist Sebald , weil du das Volfc,and . . den Krieger vernachlässigt hast und darben Ueasest " ^) ^ Wenn Friede und Einigkeit nicht herrschen im Volk, si» tragen die . die Schnld, welche regieren.**'^) „Weria das Volk nicbt so ist, wie es sein soll, ist diess nicht des iüii^ers ^ichuid?'* ,fDie ,,..|i}iiaUe der Besserung des Herzens ist vorKugfiircise;iin Kaisar« ; ^i^eaa dfr Kaiser wirldicli so ist» wie en sein soll» S9 vei;|ireitf t ^uslr

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mim Tugend fibmll» oocl die weiMii HeMcben Mderer Linder,

vou solcher Tugeod ergrifTen, werden ihm in Menge ihre Dienste aobieteo, um daa GlücL zu geoiessen, unter seineo Gesetzen zn ieken; und welche Nacheiferung wird unter dem Volke setn!''i'') Als J^auier Yu [um 2200] sein Reich durchreifte, fand er auf dar Stgtmse die Leiebe eine« £rmordeteB. Yu stieg aus aehiein Wagm umd rief sntar Tluineai «»wie wenig würdig biu icli dee Plataeey den kh eieoelineft ich eoUte das Her» eines Vaters für «ein Voili Mm, und dnrfb.flMine Sorge und Waclwamkeit Verbin- dern, dass niemand ein Verbrechen begehe; müssen die begangenen oiebt auf mich zurückfallen?" ^^j s nir)o;cu beständig sein unsre Fflrftten , sa^t der Scliu-king, dann w ird auch des Volkes Ge- müth standhaft sein; es mögen die Gerechtigkeit üebeo unsere Weisen, dann wird das Voih auch Zorn und Hass ablegen.*^!*) „Der FOfst soll selbst die Tagend besitsen« dann darf er sie Ton Andere fordern, faesitat er sie nicht selbst, so darf er sie auch too Andern nicht foidem« Dem Menschen das Gute zu befehlen» dessen nao selbst ermangelt, i8t widersinnig und unnatfirllch. »>) „Wenn

der Fürbt t\'n- Tiigefid be£»itzt, so bei»itzt ei nuvh die Herzen der Ikfenschen, uud wenn er die Herzen besitzt, so besitzt er auch das Land, uud weuo er das Land besitzt, so besitzt er auch dessen Schitse, und wenn er die Schätze bat; so louin er sie anwenden. Wen« der FOrst die Tugend Hebt, so ist es uomOglich^ dass das Volk dKe Geveditigheit nicht liebe. »»i) £ine Inschrift aus der Mt Tor Kong'tse sagt: ^lian lebtet dem Herrscher nur denn Widerstand, wenn er Unrechlngssiges fordert; man gehorcht ihm ohne Weigerung, wenn er sich mit Wenigem begnügt,"*')

Auch für die \ ergehen der Beamten ist der Kaiser verautvvort- lich; der fromme Kaiser Tsching-tang .spracfi /u seiDcrn Statthalter: »,Weno ihr Unrecht begeht; so fällt diess auf jni^ aurd«^/' ^) Ein Minister im vierxehnten Jahrhundert vor Cbr, ngte: p^wenn ein «eiHger if«Mi«h |m gsjuea Keiche Kolh leiden Bqfitp, so wgrde Ich jdsbL*nlhst Schädigen hallen."»») -r- £in Weiser sagte au

ssmem Kaiser: „Es Ist kern Untersebied, ob du Einen todtschlfigst <M}er ihn durch eine schlechte Regierung umkonmien VinHi. In deiner Küche ist Fleisch die Fülle, iu deinen StitUen feiste IMerde, iu des Volkes At)i;e^icht ist des Hungers Farbe, und auf den Feldern liegen die 1^ eichen Vcchnngerler. ^ Wenn wilde. Xhiere andre Tbiere ' SttlTressen, so hassen die Menschen sie, wenn aber ein Fürst, weteher eis Vater end jSiutter des Volhea ein »Udes Reghaent Mneo ßfiUtt riViPr .Vi«h aftstet uqd seine 'Uetertibanei). umkommen iMst^ Wif km er V«ter.iiiid Mutter des Volkes heles«p?''>}

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Als unter Tscbiog-tang eine siebenjährige Hungersnoth herrschte, merkwürdigerweise um die Zelt der bekartnten Huncersnoth zu Josephs Zeit, um 1 (1)6, klagte der Kaisier .sich als die Ursache ao, verrichtete Busse, beichtete, und siehe, es tiel ein PUUx- regen.^) Ähnliche Begebenheiten niederholen sMi oft; an alloit Volks «Uoglflck ist der Kaiser äklmld und niHM dämm Busie -Umn.*^ Noch hentigeö Tages muss der Kaiser auf ZaH eher grossea Noih als Reuiger in Saditaob geUetiet erselNiiBeD und atte Schuld auf sfcli oeliinefi. Als t«ii Jalire 1839-«itie sprosse Ofrre herrschte, veröffentlichte der Kaiser Tao-kuang ein liusagehet, in vveieheui es unter andern heisst: ,,Ich. der Minister des Himmels, bin.fiberdie Menschheit t^esetzt, und bin verantwortlich für die Auf- rechthaitttog der Ordnung in der Welt und für die Beruhigung de?

Volkes. Die einzige Ursache der gegenwärtigen Dürre ist die

tägiich tiefere Abschealichkeit meiaer Sttadea bei weaig Aufricblig- keitand Ergebeoheit. Daher war ich ofelit Im Sfasde» des Hiamek Hers BurahreD and reichÜdie SegDVogen herabstabriDgea.'^^ Nie* dergeworfen flehe ich den erhabenen Himmel an, meine Unwissenheit und Thorheit zu verzeihen und um liesseruntr zu gewähren, denn Millionen unschuldiger Menschen sind durch iiüch, einen einzelnen Mann, in Gefahr gebracht. Meine Sünden nind ao zahlreich, dass es schwer ist, ihnen zu entgehen etc.'* 2») _ jVur in dem Sinne, dass der Kaiser die allgemeine Ordnung des Lebens aufrecht zu erhalten hat, and dass dieselbe durch sein gutes nder schlechtes Verfaaltea l»e- wahrt oder gestört wird, kann man sagen « dass er eine Herrschaft Aber die Natur ausübe; von einer höheren Herrschaft, wie Hegel sie schildert, so dass der Kaiser über sein rein menschliches Wesen zu einer \^ irklieb göttlichen Macht emporgerückt wird , wissen die Chinesen nichts.

Einige Beispiele vollkommener Kaiser mügeo zeigen, wie die Chinesen den Fürstenberuf aulfassen. Ti-ko, kurz vor Yao, ft'trwt beliebt beS dem Volke, ohne der Majestät des Throns etwras zu vejrgebeo; er wachte fiber alles, war leatsellg «gegen Jedewiaa; ' ohne an Festigkeit In der Tugend etwas zu verlieren, war er eb Gegenstand der Liebe , der Bewunderung und d^ Verehrung aller seiner Unterthanen; voll Ehrfurcht vor dem höchsten Iferrscher und den Geistern beobachtete er sich jederzeit in seinen Haridlunger} : ' Er stellte als Grundsatz auf: „keine Tugend ist grosser als die allgemeine MeDscheoliebe, und die beste Regierung ist die, wcdche die ausgedehntesten Vortheile den Unterthanen angedeihea 'Übst.' * Dss VorzflglicfaMe hi der Verwaltung ial Treue «nd tm-lle- glefen Wohlwollen! « Am hOehstenr eihoh lM> Tao« i«tter

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Bmmel allein ist gross, und Yao aliein hat ihm nachgeahmt. Gross und erhaben, konnte sein Volk ihn nicht wahiliaU beneoncü,** «pricht Kong-fii-t«e.") ,,Seln Herz schien so nohlthätig wie der Ham«l. «ein Geist m «v^ae wie die reinen Geister, so bell wie ^ Seoa^aa^eiteren Tagen; da» Wolken glei«!^ welche die Auen ktbmchim;*9mr er die HeAeneg «eher VOÜEef, wtA dnidi «ohi an- ■ffMchilaeea Qftd ehfiM^e* Beoelam eimg er eich die Adilpog •Her MertlMeeD. GeleHet tob der Vermuift veratend er ee« sie übtrall herrschen zu lassen. Er machte oft Reisen durch das

i.atid, um sich von allem persönlich /.ii unterrichten. „Wenn das Volk friert, sprach er, so hin ich Schuld daran, hungert es, §0 bin ich auch Schuld, verOillt es in Bünden, so hin ich deren Urheber. Er liebte seia Volk, wie ein Vater seine Kioder. ** ^) b tele ibeiftll die Kiefen an, beaaiaiehtiite die Beamten, nnd aaeh in die Bitten der Annen; mild gegen daa Volk» war er ftreog gegen die Miniater; er verlmnnte einige deraellien unter die BwlMreB mit dem Anftrage, sie feeittet an maohen. Er aorgte fiir den Voiifsunterricht und für die Verehrung des Hiumiels; seine Tosend machte das Volk tugendhaft. 3«) Yao wurde hei seinem r nfle imgaazen Lande dr«'i Jahre lang hetraii^rf ; ,,das Volk weinte iUD ihn, wie Kinder um ihren Vater und ihre Mutter weinen. Sein Naekfolger Schun steht in gleiehea £hren. Er durchreiste alle Miahra aein Reich nnd verliQrte aefaie Handaitoen; er erlüirte als aainen GrnndaatSf dna beate Mittel aur Endelnug gehoraamer IlbtarthaneD aei die Fllle aller nethwendigea Dinge, da aoaat die Nstb der Meosdien jeden Keim des Guten ersticke; die Abgaben ioHen gering sein, und die Gesetze streng und unpartbeiisch aus- s^'fiihrt werden. Seine Klugheit und seine Bescheidenheit wer- deo hoch gerfihmt;'*) seine Aussprüche gelten als heiligste Sitten- cmI Regiemngaregetn : viterliche Liebe für sein Volk durchzieht •dae Geaetae nnd Handlangen. Wenn gestraft werden aoll, aagt m, 80 aott die Strafe nicht vom Vater auf die Kinder Ohei^gehen; wenn eher helohat werden aell> ao eratieekt aich die Bebhnnng auch •af dielOnder. In sweifelbalten Vergelten ael die Strafe leieht, bei einem zweilellialten Verdienst aber sei die Relohnunt; gross; besser ist, sich der Cielahr auszusetzen, einen Schuldigen unbe- straft zu lassen, als einen Unschuldigen zu bestrafen. Eine solche lür daa Wohl der Uoterthanea besorgte Regieraog gewimit die Beraea den Volkes.

Xm^-tae gab als Miniater aeinem Ffiraten folgeode Mahnnng: ^Sn Firat OMaa eme hinige Liebe gegen alle aeloe Unterthanen hiheni er mnaa auchen« ihnen efaien behaglichen Lehenannteihalt

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ITO

zn verschafTeo; du magst die Meng^ der Abgaben miDdero uad nur diejenigen bestehen Ia««en , deren Nothwendigkeit Jeder einsieht, vor allem also nicht die Fioth\\ endigen Lehensbedi'}rfnis!«e, son rirrn Luxusartikel bcsteuero; du muasj dem Volke keine Arbeit aufbürden , dereo Frfieiile nkht geolasat etc. Ein Regent mnns sich alle VergntSgntigea vMagen; er ist nicht der Hevr AherMiM Seit; alle «eine Sfnoden geliOren ilem Cleneiowoiil, sed m dmm Wobt aRdn nrasa' er sie verwenden. », Jeder AngenhMr, den er anf efn selbst anständiges Spiel verwendet, Ist ein Raub an dem Wold des Volkes. Ein Fürst, der in seinen Unterthanen seine eignen Kinder sieht, \v!rd FnferthantM) liMbcn, die in ihrem Fürsten ihren eignen V ater ($ehüu.''^^) Einem sonst treffhcheo Kaiser, der aber die Jagd Hebte, erklirte ein hoher Beamter: ,,Als man hSrte, dasa du weise Leute mn dich an heben wOonchteet, jsheile man vor Frende trad glanhte die Zeiten Scfava'« und Yno*e wieder- Ireltrend. Aber wenn du nnr mit diesen Weisen alle Tage nnsiei* test, mn sie hinter Hasen und Ffldwe» herfagen in Ineaen, 90 werden sie wohl, fürchte irh, dasRet^icren veroachlfissigen. Mögen die von dir erresj^ten Hortinntiicn nit ht eitel sein; mache nicht Jiia^ r aus deinen Ministem; alle ihre Zeit gebührt der .Sorge für dein Volk."4i) Die Jagd wird überhaupt oft als em dem Kaiser nicht gesiemendes Vergnügen beseichnet ^ Als man dem edlen Keiner Tal-tsong [7. Jahrb. nach Chr.] ein Todesnrtlieil rar Umeneldinmig vorlegte, befahl er die Hlnrichtang noeh drei Tage anfinmelMben, ihm das Urtbefl tSgÜeh vorsnlesee; und wibrend der drei Tage fasteten die Richter und der Kaiser in strenj^er Trauer.**)

») Chou-king, p. 122. ir,7; Y-kin«». TI, p. 30, :57; Tchonng-young, 29, 3. j.

») Chou-king, p. 150. 196. « ) Ta-hio, c. 10. *) De Usäkl&, liist. I. 21 —2S; 2g. ») Ebena. p. 37. •) Meng-tseu, II, 1, 19. 31. Ebcnd. I, 4,3. ") Ebend. I, 1, 31 u. sehr oft. ») Chou-king. p. 150. 151; vgl Ta-hio, c. 10, 3.

>•) Chou-king, p. 129. *>) Tchonng-young, c. 20, 7. 12. 14. *') Meug- toeUf I, 2, 46. * Ebend. II, 1, 6; 2, 10. ^ i«) Kbeadi I, S, 45. Cbon- khg, p. M6. l>to IGuH«; Mst I, p. 110. ^ 1^ Bbeni. I, ^ 116w i«) KboBl t p. 1kl. ^ >•> Cht-bfnei U,4,7.^ Mio,«. 4. ^ Shtad.

I9i S. *«) lUm. d. CUs. U ^PI, p. B«, '*) Cboa-kiag, p. 09. ^

««) JSbmß, p. 127. llenc*tie|i, 1, 1, 18. 18; vgl 1^ 6, 88. *•) Chim-Uag» p. 80. 88; Gützlaff, G. seh. S. 41. »') DeMoüU, bist, II, p. 3!. GütiWI, Tiio-kuang S. 2. *•) Chinese Ropository, T, 23R. ««) "Rol. l»hÜ06. S. 809. 327 (2 Aufl.) »0 De Manu, bist. p. 36. »») GOtelÄff, G«»ch. 8. 24. »n\ Menr-t^ea, I, 33. •*) De MailU, bist. I, p, 44. »*) Ebend, p. 50, Chou-king. T, c. 1 r Gützlaff. Gesch. S. 28. 29. »•) Chou-king, p. 16; de Mailk, hist, I, p, Ö4. ^'*) Chou-king, I, c. 2; de MAiUa, hist. I, \). 56; GflUlaff, Geech, S. 33. Chou-king, p. 26. *<>) M^m. d. Oiin. XII. p. 217. 286. 372. 373. ♦») De Maiila, bist, IL p. 548. «») Ebend. VI, p. 69. * *

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§ 64.

Der Kaiser Tereiuigt als Vertreter des Hiiuiucls alle Höhen des Vülkerlebens in sich; er i»i lächt bloss der Regent, sondern aaeb der höchste fiii^ter, der Anführer im Kriege und der ibfl»te Priester« j^owek in Ckiaa von einem Priesterthum die fiidft mii Als Knegpiheit ecfteiiBt er aber einen Feld- Imman seine Sinti) ak» höchster Pvietter 4>i;dnet er ^ Gattes* tost nnd brinf^ das jalirliclie «r<iese Hitnwiels4>|iler. -

Des Himmels Bestimmungen oder Befehle ^''sicher so er- kennen ist des Kaisers höchste Pflicht. Er findet diese himmli- schen Befehle zunächst in seiner Vernunft, in welcher sich ja das himmlische Walten kuud giebt 21], dann in den Geset/^en, ^en und Vorbildern des Alterthums; das lümmlische Reich ist um Anfiuig nn gm and Temünftigt dae Dnnernde ist das Wahre, md der Kaiser hat vor allen Dingen die alten Vorbilder su be- ingsa*) nnd die Ansiobten derer, die der allen Gesetie nnd OriMOgenknndig sbid ; daher soll sich der Kaiser iauner mit den einsichtsvollsten und kundigsten Ministem umgeben; er ÜDdet sie ferner itk Ti iiuaieMj in zweifelhaften Fällen durch das LoaS) vor allem aber in der öffentlichen Meinung, in der Stininmng des Volkes, welche gewissenhaft zu beachten zu des l^aisers heiligsten Pflichten gehört , denn des Volkes Stimme ist (laltss Stimme [§21].

Unter allen Umsttoden aber ist dis Willkür, dasRegieren aack Lenne aehleehlerdings verdamaU; nieht der Wille dieses eittdben Menschen , der grade den Thron inne het» aoll sich geltend machen, sondern allein des Himmels Bestimmung; „nicht der Fürst ist es, welcher mit dem Tode bestraft, und nicht nach seinen Neigungen flarf er strafen, dieses Recht ist nicht von ihm selbst.'* 3) Nur wenn der Fürst seinen Eigeuwiiieu opfert, und leiner Besonderheit entsagend sich der AUvemanft hingiebti ist tr ein würdiger Regent

in den Gang des Rechtes soll ein guter Kaiser sich nicht nlMhe% sondern nnr dmnnf sehnn» dass die Richter dleOosetse •totng lieAchten,^) dass aber noch -die Strenge nicht in Härte ausartf; in zweilcl hallen und wichtigeren Fällen hat der Kaiser alä oberster Richter die letzte Entscheidung. Fr hat aber nicht . Woss das Verbrechen zu bestrafen, sondern auch dieTu*z;end zu belohnen; als Statthalter desUuumels aui J>den ist er auch der König des sittUoh^" Lei>eus, des unsichtbaren Uimmelreiches [S m«' NfMchen 9. welehe sieh durch Tugendon nnsgaseichnet blhi»«-.«eiliflllen nii£ hjuseflinhen Befiilil Ehreunfetten»- S% i81«

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ihre Zahl im ganzen R^che ist aehr gross, und nieht hloas 4ie

V erdienste treuer Beamten um denStaat werden so ausgezeichnet, sondern aiidi Faoiilientagend, wie Kindesliebe, GaUeutreiie [$ 46. 52].

Der 8chii-kifig giebt den Fürsten folgende Anwetsung: „Weoa ihr eine wichtige Angelegenheit habt, so prüfet selbst, befragt mn Kath die Ofosacn» die Mioifiter nad das Volk, befragt daa Pv lai das ScU 34]. Weaa «leb alica an dmaaeibee -Anaapncb Tl^ einigt, waa man dea groaaea Eioldang oenot, ao werdet ifat Rabe rnid Krall hatioD, nad eure NaddEanmien werdoi im ONldt asii. Wenn die (ilrassen, die Minister und das Volk übereinstimmen, ihr selbst aber habt eine entgegengesetzte Ansicht , \\ eiche aber iiber- cinstimnit mit dem Loose, so hat eure Ansicht den günstigen Erfolg. Weno die Grossen und die Minister mit dem Loose flb 1 1 niaitliiiWM, aber Ihr und das Voik seid der eatgegeageaetatea Meiaoiig, sollt die Sntacheidoag gleiehgflltig etc. '^^) Die Anweadoag dea Laiam iat aber auadricfcilcli aar dea aweiMhaftea FiUaa vofMaltaa.«)

Die strengste Beobachtnag der biaherigea Oeaetae and Bia- richtnngen, die genaueste Nachahmung des Altertboms, die Ver- lueitlüng jeder Newening wird fort uml fort in Erinnerung gebracht Das Wahre inid Vernönftige braucht nicht erst erfunden zu werden, sondern ist voa Aafang an da; so wahr der Himmel den 8taat grün- det und leitet, so wahr sind auch die alten und daaerodeo GoMtefl nad Sittea der WUle dea Hinunela, Daran kann em First« sagt Meag-tae» weicher atreag die titeaton Geaetae befolgt, alchtfaMS noch feblea, nad ohne dieae strenge Befolgung ist keine gote Ra- p^eruog möglich. Die rechten Farsten haben an allea ZeHaa tm Leben und in der Regierung dieselben Regeln befolgt.**®)

Choa-king, p. 102 u. Note. '0 Mcng-tscu, II, 1, 1. 2. 4. *) Choa-Wag. p. 196. •) Ebcnd. p. 251. ») (Äoa-kiiig, p. 171. •) Ebend, p. 181.— ^)Meaf- tÄ€u, II, 1, 4. u. Kbtad. H, 2, 2.

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§ 65.

Der Kaiser ist srlao niciit der Vertreter aelner aelbsli «liae Mnehl ruht nicht anf seinem starken Willen; er Ist nloht dnrwa

Kainer, weH er es sein Will, weil er sich dazu gemacht hat. AOtt> dorn er ist schlccliterdings nichts als der unselbstsiiindio^c Träger einer Idee; er ist nU Person, als ein Ich. als freier, sich selbst bestimmender Wille Nichts: er ist Alles, insofern sich in ihm die himmlische Verntinftigkeit offenbart. Bs gehOrt eine seltene Höhe «las Geistes and der SIttliehkelt daaii, nm den hohen An- «^eleA der Kahier-ldea «i gottOgeni nur die W^^tei wd

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Besten &oUen des Himmels Diener und Vertreter sein. Damm ist auch Dicht grade die Erblichkeit des Tbroaes die entspre- tkmime Wnse, die Kawerwürda am übertrage»} »icbl die Vj^r- mdttdMft, sondern du Tn^end gebnn ein Reobt an den Tluwn; es kADiiea daher selbst Fremde als die Tom Himnei eiagesels- tco Vertreter anerkannt werden; die Idee steht hdher als die Gebart. In ältester Zeit wurden die Kaiser gewählt, gewöhn- lieh dureh den Kaiser in Übereinstimmung mit den (frosscn und Miiiistcrir . oft mit Übergehune:: der SMuie des letzten Kaisers, und manchmal aus sehr niedriger Familie. Nach Vn [um tritt allmählich die Erblichkeit ah» Sitte ein. DieErbfolgc ist aber kein Recht, Sendern gründet sich mehr auf die Kfieluieht 4er Dankbarkeik und der Vermeidnng des Streites. Des Kaisanr Sohn bal als der dem Throne am nächsten Stehende die höchste iniwderung, sieb dnreh Tagend nnd Einsteht der Wahl würdig tn machen; und nur, wenn er diess thut, ist er der rechtmässige Erbe. Nicht weil grade dieser Mensch zum Kaiser geboren ist, empf?ii)i;t er die h(ichste \\ ürde, sondern weil dieser Sohn <ies Kaisers die Gesetze der Vernunft oder des Himmels erfüllt, Die Gewohnheit der Erblichkeit wurde nie ein wirkliches Eecht, Tielmehr steht noch jetzt dem Kaiser das unbeschr&uicte Beeht xn, seinen Nachlbiger ans seinen SOhnen oder Verwand- lea frei ansnnwShlen, nnd sehr oft wählte er einen andern als aeiaea Erstgebomen. >) Frauen dflrfeu nicht regieren, denn der Kaiser hat ja eben die active, die männliche Seite desVolks- leben.»*, darzustellen; die Seite der belebendenKraf t; nurals \ or- mänderinnen unmündiger Tin onerben dürfen Frauen \oi über- gehend das Reich verwalten;^; in jedem andern Falle sind Fraaenregierungen gesetzlose Crewalttbaten» und werden von der Geaebichte mit Absehen genannt.«)

DerNscbfeiger des eistes Kaisers, Fo-hi, war sieht dessen Mm, sonderD wurde ?am Volke gewihlts ebesao der dritta Kai- aer.^) Daas aach dem Tode des dtitten Kaisers eloer von desseo S5 Sohoeo von dem Volke zum Kaiser gewählt wurde, wird von den Geschichtschreibem Chinas ausdrücklich als eine Auszeichnung^ be- trachtet. ihhI durch seine glSnzenden Eigenschaften geiet httei (int. ' ) ^ach dem Tode des vierteu Kaisers „versammelten sich die Mao- darineo und das Volk, um ihm einen Naclifolger zu geben, unzu* fiiedea mit der Sehlallheit des vorigen et«./' uad nach laager fie- fsthang wfthhen sie efawtfaDnig jaisen MelÜBa des vorigen Kaisers. '0 Bei der feienden Tbioa-Krledigaog „trug oaan kets Bedeakeo," «intn Bakel das letzten Kaisers sa wfihlen, and dieser erhielt die

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' (Stimme des ganzen Volke». ^) „Die Acbtutig, welche t»icb Km- «erfi'-k^ veraebarfte, ttod dieXiebe, v? eiche seine V4Iücer m \\m -llatteny wer 4er*itolge Graed» welcher eie beweg» eeioen ilftetice Sehe eil wIhIeD,***) ^ MH den eehr achleehtee mi Binder des Tee »»heile dae Vclk eielge Jahre lang Gedold, m d«r HofTotiDg, daae er sich Sndere wflrde.'* INe Greesee beriefee dm den dreizehnjährigen Yao in den Rath, und da er sich bald als sehr begabt zeigte, hespMosseii «ie, ihn auf den Thron zu setzet). „An dem filr dieser» Thionn erlisel hestininiteii Tajje benachrichtigten mt diejenigen aus dem \ oli^^ welche dan Recht zur Wahl des Kaiser« hatten. Alle diese begaben sich zum Pallast de^ Kaisers, UesMS dee Yao komnieB, ohne ihm die Absicht ihrer Vefseminliieg eiHni« theilen, eed verlangten den Kaiser au sprechen. Kaum war er «^ seidenen» so schrie alles Volk, dese man den Tao als Kaiser Ul6^ kenne, und keinen andern wolle. Die Grossen erklSrten dann dsni Kaiser die Gründe dieser Handlung und zwangen ihn, den Pallast zu verlassen.**'*^) Vao's Sohn war lasterhaft, wurde desshtM» nirht geuäliU, soiid» in alle Fürster» ütitl alle \ iilker wählten den iSchun aus niedriger Familie; und in dieser Wahl wurde dee Uiniiuels Bestimmnng erkannt.^') Schee wihlte den weisen Yu an seioeni Nachfolger; dieser Terstchtete auf den Thron zu Ckmsten des Sohnes Schen'e; aber die Grossen verllessee stmmtlch diesen Sohl und verlangten den Yn aum Keiser, ued erhielten ihn. Mit Y^s Nachfolger war es Timgekehrt,* er wShIte sieh einen weisen Minisler zum Mitregenteu und iNachfoIgcr . aber es folgte dejiuocb des Kai- sers Sohn in Folcje der Wahl durch die (Brossen. Seitdem folgen die Kaiser nach der Erbfolge, als« in Dynastien, deren bis jetzt 21 (oder 22> {»ezählt werden. Jedoch blieb der Gedanke, da*» wir der Würdigste und wegen seiner Togend rem Himmel Gewählte den Thron einnehmen solle» Immer der Kern dee cblnesiseheD Staats- bewusstseins; auf des Himmele Wahl ging man jederaeil eerilck, diese aber hält sieh nicht an bOrgerlickes EriN^chi Ais snf dss Meng-tse BrfclSrung, nur der Himmel erwflhle dfe Kaiser, lenrnnd fragte, wir «Icnn der Himmel seine W^1hl kun<l ih\u\ antwortete er: „Wenrj der Kaiser einen zur Herrschaft geeigneten i\I:uiii findet, kann er ihn dem Himmel vorschlagen, aber er kann den Hinimcl nicht zwingen , demseU>en die Herrschaft lu flbertragen. Der Uiai- mel Hess den Schun zur Herrschaft eu und aeigte den Zage* lassenen dem Volke. Die Volker fielen dem mit so grossen Tsg^o- den sich Ausxelchnenden bereltvi4IÜg zu ond riefen Um zum Kaiser aus.«'«») Als höchster Lohn flir vollendete Weislieit mid Tugend wM daher bisweilen ohne Weiteres die Katserwarde erkiftrt.

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Die himmlische Bestmunuiig wird selbst dfinr> nicht bezweifelt, weao Ausländer den ThKoaJuiue haben. Die juoiiguli««hen.lk«isec giHiB ab voHi? rechtmässige mäwmm die eotarteteo MacblUHnm gpoflM» fiidbeieifl «Im- Uim i1m Volkn «loli erifiAtQ» ^an UmI» MO sie nidit, weil sie AmliiiAer, Modem weil ab» ttewMig ■od fefiflbfiich wareo.

>) Meng-tseu, IL 3, 9«*-ei. ^ «) Dt MsiOm p. 46. 5§5; Qfltdsf ,.X^ kM&g,S.4.S. ^«)J>«lfail]m,V,8B4.---«) SlMilII,50Bi VI, I6&. ^ ») BWfid, Itpi 10. 18.-^*) Bband. I, p. SB. 0 ^SboniL p. SI.^*) Sbeod. p. 3e. -* *) Ebcnd. pi 41.^ «•) Eheod. p. 43. Choa-king» p. 24. 2S. ^ *«) MmU*, hiti I, M. 119; Cbon-Idbig, p. 86. De Mail]», I, p. liS. ^ Chon-kiiig, p. 4S.— **) Meng-taeu, II, S, tO 23 . **) Tchoimg-jtnilig: c If, S. •^flc^ftt^ ftt d. ikk d. BoL Aka«. 1M9> pfciL SliMM, & 4M.

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Wie die Well dae Enengoiss zweier Unoftcte tat, die m deoi wirkKcfaen Dasein im Gleidi^wioht oind, so ist aoidk der

Staat das Prodnct zweier Faotoren, des Kaisers uud des Volkes. Bas (ileichgewicbt ist des Staates Wesen und Bestimmung, uml der Kaiser soll es erhalten* Der Kaiser ist aber nur die eine Seite, die andere ist das Volk; und wenn der Kaiser niclit seine Idee erfüllt, ist das Gleichgewicht gestört und das Volk onglüok« M. Aber das Volk hat ein Reeiht darauf, i^kUoh an sete» 10 der allgemeiacn Welt^Hamionie erhallan am werden. Das Volk adnMct dem Kaiser Gekonam, d^r Kaiaer daflbr deai Velke Tlteiilehe Liebe and eine weise und gereelite Regierung. Das Volk soll sich nicht selbst regieren, aber es soll nach den Gesetzen des Himmels regiert werden. In China heisst es nicht: der Fürst hat das Recht zu regieren, und das Volk die Pflicht, sich regieren zu lassen , sondern hier heisst es : der Fürst bat die Pflicht zu regieren nach des Himmels ewigen Ordaimgea, und das Volk hat ein Recht, so regiert an wer- den. Der Kaiser ist dem Volke Dbr seine Regierung veranl*- wertlicb. Die Auslohe des Volkes an die FfinNen siadi gfeea, md dieses in der Montliehen Memong wie in der Ge- schiehtschreibung sich aussprechende Urtheil des Volkes ist sehr streng; des Kaisers heilige Pflicht ist es , dieses Urtheil sich frei aussprechen zu lasseu uüd das ausgesprochene zu beachten. Der Gedanke der Pressfreiheit ist in China sehr bestimmt aosgesprochen.

W«n aber dn Kaiser verblendet anf die Stimme des Volke Mtban, in iaamanbafter WiUkftr des Reiekas Jiailige Gesetaa «UmM oder wibtnemal Kntt» wenn er iaa Volk bedriakali aiaM

uiyiii^cu by LtOOQie

fttr dasselbe väterlich zu sorgten, wenn er statt des Uimniels Ordnang nor seiiien ( is^neu Willen zur Kicht.schnur nimmt, und* Matt ein Vorbild der Tugend zu sein, den Lastern fröhnl» ujui darum das Gleiobgewicht der Welt stört, das Giftck des YoU&ei «Qtorgrftbly 80 hat er sein Redat tat de« Thiroa Tenrirkt, ii( nicht mehr der EiiHUer der hohen Idee des hittnüieolm SIUp lee, «nd das Volk ist nicht nehr Tcrhandcn» ihm Gehonam m leisten; es muss dem Himmel mehr gehorchen als dem BIsb- schen; ties Himmels Gesetze sind aber nicht von gestern und heute, sondern von Anfang der ^Menschheit, und sind dem Volke wohl bekannt; es hat ein sicheres Urtheil über eines Kaisers Würdigkeit. Und wenn die eine Seite des Voikslebeus, der Kaiser, der Idee des Staates untreu wird, und sieh selbst statt des Himmels sum Schwerponkt des Gänsen machen will» weaa er sagt: ,,der Staat bin ich,<< - so hat die andere Seite des Staates das Recht und die Pflicht, Ar die angetastete Uce in die Sehraidicen zn treten und den frevelnden Kaiser zn stfirzen. Die Revolution ist in China ein l^cchr, ja sie ist mehr als da^, sie ist POicht. Si(- ist (las (leltendniacben des Himmelsgesetses und der Vornüiiidgkeit gegenüber der Willkür und der Thorheit. ein Kampi' der Tugend gegen das Laster; sie will nicht das Alte stinen, ilm etwas Neues einzuffiliren , sie will die fire^eliiafte Meuerang stOraea, am das Alte, das ewig Bereohtigte wieder aar Geltnng ni bringen. Die BoTolation ist die iebmtefte Be* aation desdnrch eine soUeohte Regierung gestftrten Volkalebeat gegen die die ewige Ordnung störende Macht; sie will nicht des Reiches Ordnung slüreii, sondern die durch Willkür und Neuerung gestörte wieder herstellen: sie ist nicht radikal, son- dern reactionär, ist das grade Gegeutheii der Hevolution der Neuzeit Wälirend diese die geschichtliche und gesetzliche Est* Wickelung des Volkslelms durch die rohe Gewalt und daceh dm Anfhebnng des Geselaes darohbrachen will, oiTenbart die ehiaosisehe Revolntai im Gegenlheii die GesetafiohlLeit ^e^ea- filier der nngesetdiohen Regiemngsweise, stellt die geschieht* liehe Entwickelung gegen die i e\ olutionÄre Regierung wieder her. Das Ziel der Revolution ist da nicbt in der Zukunft, son- dern in der Verp^ang;enheit, ist nicht ein Neubau, sondern eine Restauration der Legitimität. Da kein Kaiser ein ang e bo r ii e s Recht an den Thron hat, sondern eigentlich immer gewahit wird 66], eine Wahl aber um lonni, so ist der Simra eines «BWirAgen Kaiaeis eben aar eine Nichlii^ailaerkliraag der . TetfehileM Wahl, and lumn allanfidla aoeli m gana ftiedüshsr

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Weise, ohne Anwendnog yim Gewalt eflblgen, wie bei der Wähl Yao*8. Die Rerohitioueii Chiaas eriofaeineii der Ge- scUctoehreibang ab Hiaten der hScfasCeit Tugend vkd Ffdn- ■igkeil, mid die darch eine Rerolvtlon «nf den Thron gekom-

Benen Kaiser gelten als die Irümnisteii ; es haben die Revolntionen * der älteren Zeit eine eigcathümliche Weihe und eine Feierlich- keit, als handle es sich um eine erhabene Kultushandlung; und das sind sie auch eigentlich« Als Thatsache muss es anerkannt werden , dass von den ein und zwaniig Dynasäeen ChiBas die BsisteB dorcfa Sohwftche und Laster unwürdig endeten , und diijenigeii Fürsten, die, meist doreh Gewalt, an Ihre Stelle ttttea, mid ein neues Hemdierhans begründeten, Ihst alle als grosse und tugendhafte MSnner dastehen.

Von diesen eigentlichen, rechtiiKissii^^eii llevolutioneii, an deiieii das Volk einen wesentlichen Aiitheil hat, sind die nicht seltnen Empörungen ungehorsamer Vasallen oder Statthalter, Lokal -Aufstände wegen geringer Ursachen und Soldaten -Un- nhen streng zu unterscheiden; diese sind das höchste Verbre- chen, wie jene die höchste Tugend«

„Um des Volkes willeo sind die Fflrsten da; sie soHen Ihre UBtenhaseD nicht nisshaadelD, ihnen nicht Unrecht thuo; slesotteo S«rge tragen Rfr die Armen, die Waisen und WIttwen notersMItieD ; ein Fürst setzt nur dessliall) Beamte ein, um dem Volke Ruhe zu rersclianeii und seinen Lt ijtMisimtrrhalt zu sichern.**') „Weno die Volker, sagt Schun, gemisshandelt und zum Äussersten gebracht weideD> 80 verlieren die Fürsten für immer das Glück, das ihnen Tom Hinunei bescbieden ist,"*) Bisweiieo erscheint sogar das Veüc sls das HShere dem Matser gegenüber. „In jedem Reiche glebt es drei hSchste Dinge: der Ffirst, das Volk nnd das Heilig- tbom fdie Altite]; unter diesen drei Dingen Ist das Volk das wM- ti^ste, denn wenn ein Volk ist, so kann es einen Kaiser machen, aljer (']ti Kaiser kann kein \'ülk machen; daher ist das Volk höher zu achten als der Fürst :'**^) jedoch iüt diese Äusserung des Meng-tae sehr Tereinzelt, und darf nicht zu hoch aogeacblageo werden.

Des Volkes Stimmung nnd Meinung wird überall sehr hoch ge- sdhtet, sie gih als des ffimmels Ofbnhamng. Ein wahrer Kaiser, ssgt Meng*tse, mnss sie mehr beachten» als alle Urtiieile seiner Verwandten, Minister nnd HOf liege; was das Tolk ehnnflthlg aus- spricht oder zui iickweist, tUas muss ein guter Kaiser immer beachten, «lann ist er ein wahrer Vater des Volkes. Das lie^vicht derVolks- meiottog ist nach Meog*tse so gross , dass eio Kaiser, welcher im

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Kriege ei» Irei^udcei \oik uijtemirft, es von dessen MeiniinG^ und Liebe abhängen lassen soll, ob er es unfer seiner Herrschaii bc-

. halten dürle; werui dienen Volk nicht zustimmt, soll er ee» uicbt zu seinem Reiche ^^chlageii; und der Commeutur lügt hinzu, dass io 4ifMier Meigmig oder Abneigung eine8 V olkcs »ich die Bestimmniig dfli. I0niiii«b auMpridit ^) Dms Yaa's Sohn durch de« Viilkea Alme^nag d^ Throns verlaoHg ging, nod Schoo dalQr ^^Shll wwde, der sich dem Willen deo Volkes und ,,dem Willen des Himmels*' unterwarf,*) ist selmn frflher erwfthnt. Besonders niuss das Urtheil der alten und ungesehenen Fanulien des Landes be- achtet werden. „Die Kunst, die llcnsdialt sich zu erhalten, besteht darin, die Gcmiither des \ olkes sich treu zu bewahren; die Kunst, die Gemiither sich 2u bewahren, besteht darin , des VoUses Witnsche und Bedärfoisae au er|utlen, und was ihm zuwider and verheilst ist, au meiden und au entfernen,*'*) Sehun eraMhat

•die FliMten: Forschet nach der Stimme des Volkes, und entaieht euch nifiht von. Ihm», um euren eignen Neigungen und. Begierden an folgen."*) »,Uas GIflck eines Fürsten hangt vom Himmel ab, und der Wille des Himmels lebt im Volke. Wenn der Fdrst die Liebe des Volke« besitzt, s«» wird iliu der Himmel mit Wohlgefallen be- trachten und seinen iiiron hefestiiren; wenn er aber des Volkes Liebe verliert, so wird ihn der iliinmel mit Zorn anblicken, und er wird seine Herrschaft veriiereo,^^ '^j Wenn daher ein Kaiser seinen Nadife^er sich wählt, so muss er vor allem auf die Zuneigung des Volkes sehn.^*) „Fürst, ich. wünsche, dass es das Volk sei, ivelches «such den ewigen Besits der Macht verschaffe/' spricht ein Minister en seinem Kaiser. ») Des Volkes Uoaolriedeahelt und des Volkes Fluch ist schwere Drohung für eines Fürsten Leicht- sinn. Als zuloii-e des KriedeiJ> /u iNan king 1842 die Thore von Caij-ton den Auslainlern geüilnet werden sollten, widcrfsctzte steh das Volk, und der l^aiscr erldärtc, dos Volkes Wille sei dt9

. Hunmels Wille. ^)

Die Meleung des Volkes , insofern sie sich iu der Gesdkicht- schraibnng ausspricht, ist für die Kaiser von b«ichstem Gewicht Allerdings war das Urtheil der Geschichte über die eigne Keg^- rang lür jeden Kaiser ein Geheimniss 33], aber in der Geschichte der Vergangenheit fand er den Hiaassstab, den das Bewusstsein des Volkes an die Kaiser legt. Dieser Muassstah ist nun aller Jinjis ein sehr strenger, und wir können der chinesischen autheiitisjehen Geschichtschreihune; der älteren i^eit nicht nachsagen, da^is sie schmeichele; sie lobt wenig und tadelt viel und ernst JNicht alie Kaiser ^reiüch ertrugen dii^ fireie ÄuMienmg der Volke-

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iMintnig, qmI grifen au Maaiiftregeln, nm lüeflelbe m beugMi ■mchidlldi an machen. Im sehnten Jahrhundert vor Chr. firwden Spottgedichte gegen liederliche nnd echwelgerieche Kaieer aberali forbreitet; ein Kaiser, den das Srgerte, verbot solche die Ehrfurcht

verletzende Gedichte; da sagte zu ihm ein Weiser, es sei besser, der (ifferitlfchen Meinung In Bucbci u und in der Rede frei«*ii Lauf ZD Inssen, denn sie gleiche einem Bergstron», welcher mit Was.ser gefüllt un^viderstehlich hiaabroUe; anstatt ihn zu verstopCcn, müsse nan seio Bett lieber tiefer graben, nnd Jedem erlauben, zu j^agen tnd lu achreiben, was er wolle; nur der Fürat verstehe das Ke- gieren, der die Rede der SchriflsteUer und des Volkes frei lause vad ans derselben Nntxen schupfe. Das ist wohl die frfiheste fieftbrdnng und Vertheidigung der Freiheit der Meinungs* Äus- serung. Anch jetzt noch liat in Chrna die Pressfreiheit keine andere Besdiiankung als die gpsetzliche li( .sirafung von Pres.svergehen , nnd als das \ erbot, über die Perc»oDCu der regierenden DyiKtölie ztt schreiben. ,

So wie des Volkes Stimme des Ilinimels Stimme !<t, so ist in der Revolution des Volkes That auch des Himmels That Der Mhlechte und lasterhafte Mensch soll nicht Kaiser seio^ und das Vsik darf, ja es soll ihn verlassen; und wer ihn stfirat, vollbringt den Auftrag des Himmels; denn schlechter Regierung Lohn ist unbedingt der Untergang der Dynastie, i«) Der llass des Volkes, den der frevelnde Herrscher verdient iind erlanst,'®) ist das Mittel, dessen sich der Himmel zu seinem Sturze bedient. IJei schlechten Fürsten nimmt das Volk seine Zuflucht zu mildereu und es ist gut uad recht, vor der Tyrannei eines Kai.^ers zu einem uoterge- beaea Fflcsten au flüchten, und ihn zur Übernahme der Herrschaft so bewegen und wenn daher ein Kaiser schlecht regiert« so laaa sehr leicht ein weiser Fürst autstehen, welcher ihm das Scepter ans der Hand wmdct;22) und wiederholt wird sehlechten Küisern lind iliK ri Dienern Destrafuni^ durch einen besseren Kaiser aflge<lroht, der die (iesefze des Himmels treuer v(dlziebe.23)

Üer Sturz der ersten Dynastie, der Hia, (von 2205 lidC» Tor Chr. i^ ird von den chinesischen Geschichtschreibern als besoo- <iers lehrreich hervorgehoben. Der letzte Hia* Kaiser war ein WflstKagi er plünderte die reichen Unterfhanen« und wer sieher sew wollte, musste seinen Relchthum verheimlichen; er machte ongebenre Versehwendungen, Hess einen Teich graben, den er ■it Wein anAllte, so gross, dass er Kühne trug: oft feierten Wer über 1000 Wüstlinge srainia <j|le Orgien; allgemeines Saufen uftd uilde Unzucht in Gegenwart des Hofes war de.s Herrschers

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EfgOtzen. DaB Volk murrte; eio edler Mioister machte dem Kaiser ermte VorstelltiDgeo; sein Lebeo oel flcbmachvoU; da« Volk konae nur tugendhafte Kaieer achten und lieben { hloMO Furcht fthre cor Empörung und treibe das Volk dani, einen bemeren Herrn sn Sachen; und wenn das Volk sich von Ihm entferne, wie kOnne er glauben, dass der Himmel ihn beschfitzen werde; der Himmel sei gerecht und erkläre sich nur für die Tugendhaften. Der Kaiser antwortete: „bin ich nicht unbesrfu.inkter Herr? wird man wagen sich zu empOren? Ich fürchte nichts; ich bin sicher . dass ich nicht eher aufhören werde zu herrschen, nl«; wenn die 8onne aufliurt die Welt zu erleuchten/' Der muthige Minister wurde hingerichtet Tsehing-tang» Ftirst von Schang , veranstaltete dem Ermordeten ein feierliches Tranerfest unter allgemeiner Thellnabme des Volkes; datttr wurde er verhaftet, aber ans Furcht vor dem Volke wieder freigelassen. Ein Minister, Y-yn, flüchtete, nachdem er dem Kaiser vergebliche Vorstelluugen i;' macht, voia liofe. wurde aher von Te>thin'j: - tanij aufscfordert . zu srirxT Pflirht 7ii nick/ ukehren ; noch vier Jahre blieb er beim Kaiser, aber seine WarauugeD wurden verlacht; da floh er zum zweiten Male zu Tsching-tang» und forderte diesen zur Empurung auf; aber erst nach langem Wider-* streben gab dieser dem DrSngen des Volkes naeh. IMe Erschelonng einer Doppelsonne und furchtbares Erdbeben kündigten das nahe Ende des Herrscherhauses an.^) Der fromme Tsebing-tang, der nichts unternahm . ohne vorher den Himmel im Gehet angerufen zu hüben, redete 'rnippen folgend nniiasseji an: ..Ich bin nur ge-

ring; wie sollte ich \\ aucn, l'nniheii in <las Reich /u bringen? aber die Hia haben schwere 8ündeu begangen, und der Himmel hat ihren Untergang beschlossen. Jetzt sprechet ihr alle: weil unser Herrscher keine Liebe ftir uns hat, so verlassen wir unsere Ernten, um die Hia bestrafen zu helfen. Ich habe diese Reden gehört; Hia ist schuldvoll; ich ftirchte den hOefasten Herrscher [den Himmel], und ich wflrde es nicht wagen, mich der Bestrafung der Hia zu ent- ziehen. Der Kaiser saui^ seine Unterthanen aus, und riditet «eine H nipistadt zu Giunde, Seine Völker, ohne Einigung , sind wenig eeiieitjt ihm zu dienen, und vorgehlich rühmt er s«icb: wenn die bonne authOren wird, so werde ich auch untergehen. Solch Benehmen der Hia tordert, dass ich zu Felde ziehe. Helft mir den Befehl des Himmels ausführen» die Uia zu strafen/^ >6) Tsching- tang fiirehtete, man kdnne über sein Verfahren ungflnsHg urtheUen, und fragte daher seinen durch Weisheit berühmt gewordenen Mim- ■ter um sein Urtheil; dieser antwortete ihm: ^SHst fflmmel hat den Menschen ihre Leidenschaften gelasseu; wenn die Menschen keinen

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Herrsrhei hätten, wären sie in Unordnung: daher hat der Himmel selbst ein eil I "Vlenschen die Kejjieruns anvertraut. Aber der Hia- Fürst war! die Vuiker auf glühende Kohlen, weil die Leidenschaf- Im sein Hers verwirrten. Der Himmel hat den Kunig [Tsching« liag] mit eiaer hohen Eioaicht begabt uod etellt ihn allen Ländern um Muster hin« dem wir lu folgen haben; er will» das« dieser Fttrst die Völker leite und das fortsetse, was Tn gewirkt; seine Gesetze befolgen heisst die des Himmels befolgen. Der ffia- Fürst ist schuldig, den Himmel s:etSuscht tind falsche Befehle ge- geben zu lialieii; der Hinmu l hat da vnr Abscheu und liat demk^chaDg-

Fürsten den Auftrag gegeben, die \ olker zu leiten. Schon

lange haben die Völker ihre Augen auf den SchaDg*Ffirsfteo gerich- tet. Ein Fürst, welcher täglich sich bemüht, immer tugendhafter m werden, wird die Hersen aller Vdlker gewinnen; aber wenn er «tob ist nnd voll von Eigenliebe, wird er selbst von seiner eignen Familie ▼erlassen werden. Befleissige dich, o Fürst, ein hohes Beispiel der Tugend zn geben, sei für das Volk ein Muster der rechten Mitte, welche man inne halten umss, führe die Gesell äfte mit Gerechtigkeit. Uni gut zu enden, muss man gut beginnen. Wenn du die Gesetze des Himmels ehrest und befolgst, wirst du iMner die Herrschaft bewahren.'' Tsching -tang selbst spricht ssm Volk: „Der Hia- Fürst hat das Licht der Veroanft TerlOscht, bit seinen Völkern tausend Unbilden migefiigt nnd sie unterdrückt; tmd nicht Im Stande, solche Grausamkeiten xu ertragen, haben sie den oberen und unteren Geistern kond gethan , dass sie ungerecht unterdrückt seien. Das Gesetz des Himmels macht glückselig die, welche recht lehen, unglücklich die, welche das Gesetz übertreten. iKiniii) licss der Himmel, um des Hia Nündcn kund zu machen, auf ihn all dieses Unglürk kommen. Darum, so unwürdig ich auch bin, glaubte ich doch den bestimmten und zu fürchtenden Befehlen des Himmels mich fügen au müssen; ich durfte so grosse Frevel nicht anbestraft lassen. . . Der Himmel liebt in Wahrheit seine Vülker, dämm hat der grosse Verbrecher die Flucht ergrifTea; des Himmels Ordnung kann nicht wanken; die Volker haben ihre Kraft wieder gewonnen." „So lange die alten Krmigo der Hia nur der Vernunft folgten, schlug sie der Himmel nicht inil ( nglück; alles war in Ordnung in den Bergen, Flüssen, unter den Thieren etc.; aber als ihre Nachfolger aufhOrteo, den Vorfahren nachzuahmen, strafte sie der Hhnmel dorcb endloses IMissgeschick; er bediente sich unseres Almes, um uns die Herrschaft zu geben," so sprach em Minister des Tschhig-tang.*<) Zu dem Nachfolger des Tsching- tang, der Üesem sehr unähnlich war, sprach der Aßidster: „ein weiser Fürst

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•trebt sidi selbst voUkoMnen zu mftcbeo» und scms irskras Talent

ist CH KU verstehen, sich dein Geist wnd den Wünschen «meiner Unterthaiien /.u luiicii. Der voriue Herrscher hehin delte die Airnen und Uiiglücklitlieri \\ ie st id. tMi-ueu Kinder: dafier gehorchten ilaa dte IJnterthaiicii mit Lieiic; tüc Volker der beiuch* barten [Vasallen*] Reiche [vor dem Htun der Uia] sprachen: nir erwarten unsern wahren Herrscher; wenn er kommt» werden wir fon aller UnterdrfickuDg befreit werden.'* s^) Die bimailisebe Be- rafiing sum Aufstand wird fiberall stark hervorgeboben. Der Hit* Fürst, sagt derselbe Minister, beharrte sieht bei der Tugesd, er iintcrdnlckte die Vrdker; darum beschatxte ihn der höchste Herr- scher nicht melir, Jsoiitleru warf seinen Ulick aul alle llciche. um auftreten zu iaasen und /n helehren ilcn, <l«*r ««eine Befehle eni|ilati- gen sollte; er suchte einen Manir von reiner Tugend; da halte» Tsching-tang und ich denselhen inneren Drang, der uns mit dem Willen des Uimniels einte. Der Befehl des HiranieU war offenbar; wir empfingen das Reich. Nicht, als ob der Himmel eine besondere Vorliebe fiir^ie Dynastie Scbang batte; der Himmel liebt aar eine reine Tugend; nicht der Fürst hat die Vdlker verlangt, sondern die VlSlker haben sich der Tugend unterworfen. "3^>

Die DynaMlie der Nehang (ITIH» 1123) versank zuiet/l >vie die Uia in (ielf l 'nsittli» likfit. Der letzte Kaiser, Sche-u war dem Wein, den Weihern und ,,tler unansinridi<*en Muüik*' ergehen. uiiH lebte» von Wüstlingen umgeben, in uilden Ausschweifungen^ rohe (iiausamkcit verl>and sich mit der lüsternen Sinnlichkeit; eine ucue Todesstrafe wurde eingeläbrt« indem der Verurtbeilte eine glAbende eherne Säule umarmen musste, und so lebendig gebraten wurde; der Kaiser und seine Gattin wohnten den grauenvollen Scbaiispieles zur Belustigung bei; einigen schwangeren Frauen liess der Kaiser aus Neugierde den Leib aufschneiden» einem ihn ernst warnenden Minister das Her/, ausreissen. ihm! ainlre 'i'udier seiner Sitten hin- riehfon. r)!e ihrem <iatten iihnliche Kaiserin Tan-ki liess eine iVebcnhuhlerin in Stücke hauen und sieden, und sandte dem Vater derselben die Stücke su; Anderen liess sie aus blosser Laune 4fie Fdsse abschneiden; ein von Ihr erbauter Marmor »PaUast war der Sits wuster Orgien.^*) Ebi Weiser sagte su Scbe-u: ,,Alle Volker winscben den Sturs dieses Uerrseherbauses und sprechen: warum stffrst es der Himmel nicht? warum verjagt er nicht unsern Kaiser?'' Der Kaiser antwortete: „Isi es nicht «lie Anordnung des Himmels, die mich zu dem i;ejaacht bat. was i' II l'iH^'* lind jt HCl (■r\\ loderte : „ach. wie kann man hei so uiieukuudigeu uud lieitkcheo Fieveln erwarten, da«s der Rioiiuei

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rflese Dynastie crhaltcti w erde ?'* Derliiuticr den KTarserA sprach tu ihm: Di*» Dynastie kann nicht mehr im Reiche reirierPn, alles Volk ist dem Luster ergeben, überall Diebe, Liederliche, Ver- brecher; die Groueo und die Beamten begehen ungescheut alle Frevel $ die Bteeo werden nicht bestraft; Serail oichto ahütas, Kkgeii, Rache, Feindschaft; umer Herreelieriiaiie ifrt auf dem Pinakle» eiaen traoffgen Scbiffbmeli au leiden^ die 2eit aetaea Oaterganges ist gelconiaiea« . . Wenn der Himniel auf anaer Haas so rieles Ungldclc kommen Hess, lic»t der Grund darin, dass der Kaiser dem Wein ergeben ist: er niimni keine Rücksicht auf die^ welrhe er achte» soll, niis8handelt und entfernf die alten Familien, mar) jiresst dem Volke das Geld aus, als ob es Feinde wären etc/*^) Der edle Wu-wang, ein VasaHen-Ffirst, wekher, ala unbequemer Tadler rem Kaiaer ina Geföngniaa geworfen, dem unwilligen VoUte erfclMrt hatte; ,^Wean ehiKiad von aehiem Vater nklit geliebt wird, 80 ist es dennoeh nicht ?oa Gehoraaro und EhrAireht gegen ihn eat- baaden, und weaa der Unteren seinen Henacher sa tadela üraache hat, ist er dennoch nicht berechtigt, ihm die Treue zu entziehen," ^i) gl iiilMe sich später doch zum Retter des Landes bei uloii. Er ver- sammelte mehrere andere Fürsten, setzte die Verbrechen <!t^^ Sche-u aaseioander, seine Willkür und Grausamkeit, wie er die Strafen ffrn Vergehen auch auf die Familie des ScbnlcHgen ausdehne, die Würden erblich mache, in Loatliauaem, Wein etc. viel verschwende, die Volk durch Abgaben hedrdeke ete. „Der Kaiser deni[t akfat daran, aeia Benehmen au beaaera, gleiehgllltig vemachliaslgt er sime PIHchlen gegen den hOcbaten Herrn und gegen die Geister etc. Ich sage diess, weil ich es bin, der hierüber die Hefehle des Hiiii- nutis enipiangen hat; muss ich nicht diesen Un(M rlnungen ein Ende loaehen? . . Die Frevel des Sche-u sind aut ihrem Gip(el(>unkt ; der Himmel will, dass er gestürzt werde, und wenn ich dem Uinimel nkht gehorchen wollte, so würde ich ein Mitschuldiger des Sche-u seia. Ich habe dem Himmel aad der Erde die Opfer gebrachA, and kh steile ndch aa eure Spitie, am die vem Himmel verklagte Stcafe la vollaiehen. Der Hfanmel» welcher die Vülker Hebt, gevrihrt das, was sie wünschen. Die Unsebuldigen wurden durch Sche-u's Frevel gezwungen, ihre Zoflucht /um Himmel zu nehmen, und ihre mterdrückte Tugend Hess sie Wehe rufen, mn\ der IlinuncI hat erhört; . . er hat mich dazu bestimmt, Sorge für die Vi.lkrr zu tra- gen; diese Bestimmung stimmt überein mit meinen Träume», und das Laoa beat&tigt sie; diess ist ein doppeltes Zeichen. . Die Ge* setie #sa Himmels sbd klar, Sthe-u erHAt keiae der fttaf Füchten, aad ?«letlt sie ohne Sehe« gaaa nach IfiHkfir. Der Hitfmei hat

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ibo vemorfen, und die Völker hassen ihn. Die Alten sprechen diesen Grundsatz aus: wer mich gut behandcit, ist mein Herr, wer mich aber miäshaiidelt, ist mein Feind. Dieser Mensrh hat den Uimoiei verlassen und ist unser Feind. ''^''^) Die freudige Zustim- mung des Volkes zu dieser Hevolution wird als ein neues Zeichea der Bereebtigung bestimmt hervorgehoben, und die Xhat des Wn- Wang wird wiederholt als eine edle und fronuae, nacbahiaiiDywlr- dige und fir die Fdiateo waroende erklärt ;M) der SIurb der »rei ' Dynastien wird rar Lehre und zur Warnung im Chon-king wieder- holt besprocheu. „Weil Sche-u das Volk gemissbandelt, so haben seine Unterthanen zuia ilinimel gefleht; und der Himmel hatte Mitleiden mit den Völkern; es geschah aus Liehe zu der) Leidenden, das« er seine Befehle in die Uände^derer gab, welche Tugend be- aaesen. " ^) Sehe - u besiegt, verbrennt sich mit seinem Pallaste; die Kaiserin wurde entlmuptet ^ Bemerkenswerth ist noch, das» der zweite Kaiser in der noch sagenhaften Uraeit* der sieb um den Staat sehr verdient machte und von dem Volke sehr gellebt wurde, doch, als er in hohem Alter schwach und Ifissig wurde, und sich von seinen Grossen nicht zur Abdunkung bewegen liess, durch offne Empörung dazu «ezwunsfen vvuide,^'')

Meng-tse, der Chinas Staatsleben am tiefsten erfasste, giebt der Revolution ia gewisser Art eine gesetzli<^ Grundlage. Der erste Minister, sagt er, wenn er mit dem Kaiser ▼erwaadllsl, soll einen tyiannischen und lasterhaften Kaiser offen emabnea; wenn dieser aber auf die dritte Brmabnung nicht bSrt, soll er, da- mit das Reich nicht untergehe, einen Verwandten des Kaisen, welcher an Weisheit und Tugend ihn übertrifft, zur Herrschaft be> rufen. \V enn aber dieser Minister mit dem Kaiser nicht verwandt ist, soll er den lasterhaften Kaiser drei Mal ermahnen, und frcnn diess vergeblich ist, soll er selbst sein Amt niederlegen. s«)

In späterer Zeit, als sich die kaiserliche Macht noch stärker concentrirte, wurden allerdings hier und da Zweifel über die Recht* missigkeit der Resolution wach. Schon swei hohe Beamte des Scbe-u verweigertett dem Wu-wang als einem EmpSrer die Aner- kennung» und verbannten sieb freiwillig aus dem Reiche; auch eis Verwandter des Wu-wang selbst versagte seinen Beitritt, und zog sich in die Verbannung zurück. 37j im zweiten Jahrb. nach Chr. disputirten zwei Philosophen vor dem Kaiser über die Rechtmässie- keit jener zwei Revolutionen. Der eine erklärte, die i>eiden ge- stürzten Kaiser seien Scheusale gewesen, und seien von ihren volkern verhissen worden; Tscbing-taQg und Wu-wang bitten nur den Wunsch der V6lker erftllllf Indem äle die Tyrannen atinlon.

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uöd hätten auf den Befehl des Hinuuets gehandelt. Der andere er- wicderte: ,.So alt und schlecht ein Hut auch sei, man setzt ihn auf den Kopf, und so prächtig die Schuhe auch seien, man zieht sie an die Fasse; es isl ein Ünterscbied zwischen Hoch aod Niedrig. JNft gestflnleii Kaiser wneo gioase Verbreelier, aber sie wareo Flistea; TacUDg*taiig uad Wn-waag waiea grosse und weise Hiaaer, aber de warea UaterthaDea; nad weaa ein VnterÜMft fetaea HerrMcfaer, statt Üni dareb EnnalinaBgen su bessern, ins Verderben stürzt, und sich an seine Stelle setzt, so ist er ein Usurpator/* Als nun der erste Philosoph ins Praktische griff und auf den Ursprung der regiereiMleo Dyua^tie iiiowies , die auch durch oae Revolution auf den Thron gelfionuaen, machte der Kaiser der Difpotatioo scbneli ein Eade« indem er sagte, GeMirte st^toa aich wtdeigleieben Fragen alcbt bes«bifligen.M> Jedocb hat sich die iUare aad Uassiecbe Anflaasnng immer erbalten. Noch 1373 schrieb der ebinesfsebe Kaiser an den KiHiig der Franken; „Ais die Song- Dynastie [9C0— 1280] lasterhaft wurde, so vertilgte sie der Himmel; nod die Mongolen kamen nach China und regierten daselbst. Der Hiiiimel nahm aher einÄrgerniss an ihren Ühelthaten, stürzte sie und nahm seinen Auftrag zurück. . . Sobald sich das Voik kräftig erho- ben hatte« erhob ich mich auch, ein Privatmann, um das Volk zu erretten osd den Auftrag dea Himmele au ToUlUhren. leb wnrde fem Volke avf den kaSaerliehen Thron erhoben.''**)

lOeiaere An&tlnde an eimsetaea Orten« hervorgerufen durch UMoftiedenheit mit den kaiserlldien Beamten, kommen oft vor, 8tml aber ohne sonderliclir i>edeutuug. Wichtiger sind einige Aufstände, welche ü'^gen em[)orerische Vnsallen gerichtet waren;

versagte unter dem zweiten Kaiser das V olk seinem Fürsten, der sich gegen den Kaiser auflehnte, nicht nur <1en Gehonam, Madem stflnnte auch sein Hans nod liieb ihn in «Stficke.^)

*) Chmi-kuig, p. SOS. *) Eboid. p. 27. *) lleilg*tien, n, 8, 17. *) lfaig*tMa, 8, ai--3a. •) Bbend. U, 1, 15. ICiilla» bist. 85.

" *)|img-tMa. Q, 1, Sl. 95. ^ •) BiMOd. H, 1, 90i •) Ghoa-Üng» p. S4. ^ »)BÖ-kiiSg, im Tahio t. Faatbiw, p. 81. >') Choa-king, p. 95. <•) Ebeod. p. 212. 1«) Ebend. p. 230. ««) Gtttilaff, Tao-knaDg» 8. 90. >•) De Mwlla, bistn, p. 24. 25; Gfttzlaff, Qescb. p. <•) Bnrrow, Ki ise, lf?04, II, 43. ") Williams, R. ü. M. I, S. 4G5t. «•) Mcng-taeu, U, 1, 16. 22. «•) Ebend. H, 1 15.~ «0) Ebcnil. ir, 1, ;}2. »i) Ebcnd. H, 1. 41 etc. Ebpn»1. II, 6. 34. ")Ebend. II, 1, 46. «*; Chou-king, p. 77; Gin^laff, Gcsdi. ]>. 40; de Mailla, bist. I, p, 154- 164. »*) Chou-king, p. 81. »«) Ebeüd. p. 83. 87. 93. »0 Ebend. p.99 «») Eb€nd. p. lül. 102. *•) Ebeml. p. 134 flf. 150—154; de Mailln, hi55t. I, «5 etc.; Güttlafif, Gcsob. p. 45. •<>) Chou-kmg, p. 140. 141. •») De Maillu, 1, f.m»'^**) Chou-king, p. 149 153. •») Ebcnd. 163. 202. 209. •*) Ebend. f^m^ •»)])• lOflk, hbt. I, p. .15«- 18. liov-liMi, n, 4, 4«. 49.

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OtttftUff, GMch. p. 48; de GnsguM im Cbou-king, p. 149. **) DsCNgMi im Ghmi'kisg, p. 88. ^ Ntnnaiin, Adit. State, I, S. S18. MUlIi, bist 1, 18.

Die in itrenger Stufenreihe gegliederten Beamten gehören mr Regiemng md nicht nam Volke» sind der erweiterte BÜtiei* pnnkty die Organe des Himmels-^ohnes und damit aneh des Himmels selbst; Ihre natfirliehe Beieiehung za den Unterthanen

durch Verwandtschaft wird möglichst durchschnitten. Sie sind aber des Kaisers Diener nur insoweit, als er wirklich des Him- mels Vertreter ist, und sie siud eigentlich die mittelbaren Organe des Himmels und von ihm selbst eingesetzt, damit sie seine Gesetae erfüllen. Des Himmels Gesetz ist ihre höchste Riehl- schnnr; sie haben durchaus nicht die zufälligen Meinungen und liannen des Kaisers an vertreten; nicht die Persönlichkeit des grade regierenden Fürsten, sondern der Wille des Himmels soll herrschen. Des Kaisers Befehl gilt nor, iasofem er mit den ewi> . gen Ordnungen des Reichs, mit dem Himmelsgesetz fiberein- stimmt; und dieses Höhere haben die Beamten selbst p;e«;en den Kaiser zu vertreten; gute Minister stehen mit dem Himmel in Verbindung.^) Und eben weil sie nicht die blinden Werk- zeuge eines Willkiirherrschers, sondern die Vollstrecker und Vertreter einer Idee sind, sind nur diejenigen zu Staats- Äm- tern befilhigt, welche die alten Ordnungen des Reichs studiit, das geistige Bewnsstsein des Volkes erkennend in sich aufge- nommen haben.' Tfur die Intelligenz, nicht die Geburt befthigt zu den Ämtern des Staates; alle Beamte sollen wissenschaft- lich gebildet sein; und was sie als die mi^c uiiaiUastbare Ordnung des Himmels c:elernt haben, das liabeu sie auch zu vertreten, und sie sind dafür nicht allein dem Kaiser, sondern vor allem dem Himmel selbst verantwortlich. Der Kaiser darf nur solche Diener haben, welche des ewigen Reichs Bewusst- sem in sich tragen. Wie der Kaiser dem Himmel Ar das Wohl des Volkes Terantwortllch ist, so sind die Beamten dem Kaiser für Aufrechthaltung des Gesetzes Tcraatwortlich, in höchster Instanz aber dem Himmel. Civil- und Militär -Mandarinen sind bestimmt von einander geschicrten; jene aber haben den Vorrang; China ist ein bürgerlicher >Staat. Das Heer, schon in alter Zeit wohl geordnet und geübt , steht an kriegerischem Geist hinter den Völkern des Westens weit aurüok.

Schon in der Blitte des dritten Jahrtausends wurde, den chine- sischea JtMCeham snfoige* eiae gegiiederto Biatkeihmg dea Vol-

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kes und seioer Bcauiteu angeordnet; jede Provinz, zu 360,000 Fa- milien eereebnet, zerfiel in zehn gleiche Theile, jeder derselben nieder in z.ehn IJnterabtheilunger), deren jede wieder durch fünf und dann durch drei getlieilt wurde, also: 360j 72, 24, 8 Fa-

nUien; jede dieser Abtheilungeo Stand unter eioem .Vorsteher und Leiter.«) Sind auch die ZaU«o uuBweilaUwÜ aus spiferer Zeit io die Miere fibertrages, so ist diese, anffaUeiid ao die peraasische VeiwaituBg (Bd. ). § 177) erinnernde fiintlieUang doch sidier sehr dt, and besteht in etwas ▼erSnderter Weise nocii jetzt

Die Beamten, Koan^, (lortugiesicb Mandarinen, werden nicht voui Volke, sondern von der Kegierung gewUhU, haben ilne VoUinacht nicht von unten, sondern von obeti erhalten. Der einzige FtJI, wo Beamte vom Volke gewählt werden, ist bei den wenig liedeatenden , mcfir mfihsam verwaltesdeo aU gebietenden Vor- «taiiem der I>or%emeiaden.*) Die UnterscheiduDg der Beamten von Volke wird in strengsten Sinne dnrcbgefilbrt Kein bfirger- liclier Mandarin darf ein Amt in der Provlns verwalten » in welcher er geboren, sondern nmss Yon seinem Geburtsort wvnigstens oO Stunden entfernt bleiben ; keiner darf sich eine Frau ans den ihm untermebenen Familien zur Ehe nehmen; Verwandte (Uirten nicht in (ier^elliew Provinz zue^leich An»ter beldeiden, die einander untergeordnet sind; die Kinder hoher Beamten werden in der kai- j>erlichen Schule su Peking erzogen. Diese alles soll nicht nur die Unpaitheillelilieit der Beamten siebern, sondern sie tiherhaupt von den natttrlidien Banden der Verwandtschaft etc. liisen, welche sie Kut dem Volke susammenhalten; sie sollen als etwas HSheres über dem Volke stehen, und jene Absonderongsmlttel haben IlBr diese staatlichen Kleriker eine ähnliche Bedeutung wie das Cölibat bei den kirchliehen. Die strenge üniformirung aller Mandarinen cnlspricht der srharlen JSofKlenin« von dem Volke.

Bei der Wahl der Beamten soU nur auf die Kenntnisse und die «iltliche Belahignng, nicht auf die Geburt gesehen werden, und ein weiser Mann aas den niedrigsten Familien soU dem weniger weisen «■s kaiserliebem Geschleebt vorgehen ;•) das Vererben der Amter gilt als ein Frevel»^ hikhstens gehen Staats-Belohnungen bei ver- iBenten Männern auch auf deren Naehkommen Aber, nicht aber die Würden, Die büchsten Minister waren oft aus den untersten Ständen.') Das Studium der JStaatsdiener ist sehr genau bis iof Eiozelste vorces« liri' hcn und durch strenge, bereits von Vao und Schuo angeordnete Prüfungen beaufsichtigt Im siebenten Jahrhundert nach Chr. wurde eine Art Central - Akademie gestiftet, Mf welcher aUe an hSheien Ämtern sich Vorbereitenden sMiren

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mossten. Die hochsdn Prüfungen werden im kaiserlichen Pallast ah^f halten; dor Kaiser selbst giebt die Themata, über welche die Examinanden Abhandlungen zu schreiben haben, und fHllt das Lt- tbeil.*<) Bearbeitungen von Fragen aus demtiebiet des Staates und der Sittlichkeit bilden deo Hauptgegenstaad der Prfifttngeo, aber ancb Beredsamkeit md GesehlddiehlMH im Versemacbeo, ek ene IKsciplinlnuig der Sprache, werden verlaagt. Die Beaiates aelbat sind des weiteren Lernen« sidit flberliobefl; von ihren Ter- gesetzten, sogar toth Kaiser selbst werden ihnen monatlieh Vor- träge über die wichtisjften Pflichten und Gesetze gehalten.^^) Ihre Besoldung heslaini fni)iei iu Lh'ndereien.

DieBeaulsichtiguug der Beamten ist eine der wichtigsten PlUch- ten des Kaisers. »Scbun prüfte alle drei Jahre alle Beamten streng Ober ihr Benehmen, belohnte und bestrafte sie; Spätere ahmtoo diese nach. Randreisen des Kaisers aar Beaufeicbtignng werden sehr oft gehalten, von manchen Kaisem JibiHcb. Noch jetat wer- den nach alter Sitte die höheren Beamten ?om Kaiser benrtheiU, and ihr Lob oder Tadel' ufTentlich bekannt gemacht.*^) Gate Beamte werden belohnt; ein vom Kaiser selbst gescbriebeuer und auf eine hölzerue oder eherne Tafel eingegrabener Lobsfiruch wird dem zu Ehrenden in feierliciier Weise fiberreicht; <ler höchste Lohn ist die Errichtung von Ehrenbogen. Strengste Gesetzlich- keit und Unbestechlichkeit ist die erste PIlicbt jedes Beamten; selbet die Minister dflrfen ohne Krlanbniss des Kaisers keine Ge- schenke annehmen, und müssen daher von allem, was sie kaufen, Quittungen anfsoweisen haben, i^) Unterschlagung Ton Geldern wird mit dem Tode bestraft.

Die Beamten, vor allem die Minister, haben dem Kaiser keines- wegs unbedingten Gehorsam /u leisten, sondern sind streng ver- pflichtet, das liiiliere Gesetz <\('s ninimels dem Kaiser gegenüber warnend und mahnend zu vertreten; i^) sie haben dem Kaiser fort und fort sein Ideal vorzuhalten und zu demselben heranzabilden. „Ein Minister soll daran allein denken, «einen Herrn In der Ans- fflbnng der Tagend au anterstiltzen nnd dem Volke nCIslich an sein."!*) Ein Minister des 14. Jahrb. vor Chr. sagte: „wenn Ich aas meinem Herrn nicht einen aweiten Yao oder einen sweiteo Schun machen kann, so werde ich mich ebenso schämen, als wenn ich auf oHentlicheni Platze gesc hlagen worden wfire."»*) Ein hoher Beamter Im zweiten Jahrb. vf»r Chr.. den man wegen seiner Frei- müthigkeit vor dem Zorti des Kaisers warnte, erklärte: „der Kai- ser nimmt uns nnr darum iu seinen Dienst, um Ihm sein Volk regieren sa helfen; ansre POieht ist, in veihhidem, dass er seioea

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Raf nicht geföhrde. Ich bio von so hoher Achtung vor seinem Be- nfe erfüllt, das« ich mich seines DienstcH für unwürdig halten wMe, wenn foh laidi nicht mit Festigkeit allem widenetite, waa semAiiaehn beeiDtridiligeo h9niite."*>) Hoebgefflhintwird w, weaii m Mbiater deo Thorbeiten oder Laatero aeiaea Kaiaets Icriftig entgegentritt. Tadni-hi sagte als Statthalter mm Kalaer, er folge in der Wahl der li( ainteti weder der Vernunft, noch der Gerechtig- keit; ja man fürc hte sich, ref htlirlieri und festen MUnnern Ämter zu übertragen, weil diese den Günstlingen entgegenarbeiten würden, denen der Kaiser von Jugend auf gewohnt sei Vertrauen zu 8chea- keD.2i) Als ein Kaiser im sweiten Jnhrh. vor Chr. sich der Tao- Lehre znneigte, und aidi von einem Tao-Prieater den Unaterhlich- keitstraok reichen lieaa, warnte ihn ein Bfandarin emat vor solcher Thoihek, und da eeine Bfahnung vergeblich war, eatriaa er plMa- M dem Priester den Beeher und trank ihn in Gegenwart des Kaisers aus. Dieser befahl, ihm den Kopf abzuschlagen, abei der Mafjtiarin antwortete lächelnd: ,,das kannst du ja nicht, denn ich hin unsterblich;" und er wurde begnadigt^*) Am merkwürdigsten ist wohl das Verfahren des durch seine Weisheit berühmten ¥-yn, Ministers unter Tsching-tangy gegen dessen ausschweileaden Elakel and Nachfolger, Nachdem er den jungen Kaiser vergeblich aar Beaseivog ermahnt, aperrte er Ihn » nm ihn an besaecn« ohae wei- teres in einen entfernten Pallaat drei Jahre lang ein, wo er aehien Chossvater betranem und sieh zugleich efnea besseren Lebeas he- fleissigen solhe. nud u^nh ihm strenge Verhaltungsregeln mit.M) Nach dem hu king gelang ihm diese Kur; der Kaiser bekannte reuig seine Schuld und versprach demütliig sich zu bessern; nach An- deren nurde der kühne Minister später vom Kaiser hingerichtet, worauf der Himmel durcli einen finstern, über das Land verbreiteten Nebel aeinen Zorn über diese TlMt au erkennen gab.^)

DieTeraiitwortllchkeit der Beamten filr dieAultecbtiialtnag dea Gesetaea in ihrem Bereiche geht ao weit, daaa die Sebald nicht eatdedkter Verbrechen auf jene IkHt. So wurde noch im fünften Jahrb. nach Chr. ein hoher Beamter, weil er Häubei banden nicht lar Strafe wm ziehen vermochte, zum Tode verurtheilt.**)

Die hJlchsten Beamtet», die ^Minister, wurdenschonin alterZeit, bestinnit schon im zwölften Jahrh. vor Chr. ~ in sechs Abthei- hmgen getheilt, die durch Zertheilung bisweilen auf nenn oder ■ehr stiegen. Diese sechs Ministerien, deren Zahl auch jetst noch (»estebt, haben nach dem Schu-king**) folgende Verwaltanga- »reige: Leinülniateriam ist f&rdSeRegi er vng des Reichs, dessen flaapt aogleidi erster Miaiater ist;— 2. em Blinistertum fär Lehre

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und Unterricht sor^t flafffr, das« das Vnlk in der Religion und in seioeo Pflichten untcrrlciitet werde; 2^) 3. ffir die Beobacbtung der Ceremonien im Koitus so wie im bfirgerlioheii Leben ;M) die Vertbeidigatig des Reichs, ffir das Heer nud den Krieg; 5. fBr dfeAnwendung der Gesetze» Bestrafung der Verbrecbes ete.; 5. fiir die üfTentlichen Arbeiten, fir die Siebeilieit md Zweckmässigkeit der Wohnungen, fiir den Ackerb^it etc.; dieses Ministerium zerfallt i\:\rh aiulfrn Berichten in zwei oder drei.*') An der Stelle des zweiten wird ui't das Ministerium der Fiiian/.en gesetzt,^) uud diess i^t die noch jetzt geltende Gliederung; die Beaufsichtigung des Unterrichts föllt dann dem dritten IVlinisterivm ni. Der erste Minister bat sehr umfangsreiehe Befugnisse and ist in alter Zeit eigentKeb ein Reichs-Kanzler.») Wegen derWldb* ttglceit des Kalenders [{ 24] ist auch eine besoodere astrenoini- sehe Behörde eingesetzt, welche den Kalender in allen seinen astronomischen und astrologischen Theilen zu ma(ihcn hat. Schon vor 2000 vor ( lir . be-^taiid diese Ei n iclitung wie jetzt noch;**) nach alten Gesetzen sollen die Vor8f«'li*'i dieses Tribunals, wenn sie die Himmels - Erscheinungen fatsrli berechnen, und eine iSonnenrin&ter- niss etc. ohne vorherige Ankündigung der Astronomen eintritt, mit dem Tode bestraft werden.**) In der Mitte des 17. Jahrb. stand der JesnH Adam Schall ans Coln an der Spitie dieser BehSrde» uad Europier waren bis vor Knraem noch Mitglieder denelben.

Civil- und Militür-Mandarlnen wurden schon in der Mitle des dritten Jahrtausends vor Chr. auch in den äusseren Abzeichen unterschieden; jeuc hatten anfderBru^t und demRücken die Bilder von Vögeln «jestiekt, diese <iio llihler von vierfussltjeri Rauhthi»*- ren.'^) In jeder Provinz steht neben dem mit atisgcdelioter Macht regierenden Gouverneur ei» Oherbefebishaber.

Das Heer bestand aus Fnsstnippen, Reitern usd Wagen;*') neuere Verinderungen geben uns hier nidits an. Auswibhmg von Maanseliaflen sur besonderen Ausbildung in den Waffen ist schon aus den ftltesten Zeiten erwSbui'^) Besoldung erhielten die Krie- ger schon vor Kong-fu-tse; jedoch werden regelmfissige , stehende Heere er.'st unter den Tang -Kaisern (t)KS '.>0T) eingelülirf. wäh- rend vorlier alle wafif"enOihii?e!j Männer, zu hestimniteii Zeiten Waffenübungen vornelnnend, nur eine ArtBiirgerwehr bildeten.*^®) Ausser den eigentlichen Söldlingen giebtesnocb colonisirte Milizen; die ersten Milltftr-Colonien, Ackerbau nnd Kriegsdienst xugleicb betreibend, wurden im iweiten Jahrh« vor. Chr. begründet; suemt wurden die Grenzen dnicb sie besehfitut, ntehstdem wdste Linde- reien durch «le uriMr gemacht; die Arbeit geschah unter mÜUftri-

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scher f)lHri})liii ; der Erfrasj pehwrtr dein Staat, die Kinder dem Heere. Die gegenwärtige Starke des Heeren io Friedeos- lelleo ist auf dem Papier 1JOO,000 MAnn , la Wurkliebkeit aber viel genoger.^) Der gr«Ie«te Tlieil ist blosse Bifgerwebr, uiid fflgelnässig arganisirt sind etwa oor 80,000 Bison. <— Im Cfanaen liat das Heer wenig kriegerischen Geist und eben so wenig ktiegeri« «cbeForm.-— Die Anfilhrer tragen selten Sfibel; die Waffe ist eher eine Last als eine Ehre. Im Schi-king wird oft über des Krieges und der WaflTe» Lä«tij;kclt geklngt; statt inuthigor Scliiachteoge- 8&Dge finden wir da nuMsl um I i autnlieder über dan Loos des Kriegers. »,Wie ist der Üerg su hoch, wie i^t das Thal so breit, und imaer, immer noch zieh ich so weit, so weit! zieh ich hinaus in Kampf «ad Streit, und sftsse lieber in der Haimath doeb/' ,tWo ist die Planse, die nicht schon verdorrte? Wo ist ein Tag, da man uns Kibe giehtl Uns treibt ein schwer Gebot von Ort au Orle, wo «ine Nolh sieh auf die andre schiebt Wo Ist ein Kraut nicht von der Glutb geschlagen? Wo ist ein Mann hier, dem sein Weib nicht fehlt? O weh uns, die ami müsseu WatTeii trage», zu Menschen |;ieirbsain sind vur mda ^r/.ihlt! Wir nind nicht Tiger, nicht Rbi ooce rosse f was gebri wir denn durch Wüsten immer ^u.^ ü weh, man gicbt uns armen Kriegertrosse vom Morgen his zum Abend keine Kuh! '<«2>*-Die Disciplin im Meere iet streng; Prügel, selbst bei den Ofliaieren^ Ist HauptmitteL Das Zeichen, sum Zvaanmen- treteo des Heeres wurde schon im 9. Jahrb. vor Chr. duieh Feuer« ■gntle auf Bergen gegeben.

'j I)-- Ahuüu, hist I. p. ö4. ») Thnn-kiiij:, ).. 233. ») Dp Mailla, bist, T, ^22. Williams. K. d. Mitte, I, S. 380. M De Mnilla, hist. XI, p. 444; WiiUamÄ, l,S.3-iy. *) Meng-thcu, I, 2, 30; Chuu-kiug, p. 2Ä3.— ')Meug-teeu,U,2,

Qicm-kmgjp. 150 •)Mcng-ti,cu, U, 2, 26. •) Ebend. H, 2, 50.— i«)Gtitiliir, GcmL 8. m. > 1 ) Gftttlaff, Tao-knang, S. 57. * *) Da Halil«, Descr. de U Chine, ITM. % 89. >•) Mcng-tsea, I, 5, 19 Choa-king, f Sl ; de Maffla» bist. I, h H. 191; T, 160w Quidaff, Taa-kuang, a 6T. ^ >*) BraeSB, Belie^ I, ai». i«) Heagw^ n, 1, la 11. 13. ^ 1«) Gboa*Uag^ ^ lOI. Bbaad. p. 127. •«) De Mflilla, m, ]>. 18. >0 Kenmaaa, b. nigen, 1887, p. 23. ") Gttatelt Geich, p. 106. •») Chou-king, p. 97. 98; GützloflF, S. 42. «♦) De G^gim, cbcnd. p. 91. '») De Mailla, V, p. 105. «•) Chou-king, p. 257. 340, -•^)Kbend. p. 18. 15G. 1C6. 288. »«) Yk\. doMailla, hist. I, p. 92. '•) Ebend. I ^ ?9. 91. 92. De Guij,Tics im Chou-kinj:, p. 340. •«) ^Villiam^^, R. d.- Mitte, I. S. 395 etc. •») De Mailla» hist. 1, p. 54. 89. •») Chon -km;:, p. 66. Weki, Zeitr. d. Chin. S. 159. »*) Chou-king. p. 372. r.7.-~ »>) De Mudla, hUt. 1, p. 30. ~ «•) Chi-king, p. 233; Ebend. U, 3, 3. De MailU, hist I, p. 15; CW- king, p. 233. »») Ma-tuau-lin bei Klaproth» notice etc. p. 48. »•) Biot, im Ajüet. 17 «er. t XV, p. 388 etc. «•) CHUshlF, IWi-kouigt S. »1.

WiUiaaii , B. d. llitta. I, a 880. ^ Sdd.ldDg» D, 8, 10^ («Mib Rfldnri). '*)Dellaitta,I[,p.49.

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Da der Kaiser wie die Mandarinen nur die Voüstreeker einer Idee sind, die Beanlftraglen des Himmeis, ibre eigne Per- sAnliehkeit aber dieser Idee sehlecliterdings nnteravordaca liaben, so bedarf es im Staate noeb einer Macbt, welebe ^Kese

Vollstreckung des himmlischen Gesetzes bewacht, einer Macht, welche, ansserhalb des die biiine leicht verwirrenden Ueräuschet» der Staatsinaschine stehend und unbetheiligt an der verwaltenden Thätigkeit, eben nur aU Wächter der Ordnung znm Rechten zu sehen hat, ob da alles im richtigen Gange nnd alles an seiner gesetsmissigen Stelle ist. Wie der Fürst nnd seine Beamten die Organe der hinunlisdien Tbitiglicit in Besiehang anf das V5Ucerleben sind, so bedarf es noch eines Organs, welches die Verantwortlichkeit, die alle actiTen Staatsglieder dein Himmel gegenüber haben, zur Wahrheit macht, die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen, und den fiber des Himmels Ordnungen Hinausschreitenden ein Veto zurufen kann. Das sind nicht Vertreter des Volkes, denn das Volk ist schlechterdings die passive Seite des Staats, und hat sich in das Regieren nicht an mischen , sind nicht V ol ks-Tribnaen, sondern Himmels-Tribanen, oder, was dasselbe ist, Tribunen der Staats-Idee. Sie sind an der Verwaltung nicht betheÜigt, stehen nnimrtheiisch ansserhalb der Regierangs -Bewegrmg, aber sie liaben ein machtvolles Veto, wo sie die unantastbare Ordnung des alten Reiches verletzt sehen. E<? sind die Ko-tao, Censoren, von den Beamten gefürchtet, von dem Volke als die Beschützer der Gesetze geehrt. Sie sind in dem Staate von ob- jectivem Charakter das, was bei uns die Volksvertretung ist| nur haben sie in China «icht das Volk, sondern eine Idee nuTcrtreten, nicht ein sich Terftudemdea Bewusslsein sondern emen unab- finderiichen Gedanken; sie sind die Wächter des himmlisehen Reiches, das Gewissen des Staates. Sic werden erst einige Jahrhunderte vor Chr. bestimmter erwälint. i) Es liegt aber in der Natur der Sache, dass die rein ideelle ^laeht der Ko-tao nur so lange und nur dann eine rechte Geltung hatte, als im Volke selbst ein reges Bewusstseiu von des Staates Wesen und ßesttm- nmng vorhanden war, und dass es auch in China Staatsmänner genug gegeben hat, welche, ihrem eignen Gelüste nachgehend» sich am Ideen nicht kümmerten; ein Volk ist aber nur so lange dn weltgeschichtliches^ als es tberhanpt eine Idee trägt md vollfuhrt.

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Die Ko-tao nohneii den Sitzirtigen <fer BcfhDrden, selbst der Ministerien, aber ohne Stiminrp< iit, bei, untersiRluiu die Acten, dmrehrpiscn da.*^ T?<*irh. um lihenill .«selbst zu selien, wie die (»pset/p gebaDdhabt werden, und diirleri treibst den Kaiser tadeln und gegen «eiM Handlungeo Protest erheben. Sic haben zahlreiche geheime Diener, «iod deher von dem Leben der Beamten oft genauer unter- ^ lichtet als deren nSdinte Vorgesetzte, berichten Ober das amtliehe, wie Aber das Frivatlehen der Beamten an den Kaiser; sie sind die Sfleotliclien Anicläger, nnd ihre Aussagen hedtirfen keiner Zeugen.^)

Dass die Cen^oren gegen die Ab8ichten oder Handlungen des KdiseTi» im iSaiiicn des Gesetzes Binspriich erhohen, wird oft er- wähnt: sie Ijczalilten nher niclit selten ihre Pflichttreue mit dem Leben. Im zweiten Jahrh. vor ( hr. verlangte des Kaisers Mutter, dass dieser seinen Sohn von der Thronfolge aussehliesse und einen andern Fürsten zum Nachfolger erwähle; ein Ceusor protestirte In emer Denkschrift dagegen; der Kaiser gehorchte, aber der Ceusor fiel bald darauf unter dem Dolche von Meuchelmördern, Ein ande- rer Censor, welcher bald darauf 61ier die Sitten der Kaiserin-Mutter Beschwerde erhob, wurde durch die KSnke derselben j^um Tode gebracht.*) Im /rhnh n Jalirh. nn<li Clir. wurde eine kaiserlifiie Beinchläferin Mut der Kaiserin i^eiitisshandelt: weinend klagte jene beioi Kaiser, erhielt aber in dess^en Gegenwart von der Kaiserin einen Baekenstreich, und gleich darauf aueh der Kaiser f^clhst. Er trag nun bei den Censoren darauf an, die Kaiserin ihrer Wtirde an enddeiden und sie eu entlassen; diese aber antworteten ihm strenge, diese sienM sich niclit, und verweig^en ihre Zustimmung« Etwas fl|>iter wollte eni Kaiser seine Gattin verstositen nnd eine andere an Ihre Stelle setzen, aher die (^er)soren widersetzten sich, und der Kai«'Ci Ivfuiiite seine Iweinalilin nur durcli «'im' lalsrhe An«rhnldigung »Mit lernen. <*) Ein anderes Mal versetzten dit^ Cen^iorcn einen Mi- nister in Anklagestand, welcher gegen die Tataren den Krieg au- scbürte,'') und rügten die Verschwendung eines Kaisers, der sich mit grossem Aufwand ehien neuen PaHast baute. *) Im ftlnfsehnten iahrii. nach Ohr. beschul^gten ide einen Kaiser der Ketterei; da- Dir wellte dieser sie verartheilen lassen, aber die Richter sprachen Me frei, und als der Kaiser sie menelileviseb ermorden lassen wollte, verweigerten die Eunuehen die Ermordung. <*) Ein Kaisei* liess eine huddhi.stisehe Pagode; hauen, um flu h'dies Alter tu er- rfiehen; die Censoren erklärten diess für widersinnig, das <jeld werde den Armen abgepresst, und er vergrössere die Noth. iSoch jetat stehen die Censoren in Ansehn; als der vorige Kaiser Tao- knuig im Jahre 1932 einigen reichen Lenlen, welche suv Untet-

O. IS

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sUttmg dM bvQgetndeii Volke» viel getbao, AvsieicfaBiuigeD tnd

Titel gegeben batte, vvatnte ein Ceaeor den Kaiaer, dieaa sk wie*

derboleD. denn, sagte er, wenn refcbe Leute Titel filt GM be- koiiiiiien kMiinen, dann sind alle Aussichten für den armen Gelehrten verloren; Talent und Gelehrsamkeit werden den Ntaatsdirnst ver- lassen, und Keichthuni und Dummheit dafür eintrttt n. Der kaii»er nahm die Rüge stillschweigend hinj^) Auch wegen V'erkaafa von Ämtern und wegen Veracbwendung dorch Putz und Weiber mosste der Kaiaer ernate Rügen anb8ren,><) deraelbe Ffirat, der eiaeo groaaen Gelebrteti Air die Mabamg, nacb dem Vorbilde des Alter- tbaaia an regieren, mit lOOBambua-Hieben und dreijähriger Veiban- nung bestrafte.

*) De Mailla, hUt. II, 504. bbii. Du Halde, Deßcr. de la Chine, 1736, 1, p. &;

n, p. 80.->>) Dtt MttHa U, p. S8i.— Ebend. III, p. 8 *)GlltaIaff^0«»ch.8. 81S.

«) Ebeod. 8. 322. '*) Ebend. a S50. •) Ebend. 8. 324. *) Ebend. & 493. >•) Ebend. 8. 497. ") Glktslaff, Tao-lraang, 8. 45. ^ Ebend. 8. 55.

§ 69.

Die dnreb höbe EinlcomineDatettern und Zölle erlangt«! be* träefatUehea Staata-EinDabmen werden in einer im gaaaeo AlterdiM aonat nirgenda vorkommenden Anadebnung zu ewer bis Ina Kleinate hinab väterlieb und vormundacha^ic^ sorgenden

Verwaltung verwandt; alles wird von oben herab geordnet, das Volk wie Kinder p^clcitet. In der Sorge für den äusseren Le- benvSnnterlialt des A olkf s niid für dit Ordnung iiud den \'erk.ehr im Keiche, in der Einrichtung von Ma^aauaen und Hospitälern, In Strassen- und Brüclcenbaaten, Wasser -Regulirung eto, bat der cbinesiscbe Staat in der ganzen heidniaehea Welt niolit aeines Gleichen. Wie der Himmel alle seine Geachöpfs nfihrt und die Natur in Ordnung hält, so muss auch die Regierung ftUr das Leben aller Bürger väterlich sorgen. Mit diesen grossartigen Arbeiten zu gemeinnützigen Zwecken ist das chinesische Staats- leben aufs innigste verwachsen , er ruht auf ihnen nnd ist aus ihnen hervorgegangen. Die ungeheuren ('berschwenmiungen der ältesten Zeit machten eine ungewöhnliche Vereinigung grosser Volkakräfte nothwendig, um den wilden Naturmächten den Boden abzuringen; und diese gewaltige Conceatration der KräHe achuf recht eigentlich das Wesen dea chinesischen Staats; die alten grossen Kaiser haben ihren Ruhm durch die Bewil* tigung der Waaaerfluthen errungen. 0 In West- Asien, bei den Völlcern des starken Subjectes, sdiwaiig wohl der kühne Heid, der „gewaltige Jäger vor dem Herrn'' sich zum Herrscher empor» in China ist des »Staates ^Stüter, wer alle Volk&luräAe

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m %tmem gmteD^ M allen Mini» Thailen eng in eiaanto gr^t- telea Qanaen Tereiaigen and an gmaea, auf Tentftadiger Be« wihmag nad geneiasaaMr Aaatrenguug benhenden Arbeiten leiten kann.

Der Uli tei rieht und die Krzielnin g zu wirklichen Staats- bürgern ist weaentlich Sache <lci Hof^ierung. Die Regierung errichtet Schulen im ausgedehntesten Maassstahe, heaufsichtigt ihre Leitung und nimmt die Examina ab. Des Staates Gesetae, überbaapt eein gcistigee Bewaesteeia» die Sittlichkeit, Ter allem Pielil gegea die filtern and Gehorean gegen die Geaetae, and Bfeeik alnd HaapIgegenelSnde dea üntenrichta. Chiaa« Staat raht aiclit aaf coner Peredaliehkeit und niebt auf der WiUktfr, Sendern auf einer Idee, und er kann nur bestehen, wenn das \oik dieser Idee sich wahrliaft he>vus8t ist, er ruht schlech- terdings auf der Erk<»nntm8s; je unterrichteter das Volk, um so bifihender der Staat. Die Musik, ein (gegenständ des Volks- unterrichts soll ilen Menschen an Harmonie und Ordnung ge- wdbnen , er soll lernen , in der unbedingten Unterordnung anter de» Gaacts den Eiaklaag des Ganaen an enengen und au be- wabren. China» gaaaea Staataleben iat gewiaeermaaeen ciae Miaik; der Konponiat ist der Hinunel, and der Difigeal der Kaiser, und die Bdrger sind das Orchester.

Der Staat. dei in China schlechterdings Alles anfängt nad leitet, ^ leitet und regelt die Arbeit und besonders den Ackerbau, die Künste und die Wissensciiaft; von dieaen Dogen i<^t das Genaaere schon früher besfnrochen word^i.

Uie Abgaben aa den Staat bestanden seit Yao und Scbvn •atireder in dem Ertrage des aeuatea Theile des beloalenartig be- baatea Ackera [f bT}« oder bei eiaer frelefen Beaabniag dea Ackers aad bei Gewerben in der Bei^ ki dem aebalen Tbeil des fimbam- mens;^) nach der Fruchtbarkeit des Landes und der Eiotrfiglidikeit der Arbeil ändert »ich aber oft diese Regel. 3) BeinerkeiMiwerth i«!, daas Leute, die nur von ihrem ijehle lebten, ohne Amt oder eine Arbeit stu. haben, früher am höchsten besteuert wurden.^) Auf Waareo aind hohe Zvile gel^t,^) wiewohl diese Steuer von Meog-tae gemiasMMigi wuide.«) I>ie jibrbcben Eiakaofta gab ■atuD Polo^ wekber die Rechnnagen aelbat ebigeaebea beben will, auf 16^80QCM10 Dabatea auf^ dieaa wvide vo» seineo Seltgaaeaaen ala maaaaloaeLaga verlacbl; die Angabe evacbebit aber eabr wahr* srheinlicfa, weno man- erwftgt, dan» Mareo Polo von den mongolisclien Herrschern redet, welche ^c^ iss ifire Einkünfte niiVslif'hst st«ii;er- len, mtd da»s «he Jß.ioküiiite in dem ietxtei» Jahrhundert sich auf

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fOMdk Müliooen Tbaler belaufeu. 8) GOtelaff giebt die Smnm der SinnaiimeD auf 33 MiUbnea Pfand Storlng ao. •) Dar Kaim labt last D«r von den Ertrage «einer aiaehiDlIelien, aber fest boellMleo DornSnen; der Ertrag der Steuern aoll nur an Staatsawedm ver- wendet werden. '<>)

Die Sorge des Staates IVir das materielle Wohl seiner Bürger i?ilt als die erste Pflicht der Ke^ioruni;,**) 8chun sprach /n den von der Heichsversanuulung gewählten Provinxial-Befehlshahern ; ,JcJi lege euch eine achwere Laat auf, erwägt ihr gaiiaea Gewicht; Be- denket, eine Provinz regicnen, heisst ein Vater einer aaUreicheii Familie sein. Oer erste Gegenstand enrer Sorge aei, »eialilieh filr Lebeasmltlel au sorgen, Getreidevorrfttbe in Magasfaen Ar die Zelt der Noth aanuneln. Wenn das Valk ni aeincoi Lebens- unterhalt gesichert ist, so ist es leicht, die Erfüllung seiner Pffich- ten von ihm zu erlangen; die Auflagen, welche ihr für die «»Ueiil- lirhcn Aussjaberi niacheti mii^Jgt. s(dleri niässig «ein etc.** ,.Die Hcgierung» sagt der 6chu-king, besteht vor allen Uiugen darin, dem Volke die zu seineni Leben nothwendigen Dinge sa verschatfon» Waaser y Feuer, Metalle 4 Holz und Getreide. Dann anas man streben, daa Velc Ivgeadbaft an aMudien md ibm einen nCtsliebea Gebfaneb von allen diesen Dingen aa lebren; leteer maas man das Volk vor allem bewabren, was seiner Gesundheit und seinem Le- hen schaden kann.'**') Meng-tse sagt: Nur weise Menschen kuiiuen die Tugend bewahren, wenn das hfiusliche Glück fehlt; aber wenn das Volk dieses entbehrt, «(» fehlt ihm auch die Tugend, nml es neigt zu jedem Laster und Verbrechen. Ein weiser Fürst wird daher zaerst das häuslicheFaaMlienlehen des Volkes festaa sicbern streben, so dasa die Menschen genug haben, am die Eltern zu anteratiiaen, Gatthi undiUnder zu ernfthren, daas sie ia mdhichtbaieB Jahren ror Hunger geschfitat shid; er muss daUhr sorgea» dasa jeder Bleaecb hlfllftaglkh AekerauLebeaaBdttehi and zum Seidenbau habe, und dass (iberall Schulen seien. **) Mas^nzine von Lehensmittelo werden seit den ältesten Zeiten voiii ^»Uate angelegt, und xnr Zeit der Theuerung geutViiet; die verschiedenen Provinzen iimsstt'ii in Zelten der jNoth einander aushelfen. Greise, VVaisea und Wiftn on sollen Tsm Staate besooders uaterstutzt wecdea.*^)

Chinas Waaaer-Regulirang Ist des Staatea eigeatlidier Aalaiig. Kaiser Yao machte naeh der giesaea Flath, 3297 ror Gtu-., daaLand wieder urbar, diaunte dieFHlsse 1^, trocknete dieMotiate aus; 1*») und von violett folgenden Kaisem wird Gieiehes geHihmt Kantle, «cbon in der ältesten Zeit angelegt, durchziehen /.ur Rege- lung des Wasserlaufs, zur Bewässerung und als W asserstrasseo das

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gMseLiiMi.«*) DerKaUer-Kanal, 200-*1000Fum breit, gehtgeges SOOMeilw weit iwivchen Nordao und Sftden, oft auf 20 Fuss hohen Dinmen and mit Grauitquadern eingefiunt fiher Morftate huiwegfuh« rend.M) DieLandatraaaensmdindenflauptnchtungen niiiaterhaft,

cif) mit Quadersteinen gepflastert, und bis 30 Fuss breit.^') Die von Pekinir anscrehendc, 22 (hnitschc 3reilen ueit nach der Tatarei führeHtle Kaiserstrassc, schon in) Srlii-kiiit; erwähnt, „wie ein Wetzstein glatt/' ^vird jährlich /.weinial neu gebaut» aus Sand und Lehm gemacht und wie eine Tenne festgeschlagen; alle zwei- IraadertScfaritt aindWaaserbehälter, nm die Strasseoftanzufeuchten ; alles abgeiallene Lanb und aller Stanb wird hernntergekehrt; hevor lierKataer seine jihrlieheRelae auf dieaer Strasse gemacht, darfkein andrer Mensch sie betreten; ehi gewöhnlicher Weg Ahrt nebenher.^) Bruclcen zu bauen ist die Pflicht der Regierung. 23) Als ein

hoher Beamter gerühmt wurde, weil er beim Dur ( Iilahren einen Fln5«se.'< Pfrtoft \Vnr?dorer in seinen Waacii nirfirenoiimn habe, saulo Mei^*tse: jener Beamter war Im Gegentbeil ein scliiecbter Kcgic- rer, denn er iiätte eine Brücke bauen müsMen , da er ja doch nicht alle Menschen y welche es bedürften» auf seinem Wagen fibersetzen kann.^) BrAcken auf schwimroenden Bambas oder auf Reihen von KSknen sind sehr hSvlig. Die grossartigen Brücken-Bauwerke haben whr früher erwihnt 38].

Hospitäler fKr Greise und Gebrechliche wurden bereits von 8ciiiiii errichtet; in die eine, besser eingerichtete Klasse derselben Miirdeii invalide Staa(sbean»tpri aufgenonuuen , in die andere Leute aus dem Volk; .Schuu besuchte oft selbst diese Anstalten imd sah mm Rechten. Auch Maren Polo erwähnt der VoUca- Hospitä- ler;**) noch Jetat werden viele derselben erhalten; In manchen der- selben leben gegen 700 Greise, vom Staate emihrt'^ Auch in amlcffer Weise wurden die Bedürftigen vom Staate nnterstütat. Nach kalserlidMm Befehl vom Jahre 179 vor Ohr. soll allen Greisen, die 80 Jahre erreicht haben. Getreide, Fleisch und Wein in nnnial- lichen, zur Ernährung hinreichenden Liefeninuen gereicht ucnlm, ausserdem Neide und Baumwolle.**^) In demselben Jahrhundert wurde ein besonderes Dorf für anue Grei.se» Wittwen und Waisen erbaut, die vom Staate ernährt wurden. s«) In nenerenZeiten reichen bei der grossen Übervölkening alle Staatsanatalten nicht aus, und ^ Atmuth hat In China eine sonst wohl nirgends so vorkommende Msse erreicht In den grSsseren Stidten findet man last tSglich Efhnngerte oder obdachlos Umgekommene.

Schulen wurden schon vor Yan, und dann besonders von ^chuu begründet und durch eine /»ehr ins Einzelne eingebende Ge-

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setzgebiing geordnet, auch die jSchabtrafen l'esigesetzt. ^) Die Hauptgebote der Sittlichkeit, vor allem Liebe itail Gehorsam gflgto dießltern uod gegen deo Kaiser, sind die Hauptsache des eniehen- den Unterrichts.**) „Schuo, erwSgend, fon welcher Wichtigkeit es sei, dass die Jugend in der Tagend und in den Wissensehaften unterrichtet werde, gründete Schulen, und wollte, dass /ii he stiimntcMi Zeiten Priiftini^cn ilarin abj^ehalten wurden, um die Leistunucii <l( i Schüler keimen zu lernen; abf-r er cmplabl, da«» bei diesen iVüfungen mehr auf die Tugend h\h auf das Wissen ge- sehen werde. ** ^2) „Die Alten, sn^t Tchu-hi, begannen mit den frAhesten Jahren den Vorbereitangs- Unterricht, n&nlich den Unter- terricht in Betreff der finsserlichen Handlungen» wie den hi BetrcfT der Sitten und der Mosik, im Fechten und Turnen, Im Lesen und Rechnen. Der VorbereitnngH* Unterricht bexweckt Rechtlichkeit und Aufrichtigkeit; mit oder 17 Jahren beginnt der grosse Un- terricht, d. h. der Unterritlit (Vir die Aushildung des Geistes, ffir die Einsicht iu die Natur der Uinge. Die Alten heganneu von früh den Vorhercitung8- Unterricht, und er war vollendet mit der gehörigen Einsicht in die Handlungen. Mit den vollen Jahren begann der grosse Unterricht-, aber nur för diefeaigen, wekbe sie an Lehrern bilden wollten; denn alle Menschen taugen nicht dato, die grosse Lehre zu fassen. Der kleine Unterricht gicbt eine An- weisunf , nach der Ordnung zu leben und in dieser Ordnung fortxu* schreiten; bestimmte Einsicht ai>er in den (irund dieser Ordnung verleiht bloss der grosse UnteriH ht. Er ist die oberste Vollendung allerNormen und die feinste Ausbildung de^ Geistes. Er lehrt, wa- rum man der Ordnung nachzuleben und iu ihr fortzuschretten habe etc.'^^s) £|| i^i also eine bestimmte Unterscheidung des Elementar- Unterrichts und des wissennehaftlichea; ein soost^per Rang*Uater* schied wurde In den Scholen nicht gemacht, und der Sohu des •Kaisers sass wohl mit dem jungen Bauer auf dcraelben Bank. ^) Hohe Schulen Ar die Wissenschaften wurden viele begründet . nnd besonders seit dem 7. Jahrh. nach Chr. gt^onliict, xind höchste Behürdeo leiten durch Autsicht. Anregung und Früfuugen die wis- senschaftlichen Studien, ^^j Iu Folge bestimmt vorgeschriebener Und von besonderen Behörden vollzogener Prüfungen werden g6* lehrte Würden ertheilt.^») Gegenwärtig sind die meisten oiederen Sdinlen in Städten und Dorfern Privatschnlen; es Iii selten ein Dorf,- uod sei «s noch so klein, welches niefal seine Schmie hätten wo die Kinder Lesen und Schreiben und die Klassiker lernen. Mu- sik, hauptsSdilicb Gesang, wurde in den Schulen sehr gepflegt, besonderi» aber werdeu dicKiiider der Grossen darin unterriclilet ; ^)

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die sitdiciieii und die Staats-Gesetse irardea io Mosik gesetit* und diRcii Singen gelnrnt^i) Der Staat legt einen ungemeinen WeKh auf den mnaikaliacben Unterriclit» und die hioige Emftluivng dee- «elliea ala einer Staatenacbe, die Forderung, dta» ein guter Minlaler dSe Wichtigkeit der Musik anerkennen und verstehen müase,**) die BeHtnIhine: eines fJeneral - Intendanten tüj Musik seit Schun,**) die strerisfp He^eluni; und Beaufsichtigung der Musik, die üe^tra- fiu^ «»unsittlicher'' Musik beireisen unzweifelhaft, dass es sich hier nm mehr als bloss um eine ästhetische Ausbildung handelt , dass die Muaik eine Ersieirang der GeinAther für den Staat nnd die Sitt- Rcldceit beawecke. „Idi ernenne dich sum Oberlelfer der Muaik^ sagte Schun zu dem Berufenen, unterrichte die Kinder der Ftolen and Grosaen, mache aie tngendhaft nnd treu, gefällig, lentaelig und nmaichtig, damit sie fest seien ohne Härte und ihren Rang zu be- hnujiten wissen ohne Anmassung und »Stolz. Deine Gesänge sollen deinem Zweck einsprechen und die Muaik damit »Ibereinstimmen. sie soll einfach und natürlich sein; du sollst diejenige verwerfen, welche Weichlichkeit und Stolz einflöaat Die Musik ist der Ana» druck der Geläble der Seele, und wenn die delnige erhaben und edel iat» so werden deine GesSnge und deine Musik nur die Tugend aosdritdien, und deine Harmonieen werden die Heraen der Geister and Menadien verbinden. ''M) *) Chon-king, p. $. 94. *) Btsog-teeu, II, 6, S5— 38. *) De lUtla» hiit. I, }).<&elc Meag-lMii, 1, 3, 42 a. Nota»— IdarcoPolo, II, c. 69. 77* ■) Meag- toeo, If 3y 49. ^ Muco Polo, n, c. 69. ^ De Gtiignea, Bdw, 8. 168; Nen- ■uan, Asiat. Stadien, I, 8. 294. *) Tio-kmog, 8. 84. Veng-toea, n, 6, 29 - 32. ") Chon-Idog, p. 168.— llo TSfaiH», hiat. Lp. 87. - ") Choa-king, p. 24. _ u ng-tscu, I, 1. 46- 48; 1, 5, 9; II, 7, 44. 46. ~ Ebend. I, 2, 18, 21 ; II, 6. 23; Klaproth, tabl. hist. p. 204. Meng-tseu, I, 1, lü. - £bend. H, 6, i3; n, 7, 42. ") üe Mailla, hisU I, p. 54. etc. - >•) Chou-king. p. 15. ~ Daris, Sketches, I, p. 245. Williams, Reich der ^ütU', I, S. 24. Braam. Kei«e, I. S. 134. Kl.on.l. I, 289. Meng-tscu, II, 2, 4. ^*) Eboiul. n. ?. 3. 5. «») De MttiUtt, hist. J, 1». 118. ^ M. Polo, n, r.P. 7. '»^ Gat- haß [GützlafT] Chines. Berichte, 128. .Mj. ") De Mailla. lubt. 11, p. 541. Ebend- U, p. 582. ") Chou-k»i»g, p. 15; de Mailla, hiat. 1, p. 36. ") Meng- tfieu, I, 1, 49. ~ ^ Dt Ifurn«, bkt I. p. 118. ^0 Tschu-hi, v.Neuttann inJUgai» Zdtiehiift, 837. 8. 25. ^ **) Ofttdaff, Geacfa. 8. 49. **) Be Ifailta» bist. VL ^ 221. 300. ^ *•) Ebend. 8. 48. WUUainB,.B. d. Mitte, 1, 8. 337 etc* 424. ^ **) Ebend. 428 etc. >«) Gfltslaff, Chince. Berichte. Casiel 1850. 8. 233. 248. *^ Ghon^hfaig, p. 90. «0 Choa-king,)». 37; deUailla, bist, n, p. 185. «>) De lliai,lii«L I, p. SS. «0 Choa-king, p. 20, ^ ««) De MaUla, hist. I, p^ »3.

Caiina ist nieht ein Sttuit» sondern der Staat, ist die Ge-

MBimtlieit der vernünftigen Menschheit selbst; anaser China gkbt es keinen Staat, nur unberechtigte imd zur Uaterwer-

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filug verpflichtete rohe und nnvernflnftige Vldkersdiafteii. Die ganze Meuschhcit gehört von Hechts wegen zu China; eui uuabhäugiger Staat wird iiiclit anerkannt; Cliina sendet und empfängt keine Gesandtschaften selbststandiiz^ei Stnateu; Ce- sandtsohafteii künneu nur von solchen Staaten augenonnuen w^fden» welche Chinas Oberhoheit nnerkeanen und Tribut «eudeD; ein Völkerrecht giebt es fiir China ntdity und die Sprache hat kein Wort dafür, Ghuia verhält sich nach anaieu hin schlechterdings nicht positiv, sondern nur negativ, gleich* gültig, jeden politischen Verkehr stolz vermeidend.

CJiina soll seiner Idee naeh die <i;<'inze Erde umfassen; aber es ist dennoch kein erobernder Staat, und kann es nicht sein. Erobernd ist nur das starke Subject; aber die Völker des ob- jectiven Bewusstseins drängen sich andern Völkern nicht auf* China ist ein Staat, wo nicht das Subjcct, sondern eine abstracte Idee herrscht , aber eine Idee gebraucht keine Gewalt China beherrscht sich ja nicht selbst» nnd wird von keinem freien Sabject beherrscht, sondern von der jenseitigen Maclit des Himmels; wie sollte es andere Völker gewaltsam unter seine Herrsehali bringen? Die (Chinesen liaben sich nicht selbst KU einem Staat gemacht, sdinlern sind vorn Himmel dazu geniacht worden, und es ist ganz allein tiie Sache des Himmels 5 die Völker zu unterwerfen; des Himmeis ewige Ordnung verträgt aber keine iicwaltmittel. Jeder Krieg ist vom Übel; er verträgt sich ein- mal nicht mit einer stets sich gleichbleibenden Ordnung » er durchbricht die Harmonie und die Gleichmässigkeit des Lebens, er legt die Gewalt nothwendig in die Hand einer starken Persdn- lichkeit , deren Wille in jedem Augenblick das höchste Gesets ist; kein Krieg iasst sicli durch allgemeine Gesetze, durch den mechanischen Gang e'invr Staatsmaschine führen. Ein Staat, dessen Wesen eine ewige Ordnung ist, wird durch j e den Krieg in seinem Innersten krankhaft angegriffen; Ruhe und immer wieder Ruhe ist die Natur und das einaige Streben des Staates. China ist durch nnd durch ein bürgerlicher Staat; als grOsstea Unglück gilt es, wenn der Soldat über den Bürger em- porsteigt Jeder blosse Eroberungskrieg ist eine Sünde, „denn die Liebe zum eignen Volke muss grösser sein als das Streben nach grösserer Macht;"«) mi l nur in /.wci Fällen ist der Krieg erlaubt, als ein nothwendigcs Übel: zur Vertheidigung gegen Angrüle von aussen, und zur Bekämpfung von Empörern. Alle Eroberungen Chinas geschehen nur aus Noth, waren aur Abwehr von Angriffen. C^as Krieg ist schlechterdings mr

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Abwehr, iiii- Angriff. 3) Die subjeetiven \ illkt^r ji:;reifcn über ihre Gräuzeu hiuau«; : China umgurtet sich lest mit einer Mauer. Die chinesische Mauer ist uur bei einem Volke des Friedeus möglich. Rechte £roberaiigen dürfen nur durch die Macht der Idee gemacbt werden, durch das lockende fiUd des Gluck» im Reiche Mitte; und der schönste Ruhm des Ffirsten ist es» wenn er SS regiert, dass andere Volker fireiwillig um Aufnahme in das diinesische Reich bitten. Weder Volk noch Fürst freut sich des Krieges; t)\s Ideale gelten uur friedliche Kaiser.-*) Die Chi- iköt'h sind das friedlichste Volk der Erde; wird aber ein Krieg nothweiidig, so gelten (iesctze der liebevollsten ^lenschlichkeit, wie sie, Peru ausgenommen, im ganzen Ueideuthum nicht wieder vorkommen, und vor denen die Kriege der christlichen Ydlker nenesler Zeit als wildeste Barbarei erscheinen mfissen. Reich der Bütte*' hcisstCbhia sclmn im Scbu-kiog,^) und da- rin liegt schon der Gedanke des alleiD wahren Staates, denn nur in 4ßt Mitte ist das Wahre.

Für alies, wa.» ausser Chhia ist, sind die Chinesen völlig in- tcresseloj«, es existirt nicht für Hie; es kennen zu lernen, ist £*c^en ihr Ehrgefühl. In allen uiidcru Dingen sehr wis.sbegierig, sehen t^io alles, was nicht China ist, mit der verüchtlichsteu (ileichgfiltigiceit an; alle aodern Volker gehören eigentlich nicht zur Menschheit, «od nur menschliches Unltraut; Erfindungen und Kfloste anderer Völker bewundern sie nicht, nnd ahmen sie nicht nach;«) ausser China kein Heil* Die Staaten, welche, uatArlich als untergeordnete, Gesandte sehicicen wollen, müssen bei dem Mlni«tteriani der Cere- moiiien erst anfragen, oh iintl wie ihre (jle.sandtuii ziii^elasseu wer- den möchten: es ^\iril iinn in (l<Mt AriTialon des Hofes nachgesehen, '>)) früher sclion dein hetrelfendcu ijunde dcsandte geschickt Hüll ur)ter welchen Bedingungen sie angenoninien worden seien. Mit Genehmigung des Kaisers wird nun von dem Ministerium eine Verordnung erlassen, worin hestimmt wird, auf weichen Wegen vnd m welcher Aosahl die tributbringende Gesandtschaft in das Reich angelassen werden solle, was für Koat und welche Gegen- geaehenke fiir den Vasallen-FOrsfen ihr trereicht werden sollen etc. Lord Macartney hrachtr den Trihiit Lu^lajul«; ..der (»esandte Ma- «»cha-ur-ny des lieichs Englaml . .saijte darüher die («1111:10110 chinesische Zeitung, überreichte das untertbünigc ^Schreiben seines Herrn ehrfurchtsvoll koieend, und der Kaiser befahl dieses i^chreiben mit Ehrerbietung zu empfangen, ^) Kussland iiihrt seine Verbandlongea nnr un r^amen des Sensts und der Grinsbesmten.^) Cbioa hatte ht adner Blfilhezeit nach ansäen mir wenig Verkehr;

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daher ist im Alterthiimf» fast ganz unbekannt: nur wenige ober- flächliche SjHirt'ii liridpii sirli >or. Die Sinini in Jexaias 41*. 12 siiifi b&chst wahr8cheiiiHch die Chinesen.") Bei den Indiern werden sie einige Male crw.^hnt unter dem Nameo Kina,i<^) aber ohne nShefre Angaben; den Chinesen sellmt ist vor dem Eindringen de» Buddhistttus Indien fast gans unbekannt Von ^iner Bekannt- tfchafi mit den Rumern finden sieh einige bedeafsame Spuren. Die Chinesen erfahren, aln sie unter dem f^rossen Feldherm Pan*tech«o bei dem Zurückschlagen der uilden Noniadenvölkcr im Jahre ')4 nach Chr. bis an das kat^pische Meer vordrangen, durch die Par- fher xncrst von den Rr»mern. doren Kcicli sie Ta-thsin, Gros.**- , China nannten; lOO kam eine Get^andtschaft vou An-t«iu, König ron Ta-thsin (M. AureÜus Antoninus) an den chinesiHcfiert Ho( ,,nitt Tribut/' und es blieb aber Ägypten und das Meer einige Ver- bindung noefa bis ins dritte Jahrb.; die Rlfmer holten Seide ron ^ dort.*') Spater kam durch die Buddhisten, die oft nach ^akjaniunis | Hehnath Wallfahrten machten, ein regerer Verkehr Chinas mit de« | Westen ; ja es wurden sogar kuiHGrlicheGesandtJSchaiicu an indische i Könige ffcsandt. ^3) |

Als etwas dem chinesischen Uewusstsein durchaus Frenidartigeii erscheint die denkwürdige Unternehmung des despotischen, der | Lehre des Koog-fu*tse abgeneigten und sogar sie hart verfolgea* I den Kaisers Schi*hoang-ti im dritten Jahrh. vor Chr. Diesen | sagten Tao-Priester, dass in den fernen Inseln jenseits des'Mücheo i Oceans ein Kraut wachse, welches Unsterblichkeit verleihe, aber | nur dadurch gewonnen werden k9nne, wenn den dasselbe bewachen- den Gelstern einige tausend Jünglinge und Juriglraueu alü Preis zu ; gesandt \Mirden. Der Kaiser liess eine !\feri<^e .fünglinge und Jnnir | Trauen dorthin zu Schilfe gehen; aber die Flotte wurde vou einem | Sturm zerstreut, und nur ein Schiff kam unverrichtcter Sache zu- rück, i^) Diese Inseln sind wahrscheinlich Japan. £s ist auch wohl möglich, dass bei dieser Gelegenheit Chinesen nach Amerika verschlagen worden sind. Im siebenten bis sehnten Jahrb. nach Chr. wurde nach Japan viel Handel getrieben.

Die China nach Westen und Norden hin gegen die wilden Stämme heschötzende grosse Mauer, grösstentheils noch jetzt bestehend, wurde von Schi-hoaug-ti in derMitte des dritten Jahrh. vor Chr. errichtet, sie ist gegen 400 deutsche Meilen laug, und besteht meist aus einem Erdwail mit Futtermanern;' am stärksten ist sie an der nördlichen Grenae, biswelleu doppelt und dreifach, Überall in Zwischenräumen mit l'hürmen von sehr vetschiedener GiOflse« £e hSdisten sind 63 Fuss, besetst, an manchen Stellen ist

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de mir eiofadies Mauerwerk > an analem vmr ein roher Steiavrall« UnreHen tmr ein Erd^AnfWurf.*'') Die Mauer aefafitot natür- fiffc Dar gegen Isleiaere Kor<len, tuld iat Ar wirkKelie Heere liein

Uimlerniss. '«)

Kriege nach au«isen sim\ last nur gegen die tatarii^chen und ttlrktschcn »Stänniip de.*^ Westens und Nuidriis netiilirt worden, weiche seit den ältesten Zeiten riiulieri^^cb io China eiofieleti; und nar, weil mit dieaen Horden kein atetiger Frieden zu schlieaaen nSgüch wurde, muaaten die ChineaeB zu ihrer wirldicbeo Untep werfimg eehreitea. Der Staat ruht auf der friedlieben EntwickeluDg, dorehana niebt auf dem Kriege. Dea Staatea Begründer alnd wohl ile» Volkes geistige Bildner, aber keine Krieger; am Anfirng der ehine«i.«rhen Geschichte war mehr als ein .fahrh. hindurch kein Krieg, und der erste \\ui<N" gegen Fnipürer geführt.'®)

Innere Kriege geilen rehellische Vasallen sind nicht selten; «ic »erden im Ganzen ala eine Schuld dea» Kaiser» ttetracbtet, denn „ein guter Fürst mnaa an regieren, dass er im Vidke gar keine Femde hat» daher auch gegen aie keiner Waffen bedarf/« Kaiser Yt Bcfaleifte aogar in dienern Bewusataeta die Featungeo, weil ein guter Fflrat jeden Krieg vermeiden aolle uud k5nue. 'i)

Die Kriegafflbrnng iat geaettlich vorgeschrieben. In der Schlacht standen in ältester Zeit die Pfeilschüt/en und üScblcudcrer auf den Hügeln, die Wagen im IMittelpunkt;^^) in die Stelle der «Sfhlacht trat aber oft ein Einzelkaitipf; eine klein«^ Schaar auser- uithker Krieger trat vor die Schlachtreibe, und die Uelden Iduniit'ten nach einander einzeln mit ihren Gegnern, und nach dem Auafall entachied aich der Krieg;*') nattrüch fand dieas nur bei laueren iübttpfeo atatt Gefalleue Uelden wurden feierlich begrubenV die Kopfe erachlagener Feinde biaweilen abgeaebnitten, an die Wagen gebunden und dem AoAlhrer gebracht; Gefangene wurden in ftitester Zeit entweder getödtet. oder das linke Ohr ihnen aligeschoit- ten.»*) Bei den inneren Kriegen gelten sehr milde Gesetze; Vieh- heerden und flirten sollen geacliont« uicbta darf gestohlen oder erpresst werden.*»)

Sehr beachtenan^erth sind in Beziehung auf die Kriegsführnng die aiuf alteu Geaetzen beruhenden, und noch jetat ala nuwandelbare Bicbtuchnur geltenden Kriegaartikei desFelÄerru Senm, die daher S^-ma-fa geuanut werden;*^) chriatllche Staalmi ktaneu aua ihnen hnmerWn Einiges lernen, wir thetlen daher daraus daa Wichtigste mit.

Bevor man zum Kriege schreitet, muss man sicher sein, dass man die Menschlichkeit «ir Grundlage, die Gerechtigkait zum Ge<

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genMaode» die RedÜchkeit zur Richtscbour hat. Man darf sich au» keinen andern GruDde eotochliessen , das Lebeo einiger Meniscben aufe Spiel zu setssen, als um das Leben elaer noch gi^sawea ZaU XU erhalten; man darf die Ruhe Einzelner nur darum atSren» um die Offentliohe Ruhe zn erhalten; man darf Einzelnen nur darum Scha- den /.ufügen, um dem Ganzen wohl zu thun; . . darum darf uns die i\ollnvericlit;keit allein die Waffen in die Hand gebeiij und wenn man so den Krieg nur nothgedrun»cn führt, wird man selbst die- jenigen lieben, ^^^6" welche man käuiplt, man wird sich mitten in den glänzendsten Eroberungen im Zaum halten» man wird die Stirke der Tugend opfern, man wird seine eignen Interessen vergessea, um den siegenden wie den besiegten Völkern ihre frflhere Rahe wiedensngeben. Wenn man die Menschlichkeit zur Grundlage bat so unternimmt man keinen Krieg zur ungehürigeo JahresseH and ohne gesetzmässige Crrffnde; die nngehSrige Zeit ist die Zeit der AiL-Hsaat ui»d der Ernte, die Zeit der rossen Sommerhitze oder der gro.s5.en Winterkälte, die Zeit einer großsen Trauer oder eines oCrentlichen Unglücks» z. B. einer ansteckenden Krankfi^if oder einer Hungersnoth. Ohne gesetzmässige Grunde wird der lürieg geführt, wenn man nicht vorher alle friedlichen Mittel zur Eriaogvsg seines Zweckes erschöpft hat, wenn jede Vermittelung hartnSck^ znrttekgewiesen wird, wenn man den Krieg aus selbatsfiohtigeo Zwecken, aus Leidenschaft» Rache oder Ehrgeiz unternimmt Der Krieg ist in Beziehung auf das Volle dasselbe, was eine heftige Kraukbeit in Beziehung auf den Köi [»er ist. 2") . . Wenn ihr menschlich spid. so werdet ibr eucb einem billigen VVrt^loirh niflil entziehen, vielmehr alles nachgeben, >va8 nicbt offenbar gegen die Ehre eurer Regierung und gegen die wirklichen Interessen eures^'olkes i.««f.— In alter Zelt verfolgte man die Fliehenden nicht mehr als hundert Schritt; gewöhnlich machte man nur drei Tagemirscbe nach emauder.**) Beim Beginn eines Krl^es [gegen Empörer] spradi in alter ZeH der Kaiser zu seinem Heere: ,,„lhr seid die Weikzeuge der Rache des Himmels geworden, zieht euch nicht selbst durch Missethateo den IJrinilleü <1c.h Himmels zu, den ibr riiehen sollt. Kämpfet mit iMnlb, aber mit Vorsicbt, mit Kraft, aber ohne Grausanikeil- schonet das Blut, so sehr es nur irgend mögiieh ist, ulioe eurem Zwecke zn sf baden. Wenn ihr in das empörte Land antretet, in» thut aus Ehrfurcht vor den Geistern, welche dort walten» nicbtii was sie entehren oder betrflben klinnte; marsdrfiet nicht daidi Reis- und andere Fruchtfelder, beschädiget nicht die Waldnageii» schlaget keine Fmehthiume um und rerwüstet nicht nff taltche Pflan» 260. Füget keinen Schaden zu den liautslbieren, und machet sie

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«Mh akbt ^twallMMi n Nulxe, Mdi weniger ilOrft ihr «ie euch aDOgneD; ikr dflrft k«iii6 Adcergerätbe oder nelhwendig«« Haasge- litt wegoelmeo. Weon ibr doe Stadt eiluielimet« dfirft ihr aidit die Hävern seretdren, «nd sollt alle Knnstwerlce und was zam

Wohle des Bürgers diciil, J^orgsain erhalten. Wenn ihr Feindselig- keiten begegnet, so leget nie Feuer an, ttm Felder oder Häuser zu zerAture»; Greii»eii und kindcrn Hallt ibr Hüte gewähren und nie- mals diejenigen angreifen, die nicht im Stande i^ind, sich zu ver* theidigee. Nach einem Kampfe sorget eifrig üBr die Verweodeten ; venvundete Feiode sollen gleiche Sorgfalt von ench erfahren, Iiis «ie vollstSndtg hergestellt sind, dann sendet sie in ihre Heimatb, md gebt ihnen reichlichen Unterhalt auf den Weg mit, damit sie Ihre Verwandten trusten und Ihren Landsleuten als ein aagen> prheinlirher Beweis eurer I^Ienschiichkeit dienen. Wenn ihr auf eine itindliche Aldit ilung iielft, so sollt ihr nicht sofort angreifen, sooderu ihre Flucht begünstigen. Euer Hauptaugenmerk ist, graden- wegs auf den Empörer loszugehen; greift ihn an, so schnell ihr nur kfoot, bekämpfet ihn mit aller Macht, fanget ihn todt oder leben- dig; mit dem Augenblicke, wo er in evrer Macbt ist, hSrt jede Feind- seßglBeit auf, und man macht mir sofort die nSthigeMeldung/' ^) Eb Heer mag sein . wo es wolle, so muss es sich jedenelt so be- tragen, dass die Bürger die Überzeugung gewinnen, es trage nnr zu ihrer Vertheidiguni* <iio W.iilen. - - Ein Heer tlarl nie einen 3Ia- kel :inf si<h laden; der Kuhm oder die Schmach des Volkes, die Ehre oder die Unehre dein 1^'ürsten, der \ eriusl oder du» Wohl den Reiches hSngen von der Art at^ wie das Heer sich zeigt, ^o) Her Mensch ist das Kostbarste, was es unter dem Uisunel giebt; man moss dämm sein Blut sobonen nnd sehie Leiden veikfirzen; man •oH daher den Krieg nicht die Länge sieben, soll ihn so scboell als möglich beendigen, selbst wenn man etwas von seinen Sonder« interesfien aufgeben niflsste, oder wenn man den Frieden mit lield «rkaufeu uiüsste, vorausgesetzt, da^^ dei ituhm des Staates und ^ds Interesse der Völker es ko verlangen. Ein Krieger darl kein hesouderes Interesse mehr haben ; das interc&se des Staates, das Verlangen, den Ruhm des Staates zu vermehren, das ist das Ein- tige» was ihn bescbilligen soU. äeine Verwandten, seine Freunde, ssine Gattbi*, «eme Kmder, das alles ist der Staat; aosset dem Staate kt ai<A4s mehr filr ihn da.">i}

Prledlicb« Erobemogen siad die einaig anlftssigen mid rdbm« liehen. Dem Yao unterwarfen sich freiwillig fremde Fürsten, ura das Glück .seiner Regierung zu gemessen ; 3*) Schun sagt zu seinen Statthaltern: „wenn durch eure Fürsorge die Volker tugendhaft

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werta, Bo werdM hubmnn in Menge kmuaien, um nter enteil Cteaeteen xii leben und aMk m nnterwerfen.*'**)

>) Nenmaim, Asiat. Stnd. I, S. 205. *) Meng- tmi, II, 8, 2. •) Ebcdin, 8, S. a. ^ «) Ebwd. I, 3, S9. Cho«»kiog, p. SM. •)BnMn, BtiwI,

& m ele. *) KeuBfiin« A«u^ Stnd. I, 8. SOS— »07. ^ •) Ebend. 8. m ^ *) Geseoiiii s. d. 8t.; IiMteii, Ind. Alterthninsk. I, 8. 857. ^ Lasaen, a. a. 0. II) OftteUff, Getch. 8. 63. Klapfoth, tabl. hiat p. 63 ff.; Tgl. ÜTeninam, Atiat Stadien I, S. 194. **) Nenmann, in IDgens Z. 10, S, 130. 137. 138. 143. 147. - >♦) Chou-ling. p. XVU; de Maiila II, p. 396: Gflt/lnfT. Osch. S. 91 - »*) Klaproth, a. u. O. p. T<> ' •) GüUlarf, S. 263. ") GützlalT, Gesch. S. 87; Klaproth, tabl* hist. p. 35; Williams, Reich der Mitte, I. 8. 23; IIuc, im AiuIaikI, 1817. S. 1064. D'OhMon, hist. der Mon}.'. I. p. 4. ^ «•) De Maiila, bist. I, p. 16. Men^-tseu, II, 8, 5. " ) (;ützl;ilT, S. «») Chi-king, p. 234; Chou-king. p. 60. **) l>c- OiiigTios im Chou-kiug, p. 60; Ofltrlaff. S. 141 »«) Chi-king, p. 2a4. **) Chou-king. p. 315. «•) Mein. d. Chin. VII, p. 225 302. p. 231 etc. "») p. 233. »•) p. 239. •») p. 295. 296.- *0 p. 301. De Matlla, Uat I, p. 49. - •«) Ebeod. p, 88.

§ 71.

IstGliiiia der einaig wabre Staat, uml sind anaser China nur Barkmren, und ist es ein sclidttes Verdtensl eines Kaleen, friedliche EroberangeD m machen, ao lAsal sich awar «n alohes Herabsehen auf andere Völker erkliren, nidil aber ein völliges Abschliessen Chinas gcs^en alle Fremden. Knr ein schwaches Volk mu.sssich <lurch strengt Absperruii*:^ schützen, das starke Reich des Hliuinel» bedarf solcher Mittel nicht. (iep;<'ii (V^e Barbaren Fl fnihfr der Wüste map: durch Mauern Steh Ruhe vcrschntVeii . aber von dem friedlichen Fremdiing hat das himmlische Heich nichts zu fürchten; die Burg^er dieses Reiches sind viel as« glücklich , aLs dass sie durch fremde Lehren von der ewigen Ordnung des Himmels sich abwendig nuMtben lassen könnten. China war daher in aeiner bUlheiidsten Zeit Bat Fremde nicht verschlossen , war auch später im Handelsverkehr mit fernen Ländern; iiidiAsche Uiuldhisteu kamen scliaaicnwciüe ins Land und breiteten ungehindert ihre Lehre aus; die Chri* sten haben schon im frühen Mittelalter ohne alle Oefalirdung das Evangelium verkündet und mächtige Gemeinden begründet, und durc!) die ungehemmte Wirksamkeit der Jesuiten stieg die äUhl der Christen auf einige BüUionen. Erst als eine Ahnung von der haheten Macht der chrlatlieheu Menschheit adbtleg, und das Bewusstsein von der nabegrönzlsn Macht ttnd Herrlichkeit ' Chinas wankend wurde, als €3iin» meriite, dass es rieh auch | gegen den Geist wehren müsse, erst da sperrte es sich mit }!>cheucr Ängstlichkeit ab. und suchte gegen die Macht der Gesehiohte eine Mauer erbauen.

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Ober die Aafittlne des BuMlii«aiii8 und der Tao-Religioo In

Chiua haben wir ^chon Irüher !!:ef«procheii. Das Christenthum irurde zuerst im siebenten Jahrh. »iureh ne«torianiscbe Priester nach China gebracht; sie uiinleii vom Kaiser, wie es scheint. rn uiMllich aufgeDoranien , und die chrisÜiche Ueiigiun verbreitete «»ich schnell. Die Jeattiten i)crichten von einem Oenliuial einer Kirche in der Stadt SiKgiafu« aaf weldieni eine Ituuhnd vdo 1800 Wörtern eiogegra- boQ war, mit einer eyriaclien Oberaetinng am Rande ^ das ckriat- lidieGlanbenabekenDtniaa enthaiteod. Die Äehtbeit dieaer loaebrift, nelM von Abel-Rteasat>) und Klaproth^) anerkannt, unterliegt i^dt sehr gci;riindeten Zweilehj,-*) aber eine grosse Verbreitung dei« Cbristenthums im neunten Jahrh. wird dnrch arabische Schrift- .Hteiier bekundet. «''X In demselben Jahrh. hatten jeti K h die Christen und die Peraer in China eine Verfolgung vou tieitCD eines der Tao- Jjebre ergebenen Kaisers zu bestehen. ^)

Etivaa ap&f er ala die Cliriateii tuunen nuhamedaniscbe Araber ■acb Chm, Mteten ihre Lebre nit Erfeig ana, erlangten Anaebn bei Hofe «nd erbauten Moaeheeo.'*)

Die neueren christlichen Missionen stiessen anfangs auf Schwie- rii;kcitcn. Der beMennuitbige I lanz Xaver nurde durch den Tod in »einem Planr. ( liina zu bekehren, unterbrochen. Sjjater kamen drei als Buddha-Priester verkleidete Jesuilen-Missionai e nach Cliina, Qoter ihnen Ricci. Seine astronomiacben Kenntnisse verschanien ihm einige Geltung; aus Peking verwieaen, kehrte er dennoch sp&ter mit Geachenken wieder, unter diesen waren eine Uhr, eine Weltkarte, deren Richtigkeit vom Kaiser sehr angezweifelt wurde, Bilder von Cbriato und Maria, und Reliquien. Daa Miniaterinm der Ceremonien gab dar6bet die Erkifining: ,,Wir haben keine Verbin- <hin» mit dem Westen, w «> man unsere Geset/e niclit befolgt. Die IIild.T vom Herrn des Himmels und einer «lun^frau »lud von keinem SVcrth; die Kuochen, welche der Fremdling zum Geschenk machen nilt, gehören, wie er aagt, den Unsterblichen an; aber er bedenkt aicbty daaa wenn diese gen Uanmel geben, sie auch ibre Gebeina mit aleh nehmen. Wir haben daher den EntaeUnaa gefaaal, daaa man aicb mit diesen Neuerungen nicht anfbalte, und ilui aewohl ata »eineGeaebeiike aurOckaoUeken mAaae.'^ Rkel blieb aber denooeb, und machte viel Bekehrungen; wabrscheinKcb taufte er auch einen ^linister, dessen TocJilei, Candida, kiichen erbaute, cbriatlicbe •Schriflten drucken liess, Kindlin^je aul'nabm und christlich erziehen liess, vielen Blinden das Christenthum lehren und es durch sie in dpff Strassen bekannt macheu be.ss. In nictit lanirer Zeit waren MIKifcbeti und 45 Bethänser gestiftet.») wurde dnreb ein

üigiiiZüQ by CjüOgle

kaiaerlidie« Edict 4to Veribnitung des CMsteDliniiiur in CUi» ge- staltet. ®) Erst der befcamiie Streit xwisehen den Jesuiten ind

Dominikanern , zu dessen Stlilicliluni' eine Karte von China an den Papst geschlekt weitlen sollte, machte die Frcuideu {»oiitiscli verdächtii; und rief eine heftige Christetiverlolgung hervor.

In den letzten Jahrhunderten scbloss sich China inuner fufcbt> samer und misstrauischcr gegen Fremde ab^ Wörde ilmes der Antritt dardi besondere kaiserlicbeBewilligODg gestattet« so %irorile<t sie mit der seltsanstes Vorsicht umwacbtii) Es warde streng verboten» einen Fremden in der cbinesiscben Spradie Unterricht tn ertbelten oder ihm das Geringste von ebinesischen Schriften kh verkaufen. '■^) Der Verkehr der Eurojw'ier mit China war l)is in «lie letzten Jahre den drückendsten Beschränkungen untenvnrlen , uihI nnr der englisch- chinesische Krieg konnte mit Gewalt die schrolTe Absperrung gegen die Fremden eintgermassen durchbrechen.

«) § 25—87. •) Mebmges Asiat. I, 87. •) Tabl. hiat. p. 207. - *) J. «r. Schmidt, Forsch, über Mitteliuicn S. 87. 158; Bohlen, Indien I, K. F. Ncumanni. V 7 »1. ü. M. Ges. 1850, S. 33. ») Reinau.l. in il. Ann. de vojr. 184G, Oct. p. 89 cto. « ) Klaproth. tahl. hist. p. 220. Gatzlaft , 8. 263. 264.— *) Gtttzlaff, Gpi( li. S. r.MO clc. - V) rUith, die Vniker der Mantschwrel I, p. 366 -

Moshehn, iu «Um Vom.lc zu du Halde IT; Pliitli i>. 568 etc. ") Braam, B«isc 1, a 165. 172. 213. 214. **; ü^eomaim, Asiat. Htud. I, S. 226.

Siebenter AbscimiU. Die liieBchiehte. S

Das Wesen der ehinesischen Geschichte ist, keine Ge- schichte en sein. Wir befinden uns hier noch nicht anf dem Koden der Avirklichen (beschichte; die Geschichte ist Geist, und ein Volk, welches eine Geschichte haben soll, muss ein \o\L des Geistes sein, muss den freien persönlichen Geist bereits erkannt und anerkannt haben; diess haben aber die Chinesen noch nieht enmngen. Die Gesohiebte hat hier noch wesentlich Natur-Charakter; die Menschheit iet nicht etwas l&r eich Be- stehendes, ist nicht fireier Geist , sondern eng eingegliedert in das Nstnrieben, ist mir die enie Seite des natfirlichen Weltalls« Die Natur hat aber kcino wirkliche Geschichte; sie hat nur eine Geburt, aber nielU fortschreitende (rcschichte (Bd. I § 1). l>ie Aatur, in der Hinunelsbewegun^ aui höchsten ersrbeinend, bleibt wie sie ist, und jede Veränderung der ewig sich «^^leicb bleibeaden Ordnung ist eine Stdrang» ist etwas, was eigeatlich

ädH sein soll. Die Mensciiheit ist ein Abbild des Himmels,

100 ««dl Uellben, wie sie ist, soU aiehts erringen , was sie niciit

mImmi liälte, soll nidito «ullMnieD» sondern erhalten. Das

Heil liegt nicht m der Znkonft, sondern m der Vergangenheit,

md alles Streben der Menschheit Ist nicht darauf gerichtet^ ein

Reich Gottes zu bauen, sondern dieses Reich, das schon von

Anfang an da ist, zu erhalten, nicht verfallen zu lassen

Die Geschichte Chinas ist durch und durch conservativ, ist

beharrliches btülestehen, eine eingeirorue Geschichte; der

Strom der Weltgeschichte ist sofort beim Anfang erstarrt zu

einem geschichtlichen Tropfsteingebilde. Immer und immer

wird aaf das Alterdnun als das Ideal der Mensohfaeit ▼erwiesen; <)

das Alte Ist Mioii an sich heilig; alles, was dsnert, ist ver-

afinftig. Selbst Kong-lu-tse and seine bedentendsfen Schiller

dringen best&ndig darauf, dass sie nichts Neues gelehrt, sondern

nur das Alte hergestellt hätten. Sogar Yao und Schnn folj^ten

den Gesetzen und Vorbildern des Alterthums. Neuerungen sind

an sich vom Übel, denn in dem Reiche des Himmels kann nichts

Gates werden, was nicht schon da wäre.*) Schlecht ist jede

Regierung, welche das Überkommene Teraohtet, und jede

gite Regierang stellt das yerdrängte Alte wieder het. Dia oll

erwAhnte Ftoorge der kaiserlichen Ahnen Ar den Staat

kftngt mit diesen eonsenratiTen Interessen Als die

Mongolen - Herrscher gestürzt w urden, weiche dock manches

Neue gebracht hatten, fand eine vollständige Reaction statt.

Unter allen Stürmen, die von aussen hereinbrawsten, ist

Chma geblieben, was es ist. Das ganze Staatsleben trägt so

sehr den Charakter der Natur- Nothwendigkeit, und hat in sich

eine so gewaltige Kraft, dass es alles Fremde in seine Natur

■nnraadelt, dass selbst die rohen Tatsrenhorden and die i^Üer

hcRsdienden Bfantseha nicht im Stande waren, das chinesische

Volksleben anders zu gestalten und das mächtige Getriebe der

grossen Staats -Maschine umzubilden. China lässt sich nur cid'

nesisch beherrschen; die fremden Eroberer musstcn in die Natur

des chinesischen Staats eingehen, mussten Chinesen werden;

sieht sie herrschten eigentlich über China, sondern Chinas

Geist henschte aber sie.

Cluaas versteinerte Geschichte hat keine Entwiekelaag;

rfe teSgt, wie die chiaesischen Frauen, immerfort Kinderschohe.

Lehen wird nor darch Anstoss von nassen in Tortlber-

gehende Schwingungen versetzt; was hi der chinesfechen Ge-

&cliichte als eine Bewegung erschcmt, ist fast alles von aussen n. u

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bewirkt; feindliche Völker haben den Chinesen einige Geschichte gemacht. Und eben, weil China niclit eine geschichtliche Ent- wickeiung bat, kann es auch nicbi ersterben, es bleibt stan neben der Weltgeschichte stehen.

Die drioesische Oeachichte aerfiüit ia drei PeriodeB, die aber, dm Weaeo dieser Oescbic^ gen&ss, oiefat ebe eigeDtiiehe Eal^ wiekehiBg daiUeteOy soadern nor ▼erscfciedeae Grade des Benrvr- treteDS des Volksgeistes; es sind die Periodes der idsettea UeraiiäliilduDg des chinesiächcD Bevvusti<cius, die der realeu Ge- staltung^ in des Reiches Macht und Leben, und die des Verfall«. In die erste Periode taüeu die Ideale des chinemscheii Leheut*, da kommt der Geist des Volkes zu seiaem vollen Bewusstseio, da wird die Gesetzgebung, die Verfassang, die Religion und die In- telßgetiB begriladet Diese Periode aerftllt ia zwei fipoches.

Die eiste EiMidie reicht bis asm Regiemngs« Antritt des Tao, IflGbeabsIt dunlscl, aber Bflehtemniid oline poeHscheUrndtaaMroiig. Oblaas Volk war nach den chinesiseben Gesehicbtscbrelbeni aa» iangs roh und wild; von rohem Fleisch und Blut und Kräutern lebend, ohne Häuser und ohne Ehe, und in Thierfelle gekit iiiet die ersten Für^teu bildeten das Volk zu gesitteten Menschen, lehrten . sie Hütten bauen, Feuer machen und Speisen kochen, lehrten sie den Tauschliaodel md dea Dienst des Uitamels. Der dritte VolksbUdaer war Fo-hl» vom Volke 3953 aom Fäbrer erwiUt} dieser oidaete die Ehe, tbeilte das Volk lo 100 FanllieD, nadbe- grfladete eigentUcfa dea Staat, dessen erster wiikllcber First er war. Bfs Tao werden siebeo Fürsten genannt, von denen der letste we- gen iiciner Lasterhalligkeit aligcsetzt wurde,*')

Mit Yao (2357) hf'^itjul die /weite Ejto< he. Aus einer unge- heuren Vcr^vüslung des Landes durch Wasjserfluthen 33) erhebt sich das Volk durch eiae grossartige Kraftanstrengung von neuem, und geataket aich aus eiaem Irfther nur locker verbundenen Staaune sn eisen eng verbnndenen, streng oi)gsnlsirten Staate. FieMieb «ar snlangB» das Reich Immer noch kleb, bedurüe nnterTso and Sebn nur 100 Handarinen, unter Yn und Sohang 200, und erreichte aar Zidt Wv-wang's noch nicht die östliche Kdste;?) vlde Qeaelae setzen augenscheinlich ein zi(2inlich kleines Volk voraus, al)cr das Staatsleben i<?t doch schon ein nc)lilgeordnetes, steht hereitA» a*i der Spitze de.*< ganzen geistigen Lebens, greift schaiieud, ordnend und bevormundend in alle Thätigkeit ein. Die drei Wahl-Üais4M', Yao/Schun, Yu, liewütigten die Wasser- Verheerungen, and bildeten die Gesetngebung so aus, dass alle folgenden Geselle aar als fidinteningen und Enreltefnagen der von ihnen gegebenes

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Sil

galten. Da, auf Ya (seit 220d) sein Sohn toigte, und von da an (lerTbroii vererbte, so beginnt mit ihm die erste Dynastief Hia. DieLebei»* «BdR«gi«niogajtliiie def £NUieron Kaiser aeigeo groMe Zikiea. Fo.ki regierte 114 Jahre^ seine NaeUblger 140, 100, 84« % 70 Jahre; Tao regierte 92 Jahre, imd wurde US Jahr alt Weoo wir beaehteii, dass die Erslhimigeo Uber diese Kaiser sehr Duchten] ijehalten sind, dass wir uns bei Yao aut wirklich ge- scfaicbtlic-hern Boden beüudeo, so sind jene grossen 2Uihi6n inmier- liio beachtungswerth.

Die Dynastie Hia Mank später durch Lasterhaftigicetti und wurde durch die fimpOroog des Firsteo Tsebing-tang, eines der MiunsteD und weisesten Forsten, gestlint, weldier die I>3fnastie Oebang (1766— 1123) beginnt (f 06). Auch dieses Herrscherge- iddscbt endete wie das Tsrige, und wurde von de« hochge feierten Wa-wang gestürzt GO). Dieser grosse Herrscher, welcher die Ih'Dastie Tsche-u (1122 255) beginnt, gehurt zu den Idealen lies Kai-st'rthums; er ist, nebst seinem Minister und Bruder, Tschao- koogy der eigentliche Gesetzgeber (/hitras, durch den der Staat seine vollendete Organisation erhält. Sein Geschlecht hat am iAogsten iberClinia regiert; und obgleich manche lasterhafteKaiser darunter waien, und viele EmpQmngen und Verwirrungen im Reiche waren, höh sich doch im Allgemeinen die Kraft des Staates. Seil 700 aber wurde die Terwlrrung im Reiche bnmer Krger; Opptgkelt und binere Kriege, Hofes -Ränke und Soldatenherrschaft waren an der Tagesordnung. Mit der Geburt des Kong-fu-tsc (551) beginnt (iützlaff die dritte Epoche: das ist aber keine natürliche Theilung, denn Kong-fu-tse's Lehre war erst viel später von geschichtiichem Einflass. Das Haus Tsche-u ging durch p\n:ue Schwäche unter; dar ietate Schwächling wurde durch den Tsin-Ftlfsten gestArat

Die s weite Perlode, welche wir mit der Dynastie Tsin (S55-«i06 vor Chr.) b^neo, ist die Zeit der Reife des cUne- sischen Reiches, der höchsten Macht nach aussen und der grSssten Kraft und geistigen Uegsamkeit im Inneia; Staat, Kunst und Wissenschaft blühen, und Kong-fu-tse ist in höchsten Ehren; was in dfjr erst<in Pciiode nur mehr im Bewusstsein vorhanden, ein Ge- fordertes war, das hat jetzt Korper und Gestalt gewonnen. Gützlaü endet diese Periode mit dem Anfang der Tang -Dynastie; aber wir missen diese Dynastie (618—907 nach Chr.) au der Periode der vollen Reife rechnen, weil die hOchste BHltiie der Litterutnr in dieselbe ftfflt^ und glinxende Regierungen sie ausseichnen. In der Dynastie Tain ragt 8ehi-hoang-ti (246 200 vor Chr.) hervor, der Erbauer der gio^säeu Mauer; er hoi> das Vasaileuihunt voll*

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zu

stSndig aui, und die kaiserliche Macht aiil den hiichstcn Gipfel, uod erweiterte die Gränzen den Reiches bis zu dem gegenwärtigen Umfang. Der Lehre des Kotig-fu-tse war er abgeneigt, uod Hess den Scbtt-idpg und den Schi-Jdiig Teilireonen» weit sich dieAn- hSager des Lebnswesen« auf diese Bflcber beriefen $ er verfolgte die Anfainger des Kong fu - tse anis gransamate. Überbanpt ist Sdii*boang-ti eine seltsame Erscbeinuog bi der eblnesiacfaen be- schichte. Einer der kräftigsten Kaiser, unternehmend und glucidich, gilt er den Chinesen dennoch mit Heciit als ein Tyrann und als ein Frevler an der Ordnung des Reiches. Schi - hoang- ti folgte mehr seinem Willen als dem des Hinmiets; er setzte seine Persönlich- lieit an die Stelle dea chinesischen Volk«^!rpistes. £r drohte Quaas Wesen nminliebreny er beachtete nicht die Oeaetze dea AJtetthoiM nnd die Verfaaaung dea Staatea. Sein glelchgealnnter Mfarfater Li-ae Svaaerle Analchten, welche ebenao gat bnMnnde von Staats- mSnnem ans dem neunsehnten Jahrb. nach Chr. sieh anhOren ISeasea. „Wii lesen nicht iu unserer (icschichfe, isaiite er, dass die Kaiser, welche dir vorangingen, immer dicT^eueln ihrerVorgSnger befolgten, wir lesen vielmehr, dass die Schang und die Tsche-u vieles in den £iurichtuDgen ihrer Vorfaiirea änderten. Du hast einen neuen Weg der Regierung eiogeachlagen, welcher immer deine Familie auf dem Throne erhalten nnaa. Oie nngehenre Majoritftl dea Volkea büli* get defaie fifaaaaregeln und nfaamt aie mit Hochaehtnag und Ehr* fincht anf. Nur diesem dummen Lilteraten-Volk wollen ale ak^t gefallen ; sie haben immer die Vorschriften der Vbrfahren im Mmide und sprechen unautliörlich davon; sollen wir dieisur «Sorte Menschen erlauben, wie ehedem durch das Land zu laufen und die Grossen aufzuhetzen und Unruheu zu erregen? Jetzt ist Ruhe und Ordnung im Reiche« alles gehorcht einem eiaaigen Uerro. Was jetzt zu thun ist, um kioftigen Unordnungen vortabengen, das ist meiner Aaaiclit nach dieaa» dieae Doetrin-BlenacheB an verpffichlea, aich den neneo Anordnungen deiner Regiening an filgeo. Freilich wdaa ich» keiner wird aich Aigen wollen; aie atudhren nur immerfort das alte Herlcomroen, und tadeln offen deine Anordnungen und erregen Unzufriedenheit im Volke gegen dieselben. Kaum hat man einige deiner VerfÖiiun^erj bekannt gemacht, so sieht mau sie schon in allen Häusern kritisiren und auf eine Weise aus- l^ien^ welche dir keine Ehre macht* Sie weaden die Keuot- nisse, die nie sich erworben haben, nur dasu aa, um bei dem Volke Haaa und Verachtnng gegen deine Reglenuig an etregea vad Ihm den Gelat der EmpSmng elnanflSsaen. Wean dn nicht Energie dagegen eiaaehrelteat, so wird dein Anaehn «nfa Spiel

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gesetzt, und die Unruhen werden von neuem beginnen. Mein Ge- danke wäre also der, alJe Leute zu verpflichten, den Sehu-

king und deoSchi-kini: \ <M Nreiineri /.u lassen, und ebenso alle andern Bächer mit Ausnahme derer, welche über Medicia, Astrologie, Astronomie, Sber die Loose ODd fiber die Geschichte der Tsin han- deb, ferner den BMd so geben ^ alle diese BOciier bei Tote- ilinfe aaoraliefeni, am Ins Feaer geworfen sit werden , nnd daw jeder ^ welche? femeiUn eich unterfangen eollte« noch von den Biehera Sebv*kii^ und Scbi*king za reden^ hingerichtet werde, nnd dass alle, welche fortan sich erdreisten sollten, die gegenwärtige Familie zu tadeln, sammt ihren Familien mit den härtesten Strafen belegt u erden sollen. *** lO) Schi - hoan«; - ti befolgte dieeien Rath treuüchy 4ti0 dieser unzufriedenen Litteraten wurden lebendig ver* grafeeo«<<) Aber nach seinem Tode gewinnt Kong-fu^tse immer gitaeree Anaehn, und in der Dyneetle Han (206 ?or Ckt, 263 Mch Chr.) wird aefaie Lehre die hGehate Regel der Regierung; der Ulm und die Macht den Reiehea erreichen ihren Gipfelpunkt; die we«tÜehen RSnher-V6lker werden unterworfen. Im Jahre 94 nach Chr. drang der Feldherr Pan-tschao im Kriege ^egen die tiirLi sehen Stämme bis an das kasj)isehe Meer vor, und wurde von der Absieht, hinüherzuselzen, nur durch die Nachricht abgeschreckt, die Oberfabrt dauere aecbs Monate. Später liess man die westlich' steo Eroberungen ala nataloa wieder fallen.' Die Wissenschaften UübeB an£ Am Ende dieaer Epoche apaltet aich das Reich fast da halben Jahrhundert lang In drei Reiche. Unter der Dynaatie Tiln (963 420 nach Chr.) sinkt das Glfick den Reiches wieder etiras unter achwachen und lasterhaften Ffirsten ; die Reiter^Slker des Westens erobern im Aortlen; das Haus Song (420 479) bietet neben kräftiger Regierung viele Grauelthaten ; Schwelgerei und Verwandten mord waren gewöhnlich. Unter den Wüstlingen des Hauses Tsi (479 502) sank des Reiches Kraft bedeutend^ hob sich aber wieder mit dem kriegeriachen Oeiate der Leang und Tachia (502 586); Kaiser Kao-tsu, aus der Dynaatie Sul (588—618)» f&hrt durch strenge^ gerechte und a|»ar8ame Regierung die achliiie Zeiten der Hau surick, aber die PrachtUehe und nner* hOrte Terschwendnng seines Sohnes Jang-ti bewirkte den Sturz des Hauses. Seit dem dritten Jahrh. beunruhigten tatarische und türkische Völker das Reich mehr als früher und machten selbst grosse Eroberungen. Die Dynastie Tang (018 907) eröffnet * noter dem grossen Tai-tsong eine glorreiche Zeit; die Türken werden unterworfen , die Verwaltnag neu geregelt, die iiitteratur m hBchateii Blttthe geivacht; Bändel und Oeweriie uad dea

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tu

Landes Wohlstand n«lnneii den Ii9c%8feii Anfeebwang. Tai-tsong selbst war Schriftsteller; hohe Tui^ciul und Weisheit machten ibu zum Liebling des Volkes. Nach einigen durch Weiber -Einfluss schwachen und ränkevollen Regierungen glänzen im achten und oenBten Jahrh. noch einige gute RegienmgeD» weldie iHisoadeni dem ▼erderbUcbeo Einfluss des Buddhismus entgegenwirken.

Die dritte Periode^ die wnr mit dem Eode der Taog^Djrmmtie tiegiimeit (907), ist die Zeit dee ianerD nid ftuMero VeifkUa. Sie serAllt in drei Epodien, voo deoea die »weite als eine Zeit der Ee- stauration sich zwischen die Epochen fremdlttndlschen Einfloeses hineinschiebt. In der cr.steii Epoche bedrängen die Ueitcrvülkcr des Westens und Nordens das Reich, \^ erden als Ober-Herro aner- kannt, und besteigen selbst (947) einmal den Thron; in einem hal- l»eo Jahrh. tblgeji fäcr Dynastien auf einander (bis 060). Die Icräftige and weise Regierung des Stifter« der SoDg-Dynestie (907—1127) hielt das Sielcee des Reiches nur kmie Zeit svf. AUntsciMiieii (KId) «rohem den nördlichen Theil Ton Chlna,>') and führen dea Kaiser anf einem Ton Ochsen gezogenen Karren als GefimgeMn durch die Reihen des weinend an der Strasse knieenden Volkes ÜH t. Nur in Siid - China erhält sieb noch die Regierung, aber ici AbhängitjJveit \m den Eroberern des nördlichen Theils. Unter dem edlen Kaiser Hia-tsong lebte das Volk ruhig und glücklich, und Chi- nas grOsster Denker, T s c h u h i, fallt theilweise in seine Regiemog j trots gesunkener Macht doch viei geistiges Lehen. Ais die Mon- golen unter Tschingiskhan die Kla angriffen (1224), yerliaaden sich die Chinesen mit ihm, griffen aher nach der Besiegung der Km die Mongolen an. Nach wiederholten K&mpfen werden die llongo- len unter Kubilai 1279 vollständig Herren von China; der Kaiser nird gefangen, utid sein Nachfolger stürzte sich mit seinem Minister in die See; Kubilai besteigt Chinas Thron. H{) Jahre herrsch e[i »lic Mongolen-Kaiser, anfangs kräftig und glanzvoll, später durch Laster sinkend. Die Regierung selbst blieb durchaas chinesisch, und die wilden Eroberer wurden seihst von Chmas IMerem Geiste bewil- tigt (Bd. I. } 134); sie konnten schleditevdings nur nach den bidie- ligen Gesetsen regieren; was sie etwa anders wdHen, seheHmte an der Macht des Volksgeistes.

Die zweite Epoche (1368 1644), von der einzigen Dynastie der Ming ausgefüllt, ist die der Restauration; aus der Schmach der Fremdherrschaft rafft sich das Volk zu grosser Kraft wieder empor, und strebt des alten Reiches idee und Erscheinung wieder herKusteilen. Wie die Juden nach der Gefangenschaft eifriger als Je die h^Uigen Lehren des AlteithinM pfleglen and hewahrlea« so

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cnvidrteMieliflrfer «Ib gfoiser Eifer» dieallMt ErfDamiig«D mMahten wieder lu krilHgen und su verbreiten; es ist der Nachsomiucr <iei ciüucsiächeD Geschi« lifc Liii kütiner Hebellenanführer, llong-wui, frafier Hirtenjunge, tianii Räuberliauptmann, schaart die Patrioten um sich, erobert Naii>ldng und stürzt die Mongoleoherrschaft. Er ist der letzte grosse Kaiser Chinas; Yao uud Schun naehzuahmeo war seia eifrigates Streben ; einfachste Lebensweise und rastlose Tbitigkeit, SpanMunkeit und Wohlthfttigkeit seichnmi üid ans. £r eiMhate das VoUt oft Sfleatlich aar Togead iiad aar NachahmaBg der Alten, sorgte eifrig für Schalen uod die Bildnng des Volkas, fiess die Goldgerätfae des Hofes eiascbmebEen, und kostbare Ma- schinen zerstören, u eil Yao uud Schun davon nichts c?ewusst hätten. Doch dieser letzte Lichtblick sollte fiald w ieder ischvv indeo; in dtf Mitte des 17. Jahrh. wurde ()lili);i durch Empörung und durch die Mantschu zugleich bedrängt. Der letzte Kaiser aus dem Hause Büag, ia seiner Haaptstadt von dea Rebellen bewältigt, erhängte sieh nehst aefaier Gattin, aachdcai er aeine Techtar darchatochen. Em Priaa rief aan die Maatsdm gegaa dea Rebellea an Hdlfe; die Maatsehu bomltehtigteo sieh aber adbst des Thraaes«

Die dritte Epoche ist die der Maotschu-Herrscher, von 1644 bis jetzt, '•*) Sie haben im zVIlgümeinen kräftig regiert, haben wenig ij^ändert, und konnten es auch nicht, ahei freilich lastete das Bc- kvti.«>8tsein der Fremdherrschaft auf den Chinesen, welche noch immer die Mautsehu als Ualbbarbareo und Feinde betrachten , uod die HcRacher, obwohl nothgedrungen nach chinesischen GeBetzen legferead, slad doch aicht mit ihrem Heraen daliel^ oad betrachtea skh doch aicht ala die vom Himmel berafenen „Viter ihrer Ktader/* soadera ala Henracher, derea Macht aaf Ihrer starkea Pera^nllciilceit rahi Die Maotsefau Beben mir blegerische Thätigkelt, und ver- achten die geistige Bildung, und werden dadurch uothw endig dem Chinesen verächtlif f). Der Friede von Nan-king 1842 vernichtete juit einem Schlage das hohe Ansehn des „Sohnes des Himmels^" der Kaiser war von den Barbaren besiegt, damit aber auch sein ürtheil gtt^rochen; er kann nicht ferner des aabesieglichen Uim- mehi Vertreter sela; tiberail brachea Unrahea aas, dia Regieroag hatte kein Anaaha mehr, Tolkshanfea, Toa Deamgagea geleitet^ ariishaadeltea die Maadarhen and erawangen aich Bewilligung oft der sinnlosesten Forderungen. Des Kaisers Nachgiebigkeit he* schwichtigtc den Sturm nur lür knr^e Zeit; in allgemeiner ümpö- niog hat sich jetzt das Volk erhoben, und der Thron der Mantschu wankt

fiadetttaame Sparen ianerer FünlnkM tretea hi der Gegenwatt

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imner mehr hervor; BKnbereleD and PrivaClelideo serriltteo Landfrieden. Die vielen VemchwSningfen in neneeter Zeil bM

nicht mehr gegen die Person des Herrschers allein gerichtet, son- der« zeigen hier uinl da, dajss der (jllauhc an Chinas Idee vvaokeod gcu'orden istj Chinas freschif litiiches Dasein ruht nluM schlechter- dings auf dem allgemeinen und l'esten Glauben an die unwandelbare VoUkommenheit des hiinmli.'icheri Reiches von Anfang der Welt lier. Alierdinge nfieeen wir aweifelliaft finden, was Rottger in den letBtM Tagen von einer commnniatiacfaen Verschwörung in China tue he- richtet*^) IKe Verschworenen, „die Brfidersdiafl des UnuMli und der Erde/' Hoih» wollen vom Himmel dara berufen sdn, „den furchtbaren Gegensatz zwischen veroichtendem Elend und dem üppigsten Reichthum aufzuheben/' Das höchste Wesen uoüe nicht, dass die Millionen der Hiniiiirls Sühne zu Sklaven weniger Tausende verdammt werden; den Grossen und Reichen sei der Be- nta ihres Vermögens vom Himmel niemals als Monopol verpachtet worden; derselhe sei die Ari»eit und der fikhweiss van MilHonee ihrer nnterdriiekten Brfider. Die Sonne mit ihrem stiahlendee Antlitz y die Erde mit ihren reichen Sehätm, die Wdt mit ihies Fronden sei ein gemeinsames Gnt, welches Ar den Gennas von Millionen nackter Brüder ans den HSnden jener Tausende zurück- {genommen werden luii.sse. Die lioih w oUcii nun die VV^elt von allem Druck und Jammer erlösen; vorläufig soll nur für die Verhrettunc dieser Ansichten gewirkt und die Mehrheit des \ oikes gewoonea werden^ ehe das neue Reich verwirklicht werden kann. Es erschei- nen uns diese Nachrichten etwas bedenlüiGh; Rottger will sie von ehiem BaodesgUede erfahren haben; das ist aber eine sehr miss- liche Quelle. Die Statuten mit ihren Vereidigungs-Foimea» gehei- men BnndeshSnptern, sehen modernen „EnthlUluDgen'' so ShnUch wie ein Ei dem andern, und es mochte am Ende wohl einige Mysti* fikation dabei sein. Das Dasein eines Bundes, Tien-Ti-Hoih, ist übrigens schon früher bekannt geworden, nur kennt n>un als seinen Zweck blos den Sturz der jetzigen Dynastie^ das wäre also eigent- lich eise ganz legitime Verschwöninp;. Mögen wir aber anch das Einste für mehr als sweifeihaft halten, so mng imoeihn einiges Wahre zu Grunde liegen. Die Teadensen der angeblichen Briidfirachaft liegen dem Chinesen gnr nicht so fem» Hat nicht jeder Chinese das Reeht sa fordern, dass der Staat (9f semet Lebensunterhalt und sein Wohl sorge? Ist nicht eine sociahstische \ erfassung selbst in den alten heiligen Gesetzen beijnirMJet? ($57.) AVonn nun in neuerer Zeit Chinas inneres Leben in Vertaü gekuni- oien ist» uud die Übervölkerung das Elend gesteigert Jib^ ist's da

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n Terwundern , n^enn der Gedanke auftaucht es sei etwas faul

im Reiche der Mitte, und es müsse anders werden?

'i M.ng-wcu, I, 4, 27; Chou-king, p. 12fi. 240. ») Chou-king, p. 2f»6. •)Bbcnd.p.282.-- *) De Maül», hiet. Lp. 1. 2. ~ ») Ebcnd. p. 2—4. •) Ebcnd. |w5— 43. 0 Chon-kixig, p. 256. 237. 253. ") Chou-king, p. VIII; p. 178 etc. •) üüuluil, p. 87 etc.; Klaproth, tabl. p. 36, ") De Mai Ha, im Chou-king, f. SM.— i>)DeMailla, bist. gen. IL p. 401. >*)DoMaiUa, IIL p. 397.

dfOluMni, UsL des Hong. I. p. 3. Flath , die Völker der Meatsebani, Lp. ISSele. >*) TUen, Tl, Boih, Geecb. der Brttdenehail dee naundi nad der Me,?. B^RBM^er. 186S. mUiMni, Beicb d. Ifitle, L 5. 891; Haaie- ■■Bi tt^, L S8Q.

n. IHe Jlaponer«

§ 73.

Viel jiager ab das gaaohicbtliclie Auftreten der Chineaeii» fn Giiaa ans BUduig, Religion^ Sitte imd Staat empfiuiigeDd, aber daaEmpfaugene mit vielea fremdartigeD, beeonders baddhi- •tiaehen Elemeatea vermischend, sind die Japaner nur Chinas

Schatten und uiigeistigr Copie, sie haben keine selbststäjidige weltgesclüchtliche Bedeutung. Ohne Kntwiekelung einer eignen Idee, weniger durchgebildet und weniger in sich zusammen^ hängend, ist Japans Geistesleben nur eine in den Ncbehi roher, aber bildun^sfilhiger Völker eich bildende mattere Nebensonne gegeeftber der in eignem Liebte atrablenden Sonne Chlnaa. Die Klailieit dea ebineeleeben Gedankena, der naeh allen Seiten Ün sduurfeand beathnnite Lebenegeataltnngea berrorrnft» ist bier tedi tr&omerische PliaDtasiegebilde and WÜlldlr umdänuneri Die dürftigen Quellen lassen wenig erkennen, und dieses W e- nige zeigt wenig inneren Gehalt, aber viel äusseren Glanz. Das äussere Leben ist farbenreich und j^cstaltenvoll , aber im Innern nt es bohl. Japan ist eine weitgcschichtiicbe Attrape.

Japan, von den fiiowoboern selbst Ntpon genannt, war bereits tienllcb sablieich von angebildeten VaUieni bevrohat» als Fant 2ia*mn fan Jabre 660 vor Cbr. voa Westen ber aaf den Inseln mit «faM» Heere landete, and die dortigen Stimne eicb groeeentbeihi «rterwarf. Zio-mn war ein Sptoss aas dem C^esdilecbt der fünf

nach eioaridcr liher flio Erde herrschenden Er<len - Gotter, Dsi'Zin, welche im Lande Hihoga iierrschten; es brach aber eine Empörung gegen sie aus, und Prinz Zin-mu erhielt den Auftrag, die Rebellen wi zächtigen und zugleich die ostlichen Länder zu unterwerfen. Er Mab ab Hemwber ia dbaen Oatliadera» b Japan. So en&hba

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die japanischen Geschichlschrciber. Da« Westland kann nur China oderKorca sein. Beachtensvverthaherscheintesuns, da&i» ilioNanien Zin-inii um! T)«<i-zrn imd der Tite! Tisiri, <len die Uerrsrhor bis jetzt noch führen,^) wohl nicht blo8S zufallig au die gleichzeitige chine- sische Geschichte erinnern. Die Vasallen - Fürsten des Hauses Tsi spi^leo im siebenten Jahrh« eine bedeutende Rolle; sie sind die mftchtigetett LehoeftirateD dieaer sehr Terwlrrteo uod unndugeo ZeH, wmI fiihiteii um 681 Krieg mit andern Ftaten.*) Ferner wird hn Jahre 679 ein Fflrat dea Vaaallen-Reieheii T^in durch eiae Empörung verjagt, seine Familie und Anhänger verfolgt und im J. 669 in einem heimtückisch veranstalteten Oherfali zum Theil gemordet.*) Die Zeit um 600 war für das Reich T^in wegen einer Erhfolgesirei- figkeit, und für (Jliina ültcrhaupt wegen vieler Einfalle der West- Völker aehr unruhig. '^') Die chinesischen Chroniken erklären übet* dieaa aoadrficklicb» daaa Japans Fflraten von einem chineaiaehea Prhnen ahafaMnen» deaaen Namen nie aher nicht neuen ;*) ^ aa wie daaa Im swISUIen Jahih. tcv Ghr. sahliekhe Auayandeniiya von Chinas Oatküaten anf die henacfabarten Inseln atatt fuiden.'*) Andere Zeichen weisen unzweifelhaft auf China als die Hauptquelle des japanischen Geisteslebens hin. Die Sprache ist zwar von der chinettischcn sehr versrhiodorf. aher enthalt doch, wahrscheiDlich aus der Mischung der »Sprache der rohen Ürbevölkerung mit der der dilneaischen Einwanderer entstanden, sehr viele chinesische Wör- ter*,') die Schrift hat mit der chineaischen viele Vowandlachaft,*) der Kalender« die Namen und die Zihlang der Jahre sind vHUig chinesisch Sonnen- und Wasser- Uhren, der grOsste TheO dft Industrie und Kunst, der Sitten und bOrgeriiclien Einflehtungen aei> gen auf den ersten Blick die Nachahmung des Thinesischen, und die sagenhafte Vorgeschichte zeigt viele Namen chinesischer Herrscher. Di«' riüeiitll< lir HIhhniü der Japaner hemont ühertiaupt t^rsU seitdem sie mit China und Korea in lebhaftere V erbindung traten (im zweitco Jahrb. nach Chr.) . und besonders seitdem die fivddlibten iudtaclM and chinesische Bildung herttberhrachten, (im sechslmi undaieheatea Jahrh.) u) Nicht itawiehtig ist hierbei auch die sehen frOher (f 7t) erfffthnte Fahrt vcvi drelhnndert JflngKngen und Jmgftauen unter Sehl-hoangtl's Regfemng nach Japan.

Wir können Japan nicht nach .meinen eignen Schriften beurtheileii, von denen nur sehr wenig uns bekannt ist: heilige Urkunden hahen .sie nicht: wir wi.ssrtt von Japan nur Weniges durch Fremde. Wir müssen uns hierbei kurz fassen, da wir keine Sanwümg von Cnrio« sitHten zn geben haben, Japans nnselbstatindige Geistesbildung aber kefaie weHgeschichtlleh« Bedeiting hat md kein lehnndiges

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Ganze gicbt» soodern iixst nur ein iitintes Gemisch versehiedenarti«

ger fremder Bestandtheile; die äusserst »liiiltiiicri , unsirJieren

ood widerspruchsvoileu Nachrichten machen ohoehiii ein hanaom*

«ehw Geeuuutbiki «mSgUeb*

*} fk Ii* fficihold, xnpiM»« Aidiiv nur teckr. von Jaim; 5, .Abttu PantheMk S. 6. 9. 14; Klaproth, t&h\, hist. p. 78; dessen polyg^ta, ] . '^26; KAmplir, GescL u. Beschreib, t. Japan, 1777. L, 8. IM etc. ') Kampfer, I, S. 174. ») DeMailla, hist. gen. etc. II, p. 91 94. *) Ebcnd. p. 97. im. ^ ») Ebcnd. p. 104 11 f). •) Ebcml. n. 227. 0 Khotul, I, 228. •*) Klaproth, tabl. p. 79. •) Klapr. As. pol. p. 326. i») Siebcld, III, Bdtr. z. Gesch. p. 102. 103. - II) SitboldflH, a 101. 102.

§ 74.

Japan liataielil eine Religion, eondem drei, also eigen!- lidi gar keine; d«in die ReÜgion enies VoUcee inmn wie die da^a Menselien nur eine sein, und wenn daaaellie ndkrere in gleielter Weise in sich trftgt, so erklM es damit, das« es als

Volk keine Relif^ioii habe, dass es sie Ii gleichgültig dagegeji Terhalte. Damit ist a}>or sofort auch erklärt, dass Japau keine weltgeschichtliche Eijtwirkeli!no;sstufe bildet, dass es keine wirkliche Lcbensgestaltang der Geschichte ist, denn es giebt kern Volk ohne ein einiges BewoiSlsein; das Herz des geistigen Lebens aller ist das GottesbewnMseha [Bd. I, $ 9]. Japan Teiliilt sieii sn den VsUcem von geseUelitiieher'Bedentnag wie ik mythologiscben Thiergeatalten zn den wiridlefaen Tliieren; Japans Geistesleben bat drei KOpfe, nnd aneb die Glieder sind TOD verschiedenen andern Geschichtsgestahiiiit;xii entlehnt.

Als die alte, den Japanern eigenthümliclie Heligion gilt der Kami Kuhns, von den Chinesen 8in-too genannt, welcher hauptsächlich in der Verehrung von Geistern, besonders der Abnen*Seelen, Kami, besteht. Wie der alte reine Kami-Dienst gewesen, wissen wir niebt, denn er bat keine Urkmden; der ipMere, uns allein bekannte Knltas ist so sebr mit baddbi- idsAcn md ehineoiaeben Elementen ▼ermiseht, daoo derselbe gar niebt als eine beeendore Religion gellen iuinn$ was nacli Hinwegnahme dieser fremden Einmischungen übrig bleibt, ist nichts als ein etwas abgeglätteter Dämonen -Dienst, wie ihn die wilden V(')lker auch haben [Bd. l, § 51 etc.] Eine innere Gedankenentwickelung können wir in den kindisch -phan- tastiscben Träumereien eben so wenig finden , wie eine tiefere fiiawirkmig anf das menaobliehe Leben. Die Religimi ist da IV ein Scbnmn, der auf der Oberfliebe den Lebenn sebwiannt « BsTylMonderseeiiderAwottangdenQnnaleiiAnnmhei^

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sehend gewordene Buddhisnivs eraelieiBt hier in einer sehr

ausgearteten Form, sowohl an den Kami- DiciiBt sich anschmie- geiiü, als auch mit chinesischen und noch mehr mit brahma- nischen Lehren vermischt. Die Lehre des Kong-fu-tse hat besonders unter den höher Gebildeten iiire auihkeichen Anh&nger.

Der Kami- Kult soll die ReligioD der Uribewobner gewesen seb, und das ist audi walirscheinlicli; doch ist nnsweifelhaft von des westlicheo Einwsiidereni manches ans der ReiigioD dar Chinetao

▼orKoDg fii - tse, die ja auch eine Aimett Verdmmg liatteii» hfaita- gekommen. Was nus von den lierichterstatteru aU Kami -Kult «»epebeD wird, hat noch einen ^nteu Theil buddhistischer Bei- niiscluingen in 8ich. VjS ist auch ganz natürlich, dass der rohe l>äiuouefd(ttit von dem viel höher steheodeo Buddhismus uoi^ illkur- lieh vieles aonehroeu nwsste. ]>er Unterschied von diesem ist jet&i in der Tbat sehr dSmmedg« wie sieb ancb die gottesdieostücbes Gebftude der Kami- Verebrer von denen derfinddlüsten im insseis fast nur dadurch nnterscbeiden» das» jene mK Sclundain und diese mit Ziegeln gededtt sind. Es ist gaas fids^ aus dem jetzigen Kand- Kult eine selbststäudige lleligionsform macheii zu wolieu. Et ist schon längst nicht mehr die herrschende Religion, sondern von dem Buddhismus weit liberflfigelt, aber vom Staate geschützt, und viele seiner Gebräuche sind gedankenlose Volkssitte geworden.

Die verehrten Mächte sind theils übermenschliche Dämonen, tbeils Seelen der Ahnen { die einaelnen Landschaften haben sich as die Verebrong der vielen Geister getfaeilt; dbermeiisddidke Kand werden jetst 492, menscbliobe gar 3640 gesShlt; aosserdem weiten noch acht Millionen dienende Güster. Am höchsten verehrt whd der S a n n e u - Dämon , ,,der himmclerleuchttiiidc grosse (iclst/* der aber auch ein erzeugter ist; von ihm staaiiatdas Herrschergeschle( ht, die Sonnen-Sohne,'" und in dem Kaiser waltet der Sonnen-Gott,^j einaufiailend anPeru erinnernder Gedanke, mitdemesaber wohl nicht recht £rnst«ein nag, denn die Herrscher huldigen dem Karoi-IHeast nicht mebri sollte es Obeiban^t nicht vielmelir ein schwscb inn> geinderter bnddbistlscber Gedanke sdn) Diese Ehdiehr des San- nen-DSsMins in den Kaiser siebt eben gans so ans wie die indiacb- baddhistlschenMenschwerduogen; die ihm erwiesenen Ehren erionen sofort au den Dalai-Lama.

Auch eine Kosmogonie findet sich vor. „In alter Zeit, da Himmel und Erde noch nicht geschieden waren, das Trübe (iu) und das Klare (Joe) noch nicht getbeilt waren> war Tai-kijok [chines. Tai-ldJ, der Uliiber." Jüess wiid biidlicb daignslottt als ein leerer lbei%

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,,Mb Himmel und Erde. Klare.'i und Trübes nii^bt geschieden wareo, war ein Geraenge, gleich einem Ei. I>as Klare sehwebte als das Leichle aacb aassen» nach dbeii, iimi w«rde Uimaiel; d*« ScJifr«i«» Trihe» geraan Im Wasser zum Niedersdikig« nod wnrde Erd«;'' di«ss wM dtigtttteUt als ein «bao weisser, ia dar antern HilAe •dmaner Kreis. „1S*A dar SdiaidBag das Gbaas enradis aas dm Scblamne swisclieB Himel und Erde eine Pflanse, nad aas dieser eine meuscheoähnllelie Ciastait, ahi Wesen, welches die Erde aui,bildete/'*) Die chinesische L r/.n eiheit, Yn und Yang, ist hier deutlich vorhanden, [vgl. § 8], nur etwas nach indisrhen Vor- steilungen modiücirt. Die weitere Eotwickelung veriäuit sich ins Bodenlose.«) Die erste aas dam Cbaos entstaadeae Gottheit regierte 109>0OO MiUiooen Jahre, ebenso eiae sireile, waraaf sWi bewobn- bires Laad bildete ond Menschea eatstaadaa ete. Dia bladlsdie Phaatesie der Japanar geftllt alefa, adt BliUiaBeB vaa Jabrea am aicb n weriBD wie mit RecbeapfesBiges, Etaraa Tieferea Ist Unter die- 0eo Trlnmereien nicht zu Sachen ; wir ddrfeii uns das Spezielle filg- lieh ersparen.

Ein Leben nach dem Tode ist nicht ausdrücklich gelehrt, aber auch nicht geleugnet in alter Zeit wurden nicht selten den Gestorbeoen ihre Diener ins Grab nachgeschlachtet, oder diese Hessen sich MwiUig mit begraben; in nanerer Zeit legt mm als Eisats dafür IbHaaraa oder bOlseme Pappen bs Grab.0

]>er Kallas beatebt In Gebet, ia WalUabrtea sa beaoadeia heiligen Kami -Bailea, besonders ta elaam Baase der Sanneoffett- beit, in Reinigungen und in Opferspenden. Wir finden in allem ifiesem eigentlich nichts, was niciit auch l>ei den Schamanen schon .seihe Stelle hHtte. Bei dem feierlichen Gebet an den heiligen Orten wäscht Sick der Andächtige vorher in einem dazu besÜmmteu Wassergeßiss, schellt dann in buddiiistiseher Weise an eiaer ISIoeke» Jklatscbt dreimal Ia die Biade and veniebtat« an EIngaage der Kapella atebead, mit gebengtem Kapf nad aasaaw^gelagtea fliadaa adar aar die Erde nMaigawaifaB» abi aHllea Gebet«) Nar rela darf der Mensch den beiligen Orten aaben aad He Speadea briogen; unrein aber wird er besonders durch Berührung von Lei- eben, durch den Tod naher Verwandten» durch Blatvergiessen und Beflecining mit Blut, und durch den Gennss de« Fleisches von llaiistbieren;'0 vielleicht sind hier indische Lehren im Uintergrund. Die Reinigung geschieht, indem man sich in eine einsame Wofaaang sarickxlebt, in Tiaaerhieider gebellt» Bart aad üaare wacbsea llaat, dea Kapf badackt, TfaArea aad Peaaler verachliasst, dea KBipm aad die Wobaaag nkAgt, sieb des Flaischea eatbüt, aar

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Reiss geniesst etc. Auch Üii)^e können unrein werden, und mÜBseB durch Wasser und Salz gereinigt werden. Leute, welche Haos- thiere scfalachteo, werde aU unrein gemieden. Niemand tbcilt deo Platz imd das Feuer mit ihoeD, «ie niflssen in besoadereo Ddrfen Wehnen f und bei den Stnuweo, welche dnrch ihr C9eMet flhmi, wird die beCreffende ^trecke weder in der Meilevsehl nech in 4m Poetgelde gerechnet *) Ale Opferspeoden werden Speieen ud Getränke dargebracht wie l>ei allen Schamanen; nur in sehr alter Zeit sollen anch Menschen geopfert worden sein,

Die heiligen Orte sind weite, meist sehr schein aul Hügeln und zwischen Hainen gelegene, mit Mauern umschlossene Höfe, 2u welchen Pforten föhren, deren Querbalken nach unten gebogen ist; in den Hdfen eiod Hallen fttr die Pilger und Wohovngen für die Priester; Gartenaniegen ileren dae Ganze. Ihr elgeirtliche Tem- pel ist Immer aehr einfach mid Ueln, von Heb gehant» das ebhie* siecfa'BeltllInnSge Dach mit Schindeln gededtt) er eteht «nf PflMea sechs Fuss über dem Boden; eine Treppe ßihrt zu der das Ge- bäude unten umgehenden Gallerie. In der meist verschlossenen Kapelle ist selten ein Bild, sondern wur ein Spiegel, l)ei (1«'m Kuddhisten, ein Symbol der Seeienreiobeit, und das Go-hci, ein Bnsch farbiger Papieratreifen, von noch unbekannter Bedeutung. Awdä in ihren Biluem und Gärten liaben die KamI- Verehrer kleiae Kapellen.

Fest- Zeiten sind viele; dHe meinten haben aber ihre retigiSee Bedentang ganz verleren, nnd sind reht weltliche Lnnt- Zeiten ge-

wortleu. Der erste, fünfte und acht und zwanzigste Taa; jedes Monat8 sind Festtage, an denen die Vornehmen einander, iiml die Untergebenen ihre Vor*resetzlen besuchen, allenfalls auch ein Gebet im Kami - Hufe sprechen; fünf grosse Jahresfeste werden vom gao- zen Volke gefeiert, und haben eben darum ihren nnprfinglidiea Kami«€harahter abgelegt« denn die wenigsten Japaner gehMi dem Kami -Klüt an; aind Natnr^Feete wie die des Nenjahra, den FrahHngn etc.« mmi ThcH mit angenechelnMier Nachahmaag der Chhiesen.' Enf»er mit der Religion hSngen die Jabreefente der hedeutendeieti Kaini zusammen, an denen unter Musik und theatra- lischen Aufzögen, das Lehet» des Gefeierten darstellend, die Reli- quien desselben, seine Wafte», Kleider etc. in fliessendem Wasser gereinigt, und seine Kapeile gesäubert wird; Tanz, Wettkioipfc nnd Gelage achlleesen sich an die ernate Feier. »).

Die Priester sind nur Tempeldiener, md haben wmrfg Reden- tnng« wie ihre ReHg^en. Sie sind verhefrathet, haben eine beson- dere Kleidang; ihr Bemf ist meist nur die iossere Besorgung der

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CereiJionien an Festen, der i5>pt;iideu etc.; nur .in haheit FeflCHI erzählen «ie auch luahrcheohaAe Sagen und iegen nie aus.

Di« Baddha-Ltlve kam zuerst im Jahre 6o2 nach Chr. wem Korea ans Mch Japan, und terbreitete sich, dem 8chvv4i«hlicheo , ge- daak6iil«mtt Ktm * DIeMl gegeiifib«r in gaiatigeiD Otogewidit» aoodm in «lebaaleii uml acbten Jabrii. ao mftditig^ dasf acbga danb «eMabnaU d«a Vofte« ihr lraUigte.M) Alier aie aawli«iot iB sehr unreiner Form; wir fiaden da oabeD Buddha, desMii Name rakjainuroi h\rr vSjaka hciü^t, fast die ^anze brahnianische («ütter- welt. Brahma. Itjdra, Agni, fiva, Varuna, MuiiLi, Jama. 6onia, die Trimurti etc., und sehr viel adbamaiiitfcb« Kleiueote« In Ja- pan wird jede Religion schaal.

Die Lehre dea Kong-fa-tse, im eratoa Jahrh. nach Chr. nach hftm gehommeo, iieiaat hier Sju-toe, war ver dem Bvddhie- tm mehr verhteitel ele jatat« ud iet mehr Sache der Oeiehtten ab dee Volkes ; jeae eher bekenaen Mh melet xtt ihr. Unter den Sebildeteo herrscht auch i4el Freidenkerei, die sich von allem Glau- ben an ein ÜbersinnÜchcs lu^tjeiiiK lit hat. Im Bereich der drei herrschenden Ueli2:ianer! herrsrlil v«illine Freiheit desBekennfni.sses, jeder kann sich nach belieben einer derä^elhen oder auch gar keiner aDschtieeaee; da» Chriateatbum aber iat jetal hei Todeaatrale ver- Mea.

*) aiebold, y, p. 3. 9, 17. *) Bbead. V, p. 10; Slmpfer, I, S. m. *)ftMd, m, S. IS. ft; SlAprodi, Ulk mj^fbol. dsc Uftm, p. 11. ^ «> XUp- Bft, UM» p. ll^Sfti JMtt, BsL Bf%U d«t OriMtit 8. M sUs. ^ ») Sbbold« V, p. SS. IS. ^ •) Si«1»ld, V, S. 35. ^ 0 Kbcnd. S. Ii; Gblownln, Begeh, in d.

Geiangenscli. H, 8. 33. ") Siebold, V, 8. 13. •) Sieb. II, d, S. 42. »•) Sic!). V. S. 34. »») Sieb. V, S. 29. 35; V. tu!., ni. r,3; Kämpfer, I, S. 258 etc. - "3 Sief V. S. 13 18; Ktopfor, I. S. 267. Sieb. V. S. 34; Klmpfcr, I, 8.881. _ *♦) Sieb. V, p. 4. »») Khcnd. V, p. 85. 88. 113 etc. n. die dazu ge- !4i%mZafiBl«,r- *')£b«id. V,pw7iJüjUapfiv,I, &304.-. »0 Gtt^V¥a*Pt

§ 75.

IMa WU^ettacthaft, m weoig «na beluiiiiil» als lun sie Mer beofdieUeD «i kBueiiy sokabt mehr den ChnMaes aaeh- gelamtals selbstständig ausgebildet zu sein. Die ludnstrie ist wohl die glänzendste Seite des japanischen Lebens und in einer bewunderungswürdigen Weise ausgebildet, die cbine- iisehe, von der sie entsprungen, oit weit überllügelnd. Japans geistige Thfttigkeit, aller höheren Interessen enaaiigeiiid, hat sich haaptaäcblich auf dk Baha^Uehkcftt und Annehmlichkeit deakdiaehan Labeaa gewandl, aad waa la dieaaa Bereiah ftUt^ Ma aiad. die Japaner Mcialer; «aaare fortgesohiitteiia .Inda-

zu

strie kann noch viel von deu Japanern lernen. Der Kunst fehlt die ideale Grundlage» weil Japan kein wirkliches reli- giöseü Bewusstsein hat; sie ist unfrei, ujkI mehr Dienerin der Industrie als freie üerrscherin; sie erscheint aar als Zierde «Bd Putz, nicht um ihier lelbst willen. Die Erzeugnisse der In- dustrie sind oft Uberans zierlich und sclMiiickreich, aber MllMiMiidige Kimstvrerke feUoi; die Idee der SehOiilieit ist nodi Dioht ans der harten HfiUe willklihrlieher Fotm bcMt FfirWIssensdiaft mid fi^istige Bildung eberliaapt «eigen wenig- steos die Japaner Ucr iNcuzcit viel Interesse. Lesen und Schrcibeo ist bis in die nicdrigsteo Stände ganz allgemein bekanut; selbst die gemeinen Soldaten bringen ihre freien Stunden meist mit Leseo jni.1) Wie viel bei der ziemlich bedeutenden Aasbildung und Ver- breltung der WisaeosclMfl auf den Eiufluss der friÜMr aa aükh- tIgeaMisalofleD koninil» ISaat sich jetst noch nicht lieetinHMa.-~Die Geeehiehtaehrelbuag ist In lUeierZeit Btihrcheiibaft , apitir genau. DieVorgesehielito, d. h. die Zelt ▼or 600f whd durA tflunio rische Mythen ausgefüllt, in denen auch alte chinesische Kaiser, - wie Fo-hi, Uoang*ti, Yao, Schun etc. ihre Stelle erhalten.*) Später sind ziemlich genaue Chroniken, 3j aber dürr und o^pistlos; von eioem Zusammenhang der Ereignisse und einer Entwickelung der Ge- schichte er&hren wir da nichts; wohl aber erfahren wir, dass dann «od wann ein grosses Gewitter gewesen oder Schnee gefiUlen aei, dasa efaie Schildkröte ndt zwei ^»pfym oder efai Hirsch oder eb Hase ■H achtFtlssen geborea undan den kniserllcbea Hof gesandt woidea sei. Von einer Philosophie dw Japaner wissen wfr niditi» können auch keine bei ihoeu suchen; denn ihr geistiges Leben wird von keiner Idee getragen.

Auf die Erzeugnisse japanischer Industrie, die auf unseren Welt- Ausstellungen einen ehrenvollen Plata eiooehmen wfirden, kßnnen wir hier nicht niher eingehen. Wir verweisen auf das 1832 hegoanene und in diesem Augenblick noch nicht vollendete kostbare Werk SIebolde, Abtheilung, H und IV. Alles neigt, dass die Ja- paaer irerstehen^ sieh das Leben bequem und angeaeiui au amchea.

Von eigentlicher Run st Ist In Japan freilieh nicht viel so wm* eben. Die Baukunst ist unentwickelt, den Chinesen nachgeahmt, die Zeltform wiedergebend; alle Gebäude sind niedrige Holzbauten, der Erdbeben wegen; nur die Grundlage ist Ton Stein. Die Häuser sind von aussen ohne alle Verzierung, die der Voroebmen ohaeUa durch eine hohe Wand oder einen Erdwall dem Auge ent- zogen. ^ Von japaaisdMT Poesie sind wir wan% anienlehtel:^ ^Dns Tlieater ist eh gewihnficbesVergDagea der Js^er, dach

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Mi

wiMeo wir nur wenig davon; das Meiste sind wohl Tüaze, Auf- zige ond iebende Bilder, nicht aber I>ranieD. ,

») Gokjwnin, T. R. 274; H, S. 25. KSmpfer, 1, S, 163 172. ^) Ebcnd.

DüB »iuliclt« Leben der JepMier kal wenig Eigenibi» Uite; es eplegdt dw dmk de» MIscheB BnddliisiMU modift- «irte eliuieefiBelMi wieder , ist aber 9 der tiefereii Ideea entbehrend,

flacbei. llire Milde und Freundlichkeit 'wird selbst von Ge- fiiDgenon gerühmt;') ihre Höilichkeit gleicht der chinesischen. Die Ehe ist weinc»;er tief erfasst als in China, denn sie spiegelt nicht ein Gottesleben wieder. Nur eine Frau gUt als die recht- nissige, aber Nehenfranen , bei Wohlhabenden gewilinliisfae 8Üe, sind erknbl. JHe £be der leibüdben Sdhreeter iet vcibaten^ andere VnrwnndlechafbgHide aind geetantet, IHeBnb- liiei aber lat ein «Amiieli gedoldeles, Tomfilaata fliisubiiyateii Iii geordnetes Laster, in seltner Ansdehnung verbreitet.

Der Mann hat daa Recht, den bei seiner Frau ergriflenen Ebe- brecher aui der Stelle zu tödten; dasselbe Recht hat ein Vater ^em \ erfiihrer seiner Tochter gegenüber. Kindcrmord ist ge- setzlich verboten, aber sehr gewöhnlich; und die Regierang ist Usslg.») Öffeotlicbe BahUiiaser, in Jeddo »it mrsUioban Pal- iMea fai Ptacbt wetteübn^ babea bieweyeD iegea600Dliiiefl, und üttBeeueh Ist fcehie Sebande; anf dea Laadslimaaea bat jedes Whfbshaaa sebie INnien. Aach anaatttrUeba Laatar aind sehr ter* breitet; eine durch die Schönheit ihrer Knaben berfihmte Pr»tins treibt mit denselben einen bedeuten den Handel; solche unglückliche Wesen werden au manchen Orten sogar Öffentlich feil geboten. 4)

*) Golownin, I, S. 166. 184. 318. 886; II, 19. ^ Eb«sd. II, 64^ *) Bbnid. 0,18«;«.«) Sla9iBr,n,187.aft7.SS7} QokmaiB,II,Sl-^as.

S 77.

Dar- Siftat Ist bnaft aeinea Ursprungs ven dam ebiniaiaaben iwemlicb TersohMeB. CbbM ist ^ nntirMeher Staat, Japan

ein Kuiiät-Staat. Chinas Staat ist aus dem Volksleben in Mitdr- licher Lebensentrv ikelung erwachsen; Japans Volkslebcu ist eist durch den Staat gemacht; Japan hat darin eini«^e Ähnlichkeit mit Peru; sind doch in beiden Ländern die Herrscher Sonnen-Sohne «d von übenMOSoblicher Bedeutung. Japans Staat eut&tand durcb Evobeningi wAbnnd Cbinaa Staat dorob nad durch den Chaiaktar'einea nalnrwAobaieen und iieiiwondlBatt Lebem^^r* n. IS

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gaaiflMi «u iM Mgt» Ftoi mid Velk anlilaoliterdyigi «Mm- mengefadreii und ein« giwie Famlilie bidati« «teht^iD Hpm JerFünrt iem Volk ab onbesoliriidilsr SdtwtlbmKdMr gegen- fiber, und das Volk ist an sich rechtlos und unterworfen. Des Herrschers Wille ist alleiniges Gesetz, während in China das Gesetz höher ist als des Kaisers Wille. In China ist ein gewalt- samer Sturz eines Herrscherhauses mügiich und berechtigt, in Japan unerhört, obgleich einiipe Harrscher äas#eiBl grwain aaid firevelhaft regiartföi; Jafans Creachidbte bat nur eine Dy- naatla. Eis den Hemdierbaaae atanunverwiiiidlef Adel vmfj^ mit bokeaVoirechten den Thron. Aber acluui.ln.svFdlfi«a J^br- Imideft wwedB des Herm^en ObermeDseUiebea AasebD dadurcli gebrochen, dass neben der überscb wenglich -ideellen Macht die praktisch -wirkliche eines Heerführers sich im Staate ein cui- scheidendes Ansehn zu verschaiTen wusste. und den Dairi hnmer mehr in die zweilelhaite {Stellung eines gcistlidien Ober- baaptes zurückdräagte. >) GegenwIUügial&at alle Gewalt that- aäcblicb bu dem weitUobaa FürMn^ der das geiaüic4ie Haupt aar noeb bei besoBdeta wiobtigeD Aagelesciibnieii befragt» beaendera bei jeder Abiaderoni; beateheader oder EwflibraDg neuer Geaetze; dnrdi beatiuunte HaldigungsforaieB and Ge- schciikc bezeigt jener dem Daiii aber seiue ei^eiitlich unter- geordnete Stellung. 2)

Der Sohii des 8onneii - Geistes , <l«r Dairi, hat eine unbe- schränkte Macht; er ist nicht wie der cbiuesisdie Kaiser ein blosser Mensch, welcher nur bedlnguogsweise ein ^StoUirertieter der Gott* Iwit iai» aeadero er iai dieaa von liaaae aua, tat aa aUh die Ofiiea- baniDg der Oottbeit aelbat; der BaMwMa bat dieae Tor- ateüaag eatireder web mehr oateratttit» oder, waa adr irakr* aeheiBttcber Ist, fiberbavpt erst erzeagt Der Dairi darf mit adoen

Füssen dii: Er Je nicht bcUetcn, wird daruni immer uetraL^en; die freie Luft und die Sonne dürfen sein Angesicht nicht berfihren: Haare, Bart und Niigel dürfen dem Himmlischen nur im Schlafe ge- sdioitten werden. Früher mosste dar Dairi tüglich einigaiSItujBden, mit der Krone bedeckt, anf dem Tiiraaa anbaiHgfcaltsea« weil dadurch die Bäbe deaLaadea bedugt war; jetet iN^lUgl maaeb^b daeA die Ki>ooa aaf den Tfafoa l^gea. Aüe Speitea JwOaM fkm hmmm Geaddnea gefcacbt ead in neaeo Schfisaela au%eCra9aB mfn^lnn, dann sofort zerbrochen werden. Kein Unterthan darf den Namen des regierenden Kaisers fuhren, daher sind alle, weldie mit demThroululuer gleichen Namen haben, verpflichtet, bei dessen Ragieruiigsantriitt denseibfiB zu varäadera.^^) Zwi»lf OemahUBOo»

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machen nach Kltester fest l)('^tcliend<»r Sitte <]('<■ Kaiser« Tfan^üRtand aus; abrr die eine hat den Vorrang al» Mutter des Throiitoigers.«) In lest bestüninter Erbfolge geht die Herrschaft immer auf das ilteste Ktod oder den nächsten Verwandten über, ohne Rücksicht laf Aitn »ä&riGmMmiäi . anek Kinder nid. W«lbar eiiiCB den Tknu.ff^.^TkM9mtMtiktiitm, Ue itmufidigokrlig« eidb MgaM, ialkitwiddlelieSiB|»lm^, aiad »her deeh Torgekemien ; "r) A WMaiBBig gewordener Kaiser wnfde Ton seinem Minister abge- scUt;**) im vierzehnten Jahth. n uriien die rechtmii-ssigen Herrscher eia halbem Jalirhundert hindurch von Usurpator« n t rdningt.^) Ge^eii- wSrtig hat der weltliche Herrscher fast alle ii.iukflnflt6, der Uairi ■BT die eiaee fittnteodiuiiis. Jener besucht den geistlichen Henr« idber tm selten, sdilck« aber eftGeMedteclMilleB «it««icbentai, ntar detifl» eich dUe ^iei^kni ieuner «in von dem ireWieheii Fir» ein eeÜMt ^hagmat i»eieeer Kreeieh mit edweneni Kupfe be« Ilde» imieBr Diene ilaldigungen «Ind aiber ra efaNt bleene» Ferei fevveiden ; tbatsächlich macht in der Verwaltung der weltliche Ftirst (KuDilio-ISaraa) alles, was er will. Auch dieser iimiriebt sich mit allem fillanze dor Macht: xweihurjdoi t J-ieibarstte Imbcii für seine (vesuiidkeit /u soi|^, ansserdem aUe seine S()eisen zu überwa- chen; sie mOseen z, jeden Keinkoin lülr dte kniseriiclie TMi ■it elDer Kaage ftseeaebmit^i)

Der M den penuudecbeii Inke^ Adel erianernde Jnpenieebe Adel MS der Piiliie^den Bemchergesohlechln Ist ei» bcdcetmmer üntornelM iron CMoe, wieicbe« einen nolehen «icbt kemiüt Jofinns Reich beruht eben auf dem Herrschergeschlecht, Ohhia auf dem Gesetze des Uimmels. Die Adligen, den wichtigsten Ämtern iierec'htigt, und den Hof des Dairi aitsnia' hond . itnterscbeideo sich von dem Volke auch dnrcb eine besondere Xracht i^)

JMe Iiier nntSrlish nar von dem FOrnten aasgehende Gesetz* gel^«ng Mgt an Tbeil necb den Chamkter der Relibelt «1 eich. Wrimi|Ü>rir Bw werden nackt an einen Pfald gebunden und dnrch ¥»nM ceHcrat gelegtes Feeer ians«an na Te4e gebmtee. m) Dan Heetlndvias wird eft dtnrch grausame Fsitem erawnngen ; man linst den Angeklagten z. B. auf einem stumpfen Säbel oder einer Stang« Eisen knieen, und hän?t schwere Steine an ihn; dicss ist die ge- > Kodeste Art Jedoch ist ausdrücklich die Folter nar dann nnxu- weeden, wenn die Sebald dnrdi eebr gewichtige Grflnde nachgc- wiesem ibt. H) Im Allgemeinee neigen nidi die Japener in der Bc bnndkng Angeklngtor mÜd.

«) Kimpfcr, t, S. 220. ♦) Golownln, II, S. 45. ^ Kampfer, I, S. 175. . ^ dvtow^ Ii Sae.— •) Kftmpfer , B. 177.^«) BIM a 17i^^^ «. 17«. f 16. 119.

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Die Indier.

Dati chine&ificlie Dewussteeiii trägt durciiau^» den Cüaiakier d^B Dualismus; es ist die Stufe des abstracten VeratMMlcis, der, vott den luitllrliolicii D^ia auf deiNm iUnuidlagwi Mvfiakge* lioiid, zoletet bei einer Ur-ZweilieU stehen liMbi» über waMhe er webt hineiiB Ji;aini« Dee Mtlul&ebeJDeeeMi bM.dtawn Segen- setz Ton Stoff und KraA in sich und besteht imr durch diesen; und ^vcl von diesem Dasein in seinem Denken ausgehi, uud liur dadurch zu dem unbedingte ü Sein gelan^n will, dass er von dem Zufjilligen uud dem üe^onderen abstraliirt. und das allem , j^ift^ejljftpn au Umndc Liegende festliält, der ihonunt nothwaadig zu einer Zweiheit» die in keine höhere Eiabeil? an%el|t» . .i>ie £ittl^eit dqs Gijgei^tnee ist kk Gbpue aiebr ervcMlIt. vna .den bdiclislen .Geisteni nnr geahnt iind gefordeelL Dm vavalüif- Uge Bcsnken viU gK»d«»,4«£n£iBii den Sein» ecfteeen» ind

alles Dasein ist nnr insofern vernünftig, als es das Wesen der»

selben in sicii Ihl^I uiid in dcv Linlicit begrüßen werden kaan. Der nothwendige ForUchritt in der Geistesentwiokeiung de» lleidcuthums gellt über die des abstrahirendeu Verstandes hinaus m der Stufe der Vernunft, von der Zweiheit siur £in- beit. Der aliem natürlichen Dasein zu Grunde liegende 4Jige> g^u^ats des padsirai StoüNi vnd der aativeft Kraft aoU fiberaea^ de^ ]virerden;, beide , Urgrtiiide sellea nieiil n^sn einander bestehen» fendi^ni soUi^ in einer whrlrlfcfaentKinHeiteifiiest wer* den* Alles ist Eins, und das Viele ist nnr aus dem Eineii:^^ d,^l'l;li das Eine. Es ist die Weltanschauung der Indier.

hei deit ( iunef^eii dämmert die Kinhfit aur bl«i$t!: im Hiiiler* uriinde: ihr grüsster Pbiloi^opli, mit iudi^cliem Deiikeii \ertr;iut. »teilt die ErrctchuBg der Eiubeil sogar als höchste ^u%ab^ der FhUosophie hio; er hat die Auijgabe aber nicht gelltet ({ b). Die

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Einheit des Seins int bei den Chintvscn nicht Voraus^ützuug, son- dern fi'e<fiiltat: Lrkratt uüd ürstoiV w erden erst ein« In der wirk» lii'tieii Welt; ihr Ziisaaimentreten macht die Welt dar Uiage aus; jedes eiDzelue Dasein ist eise Eioheit des UrgegMaatzes. Aber 4tese Einlielt haftet ibck nur an den einzeloen Diogea» exiatirt gkt6 is Mk ^9M^ Mooian wmin der Vioihel^ tlaa^ANü Gcfgu. <Mvil9 kt diM VmgMmt» der vim d«D%?ehiiafti9eo Itakm KaMMtm Blabeie; die VenNufteielielt ttegt den ed«'Ubr weMen*« de* G«freiisftts sb Crruhde, die chitteshciie Eioheit hat daget^eu den Gegensatz zur \ araussetzting; und darum eben, weil das mensch* liehe Denken durch seine innere, wenn auch noch unhefiimsto Ver- ninftigkeit zur Einlieit als der Wahrheit hingezogen wird, und tor iem Zwiespalt sich abwendet, versenkt sich der Chinese mit solcher iiiebe le die wMMe, «ioeliche Dasebr, eed weodet eicb glaiafa. «««9 m te Ui«ried«i ab| der Gbiiieee LbI ebi HebsA der fie- fMPttft, 4ee frafctMMB Lebeoe» will nlt dam OheieMIcbea siebte ee tbae bebe», deoe dort gibiel Und «er der WMerspnich, 4e Sweiheit entgegen, in der handgreiflichen WirkÜchkoit abei liu- det er uberall den versöhnten Gegensatz.

Der Indier dagegen -cht nicht von der <^inniichen Wahrnehniiing au», and sucht nicht aus derselben durch Abstrahireu zu der letzte» VorausseteQDg zu kflsnaeo^ eoedern er gebt vso 4ler unbedingten ttabÜtiAe dwiVeiaiiteetoepg waHlblbar aee; er etellbdle i^esdai' mfi^n 'Mmmfl M iMbUck' fab; die Elebelt f et, ued aar die lhbil|-bit.iiiMiall; alle» Ci^eeta fcaüit we äen BUMk, ist em^Folge. ''ie Cfaioa «tf'der Oepeneata d«e firele, die ßbriielt in der concreten Einzelheit das Zweite; iu iudieu ist die Kiuheit das* Ertöte, der Gegensatz erst das Zweite.

. . § 80.

'^'Dtir-itogeMMle nm Kraft und Stoff eoU aiti^ehoben wer-«, tof eeii emi^eieiis aisfal dm^WuMf eondeniwt dai fLfmiii^ sHif»*^ deii wbeÖliigt Biiien .adMi km 4m vemioflige Ifcwilwii ■usgeheifc W^mOim abev knüer aoeh kmt dte. Beden.

Hattir, tibfieoclven Idee. Das Natur -Sein eeH ide ein eniiges erla&st vverdmi; Alles, was ist. ist iXatur, luid die ür-. fiiiüieit kann eben auch nur iSatur- Ein Ii elf sein. '

Die iNatur ist aber^seblechterdiugs in dem genannten Gegen- sätze befanj^, und hat fiber demselben nichts, aus weichem ^mvAhe ^rst Eermleiten nräre. Seli Mier der Dualismus auf« g»Meai> nikdeii^»e# kwän dtow mtf ijedeaci geweheheii j d^ee eine Seilt 4ari'QK%taMttd»' 9orge»«h«bett^ «^ anden

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eines Gedankens willen, auf allei» Verzieht geleistet, was dem Meiibclien »onsi lieb uml werth ist, nnd das ist eine hohe, sitlliehe Thai; «Ue In^ier suai das tragische Vol|c des Hei- denthuma.

4

i * *

I. Das Brahmanenthain.

Erster AbscbnUL

Dad reli£;i<)se ]>befi*der In^er hat eine iftage imd relehe

Eiitwii'k<*lnii^. ist nicht, wia bei den Chinesen, von Anfang an fertt*r. ('hina.s Religion hat so w( iiip; eine Gesehichte wie sein Volksleben: alles goisfi^e Lohcii scliiesst da wie die Eisnadeln plötzlich an, und ist im Augenbiick der Geburt auch fertig, ttiüeiia Religion bat' eine' Creechichte, und wir müssen das FrA*- hcfre tmd Spfttere. streng mmerselieidep* in Cknia shfid die spä- teren GeistiM-lfrkniiideii efgenillleh hut eine 'EMIiiMinif» dir IHdiefeii^ life Indfen Stetten dIe'ScIldfleivideFTeriMittam Cd' ten elM pme geistige LobemwnUrlfllEelung dar, «Ne^Oettnpt^' dle voll«» Rlüthe, und das Absterben dei^idee. Die vier Veden in allen ihren Theilen und d?)s Gesetebuch des Manu sind die Haiiptfjnelle der anfangenden und dervolikommeh aHss^obildeteu Urahnia-Heligion, die ihren wissensrehaftliehen Ausdruck In der Vedanta^niik>ei»{»hiiGf geliiaidea'hftti. Die grossen Epen und die Purrn^« Mig^n uns das irilkeiide reMgldee AeihwMn* IHe- Veden geHes alsr «nMiMMMe ^atlMe OCMmraig, dl» ef» etMA'Soleher AnsfliM»» ans der GottMi wM «He tWnf^Dhige es sind;*) wir milssen auf diesen Oedanken sp&ter nkiehhiiariek' kotnmen. fn der nachchrfkfffchen Zeit werden Einwirkungen des ( iiristenthums. nrid sp itn <i(>s Islams »ehr meHcHchrdl^ frenfdem Rerührungen trugen dnzu bei, die bereite begonnene' Setsetaunt^ drr brahmanischen Religion nur notih zu beschlea'^ nlglBn^ 'das Voüi' beütelt von ihr linr krankhall^phantasUselidb AaslirMiigett^' iind df^^-Widetnden' nur des «hiii -MliM-^HIv«' tMiekiiete'A«lle;">. " . ' t. . .

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Jeder (iüf vier Vedcü, - Ric: Veda, Jadschur- V.. S;iiiia-V. und A thar va-V., besteht aus drei von einander sehr \ris( liir- deoeu Abtheilungen, aus der Sanhitu, einer 8aiiiiiiiuog von Liicdem «od Gebet«» (liaatm'sj, tarn 6m BrahmaDa's, von mehr liturgisch- didacÜschera, zum Theil pbilo8opbi8cb«ak**liiluill» eigeoilldi die IKtgmljk V«te ykimd, «ad «to den aiglMlidm «nl «Ita- twdem Mra's. Za de* BnfauiMi'a gdMrao di» Meisten üf aal - •ahadetos) (Sitzungen, Vetträge), wiaaeaaduMieiia aadphilaao- pMache Abhandlongen. Die Veden, so #te ihre einzelnen Abthei- iuu^eii äitid voü sehr verschiedenem Alter; am alte.steu ist jedeofalls die liiedersammlang des Rig-V eda, über 100(1 Hymnen in etwa . 1 lUUÜ Versen enthaltend, von welcher einzelne TheUe noch in der frü- bereo Ueimath der lodier Indsa gadiditet sein mflasea, etwa im fi«mh»ten JaMnadavt vat Chr.; gaaaMaalt wardaa dieaalben MbracMolidl ba 7. JaM. Ter €hr« Dar Attorva* V. iat der ayMaate der Her MUgaa Bülte; dia m ÜHa gahdrigaa UpatuaclMdea aat- iMHea beraiia eiaa aasgaUdata PMiaapMa aad taMaa tMtwaiae bis in unser Mittelalter herab. 3) Sehr viele Lieder und V erse wiederholen sieh in den verschiedenen \eden: so sind fast allf llMuuert lieü Sama-Ved.i, 154U an Zahl, aus Versen des Rigvciia gebildet Üie Hymnen sind nicht durchweg religiöser Art, einige gefaüren auch in die «raHlkka Paaaia, -aad batraiail aaibat daa Be- Hat dea «dMnaa.«)

Naahat daa Vadan biUao die ßaaataliftaliat die Oraadkga ftr daa gaMMaiMUiebe, aüilielia aod laNgillaaLabaa daa Volkes: wm hadbalea in AaMm, den Vadaa fest gleich geschätzt, steht das Ge&etzbuch dei* Alanu.^) ein wenig i^eordnetes Sammelwerk der alten Gesetze, augenscheinlich aus nein verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Verfassern, und wie die Veden auf einen guttJicheri Ursprung zurßckgeftihrt. Manu, d. h. der Verständige, dMa der Mensch, ist salbal aia* mfüumibb Paräaav §Ut ala «u Mn ader £akal jtoahao'a, ind aeH- vab Biakaa daa dasMs - aiBiplaiigaa nd aa daaa aadata MaBaehen ^Mat Wbaa; etat apftter anü daaadba adviftlieh- aaljsaiaieliiiat woidan sei». •} Dia Vellen. daa9 daa Werke» ist wobl noch vor den Anfang des Buddhismus, aUo vor das sechste Jahrhundert vor Chr. zu setzen. Die Über- einstiraniung der Manu - (»esetze mit deti \ «den winl in denselben sehr bestimmt hervorgehfkben ; ^) das reltgiüse, sittliche und {>oli- tische Leben erschäint aber viel ausgebildeter als in dem grueaten Tlieila dat Vadaa»' umä al* aia Miigti», abgaachbaaeaes Cfaaaa. ■.Wirhüg itC aatt-^aa apüteie diaMiakraifc iadlaaiiar, sam Thail aaa Mia« adaf diaaM'Qlttllda tffiawiiartiaar daaataa ,,¥ajaaval«

uiyiii^cu by LtOOQie

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kya'.s Cic>«cUbach/* 9) ivahrscbeinlich uns den ersten Jahrhunder- ten unserer Zeitreehniiiii;.

Eine i»elir theologisch cxcgüti^»che Erläuterufig und Aa«legong der Veden als eine phiUsophbcho Begründung ist die sogeoMuite PMiMophie der MlraaM«, 'deren Anfiioge bereite ia 4m epi- ierea rar VedeeKlteratur gtthffrigeo SobiMkeii enthaltMi «M, Dm eigeotliclie, mm den rei^HiiieD Lcfcran def Veden emwdMeM« vm de» U|Muiiseliad6»«fid'Too Mftira bereits begründete pUloMpWeche Sv8tcm der Indier . welches als der irfssenscbaftiiche Ausdruck der Vcdcnlchre, als die eigentliche Brahmanen-Philosophie zu bctraili- teil isl, ist das N\ slf 111 (]m Vprlanta. «lesseii bedeuterjdster Lehrer - iSadkara iiuüiübenien Jahrb. nach Chr. lebte. >*) I>er \ edanta iftt nicht eine Philosophie neben und ausserhalb der Theologie, son- dern er ist die WiiiMechnftlich^ BewvsMeeiD der Veden-Religioa eeibet» und ein VenrtiUdniflS dieaer Religio« ist ebne dl« Erkennt- niM den Vednote nicht mSglkb. IHe Vednnta-Pbiloeepbie ist nicht ein'System, nicht einen Denkers Werfe, sondern eine ganze phi- lusophiiächc Volksarbeit, deren bedeutsame Anlange bereits in den Vcden vorliegen, und die in Sankara nur ihren vollendete» Aus- druck fand. Die spätere ITinueslaUuFig der Philosophie cutferntc sich, zum Theil durch tremdartigen Eintluss, immer mehr von den Veden; der Monothelmm der Mohamedaner und wabrscheißUcb frfiher schon der Christen, wirkte ▼ielfacb ein, nnd ein eolghter Deismns trat bimreilen an die SMle der indisoben fiinbeitB« Lehre. Zu diesen FSlscbnngen nnd Ausartungen der ait*indlseben Lehre, von denen manclie Forscher Irregeleitet wurden, wo nicht ^ar an «ien in diesem Gebiet mehrfach vorgekommenen liüerarischen Be- trugereien ^ehftrt die Kural des Tiouvalluvar, ein Werk, welches die Kasten verwirft und einen strengen Monotheismu» lehrt.

Eine wesentlich andere Gestalt als in den Veden und der Vi»- danta nimmt die brahmanische Religion In den beiden grossen Epen iftama|ana und Mahabfaarata an, deren 2eit noch nicht beitiBMmt angegeben werden kann. Das erntete, ?on einem Diehler «od aus einem Gusse, ist jedenfalls das ftltere, und ist wuhrscbeniliGh io das dritte oder «weite Jahrb. vor Chr. zu setzen. Mahabharata hat eine mehrfache Überarbeitun*; ertVilnen und viele zum Theil sehr ungeb«'»ri[fe , nb*»r ffir die Kenntniss iiidisclicn Altertbiims sehr wichtige Zusätze erhalten. Die Knstebung und % uliendnng dessel- k9m hat. in die einten Jahrhunderte vor Chr. bis in das dritte Jahrh. naieh Ohr. au 'Setseut Zu den spfiteston Theilen gehört ohne ai^ei&l die wicfcige fliUe^phiflche fipisede des Bfahabhannia Ma- ga^ad-gita, die spliar sogar ala gMiche Offanbawg #1^

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wiewohl sie die eigentliche Vedaiilu- Lehre vielfach mit fremden

Gedanken vermischt, i'^)

Sowohl die Veden- Lehre als die der Ueldengedichte vogetirt iBsartend und verwildernd fort in den Purana's, >s) tm denen die IIMm erst im vmMtn und dreizdulmMtfii. aaob Cit^ geschrie- ben aied. In ibeen we»itoa dis alltftgieflM Uee» mit wiBHiiiefcett Phieteriea tfbenroeheft wti tot ewtkfct. Sie «ind flr «IM fron voter^^rdneier Bedetttamgy dem eie MMuemn Mkt mehr die eine Brahma 'Religion, sondern Torzugsueise die ein lelneii Parllieiuni^en, heben die Auffassung dieser oder jeuer Sekte hervor, und vermischen aurli wnhl (li(> u]vht /iisammencehorieen Ansichten; sie ergehen sich in phantastischen mythologischen Üar- Stellungen, die keine tiefere Bedeutung haben, und nnter iiweii Hhiau aetMrt dte alte eiliebeiie EAMt «ler Welt k> eio «aer- ■»■■MfWe Heer r^n mtoigeeteltea.

Bie BerOhmg des idKediee CMetoe nit de« Chrislenthem ichee to den eraten MnlMnidertoo let erat in neneeter ZeK gonoeer kund geworden; und wir müssen dieselbe immer im Auge behalten, wenn wir mchi in (j^iJaln kommen wollen, die chri.slliciien Anklänge in späteren Srhriften iiii( der uitindiscfier) Idee vermischen. In dischc Reisende brachten schon bUh Kunde vom Christenthum auiü We.st- Asien oder Alexanf!nn, vtm welcher sich schon im Maha« hhamtn Spnrca finden; nicbt nnwnhnclMinlich eradieinen Sporen eher sehr alten ayrisdi-chriatlieben Mieaion Im aCidHdien Indien, Die Nielnlcht von der VerUndlgung den Bvangeiinms darch den Apostel Bartbolomaeos^i) iiat wenigstens nidits gegen sich;^«) die vielfach hezweilL'Ue, meist gclougncte Predii^t des Apostels Thomas auf der Ostküstd Indien«, ^^ o^l^r iillcnlinfi^s erst im vierten Jahrli, sieli Kunde findet, und die niogliebern eise aul «'iner V er- vrechselung mit einem Schüler des Manes beruht, scheint jedoch gar nicht so unwahrscheblieh, and die Sage hat erst oeuerdinga dareli die Übereinatinunang einen tob ihr aDgegebeaeaKODigaoaDieBa ttit anlgefandeiien indo-ali3^aehen MHaaen neaea Halt geivon^» aea.*^ Die noeh Im aeehas^aten Jafctii. von den Portngleaett In Mtlahar gefundenen Christen flilirten die Gründung ihrer Gemeinden auf den Apostel Thomas zurück, und Marco Polo erwUhnt das Grab desselben im südlichen Vorder- Indien. Die iia sechsten Jahrli. von Kosmas Indicopleustes bestimmt erwähnten Christengemeinden in Indien <0) sind vielleicht von dieaer apostolischen Wirksamkeit ibnieiten. Daa indiache Volk, desaen geiatiges Leben fast ganx la die Rellgloo an^ag^ aad welebea die rellgiSae Idee ttefer erfaaate ^ Irgend ein anderen Volk deaHeideathawa, nraaate IQr Anfaalune

üigiiizuQ by CjüOglc

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ehristlicfaer ElmniiiiiyHi «mpfanglichef sein als jede« aiuiere. Wahrscheinlich ist Hie s|»;itcr an die Spit/e «ior N olksreligiüii tre- tende V frehriing licfc« Krise hiia durch den EiuUu^iii christlicher Nachrichten ausgehildet wordeti; hiervon {Später. Ob auch griechi- sche Religion and Philosophie eingewirkt habe, ist zweifelhift; «ichere Spurea Uamm «tob bis j^i iiiefat aageben; ?MlfiMbe kt- Uioge indisdier PhMoMphie u grieobiacb« beweiM niebls, deni det denkeiMfe Geial Urt fibevtll mv «staer.

Was spfttor in de» daicb inoattn Zailall aad danb fimde Herrschaft unterdrfickten Indier-Tolke sich als religiöse Lehre heraushiidete, kaim iiei der Betrachtung der indischen Idee wenig in Betracht kommen. Die iiberans reiche ititiiüsciie Litteratnr hiHet neben der gemeinsamen \VeUan8chauang besonders in späterer Zeit auch viele abweicheode Aoaichteu und Dach mehr TräumereieB. Auf dem verfanleDden Stanuae wuehert eine fippige Vagetaiiaa,^e aber aiebt sdwQ deaahalb aar Flom dea Bauaiea gebÜH, weil de aaa deaaen Fiidaiaa paraait&adi Mir Lebaa arhllt Dmeh daa A«f* apeicbera allea geistigen Aaakekriehta« was sieh ia dea Daratelhn* gen des indischen Geiätes vielfach findet, wird die geschichtliche Erkeiiittniss eher erschwert als geRirdert, und sumsani muss aas- geschieden werden , was in spaterer Zeil, durch frei ndartigea £i>' fluss angeregt, als absonderliche Lehre aich hervortbut.

■) Benfey, die Hymatalta« Borna- Vcda, 1848. p. XV; Ookbrooke, EssaiBsnr Iti philog. des Hindons, trad. pur FtatluiCi Paris 1833. p. 130. *) Weber. Ind. Studien, lä5U; I, S. 247. Karma-Mimausa hei C. J. IL Windischmann, Tkilo- sophiü iiiiFoi tgang^ dorWelfq^csclucbtc. S. 1763. [Die L hcrsctzungcn iu dic?eni Werb' sind von Fried. Windischmann]. •) A. Weber, Ind. St. I, S. 2.12. 289; desMii Vöries, flh. indische Litt. Gesch. 1P52. S. 7 etr.: 9R. ?i9. 148; Roth, zur Litt. n. Gesch. der Veda, S. 1 etc.; 8. 14; Lfts^ea, Ind. Alt. I, S. 7:^9 etc., 74». *) llytli. a* a.0. S. 8. WilL Jouet>, Isuiütut UiaUu Law, 1706; (Deutsch vuu UAttaer, 1797, fiOcbtiK); Deslongchaoipe, dsICaium, Fans 1888. •) Mtnu, I, i fl-i I, 85. 58; n, 9. 10. 0 I<u8en, Ind. Alt I, S. 800. ^ «) Mann, H, 7. - *) Hmusgegeben u. flbcraetat A. F. Stemdcr. 1849. ~ Lassen, II, S. 470. 510, «i) ColelmMike, Eimii, p. 117 Fr. Wiadiachmana, Saacam, p. 97; a J. H. Waä. FUtoa. 6. 174«. 176i. Gdtebraoka, flania, p. U»| Fa

dtfobmaoB, Sancara, p. 97; C. J. EL WindischnaDii, & 1751 etc. 1767. 1777; Othmar Frank, Vacdanta-Sara von Sadananda. 1835. Jonm. A^iat. 1848, Nov. u. Dcc; Au.sluiul, 1849, No. 20; A. Weber, Indische Studien, I, S. 26.— ««) Lassen, Ind. Alt. I, S. 189. 491. 839; A. Weber. Vöries. S. 172. 180; Dcw^en Indische Smd. II, S. 161 165. 404. Lassen, Ind. A. II, 8. 494; Bhag. G. f«c. Aug. (iuil. a Schlc}:^!, ed. JI, 846. Colebrooko, Essais, p. 158.— ") Lassen, praef. zu Schlegels Bhag. Q. p. 3;J. Lasten, Ind. A. 1, ß. 479; E. Buruouf, Ic Bhagavuta rounina. 1840, I, prcl". ; Wiltoü, üic Vi.»>hnu Pnraiia, 1840, prei ; F. Hbvc, Ics Pouranas etc. 1852. »•) Weber, Ind. Stnd. I, 400; Las- aen, Ind. Alt II, 1098. 1099. Weber, Ind. 8t I, 491 ; II, 168 : vgl. dagegen

h$gm, n, im ^ •«> BaaeUi» F. bist V, lo. ^ «•) Lanea, a. a. O.

üigiiiZüQ by ^üOgle

Nler K. G. I, S 87 (3 Aufl.). Acta Apoeb spocr. Tia4ieii4oify WX.

ISO etc. Beinaml. Me'ni. sor Finde in *\. Moni, de riii>tirut nat. dcFnincc, 1849, p. 95. - «•) M. Polo, m, c'^. ^ ••) In Mont&tfcon'» Colt. patromlT, l'^,1Sj l7f,A;W, A. ' ^'''r

a) Di<f Teden-lteliM.

WftliraiKl wir ai Ghim das Gftttlidhe «Dler den Gegemte

TOB Kraft und StolT sehen, der sich in allen einzelnen Dingen wicderlioU, legt die brahmanische Weltanschaiiiui»; den Nach- liimkaiil'dic eine Seite jenes degeusatzes^ auf die Kruft; diese ist das Krste, der Grund alles Daseins, ist das innere Wesen aUer Dinge ; die Matefie ist erst das Zweite, das Gewordene, ist •idit au sich schon, sondexo dardi die ÜJwA. Das wabm fim in Kraft, iat Tluui, w4 Labeai da» nOiaBde Umn dngagaa mt miäA aus aich aellwt, ist nur der Schatten des UiMfeil iil dit SB sieh Unwalure. Die enFjaiMi Salle .des «atfirUohciD Sek», die ruhende Materie, kommt luer in scharfer Verfolgung der un- bedingten AHeingültigkeit der Urkraft nicht zu ilirem vollen Hechte, wird möglichst in den Hintergrund gedrängt; die ideelle Seite der A'atiir wird als das ausschliesslich wahre Sein hinge- stellt, das Ittalerielle bei Seite cpesoiiobeii» Die bralimanische WekenscIumDg i#t eia reinet und oon^eqiMter Idealismus.

Das Daeela ist hier sehleel^terdfiigs kieui mbwadea^ fertiges Sem, sondern ist dereh oad dmh Leben und Thätigkefl, ist Bewegung, Werden; alles Ist eigentlich nieht, sondern alks wird nur immciloLt. Das ist ein scharfer Gegensatz zu Chinas Idee. Das starre Eis der chinesischen Weltanschauung ist in der indischen Gedankenwelt e:eschniol/en zu einer in sich wo- genden, weUensciiiageuden Jbiuih; der chinesische fertige und Ueibende Krystall ist zu einem in sich bew^^n Leben gewor* iM| waa in (bkiaa Leben ist, das iat ein nnwendelbares, beharr- liches; es Ist das Leben des lUeiinielav <ter In ewigor Or^nag neb bewegend dodi immerdar derselbe bleibt, nie stirbt and nie geboren wird; es ist das mechanische, kosmische Leben, dessen Wesen das unveränderte Bleiben ist und nicht das Werden; der Himmel und seine Bewegung wird niclit, sondern ist allezeit dasselbe, in Indien tritt das Bleibende, Feste, Ruhende s:mvA zurück, das Leben ist in steter Verwandelung begritieu. in China ist alles fest» beatinmit,. Ueibeiid, in Indien ist alles fldasi§r

entttdMid und vergeheui, ein sMw WelleiiMidag ron Gebul und Tod. Der Chinese luit bei allem Dasein nnr den Gedanken:

68 ist, der Iiidier aber den dreii'aclien: es war uiclit, es ist jetzt, es wird nicht sein. Das Sein der Chinesen hai weder Geburt noch Tod, hat weder Vergangenheit noch Znkanft, weder Anfang noch Ende, es ist lauter Gegenwart, das Daaeia ist eioe grade Linie, die ohne Anfang ins Endlose fortgeht; dem lä- dier ist das Dasein ein vorübergehender PanJct, der auf die Ver- gangenheit aarfick- und auf die Znknnft hinweisi; die Line des Daaeiiui ist nirgends grade, sendem soUlesst im Katstehwi nnd Vergehen sieh in einen Kfeis Ensammen. Das wIrklieHe Dasein der Dinge hat keine Ruhe; der reale Niederschlag der rastlos wirkenden Kraft verdünstet sofort wied^ nnd wird in den Lebenswirbel hineingezogen.

Das Dasein ist dem BrahmansM ein Bestehen eines Ent* standen en und Vergehenden. An die Stelle der polarisehen Zweiheit Quaas Ten Stoff und Knil tritt die in^ynche Drei- heit des Lebens» 1) Das EntstebeB, die Gebvrt; es sondert «id IM sidi aas

dem einen nnd einigen Ursein ein einseines, besonderes

Dasein.

%) Das Bestehen, das seiende Leben, die Fortbewci:;un^ und Erhaltung des besonderen Daseins in dem einen ürsein. 3) Das Vergehen, der Tod; das einzelne Dasein kehrt in das einige Ursein zuruok; das Eine bewahrlieitet sieh an den £i»EelBein dadoreh, dass es dasselbe «afliebt Diese Ist der ewig Teilende Kreldanf des Lebens, sanftite an der Pflanse sieh darstellend; daher trägt die indisebe Wsil* Anschauung vorherrschend den Charakter des Pflanzenlebeiis.') Diese Drciheit zieht sich durch die ganze iiulische Gedankenwelt hindurch, und kehrt in immer neuen (Testaltcn >vieder; sie i>( der Inhalt jenes heiligen Wortes AUM, mit weichem jedes Gebet nnd jede heilige Handlung beginnt, der Inbegriff md das Sym- bol alles G«tdiehen imd aller Wahrbeiti^) es ist der Bnaikmi des Atts und dessen buierea Weseii.

S. BnidtB, Oeteh. d. nük». etc. S. 90. 45 *) Miinit H. 79. 61.

In Indiens ältester Zeit ist das Hcwosstsein der Einheit des Seins noch nicht bestimmt bervoro^etreten; da werden die g«^tt- liehen Naturkräite noch als vereinzelte erfasst, nnd das indische Bewnsstsebl streift da seheinbar sehr nalie an die irfosse Ver-

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ehrung der iNatur- Diiige [Bd. I. § 35. 39]. Die Einheit ist noch webt klar erkannt« schwebt nur aU gealiut im HintergraBde» hal lodi Bidit einen wirklichen Begriff and Ausdruck gewonnen* Aber diese eimelneii ^ttUclieo Natorm&ohta laeeea eeUbet

Üieeteo VedeatheileD die höhere Idee der All-Einbeil bercüe 1Mm1ieefainiiDem$ sie bilden keine snfiUUge Crnippe, eondei* es treten drei Haupt -Mächte vor den übrigen hervor, welelM sich bald zu der ei<^cntlichen Dreii'altlgkeit der indischen Idee gestalten, wiewohl sie zunächst noch nicht den reiueii («edauken, sondern die sinnlich -concrete Erscheinung desselben darstellen; nur ahnend spricht sich anfangs die Idee der Einheit au«, die sehr bald» eebon io den späteren Liedern des Rigveda, snn ToÜfltt Bewnsstsein kommt

Die drely die Dreiheit des göttlichen All-Lebens znsäobst mrsndeoienden Nalarmiobte der ältesten Veden sind folgende:

t) Die Naturmacht des Entstehens, die zeugende, leben- erweckende Kraft, die Ursache des Kciaiens und Wachsens, die Kraft des Lichtes, besonders als der lichtstrahlende Him- mel, oder auch als Sonne vorgestellt, Indra, der erste der Gatter, Herr des Donnerkeils , welcher die dunklen Welken lerreisst.

t) Die NaCormadit der Erhalt an g des ersengten Lebens, die erallireDde, das Leben bewabrende mid ftrdemde, bewe- gcMie Maeht Das bewegte and bewegende fltssi g e Element der Loft vnd des Wassers, fsraaa, der alle Lebensbewe*

guag ordnet und leitet.

2) Die Naturiiiacbt des Vergehens, des Zerstörens, die lebensfeindliche Todesmacht, das die Einzcldinge verzehremle Element des Feuers, Agai, in der älteren Zeit vorzugsweise als Opferllamme, die höchste nnd heiligste VerlreteHn des Feaen, erfasst.

Diese drei Haupt« Gottheiten shtd die dreifiMhe Qrandge- «laltnng der Natw-Kraft$ das MaterieUe, die Erde, hat hier iccme Stelle, denn die Materie ist ftr den brahmanisehen Indier grade das Untergeordnete, das Unwahre. Agni ist die dem Indra gegenüberstehende Naturmacht; Indra erzeugt das Leben, Agni verzehrt es; Indra beleuchtet die Erde, in Agni leuchtet die Erde, der iStoff, aus sichlieraus, steigt zum Tlinnuel, zum Jn^a auf, verwandelt sieh gleichsam in indra, in das Licht, die * Natar kehrt in ihren Anlang zarück; das Leuchten des Himmeis- Mbes ist die Urbedingnng, der Anlang deseinsehien Lebens,-- das ErgMhen« das Leuchten und Aumamman das Malsiieyen u. w

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tet Hb Ende desselben. DasFeaer ist die sidi seliwtairf|(«lieMie,

in ihr Gegentheil, das Licht, übergehende dunkle Materie; im Feuer wird sie über sich selbst hiiiausgerückt, streift ihr eignes Wesen ab. bekomint Lichtcharakter, uiul zehrt sich glühend selbst aui'. Agni ist nicht das Feuer überhaupt, sondern das der Erde angehörige, welche das Irdische veraehrt; das himmli- sche Feuer dagegen» der Blitz» wird ausser dem Agni auch dorn indra nogeselirielien.

ladra^ nach Roth abgeleitet van isdb, idli« eataAodeD, leachfsa lassen, also „der Leuclitende»**^) oder „der Hlauaeislielle»'^*) Dach BenfeyS) ^on indu, ,,der Regnende,** ist der erste mid be- ziehungsweise höchste doli im Kii^ - \ cda . j^eboren vnr den andern Unsterblichen, der Gott des heiieii Hinimelsgewolbes, der Himmels- kOoig, der Tauseudaugige, das Ur^ve.scn, thrunend jen8eits des Luftiorelses , der Götterfürst, der Bergespalter, BlitzschleudefSC Er fahrt die Sosne durch des Himmels Udheu ; er hat die aduraa- kendo Erde fiaslgeaiacbt und die eisefafltterten Beige eiogeraauat, er liat dem weltea LulUireis üsasse gegeben and den Himmel fest- (begnadet,** ^ als lirelsende Sonne. Er Ohrt mit geldlarbigea Rossen; sehte Walfe int der Donnerkeil; er spaltet die Wolken mit dem Blitz, dass sie ihren Hei^eji geben; er ist das mit dem Dunkel kftmpfende Licht. Auch in den andern Veden erscheiiit er alf> der hdehste Gott^ als Himmel, regnend, blitzend, donnernd, stürmend.^) ,f indra rufen im Kampfe wir an» den btitoschleudemden Kamp£> genoss.''*) „(kosm ist india von langber uns, HerrlidÜBeit sei dem Donnerer, gross wie der Himmel ist seine Macht Welche Pfade am Himmei dir, auf weichen du raschrossig treibst**^ »»bdra ist unter deo Göttern der mftehtigste, stirimte, iMslet reitendste.**«)

Meist erscheint er als der Kaiiipteiide, der Mannhalte« der Heid, der Helfer im Streit, „der \ ritiatödter," d. h. der Besieger der dunklen Wolke, in welche der Regen verschlossen ist, und die er mit einem Blitzstrahl OlToet. Sehr oft heisst er auch „der Stier*' ala Bild der befruchtenden Stärke, der EraSagungskralL Seine soosligen Beinamen in den Veda- Hymnen shid: ^ Allgebieter, Ur- afrfisglidbster, der rasche stete Wanderer, Herr der blben Rone» der ErscfanlTende, Besaamende, der Pfaawnscbwansige [Stam- reiche], Kunig der Menschen, aller Volker OiNMrherreclier, der Heilige, Heiland, \ ertheiler des Iteichthums; " er hat der Sonne das Licht verliehen, er breitete die Erde aus und stellte den Hini- iiie! fpsf;*) bisweilen erscheint er auch als die Sonue selbst;**^) deshalb heisat er auch Mder AUwissends»" ^i) ^ weil das Himmele-

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licht Oberail biu blickt. Obwohl er der Ur^iträuglicbste uod Ur- eiv%e" ist, ist er doch erzeugt; ,,die Gdttiri Mutter hat dich P^ft»*' „reiodlos, Indra, bist dn gezeugt/^ i^) Bei Manu himU lodim »KOHlg 4er OOtter« deseeo Waffe «1er RegeDbogen, dewea Eampt 1000 Augen hat;*' ") er sendet in den Regenmonaten niddkke Waaaer nm flimmeL Er iat der indiacbe Juppiter; er bat den Beinamen dlranpati „Herr des Hhnmefs" [vgl. diespi- ter]. '*) Indra.s Waffe, der Donnerkeil, hat die Gcistaft eines Kreuzen. nämlich eines steinernen Streithamiuers, bei dem der Stiel durch die Öflnuug des Kopfes hindurchge^tückt ist; dass den nordischen Dounergottes Thor Waffe dieaeJbe Geatalt hat, ist wohl ucbt hUmm aufiülige ÄboUcbkeit. i«)

Var«na „hat der Senne die P&de gebahnt und herrorgetiie« Im die neergleiehen FinHien der BirOme» Eirischen den unermess- Men HhnMMln (nach den Commentaren: Himmel und Erde) ruhen «ehie Oewalteti/* denn er ist die bewegte Luft, die Atmosphäre, welche oben die Bewegung d<;r Ntenie hci^ründet, den Regen herab- sendet, und an der Erde als das aus i\ci LnK li(irai)i:esjrrimte Was- ser-Element erscheint. JUer Mond wandelt nach seinen Gesetzen: ^'') besonders in der Macht waltet seine Macht, weil in der Nacht die stiiniie am helltigsteti sind und weil in der Nacht der Thau nillt; er ist der Oett d«r hitmnliiclien Gewisse?; ^ er ist ausgebreitet wie dn Oeean.1*) ^,Er trilgt und hSit die tlttemden Geschdpre» «Met Krankheiten «ad Tod/'») weil hi der Luft die Krank- hiilen sich verhteiten; sie sind ,,d{e Fesseln und Stricke/' mit denen er die Menschen i>iii(lf3t.2i) Die \Viri<ln und die die Luit durchfliegenden Vögel, und die da« Meer befahrenden Schiffe ge- hören in sein Bereich ; 22) rauschender Wind ist VarunasHaueh. 23) Er ist ebenso auch Gott des Wassers, er „entsteigt den flutbeti- dea Gewässern," 25^ n^^l ^ig^ dargestellt anf eaoem Meer-Ungeheaer reüsad;**) die Flisse strtaen nach seiner Vorschrift» und er he- ntfkt» das« die stets strtaenden dedi den Ocean nicht fWlen.^ Veraaas Redentung als des Geltes der Gewisser wurde besonders b der spiteren Vedenseit heiTorgehoben. Das Wasser wird in den Ältesten Hymnen auch \vohl als die Urgcwässer gepriesen, aus denen «illeü Leben entsprang; sie heinseu darum „die iMüttci , * «nd enthalten das Anirlta, den UnsterhlichkeitHtrank. 28) Das Wasser ist daher dem Indier heilig, man darf es oicht veruureioigen darch Schmutz, Blut, Gift oder lTrrn.29)

Ik Varvuia die bewegende Macht des AUs ist, ood die Bewe* gnegsn eidnend MCet, so hat er auch eine sittliehe Bedeutang als Wiohtor der sittMien W^ltaidaung, der gerechten Vefgekmg;

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imil hieran, so wie arulrerseits an dtis wechsclv uUe Walten (Im Varuiia knäpft mch wahrscheinlich der Ciu^tand, dass Sflnden- scfauld grade ihm geklagt, und voti ihm Verleihung erbeten wird.^) Es scheioty als ob In Indiens Ur?.eit, wo noch der gemeinsame C!ei- stescbarakter des indogeraianischen Stammes atftrker hervordat» Tarana eine mebr geistige als natfirlicheBedeutang und iRehOdMle Stelle uDter den Göttern geliabt habe, stammveiwandt dem griecbiseben Uranos:3i) jcdocb gebOft dieser Sebimmer «hier gei- stigeren W cltaijj^chauung jedenfalls nicht in die eigentlich indische Gotteslehre.

Agni 3*^) ist nicht sowohl der (Jntt oder Schutzherr des Feuerst, als vielmehr die verzehrende FcucrÜaramc selbst, vor allem die heilige OpferBamme ; erheisstdaram Her Opferer, ein Opferpriester, KOnig der Opfer; „Agni, konnie aum Mahie herl>ei, zu Opferspesde unter Lobgesang« alsOplerer sitz, auf dem Altar; da» o Agai, bist emgesetzt als Opfeier jeder Darbringung/* s^) A. wird als Flamme ,,dareb Reiben von HOlaern vom Priester erzeugt*'^) uad ruht in dem Holze. „Erzeugt ward der ErwQnschte bei Tagesao- Ijj uch, geleert der Strahlende auf untergelegtes Brennholz; in Haus für HjHis (iie 8chStze spendend iiess Agni sich hernieder , der Iioch- geehrte.**36} Bisweilen werden die zwei Keibhölzer poetisch als zwei Personen voigestellt| durch deren Begattang das Kind Agni er* aevgt wird.M)

„Agni mit scharfem Glänze mag Diederbfindigea Jeden Febd. mag spenden Relehthimi uns. A., segne, gross bist du^ koimnc zmn gutterliebenden Volk. A. , schtitze vor Bosheit uns mit defaKn

faeissesten Flammen, o Gott, verbrenne ewig jeden Feind. A., der weise, der Herr der Kralt, hat die üjder nnischritten rines, Sch;it/.e spendend dem Oj^fernden. 37^ ,,Lob8iiige ihm, des Himmels Herrn, die Gütter sandten ihn als nimmermüden Gott, das Opfer bringst du gotterwärts/'^) „Loblieder sing ich diesem Gott, der Erd' nnd Himmel hat gezeugt, dem weisesten, treaoplrigen, gelleb* ten Schfttzespender, Geist, er dessen erhabne Gestalt Im Opfer Strahlen leuchtete, schuf aus dem Glans den Hhnmel, der gold- armige, schOn opfernde." s») _ ,,Der Welten Sciitltzer ist gesengt [beim Opfer], der wachende, der starke Agni, zu erneuter Selie- keit; der hutterglänzende erstrahlt, der Ltuichlende, zum IliiiuncI ragend, heil; du wirst, gerieben, mit mächtiger Krafterzeugt."***)— ,,Mit den Zungen rings .schwankend, mit der Giuth flarameod, leuchtet Agni in den Bäumen/**!) „Verehrungswiirdig, anbe- luagswerth, erblickbar durch die Dunkelheit, wird Agni, der Spen- der, angeweht, ^ Deine, des Angezündeten, hehre Fhmuiiei,

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0 Leuchtender, Agni, die reinen, steigen auf. I>er hehre naht, befolget von der hehren [MorgenrOtheJ , <ler Nchwester [Nacht] geht nach wie eiu Verlieiiter; Agni, den schon erleuchtenden Glauz entfaltend, bewältiget die Nacht mit rother Farbe. „Die Pflanzen tragen den Agni als keim; die Mütter, die Walser haben den Agni mengt, [das Feoer stammt nach vedischer Ansieht ans dem Wnsser» ▼telleicht wegen des BUtses], ond ihn gebfiren anch wahrhaft die Bimne und Kr&iter, mit ihm schwanger^ alle Zeit'* ,»Der Sohn erzeugt die Mutter; Agni, vieler Gewisser Erzeuger [dureh den Blitz], gebt selbst hervor aus der Wasser Schooss; . . in der Luft erzeugt er die hewe^liche Woge, durch die Wogen rdTnet er die Erde ( im Hegen], alle Speisen trSgt er im Üchoo»», er ist im Innern der Pflanzen."-^)

Agni wird in den Veden sonst noch genannt: der Leuchtende, der Erleiichter, der Strahlende, der Schätzespender, Herr des Reichthimu, Sohn der Kraft, Bote der Gdtter, der sie aum Opfer nH, Gast in jedem Hause, des Hauses Herr, der Reiniger der Menschen. Weil aus dem Opfer aller S^en fllesst, so wird A. ▼«rzug.sweise als segnend, als „der mitleidigste unter den G^t- icrn"^^) gepriesen; die feindselige Bedeutung des zerstörenden Elements tritt in den Veden ganz zunick. Bisweilen erscheint er auch als das Sonnen - Feuer. .,Agni, du hast den ewigen Stern am Himmel, du, die Sonne erhöht, den Kreaturen verleihend Licht/' nWtt entafinden, o Agni, dich, Gott, den strahlenden, ewigen, ibrwahr debe preiswürdigste Flamiae glinset am Hinmiebaelt'*^) Da Agni tob den Menschen hehn Opfern immer von neuem er- Mgt wird, so steht er dem Menschen niher als andere Götter, ist gewissermassen in ihrer Gewalt; man spricht daher in vertrau« llcherem Tone zu ihm, und erbittet wohl auch seine Hilfe gegen atitlere Götter. „Agni niög uns >( !iützeij vor dem Leid Ton Varuna [vor Krankheit], vor Leid vom grossen (»ott."**)

Das Feuer ist daher den lodiern beilig;, man darf es nicbt nüt dem Munde blasen, darf nichts Schmntaiges ins Feuer werfen und meht die FOsee daran wirmen.««)

Bisweilen ersdielnen andere Namen als die der drei hüchsten Gatter, aber das Wesentliehe ist da«selbe} so Sur ja, die Sonne, Vaju, Gott des Windes, und Agnii^^o) aie beiden ersten fallen ihrem Wesen nach rolt Indra und \ aruDi zu.sanimen; besonders hio^ erscheint Vaju an Varuna's Stelle neben Indra und Agni. ^>)

<) Roth, ht Zellera JabrK 1846, 8. 8. 351 ff. *) Kuhn» Zeltiebr. l mgL BpiMfal I, 198. •) OloMsr mm 8i2naT«aa, p. S5. *) Both, a. a. 0. mj^ des BlbhaTaf, p. 88. etc. ^ Samav. (r, B«i%) I, 4, 9, 4; I, 9, 1, 8$

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I, », 2, S; u-oft.— «)8uuv.I, i, 1,4.— •)8MMMr.l, i,a,3.— •) ikitinq». BrahniHUi, nadi Bofh. *) BSigr* I, b. 4. 5. 7. 9. 10. 1 1. 93. 33. (Rosen). Samsr. I, l,3.4j 1,2,2,3.4; 1,3,2,3; 1,4,1.4. 5: 1,4, 2. 2. 4. Samav. I, 2, 1,4;

I, 3, 2, 4; I, 5, 2, 3.— »>) Samav. 1, 4, 2. 2 v. 1 u. 6. ' '') Saraav. n. 4, 1. 16; n, 9, 1. 14, 2.— '») Manu. HI. Pfi; IV, 39. '*) IX, .304. l.a.«sM'a, Ind. AU. I, 75'). Kuhn in llöfcrs i^citsrlir. f. d. Wis.v der Sprache, II, 17«.

IT) Rifiv. b. IU»th, lu H. O. S. 35."^. »") Ui^'^. I, h. »4; Saraav. I, 4, 2. 4. >•) Saniav. 1, 6, l, 4. l%v. 1>. UutU, a. a. 0. lloth iu d. Z. d. D. Morgenl. G. 1852, VI, 72. ") lligv. I, h. 25. •») Roth, a, a. O. VI, 71. - *«) Bcnfey, Glossar s. Sbumy. p. 115; Mann, III, 86; IX, 808. Rigv. II, 3.

bei Vkftt myfhe des BibhaTM, p. 189. *<) Asiat. Bca. I, p. S91; BoA, ind.Z.d.D.lLO.VI, Tl. - Wgv. I, h. 29 <Boieii> ••>llaim, IV, S«. - BoOi, a. ft. O. TI, 72. •») Bbeod. 76.

•*) Botli, in Zellen Zeitachr. 1846. 8. 954; Klvc, a. a. O. p. 24. 44. 50.

•») SaaWT.I, 1, 1, 1; vgl. Rip-. I, b. 12. 14. ^ ««) Rigv. T h T2 Samav. I, 1, 1, 1; I, 1, 2, 2. »») Rig>-. III, 8, 12 (Benfey). »•) Roth, Nirnkt*, S 154; Weber, Ind. Stud. I, 197. '0 Samav. 1 , 1 . 1 . 3. - »•> 1 . 2 . 1 « } 1 , 5 , 2 , 3. «») n, 3, 1 , 6. * ' ) RigY. VI, 3, (Bcnfey), vgl. 1, h. 58. Öamiiv. II, 7. 2, 2. 3. !S. ♦•) ü, 9, 2, 3. «♦) Rigv. 1, h. 95. ♦») Aiia- reya-Brahraautt, VII. v. Roth, in Wcbtrs Ind. Stnd. 1, 461. «•) Samav. II. 7, 1, 15. «0 I, 5, 1, 4. *•) Rigv. U, 1, 15. [Beafcy]. «•) Mauu, IV, 53. »0) A. Weber, Ind. Stnd. I, S. 78; II, 81. »') Kcncscbitam - Upao. b. Wind. 8. 1699.

Ausser diesen drei hervorragendeD gOttUdieii M lebten er>

scheinen in den Veden noch viele andere, welche fast duicbweg die am meisten ins Au^c fallenden Naturgewalten darstellen, ziint Theil mit jenen drei Hauptgottheiten zusammenfallend, xum Theil ihnen untergeordnet, zum Theil auch ohne sichtliche Bezie- hung auf dieselben; die Senne, einige Sterne, [selten der Mond,] die Morgenröthe, dann die Stürme, Wolken etc. ersdieweD als gdttlicbe M&ebte. £s ist darin nocli keine Ordnwig ud Klarbelli man kann und darf kein System daians maelm; ais der Öde der.Gedankendftfl9niening tdnen nar einselne Laute der grossen Weltharmonie in das Bewusstsein herüber , sie sind noch unverbunden und ohne klare Unterscheidung. Die ganze Ge- dankenwelt der äUe.sten Veden ist noch sehr kindlich unreif und unklar; die einzelnen Gestalten sind noch ganz nebelhaft, grau in Grau gemalt, verschwimmen dämiaerig in einander; Unbestimmtheit und Widersprüche sind da ganz natürUcb; die bunten Vorstellungen sind ja nicht eines Menseben Diditwg, sundern die der dicbtenden WiUldlr Vieler anbeimgefaUeBen Gebilde, welebe die noeb nicbt erkannte, sondmi nur geubnle Idee in der Entfernung umkreisen. Die auch jetzt vielfach aus- gcbprochene Ansicht, dass die älteste Veden -Religion wahrer, erhabener und männlicher sei als die später entwickelte, tiefer

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Mystik volle , yerkeDDt das Wesen der rel%iÖseii Idee. Das Ein- fachste ist nicht immer da^ Tiefste, imd Jas Handgreifliche uicht das Geistige.

Das Verschwimmen der verschiedenen Götter in einander, and das Umtauschen ihrer Bedeutungen erhielt später aoch darin eine tMere Begründong , dass alle einaelnen Götter nur die TeTsehiedenen Daseinaweiaeii eines einigen Urgottes sind. Wir düffen nns daher gar nieht wandem^ wenn wir bald Indra, iMÜd Wiacbnu , bald Agni , bald Rudni oder iig end einen andern Gott Mtk f&r die einige Gotdieit erklären adien, aus der alle aodern, und in der alle aiideni begriÜeii sind.

Bei allen vedischen Göttet (i ist die Natur- Bedeutung unbe- dina^t das wahre und innere \\ esen; und die Personification ist uur oberüächlich und äusserlich; besonders tritt das Licht- Eleoient als die höchste Offenbanuig des Göttlichen in den Vor- dergnmd; der sanskritische Name der Gottheit, Deva, bedeutet »daa Gltaende» Liebte.« «)

Die wilden nnd dem menaehtiohen Leben ÜBindaeligen Natnr- ■ächte, Stnrm; BUta, Hagel etc., eraeheinen als bftae Gott- heiten , bei denen erst in späterer Entwickelung ^u dem Natur- bnsen ein sittliches Element hinzutritt. ^) Sie gehören natürlich mir (lern populären ßewusstsein an, da in der höheren AulTas- bttug alles Seiende nur eine Offenbarung des einigen Guten ist; ■nd selbst der verneinende C<ott, Agni, ap&ter ^iva^ den Be- grif dee Shtlieh-Bdaen schlechterdings aossehliessl.

Wir kteaen aicbt auf alle BiaaelbeiteD der apielendeB INehtnag IbealerMt etagebea; wir dirfen nur das Wiebtigere berOhrea. An «eisteB Iritt die Soaae als gMtHdie Hackt hervor; sie gebürt dem Bereiche des Indra an, der ihr das Licht verliehen ; aber auch Agni wurde bisweilen als Sonnenfeuor gedacht. Die Sonne erseheint noter verschiedenen Namen als (lotthett, besonders ais Sur ja oder Sora, als Savitii (Erzeuger), Puscbao (Ernährer), Vivasrat» fihima, wovon das slaviscbe Bog.^) „Ffirwahr, o Soooe, bist gross aa Bahm, isuner» o Gitüa , bist da gross» der GOtter lebendiger ▼orsifser deich M^estit, em herrlich» «nmletaUoh Licht Sie bciasi „iütt MinBeisplbeade» die Wlkhteria alles Festen wie Waa- dtladen, die alles Schauende» Recht und Uarecht unter dea Slerb- Reben schauend/* ,,Er hat den Himmel und die Erde und die Luft erffiHt, Siirja, die Seele von allem.'*'') „Es nahe sich der Gott »Siuitri, au Köstlichem reich, von Ixosscri lio/oiieii , in der Hand balteud vieles, was dem Menschen lieh, emptangeo uad gebären lücbtad die Creatareo." •) Aaoh Aditya ist dis Soaae. »«Adüya

MS

Tcnefart «ebt MMwte blodarch das Wacaer dudi «eiM Stnlil.^«) der Utesfe« indwclieo Grappiniiig der Vedeo-GOIter sieiMn Ganzen, in dem Nimkta, nimmt die Sonne ohne weiteres Indn*! ;

Stelle als erste Gottheit ein;*9) die Verschnielziini; beider Gott- ' heiten begreift sich leicht, und ist schon inx RiL'-Veda mehrfach an. ' gedeutet; daher auch das Ur* Brahma durch die 6oHoe siiiül)ii(Ukii dergestetlt wird. i

Des Hiramels Tocliter, Uschas, die Morgeriröthe, von der Nacbt geboren und des Uimmels Thore öffoend, wird hocb geehrt; ")

ebesso die reaselenkenden ZwÜliDgebHIder A^vlo^ts) des | Meeres Söhne, der MorgenrOtbe Gelehrten« dem Bfensches dis Liebt hrfaigend, in Stürmen den Schiffern bq Hille eilend, nadi i F/mitjefi die der Morgenröthe voraufeilenden Lichtstrahlen, ") leitlit aiid) der Morgen- und Ahendstern; sie heissen auch divo napata, die (iottesenkel, (\ Dioskuren). Die Apsaras, spiilcr die himmlischen Huld- und Liebesgottinnen, die leichtfertigeu Tan* serinneu desHininiels,!^) sind ursprünglich dieStrahlen der Morgen* | rSthe,)*) nach Kuhn aber jNebeiwollcen und die Gefilbrtinnen der Gandbarven.i'') Die letztem , urspriteglidi in der Eiozabl , hiU Kuhn nicht ohne Gmod flbr stammverwandt mit des gritchiscbeB Kentauren, und erldSrt sie als die bwler den Wolken verboigsse ^onne und als das in den Wolken verborgene Feuer der Sosse oder des Blitzes; die Bedeutunij scheint aber zweifelhaft ;

Sorna oder Tschund ra, der liott des Mondes innl diilicr ics j l- ritchtsegcits, der zeugenden iSaturkraft, '^j erscheint in crsterer | Bedeutung erst in der späteren Vedenzeit und bei Manu;^^) früher Ist Som mehr die das All durchsiebende Lebenskraft; wir werden von ihm beim Opfer noch besonders au spreehen haben. IMs Planeten erscheinen in der Vedeuseit noch niclit als wnkMe GottesmSebte.

Unklar i^t die Bedeutung des mit Indra vielfach zusammen ec* nannten, zum 1 heil sogar iiüt ihm zusammenfallenden Brihaspati oder Hrahiiiari.'ispati, .,Herr des Gebets. ' der später als Götter- priester und aU das schützende Haupt der Hrahniaoenkaste erscheint, ursprfinglich aber jedenfalls eine Naturroacht ist, an einigen Stelleo ofibnbar der Blits» „der gtensende, goldfarbige/' und sebie Stbrnne ist dann der Douner.^) Auch das Wesen des in den Ältestes Hymnen oft erwldmten Mi tra, d. b. derHolde, FreundHebe, ond des Arjaroan, d. h. derEhrwlfrdigeoderWobltbStige,23) i 8t noch dunkel, und scheint auch unbestimmt gewesen zu sein. Jedenfalls gehören diese beiden Gottheiten, imUigvcda sehr hochgci<tellt, zu denLicht- mftshteo; bisweUen scheioeo sie Beinamen der Sonne au sein, öfter j

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•ie TOI ihr iuitenieUedeii.M) Da «eil? lilnfig die Drei-

iieit: Varuna, Mitra und Arjaman, als höchste Göttergruppe ange- führt \\ ird,*5) an Stelle Arjanians aber In dieser Dreiheit bisweilen Agni, hisweflen Ixiidra gesetzt ist, 20) .«o scheint mir die ADuahnic Dicht tero 2U Uegeo, üa^s Mitra im Aligemeiiieu mit hidra, Arjamau Biit Agni zusammen fallt. Auf die Bedeutang beider Götter in der pcraiscbeDReiigioii kSoneiiwir erst bei dieser selbst eiDgebeu.^^ ln «cbiraakeMlem Sinne ersdieint anch der Name Pradecbapati, MÜerr der Creatoren, bald etoer» bald drei oder aiebeot eder sehn oder noch mebr. P. ist onr ein Beiname bedigestellter CUKter, be- sonders der Urgottheit, des Brahma; in den ältesten Vedeutbeilen kommt der Name nicht vor, später aber sehr häuJig.*^)

Die Wiüde^gütter, die Maruls,^») sind dem Indra als dnii Hioimeläherrscher unterworfen; der Wind erscheint auch als Einheit unter dem Namen Vaju, der bisweilen an Varuna's Stelle auf- trittst) Der Vater der Maruts, der Tetderfoeobringende Gott des Statmes, ist Rodra, „der heidende/' eb MenschenTertÜger, avcb ib Gott der heulenden, prassehiden Feaerflamine« md so mit Agni YerBchwimmeod und ein Obergang von diesem zu dem spSteren ^i* va;)o) Agni wird wohl auch selbst Rudra genannt. ^i) Indem Kudra al^t Sturmwind die Nebel und iiiiseii Dfinste verscheucht, und die Ojifernüinme anfacht oder auch als diese selbst erfasst wird, er- i^cheint er bisweilen auch als ein wnbltbätii;er, heilender, gnädiger Gott, und als Beschfltser der Opfer. ^'^) Doch tönt auch bei dieser Bsdentang in den an ihn gerichteten Geiieten die Furcht und der WoDseh naeh Schonung hindorch.'*) Als Sturmwind ist Rodra anch „Herr der Wftlder/' und wahrscheinlich hingt damit sehie Bedentung tb „Herr der Hemmschweifenden, derRinber, Morder nod Dlelie" lesaromen. Der Gott der Diebe wird in den Dramen oft erwähnt.

Die Adit\as. d. h. die Ewigen, ursprünglich ein allgemeiner Name ffir die höchsten MSchte. für Varuna, Mitra, Arjanian etc., wurden später zu Monatsgöttern herabgesetzt. 3f>) Vischuu, der später so wichtig geworden, hat in den Veden nur eine uiitergeord- tele Bedeutung; wir werden später auf ihn zurückkommen.— Him- mel nnd£rde werden in den ältesten Vedenhymnen als gOttUche Mächte nnr leise herährt

Jama, der Tod es -Gott, Herrscher der Unterwelt, der in der epischen Zeit eine hervorragende Rolle spielt, ist in der älteren Zeil ziemlich selten erwähnt,- ) , Der den Weg, welcher aus der Tiefe *u den Höhen führt, für Viele aufschloss, den Versammler der Menschen, Jama, denKönig, feiere mitGahe; Jama zuerst hat einen Oti geiwidefl, eine Uelmalb, die man uns nicht nehmen kann; wo-

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IM

Mii ▼ormals turnen Viter alpMiiiedeR, dalilii Mrt auch die Gehör- ne» ihre Bahn." Er gilt da, wie es scheint, als der erste Menecb. der den Weg des Todes err.lTt)ete, ua<l nuu der Kuoig der Seligen im Himmel ist; andere Sagen deuten ziemlich sidier darauf lun; seil) Name bedeutet Zwilliog, und eia Zwilliogspair, gezeugt von den Licht und dem Wolkendeakel, war der Urspraig dee MeoecheDgeflchlechte;**) er ist der erete-„Stei1ifidie'* ge- weees, ved wohnt nun in der GOtter GemeiiMchaft ud scfcaiitf mit ihneD unter dem Dache eines schSn belaubten Baumes; er n/h leiht den Gestorbenen einen Ruheort, geschmfldct mit Licht sad Dunkel und mit Gewässern. Später tritt Jama sehr häuüo^ auf. und wird unter die gössen Gutter gerechnet; er ist da offenbar verwandt mit dem Wesen des Agni, und eic^entlich eioeModification desselben. In den Epen ist er io mythologischer Weise pcrsoni' ficirtnad mit lebhallea Farben gemalt; er sendet meist nur seioe Boten, in wichtigeren Filleo eher holt er sich selbst die dem Tode geweihte Seele. Er erscheint dann «,sch5n gestnltol; gelocht» sosm- ihnlichen Glanses, ein Mann in rothem Gewsode, schwars und gcib, ro^iugig, fiirchterregend , einen Strichln der Hand/' nil dem er deiiGeiiit des Gestorbenen bindet und in sein Reich filhrf.*^) Unter den bösen NaturmHchten ra^t hervor Vritra, ,,der Zu- rfirkhaltende, " die den Hegen zurückhaltende Wolke, auch ,,dcr Schwarze'' genannt. Die Wolken werden als eine Art Schlaudi vorgestellt, welche den Regen in sich verbeigen; Indra zerreisit diese Hülle mit seinem Blitsstrahl und besiegt den Vritie; dieser Kampf desLicht- und Blitsgottes mit dem Gotte desWelheodunhab wird aller Augenblicke erwihnt. In Erweiterung der ursprilsgliches Bedeotang wird auch anderes Obel dem Vfftra sugeschrieben , «rie Krdbebcn und Ungev\ Itter; doch wird er noch nicht aul das sittliche (webiet herübergezogeo. Wir haben in diesem Kampfe der Natur gewalteu offenbar das Urbild des persischen Dualismus. Andere hose Gewalten sind die von Agni bekämpften Asuren und Rack* scbasa. Bei den Opfern verlangen sie einen Antheil und waMflS gelobt sohl, »»denn wer ehien Berechtigteo des Ihm lutimunaniliw Theils beraubt, der wird durch Ihn besdildigt; weuu der Opferor aber die bOsen Geister lobt, so soll es mit murmefaMler Stimme gc* echehnt das Mvrmehi Ist die verborgene Stimme, und vetborgea sind auch die bösen Geister,"*») Bisweilen erscheinen in dualisti- scher Weise die Asuru und Deva als die bösen und ahnten, ein- ander bckäni|ifenden Wesen; jene stören dann die Werke der leti&tern durch Einmischung des Bdsen.-^) Der ursprtinglicbe rein natdrüche OegensaU des Lichtes und der Finsteniiss nahm aUm&hlieh ehnn

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mehr luy tili) logischen Chnrnktf r an, nndl ging auf da»* .sittliche Gebiet über; im tielcren 5inne geschah die Vergeistigung dtei«eM Gegensatzes erst in Persien; in leichterer, hfi iq^elender Weise in den iodis€hea Mythen, ifie Sd den gFOSsen Epen ihre poelMbe Vellendong flnden.«*) ]>er Name Aenren hat flbrigenn In der litenlen Zeit nicht die Bedeutoog hOeer GStter, Int Tidaiebr renraadt mit dem peralaebefi Ahnra, In den Hymnen des Rlgveda da Beiname des Varuna, Indra, Savitri und anderer guten Götter; er bedeutet ur.sprünnlich ,,der ficbendipe" oder der Belebende**, dann „der Held, Besieger*' und erst in späteren VedeutheUen einen bosei» Gott.***)

Über diePitri s, die Seelen der Ahnen, die ebenfalls durch Airafiing vnd Spenden geehrt werden, weiden wir apKter noch sprechen*

Nnr aehen f nden wir die indhHsheGStterwelt In bestfanrnteRang- rtafen gruppirt; aber diene ZnaanunenatelluDgen erscheinen alegana wiflkOrlich, und stimmen mit einander gar nicht überein ge- wöhnlich werden drei, acht oder zw»!f Gatter als höhere bezeichnet.

Roth, Z. d. D. M. G. 1. C6. - Kuhn, Zeitschr. f. vorpl. Sprnrhf. I. 199. - *)fägf. I, h. 35. 42. 50: N^e, lübh. p. 29. 30. 46. *) Rigv. I, h. 89; Weber ind. Stod. I, S. 93. *) Samav. II, 9. 1, 9. üig^. I. h. 35 (Hf)scn); V, 5, 1, 2.(BeQ- kjf>— ")Eben<i.I,U5, 1.— ")Rjgv. V,4, 12, l.(ß.)— *)Maiiu,LX,305.— ")La88en, 1,770, ") BigT. I, h. 92. 113. 117 120. ") Rigv. I, h. 22. 34. 92. ") Roth, i. «. 0. S. 851; Lasaea 1, 8. 762. Benfey, im Sama-Veda, Olosfar» p. 18. **) A. r. Sehlege], Bamayana I, 4S; II, 10. *•) Weber lad. 0lad. n, 804. **)Ua, Z,twm^Bpmibt I, 51« «le. *')B»Maa. m etc. >*)R»ve,BiUiavas, p.4ft- M)]|iiia 111,111. IZ, 80a.~«>IHgv. I, h. ia.40.— «)BodHi. d.Z.d.]Xlf, G. 1847. S. 71 et«. ^ *0 Bolh, Z. d. D. M. G. VI, 74. «0 LasieDtlod. A. I, 761; Bip-. T. h. 115;' Samav. I, 6, 1, 2. '*) Kip. I, h. 26. 36. 41. 90 (Rosen). ^«)Rijrv. I,h. "1. 75. 94. 95. 115 35. lOfi; 43. '-«•) Ncve, Ribh. p. 296. 299. CtC. Mnnii TTI, P«. '») RigT. I, h. 6. 19. 20. 33. u. oft. Rigv. I. h. 23. Rigv. I, h. 114; Weber Ind. Stnd. II, 19; KHe, Uibhavas, p. 11.— Sanmv. I, 1, 1, 2. ") Rigv 1, h. 43. Weber, a. a. 0. 20. 32 etc. ; Kuhn, Z. f. vergl. Sprach!. I, 199. Rigv. I,h. 114. '*)(,'atarudriyam-Upan. III, b. Weber, a. a.O. 35. '*) Roth in d.Z. d.D. M. G. VI, 68 CtC, ") Rigv. I. h. 100. 103. 105. 112. Rigv. I, h. 35. 38. *•) Rigv. M, X, 1, 14 (Roth). »•) Roth. a. a, O. IV, 425. ") Rigv. M. X, 1, 10. 14; X, 11, 7 ; Holli a. a. O. 496. 427. *^ Savitri, T, 7. (Bopp). Aitaieya MnMaa, II, M IM, VMm^XU^**) OmäogjmAJ^ I, 2,KWlDd. 1665. ^ S. Bolh L d. Z. d. B. 11 O. n, 216 etc. Benfoy, GImmt b. fla^wreda, f. 19; JStkff, RibbaTea, p. 40; Leeeen, Ind. Alt. I, 522, 2. **) Webeia Ind. Stod* n, 222. etc.; Manu IV, 162. 188.

§ 8 ,

Die alten V edeji- («öfter sind nicht Geist, sondern ?Natiir; sie herrsciieu meht etwa als persönliche Geister über die Natvi Bmdflfii sie sind die NataTMlbst» die^ietur beelekt ans

uiyiii^cu by LtOOQie

den CkktteMäohteii; wo der Menaoh nw liinbllekt, da tritt ttn

das göttliche Sein entgegen, dessen hervorragende Spitzen in dem Frühmorgen des indischen Lt^bens zuerst allein beleuchtet werden. Der blasse Selummer einer geistigeren Erfassung der göttiicbcn Mächte ragt zwar aus der Urzeit des alt-arischen Völkerstammes noch in die älteste Vcdenseil kerilber,*) aber erscheint nur in sehr schwachen Andeutungen, und TeMchwuidet bald in den mAehtiger eich ansbüdenden NatoralisainB. lanltlen der growarkigsten Maehtentfaltang der iadiselien Natnr winile der Btoisclk wie yon seUwt ze diesem Natnrkultas liingeaogvii.

Die Hymnen der Veden zeigen ein noch sehr beschränktes Bewusstsein; von der Gottes -Idee ist nur die äusserlichste Hülle erfasst; nur was den Sinnen als gewaltig sich zeigt, i^t verehrt; der Götter Wesen und Wirken ist sinnlich -oberflächlich, und der Umkreis ihrer Herrlichkeit »ehr gering. Die Hymnen bringea dieselben Lobsprüche in steten ermädenden Wiederbolungea; gepriesen aber wird an den Göttern nor, dass sie MchtvoU aeisa» und siegreieh, und leuchtend ^ siralüend, donnernd^ bttlmd und brausend, dass sie reich seien an Schälaen» und da» sie die Quelle aller Macht und alles Reichthums; von einem sittlichen Walten in Gerechtigkeit und Gnaile ist kaum die Rede. Die Kohheit der Gedanken wird nur gemildert durch das schim- mernde Licht einer oft hochpoetischen Hhantasie , die aber immer nur den äusseren Glanz der verherrlichten Mächte im Auge hat.

Der Gedanke , dass die Einzelgötter reine Naturwesen sind, ui<dit auf sieh selbst beruhender Geist, spricht sieh aneh daris ans, dass sie an sich Tergänglich sind and ihre Fortdaner nir dem Gennss des^CJnsterbliehkeitstrankes, Amrita, verdankea, welcher gefrissermassen das Blut und der Lebenssaft der Natur ist. Wesentlich damit zusammenfallend iat schon in den ältesten \'eden der Genuss des boma- Trankes, äber den wir später sprechen werden.

Amrita, da» Nicht-Sterben, die Unsterblichkeit, das Uosterb- lidie» daoD das Mittel zur Unsterblichkeit, ist eio Trank durch des* ses Genuas die GStter eio dauerndes Leben bewahren. Frtber ist diese VorstelluDg bereits darin gegeben, dass das Sona^Opfer, das schoD im Rigveda ebenfalls Amrita gesannt wird , ^) die CSettsr cnftbrt und krftfläget, und dass auch ausser dem irdischen Sosia eb blmsdischer Somatrank erwähnt wird, den die Götter geniessen, wahrscheinlich die Nehelwolken.*) In der episch -mytholojisrlien Zeit geuiiiiit der (Jedaitko des Amrita eine sehr bestimmte Form; die Giitter bereiten- sich da selbst diesen Trank, sind nicht mehr

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auf (las durch die M<»nschen gespendete Opfer aogewieseo. Die HimniUschcn, ihre Sterblichkeit fühlend, wühlen und rättelii das milchige Meer zHeimal tauseod Jahre dorchebander, und es tau- chen Tmohiedene Gestatten aus den umgerüttelteo Wogen ttmi, TaiMoade ton Nymphen, die reisemle GMn des Segeee, Lakahmt, «-> die aeiiaiiiiieiitaproaaene Aphrodite lodiena, und auletzt dae Anrita, dorcb weidiea die GOtter die UnaterbHebkelt erlangten. Iffohtia dem Einzelwesen ist das wahre» bleibende Sein, sondern hr dem allgenieinen INatursein, nicht in sich haben Uie Götter die fii u.ihr tler Unsterblichkeit, sondern ausser sich, in (l#*riNatur; alier in <ier iNatur ist das Unsterbliche" auch nur die allgemeine, dem hesondem Daeein zu Gnuide liegende Substanz; darum muss dM Meer ningerittelt werden, alle Unterschiede, alle besondem Stoffs und Theile mAssen verschwinden, alles nrass eine glelcfaar* t^ Masse werden; dieser allgemeine Stoff» dieses mücliige Cbaos, itt das Bleibeade, und dasselbe geaiessend gewmaen die lebenden Wesen Unsterhiickeit. Die Vorstellung des in dem Wasser ver- borgenen Aniritii ist übrigens schon in deutlichen Spuren in den Sltesten Veden enthalten: „in den Wassern ist das Auirita, in den Wassern ist dn« Heihuittel."«)

») Roth, I. 1 7. (1. D. Morg. G. 18ftS, 76. •) Chando^rya-Upao. III, 6; bei Wmdiächm. p. 1511 ; Ndve, mythc d. R. p. 229. ») Rigv. I, h. »1, 18. *) Kahn i. d. Z. fär rergl. Spracht I, m. ^ ^) BuDa^aaa, I, 46. (8chle8«l> Bigr. I, h.

Auf der ersten Stafe ^es brahmanfschen Bewusstseins tritt uns aJi»o zunächst eine Mclnlieit ii;4ittlitlier Natunniiclitf ent- gegen, deren Einheit aitiangs mehr geahnt als gedacht iiial ansgesprochen ist. Aber das Wesen des indischen Geistes ist die Einheit alles Sems^ iiihI diese Einheit, schon in der älte- sten Zeit als tiefe Ahinuig vorhanden» kommt m der Penode der Reife des brabmanisehen Geistes ssnrn ToUen BewQMlsein. Die sp&teren Vedenthdle, besonders die Upanischaden» ans- Midem Mann mnd die Vedaata-Pl^osophie sind die Urkunden dieser Ferfode der rollen Reffe der indisehen Idee. Die ab spA- ' teiei Zusatz in das Mahabliarata eiiigcscliobcne philosophische Bhagavadcrita dürfen wir, insoweit sie mit iler Vedauia- Philo- sophie üficreinstinimt, zur Erläuterung hier schon berüeksich- tigen; iiire Abweichungen von der alten Lehre werden wir später berfihren.

Jene DreiheH gdttKeher HaoptmAekte, Indra, Vamna» Agaly Llelity Lnll, Feuer, aeagende, erhaltende vnd aer-

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Störende Kraft, i«t die dreifache Weise eines Lebens, sind drei Zustände eines lebenden Seins. Das Entt»tehen. Bestehen und Ver*^ehen fordert ein Sein, welches entsteht, besteht und vergeht; dieses Sein ist itieht eins von jenen dreien, sondern hat jene drei als Zust&nde an sicli; jene drei sind also nicht etwas an sich, sondern nnr an einem Andern; und dieses Andere ist eins» and liegl jenen dreien sn Grande. Die drei sind eins» vd das Eine ist in dreiladier Weise wirklidi» denn das Eine ist Kraft» und j^de Kraft ist ein Leben» nnd jedas Leken lieilelit iu jener dreifachen Äusserung.

£s ist ein einiges Sein, an welchem jt;ne drei Seiten des Lebens sind, ein Sein, welches diese unifasst uuö an sich Tor- übergelien lässt, welches als einiges eben nicht eins von den dreien ist, also nicht entsteht, nicht als entstandenes besteht, und nicht vergeht; und doch auch wieder alles dieses zugleich ist» Das einige Sein ist verschieden von den drei gOttÜdna Natorrnftehten» insofern es eins ist» en ist eins mit ihnen» inso- fern diese an ihm sind, nnd insofern es in diesen sieh offenbsil Dieses einige Sein, die in die verschiedenen Naturinächte sich ausbreitende Urkraft, istMahan- Atma „der grosse (ieist,*- daa Brahma, ,,da.s (Crosse, Erhabene," das ., Seiende,** das .,Es" (tad) oder das Auiu; bisweilen wird der erste der drei Haupt- mächte» ludra, oder auch dessen glAaaendste Erscheinuog, die Sonne, bildlich statt des Ureins gesetzt; wir dürfen aber das Bild nicht mit dem Gedanken verwechseln« Tiefer wird bisweilen das Ursein das »»durch sidr selbst Seiende also des Absolute genannt. Die einzehien €f6tter, wie Indra, Agni de* sind nnr Creaturen , nnd haben alles Sein und alle Macht von ilem einen Urbralium >).

„Drei sind die Gottheiten, Lide, J^ult und Himmei ihre Gebiete, Agni, Vajii [an der Stelle Varuua'iüJ, Surja [die Sonne, an Her Stelle lodra's] lauten ihre Namen. Der Kusaniniengefasste ^'ame der drei ist „Herr der Creatureo [Pradscbapati] ; *^ da» Wort Aum besiebt sich auf alle drei Gottheiten, oder auf die bSobste» Bnbna. [Der lotete Punkt fehlt io einer Handscbrift, und ist vielleicbt ipi^ terer Zusate]. Wegen der Versduedeaheit ihrer Weibe babes aie ▼erscbiedene Benennungen und verschiedene LobgesXnge. Es iit nur eine ei n / i 14 e (i o t th ei t , der j^rosse Geist(Malian-Atiiia); fKc* ser wird aucli ►'Sdijne genannt, denn sie ist der Geist alier Wesen. liieOrfenharuugen ihrer Macht sind die an(i(»rn (iottheiten.'*2) ,,||| Brahma werden alle Götter verehrt, iveil sie in ihm ihre Substanz uiMi ihre Üegetstui^ haben; dean er ist nach den Veden alle Gatter.^*)

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Das Wort Aum ist wie das tad (es oder dieses) die möglichst unbestimmte lU'/eichniincr eines an sich zunächst völlig leeren Be- piäß. . Aum oder om ist nicht mehr aus dem Sanskrit , sondern aus den Ahp^rsischen su erklifea» tmd isl aus avam, , Jenes", zu- saUMmgaiogf.*) Ml>erljantsiim ist sowohl «iasUr-Brsiiiiui» als das davsa venehMeiie [la dleBesondeihsit eiBgagaagaoeJBfahmi;*'!) er anlasst das Welt- AU; •) «,es mhea darin drei der GKtter, diel der Wellen, dreiderVeden.^^ »»WieCymbeiscliaU nndOloeiieD- l^laog verklingt zu sanfter Harmonie, also auch Aum zur ÜScclenruh dient dem das All Ersehnenden; wenn denn nun dieser Laut ver- kliügt, HO lost er sich im Brahma auf; denkt ewi^ man das Brahma sieb, erreicht man die Unsterblichkeit" ^} ,,Aaiii, diese ist das Uo* feigiagliehe ; diess All ist seine Erklärung. Was gewesen, was Ist aad was seio wkd» diess aUea iat das Wert Aam, uod was es sonst aoeh gieH iber die drei Zeitee eiliabea, anch das ist das Wort Avm, dean es ist das gante Brahma.*'*) »Das, woiaiif alle Veden sieh nchten^ was alle heiligen Askesen aasdricken, was an erlangen man die Brahroanenpflichten übt, das ist das Aum; dieses Wort ist das eirige Brahma, dieses Wort ist das Unvergängliche und Höchste; wer dieses Wort erkennt, erlant^t alles, was er begehrt."'®) ,fDie keilige, ursprfiDgliche ^Silbc von drei Buchstabe», in welcher die Tedische Dreiheit enthalten ist, soll verborgen gehalten werden als ^ Eweiter dreifacher Veda. Wer dieseSilbe erkennt, der erkennt dea Veda. Das einsilbige Wort tob drei Bnehstabea ist die hOthstedottheit''»)

Der splter allgemein gehranchte Name Brahma für das gStt* Me Urseia findet sieh bereits in den Hymnen der Veden. & wird da neben Agni undX aruüa genannt,'*^) und als der höchste und erste der Götter erklärt. Das Brahma ward zuerst gezeugt vor Allen, <lie leuchtenden entstrahlt vom Haupt die liebe [die Sonne]: die tiefsten, höchsten Stellen hat entfaltet, des Neins und JNicbtseins ächooss dieselbe." i^) Brahma scheint hier mit der Sonne ebenso msanmensnIalleB, wie sonst Indra. Inig ist wohl Beofey's Erkli- mag, Brahma sei hier so Tiel als Oebet oder Lobgesang, in dettseihen Hymnus wird gleich darauf vom ^»hochmSehtigen BMti- idblenderer" gesprochen, was offenbar Indra ist, so dass Brahma Wahrscheinlich mit Itidra zusammenfallt. In einem andern Hymnus er- scheint Brahma als der huelisle G(»tt; „der (iöüei ürahma, der Prie- ster Rischi [Heiliger] , des Wildes Büffel, der Vögel Falk, schreitet Sorna [der Opfertrank] durch deu Durchschlag." An Brahma mihst l»t kein Hymnus gerichtet; der Grund wird aus dem Folgen*

erhellen» Tob Brdlma ahi Neutrum Ist das ilascnÜnnm

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Bi all Ilm zu uoterscheidcn, welches die wirkliche, mythoUifiiscIie Eii)/('l£jottheit ist, die in der£|)enzeit als eine der drei übercu (iütter erscheint!') Der Name Brahma bedeutet ursprunglich Gebet, in dem Sinne eines angestünieD Bitten« uod Foidenis, denn die Wiuriel brih bedaatet „anstrengeo, mitAostr^ngaiigbewegeii'S brah- na also luoicliBt woU „Aiiatmgiiiig« BnwfafltteraDg,<^ dam „iSe- beV aad weiter ^jheiligeHandlaDg^ fiberhaupt; >^ von der wettm Bedeatmig der Wvraei: „erheben^ i«) iat wabrscheiolicfa die Bedeu- tung brahma als „das Erhabene'' abzuleiten.

Als absolutes, auf sich selbst beruhendes Sein erscheint Brahma sehr oft; z. B. ,,Es (tad) athmete \ \ov der Welt] ohne zu hiiucheu allein mit iSvadha, (iSelbstsetzung) weiche in ihm enthalten iit. Attsaer ihm war nichts, was später war/'^^) „Brahma ist der aüeaDiirehdriogeade» der ganaUnerforachtef das voo aelbat Seiende, der Pradadiapati/<«») Bet Bfaott beiaat Gott oft der ,,dveb lidi aelbat Beateheode.*'») Bfaa vereinte „dnfch VenieigBBg d«o Gott, welcher durch aicb aeibat daa Baaein hal^**)

Alles besondere Dasein, also auch alle Einzelgutter sind ats dem Einigen entsprungen. „In uferlosem Meer, der Welten Mitte, errösser als das Grosse, mit seinem Glanz dutchstralileod alles Licht, weilt Pradschapati [Herr der Creaturen] im lunero dria- nen; in den diese All eingeht, aus wieder atrablet, ui den die Gotter aileaammt verweilea, dieaa iat, waa iigend war oad was aeio wM, ea wobnt im hUehaten anwandelbareD Äther; dareb wel- cben die Sonee breant mit Feuer and Glans , den dfifmea in der Welten Meer die Weiaea schaveti, wie In dem Hndiaten wieder die Geschöpfe, der da den Götteni leuchtet stets, der früher als die Gutter war, Verneinung sei dem Brahmalicht.****) „Alle Götter ruhen in dem höchsten Gott, von seinem Schoosse geht die Sonne auf» und kehrt beim Untergang zu ihm anrfick; über ihn geht nicht*« bmaua."**) ^,j)er bSehate Regierer aehnf viele GAUet uad viele Gefater.«"«»)

>) KcQcschit&m-Upaa. h. Wind. 16&9. Anakramanika, t. Colebrookein Asiat. Res. VIH, p. 396; Lassen, Ind. Alt. I, S. 768. ') Ananda bei O. Frack. Vcdanta-Saro, S. 51. *) Windischmann, Sankara, p. 128; Jen. Litt. Z. 1834, p. 1 U ; BcTifcy. GLtsnr z. S. V. p. 41. ») Prnijna-Upan. III, 1, inWebcr's Irvl ??tnd. I, 452. *) Afhiirvaijikha- Upaii. Ebcnd. TT, r>5. ^) Brnliniaridya-Üpaii. i. Kl>ond. IT. r>S. •») Bnihniavidya-Upan. 12. 13. in We>>ors Ind. St. II, 59. •) Mmvhikvft- Up. I, 1, fbeml. II. Iü7. Kathiika-Upau. il. 1.'). 16, nach WindisrimiHun , p. 1712, u. Püley, p. 12. »>) Manu, .11, 2(i&; U, 83. ^'') Samav. I, 1, 2, 5. >•) Samav. I, 4, 1, 3. >«) Olosiar s. Saroar. p. 1S8. >■) 8maT. H, 3, 1. lt.

0. VedanU^ara, p. 72. 73. Roth. Z. d. D. M. O. I, 69. «0 »oü»

s. m. O.; u. deasea cnr Litt u. 6. d. W. 86. **) Bcafey, Olomar s. & p. 19^ »•) Bigr. In Aiiat B«f. THI, p. 404. tfahuiaraTittia-üpaa. 79, 18, ia W«b«»

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lad. Stud. n, 97; vgl. KatUakü-üp. IV, !. »•) Manu, I, 61. 92. »») YajOÄ- Tilkya, UI, 3;J5.-- »») Mahanarayaim-Upaii. i, 1. 2. 3. 15, ui Webers InU. St. II, 80. - •«) KaOiÄka-üpMi. IV, 10. (Poley) « ») Manu I, 22.

Dm UffieiD iit «cUeohterding» »Mto aaderas, als die dler VWbflifc m Gnade liegende aiieHttele Einheit, iai daa Eoie; waa ia dem VIeleti ist; in aUem besthnmten Sein ist daa einige Sein ;

*Jiei>e& ii>t aber eben deshalb nicht bestimmt, hat nicht irg:end ein PrSdtcat. Alles bestimmte, mitEip^enscharteii begabte Sein gehört üei Welt der Vielheit an, dem iNicht- Einen; dem einigen Ur- gründe alles Seins kommt eben darum keine £igenschaft zu; das Ureiaa iat daa adilechterdings Bestimroungalose, ist nickta ab daa leere, nackte Sein. Daa Ureina iat aiekt irgend £twaa mi MbH k^emi wie, aendern daa Gegendbeil von allem, waa ab toalimmea Baaein gedaekt werden kann.

Von dem gdttHehen Uraei», dem Mahan-Atma oder Brahma, kann man also nicht ^>a<:;en, was es ist, denn es ist alles das sieht, was mau sagen kr»nnte, sondern man kann von ihm nur sagen, was es nicht ist; es ist also in keiner Weise vorzu- stellen, in keiner bestimmten Weise denkbar, ist vielmehr an mh das Unbegreifliche. Darum iat daa am wenigsten nagende Wert, der Aaadniek dea aUerleeiatenBegrilEi, tt^ daaaelbe die paascndate Beaeiclnnnig, alao daa Sa (tad), Janen (Anai) der groaae Hanch , (Atma oder Pomaeha) ; ea hat kein WeH, ea iat das schlechterdings Namenlose. Um dieses reine Sein zu be- greifen , rauss sich das Denken jedes bestimmten Bcgriftes ent- ledigen, muss nichts denken; so lange ich noch etwas denke, denke ich das reine ürsein eben nicht; nur wenn ich selileeh- terdtngs gar nichts denke, also etwa im tiefsten Schlafe, da habe ich den rechten Begriff der einigen Gottheit. Der Grand aUer WabMt beatabt abo in der abaolnten Salbatvnriengniing dea Deakena, in den Abweiaen jedea wirklidien and heatimmten CMankena. Wie Jemand daa reine JAekt niaht dann aieht, wenn er einen beleuchteten Körper sieht, well da daa Lieht immer gellrbt, bedingt, mit Schatten vermischt erscheint, sondern nur dann, wenn er in die reine Urquelle des Lichts, in die Sonne, an verwandt sieht, und dann aber auch in Wirklichkeitnichts steht, ao bt es auch mit dem Menschen, der von allem be- atiannten, endtiaken Daaein absieht, und seinen Geistesblick av Üsat and onrerwandt anf das reine einlache Sein rieluet, üm wird da aneh aekwara TOr den Aagen, nnd er sieht niehta, iat «tdi da niditB M aehani daa iat ab^dem ladSer grade

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^fe rechte Weisheit. Mit unverwandtem Blick in ilii; Sonne sehen, ist dem Brnlimanen der Weisheit höchst es Symbol.

„Worin man nichts uuderes sieiit, nicliU anderem hurt, uichts anderes erkennt, das ist das Grosse/' ^Wir erkenoen oicbt, wie meB Jenes Brahma lehre. Ee ist ein anderes als das Gemisste, ee let aueh fber das UogeinMete. Bae, waa aieht doreb die Me ausgesprochen wird« dnreh welchen aber die Rede aaagespiedim wird, dieses wisse als das Bralmia. Das, welches nicht denkt durch das Gemutli, wodurch aber i^daelit wird, dieses wisse als das Brahma: dasi wa« nicht sieht durch das Auge, durch welches alu*r das Auuc sieht, dieses wisse als das Brahma, u. f^- f. . . AVciin da meinst, dass du es wohl wissest» dann weisst du iii der Tiiat wenig TOS Brahma. Wem es unbewnsst ist, [wer es nicht als eb Bestimmtes weiss»] dem ist es hewosst» wem es aiier bewusst ist [als bestimmter Begriff], der weiss es nicht Van dem Efkemmodas wild es nicht eiiamntt T0tt'4lemNichtnlDeBtNBden wM es mlmnnt*'*) ,,BMhma ist oasichtbart nngreifhar« van sich selbst seiend, ohne Farbe, ohne Auge und Ohr, ewig, all durchdringend , sehr feifl. das Uuvergar)«liche. die Quelle der Wesen.** ,,(;rosiS ist Brahma, gottlich, von uinleiikiiavt r (•estalt, feiner als das Feine. Durch das Auge wird es nicht ergritten, nicht durch das Wort, nicht durch die andern Sinne.'* ^) „Nicht durch das Wortlunn man es erreichen, nicht durch das Gemftth, nicht dnrch das Ange« Nnr .ven Mm wImI es erreicht, der da sagt: Ea ist Bs iiA» sa ist* es wahrmmchann, nnd nach sebnr Wesenheit Die Wesenheit eisdiBfait« wenn ans es als Es ist wahrgenommen hiit" ^) „Das Seiende ist die Wer« zel aller €reaturen; das Seiende ist ihre Ruhestätte, das Seiende ist ihre (itundlaffc."®) ..Üer Paraniatma ist das, worüber man mit Einhnllon des Athems. mit Abwernlong der Sinne, mit Afi- dacht etc. nadizudeokeu hat; er wird [an RaumlosigkeitJ nicht er- reicht dnrch den hunderttausendsten Thcil eines Reiskoma, einer HaarCiS|liliet er wird nicht erschant^ ward nidit geboren, stirii nichts er Ist eigenscbaitabs, SSeage [der Ewigkeft], rein, olsc Glieder, theWos, nnterscbledsios, ohnd Ton, ohne Gestell dft» ohne Wandel, ohne Sehnancbt, allea erfiillsad; er Ist undenkbsr, farblos, er ist ohne Handlung, für ihn giebt es keinen Schmuck.'*^) ßra}iin;i ist ..weder denkbar noch undenkbar, und doch denkbar uRti inifictikliar /iii^leirh; uutiieiibar, nicht wiil crKcheidliar, ohne Trsache und ohneÄlinlichkeit.*'^) „Diess Brahma istcndlos, oluic. Ucukeii denkend, ohne Leere, in der Leere, über die Leere doch hin- ans| nicht Sinnen ist ea und sinnend- nicht, nidit Sbmbac, aber doch «nah shialar^ «od ellee is^s, daa btelMle Lee»e» hiher ala'dsi

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Hficbste ist «». undenkbar ist es, u'whi orkeiint man es/*®) ,,Das kdchsle ßrahnia „int weder erkeiiiieuii noch nicht erkennopd, uoge- «•hm, unbegreiflich, ohne Meikottl and oho« Zeichen, undenkliar, MÜg, ohne ein Zweitee«^^)

h der Mutg«bil4et»a Vedniita-PUlowipiiie i«t da« üreins ^,der agelMNe, aeiende, «od von der Rede ood deoi Ventande nicht enMbare Creiot, der Träger dee Alls, der Cteiaf , der die Kwe}> hell (iberwunden hat Es ist ein ungetheiltes Wesen, von einer- lei Beucha fTenheit, seiend, . . «>hne ein Zweites."**) Es wird nirht berührt von den V'erMndeiungeu der Welt, wie der reine krystail durch eine rotbe Blume gefärbt erseheint, und doch durchsichtig bleibt; es ist in sich ohne Unterschiede und ohne Veränderung, Mialich rncfat wahmebmbar^ ohne Geatalt, lichtvoll , onaterblich, MV dvreh geialige Erkenntniaa erfaaaiich. Seibat ohne Gestalt, Maat ea acfaebbar ebe Geatalt an (hi der Welt], wie era Sonnen- fMd va» wathiedeiwii Ceynatiinden veraehiede» anröckge^rorfeo wird, und wie die eine Sonne im bewegten Waaser viell'ach er« acbeint. >*) .,Ich bin das grosse Brahma, das ewiji ist, rein, frei, eint, beständig glücklich, seiend, ohne Ende. i>ei. der nichts An- fferes heimeiltet, der sich in einen einsamen Ort xurückzieht, dessc« Begierden vMichlet, und dessen Leidenschaften uQterjfcht «ind^ der begteiftf dsM dar Croiat enief nod ewig tat £in Waia«r miMi •HeaiwiiiiihflftDhigeMidein CMate verniehtap und imver nir den tiim Gfiat httnocMaOy der d«m reinen Ratt«e gleieht. , . Brmbm iitohaeOr9f»e, Bigenacbaft Ciiarakter, ist ohneZwethelt[ohneinne«> reo Unterschied)'';*^) der letztere Ansdruck, die innere Bestimniungs* losigkeit be^eicbend) kehrt sehr oft wieder. „Gross ist der, in dem »ichts anderes geseheu oder etkanot wird; aber das, in dem etwas cesehen oder erkannt wird, iat Idbin» . . Ailfla wa» ial, iat Aua dam Äther 9 te.iUhar aber ist aus dem Wesen, welches immeif dii»^ Mibe tei.vnd onvwiiHMHib, oiabt didc« nioht dünn, iMd faatb» oirirt lang.*^ H).^ Wie doa Feaet im Hobe vtfriwDgen IM «od €m ioM B«lbmi betonegelifckt whdy «o iatBrahm WMlwMiar^ dbit weiHi man ilm diirf4i den heiUgen Laut Audi denkt, ao sielilmna CrOtt: %vie das Ol iiu Samenkorn, uie die Butter in der 3Iih;li{ das Feuer liu HuUe, so wird der Atom erta^^t vo» denif «iar ihn. 4Nlt ivahrer Busse crMhnnt ^)

Das Göttycbe kann nur durch Abstreifen jeden AagrifTea, jedes Gfiliiiibittriahidira «fiwat werden* »«Wer ao wacht, wie Jeniand» dbr ^ aaMift, «id di» Z««Mt{ikn Dieroobkd der m^l nMtt 'iMt, .obgleich «t mo n&ebt, der oihennt den Geiets er gelaiygf, lli0Uaiii.aabi.Mnfc vntiargegangeii In dam ahm fiNhata» BtuhiMi»

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in (las unsiniilichc», mit einer Eicenschaft bcgahto, von allem Schein

der Theilung hefrcite qanze Brahma.'' ..Her Herrscher über

Alle, der da feiner ist als ein Atom, kann von dem Geist nicht anders

erkannt werden als in dem Schlafe der tiefsteo Betmchtaag.^<^

I) Chattdogya-TTpaniichad» TU, S4j Windisehmtiiii. FhllM. eiß. 8. 1889. « •) Keneschitam-Üpan. b. Wind. 1696. ») I. Mondaka-Upan. I, 5 (Wind. 1699, u. Polcy). *) in. Mumlaka-Up. I, 7. 8. (WimL, 1704; Poley). *) Kathak«-

DpuL VI, V2. 13 (Püloy p. 21 u. Wind. p. 1717). •) Chandojivn - Upan. VI, 2, b. Winil. 17'?8. Atmu-Upan. in Webers Stud. II, 56. *) Amritarindu- Üpan r, 8. 'J; ohend. II, 60. •) Tejonudu - Upan. 9—11. cbend. II. 64. «•) Mandukya-Up. I, 2; ebcnd. H, 107. »•) VHanfn-Sara, bei Wiml. S. 1777. 1775. Colebrooke, Essais, p. 186. baukara, Atuia- Budliii, ac. as. 39. 6ü. G4; in Colcbrooke, £i«atd, p. 266 etc. **) £beQd. p. 169. > 9Feta9YatararUpan. I, 13 ele. ia Weben LmL Stod. 1, 494. > *) Vedanta-Siii hei Wiiidiicfanu 8. 1444. Uaan, XII, 122.

Da» bralmaiiiBoke Uneia fsl Mdikcirterdiags nfcsto «nderga 1^ fffana leere eine Sein. Aber in der kalten Ode der

radikalsten Abstraction h&lt es der Mensch nicht lange aus , und es ist fttr ihn ein Bedürfniss , dem völlig Farblosen eine Farbe nnd dem Gestaltlosen eine Gesfalt zu leihen, um sich das Gött- liche näher zu bringen, um Etwas scu haben, welches ihn an das an sich völlig Unbegreifliche erinnert. An die Stelle des kahlen s^Es^* oder „Jenes,*^ dieses „ich weiss niekt wae«^ aetal der Indier gern ein Etwas, üUlt sieh den leeren Ramn des rdnen Seins gern ndt einem Bflde ans« wie die Maler die leere SenBenselieilNi mit efanem Mensekengesiekt filtten; *- wiket er ist 8ich dabei wohl bewusst, dass diess eben nur ein Bild ii»t, und nicht mit der Sache, d. h. mit dem Bestimmungslosen verwech- selt werden dar!'. Man greift da zunächst zu dem am wenigsten Sinnlichen, zu dem, was dem leeren Räume am nächsten liegt, dem Äther (Akasa), den unsichthareu und feinsten' Stoff, ans dem dnrek Verdioktimg alle andern Stoffe entsteken nnd der als Lebenriwnek fai allen Wesen waltet. Mokstdem Metet sfok das Liekt, dessen eenerete Eraekefamg wfedto dfo Sonne iit, ab efai Bild ftr das ürsein dar. Aber alles dies* sind seiileeliter^ dings nur sinnliche Bildei iür das an sich Unsiiinliche , sind nicht das Librahma selbst, nur des.sen für uns wahrnehmbare Offenbarungsformen. Statt des im Schoosse der Erde verborge- nen Keimes nimmt man die hervorsprosseuden Keimblätter, statt der dnnklen GebnrtssCitte des Quells sein kervorsprndelndes Wasser, statt des ürgrnndes alles kesÜBunlen i>asefais akanrt mnn dessen Anfang, statt derwislskibai'en Bdlieic deren srale

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ersckeinende EntfiEiltuiig ; so fasst man das Ureins als Urlicht, der Welt erste £rscheii)iiiig. Damm kann India und die Sonne an die Stelle der Urguttheit treten. Die ludier verehren die Sonne, aber nicht so, dass ihnen dieselbe die Gottheit selbst wäre, aber aack ucht so, dass die Sonne bloss ein willkürliches Synbol fär die Grotlheit wäre, sondern in der Sonne offenbart ikh Bitthna weMiaft und wirklich, sie ial eine firecheinuig»- fm Bkalone*«, aber eben darvm nleht das gaaae Bratuna» iat ■iebt Brahma in seinem wahrhaften Sein; die Senne ist mid bleibt eine Creatur, wenn auch eine der höchsten Creatoren; sie ist ein Spiegelbild Brahma's, der selbst verborgen bleibt Bis in die Gegenwart ist die Sonne ein ( roi^^enstand höchster Ver- ehrung; das tägliche Gebet richtet sich an sie zuerst; und stun- denlang unverwandten Blicks sie anschauend glaobt der Weise in die TidSen der Gottheit an schalten.

»Was ist der Bestand diasor Weit? der Ätlrar. Denn alle We- •an sststebes aas dem Äther» geben uster lo des Äther; der Äther bt älter als sie; der Äther ist das Ziel; er ist vseodUch." >) Der- selbe Äther, wie er draussen im Weltraum ist. ist auch innerhalb deä Herzens» und der Himmel und die Erde sind in dem Äther ent- halten, und rl.is Feuer und der Wind und die Sonne und die Sterne; . . er mi Brahmas Wohnung, in welcher alles enthalten ist; er ist der Geist, Atma/'^) Als Äther durchdringt die (Gottheit alle Dinge, m Ist der „UmuA,*' ptass» der alias Lehes in sich sehhesst. ^ Aas dos Atom eastebt dieser Haneh; wie der SelrntteB hier an Men- sdbse» so wird an jenen diese eotfidtet Der Baach brennt als Feser, er Ist die Soaoe, er der Regen, er der Wind, er ist Erde, Stoff. Gott, Seiendes und Nichtseiendes, und was unsterblich ist. Wie die Speichen in der Hade.snal>e, ist im Hauche alles l'estgc- Aiirt. Als Pradschapati vurksf du im Embryo, du eben wirst wie- der geboren, lodra bist du, o Hauch» ao Kraft, du bist Rudra, der Beschützer; Vischnu bist du; da wandelst in der Luft als Soase, da der Lichter Herr. . . Diese altes ist in der Gewalt des Hauches; was in den Dreihfannel weilt"*)

^Agai ist Lieht, Licht Ist Agni; Indra Ist Licht, Licht Ist In- des; üe Sanne Ist Licht, das Licht ist Sosne.''«) „Das reine Liebt, von den drei Guna umhflllt, ist die Ursache alles Hervor- hiiiigeDs;.. das Licht, \\<>iaits alles hervorgegangen.**

,,Aditya [die SonneJ ist der Himmel. Aditya ist die Luft, A. ist die Mutter und der Vater und zugleich der Sobo; sie ist alle Göt- ter^ iat das Gehörne und was künftig geboren wird/'^^) »»Brahma lethfegl sich nicht vor dir; er ist b der Gestsit des Sosseslich«

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tes dir sichtbar. Das Licht der 8onne ist die fircbtalt des grossen I/ichtcs.'* „Üie »Sotiiio ist die Pforte <les Himmels,". . sie hmt^ die Frommen „auf dem Strahlenuese ihres Lichtes zur Weit den Brahma. Darum Preis und Verehrung der Sonne/*«) „Die 8Mltle ist Glanz, Kraft, Stärke, Auge, Uhr, Geist [alnui], ^Mte [maots], Wiod, Äther «te., das UaerfonMdite» Liebe, „JtaM*^ [tMl], da« Wahre, unsterblich^ lebeacKg, alle« duvthdihifead« hMtt selig, Ist jenes aus steh aelbet seiende Brahma, jener moStefblMM Pnrascfaa, Jener Oberherr der Wesen. Vereinigung und gtelchtn Wohnsitz mit dem Brahma erlangt und gleiche Kraft, wer nlso iveiss."®) Diese herrliche i.ohjM t'isiiii«^ deiner, o glanzvolle Mono«, brlnu^Mi w'n dir dar: oiitnu an dies** iikmui" Kedet nSfiere dich dieser verlaugendeu »Seele, wie ein liebender Mann die Gattin «iucht. M<ige diese Sonne, welche aile Wetten schaut und durch* blickt, unser Beschfltzer sein. Lasset uns nachdenken über das anhetnngswQrdige Licht des gdttUehen 8avUri, mSge es unsere Ge> danken leiten etc.|" so lautet das uralle, aus dem Rigveda sIsm» mende, tftglich gesprochene Hanptgebet, Gajatri, genannt Dte 8onne ist „die Seele von allein, was fest ist oder beweglich: lifuss der 8unne, dem Lichte, o Brahma, Licht des Durchdrin- gers, der Erzeuger dos Weltalls."») Am gewöhnlichsten helsst die 8üunc ,,aiics überschauend und durchblickend, Zeuge der Handlungen der Menschen.** '*'*) Diese Verehrung der Sonne n)s der Urgottheit erhielt sich bis in die sp&test» Zelt; „diess Weltdl, heiest es in einem Pnraua, int ausgegangen vou der Sonn«, es wird sEurflekgehen in die Sonne, um in Ihr seine Vemichtnng SU finden/'

') Chandogya-Upan. I, 8. bei Wind. 1718. •) Ebend. a. h. U. 1356. •) Tra^na-Upan. II, 1; I, 1 ete» in Weben Ind. Sttid. I, 445. ^ Sana- V.II, 9, 2, S. Upfui. des J«4|iUTeda b. Wind. 1618. •) Higv. I, h. 89. ^ Ifas- dnkjra'lIlMW' bw Wind. 1818. «) Ebend. 1317. *) Mahanaraym-Upen. XV; in Webe» Ind. Stnd. II, 94. Asiat. Ret. Vm, 400; ygh Nonv. Jonm* At. XTV, 89; Wlndiflehm. 799. ") Wind, a. a. O. <•) Liiasen, Ind. A. I, 919. ^ 1«) Bei Wind. 868.

§ 89.

Das Brahma ist nichts ik die auf ihre ElalMiil antfiokge* führte Natur, das Natür- Eins, die ehdiriClMie Graadlage aller

natürlicben IHnge, ibi iticht mehr und nicht wmiger. Gott ist der in sich bestimmnnpjslose Weltkcim, die unenifaltete. in ihreii einigeu (»rmid /urücki^esctzte die li,iiih( it. aus wel-

cher die Vielheit sich ciitlaltct. Gott und Welt sind noch dem Weseo nach eins, es ist zwischen ihnen nur eUi Untensdned der

I6S

Fem; €M ist die ■niHMincngnfiiltctQ Wdto, tmä die Welt in dermriMttdergefallete Gott

Dieser Gedanke iiiuss klar nud scharf gefas^st vvciileii; er ist wesentlich verschiedeii von der chiuesisclieu Idee, 8o wie von der den ludiern so oft. luiil vrdlip; irrig zugeschriebenen Idee de^^ Monotheismus, hi China entialtet die Urkraft nicht sieh, sondernden Urstotf, der neben und ausser ihr ist, und die wiiidklie Well ist nickt die aus einandergerollte ürkrefti Medem daa leeiaaiider der Kraft und des Stoffe. In ladieii dagegen iat die Welt grade nur die entialtete Urkraft; es iet in der Wek sehleeiiterfliugs niehts, was DSeht sobon in dem Ur- ue'm wäre, nur in anderer Form; neben und ausser dem gött- iicben Brahma ist nichts, und in dem Brahma ist auch kein Unterschied, keine „Zweiheit. Im Monotheismus ht die Weh etwas wesentlich Anderes als Gott, ist nicht bloss der entfaltete Gott, sondern von Gott ihrem Wesen nach unter- schieden. Gott ist da nicht bloss das Wesen der Welt, ist aiacli nieht bloaa der Oraad für die Welt^ soodem ist etiiras au sieh uad flr aick; das indisoke Brakma ist dagegen nar Gtimd ftr die Welt^ kt niehts an sick ond nickts filr sieh, ist aiekt seinetwegen da, sondern nur um der Welt willen. Im Mo- iK >t}K'i.«inius ist Gott als ein für sich bestehendes Ursein wirk- licher, persdnlicher Geist, welcher die Welt lVe> schafft, ohne üidi selbst zu verändern und sich an sie auizugeben. Das indische Brahma verwandelt sich in die Welt; Gott ist die Einheit, die Weit ist die Siunme der in ilire Bruchtiieile zerlegten £iBiieil» jedes Ding ist ein Brook Gottes; und die fitolieit ist in der Summe aller Bnieklkeile wokl vorkanden, aber eben als ebe gebrochene. Das ist das reine Gegentkeil der monotheis- dichen Idee.

Das Brahma ist Geist nur in dem niedrigsten Sinne des Wortes, nur insofern <s nicht Stoff, sondern wesentlich Kraft ist, es ist aber nimmermehr Geist als selbstbcwusstes, den- iuades und wollendes Wesen, ist nickt Persönlichkeit; alle an sol<die geistige Prädieate anklingenden Bezeichnungen

Urwasens sind dem ganzen Znsammenkang des indischen Bewassiwtino gemäss nnr als .poetisebe Personifioation, als bild« Geier Ansdrnck au fassen » sind eine die -Natnreinkeit verber- s;ende Maske. Wenn die Sonne als die alles wissende er- scheint, so bezeichnet das niclu ein wirkliches ÜLWu^stscin, sondern nur die alh s «iure iidringendc Macht des göttlicheu üchtsSy ivobüi .ireiUch noch das reügiüse iUement Innautrltt,

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SN

dass Uekt ab eine gdtiltehe Meebt in eine widUinfce Le*

bcihsbezichung zu den Dingen tritt, dass alles, was geschieht, im Bereiche des g(>ttlichen Lebens geschieht, und dasselbe berührt. Diese innere Lebeiisbeziehung ein \V ii»seu und Fohlen und Wollen zu nennen, liegt der Vorstellung sehr nahe, wir dürfen aber schlechterdings nicht unseren höheren Begriff des Geialee auf diesen Natargeist übertragen. Die völlige T.eer- helC dea indlsohen Gottesbesriffes gewlUirt freilieh Gar jede tragung bequemen Ranm, vnd die den gans ebetraoten Begriff des leeren Sems dem Bewasstsein nflher bringenden bildllehen Vor- stellungen sind als bildernde Dichtung sehr geeignet, auch fremde Gedanken in sie einzulegen; aber grade deshalb müssen wir uin so zurückhaltender sein, und nicht unseren Ideeukreis in den so ganz fremdartigen indischen liineinschieben.

Dass es mit den Prädioaten des Wissens und WoUens nicht Emst ist, geht schon daraus hervor, dass das bestimmte £r- kennennnd das Selbstbewnsstseiannd der beatimnite Wille nieht der wahre Zustand des mensehUehen Geialea sindy aondeni grade das» was nieht sein soll; alles Erliennen und Wollen setzt Unterschiede voraus und gehört der Welt der Vielheit an, und Gott würde durch ein wirklichem AUc^ wissen in das Gebiet der Vielheit hineingezogen werden, und diess weist der Brah- mane entschieden zurück. Untergeordnete göttliche Mächte, die in das Bereich der Creaturen gehören , mögen selbstbewusste und frei wollende Wesen sein; das göttlk^e Wesen ist es nicht, oder ist ea nur in dem Sinne, daas es in allen denkenden Wesen wohnt und deren denkender Geist selbst ist; in den Crea- toren kommt Brahma aum Bewasstsein*

Nach dem Auftreten des Christenthums finden wir aller- dinp^s in den indi&ehen Schriften bedeutsame Spiirei» eines christ- lichen Eiiißusses 82]. Da treten Gedanken aiil , welche über die aUe Lehre weit hinausgreifen, ohne aber den pantheis- tischen Charakter abzustreifen , und ohne die Idee des absoluten, persönlichen Geistes, Schöpfers Himmels und der Erde wirk- lieh au erftasen.

„Das Brahma hat swei FenneD, gestaltet [als Welt] ued gestaltlos [als Gott], steibBeb und uosterbHcfa, feststehead und gehend, seiend [als wirkliches, bestlawites Natoiaeio] und jeaea (tjad)."0

Von einem Alhvissen des Brahma ist, besonders iti der nachchristlirheii Zeit, oft die Rede. Er ist ailcrkeanend. Er. desseo Geist weilt lo der Luft, der im Gemüthe Walteade, der

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Ftker AAiema und dw Leibe», der da gegenwirtig int in der

Nabrnog, aod das Herz lenkt/^^) Die richtige Bedeutung diese«« All- Husens geht 6chon liaraus hervor, dass dasselbe vorzugsweise der Sonne beigelegt uird»^) der ,,strahleudeii, glauzvoUeu Sornie. wel- che alles schaut und durchblickt" „Sechs Mauate hindurch hei ihrer südlichen Wandennig, giesst die Sonne Wasser aus; drei lloMte könnt der Regee von ihr bereb, drei Monate giebt sie deo Tlra« Id den eecbe Meoateo Ihrer DvrdliclMNi liVeiideiuDg von der . Kllto dwch Ae Blmneexeii bie inr heebetea GÜath beiset ele die Allee-Wieeeede.'**) Ahm dw so biege ist sie aliwissead, als sie nicht von Wolken bedeckt ist; diese Stelle ist wichtig für die- sen Bec^rr.

Das» iu der späteren atythuiogischen Zeit bis^v rik-n am h auf das Urbrahma die bei den Mythen-Göttern vorkommeudeu geistigen Eigenschaften übertragen wurden, darf ans nicht wundern; und wenn io der sp&teren Veclanta-Pliilopiiie, auch bei Sanicara, viel von tbtmk ^nkeoden nnd allwissenden*' Bnimia gespfoohen wird/) so wird diese Geistigkeit durch die gfeiebzeltigenErkllrungeo über die vSUigelieere des einheitlichen Brahma wieder angehoben; und der ivabrscheioliche christliche Kinfluss macht ohnehin diese späteren Gedanken in Besieboog aui die Beurtheiluog der indischen Lehre iweifeJhaft.

In den meisten Füllen besteht Brahmas Feistigkeit einzig in seiner Bedeutung der einheitlichen Urkraft, in seiner reinen, stofllosen iinbeit, und sein geistiges Walten ist nur das Vernnnftgemlsse der is der Welt waltenden gOttUcbenKraft, ttad eigentliches Denken und Wollen keamt ihn nur in dem Sinne sn, dass er in allemDenkenden «He wesentiidbe Madit ist; des Menschen Denken ist Brahmas Den- ken, und da die creatürlicben Gotter eben nur menschliche Wesen TOD höherer Vollkommenheit sind, so ist der denkende Geist der Einzel- gotter auch der Geist und das Denken Brahma's; aber das ist nicht Bfahma in seiner Wahrheit, sondern in seiner i^ntiusserung. Dieser Uiteischied muss festgehalten werden , wenn wir die vedische Idee vemtebea weJlen. In seiner Wahrheit ist Brahma nicht denkendes, keies Selbeflieivasstsein) er ist es aber in seiner creatOrllcben £nt- fidling. »Was ist dieser Geist;» dtss wfar Ihn yerebren mOgen? bt er das, wodnreb der Mensch sielit, bSrt etcf Ist er Empfin- dong, Kraft, Begreifen, (iediirhtniss, Wunsch oder Verlangen etc.? Alles dieses sind nm verschiedene Namen des Bepreifens; aber dieser Geist, bestehend in der Kraft des Begreifens, ist der Brahm4, er ist Indra, istPradschapati; diese Gdtter (deva) sind Er ; «boMe sbid es die füinf Elemente, etcj alles, was iigend lebt and

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geht oder fliegt oder «ras «nben eglich iet« diese let des Aage

der Erkenntniss fdurdb damtefbe vrird Bralmift erimmit]. Aef Ver- stand ist iculiches Ding gegründet. Die Welt ist dai* Autye des Vrrstaiidi s, und Verstand ist ihre Orutuiiage. Erkenntniss ist der UroMse (Brahma).**«)

WichtM^ ist hierhei die Art, wie Manu, der sich, fem von philoso- phischer Tiefe, am liebsten in volksthfimlich-concrelee Anmiräekea bewegt, also die Penoeificatioo der NatnmiStbte stark Iiervtnrlieht, Gottes Wissen Ketrachtet. „Die Sfleder sagen ni ifcresi Hema: Niemand sieht ans; aber die GOtter beobachten sie, ebenso der Geist f Pnroscha], der in ihnen wohnt; die fiehtttxgOtter des HiflNselj) etc. kennen die HandliTiiacii aller WcHcii. Wenn du sagst: ich bin allein mit mir , Sil w nlwit in ilciiieni Herzen immerdar jenes höchste Wesen, als auluicrk-Hamer und sehweij^ender Beoharhtpr von allem (inten und allem BOsen; dieser Richter , welcher in deiner 8eele wohnt, ist ein strenger Richter, ein nobeugsanier Vergelter.'*''') Also die creatArii<jhen GWer, peisoaifidrt, sind die Wissenden, das Brahnui aber nur Insofern es In memehllcbenflenen wohnt, also als die im Menscben lebende Gottessthame, das Gewissen; nur in sctaerVefen- zeluug undEntSvsseningfsl Brahma wissend, nlefat als Gott aa sich.

In ncirlier W^oise einiije Schriften aus der Zeit, ^vo die Indicr mit dem ( liristentUum in Berührung gekommen, die alte Vedenl<*hr. gestalten, davon giebt die ^«veta^vatara-Upanisehad^; ein Beit»pici. ,,Es die («russe Gottes in der Welt, wodurch diess Brahmarad [der Weltkreis] sich rollend dreht. Ihn, den liOcbslen liemi der Herren y die hOcbste Gottheit der Gottheiten, laset uns erbBanca; niebt glebt es lllr ihn ehi SrsebafTeMS noch ein SdHiireades; nicht whrd ersohaiit ein Ibm Glelcber oder BßlMrer; sein ist die bSehste Kraft; Tersdrieden wird sie [in der BrBeheiminfl besebiieben, die von Natur ihm eigene, durch Wissen tind Kralf wirkende. Er ist der eine (intt, in allen Wesen verhorgen. des Alls Ertüller, aller Wesen innere Seele, der Oherlierr der Thaten, alle Wesen he- wohneod, der ^euge, der Ali-Einige. Eigenschafltslose; den Wei- sen, welehe diesen bi der Seele ruhenden erkennen, denen ist ewige Freude. Dieses (tad) Ist Dieses, so danken sie aabe* scbfeiUfcb das bdehste GHiek; wie sollte leb dIess erbeoaea, ob es lenktet oder nidit leocbtet? . . . ibm, den Leacbtendea, leaebtet alles naeb, ton setneni Liclit ist alles diens eriettcbtets .. erlst das Feuer, thronet in dem Wasser; .. er schalli alles, weiss alles, entstanden durcfi sldi seihst, der in der Zeit zeitlos ist und alle Eigenschaften spendet, alles Wissen; er ist der Herr der Aiatur und der fiinaeiseele, vertbeilt die Eigensebaftea etc*"«) Als AMgott

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S67

pli Ii in I*u«li»i Das ist nicht christlicher Motmthißi^iniu^, aber auch nicht inohr fciiier intliscfier .Naturalismus: zu jetipru fehlt die Aner- kennung (icr Wirklichkeit und den :$elh8tiltäiidigcii Bestehens der Welt, sowie der unzweideutfitere Be«?riff der wirklichen Geistfigkeft Miw. JOAsUrtMl über dieEntwicketung derGotteitidee bei denln- ■diMtt wM abrigen» dadurch sebr einschwerf » das« wir Ober die Eni* «tebasgftzeH der eincehieB Vedentheile, die ja bevtinunt um mebr als eieJcbrIauend auseiiMiider liegen, iiocb Mbr inUngewimbeit Kbid.

Brahmanen der Netiseit erlauben sieh manchmal, die ganze alte Lehre allegorisch lieiitiMxl als reinen Monotheismus zu fassen. 'o)

') Brihad-Arfuijaka IT, .1. 1 ; La« "n I. 8. 7 75. II. Mundakii-Upan. II, 7. 8. (Wind. 1703. Poley): unu soiüt oft, i. B. Kio;v. iM.X. 11. ') Rigv. I, h. 35. 50.— *) i'ii^ua-UptiD. b. Wind. S. 1300. ^) VwlaiitH-Suftt v.Utnmur Frank, S. 1. 6. 7. 88; TgL Wittdiachiu. S. 1775. iViurcya-Aruiyaka 1». Wind. 1590. ') Manu, VUi, 9k 86. 91. 92. ') Webers I]id.Sta(L I. 420. *) VI, l. 7. 8. 11. 12. U. 16. 17. 18. «.«.0. 6. 437. **) Ratn-Mohnn^Koy In ColebrdoM Ewais, p. 377.

b) Die Lobre der Epen und der «pätecon Zelt.

§ 90.

hl dein Zeitalter «l^r grossen Epen «jelit ilie mehr den ob- jectivcn Nntiii eharakter des göttlichen Seins lesthaitende X'eden- lehre in eine die Natiirmächte mehr vermenschlichende Mytho- logie über; die aus demTIrsein enseugten, frülier nur in blasser ndTerediwimiender Pevsonlficiriitig auftreteadeii Mädue 'WW* doi sdrihfer diid sinnlich tesbarer ansgefirftgt) ans dem rein gegenstindttobeM Natursein mebr in das Menscblicbe faereinge« iQgiBiS der fandiai^e Pantbeismus erbAtt einen scbwadk poly« dicistiscbeii Anfing; das blosse Natnrlebeii gebt in eine einiger* massen geschichtliche(icsraltung übei ; an dieStellc des blossen Wahens von Naturkräfte« treten Handlungen; aus der Kosmo- 2:onie ^vird eine Mythologie, an die Stelle des Gedankens tritt die dichtende Phantasie , die Theologie wird von der Dichtung getragen. So gestaltete sich die Religion in der Masse des VoUlsss iii den Kreisen der lieler Forsebenden erbieh sieh frei* Üeb der reinere Gedanke der Vedenseit» der selbst in der hoeh- geprfemien, seltsam elngeileefatenen Episode snm Mababharata, der Bbagavadgita, scharf und bestimmt sieh ansspriebt, ondandi Her eigentliche Kultus bewahrte die alten Ideen; aber das Volk selbüt entfremdete sich diesen immer mehr, und ergriff die lass- lieheren Bildungen der dichtenden Phantasie. Die Theologie der epischen Gedachte ist nicht eine höhere Kntwickeluiig der Ve- denlehre, sondern eine durch das Hervortreten dar sinnlrchen Veistellaig Umkki» VeraeMtmig der tieftiMrisnn CMnokeD,

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doe proftne Vermlflicliiiiig des Ofaerweldidieii, eine VeikSr* fierang^ des UnklSrperiidieD, wie ja die VeikOiperuiigen Vi-

bcliim's den Hauptinhalt dieser Dichtungen bilden; es ist eijie Auffassung der Gottheit vom Standpunkt desLaienthums, beson- ders der Kriegerkaste, im Gegensatz zu dem vom Standpunkte der ! Brahmanen ausgehenden Vedeniehre. Diese Umgestaltung der alten Veden -Lehre beginnt in der ImA vob 600 vor Chr.; die ältesten buddhistiseheii Schrüken Jcenneo aoeli dea ladra als kdohstenGott«) I

Das göttliche» einige Uiseia, jeder Diobtaag aad Yerw menscbliehaag sieb eateiebend, bleibt aaeh in der episcben Ver- stellung das übcrweltliche, unsichtbare, nicht ofTenbarwerdeude Brähiiia oder Parabralnua. in sich verschlungen iii heiligem Dunkel ruhend; an dieses ewige Ureins wagt die bilderndc Dich- tung sich nicht, es bleibt im geheimnissvoUeu Hintergrunde verborgen; es hat keine Mythologie , keine Tempel and keiaea Kult. 2^

Dieses Brabma entfaltet sieh naeb der der iadisdieo Idee eignenden Drei&ltigkeit; nvr treten an die Stelle der alten» eat- weder gar nieht oder nnr sehr schwach personificirtoi Natar^

mächte bestimmter gezeichnete Göttergestalten, im Namen und in der Form von jenen verschieden, im Wesen mit ihnen eins. Die alten Vedengütter liabeu in der epischen Mythologie zum Theil eine andere Stellung eingenommen , die ehemals höchsten werden Götter des zweiten Ranges, und andere treten in ihre Geltang ein; der schwankende Charakter der gaaa^ Tedischaa Göttergrappirvng ist der dichtenden Willkür j^rdsgegebea. Die entfaltete DreilUtigkeU ist aaa folgende:

1. Die Gottheit des Entstehens, des Anünigs, des lichtes, des Himmels, der Sonne, derBrahmä, entsprechend dem vedischen ludra.

2. Die Gottheit des Bestehens, des lebendigen Daseint», der Lebensbewegung, der Luft, der Oberwelty Visehau» ent- sprechend dem vedischen Varuna.

%. Die Gottheit des Vetgehens, des Zerstöreas» des ladea» des vefsehreaden Feaers« der danklea Unterwelt, 9^^^ entstaaden aas dem yedisdien Agni«

Diese Trimarti, spater syad^oliscb dargestdlt als ein Leib mit drei Köpfen, findet sich weder ifi den Vedeu noch bei iVIanu, sondern gehört der Epcuiseit an. Vischnn and ^iTa haben in den Veden eine untergeordnete Steiiuiig.

Aasser diesen drei hervorragenden Göttern £adea wir in dea

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Epen eine groBHe Zahl anderer, wtlclie theils aus derVcden- Lehre überkonunen sind, theüi» neu auftreten. In Jra erscheint immer noch als Himmelagott und als Fürst über andere Götter, iber steht doch niedriger als jene drei. Die Gdtlerwelt tritt in «IrainKeli-aiwchavlidier Weise auf; dem Sfonengeaim wM nchvii ffinmel gehvMigt; die Gandharveiiy die hfanmlisehen Mesiker «nd TAnaer, Bnd die Apsaras, die üppigen Nymphen der Lust, spielen dabei eine bedeutende Rolle. ')[§ 84]. Diese GiiUcr. das Urbrahma natürlich ausgciioininen, sind von dem Menschen nur <]ein Cirade, nicht dem Wesen nach unter- schieden, und die Frommen treten in ihre Reihen; sie haben einen feineren Kdrper als der Mensch, einen Ätherleib, dem Menschen an «ich nnsichtbari mühelos, ohne Schweiss und die £rde nieht berfUnrend;*) oder sie lenehten ala die Sterne am Him* nd.^ Ber Anfentiiak der Götter wird mit den gühendsten F«ben der Slmriiebkeit gesehildert. «) Niedere Geister sind ttUreich überall, gute sowohl, die Suren, als böse, Asuren.'') Neben jeden der «grossen Götter tritt in der späteren Mytho- b^e eine weibliche (>ottheil (Sakti). Diese in Veclen nur sehr selten und nur andeutungsweise berührte Vorstellung ent- spricht ganz dem Wesen der späteren Religion. Die Tcdisohen G5tter stdkn üiNiraU nnr die ideelle Seite der Natur, ihre Kräfte dar, wlbrend das Materielle gana in den Hintergrand liiit; IMit, Lnft, Feaer, das sind die gUttliehen Wesenheiten; dm Dasein hestebt ftst gaua aas Krillen olme KOrperiiehlceit; mir die active Seite der Natur wird erfasst. Die Auffassung der epischen Zeit bringt diesen Idealismus der fassbaren Wirk- lichkeit näher; die materielle Welt kommt mehr zu ihrem Rechte; es tritt hier neben die active Kraft auch schon eine ^sive SeHSy ein ruhendes» weibliches Dasein; die Natur wird hiadhMeher, vorstellbarer, stellt sehon mehr einen Gegen- •ata te, and die Einlieltsidee der Veden erhält eine sehwach daalistisehe Sdkattining; jeder mimiHehen Gmtermacht ge- SaMer eradieint eine weüiliclie, empfangende, passiTe» den ObaralUer des ruhenden Seins zeigende Gottheit.

1. Der BrahinUl, Itidra's Stelle als Himniels- und Notiiieii* gottheit erHcheinend, i.nt des l^rbrahmaV eri*te wirkfirhe Erscheinung, iüfil «ich aber uuch nicht »charf von ihm, sondern verschwimmt bis* weilen diromerig mit demselben. „Brahmft, der ewige, bestfindige, ravetgSagliche« ist aas dem OherMdicfaen entsprangen;«*) er ist das eiste Sladlani la der EatlhllaBg der Uifatthelt, Ist der Giand ilr aHe folgende GalwicfcelaDgf asd daher WeMMMser, „der €hoss-

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f^mter der Weit,*«») „GHimler uwi Ledlrer der Weie^o) Br steht unter den epUcheu Göttern noch am meisten in tler Feme dci» blasnen Hintergrundes, tritt am wenigsten ein in das bewesrltehe, farUenreiche lieben, int nicht eiu:cntlich Va)ksg:ott gcwortleo, und VOD des Mytbeabtidung fast i^ar nicht berührt; er hat ^ehr settea einen Tempet und AJtftr; wiewohl einiger Kult und Feste ihm lu TMI wurde»} dftB tigltoli «i die Sonae gencbtale «cMit doch aufdi si Bralmi sellut eine BMiiehiwg f^babt £u faabeii; aiHi die a|KKteren>40Qwl«ro Brahaavmbrar aldbeft ia der aii%ebeadcii Sonne «eio bftehetee Symbol, i«) Brabma wird dargeetoUt nit ficr Köpfen, nodurch wahisrheiniieh seine üetiscbaft über die Tier Weltcfeijenden hezei< Imet w kil.

Wie Hrahnii) .seihst als das erste OlVenharwerden des IJrhrabitia erscheint, das Licht aus dem duni&len Urgründe, so stellt setue iveibliclM Seitei «eine SalUii Saraavati« «obon ia deo Vedeu ge- naiHitv'ft) das enteprechende paaehr« Monmt ,4ar» daaReaoitat jener thitigeo Kraft. Sie iat daa beeoaderle, gelbeiite ead lae«* aer Tbeilttng geerdaete Daaelai eie lel die GOMb der Offdaug, der Harmooie, die Gütih de» Ebenmaaaaea ia allen Hingen, daher auch der Poesie, der Hcdckunst, der ISprache und der klaren Er- kenntni^s üb(;i haupt. Wo ein unterschiedenes und in seiner Tbei- lun^ geordnetes Da?^crii i«t, daisi Resultat des W irkens Brahma>. »! * atelU «ich die Sarasvati dar. Sie gilt noch jetxt als die Güttiu iler Sprache; man ruft sie an, wenn man die Kinder reden oder leseo Miren will; auf fittdern hat «ie eui 6«eh aller eiaJiflaibiaelwMWit ia der Hand, i^)

2. WShrend der BimbinA daa Llchtwerden dee dnoble» Cfeeial^ daa aafangeiide Daaein auadrficbt, tat Vlacbaa daa wtrfaMi ge- wordene, bestehende« lebendige Dasein, die selbstständige Lebeeft' gestalte lir ist die GoUiieit des heu eete« Lebens in jeder Be- ^leutuns: <les Wortes. Danim ist er aiuh \ (ilksjljiinilictier ai« der Ürahiaft; er verschwimmt nioht mehr mit dem leeren Lrbrahma, aondero stellt die färben volle, wogende WirhUchkelt selbst dat; die VedaotapbMoaopbae wflrde JM da» Biabaia im acMier ^Oesten EntSuaaernng, ia aeiaei>.tMwabietaa.Oe«lallii«liaeo„ difi-CMlbaii welche daa epiOallAteUfwife.iadleeerfiutraUM Viacbaa hit eigenUkdi der der vitkllebeit Welt ebrnrohaeade fietl lai.fiiigea- Satze 2U dem überwcltlielien cini!?cn IVeott: er ist es. der »ieh Är die Welt der Dinge interes^ji t. und ihr L>a.>»eiit üaj;t und be>v.ihrt, ist <lcr erhaltende Gott. Wird da« All als ein Kreis «redacht, so ist das Urhrainna der Mittelpuaht., der Uruhma ist der \uii diesem aaageheude äitnihl oder Uadiaa» und ViiadMNi laA die an atoer con*

tti

twtei TOAliifcheit giFOftoie F<ripli6tte> ller&iliiamliltneh «'VigplüM, wie fo «MMr«ni Welteyston die Senne zun Pkneten;

mir auf dem letztern ist das aus dem Gegeoc»atze von beiUeü «ich eotwickelude organische Leben.

ZunHcbst ist Visclinu tiie i>«ttheit des brw ei;tefi Elementes, der Lnütund des Wassers, wie Varuria; so ächoo in den Vedeu. iSeiu Nase bedeutet „der i>arehdringer/' »^um grossen Viedmu, den Unrat •umgebenen y sMg euer Snng, «loi MelitigM» auf, im Ofiferer, nehto veneirenden» nmn Sterken, der ntvnnbmrir- kedden C^nte.''i») Sr wird späler identüekri nit dm ▼oriier ülkiitetlndig «rnekeinenden Marajana, dem Geist, der l»eleliend Acr den Wassern schw ebt und in ihnen hildernl wirkt. 20) [u |>ild. liehen Darstellungen erscheint er lniiiim ll^läu ; 21) er fahrt einher anf «lern Garuda, einem Voißel mit tjoldenen t'ittigen, wahrsciieiniicli ilen Wolken, oder er ruht aul' einer grossen, susammengeroilten Schlange,^) wnimralieielieli den bewegiolMn Kfolelaiif.den iielienn kweieknend«

Dann aker iet VkKdnm aiidi die die Hkmeinbewegnng leitende md alle Lebenaentwickeinog tragende Senne, und in dieeer Be- denfnng ernelNint er/ wiewohl melet ata untergeordneter Gott,

bereits in dLii iiitesten Vedeutheilen, und wird auch isputcr uusdr&ck- lit'li ^jonne erklärt.**) In dieser Bedeutung; heisst er „der weit- hin Schreitende, 2^) .,der Gott der drei Schritte. 20) der mit drei Schritten [im Aufgant;, in der Mittagshöhe und im üntergangej die Welt dnndiadireitet. ,,IMeie Erde bat V. durc^Micbritten, dreimal leCüe er nieder den Wmm^ «db«liet. int nie in eeinen Staub [ihm anteiwniinD]) drei Sdirittt lut Viedintt genttcht, den Indra gleich- «tehender Cenma, Jenen hOehnten Sita diaa V. adiaufm kaatindig die Weinen an, der wie eki Auge aa^Hfannel ateht''*^ ,,Kein Crebomer begreift, o strahlender V., deiner Grilsse iiusserstes Ende; den gci^tirnten , G^ron.seu Xiiiuuiel bai*t du oben befestigt." 28)

In den Epen und ihrer Zeit erhSit nun V. eine viel bestimmtere nytbologiscke GofttAlt, wird mehr in das bewegte Leben niit\vir- keod bineingeaegeni er überragt an Volkstbümlichkeit den Brahmi k0i weitem; er glll ak» ,»Herr und Heifaeher«' (Ifvwa) den Alla;««) aed wieweU er an aiek nur Natmmaeht iat und nur eine mytkolegi- ecke Hatte der PemoniAdiitng «rhftit» kann er dedi wirklielwa Ein* aelweeen werden, indem er akik als Bfeeadhen oder als Tkier geboren werden lässt, eine bestimmte Verkörperung, Avatära d. b. He rabsteigunc eingeht, und da«lurcli der eigentliche Gott der Geschichte, des beneg^eu Meoacbenlebnns wird, liier aKiiMea..wir ai^tef apreobein

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Vischno erscheint unter mannigfaltigen Namen, so als Vasadeva, Bhasfavatf Ptirnscha, iNarajana etc.; jedoch werden diese Beioa- men zuni Theil nmh andern Götter» beigelegt.

Die weibliche ^>eit<^ de;» Vischnu ist ^ri oder Lakscbrai, die Güttin der Liebe, derUuld, der Fruchtbarkeit, derKhevad des Reich- Hioms. Sie ist dem Gotte des bevregten Lebeae- geseafkcr die HermoBfe in der Bewegnog, da« Blelbeede, des, was die wiM strebende Kraft lusaumranhftlt, dan frledHcbe Blemeot in dem Ringen, die Liebe im Kampfe, da» Rnbeade in dem Umedbwoiig. ihr geheiligt ist die fruchtbare, Nahrung spendende Kuh, die als das Symbol der zeugenden, lebensschwangeren Natur bei den lo- dierrt hnrh verehrt wird; das Fest der Ernte, der Errungenschaft der ttiätigen Natur, ist das Fest der Lakschmi^i). ihr Symbol ist die Lotosblume, als die DavsteUnog der zeugenden Natarirraft, ein In Tielaeitiger Deutnng aagewandtee Bild der Weit; die Bbune \A daa rahende, üriedliebe Reanltat der 'vorangegangenen LebenaHi* tigiceit, der ana dem Keime sich emporariieitendeB nnd riiq^endes Kräfte. In Vf sehnn nnd seiner TV«ibliolien Seite gelai^ die Wei(> entvrickelung zu ihrer Blüthc.

^. ^iva, d. h. „der (ijiädige," ist schon in den älteren Vcden- theiier» ein haulige.s Beiwort des Agni und des Rudra,S2) «nd be- zieht sich auf deren wohlthätige Wirksamkeit als Opferflanme ttinl reinigender Wind. Als selb^^tstündigc Gottheit (ritt er erst be- stimmter in den Epen auf. Fremdartige fileneate am den Vw* stellnngen nntetworfener Stfamne haben wahrteheinlich amf -dfo weitere AnaMMang des ^ivahnltea Ehrfhiaa gehabt vieles Ua- hlare hi demselben i«t dvreh «pXtere Theotieen nleht ansgegMebas; wir haben es jedenfalls nicht mit einem rein entwickelten Gedanken, wie sie in den Vederi auftreten, zu thun.

ZunSchst erscheint ^iva in der gesteigerten Bedeutung des Hudra und des Agni, als die dem Einzelleben feindliche Macht; er ist der Gott, der das Lebendige opfert, die Nichtigkeit der ead« Kchen Dinge bewahrheitet > indem er ale dem Tode weiht; er oIVBa" hart da die lenitSrende Kraft dea Fenera oder den einigen Stam* Windes dea Hfanalajagebirgea, wo er seinen SHa hat Die Nidiüg* Mf ist das Wesen der Welt, nnd Indem er aHe Wesen, irod «neb die Eit»/.(ilgOtter nnd zuletzt sich selbst opfert, und so das einige Irscin als das allrin wahre otlcnbart, ist er eine Macht über den anderen GCtterri, und heisst darum l^vara, Herrscher," Maha- deva« „grosser Gott," Devadeva ,,(iott der Götter" etc.,**) und die andern Gntter ftirchten sich Tor ihm. Er ist ein Freand der atrengen Selbati|ual, durch welche eben dfrMenacb sefn efgaes

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Da«eiD Terneint, legt nie selbst sich auf, und ist den strcngoti Asketen bold und freundlich, denn sie wirken, das SelUst ertödteod, in seiaeni SiMie und zu seinem Ziele hin. INach einer spfil^cwiSage acUägt (^iva alle Jahre dtm Bnhmh den Kopf 9b uo4 trigt wm «ei* M Hak eiae Kette wm deesee MiiMa;*^ eine Aadentiiiig Mf da« JÜRÜdie Stcrbea der Natar; dieae Sage fehOrtattgeo- ■dwiaBdi ifoa nMliehea HocMiaden aa.

Als der Gott der ZerstSmng wird er in grauenvoller Gestalt dargestellt, mit gro.sj^cn Z ilmpn, Schlangen und eine Schädelkette um den llal», und Zer8tüiMJii[:sv\ erk/euge in den Händen, hesonders den als sein Symbol geltcudeu Dreizack,^») vielleicht auf die drei Wel- tes aicb beziehend. Das dritte Aage, auf der Stirn, wabrscbein* Heb die Obanll hiobltckeode Macht aadeatead, bat er mit Radra gcaMslaeaHii*^) Auf aeiae Gmadbedentaag weiat ea Ua, weoa er oft adt eiaer Feaeriaaraie auf der Haad abgebildet wM^o) « Dur eat* aprecheode dialeie, bia iaa Oraaeavelle aficb aleigetade KaNna dea (^iva wird spSter erwähnt werden.

Nur io^e ndt seiner Bedeutung als der zcrblürenden Macht hängt die andere der Zeugung^krat t /-n.«»animen : er tritt hier vielmehr io das Wesen des vcdi^cheu Souia und des Mondes, der bei fast allen Völkern aU Beförderer der Zeugung und des Wachs thums gilt, ein. Der Tod ist in der Natur allerdiaga die Gebartaatfttte eiaea mmm Lebeae, und die Veienaaalaaag deaaelbea; die Zengnag ■eMiat eis Mbatatt%eben dea euaehea Lebeaa, «ad ttktkmm Welkeii der KvafMIle, uad ^hf% eiecbeinl ao ala der Satam» der fort und fort Kinder zeugt und wieder verschlingt; er aofaalft sieb b seinem Zeugen immer wieder den Stull des Todes;— indess ist es wohl c^ehr zweifelhaft, ob dieser (TcJanke den mehr phantastischen «I0 tiefen Mythen der spätem Zeit zugrunde liegt, und ob nicht diese zweite am spätesten eiatretende Bedeutung aMbr durch Eiodriagea frnwdDr Velka¥on4elhiagen als daroh eiae innere Entwickelung an 4He ecatere aageteibt iat Wenigateaa ▼enrabtea aidl die wirk* HelmBrafaiBaiieo aebr entaeUeden gegea dieaea Zeagaagagott, aad fceiictan aie einea Tempel, wo deaaea SlaaUld aa%eatellt iat^^)

In dieser zweiten mit dem Sorna und dem Monde veradnaebee- den Bedeutung hat ^iva den Moml nls Zeieheu auf seineui Haupte, und den Stier /u seinem Thiere^^) Sein höchstes, in den Tempeln der (^ivaverehrer beilig gehaltenes Sinnbild ist aber der Lingani, die ZeugangstheBe beider Geschlechter vereinigt darstellend, meist voB^Steia aaf etaem Faa^iealali aeakrecbt atebead, ia weaip: kennt- Heber Fem;«») die Aablager der f ivaaekte tragea dieaa« Zekbea Mcb aa ibier Stira; ja ea wkd aegar der aatflrttebe PhaOiM der

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^irs^Aslibt«» «I» li€Hlf9T«r^lNrt mtä v«d ^it iMimmPilgerB, odfcrt

van den Weibei u . bei ührt.'^) Indess ist der ganze Liogamktilt citic sehr späte Ausurtuog, nur iti einzelnen 'J heilen Indiens vorbanden, besonders in dem von dem Hauptsitz der V edenreli^ion enilernten, und vielen fremden Voffftteiluugeo der ürbewofaner zugänglidieii H&den, vatd den Veden und den Epen selbst vullig firemd. Die ve- deDkandigen Brahmaoeo verabacbeuett diaaea ZaidM,^) Aoah ist aa aahr MhrachaiDlIch, daaa die geacMecktliclie Bedentaag dea Lia- fan aich erat apAtav aa eia adhoa vorhaadaaea Sy labol von ganaanie- rer Bedenhaig angelebat bat. Der Nene bedeutet ,,Leib'% ood der Lingam erscheint in der alteren Form als ein länglich runder Stein, der mit der ervi'fihnten Beilrntung kaum eine entferote Ähnlichkeit hat, vielmehr den gestaltlosen, oocb nicht uU'eubai gewordeaes ürgott zu bezeichnen scheiol,^)

fiva*8 Gattb, oft mit ihm zu einer Peiaoa Terelaigt« aa 4mu die efaie S^te Mma, die aodere Weib iat, eatapitebt, mter Fer- acbiedeaea Namea, aeiaer mebr&ebea BedeKtaag: Wlbread^iva ia deai Charakter dea Rudra eraeheiot« als Terbeereader Stnfmiriad der BergeabUheo, ist aeiae Gattin Durga, d* b.^ aebwer Za- gängliche . ^V) aut die wilden Bergklüfte hioweisend; in seiner Be* deutunj? aVs Ai^iii entspricht ihm die Kali, d. h. die Dunkle, nr- Hprüoglich eine der sieben Feuerzungea,^*) also mit Agui wesent- lichen eins; und in diesem Sinne finden sich die Grundlagen ihre« ■Ktttaia bereits in deil Upaaiaehadea daa Jadschinveda,'^'») Ab Kali 'irffd ale «bgdbttde«» aiit fiaatma SQgea« acbwaaeA, nit WImmm an^ditobm Oeaicbi^) ^ Daai Zeagaagigotte entapridit die Par* vatI e4er Bhav'aai, die groaae Matter^ die GMtbi dea j&eugens und des Gebärens; sie trägt da«Zewbea«dea Msadea aaf der Stirn; der Lotus ist ihr ISyiiilial, und der befruchtende Ganges ihr seueiht.

Die bildliche Darstellung der drei höchsten Gotter als e i u e üe- stalt mit drei Köpfen, alt» Trimurti (Dreileibj, gehört einer spa- teren Zeit aoy and findet sich auf den Büdwerkeo sehr oft vor; aber nicht aiie aa geatalteteu Bilder beaeiabaen die erwldnle Diaiheit.

Die Übrigen CMWer dieaer apitesen Zeit babea, well ainbr dar wWkOrilchenDidiilQagila demCManbea an^ebing, ttrdie Wiaaea- aabaH wenig Wartb; wb*' nennen aaa Mr »it der ZeÜatah aieig«ra> den Zahl nur wenige. Jama tritt als Herrscher des Todteorai<bei viel häutiger und hunter gezeichnet auf als vorher; Ganesas, Ü>obn de« f^iva, mit eineni Elephantenkofif. als hchütf.er de«? Hau.^wesens jetzt viel verehrt, ist eine noch ziemlich unklare Gestalt. Aiian- gas oder Kamadeva, der Gott^ler Liebe, welcher die ilerzen an- Ibagt mkd beaaabett» in Büdern anf einem Papagei reüaad, enwa ' ' ,1

m

Pfeil in der HaiMj,^^^ erinnert an dcu griechischen £ro6; in 460

ßpen ist er oft erwähnt. Böse Geister, RakRchasaji, |1«B« •dne plai«iMl« wenien in Mtitm Wwtben gMohildart

BibL n, 431. 4#S. *) BoHP^ AidMhw'f Wae, 13. Hilw»

JS.— •) Bopp, Arüsch. Reise. S. 3. - «) Sbeod. S. 4 ete.— 'JEbend. S. 41.— •)lUiDay. I, 7Ü, 19. (Schi.) ») Mahabh. V, Qr, v 3502; Lossen, Ind. A. I, 777.— '•)IUinaT. I, 2. 25. ^ '<) Roth, in d. Z. d. D. M. O. I, f»4; vgl. Asiat. Res. XVI, •98. - J») Las*«»n. T, 695. »») Wilson in A^. Res. XVI. 14. 15. Riimny. I, i,IJ(8chl.) iii^v. I, h. ;J. BoJalßn, lud. I, 202.— » ') Sunm rut,R. I, 131.

«•)Benfey, GloKKar z. Sai»av, 174. Süioav. I, 5, 2, 3 (^Ueufey). **) Lfttoeu, lud. A. I, G82. ;7 7. ") Lauglcß, Müuuincuts de l'Hinduf*tan, T, 102, ttb. •*) Lftssen, I, 787, »«) Langlüs, a, a. O; Sonnerat Reise, 1, tub. 41».

Bumottf, Bhag. Pur. m, pfrÄ p. 2i. •») Rig^-. I, h. 90; ygl. Manu, XII, m. *•) BniiMnif, «. A. 0. p. 81. R{fr. I, h. SS. (Bomh); n. Snunr. H, flSgr, V, t, M (BoBftjr).^ ••)Miait1ih. V, 96» r. $B09.~< M) ynok« iad.AUkdpJia7«r.AM.; phOos. KL, H, 916. •<) I<MMn,I, 786; Afbt. Bm. Vn, 263 ; Bohlen, I, 204. 209.

•») Weber, Ind. Stud. U, SO. r^2. ^ ••) Stevenson in .Tourn. of Übe R. At. 8oc. Vin, 330 etc. •*) Lassen, lod. A. T "«l ; Wrber, Ind. Lit. 44. Ra* nwTaoa. I, 37, 8 (Schi.) »•) Ramay. I. 37, 27 (Sclil.) - - '0 Bnldinis, Bcschr. d. ottiBd. Ktste, 1673. 8. 438. a-^j Sonncmt. Reiio 1, tab. 51. ~- Lju«f5cn, T, :n. Hunuud, M^m. siir Tlüde, p. l'JO. «<>) Langlds, I, 148. tab. *') Steven^«»» ft. U. Vni, 337. LangMs, Mon\im. I, 179, tab.; Sonnerat, Uü,. M. **) Langlds, i, iTö, tub.; Süunerat, I, tah. 54. **) Kuunerat, I, S. i:)3.

Steyenioil/ a. a, O. 335 etc. *•) 0. Frank, fn d. Abb. d. bayer. Akad. phil. CtaM 1 8IS. ^ «0 I<«Mra, lad. A. I, 7tl. ^ «•) t tfimaakft'Upaa. U, 4 ; Wc. l^.liiLBil, MIH.!, S87; vgLn, 16a BauMrat»

I»tih. IS» ^ »0 O. IPniA^ 6, s. 0.. 778( LuigNip, n, tab. 78; Smvn*, tob, 3ir

5 »I.

In der epischen Form der brahniaiHScben Gotteslehre ver- liert dieselbe iiire Tiefe; mag auch die Hlteste VedenrcUgidn noch sehr ro)> und unentwickelt sein, sie barg doch in sich die Macht einer reichen und tiefj^innigen Kntwickelung. Die An- 8dM|iiungen der Epenzeit sind bunter, phantasievoller, aber arm AB geistigem Inlialt. Die Vedenlehre arbeitet mit gewaltiger GeiiokeiikrBft mr £u»lieU des Seins hio^ die epische Lehre eK|sl|t sloli l^eliaglieh unter dem Sehatten der mannigfaltigen Wjiilichkeit; jene opfert /uletst die Welt der Vielheit der gros- sen Idee der Einheit auf, diese opfert die Einheit im Interesse der Vielheit. Die vcdische Religion verzichtet auf die Wirklichkeit des einzelnen Daseins, die epische ilap;<'p;on lässt sich die Dinge nicht nehmen; unangezweifelt steht ihr da.s iJaheiu der \Mrklicli- b^fest; und während dem tieferen Vedenbewusstsein die far- beiTilKi^ Welt, der Dinge. in dem einigen Lichte Brahmas ver^

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bleicht, verschwindet hier der Glanz des Urgottes vor den bun- ten Gebildi n (1( r l)pwegtcn Welt. Das Urbrahnia zieht sieb in nebelgraue Fcnic zurück, und auch seine erste Offenbarung, der Brahm& erscheint nur als blasse Gestalt, während Vischnu imd Qiva, in den scharfgezeichneten Vorderg;nmd treten. Beide sM das Wesen der Wirklichkeit, jener die positiTe, dieser die negative Seite derselben, nnd beide setsen die wiridiche Existens der Dinge vorans , Vischnv hftlt dieselbe fest, und ^iva Ittut sie n ihrem Ende. Da Vischnu aber das bewegte, also sich veräudemde Leben darstellt, so ist ^iva in der That seine Ergfinzun«», nicht sein feindlicher Gcj^cnsatz; aus dem Tode sprosst innncr wieder neues Leben, neue Bewegung. Daher werden Vischnu und ^iva nicht selten als vereinigt dargestellt, als eine Gestalt, deren zwei Seiten die zwei Götter darstellen; 0 und angerufen wird „der Visclmu-gestaltete i^ivB, nnd der fiva-gestaltete Visclmn^.*) Von beiden Gottheiten ragt aber in der Epenzeit Vteekra entschieden hervor. Als die Macht des bewegten Lebens, der geschichtlichen Tliatkraft. nuisste er einer für Kampf und Helden- thum sich begcisienideuZeit als der höchste Gott erscheinen. Der Brahmane dor Vcilciizeit verhielt sich »ler iroarenstHndlichni ( ^ot-

vi?

tesmacht gegenüber wesentlich passiv; er erkannte die (vottheit als das allein \vnhrf^ Sein, nnd alles andere und sich selbst aU nichtig , seine Religion war wesentlich lyrisch; der Brahmne der Epenzeit interessirt sich melir ftr das wiridiehe, gesdiii^ liehe Leben, för den Kampf der starken Kraft; seine Rdigfea wird episch, und der Crott der Bewegung, Visclmn, tritt an die Spitze des Lebens. An die Stelle der stillen, in sich versun- kenen Betrachtung tritt das Ringen und K/iiiipf< n, an die Stelle des Gefühls und des sinnenden Gedankens die starke Willens- kraft. Das Volk der epischen Zeit interessirt sich nicht mehr für den dm^klen, rahenden Hintergrund des Daseins, sondern ffir die Mächte des unmittelbar anschanlichen, wechselvoUen nnd frischen Lebens. Die Vcdenlehre interesslrte sich meiir ftr den Grand alles Seins, die epische mehr för die concreto Kte* zelheit ; jene hat mehr ontologischen , diese mehr gescMchtllislM Charakter. An die Stelle der Natur iritt der Mensch, an die Stelle des ruhenden Seins das thatige Handrlu, etwa wie in der cliristllclK ii Kirche auf die christcdoH;iNcheH Kampfe die anthropologischen folgten. Versenkt sich in der früheren Zeit der einzelne Geist in das einige All, so tritt hier, wiewohl in schwa- chen, unsicheren Zügen, ein sobjecCires Element herror« Die epische Anffassvng verhält sich anf dem Boden der hNÜsclMn

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Mee Bsr tedkiliai wie der Fetisddeaie« mr Vevehmiig der

i\a[unliii<5c (Bd. 1. §36. 45). Die Vedeu richten Wen Blick auf den Anfang des Daseins . flehen auf den Grund der Wirklichkeit, schauen in die verborgenen liefen der Din^i^e; das Epos richtet Blick und Thaikralt auf die Gegenwart, stellt sich thätig soiiaf« fend in die Mitte des Daseienden , schaut mehr die Anssenseite flter Dinge an, als in ihr loneres hiDein; die Vedenlelire ist mehr ijeÜHiinig, epeevUitiy, metaphysisch, die epische mehr praktisch; jeneist mehr die Anffassimg von Seiten der Brahma- Menschen, der Brahmanen, diese mehr die der Vischnn- Menschen, der Xatrija; und die cigentiichea Brahmauen hielten in der That im- meran der alten Vedenlehre fest, wälueud das Volk sich den ülBslicheren Anschauiinp,cn der Dichtungen zuwandte.

Die Lehre der Epen beginnt luit ihrem Interesse für das be- wegte, geschichtliche Leben, mit ihrer Richtung auf das Sobjeot beieils fiber den reinen indischen Gedanken hinausziigreUen* ilwr sie iieginnt aneh nur; der liier anfdftmmerade Gedanlse des freien Subjectes foleiht in dem Dänunemngsselialten, brieht lUt aas der Knospe hervor. Es ist da nnr ein Embryo eines geschichtlickeii Lebens, noch nicht ein solches in Wahrheit.

Die epische Mythologie zeigt das Aufleuchten eines subjecti- ?en Elementes auch noch von einer anderen Üeite. In der Vedeniehre schaute der Mensch das Göttliche eben nur, ent- weder draussen in der sinnlich faasbaren Natur, oder in sinnen- der Betraehlang in sieb selbst Das GOttliehe bot sich dem Mnasohen ¥on selbst dar, und er erfiwste es unmittelbar« bi der mytiiologiseiien Zeit bildet das menschliche Subject frei dichtend die gegebenen Gottesmächte wn; sie tragen das Gepräge menschlicher Kuii^t; das Ali ist hier aus seiner reinen Ol^ectivität mehr in das subjective Gebiet herubergerückt ; der Mensch ist nicht mehr ganz passiv, sondern an der Gestaltung der Götterwelt thätig betheiiigt, er bildet sich und seine Vor« Stellungen in die gegenständliche Welt ein; der Eindruck, den die gMidieNalar auf ilm macht, bleibt nidit in dieser ernten, nnmit- tdbaren Gestalt, sondern amalgamirt sieh mit der snbjeetiven Thätigkeit; das rein natfirKehe Wesen des Alls nimmt so emen «ehr menseiiBehen Charakter an; das Natmiebai wird aar My- thologie, dei en Naturhintergrund aber noch deutlich genug hin- durch schimmert.

Die Gottheiten HerKpen steigen in Wirklichkeit wie in ihrem Wesen atiim Menschen herab , sie kämpfen unter den Menschen «nd gegen sie, siegen vnd werden besiegt Die Götter besn-

chen di« MeftsebeB, umi die MeiMdiaii bemuAeii St Gm&t, iXt

G(VUpr sind auch nicht grade sittlich über die Menschen erhaben; wiewoiil würdevoller als der eiiuitülchtc ^ritcliisciiu Olymp, laden dot-h die (iiitter oft schwere Schuld auf sich, und kla2:en einander derselben an; ludia begeht Ehebrueh imd Moffvl, uftd eikemt «eine Schald auch an,

O. FtaDk, L d. Abb* d. bayer. Akad. pbÜ. CImm, II, S07. ^ ^ MabaliklD, St,m7; Lmsm Lid* A. I, 704.

§ 92.

Indem in der epischen Perlode der reltf^idse Gedanke an die Willkür -Dichtung der Phautasie überging, iimi die concreto Vielheit der Götterge&talten die abstracte Einheit der Vedculelire überwucherte, war damit auch de r bunten Manin^faltiirkeit tlor dichtenden Vorstelluxig freier Spielraum gegeben; die becten* bildung dieser Zeit>) bekundet die beginnende Zeraetsung det brahmaniachen Bewnaetaeins» Die Sleeten nliten danuif, d«» die alte Idee der Einheit eicb in der Weiae anasptaeii» daae eiae beliebig erwählte Gottheit ala die hftohate Spitae der GdMerM* heit erfaest wurde.

Es sind in diesem Zeisctziinsisprozess nur drei llaupt^e- stalten möglich, die auf den Trimurii' (süttern beruhen. Die an Brahmi\ sich ansohlie^seiidenlJrahmr'^nen sind eiE^eiitlich die, weiche die alte Vedenlehre treu festliaiten; diese iiichtung ist daher aneh mehr bei den gelehrten Veden kundigen als bei dcai Volke» welches sich lieber aik die leliendigeren Geatnllen der Diehtnng hdit; BrahnA iat ja aber eb die Gottheit deaErsengeni mehr jenaeita den wirkUehen Seine »ala in ihr. Die Vdlhi* religion sofaied aich daher in der Zeil naeh den Epen mehr in dii zwei Hnuptgruppen der Vischnu- und dur ^ i va- Verehrer. Die drei llauptnchtuugen untersclieiden sich im Grunde nach der Auflassung des wirklichen Dasehjs; die Brahmax rchier sagen: das Priucip des Daseins ist das einaig Wahre, aber die Ding« selbst existiren nicht wahrhaft; die Viaohnu- Verehrer sagen; die Weit iat wirklich, imd sie soll auch sein, denn der Gotldea beweglenLehcna iit der hAohale Gott; die ^ivi^Verehrer engen: die Welt iat wh^lksh, aber aie aoUmefat aem» darun mnaaek an%dioben werden. Der Gedanke der eigentliehen Brahml* Verehrer, der am schärfsten in der Vedanta-Philosophie ausge- sprochen ist, die ideelle Verneinung der Welt, steht dem Volks bewusstsein zu fern, als dass er im Volke grossen Anklang finden künnte« Die dem gewühnlichen Meuachenveratande am

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nächsten liegentle and darum auoh dievolksthümliulistelüchtiuig ist die der N ifsciinu- Verehrer; aber der Gedanke der ^^iva- Scctcn entspricht mehr <ler eisrentlichen itulischen Idee; und der ^ira-Kult i.st in der That auch seit der Lpenzeit viel mehr ver> breitet ah der des Vischnu.^) Während die ersteroo alle Sekii^ im des brah manischen Gedankens abgeschlÜen^ idle vevinHH tMottSpteen deaeelben abgebrochen haben, naA sich die alten holen Geilanken in behaglicher Wekfabek nnt^eebl gelegt haben» sind £e letaleren bis an den granenhaftesten Cenaequennen der ' Verneinung des Daseins fortgescbrilteu, die wir später noch er- wähnen müssen^

Viul \v/ihreii(i si( Ii <lie Einseitigkeiten fioiinnfr Secten bis Sur Verzerrung steigerten, breitete sicli zugleich eine Abwen- daigvon dem religiösen Leben, ein grober, sinnlicher Materia- ksnms ans; und inmitten dieser einige Jahrhunderte nach Ghr* beginnenden FAnlnias erhielt sieh die alte \ edenreligion nur asdi ala eine ▼tetroofcnele Mnnde bia in die Gafpenwart.

Wir können die Vedenpariode die des Brahmä nennen 9 die epische die de» Vischnu, die spätere die des ^iva; diese drei Gottheiten treten nicht nur in dieser Reih<!idolge an die Spitze iltT jedesmaligen Religion, sondern die ganze AufTassun» und l^rscheinung der letzteren trägt den Charakter dieser drei Götter. Die Lehre der Veden versenkt sich in den Grand nnd Anfang de« Dnaeina, die der £pen in die wirkliche Gegenwart, die der spliar heraaehenden ^ivaaecten in daa £nde der Dinge; die entere aeliant} die sweite handalt , die drille wtwMrt» In der enten Periode überwiegt die Einheit dea Seins und aaeh der Religion; in der zweiten der (regensatz des Kampfes, in der dritten die in TöUige Anilösnng der einen Religion übergehende Vielheit; die erste ist die dos Gedankens, die zweite di(^ des Willens, die dritte die der verzehrenden Sinnlichkeit, oder wie ifielndier ea anadrficken wurden, die Perioden des Kopfes, der Brust und dea Iteterleibea, oder derBrahmanen-^ der Xatr\^- und der Vafiigakaate« In der evatan Pariode gilt nur die Gottheit, und teMenaabuMaa aich in der Andaefat an ihr erhebeni in der •weiten iat die Menaehhait der Sohaiiplata dea wahren Lebens, Bod die Gottheit steigt zu ihr licrnicder. um in ihr verkörpert zu whken, in der dritten waltet ^iva s Todesmacht, und derMeiisch legt im frommen Eifer die niordtindc Hand nu si< h selbst. Die Religion der Veden ist erhaben, die der£peu i'arbengliüiend, die der letzten Zeit grauenvoll und yeraerrt. Der Vedenbrahmane hat der Gottheit Bild nnr in der atralilendenä»onne oder imGlanae

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der Morgenröthe oder im Brausen des Starmwinds, der Indier der Epen in dem menschlichen Hiildeu, in wcIcIr iii der GoU steh birgt, der indier der letzten Zeit in Uiigeheueriiclien Fratsen- bildem. Die Religion der Veden ist ein reines Licht, die der Ef6D ein bewegtes Meer, die der dhttea Periode eia venil- rendes Fener; dort betet der Mensch n den Gdttem, ktapft er dieeen sur Seile oder anck gegen sie, «ad xolitt f^ebt er venweiMnd eich selbst auf. In den Veden wird te Wissende der Herr der Welt und den Göttern gleich» in doi Epen wird es der miithige Held, in der späteren Zelt feUt Wissen und Muth. Die EuUvickelung des indischen Grottesbewusstseius geht seit der Vedenzeit abwärts.

Die Verehrung Vischnu « war mehr in den mihlen östlicheo Lin- dern , die des i^ivu mehr in den rauheren und milderen Gebieten des Westens osd Nordens.*) Die GreadUgeo der Seeten sind schon in den ^en gegeben.

Das AnftieCen einender drei BaaptgOtleraisb^ehstenGotleswiri bisweUen dadurch ausgedrOekt, dasa sein Bild dreiK«pfe orhlk, 00 das« Ml in ihm dieDralfaltiskelt des guttHehen Daseins vereint, ab«r HO, dass eben das eine Moment an die Spitze tritt; wenn also ^iva mit drei Köpfen erscheint.*) so ist er eigentlich der InbenriTf aller drei Götter, aber unter der Herrschaft des verneinenden Elemente; als höchster Gott erscheint er schon im Mahabharata.^)

Die Uauptgnippen theilteo sich wieder in kleinere Secten, je nachdem die eine oder die andere Seite der Gottheit herrorgehoben wurde. ^ Neben diesen Gruppen hahea sich noch nnnelra andere gebildet, welche alch untergeordneten GUttem anwandten. Die Verehrer der Sonne*) sdielnen nur eine VaHatinii der andern HawptsecteTj /u .sein, besonders wohl eine populäre Gestalt der eigentlitben lirahnia-Verehrer. Wilson zählt als gegenwartig vor- handen 43 Beeten ausser den eigentlicheti Bekennen) der allen Veden -Religion. In alteren Zfoiten werden abweichende Secteo» Lengner des Tedischen Glaubens, nur selten erwAlmt.*)

VerSehter der Religion, den sinnllchett Gennas Ufr dns H6eh«te haltendy und daa tellgtöse Bewnsstseln offen aagrelfend, olnd in nnseieni Mittelalter achon aehr xahlrelch durch gans Mien. oNur, waa man sehen leann, liat Wahrheit; mit dem Tode Ist alles aus; ein anderes Leben giebt es nicht; nnd Umarmung eines schönen Weibes ist besser als Kasteiung des Körpers;"*®) das ist die Weisheit der Gottlosen aller Zeiten und Völker*

^Ison, Bdigiou aeoti of the ffindm, fai AdatioBfla. t XVI a. XVII; Scubr, fjik den OfiMMn» IM ele.^<)LaMeB, 1,780; 11,1088 «> Bkend. H, & 1008»

- *} Shmd. n, 1089. •) Ebend. 1, 784. •) Wilson, a. a. O. XVL p. 12 etc. ')jBM. p. Ift. *) EM. p. M. <- *) k. B. Muia, II» 11; XU, Tio* MkfCaiaiidroda/ii, [v. Goldstfickerl 184S, S. 64. 85.

n. iie Welt, § 98.

Dm nidiMhe Bitthaui ist meht um seiaer aellMl wUkn da, wiiiin MiF, «ni der GfOMl ftr dk Welt sn sefai) der Keim der

Weh hat sein Wesen darin, sich zur Welt zu entwickeln. Brahma ist für sich nichts, sondern nur, insofern er für die wirkliche Weh die begründende Voraussetzung ist. Die Welt iM nicht von Gott durch einen Willensact geschaffen, sondern ist aus ihm entfaltet Brahma breitet si^ aus der Einheit snr VielMt cos, Welt ist der ao^erolkey aii%ediaaete Gott.

Dm Weidflü der Welt tat ein Hervortretwi yon UtttmeUe- tak den ÜDievsehiedaUMeii» ein Anltaaehen tod besümmteiii DMb in dem refaien, beetomiingsloaeB Sein, Auftreten Ten Farbe und Schatten in dein reinen ürlicht, eine Trübung der ur- sprünglichen Klarheit. Die reine Einheit kann zur Vielfachheit df.«i Daseins nur dadurch werden , dass sie sich selbst aufgiebt, aus ihrer klaren Einheit in eine trübe Vielheit abergeht, die Welt wird nur dadnrch, dass Gott aufhört, reiner, einfacher Gott sn sein, daan er eleli selbst aufopfert« Wir sind hier bei einem Widenpmehe angelangt. Das indiseke Denken hat sicli in efaie Otts der Abstraetlon emporgearMtety von der ^s keinen Rflek- weg mdnr findet In dem reinen, leeren Urscin ist gar kein Anknüpfungspunkt für eine Weh. ja es ist dieses Ursein das ^ade Gegentheil jeder Welt, beide vertragen sich gar nicht mit einander; ist das Brahma, so ist nicht die Welt, und ist die Welt, NO ist das Brahma nicht; die Welt kann nur dadurch werden, dass das Brakma, also der Grand der Welt, aufgehoben wird. So stelMB oigentiioh die Saeken; der Indier saokt für die Welt den Urgrund, nnd kat er £esen gefanden, so kann er daraus siekl OMkr sor Welt ntrflek. Und der Indier ist sibk dieses tdmeidenden Widerspraeks aoeh sehr wohl bewnsst Die Welt hat in dem reinen Sein keine üegründujig, sie hat ein unbegrün- detes Dasein, sie soll eigentlich nicht sein; denn sie kann nur dadurch werden, ilass Gott sich selbst widerspricht, sein wahres Dasein aufliebt.

Der Indier ist aunfichst nicht gesonnen, das Dasein der Well mdmopimi er bemhigt sitdi Yorlänfig damit, jenen Wider- iptwk in DTlkiseker Weise «nsnerkeiinens die Weil wkd, sagt

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er, daihircli, dass Brahma sieh selbst rerlevgnet,. sich selbst ka- steit, sich selbst Gewalt aiitliut. oder dass er geopferu zur »tuckeU wird: oder die Sache geistiger erfassenf?, erkiart er, in Brahma sei ein unrechtmässiger Trieb, über siel» iiinauszu- geheiiy eine ^ebDSucht» sein eignes, wahres Sein verlassen und in einen anderen, unwahren iäustand sich zu begeben, eiae «AttdUohe LiMt» sieh Iber Min watbre« Weaan binirBgiiueiMD, u sieh selb«! vre so werden. Brainn tftnaehtmch flberatdinllil, »dem er eieh m Welt entCahit. Da» ist jene Blacfat der Tla- sciiiing in Brahma, jene SehnoMht der Liebe nn etwas, «•§ nicht ist, zu einem Nichtigen, jene unguttUchc Lust in ihm, die ihii) nicht Ruhe lässt, eine Zcugungslust, deren er sich ei^nt« lii'h. wie der Mensch der seinigen, schämt, die Maja. E«; ist die Seite der Weltiiehkeit in Brahma, die Mutter der Weit, der Eros der Gnechen. Cm die Welt aus Gott zu geun'Tmens bleibt nichts übrig, als in das vüUig entieerte üreeiii das McHhent der Welülobl^eit wieder hjnejanneetaen; dm diese aber mr ein Nelb- bebelf iat| nnd eigenUiebniehtseiB sollte, drttokt der Inrfterdt* dnroiiaaa, dass er dieses weltliche Mementals ein sa»dliebesi unrechtes erklftrt

in (Ici) V edeii ist die Voiwtelliiiii? der Zerntückeiuiig Brahmas /.m Welt nur sch^vach an£;edeiitet, wir \\ erden diese Andeutungen noch weiter unten anführen. Oie spHtcre iMythenbildung aber führte diese in einem Hymnus des Kigveda bereits erwähnte VorsteUuog in sehr bestimmter Weise ans. Die WelteatstelmRg ist da 4ie Opfernag BralMsa*«; Braluaa wird ?od den sneist eatataadenei Weibnftcbtea» den Gttttera, zerstM^ und wie ein Opierthitt fwe^ Heb aerlegt, ans seinen Gliedern wird die Weit gebildet Wh |[omnien hieravf, se wie anf die SehOpInng durch 8elbsti|osl, spä- ter zurücii.

Der Gedanke der Maja rri«cheint in Hen .«Heren Thf^ilf't) der Ve- den noch sehr bla^s als ein V eriaiicjen sich zn eDtlalteii. ,.Ua- luals war nicht tSeieudea, noch Michtseieodes, nicht Welt nach Himmel, noch etwas filier ihm; nichts ircrendwo, eiabfillend oder enigebaUt« noch Wasser, tief und geCMirvoU; Tod war ntcbt^ noch Unaterldiehlceit, nicht CntersolNidnng Ton Tag nnd Nacbt Aber Es (tad) atbmete, ohne tu hancben. Finsteiniss war da*, esse AU war hi Pinstemiss gebellt nod •nanntofscbeidbaroa Was* «er; aber die von der Hülle bedeckte iMasse wurde durch die Kraft der Betrachtüne: hervorgebracht, (hiervon später]. Verlangen (kania, Liebe) wurde zuerst in .seinem tweift»te gebildet , uixl ilf*».ses wurde der ursprüngliciiei scbvpferascbe Same, welcbeo die Weisea

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§88

dareh die Eiüt.i<ht als das Nichtsein erkennen, welches die Fes- sel des Seins isf;'' fcli( \ iclhert entsteht durch da^ Eintreten der Begränzung, <i( s iSichtseins . in das Slmti] .I*»doch vertieft sich der Veda noch nicht genug In diesen Gedanken, flüchtet sich liei»ei Isoter die UobegreUlIciikflit; „wer kann erklären, föbrt die Vcden- •talle Ibit, weher vad wem dieee SebOpfoog tMi tadl Die €töt- ter «bd spiter «le die HervoHbcbgmig dieeee AlU. Wei eI«o kaan iriMo, woher diese hervorgeht, wd ob diese Welt gehsMee werde dweb ihre eigenen KrÜle oder nicht?"«)

Maja ist io der Sprache der Veden der nach aussen &ich wen- dende« der sich offenbarende Gedanke, das» ^»trcben desselben, eine äu)<iseriicbe Gestalt und Wirklichkeit zu i?ewinnen, sich in der Welt der Gestalten au erzeagen ; der ÜegriH der Täuschung ist erst ein apilerer, abgeleiteter, und ruht eben dsranf, dass die wirkliebe, kegriaste Welt, die durch jene Bfaja gesengt wird> als etwas Un- wahres gUt^ Weiter gsheo schon die Upeeisehaden« Vor allen Orealnren wnr M aj a , hl ihr war Dunkelheit, In welcher daa Ver- laagen mht Nidits sonst war noeh, alles ▼emehhingen in der Macht des Dunkels. Brahma war vertlelt im Verlangen; nicht wir- kcnd war er, nicht gewirkt; der Mensch wahnt, Brabma wirke und »verde i^e\\irkt, aber er ist frei von beidem; er ist ganz er selbst; wieaoUte er wirken, wie gewirkt sein}" ^) Dieses innere Verlan- gen, der Trieb ans sieh heraussngehen, geht von Braluna auch an die von ihn ansgegangeaen ersten WelMhdite Ober« Das von BfahcM enengte 9, Feuer wfinsehte, Ich mOga fielfiMh sein nnd sen- gen; die CrewlMer wtfnsehten» wir mCgen Tiellaeh eain und sengen, nsd sie sengten die Nahrmig, ete/*^) Es ist da an kein bewnssfes, geistiges Wollen zu denken. „Er [das Ürwesen], von der Maja bethurten Geistes, körperlich werdend, schafft alles: durch Wei- her. Speise, Trank und andere verschiedene (»enüsse wird wachend er gesättigt; im Traume dann geniesst dieser Ijebendige Lust und Schmerz in der durch ««eine eigne kraft entstandenen ganaen Welt; b der Zeit des Schlafes, wenn alles sich aniSst, erlangt er RabeL''*) ,,Bmhnia in der Eraignng mit Maja hat die Welt hervor- gcbmcht, indem Maja fünlkig Gestalten angenommen. . . Die Maja, welche das Verlangen Brahma's ist, ist ewig; nicht ewig, sondern vergänglich ist jene, welche die Willcnslust der Lebendigen ist. L>ie Brahraamaja ist < in i\Ieer mit mächtigen Wogen und a^ewaltigen ^triimungeTi; sie int die Fülle des Lebens, und zugleich der Ab- grund, worin alles versinkt» ein Meer von Licht, Schatten und Fin- sterniss, die Lebendigen wftken in dessen Wirbeln so lange sich, ab sie sich vom Geiele, der alles bewegt, gasendert wiasenb''«)

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SM

Wie die OiudMede NiditetkenitaiMi eieeii Sfiiolr flir ^

Schlange liält, und so in seioer getäusiJbten Einbildung die Schlange liervorbringt, „ho lässt auch die Nichterkenntniss bei dem durch sie unihfillton Geist tlurch ihre eigne Kruft die elementarische Eotw ick- lung, den Äther u. s. 1'. 2um Vorschein icommen; so gross ist ihre C^nvalt. Die Kral't der Verwecliseiung [Täuaduuigv Maja] eelMfü «He Weit Der in der UewiMeiiheit iieÜMigeoe (Moeirfo) ' Met iet dardi eeioe eigne Natur wirkende Ureeehe [die wlr(- iieiie Gmodlage der Welt], deich die Netnr «einer Tineciuif iiC er materielle Utaadie [Veranbcmg, dann jener Oraad b Eit- faltung zur realea, materiellen Welt wlrlcsani ist] , so wie die Spiooe in Bezug aul ihr Gewebe ihrer eignen INahii nach [als lebendige« Thier] wiricerido , der Natur ihres Kürpcrs niu:)i materielle Ur^aclic ist. { Vermöge ihrer Körperlichkeit macht die iSpiniie ein wirkliches Gewebe; das Materielle, Reale am Gewebe ist durch die Körper- lichkeit bedingt; daas aiier dieae KürperÜc^keit fikerliattpt wiikl; uad ein aolcbea beaümnitea Gewebe iienrerbringt» daven liagt der Gnind nicbt im KSrper» aondern in dem Lelien, in der OrgaalaatiMi; und so liegt in der Einheit Brahmas der Grund der Welt» in der Maja die Bedingung ihres Wirklichwerdens, die Veranlassung la ihrem Hervortreten |. Aus dem durch die Täuschuug, in welcher das Dunkel \ orhcrrschend ist, bedecktem Geiste entsteht «Icr Äther, aus diesem der Wind, aus dem Winde das Feuer, aus dem Feuer das Wasser, aus dem Wasser die Erde/'^) Ahnlich reden die Pa* . ranaa. »,Daa höchste Wesen bat in Wahrheit keine EigeaachafteB; eher er nhnmt sie an dnreh die Biacht der TinsdMmg (Maja), am die Oreatttren an eneagen, an erhalten nad an aeratwien/'*) Oed das im Geiste der Vedanta geschriebene philoaophische Drama Probodha Cbandrodaya aus dem zwdlften Jahrb. nach Chr. erklirt: ,,Maj;i ist unbegreiflich. Gleich einer unzüchtigen Dirne läüst sie den höchsten Geist Dinge sehen, die gar nicht existiren, uud täuscht ihn so. Der Göttliche, dessen Glanz dem Krystalle gleicht, der niemals sich verändert, ward durch sie. die Unehrbare, in hef- tige Gambe veraetat £r, der Wissende» hing naklaren Phantasien nach» und da er in den von der Mija hereiteten Schlummer fiel, er- blickte er betäuht vielgeataltige TrSsme: ich hta, dieaa lat meto Vater, dieaa mefaie Mutter, diese mein Feld , mein Relchlhum u. s. w. * ¥^ ein See in den Tmggebilden der Mittagssonne erscheint, entfaltete sich das fleckenlose Licht aus unrichtiger Erkenntolss als Äther, Luft, Feuer, Wasser, Erde."«)

In späten Cpaniscbaden nimmt der Gedanke der Maja bis>^ ei- len» in der DarsteUuog wenigstena, einen daaliaMieD Charakter an;

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885

Ma]ft erscheint da ab der weibliche Gruiul des Sein», und Hrahma crzeulit mit ihr die Welt: (ioeh ist diesK der alten Lettre tremd.

. Da» Moment de^ Unrorbtes oder des Nündticheii, welches in dem Gedanken der Maja liegt, gewährte selbst einen Attkiißpfiingci* fvnki fär das BegreiÜBn desBSs«» in der Well; ie dem Majegedeo» Kegt an sidb eehon eine Zweilieit; eienat ntaNdi ietMija nnd dM dmcli «ie Eraengte gOMUcb» aleo gat; aadrerselta aber lalnie Mb aitcb wieder die SebatteaeeHe BraboM'a, dae Unreebt in Ibm; und diese Doppelseite offenbart sich nun In einer Doppelgestalt der Creatnren; ist die Creatur einerseits cut. andrerseits nii lit .nit, so treten diosr zu Seiten auch In der Wirklichkeit al« liestiriinite und besondere Erscheinungen auf; der Doppelsette der Maja entspre* den gvte nnd bdee Creatnren. „lo Pradschapati war ebi awei- faebes Verlangen; ana dem einen werden die Deva, ane dem andern die Aenra. Deva eind die» in weichen fiibenntalan md WeAe in EfnUang laH dem Ved« anaammenetinmien, Aanra jene, deren Sinn, dem Veda wldef elehend , auf Ibve Lffefe vnd Regierden gerichtet ist: von jenen kommt das Oute und Keine, diese hält Willkiir nnd Gelüste fest."") So erhalt die popnlSre Vorstellting von hösen MSchten in den späteren Vedenttielleii eint' ticlVre Grund- lage. Indess ist diese AuiTassting nur vereinzelt, und gehört auch nicht dem höheren Gedankenkreise an, in welchem die dualistische Aneelianttngaweiee deannphilosopliiscben Veratandea dardiana aaf- gehoben lat« In der nachrediechen Zelt wnrde Maja an einer wirb- Heben Get^eit, welche mi Oebet um Glück angeralbn wurde.**)

<) m^-Yeda, Mand. X, 11,*) in A^iat Bes. Tm, p. 404; No«r. Jobal Aiiat XI, p. sei. WiadMoi. im, *) H^, ICyAa dw BOhafiM, tWl «ICl ^ •) lfateai«ni*llp. tei Wbid. a isift. •) ClHaid«8|ft-UVM» VI» «. » •) Kafc- nij^^Vpmu IL Ii; ja WsWn lad. 8t. H, 11. ^ *) Vpm, dM Jt4|tiiT«da» b. Wiod. U14* ^ ') Vcdiata-Sazm bei Windi«chm. S. 1782. •) BbAgarata-Fniaas, ia KoQT. Jonm. A«iatX, p. 359. 367.» *)Prob. Cliandr. [v. GoldstQcker] S. 52. 55. 41. Qvcta^pratarft-Üpnn. IV, 5 etc. in Webersind. Stud. I, 425. '0 Vriha- dan^aka-Upaa. h. Wind. 1055. -> *>) BkRgavata-Pioraiia, U, 3, 3. (Baraoof).

Dil bei den Hjmnen des Kgreda eine Tefadiiedene ElathsOüng {^ehraucht «iiü, fluie in acht A«chtaka, und eine in zehn Mandala, deren weitere Theiiang rberifalls verschieden sind . bis jetzt aber nur ein geringer Thcil gedruc kt vorliegt, 89 -hi«l \% ir bei den spfttcren, unr in Bruchsii\c ki ii bekannt gewordene« Theilen n5tbigt, die verschiedenen CitimngBweisen beizubebalten ; wir bezeichnen die zweite durch ein WliaMliaia ILy die «nto and val^re gar nicht.

§ 94.

Die Welt ist ohne Berechtigung, besteht nur mit Unrecht; das Brahma, das leere, unterschiedslose Sein ist das einzig Be- feelitigte; alles Andere iai an sich nichtig. Dieser ans der in- dtodieii OnuidaD8ebiinni|^iiathwendig folgende Gedanice affMt

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Mk m te VwAtrikHig d^r Maja nnr iii^MlriBftugellMfttr Wfln aas. Die Mt^ itl nur ein naeligtebigee Zngeslfednisft an das

volki^tliümliche Bewusstseiii des go.sundcii Mensch tu Verstandes, der sich die Wirklichkeit seiner Welt nicht t auben lassen will. Das ist aber eine Halbheit; das populäre Bewusstseiii mag; sich mk einigea Widersprüchen zureehUinden, das tiei'ere phtiosophi- scbe kann es nicht. Hat die Welt kein reohtm&ssigeS) vemiUitfg begrftndeles Dasein, so hat sie überhaupt keins. Und diasen Oedanlm dar UnwabriieU Welt ÜMel der pUloeiiipbiMhe Vedania tief und eeharf «of, imd eohreltel mit kftkner Gedanktn- Imfit bieaar aofaneidendeten Conseqaena Art. Die Batwiakehag dieses Gedankens ist etwa fol«;ende:

Braiuna ist das allein w ahre Sein, das Sein schlechthin, also alles Sein, ausser ihm ist kein zweites: in ilim aber istabsolate Einheit, keine Zweiheit, kein Unterschied. In ihm, dem sehlechterdiags einigeii aadaal^biglaB $eln, ist also kein Grund, aas ^ch heimaesagelmja» ia ein anderes« aiaht einiges, also nicht widirea Sein llberaagelisa. Brahma hat ia sieh keiaea Graad, sieh aar Welt sa entfaltea. Diese GniadksigkeU der Welt spricht sieh eben ia der Veratellang von der Mija aas; Brahaui begeht ein Unrecht, wenn er sich zur Welt der Vielheit entfaltet^ er giebt sich selbst und seinen allein wahren, göttlichen Zustand auf; die Welt kann nur durch eine Täuschung Brahnia's, durrh eine Versündigung an sich selbst eutetelien. Das ist aber iu sieh widersprechend; die Vorstellung der Maja ist nur als ein aniiernünftiges Monneat willkürlieh in das Wesen Brahma'a bia- eiageseheben« dem ea sdilachimrdiags wideiapriehl; in dam tei* aea» antersehiedaloaeB Brahma ist ftr eia aeielMS aa^MBelMs» anWahres Streben nicht die geringste Möglichkeit gegeben. Die Maja ist ein Phantom; wahr ist an ihr nur der Gedanke, dass die Well uurechtniässig exibliii, eigentlich nicht sein solL Aber soll Mie nicht sein, dann ist sie auch wirklich nicht Es ist die Natur der Täuschuns^, dass sie sich selbst aufhebt. Hapten wir anfangs: die Maja täuschte das jUralima, errogle in iluu die böse Lust, sich selbst anfsagebcn and za entfalten, so wendet sich jetat die Sache am; die T&nsehung bethOrt aicbt das Brahma, sich aar W^elt der wirklidien Diage an eatialtaiiy mm^ dem sie bethart uns, dass ivir die Welt för wkklieli halten;

Brahma, sondern wir werden Ton der Maja irre geführt Die Welt ist wirklich uiciit. schcini nur zu hciii, und dieser Schein ist die Maja. Die Wolke, welche vorhin die Ur^onne lua4Cy»teji:te^ so.ilai^ «ie ein ^iü^iMik^ üoih SAch «asstrabUet

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käfUkjßtU wmt EtdB üMergesenkt «id gaukelt uns in phan- tastischen Nebelbildern eine Welt vor. Diese IMaja, die uuserii Geibt berückt, ein Traunibikl iür eine Walulieit zu ImlteDy wird Ton der erkennenden Weisheit durohbrooheu, und wir wissen es nun; Brahina allein esLislii't, das leere, einige Sein, und alles Andere acheint nur zu extstiren« die ganne Welt ist ein TrauailbUfl» aber nicht Brahma. IräaM 0«, flendern wir» die UairiMoitf eft» Weiaheit isl «s^ la enraeheD.

„Ba eaiatift kefii andeEaaWaaaa ala Bcabaia; ar iat.gaas •lleia»<«<> daa finaeliaade Spiel eiaea Oanklara blosser Schein, so ist das Schauspiel der Welt ein Schein ohne iSeiu- Wie dieTraunm elt eioe Täuschung ist, so tat auch die Welt desWa- cbeu» eifietn Traume gleich." ,,Ausser Brahma ixt nichts. Alles ausser ihm zu existireo öcheiot, ist eine Täuschuug, nie der Scbeio des Wassers in der Wfiste. Die Welt scheint nur ao Jaage wirididi ao aai», bla Brabna bagri0en ist, dar la allaa Jüagea «n- «etbeät wabal, ao wie «iaa P«rla van Silber aa aeia aabeinl/*«)— Jht aoheUer Lebeadige hüt diaae acbeiabve Welt för wiiJUieh; 4fr wlibBchLebeadlge [derErkeaneade] aber Air falacbt er ecbeaaC die Eiobeit mit Brahma für wirklich; uichts anderes wird gesehen; es wird nur durch Unwahrheit gesehen.*'*) «Die LnnisMeuheit hat eine doppelte Maclit: Verhülluog und Ver- dickung. Die Macht der V cihüUuug besteht darin, dass, wie eine Wolke die viele Meilen weit ausgedehnte Soonenscbaibe durch dM VeiepanNMi des Wegea den 4ugaa des Beobacbim yeideckt, as die Uawiaaetibeijfc dea «agetbeilten, den Weltuiatrieb niebt ualer« wvlinea Mat depcb die Verapemag der Vermuift dea Bett aeh- tenlea verdeekt; ao grosa iat ihre Kra^ Wie der, deaaea Ge- Mit durch eine Wolke bedeckt ist, die Sonne ftlr' wolkenbedeckt uud des dianzes beraubt hält, hüchst hciliört, so ist <'s mit dem Geiste [Brahma ] . welcher dem, dessen AuEje bethürtii»t, wie ge- buiideD [an die EodlicbkeitJ erscheint. Für den Geist, der durch diese T&nachuDg bedeckt ist, entsteht die Einbildung [Vorstellung] der Weltttoiwälzung, d. h. des Wirkens, Geaiesaens, dea Glficka aad dea Uagidcka. Die Macht der V erw ecb aelu ag aber besteht diiia: wie maa. vaa Tftaaelittag unlaAgea elaeo Strick flir eiae Mdaige aoalebt» «ad ao dareb die Euibiidung eiae Schlange et- lea^, so lässt auch die Täuschung (das Nichtwissen) fUr den von iljr umhüllten Geist die Etitwickelung der Lleiueotc, tleu Äther U- s. C Eum Vorschein kommen. Deswcneii iicisst es: die Kraft der Verwechselung schallt die Welt [zunächst uls Maja bei Brahma, vgl I IM» «tea bei dem niaascblifiiea Geislej. " ^> Der lii^W^^iat

üigiiizuQ by CjüOglc

also theils negativ, indem dem metigoMidMi CMste da» wahre We- sen verdeckt ist, tiieils positiv, indem der Mensch ein faUckes Sein sich einbildet, das wahre Wesen mit deui laischen vet' tauscht. Die Täuschung des örhrabmas und die des menschii- eben (feistes lattfea übrigens in den Darstellunge» oft io einander, Qod diese werden dadarch zweid«utig$ je klarer aber der Ge- danke überliaiipt gefasst wird, im so mehr vessobwindnl diese Zweiheit; der betrüditeAd* MenMheagtlst fiUN }s aOt BnluBa sammen. „We Unteivciieidung zwiseheo dem Leliendigeii [din einzelnen Geist] und dem höchsten Herrn [Brahma] ist nur dnrfh falsche ErkeniitiHSS bewirkt^, nicJit an si( Ii seihst wirklich vorhanileii. Es ist nur ein höchster Herr, ewig, eint;i(h; vielfach ist er uar durch bethureiide Unwissenheit/' 0^ „Wenn durch dasW^ort: Das bist Du fd. b. der Mensch ist von Brahma nicht verschieden] er* kannt wird, dass kein Untersckted ist [zwischen dem Urweseo und der Vielheit], dann yemefafrfodet hei den eSoaelnen Leliendigen die Notkweadigkeit, der WaHnnwIkrang nntenrotfen « Mio> v»d hei Brahma das Selmifen, well der ganse Vorgang der flertlieihing [der Urelnheit], dvrch falsche Erkenntniss hervorgerufen, durch dierkh* tige Erkenntnis» aufgehüben wird. Woher also die Nchüpfung? Die * Weltumwälzung ist ein Irrthum, hervorgebracht Hndurch, Hass man nicht unterscheidet die Masse von Täuschungen von JNaiueo, ' Gestalt u. s. w., welche alle durch die Unwissenheit entstanden sind. Sie hat keine hdhere Wirklichkeit [als die des Seheines]. " ^) Der Brahmaknndige sieht die sinnlicke Welt „siebt als wirkilck an^ so wie der, weleher weiss: das iet ein tiktsdiendesKiinststiek, wenn er sneh dieses Kiroststlek siebte es deck nidit als wirkHek sieht, wegen der Sehifftstelle: Mit Augen ist er wie ohne Angen, luit Ohren wie oline Ohren."*)

') Culehr Kssnis siir la phil. 18B. ^) Muitrftjitni -Upan. b. Wind. !^98. ') Sankara, Aitnii -B rdlia, 63. h. ColcUr. Esfmis p. 266. etc. *) Lehrfüitxe lieü YedÄUta, 41 4a. b. Wind. 177G. •) Vedantu-Saia hei Wmdischm. 1781 ; vgl. Ve- danta-Sara v. 0. Frank, S. 6. lü. 11. ^) Fr. Wiudischniann, Saucaru, p. ~ Sukaia b. Wfaid. 1767. ^ ") Vea«nta-Sara, ebeod. p. 1444. ^

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So selireitet die brainnanisclie Einbeitslebre io den Mge- ricbHigeii Gange der Entwickelung bis zur kühnen Verneiftmig der Welt. Dns vernünftige Denlccii wollte über die Zweiheit und Vielheit .sich zur Einheit des Seins eiit{)orarbeiten. und es errang auch in der Thnt diese Einheit, aber um eleu Preis der ganzen Welt;— -das ist dem lädier nicht zu theuer erkauft; wmm er nur jene bet, so frigt er nlditn imeb ÜMOinel «ad

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Erde; und wenn er darnach frägt, so Findet er sie nicht mehr. An seinem Ziele augekommen, weiss er seinen Weg niclit mehr Sur Weh zurück zn finden; er hat des Welten.stromes Quelle auf* gegrabeiij und da er bis zur GeburUNsUUle der Flalhea hiadiirth- gedrungen, giebt die Quelle kein Waem mahr; von der gansen nkktü WeUfiUie bteibi den Bnlraumeii nlolit» als di« fiiobeit •UarfliMmiiwei— ; die Untcraehiede aollan niehl «rtwmt a<mdeni fenaial wanl«ii$ am die Well der Viellieit«B begreifes, aaehts dtr riDgeode Geial die Einheit, und da er sie gefunden, ver- schwindet ihm die Welt. Die Chinesen hatten die wirkliche Welt, dcDii sie <»;in^en mui der Voraussetzung]^ der Lizweiheit aus, der ürkraft 1111(1 der L rniaterie; die Brahiuanen wiesen die weibliche Lrioaterie zurück, behielten nur die männliche Urkraft , aber diese blieb ewig unfruchtbar. Mit dem Gedanken des leeren einigen ^eins endet die indiach - brahaiaaiache Geistesarbeit; sie iai flitt der Welt yolUtftndig fertig geworden; die Weltlat iort, und da iit weiter aiebto iMhr sn danlm und sn begreflen» diHin allea, was ieh aonat noch denken and begreifen aellte , ia t ja niebt. Die erwähnte Mythe, welche im Volksbewusstsein die Welt retten will, lässL die («ottheit um der Welt ^\ illeu als Opfer zertheilt werden ; die consequente IMiilosopliie bringt die \V elt der Gott- heit zum Opfer. Die Einheit ist die Errungenschaft der indi- sehen Geistesarbeit, und bei dieser Errungenschaft endet sie auch; sie hat Ihre weltgeschichtliche Aufgabe gelöst ^ und andere Velkier nehmen die Arbeit dea Gedankena da wieder auf» wo der indlaeha Gelat aeinen Stab niederlegte« Wir dfirto jenen errungenen Gedanken ja niebt an niedrig «naehlagen, ao hart seine Erscheinung auch ist, denn hier zmn ersten Male iat dem vernünftigen lle\s usstseui, welches unbedingt die Einheit des Seins fordert, sein Hecht zu Theil geworden; und grade, dass diesem Gedanken das höchste Opfer s^ebracht wird, was der Mensch bringen kann, die Wirklichkeit der ganzen Welt, daa Ist daa Grossartige in dem indischen Gedanken.

08a Volkabewnaetaein folgt xwar nicht der Philosophie in Ibra kttine Yenieinnng der Welt, ea bAlt daa Daaein der witk* ficban Dinge sunicbet ÜBat, aber eine tiefe Abnnng von der nmem Nichtigkeit der Welt dorehalebt alloe indlucbe Sivnen und Denken, und dieses Trauer geföhl bricht dareh die firoheelen Töne indischer Poesie immer wieder hervor; der ganze mdischc Kultus athmet diese Ahnuna;, und was die Philosophie keck und rücksichtaloa ausspricht, das raaclU sich als innerer Drang im Volknieben prakiiaeb knnd«

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Jene düster«, den Lebeosfirohsinn uoheiniHcli nnd s^hreckeni HmgariieHtie und niederbeugende Idee, gross unil külm in ihrem In* halt, aber dnreh ihre Einseitijjjivcit unwahr, und dem Menschen die Frende amDaseio verkünmiemd und verargend, zieht sieh durch das ganse EewuMtaeiii der lädier hindurch. In immer wiedfl^ kahfeadaii, «anft schwennStlitgan Klugen briebt «das wehnfitMgt TraaatgaMt daa Hindv Uber daa IWcMga der Walt, Ober die gSagÜcbkeK'allaa Baaeiaa, nfcbt blofla des ainalf üben,- avab dwl den Laut der Freude Mndareh. Alles Ist eitel ntid aHea vairgeiit, nicht;« l)le!l)t als das bleiche, unleberidit^e ßrnlinia; alle« Lebenüd Leben^lrohe, es ist alies vom V\)iA und deiii Tnde geweiht, alle* wird verschlunuen ir« das j^rosscMeer des stunnnen Allst und Uibüü- sterrtd durchzieht auch da^i tVohestclsefühi de« I ndrers der O danke: es ist doch alles eitel, alles Schein. Still, sanft und schwermöthig der Charakter des Volkea ist aehie Peeirie. In dem acbOaaten l^ande der Erde wird der Mebaeh »dikea DaMas nitebt frtib; ,,$n ^aw scbreekliehen, fort und fort gelirendenfUnitrllKaffg derWeaea^tM^*)*

„Wie nur gereiften Baum£rOchtcu vor dem Falle zu bangen brnacht, So nur dem, der erzeugt wurde, vor ilctn Ttxle /u lüin^^eu braucht. Die Tage der Bterhlichen flich'n bald vorüber in dieser Weh, ' Vewehren eilig die* LebtMi . wie GewftiBer der Sonne Glntb. ' Über dicU selber nur jauimere, über Audre waä jammerst du^ Da ja deiu I^ebeu luiiwli^d«^ du st^hu od^er wandclix auch! BCit xaiB wandert der Tod iianer, mit luu webet and ist er stets, Wenn wir ferne auch forteilten , mit uns ltduet der Tod snrück. Wie im Ueere eia SolttpfitMr la dem andern gelanged mug^ Ünd aediher wieder ir^ellca, war er aal kdna-Ztitvsntei, 80 amb die Qaltia« Bbitefireoiide, Söhne und jeglicher Besita, Sie entiliehn uns; unausweichlich bleibet unaiaunar.ihr YerlBit.**^ „Ein Tropfen, der am Loto^blatte zittert, So ?:st das flftcbt'ge Leben schnell verwltterti'— Acht Urgebirpe nebst den sieben Mforr?i ' ' * **

Die Sonne . -wie die Gölter bclbst . hchri iK ., . »

Bichl mich, die Welt, die Zeit wird all - ^. rtrümmem, .

Warum dcuu liier »icli uu<^li luii ngeuU cuvuö kummeriii'"*) , , » ,

Daa ist der Obieräll benrorkliagende Toti^ «ad aacb>die^'beiteie Poeaie der Indler iat darcbwoben ▼on MtteiB iMsbwetniMbigaM Haaebe; bnmer wieder ridbtet sich vondeml«baf deM<'va«dedarWik

bin auf „den zitternden Tropfen ath Lotoshiatte," ein unaufWfr- lieh wiederkehrendes Bihi tl('s menschlichen Lebens. Es ist eben nicht bloss (Iiis Gefühl der \ Cr:: ?ne??ehkeit. sondern das ahnenide Ben'us>(Meiri von der innere» VVe»cwiosiglteit aller l>ioge, was deoi liidicr alle Freude an der Welt TerlrtiniBiert « . ' •>

>)Ba8iiO«aa»II»75.-«)6aalmAtM3liuS^n:BltflBr. ' * " '

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Das religiöse Volksbewusstsein , obwohl die DUohtigkeil der Dinge ahnend , leugnet dochnicht ihr Dasein, sondern hAll «n üirer Wiridlolikefit fisMly und sucht eben in demOedanken der Maj^ die Vermitteltail; den Wlderepi^chs zwleehen den mkUk^ whiedeleeen Uraein nnd der Tielfkcben-WeH* Ist diese Kluft finmal dareh einen ktthnen Sehmin»; übersprungen, ist in der Maja das weltliche Element in Brahma gebetet, so eifol^t die Entwiekelung der Welt aus Brahma in unbehinderter Entfeltuiig. Diese wird zwar in den Heligionssehriften und in der Philosophie in sehr Terschiedener Weise dargestellt, aber durch alle Ko^ megonieen , ein Liehlingsgegenstand ^indiseker Literatur, geht doch derselbe Grandlott hliidiifvh# Dan ÜHyrahn» ist seinem Wesen nach das In- eine khtre, ^rehsfehtige Müsohnng- anlgS'* ÜMi All» in wdeher alle GegensftlBse nnd ünlersohiede nentra- Kshi nnd avfgehoben i^nd : <^ wir sprechen hier nidrt von einenl materiellen Chaos; in iliescr hellen unterschiedslosen Auflö- «raus: bewirkt (ier elektrische Funke rl rr Maja eine Scheidung; «lie Miscliiirtir trübt sich, und die aufi;elt>st(n iiestantltheile trefrn auseinander, krystaliisiren oder schlagen sich nieder. Oder Brahma ist der Keim, aus weichem sich der ganze Baum der Welt entwickelt. Das ist bildlioh der Grunddurakter der indi«- sehen Kosmogoilien. In den einaielnen Dafstellnngen verdeekt viel PkantaeMisiclies' den eigentKoken Gedanken.

Die Weltschftpfiing ist eine blosse Ansbrsitnng des TJvu Wesens; wie eine Spinne ihr Gespimist aus sich selbst zieht, und sich so «gleichsam selbst ausbreitet, wie die Schildkröte durch Adssti ecken ihrer (ilieder sich selbst ausdehnt und aus ihrer eiiilacheii Gestalt in eine viekei:;liederte übergeht, so dehnt sich Brahma zur Welt aus. Die Weltschöpfim^iist eine £inanation. „Wie die Funken Aus der Flanmie oder einem gllBienden Elsen herroiigehn tausendfach, so gehn alle Wesen befroransdemUnveriinderfielMn, uddkehrenlftdieseannKlek.^* t) ' Die»er Gedanke der Entfaltung Brahmali als des Wel^ keimsistder Kern der »j^anzen brahmanischen Weltansehaming; er kehrt überall wieder, und wir müssen ihn scharf und bestimmt erfiissen. Was sich entfaltet, das ist in zwei verschiedenen Zuständen doch wesentlich dasselbe; das Nichtentfaltcte ist dettt Wesen uÄch eins mit dem Entfalteten , nur die Form ist eine andere. Däs Zweite ist in dem Ersten schon vorbanden, mt nothialeht'afaaelnaiider gelegt$ nnd der Keim gehl andermeits fftrl^r in*«eittiS EuMtung. Da« iMiere tritt nach' ansäen, '^•M

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st lieiiibav L iUci -scliiedslose rollt sich auf, das reine r^rlichtzertheilt sich in seine Farben. Die Welt ist der Bach, der aus der Gottes- quelle strömt; das Wasser ist in beiden dasselbe, nur euimal ver- borgen, das andre Mal hervorsprudelnd luid auseinander iliesseud» Die indische Welt verhAlt sich za Giott nicht wie die geschaiieae Welt im Monotheismus zu Gott sich verhält, sondern vieleher, iHe sidi in der chrUtÜchen Dreieinigkeit derSohn nnm Vater veriMUL

Bei diesem Ausströmen oder Ausstrahlen der Welt aus Girtt Hegt der Gedanke sehr nahe, dass die dem ausstrahlenden Mit» telpunkt näher liegenden Creaturen das göttliche Sein in hö- herem Grade in sich tragen als die entfernteren. Je nu-lir sich der Urstamm verzweigt, um so schwächer werden die Z\\eige, je weiter das Licht strahlt, um so mehr vcrblasst es. Die ersten entstandenen Wcltwosen hatien das Göttliche am intensivstes in sich 9 es sind die G Otter, die in der eigentlich indischen Lehre unbedingt als Creaturen au betraditen sind» Ahnlidi den Engeln in monotlieistischen Lebren. Alle Weltbildung durch Entfaltung geht abwärts; die uuletzt entstandenen Wesen sind die unvollkommensten. Sehr gewöhnlich ist der Gedanke, dass die zuerst entstandenen Abzweigungen des göttlichen Urstamms sich nun ihrerseits ebenso entfalten und verzweigen wie tiieser, also als dcmiurgische Mächte auftreten. Es ist dabei ziemlich gleichgültig, ob diese ersten Weltmächte als IS a tu r- Elemente auftreten oder als Geister, denn aller Geist trägt hier dach noch Natur -Charakter an sich.

Der Gedanke der Miga aber^ dessen leiste Folge die Auf- kebung der Welt war» ersckeintauf dieser Stufe der mehr Tolks- liifimliclien Auifassung in dem Gedanken wieder, dass Brahma die Welt durch Sclbstpeinigung, durch Askese [tapas] erzeuge; das Brahma muss sich in der That selbst ticwalt antiiun, muss sicli iii seinein waljren Sein verleugnen, wenn die Welt werden soll; die Weltbilduug ist eine Qual für Gott, denn er geht aus seiner Wahrheit in einen unwahren Zustand über. Dieser von der ältesten Zeit bis in die spätesten Pnrana hinab inuneiiört wiederkehrende Gedanke muss in seiner ganaeii schweren Bedeutung genommen werden» er ist durohaus der Indisflkoii Waltansehanung wesentlieh. IMe Qual, weldie das Temfinftige Denken erleidet, wenn es aus dem leeren Einen die Welt der Vielheit begreifen will, spiiclu ^icll in dieser Qual aus, welcher das Bralmia selbst sich unterzieht, wenn er die Welt bildet.

Damit hangt ein anderer, scheinbar eutgegengeüctztcr Ge- danke ausammen. Die WeltbUdnng ist nur eine fliohiiget ober-

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flSehliche Ver&ndemiig in Gott, ein leicht vorübergehender Traum, es wird mit ihr niemals redit Ernst. Spielend gleich- sam wirkte er dicss:" das heisst nicht etwa: die Weltbildung war dem Brahma leiclii, sie ist ihm ja viel eher eine Qual, sondern: et ÜUD nicht £ro6t damit, es kommt zu nichts Rechtem, die Welt gelangt niehi zu euiem berechtigten, wirklichem Dasein, sie U«lit faimer nnr ein leichtes, sweddoses Spiel, ein KM der Lame» iMÜdigem Veneliwinden geweiht.

„Wie die Spiooe die FSdeo ans sich beravsgelieD ISsst imd sie rarttekzieht, M vne die P6aDseD ans der Erde spriessen mid wie ans dem lehendeuMenschen dieHaare entwachsen, ebenso entkeimt diüi,i. Wrüall dem ewigen Wesen." 2) „Wie der ^^cidenwurm aus seioem eignen Speiehel den Faden nuu lit. so iicbafTt der Geist pjich selbst an verschiedenen Geburtsstütten. ' ^) «^Wie die Wellen und der Sehaoni in dem Meere entstehen und wieder zcrfliessen, so die Wek ans dem Brehna ; nnd wie Milch sieh verwandelt in K&se, nnd Ei« in Wasser, so verwsndeit sich Brahma in die WeltgestaHnn- gen/'*) Die SdiSpfung ist „eis HervortreteD von Nanen nnd 6e« ■taHen in dem brahmagestaltlgen Wesen, wie das Entstehen des Schaumes im Meere.***) „Einer ist der Lebensgeist [bhiilatnia], der rings in ullcji Wesen ruht, einfach und vieffnch zeigt er sich, wie iu des W'asHcrs h liehe der Mond; und wie der in einem Getasse vorhandene Äther bleibt, auch wenn der Krut: zerbricht, t>o ist der Leiiensgeist: wie solcher Krug zerbricht fort und fort alle Gestalt. 80 lange er [der Geist] roitName» and Form begabt ist [wiedasTao des Laotae» f S6], so lai^ wellt er Im Irrthnm; wenn durehbmcben du Dunkel Ist» erschaut die; einsige Einheit er/««)

Eine der SHestea Kosmegonleen der Veden Ist folgende: ,,Die iSonne ist das Brahma; so ist die Lehre, diess ihre firkUlrung: Im Anfanc w dv dieses All nicht seiend; Das war seiend; es verän- derte sich, CS ward eirj Ei; diess lag ein Jahr; es spaltete sich; die bf^ifleri Schalen waren Gold und Silber; das Silber ist die Erde» das Gold der Himmel."?) 0ie im Texte folgenden dunklen Gedanken sind deutlicher in den verwandten Steilen ausgedraekt Der Grund- gedanke Ist fiberall der, die wirkikdie Welt Ist nicht etwas Anderes als das Brahma, sondern ist dieses seihst; dasBrahma verwandelte sich hl die Welt, wie der Kehn In die Pllanse.

..Zuerst war ein Geist, von deiu alles erzeugt ist. Dieser, in sei- ner Einsamkeit unbefriedigt, hetrachtete sich selbst; er w(,llte, das» er viel und verschieden sei. Da erschien er als VieK s und Ver- schiedenes, und die Gestalten verschiedener Art wurden hervorge- taciit Diese waren starr wie die Stehie» und ohne Lebeoshauch

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>rie troduR BAjume. Der (leivl, noch unbefriedigt, wellte» da« « ' in sie eiDgebe» und dem Wiede glekb geworden ging er in ei^ enr, nndbekiiCe den Leib. In die E9hle [des Heraens] eiagegaogeo

[als «^inKeloerMenscIiengeist], wnsdte er: iob habe niei» Weib Doch itirhl V ullhrjiclil. Sa l'as.ste <*i darni J^u^t, uutiÄer m< Ii zu «ei«, uud wirkf« die fünf Snine und di<i Oiyauc der Thätigkoit, uiid^ mmiic ^>träilieu uus dicken iu sich i^uiiic knehuieDd [durch die Sinne uttd durch die Handlungen die Auti^enwelt enipfindeudj geno^j^s er «i^ur Udw Lust, und 4liu Welt war für ihn vollendet. Auf solche Art iüt dieeer Gei«^ an eich nUes umfaeaend und begreifend, in die Femeio der gttteo «nd baaen Werke gefiiUen [ala Einaeiaeele]; er ecacbaiiit getheüt und Yerachiedeiu er« der an eich feasellee iat. Der Unbe- wegte, Mühelose eracheint beweglich und beachfiftigtB")

Göttlich , gestaltlos ist der Geist [PurustliaJ. das Innere und Äussere der Weesen durchdringend , ungeboren . rthue Atheni, ubric Herz ftnanas], tilänzenU, erhohen über das HTm und Unver§n- dedlohe. A^is ihm eotsteht der Lebenahauch, da« Geiuütit und ailc Sinne etc. Das Feuer mi sein Hanpt, 8ooue und Mond seine Augen, iUe Weltgegenden «eine Obren* der Wind seinAfthein elo/*') ^ bat Tauaende von KOpfen, [Pornacba« der GeiaC] Tanaende von Ai^en, Tauaende vod Fteen; «nd au. gleicher Zeit, wo er gänzlich die Erde dercfadriagt, bewohnt er [hn menacbttcben Körper] eine Höhlung von zehn Zoll Höhe. Purnscha ist alles, wat^ ist, nas gewesen ist, was sein winl; er ist der Sj^ mler der Un- sterblichkeit; deoi) er i^t'?«, wolrher durch die Nahrung [w rh fje in die Geschöpfe eingeht] aus sieh heraus in die Entt'aUuüg geht. Sieh aeine Grösse! Aber Puruscha ist noch mehr,. die. Geaamintbeit der Creatureu ist nitr der vierte Tbeil aeinea Weaenag die drei andern Tbeile aind.unaterbUcb im Hunmel; eich zu drei dieaer Theile ja^ic Hohe erhebend, bleibt Pprimbe aueaailiail» der. Welt« der vierte Tbeil bleibt hier unten [um geboren zu n-erdeo und zu aterbco] wecbaelaweiae; dann sich yervielfaltigend durchdringt er, was dfh nährt «nd was^ ohne INahrung l>e*<tebt, . Als die Götter, den l^uruseha /um machend, die Ojiferuni^ vollbrachten, ... wurtk'

aus seinem iMunde der Brahmane, seiae Arme wurden der köoig- liohc ^tapdi aeioe iicbenkel wurden zym Vaiija, der^udra eatataod aua seinen Füssen : der Mond entaprang aua aeinem Herzen, ana aeinen Augen die Sonne, aua aeinem Munde Indra und daa Feuer, aua aeinem Athem war4 der Wind* Aua aeinem Nabel entatand der Lnftkreia, der Himmel aua aebem Kofif , die Erde aua aemen Füs- sen, der Raum, ona aeinen Obren; so bildeten sie die Welten; »P opferten die Götter dem, der das Opfer splbst ist"»«) Uicpelbe

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V«mtflllng» mir oIm «»«Mcklkdie ErwKhiiBBg^flr Offerung kownt MtMit «II fpr». ^,I>ie.£rde ist aM 0mlimVs FüMen eDtspruo-

fi;en, atii» «einem Kopfe der Uiiumcl, uun der Nane Her fiauch, aus 4leiti Ohr<» die HimmcIsijegüiKleri, aus den» Augt; «lie Biotine** etc.'*) Die Ivojiiiiogouie der zum Kigvcda gehürigen U(»ant9chade A i ta- rejtt- Aruüjaka iai iolgaude: „im Aui'ang war (tad) ailoiu, der .Geist: nichts W0€ir Tliätige» <Hler Ruhende«. Erdachte: ich will Weiten üptluwen; pipd er «ntliess Welt«ii; WaMer^ Licb^, Ver- gi^güdifl» and die CieirSeeer. Weeiper war über depn HinuMl, tweiefcor- es- UBgjki der lai&ki^ malaast Lkht» d(e Erd^ da# Ver- gängliche; in 4ci; Ticilfe eiad.iGewäaeer. Er dachtf^: dae sind wirk* fieh Welten; ich will H0ter der Welten maeliea. Da bildete er aus dca (icvvässern <leii Puruschi» [Gei>t] , ein gcätaltctes Wesen. Erschaute es au, uud des Angeschauten iMund affnctc sich ivic cinEi; ausdeniMundc t^ing hervor Rede und aus der Rede Feuer. Aus der ^ase uebete üauch , ^ud der üaudi breitete «ick «ui Luft. Es ifibetea «ich die Aiigert^ iiiid aus deu i^ugeii; eotsprapg ein Licht- gfalDs, .und .ane dem Olaase ward .di« fi^pope. 'iQe thateo eidi auf di« OhttB, und «MdeB-Ob^ea kam^da« Horea»,vad den USreo eatfeltffte eicli der Rauin. : Es 4^neten «icb' die Porei^ der ümt, ■nd ave der Haat sprcissten Haare, and aua den Haarea wnrdea IMIaiizeu. Es Olfuete sich die Brust, und aus ilor IJrust trat hcr- %or das Herz, und aus dem Herssen ward der M o n ti Es barst der Nabel, und aus dem Nal)el kam der vnr/clueuile Hauch und aus dtesem der Tod. Es ufTuete «ich das Zeuguag^glicd, und es ergoss •Mk daraus aeugender Same» und aus diesem eatotandeii die G e- trftMer.'" -^ PeriSian dieaiia« .aech aienlich rob geieielwetea Bil- 4m» daaeeii. eias^lae' Zfige mtjki alknudhaff erwogea werdea «iPfea*; iat 'der;, dai Ureiaa eattteaa aas iiicb eleiBBOtare Naiar- BUiSSb, verwandelte eich ia Natur, lireitete aick in rXandiehea StoflT au^; vorher gestaltlos und leeres Eins, gewinnt es nun Gestalt und Vielheit; dajii gestaltete liruhma ist eben jener so oft wiederkeh- rende Punischa, vorbestellt unter niciisctjÜclier Gestalt; er ist der aflaoiiare, der sinnlich uud cancrct gewordene Gott; > und dieser yerviandeit sieb nun iu die wirklichen Ilaturdinge, währead die atayrtlaglicheii Eteeate nocbgaaa foiailaa^ ehaetiacbe Obeigaaga- araaeii warea. Der Puraaaha iat nkdit »ehr da* abatracte Urowa« aeadM dai^eoige, wMk^ die VidMt keieita. m Bkk trägt. Um wea Bfataa aar Welt aa gelangea, mnaa erat das einige Brahma sich selbst io ein vielfaches, gestaltetes umwandeln, muss erst zur Weltbildung zurecht gemacht werden, denn an sich ist es dazu vittig unhraachbaii es wird gewisaenaassen einem cbemisebeo

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Ptoces« rnilemoffen, erst in allgemeine Elemente ad

8chteHi»t (iaiJti uls uestaitetes, krystallisirtes Wesen an: und id dieser Gestalt eignet «ich das Brahma erst zur Welthildimg. Der Puruscba ist nicht mehr das leprf Fr Ei ()er Welt, sondern in ihm ist Brahma zu einem hereiti^ gegliederten Welt-Fütus ge* wordcito» an dem alle Weltgestalten bereite embryonisch YoriMUitlen ' aind» Die Hanptaache iat die: die einaelnen Welt- Blemeate «lad ' nicht dnrch Brahma frei geaehafVbn, aondern sind ans Ihm geirar- den, indem er sich selbst in sie verwandelte. Der Vedeateit iidirt fort: „Diese Gßtter [deva, nämlich die genannten Natnr-file' mente], so gebildet, fielen in das ungeheure Meer [aus welchem Pnruffcha aufgestiegen: sie hatten noch keitie selbststSndige Haltung rn dem noch rhaotisohen Urzustand], und zu Ihm [Brahma | traten sie mit Hunger und l>urst und spachen: Gieb uns eine Gestalt, in n eichcr wohnend wir Nahrung geniessen mögen. Er bot Ihnen die Ciestalt der Knh; sie sagten: diese genügt nns nieht; er neigte ihnen die Gestalt des Resses; ^e sagten: aneh diese genflgt nicht; er neigte ihnen die Menschengestalt; da riefen sie: wohl|e- macht; o wnnderbar! Deswegen ist der Mensch all^ Wohlge- stalt. Er gebot ihnen, ihre angemessene Stellung einzunehmen. Feuer ward Rede und giii|^ ein in den Mund: Luft \h ;ird Hauch und ging in die Nase; die Sonne ward Gesiilit und durchdrang die Augen; der Raum [Äther] ward Gehör uud nahm seine Stelle im Ohr; die Pflanzen wurden Haare iirnl bedeckten die Haut; der Mood ward Herz (manas) und ging in die Brust; der Tod ward venehrea- der Uaneh nnd durchdrang den Nabel; Wasser ward seageoder Same nnd erAlllte die Zengungsglleder/« ~ Das in ^e Matur-Ble- mente certheilte Üihrahma» das ist der Sinn, saaunelt seine Glie- der, vereii^gt alle seine Strahlen in einem Rnnkte, der das OrMt wicdcrspiegelt; der Mensch ist das Abbild des Weltalls, der Mikrokosmos. Der in den Elementen aus sicli i ausgegangene Puruscha i^pstaitet sich im Mensehen von neuem in Weise der Eif!- /clheit; der Mensch ist das Kbeübild Gotte.*^; in ihm kehrt die Gott- heit ans ihrer Zerstreuung wieder zu sich znrficfc. Der Ursame hat sich xn einer vollen Pflanse entwickelt, aher diese kehrt wieder sam Ssmen zarfick, den sie seihst eneogt* Der Mensch ist nicht infacs gleidier Linie den andern Creatnen, sondern Ist das Piodact sSnuntlichcr kosmischen Factoren; die Natnr Ist ganz ebenso der awseinandergelegte Mensch , wie der auseinandergelegte L'rgolt, ntid der Mensch ist die suf» jrctiv gewordene Natur : die Lleroeote sind iWi' f)l»jectrveu Sinne, und die Sinne sind die subjectiv gewor- deoou Elemente; das Ange und das iiicbt sind gleicheo Weseos,

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noi daram eben nind me fSr pfnnnder rln. Dieses Verhältniss den Menschen iinH dos INafiir- Alls /u oinaiificr ist ein hei den Iiidiern überaü anerkannter Gedanke , der aber nicbt ihnen allein gehört, MMlern auch bei deD andern Volkern des indo germanischen Stam »es wiederkehrt. „Er dachte; das sind Welten iind Herreo der Wehes; für sie wHi ieh Nahrang bilden. Er eebaute die [telMns- Mihwaogerett] CiewSeeer an, and aas den angeaebantea Gewiseern ging eine Gestalt lienror, und Nahrang Ist die erzeugte Ck»talt. So ^eMMet, wandte nie sieh weg und sachte zu entfliehen. Der Mensch suchte sie durch Rede zu Irt.H.sen," dann durch .seinen Athem, sein« 0 Blick, sein Gehör etc., aber er vermochte es nicht; ,>xu- leut suchte er sie durch den verzehrenden Hauch [apana, eigent- lich der berabfflhrende Hauch, der Weg nach unten, im Nabel oder Baache wohnend] zu ergreifen und auf diese Weise verschlang er m." Die Nahrang spielt In der rodischen WeltMre eine grosse lUHe, and bat ebe tiefer gelieade Bedentang. GStter and Men- schen bewahren ihr Leben nnr dnrch die Nahtvag; es Ist diese die Aslsahme des dnreii. das Weltalt aasgebreiteten GMtlIciien in das einzelne Dasein, das Trinken aus der Quelle der Gottheit selbst: fler Mensch ist zwar an sich seihst schon von güttlichem Weser», und aus dem Gottessein hervorgegangen, aber weil er ein vergäng- liebes Einzelwesen ist, so bedarf er der steten Erneuerung dieses seines göttlichen Elemeates; und in dem Nahrm^sstoffe der Natur ist Me Gottheit in ?erstfirktem Maasse, eancentrirt vorhanden; Nahrai^' nehmend liegt der Measeh wie ein Kind an dea Brüsten der gMtiieiien Mutter and nimmt den gUttilehen Lehenstoff In sich asC WeH ein Mensch, sagt der lädier, ohne Nahrang alle Kraft and aMes Bewusstsein verliert, so ist die Nabmng die Qoelle aller leib- lichen und geistigen Kraft, i^) Wir nifissen diese Auffassung im Auge behalten, wenn wir die Opfer -Idee der ludier verstehen wollen. „Er [atnia| bedachte: wie kann dieses fder i^eib | he- ateben ohne mich i Trennend die Nath [des Schädels] drang er hin- eb auf diesem Wege. . . So eingegnngen [als beseelender Geist] nstsischied er [erkennend] die Elemente: was sonst als Es ist hier whiadea? Uad er hetraehlete die weite Aasdehnang, aasrafend: Es luihe Ich gesehen; darum helsst er Mamdra [Es-sehead] oder iidia [eiaa spStere, allegorische Heatung]/* So die Upanisehad.

Ist das Weltall Oberhaupt das entwickelte Brahma, so ist es der menschliche Geist in einem eminenten Grade, ist der in der Welt potenzirte ürgeist. Die Parallele mit der Menschen Schöpfung der Genesis liegt uahe. l>ie Stellung des Measchengeisies zur ihiigeB Welt wardea wir spftter eHMern.

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,,8eieii4 war Wbbb, o Ckiter, tod Asfcag» Eise« ohne Mm^

tes. Eioige [die »BiHldhisleaf } Mgeo: NicbUeiMd fr«c-dfM

alleM von Anfang, Eines ohne Zweites; ans (Kesem Nichtoeieoden wurde (las Seiende erzeugt. Wie kann dies«» aber so seio? Wie krHiiilc aus dem ^iiehtseienden das Seiende erzeugt werden? 8«ieDd vi ar Es aui Anfange, Eines ohne Zweites; es wünschte: tcb ■idge %ielfach sein und zeugen , [das Moment der MajaJ. £s eot* lies» BM sieb da« Feuer. Das. Feoer wünschte: ich Mdge viellach ■ein iwd sengen; xeegie das Waase«; deabalb» wo iinaadeia Mensob scbwttat [Feuer in eich batj» da eaMbl.Wasstf, Dm Wasser wfioscbte: tcb aiSge vIeUacb sab uad seagfts-^ es aeagte die Nahrung; deshalb ist da, wo es regnet, die «eiste Nahnuif: aus dem Wasser entsteht die iSahruug." ,»A>is Brahma ging zuerst hervor der Äther, aus dem Ätiier der Wind, au«* dem Winde das Feuer, aus dem Feuer das Wasser, aus dem Wasser die Erde, ans der Erde die Gewächse, aus den Gewächses die Kabmsg» iss der NiOsrung der MciisCb and fjle Thiere.^ J9)

»,Bibhiaa be^ebrlSB: nSge ich «$el aefai, mfife iob gebmn noar- den. Er bflsste Bnüie» nnd naehden er gebisst« scbttf er dbwcs AN; nad als er es gescballoa , dtttcbslitote er es, «ad ^ war et ge* staltet und gestaltlos, wlrbUeb nnd nnwbrfcÜcb; er ward AHes, was da isf. Nichtsciend uar dieses (die WeltJ im Aufaog, daraus ent- stand das Seiende; jenes luaehte sirh selbst.*'")

„Diess war früher Geist, menschliche Gestalt tragend, [als der oben erw ähnte PuruscfaaJ. Hierauf um sich blicicend sab diaass iir> «pringllche Wesen aiebts als sich selbst, and es sagte snevst: „leb bis lcb/< Deswegen Wtt sein üaoies leb; nnd jelst nscb antwortet man« wenn maft gemfea wird: M.bln es, «nd daaa glabt ntan seinen Namen an, den nMn frSgt*^ Das llrwesftn faasi; Mi als reine, antersehiedslose Einheit, %velches gar alcbls andews ausser oder hinter sich haL und keim* \ crschiedenheit in sich; es ist weiter iilt lits E»; es ist nicht irgend woher, das« es den Grund seines Seins in et^vas anderem hätte, es hat nichts neben Mcby von dem es sieb unterschiede, es hat nicbts ia sicb, was hmi ihm selbst oder einem andern Momente in ibai ▼evacbleden witS)^ Ifiast sieb van ibm dnrehaas beia Piidkat aageboa, waÜBbes ant dsfl» Sufcjeet niebt sasannieniieb, * Sabjaet.nnd Ptidiaat Mbn ebb, and sein Begriff ist reine Tantsldgie; dsbor sagT eai „M bin lcb,«< d. b. leb bin nnd bisss leb hin, nnd b;h Mb weltsr nlAts als reines Sein, habe nichts in und ausser und liber mir, was etwas anderes wfirc. als reines, prädicatloscs, cifHücs Sein. Der Mensch nun ist die iudividualisirte UreiobeU; .also einerseits das mit dem

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Unwesen, mi ebenso jenes lih, wie dieses selbst; «laher nennt er weh leb als identiscli nui df^iw Lt - 1 c b , dem Ursein; audrerjieits

- er ai»cb lodividuuni , also unterscbieden. nicht das Ursein. und als solches liMUviduuiii bat er eineii bedondero Namen, ich ist

. iUeo Blanseh«« gemeiDsani, dadtueb iwteviclieideii sie «€h nicht; In Ihn Üüle« m0 *nKt ihfen Uigni^ auMümea; N«m aber üBlMcMdet «k. Ußn «if hi bid^t* daas 4Aemt Begriff der Ich- bQÜ eiiii.gaa«« «adaior.ial, «Ja der uaarige» dass er dorchana aicht mit dem BflgrilT dar PetilliDUchkaU saaaaMiepailt, vielaiabr die- Mcrki cutgcgengesetzt i«t. Wenn daher dem tJrwesen das Prädtcat kb zugeschitebeit su ist das nichts weniger als persOoüch-

freies Dasein. Der \ eda fährt iort: „Es eniptand Furefit, urid deswegen fürchtet mok der Mensch, wenn er allein ist.** Das ist aichts als der etivns modificirte Gedanke der Mi^; daa Gefühl der üahahagUrhIriat, des Unbe6Migtaahia daaürwaaaaa m aaaaem

leem 0aaa)i; die Loat der iat ater vdn ihrar Dagathren Saite t^ftiant; dielMl aadh elwaa aoderam acMieaat die Üaluat ao deai eignen Znathnde ia sich ; oad iai di» Idaja ho etaeaseit» dar Trieb des Lrwcsens, aus sich berausxdkomnien , so ist sie andrerseits ilie Langeweile in dem leer(^i), inhaltslosen Dasein des Hiaitnia. Es ist da ein amlerer iiei]',iul*: Im Fliütd Ljninde : dass das Urwesen

. siidi in seiucni leeren iSeiu nicht befriedigt fühlt, das heisst eigeotlich, das.s diaaer Begriff des Ufwesens als eines Unterschieds- loeea Saiaa daa maaaahliishe Denheri. alchl lieftiedige, aicht die Foidaraag ehier ia Bkh mbaaden ilftd ahaolutei, dsram aettgea and vaUkaBHaeaaayJebeadiieii ITcairfMvt eAlle^ daaa die reehte £ia- heit «och aicht gefuade» i«k. .„^kberlEai dachte, da alehta aaaaer mir ist, warum sollte ich mitih lohten? So wich die Furcht »■on ibai, denn ua« sollte e?» lürehteu, da Furcht von einem Alldem kommen iniis»^ Es fühlte mdit Fremde , imd iles- halb freut sich der Mensch nicht, iveun er uUeiu ist. Es Hüiischte ein AitAatißf und alsobald wurde es ein solches: Mann aad Weib ia ünalipiiMi^ £r lieas sein eignes Seibat in sfrai ittUleo zerfallen, aad inirde*ao Mann vad Welbi jpesbilbrwar .dieser {miaaUche] Leib j^aichaaH^" aar ebe anyollataadiga iHtfta von ibaa; und dieaer Maa* idi iratde daseh daa Weib eigftatti Gtf «ahla ihr, aad ao mnden laenschlichc Wesen enseagt/' Die wetbüeiie HSlfle nahm 'dann die Gestalt eiüci Kiih an. und der Mann die eines Stiers, und sie erzeugten Rinder, ii. h. f. So er/.eiigle er alle Wesen bis zu den kleinsten Inseiiten. Diese etw as phantastische Darstellunt? zeigt kka den indisohea Cifttadgedanken. Das ürwesen schafft nicht Wjltiadiw^W» Faldera vterwaadeltaich hsan^' Mar iadtaiea

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selbst dfe OesteH eliim bentimmfen TMotm wiinwit, Ist di«Ms

Thier in der Welt wirklich gew ordert, und seine weitere Zeug«ng •gegeben. Nnr Indem es jsich scH>i»t in ^lanti und Weib zertheilt, ist der Gcschlcchtsuntersehied in die Welt t^esetBt.

Die Kosmogonie bei Manu, dein äaiua- Veda nachgebildet» lau- tet »02 J.Einst war diese;- AU Fiosteniiw, unerkannt, ohne Keno* xeidieD» Dteht uartcracheidlwrj wie graz io Schlaf versenkt Di ofleniiarte sieh 4er doreh steh selbst Seiende, der SeOge, der Unentfaltete, entiaiteod «Ue Gntodisicbte der Welt «d du Andere; er, dessen Mseht waltet, eflMiarte steh, Tersdwndhead die Finsterniss. Er, nicht durch die Sinne zu erfassen, der Vjnsiciit- bare, der üncntlaltrif , ILuigc, aller Wesen .Seele, der L^lje- greifliehc. Er ütrabitc hervor. In Betrachtung vertieft, crschafTen wollend aus seinem eignen Leibe luannigfache Wesen, schuf er im Anfang die Gew&sser, und legte in sie zeugenden .Samen. Der Same wurde ein golden glänzendes Ei» ao Glame gleidi dem Tia- sendstmiligen [der Sonne]. In diesem ward Brahma seihst gaho- ren, aUer Weiten Vater« Narajana heisst er, der auf den CiewiiMni schweht Der aas jenem Seienden, Uoentfiilteten, Ewigen, dem seim- den dod doeh nidit eracheinenden Urgründe entlassene Pnmseha [der real erseheinende, zur Weltfülle sich gestaltende, lebendige Geist] wird in der Welt der Brahma genannt, Huhend in diesem Ei ein Jahr war Brahma. Dann in Betrachtung zertbeilte er das Ei. Aus den Hälften bildete er den Uimmei und die Erde; io der Mitte die Luft und die acht Weltgegenden, und der Gewässer ob- vtrginglidie Wohnuig. Ans sich seihst daranf lless er herrstgeko die Seele [nmnas, animns], deren Wesen Ist sn s^ und auch rieht sn sein [theils mit dem Ur-Seienden eins, theHs der Welt der Viel' heit verfallen], und aus der Seele die lehhelt, die st«»be, herr- schende, und den grossen Geist, [den im Menschen wohncodeo ürgcist, die Vernunft | und alles mit deu drei Eigenschaften Be- gabte, und die fünf JSinne. So bildete Brahma alle Wesen. ^

£r tbeilte seinen Leib selbst in zwei Theiie, und wurde so zur HSlfte Mann, zur Hälfte Weib. Hierdurch eraesgteer den Viradscb, den Brahma als Erstgesehallenen, Dieser Mann VSiadsdi, nachdem er m veraehreader Andachtmliith sieh gepeinigt^ welchen er da ent* Kens, wisset, der hhi Ich (Mann), der Schöpfer des Alls. lA tron Sehnsneht die Creatnran an ««^ITen erflUH, ersdmf, nachdem ich schwere Selbstpeinigung vollbracht, die zehn Herren der We- sen. Diese von grosser Kraft, erschufen sieben andere Manus und die himmliscbeu Geister, und die W\)hnungen derselben, die guten und die bSsen Geister, Büta und Donner, Welken und Indras

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Miren lioijeii. iStürmc und die (lestirne. So wurde dies alles, das Beu ( gliche und Uribeu etliche nach meiner Aiiordriuiig von jenen Weiieo durch V' ertiefung in Aodacbt und Selbst^einig^iin!; nach allen

Vewchiedenhcitpn gebildet. Alle die Wesen, von vieigestal-

tigou Dankel umkleidet, dem Lohn ihrer Werke [in einem frdberen Leben] » sind nit fiewoselsflia begabt Frende £lbüpd and Scbmera ; ibns WaDd«ls Anfang iat Brahma, ihr Ende mit dem LebloaeDy UobeweglicheB, ia der furchtbareo« fert imd fort geheitdeo Umwil- taug der Weaeo. Als er, deaaen llaeht unbegreiflich iat» entlassen hatte diess All, zog er sich nieder zurück iu sich. Wenn er waclit, Er. der Gtddiche, dann lebt auf diese Welt, doch wenn er be- ruhigten Her/riis schläft, alsdann schliesiset das All die Augen zu. Wenn in diesem höchsten Geist alle Wesen untergegangen, dann schläft ntler Wesen Geist ruhig, befreit. . . So mit Wachen und Schlaf wechselnd ruft er ina Leben dieaa AU, £r, der aelbat nawaaddhar. . . Tanaendmal taiuead Jahre heiast ein Tag dea Bfihma« nod ebenso groaa iat die Nacht . . Uailhlige SehSpfan* gen giebtTa «ad ZetatOrnngea. Spielend gleichaa» wirket er dteas, der Erhabenste , für und för."»*) Jenes Dunkle des Anfangs ist das Urlirabma selbst, welches dann sich zertheilend zu einer Welt »ler Vielheit wird, Gestalt und Licht in dieses Dunkel bringt, d. h. in sich selbst. Er wird selbst ;£ur \ ielheit, wird selbst in sie hin- eingeboren, nimmt Weltcharakter an; Brahma wird in dem Welt«fii seibat geboren. Der Inhalt dea Eies, sein Wesen, daa iat Brahma ■elbat Brahma iat so daa Wesen der Welt; uad dieae etgeatUch Mr die Schale dea Eiea, daa Anaaere, Unweaentllche, die Um- hOIhnig Bcahmaa, »eine Peripherie, daa Materiell* Weltliche« daraiia macht er sertlMHend Himmel und Erde.

Dass Brahma die Welt durch Selbstpeinigung (tapas) er/eui;!, i>t «'in üljerall wiederkehrender Gedaijko. und auii» die niederen ttotüieiten bilden in dieser Weise die Welt weiter aus. „Die er- sten Weltgeister sagten zu dem Herrn der Schüpfuag: Wie können wir Geschöpfe bilden? Er antwortete: Ebenso, wie ich euch er- schaffen, dvrch Selbatpeinignag. Sehet, wie ich» ia der tiefen BetnuAtiiag daa Blittel, die OeachOple sn Tcrvieiaitigei». Sie thon es» fiben Selhatqnal. vad bringen elae Knh hervor/'^*)

Eine andere Form, an Taohii«iil'a chineaische Anffaeaiiag er> innernd , ist die Kosmogonie in der Pra^na - Upanischad , einer der spätesten: Fradscbapati [der Herr der Geschöpfe] war uaeli Ge- schöpfen begierig; er büsste sich kasteiend, daranl erzeugte er ein Paar, Stoff und Hauch [pranamj, indem er dachte: die beiden weadea mir vielfach Cieachspfe bereiten« Die Sonne mm^iet der

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H<inch [ist hSohsfer wirklicher Aufdruck der activen Seite des Da- seins], Stoff ist der Mond, etc.: der ciiinesisrhe (Jrgegeosatz ist aber hier aus* einem einigen Urijrnndc hpTs^ofeitet

Das Spielende, Tranmartige , Zwecklose der WeHb'ddun; wird oft noch be«t!inmfer als bei Manu hervorgehoben. „Wie lUe HnndliiDgen eines Klhiigs» der seine Wflnscbe erreieht hat, wie hi Spiel geschehen bei Lust nnd Eilioliing, ohne sich «m ^neo beiOD- dem Zweck m bemflhen, so ist auch die ThitlgtceiC des Htffra oliBe Rtldrsicht aaf einlBn andern Zwedr Von- selbst wie im Spiel; er kaiiii bei der Hervorliringun!? der Welt keine Ah 81 cht gehabt ha- ben, weil er alle seine Wünsche schon erlangt hat."**)

^) II. Muiiflaka-rv'n.i. T, 1; (Poloy. n. Wuul. ITOl); M.imi.XTT. 15: Tainar. III» 67. ^) I. MuiKiaka 1, 6 (Poley u. Wintlisohm.) - -) Yajnav. III. U7. 148. *) Sankuni, b. Cülcbr. Ewais. 166. 178; Wiml. 1769. 1851; Fr. WimiiaN^in., Saukaru, p. U6. *) Lehrsätze d. Vednuiu, 14, h. Wind. 1774. ') Aiiiritaviinin- Upan. b. Weber, Lid. St. II, Ol. *) Chandogyarüpau. V, 19. in AVebers lad. SlI, 261. ■) lAaitraJani-Upan. b.)Wind> 1595. Mundalta-Upan. I, S etc. tlnL 1700, u. Poley. ") IGgr. VHI, 4, 17. (Bnrftoid; BhagT- h P^Äl p. iU: I81.> T^nar. m, ItS. ^ OMxntike io Ariat Hei. VIH) 4fll; fTW. & IfiS»; ISoan Joon. Aa. XI, m; ^ m.Bw» CqsjQ»4|IMi d. MvM^ spr. S. 301. ") Chandogya-üpajL b. Wind 1693. ") CfaaildiQ83r»*G{>»i*^ 2; bei Wiml. S. IG17. Ebend. 1618. '«) AuaiuluvalH-rimn, in Webers lod. St. IT, 221. Vrihaduranjakn, b. Wind. 1622; Bopp Conjugatiun*y>t. S. 284.- «•) Mnnu I, :. 80: Windischm. S. 15^9. 542. 1576. Tadst-Inir-Vcila, hi A^i it lies. VIII. 4.V2. - Fra^üÄ-üp. I, I, Webölt lud. öto<tl,44«.- «•} baukara, b. Wind. 1771.

Die entfaltete Gotdieit ist die Welt; In de» eingebe Ursein ist eine innere UnteimeliekKino; eingetreten, ist vW- Ibeh, veränderlich geworden: die \\ elt ist das Nicht Kine, das Viele. Brahma ist der Grund, die Welt dns Begrüiidptr. Die Welt ist also nicht aus sieh, sondern 'ins eim Andern, i-^l mein ein st^lbstständiges. sich selbst tragendes 8cin, sonder» ei» i;r wordenes. Das Wesen der Welt ist das Werden. Das Werden enthält, wie jede Bewegung, ein Dreifaches: 'An- fangen, ^ein« Aufhören. Die Welt hat aUe «frei Mlea» drei Grund - Eigenschaften , O nu a genannt. Wir ' sind hier bi der Entwiokelung der Welt-Idee wieder da angelangt, wo wir als bei den ersten Gntnd^edanlcen des indisehen RewasstseiBf au.s^ingcn; denn diese drei »Seiton der Welt sind <;ar nichts anderes als jene drei gfittlicheii T'rmft<»lite: hidra, Varnna. Agni, oder der späteren Hrahmn, Visclinn tind ^iva. in der wirklichen Welt als einer sich verändernden »md ^berali

Digiiizca Ly Gu^.' . i

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(frei Momente Torkanden, an jeder einiüdben Creatur so wie am

Die Sacke hat uoch eine andere Seite. Die Welt als Ans- sCrdmiHig as8 Brahma hat das Brahma zwar in sieti, ist doch Kber an Arerseits i^der nicht die Gettheh in ihrem wahren Za- ittnde. Eb wÜrnA an der Weh alto zwei SdtBi i

1) SIehiÄ dfaa- enlfiiltete Brahnla, hat dessen Wesen aa Alfen ffnlialtr OeM tot die 8«%8lans deir Welt; sie ist eine Brahmnwdf , eine göttliche, eine Lichtwelt, hat das wahre Sein ihrem Wesen.

2) Die Welt ist das entf'altrt«' Bralnna . ist ans ihm ausge- flössen; d. h. sie ist nicht das reine, ungetrübte Urbrnhma selbst, sondern ist dessen Zertheiinng und Entftntoerang; sie ist der geopferte Gott, das Gegentheil des einen, imteraehieds- losen Urwesens/ die^lVfibiing des reinen Urilelites; rnid so Ist <te Welt eine ungdttfiehe» sie ist das Nichtsein des wahren Seh»; md das Nlefctsehi ist ihr Wesen.

Nun sind aber beide Seiten in der Welt, sie messen also ihre Einigung finden, sich gegenseitig durchdringen; mid diese Ver- einigung beider Seiten liegt zwischen jenen iieü;fn%htzen: da eine Welt, in welcher Sein und Michtsein, Licht und Fin- stemiss zugleich sind, ein im Kampfe der Gegensätze bewegtes Leben. Es stellt also die Welt in sich eine Dreiheit dar: f) Die Weh des liiehtes, des reinen, tnigetrübten* Seins , die gtfttliehe, die CMitterwelt« der'Hlnfm'el, sie Ist zngleleh die Welt Indra's , der ^rseageiiden Madht , oder desBrahmft. 2) Die Welt des bewegten Lehens, des Kampfes, die Welt der Geschichte, die Oberweit, dei Schauplatz der Mensch- heit, - - die Welt Varuna's^ des bewegten Elements, oder des Vischnu.

S) Die Welt des Ungöttlicfaen , des Nichtseins , der Finsterniss, des Todes, des starren, leblosen, nrateriellen Seins, die Wdt der Materie, die Unterwelt, die Welt Agai's, aefiBt6renden Elements, oder des Qiva. Das ist die Drei*Giina- Welt, die Weh der drei Eigen- sebaften, wie sie uns In allen kosmologischen Darstellungen der ßrahmanen in steter Wiederholung entgegentritt, und auch angedeutet wird in dem Laute AUM. Die drei Guna sind nun bestimmter fol^-oiido:

1) Die (iuna Satva, die göttliche Seite der Welt, der Brah- macharakter dei^elben; die Eigenschaft des Lebenschaffens, BnMgens, £rleiiehl6ns, das Licht, verwIHdicht in der Licht-

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wdt des Hinuiiebi derBNunaregioa , d^ Aalmduiit te GOitr;

die oberste Region der Welt; in den einseinen Dingen ist es

die Giitc, die (lOtUlhnlichkeit, am Menschen der erkeimeude Geist; am Kfirper dargestellt dmcli den Kopf.

2) Die (iuua Rads eh as; die Vereinigung der gottiicheii i und ungöttlicheii Seite der Welt, der Kampf des Lebens, das i £rhaiteu des Entstandenen, der lebendige Pulsschlag von Wer> | den und Vergehen; die Welt des Ringens and Kämpfens, der j Gesohiohte» des bauten bewegten Lebens i des Wechsels swi* sehen Tag und Nacht, zwischen Licht and Flnstemiss« verwirk- licht In der Oberwelt, in der Mitte swischen Hiauael und Unle^ weit; in den einzelnen Wesen ist es die Begierde, zu bewegen, nach aiib^eu zu wirken, der Lebenstrieb, das Gcltendmachen des individuellen Seins, daher auch uLs Leidenschaft, Selbi»t- sucht; am Menschen ist es der Sinn für die Welt und für sich selbst, die Selbstheit, der Wille, das Gefühl; amKörpsriüe Brust, der Sitz der Gefiilile and der Leidejischaft.

3) Die Gana Tamas; die nngdttlicbe, Tcn dem götttiches Mltlelponkte am meisten entfeiate Seite der Welt, die gyMe Entftnssemag des Urwesens; das einhettshme, in anendUdie Atome theilbare und aertheilte Sein, das rein Ungeistige, >U> terielle, der finstere, todte, luheiide Stoff; das Aufliören des Lebens, das Vergehen, das sterbende Thier, die verwelkende Pilanze zerfällt in Staub, das reine Gegenthcii der göttlichen Einheit, lauter Stoflatome ohne Einheit, ohne ZnsammeDhai)»;; - die zerstörende» verzehrende Eigenschaft der Welt, das verzeh- rande, lebenvernichtende Feuer, hervorbrechend ans dem finstera Stoff, die Einheit des Lebendigen aafhebend, es ia Staab sersetaead, die Welt des Todes. Verwirklicht ist diese Gnna in der Innern Erdwelt, der finstem, und doch fieaerbefges- den Unterwelt, der Weh des todten. starren, lebeoverscidis» f!;enden Seins, der untersten Weltres;i(*ii; in dcii einzelneu Eili- ge» ist es das Iräge , Schlaffe, Kranke, Unreine, im Menseben der Körper, und ii» dirsem der Nabel, der Unterleib, die Re- gion der thienschen Sinnlichkeit; im Geiste die NifhtfrlfSMtf«**f'i Verblendnng, das Unsittliche, Schändliche. >)

Nach diesen drei Welten grnppiren sich ihre Bewohner: I) die Wesen der Lichtwelt, GOtter und Geister; t) die Wesen der Oberwelt, ^ die.filenscheni a) die Wesen der materiellen Erdenwelt, Thiers und Pflanzen.

Diese drei WeUeu gehen aber au ihre» Gränzen iu einsmier

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Über; div Menschheit ragt in ihren Spitzen in die Lichtwelt hin- auf, während ihre niedrigerem Geschlechter unter die Thierwelt gereiht erden.

Jede dies^ drei Weiten lerfilHt fai derselben Weiae wieder In drei AbtheihiDgen.Ton Weeen, die bei Bfann siemfich wiHkflbilleh geordnet werden. Der Weit des Satva gebOrt nioberst Brabmt an, der groMe Geist; er erüffhet die Reihe der einseinen Wesen, er ist das erste Wesen in der grossen Reihe, mit den andern von gleicher iNatur, nur dem liianse tind der Drdnuiig nach von ihnen verschieden. Hinter Brahma kommen die grossen Naturgeister, die Sterrigeieter und andere, ferner die frommen Bfiaser, Bettler nnd Brahmanen nehst einigen untergeordneten Getstem. Per Welt des Radscbas gehören niederere Geister« die Pfirsteo nnd die Krieger ' an, nnd alle, welche den Kampf lieben. Dem Tamas eignen die TCnser, Musikanten, VOgei and GanUer, Slepbanten^ Pferde, Tiger, wilde Schweine und die ^ndras, die Baibaren, das Wild,- die Schlangen, Fi«che, Würmer, Insekten, Pflun/en und Steine.*) Darin ist ti'ichi viel Ordnung; das aber i<»t hei varzuhcbcn , dass die Men- schen hier in vorsrhiedene WeHMtulcn unter die andern Wessen, die ^udras «ogar unter die Thiere gestreut sind. Der Mensch gehört mit' io die Reihe der übrigen Ge.'^rböpfe, unterscheidet sich nicht wesentUcfa tou ihnen, «,AUe Geschöpfe, gelcleidet in vielgestaltige FinstemlsSy sbd mit Bewnsstsein begabt, Freude Ahlend nnd ficfcwera"; nnd dazn^werden Thiere and PHanxen gerechnet') Die gewabnliche Anordnung der lebenden Creatnren Ist ven noten anf diese: die von Naturtrieben geleiteten Thiere, die Menschen , die Gandharven und andere dienende Götterwesen, die eigentlichen Götter, fiber alle ist die eine ürgottheit.*)

') Mann, XTI, 26, cto.; Nntiv. Journ. Asiat. X, 359; Colebr. Essais, p. ♦> M inu, XII, 40—50. *) Manu, I, 49. V> 40, vg^ XII, 56, •) Bbag»-

§ 98. ^

Zvrisehen den lebenden Creatoren ist nicht ein Untenehied d69 Innern Wesens 9 sondern nnr des Grades; zwischen den toU-

kommneren Menschen und den Einzelgöttem ist kein grösserer

Unterscliicd als abwischen den verscliiedeneu Stufen der Mensch- hdt selbst.

Ein Wesensunterschied von Natur und Geist ist in Indien ^oeli nicht anerkannt; der Indier hat von der Idee des Gei.stes not das Moment der Einheit erfasst; der Gedanke, dass der Geist freie«, «nf sreh selbst bemhendes» sich selbst schlechter^ 4tUkgß btiMhnmendes Sein, dass er PetnOnlichkelt ist^ ist noelk

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nickt begriffe«. Dar Mensoh ist in die Kette der NMHinge ein*

geiciht, und ist aus dcv Natur erzeugt. Zwar ist sich der ludier eines tiefen Unterschiedes zwischen Leib und Seele bewusst, und macht viele sinnige L>üobachtungcn über das Seeleniebeu, aber dasselbe ist noch nicht in seinem Grunde begriüen; der Geist wird wahrgenoninen» aber nicht erkannt, noch weniger aner- kannt In dem gansen Gedankenayatem der Indier ist kein Punkt «n&ufinden, Ton welchem ans das Wesen des Geistes begriffen werden k5nnte; sie kommen liber den gans obevflAehliehea Ge- gensats von Emlieit und Vielheit nieht hinans; das Eine ist Geist, das Viele ist Nichtgeist; jedes Einzelne ist also, insofern es von dem cineii Wesen verschieden ist, uiige istig, ist materiell; inso- fern aber andrerseits das eine Brahma in allen seinen Eutfal- tungen ist, ist jedes Einzelne auch des (icistes theilhaftig, ist beseelt; alle Naturdinge sind Leib und »Seeie. Das ist wohl em schöner Gedanke, aber das Wesen des Geistes wird damit nicht erlumnt Je wenigar tirf derselbe erfasst wird» um so mehr geht er fai die Breite. In dem Geiste, dar ja grade ene vnendlidie LebensHUe Ist, erkennt der Indier sdileohteidiqgs keinen Unterschied an, sondern eben nnr die kahle Einheit Damit bleibt nicht nur der göttliche Allgeist anbegriffen, sondern es wird aucli der einzelne Geist gradezu verneint. Das Wesen des persönlichen Geistes, die freie Selbstbestimmung, das Selbstbewusstsein , ist für den lirahmanen ^^radc da«; Unwahre, ist das, was dem Brahma gegenübersteht, also unberechtigt ist Was am Menschen hier als das wahrhaft Geistige anerkannt wird, daa iat daa reine Gegentfaeli der Ichlieit, der PersOaUch- kelt, Ist die nnterschiedslose Einheit mU Brahma» In welehar das wirkliche Dasein des einaelnen Geistes gradea^ aufgehoben wird; das ist nicht die aittliohe Sänheit mit Gott, ni<^€ die christliche Versühuuug, sondern das völlige Aufheben des ein- zelnen Geistes.

Im Menschen wiederholt sich die Dreigunawelt; er ist der Mikrokosmos. Der Geist, die Seele und der Leib entsprechen den drei Welten, so wie den drei höchsten Göttern; in dem „anf dam iiotosblattc zitternden Thautropfen*' spiegelt sich dieSotnn« der göttlichen Dreifiiltigkeit. Der Geist des Menschen abac flrt;qi|qbr ajb cüi9iiitgelblld, Ist 4ao In d^ Menschen wchnenda

ein Theil des einen, In sieh einigen Urgeistes. Bei demBrahmanen sagt die Gottheit nicht: „wir werden zu ihm kommeu, und Wohnung bei ihm machen, der ijBjhQb liebt^'^ sondern: „ich bin in dem Meaachen von Gebiut

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«Dy Utk ein wecken tlicher Theil von ihm, und er ist meine Woh- nmg ohne sein Wissen vnd ohne seinen Willen; nn^ er ist mein Betiliy der nimmer yon mir weichen kann.** Der Menseh ist Gottes Eigenthnm nicht dnrbh Gnade, sondern Ton I9atnr; aber Gott ist anch des Menschen Etgenthnm Ton der Gebort an. Dieser im Menschen wohnende Brahma, der Geist des Men- schen, ist mit dem lirgeist gleichen Wesens, d. h. reine, unter- scliiedslose Einheit; der Geist denkt nicht, fÖhlt nicht, will nicht irgend etwas anderes als das reine Eins; er hat mit der Welt der Vielheit und mit aller Wirklichkeit nichts zu thun, gleidigültig und stumpf gegen aUes Ffihlen, Wollen und Denken versenkt er sich aliein in die Betrachtong des efausigen Gedan- kens: yyich bin Brahma;^^ a!les| was darüber ist, ist TomObeL Je weniger er yon sich und Ton der Welt weiss , nm so mehr ist er Brahma, ist er Geist; nnr wenn der Mensch im tiefeten Schlafeist, oder so wachcjid. als ob er im träum- und bewusst- losen Sclilafe wäre, nur rlaim ist er wahrhaft Geist, daist er von sich zu der wahren Einheit gelangt.

Der Menseh gehurt seinem Ursprung nach durchaus in dieReihe der reinen Naturwesen; er ist nicht erzeugt durch das Eingehen des Geistes in die Natar; der Geist kommt filierall erst aus der Natur. Der erste Meosdi, meist Manu*) [Mensch, elgeotttek der Messende, ämi der DeakeDde,^ ofleabar TerwaDdt mit dem deatsdien Man- OOS«)], in ältester Zeit auch Jama, [der Zwilling, der spätere Todesgott] genannt, ist Sohn desVivasTat, „de« Leuchtenden*', wahr^jcheinlich der Sonne oder des Sonnenlichts. Als Jama*s Mutter n-ird Saranju „die Eilende, Stürnii-sche'* genanut, die dunkle Stnrmwolke, die mit ihrem Gatten Vivasvat das erste Zwillingspaar erzeugt;») der Mensch ist ein Kind des Lichtes und des Dunkels.

Die Terschiedene Vollkommenheit der Menschen, der Pitri ^ (Geister der Unrftter) und der Götter wird unter andern auch 80 angegebene- ein Tag der Pitri dauert einen Monate der Voll- nend ist Ihre Zelt des Wachens, der Neumond Ihre Nacht> ein Tag der GOtter dauert eto Jahr der Menschen , und der Wiater ist ihre Nacht. ^

Die drei Grundeigenschaiten der Welt zeigen sich am Menschen ia folgender Weise :

1. Die Guna Tamas, die Finsterniss, die Eigenschaft der Materialitnt, die von Brahma am meisten ahgewandte Seite, stellt sieh dar im Kftfper, in der Sinnlichkeit. Der Korper gilt dem Brabwanen als das, was Toa der Vollkommenheit des Unresens am weHeMea entfernt, der Einigung des Geistes mit demselben Im

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Weec steht. Da!i( r üieFeindseligIccit gci;cn den Leib in den gmss- artigen Büsäungen. Der Leib ist das für den Weisen zu Veruüi* nciide; er hat keine Berechtigung, nur ein zuQUUges, vorübergehen- des Daseio. Er zerfilUt oacli deo drei Giua wlederam ia drei TbeHe:

a) die Guiia des Lichtes, der Erkennfnfas, die in der Wdtioder olleren Himmelsregion sich darstellt, der Kopf.

b) die Gnna der Bewegung, des Lebens, des i^ätlg erregten and erregenden habeiis; die mittlere Region, die Brust

c) die Guna den Dunkels, der Sinnlichkeit, die unterste Region, der Sitz des eigentlich tliici lsch - sinnlichen Leb^is, d<» Bauch, mit seiner verzehrenden Tbätigkeit. ^)

Die Guna Radschas, die Eigeoschail der kämpfenden Bewegung, die Vereinigung des Göttlichen und Unguttlicheo, die mittlere Region , das eigentlich Menschliche im Mensches , di« Persönlichkeit, das was den Menschen an einem bestimmten, lebes- digeo» menschlichen Einseiwesen macht , die Seele, „das was ist nnd nicht ist," d. h. sowohl dem einen als dem entfalteten Brthtta angehört, also nicht reiner Geist, und darum auch ein feiner Korper genannt. Die ünterscheidunp; der Seele vom Kor; »er wird sehr bestimmt beobachtet „Wie diu' Klementc wirklich sind, «> ist auch die äeele wirklich. Wer würde sonst das, was er mit dem einen Auge gesehen hat, auch mit dem andern sehen? oderircr wtirde eine Stimme, die er gehört hat» erkennen, wenn er sie wie* der hört? oder irer wflrde eine Erinnerung an Vergangenes habest oder wer bewirkt den Traum?''«) Hier kehrt die Draifscbhcit wieder. >o)

a) Die Eigenschaft des Lichtes; die FShigkeit, die Weltweseo sn

crkciiiieri, die LikenuiiiisAj, der Verstand, ünddlii; er ist nicht die Erkenntniss Brahma's, sondern der einzeln en Welt- diiige, das Auflassung« vcrmögeo, die Seeleqtbätigkeit des Kopfes.

h) Die Eigenschaft der Bewegung, des pnlsfeeaden Lebens, die Seeienthitigkeit der Brosts des Hertens, das passive Gettbi nnd der acUve Wille, Manas, dasGemflth, das Hers, nsiM».

c) Die Eigenschaft der Entfernung von Brahma, der Absondening

von ihm, die Vereinzelung, das Behaupten der Elnselheit

gegenüber der All-Kinheit, die liczieltuui; des Menschen auf sich selbst, das Selbstgefühl und die Selbstliebe, Ahankara, das Wissen von nich als eines seibststandigeu Daseins, w elches von anderem Dasein und dem Einen untersdiiedea ist, and das Feslhalten dieses Unterschiedes. Es ist das» wm den

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HeMdieii n dKiem iMatinrntenBidselvreseii» «i einer Peireon madit, aber eben dämm aneh das, was ihn von dem Urwesen ab- sondert und entfernt hält, die Selbstheit, ein BegrifT, der das vernünftige Selbstbcwns^tsein zwar ein«chliesst. aber anch nicht «rafiz mit demselbet» /.usammenföllt. Dieses Ahankara ist dem lirabmanen dasjenige Moment der menschlichen Seele, welebes deoMenschen von seinem Urgründe nnterscheidet, also iKe Grundlage des Bdsen, der Entfemung ¥on Gott, es Ist das, was nickt sein soll; keinesweges aber ist darunter bloss die wirklidi uosittlicke Selbtsvebt la versteben, sondern die Tendena ttberkanpt, sicbalseinaelnefreiePersOnlicbkeit geltend Ett machen. Der indier in seiner auf da« Objective gerichteten WeltatiocljaiuHi^ ist nicht im Stande, die freie Person dem <>h- jectiven All gegenüber als wahr und bcrerlitinf fest/nbalten; dag Einzelne und Besondere, und darum vor allem die Person muss verschwinden , um die £inbeit des ewigen Seins zu behaupten. Ahankara gilt als etwas Unrechtes, Tadelnswerthe s ; das Selbst- gelUil erscbeint dem Indier als Stolz, nndderMeoscb soll sich ▼on ilimlosauicben; die Selbstbeit bleibt daher auch nicht, son« dem geht mit dem Körper unter. 3. Die Gmia Satva, die dem Brahma sngeiirandte Seite des Menschen, die Geistigkeit, die Einheit, der dem Menschen ein- wobnencie firafinia: der Geist, Puruscha oder Atma [Wesen- heit]. Der Geist aileiu erkennt Brahma, weil er mit ihm wesentlich eins ist, wahrend Buddbi, der Verstand, auf die Welt der Vielheit sieb richtet, mid daher von Brahma abfiihrt. Was im Menschen ven den fenen und groben KOrper [Seele nnd Leib] verschieden ist) «— so lehrt Sankara-Atscharya, das ist der Geist; .. verw BdMeo von den Sinnesorganen und von der Erkeantniss (bnddbi) nnd dem Geflihl. Er steht In seiner wesentlichen Beslebung znm Irbrabma der bewegten Welt gleichgültig und theilnahmslos gegen- über, wird von den Verflndcrungen derselben nicht berührt, v iii Lust und Sdiiiierz, von Begierde und Leidenschaft nicht ^)e\^ egt. „Er betrachtet die Handlungen von Allen, wie ein König die Hand- hmgen seiner Unterthanen. Die Unwissenden wähnen, der Geist ssl das Bewegende in der Th&tigkeit der Sinne, wie sie glauben, dass der Mond sich bewege, wenn Wolken an ihm vorllbersiehn. Der KUiper« die Sinne, das GeflIhI, der Wille und der Verstand thmt das Ihrige, anr so vnterstfttst dorch den Geist« wie die Meo- sehen ihre Geschäfte verrichten mit Hilfe des [davon nnherfihrten] Sonnenlichte». Gefühl, Verlangen, Lust und Unlu.<»t !?ehr»ren der Seele an [und diese der Welt der Vielheit]; im tiefen Schlafe sind

I

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ile akht TorliaDdaD [dso nicht bMbeiidy wie dar Die

dero menschlieheD Elgenicluifteo and KrSfte sind ¥od eber llflclrti- gea Gestalt» gleidieiid den Lnflblasen Auf der Oberflidie dee

Wassers; aber ich [der Geiet] hin Brahma, dessen Wesen ton

dem ihrigeo verschieden ist. Ich, der ich uuteröcliiedeu Ijin vuju Körper, erfahre uicht Geburt, uicht Wachsthum, nicht loil^ und von den Sinnesorganen gelöst, bin ich von ihren Gegenständen un- abhängig« Des inneren Sinnes [des Gefühls und des Wollens] eot* befarend, empfinde ich nicht Schmerz, Verlangen oder Neid, deon . ich erkenne» da» ich nicht das Leben bin and nicht das Heis [manaa]« eendem dasa ich ein reines » durchsichtiges Wesen bis. Ich bin ohne Eigenschaft und Th&tigl(eit» unvergänglich, glflcUicb, nnverSnderlich, ohne Gestalt» ewig frei und reb. Idi bin wie der Äther, der überall verbreitet ist, und das Äussere und Innere der Dinge durchdringt, ich bin derselbe in allen Dingen, rein, unwan- delbar. Ii h Ijin iler grosse ürahma, der ist, rein, frei, Giüs; die beständige Erkenntniss, duss ich Brahma selbst bin, ent fernt die aus der Unwissenheit entstehende Verwimmg etc.""} [vgl. S. 259J,

Im Geiste sammelt sich das aus seiner Zerstreuni^ nurflcklLek* rende Brahma in einem Punicte wieder; er ist ein Theil desgnssos Geistes (Sfahan-atma). »Der Creist» den du suchst» der bist ds. Der Geist ist jener, der im Leibe weilt, und bei dessen Weggebe!

der Leih leidet, wahrend er selbst nicht leidet. Er ist reine Wonne an seiner 8ch'.t»heit, unsterblich, gestaltlu«. unbewegt, Itbcfniig, ohne von aussen angeregt zu sein, unwandelbar, nicht erzeugt, durch die Sinne nicht erfasslich, unsichtbar. jSein I'iame ist l- uru scha. Er ist im Leibe der Bewusste, der, welcher Ich sagt*, [nicht in dem Sinne der Selbstheit» der Vereinseteng» der Per- sonlichkeiti nicht das Ahankara« sondern grade das Bewusrtww der Einheit mit Brehm, das was mich Ton andern Geisten und Brahma eben nicht untersdieldet; s. S. 289]. Zuerst war nar ein Geist, von dem alles erzeugt ist; in seiner Einsamkeit ii[tl)efriedift, wollte er viel und unterschieden sein. So erscheint er getbeilt und verschieden, er, der an sich bestiraroungslos ist. Der Lube- wegte. Mühelose erscheint beweglich und beschäftigt, liefreit aber [durch tiefe Selbstbetrachtung des Menschen, durch Rückkehr aos der Sinnenwelt] ist er der ruhige Zeuge des Schauspiels der Welt Er ist mit sich selbst in sich aUeisw" Der im Menschen sich dar- stellende Theil des Allgeistes ,,ist von der Natur dberurti^gt» in die Gunawelt eingegangen« und vergisst seiner «elbstt uid wird doeh nieht en&ttigt Ton dieser ganze« Dreiguaawelt, soadsn

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will uinl sucht immer neuen Genuss. Durch dieses Terlangen wird er [an die Welt] gebunden, und jener Unbewegte erscheint bewej»t, jener Beharrliche schwankend , jener Jiegierdelose erglühend io Begierde yjeDer Irrthumalosc irreud, jener, der frei von Stolz, stolz Qod antnassend, in die Fesseln des Ich und Mein, in die Fessein der Seliistbelt gefaUeo, Det G^M an «iah wl mgetheUt, der ThellgeUt (Bbiitatma) eradielDt wegan aeioerThaUnaluiie an den drei Gimaa vlelgvtliettt Wie ala Trankeaer der Yeraiiiift beraiabt ist, so der ▼om Wein der Lnat Beraoaebte, Oberwtltigte. Wenn gleich der Mensch das JSinnlich-Walimehmbare als Güter betrachtet, hat er doch keinen Gewinn an ihnen, da das Selbst durch die ^ erliin(iim'_r mit ihnen rlcs Geist<?8 vernissl. Die Sehrisucht des Lebendigen, den Bhutatma [den an die Vielheit duhingcgebenen» einaefai seleaden GeiatJ zu verlassen, and mit dem Geiste, Atma, aidi m ^algea» komnt au« der Kerataiaa dea Veda, aod aas dem Handeln aaeb aeioer VmcbHIt Dieas vereinigt den Lebend%en mit dem Ziel aelnea Teriaageaa. Zur Zelt^ da aeln Hen rSUig gereinigt ist [voo irdischen Gedanken] erreicht er die Satva" Giina, nnd wenn das Liebt in seinem Herzen ganz aufgegangen ist, wird er scistw i=;scnd : den Geist wissend aber hat er Geistes- gestalterlangt, undfnrfan ist er iiiclit mehr gesondert vom Gerste." Der Geist ist so das Moment, wo der Mcusch aus seiner Einzelheit SHTfickkehrt in das Allgemeine, die Tendenz, ana der Welt in Gott, aas der Peripherie ia den Mittelpankt zu gelangen. £bie ehneke* peTSOnliche Vernunft ImUnterachiede von dem Kinent ebe aelbaC- «tindlge Me PeraOnlicbkeit, lat dem Mler fremd, fan Gegeneafae sa der «nbfeetlTeD WeHanacbanvng, wo Ae Perne n daa aa alch Berechtigte und Festzuhaltende ist. Der Geist ist dem Hindu nicht bloss das Ebenbild Gottes im Menschen, sondern er ist der dem Menschen einwohnende Gott selbst, ein Aufleuchten des in der Welt iFcrdflsterten Urlicbts an einem einzelnen Punkte; das Licht dvrehbricht hier die Finstemiss, ist nicht bloss ein Abglanz dea- selben. „Der Lebendige [Einzelgeiat] and der Herr stehen in dem VesrliÜtoisa des Tbells «nd dea Gänsen;., der Lebendige ist Ida Tbeil dea bdcksten Geistes, wie der Fmke ehi TbeB der Flanima; . an sieb ideht verschieden Tom Herrn, wird er dnrcb seine Vcfbfaidang mit dem KOrper an Erkennlniaa and Rerrachaft beschränkt, . . wie beim Feuer, so lange es im Holze verborgen oder von Asche bedeckt ist, die Eigenschaften des Brennens und Licuchtens beschränkt werden." i?) Der menschliche Geist ist der ,,in der Huhlung des Herzens wohnende Urgeisf „Feiner als das Fefaie, gr^isaer sis das Gtesae iat Jener G^» niedeigeiagt fai

uiyiii^cu by LtOOQie

81«

te Halle der Gveatnr/'M) der OlUe des HeiMM weint die

«nsterbliclie Pereoo, gros« wie eie Damnen. Dieee Person ist klar

[unterschiedslos] wie eine rauchlose Flamme , ilcrr der Viir^angCD« heit, Gegenwart und Zukunft, der heute ist, und morgen sciu wird; in dieser Hohle ist Brulunas \V Ohuimg, eine kleine Lotosblume [das Sinnbild des Alis], eine Wohnung von kleinem Raum, der von Äther (Akasa) erfflllet wird/* „Der Geist ist ioeaerlkh tiod innerlich. Dereelhe Geist (Pumecha)» der io der Sonne Istt der Licfatgeetaltiget Allschsnende, mbet nncb im Hernen/'i«)

Darin eben beet^t der Anliing and da« Ende der Weisheit, das ist die höchste Ericenntniss, dass der Mensch weiss: ,,!ch bin Brahma," ^'^) mein Geist ist ein ungetrennter, unveränderter Theil des allgemeinen Gei.<ites. „Der ewige Gott ist nicht verschieden von dir [der menschliche Geist ist angeredet], und du bist nicht verschieden von Gott; die Maja stellt euch nur als besondere We- An dar, aber ihr seid verschieden nur wie die Sonne und ihr Wie* derschein hn Wasser/^ i^) Was das höchste Brahma Ist, der AU- geist, der grosse Stfttapunkt des Alls, feiner als das Fefaie, hesündig; das bist dn, du ist das [tad], das Brahma* wekhes ersdienit als Wachen* Trarnn, Schlaf nnd b andern Entfaltungen. Dieses Brahma bin ich; wer dies» erkennt, wird frei von allen Fesseln. In mir ist das AU entstanden, in mir geht alles unter; dieses Brahma, weiches ohne ein Zweites, bin ich. Kleiner als das Kleine bit) i( h, grösser als das Grosse; ich bin dieses mannigfache All, ich bin Vischnit und bin die Gestalt des ^ivsl; ich bin ohne Hände nad Ffisse nnd doch von nndenkbarer Gewalt, ich schaue ohne Augeo, bore ohne Ohren; « . ewig bin ich. Ich bin der* der dorch die Ve- den erkannt wird, and der Vedenkandige bin ich; ich habe weder Tagend nodi Sdnde, für mich sind weder Untergang, noch Gebart» weder KOrper, noch Sinne, noch Erkenntniss; Erde, Wasser, Fencr sind nicht lür mich, noch Luft, noch Alher. Wer so erkenut lien die Gestalt des Paramatma tragenden , verborgenen, urithellliarcn, einigen Zeugen des Alls [den Geist], für welchen es weder GutCi* noch Böses giebt, der erreicht ihn, den reinen, den die Gestalt des Paramatma tragenden [wird wahrhaft Geist]." „Das höchste Wissen istt diess Brahma bin ich; was aller Wesen Wohnong ist And selbst In allen Wesen wohnt, alles mit Liebe omlassend, das bin ich.''«>) fJRln LIchttioplen ist das hOdiste Denken, das, fiber alles erliaben. In dem Berxen thront, aniheilbar klein, selig , mich* üg, was das Höchste ist, das ist es; /u fassen und zu gewinnen schwer, zu schauen und zu nahen schwer, mi wissen und zu erkenocn schwer ist dieses Dookea für W eise selbst» ein hohes Gebeimoiss

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ist dieser Ort, das unerkannte, absolute Brahma, dem Äther gleich uritheilbar fein: eieenschaftslos ist dieser Ort, der Sprarhc und der Seele [mauas] entrückt, fasabar durch Selbstbegreifung nur, über aHe Beinamen hioiiis, OMchaubar, ohne Gebart and Tod, frei m «ilen GeUteKrcirnngcn , ewig, fest, iioergelitftterliclt'**^)

Oer Geist dee Meescfaen hat nidite mit eioem bestimmten Gc^eostMide des Eikenneos oder Wollene ra tlran, er eikeMit die Wdt der Vielheit nieht» < das ist Sache dee Bnddhi, er seigt sich ab gleiehfraltiger , mitliStlger Zuschauer hei allem bestimmten [■^mphiitlen, Dcrikrn iiiul Wollen; er tritt vielmehr dann hervor, wenn die Eindrückr dor iiatürlicbeo Welt und die Thätigkeit des coocreten Denkens /»rück treten, wenn er unberührt bleibt von der Wifidkhkeit« weon er gaoz in sich selbst versenkt ist, und von enem andern Dasein gar nichts weiss, im Zustande der vulligen BemuMflosigkeit, im tiefsten Sehiafe offenbart sich der Geist; wenn der Mensch Ton der Welt und von sich als Einael- wesen niditB weise» wenn das Bewosstsein schlemmert, da ist der Mensch im Znstande der Bestimnongslosigkeit, da wacht sein wahres Sein, der Geist, da erkennt der Geist sich selbst, da erkennt er Gott; denn der Geieit ist eben <i(*t tes W^csen seihst. Im tief- nIci) SrhInlV? ist der Geist in seiner \\ ahrbcit. Der Geist offenbart sich nicht durch Thätigkeit, sondern durch Ruhe, nicht durch eine Denkarbeit, sondern durch HiorichtaDg auf das leere Eins, d. h. dnrcli gar niobts Denken. ,«Der in den Schlafenden wacht« der Geist« der Ist das Reine, der ist Brahma, der beissl nnsterb- jldb^Mity ^ „Yiean der Mensch scbllft, dann ist er begabt mit dem Seienden; er ist hinweggegangen su dem, was sein eigen wt"^) „Wenn der Schlafende keinen Tranm sieht, dann wird er irj (jem Geiste eins [ohne Unterschiede]; dann geht zu ihm zu« n)< k (ile Uede mit allen Namen, das Gesicht mit allen Gestalten, das* Gehör mit allen Tönen, alle Beuicrrlen des Herzens und ihre Gegenstände. Beim Erwachen erscheinen sie alle wieder gleich den Funken aus einer glühenden Kohle/' ^) ,,Wie über einen 8ciB»tiy der in der £rde verborgen, der Mlcbtwissende hinweg- ^dgeltet ohne ihn an finden, so wissen die Mensehen niebt, wohin sie sehen» imd mit wem sie snsammenkommen alle Tage« wenn sie, im liefen Schlaf Tersfaikend, whrklicb sn Brahma gehen nnd einkeh- ren in jenen innern Äther. Wenn der Sdilafende l>enihigt kein Traurabtld sieht, das ist der Geist, das ist unsterblich, das ist Brahma/'-^) „Beim Verschwinden der Selbstheit Im tiefen Schlafe ist auch der Körper empfindungslos; durch die Entfaltung der Mhetheit entsteht der Tranmschlaf; ist sie aber gana, so ist

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Wachen." 2«) Der Schlaf also, in welchem der Geist allein wacht, ist der tiefste, in welchem anch das Selbstsefühl, das Bewnsstsein aufhört. Das in dor Welt ausgebreitf^ti^ lirahma hat Tier Zustände; der erste ist der des Wachens, wo der Geist nach aoMieD sich richtet, der zweite der des Tratimes, wo er nach inneo 'flieh kehrt« aber doch noch eine Mannigfaltigkeit in sich trSgt; der dritte Zustand ist der, ^W9m der Scblsfeode fcehieriei Woifch hegt, kefaierlel Traum hat, im tiefoten Sehlafe rahesd, gaos io sich eingekehrt, und so reines EriKennen ist; diese ist der Herr des Alls, diese ist der Allwissende, dies» der innere Leiter, diess der Qnell des Alls, deun er ist Ursprung und Ende der Wesen; tief viertr Zustand ist der des absolut* n Brahma.*^) Diese vier Zu- stände des Dschtvatma [des lebendij^en Einzelcjeistes] , Wachen. Traum, Wonneschlaf und Vereinigung mit Brahma, werden sek oft erw8hnt.>8) Das Nichtsein des Traumgesichtes ist der Wonse- sehlaf,... der das Aolhl^ren aller Eritenntniss des Unteiseiiiedes tor Eigenschaft hat;... dann Ist er ndt Brahma vereinigt, dann berikt ihn keine Sfinde mehr/'**) „Gleichwie die Strahlen der mter- gehenden Sonne alle irieh in ihrem Flammenirreise Tereinigen, nad beim Aufgange wieder ausstrahlen, ebenso wird beim Schlafen alles diess [alle Sinne] in dem höchsten ^5innc, dem Innern Sinne, ver- einif?t, darum hört «Ici Mensch dann nicht, sieht nicht etc.: mir die Uauchesfeuer [der innewohnende Äther] wachen in dieser Stadt [dem Leibe]. . Wenn aber dieser Gott [der innere Sinn] von dem Fener ganz bewältigt wird, dann sieht er keine Trinme. CUeichirie

VSgel nach dem Baome hinfliegen« wo sie ihr Nest iiahen* m hat alles dieses seinen höchsten Halt hn Atma, Erde, Waaser, Feuer, Äther, Auge, Ohr etc.; denn er [der Pvrasdia], der di sieht, hurt, riecht, schmeckt» erkennt, handelt etc., findet Halt in <k'm höchsten unvcrcänsrlichen Atma, er vereinigt sich mit die- sem. Wer nun diesen Schattenlosen, Knr|ierlosen, Uuvergang* liehen erkennt, der wird allwissend, alles seiend.** so)

Das Wesen des Geistes ist es also nicht, die wirkUcbe Welt der Vielheit xu erkennen, nicht, sich thätig in die Welt zu Temas* ken, sondern vielmehr in rnhen, in reiner Unth&tiglEeit ehennv an sein; er ist tber die Verlndernng der Dinge, ffher Terhrngen, Stieben nnd ^nrken erhaben; nur so weit er In die Kdipeillchkeit versenkt und an sie gebunden, also in seinem nnwahren Znslande ist, ist er, mehr scheinbar als wirklich, für die wandelbare Welt cm]»fänglich und thätig, seine Bestimmung aber ist es, sich aus diesem, seiner unw ürdigen. Zustande stolz zurückzuziehen, und an

seiner eignen leeren Einiachheit sich geoOgen an lassen. Wie eSa

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Zünmermann sein Beil weglegend in Rulie bleibt, so ist auch der

Geist iinth.itig und ruhend, wenn er, wie er seinein Wesen nach soll,

die Körperlichkeit mit der der Vergänglichkeit angehörigen emfin-

dendeo und begehreDden Seele von sich thut, es sei buq im tiefen

Schlafe oder im Tode,*') £c hängt mit der io Mcb OBirahren Welt

wm teck die «beiiM nwabfe Si— Hchkdt bumumw», die ihn wie

eine tSwebeiide Bli^ megieM. Die Seele geeiewt die Welt, der

Geist echent gleichgültig zo. „Zwei Vagel« eotreenliaie Fremde,

bewobeeo deoaeNben Bem; der ehie won Mdee i^nleMt dee Ben»

mes süsse Fruchte, der andere, nicht essend, schaut zu.''^')

») Manu. XII, 24. Nevc, llibhavas, p. 68 etc. ") Weber, Ind. Su I, 194; B^nfey, Glossar, p. 153. *) Grimm, D. MythoL 8. XXIX. S. 318. .'i41. 544. *) lioth, Z. d. D. M. G. IV, 424 etc. Bigy. M. X, 2, 1, 1>. iioth, a. a. O.— ^ lüura, I, 66. 67. *) AJiar. Araaj. hi Atbt. Bes. Vm, 4SI ff.; Uaim 1 , 15 IL ; Yedaata Sa» bei mtdiacbm. 1782. ^ Tajnav. m, 149. Maav 1, 14 ele.; YBa«rt»*8am Ui midisdna. 178». 1786 «le.; Ssliitkft-Ü]wii. elvoid. 1718; Vosv. Joam. As. XI, 489; SukM», Ataui Boddlift, 11 ft hi Oofaiir. Baäs, 106; Lahn. dM Yadnta» Wad, 1778; Maitni^Mptt., ebeod. 1597 ; W. v. Hun. bodt, in Schl^;dt lad. Bibl. II, 332 fiF. Atma Bodha v. Sankara in Colchrooke Essais p. 266. Maitraj. Upanisch. bei WimlischnL 1595. ") Sankara, b. W-iifl. 1418 £f. Kathaka-Upan. b. Wind. 1712. Ch.midonrrn-Upan. b. Wind. 1363; Kr^rTinka-üp. ebend. 1715. 1717. ") Maitraj. Up. ebcnd. 1616. »0 Vedaiit.i-Sarrx, rbend. 1791. 1787; Colcbr. Ess. 188. ") rrol>odiia Chnndrod. 8. 141; wo i uiuociia ganz falsch als „Urgeist" übersetzt wird. Kaivalya- Upan. in Webers Ind. ist. 11, 12. Aninuivindu-Upau. ebend. II, 02. Tcjovindu-Upan. 1. 2. 5. 7. 8. ebend. II, 63. Kathaka-Up. b. MTrnd. 1718. <•) Chandogya-Up. ebend. 1737. KfttuebitaU'TTp. ebend. 1849.— **) Chan* dogL-Ufft. 1887; 1658. -~ ^ LeMlw Aee Tedanta, 10, h. WaA, 17T8. •^Mmdvl^üptti.l, 1, IB Webe» Lid. Stil, 107. ~«>8«kkMftb.Whid. 1487; lfaÜK^aiii.Up«L ebend. 144S. **) Seaku» b. Wind. 1411 ^ 1488. '°> Fn^a*- üjMUL n, Weber, Btnd. 1, 449. *0 Colebr. Beials, pw 180— 188. ^ *^lSLUnk- dak»>XJp«iL I, 1.

§

Wie die ganze W eit in eine Drei^estaltung sich gliedert, und der einzelne Measeh in Geist, Seele mul Leib diese Gliederung wiedeviiolt, so muss ancb das MeiMchen^esdüeeht aelMt ein» dreilacke Gestalt an sidi tragen» jener Dreignnawek entgpre- fihnad Zorn MensehengesAIechl gebftrt aber in Waturhelt Dort irer «Im liraliaiaiiiaehe BewasstBem in siek trägt , die radte Ev^ keuntniss hat Wer von der vedischen Weiskeit naberdhrt Ist, steht ausserhalb des Heiles, ausserhalb der wahren Menschheit Diese Menschheit in der wahren Bedeutung ist ebenfalls eine drei- gestaitete Welt. Diese, iricbt durcli Zufall oder Eroberung oder BialriT hfligrfiadete» sondern aas dem Wesen der indiaohea Welt-

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AiMliainnig Bodnrendlg folgenie GBedenmg, die üiliwehii

diuig des Volkes in Kasten, ist folgende:

1. Die Menschen der Liclitwelt, die göttliche, reine, heilige Seite der Menschheit, das Haupt, den Urgeist am Tollkommensten offenbarend, die Biüthe, die ideelle Seite des Menschengeschlechts, die Himmelssöhne, die Menschen indra's, den erkenneiiden Geist darstellend, die Erkenntniss und Weis- heit bewahrend und pflegend, die Kaste der irehMieii efai priesterliches Geschlecht, alle VoUkomnenheiten des MeasdNS- geschlechts in sieh ▼ereinigend.

t. Die Menschen der bewegten Oherirelt, der ndtdorea Wcltregion, die Menschen der j^cn'altigen Thatkraft. des Rin- gens und Kämpfens, die Menschen Varuna's, den Willen darstel- lend, — die Kaste der Xatrija» ans ilir sind alle Helden and alle Regenten, und alle» weiche in der Gesdiichte als thatkriftiy M&nner aufh*eten.

8. Die Menschen der unteren Weltregion » die eigentliehea Erd-Menschen, welche die Erde anfwülden» den Acker hanea nnd die Schätse der Erde heranfholen ; die Menscfaea Agni'e» dn^ wie Pluto , auch die Reichthümer giebt, die MensiAien des Be- sitzes , welche der Erde und ihren Gaben leben, Reichthunier erwerben, die Menschen, welche im (jegensatz zu den ganz auf das Göttliche gerichteten Brahm mu n sich in die Welt der Vergänglichkeit versenken, die Einzelheit, die Selbstheit re- präsentiren, die Menschen der sinnlichen Weit, dieErwtf* benden, die Kaste der Vaicjt.

Diese Kasten bemhen nicht sowohl an£ bflrgerlidien vad geschichdichen Verhältnissen, so sehr sie von solchen aneh berOhrt nnd gestütst sein mOgen, sondern sind Nainr-Stftnde, sie gelten als in der Nator der Welt bemhend , sind kosmiscber Art. Die Kasten stammen daher nach der Brahnuinen lehre auch gar nicht von einem Menscheupaar , sondern sind neben ein- ander aus Brahma entsprungen. Nach jener mythisclien Vor- sleiluttg von der Bildung der Welt aus der meuschlichen Gestalt des Urwesens sind die Brahmanen ans Brahmas Haupt, die Krie- ger ans seinen Armen, die Erwerbenden aus seinen Schenkeia enlaq^ningen« t) Diese Vorstellang kehrt sehr hinfig wieder.

Die Kasten stehen nicht in gletehem Range neben einander, sondani bilden dr^ ▼erschiedene, streng gescUedsne Rang- stufen, die nicht bloss nach ihrer Bedeutung, sondern nach ihrer geistigen und sittlichen Befähigung unterschieden sind. Der Mensch kann sich seinen Stand nicht wählen, er ist daaa

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317

geboren; er kann wohl durch unwürdige Handluiigen in eine niedrigere Kaste sinken, aber in dem gegenwärtigen Leben sieht in eine höhere aufsteigen. Aneh dftrieB die Karten sich aidit derch die Ehe mit einander Yennisohen.

AoMeiliaib des lurabiiiaiiieelieik Bewusstaeins stehend, als Fireaidlhige Im Volke lebend, und dsram anch eigeatHeh nteht n dem Mensehengescbleeht gehörig, sondern in der Reihe der Gesehöpfe zwischen die Elephanten, L5wen und Tiger p;esetzt 9], sind die rechtlos nur zum KnechUdieust bestimmten ^udni. Ausgeschlossen von der reli2;iÖsen Erkenntni^s und von dem Gottesdienst, sind sie gar nicht zu dem brnhmanischen Volke im weltgeschichtlichen Sinne zu rechnen , erscheinen als überzäh- lige Fremdlinge, und grdfen in keiner Weise in das geistige VelkslebeB ete. Eine gränsenlose Veraehtong trennt sie Ton den drei aadem Kasten. Während das Wesen der ersten Kaste „die Heiligkeit, die der amilen „Ae Maoht,« die der dritten ,,der Reichüinm** ist, ist das der ^ndras Veraehtawg mid Unter- Uiüidgkeit***) Die drei ersten sind W'iedei geborii Cj'- durcli die Veden- Weisheit und eine besondere Weihe in die geistige Menschheit aTif*]^enommcn: die Cudra sind nur einmal geboren, sind bloss natürliche Menschen. Über die Bedeutung der Kasten im Staate, so wie über ihre gescUehtticheEntstehiinp:, hl den Ältesten Veden sind sie noch nicht, werden wir sp&ter Bodi si^eohea« Hier haboi wir sie mir in ihrer kosmiseh-an- thf opologischen Bedeutung zu betrachten, als die lelatea Glie- der in der dreÜGMshen GHedmuig des allgemeinen Natarlebens. Diese Gliederung gestaltet sich nach dem Bisherigen so 2

(Seele:)

(.Körper:)

Das sich eatfaifende Brahma

Entstehen

Bestehen

Vergehen

Gebart

Leben

Tod

Sitve

Radschas

Temas

Lieht

Luft

Feuer

Himmel

Oberwelt

Uotemrelt

fndra

Varuna

Agni

Brahmä

Vischnu

Götter

Menschen

Thiere

Geist

Seele

Körper

Selbstheit

Gemülh

\ erstand

Kopf

Brust

Bauch

BmhmsMi

Xslr^

318

Bei MaDUy der liir (licscii (^ccrcnstand die Haupti[uelle Ist, wer- den meist nur (ii et Kasten aonaunt ufid mit den drei Welten, drei Vedeo etc. vcrgHckeu. Die ^udra werden seltner ert^ähnt. „Die Priestcrklasse« die Krieger und die Erwerbenden siod alle drei wiedeigeboren; cKe ▼ierteKlasse hat oar eioe Geburt; es giebt keine flnfte iUasse. <) Ale zweite Geburt gilt die Weibe Or die Kaste, und die dtait bewirkte Avfbebme In dae eigeatÜdie Bidi* ■wneDTolb. Diese Weibe bestebt in dem AbscbneideD des Haaret und der Umgürtuog mit einer Schnur, nnd wird vom 8. Iiis ivn 24. Jahre vollzogen;*) die Gürtelschniir ist bei den verschiedenen Kasten verschieden. Auch beid'lädcheD werden ähDÜche Gebräuche vollzogen. ^)

Der verschiedene Werth der Kasten spricht sich in den ver- schiedensten Besiebiwgeo aus. „B^i den Brahmanen bestimnit iidi die habere Alterswürde nacb heiliger Wissensebaft, bei den Kris- gern nadi Tapferkeit, bei deoEvwerbeadeo naebReichtiim, bei dn yadrä aliein nacb den Jabren.^^ Bei einem Vergehen « wa desaen 8(lhminf ein Brahmane 10 Tage der Reinigung bedaff^ brancbtaiB Xatrija 12, ein Vai^ja 15, ein ^udra SO TaL^o.'')

,,In allen Klassen sind nur diejenigen, u eiche in grader Linie von Frauen, die aus derselben Klasse w ie ihre Männer sind und zur Zeit ihrer Verehelichuog Jungfrauen waren, geboren wurden, at« Mitglieder derselben Klasse zu betrachten.^*)-- Die Verroischunsren der veiscbiedenen Klassen dnicb Eben weiden sehr gemiashliligt;*) ^ bewirkea entartete Zwisdienstnfen, «id die BfiscbBsge taa efaieM fiidra und einer BrabmanenliNm, die Cbandila, geltan ab die verwerfensten aller Menseben, weU der anf guten Acker geid- lene hose Same noch verderblichere Fruchte trägt als der auf schlechten Acker gefallene; doch ist dieser Ursprung der zahl- reichen und auch kürperlich sich von den höheren Kasten sehr unter- scheidenden ChandÄIa höchst wahrscheinlich nur eine abschreckende Erdichtung, und jene sind ein besonderer Volksstamm.i*) Sie sind von allen Menschenrechten ansgsscbiosseni sie dfiifen liea bohar Strafe liebten andern Measdwn ancb nur leise berilbreto, sie maasan aosserbalb der Stadt wobnen, ddifen nar Klnider von Todten tta- gen und nar serbrocbenes Gescbirr benfitaen; sstr Elsen darf ihr Sefanradr sein, und Niemand darf mit ihnen umgehen. Sie niaaea die Leichen derer begraben, die keine Verwamlten mehr h.aben, und die zum Tode Verurthcilten tiinricfiteu, deren Kleider mid Bettes ihnen dann zufallen. Von den Kesten der Opfer wirlt man Speise auf die Erde „fär die Hunde, CiiandAla und Krähen/* i^) Später wurde der KaflMiaaab aaf andere maxiitete VoikskiaBsaa tibertragen.

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Die Klasse der ßruhmaiten vertritt die Erkenutiiiss. dio Wis- >en'-<ljalt. den Kult im; das \'eder»8tudiimi und der CiuttCüdictist siüii ilu (iesi'liiilt. iJer iName lietleutet Einen, doi heilige Hand- loDgeu, ticbet und Opfer verrichtet, i^t also nicht vaa dem Gotte Brahma abzuleiten. Sie sind eigeaUich die Herren der Erde und liier Wesen auf ihr; „derBrahmane geaieMt seio Eigenes und giebt Mb Eigenes« denn die übrigen Menschen geniessen ans der MUde dei BtnhMBen;'***) sie mfissen mit gtOsserer Achtung behandelt weideD als seihst ein Fflist, ond ein Xatrijn soll eben Brahmanen Jederzeit als seinen Vater betrachten, wire jener auch 100 und die&er 10 Jahre alt. i^) „Da der Brahmane aus dcta vortrefflu hstcii Theile [ÜrahmasJ ent8j)rungen, und da er zuerst geboren wurde, und da er deo Veda besitzt, so ist er von Rechtswegen das liaapt der ganzen Schöpfung. . . Der Brahmane wird gebo- ren, SB die Gerechtigkeit 7m befördern « und GlAckseligkeit auf firde» m verbveiten»^* >•) „Meine Oiilter« ^ segt b eber My- the der Uigett» sind db Brshnwnenj ich kenne heb Wesen« weldies e«ch gWAt, o Brahmenwi« diieh deien Mnnd leh esseete.'*««)

Der Xatrija soll das Schwert fflhreo, der Vaigja Handel und Gewerbe, Viehzucht und Ackerbau treiben. Diu Xatiija haben ihren Naiiicn von xatra , die Stärke (verwandt mit x^oetog)» also die lätarkcuy ^lächtigeu. Der i\anie Vai^a kommt von vi(, die Ge- meinde und die Ortschaft (verwandt mit vicua, übuis}» hedentet nbo db Mensehen der Gemeinde^ die Barger. to)

Dar Untersehbd der Kesten bt nicht nur eb nstOilieher, 9mh dm n«eh eb gebtig-sittlicher. Db Menschen der nnleren lünssen sind Ten Nnter weniger weise und weniger gut ab die der hSbennt. ,JMan mnaa denMeosehen, welcher eber niedrigeo Klasse angehört, an seinen Handluui^en erkennen. Der Mangel an edler Ge^innunL;. die Robheit seiner Reden, die Grausanikcit und die VcmachlSssi- gitog der Pflichten bezeichnen den Menschen, welcher a^in Dasein einer venK^itHflgswürdigeo Mutter verdankt frevel- hafte GesinnoDg beisst eine ()udra>Ge«nnnng. ^) Die^udra sind ▼OD dem geistigen Leben des Volkes ansgcschbsseau Db Veden •B^ dbCbsetse dfirfen Ihnen nicht gebhrt oder voigebsen werden, dbss Ist ein Veihiechen» der tb&ten HSlb wfiidig}^) ^ and nie darf ein i^udn den Veda anssprecheo ; höchstens aus den Puranas darf er seine Erkcnutuiss schöpfen.**) Ein Brahmane darf Ih- nen Ivcioeu Rath erthcilen, und vou dem Ueste eines Feieruiahls nie etuas geben. 20) Selbst die Leiche eiucö ürühmanen darf von

iittti^"* f^odra Jünaosgetrageo werden» durch sebeBertUming wt|rde .

ato

flie Terasfeioigt wetdeo.*^ Die f adra aiiid ton Dimt Ar die wledergelK>ni6ii Klassen bestfnmt

Mann, I, 31 . 87 ; Vajuav. III, 12b ; Bkag. ParailA,II, 5, 37. *) Muiiu, U, 31. 32. ») Manu, X, 4. «) M. n, 36 46; Yjyiuiv. I, 14. 39. M. IL 66. •) M. n, 155. ^ AL Vt 88. ■) M. X, 5. «) McgasdMUM, IndUca, iragm. 38, IS; 83, 12 (Schwanbeck). H. X, 67—71. ^0 LasMii, Ind. Alt 1, 407. <•) 11 X, 7 etc.; S6. 51—56; YiyiiaT. 1, 93. 103. II, S34.— >•) Lassen, Ind. Alt ü, 8. 468.~>«) M. I, 88.— t*) Both, Z. d. D, IL 0. 1, 69. I, 99 101.» 1^ K. 185. >•) K. I, 93. 98. i») BbagftT«l»ChiiMi% V, 5, M.-~ •«) Z. d. D. M. G. I, 83. » >) M. X, ÖT. *•) Aitareya-Brahmana Webers lad. Stud. I, 463. » >) M. IV. 80. 81. •«) ÄL X, 127. «*) BoBnoai, Bhag.J?Är.J, pciil. p. 20. M. m, 249. M. Y, 104.

S 100.

Bei der Frage nach dem l-rsprunge der Kasten müssen wir den mtteren Grund und die äussere Verfinlassuni; sireiif; von einander unterscheiden. Jener ist schlechterdings kein anderer als der ganze Lebensorganianras des indischen Greistea; weil die Menschheit ein Zweig an dem grossen Weltbaum, darum muss sie auch den Gnmdcharalrter der Welt, die Dreifaltigkeit der Goaa an sich tragen; drei Welten nnddreiMenaehenklaatfen» niclit mdir nnd niein weniger. Aber diese Dreigestelt ist nieht sdion am Anfang des indischen Lebens da, sondern hat sich erst sp&ter entwickelt, ist die Fruclit dus gercifteii Volkslebens. Nur ihre Elemente, Priester, Fürst(Mi und Volk, sind cnibryoniscli schon in den ältesten Zeiten da, und haben sich sehr allmählich und in gesunder, natürlicher Entwickelung zur Yoiien Kasten - Gliede- rung herausgebildet. Das ist ein geschichtlicher Fortschritt und nidit ein Sinlsen, wie man gewdhnlidi annimmt Was Wesen der Idee eines Volkes liegt» das mnss aack in die Erseiieinwig treten» nnd ärgerliche Phrasen fiber Priesterdünkel, kcimliahe Rinke, llerrsclisiieht<< etc. gewähren kein Verstandniss der weltgeschichtliclieii Kntwickeluiig des Völkergeistes. Eine so grossartige sittliche Erscheinung, wie die des auf allen Lcbens- genuss verzichtenden Brahmnneulobens. wie es in der «i^nnzi n heidnischen Welt nicht wieder vorkommt , sollte doch wahrlich gegen kleinliche Verdächtigungen geschützt sein.

im Ragveda shid noch leeine wirUHeben Kasten; derHymas« desseibeo» wo die SdiSpfung der vier Heaseheoklaaseii aus Bnb- mas Himde, Amen, Seheokeb nod Ffissen erwilbnt wltd«^) ge- hört ia eine spätere Periode.") Es ersehenen die Priester, Psto- hita, noch nicht als ein abp^eschlossener Stand , sie haben aber hohes ' Ansehn und Bind die Uathgeber der Pörsten. Die För.<Jten. radMl» oder radachan [verwandt mit regere ^ lex, RiebterJ, auch vi^pati,

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„HciTRcher d«r vi^, Volk«gemeinde, *' sind der üfspnins^ der Kriegerkaste, die vic, Waboenden/' im Gegensatz zu den

WanderstimmeD, geben den Ursprung der Vfti^Ja.') Die wirkHche KmateBbildoDg vollendet Mk erat gletel»«itig mit 4ot AiuMMnog des Mischen CMteebevraMiieeiDS in der Zeit, wo die Indier In der <kttigeeebeiie elie Meibeede-Hehoftik gewoBoeii hetle», «ed iet In de« epileten VedeoiMlen TeHetindig Torimadeo.'*) Ann den Pn- rohita, deren W^rde erblich wurde, bildete sich mit dem ent- wickciteij Kultu.s d'w Klasse der Brahtnanen;*) die Bewahrung der Hymnen und das iStiidiuin dt r IvcligioiLslehren machte sie immer mehr zum Stande der Intelligenz, und eine lange Lehrzeit der Schüler wiirdf^ Bedingung zur Erlangung der Stnadenwarde. Falsch aher ist die Aieinnng, eis bitten sie sich den ansscUiessÜcben Be- nili des OpIMieasles and der Vednieenntniss nngeeignet; ^felnehr wM beides meh als einRecht wie eis eine Pttcht niler drei Stlnde eihlirt,*) dieBmiunuien «acbten beides nvr el»en nn ihtem besonde- ren Lebensberuf; von einer Geheimlehre einer Kaste ist keine Rede.

Das Maha-Bharafa crzShlt von alten KSmpfen zwischen den Brahmnnen tind Xatrija, die mit dein Siege der ersteren endeten;'') es ist das aber selbst nach der äusserst iihantastischen Sage eicht ein Kampf mit den WalTen, sondern mit der Zaubermacbt, die durch gewnNige Bnssttbvngen errangen wird; es Üegt der nebelhaften dnge «Mb gewlM Icehi InsserlleberKnaipf na dmde, die Brah- MM» beben ideWnflbn f«Albrt^ sondem nnr ein geiziger Streit mm de«' Vervmng ini Staate; nod des StreMes Fracl^ war dieSieber» stellunGT der Lehre: „nicht den Xatrija wird die Macht zugesdirfe- ben; mächtii;er .sind die Brahmanen*, die Macht der Brahmaueu ist göttlich und stärker nl«« die der Xatrija."

Aus äusserlichen Gründen lässt sich die Kastengliederung, Tor allem die hohe Macht des Brahmanenstandes scUechterdings «idit begreifiMi; diese wiM geistig gerielrtet seb; ^oe so grossar- llge weitgesebicbtllehe ^sebehrnng lisst sich nicht hi die Rnhrihen INMsefaer ScUanhelten oder KOMde bringen; dieVetsnehe solcher Sihlirmig sind sehr ir«ningliekt. Oder gewKbrt es wirklich ein "Verständniss, n enn wir huren, dass die Kämpfe der Fürsten um die Oberherrschaft die Brahmanen zu einer mächtigen Kaste mach- ten, dass ,,in dieser Gfihruntr und Verwirrung' die Gewalt am natür- lichsten in die Hände derer fiel, welche eine nur mittelbar h et Ii eil igte Macht waren/' in die Hände der Priester?») in solchen Zeiten ^es KHeges und des Ringens im Herrschaft kommen sonst die Ktieger atf die Spitse der Macht; das schont das allein Natür- liche; hnFtMen, Olehf faiKitogmidStreit, eihebt sich die Macht der

B. M

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m

ti von Reibst aus der indischen Weltanscbauuna, und es ist eine sehr •K irrige Audassunfir, wenn luau in (lemGauzeo nur das Walltiii niedriger Leidenscbaitcn und bo^fhafterllänkc »iebt, und u eno man die an sich \ unglaubliche Erncbeiuuug, dass der Staad der Stärke, derkficgageübt : il»eWft(£w£|lift^sichwiUeoltofeM8laiiiMlh6tAbdfttdraul^^

voll demt def waHbii&m Ihm ^^^utthenMf;, mM gur diir«li 4eo ^eDftMrvtadtnEiDflMi«' d«a isdisdfcttKliiiula ««. aiUlian wüifbt Indieas glotrehsiiateHddeiiMjt ftllt grad« mltldtr toUenAttaUMMg

•.' def KlMteogliederaog' stMammeft, «nd wedtor die gewaltige Tlrndtiift, wie sie un*i in der Satjcrigesehichte eutgegenleuclitet, noch die hohe

. geistige Ent^viciielnn^ in Kunst und Wissen»« haft U^s^en von einem „entnervenden'* EinOuss eine Spur blicken, liio Zeit, wo nrtch keine

' Karten wareo, iseigt nur eiae rohe KnUit) Moeo aehr bescbraDkieo Gedankenkreis und überhaupt eine sehr geHnge Bildung; die Biathe d«i VnlUebfa« b^nnt nlt der Mdiiifier kfgtmtMlm4n OBedMng: dM. Volk««. Es hk' da8.£4«tMWfM» «IJeidwl» «m

. aoeh ni^rige AtilIaMi»g der MdnicUiqit» . Ist «iNir auf lodiflit

CMeleaBtale grade da« NfttarUdie und Gedmide; und eoMden iicb einmal in einem Volke, welches die Bedeutung der freien PeraoB* lithkcit uQch nicht kennt, di« IMenscheo nach Nalur«täiidcn, so ist es eine vernünftige Gliederung, wenn der Stand der Intelligenz

> über die Stande der rüheii GewaU und; der materiellen Iptere^eo benefibl;-iiDd es verdient das Volk nn^eve bohe Anerkeunoog, wd-

' dhiM dickt die MrniM ^mMitOmk, mmdftti» durob^di» geiidis» " Madrtdenld^^eidilrffgierfseittfei DMilteWe430«od<kf»i» mIMvpIw-

t'-; Beepotibinle oiid kifttaroMeelMv KM«el»eg' dm» VettEM«' m)9kn diKb nachgrade» in der WisseuMhaflweif^elewl« verklungen «ei». . Vio Dicht der Geist herrscht, da regiert die Kobheit; und der Geist bricht bei den Vülkern der uutcri^n vStulcn iimuer nur an einzelnen ►SteH<»n hcrvdr; in jedem gesunden Volksleben aber weideu dieje-

I »igen au der Spitze des Lebens /stehen, weiiche. des Voikea QfSMt

I am höchsten entwiekett.io sick tragen; bei den Natur vülkem iit difeu de aekarf ftt«efoedttrler ^laad; ka^.dua kOkw» V«lkm ist

ir . ea daa S«bj«Gt

Sie Viidra gebffrao gav oiaki , vm idgiMitWbMi .kml^miaiM

.! Velke, und die lädier aelkat toennea nur .die drei ebere» Klaasea Arja;*) schoe die Gesichts- und Kürperbildung der ^udra nnfcr-

. scheidet tiie von df^n andern Kasten als ciucii truiiuieotSft^niru« nicht

' /um arischen VOlkergescIdecbt gehörig; sie sind viel duukier, Herdeil sogar sebwarz geuam^i^P^. und. wohnten Mirs|ff09gU<4i i^i'*'''

.:ackaiailfsk am lad««» w t«p dm^imilMIP MHmmimr«|feD

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worden. Alexander fand am untern Indns noch ein Volk det fndra, weldie Diodor £6dlfm nmvt,^^) Sie sind also die am fiHhe- steoUntenwÜMieD, und wurden daher bei der camt «fiäter höher ge« Blelgedeli stoatlicliett Blldf ag viel eqger mit 4em gamea Volkatham TfliMpll ale die «pSier in der CraDgeaebeoe uod dem attdlieberen Men vaterwoffeneo Urbeyrobaer» weldie aie Pariah ganz anaaef« , halb des Vollsiebena stoben.

') Ri^-. M. X. 7, 6,—*) Bouini>uf, ■BTin^avnta-rurftna, T, prt f. p. CXV ctf. Lüäcn, Ind. Alt. I, S. 784 j "NVebtir, lud. Litt, S. 18. *) (^Jitttpatlia-Biahmaua l d. Z. d. D. M. G. IV, 301. •) Roth in d. Z. d. D. M. 6. 1, S. 77 etc. •) Manu, X, 79; I, 90. ^) Lauen, I, 8. 714 736. *) Itoth, 2. d. D. U. G. I, 81. ')L«iBn,Ind*Alt. I, S.^- Manii,X, 18; Lbsmii, 1,407.— '■)BoiiTii<nif ünNovr: taiL As. XI, p«. MB} Sotii, kl ZeUei» Jahrb. 1846^ a, & 85») Laastn,' Ind. Alt. U mde.; mre, qi^dis d-lObb. p. »)piodor,Z:7II> lOS; Iia0wal,799; JI» 174»

III. Ycrbaltalss Gsttcs ua4 der Veit su eiaaader«

§ iw.

Ist in China zwischen dem zweifachen göttlichen Urgründe der Weit und dieser selbst doch inuner noch der wesentliche Unterschied, dass die Welt rln.s reale Froiluct beider Urfac? torcn ist, und darum ein berechtigtes, gcwissennas^on »ogar btter entwickeltes Dasein hat, aia das der einzelnea Urgrümt« iit, so föllt litliidten dieser Unterscjbied gam fort, und kis^ 619 «pi adcker imb byea|ehtf ißt er eii| .iiiiberci^liitigter$ dto Walt iat Bicbil- ebi bOkf c ep^ick^^ Prodoet gOtiHebeic Ffie- immf aoii4eni leiae Veridfiaterting , eine Auaartong d^a eineO} allein berechtigteo Urseins. Gott und Weltaind dem Wesen nach eins, nur in der Form verschieden. Es ist in der Well schlecliterdiugs uicbt^, was. lU^^Gottc^ Wef^en unf) Si^bst^ selbst wäre.

Die Welt hat aber zwei Seiten» einmal ist sie ihrem. W^sei^ nach aui Jßrahma eii)8|, mH liim zusnmmenfallend, iwoitena aber ist iie^alf ^ £iiitftiip3erang Brohma'if» als der fniaaicl^ bcnm^gegangfaie^ vefSttdevte md verwandelte Gott» anoh «iader Hiebt das Brahma, »t weoigstena nlafit Brabiaa iii «abier wabren Gestalt, ist von dem wtrkKcbeo Urebis nocbi niiterschieden, so dass die Well und Brahma sich nicht völlig decken; Brahma ist zwar in der Welt, und alles, was in ihr ist, gehiin Brahma, und die Gottheit p^eht in die Welt über, aber gebt doitb nicht ia aie auf» die ganze Welt ist zwar Brah- ma's Sein und Wea^il, aber sie ist nicht das ganze Brahma; das einige, in sieh iiiiteraf|dedaio$e Ufsein reieht noch fiber die Weljt der Vl^fliieit Unaoai Jomc aa a^iaer ,pberjßlteb(e wird daf

üigiiizuQ by CjüOgle

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Meer der Gottheit '/um unrulicvollcn Wcllenschlas^e der Welt erregt, in der Tici'e ist alles still und regungslos. Diess druckt der Indicr bisweilen so aus^ dass Brahma nur 7.nm vierten Theile in die Welt sich verwandelt habe [S. 294]. Schärfer erscheint dieser Gedanke in der Vedanta- Philosophie. Bt ist Brahma, durch den alle Dinge erleuchtet sind, der nüt seinen Licht die Sonne nnd die Sterne leachten lisst, der aber doeli nicht durch ihr Licht offenbar wird,"i) h. der in der Welt nicht in seinem wahren einfachen Sein, sondern nur in seiner unwahren, cntdusserten Form erscheint. Denn Ver- änderung kann nur in der Welt, nicht irgendwo in Brahma seia. Brahma allein ist das ewige Sein, alles von ihm Verschiedene aber nicht ewig;" Brahma's Unwandelbarkeit wird nicht gestflrl durch die Verfinderangen in der Weit, so wenig die SoAse dadorch bewegt wird, wenn ihr Bild im Wasser sich bewegt^ So ist anch in den einzelnen Dingen selbst ein zweifaches Wesen. Was an ihnen als Vieles, Unterschiedenes, Änsser- liches, also als Gestalt erscheint, das ist das von Brahmas wahrem Wesen Unteiscliiedenc, ist das entäusserte, ent^:'"»- lichte Brahma; was aber in ihnen das Vielfache zur Liiihcit zusammenfasst, das Innerliche, Un körperliche, die Lebenskraft, die Seele, das ist das Brahma, das Göttliche in den Dinges* Brahma ist die Seele in der Welt wie in den Einzelwesen, ,',er ist geflochten und gewoben in die Wesen als ihr Herr.'^ Darum sind alle Dinge beseelt, denn Gott ist in allen. Dashst freilich einen andern Sinn als der ähnliche Gedanke bei des Chinesen; in China ist die Urkraft die Seele in dem ihr fremden Körper; in (ndien ist Brahma die Seele in derjenigen Leiblich- keit, weiche es selbst aus sich heraus entäussert hat, die es wie das Schaalenthier sich als Schaale selbst gebildet hat. ' Das Brahma ist aber nicht in allen Creatoren in gleicbef Weise nnd in gleichem Maasse; dici höheren der beseelten Wesen sind mehr von ihm erflllt als die niedrigen ond lebÜDsen. Im menschlichen Geiste ist Gott am vollendetsten ofFenbsr; In ihm, dem Erkennenden, kommt er znm Bewusstsein von sich, kommt aus seiner Entäusserung wieder zu sich selbst, wäh- rend er in allen niederen Wesen, so wie in dem nicht erken- nenden Menschen ausser sich ist. Brahma wohnt nicht etwa als eine Kraft in dem menschlichen Geiste, sondern es ist dieser unmittelbar selbst; es ist in und an dem Geiste nichts, was nicht Brahma wäre; nnd das Ziel nnd der Gipfelpunkt aUer Weisheit ist, das« der Mensch etfcemit: „Ich hin Brahma*'

SM

9S]. Dieser fort und fort wiederkehrende , zur höchsten (ilaubc'Jisformel gew ordene Ausdruck dca rciiibten Pantlieismus wird bei dem Indicr in seiiier ganzen schweren Bedeutung genommen, und es \vir(1 voller Emst mit ihm gemacht, in (»choeidendem Gegensätze zu dem Paatbeisinus , welcher ans der Fäahoiiüs eines religiAsea Lebene empordufteW Nicht ich n wmm EinaeUieit, In mtiiier freieii) «elbitbewiUMtMi Per- lAidielikeil, mit neliieit iMonderen EmpfiodiiBgeii^ ümgimgeik nnd Gedanken bin Brahne, eondem bin eo yielmehr das reine Gegentheil ▼€« ihm, das Ungöttliche, Unwahre. So lange ieb mich als ein besonderes Dasein, als eine selbststiindige i^ersün- lichkeit weiss, so lange gehöre ich der Welt der Täuschung an, liinl'ern von Gott. Nur wenn ich mich sell»sr völlig aufgebe, nicht etwa bloss meine sundlichen Gedanken und Begierden, meine Selbstsucht und meinen Eigenwillen , sondern mich als selbst- stlndigca Basein überhampt» wenn ich lülr mich gar niehts mehr Mb^ gar kein beeonderesy fersOnliches Dasein haben willf wenn kk alle meine Neigungen und alle Gefühle des Sehmeiaes nnd dsr Freude, alle Werke nnd alle Gedanken ansser dem einen der leeren Einheit schlechterdings aufgehe, wenn ich meine geistige Persönlichkeit ertödte, und niclits mehr denke als den einen Laut Aum. als den (ledanken: nur das Eine ist, und aller Unterschied ist nicht, und auch ich bin nicht, sondern nur Brahma ist, so habe ich den Punkt erreicht, wo ich sagen kann : Ich bin Brahma. IndiesemSal^ istaber nicht das Brahma in das Ick hereiageaogen» sondern das leh in das Brahma Ter« icUangen » wie der Wassertropfen eins ist mit dem Meere. Der m^s^e Pantheismus ist nicht Selbstvergötterung, sondern Stibstv^ernichtung.

,,W er das ur8|)riiniili( Ii dnrrh göHliche Büssung erzeugte [zur Wirklichkeit, zur Welt i^ewordenej ^Ves(!n, erzeugt vor den Ge- wässero, froboeod io der Uuhluug [des UeneosJ und alle Wesen durcbdringCDd, erkennt^ der erkennt Brahma... Alles was Hier [m der WeltJ ist« das ist avch dort [in Brahma]« nnd was dort ist» ist aach Uer; wer diess Air Terscbiedea wibat, st0nt m des Todes Tod; es ist hier ninaier eine Vevsebiedeoheit Daamengroas wohnt der Gellt [Brahma] nitten im HeiBsn, der Herr des Vergangenen Qud Zukiiiiftigen. Wie Wasser, auf der Berge Gipfel regnend, an den Seiten niederläuft, so wird der Mensch, wähnend, da*js der einige (ieist in den Wesen verschieden werde, an die Einzeiljcit gefesselt. Wie reines Wasser in reines GeCass gegossen, in Keiu- heit Maibti so dst Cicist des eikeBnesdeo ▲slrntea £veis|Dkt nicht

In die FeM«lo det- VeMuliitdaalmit «öd filoKtilMt]« Dtr UogebMtte hewohnt eine Stedt ndt elf thvtmi [dee meeMhliehea hM\. Er krt der ZeretSter [nelck« du fii«ie|MD aifkebt], woliDt ini Hin* niel [als Soime), irthnt ie den Lvftkveis [aU Wind], als Opftret

[Feuer] in der Erde, als Gast ergiesst er sich in die Opferfichafe [als Sonja]; er i«t die IMaiiiieski.ift if» den Menschen , ist in den Göttern und crföllt n Äther; er ist alles, im W u.sser erzcucrt wird und auf der Erde; er ist die Wahrheit, er die Majestät Voo ollen Güttero gehuldigt wird dem, der in des Benees Mitte in 2wef ggeetelt weilet Der in den Klirper eingegangene €iebl^ der in den ScMafenden iracbt, des inl Bmhnin, diees das Costaib- lidie; in ibn mben alle Welten. So wie das einige Feuer , eiage» gangen in die Welt, m verschiedenen Geetatten ereebelnt, so niMit auch aller Wesen einiger Geist aller Gestalten Gestalt an und wird änsserlfch. Wie die iSonnc, des Weltalls Auge, nicht berührt uirJ von <l*.'s inriis( Iilirhcn Auijcs Fehlern, 8o hieibt unberührt von dem •Schmerze der Welt der einige iu alleo Wesen wohnende Gei^t. Er

ist wandellos in den Wandelbaren Er strahlt, und das Weltaii

gUnat wieder seinen Glanz $ darch sein Licht erglftnat dieaa alle». Anfwlfta die Wuraeln, abwärts die Zweige atabt Jener ewige Fci- genbaum [die Welt ote^t auf au Gatt» wie Golt aar Welt hernieder, beide sind eina]; er betest Braluaa, der Unaterbliebes In lb«i labea alle Welten, niemand gebt Ober dieas Unaaia* Das Weltall webt ia jieinem Lebcnshauch."*)

,.AVic ein Wassertr(»i)r('n in eine Wasserraasse geworfen, ni fit herausgenommen werden kann, so kaini der mit dem Soiendeu [Brahma] vereintgte Lebendige [der Einzelgeist] nicht aus demsel« bea beravegehen» . . £a giebt [aber eigentUchJ kein lebendiges Wesen» das Tom Uucbsten so verschieden w&re wie der Trepin von der Wasaermasae, Das Seieade lat bloss dnteh Zntrilt der Timchuag lebeodlges Wesen/'*)

„Der Weise betrübt sich niebt mehr, wenn er erkannt hat dea Geist, den Grr)sseii, den Allgegenwärtigen, den Kürperloseu uod doch in den Körpern uolinond, den Bcständiqcu in (Km Wandel' baren.*'«) „Wirf Salz ins Wasser und tritt morgen vor mich hi«. So tbat der Schfiler. Bringe her das Salz, welches da gesten ins Wasser geworfen. Jener suchte, und fiind es nicht; es wer ati%elest Koste das Wasser, wie schmeckt esl Salaig« ' Wirf dieses weg und komme so mfar; das Seiende sidbst dn olcbt, tto ist aber wahrlich hier. Von solchem [uBwahroehmbareo] Weeea Ist dieses alles; dieses ist wahr, dieses ist der Geist, dieses bist du. '7) „Vom Herrn durchdrungen ist dieses Ali, und alles

da ht, was in der WcU »i«h regt."«) Der Geist [Purosclia] ist die iiHicrc Seele des AI!«. „Aus ihiu nlfes, ans ihm das Meer und alle Herge» aus ihm strtimeii die Flüsse; aus ihm alle JÜHvterj bei den KteineiiteD verharrt er als der innere Geist. iGoUt i0C «Mes; Mit, das Brahma« Er, das hOdMto GfttÜicktt, wer

ikutmkimit IB <kt MM» [des tta»iewi; itiia «InriblMIkb awsh der Weltdtnge] r«Keiid, der wiiH «b «tte Feeeelo der DowiMmMt«"*) ,,]BrilHHft Ist eto vfMeeei Meer, ndtten der Welt «nd ttiee dem Miaimel. Orusser als alles Grosse ist es eingegangen [in die Welt], leuchtend in ailem durch seine Kralt, Herr der Lebendigen, verbor- fff'Fi in alleiii, Iii der >I i M allrr Dinge. Alles uelit aus von ihm, ist in ihm, gebt ein in Es, und alle Gutter, als den Herrn es anerken- nend , sind in iliek Was gewesen ist, was sein wird, was gesehen wM [dee tiegeowirtiee]» ~ ellee iet £s. Was ofieuber nnd wee yeibeigeii Ist, Ist aüae in diwew wdiee ifber, dem meogelhieeD. Dtese tuBe [ted], wte dee Attier« de» fitinmel mid die Erde* le sich «neamaudlauii Dleee iet fie, wae elee fei mU dem Meere der Maja [mit der Welt der Vielheit]» alle Dinge wehend end hegrSnxend, bindend und l5send: feiner aln das 1 eijiijtc, hoher als da« Hrfrh«?tf!, vAu/Jv: "nd ^^rbo^^?(»n, zahllos gestaltet und ohne Gestalt, älter als das Alteste, von der Uimissenheit nie /u errei- chen. Fener ist Es, Sonne ist £s, ehenne die Luft und der Mond» waA jenes reine Brelmia» vnd jene GewSeeer und jener Herr der dieetuien. AngcnMkfce [SeitantemcMede] gingen Imi'rQr nee dem yRlneenden OeUt fPmuwka}, den kein Meneeb ctgreilen Imnn« •hen, ringsum eder In der MHte. Er Int 4er €tott> der elfte Regio- nen durchdringt, er ist der Erstgeborne, er Ist Im Mstleilefte, er wird gehören und wird ffernerbin] erzeugt werden. Er verharrt ein- xelo und nlliicuicln hpi allen Tvebendigen. Er, ror ivelchem nii bts geboren war, und der zu allen Wesen wurde, brachte, au Zeugnng sieh freuend, die drei Leuchten hervor [Sotiiie, Mond, Fetier].— Der Weise betrachtet dideeo g^^molssroUe Weeen, M weMmm den Welteil-Upt« «IMi anf dlenki«tnddlng» benbend. in ihm tereeberibd«! iMe Welt« mm Ihm «etbpifi^ nfo) die genebCpfa inl e# ▼eiAncbten mid yerfrehen miMr mannigficben fie* stalten des Daseins* Der Weise preise jenes unsterlriicbe Weeen, das gebeiiiuiis.s\ (»II Seiende und den lunnnigfaltigen Kaum. . Hifnniel, Erde und Luft als ihti erkenneud, die Welten [als ihnj wiesend. Kaum und Sonnenkreis als ihn anerkennend, betrachtet der W^ee JCne.^ Wcses« firwird jenes Wesen, nod eins mit ihm, Mem er den feieriicbe Opfer relleMtet.*« ^} ^ «,Wie der eine Atber m TeiecbiedeBen GalÜeeen vereinselt whrd| 00 Ist Mit ein

eimlg^r eb^lfiMfc«r, wie teSouie fo veiaaliMia«iWMer-

behältero." ") [Vgl. S. 293].

Gott ,»Ut ia allen Dingen verborgen; wer ihn als den eio^igcn Herrn erkennt und ais den, der das All umfa^st, der wird nosterblich. £r ist aller Wesen Mund« Kopf uod UaU, er woliot ia dem Uorzen aller Wesen; er erfüllt das All; er ist aUgegeBfrärtig; er, teCiiift [Pmuckajt «r «ier Beweger des Seine, er Ist Licht und uevergliig- Ütki danmcBgfoee wohnt der Geist hestin^g im Henen Mm» sehen, nnd giebt dnrdi das Hen, das Wollen «nd Desires ridi lumd. Der tsuseodkßpfige Geist, alt tnvsend Augen, tnosend Fisns die Welt ganz umfassend, wohnt in dem Herzen; er ist alles Seiende uud was gevveiscri ist uud sein wird; überall hat er »eine Hände and Fusse, überall seine Augen, Haud und Mund; . . . ohne Augeo siebt er, hürt ohne Ohren; er weiss alles Wissen, Niemand aber hi, der ihn ergründet/' i') „Nachsinnend gelsagt der Denker in dcsi Urqnell der Dinge; Er ist der Bralunn, er ^iva, erlndra, er no- ▼eigingllch der höchste Selbstherr; er Ist Vteehmi, et der Haneli er die Zelt, das Fener, er der Mond; er Ist sUes, was geweses tsl wss sein wftd ewigVch, Ihn erkennend iheindveitet mnn des Toi; kein asderer Pfiul ist cor ErlCsaog; den Atma In allen Wesen oad alle Wesen im Atma erbcliauuiul erreicht man das hucha^te Hrahma/*")

„W^oraus alle Wesen entstehen, wodurch nie leben, in neltbes sie beim Sterben eingehen, das ist das Brahma. Die iSahrung ist dai$ Brahma, denn aus ihr entstehen alle Wesen und leben durch sie, uad sterbend werden sie wieder svr Nahrung. Der Usuch ist dasDiahBij denn n«s denillsiiehe entstehen nlle Wesen etc; ; das Wollen(nMSii) ist des BmhM, denn eto.; des Erkennen Ist das BmhM eta.; dh Seligkeit [nlinUch des Eiusgefmils] Ist des Bfnhnis, denn sns der BeÜgfcett entstehen alle Wesen etc." ^*) Dreifach ist der Puraseha, äusserlicb und leiblich, innerlich aU Seele, und al^^ Urgeist, Faram* atma.** „In den lebenden Wesen sLhluinmert der Uriyott unter dem Namen Puruscha und unter der Form der lebenden Seele [dbiT- atnia]; er wohnt mehr oder weniger vollständig im Innern derkbw- den Wesen, und im Menschen am vollstfisdi^ea." „DerfranoM Asket betnchte dieees ginse WeltnU in selnet Seele ein iitaniiwh nrft den nnverinderiishen Wesen, und sieh sehst eis idsnlischsä de» höchsten BfshBM.'<s«)— ^ Wer die Wesen sehnnet fai siel, «od sieh in alten Wesen, der ist fortan nicht geneigt, irgend etvras zu ^ erachten. Wenn alle Dinge gewordei» »ind wie sein Selbst [untertichiedöluti in Brahjua verlliessend] , welche Bethorung oder welcher Sehnen ksm £tir ihn seia^ der die £iolieit der Dis(c henntl''i7>

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Natürlich kann auch bei dem iDeinaoderfliesgen der Einzclgotter 84] jeder derselbi n dasselbe von sich »ngeo. S») sagt Riidra: „Alles was ist, bin ich, und alles was nicht ist, das bin ich auch; ich bio Brahma und blo der ürapning aller Dioge. . . Hude» ist Brahma, Viscbnu, lodra, dl« flemeote , Sonne, Mond und Stenie» A% SUe'it, der Tod« 4ä9 L«b«i. er Ist dM AUi ihm Mi ABfcetiwg.'«

Um Obttgefceo aad EfcigehM Gott«« w die Oeatafeiii beeoo- den Itt den M eoedbeo, wlid aneh wefcl in

Mer Weise dargeatellt. INe Smm iet das Bralinia; dnreli die Soonetistrahlcn und durch den ebenfalls von Brahma komniciulcii Resen entstehen die Pflanzen: durch dit si; wird der Leib genährt, uihI entwickelt sich der in die Creatur ettigegangenc hininiiiache StoK weiter bis zum eriieoDeiiden ireiate. „Er ist die einige Seele aller Creatareo} von ihm geht aus das Feuer, durcii weMies die SesM gfiosl; mm den Heed entstellt der Regen, aes dienern die PflnHea, der MaM [dnrch diese genifcrt] Muclitet dan Weib dnrch den SnMn; no werden viele Creatnren ans dem hOcbnten Geiet emengt.^M) Dan vom Monde anngeiiende gSttlicbe Sein, welches durch den Hegen auf die Erde koiuiut, wird bisweilen auch 6oina ^enannf )

JVJag auch die Epen-Zeit das Zeitalter des Vischnu sein, und neise Verehrung an die Spitze des religiösen Lebens treten, mag seine im Vergleich mit dem Urgott ohnebin schon nebr concreto Centnh dmob eelne ▼teUadien wirklieben Eracheinnngen anf Erden, bsnoodew in nennebttcherFonny eich von der Üelefen brabmaniscben Idee wmA weit entfenen nnd dan fiber die UntemeUede erbabene GStfliclM mit den reichen Gebilden der PhanCaaie nmranfcen« dan reine Urlicht in bunten Farben spielen lassen, das Oberraetiocbliche ID den Kreis menschlicher Be.si;ljraiiUt}ieit hcrabzielicn, so bricht «las tiefere Bewusstseiu (li rniocli durch alle diesf* Hullen deutlich gemig hervor, und die weitgrettcodsten Ciledanken der indischen AH-Eioheitslehre tönen durch alles GerSoneh der bewegten Viscbna« Wdt Mnicb. Die Spinede des Mnbabbarata, die spiter den Ve- dies last gkio^geaclMlate Bhagavad-Gita,«) spriebt den Ve- 4«rtn-Pnnlheisnns In nchneidendar Scbitfe ans, wiewebl sie - spätere und fremdartige Oedanben beimisdit und aneb die mytbolo- git^chc Forui nicht vers( liinaht. „üas einfache, untbeilbare Sein, das. ist die höchste Uotfheit." „Oer Weisheit theilhaftig er- blickst du aiies Seiende in dir selbst und dann ifi mir." „Der Fromme erkennt den Geist, der in allen Wesen wohnet, und alle Wesen k dienern Geist begrirfen, uod siebt obecall dasselbe; wer micliniebt fiberaU naddanAU m mir, ans dem entweiebe icb

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nidit, und er wdMt nfdrt aw ndr/'M) ^ „Eide» Wswcr^ Fet«r, Luft, Äther, Seele, Oeitt und SeSlM«geRlhl, hi diese Welieo

ist achtfach zerthellt mein Wesen, dtm iiiedrigere; aber erkeDne aoch mein amlere» höheres Wesen, ileii liebensgiuud, «tiif den die Welt »ich gründet. I< Ii liin des Weltalls Ursprung und sein Unter- gang; ein Höheres als ich ist nicht. An mir hängt dieses AU, wie an der Schnur der Perlen R^he; ich bin der Saft im FlGsaigen, das likbt bin ich in der Sonne und faa Monde, der Schall im Äther, die Menneekrtfl In den Menechen; idi bin der QUni der VinaitM und das Leben In allem Lebenden md die Tngendfaraft In den As- keten, . . der Weinen Weisheit nnd der Tapfein TnpfeiWt bfai ich, und der Staricen Stftrke.^^) ,,Ich binden Wellafla Ursprmig, nsf mir entspross das All; ich hin der GeiAt, der im Herzen iüler rreaturcn wohnt; ich bin der Creaturen Anfang, Mitte, Ende; ich bin der Vischnu unter den Adityas, die strahlende Sonne unter den Sternen, Indra nnter den Göttern, die Seele in den Sinnen, die Erkenntninn in den Lebenden, iob bin Meni unter der Bci^ Gipfel j . . unter den Waanem der Oeeaa,«. nnter den Laoten dia einnilbige Wort [Ann],« . der heilige Feigenbean unter den Bin- roen; . . nnter den Geachoseen bin icb der Bllts, «id lurtnl den wilden Thieren bin ich der Lüwe, . . der Ganges bin ieh unter den Flüj^sen, . . des höchsten Geistes Erkentitniss unter den Kenntnissen, die Rede der R( dnor hin ich; unter den Buchstaben bin irh das A, und die Verbindung in der Wortverbindung; ich bin die uncrscfarupfte Zeit, der alles schauende Erhalter, ich bin der Tod, der alles raubt, der Ursprang des Zukünftigen; ich bin der GtanS der GUn* senden« ich bin der Sieg, die Kraft dar KrftftigeD; ieh bin aier Wesen Same; nichts Lebendes nnd QicbtB Todtes ist dme mkhs was herrlidi Ist und glacklieli oder hervorragend,- das Ist roh mei- nem Glanre entsprossen, s^) Was su erlbennen ist, will ich verkio- den; wer diess erkannt, geniesst Unsterblichkeit; ohne Anfang ist die höchste Gottheit, weder scirnd ist sie. tioch au< fi r)ioht«pienfl; überall ist sie, mit Händen und Füssen begabt, und uberaii Augcu, Haupt und Mund besitzend, überall mit Gehdr begabt, alles nnh fassend; . . nicht sertheilt in die Creaturen , und dseb gileiibBUi * nertbeilt In ihnen wohnend ; der In die Natur eigossene GeisI nimmt Tbell an den natflrilcben Elgenseballon; wer nsm 4m bldislgn Herrseber in allen Creatnren wohnend sieht, der Hei Ihrem- Tode nicht stirbt^ der sieht die Wahrheit; . . wer der Creatoren Einzel- uesen in eine Einheit Äusammen2:efasst betrachtet, und nHederoni von da aus entfaUet. der crlnuirt die (iottbeit; jener höchste ixcisU weil er des Anfangs entbehrt, und frei ist von Eigenschaften, ist

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keiner Verderbiiiss ausgesetzt, sellist wenn er im K*»r[)er «ohlit; et wirket nicht, und wird nicht befleckt; so wie der alles durchdringende Äther seiner Feinheit wegeo makellos bleibet, so bleibt makellos eli- fooftl der mit dem Kfirper Tereinigte Geist; eo wie eine Sonne daii giüse'Weltall dnreblenchtet, so darchlevchfet der des IvdiaeheErken- * neede dae gesammte Irdlsebe.**) So wie im Atber webet die all- ▼crbreftete endlose Lnft, so wolieen atleCreatnren ?n mir; alte lieliree an der Zeiten Knde in mein Wesen zurfick, und ich entlasse sie wie- der am AiilVüii^e einer neuen Zeit; ieli bin die Ilnsterhliciikcit und der Tod, ich ijiri (ias Stiiii und das Nirlitselii. Er^ von dein das Weltall sich entfaltet, wird nie geboren und stirbt nie; so wie ein Mensch die al^enätzteo Kleider ablegt and oeve anzieht, so legt er die abgeofitsteo KOrper ab, mid zieht fai neee ein» der Oeisf **)

1) Sflnkam, Atm-Bodlia, 61. *) Xiehnitia det T«d«ntii, 19. hd WbA, a 19r4. im$ OoMnr. XmwIi, fi. 18t^ •) liihnMt^.DjpaL I, Wdier. - «) XslMa-Upmb IV, 6. 10 15; V, 1-3. 8. 9. 11. 13. 13; VI, 1. 2. bfi WindiBChin. S. 1714, Poley. •) Sankara b. Wind. 1426.— «) Katliaka-UpML II, 22. ^) Chandog)a-Upan. b. Wind. 1710. «) Isa-Upan. b. Wind. 1696. •) Mnn'laka-Üp. b. Wmd. 1701. lo) Jadjusvcda b. Wind. ir,l«i; vgl. Bopp, Conj. St;,!. 280. Yojnav. III, 144. »«) rrptarratara-Upaii. III, 7 18, in Webers lud. Stnd. I, 426 etc. »») Kuivalya-Upan. 7 9. Ebend. U, 11. BhriguvaUi-Up. 1 6, cbond. II, 2.32. »») Atma-Upfin. ebend. Ind. St. II, 56. •»•) Bhagav.-i'ur. VJLI, 14, 37. 30 j VII, 13, 4 (^liumouf). *0 isa-Upa- ttischadc, bei Wind. S. 1697. Othmar Trank, Vjasa, I, S. 33. Athanra^^lrafl- Upan. in Wehera Lid. Stad. I, 384. vgl. 426. Mahaaaraxana-Upnn. eftead;n, 96; Tgl. Yi^nar. HI, 119 ff. «•) n. Hnndaka-Upan. n, 4. 6$ Potey, tt. Wind, im *0 Cli«iiogy»-üp«B» b. Wind. 1674. W. Hmlnl^ tedie Bbfgnr. ia d. Abb. d. Bwl. Aluid. 188». ^ Blui. O. Vm, 8; IV, 86; VI, 29.30.— **) Vn, 4-11.— «*)X,8. 20 41.— »•) XHI, 8.18.13.16. 21. 87. 30—38. IX, 6. 7. 19. ") H, 17. 20. 22.

In dem Verhältnisse Gottes nnd der Welt zu eiuauder fölk alle Wahrheit in den enteren, und die letztere ist ihrem Wesen naok niektlg and anwahr* Das beetimmtei einselne Dasein, der MeBseh nkiit aasgeBomment ^tt gsns In den fiiatergnind, ist eie nifUliges nnd nnreehtmässiges, hat dnrohans keine Selbst- slSndigkeit imd kcrin Reoht. Spfe^end enseiigt bleibt er ein ein Spiel der Gottheit. ludern das iiKlisclie liciikeu zur Einheit drin^9 geht ihm die Vielheit vtM loi t n.

In dem bralim?iiiisc])en üewusstsein ist darum auch kein Raum für die Freiheit des persönlichen Geistes. Die ireie BaraOailichkeit ist grade das, was nieht sein soll und darf, weU ckM «ntoksb^ der Weisheit hdebstes Streben ist Alles, was dm MibslaliMttgSB Ma la mk ist, aniss vsmeinl wcrdeni be^

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•tehett darf In mut w, wm das «iiia Bnluna selber ist Uad iaclem Brahma die Seele ia allen lebenden Wesen ist» Ist er enbii der unmittelbare YoUbriaf^r dessen » was dorch sie gaseUdn.

Das Volks thümliclie, praktische Bewnsstsein , wie es in den Gesetzbüchern, iik den i^peii, Fabehi und aliuliclieii Dichtungen liervüi tritt, folgt freilich nicht dem brahmanischeu Gedanken bis zu seiner letzten Spitze, und maclit dem natürÜcheu Bewusst- sein der WiUeusfireiheit grosse Zugeständnisse; aber diese Nachgiebigkeit gegen das unmittelbare Bewasstein hat keines Anknfipfongspankt In d«n fintwiekelangagange der indisdisa Idee, and widerstreitet ihr gradean» Das schAder and kühser entwickelte Bewasstsein des Vedanta sehreitet über diese aalAr- lichen Geföhle mit der stolzen Strenge innerer Berechtignng hinweg, und spricht klar und entschieden den der iudi^cliCii VVeltansicht durchaus eignenden Gedanken aus, dass der Mensch, als eine Theiiülfenbarung des Urbrahmas, wesentlich mit ditaem eins, kein eignes freies Wirken habe, dass all sein Thim schlechterdings Glottes That sei; Gott wirket in ihm das Allge- meine wie das Besondere, und nach das ▼ermelntliche BOseirt nnmittelbar Brahnms Wurknng and Twlierl dadatch sagleld seine sittliche Bedeatung, weil die Sittlichkeit scUeciiter- dings der Freiheit angehOrt Durch den Menschen und in ihn wirket lirahiua aliein, niclit ein inenschlieher freier Wille; von Brahma sind alle Begierden, er reizt zur Lust, zum Guten wk zum Bösen: jede sclilechte That, der Vateiiuord, .selbst Ermor- dung eines Brahmaucn, das höchste aller Verbrechen ^ das ist alles die That des in dem Menschen wirkenden Brahma, nicht Sebald des Menschen; and die christUohenMissionärei wei- che yon dem in der sittlichen Freiheit warzelnden Bewawtiefai der Sflnde aad der Sebald aasgehen» finden jetat nooh bestiadig sich dem stolsen Brahmanenbewasstseiu gegenüber: ich habe weder Sünde noch 8cl)uhl , denn Brahma wirket alles in mir.

Fr. Windwduuuuu, baucora, IH. 116} Oiij^o^liat, II, p. 100. 64». 342.

») Om scUt« VerkiitvM dar QoltlMit m «ton McMdMk

§ m.

Das Aafgefaen alles Daseins und Lebeas ia Gott nimmt hi der weniger tief gehenden Ansdmaaag des Yolkea ebie sehr abge- i aehwftefate and anbestimmte Gestalt an ehieiaeits lAsst man die

sinnlichen oder als Geister vorgestellten creatürlichen Gdtter sich

in zufällig individueller \\ eise um das menschliche Thun und Lassen sich kümmern» Tugend und Laster gerecht Tergtltefi)

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den Flehenden beistelicn. die Feinde niederschlagen, oder niidi in ()fe meuschlichen Leidenschai'teii partheivoll sich mischen^ nit liebe und Haas menschlichem Streite sich geseUeo, allen* felis aocli Gott gegen Gott in honierisefaer Weise anffareten, M besonders in den Heldengedieliten; andrerseits wird die 4vreli das ganze Reidenüram sieh liindvrelisieliendey Ton der ei(|;eirtiiehen Velksreligion vndbhAngige Idee eines gereeiht wal- tenden Schicksals [Bd. I. § 60], welche auch hier, besonders in der Lehre von dcrSceleuw ajiderung und von dem Leben nach dem Tode tibcrliaupt, mä( htig liervortritt, bald an «las scöttliche Ürbrahma, bald an die Kinzclg;ötter angeknüpft. Aber diese An- knüpfung ist so locker, schwankend und unsicher, dass schon bierans herrorgeht, dass diese mächtige Idee nicht ans dem bmbmanischen Gfottesbewasstsein entsprangen , sondern, ans emer höheren, fiber dasselbe weit hinansragenden Ahnung enl- Btanden, nnr an dasselbe angelehnt ist. Die tiefer gehende Lehre kann freilich diesen Schicksalsgedanken nicht zugeben ; Jas menschliche Tluin wird tla nicht bloss «jeleitet und vers;nlton, sniideni ist das göttliche Thun unmittelbar selbst; die waltende (lerechtigkeit aber kann sich nicht, wie bei der Schicksals-Idec, darin zeigen, dass in das als wirklich und berechtigt anerkannte Bisein ein Temünftiger und sittlicher Zusammenhang gebracht wffd, sondern darin, dass alles Dasein als ein nnberecbcigtes anf* gekdbea wird« Das leere nngeistige Urbrahma gewihrt chvehin lir ein gerecht Tcrgeitendes Schicksal keinen wirklichen Anhalts* pvnkt, nnd die einzelnen creatMiehen Götter keine Gewälur.

Die Form des Schicksalsglaubens ist schwankend; die Deutung des Scliickj^als aus den Sternen erscheint bald als un- fromm, bald als bereehtip^t. DerEid und die Gottes-Oericlite, aus der Idee des Schicksals entsprungen, haben besonders spä- ter sehr bestimmte nnd die Wichtigkeit dersdbeii beaeogend« Fbrmen*

Als ein hKodes nnd rileicsichtskises erschelai das Schicksal nnr hl der spSteren ausgearteten Zeit. Früher fesate man es mehr als efti gerecht Tergeltendes auf. Krankheit, hohes AHer, frifher

Tod etc. werden als Vergeltun«: des .sTttlichcn Lelieris betrachtet. Am liebsten aber wird de?« Menücheti Sr ksal. hesondtii s dasschn e- rerzu erklärende, auf die Thaten desselben in einem früheren Lehen vor seiner jetzigen Geburt zu riickgeföbrt. „Vum Schicksal und von der That des Menschen hfingt dasGeNagen einer Unternehmung ab. Das Sdbicfcsal aber ist offeniwr mirdieTbatde«Meo8cheo in eioem frtfae. iwitCheB« Wie dnrcheiaRad detOaog desWagiMs nicht saStasds

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komm^, 80 gebt obM ü^' Tlutt d^*If«D8dheD 4m SflUdcail «id4

ErfülluDs:. 1) I>er Uitopadesa tritt dem Glauben an ein bliodes Schicksal sehr ernst cuts^egen. »,Wie luau wohl zu sagen pflegt: „„(l(_> l^ehens Dauer, Glückügilter, WiAsenschaft, Werke. Todesart, bpstimuU s'md fliege fünf Dinge Sterblichen schon im Muttcrscboo&s. Was sieht sein soll, geschieht nieniaU, und was seio ssll^ ^/amkUkt g^wjuMSS DshiDt doch dieses Anaeiiuittel , jeglicher Sorge Cepn- glft."" Das siod mir die aus Tiägheit herrfibrendso Redenaartei eisiger Lente, die Jede Habe scbeoeo^ Bese an das Schkhiili Gewalt glaubend attss docb Jeder sich selbst bemfllwi oba* ei|BK Mühe gewinnt Niemand nShrend 'öl aus dem Sesamom. Den liiM^ der rüstig strebt, gesellt ty'n h Lakschuii [Uie Güttin des Glücks]. Der Faule spricht; das Schicksal inuss es sehen. Dium kampre mit dem Schicksal; strebe männlich. Miä.slitjgt es dann, so hini du nicht zu tadein. Scbicksal ist, was man vor der Geburt gethm*'*) Die vergeltende Cferecbtigkcit geht auch auf Kinder und Eokel über. „Die Stinde, begangen in dieser Welt, bringt wie die JEidi^ nicht sogleicli ihre FrGcbtej^ aber alfaalihiich wachsend, stfirslaiadfla» der sie begangen. Trifll die Strafe nicht ihn selbst, so dach seiaa Kinder, wenn nicht seine ICinder, so doch sene Enkel, aber aaab* wendhar. Die begangene Sünde ist nie ohne Folge für den Urheber; (hin L ngerechtigkeit gelangt er für einige Zeit zum Glück. al*t.r 7J! letzt geht er zu GcuuUe mit .«einer Familie und mit. alleiu, wa« ihm gebort. ''3)

Traumdenterei wird in der späteren Vedenzeit erw&bot oad gebilligt,^) aber wenig Werth 4aiiuif gelegt CHOdüielHi aad aa* gldckUelie Ti^ and Stunfifsn werden wie m Chiiia snrgftli% heuchlet liei allen wichllgeii llnteraehnMii^io, wie hei der Naiaangebang du Kinder. 0) Sterndeuter wenlea nadr ^Uumo) deaQjftia als anwürdig ausgeschlossen; und erst seit dorn fünften Jabfh. ' nach Chr. lä^st s'icU eine Avirkltche astrologische Wissenschaft nachweisen.'') In neuerer Zeit spielt die Astrologie eine srosi^e Holle; die fast iu judem Dorfe aasässigcn, lueiüt erblicheo Astro- logen werden bei allen wichtigen Dingen um Rath gefragt, bei der Gehurt eiaes Kindes, bei Ueiratbea etc. Sia emiitteia die Stelling der Sterne in einem beatiinaiten Zaitpuak^ and geben nach ahiaa Tabellen die sh erwartenden Schickaale so» die glflcklichea vad aa* glQcklicbea Tage, die Mittel« dem bemstebenden Uaglflok aane- weichen, die Personen, mit welchen der Menseb Umgang haben, dhi Geschäft oder eine Liie eingehen kann etc.; ausser deu Sieroen werden ancli andere Wahrzeichen lieachtet,

Die Gottes- Gerichte Brscfaeiyeo j^mächat aja.die ^rundiig^!

des Eides, über den schon bei Mantt^) ft^r bentfmnite Voradirif- ten geareben sind; es wird d;ibei aul eiuWi3>;si:;ii ih r (.-"ittir von dem Thun der Menseheji lesen , und Meineid luil <leii iiartestea

: §ttttiicheD iiStrafea luMU^oht; ein Mciucid hahL alles Gute auf, wa# der Meoseb seit se'ioer Geburt gethau. Die eigeaUieb^ Gottes- tiMifhi« aM Mkm 19 den ältereo rpanischaden aogeordnet» n^äm&a M tacften i»H gebaatajo» fiftD^es £ühien feie W liei; er h$t yatoMi»! iMftditiBeAxtgtoheodfllriki. Wem «r der Tb&ter 2«^ 4m Mchi er M edhat «nwelir; uuvTelir, «Ich ^ lifige hüllee^ nimmt er an die glühende Axt; er yerbrennt sieh vmd mlrd <Uud« gtr tudtet. Ist er aber unschuldi<?, so wird er nicht gebrannt; alsdaon wird er losgelassen. " ^o) ResliaHuter spricht Manu; bei wichtigen Fälleo blasse der Hicbter Feuer (mit der Hand) nehmen von dein-

- . jeuigen, welcher e^iui beweisen will, oder er Usse ihn in Wasser iMiArni, oder die Häupter seiiierKiBder und eeioer Gattin berübreo» ^mjßiagi, weldiee die Flamme eidil tireent, dee das Waeeer ebeaeef echirlMieD Üett« ued dem mcht eofert eie UegMlflk xq- etleel, eeU ie seiiiemfiide als welv eeetkenat werde«.«' «»We§^ Feuer, Wa^iser, Gift und das Weihwaeeer aled die CSottemrÜMile «ur Reinigunif: diese werden bei wichtigen Anklagen angewandt, wenn der Kläij. r zu üiner Geldstrafe [im T lU er Unrecht hatj bereit tat Einer der zwei nach Gefallen soll die I*r( I)e machen, der An- dere zm.StnS^ bereit sein; audkjo^oe d^e Strafe soll er sie machen M ^mtm miwtm^ Verbreolien. l^ie Wege ist für Frauen, Kio- d«, Mee, BIMe, JUim, »ebaM^ev und Kwlw; das Feuer, Weaeer md die «lelm> W^lmkOroer » die fedre." Der Vow IdagteaaHlQdieWeteateigm, «eioGflwABk^wdbe*iiq|iaet5 dasAai;

. wiirLs oder Abwärtsgehen det Wag« bei eiaenoizweite» Besteigen lie^ zfichiiet dielJnschuld oderSchuld; d ie Sache ist nicht klar dafgeeteilt. ; liei der Feuerprobe wird nach ciuoiu Gebet eine gUdionde Kugel dem Angeschuldigten in die Haud gelegt, die er eine bcstiiniute 2eit lang» ebne sich zu verbrennen, baitea muss, wcau er ai»i un- l)rM<^ «eiiiiybep.eell ^ der Waaserprobe tafiehi der Mensch (rioBei.Aiwufaii dee Veraea wter dee Waeser, während eio mMrtWteaiiTrr ümvi eieea ia deneellMe Aegepblie^e abneecboaee- ■aeMdl epiiokMt» Ml jei^r 90 leage en^» jap iat er neediiddifr ^s)

«> Ti^T. I, SiS. 86a «) A. W. Y, Schlegel, W«rlie, m, S. 65. ») Manu, IV, 17^ 0 Saakar», b. Wind. U17. •) Mwift, Tl. - •) M. HI, 162. vgl. leaoelilt 80.'— Zeitichr. f. K. d. 11 IT, 8. 831. - ») Hügd, KaBchmir, IV, 94t. eae. «•.«st. Tgl. MtgÄsth. frngm. 38. - •) VIIL 79 etc,-io) Chnndogya- Vpmu TOI, VWni» lad. »M- i, JHan% VtO, * «) Xw»v.

II -in.

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§ 104.

Von einem besonderen Einwirken der Gottheit auf die menschliche Seele oder den Körper kann in der klaren Bralmia- iien*Lekre keine Rede sein, denn der menschliche Geist ist ja an sich schon die dem Menschen einwohneBde Gottheit actel; Brahma ist nicht ausser dem Menscheii; alles Denken und Wollen isl el^dieh Brahmas Werk. Daher werden die Veden auch nieht einer besonderen Inspiration zageschiiebettf son* dern mehr als unmittelbare göttliche Offenbarung betraehtet h der Inspiration bei den subjectiven Völkern empfängt der selbststliiidige menschliche Geist das göttliche Einwirken; in In- dien ist das wahre menschliche Denken schon unmittelbar selbst die göttliche That, nur ist dasselbe eben nicht in allen Men- schenwahr; was aber der wahrhaft Weise denkt und spricht, das ist qnmch schon GottesWort ; mensohllches Denken nnd göttüebcs Wirken sind da schlechteidings nitdit Ton einander nntendde- den. Wfthrend bei den satjectiTen Vdikem der wo Gott mier- «chledene Mensch sich im Gebet zu Gott wendet, nm demca Geist zu empfangen, hat sich der Indier nur von allem Nicht- göttlichen zu reinigen, um das (Göttliche iinverdunkelt schon zu liaben; dort wird der menschliche Geist von dem göttlichen er- leuchtet, hier leuchtet der göttliche Geist aus dem Menschen ?oii selbst heraus, und es bedarf nur, dass die Terdankelnden Nebel- dfinste der SInnliclikeit weggehancht werden; dort ^t dl» Ctottbegeistenmg das Nicht «NatMIche, das OfoematfirlldM» - hier ist sie das ganz Natfrliehe. Die ^nlichen VortieHmigeB ^der Poesie nnd des gemeinen Volkes Ton einer immiHeliMra Einwirkung der nntergcordjicten creatiirliclien Geister, der p»» ten so^vohl als der böscu^ aui die Menschen, steht damit uichi in VVidei?spnich.

Der pnntheistrsche Charakter des inclischen Bewusstseios giebt der göttlichen OfTeobarung eine sehr eigenthfimliche Bedentoog. Es ist durchaus kein wirklicher und weseetliclier Uotersohied wf/U sehen der €h>tftheit, welche sich effenbart,- dem Meflscheoj dem «te aScfa offenbart, und demMlttel, durch welches sie olKndmriviid;-iKe drei snid an sich eins, und der Unterschied Ist ein blasser, sdittlm* hafter, nur scheiidiarer, der Maja angeliürig. Diesen Gedaniceo entwickelt besonders die eii^entlichc Veden-Erklärnnc;, dieMimaosä. Brahma ist da mit seiner Ütlenbarung wesentlich eins; der Lant Id dem er offenbar wird [Aum], ist ewig, und ist Brahma selbst, nicht bloss ein wHIkahrliches Zeidien lür Ihn; der Lant» das Wort,

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ut gewissermasseo ideellste Ofrenbaninc:s\vefse, ^vie dielNatur- welt die siditbare; aber w ie die Natur nicht eto bloaaenW^k, «D Abbild Brnbma's ist, sondm dieM« mHmI; mr tungewaodel^ m litancb da« Wort Picht mm U ■Mgeijpf oitwtteg, ,,i8t nickt benroift^

ab» 4m WoM «rlBtMt md eiÜMMü» li»t It dlaMi aalbit •Am disBralMMi; Mier da« groio Gewicht, wddiM «vf AmBiAml

iM ifli Avmpredwa dwirfbeii gelebt wird. Die eranze Sprache der

Weßsclien aber ist gar nichts anderes, ;ils die Entfaltung undAuKeiii- anderleeung jenes ewigen L rwortes*, der sprechende Mensch macht das an sich einige zum vieilachen, so wie da« einige Sonnenlicht in den Thaotrapfen in banten Farhea sich bricht und tausendfach fiicli spielt. Die Sprache ist ehie ans Bfihm grad««o «otfiMrtt Wlitio Um N«tVf IbI nicht vmt Mo— chw itfindM, Modem vttt

Mriht^ ngnaadt [vom Msiaehc») whd er ehe» eur iwgesprocbeep ikht enrt mht Ssleleiix ^ebie^t* Ht dee Veihee is eMisil sieh dss

SoDDenlicbt, in den Wellen das Meer; ebenso wird der einfache, ewige Laut, wenn er vernommen wird, umgewandelt und vielfach. Die Bnchstaben sind Anklant;e des ewigen Laiitos, c^vii; wie die BedeatttDg der Töne selbst, niemals neu; nur ihre Offenbaning ist ■eib Iher «bfarhe Laut ist Brahma , und die Welt ist Name [ein MMSeeprecheaee Wofrt].<«i> Der Meoeoh het eke ewr m iaeeehei

ImI» «od die eehi Ohr eeUi^eedeB Wellen eaTenehnee; dttieli dto All «Ist Oettee Steflie, «ed ee hedeff eer eeiplltaglteher 8^

4e SU erfiMsen; und die Veden sind der Ausdruck fttr dfeseo

Gotteslaut, sind ebenso UTimittelbare l«otteserschei»uHg wi(^ die Natur; 3) wer zur rechten Ibinheit mit Brahma gekommen» bedarl

ihrer freilich nicht mehr.

') Weben laL MU I, & tl7. ^ «> Sanaa-lfimaBM K Wind. & mi.'-^ ^ A«Mh litt.

'Ii icr tewegterea EpeaMÜ tmd der oMel folgendeii aäaaät im Vktmkkm Gottes «vf M Well noeb eine andere, vUA bestiiniiitere Geetall en. Die Welt ist in dieser Periode Tiel «eh»

als sonst als Wirklichkeil erfassl, und auch die Gottheit wird anscbanlicher und menschlicher. Freilich das Urbrahma offen* hart stell auch hier nicht, zieht sich eher vor dem L^rm der BfirnheToIlen Kanpfüa^ in noch grauere Feme zurück, aber die Einzcklgötter treten um so kräftiger in den Vordergrund und Ii «Imi lehhnftea Verifielir mit den Menielien. Und besendeiB

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ist es der Gott des bewegten, ^scliiohtlidieo Lebens , Vischnu, welcher mch mit hohem Interesse um die menschlibheu Angele- genheiten küHuuert, und helfend und rettend in »le eiogreifl. [ Wenn bei dcu an sieh dem geschichtlichen Leben fremden Indiern eine schwaohe lUgnog eiiftes solchen auftaucht, da ist ! BS mcht der Mensoh, tondeni der Gott, welcher das Rad der CSaseUdhfte n Bevuegsng wm. AvalarM [8. §71], ftat immer amr dem ViMshmi, eelir-selteii «ad i>i1meheieliiih mar mleNkelmlmMdigdiam^irasageaoliHelm bntniehiimi des rtib gi5se Leben der e][H8chen Zeit Sie sM im der Vedensseitiiielit vorhanden, sind auch ila gar nicht möglich. Das später stärker hervorti^eteude sobjective Element, die schärfere Unterachei- dung des Menschlichen und Göttlichen, im (ic^ensatze za der atoee VedeniollEe, und die selbstständigere SteUong des Meii- ■iiten maeiien auch eine schuldvolle Entfernung des Menschen rm Gott wid eine GefiUudiieg der AleeeehlMk tmüt^ßoL De IfcM der Gott deeLebmm vettend ein bi die Geeddiobte« tritt eelbet fai dieselbe, mmmt eieen kdieeliett Kitfper an, glsidnid eb idiien Thi^* oder efaiea Meaeehenlelb, vnd eiedMH ab kräftiger Helfer, als Held in den Känipfen den Lebens. „Zwar ungeboren, spricht Vischnu, unwandelbar, und aller Wesen Herrscher, Herr meiner eigenen Natur, werde ich doch durch meine geheinmissvoUe Kraft geboren. Wenn in der W eit die grdmmigiteil smlf t and gottlos Wesen aimimmt , so lasse ich mich selbst geboren werden.'« ^ Wem die £mbeit 4ea MeamlMB mit 4er GolOMit dereb Sebald geeMM and eiae S^ameia» «in- gtMten fei» dtan erfolgt ein Übetgreifea dee waÜelMfeaGftM fa.dieronitoeidieBtfiiriimeieMeneddieit, umdie.meiiemM Em ibrem Urgründe zurückzuführen. Die Avataren sind zweites Auästiömen der Gottheit in die aus ihr entfaltete, aber ihr frenul gewordene Welt, eine Wiederholung der ersten Ent- faltuno^, eine Verstärkung des göttlichen Elementes in der krank gewordenen Menschheit. Dieses J^intreten in das geschichtliche Ihebeaiiel^Mtteiail'äldbeingeetaUaagy nicht eine obeifläcbhche Vemaadlmigf efwdmeiaaged^ieiwk WisUicblfaili.. 2te Gut emMa^ alekl Haee ^lAbeirgebead^ a>mdf wi : mM. yabarea> W9A lebt die :gaiia« aieneobnelie Eatwicfcelung dtaaiäir:.ev^ W Geschichte^ wie er in den Vedea aur JNatur geworde».

li)ie höchste dieser Avataren ist die Erschcijiung des als höchster Gott auftretenden Viscl»iu als Krischna9") der tlcu j köpfenden Helden liilfreich zur Seite steht, und aagleaUi

Verfaftadiger der Juicbaiaii jkkenntniee eregbeiatt ^ . -

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In der aUeaten Darstellung der Avataren, im Mahabharata «iod dereo zebo erwähnt 9) Später siod deieo zwei uod ciraozig; so erscIiiaB Vischnn als biasender Brahmane, als Eber, welcher die SMk utm der Tiefe de« Absroads hervmMit» «Ja Fia^ als ScUld» krfüs, als Maaa-LOwe, aod k ▼eiadiiedaiiar Maasehea- oad

Kriaebaa» io aadMhriallkii«r Seit Ltebliaiirsgegeostaad der reUgfCseii DMitiiDf , gilt als Kdnigssoho ; seine Mutter ist Devaki, d. h. die liottliche. Da wein Oheim ihm nach dem Leben trachtete, worde er von seiocni \ ater Vasudeva über einen Flosa getragen, ~~ man wird hier an Christophoros erinnert, und unter flürteii erzogen. Seia erst in späterer Zeit aad oft schlüpfrig ersibU ler, verliebter Ungaag OMt den Hirtinnen wird mehrfach voa tdyill- adM IMabtaagaa (OUagovfiada) daigeatellt; Jedoeb liegt etwaa Titfaaa iai HbMgnBde, da der Scbaaplals biaweilea ab der HfaBBal eMMat, aad Kiiasliaa dnrdaraa als mHoiv der Welt, Sitopfer, Haff des Brabma, Viaebaa-aad fhra««*) eracfaeint; er tritt aoefa als Besieger too Riesen und eines Drachen auf. Später ▼ob einem Jager am Fusse verwundet, ging er in den Himmel zurück, wo er mit i^rossen £hren empfangen wurde. ^) Das Hervortreten des Krischna als des höchsten Gegeustaodes des Kultes tälit erst in die Zeit des blabeaden Baddbismns, ood acbaiot durch des Gegensatz zo dieaam beaeadeie eatirlebelt werdea an aetn. ^ Die fiaddbwtes batlea awar kebea Clett, aber elaea «bar aeiae GlAi- Ugaa auhltiüBd walteadea Baddba; dieser war wiibMMr Meoach geweaan, atand dea Olinbigen alber, war TOB fbreai OeacbleefaC aad Wesen; dieser wirklichen, verehrten PersOnKchkelt gegenüber hatten die Brahmanen alle Veranlassung, ihre iiebelhalte abstra( te Gottheit in einer mehr fass liehen und anschaulichen Weise als Gegenmacht hinzustellen; Vischnu muss als Measch geboren wer- den; Krischoa ist der brahmanische Buddha. Da fibrigeos die grossere Ausbreitung und höhere Eotwickelaag der Krischna« Verebraag erat im filaftea Jabrb. aaeb Cbriato aacbweiaUeb iat, Md dte batMflaadea Mhb doa Mababhamta aaawMIbaft aaa aarbBiiiiÜiibfii Mt h&nüktm,*) nebrare aaa Kriatbaa'a Ld^ araihhn Sagea« beawdafa Aber aebe Mbnrt voa der „80lllicbaa<r Matter und fiber scaoe Verfolgungen , sein Aufenthalt unter den Hirten, und das Bild des Krischnakiodes und seiner Mutter auf- fallend an die christlichen Er/ahlungen erinnern, und da lerner in der Krischoa<Lehre ein frdher uobekaooter monotheistischer Tob aaklingt, so bt es gar nicht unwahr5;cheinlich, dass hier Berübrun* fn awl d«r cbii^UleiMa Geaahücbte stiügsfiindtw haboi,

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dass einige Kunde von Christi Leben In die Sage von dem nameo«« verwandten Krischna sich verwebte. krischna war nreprflne- lieh uDzweifelhatt ein menschlicher Heros, der erst später in die Mythe hineingezogen wurde. Ob der von Megasthenes erwähnte indische Herakles dieser Krischna gewesen, i>) ist mehr als zweÜBi- haft; und wiewohl ami dem Schweigen eines SehrtfMetten tas

* den fünften JaM. nadi Cht. flher Ktiedma nicht, wie Mnind

geschloeaen werden kann , 4ase er dannle noeb nidil veiebt ' wofden aei, so sind doch andi kehie irtcheren Spmen elaea tMfg^

bildeten Krischnakültes vor dem vierten Jahrb. nach Chr. nachwekdttr.

Wenn es nun auch sehr walirischemlfch ist, dass die Ausbildung des Avatara-fciystems in dem Sinne, dass Viscbnu sich um eines sittlichen und erlösenden Zweckes willen als Mensch geboren werden lässt, durch einen christlichen Einfluss erzeugt wor-

' den , alao ala ein iremdartiger Gedanke zu betrachten ist, so ist doch eben imr dteae alttliehe Seite der WMBeanWt 4B» wäg^ nonnnene -fremde Element» welches sieh leicht «nd mtgeimp^n

' dBe rein Indiaehen Oedanken anachMennen kennte^ Ist diMh hi Chrande jeder Menach eine Eraghefnung Clotlaa; vnA »aiali» ia der epischen Anschauung, ein höheres Interesse flSr das wirkliche, geschichtliche Leben aurtauchte, als es in der folj»erichtigen Brahn»-

' lehre der Fall sein konnte, so In*? muh ein, so zu sagen, potCMir- tes Erscheinen C^ottes in dieser Geschichte sehr nahe.

0 Bhagavadg. IV, 6. 7. •) Bhagnvadg. TV, 6; VH, 6; VIH, W? XI, 24, n. oft; Burnonf, Bha?^. Pnr. I, pref. p. 128; Bohlen, I, 2»8 ff; Laasen, I, 6H£ 693 ff. «) Lassen, 11, 1109. «) Blmgavata-Pnrana I, c 3. (Bumouf). - •) Stenzler, Brahma- Vaivarta-Purani sper". p. 23. 36. 47. 48. •) Laasen, In»?. Alt I, 704. ') Lassen, Ind. Alt. II, 44ü. •) Ebcnd. I, 623. •) \Scber In d. Z. d. D. M. Oos. 1852, VI, 92 etc. " >•) Weber, Ind. Stud. I, 400.

tUhMinibMk. Heg. p. 44. ^ <•) W«ber, Ind. St. n, 409. Mte. «r

riBde,p. m.^ *«)Wdb«, ia&,8t.n« m.fm\ vgl dagegia&MNa, u,ii0r.

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h) IKa active Besichnaf dta HsasdMn anf das GMUchei dfjfr KslL

§ 106.

Der Kaltns der brabmanisehen Indier hat zwei von moand« sehr venM^Mene Stttfea, die wohl anseinander gehalten weP>

wMen; auf dir 4raleir Stoib rah« 4er K«k «Mi» «af Viefe dar Mdiacliett Idiee, da hat ar ea iiielil nil jtedm CUaakMi aa tfma« In dea alle« Eiaaddaaeha aalj^dit,' aoaderii aaradtdcn areatfirUdien Gdttem, die der sidnlichen Anschauung viel aiher stehen. Es ist sehr imtürlich, dass das ganz abstractc , inlialt- leere Lrcins dem menschlichen €remiith Icalt und i'remd gegen- - 6ber tntt, und Liehe weder giebt no^ eraseugt, dais dagegen

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fcwlithflii «■■chmlidltti IftMglgiUer dem Menschen befreundeter entgegenkommen , dass das menschliche Herz We- her tiiescn bestimmteren Gestalten sich zuwendet, und sie im Kultus an sich heranzieht, denn da ist Fleisch von seinem Fleisch, und Bein von seinem Bein; in dem Urbrahma ist doch so gar amkn^f was den ■jenachlichen GeisI betehiltigeB^ dm Bäkm enpimen könnte.

DerKakw mtf dkMrStnie, dter «nf dieeinselMi GMter gerioh* Mfat, wild» ndt frflheroi Eeligkm»tiifim ejgintlkh gnatonmen* mm, ^ mit im Vcrdmmg dar Natnrdinge (Bd. I. § U. SS) lMH»fern dIeTereiiiteD Götter blosse Natnrmächte sind, oder niit dem Dämoneukult (cbend. § 37. 51), insofern sie als Geister gedacht werden, wenn nicht eben jener einheitliche Hinter» grnnd wäre. Die indische Religion ist, selbst in ihren niedrige stenEntwiekelnngsstnfen, schlechterdings kein wirklicher Poly* theism», und der Indier ist sich sehr wohl bewosst, dag» diese tinnihUB Götter nicht vott £wigkeit mnd und nkkt rmk sieh Müit, dtM sie Oreataroi wmd wie er ialbtt, daM er ihsen «benMrtig gegenfibenteht, - und er Itet sie dieta ftUoo. Anth mm£ dieser niedrigeren Stufe tritt er vor seine Gött^ nicht wie das Geschöpf vor seinen Schöpfer, sondern wie (] er jüngere Bruder Tor den älteren und stärkeren. Das ist ein Gedanke, der bei den erwähnten früheren Religionsstofen nicht walten konnte. Die Verehrung dieser Götter ist also nicht eigentlicher Kultus, ist nur Ehrung und Anrufung, fast ganz so wie die Verehrung der Heiligen und Engel in der katholischen Kirche.

Mier fiaden wir hier ehie Erscheinung des Ksltas» die wir hl dsr Usheilgai GsscUdite nieht gefimden haben, und weldiey soMd man jenen dnigen Hintergrund aiMser Aditlissty gfadem siMdoserseibebienniastat aber in der indischen Wehansebanung grade ihre Berechtigung hat. Der Indier kniet nicht demüthig flehend Tor seinen Göttern, sondern er tritt trotzig und fordernd ihnen gegenüber; er dient ihnen zwar, aber nur unter der Vor- aussetzung, dasK sie ihm wieder dienen; er preist sie und spen- det ihnen, aber er fordert sich ohne weiteres auch sofort seinen Lohn dafür; er thut den Göttern kein Gutes umsonst, sondern supi'aiah an ihnen in das Verhältniss eines Tauschhandels* Dia GMtsr.baban YSDdeniManselieD nichts na fordern; gisbt er ihasn and lobt.ar sie, so will «r auch etwas daftr haben, Zug «nZug, nttd «r Ibrdcrt inmitten des gesteigerten H^fnmenpreises sich sein Entgelt mit der naivsten Offenherzigkeit; die Götter, scheint es, woUen ernstlich erinnert sein. Die Gebete in

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den VeiBB, ba die i^iwelaew GMer güfafeM, prcimn «Hwii<o die Macht, den Gittas, die Siege, die hflfreiebe FremdUeUEmC

dcrbctbeu, oder wo sie bitten, verlangen sie Reichlhum, Bei« stand im Kriege, Unterwerfung der Feinde, fast nie bitten sie um Weisheit oder gar um Vergebuiig der Sünde; das sittliche Moment tritt völlig zurück; der Mensch hat siek vor diesen Göttern, die ja seines Gleichen sind, nicht in den Staub zn wer- fen, knt von ihnen keine VeneUmiig und Gnade zu erbittti^ mr iiiren Beiitand kam er btanoheB) und er fiiirdeit ihn In iMgeili mer Weise. Die Geliete sind fibanm ebKMdg, wiBderbeto iMl vnd fort dies^lien beeekrflakten Gedanken, »ad aefgen muM wenig Tiefe nnd Wftnne, woU alier cnien glikenden Fenida»* hass; Vernichtung der „Hasser und Neider der persüjiliclieii Feinde, ist das Lieblingsthema der Gebete.

„Hier ist der honig:9iisseste Sorna, in Opfern ausgepresst, den triokt» o A^vifis; spendet »Schätze dem Opferodeo. Wenn iodra, ick m vielen Guts Beherrscher wär*, als du gebeutst, wahrlich, dea Singer ftzüge ick^ Sckatependeoder ! nicht Hess ich ihn der Dfitfl* keie«>) y^Gepreasten Tmake kibaiagen 4k, lata» m SdmtskeaitBer« Speiae an emflaagen;. kiiqg Giler nna» wie Kd» ■er je beaeaaan, waa, naaenn Staaun» giek fiiag in defaMBi Stkiiw , Ergrifleii kaken wir, lodm, delae Rechte, nach Sehfitsen gierig, der Schätze Schatzgebieter; . . entsende hehren, segeosreicheo Schatz uns."*) „Was, Jodra, mir noch nicht von dir geschenkt i>-t, Blitzschleuderer , die Güter alle, Schatzspender, bringe mit beideo Uäodea uns herbei ; . . mit mächtigem Heichthum fülle mich , mit stierereMMm» dena dn bist gross/' ^) „Iodra wird des Reichen SdiMze kfingea naa^ an watea dario bin an die Kaie,***) GeMkeilan kalten ea fifr eiae ScWd, deai Opleradan den Waaicfc an erfliliea» ia weloiiett er die Opfeigalie Iniagt*'^)

INeLehgealageveiiaikeB den GetteraKnftnnd Hafk ».Mm Stitke nnd deiae Macht, deineQ kerriidieB I>oenerkeil schärft Lob- gesaog.*' ^^Deti Indra machten Gesänge siegreich, ihn, den evrigco Kuoig." „Welch Lied \\\rd jetzt dem grossen Gott angestimmt? deon diess vennehrt aeiae Kraft** Mladca, der dosck reiaea»^si|g eistMkt''^)

Das ganz allgemeine uralte Gebet an die Somie, Geyatri genannt, wekkea tagUck gebetet wird» iat ftikar ecken erwihet (S. 3^}; dieaaa Geket iat Mckt lilr jeden kidier« »AMa M die WiedaikaluDg der Gnyakrl bann ein Baehaaae 4Tifliiniilighdr . eaiplakBy er mag dob andere rel^iSse Handlangen verrfcklea «iw tddil; ^ Des Morgeos in der Dämmaruog soll er die Gayatn

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MtkiM StaM üilMwi wiMuAtBi Ms er 4ie Shmak äM, und

sind. Wer ^ Gayatri Ib der MorgeodSniBieninf^ utehend hersagt, entieriit jede verboigenu nächtliche Sünde, und wer sie in der Abenddämmerung ritzend wiederholt, vertilgt die FieckeO| weiche er oboe seio Wissen den Tag Aber cmpfanifeD/'ß)

Statt des Befnusatseins einer Schuld finden wir in den Ciebetea Mrfjgü'dMi der Unschuld. „Wie ein Knecht will ich den Speadcr «InttdbM» dm eifrigeii Mi Uk SiadlaMr.«'»} Die^flüteMa MMn, dl» ii» SiiiiiitoiiaMilaatn riMcHtetwii, verlMtgtaaMl

A ChMd« wd Vaqgrtiuf , «oiidM eiae Miir nieeluMdaeiM

ader Ikat phyalach ■> r h aniaeto RajaigiBng; ao wM daa Feuer, Afrni, ar)£;eriilefi, ,,dass unsere Sünde entfernt werde;" ij^ii Gcuiu»- 6ern betet man: „entfernt alles, was uchuldvoU au mir ist/'^^)

Die ünsicherlielt den dem Gebete zu Grunde liesienden Bewnsst- •eina zeigt .«ich auch in detugevvübniicheo «Sichwankea zwischen den Gütern , zu welchen gebetet fdnk' Oaa Gebet fahrt oft haaüg ml mmtäi§Mmmdbm; la eineii -nd dbnarifew A^lMSMDtg^njflmail die Tmdiiedmiataft.iiickto^ift, wa§mkm,* waUia die liebllsa aet. Knaith M awahriat dia«a ÜaaiahtrMt in «iaer Stfi»« #o der

. ftaMan» Be*ir Tau drar Mttan aalNr fanoMr im^ eiaaia ato dwwan^ daro gewieaen wird, der andere aei der rechte, der helfen könne,

. bis er so die ganze Götterreihe herumkommt. Später ordnete man die Sache, und die Bereiche jeder Gottheit wurden schärfer bestinimt; um langes Leben betete man zu den A^vins, um Sdion- heit zu den Gandharvaa, ata« Anch iv urdea für die Gebete wie .fik.dle Opfor aalir yaae, aiveh daa Miairfidiaf lievflekMitisaada HilaaiaevackiliMa ^lagalMD.

DtoaMt WtadiiMittig mf^Mm WaitB^ b«ioad«t« da« 8e^

. Mnaab daa Ate, iat kMua wAa Cfabat an rsobaia.-

») Samav. I, 4, 1, 2. (Benfey). «) Ebcnd. I, 4, 1, 8. •) I, 4, 2, 1. OH» 1,1, 1.^ »)<pa«Hiallia«9Mhiin, fa&ZL4'0.11OklV^ •)Sf^

laifr n, s., i, nj n, 9, 1, i, a, 1, 4,— ^ i, 4, 2, 4. •> Mum,

n, 87. 101. lOfi, *) Blgr. y, 6, 7 (Biofey). ^ Bigr. I, b. 97, 1 «tc, ^ Bigv. I, K fid, •<) Aitareya-Bndmuuia, TU, 16. (Both). Blug.- Ihaüuiy II, 8, 8.

§107.

M<i'ki»aMligeg.MOcli owcfcfliBt das VtMMam des IfeMehen MtemdiflrliilibiiGOtimiiiiOpfttv. Diese CUMer MHhrfen ^b'Gcadbflffa dar AMnog «ad Emilmiig wie alle aadeni eul^

lieb dl W csen; undderMenaoh spendet ihnen kräftigenden Trank wiid.N^lmiog9 und rühmt sich dessen vor Urnen) daiuU diese auch

M4

wkemHiidi •etente da» cmpfiaigeae Imlid. DtoCHMInr lMta

wirklich etwas von dem Offer» ätte Knft wM enMvt «ad evMl,

lind der opferiKlc Brahmane giebt einen Beitrag zu dem Wachs- Ümm (kr InUterkraft, zahlt eine Actie auf dieselbe, und bittet sich dafür eiue reichliche Dividende aus. Ja der das Opferfeuer ent* zündende Priester erschafft den Agni immer wieder van neaem« Diese wirkliche Nährung «nd KrftÜpug» ja £rzeagung der GdUer Ut^ise YoMtellung, die dem eigentlichen Kultus in jeder Religkin TOUtg frend ist (Bd.L$80), und das imiiwhtOyfcr auf dieser Stufe ist als» dwas {^aas aadsfes» als was dst mwk» VuAutm Opfer- Idee elgast Das wahre Opfer ist Aecall eis Haldigen oder da Anfopfern , jedenfalls eine thatsAoklidie Er- kläruiJ^; der cigiiea üiitervvürligkeit und INiclitigkeit, derGoUlieit gc&;enuber; bei den alten Indiern sind die Opferspenden eher eine Erklärung der eignen Macht und Grösse; der Mensch ^ebt da wirklich etwas, was er vor dem Gotte voraas hat, und dec Gatt empAagt etwas» dessen er bedarf; der Gott wird nicht ▼eisliliat» soodem besetieakt, and er sehealrt daakkar wisder» Sieg, Ptode^ Kfilw, Gewina im Spiele etc.«)

Dieser Gedanke Isitt var alleai bedantaan liarvar ia in SoBia-Opler, fiwt die ^naige Fenn des Oplsrsin der iltBiii Vedenzeit, und die Hauptsache der ganzen GStterverehran^; die ll3rmnen dci^Sama-Veda beziehen sich fast alle auf da^^selbe. Bei diesem Opfer der Milchsaft einer Pflanze von bma- schender Wirkung ausgepresst, und nach einiger Zubereitanf gespendet und von den Opfernden selbst getmokan. Der So- dMMaft wird oft gradezü als mächtige Gottheit betraehtet ondss- gerafea, als »der Belebende, der LebenslMMrti dar Slirkslid% der Lebensqneli, der kraftbegabte Gdtteroianager;** er wiidaeka Agni gestellt; in naakvedasaber Zeil ist er der.Gett des.Moadsi Dieser gespendete Saft beranseht den Indra und die sadMi Götter, giebt ihnen Muth, höhere Lebenskraft und UosterbÜdi- keit, durch ihn begeistert verrichten sie ihre grossen Thatenj ujid die Götter drängen sich wohl gierig zum Opfer herbei

Die Bedeutung dieses aufiallenden Opfers ist höchst wahr- sckeinlich folgende. Die Götter haben Dasein und Leben am dem einen, allgemeinen Ufgmnde derMatar, und sie sinrl ver- gAaglidie Natavwasen, der Emenmnng ibier hbifimigen Ew6 bedirfUlg. Dotab die ganne Matar aber ist das Bmdnan aaiga* breitet, es ist die Seele der Welt, im Mansnban ist es derGeH im Thiere die Seele, in der Pflanze der Lebenssaft; und dw Milchsaft der äomapUaw^e ist die Unmlnh der Welt, iai gewis-

Stf

sermassen Brahma's Samen , aus dem das AH entstanden, und der noch in dem lunern der Natur sieh birgt, ist der immanente GoU. Und dieser Milchsaft berauscht und kräftigt; in dem geifitigen Getränk erscheint der Lebensgeist der Natar, er Mdii JUebens^pMlU alles Daseins, die Sterbenden trinken ihn vor den Tode; er ist der Nektar» der dem Genieieendett ün^ «isMifllikeilTeileiltf. Der ü^ter eitfbel dfeee Lebnequefle, «d«te er teFeMrenMedend den Agni Leben gleirt, eneogl <r» d— BiiBMi pieeeead, de» GMenmene , höhere LebeDskreft; •r befreit den in die Bande des Irdischen gefesselten Gottessaft aus seinen Fesseln, und lässt Ihn strömen zum freien Genuss der GöUer. Die in der Schöpfung in die entferntesten Adenj der Natur ausgeströmte Lebeuskraft kehrt im Sorna -Opfer im vollendeten foiainnf des Lebens zu den höchsten Vertretern der Gottheit awieks Sebfipfimg nad Opfer sind der Biatmiaaf des Alls in teAfleiisiaaAd VeMa. Der äomaiet deavea deaiMeiieebea lieAHe AmHUf ^latdeBaaebteBpeii ^dea.6MIM iritat bwaHelia waiiailHah i^liiiebai 1%,

Da «Ne Katar ¥m göHliebeai Weeea iel, eo iet aaeh Ihr LeLieii.ssalt göttlich, und Soma darum eine mächtige Gottheit; die Einzelgütter werden getränkt durch die allgemeine Lebens- gottheit; ja Soina \v ird aueh folgeiioht% ohne weiteres als das lirbrahma selbst erklärt.

ibfn deeehalb» weil der Soma der-Sameaflaft der Natur ist, «wde er später zom Giott dee Mondes, denii 4er Mond gilt bei tel aUflt ceiaala&lwiM Vdlkeni ala der Eiieager ^ Fraebl- MuÜ, alaBelMerer dea Weebetbaaii aad der BeftaehtMg.

ia te ttaebfadiacbiB Zeil tritt fldroaepftr nebr aar«ek, md an seine Stelle tritt in einei* wrinaebeiaHeb'eehr abalicben ßedeutuiifj; die Spendung der geschmolzenen Butter, an die Stelle der iS omamilch die ihierische Milch, die Nahrungskrelt der hei- ligen Kinder and das koetbarate Prodact des ViehiKuelU Dalben- den Volkes.

Aas aach von den Opfernden goaeeeenc Somaopfer erinnert eafini aat daa ebnaiMclie Saananent des heiligen Abendmahls, aMlaa-ialamib M dar Tbat ein gMoher Graadgfidanlra bei bei- imh AafmdMaa des götdiebe» Sabie in dea Meveehea dnreb ein ainnliekea Medbmk Der groeea Dnteraebied ietaber der, dass das Somaopfer durchaus Natureharakter trägt, dee ebrist- liche Abendmahl aber Geistescharakter ; der Soma ist der gött- liche Lebenssaft schon an sich , und ist durch die Natur ausge-

bnoiali In dam.Abeadmahl sind ficoi and Webi.Mnla an eich

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j^chon das Göttliche, ^on^ern me werden es erst dardi die Tki» tigkeit einer geschichtiiclieii Macht, der Kirche; dort ist d^r Snft, so wie er ist, auch schon das Blot Gottes selbst, hier sind, und zwar in allen Kircdien, die elementaren Stoffe niir die TrS^er 4tß Göttlichen, siod das, wednroti die CSegeawart deseelbei

8«me^ Ten «tseHgeo, gebirae« [dakereMs, Mw« n*^ tri« die SoDoe als Enengeiio], dsMi: den Saft awaproesea, hüduaHt »»ein Wesen tod finuMiefer Befeochteng, od ist stMiWUHmil mit -^ftTjv ; das HaoiBS des Seodavesta ist Hit den Sssm HisssUhi

eins. 2) Der Soroasaft heisst auch Indu, Tropfen; er ist der Saft des Cynancbuni viminale oder Asclepias acida oder Sarcoirteniroa

. vimin.; er bat eine narkotisch- berauschende Wirkung. f)re Pflaoze wurde in raondhelier Nacht auf Bergen gesanunelt , mit iler Wocsel «usgehobest veo des JUitlero gereinigt und stnacben Stei* ses gepresst) dann wurden die xen|uetiH:hten Stasgsi vlt Waaser ipsspieiigt^ Qsd des Hündss 4sfeii eis Meli gsjpMSSty dsf AsH mit gel^llrter Bntter oder MeUws is aOrssg gAissISi miAämmm de» drai Tageasetai gespendet ssd nw des BnAsisses gesssses.^ Vielfach eiselieisl Smn als der eiiesgende Ursame der WeH „Du hast diese Pflanzen, o Soma, alle er/.euget, du die Gewässer, die Kfihe; du hast den weiten Iii mm ei ausgespannt, mit delnea Liebte, [welches aus der von ihm erzeugten Sonne strahlt] hast dn

. die ITinstemisse bedeckt"^) Von Idenschcn getrunken encheint das Sona wie bei den QSttsm als Anirita [Trank der UnsteiMid^ iB6il]»<> ssd iMissl der »yUastsMsMeit Ursssbs,^^ wie Is dir psislselies ReligisD das tmsssilü Bttsns, ,,4» 4stf fbd UiHt&h Mds.'^t) ^UmA ddss Opltr» s Smm, mvdss dto Olltsi ss- steMeb.^ »,Disk tnidbes ssr UsslerbMMtdIe Ofll«r;<'«)f9«ss

' Hanu den von den Mensdien zu essenden Opferrest Amrita nennt, ^ so tut diess wahrscheinlich der Sorna. Der in den chinesischen Geschichten eine ho grosse RoNe spielende UnsterbUddraitalraak der Tao-tse [S. 82] ist obne Zweifel der Sorna -Trank.

Dass der Soma die der Natur einwolsiende Urgottheit seifMt ist» die in sichtbarer ülestsitsteb offenbarende lialsrseelst 4si aus vie- les £rldiiiisgss gans nmveMlisfti Is eiser Sysss lis das MUSS iMlssl es: „Oer Lsbes spesisi «sd IMto glsU» desns €ebot slls iMlblgen, ssd die «itter sseh« welcfc ssiieü €lst>i srHes irit isU Opfers mdMsT CMtosersls weMsrMseir Ist gebe» ren, der da tlie Wclteo alle hat durchdrungen, Pradsrlmpati . Kich an der Srböpfung freuend, nährt die drei Lichter fAcrni , ^ «'»ju, rya], isdra, Varanay sie iiaben dich geuMisen eiast im Aoiuigi

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Uiren Gennsu ^eniess ich nacli, das gSttlidie Wort, geoiesse des Soma: <]enn dieser (iott füllt alle Regionen, er ward zuerst tjebo- reo, weilt im äcboo««e driiioen; er ist's, der sich entfaltet jetzt, wuk ^ dar «ich entfalten wh-d; «Ugegenwirtig weilt er überall, der erseogeiMle eine Gott.'* >o) Das Urhrahma weilt ,,als Gast*' in der OpCemWe [dto« Soaa].>i) ^ ^IM Etile ^üiditig» ich [da« OnreMs] vd «Ute dl« TUm dmh smIm Krafts idi emilire •llePiMo, aridi f«rwiiideliid la ikr#B aOt«'

WkMf i«t W«iM jJgcMa Stelle elMr VpenMedes der Sorna, im Monde als „Speise der Götter^ enieagt, verwandelt sich In Re£r<en. dieser geht in die Ptlunzcn, also in Nahrung über, diene venvarMielt ^tch genossen in aninialischeii IS amen , d<^r, v<ui dem Weibliehen empfangen, zum Keim wird, i^) Schot) in den älteren VedeotfaeUea ist Gedaniie auisgesprochen , dass der Soma ur- ij^rdaglieii an BaMiiel ial, nod durch den Regen auf die Erde kaMri;H) ^ ia des fioiMMeft evecheint da vOHfser Kreislaef dea dank das iJI aaagefcieiNlaa Leiaaeelcaiaolaa; alaigt er im Regea aar fiade Widadai, m ate%fr er lai OfCer aam HinMBcl aaipar ead alfert wMar die SaHaleGlMa. Dar Ibaprung dea SaflM lal alaa weder ^ai Monde, noch ie der Pfleaae, Medoiu beide dad nur Durchgangspunkte, ^\ie für das Blut das Herz und die Luniien. ^IXer Ailgestaltige [HrabuiaJ ist das Opfer und der Herr der Creatoren; in der Gestalt der Nahrun!? wird er zum Opfer. Durch 0{ifer wird die Sonne genährt, aus der Sonne entspringt Hegen, aoa diesem Kriuter, und diese als Speise werden in der Gestalt ve« FlOssigkeit zar Sameni—chÜgiidi. Die vpfiflgiwhe FMadg- Wl^ üekhe eea dar DaiMagug aInaOegaaalaadae an dle^Mtter eeiapriogt, wM, aatfcilf aie die OSMar erAael ead dea Opfere* dee dee IieliB veranhaill^ dvali dea WM am Heed getragae» eod fe» da daMk die fliiahia« aoai €llaaae der Saaee, Die Seeae ächailt aus ihrem eignen Kreise das herrliche Amrita, welches der Ursprung aller Creaturen ist Aus dieser Speise wird wieder das Opfer , dann wieder Speise und wieder Opfer. So dreht sich dieser Kreis ohne Anfang und £ode herum. Aus der Ver- gidchoog laH daai Voiigao erhellt die Eioerlelhett des Amrito und deeSiMDa« Bemeifceaawerth ist dabd, dass wie bei der Berdtong dea himdlarhee hm^ daNb die Wtler [a MS] die Lekadyni, dto ttüfe die Sageaa^ aea Am gcfca— a daa ndkMgeo Maarea toaeii«dgt, ee aoaeh aa« der la daa Waaaer gegeaaeaea Opfer- apende von gelMerter Baller oed MMl, Tetweadt arit deai Sorna, welche die ans der grossen Flutb geretteten Menschen daitotciiten, die eegenbringende Gdttin des Gebetes* Ida, herauf-

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steigt und dann die Matter des jetzigen MeoscheoG^eschiechtes wird;**) da» MUchmeer, die i>omamilcli, die thierische Milch, das ist alles wesentlich dasselbe: alles Leben aus der ürmilch. Zu der uiederholtcu Beziehung des Sorna oder Amrita zum auimali* sehen Samen ist auch oocb die die Zeugungsicraft weckende Kraft des persiflciien Heema m TergleicheD. Voe dlem Sorna Aaata itt lieade aptmtm umh aoch Phiums; „Dar Bieml wM Mb Zunehmen mit Anottn snfittlt, behn Volfanona beten dia GmUm ihn eine liaeht hindorcfa an, und dann trinken nie alle achat den PHrfi nnd maebto einen Fingerirat voll« bin niehta mehr da1at«ia>

Auch in den Veda-Hymnen wird Sorna wiederholt für eine Gott- heit erklärt „Es trank der BiifO l [Indra], der vielkräftiffe, deo gersteugemischten Somatrank mit Vischnu freudig; er hat berauscht den grossen, breiten [indra], grosses Werk zu thnn, er hat, der Gott, den Gott geehrt, der wahre Inda den wahren Indra.^* «.Reio ntrSme, Gott» als Lebenehort, es geh' dehi lUanch in Indra eia.^ „ümk Prinntara Draek gavciaigt, af^ondat aaban Saft dar.fiott den CMtttarn»^«!^ „Er at«bt geiebdge «bar ^daa WM» aleiaait, fioma, glahdiwto dar Saanengott,'' ^ ,,abi Ckilt 4an fllttaw mag^ presst;"^) er wird m der GütterMibe neben der Senna» Vnmna und den A^?ins aufgeführt, ^i) und ist „der Götter Vater, des Himmels und der Erde Zensier, des Agni und der Sonne Zeoger, des Indra und des Vischnu Zeuger/* def HimmeLs Trasrer, Herr der Welten, Herr der Fluth, der Götter Brahma, Lebensqueil, der

. Unsterbliche, des Himmels Haupt, aller Welten Kynig^ und Kom jeder Oraalnr.as) Man betet zu ihm umfielahtbttm und Kraft. ^) f^Da^ fltoma^ Ittraat nna den taabtoa Wag}«« dn^ nteiii dniabdalaa 6«iriie, allwiaaaiid, « . daa Minnem PaiahHmm apandandt wte dw Kiialga Vamna Tbatan iriaddla dalnan; gmaa.nad'eiiabcmi o Samai ist deine StibbA... Du Wal der FrooMm Barr, dn KMfrvnddsa Vritra Überwinder; du, o Sorna, bist für uns de*» Lebens (Quelle, wenn du es wolltest, würden wir nicht sterben, du, der PÜanzen Herr. Bewahre uns vor jef^rtrheni Verderben, o Glänzender, niebt gebet unter dein dir ähnlicher Genoss. Diess Opfer, diess Gebet io Crnade emp&og«id, komm* o Soma^ aef uns zum Heil»., nai naba ^bidlg nna. . . Glfiiiaeadar Soam, war Xbail an dir bat, wem dftgäidig' biat,< der Staibliabe jat:a«Mb imd we&ae^ Dar Faiade fim^er, d«r Onateabllrbkair QqaUli, o Seau^ bn ObuMl gawibra betfliaba Spate «w»^« Dhsb, den Unbaalagtaa, der Mbdm Wüb-

' ter, den Im Opfer Geborenen, erfreuen wir, o Soma.^***) ,.Agiil und Sorna, hüret auf mein Kulcü, nehmet gnädii^ auf mein Beten, gewütet eurem Verehrer Heil. . Agni und iSoma,. ihtiJmbt im

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gemeinsamen Werk diese Lichter am Himmel befestigt; . * Ihr, dnrch das Gebet zmtehmeod, habt des Opfert« n egen die weite Welt gemacht. Aijrii und Som,T, esset von der Speise, die euch gereicht, und seid uns gnädig, (inadenüpender.^**) Sorna erscbaMii Mich b deo Veden als ein durch 4m AU ansgebreilttler Lebeosocean, ,/m ¥M gehm, gleich Vimn Idem Wmmt] v«rtMlet, ein Oceev; der Omo «Mal n dem hachotoe Tiiger [BnhMa], GMdbBpfe lemeeJ, eb du Welt fieUetar, <br 8eM, wMMg, ftiisgeiHMiet dhnch fiteloe^«' „Mit fNwMta AHeat seogend in die taoe.**M)' Er tat die Unallcb, dae Urwaeser, mtm welehem alle Creaturen entstanden. „Diess Grosse hat vollbracht der Herrscher, Sorna, als noch des Wassers Schoost» vcrhfiHt die Gr»tter, gereinigt, legte Starke in den Indra, und in der Sonne zeugte Licht der Indu." „la deioem JUeth trägst» Soma, du das All.** AUdurchdhogend strSmat da, SetM^ do leuchtest als Gebieter aller Schöpfungen." ^f) ficia'g KttÜ» ,,wohMi im HfaMnei Oed auf der Erde, hi de» Ber- gen, Pfleeiee «ad Itewieeew ued he Opfer dee See» weiden

Ahheege der Beige kl der WeiM [fedt a] denh .Opler gezeugt^* Ale Ooilh^t wird Seiiia eft mit Agni ■eeftnieeiigeslollt i ^) das

aus dem Holze auflodernde l'euer ist ebenso wie der aus der gepreKsten Pflanze träufelnde Saft die Erlösung eiaer Getteaioacht aas den Fessebi der Einzelheit.

Der Somatraok berauscht und kräftigt die GCIter.^^) Be- iztet ist der Somatrank, o lodra, dir; nahe, tapferster Sieger, Kraft erfttle dich» wie die Seaee eut ilureo Strahlen die Trinke den heiekeieu* > den tmBiiiien ÜBelaililhAfceit i niieiheei nnd er« ftwani.**!*) ledni epitaMi edMtttehde Winde hat der Trank mUk wtgm9Mi$ hi*e kh denn Senn getranbenf Der Trank het eddb ee%er«ltelt wie flffchtige Pferde den Wagen/' ,,EBts«rQiiie aU kraftvollendender den Gütieni ^^uniTratik, zuai Rausch." ,,Trink, o Indra, diesen Trank, den hehrsten, unsterblichen Rausch." „Ihn, den f ndra . erstarken wir tai des 2;e\valtj^eTi Vritra Mord; dasOpfer gab dem Indra Kraft, als er dieErd' umhüllete. Walken schatlend im Uiamielmnni.'^M) „I>ie Gefthrten, o indra, sclieeen, Sorna hal- lend» nach dir aher» dieh nihrend einem. SdcMigleiok'« „Der tan» indra^iel dir gepreeet» er Utile didi ait Kraft» ee ««ie die Senne die Well Mit ihfem Strahl; derSeae iet geprenet» totWeane- Mk, e Opfeitor.«* Bieeer eieee» henoecheedele war hier» deeeeh Mra ireok^ war in der VritreeehhHdit. " m) Der raeche lodu [Sorna] strömt im Milchgewoge, Indra mit Rausch und Kraft, deräknBa, füllend, . . verbreitet Segen, er der Stärke Künig/'^?)

*

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too

fltory ilff 8mm f^■c^^ bdim. bagdvt flamtniiilg» ftmto, die Falbes ikd gesdtel» « mlit 4er ViUnttdler M.*" ^iKe GOtter eüen nn Preeeendee, «Inner aU. sie den Mriife heU,

verzuglos kommen sie zum Rausch."**)

Id dem Bewu^stsein seiner werthvollen Gabe Habt sich dier Mensch den Cuttern weniger in scheuer Ehrfurcht als in eeraöth- licher Vertraulichkeit „Komm her, wir haben tur dich gepresst, trink f ledni, dieseo Somatraok, setz' dich auf meine I>Mhe bier."^

- ^Stesse, o Indra, uns nicht lurflck» erscheine bei nneem Opfer- mM, deon ds bist wafailkb «eeer fleit» biet fimder me.«« „Ukr, o Gvter« iat Ttetdc gepieeet, trink dfa* deven des Beadi leobt M dir, e Forabdoeer, apeodee wir.''«») „Udm^ «tinbe alt Lwt na Gepreeetee, denn de« Hergenopfer iet deb erster Tresk, bemeecbe dich, o Held, die Feinde zu tüdten. ***<>) Zum Lohn für die Spende fordert sich der Mensch solort auch Hilfe gegen Feinde, Reicfathtim etc. „Wer leiert. Arvins, euch, den von tödtendem Huncer ver- zehrten, mitSomatrank, und doch umsonst t Hier ist der houigsuifte Saft, den tibiiit, o Agvlss« «sd speedet Schätze den Opfcraden." „Indra biisge stt INsbraiig uns, zu reichem, iibctgeirsitigcn GvA,** «^Beiebtfann ebne ins diePisde alle derllQinerer.'<«<} „Vtntkii selss «IIa ttssM FeUe» diass sei nsseres Opto FfBeiiil>''4t)

Nicht alle G5tter dilrfes fibrigess des Soraasaft gedesses, fe- w8bnlieh rar die bSbereii, nsd als sacb einer Sage des Mabdbbafslt ein grosser Asket den beiden Gutterärzten , den A^vins» &us I^nk für wiedererlangte Jugend, Soniatrank spendete, ergriflf der erzürnt« Indra den Donnerkeil, um den Opferer niederzuschmettern.

Noch in der späteren Puranazeit kommt da« Trinken des Sorna ver, und das Bhagavata Purana weist eineüAUe denjenigee a% „weftebe neeb dem TrisksD des Somasafles berasstobesde GeMdw

. geolesseD|"M) «ad fas sidfitbea bdiea nM dar Sobmi Jatataeeb fetmäkes} das frkklithe O^fm daroelbea waide adno m Mass*«

< Mt aaraeck an Jahressckkns grfeiart«^) aad tiat spStar kHMi mebr sarffek. Statt dessen ersdielntSoisa vorherrschend akiMead- gott, die befruchtende Macht den Alls;-^^) diese iiedeutnog bat er in den älteren Vedentheileo noch nicht, wohl aber in den späte- ren. und er ist da als solcher der ,JbLeri der llnntsrfeiiTblftit^***)j aiso wesensgleich mit dem Amrita.

Die bis Feuer gegossene Spende gescbmoisener Butleir<lat be* leitsni den Vedea eiwihat,«») und erachsist bei Manu alt daa wich-

< «gatlaOpfin, nad ia gaw ihalfoher Baiwitang wie der teMa. «.Die bi aeFkihna yageeseae BHar steigt büRaack aar geaaa msd, asd

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3Sl

kehrt im Reg^ wieder zur Erde zurück, und durch diesen ent«

springen die PflaDzeo, und von diesen nähren sich die Thiere.''^) .

TÄjiiÄT. I, 261 ff. *) Fr. WindiPoHmann, m ä. Abb. d. phll. Cl. d. bayw. AkKL 1847} IV, 2, S. 128. >) Ebond. 129. *) lii^^v. I, h, 91, as. (Rosen). ») Smiät. n, 7, 1, 7. •) Eig^'. I, 91, 6. 18; hcve, Mythe d. E. p. 137. WO. 381. Ta^, ün Jouru. abiat. IV. Serie, VI, p. US. •) Samav. n, 4, 2, 3; II, 5, 2, 17. ») Manu, III, 285. «•) Mahanarayana-Upon. i; tl. m, M— M. tk Ind. Btad. n, SS. >*) Kathaka-Upan. V, 2.

HifiilJgiU, ZT« IS* Ghiiidog7«4Jp. V} b. WML 1174. - m^Uib, kitihilifet TgLBpactt I, »S^-^- >*>X|iiMnt.zn, I«. ^ «•) Qa-

UfttämMmuu^t in Weben lad. St I, U*.-- Wiodiiduuiiii» a. O. 8L Ui. Ii) Yaja-Fnr. inWiJaan'aTheeter d. H. 1, 96. i»)SeineT. 1, 5, S, 3, 5; i;«,!, 4. •») Samar.n, 1, 2, 16; U, n 1.5.— »«) Blgv. I, h 99 »•) 8»- ■ir.I, 5, 1, 5: r, 6, 1, 4; I, 6, 2, 2. 4; H, 3, 1, 19. u. a. »») Kigv. I, h. 43. •*)ligT. I, h- 91. »»)Rigv. I, h. 93. Snmnr. I, 6. 1, 4. 5. «t)!, 6, 1, 5; 1,5,2, 4; n, 3, 1, 1. ^ •«) lügv. I, h. 91. »•) Samav. I, 2, 1, 4. •«>) Rigr. I, h. 93. «») Eügv. I, k 9. 14. 16. •«) Rtgr. I, h. 84. >») Rig^-. M. X, 10, 7. (Roü»). »•) Samar. I, 5, 2, 4; I, 4, 2, 3; I, 2, 1, 3. •») I, 2, 1, 5; I, 4, 2, 1.— ^) RigT. IV, 7, 30, 2 (Benfcy). •') Samav. I, 6, 1, 5. Samav. I, 4, 1, 2; n, I, 2, ^•>8eilli.T. I, 2, 2, 5; I, 3, 2, 2; I, 2, 1, 8.— ••) Rlgr. Vm, 6, 12, 1. (Mr>-- *0 8«MmI» 1, »; I, S, 1, l( I, », fl, ~ «»yAMr. I, 1*. «•)a4lnuai,XBd» fiafn 1, **) Bhif. Pur. 96, 99, ^ 96{ TiVUT. 1, 195. «•) Mum, m, 8ft; Fr. Windiflclua. e. e. 0, & 199i ^ «0 JEU>th, Hindcti, p, \47.— ««) Kaaschitaki-Up.n, 5,hiWebenXnd. St 1, 406.— «*>^S^* k48^ K. Uaiw, m, 70. 76.

§ 108.

Um gana tmim wmä den «c^MtlMeB O^erbesifff ttBkr ttüfMckende Bodnrtuifr iMit im wealgw lUMg6y splter ia6 §MM abgiMteflle} «Nr in aHer Sek doeli In bedenlen^m Aatdni ntohcngte TliUr^Opfer, feesoadm d«r RMsr vnd

Pferde. Da liegt dentlioh der Gedanke zu Grunde, daM die Creator zarückkebren müsse zu ihrem Urgrund , das Einzehie aufgehen müsse in das Allgemeine; die Schuld, die an dem Men- schen , wie eigentlich au allem einzelnen Dasein , haftet , darum weil er als ein tob Brahma unterschiedenes Wesen existirt, und diain dem gafenültrai Bewusstsein duroh die völlige Seibstent- Mgnng des Menachen, doreh die Opfening; seiner MMMt ge- slhnltriid'^ wird Mar in insntrlfah' atellimnnnbiar Andeutung tank dinn Xhleittplbr nn sMmn gaanoiil;. nnd wia der ftfenech faeh' die goeleig^fte Seibatepferung in der gmnsiasten Aakese za göttlichen Höhen aufsteigt, uiul den Göttern ebenbürtig wird, 80 sind auch die Thieropfer die LeUer zum Himmel. Das Thier- opfer tritt als symbolische Abschwächung der tiefer gehenden Idee an die Steile der Selbsopferung, der Mensch „kauft sich dnrcii dnwnibe him** von der An&Nrdanng» sieh «slhsi in setem

ganzen Wesen au das allein zu Recht bestehende Brakua iüa- zugeben.

Die ileii Ahnen gebrachten Spenden von Wasser, Reis,

Fleisch etc., sehr oft erwähnt, i) gehOren eigentlich mehr in das

Gebiet der Familienliebe als in das des Kultus.

Durch das Thier -Opfer gehiDgten nach der Sage die Gittoris deo Himmel« niid in der BeaeigDiss.« die Menecheo kfiiiMee ÜDieB MchmaclieD, .midiien ri» diesen das 0|iflftr «smliiyBh ni msdMD« «id sehlvgen dam den Opferpf^diler, der Ter d«mOpfBr mit geseftmolKener Butter gesalbt wird, >erkeYirt in den Balm* Die Menschen waren aber ^clilaUj gruben den Pleiler wieder ans und kehrten ihn um. 2) Der Pfeiler deutet auf das Streben üuch dem Hinmiel. Die Bedeutung des Thier-Opfers spricht sich in dem Aitsreys - Bratimana deutlich aus. „Allen Gottheiten sich darza*

' briagen ist derjenige im Begriff, welcher das Opfer rüstet. Ag» ist gleich allen Gottheiteot Sorna isl gleich slieo Gottheiten; der Opforade» weleher des AgDi*Soms* geireOite Thier dsrbrisgf, knft dsmil TOD allen Gottheiten steh Iss. Sr esse sieht tsd dem Agv> Soma- geweihten Thiers; vom liesscbeo Terselirtder, weleher fsn diesem Thiere rerzehrt, denn mit demselben kauft der Opferade sich selbst los. "3) Es wird also der Meni»ch auf das Thier über- tragen, in der Opferung geht dann das Thier in seine Urelemeote zurück, und wie die Welt aus Brahina's KörpertheÜen entsprun^i n, und der Mensch wieder, aus den Elementen entstanden, ai8«Ufiiül<i

der Welt erscheint (S. 295), so itehrt derMenseh io dem Opfer, doroh des Thier vertreteo, wieder In die Ui^eands aortsh, ^asr 8osM hisset dss Av^b gehen. In den Wind entlssast selasa Alliem^ Is ^ Luft sein Lehen, an den Htemdsgegenden das Ohr, «aar Erda doi Leih.'*«) ^ Aneh hei Hsmi nnd hi des Epen werden dl^OfArvai Pferden mid andern Thieren als sehr wichtig' erwähnt.^) Tbie»> opfer bestanden noch im dritten Jahrhundert vor Chr., MegaöÜieoes erwähnt derselben; die Opfertbicre wurden da nicht geschlachtet sondern erwürg, „damit der Gottiiett nichts Besch&digtes darg^*

- bracht würde. *' «)

me wirkliche Bedsatnng des. Opfers ist auch nw def Mimanm sehr' fiehtig an^efiuat worden» »Ofkn lat die Tieäauaf ¥So -elser

' Sashe> damit äs der Getthait sagiwandt wmrie, In 4er AhsWbl, dleseNm ati irersMnien;'^ sie'nntersdhaidet dabei Bmsdopfor, 9fm^

> deo nad Scldashtoprer.'') Paa fitoma*Opfer hat migmiwaiainlith eins ganz andere Bedeutung. ' *

•) 7. "R. Mfinn, TTT, 248. 266 ff.; Tftjnav. I, 218. ff. AitÄrcra-BralunMlS,

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3sa

-•)MAnu, V, 39. 53; XI, 260; Ramiiy. I, 13. (Sehl) •) MegMth. lüfiL fragm. fit IL (SchwaaU) ^) KAmm Mimao^« b. Wiod. 1765« . ' . '

§ 109.

AUe* diese» aber kt mir die erste Stufe der brafamuikicta Wiuiftwlekeittiig, Stafe der Unreife i der Terwaltendea äaeMehea Ansd^snnng) diese Oebete md diese Opfer siad

Mit aas der Tiefe des indischen Bewusstseins entsprungen, imd ragen aach nicht hinan zu der Höhe der indischen Gottes- ideei nicht zu dem Ür-Brahma steigt das Gebet und der Opfer- rauch empor, sondern nur zu den dem Menschen ebenbürtigen creatärliehen Gdttera; der wahre Gett ist dem Wogenschlag des bewegten Lebens entnonmieB; er bedarf des SoaiaMa- hes wkMf Siek sa berausciiett and KrUle aa gewiaaea» vad afefeai kam der Mensdi nieliC taaseben Gabe am Gabe; das Bnbaia eaipftngt kebie Gebete and kein Opfer, bat keine Tem« 1»ci «ad keine Altfire; ein höherer Knlt ist ihm bestimmt; Brahma Terlangt jHcht das Blut der Rinder und Pferde, und nicht die i;c- schmolzene Butter ius Feuer gegossen, erfordert denMenschcn »eibst in seinem Dasein und seinem Thun und Denken.

Wie die Welt eine Abweichung Gottes von seinem wahren ftsietp, von sefaier Einheit ist, und daram an sich ein Übel, ein tnbereebtigtes, so ist jedes Hervortreten der Efoseibeit, jedes Mndaiaekett der PeM9aliclikeit vom Obel. Der Mensdi ist inmi wefl er eia leh ist, ein efaisehies Dasein bat, in einem iawakren lastende , ist b^se von Natnr ; und wie es die An^alw jedes Kultus ist, die Trennung des Menschen von Gott aufzu- beben, ihn mit Gott zu versöhnen, so kann diese Aufgabe bei dem Brahmanen nur darin besteben, dass er dieses sein einzel- nes, persönliches Dasein auDiebt; denn nicht irgend eine began- gcaeSfiade, sondern seine Selbstheit, seine Einzelheit trennt k von Gott, der ita anbedingtEine ist Der Mensch soll ans dem nhaekmaDasehi faisAllgemelneaarftckiiebren, aas dem bestiona- ttaSebilo das besUmmangslose, aus seiner Pers6nliebkeit in das Mbeke, aatersekleMose Ursein; der Mensch mvss sieh selbst opfern; das ist die gesammte sittliche Aufgabe der lädier, und die Sittlichkeit geht hier im Kultus auf.

Den Weg, welchen die Welt aus dem Ürwesen heraus ge- nickt bat, muss sie wieder zurückmachen, und diese Rückkehr in das leere Sein voUbringt die Natur an sich selbst in dem Tode, der überall in ihr waltet, und dem sie einst völlig ver- fetten wird, vollbringt dar Mensck im Kaltas. Was fOr die

n. IS

Hatar naHMkth» n»l {fll^ im ffardflo Mmeheii^feU-

gids-sittliche Zweck. Wie Brahma aus seiner reioen, durcb- sichtip^en Einheit sich losmacht, und in eine bestimmte, verein' zpXiv Vielheit sich entfaltet, so soll der Mensch wieder aus sei- Aem vereinzelteu Dasein sich lasmaehen und sich in die Einheit Biirück falten. Der indische Kultus ist die nmgekelirte Opfe« rasg Brahma's. Wie Bratoa sich zur Welt zertheilte, $tn^ wi^m Mb Hur Offerte» «o mU d«r Meimb, 4er WeHibdtBlMte BUdie» Min Deeeiii dem Brahaie opfern» ens 4«r PenflMneipt CeBtnm suraekkelovii.

Aber das Meeselieiiopfer der friOieren Stufen [Bd*^ § 82] genügt der indischen Gottesidee nicht; niclit ein Menseh für die andern, sondern der Mensch muss sich opfern. Aber niclit die leibliche Opferung kann die Idee erfüllen, den Leib fordert die Natur schon selbst zurück, ist's ja docjh grade die ^ele, welche die Unterscheidung der Creatur tou Gott in der «»Selbstheit^' an sehneidendsten durciifülnt (S* aOS). DcnKu^ per eUcott m KdteA iet nur eine rohe AufiGmemog dier »diM^ Opforidee, und gehdrt nnr der «pAtereii Aneattoag an; die alle Religion kennt noch den eigeatUehen Mbatmerd als Kallii* bandlnng nicht, - wokl aber die apfttere in grauenhafter Ans- dehnung; i^eistig suli der Mensch absterben, nicht etwa der Sünde lind diren Werken, auch nicht bloss der sinnlichen VVeli um einer höheren geistigen Welt willen, sondern sich selbst soll der Mensch absterben, sein Ich soll er schlechterdings auf- geben, soll aufhören, freie, bestimmte Persönlidüceit zu seiOf welche denkend und wollend eich selbst bestimmt , soll darch unbedingte Selbstverlengnmig» dnirch ylUligea Ven^ii^len id allea eigne Gafohl, auf alle Gedanken und a^f j^s Wollip T^ig in Brahma Terflieaaen* Dieaa iat daa Opfer, welebes im Braluna gebfihrt» und alle andern Opfer sind eitel Schanni, »oä kindisch -unreife Versuche, sich vor der verzehrenden Gewalt der machti<;Gii Idee zu retten. Man sagt gewöhnlich, nrahma habe gar keinen Kult; Bralmia aber hat grade den liöchsieii Kultus, die einzig wahre Verehrung. Die$e.UpfeiriiJ)g{des eigaen Selbsts isl^es, welche man gewöhnlich Bussnngen nennt; d4S ist aber ganz falsch; nicht für eine dnrdiijBnndenaf alfhge^4m Schuld hat der Bxahmane ssu btoen» •pfidWk liffeliatm die | Sfinde firahma'a» der eich zur Welt ea^t^s SßmPj^Binu^ Bind Tugend» die nicht die Sfinde» aondem die PenMnlichkeit abalreifen will» um in daa aUein wahre Dasein» in jUraluua» wd- nweehen.

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888

Um eigentliche Menschenopfer luMumt böi den Indtern in der j^eschichtlichen nHen Zeit nicht vor; In der Torgeschichtlicheu mag es wohl \oiUogm worden sein ; eine Uijideutuog darauf scheint in dar Sage von Quiiah^epa enthalten zu setn. fiki kinderloser Xatri- jer geMi 4«m \wamf tOi de» FaM« das« Ihm ein Soho gdboren wmä», ^Bmtäm ibm mm opfern $ «od Taim f«tdert duia wMIch dl« BiMioiig 4taBM GeMlbde»; der beiMgeiraehMoe Min erknaft •ich ab StaUvertreler eineo Brahnweiieoiii für hmdett Rahe, und diever sott nun geopfert werden; und da man keinen Schlächter fin- det, erbietet sich der Vater des Schlachtopler.s tür eiuerj jjleichen Preis den Sohn zu schlachten; dieser betet /u deti (iöttoni und wird von thoen befreit; seines Vaters That aber wird für eine oieht zu •fihnende erklärt. Darin liegt wohl ebeoBowdd titte firiaDerang an frühere Menschcaapfiar ala die EiUinibg« daaa daaaelho nicht Mhr GaHaag haha.

üi der apftterea Zelt jedoeb« wa die Ebsailigkeit dar Saktea aUh tatdräugte/ hildata Mi hl ^ef IhlgarichÜgaa Batnridtahoig dea ^fvaknltiis atoch das Menschenopfer aas, mi^glicherweise durch de» einheimischen Kult unterworfener Völker veranlasst, wahr- scheinlicher aber aus dem iudi.schen Oedanken in natürlichem Fort gange entwickelt. Wir sprecheu hier zunächst nicht von der zum niddichea Selbstmord gesteigerten Askese, sondern Ton der Opfe- rung laderar Meaaehaa im Sinne der Stellvertretaag«. Diasea Opfcr hat aich fai aaaeram MitialaHar iai Dienafa dea fiva vad aaiaar Gatlhi KaB odar Dnrga in fareiilharar Gaatak heianagabildet Daa Kallha*PwaBa<) giabt Thaana aad Aawaiaung flOr daaaelha ,JKe Liial der CrMUn an dem datgelirachteii Blute derftadie dauert einen Monat, an dem der wilden Thiere neun Monate, au dem eines Tigers hundert Jahre, an dem Blute desLuwen, Hirsche»« und des Menschen tausend Jahre. Durch das Meoschenopter wird die Guttin tausend Jahre beiried^, durch drei Menschen hunderttausend Jahre; ahie Darbriogaag daa Bltttes ist dem Güttcrfranke gleich. firaluBa md aUa CMttar maaamela äkk baL-dem (^er, aad war •ler Gaopferta ab noch ao groaaer Sfladar , mo wird er rda ton Sfindea»*' lai Bhi^afsta-PaMaa^ dem Viadsnhdt aagah8rig, Witt eiafiHha-Hilnptling, Kinder begehrend, der Kali ein MeaaGfaea- . opfer bringen, aber die waltende Gottheit lässt daa Sehlaehtafer entkommen; die verfolgenden ^udra ergreifen einen zufällig ange- troffenen Brahmaneoknaben, bekränzen ihn, kleiden ihn in ein neue» Crewand, reichen ihm Speise und verrichten feierliche Gebräuche, ■wmA der Piiealar des jQudra- Häuptlings ergreift das Schwert, um doB ](Aahea ^at epIeriL »»Aber -hehn. AMhak. dieaar «aailanhten

tt*

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356

Cirausamkeit Terliess die Gottin, von dem Glänze des Brahmancn yilifizerisseo, ihre Bildslinle, voll Zorn uod Wutb die rothen Augen rollend und ihre Zähne zeipiend, grSssHch lachend; und aus dem Innern ihres Bildes hervortretend schlug sie mit dem Opferschirerte ' seflMt die KOpfe der Ruchlosen ab, trank das noch warme, ana ihren Halse «trlhnieiideBhity und beraiweht durch «Be««« Truk lag de VD nit aller Kraft an achreieti» au taaaen oad mit daa abge- aehlagenea KUpfea Ball au apleleo.'**) DIeaa lal ana freilich che eigentfailBiliclie Art, daa Menacheaepfer aa mlaabilligeD ; die Sfdle zeigt jedenfalls, dass der besonders in den unteren Volksschtchten verbreitete ^ivakult das Menschenopfer begünstigte, utid dasi» die Vischnuverehrcr dasHclbe verabscheuten. Bei diesen Opfern scheint das menschliche Biut die Bedeutung des Somasafles aDzuochmeo, und fn Foli^c desaea acheiat bei den Menscheoi^feni aveh das ge- opferte Fieiach gegeasea aad daa Blut getraakiea worden zu sein. IHuiaelhe Paraaa welat weolgateaa eiae tob dea elaaBdaaraariK HOllea denjenigea aa, „welche MeaadieBopfer briagea nmd die ge* opfertea Meaachea freaaea; dieae werden in der Hole tcb ihrea Scblachtopfern gequält, die ihnen die Glieder einzeb abschneiden, Ihr Blut trinken und dann vor Freuden tanzen, wie es aufEnlen diese Menschenfresser machten."**) Auch in den Dramen wcrdrn die Menschenopfer erwähnt, und „die Schreckensgottheit, die an Menschenopfera sich hoch ergOtat, wie ihrelMeoer sagen.^'^) Bei den Verehrern des Zersturungs- uad Zengnagagottea gebt eiae wilde WoUaat Hand la Hand adt graneaToliaa MeaaiAeaoiiliBia; äie gehen aackt daher» mit ehiem Draiaack oder elaem Sk^wett« eiaea Todtenadiftdel hi der Hand ala Tfbkgelltoa, aar Sfameaiaat wie aar wildesten Granaamkeit gleidi sehr geneigt; Mdes ahiA oar echiedene Seiten desselben Gcdaukeus. „Mein Schmuck, eagteio Kalidiener, ist gemacht aus Menschenknochen, meine Wohnung ist der Kirchhof, aus Menschenschiideln esse ich, . . Wir verehreo deo erbabeneo Schreckenagott, ihm Menschenopfer darbriogead, und achwelgend Im Blute, wekhea aus ftiach durchschaitteoeo, wähl* gealfarten Kehlen iUeaat. ^ Veigadgen empindet am nicht ohne Sfamllchkeitv und daa Lebea heateht nur, wenn ea frei ist von Bat- aagung. Wer dem halhmondgeaierten Gotte gleicht^ lat aeBg« weaa er eniatckt in den DiaiamniBgen aeloer Gdiehtea adiwdgi**^^

In das Bereich der Menschenopfer der^ivaverehrer gehören aocb die zur Lebensaufgabe erhobenen I^Inrde der grauenvoller) Sekte der Thags, die in nnserm Mittehilter entstanden zu sein scheinen, aber noch jetzt sehr verbreitet sind. Im Dienste der Kali durch- aiehea ate ia Banden oder ala einaelne Pilger daa Land« und er-

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fcoMthf wumß «ie hdbkill vaifai ktai«a» iifl4 lN«elmi

ScUachtopfeni den Rückgrat dnreii; n jeder Uoteroebmung be- reiteu sie «»ich durch Gebet, Fasten u»4 Waschuitgeit vor, und die ErmordaDgeii selbst geschehen unter bestiinmteo, feierlichen Formen; Frauen, Brahmanen, naisi auch Eurnpaer werdcnTerschoot; I^ÜMiaDd wird lo den Bund aulgenomiueo, welcher qicbt eine schwie> lige ErdroMelung «U Jieieterstücic aufweiaeo kim; die Knaben weiden nut 14 Jahreo vbl deo ZOgeo mitgeiioiiuieii; biawetten vet* MgMi äe ihve Sdüachtepfcr wocMai«« bis eie den gtetigen MtßMsk d«e Cberlalli eripibe»} deeo wr la der üolfa laM» ale aicli In eiim Mämfi eia; aaeb aof dem Ganges aeoben aie au SehifTe ihre Beate. Sie betrachten ihre Meide als heilige Handlung, uod vor Gericht erscheinen sie ohne Scliuldbcwnüi^tsein. In neue- ster Zeit hahcu äiich viele muhamedanischcHäuber zu ihnen gesellt; und dadurch sind sie in derThnt vielfach zu gemeinen Kauhmurdern aasgeartet. Von 1831 bis 1857 wafdea von dec engliachee Um- glernng 3260 Tbaga Yerbaftet«)

Die Opder »erdes den Mbigebeeden Vnd(yiaebiiABn aiie- JiifbKiib nie etirneünleifnagdnetee beaelebnei wan bei der ItOhem Sinfo der Biiminlaien ab^eetreill wird. »Wer nicbt nebr opfert der aebant Oeintea Gritoee dotak den SdMpfem Gende, and seine Traurigiceit entweicht."*)

Die wirltliche Bedeutung der geistigen Selbstopferung spricht

si^ in Folgendem aus: „Wenn sie den Höchsten in Banden legten»

den Einigen zur Vielheit tbeilten und den ewigen Herrscher iu kur-

peittcbes Dasein warfen nndsn der^Stofe der Sterblichkeit brachten»

ao wmd^ieb eine Busae feNbringen, die dem Leben dieser Biali<-

. .m^iwUnr einfinde mneht nnd Ihn wieder in neiner Sinbeit Mit*« ^)

*) jJtswya-Bmhii—s« VH, U d&T. Bolh ia Wsbnslal Sind. I, 4M. sie. ^ 0^ Ut» VaaiafaM, I, Bl. (8clikiil> *) Atfst Bsi, S71 tla ^ 0 Bb«. ?«;Y,9.(BBni.II»p. m9to.)'-*)Eh«aä, V, e. S6, 81.— ^Wi]wa»TbMtw» IIp !•>

vgl. I». 60. *) Asiat. Res. VII, 381 ; XVL 17. "0 Probodha Chsndrodsya, S. 86. 519 ^ >) Orlkh, Ikhe in Ostind. 1845. 151 17S. •) Kslhaka^üpta. U, SO).

§ 110.

WÜHEMd BralMM» durch die Maja nmgaukelt, eine bunte W«U Ter sich aeh, nnd nie als wirklioh darstellte, und darin eben «In Unrenht Im^Ii^, soU der Mennoh die Maja, die i^n mMrIÜUkI» und ihn In din Welt den SeheiMe herabmeht, d«roh- breeben, soll die Welt ain Tännchang betraehten, nie iMit gelteii lassen, sie völlig liegenlassen, sich Ihr entatehen, aeil .aicb. inttto^^iid ver^eukeu iu daa grus^ie, ieete All-£iiuä. Die

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im

S^nde, dfe Bmlmia begangen, ittdm er die Wek selsf, m\i

der Meiiscli wieder s;iit machen, indem er sich wieder in Brahiua zuriickfülirt. Im Christenthnm opfert sich der Gottessohn für die Sünde des iNrenschen, im Brahmaneuthum opfert sich der Mensch für die Sünde des Gottes. Durch Täuschung wurde die Welt aus Gott, durch Enttäuschung geht die Welt im Menschen in Gott zurück. Die A«%ebe des Koitus wiid deiBgeaita eine sweifiiehe sein:

1) Die Ideelle Seite, des Strebe» naob der Ealliiiseheiig deroh Erkenntnis«« mhend auf dem Vedenstndinni) lar Vollendmig gelangend in derRflekkebr des meneciiÜeben CMstes in seinen einigen Mittelpunkt, in dem Versenken alles Sinnens und Denkens iti das einige leere Sein, in und an dem schleckter- dings nichts zu denken ist, in der Andacht

2) Das praktische Streben, aus der täuschenden Weltlier- auszukommen, sich tob ihr dorcli die That su be&eieiif die Askese.

1) Die l^kenntniesii Der Mensdi soll die bfahanniis^ 6ottesidee erkennend in sich anftiehnient denii mir «ns diaMr firkunntniss Gottes and der Niebtigfceit der Wolt kami ^ Kat-

sagnng berrorgehn; er- soll das nstfirÜebev selbstische, un- wahre Bewusstseiii opfei ji und tiie Idee des einigen Seins in sich aufnehmen aus der reinen Oflfenbarung Brahma's. Die Erkenut- nissbeginnt mit dem Autnehmen der in den Veden geoffeiibartcD and von den Brahmauen bewahrten Lehre; der Mensch moss erat lernen, ehe er zur wahren Erkenntniss gelang Das^rl- gesetste Lesen der Veden ist eine Knitueliandhnigi vm mitCM eins an werden, mnaa der Mensdi aeiii Wort in sieb miftiffcnifn Die Erkemilniss der gOttliehen Wabibeü^ ist dieChmdlage alles frommen Thani. „Ünter allen Werken lst die £rkeiMMBlis des Geistes das Höchste, diess ist das Vorzüglichste in aUen Wissenschaften, denn sie fülirt zur l iisteiblichkeit.*'*) Der Indier leQ;t einen sehr grossen ^Vertll auf das Erkennen, ähulkh wie im l hristenthum der religiöse Glaube als die Grundlage des Heils betrachtet wird. Aber aller Erkenntniss Gipfel und ^^ei Ist das Bewosstsein, dass der Mensch nicht verschieden sei tob .Mhma;^) Das istnbernnr eine besondere Fora des Gedankaae: Bbabma ist das Einemd Alles, es ist mar ein eintgea Sefai»-»! dttes Andere ist ni^l. Wer diese eii^nt, derhat-dia M; ndt'Brabma eins geworden, bat er attes'afcgestt^ift, was Dia -von demselben trennt; durch die rechte Erkenntniss wird die Sünde deti Menschen aufgehoben; er bedarf keiner auderan Sdkmu^,

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denn indem er alles, was ausser Brahma ist, für nichtig erkennt, bat anch die sÜMiiliche Tkat keine Wirklichkeit mehr; er liebt sie nicht bloss nicht mehr^ sondern sie existirt für ihn ebenso Wiiii^9 wie irgend ein anderes von Gott verschiedenes Dasein.

Aber die Erkanntniss dar WaMieit ul «oh wer, und w^ige shid ihrer, die sie emin^aB» üam nwt durch eine gft" 9imßk%Ai^t.uUS^ filfetl n ihr d0f

Weg. Dnrdi blotfseii Lernen , bliwses VedaatMÜmii wird sie MAmivMbtf soiidm dirdnrdi dasselbe belebrieud aa^eregte Mensch muss sich non in steh selbst versenken, mnss all sein Sinnen, Jbühieii und Denken in den einen Gredanken Gottes ver- schUngen lassen. Die Andacht dei linlier ist ein yölliges Ver- zichten auf jeden bestimmten Gednnkeuinhalt, ist das Denken der leeren Einheit, was also ungefähr so viel ist als gar nichts teken , der reine Gegeasatz jedes wirklichen Nachdenkens,

irOU%e Eatkeesaiig des Geistes. Die Vedea seUea dam Mtecbea seisea* dsss die Weh der Vielheit niehtlg ist, die iHssta Vademheile thtta diass freilieh Bieht;«^iiad er ämm adnnlat, eell er sdaeOedankea ato der Welt der Vielheit beransztehen , auf alle Vorstellungen und Gedanken verziehteu, nur immerfort das Line denkend und in den unergründlichen Abgnind des reinen Seins sich vertiefend. Nur Inder tiefsten Kohe der Seele wird des Geistes Stimme vernehmbar. Denkend itet sieh Gott nicht erreioheii, sondern dadureh^ dass der Mit aiok alles Inhalte entledigt. Das wahre firkfloaea bat aiebt fiiaaaeraiessliehesJr'eldTor sieb, sondembataar elAen Gegpn- ilMid» CUitf » aad Aefer etee ist weitet niidits als Blas* Die Aadaehl de» Mietf ist elipas i^aaa aaderaa als die sbtisitliebe» welche eine ganze imerraesslidie Weh v^ Gotteriiebe vor sich häi; die brahmanische Andacht ist das Denken des reinen Ur- seius, ist ein Nicht- Denken, denn alles, was ivir denken können, ist in der That noch etwns mehr als das blosse Sein; sie ist ein^ipedankeuloses Uindämmeru des Geistes in der unun* terbrocJieaaii Betraditung des leeren Eins, ein dorch Willens- kcaft etraB^ütteir Sehiaf des Geistes im waeheu Zustande» Und ffissM ajahUiAtoda Deakaa, diese Andacbt 4er abselaten Ge- dsakenlosigkeit» Vereinigt dea Measebea milk Gotii denn er ivfr* SH^« Üeli iki' der Andacht geistig ia das gittttUeba Wesea Wie durch das Gaukelspiel der Täuschung die Weit gebildet wurde, 80 wird der einzelne Geist durch Abweisung aller Vorstellungen luid aller t^estimmten Gedanken aus der tauschenden W eit zu dsBLyahrotf&ftin aaxai^kgafiibrt* Dipse graasfuae ymk^bruqg 4es

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riditige Folgttuiig aus der iDdiaabeii Gotleiklee» DI« Mf «inen Puikl, der aucli nicliU w^let Itl ak da blMner Pwikl« Ubp

gerichtete Betrachtung stellt mdi auch äusserilck angedeutet dar, indem der 3Iensch mit unverwandtem Blick auf eineu Puükt liiostarrt, etwa auf seine Nasenspitze, oder besser in die SonaCf die ja die höchste sinnliche OiFenbarung der (vottheit ist

„Ihn erkeaaend, der da ist der Hauch [des Lebeosj, und der io alieo Weaen erglänzt, wird der Mensch ein Weiser, ein in ä/k aelbat apieleDder, ia alch aaUbet nfiMaaar. Dwch WiMaiftiit der Oeiat m fiMaeoi daich TBUigea Etkeaaea «ad dudi Baaii, dareb Entsagung/'«) ««Edcenaiaisa der Veda oad Baasem !»• keaataisa und Bestiunoag der Siaae iat daa liScliata fleligawmiisaiBi Bussandacht und Wissenschaft sind für den Brabmaneo das hSchste Seligmachende ; durch Bussandacht t6dtet er die K>ü&iie, durch Wissenschal t geniesst er Unsterblichlveit.'**) ,,Oie Vollen- dnngsmittei sind: 1) Unterscheidung des beständigen und nichtbe» ständigen Wesens, Brahma nur iat das beständige Wesen; 2) £r- behaiy flbet die Begiefde dea Gaaaases dar Thitaafrlahte Mm aa* dMTt, ^ hier die Irdiaeliea OaaUsae» dart die Wtiafi»Biaa el&; 3) RalM aad SelliallieWnnwhaag; 4) Teilaagea aadiBaMang vm dem UBl»estlnagea/'

DasVedenstudiuro wird als die ersteBedingung der Weisheit und Glfickseligfceit erklärt,^) und wird unter sehr genau ▼orge- srhriebenen Formen betrieben. Vor dem Lesen der Veden inuss man sich waschen, reine Unterkleider anziehen, eine würdevolle Stellung annehmen , die Sillie Aam leise sprechen und des Athen dieianJaahalten; bann Leaea aniaa ama die lüada laü^i.^ „fiia ' Brabnaae aaU die Vedea faniaer deatlMi aaaiipfadMBd wi wM geii9rlgea Betoaaag leaea, aller aia Ia CMgeawait aiaea (alNu*<)

»Wer [davcfa Versealiea fa dea Gedaakea Aam] eneidil hil Wesenheit, der lasse all sehi Wissen [des Stadiums] schwindeii, wie Jemand, der eiuc brenueude Fackel io der Hand tragend, bic an dem Orte niederlegt, den er im Dunkeln suchte und nun gefunden hat/'^) „Ein Wunder ist, wer Gott verkündet, wer ihn erfasst, ist tief ericennend, und wer ihn ganz begreift, ist der Waader giisi les.«<io) _ Das Brahaia ,,iat fehMt als das Feinste, mtm kam Sf aicht dareh Foracfaaag errelcliea, aiekt darA UfiiiwfBlmwif eniasea.««") ^Wer aaraUg Ia sieb Irt, weaaea Mit akklarf * daaHSdwte fgMkt^ ist, weasen Heia aicht dea tfafalMMste bewahrt, der Irami es nfeht erkennen.** i>) Wenn die Anf Sinne fe^ schlössen sind in den tieist« wenn die Vernunii niclit thäi^

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Msdera id Rube, dann ist der Menaeh Huf dem htkhsten Wege und aaf der hüchsteu .Stufe; das verschafit die Einigung (Joga) mit dem Brahma; dann ist man unbetbort.*^ „Weon das Herz völlig gereinigt ist, erreicht der Mensch die Gana des Lichtes; aod wenn das Licfat im Heneo ihm aufgegangen ist, wird er geistfrlsseiid; gctetirieNad hmt er Geisteegaatait erkuigt, und von da an endet MkM Tftmnnig tMi Oebtt.'* »Eigreife deo Bogeo dar Upm» aMHito [OlTeBbaraBg]« die grM«e Walfe, Mage iki init dun PM, geaekiiftdMbNMUealicii» sptDoe ilui dnteli deaCMMdiaD, dev mf dM Sei» gwlehlctep, «iid wtose^ dasZiel fat das ewige Sein* Die beilige Silbe ist der Bogen, der Pfeil der Geist [atma], dan Ziel das Brahma; uro es zu treffen, mass der Mensch frei von Be- tbumng sein und auf dasselbe wie ein Pfeil gerichtet .sein.****) ^Wer den Geist nicht erlceoDt, geht aus dieser Welt, seiaar aeUbat nicht mächtig, «ad ziehet aus, den hmhn dar Werlte zu emplaagaa« 4mt 1km geUUnrt; «iiar voa Idar waggahan, daaGeiat arkeMead« die galiaa iker nritahtig «ad atapteg^n ewiga» Laha* Wer dea Mut cneidit» dw aielilt wana ar aadi aichta aialit; ihn wird die 19ecM lam Tage, er iat aieb afiTeabar, aad dieae offaabare Gegea- wart ist die Welt des Brahma. . . Wenn er sich von aller Anhäng- lichkeit an die Sinneniust geschieden liaty ist er wahrhaftig" [well eins mit Brahma].

jfVerbargen in allen Wesen, erscheint nicht jener Geist; die aber driogea bis znm Feinsten, die erkennen ihn durch die aaf einav Paakt gerichtete ErkeaalDiaa [baddhij. Die Weiaea TerkOadea, dasa der Weg aar Eikenatalaa aehwer aa beacbreiteB, gleich dea Sdbeemeaaeia Schaeide.*'*''^— ,Jlaaitsend acfaaa er die Naaea* apHse aa aad achlieaae Hiade aad FHaae saaamaieo; dea GeiaCToll- at&adig sammelnd dann, sinne er nach Aber das Aum, und denke uoverrückt daran, ins Herz schließend den höchsten Üerm und wisse: „dieser Name Auro, welcher Brahma selbst ist, bin tch/'i') Der Fromme übe stets sich im Verborgenen, einsam, die Ge- danken hemmend, ohne Wunsch und ohne Gesellschaft; den Leib, dae Haopt aad dea Macken unbeweglich haltend, fest, aablickend mlae Waiaapitae, aad alchl hieHda aad detthla achaaead» wahig «Ml Anchllea, daa Oenrtth imZaane hal«aad» addi wm deahead» aüse der frQfaaae. Beattadigheit eiattehead werde er haner ruhiger in seinem Herzen, gewOhne aeieea Geist» sich ia alch aa Terseoken , und denlie gar nichts."*®)

„Wie eine brennende Flamme das Hol/: verzehrt, so vertilgt derjenige , weldber die Veden weiss, alle seine SüTfden darch das ' FeMV aelM BiheaatBiaa>*' j»Wer lalak eikeoBt» apochlJadaay

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an

defM Wdt^wlid imch kelbe [b^e] IVt vMidM» lOcM.'Mi 'MotlorBMit«! nnä vMkt ^mA VstenMid, nidittedi IMebeteU, nodi

durch den Mord eines Hrahroanen; ihm weicht vom Angesicht nicht der Glanz, welche Sünde er auch begehen rao^e."») „Wer diese üpatJißt'had !5*».st, wird von allen Sfinden frei."^-^) „Wfirst du iler grOsste Frevler unter allen, du eiltest auf dem Fahrzeug der Er- keDOtolM doch fiher der Frevel volles Meer hinweg. So wie dbs Pencir ver wandelt Uols in Asche« so wauMt 4m Erkeni^siM Smu ' kl Asdie alle Tfaatea; es gieht «affintes kefc gislahas Kejnigslf»' mittel wie die Erkenstiilss.««^) ^Ob bsi^eglekir die SMa M ersiieeket viele Meilen weit, sie wird gesfMJton dniek des Skmnm Andacht.**^) „Die fi» Tausenden von Leben begaogen^ Sftide schwindet fort dem Erkennenden, und in dem Sinnen erkennt mau den besten Rettungspfad der Welt."*«) ,.E!ti lirahniane, welcher den ganzen Rigvcda auswendig künnte> würde von Schuld fre%e* /'Sprochen, seihet weon er die Bewohner der drei Welten erschlagii^ ' end iSpeise geooisme kitte voq den' wnreioäteB Bind -

^ Muiti, Xn, 8ft, TgL I, 8S{ 50. ^ AaufttnÜda-V^fca. ti-hi Mm Ub8tII,«U'->-*>liandaki^üp«i.ia, belWIacli 9. 17Q4.->'9MMm,XII,83. 104. . ♦) Wanta-Swa v. O. J'rank, 8. 3. 4. •) M«m, SU, 86, ^ Mftn% jQ, 70 7$. M. rV, 99. AmritAnada-Up. b. Wind. 1459. ^'') Kutluki-

Upan. n, 1. Ehcnd. U, 8. 9. ") Ebend. H, 24. Ebonf^. TT. 10.11.- Miiitrajani-Up. bei Wind. S. 1598. ") U Mnndaka-Üpan. H. '2. h. NYind. 1702 u. b. Foley, S. 34. *«) Chandogya-Up. h. Wind. 1357. KatliÄka-lTpan. IH, 12. 13(Poley u. Wind.)--^") Yoga^ixa-Upüu.2.3,inWcb«rsInd.St.H,47. ")H4a- sauÄtU-Upau. b. Wmd. 1470. Bhag.-Gita, VI, 10. 13 15. 25. «') ^Kfaiui, XI, 246. KaiuchitakUUpMi. HI, 1 , in Weber's Ind. St. I, 41Q, jana-Up., cbenC 361.—**) Bliag, Glta, IV, 36—38. Dbyanavihda-trp. K We- ber, Ind. St. n, S. ^ Toga^ixo-TTp. ebend. It, 4$» ^ Maua» Xl^-M1.

) ^ IN^'Volleiidvig ies Koko^-Q^fi^

der Entwiokelnng der Vollkommenheit ist das Abstreifen aUes dessen, was den Menschen als Einzelwesen an die Welt der Vielheit fesselt, das Able^^en des ganzen sinnlichen Lebens, und des Seibsts überhaupt, die gräosenlose Verachtung der Welt und des eignen besonderen Daseins, die Askese [tapas] SBge- dentet in dem Anhalten dte ikthems b^i dem Gdbet» ^ »Mtadti in dem «igettllielieii Eamtsa^lgM^ der Bamimüm.

Die lidls^ Ashaw betekft »iBMiit in tai v^tUt«o Veniekten anfalle BdHed%iiii§ der anbiMiMi NaM^^^ao.wle auf jeden aus endKcben Dingen entsprossenen Geness^ nicht alt ob die Natur im Gegeusatge zum menschlichen Geiste besonders bMe w&TOi^ aottdecn weU der Menaeli in ftonac aiiuiiij^i^« JKaIv

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Bich als Einzelwesen f^lilt und betbfttigt, weil das Wesen der Naiur die Vielheit, und alle \ iellieit vom Übel ist; der Fromme verlässt seine Gattin, und lebt in strengster Enthaltung. Voll« koDunene Gieicligfiltigkeit gegen alle Geföhle der Freud« wie des Schmerzes soll jode Bekmdinig des Selbstes verniolitra*

Diu ftmü» das Tfilfige VeisMlen mti da» WIrIrra kk ptkMmk LebiMi, seltot auf die WbAb de» FlefMee wd Mr IMei ^ Mm alle WeHie seMren ja der «MMm, iMir«» gongsvalle» Weit an, und wollen wirldiol»es Dasein sdbafllni; Der wahrhaft Fioniine verzichtet auf alle weltliche Thätigkeit. Wer die Welt verleugnen will, muss auch den Werken entsagen; tbatlose Ruhe allein mTicht dem ewip: ruhenden Urbrahma ftimlich^ and fuhrt zum VerÜicssen in dasselbe.

Damit nuNnnmenh&ngend, als eine Verleugnung des seliwU ständigen memeiüidien Daseins, ist das Beiteln eda «etea Kiitaduttitf ang) der Heuaoli legt ia den Bettela selaa aalaM aslfaitkenilidiide PeraBidleMselt ab» t^süakdit elae>a«ii^ra«i«t* Ifelie Selbat««rleiigii«Big$ er eiUftt daiatt 'ilMiiBdelilieii, tdaaa er kein wirkliches, selbstsfändiges , sondern nur ein geliehenpea^ unberechtigtes, nur aus BQrndier7T«;keit gefristetes Dasein habe.

Das Dritte aber ist, sich alle Freude an dem wirklichen Dasein zu rauben, gegen seine eigne Individualität positiv anzukämpfen, und zagleieh das natörliche Ende seines Lebena dadurch herbeizuführen » dass sieh der Mensch der Qual libv- gfabtb Daa itaiire Sein im Meaac^, das Btabma ia üiaii dar aar das Eine desliaiide 6dat, kann nielit gequilt werden^ daaa er ist itt aieli aeibatvetaeliiangeii, ist das eiiMige Sein;«*- was aber Schmerz empfinden kann, das soll ilft aaeh zu fMilea bekommen, denn es i^t ein eitles, unwahres, unberechtigtes Sein. Das göttliche Sein kann nicht Schmerz empfinden, und nur das göttliche soll sein. Ausi2,ebTannt soll werden am Men- aehen, was brennbarer, vergänglicher Stoff iai) fitmg bleib! dttsn das reine Gold des reinen Geistes«

DaalafrdarSiBn der ImbtlMffcm y^BAsam^en,«* diaiM bisaen, soadem bloss ertddten sollen 9 waa ateiMiek ists «i»ldaid

Aaa«okiadtanig des gedlegen^i 6eistia aas den Seidäekett des skntHelieii Daselss. Mff 1>VUh»iricrall and iBnera^wie ia»> sern Mitteln soll die Persünlichkeit mit allen Gefühlen und Be^ gierden niedergehalten werden, der Zusammenhang mit der SVek soll zemssen, das Gefühl für sie aufgehoben werden. Der Indier vollbringt diese „liussungen^^ wobi, um besser zu

fmdM/ aber nlalit,^iim sIek Iftr eine eigna Mmld eino^aBafa

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«telegen ud dfttooh einer gOMiolMB 8ta«£a hl fMrtytw» eesdern vm deeiG^ttUelmiitiierBiikoaiaieipi dkee SeUwipei-

nigung blickt Dicht auf das Vergangene, sondern auf die Zuküift, und sie steigt nicht mit der Giö&se der begaugeueii Sünde, son- dern mit der Grosse der vorhandenen Frömmigkeit; grade die Frömmsten und Heiligsten sind die grössten ,,Büsser^^; die Askese hat nicht sowohieinen sittlichen als vielmehr einen kosau- sehen Charakter; nicht des Meneehen, sondern Brahma's SchnU arMtiabsebfiesl.^^ DasSchaldbewnaelBeiD tritt bei denBrataanw mMgß üurer imUieuitieohan Aoffaawmg lekr ia den Hinlecsrvi^ dem In Gnuide lel ja deeh Bnihm ajlea aa allem» aed iiteedi der Haadelade la an« eelM* I>alier oft eia eebr laihaeGeflkl der Sicherheit und der Schuldlosigkeit grade bei den geistigeres Persönlichkeiten. Je höher des Christen Bevvusstsein sich stei- gert, um so schärfer tritt vor seine Seele der Gegensatz zwi- schen seiner schuldvollen Wirklichkeit und dem heiligen Gott, am so lebendiger wird die Erkenntniss der Suade;— je höher dealadiers Bewnestsein sich steigert, ameo nnkt verschwindet Sm ieia Uatersehied von Gott, aai eo aiebr TerflAoMgl ildi aalae aeltatatftadige Peveftalielikeifc, aad am ao aiebr iekwiadal ihm damit aeia Sdinldbewaaeteeai,

Die Aaabildaag des aaketisdiea Lebeas gehOrt aieht to älte&ten Vedenzeit an, sondern der Periode der vollen Reife, wie sie in den Upanischaden und bei Manu erscheint, und hängt genau mit der Kastenbiiduug zusammen; bei Mann ist das Kni- sagungsleben bereits vollständig durchgebildet und zu einem System geworden; die Anfänge reichen jedenfalls viel weiter hineaf Obwohl dasselbe vorzugsweise Pllieht der Brahamam lal» 80 gelangen doch aaah die «ndera Kasten dareh.Aakctte m VaUkommanbeit

I]|eSlaicerungderSidibe%eiB%aagbieaawirUieliemSalbei> m o r d , iwreiaielt l^hoa »e Alezaaders Zeit ywkommend , ist der älteren Zeit fremd, erreichte aber später, besonders im yivakuk, eine immer grössere AosbreiUing und eine bis ins Graaeahafte gesteigerte Höhe.

Der Ausdruck fiir die indische Askese ist tap as , die Glath, daa. Brennea,^S voa der Wurzel tap, breaaeatö und bea^hMl des vaneiaeade, daa einzelne Daaem veraelureade Wesea der- aelbeft; lapae iai eigeatlleh der yeigeiatigie» aar ^tilichea Tfail •gawovdaae Agni oder (■▼«k. Agai verariiat.daa amtarirfla Seia, ttM ea a«a:eiaigea Vra^ aarllek, die Glath der Selbalpel- Irigaagjiebt das geistige Eii^^eldaaeln |iuf , and «eint es. mit dem

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MS

einigen Brahma. In der £rkenntni6s der Andacht wird die Seite des Indra oder Brahmft im Manschen (S. 308) aufgehoben 9 'indem alles Wissen des Einzelnen schwindet; in der Entsagung aller GeflUe nd aller Werke wird Iftr den Mensdien die Welt Vnnt- m's oder Visehmi*« anj(|ilioben) end in der eigeafliebeii Mlurt- qnal offmbarC sieh Agni oder ^bn als 4kt Maebly iki ialeCnl anf den Trümmern des Daseins thront.

„VcrutÄndüiss der Veden, . . Verraeidiinc; des Anblicks und der ümannunj? der Frauen, das Verlassen der Angeiiüngen, dasTrageo alter Gewänder, EDtbaltuog derSinoe von deo siofolicheD Dingen, .. Erl^enntniss der Sunde in aller Thiligkeit, Freiheit von Leiden- schaft, BegierdelosigiLelt med Ruhe, 4mnk diese Bftttol wivd der alt Wahrheit Begabte vesterbttdi.^)

Bei jeder Aadseht, besonders beha Aes^fechen oder Benlras des Avm nad der Gajatrit den Athem möglichst lange anaefaal* ten, gilt als hohe FrOnnniglreft,*) and wird als hoehwfchtlger Bestandtheil der Andacht fort und fort gefordert.*) Es ist das ohne Zneifel ein Symbol des vüiligen Aufgebens de^ natür- liebeo Lebens, ein Zeichen de« Stillestehens alles Lebens in dem ewigen Brahma. „Wie deich Ausbrenooog der Erzschlackea das reine Ooid und Silber gewonnen wird, so wird dnreh daS Aih halten des Atheas die nsstemiss der Sisae ausgebianst'**) Za* gleleh kowst die tief«re Bedeutmig des Haaches [Pisna} als ali> gemeiner, das All eifllllender Ldwnsgeist, so dass der Itoseh elaathmend die Gottheit in sieh aafelramt, nad de» AAem anhaüead sie in sich bewahrt.*) Das Hände falten beim Vedalesen'') hat nnsweifelhaft ebenfalls die Bedeutung, dass der Mensch seine Be- sooderhett anfijiebt.

Die Zügelung der Sinnlichkeit als religiöse Handlung er- si^eiDt hier in ihren Terschiedensten Formen. Ffir den Brahmanen* Stand bestehen sehr besttauate and oft iasserst idshdiche Spelse- geaetaei^ TSlhotea sisd Zwiebel, Kaobkaefa, Mae, BOIeb roa KuaeeieB oder tob solcbea SingetUereo, deieaHaf eicht gespahea Ist, ferner tob wilden WaldAleren, TonliVaae», das meiste (Nsse, «ras in saure Gährung fibergegangen ist, das Fleisch Ton Raub- vögeln und von Vögeln, welche in benohnten Ortschaften sich auf- halten , von den genannten SStigethieren , von rahmen Schweinen, die meisten Fische etc. Das Fasten ist schon in den Veden bei dem aus der grossen Flutfa geretteten StammTster des Mensches* geechlechts erwfthnt,*) and wird fai sehr spAter Zeit noch streng geübt ab Vorbeieitaag saai ISebet, aar KnelcbaBg elaes Wnaaohes inn4ea ONteirn etcwtfl)

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Die Enthaltung von den Weibern wird in mehreren Frille n [je« fordert, so am Tage des Nemnouds und Vollmonds, und am achten und vierzehnten Tage des Monats,'*) ,,Weim ein Mann, welcher einem Opler beigewohBt, an demselben Tage das JUaget «bei .Waibes theilt, so mfissen seine Vorfahren einen Monat lang auf dM Küthe dieM Weihet lii«eD/« ») _ JBheUüigkelik wW iv Ton der letzten Stafe des frommen LebM gefeidert; es whrd tM* flMkt heaefkt, deee vide teneend Brihmanei^ weldie der 8hiDlidi- keÜ eett ihrer Jogeed eeteagtee ond keine Kinder ftintcriieMeo, dennoch in den Himmel gekommen sind;"'') also nur ein Trost und nicht eine Mahnang. Dem Menschen aber, welcher ia die Reife de» geistlichen Lehens eintritt, entschwindet die Ehe; nnd der Asket muss auch von seiner Gattin scheiden. Doch kommt ca auch Tor, dassXatrija-Aaketen mit ihren Fiaaen in derWaldehisan- ktoit ehelich leben/'»)

Vüllige Qleichgaltigkeit gegen aUe Freade und gegen tOei Sckneis i«t 35eifdfeen frommer WeiebeÜ »Wer einem Blinden gleidi nicht flUl^ einem Tanken gleich nickt hOrt, dem Heise gleiek ebne fimpfhidaRg wid Bewegung ist, ?on dem wiase, dass er die Ruhe erreicht hat. Der Jogi [derAsketJ, der in die Erkenntnis» versenkt ist, ßchauet weder aufwärts noch abwärts, w eder-recht« noch linlcs; er ist ruhig und ohne Regung.*'*^) Zweifach die Seele [manas] nennet man, aU rein und dann als unrein auch, unrein, wenn wünsch- bethort sie ist, und rein, wenn frei von Wünschen sie; die Seele ann den JHenadien iat Unaeh an Baad und Freiheit aoeh; au Band, ftAngt-aa dem Avasern nie» IVei gilt nie^ wenn FemÄnanem Mi «— drum von dem Amern wende ah die Seele» wer Befteitmg wfinnebt. Wenn, abgekehrt derAvssenwelt und In demHersen in aidi gekehrt, die Seele ihrer selbst vergisst» das wisse als den hSchstes Grad; so lange ist eiiizuhaiten sie, bis sie hu ilcr/^en untergeht; das ist Wissen, und Denken das, alles andre Bücherweisheit nur: und so erreicht das höchste Brahma man/*^^) „Wer alle Begierden Ton sich weist, die das Herz bewegen, aidi auf sich selbst zonlck- alehend, der steht fest in der Weisheit; wer,- jeder Qefillhlsreguog ledige in CUflck nnd Unglack weder eich freni noob ^WMtt, bei dem bt tet g^irindet die Weisheit Wer nicht an einidiekea Bingen «hd. an -den Werken hängt» jedem . Streben naeh Vortbell eolMigtt der.iat stir Fnlmmigkeit gelangt. )?) Beseer fIMrthr als Aibeitn* ileiss ist das Wissen , höher als das Wissen steht <lie Andacht, h4her als die Andacht die Entsagung, und der Entsagung xunichst kommt die völlii,n; Hnhe. Wer »ich im:hi freut unr! vor nichts Abaeigung hat» wer über nichts trauert uod.oaisb JMfihtB fficUngt)

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««obekfUnmert am «m glfleklichea oder tin^fickliclies Eode, der ist mk lieb; wer gleicbii:üiti£? Feind und Freouü, gleichgültig in

Ehre und )ScUiuacb, l^ei Hit/.» und Killte, hußt uod Scbmerz, firei TOD Eiirbegierde, «ich gieicbbleiheod bei Tadel wie bei Lob, wAnnagsam, mkt dhm.aaÜMidtUp iolob Fromner i»t mir lieb.**is) f,1Hm BnhmtL «mklit ji«, ir«r Zorn «od HuDfer hat keafegl» .ße* MÜigheie.vKi 8hm:,muik, wer M in« Biiii»6ii4ng iid4 M tod MMtr wwmmUm wd jai^cRfifikilnlii bim» aiditoO^lc» «od iMite BiMi ant«*»)) „Der sMiMlMe K|ifp«r Ivt owlit gtmqbt Ittr diese elenden Freuden, welche mit ihm die irfedrigsteo Tbiere tbet- leo. Güttiiih ist das tapas, welches, untrere INatur reinigend, uns des ewigen Glii( kes Bralinin's versichert. Der Kalt der Weisen ist die Pforte des Heils; die Weisen sind diejenigen, welche Gleich- SMrtfa der Seele besitzen, ruhig sind, frei von Zorn und tugendhaft; es sind die, welche keinen andern Zweck haben als die Mßjk^ fdr tdA [dM «nd keine IKeigiiog iMbee eki CUoevater mit

efaMm Welbe^ nltKiDdem .aad alt Bemti m lebe», ond die eUein ieewrelt la derWelt leben^ «Je «• •f]bleeilt9irdleg8 ootiiweBdig' ist. . . Der KS^pcff iet die Qvelte der Cbel» . . Die Vereinigung desBlannes luit (lern Weibe Ul für beide ein Herzeusband; durcii »ie empiindet der Mann beim Anblick »elneH Hauees, »eine» Weihes, seiner Kin- der, seinem Besitzes das Gefühl der Kntfremduag von mir und dem Meinigeo; wenn dieses Band lockerer wird, dann wendet sich der Meoscfa voD dieeer Verbindung ab, er eU| befreit akb mit dem bach- eüii Weaeo an vereiefln» Die Verelmg meleer» dies F«^eio veajegllchir LMt die Hellte Ruhe bimllte.der Geyeitee [tod Fremde ned 3fihmc|s]> die.Clewiselieits dfUM ee Air des Veeeclies Ammll fdebts giebl eis fikiid, dae Sttelbee nach Srkeontsise« die Thatlosigkeit, das feste Streben, darauf zu Terzichten, ich zu sagen und mein, die Liebe zur Einsaiukeit, das völlige Anhalten des Athems, der Sinne und des Hen^ens, die stete Keu^-chheit, Scbweigen« . das sind die Mittel, durch welche der Mensch sich mm dem fieinen Korper [S. 30bJ befreien kann, deo pHD dee)cb MünfM) „Der Weise veisklitet auf das Verlai^eii zu leben und EelilHhiwi M beelteee, wel.chee mir Vmrpbe. einengt Tbatfoei .be*

ifes aur der ZvUH Keferl» mid bleibe^ wm$ mt$ aMte eulmsml, fienr meiner selbsl, einige Tage lang liegend Ifie die grosse Sch hinge; ich esse bald viel, bald wenig, Ciotes oder ^Schlcclitcji; ich kleide mich mit dem ersten Besten, was ich finde, immer zufriedenen Geistes; ich sclilate auf der £r4e, auf BlHttfirn, Steinen, auf Asche, dann wieder auf einem Bett etc.

Der I^Mäedler« «leMiec j#e . WefifMeU eAeeet» . iüeet «W^ .thetioe

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nieder ia den Scbooss des Geiste«, mit dM 9«w«mMb^ iu» dieser eben nichts anderes sei ab er selbst.*'*') ««Der Mensch niuss sich allmählich losmachen von seinem Weiliey seioeo Kiadero, Ton seinem Körper, von allen Gütern, die ihn von selbst verlasseOf wie eio Mensch bei seinem Erwacheo sich von soiimn Traume be- freit. Er betraofate wie eeiae Kinder die wildee Thiere, Esel, Ailea» •BiMee, SeUengen, VSgel eed FUegee; wm iet deM^IÜr eieUelv edled swiedien eeioen Kiede» end dleeen Wem?- Wm ist deea Aeeer eleede KSrper, der leietit is Wflimem, Meder ud Asche wird? was dieses Weib, die dem KOrper eteiiilflfce Leil ge- währt? was ist d'itaa alles in Vergleich zu der äieele, die deo Bimmel erfallt?''»)

Als &asseHfcber Ausdruck für die gänzliche Abwendung von allem Weltlichen und fQr die vdllige GleiehgiUtigi^eit gegen alle OeAUe ist andi die Necktheit der Asiceten zu betrachten; die greeeeeieee Veredilaiig des KSrpeni mid ellee SkmMkm echHewt die Scbam a«a; der Meeech bedeckt «ieh eieht etwa Uoee, weil er «leh seiner Sinoliehkelt schämt, senden weibelÜRn mOegSMtie nmn TMere die simdidien Triebe eine hlllim sluyi^ Weihe tia« gen, ond dem Heiligthume der Ehe, aber n icht der OffentlicUeit gewidmet sind. Der indische Asket \vei.st alles Sinnliche als ver« ächfliche Nichtigkeit von sich, kümmert s\ch nicht im mindesten um dasselbe; er braucht nicht zu verhflüen, was Tür ihn nicht melir ist.

Die zweite Seite der Aslieee, die Boteagung auf alle Werlce, tritt oft sehrseharf hervor. Oes frenuae Werk Hr das VetsOgHchste haltend erheneen die BekbOrtea nkhl das aadere Bessere [das Ahweaden von der Welt]« Die aber, weidie dm Selbstpeioigtiog nnd der Andaebt hn Walde sicli hingehen , raUg ia ihrem Herzen, erkennend, Almosen bettelnd, dieM geheSy von Begierden befreit, durch die Pforte der Sutine dahin, wo jener unsterbliche Geist ist. "Wenn der Brabmaoe eingesehen hat, dass die Weiten durch die Werke gesammelt wurden [durch eine Thä tigkeit Brabma's and der Geschöpfe], so gehe er zum EntiTisseo [Nirveda; oder zum Freisein tob Begierde},* ist keine Welt, die sieht dareh Werfte hereHet wflrde,««») [und deahaihviniiale alle terglflgUck}. ^Dareh die Clegenwart der Brlnflerasg des walvea ' Wteens, . dareh Untergang dev Thal ev« . kemil Ae AadaiAt

sa 6taade.^*>) „CKelehwie eine Lampe, ehe sie YSiÜsekl» ent

alles verzehrt, und dann sich auflöst, SO vernichtet all© Thateo der Jogi erst und löst dann sich auf." 2^) „leb kenne einen ver- gänglichen Schatz, spricht Jama, das ist die Frucht die Werke, denn daa ewige Wesen wird nicht durch Hinfiüiiges erraidit*^^)

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„Die von den Veden empfohlene Lebensweise ist eine doppelte, die eine Ist ein Thun, die andere ist ein ^ichtthuo; jene verschalTt dem MeDScheo Leben, dieae versichert ihm die Uoste^bUchkeif „Yiel gefiDger als des Herzens Andacht sind Mb Weike; die An* dwhtiioliep, der Wetlte Lohe vete ahillieudi , . , golenges der MHe dee MUieteB Heye.«*«)

DsM Beitel« iel flir jeden BrelMiaaeii, eo wie ftr die Aekefeo der andern Kaalee eine KvHashandhmg; jenen ist es befohlen, diesen gestattet. ^^Ein Brahmanen^ehülcr inuss alle Tage seine Nahrung dnrch Betteln ans den Hänsern solcher Menschen empfan- gen, welche wegen der Erfüllung ihrer Pflichten berühmt siod;*^ aber er darf Lebensmittel nicht erbetteln bei seinem und seines Lehrers Verwandten, und nie von mwm einxigeD Meoecbea; das Betteln nrass sckweigeDd-geschebeD.M)

h Beslehneg wmt die wiiUiebe SelbstpeieigiiBg wetteifert die IHcbtuug mit der WMdidikelt SeMMerMgeii grosMrtiger Asketen sind LlebKngBgegeBstand der IMchtungen, nnd tn'Ninen erscheinen die Itieale der Jogi. Nach dem Ramayana uird die Ganga [der Ganges, vorher am Himniel :ils Milchstrasse] durch ge- waltige Busse Tom Himmel auf die Erde herabgebracht. Ein König „stand mit erhobenen ArmeD inmitten der iSof Feuer [vier Feuer tingsuroher, und die brennende Sonne], nnr einmal jeden Monat Speise geniessend, ndl gebindigten Sinnen, im l^tnter seliiafend flttf neektem Beden, In iler Regenseit weilend nnter dem freien ittm- meL - Als er einige taesend Jskre in selek grAnsnmer Selbstpein ireriksrret, werde Ifim geneigt Bmlnnn, der ffeir der Oesefc^pfe/* Um aber auch noch des ^ava Einuilligung erlangen, der das Bimalajagebirge beherrscht, musste die Askese von neuem begin- nen: .,(!a stand der KririiL!; ein Jahr lang, die Fusszehe eingrabend in den Erdboden, mit emporgestreckten Armen, ohne Stütze, Luft statt der Speise geniessend, ohne Obdach, unbeweglich wie ein Bnnstsinni, schinlles bei Tage nnd bei I^inekt*'*«) <^ »,Mit empor- gdsIMlitett Amen tt^te Msins, svf etoen Fnsse stnbend, sttenge ginnse Busse, des Hnnpt gesenkt, nil feslea, nnrerwnndtsnt'Bick, IBiSfe sfekfeefcilcfce Bnsse eine Isnge Retke-Tmi Jskreb.*«*^— in der Sakuntala erscheint ein Büsser, welcher „in Termitenhaufen halb versunken, die Brust umschnürt mit einer Schlangenhaut, den Hals treu wilden SchlinggewKchsen gleich einer Mankenschntir qual- voll umwunden, mit einem Uaargeflecht, das rings vom Scheitel zur Spalter reicht, besetzt mit Vogelnestern, dasteht, und die Sonne anstiert, und sich nickt rflkrt eis wie ein Baumstamm/' YMme nelttst« «I» Asket «nflretend, gnk nki kskes «VorMM der

n. M

Digitia^

rechten Selbstqual, „Nackt, die }!aare veruinrt, ähnlich einem WahnstnnigerN c'mg er a!s Bettler cinlirr. gleich einoiii Biodstnoigen, Blinden, Stummen oder Tauben, keine andere Kicider tragend als sofefae^ welche ttab wegwirft, stets schweigend, selbst wen« mae ibo awedete; . . wo er enehien, da fielee ^e niedrigetee MeMchea ihn an, wie die Fliegen einen Elephanten, «ebnihti», eriiiwpftfa und »chhigeo ihn, waffin ihn mit Steinen xmä Ke(h; hdid ahnte er die Schlange nach, beiBSaaen nad Trinhen awf derSfflo liagaod, hald das Beispiel der Ktihe, Anlilo|ien efc;*"^

Solchen Vorbildern der Sage entsprechen die Clesetze. Die Brahmanen sind nach Vollendung ihresi Berufs als Haasväter zm Askese verpflichti t. Mit dem fünfEigaten Jahre etwa beginnt die dritte Periode dejs ßrahniancnlcbens. »»Wenn der Haasvater seine Haut sich runzeln und sein Haar sich bleicheo siebt, und seiner Söhne Kiader achant, ao siehe er aioh ia den Wald awOch; ver- sichtend aif alles» was er bealtst« nad aefaie tettin seiseB Sttaea anTertravend« gehe er allein» eder er lasse aaA s^we Mtin iba begleiten.^ Br geht in den ehMamsttn Wald , nar gewstttss Fsner und OpfergerKthe niit sich nehmend, uod lebt da nur ton wflies Wiir/.elii, Kräutern und Früchten, in Thierfelle oder Bastkleider gehüllt, läset Haare. Bart und Nägel wachsen, in tiefste Betradi tung versenkt und die Veden lesend. Der Speisen muss er immer weniger sa sich nehmen, täglich nur eiomnl. oder nur alle vier oder acht Tage einmal. „Er aoü aaf d#ai Bodos sich wäUen, oder tagelang aaf den Fnssapitsea slshe», eder hesündig ahwechseiid aalatehoB «ad aicb wieder satsan. In der Mssen Jahteanait soll« er sHsea ia dar OInth Tsa ftaffeMra (viar am Iba, and die Soaae vea shan); in Regen soll er (Commenfar: gans naeht^ den StHtaMa

-der Wolken sich au^üctzcn; in cier kältet) Jahreszeit soll er nasse Kleider tragen. Durch trduUiuug iiiiiaer härterer Peinigungen lasse er seinen sterblichen StofTsich verzehren. Er «oU leben ohne häus- liches Feuer, ohne Obdach, in völligem vSchweigen, frei von jeder ' sioolichen ]>9eigung, keusch wie ein SsMecy scblafend aaf der . «Mfcton JErde« haasaad aolar daa BaniHral^ala. IM waaa aaa Siacbthaai Iha «rgiulft^ aa masha er aink aaf, und «threita Ia gnrfv Richtna^ aaeh Noidoalea fiirt, afeh attvaad faa Waasar aad l«ft» hls seia aterhüehcr Leib svsaauaeahricM «ad aaiaa Saela aiah t«^ eint mit Brahma. Wenn er seinen Körper so allmähÜcb serstörtbat, und Ire* vo» kuamier und Furcht geworden i^t, so wjrd^ iu ti^r Wohnung Brahnia's mit Eiiren aufgenommen. "

Gelingt es dem Brahmanen aber durch solche Qualen nicht, ^< l^iasaidasew m ertfidtea, as tritt ar.io aeiaa mwkt Mtä^ is die

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des GreiscnalterB. Da vorwand^jit sich die nctivo Selbstpeinigung in eioe pa^tsivü; der liraiHnane wird vullig L;loic}igiiltig ^egeo alles, auch gegen die Kultushandiungeo; er tut nicht mehr Mensch, er tat Pflanze; er brii^t keine Opfer mehr, „ruht gänzlich in dem b^obrtea Wesen« entsagend jeglichem Gefühl;" er ist ein Le]i>endig- Miar; er hat die jSdiidd des DaaeiM ahgetngM« fiir üm iat io A&r Wdt ■kbt» nelr um thmi lUHjgf er Iii Ittr alle» abgealsrIieD; »er vfMMke aiebt de« Tod, er wtteedie lUt dee I.ebea.'< Mit Meeeai Waeaergeite «ad eioeai Stabe waadelt er, iimner allem, bettelnd umher, schweigend und ohne die Dinge um sich her anzu- blieLeo, nur das einsilhige Wort ^tili murmelnd und betrachtend. Ohne Feuer und ohne Behausung £;ebt er, wenn der Hunger ihn quält, in die Dorfer; gleichmütbig gegen alle«, was ihm begegnet, betifibt er »Ich nicht, wenn er nichts erhält, und freut sich nicht, wenn er babooHBt« iwd aelgjk beim Betitln nie eine Aebeade Jdiene.

ImM«» «eiee ScMtle lefai, betvaeblcad, wo er aebeii Feea bin* ästet (wm alebte Lebendea n tfidtee)« imd das Wasser, welebea er tibbt, eaüie er duroli eb Meeatncb. Beleidigungen aell er gleicbmtithig ertragen, Nienand hassen ned Niemand verachten; einzig über die höchste Seele nachdetiLend, ritzend, tjirhts bedür- fend, frei von jee^lichcm sinnlichen Verlangen, völlig einsam, lebe er so in Erwartung des ewigen Heils; er vermeide e^, irgend einem ielbeaden Wesen ein Leid zu thun. Wer sich so allmählich von aller Liebe zur Weit befreit, und uneayfiadlich geworden ist liftr ■IkM, irird Ob ktammt Teracblengee le Bmbeia/'

Geea ibeliohe Vcneebrlftee gebe» apftteve Cleeete. „Im SoA- ner entebee ftal Feaein rerweUead, In der Rd^audt auf dem 0|»fen^etse rabend, im Winter fai aeaae Gen^Ander gekleidet, ibe der Einsiedler Busse. Ob ihn Jemand mit Dornen stiebt oder mit Sandel salbt, unerzürut und unerlreut, gleichmiithig ^esen dieses und jenes, Iiänfe Feuer auf sich, wohne unter Bäuiuen, essa wenig; Ton der Luit lebeod gehe er io Doidüsilicher Richtung, fai» nein KSrper aufgerieben Ist/*»?) „Der reebte Weiae.ist, ^trer Tülilg aaobt» eatpindaegslos, kms mi dee Weg zum wahren Brebma gericblet, eer «m eebi JLebee ae IMee bettell* flelebgül- ob er flipeiee eiWl oder nkbt, bl eleem leere« Haeie wohnt e4ar b ebMm Tempel oder am feetfe ewea Banee oder an einem Ameiaeahiigel oder in einer HOble oder in einem boblen Beome, oiine irgend ein Begehren, ohi^e iriiend einen Besitz, auf dem hTichsten Pfade des reinen i^innens in die Betrachtung vertieft und durch l^tsagung seinen Korper ganz aufuielit. " ss) „Weleher Weg ie( fib die JogH ^ Sehe, Weib, Freunde etc., das ;$tudium

u*

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der Schrift und alle reli^insen Gebräuche aufgebend, und das Brahma -Ei |ilie Welt] verlassend, nur einen LendensrfifTtel. rineo Stock, eine Decke und einen Top! tragend, bettle er sie ii so viel SpeiRe al8 gemig iflt, um sein Leben fristen m können. Aber «Ätt ^ann Ist tit noch nicht auf der hUchsteo Stnfe; aidi liei liOi- ^engMel, dea QMk, die Deeke, des Topf gel» er auf) weder Kilte noch Hltaet weder Frende eock Sebmets, weder Bhre Mch Acbteog berflbreo Ifce; Tadel, Stok, Neid, Hass, Unleet, Wuuch« Zorn , Freude ete. «elen flmi fem; er belraebfe seinen Leib all ^ stinkendes Aas, halte seine (iedanken von allem Irdischen fern, und hiefte sie stets auf den Atma allein, seine Identität wiit dcmwl« ben (erkennend, Die L\ift ist sein (ieivand: nicht verneigt er sich vor deo Gottero, noch ehrt er die Pitar (Vorfahren); er lobt die Menschen nicht und tadelt sie nicht; Denken^ Betea ader irgend eia Ziel ist aiebt iät ibo da, er iat weder lob noeb Ihi. Md «od detgleicben aebve er nkbC» vud <eba«e ea €lMrbailpt gar nicht aa; wenn er ea aaacbaiiC mit Begier, so begeht er %lae gleicle Sttsde, ala eb er eine» BrabameB getddtM tiMle. ^ Alle Wgnsebe halte er sidi hm, im Sielmeni werde sein Geist afcit beweist, im Wohlsein freue er sich nicht; stets sei er gleichgültig in^S!;pn Gutes iind l^^»ses und beherrsche alle seine Sinne; er rnht im Atma allein, und in dem Gedaakeo: icb tun eins mit dem Brahma, iat er zufrieden/'

„Wer seine Gedanken behenracbti frei Ten JegUeber Attblns* liebkeit 9 eioaam lebt In abgeiegwier CSegend, nicbta gemleeat als Wae daa Alaeaen Ibn bietet, Iat ela Aettler; er akae «n eines reine» Orte grade« mbew^glleiiy hniner In deMeiben MNong, and wiederhole daa Ama; er hemme «einen Atbem tmd tfehte nebe Augen auf seine Nasenspitze, bis sein Herz aul jedes Begehren verzichtet. . . l>cr Asket, welcher sein Herz beständig solchen Übungen unterwirft, gelangt schnell dazu, es zu vernichten, wie ein Feuer, dem man das Holz entzieht. Das Herz, welches nicht mehr berührt wird von der Begier oder von irgend einer Lei- denacbaft, in welefaem Jede ThMigkeit erieecben let« Iat feneibln ' aiebt mehr im fitaade, ateh jmi erbebea/'^)

Die delbatpetnigang Iat QbrlgeDa uMit bleea ala die liMMe «ad leiste» daa Leben abaehKeiamide fttafb dea BiahmaoenUheaa anf^eordnet, «ondern man fibt sie anch zur Erlangung eines Wun- sches von den Göttern \ nriihergehend aus, und kehrt nachher wie» der zu seinem gewöhnlichen Leben zurück.^

DaRs diese Vorschriften ihre Erfillluog fanden, w^rd durch Zeugen au« alter und neuer Zeit hekoadet Megaatbene» iMikb-

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tet, das« „die Weisen in einem Haine vor der .Stadt Icbeu, auf Stroh und Feilen sich lagermi, >?ieh alles Lebende« und des Bei- schidüfr eatbaltend/'^^^) Der liraluiiaue MaDdanis erklärte deoBoteo Aiexauders, die he§iQ Laiire sei die, welche Freude und Schiuen ?«• .der Seele entfiirMli} und aU man Umi tan fiUdo-atea nod andern gvMiinclien Wekn» «pmdib nntwofleto er: „ich glbalie geni, daM nie Aber aUen Andere vfminftig dachten; in einem aber fohtleii aie, di^n, dana nie die 6itte Ober die Natnr netetea; aonat liStten sie aich picht geschämt, nackt wie leb eioherzugebeD uod von schlech- ter Kost leben;" dann >vird das Betteln als gebräuchlich erwähnt. "^^Ji <Strabo erzählt nach Aristobul, dass die Brahmanen sich nackend der Sontie und dem Regen aussetzeo, oft den ganzen Tag abwechselod auf eioem Beioe stehend ein schweres Uoia mit heideBllinden ,em|K>rh alten nach PÜnina atnben die Gymnoso- ffcinlen tegiiang anl^. einer Sidiet mit - nnferwandtein Blich, die Mmmt aMhamendU*^ INe Amber berichten ton indiacbeo A^^e- Um,^ iviMe ihNn- Urfttr mit einem eiaemen Reif umgürten, ein« aiedleriaeh leben nnd gana naekt gehen,

Iii oeuer Zeit haben die Asketen, besonder«» im Dienste des ^iva, in scltöuni erdachten Selbstquälereien eine traurige Berühmt- heit erlangt. Bekatiut sind die Hakenschwenkungen , wo niau öich, eiaea eiaerneo Haken in den Rücken eingebohrt, an einem Seile fiber einem Fener hin und her schwenkt*^) Wir «rw&hnen nur .eiMge von Amgennengen beknadoAe Pefangnngen anderer Art £in Bdahmabe» nur von BlUch und wenig FrOdMen lebend, aaaa Tag andNailit» ancfc im Schlaf, anf deraeiben Stelle,. Idee mMvmelnd, etniita aMi biawdlan halbe Stnaden lang anf den Kopf, hing sich mit den Füssen verkehrt ganz nahe über einem Feuer auf, über welchem er sich eine halbe Stutide lang hin und her sclnvenkte und es mit den iländen anschürte; ein anderertrug ein vieruiid/\v an/i^ Pfund schweres eisernes Gitter um die Schultern, das senkrecht ai»er aainep Kopf hinausragte; aadere scbleppleo schwere Eisen- fctfiteo an dea Füssen oder auf den Schnltenif gingen In Sahuhen, iD ^^nen eieeme Spitien hbMinrehgeachiagnn waren, ao daaa jeder nrhritt BIntepliitn anrOeblieaa; einer hatte nich mit einer Kett^ an efaien Btam angonrhrnindet;*») bei einem andern« der die' Arme beständig über dem Kopfe hielt, waren die Migel in <fie Finger gev* acbsen.**) Ein Jogi sass vier/Ji^ Tage lang /wischen „den fünf Kencrn" unter grossem Zulauf von Menschen; bei SonnenaufKung setzte er sich auf ein Gerüst und betete, stellte sich dann auf" ein JBein und blickte starr in die Sonne, wübreud au den vier Jbiicken im Cierüatea f^nelr angckOndel wurde«, jeden hinaticbend, nm

Digitlzca Ly Gu^.' .

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einen Ochsen zu braten. Dann stellte er sich aaf den Kopf, mit grade in die Luft streckten Beinen, und blieb in dieser StelloDg drei Stunden lang, und sass dann mit gekreuzten Beinen bis Sonnen- untergang. 60) Tavernier berichtet von Asketen , welche jahrelang Dtekt unter einem Baume standen, und beim Schlafen sich nnran ein von dnem Ante hemüterliftogended DoppeMl ieiintea, oder die Arme no lange in die Htihe gentreekt hatten« daae nie nie aieht melit lieniBterbfiDgen iLonnten and die Migel ao lang wie die Hager vraren ; andere ataadea immer fort auf einem Feaaei die Nalraag wurde ihnen Von andern Lenten in den Mund gereicht Mie> bnhr er«ählt von einem Brahmaueu, der viele Jahre in einem Gitter* käfig sass, die HSnde gefaltet io die Höhe haltend; dass sie zuletzt fast bewegungslos erstarrt waren; in den letzten Jahren ' hatte er kein Wort gesprochen, und stets die Augen auf die Erde gerichtet; ein anderer trug stets eine schwere Kette mit eineni Steine, «s) Nach Tarnera Bericht leiatete ein Aaimit daa Oaiilda, awalf Jabr# bhidardi obne Ueteibieohaag aCahen ; «ad er Mite dieaa wirlrlidi doreh; naddber wanderte er, die Araw über dea Kopf, darob einen groaaea Tbett von Aaleni die Atme warea, elf Tomer ilin sah , ganz znsarnmengeschrumpd und unbiegsam. ^) Die nackten, »cbmutzig und verwildert aussehenden Asketen, denen es in neuerer Zeit niohaniedanische Schwärmer nachmachen, triltl man iu allen grösseren indische» StÜdteo, in den wuoderlichstco und unnatürlichsten Stellungen, sich schlagend etc.; in Benares allein siad aber 7000 indiache Aei^etea (Faltire) und BetHer.M) (ivadiener eradieiBen an Featea mit aii%eachlitaten Lippen aad Zangen, weiia lieeeer atacimn, den Leib mit lebendigen fihüaagea

' wnwuBden.Aft) Bei einem Feate geilt eine PiraeeaBion gegen 40 faaa weit l>atlbB8 auf gifibeadea Kobleb.^«)

Die bis in die Gegenwart oft vorkommende Sei bsttödtnng, als letzte Stufe der Selbstpeinigung, ist den Veden uml dem Manu

- fremd. Am tjärhsten ao dieselbe anstreifend ist Manu's Ccbnt: „wenn sich sein Ende nähert, so ttbergebe der König seinem Hohae die Regierung and suche seinen Tod in einem Kriege, "^t) wobei der Commentator liinzull^ft: ,,oder weaa kein Krieg iat, «laibeer darck Hanger;** aad für die Selbatrerbimmang ala eiaea Opfeia aehefait die Mimaaaa eiaige Anknüpfimgapaakta geboten aa kabea ^ ^ Daa aiteete, wirkiloh bekundete Beiapiel dea reÜgiaaea Mbst- mordea iat die beirannte That des Brahmanen Kalanos, welcher den Alexander nach I^ersien begleitete, und in Pasargadae ,.nach väterlicher Sitte den S<-hciter}iaufen besteigend, starb." Ein anderer Bralunaoe» der mit einer deaandtacirnft aum Auguatui»

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reiste, ».verbrannte sich in Athen, indem er lacherMl uud nackt auf eiuen Scheiterhaufen sjiran»;** ''O) und Strabo berichtet: ,,K.raiik> heiteo des Leibecr baiteo sie lür das Schimpflichste; wer «eiche ao ■ick bemerkt, entzMl sich dem Leben durch Feuer; er errichtet eiMB jScMteilMiite» eelbt eich^ und Terhreoel eld^, oluie eich la rümti.''*!) lodeee eikUbrt der kvodlgele der gfiedbischeii Berichs eratatter, M^eetbeeeet ^ ISngere ZeK in Indteo lebte, es eei ,,olclit eine Lebre bei deo bdiecheo Weiseo, eich eelbet zvt tSdten, %ieiniebr wurden diejenigen, welche diess thäten, für unreife Jüng- linge gehaiteij; sol« lic% die von Natur hart ^ind, stürzen i»icb in ein Sclnvert oder in einen Abgrund , diejenigen aber, welche die Schmerzen scheuten, spriui:« in Waasertiefen; andere erhängen eich oder stürzen sich ins Feuer; zu dieseo gehurte Kalanos, ein nagesfigelter Menech ImtaXuOtog], der an Alexanders Tafeln beebtedieMte tbft|^ daber wiinle dieeer getadelt.'« > Der reli- gitae Selbetnerd wer elee im viettee Jabrb. ?or Cbr. oicbt selteo, w«rde aber oocb ab Aneartoog betraditet; und als eolcbe galt er deo ViecbeoTerebreni oocb io oDaerem Mittelalter. ,,Der Asket verlange nicht den unvermeidlichen Tod, sondern er erwarte den Augenblick, welcher durch die Zeit bestimmt ist."ö3^ Der König Sodraka im zweiten Jabrh. nach Chr. verbrannte sich, 100 Jahre alt, seihst, und diese That wird in dem Drama Mrichchakati seht gelobt.^) Der arabische Schriftsteller Massudi (nach 0 00 j be- achtet ale geiifirt» „dass die lodier oft von weither an deo Gange* fVBiMbfarton, an acbroffen Feleen, an defen Abi»Bg Schwerter nod Dolche anfgeriditet werden, sich hlnabstSnen and so serfleisclil den Ganges stOnen.*'^} Andere Araber bestätigea es, dass die Indier sieb oft selbst Terbrenoen oder sieb in den Ganges stiirsen. ^) la neuer Zeit haben die freiwilligen Tödtungen eine solche Aua- dehniing erreicht, dass die englische Regierung dagegen einschrei- tet; besonders pflegen sich bei der Procesßion des Dschaggernat £lürischua] die Frommen von den Hadern des heiligen Wagens, auf dem das Götzenbild steht, zermalmen zu lassen; und noch 1847 nmsste die bewaffnete Macht einschreiten» um die unter die Räder mUh diAngende Mfl»ge aeridaabalten, nnebdem Hlnf Menschen ' barelts «iler AamAang das Vischnu sich hatten sermahMn lassen. <^ IKMelbe Sitte wird bereits tos einem Reisenden des Tiersebaien JabrhiMiderts beriditet; „bei beben Festen ftUirt man den Gatzen auf einem prächtigen Wagen umher, und viele werfen sicli unter <1en Wagen oder tüdten sich in anderer Weise, oft bis rweüuuidert Menschen." es)

iJass bei ausgearteten ^vasektea die grausame äeibstqiUUerei^

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m

duMli fr«ldi6 der dott der VerneiMlg getfirt wird, mußt liUweUeo hk wilde Uiuniebti welche eieh &«f eeiae Bedenlwg aleZeaguegilgeCt besieht, amsehlageo km,«») liegt ie der Natur der Sadie; iadeM

findet sich dtess selten erwähnt, und zum Tbeil zweifelball.

*) Benfey, G1n<;sRr z. Samav. S. 78. ») YajiiÄV. HI, 15«. •) M. II, B3. in, 217. *) Maudnkya-Upaa. b. Wind. 1450. ») Amritaniuiu - Upüu. b. Wind. 1459. •) Eben^. 1459. Maua, II, 71. •) Ukdxl V, 5 flf.; Y^il I, 167 etc. ') (>tapatfift.Bra]imaii», in Weben Ind. Stnd. I, 168. **) WOm, Theeter d. E. I, 91. ii) M. IV, ISS. <*) M. m, »SO. ^ >•] ▼> 19*«^ <«) Snrlttl n, ft; m, 9. 17 ete. IPn^-UpM. b. WM. (i. IStei ~ ••)Aiiiifta!vfaiA«-XIpsa.t— 6hiWebanLiA.8t.n, 60. ~> Bbi8.GilA,]1, 17; VI, 4. »•) Bbciil. Xn, la. 17—19. Tejovinda-Üp, 8. 4, in Webers Ind. Stud. n, 63. •») Bhagavata - Puraua , V, 5, 1 12 (Burnouf, tom. II, p. 345 etc.) »0 Ebeml. VII, 13, 33—44. »») Ebond. VIT, 14, 4 13. -• •>) I Mundaka-Upan. II, 12. b. Wind. S. 1700 etc. u. Polcy. **) YnjnaT. m, 160. «») Xurika-UpaTi. 34. in Webers Ind. St. II, 173. ■•) Katbaka-Up. II, 10. •») Bhagav. Purana, VIT, 15, 47. *•) Bbag. Gita, II, 49. 51. ••) Manu, n, 190.— «o)Manu, Ii, 183— 190.— Kamay. I, 43, 14. 15; I, 44, 1. 2. (Schlegel). •*) Bopp, Sündflotb, 3. 4. ~ •>) SakuntaU, y. Meier, 8. 148. •*) Bbo«. Por. V, 5, S8^34. ICann, VI, 1 —9«. »•) Kmiu, VI, 33 Bl. ~~ •«> Tii^iMT. m, 58—55. <- *•) Jebala-tTpML b Webers Ind. Stnd. H, 77. <•) ParanabaiiM-ITpeiL Sbend. n, 174$ tgL 178. Bhigttr. VU, fli. 18, 80—35. * I) 8«w!til, 1 (Bopp). «*) Utgu^ iam. 41 (Sohraih.) «») Strabo, XV, 1, 615. Ebend. XV, 1, 61. 63. - ♦») Plin. h. nat. VII, 8. ^ «•) K inaufl, Mem. 293. *») Abr. Roger, Offene TbOr z, d. Terborg. Hö- dcnth. 1CG3. S. 393; Sonnerat, Reise I, 204; Orlich, Reise, II, 184. 271. *«) Roger, S. 408—412. *») Bald&ixs, Beschr. 1672. S. 493, »<>) Fryer, travels, p. 103. Mill, Gesch. des britt. Ind. I, 295, »») Tavemier, voy. 1679, n, 421. »«) Niebnhr, BeiBebeschr, n. Arab. II, 72. 73. »») Tnrner, R, n. Butan, T. Spreagol, S. 113. •*) Ürlich, Keisö'iu Gäimd. I, 54; H, 142. 137. Ebend. II, 271.— Sonnerat, R. II, 807. «0 Kftna* IX, 323. Colebrooln, Essais, p. 146. **) Strabo, XV, 1, 64^ 68; Anten, Exp. Vn, 8. 8; ICegasth. fragm. 44. 46. 55. (Schwanb.) **) Sinbo, ZT, 1, Tl.— •t) SbeBd« XY, 1, 68t. **) Fh«iB. «4. •*) Bhag» Por. Vü» 18, •«) WOsoa, Tbmu d. EL I, 77. 80. » ••>BetaMid, Ute. wt Ktad«» ÜOl •*) Ebend. 396. Sonnerat, Reisen, I, 190; AaslanA,. 1847, & 1051; Odieh, Reise n, 183. ««) Mandeville (1372) in RecnjeU des TOj. im Tart 1789, p. 18. •*) Wilson, in Asiat. Bes. XVU, 284. 228.

§ 11«.

Die bisherigen Kultushandlungen bezogen sich schlechter- dings nur auf das Verhältniss des Menschen als eines Einzel- wesens zu Gott als dem Allsein, und gar nicht auf seinen sittiichea Zustand. Sic wollen eine Versöhnung, aber diese ist von kos- mischer, nnd nicht Ton sittlicher Art; nicht ein durch sittliche Sohllid entetändener Zwiespalt swieche» dem MenMiien and eeinein Gott soll gesfihnt werden, sondern der im Weeen der Weltbüdong liegende Untenchied xwieelieii dem «ragtUichea

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EiBBeifPMffii aad äm »Im UfgtwAe s4itt aufgehoben , und die

Klult zwischen Gott und der Cicatur ausgefiilU werden. Diass geschieht aber durch Aufhebung des Einzeldaseins. Von einer Verscfaaldnng des Menschen kann hierbei keine Rede sein; der Mensch büMt wht £ur «eine äiinde» sondera hüchAtens Hur sein Dasein*

Ganz verschieden von dieser Selbstaofopfenmgy die mit lern aMtfiaheii Znataiida dea Menaehen gar Bichla te Ünuk hat» kt widdieha Baaae für begangene Sfiade. Freilieh tritt das Schridbewnaafeip yar jener anderen kesniisehen Selbatver-

leognong sehr in den Hintergrand, freilich verschwindet vor dem Unrecht des Daseins das Unrecht der Gesinnung in blasse Farben, und der schärfer durchgeführte Gedanke der pan- theistischen Weltanschauung hebt zuletzt so<!;ar den Begriff der Sunde überhaupt auf lOS], aber das volksthümlichere, na- tirliche Bewusstaeia wird denn doch durch die aohnekieBde Scharüa dea Syatema nidii ertSdtet, and der Indter wM aich iner aittUehen Schnld viellaeh bewmt. Filr die Bfleiangen •okhar Schnld bleibl ailenünga kanm noeh etwaa andeiea fibrig ala aymlioliaehe Andevtangen, da die eigentliohe Aakeae alle Weisen der Selbstpeinigun^ bereits f&r sich in Beschlag genom- men, und die wirklichen, auf einer Schuld beruhenden Büssuu- gen fallen daher der Form nach vielfach mit den asketischen Handküigen xoaammen, aber die innere Bedeutung ist doch eine gana verschiedene. Da übrigeaa nur die wenigsten Menaehen iKa wirUaohe Askese vollbringen» so bleibt für die Menge die Aawendnag qu&leader Bfleanngen fifar aittliehe Sehnld anr Ver- fögung, wAhiaad die eigentüefaen Aaketen ala Tagendideale gar Iceiae Soh«ld abaabteen haben; ao daaa hi Whrldiohkeit die Bedeutung der verschiedenen Selbstpeinigungen sich nicht leicht verwirren kann. Die Sache steht also so: die strengen Brah- manen büssen für keine sittliche Schuld und bedürfen der Busse nicht; wer aber für wirkliche Schuld büsst, ist kein wahrhaft frommer Brahmane; was ein weiser Brahmane etwa Sündlichea gedban, daa wird anfgehoben mit der rechten Erkenntniss, dass «MMer Bmhna allea niehtig iat [$ 110]$ der Weiae bedaif keiner andeute Bnaae ala derErlienatniaa; dAe Bfiaanngen gehören nur den aar^sen Volke an, daa noch nicht anf der WBike der Eifcenntnisa steht

Die ßüssungen bestehen theils in symbolischen Handlungen, das Ablegen der Sündhaftigkeit andeutend, die Reinigun- gen^ den nieiatenKakaahandlnngen al« weihende Vorbereitungen

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Torangehend, theils in wirklichen, freiwillig übernommenen Bus SS trafen, einer Zahlung an die waltende Gerechtigkeit. Von der eigentlichen Askese unterscheiden sie sich dadurch, dass jene einen mehr negativen, diese einen positiven Charakter luilieiii in der Askese eatsagt der Meneoh siek seUwii in te Busse straft er sieh«

Die Relaigungen bei alleo religiSsee Hsedlasgeii sM le den Ciesetriiieheni sehr genau vergesehilehett. i) Bei der CSehmt, dos Sabnee aad dem Tede eiaes Kindes» se wie bei der Anlbabai« dee- selheo in die Kaste müssen seine Verwandten soldie Reini^nfKen vuniehmeD; ein Toilesrall macht alle ArjL;eliorii^en auf zehn Tage unreto; ferner verunreinigt die Bprnhruno: piner Leiche, Sameo- ergiessung, die monatliche Reinigung der Weiber, Berührung einet Cbandala oder einer Frau, die eben gebaren bat etc.^) DasHaa^ mittel der Reinigung ist meist Waschen und Badeni beiltge Tekbt [ürftba] sind an diesen Zwecken sabMeb angelegl;<) an heehstai gilt das Badeo In dem heiligen Gaogesj oder oiao nbmni Wassar bi des Huad, beslreieht sieb mit Kahmist, eder man berthrt eias K«b« die als 8y«ibol der zeogeffdea Nateikvaft betllf Ist, oder asa sieht in die Sonne etc.*) Auch für die eigentlichen Büssungen gelten selir ij:rri<'iiie \ orschriften;^) wir geben nur einiges daran?; die in Par(Mithrsrn gesetzten Worte 8?nd spätere Ziisiifze und ErkLt- rungen der Comiuentare. „Der (brafamanische, ohne Absieht lian dclnde) Todtseblfiger eines Brahmanen soll sich eine Hütte in Waide baoea» uod darin zarOlf Jafaie wahaea, (eiaXatrija 24<iabieb ein Valfja M Jabre, efai 9*dra 48 Jahre) ebnig van Ahtesealebesd» aad alsZcncbea seiner Sebald den Sckftdel des GetOdbBte» Ifageed;^ sder(wean derSchaldige ehiXatvIfa Ist aad eloea abalebtlleheaMtid begangen hat) er biete sich Bogenschfltzen als Zielsebeibe dar, «ler werfe sich drei Mal (oder bis zum Tode) in ilammendes Feuer, oder (wenn absichtslos, und wenn der Getodtete werthlosj er nantlero zu Fuss hundert Meilen, einen Vedentext hersagend, wenig essend ItOd seine Sinne bezuingend, oder er gebe alian sebiea Besitx ' iiaeni redenlEnndigen Brahmanen , . . oder er saehe« ehMMi nah» aendf aar den KOhea aad dea Bfafamaaen Gates m Üm, aad aai ' eine Kuh oder ilfaien Bnbmaoea so rotten , oj^fiire er aabedeshMi sein Lebeai derfenlge, weleher eise Kah oder elaea Bnkmum gerettet, sübnt die Sflade^ ebien Brahmanea getSdtet wm habea.^^ Er kann auch (wenn er selbst tugeudbal't, der («etodtete aber scbledd war) seine Sünde dadurch sühnen, dans er dieselbe in einer Ver- sammlung von Brahmanen uud Xatrijern heini Rossopfer verküüdigt and akh mit den andsra Brabmnen am £nde dea OpSeu iuMi

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wobei man ihm eine Basse auflegt. 8) Für den Mord eines Xa- trija, V ai^ja und (^'iidra betrairt die Busse uur den vierten, achten und sechszehüten Theii der angegebeoeii. ^) „Wer (einem Brah- maoeo} Gold ^cstohleo, soll zum KOuig eilen, ihm seine Schuld bekemieD maA apt eelMo : Herr strafe mich ; und der Kümg soll eine EiMMtuige nebmoi und ihn ehimal damit sehiageB; darek den Schlag iat der Scbtddige tod seiner Sdinld befreü"^ „Wer die Fran seines geistlidieB Vaters bescUafen» soU, seine Sflnde mit lauter Stimme Terkfindendt sidi selbst auf ein Bett von glühendem Ei£»eu legen, und ein eisernes, glühendes Frauenhild umarmen; nur durch den Tod wird er gereiniift; oder er schneide sich selbst die Schamtherlc Ljäri/Jl( h ah, halte sie in seiner Hand und gehe in gra- der Kicbtuog nach ^>üdwest, [wo die Unterwelt] , bis er todt oieder- „Wer (nhsichtslos) eine Kah getudtet, soll mit gänalisb geackaroMm Kopfo eiaan Monat laag GersteabrAhe trUea «od ddk atof eiaarKniMreida nMeitasaan, bedadrt mit dem Falla elav KiA| er waacbe nleb ndt dam Hata aiaer Knb» begleite awei Ma- aato laag alle Taga die KOfaa, atbme dea Staab, den sie msehan, bediene and begrflsse sie, setze sieb In der Nacht zo iboeo, uro sie zu bevvailieri, bleibe, wo feie hleibei», lolge ihnen, wohin sie auch geben, setze sieb, wenn sie sich legen etc.;" nach drei Mo- naten solchen Dienstes wird er entsühnt. Ein Brahraane, welcher e'm tadelnswertbes Geschenk angenommen, muss die Gft^ tri 3000 Mal hertagen , und einea Monat lang auf einer Kabweide von MUdi leben. mWcbb aia wladergebarner Mann basatMobeada Getflakagatiankea, ao aoll er na^mebr aagaiffaidetan Sj^iritaa odar kaciMad bafanaii IMa aber Kab oder belaaea Waaaer atc triBk«a«M) Aadeva Baaaaa, malst Ar garingera Yai^ilian, siad folgeade: ge- lindes und strenges Fasten von drei Tagen bis einen Monat, ^ drei Tat*e lang schweigend und nur heisses Wasser, heisse xVlilcb und heisi^e Biittor ijeniesscD, hundertmal den Atheni anlialten, einen Ta§^ lang ein Gemisch von Butter, Milch, Kuhmist und Kuhharn geoiessen, und dann 24 Stunden fasten, tausendfache Wiedar- iiuimag beatfaamler Gebete, ufleatUobes Bebeoatniss, in die iSoana aHwa, Afaaaaea gebea^ - aocb labbafie Renamid die tete AbsbAt» dl« fiftida aialit mabr an tboa, ») Oaa bScbsta BaialgnaBmaittal abmr bleibt das Vedenstadiam aad die Erbanataisi (S. 901}.

Wer nir seine Sflnde keine Busse getban, mit dem soll Niemand Gemeinschaft haben; aber nach vollbrachter Busse soll ifirn kein Vor^vurf irf'niacht werden; wer aber Kinder, Frauen, Schutzflc- kende getüdtet, dessen Gemeinschaft soll selbst nach seiner Busse geniMea wardm» >«) Ufte gerichtiahe Biatiaftii% absicbtttcber

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Verhrechen wird darch die Basse nicht aufgehoben, uod oui bei unwissentlich begangenen beireit di6 Busse von der geseisUcbeii

Strafe.

>) Manu, V, 57 £f. «) M. V, 58— 8ft; Yajnftv. I, 182 fif. ») n<^mm({. Mim. 286. •) Manu, V, 87. *) Manu, XI, 71 etc.; Ye^am. III. *) Maau, il, 72; Y^ju. m, 243. ') M. XI, 73 81. ") XI, 82 85. •) XI, 126. - ") XI, 99. 100. ") XI, 103. 10 t; vgl. Yajnav. HI, 259. XI, 108-116- XI, 194. ") M. XI, 90. 91. ") M. XI, 211 227. 230j Yajnar. HI, 306. 312. M. XI, 189. 190. ") Yajnav. HI, 22«.

c. Die KMie. § tl3.

Da8 geschichtliche Resultat des activen VerhäLtuis&es zwi- schen Gott uDd dem Menschen, die Gestalt des geschichtlich wirklich gewordenen religiÖMA Lebens, die Kirche, mu&s bei den brahmanischen iBdiarn ganz anders aAi|i als bei den €hi- neaeiiy aber aacfa gana .andern ak bei den weetaaiatkrebei Vel- ken« In Catiaa lat die nnouttelbere Wirkliehkek angleicii das Ideale, das Gotteereieh ist im Staate gegebeoi zwisehan Kinfce und Staat, swfsehen Hellfgera und Pro&nem fot da kmm Uiter- schied; die Versöhnung des Menschen mit Gott ist schon von Natur gegeben, das Reale ist die ganze und volle Wahrheit; in Indien ist die Einheit des Menschen mit Gott von Hause aus verneint, das Reale ist an sich schon das Unwahre, ist ausser- halb des idealen, und nur dieses ist das Wahre. Das ist die andere Einseitigkeit. Die Chinesen haben keine wtckliehemrcbe, mil sie kein Ideales in die Wickiiohkeit kinbinnabttden» kda Gottesreiek na vebtoM kaben, denn alles WiiU&clM ist schon idealy ond alles Dasein ist sehen im Reiche Gotles; die Indier haben auch keine wirkliche Kirche, weil sie das Ideale in die Wirklichkeit nicht hineinbiiden mögen und können, vielmehr alles Wirkliche hinausbringen wollen, indem es nur dadurch dem Göttlichen geeinigt wird, dass es aufgehoben wird. Die Indier haben zwar ein grossartiges religitees Leben , ja fast ihr ganzes sittliche und staatliches Leben geht in den Kultus aaf, aber sie Imben hieht ehie eigentlinhe gesehiidifeKeke'CreslaksBg dieses religiösen Lebens, nieht eine eigentliohe Kirahe» dieak bleibendes nnd wahrhaftes Resnitst desselben na betrashm •w&re, denn der Sinn del* Indier geht ja grade aus der wirkliches .Welt hinaus in das übervveltliche Ursein, und das wahre und letzte Resultat des Kultus ist !j;rade das Aulhebeu des weltlichen Daseins. Die indische hLirche ist nur ein blasser Schattet» itu Veii^leifik mit der uageheucen Olacht der.reügi^iiea Idiee.

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S8t

Reich Gottes ist hier nicht nur nicht von dieser Welt, soad^m Mibcriiaiiptinclltiii der Weit, kt schlechter^ttgs ImMfer selbn, ffatMigt mtk mil allem weltlidien Sein jgu oioltl; m kMMBl irfflbft in die Well, eoadeni ee fingt grade.da «n, im diese auftSfti an' aae den Trftmme» der Weh eriianC stell M walire KMie. fiel im CkrlirtentiHmi Gott die Well aifto ^liebt, dem er ihr seinen eingebomen Sohn gab, so liebt das Bialiniu die nichtige so wenig, da&s es seinen Geist aus ihr zuFÜckzlühu Eine Kirche ist eine a;eschichtliche Wirklichkeit, aber der Indier wendet von dieser sich ab, Juit kein Interesse für irgend etwas Geschichtliches.

iadesa ist auch Mev im Volksbewusstsein die Schärfe des TerneineBden Gedankens abgeatonfft; «ad wie das Volk Iroli

aar WeMengnmig fthrenden Idee denaocik die Welt ala wnklieli anerka— t, se erkennt es nach eine kiceMieba GtoataU tnng des reÜgtAsHi Bewnsstseias an; es wird damit ireiKidt ntdbt Emst, und der innere Widerspruch gewälui der Kirche nur eine kümmerliche Entwickeiung.

1) Die Menschen, welche den Kultus und die daraus her» Torgehende kirchliche Thätigkeit vollbringen, die pries ter- liehen Personen, sind in der Consequenz des Gedankens aUcrdinga alle Mensehen, denn alle sollen in Brahma anica^ gekani ^ aber aaeh Mer hat die Praiia die Idee dakin abge- tehwieht, dass nnv ein Tbail der Mensehen den Kalt var* sagsweise za seiner Lebensan%abe amebt, die Kbato der Brahmanen. Aber er ilült ihnen nicht ausschliesslich zu; die Brahmanen sind zwar als Kaste ein ausschliesslicher Stand, aber in Beziehung auf die eigentlich religiöse Thätigkeit sind sie nicht die einzig Berechtigten, stehen nicht als Klerus dem Volke gegenüber; sie haben nur den Vorzug, dass ihnen das aar besonderen Lebeneaa%abe wurd , was bei den zwei andern „wie» dergebetM^ Stenden mir Mebensacba iat; aUe wiedei^<> bsnen Menaeben dfiifen, ja aoUan den Knltaa Tdlkiahen, 'die V^dmileaeli, OpiBrbHngenanddieAdceseaaafibaBM)-«^jaaalbat sto erlangt dnndi die strengen Bassfibbngen eise» iiöherci fitand bei der neuen Geburt; Opfer darf er freilich nicht ¥oll- bringen and die Veden nicht lesen und nicht huren; woher ihm also die Erkenntniss der Idee kommen soll, ist schwer an sagen; die spatere Zeit gewährt ihm die Purana.

Die Brahmanen, als Priester betrachtet, sind nicht. aigeait» Heh Ar dia andern Menschen ^e Vermittler. aWiaoben ihnen and Clatt, foiidQsn aind- Iftr ein mebr die Mnfger . and Ideaia} Ulf

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relig^ftses Thtin bezieht sich a«ch in der That nur zum gerin- geren Theile auf andere Menschen, zum gröbsten Theii aber «af aie selbst; sie wollen srar Wahrheit gelangen, iiess ist ihr Hauptsweek; das Volk zn belehren steht erst in zweiter Luuey ist Ittr sIs BOT eine moralische, nicht ehie Aaite*PIUcht Der tiagescikieiitliehe Charakter des indischen Geistes, weiehersich sieht in die Wirldiehkdt hmeini sondeni ms der WiikHchk^ heraasarbeiten will, zeigt sich aneh darin, dass trotz der gross- artigen Kraft des religiösen Lebens dennoch aus dem Brah- manenstande kein wirldiciier kirchlicher Organismus erwachsen ist. Die Brahmanen stehen vereinzelt, ohne ein in sich i^eglie- dertes und lebendiges Ganze zu bilden; es ist da wohl ein scbarier Unterschied von Lehrern nnd Lernenden, von geistlichen VA* tern nnd ihren Sohfilem , al>er sonst sei^ sieh in dem Brahmases- stende kdne wirküdie Gcstslteng. Die Brshwinea veiftetes anr eine Idee, sind nielit die Glieder eioer lehendigen Kkehei sie sind ehi Stsnd, aber keine Corporation.

Da .sie die Vorbilder und Ideale der Menschheit sind, ist die Erziehung nnd das Benehmen der Brahmanen durch die (tesetze mit peinlieh- kleinlicher Genauii^keit vor£^esclirieben. jUurch sittliche Würde, Selbstbeherrschung und äusseren An- stand sollen sie als die Biithe der Mensehheit sich darstellen.

Dk Bralunanen bilden nur den innersten Kreis des gewoh- ten» dem Profimen entnommenen Volkes; die nwei snderss Kesten bilden den weiteren Kreis, der sidi zn der ihrigae MensehhMt Ähnlich vcrhÄk, wie dieBndinmen zn ihnen. Uma^ liehe arische Indicr, also die der drei eigentlichen Kasten, em- pfangen eine Weibe, werden von der übrigen, der Erkemitniss beraubten Menschheit «ils die Erkenneiulen und Wiedergebo- renen^* unterschieden, während jene nur einmal geboren sind. Das ist ein hier snm ersten Mal auftretender Gedanke; l»ei den Chinesen war er nnmö^eh) bei diesen ist alles Wirkiirimse sich- venninftignnd gewnikt; bei den Indferaist dasselbe an aiih eigentlich nnrnnfinlüg nnd vom Obel, nnd der ßednnkey die Erkenntniss des waiu*en fiehw, steht lllier dem wfarkliehen B»* sein. Der natürliche Mensch vernimmt hier nichts vom Geisit Gottes, er muss erst die Erkenntniss empfangen, muss in iias Bewusstsein einer Idee aufgenommen, muss geistig von neucin geboren werden, ehe er wahrhaft vernüniltig wird. Die Erinne- rting an den christlichen Gedanken liegt nahe; der gewaltige üntecschied iet aber der^ dass die Idee, in weldie der wiedefr gcberae Ohcise angenommen wied, cfam sehleehlesdings

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tfTe, die indische dagegen eine reiji verneinende ist, dass der christliche (veist das wirkliche Daseitt iieiiigcai und TaEkiAmit der indische aber es aufheben will. * Fernbaltung alias UoreioeB, lUieiligeo» Gemeiaan« Bew&ltigaog der fimlichkai^ Sfraager (lelieriatt and fibrfardbt gegen dielislwer aadgaoaneBafalgug aller rdlgiSaeaPliehleB ms h ia darFana aiad dto aiaptsaclie der Lakliogseniehwig; Bettab fal des Sehfl- leiaPiiebt; er nosa Taat, Gesang, Saitenspiel «ad aedre Ver- gnügungen meiden, muss strenger Keuschlicit huldigen, datT nur eionial des Tages essen, aber weder Fleisch noch Silssigkeit; Blu- men unH Wnhlgerüche dar! er nicht um «ich haben, Salben, Schuhe uod Sonnenschirme und jeder PuU sind ihm versagti er daif keia belebtes Weaeo bescb&digen oder li»dieB»'>

l)aa Beaabaien dea SebOla» gegea aalaaa Lelirar iai bis ia die gailagata fiiaaelMt votgeadbtiebea» Der SdiOler darf aar aMaad aad mh aaasaoiaBgeleglaa Hiadea wm aelaeia Lehrer s|MreaheB, aad aaiaa ibni dsM iaa Gealcfct aelMi; er aiass eher aafs4«heo, später zor Ruhe geben, weniger essen als der Lebrer; wenn er über den- .seihen tadelnde Äu^iseruii^eo lu^rt, »(* ^»oll er fortgebeo oder sich die Ohren zuhalten, darf ni<; dessen Gano^, Sprechweise oder son- stige Manieren uaebäiTen; er darl des Lehrers (iegenwart nichts heimlich sprecbeo, und obae seine EHaubniss selbst seiaea leib- Kchea Vater alcht begrOssen. Des Lehrers Gattk aad Verwaadte Biaaa «r ehaaao hebaadab wie jeaaa seihst. Waaa er will, darf er Ua au aafawM Tode ha Haasa das Lahrera dieaead hleibaa; wena er Ihn vetUtast« soll er ibai wo aiOglkdi ein Geschsak gebea.^3

Aua dem Stande des Lernenden tritt der Bewfibrte in den Stand des wirklichen Hrahmanen als Hausvater undLheguUc; liettcln i^t erlaubt, aber au<h viele andere Erwerbzweige stehen dem Brah- maoeo in diesem Stande oiTea. Der Kultu#t in seiner ganzen Aus- dehnung ist seine Pflicht; Verbreitung der Vedenkenntniss ist ihm eoipMlen; aber nie darf er fflr seinen Unterricht Bezahlung anneh- jnea»^) Er nasa groaaa £othaitsanUceit ftbeni tlglich die V.eden laaea nad Opfer hrbotgen; er darf akdi sieht waltÜahea Soiseo and Geachiftea fiberlassea.

Die arateErfordemiss Jedes Brahmanen ist unbedingt dieVeden- kenntniss; „ein ungelelirter Brahiuauc ist \^ lc einEIephant aus Holz oder eine Ati(il()[)(j aus Leder; alle drei haLer» eben nur den Na» mcD."^) Überall Hpricht sidi die tiefste Verachtung gegen un- wissende Bratunanen aus. >,£iu Brahmane, welcher nicht in den holligen Schriften oaterrichtet ist^ rerÜscbt in einem Augenblick, «i»' eia Faser aas trochaaea Gmaa; iba darf kaia Aathail vom

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^Opfer gegeben werden." •) Ein Brahmane muss „den ganzen Veda miilliesooders die heiligen Upatiischadcn unter vieUaefaeo Andtcbt«- Übungen und den angeordneten Casteiuugen lesen." ^) „Btn Mann ist nieht deshalb alt, weil sein Haar grau ist, sondern die Götter halten den für att, welcher trotz seiner Jugend den Veda versteht; «in vogelehrter Maim Ist la der That ela Kind, md- wer tt» des Yeda lehrt, lat sein Vater; ehi Bfahmaae« weldrar vom Gladhea xeogt md die l^iichten lehrt» whd inSt'RecIrt der Vater ^ves aHea Mamies genannt, obgleich er seÜMt nw^ ein lün(>ling ist. Cktoe erlaugt man nicht durch Jahre, nicht durch Ueichthuia etc., soDfiern wer dieVeden gelesen, der ist gross unter uns."8j Die wirkliche Brahmaiieinvflrde wird nicht durch die Geburt erlangt, sondern der geborne Brahmane muss sie erat doreh Erlcenntniss erringen.

Beim Lesen der Veden muss er bestimmte feierliche Forroeo beeiiaebtee) er daif tAe ottht lesen helNacht, hei Sturm ederSiMib- wMehi, bei Regen, dewHter eder StetDschmtppeafall, hei Bid- hehen oder andern ungewOhnttchen Eradieinungen; nicht hei Nehcl eder In der Binmerang; er darf sie an keinem Orte lesen, we es flbel riecht, wo ein Leichenzug hiiuiurchkommt, uud auch dann nicht, wenn ein lasterhafter Mensch zugegen ist, wenn Jcnmiui weint, wenn Hunde bellen oder Esel und Karoeele schreiin, nicht bald nach dem Essen, oder bei Unwohlsein, nicht H^nd oder mit gekreuzten Beinen etc.^

Ven aUem ¥^eltlicben mss ein Brahmane sieh abwenden} »ar soll Jedenelt weltliche Ehre wie Wk meldetty ond N^rlMB^ scfaStsung, als oh es Nektar wirOi suchen ; ^ er daff nie viel mit der Welt umgehen, um seinen Lehensnnteihalt su gewfamea; er darf nie lleichthuni durch solche Künste zu erwerben suchen, wclcke verfahren, wie Gesang und Musiilc, und mag er reich oder arm sein, darf er nie vom ersten Tiesteu Geschenke armchmen; wenn er il' in Hungertode nahe ist, darf er die Freigebigkeit eines Fdrsten, eines Opferers oder seines Zöglings anflehen, aber keines AtMleni."**) Kr dsrf weder Ackerbau noch ein Handwerk treiben, kein GeU 'aurSinhe» leihen^ darf nicht mit Vieh handeln dod nl«^ bei «law Fflrsten In IMensthatkelt sein.

'Auf den Süsseren Anstand* und die ftehih^H der firsdielnnDg wird sehr genau geachtet. ,, Eines Brahmauen Haare, Bart und Nig«I müssen geschnitten sein; er soll weisse Kleider tragen und rein nm KHrper sein: er soll in keiner Stadt hieibeo, welche von pflicht- vergessenen Menschen bewohnt ist, oder wo viele Krankheiteo Sind; er darf nicht attetn reben, darf nie bis adr ToUen Sittignog easen und nicht zvl frdh am Morgen und nicht su spftt am Abesd{

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er soll keine unnütze ArbeitToniehmen, und das Wasser nicht au8 der hohlen Hand trinkeD, ^oli nicht luitVVürielu spielen, tanzen, sin- gen odvj ein lostrument spielen ausser in den von den heiü'^en htchriUeu vorgeBcbriebeuen Fküeo, darf nicht von ciueiu zerhrocbe- IM Teller essea» kebM Kleider und keioen Sobmiick tragen, die schon ein Aoderor getragta liat ISva fehlerlose, gnl ansseheode Thiere 4arf er wm Reitea gobmaGheay daiCiiie aber wm geUnd aiit 4iet PeUflcho abtreihe«; er aoU picht aaf de» Bette li«igMid eaeen« nie gaoi nacht acfalafea, soll sScht an geUhrKcfae Oiiß geben und nicht über einen Finna ndiwininien; nelliat Siier die niedtigaten natürlichen Verrichtungen sind genaue Anstandsregeln gegeben. Er darf nüt keiujeni unehrUcheo und erniedrigteo Menseben Umgang haben. ^)

Von einer Gemeinsamkeit der Brahmanen, einer ürgauisirung« finden sich nur in spStero ScbnOten sehr achwacbe Spuren ?or; „ein KdMg aoU in der Stadt ein Haue «richten, und Brahaanen in daa- •elbe aetien« ala ?edenkandife KSrpemchaft, denen er ihren Unter- halt anwebt etc.;''<*) daa wire aüo eme Art Kleater, vielleicht den baddhiatiacfaea fiinriehtangeD naahgebildet

Alle IViedergehomen werden nnr dadnroh anr Weihe befUiigt» dass sie von dem religiösen Bewu^stsein die nOtbige Erkenntnisfi ernint:en haben. „Ein wiedergehorner Mann, welcher tlen \ eda nicht studirt hat, und viele Sorgfalt auf anderes weltliches Wissen wendet« gerätb schnell in den Zustand eines ^udra. Die erste Ge- hurt geschieht durch die natürÜcbe Mutter, die zweite durch das Umbindeo des Gdrtels; . . die Gajatri ist seine Matter, and nein Lehrer iataeitt Vater. Ehe er in die UntemoheAdungweichen neiner Klaaae ehigekleidet iat, darf er keinen heiligen Lehiania anan^ chMt mit Tor aeiner Wladefgabart nicht heaaer ala «a (ndra lat"<«) ^Unter den iwel Vitem, van welchen der eine daa natOr- liehe Dasein, der zweite die Erkenntnis« der Veden giebt, ist der letztere hoher, denn die zweite oder göttliche Geburt sichert (Jem Wiedergebornen das gwiiih Ltben zu."i^ Die erste Weihe oinea Menschen aus den allein zu der Theiinahme an dem relii^iuseu Le- ben berufenen dr^ Kasten derDwidja, »»zweimal Gehörnen", findet ia den ersten dcei Lnhenigahrao statt, und besteht in einer Ton. anr.<>) Nadidem etwaa apitar der Knnhe in aeine Kante an%ep nemniea iat, wird dar JflngKi« durch eine heanndere Ceremonie [S. 318] eingeweiht) der Brahmnae sp&teateaa alt 16, der Xafrtja mk 22» der Vai^ja mit 24 Jahren. »)

xiusgeschlossen von jeder Vedenkenntniss sind die ^udra nnd die Pariab; nur die drei wiedergebornen Klassen sollen die heiligen

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Schriften sfdUm, ftbef «tu PrriiMMe mM vi« fliM*M»l«gen'«dl

kein Anderer;"^) und auch nur diejenigeu aus den drei Kasten dürfen Unterricht cnipfanc^eri, welche desselbeo würdig sind; „unter dem grossen Hauieo soll ein fjelclirtcr Hrahmane thun, nls ob er stomm wäre; er soll lieber mit seiner Wis^eoschaft sterben, als sie i in voikvchtbareD Bo^ea sfteo ; " wm «ich die Kecntniss der Vedeo oluie Üe EiowiUignng eeioes Lehrer« erwirbt, macht «leh de« Dieb- «tibb «chuldig aad wird an den Ort der Qaai kodiiim.si) Wer •toem ^iiilra die Teden kund thut, den aotl die Zuge «mge- MhalttoD werden.^

•) MAnn, I, 88 etc. «) Mwiu, II, 41 ff.; 108 fL; 175 ff: *) M., II, IM^M. «) M. m, 156; IV, IM. ") M. n, U9« m, 168. n, 16«. ^ *) n, 16S. 150. IM. •) IL lY, 101 121{ Tiyiiar. I, 149 «Ce. ~ ^ Ilt M "

•>) IV, 11. Ii. as i Xt £ m, «4, it IV, 85. «0. et. 64. es. »4. -

**) IV, 67. 68. 75. 77^ 79. ~ >*) T^nar. U, S8S. ~ «•) Mura, H, 168. 169. 171 - \ «») IL n, 146. »•) IL n, 35. _ »•) n, 36 39. es. 169; YajoÄT. I, 89.-

Idaav, X, 1. ^ i) IL U, 1 10. 1 18. •>) Wüm», TbMttr 4 H. I, IM.

§114.

%. Heilige Orte« Der rei^BraliaMie liedafff keines be- eenderen lieiiigeB Ortie»; amr ein Ort ist Iteflig» daa ist da» Bralim; und «iles, wae der Mensdi iMraen fchon, ist aiclitig.

Das Fehlen des Interesses an irgend einer geschichtlichen Wirk- ' Hchkeit verträgt auch kerne der Zeit trotzenden Tempel; der wahre Tempel für die Gottheit ist der einsame Wald, nnd das Allerheilis^stp ist das Innerste des Herzens, wo die Gottheit selbst gegenwärtig ist; der Weise schaut nicht in riesige Tempe\- liallmi oder auf ideale Götteriiilder, aendeHfanf aekieNaeeii- apUro «nd in sich hinein,

Al>er anch hier wird in dem epAieren Y olkabewnantsehi die Soliflrre desGedankena abgceelnrfteht} «md dieHühe dea Idaali»- «a niehl erreiehend, bleibt daa Volli in der Veriialle der leiaea iBtalmialdee; nnd wie man an die Stelle des einen, reidea Brahma die creaturlicheii Güiter setzte, so setzte man auch an'die Stelleder „Höhlong desHerzens'S in welcher der ürgeist wohnu die IlÖlilungen der Tempel. Die indischen Höhlentempel, ohne ftnssere Gestalt in den Fela gebaaen, oder ans einem Feiseu innerlich nnd äiisserlieli auagehanen, ohne Fenster und «to» Licht, in tiefste Nacht gehilkand ihre eft veiohen Bildww*ke nar 4iei Faekelaehein darbietend, aind ain Symbol dea ^ttUchea Seine, ein Ansdmek dea finateren, leeren GeHea^ in wnldKai Mr davdi den Gankala^ein der Maja efaie btlderreidie Well m den Sahalten der Nacht hervortritt Der Indier bat eine

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Aimeigiiiig vor gebauten, aus Steinen zusammengefügten Tem- pCllo; <Jie Vielheit ist das Niclitip;c , und nur das Einige ist wahr, im All so wie in den Tempeln, die eigentlich nur ein kultivirtes Feisstück sind. Über das ArchitektoniAcbe später. Die Tempel gehören überbanpl mt einer apitecen Zeit a|i; sEor BÜtheBeil des Vedeabewieileeais opferte «an auf Alt&ren unter frekm HuBmels eelbei in den Epen werden die Tempel nur eel- leo und dnnkel erwähnt.

S. Bilder Ton Gittern giebt es in der Vedenseit gar nicht; noch bei Manu werden Priester, die bei Bildern dienen, Ton den Opfern aus;2;e.schlo6sen; ^ und selbst in dem iNlahabharata wer- den sie nur au einer einzigen Stelle erwähnt. 2) In einer Zeit, wo die grossartigsten Naturerscheinungen die Zeichen derGottes- iMcbt waren, und wo das einige, gestaltlose Brahma tief erfasst wurde, wnaafe jedes Gottesbild yom Übel ftein. Die Götterbilder fekdr^ eanunt nnd aondena einer anag^artelen Zeit an » wo die iBdiaehe |^ee ih/ee Letienataaft vedeiPen hatte.ii|id nn dAvren Ge* itaban ^ingetr^net war»

Der allen JNatarsynibolik mehr entspreehend als die Bilder ist das heilige Feuer, welches, bei>ünders in den Kinsiedler- hütten, unterhalten wurde, ferner die heiligen Bäume, die man noch jetzt in last allen Ortschaften hochgeehrt antrifft. Der indische 1^ eigenbaum (ticus indica) ist schon in den Veden ein fiild d^f Alle; seine vielen Verzweignngettf die wieder Wnrael •ehlUgtUf «eine leider etelen V erjüngung durch die Zweige un- MntMwn Dimer»*) geben die Entfaltung Brahma'« nur Welt friedar*

Üfrifcualadicay Bai^aoeabaum, wird viele hnndert Jahre all; and nimmt durch seine aus den ZiTeigen wieder aufwaehseodeo

SliijD»ie oti uiü grosses Gebiet ei»; iler grösste bekannte Uaiini dieser Art hatte 4300 NebenatSmme, in deren Mchatteühailt'n sich Ueere von GOOO 7000 Mann lagerten; unter diesen Bäumen ver- richteii noch jetzt oft dieBrahmaoen ihre Selbstpeiniguageo. Derdamit verwandte ficnsreligioaa atehtin übnlidierVerefaiuDg.^) Als Bild des AUaiateriaf^on frOher erwfihatC&326); beatimmteieradieintei^iiie BedeatiB^g ii| folgender Stelle: ^»AiafwIrtB treibet die Worseb, «h- . i7ifta,d|e«{EiWeiga der hei%eFeigeahaB»t der uDvergiaglicbe, wer jlvi;eKMlwt> verataht die heiligen SehrüleB. AhwSrts nnd auf- wfirts breiten siehaus seine Verzweigungen, genührt von den Eigen- schaften, sprossend aus der Sinnenwelt, und alju iirts breiten sich aus die Wurzeln, die mit den Banden der Werke das Menschenge* afhieclit /^^. Schwer begre^W^h ist ^leine Gestalt auf Jff^ea

1111(1 sein Ende und sein "Bau. Wenn dieser weithin wurzelode h^. ligc Feigenbaum gefällt ist mit dorn scharfen Beile des Gleichnatbs, dann ist jene Stätte zu erreichen, von wo keioe Rückkehr nebr nothwendig.^^6)

«) Mann, m, 158. *) Mfthabh. TT, 113, 5208. *) Lanen, Ind. A. 1, 95S. -> V) LasMD, I, m. •) Bhag. Qita, XV. 1— S.

d. Das Uell.

Die in der Idcc gesetzte Einheit des Menschen mit Gott wird im Kult praktisch als ein Ziel erstrebt. Der natürliche Mensch in seiner Einzelheit ist von Gott s^etrennt. gehört der Welt der Vielheit, also dem Nichtigen an; und diese Trennung soll auf- gehoben, der Mensch dem natürlichen, unwahren Zustande der Nichtigkeit entnommen und in die Einheit mit Gott aufgenommen werden $ was der Mensch seiner Idee nach Ist, das soll er aaeh In Wirklichkeit werden. Das ist keine Versöhnung im sitittch» ehristllehen Sinn, sondern hat eher eine kosmische Bedevtoog: es wird keine sittliche Schuld gesühnt, sondern nur das £ia- zelsein in das ürsein zurückgeführt.

Diese Einigung mit (iott, das Heil, als ein Ziel des from- men Strebens, was also nicht an sich schon da ist, sondern durch bewusste That errungen werden soll, ist in der bisherige» Entwickelung der heidnischen Religion ein ganz neuer Gedanke. In China ist derselbe unmöglich, denn da ist der Mensch aehoa TonNator mit Gott ebis, ist an sich gut und ImBesitae des Heils; er kann es verlieren, aber nicht erringen. In Indien iit der Mensch in seiner Natürlichkeit Ton Gott verschieden, weiss sich als ein besonderes, der nichtigen Welt angehöriges Ein- zelwesen, hat also zur Aufgabe, sich mit Gott eins zu machen; der natürliebe Zustand der Unwahrheit soll aufgehoben werden; die Aufgabe ist nicht an sich schon vollbracht, sondern sucht er^ ihre Lösung.

Der Gedanke des Heils in der Einigung mit Gott bat nhet andi wie das Gottesbewusstseia seihst sunkverscMedene Stufen: die des abgeflachten Volksliewusstsehis der shmlMen Aa- achanung, und die des tieferen Bewusstselns der vedenkundlgea Brahmanen, des wirklichen Gledankens. Wlelnder^etis^-popm« lären Anschauung der epischen Zeit die Vielheit der Einzel götter trotz der Einheitslehre der Veden in den Vordergrund tritt, und die sinnliche Weh als wirklich bestehend anerkannt wird, so Usst die Anschauungsweise auch in dem GedaakendesHeils diese

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iHmlfcbe Wtrklichkett unrl die Einzelheit nicht aulgehen in das eine Brahnifi, sondern hält ble in der Einigung mit iknhiiia noch mit grossem Eifer fest. Die Saclie stellt sich auf dieser Stufe so: Der Btoiftch ist kraft der wahren Erkenntniss von dem einigen wahren Sein und kraft des Kultes nicht mehr an die Hditige Welt der Vielheil {^efeeeell, wird ihr gegenüber eine frefe Nedity wtiurend er andrefedle mit der Gotüielt eich emigt» ihr Weeen m eiehau&iimnt, ohse aber in ele unterzugehen; er JiftU sein einselneB Dasein fest, IM sich aber Ton der niditigen iiatüriichen Welt, und tränkt sich mit dera Wesen der Gottheit; er schwebt so als eine übernatörliche Macht über der Natur, nimmt Gottesrhnrnkter an, aber bleibt doch ein einzelnes Sub- ject Für den wahrhaft Weisen , vor allem für den , der iu grau- samer Selbftpeinigung alle Natur von eioh abgestreift ha^ beginnt dienen Gottwerden eehon in dem gegenw&rtigeii Leben» nnd der strenge Mket eehwingt sieh in seiner Macht selbst Aber die EiBMigOtter enf or wd bedroht ihre Throne. Das ist nnn iMieh nieirt der volle Brahmanengedanke, der das Ehiaelseui schlechterdings anfhdbt und in Gott anflehen iSsst, ist aber die sinnlich- concrete Andeutung des Gedaiikeus; der Mensch wird zwar nicht in den Gott verschlungen, aber er wird doch ein Gott. Das Verschwimmen in die Einheit ist nur die letzte Schärfe des Gedankens; und das Volksbewusstsein verweilt lieber iu den diesem letzten Ziele vorhergehenden Regionen, in der Vorhalle dss Allerheiligsten» in welchem, wie in dem der Hebräer, keine gflttliehe Gestalt sii sehen ist$ ehe der JHensch nur Herrlichkeit des ewigen VerscUnngenseins in Brahma gelangt» hat er noch ttDige Stefen u ersteigen, und auf disaen höheren StnUm der Verbindung [Joga] mit Brahma erhübet sich ihm noeh ein leti^ter licrrlicher Blick auf weite Landschaft des ir*Usclien Daseins, ehe er in die Wolke hineinsteigt, welche ewig des Bernes Gipfel TiniluiÜt; und diese Mittelres^ion zwischen den Tiefen der natürlichen , wirklichen Welt und den luftigen Höhen der einen Gottheit ist, vom voUen Farbenglanae indischer Phan- tasie erleachtet, ein Lieblingsgegenstand der malenden Dich- Inng. Zwiaeheo dem aalArliehen Menschmi nnd dem Urbrahma siadnoeh viele Milteistofen; die Getsler and die Götter schweben aeeh 1lber:dem Mensdien, nnd der Mensch, der durch den Ent- sagungskult zu Brahma hinstrebt , g;elangt erst in diese höheren Regionen der creatürlichen Welt; die beginnende Verei- niarnn^ mit Brahma schaff! «Icia doch immer noch als Einzel- wesen besteheftden Menschen eine übema(^lifijbe UerrUchkeit,

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und vor cfetn Verlöschen in die Nacht Her ^frthdif blitzt das ersterbende Lieht der IH'rsr>tilichkeit noch cinmül lieli auf. Der Mensch hört da bis zu einem gewissen Grade auf, einzelner "Mensch zu sein, trftgt das Göttliche in einem höheren Matisse in sich als andere Wesen, ist ein Jogi, d. br. ein mit Gott Ver» Inmdener; er erbebt sieb kraft der fai ibm macbtipoll wirbeodcn Gottheit tiber den natfiflidken Mensdien, €t ninimf IPbeil an 4er alle Dln^^ leitend dnrcbdrfngendeft Welteeele, empföngt Recht nnd Macht über die dem Brahma nntergemrdnete Natur ,^ efaie Zauberkraft. Je leerer und durchsichtiger die Persönlichkeit des Menschen wird, je mehr sie in den granen Hinteri^rand dw ürwesens verschwiriimt, um so mehr ist der Meiisc]i jiber die wirkliche Natur erhaben, nnd von der eignen Körperlichkeit nicht mehr gebunden, ist er auch an das Natarsein ausser Übb nicht gefesselt; er bethätigt die Niehtigkeit der Ncc«r^ wie an sieb sdbsf, so ausser sieb, er laset der Katar Ibre TiMibe* recbtigung fählen, faidem er ihre Gesetdte bi eigner NaebtroD' kommenbeit dorebbricbt; Die Welt, fbrCkitt dn fl^U Ist ei auch illr den mit der Got^eit eins gewordenen Jogi; nnd wie Brahma im täuschenden Traume eigentlich zwecklos dte Welt schuf, *sü Olfen hart sich der innere Traunicharakter des Baseias aucli darin, dnss der mit Gott verbundene Mensch in träanie- rischer Willi^ür mit ihr spielt. Während bei den Chinesen dkt in ihrem Dasein berechtigte Nator in ewig gleichm&ssiger Ordnong sieb bewegt, nnd jedes Wmid^iiaAe als eine nnreeliCMiissige dtOrang erscheint, bAlt dem Indier die Natnr nirgend» SMadi sie wogt mistftt Irin nnd her, nnd neigt ein scilillenidet benspiel ohne innere Ordnung und Nelbwendigkciit

Der durch das Veden- Stadium , durch Andacht luul Askese mit Gott geeinte .Mensch schwingt sich liber alle Creatnren em- por, selbst über die durch Gebete und Opfer verehrten (iötter; die Götter furchten die Frommen, und indra's Thron wanket, wenn die furchtbare Selbstqual vollbracht wird. Die Sagen sind voll von dieser Allgewalt der ßt^ser, und veu der Angst isr Gotter vor ihnen, nnd von den Versnebnngen, dareli wcleba dit GtHter die Bfisser wieder bi die SbrnlbMelt m TOrioclMI sneben* Dnrcb den KaHns erzwingt der Brabmane sieh götdiebe Macht, wird eins mit ihn er ist nteht ein Flehen «i eine Gnadengabe, sondern ein Erarbeiten der Götterwfirde*

Die göttliche Zauberkraft ist die Dfimmerungsperiode zwi- schen dem hellen Tageslichte der Wirklichkeit und der X?»cht des einen Brahma; nnd in der Dämmerung walten die gesfea-

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stigea €efelld» ^«r PlMnHwi«. E0 krt dabei zwischen dieser

Gottesivürde in dem gegenwärtigen Leben uucl der uacU dem Tode kein wesentlicher Liiterächied; hat der Mensch die Natur nicht mehr zur Gebieterin 9 sondern herrscht vv über sie, so ist aach der Tod keine Macht mehr über ihn; er lebt fort, >venn er auch körperlich stirbt. Das Übergehen des Menschen in die Reihe der Götter gehört schon der ältesten Vedenaeit an; die Pitri, die- Seiden der Alww, sM den Götlexii weaeiMtUch gleidIgeflIeUl»

idae mehr inteeiliebe Enchekmng des Gedankens , dass

der Mensch darch den Kult' die Ctottheit in sich anfnimmt und über die Natur umi ihren Tod sich erhebt, bietet sich in dem Trinken des S oma- Trankes als des Trankes der Unsterblichkeit (S. 346); der Mensch ist dabei der Tisch^enosse der Götter.

Die Zauberkraft frommer Asketen wird in allen Zeiten behaup* tetO Verscbwinden/ Schüobeit, die FSbigkeft den eignen Kör- per sa . verlasseh und io eioen abdern eiozugeheo. Schaffen von Halfen nn^ .pdlidiijp« da« «ii^i die Beweise voi^ VolleDda^g der Andadit'^) ^ j^Wer sidi In diese BeteeMusr vertieft:. ich Ud die SesMt «Her Wesen» ieli halie [als eis« mit Braliiufailes hervorgebracht»"'' der vermag eine Welt, dieser gleich» zu schaffen." ^ „Ein Jugi, keiner üechenschaft unterworfen und Boabhaogig [von etwas auderem], kann jede höhere Kraft ausüben, wekhe der der GottlieU ^ntspriobt ood zum seligen Geauss beiträgt."

Dnrch den grossen Asketen VismanütKa im Mahabbaratfk' «r vrde «Ast de« BiBBselsgett Isdra geilbrdelt

»'VlHMaiini, dsr aiMisd«» ttie m gtSMW BmmWnkt

PMft Kjieig dar Mstafftfhsar» Itidra« gfiw^tfti Msrob «in^beilb.! OsM oidit des HsUea Aadachtvglnth ihn «rNb&ttr« ^pn amamn ^lp.f>,, ,

Der Büsser wurde so mächtig, dass

»S«m Glans die Welt eotäaniincd , sein Kma die Erde erguhättcrn inH|jp, Bc zersctuaettera denB«rgMerii, leicht verwirrcu die Rävine kaaa.f ,

hidfa beaagstigt mit ein Mwiiseiies M&dchen tietbei: - -

»FmMer tu t^an, v<m fMfemMit, WwMt in grimmigerBtet* er itelei Beie vat iMSsMit JMio »da ThnM» gebe Ann gewisse ibSj aeb» Msy wo errBseea ibi» Ibw üo bnfcHi Mebrf arfg>

Bldhend in der Schöne der Jagend und mit iitjbelq^fg Worte Laut, Feiel' ihn apcb mit der Frendea Hais» wende voa seiaem Werk iba, ab.«

Das Mädeiiep enbpheist vor yisnuunitra, tanzt verfiUveiipcb vor ii. rDu «qgtiff iba d«c i^ieigoag QUOb» fiel er ia defc Begierde Macht.«

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Fr or/ engte mit ihr die Sakuntala.*) Ganz ahnliche Erzählnngen kommen noch mehrfach vor, nnd gewöhnlich sind es ♦Vie Rnize hhnDilischer Nympheo« durch weiche die Büssenden tob deo geäag- steten €Ottera an« ihrer Aekefle geliracht wette. «)

Ton zwei Heldenhrüdem erzShIt das Mababliarata:

»Zu eroliern den Drei-Himmel nahmen sie «ich im Geiste vor. Als üie Opler vollbracht liattcn, nahten V'indjaa , dem Ucrgc, sie, Und übten daielbat Basie, die «elttodcScIute, Mbr lang« Seit, Hungernd» dontend, in Banvrinde geklddal, ndt w^nflukm BbuSi Die GÜed«r dut^ dm G«jpft Und'gead, aUmlMi aich WiWe aar. So ihr dgaiiea Fldscli opferad, ttaadoi na anf dta ZalMa da, Bie beidaa Anne anMtreckcnd, dreheten sie die Aagea nie. Und die Götter cr^if Schrecken, als «ie die strenge Bosse sahn. Zd stnrrn diese Selbstqualen sachten anf nuiche Wose sie, Barch Edelsteine anretxen^ nnd dufdi Fraaen das RrtTcYerpnar» Aber dem Vorsatz treu jene, unterbrachen die Bosse nicht Wieder schufen sodann Tüntchung den GroMgeist'^en die HimmUsc^en: Schwester. Mntternnd Frnu'n schienen nnd VerwiimUsrhiifc den BuMesdes Geachrecket und verfolgt jetzo von bewaffaeten Hieaen dort; Ihrer Creschmeid* und Haarlodk«i entblftsst, ihres Gewandes eatblesst, ErheWa sie den Ruf alet ^Httfb, HUfol'' eo «chrlesa ato. AImv deai Vorsala trea jene, nntnrbfaslieB dia Beste aUit«

Kr erscheint nun der Welten Urvater, um ihren Wünsch me fragend; sie verlangen, unbesiegbar zu sein gegen Götter und Men- schen, und Dar durch gegenseitigen Todtschlag unterliei^en su kSn* nee; Brahma gewährt den Wuoeeh, nnd die tieideo Bt&der lehlee fortan io üppigster Schwelgerei, seretOrten alle Altlre, tSdtelae die PifeetCTf Terttlehen die Bflseenden und Jagten die Mtler me des Hhunel, die sieh m BrahnaB Welt snHIdaogeo ; Hirainel ondMe waren voll (Miel nnd Verwüstung. Auf Bitte der GStter sandte Brahma eine Nj^mphe auf Erden , dcreci Reize die Brüder iu Streit und zu gegenseitigem TodtKcliIa-^ l)rachte.'0

Ardschuna, von Irtdra mit einem menschlichen Weibe erzeugt» erlangte nicht durch seine hall»güttiidie Geburt, sondern durch die strengste SettistpelnigaDg die Vergünstigung, dasa Indra ihn anf seinem .Wagen nach seineai HaaMSelspalbst hcachfte 1i«d ihn alle HecdicbJ^eiten des Hianmela sohanen und gemessen Jiase. i»Wer dureh Basse nicht fimd Ltetemg, ham den UsMniischeo Wagea nicht ansehen oder anrMiren, Um besteigen viel weniger/^ Wiederholt wird ensShlt, vrie man durch strenge Selbstqual m den Gottern seine Wunsche erreicht, z. B. Kinder,

Die frommen Asketen können es daher mit den Gottern aulueh- men. Als Indra einen solchen, der den A^vins, den Uimmelsärzten, Sona spendete, mit dem Doonerkeü sereefattetteni weilt», Ischls

der ()|>ferer, uod Hess „durch seiner Bursc Gewalt" aus des Feuer«

GlutU ensfehen einen 'furchtbaren Riesen, der bi« zum Himraei

reichte, und der den Indra „fressen" sollte; der vor Schredc

erstarrende Indra lies« sofort dem züraendeo Opferer «eioeii WUkNr} ■o erzählt das Makftbharata«>o)

Biaw«ileD wird «ach ohoe weitere» die Gottheit aMer GOtter ftle eine dsreh Aekeea emngeDe erUirt oi^n^h Bfise&eg erbagteB 4ie Gdller Im Anhegieo dte Gottheit, dmch Btoang fiurfeo die Rieehi dee Himmal a«f.^ Dm Ohergehen vee Meeeehei» hi die

Reihe der Gutter ist schon in einer oft wiederlcehrenden Mythe

de» Uigveda gelehrt. Drei Brüder, die Ribhavas, wurden in

Fo!s:e ihres fronmicn und tut^endhaften Lebens unter die Gotter auf-

gcoomnien, als ludra's Genossen, sitzend auf seinem Wagen, wie

dieser Opferspenden empfangend und den Somatrank trinicend ; >*) sie

erheltee eher folgerichtig mit der Gottheit »vgleich einen Natur-

dnrakter nnd die Bedeatnng von Sonneaetrnhieo.>^ Spiter führte

wma ihre GMtenrMe nkht «Mhr anf Ihre Tugeod In AUsemeinen

mich, .flondem anf Ihre Mbstpelmgung (tapas). ») Die PI tri

(die Viter, patres], die Seelen der Urviter, besoiidera der Helllgett

(Riachi's), werden ohne weiteres zu den mit Gebeten und Opfer-

spenden zu ehrenden GOttern gezählt; ja sie sind „geboren vor den

Göttern," und „von den Heiligen (Risehi) entstanden die Pitris, von

diesen die lievas (Gütter) und durch die Devas ist allmäblich die

ganze Welt gebÜdet irorden/' Sie empfangen Speise and Trank

als Spenden ; es werden ihnen an hesthnmten Monatstagen Feiem

gehahen^'*) and die Ihnen so verrichtenden Feferlichheiten soHen

hoher gehalten werden als die Afr die Gatter. En werden den

„Viteüm'^aach gVttBche Werhe angeechriehen; nach einer, wiewohl

etwas swelfeAaften, SteHe des Rigveda haben ale sogar ,,dcB Htm-

Biel mit Sternen geschmückt."*")

» ) Colebrooke, E^«?^?« , p, 196. •) Y^jnav. HI, 202. •) Vrihadaranjakar üp. h. Wind. 1623. *) Sankara, ebend. 1874. ») Mahabh. b. Pr. Sehlegel, Sprache u. Weish. d. Ind. S. 312 etc. •) A, W. Sclilcgei, lud« BibL I, S. 266. ») Bopp, Ardflch. B. S. 37 ctc, ") Ebend, S. XVII; S. 1 etc. •) Sawitri, 1. (Bopp). <o) Holtnnamit Ind. Sagen I, 40 ete. ^0 Mahanarayaiia-ITp. 79, 3, iS We'btts M. 8t H, 95. <*) N^e, MyÜie des BibhaTM, p. let-'Sld. »•) Staad, pb aee. üttfeTs^BnluiaDa, ebend. p. MB. ^ Blgr. I, k. les; UmuLj in,' 194. ^ >•) Msaa» m, »1. Ml. Mhm, m, 18; Bopp, AhUchsnas Beiie. B. 3. 35. 36. ~ Manu, m,. 117; IV, 190. «•) m, m *«) Botb i. 4, Z. d. D. M. Q. J, 76.

§ 116.

Die übrigen Vorstellungen des ankündigen Volkes und der fib» das Leben nach de» Tode kiagen noch loaer als

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4ie eMr(Ülaiäem ftdi dm ki^aolMii GöttttbewmiMiiiMMiMi,

und haben wenig inneren Werth. Die ältesteu Vorblelluiigen Iiigen zum Theil lioch aus der Lrzeii des noch uDgetrennteu indogerinanischeu V5lkerstainmes tierüber und finden in dem höheren Bewussfsein keinen Anknüpfungspunkt. Der Gedanke •iner gerechten Vergeltung wurde, besonders in der apiteren apischen Z^eit, dem bunten Spiele der Phantasie auheimgegeben» uskd GftiftkaeUglKeit nid VerdanniDlM mi den FarWa dether Stm^iehkeil gienMÜi, und toonders hAifig aind dw HöUmi aiit ktimer Ecfindttog einer dfisleren ErobÜdinigakraft genaiclmtt, In der filtestee Vodenxeit fiaden wir viele spater veracbwnsdeDS Vorstelluncsen. Selten nur ist die Vorstellung, dass die Sceleo nach dem lode ein trauniarti4i,eti Schattenleben fuhreu, etwa wie in den» griechischen Hades, i) haufiirer die, dass dieselben in Luft sich verwandeln oder in einen iultartigeu Körper eingehen*^) Gewubo- lieh aber dichtete man sich in ziemlich sinnlicher Weise ein Lebet voliXiaat uad f reodei eine wenig veikUMe Feitieiaaag das jetijftB, taiier der Uemchaft Jaiaa'a» des EaMÜaga nater dea Caatetfciaao. la der Mitte dealiuamela ist die Woliawig ftr die fieltgen, ela Ort der Rnfae «ed dm Fmde, «eedunOcht mit licht ned Pankel asl mit Gewässern, we ale mit den Göttern sduaaBsen Im Scbattes scbönbelauhter Bäume. ^) „Wo uuvergäugliches Licht ist, wo der äonuengianz wohot, dabin bring' mich, o Sorna, in die unsterbiicbe, unrerletzliche Weit; wo der Sohn des Vivasvat [Jama] als Kuois: gebietet» wo das innerste des Himmels ist, wo jene grossen Wal- ser wohoea^ o dort laae mleh aesterhlich sein; in des DreibimoieU GesrftUie, wo »aa aleh reff uad lebt aaeh Im!» wo die tichtvattei RiaMe alnd« e dort laaa mkk naaterhilell aeiai wa- Waaesli aad Sehasneht vecwellen, Wo die etiahleade Saaae aMt» wa SeV^teK ist nad Genüge, o dort las« mich aaatefblieii aela; wo FrÜtliAkeit und Freude ist, wo die Lust und EntKiicken herrscht, wo sUe Wünsche erfüllt sind , <> itoi t las» luich unsterblich sein.^^*) Die Seligen sind in Verkehr mit den Gittern, nie segnen und schützen die Frommeu und geben Besitz und Ueichthum. Zwei Hunde mit vier Augeo hüten den Pfi^d xa Jama's Wohnung, auf dein 4ie Geatodbeaea aa den Wohnungen der V&lar eiiea« aU schfilsiais Wnshter.«) Jama als Herrscher der Uaterwelt, aplait apüffr des groaae RoHe (S. 949); er holt aleh aeihst oder daMh aelaa Bsini # dea Gebt« »dea danmeoagroaaea/^ aaa dem meaadUkAea KUipar, aad bindet ihn mit Stricken.«)

Die ält^t^n Vedentheiie berühren übrigens zieiaUch selten das FoiUeben aasb Am». lodc^ /sie heaehü/Btigen ilfli^ahfi mk #

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hnndsrreffliclbeii Ge^wart. Eine Stelle des SamaTecf n : „über die Brücke streben wir, die acbwer JiogliigKebe , de» Heile , b#^ friWgen deo reebbeen IHeb [Viftn],**'-— erieoert avfliUmd

' te die alte pavaleebe IielN«. In dem epltewe- Vellndbefr— toefa fet der Gfaebe an ehi 'k4hiftig;ee Leben eo miebtig, daas Mtmm die* „welche offenbar kein künftiges Leben glauben," Ton den Opfern ao^geschlossen wissen will,») und die Epen scbildern das Leben der Seligen in Indra's Himmel nnt allem Glänze des siniilichi^tei» Wohllebens.») Die Schilderung der UüHen, meist werdeo deren einandzwanzt^ gezählt, »ind in nachvedischer Zeit hiuigi eine bestimmte Ordnang ist in ihrer Aufzfihlnng nicht zu findeB; ndr werden die Qnalen den einaelnen Artev der Sieden ftn^e» paeet; wer t. B. irleffllsnige Tbiere oder V8gel tBdtet» knoinit in eine BMIe «xill siedenden Oles; wer aelnen Tnier oder einen Btali* maoen tfldtet, tn eine flMle iron Kupfer, dnren Beden glSbeod ist« Hurer werden in ein Meer von Schraotz and Koth geworfen, von welchem sie sich niihren mris^en; Rätiber, Giftmischer u. a. werden von 720 Hunden, Jania s Boten, mit diamantenen Zähnen, zerrtsscn? wer nach dem Genuas des Somatrankes berauschende Gelränke trinkt, dem wird geschmokenes fiiseo in den Mund gegossen; wer Meoscben opfert, wird von seinen Schlacbtopfern gliederweisa aer* ndioltten ete. *i) Pener inden flicfa iwcbemln, salaige Flatheo den

' BMIeontimen^ Cieler-ndt elemeii SclHilbeln>iod aiBdere die Ver* dtaiinten nerflelscheBden lUnbtblere, IMder, hi denen die BiiM sdineidend« Scirwerter tragen ete.

') Weber, Ind. f^tud. 11, 206. ») Ebcnd. 229. •)lHgv. M., X, 1, 14. 15; X, 11, 7; Botb, L d. Z. d. D. M. O. IV, 427. «) Btgr. M., IX, 7, 10; Roth, »fc O. n, 22^i IV, 4$7. •) B%v. If., Z, 1, 14. 15, a. a, Q. IV, 4S9. *) 8snftri. V, 16b^ O 8, 1, a. •) Mann, m, ISl.— •) Bopp»

iaML B.'8. 3 iL Haan, IV, 88 tLi Tf^nav. m, 9SS & » >i) Bbagav. Pknaaa, 28, tom II, p. M)7 ff. (Boznoof). **) Webtr, Ind. 8t. 1, 899.

S 117.

INtM Feethahen des elmelnen Snbfeeie» in dem Lebea Meli dem T^de, in der Vereiniswig mk ISott» dteees Gütttcii- «re«^ de« Hellsehen , gebOrt ab« mtt der Btedrigerca Slnfe

der firkenntiriss an , hat den Gedanicen nur in einer staric sinnli* eben, die Reinheit desselben sehr trübenden Form; die Weisheit ist ßo noch nicht erreicht. Der wahrhaft Erkennende wendet sich laicht bloss verSchtlich von dieser Welt ab, sondern von jeder Welt, erkennt in dem Göttlichen nicht mehr eine Vielheit an, sondern ntir die nnbedingtc Einheit; er findet keine Rohe in der htesen VerUAnmig ider Bhieeliek, eemicn in der AmShm*'

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bnn^ derselben; das vOlHge Untergehen des Menschen in Brahma, das Verfliesseu des Tropfens mit dem Ocean. das ist das Heil, diess das letzte Ziel aller Weisheit. Keine anrlere Seli§;keit giebt es als die ewige iiuhe in Gott, die aber Niemaud gMiesst als Gott selbst, als das Verlaschen jedes besondem DalMinsy die yemiehttuig der Fer»5iilielikeit. Die reehlefirkeniit- bIm hebt die Etnoellieit de« Mensolien auf, Ifissl tha in BrabM unterQ^ebeD, and mit der PeretVnliehkeit verüscbt die Sünde. Der Mensch wird hier nidit dnreh eine göttÜche GnadenAat erlöst, sondern er erlöst sich selbst, indem er seine eigene Per- sönlichkeit viilii^ opfert. Die Unsterblichkeit des Geistes erscheint von diesem Standpunkte aus p^anz anders als vorher.

Der eigentliche Geist im Menschen ist Brahma selbst, hat nicht ein selbstständiges, persönliches Dasein; die Selbstheit, welche sich als Eii^elwesen eben festhalten will, ist das Ua* reehte» soll niedergelialteii werden; in diesem Festlialten des eigenen Selbstes liegt gerade die Entfremdung Ton Bnduna, and die rechte Weisheit liestelit darin ^ dass inh weias: Brahma ist das Einzige, was in mir wahrhaft ist Nur dieser sich selbst völlig verleugnende (leist, welelier mit Bialmia ganz und gar ssnsammenföllt. hat das Recht des Bestehens, alles andere ist nichtig und muss untergehen : nur der Geist, der der Welt voll- stftndig abgestorben ist, von iiir und von sich nichts mehr weiss, se«dem allein von Brahma» and sich eins weiss mit Braluas, der reine, dnrcbsichtige, von allen Geföhloi und besUnnaten Gedanken entleerte Geiste der weiter nichts denkt als daa ebe reine Sein 9 dieser Geist alleia ist unTergänglieb, unsterblich. Das aber$ was den Mensehen an diesem bestimmten Menaeben, zu einer Person macht, das Ich, gehört der Welt der Verg&ng- lichkeit an und muss untergehen. Das bestimmte Sein vergeht, das leere, inhaltlose Sein ist unsterblich. Die tiefere indische Lehre kennt keine persönliche Unsterblichkeit, sonderu nur ein Bestehen £rahma*s, ein Verschwimmen des Menschen in Brahnm, wie der Regentropfen mit dem Meer verschwimml» Der Msnsck gebt ToUsltodig aaf in das einige Leben Brabma'a. Disaes Verllieaaen in daa Unrasen» diese AnflflsMg in ekmel- nen Geistes in das leere Ursein ist die indische Seligkeit Die eHmelne Persönlicbkeit kann nnm Gamms der Seligkeit nieht gelangen, sie ist gerade das an sich Unselige, der Welt der Wandelbarkeit verfallen; selig ist nur die Seele, die sich selbst völlig aufgiebt, nicht mehr einzelne, seibstständig för sich besteilende Beeie ist, sondern in das endlose Sein Bniiima's

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gftmfieh anfleht. Die Frage imeh der Unsterbliclikwk Ideum tAso

wohl für das niedere Volkbbeu usstscin zweifelhaft beantwortet werden, für den tiefer Blickenden birgt sie keinen Zweifel. IVlag immerhin von denen, die das Leben noch lieben . der Trank der Unsterblichkeit getrunken werden, mag die dichterische An« sehaanng der späteren Zeit in die bimtesten Phaatasieen bildem- der Diehtiiiig hiBeingreifiBn, ^ der Weise yereelmifilil das Ifi^tige.

„V9ma der Lebeed^je [der le die Creeter elogegaogeoe Met] den Baum TerliMt, deoe vertredraet dieser; der KOrper, vom Bele-

ber verlassen, stirbt, oicbt aber stirbt der Beieber selbst. * „Wenn der Mensch c^estorbca ist, dann ist er, sagen die Einen; er ist nicht mehr, sagen die Andern; dae. wiinsche irh von dir EU erfahren;" mit dieser Frage wendet sich ein junger Briifi- Baoean den Todesgott, Jama, selbst. „Aach die Gdtter selbst/' ' astv^ortete dieser » ,,,|babeaiDfrilbmrZeit bierhigeiweirelt; nicht leickt ist diew su erfaeeee, eehr fein leC dieee Secbe; wftble dir eiee aadere Gabe, btude diicli eicbt ae nefai VatejirecbeB, erlaee adr diese Fiage.'*«' „Die G9tter aelbat hebea hierin geswatfbll. wie da gestehet, ead niebt leklit ist diese ze erkenaen; end doch ist kein anderer Meister, der dir gleicht, inul kcific Mtidere (^abe ao Werth dieser gleich oimI." „„Wöhle dir Kindei und kindeskin- der, wähie Keichthunt an Vieh, Eie|dianteri und Gold, wähle weite Ländereien und langes Leben, wie dein Herz es wdoscht, sei ein mächtiger KSntg auf Erden , leb will zum Geeiesser aller deiner Wiaeebe dkh aiacbeo; die Apearae [S. 248] tod reheoder ScbOn* bell, aef Wagea fabread mit bimnUaeber Musik, aelieo tob mfar dir geedienht, delae Dleaerioaee aela, aar Irage adch aiebt laebr tter dea Tedl*"« du, der alleM Slerbilebea ein Ende macht. Jene aebeell entfliebenden -Wesen machen schnell alternd der Shrae Kraf^; alles Leben ist kurz; lass deine Wa^en, deinen Tanz und Gesang; durch Reichthnm wird der Mens( Ii nicht belriediget; wer dich leeschaut, künn der nach lieichthum lerner trachten? Ich bestehe auf der Gabe, die ich gewählt, und wähle keine andere/* Nachdem Jama den Frageaden gelobt ob selaer Weisheit, welche die inMacbea Geaflaae veracbmftbte, spricht eri »«Wie BUade von BKadea geMrt, htea alellea umber die Tberea; <He Zulnmft wird akbt koad dem Tbüriebtea» der roa Gier aach Releblham alcb ver- ieckea llset Diese Welt allahi ist wirklieb» es gisbt kelae andere, ee deekt er, and immer von neuem [in der Seelen wandereng] kommt er in uiciue (Gewalt, . . Der Sterblirlie , welcher die i^ehre gehurt und er&sat hat» erlangt jeoen feioeu Geist [das Brahma] und he-

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m

. iwMiikBflteuiVWttli, Der.W«!«* «irdokslit Ivoo Aeuem] geb*-

. reo und stirbt nicht, er ist nicht irgend Einer irgend wober [ist nicht

melir Einzelwesen]; utigeboren, Lteliarrend, ewig, wird er nicht petodtet in dem getodteten Leibe. Wenn der Tödtende zn tödien glaubt, und der Getüdiete sich getudtet wabat, so erkeneeo sie ' lieide nidii; er tudtet nicht und er wird nicht g«|4dtet. Feiner aU dus Feinste und grösser als das GrOsste ist jener Geist [fiMiIhwil ip«Iimm4 io ilShb [dts MmeiHi]/' JiMBft.beWM IlMi pnn fib« imB Waseo der GiitdMil, w^lolia d«« All dunMritgt uad «1» CM io dkm SlM9cli«iilierMtt irobnt« «ad «piidii daaii ▼«o d«r St^Jen* watdefnng, die mir den Ubfrommeii m Tbeil weide. ,,Wa9Aliie •Laut ist, ohne Berührung und Geschmaclc, Gestalt, Geruch, ewig, uovergäuglichf ohne Anfang und Ende, der Mensch, der das erkennt, ist aus des Todes Rachen befreit. . . Die Ihoreo, welche ihren [von dem Einen] abgewandten Begierden f«4geii« stör* sea in die überall ausgeiireiteten Netze des Tode»; . . wer ihi erkennt, der in dem Menscheo wehot« Ut befreit [voo der Wieder- gaburi]« , . Wae Ueibt «br% von d^m la der .atmblidMa HiUe wohaeadflOyJyi deo Koiper eiagegansaaea Mtt IdamBnkm}, wcaa «r beMt dea KOrper Terllaat? . 0eaeB, welebe Uta» dea Wta* delloeen io dem Waodelbareo, erkenoen io dem meoscblioben Geiste, ist ewige Ruhe, und nicht den andern. Sie schauen das hHchste Wesen, das unbeschreibliche, h«>ch8te Glück; wie aber soll ich es erkennen? Nicht gliinzt in diesem Brahma die Sonne, nicht der Mond und uicbt die Sterne, diese kSlrahlen leuchten nicht dorthin... Wenn er alle Begierden abgelegt, die «ein Heci ariiiüteo, daaa wird der Sterbliche unsterbllcb» deaa geoleaet er Br^hoHi'j. reines

, WeeoBf w«aB «Ue Baade«, .die die IIe».biodea,.9«Mat abid,.diaa vrird der Stcrbliebe uaatarbttdi. Ab dar Biabmie:di«in Edwpot- aiaa ariaagt dareb Jaau^» wurde er vereiaigt aaM Brabna, iedieB- .loa» oboe Tod; und so geschieht es jedem, der diess erkeooi'*') „Das Studium der Veden , Opfer etc., macht den Körper tÄch- tig 2ur Vcr^chliognng in das gütUlclie AVeseo.'^ f.Ein Brahmane, welcher die Gesetze ertiilit, die heiligen Schriften keunt, befreit

. «lob foa aller Sünde, und erringt den Ruhm, für immer wscklun- gen £0 werden in das göttliche Sein.'* 3) Wer in seiner aigaacB Saela die hdebale Seele wiedeterkeoot, die ta ailaa Waaaa M»* wMig ist, eai^ftngt daa glflcUkba Scblefaaalt.snißiat rataeUaag^a

. .M wardoo la Brabna."«) ,,Ib Bcabna gebea die Waiaan aaler, «raleba daa BOaa voa aicb ttaa; wen da lur Weiebeit beanat, wird alabt balMrt, aad vrar in WelabaU ^t, verlUcht iu Gott, J>er

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buchst« Frledeti tst ^erj^ehen in Gott und anrt ihm eiuB aa wer- den/**) ,,Dcr BrahmakunHige von fester Einsicht ruht unböirrlyar fiD Brahma.^ 0) ,,Die drei Guoas: das Erkenoen der Dinge [buddhi], äw Wille [maoss] aad die SelbatlieU [ehanhira] sind die Zeichen de»€MMid«Melu In 41» Well]; mA dam ma befreie»« M dae 2MeB BsSrmtmgi'^^ '-^ itM Bintdkviraistidiir'is^ «ke tias «Mnfcra Sd». »»Btodi -da« Wort Amn^ Tbraiaige mm «idtniit -da» AIm; dieM iat die groeae Lehre, * der OOttor ^yebeminlaa; wer dieeee alao weist , der erlangt die AlAjestSt dea firahaia.^' *) „Wenn die Weisen den Atiaa orreicht haluMi, duntj sind sie befrie- digt in der Erkenntniss; ihr Geist i.ot vollendet, ihre tiegierden sind Terschwunden , sie sind in Huhe; erreichend das alldurchdrin- gaode Weaeo, gehen aie selbst eia ia das.^oaae Ali, ihren Geist darein versenkend (Comin. wie eines zerschlagenen Gelasses iReom di^ht io deo weiten JEUm). . Wie die naah dem Ooeao iieaieD> den fllitae ki deiieelbeB ▼tMAwtaden mid Atdn Namen end Ihre Geeidt 'mMmktnk, sebenee geht der Eri^eoMnde^.Teii-MhMin Natten «ad eehier Geatalt befreit, ein In den huehaten, e#igen •Geist. Wer ^eaea höchste Brahma 'itennt, wfad seihst Bralima; er legt ab den Kummer und die Sünde; beireit von de» Banden des K(»rj>er8, wird er unsterblich." •) „I^ic Vedakundis^en, welche wissen, dass alles Lebendige und alle Welten in Brahma verschwinden, ver- schwinden seibat in ihm, befreit Fon den Fesseln des Daseins. . . Wer den Einen erbeoDt, ist von jeder voHlheiigehflnden Geburt in «ideres Welleo und rem Tede eriHel, 'k4inunt'tr«der cur Welt der Gttteto oocb tu der der Vertvorfeneni er rerb« rrt faumerdar in der Licfatwelt des Seienden.*^ w)

Ein ewiges Leben im diriatlicbmi Siiiae, eine endloae Fortdauer der Persufliichkeit, muss von dem weisen Indier unbedingt abge-

. wiesen werden: nur wer dns Ewige noch nicht erkennt, kann die Creatur immerdar bleibend wähnen. „Brahma allein ist das ewige Sein, alles von ihm Verschiedene ist nicht ewig/' Diese Erkennt- niss ist die erste Volikommenheit des Weisen; die aweite aber .ist „die Leidenaobailtsloaigkeit im Genuss irdischer nad Jeneeiti^or Fiecbt« die bestitodige Gleichgtitigkeit bei teaelbe», da wie die iidSscbee €enflase vetgSngliditaind^ weil dnrtb iWerke erseagt; so «Mb die jenseitigen GeDÜsse« wie das Attrita «tcj''»)<H^ »»Wer

fvabie Gotteserkenntniss besitfet, geht nicht dniteb dieselben Wae* demgastufen wie die Andern, er ^eht i^rade zur Vereinigang mit dem höchsten Weesen, mit dem er eins wird, wie wenn em Fluss ins Meer peht. Sehie Lebenslahigkeit hört auf; alles, was das ■ipnachiiche Jüoaeiweaen bildet, iat veraebrt, ^ame aad Geatalt

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t

▼«ncWfvden; er wird «Mterblich olioe seine TMIe, wie Waaier

auf einea glüheudeii Steiü geträufelt, versclnvindet." „Gleich- wie die nach dem Meere hinstrebenden Stninje, wenn sie das Meer ' erhingt haben, untergehen, und ihr ^anie uud ihre Gestalt aufh("rt, ebenso geht die EiozeUeeie, oacfa dem Geist hiostrebend, den Geist erreicheDd, uster, und ihr Name uod ihre GestiH Ik&rt anf; Goud lieieet sie deoo, sie wird daon» frei tob Ural ■echeiifcii TbeileDy iinsterlilicli."U) ^Der Met, der hier hu Meiecboi, und der dort in der Smme weiltj dee ist Einer; wer eeldiee wiiaai der vereinigt eieh, wenn er ava dieser Welt fortgeht, den Atma/*>«)—- Wer wahrhaft innerlich erleuchtet ist, der FrooM gelangt zum Verloschen in Gült, der Gottheit tbeilhaftig. errei- chen das Verloschen in Gott die Weisen, nachdem ilire Sünden getilgt; . . . wer von Begierde und von Zorn frei geworden» kundig des geistigen Seins, dem ist nahe das Verlöschen in Gott.^^) Wer sich der Andacht weiht nnd sein Gemfith Im Zaume hfilt, ge- langt snr Rnhe« die l»ei mir wallet» an dean hohen Zustand dei Veri8scheas.">«)

>) Chandogya-Upan. b. Wind. 1987.-^ •) XalhdEa*trpia. I, 19 ««a; llt la. 17— S0{ 1^»; IT, S; Y, 1.4. M— 15t VI, M. 16. 17} iMfc WindiMhuaim (S. 170S «tc) o. Pol^. •) Um, m, 28$ IV, 96e. «) Ihn,

301, 25. ») Bhag. Gita, V, 24; VI, 25. 15. vgl. H, 51. 48. •) IXhjm^ Yhidn-Up. in Webers Ind. St. II, 2. ^) Maitraj. Up. in Nouv. Joum. As. XI. 459. •) Mahanarayona-IJpan. 79. 20 22, b. Weber, IT, 100. •) in Mtin<bks- Upan. n, 5 etc. b. Wind. 1705; Poley, 38. *») üpan. des Jadjusreda, b. \Viüd. 1614. »<) Vcdanta-Sar», b. Wind. S. 1778. «*) Sank&ra, in Cokbr. Kwaii, p. 193. «•) rra9na-üpan. m, 2, in Webers Ind. Stud. I, 456. >•) Auamla- valli-Upau. Ebend. II, 223. u. Bhriguvalli-UpÄa. 12. übend. 235. i*) Bhan- GitÄ, V, 24. 25. »•) Ebend. VI, 16, vgl 26.

S 118.

Aber niur diinsli yölllge Verläugnang seiner PenMiriidüseSl» darch Aufheben seines Ichs gelangt der Mensch zn dem OHtelCf j In die All -Einheit aufzugehen. Je weDiger der Mensch diese ' Verleugnung geübt, je mehr er noch ein besonderes Ich, eine ! Persönlichkeit ist, um so weiii<]^er ist er reif, in das Brahma za Terschwimmen , und muss darum noch als Einzelwesen fortbe- stehen. Der Mensch ble i b t in der Welt so laaf e, bis er för die Unweltlichkeit herangereift kt; er muas so lange mhelos in der wandelbaren WeU waadernt bis er Ittr die ewige Bnhe des leeren Seins sieh wtrdig gemacht Da nun thaMcfaUch 4er Tod die Meisten erreicht, elie sie noch bis m jener TeUkenNnenes SellMtTerleagnuiig gekommen sind und jene ünpersöiiliohkeit erlangt haben, wo sie von sich und der gana^n Weit uichtä mehr

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wissen nnd wo sie nichts mehr fühlen und wollen als das einige BnluBay so ist auch ihr Geist noch Mcht wahrhaft Greist, ist noch an diese Welt gebunden, kann noch nicht zur Urquelle des Da« aebeivrfiokkeliren, sondem miise wieder eine weltliehie Ge- steh annehme», wie sie seinem bisherigen Verhalten nnd Stre- ben angemessen ist; swisdien mensehlidiem KOrper nnd dem derThiere oder Pflanzen ist dabei kein wesenüicher Unterschied. Diess ist die Lehre voii der Seelenwanderuii^, die erst in den späteren Theilen derVeden^) vorkommt. Die wirkliche Seelen- wanderung ist also nur eine Strafe fiir ein thörichtes, söndliches Leben. Der Tugendhafte aber und der Weise, welcher das Wesen der Seele erkannt hat, wird nicht wiedergeboren. 2)

Die Seelenwnndening hftigt mit der indischen fintfahangs- khie eng ausimmen; ein Strom des Lebens waUt durch alle Brnge» nnd alle sind nnr nnselbstständige Formen ehies einsigen Lebens, nnd twisdhen den efnsdnenCreatwren ist nnr ein Unter- schied derStnfe, nicht des Wesens; Pflanzen, Thiere, Menschen, Gotter sind mit einander innig verwandt und verschwimmen in einander. Eigentlich ist doch nur eine Seele in allen lebenden Wesen, die in die einzelnen Körperformen sich verzweigend ergiessty and sich ans denselben auch ebenso wieder zurück- ziehen und in andere einströmen kann. Thiere und Pflaoaen imd dem Menschen ebenbftrlig, nnd es ist dem Indier völli- ger Emstf wenn er den ^udm in die Reihe der Thiere setst; die Thiere shid gewissermassen nnr eine niedrigere Kaste als die andern, und wenn ein Mensch nach dem Tode als Schwein wie- dergeboren wird, hO ist das nur eine ciiil'acLe Ausstossung aus einem höheren Stande in einen niedrigeren.

Da den Indiern der Körper nur etwas Unwahres, Zufälliges ist, und entweder mit dem Tode ganz abgestreift oder mit einem anderen vertauscht wird, so haben sie keinen Grand, die Kör- per der Crestorlranen l>esonders heilig sn halten nnd an bewahren aie balsamiren sie nicht ein, bauen ihnen keine kostbaren Grab- nale, Ja setnen ihneniiiekteinmalDenksteuie; dieLeichen werden hl der Ältesten Zeit gewöhnlich begraben, bisweilen verbrannt, und beide Sitten erhielten sich auch in der Folge. 4)

„Sich der tiefsten Betraciitung iiingebend, beobachte der Mer)s( fi die Wanderung der Seele durch die verschiedenen Körper \<>i\ der höchsten Stufe bis zu der niedrigsten. Wer die rechte Er- keontniss hat, wird voo den Werken [der Vergänglichkeit] nicht gefesselt; aber beraubt des [geistigen] Sehens föllt er der Welt- amwllnmg aabefan/'^— •„Wehshe Welt ein Jeder sieh ersehnt und

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_ 40«_

'.wonach errerlangt, diese Welt erreicht er urj<1 jene Wflnefche/f*) ^ „Nach dem Tode uaunt die Seele desMaoscheny welcher bö9B Tbatei) vollbracht, eioen andern Kurper an, welcher bestimmt ist, den QvalM d«r HllUe raterwoito «ev«" Maflk Bnfalldiisg TOD Jama auferlegtes Strafe» kamnit die fi^eele, jmit etaem dim Körper begaM, entweder ia dieReili« der aeligen (Mater eder.wiid ▼oa aevem aaf der firde gebaren.') ^Wer in den Tode» Staadt mein ^denkt [spricht diehuchste Gottheit], der gebt von hiermcber- lieh in mein Wesen ein; welches Wesen ein Mensch im Herzen trS!»t bei seinem Tode, zudem gelangt er, wenn er stirbt. Bis zu Brahma s Himmel gtebt es aus allen W^elten eine Hüdikcbr, doch wer £U mir [dem Urwcsen] gelangt, der wird nicht mehr geboren.

„Wer recht erkennt meine Gehurt [in der Welt] and mein Werk, der gebt naeb seinem Tode sieht atir Wiedet^elniTt, aondani mndr.'*»)

,,Wer obneEikeantniaa Ist, nsd weaseoBlert serstrtstist [ia die weltReh^ Dinge] and nnrein, der erlangt nicht jene bSehste Stufe,

und kehrt zurück in die vergängliche Welt; wer aber tlieKrkenntnis» besitzt, und gcsammclf^ii Herzens ist und rein, der erreicht jene istule, von M O er ni( Iii \\ j^'doi in dio Welt j»eboreii n inl. Die [nicht er- kennenden] Menschen kehren zurück in den Mutterleib, um einen neuen Kürper zu empfangen; andere ^chen ein in Uniebendige«, je niich Ihren Werken/' „Als Eins den AAsa erkense sm Im WacbeSr Trlmnes wai ba Schlaf; wer Ober diese drei hinweg [Atsui's Elshak erkannthat], Wiedergeburt wehtdrnbet deiB.">o)-^,J>ieTolil|onimeae Befreiung ist nsbedingt ; es giebt beifaeRdckkebr der Seele ans ibiesi ginidiehenVerschlangensetn in das giHtliche Wesen^ um, wie früher, weiteren Wanderungen unti oilen zu «ein/'**)—- .,iN'ach mehreren auf einander folgenden Geburten kehrt nicht mehr in diese Weit zurück der Mensch, welcher sich selbst opfert."**)

„Wer den iseist erkennt» rein und bezübrat ist, Bosse übt, die Sinne zugek, Tngeod ausübt, und die Erkenntnis» der VfdnS be- sitzt, imet sMt dsrfiügenschaaiderlWdbvhsit (Satvac) Bfefsbls wi«d ala eia CKstt gebsaen. Wef aicbt «sttin Ibfitsn-liist hat^'nabe«

' stKiidig ist^ an der Sfnnacbheit bSngt, JHeser flit Cder filgenseiaft der Leidenscbad Begabte wird als Mio n seh uledergeboreo. Wer

. schläfriiiist, grausam handelt^der Gierige, Gott Leugnende etc., dieser mit der Eigenschaft der Finsterniss [Tania*»] Begabte wird als Thier wicdnrtfchoren.'' J'^) „^adi lliieti Thaten wenden die Men- schen geboren, dunmi, stumm, blind, taub, missgestaitet: wer »»eine ^»ünden nicht abgebOsst hat, der wird dann bei seider Geburt un- «hei&v^tte Zekdaen tragen.«!«) mit Vemtina begabtes imtt-

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schupfe empf&Dgeo Loiiu oder Strafe für die geUiigen HaodiuQg^o ao ikrem Geiste» für die Handlungen der Hede an den Organen der Rod«, fär die des Körpers am Kürper. Fflr die körperlichen Ver- geben geht der Mensch nach dem Tede In den Xpetand der iehleeen IXege» Ar 41« Steden der Rede eoipOogt et die Gtietalt eines Vegeb edcf ehrae vietfltotjgen Thleree, flbr geistige SQndeo wird er in den niedrigsten roennchKcheD Klassen wieder geboren. Wenn eine Eigenschaft [Guna] im Meijsdjon besonders überwiegt, dann iiKuht sie diesen Bekurperten di^öer Eigenscimft vorzugsweise tlieilhaftiLT. Der Morder eines Krahmanen sjeiit in den Leib eines Hundes, Ebeci^ £sels; ein Brabmane, der geistige Getränke ^iokt, wird ein Wurm, ein iosekt oder ein AaKvogel; ein Brahmane, wel- cher geetsMon, wird eine Spinne, Schlange n. e. w. Wer das Ehe- bett eeinee geistigen Lehrern befleckt^ wird 6ms oder eineSchliog- ptaeie; wer Oetielde gestolilen» wird eine Ratte, wer Waeeer« wird «ine Ente, wer Sak» wird sur Heiuchrecke; eio Salji>endleb wird eine Bisamratte, ein Pferdedieb zum Tiger, ein Obstdieb zum Allen, ein Frauendieb /um liärcn u. s. w. ., Mit w elcher Gesinnung ein ^Ipi!.s( I) diesem oder jenem Werke nuilitrat htet, mit einem diee^er eotsprecbenden Leibe geniesst er diesen oder jenen Lohn.**'*) „Wer einen Brahmauen mit Absiebt und im Zorn auch nur juit einem Grasbabn scblägt, eoil während einundzwanzig Seelenwandeninf^en in dem Ijeibe eine« unreinen Thieree wiedergeboien werden.*' Wer «b TUer todtet und lesti oline daron eine Spende »u bringen ^wird bei eben «o viel anf «i&andec folgenden Geburten euiee gewaltnunen Teden aterben, ale er Haare auf «einem Kopfe hat.**

„Ein Mensch dagegen > welcher die Tugend zu seinem höchsten Ziele macht, und dessen Sünde duixh strenge Gollessluicht vertilgt ist, wird auf der SteHc in die himmlische Welt versetzt, leuchtend im Lichtglanz und bekleidet mit einer göttlichen Gestalt." „Wenn flia wiedergeboroer Mann seine Lehrjahre . rieb tig voUlwingt, so wird er nach dem Tode in die erhalKo^teRegion Tersetzt und nie wieder in die««« Welt geboren „Nachdem dim Menschen, al« eine

ihrer Theten würdigen LolU' den Zustand eine« TU«r«« emfiaDgen li«b«n, werden sie im Laufe der Z«it wiedergeboren «In arme, nie- drige Mnencben; dann (rai von Sünden geworden* werden «ie in hohen Familien geboren, reich an Genüssen, begabt mit Wis- sen und mit licichthum. Wie der Schauspieler seinen Körper lüH Farben bemalt und verschiedene Gestatten arinimmt, so nimmt der Geist die aus seinen Tbaten entsprungenen Körper an" [als unwesentliche, Susserliche HOlIen]. Die verschiedenen unver- «chnldeten Sehjckaale d«f Menschen, ihf^ hüh^r« od^ niedrigere

ff

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Geburtetc. werden daher sehr oft durch das frühere Leben der Seele

erklSrt.i^) „Mir gedenket kein Leid irgend, das ich irgend wm

Mgethan ; wahrlich aas frffberem Leben bfiM ich jetso ein pna

Vergehn/' klagt Damajanti.«!)

Der Übergang der Seele in eben neoen Leib wfait nach BWgio

90 erklirt; daaa dieselbe mittelst eines feinen, lafUgen Lellras kidca

Mond aufsteigt, und ron dort durch den Regen lienra4erkonnt aad

so in die Pflanzen und durch diese in die Thiere oder Menschen

eingeht") „Di*" Wissenden, welche im Walde als Asketen leben,

gelangen . . . zur äonne, aus der Sonne zum Mond, aus dem Mond

zum Blitz, und dieser führt »ie zn Brahma; das ist der Weg der

Gütter. Die aber, welche an bewohntem Orte fromme Werke and

Gaben ehren« die gelangen . . snm ither» aus dem Äther samMend,

wo aie die Speise derGOtter, das Sorna, genleaaen. Madidem sie dort,

an lange sich gebührt, gewohnt, hehren sie denselben Weg wieder

cttHIck, anf dem sie gekommen,'' durch den Äther, Wind, die WolEea

und den Regen; „diese wenlen liit r Reis oder GerstCj Kräuter etc.

[Nahrung] ... Diejenigen, wel( ho hier schön wandeln, erhalten

eine sch5ne Mutter, werden von einer Brahmanen- oder Xatrija

oder Vai^a- Mutter empfangen. Die aber hier schlecht wandeln,

erlangen eine schlechte Mutter; eine Hunde- oder Schweinemotter

et€/<») Merkwürdig iat eine Daratellang der Kanachitrid-

Üpan.*^ Die Seelen der noch nicht Erkeanenden kehren mit dem

Regen ans dem Blonde wieder mr Wiedeigebart in Würmeni,

V9geln, Tigern, Fischen, Menschen etc. svrffdr, Iiis sie die richtige

Erkenntniss Brahma*s haben; dann gehen sie auf dem G^itterwege

durch die acht unteren Welten bis zu der neunten, der Brahma- Welt

Der Brahmä, unterschieden von dem iiberw eltlichen Brahma

fragt ihn: wer bist du? £r antwortet: ,,Ich bin die Zeit, und Wt-is in

der Zeit ist, bin ich« aus dem Äther bin ich entstanden» aus de»

Lichte desBrahma; da biat die Seele (atman) des Veigaogenen, Oe*

genwSrtigen, Znlcünftigeny wer du liiat, der bhi ich.*» Brahma (ragt

welter: wer aber bfai ichl „Dn blat das Wahre, daaSetoad^was

von den [erozelnen] GSttem and Seelen Yerschiedeb iaf - IHmaf

spricht Brahma: ,,diese meine Welt hier ist dein**; und der Text fügt

hinzu: ,,(lie Hohheit, die Gewalt desBrahma erlangt, ueralso weiss."

Chandogya-Upan. VIT, 3 etc. b. Windischmann. S. 1673 ctr. t^l. 158^. *) Ynjnav. Hl, 109. ») Higr. KL, X, 1, 15 ; Roüii. d. Z. d. D. M. G. TV, 428. 433. *) Megttstheues, fragm. 26, 1; 27, 9. •) Mona, VI, 73. 74. •) Iii Muuüdka-

Upan. I, 10, bei Wind. 8. 1705; Polcy, 37. "*) Maau, XH, 16— tf «> Bbag»-

Tadgitm vm, &. «. 16i IV, 9. •) SsduMTpan. m, 7, 8; V, 7 (Pole/ a. Wind.) **) A]iiriUTiiida«irpatk. 11, In Weben Ind, St. n, 61. * 0 Sinksra, h. TM. ms. ^ i«) Bhigar. Pnr. Vn, l&, 55. >•) Ti^iMTsIkyA m; 187 19»; vgl

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4116

>*).]f. 17, 166; Y, 86. ^^^)M.TV, S48; II, 84». >•) Ti|f]|»r. HI, 817. 818.

162.— Wilson, Theater d. Hindu, I, 223. Bopp» Nalas u. Damiy. XHL—

•*) KaoBhitflki-Upan. I, 2, in Webers. Ind. Stud. I, 39^. * *} CSbMadiOgf% 'XJf&ä. T, b. Wind. 1676. **) 1, 8 in Weben &id. fiüid. 1, 395 «IC.

§ 119.

Wem- es des Menschen höchstes Ziel ist, nnlerzugeheii in die einige Gottheit» so g|U diess noch viel mehr von allem übri- gen Dasein. Die wmAoftige Creatnr trügt doch das GdttUche m emeai viel höheren Grade in sich als alle andern, und hat danun ein iriel grOeseres Recht des Das^ns als diese« Wenn aber die höch&te Vernunft in dem Bewusstsein besteht, dass alles ein- zelne Sein, und darum auch der menschliche Geist, nichtig sei nnd aufgehen müsse In (lOtt, und vvenu der Welse diesen Weg des ewigen Todes mit vollem Bewusstsein und freier, sittlicher Selbstrerlengnang geht, so steht allem andern Dasein dieselbe Auflösung bevor, und yergeblich sträubt sieh das Lebendige gegen die alles besiegende Mäobt des Todes« Das Heil der Welt ist ihre Veniehtnng.

Die Welthat an aidi l^emReeht ihresDasetee, ist niehtwahr- hafte Wirklichkeit; es heisst hier nicht, Gott sah an alles, was er gemaclit liatte, und siehe eswai .sehr gut, sondern Gottes Werke sind hier an sieh vom Übel, sind ein Erzeiigniss seiner Schwäche, seiner Täu.schun«;, seines vSelbstvergessens. Gott kann kein wahres Interesse für seine in Sünden empl'angene und gebome Weit haben, fUr das im Wahne der Mt^a erzeagte Dasein ; er Mise aas seiner «nrnhcen Entänssening f^ieder so sieh seihst aericlÜDshfen, und diess mdit bloss an euwelnc« Pnnkteni wie etwa im Geisle des erlfiennenden Wdsen, sondern im Gänsen $ trnMBfls das All wieder In sich surttcknehmen, si^ ^eder in sich zurückfalten, wie er sich in der Schöpfung entfaltet hat. In dem Erzeugen der W^elt erscheint das üi we2»en als Indra oder Brahma, in seiner thätigen und erhaltenden Beziehung zur Welt als Varuna oder Vischnu; er muss sich aber auch als Agni oder Qlva offenbaren, indem er das unwahre Sein aufhebt und das allein wahre Eine bestehen liest. Der frühere Gedanke: das Brahma ist als Bede in den Dingen, nnd ist das allein Wahre an ihnen, und die Weh hat ihre Wahrheit nor in Brahma, s^ägt sefert in den andern nms die Welt hat das, was an ihr nnwahr ist, an das einzig Wahre aufzugeben, muss in das Brahma un- tergehen. Das Wcltlebei» ist wie der Kreiülaui der Dünste j sie steigen auf aus dem Meere, Brahmä, bilden sichtbare

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WbIkeD, ^ VMmiiy mid kelmn ab Regen wieder mm Vhm

zurück, ^iva, and es bleibt nnr das einige spie gelglatte Meer des rrbraliina. Die Welt ist !inr eine i^tlaiizu aus dem Boden des Brahnin, und kehrt wtlkeiid wieder zu ihreu» Uoden zurück.

In d<'ni ^aiiz scharf durcliii;( liilirten Gedauken des Vedanta kauu weder von einem positiven noch einem negativen Verhältuiss Gottes zur Welt die Rede sein, denn die Welt ist gar nichu Aber in der gewdhnlichen Lehre ist dieser folgerichtige Gedanke abgesohwfldit; die Welt wird als wirklich bestehend anailniiali ist sie nun aber, so ist sie eben nur als eine Entansssnng €h)lles; nnd darans Iblgf wieder, dass Gott ans diesem aebtn unwahren Anstände, aas dieserKeipstrentheit in sich znrGckkehre. Die iSichtigkeit der Welt, welche in der Schärfe der indischea Idee als ihre Nichtexistenz auftritt, wird in dem volksthomlichen Bewusstsein als das innere WescTi der Weit eriasst, weichei sich erst in der Zukunft bewahrheiten soll.

' Es Hegt fiberdiess in der Natur der indischen Eatfidtongs- lebM, dass die weiter selireitende\Ve1t nicht vollkommener wild, sondern sinkt; das ansstrablendeLieht wird mk der waoliseadfln Entfetnang immer blasser, and mit dem lAngeren Verweien is der Entaasserang wAehst avek die EatkrAfbag des Ton seinoai liebensmitteIpnnkCe entfernten Daseins. Die Wehentwiekelun^ ist ein grosser Verfaulungsprocess; und je länger die Weh be- steht, am so rascher schlägt der Pulsschlag des Lebens seiner Vernichtung zu; darum bildete sich in der späteren Zeit so schneidend und furchtbar der Kultus des Gottes heraus, der stets verneint. Das Weltall ist nur ein spielendes Wolkengebilde, welches der Wiod verweht, und es bleibt niekts als der reise, Mane flimmeli und selbst die Gdtter alla gehen onter in der all^meinen Vemlohtong, denn andi (rie skid niektige Creatarta. Mdglioll« dass aas dem grosSenTodeeinneaeB Spiel derBnffeliBag 'begtnnt, um eben so sebneD wieder hinweggelwnekt an werdea.

„Aller Wesen Anfane; ist liiuhnia, und ihr Ende in der iurcht- baren, fort und lort gehenden dnvvli!«ang der Wesen. . . Wcon er heruhigten Herzens Ächlaft, <!ann schlieast das All die Aucen zu. So mit Wachen und Schlaf wechselnd ruft er ins Ldbeo die^ AU. .. UoB&hitge Schupfunges giehU und Zerstörungen; spielend ' gleichsam wirket er diese, der firhabeae ttr and filr.^') „Die ' Brde wird veigeliea und der Oeeaa und die Gatter, wie asU die

sdiaamShnlieheWeit derSterbHobea eicht vefgefceal">)^Bfalms ' aHeis ist das bestandige Weses, alles« wes vea ihm fenobiediB

* Mibt, 4it das lttchlbeslindige.^' >)

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r.ilgBiOffiifliifffctgaDtohanuDg ^r«rcteii wir bei der GesdMile spreohen.

' > 1) Manu 1, 4». 50. ^) Yü^oav. Iii, 10. -*).TedMita^Saa, v. O. Krank, p. 4.

Zweiter AbschnUL Dag wisseusehaftllche Iiebm.

Itti^s sieht laehr im VoUb». gesprpclien» nur noch d<9ii,giilfi^WPD BrabmaneD bekannt, ist eine der ret^isten «ndvolUcenimen^teu.

iyiti bildet 5 dem iiido-germunLscIkeu Spracli^»tami9e angehöng, eioen scharfen (icgensatz zu der cbiiiesiscben, die starr und todt, liciiie lebendige Kntfaltuug, nur eine niecbaniscbe Anlü- keuut. Das Sanskrit ist eine Flexious-Spracbe; au« einer Wurasel, fast durckweg eiiiiilb%» entMtet^ich ^ne zabl- moheJramilie abgeleiteler Wörter« die sich zu jener yerbal/^ wie dte aüftBcaküa ealMtelen Diiig^ dioeemiiirmUrgrwide; Md diese« eigaaiicbe LebeM-dev Spreohe ie Ali)eitiiiug, Zqef»i« oicnieteeDg und Seagimg bet aieh au* einer Imben YoUl^oteiiiifi^ beit entwickelt. Der Wdrterscbatz entspricht dem Reichtbum und dem Charakter des GeisteslelKMis; die Spracbe Ist mehr ^eisti^ als sinnlich , an schnlinachabmenden Wörtern sehr arm. ~ die Sprache gebt wie die Worter nicht von aussen nach innen, ifltttdern von innen nach aussen, arm auch au Besbeieiuipipg/Qji Ar dee bewegte Leben, für Streiten, Kämpfen etc., reieb dagegen en Anadt9ßkm&ap das iim^liobe , beschaiUiehe iieben« iic^sitt geial^e Begriffe» iiir Neebdenlcen, Betraohten^ WissepDp hAn» eHu, ibefcmdsBd den Bang zur atiilea JMmeilioUceit

Und da 4eei Indier smaer organiseb sieh cntfaiteDden Sprache ein Wiederbüd des sich entfaltenden iirahma entge- gentritt, so hat er für diese Spracbe selbst ein hohes Interesse. Ja die Sprache und ibi Geist ist ihm niclit bloss ein liild. soii- derfi eine wirkliche OÜenbaruug der waltenden Gottheit; in die Sprache sich vertiefend lauscht er dem Weben der Gottesmacht; die Spiacbe selbst Ist das Wort Gottes» ^ie ist von dem Men- eebea aicbt etlaiidea, soedem aar veraomoiea; sIs ist aar eine ÜnlUtaag des einea ewigen Laates, der Ton Brahma ausgeht «ad Braiinia selber ist» Die Spraehe ist grade so eine Offen- baning oder, yielmehr €xa» unmittelbare Erscheinung der Go^beit,

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wie die Nalnr; in.te SpfadM Ist BmIumi gnde wfrUkh ▼orhanden wie m der Ifator; wer eie erkeaiity erkeml BnÜMM.

104]. Und wie kein fainerer UnCerachied ist zwischen Gott üiid seiner üftenbarung, also zwischen Brahma und dem Worte, so ist auch keiner zvviijchen dem Laute und seiner Be- deutung; beide sind eins, wie Gott eins ist mit der Welt; die Grammatik ist ebenso pantbeistisch wie die Keligion. Der Sinn eines Lautes ist nicht irgendvrie durch menschliche Bestimmunf^ demselben erst beigelegt, sondern jeder Laut hat an sieh schon einen nodiwendigen Sinn, der reel^ eigenllieli das inwoluiende göttfiche Element Iii. Wer also die Spiadie erfoisclit, exfimcbl die Gotdieit ,,Der Lnnt Ist ewig, ist firahma, «nd die Bneb- staben sind Anklänge des ewigen Lautes, ^^i) Daher das lebhafte Interesse, welches der Indier für die geistige Betrachtung der Sprache, iür die Sprachwissenschaft hat, die er wenigstens in Beziehung auf den, so zu sagen, ontologischen Theü des Hprachlebens, auf die Betrachtung des Sprachstolfes, der Wörter und ihrer Bildung und Zusammensetzung, na einem Grade von VoUkonmenhelt entwickelt hat, wie ihn sor die spilem Grieehen nnd ROmer und Araber erreidit haben. Die Syote, gewiaeemiaesen der geechleiilllebe Tkdl der Sfnieliet Ihie wirkliehe Erscheinnng, ist, wie alle WlMeneeliaft de« Wiilc- licheii, weniger entwickelt.

Das Sanskrit derVeden hörte schon einige Jahrhunderte vor Chr. auf, Volkssprache zu sein; die ältesten Sutra der Buddhis- ten sind jedoch noch im Sanskrit geschrieben. Später drängen sieh Dialekte vor. ^) Die Sprache der erkennenden Brahmancn^ vor allem beimKnhue, soUaber die altebeilige Vedenspraehe adn.

Die 8shrtft| ven den indieiB aelbatatfliidig erfonden, «ad nidit ans Bildereehrift entstanden, aondem «rsprttngUcli «diea ans reinen Lautaeicben bestehend, aiao geistiger- als dsn ehizelnen Begrilf nnmittelbBr beeeichnende chtneeiiehe 8dirift, wird, wie «^lles Geistige, auf Brahma selbst zurückgeführt, und gehört zn den vollkommensten Schriftarten. Die Zeit der Ent- stehung ist unbekannt.

Die voD Jaska'8 Nirukta schon ziemlich ütufungsreich bearbei* iete Grammatik erhielt in Pani ni, nach Bubtlingk um 330 vor Chr., nach Weber wahrscheiolicher im sweiten Jahrb. naob Gkr», ihre wisseaschaftiicbe Begründung, su weldier die spiCeren Katjajsss nad Patandschali nur die voHkemmnere Entvrickelung oadEnrei- terang geben. Der hohe Werth der Gnunmstll^ fir die lodlsr erhellt daraus, dass die Sage den Panini die Erkenntniss dersetbea

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▼MI (hra tecb schwM A«ke«e Mtioseo Itot, und «qcIi des fol* geoden GramMtikern aiM tfberDAtflrlidM OffeiilMiruiig zoscinreilit

Grammatik ist eiuUauptgegeniitaDd des brabroaniachen Unterrichts. 3) Das 8ai)skrit, stammverwandt mit dem Persischen, Griechi- schen, Lateinischen. Deutschen uud tilavisrhen, und für die Er- forscbuog dieser Sprachen ungemein >vichtig, übertrüTt, die grifi- chische ansgenommeo, die andoro Schwesterapnchen an Rticfatbiiiii umI BMii«skrafU Am den mehr aU 2000 VtribalaOMM Wid«! •ick «ndl Vmeteiuig von 18 PwtikslB, ^ d«i Piipi^tiaM to wmwwMm Sptacho in Klang nad Badaotnag eaCapieAaBd, ^ aiae raMe Flttle vm aeM WMaia. Die Canjugatioa der VeihaD ist sehr reidi aa Ealfidtiiiig der Modi nad K^d; jede Zeit hat ihr Particip und einen Dualis, welcher aber im Unterschiede vou dem griechischen auch lür die erste Person eine besondere Fonii hat. Die Grammatiker stellen die dritte Person zuerst und die erste zuletzt, weil der Geist früher das ubjective 8eio ak sich aalkat erfasse; da»f ist dem indischen Gaiatesstandpankt ▼ölÜg ealapreckeod. lUa Dacliaatiaa kat eiaaa ▼olIat&adigeD Daalia and acht Gaaaa» asaaar den aeeka kekamtea aKadidi akiaa Laea4lf«a aaf «nd ebea laaUmaataKa. Dank daa VamaitaB dea A^Lca> «aa wird die Spracka etwas ekitMg» «ad atokt an WaUklaag dar grfacbiscfaen naek.

Das Sanskrit ist die Sprache der heiligen Schriften und die Grundlage verschiedener Dialekte; die später am meisten im Volke verbreiteten heissen Prakrit, d. h. .^abcreleitet,"^) «ad der bei den Buddhisten gebräuchliche beisst Pali.

Die 8chrift wird von liat» aaeb rechts geschrieben» kaaeickaat die Vakala keaaadera «ad geaao, and enthält 49 Bacbstaben. *^ Die rMe aad alte LHtemtar mMkt efaie frtke Ertadnag der Sdhrlft aekr wakrackeiattck. Zar Zait der Maaedanfier war jedenlalb dte Keaaiaiaa der Sckrift adwa aekr Teifareilatt da Wagiraiaer odt Angabe des Orte« and der Entfermmg aa dea Straaaen standen;^) uüd nach Nearch's Berichte schrieben die Indier Briete auf dicbtge- schlagenein Haumwollen? eitge jedoch sollensich die liichter keiner geschriebenen Gesetze bedient haben.') Meist schrieb man mit GHfleln io BaumbUtter» wie anek ia den älteren Dramen erwäkat

Wird.s)

Kanna-Mb&aosa, b. Wiad. 1761. ^) La^en , Ind. Alt. n, 8. 486 498;

Weber, Ind. Lit. 166 ff. >) Lassen, Ind. Alt. II, S. 471 48G. n 53 ; Roth, z. Litt, a. CJ€sch. d. W. 14. 20. 53; Weber, Lit. 199. *) Lassen, Instit. lin-. Pr p. 23 S, •) Mr^Tftsth. fragm. 34, 3 (öchwanb.) •) Strabo, XV, 1, 67. Ehavl XV, I, 66 ; Mogastb. fragm. 27, 3. *) Sakuntala r. Meier. S. 56; Wilson, Theat«r d. IL X, ai9.

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§ 121.

Wie dtoSpMohe, &• wirfk «idi die Wlm«iitk«ft m-

scliiedcuer Vorliebe auf die Iiiuerlichkeit des Geisteslebeuü. Was die äussere Welt, und wie sie sei. das läasi deu Indier gleichgültiger, wiewohl auch hierin in dem Bewusstsein. dass tn allem Wissen doch eigentlich zugleich das Göttliche ge< wnsst werde , vieles Anerkeanmigfiwerthe geleistet warde; die Hauptnehtnog ging doch immer auf das Religiöse md Philo- eophiseliet ging eas der Vieibell de« UaeeiM.fla deeee» finkeit «nrftek, aber eine die Vielbeil aas der Kalieit aa bc^seifea «od aa reehtlnrtigea; der dem Daaeia aufgeprägte Charakter der Nichtigkeit im Oegenaatee aa dem eiaea Uraeia Ueas keia so hohes liUeiesse für die Wissenschaft des Wirklichen aufleben wie för die über dasselbe hinausfuhrenden religiüseit Gedanken. Die spätere Zeit, mehr der ^^ irklichkeit zugewandt, hut auch in den profanen Wissenschaitcn eine sehr reiche Litteratur ent- wickelt. Beacktangswertk ist es, dass in fast allen Wisses- achaften ein regeres Leben erat nach der Zeit eintritt» wediekidicr mit den Grieohen' in Berölirang gekomoMB waren* Sie luibea aber Ton denaelbea keiaaawegeanur angenommen« aiadviehaelir meist in krftftiger Selbatatfindigkeit Torgesohritteni das höhere geistige Leben der GrieclitB , apiler aaeh anderer Volker, wtr nur der belebende i unke, welcher das im Keime verborgeoe Leben zu reicher Entfaltung brachte.

Die Mathematik, dem auf das Abstracte geriehteteu Cha- rakter des indischen Geistes entsprechend, ist hier früh, selbst- stftndig and bedeutend entwickelt worden; die Algebra und das •dekadiaeke Zahlensj^m ist von denlndiam evdaokt wd ven iknen erat za den Aralftera gekommen.

Die llalir«Wltteaiobaft kann kiar makt fiigliak an eioer kdban Entwkkelnag gedeike»; iat auek dem Btakmanaa die Gotdi^t weiMtotliek Natnraein, ao feklt dock daa hilerasse fiir die wirkliche Natur; die spielend erzeugte Natur ist auch ein Spiel für die Phantasie, nicht iilr die ernste GedautLenfor* schung; wir hnden viele schöne Aatursckilderuii^^en, besonders reizend die Bilder aus der Pllanzenwelt, i) zugleich aber die beim ersten Anblick seltsame Ersclioiuiing, dass ein geistig hoch- begaktea, tiefsinniges Volk inmitten der berrlichsten Natnr den- nock ebe Terkftltniaam&saig nnr geringe fintwickelong der Natarkenatiuaa darbietet; die Indier beben ein lebkaftea ^atar» Geflibl, aber eine minder aaagebildeteNatar^Wiasenaeblift

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Trotzdem dms die Sonne die 1i9clisle Offenbarong Bnilimas ist, ist doch die Astronomie erst durch fremde Anregmif^, zuerst durch die Chiiieseu, später durch die westlichen Völker, bedeu- tender entwickelt worden; vielleicht ist aber grade die religiöse Anfiassui)^ des rein Natürlichen der wirklichtti^ berechiMaden Wissenschaft hindernd entgegen gctretta.

Die «nsige MatnrwuMBsehafti welche einen bedettlenden AitfMliwiiiig genommen, iai die Araiieikiiade. Mag anek daa wirUidie Lebea filr den fronunen BratMumen alehi einen aon- dwilclien Werth haben, so iai doch daa Leiden, daa ana der Natur fliesst, nicht ein wahrer Z«atand, ist yielmehr ver* doppelte Unwahrheit des wirklichen Daseins., und soll darum eiitfenit werden. Der Froninie niae sich iunnerhiu in tugend- hafter Entsa«!;nng von den Freuden des Lebens abwenden, aber er iiat keinen Beruf, sich von der Natur noch Leiden auflegen lassen, l^nd i$t das hinimliache Amrita und der indiaehe Iboma, (S. 252. ^4) der Lebenstrank der Götter und Menschen, aSeht daa Urhüd «nd Vorbild der Aianei? Der SeaM iaI der daa All dachatrtaende Lebenaaaft Brahniaa« iat die keaauache Aranei llit die höheren Urweaen? und die Hettkonal ialnsr daa erweiterte Sorna- Opfer, angewandt auf die einzelnen Leiden des menschlichen Körpers. Haben die Götter das Streben . ihr Leben dauernd zu machen, w^arum sollte es dem Menschen ver- *»a^t sein, sein Leben durch die Heilkräfte der Natur, s^leirhsam dorck das in ihr waltende Brahma , von den Leiden .des LiuzeU daseins zu befreien? Die Arxneiknnde hat so, wie es una aeheint, einen religiOean Hinl^rgrand. Sie wird natirllok nar f OB den Brakmanen anagefibt, wiewokl die Ärale votk dan beim efgntfiehcnLKnltna beedhftAigteo «nterachieden weaden«

An haabatoo geachtet war in lodiea jedenek die f eliglOae ErkeDDtniss; alle anderen WlMenschafteo traten gegen diese ki den Hintergrund. ,,\Ver heilige Erkenntniss der Veden giebt, ist ein ferehrunffs würdigerer Vater als der, welcher nur das natürliche Dasein «ziebt, da die zweite oder göttliche Geburt den Wiedertje- bomen nicht bloss io dieser Welt, sondern auch suktioftag das ewige Leben Msicbert Was die filtern zu ihrer gegenseitigen Lust eiaeai Weaea adttheileat ist anr meaachHebe Geburt« alMr die Cebnrty welche der Vedea*Lebrer adtthellt, iat eine wahre Gehurt, der weder Tod noeh Alter aehadea kann. Wer Jemaadeai die Wohlthat der heiligea EHceaatnlss giebt, aie sei groaa oder gering, der soll Gflm oder Terebningswflrdiger Vater genannt werden wegen dieser himmlischen VV uhltfaat.^*')

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DaM 4itt Matlkenatllk dm Inaieni MUsMItodig m «iür Mien StafSs to AnsbiMnog gebradil woideii, and da« die Ambar, welche in Aiiiiereii WIxe— chaftea ▼ielÜMk die Lelirer deieelbeo

vrurdeo, hierin ihre Schüler naruii, i^t uicht zu beztveiieh). ^) Die arabischen Zahlzeichen sind wie das damit zusammcnhängeade dekadische System indischen Ürsprungü, uod sie Ijezeichoeten, wie es scheint, zuuäcfast die Anfaogsbucbstabea der Zablivörter selbst; wafuBcheiDlich erst im neunten Jahrh. nahmen die Araber diesclbeo BU, mmd daroh diese besonder» verbreiteten sie sieb drei Jelubiia- derto epSter im dvistiicbett fiarepe,*) vHewehl bedaolMM SpoMi vorheoden sind,' dMS iboUdbe ZaUbestimmogen «cbea viel Mbar Europa in Anfrendnag wann.*) Auf Gnind dbsea Systeiae iit die indische Arithmetik b bobem Grade eatwiclceit worden, and die Algebra schliesst sich ihr ehciibiirtig an. Die (ieoiiieUie tritt etwas mehr /.urück.<') Als bedeutendster Begründer der Mathematik erscheint Arjabhatta, f]er im dritten oder vierten Jahrb. nach Chr. lebte«'') berechnete bereits das Verhältniss des Kreis- dorebmessers znr Peripherie, und seine Angabe, 20,000:62^832 komml dem wahren Verliftitnisa aebr nahe* eheaaa der ans seiner ' M eaanng «inea Merldiangiadea aieb ergebende Cmtog der Erde vea 55d4 geegrmpbiaeben Meilern •) Dan «igeatlicbe defcadiacbe ZUfcr- syatem findet aieb bei ihm noch nicht 9 wiewohl er die Boebstabeo in sinnreicher Weise xar ZahUwzeicbnang verwendet; die wirkUelie Ausbildung jenes iSystems lässt sich mit Sicherheit erst um 500 nach Chr. nachweisen.*) Die Indier berechneten Glcicbnni^en des zweiten und unter Umständen auch eines höheren Grades, und on- bestimmte Gldchungeo des ersten and zum Tbeil des aweiten Grades.

Ala Naiar^filameate geltaa dorcbweg dieae üBaf: Älber, [Aba^a] Lall, Fener oder Llelit, Waaaer, Erde; die wiibtteben Dinge «iad aaa ibnea aoaaBuaeageaetst; der menacbKcbe Leib beatebt aas allen aoaammen. Die fiioC Eiemeate entsprechen den ßtof SXn- nen, die Krde dem Geruch, das Wasser dem Geschmack, die Laft der fühlenden Haut, das Feuer oder Licht dem Sehen, der Äther dem Gehör. Der Äther durchdringt alle liinge, ist unsichtbar; er scheint besonders zur Erklärung des Tons angenommen zu sein, da wohl der Ton, aber nicht die Luft durch dichte Korper hiodureh* dringt i>) Licht, Feuer und Wfirme erscheiaen immer als eioi; daa Sonnenlicht und die tbieriacbe W&rme werden anf daaselbe Elemeot murfickgefilbrt. ») Die Ffialtabl der Elemente iat so allge> mein anerkannt, daaa es ein volkathtalicber Anadrack dr den Tod ist, „ia die Ffiniheit geben/' ^)

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IMe Astronomie i>) hat io der eigentlichen BlÜthekcH^lMliens keine bebe AwMhnig gewonnen. Der Lauf der Sonne iiad des Monde« werden ivrar» rnn filr den Knlt eine feste Zeitredurang so gewinnen» nchen h9k beeliaefctet, nnd* das Jafcr m BM Tagen ge- liMt, id^ als Sonnenjahr lierechnet, and a«cb d^Msehaner werden In der iredlacliett Mt etwilmt; i'') aber an efaer geoaneran Berechimng der Bewegungen der Sterne scheint man es in alter Zeit nicht gebracht za haben. Die Eintheilung der Mondbahn in 27 oder

HSiiser,^8) ist auch vielleicht von den Chaldäerfj, '») oder, wie Biot wiUy^) aber weniger wahrscheinlich, von den Chinesen über* kommen; indes« bietet sich diese Eintheilung so leicht dar, daas die Indier dieselhe weht aach selbstständig gemacht haben kSnaen« Von Planeten sind is der Vedenneit enr Venns and Jupiter btnflger erwifcntp^ und erst nach Mann werden als Gegeastaad der Ver- ebntng nenn Planeten erwftbat» anseer den gewShuHcben sieben nämlich noch die zwei Sieme fan Kopf und Schweif des Drachen.«^) Unter den Sternbihlern wird in Veden der grosse Bar aLs die Woh- nuüL^ von sieben Rischi oder Heiligen erwähnt. Das Jahr thellte man in sechs Jahreszeiten , den Monat in zwei Hälften, in die lichte and dunkele, den Tag in dreissig Stunden. Die wirklich wissen- schaftliche Gestaltung der Stemiitinde ist. wie jetst nicht mehr beawelfeH werden Iouni« erst von den Griechen an den indlem gekommen; die aatroaomlsohen Scbrillen setgen nkbt mir attgen- scbeiaHcb die griecMediea Vorbilder, sondern die IndSer erkllren es auch ansdritcklich, dass sie Ihre Astronomie Toe den Javana,, gelernt, was in älterer Zeit immer die Griechen sind; der indische Thierlnreis ist wahrscheinlich erst von den Griechen zn den Intli» rn gelangt, 2*) vielleicht auch unmittelbar von <fen Bahyloniern ; 2&) auch die noch jetzt tihHchen rSamca der Wochentage sind von den Grie * (li«_-Ti entlehnt. Das Aufblühen indischer Astronomie durch den £inliuss der gilechischeo fand besonders seit dem vierten Jahrb. nach Chr. statt *^ Hervonagead in dieser Blflthenperiode sind ausser Aijabhatta noch Varahamtbira um 500 nach €hr. nnd Brabmagnpta im siebenten Jahth. Herkwtlrdig Ist, dass Aija- bhatta bereits wie Arlstareh von Samos den Gedanken aussprach» dass die Sphäre der Sterne unbeweglich sei, und die Erde sich täg- lich um ihre Axe drehe, wfthrcnd die spateren Astronomen diese Ansicht verwarfen; er lehrte auch, dass die Planeten und der Mond ihr Licht von der Sonne erhalten, und er kannte die Ursache der Sonnen- und Mondfinsternisse und das Fortrücken der Äquinoc- tialpankte.^) Die poetische Voimsage läset den Mond bei seinem Zunehmen durch die Sonne mit dem Amrita flillen, welches dann

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T<)te den Gittern getrunkeo wird, bis er nieder seineo Glanz ver- liert Auch Id der AetroDomie iiabeu die Araber viele« ?«» deo ItdierD gelernt.

Die den Blito aniiehende Kraft der Metalle, und ihre Anwendang m HliliwUeiteni war den lodiftm rar CrriedieiNieil vielleidbt beUMt; UtnmM beriditet v«b Sohweftera» ir^che. b die Brie gwteckt, die Qewitter abwendeten Jedeeb kano das ancb «i«e Möwe Xaubei«! daratellee, die nit deia Blitiablei«« mir ralUlige AbaM* keit hat. Was die Iiidier io dert Chemie geleistet, läaat sieb jetzt noch ultlit hostinimeü. 32)

Die Heilkurt .st reicht bis io die letzte Vedenzelt hinaut;"^) zur Zeit der Macedonier war sie schon bedeute od ausgebildet, und viele medicioische Schriften waren vorhanden;'^) auch die Gesetzbücher enthalten oft viel Medicioisches und Anatonuaciiea»M> und apSter #itd dla ZaU nedieiaiaclMr SehiiHaa ttbetapa gnisa, dia einaaehr raldha Srlalraig.beinndeo.n) Dia fitatüclia WiaaanadAft» Ayir- vada, wird wie die Baligloa aof guttllolMB Uiaprwig awMge- . ttbrt Zn den sHeata» Wedkaa diaeer Art geMrt der Ayorveda des Su^ruta, welcher bciciU eine sehr entwickelte Kenntnis» zeigt. Die AriDahrae öbriijens, dass das Werk in das achte bis zehnte Jahrh. vor Chr. zu setzen sei,^») irrt veriauthiich um ei» ganzes Jahrtausend.'^) Das Werk handelt sehr ausführlich vou den medidniaeliaB Principien, von der Pathologie, dar Aaaiaoiie, von der Zavgiingf Therapie der ohinirgBaaliaa und inneren Kraokhei- taa uad van dea GUlas uod G^^wofgittML**) la dem. aUgameneo TfaeHe werden dia fliar Natnr^Eleaiaate, Atbaft Laft, Fener, Waaser » Erda, aiieh ala dia Graadlage der Aatbropologie adge* fasst, ihaea entsprecbea die (tinf Sinne, Gebtir, Geföhi, Gesiebt, Geschmack, Gi^rueh. Die Zeugung beruht in Uer Vereinigung des durch den lAIinm vertretenen Wa.s^*er- Element« mit dem vom Weibe vertretenen Feuer- Element; das Ciierwiegen des einen oder des .aadern giebt die beiden Geschlechter, diis seltene Gleicbgevvicbt die Zwitter. Das Blut durchströmt den gaazao.Kurper und setzt dia drei Graadalfte ab» die Galle» daa Phlegma und die Mgauisabe <1>all^ aaa deren Vardedbniaa dia mbiatan KvanfchaÜeo entatehee. Der JNabvangaaleff wird daa dar Habraag von feia«D,BflhraDgafltos- eben eingesogen, ia der Laber in adrUicbea Blat yerwaadalt» «el* ches von da in das Herz strömt, und von hier nach allen Seiten bb; der Unterschied des ilunklen und hellrothcn Blutes winl anerkannt: aus dem Blute wird das Fleifstli und au.s diesem die andern fe^^teii Stütlc. Die alle Theiie durchdringende Lebenskraft bat ihren TKäger in den JMerven. Die Pathal«gia aeigt aiaa übecatta eat-

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wickelte Beobachtung. Am meisten ausgebildet aber ist die Chi' nirt^ic;*') wir finden da die Herstellnnsf einer verlornen Nase durch^ das einge.sthiiitten*' und herübergezogene Wan2;enflftisrb, den Stein- «chnitt etc., eine sehr aiuBgebildete Oeburtshilfc bis zum Kais^r- ^rYinitt bei schwanger Verstorbeoeo. Als Heilmittel werden 760 Pflansen anfgeslblt« iiimI in den verschiedensten Formen nnd < MbitwMftiu «ngeiTMA; A6mhm, Biotegel und 'KAjrstii« : sind bduiMit Ancb die UpMiedMideB heac1iftil%en iriili mit dem Iflipperllchen Leben dee Heneckeii» Ass dem Itafeungssaft witd, m lehren nie, das Biet, ans diesem in stekrender Eiitlirlcleliing> das Fleisch, dar)ri Fett, Knorpel, Knoclien , Mark und aus diesem znletzt der Samen; diet^cr, mit dent Blute des Weibes sich mischend, bildet den Fötus; die Ent« ickclunj^ desselben wird dudl alle Monate hindurch verfolgt; daa Überwiegen des Samens Aber das weibliche Hhit giebt einen Knaben , das Umgekehrte ebi* Midche», deft^OAeiehgeiiteht efnen iKwÜteii eine Mbe Seelen- slimmnnK bei ^Mk Zmgmtif bewtrlrt lUiNi^Bburleii} der KQrper Imt m MMkeb> Mtt Knecfami» 45 Mülonen Ibete.««) Dnieh «e Yon desiMlem lernenden Araber sind riele medicmlscbe Keimi" nisse der ersteren bn' IVtittelalter nach Europa gekonimea.^ <

^) A}. V ITumboldt. Kosnrn« , IT, S. 38. 114. ») Manu, II, 146— 140. ») Weber, Ind. Lit. S. 228; Humb- ldt, Kosmos, II, 368. *) Libri, bist, ties scicncts matlj. 1838, I, p. 119 etc.; Kcinaud, M^. sur Tlnde, in d. Mtm. de l'Inst. ML de i xaace, XYIII, 1849; p. üuö etc.} Jjr. Rosen, Algebra oi Mühammcd Beu Mdm, pref. p. IX; Brockbaufl in d. Z. f. K. d. Morg. IV , 74 fll . ') Humboldt, Xmidos, n, 263; 454; den. Sn Crelb Jounial, IV, 205 ff., bes. 8l9'flL; ChaalMlit Gomplet read. a. a de VAead. XVI, 14« IL ; St6 f.; XTII, 14S ate. ) XXZIV, 891. ^ •) Ctldmfca, Algdbfa wtth AiMnaslis täte. UmA, is». -**.0 OoMmke, •.«^a^IXi aCUato— •>Bb«nd.ii.¥SXVIII} LMMa, Ind. Alt. H, S. tU9.

•) lAssen, II, 1139«— »») Colcbrooke, p. XIV.— »>) Garbha-Up^lL in Webersind. Stud. U, 66. »») Max Mfilki 1. d. Z. d. D. M. G. \T, 16 etc. ") Kbond. S. 22. »*) Kbcnd. S. 24. »») Colcbr. M!sc. "E^s. II, 321 etc. De- larnbre, hi§t, de raßtronomic, I. 400 ff.; Brntlpj-, bist, view of tbr T7tT\f1n Aptrf»!!,; Stuhr. Unters, ftb. d. Sternkunde unt. d, Ciiiu. w. Ia4- 1831 _ i«; Weber, ii^d. iMtti I. si); n, 237. >0 Ebcnd. I, 100; dessen lud. iätt, Qcsch. S. 28. **) 3 Kaschmir, IV, 2ä2 ff.; Ikiuaud, Mein. j>. 354. Weber, Iiul.^ Lii. 221. *«>) Lassen, Ind. Alt. I,' 742 j H, 1115?— ^»yEb^nd. I, 825, ~ ■*) t^ajnaralkya, I, 2tf4 Wc; Wijber, lad. BtoÄ, It, S88. StnhrV e7. i-* '^'Btead, IMa. e«s «tcv »6i «le. Weber, Ibd. 8fcr n, m SM etei^ H«lli^ m^ftV. d. 9dbc|unin«viNI bilMfoTlil^^ i,84IUi a«Q|ir» 1914; *m **) Imm»^^ JUtH, 8. USS iL M) W«i)er, a. a. 0* ^ 'OX*eMe°> U, 1 130.,

»») Colcbrooke, a. a. O. p. XXXVIÜ^ Alisc Ess. n, 392. Vaya-Pu- rana in Wilson's Theater der UlvAxx, I, 96. Ilumboldt, Komos, II, 259. *»)KtPsifis. Ind. e. 4, p. 24S (B&br), v^'l. HumholfU . Kosmos, II, 417. Hum- ^xMt. Knsnion, tr. 4.->n 8S) Weber, Ind. Litt. S. 30. Mp^rJutbencB, od. äcbjffkub^» |t IMU »»J X4nMa» in<t Ail. II, ."J X<tt;^v. lU, 71 #19.

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4M

^ tt» fti JBmÜKf im d. CM. Aas. d. Baj«; AJukL ia5S, Bik «•) WilVt Idt m; Stttttlar im Jaiiiia I, 441 ff. rgl Hcviingw, «bend. m, 107. > HMiltt, A. a. 0. No. 4. 5. «*) A. a. 0. S. 43. 04lUiA-Upl&. 1-4, in'Wdbefi bd. 8t. Ii, «7. ^ **) Beinand, Blüm. 81«.

§ m.

Dar Indier, 4er nH niissmfitliigem Auge aaf dk ifkldiohe Wdt UnWokt, weU sie olbne Berediligvng kai mMkk kernen Siiui fifar die €eiekfelitei er erkeral keiiien periline Zweek ellee Geedtelme », k^ne £atwiekeleiig der M«Mdh

heit zu einem wirklich voUkommencD Zustande, sondern alte Geschichte rollt ihm der Vernichtung zu, und alles Lebens Ziel ist nur der Tod. Er lauscht mit peinlicher Gier auf die Zeichen der nahenden Auilösung, und seine geschichtliche Forschung ▼erkftadet nur die eine Wahrheit: die Meaechheit eilt dem Unter- gaage entgegen. Nicht aufwärts, eondem abwM» ^etrM Geeehfchte, mm beld in BralnM*« endlosen Oeenn wa märnätm Die vier grossen Perieden der Gesdiiclilis» die die bdier uillk- ren» sind ebenso^el grosse Stnfim der von der faOcIinlen VslU koramenheit bis zum tiefsten Elend sinkenden Menschheit Es ist mit der Geschichte wie mit der Schöpfiing; die zuerst aus- g^trahlten Creaturen, dem Urgott am n&chsten stehend, siiid die vollkommensten, die später geschaffenen tragen das Gött- liche am wenigsten in sich; so ist auch der Strom der Geschidrte an seiner göttlichen Quelle am reinsten; je weiter er fifesst, m so trfilwr nnd solüanmiiger werden seine Gewisser.

Almr aneb diese Tier Zeilaller sind eitel Dicblaag; flr dai Brahma ist die Sckdpfiuig ein spielender Tranm» Ar 4en Mca- sehen ist auch die Geschichte ein solcher; der Indier hat so wenig wie sein Gott Sinn für objective Wahrheit. Indien hat so wenig eine Geschichte wie China, aber aus dem entge^^enge- setzten Grunde. Chinas Geschichtsbücher enthalten lanter Tliat- sachen, lauter Chronik, aber keine Geschichte, lauter Atome ohne Leben; der Geist dringt nicht in die Geschichte; der Clunese weiss, was geschehen ist, al»er er denkt sich nidits dabei, bewältigt die objeeüve Tkatsadie niehindt seinem Geitit. in Indien kommt nmgelKhrt did Geseldeiite nickt in den Geiste der Indier denkfr sich viel, weiss aber nickt, was gesebeken ist» es entgeht ihm die objective Tliatsache, denn efhat kraft seiner (lottes-ldee keinen Siiin für die wirkliche Welt. Die Geschichte ist bei dem Chinesen rein äiisserlich , blosser Kür|>er oln»"' Seele, bei den Indiern rein innerlieh, blosse ^eale ohne

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Körper; Oiinas gesdiichtliebe Personen sind Statuen, die indi- sehen sind Crespcnster. In China giebt die Geschichtschreibnug ein fixirtes Lichtbild 3 sehr genau, aber ohne Leben, in Indien ein Phantasiestück, sehr bunt und lebendig, aber olme Wahr- heit. Die GesdUehte k/t vorherrschend Dichtung, AmI gnns aik dma £p«s MMMMamtfkltoBd, die ThatMehea in Attegovic^D, die Fhatiiriaan im ThalsaeiMB Tefwaadaindl; GMer uMl Men- •eben lanllni da iMut dwoMnaAder ; ^ toh den, waa wirklich gesaMien tat, geben «bs die Indier fhst gar keine siehereKaeh- richt, die Litteratur hat kein einziges, wirklich gescliiehtliches Werk; bei Fremden miisseii wir fast alici« einige dürftige und serstrente Ang;nbeTi über indische Gcschiclite suchen, in China können wir seit vier Jahrtausenden die Thatsachen fast Jahr fiir Jahr Tcrfolgen, in Indien verschwimmen die Jahrhunderte in wirre Bilder. Diese Sndiaebe dichtende Geschichte ist keine abalakUicke SvdidKaiigs der lodier iat viefanehr nadi aateer gaucD Gaiatoarichlang gradesandiclUiigt, die olif|eclfvca Thal- aaahcB icfai «ad scharf arnftarfhaaen; daa Leben ist ihm eimnal ei» Traam, darum träumt er auch von Rechtswegen sich seine (icschichte. Er vertieft sich lieber in sein Inneres als in die Aossenwelt.

Da Indien nie ein einiges I^eicli war, so geben die Sagen auch nur die geschichtlichen Spuren der Einzelreiche; und auch da achen wir nur die llacaarUcfasten Hüllen der Geschichte, kein Eingehen auf daa ianara Lehen dee Volkea. Die EintheUnng der Gcaehichtc m drdcder i4er gfoaac 2citii«niey ivga, Ist gana nyUmhflft, and devtet daa AbwftrtdlleaaeB der GeachlchCe vcn der höchsten VoOkommeiihelt Ma zum ErsteHben derselhen an. Die Sage von der grossen Fiuth ist in sehr alten Urkunden und sehr entwickelt vorhaiulen.

Die geschichtlichen Haiijjt-Perioden der Indier s( lilicsscii sich io ihrer abwärts gebenden Eutwickeluog genau an die trüber erwähnte Dreifaltiglceit des Dasews an 83. 97]. Der Ayor-Veda beseiehael drei solcher Perioden:

1. Die Periode de« Safva, der VoUltemaienheit; da waren die McaachCB geistig aad kOrperHeh voHkoamea, waren gebtreidb» MdaaaehaMoa und M voa allen kVrperfidien MSogelD.

2. Die Periode des Radsehas, der TrObnng; es brechen Üa- bestSndtglceit, Anmnnsung, Falschheit, Sinnlichkeit etc. über die Meoscben herein, und daniit auch viele Krankheiten.

3. Die Periode de» Tanias, der Verfinsterung; da tiiramt Cieistesverwumaog undBosheit überhand, und die Krankheiten brei-

n. t7

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gcv wmL BfttitMH» L«Me« »I Gmnde geht der MlMiFtMt

herrscht daa Äther«Elenient, io der zweiten die Luft, io der dritten die Erde. An diesem Verfatilungsproceä» der Geschichte nirunit die ganze Natui- XheilJ) „1ü derZeit der vorherrschendeD Satva- Qwu^t wo £iiii^iaug mit deo Veden herrscht, siegen die [guten] Deva, und die [böiesj Arnum unterliegen; in der Zeit der Torhea- HdModen TamM-Ctou« wo 4i6 Ii«h«iidigen ihrer Wülkii «ad ibrai IMMtti Ihleieii, wagen die ibtii», und 4w D«va iwkflkyii.*'^ Dm gelitige leibliche SinlceB de* M— ■cbaneieMe^Irte» eh» laktoffleifl die Periodetts anoli da« Lehe—etter Mkii iafttipi ^ ten die Meoechen 400 Jbhve; in den ffdgenden Periedee wird wM dem EuUttelieu vou Kr^ukiieiteo aucli die Let^eo^auer immer meht verkürzt^)

Gew ohnlich wird die erste Periode in zwei zerlegt, von deneodie erste gewissermasaen einen vorgeschichtlichen, idealen Zustand der- •teilt, so dmalfo vier Jugasiod, deren letzte, das Kalijuga, 3102 vorChr.hegMiii; die erste Periode deneKeljaSillO^Miim dieairete UOiMKM)» die diitle864,000MRe^ wid di« leiste «dl439g00IIJihN daieeoi.*) Dieee Zehleii eiad dea. Taaeaadea die Pcadaele m 432.4, 432.3, 432.2. , 432. l;432aberieteiDProdaetvoBS.3.a.4.4k oder 3. 12. 12. Die erste sichere Erwähnung des bestimmten Aiifaiu^ des Kalijui^a findet sich bei Arjahhatta, unbestimmte Erwähnungen der Juga schon in den Veden.^) Die ijrosseii Zahlen der früher«» Perioden tinden sich erst einige Jahrhunderte nach Chr. vfN^gehiteD also der Zeit der ausartenden Mythenbilduog an.^)

l>ie älteste aas bakaonte iodiaeheFluthsage isC iadem Qe* lai^atba^Brabiaaaa» BiaotttderSlaaiBwatec AeeMoiediiagawhiarblai fand ehwl ia aelaen Waachwaeaor etaea Fiacb« dar apiaclb antat „pflege Blich, ich wHl dich retten; eiaa Flatb.wird aNa dkae €e* mMfi% fortfllbreB.«« Er will in der Scbtaiel aafbewahrt werdet, uad weon er grGsser werde, in einer Grube, und dann solle ihn Manu ins Meer tragen. Bald ivuchs er gross; da j<prach er: „d.i:> und das Jahr da wird die Fliith kommen, dann magst du ein ScbiiT ximmern und zu mir dich wenden [im Geiste] ; wenn die FInth sidi eilMbt« OHigst du das SchitT besteigaa» dann will ich dich rettes." Bfaau aiauaerte ein SchiO^ uad bestieg ea bei dar hwekbtaclbfndrii Flath« tfi^t Flach acbwanua aa ihm hera«; aa deanaa fieia band Haaa daa Taa daa Scbiflea, damit aetate der Flach tlhar das aSfd* lichea Berg [Himalaja], aad apiadi: ich habe dich garettaii bWt daa Schiff aa ehien Baam» damit dich nicht, obgleich du aaf dam Berga tust, das Wasser forts|>üit; wenn das Wasser lalleii arlrd,

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dann magst du auch hinabsteigeu. Er M\e^ nnn nn allmlihlieh hinab Die Flatb nun führte alle diese Greschöpie fort; Manu blieb hier allein fibrig. Er betete dvd und faltete, und indem er geklärte Bottar^ dieke Milch undM«llHMi.ifMiWaner opferte» eatatieg dicüem WaMer nacli etoeniJUMra ebWeüi, als Msm^v Tac&tw» Ida« idas OpIwBdbtt, ganaaat; ■dllhr «n^iigte er da« jaliige Gaachtodit^ ' Im MrtiMiirata Ist dteaeüie Sage, a%er ahraa abiraMmid. Bfaaii arwIiH Mk dfa die göttliche Huld dnreb jahrelange strengste Askese; „mit eraporgestreckten Armen übte er, auf einem Fusse stehend, atreoge, grosse Busse; dan Haupt gesenkt, mit festem, unhewei;- tein Blick, hüsste er schreckliche Busse eine lange Reihe von Jahren/' Ein kleiner Fisch scbwimoit an ihn heran, bittet ihn um Schutz gegen die grossen Fische, und verapilcht dafKr dankbar zu aaiik MaMt that ia aio deOtaa nit Waaaer, aad ala dem aahaell wMfcaaadaiB daaMiba aa idaia warde, aatala Ihalfasia In aiaata Saa^ ahar aaah aialaa Jahraa war dam flach aach der See Mch an Uata, aad worda aitf aaina BIHaa b daa CSaagaa «ad inlatal hi daa Maer getragen. Da sprach der Fisch zn ihm: ,, Erhaltung; hast du mir gewährt; wa« du zu thnn hast, wen» (He Zeit crenaht, Ternimin von mir. In kurzem wird die«s irdische Feste um] 15e\\ etliche ganz und gar in Überschwemmung geratbeu. . . Ein »Schifr hast du zu bauen, abi tetes, seÜTersehenaa; ia dieses aoUil da mit den sieben Wet« aan tagleich hiaaiaatalfaos nad dIaSamea aa<ii alle bringe io dies» Sahiff» woUvarwahraty abgaaoadert; aad iai Schlia aeknd, aiab ■k* ealgegta, aiadaaB waiia iah aahaa, gaMM, darha arkaaahar^ a Blaaar«^ 8a saachah aa aachi Hma liaad ab Sali aa dea PMIaa Kopf, aad dieser zog das SehNf fort Über die FhitWenj „Weder die Erde war ^ichtluir, nach die Weltgegenden; alles war Wasser nSmIich, Luft und Himmel. So zog viele Reihen von Jabren^ jener Fisch da« Schiff onermüdet in jener WasserfaHe, und welches vomUimavan der höchste Gipfel, dahin zog alsdann das SchifT jener Fisch. Hierauf sprach dar Fisch : auf diesem Gipfel hiada fest dasr MMu Maas that diaaa, aad haehate CHpfei ilaafliai«?aB haiaat attUaia wNn^aadhaaiiB" d. h. MifUlolMig. Daaa apNMsh dar nach: JA Um 4ar Harr der OeachSpfa« Brafaaia{ HOharaa ab icü gMM aa aichCa; ia Flschgestah haha Ich aadi voa diaaar dalihr befreit; tod Maau aber sind die Geschöpfe alle, nebst GOttem, Asuren und Menseben zu schafTcn und alle WelteiJ. iM-wegltch: Qsd anbewegiich ist; durch überstrenge Busse %vir(] dicss in Er- fiilfaiog geben.*' Darauf verschwand der Fisch, und M.niu .schuf dann nach vollbrachter Selbstpeiniguag die GoachOpfe. ^) Die Abn aMttoaaaii, daaa diaaa Fhifthaaga arat apiter tcb dan Sasüci^

IT*

üigiiizuQ by CjüOgle

4M»

ZU den Indiern gekommen sei.^) wird durch das Vorkammeii der-

selben in den Veden «ehr nnu ahrscheinlich. 'O)

Als StammvSter der liidier gelten die sieben Weisen oder

Rischif in deo Vedeo sehr oft erwähut^i^) und werdsa fpller iBtt

4eD wkhen Stefoen des gtMm Bftteo idenlifioirt,

*) Sinler b 4. Gel Ans. d. baytr. AktA. I$5S. Fo 4. *) VrilaJiHnlito» irp«Lb.Wiiid.S. 1655. ') Mann, T, 83.»«>lfua,I,68 ff. ; LaMm,Iiid.AlL L4»9: Mill, Qe«ch. des briL Ind. I, 115 ff.; Warren, KaUSankalita, p. 17; Bcnüej 'mM'i&i Res. VI, 537 etc. 586. ») Lasen, I, 507; Weher, Ind. Stud. I, 283. •) Hügel, K fi5chniir, IV, 263, narh Bcntley. ^) Weber, Ind. St. I, 1*'!^ etc. ') Bopp, Sfind- tluih, V. 3 - 55. •) Bhagavnta-Purana, pr^f. p. XXHI etc., XUX. »•) Weber, ft. ft. O. S. 162. Ebead. 8. 166.

^ 1 i^3a

Der Philosophie neigt sich der indische Geist mit ent- sdiiedener Vorliebe z«; ein BewnsolMki, frekiMS im demEiih leldaaeia nicht befhDc;€B bleibl) sondeni too demselbeB n der ehi^en Gnindlage demelbeii aiAteigC^ hat «ohon an jrioh phäo* si^hischen Cbandtter, und das gaiiae raligltee BawnatMia der Indier ist von Philosophie getragen and darehEogen ; wir klhneo da gar keine scharfe Unterscheidung zwisclien Religion und Phi- losophie machen, beides ist hier noch wesentlich eins. Eue wirkliche Unterscheidung beider Seiten des (M isteslebens tritt erst da ein, wo das freie Subject sich selbstständig dem gegen- ständlichen Dasein gegenüber erliält, wo es sich als freien Geist erfasst. Da tritt einerseits der weiUiehe Cliaffaliter des rehgiflsea Glaahens, der aichdeai GdtHiohen gegeattm omplhiigeBd' iad liebend Teriiält^ ia einen Unterschied an dam mfinnHolien Wesea dar frei ans aldi selbst sieh eiseagenden Philosophie; andarar- selts hat da aoeh wieder die Religion den Cimrakter Cneler Liebe «nd sittlicher Wahl , walu end die Philosophie das Wesen objec- tiver Nothweiidigkeit an sicli trägt, und somit die freie Wahl aasschlies.9t und so von der Relisrion sich nnterscheirlet. Wo aber, wie in Indien, der freie Geist überhaupt noch nicht aner* kennt ist, da kann auch kein wesentlicher Unterschied zwischen Religion und Philosophie sein) der Menseh Teriiäit sich in bei- den noch nnirei, and es lässt sidi hMialens efai üntepoehied ia dam Grade vnd in der Form der Srkenntnias aalhtellett, aiefat aber in dem inneren Wesen. Es giebl hier keine Theologie» iSe Ton der Philosophie Tcrschieden wäre, und es giebt anderer- seits nur eine bereclitigtc Philosophie, der mit der Theologie identische Vedanta. Diese Einheit der Philosophie mit der Religion ist nicht eine Abhängigkeit der einen von der andern,

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60 dass bieh die eine nach der andern zu richten hätte , sondern ^vic der Indier sich zum religiösen ErkeiineD erbebt, hat er au sich schon die Philosophie; und da ihm das Erkennen die Voraussets&ong des religiösen Xiebens ist) ao wkii die Pliii^ i»yhie aus^ittUeben Pflicht.

Uk ikmm Zusammenfallen der Philosophie mit dem raligld« mm Pe visiltsto ^mekt der nudische Geist dem chfaes iadwai bei beidea Vattrewi iit .dee iume Ijebea des mensoUieben CSeietet seidi ensu&S4lii»iidAs göttliebe WaksD, ist eise Wafavb^ Ist ie mA mMbwendig, nod sdiKesst den freien , sittlichen Glauben ebenso aus, wie die Mugiiclikcit von wesciitiich verschiedenen Philosophieen; jeder vernünfVige Chinese muss dieselbe Welt* aijschnuung sjewinnen, und jeder vernLiiiltii;e Hrahmane dieselbe indische; der gewaltige Unterschied beider Völker ist aber dar» 4mm des Gbioese in der unmittelbaren Wirklichkeit auob mkm die «ollei iiB«ttli«bte WabiMt ba^ der Indier aber bi ibv f^tdm 4m eamfera iMlet. Der Cbbisis bite im Hcndgretf- licbe fest, und braucht es niobt erst denkend tn dab aligemebi« Sein Mdbiiiiaeiif er wirft sieb nnt vidier Zeyersieht m die Wogen des wirklichen Lebens und lAsst sich von ihnen behaglich tra« gee; der Indier wendet sich in verachtender Entsagung von dem £inzeldasein ab, zieht sich in sieh selbst znrüek, und hat die Wabrbeit nur in der Aoilösung alles endlichen Seins. Der Chinese ist in der Philesophie realistisoh, der Brahmane idea* listiscb; jener beobaebtet mit Interesse die Wirklichkeit, dieser tbiinebwt vm ibr? jener sagti die nwsgebreinte Gottheit ist das W^tf«, .dteer sa^tt des bi sieb ebigeblUlte Brabmn kt dns mabPB.Mni nnd daa ansgnbreitete ist ein llnreebt, «Ine Tta* scbnng. Bei den dünesen ragt daher die Brfbhrungnwlisen* Schaft weit über die Plülosopliie hinauf, bei den IiuJiern die Philosophie Über die erstere; der Chinese hat keine sonderliehe VefanlassuDL:;, über das eiiizehic Dasein denkend hinauszuge« ben; der Indier kennt so lauge gar keine Wahrheit, als er noch mcfat Aber die ooncrete Wirkliehkeit hinwegschreitet; jener bat dia W^heit ui jedem Dinge» dieser allein im Gedanken, und smekMr im.CManken dar grenain Einbeit, welebet den Gbine* san Tdlllg fremd ist Die Jndisr haben dumm eine bei weitem bÜMT entwiakaka PbUasapbia als die piaktlseb^Terstlndigen Chinesen.

Ist nun auch die Freiheit des selbstbewussten Geistes bei den Indiem noch nicht anerkannt, und trägt darum auch das idiilatafhiefhe Wissen mehr al^eetiven Cbaraiuer als den der

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freien Tliat 4m Sdhjtete», ist w iMfcr alu-fiftam abtii

beiten, so tritt deiuioch das Moment der SelbstthätigkeU bei der Philosophie eiiiigermassen mehr hervor als bei der Religion; i^t fUe sclbsUUiiidige Geistesarbeit auch idcht eigentlich im Bewnsst- sein, so ist sie doch vorhaoden; der Weise, der in Betrachtang verftonken die Wahrheit zu schauen ^Mibt, erzogt sich Muieoh in der Thal di^elbe.* ifl «bo der Geist bei der pbi» kMfJÜMilMB AsMt ia etwat tibrtiltodiger tfiälig nie bddi» rdigHtatn Be WMtseoi , so trUt «och die MOgfidkkelt gttoer« IfailiiiiBMligkttit in der Weise imt DenkdOUiBkeH lMrr«n « sind verediiedene Systeme mO^Heli, dem IblMdle naeh fl€iei^ fler Fonn nacli vurscLieden. Freilich will der strengere Brah- j iiiaiie von dieser Maimigfaltig^keit nichts wissen, und die VedaaU- Philosophie belmU unter allen Umständen die höhere Grehang, indessen werden einige andere Gestaltungen der £rkenntni88 vteigstens d«Mnigsweise aaerkannli wAkraad andere abwei- cbeade LehMü von gtria^evem Anklang «Ja Mrimechiligi abge- wssaan Warden* I . Wir hamiaii drei wfrkliah bwdMWWiiaaha SyslBMS dlar PIdi» Sophie aatataalisiisii, dia allaidings niakt In gldahluilmGalta^ sieben; jedes derselbe ers^elat in doppelter Gcatait, die «iat ist mehr formeller, logischer Natur, die andere ist mehr real, eoustruirend , so dass man wohl auch sechs Systeme annimmt.

I

Wir müBsen uns auf das Allgemeine beaebrönkeny da dia U^el- lau noch wenig zugänglich sind.

Das erste System ist die Mimansa (Forsebnng) in MÜS* M Skne» die eig^tliaba Vedenpiiilosoplils» dia laiittie idtsea» aahafmalie Ofbabarong dar Bralnunraligiimf aia aiadheial it BmMMiider aiginaeiideiilSaatakaiii dia4Parva* odar Karat- i lüniaBaa» btawaliatt aeUaalitwag BÜMMOiaa genamil (8. IM)« iM mehr formell, und giebt den Weg zur Erkenntniäs der Vedca an; « die /weite, die L ttara- oder Brahma-M., gewöhnlich der V^cdaiita °;enannt, ist die philosophische £rfas«:fins; der Vedenreligion selbst, und in ihrer älteren Gestalt in den FpaBi- Sfdiaden enthalten, am höchsten ausgahädet von Sankafa(&. täS); wir habaB'dieaalba bei der Darstellung der letataran adhaa glalab' bdiraaklel* md übargehaa aia liier daben

INa Parva-Mbaansa eatbllt sehr iMaa, waa aar la 41a BtUl^ raagawisaenacbafl der belügen Scbriftea gabürtt aad aa daa fsA* geihaa TheÜ der Mümt bei aas gelteadea LogHr eri— oK; me sucht aber doch auch eine philosophische Grundlage zu geben. Afo ' Erkenotoissquellen werden angegeben : die unmittelbare Anacbauiiiigi

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die Folgerung aus bekannten Gliedern einer Verbindung auf die n<»eb unbekannten, die Analogie, die Vermnthutig, die Belehrung, beson- ders die durrb da«? Vedernvort, welches als letzte i^ntacl^MiuDg in zwdÜeihatlten FälJen gilt. Besonders beschäftigt sidb die lÜMaiHi mit den Pflichten und Ihrer RrkenntniM. i) V .i

warn MiuMHMMilMgioik Dmtollwig pmmoBB» 'HCfegwiitmrf {4it VcJapHa FMiMwiphie] i8t#e nkhmünmi%mMkBt^^*^nkSm» htkmäigen ; . . Hir Sweck ist die A«ifb«biifig der aaf di« bu 1mmv«I« sesde Einheit beztglicfaen Unwissenheit und die Erreichung der fdeiD Geiste] elgenthflialichen Gestalt und Glück^^eligkeit, wegen der Öchriftstelien : der Atmavissendc dberschiiTt allen Kummer, aiid der Brabraawissende wird Brahma etc. Wie man eine Schlange mM mutm Strick verwechselt, m ist die Erbebang de« Kichtdiog« im Dinge eine Venvechselong. Ding ist iM«ei««de» iglHkkm»§By luigethellle Brmhma; NieMdlBg Ist dl« gftBM Mnm» mm MfMOByuä VuwkamMHii ümHaigidwit «&«r Ist, iffMid die EiAnettiitelM l&m Bliieii] hindert, mwtiiidlMi, «dt d«» dnd iOiHMt'hegnht Isl, md wm afeht vwm SelciideB «od Rlehlielevdeii gezählt wird [das beschränkte Dasein]/' 3) AU letztes Ergebnis« alle» Denkens, der Gipfelpunkt aller Weisheit, wird In steter Wie- derholung der Gedanke erklärt: ,,l)as (tat) bist du;'**) oder ,.ich hio Brahma," ist keio Unterschied «wisclieD Gott «od der Crantor,

O CMmMm, lOfe. Em. I, 302; BiMit, f "V K.? Wind. 8. 175S ffi ^ •>IiMea, Ind. Ali I, «8^ ^ •) Vetats^a«», 4. M IlH. «o*

Das zweite Doppelsystem ist die Saftkliya-P1iito«opliie^ Slter als die späte&teii Upaiiischaden und als die Bhagavadgita. Die eigentliche Sankhya des Kapila^) steUt den brahntaui- sobeii Grundgedanken in einer von der Vedenlehre vielfach abweiehenden Form dar. Der Gedanke des einigen, allein wahren GotteaaeiBs und der der vielfachen, in sich unwahren NaMwelt MaelieD ihrer geseneeiügea Beaiehang den Haupte gegeMlni im SndlaeieD Bew«eeleeiii» ava; eme wirkKoha V«r- Mmnag der awei eiaa»der widerayreeliendeD Gedanken iaf in Indien niekt «fteieln, nnd üe Anfkeknng dee WIdenfmeka nur durch die kühne Verneinung der Welt in der gereiften VedanCa- Ichre erreicht. Das Volksbcwusstsein lässt aber Gott und Welt neben einander besteben, und auch das wissenschaftliche Be- wneitsein sucht daa Dasein beider dareb den Gedanken aw retten»

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4gi

99 4tm» 4a0 etMtqta wad dm mitntfaltato BnüiM n^ben

eüiamler bestehen.

Diese Zweibeit nimmt die Sankhya auf, und steik »ie so sehr in den Vordergrund , dass die Eioheii darüber sehr zurück- trilt, und die Darstellung bisweilen der Form nach nahe an den •fauMMWcbeu Oualismufi streifu Das in sich vielfache Natursein Wid der einige Bcfthmageitl sind neben einander gleich sehr btreohtigU laft diess aber» so raas die ZweiliaU.Dielil eiat ehw aligekileta und .imraohlnillssige aslnt aaate» aie ommm aehaa ia dan Craeid aalbat Hagaa. Liß Vedawaligfim davlot diaaaUia ia dam Godaaken der Maja an; dies« Ist nielift daa waM BndMia selbst, sondern ist etwas Anderes in ihm, was eigentlich nicht £u seinem \V eseii £j;chört. Die Sankhya hebt das Moment der Maja als den wirklichen Grund der Welt, ^ nicht bloss als die Veranlassung:: zu ihr, noch stärker hervor; es ist der raale Katurgruiul an sich von dem ewig Einen imtacachiedeii, and entfaltet sich in eigner Machtvollkommenheit aur vielfachen Welt» welcher der Geist n«r Saal», aber aiobt Daatia Tsrkibt Dkk Sankh^aldira ist die aani Siyttmi gamidaiie- VbialaUaag dev'M^ ffihit «ber In der aiah Ti»diA»gaiideB'Zwaibatl ibat dss luralinaaisclie Bewasatseiii bmaus, und aaoi BttddhianM hiaiber.

Das zweite Sankhyasystem ist die Joga des Patan- dschali,^) im Wesentlichen die praktische Seite zu der Theorie des Kapila. Ist „der Zweck des Sankliyasystems die unter- scheidende Kenntniss der Materie und des Geistes," so ist der der Joga „die Erreichung der Versenkung [in Brahma] durch Abhalten fremder Eindrücke. ^'«) Zeigt die erste Sankhya, dass dar Geist in den Faasaki dar Natur Terftbaifaliead balaagen ist| ao lehrt die loga« wie er ana denselben befreit jUPird, «ad gitbt afaia Thaori« Aakeaek ^ Dm Ahwreacfaungcn Jar Jogalehie . Ifen dar ernten 'Sanldi^ in dem Staadpankt saiiat , daa HemN> treten eines tbeistischen " Gedankens» ist vielleieht äul sp&- tere christliche Einflüsse zurüekeuftihren« ' ' -

In den spateren Upatiischadeo linden sich in Folge der «fhürfer . HU^gebiideteo Vorstellung voo der weiblichen ^laja bedeutsaiue 'Anklänge an die 8ankhya- Lehre. ,,Die Eioe, Uogebome, roth- .weiss-schwürze [d, in fiotsteben» Boataben, Vergehen], die fiele .glelcbgestallete Gesbhapfi saugt» aammt der Siae» IJsgebtfac^ sieh etftaaead, Tariisst süiv naehdeai m sie gaaoeaüij als asAar JIJi«6bofaer'< [als WellfaildDef].*) IMeaaa CMaakaa »ik die flaa» . kbya nsi foigerichiig duicb«

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2Sel aller Weitbeit ist auch hier die Befreiung von den Leiden dc8 Dasein8 durch die Erkenntniss, und die Saukhya-KariicaO) steltt diesen Zweck «ofort an die 6ptUe de« Systems; alle ittdisehe Kr> kenutoiss will nicht die Wirklichkeit geistig besitsen, ^adeiu sich*

ihr hflMeii. Alles DiMMiide jmftUl «i fierKlaMM: dv Eine «Mag!» «ber wird nicht «nwigli im Zmiü/ ewwgt md'ist mengte «--dui ÜMm M «»«Kg«, fth«r>Mp0t Ml» dMVkrte MMgt Mit «Ml wWiMl«MMi8tv) WegMtiMcteJBMMi- ItiDg M Mi. 8co«M Frfgwi itt hwn<die<M>wtfc«>) AU wl«bt «r- teogt stehen «Ine Zwei an 4er Byitte des Dfenehi», ven denen das Eine mch zur Vielheit entfaltet, das Andeic aber ohne Entfaltung iti bkh verschlossen blciht. JencB ist Prakriti, der Grund der iSa- lur, der lebensschvvanuerc Wcltkein) , erzeugend und nicht erzeugt, sinnlieh nicht wahrzunehmen, nur in den Wirkungen ofleubar, io sieb ohne Unterschiede, hestiromungslos, aber der wirkliche Grand von •Mm bontaintea DIumId.«) Biener Mativgmd ist dvfcbwn nieht die Mgev tos Male m bildeiHe MnMe» eiMdem die ie eigtoer LebeMtoft aar Walt alch eatwkbebide Wailaebalwia, •dufchaiia aelapiecbead de» aifb eatftdtandsB IMmbaia. Das besttmmiingBlose Brahma ist um nichts mehr Geist als dieNatnr des Kapila, und wenn man tiie Sanlvhya dos Kapila des^halb Im Gegcn- aikU'. zur Vedalehre athpistiscii genannt bat, weil sie die Natur zu ihrem eignen Urgründe macht, so beruht diess auf einer miss^er- stAndtichen Auflassung des Brahma, als sei diess ein persönlicher -Mar tMat« weldMr ebM Welt schallt; die Saokhya ist um nIchU Mbrnad «an aiakta «rimigfli tUwieHarb ala die Vadaiebr«) Brabm« iat aba» aaab nbr dar välig bMi«lm«agalaaa Welli^iiad DIaaer liituffgBiai hat fcaiae aadem BaaÜaMiung ala die, abdi Walt eatfOten; «bd «r «etlbltet aidh aadi daa diei.Oaaae [§'9T}; er ent- wickelt sich nach aussen, wie eine Schildkrute ihre Glieder aus- streckt. DielSatiir ist gai lüclii anders als in dieser Dreifachbeit, als eine entfaltete; die drei Eigenschaften gehören zu ihrem BegrifT, wie die Bäume zum Walde, wie die Farben zum Gemälde, und als eine aatlaltete ist sie bestimmt, hegräozt» nnterschiedaa* wandelbar, l»ewegt und tbfitig. Die erste Wesenheit ist Satire» da« Gate, lilbte, firieaebMade, «IflcUleb«, die Umcbe dar Biba«itaiaa aad dm Tagaad, daa Geiatiga, SabOae «ad dto Ofdauag bi dar N«tnr «a* Im Miacbaa, INe aweite Mie dar I^ainr tat Radaebas, daa Ben^egte, Cnatite, dargealellt io dar Lall, wie das ^»atva im leuchtenden, nach oben flammenden Feuer, der eigentliiAe Grund des bewegten Lebens, des^Strebens, des Willens, der Jüieidenjchaft, der Gefühle, der Lust und des 3cbiBai«aa, Die

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Trüge, da» ^eBewef^ung Hemmeode, nach «Uten sich liditead, dar- gestellt in der Erde; im geistigen Leben ist es die Öelbsikeii, der Stumpfsinn, die Unwissenheit

Die materielle Welt besteht aus fifnf Elemeoten: Äther [Aka^aJ, Lmk, FWMTy WaMer, Erde, denen eben so viele passive Sisnea« »rgaoe eiitspi«ehen ; das Oht nimmt den Ton, also den Äther, wahr,

#B HmM 4m Dmk der Luft, ter Auge im lAAt, die awfsdM

Ctaeehmeck« der dnidi dae Waeeer btJiegt wird» iie Bfue dw OanmIi des fesItiB fiÜDflfiM** Der Atber bat ver ^ee filgeeeche^ das Tee» die Left evrei, Ten vnd Dmcli, da« MMM drai, Tee, Dtvek aad Farbe, das Wasser vier, ausser jenen noch den Geschmack, die Erde ftlnf, nftmlich noch den Geruch; ebenso sind Tüitf active Or- gane: dasSprediorgao« der Fuss, dieUaod, der After, daa2eogiM§a* ergan. ^V)

Die Natur aber ist nicht ßlr sich da, sondern „em eines Anden wiien, weleber ihr Zweck ist;" dieaea ist das Maieet der ver- «ielligaa lUeit ie alten Vielfiiohee» yereeMedee vea Nitat «od «neeer ihr, der Creiet [Pmeohe, AIm], eldil erMageed wrf Mirfit erieugt, ewig, Immaterleli, eaverMeiMi, hmrmgmgäm,

von der !9atur unahhingig, bestimmnngslss.'') Dieser Geist, as sich ( inii;, tritt in Verbindung mit denNatnrdingen , sie be»eelend, lind (kidureh wird die Welt in der wirklich vorhandenen Weise; er nimmt einen Kürper an, den er uieht hervorgebracht, sondera den er vorfindet, und mit dieser Natur empfangt er sogleich Vidhett, EhizelbewtieetaeiDy Erkeeelnisskraft (beddhl), die ja eicht den prä- iKoatleeee Geiste, aeedem dem Katereeia eegehOM, laiA ahi eia ,;feberK5r|iei^ (Ihig«) eredbehee. Der «Mülilla Büi^tech. ane paeefv, er vereeefct aidh Mt Ihitig in die wiridUe Witt, er

' Ist glelehgöltiger „Zenge ved SSeeeheeer;^ in ümi spiegeln sich nur die natflriichcn Dinije, HieThlitlgkelt und dieliefäble; er selbM ist bild- und farblos, und wird <hirrh nichts berfihrt und geändert; er j«rh*»lnt im Körper thätiij zu seirr. w ährend doch nur die natür- lichen Momente des Menschen, Erkenntniss, 8elbstheii« Sianlicii- kelt, th&tig sind; er ist mit dem Kdrper verbunden, „wie eia MHBermitelDeHiiiüedeet" aUeThMigkeit und eüee Lebe« fttHear der Nftlereeife dee Bieoecbee wm\ ead ner dwcb diese Neliedis, dwelrde» Klir|M«v Mht der Met in VeibbidiMg «d» der WeÜ; dem Tede bUit alle Betiebneg aar Maler a«f.»>

Dereh ^leeeVereielgung des Geistes mit derNater bildet sich die Vorhände II e Welt, nach den drei Gnnas sich abstufend. Oben in der Lichlragion, in der GOtterweit, sind die Vedeegütter» Eialmia an der

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Spitze, die ebensogut natürliclie Einzelwesen aiiid w ia dieMenschen; - in derllitte, der Welt der Uurulie, ist derMenseb, in der Welt der FinsteroisudicThiere, Pflaftr.en und Steine. Oer Geist io seiner Ver« ■»■iaigiiiigWHt der materielle» Natur ist in einem seiner nicht angemoMe« wmn ^mmikenw, OBMÜgMJkistande ; mtddaaZiel der Weisheit muag

Mst MMM M ah^irfte mUm^ Mm «r mIü w aUm W«iaa wiiifcl, die Vtm, wMm B— idate^ m1 « Kllr|Mn «ai «• Müke •te CMU^ ab aiani waMailriaaaa Timb Mucket, iate er sein persönliches Daaehi Tctneint, Mem er erkeiiiit: Ich bin nicht,

und oichts ist, yrsrn das Meine wäre, und das Ich ist nicht; und nach Err^ehung dieses Wissens üodet der Geist, daas die thätige Fnlmmiffkeit und die Tut»end nicht mehr nützlich ist; •— er iahUlf nur noch eine Zeit lang seinen Iküqier bei, wie eio geschwun- genee Rad aicii fortdreht'' i^) Andreraeits lieht aieli 4mm mmk die Na*» -awflfik» lai T^Mtob ««Wie eiaa Tiaiaria aUi ma Tmb#b«. {•doMt, aaeUeai pie aiali Ter ilar SwdMMVMage gaarfgl, ae tUkt aidb 4i6 OiMlar sarttck, aaaUeai wUtUkätm «Mala giaaigt Im Wmmt vaiaa Olaaae, aathiiBi aie taa IMaia vMMi gedient, der ihr eicht dient; ihm, dem Eigenschaftslosen, brtegtaie, cBe mit £igenschaften [gutiuj begabte« vielfuchcn Autzen, aber er nicht ihr. Die Natur, gleich einem schamhulteti Mädchen, zeigt sich dann nicht mehr dem Oeiste, nachdem sie von ihm geachaut worden. ^MiaUl sich aber die Scheiduag des Geisten vom Kitpar veHeadei, «kI (fia Katur sich »ariafcgeaagca hat» idaaa tat die walHnwaiina BcMmg maialii;'«

IMa Saatty* ateirt, taato te fataiaMaa VcndMaaliail» dach mmdk md Aaai JUkm der VadaMwa. iaaaa fladariti, daaa liia Wett %m ihtar Viaihait wm daai liahaia an eich vatadbiadea aei» wA daaa llieeea nor zum Theil in die WeH au^he, znm gtosaereo Theile aber toh ihr ver^cidüden bleibe iii urientfalteter Einheit, wird hier nur schirfer hervorgehoben. Das nicht in die Welt eingehende, «oodern für aich bleibende, unentfaltete brabma ist der Geist «lerSanichya; der in die Welt sich eatfaliaadaBtahroa Ist die I^rakriti. HarCediahe Ist hier eiaafaaits lilarer, weil nun die unlösbare Frage wm^filM, WM» Bfahaw tt«t «haiMaa u dia Welt thiigaha» aad weaa aar ihaiiaraiae, waMi ar da tfhaihaaptaldl eaifelta; -»hier Mr <lar WaNiniad) PiakrNi» danfcaaa aar WaHgrttad« vad gaht gMB «ad gat'fai dir WaH daf, d* UAt akMa awfdc, «ai ^ freiet ist ausser dieser Welt, weil er mit ihr von Haoee ana nichts XU thuü hat, und seine Vereinigang mit ihr nur eine zertwellige, zii- fiUlige ietb Auf der andern Seite gestaltet sich aber jetzt die

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ilteMr MiMlito l^ ffeMollklMBinlMU mlM« tmk ein

DualisiBtts hereinirUt, der nothweudig ivieder über sich sei trat liin* ausdrängL Jenen unklaren Getlanken der Tbeilutig den Lr^csens io einen < ntraltotcu und einen nicht eiUlalteten Tbeil bat die conte- ^aente Vedantaphilo«ophie durcb die Verleugnung der wirkiicbeD W«lt, also des entfalteten Brafaniii aafgeb«beo, damit aber das in BagMifiMile, die Welt, bei Seite geschoben. Die »uMifm^km^ «hmeoW dar WiiUidiktUdw Welt, «Ml da ale jitf eatoa Seite dleBiiheit» deeMel» wdit wfiareii wm, ee Mit eia filr die wiiUlelw, ■atfirieha Welt eiaeaCcgnud, daaeea weaMtlidbaBMliih wamg es ist» alcii sit eatfaltea, ^ «d ihai gegeatfce» den eisiges txeist, dessen BestimmuDg es ist, sicbDiehtzu entfallen. Wenn die Vedeolebrt) die Wahl hat, entweder dicWcU zu verleugnen, dain dem be«tininmngslosen Lreins kein Grund zu einerEnttaituüg gegeben ist oder die Einheit, den Geist, zu verlieren, da da« Ureius süt der Teodenz, sicli eatfeitee «od zu entäussern, stejj aelbet aafteht esd aeOüH» fiieefl* «eie, so lust sich hier dieses DUemn ie mImi Ubiee Gegeoeali aaf; heide DBifa—igaa» eiliger Cieiil «a eaii,

nai eich-sa eoHailea, irerdea aa awai ▼eMdüadeae üigHfalde fv* - Mlt9 ^ die SaaUiya Ist die serlalleaa Vedalelire> wadl ehw ds- Hmi inleht daeebans dem eigentlidMD -mtBscheD Bewnsstsein est- Sf>recbend. DerPauthcismus der Vcden gebt iu cincuDualitüuUÄ über.

In der über das indische £iiiheitj$bewu8st8ein binausgebeodeu €onseqoenz der 8unkhya rK<j;t der Übergang zum Buddhismus. Die Vedaiehre legt den Uauptton auf das Geistige an dar iSator, auf die Ehiheit, das Uaiecacfaiedsloee; das VieUache, UoCerscbie- dina ha* die BeetiautBi«, aiebl xa eelo» ^oadarti aafanhiina> l>ic •flaiUya hat awar aach: daa I)nte»MWaddlaaei 4m Qelat^ eher ahcht, am daiaaa die]!«aiat aa tanftekeai cie htotaat die Natir, dw ¥ielfiwhe} Wae die. VedeMre aicM rebbt aa Ivegitadtoa ««Im, and dantm (itr imi>erechtigt erklärt, das sticht die Sankhya zn be> gründen, io seioeiu Roehle nachzuweisen. Die Natur entwickelt a'mh aus sich selbst, und der Gei^t wird nur neben sie gestellt. Ist aber dadurch die Einheit des Bewusstseins aufgehoben, so ist

> die Fonlerang gegebeo» diesen Daalismus wieder aa&uhahea« und diess geschieht um so leichter, ale>eieii« geaalt ^MaHaea^ der €Wat aam .VeratlidahM der Welt gar aicht aetkwaad|g aefgH er a|Mt da aar eiaa ataaaae Bolla^ die Well eaiirldrall Miakaa fta, aad ftraeiaa-Vathiadaag erit dar Ndtar Ui Iptia Craad irerfciidae; . aad auai iadel-eleb nldit ^Pea% ^Üwmscht, waaa OMa aaek der ohae den Geist m Claude gekommeueu BUdiiagder Weit aufdbi-

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Dtal eulef7.t anf den Geist als miissigeo Zuschauer trifift, der zu tticbts dient, zu nidits führt als eben zum Zuschauen, und nach- ten er die Natur angeschaut hat, uad 4hibei gleicbgültig geblieben, wMer von üu scheidet uod in sein sweeUMe«»- fiolialtleere« 4iteia wmäAgtkt Die toikbyaphilMoplile i«ft wo aot «Ine Ofciyga« fltaii$ Uml* iMd flalBv dar «pller tnftgetoede i»d| wi» es •cMst»- «OB den Mioom. dervelbMi eotipfnigeBe BttddUflM»» In- dm «r dta cw«ddMeB<SkMalfireiat oad di^ Pnlrifi allflb iMini- balten strebt

Die Joga, wissenf^cliaftlich ausgebildet von Patandschali, der nach Lasseo im zneiten Jahrb. vor Chr. lebte,") zielit die prakti- schen Folgerungen aus der Saukbyalehre, ist also vorherrschend «Itlicher Art Der Menech, ineofera io ihm der Geiet da» Ho- kcre iet» 0OU sich ans dem Natareein zurfickziehen, am sich mH daat eiaen Geiste aa ▼eieiaigeai daa ist ene wieaaBedwH« IM« Darfttollaag der Aakeae. Der Oaial Mest Itler laeata, »der Herr^» «ad trigt elae achwaebe aMoetfielatiadbe FMviig. „IsFara ist antereeMedea van den eteaalaeo Saelea, aaberidirl yoa allenÜbelu, wie von gutüti oder bosenThaten; in ihm ist die hOcbste Allwissenheit; er ist der Lehrer der ersten Wesen, der Götter, unendlich, evrig.**«) Die Betrachtung des Weisen steigt, von der Wahrnehmung beginnend, iniaer hoher, „bis der Geist allein geaehen wird, und die Befreiung von dem Stolze des getrennten Daaeiaa [dea-Ahaakara] eiatritt, and- ae der Jogi kurperloa wird," aad lalettt Merachetat dem Jogi aein besoadereaDaaeiaaeraedi ala ein Scbattea; lavara dagegen offenbart eieb Im atrahlenden Liebte, in deeaen Aaecbaauog der Meaacb veralakt. Alier TSllig geschieden von der Natur ist er dann noch nicht Dieea errelebt er erst im Zustande der AuHösuni^. Dann ver6th\\ indet jeder Schatten de>^ iicirertiiten Daseins; das vSi{'litl)ar(; \^ ird ausgelöscht, Isvara ist ganz offenbar im Geist, und dieser ist eins mit ihm. Das ist das 3IM der Joga und ist das ewige Leben. ** Dahin gelangt der Mensch durch Aufgeben aller HoiTnangen auf weltliches Glück; er soll den Wamw daa Hami aaanlbllirHeb betraabtea and ia aeiaeo Geiat anf- aaboMa, ao gebt ar fai die Salvagaaa «hi; er -whrd lavaiagealai« tig« iroa waitaratt GaboHeo» va« Kraakbeit aad allen -Obeh «ar* iSat Er oraaa bei dieaer Andacbt den Atbem m>glhbat «n*MM drücken, stets nur auf seine Nasenspitze hlidken u. s. f. So sobwiadet nach und nach alle weltliche Begierde und aller Schmerz; der Menscb ^\ \v^\ voHkommeo ruhig wie Jemand, der im tiefsten Schlafe ruht, und geuicsst so die Wonne der Seligkeit. Der in die Batracblaag Ia?ara'a Veiaanbte erbtiebt- abendl aw di«

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•tt

- BMer der Gegenwart des Herrn, und auf der hltchsteo Stafe d«r Erkeontojss sieht er nicht mehr Bilder, weiss nicht mehr Vernunft- sehlflnse, nicht die Seihstheit, Rdmlrrn nur rlen Giaiiz Isvara's. Der

> Meaach denkt nun nichts mehr aU den göttlichen Namen [Aumj, aad versenkt sidi «• In das göttliche Licht. Üb» ist der Zvstend der

- 'SeUwtvMidiimig. Des Mensch wird imner mehr befreit vee ädi eelM, waä Iimmt mIht etreUt Imm'e Mm, wnä der MmtA wM «iae mit ibn.t^) In dieser VereMgeog akeiil derMenedi TM ao Isma's Macht, aed der Jogi wird sum Zauberer [rgl.S 115].^

Über den phftosophiscben Gehalt des Systems IdhMiee bei

der Dürfticlteit der Quellen uicht urtheilen; in dem, was bekaont

ist, ist allerdings nicht viel davon zu finden. Das» der Gedankeis-

vara*8 in der uns allein bekannten späteren Form durch christlichen

Einflnss ansgebiidet worden, ist ni5giich;*i) iodess iHsat sieb die

zierolich schwache menotheistische Färbung wohl aacb aas dem

biabaiaBisclieD BcfaroaelMio eibilrea. Mancbes evbiaert «a dte AiC-

faMungea der Bbagavadgita.

«) O. Vmkt YjmsI, U; IVMiNbBaaa FhHoi. a IMS. Mir, 4is cttM. BiWiimUbai CbMaeshs MMlsasw Büsy^ M9. 1, mi

Aifsii mt la fbUos. «tt. trad. pwFpi^, p, Gdibr. Miie. Etab I, SM}

WiBdiMfam. 8. 1878. *) HadhoBadana, i. d. Z. 4. D. M. 0. VI, 7. MalMt-

rayana-Upnn. XII, 5. in "Wel>er« Ind. Stud. IT, 89; und gleichlantcrn! die (^vetiw^a- Ura-Üpan. IV, 5, Ebend. I, 428. •) Übers, v. Windiachra. in Philo«, etc. S. 1812, r, TmtlAer luColeHr. Ksgnis f. lOI; Lassen. OymnoDophiit», Ifta?. ~ *> Slankhya- KarikA, 3. ") De divisione uut. II, c. 1 ; Y, c. 39. •) Sank. Karika, 3. 8. Co- lebr. Efisaifi, p. 17. 38; Frank, p. 48. ~ S. K. 2. 10 29. ") S. K. 3. 22. ff; Max Müller in d. Z. d. D. M. Oes. VI, 22. S. K. 17. ") S. Karika, 3. 44). 19. 20. 21. 62; Colebr. Essais, p. 22—24, 40—43. ") S. Kar. 53. 54. Colebr 17.

- «•) S. K». 64; Oolebr. S7. aS; Funk, Vjasa. 4B. -~ *•) Sitiks, 59'. 60. <1. M.- »<)liii.AltI,8t8.— >0 CMibr.lllM.lHSit,LtBt$lin«i^ S4.W.^^Bii WiadMbM.lMI**iaM. *^Bbad.lS64— .IMtf Oatelir. «Msi^ ^ ta» SIL -

Webtr^Iiid. BM at.

im.

Die Nyäya von Götama und die Vai^dscliika von Kinadai) stehen 2u einander in einem ähnlichuii Verhältm^e wie die vorigen Doppelsyateme ; nnr tragen die bisherigen nielir ivKgtds-sittltehen Charakter, diese aber melu* einen lagiscb- Mta^yiiMhefi} der MWich «ad saiM FflteliiMi Mennahrhi doi Binm^iimd tot der BemdUmg das Sitea ttoitaipt Die Nyiya kl mekr §omM, die Vid(dw^ nalir «üerialli fm gMU mlir «bie Logik, durae dne Fliysik; joie balfafctel du Deuken, diese das objcctive Sein; jene ist mehr idealistiseh, diese mehr realistisch. Indess ist dieses VerbAltniss beider &yaleflie mur ai« verhemeband» nicht ak daialigreiiflnd

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4ai

betrachten, und vieles ist in beiden völlig gleich. Auf die T^'yaya legen die fnilier einen hohen Werth, und sie ist sehr viel bearbeitet worden. In den logischen Erörterungen stimmt die Vai^eM^hika init derselben im Wesentlichen überein; sie geht aber, wie es scheint, tiefer in das Wesen des Seienden selbst ein. AfanrtklMBd wn Vedenlehre lässt sie die malerieUe W«U «M AiMM enistflhMif Mk l»l «m IteM 4m Nihtre n#flli wmifp bskaMMtt

Dit lilillmitpMaftfcMi Syaleaio atbea d«r VeihMlekre, so scharfsinnig sie aaeh einneliie Seiten indischen GeislM ent- wickeln^ stehen die^ser dennoch in der Tiefe des Gedankens und der ranthigen Durchführung; einer grossen Idee bedeutend nach; sie erscheinen mehr als einseitige Ausbildungen einzelner Mo- mente des indischen Bewusstseins , währtfkd der Vedanta 4en yiaweii. and v«Ueii Godanken dwralallt.

Nyaya, tos nl, Imelif «sd ay, fdhren, badantal ursprilog* Kch MMtion, adav fMMs9(«) die Zeit den Gstam Ist sock awei- feHbaa,*) Md das System not theilwaise Mcamt Znetst heashftftigt sich die Nyaya alt den Beweiaea) es iM detea fier: die sisnlielM Wafcmehmvag, die als aidit Irwead nMt nosb alaes andern Heneises beUarl, die F'olgerun|», „dreifach, nach dem Früheren, nach dem Folgenden und nach der Allgeiueinheit (dem Genieinsamen)/' die \ ergleichun^r, indem aus der Oberein- stinunui^ in einigen Eigeoschafteu mit einem Bekannten auf ein Unbeluinote« gesdilosseD wird, die Oberlieferuog.'^) Uaaa wer- dea viele Defioitiooen logischer Begriffe gegeben. Zu einem vSlIi- gM Sdilaaa ^Mten flbif Mamtiite: dls Behanptwigt der Graad (der «igMiticiia B«ir«is), dta EiÜiOeiwig, «atirsder daidi aia Bei- apial adet daMii den Gegeaaats des Bewlaaansa» dia Amvendaag (des Beisfneis a«f daa sa Beweieende)^ der Schlosa, die Beliaap- tuog v^iederboieud. ) Die sehr hm Einzelne gehende Widerlegung der Skeptik<>) zeigt eine bedeotende Entwickcluog der Dialektik, Bemerkenswerth ist noch, dass die 6eelenuanderaog bi^ dsdureh heH'ieseo wird, dass neugeboroe Kinder iScfamen oder Freede sei* §ßm, naali Milcb begehren, und sl«o an eia fftthareii Leben sich •rionero, imd dass „Mu Leideaaebaftslsser gelioraa wird.^'O IN« Wifklichkeit dar Welt wird faatiBhallmis «ad die AhirMw« 4ea CMalas ven dem fiinilohen aoi In gamlas%ter Weise galord^

Kanada Mrt aHea an dem D^mda an EifcemMnd« aaf aioM Kategorieen (padartha) sarlck.*)

1. Dravya. das Gegenstandseiu, daa eigentliche Sein dar JUia§«, die Ofuda des Aristo teieS| das Substrat» au welchem

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alle Ailg«tt'B«gtMre ImIIsd. ,,WiiinRif umI Üfradi« Mklagen dri'» vya nicht," d. h. alle VerSnderaiif^ berdhrt nicht das Sein, «sondern mir die Bestimmuageo des Seins. Die Arten des Sein«! t«ind: Erde. "Wasser, Licht, Luft, Äther [Aka^aJ» Zeit, Haiun« der tieiat (Atma) und die Seele (Manas).

- 9. Guoa, die Qualit&t, welche, im Ueterschiede vom Von* gen» geändert ond aufgehoben fverden kann; es aied: Ft^Ae, €le> sdbmack, Genich etc., Zahl» Maas«, £ioxelMt, Veiknadeiiaib, GetremiMt» Sdiwere^ FMasigkeit, Toa; dam die dem tieisto angehorigent Preade, Maiers, Tugend ete.

5. Kanna, die Bewegung, gebSrt fNir der firde^ den ^^a^ei^ dem Lichte, der Luft und der Seele an; das Sein geht aus sich iierau«; Kanada scheint die Bewegung nur räuialicli zu nehmen; er erwShnt aU Arten: hinnut, liirumter, zusammen, auseinander und fortgehem}.

4. Sainanya, die Aügenieinheit; sie ist ewig, aber stets ' mehr als einem Dinge angehSrig; die höchste AllgeoMhiheit ist „Selo;'' Aa aiedfigste ist die Gattaag «der die Art.

6. Vi^eacha, die Beeondet beit, die UateracUedeahelt, das GegeHÜielf dea Verigea« daa, wedareh eio elaaelaea Ma fsi einem aadern sieh uateraelieidet

6. Samavaya, die InblrevK, lintrennbarkeit, die nothwen- dige Verbindung eines Begriffs mit einem andern; z.B. d^ Seios und der Eigenschaft; es giebt iceine Eigenschaft^ die nicht an einem Sein haftete, und kein Sein, das nicht Eigenschaiten hätte; ebeo&o das VerhftJtoiss des Theils zum Ganzea, l>eide gebOrea netbiren* dig zu einander.

7. AbbATa» d aa N i eb ta e ie, welchea ia vier Weiaea eracbeiftt: a) daa NoiA-aldirt-aelii eder daa Seiofwerdeo; die Jetifge Zeit

iat daa Rocb*nlebf-aeln der Zabuafts dieaea Fikbtaeia bat kebm Aafang, aber eki Ende, ea bOrt alndtcb^aarmllrdem Btattetee des

Seins; alles Anfangende hat sein Noch -nicht -sein hinter sich, ist da«» AufhHren desselben. b) Das Nicht -mehr -sein oder das Gewesensein hat einen Anfang, nämlich wo das Sein aufhört, aber kein Ende. c) Das reine Nichtsein, die reine Verneinung eine.«) Seiaa, z. B. aa dieaem Orte iat kein GefSss. d) Das relative Niebtaela, laf not die Vernelnang elaea bestiromtea BegriÜM vsa elaeitt aadem, a. B. daa Geitaa iat aicbt eia Tadi.

Kaaada iieiebtfligt alch aua vemigaweiae ndt-dee SalwIaaMa, ala dea Gnindlagen aller IKnge. Die eratea vier Sebdaaaea» Erde, Waaser, Licht, Luft, smd ewig und vergSngllcb aagleicbi ewig, insofern sie als einfache Atome sind, vergänglich, insofern sie zu wiritlichen Dingen sich gestalten. Jedes derselben erscbeiBt

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in tei wiifcfichcii. Dinge» in dreifacher Fenn, tiaergiuiiedi, eiga« ■iedi «iMl eis beemicleres Organ. Die Erde ist das feste Element,

und erscheint uiiorgaiiiscli als Thon, Steiu etc., organisch in den lebenden Kurjiern; als w iikliches Organ er^tcheint sie im Geruchs- organ, durch welche« der Duft wahrgenommen wird. Das Wasser erscheint unorganisch als Fluaa- und Meerwaj»ser , organisch in den Wasserthieren y ala Organ in dem Geschmacksorgan, der ZttDge. Das Liebt ist UBorganasch im Feuer, am Blits, io der Wfirme und ia den ans dem Feuer eatstaadenea Golde« organisch io den We- sen des Beicbes der Sonne (derPlIanaen- und Thierwelt des Lan- des?], als Organ in dem Auge. Die Luft ist unorganisch im Winde, organisch im Reiche Vaju's, des Windes, [in den Thieren der Luft?], als Organ in der Haut, welche die Kälte oder Wärme der Luft fühlt. Der Atlier gestaltet sich nicht, ist ewig und durch- dringt alles; ihm gehört der Ton an. Die Elemente gestalten sich abo in den lebendigen Wesen zu den Organen, die sich auf sie heaiehen; das Auge bat nicht bloss das Liebt als seinen Gegen- stand» soodem ist das erganisirte Licht selbst, ujid es blickt nur anf «ein dgenes Element hlnans; jeder Sinn ist das subjectiv gewor- dene Elemeot, und tritt, nicht bloss empfangend, sondern atieh aetiv mit scinsm gleichen Element in Verbandung; das Auge ergreift so gewissermassen das Object sclbstthätig; dasselbe lebrt auch Gotama. 1)< r 5iüu des Gehurs, den Äther als Ton aufnehmend, scheint nach Obigem freilich nicht aus dem Ätlier ^gestaltet ZU seiOf sondern macht wohl eine Ausnahme.

Zeit und Raum sind nach der angefilhrten Kategorieentafei auch wirkliche« fär sieh bestehende Weseubciteo, sind nicht bloss etwas an einem Sein, sondern sind selbst ein solches« an welchem die > Unterschiede too heute, gestern, morgen, von hier nod dort sind. Oer Gebt, Atma, steht auf derselben Lbfe, wie die Stoflf-Ele- mente, ist elgeoflich nur ein höheres Element, ist grade so wie die vier unteren Elemente in der Doppelgestalt des einigen büchsten Atma und der verein^eiten vielfachen Geister. Da der Geist an »ich dem Sinnlich-Vielfachen abgewandt ist, so ist die Seele, nianas, die Vermittlerin zwischen Leib und Geist. Die vier unteren Ele- mente und die Seele sind an sich in Weise von Atomen, die Seele ist eitt Atom, welches aber nie sinnlich wahrnehmbar wird. Die aadeni vier Urseiende», Äther« Raum, Zeit und Qeist, sind nicht io unendlich klemeD Atomen, sondern sind an sich endlos gross und ewig, und können, mit Ausnahme des Äther- Tones, nicht sinnlieh wahrgenommen werden.

Der Geist ist das Erkenneode» die Seele (mauas) Ist nur die

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Vefmltflefin des ErkeDoeoai. Dias«« ist eafireto ErlMwnng to-* Btn, WM wir flchon wiaaen, oder AnllamDg einer neoeii fiAmI-

üiBS. Die letzte geschieht auf vierfache Weise: durch sinnliches Wahrnehiiieii , durrh Schliessen, durch Vergleichen und durch An- nahme auf Grund einer Gewährleistung, einer Auctoritäl; an Werth stehen diese Weisen der Erkenntniss sich gleich. Dat> sinnliche Wahrnehmen wird durch die gegenseitige Verschlinguog der Sinoe und der Objecte herrorgebreoiit^ und iet entweder allge- meiDy s. wenn man engt: diese ist etwas» und dann ist die Wahmeiimiing bestlmint»^ oder eis ist eine liesendere» wie: diMs ist ein Bralnnane, und dann ist sie nnbestiainit und sweilelhaftM) Das 8cliliessen geschieht dadarch, dass tod <^in Dinge effrat ausgesagt wiid, uas mit einem audercu zusammen ist, und dieses letztere nun dem ersten beigelegt wird; z. B. wenn ich sage: der Berg hat Rauch, so \Hi der Rnuch zusammen mit Feuer, denn wo Rauch ist, da ist Feuer; der iSchiuss ist nun der: der Berg bat Feuer. ift) Der Schluss, wie er in dnr Absicht, Jemand zu über- zeugen, angewandt wird, hat fönf CrKeder, die Betiaaptaag: der Berg ist fisnrig, der Grund: wett er raucht, das Beisfiiel aai der Bi&lming: was raudit, ist fenrig, a. B. ebe Küche, An* Wendung: der Berg randit, Aasflihrung: dessbaUb ist er feurig. Von diesem mehr rhetorischen ScbÜessen unterschieden ist das Schliessen für uns selbst; „wenn man durch öftere Beobacfatuog die Durchdringung [zweier litigriffe] erfasst hat, dass wo immer sich Rauch zeigt, Feuer ist, und man dann zu einem Berge kommt und den Rauch erblickt, so erinnert man sich daran, und erkennt, dass dieser Berg feurig ist." Diese swei Sehlossweieea siad nattirlicli nnr formeii unterschieden.

Die Enisteitang der Weit aus Atomen ist diesen Byslea eigentliteKdi. Jedes Ding, sagt Kanada» besteht ans unlheii- liaren kleinsten Tbelien; denn ginge die TheUtiafkeit endlos fett, so hätten ein Senfkorn und ein Berg gleich viel Theile und wSren also gleich gross. Die Zahl der Atome bestimmt die Grosse eines Dinges, die Art ihrer Verbindung die Gestalt des.«ielben; seioe Beschatfenheit aber wird bedingt durch die ursprüngliche verschic* dene Beschaffenheit der Atome. Da die Atome untheilbar, so sind sie auch unzerstörbar, und die Welt lost sich einst in Atome aat diese aiier hieilran* Die Bildung der Weit geschali doreb eine vea dem UnSiebtliaren lier?efgeiiraehte Bewegung der Atome, die da- durch sieh nach ihrer gleicharligen Beschaffenheit veihanden» So wurde die Natur; aber der Geist ist von ihr unterschieden, und soll sich von ihr unterscheiden, sich nicht in sie verseukeu. Er ist

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in dem Körper de*» MeDsehen, belebt ihn, aber bedarf seiner nicht. Die Ichheit, das Bewuij4»tseiii des besonderen Daspins. c(^hort, wie es im indischen Bewusst^eiii liberal) erscheint, der J^iatur und Dicht dem Geiste ao; der Geist ist weseotUch unper«5ntich : das Ich ist nicht elwaa ffir sich» sondern ist nur dann, wenn der Geist mit den Kirper verainigt iat; ist eigeottich der Aoadrack der Selbst« esltassetiiiig, der SlskOrpeniiig des Geistes, imd faOrt mit der Tiesoosg der lieiden BestaodHieUe des Bfessdieii auf.

Diese Atoonslelire estfemt stdi Ton dem ▼edischen Bewvsst« sein noch weiter als die Sankhya. Diese setzte dem nichtentfalte- ten Geiste das sich entfaltende Natu rs ein entgegen, aber als Ein- heit. Kanada afn r !üst die^e Einheit in eine endlose Vielheit auf. Die Lehre der Vedcn findet die Vielheit durch Eottaltung des Eises» Kanada durch ZusammeDsetsaog des unendlich Vie- les; jeoe gdit Teo dos eioselneo Dasein zu seisem Urgründe, und wesdet sich gerisgechttttesd ven dem fibselnes sb, IMel darin dM Umrabre; die Atomed^re vertieft sich dagegen in das ein» lehie Dasein, vnd macht die Vielheit an einer ewigen; Bios solehe Abweicbung von der Vedenlehre mnsste notfawendig einen Gegen* kämpf hervomifen, uttd die Veiiantaschulc führte ihn mit Ciier und Gluck; Sankara bekämpft die Atotnenlebie meisterhaft")

Colcbr. Mise. Esg. T. 561; Windischm. S. 1895 ff.; Max Müller in d. Z. i1. D. M. G. 1852; VI. «; Max Müller, n. n. O S. 3. •) Lawen, Ind. AU. n, 509. *) Kyaya-Sutra, I, 3 8, bei Wm l. S. 1904. ») Ebend. I, 32 30. •) Wind. 1909.— 0 N>a>a-Sutra, III, l'J. 22. 25, ebeud. li>n.— •) Max Müller, iD d. Zeitschr. der Deutschen morgcnl. Gcsellach. 1852; VI, 8. 10 eic. •) Bbod. S. 16 «tc midSadim. 8. 19». >>) Malier, 8. S4. «•) Btend. tS. «•) SbsM. 8. aiO. »«) 8. MT. »•) 8. IM. >•) a Wl de. SM. ^ OoUbr.lilie»8«t.I,Sra£S67C| IMi,p.7lC <•) midiMhm. & 1981 iL

Dritter Abschnitt* Die Arbelt.

§ m.

i)MÜpp% fruchtbare Land, w^cbesohne DäAgfuigjfthrlioli iwei RM-Emten liefert, liprdert wenig sa mfihsameiB Aekerban 9^. Wir wia8«ii freOieli ans dem Altertbrnn lueräber weD%s aber 4a gegenwärtig aallNil in den Ton den Stirmen apiterer

Umwälzungen wenig berührten Gemeinden der Ackerlmit anf einer sehr niedrigen Stufe der Eutvvickelung steht, 0 so dfirfen wir annehmen, dnss bei diesem mit solcher Treue an seinen ^teii Sitten MngeiMien Volke der Aclcerbau auch früher nie

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eine Mbere AvsbildoBg erfahren habe ud jetofiilU «neb nicht entfernt mit dem chinesiechen Terglicben werden Jd^nne. Sien

und Ernten ist die Hanptsaehe, das elgen^iebe Bearbeiten des von selbst schon so freigebigen Uodens ist ganz ulibedeutend. Tritt doch selbst die religiöse M eltanschciuung dem Ackerbau hemmend in den Weg. Einige Menschen, sa^tiVlanu, loben dcu Ackerbau, aber dieses Mittel des Unterhaltes [für die Brahmaoen nnd Xatrija] wird Ton den EinsIchtsTollen verworfen, denn das mit Eisen beschlagne Werkseuc^sersehneidetdenErdboden aad die Tbiere» die er einscblieset«*«) War also anchi wie sieh bei der zahhrdchen BeTöHcerong Ton selbst veistebt, der Ackorbai sehr ausgedehnt, war er dnreh das Gesets» dass das bebaate Land im Kriege nicht verheert werden dürfe,») auch geschützt» so ist er doch in einem ziemlich rohen Zustande geblieben.

Die Vi ehzuch t war in der Ältesten Zeit unzweifelhaft die Hauptbescliäitigung; die Veden und die religiösen Gebräuche sprechen diese allenthalben aus; auch die Ccriechen berichteo viel von dem grossen Reichthum an Heerden.

Dass die Indter anch die Rohprodukte des Erd-Inneni ia ausgedehntem Maassstabe nnd schon frfih sa gewinnen wosstsa» seigt die grosse Ausbildung der Melallarbeiten nnd der nnge- henre Reiehthnm an Gold, Silber nnd Edelsteinen, weleher bis zu den grossen Verheerungen durch die Mahomedaner Indiens Tempel und Palläste füllte.

Die Industrie, die Rohstoffe verarbeitend, hat unter dem JLintluss der Kastentheilung sc hon in alter Zeit einen hohen Auf- schwung gewonnen. Von allen äusseren Störungen frei , au den Kriegen nicht betheiligt und von ihnen selten berührt, konnten die schon dnreh ihre Geburt zu einer bestimmten Thitigkeit berufenen Vaifja den Besitz erblicher Erfahrungen in eineai mit ihrer Familiengeschichte verwachsenen Berufe an immer bftherer Vollkommenheit steigern; der Einselne trat nicht in eue ihm fremde, zufallig gewablte Thätigkeit. sondern er war gewöhnlich in eine solche von Kindheit an hineinversetzt; sie war seine Welt, in der er geboi en nnd erzogen war. ITmgeben von der üppigen Fülle der für die Bearbeitung geeigneten Naturstoffe, und gelockt von den aus fremden Ländern zumEia- lausch indischer Erzeugnisse hereinströmenden Reichthümem» hatten die Indier alle Veranlassung , die Industrie au einer hohen Ausbildung an bringen, ihre Metall -Arbeiten, beaoiideEB in Elsen und in Stahl, dessen Bereitung die Indier erfiinden, so wie in Ersy Gold nnd Silber, die Bearbeitung der Edelsteine,

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die liier Bur hHoluten VoUeiMUiiig gestiegene Batimwolieu- We- berei, deren Erzeugnisse im Alterthiiai als» (heure Kostbarkeit galten , haben der indischen Industrie einen geachteten IS ;ni)eu versicliaii't. Die indischen Handwerker haben nur sehr ciutache und anyollkoinmcue Werkzeuge , arbeiten daher seiir langsam, aber durch Geduld uMi Geecbiokliohkeit scbaffiBn sie vortreff- JicheArtwiteiL«)

Bau« Ind., n, 119 •> MttBn, X, 84. •) ll«guA. Itigiii. 1, 38;

fr.a&a«. <)Mi]«ii«n, li7ct«.— ») Nearch, U Stnbo^ XV, 1 , 67. Lmmo» lad*

Alt II, 518; 552 ff. 726. Bohlen, Ind. U, 116. Sonnerftt, BdM 1, 88 ff; tat». 18 32. MiU» Qesdi. 11, 23 ff.

Vierier Abschnitt.

Die K Q n 6 t

i »7.

Die Kunst vriü der Natnr das Gepräge des Geistes anf- drttcken; sie erkennt dieselbe inhcr als bestehend an, aber

nicht Iiis das Höchste und Letzte, sundeni niu , insofern sie durch den Geist oder als der zu bildende Stoff für den Geist ist: flre Natur hat fiir den Geist nur Werth, insofern sie sich als dessen Erzeugtes beweist, sein Gepräge an sich trägt, im Mo- notheismus ist die N^tur ein Kunstwerk Gottes, und darin allein liegt ihr Interesse &a den Mensehengeist; die Natar, sofern sie ds eftras dem Geiste Fremdes erscheint, Ist eine unheimliche Macht Ke Kanst ist eine Wlederholang der Schfipfnng In der Weise der Beschränktheit; sie erschaflt nicht, aber sieschaA; sie giebt der Natur das Sieg;el des vernünfligen Menschengeistes, sie setzt also das wahrhuite Bestehen der Naturdinge wie das höhere Wesen des menschlichen Geistes voraus. Beides aber fehlt bei dem Tndier; er erkennt weder das wahre Dasein in der Natur an 9 noch die freie Persönlichkeit des menschlichen Gei- stes; er will die Natur durch den Goist nicht bilden, sondern aufheiyen, will nicht den Geist in die Natar hineinbilden, son* dem ihn ans ihr heransaiehen; er hat dämm wenig Sinn Ar die Krnist. Nor die am wenigsten sinnliche Kunst, die Poesicj kann bisher ausgebildet sein, aber aneh diess geschah doch wirklich erst in der Zeit, ^vo das reine Vedenbewusstsein sank und wo die westlichen Völker in das indische Leben den Keim einer fremden Bildunü; le«;tcn. Die übrigen Künste sind in der Zeit ^ or der Berührung mit den Griechen wenig oder gar nicht

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entwickelt, und der i^päter iiöhere, aber nirgends bis zu künst- lerischer Vollenduii«; steigende Aufschwung ist grossenüieils auf fremde Anregung zurückzuführen.

Die Kunstwerke tragen hier noch nicht das Gepräge der Freiheit y denn der freie Geist ist noeh moht«rkannt; die Kunst ist gefesselt^ der Geist ist nur angedealet, nielit doreb im Kunstwerk anmlttelbar aosgedrfiokt. Der Gekt, seiiier MÜiet noeh nicht mäditig, Ist aacli no^ nicht freie Bfsehl iher den NaturstofT, und vermag ihn nicht an bewftltigen ; die Knnstweffce können den Gedanken durch symbolische Andeutungen nur veranlassen, nicht ihn wirklich ausdrücken und unmittelbar erzeugen. Das wahre Kunstwerk offenbart von selbst den Ge- danken, aus dem es ei*zeugt ist, es bedarf keiner Ausdeutung; das indische Kunst>verk giebt nicht den Gredanicen, sondern erinnert nur an ihn* ist ein Zeichen i welches zum Denken nv anffordert, bei dem man sich aber anch vielerlei denken kam; das Kunstwerk ist kein Bild» sondern eine Onffre» eine Hiero- glyphe; die indisdie Kunst ist wesentlich aymbcllaclu Der Gedanke ist hier nicht in dem Kunstwerk, sondern hinter dem* selben, der Geist 60II nicht geschaut, sondern errathen werdeu; das Kunstwerk will nicht genossen, sondern gelesen oder ent* ziftVrL >\ erden; die SchOnheit tritt hinter das allegorische Zeichen zurück; der unmittelbare Kindruck ist meist ein ganz anderer als der beabsichtigte, der eben auch nur durch absichtUche Deutung erreicht wird. Die Richtung auf das Symbdlsche tritt der Schönheit hemmend entgegen. Das Natlirlidhe koaunt u der Kunst so wenig wie In der ftussersB Welt au ihrem Reelle. Wie die Zauberei als der habere Zustand des Menschen gilt 115], so ist auch das Unnatürliche in der Kunst für den Indier das Wahre; der Künstler behandelt die Natur ebenso wie der zu überiiatiirlicher Macht gelaugte Asket, er treibt mit ihr ein phantastisf lies Spiel; je wunderlicher, um so schöner. An die Stelle der maassvollen Schönheit tritt das Maasslose in der Masse, in der Zahl und in der Muhe; das Hiesenbafte ist schdn und das Ungeheuerliche erhaben, und die mftherolle Arbeit aihoM Geduld tritt an die Stelle des leicht und firei schaitoden GeaH».

§ 12Ö.

Die niedrigste Form der Kunst, der Putz, stdit bei den Indiem auf einer viel höheren Stufe als bei den bisherigen V6l* kern» er ist nicht mehr unter die phantasielosen Formen des messenden Verstandes gebannt, wie in Chuia, ist freier, natur-

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Heber, wahrer geworden. Natürliche Einfachheit der Kieidang eint tich mit Liebe va sierendem Geschmeide, welcher das an edlen Nntimlaffen so reiolie Land und die gesehiekte Banrbei- tnng derwlben aalgegenkam* Die Kleidung isl wie des Volk ehao' Geoehfehtn; sie ist dwoh Jshrtansende im Wesendielien dfonsÜM geiilMen.

Die Kunst der Bewegung, der Tanz, ist bei den Indiern selir geehrt und j^iemlich ausgebildet, ist ja doch ein Bild .des raiitloi» iireisenden, vorübergaukeinden Lebens der \\ th. Aber der Tanz geziemt nicht den Weisen, überhaupt nicht den Männern, sondern nur dem weiblichen Geschlecht* Die Baja- dnrontmitdemKnltnarinsehr fernemZusammenhang, in einem niihfsnm mit. der erwerbenden Bnhlereii sind bis in die Gegen* wart ein Bnnj^ttbeil fiffentlicber Ergttlsmigen* Aber mir wirldi- ebon SebOnlieit bat sieb der Tnns idebt entwiekelti bOber dage- gen die Bebendigiceit and Gelenkigkeit; daher ersebeint in sel- tener Vollendung die Kunstfertigkeit der Seiltänzer und Jongleurs. hm Kl^iidung besteht seit alten Zeiten meist aus Baunuvulie, bei Reichen aus Seide; ein einlaches, bis an die Koie, oder bei den Varoehroeren und bei den Brahmanen bis an die Knuchel rei> chendes Gewaod, von einem Gürtel gehalten, eine über die linke 8cbnlier geworfene Toga, Ohrringe bei Männern und Frauen, bei Jetfeteren avcb Am- «nd Knöchelrisge, oft mit Sehellen, ferner HsaHtocbten nad SeUeiet, Babbisder ton Perlen etc. nacben das Wesenittebe des Pntses aas.

Der Tans, und nicht bloss religitoer, ist bereits b des Vedeo eruahot 1) Die Bajaderen , (aus dem Portugiesischen, balla- deira4> = Tänzeriii) , meist die jüngeren Töchter der Handwerker, tanzen bei Processionen vor den (jlütterbildern, noch häufiger aber in den Strassen und Häusern für Geld, und verbinden damit ge- ivoholich auch dea£iwerb der Bablerinnen ; ihre Kunst wird als nur tbeilweise schon geschildert; bei keinem Feste und Iteiaer Feierlieb* keH dirlwi sie feblea ; Paesterisnea sind sie aicbi^ haben aneb ausser dem Tana anl dem Kult weiter nichts sa tfann,«) Wie slt diese Sitte, ist nagewiss; im Ramajaaa weiden die Bajaderen» uad bereits mit frivolem Charakter erwChnt. ») Die hinmiisebeo A paar as [S. 248] scheinen ihre V orbilder zu sein in der Kunst wie in der Liebe.

Die GescLicklu hkeit der indischen Jongleurs und Seiltänzer streift an das VVunderhafte, und »\e werden wohl von keioem Volke ÜrUederfertigtteit und Gelenkigkeit ül^ertrolTeB.

«) Webcf , läL IM. •) Somiera», Beise, I, 8. 34; tab. 9$ OiUdi, IMm, lS4ft,i & S4. SU 149,'1I» ISf ; BioAntistor, Mähy 8. 146. *) Bami^. I, •» ft ff«

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§ 129.

Die iankiBst^) gehört nicht der ältesten Zeit an; erst in den Epen werden Pallästo nnd rr2;rlni<'lssig:e StMte erwilml. Fir die Gottheit hatten die älteren Indier nichts m bauen, denn afiei wirkliche Dasein ist Tom Obel» und soll nicht dauern sondou aufhören. Die ersten Tempel sind wahrscheHilieh ntchtllber der Erde erbaut gewesen, sondern unter ihr als «rohitektonifeli entwickelte Hahlen. Wie sich der Indier in seiner iKichstcii Weisheit in sein Inneres znrnekzieht und den (ieist betrat htet, der „in der Höhlii»i£:: des Hpvzons*' wohnt, so wifMleiholt lier Tempel dieses Abwenden von der Aussenwelt, das Zrurückzie- hen in das verborgene Dunkel der Höhlung. Wir miissen diese Grottentempel , obgleich sie wahrscheinlich in eine Teihillniss* mftssi^ spAte Zeit fallen , als die dem Brahmanembewussls^ an meisten entsprechende Formdes Tempelbaues betrachten [S.t8l]* Die Anregung zu einer höheren Entwickelnng der Baukunst ga- ben wahrscheinlich die Buddhisten, welche, in grösseren geiaifi- chen Gemeinden ziisauiinenlebnul . Bedurfniss und Kräfte zu Bauten von Klöstern und Teni|i< In hatten; und die Nacheiferung veranlasste annh brahmanisciie IJnüten.

Oft mit den Grottentempelji verbunden, aber auch vereinzelt sind die freistehenden, aus einem Felsen ausgehanenen Tem- pel nnd Monumente, wie jene ohne Fenster und ohne Licht Spftter wahrscheinlich als diese beiden Tempelformen sind die wirklich erbauten, pyramidenförmig aufsteigenden Pagoden, welche, wie es seheint, noch nnmiltelbarer Tom Buddhismus stammen als die andern Bauwerke. Hier ist das Innere Neben- sache, und die Aussenseite ist in reichem äculpturschmuck das Wiclitigste.

Von G^rieehischein Kinflnss zeigen s\c\i im eigentlichen In- dien wenig und unsichere Spuren; es vcrptlanzt sich auch unter allen Künsten aus naheliegenden Gnlnden die Baukunst am schwersten; nur in Ka^mlra und den benachbarten CMoattn- dem wurde jene Einwirkung sichtbarer.*)

Zu den wichtigsten der bekannten BaudenkmSler gefcSre« die Grottentcmpel des Gbat> Gebirges an der Westküste Indiene in der Gegend ron Bombay, besonders die Grotten von Carli und der Inseln Elephauta nn<l Salsctto, und die Tempel von Ellora weiter im Osten. 3) AII<» tlirs*» Momimentfi .sind höchst wahrsohein- lirh ans der Zeit nach dem Anftrcteu dos Buddhisrans, dem ihre Bildwerke theilweiae angeboren, und nach der Zeit der Epen; also

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MM dfltt letzten zwei Jahrbanderteo TorCkr.» oder, aodi walirfDMn- lichflr moB den nicbatfoHgeiideii.«)

Bie Gffattoiit0Bipel «iod aus den Fels anagoliaae«, nMwt woU mit BettAtmog vorliaMleoer oatSrllolier BtoUen; die KoMt mk mehr iewendig ab answeBdig. Der Hauptraum ist meist vierseitig, und kleioere Räume schllessen sich oft daran an. Das eigentliche, für das Gütterbild IicstiiiuiUe UeilisTthum ist von dem Hauptrauni entweder iian/ u< sondert, oder intHM-lialh desselben. Die Cirottc bat fast immer eine flaclie Decke, getragen von starken, niedrigen, '8cli>^ crfadtg ausseiienden Pfeilern oder Säulen, die in grader, recht- wiaidig 8ich sebneidendeo Reihen oft so dicht an einander stehen» das* der RaemkeioeoGesaauntemdreei^ gewährt WSademidDeelDeB slad gefföhefieb mit Sealptoreo bedeckt, ebgleicb die Rfimne, weil ohoePeaster, anist sehr dnokelskML Vor demEsagaagiadea Tempel Ist ein freier Vorhef, in welchem die Teicke Ar die Wasehnngen, 8teinbäiikc fiir die Pilger, freistehende, an» dem Felsen «!;ehauene Bild\verke etc. Die GroÜentemf»eI sind h'k lit einzeln, sondern fast iiurner in einer Mehrzahl bei oin;ui(lor, eine utittTiiflische heilige Felseostadt bildend; oft sind mehrere Tempel ivie ^Stockwerlie Aber einander.

Die freisteheodea, ans dem Fels gebaoeaea Monumente haben sehr veracbledane, wabmebeialich iren der anftlligeo Felaeaform ablilBgige» oft sehr pbaatastiscbe Gestalt, aad babea biswcüen gar keinen innefn Ramn, so dass sie nur Scbeingebinde sind; das Ornament herrscht vor.

Die, nicht ans dem Fels gehauenen, sondern aus Steinen ge- bauten Pagüderi gehören hau[itsili blich dem östlicberi Theile der llalbinscl an. Die Grundform der Pagoden ist die pyramidale, die Hohe Ubertrifllt aber die Länge und Breite der Basis bei wei- tem. Dlier der GruodfScbe erhebt sich der tfaarmartige Raa in fielen« bis flin&ebn, *- senkredrten Stockwerken« von denen jedes folgende kleiner ist und dnrob eine Wdllinng in den mttereo ▼efttnft. Pieüer oder ^len dienen aar arebiiektoniseben Ent^ wickelvm» der Stockwerke, nnd zahlreiche Scviptoren bedecken meist (lif! von der Architektur freii^classenen Stellen. Die Spitze ist meist kn|»[»elf<irmiu nusgehauen. uimI von einer Kugel überragt; hei einigen ist die ^>pit^ce lacber- oder blumenfurraig. Die Utihc «iteigt bis über 200 Fuss. Der Eindruck des Ganzen ist ein aiem* lick schwerCaiKger, und durch das Überroaass von Beiwerk verwtr* tend; dts Ornament bemcbt über die Bangestalt; die Scniptnren sind angensebeiaKch erst an dem errichteten Bau bearbeitet wor- den; an einer Pagode sind awei, 2T Fuss von ekiander entfernle

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Pfeiler durch eine steinerne Ketle verbunden, die mit dem Pfeiler AUS demselben FelsKtück ausi^ehauen ist.") Der Bau ist mehr äuKserlich als innerlich: inwendi» sind nur unbedeutend!^ finstere Räume im untersten oder den zwei untersten Stockwerken, ohne weitere künstlerische Aa«l^niog; dagegen schliessen sich aium ttdle, mit Säulenhallen umgeben, an. Breite fcnpferne, stets blaiik erhaltene BSnder ziehen sich oft quer um die Pagoden, dmi Kappel auch manchmal mit rergeldetem Kupfer bedeckt storartige Nischen an allen Stoekfrerken werden hei Festen mit Lampen erleochtet. Die meisten der ▼orfmndenen Pagoden rei- chen nicht (Iber unser Mlüelaltcr liitiaus, nind also nicht mehr Ans* druck des ungetrüiiten indischen Geiste«. Von grossen Pal Iii sten und scbon'gebauten Städten s|»rechen zwar die Epen'^) und die Dra- men,») jedoch fehlen uns hinreichende Angaben über ihre Bauart Lsngl^s, Montitnent^ de rHindoiistan, 1821; Kngler, Handb. d. Rnn-^t-

geech. 2. Aufl. S. 103 ff.; lloinbci^ u. Stöger, Gresch. d. Baukunst, 1844, 1,31 :l\

V. Bohlen, Ind. II. •) Laasen, lad. Alu II, 1181. ") Kitt^r, Asien, V, 669 £;

La«8Cii, Ind. Alt. II, 1167. *) FcrgusBon im Jouni. of the roy. As. Soc. Lond.

Vm, p. 30 ff.; Lassen, II, 517. 1173, *) Knglor , S. 108; Roml>. u. St. S. 39.

•) Komb. u. St. 49. ') Lassen, Ind. Alt. II, 514. ») Wilson, Theater

d. H. I, 164 ff,

$ laa.

Die BildhäHerkuDst, fast nur die religiöse Baukunst beglei- tend, im Dienste des Kultus und der mythischen Sai2;e, entbehrt zu sehr der ruhigeu BctraclituDg der Wirklichkeit, als dass sie sich freier Vollendung hätte erheben kdnnen. Die Wirklichkeit, die dem Indier ihrem inneren Weeen nach ein Tranmgebilde itty wM auch in der Knasl ah ehi iraiimartigesNebelbUd betraeii- tet, welobes jeder Laone der Phantaiie aich figen muae« Die tndisehe WelCanachanang hat kehien festen Boden nnter den Füssen , gelangt nicht zu einem sicheren Blick in das \yirkliche Dasein, und kaiin in demselben au« Ii keine W ahrheit finden. Die sinnliche Welt ist als ein unwahres Sein nicht im Stande, die höheren Ideen durch ihre Gestalten auszudrücken; die l^hantasie maes das Unnatarlicke wäiilen, um Geistiges daraastellen; rie- senhafte Grösee» mehrere Köpfe auf einem Körper, einElephan* tenkopf aaf einem mensehlieheaLeibe» viele Arme bei den meisten GMerWIdera müssen die Ubermensehlidie Macht anadrftcfcen; an die Stelle der rmneii Gestalt tritt das widernatfirliche Syabolf an die Stelle der Sehdnlieit pnmkender Sdimnek. Der tob ge- schichtlicher Thatkraft wenig durclidruiigenc, mehr dem Allleben passiv und weiblich sich hingebende Geist der Indier prägt sich aoeJüi iu ikren BUd werken aus; nicht die männUche Kraft und

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Stärke, nicht das kühne Handeln und Vorwärtsschreiten wie in den s^riechischen Bildwerken tritt uns hier entgegen, sondern vielmehr die beschauliche Ruhe bewegungsloser, in sich ver- snakener Gestalten; die weichen, auch bei M&nnergestalten kalb weiblichen, kraftlosen Züge und Formen bilden keine wübuMgkt Sehönheili nar weibUolMGeatall^n} aber die weiehen FofHien ias Üppige assbilfkiidy erheben mA m kfinstleriMiMir SchdBheü; der ganäerndlaOhe Geist ist weiUieh; weieheAaMlh fihcrragt die Kraft.

Die bildende Kunst gehört natürlich nicht der viel mehr dem Überj«iiinlichen zugewandten Veda Zeit an, sondern der epischen, welche die abstracten Gedanken in die Sinnenwelt verkürjt<;rt(? ; Mythologie und Sage ist der Gcgeobtand der Kunst. Wirkliche Statuen «lad fast nur die eigentlichen dem Kult angehiteigeD Gitter- bil|ler, maoehnial so keloasal, das« die Tempehnaoer erat am das Bild heiam an^efthrt wefdea lansatai) Die meUten Bildweribe waren al>er hohe Relielbilder, die an den Winden der Tempel aage- braebt waren. Die menachfichea Figurea der ilteaten Bildwerke sind fast alle nackt, nur mit reichem Sehmuck an Kopf, Hals und Axmen. Au den weibliehen Gestalten treten die vollen Brüste und die schwellenden HültiMj auffallend liervor, wie aiieh in der Poesie die Schilderung der weiblichen Schönheit sich mit Vorliebe dieser uppig-sinnlichen Seite zuwendet. 2) Der Schmuek der Götterbilder datch Annringe, Ketten, Kapfochninck etc. von Gold und Edelatei- aen war oft sehr kostbar; Ae Bildwerke waten neist bnnt il>er* ttalt Maaehe Soalptnren erlieben sieh an hober ktlastloriaeher SohSnhelt*) nnd etfamem an grieehiseiie Kansti iswieweit lelitere eingewirkt» ist naeh nicht ansanmaciien. Naebalnnottitea von Thieren, oft im kolossalen Maassstabe aus dem Fels ijebauen, zeigen bisweilen eine vollendete Kunstfertigkeit.

Die Maleret älterer Zeit, wahrscheinlich wenig entwickelt,

zuerst in den Commentaren des Manu erivähot,^) ist uns nur aus

nsneaterZeit näher bekannt,^) wo der fremde Einflnss bereite lange

eingewickt liat la dea Dramen weiden oft PortrSto erwähnt «nd

awar ie einst eine hohe Vollkommenheit voraassetaenden Welse* ^

0 Wilsnt, TfaMtcr dorBiiidni, B: 170. *) Aidscbimali HImmiJBrehe, Bopp. *)s^B.TkapMiet oftfa.B.ASp&IL--OMaiia,X, lOS.— *)Kiigier,K«iMt> Qtteh. 8. IS« (S. Aug.); Bohlen, Indiea n, iOl. *) Safiaiit t. Uti«, 8. ISS; Wilion, a. a. 0. n, 18. S7. 147. m. 160.

§ 131.

Die lisik, meist mir als Gesang, ist beim Kult viel in An- weudiiog, aifed Tom Volke geliebt» ') im Himmel selbst ¥Oii den

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Gaiidharven vertreten,*)— hat si^li aber dennodb, wie es scheint,

zu keiner hoben Ausbildung; ei hobei^^) nndSfinger und Musiker werden selbst von Manu mit Verachtung genannt;^) Lelirbucber über die Musik werden erwähnt, doch ist das r«iähere nicht Mcaunt.

Die Psesie liegt dem Indier sehr nahe. In den waUendea Nebeln der mdisdieii Weitanschauwig kaim die ioi|;elasieae Phanlaaie hemmmigBloa schalten. Dem Chuiesen ist alles fest» geordnet und bestimmt; das unmittelbare Dasein Ist die WalMr* keit, er hat einfach es sefaanen and so beobaehten, nieht ehie aiiilre, eine eig;ne Welt dichtend sich zu schnßen; der Chinese ist durch uuil durch proi»aisch. Der lädier aber kann sich nicht an das wirkliche Dasein vertrauungsvoU hingeben: w?is er schaut, das ist das Wahre nicht; das Wahre ist hinter deo Dingen; die Natur blickt ihm überall geheimaissvoll entgfgeo, denn was er vor Augen hat, ist nmr die «nwahre Hülle eines Verborgenen, was er eben nicht sieht; die ganse indisclMWelt* betrachtttog ist mystisch. Das Wahre kann nicht geschant, son- dern nur gedacht werden, es wird nicht emp&ngen, sondern durch eigne Thfttigkeit des Menschen erzeugt; der Gedanke aber unter sinnlich-anschaulicher Form ist schoit Poesie, und diese tritt auch leicht ganz an die Stelle des reintn ('cJaiikens, '/AI die.s(?rn sich verhaltend wie die sichtbare Welt zu dem unsicht- baren Brahma, lind wie Brahma träumend die Welt erschafi^ so schafft sich auch der Mensch träumend und dichtend eine eigene Welt. Das ganze indische Geistesleben uit Wahrheit and Dichtung; filr ms» nicht för den Indier ist Poesie and Wissen- schaft getrennt; die älteste Weisheit erscheint in poetischer Form; Poesie nnd Philosophie TerschmehBen oftTdUig. Aach in der Auffassung der (iresehichte eint sich die Wahrheit mit der Dichtunp:; die (iestliicliic ist für ileu Imlier nur als Epos *

Ad eil in der i* orm fler Darstellung gehen Poesie nnd Pros» in einander über, jene tritt am frühesten auf, diese ist in lien di- daktischen Vedeutheilen, einlach, kurz, oft den Cacdaokeii nur andeutend; in dem epischen Zeitalter aber tritt die Prosa fast gans snrfieky und selbst rein philosophische Schriften erscheioen in rythmischer Fora; in den Fabelwerken ist prosaiscbe and poetische Form bunt gemischt.«)

Die indische Poesie beginnt mit der Lyrik, und geht durch das Kpos zum Drama; die Didaktik zieht sich durch alle diese Formell hindurch. Die Lyrik ist das dem weiblichen Charakter der indischen Weltanschauung am nächsten Liegende; der

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Mcusch fühlt sich von der objectiveii £!;öttUclien Macht getragen and geleitet, er staunt die göLdiijh^u xNatunnachte an, jubelt im Vollsrefühi ihrer Herrlichkeit, oder bittet um ihre Hilfe. Die ältere Lyrik, die der V'eden, ist natürlich rciigiOs; sie ist sehr eintönig, in einem engen Kreise von Gedanken sich bewegend, «od fort und fort dasselbe wiedeilioleiMly kurz im Ausdruck, ab- gebrosben» apriDgSBd, stflnsiscb, oll glfihend im Gelfthl und in dem poetlsoben Bilde. Wir haben schon Beispiele da^on firfiher gdiabt. Spftter entwickelte sich aneh eine weltliche Lyiik, oft sehr innig und zart, oft lüstern und üppi^; jedoch sind die uns bekannten Lieder dieser Art erst seit der Zeit iies Kalidasn.

Arrian. Exp. Ai. VI, 3, 5. Ardsch. ilirumcisreisc, p. 7.11.-— Bohlen, n, 19». ♦) Manu, VIII, 159} XI, 65. •) Weber, LdU 239. •) Ebeod. b. 173.

§ 133.

Die epische Poesie, erst nach der Vedenaeit sich ent« wickelnd, wo das emporbldhende Volksleben die düstere Gewalt der alten , grossen Ideen etwas abgeschwächt nnd ein regeres Interesse an der bewegten Wirklichkeit ersengt hatte, vertritt

gewisscrmasscn die Weltanschauung der beiden weltlichen Kasten im Gegensatz zu der strengeren und geistigeren der Brahnianen. Die Braliinanen werden zwar in den f^rossen Epen mit höchster Ehrfurcht behandelt, und die himuielhezwingeude Macht der grossen Asketen mit den lebhaftesten Farben ge- schildert, aber diese du^keUGgurbigen Gestalten bilden docheigent- \kh nur den hebenden Hintergrund für die bnnten und bewegten Grappen des Vordergmndes, welche ein lebendiges Bild des kffiftigsten Beldendiums geben; das kr&ftige Wesen des indo- germanischen Völkerstammes rerlengnet sich selbst unter dem glühenden Himmel der indischen Entsagungs-Weisheit nicht.

Die beiden g;rossen Epen, Rani ajana und M aha bhärata, behandehi geschichtliche Stoffe, und stellen meist Helden- kämpfe dar; die Uaupthelden sind aber Götter in Menschenge- stalt oder Gdttersöhne. Das indisohe Bewnsstsein drängt selbst in Heldengedicht den Menschen zurück; das göttliche 8ein ist das Eine nnd Alles > und wo sich die dichtende Phantasie in die Wogen des bewegten Lebens wirft» da Ifisst sie die Gdtter vom Bunmel herahateigen , um die grossen Thaten zu vollbringen. Bei Homer mischen sich die Götter auch in den Kampf, aber sie sind nicht die Hauptpersonen, sie lieifen nur ihren Freunden aas der Noth, oder spinnen lutriguc]), oder reizen dieMeiiächea zum KAmpfeu auf, oder blami^n sich^ die measehlichen «Helden ste*

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hen entschieden im Vordergrunde; in den indischen Epen sind die Menschen nur der Tross, haben nur Nebenrollen, die Götter führen den Hauptkampf. Mac (lal>er auch das zweite Epos viel- leicht von Homer's Dichtungen nicht uuberülirt geblieben sein, der Unterschied der indischen Dichtung von der grieelusdieii bleibt doch immer ein wesentlicher. Die Darstellung, an poeli- eeker VoUeodang oft mbedeiiklioli den lioaierisehea Ciesingai sorSeile am stellen, farbeareidi, ansclianlich» maleriscli, kriftg, oft Boiur Bart und naiy, ist In dem swelten Epos oft dardi spftter ^ngeftlgte, zum Theil gans ungehörige Episoden unter- brochen. Diese Epen bekunden vielfach eine hohe hittlicbe Reife; edle Gesinnung und volle Gemüthsliefe; hier und da wer- den aber üppige Bilder mit sichtlich verweilendem Behagen ge- zeichnet.

Das didaktische Element verbindet sich schon früh mit dem epischen in der dem indischen Geiste so natürlichen Thier- f a be L So wenig wie swischen den mythologischen Gdttem nnd den Menschen, so wenig ist anoh swischen den Mensdien nnd den Thieren ein wesen^eher Unterschied; in allen 6esdi8pfen waltet als das wahre Wesen das Brahma ; die Natordinge nnd die geistigen Wesen sind nur dem Grade luwii unterschieden, und gehen, besonders in der Seelenwanderung , in einander über, au»» allen Naturweseii blickt dem Intiier Vernunft und 8eele ent- gegen; daher spielen schon im Epos neben den Göttern auch Affen und Eleplianten ebne bedeotende Rolle, nnd die epische Ersählung umspannte eben so gut die Thierwelt wie die Gdtter- welt £igenaich hat der lodier bloss Gdtter* nnd Thier*Epos, und das rein menschliche fehlt fast gana. Die anprAaglidi gaaa harmlose und <^e Absicht dichtende Thiersage ging aber bei der sich sofort aufdringenden Verglelchang der scharf herror- tretenden Thier- Charaktere mit den menschlichen ganz von selbst in absichtliche lieziehungeu, in Parabel undl abel über, i?ie ja auch die ursprünglich p^anz harmlose deutsche Thiersage all- mühlich einen satyrisch -didaktischen Charakter annahm.

Die Epen sind in Slokas, Doppelverscn, jeder zu 10 iSilben in SMrei gleichen Theileo mit vorhemchend jambiscbeiu Tonfall ge* scbriebeow Das Ramaja&a [„Wandel des Rama'^J, 24000 Skku eothaltead, von einem Dlehter (Vainnkl) herrfllneDd and dsrchms ein eioigee, susammeehiogeDdes Ganse, poetisch h&her steheod als das Mahabharata, ist oinfge Jahrlmnderte vor Chr. geditditet RasM ]äi eine Verkiirperunt; des Vischnu; das Epos schildert sci»m Kriegs2ug,gegeu etaeu Iküuig auf Ceylo^^ der ihm seine Guttio

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naht hMe»*) Da« BfohaMiarata, J^ngw «is da« f«i%a« wahr- •cbeinlich einige Jahrhunderte vor Chr. hegoanen, aher In seinem

allmühlichen Wachethtini bis ins dritte Jahrb. nach Chr. .sich iün- ziehenf1,3) enthält lOOüOO Slokas, und viele zum Theil i^ehr lieb- iiche, aher manchmal sehr nngehoriee EpisoHen, zu denen auch die berühmte Bbagavadgita gehört, eine lauge theoKophischeErörteniDg, die seltsam genug im Angesicht zweier zur Sciilacht bereiten Heere durchgeführt wird. Der Uauptinhalt dea eigentlichen Epos ist ei% alter Kampf iweier verwandten Heldengeaehleebter, der Knrua tiad der Pandas» nm die Herraehaft« Zu den schönsten Episoden ge. bort das Gedicht Nalas.') Das« Homer*« Dichtungen an dieser Zeit in Indien bereits bekannt gewesen und auf die Abfassung des Ma> habharata einigen Einfluss hatten, Ist weder unmöglich , noch ud* wahrsch ei n Ii eh . ♦)

Ein tieffs Geniüth und zarte sittliche Gcsinnune: spricht sich rieliach in den epischen (ledichten aus; wir geben einige Beispiele ans dem Mahabharata. Die fürstlichen Sühne Pandu s kommen mit ihrer ahen Mutter auf der Flocht in einen Wald; Bhima«, der Starke, wacht, wifarend die Brflder und die Mutter schlafen. Da spürt sie Hidimba, der measchenfressendeRiese, und sendet seine Schwester hby sie auacttspfthen; diese ahert von Liebe au Bhimas ergriffen, beschliesst seine Rettunf?, und In sarte Menschengestalt verwan- delt, warnt sie zärtlich deu Hcdrohten und verlangt ihn zum Gatten.

■Leib und Seele mir zwang Sehnsticht; mir, die holdf^^et, huldige!

Retten werd' ich dich, Machtvoller, vor dem Uieven, der>Ienffchen friMt.

Aot Hüh'n werdeu wir froh wohnen; sei uieio Gatte, o Trefflirher!

Ich durchwaudrc der Luft Rünmc , wo nitchs gelüstet, «ieh ich hüi.

tlnaossprechliche Lust kuite, hier und dorteii, mit mir vereint« Bk.: »Miittery Brüder geiaramt, alle, wie dra ältesten, den jüngsten eo,

Werauiy, der «dien Sinn heget, die vsrlSMsn, oRletin, spridi!

Meines Glelebea wer nag echlafead dleae Brüder, die Mutter hier

Bnen Bieten als Speie' lasaend, firöhnead der Lnet Ton danaen geha?« llMta: »Was dir lieb i«k,Tollsieh*n will Ich, wecke «ammaich die Schlafsndes,

Retten will ich sie alle gern ror dem Riesen, der Menschen frisst.« Hl: »Die behagUob allhier schlafen, Mutter, Brüder^ o Riesin, wie?

Soli ich diese ans Furcht wecken deines Brinlrrs, de« prnnsfinifn?

Riesen Kind nicht, n Furchtsnme, fühig /u trafen meine Kraft.

Geh' oder bleitic nun , Ifnhlr! wns dir gefüllt , > nlllirintjc das;

Oder schicke mir ihu, Schlanke j den nienschcnlressenden Brader her!*'

Da stfirzt grimmig der Riese herbei 9 der untreuen Sehwester den Tod.drohend.

Bh.! »Waram, Hidimba, denn wecken sie, die wonnigen Schlatt sich freunV Aof mich stürze hernn. Schnöder, aUhald, Riese, der Menschen Feind, Auf mich heran, den MuthvoUen, ein Weib wellest du tödten okhL

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€mt w&iehl hat jn gefehlt diese , hat ci|p Andrer an ihr gdTehlt; Itt's doch nicht eigner Will' deren, wenn in Liebe sie mir geneigt Ananga« [S. 874] hnt gewollt also, der zum Innern de« Leibe« dringt. Mir stehe nun, o Buchloser! £io Weib wollest da tödteo mcfat.«

Es folgt ein (;e^valtis:esRiiigeo der Starken; Bbima uchleppt deo Kiesen eine Strecke iort.

•Aber der Riese non Mnig, überwältigt vom Pandaras, Mit den Annen ihn umschiiilgewl ttösst aus ein schreckliches CtonlucL Draaf schleifet Bhimas ihn wieder, mit Gewalt der Gewaltige; Keinen Lärmen > ihm xiirufend, schlafen hier meine Brüder aaiifit. Also zogen sie sich beide ^ einander die Gewaltigen.«

Die Brfider erwaeheo «ad mripgen die R&npfeiideii, feuern des Bruder an, aber luieclien sich ritterlich nicht In den Kainfif, und der

Riese ^virtl gcttidtet, und .sein Loicliriain von Bliinia.s niitten entzwei gol)r(jchen. ^) In einer nahet) Stadt ^vur(len die Flflchtlijcn von einem amien Brahnianen gastfreundlich aulgcuommeu; diese Stadt luusste eiuem in der^ähe hausenden Rieseo täglkb einen Meueclico 2um Fressen geben; die Reihe kam nun an den Brahmanen; Inui* emd eitst die Familie« klagend ob iliree Sdiiclwala. DerBrahmaBe:

•Schmach dem Leben, dem wchvolleii, bestandloscn, in dieacr Welt,

Wurzel de« Leids ist s, abhängig, mit Drangsalen erfüllet gnnz.

Ein gewaltiger Schmers haftet am Leben; Leben ist nur Leid ;

Wer da lebet, der muM doUea die Scfamenen, die ilm nahen gewi«. . .

Kon iat mein eigner Tod nahe, denn ich könnte ja Itebesveg«

Binee der Meinen anfopfem, leltead selbst wie ein Bdeewldit

Vieh , die rechtUch geeinnt, Firomnie, stets der Matter vergtefdibar alr,

Die Ton den Güttcm als Freundin mir Bc8chied*ne, mein hSchitei M,

Welche die Eltern einst gaben als Gefährtin des Hauset noir,

Die eifelc un& sittsame, meiner Kinder Gcliärprin,

Ditli lf?uin Hill cif^iicn Selati FriNtting, die Gute, tlie kein T ftd gethas,

Ich dem Tixlc nit lit preisgeben, mein erffrTjpne», treues Weil».

Doch M'ie kann ich den Sohn lassen, ihm iiitt;i<:^en, der noch ein Kind,

In der Jugend ihn tiutü^fern, nocti eutblosst von des Kinne« Flaum f

Sie, die Brahma, der hochgeist'ge, für den Gatten gebildet hat,

Die ich selber geienget hebe, die Jungfrau, könnt* ich laesea sie?

Einige glaabea: dea Sehn liebet mehr der Vater mit Zilrtlichkeit;

Er liebt die Tochter mehr, andre; Ich aber liebe beide gIMi.

81«, welche Welten Irfigt in sich, Nachkommen, ewige Waane deae,

Meine Tochter, die Sundreine, wie könnte ich entsagen ibrf

In unendliche Noth sank ich, kann dem Unglück entrinnen nicht*

i) des Elendes! wo finde irh Zulhicht mit den MeinigcnV

Besser dass wir gesammt sterbe«! deno an lebeo ertrag ich nicht.«

Pie Gattin:

•Nicht mu«st du »Iso wehklagen , wie aus niedrigem Stande wer. VatOHneidUch Geoddek bebchet, dass Menschen all deiu i vde aaha;

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Wm DiiTenneidlich ist aber, darum 7.1emt «irTiit rn l^lng^en nicht. Gattin, Tochter und Sohn, all die«« wunsihet tu eigniiii Heil der MJUIB. Darum hemme den Gram weise; «elber Vierde ich g;ehn dahin. Der Gattin höchste IMlicht ist es, eine ewig^e, auf der Welt, Dm« sie das Leben aufopfere, wo es des Gatten Wohl erlieischt.«

Sie seigt ihm, wie sein Tod den Uotergeog der Familie herbei- fSMireo werde, eie werde als IlVittwe, scbwach, tob Mäonera um- gUDt» den Pfad der Togend nicht bewahren, die Tochter vor Ver- flIbroDg nicht schützen , nnd den Sohn nicht weise erziehen icanneo.

»Der Frnnen höchste« Glück ist es, ror dem Galten dm liehron Gaif Zu gehn; zu leben frommt kinderu; dies» wisse n }'llichterfahrene. Mehr als Opfer und Sclhstzahninni;. nis Rnss' und frommer Gaben viel Ist der Gattin Beruf Sorge für ihn m Gatten Wohlergehn. Lasse mich meiner Pflicht huld giii» und errette dich selbst durch mich. Gish wir Bsfohl, o Ehnrirdiger, «nd eihall« iieKhider nehi olb« Diese Bsde der Ftsn hSrend drfickle der Galle aie aa die Breil, nriaea yergitiscad ailai8hlich> mit der GattiB belröbel sehr,

HierauT bietet die Tochter zum 0[»rer s'wU an; der Kinder Pfliclit sei es, die Eltern zu retten; die Tochter s^e'i das wei thloseste Glied der Familie; des Vaters beraubt, wflrde sie uotcrgeheo, deo Vater aber rettend habe aie Urossas votlbraobt

Dieee Klage, die Tlelfillige, Temehmeod, wetnetan daeelbsl VateTt Mnller, betefibl beMe, md et weinte die Techler aach. Sahead dieie geeamml weinend, lag da* Sehachea aa reden aa, Die beidea Aagen weit öffnend, lallt ee stotternd die Worte her: •Vater, nicht weine! nicht, Mutter, o meine Schwester weine nidit!« Und mit lächelndem Mund p;\ng <•« finzoln zu einem jeden hin. Dann cini n Gra«}i.i,liii aufTicbrnd , R|)r;irh es entzücket wiederum: »Hiermit will ich ihn todtschiagcti . rlru tiiescn, der die Menschen frts«t.« ObwoFil bittrer Schmerz jene, iWv Hörenden, umfangen hielt, Erfüllte «Jcuh des Kindes Lallt-n mit unendlicher Freude sie.«

Bhimas erbietet sich zur iülfe» bekämpft und bewältigt dann den Riesen.

1b der £piaode desselben Epos Sa? itri,^ wählt die Tochter eines Könige sieh den la Waldeseinsamlteit lebenden Sohn eines vertriebe* nea hllndeo KSoigs suni Gemahl ^ obgleleh Ihr ▼erkundet worden, er wctde nvr noch ein Jahr leben. Gattin geworden legt sie allen

Schmuck ab und kleidet sich in das Gewand der Einsiedlerinnen»

iD Liehe den Gatte n erlK iirnd. Aber alfti das Jahr seinem Ende sich neigt, erföllt Ciram üh Herz Iii der Erinnerung an die Verkün- digung, und sie vollbringt eine schwere Selbstqual. AI« an des Jahres letaten Tage ihr Gatte in den Wald geht, Holz zu lallen, begleitet s\ü sotgend denselben. Bald aber klagt er fiber Ermfi- dnag und Scfamenea, und sein Uavpt anf Saritri*« Schooaa gel<^

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schlummert er eio. Jama sich nahend nimmt seiDe Seele von danaeo. Sa?itri aber folgt ihm nach, seine Weisung zur Ruckkehr nicbf he* achteod; ^«woliio gefilhrt wird melo Gatte, dahin habe auch ich tu gebea*^; diau iatPiidit» eise ewige und obgleich Jama» vod Ihren slDoigen Reden erfreut, ihr die ErflalluDg vieler WfiDsche gewlbrt, Heilnng nndHerracbaft för ibres Gatten blinden und TertriebeDen Va- ter, hundert Söhne für ihren eigenen Vater etc., ISsst sie dennoch nicht ab, ihm zu folgen, und die Verheissiin? noch eines höchsten "Wunsches einpfanscnd. spricht sie: „Als («uade wähle ich; es lebe dieser Satjavau, denn n ie eine Todte bin ich ohne den Gatten, leb begehre ohne den Gatten kein Vergnügen; ich beirehre ohne den Gatten nicht den Himmel; leb begehre ohne den Gatten nichts Liebe«; dea Gatten beraubt vermag ich nicht zu leben. ^ Und sie erfaftit die Gewfihmog der Bitte. Savitri kehrte auiAckt wo ihres . Gatten todter KGrper lag, aetate eich an ihm, und legte sein Haupt auf ihren Schooas; „und Besinnung erlangte Satjavan, und sprach zu Savitri, wie von einer Reise zurückgekehrt, mit Liehe auf- blickend wieder und wieder: Sehr fange habe ich geschlafen, wn- tum hast (In nii( h nicht geweckt? wo ist jener Mann, derSchuar7»\ welcher mich fortzog? Sehr lange hast du geschlafen auf mciueiu Schooss, Herrscher der Männer! Weggegangen ist der gluckselige Gottj der Bändiger der Geschöpfe, Jama." Da es unterdess r^'aeht geworden, und der Weg nicht mehr sichtbar ist» wehklagt filatjavia, dass seine Eltern angstvoll seiner harren; sie suchen den Weg durch das Dickicht, während der Vater« sehend geworden, und die Mutter den Wald suchend durchstreifen; endlich kommen ^e Ver- lornen in der Hütte an, wo die zurückgekehrten Eltern von den tr5- stenden lirahiiuuicn umringt sitzen, mal Savitri macht ihr Gehcira- ni.^s den Jubelnden kund; und Jaroas Verheissungen ertuiiteo sich alle.

In einer andern Erzählung des Epos beschützt ein Kunig eiae zu ihm sich flflcbtende Taube, die von einem Habicht verfolgt wird; 4iod als dieser auf seinem Anrecht an die Taube besteht, adweldet endlich der KSnlg sich von seinem eigeueo Fleische fär &m Habkit so viel heraus, als die Taube wog; aber die Taube wutde immer schwerer, und der KOnig stieg suletzt selbst auf die Wage; da gab sich der Habicht als Indra zu erkennen, und erhob den LiebevoUen in den Hifumel. ^)

Die Thiersagc und die Fabel ist schon vor Alexander bcstinitui vorhanden ;0) aber die uns bekannten Sammlungeit, von denen die älteste das Pantschatantnim [das Funfthciligc], die bekannteste aber der Hitopadeaas (freuodlicbe UnterweisttDg} ist» «ind «nl

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aiw dem Anfange ooseres Mittelalters. Die DarstelluDg des Uito- padesas ist Prosa mit uutermiscbten Versen, oft sehr breit uod weitfidiweifigj bieweilea treffend« oft aber auch lade und uaaatflr- Kcb; der aatOrliche Charakter der Thiere iat nicht inmier beobachtet» Von Indien ana verbreitete eich dteoer FaheU Stoff fiber das weat- liehe Asien nod von da nach Griecbenlaad; viele unserer vollca* thünltciisten Fabeln stammen ans Indien, lo) |)ie zum Tb eil in IMährchen überttehenderi Fabeiu und die Epen gahen wahrschein- lich die Ver;ujl.i«»suog und zum Tin il hm Ii den ütolT zn der von den Arabern bearbeiteten Älahrcheiiäamuitiiug (ier „1001 ^iacht.**

») Lassen, Ind. Alt. 1. 482 ß".; II, 499; A. Weber, Ind. Litt. S. 180; Bohlen, n, 336. •) Wcb<^r, In i. Sttifl. II, ini cxc. 404; des». Infi. Litt. S. 172; Lassen, L S, •) N. cd. liujip: ilout.<cli V. l\.u-'',L'aitcn, v. Boi»i»; frei ülicrarbcitct von Rückert, frei und vtikür/t v»>ii Uukznniuu. *) Weher, lw\. Snul. n. n, O. •) Bopp, Ardschnna's Bcisc, S. 15 etc. •) Ebend. S. 29 etc. ^) Bopp, &ib StiklMi» im. 8. tl flie. ^ 0) HoltsaiMBi, lad. Bogen, I, S. 61. *) La»- MB, lad. Alt I, 639; 501. i«) Bbcnd. II, 6S8 ft ^ Biinaad, Mte. mr lind«, p. 134.

§ 133.

Das Drama, aus den mit Gesängen begleiteten Tünzcu bei religiösen Fi ic i liciikeiten eiiihprunnjcn,') uuti in den dialogi- schen »Stütkeu der Epen bereits angedeutet, ist erst sehr spät, wahrscheinlicb erst uacli Cbristi Geburt, vud uicbt unwahr- •ebeinlich durcb Anregung tod Seiten der im westliclte» Indien «nd Ia Baktrien ausässigeo Griechen wirkliob ausgebildet worden; einer sehr schnell vor&bereUenden Blülhe gii^ ein sehr geringer Anfang vorant und ihr folgte ein schneller Verfall; der hochpoetische K&lid&sas hat keine bedeatsamen Vorgänger und Nachfolger; das erste uns beknnnt gewordene Drama, Kalidäsas Sakuntala, ist auch das \oliküinmenste. Die Mytho- logie f^pielt dabei natürlich, wie im Epos eine bedeutende ilolle.

Das Dr<niia bat einen stnrk liervortretendcn lyrischen Cha- rakter, weniger Eutwickeiung als KSchilderung, weniger lland- Ittng als Ereignisa, weniger Thatkraft als Gefühl; das Zärtliche iMCTseht vor* Das Trauerspiel fehle Das indische Gooiüth MJg(t awar aar Wehmuth, aber das iat eine weibliche; znr eigentlichen Tragödie iahlt dem Indier das ToUe Bawnsstsein der starken Persdnlichkeit, welche in eigner Kraft nndlSelbst- stSndigkeit mit dem allgewaltigen Schicksal ringt; der Indier J.«»t nieiir entsagend als handelnd, mehr leidend und f&hlend als w idcrsttihend. Das Dnuii i Schauspiel, das Ende tin versöh- nendes; Trauri£?< s und Komisches in iSiiakspeareschcr W eise ^emiaGhtider $toiluieistiacbc» oAausiler m^tkologiscben »Sage

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entnommen » in leichteren Stücken auch aus dem gewöhnUcheB Leben. Zur Zeit des Verfalles wurden in Tölliger VerkeDniug der Poesie auch philosophische Dramen gedichtet» in denen «Mracte Begriffe^ wie Vernnnil» Tugend» £rkenntniMy Ent- sagung etc. in peraonifidrter Weite anfireten« Viele Spiele waren blosse Schanstfieke» ftr das Auge bereelinet» wobei die Rede Nebensache war.

Die ältesten indischtMi Dramen gehören alle dem westlichen In- dien an, wo die BerähniDg mit den Griechen lebhafter war; leicht möglich, dass die vorhanflcncn liramatischen Elemente sich durch die Anschauung griccbUcber Dramen entwickelten. Wilson zählt im Ganseo 60 indische Dramen» von denen aber die meisten our dem Namen nach liekannt siod.') Kalidasas lebte wahrscheiaUcb am finde des sweiten Jsbrii. na eh Chr., vielleicht auch noch etwas später»*) der Brabmaoeolcaste angehSrig, am Hofe eines mich- tigen Königs; seine Saknntala aberragt an SchOabeit ein anderss üun angeschriebenes Drama: »»die dnrch Heldeoltraft gewonoeae Urva^i;" nocli älter vielleicht ist das Drama Mrichdiakatika von unbekanntem Verfasser.*)

Die Dramen zeigen meist einen zarten Sinn für da« Srfiit kliche; Tod oder Mord soll den dramatischen Regeln nach nicht dargestellt werden, eben so wenig aber auch K^sen, Essen» Schlafen etc.;«) iodess finden wir in den Dramen selbst diese Regelo oi<Jit grade l>eobachtet»^) nad wir sehen allenfalls einer Prinaeesfai sich seibat Bvm Avibangen die Schlinge vm den Hals legen;*) auch die bini- gen Sciillgerelen seheinen des Publiknms Beifall gehabt an babea. Die Stflcke sind bisweilen sehr lang, bis finf Standen danemd; bei den. grosseren sind ffinf bis zehn Acte, denen gewöhnlich noch ein Prolog, meist in dialogischer Form, vorausgeht» in welchem der Schauspieldirector meist nur Vorbereitungen zu der AufTührung trifft» bisweilen aber in den Inhalt des Dramas einHOhrt; ein Segens» wuosch oder ein Gebet beginnt denselben, und schliesst ebenso das Stück. ^ Die in den Ernst verflochtene Komik ist oft glüdi- lieb. Ein ansgebentelter Spieler flieht a. B., da er nicbt besables kann, In einen Tempel and stellt sieb ab eine GatterUldsaale aaf einen Pfbller, wird aber von seinen Verfolgern erbaant and mSg* Ucbsl geSngstigt; da er anbewegHcb bleibt, setzen diese sich Ms nod wurfein, und alsbald springt der Spielfreund von seinem Fuss- gestell, mischt »ich ins Spiel und wird festgenommen; da beredet er leise jeden der zwei CilaufHL,'(T ihm die Hälfte der Schuld zu er- lassen, und da es jeder einzeln ihm zugesteht, erklärt er» nun sei ihm also die ganse Sebald erlassen , da jeder ihm die fiiifte der»

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mXbeo gesdimikti^) Eine gewOhaHebe Ftgvr i& den grOMeren

Dramen ist die eines Imlb witiigen, halb IScheHlcfaen Komikerci, der als Gelahrte eines Fürsten auftritt, eine Art Saneho Pansa, ein Gemisch von witziger Schlauheit und gutmüthiger Eiofalt, merk- würdigerweise immer ein Brabmane, ein Beweis, dans diese Dramen schon einer Zeit angeboren , in welcher das religioae B«* wii««t8eiii HD Sinken war. Aus späterer Zeit finden sich auch » drige Possen vor» deoeo Brahnanen, Fürsten ete. verspottet werden, nnd oft selir scbnmtaig sbd.>i) Bisweilen heirsdit die Form des lyrisdien Gesanges so vor, dass das Drama in das Singspiel flbefgeht ^) Der msprUngUclien Form des Dramas ent- itprtcht wahrseheinlfeii das Idyll Gltagovinda, welches die Liebe des KrisJchna zu einer Hirtin darstellt, oft sehr zart, bisweilen aber ins Löstcrno fibergebend. >3) Beliebt waren auch ►Schaustöcke, bei denen die iiede Nplx^nsache war, und es vhcu mir viel zu sehen gab, Erstürmungen von Städten, Schlachten etc.; sogar die Berel« tnng des Amrita durch Umrühren des Oceans wurde dargestellt. Diese Darsteilungen gehören mehr in das Gebiet der Pantomime Qsd der Proeession als in das des Dramas. Wie sehr sieh nach der entgegengesetzten Seite bin die Poesie verirren komite, iMwetst das piiilosophische Drama Probodha«Chandrodaya, oder „die Gehurt des Begrifls," wahrscheioKeh ans dem swSillen Jahrh. nach Chr., eine dramatische Allegorie, als Dichtung völlig veruo- gluckt, und nur in wissenschaftlicher Hinsicht von Werth. ,

Die I)<ii>teIIunij der Dramen ist vorherrschend Prosa, nur bei den gehobeneren und mehr lyrischen Parthieen werden Verse einge- flocbten. Merkwürdig ist es, dass fast immer verschiedene Dta« leicte in demselben Stfielre vorkommen; die Haupthelden sprechen Sanskrit» die andern sprechen in Volksdlalekten, die (üx bestimmte Rollen anch dnrchans feststehend sind; der Indier lieht einmal die Menschheit in feste Unterschiede so gliedern; die Dialekte in den Dramen sind gewissermassen ein sprachliches Kastenwesen.

Äussere 8ccnerie war, wie es scheint, sehr wenig, und das Meiste blieb wohl der IMiantasie überlassen; besondere Theaterge- bnude gab es nirht: die vStürke wurden in Hallen, Sälen, Höfen oder ira Freien aufgeführt. Die vorhandenen Dramen scheinen oft viel Apparat zu erfordern, wie in der Luft schwebende Wagen etc.; indess mag hierbei wohl auch viel naive Zumuthung an des Zn- schaners Phantasie gemacht worden sein. WeiUidie Rollen wur- den meist anch too Schavspielerinnen gegehen, hisweüen aber anch von Hinaem.**) Die AnflRliiTurjg ron eigentilchen Dramen war nicht eh alltigliches Vergnfigen, sondern frad nvr hd giensen

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OfTentlichen oder PriTatfestlichkeiten 6taU; das Schaiupiei mMsa flberbaiipt Dfteli«der kurzen Blüthezeit nur sehr yereiaselt vorgekom* ineit seiii, deon die arabisciieD Berichteratattor des Bfilteiahers erwäbeen nur TfiBze^ aber gar keine Sebanspiele.

WeoD» wie es wabrscheielich ist, das eigeotliclM Drama der Indier durch Anregung toq Seiten der Griechen entstand, so hat es sich dennoch selbstständlsr entwickelt; ein «o reich liegabtes Volk «teilt zu hlossf'i rSaclialiiiuinü; zu hoch. Trolz vieler Anklänge an «las eri«»rhisr)io Drainn in der Theorie und in der Ausführuni; sind die Unterschied«^ doch aucli ganz wesentlich. Das indische Drama ist weiblich, das irriechische niäunlicb, jenes lyrisch und schildernd, dieses handelnd, jenes iiehtich, zart, sinnig, dieses gewaltig 9 Jenes idyllisch, dieses gressartig; jenes in gtOhender Farbenpracht einer hochwogenden Phantasie, dieses in emster ein- ÜMsher Wfirde allen FHtter versehnifthend, in strenge GemessMibeit das Furchtbare bindend; in jenem wecliselt feierlicher Bmst mit witziger Komik ab» in diesem ist das Tragische und Komische Tel- lig *;etrenrit. Da» indische Drania lileicht nielir dem neueren, wie es diiK Ii Shakspeare sich hildcte, als dem klassischen. Auch die äussere urnl IriTiore Einrichturii; des indischen Dramas ist anders als bei den tiriecben. Die bestimmte Gliederung in Acte, die mit Poesie untermischte Prosa» die Anwendung verschiedener Dialekte» das Fehleo des Chores, die meist grosse Zahl der Personen, der bunte Wechsel ?on Ort und Zeit unterscheiden das indische Drama sehr bedeutend von dem griechischen.

I#i0Ben, Ind. Alk n, 502 etc.; Bohlen, n, 896 etc. ¥nison, deaMr der Hindu, 1BS8, 1, 8 ii: *) Weber, Ind. Litt. & 199. •} Wilson, Th. d. H. I, 78. LsMen, Ind. Alt n, 1156; Weber, a. a. 0. S. 187 etc. •) Laieen, n, S. 1157. *) Tnieon, Theater d. H. I, U. 0 8i«he ebcnd. I, US. S88.

«) Ebcnd. n, 173. •) Wilsou, I, 24 etc.; II, 198. »») Wilson, Theater, I, 122 etc. ") Wilson, I, 20. »») Ebend. I, 344. '•) Git. v. Ln^scn, Prolej?. !♦) Wilson, T. 17. 18. i*) DonfscTi [v. Goldstnckor J 1842. i<) Wil«on, 1,66.— 'O^b^'^« 16*— 'o)Eeinaiid, sur l'Iade,]». 231.

Fflnfter Abschnitt.

Das sUUiche Leben. S isd.

Die Sittlichkeit der indier muss eine ganz andere sein als die der activeii;, *ler (leisitesvöllier, aber auch anders als die der Chinesen. Die Sittlichkeit will ihrer Idee nacli ein Reich des

▼ernäDfüj^en Ireien Gelsies» ein Retch Gottea» erhaueUf will

im gMläke Oatifa in frrier Aaefkeminng virwirUklitttf sie getst also jedenfallfl das wabremid reehtmfiflaige IXaseln des ein*

zelnen, freien Menscheiigeistes und das der Creatur überhaupl vorans: das Reich Gottes soll ja Dicht ein vorübergehendes WoJkejigebilde, ein luftiger Traum sein, sondern soll wirklich werden und soll dauern. Bei dem Indier aber ist die Dichtigkeit das Wesen des Daseins, und nichts kann wahrhaft sein und bieibett als die einige Gottheit, die nichts anderes duldet als sidi selbst lud keiner CSrentur ein wirkliches Daseui giebt. Anf dem rasflesen Wogenscbli^ des liebeas kann der Mensch wohl ffir emm kane Fahrt ein sehwaehes Fahraeng sich baneni aber keinen Baa fir die danmide ZniumA begründen; Brahma will nicht die bleibende Creatur, und des Brahmanen Streben kann nur daranf gerichtet sein, sich von dem unwahren Dasein zu befreien, nicht aber, das Dasein zu einem wahren und volikomm- neu gestalten zu wollen; es kann nicht ein Reich Gottes wirk- lich werden, denn alles Dasein ist seinem Wesen nach ein Unre^t; vnd die Sittlichkeit will nicht schaffen und bauen, sondern aofldsen nnd befreien« Der christliche Gott sdmffit wohl eine Wdt, nnd will» dass sie bleibe» weil aliesy was er ge- sehnien, gnt war» nnd der Christ will darsm als Kind Gottes eine geistige, sittliche Welt schaffen, einen Tempel Gottes» in welchem Gott selber eine bleibende Stätte hat, aber wie das indische Brahma nicht wahrhaft eine Welt schallt, so kaijn der Mensch auch nicht eine sittliche, wirkliche Welt schallen wollen, wo ihm ja der Boden unter den Fiisseii fclilt. Der sittliclie Indier will nicht einen geschichtiich wirklichen Zustand des Menschen- geschlechtes erringen, sondern die Menschheit aus ihrer Wirk- lichkeit in ihr ursprAngliches Nichtsein zurückführen. Die Chi- nesen wollen erlialteir» die activen Völker wollen erbanen» die Indier wollen anflOsen; die Chinesen haben die Wahrheit in der nnmittdbaren Gegenwart nnd blicken mit behaglicher Zufrie* denlieit auf dieselbe, die activen Völker haben die Wahrheit in der Zukunft und sehnen sich hofiend nach einer besseren \V irk- liciikcit. al» die Gegenwart bietet, und hören begierig aul das Wort der Wahrsagerund Propheten, ^ die Indier blicken schinerz- ToU in die Gegenwart, gleichgültig in die Zukunft, mit Befrie- digung allein in die Vergangenheit, wo noch nichts anderes war als das einige Brahma* IHe Völker des persönlichen Geistes beten: »»dein Re&ch komme »<< die Chinesen: »,dein Bei^ bleibe »<< die indier: »»das Ton dir GesdudTene vergehe.** Der Chinese wmht ftr die Gegenwart» der- Mensch der «etiven

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V6lktr filr die Znkwift, dMT Ittdier wiriuA gir wkkt^ amämok dMen und steilieD. Die aotivea ViKiker wollen den frelflBt eittliebeii G^t in die Wirkliclikek hmembildee, -die Miw wollen ihn aee ihr herauesieiieD; jene wollen das Daeem dareh

den Geist bilden und verklären, die^e den Geist von dem Dasein erlösen; bei jenen soll die bea;cistctc Wirklichkeit m neuer Lebenskraft wachsen und zanehmen, hier soll die entgeistete ia btaub verfallen. Der Indier hat kein Interesse für die Wirklich- keit, er blickt gleichgültig dem Wogen und dem Zerfallen des Daseins zu. Der Chinese arbeitet enmig, der Meoeoh der Ciei- stesvdlker kämpft» der Indier traaert oder aimit

Der lädier hat keine Freude am DasetB, dämm aaek kebe am Handeln; er hat kein zu erringendea Ziel^ welokea eine Wirkliehkeit wäre; sein höchstes Streben geht aaf das Daltt^ gehen in Brahma; alles Sclciulü ist nichtig, und der Tod ist alles Lebens einzij^e Wahrheit; ein tiefes Wehmiiths^fükl zieht sich durch das i^anze indische Bewusstsein [§95]; eine stille, weibliche Trauer, sehr unähnlich dem mit gewaltiger Thatkraft verbundenen, zur TragOdie sich entwickelnden männlichea Schmerzgefühl der Griechen [S.45t], ist über das sittliche Leben der Indier aoagehreitet Die Sitlüdikeit der Indier ist weihlidbi weniger kfihnea Streben nach hohen , adiwer aa eningaa» den Zielen in der Wirklichkeit, weniger hohe, ritteriidbe Tkat* kraft, ^ sondern Dulden nnd Entsagen, ^ stille» weibliche Iluhe; ihr Wesen ist vorherrschend verneinend, du sollst nicht begehren, nicht etwa: deines Nächsten Haus, Weib, Knecht, Vieh, sondern: gar nichts als das reine (iegentheil von allem Dasein, das eine Brahma; du sollst dich nicht freuen und nicht betrüben, nicht wünschen und nicht verabscheuen, nicht lieben \md nicht hassen III]. Die Sittlichkeit ist weni- ger ein Schaffen als ein Opfern 9 sie geht wesentlich in den iüü- tas auf 109]. Da ist kein kräftiges, he«4scfaes Hbansgreifa in die Welt; der Indier wendet sich theiloalunslos ab von der Welt, die der Vemichtong nnansbleiblieh anheimfiUlt; er wMtdet eich lieber dem einen Bleibenden zu, mit welchem aber er nicht bleibt, sondern in welches er untergeht. Wenn auch in der epischen /^eit eine höhere Tliatkraft erscheint, so wird doch selbst in den Epen der höhere Werth auf die Entsagung gelebt Höher entwickelt haben die Indier nur diejenigen Seiten der Sitt* lichkeit, die weniger dermännlichenThatkrafl als deratUlenhiBer* Hchkeit des Gemftthesangehdrca. ^ Der Indier ist sanft, müd, üebevoU «ad liahanawäfdis, aber nicht kraftvoll, nicht grass.-*

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Ihm kxißäfgmk aittlkhen Ringen tritt aber nocK etwas ande« nt lian««Ml «fttgegen. Der Incliar hat kein labeodigea SchuliU kewuaiaein; der GbineBe hal ea auch nieht» «bar ans claen ■adait» Gmodes bei diesem Ist allea Daaeiii gut, also aaeh der Heaadi , bei den Indier iet e^ da Unredit, aber er liat es nickt Terschuldet, sondern Brahma. Der Indier trägt eine Schuld, aber hat sie nicht. Er weiss sich in Sünden empfangen und geboren, ater diese Sünde ist nicht durch des Menschen Schuld, sondern sie haltet an allem creatüriichen Dasein; der Mensch hat sie sich ia iteiner Weise zuzurechnea, Juuw sich aueh von ihr in koner andern Weise befreien, als wenn er sein Dasein selbst aaf- giebl; das Bewvsstseitt des Scbmenes wird nieht ^ Bsssge* ftbl« Andrerseits kann das Bewosstsein der Selmld darnin nickl Idiettdig werden 9 weil der Mensch nodi nieht irefe PenOnlich- Init ist, sondern ein nnselbststftndig^s Organ, In welehem Brahma wirkt; dem Menschen können weder seine Tugenden noch seine Sünden recht zugerechnet werden, und in der Höhe der Vedeinveislieit verschwindet selbst die Möglichkeit einer Schuld lU2j$ Brahma wirket alles allein, und was er wirket, kaan nii^t des Menschen Schuld sein. Mag; es immerhin adkwer sein, die iidehste Vollendung des völligen Selbstaufge- bcns an erreichen, so ist es doch nicht schwer, die wirkliehe menschliche Tugend an vollbringen nndsAndenrein so bleiben; das io ans Ton Natnr, nidit ana Gnade, in nna waltende Brahma, ist wie hei den (äinesen die einwohnende Himmelsmaoht, der aar Gerechtigkeit von selbst hindrängende Trieb; darum i^iebt es wahrhnlt sündenreine Menschen; das Bekenntnis^ mukelloser Reutheit spricht sicli olt i^enug aus.

Dass für den indier der Mensch aber dennoch nicht an sich fidkon gutundsittUchist und das wahre sittliche Bewusstsein habe, aoadem dass er dieses Bewusstsein erst erringen, durch Lernen cmiplangen, dass er durch Erkenntniaa wiedergeboren werden ortsse, dass also alle Sittlichkeit auf derErkenntnIss bernhe, ist schon firfiher erw&hnt [S. 35S. 88^]. Der Umstand aber, dass die Eikenntnias nicht nur als der Crmnd, sondern auch als das Wesen der Sittlichkeit aufgefasst wird, dass sie das sittliche Thun nicht bloss erzeugt, sondern an dessen Stelle tritt und dasselbe gi adezu fiberflussi^; macht, dass „den Wissenden kein Werk berührt," tritt ijothwendig einer kräftigen Sittlichkeit heimnend entgegen. Mtcht durch Werke, sondern allein durch die £rkenntniss wird der Indier selig; und er fasst diess nicht so auf, wie Luther die Lslme vom Glanben^ dass dieser ntetieh der Grund der Selig*

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keil ebenso aol wie der Werfte, uad die letztefeo «ae dem Glattben folgen » eondern so wie die von den Lnliieffeiieni ver« worÜBne Lehre: die Werke eind eehädUeh aar SeliglLdt; der wabrlieil Erkennende brancbt nieht nvr keine Werice an'thaa« sondern er thaf sie grandsfttalieb nicbt [S. MS. 497], Indess schlägt die.se (iering-schätziiii^ der Werke im Veii^leich zu der Erkenntnisse dieser itlcnlistiselir (^uietismus, niemals in Ziigel- losigkeit lim: die Erkonntniss macht zwar die W ei ke überllüssig, und giebt Vergebung für die begangene Sünde, aber sie gestat- tet nickt neue Sünde,* jede sündliche Begierde verdunkeU viel* mehr sofort die Erkenntnis« » nnd GesinDUDg and Erkennen bedingen sieh gegenseitig; nnr der Erkennende Jcann rein seia, nnd nnr wer reines Hera«» ist^ kann die Wahrheit erkennen. Das stille, io sich gekehrte« von der Ansseovrelt abgewudte, sinnende Wesen, wna sich bt der Wiseensdiaft wie in praktisehes Leben der Indicr ausspricht, ofl'enbart ;»ich auch iu ihren Spieicu. Lärmende, rausehende Veramuenngeo, die Ansj^elasseidieit jugend- liehri Krad iiron sieb rnir selten;') am h im »Spiele liebt «ier bi- dier die Hube uod Innerlichiceit; die starken Vulker des Westens tmnmelo sich in ritterlichen Kfimpfen , und ihr Spiel ist der Wett- streit der unrnbigen Kraft, der Indier sitzt sioaeod an Sehach» brett oder gedaakenlos am Wflffeitlsch. Das Sehachapiel ist Indische Erfindung, nnd seine Anordnung Ist die indieche Seblacbt- reihe; es war, wie es scheint, schon aar Zeit des Ramajaoa erfan- den.*) Die Glacksspiele w^en von den Indiem IddenflehaftM tieliebt, obwohl sie vom Gesetz verboten sind, und die Dichtungen sind voll von Heispielen dieser Leidenschaft, die bisweilen so weit ging, dass die Spieler sich selbst zum Preis des Spieiei« setzten.

Verachtung des Daseinm, besonders des eigenen Korpers, ist die Grundlage der indischen Sitf licbkcit. ,,Diese Wohnung, deren Gebäitie Knochen sind, und deren Bänder die Muskeln, bedeckt mit Biet and Fleisch, ▼erbiilH mit Uautj verpestet, voll Unrath, unterworfen dem Alter und dem Gram, seacblairen von Krankheit» eine Bente der Leiden aller Art, bestimmt som Untergange, eine solche menschliche Wohnung werde verlassen/' „Sehnsucht nach BelVcinng" von der vergänglichen Weit gehurt zu den vier V oll- komnienheiten des Weisen.-*)

„Die TiiL,(Miden sind («elassenheit, die Zunirk/iehunsj des GcmSths von den einzelnen Gegenständen, Beiüüiuiunt;. die Abwendung der äusseren Sinne von denselben, Zufriedenbek, . die Beruliigung der Siime, wenn sie von den Gegenständen abge- weadet sind, Gednid, die Fähigkeit^ die entgegeageaetslas

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CloMrae, wie Kilte vnd Hitee elc., sa ertragen» BeiHMhtaiigi db Yemeiikuiig de« Ton den Dingeo «nrSckgeiogeneii Genifitliee io de« Hvren [der Vedenlelire]» Glaube, das Vertranea aaf die Worte des fjebrere ond der Lefire.*'*) Etwas Anderes ist das Heil,

etwas Anderes die Lust: beide fesseln den Menschen; wer das Heil erwählt, wird vollkommen; wer dl«» l^ust ercreift, verfehlt das Ziel. Heil und Lust nahen dem Menschen; der Weise, sie wägend, uoterscheidet sie, und wählt das Heil, der Thor die Lusf^)

Dass Menschen ganz rein von Sünden sind, wird oft erwähnt. ^Aber von Kindheit an hab' ich keiae ^ttnde begangen doch durch Thon, Deokeo und Reden, dass dieses Hissgeschicli »ich traf/' spricht die nnglflcklicbe Damajanti.'') Hierin stfanmen die Indier mit den Cbioesen ilberein [S. 124] ; andrerseits alier nebmen es jene mit der sittlichen Pflicht viel emster als diese; die Idee steht ihnen über der Wirklichkeit, und diese darf darum nie jener als berech- tigten Macht i:e«ienüber gesetzt ^verden. Darf si< h der Chinese io der Notli Verletzung der Pflit iit erlauben [S. 124], so steht dieses dem Indier nicht frei; ,,iu welcher INoth der Mensch auch sei bei Ausübung der Tugend« dennoch darf er nimmermehr sein Herz zum Mllechten wenden; die Sünde ist schrecklicher als der Tod.'**)

Jede Sünde Terdttstert die £rkenntniss. »Wenn ein einsiges Gfied des Menschen sfindigt, so verliert er dnrcb diese Sflnde seine Brkenntniss von Gott ebenso» wie sich das Wasser dnrcb eine einaige OlTnung ans einem Geftsse verliert" „Wenn ein Brabmanen« schulcr seine Mannheit freiwillig verseh wendet, so steigt alles gottliche Licht, welches ihm der Ved;i mitgethcilt hat, zu den Gottern auf." >o)

>) Wie in WiUoni Theater d. H. U, 137. ») Rnmaj. I, 5, 12. n. : Heinand, MAn. p. 132. •) Mann, VI, 75. 76. *) Vedanta-Bara , b. Windischmnun, 1778. •) Ebend. 177*J. •) Küthakü- l'pan. II, 1. 2. Bopp, Nnlas u. D. XJLXI. •) Manu, IV, 171; VII, 53. «) Manu, Ii, l>9. M. XI, 122.

S 185.

Die iadieebe Sittlichkeit hat wesentlieh einen kosmischen Charakter, sowohl in Beziehung anf ihren Gmnd ale anf ihr Ziel. Ihr Grund ist die Natar und deren Nothwendigkeit, nicht

die Freiheit ries persönliclien Geistes. Für den höheren Weisen giebt CS gar keine Freiiieit, sondern Liraham wirket allein in dem Menschen als seineniwillenlosen()rgane[S. SSlliflnsVolks- bewusst^ein läs.st zwar diese Schärfe des Gedankens Jiicht gelten, und gesteht dem Menschen Willensfreiheit zu, aber doch nur in besehr&nkter Weise and in yerschiedenen Graden. Das BOsö etamat nicht äaa den freien Gdste, aondcm aaa der Matnr^

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dtten Ursprung ond Wesen ja das Unrecht ist Die Ent- wickelnng der Natur ist zugleich der Gnuid des Sittlichen; toh den drei Weltstofen [S. 803] Ist nur die eine rein und gut, die untere nnd die mittlere ist der SItn des Bösen i), und dieses liegt nothwendig in der Natnr, ist dem Mensdien ohne seine Sohold anerschalien. Da nun die Naturstiifen im Menschengeschlecht sich wiederholen, so sind die verschiedenen Kasten auch von Natur schon sittlich verschieden; und während der Brahmane im Vollbesitz der «z;eis(igen und sittlichen Kräfte ist, ist der ^ndrs seiner Natur nach lasterhaft und vermag nicht das Gute zu thun. Es glebt darum auch gar keine allgemeine mensch- liche PiUcht, sondern nur Kastenpflichten; der Begriff des Men- schen Ist dem Indier verloren gegangen; er kennt BralimaneD, Xatrija etc«, aber keine Menschen; und wenn er von der Sitten- lehre redet, so nennt er das nicht Pflichten „der Menschen,** sondern „der Kasten.*'^) Die Menschen haben verschiedene sittliche Kraft und verschiedene PiUcht. lusoiern aber die Kaste der Brahinanen die höchste ist, müssen wir die Siuliclikeit der- selben als die hiVchste Stufe des sittlichen Lebens der liKÜer betrachten. Die sittliche Idee bea^ieht sich in ihrer Vollkom- menheit nur auf die Brahmanen , die andern Stände dürfen sich mit einer geringeren Sittlichkeit begnügen , und die der Qudca besteht eigentlich nur in der einen Pflicht des unbedingten Ge- horsams gegen die ,,8weimal gebornen*' Menschen.

So wie die verschiedenen Natnrstände ganz verschiedene sittliche Anlagen zeigen, so entstehen auch aus den verschie- denen Al ten der lilieii solche Verscliieiieiilieiteii ; sittliche Kraft und Schwäche werden den Kindern angeboren, aber in einem anderen Sinne als bei der du istlichen Lehre von der Erbsfinde: bei dieser bewegt sich alles auf dem geistig -sittlichen Gebiete, dort mehr auf dem Boden der Natur.

Kbeiiso ist das Ziel der Sittlichkeit nicht ein geistiges^ son* dem die Natur; der Mensch besieht sich vorzugsweise auf seinen Urgrund 9 der eben die auf die Einheit zurAckgefilhrte Natur ist; sein Blick ist auf den Boden gerichtet, auf dem er erwachsen ist, und in den er zurflckkehren soll. Sein freies Thun bezieht sieh viel weniger auf den Menschen als auf den Scliüpfei uihI auf die Natur, in der er ja überall das Brahma wiederfindet; dalier HilU sein meistes Handeln in den Kultus. Und in der Natur sieht der Braliniane seine Mutter, er liebt sie ehrfurchtsvoll als das entfall tele Brahma, während er zugleich ihre innere Nichtigkeitanerkea- nen muss; er vennag es, einigen Widerspruch dabei xa ertragen.

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„Wie die sechs Jahreszeiten ihre KeoDzeichen von sich selbst aonetuneDf so sind jedem bekorperten Geiste seine Handlungen tod Natur zugesellt. "3) „Es wies Brahma denen, welche von sei- Dem Muode« seinen Armen» Ufiften und FdMen entspioeeteD» ihre besoBdern FflichteD an. Die Pflichten » welebe er den Brabmanen auflegte, aind: den Teda an lesen , ihn Andern lehren, su opfere. Andern hei den Opfern heusnatehn, Allrooaen zu gehen, wenn aie reich sind, und Gaben anzunehmen, wenn sie arm sind. Die Pflich« ten der Xatrija ühid. das \ Klk zu vertheidisfcn , Allmosen zu geben» zu opfern, den Veda zu ieseu und sich \ or den Rei/en der sinn- lichen Lust zu hüten. Dem Vaigja ist bclohlcn oder erlaubt Vieh- heerden zu halten, Geschenke zugehen, zu opfern, die Veden zu leaen, Handel zu treiben, aufZIn$:cn zu leihen, das Land zuhauen. Dem ^udra legt Gott als hdchate Pflicht aof« den andern Klassen la dienen, ohne ihre Wflrde an beeintrlcfatigen."*) ««Die dem Brak* maoenstande gegebenen Vorschriften sind bis in die aeltsamstte Elebiigkeiten des Anstandest derOrdnung, der Diät etc. genau fest* gesetzt, an talmudische Gesetzlichkeit erinnernd. Es liegt darin der Gedanke, dass der Mensch von INatur (ieiu (ie.sctü: fremd ist, dass er es schlechterdings lernend zu em[if.u)gen habe.

Die ausser den Kastenunterschieden dem Menschen durch die natürliche Geburt anhaftende Sfindhaftigkeit wird öfter erwähnt, und es beateben besondere Reinigungsgebr&uche für »,die ans dem Sa- men und dem Mutterleibe eutsprangenen Sflndeo«"^) Ans den vier ersteoEben [} 141] werden SObne geboren« welche dareb den Veda erleuchtet sind, mit ScbOobeit und mitGflte gescbmtickt, reich, be- rflbmt; sie erltBllleo alle Pflichten und leben hundert Jahre; aber in den anderen vier Ehen werden Sohne geboren, welche grausam handeln, Unwahrheit reden und ilie Veden hassen."

Damit hiingt es zusammen, dass mau fremde Schuld in dersel- ben Weise sich aufbürden kann, wie man Ton einer Krankheit anf^e* steckt wird; es ist eben hier zwischen Geist und Natur noch kein wesentlicher Unterschied. «^Derjenige, welcher ohne Berechtigung die Zeichen eines Standes trKgt» ladet alle Sauden auf sieb, weiche von den diesem Stande Angehörenden begangen sind;" wer sich an dem Badeorte eines Andern badet, ladet einen Theil Ton dessen Sflnden auf sieb; wer den Wagen, den Stnbl, das Bett ete. eines Andern ohne Erlaubniss benutzt, auf den geht der vierte Theil der Schuld des Besitzers ßber;'') und ein nielnMider Krieger ladet alle sclilf'rhtcn 'l'haten seines Anfülirer.s .uifsicli, und alle seine guten Thaten werden io einem andern Leben diesem letzteren zuge- rechnet''

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') Mftuu, XU, ff. «) Yajimv. I. 1. Mjuiu, l, 30. *) Manu, I, 87.— •) Manu, U. 27 ; Yojndv. I, 13. Manu, IH, 39— 4S. Manu, IV, 200— SM« ■) M. Vn, 94, vgl Yujnav. I, SS4.

§ 136*

Da die indische Weltanschauung nooh nicht eine wahrhaft geistige ist) sondern das Geistige fiberall mit dem NatfirlielieB Terschwimmen Ifisst, so hat aueli die Sltdiehkeit nodi nicht einM rein geistigen Charaltter; Sinaliciies und Unsinnliches sind mit einander verwaelisen ; wo sich aber der Indier Öber <Ias Natürliche erhebt, da verneint er es sofort, währenil der wahr- halt geistige Mensch sich und sein Thun zwar von dem Naiui- sein nnterscheidet, aber die iNatur nicht autliebt, sondern alsein Product des göttlichen Geistes anerkennt. Für das consequcntc Bewusstsein der Indier giebt es keine andere Sittliehkeit als die vollständige Verneinimg des einzelnen Daseins 9 wie sich die- selbe in der Askese anssprieht. Aber die populäre MittelregioD Kwiseben dem bloss natürlichen Dasein des Mensoben und jener eonsequenten Entsagung giebt die Welt nicht so ohne weiteres anf, hlüt sie Tielmehr fest, und Ifisst das sittliche Leben asr theilwcise von jenen dem natürlichen Dasein feindsehgcn ist' danken durchdringen; und ehen in diesem Bereich popnlarü' Sittlichkeit ist jenes unklare Verschwinnnen des Natürliclicii tiiiH Geistigen vorherrschend; da wird als Ziel der Sittlichkeit nicht jene asketische Weltverneinung angegeben » sondern der WeU- gonnsswird als der berechtigte Zweck des menschlichen Strebens anerkannt; Reichtham nnd langes Lehm gelteii als ersehntes Ziel nnd als Lohn der Tagend in den Vedenhymnea wie bei Maaa;i) jedodi wird der eigentlich sinnliche Genuas uheiaU der Zügelung durch die Vemonllt empfohlen 1 selbst möglichste Bekämpfung der Sinnlichkeit gerühmt.

,, Einige setzen das höchste zeitliche (»ul in Tiicrend und Reich« thuni, andere iti Reichthum und erlaubte Lujst, amb^re in Tugend aliein, andere in Roichthuni allein, aber das höchäte dut anl <l»'r Erde besteht in allen dreien zusamiuen.''^^ Y^Elifi BrahiHanc, welcher Vermehruns^ des Reicbtboms ivüoscbt» verachte nicht ciuen lüitrija ete.^^*) MDiejeoigeo, weiche uDenuttdlich dieses Gesetz- buch bewahren y werden in dieser Welt Ruhm erlangen aod in den HUnmel emgebeo; weoo sie nach Wissen streben, erlangen sie Wissen f wer Reicbthum winscbt, eriaagt Reichtham, wer Glficic, erlangt grosse« Glück ete.*««)

„Wer seine Glieder an sinnliche Vcrgnüijungen hirulct, ist strafbar, wer sie aber gänzlich iiu idaume hält, wird hiaimh<»cbe

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Wonne geBi«SMii. Daa Veriangen wird sie durch den Genuss ge* •üilt, ao weoig das Feuer mit Butter gelöscht wird, sondem nnr hefÜger «UVamiiit UDterdrückung der sioDlicheii Begierden iet viel IraMier als ihre Befriedigung. Wer sich über anDliche L«st oder Schmera weder sehr freut noeh sehr hetrfiht, der ist wirklieh Sieger über seine Sinne." ,,Ein Bralinmnt' ergehe sich nie mit Leiden- schaft sinnlichen Freuden: er wende alle Kraft «eines Geistes an, uro eine zu grosse iSciptinir zu solchen FreiKicn /\\ untordrückeu.*' Der Trunk ist streng verboten; unwürdig ist, an den Opfern Tbeil zu nehmen, „wer starke Getränke trinkt,"'') und unfähig, in Indras Himmel einzugehen ^) , und die Bereitung solcher Getrfinlw macht ehrlos«*) Die araliiscbeB Schriflstelier rfiluneD die grosse Nüchternheit der Indier, und ihre Enthaltung tob shinlicber Lust^) Hm», IV, ISS. 158. » <) Mann, U, 224. ~ *) IV, 1$6. «) Tajnav. in,

8Ml »1. *) )L n, 98. ^ •) IC IQ, 16. ^ 0 ^ QX« ^ ") Bspp,

AidKk. B. & 4. ^ •)M. IT, 85. BeinsiKl, m^n. S07.

S t37-

In Bezieliung auf midcre Mensckeii wird den Indiern grösste Friedfertiglceit, Geduld, Sanftmutliy ^'acbgiebigkeit, Be- scheidentieiiy HOflichlceit, Ehrerbietung vor Älteren, und Wahr* baftigkeit sar Pfliebt gemaobti) Gaatfrenndacbaft gagen Fremde*) nndWoIilthätigkeit gegen Arme') aind heilige Pflichten. Feindealiebe ist unbekannt, und die Hymnen der Vedea aithmen oft fi^ltiienden Hass gegen die Feinde; indess geben dieEfien und die Dramen auch Beispiele von Edeliiiutli ^egeuFcinde und noch mehr von l.interer Ehrenhaftigkeit. Aber alle jene Togenden ermans^eln dejinoch der wahren I^iebe, sie rulieii mehr auf äusse- rer Gesetzlichkeit, auf Biiligkeit und Gerechtigkeitssinn, auf der weiblichen Vorliebe für ungestörten Frieden , für die Stille der fiirgeiüchkeit, als aof eigentlicher persönlicher Liebe* Rechte Liebe ist nur da, wo die PeraOniiehkelt wahrhaft mm Bewnset- sein gekommen Ist; dieses fehlt aber in Indien. Der Mensch wnrvl nrnt als Natnrwesen geliebt, and steht in gleicher Reihe mit den uugeistigen Natnrdingen. Nicht das Persftnlldie Im Men- schen wird geliebt und gcachlet, sondern nur das in allen Men- schen gemeinsam vurliandene Naturrein, das Gegentheil der Persönlichkeit. Dass der Andere ein Zweig von demselben Baume ist, von dem ich bin, das giebt ihm Anspruch auf Mitleid «nd Gerechtigkeit, nicht aber, dass er eiBYon mir verschiedenes petadDÜches Dasein hat.

Ohaehm hat bufier wenig Sin» £&r 41« OeselMiafti

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einsam ist ilev Weise und nur mit dem Br?»linia beschäftigt; Ton semein eignen Dasein in Verachtung und Schinerz abgewandt, kann er keinen Werth auf die Beziehung za andern legen; je mehr sich der Mensch in steh selbst aarückzieht, je weniger er durch die Banden der Liebe an andere gefesselt ist, um so aiher ist er seiner Befreiang*

Und wie die Plltehten der einzelnen Kasten versehiedea sind, so auch die Pflichten gegen dieselben; derBrahmane ehttetse Kuh mehr als einen ^udra; es giebt hier keine Menschenrechte, nur Kastenrechte ; der Indier hat schlechterdins;s keine Pflicht gegen den Menschen, sondern nur gegen den lirahmanen, den Xatrija etc.; und was er allen Menschen schuldig ist» das ist er ganz ebenso den Thieren schuldig.

„Niemand beleidige den Aadero, weder in HandloogeD noch in Gedanken; niemand spreche ein Wort» welches seinen Nichsleo . betrilben könnte; man ▼ermeide es, irgend ein lebendes Wetm XU betrflben/'*) > 0ie Friedfertigkeit, die Sanffanutfa, der strenge Gehorsam, der noch heute den Indiem nachgerühmt wird, istfw- hunden mit zartem EhrgefElhl; der Sinn für Gehorsam ist nicht Knechtessinn , sninJeri) weiblicher Ordnungssioo; während beiden englischen Soldaten in Ostindien die körperliche Züehtii?iifi!r noch unentbehrhch scheint, ist sie bei den iodischeo Truppen der eagÜ* sehen Regierung abgeschafft.

In Beaiehung auf Bescheidenheit und Höfliddceit gelieo die Ge* setsbacher genaue Vorschiiften; jeder Mensch aus einer oiederea Kaste soll Ehrerbietung beseigen den Höheren; und der Säagm ' Tor dem Alteren; indess wird auf die Achtung vor dem Alter vid weniger Nachdruck gelegt als bei den Chinesen; dem die fifkeoat- iiiss und nicht das natürliche Alter bestimmen hier des Mensches Werth; und Megasthencs herirhtetc schon: „Sie zollen dem Altw der Greise keine höhere Ac}ltl^l^^ wenn sie nirht durch Weisheit hervorragen 0) die Gesetzbücher sind über die Ehrfurcht vor deo Greisen sehr schweigsam, während sie wohl hervorheben, dasi ein erkennender Brahmanenjftnglkig höher stehe als ein nicht eikeo» nender Gicis [S. 384].

mEIs Brahmane sage Immer die Wahrheit, aber er sage Dinge, welche gefallen, und spreche nicht uaangeoehme Wahr* heiten aus; indess soll er auch keine vortheilhafte liüne sa* gen."*') Die Griechen rühmen die Wahrhaftigkeit und Ehr- lichkeit der Indier;«) ebenso sagt Marco Polo: ,,Dic Bralirulneu sind die besten und ehrenworthesterj Kaufleute, welciie mau liuden Icaoo; durch nli^ts kOnneo sie veranlasst werden, eine Unwahrheit

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2tt Mgeii, mIM wenn ib? Leben davon «bbaage. Wenn ein frem- der Kanfniaiw« Hofcvndig der Landengesefse, einem derselben die Besorgung seiner GencfaSfte anvertrant, ao wahren die Brabminen

seine Güter, verkaufen sie und geben redliche Ixeciieuschaft über den Fortgang des Handels, i^obei sie den \ orlhcil des Fremden auls eifrigste wahrnehmen, und keine lielobuiini]^ für ihre Mühe nehmen, wenn man ihnen nicht Irciwiilig ein Geschenk macbt.^*^) l>iesein Charakter den Volk« widerapricbt es natürlich nicht, ivenn wir io den Dramen von einer grossen KnnatfertigiLeit der Diebe und einer fast ayatematischen Auabiidimg der Dieberei lesen.

Attch dem Feinde gegenüber gelten die Gesetse der Ehrenhaftig- keit; aelbat imKampfe gegen etnenRiesen mischen sich Bhima^sBrfi- der nicht in den furchtbaren Zweikampf [8. 448], und dem tapferen Feinde \vir(] ituhia iiud Ehre, und dem S( liutzüuheiidcn darf nichts zu Leid L^eschehen.'^) Ein selbst iinlHulrK }it gegebenes Versprechen soll heilig gehalten werden; „ist einmal der Schutz Tcrsprocben, muss

»

ergebalten werden, wenogieicfader Ausganguns Verderbenbringf

„Ein Hausvater lasse nie einen Gast in seinem Hause weilen^ ahne dass er ilim mit der ihm, gebührenden Aufmerksamkeit einen Sitz« Nabmflg, ein Bett, Wasaer etc angel»nteo hfitte; wenn der Gast ein Bralimane iat, und nicht mit geaiemender Achtnng aufgenommen wird, so eignet er sich selbst alle Belohnungen der früheren Tugenden seines Wirthes zu [vgl. S. 461]. Des Abends sende ein Hausvater keinen Gast fort, denn die untergehende .Sonne sendet ihn, und er darf nicht ohne Erquickuiis? im Hanse ia«seu werden, er mag nun zu gelegener oder ungelegener Zeit iBNamcD." Die Gäste mOssea nach ihrem Stande i»ebandelt wer- den; aelbst yudraa mflsseo gastlich aufgenommen werden ; ist der Gast ein Bratunaoe, so darf der Hansvater, obgleich seihst ein Brahmane, nur essen, was der Gast fibrig ISsst

Es ist nicht die Selbstsucht, sondern die Entsagung gefflhmt« wenn Mann sagt: „Man Termeide sorgfaltig jede Handlung, welche von der UnterstLitzuni; eines Andern abhängt; al^cf man bestrebe sich solcher Handlimi^en, welche von uns aliein abhängen; alles, was von einem Andern nbhängt, verursacht Leid."

Derselbe Indier, der gegen seines Gleichen sanft und liebevoll ist, und der für die kleinsten Insecten sorgendes Mitleiden hegt, sdieint kein Geftthi filr die rechtlosen Kkssen an haben. Wird schon der f ndra hamn wie eb Mensch bebandelt, ao steht der Pari ah faat unter dem Thiere« Die Pariah sind von aller Obrigan mAMiehlMshen GessUschalt ansgeadilosaen, nie mnissen fem von den Ortschaften ihre Hütten haben, dürfeu nicht aus dem Brunnen eines

Ji. sa

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Miera icMpfeD, «ad Um eigoeo Qnellan wMmM «v Wammg flir Andere mH ThlericDoebe» elo^fAMC fleh. Ve? einem Brahmteeo

muas er schon von weitem sich /.urückzieheii , denn wer zufallig

einen Pariah berührt, seihst ein f udra, niuss sich durch Badeo

reinfs^en: er darf in kein Hans einrs indter«? eiutreten und nicht aus

dem VVassergetass desselben trinken; uuü kein iudier würdo einen

in Todesgefahr schwebenden Pariah zu retten sieb nnterfangen.

Jeder Europäer gilt aUi Pariah; und die iodiechea Diener der fiog-

ISader koefaen eleh ininier ibr Eaaeii abfeModerti und weiM eio

Fremder Ibrem Heerde nabe keaunt, werfen sie, aelbet Un grteetao

Hnnger» das dadnrcb mpeatete Eseen forti*) Ab ein knibver-

hnnf^ertes BetteHrelb wen einer EnglSnderin ein Stflck Brot crbielt,

brückeite .sie von dcnisi'Ihen sorgfuUig alles ab, Hab et»a von der

Unreinen berührt sein kunnte.

>) Manu, n, 119 £f.; 1&4; X, 63. •) Manu, IV, 29 ff.; Tajnar. I, 107. ff. •) Manu, IV, J26 ff. ♦) Manu, II, 161; IV, 238. ») Orlich, ReU«, I, aee. 268. •) Mt-g. fragm. 27, 9. ^) Manu, IV, 138. ») MeKasth.fr. 27, L •) Marco Polo, III, c. 22. »•) WiUon, Th. d. iL I, 142. - 11) Ebeiid. n, 182. >•) Ebend. I, 274. 276. Hricfachik. in WÜmo*! ThMter d. H. i 900. > •) Mann, IV, 29 ; m, 100. 104. «*) K. HI, 107-^111.

IL IT, 197. »0 taamt. BiiM, I, 47. ••) Orücb, Bukt» I, IM. «77.

Eben SO hoch wie den Menschen, zum Theil selbst hölier, mnss der Indier alle Naturdinge lieben und ehren; sie sind dem Menschen ebenbürtis;, sind Fleisch von seinem Fleisch, und tragen ebenso wie er das Jürahma in sich, wie sie ja auch in der Seelen waademiig vdUig in das Bereich des menschlichen Lebens hineingcsogeo werden. Alias Natnrsein fordart die aarteate Schomug^ und eia Brahnane soll auch niehl dne ErdachoUe ohne Grund aerbreolieii. i) Ein Thier darf eigendldi nur anm Opfer get94ltet werden 9 vad wn solches Fleisdi» too welchem den Göttern gespendet worden , darf gegessen wer- den. Die Gesetze wurden spater immer ütrcnger, und sclion bei Manu wird Enthaltung von allem Fleisch als besonders fromm gelobt; indess wurde dies.s nicht p;efordert, nnd nur von den stren- geren Brahmanen , natürlich vor allem von den Asketen , aus- gefibt. Irgend ein Thiery selbst das geringste, zwecklos tödtea» ist ein sdiwer an bfissender Fre^el^ und den lebenden Weaea wohltlMDi eine hohe Togead« Diese airtliche IM» des Indien den Nstorwesen aehrt aber seme Liebe wini Measdien bedea- tend auf; er hat die Blensdieidklassett ndt den Natarweaen baat gemischt, und die niedrigsten Menschen sind ihm nur noch

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redende Thier«, Besonders heilig gehalten wurde die Kuh, ein Srotibild der Fruchtbarkeit, die Helferin des AekerlNiueSy die ÖpeAderiu der zum Opfer dieneudeu Butter.

„Kein Leid anthaeod den lebendfgeD VVeaeo gelangt man

n dkm huebsten Ziel"*) ,,Wer euen £sel, «io Pferdt eia Ka- ned, €iMO Hinrah, «Im Ekpliavt, etae XAtge, «i» Sctef, aiMn FiMii, «Im fifriihiige ote «Imd Biflel «Mal, wird mit Abs- •Ii— Bg in eine aiadrige Kaste bestraft;^' „da laseot, «iaen Warn «der eiaeo Vogel tMten ist eine dem Diebstabi gleichste- hende JSüntie.***) „Wer Thicre gegen die \ orsclirift tudtet, wird so Tiele Tage in fürchterlichen Höllen wobnen, aU das Thier Haare zählt."*) ».Wenn man einen Gast empfangt unter (Uw verordneten CerenuiDieQ und wenn man ein Opfer bringt, darf man Tbiere seh lach - Im» aber nicht bei jeder anderen Gelegenheit; kein sweimai Ge- isiaer darf irgaaA eiaea Mard aa eiaem Tbiere begdiea obae die Verseliiift der Vedea, selbst aicbt im Faile der Netb; wer bein lebeDdea Wesen gefangea failt oder tOdtet, «ad daa Wohl aller Cfeatarea erstrebt, geniessl danernde GIfickaeligkett««») TOdtung TOD Tbiereo erfordert schwere Bassen; für einen gctüdteten Papa- gei muss der Schuldige an die Brahmanen einen zweijährigeii btier geben, für einen Habicht eine Kuh etc.jo) „wer tausend kleine Thiere getudtet hat, welche Knochen haben, oder eine ü.arrc[]- iaduDg voll knocbenloser Tbiere^ muss diesellie Busse thuo wie liir des Mord ehies (udra.**'') Wer an der Tudtung eines Tbteras aaeh aar mitfenit betbeiligt ist dareb Beibillb oder Beiatimmmg oder Kaif, mass taelbe Bosse tfam. wie der, weleber tftdtat«) ^ Wbsd die Criechea bericbitea, dass Ftirsteo grosse Jagdea abbiel- teo, so besieht sieh diess aualdwt allerdings nar auf den Faag von Elepbanten und auf das Tudten von Kaubthieren, indess erzählen die Dichtungen doch oft genui? auch voti Jagden aul Kehe, Gazellen und andern harmlosen Thieren, bisweilen mit tler Rüee de« Un- rechts. >') Die Strenge des Gesetzes wurde also wohl nicht immer beachtet. Marco Polo berichtet von den Indierri, ,,ste berauben kerae Creatur ihres Lebens, selbst nicht eine Fliege, eioea Flob oder eiae Lsas, deoa sie glaabea, dass sie eise Seele babea.^

^Jler awelmal CMborae ealbaite aidi jegUcber Art des Fleisebes; wer beb Fleiseb isst, erwirbl sieb Liebe ia dieser Welt, qd4 wird fea keiner Kraakbeit belallen. Es giebt «ater dea Steiblidma bei* oen grSsseren Sünder als den, der sein eignes Fleisch zu vermebren sucht durch das Fleisch anderer Creaturen, ohne vorher die Manen ond die Gotter zu ehren. Derjenige, welcher hundert Juhre iiin- doreb jilirlicb das Rossopfer bringt« aad detjeuige, weicher sein

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Leben lant; kein Fleisch isst. werden j^le'ichen Lohn (ilr ihr Ver- dienst empfanden, Es wird niirh im .ludern Leben dasjenige Wesen auffresseu, desaeo Fleisch ich hier C£»se. ist zwar nicht äüude. Fleisch ca eMen,. . die Neigung des Menschen fuhrt dahin, aber «ich dessen zu enthalten, ist verdienstlich/*") kana ädi

nicht Fleisch ▼erachafTeD, ohne den Tbieren Scfaaen wa bereiten, «od die Tedtan; eines Thieres ▼eracMiesst den Zugang nu GlOdc- neÜgkeilt dämm enthalte man sich Tom Fleisdk^^i*) „Ein awei- mal Geborner darf Fleisch essen, wenn es snm Opfer gespendet nnd durcli die (icltete geheiligt ht, oder wenn es Brahmancn ihu beissen, oder Ix'i religiösen Cerenioiiiei) , wnnn das Gesetx es vor- *?chreibt, oder wenn sein Leben in Gefahr is^t. ' i») - Schlarhtereien sind unehrliche Orte , nnd von einem Schlächter darf ein lirahmane nie etwas annehmen, i^) Zu Marco Polo's Zeit assen die Indier awar Fleisch, das Sehiaohten aber tlberliessan sie den Mnhi- nedanern.i^)

Ein Brahmane darf nie eine Kuh in Trinken stOren, nie auf deoi Rücken eines Rindes reiten , darf eise Kuh nie mit ungewaschesea Hfinden berühren, und ,,nie beleidigen seinen Lehrer, Vater . . . und die Köbe. Eum Kuh oder einen Brahmanen betrügen Ist gleiche Sünde. fn manchen Gegenden verüben die voo Niemand gestörten Aden den polizeiwidrigsten Unfug in ungezügel- ter Ausgelassenheit, decken Dächer ab, tirecheo die PflaaiCD ab et&, und Niemand wehrt ihnen ; sie essen gemeinsam mit den Kindern. SO) Aueh Sehhingen sollen geschont und geehrt wer- den der Cffund ist aweifelhaft; Vemmtlningen liegen nahe.

Die Thiers werden aber aneh gepüegt; fromme Biahmaaeo llt- tem die Aber den Weg Inriedieoden Ameisen mit SSncker;^«) in Sa- rate sab Niebuhr ein Hospital für alte und kranke Pferde, Kfibe, Schafe, Kaninchen, Hfibner, Tauben etc., welche bis an ihren Tod darin gepflegt werden sogar zahlreiche Krokodile werden in Teichen sorgfaltig gepflegt und mit Ziegen etc. gefüttert 2^)

„Wer tragende FruchtbSume, Str&acher, kletternde Pflanzen etc. abschneidet, mn^^s hundert Crebetc aus dem Rigveda wiederholen; wer ohne Zweck Pflansen, welche von seihst in einem WaMe wachsen, aosreisst, soll einer Kuh einen gaonen Tag lang folgen und nur Ton ihrer Blllcfa sich niliren;'*^) und gerühmf wird der fromme Brahmane, der, „pflfl«^ er eine Bbme nur, den sartea Stengel an sich zieht behutsam, um ihn nicht rauh der Bliithe zs berauben, der niemals mehr als eine abbricht nnd unberiibrt die jungen Knospen !a8st."'<^) HocbjHietisch ist dto z.irt)5rh«f* liicbe rn der Natur in der /Sakuotala geschildert; äakuntala bat «Ue Bäume

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der Einsiedelei „lieb wie eine Schwester," und sie c:Iaiibt sich

selbst zu veri^essen, nenn sie ihre [iluim n vergässe; und als sie

Abschied nimmt von ihrem Andacbtshaiae , „sie, die niemals daras

dmebte selbst 2a trioken, wenn nicht Bie [die Biuaie] aUznmal ge<

tmiBMi hatteo, die, eimrolii sie gani skli aebmOcIite, d»eh m

ZIrtlicUcelt fllr sie sie aidb ehieii Zweig gebmdben/' traiiert a«cli

der AeilftcbtebeiD; »den Beb entftllt der Bieeee Cime, die PfaeeD

bSreo aef sn taue», imd von dea Seblinggewlcbeen fallen gleich

Thränen gelbe Blätter ah;" and trauernd hält ihr Gazellen weibcbcn

die Scheidende am Kleide ie.st.-''')

•) Manu, IV, 70. •) Manu, VI. 75. ») Manu, XI, 68. 71. ~ ♦) Yaj- M7. 1, ISO.— •) Manu, V, 41 4r.. •) Maou, XI, 132 f?. XI, 140. •) M. V, 51. •) Mcgasth. k&gm. 27, 17. 18. '«>)». B. Sakuntahi v. Meier, 8. 6. >») Ebcnd. S. 8. 33. »«) IkL Pulo, III, c. 22. '») Muuu, V, 49—56. Ä3.; vgl. Y^nav. I, 181. ") M. V, 48. »») MftllQ, V, 27; vgl. T^nar.I, 179.-- <•) M.1T, 89. ^ ^0 MaMoPolOp m, e. S9. <•) Mina, IV, 59. 7«. 149. 16S. >•) WOwB» Tbealer d. H. I, 145. Otlkh, BriM» n, 147. *«> ICsM, nr, »Sr U6. ••) OrUcb, I, 6«. Klsbohr, BeiKbeMbr. u. Arab. U, 72. *•) Orlich, I, 83. •») Manu, XI, 149, 144. **) WilMO, Theater d. JL X, 948. 950. •*) Sak. t. Meier, S. 18. 77. 80.

Dae Familienlebea. § 139.

Uie Frauen Imbeu zwar eine viel höhere Stellung als bei den wilden Vülkern; sie sind nicht mel^r flie SlLlavinnen ohne Beeilt und Sebiitz, sie heben vielmehr den Sohuta des Gesetaes, haben Theil am Knltui» können, aneh Spenden Ar die Ver* slorbenen nnd ftr die Götter bringen, sind nicht vor den Mtmieni nbgeeperrt» nioht von der freieren Geselligkeit geschlossen, und erscheinen auch ausser dem Hause nn- verschleiert ; ^) Achtuns: vor ihnen und rücksichtsvolle Be- handlung derselben wiid von den heiii*i;en ^Schriften empfohlen und gefordert, ui»d vieleßeispiele zarler Liehe und Anerkeiniung der edlen Weiblichkeit geben die Epen und die Dramen ; dcn- eoch aber ist ihre Stellang in der Familie und in der Gesellschaft noch ein« sehr untergeordnetei die hohe Achtung der deutsohen VdUc«r vor den Ffanen findet «loh hier nicht; «urlere Liebe er- •eheint erst in späterer Zelt; die alten Hymnen kennen nnr die sinnliche Liebe. Dem Gatten oder den Brüdern an strengetem Gehorsam Terpflichtet, bleiben die Frauen ihr Leben lang un- mündig, dürfen selbstständig nirgends auftreten; ja bei Manu werden die Frauen uüt einer aulfallend ärgerlichen Gering- seh&tuiog behandelti sie sind da die stet« xiun Leiohteian und

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zur Üppigkeit geneigten VerfülireiTnneii der Männer, vor denen sich diei»e sehr in Acht zu nehiuen haben; sie sind die AnstiAe- rinnen des meisten Unheils, haben wenig sittUohe Festigkeit, lieben nur Mussiggang, Spiel und sinnliche Lust, sind selten treu und müssen darum immer sehr sorgfältig bewaclU werden; die VedenkejmtBlM toli ihneii TerschlosaeA Meiben.

jBDgftevon wmm tan goMÜ^iea ÜBgMgB mjtMimwni «rar nidit entiogen, aWr Ar «McUekBdi galt m fiir «ie, nit Miwen vidi »t sprecheD; und In dtmDnm&a vemaidin «ie mükH mit ihm Geliebten ohne VennitteloDg zu reden. VerMmAele Wtnm ivaren in dem Urogaoi^e mit Mlnnero weaig behindert.

Manuls Mtsstraueii sprirlit eiidi olt unzart aus. .,MaD mnss sich bemühen, die Weiber vor sehlechten Neigungen zu bewahren; wenn sie nicht überwacht sind , so bringen sie Unheil über ilic Fa- milien."') „Weiber sind von ^atur inimer zur Verföhroog der MiMMi geneigt; wahrlich , ein Weib kuo nicht nur einen Thoren, eonden selbst einen Weisen vom rechten Wege ebsiehen end ihn ser U- denseheft entBsnmien; daher mm» dn Mann selbst nicht mit seher nächsten Venrandten an einem ehwamen Orle sitaen/'f) Umbu vergleicht das Weib mit dem Acker, den Hann mit den Saam; die wachsende PlSanze gleiche aber dem Samen und nicht dem Acker, jener also sei die Hauptsache.^) .,Ein MSdcheo, eine Jmig- frau, eine Gattin soll niemiils etwas nach ihrem eignen Willen thun, selbst niclit in Ihrem Hause. Während ihrer Kindheit soU sie von ihrem Vater abhängen, während ihrer Jagend von ihren Manne, md als Wittwe voo ihren Sühnen; ein Weüi darf mt sich seihst nach WillkOr leitae.«'») MeikmMg ist Uesbei, du» die Venchrill des KeBg4ii-tse last wOrdioh daitft «MreiasIhMBt [S. 185]; es kann diess sohwerlich anftUIg sehk ^ b BeaiehBif auf das CMslesieben werden die fVaven hi sptteter Seit mit des <^udra anf gleiche Stufe gesetzt: ,,die Weiber und die ^udra haben kein Recht an den Veda; sie erlangen Brahraa's Keontniss nur darch die Puranrxs und ähnliche Bücher."'^)

In den Dichtungen erscheint die Liebe oft in der zartcistenliie* statt, mit fenrigster Oiuth vereint; und diese gemfithvollen . an die flrfttelalterliche Minne erinnernden Klinge hüden eiaen grellen €«e- trast gegen die kaüe, ate Weiblichkeit gerhigsehitoendeVwUadss fiehtnng der Cesttohicher. Indese »Isefat sich in jene »uten, slk ffetaend geseUiderlen Gefthle anch nanchmit ein es siaik skm- HcherSeg, das« unser Cl<rf)fthl davon veiietat sich abwendet: nad das ist der grosse Unterschied von der Minne des christlichen Mittelalters; in dieser ist die Liebe hoch emporgetragen von der

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religif^sen Idee, i^t in verklärter Reinheit oft fast der Erde entrückt, die iudi«M2lie Liebe bewegt «icb aiu»j$erbalb der Religion, welche Hr sie keiaeo Rami gewährt, ist rcioe Natur, darum aber auch la stater Cielbhr, ans deo huchsten HSbeo de« &urtgefuhU plCtsUcii die «flMiiMta fimücMwil ImalMHUtlliMn; die Indwcha Uebe ist «fiie iMot acfattlcnide StäS&Mmae^ die awi den lieUieliateD Farben- epiel angeoblUdieb ie eineD edbMtiigee Tiepfeo aaeammepflieMt Der Verwurf übrigens, den man den ladieni so oft gemacht, dass sie in Wort und Bild das Obscüne liebten, gebührt um dem spätesten. geHunkeneii Geschlecht; die syrnbolischen Bildwerke an- stosiiiger Art sind alle dem älteren litilien fremd; und oft scheint aelbst des Beschauers i^ohÜduiig das Obacuae erst gescbaffea av haben.

^) YiynsT. I, 86. 253. R^inaud, Mem. sur 1' Inde, p. 233. ») Manu, IX, 5- *) M^nt!, n, 213. ») M. IX, 33. •) M. V, U7. 148; Tgb YnjiL 1, 85. ') Barnoof Bhaj^vata Furana, pr(U» p. 20.

f 140.

Bei der Ehe hat der brabmaBkiche Indier wie in seinem gaiizcii praktischen Lebcii einen zweU'acheu Standpunkt dei Auf- fassung. In der vollen Schärfe der indischen Idee muss der Indier die Khe jedenfalls als etwas l'nreclitnnissiges zuruck- weiaeiiy denn durch sie wird die Welt der Unwahrheit anerkaiiBt wmd yermebrt; aller Kult will ja daa wirkliche Dasein iu seinen Ursprung zurückrollen und aufldsen , die £be aber hält an der WaMiait dea eiaaeliien Daaeiiia ISatt aod wiU aeoea Daaein acfcaüan» Datan wmm folgaviobtig der firomma Aaket aaf die Ehe ▼eiaiahten, mnaa Gatda und Kinder iHr inuaar ▼erJaaaen*

Aber die Wahrheit wird nicht mit einem Sehlage gewonnen ; sie wird nur durch verseliiedene Stufen hindurch errungen ; da& Entsagung&leben tritt erst anf der letzten und hüchstenStufe des frommen Lebeni» in sein volles Recht, auf den vorhergehenden gilt noch nicht die volle Forderung der Weisheit; da hat daa FamiUenleben noch seine rechtmässige Geltung, aber eben nur eine yoriibergehende« Auf dieaen früheren Stufen des llaila- wa^aa gib die £ha aogar £nr ame holia aad hciliga Pflicht» und eiaea Solmea Eraeogaag ala daa hlkdiala Erdenglualc« In dar Voilialla za dam fileiligthnm der hOohaten Brahmanenweiaheit haben noch die Götterbilder der Familienfreude ihre Altäre.

ist einmal als eine vorübergehende Stufe die iuhc zu Hecht anerkannt, so tritt im Geg^enaatz zu der höchsten Einbeits-Idee der andere Gedanke in den Vordergrund, dass die Ehe ja eine Wiadaiäolaag dar Walteneagiiag iat. Wia £rahiaa aaa aich

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selbst herausging, und in der Wek eich wieder eia^lc» loer- zeugt der Vater sieh selbst im Sohne wieder. Diesen Cfedanken

nimnit der Indier sehr enist, und durch iliii einpfanfi,! die Kiie eine li<die , last sacraiiieiiiale Weihe. Der Sühn veriialt nith zum Väter wie die Welt ziidott; und wie dicWelt das Götth'che selbst ist, nur in einer anderen Form, so ist in dem Sohne der Vater selbst von nevem geboren, und wird so in fortgehender Ge* ' schlechtesfolge unsterblicli. Der pantheistische Gedanke klingt aaeh sehrhell in demBegriff der £he wieder. Selange der indier die Welt noeh als wtrkHeh ansaerkemien vemagi so lange hat ihm anch die Ehe eine heilige, die Weltenengong in sich trageade Bedeutung; und die indische Weisheit gestattet die Anerken- nung der Welt dem, der noch in den Jaliren der Juii;endkraft ist, gestattet ihm, von den reineren Freuden des Daseins zu gemes- sen, — aber in den Jahren der ^er( iften Krkenntniss muss jedes farbige Bild des Lebens fallen vor dem Gedanken dessen, der dem leeren Räume gleicht» Die durch den religiösen Grundge- danken Aber die Ehe ausgegossene Weihe giebt» in Verbindang mit der dem Indier eignenden Gleniäths-Innlgkeit, dem FamiiisB- leben eine hohe WtanCf und in den Dichtangeu spiegelt sieh cA die aarteste Gatten- nnd Elternliebe.

Fortpflanzung i^t erhabene Pflicht, so sprechen die Brahnt- nen."*) ,,Der Vater, welcher nicht v^rmRhlt [die Tochter*!, ist ta- delhaft, tadplliatt flpr(«atte, welcher nicht nahet [derGattiii | : und wer seine Tochter nicht zur Ehe giebt, der ladet bei jeder oiunat- lieben Reinigung derselbeu die Schuld eteer Tedtmig der Leihet* firucht auf sich.*)

f,üor Vater zahlt im Sohn die Schuld, crlnni^l in iiiin Unsterblichkeit., Wenn dnea Bciigehoram Sohl» l«bend'<!:cs Angcaidit or adinaC. So Tiele Luvt flr die todwpfe die Brdc gicbt, dw Twnm giebi, So vielo IiBtt die WoMor glÄt^ sock maivo bot der Tttac im floks. Der Mann geht in die CSottin ein nnd rabt nla Keim fan Nnitonehooaa, IJnd wird von ihr als neuer Mensch im sehnten Mond zur Welt gebnclli \ur dann iat wirklich Weib daa Weib, wenn er in ihr f^cborcn wird, Das Wesen Ist erneut , nicht neu , das sie in ihrem Schoosse trägt. Die Göüer haben «ie <lio weif^m . mif irrrtfisen Ehren nM«<?^'PsrhmÄek|; Die Götter sprachen zn drin ,M;inri: v;<'luirrn null slo dirh lOrt.in, Die Kinderlose hat kein UetiU liii, das fuhlcti \\ oh\ diu I iilcrc dcIbsL Und daher kommt ea, dass der Sohn dieiMutter (ludälcUwxster überragt**^}

„JHm [Iq den Meefloben eingegangene] Unreeen ist xdefet in Manne der Urketm oder beftvehtende Same, welcher die aea allMi GHedem den Leibes gezogene Wesenheit Ist. Weno er Uhi aaa*

giesat b das Weib , dann bringt er hervor jeoeu Keim, und so Ist

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dessen ert»te Geburt. Der Keim wird eins mit dam Weibe, md seiend wie ihr eigoec I<eib y zerttirt er ale nicht Sie pflegt iiobe* voll de« MaoBM eignes SeUmt» so aii%eneinMn in eie eelbei; und dm ele ihn «milirt, nnMe sie tittiicfa gepflegt wefden.^) jtUae nur ist ein voUkomnener Hann, weUer ane drei Penwnen lie« niebt, ana aich aettiat» aeiner GMn and aeinem Sohne; der Mann wt mit seinem Weibe nur ein und dieselbe Person/''')

Kulthoff, jus matriTHonii vot. Tmloruin. ih29. "^^ S?i\vitri. I, 12 (B(»pp). *) Ebeutl. I, 32. ■•) Yajuav. I, 6-4. - - *) Aitnreya- Bralmuuui, VII, 13. v. U<.»th in Weben Ind. 8tua. I, iö8. *} AiUre) a-iUooj. b. Wind. S. 1588. '') Maou IX, 45.

§ 141.

Die dnrcii atrengea Verbot voii Verbiadimgen «nler Bähen VerwaadteD vor chleriadber VerwiMernng bewahrte Ehe, in welcher die Vielweiberei erianbt» aber nieht dae GewöhnUehe iat, Übst die Frav Iceineeweges in der ehriatlieheti Bedeutung der

Persöiiliclikeit erscheinen, sondern als fast unbedingtes Eigen- thüin des Mannes; das oii erwähnte Bild des Samens und des Ackers [S. 470] giebt das Wesen der indischen Ehe; der Ackei ist nur um des Samens willen da, und dieser allein hatLebeu und Werth; und nicht die Fraa, sondern nur der Mann wird im iÜBde wiedergeborea. <) Die geistig niedrige Stellung der Frau geht aehoa aoa dem gew5hnlichen AUaraTerhAUnias der Galten hcrror; 9,ein dreissigjähriger Mann aoU ein M&dehen von awölf Jahren hevathen, and ein Mann Ton Tienuidswanzig Jahren ein Mädchen von acht Jahren acht Jahre aind das gesetzliehe Alter desM&dchens beim Heirathen, aber „einem jungen vorzüg- lichen Manne von angentlimem Äusseren darfein Vater seine Tochter schon vor diesem gesetzlichen Alter zur Ehe geben. '-^l Die Ehe ist ein rein bürgerlicher Vertrag und ruht ganz allain anf der Übergabe des Midehena doreh ihren Vater oder älteaten rotonlichen Verwandten an den Rfaan« oder aaeh aar anf der gegenseitigen Einwillignng; die religiöse Einsegnung ist eine Neliensaohe; die Ehe and die BeiacliUferei Tersehwimmen in miaader. Darin aber wird die Wtrde Weil>ea geaehtet» dass der Vater für seine Tochter wohl Geschenhe, aber keinen fCaufpreU nelimcii darf, nnd dass die Tochter, welche das ge- setzliche Alter bereits um drei Jahre überschritten, auch selbst- ständig einen (intten sich wählen darf; nur darf sie dann aus deni elterlichen liause nichts niitnehnien.'*)

« DieKasten mässen streng beobaehlet werdea, and die e r s t e vop afcahfflfftn GattiaBaB soU unnar aaa deiadbaD Kaate aehi.

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nur die folgenden dürfen aus niederen Klassen sein; wenn ein Braliinane ein ^udra-Mädclicii zur ersten Gattin macht, so ist er aus der Kaste ausgestossen; ) aus einer höheren Kaste als der des Mannes darf die Gattin nie genommen seu!» und reibst ein König darf keine Brahmaneiitochter freien«

Vielweiberei findet aidi «cImni Iii den Hymoeo des Rigveda.«) Bei Mana ist meist mir von einer Fien die Rede« «ed er empieMt dem Bfssoe, ,»er sei Immer mit ilir aliein sn&ieden;^'') aneh Hsico Polo sagt, dsss die Bralimsnen sehr keusch seien nnd snfrleden m Besitze einer Wen.*) Indens dnd gesetiUeh mehrere Frsnen g«- i«tattet, urjJ weuii diese aus verschiedeneo Kasten sind, so sollen ihre Behandlung und ihre und ihrer Kinder Rechte nach ibreniRang« Terschiedci) sein;*) überhaupt scheint bei mehreren Frauen Vcr 8chiedeabeit der ivasten, alc^o auch eine über- und uotergeordoeie Stellung derselben am meisten empfohlen zu sein; der BrahaanQ kann dann vier» ein Xatrija drei Frauen haben; der (ndra nsM osr eine Fun, nsMrüeh ans seiner Kaste h«i»en|i«) Wenn eise fndfsffMi flSr einen Bfann «in höherer Kaste sodi erhMhl ist, m wird sskhe Ehe doch nicht gern gesehen.

Das in der epischen Safte Torkonmiende Beispiel Ton VielaSs* nerei, indeiu dieDraupadi die idiii i^andav a-Brüder genieinsamer Ehe hatte, gehurt unzweifelhaft nur in das Gebiet der Mytben- phantasie; und reihet die Sage sucht dai> Widernatürliche dit^eü Verhältnisses dadurch zu miidero, dass sie der Bcasipadi jedes der fOnf Bffäder für den fünften Theli des Jahres als ansschUesslicbeo Galten gewährt, nnd dieselbe nvlscfaen jedem Gnttemrechssl drei- nml durch ^n Fener gehen Utast, wn sich for der Bintechnndssn bewahren.»; Dsss hei 4m, dem ichten Indierieheo sehr eni- fremdeten Sikhs jelat FiUe TSchesHieD , dass mehrere Brider ciie Bnhlerio, denn Ehefrau kann man dies« nicht nennen, lyesitzeo,)*) gehört gar nicht iu da^» Bereich iiidii>€hea Lebens, und ist wahr* scbeiDÜch ein von den Indo- Skythen 160] geerbter Gebrauch.

Verboten ist die Ehe und jede Vermischung mit der Scfan csfter von derselben Matter, mit der Tochter von des Vaters oder der Matter Schwester, mit der Tochter von der Mntter Bruder« nmli einem hestfanmieren €knete die fihe eines Mnnnas mil VerwiBÜM, „dte Tsn neinen Vorfiüuren der Hteriichen oder irtttlMikhes Ms Us ins sechste Glied abstammen oder denseihen Namen mit ihm Mren. »)

Bei der Schliessung der Ehe soll aneh die Reiheuibi^^e tler Gt- «chwister heobarhtct werden, nnd wenn ein jün^rer Bru<ler rniht i aA« seni älterer heiiathet, so werden b^nk von der Thcilnabnif an

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den Opfern ansgeachlossen; eben diess gilt von einem Mädchen, die vor der älteren Schwester sich verehelicht. Die Sitte, dass die Mädchen noch als Kinder verlicirathet werden , cjilt noch jetzt all- gemein; die Männer wollen sich dadurch ihrer Junglräulichkcit ver- sichern; es kommt vor, dass siebenzig|ilirige Greise mit vierlib- rigen Mädchen eine Ehe sdiliessen.

Die Geselsbidier geben eebt Aften Ton Ehen ae, von denen eber die svrei leisten der Brabmeneiihsste verboten abid; die vier enrteB Arten anterstiheiden tkk ner wenig voa etoanderi der Vater wiMt da selbst den Bräntigaro , und fibergiebt fbni seine Toditer nnter bcätimmten Feif*rli( Ijkeiteii ; er stattet sie aus, cmpfaugt aber hücli(ens einige Rinder zum Geschenk. Die fünfte Weise der Ehe besteht darin, dnss der Bräutigam sich da« Mädchen iVei wählt, und ihr und den Eltern reichliche Geschenke nach Vermögen giebt. ^ Die sechste Weise, „die Vereinigung etoes Mädchens und eines JangUags in Felge gegeaaeitigeB Wnaaehea, lieiaat die Gaadlmrver- Sbe; aaa dem Verlaagea eatsf^niagan, hat aia die Freadea der Liebe aon Zwecke der viteilidie Segen iat dabei Neheaaache. ») Aia rncUaa geÜea die aarei leistea Arten der Ehe, „weaa ama eia MiddieD mit Gewalt aus dem väterlichen Hanse schleppt, nachdem man die sich Widersetzenden getodtet oder venvundet« und wenn ein V erliebter heimlich das schlafende oder berausdite oder wahnsinnige Mädchen umarmt/' Ffir unwilrdig wird es erklärt, wenn ein Vater för die Verheirathung seiner Tochter auch nur das kleinste Geschenk nimmt; eis solcher sei ein VeikiaHir aeiaea ^ iüadea; aar die Oherreichaag ehiiger Riader Iat geatattet.**) M der Hochseit fladet aielat eiae Eiaaegaaag aad ehi Opftr atatt, aai das CttOck dar Oattea an aiehm; Meaa Iat die MMgUl der Ehe aar vsa der vevtragamlsBigen (^rgalM der Braat dareh dea Vater oder dessen Vertreter an den Bräutigam , und hei der Gan> dbarver-Ehe nur \ori der ge^nseitlgen Einwilligung abhängig;^*) bei gefallenen Mädchen sind Einsegnungen untersagt. ^2) Manu be- handelt die Eheu unter dem Abschnitt von den Contractu Verhält- nissen. Aus der ganzen Darstellung geht hervor, dass der Indier keinen wesentlichen Uotersdded zwischen der Ehe aad der aatdr- ÜdMa Oeachlechtaveibiadaag MM^t«

1a der Regel wihlt aidht daa MSdchea Irel, aaadeia der Vater gielit aia daeai Maaae, ohne ale areüer an fragen. Aasest deai ge- seCalMi besthamten Falle, dass eine Jotigfiraa 4rel Jahre nach ttirer Mannbarkeit ilie freie Wahl dejs Gatten erlangt, durften auch in älte- rer Zeit, seihstnoch in der Epcnperiode, vornehme Töchter sich selbst den Gatten wählen; die Freier wurden su einem Feslmabt geladen,

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bei wcichetü <las Madehen iltrcni Ervväblteo eiiicu Kränz um den Nacken wart' (Nal und Uaiuajautt). '^^)

») Mann TT. ») M. IX, 94. ») M. TX, 89. *) M. TX, 90; Yajnar. I, 64. •) M. m, 14—18; YAjnfiv T, 56. •) Eijfv. I, h. 105, 8 (Rosen). ') M. Hi, 46. ■) Marcorolo, III, c 22. ') M. IX, P5. 149; Ynjnav. I, .')7. Mmd, ni, 12; Yiynav. I, 57.— »') Boi.p, AKlsdi. K. p. Xlü; Draap. lU, 5. ~ Baldaw, Rwhrcib. etc. 1672, S. r)4f>. ^ ' ) Oilirli, Krise, I, 176. Miinu, XI, 58. 170 172. M.1UU, III, 5, Yajnav. 1. :»3. M. III, 154. 160. 171.- Sounerat, Rebe, I, 57. 58. ") Manu, III, 20 34; Y^nav. I, 58, ff. »•)VgL Saktint. 8. 60. •«) 1^ ni, 51. 6S ; IX, M. •>> IL Y, IM* IC VUl, SS€. » «>) WQfQii» TbMMr H. 1, 396.

S 14«.

Ab Muster der indischen Ehe mu^s die der Brahmaueii betrachtet werden ; da sind »dion Där die \\ abl der Gattin sehr bestimmte Varordoangeii gegeben, und die Gesetze sorg;cn nit Canteoliaft äog^Uielier Sorgfalt dafür, data eiim BrahiaaM Gatda untadalig sei an Kdr^ aod Geiat «ad Sittes« Die Ehe soll itt strengster Ehrbarkeit geflUirt werden, die Ar die Brali- manen bis in seltsam kleintielie EinaeUieiteii hinein verge- tjchni^beii ist; selbst die physische Erfüllung der ehelichen Pflicht unterliegt der strengen Bevormundung; des Gesetzes.

Strena^ste ünterwärfigkeit und unbedingter (iehorsanu selbst gegcu den wunderlichen oder unsittliciien (hatten, und Treue i bis in den Tod und über dea Tod hinaus ist des Weibes hei- I llgste Fflieht>) Die Witt wen müssen ihrem Gatten kemebe Traoe bewahrans unwürdig and verabsohent ist die Wittwe, die einen awaiten Gatten nimmt» geringgeaehätat die, die ihren Gatten keine Kinder gebaren« Das Verbrenn en der Wtttwei ist noeh aa Mana's Zeit gana nnlielLanttt, hat aber in spttwer Zeit eine tra2;isch- grossartige Entwickelung genommen. Wählt eiiu! W ittwe aber nicht den Flammeijio<] . so i^it sie zu steter sti e[i^st( r Zurückgezogeuheit und Entsagung auf alle Freuden i verpilichtet. ^) ' Ein Brahroane soll sich kein Weib tvählen aus einer Familie, die ihre reUgi^feeo Pflichten verabsianit, in welcher die Vedea nidit gelesen werden etc., kein MüdcheO) weiches dickes Ussr saf «ka KSqper hat, oder zur Schwindsucht, Epilepsie, Aasssts , soUediter VecdaBasg etc. neigt» oder welche rOthliches oder xa wenig Uku hat oder irgend ein ungestaltetes Glied, oder die von Natar kritak* lieh ist oder sehr geschwätzig, die entzündete Augen hat, dertn Name unangenehm klingt oder eine garstige Bedeutun«^ liat ; er snW sich vielmehr ein Mädchen wähieo von tadelloser Gestalt, vou

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geDebmem INamen. deren ZSfin«' u\r]\i /.n uross und deren Kürper sehr weich ist, „deren Gang voll Anstand wie der eioes Flamingo oder eines jungen Eleplianten ist; ^) noch jetst werdeo di« Töchter bmI Sdhoe Miseher Föraten im Gaoge eioes filepliMliti uiter- ridiCat«)

Achtung aid sarle Behaiidliiiig der FnieD wird etreog eupM- leit. „WeoD die Fmaen io fihreo gdMilten vrerdes, da ist Wohl- gefidien der OVtter, aber wo sie vevaciitet werdeo , da eiad alle

Kaltusbandiungeo vergebiich; wenn die Frauen, denen man nicht die gebührende Achtung erwiesen hat, über nrn ilaus einen Fluch aussprechen, so eeht es mit allem, was da/u tijehört, unter; daher müssen IVlantier, weiche reich werden wollen, die Weiber immer mit Schmuck, Kleider und Nahnii^ versorgen/^

0er Mann soU «icli aeioem Weibe zu der för die Schwaageiiaeliaft geeigaeteatea Zeit alhem ; aa aedia iNieklen in jedem Momte iat die Umarmnag ooteraagt; wegea KwwwMitfit beUt wevdea aber die Mioaer, die ancfa aoch to aodera aebtNKabtea aioh eatbattan;') wibrend ibrer monatlieben Reinigung mnm der Mann die Frau an- berührt lassen, iiiui dait niit ihr nicht aui demselben Hett schlafen, ja soll mit ihr dann selii^t nicht reden. Ein lirahnidiie soll mit - seinem Weibe nicht aus derselben Schüssel essen, soll sie nicht aoaeben, während sie isst» gäbst oder io oacblfiMuger ätelluag ■ital« eatblösstist etc.^)

^Oegeaaeitige Treae bm aa dea Tod ist die bOebate Pflicbt bei- der GaÜea«*«») ,,Ibrem Maane aoll ela Weib mit Acbtnng tbr Le- bea laag dieaaa und llmi aacb nacb aeinam Tode aocb aaiiiagea} - nad wenn aaeb der MaaB aleb tadeloawertb betrage and aaderer Liebe steh zuwendete nnd guter Eigenscbaflen ledig wire, so soll ein tugeiKlliaft t»s Weih ihn dennoch immer wie einen Gott veieliren; sie darf niclits thun^ was ihm misüstaüt, weder bei seinem Leben noch nach seinem Tode." ^o) ,, Der Gattin höchste Pflicht ist es, eine ewige auf der Welt, dass sie das Leben aafopfore, wo es des Gatten Wobi erbeischt." i^)

Die GattiB war aber dem Maaae gegenüber beiaeswega recbt- laa^ aad nicbt aeiae Skbvifl; die Dicbtnagea der ftlteatea wie der apitoraa Zeit gebea ibr eine ehraabafte SteUaag na Uaaae» ja in ebiem Drama wirft sieb eia voa seiner Gattin bei elaem Idelieaabea« fever überraschter Konig ihr zu Füssen, und mnss mhig 7,usehen, wie sie seinen Freund und Helfershelfer, einen Hrabmanen^ an einem JStricke um den Nacken davonschleppt und einsperrt.

1>fe Wittw e ist zu strenger Treue gegen ihren Mann verpflich- tet. ^) Von den Opfern als nawlirdig aasgescldoasen ist der iSohn

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wnA d0r Bli6tt>iiii 6h€v iwb swvilMi Miil veriMnUbtfteu Vtin*'*)

„Eioe Wittwe spreche nie auch nur den Namen eines uiidern Man- nes aus; eine Wittwe, welche sich sjanz konsch erhält, geht ijradc Elim Himmel ein, seihst wf-nn .sie kinderlos wäre; aher eine\Vittwe. welche aus Begierde, Kinder zu haben, ihrem Gatten untreu wird, wird hier veracbtet und tod dem himmlischen Aufenthalt ausge- schlossen, wo ihr Gatte ist; eine tageadhafte Gsttin liat in lEetoen Falle da* Recht, eineo swelIeD llam so neluM;" dagegen >»datf ein Bfansy welcher Air seine gestotbene Gmttio alle LeidMafeiet' lichkeiteB erflillt hat, sieb wieder iFereheBehen/* ^Grttse Sfinde begehen Frauen, welche knüpfen den «weiten Bm^,"^) Auch jetzt noch ist es unerhiirt, dass eine Wittwe, «elbst wenn sie noch Jungfrau wäre, wieder heirathe. ") Die aus diesefi Oesetzen hervorgegangene Ahnelcjunc; der Männer, Wittwen 7.u heiratben, erleichtert letzteren ihre Pflicht. Ais in neuester Zeit ein den alten Gesetzen abgeneigter reicher Hindu einen Piais tob 10,000 Rupien [k % Thaler) lir denjenigen Uindn anssetete» wel- cher dne Wittwe eheÜdite» land sieb kein Beweiher «n dlewn Preis.»)

Dos Verbrennen der Wittwen Ist Immer IrelwIlKg nnd eine Hand- lang hoher Liebe: abgeschmackte ErklSningen, wie die, dass durch diese Sitte die Frauen abgeschreckt wurden, ihre Minner /u vergiften etc., i») haben viele Nachsprechcr gefunden. Zu Alexan- ders Zeit galt bereits die Sitte, jedoch noch iu geringer Aus- dehnung; hei Manu ist sie noch gar nicht erwähnt, wohl aber ia den £pen<<) uad in den filteren Dramen. 22) Wenn fan Rig%eda einige Andentangen des Wittwenverhcennens verkonuDen,*^ «• sind diess wahrscheinlicb spStere Znsfttze.M) Spiter wmds diese 8ltte InSner allgemeiner , wiewobl die Aasdehmmg demdbei vieUacb ühertiiehen werde; nach amtlkdien Bericbten ▼erbnumle» sich in Kalkutta und dessen nächster Umgebung ron 800,000 Ein- wohnern von 1815 bis 1823 in den einscelnen Jahren 253, 2bÜ, 442, 544, 421, 370, 392, 328, 340 Wittwen ; ■^ ■) in anderen Gegenden war die Zahl bedeutend geringer, lo Bengalen wird die Wittwe mit der Leiche an einen Pfahl gebunden , und ring« um sie Bambusrakr anigescbichtet; in anderen Gegenden ist der Scheiterhaufen in etoer tieÜBn nnd weiten Grabe, nnd die Wittwe spibgt in die aoisdcw den Flaonnen; in anderen sitst die Gattin anf dem Scheltefbasfcsi mit dem Kopfe des fibegatfen anf Ihrem Scbeosse.**) Die bi feier- llchem Aefirage nnd nnter Mnsik svm SeheiteibaiifeB edweHesdc WHtwe vergiesst keine Thränc und lässt keinen Klageruf verneh- men. Als einst ein Engländer eioer aas der Feuergluth wieder her-

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ausstflrzenden Wittwe sidi annahm, nnd ihr Verbrennen hinderte^ w'urtJe er von ihr am fulgeiitlcn 'J age mit den bittersten Vorivürfen öberhäufl, dass er sie um ihre .Seligkeit crehrorlit hal>c, und sie nun verJasfien und verachtet umherirreo müsse. Bei der Lei- dMiifeier eines Ffirsten in Labore in nevevter Zeit verbrannten sieb ?ier «eiaer Fmes «od sieben Slcla?inn«ii. Unter Masilc und Kano* neadonoer wiifdeo die Treuen in feieilioher Prooeeeion berbe^gefiUhft; der Lekhmm war eitsend siviecben hoch an^sebtafte Heliecbidbten gebiuidev. «»Zwei der Fnmw, erst eecbneba Jabr alt, ven bin- reieeender SehOnbeit, acMene» eelif , Ihre Reise vom erstell Male der Menge üfTentlich zeigen zu können. 8ie nahmen ihre Icostbareu Juwelen ah, verschenictcn sie an ihre Freunde, Hessen sich einen Spiegel gehen^ und girtgen langsamen Schrittes in die Feuergluth, bald in den Spiegel sehend, bald die Versamnilung aDblicicend, und da]»ei besorglicb fragend, ob eine VerUodemag in ihren Gesichts* sigeo wahrzunehmen sei. loi Augeobltclc waren sie von den Flammen erfasst und dnrcb Hitse und Raiieb erstiekt Wea%er freadig und will% neigten sieb die anderen Fraven; es war ibnen der Scbaner aaaiiseben« der sie bebe AnbHeke des fttrditbaren Elementes ergriff; indess sie wnssten, dass ein Entkommen niebt möglich sei, und erga* ben sich freiwillig iti da« Iiarte Schicksal."'*) Nur die Wlttneu der Brahroanen und Xatrija pflegen sich zu verbrennen;**) iu eini- gen Gegenden, wo die Leichen uicht verbrannt werden, lassen sich die Wittwen lebendig mitbegraben. ^) In den muhamedanischen Staaten ist diese Sitte gans vnterdrackt, w&brend die Engländer sie nv erscbweren. <

O Mann, BC, 78. 79$ T^jnsr. I, 77. •) OMr. Wae, Bm. I, 117. •) ICin, ft^lO. «) Orliek, Heise, I, 305; II, 10. ») Mann, IQ, 56— 59.

•) M. in, 4:-. ff. ; IV, 28. 128 , Yajnav. I, 79. ») M. IV, 41. •) M. IV, 48—53. •) M. IX, 101. »0) Manu, V, 131. >») Bopp, Ardsch. S. 32. <•) Retnavali, in Wilsons Theater d. H. U, 175. >») Colebrookc, in Mise. Eas. I, 114 S. Miiin, III, l-^r. 166. >») M. V, 157. 160 162. 168; vgl. Yajn. I, 75. i«) Ardsch. B, v. Uopp. S. 34. »») Sonne.rat, I, 6«. »") Aus- land, 1846. 8. 752. >•) DiiKlor Sic. 17, 91; 19, 33, buabo, XV, 1, 30.— •*) ijtrabo, XV, 1, 62. •*) Bopp, Ardsch, K. p. X; Lassen, lod. Alt. I, 493.— ••)Kriehch. K Wilson, Theater I, 276. •*) Colebr. Mise Em. I, 114 ff. *«) SaUholi; p. 91. ^ •*) Quaterly miflw, 1687. Pebr.; Bohlen, 1, 801. Or* Beiw, 1, 189. «0 Orfieh, a. a. 0. OrHcb, 1, 184; vgl 18». 190. 8onnnat,|L 1, 80. EM. 81.

Die TreniiQng der Ehe ist zwar des Maimee Reebt, da er

der Besitzer ist, uiid das persönliche Uccht des Weibes noch nicht ericannt ist, aber die W illkür wird doch dadurch sehr

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beiciiriiikty daM der Mann, der ahne triftige Gründe Mine Gattin entfiest, derselben den driitten Tbeil seines Vemog« geben , jedenfiüls aber sie emfthcen mnss«

Der Ebebrueh wird, da die tiefere Bedeutang der Ehe

fehlt, nur als eine Eigenthumsverletzung betrachtet, die gesetz- lichen Strafen für denselben sind meist nüld, und nur dann hart , weiiii ein Mann der niederen Kaste die Ehe einer höheren Kaste entweiht hat.

Wegen der Erhaltung der Familie und wegen der den Vorfahren zu bringenden Spenden ist in solchen Füllen, wo eni Gatte i^eine Kinder zo erseugen Yennag oder kinderiot gestorben ist, die Erzeogong eines Kindes dnreh dan niebsten männlichen Verwandten desselben vorgescbrielicii; diese Levirats »Ehe Ist strengen und feierlichen Fonaes unterworfen.

Ein Mann darf sich von seinem Wtilje tiejuieii, wenn diese be- harrliche Alincigung gegen ihn zeigt; ferner ,,ein trunk:iüihiiue>i Weib» und die von schlechten Sitten ist und zänkisch^ oder mit eioer unheilbareo Krankheit beliaftet, verschwenderisch etc., trott entlassen werden; ein uDfrachtbares Weib darf ini acbteo Jakra entlassen werden; dle^ deren Kinder alle gestorben sind« im idm- ten, die, welche nur Tucbter gebSrt^ im elften» die« welche Laster- reden spricht, sofort. Wenn aber eine kranlce Frau tugendhaft ist; darf sie nur mit ihrer Bewilligung durch eine andere ersetzt nnd nie iieringschalziL: behandelt werdenj**') eine ehebrecherische fiau, oder die eine schwere Sünde begangen, soll anf der Stelle entlassen werden; aber wer ein Weib verlässt, welche seineu licfehlen ge- horcht, willig ist, treffliche Söhne gebärt, and freondiich apridit. soll den dritten Theil seines Vermögens bezahlen, und vresii er unvermögend, jedenfalls die Frau crnühren/^s)

»yEagiebt nichts in der Welt» was so sehr ein langes Leben Iud- dert als das Weib eines Andern liebkosen/' ^Der König ver* bannne diejetiii;eii , welche die Weiber Anderer verftihren, oaehdea er sie mit schmachvoller Verstümmelung Ijestraft. FJn Mann, wel- cher sich heinilii !i mit der Gattin eines And<^rn unterhält, und schon wegen schlechter Sitten beschoUeu ist, soll zu einer Geldstrafe verurtheiit werden. Ein Weib auf eine unzieineude Weise berühren oder sich von ihr berühren lassen, sind ehebrecherische Harn)* Inngen;''*) ja ein Mann darf eine Fran selbst nicht mit dem Kleide anrühren.*) Ein Vaifja wird ttfegen Ehebruch mit einer Braboui- nenftan, wenn diese betracbt war, mit einem Jahre CrcfluifeMfli isri mit Einsidning seines Vermögens bestraft; ein sdinldiger XatriJ»

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muss ebe hohe Geldstrafe zahlen, sich den Kopf scheereo und mit Eselsbani begiesscD lassen; war die Frau Dicht bewacht, so wird mr ehe geringe CSeldatrafe verbftngt; dagegen wird unter ecschwe- reoden Umntlbiden, besonders bei dem Ebelinieh mit einer Fkan «os iAberer Kaste Todesstrafe Tetblngf ; Mr die mebteit FaUe ist aber nur Geldstrafe bestimint. «) Sbebtnch mit der Gemaidiu des Königs wird mit Verbrennen hei Strohfeuer bestraft.'^) Wenn ein Brahmanenschiiler die Gattin «eines geistlichen Vaters umarmt, wird er an derStirti mit (1( tu Zeichen der weiblichen Scham i?ebrandmarkt:*) die ^eiwUlige Busse für diesen Frevel i^t viel härter (S. 379). Die schuldigen Franen werden mit Abschneiden der Ohren etc. bealtaft.*) Bei Manu werden jedoch Männer enrfthnt, weiche mit der Scbande ihrer Weiber ein Gewerbe treiben/' «>) Ehebmdi mit der Gattin eines Freundes, mit der Gattin des Solnies oder eines andern Verwandten wnrd mit dem Absebneidett des Gliedes und mit dem Tode bestraft; aueh die Frau, wenn sie eingewilligt» wird hinsferichtet. **) „Wenn eine vornehme 1 rau ihrem Gatten un- tren \\'\:[], so soll .sie der KTiniir anf ofTeTitlichem PlaUe von Hunden zerreisseu lassen; und den mitschuidigeo Ehebrecher soll er auf ein eisernes giOfaeodes Bett legen lassen ^ bis er verbrannt ist/'>^) ,yiem Jemand kefaie ICinder hat, so Icann die Gattin mit Erlanbnias des Manoes mit dessen Bmder oder anderen nahen Verwandten beischlafen» um Nachlcommen znersieleo;'' derBeanf-* tragte soll sieb das« durch Besprengung mit flOssiger Butter beson- ders weihen, und in der Nadit und schweigend der Frau sieb nähern, bis sie schwanger ist; aber er darf nie einen zweiten Sohn erzeugen, und nie die Pflicht zur Lust v orkehren; sonst Ist er als Ehebrecher zu betrachten '3) Einer \Vitt^^ e wird dagegen solche Gemeinschaft von Manu schlechterdings untersagt;!^) spätere Ge- eetze jedoch erlaui>en sie ihr, wenn der Brahmaneniehrer seine Einwilligung glebtp') und diese Auffassung ist aiicb tod spiterer Hund in BiMm*« Gesetie selbst eingescboben worden, i«) so dass sich diesellien widersprecben* Nur wenn der Hann sogleicb nach der Hochzeit stirbt, soll sein Bruder die Wittwe wirklich beira- tben, sich aber nach Erzeugung eines Sohnes iiir den Bruder von ihr enthalten.")

») Manu. IX, 77 82; v-1. Yajnav. 1, 73 iT. «) Yajnav. I, 76. •) M. IV, 134. *) M. Vlir, 352. 354. 358. Wilson, Theater d. H, I, llfV. •) M. Vm, 359 ff.; 375 ff.; Yajn, IT. f\\ Yajü. II, 282. ") Mauu, rX, 257. •) Y^nav. U, 286. M. VlU, 362. »») Yajn. in, 231 flf . •») M. vm, 371. 372. »•)Manu, EX, 59 03; 103. 143 ff. 1G2. - ««)M.IX, 64 68. ' ») iyjUttV. 1, 68. « •) M. IX, 60. ^ ') M. iX, 09. 70,

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§ U4.

Da die Ehe selbst noch nicht auf der Idee der Persön- lichkeit ruht, soudero ein blosser bürgerlicher Vertrag ist und itt das Bereich des Besitzrechtes föUt, die höhere Bedeutung BOT abtnngsweiae andeutend, nnd da ale die Vielweiberei ein- aehlieaat, ao lat die avaaereheliche Gemeiaachaft der Ge- aeMeehter kein Unreeht« aobald dabei nicht in ftemde Rechte eingegriffen whrd. In Mann'a Gesetabuch wird Unsacht aller Art oft erwähnt, und im Allgemeinen nur mild oder gar nicht bestraft; und die indischen Dichtungen zeigen oft, dass vielfach eine sehr leichtfertige Auilassung der Geschlechtsliebe galt. Während der fromme Asket alle Sinnlichkeit von sich weist, nimmt es das Volk, welches nur in der Vorhalle der religiösen Idee stehen bleibt, mit derselben viel weniger streng; die wahre Keaaohheit beniht auf der Idee der geiatigen Peraftnlichkeit, welche ai^ der Natnr gegenüber frei and aelbatMndig erliilt; der Indier hat dieae Idee ncch nicht, er weiat die PasaSa- liehkeit grade ebenao aarAek wie die SinnKchkeit; hat er aber einmal auf die Strenge der reinen Entsagungslehre verzichtet, so hat er auch ge^en die Anforderungen der Sinnlichkeit keine reclitmässige Gcgenkiaft» und wirft aich uDgeacheut ihr in die Arme.

Das bahlerische Lebeu der Bajaderen ist schon erwShnt. Maaa erwähnt Hurenbäuser als ehrlos.*) Zur Griecbeoaeit schon galt Bttblerei als eiae erlaubte Sache, und b dee Dramen, auch im ftlteatCBf finden wir dieselbe bereits fai einer Weise auageliildet, dasa aie aa die Blfitheaeit des giiecbisdiea Hetirenweseaa eriaaert In dem Drama BIridichakatika ist eine SfrentHche Bnhierln die roa dem Dichter mit der grössten Liebenswürdigkeit ause^estattete und als weibliches Tugendideal gezeichnete Hauptperson. Sie wohot in einem prächtiiiert Pailast, hat eine Menge Diener und Dienerinnen, hLuche und Eicphaoten, und ist von dem üppigsten Luxus umgeben; IVIusikchSre unterhalten die bei ihr sich versammelnden reichen Wfist> Uage, Juweliere und Parfünieurs sind zahlreich in ihreh Dienst; ein ganzer flirstlicher Hofstaat bildet das Hans der BohleriD, priditage GArten mit Wasserbassins und seidenen Schankeb unigelien des Pallast > nnd ein besucheader Braimiane glaubt hier in „ladra's Hfanmel" su sein. •) Und diese Bnhierin ▼eriiebt sieb fai ^sso ehr- würdigen, hochgearhteten lirahmanen, welcher sich nicht im min- desten 8cheiit. ihre Neigung an/.unclineu und sie in seine Wohnung au fahren, und auch öffentlich seineu Umgang mit ihr kuodzuge-

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heu, uod niemand nimmt ADs,to86 daran. Ihre Treue gegen den Geliebten in allen Anfecbtnngeo Uni der Gegenstand des Drama«. Wm würdige Gattin des Brabmanen hat keinerlei Bedenken Aber 4ttD UiDgaog ihres Gatten mit der Bnblerin; diese aeedet ihr, als Ihrer „verehrten Schiv^eeter** ein koatbareaHalabani lam Geschealr, eiBipIkagt ee aber xvrttch mit den Wortens ,,Dii biet l»«gflnatige( ▼OD dem Sohne meines Herrn [d. b. meines Gatten]; es sehiekt sich nicht für mich, ilas Halsband aiizunehnien ; dusn raein

Gatte der einzisre Schmuck ist, der für mich Werth hat/ In die- sen Worten zeiut sich zwar ein stiller Schmerz und ein edler »Stolz, aber zugleich auch die Ansicht, dass die Buhlerei rechtmässig sei. Als der Brahmane, fUlschlich angeklagt, die Buhierin ermordet ztt haben y sim Tode geliihrt vrird» besteigt seine Gattin den Scheiter* haate; nnd als eie nach LOeimg derlmmg noch im lotsten Augen« httch von ihrem Gattea dem Tode entrissen wird» vmarmt ä« ihren Gatten «id anch ^e BnUerin, und begrünst sie mit dem Worte: willkommen , glückliche Schwester;" und diese wird die zweite (lattin des Brahmanen,') Wenn in anderen Dramen die Frauen e:ar nif ht so sanft darein sehen, wenn ilir Gatte eine zweite I;i«'l»e hal. vielmehr sehr harte Scenen berbeitülireu,-^) so ist das die Eiler- socht der Leidenschaft und nicht der Zorn des Rechtes.

Von grosser Entsittlichung zeigen die vielfaclien» sum Theil gans annatOrlicben Arten von Unzucht, von Pftderaatie ete.> die bereits von Hann envAhnt and aar mit leiebteD Strafen oder Baaacn be- legt werden.*)

») M. IV, 84. 85. •) Wilson, Theater d. H. I, 120 ff. 135. lür, ff. •) Ebend. 246 fF.; 149. IW. S76 ff. *) Ebend. I, 335; II, 160. 17L 175. 193. *) iL XI, 67. 173. 174.

§ 146.

Da6 V' erhältniss zwischeu Eltern und Kindern, eni Abbild des Verhältnissea fisakna'a zur Weiti iat zwar auch hier wie in Ckäma «in hoeh «od heilig cpahaiteneS) vad die Kinder sind den EHeiB mm tiefstea Gehonam «nd sor elnteehtayollen, auch ■I ÄMBBerm in elvengen Formen sieh kund thaenden LIelm ver» liflfehftet, *) aber dieees natürlich*slttliche Verhftltnies, Ui €%iaa das heiligste auf Erden, tritt liiei (lenuocli zurück vor dem höheren Bande, das den Schüler an seinen geistlichen Vater knüpft; dieser muss dem frommen Jun^linii; Ijöher stehen, als der, weicher ilim nur das natürliche Leben gegeben [S. 383 ];>) nnd dasFamilienband als ein natürliches wird^ in demBrahmanen" mmmiQ. «enigeCoM» gnmdatelieh dmwli die Erasiciiang hei dem

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fremden Lehrer gelockert. Der Brahmaiienknabe bleibt nur in seiner Kindheit im elterlichen Hause, und tritt dann in dem höheren Stande des Lehrlings in das Haus seines geistlichen Lehrers, der fortan sein höherer Vater wird. Das ist etwas den Chinesen gans Fremdes; dort giebt es fiber der Kindesliebe gegen die aatürllehen Eltern nichts Höheres, eben weil m der natfirliohen Whrldichkeift auch alles Ideelle schon gegeben ist In Indien ist ein höherer Gedanke. Die natürlichen Familien- banden sind wie alle wirkliche Natürlichkeit an sich noch etwas Unwahres; nur durch Erkeinilnibs der W eisheit pelnngt der Mensch zu seiner Vollkommenheit; aber diese Erkeiiiituiss ist nicht dem Menschen schon von Natur eigen, sondern will schwer errungen sein. Das natürliche Wesen des Menschen maXk abgestreift werden und angesogen ein neuer, geistlicher Mensi^; noch aber steht in Indien die Idee nnTersöhnl dar Wirklichkeit gcgenfiber; die natürlichen Banden müssen aQ%e- IM werden 9 wenn der Mensch eintreten soll in das geistliche Sein. Wie das Ideal noch jenseits der Wirklichkeit steht, so ist auch der geistliche Vater noch ein anderer als der natürliche Vater; und wie der fromme Asket seine Gaüin und seine Kiiif^er Terlässt, um die höhere Stufe in Waldeseinsamkeit zu erringeni so miiss der Knabe seine natürlichen Eltern verlassen, mna emes geistlichen Vater zu gewinnen.

Auch hier steht die Idee hdher als die Wirklichkeit War dem Chinesen in den Eltern die GesammUieit der Pflichten gleicii- sam TCrkdrpert» war er ihnen zum unbedingten Grehorsam ver- pflichtet [§ 52], so steht dem Indier die Idee, die Pflicht, h5hcr als die Kitern, und er hat zuerst zu fragen, was die Tusrend, und dann erst, was die Eltern fordern; „Vater und Muüer werden den Menschen nicht in die andere Weit begleiten^ die Togend allein bleibt ihm.^'s)

Die Erziehung ist in den Gesetzbüchern Bwar sieinyeli genau behandelt, selbst die der Sftnglinge, aber es wird dabei feat nar der Brahnanenstand ins Ange gefasst Und diese Br* nehnng ist gans anders als bei den Chinesen. Der Chfaiess ersieht för das praktische Leben, der Indier für das MccOs^ jener für die Erde, dieser für den lliniiael; jener er/ieht de» Sohn zum Fortkommen in der Welt, dieser zum Forlkünnnen aus der Welt; jener erzielit ihn zum Ihirf^er, dieser zum l^rie- ster, jener zum Wirken, dieser zum Wissen; jener lehrt ihm das Staatsgesetz, dieser das Wesen der Gottheit; jener fuhrt den Sohn in die Welt, dieser ihn aas der Wek in sieh hhiaiai

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jener lehrt ihn erwerbeo und gemessen, dieser betteln und entsagen.

Die indische Urei faltigkeit, die durch das All btodurchgeht, wie- derholt sich aach hier; für das Kind slüd Mutter, Vater und geist- licher Lehrer das Wiederbild der guttlichen und weltlichen Dreibeit; und diese drei werden verglichen mit den drei Welten , den drei Kasten« den dreiVeden etc;; der geistliche Vater ist das BOchste«*) „Wenn der Knabe aeioe Mutter ehrt, gewinnt er diese inUscheWelt» wenn er seinen Vater ehrt, die mittlere Welt, «renn er seinem geist« lidben Vater immer mit Achtung begegnet, empfangt er Brahma^s hininiÜsche Welt;** so laiig«^ diese drei lelinii. soll er nicht sich, sondern dirst u angehören, und lair ihren VV uijü.i[ien zu dienen stre- ben.*) An tien Opfern darf als unwfirdii]^ nicht Theil nehmen, wer mit »einem Vater zankt, oder wer grundlos seine filtern verlässt*) Ancb die ausserlichsten Formen der Ehrfurcht hat der Sohn zu be- achten. „Eon Brabmane darf nicht absichtlich über den Schatten seines natlirliehen oder geistigen Vaters schreiten.'*^

Der ältssle Sohn geht den übrigen Kiodem im Erbe vor und soll

?on den Geschwistern nach des Vaters Tode wie ihr Vater he*

trachtet werden; er ist das Haupt der Familie. 8)

^) Manu, II, 227 fl". «) M, ü, 225. ') Mann, IV, 239. •) M. H, 229 fE.— •)1L U, 233. 234. M. III, 159. Q M. IV, 130. •) M. DL 108 ff.

Sechster Abschnitt. Der Staat

S 146.

Der Staat mxtsn bei den Indieni BOthwendIg euie gans andere

liedeuUuig und eine andere Gestalt haben als in China, der so verschiedeneu Weltanschauung entsprechend. 1) In Cliina ist der Staat schon an sich das Reich Gottes, ist die nothwendige und durchaus rechtmässige Otienbarung des himmlischen Le- bens selbst; zwischen dem wahren göttlichen Walten in der Well und zwischen dem Staat ist kein Unterschied; der Staat ist an sich gut und gOttiioh, und alles himmlische WirlLen in der Menschheit fUlt in den Staat; es giebt ausser ihm nicht noch etwas Höheres in der Menschheit; der Staat ist zugleich die Kir- che , und der Kaiser der höchste Priester, und die Regierung ist Kultus, und die Mandarinen sind seine Diener; die Staatsgesetze sind auch Beligions- Pilichten , und Geliorsam gegen den Kaiser ist Gottesdienst* AUes ideale faUt in das wirkliche Dasein ^ und

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der Ciiiiitsa wM steh dämm mit gaiaer «ad Yoller SeeltMf das staadidie Leben. In Indien gebOrt der Staat dem an ildi unbereehtigten nnwabren Sein der Welt an; die Wahrbeit liegt

jeuseitä der Welt; das wirkliche Volksleben ist niebt das Ideale, ist nicht das Wahre und Göttliche, sondern gehurt der Welt der Maja, der Täuschung an. Dan binnen und Trachten des Indiers geht über die Welt hinaus; die wahre Weisheit besteht in dem Abwenden von ihr. Darum kann der indier, der Brah« mane wie der Buddhist, wenig Interesse für den Staat habeo; das Retdi selaer Idee ist nicht von dieser Weit; das bunte Treiben des Staatslebens ist ihm gleicbgfiltig, denn das ist alles eitel; nicht anf dem Thron ist der wahre Weise an finden^ senden in der Waldes-Einsaaikeit und in der Klosterstilles imd bodi gerühmt ist es, wenn ein Fürst sein Scepter niederlegt und als frommer Asket in die Einsaiukcit geht. Hat doch der höchste der Stände, der Stand der vollkommenen Menschen, mit der Herrschjift nichts zu thun, die Brahmanen sind nur des Für- sten Rathgeber und die Vertcetec der sittlichen Idee den eio- seinen Staatsbürgern gegenüber, als Richter; sie haben nur an sprechen, nicht an handeln.

§ 147.

In China ist ein Himmel und eine Menschheit, ein

Staat und ein Kaiser; der wahre Staat kann da nur ein einiger St ill; China kann nicht einen zweiten berechtigten Staat neben sich anerkennen; und wo, wie in Japan, sich die chinesische Weltanschauung, wiewohl abgeschwächt, wiederholt^ da ist ganz dieselbe Ausschliesslichkeit; auch Japan weiss sich als den einzig möglichen und berechtigten Staat. In Indien ge> hart der Staat nieht dem wahren, gattiichen Seui, senden der unwahren Welt der Vielheit an, und mnss dämm aneh die weltliche Vielheit an sich tragen. Die güttliehe Seite der Well, das Idesle in ihr, die wahre Erkenntniss der Idee, und der Aae- druck derselben in der Menschheit, in den Brahma-Menschen, dem Brahmanenstande, diese freilich ist Einheit; dasselbe gesetzliche tiimJ staatiiche Bewusstsein und derselbe einige Brahmauenstand durch ganz Indien; was aber der Wirklichkeit des weltlichen Daseins angehört, das wirklich politische Lebea, das gehört der Vielheit an ; viele Staaten, von derselben Idee ge- tragen und yon demselben Brahmanenstande geistig beralhen, das ist die Erscheinnag des indischen Staatdebens; Indien ist nie ein einiger Staat gewesen. <) Chhia's Staat ist das AbbiU

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des Kosmos; Indien ist das vegetabilisch sich entwickelnde Le- ben, — viele Exemplare derselben Pflanze spriesseu gleichgültig neben einander auf.

Weon bei Mann Torherrschend wie von eioem i^taate gcspro- ehen wird, so ist damit weder et» ebiger indischer Staat gemeint, ■och mm bestimmter dw vidMi« sondem der indiftche Staat fiherhaopt Daas aicbiora Staaten neben einaader waren , wb^d aber aiehrlaeh aagedeatet;*) er apriebt von den besonderen Geselaan der «ia- aeiaan Liader» deaaa die allganiehieB GeaatabSebar ala Oraadlage aad BiditadUHir dienen sollen.

Die einzelnen indischen Staaten waren oft sehr reich und iiiäch- tig; der mit Alexander befreundete Taxiles sandte ihm als Geschenk 3000 Stiere, über 10,(JOü Srhaafe. 25FJephauten und geeen 200 Ta- lente ^ijlbe^.*) Her mächtigste Küuig, mit dem Alexander bekannt warde, Porös, ein Geschlechts- und nicht ein EigeDDame,^) —hatte dreibaadert Städte, aad föhrte io die Schlacht über 200 Ele. pbaatea, gagaa400 Wagea, über 400Reiter und gegaa öO^QOOMaaa FaaavoHc«)

*) lim, GsMb. d.biitt.Iiia.11, USft •} If. VH, IM. 174.101. *) 11. ▼m, a. ^ IsaNa, bd. JUt. n, 144. *) Ebaad. 7S8. •) lEbtaa. n, 147.

§ 148.

3. Eben darum , weil der chinesische Staat ein Abbild des Kosmos ist, und desshalb nor den einfachen Gegensatz des Uim- mels und der Erde ausdrückt, hat Ghiiia auch nur einen Kaisar aod ein in sich selbst aus lauter gleichartigen Theilen bestehen- des Volhu Der iadiache Staat iat daa Abbild der indiacban Welt, die daa aich entwioJLelnde Brahma ist; tob einem MittelpuadU MS aatfiütet sich da daa eine gMtUehe Sein in immer weiteren mod immer schwftcberen ooncentris^en Kreisen. Die Keim- entfaUuiig schafTt nicht gleicliartige, sondern migleicliai ttge Wirklichkeiten. Clünas Menschheit ist eine in sich einrörmige; Indiens Menschheit ist in naturlich nothwendi<»;e Stünde s^eglie- dert, die eben solche conceutrische Kreise um den Urmenschen, welcher Brahma aelbat iat, bilden. Jenes mythiache Bild, daaa Bnabaui alch sa einer menaehlichen Gestalt entwickelte, and nnn ana aeinen yenehiedenen Gliedern die Kaaten bildete [S. §94] , ^riefal dieaen Gedanken aehr aeharf ana» Die Kaaten aM aber niebt ana dem Staate, aondem ana ^r religiöaen Weltanachanimg; aie aind vor dem Staate da, der Staat bildet sich aus ihnen, und vei waiidelt iur bich die kosmisch - liotlnven* digen iuisteii in Staate -Stände; und während in dem religiösen

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BeranutlseiA die ^dm avsseilMlJb dm wahm feligi&MB Vslkai »landen, nimmt der der Welt angelitfrige Staat aadb dieae Kmtt als ein wesenllidies Element ndt in meh auf; religiös giebtet

eigentlich nur drei Kasten, politisch vier; der Staat beJarf eben dieses rein materiellen, weltlichen Bodens der ^adra, während die Religion, wie in der Theologie keine Gottheit der Erde, so iu der Menschheit keine berechtigte Kaste dea rein materiel- len Lebens hat.

Die Bedeutung der Kasten für den Staat iat nan folgende. Die Brahmanen sind jenaeits dea Staates» wie daa Bralnu jenaeita der Welt; sie kdnaen wie diesea nar über ilun seiiwe- ben nnd geistig ihn darchdringen, sie aind keine sichtbare Ge- walt im Staate; Brahma hat keinen Tempel und die Brahmanen keinen Thron, aber ans jenem entströmt die Welt, und von diesen aus strömt die Macht und die sittliche Bedeutung der Herrschenden. Der Zahl nach sind sie viel geringer als die anderen Kasten,

Die Xatrija sund wie Visclma die in der wirklichen Welt siehtbar waltende Mftdit, die ansföhrende, weltliob regie- rende Gewalt; sie sind die Fürsten und Heeil&liieri ihr Wille ist überall das Entscheidende; aber dieser Wille soll sieh rich- ten nach der Erkenn tniss der Brahmanen; Wille nnd Erkenat* niss fallen hier noch auseinander; die Itulier haben den Men- schen nur zerüieilt, nicht als in sich geschlossene PersonliclikeiL Die Herrschenden sollen dein Rathe der Brahmanen folgen, aber diese haben keine äussere Macht, jene zum Gehorsam zn zwingen; es ist die Macht der Idee alleui) welche regie- ren soll.

Wie die Xatrga die eigentliche regierende Mai^t sfaid, so shid die Vai^ja das eigentliche regierte Volk, die Staatsbfii^ ger, selbststftndig erwerbend, des Staates Nihistand, wie die

beiden vorigen Kasten der Lehrstand und der Wehrstand.

So weit die Brahmanen über den eigentlichen Staat hinaus- ragen, so weit reichen die (^tulra unter denselben hinab: wäh- rend jene ideell den Staat leiten, ohne in ihn als wirkliche (ilieder einzugehen, sind diese andererseits im Staate wirkliche und nothwendige Bestandtheile, ohne eine ideelle Bedeutung, en Recht in denmelben anhaben; jene wirken als Madit imStaa^ aber sind nicht in ihm; diese sind in ihm, aber haben ksiM Macht; die Brahmanen sind nnr mit ihrem Geiste fan Staate, die ^ttdra nnr mit ihrem Körper; jene schweben als leuchteader Äther über der lebendigen Well, diese liegen als dunkler £rd-

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Mn «Btor dmeliMii, «Ad der «igenllkte Slttl^t IM swiMhen MdflB, aber beider beditlend.

fai religiucer BeiiebüDg «lad eigentlich eer drei Kasten [§. 99], uod die ^udra sieben eigentlich ausserhalb des geistts^en Lebens; politisch aber werclon zur Zeit des ausgebiidetcn Staates immer Tier Kasten geoannt,*) uud da **ind die(^ndra ein sein wesentlicher Tbeil des Staates. Die Beschäftigungen uod Wirkungskreise der l^asten sind gesetzlich sehr genau abgegränzt, und wenn ein Mensch der niederen Kaste in deo Beruf der höheren eiogreift, begeht er eb TerbrecheQt end weae ein Meoacb der httheree Kaate» aaaaer im Falle der Noth^ die BeechSftigung der olederee ergreift, verliert er aeiae Kaate.')

Seit Alexanders Zeit komnt die s^esetzllcbe Gliederung des Volkes etwas aus den Fugen; iler Einflu.ss des gegen dieselbe wirkenden liuddhisnniK konnte nicht wirkungslos sein; ein mächtii?es Fürsten- haus um die Zeit Christi war ans der Brahmanenkaste,-^) und zwei andere frfihere waren gar aus den unteren Kasten , irabrscheinlich fudra;^) uod eine mächtige Dynastie der nSdiaten Jahrhanderte nach Chr. war a«a der Vai|ja-Kaste.«) Dieaa aetal VerwimiDg vot^ aea, vad mveste neue eraevgen. bdeaa enrifaiit beteita Mann Ilm« ttcbeFille; »»ein BrahflDaee aoll nicht wohnen in elaer Stadt» welche ala Pfiraten einen f!edra hat; von eiaem aolchen FSvaten darf er nichts annehmen."'')

Die Brahmanen stehen auch im Staate hoher als der Konig. „Hüte sich der König, auch in der t^ri'isster) iNoth, den Zorn der Brahmanen zu reizen» denn sie vermögen im Zorn ihn zu vernicfateo aammt seinen Trappen nnd Rfiatuagen; wer konnte ungestraft den Zern deijenigen feisen, yao denen daa allverzehrende Feeer ge* aehaflen wurde [Agni ie der OpferÜamniet aogleleh HInweiaang auf Ihre Elnbeit mit Brahma und auf Ihre Zanbeikraft] etc.; . . wer, dem das Leben lieb ist, kann die beledigen, dereh deren Hilfe Welten und Götter dauern [durch das Sorna - Opfer] , deren Reich- thiini die göttliche Krkenntniss ist: ei[) Brahmane ist eine macht- volle Gottheit: sie haben io sii h etw as überaus Göttliches. ** Der König ist verpüicbtet, den ßrahniaiicn einen angemessenen Un- terhalt zu gewähren, und sie in ihren Rechten zu aehtttzen.«)

]>ie Frage^ wamm die Brahmanen die Regiemng nicht selbst Qhernommen, beantwortet alch aea dem Weaen dea indiachen Staate« ?on aelbat; die Idee nnd die Whhitchkelt fallen hier ebee aaaaer einander, nnd die Brahmanen gehOren der Welt der Idee an. Abgeschmackt ist es, so kleinliehe Beweggrflnde nnterznaehieben, wie etwa der ist, dass die Brahroauen die liebchwerdeu sicheuten

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•o4 die RilMyditM»«») oder gar a«, dees die BetbeUnag Brabmaaeo tob der Herrachaft ««ein Mittel geweaea aar Efbalteii der BraimiBeoiaaeht; dena wie h&ttea die Brabalaea eiaea Bnl-

minenrajah beschränken wollen wunderlicher h&tte das

wahrlich nicht ausgedacht werden kennen,

^) Megasthcnes, fragm. 32, 1 ; 33, l. ') Rnmiii. T. 12, 19 (Sohl.) ') Msna^ X, 79 ff. *) Lassen, Ind. Alt. n, 351. ') Ebon i. II. 9(i. 197. 471. •) Ebend. II, 750 ff., 1110. ^) Manu, IV, 61. 84. •) Manu, IX, 313—319. •) M. XI. 6. 22. 33; VII, 134. MiU, Geach. d. briU Ind. 1839. 1, 161. Heeren, Wfifce, Xn, 802.

L Das Recht. S 149.

Die Geaetzgebang, als die ideelle Seite dea StaateMeas,

kann natürlich nicht auf der willkürlichen Bestimmung der Xa- trija-Fürsten beruhen, sondern muss von dem jen&cits des eoncreten Staates liegenden, von den Brabmanen getragenen Bewusstsein ausgehen; sie ist keine rein bürgerliche, sondern sogleieb wesentlich eine religiöse. Aus den Gedankea der Ve- den hemia bildete sich daa ala güitliohe OffeDbanmg geltende alte Geaetdmob dea Maua, welchea allen folgenden Geaeli- btteheni sin Grande liegt nnd in allen raaeinen Staaten Geltang hatte; die Fftreten ahid da nor die VoUatveelcer dteaer filier die einzelnen Staaten hinausgreifenden Gesetae. Die C^etsbfioher, so weit sie uns jetzt bekannt, geben kein geordnetes System, sondern sind eine nur oberflächlich gruppirte Saminlung Ton wirr durch einander gestellten, aus verschiedeneu Zelten staiu- nienden und nicht selten einander widersprechenden Vorscbrif- ten» die eich nicht bloss auf das eigentliche Staatsleben beiiehea, afmdern auch auf Kult, Sittlichkeit, Anatand, Höflichkeit, aaeh wohl gute Rathaohläge bei der Hans- nnd Landwiithaehaft gebea« Es werden imGaazen 52 Geaetsbücher (Bharmafiaatra] tod rar* aehiedeaea Verfaaaera genaaat; aber aar die dea Haan oad dei Yafnavalkya sind «na genauer beltanntO Tajnavalky« zeigt eine viel weiter fortgeschrittene Entwickelung des I? echtes», giebt scharfe nnd bestimmte Hegriffsbe.HtinimungeTi, und setzt eine grosse Recht.serfVilirung voran.s: indcss ist auch das Gesrt/hurh dea Manu in der uns vorliegenden Gestalt bereits die Frucht etaer laogenRechtsentvi'ickclung; es gclit oft sehr in die Eiaaelbeiten der Rechtsvoriiältaiaae ein; a. B. in den Gesetzen über die Schaidea aad Caatracte, über Grfiaiatreitigfceitea vad Beacbidfgnagea; er- Mert wird» wer die bei dem Umwerfen eiaea Wagena vorlrBnBaiia dea BeachädiguDgen an tragen habe etc.*) Die gegenwiitife Ab*

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•riamng Mm ist woU «be dttrdi di« spitmn ÜMidschriften

▼crwirrlo; die üemeVAe laufen bihvveilen so buul durch eiiiamler , das» selbst ein erster rohrr Versuch sie besser t'Lcirdnet hätte. Mchrlache W l^lorspnu Ii'» /eigen auch, dass »päterö Zusätze und AnderaogCD gemacht sind, und manche Beatimnmogen rofissen aui •Ipitmr Zeit sein als die, in welcher Megasthenes schrieb.

Als die Qaelie dM Rechte gelteo die Veda, die Recbteliicher, die Sltteo gnter MenedieD, und das eigne aaf OberlegvDg ruhende UffbeiL«)

0 Btaul0r,ia WibtnfiiA Stad.1, Ut Me. «46. rgL Yi^oav, 1,4.—«) M. Vm, ttOlL *) M. vm, S94 E «) T^n. 1, 7.

a) Dat Becht des Staatoli&rgera dem Staat gegeanbw.

§ 150.

Während in China die Staatsbürger dem Staate gegenüber in dem Verhältniss der Gleichheit unter einander standen, ist die Ungleichheit vor dem Gesetze der Charakter indischeii Rechtes; jede Kaste hat ihr besonderes Hecht, and selbst das Smlrechl hat för die Kosten gasB verschieaene Strafen. Der Indier liat nicht ein menschliches» sondeni ein Kasten-Reeht

Der Mangel der Anerkennung der PersÖnliohkelt seigt sich nicht nnr auf dem Gebiete der Religion in der Kastengliederang, sondern auch auf dem (lebiete des Staates in der Sklaverei. Die Sklaverei ist nicht das natüiliclie Verhäitniss einer Kaste, sondern ein rcchtliclies, welches durch äasserliche Veran- lassougen entstanden ist und auch wieder gelöst werden kann; es k(toen die unfreien Sklaven ans allen Kasten sein» den Brahmanenstand ansgenommeni wiewolil die meisten uatOrUch dem ^udrastand angehdren, wdcher der Sldaverei Vorbild und Vorbereitung war.

Die ÜDgleicbheit vor dem Gesetze spriebt sich in den Rechten wie in den Strafen aus; ^vir werden weiter unten noch Beispiele fui- den; die Vergehen der Brahinancn Avctden meist milcier bestraft als die der Andern; „der König hüte .sich ^v(»hl, einen Brahmanen hinzir richten, hätte dieser auch alle möglichen Verbrechen begangen; er mag den Verbrecher aus seinem Reiche verbannen, aber ohne sein Eigenthum aoantasten und ohne ihm das miodesteLeid aozatbuo.** >) £in Brahmane darf auch nie körperlich gesachtigt oder verstänuaelt werden.*) Die Brahmanen sind abgabenfrei;,, wenn der Kunig auch stirbt vor Mangel, soll er dennoch kerne Steuer von den veden- knndigen Brahmanen erheben, und er ^Ide nie, dass ta sttlaem Laude ein Brahmane Hunger leide. "

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^Bliolar CtohowMin gegeo di« BeMl« der f^dsolmdigeBBnA-

nanen iat die hOclMite Pflicht eines ^udra.***) Er kann alier Mcb

den iiiedern Kasten dienen, und sein Herr Ist verpflichtet, ihm hin- reichenden Unterlialt zu tjebeo, deu Rest der Speisen, alte Kleider und altes Hausgeräth et< . ^) ,,Ein ^udra, sei er verkauft odt*r nicht verifauft, darf von einem Brahmanen gezwungen werden, Skla- venarbeit zu tbun , denn ein solcher Mensch ist von dem von sich seliwt ezistirenden Wesen geschaffen au dem Zweck « deo Braiuu* Den au dienen. Ein ^udra, welcher von aeinem Herrn freigelaain wjrd« ist dennoch nicht aua dem Stande der Knechtachaft befreit, dflna dieser Stand ist ihm natürlich; wieluinn eralao befreit werden

Die (udra sind aber doch nicht von Hause aus eigentliche SkU* ven, sondern werden es nur andere Menüclien durch besooiiere Umstände; indcsä gaben f>ie nohl die grüsste Zahl dcrseiben. „Es sind sieben Arten von Sklaven: 1) Kriegsgefangene, 2) solche, weiclte sich des Doterbalts wegen in Dienst begeben, 3) die von einer Sklavin imUavae dea Herrn getK»ren aind, 4) gekanfte Sklarea, d) anmCreachenk empfangene, 6) geerbte, 7) solche, welche rar Strafe Sklaven aind,^ nach dem indiachen Gommeatar: Mwegea einer Geldschald/' Manche verkaafen sidi attch wegen Scholdcs selbsfi) r^iemand durfte einen Sklaven ans einer höheren Kaste ait der seinigen habeo.^) Auch Sklavenhandel wird bei Manu erwähnt; er war aber den Brahraanen und Xatrija schlechterdings verbo- ten. •) „Wer mit Gewalt zum Sklaven gemacht und wer von Käubern verkauft worden ist, soll freigelassen werden, ebeoso tv (!r seinem Herrn das Leben rettet oder wer sich losltauft" Die Sklaven aus der fudrakaate haben kein Eigenthumsrecht, io- dess darf ein Brahmane doch mir im Falle der Noth das BesittthsBi seines Sklaven angreifen. ")

Die Caatraten, die in China eine so bedeutende Rolle s|Nelen [S. 162], gehfiren in Indien mir sehr spftter Zeit, besonders der l^^emdherrschaft an; die früher erwähnten '2) sind wahrscheinlich nicht absichtlich verstümmelt, sondern sind es von Natur, Dr.untMt ms dem achten l>is zwöllteu .fahrh. nach Chr. erwähnen die ,.\Vi*he Verschnittener bei einer vornehmen Jungfrau« und „unmäanlidie Eunuchen'' als Diener, is)

Die Sklaven wurden, wie es scheint, im Allgemeinen als Faai- lienglieder betrachtet, und gut behandelt; der sanfte Indier neigt nicht surGraosarokeit. Daher erklärt sich vielleicht die irrige Nack* rieht des Megasthenes: «»alle Indier sind frei und niemand ist eia Sklave; bei den Indiem ist kein Fremder Sklave, geschweige deaa ein Indier. ' i-^}

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') UUI% Vni, 380. •) M. Vm, 124. 1«5. ') M. \TT, ") M. DT, 334. •) M- X, 121 ff. •) M. Vni, 413. 414. 0 M. VlU, 41:». Wil on , Theater d. H. 1, S. III. 126. ■) Yajnav. U, 1Ö3. «) M. X, 86. Yajnav. II, 182.— ««) M. vm, 417. M. IV, 20&. ftll; IX, 201. «») Wilson, Theater d. H. n, 25, 149. *«)EbMkL J, 162. <*)Ueg. frag. 26, 5; 27, 13; 41, 11.

i 151.

Das Eigenthnnis-Rechti) ist sehr entwickelt; der Besitz ist dem SlaaUUürger durch die Gesetze a^esichert, die Verfügung aber denselben nur durch das Recht der Familie beschränkt; diese soll, als die Grundlage des Staatslebens, in ihrem Ver- mögen ungeschiBälert erhalten werden*^) Das Erbrecht ist durch sehr specielle Verordnungen geregelt; der älteste Sohn erUt gewi^bnlieh , aber nidit inmery ein grOseere» £rb- theil; die Töchter beeiben die Mutter. Ül>er Oootraete, An- leihen, ZiDseii, PfiiDdreeht etc. geben die Gesetzlificber Tiele einen eelnr entwickelten Verkehr bekundende BeeHmmnngen.

Als Tauschmittel galten die edlen Metalle und Kupfer, die in gestempelten Stücken schon früh ein wirkliches Geld bildeten. Geprägte Münzen aber in unserer Weise hatten die Indier nach den Berichten der Griechen nicht, 3) und haben dieselben wahr- scheinlich erst von den Griechen gelernt; die ältesten solcher Münzen sind ans dem zweiten Jahrhundert vor Chr.^)

Naeh dem Tode der Elteni tbeUea sieh dIeBrOder uater deuBe- sits; der älteste Sohn erhält gewöhnlich das meiste« die äbrigeo, wenn sie ron derselben Mutter, erbalten unter einander an gleichen Theileo; sonst richten sich die Aothelle oaeh der Kaste der Motter. Bei (^'udras theilen sich alle Brüder gleich. Die Brüder können entweder yni.^animen leben oder sich trennen; der Erstgcborue bleibt jedenfalls da.s Haupt der Familie. 5) Die Sf.fine Hinä die ersfen Er- ben« uod nur wenn keine da sind, erben die Eitern und Brüder des Gestorbenen die Tdehter erben das Vermögen der Mutter.'^) Siod gar keine Verwandten eines Bfahmanen da, so fällt das Erbe an die vedeDhnadIgeu Brahmanen« nie an den KOnig, der bei den andern Kasteil hi'gleiehem FaUe der rechtmässige Eibe ist«) UnflAig nun Erben sind Eunuchen, Bünde, Taubstumme, Blädshinige,' Wahn- sinnige, KHippel und [aus der Kaste] Ausgestossene; sie mässCn aber von den Erben unterh.iiten werden.'*)

Herrenlo-scs gefundenes (int imiss vom Könijje nach nffentlicher Bekanntmachung drei Jahre lang aufbewahrt werden, und darf erst nach Ablauf dieser Frist, wenn keio Eigenthümer sich meldet, einge- zogen werden. ^) Wenn ein gelehrter Brahmane einen Schats fiadety natärlieh einen herrenlosen, so darf er Hm gans be«

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halten; findet ihn ein Anderer, soU er den sechsten Theil i]cni Könis? sieben, findet ihn der KOnig, so soll er die Uäifte den brah- manen geben. ^9

Für Anleihen an einen Ümhmaiien dürfen, wenn ein Piand ge- geben wird, monatlich P/g Proceut genommen werden, ohne P£uid 2Proeent; bei eieeni Xatrija dttrfee 3, bei eioem Vaicja 4, bei einen ^^re 5 Proceut meeetttch genoamen wetdee. Höhere Ziosee eM Weoher , und «M rechlüdi itiigal%. u) Weoe die Zieeeo Ür GeM eieht meuetlieh« eendera In emer Geeamntsainne heeiMt w•^ den, so dfirfen sie nie des Doppelte des Capftals Sbeischretteii, dte Zinsen für (ictreitle, Vieh etc. nie das Fünl'fadic ; Zinseit von Zin- sen dürfen nicht i^enonuiK n w erden; wenn jedoi li nach Abiauf de« Contractes dieZiii^sen norli nicht bezahlt wiricJ, so kOnncn bei derEr- aeueniftg desselben die t^lügen Zinsen zum Cl^Mtai geschlagen werden. <*) Wenn die Angabe des Mogeathenee» dass die Indier Dicht aef ZiDBeD aiielieheD«M) richtig wXre» eo wirdee diese Be* •tismengen dee Geeetsbacbee in viel epfttere Zeit fellea.

Ebe Flau bieacht nlcbt die tod ihrem Menne eder Sehne ge* machten Sebalden xe besahlen» anch nicht der Mane die der Vn», und der Vater nicht die des Sohnes ; der Sohn jedoch haftet fiir die Schulden des Vaters, mit Ausnahme der Spiel- und Triiik- schulden und der den Buhlerinoen etc. {remai Ilten V ersprechuueen.^^) * Der Gläubiger ist berechtigt, seine äcbuld alleofalls auch durch List« wie durch Entleihen, durch Ettdchaitni^ eines Depositum«, eder durch Gewalt, wie durch Eiosperniog des ScbuidBers oder eehier Vnm^ eeinea Sehaee oder aeinee Viehes» eder auch dorch phyalaehe Gewalt» elaceeieheD.*^ Seltsam Ist die Art» wie atch hantigea Tagea Biahaanen, biaweUen aadb §8jt Andere» SehnUes eintreiben« Der Biahmane stellt aieh mit Giit oder einem DoldM vor die Thür des Schuldoers, und droht, wenn derselbe sein Hans verlassen wolle, sich sob>it zu todten; die Schuld dieses Mordes liele dann auf den »Schuldner; dieser ist also in seinem Hause ge- fangen; der JBrahmane fastet, woran ergewtibnt, der Andere nui^s es aua ÜK»mmer Pücht eben£üifi tbon; ae avingt soletst der Bläh- maae den Andern aar ZaUaog. i«)

Fremdes Elgenthnm» sl B. ein Pfand, wird ducch Verjik- rang nur dann anm Beaila dea Inhabera, wenn devaelhe es scMi Jahre lang hat» ohne daaa der Beaitser, obgleich er ea aieht» da- gegen Einsprach erhebt» Torausgesctzt, dass der Besitaer iM schwacli&innig oder unter sechszehu JaJjrc alt ist; unbeueglicbe» Gut verjährt unter gleichen Umständen, jedoch erst in iwaujcig «lahreu.

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CoBtraete und andere eiogegugene Verpflichtuogeo «iad gflltig, wenn sie gonadit werden tod einem BetruDlteDeo, ineo, Ktaaken, Leibeigaei» eiDem Greise oder eiaeni Kinde» oder wenit du Beirag oder ela Zwang dabei atattiadet*») Contrade werden acftriftlleh geaacht «lit Zonieiung Ten Zeagen and einee Notare; Sdinldecbefaie eind jedodi aodi ohne Unterachrifl von Sengen gül- tig. Zu dea CoiUracten gehören auch die Ehen, voü deren sitt- licher Bedeutung schon früher gesprochen wurde. Wer bei der VerheirathuiiL? seiner Tochter ihre an8tö««Rigen Fehler verschweigt, a. B.« daas sie geisteskrank oder aussätzig, oder nicht mehr Jnag* fran , ninss eine Geldstrafe zahlen.

Über Maaaa and Gewicht aiad aehr bestimmte, die achSrfsle GeannigWt behndende Geactee gegeben; alle aecha Monate soll der KBoig die Anweadnag deraelbett aoteiaachen;*«) ebenao wird der Marktpreia alle BIbaate efaiige Uale von der Regierung festgesetzt."»*)

1) Colcbrookc, a digest ol Hindu Law on coalractü and saccessions, 3 vol. 1801.

•) (Hallied), Gentoo Laws, pref. p. 54. Orüuino, trait<^ des succch^ious etc. ib44, p. 43 etc. ■) TausauiAS, IH, c 12, 235 (Siebel). La«$ea, Ind. Alt. H, 46. 47. S74; TgL Bohlen, ISO. *) Hann, IX, 104 ff.; 148 ff.; 156 ff. Ti^oar. n, 114. 1S5. Oiiaane p. 50 ff. 108. •) U. IX, 186. 0 Y&jn. U, 117.

- •) 11 IX, IM. 189.^ •)itix,soiff. >*)M.7m, 30.-- «OK.'vni,

8. 37. 33« n, 34. 36. i>) IL YUl, 140-*- 148« 16«; n, 37.

>») IC Vm, 161—156; Yiyn. H, 33. »*) Meg. fr. «7. >*) Y$in, H, 46. VTU, 159. 160; Yt^n. ü, 47. M. Vm, 49. '•) Ä«i&t Bes. IV, 332.— 1«) M. vm, 145—148; Yajn. II, 24. «o) M. VTH, 163 ff.; Yajn. n, 89. »>) Yajnav. H, 84 fl. «») M. VIDC, 884. «•) M. Vm, 131 ff.; 403; Tl«ll. I, 361 ff. •«) M. YIU, 402.

b) Dm Aecht dee Staates dem Biurger gcgeaäher.

§ IM.

Dan Straf «Rech t) trotz deaaulden Charakters der Indier Im Aügimeine» hart md graaaa«, zeigt ia aobroffan Gegeaaata gegen dia zehr milde zitgarmantiche Gczetzgebung, welabe aaf dem ▼oUez Bewnsalaeia der Pendnlichkeit rzht» dzaz daa

abatracte Recht, nicht ans der Anerkennang der freien Petadn- lichkeit hervorgehend, als eine rein objective Macht iiiit der Tollen Gewalt des Schreckens dem einzelnen Menschen gegen- über tritt; in einem Staate, wo jenes persönliche Bewusstsein fehlt) ist jedes Vergehen eine Empörung, ein Majestätsver- breahen, denn der Einzelne ist unbedingt unterworfen. Wo aiiar dza Reaht avf dem Bewaaataaia der freien Persi^chkeit wukif da izl daz Geaelz mild» and die Eiire tritt an die Stalle

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dM 'S^hraokenk) mid ElireMtrafn - treten liei gerliig»fli«to Ver- gehen an die Stelle der rohen Züchtigung. Indien kennt wirk- liche Eiireiistrafcii sehr wenig; die einzige l onu derselben ist die roheste, dah BratiiJ marken an der Stirn. Im Allgemeinen gilt bei deu Strafen der Grundsatz der strengsten VergeUang} Auge um Auge, Zahn um Zahn.

,,Ds8 Recht ist von Brahma in der Gestalt der Stiafe ge* Bchafreii.'« <) Sttmfe ist ein krsft?«ller Herrsdwr, en gesckkkter R^ersr» «m weiser Verwalter des Gesetses; Stimfis regiert das menseiilicke Gesdileeht^ Strafe sUeb besehatst es, die Stiafe wacht« wShrend alles scMfift« die Strafe ist die Gerechtigkeit.

. Ware ilei König nicht rastlos bestrebt, zu sfi atVu den Schuldigen, so Wörde der Starke tleu .Schwachen rüsten, gleich einem Fische am Spiesse; Strale regiert das ganze Menschengescldecht» deao eiovoa Natur schuKIIoser Mensch ist kaum zu finden. "3)

Als Arten der Strafe werden angegeben: Rüge, Geldstrafe, Braad- marinng» kOrperiieheZfichtigniig, Gefangeuschaft, Verkst der bfliger- lidieD Rechte, VerbaDonngy Verstflmraelung eud Todesstrafe^ Die Geftogoisse sollen an derSfTeiltlldieD Strasse Hegen« damit die Ver- brecher YOD allen gesehen werden.^ Die Todesstrafe wird toU- streckt durch Ertränken, l»ei Frauen, durch Verbrennen, darch Spiessen, oder die .S« liuldigcn werden von Elephanten zertreten, von Hunden zerrissen < (< . Merk^rfirflig ist die Nachricht Marco Polo's, dass zum Tode verurthciite V erbrecher im südlicfieu ludie» sich selbst zur Ehre einer Gottheit tudten dürfen; öffentlich und unter grossen Feierlichkeiten stüsst sich der Verurtheilte zwölf Messer ia die Hüften, in die Arme, in den Bauch und das letzte ins Hen; soiae Gattin Terbrennt sich dann mit der LeiclM^s*) wem diees bei biab* mitnischen Indiem vorgeleommen sein sollte, so wSre es eine Ass- artunft; die Gesetzbücher gewähren keinen Anhalt hierzu. '

Wer eiiicni xMädchcn, ohne es beweisen zu können, nachlast ' sie sei nicht mehr Junglrau, inuss cIih' Geldstrafe zalilen.^) Be- leidigungen der höheren Kasten durch niedrigere Menschen wird hart gebäsat; einem ^udra, der einen Zweimalgebomen beleidigt; soil die Zunge abgescboitteo werden, und wenn er einen Brabmatfen sduaibt, soll ihm ein giftbender Dolch in den Mund gestosseo werden, sad wenn er ihm hl Beziehung «uf seine Pfllcbten Zurecbtweisangea ' giebt« soll itMi siedendes öl in den Mund gegossen werden. >Leh;b<e Injurien, Vorwerfen körperlicher Fehler efc. werden ost Geldstiaien belegt.'^) „Wer Reden fuhrt, welche dem K luis:*' nnaa* genehm sind, oder wer ihr» ladclt oder seine Ratiiscbl (l" ;ius- schwatzt, dorn soU der König die Zunge auascbnekien und ihn »er-

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bftliiieii."^) Fd Betreff der Unzucht sind ficlir genaue Gesetze g^ebeo, Unehelicbcr B^AcUaf mit Personen derselbeii Klasse bei gpgfgoitiger £ivfriHiga»g ist ausdrücklich atraflos;*) Öffentliche •iNniMi werden aogar, weaa slo nach Empfang des Oeldes den Um- gang verweigern, mit 4er doppelten Geldstrafe lieiegt.*<>) Auf NothaMrtigung erCoigt kurperHebe Sflditigting, Abhanen der Hand, uDil >venn die Verletzte ein Brahmaneninüdchen , der Tod, wenn sie al>cr Sklavin, eine »ehr geringe Geldstrafe J ') Blutschande for- dert Anschneiden des schuldigen f*licdes oder Todesstrafe; in 8chwercn FuUcn wird auch das schuldige Weih hingerichtet, Un- natürliche Unzucht, "w'ie Sodomie etc. , wird bestraft mit Abhaaen der Finger, Peitsdienhiehen , ofTentÜcher Schanstellung auf einem Esel» oder anch nur mit Geldstrafe.

Bei kOrperKebea Verletzungen mnss der Sdnildige die Heiinngs- kosten tragen nnd ektc Geldstrafe sahlen; nnr wenn ein Mensch der andern Kasten einen Rrabmanen tkiltlleh beleidigt, soll ihm das Glied, mit welchem er ihn berührt , ahu< liaiicn werden. Die von Me- gasthenes berichtete strengere \ erueltung des (Uleichen mit Glei- chem, besonders das Abhauen der Hände, 'S) bezieht sich nach Manu nur auf die Verletzung e'iüGS Monschau aus höherer Kaste durch einen Niedrigeren Auch niisslungenc BesauberaDgeo wer* den mit Geldstrafe belegt. >^ Ungeschickte Arzte nnd Chimrgen mflssen Strafe zahlen,

Mord wild hn Allgemeinen mild gestraft, dareh Brandmarkang, Verlust der bfirgerilclien Ehre, and nnr In schwereren Fallen durch Hinrichtung.»») ,,Eine Frau, welche Ihren Manu tSdtet, soll, wenn sie nicht schwanger ist, ins Wasser geworfen weiden, nathdeni ihr pin Stein an den Hals hunden," oder nach grausamer Verstiim- nielnng getudtet werden, ^o) Auf Abtreiben der Leibesfrucbt ist nnr Geldstrafe gesetzt.«')

Kothwehr bis zur Tödtung des Angreifers ist gegen Jeden, seihst gegen Brabmanen erlaubt, sowohl bei eigner Vertheidigung wie bei der einer Frau oder eines Brahmanen.*^

Wer in Gefahr desRaubes, bei einem Dammbmch etc. seine Hilfe versagt, wird mit Verbannung oder einer Geldstrafe belegt. *3)

Für Ii e s c h ii d i g IUI ^ d e s E i e II t h u m s muss ausser dem Scha* denersatz eine gleich grosse Stiafsummesjezahlt werden; gemein- schädliche Vergehungen dieser Art werden mit Geldstrafe oder\ er- bannuDggestrart;25) Brandstifter werden mitStrobfeuer verbrannt.20)

Über Betrug, WaarenverHilscbung etc. sind sehr genaue Be- stimmungen gegeben; meist Geldstrafe oder Züchtigung merk- würdig, und wabfMrheinlich Ülterer Zeit angehSrig ist das rohe Ge-

n. 91

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ceU: einen trügcrisclien Guldgchmied soll der Kunig mU Scheec« messero in Stücke schneiden lassen/' 2^)

Bei einfiiclieni and kichteoi Diebstahl nnee der INeb des^ lilohlene aurOckgebeii und eriiftlt kSrperlidie Kiobtigiiiig, oder mu» den ddppeltea oder mebtfadMn Wenk als Strafe beaftblen. Irt er : aber ein Brahnaoe, so wird er gebraMdmailKt ned veibnBt*^ iKe OeMiifrafe steij^ nit' der Kaete; der eehuldige Xatrija bat vtenml iniil der Hrabniauu achtmal mehr als der ^udia yLU zahlen, weil die , ,S( l.uftl der ersteren eine sclnverere sei;30) dies» ist einer der sei - It'iieri Kaiici. wo die Strafe dor höheren Karten hlirter ist, Gei^alt- ' sanier Diehstahl leichterer Art wird mit Geldstrafe von dem doppel- ten Werth der Sacbe belegt, heim LSui^nen von dem vietfiichen.si) Schirerer und gewaltsamer Diebstahl wird mit Abbauen der Hesil oder ebes halben Fusees oder beider Hfinde bectnift.^) Ootc^ stdtsnDg desDiebstahls dnrchHeblerei ete. gttt demlMMfahlvillif! gleleh.^) Erbrechen des OfTentlichen Sehatabansee, emes Aiieeel«

- dder eines Tempels ufid anderer gewaltsamer schwerer DiebstsM wh-d mit dein Tode bestraft,**) nach Manu wird der Schuldige v«n tili phantcn zertreten.^*) Kaub, d. h ,,vvenn etwas mit Gewalt vor doo Augen des Besitzers genommen wird/'**) wird in «chwe-

' rercn Fällen mit dem Tode bestraft.

Glücksspiele und Wetten, von den Indiera Ifidifiiiiehlftlidi ft liebt [S. 458], sind nach Mann bei hoher Stmfe vetboten, und al» Diebstahl betrachtet; auch die Wiitbe der Spielhinier ^verden kir- perlich gezüchtigt; <s) spSter dagegen fiiidmn ea einCrigliehef ^ die SpieihXuser an beateoera und dafilr die BeeebQtiong md Beief- üichtigune: derselben zu tibernehmen.

Ein Trunkenbold w ii<l au dci »Stirn mit einem .ISäuferzeichen c»' brandmarkt, und Verkäufer von berauschenden Getränken svUeu der Stadt verwiesen werden.^)

*) Ti^nttv. 1, 858. ■) Mann, VH, 17 ^ 92. *) M. DT, 988. Maico

Polo, m, c. 20.— ») Mnim, VTH, M5. •)M. Vm, 270 -572. •) M. Vm, 174; Yftjn. II. 204 ff. •) Yftju. U, no2. Will, .'104 tV. - Yt^n. U, -

'«)M. VIII. aG4. Ynjn. U. 288. 201. » •) Yiyn. IlL 231 233. » ») M. Vni.567. 3C.U ff.; Yujn. II, 2h'.<. 293. »*) M. VIII, 287; Yajii. II, 213 ff. i») Meg. fr. 27, 12. »«») Miinu, Vin, 279. M. IX, 290. "») M. IX, 284; Yojn. H, 24S.

M. IX, 237; Tain. TT. 273 ff. »<>) Yojn. II, 278. 279. ") Tnjn. H 277. tt) 1^ VlU, o4y. 0.10. «») IX, 274i Ya^n. II, 234. M. Till. 288. ••) IX» 284. 289. ~ Y^n. U, 282. »») M. IX, 286 ff. ; YjtfB- ^ 245 ff. AL IX, 992,—»») Yjyn. II, 270; Manu, VIU, 319 «c— »•) Bt Vm, 337. 338. TiiiiL n, 230. M. Till, 320 328. 334; IX, S76 2?;.- »») M. IX, 978; Tom. H, 97«. - •*) M, IX, 280; Yiijn- H, 287. »•) II, Yfll, 34. - M) M.Vin, .H,12. •») M. vm, 823. M. IX, 220 fl: Td»- II, 199—208 *•) IL IX, «91. 988.

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4g9

JSkn «agemMiea Siafltalabtti gehftven aar swet Stüsde wittniiieii.'ftw» die XAti4ffi als dit Regiereildefi vnd «He Vakja

als die Regierten. Da alle» Dasein von liiahnia als dem einigen 31iUelpunkt ausfliegst, so ist auch alle Re^ierungsgcwalt von Braiima entsprangen, geht nicht vom Volke aus; allen Leben in der Natur wie im Staate geht vom Centrum nach der Periphe- rie- Da» Centram im All ist aber Einheit, darum auch die Rc- gtermig; ein König (Kaja)! Bleibt aas dem Volke uud nicht d«x«k«iiw.V4^» eeiid€n vim Gotleswegtfa regiere ala VerbreCer 4er GelAeiiii dae Volk, »iraelien Braluna md dem VoUce ste- llend« l>eir KdBig, erMicbi .ond diureb eine veA BrahmaneD wMmpme Salbung oder Weihe in den Beaita dee Tluronea ge* setzt, ^) ist niplxt bloas ein KOnig von Gottes Gnaden, sondern von Gottes Wesen, zu dem Vuike sich verhaltend wie die crea- tärliclien Gatter zu den Menschen. Die re^uiblikanischen Ver- fassungen, welche die Griechen im iudusgebiete fanden,^) felMirten nicht denvcvigentiiclien indischen Volke ans*) die iadi' •duni üikmden.henpeq nur Aiooaceluen.

MJ>er KfiqKif euiee KiSolg« besteht aus Tketleo, wekhe ausge» teeeea sind eue den achtBUteni der Welt [de« höheren Qdttere]; d^ae 9fkt wehaen io der Peraeo dee Königs; er kaen nicht unrein seh), debn diese Sdraizgeister bawirkea die Reinheit der Sierh- liehen."'^) ,,£iii König ist gi^bildet ans den cnigen Theileo der oberäteri GOtter, und ist darum über alle Sterbliche Majestät er- haben; t»leioli der Sonne blendet er Augen und Herzen; kein Mensch kann sciueu Anblick ertrageu; er ist das Feuer uud die Laft, die SoBoe, der Mond, der Herrscher der Gerechtigkeit» Herr dee Reicbtbaipa, der G.ewäs«er und der Uinuneisveste. fiiseai KMget «elbat wena e? eia Kiad ist, daff aieht ohne UrAiraht be- isfttet werden, ala sei er eia bloeeer Meaacbj dem er ist ebe aiohtige Qetthaif^ eracbeineBd ia meoeeblielier Geetalt Das Feaer reraehrt nnr einen Einzelnen , welcher sorgles ihm genaht, aber der Zur» üine.s Kiinigs verzehrt eine ^;ui/u Familie mit all ihrer Habe. Wer Uass zeigt 2,oiifn ileu KTmig duich Wahn, wird sicher untergehn, denn der König >vird sein Herz wenden zu seiaem V erdti Iten. * *) Der Künig und die Königin haben den Beinameo der ,,Guttli€heii.'\^) Idit- der ji|J|^rmeuschlicheo Bedeutung der Könige hängt es zu- saauBaa^.daaa sie^iieBiaeht.babeft, bfiee Geister «i bekäaa|»lee;

St*

und Indra, ohnrnSchtig deo DSmoDeo gegCDflber, ntft woU eiaeii

Könif? zum Kamiile L;eu;en sie auf.')

Meikw linliL' ist, dass ein altersschwacher Kouig zur Thronent- sagung vurpilichtet ijst; „wenn sich sein Ende nahet, so übergebe er den Brahmnnen aile aus des g^setzmässigen tieldsUaÜeo gefiossenen Beichthümer, überlasse seinem SeliBedle R«glmiig wmd Mdie 9ol* neo Tod io «ioer öcUaciit/»»)

>) Lanoi, Ind. j(Ut. I, 811. ■> Aate» H; e. Uf vtfl. mUtA. JmL ingm, 1, 8t. >) Ikiiati, lad. iJt X, 8il; II, Ifif7. 17t «ICb r- y, 96. )1 711» 4— 9. lt. *) WiliOR, theMWi !• ^7. '0 Untak, T. Meier, a 46. 188. 14^ 144. ') Mua, 2X, 8tS.

§ 154.

DerKöni^, der hier so wenii^ eine freie Persdnlichkeit ist wie der Luterthan, der nicht seineu Willen, sondern das ewige Gesetz Brahma's durchzuführen und zu vertreteii hftCy hat hn Staate ein doppeltes VeziUtttBlss, nacii oben, ni*^n #b«rte Staate steheaden Bfakauuieo aaid der von üuieii vetifeleiie&MM^ und aaeh uaten» au dem regierten Volkes

Der Fttrst, der VoUatrecker einer Idee, niekt cSnea j^enAi* lieben Willens, bat au seiner ersten und heiligsten Mlekl die Selbstverleugnung, das Verzichten auf seine eigene, besomkre Meinung und seinen besoiidei-en Willen; er soll scliiechterdiDgs nur das Organ einer über dem Einzelnen stehenden Idee, der Vollzieher des göttlichen Gesetzes sein; er ist nur ausfuhrenile. aiobt gesetzgebende Gewalt; er steht nicht über, aondem unter dem Gesetz. Die Idee selbst aber wird getragen yon dem Stande der firkenntniaa, Ton den Mcnaeken Brabma'ai' die wm Siaate selbst niebt minittelbar betbeiligt smd. Das •Bdwinatpebi des Volkes ist noeh ausser dem Volke. Darum maas der POrst ia allem, was er thut, dieses über dem Volke schwebende Bewusst- sein befragen, mnss die vedenkiindigen Brahmanen als seine beständigen Rathgeber um sich haben, miiss ihrer Erkcnntniss sicli unterordnen, ihren Aussprüchen Geiiorsani leisten; lier König verhält sich zu den Brahmanen, wie Indra zu Brahma.') Der Fürst ist unfrei, wie jeder Indicr es ist; aber bei dem Mäch- tigen tritt die Unfreiheit noch siebtbarer hervor. Das Leben ebies Kdnigs ist von den strengsten, die WiHkAr beadkritaiken- den Formen umgeben und selbst bis In die klalnliehstefiinnellieit genau Torgesebrieben ; ein Wiltkflrherrsefaer Ist ebt Frevler gegen Brahma's Gesetz, und er soll undmnss fallen, nicht durch eine zuchtlose KnijMirung, sondern durch Brahma's waltende Gerechtigkeit Väterliche Milde ist schönste FArstentugend.

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«,Eio Kfioipr ist ilazii ffCsrhalTcn, dii^m er cUt Srhiif/er aller I Stände »eh.. er benehmt: sich als ein Vater «einer Untertltaneo. Der unsinnige Färst, der »tune üuterüianen durch Ungerechtigkeit aiterdrfickt, wird bald seine« Reiches um! seines Lebois beraubt . wmtAtm."^') ^£li^KOB|g «•!! den Mra e«c. aaelmbneii; irie iMira Regsd« M aoU er Mf mIo Volk WiibllfcateD b«nb«tKtaMi iass«»;.. «In Uug« 4er «ab Volk nlckl scbtttit» gebt nfteb seuiem Tode fradtowegs anr HAiht*'*)— »Der Ronig \mn% von de» Vedookon- digCD die heilige Lehre, er lerne die Gesetze etc. . . er unterrichte sich in den verschiedeDen Arbeiten und (iewerhen. . . B€rinis( hriide i»#»tränke, Spiel, Liebe iüi Weiber nnd (iie Jacrd, sollen von ciiiem Fürsten als die verderblichsten Laster betrachtet werdeo.'*^) ,,Ein Kuoig, welcher das Heil seiner Seele erstrebt, niuss immef nachsichtig sei», woon Kläger, Kinder, Greise oder Kranke g^eo Iko BdeMignDgeo-aaBOtoeseo; derjooige, weleker den Leideoden BeleliigiiBgoe Mneibt, wird daflir Im Bimmel belohnt werden, Oker wer an« flemeberetols Racbegeflibl hegt, wird ra die Hftlle kommen/'*)

Vcrtrcbcn eines Königs verfallen dem Straftresctz; umi bei Jciuselbcn Vergehen, m'o ein ^ndra eine Gcltistrate zu zahlen bat^ mitss ein F'ürst das Tausendfache !»eben.

^Ein Künip: wähle zu seineu Käthen weise Manner von guter Herkunft j oiaodbafte nnd «nhescholteae, mit ihnen überlege er die ' RegjlerOBg, dami .mit einem Bcabmanen, nnd dann «itaeheide er ^MmU^^ Mit dieaen Ministem soll er sieh fiber alles beratbeo,

Meinung jedes einzelnen bSren, nnd dann erst seine Ent- ssMtensnng fassen. Der erste Minister mnss immer ein Brabmane 8cin. und jeden Morgen soll sich der Ki^nig von gelehrten Brahiuanen unterweisen lassen.*)

«) M^n, V, 98. •) Mann, VH, 37 ff; Yiyn. I, d08 ff. ■) M. VD, S5. PO. in. vjjl. Yajn. T, n40. *) M. DC, 30n; YIII, 307. *) M. VIT, 43. 50. •) BT. vm, 312. ') M. ym, »6. «) Yi^ I, Sll; Mann» Vfl, 54. *) M. VU, 54fir J42.a7£

MMi uton, kiBealelning auf das Volk, ist der KKnig wMmdtofMMr Gebieten Bohmnken der WÜlkCr geben

nicht von dem regierten Volke, sondern von der «ber den Kdnigen als geistige Mneht waltenden Bralinmiien <nis. Der Fürst muss wie eine mricbtif:;e (iottheit geehrt werden, mir] seine Befehle verlangen nnbediiigtcn Geliorsam; nicht dem Volk, iMideffn ikr gMlKoken (äerecbtigkeit ist er verantwerüioli. In

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spaterer Zeit wurde diese Gewalt oft sehr jieiidicli cuipfuiiden, /ur Blütliezeir der indischen Geschichte aber waltet das Ver- häitniss der Liebe himI Anliäi)ü;lieiikeit vor. I

Als Brahma & Stellvertreter ist er eigentlich der alieioige Besitzer alles Bodens and seines Ertrags, und alle Ländereien sind eifj^tlieh Lehen. Ziemtich hoch berechnete j^bfpabeB find also aidit sowohl Sleacm warn freiem fiigeBthiiiii, söndsn PaehftsohluJig rom dem geUehenen. Die strenge EtascMftkMig der ftrattichen WiliUr Itesi aber dieses VerhAlbrito üiihl als ' ein drückendes ersdbeineiir und das thatsftebliche Besitircdit der Lnterthanen ist durch die (besetze hinieiclieiid gescliülst Die Haiipteiokünfte eioeH Küiiig.s sind .seine iiesoiideren Domä- nen. Au Abuaberi ♦*rhblt er den sec-hsteti Tlieil der Land(»- früchte; in drini^enden Fülle» darf er auch den vierten fheil nehmen. -) Auch die Uandn erker und Kaufleute sind besteuert uiit % bis d Proceut de» ßewinoes.«) BUnde, Bifidsiosige, Miipfel, 70$&hri^ Greise sind stSnerfrei«*) .Aseb indiMte Steasni Msi sich schon in alter Zeit; Reisende süid mit einem Zell belegt» mf Aesnshme der GeisMichea, der asketischen Bettler oad der schwaogcrsD Fratten , ^) und «af den Mliktso wardo ys« dem Ver- kauften oin Zehnt erhoben.*)

Mit dem den Steuern zu (irundü liei^endcn Gedanken« das* alle« Land eineuÜieh dpin Kniiii*c eigen gehöre, h?ini:t es zusammen, daSs wer durch Vertiacbla^fiiguog seineu Acker beschädigt, bestiaft werden kaon,'') denn er Tericfirat ja. des Königs Bigenthonit

OMflOQ, VXX, 80. >>) tt. Vni, ad8< X ItS; SÖg^. fir. i; 4S; SS, 4; 9S, i. s) M, X, ISO; Vn, \W. ISSi-ttflgirtL-fr. S», 7. ^ *} Ui YBI, SK- ») Vm, 40S. 497. . ?) Mwi|.4riS4, Ä-e.^ '>]t7qi,a«s^

§ 156.

Drei Haupt -Aufgaben hat der indische Regent: die Voll* Streckung des Hechtes, die eigentliche Verwaitting .iiod diu Vertheidigung des Lauiles als Anführer des Heeres.

Als oberster Richter hat er das Recht zu wahren; alle Rechtspflege ^) geschieht im Namen des Königs. Aber da der KMg aitht diß.Qoeisie des Gesetzes , <a«kidaRl mnr dessen Voll- strdeker ist» ao darfcfir »ie'iiftch aeiaer oigtfiii Kiiisk>ht dlm etttscMden^ Boodem m«sa gesatatokwadi^BwiWitiis» afarM- altfeer Imuamhen»') dia ihm oinA , Wana er ValWndart ist»'W trafen können* Der Kdaig iat bei dte Emseheiditag anaog M das Gesetz gebunden, und wenn er angerecht bestraft, so brt er dun Brahmanen eine schwere Sühne ila voUzieheu. Ijei

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•W8

' #oiw»CTgft VeriNteclHD «tawto das IMiea jedeafidls dem Könige ▼orgelegt werden, dem das Reelit der Beguadi<^iing zustand. 3) Die Weise der Untersuchung ist genau vorgeschi it'b( n . ilns ZeogenTerhür gesetzlich geordnet; in zweifelhaiten i^aUeu ent- Mheidet der Eid und das Gottesgericht 103].^)

Vedenknndige Braiimanen. vom köDig gewühlt, btMen deu 4»«nclilBbof; eioer derseibeo führt deu Vurslt/.^) Sie sind aber iWiiM ICtaigilSteUvcrtreter, der eigeoUich seUist dt» Cierialit;/ib* kaliea soll;«) bei dem erweiterten Umfang der Regierang luiDDte ' ätmm mtSriidi nm m wkhtigeD Fällen tlian. Die Entseleldong aeU stra«^ nadi dem Geseta erfolgen, und wem der Konig- selbst richtet, soll Ibra ein vedeekmidiger llfaDn das Gesetz auslegen.^ An den KOnisf Jconnte appellirt werden , und wenn derselbe ein Ur- theil, in weUfi'Mu (»cldstrafe verhäiif^t war. für u/ireriit (Tldärtc, „so sollen die Kicliter und »lie l^iirtei, die vorher ue\M)rin''ii , das doppelte der bestimmten Strafe geben; n enn aber derkönii; treibst ' wirechtniässig eiai6 Geldstosie erbeben hat, so soll er das Drelssig- ' faebe den .Bralmianes geben;*'*) wer im letslevee Falle sn -eot- scheidee bsl,. ist sieht gesagt

Zeugen dftfen nnbeschoKeBe Meoschto aus allea vier Kasten seb) einige BenillBartea gekeo aber an sich liir liesclKiitea und -schliessen daher ▼um Zeagenreoht ans, wie niedrige Uandwcrke, Schauspielerei; ehetiso :^ind Menschen aui<» (hm vermischten Kasten ausgCNchlfKSKeu. Dagegen soMen wejjen der Höhe und Heiligkeit .»ihres Standes nicht beruten v^( idoj ^'ür.steu, uelehrte l*^ie^t' r und

Asiceteo. ^) Frauen dürfen nur bei Frauen zeugen, <^udra nur bei ' ^dis) wo niGglich sollen die Zeugen von derselben Kaste seui wie

4er Aageicbttldigto' Bei Vorteilen jedoch, welche ioaerbalb ^ ' eines Ubiiaes ,eder «Ines Waldes geschehen sind« nnd'bel einem

' Mocde dArf jederi, welcher mgegen geweaea, Zeuge sein. Zum

gültigen- Zenggiisi gehoben wenigsteBS drei Zeugen; nur im Neth fsdl rdehi eines als acbthar betrannten Mannes Zeagniss hin. i'^) FiilfochCö Zeußuiss wird mit schwerer göttlicher Strafe in di*!seni Leben und na« h dem Tode bedroht, '•^) tiber gerii liüi< h mir mit iicldstrafe belegt;**) der Jxichter hat «lie Zeugen %orher zu Ver- i warneailind sie auf die Strafe im künftigen Leben für den falschen Zeugen biDxuweisen. Ist ein falscher Zeuge aber bestochen, •'J«#4H>Uiei'daa J>of^lte der streitigen Summe xejbles) ein Brahmaoe ,1« flM*«eilttani rDle: Kac^iebt des Megaatheaes» dass Meioeid dureii ClledeBabscbieldeB bestraft Wierde«*?) wird dtitob die Oesobiblelier eicht bestätigt; Megasthenes seheiet andi hier die

ältere Bestimmung zu geben. Äusserst seltsam Ist die Bestimmung :

„wo der Tod eiiief lienadieii da?»« ahlUtaigl» da soM 4if Imgfi

unwahr reden; zur Reinigung soll er ein Opfer liTiBgea;*^*^) diew kann nur eine milde Nachsicht gegen da* ^Mitleiden sein; und der Siuw de«! iiesctzes kann schlcchtcrdines keine Empfelilang eines falschen Zewgiiis8e8 sein, du sinnlos iväre, sondern jene«

Sollen, kann nuhedingt nur in dem äinne des „Durfeno" auljgo- fasst werden. Der £idsebu-or ist nur dann zulisaig, ^enn Zeugen feUen, deren Auaeage alao aiolit beeidigi wiid^ » «od nie bei geringen Sacken.

Die Beweiafiibmiig iat maachnal aellaaai geaog aad aicbfa weniger ala aclilan. Wenn z, B. Jesand der AnücldMltaBg eines DeposÜnma angeklagt ist, und keine Zeugen vorbanden sind, so darf der Richter dem Bekia^tiii durcli geheime Helfer ein Deposi- tum ubergeben lassen, und wcrm dasselbe dann hei der Rückforde- ning verkürzt ist oder gar verweigert wird, so i^it der Angeschul- digte oia überfAbrt zu erachten, Ein Mensch, „der von einer Stelle zur andern geht, in beiden Mundwiokelo umberleckt, de wen Stira achwitzt and deasen eeaicht aidi en«Mrt» der a^l tmbaflt, atotternder Stimme viel Widerapredwadea aptieht, dar Anrede vd Anblidt nicht erwiedert, and die Lippen veitiebt ete.» iat aia wi falacber Ankläger oder Zenge bezeichnet Ebeaaa wird ea ant Beziehung auf daa Gotteanrtbeil als ein Beweis falschen Zeug- nisses gesehen, wenn ein ZLuy,ü innerball) einer Woche voa eioer huraukheit oder einem andern Unfall betrctITen wird.^^)

f>ie I2:anze Verhandlung uar in alterer Zeit mündlich; ja liic Richter bedienten sich selbst nach den Nachrichten der Griecbeo nicht einmal geschriebener Gesetze; diess l>edeutet wolü nicht, dass die Indier iieine Creaetzbacber gehabt, aaadem ▼iehwahr, da« die Richter dieselben aaawendig waaatea.^) dpitar iadaea den aduriaiicbe Prolokolle geAlbrt;») jedoch iat die AbaMga der Griedien unaleher, da Megaslhenee aneb irr|g bebaaptet, die Mier bedienten «Idi keiner Zeugen. 2«) Beim Civilprocess darf der Ange- klagte, SU lang« er die Auscliuldigung nicht widerlegt, keine Gegen- klage einbringen; '^7) leugnet er eine Schuld ab, and wird er über- /ührt, so muss er ebenso viel, als er dem Kläger zu zahlen hat, auch dem Könige zahlen; wer dagegen eine falsche Klage erhebt,- mfli das Doppelte der geforderten Samne als Strafe zab4en.>*)

Bei Verbreeben haftet die VerailtwortliabMt auf daa GamMe* aitfeebem. „Wenn ein Todteobbg ader eb Olebaltbl geädUcbd so mUt die Schuld anf die Anfabher daa Oitea, weaa die SpwaM dem Orte heranaftlhrt{ welin daa Verbreeben aaf derLaiidatmue geacbab» eo föllt die Schuld auf die Aulseber des Ortsgebietes*,

505

und <lcr Ort soll de» 8cliadcii ersetzen, in dessen Glranzcu es t^e- tjcbah, oder uohii» die Spur führt." 29) liie sehr ähnliche Einrich- Uing bei den Peruanern (lid. (. S. 32H) ist zu bemerken.

Wichtig für die Keuntuiss des indischen Gerichtswesen i^t die itikiD Drama Mnchebakntik* geg»^oe Schilderung einer Gericht«* in «iMT Halle yertanmieU «icfa <lBr QmkMtMt mtt M OMem beateieiid; tlia mUang offootlicli; fyMtmfimmt «Mtaa die Otima$. Em Kilver neMet eieee begHngiiie« Moni ; ' geegen weiden veililMt Aber die Anaeagen ein acbrillÜcfcee Pfet#- koU gef(!hrt; der Angeklagte ist ein Brahinane; todem er vorgela- den werden aoii, erhält der Gerichtsdiener den Auftrag, iliui zu melden, „die Obrigkeit wünsche ihn, mit nücr schuldij^er» Ehrfurcht, Dach seiner Bequemlichkeit, hlec '''U ."«ehen." Kr wir4 hüilich eni|iingen, man bringt ihm eiAeo •Stts; als jedoch schwerer Ver- dbdit gegen ihn kund wird, muss er sicb/enf die Erde setzen. Das Veriiür int nickt eonderiicb echaiieiiinig; und der Ge^dHelHiCiielit raUgsa, ab devAaUigev ndt ehMmEotlaatnBgafeeusea lnSehlKgerei geridt« :illt dem nchahibaBaa BekeantafaB dea Aagelihglifla» :aniai ndll «rpreant dnrek Androlmng von Hleiieai endKgl dle Uater- sudiong; ,,das Urtheil fallt dem Ktini^ anheim/^ Obwohl der Rich- ter erklärt, ..dass der Angeklagte ein Brahniane nicht getudtet, «Mindern nur mit unverletztem E^genthum ans dem Reiche entfernt werden kann," wird er vom Könige deonocli geseticwidcig zum Tide venntbeilt nmae damals schon viel ReditiSnnliig getrie- han- worden sein; der unschuldig angeklagte 'Bsahnmii& spricht: ,»8e ii4e eb Meer.aieht der Cleiiditahof ada. . IMe aiDkiaclM fradtar atod diB*«ildao nd angaaUman iWeUen; «dlaa.:Bmt wtili ' Ungehniani ahid die ifUdan Tklanv dld giknaeto :ddrt, dee Tidtti Die aeraihail } AHW<ite . aefcirbnnien eken enf wie •Seklangen^ «nd feile Klüger lauern ivie der Kihitz , der über seiner Beute kreist und pl5tzltch auf sie heiabstürzt, wilden, raschen Flu^; das Ufer, die t Gerechtigkeit, i^t rauh, unaieber «lud zeiffisseft vou.dear Stilr-

' 'Oieo der UBterdfOckuog/'

t ,

'1' /^ Cglebrookc, üu Hindu Courts of Justice m Tiuusacu ul ihc B. Aa. Soc. 11, 166 ete. ^ *^ Maua, YIII, 1 ff; Tajn. II, Wihoi^, Theater der ffindn,

'S: J54. ' Man«, VDI, 8S. <44; Tajn. H, S2. »> ITVIH; IV— •) Tajn.

Hfl»; lämM, 'Tin, e. 1«; ^u,ym^ *>»v4iu«(> lit'M aoti^M.

Ji^^a.^if)'ibMaivV0r, Tele, n, la A tt« i4>M. ymf

n, 69. »0 M. vni, 69. ") IL vm, eo. e«. 775 s». »•) m.

•Vin, 82 ff 03. ~ »«) Vm, 120 ff. 1») y^ln. 11, 73 ff. »•> Ynin. TT si. »^) Meg. fr. 27, 12. >«) Yi.jn. 11,83; Mnnn. VIII, 104. 105. '«) M. VIII, TOO— in,^ M. VIII, -™ 13— 15. »•) M, VHI,

108. *•) Megostb. ts, %7, 9\ iNearchos bei Strabo, XY, 1, «*) Lauen,

Digiii^ca by Gu^.- .

«7, 6. •») u, 9. ") Tign, n, u. ijt »•) n, -

Wilson» Tbent^r a. Hntda, 1, et«,

§ 157.

9* In der Verwaltung stehen dem Könige ebenfalls die Bfahmanen als Uathgeber und Minister sur Seite , und ohne ihren Betralh darf er nichts ausführeo; ikm aber gebührt die leiste . Eotidieiilnig« Die Verwaltung geeeiiieht derek eiae Verdieilwig der Gewalt aeeli der Zebeeahli jeier der «flier- geordneten MaehdMber wiederfaelt die Bedevtnng des Fdntoi, nur in einen ideineren Bereiche, und iet dem Ftalen TetM- wortlich ; jeder Statthalter bezieht alle Einkünfte seines Grelnetes, bestreitet aus dieser alle Veru altunarskosten, und nur . der Über- schuss wird an den nächst höheren Beamten abgeliefert. Die Centralisation der VerwftltuBg tritt liier im Vergleicb mit Ghuia mehr aserfick.

Der letzte Ausl&ufer dieser Venweigung ist die Orts- gemeinde, die in einem «»f genetuMuaev Arbeit nnd gemein- samem Ertrage rollenden, eng in etoanddr gefügten «nd naeh anesen abgeeehloseenen, jcgemnen nnd geintAlielien^fitiinehee den eigentüdien Kern des ittdiecAien Staetelebene bildet hi China dr&ngt alles viel mehr nach deifi Mittelpunkte; der Chi- nese geht ganj& in den Staatsbürger auf. der indische ünter- than, nämlich der Vaic^jn. ist wesentiich nur Ortsbürger: China träs^t der Staat mehr einen kosmischen Charakter, jetin einzelne Funkt bezieht sich unmittelbar auf das Ganxe; iu bidmk bat der Staat mehr emen vegetabittsoheil Charakter; die BiAtter an den ietnen Vertetelangen* dun Bnhimre hingen ner necli leeker mit demeelhen anaenNnen. ,Bie GcifcBindMn k$m- -mem sieh wenig am den fibrigeu Staat, «nd der.Slaal ktbamert sieh wenig uro die Gemeinden; diese lebdn aiemüehaelbstslAndig Dir sich; es ist, als ob schon germanischer Gemeindesinn hier waltete. Der Indier hat liit den Staat im Grossen wenig Inter- esse; er ergreift von ilnn nur das Zunächstliegende, was srhleth- terdings zur Lebensnotlulurft gehört; zu der grossartigeii Slaat^- biidaog CliiiMis hat es Indien nie gebracht; es bleibt iu kleiuereü Kreisen stehen. Eben desshaib aber iet euch der Staatluer nicht •bis an der peinliehen Bevormnndang des VeMLsaiibrtgeeqhiittülf wie es in China der Fall war.

Pie Staats-Beamten sind dem KM^ Terantwortlidi, and er fiht die Ao&lcht tiber sie dercb besondere Aalseher aas, fie ausseriialb der Beamteu- Gliederung stehend, ebtio uui ak

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VV^üchter der Ilegierung dastehen. Von den chinesischen Ko-tao 68] unterscheiden sie sich dadurch, dnss .sie nicht das Gesetz des HimnipJs auch ilein Fiirsten j^egenüber zu vertreten haben» diese Aufgabe fällt hier dem ganzen Brahiuaneustaiide zu.

Bio iMMoWichen Einkünfte des Staats dienten rat AUge- ■flhiOD mehr «ir tetaächlichen , durok afai Marius Heer gsttra* gSMB Mackt, mm HerrtohorgkaBa and aar firhaltniig des Kvkaa «nd dar Bralftaiaifln ak ad gi^iaaa Staala-AsbaiM. Der Im aekwr Ckaieinde sieh adU eiaapiaMode iadler iMit sa^waaig Skln för das Volksleben im Grossen . als dass solche Unterneh- mungen, wie Chiint im nusgedehntehten Maassstabe sie aufweist, hier Anklang faudeii: China lenkt die Volkskräfte massenweise nach einem Punkte hin, Indien zerstreut sie mehr; Chinas Staats- bauten, aeine Strasaten, Brücken, Kanäle ete. iiiideu sich iu Ittdiaii aar in sehr Terring^^rteni Maasaatabe Terf iMir die zu bei* Ugeo Wall&hrttKirlaii liUiraadaB StraaaeD wlvett aeigfiUtig ge- iMMk vmä ad* üeiliargaai itarseka*.

lüa « eia6 gäta Oidonng *im Staate aa. wtaHpa» «oll der KMIg'Ar Bwec» dtbi, Maf oder boadert <ktacMlea Ate Maar ' Waeben besteHen, befehligt durch saveiiSssige Fdlirir, welche über die Siehe iIj ei t des Laudcb zu wachen habeu. Ausser dic- •sem mUitärisehen Schutze „bestelle er einen Vorsteher für jede Oeroetnde. nnd einen hühcreü liir zelin <renH^iii(!en , dann cirren für 20^ lUÜ uod tür lüütt,'* ^ ganz nie in Peru [ßd. 1, S. 32ö}; diese Voiateller>iBlissen ' zu bestimniteii Zeiten uod Iii wielidg|8k^«i'lUen bnMi aa daa aftebat baterea Betidrt eiaialtea. t> . . MegaMhedea gkbi die» Artev 9ob. ,,Afchoatea*« aa^ ^1. Die d}ia^aaiifNiit 'Ivelehe Air die AaaaMiMiBg'dei LSadarciea'vad filr die Ragallning der Bew#Baet«ih|p ad aoigea «ad sd waeiiaa haben; aie ordaea-lbiBer dle«Ai»frabeii bnd-zieheB'ele'ein; ^.sie roaehen ge- bahnte Strassen, und alle zehn Sta<lieii scUen sie eine Säule, welche die Wege und die E))treriiutiL'en anzeigt.'* 2. Die €<6ru- vofioi in mehreren AljtheHufjgen; die einen heaufsichtigen tiie Ge- werbe und Arbeiteo, andere sorgeo für die Fremden, weisen ihnen ' fcaii'Aafentbaltsort an, jrra Üann den kranken Freiudlingea Pflege, aad begraben die geetorbeaeii, aad aeaden deren Hiatcrlassenscliafl Saa'ibw AagUhtoigaiiiS addeM ieiahaea iBe'Manrtaa aad dte Todes- . UM aaO abdere beaafwcbügea dbo Klebibbadel aad'dan Vaibafar teil LdMMdtMla, die. Aadreadaag' dds ricbtigea Maai^pta aad ' 4hiwlcbtes etc., aAdere den Verbaaf von aaderea Waareai necb ahdere ziehen den Zehuien von den verkauften Dingen ein. 3. Die niiiitäfiaeiien Beamten in vielgegUederter Stufeofolgei«^) -«^ Die

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t BeauffiidiiaDg «^es MarlitveilceliM eratr^ckte aich ttttch auf dea mi^ uatlicU einige iVJalc vom Küiiigti festsrie^et/.tcii MarktproJs. 3)

Das Interesse des Volkes am iStaate beschränkt sirli ciLontlitli auf die Gemeincie; und wenn Me£>:a.stbene8 nie avtovofwt, neüut,*) 80 findet sieh die verbäUuitismiisäig grosse Selbststlodigkeit der . G«neNiden auch dosdi die bis jetzt gebliebenen Einricktvogmi be» •tätigt^ wnrkeimtta dieMaGeneioilfilelieo hauptaidilkk aus naMMi Berictoa, AbereaataflUBlgewus am aahr alCaiMt, ä^Mmhäm M ilrai altaa EtarifililwigaD feathaltoD. Elna OttiftmiMie ktk ' «iaenv nrapräoglioli vaü Kfinig geMteteo, jatil aller «Ifi» . eben Vorsteher^ welcher Verwalter mid Friedeasriehter lugleiih ist, einen Aiifsehei" uud luehreie andere Heamten, dann einen Brtb» liianen, der gewohnlich auch als Astrolog dient, einen Sclnnied, : einen Zimmermann und einige andere Handwerker, einen Arzt, eioen üirteu, auch gewübnltch Musiker und Tänzerinnen. Der Acker and ijieiD Ertng gebott der Geni«»de; aebald die Ernte volleadet ltl| erhalten zuerat atamtliche Beafltfi& und jeae tHaaJ^eifcef w. Ihren beetiiMDtee Aathell; von den OhifgUeiheedee gehSrt die Uilfte dem Kwaig iiad die aadere Hüfte den BBneni.A) .Maa Nearcih berichtet, y^daae hei ehdgea indiadiea VMem die MI* fruchte gemeinsam nach Verwandtacbaft bearbeitet werden, und von dem .Zusammen&^ebrachten jeder seinen liedarl zum Unterhaitc hinnegiiebme/' ^) Diese Gemeinden sind in ihren eigenen AngC' iegenhciten ziemlich selbststSndii^, sie ^enraiten sieb selbst und achlielitjea ihre Streitigkeiten imter sieb; und in dieser in aieh ge- schlossenen Selbatetändigkeit hahea sie alle VerSademugea das ' eigebtlichea Staatea tlberdaaert. 0er Staat fordert yoa der €e* . mehide jmneiat aar deiae Sieacr, fttr die-aie gemeiafm/haftct, la flhilgea üiherlKaal er aie akh aelhat Der.kIhdgUche Anthell ed« die Abgabe jeder Gemehide raa eh^ta l^eaeaderea Beantea . in Empfang genommen, welcher sein bestimmtes Gehalt davon vor- her eotliimmt; jede Ortschaft bestreitet ilue \ crwaltungskostco und liefert nur den Üherschus« an den nüchst bühercn V erwaltiingsbc- . amteO) und so wird immer nur der Überscbusa weiter eingeliefert, so dass in den kuaigUehea Seinta iler INette^firtri« ahgrile ' «lert wird.iV - i. .

Büti'der garfagMn-Bemattiadnag daa Vclkea- bflagt aweh die gMi^em Vemi4ir«itiddldt^ dha KIfaiga ttt dea Volkee. WeU ia> i «aai^». In €UU M allea> Vetdleeat mad aHe Meld avf i' Kaber, in Indftea taigt: der. JUaig aar elaen Theil> „der aechala Theil des Verdienstes aller tugendbaflen Handlungen des Volkes wird dem König zagerechaet, welcher seu Violk bescbötzt; tiod

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der Bccliste Theil aller Vergehen wird dem kOnige zugerechnet, der nicht über das Wobi seines Volkes wacht; '^^) ^ „was die •unbeschätztcu Uiiterthanen irgend Bdses thun, davMi WU dl« liilite.Mr.deBK««ig, w«ti er dioAbgahen nlimit'^») i -

^Bm Oms stdl« in celBMi ganBoi Mil«ts klog^^Mier ai^ ..««Ma 4m EwAmm daffinigia ati prIlfMi iMd an hawuwhaa fca' > ta, wdch«i»DMUIeteKM9a«iML**«o) ob J«der gtttnMa .üi&dt soll av alaia OfmaiifiMihoi 'Ubav cdte OcadhXfta aMxfüi« '^nmi

hcrv (jrra<;eridem liang und umijclieri vou Glan/. ; diet*ei soll alle anderii lieainten persöniicli bouuisic htigen, und der KOnig soll sich von der Führung aüer seiner iJcamten genauen Bericht erstatten laaseDy denti da die Diener des Mioiga laeiat Buben sind, welche -nehnaa,' waa Aadem §9hl0it, ao atÜ ar f«r aalchaa aaln Valk

Aach eiae geliai«e Paliaal tat adMia bai Maaa anitMle«; dia Paüaaiapiaa« babea gioaae geaataKdie Bafagpiaaa; ale aoUaa •Ich TavUaMet ttater die Vetdialitigoa latadiea, ala diiten Oaaoaaen

sich stellen, sollen besonders an besuchten Orten sich aufhalfen, an Brunnen, bei Bäciicreien, in Speise-, Trink und Uurenhäuscrn, und sollen den Versammlungen nnd Srhauspielen betirohtien; be- sonders vielerfahrene Diebe sollen für diesen 8piondienst gewonnen werden, die sich daaa aaier Ihre Genossen niiaebeti und zu ge- höriger Zait aie varrathen;is> auch MagaatbaDea bariebtat aebr baatiauat vaa diaaar Siariabtaag. ^ >> Maatt, Vn, ita— lir. » •> Utg, fr. a4, 8^9; 1, 57. (flehwMih.)

•) if. vm« Mi. «) Mag. fr. 31, 4. 10. 11. •) Mtt, CMkit a an ft ;

BtphhistoM, history ot ludia, 1841, 1, p. 118 E 477 ff. «) StraLo, XV, l^B«. _ ») Min, S. 152; vgl. Manu, VII, 118. 119. ") M. VIII, 304; Yajn. I, 334. •) Vajn. I, 336. i«) M. Vit, 81. »•) M. VU, Ul 123. Mann, IZ, 261 ; YltfO. I, 828. > ') Meg. fr. 32, 10^ 33, 10.

§ 15d.

8. Der König ist der Anfilfarer des HeereSf hat das Volk gegen Auaaere Feinde %n achfitzem mid im Innern Ordnung^ m «iknllBii. Dil Raglafwidön aind nn alch edion die Anftkrer» dem sie gehören der Kriegerfcaste an; die chineaiaetie Miei- dnng rem CivtU nnd MWtftifmmlen ist hier nieht; jeder Regie- mngshesnite tat euch BefeMshaber sehier Untergebenen. Baa Heer hat hier eine 2;aiiz andere Bedeutung als in China; es ist hier weder angeworben noch awsfj;ehoben , sondern es ist als Kaste von Hause ans da: und wie dem Heere sein Anfiihrer, so iat dem Anführer sein Uecr von Geburt gegeben. Der König hat w den drei Kaaten ehi drei&chea VerhAltnisa; er hat dem Lehr-

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Staad «a gelMmiMn, de» Nfllmtitmid za regieren, Wehr*

biaiui /.u befehligen. Das Heer beruht hier weniger auf der äus- seren Noth als auf dt III iiinern Oro^auismus des Volkes; und es scheint in der That manchmal, als ob nicht das Heer um des Kriegei^ willen, sondern der Krieg luu des Heeres willen wttsen w&re. Uie höhere Ausbildung des Heerwesens faud natürlich tm deji wMÜdMiu Grensläudern statt , wo fremde V^IImt iilwttW«luM wMBs doft iuideD ^ tirieolieB •um hohe «Krie^imat und wtohiige Hmic. Das Heer .ist hier eeintr Ni- liilriiaeh ageatlieli tio stebeiMlea»^) umm aneli. Ae Krieger m FiMemiseiteD wahnehseinlieh melu' Benurevi letleiif eie er- hielten Besoldung;.-) Die Kriegskunst späterer Zeit erscheint roh. Festungen, oit durcii umgebende W üsteneien stärker be- schützt, siiul sctioii bei Manu für höchst wichtig erklärt, und der Kiiuig soll immer in einer solchen wohnen.

Die Uauptbestandtheile des Heeres sind das Fussvolk, die Wageo, die Reiter und die Elephanteo;^) die Anordmuf^ der 9eUaohli«ihe irt meist .dieeelhe wie die des Seheehepiele« luieBre ,»KMi^<* hedeutet den emtee Feldherm; der JKHeigaell eidi ie der MitteelDeeHeeHiaefens aafhallieD^ vetedtfedeee Steihmgee^ Marack- Qfdniingen und. Verhaitangsmaaestegeln , oH sehr weaderÜdl, siad schon bei Manu angeführt.-*) Auf dem Waagen stand ein Wagcn- lenket und ein m\er zwei Hogenschfltzen, und auf jedem Elephaufen deren drei; beiden \VafT(Mi«jathin^<*ii war Fuss\<)lk zar Bedcckuitg beigegeben;'') Kiopbanten und Wagen wurden schon iu derältcj»tcn Vedenzeit im Kriege gebraucht Porös stellte io der Alezande^ Schlacht seine 200 Elephanten in die yorderste weit aesgedebi)«' Reihe, jeden 50 Schritt von dem andern entfernt; hinter ibaea stwd in «Weiter Linie daeFiissTolk so, dass awiachen je awei fiiephaal«» 150 Mann standen, an jedem FIfigei waren 2000Reiter and 150 Wa- gen aufgesteUf) Auf den grossen Strümen werden aadi Flottw gebraucht.*) Die grüssto Kntw ick( Inng des Kriegswesens wtr unzweifelhaft iu den westlichen Liuidern, wo allein Angriffe voa aussen möglich waren, und hier land Aiewidcr. eioeu liussertitftt' aäci^igen Wider6tand. ^)

Der Kdnig soll wohnen „in einer Stadt ^ welche vertheidigt ist ^r«^ ei»>e Wfiate nm sie her oder daMh iSleimr&iAe .oder dmA . Vaaae^^en oder durch Wftider oder darch befv«aae%» MImiV «der dnr«h Berge; ... ein efamiger BogensebMa aaf elaea gosteUt baan bendert Feinden dieSpibie bieten, and bimdertbiiaBi gegen tausead sich halten; desshalb ist eipp Fiitwig ««a'Mcit ^V^rjlh.- >o) ....

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SU

») MlUiu, Vn, 103. *) Megaslheues. iragin. l, 49; 32. 9; 33,9. *) Manu, Vn. Isi5. *) M. VII, 164 ff. 18S ü. ~ Mcgaithciics. iragm. 34, 9—15. Lassen, lud. Alt II, 720. *) Ebuud. i, 811. ') Droyseü, Gesch. Alex. d. Gr. 1833. S. 394 ff. ") Lassen, II, m.— •) Heeren. Wnke, X, 375 t >»>ltVII, 70. 74.

tes nacsfa aussen si»d die Verhältnisse der indischen Staaten uütcr einander von dem Vcrhähuiss derseibcu icu it emdcii Völkern zn unterscheiden. Um fremde Völker haben steh die, durch ihre Lage sf) .streng abgeschlos.seiicn liulier weiii^ i^eküm- mert, weder im Frieden noch im Kiiege. Obwohl überaua gewerbthätig und im Besitz der kostbaren Erzeugnisse des reich- Mtt Laadesy haben sie nach aniaeo Terhältnissmässig wenig •elbsMldUigen ttftndeJ getrieben; fremde Kanflente habe» aich vielnelir die viel gesochten Waaren ans Indien abgeholt^ amper Landes aa den Terworfeaen Pariah gehen, mit ihnen i|i frennd« lieber Beziehung stehen , das ^viderstreitet za sehr der indischen Weltanschauung; Selülier i;eh(jren zu den vcrachtetsleii ."Men- schen, weil bic eben mit 1 reanieit verkeiircn; Indiens Handel ist vorherrschend passiv. Auch Krieo;e haben die Indier nach anasen fast gar nicht geführt , und die wenigen JbLämi^e dienten mir zur Vertheidigung.

Ualer einander liaben die indischen Staaten keine wiik> liflha eagare Verbindang gehabt; aie waren nie ein Gaaaesi aie eia Baadeaataat aad nie ein Staatenbund; daa emsnge swi« schall, ilu»n bestehende Band war ein rein ideelles » die Ton dem allen Staaten gemeinsamen Brahmanenstaade getragene gleiche Idee , das gleiche Gottcisbewusstsein, die gleiche Welt- anschauung, die gleiche Gesetzgebiuig; in allen Staaten waren die Vcden die heiligen Urkunden, in allen Manu's Gesetzbuch die höchste Kechtsquelle, in allen die vedenkundigen Brah- nanea die höchsten geistigen Vertreter des gemeinsamen Be- waastseins. Wenn daher einerseits ein lebhafter geistiger und SMtcrieUer Varkefar awischen den indischen Staatea stattfSaad» io war doch , andrerseits die MOgtichkeit and Gelegenheit sa Kriegen anter denselben Torhanden; nnd solche Kriege sehei- nen oft genug vorgekommen zu sein ; die Epen besehftftigen sieh mit ihnen, und die Gesetzbücher geben behr umständliche VorsciihAen für dieselben, merkwürdiger^veise, ohne jemals den Gedanken einer über den Stnaten stehenden Bundesgewalt zu fasseiiy um .jeden Streit durch £riedliche Entscheidung zu aribUcblea; ja .es scheint bisweilen fiut, als fordere Mann sa

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Eroberungskriegen auf, um auf diese Weise einen einigen Staat zu eizeugen.

Dia von den Uesetzbüchern für die Krjro;o f^egebeuen Ver- haltangsregeln athmendorchausden Geist milder Menschlichkeit; es werden eben in den Feinden die brfiderlichen Volksgenossen gesehen.* Es ist bei diesen K&mpfen nicht aosserAdit sn lassen, diu» sie 'dasVoK als 'Ganses gar nichts angingen , dass ^ eigentlich liur der Kampf einer Kaste waren, deren Beruf ja eben der Krieg war; die indischen Kriege sind also nur als Fehden zn betrachten; das Volk selbst war daran nicht betheiligt; der friedliche Bürger sollte nach den Giesetzen dabei ganz Yerscbiml werden.

Der Hände! ist allein der Vaicjakaste« und nur in grosser Noth auch den Xatrijero und Brahmaneo erlaubt <) Der innere Handel war« nach der sehr entwickelten Clesetzgebnngsu scfafiessen, fibcr- ' aus lebendig;^) bei dem austrfirHgen Ifendel, besonders demsnr ' See , verhielten ^ch die Indler mehr passir; es werden %war h den 'Epen und den ältesten buddhistischen Schriften Seereisen er- wähnt; 8) aber dieser Handel wird enls( hicdcn i^emissbiliigt. Von den Opfern ist nusser (jlirtnii.schcrn und Mordbrennern etc. anch

* „ein Schiffer auf dem Meere** als unrein ansgeschlossen. ^) Der Scehandel lag also unter dem Drucke der Veraehtuncr; der Land'

' handel nach aussen war aber durch die geographische Lage auf s^hr wenige Wege besebrftnki<) Cs stand Indien zwar bevdls Sn Ältester Zeit in Handelsverblndung mit China und besonders nit dem Westen, aber die Indler selbst fährten die Waareo nicht ms, sondern die Fremden holten sie ah ; die Phönizier kamen schon f er Zeit Salomoiis nach Indien.®) Später, besonders seit der Gricehcn* zeit, trieben die Indicr allerdings Sc liirfalirt , am frfiliesten natii Ceylon, spffter nach Hinterindien,''') und standen besonders in Ver«

* kehr mit dem südlichen TheÜe von Arabien; ») aber so lange nicht durch die fremden Eroberungen die Blüthe des indiscben Lebens geknickt war; wurde der auswftrtige Handel doch nur sHeftnGtter* lieh behandelt Die rechten Indler sehen zu verSchdiift auf dfe

' unrelnon Barbaren herab, als dass sie mit Ihnen einen regen V«r> kehr unterhalten mochten. Noch heutiges Tages scheuen (Be doi alten Sitten trcugcblicbcncn Hindu die See; sie dürfen auf dw Schiffen keine ISahrnni» kochen, und die Ensjländer können nur indi- sche Soldaten aus den untersten verachteten Klassen in See geben lassen.^)

Über den Krieg sprechen die Gesetzbücher sehr ricl. Ein ehrenvoller Tod in der Schlacht gilt dem höchsten Opfer gleidi und

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reinigt den Menschen von aller Schuld, und führt ihn zur hüchsten Seligkeit; >o) aber die „guten Werke dessen , der fliehend getödtet wird, Dinmt der KM§^^ ") [eie werden dieMm sngereciine^]. Er- obenng wird gelobt^ „dmellM Verdien«!, welches fiHr den KSnig in der Beeehttsaog telnee Reiches liegt, erwirbt er Tellkonunen, wem er ab fremdes Reich in seine Macht hringt'*) Das Volk selbst liKeb Tom Kriege sfemUch nnherfibrt; die Ackerleute bauten mbig neben den kämpfenden Heeren ihr Land, und blieben ganz, un- gefährdet, denn beide Theile betrachteten den Landmann al« ihren Wohlthätpr: Verwüstungen des Landes durch Feuer, Abschlagen der Bäume etc. waren untersagt; i^) Manu verlangt kidess dieZerstu- mng der feindlichen Vorr&the nad ailes dessen, was dem Feinde Merllch sein ieOMite. ^}

Die Ktlegsgesette athaen hohe Menschlidbk^; denn es han- delt sich fast immer mir um Kriege anter lodiem.* „Kein Krie- ger daiif gegen seine Feinde eintese WalTen gebrauchen, ge- zähnte oder Tergiftete Pfeile oder feurige Geschosse, er darf nie [wenn er zu Wagen ist] einen Feind angreifen, der zu Fu^ase ist keinen, welcher [flelif:rid| dleHafide iultt'rid. keinen, welcfnir (('(uiin». ror ErmüduDg) sitzt, keinen, welcher sagt: ich bin dein Gefange- ner, keinen Schlafenden, keinen, dem der Panzer fehlt, keinen l<ittekten oderWafieolosen, keinen Zuschauer, keinen, der mit einem Andern im Kampfe ist; er darf nie angreifen den, dessen Wafib aer* hfoehen ist^ keinen iron Sdhmem Bedifagten, Mnen schwer Ver* wwdeten, kefaH» Ermatteten «nd keinen Fliehenden.^ „Wenn ein Fürst ein Land eroliert, 84» ehre er dIeOKtter, f natürlich die indi- schen], und die tu*»cndbaften Hrahnianen. vertheile Geschenke und erlasse BeliaTintinachurjgen , um allo Furcht zn entfernen."'"^ Er soll dem untenvorteuen Lande einen Fürsten setzen, und soll die in demselben herkömmlichen Gesetze und £ioricbtuDgeo UDangetastet liflseo;s^

*) Ifura X, 83. *) Lassen, Ind. Alt. n, 57S £ *) Ebcnd. 578, vgl 1, 746. ^ ^ Mami, in, 158. ^ Laasco, H, BSD IL— *) Lüsen, 1, 748. 858; IT, 581 ff.— ^ LassoB, n, 415. B4S & 8tD. *> Sbeol. SSI; Bsanst Wart», Xn, S8l flL

•) <MidH Site, I, «8» M. V, 98; Tnin. 1, 333. - ") Ytjß. I, 324. - ") Yajn.

I,S41. **)KiBgUtii.fr. 1, 14; 18, 5| 33, 5. ")M.Vn, 195 '*)M,ViI, 90— W, Tiyii. 1, 985. IL Vn, 801. ^ 1^ M. VU, 802; Yajn. 1, 342.

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Siebenter Abschnitt. Die «eseliiehteb

S 160.

Eia Volk, welcbes keine Geeehichte sekreibt, bat aecb keine. Die Indierkaben eben so wenig eine wirkUebeGeedidtte wie die Ckineeen« Die Chinesen leben nkkti&rdte GenefaicIrte,

sondern für die Gegenwart, nicht für eine zu erringende Idee, sondern für sich selbst; die fndier leben nicht für die egen- wart und jjiclit für <lie (ieschichte, sondern fiir die Autlosnug beider; die Gesciiichte will eine Idee verwirklichen, ein gei fitiges Reich auf Erden erbauen, die Indier aber finden das üeil nur in der Verneinung.

Die Geeohichte ist fiberkanpt nur da mö^^ioby wo ein Be- WiMStsein der Mensobkeit ist; jede Gesehickte ist ihm Wesen naeh Weitgesehiebtes ein Volkkal an und lOr sieh ssoh nickt Gesekiobte^ es tritt in dieselbe erst mit dem GedenlEen, die ganze Menschheit umfassen zu wollen; jedes geschichdiche Volk ist v\ cUerobernd. So wenig Jemand, der nur an sich denkt und nur sich will, wirklich Mensch ist, so wenie: ^üi Volk, welches es nur mit sich zu thun hat und nur hich will, ein gesokicktUckes« £iu geschiohtliehes Volk will nieht blstt fiir Siek sein, sondern will dieMensokbek in das Gebiet seines Geistes sieben , will skk ssu «nem wesentlicken Glieds dar Mensekkek niecken. Jede Gescblebte wkd von enier Idee getragen als Ton ihrer Seele; jede Idee aber tritt nil dem.Cba« rakter der AUgemeinkeit auf , will die Mensobkeit umfaues, weil jede Idee vernünftig sein will, und das Vernunftige uus ist mit dem Menschlichen; es giebt keine römische und keine russische Vernunft, nur eine menscliliche. Jedes Volk, welches eine geschichtliche Idee trägt, will ihr die Menschheit unter- werfen; Weiteroberung ist das Wesen jeder Geschicdite. Das triti minftohst neck in der gwinroken Weise auf, dass-eoi Volk über die andern zu berrsoben strebt, spflter so, daea em VsUl die andern zu wesentlichen und 'berecktigten Gliedem desselbea Staates gewaltsam macht; der Gedanke der Welterobersng Stelgert sieb mit der Entwickelnng der Geschichte, bis er bi Rom zum Sybiem und zum höchsten Ziele des ganzcji Siaats- Itibeiis wird, und bis in dem Christcnlhume das Panier tilio- beu wird, vor dem sich beugen sollen die Knie aller, die asf

BIS

Mm Die mime Cttohicihte im J«r bhni^ im

CMsles, der 6tm Mbwert iiioiit fiikrt^ vor dem aber jedes Schwert sich senkt; in der geistigen Welteroberung gelangt die Geschichte zu ihrer W aluiicit.

Die Indier wis^jeu nichts von Welteroberung, wissen nicilits von der Menschheit; sie stehen für sich da, kümmern sich um 4ie iifaffige Weit nicht im mindesten; sie lösen sick Hiebt bUmt von der «Mgen Mensofabeil» soadecn sie sfMden mck «ooh «Ml «eltet in wMdlQke Mmirnkm «nd in die »^eimat .gelnirDea^ MMe, die den Tiliflven gleich elehem. BSm Velk, irdehee luiiflie MeiMicititieif kewt, eendem avKaeitan» kaum kewe^eiMliidbAe Iiakee« Die Indier lebra Mgentifeh nnr, nm m sterben 9 aber nfoht um für die Mcoschlieit eine hüliere ^V'i^klicllkc^t schon hier auf Erden zu schaffen; das indisehe Leben hat nur Jb^reignisse, aber keine wirkliche Geschichte. Alle Geschichte ist hier in- nerlich, ist eine weibliehe, ist keine Geschichte der nach aussen drängenden Tluit» Zur Xliat werden die.Iadier nmr von «Mean yidiiocti 4rie Tertiketdigea sich gegen andere Völker, aber ^ttÜHi jie Bioln "an; rti moheo ucki jGeaohiekte^ eendem eeiaen eiiek gegen dieiAe nr Wehr.

Die kMtter keken noch nickt wiikllcke -Geeekkkle» 4ikcr doch eine Ahnung von ihr; ^e dringen zwar ntcfat welterobemd nach aussen, aber sie sind in l'ortwahreijider ßewci^nnig unter sich. Diese inneren KäiDpte trotz des einen gemeinsamen Geistes, trotz der gemeinsarnen Religion und der j^!eic)ien Gesetze, selbst begüDfitigt von den alten Gesetabüchem, sind in der Xiiat nichts anderes als die Ahnungen einer wirklichen Geschiohtetkaty.cAiid dl» e^ieiende Geaehiekle in der Jugend der Menscbhdl, ;den «I^Uaren Emst det Menneeikal in &eft amtkwUliger Sbweek- IM^ßuMf msWch aber ki »Oder Hifodoeigkeit effenberand, ^ j«Hn des jnnge^eebtkier in etfnem S^ele den kinfiSge* ern- steren Kampf vorbildet. Dem Indier und seinem Gott ist alles ein Spiel , selbst die Geschichte.

Bei den Indiern ist also mehr innere Geistesgeschichte nls geschiehtliche That; statt dieser hnden wir mehr nur Ereig- nisse, — för die Chronologie, das Knochengerüste der Ge- schichte, oft sehr wichtig, aber es iai kein Fleisch und Blut diMy Juin lebenavoUer Inbait« Und selbst diese ffeignisse aini ans nnr ala aemtfeale» ana dem wicren Gkaee kerver- lagende Pankte bekannt, grossentbeüadniehftemde SmiUer; denn dieilndier selbst dkkten, nber beriehten ntekta. Da mv es aber nicht mit chronologischen und genealogischen For- ts*

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schun^n zu thun haben, sondern mit dem Leben des Cfeistes, dürfen wir diese Ereignisse eben nur berühren.

Eben desshalb aber, weil die Indier nicht eine Geschichte thatkräftig geschaffen liaben , haben sie auch eine so unverwüst- liche Dauer trotz aller über sie hereinbrecheii4«ii Mnse; wie ein geschmeidiges Rohr beugen sie sich unter dem gewal- tigeii Wehen d^Gwcfaidite, aber sie breebea nielil. Die wtkt- halt gesi^cMtehen Vdlker sind eins mit ilver GesdMiile, nie der Leib mit semer Seele » sie leben mid sterben ndt Ov» -»dai einzige Yelli der Hebräer ansgenommen, die TOlKg saln^ schieden daslelicu von allen andern Völkern der Geschichte; das indische Volk erstirbt nicht, %veun eine fremde Geschidite es in sich hineinzieht. Die Indicr haben nie in der Geschichte gelebt, und bleiben friedlich unter jeder fremden Macht; sie sind nur innerliche Gestalt wie ilire Felsentempel , und kdnaeB 80 wenig wie diese yon den Flammen fremder Gewnk wmtüri werden. Wie schon im Alterthnm die indisdiett Bauen ntlen den kämpfenden Heeren rahig ihr Feld bestellten [S* 519] se M sie immer Im Angesidrte der über sie herclnbirecheadsn schichte rahig in ihrem ahen Wesen geblieben ; dem indiscbea (leiste f!;efz;enüber ist nur der (»eist eine Macht: und nic^t das Schwert ^lahomeds, aber das geistige Wort des Evangelium» vermag die Felsen dieses Hetdenthums na sprengen Wid «sf ihren Trümmern eine Kirche zu erbauen.

Wir kOoneo die Lebensdauer des iudiechee Velkes, so ni9«9eii wir eigeDtUch seise Geschibhie nesoeD^ aar sehr nnlinsiimml ii dnw Perioden theüea, gewissenaasssa der DreiM%kelt 4m Dnsrfm nbeihaapt eatq^teehead, uad das Eatitahea» Bestehen nnd Ve^ gehen danteDead, oder Brabma, Viseba« und ^va.

Die erste Periode ertobi^ot fai der Zeit der Siteren VedeotheUe; da ist das Volk erst iiitWerden^ hat noch viel mehr von dem gemein- samen Wesen des indogermanischen Stammes an sich, nnd triicl »Ü^ Ziii?p dos vollen Charakters erst in schwachen Andeutungen. Diese älteste Zeit gehört mehr dem westlichen Indien an; die lädier ivareo aaerst ha lodasgebiet, in viele kleine StSmme zertheilt» ohne iaas- rea Zasammeahaag^ vlelniebr ia JKlmpfea gegea elaaadler. ▼iehncht «od Ackerbaa war ftat die efanige BsssblH>igM^^Bi> Kastea sind noch lüebt aasgebildet; jederBanavater ist aadiOpfcr piiester, aad aar bei gemehisanMn grr>aaerea FelerÜthkeiaBa Mos wir aaeh besondere Priester. >) Die geschicbtlicbeo Tbatsaebea selbst sind so sehr in den Nebel mvlhischer 8afe gehflüt, dass &t wohl jichwerlich jemals daraus klar werden gelöst werden kömiett-

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Kämpfe der verschiedenen Ueiche unter einander bilden dettÜMipt- inbalt; ein besooderos Resultat wird nicht erzielt. Die größten Epes «ntiMheii vieles gmhkihtliithen Stoff, der «inh aber wm der IHditwg knm nwk 19mb Itet*) Ein vod dcp ladrani Bui^ekge* ■cfciif ewer Angilff der Aasyrer eeMst «1« geeehiditUche Tbatoehe

Die siir#iie Perlode« die der geseUcbtiidbeii Reife und Selbst-

aläodigkcit, wie sie io Manu und den späteren VetlentlH>iI<;n sich F,ctgt, ISsst eich in ihrem Anfange chronologisch iiuch lücJit hcsiim- meii ihm] l eicht bis zu den Erobennigen der Muhamedaner herab. Der vStaat, auf Gruud dc^ Kasteusytems, wird follstftndig ausge- bildet; eine regere Thatkraft, wiewohl meist nach innen gewandt, mmA in den episcbea Jüehftungen poetisch sich apiefelod, that oich fcuad; iKeRAligioB entfaltet eich au idarer Selbstetikiditkeit und wird die Seele dee LebeM» ^ INeee Periode aeiftllt deutlicb in drei EpecfceUf deren erste bis lur geecbidttlichen Macht des Bnddhis- mm jp^ebt, welche in der iwelten Epoche eine tiefgehende Spaltung lind Verwirrunp erzeugt, aus der die brahuianische jMatlit in der dritteii i^eriode duvch die Verdrängung des Buddhismus aus last ganz Vorderindien isiecfreich hervorgeht.

Auch in dieser Periode schwebt über deoXbatsacbeo, soweit sie nicbt durch Fremde berichtet werden, noch grosses Dunkel. Die aweüe fipoeb^ gewissennaraen die Mitte der indischen Gescliicbte, ist eine Zeit dee Kampfes und der Bewegung im Inoeru wie wmh anssen, ein reobtes Zeitalter des Varuaa oder des Vischnu; MIen entwidielte hier eine Kraflf wie nie wieder» aber io dieser Zeit der Bewegung entfernte es sich auch weit von seinem eigcut« liehen Wesen, welches die Ruhe iliir Irinorlicbkeit ausprägt. Im Innern ist es zunii« list <ler geistige K;uii[)l mit der neuen Macht des BuddhismuH, von dem wir nachher sprechen werden. Theils damit xusammenhängend, theils unabhängig davon siud vielfache Kriege und Reichsveränderuni^cn im Innern. Trotadem erreichten Wohl- sttnd und Bildung eine hohe Stufe; M^gantlienes bann die ZaU der Stidte ibrar Mengp wegen nicht aggeben,^) und dieGriisse mancher dereeUfen muae, aas den Geeetaen Aber den atSdtischen Verkehr au schliesaen[S. 50T] bedeutend gewesen sein. Die GrOsse und Macht der Staaten erhellt aus dem (gössen Heere des Porös. -

Merkwürdiger noch ist in ilieser Epoche die Beziehung zu der Aufisenwelt; das indische Volk selbst geht zuar nicht aus sich heraus, denn es ist an seineu ßoden gebannt, aber die andern Volker gehen nach Indien hinein, und machen dem Volke eine Geschichte. Die frühere Besitsnalime einiger Geldete durch die

Perser 6) wwt von geringer Bed^tttmig^ aber AlsntfidM ilie

Oränzläodcr betreffender AngrifT war rofi weHyelfetifleii Folgen ; die inneren Reiche wurden /war nicht unmittelbar davon berührt, aber die Nähe der griechischen Herrschaft, die sich an der j^anzenWest- gränze entlang, besonders aber in liaktrlen behauptete, erzeugte einen lebhaften Verkehr, dessen geistigen Einfluss wir in der Wissenschaft und Poesie in deutlichen Spuren antreffen. Es waren von eioem höheren Volke belebende Geistestaken in das indiacke Leben gefaUen« und en&eugten dort helle, welter greUsode Flamm. Von dieaem Verkehr sengen die vielen griechiaehen BeiMte tber Indien. Ala bald nach Alezandem Tode der ab VaaaB fort regie- rende Porös 317 von den Maeedonlem meuchlings ermotdet weide, stellte sich Kaudragupta, von niedriger Herkunft, vielleicht ein f.udra, an die Spitie der erbitterten Indier, verdrängte die Macedo« nicr, und errant; j«irh durch seine ErobeTuni»en im Indus- und Gan- gesgebiet das grösste bis dahin existirende indische Heicb. Mega- sthenes wurde von Seleakos als Gesandter an seinen Hof geschickt Sein zweiter Nachfolger trat znm Baddhismus fiber. Das Tor 230 von dem Selenkiden-Relche abgetrennte Orlechiaeh-Baktrische Reich, welches durch Mlihrtdates aefaiEnde faad, eratWMlite ifch attdi theilwelBe auf die westlichen Gebiete von Indien.^ In letrte* ren erhielten shsfa noch seit der Mitte des sweitenJahihimderts Ms fai den Anfang des ersten Jahrb. vor Chr. griechische Könige , deren neun genannt werden.

Die Ausbreitung des Romerreiches nach Osten rief die Parthcr in den Kampf gegen den Westen und cntblr»8ste dadurch die ust* liehen Gebiete von Iran; dadurch wurde der Weg für die in dieser Zeit unruhig gewordenen nördlichen Homadenvulker frei. Im strei- ten Jahrb. vor Chr. nSmllcb veranlassten die tOrkischen ffioogsa [Bd. I, S. 210] eine Wanderung mehr<irer VSlker in IHtfel- aalen, die sich nach Westen und Bilden wandten, and bereüsm 120 vonBaktrieil ans In Indien erobernd eindringen;*) nach Elaigea waren diese Jueitschi, ^o) gewohnlich ,Jndo-Skythen" genannt, ger- manischen,^)) nach Andern ulier türkischen Stammes ; sie drangen kurz vor Chr. Geburt nach weiter vor und heberrschten das e^nic i'cndscbab, Ka^mira, und unter dem raSchtigen Kaniscbka in (i r ersten Hälfte des ersten Jahrb. nach Chr. das Gebiet bis sum mite leren Laufe des Ganges, und im Sflden wahrscheinlich bis cur Halb- insel Gnserat.^*) Im Anfange des dritten Jahrhunderts serfiel Ihre UernfCbail; sie haben aber Im westlichen Indien viele Spvrea flnes Daseins anriickgelassen, und ein grosser Thell der 9IUI staMt unswelMiiaft von ihnen ab. i*)

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919

Vm die Bütte de» sweiteo Jahrh, oach Cbr. gründete die milch- t%e Dynutie der Gapta ans der Vai^akaste eip storkea uod bitt- beede« Reieb, daa bis um 300 aicb erhielt, und den grussten Thcil

des nürdlichcti Itidienn uinfasstc; sie vertfat zwar vorzuirsw eise das brahmanischc Bewusstseio. aber unterstutzte doch aucli dea liud- dhismiif«: sie liJrdertf» die Wissenschaft und die Dichtkunst.'-^)

Die Einfalle kricgeriüchcr Vulker Turait»> und der iNachbarländer ame Koidwesteo wiederholten sich; und 004 dringen bereita Muha- medlmer aiegreich in Indien ein ; lo) aber erat am Anfange dm eUlea MilMndette faaaan aie hier featen Faaa, Terfolgeo heftig die Reli- ißa», aaraCSreii viele Städte und richteo groaae Yeibeemogen an-f). IMt beghmt die dt i tte Periode, die dea Terfalia. Mit der atei- genden Maebt steigt anob die btatige Verfolgung dea Heideothums. Noch furchtbarer waren die Vcnvtistungeu des muhamed^uiischen Mongolen Timur, am Anfang; des vien^ehoteo Jahrhnndt rts, dessen Nachkomme Baber 152(> auf blutigem leiden den giäiizcndcMi I hron derGroaamogulD ioOelbi errichtete, die zumTheil mild und gerecht regiettea; hervorragend ala trefflicher Herrscher ist Akbar, der Omae, aalt 15oü regierend, doldaam, edel nod weiae. Im Anfang dea Teiigea Jabibuaderte aaak mit Aureagieb'a Tode (1707) die Macbt der Gieaaiaogiib; Madir« der Scbacb von Peiaien eroberte and iretbiaoate -DelM; uad 1705 worden die Britten dea Reiebea Herren. Sie ehid es jetzt thaMehllcb in faat gana Indien; euro- päische Bildung, weniger gewaltsam als die iiiuliamedaniscbe, nlu-r

um «(i tiefer greifoiul, driingt die alten Ideen immer mehr zunit k. und greift in schnell steigender Macht das indische («eschichtsiehen ia der innersten Wurzel au. Die gew altige Macht des indisciioo ßcwusstseins wird nicht durch die Verheerungen muhaniedaniacber Watb vemiditet, aondera durch die bOhereMaebt chriatUcher Ideen; aebneller aber und gewaltiger würden dieae wirken, wenn den In- dier« mehr der Chrfat ala der g^nnatfcbtlge Kaofiiiaan entgegen- Irite» md die Britten Mt fSr dte Seelen der lädier ebenao intereSs-

' strten wie ftlr ihre Schfitze.

') Weber, Ind. Lit« S. 37 ff.; Lassen. lad. Ah. L 732 IT. ^) Lmmh, Tn<!. AU. I, f^^n ff. ») Lawcn. T. 858 ff. ■•) Mi-?, fragm. 2«',. 2. ~ ^) Laasen, I, 860; U, in. 113. •) Lnsspn, Tl. 11)6—213. ') Vhmd. 288 321. Fboiid. 322—344.

•) Abel E^musHt, Foc-Kuuc-Ki, p. 83, Laasen, II, 352 ff. ^") Klftproth, tabl. W»t, 132. ff. *') A- K^mus. Bcch. s. log langnes tart. I, p. 327; Kalling, Gc«ch. d. Skythen, I, 325. »•) Laasen, H, 359. »•) Ebond. 809 879. ««) Ebend. 874 ff. »») Lassen, H. 937 988. »•) Elphinstone, hiätory of India, I, 501.

«O^nd. BS» IL

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SM

II. Do* BuildIii»iU0.

§ 161.

Die Buddha- Lehre wurde geetifiei von dem Kdnigssoha f akjamani im sechsten Jahrh. vor Chr., wahisdiflkiUeh im BÖrdUcheo Indleki, schseli yerbreitet, und war bereits im eislen Jahrh. nach Cht. in China mttehtig, wo sie als ReliguMi desFo eine Nebenbuhlerin der alten Reiehsreligion wurde , und spSier sogar unter mannigfachem Anschmiegen an chinesische Vor- stellungen und vieler Ausartung und Verflachung die Mehrheit des chinesischen Volkes für sich gewann; im sechsten Jahrh. kam sie nach Japan, und wurde auch dort über die alte Religion herrschend; und indem sie allmählich Hinterindien , Tübet, fast alle indischen Inseln , später fast das ganae Mittelasien bis nseh Sibirien hinein in ihre Gewalt Bog» wurde sie bald der brahnt- nischen Religion an Zahl der Bekenner bei w^tem öfoerleges, wiewohl dieselben in einem seit dem fünften Jahrb. naeh Chr. heftig entbrannten, mit geistigen und ungeistigen Waffen geführ- ten Kampfe von den ßrahmanen aus Vorder-Indien fast ganz ver- drängt wurden. Die heiligen Sciiiiften der Buddhisten sind erst in neuester Zeit und nur theilweise uns bekannt geworden; das früher über dem Ganzen schwebende Üalbdaukei gab den weit- greifendsten Träumereien günstigen Raum.

Olier die Zeit der fiotstehniig des Buddhknns wetehen die m- diseheu mid diinesischeD Aogsbes sehr ves etnander ab» Die alii- licheo Buddhisten (in Ceylon etc.) setsea übefebiatimmesd dm Tod des Buddha in das Jahr 544 oder 543 vor Chr.; die nSidCdMo (in Tfibet etc.) geben sehr rerscfaiedeiie Zahleo, die zvrischen 2432 und 54() liegen; die Chinesen, Japaner und iMongoien haben meist die Zahl 950 oder 949 als Todesjahr; die gewichtigsten Grunde lassen das sechste Jahrh. für das Leben Buddha'ä ab das Wahr- scheinlichste annehmen;!) indess bat auch das Ende des fünfleu Jahrh. einige Aoseichen för sich. 3) Der Buddhisaps hat sich nicht vor oder neben der Brahma- Lehre , sondern ans ihr ent- wickelt In den Veden ist gar keine, bei Nanu wenigstens Mae sichere Spur der neaen Lehre, ^) dagegen werden in den altfls Bnddhaschriften überall die Lehren der Veden und die GOttsr d<r späteren brahmaniscbeo Mythologie als bestehend voraufl^esetzt;

8M

die brahmanischen Götter erscheinen aber in untergeordneter, »lie- nender ^telluDs;, und Buddlia seibat Ut lortwäbreod iu älreU iiiit deu Brahnmnen.*^)

Buddha, d. Ii. der Erweckte, Erleuchtete, der £rkeiiiieii4e» WeiflB» [¥0D der Wurael bndh = emvdct werd^] von den driMMB Fo«tftt Foe» Fo oder Fu gMMst, hieas oigeBtUeli (ra- ■UM-GMi«te, ote aveh f akjamn&l, d. b. 4er WämAMsr in» dM GewUadMe der ^9kjß^ «rar eiu KfieigMoliii, also ava der JMnya*Kaate, In der Stadt Kapila.*) Seine Geliert war awir von wvnderlMifleii Breehelmitiifea begleitet, Erbeben der Erde, gel- iliger Lichtclanz um das Kind etc.,*) jodocli erscheint er in den ältesten Ndiiiften sonst durchaus als blosser Mensch, und erst riel spatere, durch fremde Vorstellungen er/,eugte Sagen machen Ulli zu einer OOenbarung des Vischuu und weben um «ein Leben eineo nytiuscben Schleier.^) Juog mit drei Frauen vermählt, ver- bräche er seid Leben anfange in allen GeoOeeen der Welt; aber in eeieem neuneodawanaigeten Jabre sog er aieb in die ElaiainkeH an« rSck, twd lebte eeobe Jabre laeg als brabnanisdMr Binsiedler, die streaytee Voischrlfteii der Entaaguog erfttlend« aacbdenkeed Aber die Leiden der Menschheit und fbre Erlösung. Jedoch bald von der ünEulängiicbküil dieses Wcifcs überzeugt, trat er als Verküjuiiger einer oeueD Lehre aiil\ sammelte bald Schüler um sich und durch- wanderte lehrend die indir^ehen Länder. Das Ungewöhnliche dieses Aullretens, denn nie vorher gab es in Indien Volkslehrer,— aeri sein Wohlwollen und seine Sanftmiitb« nach späteren Sagen Mdi eeiae Weader» veraehafl'ten iba grossen Anhang im Volk und greeee Feipdseball bei des BiabmaoeD, £r starb, oacb awanaig- jibrigeai Waadera und Lebrea mehr in die einsame Rnbe sieb au* rttekslebeed, in seineai acbtsigsten Jabre, um das Jahr $43. Sein Leichnam wurde mit fürstlichem Pomp verbrannt, und seine Asche ineiner goldenen Lrne vorw ahrt, spSterahtr au aehtStädte vertheilt.®)

I>al(l nach ^akjamuui'.s lutle ver^aniuieUen sich 500 seiner vor- ztiglichsten Schüler zur Bcrathung über die Gestaltunt^ des neuen Geistes; sieben Monate tagte die Versammlung, setite die heili* gen Schiüten fest und regelte die DiscipUn.») Streitigkeiten über die letsleire Teranlassten das aweite, viel zahlreichere CoacÜ,io) Aief dem diltten, neun Meaate daaetadea CovcU im Jabre 246 vor Chr., werden mehrere betserlacbe Abwekbaagen von der reinen Lebve Bnddbas abgewieseo und die Ansbreltuog dieser Lebre doreb Missionen beschlossen; und bald nachher gingea Sendboten nach Norden, nach Süden und nach Osten; Ka^mira wird für den Baddhiemus geyronne% aad bald darauf auch Ceylon.

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BfA in die letzten Jahre kannte man den Boddhlsmii« nur aus unsicheren Nachrichten; was J. J. Schmidt berichtete, war nur der ausgeartete mon^r. 1 1 s ( he Buddhismus. Ahe! Remusat'*) folgte cbiuesischen Quellen, die nur ein getrübtes Bild g^eben. Andere Nachrichten geben nur Bruchstücke. Erst in neueste Zeit aiiMi UM die alten ReKgions- Urkunden der Buddhisten bekannt ge« wotden. Hodgsön, engÜMber Residwt in N«pal, Und^ wut gTMaem Bifer OMii der alteD Uttemtiir des BnddMnm», dflf «ich in diesen Gegenden dtosseite des Hhnaleyft Bodt eiludtett hat fi. Burnouf bat angefangen, die toq jenem nach Eoropa geenndten, in Sanskrit geschriebenen UHaroden des nSrdliehen BnddMsmns in Uiufasaeiideü Auszflgen zu bearbeiten; i^) sein Tod hat tlas Werk unterbrochen. Zum Verstrindniss der Bud(?hnlehre dffrfte woiil der hinreichende tStolt vor Ii rLicri ; (leiiii der Mcenkreis der Buddhisten hat einen geringen Umfang; dieselben Gruodgedanken kebrea ia unanfhurlichen Wiederholungen wieder; die Ricbtmg a«f das Prai^tiacbe Ist überwiegend.

Die buddhietieebe LHteratnr iet eebr bedeutend; die h«il%M Rel^iooesobriften allein aollea 108 etarke Binde «nfiaeen; mmm war in der Anfbewabrang derselben sehr sorgföltig; auf den drei OondRen wurden sie festgestellt i<) Ober das Verhtitniss der Schriften des südlichen Buddhismus, wie er besonders in Ceylon blühte, zu denen des ii Mdlicheu lässt sich noch wenig bestimmen. Die eigentlicher» alterj Ivciigions-Ürkunden heissen iSutra; »ie eni- halten die Heden und Aussprüche des Buddha, mit später hinzu- gefSgten Erläuterungen , werden von den Buddhisten dem Buddba selbst zugesebriebenj sind aber unswellelbaft ans den AofiEeichun« gen, vielleicht selbst nur ans den nritodiichen ÜberUefemngen seiner Scbflier entstanden; die ilteeten Svfra sind In einbdMr Prssage* sebrieben mit einseinen eingestrenten Versen ibr jetaigei Text gefaürt erst In das erste Jabrb. nacb Chr. Andere beilige Scbfülen stellen in mehr geordneter Weise die Disciplin und die Dogmatik des Buddliisuuis dar. Die zahlreichen l{eligions«»clirijten nacb der dritten grossen Synoflr }>is in neuere Zeiten geben bereits Ver- mischungen der reinen Lehre mit brabroanischer Mythologie mid mit Vorstellungen und Gedanken fremder VGÜnr. Seit dem früheren Mittelalter ist auch christlieber fiinduss, irabvscbeinlidi durch nestorianiscbe Sendboten, in niebf fachen Spuren fcbnntiidi; ae ia* det sich s. B. das Gleldiniss vvm Terlenien Sohne seiv besÜBBi in Buddhaschriften;!^ in Mbet scheinen cbiislllehe BerflhnBigen mm stärksten gewhktf« haben; bierron spiter.

Die frflhereu Phantasiespiele mit der Buddha -Lehre sind oll

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in

«eltjiani genug. Man fand in ihr den reio8teit MonolhelsmiM und die reinste VenMHift-llfeimi; mao machte sie wm Üf^fmlüh feet aller fweiitinliiliwi Migioiieii, and Mitle elme weNem da« OnM ni Dodona, meli daer Lenirl Bedoss, dea dentMlMD Wod«iy ja dbi Wert bet«b eelM vm BiiMmi Fflr eeleke Ctangeii

dee hvHmw fet die Bell viMfMe^«

Laescn, Ind. Alt. II, S. 51 etc.; Bumouf, p. III, u. 587; Stuhr, Rol. Syst. 4es Orients, a m eto. 907. *) Web«, Lit SU. S63. •) Muut, lY, 61. IftS; XQ, 95. 96k ^ O BimiMf, iDlfod. p. ItO «to. 171« 184 6la. atk ^ •) Bwfto^ ?lj Anaalen d«r Djnwtie Soi Ton Neamaiui lAlUg«» Zehsdh. m, 8, IM; Lutea, Ltd. Alt 66. Barn. 883 ete. Bun. 888; Sunaag-SBetsen, 8. 18. 810; Sdunldt, Forvehangen, 8. 171 ete. > *) Born. 885; LasMa, Alt IX, 68 eto: Lassen, IT, 98. Las««n, n, 65. >0 Ebend. SS9. i*) £bencl.

8. S3&. 1 •) Forscfamgea aas d. Qabiet d. alteren BUdiingsisrcsch. d. Volker Mi«* lel-A«. 1824. Gesch. il. Ost-Mongolen von Ssanang-Ssetsen etc. 1829. ^ '*) Mo- Uagea Asiat. ; Mclangos rostlmmcs; FoC-KouP-Ki, ou Belatioa dos ruyaumcs houd- dhiques. 1836. ") Introduction U Thi^toire du Buddhismc Indien, tom I. Par. 1844. »•) Bumouf, p. l^n. 43. 15. :)T8. Spiegel, in d. Allg, Moimtspch., Halle 1852. 8. 552 etc. »») Burn. 35. 70. 103 etc. ") Ausland, 1847. & 678. F. Che. Banr, SjmboUk n. Mythol. I, 8. 888. 814. 846.

Erster AbschnilL 0a« religiöse Leben.

S 16».

Voll den) in China zum llcwusstsein gekommenen Urgesen- satz des Daseins, Kiiiheit uih! Vit^llicit, Kraft und Stoff, Bewe- gendes ni\(\ Ruhendes, hat die Brahnnuienlehre, um die Ein- heit der Weltanschauung zu gewinnen, die erste Seite des Daseins als das allein Wahre auf^efasst , die Kraft, die Einheit, das in eigener Thfttigkeit sich bewegende Ursein. Die andere Seile Uber, der Stoff, dea Rolieiide, daa Vielfiielie, daa Be- grftbEte vhä dämm mit der Yemeinang Beliaftete, tat daa Niebt- Wahre, und liat dämm eigmllich kein Reeht an aein, iet nur ein Min einer Tftnsebnng, ans einem Dnrecfaft dea Urbrabma her^'orgegangenes vorfi hergehendes Traumbild. Der Buddhis- mus erlasst nun die andere Seite jenes chinesischen Urgegen- Satzes; er will eben«io wie die Braiinialcliie den Gegensatz in der Welt verschwinden lassen, und das Dasein als ein in sich |;leichartiges und einiges erfassen , wirft sich aber in dem noth- wendigen Umsehlagen dea dnreh die einseitige Brahmalelm ani iiiiiem Gleidigewtehle gebracliteii ytanflaftigeii Geduütcne ätf

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S24

4ie entgegengesetzte Seite. Der StoO, das in sich Vielfache, mit licr Grande uod ^ ei neinung darcbzogene endliche Sein ist da& alleinige Dasein; jene einige, das Viele «iw «ch enrfaUende ürkraft der Brahmanen aber ist niebt.

Der brahmanisclie Gedanke gellt yah der VieUieit des Da- seins a«f eine su Grunde liegende Fiinlifit mMki von dlcr Pen* pheiie nnf des CenCrnm, «nd hül dieees als das allein Walm fest, nnd kenn eigentUcli yon dem Centnnn ntelrt wieder mmt Peripherie gelangen, erklärt sie, die Welt der Vielheit, Ar im* wahr. Die ßuddhnlehie bleibt dagegen in dei l*eiipliLiie, liäh diese als das einzig Wahre fest, das Centmm existirt gar nicht; das All ist nichts als Vielheit, in sich zei tlieiltes, überall mit dem iNichtsein durchzogenes Dasein. Hei den Brahmanen ist das wahre Dasein nor ein Penkt, bei den Buddhisten eine Blase. Jene erfassen nur das reine, einige Sein; das nn entfaltete Brahma ist das einzig Wahre, das entfiütete ist nur Schehi; diese erfassen nnr das entfaltete Sein, das nnentfoltete Ist gar nicht* Die censeqnenle Brahmalehre verneint die Welt, die Baddhalehre yemeint Gott$ es ist da kein einiges göttliches ürseiu, kein Weltkeiiu, aus dem sich die Welt entfaltet hatte; Ton einem geistigen Weltschüpier kann ohnehin nicht die Kede sein.

Im Buddhismus ist nur das vielfache, in sich begränzte, nach Zeit und Raum endliche Dasein, welches also das Nicht- sein als seine Bestimmung an sich trägt. Und dieses Niehl» sein nadi allen Sehattimngnn desBegrüfes ist des wahre Wesen der Welt, denn die GrAnae, das Niehtseln, macht alles Dasein Bu emem beslinunten, wirklichen, nad eb aneh das Viele hi Ibi^ wühlendem Wechsel vergeht, das Nichtsein ist auch in dem Wechsel ^ urlianden. Der Brahniaue kommt bei seinem Denken überall aui' das eine Sein, der Buddhist überall auf das Nidit- sein. Jener sagt: nur was keine Beschränkung an sich hat, ist; dieser sagt: was keine Beschränkung an sich hat, ist nicht, und nnr das Beschränkte ist^ und es ist nur durch die Besehr&n- kung; and da, ^ diess ist ein nothwendiger Feitgang des Gedankens« daa an sich Beschränkte nach Zeit nad Ranm einen Anlang und ein Ende hat, alsQ irgendwo und irgendeiMsi nicht ist» so hleibt als das überall nnd immer Besteheade das Nichtsein. Alles ist aus dem Nichtsein und geht in das Nicht- sein zurück, uud alles ist von dem Nichtsein umfangen. Der Brahmane sagt: das Sein ist, und nicht das Nichtse in, also aucl4 nicht djle Weit; der Buddhist »agjLi das X^ichtseiji ist» und

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nicht das reine Sein, also anch nicht Gott. Dem BralifnaneB gilt nur das allprenicine Sein, dem Buddhisten nur das ver- einzelte; jener hat das reine Sein oiine bestimmende Eigen» Msliaften, dieser eigentlich nur die bestiionie&den Eigenschaftes okM te S«in; jenem ist Bvainna eine SomW) die a«r seheinbar LMt veriw»dtel, aber dabei doeh bleilit , wae ei» iel, alcht yMb- Vcdi dae Lieb« ron eieb anetMiDeB lieet; dfeeen iel dae WeltaH «Ü Liebt erittll» ippelehee aber nlebt tod einer Seaiie ausgeht; jener hat nur die Kraft, die Wirkung ist nur Schein; dieser hat nur die Wirkung, aber die Kraft ist nur Schein; jener hat den Grund für die Weit, aber nicht die Welt selbst, dieser liat die Welt, aber keinen Grund dafür. Der Brahmane hat eine ewig ruhende Gottheil) die es zu nichts bringt, der Baddhist eine fyri ond fort wogende Welt, welche es aber anoh za lEeineni Bfntaade btisfils jener bat ein Sein ebne WerdeUf dieser ein Wevden oline Sebi; das Daaein steht dem BuddUaten nlrgenda •tili; allea flieset, «od das büebste Symbol dea AUs s»d die iHm Wind oder Waaser getriebeaen Gebetsrider.

Der Buddhi&t bringt es eben so wenig /ai einem wiriüichen Bestehen der Welt wie der Bialmiane; denn nu der wirklichen Welt ist Sein und Nichtsein zui^leicli; jener aber begreift nicht das Sein, und dieser nicht das Nichtsein; bei beiden hat -die witkliebe Weh darum kein Recht zu bestehen, hei l»eiden ist sie ein Yorfibergeliendes Traumlnld, bei dem Brabmaaen daram, wail das Werden ein Bdieia lst| alao aaeh die ganae Wdt, bei dem Baddlikten, weil ea in allem Werden kein bkibendea Sein gialpt, aoadem daa Niditscai das Weaen von Allem ist

S i6a.

Das Wcihie Wesen alles Daseienden ist das Nichtsein, die Nirbti^keit ; die Voraussetzung der Welt ist nicht eine Gottheit, eine Urkrafi, sondern die absolute Leere, das reine Nichts.*) Alles wurde aas Nichts und darch Nichts, und wird wieder zu Üieiits? denn ea ist Ten Heese aas niehtig. Alles ist eitel im Himmd uad aaf Erdsn, and der Himmel and die Erde aelbst ahd eitel, and anf den TrOmmera der zaaammenlireabenden Welt Afont ewig bleibend daa Miebtseia.

Das ist wohl reiner Atheismus , und dennoch ist der Buddhis- mus Religion, ja ist die höchste und sitdicliste Religion der ganzen objectiven Weitaus ciiauuug. Dass die Nichtigkeit die- ser Weltanschauung zum Bewusstsein kommt, dass es gedacht and aasgespKoeheawicd: wenn dasJiataramn das aUein wahre,

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dm» f^Mlidie Sein ist, fto nt Alles nichtig, imd ^iese Gottheit ist das leere, trostlose NiclitB, das ist die üefc ^\'al)^llt'it des Budfihisnms , der diesem Gedanken eine waiirhait tragisciie Entwickelun«; gegeben hat. Die ßuddhalehre macht es mit cler Natur - Heiigion Emst, und dieser gewaltige Jblriist ist der furchU bare Gedanke der Nichtigkeit alles Seins. Der Buddhismus iit Religion ohne Gott; Mioe GotAmi iat die Niehtigkcil» nd erwMaich ia ▼oUant lüaatie bcwwaty mseft mk4imm Gi^ danken a«f aidi lu/k% er #pfert demselbai Min gannea Bataia; ■nd fai dieser grossart^en SetbafeteiiMignfnip» «ioer Id«e dar- gebracht, kommt dben das tief Religiöse der Buddhalehre sor Erscheinung.

Der Buddhismus ist schlechterdings nicht mit dem moderne« materialistischen Atheismus auf t;leiche Lioie 2U setze!», ist bei weitem energischer» tiefer, sittlicher. Der vulgare Materialismus, der sich immer nur wie der Schimmel an ein v/arfaulendes Gslatesfcshea aasetst, immer erst da auftott, wo reUgMaasoiir ein pUlosophiaches VoUrnlehea Im .Almtedbaa jbsfiifiaB ist, M dmck nad dusch den GhanJoter eiata modang geffMdaaSD» ia As^ Iflsmog begnffeDen Lebens; er ist das leioeCkgeotheil ahmt wshtwi philosophischen Ge^tesaiheit, ist das Ahweleen des Credankens, das Ergreifeoder Dtuge, uiesieebea den Sinnen sich hieten, oline denkend in sie eitizudrincen und über sie hinauszugehen. Dem Miiterialismus ist es gar nicht um ein Verstehen der W elt /,u thun. sondern bloss um ein bequemes Iguorireu jedes tiefereu Gehaltes derselben, er setzt die tiefere Geiste8art>eit, das hfibete religifiae und philosopbi- sche BewusstseiB akbt foct^ aeadern ▼orattS9«**-am ihm wirürhüti denRficfcen zu kehren» er ist durch und durch unsittlich, wfihrssd der Buddbismus weseatfich sittlich ist Der Materialist bleiU l>ei dem unmKtalbar -ClegebeMa, M .dem flandgidÜfibeB .alehes, und sagt, ee ist, weil *— es ist, wid es ist nur das» was ich selMS und tasten kann, nebst eitui^en iDwohnenden abstracten, nicht weiter zu eiklftrenden sogenaufttun Naturgaieteen ; das sinnliche, be schränkte, endliche Dasein ist. und ist !»ar)z aileiji , und soll auch ganz allein sein. Der Buddhismus aber i'asst seine Welt bei weitfl« emster und tiefer, ist nur das Begräozte, Endliche, das mit der Verneiouug Beiiaftete; aa iat eben diaaa Verneinung dasWeseadsr IM*. Das withttebe D^o alas» ia wakbma daa-KIcbMia ssr an dsm Bein aufliilt» weichss alao aash ia dssSwaibeÜlMbbeWait, •ist niahl das^Wahre^ es soll «Mit sshi. Per JkiddhismBa.mfassl die WsH se gut als wswalH*, als nabereehtigt, wie die Reahmaaea- dabtCy Dur.aus dem eotgegengesittsteii Grunde; diese, i»reil die

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Welt nicht reines Sein ist, «oodern auch das Nichtsein, die Be- praiiziing an sich hat, jener, weil die Welt nicbt bloss Veroei- oung. Dicht blosses INicfatsein, sooderu auch ein Sein an sidliliat. Der Buddhist geht fibef da» wirkliche, sinaUcJM PaMio JiiMIWt so gut wie der Braten«, der Meiorialial dagqyai Ut grade an der mUlcUbett DDd alMnigea WaMelt dae SUuMieD feat« hbrMg^ Mk M dflM BMleiielleB, »aiMdiea Sein, B^elehea »or lo der Zwel- Mt der Faotom bestebt, in Penfiireni nad Negatifem, in Sein und Biiehtsein; hier bleibt er befriedigt stehen, ohne nach dem Grande (lerZwetheit zu suchen ; der Buddhist aber geht muthig weiter; er will die Einheit, und nicht den unversöhnten, un\ erstandenen Gegen- satz. Der MateriaUsmus aber will die Welt, nur nicht «ie ver- steheo; der Haada iriil sierereteheatUadgiebftaJbPreia daiSlIraie aeUMt

Eil gMOktei UiaelB» wie daa Bralvaa, wiiA vea dea Baddhi- alen tbcila anadfOckllcli geleagnet, flieila M der Aafiaasvag der Weh atilleebweigeod bei ßelte gelaaeea. lo den Salra nnd den wicMgatea aadem ReÜgioiHMebrlfleA Int keine Spur eines blieb-

sten weltbildenden Wesens. 2) Mau findet den Gedanken eines einigen weltbildenden Grundes unverträglich mit der ihatsSchlich Forbaudenen Veränderlichkeit der Welt. Während die Brahnmnen sclilossen: weil das Brahma eins und unverfinderlich ist, darum Icann nichts Verfinderliches wabrbafit existiren, so scbliesat der Baddhisi 'amgelbelHrt: weil die Dinge der Welt veränderlich sind» dämm l^8anflll aie atcbt eiaen an sieb uaverftnderlicbep Gmad liaben, aaaaft nüaate aacfa die Welt «averftnderlidi aefai« weii die FoJge 4ma Cbiiade eniapredbett moaa. MDieDnge,-«Mgt eue alte recbt> glSnbige Buddbasebfift, sind niebt gesobafTen dareb «kieo Geft, (Isvara, Herr), nicht durch den Geist (1*umjs( lia) , nicht durch die [ewige] Materie [^^ie die iSaukliyn IchrtJ. Wenn Gott wirklich die alleinige llrisache wure. oder der Geist, oder die Materie, so miisste durch die einzige Thatsache der Existenz dieser Ursache die Welt in ihrer Gesanuntbeit auf ein Mal geschaffen sein, weil die Ur- aaebe nicht seia Inan^ ebne dass ihre Wirkung esiBtiieu Man, siebt aber die Dbig^ nacb einander ia die Welt luMnnie«t die einen aus dar Mutter, -die atadera aaa ebem Kebne. Darana mnss van scidies* aea« dass ee ehe Reibealblge reo üraaeben gebe» .und dasa afebt ein Gott die alleinige Ursache sei. Aber, erwiedeit man, diese Vielheit von Ur«*aiheo ist die Wirkuner des Willens Gottes, der gesagt hat: ein solc-he.s Wesen eiit.stehe jetzt und ehe/isu na« hher ein anderes; so erklärt sich die Aufeinanderfolge von Wesen, und Gelt ist dabei dock di« UcMfihe. Darauf ist su /autwMten» dann, jso-

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bald mehrere Willensacte in Gott angeoommen werden, auch meh- rere Ursachen zntjcstanden werden, umi so der erste SatÄ umge- st<> SS en wird, dass mir eirip TTrsacho sei. Ferner kann diese Mehrheit von Ursachen auch nur einziges Mal hervorgebracht sein, weil Gott, dieQa«Ue von bestimmten Willeostbätigkeiteo, einzig «ad nntheilbar ist; UMW müsste auch zugeben, das« lUe Welt nil eittcoi MMe geschaffeii Mi. Aber die Salme des (ialB)a halte» fest aa im GiQDdMts, dass der WeltlavT ketDeo Aafaeg gehabt habe."«) Ein bnddhistiselier Oberprieater lo Ära alhMe n eiaeni Schrei* ben an eine» IratholiadieB Bischof mter die sechs Tenretflkh- sten Ketzerelen auch die Lclirc, dass eiu Wesen sei, weiches die Welt geschaffen habe und anzubeten sei.**) Die Entstehunie der Welt aus Brahma gilt schon in alter Zeit als einer der griisüten Irr- thümer.^) Die älteste und reinste philosophische Schule der Bud- dhisten, die Suabbavikas,*) die an den Sutrae sieb verbüi wie die Vedaata m deo Veden, ▼oraehit mit der Idaralea fialNhie- '«denbdt die Eiistena einea gelatigea Weltgniades. Ea ialt ae fahrt sie» nSchta aaderea ala die Natar, [daa bi sieb viaHiBhc» aach Raum und Zeit uateraebledene Sein] ; der ia der Saniiiy»*Philo- sophie neben dieselbe zwecklos gesetzte Geist [S. 4*26] wird hier klarer und folgerichtig lortirelaiisen. Diese INalui existirt in zwei Wei- sen, in einer positiven und in einer negativen. In tler ersten Weise, in Pravritti, der Existenz, ist sie thätig, lebendig bewegt; in der zweiten, in Nirvritti, der Ruhe, dem Michtleben, rnht die Natur, ihr Leben hOrt auf. Zwischea Wachen und Schlaf, zwischen Le* hea nad Ted» swiachea Bewefiaag and Rahe geht daa Paaaia der Natar la ateter Abwechaelaag dabb« ahsbt aaeb dem Willea elaes ▼OB Ihr vera^iedeaea Weaeaa, aoadem dnreb ibre elyae Hmft Schöpfung und SerstOrung des Alls sind die Wirkang des aaaa^ hürlichcn Aufciijaodeilulgeas der zwei Zustände der Natur, de« steten Pulsirens des Naturlebens, nicht die des Willens einesGottcs, der nicht existirt. Dem Znstand l^ravritti gehörnn die mjtterieilen Formen der Natur an, sie sind vorübergehend wie aite ErscbeiDua- geo. Die belebten Wesea, aa deren Spitze der Mensch steht, sind Adlig, darob eigae Aaatreagaeg hi dea Zostaad Nimltti an gab»* gea , d. h. sie bHaaea aicb voa der Notbweadigkelt befralea, ia dir bewegten Welt der WbfbMbait wieder an amheiaeB^) Ka ist bieraaeh akfat belreaidlMi, weaa die Brabawaea dea Baddysiss Atheismus vorwerfen, wie diese umgekehrt jenen AkosnMais vorwerfen k(innten.

Allerdings hat «ich dif! ki'ilino und folgerichtige Durchbildung def Baddha-Uee nicht überall gezeigt oder erhalten ; wir fiaden Misch-

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Kogparteien, die fremdaTÜge Vorstellaogen, besonders ans der Brahmaneolehre hereiDziehen; aber diese Anslcbten einzelner Sekten siad nur eine spfttereTerwirrong der reinen Lehre. Hierher gehQrt eine theistische, Seilte in Nepal, welche an die Spitze des Daseins einen unendfleben, darcb sich selbst ext»firenden, alhvis- scnden, ive!tschr»j>feri seilen ür-liudilli a , Adilnnldlm, setzt, irahrscheinlich cnst nach dem zehnten Jalirh. nach ( hr. entstanden:») in den chinesisch -huddhistfschcn Schriften findet sich Iceine Spur davon,*) und ihre philosophische Sch^vcster, die Schule der Ai^Ta-rikas, die einen ü hersinnlichen, geistigen Gott, Adibudiiha, anaehmen» aber ihm die Leitung und Regierang der Welt ab* sprechen, der Natur ein ven ihm unabbSagiges Lebeo und Ent- wickeln auachreibeo, ihalich der brahroanhwhen Sankhya. lo)

Das eigentliche buddhistische System ist als onichts weniger als Monotbeismns, wie man oft, die erwähnten Sektenlehren mit der alten Buddhalchrc verwechselnd, gemeint hat; und eben so wenij ist es ein Dualismus, wie andere aus den noch unzuläng- lichen Quellen schliessen wolUcnJ^) Der indischciGeist neigt sich grade von der Zweiheit ab zur Einheit hin, und nirgends in der alten, reinen Buddhalehre ist auch nur eine Spur dualistischer Weltan- schauung. Künnte sich das indische Bewnsstseln mit der Zweiheit der Weltfactoren vertragen» es hStte wahrlich nicht die ungeheure Kraflanstrengung in der Festhaltung der auf die Einheit gerichteten Idee gegen alles natürliche und persOnlicbe Interesse entwickelt. Der Chinese ruht sich in seinem dem populären Verstände zusagenden, keine Entsagung irgend einer Art, keine Unterdrückung eines natür- lichen (JL'fühls oder Strebens fordernden Dualismus hoquon» ans. der Dualismus ist praktisch, nur nicht verounfltig. Der indicr opiert alles» was demMenschen lieh und theuer ist, um der Forderung der Vernunft zu genBgen, die über die Gegensätze hinaus zur VersOh- mmg strebt. Mag nun die Einheit gesucht werden durch Ver- leugnung des einen oder des andera Factors, so ist doch der anti' dualistische Charakter klar und scharf gegeben.

') Ssanang-Ssctsen, \). 302 etc. Abel Rcipußat. Mcl. jK)sth. p. 104 rtc *)Buni, p. 118. 120. Schmidt, rorschuiigcn. S. 18t). ^) Ya9omitra, bei Buni. 572. *) Asiat. Kte. VT, 2G8. *) Foc-Koiit -Ki. |>. 137. •) Neumann in Ilgens Zcitschr. 1833, HI, 2, 119. Buni. 411 : Iln l^-oii m Asiat Res. XVI. 423 f. •) Biimouf, 117.

119, Not. 2; Hodgeon a, a. O. ; ') Neuumiin u. a. 0. S. 119. Bum. 442

**) Abtl BteuAt, Melange« posth. 1 17 f., vgL Fee-Kone-Ki p, IST. Bhod«^ Hiada, I, 385; Bolilen, Ind. I, 323; Baur, d. n^aidiiiachs M, S^fft 484. 4»»; ddisn duiilL Gnona 38. L

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§ 164.

Ans nichts wird nichts; wo das Nichts die Voransseteong der Welt ist, da ist diese unbegreiflich. Das Wahre ist die nnendliehe Leere; thatsäcblich aber ist eine .aeteode Weh; diese kann aus dem tdossen Nichtsein nicht begriffen werden; iet Urspnuig der Welt ist dämm Gkt den Buddhisten etwas seUecfa- terdings Unbegreffliehes; alle Fragen dinmaeh werden als na^ antwortbar zurückgewiesen.*) Ist das Denken einmal über diese nicht zu überbrückende KluH hinaus, ist man aus dem Nichtsein in das Sein durch ein salto mortale hinübern:elan2:t. so kaiiu man sich unp:ostr»rt in plianfastischcn Kosmogonieen ergehen, die derBaddhismiiSy wiewohl natöilicb meist aus fremden Quel- len 9 aneh anfiiaweisen bat

Die Welt selbst mnss hier einen gans undem ChnralEter tragen als in der Brahma* Lehre; wfihrend in dieser die centnle Einheit als das einzig wahre Sein gilt» die Vielheit also ftbeiall snrückgedrängt wird» entbehrt die peripherische Vldheit der Buddhisten der wlrltlichen Einheit, und die Vielheit des Seins, das Vorherrschen der Gränze, des A ich ts eins am Sein, ist hier der Charakter der Welt. Die Brahmrmen er- fassen die IJiK ndliclikeit als absolute Einheit, die Uinldhiston als absolute Vielheit. Bei den Brahmanen wird alles vicilache Sein in das eine lirsein verschlungen» bei den Buddhisten siehi sich das Ur-INichtsein als das Wesen der Welt in das swar unbegreifliche» aber doch thatsAchliche Sein hinein und sprengt dasselbe ui eine endlose Vielheit auseinander. Die Zahiea der Buddha-Lehre in Betreff der Welt sfaid in der That komisch- erhaben , und kehl anderes Volk hat je soweit in dieZaUes- wüste hinausgegriffen. Statt der wahren ITnendlichkeit des sieh selbst erzeugenden Geistes ist hier nur die sehlechte (Jneüd- lichkcit der Zahl erfasst, die endiuse lanj^u eilige \\ iederliolanj^ desselhcn einzchien Dnseins: und dieses öde ImmerfhisM ll)e- ist der Charakter des ganzen buddhistischen Geisteslebens; Lan- geweile ist der Ausdruek des Kultus und der Kunst, langweilig das Leben, langweilig die heiligen SchriAen» langweilig die phantastischen Bilder des Erhabenen.

Zahllos sind die neben einander bestehenden WeMss» snhllos aneh die naeh ehiander entstehenden.' Die gmwfles entstandenen Welten Torgehen wieder, und beknnden damit die Nichtigkeit als ihr Wesen, und neue entstellen dann wieder ebenso grundlos, und ohne irgend einen Zusainmenliaiig unter

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eiDander za haben, daim Jedei' innere Zusammenhang, jeder gemeinsame Zweck würde eine Einheit des Vielen bilden; aber dia Kiolielt ist eben nicht. Die Welten kommen und vei^chwin- den wie Wasserbiasen aaf dem Swofif ohne das« die folgeDdeD Welten die Fortaetenng der vorangegaogaMa nvftrai. Mit dem Ualeigaiiga jeder Welt geht Alles unter; jede neve Wek ist gaiis neu; niebta arht von Welt su Welt aieh fort als die Nieli- tfgkeit und innere Zwacklosigkeit.

Die verschiedenen Kosmogonieeo, meist mit brahmanischen, bis- weileo auch persisfheii Vorstelluriejen durchzogen, haben keine sonderliche Bedcuiuug, da «de eines i'riucipes entbehren und nur Phantasien sind. 2)

Die einzelnen Welten werden gewühnlich wie bei den Brahma- oen dreifach oder neunfach vorgestellt Unten ist die materielle Welt» die dar Begiefdea, ioseehaStafeoabgetbeiUs über ihr iat die farbige Welt» wealger stoflartig, aber da«h inmer Doch eiae Welt der ^Goitaltan/' dea Eiateldaeaina, ia achtseha Stafea; oben iat die farblaae Welt» in wekher alle Uatecachiede» alle Gastaltaa auf- huren« wo keine Begierde and Unruhe mehr ist: auf der hdebstaa ihrer vier Stufen hört alles ein/.cluc Leben, üUcä* Erkennen auf, da ist das INichtscin in seiner \ uliendung. Diese Welt« u.stufen neh- men an Grösse nach oben ins Phantastisch -Ungeheure zu. so das« das ganze eine umgekehrte Pyramide bildet in den höheren Stu- fen, aber nicht in den höchsten, werden aach oft die brabmaniachen GGtter aataigebracbt, die patflrlkb voa aliea aadera Creatnrea alebt weaaBtlich veEBcbiadea aiod.

Daa iat aber nar eine ebaelDa Welt; und die Pbaataeie der Bvddhietaa ergeht «tch in groaaartigan Zahlea von Wetteareibea. So ruht, nach cbinesiscfaen DarttelJungen , jene ungebente Walt auf einer Lutosblunie, die aus dem Meere der Düfte aufsteigt, und die aussei jener vieifacben Welt noch zaiillui,e andere ebenjiü grosse und ebenso gestaltete Welten trägt; aus jenem Meere der Ddüta aber steigen so viele Lotosblumen auf, dass deren Zaiil nach naaarem Zahlensystem mit 4^^ Millionen ZüTern geschrieben wer- den mfisata» die in gewi^baliciier Schrift eine etwa awei deutsche Mellen lange Zabi |^n| uad jede dieaer Lotoablaman trügt eben M viele Welten; j«nea Daftneer aber iat nar ein kleioer Theil dea Alle, nad aebea Ihm aind grade ebeaao viele mit weltaatragaa* dea Lotosbhmien angeCHllte Meere» ala die Zahl der Bbimaa faa ersten Meci e licti iitjft, und so geht» In's Bbae fort*) Mit den Zelt -Zahlen >iud dcu nach einander entstehenden Welten wird ein gleiche ;^|iiel getrieben. ^) So spricht eioe Sa|^e von einer Be^^e-

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bcüheit, welche geschehen ist vor 10 Quadrillionmal 100 Quadffl- lioTi Zeitaltern (kalp is). d^ ren jedes 1344 [Millionen Jalire enthiiU/') Auch andereo Dittgen zeigt sich diese langweilige Maasslosig« keit der ZaUen; z. B. Buddha Hess aus jedem der 80*000 Scbwei^s > IScber seines Körpers einen Lichtstrahl henrotsdilesseii, viMl auf der Spitie jedes Strahls bHdete sich ebe Bliunet vaA snf jete Blume sass ehi lebresder Buddha mit seinea Bebidero,^

1) 8«MUing-8iat8eii} p. 3. SOS. 48t. > ■) Buol Bnmen, p. 5. SOt. 48t; Ihs- bmnU, BfliM n. Chios. m, 84t. SchsiiAt, Bnwbnaean ato. 148 eioi ^ •) Ahel- Bteuaty UbU ponh, p. 80. 87; Saanaiig Bmtmi, ^ 9^ 801. 80SL 864. M. ^ «) A. BäDual, a. a. 0. 69. 98 etc. •) Bhend. III. 116. •) IToe-Kooe-Kit I». 118. ') Schmidt, FoEMhnngen, 8. t74. vgL Bancfof, I, p. 184.

§ 165.

Konnte schon die Brahma-Lelire den persönlichen Geist nicht begreifen» to kann es noch weniger die Buddha- Lelm; 4er Oeiet Ist überall das die Vielheit einigende Moment, ober grade die maaMlose Vielheit ist liier das Weaen der WtAL Der bewnatte Geist ist wohl als Thatsache anerkannt^ aber nlefat begriffen; in der ganzen Lehre Ist kein Punkt, an den ein gei- stiges Dasein angeknüpft werden könnte; die alten Baddha- Schriften sciiweisien über den Ursprung der menschlichen Seele; Der Buddhismus briny^t den Geist wob! aus der Welt hinaus, aber nicht in sie hinein. Die alte Lehre kennt auck eigentlich keine andern Geister als die roenschUchen, aus denen erst durch Fortentwickelnng die Geister höheren Ranges werden. Ber mongolische 9 mit dem Bchamanentfinm stark getrSnkte Bed- dhteiBQS wimmelt von Geiatein,!) nnd amdi der ofatoealsdie nfamt deren viele an;*) das ist aber grossenthells eine Ansartong. Bio Brahma-Lehre hat wenigstens den Gtlst in seiner embryonischen Geslalt, die Buddhalehre hat aber e;ar keinen, den sie irgendwie begreifen könnte. Der Mensch bleibt liier also ein ungclüstOB R&thsel. iVeiiicli kein <z;i iisseres als die Welt überhaupt

Begreift der Buddhismus den Menscken auch nicht, so mnss er dennoch die Stellung desselben in der Welt ganz anders erfassen ab die andern Indier. Hier entfaltet sieh keHi gOltlidier Weltkehn m einem weit verfistelten Weltbanme; es kuin in der endlosen Peripherie kein Theil das gOtdkdie Centram in sttr» kerem Ilaasse in sksh tragen ab ein anderer, denn es gieiit kems; kein Mensch kann von Natur etwas Höheres sein als ein anderer, die IMenschbeit kann sich nicht zu Kasten entwi- ckeln; alle Menschen müssen von gleichem Wesen sein; die einen stehen einer Gottheit nicht näher ab die andern. Ber

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Buddhismus hat keine VerzweiguDg, sondern nur eine Zer- spreugimg des Seins; es bildet sich kein Pilanzeuwuchs , sou- derD nur ein Sandnieer, in welchem alle Kunier Aich gleichen» Alle Unterschiede unter den Menschen gehen von dem freien flmdelB desselben an«» and nihen nielit ««f einer Natnrbestini- ming. Bs können aUenfalls woU die Kast^ als Ihatsftelilicli bestehend anerkannt werden» dann werden sie aber als ein Obel erklärt, welekes henrorgebraebt ist durch He Sünde, und wel- thcs durch sittliches Leben wieder aufgehoboii weiden muiss. Die ßrahmanen erklären die Stände durch die Entfaltung Brali- ma's, die Buddhisten darch den Sündenfall des IMensclieii ; aus diesem, an die biblische £rzählun<; niehrfacli erinnernden iSundenfall wird überhaapt das meiste Elend hergeleitet. Jedoch scheint diese Erzählung nioht der ältesten Zeit anzugehören. Wenn aech Buddha anfasgs die Kastea eher bei Seite liegen Hess als bdcimpfte, alletifaUs dieselbeo aus dem sittlichen Verbal- teo la einem frOberen Leben als einen ▼nrfibeigehenden Zustand au erkliren, aber nicht au rechtfertigen suchte,*) so hat Aöth die wei« (ere Entwickehincj des Buddhismus das Kastenwesen ganz aulge- hobeii; dasselbe hatte hier keinen Sinn mehr. ,,Mein Gesetz^ sagt Buddha , ist ein (icsetz der Gnade für Allf»;'* selbst die ^udra koooen zu den bücbsten Stufen menschlicher Vollkommenheit ge- lai^en, nod werden unbedenklich in den geistlichen Stand auf- genoBimen.^) Die ersten vier Nachfolger Buddhas in der ober- sten Leitung der neuen Religion sollen aus allen vier Kasten gewesen sein.*) WSren die Kasten , sagen die Buddhisten« In der Natnr tiegrfindet, so misste man auch Natnranterschiede unter . ihnen nachweisen kennen, wie läch der Fuss eines T igera ymn dem eines Elephauten unterscheidet, aber die ^udra haben keine andern Fös8e als die Brabnianen. Nur da, ^vo der Buddhismus sich nichl will erhielt, sondern uüt brahiiiaiiisithen Vorstellunoren sich mischte, (Inden sich auch später noch Kastenunterschiede in ge- mässigter Form vor; so in Ceylon« wo aber doch die Brabmaaen- haste wegfallt, weil diese hier ganz unmöglich.'') '

Die En&hlung Ton Sfindenfall bei den tübetiscben Buddhi- sten lautet aadi ihren heiligen Schriften so; An&ngs hatten die Wesen „einen Leib ohne Mngel, mit ungeschwlcfaten Sinnen, sehSn; sie strahlten Licht aus, wandelten in der Luft, nihrten sich von der Freude und crreiclitcn ein hohes Alter;" die Erde war da- mals ganz mit Wasser bedeckt, nnd auf demselben schwamm wio Rahm, vom Winde zusammengetrieben, der Saft der Erde, an Farbe der Butter gleicbi an Geschmack dem Honig [vielieicbt su-

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sainmcnlich'nirend mit dem brahmanis» heri Amrltnj: es cab zu der Zeit aut der Welt weder ISunne noch Mond, keine Sterne, weder Macht noch Tag, . . keiee Jahresseftcn und keine Jahre, keine Wei- ber' nnd keine Blänncr; es gab nur Weeeti und We^cn. Darauf kostet» eioA der Weaea, von Natur Ifiateru» mit der Ffaigerapitie den Saft der Erde; sowie es denselben gekostet, enrucbs ein Ver* langen nach demselben, und nun begann das W«sen sfieh bissen» weise von demselben su nftbren. Andere Wesen sahen diess, und meinten, dass der Saft gut sei;" und sie assen anch, und dadureli „erlangte ihr Körper Härte und Schwere und verlor seinen schoneii Glanz: worauf in der Welt Finisternis.s entstand. ** Nur» ei»ts.taiitlun auch Sonne, IVIofn! nnrl Sterne und die ZoJ(: die Wesen aber nahr- teo sich von jener Speise und erreichten ein hohes Alter; die aber zu viel davon assen. wiirden hässlich; und die Bchoneren veracbte- ten diese, und so erhielt der Stolz die Oberhand, und «s irerschwand der Saft der £rde. Es entstand aber dafilr ein Erddl von treffliefaem Geschmack y und die Wesen, dasselbe geniessend, errelchtten ein hohes Alter; wer aber su viel davon genoss« wurde bSssHch; Stola nahm wieder ftberhaod, und das Erd8l veracbwand. Dasselbe wiederholte sich hei dem Aufwachsen einer SchlmgpflanEO. Nachher entstand Reis, der alle Tage von neuem i^eschüittcn werden kormte, ohne irgend einer Pfleire zu bedürfen. Durch den Genuss desselben schieden nU-h t^ s* liktlitcr, und jManri und Weib cattetcD sich; aber diess war unsittlich und wurde von den Andern getadelt; nach- dem sie einmal genossen, konnten sie sich nicht mehr enthalten, und sie bauten sich Häuser, um in denselben den unerlaubten Handlun- gen nacbangeben. Die Wesen holten sich jeden Morgen und jeden Abend ibreo Reis; bald aber wurden einige trige, und holten sldi Vorrath (ttr mehrere Tage; dadurch wurde der Reis hier und da verwfistet Da bestimmten die Wesen die GrSnxen und sprachen; „diess ist dein, und diess ist mein." Bald aber geschahen Ein- griffe in fremden Reis; zur Erhaltunf? der Oiditung wählte man einen König, dem man einen Antheii von dem Ertrage gab; diess ist der rrspming der Xatrijafcaste. Einige von Krankheit und Kum- mer geplagte Menschen zogen sich in die Jbliosamkeit zurück, und kamen nur in die OOrfier um zu betteln; sie verfass ten Gebete und die Veden etc,, so entstanden die Brahmaaen etc.*^

0 8mii..8MtMa,. 8. 3ft9L •) SelioU« a SOO. «) Bnmonf, I, ^ StOele.

«) Ebend. p. 198. 205—211. ») A. Bcnms, Jroe-Koue- Ki, p. 78. 1«$.

•) Spiegel, im Ausl. lP4fi, S, 506. ») Bnm. 212 etc. Spiegel, a. a, 0. ") Schiefner, im Bulletin de 1h clussc des sciences biat» dB l'aead. de 8t. PetMSboUIg. 1658. t. IX. p. 1 etc. Tgk Ssaa. SeeUea, p. 4— 7. .

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§ 166.

Die B«ddlialebre lielsst die Lehre „von derNichtigkeil

des AUs,**^ ,,die beseligende Lehre des Nichtigen/* Das Ziel aller Lehren ßiuldha*« As ar , „dass das innere Wesen des Vor- hand ein a die Vergänglichkeit sei." 0 Tiefer und sclivvei nuithi- ger als bei den Brahmanen wird hier die Mchtii^keit alles Da- seins gedacht und eniplundeii. Dort ist die Welt eine Kntäiisse- mng Brahma' 89 des einen göttlichen Seins, und kehrtin dasselbe snrück« itt den höchsten Gegenstand des Denkens und der Verefarmg, in das wahre Sein; hier aber ist die Welt eine Tribnng des reinen Nichts und i^ehrt in das reine Nichtsein snrficis. In beiden indischen Lehren wird die wirkliche Welt i;loich sehr verneint; der Bralunane behftit aber bei dem Atifhe* ben der Welt das ehie wahre. göttUohe Sein, der Buddhist behält das Nichts; in der Ürahnialchre muss ich darum, weil ich end- lich hin. ein bestimmtes, einzelnes Dasein habe, aus riiesein unwahren Zustande in den allgemeinen Urujrund zurückkeh- ren;— in der ßuddhalelire bin ich darum in einem unwahren Zustande, weil ich überhaupt bin, ein Sein habe, und bin als ein Seiendes unberechtigt, muss in das Nichtsein zurficlckehren. Altes Leben ist ein Sterben , und gleicht der Schanmblase auf der Waaserfläche« Dieser Gedanke ist viel schoeidender und tragischer als jener erste, wenn auch beide znletat auf dasselbe hinanslanfen, und mit tieferem Schwermuthsgefülil giebt der Buddhist dem Gefühle der Nichtigkeit sich hin. Alles Ist eitel und nichtig; das ist das fort und fort wiederkehrende Tliema buddhistischer Weisheit; untl es fehlt hier auch noch cier Trost der Brahmanen, dass aus den Trunnnern der Welt das eine wahre Sein siegend cntporsteigt; ausser dem Linzeldasein giebl es hier gar kein Sein; nicht Gott ist, nicht ein unsterbliches Leben, nur das Vergängliche ist, und weil es yergftnglich ist, soll es nicht sein, muss untergehen.

Die Weit anll nicht sein, und doch ist sie, ^ darum aber ist aie vom Übel^ alles Dasein ist ein Unrecht, alles ist von 8chmerz durchweht, 2) und das tiefste Gefühl des erkennenden Weisen ist ein grosser, allgemeiner Weltschmerz. Ein gewal- tiger, tragischer Gedanke «hirehzieht das £:anze Bewusstsein der lUiddliisten , bei \\ ( it( iii ti aii^iselier als bei den Griechen. In Griechenland ist es die ein/.( Iiio Person, die in freier, edler Thatkraft vergebens rijigt, dem stummen, kalten Schicksal gegenüber das Recht der freien^ sittlichen Persönlichkeit dorch-

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zuseteen ; hier aber ist es die ganze Menachhelt» die dem grossen anheilvollen Schicksale des SchmeizensdaseiDS und der Ver<- ttiehtung unterliegt; die gauze Weltgpescbichte ist hier ein

grosses Trauerspiel, und erst wenn alle Helden gefallen, sinkt der Vorhang des grossen Unbeils. In tiefem {Schmerze windet alles Lebendige sich, bis es dem Tode erliegt, und das Be- wusstsein dieses Schmerzes ist der Anfang und das Ende aller Weisheit.

Ein vierfaches Elend ist der Charakter der Welt: die Oe< burt, das Alter, die Krankheit, der Tod;') und die Schil- derong dieses Elends ist ein Lieblingsthema der heiligen Schrif- ten. Mit der Erkenntniss des aUgemeinen Elends begann ^akjamuni seine grosse Laufbahn; von tiefem Schmerae dureh- drangen entsagte er dem Glänze des Fürstenthrones und zog sich in die Einsamkeit zurück, um über des Lebens Schmerz uachzudenkeu. Vor diesem Mittelpunkte buddhistischer Weis- heit treten die tieferen philosophischen Fragen der Brahmanen ganz in den Hintergrund; nur was auf den grossen Weltschmeiz Beziehung hat, interessirt den Buddha -Weisen» alles andere gilt ihm nichts.

Bisweilen, obwohl selten, schreitet das Bewnsstseln der Dichtigkeit alles Daseins bis zn der Verlengnnng desselben fort; das Dasein ist nicht, sondern scheint nur za sein; alles Leben

ist nur ein Traum; in dieser Höhe des Gedankens begegnet sich dann der Buddhismus mit der Vedantalehre 94].

„Wenn man Himmel und Erde sieht, so soll man denken, daiij» sie nicht ewi^ ü^ind: wenn man Berg urnl Thal sieht, so soll man deniven, dass sie nicht ewig sind etc. wenn man auch deu Urb€* standtheilcn des Körpers Sein beilegt, so sind sie deonocb wesea* los, denn da ihr Sein nach kurzer Zeit aufhört« so sind sie wieTmg- bilder. ,,Wi6 lange wShrt das menschliche Leben?" fragte Buddha eloen ^^amana; dieser antvrortete: es w&hrt etwa sehn Tage/' ,fl Sohn, da bist noch nicht auf dem Wege gelSnIert" Er fragte einen Zweiten, und dieser sagt: etwa so lange als eine Mablieit dauert. Geb, auch du bist noch nicht geläutert. „Der Dritte aber «sprach: ,,so lange, wie nöthig ist, nm aus- und einathmeo lu küooen." „Buddha erkannte diesem die rechte Erkenntniss zu."*) „Die Begriffe Geborenwerden und Sterben dürfen nicht ge- sondert werden. Der Inbegridl' alles Angesamraelteo ist Daaer- lo»igkcit und Vergänglichkeit Betrachtet euer jetiiges Daseio uod cuera Wandel als eben Tranm. Die LeheMjabre haben Md Wahrheit und nicht Wirklichkeit, sie verschwbden« ohne ebe

üigiiizuQ by LiOO^lC

I

/.iinu k/jilassen, w ie der Regeobo^^cti am Hinmiel. Aiuh tias Wovi mt ohiic Wahrheit and Wirklichkeit, %'erhailt \mc der Dunner iii der Luft. Der Korper ist nichts ab cioe aui kurxe Frist cmpor- schiesseode Blume. Betrachtet daher oner jetzt!;es DaMio als ein Bild , das euch der Spiegel zeigt, Ahnlicii dem Blitze am Hm* awl ist die Endlielilroit das Lebeia; . . Mhlel euer DimIb dem Wamraduunne gleicli/*^„AJle eigeDtbtaUcben Bedtegeegea [die BeechafMbeit des Daaeina] lebfea: Ich bla aicbt EtkflMet die Niditiglceit dea Seiaa; alle Ivaaere« BeslefcuDgen aind okae Wahr- bett. Erkennet in eurem Gemfltbe, dass alles von Grund aus eitel and leer ist, so wird die Zauberei der den Sinnen fühlbaren Dinge euch Jiiciit berücken, und iiir werdet den aus den %ier trfigen und lästigen Elementen bestehenden Körper als etwas Verwerfliches be- trachten. Alle natürlichen Bedioguagen [BescbaffaabeitenJ sind aielMs ab Zauber«, Verw andlun^en und Täuschungen. Im Rauaie der unwahren, ttaacheadea SiaaeBweit giaabt ntaa Aoaeba, Eigea- acbalt und Faibe aateracheiden so kOBaen» ea rersdiwiadet aber alles und hnterllsat naa mir die Oberaeegaag« daaa allea nicfata lat"«) „Dieser KSfper ist dem Scbaome iballcb; die Empfiadaag des Wadieaa Ist den Wasserblasen, and das Bevnisstsein des Denkens den Wasserringen gleich. Unwahr, gleich dem Abbilde der Bäume im Wasser, sind die Handlungen, den Tfiuscbuugeo magischer Verwandlungen gleich ist das Wissen,"*)

Als^akjaiuuni als Büsser sich /um Begründer einer neuen Lehre aosbildete, empfing er als die tiruodlage seiner Weisheit nach der moagolischen Sage folgende Lehren: ,»AlIe Schätze untcriiegea dem EfachSpleB, alles Hohe dem Falle , allea GesaoMMlte der Zer- stremiag, alles Lebende dem Tode; ailea Siebtbare veigebt; alles, was geboren wird« bat ein kligliebea Ende; jeder Glaube gWcbt dem Reiche dea Nichts; alles besteht aar in der EiabUdaag.'''')

Wenn, nach einer alten Legende, durch Bnddha's Lächeln Lichtstrahlen durch den Hinnncl leuchten, so ertunt jedesmal cino Stinjme: das ist vergänglich, das ist elend, das ist leer, das ist wesenlos.*'^)

,,Es giebt, nach oft uicderholter Darstellung der ältesten Schriften, vier erhabene Wahrheiten: der Schmerz, die Erzeu- gmig des Srfimerzes, die Vernichtung desselben, und (!cr Weg, der aar VemicbtaBg des Schmerzes Aihrt,*'*) Die drei Wellen sind voD TieliaGben Ursachen des Elends gefesselt „lu der Unterwelt sfod es die Leiden, zu deaen der dem Feuer ausgesetate KOrper verdammt iat, uater deaThieren die Schrecken, die ibaen die Furcht elaivsst, von einem andern verzehrt au werden, unter deoMeascbea

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die Unraben elnw IHseb« roll vod PUmb mid Aostreogungen.

unter den GOttern die Furcht, von ihrer Wfirde herabzusinken und ihre Gläck8el!i*^kcit /u verlieren. Gequält von Scliinerzeu de» Geisten; untl des Körpers i*nhen die Frommeu iu den BestaiMllheileii und Eigeuscbaitcn des Da»ewH wahre Henker, ... nie seheu die drei Welten verzehrt durch das Feuer der Unbeständigkeit . . Welch eiae Freude kann das Herz der Frommen linden iu den sinnlicbea Gesenetlnden, eie» die an die kOnftigea Sehreckeo des Todes dee- ken. der sieh wfthtend mehrerer hundert Eiistenzen [in der Seeleo- Wanderang] wiederholt! Wie kSiinten die Dinge Anhinglichkeil ihrem Herzen einflössen, die nar an Befreiung denken, die b den Dingen Feinde und Morder sehen, fSr die der KSrper nur eine ao^e- BÜndete Wohnunc^ ist, und welche dit^ Wesen liir \ Lii^äuLi^üch halten? Und wie sollte Befreiung ihnen nit lit \M;i<lt'ii, ihnen, die nur nach ihr sich sehnen, die sich abwemlen von dem Dasein. d<*r»Mi Herz nicht mehr hängt an der Lost als der Wassertrop£efi an «Icui LotosUatt?"io)

„Wer zur huheren Einsieht gekommen, der weiss, dass allcf ein grosser Traum ist.*'") „Die Zustände eiistiren nur sot disi sie nieht wirfcHeh existiren; desshalh nennt man sie Avidya» d. k ' das Nicbtexistirende oder das IViehteikennen; die gewShnÜoken, unwissenden Menschen steHen sieh dieselhen als eztstirend vor, obgleich keiner existirt; sie stellen sich vergangene, zukünftige, gegenwärtige Zustünde vor, .. Namen und Gestalt, von denen doch nichts existirt; darum kennen nie nicht den wahren Weg. . . Dif Gestalt ist die Täuschung, und die Täuschung ist die Gestalt; die Wahrnehmung und der Gedanke selbst sind Täuschung; die Cr- keontniss ist Täuschung, und die Täuschung ist die £rfcenotoiM.*' „Ich soll, spricht ein Bodhisattva, die Creaturen som voUkiB* meneo Üiirvana [Verloschen] Aihren» und doeli ezietiren weder Ot»> tnren, die dahin geföhrt werden sollen, nech Creaturen» welche dort- hin filbren. Das Wesen der Täuschung ist das innerste Wesen der seienden Dinge, welches sie zu dem macht, was sie sind; es ist so, wie wenn ein geschickter Zauberer eine Menge Menschen er- scheinen und wieder verschwinden lässt. .. Der ISame Buddha > i»i nur ein Wort." Buddha selbst gleicht einer Täuschung, uud seine . Zustände gleichen einem Traume/^ >3) Diese idealistische Veraei- mmg des Daseins geliürt aber nur einer philosophischen Conaequenii und nicht den eigentlichen Religlonssehrlften au,

Ss. Ssct8cn, p. 271. 463. 15. Klnproth im Nouv. Jonm. Asiat. V, 31Ö. *) Ssan. Ssctscn, p. 313. Nouv. Journ. As. VII. 178 etc. Foc-lC K. p. 204 ff., »gl eiebold,.Nippon, I, p. 164. *) Sutra der 42 S&tso, voa Sohie&er isA BsIMb *

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l'ac&d. de Peter&b. bist. t. IX, p. 72. 7S. ^) Schmidt, bsa&ang SäCtsen, 366. 243. 438. 439. 445. *) Ebond. 445. '') Tünkowski, BcUc n. China, HI, 406. ") Bor- amtf, BuxBimf, 629, vgl 487. Ebcnd. 418. Tsiog-tu-uen, Scbotk, «. «. O. S50.^ i*)Prii4jna paramito bei Bnra. 478. 474« 478. 482. i«) Vi* uya Sntr», «bend. 483.

Von einer BesEehiiiig des GdttKehen M eneeUieliea auf einander kaan hier »lebt wolil die Rede sein, soBdem mir toh

eioem Verhältniss der Dinge und des Menschen zu einer Idee. Die göttliche Macht in iler Welt ist t ii^fMitlich die Macht des To- des in allem Leben, das Dräno^eii uud Kiiigen alles Daf^einb zur Vernichtung hin; iiiicl dies*is (iiittiiche. diese Mee bethätigt sich an der VV^elt dadurch, dass dieselbe zuletzt untergeht, und der Mensch bezieht sich als frommer Weiser darin auf das Odtttiche, dass er dieMielitigkeil alles Seins anerkennt und dar- aaeh bandelt. Das fromme Bewasstsela ist hier das tiefo Gefühl des' anendliefaen ScbmeraeSf and aller Kuh beaiebl sieb tteranH

Ehlen Knltns In dem 8lnne, dass eise wirklieh seiende

Gottheit verehrt wird, kann es hier natürlich nicht geben, es ist hier eigentlich nur ein Kultus der Idee, und das ist der merk- würdigste und grossnrtigste im «ganzen Heidenthum. Was ge- wöhnlich für den Kultus tler Buddliisteii gehalten wird, die Ver- ehraag Buddha's, ist gar nicht der eigentliche Kultus, sondern nur enn dankbares Andenken an den menschlichen Lehrer der hOi^isten Waisheit, höchstens ein Anrafen des vorlftufignoeh In TerklMer Gestalt hn flinunel lebenden and ala acdifltaender Geiat Iber seiner Gemeinde waltenden, oder, naeb sehr spä- ten VorftdhuigeB In menschKeher Gestalt wiedergeborenen Menseben Baddha; aber diese Verebning ist eben so wenig eia wirklicher Kult, ein wirkliches Anbeten, als das Anrafen der katholischen Heiligen eine wirkliche Anbetung sein soll. Buddha ist nie zu einer Gottheit erhoben worden, ist und bleibt Mensch, lind jeder Mensch kann und soll zti seiner Wurde aufsteigen. Buddha's Tempel sind wie die des Koug-fu-tse nur Erinnemngs- hallen; seine Reliqaien sind in späterer Zeit ein heilig verehr* tes Andenken, aber von einem Gott gpebt^s eben keine Rehfoie». Blumen und Rauehwerk werden unter Musik and Lobgesang Tor dem Bildniss Buddha's dargebraeht; aber die ganze Feier bleibt dnnteus in den Gränaen einer blossen dankbaren Erinnerung; und die Buddhisten nennen auch diese Darbringung nicht Opfer (jadöcluia) öouderii Verehrung (padächa). Eine

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Spende iii's Feuer giebl es nidtt» noch weniger ein Thier-

opfer. ')

fiemalte oder plastische Bildoissc Buddha s finden steh fast in allen sogeiiauuten Tempeln, in einigen viele zugleich, oft in liolos saler Gestalt. Die Darstellaog Buddhas ist da» ifo sich nicht fremde Elemente störend eingemischt haben, immer rein mensch* Wehf oiuie alle oomitarliclie iSymboliky imd die Boddhlateo lege« eia groeees Gewicht auf die SehSnheitea der menschliehefi Gertilt Bttddha'a; iat eben Buddha da« Ideal der MeaschheU« md es iet aa ihm durebaua nichia Obermeaaeblicfaes, welchea dnrch fremd» artige Symbole ausgedröckt werden müsste. Buddha erscheint fast immer niit weichen, vdllen. dem Weiblichen sich niilicrnden Formen, mit grossen horabiiängcnden Obren, mit gektcu/.tctrljei- nen »itzend, den Biicic gesenkt, mehr nichts denkend als iiachdeo- denkend , das Bild vollkommen gleichgültiger Hu he und derLaageii* weile. ^) In (!cr chinesischen Ausartung dea Buddhianss geltet liiaweileii die Bilder als die Wohaang dea aaweaeDden Schate- geiatea. »•Hat der Betende heilige Bilder vor aich, so mas» er deaheOf Bu^^ha ud die HeÜigeo eaieo in deaaelhea leihllch.aB- weaend» empfiiqgoo aelae Huldigung nad hOren aefaie freamea Wünsche.***)

Die kürperiichen Cliei restc ßuddha's, ursprünglich in aclil lirabmäliler, Stupa, rertheilt, und die Kopicen der letztern, die sieb sehr zahlreich vorliudtjn, sind Gegenstand hoher Verehrung, «od die Keliquienzelle iat in jedem Tempel der iieiligate Ort, liift- weiieii aaa Edelsteinen gemacht.*) Sdion Clemens Alex. 6pri<M voiWu Pyramiden der Buddldaten, unter welchea die Geheiae eines Gottea begraben liegen." Auf Ceylon iat ehi SchnlleiheiB deft Bnddha« an andern Orten adgt man emen SehideUmaehe^,«) eiMi Kaaehen ana aefnem Halae, etnaelae Haare und Haaclochea, SiM» seiner Nägel etc. Berühmt vor allen andern Reliquien aber iit ein Zahn des iWiddha,») (dtir linke Auge[i/;nhn}. Schon in alter Zeit he\vo<j; «lie Wiinderkraft tlicses Zahnes ein ganzes iicer, den Buddhisaius anzunehmen; ein brahmanischer Kanig aacbte die heilige Reliquie zu vernichten« liesa nie in'a Feuer wer- fea, anf eiaem Amboaa mit einem Hammer aerseUagen, in die Erde veignaben, nnd dieaelbe van Elephanten feattralen, liesa dea Me ia mnen moraatigen Kanal werfen ete.; aber ailaa war nmnoad, er erachten immer wMer, meiat auf einer Lotaablome; da be» hebfte aidi der KUnig, legte die hoadmra Reii^ale hi ein goldenac KSstcben und baute ihr einen Tempel.^) Es wurden blutige Kriege um den heiligen Zaiiu geführt Im Jahre 3^1) nach Chr. wurde der-

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selbe nach Ceylon gebracht, und als hrichnter Schatz der Insel auf- bewahrt, und mit grossen jährlichen FesteiT £»efeiert. Der Besttser des Zahnes gilt als Uerraeher too Ceylon; ]5()() erbeu- leteo ilm die Portagiesen; iiod dlessmal sdiien der WoBdenahn ^ «eliie Mmekt iMf beirttren su woIIob; der porteglevMie flltett- halter, dem der KOalg voa Pegn ebe nageheare CreMsrnnnie flir den Mm bot, wies da« AaerMetea anriiek» Meaa dea Sahn in Bfleot- Ikher Versammlung in einem Mörser zo Pulver xerstospien und dann verbrennen.*') Indcss kam der Zahü balii witMler zum Vorschein; und erschien, uie man s.ii^ff. auf einer fiotoshliime. Später kamen die Engländer in seinen Besitz, uud gentatteten lange Zeit nicht, dass er nftentlich gezeigt wQrde; in nenerer Zeit dagegen iai dieas Verbot aulgehoben, and die Feate werden in Gegenwart ' dea engHacben Gottvemeiira mit gtOaatem Pomp gefeiert. Der Zabn ttegt, In aedia goldeaea nad ailbemen init Edelateiaen reich ge- aduDtickten Behfiltem eingeacfaloaaen , In einem Tempel an Kandy aaf eiaem silbernen Tlache; das Volk ftllt vor Ihm betend anf die Knie, und neun er in ieierlichcr Procession auf einem Klephanten duidi (iie StinU cjeführt wird, fallen die in zwei Reihen vor dem Tempel aiilgesteliten Elejdiantcri auf die Knie; reiche Geschenke werden dem Zahne gespendet. Er soll weiter nichts alt« ein Stück- ehan Elfenbein sein, i^) Ein anderer Zahn Buddha's wird in China aafbewabrt aad Mater eiaem Gitter rerateckt gabaltea; er iat gegen aeeha Qnadmtaoll groaa;*') auch an anderen Orten werden 2lbne aafbewabrt. <*) «— Von andern Reliquien Bnddha'a findet aich der Topf, in welchen er alcb aeiae Nahrung bettelte; auch nm dienen worden Kriege geführt; i^) ferner sein Wanderstab, sein Rock, der in Zeiten der Noth gezeigt und durch Kniebeuguntr verehrt wird. - An sehr vielen Orteu werden Fu ss.stapfcn Bu^ldha «, in Fel.sen eingedrückt, von sehr verschiedener t^rösse, als heilige St&ttcn geehrt^'') Auf der Spitze des Adamspik's auf Ceylon, in einer Höhe von faat ftOOO Fuss, ist ein herühmter Fuaaatnpfc dea Baddha, drei Foaa lang; Tausende von Pilgern klettern auf lebena- geftbrlfohen Steigen ^rlicb hlnatff.^*) Am aeltaamaten aber Ist ea, dasa hier und da auch aeln znrQckgelaaaener Schatten gezeigt wirft. Da man auch flelfhch brahmantache Sagen in die Buddha» lehre mengte, und die Avataren des Vischnu anf Bnddha übertru!r, oder auch nur die Seelenwanderung auf die Sagengeschichte Buddha s anwandte, so wurden auch, nach chinesischen Berichten, Spuren von seiner Erscheinung als Lowe gezeigt» nämiich Abdrücke der Tatien und des Schweifes. *o)

Hochgeehrt wurde der Baum» unter welchem (Blr)amuni tu

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tiefes NMUeokM ^mmtkm mm m MkMiB EikemtaiM

der Nichtigkeit des Daseins gelangte; es ist ein ficut indica, und heis^t der Budiü - Baum, d. Ii. „Baum der l>i^ollntüiss.*' rvachkom- men dieses Baumes ü»det man nu »ehr vielen Orteu.'^*) Das Zu- sanmientrclieii des Nameus mit (ieiu Pacadiesesb^ttia fissMoseaiftt sehr wabrscbeiulich nur /Ml'älWg.

Diese ganze Reliquien- Verebning ist iui Brabmaneiilluuii ooariig* liob; der Menscb tritt da gSAS vor dem GCttUcbeo svrAdE; wd wesn biabmaniscbe GVtter dsc nessuhllcbe Gestalt «anebnes, io ist diese bot eioe scbebbare. Des Materielle gebart bei deoBufc* maoea nicbt sa der wabrea EzisteBa, wird tob ibaen scblecbtsr- diags ▼eracbtet; bei den BoddUstea aber Ist alles iriridicb Elxiatirende materiell.

Bunwmf, 339. 340; Foe-K. K. p. 41. ') EuniuiiT, \t. 345: Fw-K. K. p. 4L 172. 21Üi TimküWfki, iieise, III, S. 3ö7. •) Thiiig-tu-uen, b. SchoU, in d. Jahrb. d. berL Akad. 1844, S. 244. ~ «)F(>c-K.K. 240; BuruuiU', p. 348. 372. 390; Lassen, Ind. Alt n,.S. 78. 265. 4S6; Spiegel, im Ansland, 1846 » 8. Ml ft- *) Clem. Strom, m, 8, p. 451 (Sjlb.) •) Fde*K. K. 77. 85. 856. ^ ^) Spiegel, !n Ausland, 1846, & 466. 508. •) Foe-K. K. 86. M. *) Tniaoor, bn Joan.«! «be Ai. fioe. of Bei«. ¥1, 856 ff. ^ Tomoar, a. ^ 0. 867; tuma, laAiJL n, 1013; Spiegel, im Ansland, 1846, 201 ff. _ u) Lafitau, bist, desdeoom- tes etc. des Po«. 1736, IV, p. 232. . »«) Spiegel, a. a, 0. 20 1 ff.; Tcanent, dtf airistcntlmm in Ceylon, isr^l , S. 115 u. Taf. U. »«) Ausland, 1849, S. 1061.- »*) Foe-K, K, 27. 77. 8fi. 333. i») Foe-K. K. 27. 76. 82. 351. Ebend. 86. 93. 356. i») Foc-K. K. 45. 49. 255. 261. Lassen, Ind. Alt. H, 267.- Knox, Gey lau. Reise beschr. S. 169; Hofiineister, Briefe ans Indien, S. 115 L >•) Foe-KK. 45. 77. 67. Ü4. 356. Kcumami, b. Illgcu, HI, 2, 171.— *>) Born. p. 77; Foe-K. K. 843; Laasen, II, p. 850. 423; Spiegel, im Aaslsvl, 1846, p. 495. 50S| SIebold, Nippon, I, 182.

§ 168.

Der eigentliche Kultus aber wird einer Idee davgebiacbt} der Idee der Miehtigkeit; wid ihr darf ntchta Geringerea geoffaft werden ab allea» was daist Fretllcth bedarf es bler mditener wirklieheD Opferbandlungy dean die aUes dundiWBbeade Macbt der Vendohtmig erfaast alch ihre Opfer selbst mit sicherer Uasd, and gestattet auch keine Abschwächuug der Idee durch Stell- vertretung;— aber der Mensch hat sich im Kultus an jenen Gedanken des grossen Schmerzes hinzugeben, sich von ihm völlig durchdringen zu lassen, hat sich loszureissen von aller Liebe, die dem wiridichen Dasein zugewandt ist, zu vendebtea auf alle irdische Lust; nur ein Geföhl geolemt dem frommen Weisen, das GelüihL des wuiemibaren Schmerses. Das Isl eoi Opfer, so gross «ad so tragiseh, wie fceia anderes im gaases HMeadmaia

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la diesen Kult ^eht fast alles sittliclie Streben auf; fast alles Thun und Lassen des frommen Baddiiisten bezieht sich auf die Idee der Nicbtigkeit und auf den grossen Weltschmerz; för dtt pcMntiT flittUehea HandelD, weiches ein wirlriirhm B«ieh der ShllkUMift in der Mensehheit erbanett will, bleibt JulnInlaBeeee mktt der Baddbiel strebt» sieh ans der Welt des Selmtnm ItowMuvbeiieDy triebt «Beselbe einer Temfiiiftigen Wirklieh- keit zu gestalten. Alles Wirkliche ist unvernünftig; uud es ist mit der Wirklichkeit auch weiter nichts anzufangen, als dass man ihr den Rücken kehrt. Dns Wirkliche soll thatsächlich rerleugnet, der Idee des einzig Wahren, des Nichtseins, ge- opfert werden^ das ist aber nicht eigentliche Sittlichkeit, son- dern Knlttis, und dem Gebiet des sittlichen Handelns ist wellig mehr ibrig geblieben eis der eof desseibe fidlende Sohatteii des Kaltes, Dieser der Idee gewidmete Kultus aber ist seinem Wesen naeh ein dreifacber wie bei den Brahmanen.

1. Der Menech mnss sieh die Erkenn talss der Nichtig- keit erringen durch tiefe Betrachtung. Die Quelle der wah- ren Erkenntniss ist aber iiier üicht irgend uiiie lieilige Schrift, denn der Mensch trägt die Idee der rsichtigkeit in sich selbst, und sie tritt ihm überall, wohin er auch blickt, in den Zii^^en des aUwaltenden Todes entgegen. Die heiligen Schriften sind hier nur die Bekenntnisse dessen» was jeder Mensch schon durch eigne Betrachtang erkeimen kann» während sie bei den Brabmaiien ans dem gdtüichea Urbrahma selbst berflossen» Bei den Buddhisten wird nur der Tod offenbar, nnd dieser bedarf keiiMr SebriÜt» Die Veden rind stillsebweigend bei Seite ge< schoben worden. Die Erkenntniss gilt aber darum nicht weniger aiis die Gruxidia^u alles Heils, und ilirc Er^verbung durch A'ach- deuken ist die erste That des Kultus; olme Lrkenntniss giebt es keine Ijeiieiuncr von dein Scliinerze:') und die verschiedenen Stufen menschlicher Würde ruhen aUein auf den verschiedenen Graden der Erkenntniss. 2) Erst in sp&ter Zeit legten die Buddhisten ihren heiligen Sebriften ewen last eben so hoben Wertb bei, nie die Bfahmaoen 4tn Veden.

t. Das Gebet» das an keine venielunende Gotd&eit ge- ticbtat werden kann» ist hier noCbwendig sm eUenr blossen Wunsch oder einem Bekenntniss der Idee abgeschwächt; aber diese Idee ist rein verneinend, und des Gebetes Inhalt daher seiir arm, und es offenbart in seiner uuaufhürliciien Wiederho- lung die Todeslangeweile der buddhistischen Weltanschauung. Die fiekenntnissionneiA wsriieu «ehr bald Zauhßirioianeltt; das

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Gebet erhielt an sich eine reinigende Wirkung, selbst wenn es nur mit dem Munde gesprochen wird; es gilt als gute, erlösende That „mit dem Munde,*' die auch den Willen allmähUch bessert und den Menschen dem Heile näher führt. ^) Und als in der apÜMren amartenden Lehre Buddha und andere Menseheagel» «ter mehr als froher m den Vord6i|;niiid des Kultus tmea, «nd waltende Sdratigelaler wuden, so nakn das Gebet wmk allmfllilieli meihr den Charakter wirklieher Anraftuig an; aber da« hAehete Gebet bUeb doch fanmer nur Bekenntaias.

„Wenn ehi Mensdi ffn Folge der Seeleowanderang] so Tftele Male seiu Lehei) <,'eoplcrt liiitte, als der (xangastrom ^aadkurner xählt, so erwörlie er noch nicht den Grad derSeli^kt if, nie jemawl, der diesei» Buch iiliiubic aufnimmt; denn jener cmp[aii^;t nur welt- lichen, also vergäoglicbeo Lohn, dieser aber macht den Anfang zar Ertvecloing seiner wahren Natur,*' sagt eise der heUiges Schriften.«)

Die ahe Lehre kennt statt des Gebetes sur den Wooscb; wenn s. B. jemand eine ▼erdleostHclie HaadfaiDg tbut, so veibiadet er da- mit oft den Waasch: „mScbte ich derefaist um dieser Hudlaag willen ans dem Jammer erlltet werden und alle Wesen befraiea

kiinnen."*) Wo von wirklichem, anruleiidem Gehet die Kede ist. da ist dasselbe natiirli( h uur an die „Geister" gerichtet, die de« Mensehen ebenbürtig sind, und eben nur vorläufig eine etwas gros- sere Macht haben; besonders wird ^akjauuoi in solcher Weise geehrt; natdrlich finden sich die^e Gebete vonrags weise ia der ti- betisch -mongolischen Form der Lehre.«)

Des Morgens soll jeder Mensch ein Gebet sprecbeo, beslefcsil in einem banen Bebenntnlss an Baddba, Ia frommen Wttmcbes flir das ewige Heil etc.; die inifaen Formeia sollen tebanml siit flach sosammengelegten Hgoden wiederholt weiden, 'f) Jeder geist- liche Mensch soll vor dem Mittagsmahl iiinl Gebete sprechen, welche einen Dank (ur alles cenossene Gute, ein Versprechen tugendhaften Wandels, eine Versicherung, Speise nicht aus Stnnesiust, sondern nur zur Stärkung zu sich nehmen, ausspre- chen ; das ist nun alles mehr Bekenntoiss als wirldiches Gebet Die Ctobete von bestimmtem Inhalt haben ihre bestbamten Standsst mid dOrfen «ebleebterdings nicht IHlber oder spSter ges|usciea werden.*)

Die spflter oft mZanbersprfleben gemtssbrauchtea Bebeestsiis*

formelo (Dharani^ mongolisch Tarni) finden sich noeh niclit in den

hlt€:>ten Sutra, spielen aber schon in der n.i< listen Zeit eine grosse Rolle; die Bedeutung der meisten ist rerioren gegangen, und die

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rauüos gewordenen Laute erfitülten um so besser den Zweck der 2«dl6t€MiMlo. 10) Wer in der Todesstunde zehnmal spricht „An- MtDg «el dem Amita BiiAdiia {enem der bichten Gei«ter]/' der gdwigtnnrSeligk^t")

EIb BanptMetsadAeU des KMam ist bie mr Ifidtonden Langenweüe wtedericdlifeiideAiMwpfeelien der vielgedenfeten, noeh

zweifelb al ten und von den jetzigen Buddhisten s€»lbst nicht verstande- nen Forme! : Om m n i jjailiiK? hom.i2) Man übersetzt nieit«t: „Heil dir, kostbare Lotoshiunie; dieüe Formel wird mit dem Rosenkran?; gebetet, der aus Holz, Kernen , Knochen u. s. \v. besteht, und von jeden frommen Baddhisten getragen wird. Dieselbe Formel findet Ml dwdi die genie Tstarei tt»d ia Tübet auf Deokmileni» über des VUre» der Hiaser und Tempel, csf Bänme etageaclmitteay auf flCeiae as der (9fMaae nod avf hohe Feleeo eingegraben oder ge- fdMeben, zamTbeil adt rteseobafteDBodbatebeo; mao siebt eieaaf Thier- und MenscfaenaebSdeln und aadem Knochen an den SeHea der Wege, tausendfach auf StK'ilen von Seide ui»d au(l(;n'nv Mate- rial, die von einem Bauinn /um andern, über Flüsse und hoch über Thäler hinwegreichen; man schreibt sie auf die sogenannten Gebets- rSder; sie ist nnanfhSrlich im Munde der Frommen, das Kind lernt sie zueiat, sie eotfliebt den Lippen des Sterbenden; Reisende und WalMabrer mormehi oder aiogea eie beetttndig; der Hirte singt sie bei aebMr Heerde, ala ttbertM das Getimmel der HUibtei^aie ist derLaat derAogstfa Gefidir, das Kriegsgesebrel im Kampfe; mit ibr beginne» alle religiösen Cetemoaleeii, sie eiseballt bei allen Festlichkeiten. Vom japanischen Meere bis an die persische Grffnze vernimmt man fort und lort die sechs Laute; sie sind dasSchiboIctb, die Loosmig aller Schüler (^akjamunis, weniger ein (iebct, als viel- mehr im Symbol, ähnlich dem bekannten Spruch derMoliamcdaner. Die ddire Laageweile des buddhistisches Geistes tritt ans auch in dieser «adlssea Wiedetbohiog einer anverstandenea Formel eot- gegea.

Der Sbm dieser aas dem Sansbilt stanmiendea Worte ist awei- felball; Abel Mmosat bitt aie fllr ein Symbol der Bmanatlon der WeH aas€k>tt, aber dle Baddbfsten benaeii weder «Inen 0ott

noch eine Emanation; Schott»») muthmasst in der Formel eine An- mfeng des in der Mongolei und in Tfibet als Verkundiger der Boddhalehre gefeiertpo Hodhisattva riif>tms( him. dessen Bild die Lotosblume ist. Die Bedeutung derselben ist aber wahrscheinlich viel allgemeiner. Die aus dem Wasspr aufsteigende Lotosbiume ist den Baddhistea ganz allgemein ein Bild der ans dem Meere des . MItbteeiaa «nfttsisaaden WeH; aHe Welten steigea ja „tmt dm

n. 95

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Meere der Düfte ^ aut LotosbiumeD auf; Buddha erecketot ftof eber liotosblame, ebenso dri bellii^e Zahn; wo eti^^as Heiliges sich ofTenbart, da int auch die l^tosbluine dia Ufille oder die tiniod- Inijp. Soll die Nichtigkeit der Welt ausgedrfickt werden, so ist 4ie Waaserbtase das gewuhDUcbe Bild, nod die hsiÜgmi Bastes der Boddhisteti steVen die Waseerblasee dar; ^ eoll die WiildlA- keit der Welt hervoi^ebebco werden, eo Isl die LoteeliliUM, fs^ Übergehend praogend auf der leeren FlAclie, oline aidiAersa HsH sich scbaulrelnd auf den nnstStee Wellen, das beliebte Symbol. Und wie für die Welt, .sie e.s atich für da*» menschliche Leben i«s- besondere; aus dem Nichts auitauchend, durch verjscbiedeoe Ge- stalten hindurchgehcmi, eine auf den Wogen schaukelnde Bltime, fcebrt der Mensch zuletzt zurück in die öden Wogen des Nichtssist; die Lotoabhime ist so ein Büd des dueh die Seelenwandenng cb veHlbefgebendes Dasein gemessenden Msneciienlebenji; nnd jene Formel dvfickt also dan Innere Wesen den Dnseinn ma^ ist bicb« nies CManbeonbebemitnins.

Mit dtoser Formel en^ anmmmenliängeiidlst der In dennMUdb« LSfidem allsremeine Gebrauch der Gehetsr&der, [tsciiakra]. Diese Kad( i sind cylintiei förmig, leicht beweglich, und auswendig oder inw endig jene Bekenotntssfarmcl vieliach aufgesc^iebeit ent- haltend; «ie stehen in den V orhallen der Häuser, wo sie von jedem Cinlretenden an Begrissung gedreht iverden, oder auf den ÜÜebelo der Hlinser, wo sie vom Winde ^ oder fliier dem Heerde, wo ms rem Bauche getrieben werden , oder aüi IHesnnnden Waaner wie WannomllUen, oder man trigt sie wie einen Rsneiihrsw In 4m fUmL^) Ucheriich int e», diene Kader nie Hcboinmnniiinss as- mineben« durch welclM sidi die Lente das' Beten be^piMn msAm wollen. Es sind vielmehr die Sinnbilder des in endlosem Kreisbsf uiJ8tiU roilcodea Lebens, dae» nie zur Ruhe gelaugt und nie wn Ziele, immer in f<einpn Anfang zurückkehrt, und immer flietsend doch nie weiter kommt. Alle äussern Gestaltungen des buddhi^ü- ncbeii Lebens sind von dem Gedankai der jNicbtigkeit getränkt Kinc Beziehung auf die Seelenwanderang liegt dM CUnpdgmhuikea nahe. Der Bnddhiet liebt ab nsiner W^tnnechannng cnftiptMhBstl

* nUest ww eich lastfoe drehte Ton Bnddha'n AniMen glll dirnto* hende Avednichi diebte dan Bmi der Lehre}** dan Bid kehrt nie Symbol In den maunlglaKigsten Beniehnngen wMsrf^ und das geistige Leben überhaupt heisst Umdrebang." >*) b

Indien selbst und im 8üdcn finden «ich die Gebetsräder nicht

») Laasen, Ind. Alt. II. S. 268. 450. ») Ebend. 451. ») Taing- tu-"«, bsi ßdiott, a. a. fi. M54 ^ «) Kb«-ikm*kb>g» b4 Mmi» «M» ^ >>8QbMt,

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S, 218. - «) Sobotl, 218 ff. 0 Tsing-ta-ucu, bei Schott, 243. «) Kat. d. bcbaxnanen, v. K. F. Nenmann, in ÜJgens Zeitsclir. IV, 1, p. 44. *) Ebciid. S. 46. 10) Schott, 220; Burnouf, 121. 540. >i) T«ing - tu - ueu , b. SchoU, 254. *') SchmiiU, S.-aiiuug Ssictsea, \i. 319. Tinikowski, Reise, III, Anhang.; Abel- Bdmiisat, Melanges poeth. p. 98.; Gabel, im Ausland, 1847. K. 275.; Schott, «. a tSL i*> ft» a B. ttl. Poe-K. K. VI, S8. 189. 179; Qabet»

§ 169.

3. Die praktische Seite des Kultus, das Opfer, die that^ »ichhrhr JUiugabe des an sich Nichtigen, spricht sich liier in te* eonsequeut durchgeführten Venichtleistiing auf alle Freude Ml iter WiiUichkeit aus, in der verachtenden Abwendung vmi der edunmacEilliten Welt Wir finden liier den Gedenken der Weltfftleegniing in einer ans bialier iinbekaiinten Sfftrke en»- getproeben^ vnd werden beim ersten Anbliek an cie ebriediehe Weltanschauung erinnert. Auf den früheren Stufen der Geistes- entwickelung koiiute sirli der Mensch bei dem Dasein der Welt beruliigen ; aber in der iiHÜschen Weltanschauunp;, vor allem in der bnddiiistischen, gelangt der Gedanke dahin, dass er sich bei der Wirklichkeit nicli^ mehr beruhigen kann, keine Befriedigung bei ihr findet, daae er sich von ihr entsagend nnd verächtlich abwendet Bei den wilden Völkern nnd bei den Chinesen blieb der einaeba Blenaeb la aefaier Eniaelheit nngefitturdet, wenn aneb anfref; Mer aber greift das religiöse Bewnsstsein tief in das Dasein* des einaelnen Mensdiett ein. Der Menscb weiss sich hier in einem Zuätaailc, in ^velchem er nicht sein soll, nnd es ist nun seine Aufgabe, sich aus diesem unwahren Zustande her- auszuarbeiten. In der Brahmalehrc konnte das ganze Gewicht dieses Gedankens noch nicht offenbar werden , weil da derselbe durch den andern Gedanken, dasa in allem Dasein Brahma selbst lebt und waltet, einigennassen aufgewogen ^varde. in

Bpddlialehre ist diesen Gegengewiebl niebt; alles, was da isi» iat dafom, weil ca ist, anbeHvoU, alles Daaeui ist ElMid» aml 4sr MensA bat im der fromme That, ist Kaltas^ diesen Blend fftr sieh anfiiidbeben, sieh über dasselbe emporan^ sdbwingen, und diess geschieiit eben in jt^ner Weltverleug- nnng. Im christlichen Bewusstseiu ist die Menschheit auch in einem Zustande, in welchem sie nicht sein soll, und der Mensch soll sieh ans demselben emporringen und soll dar verderbten Welt entsagen. Der Unterschied ist aber de% dass daa in» Cihristentbum voransgesetste Obel ein duvcb dos Mamchsa venduddalo» ist» m BnddbiaMoa abw ist as

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ein kosmisches Übel, eine Erbsünde der Welt, welche ron 3em Dasein gar nicht za trennen ist Dort soll das Elend der SüDdc nicht sein, wohl aber die Welt ohne dieses Elend; hier aber soll die Welt nicht sein, weil sie nur mit dem £lend sei» kann. Die Welt kann nicht gel&ntert und gebessert, sondern nnr yerleognet, höchstens erträglich gemacht werden^ dal Böse ist die Substanz des Dasehds. Dort kann und soll das durch freie Verschuldung entstandene Unheil durch eine freie, geschichtliche That wieder aufgehoben, und die Menschen von demselben befreit werden, hier aber kann es nur mit dem Da- sein zugleich aulgehoben werden, mit welchem es verwachsen ist, denn der Schmerz ist das Wesen des Seins. Dort kommt das Heil in die Welt, hier ist das Heil nur in der VemichtuBg der Welt, und Annäherung an dasselbe nur in der Tdlligen Ent- sagung der Weh; der Christ entsagt nur dem sündigen Dasoit der Buddhist dem Dasein überhaupt In der Ton dem Gdttfidten entleerten Welt f^ftlt sich der Mensch heimsMes, findet keine Ruhe und keine bleibende Stätte; das leere Nichtsein istsehü Zukunft, und die Verzichtung anfalle Freude seine Gegenwart

Diese Selbstopferung, die WeUvei leugnung, ist bei den Bud- dhisten, wenn auch nicht in der äusseren Form, doch in dem in- neren Wesen viel tiefer greifend als bei den Brahiuanen. Bei diesen ist der Mensch, in seiner Wahrheit in der BrnhmnneTt- kaste erscheinend, Ton Haus aus heilig, und soll diese HeüigiMit in sich eben nur bewahren; bei den Buddhisten ist der Mensch von seiner Geburt an unkeilig, unh^voll, well <f existirt, und soll sich aus dieser angebornen OshelUgkelt h*» ansarbeiteu zur Heiligkeit des Nichtseins.

Der Buddhist hat in seiner Gedankenwelt keinen Grond für das wirkliche Dasein 163]; er sielit die Welt als existirend, Lcf,^! <jift aber ihr Dasein nicht, weiss für sie keinen Gnmd, k«»in Hecht. Da wirft sich der Gedanke, der Grundlosigkeit der Welt sich bewusst, nicht wie bei den Brahmanen auf cBe VergMgei* heity um da einen Grund ftr die Welt aufadhiden» sondern er wiift sieh auf die Zukunft, um da die grandios existireiide Welt in ikt Nichts zu Gnmde guh«n su lassen , dem Nldits seui geWfe* sendes Recht m Tcrschafibn , die Wdt eu verneinen. Die WflN hat keinen Grund, darum soll sie verneint werden; fiat jnM9, pereai tiunidus. Der Mensch soll sich nicht in sie versenken, den» sie taugt von Hans aus nichu, sondcF ti soll sich aus ihr heraus- arbeiten. Die ^^ eltentsagung hat so einen kosmischen C4ia- irakter; sie geht nicht von dem Standpoiikta der f enrtnfioM»

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Freiheit aus, sondern von «lern Standpunkte des blossen Daseins, von dem liewusstseiu, «in wirkliebes Dasein zu haben, und doch nicht haben zu sollen; sie ist darum nicht sowohl Sittlichkeit, als vielmehr Kultus; der Menscli arbeitet an der grossen Weltarbeit Mit, diese aber geht aus dem Nichts durch das Sein zum Niehts.

i>itt iHiddliistisebe WeUentsagaag bt von der brahmani- sehen ihrem Wesen iMch yerochieden. Da bei der letsteren dodi imMr noeh dev trOstende Gedanke im Hintergründe sdliwebt, daes der Menseh in das böehste Sein, in Brahma, zurückkehre, so stürzt sich derBrahmaiic wohl in Besreisteruns für das liohe Ziel beldeiiinüthi<j^ selbst in den Tod, Ist eine stürmisch-männ liclieW cltentsagung; der Buddhist liarrt still und geduldig, in müder, weiblicher Weise. Der Brahmane iai in der Entsagung mehr activ, der Buddhist mehr passiv; je- ner Steigert sie wohl zur thätigen Selbstvernichtmig, dieser er* tr&f;t das Elend des Lebens in stunmem Sehmene» - aber beide wollen das TorhandeneDasein niebt Der Brahmane greift wohliittgediddigüber dasselbehinans nndzerstOrtes; derBaddha- Schüler wartet sehasachtsvoU, bis es verfUlt; eine stiUe sanfte jI l auer breitet sich über die buddhistische Weltverleugnung, denn der Gedanke des leereu Nichtseins kann zu keiner mSnn- lichen That begeistern. Der fromme Buddhist ergreift den Tod, weun er sich ihm bietet, aber er legt nicht die Hand an sich selbst^ achreitet nicht bis zum Selbstmord vor und kennt nicht die graa* samen Selbstquälereien der Brahmanen;^ er darf den Schmerz dteDaseine nioiil selbst noeh erhöhen, darf sich nur gleichgültig V4in der Welt fem halten« Der Mensch hat die Aufgabe , sich im Kalt ans dem Schmerze des Daseins herauszuarbeiten; aber das Das^ hat das Elend zu seinem Wesen; der Mensch soll daher alles Weitliche in sich tilgen, alles. \vas auf das Dasein p^erichtet ist, alle Begierden und alles Wohlgefallen an den Dingen, alle J^nst und allen Schmerz in sich auslöschen, aoU kalt und gleichgültig bleiben gegen alles weltliche Dasein, und ein anderes giebt es nicht, er soll in sich eine unge- trübte Ruhe bewahren, nichts erstreben. Ober nichts sich freuen oder betrftben. Er soll der Welt entsagen, nicht in demBewusst- aoin einer höheren göttlichen Welt, eines ewigen Reiches Gottes, sondern aus Verachtung gegen alles Dasein, weil alles des Unheils voll ist Der Buddhist verachtet die Welt nicht darum, weil er sie mit der höheren liJee des freien, sittlichen Geistes vergleicht, sondern weil sie ihm nichts bietet als Elend, weil er nichte au ihr imt*

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Der Bnadhlst trinkt denBedier des JkamMmmm Ml aef deo letzten Tropfen, und steht in dieser heMeninfldiigeii Oonseqeen

hoch über den naturalistischen Anschauungsweisen neuerer Zel- ten. Dass die Buddhalehre den (iedankcn eines bloss endlichen Daseins ohne einen ewigen UrG^rund bis in seine tiefsten Tiefen verfoli^t, und von der nichtige n W eit sich auch mit Schmerz imd Verachtung abwendet, und sich nicht lüstern geniessend in sie versenkt, das ist das wahrhaft Sittliche in dieser tragischen Lehre. Der Buddhist zieht ans seiner des Gottes eBlbehieadea Weltansehannng nicht die Folgerung: y^Lasset ans essen wtA trinken« denn morgen sind wir todt;^< er ist edel gensg, das wahre auch nicht geniessen» nnd dnroh den Gennas ancrhenaea zu wollen; er mag die als nichtig erkannte Welt nicht; mit edlem, sitUichein Unwillen stü8st er das Vergün gliche von sich, ohne ein Ewiges zu kennen, und darum eben waltet so mächtig das Schmerzgefühl. Der Irrende, der in seinem Irren sich nicht glücklich fühlt, und der, das Göttliche entbehrend, die Öde Leere empfindet, und das entgöttliclite Dasein unwillig Yen sich stdsst, der ist nicht fem vom Reiche der Wahrheit

^alE|amani natenog sieb zwar anfangs den brahmaaMwi BflsBaogeDy aber eikaiMite bald, ds^s diess nicht der recht« W«g sei; 2) der Baddhist ist sa sehr in des LebmisSdtanen verfielt, als dass er durch SelbstqnSlerei denselben noch erhohen dfirfte, tSe hat liier gar keinen Sinn mehr. Der Brahroane will in der Selbst- peiniiixinGr seine Einzelheit abstreifen und nur als allgfemeines Sein noch gelten; hei den» Buddhisten ist aher das Sein überhaupt Tora (Ihel, und die Einzelheit gar nicht schlimmer als das Allgemeine. Der wiridiche Selbstmord aber, der ohaelifiS auch nur in den späte- ren AnsartaDgen der firabmaneniebte Torkomml, wl^e ja aar «m achnidvolle Erhöhung des einen der ? ier grossen Leidesi das Tote, eine VeratSrknng der ia der Welt walteadeaMicfatigfceft» Iber weiebs der Bttddbist so sehr trauert Der Baddhist mag also inuaeihhi wa- schen, von dem Dasein des Elends befreit sn werden, darf aber den* noch nicht den Tod /.uin Morde steigern. Nach den heiligen Schriftea begegnete ein Frommer einem Jäger, der auf ihn üein Geschoss richtete; jener, sein Gewand abwerfend, sa^te: ,,Dii, dessen Miene Güte verkündet, schicsse hierher, zu diesem Ende bin ich foo fem hierher gekommen." Wenn ein frommer Weiser „«eine ab- geschandene Haut als Paj^ier, die Splitter seiner Knochen aU Griflel« sein Blut als Diäte gebrauchend» das Gesets Baddba*s «e- derschreiben" so bezeichnet das nur die lasseiste Mbsiver* leugnung um der Wahrheit wUlen. Wenn der FronuBesicftoilBeWids^

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SSI

0tottd wildea Thieran xenreuMen IfiMt»*) so Ist das Didit Selbst- Mrdv soadern eis freudigeslllttgebeii de« wertblosen Seins, ist Dur ein VcraMbten auf Gegeswebr. Der Beddliist weielii dem Tode nicht ans, aber er seeht ibti nicht; er verachtet das Daseb und sieht

CS willig schwinden, aber er vernichtet es nicht.

Von jeglicher Gestalt muss sich der Weise sas^en: „sie ist nicht Ich, ist nicht meine Seele:" ... der wahrhaft W»Mse „verschniiiht die Gestalt, vertichiuübt gicicherwci^e die Wahroebmuug, deu Ge- dssirm , die Begriffe und die Erkeiintniss; und sobald er diese vMchmibt» ist er von Un«n gelAst, und sobald er gelost ist, ist er befreit;^ dann sagt er, aar reehten Erkeantnisa gelangt: «»daa^ Oaaeia ist ftr mich venikhtet; Ich habe erfiÜH die Pflichten dea fmanaeo Lebeaat ich habe gethaoj was ich an thnn schuldig war; iah werde kein neaes Dasein nach dem jetzigen sehen."*) „Sebald ein rechter SchülerBudiJha's bei der Betrachtung stehen bleibt, doss tie: Km per heständii^ iintenvorfen ist der Gehurt und dem Tude, dann ist alle Liehe. Anhaii^lichkcit, aller Gefallen und alles Gefühl ffir diesen Kürpcr durch seineu Geist besiegt, und besteht für ihn oiehl mehr.** ,,Der ikSrper, desseaEnde im Grabe ist» ist nicht OMihr Werth als ein brennendes Hans« oder als ein ins Wasser Ter* «ealUarSehata; der fait ein Weiaer» der awiachea demKorper ehMs EüialoD sod da» einaa Sklaven keinen Uateraefaied iadet; . der Körper hat weniger WeNh ab ehiefileraehab.'« •) Wim Kfoig iKaal aich« am den Üaiseith dea awnachlidien Körpern an hevreiaeD, Thier* köpfe uud einen Menscheukopf bringen, und alle dann Terkaufen, aber den Monschciilvnjtf mag niemand umsonst/'^)

„Für einen Frommen ist ein Feiod oder er selbst, seine Gattin oder seine Tochter, seine iMuttcr oder eine ilure ganz dasselbe, i**) „Am dem Trachten entsteht die Anbiinglichkeit, aus dieser der Schmerz. Wer erkannt hat, dass der Schmers aaa der Anliäni^Iich' kalt ealapriagt» dar siebe aich» wie daa Maaheri, anrftek la die £ln- Muaksllr** ") ^Icb beobachte, » aprieht da FroUBer, das CSe- aela and habe keine AahfegÜchkeit för irgend eine Art der fiziatens. Beawungen durch den Helden unter den Meaachea, der aich aelbst bej(»'ungen hat, herahigt dordi diesen Weisen, der selbst «af den Gipfel der liulic s;ekoHimen ist, hin ich bclrcit von den ßaiulen der Existenz durch den, der befreit ist, von den grossen iScbreckcn der Welt/ ' ')

>) Burnonf. I, p. 160. •) Bnm. p. 154 ff. ») YMud. 8. 254. Ein chiucs. Sutni h. Schott, 174. ßuni. 159. ») Buni. 509. 510. ') Bum. 4äy. BurxL 375. 376. Dura. 374. Bum. 558. Bum. 54. »*)Bum. 37a

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§ 170.

Der Kultus der WeHentsagung kann hier nickt mehr einer Kaste anschüren, denn es gicbt kciuc mehr; alle Menschen sollen zur Erkcniitniss der Nichtigkeit gelangen, und aus dieser Erkenntnis^ foIi^L dnr Kult von selbst; alle Menschen sollen der Weit entsagen. Diese Entsagung ersclicint zunächst darin, dtm sieh der Mensch von der Gesellschaft und ihren Freuden so- rdckeieht, dass er als Einsiedler lebt oder heimathlos «nhflr- wandert Dann mnss der Fromme schlechte Kleidnng tn^oiy denn aller Scbmnck ist eitel; aber die Nacktheit brshauni- scher Bllsser wird yerabschenty denn das Smnlidie nnd seine Reize sollen fiberhanpt nicht Tor die Augen treten. Bart and Haupthaar scheert sich der Fromme ab, auch der naturliche Schmuck des Menschen mnss fallen. Allem Besitz entsagend wandert er bettelnd umher, verzichtet auf jede personlicbc Geltung; verächtlich ist alles Dasein, verächtlich soll auch des Menschen Erscheinung sein. Von allem Sinnlichen sich abwen- dend, versichtet er auch auf die Ehe und die Banden des Fa- milienlebens; die Ehe ist schon durch ihr sinnliches JUeaeat Tom Obel» and noch mehr dadorob^ dass dnreh sie nenes mensoh- llcbes Dasein, also nenes £lend eraevgt wird; gebt doch alle Weisheit darauf bin 9 den Menschen aas dem Scbakene des Daseins hinaus zu bringen , aber nicht in denselben hinein. Das Göll bat liegt in dem innersten Wesen des Buddhismus. Aller Entsagung Kern aber ist die völlige veräclitiiche Abwendung von allem, was der Welt angehört, die kälteste Gl eich gül- tig keit gegen alle Freude nnd allen Schmerz, die Todesrabe des Gemüthes.

Das einsame Leben im Walde oder ia etaer Eiadde, fem fst den Menschen, ist avsdrftclüidies Gebot ^akjsamai's an aeiaeSebA- ' 1er; lo bewohnte Orte soHtea sie aar gehea» am sich Nabraag sa erbetteln; s^e oDmittelbaren Schiller waren anr seitweiae bei ihm, und lebten dami wieder In der Einsamiceit Während der Regenzeit kehrten sie in die Ortschaften zurück, i) Das frQminc Lehen besteht darin, „dass die Meeschen ihr Haar und Ihren Bart scheeren, gelbe Kleider [das Bettler^ewaiidJ anziehen, ihr Haus verlassen und das Bettlerieben ergreifen; und wenn der Mensch die Weihe erhalten hat, so fühlt er in sich die Überzengang: die Ge- bart ist fiir mich verniehtet, ich habe erfiillt die Pfilcbten des fraa* men Lebens« ich werde kein nenes Daseb nach diesem sebea.**>) Die frommen Baddhisten naaaten sich daher sehen frtfh BbiksebSy

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d. h. BettlcT, oder framaiia, li. h. Aakelen.S) Die Bhikseha „müssen die (niter der Welt verlassen. Gaben eiiisammelti ^tihri, in der Mitte des Tages einmal essen, unter einem Baum ibriN'acht» ia§er balteu."^) Beim BeUelo solleo die Bhiicschu nicht in wehniü- th^cm imd idagCDdem Tone »prechen, und oieht zn viel von heilige« DiogeD reden, um sie nicht za entfreifaen, «ollen über reichliche Gabe nicht viel Prende, und fiber geringe nicht VerdruB« zeigen, •eilen in kein Haue gehen^ in welchem kein Mann iat^) Der Bhikaehu darf aeteen KSrper nicht salhen, aeinen Kopf nicht bedecken, <>) darf me Fleisch geniessen» sondern nur Reis mid Mehlspeisen.'') Der rechte Weise „verlässt sein ilau«^, e»eiü Weib urul seine Kin- der, verzichtet auf alle zSrtlichen Gefühle und unterdrückt alle Neigungen; er ist unbewegiidi \\ ie die Erde.'*^) „Oer Bettler soll woboeu an eioem stilleo Orte; diess ist das Mittel, die Unruheo desCtoiates zu entfernen; er aoU stets aefaie Nahrung sich erbetteln, ■Bi alle aehie Begierden aoszuluschen; er darf von nietnandera eiao finbdnng wmehmen; er darf keine» Unterschied in der erhaltenen Speise machen, sei sie got oder schlechCt noch irgend eine» Grott eropfiodeo» wenn nao sie Ihm Terweigeit« sondern soU Jederadt ▼oa vollkommenem Gleichnratb sein. . . Die erhaltene Speise mos« er io drei Tlicilc sondern; einen Theil soll er geben dem, den er hungern siolit, den zweiten soll er aul einen abgelegenen Ort auf eiiR'ii Stein legen für (]ir Vö^e! ninl uiblen Thiere, Er soll nie nach irgend einem Schmuck trachten, sondern er nehme zu ^seiner JKIeidiing alte weggeworfene Lumpen, wasche sie und mache sich daraus die Kleidnng, die nuthig ist, um ihn vor Kalte am schützen uad eelDe Bifisse mi bedecken;^ drei Gewiader darf er nmr haben; er soll Hei zwischen CMbem sich snfhaiteD, «a das Schanspiel des Todes redrt ofl n sehen, ond nnter einem Banrne naehden-* liend «af der Erde altien, aber nicht liegen.

„Grosser ist die Gefahr des durch Kind und Weib und Reich- tbum ii?hI Haus Gebundenen als die Gefahr eines im Getangniäs in Ketten und Fesseln liegenden Mannes; während dieser durch einen giäcklichen Zufall aus dem Kerker befreit werden Icaun, sind die an Weib und Kind etc. hängenden wie im liacben eines Tigers, uud können nicht befreit werden.io) „Begegnet ihr einem Weibe, so «Hmnet sie nicht an and sprechet nicht mit Ihr;*' maa soll die Wei« bcr aar als HAtter oder Schwestern betrachten. *9 Buddha* bettler darf nie ehi Weib aarihren. Als ia efaiem Drama ela solcher ▼oa einem MSdchen, die ans einer durch rersudite Efdroasehmg bewirkten Betäubung erwachte, um Hilfe angefleht wurde, so reichte er ihr, der er die höchste Dankbarkeit für genossene Wohitbat

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«eMdete, nicht die Hand, sondern sagte: „Stehe anf, Herrin,

schleppe dich bis ku jeociii liautne ui)(l lasse die Schliügpflanzc;^

und er beugte diewe zu ihr nieder, damit sie sich daran aufrichte J^)

') Bumouf, 284 ff. 311. Bei Barn. p. 4ßl. «) Ebcnd. 276. *) Sti- Ira der 42 Bitze, von Schiefher im Bnilctiii de THcad. de Pctersh. t. IX, p fi«. *) Katccb. d. Schamanen, 8. 63. •) EbcaU. S. 25. ') EUcnd. fe. 43. ") Foc-K. K. p. 207. •) Ebcnd- 60 62. »<>) Sutra der 42 SaUe, a. ». 0. 8. 72. »0 Ebcnd. p. 73. >») Wilson, Theater d. H. I, 233.

Wird di€se Kaltas*ldee rein durchgeführt, so geht aUet Volksleben in den Kultas auf; Staat tind Kirche sind dann völlig daisüclbc; alle IM eii sehen sind geistliche, uiul eigentlich das ganze Leben ist ein p;eistliclies Handeln. Aber die Schärfe des Gedankens brach h an der HHrte der Wirklichkeit ; die bud- dhifitische Anschauung hebt sich in der Consequeuz von selbst auf; nicht alle Menschen können betteln, und m<^t «ile könM imCölü^at leben, so lange wenigstens nicht, als noch snrBe- kehtnns der gansen Menschlieie das Bestellen einer iNidAh stischen Gemeinde nodiwendig ist Es bUdete sidi daher in der Praxis, die notfawendiger Weise nilder sein mnssle als dsi Princip, eine weniger strenge Klasse Ton Frommen, die zwsr die allgemeinen Grund.sätze der Lehre festhielten, aber doch nicht die letzten strengen Folgeningen für das praktische Leben daraus zogen, sondern in der menschlichen Gesellschaft thätis; wirkten und in der Ehe lebten, eine Art Laiens tau d, eat- (^rechend den unterai Kasten der Brahmanen. Dieser Laien- Stand Ist aber dnrchans nicht in der reinen Lehre begfändct, sondern eine sehr naCflriiclie Absekwäelrang derselben, «Am Inoonsequenn, die einen sebr praktlsehen Grand liai. bides ältesten Buddhascbiiften ist dieser Untersohied von GdsllÜDbai und Laien seblechterdings nicht vorhanden, sondern nur eis Unterschied von 1 lommen und Nichtfrommen; die eigentlichen Buddhisten waren urspünglicli lauter Geistliche, und erst spatef setzte sich allmählich an den reinen metallischen Kern auch ein axydirter Überzug au, die grosse Menge derer, die einem effossten Gedanken gern die Spitse abbrechen, nnd die Kisft einer Idee durcli die betgemiscliten natirlielien Neignngen mA Bediifiiisse absehwftcben. Dieser weitere Kieis von einer scüaieren HaHang stebt aber an Imiersr WM^^keit nnd Hei* ligkek den wahren Bnddbajüngem keineswegs gleich, und ge- bmgt nicht dsrch Verdienst und A\'ürdigkeit, sondern dardieisS Alt Gnade oder Aaehgiebigkeit su den hüheieti Staieu des Da*

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sems. Wer aber die rechte VoUkommenheit erreiolieii wUl, muss Geistlicher sein.

Dieser Gegensatz von Klerikern utkd Laien, wenn man üui so nennen ^vill, ist aber ein g$M anderer als bei Völkern, wo ein wirkUehe» Ptleeterliiani iet; es tat gar kein ofganisokes «nd BodiwenAges Vcrkiltniss Bwlseken beiden; der Kieme braneht keinen Laien nnd der Lde keinen Klems; beide SiSnde sind nidil flr einander da, sondern Jeder mir ftr sieh , sbid einander nicht nothwendig; eigentlich sollten alle Meiisclicn Kleriker sei«. Die GeistHchen sind durchaus nicht Priester, es ist da nichts vermitteln zwischen dem Menschen und einer Gf)tt- heit, sie sind eben nur fromme Buddhisten , die ihrer Idee gemäss leb^; sie haben für die Laien nichts zu schaffen; jeder bat es nnr mit sieh selbst zu thun. Die Znlil der Geistlichen Ist sebt grois^ weil sie ja das eigentliebe Bnddba-Volk sbid, tMA die priesteilieben Leiter eines ibrer geistigen Fflbnmg nnd geistUelMi Vennillelnttg dbetgebenen Volkes«

Die GeMiehkeity Ton der sieb der scblafltere Laienstand allmählich abschied, entwickelte sich bald, besonders seitdem lier Kampf ge^en die iaimer feiiidscliger auftretenden Brahmanen eine geschlossenere Haltung nöthig machte, zu einem organisch gegliederten Klerus mit prcordnetcr Disciplin. Die Einsiedler vereinigten sich, durch ihre Zahl genöthigt, in Klöstern, und diese Abrten Ton selbst zu bestimmten Regeln und einer Glie- demngy in vielen Stücken aoffallend an katholische £inrich- toigeB erianenid. Da das geistllcbe Leben die Av%abe aller MeMchen ist, so giebt es ebensowobl Nonnen* als MOncbs- klMer*

In alter MC stellte sieb bei der gmndsifslleben Glefebbelt

aller Frommen die Einheit der Kirche ii) den Synoden dar; die Beschlösse der vier nilgemeinen sielten als hüchste Aucto- rität. Die Versammlung der (geistlichen ist die höchste Macht nnd die Bewahreriu der Lehre; vor ihr wird auch die Beichte der sfindigen Mitglieder abgelegt. Dieses Hervordrängen der Gemeinsamkeit, die Gliedenaig des Klerus und diese Beichte sind ein wesentKeh neues Element In der indiseben €reistesent- wfdcehing. Der Beddbist liebt die grossen Venanualnngeni 4m Leben In der gronseif geordneten Vielbelt Der Bnbmane siebt sieh ans der übrigen Mensebbelt nffflck; er bat es nnr mit £>ich und dem Brahma zu thun; die Einheit gilt ihm allein, die Vielheit nichts. Der Buddhist dagegen hat keine Einheit; das wabro ist ihm nnr Vielheit; er kennt das Göttliche nur

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im der Zerdi^iiDg; der Brataume vereeakt sieh elnMiid ia dae

einige Brahma, der Baddhist weiht eiek der noetergemelnde; die (h in L' lüde ist ihm die Gottheit. Was hei den Brahnianeu das Gebet ist, das ist dem Buddhisten die öÜcntlichc Beichte; dertn ausser dem menschlichen Geiste giebt es keinen andern, der das Bckeuntniss empfangen könnte. Die Brahmanen haben keine Gliederung der GeistUcJikeit, weil die V^<^^^c>t das Un- wahre ist; die Buddluaten haben sie volikoiuiiieii durchgebüdel» weil alles GOltUcfae aar von der Vielheit getragen wkd.

Am weitesten hat sieh die Orgaaisiraag des Klems ia TfibetO entwickelt; jedooh ist die AaabUdang der Tiel^ei^ derten Lama-Geistiüehkeit nteht auf dem reinen Bodea der alten Lehre erwachsen, fällt in späte Zeit, hat ifkizweifelhaft christlichen lieiüluungcii Einlluss gestattet, ist mit vielen abge- schmacktcn Vorstellungen durchzogen, und 2um Theii als eine Ausartung der reinen Buddha- Kirclie /.n betrachten.

Die religiös sittlichen Anforderungen an die Laien sind yiel m&ssiger als die au die Geistlichen; Geschenke und Al- mosen an letztere sind natfiriich eine hohe Tugend» War eiasMi das Prineip dnrchbrochen, welches keine Laiaa geatattel, so war der Verwässernng der Idee üreier Banm gewttrt» la dar bequemen Laien -Frömmigkeit sehen wir die Aaaartnng der reinen Lehre.

Der alte jName für die geistlich lebenden Buddhisten L>.t Ilhi- kschu [S. 5u2J, seltner ^rani au a, was urs|»rünglii;li die Be- nennung der bruliiuaiiischen Asketen war; -) In dem Pnli- Dialekt hoisfit diesem 5an$kritn*ort Samaua, daher die Bezeichnunt^ Sana- nen oder Schamanen, io China Scha-meo, für die buddhistt«dim Geistlkbeo» nicht su verwecbselo mit den Schaosaea, die prie•te^ liehen Zaalierer des Dftnoaenimits, wie besooders bei den tnogna* sehen Völkern.'). Der von . den Europäern den chinesischea nd japanischen Buddha -Crststiidben beigelegte Nanm der Bensen iit eine Verstlmswlung des chinesiedMa Wortes Fan «seng» japanlicb hoD-8u, d. h. Geistlicher.-^)

Die Klojster (VihAra) entstanden \vahr<!»cbeinlich daraus, Hans «He Einsiedler wahrend der Rej^ennionate in die Wohnorte zurück- kehrten; tür die qemciusanie Belehrung und Förderung war eto gemeiassmes Wohnen zweclcnJIssig, und so entstanden die Grup^ pen von geistlichen Wohnungen, und geistÜohe' tvemeioden uotsr bestimaiten Regeb nnd Leitern, 6) Ais maa diese hiMsiitchis OrtschsAen in Wildem erbaute, fiel das Kinsledleilehtti glas Ibrf; . nad die BUhsebv blieben immer beiaaamieo; jeder wohsia eben Ar

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Bich in einem besoiidereTj HfuisVhen: der Ort war also eii^entlich eilte Gruppe ¥on Eitisiedcicien, ott mehrere tauseod umfasseod.^) Die GenehMMBilrait gehört durchaus zum geistlichen Leben, und

Versammlungen iter Cveisttteiien sind sebMi in den Sutra die CfffBadkge dM kircMkAMn {«ebeni. In Ceyhm wofcien die BUhsdra In der Begenseil in den SlOetern; im Senmet wobnen nie in leidi- ien ÜMm, dte ihnen die Laien etiMlen.'')

We iMete iMdentende OrganlehiiDg der bmMhietliefaen Geist- lichkeit geschah unter A^oka in der Mitte des dritten Jalirh. vor Chr., welcher hesoiidere Beamten einsetzte zur Aufsicht über das Gesetz, zur Aus^breltunü; der Lehre und zum Scliutze der Buddhi- sten in fremden Ländern.^) Auf Ceylon waren zur Biütbezeit vier Stufen der Geistlichkeit unterschieden.^) Beiden übrigen Bvddbieten efnd bald mebr, bald weniger Stufen, die sich oaofa den Altar «nd der EflBenntnina nnd der aitdichen FHhmng gttedem; aUgeaehi über und adten tn debr alter Zeit waren drei Haoptatuta; ana der •niaialeü » den Nevfadat, linnnte man erat nach den swaBa%äten Jahre fn die Zefal der eigenHiefaen Bhiksebii aufgenommen werden, über deren verschiedene Rang- und Altersstufen als besonders aus- gezeichnet dorch Erkeni»üiis8 und Wuoderkraft die Arbat als

' höchste Stufe sich erheben.

IHe %uni geistlichen Stande bestimmten SOhne werden meist nchoin ala Knaben lo'a Kloster gebracht Die Lehrlinge werden eehr atreng gehalten; aie m^aen ihren Lehrer mn firlanbniaa Ira- ' gen, wean ale anagehen wollen, ein nenea Gewand aaadnlien oder ifgeud etwaa untemehHien woHeo; ale nHleaen aMen« waa aie ifgead WIchtigee liOreii oder aeheo, ihm berichten; ") aHe binali- rben Dienste mdssen sie dem Lehrer verrichten. ^ Auigeachloenen aus dem geistlichen Stande sind Leute, die mit unheilbaren Krablr- heiten behaftet sind, Krüppel, AussStzige, Zwitter, Verbre* eher. Leibeigne, Leute, die wegen Schulden verfolgt sind. Zum

- EinMt In den geistlichen Stand gehOrt ein Alter von zwanzig Jah- vea- «nd die BInwIlligung der Eltern. Die Aufnahme geschieht inmer vor der ▼eraamneiten Geiatiichheit, nie dnieh eltaenfihiaelnenf oad^ Torangegangener 'PrtAing. ui>

Strenge Regehi ordnen daa Leben; Kult und* Benchifligiing iM genati'Torgesehrieben; die MaWadten' aiad gemeinaani; Bhe- losigkeit, Keuschheit, Annuth und (vehorsam sind Hanptpfltch- ten;**) versaininelt wurden die GeiRtlichen schon in sehr alter Zeit

' durch Ans ( }i lagen einer iMetail|ilat(c, Der Austritt ans dem Klo- ster ist nicht verwehrt Schon in der ältesten Zeit galt die wahr-

adteinliah von ^jannd aelbat ehigefiUirt» Pttefat d^

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Beichte als etn Mittel der SündenverfebuDg. Durch das vor der Versaniinlung mit lauter Stimme abgelegte reuige Bekenntnis« wer- de» die Sünden des Gedankens, der Worte und der Hand(un»en gesühnt. Die Tage des ^eumoodeä und des Vollmondes waren zu iMiIchen Beichten fecigesetzt; dUe VersaauBbuig l«gte Strafen auf, und aoliloaa in sclnreren Fällen den Schaldigett von der Gemeia- •cfaaft aii8.M) Solche Bekeantoieee mia Sfibsug k»mea aeck Mma anftli bei den Bn1in«ieD vor [& 379]; es l«l Aweifirilnll» eef wd- cber Seile der |]repnuig; de die Bcehmeiiee eber weriger gewtia- san lebten, eebeliit der bvddhMecbe Urapnuig wehtechetalWher; dauu wäre die Erwähnung der Beichte wie ao vieles Audeie bei Manu ein späterer Zusatz.

Die ^geistlichen Versanimliiti^fMi sind die Grundlage der Syno- den» die in der älteren Zeit oft sehr gross waren; auf der driite« allgemeinen Synode waren 1000 Bhikschu. Nach einer Verordoang dee Kdeige A^eke im dritten Jebrb. vor €br« eolftte ie adaen Reicbe eile flinf Jabie eine grOeeere Vereaieedaeg der OrietHibwi gebellee werdeo^ wobei efee Beichte etaMedee end die Leke ertaUiiitt weideo eoilte; dieae iBiiQährigen Synodee Iwfcae ädi eeoh ausser Indien erhalten. Die Beddhisten lieben aberfaaiipt grosse Versamml Hilgen; 18) mit der Aufhebung der Kasten und der Nationalität sind die trennenden Sei» ranken der Menschheit gefallen: zwischen den buddhistisi;hee iiäedern iat iminer eia sehr lebeadiger Verkehr gewesen.

GMeftttobe Freuen, Bhikschuni» als Einsiedlerinnen oder als Neeeee» gdkffree ecben der äUeetee Zelte ee; und NoeuoiAtealfr fferdeiindeniteMtear iedlaebeeDremenetirlbetM) DleVMrtHi «ed GeeetM der BbHufcbaei eind deeee der Bbifaiebe eeiapicfbwiH. Sie mllaeen keoecb nnd ebelae leben eed atwee beltoie.») DieZikl der geistlieben Frauen und ihrer Klöster ist indess bei weitem ge- ringer als die der Männer; die Nonnen können auch keine hofcere Würden erlangen, sie stehen niedriger als die Mönche, und Fbr- furcht vor diesen ist ihre erste Pflicht. '^-i) Ein Mfidchcn, iveidies ine Kloster treten mÜI, muss vorher im elterlichen HaQ«e.ein Probe- jahr bestehen; sie darf während desselben an keiner weltticbeo Leet J'kmk nebmfn» wM bart behandelt, «rbftit geriege SpeiM, mmm «leb eelbet bedienen ele^; wenn' ele edcb AUeef dte Mm In ibieni Vereetie bebent, ee wird sie vMet hßlOUhKi Miraw geMiebenNetine eiWit;*«) imKteeter eMdielieenen entor atm- ^er Zucht; jedoch dHrfen aic ausgehen und Bosvcbe machcu; ^ cbiiiciii^ichen INonuen sieben in ui>lem Rufe.

Dtie Ueiütiidke untefecbeMkn «kb ym deu JUeiea «nob kum^-

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8sa

Uch durch die Tonsur und durch die BekieiikiDg; lange weisse, graue, gelbe, braune oder rüthliche (iewänder, (i'\n Üo^enkranz am Gflrtel eftc macbeo sie den christlicheu Alöucbeu auflallead ähoÜch. Die büiheren GeistUeben tragen meist eiaeQ goUfCstiekteD Ober* fvnrt Die N0M60 gflim io ikolidier TiMhl| 4m Hmt wif4 Uhmb flIckfcfclU ■hgonihftiiii.

Ib Tib«t« «e mA BiMywnMi im aedisteii «od «iebeateD Muk, Bach Gbr. BiaMtete, waree «üb boMiSBÜMlieB Smdbotep zugleiob- die geisUgea Bikber dm VoHbcs md hatte» dam» ▼on Hause aus ein geistiges Übergewicht fiber dasselbe, daher bildete sich die Macht der (loistlichkeit hier mehr als midctswa aus. Die GeistlicheD heisscD hier Lama, d. h. „Obere;"^-^) über die Be- deutung der obersten Lama können wir erst nachher sprechen. In dem einen Drittheil von Tübet sind aUetn ^000 Kloster mit 84000 Lama; der dritte Theil aller Männer sind Lama; und in jeder FaauUe noM tod mehrerea SOhnea jedealalb aaaer «la Geiatfieher weideaw**) DIoKlOatar sind Bieiat Grappe» van Lamawahaaagaoy Klo- ■taratMte; io eiaer diaacr „lamtmtrien" leben 4000 LaoMH in aber «adem 8000. Ab der Spkie Jedtr LBaaBeii« ateht ab Gmbs- Lama, und unter diesem verschiedene andere h^ere Würdenträger. Jeder Lama hat einen oder einige Schüler, die zugleich seine Diener 8ind; Nahrung und Bekleidung erhalten alle vuu dem Kloster; in den von Huc un<l Gäbet besuchten Lama.serien hatte jeder Lama ein be- sonderes Uäus'clien, von einem Garten umgeben. Diese Pflege der Gärten erinnert wahrecbeblich aadaa aiaprfingliche Leben im Waide. Über die vieieD weissen, in Straeaea geordneten Häuser ragen die Vampel heirer; mim Oebat weiden db Lanm daieh Glechea eder davch Bbaen anf fieemuaehelB gerafea. -Die Lama lind etaat, nehweigaam, mild vod liteimdfich« Ihie IMaeipliD aehr abreag; aaf den geringale» DfebetaU iat Braadmathnng an der Stitn dareh ein glühendes Eisen gesetzt Manche Lama leben auch als Einsiedler; viele leben aber auch in Gemeinschaft der Laien. Die gegen- wärtige Gestalt des grossten Theils des Laroawesens stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert, wo ein fremder Lama „aus dem inoaten Westen'* nach Tibet kam, und der Lehrer des Tsong<*Kaba wurde» weiebet nach dam Tode dea Ifemden Lama ab Reformator b Hbaaa anßfat« von wo aich db aenen fiiariebiangeB bald Ober da* «hrigd Tobet verbveMetea. TaeBg4CBba wird noeh Jetst ab eia ■eOiger vetahrt, aad eebe Lebhe b ebom Kbater ab kBOtbare Rnli^aie anfbewalirt Cr iaderie an den Gmndbhran des BnddUa- mus nichts, verschärfte aber die Disciplio, änderte den Knltus und föbite neue Ltturgieu ein; nod die katholi^eu Missionare üue und

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CUM fiurfen «el&dMWt nit dem inlMMieiiblilMMltttf.

fallend. Sehr wahrscheinlich war jener Lama aus dem fernsten Wf'stüti ein Christ. Die cbiiie«i«eheü BudUhakluster sind den tübetischen sehr iihnlich.

Die Laien, (Up&saka, d. h. Gläubige, Verehrer) waren von der Ehelosigkeit, dem Betteln und der strengen DiseipAin entbnndeo, »her verpfliditet in einem sittlichen md estlMÜlsamen Leben ; der OfuM geitrt^ Getrinke ist Ifanen intenMgt.M} F«r die Laien wnrdeo le dem iieigemrteten mongeUsdien und cbinedsdien Bnd^ dlhiemM die Fordeningen der FiOmmigbeit bis auf ein Kleinslee lier* abgesetat «nd des HeÜ selir [eidit genselit; BekennfnissfimetB traten an die Stelle ernsten Ringens. ,,Die Bewerbung um die Seligkeit erfordert keinen ganzen Tag, sündern nur \veüiLi;e AiiL'nii blicke jeder Morsrenstunde und besteht ir> einem zehnmal zu wieder- holenden Gebete; sie ist also für keinen Menschen sciiwieris orid stört keinen in seinen weltlichen Geschäften." 2®) Es fritt alimäihlich ein der alten Baddhalehre fremdes Element herein, der Gedanke einer Seligkeit dvrel» veneiliende Ooade, «im Seligkeit in Folge des Uessea Belcenntnisses, Mn^ inmieriiln b dv schlUlslen Biehmalehre die reckte fiikenntnlss aHeSOnde« anlkelwB» so hatte das seinen gnten Grand, and war IceiBe Begnadigung dnrd einen veraeihenden Gott, sondern ein einfaches Verleugnen aHei u irklichen Daseins. In dem spateren Buddhismus ersclu ^int Buddha, oder lielinehr ein anderer, ihm nächststchcnder Geist [AmitaJ aU Heiland, der aus Gnade die Menschen zur Seligkeit führt. „Wenn ein grosser fi^Ander dem Tode nahe ist, so tritt ihm das Bild der UuUe schon vor die Augen. Kaan er daim mit Inbrunst „„Anbeteng sei Amita finddha^** spreoheD, und diese sehnmal wiederkelen, so venvandelt sieh jenes Bild fn eben Lotes» mid er witd in den Ort der StfigkeH entrilokt Buddha Icaon solches Bemrkeo« da seite BarmlMrzigkeit «nd selbe Wanderkrafit unendlich' gross Ist. ... Wff ' aofBoddha sein Vertrauen setzt, der gelangt in das selige Land, wie schwer auch die Last meiner Sünden sei; wer aber Buddha's Schuti verachtet, der muss zurückbleiben, hütte er auch wenig j^esuodigt Ein kriechendes Insekt, welches kein Stadium znrückleijen kann. iLaou auf dem Körper eines iMenscheri sitzend, tausend Stadien weit gelangen; ebenso ist es mit dem Menschen, welcher auf Buddha ver* tra»t. Wenn jemand « der sein Leben iaag BCses gethan, lebende Wesen getadte^ seine Mitmenschen gektinkt und heeintrSdit%t ktt, Adelst TOT selbem Tode Buddha anruft, dSr eiwiiiit deonsch iBe SeÜgheil.'^iC») Buddha kann alle IfensdieB reUen, aber kehieB» den der«fU«he Mit >0 Hervorkehren einet PeMQolichhri^

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als gnadenroller Retter, diese Bescligung durch den <«iauben allein ohnß Werke ist ganz cegen die alte Buddhalehre und unfron das in- dische Bewu9stBeiti überhaupt; die alten Sutra wii<^en davon nichts. Die frühe Verbreitung des rhristenthums bis nach China und die wahrscbeisHdie Ankunft dnistlicher Sendboten in Tfibet bringen die VermutfavBg «ehr nahe» d«M wir es hier mit einer VermischiHig mit ebfietlidMa EtioMniiigeR m tirao heben.

•) MbH, hl «. AbhaadL d.Btri. Akad. 1844, Tfailol. 8. U5 ff. «) Ber- ■sei. 1*9. t7i. m, 9M; LaiMn, Ind. Ali. D, B. S«8. 449. •) 8«bott, «band. 184S: hitlor. SlatM, B. 461 elo. «) Saholfc, s. a. 0. 1844, & 178. ^ ») Bern. ISS ff. •) Foc-K, K. 350. ») Spiegel, im Aoshod, 1848, 8. 4W. •) La«, •en, II, S. 237. •) Bura. 293 ff. i«) Bumouf, I, p. 876. etc. 286. 298.; Laasen, TT, 4'i(). ^9. 422. •») KAtecTiismus der Scham an(>n , r C F. Ncumaon, Ml liigeua Zeitschr. IV, 1. S. 66. i») Tiurn 577 ~ »») Bani. 33S. 27ri. >*) Buxn. 320. 331. Tennent, das Christenthum in Ceylon, 106. ^ ' •) Bnm. 29« ff. »») Lassen, Ind. Alt. II, 228 ff; Foe-K. K. 26, >•) Liuwien, II. 423. >•) Bum. 278. •») Wikon, Theater d. U. 1, 234. •>) Bum. 278; J?oe- Koea-Ki, III. Spiegel, in d. AUg. tfonatidirift, 1858, 8. 5S8. •«) Tran, tat Aodaad, 1848, 8. 700. *«) Schott, a. a- 0. 198. C. F. Kenmain, im Awland, 1848, a 88. 88; Hoe n. Gäbet, ebeod. 1850, 8. 881. *•) Antlaad, 1850, &. ose Jl; 1848, a 88; 1847, a 1088. Asihmd, 1890, 698 ft »•>Bwa. 879; Foe-K K 67. ISS. Tting-tn-uMi, bd Sdiott, Wk EiMMt 854. •*) EbeBd.841.

Da der buddhistische Kult nicht einer wirklichen Gottheit, sondern eigentlich nur einer Idee gewidmet ist. und alles geist- liche Thun und T.cben aus der Frkernitnlss der Wahrheit von selbst folgt, 60 ist die einzige kirchliche Thätigkeit die Be- lehrung. Diese kirchllehe Lebrthätigkeit onterschcidet sieb aber von der der Brahmanen nach zwei Seiten hin. Einmal ruht sie nicht wie diese auf heiligen Offenbarangis-UrkQndenydiettnr dnrch ernstes nnd dsuemdes Stadiom erdffhet worden, sondern snf dem einladien nensehliehen Bownsstsdui jedes Einzelnen ; die Wahrheit brancht hier nicht hi der Tiefe gesnoht an werden« sie iiegt überall oüen zu Tage; das Elend des Daseins verbirgt sich nicht, es braucht nicht durch gelehrte Forschungen er- kundet zu werden. Der Mensch bedarf also niclu einer tief- gehenden Unterweisung, sondern nur einer Anregung; es brancht seaii Ange nur auf den richtigen Punkt hingelenkt zu ^vcrden, nnd er sieht sofort alles von aelbat* Während wir dalier bei den Brahmanen ein jahrelanges ernstes Stndiam finden, ist hier nur eine gana leichte, Tolksthfinütehe, keines tieferen Forsehena hedflrfenda Bekhrwig; kvrse, lelelit fassliehe SStae, Sitten«« D. as

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sprach? wid eUtfiiohe LDbensregebi ftlUMi «iuigMlilMlt

dieser Lehre. Die Qeletlichea sind daher aneh nieht die Ver- treter einer höhoren Wiseensehaft, sie haben nur einen aehr

einfachen Gedanken praktisch in ihrem Leben darzastellen ; sie sind daher meist sehr unwissend, im Gegensatz den meist hochgebildeten und gelehrten Brahmanen.

Zweitens gehört hier die Fj-kenniniss nicht einem Stand»* allein an. Alle Meuscheu sind in dieser VVeitauschauiuig von Matur einander gleich; keiner bat vor dem andern etwas Ter» aas; alle sind aar Erkenntniss der Wahriieit berofen* Das ganae Volk moss dämm belehrt werden , und eigentlich sollte es ja gana in die Creistlichkeit aufgehen. In alten Zeiten zogea Wanderprediger im Lande umher and belehrtep in Städten and Dörfern das Volk; das war miter den Brahmanen unerhört Alle fQnf Jahre wur<Ic das Volk jeder grosseren Gemeinde versam- melt und die wesentlichen Lehren und Vorsciirilten ihm voraie- trageii. ') Die grosse Kinfaehheit der in ihrem YCrneinenUe» Wesen sehr inhaltsarmen J^ehre hedurltc einer häufigeren Be- lehrung nicht. Auch Inschriften auf Säulen dienten dem Zweck der Volksbclehrung«^)

Folgerichtig war die Beiehrang auch nicht auf ein einziges Volk beschränkt, sondern hatte die Menschheit zu ihrem Gebiet* Nicht eine Kaste, nicht der Indier, sondern der Mensch soll die Nichtigkeit alles Daseins erkennen uemI in dieser Er» keuiitniss die Weisheit erlangen. Nacli dem Beschlüsse des dritten aligemcinen (\>iicils 1246 vor ( lir.| solitin Sendboten aus- gehen in alle Well und lehren allen Vtilkern des Erdkreises tüf^ beseligende Lehre der Nichtigkeit. ^) Dieser Gedanke des L ui« versalismus und der Missionen ist in der bislierigea Knt- Wickelung des Heidenthums etwas ganz Neues, war vorher auch gaaa uiimüglich. Die Wilden vriaaen rm der Menschheit noch gar nichla^ die Chinesen wisscB nur von sich ab der wahren MenacUieit; si^ begreifen nur dlis 'Fertige; die wahre Mennebheit kann nicht erst werden» aondem sie nrnss schon sein, rouss eine bestimmte Gestah haben, und diese ist eben die des chinesischen Staates; die Vfdkcr ausser China gehores nicht zur wirklichen Menschheit, sonst hätte ihnen der Himmel auch (Chinas IMhlnng gegeben; da aber China und der Himmel keuie Geschichte haben , so kann es auch beider Aufgabe nicht sein» die Barbaren allmählich in das chinesische Bewusstsein hineinzuziehen; d^nn dami wfire ja eben das Uinimelreich nocä sieht fertig) in China aber ist aUes toh Hansa ans fertig» M

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den Bnluttaiieii aber sinil MteioMii »odi wtaigar dcaUbar« Die Meneehhcil ist da in Teraditedener VoUkenmenlieit §n$ dem göttlichen Uriceime Imansgewaelieeii , und das Veilf Gettee kann eeifie natflriichen Votaige keinem andern Volke mtttheilen; aus

dem (^udra iiiu] aus dem Fremdling kann so wenig ein Brahmane werden, wie aus der Distel ein Feigenbaum werden kann; was hilft alle Erkenntniss dem, dernicht berufen ist? Bei den Brab- manen ist es danim ein histerliclier t'revei, die göttliciie Wahr- heit dem Unberufenen mitzutheilen , bei den Buddhisten ist es beiligate Pflicht, und sie sind das einzige heidnische Volk, welches den Gedanken eifnasle, durch friadliohe Mlsaienen die ganae Menachheit an einem Bewnaataein an bekehren. Ea ist diess wieder einer der vielen Bertthmngspunkta des Baddhiamns mit dem ChrialeaAam. So ist es gekommen» dnaa dar Bnd- dhismas an Kahl seiner Bekenner htäd alle flbrigen heidnischen Religionen iveit überflügelte, und dass er ganz allein in der Ge- schichte des Heideiithums uielit eine Beligion ^iiies \ oIkes. sondern eine Religion der Menschheit p^eworden ist; Indier, Chinesen, Malaien und Mongolen reichen in dem Bekentituiss der Nichtigkeit alles Daseins einander die Hände.

in den Klrtstem findeo regelmSssige Vorlesungen and ErlSute- rangen der Cvesetse staitl;*) das Leseo der Sutm ist dea 4a^iaiti^ eben voigeschrlebeD; iadess sind die Snira ketaesiregs als dia wabre Qnelle der Erkenotniss an betiacbtea, sind aidbt OIRmbanaigf sondern jeder Henseh braacbt nur einfiich in sich selbst ond ins Leben an schauen , so hat er nmnittelbar die Wahrheit.

^akjamuni erklärte niederholt, dans seine Lehre für alle Men- schen bestimmt sei.«) „Wer ein alle Wesen rettendos Her/, he- KitiKt, der fühlt den Drang, sie alle und nicht sich allein (zimi Heil) hinflberzufübren. . . Jeder denke: wenn Andere von dieser Lebro erfahren, so will ich mich freuen, als oh ich selbst sie erst kenne» lernte; wenn Andere nichts von ihr wissen, will ich mich betrüben« als brachte es mir selber UnglOok Gross ist unser Vetdienst» wena es uns geliagt, aiebrera Seeleo sa rettea; grtsser nschi wenaf wir heiiriiken hConen, dass die dnrdi uns fSnnnihlgten wieder Andeire ennuthigen und die Lehre um Unendliche fiiripiaaxea. 'S» kann die Lehre vom Hell elnat alle Welt umfassen, und alle We* seil im üceun des Jammers kunnen gerettet werden... Der Mensch, i\('u ich ermuntert, das Heil /.u erstreben, wird als Buddha unzali- liu'*' Wesen hinüberlülirnn ; urul dazn bin ich einst die Veranlassnnt» gewesen." ^) Der immer ucuo Wurseeln aehiageude indische Feigen- hama ist ehi EUd dieser Misshmsthatigheit

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Der geringe Uaififtiig 4er BuddlMlelve umI ihr melir oegatnrer

als poeithrer Chmkter gestattete eine gcwisae fiesoUiDeidigkeit hu

ihfer Verbreitung; sie trst asderen Religiisien nicht nrit sturer

Festigkeit und scharfer .Ansschliesslichkeit gegenttber, stNidcni

fiigte sich biegsam ihnen an. Lernt der Mensch durch die redite

Erkenntoiss erst Hie Nichtigkeit alles Daseins kennen, so nrird er

das Interesse ni) positiven Lehren schon von seihst verlieren. In

China lehrten die Buddhisten : „was Foe gelehrt hat, ist von iler

Lehre des Kotig -tse nicht verschieden; der iVarae allein ist ein

anderer»" und die Buddhalehre ergänzt nur jene^ denn ,,die Lehre

des Kong-tse ist nur för dieses Leben berechnet, sie befreit als»

nicht ven der Seelenfranderang; die Buddbaielire aber ist auch lär

jenes Lehes «sd liefreit von der Seelenwanderasg/'*)

*) BacBouf, m; LasMn, lad. Ak. II, 168. *) LaiMn, Ind. Alt H, S56 elt. «) BbMid.n« SS9. »4 «le. 441. ^ «) Kat d.8ch. a47. - ^Xta«. 4t.- *) Bvm. les. 199. 0 Tting-ta-aen, bei SehoCt» S47. 9M. IM. ^ *> Tkiaf>ta- M b. Sehotk, m, SS& 997.

§ 1^.

Das Ziel des frommen Lebens, des Kultus, das Heil, ist eine immer grössere Aufhebung der sinnlichen Kinzelhcit, eine doreh viele Stufen hindurchgehende Befreiung von den Ban<Ien des wiridichen Daseins und seinem Schmene; und der Mensch gelttogt daam daroli die hdehsteEriLenitniss und Weitentsagung» wem wkhii aehon in seinem ersten Lelien, so doch dareh die LAtttemngen der Seeleawanderang» die um so Iftnger sich wiederholt, je weniger fromm der Mensch ist 0 Auf der hdeh* sten Stufe menschlicher Vollkommenheit in dem irdischen Le- ben, die sich in der Würde der Arhat offenbart, ist der Mensch von den Fesseln der Natnrnothwendigkeit befreit, das nntürliclie Dasein und die \\ irkliclikeit überhaupt hat für ilm kein Recht, keine Geltung mehr, und Ihre innere Nichtigkeit und Unwahr- heil wird von dem Erkennenden nicht bloss gewusst und ausge* sprochen, sondeni auch thatsächlich dadurch bekundet, dass er ihre Gcsetae nnd ihre Macht nicht mehr ab zn Recht bestehend nncikcnnt, sie dnreh seine willlLurlichc WUlensniheht dnreh« bricht, mit der Nntnr spielt, das Wirfcllehe als nicht wirfcliefay . als unwahr anfiseigt; diefis ist der Gmnd der den höchsten Weisheitsstufen zugeschriebenen Wundermacht, die hier also eine ganz andere Bedeutung hat als bei den ßrahmanen. Bei diesen ist sie der positive Beweis der in tleiu l 'minnien wal- ieiulen ßrahmamacht über dif Crcatur, bei den Uuddbistrji hat sie einen verneinenden Charakter, hat nur die Unwahrheit,

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die Haltlosigkeit des Daseins zu zeigen , welchem» dem gewöhn- lichen Beu usst.M in als fti»t und wahr Diese Wandermacht weudet dtr ftumrne Weise dazu an, den Schmer/ des Lebens den Meij>.clitii /AI tTicichteri). Dieses Thema wurde besonders s^ter der spielenden Phautasie eiu sehr ergiebiges Feld.

Die höchste Stufe, die der Mensch aa erstreben hat, ist die Bnddäa-WMe; wer ihrer theilhailig wird» ist dem WeekMi der Gestalten und der Seeletfwenderiuigp eatiionuiiens »»In Bud- dha» der die Bedingungen des GelNireawerdene «ad Sterbeaa mnMohtet hat» nimait dae Sterben ein Ende; w0tk Allen» welehe dteseir Bnddhawfirde nocli nicht theUhaftig geworden, g^ebt es Keinen, der nicht dem Tode unterworfen wäre.**') Die Buddha- wurde ist nur erruni;ci), nicht urspfHinglich einem Wesen eigen; ein Buddha ist nicht ein Gott, der sich in die U elt herab- senkt und seiner Gottheit sich entäussert, sondern er ist ein Mensch, der sich» der Welt entsagend, über die SchranlLen des natürlichen Seins emporgeschwungen hat; „alle Boddlia's sind es wahrhaft geworden/^*) Bei den Brahmanen werden die Gatter Menselien» bei den Baddhiatea die Mensehen gewisser* massen an CvOttem; dert geht dieLebensiMwegung des Alle Ton Ceaftrom naeh der Peri|^rie, von oben naeh nnten, hier von unten nach oben, von der Peripherie zum Centruni; aber das tyentmm ist hier gleich Nichts.

Atle Menschen sollen Budtiha's werden; aber es gelten auch in den höchsten Kreisen nach späterer Lehre noch Kang- unterschiede; ^kjamuni ist gegenwärtig der höeliste Buddha, gewieeer messen der Schutzgeist seines Volkes, aber niehl ein Gottr viele tausend gleich grosse Buddha's gingen ihm Tonui «nd werden ilun noch folgen;«) die belehrende und leitende Thitigkett fakjannint'a ist eben nur über die Gränaen des irdi- schen Lebens hinaus erweitert, bleibt eher dennoeh refai meneeh- lieh, und Buddha wird dadurch ebenso wenig zu einem Grott, als CS etwa ein Schutzheiliger ist. Endlichkeit und Vergänglich- keii ist das Wesen alles Daseins, auch Buddha's selbst.

Zunächst unter dem höchsten Buddha wurden später die Bodhisattva gesetzt, welche die höchste Erkenntniss errungen iiaben und als hÜfreicfaeSchntzgeister in den höchsten Geistlichen wiedergeboren werden, um »»alle Menschen ohne Ausnahme der BnddhawMe theilhaftig an machen.** ^) Der Dalai-Lama ia Tfibei gilt als eine solche mensehliehe WiedeigelMn eines Bodfalsattirn» seltener nnd Inoonaeqnenl ala eine Gebart des fehjamnei selbst. «) Die hrahaanieehen Avataten [S. f7L tt7]

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I

llegeM au^eiisdi^lMi dtaett MeMckwörtoee» der Biidhi.

gastcr OT Chninde.

Ton Wundern wiMen die BuddhamsbrifteD viel su eniUen,

iiidst luit dem gowühnlichen Charakter de« Maasslosea. Die buch- sien Geistlichen, die Arhat» niüsseit JuUc (>< stall annehmen können, iiiüsscn auch die icisc^tcn Tunc hürcn. <lic Gedaiikcn Anderer und

> ihr (iehcti \ov ihrer licliurt erkcinicu und auch tiie entferntesten ÜInge sehen, das Vergangene und da« Zukünftige schauen. 7) Die frönimen Bhikdchn können sich verwandelD, Jk/Haoeo einen einsigiea ' käekh in 1^000 venrielAltigen und die«« dai» wieder in ein^ ver« uamleln, [eh aehr beliebte« BIM], <— bßimen in Rame liagaa ' diMi Beirge und Felaen biadorch, Ina Waaaer nad ia die Erde aidk ■enlfenf^ wenn ein BUkaehu 'Wandet tbat» erbebt jedesBMl die £rde.^) An den ZauberlcrXftea nebmen aacb die ^eiatttebett l'rauen Theil.') Die Sutras hetrachtcn die Wunder als ein wich- tiges Mittt^l. der f^ehrc l.ingatig m verschaffen; „die durch ciuc iilteriiaturiit he Mnchl bewirkten Wunder ziehen schnell die ge^vithn- liclieii Menschen an." i^) Von ^akjaniuni seihst erzählen die hei- ligen Schriften viele phantastische Wunder. Buddha, mit den Brak- ' maneu einen Wcttkampf eingehend, der vor vielen 100,00(1 Menschen •irtatlindet, aeadet den Boten, der Ihn auf den Bdwaplata «kboll, ' ikifloh die liuil surOek) lAacbt das m Flanuacn atebende Gebiade durch seinen bloaaen Willen, Ifiast eto die gaaae Welt erleaebtea- ' dea Licbt^eiacbeiBeD» maebt dureb AofaCaiapfeu ndt dem Vaaae m Erdbeben'» Loteablnmen fallea ana der Luft, und Umnilacbe Har- . nioirien crtfincn, iStrahlen gehen von seinem Körper aus; er ver- . ^('Inviiidei jiiöulich von seinem SitzQ und erscheint schwebend in <ler Luft, sitzend, gehend, stehend, liegend, bunte iStralden um sich ausbreitend; von dem untern Thcile seines Korpers gehe» tflaaunen, von dem oberen Itei^en aus» einem VeratimiueUen setzt er die abgehauenen ÜSade und Fdsae wieder an, u. s. f. Zuletzt eracbeineu lauter aitaende Buddha'a aeben and über einaader hia eaipor. Baddba fordert nua die Brabnanea auf« ein Olelches au tbtta; da atnaat lauacr Biaer deo Andern aa: Geb da, ' du bfat an der Reibei aber Keiner effaebt aicb. Da Yeracbwiadet

^daS 'CkbSode, unler welebem aie Mtzen, «nd^ werden rmr ebeai i'latzregen überschüttet, ^v;ilircnd die um Buddha Versamiaelteo

' ohne Regen bleiben; die Brulimanen fliehen, ^i) - » Die Scelonu aiulernng wird in den Budd haschritten mehr als ' anerkannt betrachtet als begründet. Wie ein 6piegel, abge^visi ht und gereinigt/ klar wild, und die GegeaatÜade in ihm deutlich zum i VövAcbeia kmoMii, ae konmt «mfa, wem die Leblnoacbaft fiaa-

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lieh bej»eitigt ist, und mau uiu-h dem iieüei/. der i\iehtii;keit wan- delt, die ErioaeniMg an die fräliere Existenz ** ^'*) „Dem Mensdieo wird hieiiiedeD fergoUen, was er tu einem früheren liasein ge- tiian/' <s) ,,Der Meaach stirbt efgentlidi niemalf«. Die Seele nfanmt in eMeai Kj|fp«r llne Beliavnng und Mehl Ihn ehe Zelt lang; <ieeo -neoet man gehören werden «ad leben; eie Teriiaat den Klir- per wMer, dieaa nennt man Sterben. Dan fCemmen uAd daa Oeben der Seele sind Wirkungen früherer Ursachen. Veriyeltiinii IVir Tin- ten; ist die N crgeltung für ihre früheren 'l'liatrii i rsrhöpK, so wini die Hülle aerstort, und nn.scrc Sccl<! wird \uu i\or \ pv»iAiuuv, lür die Thatcn dienet» Lebens in eine andere VVohnMUilte getrieben; diese iai.Netnrgeaetz: um aber der Hoelenwanderung entrückt und von allem Jammer crIoKt ku iverden. bewerbe sich der Menach um dba ÜeaL^-M) iincb die VeracMedeakeit der Kanten wurde anfange mam der jSeelenwanderung eHAlirt. 1^) Die Seelenwanderang wird ancb auf daa Thierreleh anagedebnil irie bei den Brabmanen; ein bwddbieliMea Volk x. war rorbcr ein Miwarm wÜder Bienen; bSüc Mcnselien werden Schbuigen , Skorpionen etc., weniger b<iae i%erdon lvlc|jhant<ni n. a.

Mit jlcr lichrc von «Icr Neclenivanderuni; \i'rliiiMli»t »irli am Ii die aus der iiraiiiualeiire eritn<imnHMr(* Vors(<'lluri^; von inclirertMi tlül- loa»*^) und in den nu'hr genii»icbti>ii Lclir^iystenien die einei» wonnigen HimmelH für die Guten. In letzterer ergeht sich bef^onders der tibetiache und chlneab^che Huddhismus, malt die Zukunft mit den Inckeadeten Farbe*, ein Leben in beatfindiger Jagend In einem Pa- radiene voll Qold und Bdelateinen» die Luft mit Woblgerdcben gefiilll und «ronnevoUen Uarmonieen, die ailberaen Bfiume voll kontbarer Frflebte, die Menschen waehaend aua LotoaMnmen u. s. vv.;**') dic9H sind «her fremdartiGre Venini*ta Hungen der reinen l^ciue^ die «elbait in ( liina iimi i übet mmi <Ipti tiefer Erkenncndon eulNf'hti-tlcn verivorfen werden; .^es giebt nur ein l'aradie» de» Herfens ; aut»tier ihm Int keins.''

.,AUe Mennchen können Hnddba*M werden; dai^ Ziel alier \si die ßnddba»'firde;'^M) dann haben sie die bücbste Erkenutnlas and MaAty lind sind der Qnal/der ^Seelenivanderung entnommen; sie wirken .afcigeieligeiläeht'e flir daa Wohl der Menseben« dem ^^akja- mMt an Knbg vfilMg gleicb.«) Buddba*s Sebutawatten wird bis- weilen^ -mit emeii Aaflugie von brabmaninchem Pantfieiamua als ein Gittitohnen desselbeh In dem Menäeben vorgesteNt; „lluddba's Her/. Mohut in alien Wesen und lä^st .sich darum aus den Wethen ziehen wie der Rahm ans der Milch.**«*)

Au den Uedankeu steigender VoUkommenbeit der Frommen

Digitlzca Ly Gu^.' .

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scblieas« Mt 4ie VoratolkNis too Sekntsgeisfeftt wflklM arsprfingllcli Menccben, ■achlier mn bSkeren Stute der VoHhaai*

iiienheit aufgcstiegeD, den Menschen beistehen; oft werden, in Erinnerung uii tlic hrahmanische Gottcblchre, drei hübere Geister, niedriger als Buddha, besonders hervorgehoben. Die höchstf»n dieser waltenden und helfenden Geister siini die Bodhi- aativa, d. b. ,,daa Wesea der Krkenntniss Besitzende/' weiche aber ^•n der SeelenwaDdeniug noch nicht befreit sind, vielmehr zum Segen der MeoeelieD wieder geboren wenlee* Es ist die Dsich- gangsstofe znt eageotlielien Baddbawfinle.M) > !■ deai titeUeihea «ad noflgellaclieD uiid fibolich im ehioeaiachea Buddymiis Mei sich auch michtige b9ae GeUter« die aar Sincle verandieB, abo Widersacher des Buddha sind, die Mara oder Schitpn, (ehinesiscb SL-hiu);2^) dici^äi gehurt unzweifelhaft den schaniani^ichcii Bei- niisehnngen zu der reinen Buddhulehie an, die davon nicht«« wei«s.

Die Menschwerdung der höheren Geister ist nichts anderes als eine Seelenw anderuug , deren Zweck ein criuseoder ist lier f .amaismus hat diese Seite des Buddhisraus besonders entwickelt Wenn ein Bodhisattva von einer Mutter empfangen und wenn er von ihr geboren wird, entsteht ein grosses Brdbeben, ebenso wem er in den Himmel surflclAebrt.^^) Diese Menadiwerdongeo spieles besonders in Tfihet eine wichtige Rolie. In Tfibet sind etgeotlich immer swei geistliche Obeihaapter, in derea Jedem eia Bodiiisattr« Mensch wird; der eine dieser sich verlcoriiemden Geister siebt hoher als der andere, und i.st zwar nicht ^akjaiuuni selbst, aber mit iiini in engster Verbindunt?. Beide OberhSupter weihen ein- ander gegenseitig; der {xditistli bedeiitsrxmerc ist der Dscha-nitso- Jjaiua, [lübetisch = Weltmeer der LuniaJ, bekannter unter dem gleichbedeutenden, halbniongolischen Namen Dalai-Lama. Die %veltliche Herrschaft der Oberlama schreibt sich erst von der Ad- Ordnung des Mongoienherrschers Knbilai her» der 125) Tibet eroberte.*^) Aach das geistiiehe Oberhaupt vieler LamaklSSler gilt als ein menschgewordeoer Bodhisattva, Bei dem Tode eise» Oiier'-Lama n*«rde sonst die neue Verkörperung des waftesdes Bodhisattva durch eine Art Oral(el verlrflndigt; ein Kegenbogei oder ein anderes Zei<;heii /eii^te den Weg /ti dem Orte, wo der wSchntzgeist wieder Mensch geworden. Der bezeichnete Mensch musütc «ich einer Prüfung unterwerfen, und den Beweis seiner Ein- heit mit dem Cvestorbcueii fuhren, indem er dessen Bächer, GerSlh- schaftcn etc. aus anderen herausinden, oder Angelegeaheites, die Jenem beluuint waren, wissen masstew Bei der Wahl des Dalai- Lama verOhrt maa jelit viel einfaeher; es worden dieNemea daer

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Anzahl in der Todesstunde des letzten Lama geborenen kimben in ein goldenes Gefiisa gewurfen, uod nach einem finrhfltcr wird im Bei* •ei» des duoestcbeo StAlfthaltere der Olane des neuen Lanu Uer- wegoloeei; eA werden nur Kinder von soldien FaMÜieii ta die Wafcl geiogee, «reiebe die chieeeieche Regiermig begfaMigii die Biel»* fwweedtee der hebe» LeM eied aM«gesclileeeee»M) IMeeetLaM- eystem IM mr Tibet »ad in deai deTon ebbiegige» tteogetteeben BeddMeeM», oed weder in €Ub» noch in andern LXadem. Scboo lange ist dasselbe in entscliiedenem Sinken uud gilt vielfach nur nocb alö politische Handhabe der cliinesischen Herrschaft. Die Lama selbst sind nicht immer die (liäubic^en. Die Missionäre Huc und Gäbet reiften zirei Wochen lang mit einem achtzehnjährigca Oberlama, dem eeiee steife Wfiide «ehr schwer wurde; die Gläo« bigen fielen vor iftm auf die Knie; er plauderte aber lieber Zelle geertMbIluh «ad beltor bH dea ^Laiaa de» Weateae;«« wea» am ib» Iber eetee MeaaebweidaBg befragte, wvtde er tetb «ad aegte: „epreebt Mir »lebt vea diese» Dfaig«B, ibr aiaebtaM inuu<g.">«)

*) BnnKmf, I, p. i:>2. Sduaidt, SM&ang SMtoen, p. 4M. *) 9mm, SwlMB, p. 348j Hoer. ^vmoL At. VH, f. 177. •) M Maid*, fli. ^ ase- «) flcMli, Foneb. & 171. 179^ Foe-Sona-Ki, p. 19«. M Scbnudtt 8t. SfltfMn» 8. 419. 439 «Ic^ 809 elc; Foa-K. K. 134 «le.} fidwtt, a. a. O. 169. 170. •) Schmidt, 8«. St. p. 414. 93S etc. SS7; dattelben Tonchungcn, S. 209; Foc-K. K. p. 118; Schott, 185 ff. ') Born. I, p. 294; Foe-K. IL 30. 3«. 9^. 207. •) Foe-K. K. 217. •) Wilson, Theater d. H. II, III. »«) Bnrn, lys. '») Born. 153. 164. 171 185. 195. 262, »») Sutra der 42 SAuc, V. JSt hielncr, n, a. 0. p. 71. *•) Bei fcichott, a. a. O. '^24. »*) Tsiiig- tu-ucu, bei Schott, 25u. '») Burn. 211. Töiug- tu - ucn , b. Sviiud,

257. 271. 2 7ti. Burn. 2ul; Foc-K. K. 296; Taing- tu- uvn, bei Schott, 330. 345. FalUs, histor. Kachr. II, 64; Schott, 211 (t; 9S6w 989. 989. >•> Mv-ta^M, bei SAoll, 990. BInuL 948. ^ «0 iM. 901 Ibe^X. K. 190. ^ »B moeiaHwhw KatacUnnwi M 8«sboM, a 188. *•) Sofeeti, 990i *<) Bm. 109. 110; Soa-K. K. 9. 10. 90. 88. 87. 190 ff. ^ *•) Klapioth im Foe-S. K. 947 ; Schott, a 188. 971. *•) Klaprodi im Foa-K. X. 917. *0 Schott, S. 192; Neumann, im Ausland, 1846, S. 51. 53. ^ **) Schott, 198; Hae and Gäbet, im Antlaad, 1850, 8. 880. A. a. O. 880.

S 174.

Ein F o r 1 1 e b c n deaMenaoben MMdi dem Tode wird also zwar M9 der Fom der SeeienwaBdemag eus derBrabraalelire karObdr« geooanaeB, md es werde» die TeraebiedeBem NetwaBtege» und Sebidksele desMeBseben ia den gegcnwirl^eBLebeB elie dieser VMdelHing hergeleitet, i) aber wie eelieii ia der BrabaMdebre die Seelenwandemng ein untergeordneter und vorfibergeheader Zustand war, und eigentlich als eine Strafe für die Ujifrommca be- trachtet wurde» so gilt diefiolbe im Baddhkmns aoeli viel mehr

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S70

als ein unvollkomincner, voi ülu rs^eheoder, nur den (Juweisen treiieriiier Zustand, hat zum Zieh- die Erreichaii§; der höchsteu Erkern itniss and Sittlitüikcit und damit zugleich das Kiiigeheu itt das Nirväna, das reine Nichtsein, in das voUkom- mme Verloschen in Vichts. Das inneffe W«mi 4et Welt iai 41a Nicirtigkeil, und diaaaa Wesen nmss'MlaM ^ick' alles mmtSm Daaein IriodarelMkiiigen, iii«as.alie Form» das Mas ▼Ott aich aMrelfen; und wie der Brnkmalahre alle Welteau wieferimig zo eiaer AaflAauag in daa eine Brahma hinflUiHe, so muss im BuddhistiHis alle Entwiekeiiing zur Aiifl(>sung in da» Niehls hinfüiiieii; denn alles ist auä» dem Nichts ent>»t{indcu und alle« wird zunichte; der Sitom des Lebens l ausehi der Ver- nichtung zu, und zuletzt wird alles. \vi(: es atn Anfang war. die grosse Kulie des ISiciits. Mit der Gehurt ist auoh der Tod gegeben, und die Wahrheit alles Lebeadf^en liegt darin, da^is seia Pulssdilag dem ewigen Tode «iitgegenschldgt. Alias lie- ben iai ein Sterben, aUes Waeliaen ein Veitelent «bw&ris alidmen den Daseins Wellan; jede Mgende Periode dea Weltea- lebeoa trägt kennlKolier die Züge daa Xodea nndi Immer hastiger eilt es der Vemfehtmig «n.- Der Thdr mir htit die Dinge ftr bestehend, und alle Weisheit ruht in der Krkemitniss, dass alles niülitig uiui eitel, alles ein Üüchtiger SchauiU) ein trüge- risclies Scliattenbild ist

Mag iuimerliin dicßuddhawürde ein glänzendes Ziel mensch- lichen StreUens sein; auch jeder Buddha veriiiUt dem grossen Schicksal, und es kommt der Tag, wo aneh diese HerrUehkeit zerstiebt, und der Buddha eingeht in das grosse Nichtsein.

Aües Weltlebeo geht abwärts, verliert unmer mehr aehie Voll* konaneDheit; moehte oneb» aach aiaer opMarea Sage, daa I^ebao der ersten Meoschen so viele Jahre daaem, als die Zahl der Heiscu- tropfen betraget! würde, wenn es auf der ganzen Erde ilreiJabrIang utumlerbrochen K ^ncte. iku U Auderri dauerte es 84000 Jalire, .Sil sinkt (Iiu li lij (Irti iolfjcndcn Geschlechtern die fjebcnsdaucr im- mer liiolir. iHid tias l(;t/l(i Mensehengeschlec'li t w'ud nur hmcIi lOJ.ilne alt, worauf die gegenwärtige Welt untergeht^) »«Jeder liutidlia binterUsst, wenn er in das Piirvana eingeht, eio Gesetz, welcb«^ den folgenden Geschlechtern verkaadigl wtrti ; dieses Gesetz zer- ttUt m dreiStalBBt die vellkflnaneae, die scbeiabaie and die JMilsf «ean di» Iblale vergaagea iat, wecdea die Bfaasebea dämm werdm nad dem Btea-nnebhaagea; and Ihre Lebenaaait wird vea sisigm KNMMMI iafarsB ao vetlilmt, daaa die, welche des Morgen» gdhsfss werdea, dea Abeada Wieder steihtfa."*)

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»«Uer SftBftira l^die wtrkliehe Weit] iat aetner WMWlitit MMOh leer, seioer Form nach trdgeriach, seinen Wirkongen mmIi ▼«r« Jcrhüdn fiirvikaa bt mmIi Miaer Wetenheit nach lear, «b«r «t v«rdohletj6il«liMKtoiiS«irfb6ridtVDBalle»ÜM NMAm heJewtet M <kdi ds» AaaliseheB^ wm «Iom F«aM, «In spar« l0«Mi V«ndnviate «Ibm veifcer VoriMatooB.^ „Dm pam wHBodato BaAdkiy MidkihBi 9t allo PIMMMmi elMM Ba^dHHi erfällt, wurde, (gleichend einem Fener, dessen Nahrung auC- gexehrt ist» ganz vernichtet in das Element des Nirvana, wn nichts mehr ührig bleibt von dem, was die Existenz auMmarht. Uie iet^icrc t orniei Itebrt oft wieder, oder wechselt mit ähnlichen ak, wie: „wo nichts von den Elemeoten 4er Eiiatawi tiärtg bleibt, W9 ktiii Einzeldasein mehr ist, wo F«nn, Gcfahl^ €Maali«i BftHMBtaiai aafliiiw/' lUe abMinl« Laere»^) SMgo waaigar pww^aiwte Mcteo «ad SiMeo faaaea sivar daaNlnraa* aef laaara Waiae ala daea Sfiaataad aagaatflrtar, aahawcgter R«la$ aber dto fciawiaa aad airengereaBkbtaagea lebrea aiit aataebMaaer flUor«

am Ziele aebioa Lebeos in 4ie paewiKcba Leere versinkt, in die ewige Vernichtung: nnd diese Vcrnichtong int eioOewinn, ist das höi liisttctiut, well sonst der Mensch fort un<l [ort die Gestalten der Natur <1i]r< lilaufen mffssto, iiud besser als dic.'^es int das Garnich t8e in. Ein individueile^ ewiges Fortleben nach- iksm Teda kaan au 1' dem Standpunkte der objeelivao Wcltan- sdiaauag aar aaf ilaa untoraa IMofen Geltung babeo, wo die W<dt #liorbaa|it aar aaler der Form der IndivMaaHtlt erlkaat iat; ei« Faftlabw der Mea FeraüallcbkeU aber ^Ort dieaer Wallan. achaaa^g flttafbaa|il okht aa.

Bnmoiif, 1, 105. 414 etc. •) Schmidt, Forsch. 8. 182; Ss. Ssctsen, S. .102. A. 'BLcmnstii', mcl. po«th. p. 108 { Foe-Kouo-Ki, p. 389. *) AninUeti der Bai t. lieii- nMD ta niewi Z. III« 2, m - «) Mii^tvL iUtwb. b. B«bslt, 191, Bwa. 18} TgL Scholl, im •) Bnn. 590; TgL 78. ^} Biira. M9. 59S. 009« ftl9. *) Bonm. 442.

Zwdter Abschnitt. WlMeuwliall.. AirML Mnmt

§ 175.

l>ejr Buddhismus batia Beziehung auf di» Witweniahaft Moeh girilyre Hemnniaae als daa BgahiMi*BewmgUi^> fotaaliifaiid diMe9k4Miclida8JiiteMMaiider Well, so bliab d^^ui«»«» ktfimi imiermie «n Gott; os w«r oiii fMüiver lliltelpwkl if».

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_i7E_

Daseins da, und alle ciiizcinei) Dinge aui ileiiselbeii zu beziehen, war von hoiier Bedeutung; der Brahmane vcitieft »ich e^ern iu das Übersinnliche, und sein iiüist beschäftigt sielt viel mit den Gedanken über das Göttliche, über den Ürisiprung der Weit, über die Rückkehr aller Dinge zu Gott etc. Der Buddhist aber eul» bclurt iKeses Mittelpunktes} aiies Theologische AUt aus daaiB«- fciohe dott Denkens imr^ nnv dnn EinroliMtM Münk «Mg; aber ans dieaem liliakt aberali der Schneen ilun eRigegea, «ber- all stitaat am das Elend aurOnk} ee iat nieirta da^ In waa «r aidi mit Freade vertiefen Mimte; anr sn klagen vermag er über die Welt, nicht sie mit ernstem Eifer zu erforschen; nllc;s, was er an ihr erkennt, ist ja nur Elend. Der Buddhist hat darum kein Interesse für die Wissenschaft. Selir reich zwar ist seine Litte- ratur, und alle Klöster fast haben ihre Bibliotheken, aber der Inhalt aind meist nur Betrachtungen Aber die Nichtigkeit aller Dinge, aittUebe Regeln nnd Diac^Unar-VeraehrilVen für die Geiatlichen^ oder ptontnatianfaelkiwnareie« Aber dis BiaMiiI nnd die Bnddha^e* Die Litteratnr, die nna ibri^ena nadi apirikb bekannt lal» hat nnck in dar Synrake dna nationilb^£leaMnt ab- gestreift der nrs^ftngUohen Sanakrflapeaeke kaben aiek .später die Sprachen alier der Völker beigesellt, welehe dem Buddhis- juus huldigten.

Was uns vüii philosophischen Scliritten genaiuit \vird,') ist uns zu wenig bekaiint, um darüber hinreichend urtlieilen zu klonen; sie scheinen aber wenig mehr als vereinzelte Bamffkw- gen zu enthalten; eine wirkliche Philosophie ist hier kanm mdg* iick, denn alle Philosophie begreift das einnekM^Seni nnr in den nnbedmgten raigen Sm; der Bnddbiamna aber yemeint diaHs Sein «nadrieldich; aerriaaen wie die witkliehft Weh kann ancb nnr die Gedankenweit der Bnddbiaten sek^ wo kein Gott isi» iat auch keine Philosophie. Das Denken, welehes durch die JSchalc des Daseins hindurchdringt, hndet hier kuinen Kern, sondern nur hohle Leere. Das Nichtsein ist alles Seiendeii m nerstes Wesen; die Philosophie begreift aber nur dasSein; .,alle Systeme der Denker sind eitel, denn das Mioktige iat ihr In- balt; wozu also denkend forschen?

Die Geachichte sckeint die einzige Wiaaenachaft zusein, welobe Ton den Bnddbiaten mit liebe gefiAegt wnrde, im üatsr* aehiede von den Brabnanen. Der Buddhianraa atammt niebftwie dnn BrMnantnIkBtt ans grauer Ikneil, aendem Iftt dnrck eise geaeüchtiiebe Tbat geworden; nnd er bat eine geadieUM« An%ai^9— er will die Mensobheit sich unterwerfen. DerBttkr ^

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S7d

maße wird in seine Idee hineingeboren , der Buddhist muss sich erst za ihr« bekehren ; sie hat einen bestimmten gttefaiofatliches Anfang und ein gescluchtliches Zi^ filaheriBteresiirea aloh dii IWaitoteBwidiMhr.abdieBnihiMMftediaG«« b

iie aiMi die emiigeii MfiMshen Qaellen fiir ihm Velkes Gef •dMite, ^newolil MgenhafteChanikter auch hier yorwaltet

Das zu den heiligen Schriften gehörige Buch Abhiiiharnia^) wird buddhistische Philosophie betrachtet; es scheint aber mehr thcologi.«che Ert5r((>rur>i7«n, als wirkliche philosophische Oe» dankenentwickeluog zu enthalten. Es werden auch verschiedeoa phüo MO phische Schulen genannt}'*) die &lteste derKclben, die der jSoabhsfikas, scheint nach den unzur^dienden Nachricblaa ailt der twmwiinrhon Mihy».nUoflephie hb WeMn ms Mb, dm» Coose^ei» die Baddhalebre su belnditeB ist [8. 428); ei ist UDS aber über diese Sdralen noch su wenig boha^t^ uai Iber die Asktsündigkeit der buddUstischeB Hllssofills uHfcsÜSD su l^Sii. neu. Es scheint wohl, dass sie durch den geistigen Kampf mit den Brabmanen die Disputirkunst f^tMleutend entv%'ickelt habe» ob sie aber darüber viel hinausgekonimrn , ist sehr zu pÜVIhaft.

Die Geschieh tschreibung beschäftigt sich natürlich Vorzugs« weise mit dem Leben des Buddha und mit der Entwickelung seiner i^irehe; und die iHesten Sutta sind darin ziemlich nichtern und be« sflOBCiit nsd mt spKtsr eigelit sieh sOgsttss die diehtesde Sage. Der dM BnddblMos auf Ceyisn asgehOrige MahsTaasa^) ist das Iwdeutesdste indische GesehbdiCsirefh. Wa» ver ^afcjaMni ge- schab, ist natürlich aseh in den buddlrfstuicheB Erelldungen Sage. Krmig A^oka (seit 263 vor Chr.) Iies.s geschiehtlicbe Nachrichten und Gesetze auf Naulon und Felsen eingraben; die davon aufgefun- denen sind für Indiens Geschichte sehr wichtige Anhaltspunkte.

') Lassen, Ind. Alt. II, 455.— Tsinf^-tu-ncn, b. Schott. 258.— Biirn. 40 ff.; 43" ff. *) Csoma im Joun». of thc As. Soc. of Heng. VII, p. 142 cU;.; liiirii. 441 ff. Hodgsou, iu Aüiut. lks. X \ I, (T. *) M. i>y Uphain, III t.; M. by Turiioui-, I, 1837, Lassen, Ind. Alt. Ii, 12 11. Jonrn. of thc As. Soc. uf Beug. iU, 1U5. 481. IV, 121 ; VII, 219. 435. 865; Lassen, II, 215 ff.; 257 f.

S iw.

Die Indwatrie» satfitlich »«r den Laien angehörig, iuMin el»endesshalb tos dem buddhistischen Geiste nicht geholMiiwiir*

den sein; er ist ihr iVeiud . und duldet sie nur schweigend.

Anders verhält es su h mit der Kiiiist. die, nach einer Seite wenisistens, sich über die der lirahmanen er)»ohrii liat. Die der Gescluchte dienenden Künste, die BauJs.anst und die sie beglei*

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temie Bildhauerkunsl, müssen mit dem höheren Interesse, welches die Baddhisten för die Geschichte haben, auch höher aU bei den Brahnianen entwickelt sein. Das Leben in grösseres klusterliohMi GcMeiiiMluiikeii, das Bedfirfiiiss grosser Woho* nmd Versammlinigsrfianie woBaH/t nolhweiidfp: dia Bwitiml ke- bett. Dwr oeaii Glaabe» dcar sieh mkmn Botet emt mbem antMte, Idtole aellMt daia» aeiaeii geaehieliiiichen 8kt§m «aeh darch groaaartige Beaten gesdMitfUe Deakaiiler n eetaea. Die bedeoteadeten Benwerke Mleae eM Teti dea Bad- dhisten erbaut oder ihnen nachgeahmt. Aber zur freien Schön- heit gelangt weder die Baukunst noch die Bildnerei; jene geht völlig in das Jsymbol aut, und diese verwirft VA^ar die Unnatur der GOttersymbole, weil sie keine Götter, nur Menschen kennt, und bildet ihren Buddha in rein menschlicher Gestalt, aber der Gesteh feblt der Geist, dein des Verldeehen des Geistes ist bfther sie seiae Ersdieiaang.

Ober die baddhielieehe Mueik kKnnea wir noeb doht er* tMlea. Die Poesie beeehriaki eieb» wie es sdueiat, aaf religiöse SagendhdMaag; TOn aadorsu Diehiaugea ist wenig be- kannt; die trübe, entsagende Weltanschauung begünstigt sie nicht; den Geistlichen, also dem eigentlich geistigen Volke, ist das Lesen Ton „poetischen Werken und Romanea»*^ wie sie ijbina so sahireich bietet, verboten.

Die Baukunst nahm ihren Ausgang von den acht Behliltcrn ftir die kCrpeiüaben Überreste Bsddka's [S. diaj , S t n p a (Topcn) i. k. Erkdbaegen» in €eykm Dageps genannt; Necbküdmigsa im* seibea finden stcb ki alles Bnddkaliadeni,*) In and nasser Teeyeki. Die grüeseren arcbltekfsoiseken, laH Qoeiere geksales Nacbkildangen, bis S90 Fuss Hebe, roode, dicke, oben kanielMs gewcMossene , Reliquien oder andere beiltf»« Dfnge einseMlesseicle tücbliude stellen KUgleieh das Bild des AiU in zwei vcrsehiedeoeB Weisen dar; eiiinial ist die kuirelfiirmigc Kuppel ein Bild der Was- serblase, des allgemeinen Nyinljols der nichtigen Welt, dann aber haben auch die ganz einfachen Gebäude u enii^^tens tunerlich off neun Stockwerke, die neun Weltstufen [S, 531] bezeichnend; oft sind sie ganz^eKchlossen, nild sind also nur Grflfte oderDeok- adUer, niekt Tempel. 3pMer tfsten diese Stockweifce aaeb BmBtr Neb aMkr kenror^ aad es eatstaiideB pytamIdenOfaiige sean* drelaeknslOckige Tbtao, wie sie Jetnt besonders kiCbkie ysriMÜit siod; der bekannle Pomellantbarm ron Nankhif gebSrtaadi kier- ' her. Die dreizehn Stockwerke beziehen sich auf die Lebenspeda» den de» Buddha Us zum Nu-vona. Man stellte auch, besonders in

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China, den Baum der Erkenntnii«», outer ivelcbem Buddha mbs, ar- f'hitektiMiijsch tlar, entweder a)s «rntnches Schirmdach auf einer S.iiflt', oder man vorband dieses Symbol mit demTliurmhau, und gab jedem Stockwerk ein ueit vorstellendes Sehirmdach, in welches dann auch die frühere Kuppet überging. Mau erbaute dergieicbea tiab&ude meist an Orten, die durch das Leben des Buddha oder dnnoh eie aadeiee Eraigeisa aus der buddbictiediee Ceediichtt aie« Bedentaag erlaagt hatteo. Kiteig Agoka hat Mt auch oai.4toA«a» UIAmb der BaakMMt aelv veidicat gMiaeht{ er eilMNiAe vieUStapa aad Vikira(IUMer);«) vad aach Ja dea aUfdlidiea Liadem.werdea grossartige Kloaterbanten erwähot.*) Auf Ceylon wurden besondeta grusele liautcu errichtet; der im zweiten Jahrh. vor Chr. erbaute „Eisenpal last", 22;! Fuss bocb, und eben so viel unten im Geiiertt hatte neun Stockwerke, iu deren jedem 100 Zellen lür die (ieint- lichen waren; in der Mitte war eine von Säulen getragene Halle latt relcheD Bildwerkea. Die Stockwerke gaben zugleich die Saag^ atalsB der in ilmea wolaMaden GetstUcbeo ao. Das Gebiade atirBle aber bald aaiaMen and wurde nur tbeilvf eine wieder beigeateUt«) Von eineia bald darauf erbaatea greaaen Stapaaind Jetet aocb atatt* ikbe Obesreata Yorbaadea.^

Aach Felaentem^el wurden dardi Bnddbifltea ansgehauen, zum Theil auch als Klöster dienend;^) diese Räume, als Versanmdnngs- (irtt- der geistlichen (tcmeinde dienend, sind meist geräumiger als die der Brahmancn; und im AiiRebbiss an die Kuppel- oder Isiasen- form der Stupa badet »ich luer auch diu Deckenfonu des Toaaenge» wiilbe.'« vor.e)

Die Büdbaaerei acbad't wenig freie Gestalt; der sitzende, ia akb vetauakeae, faat sehlafeade Buddha iat iW Höobatee. Wo die BaddbBlehre aüi brabnaabchen Bleneiten aebr getrflbt iai, a. R ui Cbiaa und Jafun, da imdaa aicb ancb vielkSpfige uad viebunalge Uanealalten aeben dei rein aienacblkbee BUdung. «>)

') Katech. U. Schamnnrn, S. 49. ») Bum. n i<». n49. ar)5; Foc-K.-K. 19. '»r, ff. 91. *) 0 llifn r 'mi (1. Momiteher. d. Borl. Akml. .1. Wiss. 1847, S 13 IT.; Fuo-K.-K. -.11. NT, - *) LaMcn, II, 305. i?üe.K. -K. IG. - •) Mahav. by Uphttnif l, p. 14 7 Ii. Lassen, II, 421 IT. ; 4.30.— •) LaHseu, 11, 423 Ü.— ') Ltu^en, II, 514 j Tcnneiit, a. Chri.stt utli. iu Ceylon, l.'i. IGj .limrn. of tlic Iloy. Ah. 8o(*, VIII, 34 ff. *) Rombcrg n. Stöger, Gench. d. Batik. I, 41. GS; Kii^'lcr KiM).stgc.«>ch. 112. ^ Braam, Reim d, Genaiidtscli. I, 947. S48. 266. 267; TvMi, im Aasland, 1846,

ft.ea6.

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Dritter Abschiiitt.

Das sittliche Leben.

Die Sittlichkeit der Baddkwten muss sich yielfach anden gestalten als die der Brahmanen. Bei diesen beruhte alles Leben eigantittek in dem Urbrahma, dlaa in allen Menaehen waltet; der einnelne Menadi hatte da nnr die Aufgabe, aeiae Kinsellieit aad PersOnliclikeit sn verleagnen 9 aieli an das einige BialinMi Ina- zugeben. Im Bnddhismns tfint dagegen der Urgeist niehts, denn es ist keiner; alles Thun und Leben auf geistigem Gebiete ist in die Hand des Menschen gelegt, hat sich hier aus dem Centrnm in die Peripherie gezogen. Bei den Brahmanen geht alles Leben wie beim Thier vom Herzen aus, <1 essen l^lsschlag auch in dem entferntesten GUede wiedergeftihlt wird; bei dem Buddhismus int alle Lebensentwickelung an die Auseeneeite gedrängt; ia Innern ist alles hohl und leer. Der Schwerpunkt des brahma» niaehen Syatema mht in Geftt, der den bnddÜatiaehen im Mea- achen; dort waltet das theologieche Denken, hier das praictische Wirken; bei den Brahmanen waHel die tbeorelisdie Lehre, bei den Bnddhisten die Discfplin; das Dogmatische nut seine« dürftigen Inhalt tritt in den iiinlergrund.

Aber das praktische Leben der Buddhisten wirft sich wcnisrer auf das (iebiet der eigentlichen Sittlichkeit, als vielmehr nufdas des Kultus. Der verneinende Charakter der ganzen Welt ge- stattet keine kr&ftige Eatwickelung des sittlichen Lebens. Die Sittliehkeit will ja etwas schaffen, die Menschheit als eiaaia sich yemfinftige Wiriüidikeit darstellen; der Bnddhismns aber will seinem Wesen nach nicht das Sein venttnllig gestaltest sondern will über das Sein liinaoagelangen, voa ihm Iwfrelt werden; er will nicht das wirkliche Sein bloss anders maehea^ er nia^ es überhaupt gar nicht, denn es ist durch und dofdi um eclif und büse. Unter dem eisigen Hauche des trüben Ge- dankens der 2;rossen Nichtigkeit muss die lebendige Pflanzen- welt der Sittlichkeit veikümraeru, kann nui- eine niedripje. dürre Steppen- Vegetation erzeugen. Die buddhistische Sittiirhkcit liat nothwendig einen verneinenden CharalUer; Entsagung nnd Nicht wirken ist ihr eigen.

Die SittUchkeit der Buddhisten mht nicht aof der Liebe, sondern anf dem Schmefz; nnd wenn viele Erachebnngea der* selben anffaDend an das Christliclie arimieniy so ist doch dse

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kmere Wesen ein ganz anderes. Das bloss natorliche, nnge- MKgte Wollen des Bf ensohen ist im Cliristeiifhuin ebenso sflnd- Uch als im BndiHiiamits; der Christ aber vtrseiilct sich daram ■idit in das SfamfielM, weil er ein Höheres kennt und liebt, der BnMiist dämm nicht, weil er das Sinnliehe als nichtig ericennt; der Christ thut Niemandem Unrecht, ueil er den Nach- s(en liebt, der Bnddhist darum ^ weil er den Menschen bemit- leidet. Der Christ gewinnt in dem Entsagen immer eine liöhere Wirkliclikeit, der Buddhist entsagt rein, ohne ein Höheres dafür einzutauschen.

In dem Nicht wollen, Nichtgeniessen, Nichtthnn geht fast alle buddhistisdie Sittlichkeit auf, und alle positive Thätigkeit will inun?er pnr einen Schmers, ein Obel abwenden. Die Sitt« liehkelt wfll hier nicht ein Reidi des Geistes er ha nen, sondern das Reich der WhkKchkeit anflOsen; die Sittengesetze sind Ihst alle verneinend, ein stetes „Da sollst nlcht;^ die Tugend besteht wesentlich im Unterlassen. Die fünf allp:i'nicinen Gebote für alle Menschen sind: Du sollst nichts Lebendiges tödtcn, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht T^nznclit ti( ilteii, du sollst nicht Unrecht thun mit dem Munde, du sollst nicht berauschende Getränke trinken. Für die eigentlichen Frommen oder Geist- lichen gelten noch fünf andere Gebote ; sie sollen das Haar nicht wohlriechend machen , den Kdrper nicht salben, an Musik, Ge- sang, Tams und Schauspiel nicht Theil nehmen, nicht anf wei- eliem Polster sitzen oder liegen, nicht zu unrichtiger Zelt essen, nidit Gold oder Silber oder KostbarkeKen besitzen. Diese Gebote finden sich bei allen buddhistischen Völkern. Der Mensch soll sich eben von dem Dasein zurückziehen, sich nicht in die Freuden desselben versenken, denn sie sind nichtig; die Natur soll nicht durch den Geist gebildet, sondern der Geist Ton ihr getrennt werden.

Beide indische Religionen zeigen eine sehr weit gehende Schonung der lebenden Wesen, aber ans sehr verschie- denen Grfinden; der Brahmane hat eine scheoe Ehrfurcht vor all^ GesdhUipfenV weil Brahma in allen ist, der Buddliist hat tiefes Mitleid mit ihnen, weil alle an dem Schmerae des Da- seins Theil haben* Diesen Sdimerz nidit zn vermehren, sondern ihn möglichst zn erleichtern, ist heiligste Pflicht des Bnddhisten ; daher geht hier eine giänzenlose Weltverachtung Hand in Hand mit der sanftesten Milde gegen alle (ieschöpfe; nichts Lebendes darf gef[n?ilt oder getödtet werden ; -) der Tod gehört ja auch zu dem Elend der Nichtigkeit. Die Buddhisten sind so

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das mildeste Volk des HcidendiHms gewoidan; es ist das aber eben nicht eine Müde der Liebe, sondern des Schmerzes uud der Glcichj^'iltigkcit, ist nur eine negative Tugend, ein Sclione«, ein Unberülu'tlassen. Geduldiges Ertragen desSchmeri^, auch der höciisten Beleidigungen, ist ein Hanptaug des bud- dhlstiaehen Charakteis, ein aeiiarfer G^egensaCz zn der oft stur- mlsclien Weltentsagung der Brahmanoi. Um frenden 8elmen zu erieichterB, soll sieh der fromme Buddhist sellwt des Todes Btdit welgem. Die stumme Ertragung des Sehmevses, die gleieh* gültige Hinnahme von Freude und Leid und die kalte Geduld sind nicht ilcr stoische »Stolz einer starken L'er^oiiiichkeit, son- dern das weibliche Dulden eines durch den Sohmerz gebeugten Herfens.

Mit der Sunde, selbst wenn sie nur im Ged&nken oder im Wort be£rangen, nimmt es der Buddbist sehr ernst. Welcher Mensck ist jemals im Stande, Sieh von allen Sünden an befreien? Ein ein- siger unrechter Gedanke, ein einiiges unrechtes Wort, eis Blick auf eine unrechte Gestalt ^ das einmalige AahSieo eines unreckias Lautes, ist schon Obertretung und Sfinde.***) foneie nid Süssere Wahrhaftigkeit wird sehr ernst gefortlert In dem (Sebsle: .,(1u sollst nicht Unrecht thun mit dem Munde," sind vier Sünden zurückgewiesen: Luge, nnniitxe oder geroeine Reden, Verleum- dung und Doppelzunirii»keit.-*) Die Lüge int mIm p J:uiti erlaubt, „wenn sie geschieht, um einem schweren Verbrechen vorzoheugeo, oder aus Mitleid und Erbarmen. ^)

Enthaltung von sinnlichem Genuss ist hohe Pflicht; und seilet das WohlgefiiUen an der Schönheit gilt als afiodlich. ^ScMMit und Reichthum slad wie Honig auf einer Messerschaeide; wo« Knahen ihn kosten, so verwunden sie. ihre Zuage." ^ nWer sich der Leidenschaft hinglebt, ist wie Einer, der eine Leuebts h die Hand nimmt «nd gegen den Wind gehen will; er wird sidldis Hand vcihicmieu." ^) Unter den Leidenschaften ist die ander Schönheit hilnirende stärker als die andere; es giebt keine grr>s^re Leidenschaft als diese; wenn Jemand von Leidenschaft fTlr die Schönheit erfasst wird, so kann er in der Weit nicht auf des W<9 gelangen«

Die verboteneo lierauscheodei^ Getrftnke, Aiak, Rum, Tisa- beawein etc., dflrien aar bei Kranitheilen als Araoei geaesssa a«r- den; sonst darf man nicht einmal dania riechen und isich aat ksiscM MensdieB zosammensetsen, welcher sie trialct Slafer hoiMMS

In eine mit Koth und Schlamm gefüllte Holle, oder wefdes sb Blödsinnige wiedergehoreu. Jene (xetrünke <»iud acidimaisr si*

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dift, «mI li«lMr der MmmIi geMdnpolseM« En trioken ab «ie.«)

Die sanitmüthige Geduld in Ertragung von Sclimerz und l nbill wird in Lehre und Beispiel iiisu eilen ins Cbertriebene gesteigert. „Wenn ein Frommer von Menschen besehimpft wird, so dnikt er: t.,,es sind gute Leute, weil sie luicli nicht schlagen/"' Schlagen sie ihn mit der Faust, so deolU eri f»,,sie sind gat und sanft, weil sie tiiclit alt dem Stocke eohlagen; " " schlagen sie mit dem Stocke, so epiidit er: »„»«ie eied eaaft« weil sie »ich nickt todt ecUegcp;''*' toilteo «kl ike» eo deakt er: n,»aie eM gut, weil sie nkk mil so wenig Sckmen tdo diesem «itrelDeD KOrper befreien.*'" 2u dem, der eelGbee bekennte, strack frendig (akjamuBi: Geke Beireiter, befreie; du, am andern Ufer Angekommener, mache, duss auch die Andern ankommen; Getrösteter, tröste, zum iNiivana Gelaug- ter, lass anch die Andern dahin gelangen."®) Diese Sauftmuth ist nun allerdings weder natürlich noch auf höhererem Standpunkte sittlich, weil nie in sich unwahr ist, sie ist aber eine nahe liegende Folge der ganaen buddhistisdieu WeltanscJiannDg. Ckriatas beiehlt awar dem Petrus daa Sckwert einzustecken, aber den Kaeckt, der ikn vor dem Uokeapiieater acklag, eikllrt ,er kelneawega iDr „gut und aanft," kllt ikm vieknebr aeb Uareebt in atrengen Worten tor.

Die Wobltkittgkeit im weiteatea Sinae dea Wortea» ekie keke Pückl der Fremmen, bat ebenfoUa den Zweck, da« Leiden der Geschüpfc zu mildern; sie bezieht sich auf Thiere ebenso wie auf die Menschen. Schattenreiche und fruchttragende Bäume und heil- same Krauter an die Wege pflanzen, Brunnen graben, Gebäude zu Herbergen für Vieh und Menschen errichten u. s. f. sind Tugenden, die an Frommen hochgeruhmt werden. «>) „Alles, was eis Frommer des Weaen eiaeigt, das erzeigt er dem Buddka aelber, und die W«fleu erfireuead erilUt er Buddka mit Giitteffteuden.« „Die den Wandel [der Wakikeit] Erlemeeden mflasen «Ick. der Milde und Barmkeiaigkeit beieiaalgea und Gaben auathellen, Daa Ver- dienet, daa man akb durck Gaben erwirbt, ist «ehr greaa." >') . „Du sollst freundlich und wohlwollend sein gegen jegliche« Wesen; dn sollst Frieden in der Welt ausbreiten, wenn du irgend ein Wesen todten siehst, soll deine JSeele von Mitleid und Bedauern bewegt sein."*«) - Nach einer tübetischen Legende Hess sich ein i iühi- mer aeiaeUaut fär einen andern, der ihrer bedurfte, abziehen,

Gastfreundschaft ist heilige Pflicht der Budd|iistco;i&) liei- «ende ohne Uatemokied werden in den Klostern immer aekr wohU waUead an%eaeflMneD; und ckriatlicke Mlaaienlre wurden mit eiuer Uekeveilen Aektuag behandelt, al« wären «le unter den lbrigen<>«)

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Eine alte, an geschtehflSebe Tbaieadbe« aieh aalelmeiide Reb-

liehe Sage, dichterischer Darstellung werth, giebt uns ein treuesBild lichter huddhistischer Lebensweisheit, noch unberührt von späterer Entartung. Des grctssen KHiii^s Ayoka Sohn, KunAla, ein Jüng- ling von wunderbar schönen Augen, wnrdc frflh schon Ton einem Weisen über die Vergänglichkeit alles Irdiscbeu belehrt £r lebt sehr einsam, flieht d<u< Geräusch des Hofes, und sinnt gern dem Gedaokeo der VefgfiagUehkeit Dacii. Da wird des KSaigs svreite GemahÜD van Liebe an dem Prinxen entiammt; aber nmaonst and ibre Versoehe aar VerAUnrang, umaonst aelbat ibre Drohnngen, iha tSdten an laaven. ,»0 meine Motter, aprtcbt Kmala, lieber ater- ben «nd bei der PIlicbt verbarren und rein bleiben; ein Loliea voU Schande mag ich nicht.** Die rachedfirstende Verschmähte bewegt den König, den Prinzen zur Uekänipiung einer lernen im Aufstände begriffenen Stadt zu senden; der Pnnz aber beschwich- tigt durch seine Gegenwart die Empörung, und erwirbt sich bald die Liebe den Volkes. Da beredet sie den König, den sie von einer schweren Kranidieit gläckUeb geheilt, ihr die Herrschaft auf sieben Tage.abButreten« Sie empföngt sie, aber nicbt daa kBoig* Hebe Siegel. Jetat fertigt nie einen Befebl ai», dem Prinaen die Avgea ausimeiMen, nnd entwendet dem acbiafenden KMjg« der von Kvnala'a Sdiicfcsal ebnend träumt « daa Siegel, und nntersie- gelt den Befehl. Webklagen ermilt die Stadt» ata der Befehl bekannt wird; niemand wagt ihn zu vollziehen, kein Henker will die Hand an den Prinzen mit den w underbar schönen xVugen legen. Und erst als Kunala endlich selbst den Henkern grosse Belülimin- gen verspricht, findet sich ein Mensch, ruchlos anzusehen, bereit, seinen Willen zu thun. „Siehe, spricht Ktmala« diese ganze Welt ist vergänglich, niemand bleibt in adaer Lage mwandelbar. Wenn ich die Ve^SnglicIdceit aller Dinge betraebte» ao aittere icb niebt mebr bei dem Oedanlcen an diene Strafe« denn Jcb weias, da» meine Aegen etwas Vergfinglicfaea sind/* Er nfarnnt daa ernte ibm anagerisaene Auge In aeine Hand, nnd aehavt ea lange an.

Warum alebat du nidbt mebr die Geatalten, die du so eben aoeb aaiiHt, grobe Kugel von Fleis« li ^ Wie thöiicht und vcrüclitlieb sind die Losinnigen, die an dir hängen und 8ageu: das ist mein! Die aber, welche dich nur befrachten als ein verglingHchLs Organ, die sind vor Unglück sicher." Als ihm auch das zweite Auge ans* gerissen war, sprach er: „Um Auge von Fleisch ist mir entrissen, aber ich habe die vollkommneren Augen der Weisheit erlangt \ch bin Ton der bOcbaten GrÜaae geaunken, die mit alob bringt an viele Beigen nnd Sehmeis» und ich habe eilmigt die Hemcbaft den Be-

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«eteeti, das aUen Schmerz und Kummer «ofliebt Als er die Rinke der -racbeeilditifeD KSnigin erfobr, sagte er: „Möge sie iMge noch Gtäek uod Macht goniessen, sie, die mir ein so grosses Heil cjöbracht hat." Seine jammernde Gattin trSstet er mit den

W orteu: „Erkenne, dass die Gefichöjtiti zum Elend verdanmil «ind, wisse, dass die Menschen bestimmt sind, um diejenigen sich ent- rissen zu sehen, die ihnen theuer sind; darum darfst du keine Tbränc vcrgiessen." Als Bettler wandert er nun mit seiner Gat- tin, und k(»mmt bis zu des Königs Pailast; er setzt sich auf des Uäiises Schwelle, und siogt zur Laufe: „Der Weise» der mit der reioen Fackel der ErkenDtuiss das Auge sieht und die andern Sinne, Ist befreit von dem Gesetae der Seelenwanderung. Wenn deuie Seele, der Sfinde ergeben, gequält ist durch die Schmenen des Daseins, und wenn dn nach ONlek dich sehnst in dieser Welt, so eile fiir immer, <len sinnlichen Dingen zu entsagen." Der Krmig erkennt seines Sohnes Stimme, erinnert s'u U sfjiues frühercH Trau- mes, lä.sst den Kunala rufen, und erkennt ihn nur mit Mühe wieder. Nach dem Urheber dieses Unheils gefragt, antwortet der Blinde: „Kein Wesen kann entfliehen der Frucht seiner Werke; ich habe in einem früheren Leben eine Schuld auf mich geladen, [fiSnf- hundert Gazellen die Augen ausgestochen] and darum bin Ich In diese Welt wiedergekommen, ich, dessen Augen die Ursachen meines Unglücks sind/' Er wehrt dem erzflmten KSnig, der die Frevlerin martern und tOdien will: „Es wfirde nicht ehrenvoll Air dich sein, sie zu tödten; es giebt keinen höheren Lohn, als den für tias Wohlwollen." Er föllt dem Kiinige zu Füssen, und spricht: „O Könis, ich tühle keinen Schmerz, und trotz dieser grausamen Behandlung föhle ich nicht das Feuer des Zornes; mein Uerz bat nur Wohlwollen für meine Mutter, die befohlen hat, mir die Augen auszureissen« Könnten zum Zeugniss der Wabriielt dieser Worte meine Augen wieder werden, wie sie waren!'* und «ie waren wieder da.^^ Die der Sage zu Grunde liegende Begebenheit Mit in die Jahre 330—227 vor Chr.

Die Schonung der Thiere wird hier noch weiter getrieben als bei den Brahmancn. „Nichts Lebendiges soll getödtet werden, sei es ein Mensch, sei es \ atci oder Mutler, sei es eine Heuschrecke oder das kleinste Ifisckt; oh jemand mit eigner Hand todtet oder einem Andern zu tüdten bcliehlt oder auch nur dem Tiidten mit Wohlgefallen zusiebt, das ist alles gleich sehr verboten." „Das vornehmste aller Verbote ist die Todtung eines Wesens, und Schonung alles Lebeoden ist die heiligste der 250 Pflichten eines Geistlichen; der Mensch bedenke, dass er sich selbst nicht t<idten

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darf, und das« andere Wc8cn ebendo ihr Danein haben, wie er das scliiigc. Nichttudtcn wird vergolten roü einem lai^^en Lebes« Tödten aber mit einem kuneen. Tödtet maD ein Thier , um eiieo Gast damit tn bewirtben, ao ist die Sflade danim nicht geringer.^

Der mSchtige Künig A^lia nabm daa Verbot^ Tbiere sv tfidten» untor die Staatagesetse auf; das anf eine Sitile ebigegrabeiie Edict Ist noeh vorbanden. ^) Seibat !m eUneaiachen Bvddfaiaraw gelten INIcüfiJcbcu, welche auch nur die geringsten Thiere, z. B. Krebse, zum Schlachten verkaufen, aU „Menschen der Holle;'*»*) und oligleidi die Seideri/:ucht in China eine der am hiichsten trechrtcn üc*>chiiftigungen ist, lehren die chine-sisrhcn Buddhatfchriften: Buddha untersagte i»eiuen Schülern, sich in seidene Stoffe la kleiden und Schuhe oder Sandalen aus Leder zu tragen, weil man diess not duicb Tddtnng lebender Wesen erbAlf»*) Nach der Sage warf sich Bnddba einer bnngernden Tigerin vor, und da aie KU matt war, Iba an aerreiaaen, rias er sich aelbat die Hant aaf, lieas aie daa BInt lecken md sich dann von Ihr xeitelaaen; dies« Beispiel fand Nacbabmung. Ein anderes Mal Hess er aftch, in einen Fuchs verwandelt, «la.s Fell lebendig abziehen, um dem Jäger die Sunden des Mordes zu ersparen.^*) Ferner erziiiilt die S;igp, dass er ein.Ht im Winter eine Laus in Seide eingehüllt und in rim ni hohlen Baume verborgen und sie ernlihrt habe; „er filtrirte das Wasser au wiederholten Malen, um nicht ein Insekt zn ver- schlocbea; so mitleidsvoll war sein Uerz für alle Wesen. ***^) Man mnas ein brennendes Licht so halten, dasa kein Insekt in die Flamme Iiiegen kaan.**) Ja die spätere FMmmigfceit wHI, mit Besag auf die Seelenwaaderang, auch die Thiere in die SeMgkcit fiihren; ,,es ist meine Pflicht, ebenso Ar BefreHrog der Thiere alt der Menschen zu sorgen; so oft ich tbierischen Mitweseu, sei Vou,cl «»der Säugethier oder Wurm, begegne, soll ich Amita [ein Bodhisattra] wiederholt anrufen, und den Wanach daran knüpfen, dass alle diese ficschnpfe durch mich hinubcrgefShrt uerd^n mögen; ^'20^ vind wenn sich ein Seid^nzüchter seines Generbe^ nicht EU enthalten vermag, so soll er wenigstena renig den Wunsch avaspredien, alle von ihm getöteten Raupen abist au erlösen. Die Schonnng gegen die Natnr geht so weit, dann man anf kein abgelSillenea Blatt treten darf, aondern ea bei Seite legen mass.*") Die strengeren Geaetae flbr die Geistll ch en , also fttr die eigeot- lieben Bnddhajfinger , heroben wesentKcb 'anf dem €ledanken der VVeltentsagung, sind die modilicirtc brahnianischc Askese. Der Gcistlirhe darf mircrcdie, bau I ne Kleider (rügen, mitkcioer thierischeti Wolle vermischt, weil kein Xhier gctüdtct werden dar^ darf keiuem

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8ciuiu«piel und Tiaiiz beiwohnen, weder Würfel nuch 6cliacli spie- len; Meine Bettstelle darf nur acht Zoll hoch sein, und von unaoge- stricbenein Holz und ohne Zierde und Sehnitzwerk ; seidme Decken 4aiCer nicbt brnvehen; nadi Mittag darf er oieto mehr eeseo, «ad aberbanpt nur eine MaUaeit halten. Diene Voraeiiriften fttr daa Lehen der GeiatÜcheo werden in weitlSafigen Schriften hin in die l^leh>liehate Elnaellieit angegeben; jede Bewegung ist dnrch daa Gesetz bestimmt, der Freiheit nichts überlassen; z. B. ein Scbfi* Icr darf sich nicht auf den Stuhl des Lclii er<6 setzen, und ihm auch dann ni< ht w sprce hen, wenn dieser etwas Falsches sasjt; heim Abtragt 11 oiiio.s riricies yull er nidit in denselben liineiiiselien , s«dl tttcb in Gegenwart des Lehrers nicht an die Wand lehnen; wenn er aeinem I«ehrer ausgeht» soll er weder nach rechts nuch nach lioks sehen» aondem daa Haupt zur Erde hevgen. Ein Geistlicher aoU nicht ana der Feme nit Jeaund laut reden, soll beim Waschen " nicht an viel Wasaer gehiaachen, aoU l>eim Ansapneken aich In Acht nehmen, daaa er niemand anapneirt, aoU nicht die Naae au laut schnXusen, und wenn er gähnt, soll er sich den Ärmel vor den Mund halten, bei Tisch sich nicht den Kopf kratzen, nicht mit vollem Munde sprechen, soll eine im Essen mitgekoehte Fliege nicht dem Nachbar zeigen, nieht von einein Sit?; aal <len andern rücken, nicbt zu schnell und nicht zu langsam kauen u. s. f.; er soll auf der Strasse nicht müssig gatlen, nacht die Weiber anbliu> sein, bei SclMUspielereien gleichgültig vor€bergeben , In keine Pfiitae treten, nur in NotbljÜlen reiten » daan aber daa Pferd nicht peitadwn; und viele andere wohlgemeinte, aber konische Anatanda- regeln. M)

0 Kstiduianw der Sduunancn« G«Mts l lO*, Foe>K..-K. p. 104; 8ifr> twld, Hip^poD, I, 171. ^ ') Bumool, I, p. a39; LMten, II, S. ^

») T»ing-tu-uen, b. Schott, 252. *) Kat d. Scham. S. 18. *) Ebcnd. 10. •) Sutra der 42 Sfttze, v. S, hf- fncr, a. a. O. p. 69. 72. ') Ebend. p. 72. •) Kat. il. Sch. S. 22. 23. *) Bam, 252. ' ") Lassen, Ind. Alt. II, 240. 2S8 cto. »') Chines. Sutra, b. Schölt, 176. '*) Sutra der 42 Sfltze, v. Schicfncr, rt. i». O. 69. »») Kat. d. Scham. S. 13. '*) Schott, 17«.. ' Burn, 335. »•) Yvttu, im Ausland, 1846, 692 Ii. ^) ßiuu. 403 S; vgl. Lassen, U, 270.

«") Kat. d. Scham. 8. 13. »•) Taing- tu- urni, b. Schott, 246 OrBch,

Rehe, n, 19. » **) TsiDg-tn-nea, bei Schott, S45. **) Ebend« 269. _ Sehnidt, Fomh. 184. 189.; Foe-K.-K. ^ 50. 74. 75; Bnmouf, I, 159.— •«> KaL d. Sehn. 8. 19. ^ *•) Ebend. 41. T^ing-tanien, b. Sehott, 357. tt) Eboid. 989. *•) Kit. d. Sek 41. *•) Kat. d. Soh. 8. 35. 3«. 88. 30. s«) Ebeod. S.39.-64.

§ 178.

Die Clie ist dcMii r:;cistUc1ien liaddhajünger versagt; Dasein efxeogtiiiti, Ut t»ie ihrem Weseu nach vom Übel, bie iai bei dem

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Laien, wie das ganze Laienthum, mir geduldet, und hat darum auch keinen aus dem buddhisLi&cheu Staudpunkte etwa iliesseu- den eigenthü in lieben Charakter; sie richtet sich nach brahma- nischcu und chinesischen Begriffen. Ein wirkliches Interesse für das Familienleben kann bei der maasslosen Veracbtnng alles Wirklichen nicht vorhanden sein; wo dem Frommep Gattin. Tochter, Matter grade so viel gelten soll wie eine Bure, >) da Ist die Familienliebe ohne Gmndlage; an die Stelle wahrer kind» liehen Liebe tritt nur der mehr den Charakter der Selbstrcr^ lengnnug tragende anbedingte Gehorsam gegen die Eitern.*) Die iMilde des ganzen Charakters lässt aber den Maugei des FaiuiUeubcwussU>eius ^\ cniger fühlbar hervortreten.

y,Der Esstrieb und dot Geä.chlcchtstrieb sind die beiden groisseo Gelüste des Menschen; wer beide in dem Grade bewältigen kano, dass sie für ihn gar nicht vorhanden sind, der ist ein Heiliger; wer sie zügeln kann, ist weise." ,^Die Gesetze für die (veiatÜchea vcrbleteo geschlechtliche Begierden gimdicfa; der geriagsta Ver< kehr des einen Geschlechts mit dem andern ist dn Brach der 6e- setse."*) Indess wird vor fanatiseher Obertreihang gewarnt; als ein Mann, der seine Leidenschaft nicht bSndigen kannte, sich est- nuinnte, sprach Buddha zu ihm; Besser ist es seine Gedanken zu entfernen als sein oiännHches Vermögen ; ist der Geist, welcher Herr ist, gebändigt, so werden auch seine Diener von selbst abgehalten werden; was hilft es, wenn das männliche VermugCD« nicht aber der verkehrte Sinn beseitigt wird.

Das Weib hat «war eine höhere Stellung als bei des ficah- manen, and hat an dem geistlichen Leben eiseo viel bedettteaderes Antheü als bei diesen; indessen ist die Achtnng der Weiblichkeit doch inuDer noch gering; „den Worten Baddha*s geaiiss kosunt die Seele dessen, der sinnlichen Lfiaten ergeben war» in eisen weiblichen Korper das Weib steht also ihrem Wesen nach sitt- lici) iiiedriger als der Mann.

Vielweiberei ist dem Laien natürlich gestattet; indef»c» be- gnügt man sich gewohnlich mit einer Frau. Trennung der Ehe ist ganz leicht, und die Willkür ist wenig beschränkt. iSeltsafli ist die in Ulassa seit 200 Jahren eingeführte Sitte, dass die Fraasn auf der Strasse nicht anders erscheisen dürfen als ait schwaia as« geflirbtes Gesichtern, damit sie nicht zu rebend aussebes«^)

') Born. 5Mw Lassen« II, 8SB; Bnrn. ^ 0 TMna-tn-aan, h, ScM» jVs. «) Kat d. Sch. S. 16. ^ Sutm der 4S filtee, a. a. O. 74. ^ Ttiss-Si» ucd; b«i Scbott, S67. Hne v. Gäbet, uu Auahuid, 1850, 8. 638.

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Vierter Absciiiiill. Der St« a t.

§179.

Zum Staate wethäH sieh die bnddliiaiieche Wellaaecliaiiiiitg ebenso wie aar Ehe, sie adilieast in ihier Coeeeqneaa beide aaa. ist ee ftr jeden Meaeebea Pflkh«, sicli yrni der Welt TSlIig aa-

rückzuziehen, in einsamer Entsagung zu leben, so kann es keinen Staat geben. Der .Staat schafft ja eine geistige Wirklichkeit in die natürliche, der iluddhist aber erkennt huv das Nichtsein als die Wahrheit an. Der T^iiü!; dieser Weltanschauung geht aus dein Slaa taleben hinaus; derFroiniue kann sich nül dem weltliclien Treiben nicht befassen; rfihmend Mrifd es darum erwähnt, wenn ein König die Regiening niederlegt und sich in die Einsamkeit aaifleiniehl; es ist also das Ziel der Weisheit^ den Torbandenen Staat aafimlOaen» aiebt aber einen neuen an eraeogen« Es giebt keinen wabrball Imddhisliseben Staat

Aber aneh hier ist in der praktischen Wirklichkeit die reine Idee vitli'ach abgeschwächt worden; gab es einmal ausser den wirkliche)] Frommen auch noch Laien, gab es Ehe und Besitz, hatte einmal die inüchttge Strömung der p^rossen Idee an ihren Ufern eine breite Sumpfniederung erzeugt, so erwuchsen aus dieaer sofort viele Gewächse, welche der eigentliche Strom in nch nicht daldete, ond auch ein Staatsleben erwuchs oder blieb. Der Staat baddhistiscber Völker nrass, obgleieh er nicht aus der Idee ist, doch von ihr getrinkt sein vnd aioh VielfiMsh anders zeigen ids der brahmanisehe.

1. Der Staat kann hier keinen natttrlichen Unterschied der Meiisclicii an Recht und Rang anci kennen; es giebt keine Ka- sten mehr, alle Menschen sind gleieh berechtigt 165]; damit ist das Wesen des brahmaiiischen Staates vernichtet, die ganze NaturgÜederung mit der Verschiedenheit der Hechte und der PiUehten durch die Verschiedenheit der Gebort ist aufgehoben; die Baddhisten kennen keine Hochgebome und Niedriggeb orne«

t. Ans der Gleiehbereebtigang aller Mensehen in Beaie« ^hang anf ftre Geburt folgt ÜHrner die Aufhebung der P^ationa- litftti der baddhiatisehe Staat ist kebi Natleiial -Staat; da gilt kein hdier nnd kein Ghteese, kein Mongole und kein Tftbetaner« sondern alle können kommen und iheW nehmen an Boddha's geistigem Reiche. Wer die \\ ahrheit erkennt, gehört dem Buddha- Volke an; dieses hat also keine naturüohe, sondeca

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eine ideelle Bedeutung; der chinesische Staat kann nur iuCbioa sein» uod der brahmanische nur in Indien ; der buddhistische kuui öberalL sein, wo der Gedanke der Nichtigkeit alles Daseins er- fimt ist Gleiebgüitig gegen die natArlichen ünterselnede der V5lker» kann der Staat aneh wenig Werth legen anf eine be* sliinnite nationale Staatsform; der Baddbismns sduniegt sieh ge- fügig jeder beliebigen StaatsbUdnng an, so lange nur nlclrt seine wesentlichen Grundsätze über das Wesen des Menschen und seiiiei' Pllichten angetastet werden; cv lügt sich, nicht weil er Interesse am Staate hat, sonileni atis (rleichgültis^keit; es liegt ihm wenis? daran, ob der Staat so oder s(t ist, es ist doch «ilie« eitel. l>ie Buddhisten machen keine Hcvolution. lassen sich Bmtk eine fremdartige Regierung gefallen . sie hetheiligen sich aber aueh selbst nicht dabei, sie sind die Stillen im Lande^ die sieh um das Treiben der Welt nieht kfimmem.

8. bnddhistisehe Staat ist daldsam gegen alle fuem- den Elemente, auch gegen die Uaglinbigen. >) Freilich sollen alle Menschen die Wahrheit erkennen , aber da Aese Wahrbeil vernein eil der Art ist, nichts scliairt äondtrii aufhebt, so ist kein Grund zur Verfolgung der Nicht- Erkennenden. Intolerant ist jodp Idee, welche eine geschichtliche Wirklichkeit scliafit, ivclche einen Staat und eine wirkliche Kirche bildet, denn da stdrt jedes fremde Element das Leben des Ganzen; jedes Le- bendige scheidet naturgemäss alles Fremdartige ans sich aoSi «ad ist in krankhaftem Zustande, so lange diess niohl geaehehMU Der blosse CUanbe reifolgt nieht, sonden die reala Gestaltmg desselben im Volke, die eine weltHehe Maehl gewardstt, ako Staateeharakter bat; eine verfolgende Klrohe hat das Elemcat dc$ Staates in sich; und eigentlich ist es nur der Staat, welcher verfolgt. Der Buddhismus aber schafft weder einen wirkiiciieii Staat nocli eine wirkliche Kirche; das thatsächliche Auftreteu beider ist sclioi» ninc Abscliwächung der Idee; er kann aiso auch seinem Wesen nach nicht verfolgen. Ausserdem ist es ja die höchste Pütcht jedes Frommen , den Sdunerz des Dasefas nicht vergrOssem; aneh der UngiAabige ist, ohne daas ^ es recht eikennt, von dem allgemeinen Elend nmlangen; sollte der Fromme ihm nooh mdir Elend bereiten, nmr daaMi ,er es eribense? Die Bnddhislen sfaid aneh nodi jelst iberans Mdsam gegm fremden Glauben, und nehmen christliche Missionäre mit Im* Ucher l rcuiidiichkeit bei bicii auf.

4. Die einzige aus der, wiewohl bereits abs^e.schwacbten Idee des Buddiüsmus entspringende Form des Staaten ist <he

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tirilige fifniieft toq KHtAie und Staat» der geiatHoli« Staat Sollen alle Mensdien fromme „Bettier** sein und der Welt alK sagen, so kann es aneh kein staatliehes Leben neben dem geist-

liehen geben; und lebten die Frommen nicht mehr in völliger Einsamkeit o<ler aLs wandernde Bettler, schaarten sie sich in Klöster, in geistliche Coloiuecn, mussten sie also naturgemäss Kicli aticli äiisserlich organisiren, so war der Staat fcrtip::, der alierii von selbst aus der Buddhnlehre entspringen konnte, aber nicht musste, ein Klosterstaat. Dieser freilich sehr ideelle Staat, aanftchst auf blosse Gemeinden bescbrftnkt, und auf der allgemeinen l^leichheh der Meneehen beruhend, eraohtanbo nraprlngtlck als Vielheit, deren Einheit nur sehr looker In den Goncilien sieb darstellte, In welehen sieh die republikaniaohe Gnuidansohaanng der gansen Bnddhalehre anssfHrielrt. Aber mit allen diesen Dinsen konnte es nicht rechter Ernst werden; der fromme Bettlei aiusste sich von jedem stärkereu Auftreten der Susserlichen CJestaltniig eines Kirchenstaates zunickziehen; die grössere Ausbreitiin«}; *ler T.ehre machte allgemeine Goncilien unmöglich, das überwiegende Klernent des Laienstandes hob auch thatsächlich die völlige Gleichberechtigong der Gläubigen und die reine Erscheinung der Idee auf; der geistliche Staat artete in eine verweltliehle Hierarchie ans; der Staat de« Dalai*Lama in Tflbet kann schlechtetdingB nnr als eine Vemrll^ derung des reinen Bnddlia-Bewnaatielns betraditet werden. £• Hegt aber Im Weeen der Saehe, daae, wo fai Ba4dha*V(llkem oidi ein wirk 11 eh es Staatsleben bildet, j«ser refai ide^e Klo- stei&taat aufgehoben werden muss.

Die Sache steht also so: eigentlich gar kein Staat; dann, wenn einmal eine äusserliche Erscheinung, ein rein geistlicher Staat in der Weise der klösterlichen Coloniecn, endlich, wenn denn doch um des Bestehens der Gläubigen willen ein wirklicher, machtvoller Staat sein muss, ein gleichgültiges Ergreifen jeder grade sich darbietenden Staatsform, ein gednl- digea UaCorwerfen nnter eine sieh yotfindende Staatsmachl, die eben nur von der Buddha- Idee eine eigenthimUehe FAr- b«ng 'erhält.

5. Der eigenthümliche Geist, mit weldmn die Bnddha-

Idee die ihr eigentlich ireniden Staatsformen durchdringt, ist der Geist der Milde und Menschlichkeit. Der Buddhismus macht zwar keine Frommen zu Fürsten, aber die Fürsten zu Frommen; und haben auch aus naheliegenden Gründen nur we- nige „erkenu^de'^ FfirsteusiobzuderUölieaulgesobwiiBgen, die

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Krone mit dem Betüergewand za vertauschen, und gestattet die Abschwäohuiig der Idee danu auch den Fürsten den Throii, wie den übrigen Laien das £hebeU| -so haben doch alle die Ver* pflichtung, die Grundsätze der ams dem tiefsten Mitleiden hervor* gehenden Milde za beobaehten. Der Ffirst ia ewem buddbisti* sehen Lande jel» den Greaa-Lama.ansgenoinnten, freilich sieht Herr der Kirche, aondern nnr primos inter pares, aber alt eoleher der erste Schnfsherr des Glanbeos, nad ist ▼erpffiehiet zum fronnnen Leben. Sein ganzes Streben muss darauf gerich- tet sein, den Schmerz des Daseins zu mildern, als ein Vater über alle .seine LI nterthanen zu walten, sie zur Tngend und /.ur Erkcnntni.ss zu führen, ancli in der Gerechtigkeit die raügiichste Müde zu zeigen, alle grausamen Strafen, auch die Todesstrafe abtnschaffen, wi^thätige Anstalten, wie Herbergen , Hospüft' 1er etc. zu errichten, jeden Krieg sa Tenneiden, es sei denn sur

A^oka [263^i26 vor Chr.], eio michtiger K5n^ ha nMfidai lodies, ist der gefeierteste Herrscher der BuddMsten. Er trat tu der neaeo Lehre über, und zeigte grossen Eüer in ihrer Aw-

breitung und Anwendung. Oa» Oh'ick seines Volkes in jeder Be- ziehung zu Pirdern, ^var .sein (irund.sat/. „F.s giebt, so sa«jt plr»c seiner Inscbrirten. keiiu; höhere Pflicht als das Heil dei eanzeri Weit. Mein ganzes Bestrehen ist, dass ich die Schuld gegen die Gc- schupfe abtrage und siehienieden glücklich mnchc, und dass sie jen« seits den Himmel sich gew innen." Seine Käthe durften zu jeder Zeit vsd an jedem Ort ihm iu Regiemogsssgelegenheites Vertrag hailea. Er erliess keine Verordoung, die sieht vorher im filiaistenatbe er- wogen irar; er sorgte daflir, dass die Gesetze tfberali gehStig ver- kfisdigt würdes, and steHte in des DOrfera beeosdere Beamte an» die von allen An^elecenheiten des Volkes genaue Kenntoiss seit« nien und ihm inif Hnth iind Mahnung heistehen sollten. Auf die Bekanntmachun<4 lit r <h setze durch Vcrkffndiffer und Inschriften wird ein sehr hoher W oi Iii i^ele^t; das Buddha-Volk ist ein [iricstcr- liches» es soll nicht mehr von einer besonderen Kaste geistlich ver- treten werden, sondern soll mit Bewusstsein bandeln. A^oka lie«8 die Wege mit schattenreichen und mit fruchttra inenden Bäumen be- litaasen, Brnonen graben und Herhergen füt Thiere and MessdM» errichten. Er betrachtete sieh als Vater seines Volkes; „Jeder gste M easch Ist meb Sohn«<* Sehie Unterthaaea aad seise Febde be- handelte er sehr müd; er schaffe die Todesstrafe fär diemeistcs Verbrechen ah; und hei jedem tler seltnen TodesurtheHe mswls die VuUfitreckuDg drei Tage verzögert werden, walircnd derer gc-

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wöhuiich die Üegoadiguug erfolgte; die Hegnadigteo mussten ein asketisches JUeben filiren. Seine grosse Freigebigkieit gegen die Geistlichen wurde seht geriihnit ; ja er schenkte ihnen sein gantet Reidi und ktefte et ihteii wieder ab. Darin liegt eigettlieh der Gedanke» data der von der fürehe getrennte Staat naberecbtiget tei.*)* Ein Kteig anf Geylen erricbteie aditiehn KraiAen» bospitaler. •*)

Wiilkarherrschafl gilt als hoher Frevel, und Fürsten und ihre Diener, vi-elche ihre Gewalt missbranchen. werden nr»< Ii ihrem Tode als !^!e<»ruugeheuer wiedergeboren, in deren lioili eine Menge Wflr- iner nagen. ^) Ua aber die Verpflichtung des Königs zu einer mil- den und gerechten Regierung eine rein moraliKebe ist und von kei- oem machtvollen Prieeterttande rTnferKtatxt and geleitet wird, so hat Sick, in €e3rion wetigstens« die Föitteninaebt oft genng in fet- telioter Wilftar bewegt.«)

Der Krieg wird nur dann gerechtfertigt, wenn er aar Verthei- digung geführt witd; nnter Buddhisten ist er natttrlieh nnerianbt. Als ein Konig auf Ceylon einen Gegner besiegte, zeigte er grosse BetrObniss, das« m<» viele Menschen auf feindlicher Seite getodtet seien; die C«eib'tli< lien trüsteten ihn damit, dass die €refalleiien ja keine Buddhisten seien.'')

*) Bumoiif, I, p. 49S. *) LaMea, H, S, S6S. *) Bumonf p. 365 ete.; IiMBen, Ind. Alt , II, S. 214 etc. 223. 240. 255 etc. *) Lassen, II,p. 419. ■)D8aig* Lm [tObeliMhJ b. Scbstt, 175. *)8lii«gel, im AMluid, lt46» & 607. ^Lmmd, 11,418,

Fünfier Abscbniit. Die Gesehietite.

§ 180.

Alle Entwickclung des Lebens geht abwärts, alles Leben ist ein Sterben» ein Hineilen zum Tode, so auch die Geschichte des Buddhismus. ]>ie neue Lehre theilt das Schicksal der Menscbheit tberhaapt. Bei den actiteii Vdlkeni geht die Ge- scUdite aufwärts 9 bei den Cldnesen steht sie still, bei den Bnd* dhlsten gelit sie abwirts; llire Perioden aeigen das Waehstham der Aasartong. Die erste, bis an der leisten der Tier grossen Sjmoden in der Mitte des ersten Jahrh. nach Chr. reichend, ist die der geschichtlichen Begründung des neuen Bevvusstsoins, und zugleich der reinen Gestaltung: die Lehre und die Ver- fittsong wurden festgestellt; der Glanzpunkt ist die Regierung

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Af okft'«, ien mimi Firsten, der sieh flBr des BwUttenis

erklärte. Iiidei /.weiten Periode, bis in unser Mittelalter i eichend, gewinnt dcrBuddlusmiis innerlich iiml äusserlicli au Ltreite. aber nicht an Tiefe; die heiligen Schriften werden erläuternd veri»eicii- tet, die neue Lehre weithin verbreite:, besonders in China, aber m hartem Kampfe von den Braluuaueu aus Indien selbst fast ganz verdrängt. In der dritten Periode verkumniert die idee aus Mangel innerer GeisteakcalOt und durch VerwftdbniBg mit vielen firemdartigeii Elementen; die HäUe iat geblieben, der Geiat gewiehen$ der Buddhiemna iat jetat eine Mnmie.

^IcfanittBi soll nach cUnesiacheo Berichten selbst diese ab- wKrtsgehende Gesebidite vorausverktlndigt haben; „%venn icb in das Nirvana eingegangen bin, wird die voUkoininene Religion öüü Jahro (l uiern, die folgende scheinbare 1000, und (ii«' let/te i^eriode 3U00 Jahre.'^'^) Aiifanirs liirlt sich der Buddliisniij> im nurdlicheo Indie»; vier Synoden, von •denen die letzte in kagmira gehalten wurde, klärten und befestigten die neue Idee. A^oka, aus deni mächtigsten der damals in Moid-iDdien regierenden Herrscher- geacblecbter, breitete» 259 aa der peueoLebre beicefart» dieselbe mit grossem Eifer, aber nur In friedlicher Weise ava, nsd orgaaisirte die Kirche.') Nach seinem Tode serfielseln Reich in mehrere klei- nere. Auf der aweilen Synode, im Jahre 246» war die AnssendaRg von MissionSroB beschlossen worden , und seitdem verbreitete sich schnell die Lelire nach iNaiden, Osten ujui iSiidcn. Schon iui zwei- ten Jahrb. vor Chr. landen tlie ChincsrMr in Mittelasien den Buddhis- mus überall verbreitet.*) Ceylon nurdo seit der Mitte des zweiten Jahrh. vor Chr. der Mittelpunkt de» südlichen Buddhismus, der von hier nach Hinter -Indien gelangte. Aber schon im zweiten Jahih. hatte der Buddhismus Un nurdlicheu Indien eiae harte Verlbl|piBg durch einen Farsten su erdulden; Kloster wurden aenitiirt, as4 Geistliche ermordet')

Die Buddhisten erschienen sam ersten Male ia Cbiaa aater der Regieraag des Schi-boang-ti^ 217 vor Chr., wurden aber aarüflligs- wiesen; hundert Jahre spitter finden sich bereits vereinzelte Spams von Buddhismus in China; int Jahre (')1 nach Chr. aber Hess ein x:hinesischer Kaiser buddhistische Priester aus Indien kommen und gestaltete den buddhislist Ikm) KultUiS in Cbina.6) P> breitete sicli bald iilier das ganze Land uuf», und im fünften Jahrh. hatte fast j«^ de^ Dorf errt buddhistisches Heiligthum.'') Oft verfolgtt werde «1er Buddhismus nicht auHgerottet. und zu andern Zeiten wurde er wieder sehr begünstigt [{ 27].») In China aber bUdet der BuddbissHü kerne Cleacbicbte, soadera geht *m die cbiaeeisebe ehi; er tslwr

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als Religion, nicht als Staat, und selbst jene erscheint imr in ge- trübter uiid «ekbter Ge«taU «od obue bedeutoiide bierarchUche GliederoQg.

In JapaOf wobio der Baddbianitt« im sedwtea Jabrbnodert dnngf Ist d«r«elbe fiberua verflacht und mit vielea frevulea» be- aondcra biabmaaiacbea Etcneateo veroiiacbt [S. 223].

Id seiner ftuaaerlichea Geataltung, eben dam» aber nicht

In seinem Wesen hat der Buddhismus seinen vollen Glans la Tübet erreicht. Hier trat er als eine holie geistige Maclit lic^valti- gcnd irj oiii iiuch rohes Vollc^ utiii wurde für dasselbe der Anfang und die Quelle alier geistigen und sittlichen liildung. Die frenuien Send- boten %varcn für die Tfibetaner eine höhere Auctorität, und nir- gends hat «ich darum so scharf die Souderung der Geistlichen vom Volke beraiiageblldety and so hoch der erateren Macht erbeben ala bTflbet Ea erinnert dieaeEntiriekeInng an die'Stellai^ der Geiat- lidiea In Mitteleurapa bn früheren Mittelalter, Ea gewinnt hier der Bttddhiamna einen K9rper, und verhält sich au seiner ursprang- liehen Gestalt etwa wie die epische Gestalt der Brahma-Religion an der veilischeii. Durch Tschiugijskhau's Enkel KuUilai wurden 12G0 die obern Lama zu w irklichen Herrschern eingesetzt und in ihrer Macht iiefcstiget, und die clilne.sischen Kaiser, unter deren AhhSn- gigkeitTübet nachher kam, bestätigten diese geistliche Herrschaft.®) ^'ach einigen, durch die Schwäche der chinesischen Kaiser hervorge- rufenen Schwankungen wurde die eine Zeit lang bei Seite gedrängte geistliche Macht der beiden höchsten Lama 1754 wieder bestätigt, aber bald durch chlnealache Statthalter bedeutend geschmälert; gegenwärtig Ist alle wirkliche Regierungsgewalt in den Händen der letatereo.io)

Zu den Mongolen kam der Buddhismus bald nach Tscbingiskhan ; dieser selbjst wuUte nichts da\<jti wissen: ..die Ilo-scliaui; [LamaJ und Tao-tse, sagte er, sind /u nichts nütze; sie wiegeln vielmehr das Volk auf; alle sollen des Landes verwiesen n erden. ' Aber ein Enkel desselben nahm die Buddhalehre un ; Kubilai Kbao begünstigte sie, und setzte selbst in Tübet geistliche Regenten ein. Aber mit dem Fall der Macht der Moogoleo verwilderte auch ihre Reiigien wieder, und erat in der aweiten Räifte dea aechasehoten Jabdmnderts gewann der Bnddbiamua unter den Mengolen durch Sendboten aus Tfibet wieder ein neues und rege- res Leben.

Während sich der Huddbisnius nach allen Seiten hin siegreich aasbreitete, hatte er in meiner Heiinath einen harten Kampf zu be* aleiieak Das brabmarusche \ ulk war bivh bewusst gewordeo, dass

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die Lehre «ein lonersles Weeeii angriffe; was laaeiMeli est*

gemMigesetzt war, musste auch geschichtlich sich scheiden. Der buddhisnius gehört nicht einem Volke, sondern der IVIcnscbheit aji, hat tiiclif ein Land, sondern d*H' Frde /nr licimath; das Brahmaneo- tbum aber ist an den indischen Boden gclcssclt. In diesem Kampfe koDDte die EotseheidaDg nicht zweifelhaflt sein. Blieben die Bod* dhisten im Lande, so masste das brahinanische Leben nntergeheo, wSlirend jene aasser Landes ilberaU eine Heimath fanden. Die Brabmanen gebranchten das Haosrecbt, am ihr Dasein ztt retfes; die HeioatUesen werden aas Indiens Grinsen Yerdfiogt bn filnften Jabrbundert begann der gewaltige« zam Tbeil Mutige Kampf, und zog sich , nachdem er bald zu Gunsten der Brabmanen sich wendete, in .späten Nachnehen bis ins vierzehnte Jahrhundert Der Vedanta-Philosriph Sankara selbst | S. 23^"] war ein llaupt- gegner der neuenLehre und ein eifriger Betorderer ihrer \ erlolgnn^. Nur am Fuss des Uimalaja, in Nepal, erhielt sieb der Buddiusmos.^)

BarMid; I, p. &85.— *) Nemnum b. Dlgcn, III, 2, 120. ISO. *) L«»en, M Alt. n. S. Si4 etc.; 44S. *) Nenmaiin b. Illgen, IH, 8, 188. *) Burooiir, I, p. 4S0. ~ *) Foe-Kone-Ki, v. Abel-Banmat, p. 41. 44. ^ De Maffla, fai«L gw. V, 48.— ')Bbtlid. 50; Vi, 488; 686 n. oft. ~ •) Sehott, 184; ll•n1llSnll^ bn AmL

1846, S. 51. ^ Schott, 187. 188; Neumann, a. a.0. 52. 56; Hac u. Gäbet, ebeod. 1850. 6.19. Schott, 193. 194. ") Schott, 195, >*) Abel-B^nmt, Mel«- get Asiat l, 125; Büro. 5a&; T^aiuact. I, 550. 558.

8 e b 1 1 8 8.

§ 181.

In dem indischen Geiste ist die objective Weltanscbanong zu ihrem Gipfelpnnkt gelangt; aber dieser Gipfel ragt in awei Spi- tzen empor* Beide Erscbeinangen des faidisehen Geistes gflhMn zu einander als die zwei Seiten eines lebendigen Gänsen. Dcf Brahmane legt den Haoptton anf das Sein, der Buddbist mS das Nichtsein; jener erfasst die Einheit, dieser die !^cbrankcn- losc Vielheit; die brahmanische Idee ist positiv, die buddhi- stisclic negativ; dort dehnt sich das Centrum des Alls in wei- terhin immer mehr abnehmender Kraft zur VVeltperipheric aas nnd zieht dieselbe wieder in sich hinein; hier ist das Centnini ganz und gar in die Peripherie übergegangen , hat aidi voll- ständig ausgebreitet; jene ist centripedal, diese centrifi^iai* Die Brahmanenlehre yerlierC die Welt, behält bloas die Gott- heit, ^ die Bnddhalebre verliert die Gottheit, nnd behtitbhwf die Welt, 4ie ihr aber aneh unter den Hiiiden wieder w

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BcbwinMf 4it endlose Umkreis zerstiebt. Dort ist das wahv0 Mn jensails to Weit, Mer iit alles Sein in der Welt, aber das Sein Ist nieht daa Walire. Der Bnlnnane will ans der Weit den Seheina in daa eine Sein snriek» dar Buddhist will ans d4r aalenden Wek in das KIcbtMin anrAck; beide aber ftblen sieh in der wirklichen Welt unbefriedigt. Jener will sicli und die Weh in und aas dem einen Sein erfassen und begreifen, dieser will sich aus dem Dasein erN^sen; jener erfasst denkend das Sein, dieser wird von dem nichtigen Wesen des Alls erfasst, nnd empfindet den Schmerz des Daseins; jener feradit und sehant, dieser föhlt; die Imhnianlselie Weltanschauungisiepiseb, die bnddMatiaehe Ijriaeh, Jene mabr nlnnlinb, diese meba welbticli. Der Bnbnane bat ea dielir mit Gatt zn 1km ala mil aieh •nd mit dar Welt , der Bnddblat bal ea narndt aieh nad der Wall xn tbmi, nicht mit Gott; jener ist mehr theoretisch, dieser meha praktisch, jener mehr do<;maliäcii, dieser mehr moralisch. Der Brahmane eriasst die Welt als eine Entäusserung, eine £rnie- driguug Gottes, der Boddhistals eine Überhebunc^. als eine An- massung der Dinge, sein zu wollen, bei beiden aber ist sie vnm Cbel. Jenem ist sie einentfolteter Keim, diesem eine einheitslose Vielheit; dort ist eine organische Verzweigung, hier ein Zer- miebcn daa Seina bi Atome« Dia WeHanachannag daa Brak« manen iai atreng monarebiaeb, Gatt ist Allan in Allem; die de$ Baddbiatan ist damekratfaich , die Menge Wt daa ekisig Wakra; ^ - dart kommt alles Gate und Grosse tou oben herab; die Gfltter werden menschliche Helden; hier steigt alles von uulen auf ; die menschlichen Helden werden Gottesmächte.

Die brahmanische Welt ist ihrem Ursprung nach gut, ihrer Wirklichkeit nach böse; die buddhistische ist ihrer Wirklichkeit nach auch bOse, aber ihre Wahrheit rubt in Uirem Ziele, in Ikrer Anflftanng in niabtai daa brahmaniaeha Bewusstsein wirft daher nrit Vailiabe «af den Anfimg, daa bnddkistiscba anf daa Ende; jenen liebt die Kosmogonie, diaaea die Eaohatelegie» BaMa Tori^eilbn daa Dasefo; der Brakmane TemcbteC ea, weB er es an dem höheren Sein Brahma's misst; der Bnddkkt he- tnvert es, weil er die Dichtigkeit als ihr Wesen erkennt; jener findet in allem Dasein Gott, und wirfl jenes als die leere Schaale fort, dieser findet in allem Dasein das Nichts, und mag das In- haltsleere nicht. Der Brahmane ist Idealist, und verwid't das Reale, weil es nicht die Idee ist; der Buddhist ist Realist, und aerwirft trotadem das Reale, weU ea eben nicht wahrhaft real ist. ' im Bmkmaoenthnm aneidil das okfeetive Haidantknas den n. as

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Höhepunkt seines aufsteigenden Lebens; im BaddMsmtia kommt es zur Zersetzung: Volk, Staat, Sprache lösen sich auf: di« nationale Begränzung wird in den Univeraalismus aufgehobeo, aber das ist ein Universalismaa der Verzweiflung. Das Brafah laaiienthiim mtnä der Buddhisnas Inhalten ifich. äibBKch aa •» ander wie das Jadentbiini . anm Ghifatenthinn. - Die Btahauuieft wie dieHebrier betraehfeen aicbiids daa anatebHeasliebe Volk Gottes; der Beddbismiis and das Gbrisleatlinni oaifadsea die Menschheit; jene beiden haben ein bestimmtes Priesterthain und strenge priesterliehc Formen, un<I das Priesterthum herrscht über das Volk; bei den andern beiden ixt ein iirieskriiches \ olk. uufl (1( r Kult ist nielir innerlich als iiusserlich; bei flen ersien beiden beherrscht eine starre Gesetzliclikeit das ganze Leboi, tfnd das Gebot ist iMirt und drohend » bier henicbt nüdeJM» and die Berabigvag det Vergebung»

Ersdiemt so der Baddbismas als 4er. reine Gegensata an Beabaanentbum, ao aeigt er sich andrerseits als die klare ÜNh sequeaa der brabaiantscben Idee. Der Brainnane aelat ia dM an sieh vöUi«; leere Brahma einen Lebensprocess, ohne für die* sen irgend* einen Grund aufzeigen zu können^ n cslialb die eon- secjuoiitere Vcdenta die entschiedene Richtung lümnu, diese ganze Entlaltung fiir eine Täuschung zu erklären. Die Kiifirfba- iehre geht klarer auf die Sachlage ein; sie. ninunt die wiricliclie *Welt der Vielbek, weil sie sich, unmittelbar darbietet, als wirklicb an, iSsat aber jenen Uigruad^ im weteben der Bnb* mane die Emtwiekeinng aar . Vielheit- aaeli jnur'etni^Btey sink durch sie wirklich begründen konnte, ala.eiMi dtefWirldiflb* keit nii^ eeklirenden ganz fallen ^ lAssi jenen' müsri^sb Bllte^ grund fort. Weil der Ihahnianc aus Brahma die Weltesel nicht l>e£!,r eifen konnte, und sie daher in der tieferen Eat« Wickelung des Gedankens leugnete, so hält der liuddhist lieber an der zu erklärenden Welt fest, und weisi jenen nichtis^en Grnnd zurück. Der Brahmane hat den Grund ohne \^ei^ der Buddhist die Weit ohne Gnnid. Wo der Brahmane da« Brabna sieh wirkkoh aar Wck entlUten lissl, dasgsschieht es aar so» dass in das Bratnaa die Ge^easlUae Lebens scbos bineingesetzt, das Weltlkshe: In das Obenvmlflkhe eiatd<gij das rekie UrKcbt dureh die Beimwebnnf tob ÜKtersebiedea ga* trübt wird. Der Buddhisnnis nmcht diese paitielle Verfissterniig nur total, erfasst den veiu titlichten, in das Bereich der D«ti^ lieben Lebeiis( lUwirkoluno; von Sein, Werden und Auniören hineiageaogenea Gott £o»%eriGktiger als die Wek selbst, und ver-

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schmäht den Schein eines begründenden UrseinSy welohflt BMhta begrto^at Der Buddhiamiis hat daher elM gmadlose Weit, ^ wid ditse» Ohanikter der GnmdlosigkeH fBkgi etAv- lieh und waoker dorofa. Die Web hat kainen Gimd, und danim kd» Baolity sl^ sdll nidrt «ein$ imd weil m dennoch ist, so ist sie vom Übel, ist ein Dasein des Elendes, und meine Aufgabe ist es, mich verachtend von ihr abzuwenden. Das \at eine edle, ' fiiitlicbc Sprache, ein muthiges Fortgehen in der erfassten Idee, unendlich erhaben über die gemeine Gesinnung der matenaU$ti< ndiea Weltanschaumig, die den geistigen Grund der Weit Ifivgnety die Welt nioht TemänIUg begreifen will, aber doch in das naniitlelbafe Dasein geniessend sieh versenkt, darin die WaMMk an liaken ¥efnMuiend.

Sekea wir ans den^Gnadonterseiited der beideD Indiseheii AnfTassongsweisen genauer an, das Urseln derBratnaaMa aad das Lr nichts der Buddhisten, so verschwindet uns derselbe grade in seiner tiefsten ^ uizel. Das völlig bestimmun^slose, reine Sein der BrnliTnanen und das ebenso bestininiun^blose reine Nichts der Buddhisten fallen in dem schärferen Gedanken Töllig zusammen; und grade je tiefer die Brahinanenidee ver- folgt wird, um so kiarcr tritt der Punkt hervor , wo das reine Brataa in das Niehts der Bnddlialelire naischUlgt* Das leere MaristdasNiehts.

Das-eUnesisehe vnd das indisehe Geistesleben ididen eSnen aduivfen G&egensata, der nnf der Grandlage des dibesisdien Dualismus und des indischen Monismus erwachsen ist. Die chinesische Weltanschauung; ist verstiindig, die indische ist ver^ itiinftig; jene hält die Wirküclikf it nis das schlechterdings Wahre und Rechtmässige fest, und kommt nicht über dieselbe hinaus zu einem einigen Urgtonde; diese erbebt sieh üher die Wirk* iiolilMit zu ihrem Grunde und Wesen; «dber anOihig den Grund deaf Sfeinä als Geist an eitosen» vermag sie «aeh die WkkUk* keH'idtitt als begrOadet aa:begrelftn and- verwirft die letaler^ nie aMbeieahtigt. Der ChlneBe ist piakclacb, ddr Mtor speoa« lativ; jener ist tifiiditem radonaKstfSch, dieeermystls<di| jcaar begreift nur das Hand<2;reifliche, dieser erfasst nur das Ideale. Der Chinese lebt in voller H(;frie(liti;ung in den wirklichen Zu- standen, der Indier Avcndet sich grollend von ihnen ab; jener greift rastlos thätig in das bewegte Leben mitwirkend ein , die- ser aneht sich in die Wälder oder ins Kloster zurück; jener rich^ tet sieh auf der firde behaglich euiv dieser stösst das Irdisclie m eüeni ümaatk va« sieb, and ringt aar naefa denifiw%en; jaaar

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will den irdischen Genuss, dieser die Wahrheit; jener ist an* ermüdlich beschäftigt, (xenusaund Besitz und Rang zu erlaogen, dietifT entsagt der Welt und ihrem Glänze; jener schaut Uig uud berechnend um sich^ dieser sinnend in sich hinein.

Im uidi»oli60 Bewusstsein aber vollzieht 4er Buddhismus die leiste CoDHeqnelis 4es|enigen Heidenlfaums, welches dnsGdtt- liehe in der JNatar <^bliokl$ und er nohreilet wak eülUeiier WIW len^Erall bin dem Pnnkte Tor 9 wo liogiende Geilt eikeuMi nnee: leb liabe allen verloren 1 wen ieli Terainfiig nn boritifln, nn begreifen elrebCe. hn BnddUerann ist daher der Obergang zn ein^r höheren Stufe gegeben. In der objectiven Weltanschnnang vei senkt sich der Mensch in die gegeuständliche Welt, lindel in ihr das allein Wahre. Die Arbeit des menschlichen Geiites ist aber auf folire richtigem Wesre dahin *!;elans^t, wa die einsei- tige Kichtuug von selbst umbiegt, um in die eatgef^eDgesetite aroaneeblagen. Indem der Geist sich in das gegenstindliche Daaeitt vertieft» and In der Natur das Göttliobe anabte» bat sich Um' dieeea Daaebi aelbat an%elBat, aiaeiaer inneni Unwebibdt gerieigit. Weil er eben daa Natnreein einantig nur flbr sicher faaste» konnte er nicbt nn den Plinkte gelangen, von wo an» er dasselbe in seiner Wahrheit und Berechtigung ergreifen könnte, und es muss ihm als in sicli völlig grundlos und unberechtigt erscheinen. In der gegenständlichen Welt suchte der ^lenscli die Wahrheit und das Heil, und vor seinem suchenden Blicke zerfälirt das Bild in nichts; er wähnte eine Göttin zu umariuen, und eine Wolke nniDlngi seine Braat* Die heidniache Geistes* arbeil kenwit an dem entgegengesetzten Ende demen an, tob wo ale nnogegangen war» Der Menaeb veraenkte aiob aafiMh* nend und geaseaaead in die Bbitar, aber er werde dabei dts Genaftaea nlobl firob, Domen «nd Diatebi tiiig ibn der Acker^ Ünn, der da meinte, im Paradiese die'Fmcbt dce Lebens ge- messen zu künnen. Die Welt verbleicht dem sie sehnsfichtig Umfangenden zu immer matteren Zügen, und der Mensch kommt zuletzt bei dem reinsten (TOG-entlicile alles frohen Lebens- genusses an, wo ihm alle Freude am Dasein verargt, wo ihm alles Tersagt wird, was dem lebensfrischen Herzen lieb mid thcner ist. Statt des frohen JEvgreiDens der lebendigen Wirklich- keil.oio webaiAthigea Entsagen f atott der Fronde am Dasein dei Sobmem der Niobtigkett. Im Bnddbiemna aobUlgt die fk» religioB in Unnnlnr nm, ui daa klare Gegenibeil ebieo in dieltatar «ob veremilBendetty von ihr getragenen Lebenai alloe Natflr* Uebe »Ida vom Übel» istUnrecht, ist zu verachten, anfliebfln«

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Dfts Datda, dem der Mensch sidi Ungegeben» atAsst flm seUbsl Ton lieli lorflek; je baetiger mid lilstenier er nacli ihm

hascht, am so weiter flieht es vor ihm zarfick, und er hat zaletzt um sich nichts als die Ode Leere. Die Welt weist selbst den Menschen von ihr ab, weist ihn auf sein eigenes Bewnsstsein hin; er findet ili ihr nichts von dem, was er suchte; er wird auf sich selbst zurückgewiesen; der erste Anfang eines erwachenden Selbeibewusstseins mht darin, dass der Mensch den Blick ▼on dem ebjectiTen JDaaein abwendet Und dieaea ist im Bud- dbianma emingen; in ihm iat der Gipfel etreiehl» wo der bocb- atdgende Gedanke aicb «nwendet, nnd eine neue fUoihtnng sieb Bahn Inricbl. Dranssen in der Anssenwelt hat der Mensch nicbta mehr zu suchen; trauernd verlässt der ia seiner Ei vvartung gc- t&nschte Mensch die ihm ungetreue Natur, and sucht eine neue Heiniatb, in der der Geist mit neuer, frischer Kraft seine Arbeit wieder beginnen kann. Bettelarm fühlt sich der Geist auf der Stufe des Buddbismnai daa ganze Leben dea Buddhisten prftgl diese Demüthigong ana» nnd aein Bettlergewand verkün- det die Iroatloae £nttänacbmig in der Verfolgnng dner ebiaeiti- gen Ideei das neue Amerüca taacfat aber dem aebnafichtigen Blicke dea weltentsagenden, von der Heimath geschiedenen Bnddiiajüngers noch nicht auf; noch fährt das Fahrzeug auf dem gränzenlosen Meere; hinter ihm ist die alte Welt versunken, und vor ihm zeigt sich nur das leere Nichts. Die alten (lötter sind untergeg:aiigen, die alte Freude am Dasein verschwunden, aber die neue Welt des freien persönlichen Geistes harrt noch in mibewiiaatem Schlummer.

Dmck vvn C U. Storch b Cwmp. in BmlM.

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