z * + ur

Lu 1 a Da

———

Oo‘ <36626352010019 %,,#

<36626352010019

Bayer. Staatsbibliothek

u“

. i * * J X J J 24 * \ |

'

* I | |

- | i % ze } | +] A zus . t » % * * 1 * \ . [3 * 4— * i L * \ , . ' * J * - \ \ %

Digitized by Google

—— ——

PRRFFeFF I 3-2

5

EN rn. „7,

> '. v [> —J . 3

7

7

EEE he a

TE NN Bi ayers |

9 ———— |

, Ei BRTNNN

ern.

—92 *

Has

ee oder deſſelben

Zweyie Eroͤffnung /

Mi J | Worinn

it nur einem wuͤrckli⸗

alant-homme, der eben fein

Path ons Verwandter / "fondern auch man⸗ Mufico felbft die und deutlich⸗ ſie Vorſtellung muficali Wiſſenſchafften / wie ſich dieſelbe vom Schulſtaub tuͤchtig geſaͤubert / eigentlich and wahrhafftig verhalten / ertheilet; aller wiedrigen e ar! und gedungenen Ynfbürdung aber völliger nd truckener Befcheid gegeben ; fo dann endlich des lange verbannet geweſenen

Ut Mi Sol Re Fa La

TJodte (or) Hruſica

Unter anſehnlicher Begleitung der zwoͤlff Grie⸗ | , Hten Modorum , als ehrbahrer Verwandten und Trauer⸗ Een zu Grabe gebracht und mit einem Monument, aur ewigen beehret wird

MATTHESON.

E MBURGI finden i im Dom / im Schilleriſchen | Buchladen / 1717

2 '

REGIA MONACENSIS|

gr.

Sonnef Auff das Titel- Kupffer. Echs Sylben / die vorlaͤngſt Durchs ABC verdrungen /

Sind hier / mit Sang und Klang / ing finſtre Grad gelegt. u Ihr Valer / den der ——â— chlungen / Hat faſt ſechs Jahr —* Welt Ver⸗

druß erregt.

Es mar die ſechſte Zahl / die ihn dazu bewegt / Da alle Menſchen ſonſt mit ſteben Noten

| Doch / weil ihm diefer Es in lange Zeit ge»

Iſt auf der On ig Bildniß hier Sol nun beydiefer Graf ih Fein Geſpenſt So komm . nicht / eur Freund mit A

Soll aber nochein Dienft den Knochen Luft | Soo feuffß ein Write ut re mi fa Inzwiſchen hoffe nur Be. frötiche Wieder⸗ Weil ſolche Todten Napa Einf aufers

( 2 Den

u nen? /

u den © a ——— 2u668 elahrten, Hoch⸗Anſehn N ET ERÄN,

Seren Eapell-Meiftern/ Directoribus Mufices Welt⸗ und - weit-berühmten teutfchen Melothetis,

Men. George Bertouch / Koͤnigl. Dänifchen Dbriften von der Cavalle - zie, General « Adjutant des Durchl. Hergoas von

Wuͤrtemberg, und Haupt der RER |

Academie zu Mechelu. | |

Herrn gebannt Kofeph 4

ſchen Majeſt. Ober⸗Capellmeiſter.

Herrn Johann David Heinchen /

= Könial, Pohiniſchen und Chur Saͤch⸗ Aloe Eopellmeifter.

Koͤnigl. nniſche Thur⸗Braunſchweig⸗ Luͤneburgiſchen Capell |

Biere Beinhard Keiſer / Hoch⸗Fuͤrſtl. Mecklenburgiſchen Capellmeiſter.

werrn Fohann Whilip

Frieger / Hoch ⸗Fuͤrſtl. Weiſſenfelßiſchen Capellmeiſter. Herrn Fohann Frieger /

Directori chori Muſici zu Zittau.

Bern Bohann Wuhnau / Directori Mufices zu Leipzig.

ER 444 2 Herrn Lhriſtian Bitter) EEhmahligen Chur⸗Saͤchſiſchen Vice- Eapellmeiſter ı nachmahls Königl. Schwe⸗ difchen wuͤrcklichem Capellmeiſter. N3’ Herrn

Bern Fohann Bhri- ſtoph Bhmidt/

Koͤnigl. be und Chur: ‚Sid‘

fifhem Eapellmeifter.

Ben. Auguſtin Gtricker /

Hoch⸗ —— Koͤthenſchen

x Senn ann

ine um —* am

Ferrn Fohann Sheile / „FEUER und Herren

Meinen ſonders Hochgecheten

Herrn und erwehlten Arbi-. trıs.

Br

Wohl⸗Gebohrner / Hoch⸗Edle / Hoch⸗und Wohl⸗Gelahrte/ Hoch⸗Anſehnliche Herren!

-

—FNFe Zucchrifften bedeuten a. 8 dasjenige bey den Buͤ— 2) 7 R chern/ was einiger mafle SI die Bäffe ben den Schif I ken find. Jedoch / wie diefe Paͤſſe Fein Schiff vom Sturm und Ungewitter / vielweniger vom Schiff: bruch gar / befreyen koͤnnen / ſo hindert auch der hoͤchſte und hochwuͤrdigſte Mœcenatiſche Nahme keines weges / daß das allerbeſte Buch nicht die Klip⸗ pen des Neides / des Vor⸗Urtheüs und der Tadelſucht / dann und wann berühre ; Einfchlecht verſehenes aber/ gleich einem unbepechten / übel gezim: merten / rett- und maftlofen Schiffe] das ſich ohne Compaß und Ancker da- hin wagt / gemeiniglich gang undgar indem / feiner | X 4 eigenen

eigenen taumelnden Unwiſſen- und Fhorheit wohlverdienter maſſen zu Grunde gebe. Was meines unbefegelten Gegners Einbildung und grundloſe Hoffnung von feinem ſelbſt geſtempelten Paß ge⸗ weſen / habe die Muͤhe zu erforſchen nicht genommen / wiewohl er damit / der Rede nach / auch im Brunnen ge⸗ fallen ſeyn ſoll; Von dieſem meinen gegenwaͤrtigen vermuhte ich nichts anders noch hoͤhers / als bloß ein ſiche⸗ res Geleite wider die auffs neue her⸗ umſchwermende Aretiniſche See—⸗ Raͤuber; Auff Wetter und Wind ſey

es gewagt; Die Premien lauffen gar hoch / ich mag nichts verſichern laſſen. Das Erſte nun / Hochanſehnliche Herren / ſoich bitten will / iſt daß Ew⸗ MWohlgeb. u. Hoch⸗ Edl. ſich die Al⸗ Bez Ordnung / ſo hier / um allen eſorglichen Rang: Difput zu vermei⸗ den/beyöffentlicher Anführung Dero Ho hberühnten Rahmen / gehalten -

®

. worden; gütigft wollen gefallen laſſen. \ ze . Das

or - 2 1*

Das Andere / ſo ich vorzutragen ha⸗ be / moͤchte einer Schmeicheley etwas aͤhnlich ſehen / weñ ich nicht von Grund der Seelen verſichern koͤnte / daß ichs wahrhafftigfomenne/ nemlich: Daß mir mit dieſer Zuſchri tin Hoffnung einer günftigen und billigen Auff- nahm) mehr weiß)als ob ich meine Ar- heit eben fo vielen Königen zugeeignet

hätte. Das Drittebeftehet dgrinn / daß ich den fünffen unter Ew. Hoch⸗ Edl./ die mir ihre Curricula Vtæ wuͤrcklich eingeſandt / oder doch bald ſenden wer—⸗ den | biemit vors erſte oͤffentlichen und vielen Danck abſtatte / anbey die übrigen /auch die hier etwan nicht be⸗ nandte / doch wohlberuͤhmte und De kandte ſtattliche Virtuofen inſtaͤn— digſt erſuchet haben wil / zur Befoͤrde⸗ "rung Muñcaliſcher Ehren und mei— nes / unter andern / vorhabenden Wer⸗ ckes / das ihrige großgünftig zu con- - tribuiren, Her Titel davon doͤrffte ungefehr ſo ausfallen: RC Die

Ten zu errichtende

Muſicaliſche Ehren-Vforte/

aran Der beruͤhmteſten Teutſchen / theils vor mehr als hundert Jahren / theils annoch blühenden Kayſerlichen / Königlichen / Chur⸗ und Fuͤrſtlichen / wie auch verſchiedener Reichs⸗und Handel Suaͤdte / Hoch⸗ anſehnlicher / vortrefflicher

Herren Vapell⸗Meiſter / Directorum, Intendanten, Com- poniften und anderer hervor tragenden Virtuofen Wohlgefuͤhrtes Leben ruͤhmli⸗ che und loͤbliche Verrichtungen / ſchoͤne Studia, groſſe Dignitaͤten und Einkommen / (als ein zur gelehrten —— vor allen Dingen gehö=" riger bißher aber ermangelnder Sheil)der ——“ zum Unterricht und zur Tugend-Folge / der heutigen aber zur Auffmunterung und Anfriſchung in beſon⸗ ‚dern Glantze zu erblicken ehnn werden / zc. |

Dat

Das vierdte und lehtelaber wichtig: ſte Stück meines Anliegens / Hoch: snfebnliche Herren / iit/ da Ew. Woblgeb, u. Hoch⸗Edl. / als vol- fenfornene und unverwerffliche Judi- ces competentes,mir ein gang unpar⸗ theyiſches freyes und auffrichtigeg Ur⸗ theil uͤberden meinem Orchefte un- verfchuldeter Weife/erregte Streit an gedeyenlaffen/was mir etwan menfch- liches wiederfahre / zum beften kehren / fich.verfichert halten wollen / daß ich mit allem Refpedt, fo weit derſelbe er- fodert wird /unauffbörlich verharre

Wohl⸗Gebohrner / Hoch⸗Edie / Hoch⸗und Wohl ⸗Gelahrte / Hoch⸗Anſehnliche Herren

Kr Ew. Wohlgeb.u. Hoch Edl.

Geſchrieben in Hamburg / Den a1, Febr. nud edirt | ihr nn -- Dienſtw. Diener J. MATTHESON, ... „Secr. du Min Brit. & Vicaire au Chapitre d’Hamb,

J

x x

N: On, MATTHESON, veft tu mes donc pluscontent De charmer les eſprits, d enchan- ter nos.oreilles, De rendre fous tes mains un Clavegin parlant, L’on te voit entafler merveilles für merveilles: Ce. que. jusqu’ à prelent ona crü im- polſſible Ne lef plus; ton efprit nous rend un Tonvifible, Nous ——— un concert, nous oyons par nos yeux, En Hfänt tes ecrits, un chant melodieux: Ton lecteur &tonne s’ecrie à ce ſpe- ctacle Miracle ' mais je ſcai un bien plusgrand miracle: | je que ce talent , du monde tant vanté = Ef de I Auteur ie la moindre qm ite,

| - BH BROCKES, Da ET Ere 207 Ze Pe J. uL. Ver⸗

r . 4 | Y 4 * 3 a re" * r T * Ru F J Fa h - ‚er RK X X 22 * x J

a . * . * = ö

an

YzErwänfätes Ut Re Mi! Berdammtes Fa Sol La—! .— Da dich von ferne nur das Titul-Blat ließ blicken / So war ich ſchon voll Furcht / der Cantor waͤre da Voll Unbarmhertzigkeit / und gerbte mir den Ruͤcken.

ch dencke wohl daran / wie er mich abgeblaut /

ich nicht fo geſchickt / wie er / zum fafoliren ;

mir die Stunde noch er deinem Nahmen a graut / zittre / wenn ich dich ſoll hoͤren muſiciren. Ich liebe die Muſie / und babe taufendmahl hr meine Poeſie zu Dienften überlaflen ; Doch deine Tyranney war meine Hertzens-Quaal / Daß ich Die edle Kunſt faſt drüber muͤſte haſſen. + kanderwelſches Zeug: Ut re mi fa fol la} ie feltfam muſte fi mein Kopf darbey geberden ! Ja / da ichs itzt genennt / ift mir das Speyen nah] Und will mir gran und gelb vor meinen Augen wer⸗

| DER.

Was brauchte ihm viel? Wer war dein Vater

.. Aretin? Be Ein Atheifl. Und fo wird alle Welt ihn nennen, Ein böfer Vater Fan nicht gute Kinder zichn / Und Arheiften find mit Feuer zu verbrennen. —— 2 gear nur ins Feuer mit dir nein! Du Atheiſten⸗Brut! Du biſt nicht werth / zu leben. WIN irgend jemand noch dein Abvocate feyn ? Dem ſoll man was ans zum Recompence ge:

R en.

er

Das

Das erſte von dem Ba, dns andere von dem SOL

Das erfte von dem Ut. Aus diefen drey Buch— aben. nk Wird ein Frantzoͤſiſch —* ru ſchickt ſich frefi- ich wo

Daß ers vor ſeine Muͤh iu Bohne möge haben.

_Menippus,*

pe

. Wer Menippus fey / iſt aus des Herrn Philan⸗

ders von der Linde Gedichten ſchon vie⸗ len bekandt.

20 RR

Oil ärifers Geiſt ſich auffer Beifern zeigen] Will Hendels Kunft in mehr als Sendeln | ſteigen / J

s Wann Matthefor nur Wunder componirt5 Muß Ohr und Hertz in Luft entzücket ſtehen / Muß Orpheus ſelbſt noch in die Schule Sehen - Wann Marrhefon die Saiten zaubernd rührt; Sp muß auch hier alyprus noch lernen] Und Arerra fi) nur verftumme entfernen]

ann Marshefon die weiſe Feder fuͤhrtt.

Dom Ruhm wurdigtten Heirn Verfaſſer

zu ſchuldigen Ehren

M. Richey. P. p,

Da

EU PZ >. Er

“KR. R#% * * 2} jede Wiſſenſchafft igt immer höher fieigt / So hat * ES den Gipffel fafter- Doch / wovon biß hieber abe Meifter ſchweigen / Kan Er nur / Werther ge A in Seinen Schrifſten zetge

Damit beweiſet Er / zu Trotz dem Neides-Zahn,

Daß Er in dieſer wi mehr denn fie ge-

- Selb meine Muſe fan aim Häßmlid Zengniß ge-

Wie Er fo Fünftlich weiß * Worte zu beleben ; Der Hoͤrer Herg * on wird wunderbaßr

Wenn Er in Samburgs Dam ein neues Stuͤck

GOtt friſte Seine Zeit und ee Geiſtes Stärder So dandt die 5 Ihm vor viel gelehrte

Applaudebat

J. G. Glauche, Ss. Theol, Cult.

Br | i FL . .%& ——

um. MIFA SOL LA iſt Faser ſchon langſi ver⸗ Allein / man hat noch nie an ihre Leich gedacht: |

Daß nun kein Menſchen⸗Kind et Sie wuͤrd' ae

geſtecke Hut ati m MATTRESON Sie er zur ge⸗ | gebracht. J

Ihr Mufen / die bereits das Klagen ER

Konmmt / ſehet dann nun * den Leichen⸗Comi⸗

Und ſchaut das Monument, d damit man Sie ber & lobt die ———— Trauer⸗

So hat die MUSICA, was ſterblich abgeleget; Der Staub verweſet hier nur unter dieſem Stein: Sie aber lebt verflärt/ und wird nun unbeweget / Nebft hinfort unſterblich eyn!

Jo. Joach, Neudorf.

e “- Funus J Egregie fa&tum landet vicinia ⸗· w Horal,

Ad

—— nn nn nn

KR

—& *

J Ad Dominum Auctorem.

MO wahrer Tugend⸗ Glantz beſtaͤnd'ge Wohnung haͤlt / Darff keineLaſter⸗Brut die Herrſchaft auf ſich nehmen; Pein/nein/fie muß ſich bald zu ihrem Fall bequemen, Sp offt die Tugend nur erſcheint im Sieges⸗Feld.

Wer dann den rechten Dead + Mufie treulich ie

Kan andern Tugenden dadurch die Bahne brechen / Und fo mit leichter Müh / als ſonſt die Lafter ſchwaͤ⸗

Ä | chen / Dap jede Neigung ſich der Einigkeit ergiebt.

Kein —5— Laſter bleibt allein an ſeinem Ort / Es kommen bald darauf noch mehr und mehr zuſam⸗ | | men; Hergegen die Mufic mit ihren Tugend-Tlammen Zieht andre Tugenden auch Teichtlich mit fich fort.

Was hiezu noͤthig ift anKunft und Wiſſenſchafft / Was hierin die Vernunfft und die A Hd May Hat Erı Hochwehrter Freund / ob gleich die Neider tn oben] | In dieſem Werck' erzeigt mit ungemeinerKrafft.

Hat jemand ſich vielleicht denUmweg ſchon erwehlt/ Und ſchmertz't ihn / daß er nicht den ode men.

Der

Der findet Mittel hier zu ſeinem Zweck zu kommen / Er ſieht das weggebannt / was ihn zuvor gequält,

Vergebens iſt demnach der Tadler ihr Bemuͤhn; Denn ihr erbaͤrmlich Zeug iſt laͤngſten fchon verdorbẽ/ Utre mifa fol la vor hundert Jahr geſtorben /

Selbſt Endors Here Fans dem Grabe

ziehn.

Dieſes ſetzte dem Herrn Auetori / ſeinem hochgeſchaͤtzten Freun⸗ —* zn Ehren / ſein ergebenſter

ner

Chriſtoph Raupach.

Organiſt der Haupt⸗Kirchen zu st. s —*

| Innhalt Des

Beſchuͤtzten Orcheſtre. WVor⸗Spiel. > Pp.t Erſtes Stuͤck. PARS DIMICATORIA. = Dir Brfireit-und Behauptung derje⸗ nigen Bollwercke / auff welche der Pob trons⸗Angriff eigentlich ge» rrichtet geweſen. Cap: I, Von der Sriung Fr Cap. II. Befhüsung des erften Theils im Orch.Pars defignatoria

| genandt. 50 Cap. III. Beſchuͤtzung des andern Theils im Orch. Pars compofitoria | genandt; und zwar ſo viel deffen erftes Hauptſtuͤck bereifft, 08 Cap. IV. Beſchuͤtzung des andern und dritten Haupiſtuͤcks des an: | dern Theilsim Orch, 145 Cap. V. Beſchuͤtzung des vierdten Ca⸗ pitels im andern Theil Des Orch,

-

2

202 Cap.

Cap. VI. Defhügung des dritten Theils Pars Judieatoria genandt⸗ 234

- Stoifißen-Spiel, 356 Cap. VII Von Aretino, dem Mönche, 26x Zweytes Stüdf.

PARS PROFLIGATORIA,

Zerſtreuung und gäntzliche Nie⸗ derlage derjenigen Beſtiner die das Orcheſtre vermeintlich haben überrumpeln ſollen. Cap. I, Bon den dreyen erſten Ledtio- nibus Partis informatoriz: im Büchlein Ur. Lectio 1. Von der Engel⸗Muſic. m Bon Adams und Jubals⸗ | | Mulic., 304 Il. Vom Pythagora. 308 Cap- II. Von der Guidonifcyen Sol- wiſation und derfelben Pa-

. ‚rentaliis.. 319 Cap. III. Vom alten Gebrauch der Grie⸗ chifchen Modorum. 377 Cap. IV. Dom neuen Gebrauch der Mo- dorum. 498 Cap. V. Don dem geträumten Ur re mi &c.im Himmel. 453

Nach Be 498

Madrigal. *

Uhaſt / mein MATTHESON! | Schon allbereit durch dein Orchefpre Und Compofition | Der Elugen Welt dich höchft beliebt gemachts Drum hat Apollo dir,

Zum Gratial und deines Haupteg Zier /

Den Lorber zugedacht, s

Als Momus dieß von ohngefähr vernahm / Fieng er gleich an zu critiſiren /

Und wolte dich proſtituiren / |

Allein er ift cecht blind gekommen /

Indem du ihnnach Wuͤrden angenommen. Dieß dacht ich wohl ! drum Tadler pack nur

ein’ Und geh zu Fuß / du wirft auf Erden An MATTHESON wohi nicht zum Ritter Wwerden.

Dieſes ſchriebe dem Autori des von einer unbefon- nenen Feder zwar angefochtenen doch tapffer

verfochtenen Orcheftres zu wohl verdienten gen auß Sıpidan, Pi R

Johann Martin Steindorff /

Cantor.

”s

.

—i ann

gle

300

yC

Vorſpiel.

Erckwuͤrdig erzehlet Hr. Printz im Prodromo des > Satmifchen&omponiftenp.7. Way Ss hätten fich etliche Neider gefunden / die vorgegeben / daß bald hie bald da ein vornehmer Muficus waͤre / der den Satyriſchen Eomponiften refutiren wolte. Mit f e8 eben alfo mit dem Orcheftre, erſterer Eröffnung / gegangen / fodaßich gar wohl mit obangegogenen Authoris Worten m. m, fortreden Fan : Ich wartete mit Verlan⸗ gen/ wenn dieſe vermeinte Refutation würde angeftochen kommen / machte auch fehon Præ-

Ä denenefutanten zu begegnen; als ein / wie ſehr man mie auch Drohete/ fo fand ſich doch im Auskehren nichts em. Ends lich fagte mir ein guter Freund / daß / unter an⸗ dern / einpaar Sünder] ein paar alte Stümps ler / welche er mir nannte / gaͤntzlich entſchloſſen

| A wären!

WERT TEE

2 Vorfpiel,

waͤren jemand zu erkauffen / der das Orcheftre refutiren und wiederlegen ſolte. £

e

6.2, Es find ein paar Coͤrper / die ich

itzund mit weitern Lob⸗Spruͤchen verſchonet und dißmahl ungenennet haben will / in Be⸗ tracht / daß der eine nicht weit von hundert Jah⸗ ven ſeyn muß / und vor lauter Neid nicht ſterben Fan. Die Urſache / warum mich feine Ohn⸗ macht verfolget / mag wohl abſonderlich dieſe ſeyn / daß ich vor zwoͤfff Jahren / nemlich Ao.

1705. den 17. April / ohne mein geringſtes Ge⸗

fuch und Bemühen demſelben habe ſubſtituirt

werden follen/welches jedoch aus Barmhertzig⸗

Feit felbigesmahlnachblieb, Esift feiner cum

Jaude in des Orcheftre erfien Eröffnung‘

ertwehnet worden / und dennoch ift er mit:

fo ſchrecklich ungnadig. Von der veraccordite ten Bezahlung vor das gegenfeitige Gewaͤſche

hat er fich doch loßzumachen gewuſt / und / wie —— den andern allein vor den Reſt ſitzen aſſen.

$.3. Derfelbe iſt ein laͤcherlicher Kautz. Er hatte is einft gelüften laſſen meine Eltern au überreden / ich koͤnne von ihm etwas lernen⸗ md wurde alfo (GOtt vergebs ihm ) fein Difcipel;abgrer hatte dabey Das u

. i

Vorſpiel. 3 ihn ſein vermeinter Lehrling / ob gleich noch ſehr

jung inöffentlichen Concerten hin und wie⸗

der ausftach/ia einft beym Zucht⸗ Haufe dermaſ⸗ fen von der Schule ſchlug / daß er ohne Abfchied

feinen often vertieff', fich auch feit dem gar häs

miſch / ja hoͤchſtundanckbahr gegen meine wohl⸗ thaͤtige Eltern aufgefuͤhret hat. Es wird wei⸗ ter unten ſeinentwegen noch ein kleine Lection vorkommen. | | | 4.4. Weildenn nun der eine ſo ein alter Knabe ı und der andere ( welcher auch nicht dee

juͤngſte) mir wohl ehe einLiedgen vorgefchrieben

hatı mag es dismahl dabey bleiben; fie werden

ſich hoffentlich fchon hieraus fennen und / weil es

noch heute heiſt / beſſern lernen. Mehr verlanget man diſſeits nicht. Solte aber das Wieder⸗ ſpiel erfolgen / und fernerhin ſo wohl der Fuchs ſich mauſig / als der Haſe ein Maͤnngen zu ma⸗ chen Luſt bezeigen / ſo wird man den einen zu prellenund den andern zu knicken wiſſen / wie fichs gebuͤhret; ja ſie ſollen / nebſt ihrem gantzen Anhang / ſo abgemahlet / dabey mit Nahmen und Zunahmen in Kupffer geſtochen werden / wie Pringens Pfeiffhans / Centrum / Bocksmaͤr⸗ ten / Leyermatz / Schergeiger und Jean Tam⸗

A2 9.5.

bour.

4 Vorſpiel.

9.5. Dieſe Leute und ihre Conſorten drohen mir abſcheulich / wenn ſie im Sieben⸗ ſchillings⸗Kruge uͤber dem Wein erhitzen; un⸗ wiſſend / daß auch die Waͤnde Ohren haben / und mir alles haarklein erzehlet wird / was da vorfaͤllt. Inſonderheit wenn ſie ſich erinnern / was unlaͤngſt mit dem fremden Medico, der aus Engelland hieher kam / an gedachtem Orte fuͤr Sachen aufm Tapet geweſen. Aber / ich weiß wuͤrcklich wieder ihr draͤuen und böfeln- tention feinen beflern Rath als daß man einft Das Pr&evenire mitihnen fpiele.

$. 6. Nun waͤre zwar Flug geweſen / wenn mein erkauffter Wiederleger es eben als der vermeinte Refutator Pringens gemacht und etwa einen Aprils⸗Poſſen hervor gebracht haͤt⸗ te; denn vor die Einfalt der Committenten haͤtte ich einſtehen wollen; wie ich auch zuerſt obenhin in der Erfurtiſchen Charteque blaͤt⸗ terte / kam es mir bey den Titeln der Capitel bald für / als waͤre es des bekannten Matʒz Tapins⸗ muß feine Schreib⸗Art. Allein hernach fand ich wohl / daß mein Mann und ſein Treiber das Geld nicht umſonſt nehmen / ſondern mit ſaurer Muͤhe zur Beſchimpffung der Wahr⸗ heit ſelbſt haben verdienen wollen.

8.7.

Ti 2 7 * r = ° *

Vorſpiel. 5 ‚7. Wann aber ein jedes ehrliebendes

Gemuͤth die unfehuldig und zur Ungebühr bes

drängte Wahrheit gu vindiciren gehalten iſt /

ſo folger / daß der Verfaſſer des Ut diefes fein

—ãE a

BZ Au . Zn de aa u % WE EBEN TAEE

eignesAxioma gang hindan geſetzet und ein fole ches Gemuͤth nicht haben muͤſſe; in dem er fo gar bey der lieben Wahrheit vorbei fohsiret/da er

dein Orcheftre im erften Articul feines views

fehrötigten Klag⸗ Libells , melches an flatt einer Vorrede erſcheinet / aufburden will: Es waͤre darinn fol. 245. (fol pag: heiffen) die Antiquitedumm gefcholten. Er fangt hubfch

von hinten an mit feiner eingebilderen Wieder⸗

legung ER | 8.8. Ob nun der Menſch nicht leſen oder

nicht ſehen kan / iſt ungewiß; eins von beyden

muß doch ſeyn. Denn andere Leute finden an gedachtem Orte / ohne Brille / folgendes: Die antique Dummheit ſey faſt nicht zu be⸗ greiffen. Das Orcheſtre nennerdie Dumm⸗

heit antique;das Ut will haben / die Antiquité

fen dumm geſcholten. Die angeführten Worte handeln von der Dummheit ; der Gegner redet vonder Antiquite. Sind dasnicht Dumme Drehungen? Sind das nicht unwahre Bes

fhuldigungen ? Sommer es muß erwieſen

3 wer⸗

6 Veorſpiel. | werden, daß niemand vor Alters von der

&

Dummheit etwas gewuſt; i. e. Daß Feine Dummheit uͤberall in alten Zeiten gewefen;oder :

daß ein Verfechter der alten Dummheit itzt wie⸗ der auferftanden fey. =

99. Hernach und vors andere wird mir vorgeworffen/ es ſey das herrliche Inven- rum folmißtionis.absque ratione yet

worffen und fol. 91. (foll heiffen pag. 290.

291.) negiigent davon geſprochen order

Denckt doch! die Solmifation wird daſelbſt verhaſt genennet/ und Dabep erinnert/daß Are-

tinus wenig Ehre mit feinen 6. Vocibus oder Spibeneingeleget / weilder Thone ja 7. find.

Heiſt das absque ratione? Steht nicht ratio

gleich darneben? Es kan und ſoll aber vollkom⸗ men erwieſen / auch rationes, warum die Huͤlle ‚und dieFuͤlle weiter unten an ſeinem Orte beyge⸗

bracht werden.

F. 10. Drittens wird geſagt / in Be⸗

ſchreibung der Griechiſchen Modorum waͤre ‚gefehlet worden. Nihil humanum a me |

‚alienum puto. Wir Fönnen alle fehlen. Was es denn aber endlich fuͤr ein crimen Ix- fx antiquitatis fey/ wird auch mit aller doci- lite weiter unten Deutlich angezeiget

& |

Vorſpiel. | 7 Der Author des Orcheſtre laͤſt ſich belehren / wo er unrecht hat / ungeachtet es ſonſt heiſt: Ra- ro eſt, ut quis ſe ad aliorum demittat me- diocritatem. Es muß aber derjenige / welchen man eines Fehlers überführen Fan / gerne zu frieden ſeyn / undeine freundliche Erinnerung mit Danck annehmen.

1’ Errore grande mi aſſai piu F | ello |

Doppo il fallire & il pentimento, ar uello

E miferiadell’Uom;quefta & Virtü,

u re Wiewohl es fodarin,auch heiffen ſolte: Monitio acerbitate , objurgatio eontumelia eareat , Wie Cic. de Amicit, p- m. 526. anführer. Ob dieſes in acht ges nommen / und nicht vielmehr hand+greiflich und zudringlich animus (id) will.nicht fagen ‚injuriandi ) fondern nur contradicendi aug allen Blättern. des Ur hervor. blickt / wird dem unparthepifchen Leſer anheim gefteller. | 9.12. Man möchte bedencken / daß eine Hand Die andere waſche / und wie einer ing Holtz ruffe / alfoihm gemeiniglich wieder geant⸗ wortet werde. Es waͤre denn wohl beſſer / ehe A4 man

8 | Voeorſpiel.

man ſo mit Dummheit / Unwiſſenheit / Einfal

und andern Anzuͤglichkeiten zuplumpte / den

Horatio ein wenig Gehoͤr zu geben / und feine

Elugen Borftellung Lib. 1. Epift.18. nachzule

hen / wo es heiſſet: 6 Conſentire tuis ſtudiis qui credide

rit te | Fautor utroque tuum laudabit pol lice ludum.

6.13. Nicht zwar / als wolte man nac Art ſchaͤbichter Freunde verfahren / die da fpre chen: Kratze michr ich Frage Dich wieder, Dat iſt ſehr niedertraͤchtig; Nein / fondern dami man in ſeinen gutgemeynten Conatibus ferne angeſpornet werde / und dabey von ſeinem Nech fien alles gute mit Wahrheits⸗Grunde fagaı und ruͤhmen / die Fehler aber beft-müglichft bi decken und entſchuldigen möge: , §. 14. Dabey wuͤrde doch auch noch ei! und andere Conſideration, der Umſtaͤnde ha ber / Platz gefunden haben. Und weil ja wol etwas indem Orcheſtre anzutreffen / das ebe nicht fo gar irrig ſeyn wird wie ſolches dere: ner felbft an verfchiedenen Orten ruͤhmend bi mercket hat) hatte man mit Varrone

, dromi genpmmen Dabey ſtelle ihm ; 6

Vorſpiel. 9 ò ——————— moͤgen: Eum, qui multa dixerit commo- de, potius laudandum, quam, fi quædam ignoraverit peccaveritque, aciter repre- hendendum. Horatius hatte eine ſcharffe Feder / aber er wurde nicht böfe/ wenn hieund da in einem Carmine gleich ein Schnißergen aufitieß. j Ubipluranitentin carmine , non ego paucis Offendar maculis, quas aut incuria F fudit, Aut᷑ humana parum cavit natura -- m Sp lauten feine Worte.

9.15. Mo findet man was Vollkom⸗ menes und Untadelhafftes? Allein / absque

ſufficientibus rationibus etwas tadeln / ift

naͤrriſch; und wegen tveniger Fehler ein ſonſt gutes Werck verachten / iſt vermeſſen. Jenes koͤmmt einem Ignoranten zu; dieſes aber dern Momo und Zoilo, Ich weiß daß mein Wiederfacher ein Liebhaber des Satprifchen Componiftenift/ darum werde ihm denfelben

‚fleißig citiren / wie denn Die vorhergehenden

Worte augdeffen erften Theil p. 40 des Pro-

an⸗

10 Vorſpiel.

anheim zu urtheilen/ob nicht der arme Phrynis oder Herr Printz / auch feine ‘Plage an fech: Refutanten oder Neidern gefunden habe / fi wie ich nun/ wieder alles Vermuthen / an fech: kahlen Sylben und an einem Menfchen/ den ic nicht Eenne und nie belepdiger habe, finden muß. und zwar aufAnftifften folcher Leute / denen ich ‚jederzeit alle Ehre / alles Liebes und Gutes er zeiget habe. j | Ä 6,16. Beſagter Herr Print redet der Leſer inder Vorrede des andern Theils feine: Satyriſchen Componiſten fo an : „Solt „er irgend wo / ſeinem hohen Verſtande nach „befinden daß ich geirret haͤtte; wolle er mit „die hohe Gunſt erweiſen / und mich deſſen in ei „nem Hand⸗ Brieflein erinnernzich verſicher Fihn / daß ich ihm nicht allein antworten / fon „dern mich auch auf Das deutlichſte erklaͤhren und fo ich irgendwo geirret haben ſolte / welcher wohl muͤglich ſeyn koͤnte / weil ich ein Menſch ‚„biny und mir bey weitem nicht einbilde / als ob „sich unfehlbahr wäre, den Irrthum verbeſſerr „wolle. Dasift auch meine Meinung / un die hat mein Gegner gat wohl gewuſt; weilich fie ihm fchrifftlich gemeldet. |

$.17

| 2.9.17. Sch würde auch’ wenn: ich in ſei⸗

s ner Stelle geweſen wäre die Worte Tulliiers. fo‘ yoogen haben : Non poteftfeverus efle in

b8| judicando qui alios infefeverosjudices

ich non vult. Cic. Orat pro.Lege Manil. cap. 13.

3 2} Eine Cenſur muß ohne Beſchimpffung ein hSenlor aber ohne Freude / andere zu tadeln / ezr⸗ ſeyn. Es muß nur aus Liebe zur Wahrheit Cder man aber im Ut das Valet gegeben) und en; “andereaus dem Irrthum zu helffen; nicht aber 108 | Aus Ehrſucht / Neid / ja am menigften / Geld lte! :Zuwerdienen gefchehen. Wenn der berühmte h / "Tonfius dem gleichfalls gelehrten Vofliv viele ie Sehler geiget/ braucht er diefe Worte: Tegen- da hæc potius forent (fcil,errata) nifi re| ignaris quibusdam imponerent, Ein n⸗e) folcher hatdas Privilegium anderezu wieders n / legen und zu cenfiren/ wer anderer Cenfuren

eh ohne Bitterfeiranzunehmen geſchickt iſt. Wie⸗ chwohl auch eine ftarcfePhilofophie und wenig⸗ ob} ſtens etliche —5 dazu gehoͤren / wenn man m Streit-Scheifften wechſein / und dennoch 1; Sreundfchafft mit einander halten will.

ch Farg. Zudem ſiehet noch Fein Menſch /

5 was denn das Orcheſtre groß verbrochen hat. Es giebt ſich ja wicht für die Confkitution < A 6 Uni-

un, dDorfi 7532 ‚Unigenitusaus, Sind die darinn vorfoms mendeSachen gleich nicht wielltremifafolla, oder ſtellæ primæ magnitudinis, ſo iſt doch ein gemeines Licht / das man bey der Hand hat / oͤfftermahls eben fo nuͤtzlich als die Sonne ſelbſt. at dee Author des Orcheſtre vielleicht / wie imotheus Milefius , (a) mehr Saiten | ‚als gewöhnlich auf fein Clavier gezogen / daßer deswegen öffentlich im Buchladen vors Gericht gefordert werden muß/daerdochgerneadami- | cabilem compofitionem dieſerwegen ges | fehritten wäre / auch fokhes lange vorher im Worſchlag gebracht hat? Oder aber + wollen ihndieEphori des Weinkellers eines Laſters der. beleydigten Leyre beſchuldigen / und feinMo- nochordum ( denn er hat auch eins) gar zum Schimpffund Spott erhencken / weil er nicht wie Terpander ım® Phrynis ,, eine Sayte hinzugethan / fondern etwa Mine ge⸗ macht / als wolte er lieber auch die eintzige / ſo dar⸗

auffiger / gar herunter reiſſen? (b) | we * 19,

(a) Timotheus Milefus quia plures adhibuit nervos in Organo Muſico in judicium eſt vo- catus. schen. Lib. XIV. Cie. Lib. Il. de Leg.

(b) Terpandro etiam , cum chordam unam ın Citharaintendiller,citra neceslitatem , - -

ü a

IM a Fin * = - Im

se ae 1

RE

Vorſpiel. 13

S. 19. Man verkuͤndiget uns (welche herrliche Dinge) daß mir in Befchreibung der Modorum , etwa inein paar Barbarifcher rahmen, gefehlet haben. Leben wir in einer Zeit / da de Medis gr&cis & Solmilationes Guidonis ein Papier » Krieg entftehen foll?

Wiewohles mufteja Hippocrates leiden / daß

Julianus Medicus 48. Bücher wider ihn

ſchrieb; jafo gar der großmächtige Ariftote- les wird noch-biß auf dieſen Tag vieler Irrthuͤ⸗

mer / abſonderlich eines circa defininonem

naturs, beſchuldiget / und deswegen vom Hrn, 5 "D.und Profefl. Stahl zu Halle Tomo III, ‚9 Oblerv.corrigiret, Es möchte aber einer fas . gen: Multitudo errantium non pariter-

rori patrocinium, Antwort: Wenn endlich ‚bie Gefellichafft noch fo honorable ift / ſo ſchlenterte das Orcheftre wohl mit.

., ,,$.20. Viertens und letztens follen wir die Muficos felbft des Verfalls ihrer eigenen

* r

Kunſt beſchuldiget haben Worinn iſt es aber . I, unrecht? wenn nemlich a. in genere alle

. 472.0... 0m da fuit ab Ephoris indicta, acpaxillo Cithara

ejus ze. in memoriam, Idem Phrynidi contgit, teſte Plutarcho ze ; wooxorne. Did G.1Vofs de muß psy, > mn. FIR,

und jede Mufici, fondern in fpecie alte Phans taſten undjunge Bierfidler Darunter verftanden erden / wie folchesja deutlich genug erklaͤhret

worden. Ich willLutheri Worte / damit er Fuͤr⸗

ſten und Deren Tom.VII. Altenb. pag 383. anredet / m, m. gebrauchen / und fo fprechen : „Hoͤrt / ihr lieben Drganiften und vornehme „Muficanten/ ihr müßt mich nicht fo gleich in

„eures Gefchlechts einen Tropffen Hudler ‚oder Schalck ftraffer / daß ihr daruͤm woltet zʒuͤrnen und fuͤrgeben / ich hätte die gantze Surf gemeinet und geſchaͤndet, Diefen Kunfts Genoſſen aber will jener das Wort reden / und ihnen einen richtigen JBeg zur Mufie zeigen. Hat ſich wohl! infine videbitur. Dasıft nun der gantze Bettel und dag Pomum Eridis; darüber muß meine gute Abficht/ meine aufrich⸗ tige Intention, welche twahrhafftig einzig und allein aufdie Beförderung der lieben Muſic zie⸗ let’ fo angeſchwaͤrtzet und unter Die Fuͤſſe getre⸗ ten werden. Man laßt ja einem jeden gerne feine Weißheit und ift von Grund der Seelen froh / wenn fich noch hie und da geſchickte Leute hervorthun / die der Welt weiſen / daß es mit der Muſic nicht vox, prætereaque nihil 3 —*

1

„ein Bockshorn jagen’ wenn meine Wenigkeit

#

*”

——

| N

u

Vorſpiel. 15

dern daß ein mehrers dahinter ſtecke. Dahin ſind ebenfalls uͤberhaubt meine Gedancken mit

dem Orcheſtre gegangen / und werden darin

keine rechtſchaffene Kunſtgenoſſen beſchimpf⸗ fet / ſondern vielmehr geruͤhmet. Wie koͤnte es

aber muͤglich ſeyn / daß in einer ſo rechen Mas eterie alles compendieux geſagt und nichts ver⸗ ſehen / oder ohne gnugſahme Ausfuͤhrung vorbey gelaſſen ſeyn folte ? wiewohl auch wuͤrckli nichts / Daran gelegen / uͤberhuͤpffet worden. Es a die Abficht nicht geweſen für Muficos zu ſchreiben / fondern für Leute, die Eeinen Begriff

von der Sache haben. Und es iſt Fein Zweifel /

wenn deren einer dasjenige weiß und verſtehet / was im Orcheftre docirt wird / fo weiß und verſteht er vors erftefein Theil. Ich fage vors

erſte; denn wenn er weiter will / muß er im Ut

—— ; da wird er Weißheit hohlen. Fauſt⸗ ' e! |

—SGS. 22. So iſt auch infonderheit eben die an befagtes Orcheftre gewandte Arbeit von verfchiedenen braven Leuten mehr gelobet als ge;

tadelt worden; wie Denn unlangft der Grund»

‚gelahrie Herr von Seelen in feinem Principe Mulico zu drey verfehiedenen mahlen / mit ganz unerwarteter Ehre / Derfelben und ande>

| rer

16 Vorſpiel.

rer Wercke meiner Feder zu gedencken / ſich nicht entſehen und damit entdecket hat daß er nebſt ſeiner tieffen Erudition eine ſonderliche Hoch⸗ achtung fuͤr die allergenehmſte Wiſſenſchafft der Welt befiger. Solches verlange ich nur; Feine eigene Ehre über die Gebühr.

5. 23. Eben dag Orcheftre hat feinem Verfaſſer die Sunft und Correfpondence ihm vorhin zum Theil unbekannter / doch vortref⸗ licher Virtuofen zu Wege gebracht. Als da find der groffe Contrapundtifte Herr Joh Theis le / deſſen Zuſchrifft und Approbation ich mic) rühmen Fan; Here Johann Krieger / der be⸗ ruͤhmte Capellmeifter/ ehmahls zu Gotha / nun Director der Muſic zu Zittau / der in einem Briefe an den vortrefflichen Muſicum, Herrn Kuhnau in Leipzig / von mir und dem Orche- ſtreſub dato Zittau den 15. April 1716. ſo fchreiber: Mir har das Tractärgen ſo von ibm heraus Bommenjunvergleidhlich wohl gefallen / und habe es etliche mahl durchge⸗ leſenrc. der ſchon ehmahls von mir mit gebuͤh⸗ rendem Lobe belegte Herr Raupach in Strahl⸗ fund; der Hoch Fuͤrſtl. Weiſſenſelſiſche Dir, Muf.und Hoff Organiſte / Herr Henrich Das vid Garthoff / ein wuͤrdiger =

Vorſpiel. 17

weit⸗beruͤhmten Baͤhren; der wackere Com- poniſte und Organiſt zu Flensburg / Herr Luͤders / der Stiffts⸗Cantor zu Wurtzen / Herr Georg Zacharias Wagner / welcher ſub dato den 18. April 1717. an einen Can- didarum Minifterii hiefelbft voomOreheftre unter andern fo fchreibet : Es dient mir dieſes unſchaͤtzbahre Buch gleichſahm zur Mor⸗ gen und Abend⸗Andacht ꝛc. Ingleichen der Cantor zu Regenſpurg / Herr Chriſtoph Be an dato den ı8.Martii 1717 an einen Muſicum allhier mit dieſen Worten: Es hat ſich ein gewiſſer Organiſt in Erfurt unterſtanden / das bekannte und ſehr nutz Uche Orcheſtrer. 13. anzugreiffenswann der Herr Bruder die Ehre hat / mit bemeld⸗ temr. M. bekannt zu ſeyn / ſo erſuche er ihn ‚in meinem NJahmen | den Organiſten mit ſeinen verroſteten Reguln abzuweiſen / wie er es verdienet / ſonſt wurden fich andere deſ⸗ ſen unterſtehen ꝛc. = m 9-24. Solche Stellen felbft anzufuͤhren / fieffe zwar fonft wider die Modeſtie / und hätte mans auch in Ewigkeit nicht gethan/ wenn es ‚nicht vernünfftig/ erlaubet / ja höchftsnöthig wa⸗ re / einem muthwilligen Verraͤchter gut und H; mp

18 Vrerſpiel.

freywillige Approbatores, Wahrheitsliebens - De brave Leute entgegen zu ſtellen / ſo wie dieſe find und viele vornehme Kuͤnſtler meh J/ / AOpto placere bonis, malis otioſus haberi . - Denen. man für ihre begeigte Gutheit ges genein fo kleines Beſtreben fonderbahre Mer pflichtung hat/ und defto weniger begreiffen kan / daß fich Die Meinungen fo fehr zu wieder lauffen folten; wiewohl alle diefe Exempel berühmter Virtuofen ein ſattſahmes Mittel findifich über den Diffenfum eines einkigen unberuͤhmten Pedanten zu. confoliren.

Unus, & hoc ipſum eſt injuria ma- 0 ..gna, perennem —— Candoris titulum non finit eſſe

| mei

Quisquis is eſt (nam nomen adhuc | vitiumque tacebo)

Cogit inafluetas fumere tela,

M Ä manus. Ovid,

| $. 25. Det Neid hat auch die Handy

mehr als der Verſtand / im Spiel. Mancher / wenn er ſiehet / dieſer oder jener habe ſich ein wenig hervor gethan / und eine Pike Re. De OoM«

) Vorſpiel. 19

nomme erhalten / weiß aber in aller Welt nicht / wie er zu dergleichen auch gelangen moͤge / ergreifft in feinem Regiſter gleich Das Woͤrt⸗ gen Refutatio, und vermeynet / auf dieſe Art werde es ihm geluͤcken / wenn er nur wacker op- popirt / mo mannichmahl nicht jo viel zu finden iſt / als einer im Auge leiden koͤnte. Wenigſtens / denckter: - Tentanda via eſt, quame quoque _ poflm Tollere humo , vidtorque virüm volitare perora, Virgil, |

0.926. „EB giebt Leute/ diefich eine Ehre „daraus machen andere anzupacken / folten fie yauch Die Ührfache vom Zaune brechen. Al⸗ ⸗ylein folche aus Affecten fieffende Urtheile di- „ftinguiren ſich gar leicht felber von denjeni- „genrdie auf die gefunde Vernunfft gegründet „ſind / und befommen insgemein bey allen ges „ſchickten Lefern die Verachtung zum Lohne. „Doch ich werde auch aus denfelben Wortheil „au ziehen ſuchen und too fie etwas mit Grunde „erinnern folten/ folches änderny dasjenige aber „wodurch fie ihre Schtwachheit verrathen und „ſich nur bemühen werden / mir tort zuchuny mit

20 Veorſpiel. „mitlachendem Muthe leſen / und es mit eben „der Gleichguͤltigkeit übergehen / als wenn ich „niemahls etwas davon erfahren hätte». Dies ſe des HErrn Joh. Gottl. Krauſens ſchoͤne Gedancken und Reſolution, in der Vorrede feiner umſtandlichen Bucher⸗Hiſtorie / will mir auch / mit deſſen Erlaubniß / zugeeignet und damit von Hertzen eingeſtimmet haben. Lache / heiſt die beſte Rache. S. 27. Apollo fagt im Trajano Boc- calini:. Esfeyein groffer Unverſtand / derglei⸗ chen Leuten Geplauder Gehör zu geben / welche von GOtt und der Natur die Gabe nicht has ben / etwas vor fich felbft zu erdencken / fondern vermeynen / ihrer tbörichten Einbildung nach / ſich Damit einen Nahmen zu machen / wenn fie andere ehrliche Leute durch Die Hechel zie⸗

en. (c)

$.28. Weil es doch aber andem iſt / daß /

allen verſtaͤndigen Muficis zu Trotze / aus bloſ⸗ ſem Antrieb mißguͤnſtiger Sublidien⸗Hoͤndler /

ein Miedling/einOrcheftre Feind / ein Meiſter

Futfa auftritt / und mit ſeinem ut daranzum KRitter werden will;fo muß ich mich wehren und

einmahl vor allemahl öffentlich darthun / * m

———— —— Ce) Yid. Prodrom, des Satyriſchen Componiſten P+-Ad»

Vorſpiel u a

—— mir vor keinen elenden Anbetern des blinden Al⸗ zerthums / dor keinen Solmiſations-Geſpen⸗ ſtern im geringſten nicht grauet / und ich meiner Gegner Schwäche gar wohl kenne / ob fie gleich ſonſt in groſſer Obſcurite leben. Tela præ- vifanon nocent. Ach ihr ohnmaͤchtige Hel⸗ den! Ich habe eure ſtumpffe ‘Pfeile laͤngſt vor⸗ her geſehen / und weiß fie ſchon abzutveifen. ch waünſche mir nur Moderation, um dem Wie—⸗ derleger / dem erkaufften Wiederleger / zu zeigen / daß wuͤrcklich animus paciſcendi bey mir

ſey. | 6.29. Niemand vermepneindeffen / vb fol diefes ein folches Weſen werden / wie des toffen Barthii .Adverfariorum immen- um opus. Man fücht es nicht dem Eran- cifco Philelpho nachzumachen ; denn aus Streit⸗Schrifften ſich einLob zu erjagen ift ſehr ehöricht. Deswegen habe auch manchesmahl ganz ftille geſchwiegen / mo ein anderer mit vol⸗ len Dacken buccinam vindidtz chartex geblafenhaben würde, Quondam majora tuli. Ich haͤtte es auch dismahl gethan und edacht : Iaat lopen! wenn mirs nicht übel tte ausgeleget werden Fönnen. Ich will in⸗ deſſen nur defenfive agiren und. eine bloffe i Noth⸗

22 Vorſpiel.

Nothwehre thun / das angegriffene Orcheſtre beſtmuͤglichſt beſchuͤtzen / und die darauf abge⸗ ſchoſſene ruſtige Kugeln gebührend zuruͤck ſchi⸗ een. Das wird mir ja wohl Feiner verdencfen. ; 9.30% Es hat fchon vor einiger Zeit der berühmte und gar gelehrte Here ProfeflorRis hey einen recht ſinnreichen Einfall über dag Exterieur eines Orcheftre gehabt/ wenn er von den Dpernalfofehreiber:

„ni ſieht man Martis tapffee Soͤhne / Jr rauhes Feld⸗Geſchrey und Mord⸗

| gethoͤne / „An einem Singe⸗Spiel entzuͤcket ſich vergnuͤge // „und / ſtatt der Bruſtwehr / am Orche- fire liegen. |

SG. 31. Solchem zu folge will ich denn auch meinOrcheftregur Bruftwehr machen, und dieſelde / fo gutich immer kan defendiren. - Es iftein Krieg der Feine todte Leute macht/ oder die Welt / als Welt / fonderlich intereffirer, Laſt 1000.Leute in der Welt ſeyn / die das Or- cheſtre geleſen haben; was kan das machen? O vitrea fama! Der a

Vorſpiel. 23 fo den Angriff commandirt / ſcheint auch ein

ſoicher Calvalier zu ſeyn / der Haar auf den

“.

Zaͤhnen haben will / und mit dem man ſich end» Lich leicht / vermittelſt eines Faͤßgens Kumel und Aniß / in Tractaten einlaſſen möchterdaßer aba zoͤge / falls er nur dazu das benöthigte Plein- pouvoir haͤtte. Es fehlet ihm aber noch vor ver Hand ſo wohl an dieſem als am nervore- rum gerendarum; dahingegen im Orche- ſtre nicht nur alles voll auf iſi / ſondern auch die Feſtung verſchiedene Communicationes of⸗ ten hat / dadurch fie fFundlich fecourirt werden Fan, Wir wollen fehen / wie es ablauffen

9.32 Ich will jedoch bey dieſem Gefecht Fein Echo ſeyn / und Scheltworte mit Schelt:

* wird,

orten vergelten 5 denn es dienet zu nichts alg

ven Streirzu verewigen; fondernich will nur

wit meiner Nothdurfft einkommen / auch alle

Stunde und Augenblick zu Sriedens-Propofi-

. tionen bereit ſeyn. Das ift meine wahrhaffs te ernftliche Abſicht / nicht aus Confideration

für meine ſtroherne Feinde und TBiderfacher/

ſondern aus aufeichtiger Siebe sur Mufic / wels

cher zu gefallen ich gerne meineAffedten facri- _ ficiren will. Allein wenn doch Cicero nicht

24 Porfpiel. | | unrecht fpeicht : Negligere quid de ſe quis- ve fentiet , non folum:arrogantis, fed: omninodiflolutieeft ; es auch wahr bleibet was Tacitus befennet : Etiam fapientibus eupido gloriæ novifima exuitur , fo muß mirs niem and übeldeuten/ daß ich mich Fühnlich: verantworte und meine unſchuldiger Weiſe an⸗ gezwackte Arbeit beſtermaſſen beſchuͤtze; das ſoll mit GOttes Huͤlffe / in folgenden geſche⸗ en. se Ä "

- Kin

Des

3

a Beſthuͤtzten Orcheftre

Erſtes Stüc. PARS DIMICA TORIA,

Oder Erſtreit / und Behauptung derje⸗

nigen Bollwercke / auf welche der Pol⸗

trons-Angriff eigentlich ges richtet geweſen.

Das erſte Capitel. Von der Einleitung.

§. 1. Hrgeitz iſt ein der Tugend ſo nahes La⸗ ſter / daß man ſich nicht wundern darff / Rwenn mancher aus Unverſtand / aus Verſehen / oder mit Willen / eins vors andre nimmt / und die untadelhaffte Begierde zumFlor der Muſic eine vanam ambitionem vor ges Ishrt angefehen zu ſchilt. Ich habe * etzte

26 P. I. Cap.l.

letzte nicht / GOtt weiß es / es geſchieht mir Ge⸗ walt und Unrecht; + ‚fondern ich lege vielleicht > Die erfte einwenig gar zu hißig / lebhafft / eifrig oder treuherkiganden Tag; und das mag wohl Anlaß gegeben haben daß einer oder der andere ſich ihn befunden’ wenn ihm ven ungefehr ein Bild / ein hepliches / pedantifches Bild / et⸗ was gleich gefehen hat. Es iſt unmüglich fagtein geroiffer Author , eineumftändliche Befchreibung zu machen ohnedas Original ‚im Kopffe zu haben; was fchadets auch ? wenn das Erempel recht beſſern ſoll muß fich der eine oder der andere dabey freylich erkennen. Gnug / daß unfer Abfehen nicht ift / dieſen oder jenen zu befehimpffen. Diele begehen einerley Thorheit; niemanden aber ift verwehrt / wo er Aehnligkeiten antrifft / zu ſagen: derifts. $ 2. Das Orcheſtre hat keine vors mahls noch itzo beruͤhmte Muſicos reformi⸗ ren / ſondern nur anzeigen wollen / daß es Leute gibt / die mit ihrer pedanterie alles / was noch gutes an ihnen ſeyn moͤchte / verderben. Es meldet ſich daſelbſt pag. 5. ein Muſicaſter / ein andaͤch⸗ Je ſcais la maxime: Que le deſir eſt la meſure de

eilime. c’eftädire, qu’il ne faut pas fe pro- duiretrop, quand onveut plaire,

Von der Linleitung. 27

andaͤchtiger Suͤnder und ein Marſialiſcher Stuͤmper an ; dieſe Characteres aber Fön: nen gewifle Leute nicht verdauen / in Meinung’ es fen ihren Ehren zu nahe geredet; daman doch damahls fo wenig an fie / als an den Kaͤyſer im Mond / gedacht hat) auch hinführo mehr an die⸗

fenalsanjenedencken wird. Ä $. 3. Der Wiederleger fagt : Man koͤnne nicht ſehen / es fey auch nicht genug erwie⸗ fen / mie folche Hümper und Stümper zum Berfall der Muſic contribuiren Fönnen, Brauchtesda Beweiſes? liegt das nicht aller Welt vor Augen? Pſellus muß her; der aus der Muſic totum univerſum, oder die gantze Welt zu lauter Mufie macht / damit wir ja eine tuͤchtige Theoriam haben. Er ſagt zwar in feinemCompendio.de Muſica exactiſſimo, InterprereLamperto Alardo, Muficam veteres comprehendere dicebant omnia Sec. Aber hergegen bezeiger er Doch auch fo vief Verſtand / daß er weiter unten fpricht : de fen- fuali Mufica, eumprimis autem illa, quæ in uno fenfuum, nempe Auditu, confi- deratur, compendio commentabimur, Huicaflentior. Sotritt auch aus dem Er⸗ furtifchen ne eine Riepenfde M 2 e-

28 P. I. Cap. IJ.

definitio Muſices hervor / die ſich hieher ſchi⸗ cket / als ein Lappe vom Arlequins Kleide. Man ſiehet auch / daß des Wiederlegers wunderliche Deputations-Gelehrſamkeit inTheoriaMu- fices naturalis fo beſchaffen und ſo tieff ſey / daß noch niemand vorhande der folche verſtehet. ( Es iſt des Gegners felbft eigene Expreflion,under confequenter folus in pretio.) Daraufbes gehrt derfelbe zu willen : Wie eine folche voll⸗ ommene IBiffenfchafftohne Arbeit und Mühe zu erlangen fey? Und darinn Fan man ihm in

Ewigkeit nicht dinien. S. 4. Es ſieht aber ein jeder Thuͤringiſche Boauer / daß im Orcheſtré die Rede nicht ſey von einer ſolchen Fantaſtiſchen Muſic / dadurch die gantze Welt verſtanden werde; und das tritum illud: Nil prodeſt Praxis &c. iſt hier ambosdiovucov weil im Orcheftre weder demſelben wiederſprochen noch Davon gehandelt wird. Man fagt auch ben Leibe nicht / daß die Mufiealifche Wiffenfchafft ohne Arbeit und Mühe zu erlangen fey / fonderndie Worte laus ten alſo: Sie überreden fich (Die Pedanten ) daß diefes wunderfchöne und vollfonimene Ge⸗ ſchoͤpff / gua Creatura ‚einzig undallein von einer tieffen Selehrfamfeit und ee sjena

Don der Zinleitung. 29

RE RAN SEE. Wiſſenſchafft dependire. Es wird ja nicht von Erlangung eineeWiffenfchafft/gquaScien- tia, ſondern von dem wunderſchoͤnenGeſchoͤpffe - (mennes anders ein Geſchoͤpffe und nicht viel⸗ mehr was unerfchaffenes zunennen) der Mufic an und vor pi geredet; welches der gütige SH uns Mhfchen sur Luft / und gleichfahm zum Vorbild der ewigen Herrlichkeit gegeben hat: folche Ereatur ; ſagt many dependire nicht einzig und allein von einer tiefen Ge⸗ lehrſamkeit und arbeittahmen Wiſſenſchafft. Heift nun das : die vermeinte vollfommene Wiſſenſchafft / Davon Pfellus reder und das Durch er den gangen Univers verſtehet / koͤnne ohne Arbeit und Mühe erlanger werden ? Es betrachte mir ein Menfch die Sophifteren ! 8.5. Dasgegenfeitige Argument lautet in fubftantia alfo : Pfellusfagt / die Alten hätten per Muficam die ganke Welt verftans den (da esdoch obangeführter maſſen nur heift: Die Alten ſagten / daß alles in der Muſic begriſ⸗ ſen nicht aber / Daß fie per Muſicam die gantze Welt wuͤrcklich verftunden.) Weil nun dag ‚Orcheftre von dieſem Pſelliſchen oder altem Verſtande des Wortes Mufica nichts erweh⸗ ne/ und Theoria doch cum Praxi perbunden D 3 ſeyn

30 P.1. Cap. J.

ſeyn ſolte / er auch der Solmifator,, gerne wife

fen möchte wie eine folye Wiſſenſchafft ohne Arbeit zuerlangen fey ; fo muthmaſſe er dars aus / ich ſey ex vanaambitione angetrieben worden / dergleichen neueund fonderbahre Meis nungen aufdie Bahn zu bringen zc. Da wer⸗ de mir nun einer Flug draus ! Wwas deucht eis nen Primaner, wenn er feinem Rectori einen folchen Syllogismum machte ? wiewürde er beftehen? Pag.ı. hatdiefer Logicafter mein Orcheftre unter diejenigen Bücher gerechnet/ welche weiter nichts in fich halten / als was bes reits von andern gefaget worden 5 und pag.z- gleich darauf legten mir neue und fonderbahre Meinungen bey. - - - oportet ellet me- morem, Ich meyne / da ſey Confuſio &

Contradictio. Man iſt ja uͤbel daran mit

den Leuten; fie wollen nicht haben / daß was neues und ſonderbahres geſagt werden ſoll / und dag Alte iſt ihnen auch nicht recht gelegen / wie wir weiter unten hoͤren werden / wer wirds denn

nach ihrem Sinne machen koͤnnen? Ob aber

die Muſic eine ſolche Sache fey/ die über den Horizont meiner Capacit£ fteige / Davon iſt „der Gegner incapable zu urtheilen ; einer bes trachte mir die Conftruction, mitder er fein Zeugvorbringt P3- 9.6.

.n

Vaon der Zinleitung.

$.6. Der Wiederleger feiner felbft gibt

doch ab. zu / Daß es nicht zu laͤugnen / es fanden fi) Mufici, die alfo befchlagen /_ wie ich fie bes chrieben (nemlich die in exceflu & defectu

peccirten) fagt aber ich wurde fie mit meinem Raifonnement , welches bey ihm einen (dimpfflichen Titel bekommt / nicht aͤndern / weil mir kein Menſche glauben werde. Nun de- precirt man zwar dergleichen unnüße und gar butte oder geobe Exprefliones, die hiebey vor: fallen undich anzuführen mich entfehe ; nimmt aber utiliter an/daß fich folche fo genannteMu- ſici finden / wie ich fie abgemahlt habe. Wo bleibt denn Refuratio ? Es iſt ja Conſenſus da. Wer aber von ung beyden folus in pre- tio feyn will, dag mag der Lefer aus bereits ans geführten $.3. entfcheiven. Ich ſage mich aus Genqug / daß es ſolche Leute aibt / die die Mufic m Verfall bringen / ob einer mit Schuͤler⸗ oder Magiſter⸗-Geſchwaͤtz (. Proclamo te in Magiftrum was ausrichret/das iſt eine andes re Frage und gehöret nicht zur Sache, Esift leider fchlecht genug/ Daß gute Bermahnungen und Vorftellungen bey böfen Leuten nichts heifs fen’ und von denen felbft / die das ihrige mit bey⸗ tragen fönten und folten / ſo verächtlich betitelt 4B4— wer⸗

32 | P.1. Cap.I,

werden daß alle Mufic-Seindenun wiffen wie fie dergleichen Raifonnemens nennen follen/ da fiedoch von der Schule weiter entfernet / als Hamburg von Erfurt. . $. 7. Hernach heiftesgar: Mein kuͤhnes Unterfangen ſey wieder GOttes Wort. Dif- ficile eſt, Satyram non ſcribere. Ach GOtt / der theure Nahme dein Muß ihrer Schalckheit Deckel ſeyn! Ich mag nicht alles wiederhohlen / und laſſe dem Seren Capellmeifter Reiſer uͤber uns - feem Solmifatori die Verwunderung zu bes nehmen ı welche Darüber bey ihm entftanden/ daß meine Sachen / Die hier wieder einen woler⸗ fonnenen höfflichen Terminum befommen/ von ihm fo hoch recommendiret worden. er diefen groſſen Compofiteur kennet / und weiß / wie fpahrfam derfelbe mit feinenRecom- mendationen umgehet/auch wie wenigllrfach er vielleicht gehabt ı meineScripta zu erheben / der wird Defto weniger an der duͤrren Wahrheit feiner Meinung 7 womit er mich beehret hat Zroeifel tragen. Ich fage an verfchiedenen Drten des Orcheftre felbft/ daß darinn nichts für infallible, geſchweige denn für ein Evans gelien⸗Buch ausgegeben wird. Wer iſt * der

Don der Binleitung, 33

der der Welt die Augen zu verfleiftern præten- dirt? Der Wiederſacher ſagt: Veritas rei non dependet ab opinione hominum, und alle Wahrheit ſoll doch gleich von feiner uns

majeftätifchen Critique dependiren. $.8. Er glaubt nicht/ pag.4. daß die Herrlein / wie fie das Orcheftre beſchreibet / Ur⸗ ſach am Verfall der Muſic ſeyn. Wer es nicht glauben will / kan es laſſen; es iſt gar kein Glaubens⸗Articul. Ich ſage auch nicht ab- ſolute, daß dieſe Herrlein Urfach am Vers fall find / ſondern daß fie mit dazu helffen; beyde Theile contribuiren gar mercklich zur Decadence der Mufic/fo lauten pag. 13. im Orcheftre meine Korte. Das Erempel mit den Advocaten und Notarien ſchickt fich hier Feines weges; denn ich Flage nichtfo wohl über den Abgang des Gewinnes in der Mufic/ als hauptſaͤchlich uber den Abgang der Ehre und Des Anfehens / von welchen alles andare . dependiret. Wiewohl/ kriechende Gemüther Iegen alles nach ihrer niedertraͤchtigen Pafion

ber Seldfuchtaus.

| 9. Wegen der Hauß⸗Leute oder Kunſt⸗ Pfeiffer find wir noch ziemlich eins / wie ich fehe; nur ſagt der mirbepfallende Wiederleger / fie | D5 braͤch⸗

34 P.I. Capl.

brächten Die Mufic/ quoad Pradticam, indie Kladde / Kregzıs nileft &c. Wohl geſchoſ⸗ ſen! aber uͤbel getroffen. Von der Theoria wiſſen die Hauß⸗Leute in genere nichts; und die Praxis verliehret auch bey ihnen / was bleibt denn übrig ? Es heiſt auch ja: Nil prodeſt agıs &c. und fan eins ohne das andere nicht ‘beftehen. Wiegeſchieht denn die Verſchmaͤ⸗ lerung nur in parte nicht in toto , wenn die partes beyde da ſeyn muͤſſen / um eintotum zu machen ?_ Ein Kind Fans begreiffen. Das gantze fol nicht verliehren / wenn Die Helffte das von verfällt ! Dasheift : feine Sachen artig und nicht confufe abhandeln ! Pring im ans- dern Theil des Sarpeifchen Eomponiften iſt pag.18. der Meynung: daß die Wiſſenſchaft ohne Übung nichtstauge/ und man NB. durch dieſe nemlich die Ubung / jene / nemlich die Wiſ⸗ ſenſchafft / deſto beſſer und fertiger im Kopff bringe / und ſo leicht nicht wieder ausſchwitze.

Dem pflichte ich bey. $.10. Was das Projet der Privat⸗ Concerten betrifft / ſagt der Refutator, ſey mein Intent wohl gut; allein in einem Colie- gio wuͤrden nichts als Practici gefunden / und derowegen ſey es nicht wohl practicable, duͤrf⸗ te

von

Von der Einleitung. 35

te auch wohl de verbis ad verbera fommen’ / und was des Dinges mehr iſt. Ich will nun von den Idioten in Collegiis.Muficis hier nichts fagen / weil es allbereits in ver erften Er: oͤffnung geſchehen; doch Fan ich mich nicht über- reden / daß in folchen Collegüsgar nichts alg puri Practici gefunden werden fönnen / und daß die Mode/ mit Schlägen zu raifonniren/ die vielleicht in Thüringen bey Sauff- und. Brgndtewein-Collegiis gebräuchlish/ ander- werts/bey Leuten von guter Erziehung’ Beyfall ‚verdienen folte. Don lauter Theoreticis aber möchte ich gerne ein Collegium feheniob da der Fifeus auch nicht fein Theil befommen würde. Sonſt ftehtan dieſem Orte des Ut, nemlich p. 4. mit trucknen Worten: daß die Runſt ex numero herflieſſet / welche Mas. terie / ſo GOtt will / in der Dritten Eröffnung des Orcheſtre ſo abgehandelt werden ſoll / daß die Feinde ſelbſt meinen Fleiß in Theoria abs nehmen werden. Es iſt eine Sache / die ihr eige⸗ nes Buch verdienet / deswegen ich hier darüber weiter nichts / als nur bepläuffig:/ bemercke / daß es gleichfam fatal, wie aller 7 ja der gröfte und. wichtigſte Diſput in Mulicis durch den todten Numierum foviret werden will, Auf D6 Dies

36 P.1.Cap.1,

. 2 ENEREEEN diefe Sachen hatteich mich geſpitzet; eshat mie nicht das geringfte deModis &Solmifatione getraͤumet / welches Materien find / Die auch im Schlaff nichts gelten fönnen. G. 11. Was ich vom Encouragement der Muſic anfuͤhre / ſagt mein Antagoniſte / ſey alles die reine Wahrheit. Auf dieſe Weiſe wirds blutwenig zu refutiren geben. Es contribuire auch ſolches / geſtehet er weiter / (daß nemlich die Muſic nicht encourggiret werde) zu ihrem Verfall etwas; jedoch ſey es keine wichtige Urſache / wohl aber ein allgemei⸗ nes Ubel und Vitium Seculi. Wieweit nun ein allgemeines Ubel und Vitium Seculi von einer wichtigen Urfache des Verfalls einer Sa⸗ he unterfchieden / und twelches von beyden mehr vder weniger geſagt ſey / das mag der Leſer ur⸗ theilen. Wenigſtens iſt in der gantzen Welt das Wort Encouragementfogeneral , daß es nicht nur eine bloſſe Aufmunterung mit Worten bedeutet; ſondern eine ſolche / die mit allerhand Diftindion, ale Ehrbezeugungen / Befoͤrde⸗ rungen / Belohnungen ac. geſchiehet. Allso / wenn es am Encouragement fehlet / ſo ſehlet es an allen; an dem / daß die Muſic nicht als ein 8tudium angeſehen und geehret wird / an

Vonder Zinleitung. 37

. Daß diefelbe nicht befördert wird ; abfonderlich

J

aber an dem / daß man ſie nicht bezahle. Dies

fer letzte Punct wird ſonſt ſtricte und durchge⸗ hends unter dem hoͤflichen Termino des En- couragements verſtanden.

G. 12. Mit meinen 99. 6. & 7. der Eins leitung ins Orcheſtre iſt auch aus Gnaden noch alles richtig / und bekraͤfftiget ſolches ein

maͤchtiges Tranſeat. Ich muß doch we⸗

gen meiner ehmahligen Arbeit ſagen / (1.) daß ich die p.ꝛ2r. des Orcheſtre erwehnete in mei⸗

ner erſten yusan) gemachte (2.) Daß die

Arbeit an fich felbft dennoch allzeit eftimirt, obgleich / bey Erfahrung und Entdeckung des Authoris, demſelben Fein abſonderlich Compliment yon gewiſſen Leuten darüber ge macht worden. So gehört auch mehr zum Menfchen als Erde und Humeur; oder rechnet der Drganift die Seele vor nichts ? (vid. p.5. im Ut.) Wir wollen font dem Roberto Flud feinen Muficum perfedtum, qui zon partes Muficz componit, gerne laffen und ung mitdemjenigen behelffen/ qui partes Mu- icæ componit & veram earum rationem

redderepoteft, Es wird hier vermuthlich in der herrlichen Tabelle des Uts p, 6. ein Schni⸗ her ſtecken / Der noch beym Authore | | D7 ſelbſt /

38 . PLCap.l.

ſelbſt / wenigſtens in der Franckfurtiſchen Edi- tion, nicht corrigiret worden iſt. Man mercke

aber dabey / daß Flud fager : Qui canit ſolummodo, non eſt Muficus. Und dag iſt gantz richtig. Nam fecundum Boetium Muficus eft ille , qui ratione pr&penfa non [olum operisfervitio , fed & fpecüla- tionisimperio canendi [cientiam mani- feſtat. Ein Componifte excellirt fürgts nen gemeinen Muficum oder Sänger folcher> geftalt / als ein Baumeifter für einen Maurer ein Ingenieur für eine Schildwache und ein Mathematicus für einenSchifſs Knecht oder Bootsmann. (a) Es folte aber mancher gedencken / Flud habe weder componiren/ noch fingen noch fpielen koͤnnen und habe Doch ‚gerne wollen in Muficus perfedtus heiffen ; denn fonft hätte er nimmermehr gefagt : Per- fedtus Muficus eft, qui non partes Mulic& _ componit, Aber ich glaube / daß es wuͤrck⸗ ich im Flud ein Druckfehlerift/ welchen nein

Erfurter nur fo nachgefchrieben / und heiffen foll; ‚qui von ſolum partes Muſicæ compo- | | nit,

nn)

(a) Arıbur Bedford’s Great Abufe of Au Se teutfch.

Arthur Zedford vom groffen Miß⸗ brauch der Muſic p.61.London 3717,

ar

Von der Zinleitung. 39

‚nit,fed&c, um fovielmehr/ weiler diefe Re⸗ dens⸗Art fehr offt gebrauchet / und denn auch der Sphalmatum in. feinen bier in Zeutfchland nachgedruckten Operibus fehr viel befindlich ‚finds deren keins in den Erratis angemercket ‚worden. Z. E. p. 200, liefet man mit groffen Roͤmiſchen Buchftaben TERITIUS pro ‚Tertius &c, Aber fo fchiefen wir theoretifche Drganiften unfere Sachen in die Welt hinein; da ſtehts; Flud hats gefchrieben; Fein Nach⸗ dencken gilt. Man hätte endlich diefelben Worte / wenn mas rares dran’ auf teutſch und ohne Tabelle in Printzens anderm Theil des Satyriſchen Componiſten pag. 31. für die Billigfeit haben koͤnnen. „Ich verftehe/ fagt „er / durch einen guten Componiſten einen fols chen der nicht nur einezierliche und kuͤnſtliche „Harmoniam ſetzen / fondern auch Dasjenige/ „was er geſetzet / mit guten Gründen vertheidis „gen kan., Mir gefaͤllt indeß dieſe Definitio beſſer: Optimus Mulicus eſt, qui Rheto- ricam harmonicam adeo feliciter excer- cuerit, ut abauditoribus ſuis lachrymas, riſum & alia Paſſionum rexuierw atque teſtimonia elicuerit. (b) Und dag ſiehet je⸗ wand gleich / den ich inſonderheit kenne. F. 13.

(b) Marin. Merſennus Har mon, Lib, Ipag. 290.

40 P. I. Cap.l.

S.13. Sonſt laͤſt ver Wiederleger auch fein Difcernement und feine Beleſenheit ſehr wohl ſehen / wenn er dem groſſen Steffani Worte zuſchreibet / daran dieſer Prælat ſein Tage wohl nicht gedacht hat. Der gute Werck⸗ meiſter hat das Tractaͤtgen: Certezza della Muſica, unter ſeinem Nahmen verteutſchet indie Welt gebracht / auch hin und wieder einen

kleinen Joh. Balhorn / ziemlich gegen des Herrn Steffani Meinung / agiret / wie zu ſeiner Zeit bewieſen werden ſoll; ſolcher Gattung vun find die von p.34. biß 40. gedachten Werckleins im Ut angefuͤhrten Worte / von welchen in dem Jialiaͤniſchen Originali des Herrn teffani nicht ein Jota zu finden. Mein Gegner ſetzt hinzu. So weit Herrn Abts Steffani Worte. Damit niemand an dem Fehlſchuß zweiffle Es iſt ein gewiſſes Zeichen daß der Solmifator das Original niemahls geſehen / oder nicht einmahl in Werckmeiſters Vorrede gegucket / da folgendes Avertiflement befind⸗ lich: „Ich habe im Contextu des Herren „Authoris nichts veraͤndert; Allein wegen „der Einfältigen habeich an etlichen Orten mei⸗ „ne einfältige Meinung hinzugethany welche abfonderlich mir groffen Buchſtaben

| N

Don der Zinleitung. 41

»‚foll es heiſſen) gedruckt ift ı daß alſo ein jedes „Fan unterfihieden werden. ,, Dulcius ex ipfo fonte bibunturaqu&. Domine Orga- noede! Domine Agitator! |

$ 14. Allediefe Allegata follen nun weis - fen/ daß D. Luther ein groffer Mathematicus geweſen / und feine Geſaͤnge mit dem Propor- tional-Circul abgemeffen habe. Ich meines Theils glaube / daß der feel. Mann GOttes hieran wohl unfchuldig geweſen; daß er aber die Noten nad) dem rechten Accent der Worte eingerichtet / folches gehöretnicht ad Mathe- maticam (denn fonft müfte Virgilius ,- von dem es D. Lutherus, feinem eigenen Geſtaͤnd⸗ niß nach / gelernet / auch zum Mathematico creirt werden) ſondern es gehoͤret ad Rheto- ricam, ad Oratoriam, darinn beſtehet die rechtefolidegalanterie , und die thut taus ſendmahl met Dienftein der Compofition als alle Mathelis. Ich glaube fonft gerne’ daß D.Lutherus ein gar natuͤrlicherComponiſte / ja ein beſſerer Muſicus und Muſic⸗Freund gewe⸗ fen ſey / als unſer zwantzig jaͤhriger Kloſter⸗Stu⸗ dente / von dem ich gerne wiſſen moͤchte / ob ihn die Monnen oder die Moͤnchevon der elendenDi- ſtinction informift haͤtten / die erD.Lurhero pag.o. andichtet? | $.15,

42 BL. Capıl.

$. 15. Von den Öalanterien hatder un? Salante Wiederleger auch einen erbarmens⸗ würdigen und gernfeeligen Begriff; fein eiges nes Gieichniß beweiſet folches hell und Flahe. Er fagt: „Stattdesrechten Weſens beheiffe „man fich nur mit Galanterien / wie des Frauen⸗ „zimmers Schmuck / welcher vor Alters in Per⸗ „ien und guͤldenen Ketten beſtanden / heute zu „Tage aber Bänder und Spigen find. Von „jenen hätten die Kinder was / von diefen aber „nichts zu hoffen. Ich glaube leSieur Or- ganifte wirdirgend einmahl einem Gammers Kaͤtzgen /einer Grifette, die Aufwartung ger macht haben die vonihrer Fräulein etwann ets liche laue Schock und / nebft zerriſſenen Spi⸗ gen / ‚auch ein paar verfihoffene Struͤmpf⸗ Bänder zum Neuenahr bekommen hat/ daß ev fo Eriechend von Galanterien railonnirt. Sind denn itzund Feine Perlen mehr / als vor Alters? Traͤgt man nicht gange Garnitures enechellevon felbigen+ die gewiß ein bißgen feiner kommen als vor Alters ? Prangen nicht tagtäglich Hals Hände und Ohren des ſchoͤ⸗ nen Geſchlechts mit dieſen Orientaliſchen Him⸗ mels⸗Zaͤhren ? Daß es etwan in Erfurtnicht geſchieht / mas Fan man dafür 2 ner

| a

BES...

Von der Einleitung. 43 mas wolten doch die alten güldnen Ketten ſammt den blinden Perlen dabey verſchlagen? was für gut koͤnten die Kinder davon haben? Sol⸗ ten ſie dafuͤr Brodt oder Wein kauffen? Traͤgt ihnen ſolcher Kram das geringſte Intereſſe, er werde dann verſetzet? undda iſt man wohl dran. Koſtete nicht eine Kette wohl zehnmahl ſo viel zu machen / als offt das Gold werth war? Eben ſo geht es auch mit den ſehr gekuͤnſtelten Fugen / die allemahl mehr Arbeit koſten als Vergnuͤgen ge: ben. Wenn hergegen unſer Organiſte nur hier in Hamburg Dames ſehen ſolte; doch was rede ich von Dames ? ich will nur Buͤrgerſtands⸗ Perſouen nehmen die an Ohrgehaͤngen / Kreu: gen und Ringen in bloſſen Juͤwelem zehn und mehr. taufend Reichsthaler Banco-&eld mit ſich herum führen; folte er nicht meynen / daß man von folhen Pretiofis guͤſdne Ketten von hier biß Erfurt machen Eönte/ fo daß in jedem Poft- Haufe wenigfteng die Köchinn eine hätte? Hat er wohl einen Bürger gefehen / der noch nicht einmahlgalant heiffen kan undeinen Ho⸗ ſen⸗Knopff von 10000. Rthlr. Banco trägt? Das fommtein bißgen wichtiger als fein Sty- dus ligatus mit den güldnen Ketten. Ders gleichen’ und viel groͤſſer find unfere Galante⸗

\ rien.

Be *

44 PL Cap!l.

- rien. Mich deucht damit iſt KindessKindern im Nothfall redlicher unter die Arme gegriffen als mit einer laufigten Kette / Daran wir Die Floͤ⸗ be teffeln. Nun mache einer die Application auf die Muficalifche Salanterie / darinn heut zu Tage folche Edelſteine befindlich / daß ein alter überfichtiger Ketten: Krämer mepnen folte/ es waͤren Boͤhmiſche Steine; weil er fieniemahlg fo groß, und dabey fo echte, gefehen hat.

8.16. Die Gleichniſſe des Gegners von guten Wercken / von des Feindes⸗Eſel unter ſei⸗ ner Laſt / (dabey wohl Fein Treiber geweſen) von Gaͤſten / die einen nicht wieder laden Fönnen find auch fehr finnreich / und wer⸗ den indem Ut gar kuͤnſt⸗ und fo tröftlich pag. 10 auf die galante Compofition und Verab⸗ ſaͤumung der Contrapundten applicirt, daß man das Podagra im Magen davon befoms men möchte. Sonſt heift der Refutator großgünftiglich ſehr gut was ich $.7. meiner Einleitung von der Hochachtung/ die man der Muſic ſchuldig iſt angeführet habe. Es dan- cke ihms aber mein Wirth. Ich proteſtire nochmahls vor aller Welt / daß darinn mein ein⸗ ziger Zweck beſtanden / dieſe Hochachtung eini⸗ ger maſſen zu befoͤrdern; daß ich keinem 2

n

Von der Binleitung. 45

Individuo zu nahe zu treten weder damahls noch itzund / gedacht habe / und nichts weniger als folus in pretio , oder Hahn im Korbe allein / wie der von fremden Winde aufgeblafene Orgel⸗Ritter / ſeyn wollen. |

$.17. Das follnun die Wiederlegung meiner in der Einleitung angeführten Verfalls⸗ Uhrfachen alle ſeyn / und fo dann folgen deren 6. vermeynte beffere von des Refutatoris eignem Machwerck. Ich will doch einen Auszug ders felben aus pag 12. des Ut hieher ſetzen. Diefe 6. Uhrſachen des Verfalls der Muſic ſollen

14 E >

pn: Cı.) Weil die Mufie nicht ale ein Studium und (quod idem) ° | (2.) Nicht auf Schulen tractirt wird. (3.) Weil die Beſoldungen geringe find. (4) Beil fie verachtet wird. -(5.) Weilman fagt : Die Muſic hindere am fudiren und (6,3 Weil man fie Huren: Sram nennet. Dabey werden wieder Werckmeiſters Worte dem groffen Steffani zugefchrieben. Der Leſer magfonft hierüber felbft glofficen und bes trachten / wie fchönich refutiret werde. Es iſt ja nicht genug / daß man ſage / die Muſic werde Ne x - ver⸗

46 BLCapL.

perachtet und ein Schreiber vorgegogen; Ich muß finden’ warum fie verachtet werde? Meis ne Meynung ineinem kurtzen Begriff iſt dieſe; weil fie die Pedanten zu ſchwer / und die Schergeiger zuleicdye machen, Iſt es nicht fchön raifonnirt, wenn einer faget: Die Mur fie iſt in Verfall / weil fie verachtet wird ? + Ich habediefen Verfall und deffen Urfachen fo gut / als mir es müglich geweſen / dargeſtellet / und iſt mir gar nicht zu wieder / wenn es ein andrer beſſer thun kan. Das heiſt aber nicht wieder⸗ legen; gnug daß der Verfall fuͤr Augen iſt / die Urſachen moͤgen ſich denn uͤber lang oder kurtz finden; aber ſie zu heben / da ſteckt die Kunſt. Ich tractire die Muſic vollenkommen als ein Stu- dium, und wuͤnſche von Hertzen / daß ſie auf hohen und niedrigen Schulen (doch ohne Pe- danterie, fine pulvere fcholaftico ) auch alfo tractirt würde. Sp wuͤnſche ich ingleichen por allen Dingen / daß are - oh⸗

t Sch möchte gerne wiſſen / ob dem Gegner bekannt / tag Soloecismus difputatorius, was Circulus,

was Petitio Principii fey ? Ich Fanes nicht alauben ; weil er diefe Dinge fo offt und recht

li *

kindiſch adhibiret. Es iſt idem per idem,

wenn einer ſagt / die Muſie ſey im Verfal / weil ſie verachtet wird. |

Pon der Zinleitun 47

lohnungen reicher ſeyn möchten, wie ichdenn fol: ches nicht nur im Orcheftre,fondernauch fonft in meinem Sarmonifdy,Dendmahlmit deutli⸗ chen Worten zu verftehengegeben habe. Was habe ich anders mit den graduirtender Muſic in Engelland/ davon der Gegner fonft wohl fein Tage nichts gehört noch gefehen und mit der Academie, zum Befchluß des Buches’ fagen wollen / als daß es hierzu Sande nicht eben fo ſey / und manbeflage / daß die Muſic hier nicht als facultas academica gehandhabet wer⸗ de? Sed aliquid dixiſſe juvat. Ein jeder verdient ſein —* Es gibt aber unſer Erfur⸗ ter ein Zeichen ſeines ungeſunden Raiſonne- ments, wenn er p. 15. des Buͤchleins Ut, unter andern weitgehohlten und abgeſchmackten Din⸗ gen / zum vermeinten Lobe des Studii Muſici benCiceronem ärgerlich anfuͤhret / daß er nem⸗ lich ſage: Liberi hominis officium efle ali- quando nibil agere &c. durch welches nihil, ver Erfurtiſch. Stoffe zufolge / Cicero die Muſic verſtanden hätte / und das ſoll ein Argument ſeyn die Muſicam zum Studio zu machen weil fie vom Cicerone inter niniſa gerechner werde. Pudeat Herr Drganifte! Ein Se- cundaner wird ing Fünfftige meynen / nihil

| nn age-

43 P. J. Cap.l.

agere heiffe beym Cicerone: Die Mufic ku- diren. N’eftcepasla unrailonneur con- fus? ein StrohsKopf. Es lautet auch fonft gar angenehm / wenn ein Styliſte mir Teutſch / Frantzoͤiſch undLatein fo untereinander miſchet: Daß die Mufic civili viro avantageus ſey © non modo Sc. Toller habe ichs noch nie geleſen. Vid, p. c. des Ut, allwo esfo lautet.

$.19. Aufs letzte wird mir vorgehalten/

ich hätte den gelehrten Kircherum zauberifcher

Worte beſchuldiget. Da fleckt wieder eine

malicieufe Tournure, Man conferire pag.5. des Orcheftre, fo wird fich seigen/ wer animum injurandi hat. Es wird dafelbft des Agrippx > oder eines andern Zaubers Buchs/gedacht/gwifchen welchen und der Mu⸗ fürgieKircheriein Vornehmer / numlangft feider ! verftorbener hochanfehnlichfter Koͤnigl. Miniftre (nichtich) im Schertz / obbarba-

riem terminorum,eine Vergleichung mach⸗

te. Wenn aber doch der Gegner meynet / daßdem

pater Kircher fo ſchrecklich zu nahe geſchehen

ſey / fo will ich ihn bitten / er examinirenur per mandatarium den bloſſen Titel Mufurgia (1 .) nach der Griechiſchen Bedeutung / (2.)nach dem Inftituto des gantzen Wercks; halte denn

eing

Von der Einleitung. 49 eins gegen das andere / und laffe fid) darauf Meibomii Pr&fationem in Muficos anti- quos erflähren! fo wird ervon der hochgeruhms ten Gelehrſahmkeit unfers fonft fleißigen Jeſui⸗ ten ſehr mittelmaͤßige Gedancken bekommen. Muſicam, fagt Meibomius, græcam di- ſciplinam, quam hactenus græce doctis- fimorum virorum vix ullus attredtares aufus fuit, fine alla ferme græca literatura, »ullo Grecorum Mufscorum lecto, tradere ad- greflus eftVirCl. Athanafius Kircherus. Fateor, non tantum me miratum , ex celeberrimo Orbis terrarum loco, Ro- mä, tantum iweptiarum adferri potuifle; fed etiam à tantæ fame Viro. Quod ſi ita in literarum ſtudiis & antiquitatis per- gatur, converſo rerum ordine, barbariem ex Italia , politiſſimæ gentis ſede, in omnem Europam. diffuam videbimus &c. Gafpar Scott hat das erfte wegen deg Titels wohl gemercket / und ob er gleich Kir- cherum adorirte und ausfchrieb / fo feßt er Doch in feinem Titel P. IL. p. 774. Muficam vor. Ä |

$.20. Der Refutator muß auch ein ſehr ſchlechtes NE mir haben/ went / er

go P.I, Cap. I.

—— er zweifelt / ob mirs gefallen werde / daß er eine Urſache des Muſicaliſchen Verfalls daher lei⸗ tet weil die Muſic für Fein Stadium gehalten wird. Ich bin ja darinn mit jeverman gänßs lich einig und will mich bey Gelegenheit breiter Darüber erklaͤhren / was refucirt er mich denn ? Aber dag gefällt mir eben nicht / wenn er mir animum injuriandi beyleget. Diefegar zu: befcheidene Beantwortung feiner. theils groben

Expreſſionen mag ihm davon das beſte Zeuge niß geben. Er kan aber in ſeinen Buſem greif⸗

fen und fein Gewiſſen fragen / ob ich jemahls mein Murhleinanihm (von Demich mein Ta:

ge nichts gehörer oder gewuſt / auch nichts zu hör

ven noch zumiffen verlange ) over er dag feine an

mir/ amore lucri » zu Fühlen gefucht habe?

Alios exfe judicat.

Das andere Capitel.

Beſchuͤtzung deserften Theils im

Orcheftre >,

Pars defignatoria genannt. $. 1.

(I si werde ich befehuldiget/ Daß ich das

ehr: und achtbahre monochordum p.286.

Vom erſten TheildesOrch. 51

280. des Orcheſtre Alfanzereyen geheiffen; as iſt nun abermahl ein Pudel / Herr Arge⸗ liſt. Da kommt er wieder mit einer Unwiſſen⸗ ‚heit und Unwahrheit angeſtochen. Denn es wird an gedachtem Orte von dem Diſput ge⸗ redet: Ob Mulica heiſſen ſoll: Scientia cir- canumerum fonorum, oder circa ſonum numeratum ? und ſolchen Streit mag ein alant hommes, mit dem ich damahls / und mit einem Mufico, zu thun hatte / mit allen Ehren und. Mecht/ für Alfanzereyen halten. Heiſt dası Monochordum laͤſtern? Solches zu ber jahen / das heift meine Schrifftenläftern. Sa- geich nicht vielmehr.an eben Dem Orte / es fey folches Werckzeug zum fpeculiren und zur geometrifchen Abtheilung der Intervallo- rum dienlich? Sage ich nicht ferner : Es ſey einem Mufico gar nicht ſchaͤdlich / folche fubrilitäten überhaupt mit zunehmen ? Ans derswo wird fich verhoffentlich Gelegenheit fin- den / mehr von diefer Sache zu reden. | F. 2. Deftomeniger aber darff fich der - Refutator verwundern / daß ich alle Propor- tiones von dem Monochordo, oder beffer ger ſagt / demfelben gleichförmig/ deducire / denn ich habe ja mein Tage nisgenb gefagt / . : 2 = 2

72 PL Cap. II,

ches nicht gefchehen koͤnne oder muͤſſe. Wie ich aber behaupten will / daß die Zahlen nur in ftruiren und nicht decidiren/ davon ſoll geliebt e8 GOtt / die dritte Zröffnung des Orche- ftre handeln. - Ich koͤnte es wohl gleich thun; aberich will nicht. Denn ich habe auch" meis neneignen Kopff. Indeſſen mag wer da will ſeine inſtructiones aus den Zahlen nehmen? es kuͤmmert mich nicht / will auch niemand dar⸗ anhindern ; aber man muthe es mir nur nicht zu. Meine Raifons follen verfprochener maſ⸗ fen / wenn ich lebe und gefund bin / folgen,

6. * Die Gleichniſſe von dem Garne und der Wolle / vom Stahlund Eiſen / deren Fein Tuchmacher noch Schmidt entbehren kan / nehme mit beyden Haͤnden an / und ſage von Hertzen gern / daß Scientia de Proportione Tonorum, quam (Proportionem) 4quo- dammodo indicat Monochordum, nicht nur einem Organiſten / ſondern / welches mehr / jedem Mufico noͤthig fey ; aber fo wenig als man fchlieffen fan: Diefer oder jenerMenfch hat Garn und Wolle / ergo iſt er ein vortrefflicher Tuchmacher / it. dieſer oder jener hat Stahl und Eifen, ergo iſt er ein guter Schmidt. Eben fo wenig Fan ein vernünftiger Menfch auch fas

| gm:

Vom erften TheildesOrch. 53 |

gen : Diefer. oder jener hat die rechte Abtheis Jung der Thone auf dem Monochordo ges troffen / ergo iſt er ein vollfommener Muficus, Nur ſtillel Nur ein wenig Gedult! Es fol dieſe Materie ſchon an gehoͤrigem Orte ausge⸗

fuͤhret werden. Ä F.4. Man darff mie Werchmeiftern nicht citiren / das will ich ſchon ſelber thun. Ich Tenne feine Schrifftenin-und auswendig / Das iſt zu ſagen: feine Worte und feine Meinung; abfonderlich Die Paradoxa, die ſehr tröftlich find. Indeſſen thut mir der Gegner einen Dienſt / daß er einen gantzen Bogen mit * Buchſtaben aus gedachten Paradoxis hints drucken laͤſt; und toolte ich wuͤnſchen / feine gan⸗ tze Refutation beftünde in foldyen herrlichen Excerptis, fofäme man deſto ehender Damit zum Ende / ſintemahl der Zeit⸗Mangel einer mei⸗ ner allergroͤſſeſten Mangel; feine gantze Refu- tation aber weder Durchzulefen noch zu beant⸗ worten / nicht einer von meinen fehlimeften Vier⸗ telſtunden werth iſt. Wie ich denn feine 4. Wo⸗ chen in bloſſen Neben⸗Stunden mit der gantzen Sache zugebracht / und da ich die vermeinte Re- futation den 24. Jan.erhaltenimir der Bertheis digung fehon den 21. u; fertig bin. . 3 sr

Me u —— a —— nn 7 - 27

54 P. I. Cap. II. J F.5. Nach dieſer Pauſe aber faͤllt der

Verfolger wieder mit der Thuͤr ins Hauß / und

ſaget p. 29. nach einem vorher gegangenen Præludio aus ſeinem uͤbelklingenden Laͤſter⸗ Modo : Man finde im gantzen Orcheſtre nicht einmahl eine vollfommene Definition. Da er ſich doch felbft p-57.ing u Je: hentai fpricht/ wenn es allda von meiner Definitione Compolitionis heift :. Sie fey fehr gut; aber nichts neues: Iſt es nicht miferable, daß

der Menſch meine Rubrique nicht verftchet

oder nicht verfiehen will. Mein Inftiturum im neuseröffneten Orcheftre iftja nicht einen Componiften oder Muficum, vielweniger neue Definitiones , zumachen / fondernnur einem galant homme die univerſelle (nicht

ſpeciale) Wachricht von denen zur Mufic ges

hörigen Sachen aufeine gang neue Art zu ges ben. Meine Definitio Unifoni , fagt der Refutator, ſey / der Proportion nad)/ rechr; hoffentlich auch die Definitiones der andern Intervallorum 5; denner hatnichts dawieder einzuwenden. Ich ſage aber ı daß die feine/ de Unifono,mehr lehre / was Unifonus nicht

ſey / als was er ſey. Unifonusnoneft Mo-

dus, ſo faͤngt ſie an. Er haͤtte eben ſo wohl ſpre⸗

Vomeerſten Theil des Orch. 55

ö— —ñ— ſprechen koͤnnen: Uniſonus non eft animals» non eſt herba &c. Ich mercke es ſchon / derjenige von dem ers hat /iſt einer von denen / die da ſagen: Monas non eſt numerus. Es mag drum ſeyn; Ichdencke anders. Wenn ich ſolche Definitiones haͤtte ausſchreiben wollen / fo märe ein Opus Definitionum aus meinem Orcheftre erwachſen / das gröffer hätte werden müffen als eine Concordantz. Barum hätte ich auch des Unifoni defolati gedencken follen/ da er doch Feine Proportioh hat / und der Titel meines Gapitels lautet: Yon den Tonisihrer Proportion nad). Zu dem willich viele. wackere Authores nennen die ebenfallsdiefe Diſtinction gar nicht machen. Es trauet mir janoch wohl mein aͤrgſter Zeind fo viel zu / daß es nicht aus Unwiſſenheit wegge⸗ laſſen ſeyn wird. | $.6. Eine gleiche Bewandniß hat es fo

wohl mit der Definitione Quartz ale den andern Proportionibus. fie aber / die Quarta, eigentlich Con- oder Diflonantia fey / das iſt eine groffe Frage / und davon foll meine dritte Eroffnung ausführlich handeln. Was Diœlis ſey / iſt zwar von mir nicht de- finiretz aber ich habe es dem Leſer vorgemahlet /

| &4 und

76 * PI. Cap.Il.

und gegeiget/ wie das Ding / oder vielmehr defs fen Kennzeichen ausfiehet / nemlid) : Daß egein doppeltes Ereuß fen; habe auch dabey gemeldet) was eg in Mulica fignatoria bedeute. Was braucht es denn definirensiwenn ich das Ding ſehe? Welches ift nun einem galant homme deutlicher meine Demonftratio, oder des Ge⸗

geners Definitio, dieerp.35. ertheilet? Sons

ſten find es puerilia, fagterı Daßdasb. qua- dratum erniedrige. Ich ſetze auch dabey / der Unkundigen wegen / nicht der theoretiſchen Organiſten halber. J—

4.7. Nun koͤmmt eine vermeynte Con: fuſion, weil ich nemlich im Capitel de Tonis auch die Genera ſpecificire. Meine Urſa⸗ chen aber find ſehr wichtig (1.) habenicht wol⸗ ken ein befonder Capitel deGeneribus machen/ weildie Sache mehr fürgelehrte Mulicos als

‚Liebhaber gehöret. (2.) Da dieſe Genera in einer gewiſſen Einricht⸗ und Eintheilung der Whone beſtehen / fo ſchickt ſich ja deren Einſchie⸗ bung / unter dem Titel von den Thonen ihrer Proportion nach / ſehr wohl/ daß ich demnach

nichtfehe 7 worinn die Confufion ſtecken fol.

Uberdis fage ich zu Ende des $. Deutlich : Sol⸗

ches möge fuperficiellement gnug von =

er

Vom erften TheildesOrch. 57

der Materie feyn ; woraus ja erhellet / daß ich nicht eigentlich und ex profeſſo, fondernnur bepläufig von Diefen Generibus habe handeln wollen, einfolglich alle der. Alten minutiffima nicht habe berühren mögen. Hat man fich denn Dadurch verrathen / als ob man die Sache nicht verftehe ? Ich rede von der natürlichen Eintheilung der Diatoniſchen Octavæ und fage/ daß weder b. noch R darinn vorfomme. Jener aber redet de Modis tranfpolitis, allwo freylich b au ſtatt genommen werden muß. Es fest auch felber der Wiederleger eis ne Melotiep.36. in Genere Diatono puro, wo weder fa fitum ,„ noch femitonium fictum anzutreffen’ und diefeg Genus purum meyne ich. Daß nun die Alten den geftander nen Exces mit dem fa fito in genere Dia- tono getrieben’ Dafür Fan ich nicht; ſolches / ale resficta , wiederſpricht meinem Satze auch Feines weges; fintemahlich de Genere Diato- ‚no puro & naturali, nicht aber de transpo- fitis, mixtis & fictis rede. So iſt auch nur allein vor dem h. in Transpofitionibus ein b, geſetzet worden nicht aber / wie in Genere complicato heutiges Tages geſchiehet / vor alle und jede Claves, daher auıh dieſe eintzige

Es Schmwak

‚8 P.I. Cap.Il.

Schwalbe noch lange Feinen Sommer macht | und denominatio a potiori mir auch gewiſ⸗ - fer maffen hier zu ftatten Fommt. Eben die Be⸗ wandniß hartes auch mit dem X ; welches zwar die Alten in diefem genere nicht hingefchrieben/ aber doch elevatione vocis gefungen haben föllen. Das haben fie meinenttvegen gute Macht gehabt: Es ift auch nur accidenta- liter bey Cadencen gefchehen / nicht effen- tialiter nach den alten Kunftzund Modens Saͤtzen / ob es gleich die Natur erfordert; welche ftärcker ift als die Kunft und eingefehränckte

Pedanterie. ch Fan jaeinem in ver Mufis ealifchen antiquen theorie gank unbewans derten Menfchen folche Dinge nicht vorſagen / ohne michridiculgumachen Ein anders iſt /

wenn man Exercitationes Muſicas ſchreibet | und mit Theoreticis zuthun hatzda mußeiner gank andersreden. |

858 Nechſt dem fo wundert ſich mein Gegner / daß ich von denSemitoniis majo- ribus in numero plurali rede; und fagt doc) felbft vier Zeilen hernach pag. 37. Daß feine fo genannteAnima Mufices,oderSemitonium

natu-

Vom erſten Theil des Orch 59

naturale + ineiner jeden Specie Octavæ zweymahl vorkommt. Ich wundere mich / daß man mir ſolche elende / bey den Haaren herbengesogene Chicanes macht bloß der vers - zweifelten Aretiniſchen Solmifation zu gefale fen / damit der Abgang der fiebenden Splbe / durch die ZufammensKlebung beyderSemico- niorum ineines/ mit einem Schein der Ehren erfeßet werde: Die Invenrion iftrecht artig / und das Simile von den Treppen will ich nicht weggeworffen haben. Erfagt: wenn ich von der Dritten zur vierdten / und denn von der ſieben⸗ den zur achten Stuffe ſteige / fo bleibe ich einer / und es werden nicht zweene aus mir. Scupet mens admiratione tantz induftrix! das wieder hatauchOrbilius felbjt nichts anzumens den. Allein / wer mir doch weiß machen mwolte/ daß die vierdte Stuffe und die achte Stuffereine und diefelbe Stuffe fey / der würde blind kom⸗ men. Don folchen gradibus aber ift hiedie Rede / nicht von den Stimmen oder Perſonen / die darauf auf und nieder gehen. Die Trep⸗

| E06: pen

T Alle Semitonia find naturalia, mie unten bewieſen werden foll;aber alle find nicht majora. Derohal⸗ ben ich lieber mit den beſten Authoribus diefe als jene Benennung erwehle. |

60 P.I. Cap. II.

pen mögen wohl von einerley Holtz ſeyn / gleich weit von einander liegen und einerley Propor- tion haben; aber deswegen finds Doch zwey von einander unterfchiedene Stuffen / und nicht eine Stuffe. Es iſt Schade / Herr Organiſie / daß wir unſere Canones nicht beſſer appliciren koͤnnen; denn too mir recht / haterfelbft einen / der heiſt: Simile non eſt idem. Weildenn nunefmithc, ratione qualitatis & loci (ob gleich in quantitate Gi eins fo verhält wie das andere) nicht Daffelbe Ding ſeyn kan / fo ſtatuirt wohl ein jeder vernüunfftiger Menfch den Gegner ausgenommen ) Daß es zwey Dinge find. Seht! in dergleichen Irrthuͤ⸗ mer verfallen diejenige, welche Das A. B. C. nicht verſtehen / und allegmitder Aretinifchen Sol- milfation heben wollen. Der Wiederſacher

dencke der Sache ſelbſt nach. | 9.9. Von meiner ‘Befchreibung des Generis Chromatici fagt mein Gegneridaß alles ſehr u under nichts dabey zu eritts nernhabe. Es ſey auch die Wahrheit / fpricht er / daß wir mit dieſen zwoͤlff Theilen d=

(c) Wenn die beyde Semftonia naturalia nur vor eins paßiren ſolten / fo würde ja das Dutzend ni

VomerftenCheildesOrch. 61

begnügen laffen müffen. Nur / Damit dee

Wiederleger feineKlofte»Excerpta am Mann bringe / und die Zerflümmelung des Generis Diatonici bey den Alten beweiſe / fo werden 3. Lateiniſche Kirchen- Lieder citiretidarinn Rund b. vorfommen follen / oder vielmehr durch ein

gubintelligitur errathen werden müffen. . Man berufft fich aber bloß auf Praxin,die wohl

corrumpirt feyn fan und / zumahl in Anti- quitatibus, gar nichts beweiſet. Wenigſtens

iſt in den alten Noten keine Spur weder vom X noch b. Mein Nein waͤre denn fo gut als fein Ja,ʒ aber die Materie ift mir gan gleichgültig;

und wann ja die Alten folche Elevationes hin und wieder) nach ihrem eigenen Kopff/ gemacht haben / iſt es mehr für einAccidens ald Requi- fitum,, velProprium Generis zu rechnen. Sonſt iſt noch wohl in Feines Menfihen Hertz

kommen zu ſagen / daß die Chromatiſche Cla-

&7 ves

uicht voll werden; Darum muß eins von beyden

unwahr fenn/entweber:daß 12. Theile der Odtave

find, welches doch der Gegner gefichet/ oder: daß

nur ein Semitonium und nicht mehr in der

Muſic (lieber gefagt inder Odtava befind⸗

u —— gleichfalls fein / ob wohl falſcher / atz iſt.

62 P.1. Cap-Il; vesfichin genere Diatonico befinden / wie derSolmilator hut. 8. 10. Voñ dem Enharmonio ſagt der Refutator p. 41. raiſonnirte ich auch ſehr wohl / und conformirte mich mit Werck⸗ meiſters Meinung / welcher ebenfalls dafuͤr ge⸗ halten / daß wir die Subſemitonia, Semidi- ten, oder Quart-Thone in unſrer Muſie nicht noͤthig haben. Aber dieſe Douceur wird mir bald wieder verſaltzen / indem ich aufs neue einer Confulion beſchuldiget werde / darum / daß ich ſub Titulo de Tonis auch de Modis handele. Da man doch dieſes zu meiner Entſchuldigung fagen kan / dag Modus gar offt und mit Recht / Tonus heiffe / mie es denn der unbedachtſame Criticus felbft p. 42. in der Dritten Signihica- tion fo nimmt / und noch dazu p 158. ſaget / es ſey eben fo viel nicht daran gelegen’ ob man das

Sort Modus oder Tonusgebrauche., Die '

erfte Dafelbft befindliche Bedeutung aber / daß Tonus fo viel heiffe aldSonus, hat wohl etwas verderbtes zum Grunde / und kein Theoreticus folte eigentlich ſo reden. Da uͤber dis auch Broſſerd feine gantze Doctrinam Modorum ſub Titulo Tuono abhandelt / ſo ſieht wohl niemand / was das Orcheſtre für eine Con- Fulion begangen habe, §. II.

Dom erſten Theildes Orch. 63

g. 11. Was ich de Modo'dafelbft fage/ gebe für feine Ariſtoteliſche Definition qus; ich verweiſe vielmehr einen/der mehr davon wiſ⸗ fen will’ auf Merfennum, Kircherum: und obgevachtenBroffard. Kan der Wiederleger eine beffere Definitionem machen alg wie ber fagte Aurhores , fo thue er es immer getroft weg / und prahle fo vielnicht dabey; ich habe des⸗ wegen im Orcheftre weder mit ihm noch mit

jemand anders certiren wollen. Es find ja ſol⸗

cher Definitionum , die er anbringt/ gantze - Schiffs Ladungen voll in Büchern anzutreffen’ und werden für Maculatur gebraucht. Ißenn ich übrigeng fage / daß fichdie Kırchens und Choral: Mufic der 12. Modorum Grxco-

. rum bisweilen / jedoch ingroffer Sreyheitbes

dienet / fo will ich nicht juſt den bioffen Choral Geſang der. Gemeine, (denn folchen heiffeich nicht eigentlich Muſic) fondern wie diefe Cho⸗ rale / welche nach befagten Modis eingerichtet find’ figyraliter.per Fugas & Variationes von vielen Componiſten in derKirche transpo- nirt und muficıre werden, verftanden haben. Denn / da müffen fie fich folchen falls bismeilen

mehr als zu viel zwingen laffen / infonderheit/

wenn mancher das: Erbarm dich mein, ©. | HErre

SET

ee

a ne... MESZ TE PU Er >

- U u e —E Bu EN re a er

64 P.I, Cap. IL

Erre GOtt ꝛc und:Wie ſchoͤn leuchter der Morgenſtern ꝛc. zuſammen bringen til; das iſt eben die groſſe Freyheit und Veraͤnde⸗ rung / von der ich ſpreche. Uberdis kan ja der Antagoniſte ſelbſt nicht in abrede ſeyn / daß die Kirche ſich anfangs nur Die erſten 8.Modos, welche manınach dem Pabſte Gregorio, Gre- gorianos nannte/ und fo Dann / nach und nach

Die andern auch zugeeignet habe / Daher dieſe

Modi ein gan anderes Ausfehen gewonnen / auch eine gans andere Drdnung befommen has ben’ wie desfalls / nebft Kirchero und anderns Conradus Matrhai fo wohl als ich einen Un»

terfcheid macht / und fichinfonderheitver legre _

cap.VIIl. p.63. in diefe ausdrückliche QBorte

‚herausläft: „Es find Diefe acht Toni bey den „Alten weit anders befchaffen geweſen / als itzi⸗

„ger Zeit die Modi Muſici. Denn / heutiges

„Tages werden ſie nach den Speciebus der

„Octaven (davon die Alten gar nichts gewuſt)

„unterſchieden / da e8 Doch bep ihnen yicht mehr

„als eine Melodie oder Art eines Sefanges ges

weſen / als man heute die Pollniſchen / Teut⸗ ſchen / Welſchen oder Frantzoͤſiſchen Taͤntze „oder Lieder unterſcheiden macht / davon Mi- „chael Prætorius Tom,l, Syntagm. 2 ar-

Pu"

DomerftenTheildesOÖrch 65

;Partell, cap,s. pag.183. Fan gelefen mers „den. Worinn habe ich denn Unrecht gehans delt / daß ich die 8. Toni Eccleſiaſtici von den ı2. Modis Græcis, tie alle geſcheute Autho- res thun / diſtinguirt habe? Ob mir wohl be⸗ kannt / daß jene von diefen entfprungen. Wei⸗ ſet nicht Werckmeiſter den Leſer ebenfalls auf obangezogenen Conrad. Matth. und ſaget: ¶d) Es habe derſelbe gar fein von den Modis geſchrieben / auch angezeiget / wie die Toni ı NB.) eine Verwandſchafft mit den Modis haben. Sind fienun gleich Dermandte/ fo find fiedar: um Doch nicht einerley ; Die Kinder entfpringen | —* dem Vater / unterſcheidet man ſie darum nicht? $.12. Daß mir die Natur und Eigen⸗ ſchafft dee 12. Modorum feine Böhmifche Dörffer habe Parte III. Cap. 2, deg Orche- ſtre, ſo gutes hat werden wollen / bezeuget. Daß ic) aber nicht nach eines jeden Humeur ſolche Eigenfchafften getroffen / dafür Fan ich nicht. Mir ftehen des Gegners Predicata von den Tonis vielleicht eben fo wenig anı als ihm meir ne. Theileter doch ſelbſt p. 71. &72.die Au- ditores , nach) Pringens Vorſchrifft in 4. | ER Clafles

(d) Harmonol, pag. 61,

66 » PL. Capll.

Claffes ein und fehtp.73. hinzu / es liege viel “am Humeur und der Complexion des Au- diroris (verftehe die Beſchaffenheit feines Temperaments,) Wer nun weiß / welche Mixturen eg in denTemperamentender Mens fchen gibt/ der wird leicht ermeffen koͤnnen / daß eigentlich nichts Pofitives von folhen Wuͤr⸗ kungen der Thone oder Modorum gefaget tverdenmag. “Dennoch habe mein beites ges thany etwas probablesdavon an den Tag Zu bringen, und da ich folches nicht Parteprimal gleich thue / Pe Tree : Es foltendafelbft nur die Thone/ dem Nahmen nach / befchrieben werden / (denn der Eigenfchafft zu gedencken hatte ich mir im dritten Theil vorbehalten 7 wie der Anfangs vorgefeßte Sinnhalt des ganzen

Werckleins ausweiſet) folegemir der Adver“

farius diefes gleich vor der Fauſt als eine Uns wiffenheitaus. Ich füge auch nicht einmahl / daß ich die Thone dem rahmen nach beſchrei⸗ ben will wie mich der Gegner beſchuldiget / ſon⸗ dern meine Worte p. 57. find diefe : „Man „will die Modos Gr&cos, mit NB. ihren „, Transpofitionibus ( dadie Thonenurdem „Nahmen / nichtaber der Natur und Eigens „ſchafft nach verfeger werden) m | a

Vomerften TheildesOrch. 67

Das Orcheftre will ſo vielfagen / wenn dieſe alten Modi verſetzet werden / ſo veraͤndern ſie zwar die Nahmen der Clavium, aber es bleibet doch der vorige Ambitus. Solche Einwuͤrffe machen dag heiſt: Nodum in ſcirpo quærere. $.13. Ratione Transpoſitionis heiſt

es weiter im Ut p. 44. hat der Here Author gefehlet. Bon! wenn dem Dinge ſo iſt nimmt man die Anzeige mit Danck an / wiewohl fie eben nicht gedruckt werden duͤrffte. Der gantze Fehler aber iſt nur / nach meinem Begriff / eine Omiflio, und man hätte nach des Correcto- ris Meinung (wo mir recht) Dieminus Prin- cipales fo mohl. / als die Principales, mit ihren fo. ‚genannten Transpofitioni- bus einführen. und herfauen folln. Was ich demnach ratione Transpofitionis gefeßt/ iſt nicht unrecht / maffen der Corrector felbft geſtehet gab cdefg/ fen Dorius transpofi-

tus ; was aber ausgeblieben/ nemlich / daß

defgabed; Hypodoriustranspofitus fey/

ſtreite ich ja nicht/und ift für einen galant hom-

me von blutſchlechter Wichtigkeit. Es vers

ſteht ſich auch von ſelbſten / daß wenn der erſte

Ambitus Dorii modi iſt / der andere Hypo-

dorii transpoſiti ſeyn müfle/ wenn fie von

| ihr

68 Pl. Cap Il.

ihr Finalim ghaben. Die Semitonia de- eidirenfonft das übrige / und wäre hors de propos getvefen / fich daruͤber breiter im Or- cheftre zu erflahren. - . | $.14. Denn fo find ein paar verlohrne

Schildwachen da nemlich die Modi illegiti-

mi, welche in der Munfterung des Orcheltre mit unrechten Nahmen aufgeruffen worden;

das ift Jammer und Schade um die fehöne Nahmen! Die Kerle werden aber im Or-

cheftre Jaftius und Hypo-Jaftius genennet / Da fie Doch eigentlich Hyperzolius und Hy- perphrygiusgetaufft worden / mie die Gevat⸗

tern) inque hisErfurtenfis, e8 ausfagen,

Es hat mir fchon etliche Jahr her geahnet (denn

6 Jahr iſt das Orcheftre altund druͤber) daß

dieſe beyde Galgen⸗Voͤgel (e) mir dereinſt Ungelegenheit machen wuͤrden; denn / ſo bald waren ſie nicht angenommen / da gerieth ich von

ungefehr uͤber den Ariſtoxenum, weicher zu⸗ erſt den Jonieum Modum auch Jaſtium ges

nennet / und mich uͤberzeuget hat / daß ſich die beyden Holuncken mit falſchen Nahmen hatten . en»

Ce) Sie werden von den Authoribus Spurii oder Nothi, dag iſt / ZSuren⸗Sohne / geſcholten.

* er. nr 1

Vom erſten Theil des Orch. 69

enrolliren laſſen. Die Gelegenheit zu dieſer Beveue möchte wohl mein damahliger Gene⸗ ral⸗Munſter⸗Schreiber / Kircherus, dem ich der Zeit ein ziemliches zutraute / gegeben haben / welcher Tomo I. Lib. III. cap.XVI. Mu- ſurgiæ alſo protocolliret hat. Fuerunt autem hujusmodi Modi variè a variis re- gionibus, in quibus uſus eorum erat, de- nominati; hinc Lydi eum, quo ut plu- rimum uti ſolebant, Modum dixere Ly- dium: Phryges Phrygium; Dores Do- rium; Æoles Æolium; Jones Jonicum & ſic de cateris. Mir Fam ſchon das letzte Wort damahls ſpaniſch vor / weil er in plurali ſchrieb de cœteris, da doch nur der eintzige Mixo- Lydius uͤbrig war; Und weiter unten laß ich ſo: Porro cum ſecundum varias Diapafon ſpecies, varii quoque naſcerentur Modi; hinc nnicuique ex prædictis conſtitue- runt ſubjugalem, natique ſunt: Hypo- Lydius, Hypo-Dorius, Hypo-Phrygius, Hypomixolydius, Hypozolius, Aypo-o- nius; quibus(NB.) adjunxerunt Jaflium & Hypo-Jafiun, adeoque 14. juxta duplica- tas 7. Diapafon fpecies conftituerunt, Da fieht mein Gegners was fein geliebter u

. NE»

won 22 able nie De ve ET RT HERZEN ET IE RI *

70 | P.I. Cap. II.

cherus, den er doch wohl kaum kennet / fuͤr ein 3 Mulſicus ſey / und wie er Die Leute vers uhren koͤnne. Er fieht daraus ferner / Daß Meibomius echt hat / wenn er ſagt / daß Rirs cher Feinen eingigen Griechiſchen Authorem gelefen ; hätte er nur den Ariltoxenum aufs geiölagen, fo würde er ſeinen Fehler erkannt has

en. Und wenn auch mein Verſehen in den rahmen der beyden Spuriorum noch fo groß wäre ı möchte mans Doch demſelben dancken /

- daß dadurch die Unrichtigfeiteiner fo wichtigen

Stelle im Kirchero heraus gekommen ı wel⸗

ches vielleicht zu mehr Decouverten Anlaß ges ben kan. Inzwiſchen will ich die beyden fal⸗

ſchen Nahmen in meinem Exemplar pag. 59. gleich austilgen/auch einenjeden Leſer bitten / der⸗ leichen (wenn ers der Muͤhe werth halt) in

einem zu thun / und an deren flatt Die rechte Ben

nennungen hinzuſetzen. Wiewohl Die Schel⸗ me doch unter dem Griechiſchen Regiment zu nichts nutzen werden / man heiſſe ſie wie man wolle. Es ſind ein paar unnuͤtze Schluͤngel / denen ich die Stelle nicht goͤnne / da ſie ſtehen. Ich will ſie auch gerne gar extradiren und als unehrliche Soldaten von der Compagnie und aus der Feſtung jagen / wenns ſolte verlangt werden. | §. 15.

| Vom erfien TheildesOrch. 71

$.15. Im Orcheftre p. 59. $. 15. oft verba: gehoͤret werden muß / wolle man hinzu fügen: Diefesift nur zu verſtehen ven den Modis Authenticis ; bey den Plagalibus hergegen zeigen Die Marques nur das Final anylitera antepenultima aber iftdie Domi- nans, und die Zeichen vorne und hinten deuten auf den Ambitum. ft die Odtava Har- monice getheilet / ſo iftder Modus Authen- ticus; iſt die Theilung aber Arithmetice, ſo heiſt er Plagalis. Und ſo haͤtte auch dieſer Punct feine Richtigkeit, welchen er vorhin nicht gar Kunft:mäßig gehabt haben mag. Ein mehrer wird der deſer unten/da von den Mo- dis gehandelt wird finden. Dasfind nun ein paar Splittergen / die mir ein mohlgefinnter und fertigerOculifte leicht ing geheim und ohne groffen Lerm hätte ausziehen Eönnen / zumahl wenn er darum erfucher worden; allein / da muß eine Bude aufgeſchlagen und der gantze Marckt ———— geruffen werden’ damit die Sacheja

Tambour battant gefchehen und eben fol; che Ehre erfolgen moͤge / als wenn ein Marckts ſchreyer etwan einem Maͤdgen ein paar Waͤr gen abnimmt / und dabey prahlt : Sehtihrs meine Herren! Hingegen / wenn ich ſtatt J

it⸗

Splittergen an des Wiederſachers geeuliche Keiler⸗Balcken dencke die ihm feine Solmifa- tions-Aeuglein beſchweren / und Die ein Du⸗ end Karrenſchieber oder Zimmerknechte kaum ausder Stelle zu bringen vermögend find / fo entfällt mie aller Muth ihn / wie gerneich auch wolte / Davon zubefreyen. Ich will aber nach meinen beſten Kraͤfften mitziehen helffen und hertzlich wuͤnſchen / daß es gelingen moͤge; wie⸗ wohl ich der groben Arbeit nicht gar zu wohl ge⸗ wohnt bin. ao darff fonft dem Leſer Die Bal⸗ cken meines Splitter⸗Richters nicht lange ans seigen ; denn er wird fie fo häuffig finden / als wenn er auf dem Bauhoff ſpatzieren ginge. Er fehenur zu daß er nicht darüber falle,

8.16. Was nunabermahl $. 17. p. 60. des Orcheftre für eine Confufion ſeyn foll finder fein Menſch. Es iftwiederumein blins der Lerm; denn Dafelbft wird nicht mehr des ModisGrzcis , fondern von der Thone Eins theilung / wie folche die Italiaͤner und viele heu⸗ tige Compoliteurs machen / geredet; und hat kaner derſelben eine andere Speciem Octavæ, 3.E:im d dur. als dieſe: de fis gab cisd, ohne fihder andern Clavium Dabey zu beges ben / als welche alle mit. einander accidentali-

ter

Dom erften Theil des Orch. 73 EEE. FT —— —ñ ter gebraucht werden koͤnnen. Eben dieſe

Bewandniß hat es auch mit dem Tono octa-

vo:da iſt die Species Octavæ gahcde fisg, und f/ nebſt allen andern Clavibus, fan zu: falliger XBeifedienen / wovon unten ein mehs

rers. Daß alfo / meines Beduͤnckens / dag.

toto cœlo differunt nur bey den alten Mo-

dis, die aufdas zweyfaͤltige fo genannte Semi-

tonium naturale ihr Abfehen haben / nicht aber bey den igtgebräuchlichen Tonis ſtatt fine

det; als dieihren Unterfchied gnugfam (1.) in der verfchiedenen Höhe und Tieffe (2.) in den

temperirten Proportionibus und (3.)in ber Triade ; feinestweges aber in gedachten Semitoniis, darlegen. Denn diefe vermepnte Anima Mulices befindet fich nicht nur im ef oder hc alleine / fondern in der gangen Scala

zwoͤlffmahl / und find dieübrigen gehne eben fo

2

natürlich als die beyden erflen 5 welches der

Gegner mit feinem Liedgen : Yin Pfeiffgen Toback etc. felbftprobiren Fan, wenn er ſolches

einem Thuͤringiſchen Bauren lehren und her⸗ nach aus allen Thonen / ohne ſein / des Bauren / Wiſſen / transponiren laſſen will ; denn als⸗ dann wird der Bauer ſo leicht und natuͤrlich dis

e, ddis,cigd. &c.als e fund hic ſingen.

§. 17.

—— nn en =

/

4 Bi Gap-li.

na ee

G. 17. Dieg. Toni moderni, welche. das Orcheftre pag. 6o. fpecificivet/ haben fammt allen übrigen) fie feyn Gregoriani oder Clementiniani, nicht aus den ı 2. Griechiſch. Modis , fondern vielmehr diefe ſelbſt ihren Ur⸗ forung ausder Natur und des Menſchen Kehle / ob gleicheben nicht bey jedem in einerlcy Ord⸗ nung; dem ungeachtet muß man ſie doch keines weges mit einander confundiren/ denn ob fie gleich quoadGenera auf einen Stamm zu re- duciren ſind / fo Eönnen ſie doch / u. müffen noth⸗ wendig / ratione Specierum & Uſus, unter⸗ ſchieden werden / welches an beſagtem Ort meine Meynung geweſen und beitandig bleiben wird. onvdenStylis fan auch Fein Argument auf die Thone gemacht werden / denn Diefe dienen zu jedem Seylo in der Welt auf gewiffe Art ; daß ich aber. die Stylos deswegen nicht alle wiſſen ſolte / wie mein Gegner meynet / Datum weil das Orcheftre deren nur hauptſaͤchlich drey ans

fuͤhret / iftebenfo waseinfältiges / als wenn

man behaupten wolte : Ein Theologus fenne die Bücher der Heil. Schrifft nicht alle, weil er einem Anfänger die Bibel nur vors erfte ing Ale te Teſtament / in die Apocrypha und ing Neue Teſtament eintheile. Doch hievon weiter un⸗

| ten

|

|

| Vom erften Theil des Orch, 75

ten ein mehrers. Misbilliget aber der Gegner ſolche Sgtalianifche Drdnung der Thone (mie eg aus: feinen Worten fchier zu fchlieffen ) fo will deswegen auch nicht mit ihm fiveiten und gilt mir gleich viel/ wer dererfleoder letzte fenn fol; Fan ihm aber verfichern/ daß falls es mit unter abfürda gehöret / ich folche von feiner Alliirten einem gelernet habe. ng : 8.18. Es wird pag.49. im Ut vorgege⸗ ben: Der Auchor des Orcheftre meyne acht neue und gebräuchliche Tonos aufs Tapet zu bringen. Welſcher verfiandiger Menfch wird aber fo reden: Neu und gebräuchlich? was ges braͤuchlich iſt / kan ja nicht mehr neu ſeyn & fic e contrã. Meine Worte pag.61. im Or- ‚cheftre gedencken Feines Neuen fondern lauten alſo: „Ob gleich obenſtehende Thone fehier die „bekanteſten und vornehmften ı fo find doch folgende nicht weniger gebräuchlich und „annehmlich.s, Wo ift da was von neuen

Thonen / die ich gedencke aufs Tapet zu bzingen?

Es ſind ja grundſalſche Imputationes, die eine ſchaͤrffere Abfertigung / als die meine iſt / verdienen. Sed meruiſſe ſat eſt. Ey! ihr Herren Muſici und Compofiteurs , feßt oder fpielt doch Fünfftig nicht mehr aus deme

| D 2 moll;

70 BT, Cap. I.

nn moll; weg mit dem kmol, hmol, und fis mol; man ſoll ſich auch nicht unterſtehen das bdur,e dur, und a dur zu gebrauchen / viel⸗ weniger h dur, fisdur , gismol , b mol &c, Dennmozunüßtes? Es find nur Transpo* fitiones, und eben fo viel als c dur und. d mol &c. EinPfeiffgen Toback bleibt ein Pfeiffgen

Toback / wenn mang auch hundert mahltrans-

ponirte. So fagt auch (Der unrecht» dere ftandene) Herr Pring / daß / die fich ſolcher Transpofitionen bedienen / rechte Betrüger finds Spreu für Korn verfauffen und dem Ges hör Diflonantien fürConfonantienobtru- diren. O ! mer wolte fich denn mit folchen Thonen abgebeny wenn dergleichen Mandata und Ehren:Titeldaben vermacht find ?

6.19. Daverräth fiih der Herr Organi⸗ ſte / nicht nur / daß er der Temperatur und Des Tiaviers unkuͤndig ſey ( welches ein greulicher Balcke) ſondern daß er auch fo gar feinen alle- sirtenAuchorem nicht recht verftehe. Derfelbe foriht conditionaliter : So aber dieſes nicht ift.. Was denn? Jedermann mercket / daß eine Bedingung vorhergeher/ die mein’Op-

ponensliftiglich verſchweiget / weil fie nicht in

feinen Krahm dienet. So vielift gewiß / Daß | in

Vom erſten Theil des Orch. 977

in gedachtem Loco nicht von den natürlichen Thonen an ſich felbft ı wie fie anihrem natuͤrli⸗

chen Drte ſtehen oder nicht fteben folten / nicht bon Stücfenoder Pieges , Die eigentlich und ubrfprünglich aus folchen Thonen geſetzet / nicht aber in andere verfege find; fondern von einer folchen Transpofition und ausdrücklis en Verlegung geredet wird / dabey es entwe⸗ der an der Temperatur fehlt oder da jemand

die Suffiſance ohne Puiflance hat ı aus dem

Stegreifein Ding in einen folchen Thon zu vers ſetzen oder zu ſpielẽ / darinn es urſpruͤnglich nicht geſetzet wrden. Das iſt freylich commu- ni conſenſu, mehr eine Thorheit und Stuͤm⸗ perey / als Kunſt / wenn mans unternimmt und nicht præſtiren kan. ‘Das gantze Orcheſtre hat nicht ein Woͤrtgen von der Transpolition oder Verſetzung / ſo wie wir fie in Praxinehmeny und wie fie hier genommen wird (denn die Mo- di Græci mit ihren Transpofitionibus gehös ren nicht ad Praxin hodiernam) ſondern es wird nur ſchlechterdings pag.62. geſagt: wer alle Thone zu kennen begierig iſt / muͤſſe folgende

(im Orch.) dazu thun. Das iſt alles und al⸗

les. Daruͤber kommt mein Antagoniſte mit

feinen ſchlechten Transponir- Titein aufgezo⸗

D3 gen

5: P.1. Cap-II.

—— gen / welche Printzʒ denen ertheilet / die etwann

fingulair ſeyn / und die Lieder aus ihrem natuͤr⸗ lichen Thon uͤnd Ort in andere ungeſchickte ver⸗ ſetzen und transponirgn wollen / aber nicht da? zu taugen. \ |

$.20, Transpofitio heift beym Prins sen / ParteI. Cap. XI. p. 40. $. 1. des Sa⸗ tprifchen Eomponiftens / Die Verſetzung eines Modi aus feinemnatürlichen Ort oder Clave in einen andern’ Doch dergeſtalt / Daß feine Spe-

+ ciesOdtave bleibet. Das geſchiehet: weni ein

Stuͤck originaliter 3. €. aus dem fis mol gefeßet worden / und einer will daſſelbe / weil es etwan einem gewiſſen Inſtrument oder einer ge⸗ wiſſen Stimme zu niedrig iſt / oder aber damit eine angenehme Abwechſelung veruhrſachet werde / ins g mol uͤberſetzen odertransponiren. (vid. $.9, obgedachten Authoris und Capi⸗ tels.) Die Conditio aber / welche $. 5. vorher

ehet / iſt / daß Relatio non harmonica bey

ſolcher Transpoſition ſoll vermieden werden /

und wenn das nicht iſt / ſo ſagt nicht nur Dring / ſondern die gantze Welt / daß die Vers ſetzung nichts tauge. Es will aber ja niemand unſrer Seits weder Relationes non harmo⸗ nicas machen / noch aus einem Thon indem

| ans

Vom erften TheildesOrch. 79

andern was verſetzen. Im Orcheftre wird ja nicht davon geredet. Dis dur& mol, Fis dur & mol, Gisdur &mol,Cisdur &mol, find ja Modi,dieeben fo wohl, fine:ulla trans» pofitione , ihrennastürlichen eigenen Ort⸗ haben, al Cdur &moll, Edur&mol, F dur&mol, G dur& mol, Adur & mol, H gur&mol. Kein Menfch.will jene aus ihrem natürlichen Sitz verſetzen par confequence auch nicht eransponizen. Sie haben aberdiefen ihren natürlichen Sißin derScala Muficavon Anfang der Welt her gehabt/ che jemahls an Transpofition noch Transpofitions-Muts ter gedacht worden. Welcher Menfch Fanmir ſagen / ob der eine Thon eher getwefen als der ano dere / und ter dieſer erfigebohrnefey ? Daß _wirgemeiniglihcdefgahc fingen’ und fols ches Das Genus Diatonum nennen daran iſt unfere Einfaltfchuld und die Unerfahrenheit ver erſten Mulicorum ; wir koͤnnen mit eben der facilit& cis dis f fis gis b c cisfingen, wie ich denn einem fechsjährigen Sräulein Hands Sachen aus dem ciseben fo leicht beygebracht habe / algausdemc; aber weil die Einrichtung unfers Claviers noch nach der erften Leyer ei⸗ nen Theil feiner Einfalt behalten / ſo wird es dem

D 4 Spie⸗

0 ° PBI.Capli

Spieler etwas ſchwerer / und hat auch nur erſt neulich Durch die Temperarur dahin gebracht werden koͤñen / daß es klinge. Iſt denn deswegen eis mehr ein Tonus Transpoſitus als c? Weñ einer eine Aria ausdem Hdur ſetzte (deren es Millionen gibt.) und ein Transponir-Geiſt verfeßte felbige / um fein Kopffbrechen zu ſpah⸗ ren / ins c dur, mare denn nicht aller Vernunft nach c dur hier Modus transpolitus , und h dur Modus authenticus Cantionis? Ich laſſe es Fingenfeuten zum Judicio über. $.21. Esiftindeß gewiß / daß ein jeder ‚der zwoͤlff in Odtava Chromatica befindlis chen Graden feine eigene Qualitäten habe / Die ihn’ wenn auch fonft nichts wäre/tam ratione Loci & Elevationis, quàm Differentias Proportionum temperatarum per fe, effectüs affectũsque, von allen andern klaͤhr⸗ ich und vernehmlich unterfcheiden / ob gleich Die Genera Odtavarum,quoad Quantitatem & Proportionem generalem , eigentlich und hauprfächlich nur zweyerley find. Qua- litas Tonieft, quäfonus fonoacutior aut - graviorexiftit. Spectantur hic ſonorum Gradus , eorumque in Syftemate conjun- ctio & Diferentia ipfa. Gradus ſunt, per quos

Vomerſten Theil des Orch.

quos foni diverſi aut variati difiernun- tur. (£) | 922. Ich will ein Exempel geben / das zwar eben nicht alle Kinder / aber doch alle kluge Leute verſtehen ſollen. Ein Reſident (ich ſetze den Fall) wird zum Envoy£;fofteigter gleich⸗ fam einen halben Grad höher und befomme ſammt feiner Semahlinzc. ( Dabey mir ung eis nes jeden Modi mollitiem vorftellen woilen ) einen gang andern Charadt£re einen gan . andern Rang / gank andere Verrichtungen/ gantz andere Appointemens , gank andere Equipage &c, Dabey behalten beyde Per⸗ ſonen doch / wenn fein Accidens es hindert, ih⸗ ren vorigen Leib / ihre vorige Proportion „ihre vorige Ölieder / ihr voriges Geſicht (wiewohl fie doch gemeiniglich auch ein ander Air anzu nehmen pflegen.) Diefer Envoye nun wuͤrde / polito, einPlenipotentiarius und Princi- - pal-Commiffarius, dag wäre etivan per to- num minoremhöher/ fo bleibter zwar / dem Zeibe nach / der ſelbe Herr / aberier befommt gang andereCredentiales; einen gantz andern Sitz / gantz andere Negociationes, Revenues, In- fluences, Machi / Staatec. Von dieſer Qua-

D5 lıra

( f ) Vide Syaops, Jan, Crugers Cap,lll, p. i9.

82 BI Cap.II.

lite ſchritte beſagtes Exempel zu der Charge eines Ambafladeurs ( quafi procedens per Tonum majorem ) fo ift wieder ein folcher Unterſcheid / daß man fagen fan: Toto Cœlo differt a Refidente, ob es wohl immer daffel: belndividuum bleiber/ u. ſ. w.

923. Ich will einem Bauren / e. g. aus der Ipecie Odtavz : defis gahcd ,„ Mixo-Lydii transpofiti , und dann gleich darauf aus dem de fıs gahci®d, Jonici transpoliti , vorfpies

ſen / und manner den Unterſcheid merckt / will ich

ihm einſchencken. Ich will ihm aber ex. gr. dasc. mol nurein paar mahl/und hernach das - mol anſchlagen; wann er diefen Unterfcheid

nicht empfindet fo hater enttoeder Feine Ohren oder. feine Seele. Da ſagt meinOpponens, 08 ſey einerley / eins als wie das andere/ und nur eine Transpofition, welche zu verwerffen. Er wiederfpricht dem Baurẽ / der ihn doch ftündlich convincitenfan. Ja / ſpricht manı in Inſtru⸗ mentẽ mache es Veraͤnderung nicht in den Stim⸗ men. Wenns auch wahr waͤre / ſo verdienten ja die Inſtrumente / welche heute zu Tage nicht nur die halbe Muſic und mehr ausmachen / ſondern hauptſaͤchlich den Stimmen zum Grunde Dies

e

nen muͤſſen / auf alle Weiſe eine ſehr groſſe Be⸗ | = obach⸗

Dom erften Theildes Orch,.- 83

vbachtung. Aber es verhält fich auch mit den Sing: Stimmen gang anders. Ein unwiſ⸗ fender Sänger fan zwar mit einer Transpo- fition vexirt werden / undda ihmjeder Thon im Halfe gleiche Muͤhe koſtet / iſts ihm aber doch nicht dem Zuhoͤrer / einerley / ob er um einen Thon höher oder niedriger ſinge; wiewohl / wenns ei⸗ ne quarta oder quinta ſeyn fol, wird es ſein Hals eher als ſein Gehirn mercken / falls er ja ein Schoͤps iſt; und wenn die Transpofitio per Semitonia geſchieht / iſt NB.der Unterſchied im Gehoͤre (nicht im Halſe) am aller fenfible- ften. Ich kenne Leute / die nach dem Ehor- Thon zu fingen gewohnt find/ und im Sammer: Thon FeinIntervallum treffen Fönnen. Hergegen ein erfahrener Sänger laͤſt fich fo nicht hinters Sicht führen; und wo find Die Mocaliften die obs ne Inſtrumente / ohne ein Sundament/eg ſey des Claviers oder der Örgel / aniko fingen ? (Die Trio welche mitten im Stücke vorfommen, ha⸗ ben eine andere Defchaffenheit ) wo find die Saͤnger / frage ich / Die eine eintzige Arie ohne Inſtrumente ſingen und im Thon bleiben koͤn⸗ nen? Der Gegner wird ſich vermuthlich in die Currente verliebt haben / denn ſonſt wuͤſte ich Fein Exempel von ſolchen Sangern. | D 6 $. 24-

%“ BLCapeH.

9.24. „Es ift ein mercklicher Unter „fiheidsfagt Gibelius p.42.de Vocibus , zwi⸗ „ſchen dur und mol (dieſes dur und moll be» ⸗ziehet fich hier. nicht auf die Tertien, mie wie „heutiges Tages reden. ) Als / fo man einen „Geſang etwa eine fecunde oder tertie höher „oder tieffer transponirte / da er denn allemahl „eine andere und fremde Art befommt / wie. „NB. aus dem rechten wahren Grunde der '3»Proportionum Muficarum gar fihön und „deutlich Fan demonftrirt werden. Und „haben demnach auch alfo die Mufici ing ge: „„mein bißher / indem fie nur zwoͤlff

»ModosMuficos ſtatuirt(wo bleiben feine 6. „Heer Drganift ?) daß wenn Z. E. ein Ge⸗ „fang ausdemC, cantus b duri, oder F,can- „tus b mollis (diefee Mann redet auch wie „die Schulmeifter/ und dabey gar wohl) ges „nacht toerde/ ſolches gang für einerley zu ach⸗ „ten/ und Feine Veraͤnderung dabenfey.„ So wurde faft für 60. Jahren ſchon / von dem aller beften Mufico feiner Zeit/ geraifonnirt. Der Gegner dencke doch nach / mie endlich feis m 6.biß 12. Modi um Quartier werden bitten muͤſſen!

J. 25.

Vom erſten TheildesOrch., 85

$ 25, Er verwundert ſich / daß ich in Be⸗ ſchreibung des Generis Enharmonii die Quart⸗Thone verwerffe / und dennoch ſolche Moodos billige / da man ihrer nicht entrahten Fan. Diſtinguo. Wir bedürffen derSemidi- sen und, des Flickswercks nicht / davon Buli- ovvski und andere geichrieben! das ifteinme- chanifcher Behelff / der übel ärger macht; aber wir müffen eine gleichſchwebende Tempera- tur, nach dem Genere Diatono - Chroma- tico-Enharmonio einrichten / das gibt uns die Natur ſelbſt an die Hand / und dadurch wird alles fo volllommen gemacht / als es in dieſer Un⸗ vollkommenheit immermehr ſeyn kan. Alſo haben die Subſemitonia auf einem Monochordo ihren Nutzen; aber im Clavier und in der Praxi find fie abſurd und unnütze / ſagt Werckmeiſter / Hppomn. p.38. Ich will den Gegner erſuchen / das 6.Cap.aus Herrn Neid⸗ hardts Temperatur mit rechter Andacht zu leſen (nicht ſo / wie er den Flud und Steffani lieſet) da wird er ſehen / daß es mit den eingeſcho⸗ benenEnharmonifchen Proportionibus quf dem Klavier / wie mit einem Bettlers⸗Mantel / barınn Ducaten vernehet/ befchaffen/ und fich bey foicher Einrichtung die Harmonie weder | D7 cir

86 BI, Cap. II.

circuliren noch connectiren laſſe. (g) Das iſt eins. Hernach ſo thue er mir die Liebe und leſe das Darauf folgende 7. Capitel gedachten wackren Authoris, woſelbſt einer gleichſchwe⸗ benden Temperatur Meldung geſchieht und dabey angefuͤhret wird / daß ſich Werckmeiſter zwar erſt einer ungleichen nur deswegen bedie⸗ nen wollen / weil dadurch das Genus Diato- num deſto reiner gelaſſen wird / als welches Genus man allenthalben am meiſten zu mars ‚tern pflege. (Verſtehe / wenn c Trumpff iſt.) Unterdeſſen aber / heiſt es ferner / bleiben die ſchweren aber auch ſchoͤnen Modi, aus cis dur, dis dur, fis dur,gis dur, hdur, und aus cis mol, dismol,f mol, fis mol,gis mol, b mol,b mol, ferner unexcolivet 5; (h) indem fie eın vers | ftans

(8) Diefes ift fo zu verfichen : daß die Ducaten nicht wuͤrcklich in natura noch im Mäntel ftecfen/ fo Fönte man fie wieder befommen ; fondern daß die Lappen / welche nach und nad) daraufver- nehetfind/ viel Ducaten gefoftet haben / und es » = ein Bettlers- Mantel nad) wie vor bleis

bet.

Ch) Dieſer Mannredet auch (nach des Wiederle- gers Mund-Art) wie die Herrn Schulmeifter zu reden pflegen, und hat doch Recht.

Vomerften Theil desOrch, 87

ftändiger Componifte aus Dorfag (1) und Lnverftändige aus Unwiſſenheit / we⸗ der fundamentaliter noch afinaliter ihrer - Sedern werth ſchaͤtzen. er a: $. 26. Das find nunjuft die ſchweren / aber auch ſchoͤnen Modi, nach dem Ausfpruch des beften Mufici Theoretici,die der Gegner einevermerffliche Transpofition nennet/ und zwar / damit die Rationes nicht fehlen aus dies fen Urſachen. (1.) Weil man die Triades durch dieSpeciem Octavz nicht reine haben kan. Da doch diefenEinwurff die Temperatur vollig hebt daß aber die meiften Drganiften oder Oꝛgel⸗Stimer und Bauer folche Temperatur nicht verſtehẽ oder nicht lernen wollen / dafuͤr fan ich nichtsaufunfernClavicimbeln hier zuLan⸗ de gehts noch mit; die Streich⸗ a Blaß⸗Inſtru⸗ mente aber brauchen einer Temperatur ſo we⸗ nig als die Sänger. (2.) Weil die Trans- pofitiones Befchwehrung machen. Mit Transpofitionibus habg ich nichts zu ur on⸗

(1) Der Vorſatz iſt fu zu verſtehen: Weil ein vers ftändiger Componiſt fichet / daß es entweder an Der Temperatur der auch an Subjedtis fehle/die dergleichen Modos fpielen koͤnnen / fo muß er mis

Sleiß diefelben Modos meiden,

re P.I. Cap. II.

ſondern mit lauter natuͤrlichen Thonen / und

widerſpricht ſo dann dieſem Einwurff Kunſt und Ubung. Die Axiomata aber ex Prin- tzio, gegen den unnoͤthigen Gebrauch der Pro- portionum Duplæ, Quadrupl&, Subdu- plæ, Subquadruplz;find hier horsde pro- pos und gar nicht applicables. Pring redet vᷣom Tacte; wir von Modis. Solche Axio- mata aber lauten alſo: Alles Uberflüßige iſt zu verwerffen / (es waren zwey Worte in dieſem Axiomate uͤberfluͤßig / deswegen habe ich ſie auch verworffen) und alles leichte ſoll dem ſchiweren vorgezogen werden. Das Uberflüßigenun in den 24 Tonis , vie GOtt felbft gemacht hat / ſieht niemand / als etwann der Herr Organiſte Man ſieht aber viel viel unnoͤ⸗ thiges in Solmifatione,dieAretinus gemacht hat. Wer demnach aus jenen was wegroerffen goolte / der würde GOtt und die Natur tadeln / welche felbige Thonein unfere Scalamgeordnet haben. Und weil vielleicht dem Herrn Drgas niften leichter fälle zu accompagniren/ wenn ec &rumpffilt / als wennein chromatifiher Thon zum Sundament fteher fo folennach dem andern Axiomate die übrige ſchwere aber ſchoͤnere Modi von ihmihren Abfchied De

*

Dom erften Theil desOrch. 89

Excyfage vielleicht / und laſſe es dahin geſtellet ſeynEs ſteht auch fo weit in eines jeden Be⸗ tieben / ob er was wiſſen will oder nicht;welches Belieben aber die Natur der Sache nicht aͤn⸗ Den fan. = |

8.27. Ich verfiehe infonderheit das

teste Axioma fo: Nenn ic) mit leichter Mühe aus dem gis mol 3. €. nad) den Clavibus, ‚oder der fiebensfylbichtenSolmifation fegen/ fingenund fpielen fan ı als etwann nach det ſechs⸗ſylbichten Marter ı fofoll und muß Die ieichtere Methode der ſchweren vorgezogen werden. Nichtaber / daß / wenn Z.E⸗. ein Stuͤmper leichter aus dem f dur, als fis dur, ſpielen kan / ſich der Componifte fo gar nach ihm richten muͤſſe Daß er deswegen dag fis dur ex numero Modorum, als eine verwerff⸗ liche Transpoſition, verbanne / da es doch eben ſo wohl ein natuͤrlicher Modus iſt als f. Printz explicirt ſich ſelbſt uͤber gedachtes Axioma und ſagt: Errede dieſes nicht von Der Leichtig⸗ keit und Schwierigkeit in unterſchiedlichen Dingen / ſondern in una eademque re. Nun . find aber ja c und cis, g und gis, unterſchied⸗ liche Thone / Claves und Dinge / deswegen ** reimt

90 P,I. Cap.II,

reimt ſich das Axioma hier / wie eine Fauſt aufs Auge / oder wie Podex und Friederich. u $. 28. Die deitte Uhrſache / welche der Gegner zur Verwerffung feiner vermeinten Transpofitionüm anführer/ ift/ daß felbige Inftrumentaliter mohl einige / Vocaliter aber die geringfte Deränderungen nicht mas chen. Darauf iſt nun ſchon / was die Sing⸗ ſtimmen betrifft / oben $. 22. das benoͤthigte er⸗ innert worden 5; wegen der Veraͤnderungen aber foll Werckmeiſter antworten. „War⸗ „um pflegen doc) fagt er / rechtſchaffene Mu- „ficidie Transpofitiones (er meynt die uns „gewönlichen Thone ) alfo zulieben ? wenn fie. „nicht angenehme Veränderungen brachten’ „würde mian wohl an feine Transpoſition „gedencken; die veränderliche AnnehmlichFeit beſtehet nun nicht allein inder Höhe und Tieffe „der Sonorum , fonderndie Difference und „Schwebung der Confonantien , unddie „Ungleichheit der Tonorum und Semito- „niorum ; machen einer Harmoniz eine „ang andere LTarur : Wenn nun alle Se- „mitonia, Toni, Tertiz, Quintzu.f.mw.in - „einerley Difference und Schwebung betüns . „den / ſo wolte man aus den Transpo | us

Vomerften TheildesOrch. 91

„bus wenig Beluftigung haben. Zum Exem⸗ „pel: Wenn derDorius eine Secunde, etwan „ins c oder e transponirt wird / ſo machen ſol⸗ „che Transpoſitiones groſſe Veranderun⸗ „gen und Bewecqungen. Dieſes thut Die „Hoͤhe und die Tieffe der Sonorum nicht fo „wohl / als die veränderlicheDifpofitio Tono- „rum & Semitoniorum , mie auch die „Schwebung der Confonantiarum.- - - Es har der weltberuͤhmte Sroberger ſchon vor „etlich 30. Jahren ein Canzon gefeßt / da er „allgemach das Thema durchs ganke Slavier „inalle r2.Clavestransponirt, variirt und „artig hindurch führer und alfo durch den Cir⸗ „cul der Duinten oder Quarten geher / biß er „wieder in den Clavem kommt / darinn er ange⸗ „fangen hat / anderer rechtſchaffenen Mufi- „corum Exempel will ich anigo nicht berühren, „Wenn nun ſchon vor einigen Jahren beruͤhm⸗ „te und verſtaͤndige Leute geſehen / daß dieſe „Transpolitiones ihren Nutzen haben / und „eine Sache iſt / die ſich wohl thun aͤſt / ſo ſoll „man ja ein ſolch Werck nicht wiederſpre⸗ „chend hindern / fondern vielmehr zur Auff⸗ „nahm der lieben Mufic befördern belffen ; „wer aber fo weit noch nicht gekommen iſt /

j und

92 P. I. Cap. II.

„und der Temperatur und des Claviers Bis „uenfchafft fo weit noch nicht inne hat / der⸗ „felbe fuche weiter / er wird gewiß auf ans „dere Gedancken geratben. (k)

$.29. Aneinemandern Drte (1) ex-

plicirt fih Werckmeiſter alſo: Es iſt nicht „recht / wenn einer dem andern gewiſſe limites „und Schrancken ſetzen will / wie weit er in „den Transpoſitionibus fommen ſoll; ein je⸗ „der bediene ſich ſolcher Transpoſitionen ſo „vweit er Formen iſt / ein anderer aber / fo nicht wei⸗ „ter kommen koͤnnen / Der möchte auch fein [ce- „ptiliren einftellen 5; Doch befehimpffec er „fich felber / weiler damit feine Linwoiffens‘ „beitanden Tag gibt. Und abermahl in „» Hypomnem. p,27. aufdiefe XBeife : wer „nur fein Elavier ein tvenig, zu temperiten „weiß / dem werden die Transpofitiones „nicht frembd noch ungereimt vorfommen/ „ja er wird eine gute Veraͤnderung und Ver⸗ „gnuͤgen daran haben. Wer aber die Prin- „cipia laͤugnet / und nicht verſtehen kan / mit dem

„iſt nicht zu diſputiren,, Das gilt Printʒ | und (k) Hypomn. Cap.Xl, pag.33. & 37. (}) Harmonol. pag,ı4,

Vom erſten TheildesOrch, 93

nn ——— ———— und ſeinem Anhang in dieſem Irrthum. Die beyden Conditiones, welche derſelbe Parte 1. Cap.IX. des Satyriſchen LComponiften ers fordert / wenn eine Transpolitio foll gut ges heiffen werden / laſſe ich mir gefallen und weiß fie zu erfuͤlen. Was will einer mehr ? „Mat „Eanfagt er dafelbft $.7. auf Violen,die feine „Bande haben / und „rein haben. Es iſt uns ſehr lieb zu verne men. In den Violen aber / die keine Baͤnde haben / beſtehet eben unſere ſtaͤrckeſte Sympho- nie; und da mag einer a potioriargumenti- ren. | $.30. Mit dem verlangten Generals Baß folldem Gegner gedienet werden’ fo bald meine/ fchon vor 2. Jahren fertig liegende / Or⸗ ganiſten⸗Probe das Licht fehen wird. Er \ Darffaber nicht dencken / daß es etwann nur ein eingiges ungeheures Thier ſey; es hat ſeit der Edition meines Orcheſtre brav gejunget und ſtarcke Hörner bekommen. Meynt er / es ſey ſo was ſonderliches / einen auf dem falen Pferde zu ertappen / daß man Dazu eigene Pieges vers fertigen und drucken laſſen dürffte ? dag Fan alle Stunden und Augenblick / nur mit ein paar Molten / auf unzehliche Art und Weiſe geihehen. i > U

3.

rue P.I. Cap. II.

Aus der Frechheit aber / mit welcher der Oppo- nensdavon ſpricht / ſolte man bald ſchlieſſen / er bilde ſich ein derjenige eintzige zu ſeyn / den ich 65. des Orcheſtre ausgenomen habe. Aber ich rede daſelbſt von ſolchen Kuͤnſtlern / die mir bekannt ſind; weil ich nun die Ehre nicht habe / den Herrn Organiſten und ſeine Staͤrcke im Accompagnement oder General⸗Baß zu kennen / ſo kan er verſichert ſeyn / daß ich ihn nicht / ſondern den Herrn Capellmeiſter Hendel ge⸗ meynet habe. | - 9.31. Aufdasandere/ Dritte und vierte

Caopitel im erſten Theildes Orcheftre gefchieht

Fein Sturm / undift weiter nichts zu ſagen als: Tranfeant,alles was darinn enthalten / müffe aufSchulen gelerner werden. Lieber! fol denn niemand von folchen Sachen fehreiben / die auf Schulen müffen gelerner werden ? Es fcheint/ der Here Drganifte halte nicht viel vonSchulen und Schulmeiſtern / ober fehon gerne ſaͤhe daß die Mufic als ein Studium aüf Schulen tractis vet würde. Sch bin anderer Meinung’ und .

fchäße Schulen und rechrfchaffene Schulmaͤn⸗

ner ſehr hoch ; nur den Staub magic) nicht leis den. So hat man dag nei-eröffnere,Orche- fire auch nicht für Meifter und ges

| | tige

Dom erften Theil desOrch. 95 -

fchrieben/fondern für Unkündige und auffer der Profeflion lebende. Es fteht ja folches im Ti⸗ tul deutlich genug. Wenn diefe Sachen weg⸗ eblieben waͤren / wuͤrde jederman das kleine uch eines groſſen Mangels beſchuldiget ha⸗ ben. Mir war es verdrießlich genug derglei⸗ chen Tyrocinia zu verfertigen / und haͤtte lieber hoͤhere Materien erwehlet; aber es wurde nun ſo verlanget. Was ſoll denn die Critique heiſſen? „Nenn wir einander nur recht ver⸗ „ſtehen önten und wolten/ und wäre Liebe bey „uns / ſagt Werckmeiſter Hypomn. pag.41. ſo „würden wir die Zaͤnckerey bald abſchaffen. „Aber die Hoffart und eigene Ehre’ melche fich „gar zufehr hervorthut / machet Daß immer eis „ner den andern zu tadeln und zu befchimpffen „fucht/ja fo gar / wenn einer ſich nicht vollig er⸗ „klaͤhret / welches auch Durch Auslaffung eines „eintzigen Worts geſchehen kan / (vid. infra_ „cap.6.) ſo iſt der Mißgoͤnner fertig / machet „falſche Confequentien , drehet die gantze „Schrifft in einen andern Senfum , meynet „denn zu haben was er wolle. Aber an den „falſchen hat GOtt einen Sreuel.„» Undin feinen Unmerckungen vom General: Ba pag.17. feßer bemeldter Author dieſe : ie

96 P.I Cap. II.

A „Sie reden ſpoͤttiſch / und ſagen: (NB.) Es find „Schulpoſſen / und meynen durch ſolche Ver⸗ achtung ſich groß zu machen. Haͤtten ſie aber „aus der Schule etwas gutes gebracht / und „beſſere Fundamenta geleget / fo würden fie „auch folche närrifche Judicia nicht fällen.

* | ;

|

9.32. WasdasOrcheftrevon p. g1. \

biß 85. von Veraͤnderung des Gout in der Muficmeldet/ das nimmt gleichwohl der Au- thor des Ut vomSchulweſen allergnaͤdigſt aus und ſpricht ex ſpeciali gratia: Es ſey wohl angefuhret. Das iſt zu ſagen: An dieſem und andern Bollwercken ſey dem Orcheftre, nicht beyzukommen / weil es da inprennabl&, iſt. Er gibt auch hernach ſeine Gedancken / mit⸗

telſt eines Allegati von der Influence des Ge⸗ ſtirns aus Steffani offt⸗citirtem Sendſchreibẽ⸗/

Darüber zu erkennen / die ich alle in ihrem Werth und Unwerth gerne laffen will, aber doch dabey erinnern muß / daß es nicht Steffani fondern Werckmeiſters Meynung und eine ſeiner An⸗ merckungen ſey / ob wohl der Gegner ſelbige dem Herrn Steffani pag. ss. ausdruͤcklich zuſchreibet. (Das iſt nur ein Spaniſcher Balcke und macht nichts man braucht ihn bloß zu Scheerwaͤnden.) Die Disgreflion = ir

Vom erſten Theil des Orch, 97

wird ihm Fein Menfch übel nehmenvinfonverheie da er Diefelbe niemand als einen. Glaubeng-Alr- tickel/ wie hernach die Triadem ; aufzwingen will; fintemahl die Srage : An adtiones humanz pendeantab aftris?gemeiniglich als fo pfleget beantwortet zu werden: Diftinguen- dum hic inter Adtioneshominis & Adtio- nes humanas; Alle ab aftrorum imperio non ſunt immunesutpotenaturales, quæ homini cum beſtiis fünt communes ‚ut: Concoctio, nutritio , (enfatio , appetitio &c cum, teſtante experientia, alius at- que alius aſtrorum poſitus alios atque, aliosnobis imprimat affetus. He totz funt arbitrii humani nihilque juris aut Jominii Corpori aftrico in [e permit- tunt , cum omnis Adio fit a potiori; fortior autem ef} Spiritus noßer immertalis Cor- P9re fidereo. Vid, Itteri Philos. Moral, Lib. II, Capır. quefi,n,p.ss,

BOB

E Das

98 PAI. Cap. III.

Das dritte Capitel. Beſchuͤtzung des andernTheils im Orcheſtre⸗ Compoſitoria genannt;

und zwar / ſo viel deſſen erſtes Haupf- Stuͤck betrifft.

| F. 1. As Orcheſtre redet pag- 3. garnicht fceptifch von den Regeln der Muſic / oder vielmehr der Compofition ins fpecie, tie dag Ut permepnet; fondernes faget von den muficalifchen alten Regeln / überhaupt und in genere, die treue Teutſche Warheit. Die Manieren in der Mufic / ſagt Werck⸗ „meifter in dickgemeldtem Sendſchreiben des

„Bifhoffs Steffani / pag. 5, find veräns „derlich ; denn dasjenige was für 10.20.30.

„und mehr Jahren am angenehmften gelautet!

| |

- „daffelbe twird aniko verlacher und gar nicht

„æſtimiret PIWER) |

dreißig und mehr Jahre; das Orcheftre hins

gegen hundert und druͤber; behaubtend / 2 | | |

Er nennet nur aufs höchfle

Dom andern Theil des Orch. 99

fi) fein Tyro , vielweniger ein galant hom- me, nachden Damahligen Kegeln ikund mehr richten/ noch fic) daraus einen förmlichen Ber griff von itziger Mufic machen koͤnne Das iſt ja wahr. Ich appellive vesfalls an alle Muficos! * Der Ben fagt/ ich brächte dem ungeachtet in dem andern Theil des Orch, lauter alte Regeln aufs Tapet / vermeynend / es ſey folches wieder meineeigene Principia ge handelt, Allein’ das heil: Alles in eine

Brühe werffen, u $.2. In der Einleitung des Orcheftre wird von Regulis Mufcis uͤberhaubt; im ans dern Theildeffelben aber von Regulis Compop- £tonis infonderheit gehandelt. Das find ja unterfchiedene Dinge. Den Balcken auf die Seite, Here Diganifte! Diftinguimus inter Muficam & Compofitionem. Don den Muficalifchen Neguln in genere befiche der 2Biederleger nur ein einiges Dußend hunderte jähriger Auftorum durchzublärtern, fo wird er mic echt geben. Inſonderheit will ihm recommendiren die Hypomnemata, I- sogen und Muſicam Poeticam, nebſt den

| EUñülbͤoͤri⸗ Die Wiſſenſchafften find dem all emeinen Wechſel

ꝑ. ne 44,

100 P. I. Cap. III.

—— —— —— übrigen Wercken M. Joackimi Burmeiſte- ri, welcher zu Ausgang des ſechzehnten Seculi in Roſtock / als SihulsCollega,floriret hat; da findet einer folche Leges Syntadticas , ſolche Figuren / folche Negelnidaß einem Unerfahrnen (ich rede von feinem gedultigen und gelehrigen Menſchen) daftr grauen muß. Des Hen- ningi Dedekindi , Cantoris Salliflani, Przcurfor Merrieus Muficz Artis fan aud) gute Dienfte hun ; es ift Diefes Buch juft in Erfurt 1590. zu Marckte kommen / und wird dem Gegner / oder feinen Kunft Genoſſen /ſo viel ihrer darunter Theoretici ſind / ohne Zweifel wohl bekannt ſeyn / (ob er gleich in der Dedica⸗ tion des Ut fo modeelt iſt / daß er vorgibt / es ſey noch nie dergleichen etwas in Erfurt ans Licht gekommen.) In dem kxemplar, das ich gebrauche / ſtehet vorne eingeſchrieben: Sum ſohan Davidis Pærneſti, Naumb. 1029. und am dritten Blat findet ſich eine geſchriebene Rand ⸗Gloſſe / die fo lautet: „Id / du ſchoͤner Schwager Tollenhut / du duͤrffteſt itzund In „hacnoftraluce (vor 88 Jahren) viel hie⸗ „mit ausrichten / wir wolten bald den alten Te- „nor fehen / wenn man ſich auf ſolche Sachen wolte legen und die Knaben dahin weiſen. Ey welche Cantores folten fie werden / —— |

i

Vom andern Theil desOrch. 101

3, fich auf folche deine Narrens⸗Poſſen legten / „damit würde den Kirchen und Schulen end⸗ „lichen geholffen werden... Ob ich nun zwar nicht billige / daß man ſchelte / fo ſehe doch aus Diefen Sentimens , daß fchon vor faft hundert Jahren anſehnliche Mufici, wegen der Regeln uͤberhaubt / mit mir eins geweſen / und daß das mahis / wiediefer Poſſeſſor fo von dem Buche geſprochen / daffelbenur ein Alter von 39. Jah⸗ vengehabthat. - ) =

S. 3. Das Enchiridion utriusque, Muſica Practicæ Georgii Rhaui, gedruckt u Wittenberg Ao. 153 1. iſt auch ein ſchoͤnes

Beyſpiel von der Vergaͤnglichkeit muſicali⸗ ſcher Regeln / inſonderheit deſſen Pars ſecunda, ge Mufica menſurali, allwo die Cautelæ in figuris Notarum, Ligaturæ (e8 ſind aber nicht unſere Ligaturen in der Compofition) tres Muficz gradus,Modusmajor,Modus minor, (wird von T acten verftanden ) Tem- pus, Prolatio, Augmentatio, Diminutio, Signatemporis, Notarum Imperfedio , Regulz de Tactu, Duplicatio feu Altera-

610 (Feine Alteration ) Syncopa, Propor- tio und was des Zeuges mehr iſt / in unfern Aus gen groß Mitleiden verdienen. 5

E 3 9.4

102 P I. Cap.Ill.

$.4. WenceslaiPhilomatis, deno- . vo Domo Muficorum , lıbri quatuor; compendiofo Carmine elucubrati , find eben der Haare; da findeteiner Precepta, Re- gulas &Leges die Menge / aber es Fan fie heuti⸗ ses Tages Fein Menſch gebrauchen. Sehen wir Liftenii Rudimenta Muſicæ an / ſo iſt es wieder ehen daſſelbe Weſen / und bey mehr als C ich dörffte faft ſagen) hundert ihres gleichen. Kircherum, Scottum , Corvinum, Mer- fennum &c., felbft nicht ausgenommen. Ja / noch wohl neuere / die ich Ehren halber überges e. Zufeiner Zeit hat wohl ein Jeder fein beftes gethan und vielleicht Darunter eine und andere gute Abficht geführet 5 aber ihre obfcure Au- torite ift lange verlohren- |

$.5. Man betrachte nur / damit ich det

Compofition näher fomme / den einzigen wichtigen Punct / de Relatione nonhar- monicä, in der Geſtalt / wie die lieben Alten Das mit umgegangen find. Als / wann fie ſetzen wolten: Ef 5 oder 5%. das war ben ihnen ein ſchreckliches V itium. Wenn

man auch die Compolitiones » melche vor

200. %ahren geſetzet find/ anfiehet : Als da find

seven 'Clemensnon Papa » Gran | | oh

a

| | )

| Vom andern Theil des Orch. 103

nn ———

Joh.Walther,Senfel (Luthers Favorit) Jas- . qui Binellus, ſoh. de Cleve, Jacques e Werth dc. bey denfelben wird man Ders gleichen Säe felten finden / daß man fich über die Vermeidung folcher Relationum zu ver⸗ wundern hat. Hergegen iſt itziger Zeit kein Stück zu ſehen / da derſelben nichr überflüßig folten vorhanden fepn. Die Haupt⸗Urſache war / Daß Die Alten dad Genus Diatonum,s nicht gerne überfihreiten wolten. 734,0 Werckm. Harmonol, p.35. U S. 6. Deswegen ſagt aber niemand / daß nicht in Compoſitione gewiſſe Grund: Res geln muͤſſen beybehalten werden / die von ſolcher Art ſind / daß fie nicht wohl veralten koͤnnen. „Denn neuelnventiones und neue Manieꝛen „werden in Muſica Practica wohl nicht aufs „hoͤren / fo lange die Welt ftehen wird, aber die „Fundamenta müffen nicht zerruͤttet werden. (m) Das iſt es / wohin ich gezielet / mit den zwar alten / aber unentbehrlichen Regeln. Zudem redet man in der Einleitung mit klahren Wor⸗ ten von ſolchen Grund⸗Saͤtzen / die nur adThe- oriam, nicht aber ſo ſehr ad Praxin Muſices gehoͤren; hergegen wird in parte Compoſi- de quoad Regulas datas auf diebloffe E 4 Praxin

(m) Werckmeiſter vom General⸗Baß pı54, 8.104 *

104 P.1. Cap. III.

Praxin allein. / und auf feine alte Theorie eis gentlich gefehen. Iſt das nichtein groſſtrun⸗ terichied? 2

S. 7. Meine DefinitionemCompo- htionis woillendlich derContradicente p 57. ſeines Ut für ſehr gut paßiren laffen / ob er wohl / obangefuͤhrter maſſen p.29. vorgegeben/ man finde im gantzen Tractat nicht einmahl eine vollfommene Definition, Daß er aber fagt : Die Definitio fen nichts neues noch fon» derliches / darinn binich mit ihm eins / und fan verfichern / daß ich fie auch nicht dafür ausgeges ben habe. Sch möchte aber gerne willen ob dieDefinitio eines Dinges wohl auf zwey oder mehrerley IBeife fehr gut oder vollfommen ſeyn koͤnne? Meines Ortes hältman dafür wenn eine Definition gut ift / fo müffen nothtvendig

‚alle andere/ von derfelben Sache nichte taugen/

dafern fie von jeneriquoad eflentiam , unters

(hiedenfind. Der eine braucht diefe Worte /

der andere jene / ſich gu expliciren; wenn man nur inre ipfa überein ſtimmet / fo thut dag uͤbri⸗ genichts Dazu; in verbisfimus faciles.

6.8. Daß man der Invention nicht zu Sülffe kommen koͤnne / ſtreitet niemand; Daß Dj Invention aber erlerner werden müge/ a

| dings.

Dom andern TheildesOrch. 105 dings. Wenn man ihr zu Hülffe fommt per artem combinatoriam , fo ift es arnıfeelig und gezwungen Werck; gefchieht es durch na⸗ tuͤrliche Dinge, fo it es eine Nachahmung / und das iſt der beſte Weg; darum hat ihn auch Herr Capellmeiſter Keiſer erwehlet / ſonſt hättece feine 67. Opern machen Fünnen 5; * muß “einer aber feine einzige Zuflucht zur Anhoͤ⸗ rung guter und inventienferMufiquen neh⸗

men / und hat fonft vor ſich felbft nichts / ſo iſt

"und wird es platterdings ein Plagium. Da habt ihr nun den Inventions Meiſter Was in des Gegners Tractatu de fugis den Orga⸗ niſten fuͤr Vortheile an die Hand kommen wer⸗ | E 5 den /

*Der herr Capellmeiſter Reifer hat edirt: 1. Eing:Gedichte oderCantaten mit einer Stimme und Inlirumenr, | | 3, La Forza della Virtu. 3, Odtaviauınd Almira, | 4, Divertimenti Serenisfimi. 1713, 5. Soliloquia aus dem Oratorio. von Hrn, Lt. Brocke. 1714. | F + 6, L’inganno Fedele 7. Muficalifche Land-Lufl. 1714. Ä 8. Arien und Soliloguia aus dem Oratorio von Mr. Bönig. ı7ı5. 9. Kaͤyſerl. Sriedens-Pofl, 1715

106 BI. Cap.III. . den’ mögen dieſelben erwarten. Ich fpige mich

nicht darauf / und bin auch viel zu dumm / daß ich ein folches Weſen de Fugis verfiehen ſolte. 8.9 Alle Leute find nicht bey Pachhel⸗ bein; Weckern / Lully / odeꝛr gar bey. Luthern in die Schule gegangen / daß ſie eben die nim⸗ mer alte Regeln / fo das Orcheſtre Parte II. Cap.2. $.s. anführet / ſo genau und vor 40. Jahren haͤtten wiſſen koͤnnen / als mein Regel⸗ haffter Wiederſacher; auch kan Fein vernuͤnff⸗ tiger Menſch vermuthen / daß ein galant hom⸗ me, der fein Muficusift / die Muͤhe nehmen werde / ſolche Reguln von Erfurt zu verſchrei⸗ ben / oder dieſelbe aus alten Auctoribus, wenn fie gleich darinn ſtuͤnden / zuſammen zu klauben. Damit aberdoch ehrliche beute / die Feine Gele⸗ genheit / Luſt oder keinen Beruff zu ſolcher Nach⸗ ſuchung haben / auch ein bißgen Nachricht von dernienigen bekommen moͤchten was der Cen · ſor von ſeinen Lehrmeiſtern gefaſſet hat / ſo ſind ſolche Regeln / ( mit Permiſſion des Re futa- toris ) dem Orcheftre einverleiber worden, und hält man fie zwar für befannt / aber nicht bey jedem für wohlangewandt. Der Herr Cato darff nur dencken / daß weder dieſe Regeln / noch kein einziger Buchſtab des a ge ' weder

DomandernCheildesOrch, 107

weder ihm noch feinen Kunſt: Genoſſen zu Liebe noch zu Leide / gefihrieben worden / fo hat alles feine Richtigkeit: | | $. 10, Bender Gloſſe / welche der Geg⸗

ner über Die abgefchaffte Hegel : Confonanrie peaorfectæ heben eine Compofition an und enden diefelbe/ machen will/ merckt man / daß wir ung nicht verfiehen. Sie redet weder von feinem Magnificat Primi noch Octavi Toni , Dars über fi) D. Zurber fo zu mocquiten pflegt; fondern von vielflimmigen Sachen / da alle Partes mit einander anfangen und endigen. Sen folchen lieffen die Alten gemeiniglich Die Ter- tias weg / wegen der eingebildeten Imperfe- ction, welches mit Millionen Exempeln zu bes weifenmwäare- SschmillnureinenAnctorem, den der Öegner zum guten Glück kennet / und von dem er Weſens macht anführen. Es iſt Joannes Crugerus, in Synopfi pag. 147, da findet manfub Titulo: de lanfalis for- malibus, quod bene notandum , folgende und mehr Säge mit vier Stimmen. (Vid. No J.) Haben fie es nunim Schluß fo ges macht / wie vielmehr im Anfang eines Stückes; da Doch ineinem Quatuor, die Triasharmo- nica, confequenter auch Tertia, wo nicht F | E66 ma-

8 P.I. Cap, Mi. |

———— —— wmajor, doch minor anzutreffen ſeyn ſolte worinn ich freylich mit allen verſtaͤndigen Com poniſten einig bin; ſolche Bewandniß aber hie und an tauſend andern Orten bey den Alter nicht finde. a S.11. Zwar bemercket manı daß erwehn ter Auctor , wenn der Bas tenorifitet / Dir Tertiam endlich mit einführer ; allein / es er hellet doch aus den übrigen / daß man ſonſt feht fpahrfahm damit umgegangen iſt und derglei ‘hen Claufule formales bey uns fehr kah ausfehen würden. Wolten nicht die Alten / um ihr Bedencken bey den armen Tertiis deſte mehr an den Tag zulegen / garhaben : Mar ſolte ( s.) mitihnen nicht ſpringen / fondern nun Fuß vor Zußodergradatim gehen / (2.) mi der majori und minori abwechſeln ? Mais lesmodernes; fagt Broffard , fe font affran. chis deces deuxcontraintes, & Pon fait: prefenttant de Tierces qu’on veut, tanı par degre&sdisjoints que conjoints, &fansles entremeler. Diltion. Tie, Terza. Da ſind en paſſant wieder ein paar abolirteTertien. Regeln / welche alleaufzufuchen LaborHercu- Jeus in Augiæ ftabulo wäre.

6,12,

h, 109 Von allen

Daß ſie ſich ee Aben, denn / ee mehr Licht xRliger iſt fie Wigkeit ab⸗ bſt davon: arium? amahligen 0. ineeCon- .yiy toniis ans st wäre die

nden wird 777 eyn / mit 9,0 Her ſchlieſſen. ar Yertegn Tage . .., emplaim a ) und aufs Iben wie ja

| [onantias

ee \ 4

{

*

t - ie

un.

ben / da in angefan⸗ ‚ten Muſi⸗ 7 da findet wird nicht un⸗

108 —F | j

major; 2 . worinn ich en ponifteneit und an tat. = 12 nicht finde six - SEE . . * te auctrr Fertiannn he ober ei ahrfahm en ‘ben Claul ausſehen w ihr Bedene mehr an det ſolte (1.)1 Rußvor gut 2 2 der majori...- .. lesmoder chis deces... prefenttaf par degres entremele.- oe enpaflant! Regeln / wi lkeusinay

' ' tet: 4— [3 7

—X

un æ* FE

Dom andern TheildesOrch,. 109

- . 12. So will man auch nicht von allen und jeden alten Componiſten ſagen / daß ſie ſich eben an obbeſagte Kegel gebunden haben; denn/ es ift ihnen immer von Zeit zu Zeit mehr Licht aufgegangen. Aber um deſto hurtiger ift fie abgefchaffer worden, bleibt auch in Ewigkeit ab» geſchaffet. Sagt nicht Gafforus felbft davon : ‚Hoc mandatum non eft neceflarium ? und wenn der Componifte bey damahligen | Zuftande Srepheit gehabt harte: in einer Con- ‚fonantia imperfedta. bey Polyphoniis ans zufangen und zu endigen/ mein! wozu wäre Die Regeldenn nnuͤtze geweſen? Niemanden wird ja wohl jemahls im Sinn gekommen ſeyn / mit Diſſonantien anzufangen oder zu ſchlieſſen. (Wiewohl / was das anfangen heute zu Tage betriffi / einem curieufen davon Exemplaim Recitativo gegeben werden fönnen ) und aufs ‚fer ſolchen ( den Diflonantiis ) haben wir ja Feine andere Materialien’ als Confonantias

perfectas & ımperfedas. ' 623. Will man Erempel haben’ da in einem Quatuor fine Tertia auch angefan⸗ ‚gen worden / fo darff einer nur die alten Muſi⸗ talien vor Orlandi Zeiten nachſehen / va findet erderen genug. Eins anzuführen wird nicht ..€7 uns

110 P.I. Cap. III

undienlich ſeyn / und folches fallt mir von unges

fehr in Die Haͤnde / wie ich des M. Cyriaci Sne- gaſſii Ilſagogen Muficz, Ao. 159 1. auch zu Erfurt gedruckt / aufſchlage Es find damahls noch keine Paginas numerirt worden / derowe⸗ gen ich den Leſer / welcher nachſehen wolte / auf des Bogens D fechftes Blat verweiſen muß / allwo zum Beſchluß des erſten Buches ein Qua⸗ tuor ſo anhebet: (vid. No. II.

$.14 Daraus ſieht many daß ob gleich

der Compofiteur ſich Fein Gewiſſen gemacht

hatim dritten Satz Tertiam majorem zu ver⸗ doppeln / er dennoch die Præcaution gebraucht/ ſelbige beym Anfang zu vermeyden. Hier iſt ein Mangel dort ein Uberfluf, Der Op- ponens faget: Wenn man jedesmahl miteis ter Confonantia imperfecta anheben ivols te / waͤre wasabfurdes. Ich regerire: wenn man jedesmahl mit einer Conſonantia per- fecta anfangen wolte / waͤre noch weit abſur⸗ der. Wozu aber dienet denn die Kegel? zum Siegel der Kunſt. Wenn ja in diefem Gall eine Regel fol und muß gefchmieder werden / fo möchte fie lieber fo lauten : Confonantie ingenere beben eine Compofition an und endigen Dies felbe ; wiewohl es mit der Sexra beym An⸗

fang

vom andern Theildes Orch, 111

fang eine eigene Bewandniß hat / weldye unter den Special: Regeln ſuchen muß.

g. 15. Der Sprung der Septimæ ſey

inStylo Ecclefiaftico verboten geiwefen/geftes

het ver Gegner ſelbſt / und führe doch einExem- pelin eben demStylo anıda gedachter Sprun

vorkommt. Iſt das nicht ridiculus mus

Mit dem Verbot hat e8 nicht anders feyn koͤn⸗ nen/ fprichter / und wenn einer von den Alten Öffentlich wieder das Verbot gehandelt hats fo nennet ergeine Curiofite , auf Teurfeh : Eis nen Vorwitz. Daß es nun abgefihmackt würde heraus fommen / twenn wir in lange bes kannten Choralen den Sprung der Septimz an ſtatt der fallendenSecundz einführen tools ten / beweiſet nicht / daß ſolches auch abgefchmackt wuͤrde geweſen ſeyn / wenn es von Anfang fo ges ſetzet und uns nicht anders gelehret worden waͤ⸗ re; alſo haͤtte der Opponens nicht noͤthig ges habt / ſowohl hier als duͤrch gehends feine faubere Tabellen beyzufuͤgen / ſondern das herrliche

Kupffer haͤtte geſchonet werden moͤgen zumah⸗

len da im Orcheſtre nicht vom Stylo ligato in

112 P.I. Cap. III,

“in Anfehung des Sprunges der Septimz die Rede ill. (n) en

$.16. Ebendarum/ weitin Herr Prins

tzens Satyriichen Componiſten / auch fonft bey andern völliger Unterricht vonder Relatione nomharmonica, tolerabili vel intolera- bilisgu finden iſt / habe gaͤntzlich für unnöthig ges halten / meinen unmuficalifchen Leſern mit fols chen Subdivifionibus befchwerlich zu fallen/ und it denfelben genug / daß fie wiſſen / was Relatio non harmonica. überhaupt fcy. Hat nun das Orcheftre diefe ſehr wohl ges befchrieben ( wie pag. 60, des Wiederlegers nichts wiederlegende Worte lauten ) warum zwackt er michdenn an ? Daß folche Relatio- | nes

®

(n) In meinem Exemplar des Ut find 2. Tabellen mit dem: Ach HErr mich arınen Dünderf gefommen! daß ich alfo mit einem armen uͤn⸗ der dienen fan ; wenn jemand etwa ein Exem- plar, das hierinn detect, erhalten hätte. Her— gegen muß ich auch die Tabelle Part II, Lit.D, dafür wieder haben; denn die fehlet mir leider! und habe daher diefen ar men Sünde: doppelt ' befommen/ welcher mit Part 1. Lit. 11, hezeich⸗

net iſt / daraus auch der Irrthum entſtanden.

Vom andern Theil des Orch. a 13

‚nesnon harmonicz (0) gewiſſer maffen erträglich ſeyn koͤnnen / geben ja folgende Worte des Orcheftre pag, 112. gnugfahm zu verſtehen: Weiles in vollftimmigen Sa chen ſo rigoroſe nichterfordert werden mag . ſo wird ein groſſes hierinn der Diſcretion des Setzers oder Componiſten nachgeſe⸗ ben. Aber er hat vielleicht dieſe Worte nicht Heſehen / und ſeine Beleſenheit im Pphrynide fJurtz um an Mann bringen wollen.

S . 17. Es gehoͤret freylich Kunſt dazu /ei⸗ nes jeden 8ty li rechte Art gu treffen / und darinn etwas zu ſetzen; aber ſolches zu dociren iſt im er Se Or-

Co) Bey diefer trefflichen Remarque gedencket der Gegner zwar der erträglich -und unertraͤg⸗ uchen Relationien,meldet aber/ oder weiß nicht] daß es auch vortreffliche Relationes non har- ‚monicasgebe / die Printz ſelbſten echappiret find. Putre les fauſſes Relations il yenanon Feulement de zoleräbles; mais auflı d' excelen. tes, für tout pourles Expreflions triftes, ten- dres & affectueuſes &c. Il yenaquifont in- 'tolerables & vitieufes ; fcavoir maintenant qui ſont cesintolerables, c’ell ce qu'on ne peut pas bien decider, les Auteurs & les goutsetant fort pattages lädeflus 8ec; Broſſard ſub Tit. Rela-

tione.

114 P.I. Cap III.

Orcheſtre mein Vorſatz gar nicht geweſen / mein galant homme foll nichts treffen noch fegen lernen; ich will ihn nur pag-ı ı 3.Orch. warnen / daßer Feine Alteration befomme/ wenn ihm von Stylis Muficis ein langes und breites vorgeſchwatzet wrrd. Nachdem ich aber dieſe Precaution genommen / fo wiſcht mein Gegner mit einem Teutſchen Extract des Kircheri hervor / und haͤlt ſich ſonderlich gluͤck⸗ lich daß er / unter dem Vorwand / feinen Kunſt⸗ genoſſen einen Gefallen zu thun / das gantze Capitel von den Stylen hinſchreiben kan. Ich will ihm Paroli machen / und aus demðroſſard einen beſſern Titulum de Stylo hieher / nicht bloß abſchreiben / ſondern verteutſchen; nicht

zwar eben jenen Kunſt⸗Genoſſen / ſondern viel⸗

mehr andern ehrlichen Leuten zu gefallen / die auch kein Frantzoͤſiſch verſtehen. Man haͤtte zwar aus verſchiedenen Auctoribus dieſe Ma- terie excerpiren koͤnnen / allein / ich habe den Broſſard lieber gewehlet / darum / weil ich das Bud) imOrcheftre ſtarck gebraucht habe / und

edermann Daher ſchlieſſen wird / daß mir nicht

unbekannt geweſen / wie vielStylos man gemei⸗ niglich und ſpeciatim der Muſic zuzulegen pflege und daß dannenhexo aus andern * | | chen /

Vomandern TheildesOrch, 115

chen / als aus Unwiſſenheit / deren Specifica- F im Orcheſtre nicht Raum geſunden | | Etwas weniges

De Siylis Mauſicis.

„ytylus in der Muſic wird von der Abt „und Weiſe verſtanden / welche eine jede Per⸗ „ſon vor ſich zu componiren / zu executiren „und zu informiren hat; und alles dieſes ſt „ſehr unterſchieden nach Maßgebung des Ge- „nii der Verfaſſer / des Landes und des Vol⸗ „ckes; ingleichen / nachdem die Materien / der „Orrt / die Zeit / die Subjecta, die Expreflio- „nes &c. es erfordern. Alſo ſagt man: Ca- „riſſimi, Lully, Lambert ſein Styl u. ſ. w. „Der Sty lus luſtig⸗und froͤlicher Muſicken iſt „ſehr unterfehieden / von den ernſthafften und „ernſtlichen; der Kirchen-Stylift ſehr unters „schieden von dem Theatralifchen oder Cams „mer:Styl; der Italiaͤniſche Styl ift ſcharff / „bunt und ausdruͤckend; der Frantzoͤſiſche her⸗ „gegen natürlich, flieffend/ gärtlich2c. Daher „entfpeingen verfchiedene Beywoͤrter / umalle „diefe Eigenfchafften wohl zu bemercken / als da „ſind: Der alte und neug Styl; der Italaͤ⸗

| niſche /

116° P.I. Cap.III.

ine „mſche / Frantzoͤſiſche / Teutſche⸗Styl ze. Der » Rirdyens®pern und Cammer⸗Styl X. „Der luſtige / fröliche / bunte / fcharffe / eben» „traͤchtige / ausdruͤckende : ehrbahre / ernfihaff »Nte / majeftärifche Styl; Der natuͤrliche flieſſen⸗ o„de / zaͤrtiiche / bewegende Styl; der groſſe / hohe / „galante Styl; der gewoͤhnliche / gemeine / „niedertraͤchtige / kriechende Styl ꝛc. Die „Italiaͤner haben eigene Nahmen vor alle dieſe „Sorten / welche wir ihrer Ordnung nach er⸗ „klaͤhren wollen, = ı, StiloDramatico oder Recitativo, das iſt ein Styl/ welcher die Gemuͤths⸗Bewe⸗ gungen auszudrucken geſchickt iſt. ſiehe Recitatipo. | | 2. Stilo Ecclefiaftico; ift voller Majeſtaͤt / ehrbar und ernfthafftfräfftig die Andacht einzufloͤſſen und die Seele zu GOtt zu ers heben, einfolglich gut in Kirchen. 3. Stilo Motectico, iſt ein bunter Styl / der alle Veraͤnderungen und allen Zierrath der Kunſt annimmt / einfolglich gefchickt ift verſchiedene Affecten auszudruͤcken / vor allen aber Verwunderung / Beſtuͤrtzung / Schmertzen u. ſ. w. ſiehe Mocteteo. 4. Stilo

VomandernCheildesOrch. 119

4. Stilo Magrigalefco ift zur Liebe /

Zaͤrtlichkeit zum Mittleiden und andern gelinden Bemürhe- Bewegungen die dag

menſchliche Hertz annehmlicher Weiſe ruͤhren / geſchickt.

5. Stilo Hyporchematico erreget Freu⸗ de und locker zum Tantzen ꝛc. dahero iſt er voller geſchwinden / luſtigen und wohl ausgedruckten Bewegungen.

6. Stilo Simfoniaco iſt vor Inſtrumente. Und wie ein jedes Inſtrument ſeine eigene Wirckung hat / ſo befinden ſich unter die⸗ ſem Styl auch eben fo viele Subdivifio- nes. . Der Violinen Styl iſt gemeinig⸗ lich etwas friſch; der Floͤten / inſonderheit der Querfloͤten Styl / traurig und weh⸗ muͤthig ꝛc. Der Tꝛoinpeten Stylmuthig/ mumer und kriegeriſch ıc.

7. Stilo Melismatico ift ein natuͤrlicher Styl / den alle Welt faft ohne Kunſt mits fingen kan Er dienet zu Arietten / Gaſ⸗ ſenhauern und dergleichen. NB,

8. Stilo Fantaftıco gehöret vor Inſtru⸗ mente / und iſt gar eine freye von allem. Ztvang ausgenommene Act zu Compo- airen / gleichwie wir ſolches bey den Woͤr⸗

| tern

—— ver = * me Fun a vw = or a A en A - Bet nn Zn ns a a u a 2 -

—— —— —— te ——— ——— R

118 P.l. Cap. III.

tern Fantafia, Ricercata, ( NB. ) Toc» cata, Sonata&c, erflähret haben.

9. Stilo Choraicorift eigentlich zum tans tzen und fubdividirtfich in eben fo viele Theile wiederum / als es Tanks Arten

gibt. Hat man demnach den Saraban⸗ den⸗Menuetten⸗Paſſepieds⸗Gavotten⸗

Boureen⸗Rigaudon⸗ Galliarden⸗Cou⸗ ranten⸗Styl u. ſ. w

„Wir wuͤrden nimmer zu Ende kommen / „wenn wir ſie alle hier erzehlen ſolten. Be⸗ „fieheaber Tit. Muſica und viele Oerter mehr / „die ſich darauf in gegenwaͤrtigem Dictonnai⸗-

„re beziehen, So weit Brofard; der ohne Zweifel nicht lerr von dem Gegner ausgehen wird / weil er den Stylum Canonicum nicht mit in die Rechnung bringet / ſondern an deſſen ſtatt den Choraicum hinſetzet.

$.18. Dergeneigte Leſer halte dieſe Bes fihreibung gegen die Verteutſchung des Kir- cheri , fo der Öegner feinen Kunftl-Genoffen zu Sefallen anführet/und urtheiledennfreyund

—* / ter von ung die beſten Briefe hat. Wem ſonſt mir Stylengedienet ift/ der Fan hier od) siemlichen Vorrath finden / und hat mcht

Vom andern CheildesOrch. rıg

nicht gnug daran, fo fan er immer weiter fiyli- ſiren / und endlich / wenns ihm beliebt / garden Beſem⸗Styſ mit heriegen. A propos du Stile ! es finden fich noch im Orcheflre pag. 203 .deren etlicheinemlich Der Venetianiſche / der Romaniſche / der Neapolitaniſche und der Si⸗ cilianiſche Stylus , die ein Liebhaber von Stylis auch mitnehmen Fan ob fie gleich der Styl⸗be⸗ gierige Wiederleger gänslich überfehen hat. $.19. Ron dem fehr mangelhaften Teutſchen Extradt deg Kircheri till ich nur eins und andereg erinnern / Damit der Gegner ſehe / waser daran füreinen herrlichen Schaß befige / und wie Fi die Omifliones wefentii: ber Eigenfchafften bey jedem Stylo auf groffe Irrthuͤmer verleitet haben. Es fommt mir vor / als ob der Herr Drganift des Kircheri Mufur iam univerfalem die Tage feines Les bens nicht gefehen haͤtte denn fonft würde er mit feinem elenden Extradt nicht fo wild Daraufloß railonniren, Doch zur Sache! ( Tranfeat autem Stylus Canonicus ; mer Berardi feine Documenta davon gelefen hat / der wird Kircheri Auffichneiderey twenig achten. ) .$.20. Beſagter Extradt befchreiber den Stylum Moresticum, daß er ſey / tiſch /

120 BEGpIN ..

tiſch / praͤchtig / ꝛc. ift wohl alle gut / Das befte aber vergeſſen / nemlich: Summa varietate⸗ floridus, nullo ſubjecto adſtrictus, das heiſt: Er iſt voller bunter Deränderungen und an keinem Themate gebunden. Mich deucht / dieſe Eigenſchafften muͤſſen nothwendig befchrieben werden / ſonſt möchte. man fragen:

Wo bleibt das Efenriel und was zu wiſſen

hoͤchſt noͤthig iſt? Broſſard hat ſolches ſehr

wohl beobachtet. 55 $.21. Ferner ſagt der ExtradtyomSty-

lo Phantaſtico, er gehoͤre nur für Inſtru⸗

mente / da der Componiſt ſeine Runſt und

die Zierlichkeit der Clauſuln hoͤren laͤſſet. Solches iſt lange nicht zulaͤngiich. Im Kir-

chero lautet es hergegen alſo: Phantaſticus

Stylus aptus Inſtrumentis, eft Zberrima.$. folutifima componendi methodus, nullis, nec verbis, nec ſubjecto harmonico adſtri- Aus, ad oſtentandum ingenium & abdi- tam Harmonie rationem , ingeniolumqucs harmonicarum claufularum , fugarumque contextum docendum inflitutus, dividiturque ineas, quas Phantalias , (NB.) Ricerca tas, Toccatas, Sonatas.vulgovocant. Die

allerfreyefte und am wenigjten f

Vom andern Theil des Orch, 121

Art zu fegen halt diefer Styl in ſich / dabey viele verborgenellrfachen harmoniſcher Saͤhe und die Verfertigung der Fugen gelehret wird: 9.22. Weiter ſagt der kxtrahente / Stylus Madrigaleſcus gehöre für Tugenden und. Zafter/ zu Fabeln / Hiftorien habe dei Nahmen von dem erfien Erfinder / Nahmens Madrigallus. Ich fage : er gehört eben nicht dafür / fondern. ſchickt fich am.beften zu Texten / die Sitten Lehren in fich halten. Vir- tutibus, amorihus, aliisque ingeniofis adfabulas & hiſtorias alußonibas exprimen- dis aptiffimus, Wo iſt da was von Aa ſtern? to. von Fabeln :? Es heiſt nicht / er Schicke fich zu Fabein / fondern su Allufionibus auf Sedichte und Sefchichter folche Allufiones fep erdequemzuexprimiren. Kurk ; Es iſt unfer heutiger Cantaten - un) Oratorien- Styl; von dem der Gegner pa 8-84. fagt: er babe ſich ſchier verkrochen. A fon egard mag es wohl wahr ſeyn; bey uns iſt er GHer Lob! noch hinten und vorn. Daß aber Kir- cherusflugseinen Erfinder / Hahmens Ma- drigallus, creitt / ſolches iſt bey einem ſolchen Mago und Wundermann nichts felfahe wes; wir nehmen es aber fo ſchlechterdings nicht an. 4. 23,

2 . BE Cal.

"9.23. Somüfte mich auch nicht zu erin⸗ nern / daß ein einiger Auctor desfalls mit une ſerm Jeſuiten einig waͤre. Der beruͤhmte Morhoff fuͤhret im dritten Theil von der Teut⸗ ſchen Poeterey cap. XII, verſchiedene Meinun⸗ gen an / aber keine die des Kircheri ſeiner gleich ſiehet. Er ſagt: Einige leiteten das Wort her vom Spaniſchen Madragan, fum- mo mane expergiſci, des Morgens frühe auffenn. Weil nemlichdiefe Art Lieder vor⸗ mahls zu Aubaden oder Morgen: Mufifen der galans dienen müffen 5 wie Furetiere in feinem Didtionaire. meldet. Es Ichlieft aber Morboff alſo: Das glaublichſte iſt / daß es von Mandra komme (welches im Vocabula- rio della Crufea eine Schaͤfferey bedeutet) und demnach vor "Alters. fo viel als ein

Scyäffer - Lied gebeiffen: / weldyes auch hiedurch bekräfftiget wird / wie Menagins

in feınen Originibus Iealicis angemerdet! daß es bey den alten Italianern Mandriagale ge⸗ nannt worden. ‘Das Wort ay&An bedeu« tet auch bey den alten Atticis eine. Heerde / koͤn⸗ te esalfovon wavdea , ftabülum , caula, und dyeAy, armentum; grex , zuſammen gefeet werden. Da kaͤme denn eine Schaͤf⸗ ferey heraus / und mag ſich ———

| Bar

Domandern TheildesOrch. 123

gallus nur tieder feinee Wege feheeren. Die: fer Meinung ift auch obgedachter Furetiere, ſetzt jedoch Hinzu / daß einigedas Wort gar von Madrit herleiten wollen’ weil diefe Art Lieder dafelbft zur Zeit der Gefangenfchafft Fran- ciſci l. ſehr gemein geweſen find. Doch diefeg en paſfſant. Nun fommt was artiges im Extract. Horcht! 2

'$,24. Stylus Melismaticus, von der Süßigkeic alfo genanntgehört für Verſe und Metrifche Compofitiones (ale wenn Ma- drigale feine Verſe waͤren) Kircherus fagt nicht bloß / a dulcedine , fondern a dulce- dine Melodie, welches ein groffer Unterſchied. Jedoch ich fehe ſchon Daß fo mohlden Kirche» rum,qui, tefte Meibomio , fine ulla fer- me Græca litteratura fuit, als den Extra- henten, die etwas gleich lautende Woͤrter keAssa , apis, eine Biene; und kerısue, cantus, ein Lied / zu ihrer honigfüffen Auss fegung verführer haben mögen! Dajenesauar, mel , Honig; Diefes aber A nerxa ; mo- dulor; ich ſinge / (quod a ur@:, mem: brum, item carmen ſuis membris con: fans ) feinen Urfprung nimmt. Wiewohl Kircherus noch ehe hierinn zu ——— weil er faſt die a Etymologi en

| | 2 au

24 OO BL Cap. II.

auf feiner Seite hat / und die Süßigfeit des Ge⸗ fanges eben feinebittere Expreflion iſt. In⸗ deflen hat Stylus Melismaticus weder von der Suͤßigkeii noch Bitterfeit feinen Nahmen / ſondern deutet bloß ein allgemeines Lied / (das bißweilen wenig ſuͤſſes hat) einen Stadt-und Land⸗kundigen Geſang (tar’ eZoxm) AM fo wie etwann Ripen Baften oder Des Geg⸗ ners bitterer Kupffer⸗Stich und Bachanten⸗ Lied: Ein Pfeiffgen Toback ꝛc. feines vor⸗ nehmen Orts ſeyn mag. 8.25. Wer es noch nicht glaͤuben will der beirachte Kircheri.eigene/ Durch den Ex- eragt aber noch dazu fehr zerſtuͤmmelte / Be⸗ ſchreibung diefesStyli. Ad hunc Stylum, fagt er / revocantur.omnia ea cantica, quas Ariettas & Vıllanellas ( Baurens Lies ber). vulgo vocant; quod domi, rurive ad privatam vel recreationem vel exer- citium Cantorum aflumantur. Diefen Stylum nun theilet unfer Kerr dort oben p. 64; fein fäuberlich in Melismaticum pu- rum, (der wird etwann wie Jungfern⸗Honig eyn)undMelismaticum mixtum(da folte eis | nesuft befornen)fället fo dann fein dickhaͤutigtes Sub dicium alfo : Yan folle ın der Rirs - chen bey dem Scylo Mitectico, Madrigale/co Ä Tu und

Dom andern Theildes Orch. 125

und NB. Melismatico puro bleiben ; [9 man aber ja was kitzelndes und erfreuendes ha⸗ ben wolte/ fidy NB. des Styli Melismaticimix- ei und Pbantafici vernünftig bedienen, Da habt ihrs!das heiſt Verſtandl Hier hätte der gure Mann feine Tripes de Latin, feine Lateinifche Panken und Brocken / anbringẽ / und fo wohl im Ut, als Extract, beyfihreiben mögen: detur Exemplum, utreshatclarior, Kircherns Fan hierunter Lib. V. p.3 14..& 321. it, Lib. VIII.Mufarhythmicz Melotheſiæ, mit vielẽ herrlichen / inſonderheit mit des Hieron. Cap- Hergeri Sebuhrten/ Lib. VII. p. 86. an die ID gehen. * Ey! wie würden Da Die Manns en die Weibſen anfaffen / und die Taͤnhe über Stühlund Bänskerecht angehen / wenn man ſolche Melismatifehe Sachen in der Kirchen aufführen wolte! Es iſt eine Profanation,nur bloß daran zu gedenckẽ. Ich —— —— 3

Das Triph.Theatr.T.f, p.3 14. ibt Kirch. felb is für ein Melisma aus; baß ſich aber p.321. n der Aria zweymahl zwo Roß-Duinten antref-

glaſſen / wird ohne Zweifel ein proprium Styli Leyn ſollen. JIndeß zeuget die Orthographie der -

Auſarhythmicæ Tom. 11, an unzehligen Orten

ſattſam von der Seicht-Selehrfamfeit Kircheri

im Griechiſchen. |

126 P.1. Cap. III.

{ich meines Opponentis halber / daß er einen ſolchen heslichen Bloffen ſchlaͤgt. Er harte huͤbſch zu Haufe bleiben und ſich ang Orcheftre nicht reiben ſollen / fo wären feine Balcken heimlich geblieben. Mais, Marc Antoine, vous I’ ‚av&s bien voulu. Doc mas follic) fagent wie fan man ein Fluges Wort von einem Mens ſchen pr&tendiren / der den LUnterfcheid zwi⸗ Shen paginam & folium , zwiſchen verba⸗ & Commentatoris &c, nicht weiß?

9.26. Wegen dee ur Hyporche- maticiy der zweyerley / Theatricus und Choraicus feyn fol. ware diefes mein unmaß⸗ ‚gebliches Bedencken / daß der H Tara ri ticus,eigentlich und allein von Theatralifchen Taͤntzen / enferieux & en grotesque ; quafi de fupremz faltationis arte (Gallis » l⸗ «baute danje ) zunehmen.und zu _verftehen ſey; Der Choraicus * aber auf Ballen / Mas-

veraden,Redouten &c, Die getwohnlichen immer» oder Saal⸗Taͤntze ( Gallis Za bafe danfe ) infonderheir aber. die Teutſchen / Pollni⸗ fehen undEngligchenKeihen-Ehren-undCoun- try-

Man erinnert ſich nicht im Griechifchen jemahle zu fondern ftets.x.ognos gelefen su ha⸗

+

Dom andern Theil des Orch, 127

try-Tängerda nemlich der gange Chorus oder Ceetus mit zu Wercke fommen kan und man Truppen⸗weiſe figuriret / in ſich begreiffe. Dies jenige / ſo im Tantzen erfahren / willen daß es zwo gang unterfchiedene Arten ſind / und fiedans nenhero wohl / jede vor ſich / einen eignen Titel verdienen; inſonderheit / da man ſchon lange in Franckreich wuͤrcklich zworofeſſiones davon gemacht / eben als wie vom Bluhmen⸗Mahlen amd Hiſtorien⸗ Mahlen. Es iſt auch lange nicht genug / wenn der Extract ſaget: Stylus Theatralis gehöre u Comeaedien, der Cho- raicus zum Tantzen. . Da fiedoch beyde übers haubt zum Tanken gehören undin Opern und rg auch getankt wird / wo mir fonft noch recht iſt. Hr | .$,27. Stylus Symphoniacus gehöre auch für allerhand Inſtrumente. So lautet die ganke Definitio im Extra, Und dan aus merden alle des Hexen Organiſten Kunſt⸗ Genoſſen ( der Definition - Liebhaber gu ge ſchweigen) die fich fir ihre. 15 laue Schock das Foftbahre Buch nicht anfchaffen koͤnnen / voͤllig gelehrt / inStylis vortrefflich erbauet wer⸗ den / undes dem Manne ewigen Danck wiſſen / der ihnen ein ſolches Licht angezuͤndet hat, Es 84 heiſt

)

y “er er w . - * no Ehe a EEE RT n N y

s n u 0 + T a,

*

432 = u re

TEN" = un‘ N nu

Pin 4

128 PL. Cap. iII.

heiſt oben: Stylus Phantaſticus gehoͤre nur für Inſtrumente / da der Componiſte bloß feine Kunft und Die der Clauſeln hören laſſe. So muß ja / nach diefer Befchreibung zu urtheilen / der Unterſcheid darinn ſtecken / da

im Stylo Symphoniaco der Componiſte et⸗

wann keine Kunſt und Zierlichkeit der Clauſeln hoͤren laſſe. Sonſt ſehen ſie einander unge⸗ mein gleich..

628: Ich will verſuchen / ob ich das

Fleckgen treffen Fan. Aus oben angeführter

pölligen Beſchreibung Kircheri, de-Stylo Phantaftico,eshelletrvaß deafelbe DieFantafie,

NB, RirercaTe, Toccate, Sonate, &c. bes

greife. Daraus folte einer vernünfftig ſchlieſ⸗ fer daß folcher Stylus nur die Sachen betreffe / welche eiwann für ein "Inftrument allein ges fett ſind / als nemlich: Diebenannte drey erfien Species vors Clavier; Die Sonaten fo wohl vors Clavier allein/ als vor ‚die Solo-auf der

Violin ꝛc. ꝛc die fo genannten Subjecta vor die

Viola diGamba; die Preludes und derglei⸗ ehen vor Lauten und andere Inſtrumente. In Bumme : Alle. Solo, Infirumentaliter ges nommen / mit oder ohne Baß. Hindert auch nichts / daß man Triphonia und Tetrapho-

—3— nia

Vom andern Theil des Orch. 129

nia in dieſem Stylo beym Kirchero (p) ja gar dergleichen an einem Orte (q) variis Inftrumentisaccommodata ankrift / maſſen alle dieſe Sachen mit doppelten Griffen in drey⸗/ vier und mehr Stimmen geſetzt werden koͤnnen / wie denn $robergers Fugen auch in 4. Partes, als eine ordentliche vierſtimmige Partitura, geſchrieben ſind / welche zur Curiofit& ausgezo⸗ gen und ſo dann auf verſchiedenen Inſtrumen⸗ ten zugleich geſpielt werden moͤgen / wie ſolches Elavier-fündige wiſſen; Aber es wäre nur zur bloffen Curiofite und würde den rechten abge- zielten Zweck nicht erreichen. | Hergegen ı da dasEtymon des Wortes Symphonia felbft eine Vielheit der Stimmen oder Inſtrumente / die mit einander gehen / andeutet; fo waͤre wohl die genuina ſignificatio Styli Symphonia- ci, daß er nemlich eigentlich dieConcerti groſſi die Sinfonie in ſpecie, die Ouver- tures, die ſtarcken Sonates, Suites, und der⸗ gleichen unter feinerContribution'habe. Daß auch eben Diefe Species fich auf einem einzigen

55 voll⸗

(p) Lib. V. Muſurg. pag. 243, & 381. it, 406- 480. 483.“ | ) Lib.Vl.

130 /P. l. Cap. III.

vollſtimmigen Inſtrumente / Z E. auf der Or⸗ gel oder dem Clavier / zur Curioſité tractiren laſſe / bewieß unter andern vor einigen Jahren der berühmte / aber blinde Organiſte an der Freuen Kirchen auf dem Damm zu Amfters dam / Mir. de Graue ; welcher alle die neues ften Sstaliänifchen Concerten, Sonaten &c,

mit 3.44. Stimmen auswendig wufte / und

mit ungemeiner Sauberfeit auf feiner wunder⸗ ſchoͤnen Drgel in meiner Gegenwart heraus brachte.” Das wäre fo fürglich meine Mei⸗ nung pon den Stylis in ſpecie, welcher beyzu⸗ pflichten oder zu wiederfprechen jedermann frey en“ nachdem er die Sache raifonnable fins et.

$.29. Thut aber einer / der nur einCom- pendium fuͤr bloſſe Liebhaber ſchreibet / fo groſ⸗ fe Sünder wenn er hauptfächlich die Genera_ Stylorum, deren überhaupt nur drey find und drey bleiben / (r) hinſetzet; ohne fich bey deren ( faft ungehligen) Speciebus qufzuhals ten?

(r) Selbſt Kircherusbefräfftigeteg/ Daer Lib.V, cap. XVII. de Stylis Melotheticis pag. 310, des Eccleſiaſtici und Theatralis, p.313. aber des Madrigalefci, nnd fonft Feines andern geden-

ee] als welcher letztere bey ihm des “a:

ee ee E, BWSnOSu - N EEE 5 ——

Dom andern TheildesOrch. 131 ten? Mein eg, allein hat Ja gefager; die gane verftändige Welt aber wird mit Nein

antworten; und folchesdefto ehender / weilalle diefe Species gar fuͤglich / nach heutigem beſten Gebrauch, folgender Seftaltiunter befagte drey

Genera gebrachtiwerden fönnen / follen und

muͤſſen.

| [ Ligatus. Stylo Ecclefiaftico Motecticus.

9 / Madrigalefcug, funt fubalterni Symphoniacps, Canonicus. | Dramaticus. | . \ Symphoniacus. Stylo Theatrai ) PD NHyporchematicus. funt ſubalterni Phantafticus. - Melismaticus, Symphoniacus, Stylo Camerz Canonicus. funt fubalterni. /Choraicus. Madrigaleſcus. un, / Melismaticns. j 856 ,,

J * Styls Stelle vertritt, da deſſen Beſchreibun

lautet : Madrigalefcus Stylus derivatur a Be

-gatis Cantionibus , quas vulgo Madrigalia vo-

| Sant,

rn: re rg * En

J |

132 P.T. Cap. Ill. Erklaͤhrung.

| zum _ | Kirchen⸗Styl gehoͤren (1.) Eccleſiaſticus Stylus, proprie fic dictus, aliis, Stylus ligatus. Er begreifft lange nicht alles / wieder Gegner pag. 43. be haupten wolte / wenns ihm nicht am Gelde fehlte / ſondern bloß den Choral⸗Geſang und den ſo ge⸗ nannten Kirchen-Recitativ vor dem Altar, Als da find die Antiphona, Gradualia &c., welche einmahl vor allemahl inden Zeiten / da man vonnichts/ als den Tonis Gregorianis, oder aufs höchfte von den Modis Gracis cts was wuſte / gefeßt ſind / und folchem zu folgeihre

geweiſete Wege haben / auch faſt / nach heutiger

Redens⸗

cant, ſuntque ut plurimum vare, amorofa etſi . 6x poileris plüres quoque eas ad res Spirituales cumfummo frudtu, ut Agazzarius, transtule- rint, Bor Kirchen ift er eigentlich nicht erfun⸗

r den; unter die heatralifchen Stylos gehoret er

eigentlich auch nicht ; alſo bliebe urfprünglich

vor ihm nur Camera übrig / und da ſteht er hier

aAls Species pro Genere.

VomandernTheildesOrch, 133

Redens⸗Art / von feinem galant homme für Muſic zuhalten find. Denn / wenn jemand fager : Esift heute Mufie in der Kirchen / fo verfteher dadurch Fein Menſch / daß der Prieſter etivann eine Prefationem oder Colledte, ein Dominus vobiscum &c. vor dem Altar herſinget / oder Daß die Gemeine mit dem Bul⸗ ler⸗ und Doͤdelwerck / welches hie und da auf den Orgeln gemacht wird / ſo herrlich einſtimmen muͤſſe / daß einem die Ohren offtmahls wehe thun; ſondern man verſtehet dadurch bloß die Figural-Muſic / als nobiliorem & excel- lentiorem partem, deren Species in der Kirchen ſin ·

(2.) Motecticus, vel Muteticus Stylus, welcher die Fugen / al!abreven, dop⸗ pelte Contrapuncten, und andere unzehlige

FünftliheSachen in Kirchen⸗Muſiken begreifft. Sin fo fern denn auch die Canones alg fuge in confeguenza paßiren Fönnen / gehörte der - Stylus Canonicus mit hieher. |

(3.) Madrigalefcus Stylus ; dahin werden gerechnet alle Oratoria, fogenannte Pafliones, Dialogi, Soliloguia, Arie, Ac- compagnemens, Cavate, Recitative&c,

die itzund vor allen den Vorzug haben. a 57 (4.) Sym-

bei FE Sn = ——

El.

RER

Fe Vene nee ———— En e ı er Se 3 RB

——7—

Pe

Es Er 7 2 .*

ur ig zu

Ba TEST. Pas

urn

——— a Un we I EI

—— „u.

134 P.T. Cap. IHM.

- (4.) SymphoniacusStylus;der enthält die vor den Singe- Stücken hergehende Sona- te, Sonatine, diezwifchenfommende Ritor- nelli und dergleichen. Dieſe Species gehör ren eigentlich unter Das Genus des Kirchen. Smis. Wiewohl man ſich desScyh ligati nicht anders bedienet/als wenn etwann ein Chos ral mit wird / welches auch einen ſchoͤnen Effect thut; doch gleichwohl groſſe Freyheit / quoad Styli —————

Zum Theatraliſchen Styl gehoͤren

(1.) Stylus Dramaticus, welcher viele fchöne Particularitäten in ſich hält die ich hier Auszulegen-eben nicht ſchuldig bin / zumahl da folchedem Wiederleger und nen Kunftgenoß fen Böhmische Dörffer ſeyn möchten. Ange⸗ fehen der erfte mit blurfchlechter Autorite und noch fchlechter beftellten Warheit pag- 6. des Urfager: „Es concurrirten heute zu Tage fo „wohlauf dem Theatro als in Privat-Col- „legiis und Kirchen⸗Muſicken / (tutti m.

* B

.

Vom andern Theil desOrch. 135

„„nur derStylus Phantafticus, Choraicus „und Galanterien.,, Das letzte Wort Herr Organiſte / iſt in ſchweres Wort; wenn ers er⸗ klaͤhren und ausüben ſolte / wuͤrde es toll ausſe⸗ hen. Hergegen wiederſpricht ſich der Wie⸗ derſprecher gewöhnlicher maffen ſeiber / wenn er p-84. ſchwaͤrmet: „Die TheatraliſcheMuſie

„(allein) beſtehe aus dem Stylo Phantaftico, „Symphoniaco, Melismatico, Dramati- „co (vel) Recitativo, & Choraico , us „teilen kaͤme auch ein Chor vor ꝛc,, Gar recht! zumeilen fomme auch ein Thor vor. O! wenn fich ein gewiſſer Mann ein wenig Muͤhe geben wolte / die Künfte die zum Theatro gehös ren / zu beſchreiben / manche Organiften würden dabey Augen und Maͤuler auffſperren. Hier iſts unſer Vorhaben nicht / ſonſi haͤtte eine funfs zehnjaͤhrige Praxis auch wohl ein wenig Stoff dazu angefchaffer.

(2) Symphoniacus Stylus ; derdoch allhie mit groffem Unterfcheid und gröfferer Sreyheit/alsin Kirchen: Sachen, Kaum finder | jumab! da erdieOuvertures,Intraden,Pre-

udes und andere dergleichen begreift / davon man in Kirchen nichts brauchen Fan.

(3.) Hy-

136: BLCpNL.:

(3.) Hyporchematicus Stylus diengt auf dem Theatro allein / und zwar zu Cha- connes , Paffacaglies, Entrees und andern

groſſen Taͤntzen.

(4.) Phantafticus Stylus, in Operr / iſt / wenn etwa ein Inſtrument alleine brillirt / wel⸗ | ches doch gar felten geſchieht; weilnicht allemahl fölche Subjedta vorhanden die ein gankes Au- - diterium mit dem Elavier oder mit der Vio- line &c. lange allein zu amuſiren gefchicht find. Und diefe Species gehören eigentlich tinter dag Genus Theatrale, Will einer den Stylum. Madrigalefcum dazu ſetzen / fo thut er Eein Unrecht / zumahl in Italiaͤniſchen / auch Teutſchen / Opern bisweilen gantze Sce- nen Cantaten -und Cavaten weiß geſetzt werden. Der Melismaticus kommt auch bißweilen vors Licht / doch nur bey Bouffon- neries und dergleichen nicht ad eſſentiam Scenz gehörigenLuftigfeiten. Deswegen man auch diefen beyden fo wenig / als im vorigen Dem StyloCanonico, hier gineneignen Articul _ hat einräumen wollen. J

Zum

Vom andern Theil des Orch. 137 Zum 5

-. GammerStyl

werden gerechnet.

.. fı1.) Symphoniacus Stylus, welcher einer der vornehmfienin Camera, oben aud) ſchon zur Gnuͤge befchrieben worden iſt. Es gehören dahin die Allemanden &c. vors

lavier / Laute Viola diGamba, Violine, &c, DieCouranten, Sarabanden, Gavot- ten, Giquen &c, mit einem Worktt / alleSui- tes. , fiefennflarcf oder ſchwach. Sind ſie ſchwach und beftehen in Solis, fo.gehören fie ad Stylum Phantafticum melcher vemSym- phoniaco hier ſubaltern ift / und eigentlich ad Cameram gehoͤret / dahin auch alles / was ex tempore geſpielet wird / zu rechnen; und als⸗ dann bekommt der Phantafticus auch auf der Orgel zu thun. Die Paulina pfleget wohl ex tempore ju fingen und mit der Kehle zu Fan- taiſiren / ohne einzige Worte; welches ich gewiß vor dieſem mit groſſem Plaifir gehoͤret habe, DbgedachteTang:Arten/die adStylum Sym- pboniacum gegehlet werden / find Fünftiich glaboriret/ und moͤgen nicht eigentlich *

——

eg TE ame = Zn

=

338: P. J. Cap. III.

Tantzen gebraucht werden. Sie haben nur etwann das Tempo obgedachter Taͤntze / ſind aber Saltatione multö nobiliores. Kine Allemande zum Tantzen und eine sum Spies fen find wie Himmel und Erden unterfchieden & ſic de cœteris, dieSarabanden in etwas ausgenommen. | (42.) Stylus Madrigalefcus; der hatin Cammern und Saͤlen bey. Serenaden, Auba- den,Cantaten und dergleichen feine ftatt.

(3.) Melismaticus Stylus, den ichjes doch lieber auf der Straſſen als in der Sammer! | er Wiederleger aber gar gerne in die Kirche

haben möchte, Worinn er beſtehe / iſt vorhin Sa 4) Canonicus Stylus hat den Nah⸗ men a Canone, foeine Richtſchnur oder Kegel bedeutet. Es iſt ei Monophonum, welches fo eingerichtet und eingeregelt wird’ DaB 2 3. 4. oder mehr Stimmen eben diefelbe Melodie nach einander / zu gewiſſer verfchiedenen Zeit, entweder im Unifono oder quocunque In» tervallo ( Unifonus ift aber Deswegen Fein - Intervallum) anfangen / und wenn fie fo wol⸗ len in Ewigkeit fortfingen koͤnnen / daß es doch ſtimmet. Man hat HERDER - ſeſer

Vom andern Theil desOrch. 139

—— dieſer Art / die zwar kuͤnſtlich genug ſind / aber den beſten Effedt nicht thun. ertzhafſte Apophthegmata pflegt man wohl bey einem Glaß Wein/ it. bey langwierigen Reiſen / auf dieſe Canoniſche Art anzubringen / und zur Luſt herum zu ſingen / damit die Zeit hingehe; ſonſt iſt der Nutz dieſesſtyli ſehr geringesdieKunft aber deſto gröſſer. V. AngeloBerardi Documen- ti Armonici,Bologna 1687. it, Niedtens dritten und letzten Theil. Orch. p. 143. 15 2.

(.) Choraicus Stylus muß bey Bal- len und Masqueraden dermaffen / infonders heitim Carneval, herhalten Daß es einem drey

Tage in die Ohren nachklingt. So gedencket auch Kircherus Lib. VII. pag.675, und aus ihm Pring in.feine Muſicaliſchen Hiſtorie p-13 9.noch eineöStyli, nemlich : des Mera- Bolici (ich hatte bald Diabolici gefagt) und muß derfelbe / dem Work Berftandenach/ in groffen Veraͤnderungen beftanden haben. Um das Regiſter zu vergröffeen/mag er den Reihen fchlieffen und mitlauffen.

9.30. Ob nun zwar aus angefuͤhrten ein jeder attenter Leſer / ohne viel Muͤhe / auf die ſehr ſinnreiche Frage des Wiederſachers: was heut zu Tage zwiſchen Rirchen⸗ Theatral | und

140 P.I. Cap. III.

* und Cammer⸗Muſic für ein Unter ſchied ſey? leicht beſſer antworten kan / als der Herr Organiſt ſelbſt / wenn er ſpricht: Es ſey faſt eine / wie die andere; ſo gebuͤhret uns doch mit Fleiß zu zeigen daß hauptſaͤchlich Die Aut dacht fo man GOtt mirder Muſit in der Kiv

hen ſchuldig iſt; das prachtige undeefrenliche

Weſen / fo man in Thearris fuchet/ und denn Die Liebligfeit und Anmuth / welche zwar ein je⸗ der Stylus nach feiner Art / eine Sammer Mus

fic aber.infonderbeit erfordert / Die wichtigſten

Charadteres find und ſeyn müffen/ eine Art

vonder andern zu unterſcheiden. Bey dem er⸗

ſten muß die kindliche Furcht alle gar zu wilde Einfälle und Fantaſien zaͤhmen; das hergliche Verirauen aber unſere Geiſter wuͤrcklich erhe

ben / und die wahre Empfindung goͤttlicher Guͤte und Liebe unſere danckbahre Stimmen und In⸗

ſtrumente mit heiliger Freude / ja mit Himmli⸗ ſchen Frolocken / anfüllen. ; welches denen nur profan vorfommm die mit profanen Vorſat und Vorwitz die Kirchen beſuchen / Damit ſie et⸗

was zutadeln finden. Bey demandernCha- |

radtere mußung die Natur zu Muficalifchen Mahlern machen ; unfer Genius allegeit was neues anſchaffen / und Dem Gout der Zuhörer

. ' 99%

o- *

Vom andern Theil des Orch. 141

vor allen/allen Dingen Folge geleiftet werden. Bey dem dritten Charactere muß diegründs liche Erfännmiß/ und wenns feyn kan / die eigens händige Praxisder vornehinften Inſtrumenten dem Eomiponiften die beften Dienfte thun und feine Arbeit diſtinguiren. Die Sing⸗Sa⸗ chen per Camera leiden groͤſſere Weitlaͤufftig⸗ Feiten und Ausdehnung / auch mehr fugirtes / Fünftliches und ſchwerers / als das Theatrum, weil in Camera alles aus der Charteque und "Nicht auswendig gefungen wird; fie vertragen auch mehr figuͤrliches / freyes und ungebundenes Weſen / als die Sing⸗Stuͤcke perChieſa, und endlich gibt bey beſondern Concerten die nahe Critique allen Sachen ein merckliches Abzei⸗ chen / welches weder Kirche noch Theatrum habenfan. 3. E. wenn cin Stück gemuſicirt worden / nimmt ein jeder im Collegio Muſico die Freyheit / enttveder die Partitur ( wenn eine da iſt) oder Die Stimmen nad) einander durch⸗

zuſehen / und ſein Theil Darüber / wo nicht zu fa»

gen / doch zu dencken / wodurch denn die Behut⸗

ſamkeit der Componiſten ſtarck zu thun bekomt.

Nimmt man nun die Melismata mit ad Ca-

meram, ſo iſt dieſer Charactere mehr als die

andern mit beſondern Dingen verſehen. 30 * | merecke

142 P. I. Cap. II,

mercke hiebey zweyerley an: (1.) Daß der Eammer⸗Styl gemeiniglich der erſie ſey / dar⸗ inn ein angehender Componiſte was ſetzet / da dieſer Styl doch wuͤrcklich der ſchwereſte zu reuſſiren. Herr Doctor Pebuſch mag die⸗

ſes betraͤfftigen / als den ich für einen gar groſe fen Meifter hierinn haite. Vors andere / daß

der Inſtrumental Cammer⸗Styl ein ſolcher iſt / der oxtraordinaire Meriten haben muß / wenn einem nicht das Oſcitiren dabey ankom⸗ men ſoll. Singt aber nur einer / ſo iſt jeder⸗ mann attent. Sucht mir dieſe Kemarquen imKirchero, oder im ut. 6. 31. Daß nun ungeſchickte Noten⸗ ſchmierer allen liederlichen Krahm in die Kirche bringen / ſolches iſt eine Suͤnde und Schande; es bleibt aber Doch Deswegen der Kirchen⸗Styl ein befonderer Styl / welchen ich hoffe verein

wann mie GOit Gelegenheit gibt; omnibus-

viribus zu excoliren. Ich verfahre damit fo ſolide & circumſpectẽè, daß / wie neulich der beruͤhmte Practicus, Hr. Reinwald / einen Contrapunctum duplicem in Partitura von mir ſich ſchertzend heraus ließ: Ich wuͤrde ja faſt ein Quaͤcker in der Mufie/toeilich fo gar andächtigrregulier,arbeitfahm ..

| ahr

=

DomandernTheildesOrch. 143

bahr fegre. Bringt man nicht auch liederlichen Krahm aufs Theatreumd in Concerte, oh⸗ ne daß dabey die wahren Seyli beyrechtfchaffes nen Somponiften Noth leiden ?_ Daß man Feinen- Unterfcheid macht 7 zwiſchen einem Kir⸗ chen⸗ und Theatralifchen Recitativo , iſt gar uͤbel gethan und en Mißbrauch der Kirchen; als lein verſtaͤndige Diredtores wiſſen ſchon / wie hierinn zu verfahren und Maaſſe zu halten / ohne ſich deswegen von unverſtaͤndigen Criticis, die die Sache / wie eine Kuh das neue Thor / anſe⸗ hen was vorſchreiben zu laſſen; geübte Sänger muͤſſen auch verſtehen / mit welcher Art / Ernſt⸗ hafftigkeit und Bewegung ein Recitativ in der Kirchen / anders als auf dem Theatre, zu fingen ſey / und das iſt wieder eine Anmerckung die uͤber des Uts und aller Solmifatorum ho- rizont gehet. Dannenhero ſchlieſſe hier aber⸗ mahl mit meinem Saßp: 113. im örcheſtre, Daß man den gröften Linterfcheid mache zwifchen Rirchen Theatrakund Cammers Muſic / auch daß foldhes einem galant bom« me zu wiſſen genug ſey. | 6 32 Auf den findifchen Vorwurff ends ih : Daß die 4. Regein / weiche das Orcheftre p. 113. anführe uhralte Kegeln ſeyn / dienet dem Wiederleger und ſeinen Kunſtgenoſſen / die | nur

144 P.I. Cap.HI.

a eg | nur etwas bon Der Compolition verſtehen | zur Kunftsmäßigen Nachricht / daß man fie als General⸗Regeln / die beftandig und unveränder lich bleiben / ohne Unverſtand nicht habe weg⸗ laſſen / pielweniger vor neu ausgeben koͤnnen | |

noch wollen. | - Quidimmerentes hofpites vexas- ? Indeſſen möchte. man doc) wiſſen / dur welche Auctoreserwiefen werden koͤnne daß | befagte Kegeln’ infonderheit Die vierdte : Von Ohſervirung der Bindung/ in Anſehen der nſur / eben ſo uhralt find. "Sn den Gries chiſchen Scribenten vom Ariftoxeno anybig aufBoetii Zeiten‘ finder fich Feine Spuhr da» von / und das find Doch die juͤngſten unter den Uhralten. Wir werden unten höremmie Die Zeiten recht einzutheilen find/ biß dahin hätte der Wiederleger feine ungeitige und uhralte Gedan⸗ cken ſpahren / oder erſt die Naſe beſſer in die Bücher ſtecken und buchſtabiren lernen ſollen / ehe er ſich zum Wiederleger aufgeworffen / und mit ſeinem geborgten ſcholaſtiſchen Zeuge: de legibus bonæ definitionis& divifionis,, ſo linck abgegeben harte. O eime Tieffe der Weißhen! mag man da fagen; aber dabey ges dencken: O eine Höhe der Chorheit! Zn 48

Vom andern Theil desOrch. 145

Das vierte Kapitel, Beſchuͤtzung des andern und drit⸗ ten Haupt⸗Stuͤckes des andern Theils im Orcheſtre. | gr. | 1 Alt! Es war noch eins in Borhergehen: - 2 den vergeſſen / und waͤre Schade gewe⸗ ſen / wenn der Refutator nicht auch ſeinen Senff dazu gegeben haͤtte. Er dichtet mir p.65. des Ut an: daß ich p. 13. des Orch. geſaget habe: „Ein gutes cantables Qua- tuor zu ſetzen / waͤren Grillen / die ſich ohne Muͤhe begreiffen lieſſen / und von ſich ſelbſt gaͤ⸗ „ben / gleichſahm / wie es Der Marckt lehret. Ich will den Trumpff abermahl verbeiſſen der hierauf gehoͤrete; car c'eſt une pure medi- fance. Es wird loco cit. gar von feinem Quaruor , fondern von den Terminis tech- nicis geredet/ die den Contrapundtum thei⸗ len in zqualem & inzqualem; fimplicem '& diminutivum vel floridum ; in gra- vem & luxuriantem; in Stylum anti- 6 quum

146 P.I. Cap. IV.

quum & modernum, in communem & comicum &c. und Dabey gefagt / daß diefe Eintheilungen ( welche viele Tautologien und

ander unnußeg verwirretes Weſen enthalten) |

diefe Termini,diefe Prahlereyen / Grillen find, die fich ohne Mühe begreiffen laſſen. Den einer wird ja wiſſen / was gleich und ungleiche roten oder Saͤtze; was gank und fchlecht zer⸗ theilet oder bung; ernfthafft oder üppig; alt oder neu gemein oder poßierlich u.f.to. bedeute. Das läft fich ja ohne Muͤhe begreiffen ; ob fiche gleich viele Auctores blutfauer haben werden laffen / ſolche und taufend dergleichen unnuͤtze Grillen guszuhecken. (Sch mag ehrenhalber die juͤngſten nicht nennen.) Wo if da ein Wort oder eine Anzeigung vom Segen? vom guten cantablen Quatuor ? vom ſich ſelbſt ges ben? vom: miees der Marcktiehrer ? der Les fer fol nicht geärgert werden ; er Fan fonft ſchon dencken / wie ich mich hier und an andern Orten moderiren muß,

SG. 2. Eben der Art iftauch die folgende Beſchuldigung / daß die Alten pa, 118. des Orch. mieder geläftert / und die ſelbe unverants wortlich in eine Bruͤhe getvorffen worden. Ich fage daſelbſt / daß der gout *

r

vom andern Theil des Orch. 147

Ertz⸗Vaͤter gar ſehr von dein Unſrigen unters fehieden geroefen ſey; daß ſie blofferdings auf die ufammenftimmung oder Harmonie refle- dtirt; der Diffonantien gefchonet; den Geni- um fimplicitatis & unitatis allenthalben blicken laffen u. ſ. w. “Das iftja wahr und alfe - Feine Läfterung. Ich rede nicht einmahl von guren und fchlimmen Eomponiften / wie der Gegner meynetzfondern bloß von dem damahli⸗ ‚gen Guftu, dem es die media ztate florirende groffe Rünftler (das find meine Worte / und Feine Läfterungen ) fehon recht gemacht haben / aber der doch von unferm ißigen gout, wie der Himmel von der Erden / oder vielmehr diefe von jenem / unterfchieden ift. Ich mache noch zum Uberfluß eine Comparailon mit dem Ges ſchmack eines füffen Fleiſches / dazu fich eine ſau⸗ ve Sauce beffer als Zucker ſchicket / und Doch muß meine unſchuldige Anmerckung de Guſtu fuͤr eine Laͤſterung der Alten / ja noch dazu / aller Al⸗ ten durchgehends geſcholten werden. * —G2 Wenn

In den Teutſchen Actis Eruditorum, im vier und vierzigſten Theil / lieſet man p. 605. rat eben die Gedanden folgender maffen. „Der Geſchmack

„der heutigen Gelehrten ıft viel zärtlicher und „fubtiler, als er bey unfern alten Groß⸗ und Uhr⸗

—⸗

1 P.L. Cap. V.

ID en I Wenn mie der Gegner von der Gedult / Die ich mit ihm trage / Feine Rechnung haͤlt / ſo habe ich meine Langmuth übel angewandt. Ich thue ihm gewiß viel Ehre anı wenn ich mit ihm / Det mich beleidiget hat / indie Gelegenheit fehe und ihm fo glimpflich antworte.

.3. Daß ich die im Orch. pag.119, angeführte Regel vonder Sexta nicht felbft ger macht / ſondern aus einem vornehmen Audtore gezogen habe / will ich gleich darchun. Ver⸗ hoffentlich wird der Wiederleger ein Buch ken⸗ nen / daß dieſen Titel führer: Tradtatus Com- pofitionisaugmentarus Domini Chrifto-

hori Bernhardi, Wenn das nun feine Richtigkeit hat ı (woran ich doch ſehr zweifle / weil er ſonſt ſo unbedachtſahm nicht haͤtte ver⸗ fahren koͤnnen) fo beliebe er das 9. Capitel dar⸗ | | inn „Groß-Vaͤtern war / und was bey ihnen eine ſchmackhaffte und erquickende Speiſe hieß / das „wollen sum Theil die jetzigen gelehrten Maͤgen „nicht mehr verdauen.,, Worinn thue ich num unrecht/ wenn ich dieſes Gleichniß auf muſicali⸗

fche Mägen deuie / und worinn befichen dieLaͤſte⸗ zungen / wenn der vortreffliche beſag⸗

fer Adtorum fo von den Gelehrten uͤberhaupt / als

id) in ſpecie von den Mußcisthue] ichreibee ? -

Dom andern Theil desOrch. ı 49

inn aufzufchlagen/ deffen Überfchrifft fo lautet :

on der Sexta minori und den Darauf fol⸗ Senden Confonantiis, Da findet fich S.2.fols gende Regel. „Der Sextæ minoris Natur yoift/ daß fie weder anfangt noch endiget / wie⸗ „wohl was den Anfang betrifft / es ehe hinge⸗ „hen duͤrffte / als das endigen. Sie wird auch „nicht fo offt in der Mitten gebraucht / als die „Quinta, erfordert zuihrer Vermittelung Die „’ Tertiam gegen das Fundament / und hat „der Eomponift diejenige Difcretion zu ges „brauchen, twenner die Sextam minorem „oder majorem feßen foll,viebey der Tertias „minore & majore erheifihet wird. Lind „weiter/cap.ı0. $.2. Der Sextzmajoris „Natur iſt / wie der vorigen / nie anzufangen / „und in der Mitten iſt ſie ſeltener anzutreffen „als die Quinta &c.,Das Buch siehe ich deswegen vor allen andern an/ weiles eines von den Schaͤtzen iſt die mirex fpeciali & libe- ralidonatione eines meiner Meifter zugefals len ſind damit der Gegner / mit feiner fchrvas hen Inſicht / hieraus fchlieffe / ob es unter die Pag.121.0e8 Orch erwehnte erlernete Abfur- ditaͤten gehoͤre oder nicht?

G3S.4. Daß

!

- a: 150 P. I. Cap.V. $.4. Daß ich nun den Alten mit dieſer Sexten - Regel Gewalt und Unrecht thue / iſt contrair erwieſen; wenigſtens ift obgedachtet Auctor nicht fo gar alt/ weil er Ausgangs des verwichenen Seculi Chur⸗Saͤchſiſcher Capell⸗ meiſter in Dresden geweſen; und ſchreibt doch ſo / wie es im Orcheftre angefuͤhret worden. Der gegenſeitig aufgebrachte Franchinus ( roelcher von Laudun in Franckreich geburtig war, mit feinem Zunahmen Gaforus hie AO. 1514. Profeflor Mulfices su Brixiain yralien geweſen ift / und zum allererfien Do- inam Modorum Gr&corum aug dem Boetio erflährer hat ) wiederfpricht mir im ge⸗ ringſten nicht/ indem erja felbft Die Regel gibt / aufwelcheder Gegner pag.59. fo vielzufagen hat / nemlich: daß man allemahl in einer Concordantia, perfeda den Anfang machen fol. Pater Scott gibt fie alfo/ pag.804. Or- gan. Matbem. Exordium & finis melodiz | conftent exConfonantiisperfedis. Wun | ift ja aber die Sexca feine Concordantia per- fecta, ergo fan auchynach der Alten Meinung! nicht darinn angefangen werden. Am be⸗ meidtem Drte heift e8 : Die Regel ſey nicht aboliret / wie das Orcheſtre berichte, und er N

Vom andern Theil des Orch. ı 51

noch wird gleich Darauf gefaget : Der Com- —— hätte auch Freyheit in einer imper- ecta anzufangen. Das find ja contraire Zune EineRegel haben und dabey die Frey⸗ eit / wieder Diefelbe zu handeln. Gaforus fpricht voneinem mandato non neceflario, von einer unnöthigen Regel / vor 215. Jahren; dies ſes mandatum non neceflarium nenne ich heutiges Tages mit allen Ehren Mandatums abolitum, Woift denn der Irrthum? das Arbitrarium aber verfieht der Wiederleger nicht recht / und was Das bey den Alten heiffe : ImperfedtisConcordantiis cantilenarum exordia inftituere, das will ich mir die Mühe

nehmen ihm 2 weiſen. * 5. Obgedachter Bernhardi ſchreibt cap.4. feines Tractatus (darinn / mit Zuͤch⸗ ten zu melden / mein ehmahliger vierdter Infor- mator, zum Beweiß / die Noten noch mit eige⸗ ner Hand geſchrieben hat) 8. 13. folgende Worte: ».Die imperfectæ werden zuszulffe „genommen in einemQuaruor zu Anfang und „zum Ende weil die perfedtznicht genug find „seinem Quatuorʒauch wohl ( weildie Ter- „tia die Quintam offt beffer vermittelt als Die „Quinta die Octavam) in einem Tricinio | 4 &c,

52 P.I. Cap. V. „cn Dadurch wird nun bey einem Qua-

tuor inSyzygiaentieder die Tertia oder eine ſolche Proportio Sextæ verfianden / da Die

oberfte Stimme / wenns eine Octava iſt / mit der

unterſten Mittel⸗Stimme / als Tertia, von

ungefehr eine Sextam machet. Solches aber

iſt nicht Sexta Modi, vielweniger Sexta Fun-

damenti. Eine anfangende dextam Modi will ich No. III. und eine anfangende Sextam., Toni cujusvis fundamentalis No.IV. vor⸗

ſtellen / daraus ein jeder meine Gedancken von Den Sexten, die anfangen / abnehmen fan. Fer⸗ net finden ſich in General⸗Baͤſſen heutiges Ta⸗ ges tauſend und aber tauſend Exempel / da mit

einer Sexta, fo wohl ratione Modi als ratio- ne Fundamenti , in dem Violoncel-und Elavier-Baß den Niemand weder ein Qua- tuor noch Tricinium nenner) allein. angefan- gen wird. Ein Erempel ratione Modifindet fih No. V. und ratione Fundament No, Vi. davon die Alten nichts gewuſt haben.

6.6. Solte Bernhardi von ſolchen Sex- tis Modi & Fundamenti zu verſtehen ſeyn / fo hätte er was abfurdes vorgebracht / wenn er

fagt:: Sie würden den perfectis zu SHülffe

genommen. Denn es iſt ja gar keine einzige | Ä Con-

uenle

T

k

VIII.

VI A mbalo ‚So

Se

Sn Be: H

N | Me Su )

*

T

m. der ci endendo.

EL. z ee

Öck AL ascende

arlam

uintarı ascen.dendo.

| Baier IC perg

r

* r * * 2 * wc » * J ii: —* * 27* I 2 w 2* 8*b * u . —⸗ J £» [3 * u Pr , . * v. * 4 J F 4 „Ann Ar = 3 u re —— —6 * Eon - *4* * —* 34 "0. 2 * V r —— „is .. au. f FRE Jun, . ...- + en fi + 61 2 . 4 z - * Dr 7 e J +

ER 26

4. *

*

* ki - un . . > a + - r .

- . » [2 [2 . .- 8 ... nt 9% 4 X. 4 . + ..- *

224

Soogle

zedby(

Digit

Vom andern Theil desOrch, 153

Ein du Me. Mei Concordantia perfedta bey angeführten Saͤtzen befindlich / Deren geringe Anzahl doch die ueſach ſeyn ſoll daß die imperfectz zur Pofleffion gelangen. Und wenn dem Dinge

ſo iſt / wollen wir fingen: Es fey dir nun Amor;

Adio geſagt. Meynet Bernhardi aber folche

Sexten nicht/ fondern durch feine imperfecte

: Confonantien etwann nur die Tertien, ra-

‚tione Fundamenti & Modi ſimul, als wel⸗

che / wegen ihrer majorite und minorite, auch

'in plurali Conſonantiæ imperfectæ heiſ⸗

ſen koͤnnen;meynet er daneben die Proportion,

Die ſolche Tertien im Accord mit der Octava

über ſich / oder mit derQuinta unter ſich machen!

' ( tie ichs denn glaube.) ſo thut der Gegner aller

Welt Gewalt und Unrecht / wenn er ihr / durch

ſein noch uͤberall nicht legitimirtes unberuͤhm⸗

tes und uͤnbekanntes Anſehen / die Augen verklei⸗ ſiern und ung weiß machen will / daß es gar nichis neues / fondern bereits ver 209. Jahren en Arbitrium geweſen ſey / in der Sexta vel

‚Modi vel Eundamenti (denn die andern

geltennicht) anzufangen. Die Tertiam gibt man freplich zu / und hatniemand an diefem Ort

davon gefprochen ; „Die iſt aber nicht mehr no- riarbitrii, fondern neceflarium manda-

u G7 tum

| |

154 P.I. Cap. IV,

zum heute zu Tage beym Tricinio,gefchteige denn beyeinem Quaruor, Allein Der&egner zeige mir / aus allen feinen verlegenen Wagren / drey authentique Exempel die mit den obans geführten quadriren und vor 200. Fahren ges macht find fo will ich feinen gangen muficalis ſchen Borrarh in-einer Fricaſſeé von grünen Erbfenund Hummern verzehren. Und wie hätten doch die lieben Leute mit Sextis per fe anfangen dürffeny da fiejaeben in der Mitten fo heilig verboten : Plures Sextæ in adfcen- fum non continuantur ? vid. Freder. Beur- buſii Muf, Lib.11. voofelbft er aud) pag. so. Sextam majorem & minorem parum bene fonantes nennet / und fonft noch einen guten Hauffen abgefchaffter und verfchimmelter Des geln anflhret. Ich verdencke es ihm aber

nicht.

S. 7. Ein Bähr oderein Löme mag ſpoͤt⸗ tifch von denen reden, die auf dem Elaviere pros biren / was gut klinget / und ſich aufdie Erfah⸗ rung verlaſſen; ſo kan ich doch diejenigen nicht flugs tadeln / die erſt zu eomponiren anfangen / und ihre Zuflucht inſonderheit zu der letzten neh⸗ men. Ich / vor meine Perfon/ brauche folches Subfidii des Elaviers bey Der Elaboration

gar

Vomandern TheildesOrch. 155

gar nicht/ wie allen denen befannt iſt die meine

Art zu componitengefehen haben / und deren noch wohl ein gutes Regiſter aufzubringen was

re; esfeydenn / bey Seßung einiger Clavier⸗ Sachen / da es wohl ( mit Erlaubniß des Hrn. Organiſten) dann und wannnorhivendig ; wie “ge felber bey feinem vifirlichen Kicercaren-Rors rath / als ein rechter Hauß-Greußsträger / wohl erfahren haben wird. Allein’ mennein Ding fertig iſt / narum folte man esdenn nicht einmahl

auf dem Clavier verfuchen? und / was iſt nicht

die Erfahrung fuͤr eine Wunder⸗groſſe Lehr⸗ meifterinn? die Componiſten / fo ſich Darüber ‚mocquirt haben verftunden fein Clavier und affectirten mit verbundenen Augen gerade Base Darüber fie denn mannnichmahlin bie Kruͤmme geriethen. (5) Esfehen auch & 6 viele

nah (s) Hier in Samburg if der befannte Englifche off ein geoffer ebener grüner Platz der wenige

ens 300, Fuß lang und 200. Fuß breit if. Da: ſelbſt find verfchiedene Wetten gefchehen / und pri&mia of et/ wenn einer mit verbundenen Augen / denſelben Platz hinab gehen/und nirgend anſtoſſen würde, Allein / es hat nicht gelůcken wollen; denn che man in die Mitte kommt / iſt man ſchon an der einen oder andern Ss der

Ä an⸗

156. P.I. Cap, IV.

viele Stücke gang gut aus in der Charteque; daß manfich groſſe Streiche von ihrem Effedt verfprechen folte ; allein wenns zum Treffen kommt / finder ſich gar offt/ wie fchön unfehlbahe alle unfere Science ſey. Und mag hinderts au) ? Es fee, mir einer. feine Sachen mit Huͤlffe des Claviers oder mit Hülffe einer Mu⸗ fette, wenns nur gut Flinget/ und Die verlangte Wuͤrckung thut. ee $.8. Sonft hat mir von meinen Infor- matoribus, infonderheit von dem erſten / allezeit verfichert werden wollen / daß ein Quatuor nimmer beffer ſey / als wenn mans auch auf dem Elavier rein heraus bringe koͤñe / weil es ſo dann

eine vortrefliche concinnitatem partium an⸗ zeigete; wiewohl ich es meiſtens von Inſtrumen⸗ tal⸗Sachen verſtanden habe. Iſt folchesumzecht/ fo gehört es mitunter die p. 121. des Orcheſtre erwaͤhnte Abſurditaͤten; iſt es aber recht / als⸗ denn gehoͤret Die gegenſeilige Anmerckung pag. 66. des Urs ſelbſt dahin ; und fo wirds wohl ausfallen. Die gantze Sache koͤmmt darauf =. M an:

lancke verfallen. Fiat applicatio auf diejenigẽ /

o ohne Wiſſenſchafft eines Inſtruments abſon⸗

derlich des Claviers compeniren wollen: Sie . tappen im finſtern.

Vom andern Theildes Orch, 1 57

an: Einer der aus ſich ſelbſt nichts weiß noch ſetzen kan / ſondern zuvor alles und jedes vom Clavier hohlen und daſelbſt errathen muß / obs klingen wolle oder nicht / iſt ein elender Compo⸗ niſt; der andere aber / der entweder mit Fantai⸗ ſiren ſeinelnventiones locket und ſich en train ſetzet; oder aber / nach vollendeter Compoſi- tion, ſeine Sachen auf dem Clavier / oder einem andern vollſtimmigen Inſtrument / probiret und zuhoͤret / hicht wie ſie dloſſerdings conſoniren oder diſſoniren denn das muß er ohne dem wiſ⸗ ſen) ſondern wie fie ſonſt aneinander haͤngen / thut als ein braver Mann / und muͤſſen es alle rechtſchaffene Componiſten fo machen / ſonſt wer⸗ den fie mit ihrer vermeynten unfehlbahren Science unfehlbahr ins gelbe fallen: Mer fich aber einbilde wolte / daß es vocaliter juſt ſo flins gen muͤſte / wie man die Griffe auf dem Ciavier thut / der gaͤbe zu verſtehen / daß er im Singen unerfahren / und alſo nur ein halber / ja gar ein uartComponiſte ſey. Pring iſt mit mir eins / wenn er im Phrynide P.I. p. 11. fo ſpricht: „Ich improbire nicht / wenn ein ges „lehrter und erfahrner Componiſt ſich bißwei⸗ sten eines Inſtruments bedienet / um zu erfah⸗ »xen / wie ſeine Inyentiones ing Gehoͤr fallen; B G7 aber

Ss PL Cap.IV.

„aber wenn einer nichts kan noch weiß, als „was: ihm feine Singer auf dem Inſtrument und feine Ohren von deffen Thon fagen / ſo iſt „er warlich fo ein elender Huͤmpler und „Stuͤmpler / als ich (nemlich Pring) das „mahls war., 4

8.9. Bey der im Orcheftre p. 121. befindlichen Regel / mittelft welcher Die Alten haben wolten / daß man über h und e , items über die Claves fo. ein F führen / felten eine Odavam fehen folte / will der Gegner einen Schiedsmannagirenundfagt: Ich verftüns de die Regel nicht recht ; hätte auch immit⸗ teiftnicht unrecht- Das fell fo viel heiflen: Es fey bendes die Kegel. und meine Meynung certo refpedtu &jufto tempore zu verſte⸗ ben. D Salomon! Ich laffe mir nun die ge⸗ genfeitige Erflährung zwar gerne / aus Liebe zum Seiedenv gefallen; habe aber dabey noch ein langes und breites zu erinnern 7 will mir auch (mit Permiffion ) den Verftand von der Re⸗

‚gel gaͤntzlich vorbehalten haben. Denn erfilich

hindert bey den No. VIL, befindlichen Sägen nichts an Beybehaltung der Octavæ über Dem fo genannten mi; .man darff ja eben nicht ß *

Vom andern TheildesOrch. 159

rades weges in fa plaßensfondernlaffedasFun- dament mehr baßiren. ch halte dafuͤr / es ſey befler / daß man es fo feße/ und die Odtavam, lieber als Die Sextam-verdoppele ; denn eine zweyfache Confonantia imperfedta muß härter Elingen / als eine zweyfache Confonan- tia perfecta, dag ftehet feſt; inſonderheit / wenn jene noch dazu major iſt / weſches dieſe nicht wer⸗ den kan. Vors andere finden ſich tauſend reine Saͤtze / wo wuͤrcklich das mi ins fa gehet (itzt rede ich nicht wie die Schulmeiſter / ſondern wie Meiſter Futfa) und doch die Octava über dem mi gerne bleiben will / Fan und mag. vid, No VII. vors dritte hat meine Meynung nicht nur flatt / wie der Gegner meynet / wenn der Baß per Tertiam aufwarts ſteiget; ſondern ebenfalls / wenn er per Tertiam unierwerts; perQuartam aufsund unterwerts;per Quin= tam auf» und unterwerts u. f. w. fleiget oder faͤllt. In Summa faſt allenthalben. Exempel / da der Baß per Tertiam faͤllt / ſtehen ſchon No. VII. wenn er per Tertiam ſteiget / ſolches Argument iſt des Adverſarii felbft ; per Quartam aufsund niederwerts; per Quintam auf und nebermärtsiinder man No. N. Litt.

F. 10.

160 P.l. Cap. IV.

$.10, Ich mag nicht weitlaͤufftig ſeyn /

ſonſt koͤnte leicht durch alle / ſo wohl mit dem X als b. gezeichnete / Claves eine Unterſuchung angeſtellet werden / da wuͤrde man ſchoͤne Ex- ceptiones finden. Ich bleibe einmahl bey den duͤrren Worten der Regel / die bey bern⸗ hardi Cap. XI. alſo lauter: Die Octava ſoll ſelten genommen werden über dem h in Cantu duro , oder über Demje. Cantu molli, fo wohl als über andern mit dem X erhoͤ⸗ betenClavibas,und fchreibe noch einft Darunter: MALE. Inſonderheit da ich meine Urſachen deutlich genug Dargeleget habe. Die unrichtigen Temperaturen damit fich unfere Vorfahren haben plagen müffen/ find gantz gewiß Urfach an dieſer und dergleichen Regeln geweſen; ihre Ohren haben e8 nicht vertragen wollen / andere rationes haben fie hiebey nicht gehabtnoch has ben Fönnen.» Da nun aber folhem Mangel zu unfern Zeiten durch Werckmeiſtern und Lieidehardten abgeholffen worden / fo heift es ja wohl billig: Daß das Verbot aufhoͤre / wenn die Urſach des Verbots nicht mehr da iſt. Dans nenhero ſtimme man die Inſtrumente nur rein’ fo iſt ine Octava allegeiteing Octava, und > J ohne

Dom andern Theil desOrch,. 161

ohne fonderbahres Bedencken in einem Clave fo wohl als im andern (Doch. ohne Confecu- tion ) ängebracht werden / voraus in 4. oder mehrflimmigen Sachen / wie es erwieſen ifl.

g. 11. Wenn mirs der Gegner nicht übel nehmen will (dafür mir fonftfehr grauer) fo Fan sch ihm ſagen / woher es meiner unmaßgeblichen Meynung nach / komme / daß fein ſo genanntes mi, wenn es doppelt iſt / ſo ſcharff in die Ohren klinge. Denm ich geſtehe gar gerne / daß ges wiſſe Saͤtze kommen koͤnnen / inſonderheit wenn man denZuhoͤrer nicht vorher mit ein paar No

ten dazu diſponirt / allwo die Octava uͤber dem

vermeynten mi ſehr wiedrig lautet / zumahl in Biciniis oder Triciniis. Allein die Odtava ift eigentlich gewiß und wahrhaftig unfchuldig daran / und ein Irrthum / ein —2 daß jemahls eine eintzige Octava; an und vor ſich / ſcharff und wiedrig klingen ſolte. Wir wiſ⸗ fen aber/ wir hören und ſind verſichert / daß eine doppelte Tertia major , auch in 4. und mehrs fimmigen Sachen, greßlichlaute. Die Ra- tiones diefes Mißlauts mollen einige in Nu- merisfuchen; esläft ſich auch hören’ und man

Fan e8/ wiewohl ohne Aberglauben / als etwas

curieuſes, paßiren laſſen. Dem Gegner / as einem

a

A _ R ai 3 De ai * wg TEE Ft .

B -e a "3 «Ü e ST ee =

»

* “Er ge

er Er

7

A, ⸗—

al, ur

Fir.

ur 5 . r 4 * J 7 *

*

13 8 Ta

u 9 P a . u 22 a L ur! N 2 4

n Ft F re

u zn rn een * EL. » .. Eylren a 5 ET a ee « Ab u |

Pa

Ei‘ ae —— WERT * J den

‚162 P.l. Cap. IV.

einem Riefensmäßigen Theoretico , werden diefe arithmetiſche rationes ohne Zweifel beo

kaunt ſeyn / fonft toolteich fie gerne herfegen.

Dem aber / der nichts davon weiß / will Werd’ meiſters Hodegum p.77. angewieſen haben / da finder er / vor die Billigkeit / Das gantze Ge⸗ heimniß. Meines Beduͤnckens hat die Natur gantz andere raiſons, und wer die diadromos chordarum bey einer verdoppelten Tertia- majore ein wenig genau unterfüchet / wird fchon weiter fommen. Doch hievon genug. Balls ich nun das liebe mi, wenn es unfere Oh⸗ renfo beleidiget/ recht anſehe / fo gebt allemahl entweder ein Klang vorher / oder esfolgt auch bald daraufeiner / deufelbiges zum termino acuto Tertiz majoris machtzift dieſer ſonus nun fonus fundamentalis oder finalisMo- di, fo ſchwebt er ohnedem den Zuhoͤrern faſt ſte⸗

tig und auf eine vorzuͤgliche Weiſe im Sinn;

da kan denn bey ſolchen Umſtaͤnden dieſeg mi vor nichts anders als eine ſuperſtruirte Tertia major vel Modi vel Fundamenti angehoͤ⸗ ret werden / und das iſt / meiner wenigen Unter⸗ ſuchung nach / die wahre Urſach / warum die⸗

fee. mi, wenn es in Octavam verdoppelt wird!

uͤbel oder hart laute nicht / weil eine |

Dom andern Theil des Orch, 163

da iſt / fondern weil eine verdeckte Tertiama- jor doppelt bemerder wird. Hat jemand beflere Gedancken / fo werden fie ihm hierdurch feines tweges benommen. Dieſe find meineeis gene ; fie ftehen roeder im Gaphurio noch) im Bononcini.

SG. 12. Wegen meiner Lehrmeiſter ware zwar nicht gehalten / der Welt Red und Ant⸗ wort zu geben; allein / damit die falſchen Præ- ſuppoſita wegfallen / mag man gerne wiſſen / daß ich deren in allen viere gehabt habe. Der erſte war ein braver / reiner Componiſte / dabey ein ehrlicher redlicher Mann / der mir ſeine ge⸗ treuen Inftrudtiones bißing vierdte Jahr (Der

"Anfang gefchah in meinem fiebenden ) ertheilet und niemahls was abfurdes mit mir vorge: nommen hat. Er ift mohlverdienter Capell⸗ Director u Eutin bey dem vorigen Bifchoff von Luͤbeck geweſen / undnachgehends / wie die Capelle zerriſſen / durch meine Bermittelu die ich ihm ſchuldig war / Organiſte an der ſchoͤ⸗ nen Doms⸗Kirchen in Schleßwig geworden / allwo er kurtz darauf ſeelig verſtorben. Sein Nahme war Johann Nicolas Hanff / deſſen Andencken bey mir jederzeit in unverwelcklichen Ehren ſchweben ſoll. li enim non

reddi

14 : BI Cap. IV.

reddi honor zquivalens. Hernach Fam einer. gu mir. mit Nahmen Pr&torius., von welchem / wegen Kuͤrtze der Zeit fo wir miteins ander zugebracht/ nichts fonderliches zu melden ft. Was aber mit dem drittevorAbfurdiraten vorgefallen ſind / erhellet daraus daß ihm einſt mein Here Dater mit feinem (Des Spielmeis ſters) eigenen Degen in den aufferften Win⸗ ckel des Haufes treiben und zur railon bringen mufte; nach welcher A vanture er allezeit Ster⸗ bestieder mit mir tradtirte. und taufend Santafterenen beging/ dieer auch / wie vernehr me / mit fich übers Meer nach Engelland ger nommen hatfecundum illud Horatii: Cœ- lum, non animum mutant,qui trans ma- re currunt. Ich mag fo wenig feinen als des vierdten Nahmen meiner Feder werth ſchaͤtzen / weil inſonderheit dieſer letzte / das groͤſte Laſter der Undanckbahrkeit meinen gutthaͤtigen Eltern erwieſen zu haben / ſich wohl erinnern wird, In- gratum autem ſi dixeris, omnia dixeris. t Kurtz / er lieff davon / defertirte feinen Po⸗ ſten ohne Urſach und unangemeldet; nahm *

Jh;

1 Id will die Schande nod vor diefes mahl | bedecken /

Ein ern er aber ift von allen groffen i fi —— groffe |

Vom andern TheildesOrch. 165

Abfchied Hinter der Thuͤr / und thut noch biß diefe Stunde aus thörichter Jaloufie (deren Eins gangs etwas ertwehnet tworden ) fo fehrecklich ſproͤde und böfe/ daß ich offt zweifele / ob mich der. Herr Agent, das geoffe Thier/noch Fenne ; da ich ihm Doch jederzeit fehr höflich begegne und ihm mehr ald honorem zquivalentem bes zeige. Sschlieffe auch gerne bey feiner Frauen Fontangen machen / wenn ich ihn hiedurch vers ſoͤhnen koͤnte. Achja! vechtgerne.

. 13. Dieferift mohlsberichteter maſſen / der Mädels: Führer von den Tockmaͤuſern / wel⸗ che Die Hand bey der vortrefflichen Wiederle⸗

ung des Orcheftre mitim Spiel gehabt/ und ben dem Angrifferwann die Trommel gerühret oder das Tochin gegeben haben mag. “Denn eine Muficalifche Lange oder Slinte zu führen dazu iſt er mahrhafftig nicht geſchickt. Wie⸗ wohl / es ſoll auch dem Tambour ſeine Muͤhe „nicht unbezahlet bleiben ; man wartet nur auf Gelegenheit: auf einen Klöppel / oder auf ein paar gute Teommel-Stöcke. * Diefemnach | - hatte * Seine Compagnie hat liederlich rebellirt / und /

auſſer einem armen verfuͤhrten Tropffen / dem ich ſelber zu Brodte geholſſen / ihren Zuſchuß 1* | Ä er⸗

166 - BL Cap.IV.

hätte der Gegner feine fententieufe Weißheit mitdem Parentibus & Pr&ceptoribus &c. mohlfpahren mögen’ indem Diefelbe blutfchlecht hier quadrirerrund jedermann wiſſen muß/daß/ gleichwie es Affter⸗Vaͤter und Raben: Eltern gibt / denen bißtweilen der honor zquivalens gar auf dem Rave angemiefen wird; fo auch es Informatores gebe / die nicht nurfelbft einer Information hoͤchſtbenoͤthiget / ſondern dabey ſo untreu / nachlaͤßig und liederlich / auch ſo un⸗ vermoͤgend ſind in dem / dafuͤr ſie ſich faͤlſchlich ausgeben / daß es die Obrigkeit oͤffentlich ſtraffen ſolte. Eltern haben ihr Recht von GOtt und der Natur; daß man aber alle elende Spielmei⸗ ſter und häfichte Pflaftertreter / mit 2 fechs Schillings⸗Lectionen und einem Jammer⸗ Liedgen: Ich binder Sürft von Dorn ıc. von 199. Variationen fo gleich gerades Weges dem vierdten Gebot einverleiben muͤſſe zumahl wenn fie nichts verftehen / fich wie Gecken Fr ö Ä | uͤh⸗

nn see Se nn nn

heraus gepochet I oder noch nicht abgetragen.

Der Eingangs erwehnte Methuſalem hat jeis

ne 6. Kehle. wieder befommen/ aber ein barm⸗

5 Pofitiven-Krauer allhier / bie feine

ergegeben / und ein ausmwärtiger ift fie noch ſchuldig. |

Dom andern TheildesOrch. 167

—— *

führen’ und von Leuten mit Fingern / beh lachen⸗

dem Munde / auf der Gaſſen nachgemiefen wers den / das waͤre ja wohl eine neue Auslegung des Decalogi. Es mag dieſes mahl genug ſeyn / um dem Refutarori dee Sachen Beſchaffen⸗ heit Exempels⸗weiſe gezeiget zu haben ; ſolte ſich aber der uͤbel informirte Informator ferner maufig machen, wird man wiffen ihm hono- rem fuis meritis zquivalentem, aufallers hand Artiwiederfahren zu laſſen. Des faner fich wahrhaftig verfichern / es fen über Furß oderlang ; Diefesmahl mag er vom Gluͤcke fas gen / daß er ſo davon kommt. Das einzige wo⸗ mit ich ihn gantz gewiß bey Dem Solmiſatoxi in miscredit bringen kan / iſt / ſaß der arme Kraus ter vom Ut nicht ein Haͤrgen verſtehet / und auch viel zu alt iſt / es itzund zu lernen. Ich ſage mit Pring Partel.cap.23. pag 115. F. 4. des Satyriſchen Componiften / einmahl vor allemahl: Ich will den Ungelehrten ihre

. Sehler vor Augen ſtellen; ja ich will mei⸗

nes eigenen Lehrmeiſters nicht verſcho⸗ nen. |

$ 14. DieSpecial-Regeln der Diflo- nantien im Orcheftre wären wohl gut / fagt nein Momus pag.69. allein’ ich m. | | | 1417

168 P.I. Cap. IV,

theils Drten fo wunderlich und, brächte einund anders ungegründeres Weſen vor. Das wollen wir nun recht beym Lichte befehen. (1) Daß dieSecundamit der Quarta gleichfahm eine Alliance getroffen hat/ wird Fein raifon- nabler&omponift ſtreiten / der weiß: Omne fimile ſuo fimili delectatur. Gleichwie die Confonantiz, fo zu reden / unter ſich ein Buͤndniß haben; fo find auch die Dif- fonantiz gerne zuſammen / falls ſichs nur thun laſſen will : und wenn man eine derfelben ges braucht / will gleichfam Die andere denfelben Aus genblick mit dabey ſeyn / in ſpecie, was Secun- dam & Quartam betrifft; die Septima iſt ein enig entlegener. ‘Daher nennet man auch die drey Difflonantien, Triadem Anarmo- nicam, welches ja eine groffe Bereinigung und Verbindung imUbel-laut / ſo wie die Trias Harmonica im Wobl⸗Laut / anzeiget. Der Gegner geſtehet ſelbſt / pag.70. des Ut, von al⸗ len dreyen Diſſonantien, daß ſie vor ſich / ob wohl imperfecte, conſoniren. Was iſt denn wohl für ein Unterſchied unter confo- niren überein flimmen/ und alliren/ oder zus fammenbinden und zufammenknüpffen ? wo iſt Doch das wunderliche und a +" en

3

Dom andern TheildesOrch. 169

ſen / mein wunderlicher und ungegründeter Radler ? (2.) So beftehen die articuli fœderis 3. E. darinn / daß eine Diffonantia der. andern beyfpringe;daß fie gefammter Sand die ven Confonantiis geſchworne Todt⸗Feind⸗ ſchafft / von Geſchlecht zu Sefchlecht / fortpflane gen; diefelben Confonantias zu vertreiben und zu verdringen Auferft befliffen feyn und ihe Verderben fuchen; fo mie eiwann die aus lauter Diffonantien imperfediffime confoni- rende Alliance wieder dag Orcheftre des⸗ gleichen Gehalts auch ſeyn mag / aber eben fo wenig mit ihrer Triade anarmonica, als je⸗ ne / auszurichten gefchicktift. Denn / muß gleich der Fundament-ThondenenAggrefloribus auch bißweilen weichen und nachgeben, fo waͤh⸗ vet Doch Die Spott⸗Freude der Diffonantien nur einen Augenblick / und hernach tritt die Con- fonantia,als ein Bild der Wahrheit / mit defto groͤſſerm Luſtre wieder hervor. ( 3.) Wenn die Unterflimmeder Secund& weichen muß die Quarta ſey dabey oder nicht / wieder Oppo- nensfaget/ fomöchteich das Triooder Qua- tuor (Denn davon hält er am meiften ) wohl gernefehen / da beyderSecunda die. Quarta nicht zugegen waͤre / = alfo ihrer gersoffenen - | i

170 P.T. Cap IV.

Alliance fein Senügenleiftete, In Biciniis Fan ich freylich keine drey Stimmen ſuchen / und da mag es anderſt nicht ſeyn / die Secunda darff dA nicht ihre Allürten oͤffentlich / ſondern muß ſich nur alleine ſehen laſſen; aber indeſſen ermangelt die Quarta doch nicht / jener (ſo zu re⸗ den) unter der Hand und auch heimlich beyzu⸗ ſtehen. Subintelligitur Quarta; fintes mahl kein General⸗Baßiſte / falls er auch nur eine einzige Stimme accompagnirte / bey eis nem Saßı da die Secunda fich meldet; Quar- tam weglaffen / fonderndiefelbe vielmehr Deuts lich und gang vornehmlich mit greiffen wird/ es fen denn, daß ausdrücklich ein anderes Inter- xrallum angezeiget werde. Zu dem fo ftellet das Orcheftre den Gebraud) der Diflonan- tien mit Fleiß etwas allegorifch vor Damitein J Unerfahrner ſich nur aliqualem conceptum von der Sache formiren moͤge / nicht aber / daß ein feyn- wollenderMuficus ſolchen Bornag ad literam verflehen / malitiofe verdrehen und anfechten ſoll. Hier ift meine Explication daruͤber / mit Beybehaltung und Sortfegung der Allegorie , die man eben vor fo gar wuns derlich und ungegruͤndet nicht halten wird.

$. IS,

Vom andern Theil desOrch. 171

gas. Darauf fahrt das Orcheſtre weiter und ftellet den Sag + vor / mit dem Beyfuͤgen: daß diefe 3. Aggreffores unter ſich ſelbſt uneins find. Solchem wieder⸗ ſpricht mein Antagoniſte, weil fie vor ſich im- perfecte conſonirten / und zwar auf dieſe

De Weiſe: Wie waͤre es aber / wenn man

ER * f d denfelben Satz fo anbrachte: d oder fo: h

welches ja ein Arbitrium ift ? Da diſſo- niven allemahl zwo Stimmen perfectifii- me , undfind auch / ebenin folchem Verſtan⸗ de / die-Aggreflores uneinig. Es ift aber meine angegebene Uneinigfeit der: DifTonan- tien. nicht zu verftehen quoad diflonum vel confonum ; denn bey der einmahl eingeführs ten und behaupteten Alliance wäre dieſe Sras ge gar unnöthig ; fondern quoad Refolutio- nem, von welcher hauptfachlich an befagten Orte des Orcheftre gehandelt wird. Es wuͤſſen wohl Allürte einerley Zweck in ihrem Vornehmen haben / und in demfelben einig ſeyn / ſonſt wären ſie feine Bundsgenoſſen zu nen: ‚nen; aber ſie Fönnen Deswegen Doch mon! ver:

J— H 2 ſchie⸗

ud . .

172 P.I. Cap. IV.

fchiedene Meinungen haben in der eigentlichen Refolution , mie und auf was Weiſe zudem abgeredeten und vorgefeßten Ziel zu gelangen fey. Und wenn fie fichin diefer Refolution nicht vereinbahren / fo werden fie eben fo unge: ſegnet davon fommen/ ald meine Aggreflores. Da demnach die Secunda haben will, daß der Baß kurtzum weichen foll 5 die Quarta herge⸗ gen gleichfam den Vorſchlag thur/ daß / wenn der Baß hinunter treten werde / fie einen pas haut machen wolle; Die Septima aber, wieder alle beydeder Meinung iſt / der Baß müffe nicht weichen’ noch die Flucht ihm verftatter werden, fondern er müffeguß halten / damit fie demfelben mitder Sextanaher unter Augen treten koͤnne; fo ift ja wohl nichts difcrepanter in der Welt zu finden’ als befagte Diflonantien , in Anfes hung ihrer Refolution. Sie koͤnnen fich über das Quomodo nicht vertragen / deswegen find ſie uneins. Es iſt auch der Weg ı welchen fie endlich bongr& mal gr& nehmen müffenseben auf folche Artnur eine Reſolution zu nennen/ als wenn einer fi) zum Haſen⸗Pannier relol« viret; und das waͤre eins. Daß es aber / vors andere / ſolcher Geſtalt nicht der Secundz Re- ſolutio alleine / ſondern auch dabey der Septi- | mE

-..

*

*

—8

Pr

us

..

ii

less se | RN | ll # 8 = # ii LEI ERERF 3 SL i ij —9 | u N N IN un | | N. N gi \ ER > di S HR H Hr J N: R a J F N p SR SE Sch Ze; AN 8 ISA uyS —* N 3: Er Ne N J 8 u 8 F Zi: S N F | 13 Sun 94 a8 | KA \ X ei ' x

Vom andern TheildesOrch. 173

mae und Quartz ihre fey/ (telle qu'elle eſt) das miederfpricht niemand ; wenn nur gegen: feitig auch geftanden wird / daß es nicht der Sep- timz und Quartx Refolution alleine / fons dern auch der Lecundæ Aufflöfung / und dies fern nach die zweyte Kelolutions· Art derfelben ſey / fiemag folche allein oder ſelbdritte verrich⸗ ten. Vors dritte fagt dag ſpoͤttiſche Ut: Es ſey ein Drganiften: Griffund nicht wohl pra- eticable mit 4. Vocal- Stimmen. Wenn ich auch Das letzte gleich zugeben wolte / da es doch wieder Die offenbahre Warheit und Erfahrung laͤufft / fo wird doch hoffentlich ein Organiſie wohlpratendiren, feine Griffe Muficalifch zu machen’ ee muͤſte denn ein Zuse@-feyn. Und folches moͤchte mich bald in der lange gehegten Meinung ſtaͤrcken daß wenig Organiften zu finden / die Mufici find. Doch diefeg bey Seile; geſetzt / es waͤren ſolche Saͤtze auch nur auf In⸗ ſtrumenten / auſſer der Drgel/ gebräuchlich / das von No.X. ein authentiques Exempel su fin⸗ den / (da doch Millionen Recitarive, fo wohl mits.2 als 3. a4. Sing⸗Stimmen / it. in Accompagnemens, mit derganken Schule/ fo zu reden; ja häuffigin Sing-Arien , 3 €, Holde Schatten ic. aus Janus, vom Herrn F 3 En:

174 P. I. Cap. IV.

Capellmeifter Reifer / und in deffen Opera: Die Wiederkehr der güsldenen Zeit / über ſluͤßig an:utreffen find) geſetzt ferner, es kaͤh⸗ men folche Griffe, mie der Wiederleger irrend meynet / nur auf der bloffen Orgel und dem Cla⸗ vier vor / ſo duͤrfften doch auch dieſe allervor⸗ nehmſte Inſtrumeme wohl mit allen Ehren verdienen / daß man einem Liebhaber Muſicali⸗ ſcher Wiſſenſchafften auch von ihren Griffen etwas Nachricht gaͤbe. Allein / hier hat das Ut nicht nur hoͤhniſch von denen Organiſten⸗ Griffen / als wären fie unmuſicaliſch / reden / ſon⸗ dern des Wiederlegers groſſe Bloͤſſe in Praxi hodierna ſchimpflich an die helle Some ftellen wollen, Wer Fans helfen ?_ Es find $.16. Von der Quarta will ich / mit GOttes Hülffe anderswo / nemlich in der drit⸗ ten Eroͤffnung des Orcheſtre handeln / und zeigen / daß mag der Gegner von pag. 30. biß 34 davon meldet / lange nicht zureiche. Das Orcheſtre aber wiederſpricht ſich Feines we⸗ ges / wenn es pag 127. ſetzet: „Daß alle Mu⸗ „ſie / erſt nach den Kunſt⸗Saͤtzen (benoͤthigter „maſſen) examiniret und entworffen werden; „hernach aber ſich bloſſerdings und vor = em

- Vom andern Theil des Orch, 175

„den Behör zu gefallen / einrichten laffen „müfle,> Darum; daß / wenn auf allen Fall das Gehör nicht zu frieden ware / die Kunſt fammt allen ihren Saͤtzen und Schätzen guten Tag haben und immer zu Haufe bleiben möge. - Einer finde mir da Die geringite Contradi- tion! Ich will aber nicht nur vonder Quar- ta, fondern auch vom Sinne des Gehoͤrs / ges liebts GOtt / in befagtem dritten Theil, etwas recht ausführliches ans Licht geben / weil mei⸗ nes Erachtens, alle Zwiſtigkeiten in der Mufic/

zuſammen genommen’ lange nicht von ſolcher

Wichtigkeit feyn koͤnnen / als dieſe beyde Haupt Stuͤcke. Biß dahin wird ſich Der Contra- dicente gedulten. on

9.17. Was Pring von den Zuhörern und ihren vermeynten Claſſen vorbringer / laͤſt fich fehe wohl halten ; denn ich bin gut dafuͤr / wenn Auditoresnobiles eine Muficappro- biren/ Daß fich fo dann die fo genannten Urba- ner,urbanitatisgratia, Höfflichfeit halben;

und die Rufticaner aug Submiflion (Sybe=

rianis autem caremus ) alfobald vereini» gen/ und caufam communem machen were den, Iſt demnach ungegründet / wenn Der Gegner befuͤrchtet / es der Componiſt ge⸗

4 hal⸗

176 P.T. Cap. IV.

EEE ——— halten ſeyn / dreyerley Krahm (vielleicht amch etwas melismatiſches vor Die Ruſticaner in der Kirchen unter einander zu miſchen. Daß aber ſelbſt bey einem erwuͤnſchten Audito- rio die befte Muffe den einen mehr als denans dern beweget / ift auſſer Streits aber nicht ans ders zu heiffen / als wie pag. 16. des Orch, erinnert worden

$. 18. Der Thone Eigenſchafft / ſo wohl als der humeur des Zuhoͤrers / thut gleichfalls fehr viel dazu / aber alles dieſes laͤufft Doch end⸗ lich aufs Gehör hinaus / wobey Fein vernuͤnff⸗ tiger Menſch ftatuiret / daß Ratio fehlen foll, denn fonft fehlte alcera pars Petri ; fie foll allerdings eine Gehülffinn und Mitrich⸗ terinn ſeyn / tie Priritz Flüglich fpricht / nicht aber in Muſieis übers Gehoͤr herrfchen. Doch hievon an feinem Orte. Was ferner Kir- cherus , vorgemandter maflen / fo gar ſchoͤn don den Complexionen der Zuhöter raifon- niret / ſacchekaiſonnemens ſuͤhren unſre Licht⸗ putzer im Orcheſtre auch / wiewohl mutatis verbis, nur nicht auf Lateiniſch. Doch wird ja wohl einem habilen Melothetæ nicht uns muͤglich ſeyn / alle dieſe Complexiones nach ihrer Ari und an ihrem Orte zu

an

Vom andern TheildesOrch. 177

ne Te 5 22 en nn 0 a Hans von einer Weife ift lange bey ung aus⸗ gethan / und es muͤſte heutiges Tages ein ſchlech⸗ tes Drama oder Oratorium ſeyn / darinn ein Melancholicus nichts ſchwehrmuͤthiges; ein Sanguineus nicht muntres; ein Choleri- eusnichts hefftiges / und ein Phlegmaticus nichts helles und reines antreffen folre. Aug diefen allennun mache Ich den Begen-Schluß Daß eineCompofition nicht bloffer dings nach den Kunſt⸗Saͤtzen oder folchen zu gefallen, ſon⸗ dern hauptfächlich nach dem Gehöridem Tem-

perament der Zuhörer und den beften Erfahs-

zungs» Kegeln müfle eingerichtet / dabey auch wohl aufgetührer werden / fonft wird Fein Menſch afficire,erfey Nobilis, Urbanus, Rufticus,aut bruta Beftia.

3, 19. Daß es lauter Tand ſey / nicht nur was die Altenvermittelftder Proportion- Lehrer in favorem Quartz geſchrieben has ben / fondern auch was der Gegner pag. 75. ſelbſt fehreiber / ift Feine Laͤſterung / fondern eine

unumſtoßliche Wahrheit / und die will ich ſagen /

ſolte es die gantze Welt verdrieſſen. Das EEE 25 erſte + Vor die Fiddelmomitman die Koͤpffe derjenigen ubdraͤuen pfleget/ die mit der Wahrheit geigen/ ar Meine Sturm-⸗Haube gut. Je m'en mocque !

178° BI Cap. IV. —— —— ———— erſte ſoll verſprochener maſſen der Laͤnge nach an feinem Orte / das andere aber hier erwieſen werden. Tand ift es ja / wenn der Gegner freie : „Ich hätte follen Refolutiones und „nicht Proportionesfagen / weilich nicht de „Proportione Intervallorum, fondern de „Refolutione Diffonantiarum handelte.,> Es foll und muß aufalle Weiſe Proportiones und bey Leibe nicht Refolutionesheiffen. Ich ſuche dieſerwegen nicht die geringſte Entſchul⸗ digung. Was koͤnnen die Alten wohl de Reſolutione in favorem Quartz ge⸗ ſchrieben haben ? Es iſt ja was dummes. Tand iſt es / wenn der Gegner meine Gedancken von dem Extrem Stimmen verhuntzet; dumm iſt es / kllahre Dummheit / die deutlichen Expres- ſiones des Orcheſtre nicht zu verſtehen / ſon⸗ dern allenthalben alberne Kluͤgeleyen zu ma⸗ chen; eine Auslegung zu fordern / und in deren Ermanglung alfobald eine falſche nach feinem Sinne zu erdichten. Tand iſt es / fich einzubil⸗ den / daß ein geſcheuter Menſch jemahls wieder ſprechen werde / wie ſich die Diſſonantien bald oben / bald in der Mitte befinden / wenn man von vielſtimmigen Sachen redet. Tand iſt es / des⸗ wegen auf Exempel zu trotzen und aufPartitu- ren

Dom andern Theil des Orch. 179

ren zu verweilen. ‘Der. Gegner mag es ſelbſt überlegen was er für Tand ausſtreuet / wenn er mir verbieten will / ich folk nicht von einer Mittel⸗Stimme in fingulari;, und hernach 9. Zeilen weiter unten von mehren in plurali re⸗ den. Gibt es denn feine Trio mehr in ver Welt? gibt es keine 5. 6.7. achiſtimmige Sas chen mehr / ſondern lauter Quatuor, die nach dem Ut geſetzt find ? Ich bin der Meinung / in einem Trio ſtecke mehr Kunſt als in einem Quatuor (wiewohl mit Unterwerffung gegen meinen Herrn Cenforem ) und wer jene® wohl zu machen wiſſe / dieſes en bagatelle tras ctiren koͤnne. Ob geſcheute Compoſiteurs mit mir eins ſind / ſoll mich verlangen.

9.20. Tand und wunderlich Zeug gibt der Adverfarius por / wenner pag. 77: faget? Ich rede gan wieder mich felbft 5 da er mid) doch wahrhaffiig überall nicht verfteher: · Ich rede von feinem Styloin fpecie , bon feinem Quatuor mit Vocal-Stimmensfondern übers baubt und en general ( janoch dazu en Pa- renthefe) von den Proportionibus Diſſo- nantlarum , wie fieindem Capitel de Relo- lutione genommen und verſtanden werden fol- kn Was ſoll da der Sty lus und das Qua-

H 6 tuor?

4

180 P.I. Cap. IV. | wor? Nichts in der Welt / als Unverſiand und- Tapnd / Einfalt und Dummheit an den Tag zur legen. Die Parentheſis, darinn der gantze ‚angefochtene Paragraphus 13. pag: 133.-im Orcheſtre eingeſchloſſen / zeiget gnugſahm any daß der Inhalt nicht die dafelbft abzuhandlende Materie de Refohutione eigentiid) betveffe; fondern nur einMonitum in fich halte / wie und welcher Seftalt man die Proportiones in den angeführten Exempeln und ſonſten eigentlich) nehmen foll. Ich willverfuchen ob dem Geg⸗ ner mittelſt einer kleinen Erlaͤuterung das Ver⸗ ſtaͤndniß koͤnne geoͤffnet werden. -$.21, Alle dieſe Proportiones, nem⸗ li) Proportio Secundæ, Proportio Quar- & Proportio Septimæ, find vornehms lich von den beyden Exerem-Stimmen (das von iſt der Baß beſtaͤndig die eine, dee Termi- ‚aus acutus Diſſonantiæ aber / er befinde ſich wo er wolle / die andere) zu verſtehen. Eo lautet der Text. Das will ſo viel ſagen: wenn im Orcheſtre pag. 131. eine Quarta und Quinta vorfommt/fo ſoll niemand meynen / die⸗ fe Quarta und Quinta ſtuͤnden da als eine Se- cunda, ob fe gleich unter ſich Proportionem Toni vel Secundæ haben. Und wenn pp. 1234.

Dom andern Theildes Orch, 181

224. 126. 132. die Relolutiones per Acei- dens in den Mittel. Stimmen etwann eine uarta ausmachen / fo foll niemand dencken / daß diefe Proportio dafelbjt pro Quarta ſte⸗ be. Item: , wenn. €. fich in den Mittels Stimmen etwa eine Septima von ungefehr hervor thaͤte auf die Artwie No. XI. zu erfes hen, fo fol niemand waͤhnen / Daß ſolche Pro- portio da ſtehe qua Septima, maflen alsdann Die mittelfte Refolutio inQuartam faljch feyn ‚würde; fondern er foll alle diefe Proportiones nehmen / mie fie fich gegen ihre Extremität vers halten ı nemlich : mie fih Terminus acutus - Secundz , als das eine Extremum , er ſey nun oben oder in. der Mitten. / gegen feinem Terminogravi; als dem andern und beftäns digen Extremo verhalte; wie fi) Terminus acutus Quartæ, welcher hier durch Das eine Extremum perfländen wird gegen feinem andernextremo Bafeos univerfalis bezeige/ und wie ſich endlich Terminus acutus Septi- - mz gegen feinem Teermino gravi , oder Der tieffeften Stimme aufiühre. Auf folche Act foll mandie Proportiones nehmen’ welches den Unfündigen zur Nachricht nur in Paren- theli gemeldet wird/ damit fienicht in den Pro- 27 por-

182 p.l. Cap. V.

portionibus irren / und ſolche von der Mittel⸗ Stimme inſonderheit / wie ſich etwann dieſelbe in einem Trio gegen ihre Ober⸗Stimme ver⸗ halten moͤchte / verſehen. 9.22. Denn (führer der Text weiter fort) ſolcher Mittel⸗Stimme Proportion (‚gegen die hoͤheſte Stimme / wenn gleich 2. oder gar 3. Mittel⸗Partheyen da find) koͤnne disfalls in keine Conſideration kommen / fo lange die Oberſten und Unterſten (da wird von mehr als dreyen geredet) richtig durch ſie vermit⸗ telt werden. (Vermitteln heiſt aber nicht: rectiſiciren.) Alſo daß / was auch immer von dergleichen geſchrieben / und NB Aecia- "rim in favorem Quartæ von den alten Aucto- ribu⸗ geſagt und angefübrer wird (daß fie nemlich refpectuihrer Dber- Stimme inSy- 2ygia und bey Sextis, allmo quafiihrrechter Si ſeyn ſoll wohlflinge / die Octavam auss fuͤlle eine perfedta Confonantia ſey / und was des Dinges mehr) daß alles diefes lau⸗ ‚ter Land iſt und weder Grund nody Nutzen haben man, (um daraus zu beweiſen / daß die Quarta keine Diſſonantia ſeyn koͤnne / wie ſolches in vielen ſonſt guten Aucdtoribusdarge: than werden will / auch an gehoͤrigem Orte ſ be 2 cifi-

Voaom andern Theil des Orch, 183

cificiret werden ſoll;) ſintemahl fo lange die Mittels Stünmen (es mögen deren 1. 2. 3. im Alt / Tenot, Contralto oder ſonſt wo ſeyn) refpeätu der oͤbern und tieffen / wie auch uns ter ſich ſelbſt Beine dieia machen / und uͤbri⸗ gene nury/ jo vielthunlich (ich rede en-gene- ral; nichten particulier vom Quatuor mit Sing: Stimmenrundin Sachen mit 10.a ı 2. reel-Stimmen/ fo wohl Vocal - als Inſtru⸗ mental/ift es nicht allemahl thunlich ) cantabel geſetzt ſind / ihre Proportion nımmer übels klingend feyn Ban/ (wenns auch eine Secun- da wäre / die gegen ihr unterftes Extremumu 6. und 5. macht; wenns auch eine Quarta waͤ⸗ re / die gegen die tieffefte Stifnme 5. und 8. hiele te; ja wenns auch gar eine Septima wäre / Die etwann gegen Das Sundament 9. und 3. dar⸗ ſtellte ) weil fie NB. vonden Ober⸗ und Un⸗ ter Stimmen redifcire voird,. (Das heiſt nicht : vermitteln. ) S. 23. Ich rede hier von der Redtifica- tion, ſo theils durch Die unterfte theils durch die Dber-Stimme gefchiehet / Daraus hätte ja die groͤſte Mafette der Welt leicht ſchlieſſen koͤn⸗ nen / daß ich Durch die eine Extrem-Stimme nicht die Oberſte allemahl / fondern

14° PLlaW «

ee EEE, der Diflonantix, nemlich hauptſaͤchlich und bornemlich dagExtremum Diffonum Supe- rius, da ich von Diffonantiis rede / es fen nun oben oder irgend in der Mitten; Durch Die andes ve Extrem-Stimme aber den Baßı und nichts anders verftehen muͤſſe noch Eönne. Daß er aber fagtı die Dber Stimme fönne zur Redi- fication der (diſſonirenden) Mittel⸗Stim⸗ men nichts contribuiren / iſt wohl ein Irrthum / ob gleich nicht geſtritten wird / daß die unterſte Stimme das gute beſte thun müffe: Vulga- ris quatuor partium concentus, ſpricht ein

gar vornehmer Auctor (t) conſtat Octa-

va, Quinta & Tertia cum Baſſo. Sed Quinta illa, fi eantum ſuperiorem reſpi- cias, NB. Quartaeſt; & Tertia NB. Sexta, Tamen fi cum Baſſo Diſſonantia non ſen- tiatur, nullam perturbationem generat intercedens cum aliis partibus Diſſonan- tia, modo duarum (das ſind meine Extrem- Stimmen) Diſſonantia abſit. Ratio eſt (1.) Quia Baſſus plus acris percutit (2.) Quia /uperior cantus ſuperat deprimitque (niſi Diſſonantia ſit admodum tetrica) ac par- vum

TT Franc. Baco de Verulam, Sylva Sylv. Con.

turli. 6.109,

Dom andern Theil desOrch, ı85

vum errorem obfcurat. Das heift unter andern: Die Ober⸗Stimme überwinde und unterdrücke den Mislaut. ch nenne es mit einem MWortereifcireniftdag fo uͤbel gehan? ‚wie fönteich vermitteln fagen von einer Ober⸗ ober von einer Unter Stimme ?

5.24. Nun fpreche einer : Die Ober: Stimme contribuire garnichts zur Redifi- cation der Mittel- Stimmen. Es ſtatuirt auch j ja das Orcheftre nicht/ daß e8 die Ober⸗ Stimmgellein thue/fondern Ober⸗ und Unter; Stimme zugleich. Finden ſich num gleich Exempel / da die Ober: Stimme nicht eben fo viel zur Veriilgung der Diſſonantiæ beytraͤget / als etwann die Unter⸗ Stimme; fo wird die Ober⸗ Stimme doch allemahl mehr zum wuͤrcklichen Wollaut contribuiren / welches einer Conſ.

deration wohl werth iſt. Ich ſetze ex. gr. ; | Das ifteine Quarta.. Ich ſetze ein ander Suns

Dament Darunter £ da nimmt der Baß den vos

rigen Melaut zwer weg / aber gibt ſonſt wenig Satisfaction. Setze ich hergegen die oberſte

Stimme alſo daruͤber ſo uͤberwindet und a

une

6 Pl Cap. IV,

unterdrücker nicht nur diefe Ober - Stimme je: nen Mislaut je mehr und mehr / fondern tragt weit ein. gröffere zum Wollaut felbften bey / als der bloſſe Haß zu thun capable iſt. Wenn es demnach nicht genug in Muſicis, den Mislaut zu heben fondern auch hauptſaͤchlich den Wol⸗ laut zu geben / ſo contribuiret ja ſo wohl Ober⸗ als Unter⸗Stime gewiſſer maſſen zurRedtifica- tion der in den Mittel: Stimmen befindlichen Biffonantien, Sonſt wäredie Redtificatio felten vollkommen. nd damit ift auch dieſer Tand⸗Sturm einmahlvor allemahl abgefihlas

gen. | 825. Daß der Gegner der einkige in Republica Mufica virenteift/ der die Or- cheftre p. 13 5. angeführte ungewoͤhnlichere / doch: ſchoͤne Refolutiones Septimz , und

mar die erftenicht wohl / e8 fen denn im Noth⸗ | Kal; die andere aber vocaliter gar nicht paßis renlaſſen will / daß iſt ein groffes Unglück vor Die armenSeptimen. Ich koͤnte Exempla ge nug / inſonderheit von der andern / und zwar eben in Vocal-Sachen / vornemlich bey interro- gationibus in Stylo Recitativo anführen; allein wenn ich ſie aus Feiner Antiphona de- duciren und legitimiren koͤnte / würde =

| v

Vaom andern Theil des Orch. 197

doch der Couvent-Bruder / neue Einwuͤrffe machen und / damit ich mich feiner IBorte m. m.bediene. warum foll ich meinem Herrn Vers leger + mehr Mühe und Unfolten veruhr: fachen ? Er und ich Fönnen folcher überhoben ſeyn. Man fehe nur gefcheuter Componiſten Partituren.an/ fo wird man finden’ daß obge⸗ dachte Refolutiones alle beyde bey ihnen tag: täglich gang und gebe/ für dem Ut aber verbor: gen find.

$.26. Nun mußich gar leiden ich hätte meine Refolütiones vom Glavier genommen / auch bloß nach Dem Clavier / tie es ſcheine / da: pongeraifonniret. Ach! du liebes Clavier / muftu denn ikund Deinen Cultoribus zum Nachtheil gereichen ? Ich geſtehe gerne du haft mir die Tage.meineg Lebens viele Satisfadtion und groffes Bergnügen gereichet: Wiltu mir denn ißo/ einem Fahlen Solmifations-Meifter zu gefallen’ zum Vorwurff dienen und ſoll ich j dir + Der ©egner hat feine Charteque felbft verleget und feinen Sohn mit dem Exemplarien nad) Bamberg und aller Orten herum reiten laffen; wie eg aber alles nichts helffen wollen / hat Herr Rloß in Leipzig endlich den Quarck an ſich ge- kaufft. D ! desfchonen Handels, -

188 P.I. Cap. IV.

dir ermann Stand vor Danck geben ? Das fey ferne. Sch will dich biß inmein Grab für den beften ProbiersStein in der Muſic erken⸗ nen/auch troß allen Solmifatoribus beihügen lieben und ehren und wenn auch des Kircheri und des Bahren Exprefliones inggefammt wieder mich gu Felde zogen. Man darff ja fehier nichts ſetzen / das nur auf dem Elavier ges ſpielet werden mag / ſo iſt gleich der Splitter⸗ Richter dahinter und ſagt: Es ſey vom Clavier genommen. * Nun in folchen erbaͤrmlich⸗ ſchlechten Credit werde ich ja noch wohl nicht bey meinem gedungenen Wiederleger ſtehen / daß er mir nicht zutraue / ich koͤnne / wenns Gluͤck gut iſt / die vierte Stimme zu einer Refolution, ohne zum Clavier zu lauffen/ noch fachte finden. he Muliciinder Welt / thut mir Juſtice! ich aber einem Werckgen in m. | | nit

»Es muß ein Draanifte und ein Meifter auf dem - Klavier) wenigfteng in Srandreich/von einander unterjchieden ſeyn; daß fie aber wohl zuſammen ſtehen koͤnnen bemeifet der Titul/ welchen fich Mr. Clerambault hey) feinen Ao. 710. in Parig edirten / recht artigenund al’ Italiana eingeriche teten Santaten gibt; nemlich: Organifte & Mai«

tre de Glavecin, | |

Vom andern TheildesOrch. 189

Be nen nicht jedes Exempel mit 20. Finien in 4. Stim: men einverleibet / wird mir hoffentlich Fein ver: nünfftiger Menfch verübeln/ wer da berrachtet/ Daß ich bey meinerMethode drey Exempel auf eine Seite gebracht / dazu ich fonft auch drey Seiten hätte haben muͤſſen / dabey dennoch laus tee unförmliches Weſen im Druck eniſtanden feyn würde. Ä $.27. Die Nonaift gleichſam nur eine erhöhere Secunda, fo wohl als die Undecima eine erhöhere Quarta, welches einem Unfündis gen fchon einen beffern Concept davon gibt/ als. wenn man ihm faget : ‘Die Nona ift die Nona und bleibt die Nona, wie fie der Gegner klaͤglich definire. Ja / was fage ich gleichfam? die Nonaifteigentlich nichts anders / als eine erhöhere Secunda. La neuviemeeft une des Intervalles diffonans de la Mufique, qui proprement eft la Seconde double£e, Quand le Deflus fyncope , onla nom- me & traite comme gme ; mais quand la Baffe (yncope , on lanomme & onla traıte comme zme. Brofard. Der Unter⸗ fhied zwiſchen einer Secunda und Nona fteckt in feinem andern DingealsinderRefolution, folches wird auch im Orcheftre docirgt. Daß | denn

199. P.I. Cap. IV.

denn bey der Syncopation des. Baffes eine Tertia daraus wird/ oder verkehrt / wie der Geg⸗ ner es gibt/daß bey derRefolution der Secun- der Bals ſyncopiret / iſt wahr; daß aber die Ober⸗oder Mittel⸗Stimme ſtille ftebe/ wie das Ut meldet / iſt arbitraire und nicht ne-

ceſſaire. Wer hindert nemlich den mpo⸗

niſten an dem Procedere ſub No, XII?

928 Beyder Nona, ſagt der Gegen⸗

ſprecher ferner / ſyncopire die Ober⸗oder Mit⸗ te- Stimme’ das iſt wiederum wahr; daß aber der Baß ſtille ſtehen muͤſſe / iſt abermahl gefehlet. Um hierinn nicht weitlaͤufftiger zu ſeyn / will den geneigten Leſer auf das ſub No. XI. befindliche

Exempelverweiſen. Und auf dieſe Art gelten

alleder Alten ihre Regeln / ſo wohl als des Wie⸗

derlegers ſeine wenn. man nur immer dabey

ſchreibet: Hoc mandatum non eſt neceſ-

|

farium. Nur möchte ich wiſſen / wo der Geg⸗

ner dierreffliche glückliche Regel gefiſchet hätte: Daß die Secunda duplire voerden konne / die

Nona aber nicht. Mich deucht erhabe fie groͤ⸗ ſtentheils felbjt gemacht Damiter nur mas herr

vorbringe. Wennich ein rein Quatuor feße/ davon der Opponens Doch fo viel Aufffchneis dens hat / foduplire ich mein Tage weder Se-

| - CUN-

| | | |

Dom andern TheildesOrch. 191 eundam nod) Nonam , wie er; fondernnehs me viel lieber 4 als zwo Secunden und eine

kahle Quinte. Ey du ſchoͤnes Quatuor!fo find ſie mir lieb. Vid pag.79. im Ut, dafan - einer mitSecunden umgeben lernen. . G629. Setzt man aber mit s. 6.7. oder mehr Keal Stimmen / daß die obigen Diſſo- nantien nicht zureichen wollen / ſo mag mei⸗ nenthalben wer da will ſo wohl die Nonam als Secundam dupliren (ich weiß wohl daß beydeg gefehieht und auf gewiſſe Maffe gefche benfan) ich vor mein particulier will lieber die Octavam, Sextam oder Quartam Dry biß viermahl doppelt / wenns die Vielheit Det Stimmen erforderte / nehmen / als eine einige oppelteSecundam oder Nonam. Chacun _ Aſon gout. Wer nicht mit mir ift / der iſt wieder mich. Bey dem Auctore des Ut iſt unus idemque Tonus, una eademque cum Bafi Proportio, in der berühmten Ta- belle,beydes Secunda und Nona; welche fich/ nach feinem Gefallen / wie die Scherwentzel / metamorphofiren faffen müffen. Fiat Se- · cunda; Fiat Nona! und doch will er freitend. die Nona und Secunda ſeyen / wenn ich =. a olu

2 BI. Cap. IV, |

- | folution qusnehmerfo fehr verfchiedene Dinge! No, XI. findet man fonft ein Exempel einer | doppelten Nonz vor Liebhaber.

$. & Es iſt weit gekommen / daß die Herren Schulmeiſter in Thuͤringen / wie der Refutator meynet / ſolche Syncopationes Catachreſticas machen koͤnnen / wie deren eine das Orch. p.137. anführet. Gratulamur | quoque vobis ihr Herren Schulmeifter! / 8* mir willkommen. Was ſoll das aber heiſſen? Entweder laͤſtert der Gegner hier auf die Schulmeiſter in Thüringen und wirft fie un⸗ verantwortlich alle in eine Bruͤhe; oder er läftert auch auf das Orcheflre, Das legte ift fein Penfum ; beydes aber zeiget animum inju- riandi an / und wirfft feine ganse Morale } übern Hauffen. Ich will dismahl fein Feuer aushalten / er darff nicht ſorgen daß ich luge

a

* Wegen des Wörtlein flugs hatnenlich ein guter Freund gloßiret/ daß fich ſelbiges nur einmabl in der Bibel befinde/ und dag befte Wort nicht {eye Ich habe nachgefchlagen und finde es 4. mahl im Alien / einmahl aber im Neuen Teftament/halte es auch fuͤr ein gutes Wort / und wenns gar nicht

fu der Bibel ſtuͤnde / ſonſt hätte hier leicht ein an ders nehmen koͤnnen.

|

ı 20

| L j il ll

Alina, alıo

I oluko calach

er:

XV777

(Thema Carıı

We

73 ne

* GES

*

«

2* 7

* rue

..

**4 Den i |. j t y. nm 1 - e —2 5. > 4 * * 4 #

4)

.r

7 * Am . 4 * * —9 va —— 214 24 * Br. * u - N i i i 14 * * * J ° + * D . *3 Fi . > k 4 4 Pe * [3 . .; » %iı * wet 7 „77 J * + - . rt > .- . *

2* * ARE TE =. % * #

» . . be } a“ i v+% * ar “, ® j 1 sn or ; 4 * *

I it, ** * . N w J nr . F F .. , B, 7 % . “» .

Ei

a *

Vom andern TheildesOrch, 193

falve gebe und wieder fchieffe ; aber mein epee A la main foll die gefunde Vernunfft ſeyn / mitderfelben hoffe ich / wenn mein papier; ner Feind fich verfchoflen hat / endlich zufiegen. Man gibt allen rechtfchaffenen Muficis zu bes dencken / ob die beyde fechszehn : theil / oder nur dag erſte davon / in dem gegebenen Erempelp.c. anſchlagende Noten heiflen ? und ob; fie con- fequenter proRefolutionepaßiven können? oder ob es nicht vielmehr den Symphoniſten zur Nachricht / elegantix gratia, fogefihrieben worden ſey? Sonſt harte man es auch folgender Geſtalt notiren koͤnnen wie No. XRIV. aus⸗

weiſet. | nn S. 31. Solte aud) eingewandt werben daß beyſdem Trillo. im erſten Tact mit der Quinta, im andern aber mit der Tertia nas ‚gürlichee Weiſe vorgefchlagen werde / und dar ‚Durch die Dıflunantia ihre Eigenfchafft verr liere / fowillich das Trillo weglaffen; um meie ‚ne Meinung defto deutlicher zu geben / und den Vorſchlag (gel port de voix.) welcher Quartam und Nonam macht / hell und klahr hinſetzen. Solches wird / wenn es recht gezo⸗ gen wird / einen guten Effect haben / nicht nur die Vergnuͤgung des Gehoͤrs ein wenig fu- | J ſpem

194 P. I. Cap.IV.

ſpendiren / ſondern bey der ungewoͤhnlichen elolution, annehmlich ſurprenniren. Vid. No.XV. Der Adverfarius wird wieder nicht faul ſeyn fondernfagen: Diefes ſey nur eine fo genannte Manier und Feine förmliche Syncopation, Ich weiß esgar wohl was es iſt / mein frommer Mann / es ſey aber Man⸗ nier oder elegance, ſo hoͤret man ja die deut⸗ liche Quartam ſich in die Quintam, und die deutliche Nonam ſich in die Decimam, ein gantz Viertel lang / wieder alle alte Gewohnheit / und doch wohlklingend / hinaufziehen. Das iſt genug eine Syncopationem Catechreſti- cam zu behaupten / und wer kein Syberiani- ſches Gehoͤr hat / der muß es approbiren. $.32. Daß auch die Nona (denn mit

der Quarta in Quintam Iieffe fid) dee Wie⸗

derleger noch endlich handeln ) nimmermehr in Decimam orödentlicher Weiſe ( (et a dire, ordinairement , communement ) gehe ftreiter Niemand / in Anfehung des altenSchlens trians; wenn man es aber wagt / und das Ge⸗ hör confentirer dabey voͤllig / fo iſt es eben des⸗ wegen ja was neues und Dabey was gutes. Wie würde dem Wiederſacher diefe Refolu- tion ineinem Bicinio anftehen? 74. No, Er

Dom andern Theil des Orch, 195

Ich glaube ſchwerlich / daß er fie paßiren lieffes dennoch Flingt fie gut und neu dabey; wiewohl das neue geb ich im Kauff. Solte man ihm aber einen Schluß alfo feßen/ mie No. XVII. zu fehen / fo würde der Regeln Hencker gar loß werden. Demungeachteraber ſoll beydes mit erfter Gelegenheit gefchehen / und das Thema der Aria ( mitfeiner Erlaubniß Here Orga⸗ nifte ) ohne ein. Clavier um Math zu fragen fols gender. Geſtalt an einander hängen. Vid. No. XVIII. wenn er mir nun folche Syncopa- tiones Catachrelticas weiſen fan / die feine Herren Schulmeifter gemacht habenfo will ich hinfommen und etwas von ihnen profitiren/ ja ich wolte ihm felber rarhen einen Cammilito- nem abzugeben vielleicht lerneten wir und näs ber Femmen. 9.33. Endlich) wird dieelende Critique über dieſes Eapitel beſchloſſen / wenn es heift/ich hätte das beſte / nemlich das Quatuor, vergeſſen / und dencke nicht mit einem Woͤrtgen dran. Antwort: Es beliebt dem Herrn Gegner fo zu fagen. Ich dencke zweymahl dran im Orche- ſtre. Erſtlich pag. 107. Reg.9. Da mit groſ⸗ ſen Buchſtaben ſtehet: Es muͤſſe Trias har- monica in einem ſo genannten Trio ſo offt es | J 2 muͤg⸗

196 P. I, Cap. IV.

muͤglich / viel nothwendiger aber ineinem Qua- tuor gehoͤret werden. Zum andern/pag. 178. wo e8 fo lauter : Es gehören auch hieher die Duette, die Trio, die Quatuor &c, Heiſt denn dag mit feinem Woͤrtgen an das Qua- tuor gedenken ? Mich deucht der Gegner hat bey Berfertigimg feiner Charteque weder. an David / Salomon’ noch Syrach gedacht; dennder erftehat Pf. 119. v.163. der andere Prov.ı2.v,22. u.der Dritte unter andernc. 20, v.26. & 27. etwas / das ſich hier Föftlich fchickt undnachgefchlagen werden mag. Jedoch ich kan mir leicht einbildẽ / was der Wiederſprechet vorſchuͤtzen wird; er wird ſagen: Ich hatte weis fen ſollen / wie man ein Quatuor verfertigen müffe. Antwort: Solches iſt gar mein Vor⸗ ſatz nicht geweſen / mein galant homme hat ſolches weder bedurfft noch verlanget; es iſt ihm genug / wenn er weiß / was ein Quatuor uͤber⸗ haupt in der Muſic bedeute. Im Orcheſtre wird eben ſo wenig vom Bicinio, von dem Trio &c. als vom Quatuor gelehret / mie ſol⸗ che zu verfertigen find ; das kan man in Parte informatoria des Büchleins Ut umſonſt) ſu⸗ chen. Im Orcheftre wird nur überhaupt gezeiget / was die Termini technici vor * Du | 6

Vom andern TheildesOrch 197

Bedeutung haben / wie die Sachen ungefehe beſchaffen find und wie man davon ſuperfici- ellement, nicht-höchfts Funftmäßig/ urtheilen fol. Wer aber einen viereckren Eomponiften mit feinem Quatuor nach altem Schroot und Rornhärte machen wollen / der hätteihn nur dürffen auf Auctores weiſen / deren die Menge (vollerMaͤngel) davon gefchrieben haben.

$ 34. Zum Erempel will ich nur dieſes⸗ mahl Lib. III. Harmon, Mar, Merſenni vor⸗ ſchlagen ( Kircherus nennet ihn Merſen- nam , feinrechtee Nahme im Frantzoͤſiſchen / als feiner Mutter Sprache / iſt Merlenne )

das führer diefen Titel : De arte Sympho-

niz feu Compofitionis Harmonicz p/- rium bocum, Die dritte Propofition willich herſetzen: (Denndas Buch ift rarer als Kir- cheri Mufurgia.) Optimam Confonan- tiarum fucceflionem , quam fi Compo- fitor fequatur, non aberret, &emendate componat, explicare. Wer aber meynet etwas Daraus zu lernen/ der tappet im finftern. Die Warheit zu fagen/ wir haben einen ziem⸗ lichen Vorrath an Muſicaliſchen Schrifften / allerhand Artzaber / was das vornehmſte iſt / nemn . lich: Ein vollſtaͤndiges Syftema Compoli- ve 3 tio-

198 P.l. Cap.IV,

tionis modernæ iſt noch. meines: Wiſſens nicht im Druck. Werckmeiſter hat in ſeiner Harmonologia viel gethan: Printz inglei⸗ chen / in feinen Schrifften hin und wieder; aber fie habennicht alles hun koͤnnen / man hat ihnen das Lebenfauer gemachtieben wie mir. Mebs zen ſich demnach meine pia deſideria aber⸗ mahl / und zehle ich deren haͤuptſaͤchlich drey (1.) Ein ſolches Syſtema Compoſitionis Dida- &icum (2) Hiſtoriam Mufices abſolutis- fimam (3.j Vitas Muſicorum illuſtrium- noſtri ſeculi, von welchen beyden letztern ich ſchon in der Vorrede meines Harmoniſchen Denckmahls eine und andere gute Meinung an den Tag geleget habe. | 35 Aug der gegenſeitigen Schreib⸗ Art (die ſehr verſchieden und geflickt iſt) moͤch⸗ ſe man fonft etliche mahl faſt ſchlieſſen / daß der Verfaſſer in Theoria, inSty loEccleſiaſtico &c. das feine wohl gethan habe / und vielleicht einer von denen ſeyn koͤnte / die etwas zur Befoͤr⸗ derung der vorgeſchlagenen Stuͤcke mit beyzu⸗ trage geſchickt; Doch laſſe es dahin geſtellet ſeyn / und kan man ſich irren. Wer weiß / wie viele daran mögen gekuͤnſtelt haben ? Ich befitze ver⸗ ſchiedene gute MSS Die zu beſagten Stuͤcken bu elſ⸗

Dom andern Theil des Orch. ı 99

heiffen werdẽ / u bitte den Hin. Organiften dafern ihm an der Muſic Auffnahm im Ernſt was gele ge iſt auch ihm etwas rechtfchaffenes beywohnt / er wolle ſeinẽ Geiſt der Wiederrede / gottloſeꝛ Nei⸗ der und Misgönner/ oder eines ſordiden Ges winns / einiger Silberlinge / Fahler ı 8. Thaler halber * die man doch noch wieder fordertinicht länger hegen / meinen aufrichtig gefinnten Bes firebungen / wann er kan / zu Hulffe kommen / und caufam communem mit mir machen: (Sewißlich / ich thue ihm mit dieſer Bitte eine ungemeine und unverdiente Ehre an.)Es ift aber tauſendmahl beffer / und wir haben beyderſeits

mehr Ruhm davon / als wenn wir ung öffentlich

im Druck herum zancken / dabey dem tertio, der ſich daruͤber freuet und nur darauf lauret / eine laͤcherliche Scene nach der andern zum beften geben. Denn / wären wir auch Engel / fo kan bey Streit⸗Sachen die Paſſon nimmer⸗ J4 mehr

36. Rthlr. hat er haben ſollen / davon aber nur ıs, bekommen / die der oberwaͤhnte Raͤdels⸗Fuͤhrer allein bezahlen muͤſſen. Ein answaͤrtiger Or⸗ ganiſt hat 6. verſprochen / aber noch nicht abge⸗ tragen] biß dahin will ich feiner ſchonen; der lie- derliche L⸗-hat ſechs hergegeben/und der Alte / der wohl merckte / daß es Stuͤmperey war / hat feine 6.

vbieder gefordert und das Cuatuor zerriſſen.

TE Dr Pre ern. u

r ET 2 nr a er

De Fe 3 2

* TEN ke ng Pr V[ ——

30 - BI. Cap.IV,

mebr fo moderiret werden / Daß nicht dann und wann ein fÄhmerghaffter Stich mie unterlauffen ſolte. Man verhauet ſich oͤff⸗ ters wenn man am wenigſten daran gedencket / und noch groß Recht übrig zu haben vermeynet. Bas denn gefchrieben ift + dag iſt gefchrieben; und wer fich ſolcher Seftalt an feinen Nechſten vergreifft der. fündiger auch würdlidynady feinem Tode. Leute / die die Sache recht eingus fehen nicht gefchickt genug ſind befommen durch folche diffidia mehr und mehr Abfcheu Bor die Muſie / verachten und verwerffen fie Des ſto eher. Auf ſolche Weiſe gehörte denn der Gegner in meine Einleitung unter die Muſic⸗ Verderber mit oben an; ich abertwolte es ſonſt wohl mit ihm aushaliienn. G. 36. A force d'ecrire contre A- theisme , on devient ſouvent Athée lui méême. Sagt ein gewiſſer Audtor.. Daſ⸗ jelbe applicire ich ſo: Aus uͤbermaͤßiger Be⸗ gierde des Wiederlegers unterwirfft man ſich zemeiniglich ſelbſt vielen Wiederlegungen und rrthuͤmern. Der Gegner wird aus dieſen Anträgenfehen / daß ich Doch eben nicht ſo gar dumm und unverftändig ſeyn muͤſſe / weil ich Det Muſic beſtes und den Srieden fuche/ Ja Das h ! fol

Vom andern TheilbesOrch. 201

——

ſolcher Geſtalt / daß man mich unlaͤngſt in einem gewiſſen gelehrten Scripto ‚nicht gar undeutlich unter diequosdaminzenfifimo amore Muſicam folam complexos; hat ſetzen wollen, Er wird ferner daraus ſchlieſſen / daß ich das parcere

erſonis ſed dicere de vitiis nicht vergeſſen habe, und wenn ich etwann loßbreche/ folcheg feinem Individuo zu nahe / fondern bloß den Mißbrauch an den Tag zulegen’ gefchehe : als wie etwann Werdimeifter im Cribro-Mu- fico; Pring im Satyrifchen Componiſten; Bahr in feinen Scriptis ; Sartorius in Bel- ligerasmo,und ungehlig andere gethan habeny ohne daß man ihnen fo wenig ald mir animum injuriandi der teuefnen Warheit halber bey⸗ legen Fan. Zwar haben fich abgedachte Au- ctores mit ihren Warheiten eben Feine fonders liche Gunſt erworben / es war auch vielleicht ihre Abficht eben fo wenig als die meine ; indeffen werden ſie doch je langer je mehr von unpazchepis fchen Leſern zftimirer. Und hiemir ſchreite & fang froid zur abgendthigten Gegenwehr und Beſchuͤtzung der vierdten Baſtion, ich meyne / F derdeen Capitels im andern Theil des Or- cheftre, .

3 Das

202 P.I. Cap.V,

Das fünffte Capitel. Beſchuͤtzung des vierdten Capi— tels im andern Theil des Orcheſtre⸗.

| $. 1.

beſagtes angegriffene Eapitel weit⸗ lauffig iſt / geſtehe ſelber / ſo wohl zu Anfang als zu Ende deſſelben / deroͤhal⸗

ben ift folches zu fagen Feine Wiederlegung. Ich handle darinn freylich von allerhand; denn / ich habe die verſchiedenen Arten der Com- oſition fuͤr; das iſt alſo auch ein blinderLerm. amit der Wiederleger aber ſein tritum: Ex omnibus aliquid &c. anbringe / ſo ſagt er / ich handle von keinem ausfuhrlich Soſches iſt gewiſſer maſſen ebenfalls mein eigenes Ge⸗ ſtaͤndniß / wenn p 138. des Orcheſtre ſo præ- ludirt wird zIch beſorge / daß in einem kur⸗ „sen Begriff / wie dieſes ſeyn ſoll die Materien „gar zu reich und meine mir vorgeſetzte Schran⸗ „cken zu enge fallen werden / ſelbige nach er⸗ „fordern aussuführen., St denn darum in

Vom andern TheildesOrch, 203

in toto nihil ? Ich hätte wohl fehen mögen wenn ein Meifter Futfa diefes Gapitel de ſuo eſchrieben haͤtte / wie es würde geklappet haben. ach ruͤhme mich gar Feiner / gefchweige vieler FRiffenfchafften; wolte aber gerne in de Mufie was rechtes verfiehen / und wenn jemand dazu heiffen fan / werde ihm höchfi verbunden feyn. Allein / auf ſolche Art wie es der Gegner anfängt, duͤrffte man leicht abgeſchrecket werden / von ihm was zu lernen Mit dem HF. ı. darinn ich obi⸗ ges alles zu meiner Entſchuldigung ſage und vorbaue / heiſt es tranfeatzexceptisexcipien- dis. Sehr wohl! | | $.2. Kirchen: Sty! muß und‘ foll vom Theatralifchen und Cammer⸗Styl unterſchie⸗ den werden / Davon oben zur Gnuͤge gehandelt worden Gefcheute Eomponiftenthunes auch/ undläugnen/daß es eineriey ſey. Die aber geifttiche Texte unter Theatralifche Melodien tegen/geben einegroffe Armuth oder auch Thor⸗ heitanden Tag / und begehen dabey wuͤrcklich die Sünde der Entheiligung.. Wenn nun folchemnach dag Orcheſtre unfern vortrefflis chenKirchen: Melodien das niegnug auszubreis gende Lob ertheilet / fo hätte fich Dir Gegner (wel⸗ cher / eignem Geſtaͤndniß nach / mie der gemeine J 6 Poͤbel

24 P. I. Cap. V. Poͤbel in Erfurt redet) ſchier zu Tode daruͤber wundern mögen. Und zwar deswegen / weil ich der AltenPrincipia und die»: Griechiſchen Modos(befehuldigter nichebefindlicher maſſen) fogarverwerffeund darauf laͤſtere. Si accu⸗ faffe ſuffecerit dc. Das iſt nun erſtlich gantz falſch; denn aus dem gantzen Oreheſtre wird mir nicht koͤnnen bewieſen werden / daß ich der Alten Principia, vielweniger die Modos, gar verwerffe. Ich ſage von den ſetzten pi57. daß ſich deren heute zu Tage Die Kirchen⸗und Cho⸗ al: Mufie bisweilen bediene. Wie ich das bisw ilen und den Terminum der Kirchen⸗ und Choral Mufic verftehe/ Darüber habe mich ſchon oben in etwas explicirt. Heißt abet das die Modos gar vermwerffen und daraufloͤ⸗ ſtern ? Ich frage‘ alle vernünftige veöliche Menfchen/ ob mie der Utfchreiber nicht auch hier hauprfächlichy / wie fonft an viel andern Or⸗ ien / öffentlich Gewalt und Unrecht thue? 6.3. Waß / vors andere, dig Principia und Regeln der Alten anlanget / die ich eigentlich nicht verwerfe / fondern groͤſtentheils vor lange verworffen und unbrauchbahr halte / davon ha⸗ be ebenfalls ſchon zur Noth meine Kationes angefuͤhret. Unter andern warauch me eg ID-

Dom andern Theil desOrch. 205

Principium,, eine alte Kunſt⸗Regel / einma- thematifcher Grund⸗Satz / dawieder der Are- tinifche Criticus nichtg zu fagen hat : daß man kein Canto & Bao Solo componiren müffe. (Wie mir ſolches nur von ungefehe ‚eben Parte ll Cap.a. des Orcheftre in die Augen fallt.) Dennoch iftes auch mandatum non necellarıum, um wird ſich niemand dar anbinden wollen. Ich fuͤhre es nur deswegen an / um eine abermahlige Speciem derjenigen Principiorum zu geben / davon ich mich ab⸗ ſolviret halte. Aber / was hat das mit den Kir⸗ chen⸗Liedern zu thun? Ich ſetze im Orcheſtre, wo ich ſonſt eigentlich nach Der Rubric zu rech⸗ nen’ vonder Mufic handle, den Eheralnur Eh⸗ ren⸗ und Drdnungs-halber in der Reihe oben an, der fonft eben fo wenig heutiges Tages Mus ficheiffen Fan / ale wenig alle diejenige / fo ihn fingen / Mulfici genennet werden mögen, Omnis enim cantus non eft Mufica, Ein jeder / fagtdag Orcheftre , derniemahli Mufic gelernet / kan folche Chorale leicht faffen und behalten. Das iftzufagen: Es brauche Feiner Muficalifchen Wiſſenſchafft / felbige zu ſernen / eben wie 68 geringe einfältige Künfte

F 3:97: brauche

206 P, I, Ca p. V.

braucht ſolche zu machen; ob gleich auch der H. Geiſt in den ſchwachen mächtig feyn fan. $4 30 weiß fonft wohl / daß man diefe fo genannte Ehoral: Mufic nach dem Stylo li- ato, 1, e: nachden Modis &c. einrichte / und * es ſelbſt vor 6. Jahren in angezogenem S- So weiß ich auch wohl / daß ſich die Alten dazu der Solmiſation bedienet haben, allein / dieſen beyden vermeynten Kunſtgriffen kan ich es doch in Ewigkeit nicht zufchreiben/daß folcheMono- phona eine befländige approbation finden. Deromegen führe das Orcheftre andere Urs fachen ihrer Gültigkeit any und ſagt / einmuͤthig⸗ lich mit Job. Walther aus dem Praztorio, daß ſchwerlich / auffer erleuchteren und geiſt⸗ reichen Männern jemand gefchickt feyn wird / dergleichen durchgehende anzunehmende Ges fange zu machen / ob er gleich Die Modos und die Solmifationem hundertmahl befler als D. Lutherusverftünde ; und daß ihre Verfaffer fonderliche Krafft von oben herab ( nicht ex DodtrinaModorum &Mutationıs) gehabt haben. Manbeftreiter auch keinesweges / daß die alten Kunftgriffe absque ratione gemefen feyn ſolten; aber in Mufica hodierna hören diefe vermeynte Rationes auf/ folglich 9 daher

Vom andern TheildesOrch, 207

daher entfprungene Regeln. Car, ce qui ef rationel, n’efi pas toujours railonnable, (u) $.5. Die Vorſichtigkeit der Alten ziehet Fein Menfch in Zweifel v und gibt man.gerne zw daß die Sinfalt und Leichrigkeic der Cho⸗ ral⸗Geſaͤnge wuͤrcklich die nechfte Urfache -fep warum auch ein einfältiger Menſch diefelbe/ als feines gleichen und etwas Das mit der Enge feines “Berftandes quadriret / leicht taffen und unterfcheiden Fan. Allein / wirfft dieſes das gantze Orcheftre über einen Hauffen ? Ich mercke wohl / was den Gegner verdrieffet ; feine Rubric zeiget es an. Er ift ein geſchworner Partifan der Solmifation, und weil ich unges fehr Diefelbe ein verhaßtes Weſen / embarraf- ſante Sylben / unvollkonmene und marterhaf⸗ te Mutation (wie es denn ja wahrhafftig Die Wahrheit iſt) genennet habe / ſo iſi das Kalb in Die Augen geſchlagen und der gantze Brey verfchüster worden. Das ganke Orcheftre liegt über einen Hauffen / weil es den Cheral⸗ Geſang ber und en paflant zu verftehen gibt / dag DieSolmifatio Guidonis ein verhaffetes Weſen ſey. Ermillhaben / man foll | *

————— —7 (u) Voyes O/s2am dans fon Dictionaire de Ma- ‚thematique,

208 P. I. Cap.V.

Choral · Geſang lieben oder loben / es fen dann / daß man den Modis, und in ſpecie, ſeinem Idolo, der Solmiſation allen Troſt / alle Freude und alles Vergnuͤgen / ſo daraus ent⸗ ſpringet / platterdings zuſchreibe. Ich ſolte ſchier glauben / der Mann haͤtte es wuͤrcklich nicht im Ernſt gemeynet / ſondern ſchertze nur mit ſeinem Diener / und will etwann ſehen / ob ich auch Kurtzweil verſtehen koͤnne / oder wie viel

ich vonder Solmiſation wiſſe. | G.6. Wohlan! e8 fol davon unten Parte IL. c.2 etwas meniges vorkommen; und wird manfich biß dahin gedulten. Hier will ich nur fo viel fagen/ daß im Orcheftre meine Abficht nie geweſen ifl,Subjecta gu formiren / die Cho⸗ ral⸗Geſaͤnge componiren ſolten; vielweniger wird jemand den neu⸗herausgegebenen Choral⸗ Buͤchern das Wort reden / weil es Dinge ſind / die nicht zum Orcheſtre gehoͤren / und ſich ſelbſt verantworten moͤgen / ob wohl der Fleiß fo Herr Sronner hier / und Herr Vetter in Leip⸗ zig an dergleichen Arbeit gewandt / billig zu loben iſt. Der Ordnung nach aber ſolte ich nun wohl die wunderſchoͤnen Antiphonen und inſonder⸗ heit den mir einer nagelmeuen Melodie verſehe⸗ nen Choral: Ich Hab’ in GOttes verg und | inn

Dom andern Theil desOrch, 209

Sinn ıc. ſo der Gegner / wie er ſagt / ohne un ter erleuchtete Maͤnner gezehlet zu werden wol⸗ ten, felbft eigenhändig componırt hat / mir ges bührenden Lob⸗Spruͤchen belegen ; allein weil fienach dee himmlifchen Solmifation , nad) dem ( Gottslaͤſterlich fo genannten)ewigen wah⸗ ren und einigen Fundamento , und zwar / quod mirum,ohne ein Klavier zugebrauchen? :

verfertiget worden / fo wird das Werck ſelbſt dismahlden Meifter loben muͤſſen / es darff nur dabey geſetzt werden: Cantica fecit EGO. Wenn ich nicht Reſpect vor die Worte des Liedes haͤtte / ich wuͤrde doch ein Fleines Enco- mium mit einflieffen laffen. Der Lieder⸗be⸗ gierige Lefer und Ehoral-Virruofe fan indeffen obbeſagte Rarıtaten in den Tabellen des Ut, ſub Lit, F. & G. nicht nur in altfränckifchen/ fondern auch gar in alamodifchen Noten zu Geſichte bekommen; wiewohl mit dem Bedinge / daß er ſie nicht nach Amſterdam ſchicke / weil Jeanne Roger, die darauf zu lauffen weiß / ſie ſonſt unfehlbahr nachſtechen und ihrem Cata⸗ logo einverleiben laſſen wuͤrde. Das ſaubere Kupffer iſt nicht genug zu admiriren / und ſte⸗ hen hier die meiſten Kuͤnſtler in der Meinung / es habe das Scheidewaſſer das beſte —9 ge⸗

n542— Yon “7 *

TER ET Fr

TFT TEE

er

u

210 Pl Cap.V.

than Der Biß ift auch fo gut der Herr Organiſt wohl gerhan haͤtte / wenn er ſei⸗ nem. koſtbahren Wercke etwann ein Chur⸗ Fuͤrſtl. Privilegium zu Wege gebracht / da es ihmja mittelſt ver Dedication + ein leichtes geweſen waͤre / eben zu dem Ende / daß ſeine Sa⸗

chen Beinen Nachdruck bekommen möchten. Gefahr lauffen fie, das iſt gewiß. Wir wol⸗

len uns indeß hier zu Lande ſo lange mit der Me⸗

lodie: Was mein GOtt will das geſchehrc.

behelffen / biß dereinſt des Herrn Choral Schmidts neue Compofition auch beyung eingeführer werden wird.

Se. Dasjenige/ was zu wiſſen hoͤchſt⸗ noͤthichiſt / kan billig und vernuͤnfftig nach Be:

ſchaffenheit der Perſonen und Abſichten / unters

ſchieden werden. 3 ©. Ein Kechen⸗Mei⸗ ſter muß Algebram ſpecioſam & num am,

In dieſer Dedication von 3. Seiten find 3. mahl 3 .Schnitzer aufzuweiſen / da man doch / wenigſtens in der Zuſchrifft / behutſahmer verfahren ſolte. Ortographiſcher Fehler und Anſtoͤßigkeiten contra Syntaxin zu geſchweigen / fo kommen die Erſtlinge im 52. Jahr ; wohl etwas ſpaͤth und

daß dergleichen niemahls in Erfurt dasLicht ge⸗

ſehen / wird man hier anders erfahren haben.

Vom andern TheildesOrch. 211

(am,die Aufloͤß⸗Kunſt / die Regul Coß / oder / wie die Hollaͤnder reden / die Stelkonft verſtehen / das iſt ihm eſſentiel und. zu wiſſen hoͤchſtnoͤ⸗ thig; hergegen einem guten Haushaͤlter iſt es ſchon genug / wenn er die 4. Species und die Re- ulam de Tri inne hat / ohne ſich deswegen auf die 10te Propof. des Vten / it. auf Die 14e und 2oſte Propoſ. des VIIden Buches Euclidis zu verſteigen. Eben alſo habe ich vermeynet / es wuͤrden meinem galant hom- me im Orcheſtre der Dux & Comes, wel— ches endlich noch Characteres ſind / die ange: nehm und vornehm lauten’ ein Genuͤgen leiften, menn er daraus ihre Bedeutung verftehen lerne: te; habe dannenhero / nach Befchaffenheit mei» nes Gegenflandes under Dabey geführten Ab⸗ ſicht / gar nicht eflentiel,gar nicht höchfinörhig gefunden’ ihm mitden beyden pretendirten Competitoribus beyeiner Fuga , dem ger nannten Tono und Der Imitation, den Kopff guzerbrechen: 8. Zudem ift die Sache nichtsweniger als eſſentielle, fondern vielmehr ein Acci- dent. Denn / wenn eg zufälliger Weiſe ge: ſchieht / daß fich in Repercuflione dag The- ma nicht genau willimitiren laſſen / ohne den 9* ei⸗

212 Pl, Cap. V.

er I *

eigentlichen Ambitum des Thons au üben

fihreiten / fo muß fich Die lmitation unausges ſetzt bey einer regulieren Fuge / in die Schran⸗ cken des Modi oder Thons einſchlieſſen laſſen /

und alsdann iſt ja der Thon aus druͤcklich Mei⸗ ſter und Herr / kenes weges aber competeñte.

Iſt hergegen das Thema fo eingerichtet daß Die Repercuſſio oder Imitatio (quod idem;

hoc refpedtu ) im Thon bleiben fan ı f6 braucht es * feineeCompetehce uͤbeꝛall. Wir

wiſſen / daß lmitatio Ambitui Toni weichen

und nachgeben muß; dennoch aber ſoll man

zweene ausdruͤckliche Competitores bey jeder Fuge beftellen/ und wer das nicht thut / der lafl das eſſentielle und höchfinsthige weg. O des Irrthums! O des’Baldens!

$.9. Dasift meine Antwort auf die bey⸗ den erften Sragen des Gegners p. 87. die ſo . lauten: (1.) Wo blabr das efentiel und

was zu wiffen"höchfinötbig ift ? (24)

Sinden fich nicht bey jeder Fuge zweene vors nehme Competitores ein / nemlidy Tonus &g Imitatio? Es ſind aber der Fragen fechs/deren

dritte noch vielhölßerner klinget / als Die bepden

erſten Sie iſt ſo abgeiaffet: (3.) Ob nicht Imitatio, wenn ſie anders gut ſeyn ar A | olmi-

Vom andern TheildesOrch, 213

Solmifatione dependire? Rifum teneatis ami- ci ! Er mill haben alles Volck foll ja fagen: Merckt ihrs! Ey / ey ihr Leute / wie habt ihr mich hinters Licht gefuͤhret / die ihr mir Fugen machen gelernet / ohne Lolmiſation? Das heiſt denn ja wohl recht Abſurditaͤten mit ſeinen ecoliers tractiren / wenn man Fugen mit ih⸗ nen vornimmt und die großmaͤchtige Compe- titricem bey einer jeden Fuge / die Signora Jmitatione , welche (und in fo fern fie) a Regina Solmifatione dependiret) nicht ge⸗ buͤhrend mitdem Ut einblaͤuet. Ich habe biß⸗ her im finſtern getappet und vermennet/ Reper- cufliö ſey eben das Ding. Aber nun ſeht ihre Domine Pr&ceptor , momirg fehlet O Amazona Solmifatio! O Sultan Aretine} Orate pronobis. ‘Doch wir wollen ung mit diefen Heiligen unten durch ein paar Wachs⸗ Lichter hoffentlich abfinden ; und zur vierdten Frage fchreiten- on | | G. 10. Die verhält firh folgender Ger flalt: (4.) Muß nicht der Comes dem Duci in ebendem Tono folgen / zu welchem diefer (der Tonus) incänmt; audy eben alfo folmi- firen / esfeydann / daß Repercufio und Am- bitus entgegen ſtehe? Was ſoll ich draus | ma

214 P.I. Cap.V.

machen meinfieberSolmilator ? Das Re- lativum diefer fan nur auf Tonum gebracht werden’ und denn hieſſees: Der Comes folge in ebendem Tono zumelchem der Tonusin- cliniret; da werde mir einer.flug Daraus. Oder wenns ein Verſehen iſt / und dag Relarıvum, diefer foll den Ducem andeuten / fo hat noch Feine Seele geſtritten / daß nicht dee Comes dem Duciin eben demfelbigen Tono, quoad am- bitum , folgen müffe / den fich der Dux zum Haupt Thonermwehlerhat: Wozu nutzt denn die gange Srage ? Damit ihrer etwann fechg toerden ? O! nun merck ichs. DerCcomes muß audh eben alfo /olmifiven/ ale der Dux; es ſey denn / daß Repercufio (hier ftehtd pro imita- tione) und Ambitus, ( dergehört adtonum) entqeggen fteben. Meflieurs les Comtes, vous devesfolfier auffi bien queMefleig- neurslesDucs. Daraufläufft alles wieder hinaus. Ich beziehe mich vagegen abermahl in aller Ordnung undEhrbarfeit auf meine ver» fprochene Wachs⸗Lichter oder Ampeln.

9. 11. Die fünffte Srage folte man doch auch mohlunterfuchen / wird der Leſer dencken; wolan / ich will ſie / ihm zu Liebe / herſetzen. (5-) Muß nicht / wenn man ein Thema motu con-

ir4*

Vom andern Theildes Orch. 215

trarıo einführen will / wo motu recto Mi gewe⸗ ſen / motu contrario Fa& e contra kommen? da iſt mag zu beantworten! Gewiß ich glaube / daß mancher zum Doctore Mulices in Engels land gemacht iſt / dem bey ſeinem Examine ſol⸗ che Fragen nicht find vorgeleget worden. Wenn ich ſolcheropoſitiones imOrcheſtre gethan haͤtte / wuͤrde mein galant homme gemeynet

haben / ein Thema motu contrario, durch

Die Herrn Introducteurs Mi & Fa, einzufuͤh⸗ ven / fen etwann fo ein Streich / als wie jener Groß⸗Britanniſche Ambafladeur dem Gas

ren Baſilovvitz erwieſen. Dieſer wolte has ben / der ambaſſadeur ſolte ſich bey der Audieng

buͤcken / und weil er folches feinem Charactere-

repreſentant unanftändig hielte / auch vor⸗

gaͤngig feine Reſolution darüber eröffnet

hatterließ der Czar im Verhoͤr⸗Saal eine Pfor⸗

te aufrichten / die fo niedrig war / daß kein Menſch

ohne Buͤcken durchkommen kunte. Wie aber der Ambaſſadeur den Poſſen merckte / kehrete

er ſich geſchwind um / und kroch ruͤcklings durch das Pfoͤrtgen / wieß alſo dem Czaren ſein natuͤr⸗

liches Mi & Fa, oder deren inſtar, motu con- trario, das iſt fein Semitonium naturale von hinten. Ich erzehle dieſes Hiſtoͤrgen aus | - dem

216 BI Cap. V. - dem Wicquefort: keinesweges der feeligen Solmifation zum Spott / das fepferne; viels weniger zum Nachtheilder Doppel⸗Fugen / da⸗ von ich ein Liebhaber bin / und fie auch ohne Cla⸗ vier / Gott Lob! zu machen weiß ; ſondern / theils um den Leſer ein bißgen von der truckenen Ma⸗ terie des Wiederlegers abzufuͤhren und zu di- vertiren; theils auch / mir ſelbſt Juſtice zu verſchaffen / und die Urſachen anzuzeigen / war⸗ um ich im Orcheftre nicht fo ſchrecklich Kunſt⸗ und Zunfft⸗maͤßig habe reden moͤgen. Die ꝓalanten Leute find ſchalckhafft bey dieſen Zei⸗ ten / und hätten mir leicht ein ridiculum quid andrehen koͤnnen; habe ich Doch genug zu thus und( quafi vero ) meine volle Arbeit / mid) eis nes einkigen Organiſtens zu erwehren / von dem man ſonſt ſein Tage nicht gehoͤret hat / daB ein ſolcher in dee Welt ſey. Die ſechſte Frage deſ⸗ ſelben iſt eine Kecapitulatio priorum in die⸗ fer Form: Müſſen nicht alle dieſe Stude bey einerregulair- Fuge in acht genommen werden + ‚und die Fan ausobigen jedermann nur mir einem Kopffichütteln beantworten

$ 12. Ich rühme mich meiner Schwach⸗

heit’ wie Paulus felbitthanfonft habeich ware

hafftig nichts zu ruͤhmen. Dennoch = ges ſage

get /

J

Vomandern TheildesOrch. 217

faget / ich rühme pag. ı 54. des Oreheftre ° un je ne fcais quoi, Mir wollen eg bes Schauen. Es befinden fich daſelbſt dieſe gantz unverfaͤngliche Worte: „Solte auch einer fo „ſtupid ſeyn / und weiter nichts hieraus faſſen / 3,f0 wird er doch angemercket haben / daß Mo- „tus contrarius in der Mufic zweyerley gar „unterfchiedene Bedeutungen habe. Darinn beſtehet der gange angegebene Ruhm; dag heift der Gegner rͤhmen. Aber weiter : Man bes fchuldiget mich / ich hatte nicht dociret / was Mo- tus rectus und Motus obliquus ſey. Da ſitz ich wieder. Wie ſoll ich heraus kommen? Haͤtte doch der Mann die Gutheit gehabt und ein Woͤrtgen von dieſem Schazze fallen laſſen; vielleicht waͤre das uͤbrige zu errathen geweſen. Sch finde auch / zu meinem ngluͤck / nichis davon in ſeiner herrlichen Parte informatoria, dar⸗ auf ich mich Doch ſonderlich geſpitzet hatte. So iſt er auch das Regiſter / wie alle Schmierery ſchuldig geblieben. Dennoch ſey es gewaget. Rectus heiſt gerade; obliquus heiſſet krumm oder ſeitwerts; das dancke ich dem ehrlichen Calviſio, dem Muſico, Chronologo & Mathematico (ſo nennt er ſich in ſeinem En- chiridio Lexici, und ſetzet zu meiner inniglis chen Sreude den Muſicum, wie billig obenan.) K Nun

218 P. 1, Cap.V.

anne Nun denckeich immer: Motus rectus muͤſſe in dee Muſic eine ſolche Bewegung bedeutend | zwo Stimmen zugleich entweder auf soder nie⸗ vergehen. - Motus obliquus aber / da eine Stimme flille ftehet und die andere ſeitwerts weichet. Odb ichs nun getroffen habe / weiß ich fo gewiß nicht; denn ich habe weder omni- otentemSolmilationem , noch das Cla⸗ vier su Rathe gegogen/ und bin mir Daher eines neuen Angriffs / oder aber eines Tranlear ges wärtig ; allein fo viel weißich Doch / Daß es we⸗ der zu Fugẽ noch zu denCompofitions-ireen eigentlich gehoͤre / ſondern lauter veritables Schuͤler Geſchwaͤtz ſey / welches in heutiger Praxi eben fo wenig Nutzen hat / als ein Co- thurnusim Schufter Amt. | $.13. Im Anfang ber iin. ni diefes Capitels wurde mie nicht wenig angſt / wie ich pag. 81. im Ut folgende terrible Worte laß: „Ob ich (nemlich der Organiſte) nun „wohl willens geweſen / dieſes Caput gantz zu „übergehen, fo hat mich Dennoch in ſpecie Det „‚andere $ und ein und andere darinn (im $ „oderim Capite?) gefundene Materie re veranlaſſet / ſolches obiter von F zu g durch⸗ zugehen,Hingegen heiſt es pag: 87. alſo: $,17» 18, 19. 20. 21. von fol. I55. biß 170. trans⸗

Vom andern Theildes Orch. 219.

tranfeant,,» Das wirdman nun in Erfurt nennen : Sin Capur vom F. zu F. obiter durchzuaehen. Eben im 17.$. hätte aber der fich zudringende Gegner mir die Juftice thun und bemercken mögen ı daß ich dafelftvon Kir⸗ chen-Sachen folgende unvermerfliche Senti- mens führe: „Es Eönte nicht ſchaden / wenn. „man fich jegumeilen ein wenig modelter in „dieſem Stücke begeigeter und/ ob gleich Arien „und Recitativ gebraucht wuͤrden / doch felbi- »ge und ihr Accompagnement allegeit mit „mehrerm Ernft und Solidité ausarheitete/ „als etwann in Sammer-oderTheatral-Mufic gnöthig iſt ꝛc. Aber dieſes dienetin des Solmi⸗ ſatoris Krahm keinesweges / denn / er will den liederlichen Handel allein / gantz allein / aus der Kirchen verbannen / und mir nicht die Ehre goͤn⸗ nen / daß ich ein Woͤrtgen mit dazu ſage / da ich ihm doch lange zuvor gekommen bin. Gedachter G.17. pag. 155. im Orch. verdienet ſonſt wohl (ich fagees wahrlich ohne Ruhm) daß man ihn zweymahl durchleſe. Doch.eben Darum fpielt der Opponens dag Tranfear mit ihm.

$.14. In folgenden $ 18 p. 158. des Orch find wieder ſolche Anmercfungen enthalten / die dor mir noch niemand öffentlich gemacht und docist hat. _ Inſonderheit ſtehet zu meiner u 8 2. Ents

Br )

io, MI Cap.V.

Entſchuldigung daſelbſt in Parenthefi fol gendes: „Ich mache hier nur von allen Sa⸗ ;schen einen ungefehren Entwurff/ und führe es „nur Exempels⸗Weiſe anı ohne jemanden was „vorzuſchreiben / noch fonft feine ‚beffere Meis „nung zu benehmen.„ Mich dünekt/ wenn ei⸗

ner noch modefter redete fo würde er fich bes

ſchimpffen. Und folcyer Precautionum hat das Orcheftre gar viel: hin und wieder; Z E. pag. 149.198. 253. & alibi , weil mir gar mohlbewuft/ daß wer etwas ungewöhnliches oder ungemeineg vortragen will’ nimmer zu bes hurfahm gehen fonne. Da nehme mir aber ein Menſch animum injuriandi draus ab / wie mich deſſen das injurieuſe Ut fo offt als faͤlſch⸗ lch / und recht unverſchaͤmt / beſchuldiget. Der brutale Heuchler ſpricht flugs: Es ſey wieder GOttes Wort. Was denn ? daß ich die Solmifationem vertverffe und wenig Staat von.den alten Modis mache ? davon findet man in der gansen Bibel nichts. Daß man aber unfchuldige wolmennende Leute / die nie⸗ mand beleydiget haben noch beleydigen wollen) im oͤffentlichen Scheilften vor Geld angreiffet/

ohne eine zureichende Erkaͤnntniß weder vonder Cache noch von der Perfon zu haben/ 65 das Chriſtlich und mit GOttes Wort BEER

|

Pr

Vom andern TbeildesOrch, 227

iſt wird dem Organiſten / als einem ſeynwollen⸗ den Kirchen⸗Diener / ſein Gewiſſen oder ſein Seelſorger leicht ſagen koͤnnen. G. 15. So enthalten auch $$. 19. 20. & 21,p.160- - 170. des Orch. einige Merck⸗ mwürdigfeiterdieindegFranchini Tractat nicht anzutreffen find; warum aber der Gegner feine allweiſe critique nicht Darüber ergehen laffen wollen’ ſolches muß man errathen, und gerne zu frieden ſeyn / daß er folche wiederum mir feinem gewöhnlichen Tranfeat beehrethat. Aber ad $.22. koͤmmt ein harter Stoß/ wegen deg Præ, fo ih im Orcheftre denOuverturen por allen andern Sinftrument- Sachen beygeleger habe. Der Wiederſacher fpricht nach feiner gewoͤhn⸗ lichen Weiſe Nein dazu; und damit er fpe- ciem rationis habe/ fo wird gefagt. (x) „EB „finde fich faſt Fein Eoinponifte / der Die rechte >Lullifche Art dee Ouverturen sutreffen wiſ⸗ „ſe, ergo: haben die Ouverturen nicht dag „bræ. (2) Herr Erlebach / der ziemlich nahe „gekommen, ſey nuntodt ; hergegen werde zu „Albinoni und Corelli, wie auch zu Pach⸗ „helbels zweychoͤrichten Sonaten, in fpecie „su der Serenata, "Johann Michel Bachs „„Revange und dergleichen / vielmehr Kunft ers „fordert, Ad primum anttwortet zwar det | K 3 Er⸗

"332 P.I. Cap. V.

Erfurtifche Diktator pag gr. feiner vermeyn⸗ ten Wiederlegung felbft a ne Ruhm zu melden ſolcher Ouvereuren ges nug ſetzen. Alſo findet ſich / Gott Lob! noch einer der die Kunſt kan / und faͤllt ratio prima quare non? ſchon weg. Ostellæ prima Magnitudinis, denen ich dieſes beſchuͤtzte Or- cheſtre zugeſchrieben habe / putze ſich doch einer von euch / und verdunckle mit ſeinem Auswur dieſen elenden Ouverturen-Irrwiſch! Ad fecundum fan man nichts ſagen als: Il eft mort. Niemand fan Ouverturen macheny der im Leben iſt / algder Solmifator , und Er⸗ lebach iſt todt / ergo haben die Ouverturen nihtdas Pre. Bachs Revange wird doch wohl der klare Kern ſeyn. * Ep! hätte - | er

\.

—— ——

* Ich habe von dem beruͤhmten Organiſten zu Wei⸗ mar/ arn. Joh. Sebaſtian Bach / Sachen ge⸗ ſehen / ſo wohl vor die Kirche als vor die Fauſt/ die gewiß fo beſchaffen find! daß man den Mann hoch zftimiren muß._ Ob dieſer Bach einer von des obermehnten Jobann Michel Bachs Nachkommen ift/ davon habe Feine rechte Kund⸗ ſchafft / und will ihn hiemit erſuchen / zum Behueff des in der Dedication gegenwaͤrtigen Wercks Vorhabens / wo muͤglich / behuͤlfflich zu ſeyn.

: Ich wolte / oh⸗

Vom andern Theil des Orch,. 223

der Lullyredivivus ** lieber feine Marſch⸗ Teftes fub Lit. H. meggelaffen/ und ung ein paar tefticuli von diefer raren Revange (uns fere Frantzoſen fchreibenes : Revanche oder Revenche ) mitgetheilet/ daß man hätte fehen koͤnnen / was es fürein Wunder⸗Thier ſey / und ob mit ihm auszukommen!:

516. Ein ſeyn⸗wollender Componiſte / der folche Fehler macht / wie jenerim Orcheftre angefuͤhrte Organiſt mit ſeiner Ouverture Aus dem k. gethan hat (ob er hieſiges Ortes oder auswaͤrtig dudelt und rummelt / gilt mir gleich) dem will ichs allemahl vorwerffen / er mag dem Solmifatori bekannt oder unbekannt ſeyn. Ich glaube doch / daß er ſich irret / wenn er den rechtſchuldigen vermeynet errathen zu haben; denn ſonſt wuͤrden die Committenten des Wiederſachers ſehr uͤbel nehmen / daß ſich ei⸗ ner finde der den beſagten Ouvertur-Recker vertheydigte / und zwar noch dazu fuͤr ihr gutes Geld / maſſen die Freundſchafft zwiſchen ihnen blutſchlecht ausſiehet. Und / weil es auch die Warheit iſt / was ich davon geſagt / muß / ſoll

K4 und

Dr ss, ee... * On f'appercevra encore long tems , que Mr, Lully n’eft plus Diverfires euriens, Tome IX,

214 P,I Cap.V.

ee

und fan es Fein ehrlicher Menſch für eine Inju⸗ rie halten. Habe mich demnach um defto mehr über und wieder Den gegenfeitigen Schluß dee Einleitung fo wohl / als auch über und wieder die feinem pretendirten Kunft: Senoffen ges ſtelite / unbillige und unwiſſende Schuß Rede pag.88. des t abermahl hautement zu des ſchweren.

6.17. ch glaube auch / es war nur dar⸗ um zu thun / bloß dieſem geftriegelten Ouver- tur- Macher / den ich ſelbſt weiter nicht kenne noch zu Eennen verlange/als Daßer ein Drganift heiffen will Das Wort zu reden / fonit findet auch ſelbſt die Mißgunft in diefem Capite deg Orch. fo wenig zu thun / daß abermahl ſechs ganke 8F den freyen Paß / auch von declarir- ten Feinden befoinmen. Weil aber der Op- ponens nicht errathen kan / was ich durchbou⸗ täden undRicercate verſtehe / ſo muß ichs ihm auslegen. Es iſt gleichwohl eine Schande / ſei⸗ nen Unverſtand ſo bloß zu geben / und dennoch eine lahme critique vor Geld machen wollen. Boutade fommt demnach her von dem alten Wort Bouter, welches fo viel geheiſſen / als mettre oder fegen / und weflen fich die Bau⸗ sen und der Pöbelin Franckreich annoch bes

die⸗

Vom andern Theil des Orch, 225

me Ur ne, dienen. Das Derivarivum Boutade aber bedeutet: Un mouvement prompt &lim- petueux ; un caprice , eine hurtige Bewe⸗ gung / einen fchleunigen plöglichen Einfall’ eis nen Sagıden man aus bloffer Caprice fo bins fetget fans fagon, wieder Bauer den Hut auf den Kopff. Voy. le Dictionaire de Mr. Fure- siere , das kan vielleicht dieſen Gedancken ein mehrers Licht geben. Mit folchen Titeln pflege ten fonft die Solo aufder Viola diGamba zu prangen/ welche fo eingerichtet waren / als wenn fie ex tempore hervor kaͤmen. Das wat eins. Der Here merdees. | $.18. Daß der Gegner aber / vors an⸗ dere / greulich geirret / wenn er meynet / das Wort Ricercata hieſſe Ricercaren / kan ein jeder ſe⸗ hen / der nur die Infinitivos im Italiaͤniſchen uͤnd derſelbigen Sprache Genium etwas ken⸗ net. Es iſt freylich an dem / daß unfere gute Teutſche Borfahrendas Wort fo zerſtuͤmmelt eingefuͤhret haben / wie dergleichen Exempel der Corruption auch in vielen andern Sachen nicht fehlen. Aber Deswegen fotte ein Ricer- catore von Profeflion doch nicht bey der alten ungeftimmten Leyrebleiben. und Leute / die fich mehrum er ra haben mez

226 P. I. Cap. V.

ſer Organaedus in Erfurt / nicht gleich bruta⸗ ler Weiſe eines greulichen Irrthums beſchuldi⸗ gen. Ich will nur einen Italiaͤner fragen ob

erſtatt Sonata, ſonare; ſtatt Toccata, toc- care; ſtatt Serenata, ſerenare; ſtatt Fac- ciata, facciare; ſtatt Cacciata, cacciares &c. fage/ wenner in Subftantivoreden will? Meines theils bin ich verfichert / Daß dieſes Ri- cercare, welches ich offt angetroffen / eine greus liche Corruption fey / Darüber fich die Italiaͤ⸗ ner weidlich mocquiren mögen. Es kan viel⸗ leicht einer geſagt haben: Queſta maniera_. fi chiama ricereare; da hat flugs der andere folches aufgefchnappet und gemeynet / das Ding an ihm felbft hieffericercare , da es doch don der Art des Dinges zuverftehen if. Die Pa- vanen unfrer alten Ahnen haben hier nichts verlohren. Wir mollen vielmehr ſehen / mag ein gelehrter Mann’ ein gelehrtee Muficus, von den Ricercaten mit diefen Worten faget:

S. 19. Ricercata veut dire recher- che. C’eft un efpece de Preiude ou de Fantaifte, quæon joue fur Orgue, le Clave- cin, le Tbeorbe &c. ou ilfemble, que Ic, Compofiteur rechercbe les traits d’Har- monie qu’il veytemployer dans les Pie-

ee ges

Vomandern Theil des Orch. 227

cesreglees, qu’ildoit jouer dans la fui- te. Cola fe fait ordinairement fur I&, champ & fans Preparation , &parcon- fequent-cela demande beaucoup d'ha- bilite. V. Moterto, Symphonia &c. Das - Jautet auf gut Teurfch alfo: „Ricercata bes „deutet oder heiſſet eine Rachſuchung / Nach⸗ „ſpuͤhrung / und beſtehet in einem Vor—⸗ „ſpiel + oderineiner Fantaiſie / die man „auf der Orgel / auf dem Clavier / auf der „Theorbe &c. machet / allwo es ſcheinet / als „ob Det Componiſt denjenigen Harmoniſchen „Saͤtzen und Zügen oder Griffen nachſuche „und nachfpühreidie er hernach in den zufpielens „den ordentlihen Stücken anbringen will. Solches geſchiehet gemeiniglich aus dem „Stegreiffund ohneZubereitungseinfolglich er⸗ „fordert e8 einen tuͤchtigen Meifter.» _ So weit Broſſard. run mag einer fehlieffen / ob e8 Ricercaren oder Ricercata heiſſen / und ob folche Sachen fo.eingerichtet ſeyn muͤſſen / wie des Organiften fein Schatz in der Kunſt⸗ und a Saltın finde f

%

nn

1Die Engellaͤnder nennen es recht artig Volunta-

‚ayes,als eineSache / darinn man feinen eigenen Willen bar.

8 P. I. Cap. V.

$.20. Daß die Facon ſolcher Bouta- den undRicercaten alt iſt / ſolches hindert nichtr daß fie nicht Fünitlich mögen gefeßet werden. ch fage im Orcheſtre der erften Eroͤffnung / te find etwa für ein Sinftrument allein gefeßt und richten fich nach der Santafey: Das ift ja wahr / und aus obigem untadelhäfften Au- ctore, der noch in ſeiner Art keinen gleichen * erwieſen. Mit meinem eignen Exempel an ich auch darthun / daß Ricercare auf der Viola di Gamba geſetzt / und mir / von meinem Meiſter auf beſagtem Inſtrument / Herrn Lo⸗ ſen / Seniore vorgegeben worden ſind; doch mag der Gegner vielleicht das Inſtrument eben fo wenig als die rechteRicercaten-Art kennen / amd feine Batarde der Ricercaren/ feine Ita⸗ liaͤniſche Blendlinge / vor fich allein gerne auf dem Elavier behalten wollen. Was wir noch davon gefehen haben ift von der Art / daß fich die Buchhändler nicht vor Abgang retten koͤnnen. Wiewohl ich aud) Dabey Das Exempel erlebet / daßein weltberühmter Marin’ wie ihm ein gu⸗ ter Freund par curiofit@ , Die fo- genannte Vorraths⸗Cammer geſchickt /-böfe geworden und fagen laffen / er wundre fich ſehr / daß mann fich nicht ſchaͤme / ihm ſolche Fadaiſen lange - etwa

Dom andern TheildesOrch. 229

etwas neuedzu prefentiren. Wenn der Er⸗ furter wuͤſte tie Diefe Dorrarhe »Cammer einmahlim anfehnlichenConcerte,dahin feine alte Committenten zu riechen Das Hertze nicht haben fey ausgeſcheuret worden / 25 er würde hinten daran ſchreiben wie Bpig an eines feiner Büchlein : Du bärteft auch wohl zu Haufe bleiben mögen, Doch hie: von bey Gelegenheit ein mehrere.

- $21. Nun kommen abermahl neun $$ des Orcheftre mit der gnaͤdigen Ertheilung . des Tranfeat ab. Solches Tranfeat iftein mächtiges Ding / und fo gutalg ein Salvus Londudtus. Das heift der Solmifator von 8 8 3u$ wiederlegen und obiter durchgehen. Wenn er alle feine anderthalb Auctores fo durchgehet / wird er viel obiter Davon wiſſen. Ich weiß in Wahrheit nicht / was fich Doch der fahle Erfurtifche Prediger Organift einbilden mag/daß er fich unternimt / Bücher zu critilirẽ und Tranfeat auszutheilen, als wenn er aller BiafebälgePlenipotentiarius oder ein ſolcher Pedal Pilarus waͤre / daß er zuͤchtigen und loß⸗ laſſen koͤnte. Ich glaube / es muß nicht richtig mit dem Gehirn bey ihm ſeyn / derowegen ver⸗ ſahre auch ſo ſaͤuberlich mit dem alten Knaben

en. 87 und

230 P. I. Cap. V.

und proſtituire ihn dieſes mahl weiter nicht / als ſo weit er es ſelbſt gern hat haben wollẽ. Wenn ich meine eigene Sachen loben wolte / ſo faͤnde ſich Materie gnug dazu in den vorbeygelaſſenen $$. Doch / Eigen Lob ſtincket; wer aber cu- rieux iſt / der leſe alle diejenigen Durch / welche

im gegenſeitigen Ut nicht find beruͤhret wr

den / ſo wird er ſehen / mit welcher Malice- man das beſte ſo wohl zu verſchweigen / als das

anſtoͤßige in unverantwortlich-hohe Rechnung

zu bringen gewuſt hat. F. 2. Wiederum in zehn SS von 39. biß

49. weiß Zoilus ſonſt nichts auszuſetzen / als daß die. pedes rhythmici und numeri fe- ctionales nichtherfauet worden. Ob ich nun ſchon pag.193. des Orch. der Progreflionis Geometrica, wie es heutiges Tages die beſten Tantzmeiſter nennen / nur allein Erwehnung gethan habe (welches eben fo viel heiſt als nu⸗ meri ſectionales) ſo verſtehet doch wohl der gute Orgel⸗Treter ſolches nicht weil Franchi- nus den Terminum eben Ao. 1502, noch nicht gebraucht haben mag. “Die ordinata temporum compolfitio, fo der Refutator aus gedachtem Auctore beybringet / iſt auch gar eine feine Erlaͤuterung / und wirdein 75

®

Dom andern TheildesOrch. 231

ber der oblcurite feine Hertzens⸗Luſt dran fin⸗ den. Allein die Pedes rhychmici ſind in meinem Orcheſtre nicht erſchienen; ſie heiſſen ſonſt mitihrem rechten Termino Chorogra- hico, Progreflio Arithmetica , und ges ören / fo wohl als jene / eigentlich zur Tantz⸗ Kunſt. Es wird ſich auch Fein recht verftändi- ger Componiſt die Mühe geben vor Theatre dahin diefe Sachen zu rechnen find ) dieferhals ben die Feder anzufeßen; denn die Tankmeifter] wenn fie rechter Act feyn wollen / muͤſſen dieEn- trées entiweder felbft machen / oder Doch von an? dern herbepfchaffen Daß alfo diefer Anlauff der Pedum rhytlimicorum von bioffen Tantzmeiſtern abgefcehlagen wird. So mauſig als ſich jedoch der Organiſt mit ſeinen Pedibus rhytkmicis macht / hat gleichwohl der Tropff das letzte Wort in einem $. viermahl falſch ges fehrieben. Ob fein Treiber vamahlezu Haufe - geweſen / möchteman gerne wiffen; der würde vielleicht fagen: H noneft Litera, aber Die Griechen laffen hierin nicht mit ſich ſchertzen; fie verſtehen diefe Lateiniſche Ausfluchr nicht. Kir- cherus hat ungehlige mahl in Buchſtabirung dieſes Worts ungeftoffeny wie ſchon oben > | weh⸗

232 P.I. Cap. V.

wehnet worden und deſſen Mufarhythmica, bezeugen kan. . 2

8.23. Die beyden Marfche Lie. A im Ut find zwar mit Nichts zu vergleichen, allein / wer zu ſchimpffen Luſt haͤtte / moͤchte ſagen / daß die Regiments⸗Hautboiſten in Hamburg auf ihrer Parade alle Morgen ein Dutzend Mats ſche aus den Ermeln ſchuͤtteln koͤnnen / Die zehn⸗ mahl beſſer find als Lit. H. Ich ruffe gleich 20:0. Mannhaffte Kerls mit Ober⸗ und Uns ters Gewehr zu Zeugen’ melchedie Ehre ihrer Cameraden desfalls vertheydigen follen. Aber ich mag nicht ſchimpffen. Doch / NB, der Or⸗ ganift weiß wohl (vermuthlich aus meiner Be⸗ ſchreibung p +92. des Orch.) daß man insge⸗ mein einen Marſch / in Stylo Phantaftico (ich excipire und fage Melismatico ) feßet / auch / daß ereine ferieufe doch dabey friſche und ermunternde Melodie haben müſſe; (find meine Worte) Doch / fagt er weiter / hat mir gefallen/ Dieje beyde rbyrbmice zu jeggen/ da in einem 4. in dem andern 3. Numerus ſe Bionalisift. Denckt / welch Wunder ! rel eſt notre plaiſir. Gut / daß wirs wiſſen.

$ 24. Endlich / wegen der Churanten

= wil dem Momo keine / ſo auf Lulliſche Art Fon

Vonm andern TheildesOrch. 233

ſetzt iftı Darnach man tanken koͤnne / zum Vor⸗ ſchein fommen. Ich glaube es recht gerne. Demim Franchino und feinen übrigen Pe- natibus finderfich deren feine einige, es wäre denn Sache, daß Erlebach ung noch eine vet macht und hinterlaffen hätte. Ich möchte ger⸗ newiffen / wo der Organadus Prædicato- rum tantzen gelernet hätte; denn um die Zeit / DA er. etwann den Boden frequentiret, war es grand mode mit einer Courante den Anfang zu machen / und die kam gemeiniglich von Lully oder von einem Lulliſirten auctore her. Mich wuͤndert / daß nicht gleich ein Paar Teſtes wies derum in Kupffer dabey auftreten / und DieCou- ranten-Dexterite ſo wohl als den Quvertu- ren- Witz behaupten. Aber / ſagt derGegner / daß man arbeiten und das elaborirte Stuͤck um ein: Ich diene wiederum (p. 19. des Orch. iſt es meine Expreſſion, die doch gefal⸗ len haben muß) communiciren ſoll / Das heiſt gefſucht. Es mag drum ſeyn. Tanti pœni- tere non emo, Indeſſen ſorge doch nun kein Menfch mehr vor gute Ouverturen, denn der Solmifator hat uns endlich p. 91 offen: hertzig gefagt / worinn Die eigentliche Lulliſche

Art beſtehe. Es fin der Kunf-Stute and u: or⸗

234 P. J. Cap.V. |

Vortheile drey ander Zahllund wer fie zu pra- ihren weiß (hic Rhodus hic falca) "der muß eine Ouverture aufdie Lullifche Act her⸗ aus bringen Eönnen/ es mag ihm lieb oder leyd feyn. O du fehöner Ouverturen - Meifter son Erfurt! mo hardich St. Velten fo lange ges habt Haftu deine Erftlinge biß ing 52ſte Jahr gefpahret ? die mögen ja mit allen Ehren fur ſtinckende und verſchimmelte Hefen paßiren,

Das ſechſte Capitel.

Beſchuͤtzung des dritten Theils im Pars Judicatoria genannt. | 4. 1. 27 weniger Judicii findet man im Büd)s lein Ut. Auf das erfte Capitel beſag⸗ heutigen Italiaͤniſchen / Frantzoͤſiſchen und Muſic handelt / Rum des Wieder⸗

Orcheftre > E näher wir zum Judicio kommen / je ten dritten Theils / welches vom Unterfchied der legers attaque uͤberhaubt in einer wohlerſon⸗ . | nenen

Vom dritten TheildesOrch, 235

nenen Sragerdieich doch zum Voraus $. 3. da⸗ felbft und alfo vor 6. Fahren ſchon aufgelöfet hatte. Er fragt aber: Wo ſind die neune / nemlich / die rechten Kenner die von einer Mufic urtheilen ſollen? und bemercket nicht / daß ich einen Unterſcheid mache / unter dem Urtheil / ſo von der Compoſition an ihr ſelbſt / und unter dem Urtheil /ſo von der bloſſen Execution (darauf doch vieles ankommt gefaͤllet werden Fan. Zujenem / fagt das Orch. find nur rech⸗ te Kenner geſchickt / und Deren gibt eg wenig; zu diefem aber jeder Liebhaber / der nur ein gefüns des Gehör undeinen guten natürlichen Ver⸗ ſtand hat. Diefe machen ven gröften Hauffen aus / Und aufdiefe muß ein verftändiger Come ponifte gewiſſer maffen feine gröfte Abficht rich? ten / fonft kommt er wahrhafftig in die Kladde. Denn mer für niemand als rechte Kenner com- poniren will, der fan aud) niemand gefal⸗ ſen. Ob nun gleich allen zu gefallen unmuͤglich iſt / ſo iſt doch eben dieſes gefallen / der allerwich⸗ tigſte Punct; und wer dem groͤſten Hauffen ge⸗ fallen kan / der hat die Majora, und einfolglich was er ſucht und wuͤnſcht. Es werden ſich gantz gewiß unter dieſem Hauffen auch viele Principes viri, quibus placuiſſe non ul-

tima

236 P.L.Cap.VL

tima laus eft , findentaflen; fecem plebis aber läßt man in Republica Mufica gar nicht jum votiren gelangen. Dahingegenein Cala mäufer / der nur feinen neun Kennern / (die: wohl la connoiflance de pre&s , gank ges. meine Kerls feyn Fönnen)gefallen will / ſich gan gewiß proſtituirt und zum Spott macht. So J von der Beſchuͤtzung dieſes Capitels uͤber⸗ aupt. Zu $.2. In fpecie wiederlegt mich aber das Ut mit diefen IBorten : Ks fehreiber der Serr Auctor in dieſem Capste fehr wohl und wird ihm jedermann beyfallen. Ey! du herrliche Pars refuratoria, wie haftu dich ſo wohlgehalten ! wann dem Meifter Futfa für diefe Worte nicht 6: Reichsthaler einbehalten und abgezogen worden / ſo haben fich feineCom- mittenten fehr vergeflen ; denn dieſes iſt eine von den Stellen / darinn ſich das Büchlein Ut ſelbſt wiederleget. Doch ftille ; die Sache ift noch fo klahr nicht. Ich habe die Italiaͤniſche Compofition, wie Die Rede gehet/ bald biß in den Himmel erhobenibald ihr eine Frantzoͤſiſche Ouverture wieder vorgezogen / das wird mir übelbefommen. Sed diftinguo , meinlieber Herr Drganifte/ ditinguo. Beydes *

Vom dritten TheildesOrch, 237

liäner und Frantzoſen haben ihre Meriten. * Überhaupt hat die Scansöfifche Inſtrumen⸗ tal⸗Muſic vor der Sraliänifchen einenStreich voraus. Dasift mein Saß im Orch. p:222. & p 226. undvonden Teutſchen wird p.227. gefaget : Sie imitiren diefe Art Frantzoͤſiſcher Inſtrumental⸗Sachen und gehet ihnen folches beffer als den Italiaͤnern vonder Hand. Heißt nun Das : unter den Ouverturen , die in

Teutſch,

Weil ich vernehme / daß ein gewiſſer groſſer Com- poſiteur vermeinet / hätte in meinem Orche- ſtre dieFrantzoſen ein bißgen zu viel berunter ge= machet; fo Habe mich verbunden erachtet / = Imputation yon mir abzulehnen und zu verfi- chern / daß folches gang und gar meine Abſicht nicht geweſen; ſondern daß ic) groß Egard für die Frantzoͤſiſche / inſonderheit Inſtrumental⸗ Muſic trage) wie ſolches im Orch, p. 208. 219. 220. 226. 227. &c. erwieſen worden. So bemercke ich auch / daß die Herren Frantzoſen neulich an⸗ gefangen haben / viele Vocal⸗Sachen auf Ita⸗ liänifche Are zu fegen / welche ich wuͤrcklich recht artig und mwohlausgearbeitet befunden habe. Vormahls waren fie zu eigenfinnig dazu / nun fie aber fehen / wie dag Schwimmen wider den Strohm nicht gut gehet / kommen ſie zu beſſern Gedancken. Ich gratulire und ſehe es hertzlich gerne.

238 p, I. Cap. VI. Teuſchland gemacht werden / traͤffe man auch keine an / die auf die Lulliſche Art gefest fey? Man darff deswegen nicht nah Erfurt lauffen / oder feine crittehalb Mard für ein Fahles Ut hinzahlen; ** es duͤrffte hier su Lande nöch einem

er Sie fehr cs die Leute gereuet / ihr gutes Geld für das nichtswuͤrdige Ut zu haben / ers hellet unter andern aus einem riefe des Orga⸗ aiſten der wunderſchoͤnen Groͤninger⸗ Orgel im Halberſtaͤdtſchen / Herrn Carl Andreas BZehnee / der den 17.Junii 1717. davon ſo ſchrieb: Zaͤtte ich mein angewandtes Geld einem Bären-Zieber gegeben / fo ich vor die alten Zumpen bezablr / fo wüftenody / Daß es derfelbe ſauer als ein Bettler / verdienet; aber ſo habe ich nichts davon. . Diefer Or⸗ ganiſt / den ich fonft nicht kenne / als daßer pro- rio motu , tie viele andere / an mich geſchrie⸗

en/ nennet/unter verfchiedenen artigen expres- fionen/ das barmhergige Ut einen alten But⸗ ter-Milcbs-Tractat : davon der Muſic⸗ Liebhaber nicht das geringfte proftiren Fan. Und ineinem vorhergehenden Schreiben dom 2;Junii 1717. deffen Extract, ſo wohl als das obige | nicht ohne des Mannes Genehm⸗ haltung hiemit publicivef wird / lautet es folgen⸗ der Geſtalt: Der wieder ihr wehrtes und wahrhafftes O⸗cheſtre narrenhafft ge⸗ ſchrieben / und ſeine alten olwrären hervor ge⸗

Vom dritten TheildesOrch, 239

einem und dem andern giemlich gerathen / zus mahl denen / die des Geldes zuviel hätten’ und ſich des neu aufgegangenen Lichtleins im Sol⸗ mifations-Kaften zum Uberfluß noch dazu be dienen wolten; denn folches toeifet nun jeder⸗ manneinen vortrefflichen Weg an. | 5,3. Adcap. II, fpricht der Gegner mit

einer ungemeinen Bravoure : Es komme da Die Braut hervor getreten / warum wir. kunff⸗

geſucht / hat ſchon manche Muſicaliſche Pille eingeſchluckt. Es hat mich letztens ein recht braver Mann verſichert / dieſer Wiederleger ſoͤffe ſich alle Tage voll Brandtwein; darum iſt kein Wunder / daß er ſeinen Nechſten / der es ſo redlich mit rechtſchaffenen Muſicis meinet / durch feine alte ausgeflickte Läfter-Dchrifft an- asien ı woraus wahrbafftig Die ZJZugend irre / und manches gutes Subjedum , {0 doch fonft von dem lieben GOtt gut Naturel befommen / abgehal⸗ ten / und ihm die Muſic eckel gemacht wird. Übrigens verſichre ich vor GOtt / daß Ihr Hhoch⸗Edl. ein groſſes mir ihrer Zirbeit gethan / und wird der liebe GOtt fdyon ferner Önade geben / auch diefen Menſchen zu überwinden, wozu ich von Hertʒen grasnlre &r.

240°. BI Cap. VI. | en kunfftig cersiren müften. Wenn ich wuͤſte / daß fein Bräutigams Eifer und Der gantze Streitdamit gehoben waͤre / ſo wolte ich ihm auf alle feine itzige und kuͤnfftige Kemarquen mit dem bloſſen Tranſeat antworten / und mich gar nicht expliciren. Da moͤchte denn der Herr Organiſt ſeine Braut immer allein be⸗ halten und verſichert ſeyn / daß mir nicht eine Ider darnach ſchlage. Wie nun die lieben Al⸗ ten ihre Raiſonnemens von den Thonen vers fianden haben wollen das ift eine für mich viel su hohe Srage/ Darunter ich. weder pro nunc noch in futurum werde dienen koͤnnen; ſo mag auch wohl hie und da mit den Allegaris, wegen der verfchiedenen Ordnung und’deren Difcre- pance inden Tonis ‚leicht ein oder andrer Irr⸗ ſyum ſtecken / wie wir denn alle fehlen. Fönnen; Auriculas Afıni quisnon habet ?: ‚aud) fo gar derunfehlbahreSolmifator, werner 3. mepnet/diep, 239. des Orch. von mir uͤberſetz⸗ ten Lateiniſchen Worte wären Kircheri ver- ba, da fie doch dem Corvino gehören’ welches ja groß genug dabey ſtehet / mit dem Anhang / daß mir diefe lehiere Meynung (Corvini) beſſer als die erſte (Kircheri) gefalle. Zudem wird ſich der Gegner / optimus vel quaſi In- U ter-

Vom dritten Theildes Orch, 241

terpres reverendiſſimæ Antiquitatis von der Alten ihrer Meynung die beſte Nachricht aus den Kloͤſtern ſelbſt geben koͤnnen. Damit ich auch zu frieden bin/ und ſie nicht einmahl an⸗ zuſehen verlange. Wie ich aber meine eigene unmaßgebliche Gedancken Davon eingenommen. haben wolte / das muß ich / nach der mir ruͤhm⸗ lichſt beygelegten Einfalt / auch huͤbſch einfältig allhier vortragen. ( Ich befinde hiebey wahr zu ſeyn / daß ein jeder / der ſich vor 12. Schilling das Orcheſtre kaufft / nicht auch zugleich den Verſtand deſſelben mit erhandelt; —* daß fich mancher auch Die einfältigfien Sachen ers

Flähren laffen müffe.) _ | 4 - Sp verfiehe ich nun. Diefe meine Gedancken weder vom Stylo Ec- clefiaftico ſoluto ( mit dem Ligato hat ohne dem Fein galant homme zu thun) noch vom Stylo Phantaftico , Melisma- tico oder Choraico , in fpecie, Wie⸗ wohl ich Fan auch teutſch ſchwatzen / damit es einfaͤltiger laute: Ich verſtehe meine wenige Gedancken uͤber die Eigenſchafft und Wir⸗ ckung der Thone nicht von einem Kirchen⸗ Stuͤck noch von einer Quverture, noch von einer Sonate / ind a fondern mn | en

2% P.I. Cap. VI. len und jeden Sachen / die auseinem der 24;

Thone inder Welt mögen gefegt werden / über⸗ baupt. . Da ift meineExplication. Denn

ein anders iſt wagder Styluszum Effedteines

Stückes bepträger / welches freylich an feinem Drt confiderable befunden wird; ein anders aber iſt / was der Thon an und vor fich felbft Das bey wircke / und das koͤmmt gleichfalls in nicht geringe Betrachtung / wenn ich ein Pfeiffgen

Toback ja ausnehmen wolte. Von dem letz⸗ tern (nemlich dem Thon) iſt nun im gantzen

Capite die Rede / und gleichwohl bringt der Opponens ſeine Stylos abermahl / als unge⸗ betene Gaͤſte / mit ins Spiel. Ob er nun gleidy/ ſeinen maͤchtigen Draͤuungen zu folge / durch dieſe meine Erklaͤhrung Urſache finden möchte!

—— ir tives drauf zu antworten: fo willich ihn do

hiemit inftändigft bitten / er laffe folches

nur immer unterwegens / wenn er nicht Luft hat /

noch viel tieffer in den Dreck zu gerathen. Dies fesmahl will ich ihn noch ziemlich unbeſchaͤdigt / ob wohl ein wenig beſchmutzt / heraus ziehen helfe fen; faͤllt er aber noch einmahl hinein / fo laß ich ihn richtig ſtecken und werffe ihm noch wohl dazu einen Stein aufs Köpffgen-

| §.5.

=> -

an

Vom dritten Theil des Orch. 243

ges. Er bedencke / was ich F. 6. p 235. im Orcheſtre ſage / nemlich:,Daß / gleichwie „die lieben Alten / alſo find auch die heutigen Muſici wohl ſchwerlich einerley Meinung in dem / was die Eigenſchafft ver Thone betrifft / „und kan auch nicht leicht eine Gleichfoͤrmigkeit „in allen Stücken hierüber prætendiret wer⸗ „den / maſſen es wohl dabey bleibet: quot capi · „ta tot ſenſus. Er bedencke ferner / „Daß „ich einem jeden feine völlige Freyheit laſſe / nach „feinem Sentiment eine andere und beffere „Einrichtung hierinn zu machen von welcher

yer ſich doch auch / wenn fie gleich noch fo voll

„eommennicht wird verfprechen koͤnnen / da „fie bey allen und jeden Ingrefs finden werde.»

Er bedencke denn auch / wa8$ 25.pag.252

im Orcheſtre geſagt wird / nemlich:Ie mehr „man ſich beſtreben wolte / etwas pofitives „davon zu ſtatuiren / je mehr contradicentes „wuͤrden fich vieleicht finden / ſintemahl die „Meinungen in diefer Materie faft ungehlich „find s ss Ssch laffeauch einem jeden nochs „mahls die Sreyheit gerne / daß er einem oder - „andern Thon folhe Eigenſchafften beyleger „die mit feiner natürlichen Zuneigung am bes vxſten überein Das find meine Sen-

\ & % ti»

a4 P.I. Cap.VI.

Einfalt / wennder Gegner fo prablet: Allhier

kommt die Braut hervor getreten / warum

wir kunfftig cereirenmüflen. Wer will ſich den Schimpff anthun / mit ihm zu certiren? Was braucht es auch certirens? was [olmi- ſirens? wasbraucht.es feiner pofitiven Ant⸗ wort? Aa was bhraucht es Fragens / Ausfor⸗

derns und Explicirens? Jeder behalte ſein ge⸗

ſcheutes Judieium und vermeintes flugesRai- ſonnement vor ſich ſelber / und laſſe mich bey

meiner Einfalt bleiben. Es geht ja dem Or⸗

ganiſten bey der Prediger⸗Kirche in Erfurt nichts Darunter ab / ob der Secretaire eines Koͤnigl. Stagts⸗ Miniftri in Hamburg an⸗ dere Gedancken als er von den Tonis habe / und dabey / mit der. groͤſten Complaiſance, jedem⸗ jedem die Freyheit laſſe / von ihm zu

| oder

T Der Herr Abt GexeA. ſagt in ſeinem wunder⸗ ſchoͤnen Buche] Principes de Philofophie &c. Lib.IV, pag.230. mit jo viel Wahrheit als An- muth: | ve | Tout ce que pour nous a d’attraits, La pins belle Mufique ,€5 la micux compo[ee, . Dost fuppofer em nous certains rapperts ſccrers | De notre ame bien dijpofee.

——

Vom dritten Theil desOrch. 245

oder nicht. Sch will ihm nur einen Mann rennen’ der de Proprietatibus Modorum, unter hundect / am vernehmlichften gefchries benhat. Es iſt Andreas Herbſt / welcher 8.0.1643. Sapellmeifter zu Nurnberg geroes fen. Man tefe daseilffte Capitel feiner Muficz Poẽticæ, fowird man fchon genug haben ;_* Oder ift die Begierde noch nicht geſtillet / fo neh» me einer das zehnte Capitel aus dem erften Theil des Satyriſchen Eomponiften von Pring mit dazu Dieſe und andere Caurtifans haben des Drganiften feine Braut längft heimgefuͤh⸗ ret / und doch bilder er fich einy mich fo treuherkig gu machen / daß ich hac noftra Iuce mit ihm darum certirenfol. Wer wuͤrde ſo naͤrriſch

ſeyn? | Hier find fe all wefen. | $. 6. Falſch und mehr als einfältig ift es / wenn Der Begner p. 92, und p.103. abermahl porgibt/dag Orcheftre ftatuire an einem Or⸗ | 14

23

eDeſſen Meinung von den alten Modis und ihren Eigenſchafften pflichte ih 3. €. mit bey. Es wiederlege Herbften/ wer da will. Meine Sen- timens aber von den neuen Modis find gank an⸗ ders befchaffen/und darum will ich mit niemand certiren.

246 P. I. Cap. VI.

te 24. und am andern nur 16. Thone, Eo

ſtatuirt durchgehends 24. ſage vier und zwanzig Thone / und wird nur p.251. des Orcheftre erinnert / daß der Effectus, wel⸗ chen die daſelbſt vorhin fpecificirte 8. Thone / nemlich H dur, Fisdur, Gis moll, B moll, Gisdur, Cis moll, Cis dur und Dismoll, machen / noch wenigen befannt ſey / item, Daß die Urſache / warum diefe 8. Thone noch fo ges bräuchlich nicht findvalsdie andern 10. diejenige ſey roelche an gedachtem Orte pag.64- Orch. sach Neorhdurfft angezeiger worden. Wer vun weiß / daßdiefe 3.Thone und die andern 26. zuſammen 24.machen/ der mußja die dum⸗ me*Befchuldigung des Gegners mitleydig ans fehen. Wiſ er mit den Thonen als mit He⸗ ringsbücklingen umfpringen 7 und dierin ein Bund zufammen binden / ſo werden freplich nur ſechs Bund daraus. Wie esdenn im Buͤch⸗ fein Ut p. 97. fo ausfieht / wenn es dafelbft heifs ſet: Es wären in Mufica figurali nur ſechſe / wenn Authentus und Plagalis verbunden. 30 bleiben denn die fo genannten Transpo- fiti? doch Tonus transpofitus und nullus find bey dem Wiederleger Synonyma ; by

mir aber nicht. | | $. 7:

Vom dritten Theil des orch. 247

9.7. Solche Dinge dienen ja nur den Le⸗ fer verwirrt zu machen / daß er zuletzt nicht weiß / ob 24, ob 16, 0614» ob 12, ob 6, ob 2. Toni find oder ob gar fein Tonus mehr in der Welt ſey. Es find aber wuͤrcklich undeigentlich in rerum natura ſo viel Modi als Odtaven, oder deren Species,

nemlich vier und zwanzig Toni oder . ‚Modi überhaupt 5 davon find acht ſo

ſchwer und ungewöhnlich bey den

\ Stümpern/ daß ſie ſich gemeiniglich mit. ıs,vergnügen. . Die Alten hat- ‚tenmit authentis, plagalibus und‘il- legitimis nicht mehr ale 145 und weil

die zwey unächte verworffen wurden] blieben ihnen nur 12. uͤbrig. Wenn mandienun zufammen verbindet und in einem Topfftbut / werden daraus 6; Siehet man aber die eigentliche Be- ſchaffenheit alfer 24. an / ſo laſſen fie fich nach heutigem Gebrauch / quoad Quantitatem & Proportionem Inter-

vallorum (craffaMinervaloquendo)

2.4 wohl

248 P.1. Cap.VI,

wohl auf 2 Genera reduciren; haben indeß und behalten immer und ewig.

lich / et Qualitatem Proportio- ifferentiam Intervallorum,

num, Transpofitionem localem &c, vier und zwantzig unterfchiedliche Species, und weder mehr noch weniger. (vv) Das iſt kuͤrtzlich was ein verſtaͤndiger Menſch / der fein alter pedantiſcher Fantaſte ſeyn will / de numero Tonorum ſicherlich glauben kan.

20

{w) Man koͤnte / ſagt Werckmeiſter / in heutiger Compofition gar wohl mit zween Modis aus⸗ krommen; wenn denn dieſelben auf das tempe⸗ rirte Clavier applicirt und auf einenjedenCla- vem ein Modus, ſo insgemein dur. und alsdann einer / ſo moll genennet wird / gerichtet werden / dann hat man vier und zwanzig triades har- monicas, und fan das Clavier durch den Circul durchgegangen werden/wie oben ſchon erwehnet worden. Yrd, ej. Anmerckung vom Gene⸗ ral-Baß pag.s0. C. Maffon dans fon Traste de Compefition, - Paris, MDCCV. Chap. Il, p.9. ſagt 0 : Je ne montreraj que deux Nodes , fcavoir e Mode majeur, & le Mode mineur 5; d’autant aue ces deux Modes, pofes quelgues fois plus haut & quelques fois plusbas, remfermernt tout cequel Antiquite a enſeigne, & meme leshuit Tons que l’on chante dans!’ Eglile,

.-

Vom dritten Theildes Orch. 249

| 8.3. Was ihren Rang (ordinem Tor norum) betrifft/ fo ift der Streit Darüber heus tiges Tages gang abgefchaffet/ und um deſto eher etwas nuͤtzliches auszurichten lieber / wie ben groffen Staats:Gefchäfften zu gefchehen pflegetieinP&le-meEle eingeführet worde. Wie man fich fonft vor dieſen drum gezanckt habe/ a8 bezeigen / unter andern / Kircheri Worte Lib. III, Tom. I, Mufurg, cap, 10. pag. 25.2. Quistamen horum (Modorum ) primus hnumerofit, quis fecundus, quistertius; guis quartus 5 nemo eft qui hücusquey eterminaverit, eftque tanta Auctorum diferepantia , utcui ſubſcribere debea- mus » vix difpiciamus. T Conradus Matthai hatein ganges Capitel / nemlich das fiebende von der Ordnung der Modorum ges chrieben / und fuͤhret darinn wenigſtens ein halh Dutzend Opiniones an; die ſeinige aber laͤuff endlich dahinaus daß C. oder Jonius,ver erfte Modus feyn und oben an fißen ſoll / welches Doch taufend / und auch nein Wiederſacher / con- tradiciren. Bien leur faffe! Das Capitel iſt bey nahe zwey Bogen lang / fonft wolte ichs —— 85 her⸗ T Conf. Mufurg. pag. 228. Lib V. cap.Fil, 5. 4 de Numero Modorum ſive Tonerum,

0 P.l. Cap.Vl.

———— —e —— —— herſetzen / damit des Gegners Kunſt Genoſſen ſehen ſolten / wie viel Geſchrey und wie wenig Wolle ihr Anführer habe, Doch fie werden esohne dis wohl glauben und wiſſen. 9: Meine Abfichtiin Befchreibung der Affecten, dieein jeder Thonrege macht / ifk nicht geweſen / dieſem oder jenem Modo in feis nem wohlhergebrachten Borfiß und Preroga- tiv zu nahe zu treten / fo babe auch auf die alten Modos dabey feines wegesrefledtirt , geftalt nur zum Überfluß und par curiofite ihre Nah⸗ menin Parenthefi, mit Borbehaltung alles ihres Sriechifchen Mechts/ dabey gefchrieben worden; fondern/meil doch einer vorgehen muß/ fo bin ich der Staliänifchen Ordnung gefolger/ ſo weit fie harreichen wollen / nemlich auf 8. Hernach habedie andern 8. nach meinem eigee nen unmaßgeblichen Entwurff vorgebracht; und DieBefchreibung (NB.) der Würdung derübrigeng. der Poſterité überlaffen. Wer nunnichtein fehr einfältiger Schoͤps ift / der = bierinn ſchwerlich mas einfältiges nden. | S. 10. Haupreinfältig Eommt es aber

heraus / wenn der Gegner ungefiheut ſagt: Ich haste die Chone ihrer Proporsion und Ges

Vom dritten CheildesOrch. 251

eo nn "brauch nady/da fie als Intervalla zu confideri- ren find; und dann die Thone / ihrer Eigen⸗ ſchafft und Wurckung nach / für einsges nommen. Das nennet er die erfte Einfalt; und da ich Dachte / er würde mit einem gantzen Regiſter von Einfalten hervor wiſchen / ſo be⸗ hält er die andern in petto; thut auch ſehr wohl dran Meine Worie indeß lauten alſo: „Es „ſind im erſten Theil des Werckgens die Thone „ihrem eigentlichen Weſen (elle) und Pro- „portion (Maſſe) nad) ; im andern aber ihrem Gebrauch (uſus) nach unterfuchet „worden. Allhier / nemlich im dritten Theil „wird nun die Stage ſeyn: was denn endlich „ihre Würdung ? (effedtus,,) dag ift ja wohl fo Deutlich als nimmermehr ein Vortrag ſeyn kan. Und dennoch ſagt der Wiederſpre⸗ cher: Es finde ſich die erſte Einfalt gleich in die⸗ ſem Forimo. Die Modi, oder genera harmoniz mit allen ihren Definitionibus; die Species Octavarum; die.Locatio ſemi- tonii; der Ambitus; dieRepercuffio ; die Limites ; die Trias harmonica 5 die Mes lodie die Harmonie und die Styli, das find als les Sachen die adeflentiam &ufum, non | adeffedtum Tonorum , zum Wefen und | £ 6 Ge⸗

w⸗

252° PL Cap.VI. Gebrauch der Thone/ keinesweges aber zu der

ven Wuͤrckung gehören; twelches Fein fünfflins niger Menfchin Abrede ſeyn wird. Wer hat denn hier eine Einfalt etwieſen das Orcheltre oder Meifter Furfa ?

g. 11. Ich mache drep Eintheilungen die heiffen: Das Wefen der Gebrauch und die Würcung ver Thon. Don dem erſten wird cap I. des Orcheftre befonders gehans

delt / und finder fich da Definitio Toni , daß

ernemlich ſey Progrefio foni in ſonum; e8 finden fi) da Confonantien und Diffo- nantien; die Modi Muficisdie Genera Har- moniz; dieSpecies Odtavarum ; Die Trias Harmonica &c, Von dem andern’ als dem Gebrauch der Thone / handelt Pars Secunda, Compoſitoria, und finden ſich da General- und Special Regeln / nebſt der benoͤthigten Ans eigsund Beſchreibung aller Compolitions- rien und Sorten; dahin auch die Styli gehoͤ⸗ ren. Neun follvondem dritten Stuͤck / nem⸗ lich von dee Wurckung / Parte III. Judicato- ria , gehandelt werden; heift denn das die Tho⸗ ne ihrer Proportion und Gebrauch / dann ihr rer Eigenfchafft und Wuͤrckung nach für eins

nehmen ? Vielmehr mifcht der

Vomdritten Theil des Orch. 253

ing taufende / werner fpricht: Daß jer die Thone confiderirt werden müffen/ ale Modi Muſici; welches doc) fihon Parte prima gefchehen ; oder fecundum Stylos , wel⸗ ches auch ſchon Parte Secunda vorgefommen und ad Tertiam gar nicht gehöret / da meiter nichts übrig bleibt / als von ihrer bloſſen Wür⸗ Kung in Ausdrückung der Gemuͤths⸗Bewe⸗ gungen etwas zu melden. Das thur mix Det Modus undStylusnicht/fondern natura To- norum & effentialisnon accidentalis eo- rundem qualitas. Modus &Stykusautem funttantummodo accidentia [onorum. $.12, Der Herr Drganift hats endlich getroffen. Ja / ichverftche hier Durch den Thon hauptfächlic) den Fundamental-Clavem, welcher ben mir fehr viel zu fagen hat nachdem ihn feine Tertia erweichet oder erhaͤrtet. Lo- quimur cum vulgo & fentimus cum fapi- entibus. Das heift: wir reden hertzlich ger⸗ ne mit den Herrn Schulmeiſtern in Thuͤrin⸗ gen / aus dem e, aus dem f, aus dem a dur; aber wir bekuͤmmern uns auch doch dabey etwas we⸗ niges uͤm das Mittel. Diejenige Herrn Or⸗ ganiſten / die von ihrem Kunſtgenoſſen und Feldwebel hier angegriffen werden / mögen lich F BE 27 ° wegen

254 P.I. Cap. VI.

ö— —e wegen der ihnen pag. 93. des Ut beygelegten groſſen Ignorance ſelbſt verantworten / und ſo dann / propter commune Studium, des Erfurters Amorem erga proximum & collaboratorem mit Danck erkennen. Es iſt ſonſt ſchon eine alte Hiſtorie mit dem Schluß und Præludio aufs Te DEum &c. welche von Werckmeiſter lange notirt worden.

9. 13. Weiter will ich nich hierüber we⸗ der itzund noch ins kuͤnfftige herauslaſſen / mag auch das alberne Zeug des Gegners, fo er davon vor den Tag bringet / nicht einmahlmeis . nes Anfeheng / vielweniger des Durchlefend würdigen; muß aber doch dem Lefer zweyerley andeuten/ deren erftes ift : Daß es eben nicht aus Dummpeit gefchehen wenn p 245.888 Orch. fiehet : Plagalibus five Transpofitis, und daß man Plagalem und Transpofitum To- num feinesiveges damit für einerley halte. Das Wörtleinoder bedeutet ja nicht allemahl eine folche Verbindung / da die verbundene Sa; chen für einerley gehalten tverden; «8 bedeutet vielmehr gar offt eine Entgegenhaltung zweyer Hank wiedrigen Dinge. “Die Grammatict nennen eg Derohalben Conjundtionem .dis- juniiivam , |. qu& verba conjungit , res

. M vero.

Vom dritten Theil des Orch. 255

vero disjungit. Als wenn ich ſage: Der Menſch weiß weder was weiß oder ſchwartz / noch was roth oder blau ſey. So iſt ja weiß und ſchwartz / roth und blau deswegen nicht ei⸗ nerley. Wahr iſt es: Ich haͤtte deutlicher reden koͤnnen; derGegner ebenfalls / wenn es bey ihmp.g2. ſo conſtruirt ſteht: Dorjego will ich nur einige Einfalten / ſo der Auctor von feinen 10. Thonen / deren er doch Parte I. 24. flatuirt , voill in dieſem Capite befehen. Es iftein Verſehen fo wohl hier bey ihm / als dort bey mir; allein ſo werden einem die geringſten Woͤrtergen verdrehet und gleich eine Dumm⸗ heit draus gemacht. Wenn ich das ſive nur vor jedem Worte geſetzet haͤtte / ſo haͤtte es der bekannte Hans Dumm ſelbſt verſtehen muͤſ⸗

ſen.

F. 14. Das andere zur Nachricht des Leſers iſt wegen der ſpeciei Octavæ, daß nem⸗ lich bey heutiger Praxi ſchwerlich ſolche einge⸗ ſchraͤnckte ſpeeies peremptoriæ Octava- rum zu geben ſind / als wohl bey den Modis Græcis & TonisEcclefiafticis , die auſſer dem bloſſen / einfaͤltigen allen Kindern bekann⸗ ten Choral Geſang / keinen weitern Nutzen bey heutiger Muſicaliſchen Welt mehr haben koͤn⸗ en | | nen;

256 | P,I, Cap. VI,

neu; fonderndaß ung alle und jede der 12. In- tervallorum unferer chromatifchen Odta- zu Dienfte und Gebote ftehen müffen/ mies wohl faft miteben folchem Unterfchied/ als ſonſt unter eigentlichen Aemtern und Bedienungen zu ſeyn pfleget. Ich millaber nicht nur weiter unten / wo de Modis hodiernis gehandelt werden ſoll / um auch hierinn den curieuſen Leſer zu vergnügen / alle ſpecies Octavarum, fo viel ſich thun laſſen will / auf eine neue Art anfuͤhren; ſondern auch hier zur Luſt / und gleich⸗ ſahm pour rire, eine allegoriſche Speciem, Octavæ generalis geben und ſehen / ob ſolche gefallen werde. | \

Zwiſchen⸗Spiel. Pecies Octavæ Allegorica.

Der Fundament⸗Clavis, er ſey nun welcher er wolle / iſt einmahl vor allemahl Herr im Hau⸗ ſe. Seine Gemahlinn heiſt Diapaſon, der Sohn Disdiapaſon &c. Ditonus iſt Ma- jordomus, und laͤſt ſich ungern von ſeinem

Vicario, Semiditono, verdringen; wenns auch gleich aufeine Zeitlang geſchieht / ſo weiß doch der erſte / daß man ſeiner bey =

a ra Abler

Vom drirten TheildesOrch. 1357 Ablegung der Rechnung unumgaͤnglich wieder nörhig hat. Semiditonus iſt fromm und bleibergern in ſtatu quo ; muß aber dann ſehr bey der Hand ſeyn / und. allerhand Commis- Koͤnes über ſich nehmen. Ditonus hergegen iſt ein harter und.böfer Mann / wird auch felten was mit anfaſſen / es ſey dann bey groffen und weitlaͤufftigen Feftivitäten.. Der Semidi- tonus muß allemahl eine ſcharffe Unter⸗Hoff⸗ meiſterinn haben; Ditonus aber braucht nur eine gelinde Haushaͤlterinn / damit alles fein temperirt bleibe. == | |

Diapente it Ober Küchen Meifterzund hat fo wohl Morgens als Abends / Das meiſie aber um Mittags⸗Zeit zu befehlen. Sein Un⸗ ter⸗Kuͤchen⸗Meiſter / Quinta falfa , iſt ein ſchmutziger Gaſt / und wirfft mannichmahl ſo viel Gewuͤrtz ins liebe Eſſen / daß man dencken ſte / aller Brey ſey verſaltzen; allein’ / wenns or⸗ ntlich und zu rechter Zeit auf die Taffel ges bracht wird / hat es den veritablen haut gout. SignorDiapente hat auch feinen eis genen Train und ebenfalls einen Intendan- ten; felbiger richtet fich aber nach) dem Major- domo. ft diefer ſtoltz / ſo iſt esjener auch; iſt aber dieſer freundlich / fo hat man ſich von

4 | jenem

s

258 P.1. Cap. V1.

ö——— nn

jenem auch Feiner Härte zu beſorgen. Mies

wohl wenn der Herr im Staat zu Haufe konm /

muß auch dieſer Intendant ailemahi fcharff

ſich ſehen / denn ratio ſtatus wili es ſo ha⸗ en.

, Hexachordum iſt ein Frantzoͤſiſches Sraulein die mit an des Heron Tafel ſpeiſet / und nicht felten das groſſe Wort hat: Der

ajordomus nimmt ſie an / und wenn er am- bitieux iſt / ſucht er eine gebohrne Frantzoͤſinn aus / die feiner Meinung in allem beypflichten / nach feiner Pfeiffe tantzen und ſich Maja nens nen laſſen muß. Iſt er aber ein gelinder Manny ſo kan es wohl eine thun / die in Teutſchland jung worden / ſelbige wird Mina geheiſſen. Allein der Herr des Pate converliret nimmer mit Diefereingebohrnen fo viel als mit der Auge länderinn.

Diateſſaron iſt ein Cammer⸗Page / ein

loſer Vogel / Fuchsſchwaͤntzer und ſalſcher Hoffſchrantze. Er iſt ein bätard des Ober⸗ Küchen Meifters / trägt fehöne 3. biß 4 dop⸗ pelt- galonirte Kleider und will beyeinfältigen Leuten für einen vornehmenCavallier angeſehen ſeyn; allein der Herr laͤßt ihn doch huͤbſch hinter ſich aufwarten / ob er gleich lieber mit an der ar e

ne

Vom dritten CheildesOrch. 259

fel waͤre / voͤrgebend / er fen von alten Griechi⸗ ſchen Adel / und habe wichtige DiplomataNo- bilitatis aufzuweiſen. So ſieht er auch mit ſcheelen Augen / daß der Majordomus mit am Tiſche ſitzt / zumahl / wieder Page ſagt / zu ſei⸗ ner Ahnen Zeiten niemand von ſolcher Charge eiwas gewuſt habe / oder wenigſtens dieſelbe doch nicht fuͤr adelich gehalten worden ſey. Er mag aber ſagen was er will / ſo heiſt ihn der Herr ſchweigen und aufwarten / braucht ihn auch ſonſt nur zum Unter⸗Haͤndler. Sein liederiiches Gemuͤth verraͤth er auch damit / daß ex fich nicht ſcheuet mit. den Laquayen in Carten zu ſpielen; er ſteht ſonſt ſammt feinen Camera⸗ den unter einem Pagen Hoffmeiſter / der ſich nach dem Majordomus richtet und von ihm die Order hohlet. F7Tritonus iſt ein Bretteur und zanck⸗ fuͤchtiger Schweiger / der mit einer ſcharffen Hellebarte vorher gehen, wenns Eſſen aufgetra⸗ gen wird. | =. Ditonus cum Diapente ift Hauß Meiſter / der felber auf feinem Feibe nicht viel rei⸗ nes weiſet; (denn er geht zu Marckte) aberer haͤlt den Hoff ſonderlich propre. Von An⸗ ſehen iſt er heßlich / und geſchickt Kinder I er⸗ re⸗

160 P.I. Cap, VI. ſchrecken; "allein wenn die Frantzoͤſinn / in die er verliebt iſt bey ihm ſtehet / ſo laͤßt es ihr noch eins mahl ſo ſchoͤne als ſonſten. Er iſt bißweilen mit der Herrſchafft dermaffen über den Sub ge: fpannet/ fonderlich unnoͤthiger Depenfen hal» ber denener / wegenfeines Fargen Naturels / fpinnefeind iſt Daß man nicht anders meynen ſolte / der Kerl inüffe wegen feiner impertinen? ce den Augenblick zum ‘Dinge hinaus gejaget werden; allein / wenn die Herrfchafft bedencket / daß endlich alles beftens halber gefchiehet/ und ihnen mancher Thaler Dadurch erſpahret wird / foift steich wieder Seide. F

Die Secunden ſind gemeine Burfche und dienen als Laquayen / Die Den gantzen Tag die eine Treppe aufdie andre niederlauffen, vor und hinter der Kutſche hergehenvauch bißweilen wieder die Herrſchafft brummen / wozu der Cammer⸗Page das feinige beytraͤgt bie Fran⸗ tzoͤſinn auch gerne / wiewohl nicht fo offt noch öffentlich, dazu hilfft; kommt aber der Major- domus nur dahinter / fo ſtillet er Durch feine bloſſe Gegenwart im Augenblick alles Mißver⸗ gnügen. | | Die Nona iſt eines geweſenen Laquayen Wittwe / und traͤgt der Frau im Hauſe a and

| Dom dritten Theil des Orch. 261 hand neue Zeitungen zu ; Dadurch fie füch auch) als eine alte Daußgenoßinn / ziemlich confer« virt. SR a Die Semitonia majora find ein paar Ober⸗Ammt⸗Leute und Finanzen⸗Einnehmer / durch deren Haͤnde die Gelder gehen. Sie ‚waren vor dieſem nur kleine Caßirer / wie das Hiatoniſche Geſchlecht auf dem Thron ſaß / itzund aber wollen fie Das fac totum ſeyn. Die Semitonia minora find Hoff⸗Ju⸗ den / die zwar auch Banquirer heiffen wollen / 87 nicht allemahl gar zu reine und bey | Doch hat man die Schelme noͤthig · FA FR:

=% ? ..

Das fiebende Capitel. Won Aretino, den Moͤnche.

F.i. S Achdem nun abermahl einem ganken N IR Capitel des Orcheſtre nemlich dem wAdritten des dritten Theils / von den Mu⸗ ſica⸗

262 P.I. Cap. VIT.

ficalifchen- Inſtrumenten / die Ehre eines

Tranfeat geoßgünftiglich twiederfahren / fo befchuldiget mich der Gegner wiederum einer Einfalt / welches vielleicht Die zweyte ſeyn ſoll / und ausgeftoffener Läfterung wieder den bras ven Mann / Guidonem Aretinum,und dens felben will er / fo viel in feinem Vermoͤgen ſtehet / defendiren. Damit der Leſer nun wife, von welchem ſeltzamen Heiligen hier gehandelt wer⸗ de / ſo berichtet der Wiederleger / daß es einer ſey: der ſichs habe ſaur werden laſſen / und

der / teſte Prætorio, im Lande herum gezo⸗

gen/um der Muſie aufzuhelffen / und ſolche im Slor zu bringen / müffe ſich aber nun gleichfam ausmachen und fein NB.galantes Inventumläftern und verhaft nennen laſſen / von Leuten’ ſo die Sache nicht verfteben/ da es denn recht hieſſe: Ars non habet oforem, .nifi ignorantem, Das ift fein erſtes Argument und hängt trefflich an einan⸗ der / wird auch dem Aretino im Grabe noch Dr thun / Daß erfo wohl vertheydiget wor⸗ en.

4. 2. Nun geſtehe ich zwar gerne / daß ich die Solmiſation verhaſt genennet habe / auch noch und in alle Ewigkeit ſo nennen will / u

q

Vom Aretino. 263

"daß ich diefelbige Brodloſe⸗Kunſt nicht fo ver⸗ ſtehe / als ob ich mein Tage darnach fingen oder dociren wolte. Honori enim reputan- dumelt, ignorare Solmifatorum ftulti- tias 3 (x) dennoch mit Gunſt / vermeyne ſo viel davon zu wiſſen und aus alten Buͤchern erlernet zu haben / als überflüßig iſt / die Nichtig⸗ keit und Eitelkeit dieſer barmhertzigen Kunſt zu erkennen; daß ich alſo nicht ſo gar unwiſſend in dem Dinge bin / wie der Gegner blindlings vorgibt und welches ich ihm anders weiſen will. Die Sache iſt mir aber auch dermaſſen gleich» daß ich die Solmiſat ion weder des Er⸗ ebens noch des Verwerffens wuͤrdig ar

(x) Wenn man heutigen berühmten Compoli-

teurs und vortrefflichen virtuoſen vorhalten

wolte / fie verſtuͤnden die alten Modos & Solmi- fationem Guidonis nicht / dag kaͤme ja eben ſo ®

ze als wenn einer dem Herkog vun Marks

orough oder dem Pringen Eugenio verweiſen

und zur Ignorance deuten wolte / fie Fünten kei⸗

nen jo guten Speer brechen ald Don Quixotte,

oder verfinnden dag. Excercice mit der alten

Muskete / dem orfettenftod nnd dem Bande»

lier nicht recht/ oder fie Fönten Feine fogutegahne - ſchwingen als. unſer Fenrichs⸗Lieutenaut und De Klopff⸗Fechter. |

14 PBI Cap VII.

moͤchte / wenn das letztere nicht ſchon ſo ſehr von

aller vernuͤnfſtigen Welt geſchehen waͤre / Daß man ſie communi voto und mit Wahrheits⸗ Grunde / en paſſant wohl nicht weniger als verhaſt nennen kan / ohne deswegen einer Läfles rung beſchuldiget zu werdhen.

| $. 3. Wageigentlich nun dieſes von dem ungalanten Gegner galanteirulirte Inven- tum für herrliche Dinge in fich begreiffe / davon foll weiter unten der Nothdurfft nach gehandelt werden; ob ich gleich niemahls gedacht / daß Ao.

Menſch / der ein Organiſt heiſſen will / in der gantzen Chriſtl. Welit gefunden werden Fönte/ der die ſechs aretiniſche Sylben noch zu guter letzt wieder aufwaͤrmen und ihnen extremam

unctionem zu Wege bringen wuͤrde.

ch

haͤtte mich ehe des Himmels Einfalls als ſolcher Einfalt verſehen. Wiewohl / weil der Calus da ſo muß es einmahl vor allemahl geſolmiſi⸗ ret ſeyn. We | 6.4. Denen aber/die aus des Gegners vermeynten Apologie und den elenden Præ- dicatis ſo er vom Aretino anführer/ eineuns gleiche Meinung ſchoͤpffen / und / nach brætorii Worren zu ſchlieſſen / gedencken koͤnten / es ſey etwan

Dom Aretino, 265 etwann dieſer Aretinus ein Landſtreicher oder Deſerteur geweſen; dienet aus dem Baronio zur Nachricht / daß ſein rechter Nahme Gui- do, nicht Quido, geheiſſen / und derſelbe von feiner Gebuhrts⸗-Stadt / Arezzo in Italien / der Aretiner genennet worden ſey. einem Beruff nach war er einbenedictiner Moͤnch / aus dem Kloſter unſrer lieben Grauen zu Pom⸗ poſa, im Hertzogthum Ferrara, und ſein gantzes inventum beſtand darinn / daß er die damahli⸗ ge Mannier zu fingen etwas leichter vortrug / und ſtatt der 15. Sayten des alten Griechiſchen Syftematis , welche ſchrecklich lange und ge⸗ faͤhrliche Nahmen hatten (als: Nete-Hyper-

oleon, Paranete-Hyperboleon, Nete- Diefeugmenon , Lychanos Mefon, Par- hypate Hypaton , Proslambanomenos und Dergleichen/ Davon Die damahligeim Gries chiſchen unerfahrne Teutſche Weit ein Schreck⸗ Sieber hätte bekommen mögen ) ſechs leichte Monolyllaba aus einem Hymno entlehntey und folche unter 6. Claves oder Noten / zur

kichtern Ausſprache / ſtatt des Textes / legte. - G. 5. Bepläuftig etwas von der damahl⸗ gen Barbarie zu erwehnen / ſo fuͤhret Herr Reimmann Hiſt. Luerar Lib. II. pag, 140. M. an /

66 P.1. Cap.VII,

EEE anı daß in dem Periodo von Carolo M, Ao, 800. biß auf die Erfindung der Buchdrucker⸗ Kunſt Ao 1440. über zco.ganger Jahre / das Griechiſche ſo fremb und ausländifch/ ja unbe⸗ kannt gewefen / daß das berüchtigte Sprichwort

daher entftanden: Græca ſunt, non poſſunt

legi ; und ſagt man von einem gewiſſen Saͤch⸗ ſiſchen Seiftlichen der damahls gelebet hat / daß

er die Griechiſchen Uncial· Buchſtaben / in ſeiner

Einfalt / pro characteribus magicis & dia- bolicis angeſehen / und daher das MS. fo ihm von diefee Sorte indie Hand gerathen war / ins Feuer gemorffen und verbrandt habe. (Y) su geſchweigen / daß der berühmte Juriſte / Con- radus Heresbachius, der zum Ausgang des XV. Seculi gelebet / noch von ſeinen Zeiten (wel⸗ ches doch ſchon 400. Jahr nach Aretino war)

——

fepreibet : Audivi Monachum in Eccleſia

declamantem, qui nova, inquiebat, reperta eſt lingua, quæ vocatur Græca. Abhacfedulocavendum. Haæc eſt, qui

arit omnes hæreſes iſtas. Et horreo di-

cere (pergit Heresbachius) quæ adjecit, ea

—————— ———

(y) Wenn er ben Kircherum hätte ſehen ſollen / wie

würde e8/ ob terminorum barbariem, feiner Auſurgiæ ergangen feyn ?

Vom Aretine. 267 ealingua, dicens, proditus liber in ma- nibus paflim habetur & vocaturnovum, Teftamentum, plenushicliber eft rube- tis&vepretis. Daher denndie Erzehlung Dieterici eine groſſe Wahrſcheinlichkeit übers kommt / wenn er in feiner Grecisexulante Lir, B.46. ſchreibet: Es 8 ein gewiſſer Abt zu Hillesheim von einem Roͤmiſchen Eardinalfas teiniſch angeredet worden. Und da jener die Sprache nicht verſtanden / doch auch nicht gerne aus dem Tacito antworten wollen / habe er ein Hertz gefaſſet / und die allerkauderwelſcheſten nomina propria von den Dorffſchafften her⸗ enennet / die ſich in feiner Diceceli damahls funden 3.€. Stuͤrpold / Haſſe / Giſſen / Vor⸗ ſche / Kavenſtaͤde / Duͤßvelſtede / Itzen ec. Das durch der Cardinalſſo ſehr von ihm / als er vor⸗ hero von dem Cardinal beſchaͤmet worden; denn dieſer gute Mann meynte / es wäre Griechiſch / und befande ſich genoͤthiget zu ſchweigen / weil er in der Griechiſchen Sprache eben ſo weit / als der Abt in der Lateiniſchen / gekommen war. Conf, Rechenbergii Diflert. de ineptiis Cleric.

Liter.$,14. fo weit Here Reimmann. 9.6. Hieraus Fan fich nun ein Chriſten⸗ Menfche vorftellen, was es für eine Zeit mars M 2 dar⸗

68. PL Cap VII.

darinn unfer galante Aretinus florirternemlich/ recht mitten in dieſer Barbarey / in diefer Sinfters niß der gꝛoben Unwiſſenheit / im einfaͤltigen elften Seculo Ao. 1024. wo er antiquiſſimam- Græcam diſciplinam ſolchenLeuten vortrug / die ihm aus blinder Verwunderung eine Er⸗ leuchtung beymeſſen muſten. Inter cœcos enim & lulcus perfpicax dici poteſt. Er war freylich der befte Hahn im Korbe / weil man von feinem beffern wuſte; und ift demnach fein

Wunderdaß feineMethode duxchgehends ans

enommen/ gut. geheilfen/ auch ganker 600. Fahre feiner andern gedacht worden ; zumahl/ wenn wirdieantique Dummheit / ja Die greus

fiche läfterliche Dummheit betrachten / in wel⸗

cher die Welt noch zu obgedachten Heresbachs Zeiten geſtanden. |

$.7. Sonderlich artig und merckwuͤr⸗

dig fomme mir für / wenn ich in einem Nie⸗ derfächfifchen Chronico der Stadt Bremen (fovon Joan. Renner Ao 1583. in Verſen

befchrieben/ diefes Jahr aber zum dritten mahl

mit Sleiß in Stade wieder aufgeleget worden ift) die Hiftorie Hermans / des viergehnten

Biſchoffs 5 Bremen leſe / und daſelbſt pag. 16.

finde / daß er ein uͤberaus einfältiger Mann | 5

———————

Dom Aretino. 269

geweſen ſey und gleichfahm der Auctor,deffen- zum Bemweiß fonft nichts anguführen wiſſe / als Daßerdie Guidonifche Sing⸗Art in fein Bis fchoffthum introducirt hat. Dieniederteuts ſchen Verſe felbft lauten folgender Seftalt:

He was Praveſt tho Halverſtadt / Dit Ertz⸗Stifft dre Jahr beſat. (von A9.1032.biß 1035.) in Mann van groter Simpelbeit/ Hadde nicht derSchlangen Wisheitz Den Bang be befft gerichtet Any Dorch Guidon de den erſt began ıc.

Herr qübner ſtimmt / twegenderfimplici- - ‚re, mit Renner überein / wenn es bey ihm T. VI, feiner Police. Gift. p.948. fo heiffet : Dieſer Hermannus (welcher nach feiner Rech⸗ nung der eilffte Er: Biſchoff von Zamburg u. Zrcnsen ifl) war ein Mann / der zwar viel vonder Tauben⸗Einfait / aber menit von der Schlangen: Klugheit batte. en denn auch Diefer Hermann zugleich das Sam? burgiſche Erk Stifft befaß/ fo ift nicht zu zwei⸗ fein / er habe hiefelbft ebenfalls feine Weißheit fehen laſſen / und dag felige ut, re,mi,fa,fol,la, sum erfienmahl bey ung eingeführet, Dignu

; M 3 Pa:

170 P.1. Cap. Vn.

| | patella operculum. Geht! ſolche Leute "oaren Guidonis Apoftel und Nachfolger; das waren unfer Anftitites , die Daslic hieg gu Lande auf Die Bahn brachten I Muͤſſen es nichterefliche Helden ſeyn / die in ihre Fußſtapf⸗ ſen treten ? u $.8, Mein Gegner wird abermahl nicht faul ſeyn / mit Vorgeben / ich häne hier nicht nur iwieder feinen ſonderbaren batron. den halb⸗ eh⸗ würdigen Aretinum , und ſeinen Collegen, den dummen Biſchoff / Harm van Bremen / ſondern gar wieder 7. gantze Secula Lafteruns | = ausgeftoffen / denn fo heiffen bey ihm alle arheiten die ihm nicht gefallen / die feinen rzconceptis opinionibus , feinem eigens 5* Laß⸗Duͤnckel nur im geringſten entge enlauffen. Allein ich lache daruͤber und glau⸗ ı wenn jemand vor meiner Zeit dieſe Anmer⸗ dung: defeculo ignaro . 40 vixie divue Aretinus, gemadhı und das galant-genannte

__Ynventum der Solmifation nur ein wenig

darnach examinire härte/ fo wiirde auch der ärgfte Wiederſprecher ſelbſt wenn ers gelefen/ andere Gedancken befommen haben/ falls er fonftnoch Das geringfte Gehirn gehabt,

9.9.

Dom Aretino. 271

N 9.9 Ich will hier mit Fleiß von demje⸗ nigen nichts melden / was unfer Aretinus dem Engellaͤnder Dunſtan, welcher ſchon Ao. 940. contrapunctos ſimplices mit 4. Stimmen componirt hat / (zZ) die Muficalifchen Erfindungen betreffend / entlehner und zudanı dien gehabt haben Wird ; denn es ift hier ohne eifel auch fo zu gegangen / daß / was Co- umbus, oder noch einer vor ihm / entdecket und erfunden/ doch dem dritten Mann etwa einem Veſputio, zugeſchrieben und nach feinem Nah⸗ men genennet worden. So willich auch nicht anführen / was M. Meibomius, und nach ihm Bontempi, dem Aretino, an feinem eingebil⸗ deren Ruhm / fuͤr Bernunfftsmäßigen Abbruch thun 5 es möchte fonft roiederum heiffen : man lieſſe animum injuriandiblicten. Aber der Gegner fchlagedie Audtores felber nach ı fo wird er Augen kriegen. Wiewohl / was ſchwatze ich viel von Anctoribus? ſagt doch der einfaͤltige Solmifator recht offenhertzig & certa quadam fiducia (als folte man mey⸗ nen/ wie er fo fonderlich gelehrt und belefen fey ) M4 er (z) Vid, Printʒ Satyrifdyen Compon. ır. Theil p. 512. tqusd, Hifor. Muf, pag, 104, ex Davide Cythrao & Conrads Dietersso,

272 P. I. Cap. VII.

er habe noch in keinem Auctore gefunden / daß Aretinus durch Das Gamma etwann ſeines Nahmens Gedaͤchtniß habe ſtifften wol⸗ len; derohalben ſcheine es / als wolle man

ihn eines Hochmuths beſchuldigen / da doch |

‚der Mann ſchwerlich d gedacht babe: Ich möchte gerne wiſſen As viel und welche Auctores der. Herr Drganiftelefe ? das In⸗ troductorium oder der Micrologus , wel⸗ hen unfertheureGuido in feinem 3 aſten Jahr / fub Joanne Papa XX gefchriebenund Theo- baldo , dem Bifchoff von Arezzo dedicirt hat wird ihm ja wohl’ zum Unglück der gangen Muſicaliſchen Republique, nicht in die Hans de gerathen ſeyn. Es mare ſonſt um ung alle ad und müfteman Wallfahrten nad) Ers

ri / wie vor dieſem / nach dem gelobten Lande

anftellen/ die wunderthätige Reliquie zu fehen. Aberı Schertz ben feite / ich will Doch ein paar - der befannteften Auctorum herlangen / die über das Gamma mit mir eins find / unddem Drgäniften feinen Balcken auch hierinn weiſen toerden. Ä S. 10. Dererfte it Herr Printz / welcher in feiner Hiftorifchen SBefchreibung der edlen Sing⸗und Kling. Kunft Cap. X. $.3.& 4. alfo

redei:

a

Vom Aretino. 273

redet: Dem 4 bat Guido das Briedhifche T vorgefeger/ damit er andeutete / daß die GBriedyendie Lrfinder der Muſic geweſen / von welchen fie auf die Italianer gekom⸗ men; und daß er zugleich die Ockavmit dem letzten / nemlich dem G, vollmadhte. Zwar feynetlidye / die da wollen, daß er mit dem T ur, gleichſahm als bieffe ea Gut oder Guido, feinen Nahmen babe wollen ausdrücken: weiler für billig gebalten/ daß deffen Nah⸗ me nicht vergeffen würde) der eine ſo nuͤtz⸗ lidye Sache erfunden. Wir halten ſo wohl dieſes alsjenes für wahr. Siguidem unius vei plures ee poſſunt fines weil eih Ding mancherley Endzweck haben kan.

$ 11. Derandere Audor iſt Broflard,

welcher / lub Titulo Syſfema, pag. 160. n. 3. alſo ſchreibet: Afn de remarquer plus preciſe- ment, quel [on chatun de ces points repreſen- 20it , il (Guy Aretin) prie les fix premieres Letires de U’ Alphabet des Latins , au deſſous desquelles il mit le T , on Gamma des Grecs, Pour marquer [elon quelgues uns, que la Muſi- que, on du moins U art de la noter, venoit ‚de ces Peuples; on [elon d’autres, parce que⸗ Be M5 fo

24 PICapVil.

fon nom commengoit par cette Lettre, il etoit bien aife de marquer à la Poſterité, qu'il stoit U’ Inventeur de cette nouvelle maniere &c. Das lautet vermutterfprachet alfo : Damie Guido nun defto genauer den Klang anzeis en möchte / woeldyen jedes Pünctgen vors ftellte / fo nahm er dazu die fedye erften Duchftaben des Aateinifchen Alphabeths und fegtedasr , oder Griechiſche G darun⸗ ter/ wie einige wollen / um zu bemercken / daß die Muſic / wenigſtens die Runftder No⸗ tenſchreiberey / von den Griechen herge⸗ ſtammet; oder wie andere behaupten! weil fein Nahme mit einem G anfing / under der Nachwelt gerne dDadurdy ein Zeichen bin» terlaffen wollen/ daß er der Erfinder diefer neuen Sing⸗Art gewelen ıc. $. 12. Einjeder fieht wohl’ daß Printz und Broffard diefe Gedancken nicht aus ihren Bingern gefogen / fondern Daß ihnen andere das zu ſchon lange vorher Die Bahne gebrochen has ben’ und man leicht / wenns der Mühe werth waͤre / deshalben weiter zurück su gehen / ein gans es Regiſter Auctorum davon aufbringen oͤnte. Wenigſtens ſind die angefuͤhrten Ur⸗ ſachen wegen desr beſſer als des Gegners ſei⸗ u ne /

Dom Aretino. 275

ne / dieſes Inhalts: „IBeilimStyloEcclefia- „ſtico der Geſang wohl oͤffter insN heruntet / „‚felten aber ins G. gehet; ſo iſt G. der tieffeſte „Clavis geweſen / welcher im Choral⸗Geſang „vorkommen / und mit dieſem faͤngt das hexa- „chordum durum an / und deswegen (bo- „nus dies) iſt das Gamma pro Schemate „alcenfionis & Deſcenſionis genommen „worden. Voilaune raifonbien refon- nante!manhatdas G.felten geſungen / deswe⸗ gen iſt die tieffeſte Clavis fo genennet worden / oder aber / mit dieſer tieffeſten Clavi hat man das hexachordum durum angefangen / er- go hat das Griechiſche Gamma demſelben muͤſſen vorgeſetzet werden Schoͤn! Sehr ſo gehts / Herr Organiſte / wenn man die Sache nicht ex fundamento weiß / auf auctores provocirt, und deren keinen geleſen hat; einen Moͤnchen defendirt, deſſen Lebenslauff und res geſtas man nur von Hoͤrſagen weiß / ja deſ⸗ fen Nahmen man nicht einmahl recht ſchreiben kan / durch überflüßige unnuͤtze Grillenfaͤngerey und kahle nichtige Wiederlegung beyLeutẽ in Die Pr&fumption einer fonderbahren und vorzuͤg⸗ lichen Wiſſenſchafft (ſcil.) kommen will, und das Gamma nicht einmahl verfteher ; wenn man die Buchlaͤden anzufü

en

276 P.I. Cap. VIE

len trachtet / darinn / nebft denaus allen 4. Ecken der Weltaͤngſtiglich zuſammen gerafften Ab- ſurditaͤten / etwann ein Bachanten⸗ und Wie⸗ en⸗Lied / oder eine Antiphona in Kupffer ges ratzet iſt; wenn man mit ſolchen Grind⸗(ich wolte fagen ) Grund⸗Saͤtzen aufgezogen kom̃t / die wieder alle Vernunfft lauffen und Das: ca- lumniare audacter , femper aliquid hæ- ret, zum unverſchaͤmten Feld⸗Geſchrey fuͤhret. Ich fee. aber den Fall / Guido hätte wollen feis nes Nahmens Gedaͤchtniß mit dieſem einzigen armen Gamma ſtifften / waͤre dag ein gröffeer Hochmuth / als wenn einer heutiges Tages eine gerineynte Totam Muficam mit tothen Buchſtaben drucken’ und feinen gangen Nah⸗ men / ohne roth zu werden / ineben der Farbe darunter feßen laͤſt? So viel auf den andern; Vertheidigungs⸗Punct zur Nachricht! $,13. Vors dritte beantwortet oder wie⸗ derleget der Gegner meinen Sag : daß Areti- aus wenig &hre mit feinen 6. Vocibus einge: leget hatı weilder Thone over Klänge ( verftehe die nattirlichfien gradus in fcala Diatona ) fieben ſind mit folgenden Eräfftigen Worten: Guido hat ja recht. Es ſind ja nicht mehr als 6. Thone in der Muſie. - Der Kerr 0000 Aa .

Dom. Aretino. 277 Autor (da mennet er mich mit) legt wenig Ehre ein / wenn er fpricht / Daß deren 7. wären. Das Semitonium naturale,mi & fa, ift ja zweymahl inder BecieOdtave anzutrefs fen/ wo wollen denn 7.Thone herkommen? Man kan wohl geichebenlaffen‘ daß das b quadratum h / und das fa ſictum bgenennet wird / eigentlidy aber find sicht mehr ale 6, Toni Principales in Mufıcis , Diele bat Guido Aretinus benahmfer mit dr &c. Daift Safft und Kraft drinn ! Wer wolte folchen herrlis chen Rationibus tmiederfprechen und nicht convincirt werden? Zum Glück und zu Eh⸗ ren des Senarii, hat mein Tenebrio juft eben fo viel Rationes , ald er gradus naturales ſtatuiret / angereoffen. Ich es doch nichtans ders / als haͤtte er fie aus dem GluͤcksTopffe heraus gegriffen. Hoͤrt! wie ſie einem durchs Hertze gehen: (1.) Guido Aretinus hat ja recht. (2.) Es ſind nicht mehr als 6. Thone. (3:) der Herr Auctor legt wenig Ehre ein. (4.) dasdemitonium iſt zweymahl in der Octava. 75.) man laͤſt geſchehen / daß b. quadratum h / und fa fictum b genennet werde, (ſehr à propos)‘ (6.) eigentlich find nicht mehr als 6, Toni principales , und Guido hat fie 1300 MI ger

278 P. I. Cap. VII.

-getauffet. Es möchte einem druͤber was an, ommen / wenn er folch Zeug liefert. = $.14. Sch halte die Sache für fo deutlich, daß ich nur die Schuler fragen will: Ob nicht Tonus majoriin der Odtava dreymahl vor⸗ kommt? ob nicht Tonus minor zweymahl in der Octava vorkommt? Ob nicht dieſe 2. und jene 3. fuͤnff Gradus machen ? Ob nicht / da das Semitonium naturale zweymahl in den Gradibus Octavæ vorfommti dieſe z. und je⸗ ne s. ſieben austragen? Wenn die beyden fo genannte Semitonia naturalia in der Odta- va nur für eins paßiren ſolten damit Bruder Guido und feine ſechs Sylben bey Ehren blie⸗ ben’ wo ware denn eine 7 ma, wo eine Odtava? Möchte man nicht aufeben diefen Schlag fpres chen: Diedrey Tonimajores find auch eis nerley quoadProportionem ; Diebeyden Toni minores ebenfalls ; fo haͤtte die Octava weder 7. noch 6. fondern eigentlich nicht mehr als 3.Tonos principales, nemlich einen ma- jorem, mwelcher dreymahl / einen minorem, toelcher zweymahl / und ein Hemitonium; welches gleichfalls gimeymahl vorfomme ; mo wolten denn 6.herfommen? das waͤre zwar eis neneug Menage, aber eine uhralte a“ | | arm

Vom Aretino, 279

darinn man ſich mit einem Tetrachordo ab⸗ ſpeiſen laſſen muͤſte. Und alſo kan man aus des Gegners eigenen Principiiserweifen daß weder er. noch fein Guido nicht Die allergeringr ſte Ehrerfondern lauter Schimpff und Schande mit ihrem Senario eingeleger haben,

. . Sıs. Es vermiſchet ver Gegner dieGe- nera graduum mit den Speciebus derſelben aufeineunerhörte Dumme Reife, Die beys Den Sermitonia naturalia in der Odtava, welche Doc) eine ganke Quarta von einander liegen follen bey ihm für eins paßiren / weil beys de Semitonia eine Groͤſſe haben; hergegendit . dren Tonimajores,deren zwey Doch hart nes ben einander liegen’ und ebenfalls einer Groͤſſe find,follen immer Ipeciatim drey bleiben; auch die beyden Toni minores follen würcklich zwey feyn und bleiben/ Damit nur 6. heraus Fommen. Sch habe mit feinem fa fidto nichts in der Welt zu thun / fondern rede bloß von den 7. Intervallis diatonis , welche ein jeder Menſch / als Tonos principales, fingen kan/ auch befinden wird / daß ihrer in der Natur 7,

ſind / und daß / wenner die achte Erhebung mit der Stimme macht / der erfte Klang verjüi nget wieder hervor kommt. Und bey diefen 7. hͤſt | | es

280 P.1. Cap. VII.

——— es die Natur bewenden. (*) Guido hat ſelbft die 7. Buchſtaben: ab cdefg;tefte Prinzio I.c. (weldye 7. von Gregorii Zeiten her ge bräuchlich waren ) behalten und das r nur hins u gethan / NB, um die Octavam zu erfüllen, Guido mird nimmer fo alber gemefen ſeyn / daßergefager hätte: Es wären nur 6. Toni inder Muſic; ober wohl ſtatuiret / Daß man mit feinen 6. Vocibus alle 7. benennen und vers mittelft Dee Mutation Fünftlich (1. Fümmers lich ) ausfommen koͤnnen. Aber wozu Die Mühe? zufeinen Zeiten ging es an; nun nicht mehr/langenicht mehr. Pancirolli Meis

| nung

C(*) Warum nur 7. und nicht mehr noch weniger Thone in der Muſie / darüber hat D. Rudiger in feiner Phylica divina p.5 27. ſonderliche / wie⸗ wohl nur muthmaßliche und zweifelhaffte Ge⸗ daucken. Er iſt auf die Meinung gerathen / daß weil dieſe 7. Thone drey Tertien befragen (nem: lich ce. eg. ab.) fo hätten etwann dieſe drey Tertien einen Zufammenhang oder eine leid): mern mitden dreyen Halb⸗Circuln des Las

yrinths im Ohr ; denn/daß deren nur deep und mehr nicht befindtichr dahin der Zugang bißwei⸗ len durd) a. bißweilen durch 5. Definungen ge: macht wird, beweifet er aus dem Schellham⸗ mer de Audiru. Part. cap 4.9.5. Nondum patet xatio, ° Iſt auch nicht noͤthig. |

Dom Aretino, 281

nung (der auch die Ehre hat Guido zu heiſſen) von des Aretini galantem Invento, iſt dieſe: Ex hac Praxi & vocum Harmonia ſive concentu Theoria quædam poſtea fuit hauſta: quæ tamen neque /cientia eſt, ne- que vetusilla Mathematica, quæ NB. feptem conſtabat vocibus, ut ex illo Vir- gilii verſu deprehenditur: Obloquitur numeris ſeptem diſcrimine vocum Vid. Panc. Tit. XXXIX. p. 3 1. de Reb. deperd, $.16. Das vierdte fo mir vorgeworffen wird iſt / daß ich gefagt: Die Solmifatio fey ein Marter der Jugend. Da der Quidonifte Doch felber fpricht: Man fage insgemein: Ef J ortura difcentium.Mitdiefem insgemein rede auch ich / will aber meine Urſachen / warum? unten deutlich genug / und etwas mehr als ge⸗ mein / anzeigen. Unſer Legislator meldet gleichwohl dabey / daß er ven heutigen Muficis, die foldyeSolmifation nicht verſtehen / Feine Schuld beygemeffen haben will; Ihre Lehrmei⸗ ſter waren fchuld Daran. O! mein mehrter Herr Quidam! meine Lehrmeifter/infonderheit die legten / toiffen nicht ein Mi von der Solmi- fation. ; feßt e8 immer mit unter die übrigen Abfurditäten/- daß fie mich felbige nicht / fons dern nur Das a. b. c. gelehret haben. Was mag

282 P.I. Cap. VII.

mag aber das wohl heiffen : Denen heutigen Muficis, die feine Solmifation wiſſen / auch Feine Schuld bepgumeffen ? Solles fo vielber deuten) als daß Diefelbe zwar bey dem Erfurti⸗ ſchen Windmacher nicht in Straffe verfallen nd / aber dennoch aufhören Mufici zu ſeyn? giſt nicht wohl zu glauben. Der aber/ follen die heutige Mufici, ob fie gleich keine Sol- mifation verſtehen / in allen Muftcalifchen Eh⸗ zen bleiben / ſo iſt ja das Büchlein Ut mit einem falſchen Titel beleget und kannicht Tota Muſica & Harmonia æterna heiſſen / wie deſſen Ru- bric lautet. Das ſolte man eher vermu⸗ then. Wiewohl es ſcheinet / als ob ſich der contradicente in etwas explicirte / wenn er p.xor. ſchreibt: Wer ein Componift ſeyn will / muß beydes / nemlich das AB Cund die Vocer verſtehen. Das nimmt man nun in ſo weit an daß ein Componiſt wohl wiſſen moͤge / was die Voces fuͤr Wunderthiere geweſen / und wie man ſich ihrer vor Zeiten mit Jammer im Singen / und mit Zwang im Fugiren bedienet habe / er wird aber mit Haͤnden greiffen / daß man nach dem ehrlichen ABC nicht nur in- ftrumentaliter, fondern vocaliter alles viel leichter und bequemer einrichten/die Semitonia mit den e £ und hc weit deutlicher und re Ä iger /

Vom Aretino. 283

diger / als mit dem doppelten mi fa, unterfcheis den / auch) coeteris paribus, durch einen weit kuͤrtzern Weg / die beften Fugen von der Welt machen lernen koͤnne.

F. 17. Sonſt haͤtte der Gegner nicht noͤ⸗ —— den Baͤhren abermahl hieher zu fuͤhren weil fein Menſch noch je geſtritten hat / daß nicht das Semitonium naturale zwey⸗ mahl in der Octava vorkomme; obes aber bey» desmahl mi fa, und nicht vielmehr / diftindtio- nis gratia, das einemahl f , und das andere mahl hc heiffen koͤnne und moͤge das läßt man“ jedem fünfflinnigen Menfchen zum uber. Mirgiltes gleich / es mag Kafeoder Butter heilfen / wenns nur unterfchi:den wird, Solte aber dieſes händelmacherifche Semi- tonium da es doch zweymahl in der Octava vorkommt / nur vor eins paßiren ſo muͤſten auch 2. Ducaten von gleichem Schlage / deren einer in Erfurt der andere in Hamdurg befindlich iſt nur einen Ducaten gelten; wie ſich aber bey» de Pofleflores Darüber vertragen würden das gu mag der Derr Drganiftefeben.

.S. 18. Daß er indeß aufmeine Sragen

im Supplemento de Orcheftre für unnd»

thig Hält weder zu anttworten / noch denfelben ets

was entgegen zu ſetzen / iſt fehr. wohl ie | |

284 P. I. Cap. VII.

Mich deucht / der gantze Bettel ſeiner nichtigen Beantwortung und nüchternen Wiederle⸗ gung hätte wohl können fuͤr eben founnöthig ja für muthwillig / frech und gottloß an ihm felbft gehalten werden’ fimens non læya fuiſſet, und falls der gegenfeiige Schrifft - Stellen nicht gehoffer / groſſe Schäße damit zu ges winnen / oder fich einen heroftratifchen Nah⸗ men zu machen; allein / wie elend die Lotterey ab⸗ gelauffen und dieſe Abfertigung ihm befommes mag er felbft fühlen und wirds der Ausgang "endlich weifen. Was fonften den Anmerckuns gen des HerenGapellmeifter Keiſer / ſo er über das Orcheftre gemachet/e ua im Ut,entgegen gefeßt worden / wird Derfelbe fehon bey Gelegenheit felbft beantworten / wenn er es der Muͤhe werth ſchaͤtzet. | GS. 19. ann denn nun aus dem abges handelten zur Gnüge erhellet/ daß der verruͤckic. Derfaffer des Büchleins Ut, indeffen Parte Refutatoria, ſeine Abſicht / durch Die vermennte Wiederlegung des Orcheſtre, gar nicht errei⸗ chet vielmehr in erbarmens⸗ wuͤrdige Sophi- ſiereyen / wunderliche Contradictiones und Confuliones verfallen / wenn er (=) die pedanten gar albern defendirer. (B Een | | ier⸗

——— (a) Huj. lib. pag 20. (9) huj.lib, pag. 33.

Vom Aretino. 235

Bierfidlern als ein ftroberner Advocat dies net. (y) Einem vornehmen Auctori aus Unverſtand / Dummbeit und Unbeleſenheit ſehr offte Worte zuſchreibet / daran derſelbe nimmer gedacht. (d) Eben das vom Ders fall der Muſie / alisverbis, anbringet / was das Orcheſtre 6. Jahr zuvor behauptet / nur damit es contradicirt heiſſe. (6) Dem Or- cheſtre an vielen Orten grund⸗falſche Wor⸗ te andichtet / die gar nicht in dem Buche ſte⸗ ben. (g Vielfaltige grobe und brutale Laſterũngen und Calumnien ausſtreuet. (+) Sich ins Angeſicht mehr als einmahl wie⸗ derſpricht (6) des Orchefre Rubric nicht verſtehet (+) heutigen Compoſiteurs die Modos Græcos, als Tezel den Ablaß / kurtz⸗ um oberudiren will (x) Beinen Unterſchied inter Gregorianos & Græcos Modos macht. (A) Demorebeſtre, aus eilenem Hand⸗egreifflichẽ Unverſtand / Unwiſſenheiten andichtet / de⸗ ren er doch ſelbſt die Menge ſelbſt heget | | (K) (y) b.1.p.40,45.96, & alibi pasfım,

(8) h. pag.36.46.47. (e) h. l. p.48,51.77 08, 145.195.204. (() Ut p.1.3.16,17.29 35. 37. 41.442 67. 79. 80. 92. 97. &c. („) h. l. P. 30. 54.100. 134. &c. (6) h l. p 54.196,

(„7 Ut, Part. Inform.cap.V. (x) Ut, p.43.

(1) Ut,p.77.97.h,1,179.231,

286 P.L. Cap, VII.

(„) geringe Liberfichren hoch aufmutzet (v) Selbſt de Seylis de Refolutione , de Ricer- eatis,Modis &c. irrig und lacherlich raiſonnirt. (£) Organiſten⸗Griffe von der Muſic auenimmt. (o) Tand und. Binfalten Sauffenweife lauffenläßt. (m) die Cla⸗ viersDrobe nicht verſtehet. Ce) Die Temperatur noch voeniger. (o) Durch Aus⸗ laſſung eines Woͤrtgens die beften Gedan⸗ ken boßhaffter Weife zu verdrehen ſuchet. Cr) Wieder alle Natur und arbeit nur 6.Gradus Sonorum behaupten will und (v) dem 4retino mit feiner unvernünftigen Apolo« gie mehrSchimpff als Ehre anthut dec.dc. (Salvo jure addendi, ſed non minuendi) Als habe im vorhergehenden / zur noͤthigen Be⸗ ſchuͤtzung meines Orcheſtre, die unverbotene Gegenwehrthun muͤſſen / und werde in folgen⸗ den / fo kurtz als muͤglich / den Muſicaliſchen unpartheyiſchen Leſer die nichtige / verdrießliche⸗ verhaſſete / abgeſchmackte / abgeſchaffte / laͤngſt verrottete / ſtinckende Solmifation nebſt dem | 7 abi C() Ut,p.44.h.l.217.230. 6) Ut, p. 4. h. l.

123. 190. 227. (£) Ut, p.70 h. l. 173. (.) Ut, 75. ſq. h.l. 177. 1q. 231. (m) h. l. p. 76. 154. 178. iss. (æ) h. L p. 26. (5) Ut p. ↄ97.

(+) ibid. & p,1oc. (u) Ut, p. 99. 100.

Vom Aretino. 297

übrigen unrichtigen Quarck des Erfurtifchen Pedal rerersszu feiner/ des Leſers / vernünfftie gen Beurtheilung darlegen müffen / des feiten Vorſatzes / Feine Feder hernach mehr über Dies fer Materie anzufegen / es folge auch mas da wolle; denn auf Calumnien und Anzüglichkeis ten zu repliciren/ iſt nur thöricht gethan und der Muſie ſehr nachtheilig; hergegen mag reel- le Einwuͤrffe heiffen fönten / die find fchon zur Genüge abgefertiget / und mögen noch immee Dusch beglaubteAudtores von jedermann mehr und mehr gernichtet werden. Zum Erempel will ich nur Joannem Mariam Bononcini, eis nen Patronum des Solmifatoris anführen/ aus welchem auch der Septimen- Studente p. 18. Muſ. Pract. den Malevo- lum uͤberzeugen Fan / daß diejenige Reſolu-

tio Septimæ in Tertiam, die er vocaliter gar nich paßiren laffen will / von gedachten Auctore auf alle Weile gebilliger wird. Ingleichen / Daß die Regel / in einer vollfommes nen Conlonantia anzufangen würcklich uns fern Vaͤtern ein groſſer Schlagbaum geweſen / aber doch nicht unvermeidlich ſey. (vid. p. 20. Bononc.Muf. Pradt,) So dann / p. ſeq. daß man / nach Bononcini Meynung / dem m.

Q

288 PL Cap. VII.

———— —— achtet / in einer Sexta ohne Noth nicht anfangen ſou / wovon doch der Wiederpelfferer ſagt / es ſey gar nichts Neues. Man koͤnte auch’ aus dickgemeldtem Scribenten / cap. 13. Pag. 57. ſchnurſtracks gegen⸗ und wieder des Ut- Stellers Vorgeben / daß ein Quatuor zu ma⸗ chen ein fo maͤchtiges Kunſt⸗Stuͤck ſey / darle⸗

gen / daß ein Duo, oder Stuͤck mit zwo Stim⸗ men / faſt am ſchwereſten zu machen; hingegen daß ein Quatuor, oder Satz mit vier Stim⸗ men / nicht fo genauer Aufſicht als ein Duet oder Trio unterworffen / wie. ſolches in erwehnten Muf. Pradt, p. 62. mit deutlichen. Worten zu leſen. ltem, c.2 1. p.97. daß ein groſſer Untere ſchied zwiſchen den Thonen des Canto fermo, i. e. Tonis Eccleſiaſticis, deren 8. und den Thonen des Canto figurato, ie.ModisGræ- cis, deren 12. find / ob ſie gleich unſer Thon⸗ Miſcher zu Erfurt alle in eine Bruͤhe wirfft. En⸗ An, wer ſich Mühe geben wolte / der koͤnte alles. und jedes haarklein aus ſelbſt-gewehlten Bits chern übern Hauffen werffen / und die Bloͤſſe der fechsfplbigren Bernünffteleyen ſattſam vor Augen ftellen; allein es mag hiemit genug ſeyn: wir fchreiten zu unſerm Vorhaben / und unter⸗

ſuchen den andern Theil des Buͤchieins *

DE J

Veſchuͤtzten Orcheſtre- Zweytes Stuͤck.

PARS PROFLL | Oder:

Zerſtreuung und gängliche Nie

derlage derjenigen Beftürmer/diedag

Orcheftre vermeintlich haben überrumpeln follen. |

Das erſte Capitel. Von den dreyen erſten Lectionen Partis informatorix im Büchlein Ur. Lectio I, Von der Engel- Mufie.

9. 1.

das Orcheſtre in keine abge⸗ ſchmackte u ae und Andere ante

290 P. IJ. Cap. l. Lectio L

antwortliche Irrthuͤmer gefallen / wie ein abge⸗ ſchmackter Dintenſieder unverantwortlicher Reife ums Geld ſagen wollen;keine rechtſchaf⸗ fene Muſicos, die ſich aufdagMonochordum nicht gantz allein legen / ohne die Praxin zur Hand zunehmen ſceptiſch durchgezogen; von den Tonisfeu Modis Muficis , in ſpecie Gracis, mehr/ als einem Liebhaber nörhig/beys ebrachtz und folche / da ſie in der Kirche, ges väuchlich / keines weges Daraus verworffen; allenthalben 24. Modos ſtatuiret / und Die eis nem galant homme noͤthige Definition da⸗ von gegeben; ſpeciem Octavæ bey heutigen Modis daſelbſt für gehalten; von den Semitoniis naturalibus, de Repercus- ſione, de Ambitu & Transpoſitione- Modorum gnugfahmen Bericht ertheilet/. ſol⸗ ches wird Der geneigte -Lefer in vorhergehenden Eapiteln alles deutlich.erroiefen gefunden has ben. Alſo waͤren die hefftigften Stürme in fo weit abgeſchlagen; derowegen mir erlaubt ſeyn wird / einen Eleinen Ausfall zu hun und dem Feinde biß in fein eignes Lager nachzuhauen- 62%, Solches Lumpen-Lager ift nun die fo genannte Pars informatoria ; darin er. allen Liebhabern einen beffern Weg zeigen will /

Don der Engel⸗Muſic. 29 r

will / wornach dieſelbe von den Urſachen der Muſic / und wie ſolche wieder herzu⸗ ftellen fey / glücklicher urtheilen koͤnnen. Das will er ſo gar demonſtriren. Laſt ſehen! Das erſte Capitel beweiſet: Daß die Muſic eine Engliſche Runſt / und daß ſolche ans fangs / da das allmaͤchtige Fiat erklungen / dem Menſchen eingefloͤſſet und ertheilet worden ſeyn. Quid hoc ad rem? Das andere Capitel zeiget an: wie die Muſic mit groſſer Mühe hat müſſen wieder geſucht und gleichſahm von neuem erfunden wer⸗ den. Cui bono? Das dritte Capitel gibt Unterricht / daß die Schmiede⸗54mmer dem Pythagoræ nicht zur Erfindung der Muſic / wohl aber zu den Muſicaliſchen Proportio- nen Anlaß gegeben haben. Curaſti probè. Das vierdte Capitel: Gandelt von der Gui- doniſchen Solmiſation. Bene veneritis, Do- mine Solmifator ! Das fuͤnffte Capitel: Von den Tonis few Modis Muſicis. Poſt Homerum lliadem ſcribit. Und endlich das fechfte Capitel beweiſet: Daß die Muſic ewig bleiben werde/ fo wie ſie Guido mit feis nen ſechs beftellec hat 2c. vanitas vanita- tum! Heiſt das einen Weg geigen/ und noch

| | MM 2 Dazu

892 P. II. Cap.I. Lect. I.

dazu einen befferen Weg / wornach man von den Lirfachen der Mufic/ und wie folche wie⸗ derum berzuftellen ſey / glücklicher urtheilen koͤn⸗ ne? was thun da die Engel gu ? was thut die Hervorfuchung im Alten Teftament dazu? was thun da de Pychagorz Schmiede⸗Haͤm⸗ mer zu ? Was das Urt? mas die Modi? was die pretendirte Solmilatio im Him⸗ mel? Albertäten finds ja. Solange der Wie⸗ derfprecher eine Normam , nemlich das Or- cheitre,, vor ſich harter und nichts als läftern wolte / ging ihm / oder feinem Treiber vielmehr/ die Schmiererey noch ziemlich von ſtatten; nun er aber informirenjeinen beſſern Weg zeigen / proprio Marte etwas elaboriren und ſich Airs geben will / ſiehet many wie er fo kahl beſte⸗ het / und ſeinem eignen Vorſatz ſo ſchlecht nach⸗ folget / daß man nicht anders urtheilen kan / als es ſey etwann der Menſch nicht recht unter dem Huteverwahrer. Wir wollen erſt die Helffte dieſes Miſchmaſches vornehmen / und fehen« was unfer untüchtige Informator für herrlis che Demonftrationes geben fan. . $.3. Cap-I, fagt der irrende Wegwei⸗ fer $. 1. felbft : der Auctor des Orcheſtre pflichte der von. ihm angeführten Meynung vi | a

Von der Engel» Mufic. 203 \

daß die Mufic eine Englifche Kunft vn ums ‚gekehrt: Der Here Organiſt irret. Erpflichs tet vielmehr meiner Meynung / jedoch zerſtuͤm⸗ melter Weiſe bey / welche ich ihm für 6. fahren fchon hingefchrieben habe; unddennoch miller ‚einen befern eg zeigen / da er doch mit meis nen felbft eigenen Worten ſich ſchmuͤcket / und zwo gantze Seiten damit anfuͤllet / auch nichts anders vorbringt / als daß ich keinen Beweiß angefuͤhret. Das will er aber thun / und zwaͤr (1.) aus dem Kirchero, deſſen Ver— gleichung mit einem Zauber⸗Buche der gute Erfurter noch nicht verdauen kan / und ſagt im⸗ mer / ich hätte auf den Kircherum fehr geläs ftert; da er doch wiſſen möchte, daß es auch Ma- giam naturalem gebe/und eben unſer Jeſuite ftarck damit gehandelt/ja fo gar Bücher davon gefchrieben habe. Damit wir nur bey der Mus fic bleiben / fo befehe man Kircheri Lib. IX. Muſurgiæ, cui Titulus : De MagiaCon- ſoni & Difloni. Doch unfer Solmifator iſt eben Fein Heyenmeifter. 4. Was fonft vondiefem Mago und feinen ungeheuren Schriften die gelehrte Welt Für Urtheile abgefaſſet hat / wird der Exfurtifche Hauß Ereuk: Träger wohl ſchwerlich errarhen | N3 noch

294 PM. Carl. Lect. I.

U noch ſich immermehr einbilden koͤnnen. Es finder ſich meines Behalts / niemand der Kir- cherum fonderlich lobet / auſſer dem einzigen. Gothaiſchen Rectori, Vockerodt; dem Der Weiſſenfelſche Bahr ehmahlsı Muficplifcher Händel wegen die Tagen fo tapffer eingefchlas oen hat. Dieſes fonft gelehrten Rectoris usfpruch vom Kirchero ift aber nur bloß auf deffen Obeliscum Pamphilium gerichtet / und dagu : Judicium ztatis immatur&;. wie er denn felbft in der Zufchrifft feiner Znerod. in Notit, Societ. literar. geſtehet / daß das gantze Buch eine Frucht ſeines annoch unreiffen Al⸗ tersfey. Indeſſen dencken andere / die veniam ztatis zuditten nicht noͤthig haben / von unſeren arbeitſahmen Jeſuiten gang was anders / als der Herr Rector Vockerodt. En voici quelques traits. Morhoff ſagt unter ans dern / Pohh. Tom II, lib.2. P.2, cap.29. (.4. pag.433. es wären des Kircheri Schriften fiberhaupt eitele Aufſchneidereyen; weiches denn mit unfermSentimentp 119.völlig und juſt einflimmer. Here Kath Mencke ſetzt ihn richtig mit unter dieelehrrenCharlatans oder Marckſchreyer / ⸗ag 38. ed. pr. de Charlat. Erü- dir, Sp nennetauch Rich, Simonius des Kir-

| ee cheri.

Von der Engels Mufic- 208

cheri Oedipum infonderheit und ausdruͤck⸗ lich eine Charlatanerie , nouvel. Biblioth. choifie, Tom, Il. cap. 4. Ja / der berühmte Cle- ricus, oder de Clerc, behauptet Bibliorb, anc. & modern, Tom, I, p. i91. mit Flahren Torten: Es habe Kircherus (yon längfi allen Credit und alle Renommee beyden Gelehrten vers lohren. Man lefe wos Herr Bundling in. feiner Zu, Philof. mor.Cap.1.$.3,pag.9.8 10. vondiefem Davo (mit welchen Nahmen ihn aud) Kerr Fabricius , Bibliotb, Graca 5, lib. I, cap. 13.97. beehret) und groſſem Plagiario hält. Der fubtile Engelländer/ Jo. Owenus, richtet ihn / in Tbeologum. lib. 1. cap.ß. 6.22: p.82.& alibi , wegen feiner Leichtglaubigkeit und des Mangels am Judicio,brav aus; und - Huetius ſpricht / Quæſt. Alnet, Lib. II. cap, 3. daß Kircherus gemefen fey : Vir vaſtæ & variæ, fednonfatisaccuratz & caltigatz eruditionis. Hottinger / If. Voſſiuus und ans dere mocquiren fich auch weidlich über ihn / von welchen allen ein curieuſer mehr Unter⸗ richt finden kan in Actis Philoſoph. P. VIII. pag.193-199. In Summa, man fan vom Kirchero gar wohl ſagen / was Herr Seruvius,

in Bibliotb, Pbilof, cap 3. $.5. pag. 46. vom 4 Ca-

296 P.I. Cap. I. Leit I. Ca/alio urtheilet nemlich: Audtor nofter, pro more fuo, congeſſit potius ex aliis, quam digeflit. Der Titel endlich / den ich fonft dieſem fleißigen Manne / infonderheit we⸗ gen ſeiner Muſurgiæ (daruͤber Marcus Mei- bomius gloßirt hat) beyzulegen pflege / heiſt: Copiſte infatigable. Und damit faner ſich wohl behelffen. F.5. Dieſer Kircherus ſoll nun / nach der Rechnung des blinden Wegweiſers / Lib. VL. Analog. ſagen: (a) daB GOtt die Welt barmonice erbauet babe ; ergo ift die Mufie eine Englifche Kunſt. Weiter: Das ganze Himmels» Seer muſicire / fagt Kircherus; Antwort: Es Fan wohl ſeyn / ich zweiffle zwar nicht daran / dee Mönch hats aber eben ſo wenig gehoͤret als wir; daß es demnach nichts weniger als eine Demonſtratio oder ein Beweiß heiſſen kan. Ferner: Der Archimu- Acus hat in Erſchaffung des Menſchen mit einer allgemeinen Harmonie geſpielet / ſagt Kircherus; ergo hats geklungen. Wer bon | gehoͤ⸗

(a) Unſer Erfurter iſt wieder nicht ad fontes ſon⸗ | dern blind gefommen. Es iſt Lib.X. Mufurg, | = nicht VI, welches de Organo Decaulo han:

elt. u

N \

.——

möchte zu meitläufftig werden Ich meines Theils bin gut dafür, wenn auch alle andereuns nüge und dumme Fratzen hätten megbleiben ſollen / und nur ein wahregSpecimen von ter Englifhen Mufie zum Vorſchein gefommen

waͤre / Die Herren Kunſt⸗Genoſſen und andere

ehrliche Leute / die auch gerne eine Compoſi- tionem Angelicam fehen wollen, haͤtten das Buch lieber zweymahl fo theuer bezahlet / und waͤre es nur um eine eingige Kupffer⸗ Tabelle ‚mehr zu thun geroefen. Der "Betrug und Die Marckſchreyerey ift | , 5

208 P. II. Cap.I. Lect.I.

4. 6 Damit die Herren Kunft:Senoffen aber nicht mennen/ Fein Menſch / als ihr Solmi-- fator, habe von dieſer Welt⸗ und Himmelsoder Engel:Mufic die rechte Nachricht und den Flas ren Kern fo mwillich ihnen / ohne mein ‘Buch über ein Quart⸗Blat zu vergröffern / erft die. Worte / die leeren IBorteKircheri, Lib.X. Regiftro I. deSymphonismo Calorum, mo am Rande p. 381. ftehet: In quo confi- ftat vera Harmonia mundi, hieherfegen: Quz quidem Harmonia , uti diximus, confiftit, cum inadmiranda quadam di- fpofitione & proportionatiflima unius corporismundani ad aliud intercapedi- ne; tum in quantitate fıvemagnitudinis unicuique ad finem fuum obtinen- dum appropriat& exactiffima Analogia, Teutſch: „Die Harmonie der Welt beſtehet / „wie geſagt / ſo wohl in einer gewiſſen wunder⸗ „wuͤrdigen Einrichtung und allerproportionir⸗ „lichſten Verhaltung / die ein Weit⸗Coͤrper ges „gen und mit dem andern hat / als auch in der „allergenaueſten Gleichfoͤrmigkeit der einem „jeden Coͤrper / zu krlangung ſeines Endzwecks / „beygelegten Quantitaͤt und Groͤſſe.,, Iſt das nicht erbaulich?

Don der Enngel-Miufic. - 299

$. 7. Hernach / wenn eigentlich von der Englifchen Muſic die Rede iſt / ſo laͤufft altesauf ein ſolches betriegeriſches dec. hinaus / als der Wegweiſer p.107. ſetzet. Denn / wie der En⸗ gel ihre Muſic beſchaffen ſey / davon findet ſich weder im Kirchero, noch ſonſt in dieſer Welt nicht ein einziges Woͤrtgen. Gedachter Au- ccor ſetzt vielmehr Regiſtro IX. $. 3-9:446. dieſe ausdrückliche Uberſchrifft: De Muſica Angelica inſenſibili. In dem $.felbft aber nimmt er folgende Propofitiones undSragen ‘por: Anima omnia fit intelligendo , ex Platone..e Quomodo anima res foris oblatas cognofcat ? Exempla à rebus naturalibus, Caufa, curanima Harmo- nia.delectetur? Harmonia infenfilis, Cut & unde repentinus amor ? Verto: (1.) „Von der Englifchen Mufic/ dieman nicht „hoͤren kan. (2) Die Seele wird durch ihr „Verſtehen zu allerley Cauch bipmeilen zum

„Narren /) Diefer Saß ift aus dei Platone ge⸗ „nommen. (3) Wie dieSeele die ihrvon 5 „angebrachte Dinge erkenne? (4.) Exempel „von natuͤrlichen Sachen. (5) Die Urſache / „warum die Seele Luſt zur Harmonie habe? (6.) Warum und eine plößliche Liebe | ent⸗

0 PM CaplLettl

entſtehe, ? Das find die 6. Haupt⸗Stuuͤcke / die unfer Magus an beſagtem Orte abhandelt / dar⸗ aus lerne mir nun ein Kunſt Genoſſe / wie der Engel ihre Himmliſche Muſic beſchaffen ſey / und beweiſe denn / mit unſerm prahlenden Weg⸗ weiſer / demonſtrative daraus dasjenige, mag die Rubric des erſten Capitels Partis infor- matoriæ des Buͤchleins Ut im Munde fuͤh⸗

ret. Cœcus cœcum ducit. $.8. Den andern vermeynten Beweiß⸗ thum nimmt der fich marternde Informator her von dem Märtyrer Ignatio, welcher der dritte Bifchoff zu Anriochien geweſen / und das abmwechfelnde Pſalm⸗Singen deswegen in die Kirche eingeführet hatı weil er gefehen (im Ges fiihtenemlich ) daß die Engel GOtt im Him⸗ mel aufgleiche Weiſe lobeten Und das iſt aus Werckmeiſters Uberſetzung des Steffani⸗ ſchen Sendſchreibens hergeholet. (b) Was iſt es aber nörhig die Sache von den Maͤrtyrern herzufuͤhren / haben wir nicht die Heil. Schrifft J und

(6) Der verkehrte Wegweiſer ſetzt hiebey: Vid. | Hr. WDerckmeiftersUnmerdungen;da es doch

der Tert des Herrn Steffani ſelbſt iſt; der es aus

dem. Socr. Niceph, Casliodoro und Amalario anfuůhret.

Von der Engel⸗Muſie. 308

und darinn die Offenbahrung Johannis / wenn wir auf Geſichte bauen wollen / die doch mehr Grund haben / als des Ignacıi feine Erſchei⸗ nungen. Apoc. cap.V. 8. ſteht / daß die 4. Thiere und die 24 Aelteſten ein neu Lied geſun⸗ gen haben. Wer wolte das aber proprie auslegen / daß Thiere ein neu Lied fingen folten? Man lefe die gange Dffenbahrung durch / da wird man der Engel fingen, Elingen/ blafen und und pofaunen genug antreffen. Aber man Iefe auch Lutheri Vorrede Darauf die ung ber richtet daßes eine Weiſſagung ſey mit bloffen Bildern und Siguren. Durch die Norte Erigel und Aelteften / fagt Lurherus , müffe man verftiehen / Bifchöffe und Lehrer in ver Ehriftenheit. Die Harffen bedeuten das Pre⸗ Digen / und die Nauchfäffer das Beten dc. - Darum fan folches auch nichts beweiſen / viels weniger des Ignatii Geſicht; weil jeneg Alle- gorien ſind / und diefeg ein gurer Traum.

9.9. Den dritten Beweiß nimmt endlich ber ſeynwollende Demonftrante ex Sacris Jef. Vi. Wenn er aber die Augen vor Balcken aufthun und daſelbſt am Rande zu fehen kan / fo weiſet der locus gleichfalls ad parallelum,

Apocalypfeos Cap.1V. v. 8. wo es ſo lautet: - R7 Mo

302 P. II. Cap.I. Lect J.

Und ein jegliches der vier Thiere hatten ſechs Fluͤgel umher / und waren inwendig voll Augen / und hatten Feine Ruhe Tag und Nacht und ſprachen: Seilig/ Seilig / Heilig ift GOtt der ZErr/der Allmaͤchtige / der da war / und der da iſt / und der da kommt. Iſt alles eine Weiſſagung / vom Reiche Chriſti u.nichteigent lich vonder Muſic der Engel. DaßauchCor- nelius à Lapide u. ſohannes Damaſcenus ſagen / dieſe Seraphim oder Thiere haben wech⸗ ſels⸗weiſe geſungen / ſolches hätte der ſchlecht⸗ in· formirte Wegweiſer nicht duͤrffen aus dem Steffani ausſchreiben / denn es wird darum niemand glauben wollen / er habe den Corne⸗ lium a Lapide oder Johannem Damafce- num felbft nachgefchlagen ; Fan er Doch eine Schrifft von 7. Bogen / die er treflich gemartert und genothzuͤchtiget hat / ſo wenig verſtehen / daß er allemahl bey den Allegatis fehlet / und nicht zu unterſcheiden weiß / was nur in den 7. Boͤgen der Tert Steffani oder Werckmeiſters Zuſatz ſey. (c) Wir koͤnnen es inzwiſchen „tr wo

(c) Das Wechfel-fingen iſt gar was altes und viel älter als Ignarii Traum, Vid. Sadom, vor Till Dicht⸗ und Spiel-Runft pag. 123. 1gg. #o-

R | | mor.

Don der Engel⸗Muſic. . 303

wohl leiden / daß man ein Wechſel⸗ſingen der heiligen Engel glauberich meines Theils bin der Meinung gerne und willig; allein die anges führte Prophetiſchen und Märtyrer-Gefichte/ vielweniger des Kirchers Gewaͤſche / demon- ſtriren ſolches nicht / und beweiſen keinesweges / daß die Muſic eben darum eine Engliſche Rumnſt / noch daß ſolche Anfangs / da das alls maͤchtige Fiat erklungen / dem Menſchen einge⸗ floͤſſet und ertheilet ſey. Es iſt wahrſcheinlich / aber nicht erweißlich.

6.10, Und wie fönte einer ſolche Muſie eine Kunſt nennen / da fie doch die Engehnicht etwann vom Aretino werden erlerner haben ? Fan man mwohlfprechen : Das Reden fey eine menfchliche Kunſt. Es iſt vielmehr beydes eine natuͤrliche Eigenſchafft / die Sprache bey dem Menſchen / und die Muſic bey den Engeln / als ihre Sprache / welche letztere aber nicht zu beweiſen / ob wohl zu muthmaſſen und zu glau⸗ ben ſteht. Alle dieſe Difficultaͤten / mein gu⸗ ter irrender / blinder / betrieglicher / verkehrter

* Weg⸗

mer, Iliad. I. verf. 604. Yrrgrl. Ecl. 3. Calpurn.

Ecl.g, Sratsws Papinius ı, Thebaid, Cætullus in

Epithal, Thetidis Theorr. Idyll. va! ad Catul.

ja ie gar Exod.XV 20, 21, XXXII, 18. Num. XXI. * 17. 86,

304 P.II. Cap.I, Lect. I.

Wegweiſer / + habe ich im Orcheftre gar leicht vorhergefehen/ derowegen mich auch mit Feiner Demonftration habe abgeben wollen/ fondern bloß gemelder: Man thue Fein Unrecht mit den Gedancken / daß die Harmonıa etwas unerfihaffenes und ab zterno in zternum ſey / maſſen ja unfere ftärckefteld&e vom ewigen Leben auf das fingende und Elingende Lob GOt⸗ tes Deffen feeliges Anſchauen und Dienft ſich besiehet. Ich ſage ferner » die Mufic fey der Engel Zeit- Bertreib und Dienſt / nicht der En⸗

elihre Runft. Dabey haͤtte es das Weich⸗ Bild wohl laffen mögen / ohne fich mit feiner eingebildeten Demonftration zu prolti-

tauen. Tekctio I. Von Adams und Jubals Muſit. 6.11. Gehen wir nun weiter und betrach⸗

ten / welche ſchoͤne Sachen und welche beſſerer Wege von der Muſic zu urtheilen ung IM dem an

T Alledicfe Predicata hat erfich felber su dancken / wie oben ſpecialisſime exwieſen worden.

Von Adams und Jubals Muſic. 305

andern Capitel Partis informacoriæ infor- mis gewieſen werden / fo kommt ein Wiegen⸗ Lied angeſtochen / mit dem Bericht / es waͤren ſolches uͤberfluͤßige Gedancken. Sa wohl uoͤber⸗ fluͤßige und recht kindiſche Gedancken! Wer ſcheert ſich was drum / ob 2idamı und Eva eins mit einander gehuͤmmert haben / wobey Cain zuweilen Die Leyer gedrehet ? Wunder iſt es / daß fie nicht folmifiren gelernet. Es ſind ja Lappereyen / dafuͤr ſich ein Mann / der feine Kinder⸗Schue bereits vertreten hat / billig ſchaͤmen ſolte; allein hier aus kan man das arm⸗ ſeelige Ingenum abnehmen. G12. Beſagtes anderes Capitel will weiter nichts lehren: als daß Adam lange vor Jubal gefungen haben koͤnne. A poſſe autem ad eſſe laͤſt ſich nicht argumentiren. DagOr- cheſtre bleibt ſtrickeè bey der Bibel / als dem beſten und unfehlbahreſten Wegweiſer / da wird expreſſis verbis geſagt: daß vom her⸗ kommen find die Geiger und Pfeiffer. Hat nun dieſer bloß die Inftrumental-dam aber die Vocal-Mufic erfunden / das laft man an feinem Orte gefteller feyn und ift eben nicht fo gar ungereimt ; aber eg ift Doch ein bloffes Muthmaſſen und beweiſet nichts, at

366 P. I. Cap. I. Lectio II. hat man auch im Örcheftre nicht darauf re-

fledtirt, ſonſt wäre die Muſie / oder Pars ejus, noch um 900. Jahr älter geworden / welches ja sum Northeil meiner Saͤtze gedienet hätt. Al⸗ lein mit folchen feichten Gründen mag ich mich nicht behelffen. “Dennoch fagt ja mein Sup- plementum ausdrücklich : „Ich meines Theils bin gewiß / daß fo gleich im Anfang’ da „&HDt Himmel und Erde erfchaffenna in dem „Augenblick / dadasallmächtige Fiat erklun⸗ „gen / dem erſchaffenen Weſen und Menſchen das war ja Adam )auch Die Muſic eo ipſo „eingeflöffer und ertheilet worden fey.» Was will man denn mehr? Ich bin Des gewiß / ich glaube es; kans aber niemand als einen Glau⸗ bens⸗Artickel aufdringen / vielweniger mathe- matice demonſtriren / daß es wahr ſey. Sol⸗ ches kan kein Menſch thun / weil die Heil Schrift davon ſchweiget. Wo iſt denn abermahl der beßre Weg / der uns ſoll gewieſen werden? Hz, Wie die Inſtrumental⸗Muſic erfunden ſey / daß duͤrfften wir nicht moeitläuffig aus dem Kirchero und Prinzio anziehen! das 4. Cap. des 1. B. Mofes ift alles und genug. So hat auchja das Orcheſtre dieferhalben kei⸗ nen Menſchen auf den unrechten Weg ee; E wor⸗

Don Adams und Jubals Muſic. 307

wollen / daß daruͤber eine Reformation und Information anzuſtellen wäre. Daß Printʒ ſolche Sachen aus dem Kirchero anziehet / daran thut er recht und wohl / denn es erfordert ſolches ſein Inſtitutum hiftoricum. Kir- herus hatte auch ſehr groſſe / ob wohl cönfufe defleins in feinem Wercke / deswegen mufte er Alles hervor fuchenundallegiren. Aber das ung der Hr. Informator. mit feinem Bimſen⸗ Rohren und Schiff:Pfeiffen als ein neubelebs ter Pan, die Zeit verderben will / kommt unge reimt heraus / und beweifer/ daß er fonft nichts zu ſagen / Feinen beflern Weg zu zeigen und fei- ne Blätter ohne folche unnöthige /_hieher gar nicht gehörige Allegata , nicht zu füllen wiſſe. Er fagt felber p. 113. fein propos fen nicht, Muſicam hiftoricam zu fchreiben (ich glaube es gerne/denn e8 gehöret mehr dazu als die Sol- mifation und ausder Mode gefommeneMo- di ) fondern feinen Kunft-Senoffen den Nutzen der Solmifation und andere Fundamenta (3.€. das Bachanten-und Wiegen⸗died / die Bimfensund Engel: Mufic ı die Schmiede, Hammerze.) zuzeigen. Dem ungeachtet hat er Fur zuvor noch einen trefflichen Fleck ex Prinzio, von den Muficalifchen Zeiten >

—J | in?

308 PIL.Cap-l. Le&,l.

hingefchrieben um dadurch feinen Kunſt⸗Ge⸗ noflen ex Fundamento zu zeigen / daß da⸗ mahlsdie Muſic indee Suͤnd⸗Fluth nicht mit erſoffen ſey Was dienet das zur Solmila- tion ? was zu den Fundamentis Muſicis? wo iſt da der beßre Weg von der Muſic zu ur⸗ theiten ? Es gehoͤret ja gar nicht hieher. Ad hiftoriam fanes gerechnet werden / nicht ad doctrinam. Jene will er nicht / und dieje Fan er nicht ſchreiben. Ber

Le&tio III. Vom Pythagora.

‚6. 14, Im dritten Capitel gerärh ber elende Schreiber wieder auf Abwege / und will den Muflc-Liebhaber unterrichten) wie Pytha- goras die Muſic in des Vulcani Werckſtatt weder erfunden noch erbettelt habe. Ich con- tradicireesja felber und fage pag. 301. Sup- plem. es fey einfältig gehandelt / daß manden plumpen Amboß und Die groben Schmiede⸗Ge⸗ fellen / als eine Quelle der geiſtreichen Mufie ausſchreyet / auch Dabey dem weiſen Pyrhago- (tag fag man honorabler fagen ). den Schimpff anthut / daß er feine Darmenifäe | | unite

u

Dom Pythagora. 309

—— ——— Fuͤnſte aus der ſchmauchichten Hoͤle des hin⸗ ckenden Vulcani gleichſahm erbetteln muß. Meine Meynung iſt / es ſey eine Fabel daß Py- _ thagoras die Mufic bey den Schmieden ges funden habe ; aber ich flreite Deswegen mit nichten / daß erdaher Anlaß genommen ven Proportionibus nachʒudencken / wiewohl die⸗ ſes / meines wenigen Erachtens / noch lange nicht Muficam Theoreticam ausmacht; woruͤber ich mich anderswo breiter erklaͤhren will. Das erſte / nemlich Die Gabel fehreiben viele gelehrte geute / die eben feine Mufici find / ſtatt einer Warheit / in die weite Welt hinein; (d) Das. andere

ne ae en a

(d) Wenn eswahr wäreimie Salomon von Till in feiner Dicht: Sing⸗ und Spiel: Kunſt vors giebt / Daß Pythagoras den Sufammenflang erfunden habe/ fo mufte er ja allerdings pro Au- &ore Harmoniw pafiren. Aber auch diefes ift Grund⸗falſch. Minventa, (Pythagore) ſelon l’Opinion de quelgnesuns, les Tuns de Mufıque, parlemoyen de l’accord & de la Proportion qu’il'remarquoit , lorsque cing ou fıx forge- ons battoient fur leurenclume Diverfr, Cam rieus 6me Partie.p.29 Iſt falſch. M.M- shomins führet felbft in Prefatione ad Gaudentium ex Casliodoro diefe Worte an : Gaudentius qui- dam, de Mufica ſcribens, Pythagoram dicit —— hu ·

310 P. II. Cap.l. Led. II,

ö— üö]⏑ andere aber darf deswegen niemand wieder ſei⸗ nen Willen in Zweifel ziehen; wozu ſollen denn alle Erzehlungen ? Alle Conteſtationes? Der Wegmeifer ficht ja mit feinem eigenen Schatten und har mich nicht veeftanden / oder / wie an vielen andern deutlichen Orten / nicht vers fiehen wollen / Damiter auch vom Pythagora ein Capitelchenmachenmöchte-

—ñ—

6. 15. Ich will aber / mit GOttes Huͤlffe /

dieſem Pythagoræ, und ſeinem uͤbermenſch⸗ lichen Geheimniß / den Text an einem andern

Orte ſo leſen daß Nicomacho und allen fer

nen Helffers⸗Helffern die Augen uͤbergehen ſollen. Inzwiſchen wollen wir hier doch die TE Schmie⸗

—— —— hujus REI inveniſſe primordia, Iſt falſch. Ja fo gar im Griechiſchen Text des Gaudentii, p. 13. ed, Meib. Wird dox,n TYS TETWV Eugeceös » i. e.

Principium inventionis OMNIUM, dem Pytha-

gorz ausdruͤcklich / und zwar noch dazu von ei⸗ nem Ariſtoxeneo,, wiewohl nur ex traditione, beygeleget. Iſt falſch. Jedoch bezeuget der Uber⸗ feßer hiebey ſo viel Vernunft / daß er die angefuͤhr⸗ te Wortel.c. nur de inventione »41502u=, nicht aber / wie Casfiodorus , Gaudentius , und ein Hauffen neuere) die ich Ehren-halber verſchwei⸗ ge/ de inventione Primordiarum REI MU. SICAÆ OMNIS verſtehet und ausleget.

Vom Pythagora. 311

Schmiede⸗Haͤndel ein wenig genauer beleuch⸗ ten. Fuͤrs erſte ſagt Pring ſelber (darauf ſich doch der Gegner berufft) in ſeiner Hiſt. Muſ. ag. 55. Es ſcheine faſt / als ob die vorer⸗ zehlteGeſchicht / (vom Pythagora und feinen Haͤmmern) etwas lügenhafft heraus kom⸗ me. Das iſt teutſch. Warum hat der Wiederſacher das nicht angeführet ? Antw. Er hat es nur obiter, oder gar nicht gelefen. Surs andere fprechen Hr Printz / Hr. Neid⸗ hardt / und alle die es probiret / daß das Gewicht dieSonos an den Saiten unmuͤglich von ſich Heben koͤnne. Sie entſchuldigen aberMeifter Pythagoram mit einem großmaͤchtigen Ver⸗ muthlich. Vermuthlich wird er das Gewicht verdoppelt haben. Vermuthlich hat er auch ſolmiſiret ꝛc. Man koͤnte aber wohl mit beſſe⸗ rer ee fagen : Vermuthlich wird die Welt / die damahls fchon 3434. fahr ges ftanden hatte Diedrittehalb Proportiones der Thone lange gewuſt / oder lange vergeflen ge- habt haben, daß alfoder fo genannte beruͤhm⸗ tefte Muſicus unter allen fehr berühmten alten Muficis, mitfeiner pretendirten Erfindung etwas fparh gekommen ift / -und nur bey unwiſ⸗ fenden den Dreiß und Beynahmen ver⸗ ent

3072 PIE. Cap-l. Lect. II.

dient zu haben ſcheinet. Man möchte ihn denn Primum vom unrechten Ende nennen’ wie ſol⸗ cheg bey den Griechen gebräuchlich war, $ 16 Zwar find wir diefenfalls alle ges wiſſer maffen unwiſſend / und muͤſſen ung mit den alten Erzehlungen behelffen weil in 343 4 Jahren ( leider ) Feiner aufzumeifen iſt der ung einen beffern als den Pythagorifdyen Weg nach der Schmiede: Effe eigen koͤñezaber / wenn doch Murhmaffen gelten ſolte / fo muͤſte man ges dencken / daß in einer folchen erfchrecklichen lange Zeit / welche fich juft fo weit erſtrecket / als wenn wir heuer weymahl von der Geburt Chriſti an⸗ 171 | sehleten 3434 daß in folcher Zeit ſage ich / folte man glauben Menfchen geweſen waͤren / die dies ſer Sache nachgedacht hättenszumahl wenn wir Adam felbit zum Vocaliften machen toollen/ des ich doch billig Bedencken trage / und auch nicht noͤthig iſt. Manlefe/ wie Pring Hikt. Muf. pag. 41. argumentirer/ nemlid) / daß die Inſtrument : Macher zu Davids: Zeiten) aller Wahrſcheinlichkeit nach / die Doctri- nam Proportionum ſo wohl / ja beſſer als wir / verftanden haben müſſen. Da ſaͤhe MonfieurPythagoras,mit ſeiner prætendir- ten Erfindung / ſehr jung bey aus. 4. 17.

Vom Pythagora. 313

& 17. Wenn wir auch betrachten wie viele Erfindungen? welche unzehlige Künftenur inden 1717. Jahren / nach der Geburt Chriſti / in die Welt gekommen ſind / und denn in Erwe⸗ gung ziehen / was in zweymahl ſo vielen Secu⸗ lis, nemlichin 343 4. Jahren / von Erſchaffung der Welt / hat koͤnnen und muͤſſen zu Wege ge⸗ bracht werden / ſo duͤrffte man faſt auf die Ge⸗ dancken gerathen / daß alle Wiſſenſchafften Zeit genug gehabt / ſich hundertmahl zu verliehren / und hundertmahl wieder finden zu laſſen. Wie⸗ derfinden aber iſt nicht erfinden. So fpricht auch Hr. Pring gar flüglich/ eg habe Pycha-- _ goras, unter den Heiden / zu erſt Muficar, _ theoreticam erfunden. Diefe Heidnifche Mufica theoretica, wenn fie ja fo heiffen ſoll / iſt nun von unzehligen Leuten / infonderheit von ‚puretheoreticis, pro totaMulica genoms men worden; tie dennja/ wieder alles Vermu⸗ then noch biß dieſe Stunde folche Sänger in der Welt ſind die auch wohl etwas weit geringers pro tota Muſica & Harmonia æterna un⸗ verſchaͤmter Weiſe ausgeben duͤrffen. Das her iſt die Fabel gefloſſen / von welcher ich im Or- cheſtre rede / daß nemlich der Uhrſprung der Muſic aus dem Amboß gegoͤgen worden / * m

314 P. II. Cap. I, Sect. III.

——— ————————————— —————— mit ſich ſonſt die Schmiede noch biß dieſe Stun⸗ de ſchrecklich bruͤſten und viel wiſſen.

$.18. Nicomachus, der mit feiner Er⸗ sehlung ein Zeugniß abgeleget / daß er zu demuͤ⸗ thig fey / eine Parade vom kurtzen und nach⸗ dencklichen Stylzu machen’ wie es Hr. Neid⸗ hardt gibt / kurtz / Nomachus, der Waſcher / gedencket nur 4. Schmiede⸗Knechte; Boëtius aber macht den Schmidt noch um einen Knecht oder Jungen anſehnlicher / und gibt vor / ſie haͤt⸗ ten eins A quinque gehaͤmmert / Maf.Lib. ı. cap. 10. 11. Und von dieſem Boẽtio ſchreiben es die juͤngern Auctores meiſtentheils aus. Conk. Ifdori LL. Origg. Lib. II. cap. 15. Bartoli Muſ. Mathem. pag. 135. Banni Diſ- ſert. deMuſ. PrisziMuf.Hilt.u.andere mehr. Der Verfertiger des Indicis zu Wolffens Lection. Memorab. & Recond. hat dieſen Pythagoriſchen Schmidt in noch geöffereRe- nommee ſetzen wollen / in dem er gar von 7. Haͤmmern ſchwatzet. Und wer weiß / was fich einmahl unter feinen Nachkommen vor ein Schmiede Patron findet / weicher dem ehrlichen Meifter gar ein paar Dutzend Knechte in Die Werekſtadt ſchickt und dabey vorgibt ı fie hats ten eben damahls die befannte Schmiede» Cou-

rante

Dom Pythagora. 3 15

rante von 2. Chören gefchlagen. Alſo miß⸗

gönnen auch bißteilen die Hiftoriciden Mah⸗

lern und Poeten ihr. Lob melches ihnen Hora- tius, mit diefen Worten / zumiſſet:

= - - Pidoribus atque Poetis . -Quidlibet audendi femper fuit zqua | poteſtas. Noraun duͤrffte man ſich wegen dieſer kleinen Mißhelligkeiten nicht eben gleich auf zweifelhaf⸗ te Gedancken verleiten laſſen / wenn ſichs nur bey dem Haupt⸗Wercke nicht auch an etwas ſtieſſe ꝛc. Dieſes find alle des Hn. Neidhardts ſelbſt eigene Worte p. 13. & 14. feiner Tem- eratur, | 0 $.19. Wir ſehen daraus fo wohl als auch aus des Hrn.Pring angegebenen Prædi- catis ( welche beyde Auctores ich deswegen als lein anfuͤhre / weil man ſich darauf berufft) daß/ wer Luſt haͤtte eine Fabel aus der gantzen Affai- re zu machen / leicht zu ſeinem Zweck gelangen duͤrffte. Allein / es iſt der Muͤhe nicht werth / und ich habe es auch im Orcheſtre weiter nicht für eine Gabel ausgegeben / als in ſo fern der Py- thagoras dadurch vor den Erfinder der Mufic in genere, oder a ee | 2 “104,

316 P. II. Cap. I. Sed. II.

ſoll. Die Alten haben geglaubt / ſagt von Till, p 128. vorberuͤhrter maſſen daß Pyrba-. goras unter den Griechen die Ubereinſtim⸗ mung der Zufammentlingungen bey einem befondern Zufallentdecer babe. Die Als ten habens geglaubt/Narrav£re Patres, Und ‚20. Pythagoras voar der erfte/der die Sing⸗ unf auf den uf der Compofition einridys tete xc. O wie wird er folmifirthaben ! Das uͤbrige ruͤhrt mich nicht 5 e8 zancke fich darüber mer da will / wenn das nur eine Gabel bleibt/ das Pythagoras die Mufic erfunden habe. Es iſt indeß artig wenn der umgefehrte Logicus pag. 118. des Ut fagt : Das Praefuppofitums als ob Pyrbagoras die Muſic erfunden bätte/ fey falſch; es wundere ihn aber / daß ich fols chesfür eine Sabel ausgebe. Das heift: Ein Ding Fünftlich vortragen / und einer Gas chen Befchaffenheit nicht recht wiſſen / doch aber die reine und aufrichtige Wahrheit dabey taxi- ren wollen. Die Worte ſtehen wuͤrcklich ſo auf einander am beſagtem Orte; ich weiß aber doch wohl / wie ſie der Ue-Schreiber verſtanden haben will / nemlich: daß Pythagoras die Muſic erfunden / ſey falſch. Dazu ſagt die gantze railonnable Welt ja / ob es wohl viele irral⸗

Vom Pythagora. 317

irraiſonnable Leute anders vermeinet und vorgebracht. Die Schmiede Avanture aber ley Feine Zabel. Und Darüber willich auch kei⸗ nen Krieg anfangen / weil es fich der Mühenicht lohnt / dieſe Erzehlung / ob fie gleich Hin und wies der ſehr hincket / fo wohl abfeiten Vulcani alg Pythagorz,genauer als oben geſchehen / zu uns terfuchen. | $.20. Noch artiger kommt 'es heraus /

wenn der prætendirte Wegweiſer J. c. fagt: Pythagoras ſey vor dieſer Begebenheit ſchon ein guter Muficus , aber nach der Ariſtoxeni⸗ ſchen Art / geweſen; da doch Ariftorenus erft 200. Jahr nach Pythagora in die Welt ge⸗ kommen iſt. Solches hätte dem unbeſonnenen Pythagoraͤer Prætorius Syntagm. p. 273. leh⸗ ren koͤnnen. Das heißt aber ſich verrechnen und verwirren. Das heißt einen beßren We und irrige Meynungen anzeigen. Es hat ſi wohl angezeiget! Zeisa bardcafe ,„ bar Mufık fbould be murderd by thofe,wbo pretend to im- prove it. i. e. Es iſt was grauſahmes / daß die Muſic von ſolchen Leuten ermordet werden ſoll / die das Anſehen haben wollen / als ob fie ſolche zu verbeſſern trachten. *

. O Sed Amac 205

318 P. I. Cap. I. Lect I.

Sed mittamus hominem obſcurum, & cum eo omnes fucos, qui ignavia de- merſi, volunt tamen ex alieno labore & ingenio innoteſcere. So ſchrieb neulich Hr. Burmann von einem gewiſſen Kuͤſter / der rg Mufarum zufammen geſtoppelt

atte.

Hz. Von der Schwach und Betrieg⸗ lichkeit des Gehoͤrs / daß es auch / mie vermeinet wird / nicht einmahl Tonum majorem & mi- norem unterſcheiden koͤnne / will ich an einem andern Ort / V. D. nemlich in der dritten Er⸗ oͤffnung des Orcheſtre, meine Meinung beys bringen’ und die Nichtigkeit diefer Auflage ma- thematic& demonftriren. Das iſt viel ge⸗ fügt; aber ich wills redlich halten und beweiſen / daß ich nicht / durch überflüßige und unnüße Stillen, bey gelehrten Leuten den Ruhm einer fonderbahren und vorsüglichen Muſicali⸗ ſchen Wiſſenſchafft ambire; ſondern / daß ich denſelben / falls er mir ferner beygeleget werden ſolte / ſo wie es bereits zum oͤfftern publice ge⸗ ſchehen / duech rechtſchaffene und gruͤndlicheſtu· dia Muſica, trotz allen freundlichen Neidern / brutalen Mißgoͤnnern / und papiernen Feinden⸗ zu verdienen und ohne vanité zu behaupten

Don der Guid. Solmifatiön, 319

Das andere Kapitel, Von der | Guidoniſchen Solmifation,und der⸗ ſelben Parentalis.

- gn1 5 eimite feine leibeigene Braut / Hr.

Solmifator, eine alte heßliche/ vermos X derte Wetterkatze hervor getreten / in Des veh Liebe er ohne Zweifel feine Frühlings» Jahre verſchleudert / und manchen Puffdarum augges ftanden / nunaber gerne der ihm vielgu Flugen - Welt / cum fiıgura [ua faperfciali quæ ta- men ornatüs caufa und was des Quarcks mehr ift/ die Augen verkleiſtern und ung weiß machen wolte / nicht nur / daß diefe feine aller⸗ liebſte Maitreſſe gu ihrer Zeit eine fonderliche beaut£& gemefen ſey / ſondern / daß fie auch noch einige Uberbleibſel davon in ihren tieffen Run⸗ zeln nachdem Tode blicken lafle. Er gemabs net mich faft wie die alten Galans , denen Die Augen für lauter Tendreſſe trieffen und übers gehen wenn fie fich der Sprünge erinnern’ Die

4 fie

320 P. II. Cap. II.

ſie wohl eher mit ihrer nun grauen Chloris oder zahnloſen Phillis geliefert haben. Es iſt auch keinem ſo groß zu verdencken / denn / alte Fuhrleute hoͤrens gern / wenn die Peitſchen klin⸗ gen. Ich kenne Leute / die eine Mariage force gemacht haben / mit Creaturen / die niemand ohne Zange anfaſſen ſolte / weil fie weder Tugend / Klugheit / Schoͤnheit noch Geld haben; dennoch um ihre einmahl getroffene Wahl nicht zu miß⸗ billigen / erweiſen ſie den ſinnloſen Gerippen par caprice die groͤſte Ehre von der Welt / behaͤn⸗ en fie mit Gold ‘Perlen und Diamanten, fpeis en fie/ fo zu reden mit Milch und Honig’ und machen Goͤttinnen daraus / bloß ihren Eigen⸗ Sinn und faux point d’honneur zu befties digen. Mais iln’entirent point d’hon- neur. $.2. Solcher Art ſcheinet nun wohl leider! mein Solmiſator zu ſeyn / der ſich von der ein⸗ mahl gefaſten Meynung ſchwerlich wird abs bringen laſſen / wenn man ihm auch noch fo viel gutesund vernünfftiges vorfagte / derohalben denn auch / was hier vorfommen wird / Feines» weges in der Hoffnung erſcheinet / daßein in die Wolle gefärbter alter Salbader dadurch gebefs ſert oder nur zum Stillſchweigen und m

Von der Guid.Solmifation, 321

dencken genöthiget werden möge. Wein. Da iſt wohl Hopffen und Maltz verlohren. Er wird folmifiren und repliciren / fo lange ein bißgen Wind in ihm und feinen Baͤlgen ift. Die Leute laffen das nicht ; fondern / ich will hiemit erftlich den Muficalifchen Lefer freunde lich berichten, daß ich nichts verachte / ohne zu wiſſen warum? Vors andere / wolte ich junge Leute / und unwiſſende Eltern / die ihre Kinder erwann zur Mufic halten / hiedurd) vor aller Gefahr warnen Daß fie nicht dem mit Singer dicker Kunft geſchminckten Weſen trauen und meynen / in der Solmifation ftecke fo mag bes forders/ Daß wer dienicht practifire/ nur wie⸗ derherhörenmöge. Wiewohliich hoffe nicht, Daß viele verfuchet werden ſollen. $.3. Nun wolte ich zwar dem Sechs⸗ Splben- Verfechter gerne an der Klinge blei⸗ benz und ihm Fuß vor Zuß voneinem Lauffs Graben im andern folgen ; allein er bricht Die Menſur fo offtiund mutirt fo ſtarck / daß ich ger nörhiger ſeyn werde hin und wieder ein paar Finien zu machen. Im erfin$. p.1 19. heiſt es: Die Kirchen⸗Muſic(ich glaube die Thea- tral-und Cammer Muſic nicht weniger) war noch ziemlich einfältig zu Guidonis Zeiten. | 5 Das

322° P. II. Cap. II.

Das mercke einer adCap.VII.P.I. und dencke weiter nach. $. 2. Erzehlet der Gegner ſehr kahl / wie und durch welche Offenbahrung Aretinus eigentlich zu den 6. Sylben gekommen ſey. Ich will dem Leſer die Sache ein wenig erbaulicher / jedoch ſo —* muͤglich / vorſtellen.

9.4. Der Hymnus: Ut queant la- xis &c. wurde in den damahligen Zeiten / wo jedes Lied der Apothecke gewiſſen Abbruch thate / als ein unfſehlbahres Remedium wieder die Syeiferfeit dee Kehlen geachtet) und dem St. Jo- hanni deswegen zugefchrieben/ weil er in der

ifft Vox Clamantis ‚die Stimme eineg Muffers oder Prediger / genennet wird. Denn nuneiner heiferig war / fo ließ er fich flugsdenhymnum : Ut queant laxis &c, herplerren / dann war der Teufel und der Aber⸗ glaube bey der Handıund halffen in dem Augen⸗ blif. Ob nun damahls eben Bruder Aretin mit feiner Stimme uͤber dem Fuß geſpannet ges weſen ſey / oder ob ſonſt ſeiner Kloſter⸗Koͤpffe ei⸗ ner ſich verkaͤltet gehabt / daß kan man ſo genau nicht wiſſen; genug iſt es / daß dieſes der eigent⸗ liche Grund iſt / warum der Johannes⸗Geſang / und ſonſt Fein andrer / dieſem herrlichenInvento hat herhalten muͤſſen. Damit nun der Areti⸗ | IE

Von der Guid.Solmifation, 323

ner nicht fage: Ich hätte diefes Hiftörgen ſelbſt emacht / fo beliebe er in ſeiner Bibliotheck wohl⸗ edaͤchtlich des Ottonis Gibelii Bericht von den 6. Vocibus nachzuſchlagen / und daſelbſt p.30. dieſe Worte zu leſen: Bey des Aretini Zeiten iſt ſehr gemein geweſen der hymnus : Le queant &c. voeldyer Jobanni dem Täuffer su Ehren und Bedächtniß gemacht / und faſt tagglich geſungen worden! unter andern auch die Heiferfeit damit zu vertreiben; als weil man diefen Jobannem damahls I aus pabſtiſchem Aberglauben/ inden Rlöftern für einen Patronum hieltder Auffenden und Singenden / wegen deffen/daß er in beiliger Schrifft genannt wird : Vox Clamantis, die Stimme.eines Ruffenden. Mit diefem Gibelio certire der Gegnerum feine "Braut

oder Haut / nichtmit mir. Conradus Mat- thzi de Modis Muficis erzehlet e8 auf diefe - Weiſe p. 39. Den alten Hymnum bat ge⸗ madht Paulus, ein Hiftoriens Schreiber. der Römifchen Rirchen / weldher als er / bey Uberreichung der Dfter- Kerzen fingend/ Keiferkeit der Stimme vermercket / foldyen Hymanum Fobanni dem Täuffer zu Ehren ges tichtet / und mit ——— „ale | D 6 ei⸗

324 P. II. Cap. II.

einen Patronum der hellen Stimmen, antte⸗ ruffen / weil an deffen Gebuhrts⸗ Tage feis nem flummen Vater die Stimme wieder gegeben / und er felber von dem Propberen Eſaia eine ruffendeStimmegenennet wor. den. Sind dag nicht herrliche Origines ? Begreifft ihr nun die vermennte Divinam in- fpirationem, die Aretinus a Ermehlung diefer Sylben gehabt? Diefe Infpiratio heißt Aberglaube / undiftnicht Divina , fondern Diabolica. oo ®@ $.5. Da num der Urſprung teufelifch war / wie konte es denn anders feyn / es mufte lauter Verwirrung / lauter Duaablauter Mars ter und teuflifche Plage den armen Lernenden und Lehrenden Daraus mit der Zeit und Forts fegung Diefes läfterlichen Inventi erwachfen, Wenn aberKircherus von diefen 6.Vocibus alles liebesund gutes ſaget / fo thut ee anderg nichts / als was Die Leute nach Aretino faft ganger 600. fahr lang hinter einander her toie die Pater nolter, geſaget hatten. Er wuſte e⸗ nicht beſſer / und wolte doch ein gelehrter Mann Feyn; ungelehrte ſelbſt wollen ihn noch heute zu Tage als ein Oraculum anziehen. Das thut alles die Preoccupation. Sch J ihm

Von der Guid.Solmifation. 325

ihm eine- Menge neuer Auctorum entgegen ſetzen / aber ich miles mit Fleiß durch etliche Als te verrichten. Haͤtte der gute Kircher ein bißgen um fich gefehen und in Erfahrung ge bracht / nicht was im Him̃el vor Muſic ſey / fons dern was ihm vor der Naſe paßirte / nemlich. daß ſchon 50. Jahr vor ihm / eben in Welſchland / ein / communi Eruditorum confenfu, weit gelehrterer Mann als er / gantz andere Gedancke von der Sache gefuͤhret / was gilts / er haͤtte die 6. Voces gerne unter die Banck geworffen. $. 6. Diefer Mann nun hieß Ery- cius Puteanus , fonft von der Putten genannt / ein Niederländer von Gebuhrt / welcher zu Ende des fechszehnten Seculi in Stalien die Mufic fortpflangete. Der / fagt Salomon von Till, führte ſchon damahls eine leichtere Manier ein (als die Guidonifche a 07 war)

————— —— ——— —— ——— u oJ + Eriftacbohren gu Venlo in Geldern den 4 Nov. 1574. wurde Jufli Lipfüi Succeflor zu Löwen

1606, Hiftoriographus des Könige von Spa- nien / Rath beym Er& = Herkog Albert / ja gar Gouverneur vonfowen/allmo er auch auf dem Schloſſe 1646. den 17. Sept. geſtorben ifl. Ce fut un homme de merite & d’erudition. id, Bayle Dı&ton. Pope Blount Cenſur. L’ Academie de Bulları & Basllet fugemeus des [gavans,

316 P.IT, Cap. II.

en mar ) erfihrieb feine Mufathenam , five, Notarum Heptaden, Ao. 1002. Dahergegen Kircherus feine Muſurgiam erft Ao. 1650. ang Licht gab / wie Puteanus ſchon 4. Fahr vorher geftorben war. Go fehreibt aber diefer legtsgenannte pag.34. Aretinus, fenarii nu- meri perfectione delectatus (da ſitzt der Knote) fex Notas ſyllabicas introduxit. Senæ Notæ uſum ſui apud Muſicum paſſim gregem, ſed tardum admodum diſfficilemque præbent. Quæ enim mora mutationum? Confufio Clavium? Subſtitutio vocum ? Vi- deas plerosque, atque indigneris, bo- ‚nam ætatem impendiſſe huicarti & exi- guum tamen profecifle, perfectos annis prius, quam iſtiusmodi lectione. Dif- ficultas ſcilicet obftat, remoramque ple- risque facit. Ego tollam &c. Teuiſch: Aretin bat NB.aus Liebe zur Vollkommen⸗ heit der geſechſten Zahl / ſechs ſyllabiſche Noten eingefuͤhret; dieſelbe haben nun wohl hie und da unter dem Muſicaliſchen Hauffen ihren Nutzen / aber langſam und ſehr ſchwer erwieſen. Denn es betrachte mir einer den Verzug fo die Derwechfelung der Sylbenerfordert? Was iſt da nicht für eine

Vonder Guid. Solmifation. 317

eine Derwirrungunter den Clavibus ? wie müffen ſich nicht da die Yores eine vor die andere gebrauchenlaffen? Man wird mit Verdruß [eben / daß die meiften viele "Jahr aufdiefe Runft gewendet und doch gar wer nig erlernet haben / ja / daß fie über foldye Lectiones eher alt als klug geworden ſind. Es ſtehet nemlich die Schwierigkeit im Wege und haͤlt die meiſten zurucke. I will ſie heben ic. J 6.7. Solches thut nun auch unſer ehrli⸗

cher Puteanus mit Zuſetzung der Sylbe Bis ob nun dieſe Sylbe Bi, Bo, Ba, Si, oder gar Nul heiſſet / das gilt mir gleich / wenn ihrer nur ſieben find. Weiter unten in der Muſathena nens - net gedachter Auctor die Aretiniſche Solmi- fationem : Eminentes ſcopulos æquoris Mulici,da8 ift verdolmerfchet: Servorragende Rlippen oder Selfen der MuſicaliſchenSee / wobey er diefes artige Sleichniß machet : Ha- ctenus quidem, utdixi, [ex veluti Nota- rum velis Harmonica (pro fcientia Can- tus) mota&promota. Velis, inquam, ur nunc inſinuari opus , nunc expan»

i, nuncobliquari , mifcerinon nun- quam atque commutari, pro ratione ar

. | us

32$ P. II. Cap. II.

ſus & vocalis Æoli flatus. Egoadjungo, & moleſtias iſtas fugiens Notarum nume- rum augeo&c, Ver: Bißher hat / wie efagtı die Singe⸗Kunſt gleicdyfam nur mie | hoöeegeln bin und ber geſchiffet. Mit ſolchen Seegeln nemlidy / die man bald ein. ziehen / bald fliegenlaffen I bald ſeitwerts fpannen / bißweilen audy vermifchen und umtaufchen mufte/ nachdem es der Zauff und das Blafen des fdyreyenden Zolierfors derte. Damit ich nun diefer Linluft ent gebe / vermehre ich der Noten Zahl ıc. fo iveit Puteanus. E 9. 8. Durch diefen Vorgaͤnger fcheinet nun der weltberuͤhmte Calviſius, der gewiß ein Hauffen mehr gilt in Republica Literaria, al8Kircherus,aufeben die Spruͤnge gerathen zu ſeyn / indem er in feinen Exercitationibus die ſechs Sylben gan verwirft und deren kurtz⸗ um 7. ſtatuirt. Daß ihm Puteanus vorge⸗ gangen und aufgemuntert/ folches ſchlieſſe aus den Worten / die Calvilius Excerc, 3. p. 158. ſſ. anbringt / und ſo lauten: non mirum,quod vidimus plerosque & indignamur, bo- nam ztatis partem impendiffe Muficz & exiguum tamen. profeciffe , profedtos prius

Von der Guid.Solmifation. 329

priusannis quam Mulfica, welche Worte, allem Anfehen nach / dem Puteano aus obans gezogenem loco entlehnet und nur etwas ver; ander find. Es ſey wie ihm wolle fo iftdiefen Calvilius, faftzuebenver Zeit als Puteanus, oder kurtz Darauf / mit der Warheit ſchwanger gegangen’ maffen jener fein eigenes Compen- dium Mulicum , welches erim Jahr 1602. für DieIncipienten im Druck gegeben ( eben indem Jahre ald Puteanus feine Mufathe- nam publieiret)nachgehends/un diefer neuen 7.Vocum millenverändertund in gahr 1612 unter dem Titul: Mulic& artis pr&cepta_ nova & facillima &c. tiederum auflegen laffen. Eben in dielem 1601 2ten Jahre hat auch D. Joannes Lippius (damahis noch en) feine Synopfin Muficz novæ etfürgegehen / darinn er dann gleichfalls 7. Voces aufgenommen’ und/ eben wie Calvi- ſius, einem jeden diefelbe fieben aufs befte em⸗ pfohlenhat. Dasmären alfo drey anfehnliche Leute / die ſchon für mehr als hundert Jahren / und demnach so. ganker Jahr ante Kirche- rum den fechs Sylben ihre letzte Oehlung gege⸗ ben haben.

$.9.

330 P. Il. Cap. II.

9. 9. Daßich aber wieder auf dem Cal- viſium komme / ſo muß den Leſer berichten / daß dieſer groſſe und wahre Muſicus an gedachtem Orte die Beſchwerlichkeiten fo aus der Muta- tion entftehen/ gar graphice und eigentlich abmahle. Primo;( inquit) Quanta quæ- fo difhcultas eftScalam edifcere? Crux figitur hic pueris Muſicam diſcenti- bus? Claves, ſipauciſſimas apud veteres numeres, viginti ſunt; hodie ad 27. ex- creverunt, & diſtinguuntur apud omnes in majores, in minores & duplicatas. Syllabæ ſeu voces muſicales ſingulis ad- duntur non numero certo ſed incertiflimo, Aliæ unicam Syllabam præter nativam. recipiunt; aliæ binas, aliæ ternas. Si Syllabas in veteri ſcala recenſeas, cum, clavibus ſimul, ſexaginta duas numera- bis ; apud neotericos vero octoginta- feptem, Hæc pueri edifcendz memo- riter, imoapud quosdam in digitis enu- merandæ. Hzc inculcantur & verbis & verberibus ; heu ! quoties flendoea; quæ canendo fieri debebant , pronun- ciantur. Nectamen ceflatur, donec hora abierit ; donec Pr&ceptor incul-

can-

Von der Guid.Solmifation. ‚331

——— —— cando verberandoque , difcipuli vero vapulando & flendo, fimul defefli quief- cant. Etitaalacrioresfcilicet, hoc Mu- ſices excercitio difcipuli ad bonas artes diſcendas redduntur. Non mirumigi- tur &c. Gibelius benimmt mir die Mühe dies fes zu verteutſchen / wenn er es ſo gibt: Erſtlich / „ſpricht Calvifius , was iſts Doch für eine > Schtvierigfeit die Scalam ausmendig zu ler- „men? mas wird den Knaben / fo Mulicam, „lernen wollen, allhier vor ein Creug gemacht? „Sp man wenig Claves bey den Alten zehlet / „findihrer 20; heute zu Tage find fie geroachfen „und haben zugenommen biß auf 27, und wer⸗ „den alle abgerheilet in groſſe / Fleineund gedop⸗ „pelte. Die. Vocesoder Sylben werden eis „nem jeden Clavi zugethan / nicht miteiner ge⸗ „wiſſen / fondern gang ungewiſſen Zahl. Et⸗ „liche nehmen uͤber ihre eigene Sylbe noch eine „hinzu; etliche zwo; etliche drey. So man die ESylben in der alten Scala erzehlen wolte / mit Clavibus, wuͤrde man 62. zehlen; „bey den neuen Muficis aber 87. Dieſe ſoll ein Knabe auswendig lernen / ja bey etlichen auf „den Fingern herzehlen Fönnen. Selbe xpe „den eingebläuet/ bepdes mit Worte

33% P. II. Cap. Il.

„Schlägen, (“Der Segner iſt ein Liebhaber davon und ſpricht / es ſey eine Luft und Kinder⸗ leicht. », ) Ach wie offt wird dasjenige mit Wei⸗ „nen ausgeſprochen / was mit fingen gefchehen „folte / und wird doch nicht ehe aufgehörer big „die Stunde zu Ende / biß per Preceptor vom „bläuen und fchlagen / die Schuler aber von „Schlägen und Weinen alle beyde zugleich „müde gemorden ; und follen gleichtwohl alfo „die Schüler/ durch dis Excercitium Mufi- „cum , deſto hurtiger und freudiger gemacht „werden zc.,, Calvılius fagt noch viel fehöneg pon der Mutation und dem Semitonio, wie deffen Sig durch die ſechhs Voces ungewiß fen. Vid. ej. Excercit. III, pag. 163. $.10. Daß die 6. Voces , exceptis tamen verbis: Communi Muſicorum conſenſu, mit einem Wort Hexachordum genennet werden / kan man gerne leiden. Wenn nur die 7.Voces, oder die 7. Buchſtaben / auch Die Frey⸗ heit haben / daß man ſie / mit einem wahrern Worte / Heptachordum nennen mag / davon beſehe ein curieufer Joan. Michael, Corvini Heptachordum Danicum,, [eunovam Solfi[atio- 6m. Mitden Hexachordis, naturali,du- li hatssauch nichts zu bedeuten / und | mag

Von der Guid.Solmifation. 333

mag fie einer Principalia ‚oder Serva nennen/ das ganze Bedencken ift nicht einer Bohnen merth. - Hatman nicht eben die Sache inden Buchftaben/ warum denneinen Iort- Streit erreger ? Sind nicht in den Buchftaben auch Triadesperfedtz & minus perfectæ? die Triades Ifeiben mas und mie fie find / man ruffe fie mit Buchitaben oder Vocibus auf. Fehlet ung/ die wir Feine Voces brauchen eine Species Diateflaron ? liegt nicht unfer Se- mitonium einmahlhinten/ dasandermahlin der Mitten’ das drittemahlvorne ? Iſt denn etwann A Bnicht fogur als Mi fa ? Es iſt wohl beffer / mwiebald beiviefen werden fol. Die Buchſtaben mag man / auch auffer ven unnoͤ⸗ thigenSchrancfen derHexachordorum pers feßen wie man till / fo find und bleiben eg alles mahl diefelbe Benennungen derfelben Thone und Clavium. Eure Voces hergegen nicht.

Ss ıı, Wiewohl die Hrn. Solmifato- res find felbft uneing / wie will denn ihr Reich beftehen ? Aus der p. 12. des Büchleing Ut erfieher man: daß Guido und Gafforus des feptem Exachordis reden; (Die Orthographie weiſet / was es für Græci geweſen)

| | O=

334 P. IL, Cap: IL.

Bononcini von fehfen. t Entre eux la Difpute! Zum wenigſten hat die erfie Meps nung / inter Solmifatorum Patres, ma- jora vota.. Ca.ijiSextamajor. Dh. ebenfalls. Ec. Sexta minor. Fd, inglei» chen. Ge. Sexta major. Af. Sextaminor. Da ſind ihrer ſechſe. Was hat aber das arme Hg geſuͤndiget / daß es garnicht mit in die Rech⸗ nung gebracht wird? Antwort: Es würde den Senarium nurverrücht haben / davon Doch Aretin fo viel Wercks gemacht hat. Senarii numeri perfedtione delectatuseft , fagt oben Puteanus. Daift Eigenfinn / a

en

+ Ja dieſer entſiehet ſich nicht in feinem fo genann⸗ fen Mufico Practico (fo zu Stuttgard 1701. teutſch heraus gefommen ) P.68. gar zu ſagen / daß der Muſicaliſchen Buchftaben / wel⸗ che eine OoãQavam machen / nur ſechs ſind /

vorgebend: Das 2. babe Feine vollfommene natürlidye Quart oder Quint. Er mag nun aber B. oder Nmeynen / ſo wiſſen ja unfere Schu: ler alle mit einander (wenn wir ja die Meifter felbft ausnehmen mwolten ) was Dis und E, was F, and Fis ift/und wo es anzutreffen/fobaßB. und. H. auch ihre vollfommene natürliche Quarten und Duinten haben. Iſt es nicht abgeſchmackt daß ſechs Buchſtaben eine Octavam en?

Von der Guid.Solmifation. 335.

den deutlichen Lauff dee Natur ! Ja es geht itzund fo weit, daß man diefem Mönchen und feinen fechs lange verworffene kahlen Sylben zu gefallen / den groſſen GO TT felbft (welches ja hoͤchſt ſuͤnd⸗ und laͤſterlich iſt) ſechs⸗eckigt macht / abmahlt und in Kupffer ſticht / wie ſolches das faubere Titul⸗Blat der Todten Mulicas- unfers Deren dort oben fehr erbarmlich vor Aue gen ſtellt. Ich Fan wohl gedencken / daß Werck⸗ meiſters Paradoxa, oder dergleichen troͤſtliche Einfälledieärgerliche InventionandieHand gegeben haben; denn in befagtem Scripto wird p.95. die Zahl 6. erft mit Chriſto dann mit dem Viehe / verglichen. Doch wieder zur Natur. ch fage Die Natur hat fieben Hexachorda, jeben Sexten, Die von den fieben Gradibus in Scala Diatona entfpringen/ verordnet. Vier fpecies Sextæ majoris und drey [pecies Sextæ minoris, In Scala Chromatica, aber find deren 24 und hat jede der zwoͤlff Cla- vium, fieheiffe Tonus oder Semitonium, .. zwo Secunden, zwo Tertien, zwo Quarten, zwo Quinten, zwo Sexten uͤnd zwo Septi- men , die durch das majus & minus, durch das durum & molle, durch das perfectum & falſum, unterſchieden werden. u S. 12.

336 P. II. Cap. II,

$. ı2. Es find noch vielfehöne Sachen! fagt dee Solmifator p.123 in dem Gafforo enthalten; aber er habe nicht noͤthig / ſie anzufuͤh⸗ ren / ſondern nur zu beweiſen daß dignor Gui- do behutſahm gegangen iſt. Mich wundert daß der Organiſt nicht ein Exempel an dieſem ſeinen Uhrahn⸗Herrn nimmt / und auch ein biß⸗ en leiſer trit. Dennes iſt nicht genug / daß er * ſo genannten Franchinum ſchon ein⸗ mahl / mit ſeinen Septem Exachordis, verra⸗ then hat / ſondern er kommt in Anfuͤhrung deſſel⸗ ben Worte aus dem 2. Cap. des erſten Buchs abermahl mit dieſer Unbehutſahmkeit angemar⸗ ſchirt: Tanta fuit ad commixtorum Sep- tem Exachordorum diſpoſitionem ipſius Guidonis animadverſio. Da hat mans noch einſt recht deutlich / daß ſieben Hexachorda, ſie⸗ ben Sexten in der Scala Diatona eigentlich bes findlich / und daß Aretinus freylich behutſahm habe gehe muffen/ wenn er diefe fieben dergeftalt bat vermifchen und vermengen wollen / wie man heutiges Tages die Carten packet / Daß auch feis ne damahlige dumme Welt nicht einmahl mer⸗ cken ſolte wie er fie um eins betrogen und filou⸗ tirt, da er diefen einen Thon unter feinen ſechs Vocibus liſtiglich verſchmeltzte. Auf folchen | Scchlag

Don der Guid,Solmifation. 337

nen Schlag Fan der Guidonier mit Recht fagen: daß noch viele (chöne Sachen in dem angeführs ten Gaforifchen Capite enthalten find. $. 13. Sreplich Tauffen die 24. im Or- cheftre berührte SpeciesModorun nur auf given Genera hinaus; alleinSpecies & Ge- nus find Doch unterfchieden ; destwegen find die 24.Species und die 2.Genera nicht ein Ding. Und obgleich / quoadgenus , Grete augfies het wie Eife / fo find es doch ratione fpeciei zwo unterfchiedene- Derfonen. Wenn nur gtoeene Modi märensfpricht derGegner p. 12 3. koͤnte man ohne Mutation auskommen / allein imLydio,Mixolydio & Æolio ginge es doch nicht an. Wer fan aber dafuͤr? Wirbrauchen in unſrer heutigen Compoſition die liederlicheLy⸗ diſche / Mixolydiſche und Aeoliſche Einſperrung gar nicht; und folches iſt der beſte Weg / beydes der flifendenSolmifation und der ärgerlichen Mutation abzukommen. Warum machts der Gegner nicht auch alfo? Er duͤrffte ja dann nicht mutiren. _ $.14. Daßdurch die ſechs Sylben der Thone Natur und Eigenfchafft am beften ex- primiget wird / die Modi unterfchieden/ und die Sie des Semitonü angezeiget werden, hoc m nego

38° PIE Cap.II.

EEE nego eadem facilitate, qua ipſe aſſirmat. Mein Nein iſt fo gut / als des Erfurtiſchen Sol- miſatoris Ja. Rationes hat er nichtzich aber sehr viel / die theils angeführt find / und theils noch buͤndig folgen ſollen. Darauf gi num die Marter und der Bette Tank im Büchlein . Urrechtan. Vom 6. 9. big $. 18. oder von ‚120.bif 129. iſt Zeug in dem ohne das lieder⸗ ihen Torche-cüu , damit man Ratzen und Mäufe vergeben moͤchte. Ich mag es gat nicht lefen und glaube nicht / Daß ein ar Menſch / wenns aud) Siob felbft mare (auſſer den anderthalb Allürten Pedanten des Erfurs ters die doch Fein Woͤrtgen davon verftehen ) Gedult genug um baare Bezahlung befiße/folch

abfcheuliches barbarifches Weſen anzufehen- . 15. NicolausRoggius , vor Zeiten Cantor an ders. Martin. Schule in Braun⸗ ſchweig / meldet in derZufchrifft feiner Elemen- torum Muficz Pradticz , Ao. 1566: Es ſeyn / damahls für ungefehr 30. Jahren / Quæ- ftiones Muſicæ ausgegangen / in welchen de Mutatione Vocum Müficalium ällein 21. und dann über das noch abfonderlich vonder Solmifation 18, find sufammen 39, Regeln gegeben worden. Hipolytus er | Ä geden⸗

Don der Guid.Solmifation. 339

gedencket in feinenDifputationibus Philofo- phicis p, 37. Daß einer noch mehr/nemlich 42. Regeln’ davon gemacht und vorgefchrieben has be. SD! wie würde ſich der Gegner ergetzen / wenn er / als ein hochanfehnlicher Aucter und Vermehrer dieſer Schaͤtze / ſeine mutirende Schaafe auf dieſen Regeln⸗Wieſen weiden koͤnte! wie wuͤrde er die Sache ſo wohl bey dem rechten Zipffel ergreiffen / und dieſe ſchoͤne Kunſt / welche keinem auf einem Butterfladen oder mit dem Brey-Löffel (ſondern mit dem Waſchen ungebrandter Aſchen) Fan eingeftrichen wer den/ ſo herrlich illuftriren 7 daß docentes & difcentes ihre unvergleichliche Tortur Daran fündent: —-.. |

S. 26. Ich wende mich vielmehr zu gus ten und verfländigen Auctoribus, um fo wohl auctoritate als rationibus die Nichtigkeit und Unmürdigfeit diefer Solmiferation zuets weiſen. Der erſte den ich finder der ſich / nach vbigen dreyen hundert⸗ und mehr⸗ jaͤhrigen Scri⸗ benten / nicht nur der Aretiniſchen / ſondern auch aller und jeder Solſiſation wiederſetzet / heiſſet Ambroſius Profius, ehmahliger Organiſt zu St Eliſabeth in Areslau. Derſelbe hat ſchon AoO. 1641. ebenfalls ante Kircheri Muſur- P 2 giam,

340 P.II. Cap. II.

giam, ein Compendium Muſicum gu Leip- zig herausgegeben / darinn er weiſet / wie ein junger Menſch/ in weniger Zeit / leichtlich und mit geringer Muͤhe / ohne einige Mutation, moͤge ſingen lernen. Dieſer ehrliche Mann ſagt die teutſche liebe Warheit ſo einfaͤltig und zreuhertzig / daß / wenn auch ſonſt nichts wäre ihn in Credit zu ſetzen / eben feine gaͤntzlich unges kuͤnſtelte Schreib⸗ Art ihm ſattſahm das Wort reden moͤchte. Die Ehrlichkeit hat etwas an ſich / das man nicht wohl nennen kan und doch empfindet / dadurch ſich dieſelbe alſobald legiti- miret und authoriſiret. Wenn man eines recht ehrlichen Mannes Schrifft lieſet / ſo wird man gar bald durch dieLeſung ſelbſt uͤberzeuget / daß es ein ehrlicher und Wahrheit⸗liebender GSeribentfep. Vid. Ad, Philof. pag, 402. Düncker diche feltfamoder wunderlich / fpricht mein Profius pag. 10, Daß ich die Buchftaben fingen heiſſe fo gedencke / daß es ja einem eben ſo ſeltſam vorkommen koͤnne / ſonderlich da er Fein Muſicus, wenn man ſinget: re, re, ut, re, mi, fa, fa, mi,re,ut, ut, oder: ce, ce, bo, ce,di, ga, ga,di, ce,bo,bo. „m | »Summay fährt er fort die Buchflaben oder „Sylben / darnach man fingen lernet / u

Von der Guid,Solmifation, 341

„wunderlich Flingen toie fie wollen /_ wenn „man nur daraus den Thon lernen und has „ben kan / welcher inne muß gehalten werdeny „wenn man den untergefchriebenenTert auf die „obengeſetzte Noten recht ſingen will; und da iſt „meine geringe Meinung / es gehe der | „nach den Buchſtaben a.b. c. &c. beffer an, „als menndasalte ut, re, mi, fa, &c, oder „das neue bo, ce, di, &c. gebraucht wird. 6.17. Weiter kommt mir zur Hand obs berübrter Conradus Matthæi, ein Braun ſchweiger / welcher deModisMuficis ausführs lich Ao.1652. und alſo juſt zu Kircheri Zeiten geſchrieben. Derſelbe ventilirt unter an⸗ dern p- 37. die Frage: Ob man die Modos Muficos befjer bey den Yocibus des Guidonis Aretini, ut, re, mi, fa, [ol, la; oder bey den Cla- vibus Muficalibus q/ b/c/ d/ e/ f/ erkennen koͤnne? Die Eroͤrterung dieſer Frage wird hier um deſto noͤthiger anzuführen ſeyn / weil dadurch der gegenſeitige vornehmſte Einwurff / wegen des Semitonii in den Fugen / uͤber einen Hauffen geworffen wird. ch kan den gan⸗ tzen Bogen / welcher in bemeldtem Auctore von dieſer Frage handelt / unmuͤglich abſchrei⸗ ben / ſondern werde etwann einen kleinen Aus⸗

PD ing

342 P. II. Cap. Il.

sug deffen machen, foer zum Beweiß anführen, daß man die Modos Muficos viel beffer bey den Clavibus ale Vocibus erkennen Pan. F- 6.18. Gedachter Matthæi macht zween Einwuͤrffe / die wieder ſeine Meynung moͤchten angezogen werden. (1.) Die uhralte Ge⸗ wohnheit. (2) Die Tranfpofitio Modo- rum, Den erſten Schlagbaum hebt er gar recht damit daß / meilfeine Scala Mulficalis nicht mitder damahligen Scala Aretini übers ein komme / als die nur aus 20 Saiten beftans den / dahergegen jene ſich auf 88 Claves bes lauffe / fo Fönne auch die uhralte Gewohnheit nicht mehr ſtatt haben / zumahl da fie nicht ratio- nabilis. Das andere betreffend / ſo theilet er die Transpoſitionem, in regularem & ir- regularem ünd fagt/ daß ob zwar in der erſten die Voces unverändert bleiben / fo müfle man fich Doch Haben eine gang neueSolmilationem einbilden / welches überaus ſchwer / und bey den Clavibus nicht nöthig ſey Durch welche einer eben fo bald / ja eher ven Modum erfennen lets nen koͤnne / alsinderbefchwerlichen ja ungen | wiffen Mutation. Hernach müffe man ja in Solmifatione , nebenden Vocibus , die Clavxes kennen; denn wenn 3, bloß gefaget og ı. "weg *

Von der Guid. Solmifation. 343

werde: ut, ſol, ut, fa; erſcheine zwar Joni⸗ ci ambitus; aber es ſey dennoch ungewiß / ob er regularis oder transpoſitus ſey / und da muͤſſe einem der Geſang erſt ausdruͤcklich fuͤr die Augen geſtellet / auch nothwendig in acht ge⸗ nommen und gelernet werden / daß der Joni⸗ cus regularis aus dem C ; (wie Die Thuͤrin⸗ ger⸗Schulmeiſter reden) Transpoſitus aber aus dem F gehe: Hergegen / wenn einer bloß ſpreche: C gg c, erſcheine alſobald daraus / ohne Voces Mdaßies der Jonicus regularis (ey. Wuͤrde aber Fbc, ef / herfuͤrgebracht - erkenne man alſobald / ohne Voces, den Joni= cum transpoſitum. ( Das will ſo viel ſa⸗ gen: Man kan die Modos aus den Buch⸗ ſtaben ohne Voces; aber nicht aus den Voci+ bus ohne Buchſtaben erfennen. -Ergo helf⸗ fen die Buchftaben oder Claves mehr und leich⸗ ter sur Erkennung der Modorum) Will man aber transpofitionem irregularem anfe« hen fährt mein Auctor fort / ſo werden die Voces Mulicales gar niederfallen ; denn / man transponire 3. €. Mixolydium per Quartam inferiorem,fo fommen dieV oces gang wieder die gewöhnliche Solmifation, maflenin FeineeScalaimD, ut; im E, re; im * 54 Fmi;

344 P.il. Cap. II.

F, mi; im G, fa; und im A, ſol geſungen werde. Danunaber der Mixolydius rich⸗ tig bleiben folesmüffe auch DieSpecies Quinta Octavæ nicht verändert/fondern das Semi« tonium quf alle Weiſe in feiner rechten Stelle behalten werden. Solſches fünne gleichwohl durch Die Voces nicht füglich geſchehen roofere ne mannichteinegang neue Solmifation aufs bringen wolle. Die Claves hergegen / dflad, geben den Ambirum alsbald im Anfange rich⸗ tig; denn inder Quinta, d fla, höreman uns fehlbahr / daß das Semitonium im dritten

Grad ſey / als: def g a. | ne 8. 19. Esfolgen hierauf bey bemeldtem Auctore noch einige Exempel / nemlich / dee Dorius transpoſitus, per tonum majorem iterum transpoſitus, aus dem Fmol(tie Die Schulmeiſter reden aber vielleicht nicht ſpielen) herunterwerts / erfordert wieder eine gantz neue Solmiſation, da man im C, re; im D, mi; im E., fa;im Fſſol resim G, wizim A, faim B⸗ ſol ſingen muͤſte. Und da man durch die Vo- ces NB.dag GenusChromaticum nicht ex- —— koͤnne / ſo wuͤrde eine nagelneue Sca- ain Genere Dĩatonico entſtehen. Das andere Exempel iſt Jonicusregularis, wenn man

don der Gnid,Solmifation: 345

man ihn einen Thon höher ; oder transpoli- tus , wenn manihn um eine Tertiam niedris ger transponiren twolte. Da fäme wieder eineandereScalaheraus. Und folcher Exem⸗ pel / fagt Matthæi⸗ koͤnten unterſchiedliche mehr gegeben werden / da allemahleine andere Art gu folmiliren vorfommen würde. Woraus denn ausdrücklich erhellerund unwiederfprechs lich folge: Daßdie Modi Mufici viel beffer beyden Clavibus als ben den Vocibus zu ers £ennen. Wer die Sache weiter unterfuchen und noch einen Einwurff / nemlich/ daß bey den Clavibus zu zmeiflen ſey / ob ein Modus regu- laris oder transpolitus , beantwortet finden wills der lefe den Audtorem felbft von p- 37. biß 49, Durch ; und wer dawieder was einzus wenden hat / der machefich an Matthæi, nicht: an Matthefon. |

-6,20, Henricus Grimmius, der weit⸗ berühmte Muficus und Componift zu feiner Zeit / hat zwar Ao. 1624 ſchon einen Unters richt ausgegeben’ wie ein Knabe nach der Alen Guidonifchen Art zu lolmifiren leicht anges führet werden Fünne ; allein Gibelius , fein Scholar / berichtet / daß ihm ı dem Grimmio, folches hernach Feine farisfaction geben wol⸗ . 95 KR

/

346 P. II. Cap. II.

Tenfondern er der Meinung geworden ſey / man müffeenttveder gantz neue Voces,derer wenig» ſtens Sieben’ gebrauchen oder / zu den alten Sechs noch eine hinzufegen / damit man der Mutation abfäme / als melche eine groffe Schwierigkeit und unnöthige Verwirrung im fyllabiciren veruhrfache und mit fich bringe. Yid.Gibel. de Vor.p. 82. Diefer Bekehrung und gefunden Mepnung wegen / auch weil der Mann ſonder Zweifel das Ding ebenfalls beym rechten Zipffel anzugreiffen gewuſt hat / iſt er in der Zahl meiner Auctorum der ſechſte. $.21. Den ſiebenden Platz mag der bes Fannte Otto Gibelius, welchen wir ſchon ets liche mahl angeführerhabenyfelbft befleiven. Es war derſelbe Director Mufices und Cantor der Schule zu Minden ı fehrieb auch unter andern’ Ao 1659. einen furken/ jedod) gründs fichen Bericht von den ocibusMuficalibus, welcher / meines Erachtens / eine Haupt gelehrte Schrifft iſt; inſonderheit / weil darinn die alten Tetrachorda aus dem Grunde / und ſo vorge⸗ ſtellet werden / als ich ſie noch nirgend gefunden / ob ich mir gleich / ohne Ruhm zu melden / deswe⸗ gen keine Muͤhe habe verdrieſſen laſſen. Er unterſucht den Uhrſprung aller von je ". aͤuch⸗

Von der Guid, Solmifation, 347

‚bräuchlichenV ocum in der Singe⸗Kunſt gang ‚genau und artig/ fagend p. Daß Die Egyptier und Briechen derfelben erfte Erfinder geweſen. Denn Demetrius Phalereus, welcher unter dem Ptolemzo Lagi , ungefehr 300, Fahr vor Chriſti Gebuhrt / gelebet / gedencke an einem Orte / daß die Prieſter in Egypten mit ſin⸗ gender Ausfprechung der 7. Griechiſchen Vo» calium: ihrer Götter Lob gefungen. Wor⸗ aus Calvifius Exerc, Ill. p. 19, fchlieffe, daß dieſe fieben Vocales z,e, 9,0, v,@., eben fols chen Gebrauch gehabt / als heute zu Tage die Voces. Womit auch Vincentius Gali- lzus, Dialogo della Mufica anticae mo- derna, pag. ıco, übereiäftimmer. Mit ſol⸗ chen 7. Vocalibus haben fich auch die Lateiner biß auf vie Zeiten Bœtii, 500. Jahr nach Chris ſti Gebuhrt / redlich durchgebracht. Nach dem aber iſt die Muſic in gantzen 200. Jahren nir⸗ gend ge⸗ſondern vom Marte vielmehr vertrie⸗ ben worden / biß ums Jahr Chriſti 725..Jo- hannes Damaſcenus, welcher nerwdes, vder Cantor, ſecundum Excellentiam, genennet worden iſt / die alten Brocken in etwas wieder zuſammen gefeget hat. Wiewohl ſolches fo wenig zu bedeuten hatte / daß endlich ver Kapfer

348 P, IL Cap, I, 2.

caroſus M.felbft dahinter her ſeyn / und Ao!

774. eine beffere Ordnung machen laffen

mufte. 922. Nach diefem aber haben num ans dere bey fich betrachtet / wie daß in der Natur eigentlich nicht mehr ( noch minder) denn nur fieben effentiales & radicales ſoni, das

iſt / weſentliche und uhrfprüngliche Stimmen oder Gradus Vocisfind mieGibeliusp.ıg, |

foget) und daß in folhem Verſtande auch Pto-

emzusLib. II. de Muf. fchreibet / es koͤn⸗

‚ten von Natur nicht mehr oder weniger Stimmen (i. e.foninaturales ) feynıdenn Sieben. So habe man überall nur Sieben Claves erwehlet / und zur Bezeichnung derfels

ben die erfienfieben Buchitaben aus dem Latei⸗

niſchen Alphabet genommen / hergegen die Griechiſche Nahmen ver Saiten oder Clavi-

um gantz abgeſchaffet. Man hat auch da⸗ mahis / und zwar ante Aretinitempora,den |

Geſang nur erftlich Durch bloffe Buchftaben ohs

‚ne Linien / faft wie wir heute zu Tage in der

teutfchen Tabulatur thuny aufgeſchrieben / wie

aus dem Vincentio Galilzi ermiefen wird;

nachmahls aber 7. Linien dazu verordnet / in Des ven Spatia hernach Aretinus auch) un ges | | etzet

w

Von der Guid,Solmifation. 345

ee nen ſetzet und Die Anzahl der Linien auf 5, der Vo- aber auf 6, reducirt und vermindert

at.

GS .. 23. Ob nun zwar / faͤhrt mein Auctor ‚31. fort/ dieſe des Aretini ſechs Voces gar iſi erfunden und ſich nicht übel ſchicken / ‚dieSonosIntervallorum damit zu exprimi- ren / auch ſo weit leicht ſind / wenn man auf die Zufammenfüqungder Alten ihrer Tetra- choraen ſiehet / fo haben fie Doch in dieſem Fall eine groſſe Schwierigkeit an ſich / weil in einer jeden Octava aufs mwenigfte( aWinScala Dia- tonica) Sieben unterſchiedliche Soni oder 'Claves , ımd dennoch dieler Vocum nur Sechs find, folche Sieben Claves damit aus⸗ zufprechen. Daher denn eine vielfältige Mu- tatio oder Veränderung nothhalber muß vor⸗ ‚genommen merden : und indem einerley Cla- vis offtmahls zwo oder drey Voces hatı die ihminder Scala zugeeignet werden / muß einer ſtets zweiflen / was für eine Vox hie oder dort zu erwehlen und zu gebrauchen. Darauf erzeh⸗ let Gibelius p. 37. weiter / daß fich zo. Jahr ‚vor feiner Zeit / und alfo zu unfrer vor 100. Jah⸗ ren / fchon Niederlaͤndiſche Mufici gefunden/ ( Puteanus war einerdavon)telche gank neue Ä P7 Voces,

50 P.II. Cap.Il.

Voces,. und zwar Deren Sieben gmommen-

Ob ſie nun bo ce di. oder la be ce, nach

Danmel Suslers Invention geheiffen haben /

gilt mir gleich; wenn nur Sieben da ſind / bin ich gerne zu frieden. Meine Bemuͤhung iſt auf die Sechs Aretiniſche angeſehen / die will ich

ehrlich zur Erden beftartenı und hoffe, die gantze

Muſicaliſche Welt wird mirs Danck wiſſen. 6.24, Aber wieder zum Propos. Un⸗ ſer Auctor bemercket den Streit wohlbedaͤcht⸗ lich und ausfuͤhrlich / welchen der groſſe Calvi- fius mitdem Flenen Mag. Hippolyto Hub-

meiero,P.L. Cæſ. & Götting. Pzdagogi- archa , über eben dieſe Sylben gehabt / infons

derheit / weilder letztere eg mit-Alftedio gehals tenider ohne Anführung einiger Uhrſachen Lib.

VIII. cap.I. Mathem. Admir. fpricht: Sex '

funt.Voces : ut, re, mi, fa,fol, la; funt quiadduntfeptimam fi, fedminusacure, Das war aufdie Art geargumentirt/ als wie mein Erfurtifcher Drganiftep. 100. verfährer/ wenn er mit einer rechten IBeiber-Opiniarre- ze fpricht: Guido hat ja recht 5-68 find ja nicht, mehr als 6. Thone rc Mir kommts vor / als wie jener Zanck / den ein reiſender Mann mit ſeiner Frauen uber ein abgefchnittenes Zäpgen Tuchs

hatte:

[ A

„»

Von der Guid.Solmifation. 351 hatte. Der Mann wuſte gewiß / es fey mit dem Meffer abgefchnirten/ Die Frau aber wolte behaupten daß es mit der Scheere geichehen. Wie ſie nun waͤhrender Stänckeren uber eine Bruͤcke fuhren / gerieth es daſelbſt zum Hand⸗ gemenge / welches aber auf der Frauen Seite ſo ſchlecht ablieff / daß ſi vom Wagen herunter ing Waſſer purzelte und feliciter erſoff. Doch behielt fie ihr Recht immer / auch in dem letzten Augenblick ihres Lebens / für ſich (als mie viele Familien den Fahlen Titul eingegogener Erons &üter) rieff und ſchrie nicht um Rettung aus den Bellen; fondern/ daß der Schnitt doch mit der Scheere gefchehen ; bißfiezuleßt / Da Die Stimmedem Waſſer weichen und der Leib fins cken mufterfo gar die Hand noch herausitreckte/ und mit zweyen Fingern wieß / fie lebe und ſterbe /es ſey eine Scheere geweſen und Fein

eſſer. | $25. Doch / damit wir abermahl wie⸗

der zum Gibelio kehren / fo erzehlet er p. 44. ſſ. wie obgedachter Huͤbmeyer auch ſehr ſchimpff⸗ lich und zwar / fuͤr einen gelahrten Mann (das geht den Hrn. Organiſten nicht an) gar unbes daͤchtlich von dieſer Sache geſchrieben; vom Calviſio aber tapffer wiederleget und in diEekn⸗

| ge

352 PBIL Cap. I.

r———r ——

ge getrieben worden ſey. Das Excerptum, dieſes Diſputs erſtrecket ſich auf 7. Blätterin Octavo, derowegen den Leſer entweder auf die Decades Diſputationum Hubmeieri,der aufdie Excerc. III. SethiCalvifii ( melche eis gentlich Ao. 1611. wieder diefen Huͤbmeyer ‚gerichtet wurde) oder. äber aufdesGibelii Vo- ces vermeifen muß. Es iſt Die Sache werth / daß fie ein gelehrter und eurieuſer Muſicus mitnehme; denn es ſind vortrefliche Rationes

auf Seiten Calviſii und kahle Einwendun⸗

gen auf Seiten des Huͤbmeyers drinn zu fin⸗ den / welche einem jeden inveterirten Soimi-

fations-Partifan zu reifferer Überlegung und

endlicher Erbauung angeroiefen haben will,

Wenn ich eineComparaifon machen darffifo

gemahnet es mich bald ſo / wie Lutheri Difpue mit D. Eck. Unter andern ift artig da Cal- vifiuszu feinem Antagoniften fpricht : Re- mittis nosid difcere cupienites - (1,) ad Phyfica (2.) ad Arithmetica, (3.) ad Geometrica. Quid Hubmeiere? Eine boni Difputatoris, auditores fuos eöre- mittere , ubiipfe argumentum nullums ſuæ fententiz confirmand& invenire po- tuit? Sienim potuiſſes, cert& id prode-

Von der Guid.Solmifation, 353

monftratione allegafles , & alia contra ı futilia &falfaargumenta, ut audiemus, ; omififles, Ego eöprofedus, quomss ' amandafti, rem longealiter,actuais, re- perio. ExPhylicisenim, Arithmeticis Geometricisfirmifime demonftratur (arrige aures Pamphile ) SEPTEM eſſe- ‚debere vocesMulicales, .Phyficus enim audit in una Octava Seprem difcrimina vocum, (Virg.) Septem fonos diftinctos, Arithmeticaut& harmonica ſectioocta- eosdem Septem ſonos in ſuis veris & le- gitimis-Proportionibus exhibet. Geo- metræ idem in legitima ſectione Circuli demonſtrant. Fruſtra igitur, Hubmeie- re, nos ableges, ubi tua ſententia peni- tus evertitur. Deſtitueris ergo, ut video, G demonſtrationibus & auctoritatibus, cum nemo veterum Auctorum de Hexa- chordo unquam quicquam oſirmaviet. Der Meiſter Futfa mercke es / ne ad inftar Hub- meieri ( mit dee Comparaiſon geſchieht ihm groſſe Ehre) re incognita, judicium præ- nugas agat & ineptiſſime de Syl- dabis Eruditis inpoſterum ludibrium, præbeat. on, Are R 4. 26.

*

354 P. II. Cap, II.

$.26. Dem gelehrten Gibelio mag / achtens / Henricus Baryphonus, ehmahliger Cantor su Quedlinburg / beygefuͤget werden / weicher fein Büchlein Plejades genennet und mit deffen Tirul allein genug zu verſtehen gege⸗ ben hatı wie er fich die fiebende Sylbe keines we⸗ ges habe wollen abdingen laflen. Er har ſonſt A0.1630. floriret / und foll, od GOtt will / in dee dritten Eroͤffnung mehr von ihm vors Licht kommen. Den neundten Platz werden wir dem Marino Merſenno, einem vornehmen Frantzoͤſiſchen Mathematico einraͤumen / wel⸗ cher um dieſe Zeit aus in Franckreich und Ita⸗ lien zu den alten ſechs Vocibus ebenfalls die

Sylbe bi hinzugeſetzet hat / wie er ſelches ſammt

den Urſachen warum ? Lib. IL, Propoſ. 4. p. 282 darthut/ nemlid) : Ut unaquzque, Vox fuam propriam Syllabam habeat, ne fecundum illud Mi vel Fa, quodin Oda- Syllabis Guidonianis dis reperitur , sonfufionem pariat dc. Hieraus fieht many daß auch andere Nationes auf folche Art mit: Sieben Vocibus zu ſyllabiciren Gefallen bes zeiget haben / und zwar Diejenigen Voͤlcker / ſo mehr Urſache harten -NB. für den Aretinum und feine Inventa zu ftreiten/ als

% ſchen /

Don der Guid.Solmifation. 355

fchenvalldieroeiter ihrer Nation und Religion geroefen 5; denrioch fallen fie kluglich hierinn mehr der Warheit als der Perſon bey. Hieraus folgt/daßr.die es nicht thun auch nicht Flug find, Die angeführten Worte hat Gibeliusp 66, Gibeliusenimmors Aretini, Zwar redet mein Otto auch von den Buchſtaben / und ſagt / Daß denfelben gelehrte Leute beyfallen / allein er habe zwo Ürfachen/ die dagegen lieffen. (1.) Daß die Semitonia durch) die Buchftaben nicht exprimirt werden. (2.) Daß fieber ſchwerlich augzufprechen. Ad primum moͤch⸗ te man antworten / daß die Semitonianatura- lia durch ef, und he, ja eben fo deutlich und deutlicher als durch diga, und nibo, aus ge⸗ druckt werden / (e) und ad ſecundum, daß wegen der Ausſprache eines wohl ſo ſchwer als das andee ſey / und ein vierzehn Tage / aufs hoͤch⸗ auch bey Kindern / alles gut machen koͤnne. ber ich will mich gar in dieſen Streit nicht mi⸗ ſchen / esfind puerilia, die gantze Sache ir vor IE | y⸗ (e) Das Semitonium mi fa iſt zwiſchen ef und he. derowegen (NB.) der Unterſchied derModorum fo wohl aus den Clavibus als Vocibus fan er⸗ Fannt werden. Unbd zwar aus jenen (den Cla- ‚vibus) beffer/ als aus dieſen. 774. Conr. Matık,

de Modis p. 29.

356 P. II. Cap. II.

ö ng, Tyrones,und gilt mir gleich / ob einer bobiſiren / ſolmiſiren / oder abecediren will wenner nur 7.Voces, oder 7. Buchſtaben / oder 7. ich weiß nicht was dazu nimmt und den Thon trifft.

$.27. Diejenigen aber finden bey dem Gibelio ihre völlige Abfertigung / die da glau⸗ ben tollen / manfolle e8 blofferdings bey dem Alten laflen (worunter fie dann toie mein Hr. Organiſte / des Quidonis ſechs Sylben verfier hen ) nachdemmahl man fo lange / als nunmehr über die 600. Jahr / die Jugend auf folche Wei⸗ fe unterrichtet / auch mit diefen 0. Vocibus eben fo Hiel ausrichten Fönne als mit den fieben 3c, „Solche Reden aber ſpricht Gibelius P. 80.) entſtehen alle mit einander entweder Daher / „wenn mandas ‘Ding an ihn felbft nicht recht „verſtehet / und feinen wahren geündlichen Uns „terfcheid zu machen weiß, zwiſchen der Mufle „und Art zu fingen’ fozu Guidonis Zeiten ges „weſen / und derjenigen/dielangenach ihm aller,

„erft aufgebracht / wi auch noch von Jah⸗ „ren zu Jahren verbeflert wird. Oder / obs „gleich etliche beffer roiffen / wollen fie doch aus „lauterm Eigenfinn und Mißgunft denjenigen „bo fich hierinn etwas zu verbeflern unterftans „den die Ehre nicht gönnen Daß er nf

Hills

za I

Don der Guid, Solmifation. 357

„kommen moͤge ec. daß aber einer derannoch ' „ben den ſechs alten Vocibus bleibt / mit feinem „Difcipulo eben fo bald fortfommen fünne/ „als derjenige / welcher einem jeden Clavi feine

- „abfonderliche Vocem gibt/ folches lehrer uns /

„neben fürnehmer/ wolgeuͤbter Mulicorum,s „Gezeugniß / auch die tagliche Erfahrun „felbft vielanders. So weit Gibelius %

. glaube ı daß ich ein gar groſſes Regiſter vors

| 1

treflicher Auctorum & Rationum deg fiebe gehnten Seculi aufteeiben koͤnte wenn Der Leſer nicht ſchon an diefen 9. genug hatte. Den⸗

noch toill ich aus ungehligen Neuen einige ans fehnliche hinzuthun / Die gegen das Ende des abs

gewichenen Jahr⸗hunderts fonderlich wohl von ſothaner Materie geſchrieben haben. $.28. Der erſte unter denſelben iſt Das niel Speer’ geweſener Cantor und Collabo- rator ander Schulezu Göppingen. Er hat einen Unterricht der Muſicaliſchen Runft gefchriebeny und folchen zu Um Ao. 1687. Deus . cken laſſen. In demſelben handelt dag fechfte Capitel von den Stimmen / Vocibus, Nah⸗ men und Buchſtaben der Noten. Daſelbſt wird unter andern die Frage: Ob man nach dem Ut, re, mi, ohne Buchſtaben / fingen ler⸗ nen

358 PM. Cap. II.

nen koͤnne ? folgender Geſtalt beantwortet: Nach dem ut, re, mi, fa, fol, ls „ohne Buchs ftaben / kan es nicht feyn;. aber nach den Buchſtaben / ohne ur, re, mi, kan es ſeyn. „Hier wird ſich / heifteg weiter p. 18. ſſ. unter „manchen ein Diſputat erheben / welche Art „vwohl vor die beftezu halten. Die Alten mer:

„den das urre mi behaupten wollen ;die Neu⸗ „linge aber. werden dag Alphabet ,: oder die „Buchſtaben defendiren. Ich laſſe beyde „paßiren / indem ich ſelber nach dem ſolmiſiren „gelernet und auch gelehret; wie langſahm ich „aber durchs ſolmiſiren zur Perfection kom⸗ „men / und auch nach dieſer Art die Jugend „perfectionirt gemacht / weiß ich noch wohl. „Wem zu rathen / der laſſe die Solmiſation „fahren / und gebrauche ſich der Buchſtaben „allein zum dociren / ſo —— und die Ju⸗ „gend nicht ſo abmartern duͤrffen / und wird „ſpuͤhren / daß ſolches der Jugend ehender und „leichter / als dDieSolmifation, eingehen wird / „vwie ich und andere mehr erfahren: Und ſolte „ein Solmiſations- Meiſter die jetzt gebraͤuch⸗ „liche / doppelte / bezeichnete / haꝛte oder weiche Ge⸗ „fange ſolmiſiren / würde er anſtehen / ſolches „perfectnach denSolmifations-Hegeln Din

i Au

Von der Guid. Solmifation. 359 Haus zuführen; wie ich dann felbft von einem ‚alten Pradticovernommenvalsich ihn erſuch⸗ „te / ein Doppelt hart Geſang mir zu folmiliren/ „da ſprach er: daß ſolches wieder die Natur „waͤre su folmiſiren; nad) dieſem / als ihme ein „doppeit weich Geſang vorgab / bekam ich wie⸗ der sur Antwort: Diß ware wieder fein Ge⸗ stiften. Muſte alſo erfahren / daß es ihm uns „muͤglich zu (olmifiven vorgekommen. Her⸗ gegen bleibt der Buchſtab perfect. Ich 5 wul nur ein einig Exempel geben / wie ſchwer yes mit der Solmifation hergangen. Als / „im a, muß nach gewiſſer Abwechſelung / bald „Ja, bald mi, bald re, en werden; die⸗ „ſes geht der Jugend zu faflen langfahm und „fchwerein] 5 hingegen nach dem Alphabet bleibt das a jederzeit a, und bedarff Feiner Mu- tation noch Veraͤnderung. Go werden auch aller Stimmen Claves oder Schluͤſſel nach dem Buchſtab / und nicht nach dem ut; Fre, mi, bezeichnet. Auch iſt befannt/ daß die „alte Teutſche Tabulatur nach den Buchſta⸗ „ben / und nicht nach Dem ur, re, mi, gebraucht „und gefeßt iſt Item / alle Inſtrumenta werden „nach den Buchſtaben / und nicht nach den ut „informirt und excercirt. Doch willdarum X die

310 P. II. Cap.II.

die Solmifation und die docirende derſelben nicht verachtet oder deſpectiret haben;(ich auch „nicht) remonftrire und weiſe nur Diefeg / „nach welcher Art leichter und balder die Ju⸗ „gend zur Perfection der Muſic zu bringen „wäre. Ich weiß wohl / daß es dabey bleiben „wird / einen perfecten Redner einer fremden „Sprache unnoͤthig zu fragen / nach welcher „Art er ſolche erlernet; alſo auch einen perfe- „cten Muſicum oder Sänger zu examini- „tennach welcher Art er dazu gelanget / iſt un noͤthig.So weit Speer / der auch dem Aretino einen guten Fang gibt / und in feiner Schreib-Art fo mag ungemein redlicheg blicken hͤſt / als Ambrofius Profius, ——

| $.29. Der anderevon diefen teutſchen Decgen⸗Knoͤpffen ift Beorg Salcke der ältere/ peroefenee Cantor Primarius und Drganift ender Haupt⸗Kirche zu St. Jacob in Roten⸗ burg an der Tauber. Sein Buch heiſt: Idea boniCantoris, und iſt zu Nuͤrnberg 40. 1088. gedruckt worden. In demſelben lautet es zum eſchluß des erſten Theils p. 88 folgender Geſtalt: „Esift am dienlichften/ wenn nur die „Sieben Claves,und nicht Die Sechs Voces, „ul; re, mi, dc: gebraucht / und die Semi» . \ j . 0⸗

Von der Guid.Solmifation. 361

„tonia, welche mit dem X Cancellaro begeich, „net / zum Unterſchied durch is ausgefprochen , werden / wird auch’diefe Lehr: Art der Sfugend „weit / weitleichter vorfommen; darum : Daß „man (1.) feiner Mutation, wie im folmi- »„ſiren / von noͤthen hat (2) daß man keinen »„Geſang / oder deſſelben Noten anfangen und „fort ſolmiſiren kan / man wiſſe dann vor⸗ „hero / was jede des Geſanges More für eine „Clavis ſey / dahero ein Knabe zwey für eins „beym ſolmiſiren zu mercken hat / da es doch „heiſt: Quod poteſt fieri per pauca, non „debet fieri per plura, (3.) So fan ja „ein Knabe eben fo leicht fingen : cdefga / >08 / ut, Te, mi, fa, fol J la, (4. ) daß in „den Tonis fictis oder transpoſitis die Sol- „milatio, wenn fie. auch ſchon transponirt „wird / jedennoch imperfecta bleibt. (5.) „daß das abecediren denjenigen / welche auf ‚einem oder andern Inſtrument etwas zu bee „greiffen gevencken / fonderbahren Vorſchub „hut. Inmaſſen bekannt / daßalle Inftru- „menta Mufica que den Sieben Clavibus, „und nicht aus den Sechs Vocibus , erler⸗ „net und begriffen werden. ,, So weit Saldkeı der auch ſcharff um fich und gleich fan Ä a

3600 BIL Cap. II.

als ein redlicher Teutſcher / feine Warheit unge⸗

kuͤnſtelt vorgetragen hat. *

$.30. Solte nun gleich ein Wiederſa⸗ cher dieſen beyden nicht ſo viel zu trauen / als ſie wuͤrcklich verdienen / fo wird er Doch Refpect fuͤr einen Printzen haben muͤſſen. Ich meyne Herrn Wolffgang Caſpar Printzen / von Waldthurn / der Reichs⸗Graͤfl. Promnitziſchen Capell⸗Muſic beſtalten Dirigenten und Can- torem zu Sorau. Derſelbe hat zu Dresden Ao. 1689. Compendium Muſicæ Signa-

toriæ & Modulatoriæ vocalis ausgehen

laſſen und in demſelben p.ı 5. & 20. alſo do-

ciret: „Weil der Aretiniſchen Vocum nur

„Sechſe / derClavium aber Sieben ſind / entſte⸗ „het daher die Nothwendigkeit der Mutation „oder Verwechſelung derſelben; welches de⸗ „nen Knaben eine groſſe Beſchwerlichkeit if.» Und $. 30. p. 17., In den Vocibus „Hammerianis & Belgicis bedarff man kei⸗ „ner Mutation, und koͤnnen alſo gar leichtlich

„gelernet werden. Maſſen jegliche Clavis ih⸗

„re beſtaͤndige Vocem hat, doch in Cantu du-

„ro anders / als in Cantu molli. Ich will

„keinem Informatori hierinn fuͤrgeſchrieben

„haben / welcher Vocum er ſich sr | d

Von der Guid. Solmifation, 363

„ſolle / halte aber dafür / daß diejenigen Ana; „ben am leichteften davon kommen / welche „die Nahmen der Clavium zu fingenerftlicy „angewehnet werden. | 4. 31. Endlich fo fommf auch derehrfiche Werckmeiſter anden Reihen / und hilft ade Vocibus getreulich mit zu Gꝛabe fingen.» Daß- Der Guido Aretinus, fagt erı die Voces ers „dacht / und feinen Dilcipuln einen Concept „gemacht / was man in jeglicher Clave vor eine „Spibe fingen folle / folches hat feine Urſachen / „und hat bey fo leichter Mufic wohl angehen „koͤnnen. Allein anigo will faftdagSyftema „mit I und b nicht hinreichen ; Dort hat man „nur ein Genus Modulandi gebrauchet / wel⸗ ches gewiſſe Graͤntzen gehabt ; itzo geht man / „gleich als in einem Circul, durch drey fo ges * ‚nannte Genera, welche man durch 12. Cla- „ves temperatè exprimiren kan. Va. „Anmerk. vom General⸗Baßp. 23. S. 32. In ſeinen Paradoxal-Difcurfen: leſe man das achte Capitel p. 44. worinn es ſo lautet: „Es hat ſich ein Moͤnch / Nahmens „Guido Aretinus, hervorgethan / unddie7. „„Linien in 5. verwandelt / und hingegen dieSpa- 22 tia,

34 - PU. Cap. I.

„ıtia zwiſchen den Linien auch gelten laſſen / da er „denn einer jeden Linie und jeden Spatio.eine „gewiſſe Clavem zugeeignet / und hat man „von jedem Spatio und Linien fid) einen Con- „cept machen oder einbilden müflen / was es „füreine Clavis ſey. Er hat es wohl nach feis

„ner Einbildung gut gemeinet / indem er ge

„dacht / man könne dadurch / als ein Kind

„Werck / die Jugend als aufeiner Leiter au „undabführen. Esiftaber auch dabey nicht „geblieben / er hates allzugut machen wollen / „denn er hat über diefes einer jeglichen Clavi „etliche fonderliche Syllabas , welche man Vo-

„ces Mulicales nennet/ zugeeignet. Alsim a

„müffe man la, miund re; im b, fa; im h,mi; „imc, fol, fa und ur; im d, la, folund res „u ſ. w. fingen. Was diefes in der Muſic „vor die lernenden eine Tortur und Laby⸗ „rinth geweſen / haben ſchon vor hundert „Jahren viel vornehme und wohlgelahrte Auſici beklaget. Sie haben zwar zu der „Zeit / als ſie ihre Tetrachorda eingetheilet / „auskommen koͤnnen / denn das Abſehen war

„auf das Semitonium mi und fa gerichtet:

„haben fie daffelbe unten bringen wollen / ſo iſt „mi, fa, (ol, la gefetst worden u, ſ. 104. babe | it

Von der Guid. Solmifation. 365

„fie dieſes Teetrachordum repetiret/ fo ha⸗ „ben fie eine gange und volleO dtavam erfüller/ „als: efgahede. Haben demnach dadurch „das wi und fa unten / mitten und oben brin⸗ „gen fönnen / und haben ſich mit den ſechs Vo- „‚cibus zu der Zeit behelffen Eönnen. | $. 33. Wenn man aber die Sache recht „anfiehet (fängt das neundte Capitel an) fo „hätten fie nicht nöthig gehabt weder Linien „noch Voces anzunehmen / denn die fieben „Claves wären viel bequemer zuihrer Muſic geweſen: Aber man fiehet hierinn NB. eine „‚groffe Blindheit; denn/ wenn wir durch „die Clavess:ahcdef gu fingenund fpies „ieny fo iſt ja klahr genug / daß das h unde / „item e und fein Semitionium andeuten. Bey ihnen war die Negulein Arcanum di- „vinum: Mi &fa ſunt tota Mufica, und „wurde doch nicht allemahl unterfchieden und in „acht genommen / welches ichan denen’ fo ih⸗ „ren Choral aniko noch alfo fingen gemercet „habe Da fieht man / wie abermahl mir der „damahligenSinfteaniß ind« £Theologia, Ao, „3032. auch eine groffe Ecclipfisin die Mu- „ſicam eingeriffen. Und ift auch noch wun⸗ dernswuͤrdig / Daß die Mufici, nachdem auch | N 3 ſchon

na

366 P. Il. Cap. II.

——— —— ——— ——— „ſchon die Chromatiſche Clayes: fis, gis, „eis , dis, im Gebrauch / und ſchon vor 500. „Fahren in den Drgeln gemefen/ die Voces: „utre mi &c. doch behalten haben / da Ja eine ſolche Verwirrung und Schwärigkeit/ Die „Shromatifchen Semitonia dadurch zu ex- „primiren/ darinn vorhanden / daß einer fo „einennäheen Weg weiß / einen Abſcheu Das „für hat / bevorab / wer felber auf ſolche Weiſe / „mit Stoͤcken und Schlaͤgen / iſt inkormiret

und dazu gezwungen worden.

8. 34 Ob nun ſchon ſolchem Unheil / „(fährt Werckmeiſter fort) GOit ſey gedan⸗ ocket / guten Theils iſt abgehelffen/ ohne Daß „man ſich noch in Italien und Kloͤſtern damit „fchleppet / ſo iſt dennoch in unſrer Muſic von

ſolchem Guidoniſchen Sauerteige etwas

„übrig biiebenac. Ich weiß wohl / ſagter pag.

61. was hierinn zu thun / und welches am bes

‚„ften iſt / weilich nicht allein in deaSolmifation, ‚‚fondern auch durch Die Claves auff den Li nien / bin informiret worden / daß mir/ohne „Ruhm zumelden/ alle drey Arten und Me- „thoden befannt findyundich den unpartheyis „chen Unterfiheid wohl zu machen weiß / wel⸗ „chen auch ein Eluger unpartbeyifcher Muli-

Ä cus

Yon der Guid. Solmilation. 367

„cus bald mercken kan / ſo erobangeführte Ra- „tiones reiht betrachten und weiter nachden „cken wird. Und alfo fageund befinde auss „druͤcklich / daß e8 leichter ſey und accuratere „» Sänger und Mulficos mache / wann fie die „Glaves im Ropfe baben/und wiſſen / wie fie „elingen fo wohl inregularibus als fidtis Modis und Compoßtionibus , t und Daß einer „gar leichte Durch die Buchſtaben allein fine gen und fpielen lernen koͤnne. | $. 35. So denn weiter p. 65. , Es „erfordern die Noten überall andere Claves’ „und andere Nahmen. Dieſes alles kan durch „die 12. Clayes gar leicht geaͤndert und zur

„beffern Praxi geführet werden. So wir a „einer jeden Clavi 2. oder 3. Nahmen geben „wolten / mare fogut / ald wenn wir in die Guidoniſche Verwirrung wieder verfallen

„wolten / da man einer Clavı zweene oder dre „Nahmen gegeben. Sch glaube auch da

„durch diefe Schwierigkeit verhindert wird / oo 24 NB,

Es ift mir zwar vorgekommen / als ob diefes ein Druckfehler und Transpofitionibus heiffen fol te; aber weil es auch ad Compofitionem ipfam

| iſt / ſo habe es mit Fleiß ſtehen laſſen wollen.

—- -

368 BI. Cap. II.

De I nase, „NB. daß ſo wenig Mufici durch das gan⸗ „tze Clavier muficiren Bönnen. „Ferner „P · 66. „, ©» iſt auch Das nichts neues /wenn „man nach den Clavibus ſinget; denn es iſt „lange vor Chriſti Geburt ſchon im Brau⸗ „che geweſen ꝛc. pag. 72 das Guidoniſche Li⸗ „nienwerck iſt auch nicht viel beſſer als das „Heidniſche. p. 73. Man ftabiliret mit dem „Muͤnche eine Confufion &c. p. 78. Esift „von Lutheri Zeiten doch dieSolmifarion , „nemlich das ut, re,mi,fa, fol, la, wegen „eingeriſſener ſtarcken Gewohnheit / noch eine Zeitlang im Brauch blieben / biß etwan zu Ausgang des funfzehnten Seculi, da die „Niederländer andere Voces als Bo, ce, di, ng2 &c. eingeführe /twelcheder HereCalvi- „tus zwar vor befler hält als die Suidonifchen/ „weil fie die Odtavam in genere Diatono „erfüllen; allein ex fiehet Doch weiter / und iſt „damit nicht allerdings zu frieden. Es ha⸗ „ben auch andere Muſici, infonderheit D.Lip- „Pius ‚über dieſen Unfug geklaget; ehe und „bevor man aber von dieſer Meinung weichen „tollen /haben fie fo mancherley und wunder⸗ „liche Einfälle von den Vocibus , melche fie „Solmifation , Syllabifation , Bobifa-

tion

Yon der Guid.Solmifation. 369

„tion &ec. genennet haben an den Tag ger „bracht; einer hat die Syllabam ändern’ der „andere hat eine abs derritte hat etwas sufes „een wollen; einer ift fozu reden Catholiſch / „der andere Lutherifch/ der dritte reformirt „gervefen. fa man har Diejenigen ſo wieder „die Solmifation und Derwirrung gere „det / fuͤr Reger und Rebellen von der Mus „ſic halten wollenze. Es bleiben auch noch „viel / abfonderlich die Italiaͤner/bey ihrer vor⸗ gefaſten Meynung / was die Solmilation „anlanget. Hieran haben wir ung aber nicht 9zu Pehren s s + + mie wollen ihnen ihre „, IBeitläuffigfeit überlaffen / fie mögen mit ihren Vocibus hinter ung herkommen. » So weit Werdimeifter.

$.36 Ich will auch nicht meitläuffigee hierinnen ſeyn ſonſt Fönte noch weit ein mehrers angebrarht werden. Der curieufe Leler ma indes den Broſſard / fub Tit. Syftema, aufs ſchlagen / da finder er. noch eine gantze gute Rei⸗ he Incommoditäten / welche des Aretini jechs Burfche in der Welt verurfacht habenz unter andern heiſſet es vafigpfi p. ı62. Ileft „aile de juger, quelembaPPas cela cauloit, „&fiunilluftre du fiecle pafle a eu tort

370 P.II. Cap. II,

%,d’appeller cesmuances, dumoins par »rapport aux Enfans: Crux tenellorum in-

\ geniorum? Teutſch: „Es ift leicht zu ermefs „ſen / welche Verwirrung diefe Dinge verur⸗ „ſachten / und ob ein berühmter Audtor des '„abgemwichenen Jahrhunderts unrecht gerhan „hohabe / dieſe Mutationes , wenigſtens in Ans „ſehung der Kinder / ein Creug zarter Rös „pfe zu nennen ? ,, Daß man nun ein fols ches Ereug in Thüringen / Ober » und Nieder-Sachſen abgeſchaffet har / darüber mag ſich noch eine Menſchliche Creatur ver⸗ wundern. Was Pring davon haͤlt haben wir ſchon geſehen. Es iſt aber uͤbel gethan / wenn man von alten Sachen urtheilen will / und confundirt die Zeiten / oder unterſucht die Beſchaffenheiten verfelben gar nicht: Damm ja dugig ift es gehandelt. Guido hat zu feiner Zeit viel gethan und hat in einem Monath mehr zu Wege bringen koͤnnen / infonderheit/

da ihm der Aberglaube und die Barbarey zur Seiten ſtunden / als die vor ihm / nach der aͤl⸗ tern Art / vieleicht in vielen Jahren nicht haben vermocht zuleiftegp Aber / daß wir nach 700: Jahren noch eben alſo ſprechen ſolten / waͤre wohl eine Schande. $.37.

Von der Guid. Solmiſation. 371

S. 37. Es falle ſolcher Meynung bey wer da wolle: Wenn ein Frauenzimmer ſo geſchickt iſt / nach 36: ſtuͤndiger Information alle In- tervalla uſitata (man fan leicht dencken / was für herrliche Intervalla das ſeyn müffen) nach ber Solmifation zu begreiffen und zu fingeny fo will ich wetten / daß ein ſolches Srauenzims mer/ in einer einzigen Stunde nach den Clavi- bus weit mehr begreiffen/ und auch die inufita- ta Intervalla ( dafür fiebey Stümpern paßi⸗ ren ). wiflen und fingen ſoll; tie e8 denn der Erempel allhier gehn für einesgibt. Nun mas che jemand den “Vergleich zwiſchen 36. Stuns den und einer einzigen/ fehe dann zu / was es in einem Jahr betragt. So ift auch das Præ— fuppofitum des unwiſſenden Gegners falſch: Man könne der Solmilation bep einer Suge nicht entrahten; maffen gange Schiffs-Sadune gen recht guter/ ja der allerbeiten Fugen in der Welt / von ſolchen Meiftern gefeßt find, die theilg faſt nie vom Aretinonod) feinen Kindern dag —5 vernommen haben / theils feinen Fuß⸗ ftapffen gar nicht folgen wollen/ fondern dag befannte: veſtigia me terrent, in acht ge⸗ nommen haben, |

26 5.38

372 P. II. Cap. Il.

3.38. Bon der Incompetence der angegebenen pr&tendirtenCompetitorum wolle der geneigte Lefer das fünffte Capitel des erften Theils Diefer Eröffnung p. 210. faq, 6.7.8. zurück nachfchlagen / allwo ihre Nich⸗ tigkeit ſattſahm erwieſen worden. Es iſt ja ein leerer Traum / daß ſolche ſelbſt erwachſene und Competitores um den Rang di- putiren 5 es iſt ja alber und falfch gerai- fonniret. Dennder Tonus behält allemahl ‚unftreitig das Pr&, wenn ihm Imitatio Eins trag thun will wie Fan das Denn competiren heiffen? Hat doch Bononcini ſelbſt / der ja einer von dessolmiſatoris Hauß⸗Goͤtzen ſeyn wirds nichts von dieſen Competitoribus erwehnet / ob er ſchon mit Fugen und Contrapuncten ſtarck handelt / auch vom Guida oder Duce &c, &c. viel ſaget / aber keiner lmitation, fo wie ſie der Solmiſator verſtehet / gedencket. vid. ej. Muf Pradt,p.48.49: Die Muſica curioſa, der Tractatus de fugis des Solmiſatoris, Die ſol⸗ len ung zecht glücklich machen und uns ſolmiſi- zen lehren. Der Hencker ! was werden gelehrte Muſici Darauserwachfen / fo wie die Piltze in einer Nacht. Das lacherlichfte ift / daß der Solmiſations. Meiſter p. 139. ſagt: Er mweiß

J Don der Guid. Solmifation. 373

Te nicht / e8 werde dem Liebhaber aus feinem ans gebrachtenA bracadabra ſchon ein groſſesLicht aufgegangen ſeyn. Ey freylich / es ſcheinet und glaͤntzet wie ein Stuͤck faul Holtz bey Nacht. Jedoch kan er auch vielleicht die ſechs Ampeln bey dem Grabe der Lolmilation Dadurch ver» fianden haben / und zwar aus Propherifchem Geiſte. Es war getroffen ; wirfingen indes einmüthiglich alſo:

Cet excercice monachal

Ne trouve fon point vertical Que dansune t£te bleflte;

Et fur Parnafle nous tenons; Que tous ces renverleurs de Tons Ont la cervelle renverfte.

839. Und alfo find die fechs Aretinis ſchen Kracken von dem von der Putten weidlich gepußet ; vom Calvifio tuͤchtig gecalvatert ; vom Lippio ſchoͤn zerlips pert 53 (f) vom Profio ernfllih geprü- ft- 53 vom Matthzi GSchachmatt ges

| Q7 macht;

[63 ) Herlippern ic. in partes minutas ſecare. Spatens Didion.

nn

/

374 ° BI. Capli.

—— —— macht; vom Grimmio grimmig angetaſtet;

vom Gibelio aus dem Gibel geworffen; vom Baryphono auf die Bahre gebracht; vom Merſenno ausgemergelt; vom Speer durch⸗ bahret; som Salden brav zerhacket; vom

I Pringen beherfchersvom Werckmeiſter tapffer bemeiſtert und vom Broffard hubfch gebrofelt

(8) worden; daraus wird jedermann erkennen ob da8 Orch. erfterer&röffnung diefenSolmi- fations-&ebeinen zu viel oder zu wenig gethan habe?(* ) Zu viel Fans nicht gemefen feyn; Denn was die beften Leutein der Welt davon / fuͤr huns dert und mehr Jahren / gefchrieben haben / ift weit ein mehrers Damit es aber nicht zu we⸗ nig heiſſen moͤge / hat man die numehro ſo lange

unter allerhand Schutt verworffen und unbe⸗ u 8 gras

(g) Bröfelni.e, in micasconterere, Idem ibid,

(*) Bayle fchreibt vom Puteano : Il affeltoit de re» pandre dans fes Productions ce qu’on appelle traits d’Efprit.Cela lui reuffiffoit quelques foisz mais en bien de rencontres ilchoquoit le natu- sel, & tomboit dans un jeu de mots un peu for- ce, Ich habe Puteanum hier aus curiofite imi- 2 wollen / welches dem Leer zur Nachricht

»

| Von der Guid. Solmiſation. 375

a EEE —— EEE I VIE DEE graben gelegene Uberbleibſel hier ſorgfaͤltig zu⸗ ſammen rechen / und ihnen / mittelſt des Titul⸗ Kupffers / bey dieſer Gelegenheit die letzte Ehre erweiſen / ein anſehnliches Monumentum er⸗

richten / auch die Traur⸗Muſic beſtermaſſen be⸗

ſtellen wollen. Wobey man jedoch jedermann ernſtlich warnen will / ſich vor ſolmiſirende

Geſpenſter zu huͤten / und / falls ſich ja noch hie und da ein Schatten / entweder fuͤr ein mi oder

fuͤr ein re, unter dem Prætext der Fugen / aus⸗ geben und ſehen laſſen ſolte / ſolches als lauter Gauckeley zu betrachten und zu glauben / daß die

Todten wohl liegen und ihr ſchwirren laſſen

muͤſſen. Ich will auch hiemit aller Welt de- clariret haben / daß ich mit dieſen ſechs vermo⸗ derten Grenadierern / fie mögen erſcheinen in welcher Geſtalt fie wollen / hinfuͤhro nicht den als lergeringftienCombat oderCommerce mehr eingehen, auch den Irrgeiſtern und Polterhan⸗ fen, Die fich etwa mit dieſer Larve verſehen / Fein Woͤrtgen antworten’ fondern dieſelbe allemahl ſtillſchweigend auf ihr ewiges Tombeau ver⸗ weiſen will. So haben ſie auch nun keine Urſache mehr in der Welt den Kindern zum Schrecken / als wie der Popantz / herum zu ſchwermen; weil / der gemeinen Meynung nach /

er nur

—N

*

376 BIL Cap.II.

nur diejenigen verſtorbenen ſpucken / welche Fein ehrliches Begraͤbniß bekommen haben / und alſo nicht ruhen können. Wunder iſt es gleich⸗ wohl / daß noch Feiner von allen Aretiniſchen Defcendenten oder Abfömlingen fo danch bahr geweſen / und weder dem Stamm: Herren ihrer Familie / noch feiner ehmahligen ſigen Corporalſchafft / eine Eleine Grab Schrift u Ehren geſtellet hat. Biß ſich indes einer uͤber den Unter⸗Officier ſelbſt erbarmet / wolle der geneigte Leſer mit gegenwaͤrtigem Einfall wegen ſeiner Rotte / vorlieb und willen neh⸗ men:;“ Ser: a, | Die Schildwacdh’ Lu Iſt ganz caput; Gefreytem Ke Thut nichts mehr web, Der arme Mi or Verſchmachtet hie / Und Burſche Fa Verredet da; Ealfactor Sol ESturbt raſend toll; Du lahmer La! Dein $End’ iſt nah.

Vom alten Bebrauch der®riedpif.Mod. 377

Das dritte Capitel. Rom alten Gebrauch der Grie chiſchen Modorum ing

beſondere.

6.1.

Ch ſchaͤme mich faſt vor die ſchulfuͤch⸗ ſiſchen Titel dieſes und des vorigen Ca⸗ pitels / maſſen es ſchrecklich abgedro⸗

ſchene Materien ſind und einem galant hom- me vorkommen moͤchte / als gaͤbe man ihm ein Haupt⸗Stuͤck aus dem Pantagruel, aus dem Moyen de parvenir, oder aus dem Tarta- reto,de Modo cacandi,indie Handzich muß ‚aber denoch/meil es die beyden Haupt-Alttaquen wieder das Orch. ſeyn ſollen / die noch übrige verdrießlichfte Nothwehr yon der Welt thun.

Man willder univerfellenAnleitung des Or- cheftre etwas einiges / ewiges und wahres

entgegen ſetzen / und weiß au bout du compte

font nichts zu finden’ als die erbarmend-würdis gen Capita fpecialia, de Solmifatione &

Modis , von welchem im Orcheftre nicht wer

cs ma

378 P. II. Cap. III.

mahl eigentlich gehandelt worden. Wenn ich von der. erſten mehr Worte machte / als bes reits oben gefchehen / fo wurden mich alle rechts fehaffene Mufici würcklich auslachen. „Ich „will nicht hoffen’ fagt Werckmeiſter / daß fich „etwa einer oder dee andere über den Vor⸗ „ſchlag / wie man leichter durch Die Claves als „die Noten fingen und fpielen lernen koͤnne / bes „ſchweren werde ; denn es iſt Feine Haupt⸗ „Sache ; ein jeder mag feine Praxin am bes „quemſten füchen und treiben», t Bon den ans dern abernemlich den Modis, vermeyne allhier fo viel zu melden / als noͤthig ſeyn wird / nicht nur’ die mir ſo hoch angerechneten Irrthuͤmer abzu⸗

lehnen / ſondern dergleichen vielmehr / mit War⸗

heit / an andern zu bemercken / und manchen / was er ſonſt nie gewuſt / zu lehren. Leben wir in ei⸗ ner Zeit / da de Modis & mortua [ex Sylla- barum Solmiſatione geſtritten werden ſoll? Zwar fo wenig eine gute Muſic ohne Diffo- nantien feyn kan / ſo wenig werden auch Mu- fici ohne papiernen Zwift gefunden werden; allein eg möchten doc) Die Marerien immer ein Fleines bißgen wichtiger feyn. 9.2

+ Vid. ej Anmerck. vom General-Baß p.73. Das iſt auch meine Meinung,

Ey

Em.

Dom alten Beb.der Griechiſ. Mod. 379

6.2. Wird demnach beydiefer Gelegen⸗ heit / und en paflant , nicht zu vermeiden ſeyn / bie ziemlich verwirrete (h) ob wohl auſſer den jedermann bekandten Kirchen » Liedern gar Feinen Nutzen mehr habende Sache von den alten Modis etwas genauer / als in der erften Eroͤffnung nicht gefchehen koͤnnen / zu unterſu⸗ chen; maſſen jene ſolche Betrachtung nicht ſo wohl / als gegenwaͤrtige zweyte Eroͤffnung und Beſchuͤtzung / zulaſſen wollen. Ich will aber von den 12 attributis & conſiderandis ei⸗ nes jeden Modi nichts ſagen / maffen ſolches ei⸗ ne geoffe Menge Auctorum vorlängft ſchon gerhanjtvelchemnach der REN EN

8 I | nicht

(bh) Es iſt zwar nicht zu laͤugnen / daß die Alten/und

* noch einige heutiges Tages viel ungegründete Meinungen (dadurch eine Sache verwirret wird ) von den Modis hegen / welche / wenn fie fol- ten erreget werben] nur Wiederwärtigfeit er- wecken wurden; es wird aber alles nach gerade megfallen. Denn da die Genera heutiges Tas ges / fo zu ſagen / vermifcht find) und man durch⸗ aus nur eine Scalam temperatam hat} fo geben viele alte YIfeinungen aus. vid, Werckm. Anmerck. vom General: Buß. Mercks weiter; fo heift dieſes ehrlichen Mannes Nahme durch Buchſtabwechſel / alias, Anagramma,

380 P.I I. Cap. III.

nicht noͤthig gehabt haͤtte / ſiche Sieben Sahen

lange wieder aufzuwaͤrmen und auszuſchrei⸗ ben. So mird auch an allen Diefen attributis der Modus nicht fo klar erkannt und unterfchies den / als an dem einzigen Semitonio oder der Specie Octavæ, wovon jedoch der gegenfeitis

gemModiſte / vielleicht wie Nicomachus aus

Modeſtie / das allerwenigſte meldet. Was ſoll mir den Senff de nomine Modi , und daß Dickinfon fcpreibet / die Dorierund andere hätten die Modos von den Phaeniciern befoms men? Dickinfon hat wichtige Dinge vor, die einer remarquiren möchte der feine Schriff⸗ ten gelefen harte. Was dag Orcheltre vom Uhrfprung diefer Nahmen p.59. ſaget / Faneis nem galant · homme genug ſeyn. Was foll der Ambitus Octavæ zur Erkaͤntniß helffen / was die Repercuſſio, und die Claves Clau- ſularum, wenn ich Ambitum Modi und die Triadem fenne ? Die Conſtitutionem möchte ein Publiciſte leicht fuͤr eine Reichs⸗Acte aus dem Luͤnig halten / wenn er nicht wuͤſte / daß dadurch angedeutet werde / wie der Modus von einem d. ind andere jufeßen ; Zudem fo hals ten die limites auch eben Diefes in ſich / und finis gehoͤret gleichfalls Daher ; Tropen | | nicht.

20 Vomalten Geb. der Griechiſ Mod. 381

nicht. Iſt es denn nichteineunnörhige Weit⸗ laͤufftigkeit / enn man 12. Articul wacht/ da mans mit zween oder dreyen beſtellen koͤnte? Geſchieht es nicht darum / Daßeiner mit dieſem Zeuge bey den heutigen Pradticis, Die den Hen⸗ cker von folchen 12. Articuln mwiffen / ‚aller, Dummheit ungeachtet / indie Prefumption einer vorzüglichen aber unnuͤtzen Wiſſenſchafft gelangen will? Allein das it unfere amplifi- ma Modorum Doctrina ; die bringt dag fo mit. „Die alten Mufici (fagt Werchmeis „ter Harmonolog. p 55.) haben vonden »Modisgarzu viel Weulaͤuffigkeit gemacht, „tie bey dem Glareano zu feheny welcher einen | „groſſen Folianten von den Modis Muficis - „geſchrieben. Ber endlich zu den Antiqui- „taͤten Beliebung hat/ kan dergleichen Audto- „res leſen/Und an einem andern Ort ex- plicirt er ſich folgender Geſtalt: „Wie nun '„dielieben Alten zu viel Weitlaͤuffigkeit aus der „Lehre Der Modorum gemacht haben / und „darüber (NB.) obfcur geworden find’ / (DaB ift ja derfelbe Tepe, den der Refuta- - „teur fouru & refoutu dem Orcheftre fo „hoch aufmußet) fo müffen wir nun nicht auf »das andere Extremum fallen / und die u. 08

382 P. II. Cap, II.

„dos gar verwerffen.c, vid. Werckm. Pa- „rad. pag. 88.& 89. $.3. Solches Extremum muß nım frenlich von gefcheuten Leuten vermieden wer⸗ den. Denn / obman fid) ſchon nach heutiger Art mit zwey generibus Modorum beheiffen koͤnte / fo vürffen Doch die alten Modi , vielwe⸗ niger Die 24. Specieshodiernz, darum nicht gang und gar verworffen werden / teil unfere lieben Kirchen» Sefangey die nach jenen theilg eingerichtet findyleicht fo viel Refpedt von jeders mann verdienen ; anderer Seits muß der heu⸗ tige Gebrauch der Modorum (davon imfols genden Eapitel gehandelt werden foll) auch) feine Richtigfeit und gemeifte Wege haben das mit Feine Unordnung einreiffey und die aus dem Modo meichende Disgrefliones,menn fie der Natur und Raifon gumieder lauffen / huͤbſch nachbleiben. Ich will / um zu bemeifen! daß ich nicht von denen fey / die die alten Modos aus Unverftand verachten oder ganslich ver: werffen / meine Meynung von ihren Kennzeis chen aufs Fürgefte herſetzen. “Denn auf Die Kennzeichen kommt das ganke Weſen an; die Theorievon diefen Dingen ift genug / weil un⸗ fere meiften Choral Sefänge ſchon gemacht ne un

Bi" |

Vom alten Geb.der Griechiſ. Mod. 383

und wohl unnachgemachet bleiben werden’ daß alfo Praxis Modorum antiquorum in Me- lothefia hodierna wegfaͤlt / und einnon ens ift; wiewohl man Doc) auch gerne wiſſen mag / infonderheit / wenn einer ein Organifte feyn will (dazu ſchon vieleQualitäten gehören‘) wie diefe Praxis in alten Zeiten eigentlich befehaffen getvefen. Ich will auch damit nicht ſagen / daß es uͤbel gethan ſey / ſolche Lieder unſrer Kirchen / die entweder nach Der- Melodie eines andern Sefanges müffen gefungen werden / und Feine eigene haben; oder auch / die noch überall weder mit einer eigenen noch geborgten Melodie vers ſehen / in die ſo genannte Choral⸗Muſic zu fegen! einfolglich dieſer Armuth / bey fo reichem von GOtt dieſem Seculo verliehenen Muſicaliſchen Vorrath / abzuhelffen; aber die Frage wird ſeyn / ob es durchgehends angenommen und ei⸗ ne gantze Gemeine ſich gleich darnach richten werde? Wir wollen es uneroͤrtert laſſen / und unſerm Vorhaben naͤher treten. Wer es beſ⸗ ſer machen kan / der thue es ohne Beſchimpffung —8 Verkleinerung meiner hertzlich⸗ guten Ab⸗

icht. —— $. 4. Modus iſt demnach bier eine Weiſe oder Regulinady weldyer ein

tu

384 P. II. Cap, III.

Stüd in gewiſſe Schrancken eingeſchloſ⸗ fen wird/und zwar / nach der alten Richtſchnur / ißweilen eben fo abgeſchmackt / und gegen di: | Natur / als der Hamburgiſche Bocks⸗Beutel wieder welchen doch bey dieſen Zeiten groſſe Vergreiffungen ohne Ahndung vorgehen Es gibt ſonſt auch noch eine andere Art von Kreb⸗ ſen / als da ſnd: Die Modi progrediendi: Nothrus, Tachinus, Syncopaticus, Jambicus Proportionatus, Trochaicus Proportionatus, Enantius, Dactylicus &c. item, Modi-finiendi: Moloſſicus, Dadtylicus, Anapzfticus, Amphibrachi- cus, Amphimacricus , Bacchaicus &c. davon Pring im I. Theil des Satyrifchen Eomponiften Cap. 7. fehr weitlaͤufftig handelt. Wer Luſt daran hat / ver fchleppe fich immer, Damit. Ich bin ein Diener Davon / und exe innere.ed nur Destwegen / daß niemand meys nen ſolle / bier werde von folchen vollend⸗entſetz⸗ lichen Modis gehandelt 5 wiewohl die vorhas bende nicht viel einländifcher und zahmer Flins gen’ und man eben nicht nöthig hatte, ein Se- culum ignarum zu wuͤnſchen / wenn etwann ein Ecolier dadurch erſchrecket werden ſolte.

| I. 5.

——

|:

"27

"

..

. J 21 *4 J V—

*

J 4 4 —* y \ » 4 w ıt * 4 f\ [2 k 2 4 28 J PM \ —*

u

vu 277 * « * * ur - . « 3 x s .. r i . » - i. .... . . r A a in .. s * * J * Dr J * ni .

ie, An X

X * J u

IX Ä

abulıv fo orum Grasorum | |

ur. |

ENGEL, corum. . en = 153 4 ) Fragigs. . < en

XX. eStmilisuda ee cum Vagalı bus, \ FR loecumdJemtioni Tapiaas.

Ayp O0. JOTIILLS. Misco- Lydiuss.

L 4 u N

* 2[ 7 eLodLade | 2 Inu Modi 4 | |

dom alten Gebr.der Griechiſ. Mod 385

SG. 5. (a) Da fteht nun der Modus Jo- nius (die Drdnung oderder Rang ifthiernach dem gemeinften Gebrauch und der Natur eine

"gerichtet) wie Tabula Modorum Græco- rum authenticorum No. XIX. austoeifet; und fein eigentliches Kennzeichen ift : Daß er

in feiner Ofava vom Ezum c (welche auch der groͤſte Doctor Muficesnicht anders als der geringite Ihüringifche Schulmeifter bes nennen fan) die beyden Semitonia majora im | dritten und fiebenden Brad; .dabey auch - Tertiam © Sextammajorem bat. Alle andere

"Modi nun die gleiche Befchaffenheit mit dies ſem / nemlich ihresemitonia im 3.und 7. Grad /

dabey Tertiam & Sextam majorem haben / ſind Jonii ficti Modi; als: cisdur, disdur,

u .ſ. w. ) Des Dorii eigentliches Kennzeichen iſt: daßerinfeiner Odtava vom D. zum d. die beyden fo genanntenSemitonia naturaliaim andern und fechften Brad/mithin zwar Ter- tiam, aber nicht Sextam minorem hat. Und diefer Sextæ wegen gibt 68 wenige Exempel Dorii ficti. () Des Phrygii Merckmahl iſt: daßer beyde Semitonia ſeiner :E, e. im | ers

386 P.IT. Cap.III.

erften und fünfften Brad / dazu Tertiamu & Sextam minorem hat. Fictos finder man mwenig/ wegen des erften Semitonii. |

(d) DesLydii proprium beſtehet darinn / daß feineSemitoniainderOctava FFaufden | vierdten und fiebenden Brad fallen ; fo hat er auch Tertiam & Sextam majorem, doch des erfien Semitonii halber wenig fidtos,.

(e) Der Mixolydius wird dabey erkannt: daß er feine Semitonia im dritten und ſech⸗ ften Brad der Octavæ G gführet / auch des letztern wegen wenig idtos ob. wohl Tertiam & Sextam majorem hat.

(c) Dem Modo- #olio., der fich damit diftinguiret/ daß feine Semitonia im andern und fünfften Brad der Octavæ Aa liegen ihm auch Sexta & Tertia minor zu kommen / werden faft alle andere Modi molles ( nad) heutigem Gebrauch / von welchem wir auch obis ge Modos fictos verftehen ) beygeleget. Als da find: c.mol;cismol; d mol&c, welche unter dem Nahmen der fictorum von denMo- den-Liebhabern dahin gejogen werden (wie⸗ wohl / meiner Meinung nach / der eine Thon | oder Modus eben fo authentique als verans dere iſt und nichts ala die alte Unwiſſenheit zu

Dies

Vom alten Bebr. der Briedyif. Mod. 387

dieſer Diſtinction, inter veros & fidtos, Anlaß gegeben hat.) Daß demnach der erfte und legte diefer 6. fo genannten Modorum authenticorum die Wornehmften zu feyn scheinen / und einer (auffer den Chorälen) alle Muficalifche Sachen, fammt den 24.Specie- bus Modorumileicht aufdiefebeyde Genera, dem Jonio & Æolio nemlich / nicht aber (wor⸗ inn etlichegeirret) dem Dorio reduciren kan und mag.

- 96. Daß der Dorius aber nicht derjenige Modus ſeyn fünne / wohin fich mehrentheilg unfere heutige Modi molles bringen laſſen / daran zmeifle billig Deswegen / weil das zweyte Semitonium bey den fo genannten hetisnicht im fechften fondern im fünften Grad faͤllt / wie folches aus dem natürlichenAmbitu & Specie Octavæ des E mollis, Gmollis, Hmollis &c. zu erſehen und zu erweiſen iſt. Und in die⸗ ſer Meinung beſtaͤrcket mich Werckmeiſter / wenn er in Paradoxis, Op ere ſuo poſthu- mo, p. 86. fo ſetzet: Wir mögen / nach beutiger Modulir⸗Art / den Jonium und KEolium behalten ꝛc. ob er wohl in Harmo- nologia , welche Ao. 1702. fünff "fahr vor den Paradoxis ang Licht rg pag. 59. | IR 2 noch)

388 P: II. Cap. III. |

noch aufden Jonium & Dorium , wohlhers ‚geführter Gewohnheit nach / beftanden. Sed dies diem docet. | |

- $.7. Und das wird vermuthlichy mit Zus

siehung der Tabelle / von Erfäntniß der Au- thenticorum einige Nachricht denjenigen ers theilen/die bey der Sache fonft viel dunckles mör gen gefunden haben / wenn fie von andern ans ders vorgetragen worden. Ich will aber Damit der andern Audtorum Rorträge nichts we⸗ niger als verwerffen / fondern fage nur / Daß viel ander Methodeliege / wenn fie mit Desjenigen Faͤhigkeit ubereinfommt / der eine Sache bes greifen fol, Und wenn auch nur zwey Leute in gantz Hamburg waͤren / die Durd) Diefe meine kurtz gefaßte Beſchreibung mehr Unterricht als ſonſt woher bekommen haͤtten / ſo iſ meine Muͤhe fchon wohl angewandt. Unterdeſſen kan es auch ſeyn (ſi credere fas eſt) daß nach des Gegners Lehr⸗Art in Erfurt hundert und mehr erbauet werden. Defto beſſer.

- 9.8. Nun laſt ums denn auch der Pla- galium mit toenigen Erinnerungthun ; Doch nicht mit fo gar wenigen und fo ſehr uͤberhin / wie gemeiniglich Damit verfahren wird / da es bey manchem blofferdings heißt : Wenn =

f | ie

Vom alten Bebr. der Griechiſ. Mod. 389

die 6. Principales verfteben / werden die ans : dern/ als minus Prineipales , gar leicht koͤn⸗ nen gefaffer werden. Man verfährt damit faft/ als mie mit Beſchreibung der Diffonan- tien / darüber auch gank gelinde hingetvifchet wird / ob gleich weit mehr an ihrer Erfäntniß lieget / alsigiger Zeit an den Modis antiquis. Modos müffen wir haben ; Ordnung und Schranken müffen gehalten werden; Miſch⸗ maſch und ein confulum Chaos gehört für Gaͤnſe⸗Koͤpffe; Grund» Kegeln werden nim⸗ meralt; Obs aber ebendie alten Modi , die alte Ordnung / die alten Schrancken ſeyn pm ob die Alten Fein Miſchmaſch / Fein confufum Chaos, feine Bänfe Köpffe unter fich gehabt ? und ob Das alles juft rechte Grund⸗Regeln finds bie fie gegeben? folches find gang andere Fragen und müffen unterfucher werden. Wenn mans cher nicht weiter kommen kan / fo fpeipt er: O! dieſes und jenes iſt eine Bagatelle ; Modi Servi; resminus principalis ; e8 find Diſ- fonantieny dieflingen übel/ wer woite da viel Weſens von machen ? Ich kenne Leute / die fo fprechen und ſchreiben / da fie Doch in ihrem Herr u der Unmiffenheit übergeuger und nur bemuͤ⸗ et ſind andern einen blauen Dunſt für die Au-

| R3 gen

390 P.II. Cap. Ill.

genzu mahlen / damit man meynen ſolle / die Ei⸗ fenfreffer Hätten alles dieſes an den Schuen zer⸗ riſſen. Nein / ſo leicht geht es hier mit den Mo- dis plagalibus, die man ſonſt auch minus rincipales nennet / keinesweges an. Ich abe die Sache probiret / und den vermeinten Unterricht hie und da bey weitem nicht zulänge lich befunden; welches / zwar als eine bloſſe Cu- riofite , jedoch zum Beweiß / daß man unſers Ortes Feine Baggtelle aus Unwiſſenheit für eine Bagarelle anfiehet/ mir hier anzumercfen

erlaubt ſeyn wird. | $.9, Nur erſt von der Benennung diefer Modorum , nicht fecundum Gentes, fed Proprietates,ettwag gu gedencken / ſo finde / was Authenticus und blagalis eigentlich heiſſe oder bedeute / mit hoͤchſter Verwunderung in mehr als 20. mir bekannten Auctoribus, Die theils ex profeſſo, theils / wie ich hier thue / nur beylaͤuffig davon geſchrieben haben / mit keinem Worte verzeichnet noch erklaͤhret / oder ich muß mich fehe verfehen haben. Melchior Vul- pius, ehmahliger Cantor zu Weimar / der eis nen Tradtatum de Modisin degM. Henr, Fabri Compend. Muf: eingefchaltet/ welches ſaͤmmtlich von Mich, Meilter, ur > ' alle

Vomalten Bebr. der (Briechif.Mod. 39x

Halle herausgegeben 7 ſagt p. 80. von dieſen Modis: Dicuntur Authentici, propter majoremafcendendi Auctoritatem; das. ginge noch hin ; aber weiter; Dicuntur Pla- _

ales,proptermajorem defcendendi Au-

oritatem, Das faͤlt weg. Ob nun zwar den Gelehrten ſonſt gut predigen iſt / ſo verſtehen doch eben alle Leute / infonderheit diejenige / wel⸗ che etwan von der Muſic oder von der Orgel den bloffen Nahmen / oder nur die Liebhaberey / bes fißen/ nicht immer fo viel Griechiſch / daß fie wiß fen folten : Authenticus fomme her / oder werde sufammen gefekt ex zuros,ipfe , ſelbſt; & Evred, Ta, arıma Waffen; oder / wie an⸗ dere wollen / ab auroc & ua. perimo, quod ex Etym. pro Dan, & ex eo fit per Aphzrefin. Daß demnach augerrns fo viel fen ı als einer : qui fua mana fe perimit, cædem fibiinfert ; Autor cxdis ; ein eis genhändiger Selbſt⸗Moͤrder der Hand und Waffen an ſich ſelbſt leget quali in fe audto- ritatem habens. Welches Wort denn her⸗ nach feine eigentliche Bedeutung weiter ausge⸗ dehnet/ und per fynechdochen Speciei,pro quolibet auctore, von einem jeden Menſchen / der von ſelbſten oeen propria aucto- = 4

rita ⸗·

392 P. II. Cap. III. |

ritate, etwas verrichtet oder anfängt ; von jed⸗ wedem Verfaſſer und Schrift - Steller / ges braucht worden ifl. Daraus denn das Ad- jedtivum: dufevrixos , ſelbſt gethan / felbft ſtaͤndig / das gute Aucoritatem bat das ein

Original ift x. entfprungen. “Dannenhero ' Modus authenticus fo viel fagen will, als ein felbftftändiger/ uhrfprünglicher Modus, der Autoritatem in der Warur von und vor fich ſelbſt hat / und ein Original, Uhrding / oderUhr⸗

Modus iſt / wenn ich ſo reden darff. 42. 10. Hergegen / wenn mAryn eigents lich / unter andern: fo viel bedeutet / als Plagam, eine Plage / und denn Plagium, ein Menſchen⸗ Raub / oder überhaupt eine Entwendung (wel⸗ che —* en genug verurſachen Fan.) fo iſt leicht zufi ieffen) daß Plagalis Modus ein folcher ſeyn muͤſſe der dem Auchentico gleichfahm zur Plage, zur Geiſſel gegeben / daß erihm et⸗ was raube / ftehle/ / entwende / oder höflicher gu res den / etwas ablehne / abborge (denn das ſind auch eigene Plagen) weil er von ſelbſten nichts hat / ſondern jenem / dem authentico, alles ſchuldig iſt / und von ihm alles empfaͤnget. Fin⸗ det jemand eine beſſere Auslegung / ſo will ich froh ſeyn; ich verſichere inzwiſchen / daß 1* X-

Dom alten Bebr.der Griechiſ. Mod. 393

ur un. 0. Explicatio mea authentica , non vero plagalis fen / mir auch Diefelbe von niemanden, als von der Natur der Sache und Bedeutung der IBorteran die Hand gegebenmorden. Es kan ſeyn / daß ein andrer mit mir Diefelben Ge⸗ dancken gehegetzich habe ſie aber nicht gefunden noch gewuſt. Und wer kan auch alles leſen? Das bisgen Griechiſch wird mir indes nies mand pedantifch und übeldeuren wenn ich auch gleich den Scapulam , Schrevelium oder Paforem darüber folte nachgeſchlagen haben / weil e8 zur Erläuterung unumgänglich erfor⸗ ‚dert wird / und dieſer Auctorum feiner jemahls

u muficalifcde Erflährung Darüber gemacht

a - |

S. E1. Weiter wenn man fich bloß nach der täglichen Megel richten will : daß die ſechs minus Principales,allvoo das Wörtlein Hypo (unter) vorſtehet / ebenden Ambitum baben/ weldyer ihren Principalen zukommt / nur daß die Quinta ın Der Modulation unten zu finden; (1) ſo haͤtte ja (damit ich nur ein Exempel gebe) der Hypo-Jonius feine

| R Se-

(i) vid, Werckm. Hacwonol. p. 56

394 P. IT, Cap. III.

Semitonia (k) eben wie der Mixoly- dius im dritten und fechften Grad. So dann geige mir einer Den Unterfchied zwiſchen gedachtem Hl ypo-Jonio und demMixolydio. Vid. No.XX. Mich deucht / wenn man die Yberfchrifft wegnimmt / fehen fie einander fo

gleich, / als zween Tropffen Waſſers. J weiß wohl / daß man ſagen wird: Der Hypo- Jonius ſchlieſſe im E/der Mixolydius aber im G / und das fen der Unterfchied 5 it. fo fen die Trias Harmonica bey jenem c e g, bey dies e aber ghd. Gantz richtig. Allein’ dag an einer nicht riechen / oder aus der Specie Octavæ, den Ambitu und dem Semitonio fchlieffen / derowegen e8 mehr Erläuterung ers fordert / oder man verwirret den Leſer mitder Specie Octavæ, dem Ambitu unddem Se- mitonio, Und da ill ich wetten / daß dieſe Obfervation noch feiner gemacht habe / er ſchneide auch auf wie er wolle. Kan obige

(k) Ich weiß wohl / daß Hemitoninm Griechiſcher klinget / als sSemitonium. Allein aus 5 einer Allectation beſchuldiget zu werden / bleibe gerne bey der gemeinen Nedens-Art] fo hier wie an vielen andern Stellen. Loquimur cum vulgo &c,

Dom alten Gebr. der Griechiſ. Mod, 395

re u ——— obige Beſchreibung nicht zureichen ;fondernes muß vors erſte anſtatt des ambitus (welcher hier die Graͤntzen einer Odtavz andeutet und zur Diftindtion nichts bepträger ) geſetzet wer⸗ den : daß Das Final der Plagalium in eben dem Thorn feyn müffe worinn ihre Principa- les ſchlieſſen. “Da nun der Hypo- Jonius im c. ſchlieſſet / iſt folches ein Zeichen / daß er vom Jonio dependire.der ſolches gleichfalls / jedoch authenticè thut. Daß aber jener mit der Quinta herunter ſteiget / iſt etwas / daß er ſeinem Authentico abborget / und ſich dadurch di- ftinguirer / daß er Das geborgte verfehrt ans bringer. Sfr einer Melodie ware der Untere ſchied etwann fo’ wie No. XXI. ausweiſet. Und alſo wird es mit den uͤbrigen fuͤnff Plaga- Uibos auch gehalten, |

Hz. Man fieher hieraus klaͤrlich / wie höchftnöthig / ja wie unentbehrlich es ſey / auch bey Unterfuchung diefer alten Moden Sagen ſeloſt / mit den dißfalls galanten Herren Schul meiſtern in Thüringen zu reden / aus dem F, aus dem A&c, Denn / wenn mir einer noch fo viel folmifiren und modiſiren kan / iſt er doch un⸗ ruͤchtig / einen eintzigen Modum Plagalem zu ——

396 P. II. Cap. Il.

es fen ein A, oder einB, in feinem Hertzen nicht einetieffe heimliche Reverentz machet / und ihn zum Grunde feiner gangen Erkaͤnntniß in dies ſem Stücke feget. Man lernet ferneraug obis gen/ was für ein mächtiges Ding die Trias Harmonica in Muficis (nicht in Mylticis

ſeyn muͤſſe / fo gar daß man / ohne Bephülffe derfelben/ eben fo wenig von den Modis Plaga- Hibus ein Vrtheil fällen als ohne Buchftabiren fefenfan. Mir diefem ehrlichen Fundament⸗ Thon und dieſer gang natürlichen Triade treis bet nun unfer ruftige Solmifator feine Ertz⸗ Einfalten weiblich / indem er von dem erften p.93. fehr fehimpflich von der andern aber (refervatismyflticis) p, 47. nicht viel güns fliger/ anbey gang grund »falfch/ railonniret wenn erfpricht : Die Trias ſey nicht genug Die Tonos zu unterfeheiden / fondern es müfte auf die Species Octavæ und auf dag Semito-

nium gefehen werden / die doch alle beyde obens

erwieſener maſſen nicht ein Haͤrgen zur Erkaͤnt⸗ niß der Plagalium helffen koͤnnen. Meine unvorgreifliche Gedancken gehen fonft dahin / daß der Sundament-Thon und die Trias ( id) will nicht fagen Die Seele der Mufic / welches der Tactiſt / und keinegweges dag £umpen-Se-

| Ä mito-

Vom alten Gebr. der Griechiſ. Mod. 397

me 0.22 0 0000 mitonium ) gleichfahm dag rechte Corpus, Fleiſch und Blur’ i. e. dag eigentliche ſubſtan⸗ tielle Weſen aller und jeder mulicalifiher

Stuͤcke ſind. FR 2 8.23, Nechſt dieſem iſt es mit den guten Plagalibus, ſelbſt durch das Final, noch nicht gang zur Nichtigkeit gekommen; maſſen viele Exempla in contrarium angeführet werden koͤnnen / allwo der Geſang nicht fchlieffer/ wie er ſolte. Da iſt der Hymnus : Chriſtum wir ſollen loben ꝛc. (1) Der du biſt drey in Einigkeit ꝛtc. Chriſt unſer HErrzum Jor⸗ dan kam ec. Danckſagen wir alleıc., Heut | | 7 trium⸗

——— (I) Damit der Gegner fein viele Exempla anfuͤhre / ſo ſetzt er unter dem Phrygio diefen Hymnum mit / und dabey: Was fürchtſtu Feind Sero- des ſehr ⁊c. Da es Doch einerley Melodie iſt. Ob nun dieſe Melodie Phrygii Modi ſey / mag die alte Moden⸗Welt urtheilen. Ich halte er fen Norii und beym Schluß defect. Turpe eft Dodtori, der-andere Leute corrigiren will/ und felbft inden Modisfehlt. Der Begnerfagtidie Limites wären zu Anfang um eineSecunde übers ſchritten / "welche -Licentz die Alten bey allen ‚Tonis genommen häften/ o du fchöne Licentz! Sch fage der Anfang ift ſchon recht I aber das Endeunrehf. Vid. Werckm. Harmon. p. ba. und lerne es beſſer du Moden⸗Kraͤmer!

>

398 P. II. Cap. III,

triumpbiret GOttes Sohnꝛc. Ehrifte du Lamm GOttesꝛc. Ih GOtt vom Sims mel fieh dareinec. und verfchiedene andere / die eiten fremden und ungewoͤhnlichen Schluß has ben. (m) Daß man dannenhero billig zweiflen dürffte 7 ob folches eine Corruption der ungeſchickten Kloſter⸗Saͤnger / wie Werck⸗ meiſter will / oder ob es bißweilen mit Fleiß alſo

geſetzet ſey. 8. 14. Ferner fo finden ſich auch viele Choraͤle / die den Ambitum ſo wohl unten als oben uͤberſchreiten / ſo wie andere denſelben nicht erfüllen (dieſer letzten iſt unſer Te DEum ) woraus Feine Diftindtion , ſondern eineCon- fufion , entfpringe. Das glareanifche Gleichniß lib. 1. cap. 4. mit dem Waſſer⸗ fluſſe / der bißweilen überläufft bißmeilen vers ſaͤuget / wills ihm hier nicht thun; die Alten ga⸗ ben Geſetze / wie es ſcheinet / und richteten fich ſelbſt nicht ſarnach; hatten fie Licentiam ? warum mir nicht? Was ſoll unsdenn diefer alte Ambitus, der fo offt in des Componiſten Hille

(m) Man redet von den angeführten Dielodien wie fie. hier/ nicht wie fie allenthalben / gefungen werden. Ich glaube der ehrliche Stylus ligatus hat auch feine Noth / wenn er ander Fremde ges raͤth und loß gelaſſes wird.

Vom alten Gebr. der Griedyif. Mod. 399

un name

Willkuͤhr geſtanden? Demnach iſt es nicht fo leicht in den Kirchen⸗Geſaͤngen Die Modos Plagales zu erkennen / alldieweil unſtreitig et⸗ was mehr / als die Semitonia und Species Octavæ, (fo bey den Plagalibus nichts thun) Ambitus, Conftitutio, Quinta inferior & Claufula finalis , dazu gehöre. Denn in den erften dreyen Kennzeichen kommen / wieets wieſen / gewiſſe Authentici allemahl mit den Plagalibus richtig überein / und machen alſo nichts weniger als einen Unterſchied. Die vierdie Eigenſchafft / nemlichQuinta inferior, kan und mag ohne den fuͤnfften Umſtand / deſſel⸗ ben Beding und Gewißheit nicht erkannt wer⸗ den. Dieſer fuͤnffte Umſtand aber / als nem⸗ lich / Nota Finalis oder Fundamentalis tms reendlich noch wohl das ſicherſte Mittel undIn- dicium, einen alten ModumPlagalem beym Santhafen zu Eriegenund zu erkeñen wenn nur die Srepheit/Corruption,Licence,Caprice &c, den Componiſten damahliger Zeiten/ wie oben beruͤhret / ein feſtes Urtheil hierinn allents halben vergoͤnnen wolte. Woran es aber

fehlet.

S. 15. Solche und dergleichen Anmer⸗

ckungen macht man hier nur en paſſant i

400 PB.IM Cap. III.

ich prætendire keine Doctrinam Modorum

auszuſchreiben) und haͤtten billig Leute / die Cho⸗ ral⸗Buͤcher aushecken und ſich ſonſt ſchrecklich

bruͤſten wollen / ſolche Curioſa eroͤrtern und

bey jedem Choral den Modum fpecificiren ſollen / weil Die Materie eigentlich in die Chorals Buͤcher gehöret ; aber da ihnen diefe Sachen unberouft find/ fo wollen fie fich lieber mit Din⸗ gen abgeben /die ihren Verſtand meit überfieis gen’ und bey welchen ihre barınhergige Gloſſen / als Sonnenffaublein gegen den Pic-:Berg in der Inſul Teneriffa, su achten find. So lans ge fie beyder Currente bleiben und Diefelbe etz wan reformiren tollen / fo langeift ihre Ab⸗ ſicht auch löblich und danckens werth / folte auch ſchon der Wunſch nicht eben allemahl erhoͤret werden / welches leider! bey guten Wuͤnſchen / wegen Menſchlicher Nachlaͤßigkeit und Ohn⸗ macht / nichts neues iſt; aber / wenn auf wuͤrck⸗ lich:groffe Kuͤnſtler und Weltgeprieſene Leute geſtichelt wird / ſo klinget es ſchaͤndlich / und pro- ſtituiren ſich die ſonſt / nach ihrer Art / auch gu⸗ te und arbeitſahme Subjecta nicht um ein ge⸗ 4. 16. ch wolte mich ſelber uͤber dieſe

alten Modos noch mit ein und andern breiter

bl⸗

Dom alten Bebr,der Briechif. Mod. 401

erfjähren/ / wenn mir nicht foeben des Rafelid Hexachordum indie Hände geriethe/ und ich in ſelbigem Buche das fechfte Eapitel/ de Mo- dis Muficis, in vielen Stücken ziemlich ums ftändlich ausgearbeiter ande. Dannenhero will ich fo wohl die mweiterforfchende als auch unfündige/ infonderheit aber Die fuffifanten Prahlhaͤnſe und Nundinatores , die auf die Modos, als die Klopf-Sechter auf ein paar & asharken anfchlagen laſſen / dahin und auf des Surgafii Iſag. Muf. Lib. 2. cap. 5. faq. verwieſen haben’ allwo / in fine libri , aus al⸗ len 12. Modis klare und bekannte Exempel / auch weit mehr derſelben / aus unſern gewoͤhnlichen Sichen-Gefängen/ angefuͤhret werden als im Rafelio ſelbſt / welche Nachricht einem Moden⸗ begierigen hoffentlich wohl zu ſtatten Fommen "wird. Ferner ſo gehoͤren / nebſt und nach obi⸗ gen beyden / auch in dieſe Antiquitaͤten⸗Claſſe: (3.) Boerius ‚der Roͤmiſche Burgermeiſter im ſechſten Seculo , welcher unter den Chri⸗ ften am allererften de Modis Muficis gefchrieben hat (das lautet vornehm.) (4:) Glareanus „, in Dodecachordo N de (5) Ar.

402 P. II. Cap. III.

(5.) Artufiss , de Imperfecione Modo- rum Mulicorum,

(6.) Fridericus Beuchufius, in Erotemat,

Norimb. 1585.

(7,) Nicolaus Roggius, de Modis Muficis,

Hamb. 1596. | (8.) Joachimus Burmeißterss ‚in duruxedia» 54 ,Roftoch. 16001. = (9:) Jdem ‚in Mufica Poetica, Ibid, 1606,

(10) Eurbarius Hoffmannus, inbreviSyn»-

opſi de Modis ſeu Tonis, Roftoch.

‚1005. | (11,) Gefius, de Doctrina Modorum, Francof, 1609. (12.) Henricus Faber, in MuficesCompen- dio. Lipſiæ 1624. u (13.) Erafmus Sartorius, ehmahliger beruͤhm⸗

tee Hamburgifcher Cantor, in Infi-

tutionibus Muficis, cum Docdtrina Modorum, Hamb, 1635,

(14.) M. Danielis Fridrici,Cantoris prima- rii quondam Roftoch, Erfiährung der Mod. Muf. 1649. |

(15.) Conradus Matthæi, welcher der augführs

fichften einer if: Sein Bud) de Mo»

disift zu Königsberg 1652, gedrueft. (16.)

——

Vom alten Bebr.der Griechiſ. Mod. 403

(16.) Johannes Andreas Herbfi , in Muſica Poetica, (17.) Kircherus ‚in Mufurgia. (18.) Marinus Merfennus,in Harmonica, (19,) Werckmeifter in feinen Scheifften hin und wieder / abfonderlich in Harmono- logia. a J (20.) Printʒ. Parte J. Phrynidis. Daß ich des Dohii, Zarlini, und vieler andern’ nicht gedencke. |

$.17. Da kan einer der Moden dieHuͤl⸗ fe und die Fülle haben mird aber fo wenig brauchbahres und nüßlichegad Praxin hodi- ernam daraus lernen koͤnnen baßer vielmehr die Zeit/ fo er drauf wendet / bedauren muß. Solche, und dergleichen alte Hiftorien ı ziehen die Antiquitaͤten⸗Ritter noch diefen Tag dies fen gefunden neuen Auctoribus, aus bloffen Neid und heßlicher Mißgunft vor, daß man wohl davon mit Martiali mur. mut.aus dem soten EpigrammateL.V,fagen fan:

Effe quod hoc dicam, vivis quod fama negatur?

Et ſua quid rarus tempora lector a-

1 mat?

i

404 P. II. Cap.IIl.

Hi ſunt INVIDIÆ nimirum, Ce/are, mo- res;

Præferat antiquos ſemper ut illa no-

vis. Sic veterem ingrati Guidonis quærimus umbram:

Sic laudant Pſelli vilia templa ſenes. Gaforus eſt lectus, falvo tibi, Cimbriæ, Pbebo,

. Et fuariferont fecula Gibelium. &c.

Ich feße dieſe Audtores , fo weit fie von Modis handlen / auch nicht Deswegen her / daß jemand fich Die Muͤhe nehmen foll / folche anzuſchaffen / noch Die Marter eingehen / ſol⸗ che durchzuftudiren; fondern in vechtem Ernſt deswegen / damit jederman / Der was tuͤchtiges inder Muſic thun williwielmehr gemarnet ters de / fichnicht zu hefftig aufdergleichen Alterthuͤ⸗ mer zu legen; denn das pedantifiren inhcirt, macht ſtumpf und wurtzelt ſich dermaſſen ein / daß mans eben ſo wenig laſſen kan / als mancher das Brandtwein⸗Sauffen: Vors andere has be dig fleine Megifter hier einfchieben wollen / damit_meine ungelehrte Neider doch daraus ſchlieſſen mögen daß / dafern folche Bucher eis

nem die Muficalifche Weisheit bepbeingen | . | | . vos

Dom alten Gebr. der Briechif.Mod. 405

koͤnnten ich den Weg vielleicht beſſer als fie wiſſe / und die Curiofite in ſolchem Studio nicht tadele /fondern felber hege. Mur will ichdas befannte Sprichwort recommendirt haben: Ne quidnimis! | $. 18. Diefes twenige werde noch’ mit Erlaubniß/ de meo hinzuthun : Daß man nicht bloffer Dinge die gewöhnlichen 12. Attributa Modorum ‚nod) die 10. im Mattbei, anfehen und darnach allein zu jadiciren ha⸗ bey weil fie leicht betriegen Bönnen ; fons . dern man betrachte vielmehr mit Derftand ı den Hangen Zufammenbang der Melodie / in allen ihren Theilen und Elaufuln/ und richte feine Haubt⸗Abſicht Darauf wenn man de Modis plagalibus am ficberften ſchlieſ⸗ fen will. Denn / es fchieflen groffe Moden u hierinn fehr offt vorbey / wie wir deſ⸗ enein lebendiges Exempel an dem Erwecker der Todten Mufica haben und obgemiefener maflenzu Tage lieget. Es ftoffen auch folche quid pro quo häuffig auf / und wären leicht anguführen/ wenn man die ſchmutzige Arbeit thun und nichts als Fehler hie und da zuſam⸗ men füchen wolte. Aber / dahin gehet meine Mepnung nicht, fondern nur / den curieufen Ä Nach⸗

406 PII. Cap. III.

Nachforſchern in dieſer Antiquitè mit etwas an die Hand zu gehen / welches zur Erlaͤute⸗ rung / tant ſoit peu, beytrage / und ihnen

vielleicht nicht ale Tage aufſtoͤſſt. $. 19. Schließlich muß ich noch eine fcharffe Frage Die mein Modifte pag. 152. an das Orcheftre ergehen läft mit wenigen beantworten. Er will mich examiniren und in die Schule führen. Voyons. Er möchte gerne wiſſen / aus welchem Fundament ich g mol für den Tonum Dorium transpofi- tum univerfaliter. ausgebe ? Darauf Fan ihm /primo, zur Abfertigung Dienen/ daß ich weder vom g mol , in Vergleichung des Do- rii, überall geredet/ noch auch jenen univer/az- liter pro Dorio transpofito ausgegeben has be. Iſt demnach feine Angabe fehon wieder falſch. Wenn ich aber/fecundo, fage: Daß Dorius transpofitus alfo ftehen koͤnne: g% bcdefg,fo will ich Dadurch nur ein eintzi⸗ ges Exempel folcher Tranfpofition gegeben und dabey nicht gelaugnet haben’ daß man nicht auch den Zolium & Hypozolium ing g mol, gewiffer maffenıtransponiren koͤnne / ob wohl der pretendirte groffe Unterſchied fein ſolch Geheimniß iſt Das der Moden, Schmie⸗

Vomalten Gebr.der Griechiſ. Mod. 407

Schmierer und Examinator ganß allein bes itzet.

re $. 20. Der Dorius hat feing Semito- nia, vorangezeigter maſſen im andern und fechften Grad der Octavæ, und (menn id) den Hypo-Mixolydium ausnehme) foiftein jeder Modus, der feineSomitonia in befags tem andern und fechften Grad hat / auch ein Dorius , ob ſchon / nach dem alten Schlentrian/ ein fogenandter Dorius transpofitus. Das ift mein Fundament; nach welchem ich fehliefs ſe / daß / weilg ab cde fg auch DieSemi- tonia im andern und ſechſten Grad hat / dieſe Species Octavæ alſo auch nothwendig ein Exempel Dorii Modi transpoſiti ſeyn muͤſſe. Transponirt man aber Æolium Modum ins g mol, ſo / wie wir es heutiges Tages ——— iſt dieſes der Un⸗ terſchied / daß die Semitonia nicht im andern und fechften/ fondern im andern und fünfften Grad fallen wie die Natur des KEolii eg mit ſich bringet / und denn hat die Species Octavæ folgende Seftalt:gabcdgX fg. Dergleis chen "Befchaffenheit hat es auch mit vem Hy- pozolio , wenn man ihn ins g mol verſetzet. Sind das. nun nicht herrliche Sachen? Fra⸗

408 P.IT, Cap.IV.

gen! Kinder⸗Poſſen! Deut zu Tage zu nichts nüge als zum Aufſchneiden Drahlen und Po⸗ chen. Ja zumabgezielten Berfall der Praxeos hodiernz nobilioris ; zum Stein des Ans ftoffens und der Dergernik.

Das vierdfe Sapitel. Bon dem neuen Gebrauch der Modorum,

Pe CR 3 binein folcher abgefagter Feind von.

Neuerungen und Neuigkeiten / daB ich

auchim Titel dieſer Gapitel nicht ein mahl weder der alten noch der neuen Modo- rum habe gedencken / fondern nur derenalten und neuen Gebrauch in etwas beleuchten wol⸗ len; aber daß ich dee Antiquité zu gefallen’ ein paar Canonen indie Stiefeln/ ein Wehr⸗ Gehenck / ein Schulter Band einen grauen Hut und Halstuchs⸗Roſe zulegen folte/ ( treu⸗ hertzig macht mich niemand. Wir haben eben diefelben Materialien / Die vor Alters ger wefen ob fie wohl / ihrem beften

| -99

Von dem neuen Bebraudy der Mod. 499.

nach / vamahlsnicht alle erfannt worden find,

} Wir bedienen ung derfelben aber auf eine neue

und anftändigere Art. Wir haben Z E. Spis

| Gen aber wirtragen fienicht an den Stiefeln ; Bir haben Degen Gehencke / aber fie hengen ung nicht aufder Schulterzwir haben Baͤnder / aber nur die Laquais zieren ihre Achſeln / und Die Comeedianten ihre Hals : Kraufen damit; wir haben Hüteraber fie find nicht grau fondern ſchwartz / wenn man en einigen Arlechino ausnimmt. u ſ. w. Solcher geftalt haben wir auch Modos in der Figural⸗Muſic / aber fie werden nicht in die Doriſche oderLydiſche * gegoſſen; wir haben deren nicht nur 12.biß 14. ſondern 24.

SG. 2. Es iſt gantz gewiß / daß es die lieben Alten auf ihr beſtes gemacht und recht gut ge⸗ meinet haben; allein es iſt ihnen unmuͤglich ge⸗ weſen zur heutigen Vollkommenheit zu gelan⸗

gen. Sie haben nur die Scalam Diatonam gehabt; wir aber haben nicht nur Scalam Syn- tonam, ſondern auch eine ſolche Temperatu- ram, die beydes Ptolemæo und Zarlino un⸗ bekannt geweſen / ob ſie gleich die eintzigen ſind / die Scalam Muſicam, ( poft Didymum ) zu perbeſſern getrachtet babe, Bermögediefer em-

410 P.IT. Cap. IV.

m es nen ee

bi la fönnen wie in einer Odtava_. 12. Claves, als Haupt: Thone/ gebrauchen 5 dahingegen bey der Scala Diatona faum ſechs herauszubringen waren: Teil nun Die ehr« lichen Alten fo wenig Stoff / und noch Dazu fo - mangelhafft Stoff aufzurreiben wuſten fo mus ften fie flichen und ſtuͤcken / wo fie nur wuſten und kunten; denn von allen Chromatiſchen Clavi- bus hatten fie nur das eingige b, das brauchbar war / und vondenenharmonifchen/ die itzund mit jenen und den Diatonis durch die Tem- peraturam vereiniget ſind / wuſten ſie gar nichts. Wenn man aber hievon recht urthei⸗ len will / muͤſſen vor allen Dingen Die Zeiten nicht confundirer/ fondern genau verftanden- erden’ was denn eigentlich Die lieben Alten / die beſchriene Alten, vor Leute find’ und wel⸗ che Periodos temporis man dadurch haupts fächlich bemercket. Ich will einen Verſuch hierinn machen; denndie Chronologie ift fo

nothwendig bey der Hiftorie/ als wie Der Faden

Ariadnes beym Labyrinth / ohne welchen man fich ganß gewiß verwirret. ——

$.3. Ertz⸗Alte koͤnten demnach unmaß⸗ geblich diejenige heiſſen / welche vom Jubal Die " $

Von dem neuen Gebrauch der Mod. 411

etwan auf Ariſtoxenum, eine groſſe Ecke von ungefehr 3620. Jahren ihre Sachen ge⸗ trieben haben; von dieſem biß aufBo&tium koͤn⸗ te manfle Uhr⸗Alte nennen / und belieffe ſich der Periodus nur etwan auf 830 Jahre; vom, Boẽtio big auf Zarlinum wären wieder in, circa 1050. Jahre / und die währender Zeit ihre: Fraͤffte zum muficalifchen Nutzen angewendet / koͤnten Ahnen genennet werden; welche aber nachdem / biß kurtz vor unſer achtzehntes Secu- lum, ſich die letzten 150. Jahre diſtinguiret / das wären denn endlich diejenige / ſo man ſchlechtweg die lieben Alten heiſſen koͤnte. Wer da will und kan / mache die Eintheilung beſſer; ich ſchreibe nichts vor. Iſt das nicht modeſt genug ? Nun kommt uns aber das ſo genannte Alte am allerunertraͤglichſten vor; hergegen vor die Ahnen / Uhr⸗und Ertz⸗ Alten hat jedermann / nachdem eg fallt / ſchon mehr Refpedt. Denn je näher die Sachen unferm Seculo kommen / jemunderlicher fehen fie aus infon\erheit was Moden betrifft; her⸗

egen/ je weiter fie von unfern Zeiten ſich ent⸗ ernen / jeleidlicher und venerabler fie werden/ ſa vor die allerentlegenftenAlterthümer hat man gemeiniglich den gröften Regard, ob fie gleich

| S ı man»

412 p. II. Cab. IV.

mannichmahlnichts darlegen fönnen / als eine alte Muchmaflung und Tradition. ter $. 4. Solchem nach muß man billig in Betrachtung ziehen / daß wir vom Jubal biß auf den Ariftoxenum zwar etwas weniges Hiſtoriſches wenn mans mitder fehr langen Zeit vergleicherz aber nichts Wiſſen ſchaffiliches aufmweifen / und daher vor dem David und Aſſaph nur eine tieffe Reverence machen fönnen ; Was dem Pythagora in der Muſic zugefchrieben wird / Davon laft fich biß Diefe Stunde in der ganken Welt Feine Zieferr auffer dem Hörfagen des Boktii , fehen noch hören. Was aber die Griechen 7 vom | 8

en ne —— ————— D. M. L- feat: einmahl zu einem Harffen⸗Schlaͤ⸗ ger: Lieber/fchlaget mir ein Liedlein her mie es David gefchlagen hats ich halte / wenn David ißo von den Todten auferftünde/ fo würde er ſich vermundern / wie Doch die Leute ſo hoc) Fommen wären mit der Mufica, fie ift nie höher fommen

als itzt. Wenn David wird aufder Harffen ge- ſchlagen haben fo wirds gangen ſeyn / als das Magnificat Odavi Toni, i. c. Nach Lucheri Meinung: Schlecht. Der Erfurter aber ſagt

von dieſem Tono ; apud veteresin fummo fuit pretio propter naturalem jucunditatem , quæ er Mufıicis hoc tempore eft nota, das

ingt nicht Lutheriſch.

Von dem neuen Bebraudy der Mod. 413

ftoxeno biß auf die Zeiten des Roͤmers Boẽtii, getrieben / iſt gewiß merckwuͤrdig / weil ſie / wie ihre Schrifften es bezeugen / die drey Genera, ſo wir heutiges Tages combiniret gebrau⸗ chen / wuͤrcklich diftindte gelehret. Doc) weil fie die Tertien und Sexten verwarffen / fo ift billig ein Zmeitel/ ob fie Muficam Polyphonam,, auf die Art / mie wir fieüben/ gehabt haben. Air würden auch von allen Diefen Sachen mes nig wiſſen / wenn esunter den Griechen nicht eine Menge fleißiger/flüßiger und garrulirender Seribenten gegeben haͤtte / fo gar / daß fie auch des Exceflus des Plauderns und des Auff⸗ ſchneidens beſchuldiget werden (nm) wei⸗ ches Der curieufen muſicaliſchen Welt aber ziemlich) zu flatten gefommen ift; und dieſes iſt / ob wohl der kuͤrtzeſte doch befte Periodus uns ter den Alten. Vom boẽtio biß auf Zarli- num hat es ſchlecht ausgefehen; denn da fiel die gange polirte Welt in der Barbaren Haͤnde / und mitten.in folcher Finſterniß gerieth Areti- nus übereinen alten Feuerſchlag / und zermarte⸗ te fich fo lange mit dem verrofteten Stahl ı biß Ä S 3. ein (pn) Siehaben in ihrer Conjugation zweene Aori- os und zwey Futura, non fignificationis diver* ſitate, fed propter Lingux copiam, Craf.p.126,

414 P. II. Cap, IV.

ein Funcke vor den Tag kam / an welchem er fein Schwefel⸗ Hoͤltzgen anfteckte / welches zwar an ihm felbft bluͤtwenig leuchtete doch aber zu der Zeit wie das Deftalifche Feuer verehret wurde / auch nach und nach andern Maͤnnern / und un⸗ ter denſelben abſonderlich Zarlino Gelegen⸗ heit gab / fein Licht dabey anzuzuͤnden. Dieſes war eine Zeit von 1050. fahren; aber aller ges ſunden Vernunfft nach / eine weit ſchlechtere Zeit / denn der allererſte Periodus, von welchem wir / quoad laudes, vortrefliche und unverwerf⸗ liche Zeugniſſe haben zu wuͤnſchen ware es / wir hätten auch dergleichen / ob argumenti rari- tatem', quoad fientiam ipfam. as ader Dielehten —— her verrichtet worden iſt / Halle heutiger Welt am ſeltzamſten in Die Augen; zwar muß man geſtehen / daß Leute / ſon⸗ derlich in Teutſchland / auch in Italien / gelebet haben dies nebft andrer Gelehrſahmkeit / auch in ver Muſic vortreflich erudit waren / und / nach den damahligen Zeiten zu rechnen / / was tuͤchtiges gethan haben. Wenn fonft Fein Exempel da waͤre / ſo möchte Der unve2gleichliche Calvifius alleine dieſes behaupten; da doch ih⸗ rer ſehr viel geweſen find/ Die man hier gu Ipeci- heirenanftehen laſſen muß.

Don dem neuen Gebrauch der Mod. 415

G. 5. Dem allen ungeachtet will ung fo wohl eiñ geoffer Theilihrer Theori æ, als ab⸗ ſonderlich ihre gantze Praxis, nimmermehr in den Kopff / das iſt zu ſagen: wir vermoͤgen nicht zu begreiffen / wie die damahlige Compoſition hat gefallen koͤnnen / zumahl / da nur erſt in die⸗ ſem Seculo die Temperatura durch Neid⸗ hardten und Werckmeiſtern zum Stande ge⸗ kommen iſt. Gantz gewiß bleibt es / man hat ſich / in beſagter Zeit der lieben Alten / mit Macht hervorzuthun angefangen ; es iſt auch / pro tempore, hochgeachtet worden / und muß

efallenhaben. Allein / wer kans helffen / es heiſt auch hier in gewiſſen Stuͤcken: Tranſit gloria mundi. Denn / wer itzund vom Lip- pio, Prætorio, Vulpio, Gelio, Schuͤtzen / Baryphono &c. die da feine / gute und Feine unebene Eomponiften geroefen find/ wie Pring urtheilt/ ein Concert oder eine Motete aufs führen roolte / der würde Fahlbeftehen. Sie baben Muficam gelernet und geiftliche Lies der gedichter » : » Zlfo find fiealle zu ih⸗ ren Zeiten löblidy geweit und bey ihrom Les ben geruhmer / fat Syradh cap 44. v. 5. & 7. Man gedenckt aber nicht / wie es zus vor gerathen iſtz alfo auch des / das hernach | 54 koͤmmt /

416 P. II. Cap.IV.

koͤmmt / wird man nicht gedencken / bey denen / die hernach ſeyn werden. Eccleſ. J. v. 11. Uns wird es keinesweges beffer gehen; wir mögen mit einem oder andern theoreti- fehen Wercke / oder. etwan mit einem Geſang⸗ Buche / wie J. Crüger derfelben eins gemacht (welches noch diefen Tag feinen Nahmen traͤ⸗ ger und he Befang « Buch genennet wird) einen Fleinen Ruhm bey der curieu- fen Nachwelt erhalten; die Praxis und unfere heutige befte Compolfition , vb fiemohlpro tempore aller andern vorzuziehen / wird ges wißlich nach zo. Jahren wenig oder nichts mehr gelten / dabin ichgut für. Und ſo gehts in den meiften Sachen und Künften ( die eins kige Mahlerey und was zur felbigen gehöret ausgenommen) wie folte denn unfere Mufie/ was den Gebrauch berrifft/ dag Privile- gium alleine haben? $.6. Solchem nach / und weil es Flug ger than ift/ ſich indie Zeit zu ſchicken / fo muͤſſen wir esauch billig thun ı und nicht eigenfinnig auf unfern 5. Augen bleiben / Die alte Leyer bongre malgre& beybehalten / unfere Künfte gar zu per dantiſch vorftellen und den Gout der Welt das bey hindanſetzen; Nein / ſondern wir muͤſſen = | mehr

Von dem neuen Gebrauch der Mod. 417

mehr artem arte celare, die Kunſt kuͤnſtlich verheelen und bedecken / ihr nicht ſo viel als der Natur zu gefallen thun / weil jene doch nur aufs hoͤchſte dieſer ihre Aeffin ſeyn kan. Will je⸗ mand ſagen: Man ſchicke ſich wohl in die Zeit / aber die Zeit ſey dennoch boͤſe? Gefehlet. Die Zeiten waren vor Alters eben ſo boͤſe / wo nicht boͤſer. Man betrachte den Anfang der Welt; es waren nur zwey Menſchliche Geſchoͤpffe / die doch nicht vermochten in guter Harmonie zu leben. Das eine wurde gleich zum Verfſuͤh⸗ rer / Dasandere zum Mifferhater dadurch die gantze Welt / ſammt allen Nachkoͤmmlingen / in lauter Diſſonantien und Verdammniß ge⸗ bracht wurde. Darauf ſchlug ein Bruder den anderntodt/ da doch nur die beyden Bruͤder in der gantzen Welt waren. Alle Boßheit und Suͤnden itziger Welt koͤnnen jenen nicht das Waſſer reichen. Man betrachte den Himmels wie es da zuginge vor der Menſchlichen Schoͤpf⸗ fung? mie waren die Zeiten da nicht boͤſe ı da GOtt ſelbſt vor den Engeln nicht Friede haben kunte / fondern/ aus gerechtem Grimme / den be⸗ ſten Heerfuͤhrer dieſer himmliſchen Heerſcha⸗ ren / mit ſeinem Anhang / in ewige Finſterniß ſtuͤrtzen und zum Teufel / das iſt / zum ausge⸗ | SG; worſ⸗

48 P, II, Cap.V. 1 worffenen oder vertworffenen machen mufte: | Sprich nicht: Was ifts/ daß die vorigen Zeiten beſſer waren denn diefe ? denn du Frageft ſolches nicht weißlich. Ecclef. | VIL ıt,

9.7. Daßalfo die Zeiten, fie mögen befs | fer oder fchlimmer ſeyn / auf alle Weiſe ertors bern / manfolle fichdareinfchicken. - Diefem |

\ | |

zu folge / wollen wir die alten Modos an ihren Ort / bey dem Grabe der Solmifation , mitals fen Ehren-Zeichen geftellet feyn laſſen und fie | denen gerne abtreten, Die ſich etwann miteinem | neuen Kirchen⸗Liede auf den alten Fuß hervors | | thun wollen; daben man fish Dennoch vorbehälty / aus unfern heutigen Modis,wenn GOtt Gna⸗ de gibt / eben dergleichen, Eenturien.weiß/ falls es verlangt und eingeführer werden ſolte / zu vers fertigen. Zum Grunde aber unferg neuen Syltematis wollen wir den Broſſard legen / da⸗ mitniemand meyne man verlange allein Hahn im Korbe zu feyn / und nach eigener Bantafie neueModen aufzubringen. Achnein; die Mo- di, davon wir handeln wollen / find ſo alt alß der Univers, einfolglich viel, vielältery als die _ zer ſtuͤmmleten Griechiſchen Modi.. Menschen haben ſichs fauer werden laſſen / dieſe einiger

| | maſſen

———— (afsdivisorum

7

odorum mimorum..

JJ—

Comsl.

Kr

LEER "u 7 . N .

BY IE

er rt 7 =

ui HT, I

we Hl I 75

=

—— .

——

PRRT Pr

' 3 N 4* J F * - ef”, * * 5 h * u Y = * 2 > J .. i | . ' * * . or 7 7 rn ik - . gr .. - * BT: u . Am m 3* * PR «

DE Du Gr J J J 3 ii 3 * 24 » ! r ' ; i"0y . > } N: —2 w # " ER zn * ...- =

4;

-i ⸗⸗

-

Von dem neuen Gebrauch der Mod. 419 maſſen in die Ordnung zu bringen; GOtt ſelbſt aber hat jene in die Natur gepflantzet. Es hat nur daran gelegen / daß unſere Vorfahren nicht ſo weit in Erkaͤnntniß und Unterſcheidung der Clavium gekommen / und dannenhero dagje⸗ jenige / was ſie nicht gehabt / auch für unzulaͤß⸗ lich und verboten gehalten haben / wie wir ſolches ſo wohl aus den Zeiten Ariſtoxeni ſelbſt / in

undo Tertiarum & Sextarum, als auch

auptſaͤchlich aus der armſeeligen Scala Are- tinı ſattſahm erfehen. Wenn ſie nur das ein⸗ tzige fis und Das eintzige b. recht gekennet haͤt⸗ ten’ fo wuͤrden ja die ſo genannte Modi Spurii hfh, undfh ffeineg weges verworffen wor⸗ den ſeyn. Man nenne fie Hintz oder Kuntz / das gilt glei; man brauche fienur fo: hfish. und£b 6; ſo werden fiebald einen fo achtentehrs

Brief bekommen / alsdie übrigen Cameraden.

. Doch genug hievon) und zum Wercke geſchrit⸗ "N.

| $.8. Voicidonc unnouveau Syfte-. | medes Modes ‚, recu maintenant de tous les Gens de bon gout.- Teutſch: Da habt ihr nun einen neuen Aufffag oder Entwurf von dem Modis, ſo wie felbige heute zu Tage von allen vernünftigen Leuten / die Beinen | © 6 vers

h

420 e. n. Cap.IV.

verdorbenen Geſchmack haben / angenom⸗ men find. So lauten Broflards Worte p-65. Wir wollen, was er gutes hatı herauss nehmen und unfere Sentimens damit verbins den. Ein jeder Modus ſoll / vors erſte / drey Chordas, Sayten / Thoͤne oder Klaͤnge ha⸗ ben / die man eſſentielles oder weſentliche Sayten nennet / weil ſie zum eigentlichen We⸗ ſen des Modi gehoͤren. Solche ſind: Chor- da finalis, chorda dominans & chorda,

medians. Das iſt:Der Endigungs⸗Klang / der

herrſchende Klang / und der vermittelnde Klang⸗ Der Endigungs⸗Klang mag eine jede Clavis, entwederDiatona oderChromatica ſeyn / aus den Zwoͤlffen die indem Umkreiß der Octavæ begriffen find. Der herrſchende Klang iſt al⸗ lemahl derjenige / welcher eine reine Quime uͤber dem Haupt⸗oder Endigungs Thon ſtehet; iſt dieſer (nemlich der herrſchende Klang) nicht natuͤrlicher Weiſe (in der natürlichen Scala die jeder Menſch fingen fan) von rechter Maſſe / fo muß man ihn durch Das X oder b , welche man gleich vorne anden Linien’ hinter der ges zeichneten Clavi,aufdem Orte / wo fich Die Do- minante befindet / hinſetzet / zu rechte bringen m J

Ver

Von dem neuen Gebrauch der Mod. 421

juſt machen. Der vermittelnde Klang aber iſt derjenige / welcher das Intervallum oder den Raum / —— dem Schluß⸗und berfchens dem Thorfift, in zwo Tertien theilet / und da Durch dasjenige zu Wege bringet / was man Trıadem harmonicam (die Drepfache Übers einftimmung ) nenne. Das find eigentlich die drey Chord& eflentiales eines jeden Modi, ae:

$. 9, (Hiebey Fan ich nicht umhin die liebe Einfalt / und die eingeſchraͤnckte genirte Praxin der ehrlichen Ahnen / und erlicher lieben Alten zu bewundern. Sie hätten ja nur noͤ⸗ thig gehabt den allereinfältigften Knaben ein font befanntes Lied / aus dem Dorio , um eine "Tertiam minorem tieffee aus dem H fins gen zu laſſen / fo würde er von Natur und ohne aͤlle Kunſt noch Wiſſenſchafft / an ſtatt der Quintæ nicht f, ſondern allerdings fis geſun⸗ gen haben. Daraus [chlieffe, daß diefes fis eben fo natürlich ſey / als Fund die andern Cla- ves alle ; daß diefes fis mit dem uͤberliegenden g oder untenliegenden f eben fo wohl ein Semi- tonium naturale und nicht fitum ſey / als das berühmte mi fa,im e Fund h c;daß ferner weder fis, noch cis, noch dis, noch gisunnas

Ä 57 tuͤr⸗

412 P.II. Cap. IV,

türliche oder fictæ Claves, fondern alle mit eins ander verirable und felbftftändige Thone find/ auch / gewiſſer maſſen / den unmiffenden in Der Kehle liegen’ und von jedem Menſchen / auf eine oder andere Art / hervorgebracht werden koͤnnen / ob er gleich nimer Mufic gelernet. Ich ſage / ge⸗ wiſſer maſſen / denn ein ungelehrter wird nie proceſſum Semitoniorum gradatim, das iſt / di halben Thone nach der Reihe / herſingen oder treffen koͤnnen; da muß Kunſt helffen. Aber laſt ihm ein bekanntes Lied Das ſonſt Z.E. aus dem c. geſetzet / nur aus dem cis, dis, fis, gis, oder b. ſingen / fo werdet ihr befinden / daß er folches / falls feine Stimme die Höhe leiden will / ohne Anftoß verrichte/die reine Chordam finalem, dominantem & mediantem ans’ gebe, einfolglich zu verfchiedener Zeit / alle 12. Claves Chromaticas gar narüclich hervor bringe. Was foll denn das fidtum ? mag dag naturale? Es iſt fein Tonus fictus in der Welt; alle Toni ſind reales, naturales & veri; von gleicher Autoritaͤt / von gleichem Gehalt und von gleichem Rang; aber nicht von gleicher Wirckung / und wegen unferer Schwachheit koͤnnen ſie auch noch nicht allenthalben zu gleichem Gebrauch

Von dem neuen Gebrauch der Mod. 423

Das ift meine beftändige Meynung / ohne je⸗ manden Die feine zu benehmen. ) - 9.20, Hernach ift wohl zu mercken / daß die Tertia, welche über dem Schluß: Thon lier get / und Medians Chorda genennet wird zweyerley ſey nemlich : groß / oder klein; iſt die Tertia groß / i e. zuſammen gefeßt von zween Thonen / (0) als cd-de, alsdann iſt und wird ein ſolcher Modus genennet major ‚oderdurus, Iſt aber die Tertia klein / nem» lich zuſammen geſetzt von anderthalb Thonen / als de-ef, alsdenn iſt und wird der Modus Henennet minor oder mollis. (p) Weil Se | dann

(0) Wenn ich bier von zween / und hernach von an= derthalb Thonen rede / fo hebe damit diftindtio- nem inter Tonum majorem & minorem, it. in- \, ter Semitonium majus & minus keinesweges auf. fondern es geſchicht nur craſſa Minerva, Deutlichkeit halber / und um die Sache nicht gar zu zu machen. Von dieſer Diſtin- ction aber ſoll gleich etwas vorkommen / um zu eigen / was fie zur rechten Erkaͤnntniß eiegModi hauptſaͤchlich beytrage / ob ſolches gleich noch

von niemanden angemercket worden iſt. (yp) Die Benennung des duri&&mollis, der harten md welchen Tertiee kommt eigentlich ge | wei

424 P. II. Cap. IV:

dann folcher Seftalt zwo arten der Tertien find / fo entfpringen auch daraus zwo Clafles Modorum; nemlich : Claslıs Modorum, majorum,&Clasfis Modorum minorum. Und gleichwie von den zwoͤlff Klängen oder Thoͤnen in der Octava, fienögen Chroma- tici oder Diatonici ſeyn / kein eintziger iſt / zu welchem man nicht / entweder von Natur / oder zufaͤlliger Weiſe / eine Tertiam majorem ſe⸗ tzen kan / alſo ſind 12. Modi majores; und gleichwie / andern Theils / auch kein Klang unter dieſen Zwoͤlfen befindlich iſt / zu welchem man nicht eine Tertiam minorem ſetzen koͤnne / ſo ſind daher auch i2. Modi minores. Und das find die vier und zwantzig Davon Das Orche- ftre , mit dem Zeugniß aller Stimmen und Inſtrumenten in der Welt handelt / dawieder aber ein ſechsmodichter Organiſt in Erfurt ſich fo ſchrecklich ſperret und mauſig macht.

F. 11.

weil bey dem Auffſpannen einer Sayte in Ter- tiam ae u kibe Saytenothwendig bärs | ser angezogen 3 bey Herunterlafjung aber in Terstiam minorem, ſolche Sayte von ſelbſten ſchlaffer und weicher wird. Es iſt auch noch eine öbſervation, die vielleicht nicht Dirt Omnis gemacht hat.

Von demneuen Gebrauch der Mod. 425 Be N. 0

Sr. Daiftnun GOttes Finger / und die Schönheit der Muficalifchen Einrichtung höchft u verwundern / Daß eben ſechs aus die⸗ fen zwoͤlff Clavibuß, von Natur und nothwen⸗ dig müflen Tertiam majorem haben / und als fo Modi naturaliter duri feyn/ nemlich:: G, Dis (als e mit b) F,G,Gis, (old a mit b) undB felbft. Wiederum zeiget fich dieſelbe Ord⸗ nung bey den andern ſechs Clavibus, welche von Natur und nothwendig Tertiam mino⸗ rem haben / und demnach Modi naturaliter molles feyn muͤſſen / nemlich: Cis (als e mit dem Z)D, E, Fis, A, und H. Die cauſam ———— nechſte Urſache dieſer Diſpo- jtion kan man abnehmen aus der Einrichtung der Grade an und vor ſich ſelbſt. Wir wiſſen nemlich / daß es in den Gradibus Octavæ vie⸗ rerley Arten Stuffen oder Tritte gebe die in der Groͤſſe von einander differiren. Als da ſind: Toni majores, Toni minores, Semitonia majora & Semitonia minora. Dieſem zu folge iſt vom c ins d , Intervallum Toni majoris, fintemahl aufdem Monochordo ‚9. Commata dazu abgeftochen werden müfe ſen;vom d ins e iſt intervallum Tonimino- ris, der. nur 8. Commata haͤlt; vom e ing iſt

=

426 P. II..Cap. IV,

Intervallum Semitonii majoris (aliäs naturalis & Solmifatoribus Mi fa) dag 5. Commata begreift ; vom Fing g ift wieder Tonus major ; vom g ins a Tonus minor ; -somaingh Tonus major , und vom hingc wieder Semitonium majus. Wir wollen die Semitonia minora ( fd 4. Commata_ halten) als Chromatifche Glaves , fo lange ausfeßen/ und fie hernach alle unter einer unfehls bahren Regel zufammen faflen ; Die erzehlten Intervalla aber richten fih ohne Aenderung nach Diefen vier Grund: Sagen. -

1. Denominator Tonimajoris,quem minor fequitur afcendendo , aflu- mit Tertiam majorem.

2. Denominator Toni minoris,quem major fequitur aflcendendo , afly- mit Tertiam majorem.,

3. Denominator Semitonii , ficut & Toni minoris ,„ quem minor vel Semitonium fequitur , aflumit Tertiam minorem. Zr

4. Denominator Tonimajoris, quem Semitonium fequitur , aflumit Tertiam minorem, .

Dieſes

——— zZ ——

Von dem neuen Gebrauch der Mod, 427

Dieſes zu verftehen muß man wiſſen / daß

C denominator Toni majoris ift / dem Tonus minor, nemlich d-e in Scala folgetz erge hat C. Tertiam majorem und ift nach‘ dem erften Grund Saß Modus näturaliter durus. D ift! denominator Toni minoris, und folgt dardufein Semitoniam ef, deswe⸗ gen nimmt diefes d, nach dem dritten Grunds Satz / die Tertiam minorem zu fich und iſt Modusnaturaliter mollis. E iftdenomi- nator Semitonii, derohalben hat es nach bes fagtem dritten Grund⸗ Saß aud) Tertiam. minorem undift Modus naturaliter mol- lis. Fift denominator Toni majeris , Dem Tonusminor , nemlic) ga folget ; daraus ſchlieſſet man nach dem erften Grund⸗Satzz / daß fdie Tertiam majorem haben) und Modus naturaliter durus feyn muͤſſe. G iſt denominator Toni minoris, dem aber To- nus major, nemſich ab, —— aus dieſer Urſach nimmt g die Tertiam majorem an / und iſt nach dem andern Grund⸗Satz Modus na-

*Alle Lieder aus dem f nennen die Solmifatores

Cantum mollem, weil in der Quarta ein b. vor-

kommt; 3 das läufft ja wieder die Natur und ceonlundiret dag elentielle Wefen der Muſie.

naturaliter durus, A iſt denominator Toni majoris,dem Semitonium folget; und alfo ift a nach dem vierdten Grund⸗Satz / Mo- - dus naturaliter mollis,und nimmt Tertiam minoreman. H iftdenominator Semi- tonii ; derohalben hat e8 nach dem Dritten Grund⸗Satz / Tertiam minorem, und iſt na- turaliterModusmollis. Das find meine eigene Gedancken und in feinem Auctore zu finden / ob fie gleich zur Erkaͤnntniß der Modo- rum fo nöthig finds als die Noten oder Claves ſelbſt. Weiter aber koͤnnen wir nicht kommen / als biß auf dieſe Cauſas proximas; wolte einer wiſſen / warum ebenc-d Tonus major, d-ei Tonus:minor u... ſeyn muͤſſe? der muß fich andieCaufam primam an den Schoͤpffer ſelbſt halten / und feine Vernunfft gefangen nehmen; denn’ warum. GOtt dieſes oder jenes ſo / und nicht anders / gemacht habe dag dürffen wir arme Menfchen nicht fragenifondern muͤſ⸗ fen dancken / daßwir den Genuß Der göttlichen —— ſchon hier auf Erden einiger maſſen nden. J F. 12. Damit wir aber unſern Leitfaden wieder ergreiffen / ſo muß / vors andere / noch in acht genommen werden / Daß / auſſ = | j = dreyen

X

Von demneuen Bebraudyder Mod. 429

deeyen Chordis effentialibus davon oben ges redet worden’ noch zwo andere Clavesinemem jeglichen Modo anzutreffen find / die man na- turales oder natürliche Thone nennet/mweiliohne ihren Beyſtand / Fein ſchoͤner Sefang / auch nicht einmahleine lieblicbe Zufammenftimmung gemacht werden fan, Dieſe beyden Chord, Thone / Klänge Claves, oder wie man fie heifs fen mag (denn hier ſind es alle Synonyma) ſind / (1.) e8 fen in welchem Modo eg wolle ein Semitonium majus, ein gtoffer halber Thon / naturel oder accidentel, unter dem Final oder Schluß» Thon. (2.) Bey den Modis minoribus ein Semitonium majus über ihreQuintam oderChordam dominantem (3.) bey den Modis majoribus ein voller oder gantzer Thon gleichfalls über die Dominan- tem oder Quintam Modi.

S. 13. Aufferdiefen find’ drittens/ noch zwo andere Chordz, die zwarnicht eflentia- les, nod) fo wohl naturales heiffen Fönnen’ alg die vorigen ; aber die man gleichwohl mit Recht neceflarias oder nothwendige Claves nennen mag. Solche find (1.) ein ganker-Thon _ über die Chordam finalem (2.) eingans ger Thon unter die ChordamDominantem

| eis

430 P: II, Cap, IV.

eines jeglichen Modi. Daß demnach DieCia- ves alle mit einander welche zur Errichtung ei- nes gewiffen Modi Das Ihrige beytragen müf- fen’ dreyerley ſind nemlich ; Eflentiales, des ten 3; Naturales , deren 2; und Neceflariz, deren ebenfalls 2. Und da iſt die Species Octa- = in ihren 7. Gradibus fertig und vollſtaͤn⸗ ig. | $. 14. Wenn demnach alle diefe Claves oder Chordz ſich in der alten Scala von unge⸗ fehr fo belegen fanden / als geſagt iſt Das war ein trefflicher Fund / und wurde das Ding Mo- dus naturalis geheiffen ; mufte man aber & und b. gebrauchen / fo wurde der Modusein Berfegter/oder Transpofitus Modus genen⸗ net / gerade/ als wenn fichdieModi nach unfern Zeichen / Charactern undiguren richten mür fin. Und wenn man diefen Principiis nod) folgen folter fo ware Feineinsiger Thon auffer dem c dur , natürlic) oder Diatonus ; ja was fage ich / auch diefer Fan auf folche Weiſe nicht natürlich heiffin / weil manohne dem X Feine förmliche Cadentz weder in Quintam,noch in Sextam, machen fan. Da fallt alfo auch der vermeynte eintzige Piafte übern Hauffen / = . wolten

Von dem neuen Gebrauch der Mod. 431

ö— r 77cc77 wolten denn die andern noch ſagen ? bleibt es

demnach wohl dabey / wie oben bereits angefuͤh⸗ ret worden / daß der eine Klang von den Zwoͤlf⸗ fen in unſerer Chromatiſchen Octava eben ſo natuͤrlich ſey als der andere Conf$.9. h. cap. Hierauf wird noͤthig ſeyn obige 3. Requilita Modorum durch Die Species Octavarum-

der Längenachzuerläuternrund in einemSche-

—— ——

mate vorzuſtellen / worinn unſere heutigenMo- di, dem Gebrauch nach / von den alten Griechi⸗ ſchen Modis unterſchieden ſind. Vid. No. XXII. | 6. 15.. Die Difpofitio der feigenden Notenin den Modis minoribus iftzu verſte⸗ hen / wenn fie eine völlige Octavam und drüber fteigen; wenn fie aber nur eine Sextam oder: Septimam fteigen/ fo gelten die fallende Cla- ves. Hiernaͤchſt muß man bemercfen/daß die Modi majores im Sallen und Steigen gleich find; wiewohl folches nicht hindert/ Daß nicht zus fälliger Weiſe viele Veraͤnderungen / infonders heit Die Septima minor & Quarta major, bey Ausweichung aus Dem eigentlichenModo, gar offt vorfommen. $.16. Wir wollen zum Exempel einen Modum majorem und einen Modum, FJë mino-

432 P. II. Cap.IV.

minorem herausnehmen / bey felbigen obige 3. Requifita probieren und fehen / wo Die ChordzefTentiales,naturales& necefla-

riæ liegen;da denn hernach jedermann folche auf

alle.24.Modos garleicht wird appliciren Eöns nen. Chordafinalis wärenun C, fo ift Chorda dominans g , und Chorda me- dianse, Iſt der Modus minor, fobleibet

cder Haupeund Schluß: Thon / g imgleichen bleibt Die herefchende Quinta ; aber Der vere mittelnde Klang wird dis. Das iſt eins und

und begreifft den efenziellen Zuſtand elnes jeglis chen Modi nemlich Triadem. Vors andre ſey D der Final⸗Haupt⸗der Schluß⸗Thon; fo muß der Modus, neben und bey vorgemeldten

dreyen effentiellen Chorden I noch zwo na-

turelle Klängehaben/ er fey major oder mi- nor,durusodermollis, Der erfte Klang ift ein Semitonium majus accidentale unter dem Final⸗Thon / und dieſer iſt cis » fo wohl im

Modo duro als molli , darum auch in der | Specie Odtavznicht nur Modi majoris D,

fondern auch Modi minoris D, das cis afcen- dendo befindlich iſt; deſcendendo aber muß: es ein ganker Thon und c ſeyn / nemlich wenn

derModus minorift. Der andere natu- relle

> * wi % er

an

Fand

R. as! s hs SR, il Sal: IS Ass ll; Sa 3 INN. IS GI SR SS] 28 j SEIN N h S OR I ER Es sell || STM BR IN Ss x a x a RN ON a! Ss Hu. S N Ör en 1% | N Au >

eefaria,madıa

*

2

medimimorir —— LEE ra! 1 ne

hordas nalural C. Cas. Clav»D. G

* ‚ib: Sechaerninor: Claviarm temperatarımmo

rt |

| F Et ae

Ic:

R:-

Sl

J Chordeefentiales nodi ray ori

EEE

We } re a ® «4 s - L. - ud > BI r ge * * 8* J .s 4 * = 3 * - * * 49 en * * - # - j J 1* * a * * I e-. a Ä * —— —— 3 id yet %7 t es er gi: -»* - 46 'e > i m u. u. . . * * ass * u * * 2* *8 au N zZ zer . ge er -' ‘or 7 “sn = 2 Tv Tu * v P 4 F J l F ." .$, 5 * Pe Pe ze Pia: 0m .. , J Er TEE » 7 n e 9 J * J r w* 4 4 i %, vun J 5 " 1 J ® r BE B ; . * x en .—- £ * . 2% 3 2 r Pr ß R 4 A TER Pa} * - " 2 f HA —F * * # * —— 1 ————— = ex eh V 2 Kon -- * u. hr f * T i- - .

2 5* * —2 i . © 4 R . Min! , f oe. j “. „her ! - r ie

* 3 © . * * far Ge p ir _ OR \ IN er zu FE 1 m 9 mie Bin « M Yo N Pe Sg J 4 y

—2—

————

——

——

Von dem nenen Bebraudyder Mod, 433

elle Klang iſt inModominori , ein Se- ‚nitonium über die Quintam , mit einem MWort/Sextaminor,defcendendo. Die oaͤre / vom D abgerechnet / das b. Afcendendo ber bleibt es h In Modo majori hingegen / ein oller Thonuber die Quintam , mit einem Wort Sextamajor; und das waͤr / im Modo I duro,h, So viel vom zweyten Reqguilito, velches das marurelle Weſen eines jeden Modi nfich begreifft. Das dritte Requiſitum iſt un das noͤthige Weſen / welches darinn be⸗ ehet / daß ein jeglicher Modus einen gantzen Thon über den Schluß⸗Clavem, und aber⸗ zahl einen gantzen Thon unter den herrſchen⸗ en Klang / i. e. unter Die Quintam , haben auß. Selbige find nun/ wenn Z.E. E der Aodus ſeyn folte / (2) Das nebenliegende is (2) Das umnterder Quinta liegende az pelche/ fo lange man eigentlich im Modo blei⸗ et / er ſey durus oder mollis , beftändig ges raucht werden müffen. Und das wäre die Ex- Ylication des dritten Requifiti , betreffend as noͤthige Weſen eines Modi. Vid.Exem- la harum chordarum No. XXIII. - 79.17. Was die Austretung oder Aus⸗ veichung aus dem a 3 Modo Bar

434 p. n. Cap. IV.

—— ehr ſolche gerne ſtatt / ſondern iſt offtermahls ſehr A propos , ja recht noth⸗ wendig / wenn mannichthören will: Ridetur, chorda qui ſemper oberrat eadem. Bey ſolchen Ausweichungen aber muß man nicht unordentlich werden / und ing groffe Weiſſe mas hineinſetzen; fondern wenn aus einem/ und dem SHaupt-Modo , getichen wird / mußin einen andern/ und zwar Verwandten Modum, eins getreten werden; von dieſem hernach in den Drits len / f w. Wiewohl man fo ausweichẽ kan / daß es ſich gantz natuͤrlich wieder zum Haupt⸗Thon näherer und / wie angefangen / alſo auch geſchloſ⸗ ſen werde. So lange als man nun behutſam hlerinne gehen und fich nicht verliehren will / muͤß⸗

fen keine andere Cadencen, als auf die 3 Cla-

ves effentiales Modi gemacht werden; denn / obgleich eine jede folcher Clavium aud) vor ſich einen eigenen Modum hat / ſo uͤberwindet doch die erſte Impreſſion des Haupt⸗Thons alles uͤbrige dergeſtalt / daß es ſcheinet / als ware es nur ein Modus ; inſonderheit in minoribus,

Macht einer aber Cadences oder Schluͤſſe auf.

andere Claves, die nicht ad effentiam Modi gehoͤren / fo erflährer er gleichfam damit, daß er aus dem Modo herausgehen und einen andern

| er⸗

Von dem neuen Gebrauch der Mod. 435

ergreiffen tolle welches ein jeder gute Macht hat. Wie denn fo gar bey den majoribus einen Schluß aufdieMediantem , oder Tertiam majorem, zu machen fehr frembde klinget und das Anſehen hat / als bleibe man nicht mehr im Modo. 3. | $.18. Auch iftein nicht weniger gewiſ⸗

fes Principium als vorhergehendes / daraus man abnehmen koͤnne / Daß aus dem Modo ges gangen worden/wenn man nicht im Baffernoch in den Dber- Stimmen / oder welches beffer/ in verſchiedenen Stim̃en zugleichretlicheChordas, wenigſtens eine Chordam eſſentialem oder naturalem des Modi hören laͤſt Wird anders verfahren / ſo iſt der Modus uͤberſchritten / und man iſt entweder heraus gegangen / oder will ſolches bald chun / welches Fein Berbrechen iſt. Aus dieſer Urſache kommt es / daß die Sexta, offtmahls auch die Quinta fuperflua , ſich beffer bey dee Mediante Modi ſchicken / als die reine Quinta, es ſey dann / man wollein der Mediante cadenciren. Ausebendiefer Urs ſache auch ſchickt fich über einer Note / welche immediate im Steigen nach dem Schluß⸗ Thon eines Modi minoris folget / die Sexta major beſſer als diesexta minor;auch iſt über T2 einer

436. p.il. Cap.IV.

einer Note / die unmittelbahr unterder Domi- nante eines Modi Minoris lieget / die Tertia minorbeſſer / als die Tertiamajor. Dieſes iſt ebenmaͤßig die Urſache warum die Domi⸗ nans eines jeden Modi natuͤrlicher Weiſe lie⸗ ber eine Tertiam majorem als minorem erfordert; dahingegen die Finalis Modorurn- minorum lieber eine Tertiam minorem als majorem haben will / es fen denn zu Ende / ganhz zu Ende eines Stuͤckes / allwo Der Uſus gemep niglich auf der Drgel umd fonftin Den Kirchen) erfedtionis gratia, Tertiammajorem.; eingetührer hat / obgleich fonft der Sefang aug einem Modo minori gehet. (Dieſe Regul der eingeführten Gewohnheit hat erjchreckliche Abufus hervorgebracht / infonderheit bey Cla⸗ vier Sachen und Suiten,da fo gar in dem Abs fehnitteinee Allemanda und Courante, ja in der allergefchwindeften Gique , Die Tertia, major fo unbarmherkig gemarterr/ amd denn darauf mitderRepetitioneine fo herbe Diſſo · nantia und Relatio non harmonica into- lerabilis gemacht wird / Daß eseinemin Die Seele gehet.)_ 7 _$.19. 6 fünde zwar Die $. 11. ge⸗ muachte wichtige Anmerckung / wegen Der na⸗

Don dem neuen Bebraudy der Mod. 437

tuͤrlichen Eigenfchafft, mittelſt welcher ein jeder Tonus oder Modus entiveder major oder

minor, durusoder mollisift / nebft deſſen Grund Sägen ı ebenfalls ihren Nutzen und ihre Krafft / auffer ven Diatonifchen Clavi- bus, bey denen / die mit dem X und b,pro fun- damento, bezeichnet werden. Allein / weil wir die Diſtinctionem Toni&Semitonii,

an majores vel minores perfe , darinne

nicht fo Deutlich vor Augen Soden! ob gleich alle Claves numehr per Temperaturam foeins

gerichtet nd Ph daß man fie diato-

nice, chromatic& & enharmonice fehe

wohl gebrauchenmag/ fo hindert fotches ander

Wahrheit meiner Obfervation zwar nichts / aber die Demonftratio ift nicht ſo wohl zu faſ⸗

fen noch zu machen auf befagte Art. Derowe⸗

gen wollen wir/serfprochener maffenveine ande: re / nicht weniger unumſtoßliche / in der Natur

ebenmaͤßig feſtgegruͤndete und durch Nach⸗

ſinnen erfundene Richtſchnur ſetzen / da⸗

bey man gewiß erfahren und primo intui⸗

tu erkennen koͤnne / ob ein ſolcher Modus, deſ⸗

fen Chorda finalis mit dem K oder b gejzeich⸗

net iſt von Natur durus oder mollisfey? um

fo vielmehr wird diefeg Nutzen ſchaffen / weil

- 83 hiers

438 P. II. Cap.IV. u in am meiſten von den General⸗Baßiſten / auch andern Inſtrumentiſten / fo wohl als Sängern ſelbſt / geöblich pflegt gefehletzu werden... Das hingegen bey den Clavibus Diatonis e8 ein⸗ mahl u gesveifere Wege hat / und die Ge⸗ mohnheit einem jeden Pradtico folche gelernet haben mag / ober wohl biß dieſe Stunde nicht weiß / was es für Urfachen habeyund wobey man die Sache bemercken koͤnne / er habe es denn aus vobigen nummehro abgenommen. * $.20. Solchem nach find alle Modi, deren Haupt⸗ Thon ein R vor ſich Bat, von Natur minores oder molles z das iſt / ſie er⸗ F fordern natürlicher Weiſe Tertiam mino⸗ rem; Sergegen find alle Modi,deren Haupt⸗ Thon ein b vor fidh führer / von Natur majores oder deri ; das ift fie erfordern na⸗ gürlichee Weiſe die Tertiam majorem. Per accidens aber und zufalliger IReife Fan e8 um⸗ gekehrt merden/ fo wohl mit diefen Clavibus als den Diatonis. Diefe Remarque gehet feftı und wird fonderlich bey folchen Clavibus groſſen Vortheil bringen / diebald mit dem b erniedriget / bald mir dem MW erhöhet iwerden’und doch einenLocum behaltẽ. Denn ob gleich folche Clavesaufdem&lapigunum &idem m. N

Yon dem neuen Bebraudyder Mod. 439

find fie doch folches nicht in der Natur / fondern haben / als vor ſich differente Thoneyaud) dif- ferente und gang genen einander laufſende Ei⸗ genfchafften. Weil es aber platterdings un müglich iſt diefelbe differentiam auf unfern Haupt ⸗Inſtrumenten fo genau zu exprimi- ren / daß nichts daran fehlen folte/ fo vermits telt die Temperatura es dergeftalt / daß das Ohr zufrieden wird/ und einen eingigen Cla- vern,dem Anſehen nach / bey verſchiedenen Um⸗ ſtaͤnden / vor zwo beſondere annimmt. Ein unmuſicaliſches Gehoͤr thut es unwiſſend; ein muſicaliſches aber macht aus der Noth eine Tu⸗ gend / und thut es mit gutem Bedacht und Vor⸗ wiſſen / weil es nicht zu aͤndern iſt. Detur ex- emplum, ut res fiat clarior. Vid. No. XXIV. Dafind immer zwey Noten die einer⸗ ley Clavem haben / aber doch eine ſo verſchiede⸗ ne Natur dabey / daß die eine Chorda Ter- tiam minorem, die andere aber majorem erfordert/ wie oben angedeutet worden, Und ſo ift eg durch Die gantze Octave beftellet/ wo als lemahl diejenige Note / fo ein X vor fich hat Tertiam minorem, die aberein b führer, Tertiam majorem annimmt. Mit denen

aber / die weder I noch b habens bleibt es bey 4. vor⸗

440 P.II. Cap.IV.

—— vorhin gegebenen Grund⸗Saͤtzen. Welches vielleicht noch eine Theoria Modorum iſt / die nicht unter die von Meiftern erlernete Abfurda gehoͤret fondern groffen Nutzen inden ſchoͤn⸗ ſten Sachenfchaffenfan. zer Nun fälle mie die allerliebfte Comparailon hiebey ein / welche der Wie⸗ derfacher p. 115. ſeins Schmier⸗Wercks von den Mouches beybringer, Sch muß geſtehen / er hat ein fonderlicjegDonum parabolicum, zumahl wenn ich mich Der Treppeerinneresaber dieſes Gleichniß hier gehet allen andernim hin⸗ cken billig fuͤr. Er ſaget wegen der Creutzgen / womit alle Linien und Spatia beleger werden / daß es in Muſicis herauskomme / als wenn ein Srauensimmer das gantze Geſichte vol ler Schoͤnflecken legen wolte. Refpondeo: wen diefe Creutzgen in derMufica fignatoria bloß vor die Augen gemacht würden / Wohl⸗ ftands halber / als wie befagte Schoͤnpflaͤſter⸗ en’ fo haͤtte das Gleichniß noch für einen dreyer

erſtand; nun aber mußein jeder Bauer bes Fennen daß / wenn ihm nur die Muſic wohl in die Ohren falley er fich wenig drum bekuͤmmere / ob Ereußgen oder Kaͤutzgen aufn Papier ſtehen / und damit iftdie Sache ausgemacht. Legen | der

Von den neuen Bebraudh der Mod. 441

der Befchwerde und Unluſt aber / Die folche Greußgen verurfachen/ wird vielleicht der Wie⸗ derfpreeher aus eigener Unwiſſenheit und Er⸗ fahrung urtheilen/ und da weiß ich nicht zu helfe fen. Wer es nicht kan / der laffe Die Ereußgen ungehudelt und gebe fich nicht damit ab, ſon⸗ dern lerne es beffer und gehe in die Schule, Sich Fenne ihrer viele / die man. nicht nur mit folchen Creutzgen / fondern auch mit denbb , ich weiß. nicht wie weit / jagen folte/ und bey denen die fo geartet finds faget man recht: Arsnon habet oforem,nifi ignorantem. Die Schattire Pflaͤſtergen und ein Gleichniß vom Efel unter

der Laſt / wenn gleich der Treiber dabey iſt / wols lens nicht ausmachen;es muß geſpielet ſeyn / oder manum de Tabula. Wer aber mit Bau⸗ ren reden will / wozu der Gegner ſonderliche Luſt bezeiget / der muß ihnen kein Gleichniß von . Moucheshermachen / als von welchen ſie nie capables zu urtheilen ſind / ſondern vielmehr ſ. v. vom Kuhfladen Ich wolte den Pflug⸗Studentẽ eine Comparaiſon vom lieben Kornoder Rog⸗ gen machen und dieſelbe ungefehr alſo vortra⸗ gen: Einem Ackersmann ſiehet wohl an und lacht ihm zu / wenn das beſaͤete Feld gantz ges ſteckt doll Aehren ſtehet; allein / wenn nur hie

KG und

44% P. M. Cap. IV,

Pe un und da ein Körnlein aufgegangen wäre’ wuͤrde nicht folches Den Acker verftellenzund der Bauer über feiner Erndte / welche man in folchem Faͤll armer Leute Korn nenner / weiblich greinen ? Sp erbärmlich kommt es auch mit den Muficis Diatonis heraus / wenn ihnen Die chroma- tifhen und enharmonifchen Claves gar kei⸗ ne Srüchte tragen ı wenn fie Tertiam majo- rem pro Quarta diminuta nehmen’ aus ih; ten armfeligen 6. Modis alles / und aus allen 2.4. Modis nur 6.machen wollen. Bey folcher pauvrete ifttaufendmahl mehr Unwiſſenheit als Kunft anzutreffen;£inien und Spatia ſtehen wuͤſte / alsdie Erde bey der Erfchaffung. $ 22. Unendliche Obſervationes koͤn⸗ ten noch hier de Modis modernis gemacht werden / die nicht weniger wichtig ſeyn wuͤrden als obige; allein ich halte dieſes vors erſte genug / um zu weiſen / wie und welcher Geſtalt / nach heutiger Praxi von den Modis etwan zu rai- fonnirenfey. So fönteich auch diefe Sachen ebenfalls unter gewiſſe grammaticalifche Capita bringen /Nomen, Ambitum , Re- percuflionem , Conftitutionem , Tria- dem, Claves Claufularum, Limites, Fi- nem,Naturam, Tropum, (Doch yein; diefer ER: Zr | ge⸗

Yon dem neuen Gebrauch der Mod. 443

nn

gehöret nicht mit in unfer Gelach) und Exem- pla vorftellen ; allein, / wozu folche Weitlaͤuffig⸗ keit und Einfalt wenn mans kuͤrtzer und kluͤger haben kan? à propos von Einfalten!

9 23. Eine ſchoͤne Einfalt unter tauſen⸗ den findet ſich noch im Büchlein Ut p. 157. we⸗ gen des vermeynten Quarti Toni oder Modi Hypophrygii , die der Mühe werth ift / Daß man fie Furglich men Es fteher daſelbſt mit der gröften effronterie : GOtt hätte die heutigen Compoſiteurs (das will viel fagen) mit Blindheit gefehlagen / daß fie diefe ſchoͤne Thöne/infonderheit Quarcum Tonum, als in welchem die admirable Melodie des Fe DEum gefegget ift / auf dern Tbearro zu vers . liebren und üppigen Texten nicht gebraus chen / oder vielmehr nicht mißbraudyen müffen. Ich bin nun zwar Der erfte nicht/ welcher fich über die fo genannte admirabl&, Melodie des Te DEum zum öfftern verwun⸗ dert hat / daß nemlich dieſelbe / da ſich doch verba Jaudisinfich halten fol fo ſchrecklich iraurig gerathen ift ( fage doch der Ali⸗Fraͤnckiſche Mo- difte felbftp 8: diefer Thonhabe einen traus rigen Aftectum ) denn e8 haben viele brave Capellmeiſter / die wahrhaftig nicht blind ſind /

6 durch

44 PL. Cap. IV.

durch ihre neueCompofitionesdiefesHymni gnugſahm zu verfiehen gegeben / daß ihnen.die o genannte admirable alte Melodie zum Lo⸗ ben und Dancken keinesweges anſtehe. Es irret auch einer / der da meynet / dieſe Melo⸗ die fchicke fich ad laudes ; Da Doch der ganke Geſang bey dem Ambrofio und Augultino blofferdings fürein demuͤthiges Gebeth paßirte / wie Werckmeiſter Hypomn, p.56. bezeuget. Einer mag nun die Auctores vergleichen und rationes anführen wieer will / er fen deſſen ro nunc oder nunquam fihuldig / fo iſt und leibt befagte Melodie fo beſchaffen / daß fie fich zum Loben / Preiſen und Dancken gar nicht reis met / fondern vielmehr ludtibus adhibendas, zum Klagen gefchicht ift / ob gleich die Worte gank was anders erfordern. Aber daß GOtt die heutigen Compoſiteurs, tutti quanti, mit Blindheit gefchlagen haben ſolte / ift ein rech⸗ ter Maulwurffs⸗Gedancke / dabey auch was abſcheuliches und gotteslaͤſterliches. | 6 24. O du blinder Mann! Du ſucheſt einen Stab / und ergeeiffeft eine Schlange / die dir die Hand verwunden wird. Ich beklage dich / du tappeſt ſelbſt im finſtern herum / und bildeſt Dir doch ein uns Wunder⸗Dinge von | der

Von den neuen Bebraudh der Mod. 445

der vermennten Blindheit heutiger vortrefflis chen Compofiteurs zu ſagen / Damit du Dich durch Diefen ſchwachen Stecken Der Verlaͤumb⸗ dung aufrichten und gehen mögeft; merckeſt aber nicht / daß eine Grube draus wird / die du dir felbft zudeinemeignen Sall gräbeft. Stol pere immerhin! Ich mercfe Daß der Menfch in der Milsfucht verirrer iſt; er verliehrt fi) in ° in einem Nebel / den er felbfi gemacht har. Wer wolte wohl die Erftaunungs:würdigen Baben des Höchften fo verachten, Die derſelbe Durch die heutigen Compofiteurs der Welt ſchencket / daß er fagen fokte / fie waͤren mit Blindheit geſchlagen? Liegt esnicht am Tage, welche entzuͤckende Wuͤrckungen und welche vors - mahls nie erhörte noch von Menfchen je em⸗ pfundene Berwegungen: eben dieſe berühmte heutige Compofiteurs mit ihrer Arbeit vers ſchafſen? Oder har man in Erfurt allein der⸗ gleichen nimmer gehörer? | Bi $.25. Sind denn auch alle heutige Dra- | mata juſt vors Theatre gemacht? over. wird nichts aufs Theatre gebracht 7 als was uͤppig z undverliebeift? Gewiß / ich folte bald denckeny einMannider fo raifonnirte,müfte ſelbſt blind ſeyn / oder hätte fein Tage Fein ander Thea- T 7 trum⸗

446 P IL. Cap. IV,

——— trum, als etwann in einer Puppen⸗Bude / oder bey einem Marckſchreyer geſehen. Werden Feine Fletus, Feine Lamentationes, von heus tigen Componiften mehr / toeder auf dem Theatro, noch in Camera,noch in Ecclefia, vorgefteller ? Es hat ja felbft bey den Alten ges heiffen: Conveniunt huic Tono (Hypo- - phrygio) amoris verba. Gind denn feine. Amores mehr inder Welt / als üppige? Iſt Feine tugendhaffie Liebes Fein Amor conjuga- lis mehr, auch nur ineinerScena und/ fozu re⸗ den’ im Spiegel abzubilden? Iſt alles was ver» liebt iſt deswegen üppig ? Iſt eine freue Ari- adne uͤppig und in ihrer Beſtaͤndigkeit nicht zu achten? Iſt eine Orpheus uͤppig / wenn er Eu- ridicen ausder Hölle hohler ? Der Herr Or⸗ ganift muß ſich ein fehr üppiges Concept von der Liebe machen/da doch ohne diefelbe die Welt zerfallen müßte. Jedoch damit der Lefer übers zeuget werde / Daß die heutige Compoſiteurs nicht nur Diefen pretendirten fehönen Hypo- phrygium gewiffer maffen gebrauchen, fonts dern auch in ihrem Modo E mol (damit ich mie den Schulmeiftern rede ) eingefchloflen ha» ben, einfolglich / nicht wie die Alten mit einen Auges fondern mit zweyen ſehen / und der gute

Von dem neuen Bebraudh der Mod. 447

GOtt ſie bißher nicht mit Blindheit gefchlagen! vielmehr aber durch feine Gnade ihnen beyde Augen infonderheit die Augen des Verſtandes / die dem Erfurter durch etliche Silberlinge vers Eleiftert und durch ungehlige Balcken verfinftert worden / gar gürig und wunderbahrlich erhellet hatı fo fage mir einer mit aufrichtigem Hertzen / - obnichtver fub No. XXIV. befindliche Satz beydesdem Emol, und dem Phrygio,ja übers dem noch dem Hypophrygio zugleich / quali in Modo biscomplexo , genug thue? Ders gleichen Exempel willund Fan ich von heutigen Eomponiften Millionen aufmeifen / infonders heitin Fläglichen Saͤtzen (denn Diefer ift nur flieffend und ariofo ) darinn zwar die hypo- phrygifche Elaufuln nur per accidens por: kommen / aber doch genugſahm darthun / Daß GOtt die heutigen vortrefflichen Compoſi- teurs, inſonderheit diejenige / denen ich dieſe Apologiam dediciret / mit keiner Blindheit / ſo wenig in Anſehen dieſes Modi als aller an⸗ dern / geſchlagen habe / ſondern daß ſie ſcharff ſehen und alle dieſe Reliquien, wenns a pro- pos kommt / gar wohl anbringen koͤnnen. 4. 26. Ferner iſt unſtreitig daß / wie pag. 159. des Ut ſtehet / ein Componiſte vo n ræ⸗

448 P.II. Cap. IV,

Preludium (id) feße hingu : wohl hundert Preludia) ausdem F feßen Eönne / da kein b hineinfommt ; aber ob er gar geſcheut Daran thue / dasglaube Judzus Apella. . Wirhas ben font wohl ein ander Exempel auf diefen Schlag / welches wichtiger ſeyn wird als jenes Herrn Redtoris Oratien ohne rr, die der Geg⸗ ner anführer; und damit will ich Doch meinen ges ferregaliren. - Die Sache gehöret eigentlich indie Hiftorie des faux beaux Efprits (es fen Denn Daß man es par curiofite thue ) Dar felbft finden wireine Art Leute / die heiffen Lipo- grammatiften oder Buchſtab⸗Verwerffer / weil fie ohne Urſach einen armen’ gewiſſen / uns fehuldigen Buchſtab des Alphabers aus ihrem Wercke verbannen. Einer ı mit Wahmen Tryphiodorus , wird ungin der Antiquite aufftoffen / der in diefer Schreib: Art ein ſolcher Meiſter geweſen ſeyn ſoll / Daß er eine Odyfle- am, oder ein Podma Epicum über des Uiyſſes Begebenheiten componiret/ welches in 24. Büchern beftanden / in deren erſtem Alpha; genannt(aldLucus, a non lucendo , oder Bellum, quafiminime bellum ) fein A ans zutreffen war. Dasandere Buch hieß Bera aus eben der Urſache / u. ſ. w. daß alſo der ah

| | oh»

-

Von dem neuen Bebraud) der Mod. 449

ſahme Pedante alle 24, Buchftaben nach eins ander ausfchoß und ihnen wieſe ı nach der Rei⸗ he / Daß er auchohne ihre Hülffe feine Sachen verrichten kunte. Es muß lächerlich geweſen ſeyn / wenn man betrachtet / daß diefer Arbeits reiche und vielleicht Ducaten:lofe Poet den aus» gemersten Buchſtab mit eben fo viel Sleiß ver: mieden / als wenn ereine falfcheQuantitatem, in ſich hielte / und daß er offtmahls das fchönfte Wort hindangeſetzet habe / weil eg (mie ein Diamant mit der Ader) das Ungluͤck hatte / von einem ungeſuchten Buchſtab befleckt zu werden. Hiebey will ich nur bemercken / daß / falls dieſe des Tryphiodori Odyſſea noch vorhanden feyn ſolte / die ſteiffe und gelehrt ſeyn⸗wollende Pedanten ihrer mit 5 Ruhm / als des Homeri, gedencken würden. Denn / welch ein unerſchoͤpfflicher Reichthum alter Woͤrter und Phraſium, welch ungebraͤuchlicher Barbaris- mus, welche Grobheit / welche abgeſchmackte Orthographie und welche sufammengeflichte Dialecti würden nicht darin anzutreffen feyn ? Ja ich smeiflegarnicht / es wuͤrde ein ſolches antaſtiſches Opus wie ein Schatz der Griechi⸗ chen Sprache aufgehoben werden. Aber was verſtaͤndige Menſchen davor ——

450 P. II. Cap. IV.

laͤſt man dahin geftellet ſeyn / und will nicht hof⸗ fendoß der Gegner unter dem falfchen Nah⸗ men eines gefcheuten Eomponiften/auch mit feis ‚nem Pr&ludio ausdem F ohne b dergleichen Ehre zuerlangen trachten werde. Es würde fonft bald eben foheraus fommen / als die neu⸗ erfundene Canzonetta , nad) der Uhralten Sriechifhen Manier des Heren Charis in Pringens Satyrifchen Componiften. $. 27. Hiebey nun mag es wegen des Moden:Handels dismahl fein Bewenden has ben Es ſiehet ein jeder daraus leichts daß mehr als 6. Modiinder Mufic find und daß unter den 24. angeführten / auch mit dem uns ftreitigen Zeugniß der Natur behaupteten noch etliche ſind Die weder Printz / noch Fuͤrſt / noch Hertzog / noch König /noch Känferrecht exco- lirt haben kan / ſondern von deren Natur und Wirdung mir billig der Nachwelt auch ein bißgen zu raifonniren übrig laffen müffen, Vielleicht gibt es an einemandern Drte/ ich meyne / in meiner Organiſten⸗Probe / Gelegen⸗ heit / ſich breiter hieruͤber heraus zu laſſen. + | f Printʒ + Der weitberuͤhmte Here Capellmeiſter Seini⸗ chen / welcher eben dieſe 24. Modos modernos in feinem muſicaliſchen Circul a bt us

Von dem neuen Gebrauch der Mod. 451

—— Dringz hätte dieſe Sache gerne ein wenig tieffer eingefehen / wie ſolches aus dem 11. Theil Phrynnidis pag.55.& 56. zu erweiſen; fo merckte er auch gank wohl / daß etwas mehr das bey zu thun war / und Fam wuͤrcklich ſchon biß aufzı.reineTriades. Allein / weil er ı6. Cla- ves in einer Octava haben wolte / und doch wohl ſahe / daß ſolche noch nicht zureichen koͤnn⸗ ten / ſo verwieß er Kg welche mit 21. biß 22, ja gar(p.59.) 32. fogenandtenTranfpo- . fitionibus nicht vergnüget waren’ auf zweyer⸗ ley: Entweder folten fie zufehen ein Werck unter die Hände zu bekommen das / ich weis nicht wie / gebauer und ſchwerlich zu erlangen; oder fie fols ‘ten fich Den Pruritum transponendi in In« tervalla NB. non adprobata vergehen lafe fen. Esift aber beydesnichts nüge. Denn einmahlein Elavier zu wünfchen / Darauf = voll⸗

urtheilet davon: daß bey Erkaͤnntniß dieſes Circuls auch die Alten und (NB.) ohne dis faft niche mehr gebräudyliche Modi Muſici gantz und gar wegfallen / als die da Ge⸗ ſchwiſter⸗Kinder find mit dem Parapei, Datif, Becardo und sbrigen Herrn Spieß⸗ efellen in der alten Logsca. Vid, ej. Anwei⸗ fung zum. General⸗Baß p,267. Iſt Denn dieſer Mann auch blind?

*

452 P. II. Cap. IV.

vollkommene Scala anzutreffen / iſt wohl ein vergeblicher Wunſch / wie ſolches Werckmei⸗ ſter und Neidhardt buͤndig genug in ihren Schrifften dargethan haben; und Die loͤbliche Begierde weiter zu ſtudiren pruritum zu nen⸗ nen / macht das Ding eben ſo wenig aus /alg die damahlige Pringliche Approbation. Das rechte Medium & Remedium aber/ aug der - Sache zu kommen / iſt die Temperatura, und wenn ſolche nach Neidhardts Vorſchlaͤgen (da nur jede Quinta %. vom Commate, nicht aberein gantzes viertel/twiepring ftarut- ret / hergibt) eingerichtet iſt / fo find alle 12. In- tervalla auf dem Elavier lauter Intervalla adprobata, dieduech Sinnen und Vernunft mit fich umgehen laſſen. Dennoch hindert folches nicht / daß es ung an gnugſahmer Eis Fandtniß der Wirckung / dieerliche diefer 12, Intervallorum haben’ annoch/ ob ufus rari- tatem, fehle/ und daß nicht unfere Nachkom⸗ men vieles/ das uns echappiret/ Davon entde⸗ cken folten. Ich halte dieſe Meynung für gang vernünfftig/ und hingegen dasfür ſehr uͤnvernuͤnfftig / wenn man alles ausdem Sa⸗ tyriſchen Componiſten entſcheiden / alles ſchon vollkommen wiſſen / das Gras wachſen Der | | ſi

U m u

Von dem neuen Bebraudyder Mod. 453

ſich ſelbſt und den Alten alles beylegen/ den Nachkommen aber nichts laffen will. Mich deucht / es wird zwiſchen unfern Conqueten und zwiſchen der Nachkommen ihren eben ſo ei⸗ ne Difference ſeyn / als zwiſchen den Erobe⸗ rungen Philippi und feines Sohns Alexan- dri M. obdiefer gleich Dachte, es würde ihm nichts übrig bleiben / da er doch Die gange Welt fuͤr fich hatte. Hätteer/ oder fein Timotheus, zur Zeit unfers ſchloͤckiſchen Erfurters leben follen/ o! wie würden fie geweinet haben denn dieſerlihnen alles wegfifchen wollen,

Das fünfte Capitel. Von dem getraͤumten Ut remi &c. | Im Himmel.

S. 1. |

Ag fol ich doch fagen? Es laͤufft ja

; abermahlallesı was der Gegner hies . von abfurdiflime vorgiebt / aufdie todte Mufic der Aretiniſchen Spiben hinaus.

Dulieber GOtt! was iſt Doch Der menfchliche | | | Eigen⸗

44 | P. II. Cap.V,

Eigenfinn und Wahnwitz für ein närrifcheg Ding/daß auch fo gar die ewige Seeligkeit / die Fein Auge geſehen / Fein Ohr gehoͤret und (mas noch mehr / ſo aber dersolmiſator mit dem &c. vertuſchet) in keines Menſchen Hertz ges kommen / ſich nach eines armen Suͤnders Einbildung richten ſoll. Werckmeiſter hat in feinen Paradoxis, und in feinem Hodego Mathematico, dem Dinge ſchon gar gu viel gethan welches / ob GOtt will / inderdrircen Eröffnung des Orcheſtre vorkommen ſoll; aber / dieſer hier machts tauſend⸗mahl toller. Werckmeiſter iſt noch mit ſieben Tonis, wie alle andere vernuͤnfftige Creaturen zu Wercke gegangen; dieſer aber will nun gar haben / Daß wir eben die Sonos, welche Guido Ut ‚re; mi, fa, ſol, la, benahmſet hat / dereinſt bey der himmliſchen Harmonie gebrauchen werden. Das iſt: wir ſollen dieſelben Nahmen / denſel⸗ ben numerum ſenarium, dieſelbe Solmi- ſation und Mutation auch mit in Himmel nehmen.

F. 2. Nun iſt vorher genug erwieſen und braucht Feines fernern Beweiſes / daß nicht 6. ſondern 7. Haupt⸗Klaͤnge in rerum natura, ſind; und mich deucht / wenn die alten

14

Von dem geträumten Ut remi &c. 455

diein ihrer Jugend diefe Torturam , Diele Marter / diefes Creutz der fechsfplbichten Sol- . mifation ausgeftanden haben / willen und glauben folten / was der Pagel:neue Solmila- tor hievon fihreiben / bemweifen und träumen will, ſo wuͤrden ihrer vielenicht verlangen von den Todten wieder aufzuftehen. Mir Fan es gleich viel gelten / ob die fieben + Gradus der natürlichen Menfchen-Stimmerut,re,mi, .fa, fol, la, fi, oder: bo, ce, di, ga, lo, ma,ni, oder aber: abc de fg,genennet werdeniwenn nur 7.dafind. Und ich hoffe es werden nicht nur .fondern ungehlig mahl 7. Thon mn | Zee me

+ Allemahl wenn von 7. geredet wird / verſtehet man nur die Intervalla Diatona , das find : die groſ⸗ ſen und Eleinen Thone / nebft den groflen Semi- toniis oder natürlichen halben Shonen. Sonſt ſind / über diefe 7/ noch fünff Semitonia minora, oder Fünftlihe und Fleinchalbe Thone; dur derenZuſatz insgeſammt zwoͤlff IntervallaChro- matica herauskommen; welche 12. nachdem fie. durch die Tertien, entweder ihre Triades erwei⸗ chen oder aber. erhaͤrten (i. e. moll, oder dur ma⸗ chen) die 24. Modos darſtellen. Solches hat man der Unkuͤndigen wegen abermahl zu erin⸗ nern / und um alle J—— zu verhuͤten / bier einzuruͤcken für noͤthig erachtet. |

456 P.II. Cap.V.

mel gehoͤret werden / wovon mir aber Kircheri Gauckeley / und ſeiner Keligionis Trias mi- nus perfecta, nicht die geringſte Nachricht ertheilen koͤnnen. Was ſoll man denn dar⸗ uber viel diſtinguirens / explicirens und pro- birens machen, da alle Diftindtiones, alle Ex- plicationes, ale Probe in dieſem Stuͤck aus⸗ ſehen / als wenn mich einer Künfte/brodlofe Kuͤn⸗ ſte / in der Karte lehren wolte?

$. 3. Aber / Herr Organiſte / weil ihr doch fo viel von Diſtinctionibus und Explicatio- nibus ſchwatzet / warum diftingnirerihre denn nicht hauptſaͤchlich inter Harmoniam pro- priè fic dictam, & Harmoniam in Muſi- cis ? Alle eure Bilder / euer großmaͤchtiger Clavis B , die Proportion des Gnaden⸗ Stuhls / des Rauch⸗Altars etc. zeigen eine Har- moniam, aber eine Harmoniam mutam, non. vero Muſicam an. Es mag einer Harmoniæ Muſicæ dreyerley oder ſechſerley Arten ma⸗ chen; ſo lange mir ein Ding nicht klinget / kan ichs nicht Harmoniam Muſicam nennen. Wir werden aber mit der Huͤlffe GOttes in der dritten Eroͤffnung etwas ausführlicher deHarmonia handeln / und nach Vermögen fehen laſſen / wie weit ſich des Wortes ran

Vondem geträumten Ut re mi &c. 457

ſchafft in Muſicis erſtrecke. Alle Scheiben in den Fenſtern haben eine Harmonie / aber des⸗ Be ſteckt Feine Muſic darinn / es ſey denn / daß man denLerm vor Muſic halten wolte / wenn etwan ein Cavallier daran zum Ritter wird und die Fenſter einſchlaͤgt. .. 3 $. a. Bas follen da nun wohl für Ra- tiones Stich halten 7 wenn man beweifen wolte/ daß wir im. Himmelmit eben den Sonis, als hier auf Erden muficiren werden. Pro- bable fan man es wohl machen aber in Ewig⸗ keit nicht beweiſen. So habe ich auch / mitden: Gedancken / vom ſingenden und klingenden Lobe GOttes / im Orcheſtre feine andere Ratio- nem beybringen wollen / als nur wahrfcheins ich zu machen/ daß wir Fein Unrecht thäten / die Harmoniam Muficam por etwas unerfchaf: fenes und von Ewigkeit zu Ewigkeit bleibendeg zu halten; dazu ift Die angeführte Idea 'hinläng- lich / und weiter har fie nicht langen follen. War⸗ um werde ich denn angezwackt / als wenn iche Dadurch hätte beweifen wollen / da doch Diefes weder meine Meinung gewefen / noch auch meine Worte fo lauten. Freylich muß im goͤtt⸗ lichen Weſen die vollfomenfte Harmonia,und diefelbe in GOtt ewig ſeyn A aber ob

| in:

N

453 P. II. Cap. V.

klingende und muficalifche Harmoniaift/ das finden wir nirgend / undfolgerdaher gar nicht ex bona confequentia: Daßebendestvegen unfere muficalifche Harmonie ab. zterno ins. zternum fey. Ich wolte von Hertzen gerne⸗ daß es per bonam conſequentiam daraus folgete; glaube die Sache auch; aber es iſt mit menſchlichen Augen nicht abzuſehen. Und das ſoll doch des Gegners ſtaͤrckeſter Beweiß ſeyn / daß die Muſic ewig bleiben werde? Millien taufend Sachen in der Welt haben eine ars monie umer fichz dieſe Millionstaufend Sachen aber werden alle vergehen ; fo folgte Daraus (nach den PrincipiisSolmifatoris, fed per infelicifimam conlequentiam ) daß die Muficauch verginge. Wo hat der Herr Or- ancedus feine Logicam gelernet? Iſt dieſes se foͤrmliche Schluß⸗Rede? Major. In dem goͤttlichen Weſen iſt die hoͤchſte und vollkomneſte Harmonie. J

Minor. GEOtt aber iſt ab aterno in,

Ber HU: ncluſio. Ergo wird die Muſic

wig bleiben. | ©

Von dem geträumten Utremi &c, 459

So lautet aber ja Die fo genannte bona, confequentia pag.169. des Büchleins Ut. ch hätte mich bald / wie man hier vedet/mit dem uffe gefegnet/ al ich Diefe vermeynte bonam confequentiam, diefen Balcken / zum erften bemerckte. Geſtehe aber noch einmahl / ich wolte viel drum geben / daß die Conſequentia gut und richtig waͤre. $.5. Doch fpricht der Gegner endlichrer tolle dieſes den Gelehrten überlaffen. Er thut wohl / und weiſet damit / daß er ſehr ungelehrt fen; auch haͤtte er noch beſſer gethan / wenn er ſeine andere viel ſchwaͤchere Embryones huͤbſch bey ſich behalten oder in der Gebuhrt erſticket haͤtte. ch dencke immer bey dem gantzen Ut, inſon⸗ derheit bey deſſen letzten Capitel / waͤre das oben angefuͤhrte Opitziſche Woͤrtgen ſo wohl als bey der Vorraths⸗Kammer zu paſſe gekommen / und man haͤtte ſich ſchon mit demjenigen behelf⸗ fen koͤnnen / was das Orcheſtre in der erſten Eroͤffnung pag. 109. von der Bedeutung der Triados Harmonicæ anfuͤhret und daju ſe⸗ ger: Dem Reinen ſey alles rein. Aber nein der Erfurtiſche Organiſte will den Leuten weiß machen / er wiſſe wie die Muſic im Himmel ei⸗ gentlich beſchaffen ſey da er doch geroiß | 2 un

460 P.II. Cap. V.

ee und wahrhafftig nicht reiffen kan wie alle Thor ne auf feiner Orgel beſchaffen ſind⸗ Deñ / daß er das Clavier und die Temperatur, - einfolglich fein eigenes Handwerck / nicht ver⸗ fiehe / haben wir oben zur Genuͤge bey dem Dif- conrspon den Transpofitionibus ertviefen. Es würde ihn auch wohl Fein Dunn Ders dacht haben / daß er aufder Drgel fpielen odet muſiciren koͤnne / falls er folches nicht mit Hin⸗ ſetzung ſeines gantzen Characters auf dem Titul⸗ Wiat des ts haͤtie drucken laſſen. Aber wei⸗ ter im Text. | 96. Was der Clavis B wenn er mit dem H zugleich angefchlagen wird / vor Wun⸗ der macht / folche Mirakel find einem jeden Se- mitonio gemein ; und Fan der Teufel ſelbſt keine aͤrgere Diſſonantiam erſinnen / wenn er auch ewig / mit dem Ut remi, darauf ftudi- ren wolte / als eine Tertiam minorem und eine Tertiam mäjorem zugleich zu. einem Sundament-Clavi hörenzu lajfen. Iſt denn Das nicht eine fehändliche und heterodoxe Vergleichung / wenn der Gegner die beyden Raluren unſers Heylandes dadurch voritellen will? Denn / ob ſich gleich dieſelbe Naturen nicht vermiſchen / fo diſſoniren fie Darum 2 | | u bey

Von dem geträumten Ut re mi &c. 451

bey Leibe nicht / ſondern vereinigen ſich auf eine unbegreifliche Weiſe in einer Perſon / ohne Vermiſchung. Wie kommt nunb und hda⸗ bey? Dieſe Claves vereinigen und vertragen ſich wie Hunde und Katzen / und wenn man fie zufammen zwingen wolte / ſo bringen fie die aller: ungeheurefte Diffonantiam , ja mehr als eine Diflonantiam, und ein rechtes Bild der Hoͤl⸗ len / herfuͤr. Ach! wie verfallen wir doch mit unſerm ſchwachen Verſtande / Herr Organiſte? wäre es nicht beſſer geweſen / den Leſer in Mu⸗ ſicis, als in Analogicis & Paradoxis malæ, Fa peſſimæ, confequentiz zu unterwei⸗ 97. Jedoch wir werden abermahl vor; diefem hermeneutico pag. 171. ad Tria-' dem harmonicam, als ein volltommenes Bild der huchheiligen Dreyeinigkeit / gewieſen und belehret: daß Fein Muficus Tbeoreticus Dies - fes hochwichtigen Glaubens: Articuls hal⸗ ber den geringſten Zweifel nicht hegen darf. Was foll ein Glaubens « Articul feyn ? Die‘ Dreyeinigfeit oder das Bild derfelben Dex erften halber wird nicht nur Fein Muſicus The- oreticus , nicht nur Fein Muficus pradticus, fondern auch Fein r und Schneideride u Ä 3 ein

462 P.II. Cap. V.

ein Ehrift iſt und feelig werden will / den geringe ſten Zweifel hegen / fondern e8 zu feinem ewigen Heylgläuben / wenn auch Feine Trias mulıca N finden waͤre; denn Die überzeugt niemand / onft hatten ung die Apoftel dahin leicht vertoeis fen können. Aber des Bildes wegen wenn‘ daffelbe ein gülden Kalb oder ein Glaubens⸗ Ar⸗ ticul / und noch dazu ein hochwichtiger Glau⸗ bens⸗Articul ſeyn ſoll fo werden per bonam conſequentiam alle Mufici, die keine lauter Theoretici ſind / nebſt der uͤbrigen Bilder⸗ feindiſchen Welt / nach dem Ausſpruch Domi- ni Organœdi theologizantis, ohne Gnade verdammt ſeyn muͤſſen. Denn / wer nicht zubetrc. Doch halt! Die Philofophife egel: Simile non eſt idem, wirfft den hochwichtigen Glaubens⸗Articul / wegen des Bildes in Triade muſica, pag.ı70. au⸗ genblicklich wieder uͤber einen Hauffen 1-daß niemand aus dem confufen Ratiocinio we⸗ der Flug noch toll merden Fan. (Unter und) mein Lefer/ der Menſch muß doch das Bild in triade als einen hochwichtigen Glaubens: Ar⸗ ticul verftanden haben, denn fonft kaͤme eben die Philofophifche Kegel hier verzweifelt mal & propos ; man dencke es nach. Oder et * ;;

Don dem getraͤumten Ut re mi &c. 463

BE: —— fagen wollen: Es duͤrffe nun niemand mehr an dem Myfterio Trinitatis zweifeln / teil die Trias harmonica folcheg den theo- reticis als im Spiegel fehen lieffe. ) Eins bitte ich den Herrn Drganiften von Erfurt / ee ex- plicire ſich bey Leibe nicht darüber / fondern laffe immer fünff gerade feyn / die Herren Theologi führen ihn fonft in die Schule, und da hat einer denn eben folche Noth / ald wenn er eine unrichtige Uhr gefaufft harte. Ich will gang ftille figen und weiter nichts davon melden auch nichts drauf antworten / wenn ver Gegner gleich meinem Rath nicht folgen / fondern/ Dem To doch wieder das groſſe Wort haben woite. |

S8 8. Wegender Tertien , qua Con- fonantiz, inderen Erfindung durch Chriſtl. Muficos manein jonderliches Geheimniß und Verhaͤngniß ſuchen will, da es doch ohne Zwei⸗

eleine Sache iſt / die ſich caſu fortuito gege⸗

en / oder ſchon lange Zeit vor Pythagora und Pythagorz Mutter inder Welt geweſen / ein⸗ tolglich die Tertia nicht eben von Chriſtl. Mu-

ſicis allein und zu erſt / als Conſonantia er⸗

kannt worden iſt / waͤre hier viel zu ſagen; aber wir ſpahren ſolches BEER auf eine nr 4 il

464 P.II. Cap. V.

ee ee er Difcuffion inder dritten Zröffnung. Dies ſes gehöret jedoch ad rem , daß / fovielich noch habe lernen koͤnnen Didymus; ein Heide / daß Glück gehabt hat / den Titul eines Medici mu- ſici davon zu tragen / und das alte Genus Dia- ronicum bey den Griechen zu verbeſſern. Durch diefe Verbeſſerung harter nun erſtlich / eine neue. Proportion por den Tonum mino- rem, Lo-9. (melcher umein Comma, 8-80, tieffer oder Eleiner iſt / als der alte oder Tonus major 9 8.) indie Welt gebracht; denn ohne diefe Proportion und das Dazu gehörige Se- mitoniummajus-16-15. fönten zwar die Octaven / Quinten/ Quartenund Toni ma- jores rein feynz;aber Die Zereie minores Flunge fo viel zu niedrig / und die majores fo viel zu hoch / daß man fieohneden gröften Eckel nicht anhoͤ⸗ ven Eunte/ ſondern / als herbe Diſſonantien / ver⸗ werffen muſte. Durch beſagte des Didymi Invention aber wurden Die Tertien zu erſt als Confonantien brauchbahr. Dieſem Generi Didymi hat heꝛnachᷣtolemæus eine Stelle unter ſeinen Speciebus Generis Dia- tonici eingeraͤumet / nur daß er Tonum mi⸗ norem vor den majorem faßte; welches ar

| Di·

Vondemgeträumten Ut re mi &c. 465

BER NEE NEBEN? Didymus umgewendet haben wolte. Vid. Ptolem. Lib. Harm. Il, c.c. ſpeciatim c. XIII.

89. Die Proportion eines jeden In- tervalli diefeg Generis Didymi , woraus Zarlinus ( menigfteng 15. hundert Jahr nach Didymo )eine volljtändige Octavam, fo gut fie damahls werden wollen gemacht hatı da ſich fonft nur des Didymi Befihreibung feines Generis auf ein Teträchordum erftreckte/ folche Proportion, fagt Neidhardt ı iſt der Pro bierſtein / wornach allen andern Generi- bus ihr Urtheil geſprochen wird. Und alſo hat ein Heyde die Ehre gehabt / ein wunderbahres Stuͤcke der goͤttlichen Weißheit zu entdecken cönf. beſagten Herrn Neidhardts Temper.. c.4. woſelbſt Pring und andern / wegen dieſes Didymi, dem jener die Ehre hat entziehen und diefelbe Zarlino beylegen wollen / ein artiger Tert in puncto GenerisSyntoni pag.20. . gelefen wird.

G iO. Wo ſind nun eure Ehriften ? ihr Fahle Drganiften! Antworter mir ihr Alten / die ihr im Weinkeller Helden feyd 7 und mit eurem Wiſch⸗waſch fremden gelehrten Leuten die aus Engelland meinen guten Nahmen hieher brins

Ws; gem

466 P. II. Cap. V. Ä

gen/ unter dem Deckel grauer Haare ı graue . Einbildungen und Thorheiten / graue Igno- rance , ja Efelgraue Berlaumdungen und Hohnreden vorVirtu Heli rer nn mir / und rettet euren ungelehrten Vorſechter / oder ſeht euch nach einen andern um. Wo ſind die Chriſtlichen Muſici, die allein die Erleuchtung gehabt / Tertiam zu erfennen ? Hier iſt ein .. der fielange vor Zarlino und Zarlini Mutter erfande hat’ und zwar in ihrer rechten Proportion. Pythagoras und Ariftoxe- aus felbfthabenfie / mit allem ihren Anhang und Spieß-Sefelleninicht proConfonantia, oder in veraProportione erfennen fönnen. AberDidymus hat folches gethanmwelchezaller Muthmaſſuug nach / ante Chriftum natum, der doch Furß Darauf / als ein Heyde geleber. Inter Ariftoxenum & Ptolemzum autu- mat Salinas incidiffe tempora Didymi Mufici. Jener ( Ariftoxenus) hat 325. al vor « Diefer aber ( Prolemzüs) 120 nach eifti Gebuhrt floriret.

F. 11. Antwortet mir felbft / nicht per Tertium, ihr Neidhaͤmmel / habt ihr wohl euer Lebtage vom Didymo Muſico ein Woͤrtgen gehoͤret? Man wird euch in der dritten Eroͤff⸗

| nung

Von dergeträumten Ut re mi &c. 467

a ———“ nung mehr davon fagen. Ich will mich aber wippen laſſen / wenn ihr eine eintzige Propor- tionem Muficam recht kennet; wenn ihr drey Noten / drey kahle Noten / livre ouvert, mit ſammt eurem adorateur , dem zahnloſen Quaͤckſer / hervorbringen Eönnet. Kommt zu mie / ihr follt eure Dumm » und Boßheit mit Händen greiffen und fühlen. Ich will euch Fein Leyd / fondern lauter gutes thun / und fehen ob euch noch zu heiffenftehe. Ach! ich beflage den frommen Solmifatorem , den einfältigen Menſchen / daß er feine todteMulicam Leuten zu gefallen hat aufwecken wollen die / ſo wahr ein GOtt im Himmel lebet / nicht fo viel weder von Muſicaliſcher Theoria noch Praxi, beſitzen / als der geringfte Braceifte im DOpern-Orche- ftre oder er / der Erfurter ſelbſt. Nun ich hoffer der Gegner / der gedungene Öegner / ver fonft ein guter Mann ſeyn mag’ wenn er bey feinem Schnarrwerck undStylo ligato , oder voller Reife des Wachs im Rennftein liegen bleibet / wird es dereinſt beklagen und bereuenzdaßer/ale ten Hafen und Fuͤchſen zu Liebe / eine gedruckte und mit Kupffern beflechte Rernund Adams» Sundebegangen hat. Indeſſen wird er ſo wohl / als der curıeufe Leſer wegen Erfindung - der Tertien, hiedurch beſſer informirt wor | den ſeyn. U6 Ss. 12

R Er Be

468 P.IL, CpV.

F. 12. Meines Behalts iftfonft Carte- fius der erſte / welcher die Tertiam majorem unter die Conſonantias perfedtasmit ec net und alſo ein merckliches zu ihrer Au nahm contribuirt hat. Daß ich aber Deswegen ven Lartefium inder Gnade G-Ntteg ſonder⸗ lich hoch angeſchrieben rechnen folte ! daraus wird nichts; denn eben diefer Mann war aud) fonft Fein unartiger Kerl in puncto Religio- nis, und mit feinen Atomis einer Dffenbah; rung / Erleuchtung oder dergleichen wegen De Tertien wohl werih. Aber wieder jur Tria-

de, ' $.13. Wenndie Trias perfecta ein fol ches ungezweifeltes Bild der Dreyeinigkeit ab⸗ geben ſoll / was machen denn die Thexrens mit der Minus perfedta ? die Antwort de. Gegners lautet p. 173. alfo: Die mögen fidh feine Seren Runjt-Benoffen/Catholifcyer Religion , abfonderlidy zu Nutz machen; da doch ſein eigner Sohn drunter iſt / wie ich ver⸗ nehme. Du lieber SH! ſo haben ja die ar⸗ meteute eine andereTrinitatem undeinander: Bild derſelben als wir. Kan denn auch vera‘ Trinitas minus perfedta fenn ? Sch fage: noch einmah' / den Keinen iſt ales rein Pr u Vilder

Yon der getraͤumten Ut re mi &c. 469

Bilder gehen zu weit; ihre Umſtaͤnde quadri- ren nicht; fie hincken / und ihre Verfechter ſind zu verwegen / ſelbige glatt⸗weg mit Der Gottheit / und hergegen GOttes Bild mit der Muſic / ja gar mit den Zahlen zu vergleichen. Man hat „GOtt / als ein geiſtliches Weſen / nicht nach „den Regeln der Rechen⸗Kunſt zu ermeſſen / „weil die Regeln davon / ſammt ihren Zahlen / „ja nur allein ſolche Dinge abmeſſen / theilen / „unterſcheiden und zuſammen ſetzen / die da end⸗ „lich und ermeßlich / und auch eine um⸗ „ſchraͤnckte Quantitaͤt / als eine Laͤnge / Brei⸗ „ie / Hoͤhe und Tieffe haben.» (*)

9. 14. Man fan wohl gute Gedancken hegen und feiner Andacht pflegen 5 aber man muß folche Dinge niemand alseinen hochwich⸗ tigen Slaubeng » Articul aufbringen. Wie: waͤre es auch / und mo bliebe dag fo genannte. vollkommeneBild derDreyeinigfeitinTria- deHarmonica , wennjemand die Beſchaf⸗

fenheit unfers Concentus , unfter Syzygiz recht betrachtete ? . e8 nicht drey Soni

7 gang (*) vid, Joh. Gerh. Meuſchens eräffnete

Bahn des wahren Ehriftenehums. «47,7. von der Herrfchafftder Dernunfft.

470 P. II. Cap. V.

antz verſchiedener Urten und Naturen⸗ ſt nicht Harmonia, nach der beften Defini-: | tion, Difimilium‘ Concordantia?Depen- dirennicht Quinta und Tertia unftreitig von ihrem Gundament-Clavi ? Muß Diefer Fun⸗ daments Clavisnichtder erfte ſeyn wenn ich _ Triadem conftituiren will? Iſt er denn nicht älter als beyde ? Iſt er nicht vornehmer alsbeyde / weil mandiefe nach ihm zehlet und: rechnet? Kandie Quinta wohlohnedem Fun⸗ dament Clavi eine Quinta feyn? Kan herge⸗ gen nicht dieſer Fundament⸗Clavis fineQuin- tabeftehen ? Iſt die Quinta nicht vollkomme⸗ neralsdie Tertia ? Hat fie nicht ein groſſes Pr&rogativ ? Iſt hergegen nicht Die Tertia inferior Quinta & Fundamento ? Kan. man aber fo von der Heil. Dreyeinigkeit ohne die gröbfte Ketzerey railonniren ? Sind die Perſonen der Gottheit verfchiedener. Arten und Naturen ? ft da Difimilium Concordan- tia ? Dependirt die andere und Dritte Perfon: von der erſten ? Iſt der Water eher geweſen als . der Sohn und der Heil. Geiſt? Iſt er älter als bende? Iſt er der beyden ihr Sundament ? Iſt er vornehmer als fie ? Fan eine Perſon in der Gottheit ohne Die andere beftehen ? Iſt Bm | 22 13 3

Von der getraͤumten Ut re mi dc, 471

dere Perſon vollkommener als die dritte? Hat jene ein Prærogativ? Iſt Tertia perſona inferior Secunda ? Es betrachte mir einer / wie elend es mit, dem Bilde ablauffen würde wenn ein ſcharffer Exegeticus drüber kaͤme / da ein jeder Muſicus ſchon dieſe Objectione: machen kan. F. 15. Ich baue ein Hauß von drey pro- ortionirten Etagen oder Stockwercken. as iſt das vor ein Bau? NB. ein Harmo⸗ niſcher Bau. (Scil.) Da find nunzwar drey verfchiedene Etagen , aber eg ift Doch nur ein Hauß. Ergo iftesein ‘Bild der Drey⸗Einig⸗ feit. Ich mag es Faum fchreiben. The three Concords in one found feem to be aReflemblance of that God, vvhom vve ferve on Earth , vvhom vve hope to in joy for ever in Heaven , and vvho has inftilled to usthe Capacity of ap- prehending [uch incorporeal delighes. Arib. Bedfords Abufe of Mufic. Diefer Engelläns der fagt/ daß die 3. Concordantien in einer Harmonie fdheinen eine Achnligkeit mit dem GOtt zu haben (1:) dem wir hierauf Erden dienen (2.) deffen wir De im Himmel zu

genieflen und. (3.) derung ah 77 | 913

472 P. II. Cap.V.

ſolche uncoͤrperliche Ergetzlichkeit (als die Mufic iſt) zu bemercken. Das laͤſt ſich beſſer hören. Da iſt dag erſte Predicatum dem Fundament⸗Thon / das andere der Quintz, und dag dritte der Tertiæ gleich. Mes zus fammen aber nur ein ungertrennliches Eine. $.16. Aug den Worten / foder Gegner p.173. führer folteeiner faſt ſchlieſſen Daß Das ganke Volck Iſrael ı p Exod.25. unten am Berge Sinai geftanden / aus lauter Mufıcis theoreticis sufammen geraffet geweſen ſey; denn ſie haben erzittert. Wer aber Muſi- cam theoreticam verſtehet / der erſtaunet uͤber die Worte / wie es denn eine Erſtaunungs⸗ wuͤrdige Sache an ſich ſelbſt iſ. So ſpricht unſer Schrifftgelehrte. Aber mein guter Solmiſator, das Erſtaunen und Erzittern kam nicht aus Theoria Muſices, ſondern (ſo zu reden) aus der Theoria DEI, von der Ge genwart und der den Menfchen unerträglichen Maieftät GOttes her. Es find Werd’meis ſters Einfälle, ich weiß es gar wohl / der hatte: pielmit der Theoria Mufices zu thun / und hat auch viel / aber ein bißgen gar zu viel/ darin gerhan. Hievon anderswo; denn ich thue auch was drin... Wir wollen EHnes Worte | AN

Von den getraͤumten Ut remi &c. 473

anſehen / daraus man Theoriam Muſices er⸗ zwingen will: Siehe zu / ſprach GOtt (da muſte ſchon alles erzittern und erſtaunen) daß du es macheſt nach ihrem Bilde / das du auf dem Berge geſehen hat. Moſes ſolte einen Stuhl machen / drittehalb Ellen lang und anderthalb Ellen breit / ergo war es ein Har⸗ moniſcher Bau daraus Trias Harmonica & Mufica abzunehmen. Ich habeeinen Tiſch / der iftjuft fo breit und juft fo lang / man braucht ihn im Waſchhauſe zum Zeug glätten ; aber einer möchte von nun an bißin Ewigkeit darauf fehlagen oder greiffen / ehe ereinen Thon / ge: ſchweige einen Muficalifchen Zufammenflang von ſich gabe. | | $. 17. Daß GOtt der Herr gefallen habe an Proportionen ift auffer allen Zwei⸗ fel / und bezeuget auch folches der Univers , fo wohl Microcosmus als Macrocosmus, wo⸗ von Robertus Flud , alias de Fludtibus, Zeuges genug gefchrieben hat. Daß GOtt auch gefallen habe an den Muficalifchen Thor nen und deren Proportion, daran ziveifle ich fo wenig alsan Ehrifti Geburt; denn es ift ja auch Die Muſic fein Sefchöpff / ja feiner beften Geſchoͤpffe und Gaben eine: Albers daß ich ur BER dar⸗

474 P. II. Cap.V.

darum glauben ſolte / GOtt haͤtte Feine andere, als die Aretiniſchen Sex voces im Vorrath / und hätte mit der Abmeflung des Gnaden⸗ Stuhls unfere Triadem in Muficis eben ans seigen wollen / fo treuherkig macht mich Fein Menſch. Geſetzt auch der Önaden: Stuhl: der Rauch Altar / und andere Sachen im Alten Teſtament / waͤren um der Muſic willen geord⸗ net worden / welches doch keinem eintzigen Theologo Myſtico jemahls im Sinn ge⸗ kommen. (q) kan denn das beweiſen / do unſere (eben uͤnſere Stuͤckwerckiſche) Mu ewig bleiben werde? Der Rauch; Altar war einer Ellen lang und breit / dabey zwo Ellen hoch; deswegen hat er eine Octavam geklungen. Ja ich dächtegeflappet. Der Öegner fee p- 174. noch gar dagu/ wer 68 nicht glauben will / dem koͤnne man es auf dem Monochor- do, auch fine Monochordo weiſen / daß eine gantze Saͤyte mit einer halben Saͤhte eine Odtavam klinge; aber daß der Rauch⸗Altar deswegen auch eine Octavam gerlungen und bedeutet haben folte/ iftiaridicul, Wir wol en abermahl ſehen wie der Syllogismus zus farnmen hangt: Ma-⸗

(g) Bon der Menſur der Bundes» Lade &c. vid. : Valerii Herbergeri MagnaliaDEi ın Exodum.

Von dengetraumten Ut re mi &c. 475

Major. Alles was Proportionem duplam bat, klinget die Octav. u

Minor. Moſis fein Raudy » Altar hat Proportionem duplam,

Ergo. Werden wir im Simmel mit ebenden Sonis , bier in der Welt gebräuchlich / muficiien. Quod

erat probandum,

Noch eins / auf eben denfelben Schlag koͤmmt $.6. p. 174. vor / davon die Worte in Subftantia alfo klingen:

Major, GOtt bat die gangge Welt Har-

monice erſchaffen und gemacht.

Minor. Weil wir aber ex facris vers ſichert ſind / daß Simmel und Erde vergehen werden / wobey ſich doch kein Woͤrtgen findet / daß die Har- monie auch vergehen werde; fo folget daraus per bonam confe- fequentiam,

Conclufio. Daß die Muſic ewig bleibe,

Was die 4. Thierund 24. Neltefteny das bon Apoc, 9. die Redeiiſt / eigentlich bedeuten/ folches ift fchon oben angeführe. Wer fonft ein Liebhaber von befondern Auslegungen =

46 "BI Cap V.

re / möchte leicht fagen / die 4. Thiere bedeuteten unfer vortreffliches Quatuors und die 24. Ael: tiften gielten auf die 24.Modos. . Es ginge Doch noch einbißgen beffer an als die Odtava

Bliedmaffen entfpringen; und weil wir denn nun mit eben diefen Sliedmaffen im Himmel eingehen werden (melches doch noch wohl eine groffe Limitation leidet / indem die Ders Elährung erftlich vorgehen muß) fo folge aber: mahls jagt unfer Logicus, per-optimam confequentiam daß diefe unfere ißige Mus ſic / oder beffer getroffen die lange vermorvers te fechsfpibichre Solmiferatio, ewig bleiben und Aretinus auch im Himmel dag Dire- ctorium Muficum cum gloria führen wer⸗ der Der Erfurter geht wohl mit einer Vice-

| g°-

Vonden geträumtenütre mi &c. 477

0... gerenti ſchwanger / doch es ift noch nicht recht ausgemacht und find: noch verſchiedene alte Candidatenydie mitcertirn. G. 19. Wegender einaͤugichten / lahmen / gebrechlichen und krummen / die ſolche Pro-

ofitiones Muſicales nicht aufweiſen / item

„wegen der Verdammten habe nichts zu erin— nern/denn dee Gegner hatı mit feinem eſt pro ratione voluntas, mathematice de- monftriret / daß / ohne an die erften zu gedens cken / die letztgenandte Menfchen ihre Glied⸗ maſſen zu lauter Diſſonantien gemacht haben; daraus ich fchlieffer daß Fein Verdan mter den

Kopff am rechten Orte / fondern ettvan, Die

' Rüffe oben und die Augen unten tragen müffe)

Daher e8 denn auch eine ftarckeDiffonantiam,

ich glaube vielleicht die Secundam, von ſich

| geben mag /menn einem folchen der Hals ums gedrehet und der Janus mit ihm geſpielet

win,

Ä $.20. Yun endlich fpricht dee Wieder⸗

leger: Es mögen angeführte Rationes genug feyn zu behaubten / daß wir die So- ni (folte wohl Sonos heiſſen wenn man in Quarta Claffe feinen Product haben mil) ſo bier in der Welt gebräuchlich ſind und.

| | | Gui

Hbe

478 P. II. Cap. V.

Guido Aretinus mit ut re mi fa [ol la bes nahmſet hat / dereinſt bey der Himmliſchen Harmonie und Muſic auch gebrauchen werden. Die Melodie aber wird GOtt componiren. Ach! du groſſer ewiger Com- —— qui totum univerſum unafı lla- a compoſuiſti, verzeihe den armen Suͤn⸗ dern und inſonderheit dem Organiſten in Erfurt doch / daß fie von deiner ewigen Glorie einen ſolchen elenden ſechsſchroͤtigten el haben, und ihn noch dazu im Druck der Welt sum Gelächter und Spott heraus zu geben fich nicht ſcheuen. Verzeihet ihr Tertianer / ein Organiſt / der doch wenigſten ein Muſicali⸗ ſcher Magiſter ſeyn will fo dumm argu- mentiret und noch duͤmmer ſchlieſſet. Uns ſere barmhertzigen Kuͤnſte werden ſich ja wohl verſtecken / der beſten Saͤnger und Saͤngerin⸗ nen Mund wird vermuthlich gerne verſtum⸗ men / alle Sayten unſrer Inſtrumenten wer⸗ den für Erſtaunen fpringen Fein Ventil wird mehr Wind halten koͤnnen und unfee 32. üffiges Principal wird / nebft der Poſaune / ich alles Anfprecheng gerne und willig bege⸗ ben / wenn unfere Ohren dereinft hören ters den / wie GOtt im Dimmel will gelobet kom | N

Von den getraͤumten Ut re mi &c. 479

Unſre Soni werden Dagegen ausfallen / wie das Geraͤuſche und Geſumme einer Maul⸗ Trummel gegen ein helles Clavicimbel, un⸗ ſer Stimmen werden gegen der Engel ihre Stimmen lauten wie das Gegirre einer Heu⸗ ſchrecken gegen den Schall einer Nachtigall / und unſere armſeelige / doch allerbeſte Huͤlffs⸗ Mittel der Temperaturæ, werden gegen das Syſtema cœleſte ausſehen wie ein zerlaptes * gegen einen Koͤniglichen Purpur⸗Man⸗ tel.

F. 21. Hat Paulus bey feiner Enzüe fung in den dritten Himmel und ins Paras dies unausfpredbliche Worte gehöret 2 Cor. 12,4. die fein Menfch fagen Fan (im Engli⸗ ſchen heift es: ‚nauetpeecbliche orte die niemand rechtmäßiger Weiſe ausfprechen fan) wie vielmehr werden die Ausermwehlten (GOtt gebe daß ihrer fein viel find) unausſprechliche

onos hören und haben. Da nun aberuns fere irrdiſche Thone gank und gar nicht uns ausfprechlich ſind / fo Eonnen es ja wohl diefelbe nicht/ fondern es müffen nothtwendig andere feyny mit welchen wir dereinft im Himmel muficiren werden. Es find Himmlifche Coͤr⸗ per und irrdifche Eörper: Aber eine | _ err⸗

480 P.-II. Cap. V.

Herrligfeit haben die Himmliſchen und eine | andere die Srrdifchen 1. Cor. 15,40. Was ift esauch nörhig auf folche Panvretés zufal- ln? Es iſt ja GOtt nicht unmüglich / hundert taufendmahl taufend andere Sonos zu fchaffen und zu machen wenn fienicht fehon da wären; denn ob gleich eines theild apofle ad velle nicht argumentiret werden mag/ fo iftdoch andern theils fündlich und läfterlich / Die ſelb⸗ ftandige Allınacht aus Eigenfinn dergeftalt ein. zuſchraͤncken und gleichfahm zu binden’ als wenn fie juſt nach den fechs Sylben des ges fehornen Mönchen ihre Compofition. eins richten werde und müffe. Ich will nur bits ten: Water vergib ihnen’ denn fie voiffen nicht/ was fie thun. $. 22. Der Ort aber/ 1. Cor. 2. v.9. daß Eein Auge gefehen / Fein Ohr gehoͤret hate. handelt gar nicht vom ewigen Leben / ſondern ab lein von Dffenbahrung der Gnaden Lehre des H. Evangeliiyoder von der Lehre Ehrifti. Nicht nur der Locus paralelus ER LXIV, a. Wo die Ankunfft Meßia ins Fleiſch und folglich das. Evangelium fo brünftig erbeten wird / ſondern der Context weiſet es ſelbſt. Saget nichtder Apoſtel (v. 1.) er ſey gekommen den == thern

Von den geträumtenlit re mi &c. 487

theen zu verfündigendie Göttliche Predigt; und daß er ihnen allein "72 fum Chriftum den Becreugigten geprediget habe (v. 2.) um Zeugniß /daß die Lehre des H. Evangelii egreiffe und vorlege die völlige und zur Sees tigkeit ſattſahme Erkaͤndtuiß Eheifti? Wie er ihnen aber dis geprediger/ feget er hinzu: nem⸗ lich mit hertzlicher Sorgfalt und Furcht GOt⸗ tes / auch unter vielem Creutz und Anfechtuns gen (v. 3.) nicht mit Welt⸗Beredſahmkeit / ſon⸗ dern: In Beweiſung des Beıftes und der Krafft (v.4.) Auch die Wuͤrckung feiner Pre⸗ Digt fen gemwefen die Erbauung und Staͤrckung im wahren Glauben an Ehriftum. (v.5.) Damit nun nicht jemand dem Apoſtel vorwerffẽ möchte Daß weil er / eignem Geſtaͤndniß nach nicht in vernunfftigen Reden das Wort verkündige (v.4.) er ein elender / einfältiger/ untuͤchtiger Lehrer fey ; fo begegnet er ſolchen Einwurff / und fpricht ( v. 6.) da wir aber vonreden/das iſt dennoch Weißheit / bey den vollkommenen / nicht eine Weißheit dieſer ‚Welt (i.e. die Heydniſche Pnilofophie aufs fer der Sinade ) auch nicht der Dberften dies ger Wele ı zur Verwerffung der Juͤdiſchen Weißheit / weil le di Herden⸗ ern | siß-

482 | p. It. Cap.V.

Weißheit nicht erkandten( cap.I.v.21,22,23.) denn / daß er durch diefe Oberſten der Welt Die Juͤdiſchen Lehrer verſtehe / ſehen wir cap.2.v.8. da er ſaget: daß dieſe Oberſten den Hexrn der Herrlichkeit gecreutziget haben; damit beſchuldi⸗ getaber Petrus die Juden Act.lll.v.15. Diefe Juden geſtunden nun ſelbſt / daß die Heydniſche Philofophie eine verwerfliche Weißheit ſey / daher ſie auch denjenigen verfluchten / der ſeinen Sohn die Weißheit der Griechen lehren lieſſe; hingegen aber erhuben ſie die Weißheit ihrer Oberſten / Joh. VII. 26. Erkennen un: ſere Oberſten nu gewiß / daß er gewiß Chri⸗ ſtus fey ? und v.48.49. glaubet auch ir gend ein Oberſter oder ein Pharifäaer an ihr + fondern das Volck / das nichts vom Geſetz weiß, ift verflucht. $.23. Ob nun diefe Oberſten / Schrifft- gelehrten ac. zwar die H. Schrifft für ſich hat⸗ len / und in derſelben den Schluͤſſel der Erkaͤndt⸗ niß(Luc IL. 52.) auch daher einige Wahrheit erfandten(Matt.XX 111.2, 3.)fo war doch als le dieſe Weißheit nicht einmahl fo vermögendy daß fie ihre Oberſten / vielweniger derfelben Kies Sen und Schulen erhalten möchte. Denn der Apoſtel ſetzet (V. 6.) hinzu: Sie = | en

Don den getraͤumten Ut re mi &c. 483

Eben dis ſaget er auch von ihrem Geſetze: daß es aufhoͤret. 2. Cor. III. 11. wie es denn auch am Tage / daß ſo wohl der Gottesdienſt / als die der Juden / ein Ende genommen. Dies er / ſo wohl der Juden / als der Heiden Weißheit ſetzet nun der Apoſtel entgegen die Weißheit der Evangeliſchen dehre wenn er (v.7.) ſpricht: Wir reden von der heimlichen verborgenen Weißheit GOttes. Man merckehier (1.) daß der Apoſtel und alle feine Mir Arbeiter / tolglich auch alle rechte Lehrer / von dieſer Weiß⸗ heit reden. So iſts eine oͤffentlich verkun⸗ digte Lehre. Dieſe Lehre aber nennet er (2.) eine heimliche (nad) dem Grunde ev uusngi@, eine im Geheimniß verborgene )"WWeißbeit / anzuzeigeg : daß die Warheiten derfelben nicht allein über die Menfchliche Erfindung: fondern auch über unfern Begriff ſeyn. Andere War⸗ beiten von GOTT mögen aus naturlicher Scharfffinnigfeit ziemlich erfannt und gefaffet werden; aber diefe/ welche aus bloffem Rath und Wohlgefallen GOttes ent ſprꝛoſſen / iſt viel zu hoc) für unſern Verſtand / Daß wir fie demnach aus görtlicher Offenbahrung allein zu hohlen’ daher zu glaubensund folglich defto höher achten - haben? weil fie mehr Licht als wir faſſen; mehr &2 gutes

434 P.II. Cap. V. |

utes als wir verlangen ; und mehr herrliches Par als wir bedencken Fönnen. Er nennet Diefe Lehre (3.) eine verborgene ; (nad) dem Gruns de in Perfedto &PlusquamPerfecto Parti- cipii paflivi , droxexeuune ,) eine vers borgen gewefene Cr) nicht / daß fie ſich verberge für den Menfchen und fich ihnen nicht predigen noch verfündigen laffe ; denn die Weißheit Blager ja drauffen und läft ſich hören aufden Baffen. Sie ruffe in der Thüram Thor/ vornen unter dem Volck. Sie redet ihre Worte inder Stadt, Prov, J. 20 21. Sondern er nennet fieeine verbor⸗ ene oder verborgen geweſene / theils / weil wir ieaus eignen Kraͤfften nicht mögen erlangen’ fondern ung fo lange verborgen bleibet / biß fie ſich ung ſelbſt mittheilet / und fo heiffer fie billig: Eine vor unfere Bekehrung verborgen ge⸗ welene ; wie denn der Apoftel/ nicht Chri⸗ flus (vid. Ur, pag. 156.) gleich darauf (v.9. 20.) faget : daß kein Auge gefeben! und kein Ohr gehörer hat / und in keines Men⸗ —A——— echt 3. V. 9, allıno eu Lubera Aber feßet: Die Gemeinſchafft des Geheimniſſes / dab bon der Belt Her in GOtt verborgen gewefen

iſt. j. c. vas Evangelium.

Vondengeträumten Ut remi dc. 485

Menſchen Gerg kommen ift / das GOtt bereitet bat denen/ die ihn lieben. Uns aber hat es GOtt offenbahret durch feinen Geiſt. Theiis/ weildie Güter dieſer Weiß—⸗ heit fo groß find / daß wir fienicht gnugfahm im diefem Leben begreiffen koͤnnen; Theils/meil ih⸗ ve Herrlichkeit an den Släubigen in der Welt fich nicht äuferlich offenbahret / als die Weißheit der Welt und der Oberſten / die in Pracht und Ehre ſich aͤuſert; deswegen Kutherus hieruͤber die ſe ſchoͤne Stoffe ſetzet: Es lieget unter der Thorheit und dem Ereutz verborgen / und ſcheinet nicht in Ehren und Reichthum. Theils / weil diefe Weißheit von Zeitzu Zeit fich mehr und heller offenbahret; daß / wenn Die -geöffere Offenbahrüngen gegen die vorigen ges halten werden fie darum billig.eine/ in gewiſſem Grad verborgen gewefene Weißheit zu nen- nen iſt. Wie fie denn im Alten Teftament viel verborgener mar / als ſie igtim Neuen iſt; auch ſich noch taͤglich an den Glaͤubigen ſo offenbah⸗ ret / daß ſie in daſſelbe Bild verklaͤhret werden / von einer Klarheit zu der andern. 2. Cor. 3. v.i8.

$.24. Ferner nehner der Apoſtel dieſe Weißheit (4.) eine Weib GOttes / 23 | 3 be⸗

486 P.II.Cap. V.

SHE SHE TEER SB. 2aHiL ni. DEBSZERBERRABIEREREEONERGE: beweifen: daß GOtt der Verordner / Uhrhes ber und Wuͤrcker derſelben ſey; denn fie iſt die Weißheit von oben her( Jac.I, 17.) Auchrvaß fie jauter göttliche Dinge lehret und deswegen Die Weißheit zu fein felbft Erkandtniß heiffer (Ephef.1. v. 17.) Ja / daß fie zu GOttes Ehre und zu GOtt ſelbſt abzielet / fo wohl als zu der Menſchen Seeligfeit : denn / fie wiederfaͤh⸗ vet uns / daß wir etwas ſeyn / zu Lobe feiner Herr⸗ lichkeit. (2. Cor. 2. v.8. 12.) Und auf dieſen End⸗Zweck verweiſet der Apoſtel / wenn er (5.) ſpricht (v. ) welche GOtt verordnet bat vor der Welt / zu unſrer Herrlichkeit. Iſt aife dieſe Weißheit dag Mittel / ſo zur geiſtlichen und ewigen Herrlichkeit GOttes abzielet / und die Menſchen auch kraͤfftigſt dazu leitet und fuͤhret.

9. 25. Aug dieſer kurtzen Erklaͤhrung ſiehet der Gegner / daß der Einwurff / deſſen er ſich beſorget / und den er ſchon im voraus an ſei⸗ nem letzten Blat / avec la derniere ignoran- ce (indem er Pauli Worie Chriſto zuſchrei⸗ bet) ausnimmt / gar nicht vom ewigen Leben ſelbſt / noch vielweniger von deſſen Muſic / ſon⸗ dern von dem Mittel dazu / nemlich von der Leh⸗ re und Weißheit des Evangelii eigentlich zu vers ftehen ſey / was auch immer vor ————

| | e

Don den geträumten Utre mi &c. 487

en VER ENNEEEREICEENNEEE, SB

Iche Urfachen und Drehungen die mir nıcht unbewuft find / aliter fentientes anfühs ten mögen 53 (*) da nun der Apoſtel fagt / es fen dieſe Weißheit Beine Weißheit der Welt / ſo muͤſte ja auch / wenn des Herrn Organiſten vermuthete Hypotheſis gelten ſol⸗ te / ſein vermeynter Beweiß / daß wir mit eben den Sonis im Himmel muſiciren werden / die hier aufder Welt gebräuchlich / ſelbſt Dadurch contradiciret und übern Hauffen gerorffen werden;da fie iſt eine Weißheit / verordnet zu uns ſrer Herrlichkeit (v. 8.)ſo müfte wir allein durch desSolmiſatoris todteMuſicam ſc.æternam Chriſten und ſeelig werdenzund da / wenn die Ju⸗ ‚den dieſe Weißheit erkandt / ſie den Errn der Herrlichkeit nicht gecreutziget hätten / fo muͤſten die Juden Chriſtum bloß getoͤdtet haben / weil ſie die Muſic nicht Tann, 4 a

(*) Und geſetzten falls / der Ort waͤre vom ewigen Leben zu verſtehen wie ich denn die Herren Theo- logos darüber zuſammen geben und mich in ih- ren Diſput garnicht mifchen will; fo wird doch niemand fo thöricht feyn / daßer behaupte / der Apoftel habe die Aretinifchen Voces dadurch ge- meinct / oder ihre Excellentiam dadurd) ver⸗

fanden) wie der Erfurter glaubt/ daß mans ihm einwerfien koͤnne. | | |

de,

48 P.il.Cap.V

P. 0

da der Gegner ſich auf ven gten Vers (welchen er unſers Heylandes Spruch faͤlſchlich nenner) beruffet: daß kein Zuge geſehen ꝛc. ſagend / es werden zwar dieſelben Soni, aber in Modo excellentiori, im Himmelfeyn / und diefen Gradum excellentiflimum habe noch fein Ohr gehöret sc. gleichwohl aber damit - bes weifen will / die Himmlifche Mufic werde juſt mit feinem liederlichenut, re, mi, fa gefungen werden? wiehaben denn feine Augen dis gefe- hen? wo haben esfeine Dhren gehöret ? und wie ift esinfein profanes, chiliaftifcheg und werckheiliges C*) Herk gefommen / daß es alſo fepn werde und ſeyn müfle.. (s) Da auch der Apoftel v.1o. faget : Uns aber hat es GOtt offenbahret ic, ſo muͤſte ſolgen doß

ee

(*) Die guten Wercke vergleicht der Organiſt mit den Doppel-Fugen p.io. denckt aber nicht / daß ein reiner Lutheraner fingen muͤſſe: Meine gu: se Werck die golten nicht x. Er wird auch eben fo ein feltfamer Evangelifcher Maul⸗Chri⸗ fte als dummer Schrifft- Deuter ſeyn / indem bey ihm das: Papa præcedit hin und wieder / abſon⸗ derlich aber p. 175. ſtarck hervorraget. Cs) Es iſt eine kluge Unwiſſenheit das nicht wiſſen wollen / was uns GOtt nicht oſſenbahret hat. Maßas, von Unſterblichkeit der Seelen /

P. Ibl. |

Von den geträumten Ut re mi &c. 489

‚Die Apoftel dieſes Himmlifche ur re mi fa fol la, diefe Excellentiam; nichtnur gehöretifons dern auch verftanden hätten / Daß fie alfo vors treffliche Muhci theoretici geweſen wären’ welches / wenn ſichs fo verhielte / fie ung gewiß berichtet haben würden. Ich fage Theore- tici; den man liefet von feinem einigen Apoftel/ daß er die Teufel mit der Harfe / wie etwann David vom Saul ausgerrieben einfolglich daß einer der Apoſtel ein Muſicus pradticus gewe⸗ ſen ſey. So gehtes / Here Organiſt / wenn man ſich in einer Science vertieffet / die uͤber unſern Horizont iſt. (t) Die Herren Theologi werden ihm ſchlechten Danck fuͤr⸗ feine verkehrte Schrifft⸗Application wiſſen; Er bleibe bey feiner Orgel / ſchwatze feinem Calchanten vom Stylo ligato und Choral was fuͤr / wie er denſelben recht tactmaͤßig tre⸗ ten ſoll; daß wird ihm beſſer gelingen / als Char⸗ tequen zu ſchmieren / darinn weder Rime noch Raiſon iſt / und die H. Schrifft / nach ſeinem | | L 5 un⸗

© Turpe efl, quod nequeas, capiti committere | pondus, Property Elogh,

492 P II. CpV,

unheiligen und aberglaͤubiſchen Ut re mi fa ſol la, zu analyfıren.

8.26. Ich habe mie fonft fagen laſſen / ift mir auch Furg vor Schlieffung dieſer Schutz⸗Schrifft durch gute Sreunde uberbries fet worden / daß mein Antagonifte gar ein geringer Kerl feyn / und oben zu Lande (denn hier will ihn niemand Fennen) für einen fchled)s ten Brandtweins⸗Potentaten paßiren fol; fols

re diefes wahr ſeyn / fo möchtemich fchier ger reuen/ und wuͤrde mirs nimmer verzeihen daß ich ihm fo viel Ehre mit dieſer Gegenwehr ges than härter weil doch allem Anfehen nach / quoad Muficam faniorem, der Menſch ebenfo wenig mir mir quadeivet/als einGagne- petit oder Scheerenfchleiffer mit einem Spa⸗ nien⸗Handler; fintemahl man mit fagt / daß was er noch etwan in feiner Läfter-Charteque hervorgebracht / nichteinmahl de fuo genom⸗ ‚men fey /fondern daß er mit frembden Kalbern gepfluͤget habe / mit dem Beyfuͤgen: kein Eſel ges he aus der Stelle / er habe den einen Treiber. ch laſſe es dahin geſtellet ſeyn; denn es gibt eüte die ben ſolchen Fällen gerne zuhetzen und bißweilen ein bißgen mehr fagen als

| | allein

Vonden geträumten Utremi &c. 491

Allein damit ich weder diefennoch dem Wieder⸗ facher ihren Willen thue / fo werde ihn und ſei⸗ ne Schweſter Medifance hinführe machen taffen was fie wollen / nichts direete mehr ants worten / fondern denchen : Alles und jedes’ / was fein niederträchtiges Ingenium, das nur Geld perdienen will / oder / was feine einfältige Committenten , elende Spießgefellen/ ev: bärınliche Helffers: Helffer / Malevoli &c. A wieder mich egfinnen, Fönnen / fey wreein Kleck / dee mir durch einen voruͤberfah⸗ renden Dreckwagen aufs Kleid gefallen’ und der, wenn er trucken geworden / fichausreiben/ / ja mit einem eingigen Schnäller oder Kniplein

e

annihiliren laft.

Rach⸗Spiel.

4. 1. Nun wohlan! ich, will hiemit in GOties Nahmen dieſe meine abgenoͤthigte Vertheydigung und das beſchuͤtzte Orcheſtre, riach deſſen zweyten Eroͤffnung / getroſt ſchlief⸗ ſen / mit Bitte / der Leſer wolle beſtens entſchul⸗ Digen/ / wenn etwann nicht alles. nach ſeinem Sinn gorathen iſt. Hätte ich einen ſpitzigen / ſcharffen oder ſchwutzgen Re ergreiffen hob Achur | N or

497 P. II. Cap. V.

——— ——— üü2 | len wie denn Urſache genug Dazu gegeben worden / die Antwort würde ein bißgen harter

ausgefallen feyn; allein Marphorius und Pas- quinus haben mir diemaht Feine Feder geliehen ich habe mit aller Selindigfeit die mir. nur Menſch⸗muͤglich gewefen / verfahren und fes

hen wolien / ob der Wiederſacher Dadurch auff

andere Gedancken gerarhen möchte / daß er ſei⸗ nen gottlofen und fchlecht abgelauffenen Ans griff bereue / die 18. Silberlinge / fo en dafür genoffen (dafern fie bezahlt find)”

Blut⸗Geld wegwerffe / und mich / der ich ihn

memahls beunruhiget habe / noch beunruhigen

wil/ insfünffrige auch in Ruhe laſſe. St. Mi⸗

chael der Ertz Engel / hat den Teufel ſelbſt nur

beſtraffet / nicht gelaſtert / wie wir in Judas Epiftel leſen; derowegen will auch ich es bey

diefer gelinden Vorſteuung / ohne eintzige Läfte: rung inder Welt / bewenden laſſen / ob ich gleich wünfchen koͤnnte der Wiederſacher ware diß⸗ fals meine Meynung; aber er glaubt nicht eher! daß ein Schlag auffs Eis gefchehen biß er ihn feibpt fühle: _ Werdrieft ihn was / fo beiſſe er ing Peltzgen / und fehe das beſchuͤtzte Orcheſtre aufs neue wieder an / mit den Gedancken; NB, Laß jeden bleiben der er iſt / ſo

auch

ee ——— SL. en

Vondengetraumtenlltremi &c. 493

auch wer dubifl. Er dencke mit gankem Ernft bey fich ſelbſt: Hätte ich den Engli⸗ fchen Secresarium in Hamburg hübſch mit frieden gelaſſen er würde nimmer an den Organiften zu Erfurt gedacht noch dens felben fo geftriegelt haben. Profit. Ich zweifele aber Feines Weges / der refutirte Re- futator werde diefe Züchtigung nicht achten / die gute Vermahnungen zu einem Ohre ein und zum andern wieder herausgehen laflen/ und auf alle meine Grunde fie mögen noch

ſo folidesfeyn/ abermahleben fo viel unvers

fchulderes und abgeſchmacketes und läfterns des und verläumderifches einzuwenden finden / als vorhin an Dem innocenten Orcheftre geſchehen; allein es ift auch gewiß / Daß ich‘ es fey nun diredte oderindiredte, mid) deffen zu ermehren Das Pouvoir ebenfals haben / und serfchiedene Wege zum Peltz⸗waſchen finden Fan’ fo daß einer von ung endlich der Klügfte ſeyn / ſchweigen / und dem Guckguck das letzte Wort gönnen «oder aber ſich gefallen laſſen muͤſte / Die Zeit feines Lebens mic folchen Stänckereyen hinzubringen/ fo mie. aber am menigften anſtehet Es betrachte inzwiſchen der Gegner die Worte Er und

a . z.B

494° BA Cap, V. * *

ſie an ſeine itzige und kuͤnffiige Schmieralien mit groſſen Buchſtaben: 2

- '- "Hz nugæ feria ducunt »% Inmala = —R |

Ach meines theils erflähre mich hiemit ein vor allemahl / daß wenn auch der Wieder⸗ tacher ferner Luft zum, Kagbalgen bezeigen / und mie hundert Schmäh-Schriffte das wohlsfor- tificirte Orcheftre wieder anfallen: folterich mich in meiner Seftung / in meinem Vortheil / ans ftille halten und gegen ihn micht. mehr Öffentlich ins Feld rücken will; es möchteihn denn fo einmahl eine verflogene Cartaͤtſchen⸗ Kugel treffen / die offt eben fo viel thun kan / als ein foͤrmlicher Ausfall. Dafuͤr ſtehe ich nicht ein. | $. 2. In des Trajano Boccalini curieuſen Relation ex Parnaflo laͤſt ſich Apollo ſo heraus: Derjenige iſt eben ſo thoͤ⸗ richt / welcher eines andern unnuützen Ber ſchmier und Gewaͤſch mit Verantwortung ein Anſehen macht / als derjenige / ſo derglei⸗ chen nichtswurdige Cenſuras publicirt. (u) Apollo wolle mir verzeihen / daß ich | dem

|— —— (u) Pd, Dring Satyr. Comp, Prodromo 4%

... Vondengeträumtenlitremi &c, 49% dem unnuͤtzen Geſchmier und Gewaͤſch degSol- mifatoris mit meiner / Ehrenhalber unver⸗ meidlichen / Verantwortung ein Anſehen ge⸗ macht babe ; es ſoll hiemit alle ſeyn / und will ich dergleichen nichtswuͤrdige Cenluren hinfühs ro nichtmehr fo beehren. In einem Dinge aber muß mich der Solmifator nicht verdens cken / daß falls die nun einmahl reputirlic) bes grabene ſechsſylbichte Solmifation wieder aus der koſtbahren Grufft hervor gekratzet wer⸗ den ſolte / ich ſie nicht noch einmahl / ſondern er ſie / auf ſeine eigene Koſten / zum andernmahl werde zur Erden beſtatten muͤſſen. So koͤn⸗ te mich auch / ſolchem falls / uͤber Hexerey be⸗ beſchweren und Die Feuer⸗Straffe verlangen / denn mit Menſchen will ich zwar / aber nicht mit Geſpenſtern fechten. S.3. Ich biete ihm indeſſen (raillerie & - aus friedfertigem Gemuͤthe / meine Al- iance an/und wenn er von feinen. falfchen Principiis abftehen will und etwas weiß / vers fihere ıch ihn daß wir unitis viribus weit mehr bey der Mufie und ihrem Studio augs richten werden! als wenn wir fo mit einander den Feder: Krieg fortſetzen. Iſt ihm auch da⸗ mit gedienet/ Daß ich zugeben folly er habe in | Stylo

496 P.II. Cap. V.

Stylo Eccleſiaſtico das ſeine gethan / ſelbigen in den Kloͤſtern wacker durchgewandelt / und kenne Doctrinam Medorum antiquorum faſt wohl / ſo will ich mich deſſen keines Weges entbrechen / weil ich die Aufrichtigkeit hertzlich / und auch das Gute an meinen aͤrgſten Seins den / liebe; bey mir fol Fein Menſch / weder Opiniatreté noch Zanckſucht antreffen / weil ich aus unferm Salomon;cap. 17. V. 19 lets ne: Wer Zand lieber / der liebet Suͤnde / und ausdem güldenenen ABC: Wenn jemand mit dir hadern will / So rath / ich daß du ſchweigeſt ftill,

Zu wuͤnſchen wäre es / daß ſich ein Me- diateur angebe / der vernuͤnfftige Vorſchlaͤge zum Vergleich thaͤte / ich wolte der gantzen Welt zeigen / wie gerne ich nachgeben und Friede haben mag / wann derſelbe kluͤglich und ohne Nachtheil zu erhalten iſt. Habe ich ihm indeſſen hin und wieder die Wahrheit etwas trucken geſaget / ſo dencke er: Mapis ama objurgator fanus, quam adulator in- gens. |

J. 4. Es bedencke der Gegner dieſe mei⸗ ne Sentimens wohl / und ſehe ſich fuͤr / daß

Von den geträumten Ut re mi &c. 497

mich nicht zum andernmahl beleidige / ich wer⸗ de ihm Feine fo gelinde Saiten mehr aufziehen / Feine ——— gebrauchen / ſondern auff an⸗ dere Mittel bedacht ſeyn / mich ſeiner zu entle⸗

digen. Was er geſchrieben hat / und ferner etwann auf dem vorigen Schlag noch ſchrei⸗ ben wirds Fan er in alle Ewigkeit nicht; wie⸗ derruffen noch verantworten; Verlaͤumbdungs⸗ Runden find folche Wunden / die / ob fie gleich noch fo gut geheilet werden allemahl eine Nar⸗ be nachlaſſen / und felbft in der Todes⸗Stunde bey dem verlaͤumbdeten Rache, bey dem Ders laͤumbder aber zu fpäth Bereuung fordern. ine Schmady foll man nıdyt nad) dem Begriff deffen der fie anthut / ſondern nach der Empfindlichkeit deſſen / dem ſie ange⸗ than wird / abmeſſen. Roger l’Eitrange erzehlet / daß einſt etliche ſpielende Knaben an dem Ufer eines Teiches auf die Froͤſche gelauret / und ſo bald nur einer hervor gegucket / habe er gleich einen Stein auf den Kopff bekommen / daruͤber die Knaben denn alle hertzlich gelachet. Einer der Froͤſche aber habe ſo geredet: Kinder / ihr dencket nicht / daß ob gleich dieſes für euch nur ein Spielwerck iſt / ſolches für uns der unvermeidlicye Tode ſey. Dieſe Fabel bes | kraͤffti⸗

49% P.Il. Cap.V.

kraͤfftiget obangeführtes aus dem Horatio, und hareiner fichvorzufehen / was er anzuͤgli⸗ chesfcbreibe. Salomon fpricht Prov.IX, ı 2, Biſtu weiſe / fo biftu dir weiſe; biſtu ein Spoͤtter / pwirjtuesallein tragen. Und Syrady/cap. XXII. v.26.27. Wenn du gleich ein. Schwerdt zückeſt über deinen Freund / ſo machſtu es nicht fo böfe als mit Schmaͤhen. Denn ihr koͤnt wohl wieder $reunde werden ; man tan alles verſoh⸗ nen/ausgenommendieSchmady, Solche Schmach hat mein Gegner nunymit feiner ver: meinten Wiederlegung/ohne Die geringfiePro - vocation., wieder mich / ums Geldes willen / ergehen laflen/ und hat dannenhero nicht nury als Auctor rix&, davon die Laft allein zutras gen / fondern mag ich auch unumgänglich dars auf zu meiner Beſchuͤtzung Ixdens, non ut lædam, habe antroorten muüffen / falls etwas ſchmertzhafftes darin fenn folte / foldhes fällt alles auf feinen Ropff. Denn:

. Jare poteſt ledi, lædens, ut lædat; in | illum Unde brevis cœpit læſio, magna

redit, oo Din:

Don den geträumten Ut re mi &c. 499

Demyenigen ju exponiren/ der andere underfchufderer Weiſe hat exponiren wollen / iſt ein erigubter Weg zu Reprefläilles,

$. 5. GOtt verleiherdaß ers zu Herken faffe, und nicht Sünde mit Sünden häuffe, neue Aergerniß gebe / mich und andere auch fündigen mache; fondern wie ich. bereit biny aus Liebe zur Mufic und Harmonie dag ver⸗ ‚gangene fo viel menſch⸗und muͤglich / in Vers geflenbei zu flellen / er auch dag aufrichtige Anerbieren meiner Sriedfertigfeit (fiehe da / mein Zeuge ift im Himmel / und der mich ken⸗ net’ in ver Höhe!) gelten laſſe und hinfort meinen Beftrebungen vdergeftalt zu Huͤlffe komme / wie er gern ſaͤhe daß mans mit den feinen machte. - Sch fage und fehreibe wer der dieſes noch was ich fonft NB. gefchries ben oder gefagt habey aus Feiner Furcht / daß der Wiederſacher etwann nicht weiter in feinem angefangenen Kriege fortfahren und wieder michlloßziehen möchte. Nein / feines We⸗ ges. Ich Dachte vormahls Die Sache / ehe fie fo weit geriethe / durch ein Briefgen zu heben; aber umſonſt. Das Geld muſte verdienet werden; darum bin ich unſchuldig und kan ee 2 einem

50. Pall. Cap. V. mein eigenes Schreiben / deſſen ich mich gar nicht entſehe / dereinſt von meiner guten Nei⸗ gung zum Frieden voͤlliges Zeugniß geben. Der Gegner ruͤcke nur damit heraus / es wird mir eine Rechtfertigung und Ehre ſeyn. Bringt er aber ſonſt nichts beſſers vor / als was wir noch geſehen und belachet haben / ſo ſchweige er ja bey Leibe ſtill; denn er wird nicht mich / fondern gewiß genug ſich ſelbſt ferner "bes chimpffen. So daß er endlich ſammt feinen faubern Committenten/ aus dem Ovidiö,in einem Kräbsgängigen Canone a quatuor anſtimmen mag: Nec quemquam noſtri, niſi nos læſe- re libelli,. - $.6. Seinen guten Willen hat er uns nun / aber dabey auch feine geoffe Ohnmacht fehen laffen; und ift zu bevauren / daß fein Berftand fo fehr geebbet. Ich wuͤnſche ihm eine gute Fluth / fo fährt fichs beffer aufwärts; denn wenn Doch einer fo ungemeine Luft zu ſchmaͤhen bezeigt/ daß er eine Handthierung vor Geld Daraus macht! iſts nur Schade/ wenn es ihm an Kräfften fehlen fol, Wo⸗ für ſolte mir aber bey fo bewandten Sachen | graus

Voaoan den geträumten Ut re mi &c. 501

rauen? Ach bin GOtt Lob! meiner Wiſ⸗ enfchafft fo erfahren / daß ich mich, ohne Ruhm zu melden / für viel taufend Neidern nicht fürchte/ fondern ihnen ftündlich aufzu⸗ rathen geben Fany und ihre Mißgunft viels mehr unaufhohrlich wünfche und vermurhe: Invidiam indefinenter fperans; auch ihr Dräuen und Stürmen / wie ein fleinernes Ufer die Wellen / beftändigft verfpotte-

$. 7. Es komme indes wie «8 wolle’ fo will ich mich ferner - weder gedungene Wie⸗ derlegungen / noch Dingende alte Reider an: fechten laſſen fondern aus dem Terentio fprechen: . |

- - - ego floccipendere

Illi invidere mifere. - - -

Und in meinem wohlgemeinten Vorhaben / zur Aufnahm dee Mufic/ nad) den von GOtt verliehenen Krafften/ alfo getroſt und behertzt fortfahren Daß der geneigte Leſer bey Gele⸗ genheit (1.) Meine Organißen-Drobe/ im Articulvom General⸗Baß ꝛc. (2.) Mei⸗ nen Brauchbahren Virtuoſen, in 12. Sona-

ten,und (3.) das forſchende Orcheſtre oder deſſen dritte Eroͤffnung (als welche | e

502 P. II. Cap. V.

De NENNE nl si ERESIERFENERIERE, cke alle drey ſchon biß aufs Nachſehen / fertig find, und ihren Verleger haben) zu feiner Er⸗ bauung inder Mufic/ Feines Weges aber zur Beförderung der geringften Zwi-fpalt/ die ich tödlich haffer erwarten Fan, Vos tamen,o noftri,ne feltinate , li- belli: Si poft fata venit gloria, non pro- pero. Martial.

ENDE

| A, | | Ccompagnement, zu welchem Stylo es gehoͤ⸗ | ret ? 133. | | darin kommt der Griff oder Satz j

offt vor 173.

Accidentia Sonorum 253; Adta Philofophica, geben Kirchero die Lage. 295. Adtiones hominis, dependiren einiger mafjen vom&e- ſtirn 97. = human aber nicht. ibid, Adams Mufic/ein Muthmaflen. 304. IT. Æclius Modus, fein Uhrſprung? 69. womit er ſich di- ſtinguirt. 386. N. XIX. iſt derjenige Modus, dahin die Modi molles hodierni sit reduciren. 3z5. Aelti ſten die geſungen haben / was dadurch in Apocal. zu verſtehen ? zoı. | N Affecten / der Thone / haben nichts mit dem Prarogativ der Modorum zu thun. 250. Ä Agazzarius, nom, Audt, hatden Stylum Madrigalei« cum zu geiftlichen Sachen gebraucht. 132. Ayern, erklaͤhrt das Wort Madrigal, 122. Agent, ein grofles/ bofes Thier! 165. Agrippa, einZauber-Audtor,. 4

d

504 Regifter.

⸗Ahnen / muſicaliſche / was für Leute darunter zu verfichen. au. Ä

Albinoni, feine Sonaten werden den Ouverturen mi Unrecht vorgezogen, 221.

Allabreve, zu welchem Styles gehöre ? 133.

Allemanda, zu welchem Stylfie zurechnen? 137. 138.

Almira, Opera, 105,

Alte Mieinungen gehen aus 379. Alten haben es aufs befte gemacht 409. wer fie find ? 410, 411. was Ertz-Alte / Uhralte? ibid,

Alſtedius, argumentirt lächerlich uͤber die 7. Sylben.

350. Amalarius, handelt vom Wechfel-Singen. 300. Ambitus, bleibt beſtaͤndig bey Verſetzung der Moda-

rum, 67. Bezeichnung defielben im Orcheftre, 71. - muß bey einerregulair-Fuge nicht überfchritten werden. 212, | | = gehört ad eflentiam,non ad eſſectum Toni.asr. trägt nichts zur Diflindtion eines Modi pla- galis bey. 397. Anima Muſices falſa 58. 73. vera396. | | Antiphona, gehört zum alten Kicchen-Recicativ vor bem Altar. 132, = esläft fich Feine Refolutio Catachreflica darin Ören. 186° = eine wunderfchöne von bes Erfurtes Fagon.208. Antiquite iſt nicht dumm gefcholten 5. ihr zu gefallen muß man Fein Narr werden. 408. apophrbegma, wie es in Muſic zu bringen ? 139, Acrctinus, feine Solmifatio hat viel unnoͤthiges. 88. mer

u

» Aegifter. 505

wer er geweſen? 261. I. | | hat im einfältigfien Seculo gelebef.270. wie er zuden Ss. Sylben gefommen ? 322. 413 hat die Welt umeinen Thon Aloutirt. 336, hat aus fieben Linien s / und aus fieben Vocibus

usuvoreN\a

6. gemacht. 349. was Werckmeiſter vonihm

urtheilet. 363. 36 | Arezzo, hat Guidoni den Rahmen gegeben. 265. Aria, von Kircheri Compoſition, mit zweymahl zwo Roß⸗Quinten. 125. | | = zu welchem Styl fie gehöre ? 133, Arietta, unfer welchem Stylfiezu schlen Ira. Ariſtoxenus, nennt Jonicum Modum auch Jaflium,6g, - Kircherus fan ihn nicht geleſen haben. 70. | = handelt nicht von der Bindung. 144. | ⸗wie lange er nach Pythagora in die Welt gekom⸗ men ? 317. ⸗Endiget den erſten Periodum und fängt den an⸗ dern al. 411. Ars combinatoria, iſt was armſeliges 105. Artuſius de Modis. 402. Attributa Modorum 12. hat man nicht noͤthig herzu⸗ kauen 380. man kans mit zweyen beſtellen. 381. | dazu brauchte man vor dieſem die Madriga⸗ eM. 122, - * 26 2Iu welchem Styl fie gehoͤren? 138, Auctcores, welche der Erfurter liefet ? 272. | = einem Bornehmen werden Worte zugefchriebeng daran er nie gedacht. 285.300, &alibi, _ Auditores, werden in 4. Claſſen getheilet. 65. ⸗von ihren Complexionen. 176.

nobiles, 175. | 9 Aus⸗

*

ü | * 506 Reegiſter. Augtretung aus dem Modo,unverboten/ja nothwen⸗

dig. 433. 433. 435+ BR | Authentus Modus, woher der Nahme 391. 392. | E |

Par ob. Mich. 221, * Joh. Seb. 222. Bachanten⸗Lied. 124 | Baco de Verulamio, von Det Hher- Stimme, 184 Bagatelle, muß bey manchem dasjenige heiſſen was er nicht verfichet. 389 ; | on. Baillet, rühmet Puteanum, 225. —— Balcken / in des Splitter⸗Richters Augen. 72. 126. 212. 227. 272. 301. NER:

Balljdagetankt wird. 26. | Bannus, nom, Audt. wegen der Schmiede: Avanture des Pythagoras. 314 Barbaries Seculi undecimi wird befchrieben. 265. Baronius, nom. Audt. de Guidone. Aretino. 265. Bartolus, hat das Clavier perbeffern wollen; von wem er ausgeſchrieben? Baryphonus, Henr. will fich die fiebende Sylbe nicht abdingen laſſen. 354 ü on Bauren⸗ Lied / gehoͤrt ad Stytum Melismati cum.i24. Daß /die Secunde will ihn zu weichen noͤthigen. 172, > ern mit demſelben nichts diſſonirt / geht es | chon an. 184 Sa trägt nicht ſo viel zum Wollant bey als die Hber-Stimme. 186. J ur; von feiner Syncopation 190, ' " Baffo & Canto Solo nicht zu ſetzen ift Mandatum abo» litum. 205, SE Baͤhr / nom. Auct. einer feiner ecoliers, 17.

von

Regifter. sc7

von ber Clavier-Probe. 154. | fein Exprefliones darüber: 188. legt den Mißbrauch an den Tag. zen. wird unnoͤthig hergeführt. 283. wie er Vockerodt begegnet. 294, Balılowitz,Czar; wird mit einem Miund Fa regali- ret. 2, Bayle, fein Urtheil vom Putcano, 3925. J Bedford / nom. Auct. Angl. wie ein Compouiſte vor

er gemeinen Muficum und Sänger excellirg?

a u 2.

| Bihnde) Carl Andr. feine Remarquen und Briefe

über das Ut. 238. J

Berardi, nom. Auct.de Stylo Canonico 119. 39.

Bernhardi, Chriſtoph. de Compoſitione. 148,

Beurhußns, Fred, von den Sextis, 154 de Modis 402,

Bicinium, darin muß niemand 3. Stimmen fuchen.17o, = mit einerneuen Refolution, 194,

⸗wiie es zu verfertigen / will dag Orcheftre nicht 196. ß Winhraſ | Bindung/Regeln daͤvon / koͤnnen nicht u ralt eyn. 144 Bierfiedler, ihr ſtroherner Advocat. 285. - Binellus, n. A, vermied Relat. non harmon, tolerabi-

lem 103, Blindheit / dermennte der heutigenCompofiteurs,ein Maulwurffs⸗Gedancke. 444, Blubmen-YITablen / mit dem Saal-Zangen zu ver⸗ gleichen. 127. | - Bobifatio, Streit darüberjift für Tyrones,356. 368. Boẽctius, feine Definitio Mufici,, 38,

02 feinezeitenfi nd under den falten Die jüngfien Ä di | aus

soß Regiſter. ——— ——— —— = aus ihm hat Gaforus feine Doctrinam Modo- rum, 150,

= vonder Schmiede-Avanture 314.de Modis 401, dePychagora 4r2. biß auf ihn reicht des andes re Periodus Hiftorix Mulices, 413. von ihm big auf Zarlinum find 1050. Fahr 414.

Bononcini, Joan,Mar. 163, zernichtet die gegenſeitigen

Einwuͤrffe 287.

⸗Tredet von ſechs Exachordis, Guido und Gaforus aber von ſieben. 333. 334. erwehnet keiner Competence bey einer Zuge, 372

Bontempi, wieder Aretinum, 271, Bonffonnerie, zu welchen Stylumfie gehöre? 136, Boutade, was Dadurch zu verfiehen? 224. _ J Brockes.L.hat dieWorte eines Oratorii gemacht.io5 Bronner/ n. p. hat ein Choral⸗Buch geſchrieben. 208. = tilldieGusrente reformiren. ao0 Broſſard, handelt de Modis fab Tit.Tuono, 62, man beruft fich auf ihn 63. 418. fein Ausſpruch wegen der Tertien. 108, von vortrefflichen Rel.nonHarm,ır3, - de Stylis, 114. bringt den Canonicum nicht mit vors Licht. nz. hat das Eſſentielle beobachtet. 120. von der Nona. 189. von Ricercatis. 227, ⸗Vvom Gamma. 273. von der Solmifation, * Bucbdrugter- unſt / hilfft die are

Bucitaben haben auch Triades. 333, = manfan fieverjegen unb Dieiden doch ieſelben —— ibid. Ans n

I)

vwahaho

u

Regiſter. . 3709 ſind lange vor Aretino zum Singen gebraucht worden. 348. 368. ; Bullart, ruͤhmt Puteanum, 325, Bullerwerck der Orgeln. 137. Buliowsky, von Semiditen. 85%. Ä Ä Burmeifter.n. A, wie ſeine Werde befchaffeit. 100.. de Modis, 902 . Dr, C Eramg diatonum. 86. o iſt leicht zu accompagniren. 88. Calmaͤuſer in der Muſie / machen ſich zu Spott.236. Calpurnius, handelt vom Wechſel⸗Singen 303. Calviſius, ſetzt den Mulicum oben an. 217. iſt ein weltberuhinter Mann. 328, 414, vermirfft die ſechs Sylben. ibid. mahlet die Beſchwerlichkeit derMutation ab. 330 ſchreibet von den 7. Griechiſchen Vocalibus. 347. deſſen Streit mit⸗6 bmeyer wegen derVocum,

347.

Calumnien / des Gegners. 235.

fie zu beantworten ift thoͤricht. 287. MR Cammer⸗SDiy! / iſt vom Kichen-Styl fehr unter-

fhieden us.20.

Madrigalefcus vertritt feine Stelle 130. welche StyIos darunter gehören 171. wird explicirt 137, | muf ichih em. 140, en wird gemeiniglich am erſten vorgeno

und iſt doch der —* 142. muuß extraordinaire Meriten haben. Wbid. Canon, wohin er gehoͤrt. 137. | .

= feine Befchreibung und geringer Nutz. 138. Ä 93

vn

“nu

—A

Canou.

*

so - Regiſter.

Er be ie I 7 Canonicus Stylus, von Broſſard ausgelaffen, 118. = welchem Styler fubaltern? 131. » Tau auch ad motecticum gezogen werden. 133. > worum man ihm feinen eignen Articuleinges Ä räumet? 136. | «e woher erden Nahmen hatızs. Cantata ‚unter welhem Styl fie gehoͤret. 138. Cantaren= Srylı ob er fich verkrochen ? rar. | Cantaten⸗weiß gefeßteScenen, wo fie anzutreffen? 136. Canto & Baflo Solo , ob man es feßen darff? 205. Cantus , mollis, wie der Terminus von den Solmifato- ‚ribusgemißbrauchet wird. 427. | Canzon,von Froberger / darinn er durch alle zwoͤlff u Claves geht. 91. Cariffimi,nom: Auct 115, ee —— Carnaval, welcher Stylus da herhalten muß. 139. Carolus M, einBerbefferer ver Singe-Kunft. 348. Cafalius, nom, Audt. Vergleich zwifchen ihm und Kirch. 296, F | Caffiodorus , vom Wechfel-Singen, 300, * = dom Pythagora. 309, * Catullus, vom Wechſel⸗Singen. 303. Cavata, zu welchem Styl ſie gehöre? 133. Chaconne, cujus Styli? 136. Characteres der drey Haupt⸗Style. 1410.. Chieſa, Sing-Sachen per , vertragen nicht ſo viel fi— gürfiches als die. per Camera 141. Choraicus Stylus, wozu er dienet 118, 2 e iftein Theil deg Hyporchematici 126, - muß bey Ballen herhalten. 139. Choral / iſt Feine eigentliche Mufic. 53. = gehört adstylum ligatum &c. 13223. = / * wird

Resgifter. 711 wird bißweilen in figuralStüdfe eingeruͤckt. 134. man ſetzt ihn nur Ehrenhalber oben an. 205. - die ihn fingen find deswegen Feine Muſici. ib, ihre Einfalt gefält den einfältigen. 207. das Orcheftre lobetihn. ib. oral: Bücher / gehören nicht zum Orcheftre 208. dahin gehört Die Materiede Modis 400, Virtuofe Fan fih im Ut delectiren, 209. "Schmidt! hat eine neue Compolition verfer⸗ tiget. 210. Chordæ, finalis, dominans, medians, 420, No. XX1ll,dicuntur effentiales,naturales,necella= re 400. —2 man im Grischifchen nicht Xogai xes 12 % - . Chorus, zum Tanken 127.

- zuweilen) ſagt das Ut, fämeeiner vor. 35. Chromaticum Genus , hat das Orcheftre fo befchrie ben) daß es der Gegner felbft rühmet. 60 I

“s Fandurchdie 6.Vocesnicht exprimiref werden.

Ä 344.

Claves,vid.Buchftaben, Nenn ans den zwoͤlffen in ber Chromatifchen Octava haben ein jeder zweyerley Natur. 439. No. xxiv.

Clavier / wer deſſen Eigenſchafft nicht inne hat / fehlet.

92

-Sachen dafuͤr. 128.

= derStylus Symphonicus läftfich auch auf dieſem

Inſtrument allein tractiren. 129. 130 _

mit felbigem ein Auditorium zu amufiren/ dazu ift nicht jederman gefchicket. 136. |

Allemanden vorsClavier / jzu welchem Stylo fie zu zehlen find? 000. brand

So vuaon

ana

uw

a \\

DC Regiſter.

= braucht keiner Subſemitonien. ss.

= man wohl darauf probieren was gut klin⸗

gel. 154.

wenn man ein Quatuor daranf rein heraus bringen kan / iſt ſolches am beſten. ty6.157.

fol niemand zum Vorwurff dienen. 1897.

iſt der Wr Probier-Stein in der Muſic. 188.

ohne daſſelbe einen Choral zır machen / welch Wunder! 209 |

warum fü. Mofici durche gantze Clavier muſieiren koͤnnen? 367. 368.

mit = Scala zu wuͤnſchen / iſt

blich.4 c lauſel / diegier ichfeit derfelben hingehoͤre? ? 128.. Clauſulæ formales,p neTertie,ex —— 107. No.l. ⸗ſehen ſehr kahl aus. 108. Clemens non Papa, nom Auct. vermeidet gute kelat. non harm. 102, Clerambaule, zugleich ein Organiſte und Meifer des: Claviers in Franckreich. 188. Clericus, /e Clerc.deflen Ausipruch vom Kirchero. 295. Cieve, Joh, de, vermeidet gute Relat. non harm,1o3.. Collegia Mufica , Projedt deswegen im Orcheſtre wird gegenfeitig gut geheiſſen 34. MR Dee vermeintlich vor Styli coucurriren.

ww %>

Colfedte, Fe beine Muſie 133. Comes, ſenſu Mulico, 211. unnörhige Frage: wie ber Comes. dem Duck: folge ?'213.- | Commilito, zur Exlernung der Catachreftifchen Relo- Iution bey den Herrn Schulmeiftern. a 195 Co»

>

u Regiſter. 513

Comeedia, hat auch Taͤntze. 127. _ Be - Competitores bey einer Fuge / ein Traum. au. I. 372. Complexion der Zuhörer. 176, 2 Componiftenrihr Vorzug. 38. _,, | 2man wolte ihnen gerne Die Griechifchen Modos wieder aufdringen, 285. = Feine unebeness. Compofitiollarmonica , MI handelt wird. 19. ° > nt Concert, gutes Intent Dabei 34, was Dabey concurri- ' geh, 134 . | Concerti groffi, zu welchem Stylfiegehören? 129 - Staliänifche werden auf der Orgel geſpielet. 130 Concinnitas partium, wenn ein Quatuor fo geſetzt iſt / daß mans auf dem Clavier rein herans bringen fan,

e fe vom Merfenno he⸗

156 - Ä | ' Confonantix perfectæ, abgefchaffte Kegel davon. 107 = Franchinus gibt fie 150 A ihr Krieg mit den Diffonantien, 169 die Regel nothwendig drin anzufangen iſt u fern Vätern ein Schlagbaum geweſen 287. - imperfettz wurden bey den Alten imSchluß fo wohl als Anfang ausgelaſſen. 107 | - ihre Schwebungge,. 1

u |

Conſtitutio 3$0 |

Contradidtionesim Ut 54. 135. 285. &c. | Contrapund, wohin dfe doppelten gehören, 133 ⸗Wwas man ihren Berfaflern für ein Prædicat bey⸗ leget. 142 = deflen Eintheilungen. 145 | Corelli zu feinen Sonaten ſoll mehr Kunft gehören als zu einer Ouverture, neg. 211 Ds corx⸗

514 Regifter, . ENTER ——cccccc— Coxvinus, wegen alter Regeln. 102 = Mortedieihm jugehbten müffenKirchero nicht begygeleget werden. 240 : = Willfieben Voces haben. 332 | Cornelius, a Lapide, vom Singen der Seröphim, 302 Coß we ein Nechen-Meifter muß fie verſtehen; ein Haußhaͤlter eben nicht. zur Country Taͤntze / unter welchem tyl ſie zu rechnen 126 vid, Länge, | Courante, cujus Styli 137 | s Feine Rullifche ift dem Gegner bekannt. 232 Couvent-Bruder/ wird neue Einwuͤrffe machen. 187 Grequilo, nom. Auct. hat fi) für gute Relationes non harmonicas gehütet, 102 Creutzgen in Mulica Agnatoria, ihre lahme Berglei- dung. 440 verurſachen den unwiflenden Beſchwerde. 448. ie Sr ke de differenuia graduumgo ſetzt Claufulas formales mit 4. ohne Tertien. 107 —Mo.!. fein Geſang-Buch. 416 Crusca, Vocabulario dellz,in Erflährung des Wortes Madrigal. 122 Crux tenellorurn in geniorum heift die Solmifati 0.370 Currente iſt das eingige Erempel vom Singen ohne Inſtrumente. 83 . Mer fie gerne eformiren tollen. 400° D,

‚Anfe ‚lahaute,‚labaffe 3 Die eine Art gehörg vors Theatre, die andere vor die Cammer. 126,

David’ su feinen Zeiten haben die Inſtrumentmacher

Doctrinam Proportionum wenigſtens fo gut

verjkinden als wir. 322. Mr, Pythagoras

ſieht fehr j Jung. bey ihm Aus, 312 e

Regiſter. 515

——— —— Dedekind n. A.wegen Vergaͤnglichkeit alter Regeln 100 Dedicatio von 3. Seiten hat 3. mahl 3. Snitzer. 210. Definitio, vollkommene im Orcheſtre. 54.

⸗darffnichts neues ſeyn. 104.

Demetrius Phalereus. von den 7. Griechiſcheu Voca- libus der Egyptier / die zum fingen gebraucht worden. 347°

Diadromi Chordarum , ihre Unterfuchung fuͤhret

weit. 162,

Dialogus, unfer welchem Styl er gehoͤret. 133.

Diapaſon, Gemahlin des Fundament-Thons. 256+

Diapente, Dber-KRüchenmeifter. 257% u

Diateflaron, Cammer-Page. 258. J

Didymus, hatScalam muficam verbeffert. 409 .

Dietericus, vel Diethericus von Unwiſſenheit der Geiftl. im XI Seculo, 267, \

Diceſis, ift nichedefinirt,, aber vorgemahlet, ss.

Directores, verftandige wiffen Maffe im Kirchen-Re- citativ zu halten. 143, _ |

Disdiapafon, Sohn des Haupt-Thons. 256.

Difpofitio Tonorum & femitonisrum inzqualis quoad Proportionem 90,91, 0 Diffonantix, Special - Negeln davon im Orcheftre

werden gegenfeitig gut geheiffen. 167. ſq. = ihre Refolutiones haben mitden Proportioni-

bus nichts zu ſchaffen. 178.

machen felbft unter fih Extrem-Stimmen. 184.

wie es zu machen /- wann der Stimmen fo viel

daß die Diffonantien nicht zureichen. 191 j Man mifcht über die Diflonantien hin, 389. Ditonus , Major Domus in Infehung des Sundament=

Thons. 256. | Be 96 ei}

u

n

s16 Ä Regiſter.

EEE NET ⸗ein harter und boͤſer Mann / faſt wie ein Agent. | 257. = cum Diapente, Haußmeifter. Divertimenti Serenisfimi, Opus Muficum. 105, Doctor Mufıices, mancher ift esin Eugelland gemor- den/den man Feine Mi u. Fa Fragen gethan.aıy Dominans chorda,, wie fie im Orcheftre angezeigek Wwerden muß. 71. | Dominus vobifcum, vor dem Altar / iſt Feine Muſic. 133 Donius, deModis, 40o3. . Dorius Modus, woher er den Nahmen? 69. = tranfpofitus,wer er ſey? 61.fein Kennzeichen. 385. N.XIX. Fan nicht derjenige fenn / dahin die Modi molles zu reduciren / fondern der -ZEor lius, 387. Dudelwerd der Orgeln / iſt Feine Mufic. 133 | Doppel-Fugen } man weiß fie ohne Elavier zu ma⸗ chen. 216. werden unglücklicher Weife mit. gu- fen Werden verglichen. 428 Drama, was man alles darinn antreffen muß. 177 —J alle Dramata find nicht vorg Theatre, 445 PDramaticus Stylus, wozu er geſchickt? 116 | 5 Bo —* er ah m 131 | hält viel ſchoͤnes in fich, 134. 135 Dumbeıt Die antique, s. hält noch 400 Jahr nach Aretino Stand. 266. 266 Dunſtan, ein Engliſcher Muficus Ao. 940, ihm mag Aretin viel zu dancken haben. 271. Duo, oder Duetto, erfordert genauere Kufeher als | einQuatuor. 288 | Dur und Mol, woher es den rahmen? 423. moben ein Modus durus vel mollis naturaliter zu erfene nen? 437. 438 E Ec-

Regiſter. 5r7

leisten Stylus, wieer befchaffen ift. 116 + iſt einer von den dreyen HaupfsStylis 130 = rg mag der Gegner dag feine gethan ha⸗ en. 198 j = mußsonrCammer und Theatraliſchen Styl un- | terſchieden werden. 203 oo Ehren⸗Tantze / zu welchem Stylfiegehören. 126 visdg. Taͤntze. Sc . | Bnconragement zur Mufie/ was dadurch zu verfie-

hen. 3 | engel wasdadurd in der Offenbahrung Johannis gemennetwerde 307 ©. = ihre Mufie/ wie die beſchaffen / weiß niemand in der Welt. 289. 299 Engelaͤndiſ. Caͤntze zu welchem Styl fie gehoͤren. 126 Englifche Kunſt ift abgeſchmackt zu fagen 293. 296.297 307 | | Enkarmonium genus, hes Orcheftres Raifonnement darüber lobt der Gegner 62 Entree , unter welchen Styl fie gehöret 136- Erfahrung iſt eine mundergeofle Lehrmeiſterinn iss Erfahrungs:Reglen / müffen eine Mufic haubtfäch- lich einrichten. 177 h Erlebach.n. iſt den Ouverturen ziemlich nahe kom⸗ men. 221 = mag ung vielleicht eine Courante auf Lulliſche Art hinterlaſſen haben) wer weiß? 233 Erſtlinge fpäte imsaften Jahr 210.234 xX Ertiz⸗Alte / wer ſie ſind. 4M0. Euclides. gehört eben nicht zum Haushalten ꝛnm Extra&tus Kirchexi teutſch / Y davon zu halten.ng. : | 7 Ex-

518 | Regiſter.

Extrem Stimmen / wie fieimOrchellfe zu nehmen/ wenn von Diffonantien und ihrer Refolution die Rede ift. 180. 184,

Extrema find zu —— 381. 382,

Fr’: Henr, de Modis 300, 402. Fabricius, D, Prof.Hamb. deffen Urtheil und Præ- dicat vom Kirchero. 295 Falcke / Georg / fehreibt wieder die ſechs Voces und raͤth zu den 7. Clavibus, 360, feine 5. wichtige Rationes , warum 7 361 Kantafiren / mit der Stimme. 137 Fantafıa, zu welchem Stylfie gehöre 128 Fantaflico »tilo, deſſen Befchreibung. 117. ⸗wie er im Teulſchen Extra&t Kircheri unzuläng- | | lich heſchrieben wird. 120 = waserin Opern bedeute, 135 136 Fantaſtiſche Mufic, 28 | Fietus Modus, ift ein fingittes Weſen 386 387 - Tonusnon datur, 422 _ iddel damit man draͤuet 177 Sigural- Muſie / was man darunter verſthetund tag man darunter nicht verftehet. 133 Final: in plagalibus iſt unrichtig z757 Fis, iſt ſo wohl ein natuͤrlicher Modus als E. & ficde cxterisinisdefignenribus 89 -421 Flud.Rob, Schnißer in feiner Beſchreibung eines per- fecten Muſici 37 Forza della Virtu, Opus Multcum -1og Stagel wegen des Dorii transpoſiti wird aufge 406 Franchinus Galarus, wer er er armefens 150 hit

Regiſter. | 519 ——— ——— ————— . = hat den Terminum Progreflionis.G Geometric® nicht gebraucht. 230 = Wwirdvon feinem Clienten verrathen. 336 Frantzoſen haben in der Inſtrumental-Mufie einen Streich boraus. 237 = werden im Orcheftre gar nicht herunter ge: macht! fondern sielmehr gelobet. ibid, = fangen an] Vocal. Sachen & I’ Italiana zu feßen,

Kriedens:Poft: Kaͤyſerliche / Opus Muſicum 105

Friderici Dan. de Modis 402

Froberger n.A. ein weltberüßmten Mann / hatein fonderliches Canzon geſetzet. 91 | = hat = lavier-Zugen i in Neerie geſchrichen. |

Sugen) ihre‘ Verfertigung * in Stylo. Phantafico gelehrt. 121 | gehören funft ad Stylum motellicum, 133 ni haben FeineCompetitores wie vorgegeben wird. 211 en regulairen Fuge muß Imitatio wei⸗ en 212 ⸗ſind ohne eintzige Solmiſation bey Millionen zu machen. 283 371 Fuge i ın confegnenzaji. e. Canonesgehören ad Stylum motedticum, 133. Füretiere n. A. vonMadrigalen, 122123 .. Thon / muß bißweilen weichen und nachge— en. 169 cundum Excellentiam Tonus genennet.

if gef ve im Sf * ohne ihn kan man

wa

J

520 Regiſter.

man feinen Modum erkennen 395.396. iſt dag Corpus aller Muficalifchen Stude 396 Futfa, Meifter. 20°

G.

G forus Gafurius, Gaphurius hat Mandata non neceflaria. 109 nu

Maservoreine Kegelgibt. 150

= Äfeinfchlechter Grecus gemejen. 3.

Öalanterie; muſicaliſche / wie fie verglichen werden

mag. +? | 2 5 \

= iftein fchmeres Wort für manchem Organiſten.

1

35 | Galilæus, Vinc. von den ſieben Vocalibus der Griechen

347 0 e begeigt / daß ante Aretinum Buchftaben ge: braucht worden. 348 | Gamma, daß Guido damit feines Nahmens⸗Gedaͤcht⸗ niß hat ſtifften wollen. 272 273 = defien Bedeutung verſtehet der Erfurter nicht. 275 _ | > m Garthoff n. p. Diredt, Muf, in WWeiffenfeld. 16 - Gaudentius, irre wegen Pythagorz Erfindung 309 Gavotte, zu welchem Styl fie zu rechnen. 137. Gehör, muß befriediget werden. 175 _-_. datauf laͤufft das meiſte in der Muſie hinaus.

17 NE: - darnach muf die Compofition hauptſaͤchlich

eingerichtet werden. 177° | = betrieget nicht. 318 . ‚Genera, die Alten haben DagGenusDiatonum zerſtuͤm⸗ melt / 57 61 , | | = Stylorum drey / und nichtmehr, 130 143

er

Regiſter. 521 Graduum, ſive Tonorum, muͤſſen nicht cum

fpeciebus Bern Tan bern 279. 337 General:Baß | follin der Ötganifien-Probe erfihe-

BeneralBafifien/worinn fie am meiften fehlen. 438 . | * Genelt, Abbe de , vonder Gleichheit die rs uns . fern Seelen und den muficafi ſchenThonen eyn muß

244 Genus Diatonum, wird im Orcheftre; als purum, non re verftanden. s je die Alten haben Mi jerftümmelt.- PP = tag wie fo nennen hat feinen Uhrfprung von . infaltund der alten Unerfahrenheit,

gm} mit den Generibus Chromatico & Enhar-

monio verfnüpfit ſeyn. 85 pflegt man am meiſten zu martern. 86 s die Alten haben es nicht gerne überfchteiten Er wollen. 103

kan durch die, Voces nicht ex- primiret werden, 344 Geſius de Modis, 402 . Gibelius, n. A; bemercket einen arefen Unterſchied

zwiſchen den ſogenannten Trauspoſitionibus. 84 haudelt vom Hymno Aretini 323

= verteutſchet die Marter⸗Beſchreibung der Mu- | tation ex Calvifio 331.wer er gewefen / und

was er gefehrichen 346 feine Meinung von den Buchfiaben. 355

unter welchem Styl ſie zu ziehen. 137 Glareanus de Modis 398, 401. Gout in der Muſie / was dagOrcheftre davon oe

beiſt der Gegner gut. * der

522 BRegiſter.

⸗der Zuhoͤrer muß gefolget werden, 140 141 unſrer Vaͤter war ſehr unterſchieden von unſerm

147 en Gradualia, feine Mufic 132 u Gradus Octavæ Chromaticæ haben jeder fuͤr ſich eige⸗

ne Qualitaͤten 60. 80. ihrer find zwoͤlff davon ſechs Tertiammajorem, ſechs aber Tertiam minorem erfordern 425. caufa proxima warım 7 ıbid, Grund⸗Saͤtze daruͤber 26° 2 Gradus Octavæ Diatonicæ find ſieben Ass - Grave, n. p. blinder Organiſt 130 —— Gregoriani Toni find bey den Alten weit anders be⸗ fchaffen geweſen / als itziger Zeit Die alten Modi Mufjci 64, 132 | = müffen von den Gricis unterſchieden werden. 285. 288 la Griechen / Erfinder des Notenfchreibens. / wodurch > Guido eg bemercket 273, ob fie die vielftimmige Mu-⸗ ſicam gehabt/daran ift ein Zweifel / warum? 413 find garrulirende Scribenten! wozu eggut, ibide =

Griechiſch / war zu Guidonis Zeiten unbekannt. 266

Grimmius ( Benr.) eg hat ihm das folmihiren gereuet / hat auch die 6. Sylben für eine groſſe Schwierigkeit und unnoͤthige Verwirrung gehalten. 345° _

Gröniger-Örgelı im Halberſtaͤdtiſchen / was ſchoͤ⸗

nes. 238 Be

Grund-Dägelinvalfies, 205. alibi Grind⸗Saͤtze. 276 Guido, nicht Quido 2652775

= ang feiner Ortographia iſt zu ſchlieſſen was er

fuͤr ein Gracus gewefen. 37° | ‚Guidonier findet fchöne Sachen im Gaforo feil. 337 Gundling / deflen Ausſpruch vom Kirchero. 295

*

Regiſter. 523 Anff / (Joh. Nie.) ein braver Mann.163 * | Hans von einer Weife ı ift ausgethan. 177 Zarffen / was fig in Apoc. bedeuten. 3701 Sarmoniſches Denckmahl / Opus Muf. 47.198 Harmonia eft duplex,propria’velmuta, & Mufica 456 Saus⸗Lente alias Runft-Pfeiffer / bringen die Mufic in die Kladde 33 | Heinichen ı Capell-Meifter) feine Gedancken von den N Modis Gr&cis 450 a, Herbſt Andreas / de Pro prietatibus Modorum 245,

040 is '. deresbach n,A. von der Dummheit des funfischnten Szculi 266, | 0 Sarm ven Bremen / Ertz⸗Biſchoff / hat das Ut, re; wi in Hamburg gebracht. 269 | ‚e ein Haupt-Schöps ıbid. 270 | Aendel / iſt der eingige der im Orcheftre wegen eines General⸗Baſſes ausgenommen wird. 94 - Heptas notarum Puteani. 326, Heptachordum ift recht. 33 2- Hexachordum ‚zum Univerfal-Zitul unrecht 258 ‚= niemand der Alten hat deſſen erwehnet. 353 = das ganke Bedencken darüber iſt nicht einer Bohne werth., 333 . = bon fieben Hexachordis reden Guido und Ga- forus, von 6. Bononcini. 333. 334 HiftoriaMofices abfolutiffima dehideratur. 198 Hiftorici mißgönnen den Mahlern und Poeten ihr ‚Dichter-Lobzis > | Hiſtorien⸗Mahlen / verglichen mitThentralifchenTän- | hen 127% RE ER, Big:

524 Regiſter.

Hitzler / Daniel hat neue Inventiones wegen der Vo- *cum 350 Hoffmannus de Modis 402 * Hoͤhe und Tieffe / machen groſſen Unterſchied in der | Muſic 73.90 Homerus, vom Wechſel-Singen. 303 Horatius, von Mahlern und Poeten. 315 Hottinger / m.a. deſſen Urtheil vom Kirch, 295 Hübner! (Rect. Hamb; ) von der Einfalt des Biſchoffe Hermanns von Bremen / der DieSolmifation : hierzu Sandeeingeführthba. ag Hubmeierus, (Ayppol.) von 42. Solmifations-Mes | aeln. 339. u. = fein Streit mit Calviko und Niederlage 350 Huetius ‚deffen Gedanden vom Kirchero, 295 . Bymnus ‚Ut queant dec. wozu er gebraucht und ge- Hyper æolius Modus 68, ] | * phrygius- ) Valohrne Schildwachen. Hypo æolius 699 - dorius - ibild. = = transpolitus 67 . Hypo Jaftius 68. 69 ⸗onius 69, ſieht dem Mixolydio gantz gleich 393. 394. Melodie darinn No. XX. Lydius ib. | Mixolydius ib. | Phrygius ib, Wie ihn die heutige Compofi- teurs anbringen koͤnnen. 447 j Hyporchematicus Stylus. wird befchrieben, u7. "= Bedenden darüber. ızs = unter welchem Generc er gehört, 137

a

Um

F Regiſter. | 525

= waser vor Sachen begreifit und wohin’er zu rechnen. 136, | |

OR Ammer Lied. :66 9 Jaftius Modus , idem cum Jonico 68 = Kircherns faheihn vor mas anders an. 69 Jasquin n. A. permeidefe Refolut, uon harm, rolera- biles, 103 Ignatius,Martyr vom Wechfel-Singen. 300, Imitatio, ein vermeinter Competente bey Fugen, ꝛu = iſt ein Irrthum und Balcke. 212 informator malus bedarff ſelber Information, 166 Inganno Fedele, Op Muſ. 105 | Inftrumenta,marhen mehr als die halte Muſie aus. 82 = dienen den Stimmen zum Gyunde, ibid, - Ckreich- und Blaferlnftrumenta brauchen kei⸗ ner Temperatur. 87. werden alle nad) den 7. li a nad) den 6. Yocibus erlernet.

| 361. | | Intervalla ihre Proportio, haf mit der Refolutions ‚Diffonantiarum nichts zu thun 178 -e Datona,find ander Zahl ſieben. 279 Intrada, unter welchem Styl ſie gehüret. 135° Introdu&torium Guidenis , eine wunderthaͤtige Reli. quie 272 | . Introdudteurs, Mi & Fa, werden verglichen. 215 Invention, man kan ihr zu Hülffe kommen / aber fie nicht erlernen. 104, 105 | Inventum Aretini,worinn es beſtanden. 265 = hat6oosS$ahrgegolfeniwarum 2268 s muß mit der Dummheit dahmahliger Zeiten verglichen werden. 270 |

*

Pan-

*

526 Becegiſter.

radbeirolli Meynung davon. 28r :. "=

S. Johannes, warum ihm der ymnus: U queant dic, zugefchricben, 322 -

Johannes Damafcenus. vom Werhfel: ne Der * raphim. 302

wird Lerwdos gunande / warum. 347 Br

Jonicus Modus, wird von Kirchero für. einen andern angefehen als Jaftius, 69. Wie er ſich præſen- tirt 385. No. XIX. Alle heutige Modi duri lafs

fen fich dahin reduciren 387, MpeR Dariek No XXL

= transpalitus, —— der Pythagoriſchen Schmiede-Avanü-

taliänifche <hon- -Drdnung 72 _ = fer * mißbilliget dem fey es unverwehret. 75 Italiaͤner aben ihre Meriten. 237 ĩtterus, de Imperio Aſtrorum. 97 * Jubals⸗ Muſic 304. ſſ. Er macht den erſten Perio- dum 41% Bon ihm biß auf Ariſtoxenum ſind 3620. Jahr ibid.

K. Kimen A. Capellmeifter / man af ihn über | dem ———— die Verwunderung zu benehmen.

Er 67. Dperngemaht.ıog s Catalogus feiner edirren Schriften, ibide

- in feinen Werden findet ſich offt bey ſingen⸗

denStimmen. 3. E. Wolt ihr Augen u Minerva 74

feinen

Regifter. 527

= feinen Anmerckungen über das Orcheſtre eon-

tradicirt der Erfurter e diametro, 284

Benner gibt es wenig. 235 | =. wer für niemand als fie ſetzet wird auch fonft

- Pr

niemand gefallen. 235

Fönnen wohl gang gemeine Kerle fepn, 236

Kennzeichen der alten Arodorum 382 Keger in der Mufic. 369

Ex

ua,

chen=Kieder / find eigentlic) Feine Muſic. 205 Muſic was dabey fuͤr Styli concurriren. 134

Is unverwerfliche Sentimens darüber. 219 waren einfaͤltig zu Guidonis Zeiten / fu wie al-

les. 321 Recsrativ , was dadurd) nach dem altenSchlens . trian verftanden wird. 132

wag Mufici dadurch verftchen / und nie Maſſe

darinn zu halten. 143 .

Styljift unterfchieden vonThearral-und Cam⸗

mer⸗Styl. nıy

der alte) fonfi ligatus genandt / begreift fehr ives mg.32

der neue wager vor Specieshat. 133

wie er von andern Stylis zu unterfcheiden, 140

bleibt ein befonderer Styl / ungeachtet der un-

geſchickten Noten-Schmierer, 142

leidet Feine Theatralische Melodien mie geiftli- chen Terten. 203 vid. Eccleſiaſticus Stylus , it, Stylus ‚vel Seiio, ubi plura.

Kircherus, twag Meibomius von ihm hälf. 49

wi⸗

ur *

vu 6 nu

ua

u

“u 4

Regifter.

= der Definitionis Mudi wird der Leſer auf

ihn verwieſen. 63 unterjiheidet Tonos Gregorianos a Grxcis.64

ein falfcher General-Munfter-Schreiber: 69

iſt unrichtig 70. hat feinen eintzigen Griechiſchen

Autorem geleſen ib. | hat Regelndie niemand gebrauchen fa. ro2 wie er den Stylum Melismaticum erflährt.123 | feßt artige Roß-Duinten. 127 =, | wird mit dem Teutſchen Extradt cohferirgf,

119 ſſ. 128, 129 »

ſtatuirt drey genera Stylorum, & quidem be-

De, 130

gedendet einesStyli Metabolici. 139

rgmarques, Die man bey ihm umfonft ſucht. 14: wie ſchoͤn er von den Complexionen der Zuhoͤ⸗ rer raifannirt 1776 - feine Exprefliones wider die Clavier · Probe fal- fen wen. 188 \ | feine Mufurgia iſt nicht fo rar als Merfensi Harmonia »197 Ä buchſtabirt dag Feigen blutfchlecht. 231 ihm werden von der urfurfer Worte beygelegt! die Corvino gehören. 240 Zn befchreibet den Janck über die priecedentz der Modorum. 249: * ein Magus 293 ſeine geſammlete Lob⸗Spruͤche(ſcil) ibid. ſſ handelt von der ungehoͤrten Engel⸗ und Him⸗ mel⸗Muſic. 296 Ps de Symphonismo Cœlorum, ein leeres Nichts,

298.

r u ff .

Regiſter. 529

⸗aus ihm duͤrffen wir den Uhrſprung der inſtru⸗

mental-Mulic nicht hohlen / fondern aus der Bibel. 306

warum er allesı,ufes von den 6. Vocibus ſagt.

VW,

IL)

324

wuſte nicht mas ihm inre mufica vor der Naſe

palſirte. 325 | = deModis,403

König. n.A. Oratorium yon ihm.ıog

Kuhnau / Direct. Muf, Lipf, 16

Rrieger ı Joh. Direct. Muf. Zittav, ibid,

Zunft Genoffenjrechtfchaffene / werden geruͤhmt. 15

Runft / daß fieex numero flieffe/ ift falſch 39° = Pfeiffer) alias Haußleute / bringen die gantze

Mulſice indie Kladde, 33, 34 |

= Megeljdienichtsgilt. 205 -Saͤtze / muͤſſen die erfie Richtſchnur einer Com- oſition ſeyn - das Gchor aber die legte und eſte. 174. 175. 177 -

ob mehr oder weniger zueiner Sache gehoͤret / darauff kommt der Vorzug in Muſicis nicht allezeit an 22

Aeffin der Natur. 417

L. 1’; n, A, fein Styl. 115 RB and-Luft/ Muficalifche/ Opus Muf, 105 Laͤſterung / wider dagOrcheftre, 285 Laute / wo ihre Sachen hingehören. 137 Lection, ſechs⸗Schillings⸗ 166 Leht⸗Menter ungelehrte / ſind nicht zu verſchonen 1 a

7 Licentia der Alten. 397.398» 2

u

1)

Liga-

"530 Regiſter.

Ligatus Stylus, Kupffer⸗Titel. Mit der guldnenKet- | ten gebunden. 43. ift dem Ecclefiaftico fub- altern 131. Wann man fich feiner in Kirchen» Muficken bedienet.134. DieChorälefegtman darinn. 206. mitihmhat Fein galant hom- mæe zu thun. 241 A . Limites Modorum gehören nicht ad effedtum Tono- rum. 251 | Fer Lippius. Joan. nimmf7. Voces an. 329 Liftenius, feine Schrifften find ein Erempel von der Bergänglichkeit alter Muficalif. Regeln. 102 Lofe , Senior , Meifteraufder Viola diGamba, 228 Locatio Semitonii gehürtnicht ad effetumToni.zst Lully ‚alle find nicht bep ihm in die Lehre gangen. 106 - hatteeinemeigenen Styling. feine Art der Ou- verturen, ter fie zu ar weiß. 222. Man wird ihn noch lange miſſen. 223. Redivivus, ibid. ſeiner Couranten darnach man tantzen koͤnne / wil dem Erfurter keine auffſtoſſen. 232 233 = I-utherus, was er vom Virgilio in der Compofition feiner Gefänge gelernet. a1. mocquirte ſich über dag Magnificat Odtavi Toni , quoad Melodiam 107,412. feine Erflährung über das Singen undPofaunen der Engel in Apo- cal. 301 | Lůders / ein wacerer Draanift in Flensburg 17. die⸗ ſes Nahmens der Tiederliche Pofitiven - Krauer in - der Engelländer-Verfammlung 165.166.199 aut nomen muta aut mores! L.ydius Modus 69. worin fein Proprium beftebe 386, No, XIX, | M Ma

„Fr

Resifter, 531

M. Madragan. fol das Wort Madrigal erklaͤhren i22 Madrigalescus ſtylus, wozu er geſchickt 7 = woherer den Nahmen habeızı | = gehört mit in die Kirche 124. welchem Generi Styli er fubaltern 131. mas er vor Sachen be= greifft 133. hat auch auf dem Theatro zu thun 136. ic in Cammern und Saͤlen zzßz Madrigal. wird von Madrit hergeleitet 123, ⸗gehoͤrt zum Cammer⸗Styl 131 Madrigallus, Mr., wird vom Kirchero creirt 121 = mag ſich nur packen 122 Magnificat Odtavi Toni gefiel D. Luth. nicht 107,412 = Primi Toni davon wird nicht geredet. ib, WMahlen wird mit dem Tanken verglichen 127 Mahler / muficalifche / gehören hauptfächlich vors Theatre 140 Ä Mardoa a8 es zu Formirung des Wortes Madrigale beytrage 122 Mandriagale , wurde es bey den alten Italiaͤnern ges nannt ı22 . Mannieren in der Mufic find veränderlich 98 ⸗neue / werden in Mufica Practica nicht aufhoͤren 103 hindern an derRefolutioneCatachreftica Quæſtionis nichts 194 re des Gegners / find mit Nichts zu verglei- en 232% | Masquerade, wag für ein btylus Mulicus dabey ge⸗ braucht wird 126 | Maflon C, n, A, von den heutigen Modis 248 Matthæi, Conr, macht einen Unterſchied inter Modos Gr&cos & TonosGre Borian os 64.ſchreibet - F | 2 ED:

532 Regiſter.

——— ñ——,— —— Ordnung der Modorum ein gantzes Capitel 249. er⸗ oͤrtert die Frage / ob man nach den Vocibus oder Slavibus die Modos beſſer kennen Eönne 34 1..be= haubtet:daß man durch die Voces dasGenus Chro- maticum nicht exprimiren koͤnne. 344 402

Meibomius, Marcus lieſet Kirchero den Text 49. bat Recht zu ſagen / daß Kircherus feinen eintzigen Grie⸗ chiſchen Auctorem geleſen 70. 123. thut Aretini Ruhm Abbruch 271. gloßirt uͤber die Muſurgiam Kircheri 296

Meiſter / Mich n. A, 390

Melancholicus, findet fein Theil in einem guten Dra- mate ı77

Mir, fan fein Melisma formiren ı23

Mira Fommt von erh ibid. .

MelismaticusStylus , was er fey 1 17. wie fchlecht ihn des Kircheri teuffcher Extradt befchreibet 123. die Mufurgia jedod) befler 124. der Erfurter will ihn in die Kirche haben 125, welchem Generi er ſubaltern. 13 1.18 erzurTheatralifchen Muſie thue 135. 136, ſchickt fich befier auf der Gaſſen als in der Cammer. 138

3

Mirsose ift ein ander Ding als zeirssun. 123. ob wohl ihr faft gleicher Kauf Kircherum und fetnenEx- trahenten berführet hat. ibid, |

Merilw, davon kommt Melisma her 123

M£r@* ibid.

Melodia, gehört nicht ad effetum Tont2sr

Melothera, ein habiler weiß ale Complexiones zu be: friedigen 176

Melothetici Styli,quot in genere?130, quot in fpecie? 116, fl.

Mena ·

»

Reäifter. 053

Menagius n,A von dem Worte Mandriagale oder Madrigale 122 | Miencke: n, A. deſſen Urtheil som Kirchero 294 Menfura, Bindung in Anfehen derfelben Fan nicht uhralt ſeyn 144 | Merfennus, Merfenna, Merſenne, ejusd. Optima De= finitio Optimi Mufici 39. man verweiſet die Defini- - tions-Liebhaber an ihn 63. er hatviele Mandata non neceflaria 102, will lehren wie einer mit vielen Stimmen rein componigen ſoll 197. ſtatuirt fieben Sylben 354. de Modis 403 Metabolicus Stylus, laufft mit 139 Vierhufelem, bat feine 6. Rthlr. wieder bekommen 16 Mi; warum es übel laute / wenn es in die O&tavam ver⸗ doppelt wird 161 Mi & fa, tota Mufica , wie es Werckmeiſter bemercket 365. ein Schatten und Gefpenft 375 27 WMißgunſt bey den Alten 403. 404 Mittel-Stimmen die Proportiones fo darinn vor⸗ kommen gelten nicht was fie fonft gelten 131. ihre Proportiones fünnen certa ratione nimmer übel klingen 183. fyncopiren wohl bey der Nona; es darff aber ver Baß nicht ftill fiehen 190 | Mixo-Lydius Modus, fpird vom Kirchero ausgelaffen 69. oben er erkannt wird 386. No. XIX. fieht dem Hypo-Jonio ganß gleich 393. 394. No.XX. = transpofitus ift nicht fo fehr vom Jonio transpo- ſito unterfchieden als c.mol, vomd, mol, 82 Modus, Modi,heiffen offt auch Tonus vel Toni 62. wel⸗ ches die ſchweren / aber auch ſchoͤnen Modi 86. 88

33 Au-

*

534 VRegiſter.

ee = SS ea r ———— Authentici, tie fie in Ordnung zu bringen 71. woher fie den Nahmen 391. 392. werden Prin-

cipales genannt 385. 388. 339 Gregorian werden a Græcis unterſchieden 64.

285. 288

⸗Græci erſtreckten ſich weiter alsGreg. 132. werdẽ nicht gar verworffẽ 204. dieChoꝛaͤle koͤnnen daꝛnach eingerichtet werden 206. illegitimi, oder ver⸗

lohrne Schildwachen 68.419. plagales, was

dabey anzumercken 71. woher ſie den Nahmen

392. werden minus principales genannt 393. Iranspofıti, ihrer wird nicht gedacht / went

im Orch, de Genere Diatono ohne b. und X

die Nede ifts7. daß nur zwoͤlff Modi ift ein Irrthum 84, 246. was eigentlih von ihrer Zahl zu halten 247.450.die 24 fpeciesModorü 2 mögen wohl auf zwey Genera reduciref wer⸗ . Den 248. 337. var fie durch die 6. Sylben um: | terfchieden werden Fonuen negatur 337. alle Modi find veriModi 386, 387.ihre Benennung fecundumProprietates wird deducit 390. ſq. Feiner Fan erfant werde ohne denFundament⸗ Thon und die Triadem zu fennen 395.396.die Alten haben zu viel Weſens davon gemacht 381. find obfcur geworden ibid. ihre Kenn gehen und Theorie find genug 382. Moden ämer fehle in feiner eignen Waare 397. Moden-Meifter fchieflen vorbey 405. Moden»

Lehre ift eine verwirrte Sache 379 Modiſte / der Modeſte 330. Definitio Modi 383. wun⸗ derliche Modi 334, Modos componendi muf m As

Regifter: $35 haben 389. 409. was ihre Nahmen fecundum Pro. prietates bedeuten 390. Uhr-Modus 392, unfereMo- di find Alter als die Griechiſchen 418. richten ſich nicht nach den Far und Figuren 430. Monochordum, muß nichtgeläftert werden so. = macht feinen Mulicum 53 _ =. die Sublemitonia haben darauf ihren Nutzen / nicht auf dem Elavier 85. » die ſich darauf nicht gang allein legen ohne die Praxin zur Hand zu nehmen] ziehet man nicht ſceptiſch durch ꝛ. 0... AMonophonum, iſt ein Canon 138. it, die Chorale 206 Morboff ı feine Derivation des Wortes Madrigale 122, fein herkiger Ausfpruch vom Kirchero über: haupt 294 | J Motecticus Stylus, quid ? 116, wie ihn der Kircheriſche teutſche Kxtract befchreibet 119. das befte aber vergift 120, gehört zur Kirche 124, cujus generis 131, was ir vor Sachen begreifft 3. | Motus contrarius, mi£ Mi und Fa, wie man ihn ausles gen Fünte aıs. obliquus quid ? ift gine theure Frage 217. rectus 215, 217, u | Mufathena Puteani,menn fie heraus gefommen 326 Mufette, zu Hülffe genommen / oder Slavier / ift gleich viel / wenns nur gutflinget i56 u | Mufic, iſt eine Engliſche Eigenfchafft/ nicht Kunft 291. 293, 290, 303 | » bleibt ewig 291. Eltern die ihre Kinder dazu halten/ werden fuͤrs Ut re miigemmarnet 321. ift nicht ohne Diffonantien/ ſo Mufici nicht ohne Zwiſt 378 Mufica figuralis, nobilior Pars 133, Tota ſteckt gar nicht im Ut, Prahleren 276 34 Mofi-

1°, w: * J | ie

I \ r # i Br # t 4 hr 6% J J J fr | In er 4 1: 6 4,4 » r 5 1 5 ware

IAPrIT

56 ...Regifter.

Fer dei ce Me Muſicanten / Bornehme müffen nicht meh ſchaͤnde ihre Zunfft / wenn man die Hudler Mulicus, obs einer ohne Solmifation feyn Fa 381. Optimus optime definitur 39, th der befte/ wer? Y7 | Mufici, Jtiederländifche/gerathen zu erft auf ces 349. 350, 367, 368, warum fo wen gantze Clavier muficiren fönnen 368 Mufarhythmica l,ars zeuget von Kirchers ſcher Orthographie 129,23 1, 232

-Mufurgia, ein ungeſchickter Titel/ wird zun

ge i

uͤhergeben 48 |

Mutatio, hat nichts zur Verfertigung der fch räle gethan 206, Fümmerlich hat man ı Guidonis Zeiten auskommen Fünnen 289

ſchwerlichkeit / Marter/ Creutz / sc. werde teano undcalviſio nach demeben abgem 3 30,332,.der befte Weg ihr abzukommen i dos an den Nagel zu bangen 337

‚Muteticus Stylus vs@, Motedticus.

N Sy zbebmung, nafürlicher Dinge/ if

Weg jurInvention. 105 VNachkommen muß auch ein bißgen gelaffe

453 VNeidhardt n. A wird recommendirt gelefi Ä den. 85. hat dem Mangel der ur Temperaturen abgeholften. 160. der beſte Theoreticus, 97, fein I Meifter Pythagoras und feinen C

Gefellen. 311,315, feing Gedanken v macho, 314 |

——— REBEL Blicomachus, hat einen Tert zugute, 310, iftein Waͤ⸗

fcher 314 Nicephorus, vom Wechfel-Singen 300 Viedt / n A. vom Canone, cavalierement. 13 Nobilis, wird nicht afficirt durch dag mas feinem Ge⸗

hör mißfällt. 177 | | Notenſchmierer / koͤnnen den guten Kirchen-Styf nicht verderben. 142 Nothi Modi, haben unrechte Nahmen befomen. 68

Nona , ihre erbärmliche Definirio des Gegners, 189 | Irrthuͤmer des Gegners darüber 190. Com- paraiſon damit 260

Numeri fedtionales , find eben das was Progrefio

Asithmetica eigentlich heift. 230 |

o

Ber Stimme / muft richfig vermittelt werden. 182, Verulamii Gedancken darüber. 184. contri- buirt viel zur Redtification der Mittel:Stims wien. 185. Darffnichtftille fiehen bey der Re- folution der Secundæ. 190 OdtavaChromatica hat zwoͤlff Grad / 6o. deren jeder mit eigenen Qualitaͤten verſehen iſt. go = fopra Mi, wie mit ihr zu verfahren. 158. 159 NMo. VII VI & 1X. Warum fie fofcharff Flin= ge.161. als O&ava fan ſies nicht th un. ibid. Odtavia, Op, Muf. 105 Oder five mas ces bedeute. 254 Opern |fieben und fechzig von eine m Auctore 105, - es wird auch darinn gefanft/ s’il vous plait. 127 ⸗was der Stylus Phantafticus in Opern fen. 36 = Beylı einer von den dreyen Haupt⸗Stylen. 116

34 Opitʒ

533°... Regifter Opitz. n A, wager an einem: feiner Büchlein nach- dendliches gefchrieben. 229 u 9 - Oratorio ‚zu welchen Styles gehüre. 133 ö = . eg müfte ein fchlechtes ſeyn / dariun nicht aller: ‚hand pafiones rege gemacht würden. 177 Oratorien⸗Siyl / hat ſich vor dem Gegner verkrochen.

Ä . Orcheitre , iſt dem Ut 6 Jahr zuvor kommen. 285.293 | ‚Worte die nicht darin ftehen/mill man demfel- benandichten. 285 Das forfchende / oder deffen dritte Eröffnung. Opus edend. soı | Organiſien / müflen nicht übel nehmen; wenn ihre hudlerifche sunfft:Brüder eines auf den Pelg kriegen. 14. ihnen ift Scientia de Proportione noͤthig. 52 ein blinder der ſauber fpielt. 1 30. manche wuͤrdẽ Augen machen / weñ fie was von Theatraliſchen Kuͤnſten leſen ſolten 135 find offt von Meiſtern auf dem Clavier ſehr unter⸗ ſchieden. 188. man hat Mühe ſich eines eintzi⸗ gen zu erwehren ſcil. 216. Der gegenſeitige hats getroffen mit der Fundamental-Clavi, 253 Die wenigſten verftchen die Tempera- turam, inque his Erfurtenfis 87 | Orgeniftenbriffe muͤſſen auch Duficalifch ſeyn. 173 Il, 286 vo» Ä ©rganiften:Drobe. Op. Muf. edend, wird vom Ge⸗ neral-Baß handeln. 93. soı _ Organum decanlum , an weihem Orte davon geham- delt wird. 296 Orgel / mas fihnicht alles drauf fpielen läfl.-ı30 der Stylus Phantafticus meldet fi da biptoeig len auch an; 137 : Or;

Regiiter. 539

Örgel-Stimmer und Bauer / die alfertvenigfien davon verftehen die rechte Temperatur 87. Orlandus Läflus. n, A. in den Muficalien vor feiner Zeit wird man finden / daß in einem Quatuor fehr offt ine Terria angefangen tworden. 109 Ouverture , zu welchem Styi fie gehöre. 129. foll nicht das Pre haben/ wie der Gegner will; weil niemand ift der die Lulliſche Art treffen Fan 221 weil Erlebach todt ift 222. mie man fie machen müffe, 233 Ouverturen- Irrwiſch 222 = Meder. 223 D Meiſter. 234 Owenus, Joan, deſſen Urtheil vom Kischero, 295 P

Achhelbel,n. p. alle Leute find feine Scholaren nicht geweſen 16. feine zweyChoͤrichten So- naten follen das Pra vor gute Ouverturen ha⸗ ben/vixcredo, 221 Pxrneltus, n.p. feine Rand-Gloffe über Dedekindi Buch. 100 | Pancirolli, n, A. feine Gedancken von des Guidonis (als Nahmes-genandten) Invento 280.281 Papa pracedit, wo es im Ut ſtarck hervorraget ? p.488 Partitura, vors Elavier /in 4. Stimmen. 129 = gefchenter Componitten ihre wird ſchon weifen was gaͤng und gebeift. 187 | Paffacaglie ‚zu welchem Styl fie gehören. 136 Paffiones, Op, Muſ. zu welchem Style gehören, 133 Pavanen, gehören vordie Ahnen. 1216 Paulina , pflag mit der Kehle zu lantaiſiren. 137

36... Pam

540 Begiſter.

VER iA TER

Paulus(Biltoricus) hat den Hymnum } Utg:

gedichtet / bey welcher Gelegenheit,

Paulus Apoftolus, ſeine Worte werden von d

ter Chrifto beygeleget. 484. 486. 4:

= . wie der Locus1,.Cor. 2. zu verftehen 4

Pebufch,D. Muſ.ein groſſer Meifter/ unter | Cammer-Styl. 142

Dedanten /mwerden pedantifch defendirt, 28 edantifirem inficirt. 404

Pedes rhythmici, heiffen mitihrem rechten

w - POT“ SENL NL hen: * —* nn we) u RR

Bi: Progreflio Arithmetica, 2377 Merden von 1188 ftern abgefchlagen. ibid.

| br | find vom Gegner viermahl faljch E

: Bu in einen $., 237 \

J Pflaſter⸗Treter / gehoͤren nicht mit unte

Ball); ebot. 166

PER Phantafticus Stylus defen unzulängliche De

x & Hi Kircheri feufchemExtradt 120, mit n

J ſellſchafft der Gegner ihn gerne in

Fe hätte.ı2s. wofür er gehöre 128 welch

—*

er eigentlich fubaktern ſey 131. hai bey Thearralifchen Sachen zu thun dem Symphoniaco unterwuͤrffig 37 Phlegmaticus , wird in einen gufen Oratori was nach feinen Bumeur finden. 17 Phrynis, ein verdeckter Nahme Pringen fein Berbrechen gemefen. ız Phrygius Modus woher fein Nahme 69. w Merckmahl 385 No. XIX. ‚Plagalis Tonus, noneft Tonus Transpof was dazu erfordert wird wenn ma nen will, 405.388. Woher der I

‘» Dr ws rn rn N Pi... win Fr u . ———- X - .

Regifter. Fa ae Pe ne a Plagium , worinn ein Muficalifcheg beftehe. 105 Polnische Tänge / zu welchem Styl fie gehören. 126 Pope Blount , vom Puteano und feinen Meriten. 325 Dofauner / geben alle Klänge rein 93. mas fie bedeu⸗ | tenin Apocal 301 Paoſitiven-Krauer / 166,199. vid,Lüders. Prxfatio ift Feine Muſic. 133 | Prtorius, Mich, vom Unterfchied derModorum Gra&- corum mit-den Tonis Ecclehafticis 64, 65 deflelben Rahmens ein andrer.164 Mich, von Verfertigung der Choräle, 206 vom Aretino wie er im Lande herumgezogen.262 vom Pythagora und Ariftoxzeno.37° Preludes, zu welchem Styl fie infpecie gehören. 128. in genere 135. aus dem F. ohneb, was davon su al en. 447. ſq. Ä Principalis, Modus thut nichts zur Erfändtniß des minus Principalis. 389 390 Printz n. A. von feinen Neidern v.von feiner Ge- fehrigfeit 10.behaubtet daß Wiſſenſchafft ohne Ubung nichts fey 34.feineDefinitio eines guten Eumponiften 39. von den fügenandten Trans. pofitionibus 76, was er Dadurch verfiche 78. feine Explicatio Axiomatis? Alles leichte i dem ſchweren vorgugiehensg. Was Werck⸗ meifter wieder ihn vorbringef 92. feine Con- drtiones weiß man zu erfüllen 93. Von Rela- _ tionibusnon harmonicis hatervieln2. Die Excellentiores aber find ihm „enfwifchet 1 13. gedencket deg Sty!i Metabolici’139, imprubirt nicht / wenn man fich eines Inſtruments bey der Compoſition bedienet 157. will feines eignen -837 . Lehr⸗

un >

542 Regiſter. *—

Lehrmeiſters nicht Fichonen. 167. Von den 4Claſſen darinn er. die Zuhoͤrer £heilet. 175. nennet rationem in Mulicis eine Gehälffinn und Mit-Richterin / bene, 176. hat viel in. Schrifften gethan 198. und den Miß- brauch geſtraffet 201. an welchem Ort er de Proprictatibus Modorum handelt 245. feine Meynung vom Gamma 272. 273. man darff den Uhrſprung der Inftrumental-Mufic nicht aus ihn / nur ans der Bibelhohlen 306. Nennet die Hiftorie- von des Pythagoras Schmiede⸗Avanture etwaslügenbafft. 3i1, ſein Argument daß dieſe Doct. Prop. ſchon zu Davids Zeiten geweſen ſeyn müffe, ziꝛ. Ge⸗ ſtehet kluͤglich daß Pythagoras nur unter den Heyden zu erfi die Dodtrinam Proport. aufges bracht. 313. von wen er’ausgefchrieben 314, de Modis 403. man muß Refpeöt vor ihm ha⸗ ben 362. nennet die Aretiniſche Voceseine groſſe Beichwerlichfeit362.recommendirt dieClaves derer 7. ſind 362. 363. hat entſetzliche Modos 384. will 16. Claves in einer Odtava haben ası,jein Rath wegen der fogenandten Traus-

- pofitionen nüßet nichts. ibid Principia der Alten /find theils lange verworfen. 204 Principales Modi 385, 388, 389. minus. Principales,

| 393 Profius, Ambr, tiderfeßt ſich aller Solmifation. 339 Progreffio Geometrica iſt eben das / was numeri fee &tionales heiſſen. 230 s Arithmeticaiffder rechte Terminus für die pe- desehythmicos,2u°O ——

Pro.

®

Regiſter. 0543 Proportiones ‚müffen und mögen auf demMonochor- do gezeiget werden sı. fie haben aber nicht® mit den Refolorionibus ;u thun 178. find von den Extrem.Stimmen zu. verfichen 180, 183 184, vid. Extrem-Stimmen. temperat& g6= ben den Thonen eineganf andere Form. 73 20. 84. an denGliedmaſſen klingẽ fie nicht. 297 Proportio dupla, quadrupla &c. handeln von Tacten / und haben mit den Modis nichts zu ſchaffen. 88 Proportion-Lehre / nmmt bey den Vertheydigern der | Quartz zu Mirg 177. macht noch lange nicht Muſicam theoreticam 309, muß aller Wahr: fcheinlichFeit nach viel älter feyn als Pytha- oras, 312 ! Ptolemzus, ihmift die Temperatura unbekandt ge- weſen. 40 Puteanus, ein gelehrter Muhicus. 225 - fein Sentiment von dem Invento Aretini 326. ſſ. Pythagoras und feine Schmiede 308. haben Feine Mu⸗ fic erfunden 309,315, ſieht bey David fehr jung aus 312, hatden Heyden nur was de Mufica theoretica weiß gemacht 313, falſche Tefti- monia son feiner&rfindung.309.316.foll 200, fahr von Ariftoxeno ein Ariftoxenier gewe⸗ fen ſeyn 317 e alles was von feiner Muſie zu melden / beruhet auf Hoͤrſagen. 412 - Ualitas Toni, quid ? go Quarta,ob fie Con-pder,Diffonantia ift eine höhe Frage ss. in einem Trio wenigſtens in einem Qua- tuor

= m TEE —⏑— .. : er rennen ir" SE *

444 Regiſter.

tnor find Secunda Und Quarta zuſammen 160. Die Quarta will hinauf gehen / wenn der Baß herunter tritt 172. in der dritten Eröffnung fol -davon gehans delt werden 174, in favorem Quartx thut die Har- monica nicht8177. fie wird in Mitteltimmen nicht angeſehen 183 BE | . uart-Componift, iſt derjenige / ſo im Singen uner⸗ Quart⸗Thone / ſind bey unſrer Muſie nicht noͤthig 62. find lauter Flickwerck auf deygclavier; haben aber

ihren Nutzen auf dem Monochordogg "dr... Tonus, wegen der Blindheit heutiger Compo- iteurs; examinatur 443. vid. Hypophrygius, » # Quatuor, = Tertia, im Schluß von Crugero 107, No. 1. ohne Tertia. im Anfang/ von Snegaflio’1og, No,tl, folches zu feßen gibt niemand vor Griffen aus 145.die perfectæ Confonantiz find nicht genug - dazuısı es iſt nimmer beffer als wenn mans rein auf den Elavier heraus bringen Fan 156. wenn dieSe- cunda drin vorkommt / Fan die Quarta nicht fehlen 169, ein Trio erforderf mehr Kunſt als ein Quatuor 179. ja. fo gar ein Duet 288, bey einem reinen Qua- tuor wird nie die Secunda noch Nona verdoppelt 190,191, esift daran zweymahl im Orcheftre ges daͤcht isy. aber man hat nicht weifen wollen wie es su machen 196. I | Ä Quinta falfa,mit dem Unter⸗Kuͤchenmeiſter verglichen

257 Ä Ä Quinten, Roß⸗/Zweymahl zwo / von Monſieur Kirche- si fagon zu Rom gedruckt. 125 |

RRa-

Kesifter. 545

*

R8* Aſelius de Modis 401 Ratio, eine ——— Richterin / keine Herr⸗ ſcherin 176

Raupach n.p. ein braver gelehrter Organiſt 16

Re ein Gefpenft oder 2 375

Rebellen in der Diufic 36

Recapitulatio der gegenfeltigenBnlcken 284. ſſ.

Rechenberg / n. A. de inept. Cleric, 267

Rechen Meiſter was er mehr denn ein orbinairer Haußhaͤlter wiffen muß 210, 211

Redsfesven]) heift nicht vermitteln 183. 185

Recitativ, Kirchen: / worin der Alte befichet 132.133, - wie ein Unterfchied zu machen unter dem muficali- Bm neuen Kirchen-Recitativ und dem Theatrali. hen 143. 219. u Idee fo der Gegner davon hat

135. der Griff kommt bäuffig darin vor 173

Redoute, welcher Sl da gebraucht wird 126 Regiſter von Auctoribus de Modis 4013403 Regul / quaſi dicas Riegel. 110. 204 Regul⸗Eoß / muß ein Rechen-Meiſter wiſſen 210.211 Regeln⸗Hencker / wird logigg Regulæ Muſices überhaupt x e Compofitionis infpnderheit Reihen⸗Taͤntze / unter welchen Stylfie gehören 126 Reimmann de feculo ienaro Aretini, 265. ſſ. Reinwald /ſen.ein beruͤhmter praicu in Hamburg 142

Rela-

546 Regiſter.

Relationon harmonica, iſt bey Transpoſitionibus vermeiden 78. wurde von den Alten unnoͤthiger Wei⸗ fe vermieden 102. 103. de toterabili vel intolerabil

12. de excellentiori 22... 7.08

Renner / Joan. von dem dummen Introducteur des Utre mi. in Nieder⸗Sachſen 268. 2ßhbß6

Repercuſſio zıı, gehoͤret nicht ad eſſectum Toni

Reſolutio, darinn find bey gewiſſen Fällen dieDINO- näntien uneing i71.M. hat.nichts mit den Propor- tion zu thun 178.ſſ..

Richey / Prof. Hamb, feine Vergleichung eines Orche⸗ ſtre 22 BE 5

Ritornello gu welchem Styl es gehoͤrt 34:

Roggius Nicol,führet z9. Regeln von dersolmiſation ‘an 338. de Modis402 an on

Rubri ü des Orcheftre,verftcht derSolmifator nicht 54.

1 * 285 * Pr 7% v er .

Ruflicaner' fübmittiren ſich 175. müffen mag melis- matifches haben 176. will das Gehoͤr vergnügen 177

‚Rüdiger D. feine run wärum fieben Thone 280 | 55 | BE

ee Stylus dazu dienet 126 -

Sarabanda , zu welchem Styl fie gehoͤret. 137.

138 | I Sartorius ftrafit den Mißbrauch 201. de Modis. 403 Sänger ı unwiſſende laſſen fih mit Transpo-. fitionibus vexiren 83.erfahrne nicht ſo. ib. koͤn⸗ nen ohne Inftrumente feinen Thon faflen noch halten ib. brauchen Feiner Temperatur, 87 Sanguineus, findet fein Conto in jedem Dramate das gut iſt. 177 Echaͤf⸗

| Regiſter. 547 Schafferlied/ Madrigale. 122 | Scala Chromatica ‚wie viel Etuffen. 335. 410 - e Diatona wie viel ?410 Schelhammer / de Audito , 280 Scena, cantaten⸗weiß. 136 | Schmiede womit fie fich brüften. 314. Schniledessvarnrure , hincket an beyden Seiten. 314 Schmiedehammer / wozu fie Anlaß gegeben. 291 Schulen / da folte die Mufic fu wie andere Studia ge- trieben werden 45 | = erden von dem Gegner veraͤchtlich gehalten.

94 | . Schulmeifter oder Maͤnner find fehr Hoch zu [hagen.

94 ⸗inThuͤringen / da koͤnnen fieSyncopatienesCata- cynreſticas machen / wie die Rede gehet. 192 e man muß von ihnen was lernen 195. fie nennen die Thone gantz recht. 381. 395 Schul⸗Staub / ift nicht appetitlich. 46. 94 Sechseckicht wird GOtt gar fündlich vorgeſtellet auf dem gegenfeitigen Kupffer-Blat. 335 Secunda, die fallende rıı. hat mit der Quarta gleiche fam eine Alliantz 168. man möchte das Trio oder Quatuor gerne fehen / da jene ohne dieſe befindlich. 169. ſie will haben der Baß ſoll weis chen 172. ift in Mittel-Stimmen nicht als Se- cunda zunehmen 183. bey ihrer Refolution darff dic Ober-oder Mittel-Stimme nicht nothwendig ftille ftehen. 190. ifi ein gemeiner Burſch / wie ein Laquais, 260 Seelen ı von. n. A, hat Principena Mulicum gefchrie:

ben. ı5 Eenf:

548 Regifter. Senffel Lutheri Muficalifcher Favorit. 103

Semiditonus, wird als ein Vicarius vorgeſtellet. 256.

Semiditen brauchen wir auf dem Clavier nicht 62 Semitonia Mäjora , find wie Ober-Amt⸗Leute 261 _ = müffen unterfchieden werden/wie 2. Ducaten ei⸗ nes Schlages. 283° | ev - minora,werden mit Hoff⸗Juden verglichen. 261 Semitonium naturale ift allenthalben in der Octava 59 wie es von hinten in Mofcau ausgefehen 215% Majus koͤmmt zweymahl in der Odtava vor / und iftunterfchiedener Hohe 278. da Fünnen fie mite fund h. c. beffer als mit dem dop⸗ pelten mi fa ausgedruckt werden. 282. 283. ihr Sitz durch die ſechs Voces iſt ungewiß. 332. 337 trägt nichts nr Difiindion der Plaga- lium bey, 395 genarius der Glückliche, 277 ⸗der Ungluͤckliche 326 Septima ihr Sprung ra. iſt ein wenig entlegener als die Quartau68. will nicht / daß der Baß weiche 172. in Mittel⸗Stimmen unter ſich komt fie in Feine Conſideration als Septima 183, unge— wöhnliche Refolutiones derfelben werden von ni Bononcini gebilliget. 287 | | Serenata zu welchem Stylo fie gehört. 138 Setzen / ift vom verfegen unterjchieden. 77 Sexta , Regel darüber. ex Bernhardi, 148. ı 49, Modi, die anfängtin Polyphonio ıgz, No. II. Fundamenti,die anfangtin Polyphonio ibid, No,IV, Modi, die anfängt in’Monophonio | 152

w

»

Regiſter. 59

i52. No: V. Fundamenti,die im Monophonio anfängt ibid. No VI, it. 153.154. 288° Simonius, Rich. ejus jndicium de Kirchero 294 Ü, gSinfonia, zu welchem Styl ſie gehöret 129 | Eingen: macht attent, 142 u = - alles Singen ift feine Mufie 205

' Sing- Ttimmen haben groſſe Veränderung durch die ſo genannte Transpoſitiones 83 |

Eing-Arienjdarin 4 vorfommt :73-

2 Snegaffiushat imQuatuor ohneTertia angefangen 110 - deModis 401 | Socrates, dom Wechfel:Singen 300 * Solo, zu welchem Styl ſie gehoͤren 128 = Canto&Baflo zu machen war vormahls verbo⸗ fen 205 ges Soliloquia. Op. Muf.ıos, zu welchem Styl fie ges hoͤren 133 | Solmifatio Aretini , hat viel p. 88. Sie: benſylbichte unterfchieden von der —— thut nichts zur Verfertigung eines Geſanges 206. ver⸗haſtesWeſen a Pe Amazona 213.man potiet ihrer nicht 216. ſoll in Ewigkeit verhaſt heiſ⸗ en262, daß ſie eine Tortura wird gegenſeitig ge⸗ ſtanden zer, Stxeit wegen der Solmifation ge oͤrt uͤr Tyrones 356. Solmifatio bleibt in Tonis fictis imperfecta 361, eſt Crux tenellorum ingeniorum »

370

Solmifatio im Himmel iſt ein Traum 453 Parentalia derſelben 319. Solmiſations⸗ Meifter 187, feine Braut

ee 24 * m Ps; 4 * a * BE EEE 7 Far ER

egiſter.

zitreffe 319, er iſt ni

550 Braut und M

320

Sonata, zu welchem Si fie gehöre Sonatina, zu welchem Sthi ſie gehoͤ

Soni radicales ſind ſieben 348 . 349

Sonorum zecidentia,quz ? 253 Special-Negelt int Orch. werden heiſſen 167.

Species Odtavarum 72.73. 82.4 gehören nicht ad effedtum jegorica 256. Modorum Genere unterfchieden we ur Diftindtion eineg Mo Speer! Danielfhreibt wieder! Buchſtaben vor 357 fo Spielmeifter was mitihm de gehoͤren nicht unters v Splittergen ein paar Muſica Spurii Modi haben unrechte Po z geben Anlap sur entdeckte

chero 709 Statius Pap} nius, vom Wechſe

d Viſchof derGegrer (ei pieferPralat nie gedac

e t citirt 9 eickung darüber >

fchrieben. 302 Stelkonft, muß ein Rechenn

N

Digitized by Google C

Regifter. | 551

Stilo Canonico wird von Broffard nicht mit in

®

Rechnung gebracht 118. Wem er fubaltern 131 gehört gewiſſer maflen mit unter den Stylum Motedticum 133.ha£ feinen eigenen Yrtickelverdient, 136 en: Choraico, wofür er gehört und wie er zu fub- dividiren 118.139. Wie er vom Stylo Hy- porcbematico zu unferfcheiden,. 126

Dramatico wieihn Broffard befchreibet 116.

welchem Styl er fubaltern 131. es gehört viel Dazu. 134.135 Ecclehiaftico,, wie ihn Broffard befchreibt ns. einer.von den 3. Haupf-Stylis 130, 131 Erz klaͤhrung deſſelben 132. 133 Fantaftico,nady Broffard Befchreibung. 117. was der teutſche Kircher davon fagt /20. was er auff Dem Theatro thue. 135.136 Hyporchematico, nad) Broſſard 117 mie er vomChoraico zu unterfcheiden, 125. wen er fubaltern 131.136 Ligato, begreifft nichts als den Choral-Ge- fang 132. 206. Wen er fubaltern 131. wenn man ſich feiner bedienet. 134. Fein galant homme hat mit ihm was zu fehaffen 241. hat feine Roth. 308 ge nad) Broffaerd 17. was es ei⸗ gentlich für ein Styl 121. wird auch in den

Kirchen gebraucht 124.131. was vor Sachen

dahin gehüren.n33 diene auch zum Theatre 135, it, in Cammern. 138. | Metabolico,, läufft mit, 139

No»

552 Regiſter.

—ñ—— —— ——— Ds Motectico, ‚nach Broſſards Beſchreibung 116.

nach dem teutſchen Extract Kircheri 119. 120.

was er in der Kirche fuͤr unwuͤrdige Com- pagnie haben ſoll 124.125. wem er ſubaltern 131, was er fuͤr Sachen begreifſt 133. |

» Sinfoniaconad) Sroffards Beſchreibung r17. nach den teutſchen Extr. Kircheri 127.

- Erflährungdarüber 128. 129. 134. iſt allen 3:Ge- neribusStylorum ſubaltern 131. mag er fuͤr Sachen in der Kirchen begreifft 134 wie er auff dem Theatro dienet. 135. wie in derCam⸗

mer, 137 Stoltzenberg / Chriſtoph / feine Gloſſe über das Ut

17 Stümper / ſpielen lieber aus den F. als Fis. 89 Struvius fein Urtheil vom Cafalio wird Kirchero ap.

' plicirt 295 .

Stylus vsd. Stilo , davon Fan mar nicht ad Tonum ar- gumentiren 74. 114 115. antiquus & mo- dernus 145 146, wo nicht davon geredet wird 179. gehört nicht ad effectum Toni, 251

Subfemitonia ‚brauchen wir nicht 62. haben auf dem

| Monochordo ihren Nugen / nicht auff dem | Clavier. ss |

Subjedta , Stuͤcke vor die Viola di Gamba, 128

Supplementum des Orch, was darauff geantwortet

wird 233.1 - Br Suites ‚unter welchen Styl fie gehören. 129 Syberianer haben wirnicht zu Aubörern. 175 Syllabifatio. 368 F Symphonia, mas es bedeute. 129 Symphoniacus Stylus, 774, Stilo, | ei Sym*

Dez

MR Regifter. 553

Symphoniæ Ars was Merfennus gutes davon vor⸗ bringt 197 Symphonismus Cælorum, eine erbauliche Lehre 298, Syncopatio bey der Nona 189.190. Catachreſtica, koͤnnen die Schulmeiſter in Thuͤ⸗ | ringen machen 192. «195. No, XIV. XV. XVL XVIL,Xvil, { Syftema Compofitionis modern didadtieum defide-. ratur 198 Syftema Novum Modorum Muficorum 418, 419,No. XXII. Syzygia, wird zum Behueff der Quartæ mal à propos angeführet 182 . SAbelle des Gegners vum armen Sünder ırz Ta&, die rechte Seele der Mufic 396» 397 Tambour, fol bezahlet werden 155 Tandı im Ut, die Menge 286 Sann- Arten: nicht zu fangen 137. 138 aͤntze / Teutſche / Poilniſche / Engliſche / Reihen⸗Ehren⸗ Country-Zänße/ wohin ſie gehören 126. 127. groſſe Theatraliſche zu welchem Styl fie zu rechnen 136. Bettel⸗Tantz im Ur 338 | Tantz⸗Meiſter / fhlagen einen Anlauff ab 231 = Bunft Termini die dazugehören 231 TeDeum, Schluß und Preludium darauf 254. erfuüͤllet den Ambitum nicht 398, ift Feine Lob-Melodie 443. 444 | Temperament / nach der Zuhörer ihrem muß eine - Mufic eingerichtet werden 176. 177

Aa rTem⸗

4 Regifter.

Tem peratura, yerfieht der Erfurter nicht 76.286. wann es dran fehlt tauget Feine Transpofitio 77. dadurch wird ein jeder Thon brauchbahr 79. 80. Yieide Hardt / bat die beftegefehrieben 85. Blaß- und Streich » Fnftrumente brauchen Feine 87. wer fie nicht verſteht / Terne fie 92. unfere Vorfahren haben fie unrichtig gehabt 160, fie hilfft aus 452. wie fie be⸗ fchaffen ſeyn muß ibid. |

Tempo, von Taͤntzen / macht Feine Taͤntze 138

Termini technici, was fie für Bedeutung haben) wirb nurim Orch.docirt 196, 197 |

Terpander. hat eine Saite gn viel aufgezogen

Tertia, wird von den Alten in Bielftimmigen Sachen ausgelaffen/im Schluß 107. No. 1. im Anfang 109, 170. Ne,11 fie muß aber nothwendig da feyn 153. 154. major, Doppeltejverdecfte/wie fie choquire 161, wie ſie gemartert werde 436

Tetraphonium in Stylo Phantaſtico 128. 129.

Tetrachorda, wer ſie aus dem Grunde beſchrieben 346 wie ſie eingetheilet 364. 365.

Theatraliſcher Styl / unterſchieden von Kirchen⸗ und Cammer-Stylus. 203. iſt einer der drey Haupt⸗ Style 130. welche Style ihm ſubaltern find 131, hält viel ſchoͤnes in ſich 134. 135. fein Charactere 140. vid Stilo, |

Theatrum, hat nicht lauter uͤppiges 445

Theatricus id, quod Hyporchematicus 126

Theile / n. A, deſſen Approbation deg Orcheſtre 16

Thema einer Aria 195. No. XVIII.

. wæeenn es ſich in einer Fuge nicht genau willimi- ciren lajlen/mas denn draus wird zı1. 212, Fheoeritus vom Wechfel-Singen 303 * | —— eo ·

. Regifter. . 555

Theoria, ift den Hauslenten verborgen 34. der Gegner

mag wohl das feine drin gethan haben 198. iſt nicht tota Mulica 309, 313. |

bone: oder Modi, find vier und zwantzig und haben nichts zu viel 88. gebräuchliche Tonnen nicht neu heiflen 75. ihr Rang 249. wie ber alten Raifonne- mens deson zu verſtehen / ift viel aefrnget 240, wie unfere aber zu nehmen a41, eine Gleichfoͤrmigkeit

kan nicht darüber pretendirt werben 243. daß deren 6. ſind wird mit ſechs elenden Argumenten gegenſei⸗ tig vorgegeben 276, warum nur 7. natürliche, oder foni radicales280, vid, plura, fub Titulo: Modus, alle Thone find eigentlich natürlich 431. die Wir⸗ ung von etlichen ift ung noch nicht bekandt 452.

Tieffe und Soͤhe I machen groffen Unterſchied 73. 90-

Till, Salomon von / vom Wechſel⸗Singen 302; ſchret⸗ bet dem Pythagoras die Erfindung ben Harmonie mit Unrecht su 309. gefteht Daß Puteanus eine leich⸗ tere Mannier su fingen eingeführt habe als Guidg

325 en

Milefius zog mehr Saiten auf als gewoͤhn⸗ ih war ı2 \

Toccata, zu welchem Stylfie gehoͤrt 128

Tocſin, wer es gegeben 165 |

Tonus, ein prætendirter Competente 211, &q. major, gie vielmahler in der Octava 277. minor. ibid, vid. Thone / Modus, | ne Tonus Octavus, nach der Italiaͤniſchen Ordnung 73

- ToniEcclehattici , find anders befchaffen als Modi Græci 64, haben inzwiſchen eine Verwandſchafft mit derfelben 65.132 Moderni 74, Tonus fictus non datur 442 | _.

Aa 2 Tran«

556 Regiſter.

Tranſeat iſt ein maͤchtiges Ding 229.

Transpoſitio, wie fie muͤſſe verſtanden werden 76. 73. warum fie in gewiſſem Verſtande von rechtſchaffenen Muſicis wird 90. es muͤſſen darin Feine Schrancken gefeßt werden 92.

Treiber: 4.41. iſt nicht bey dem Eſel geweſen 44. 231

O0. |

49 . Trias, macht in den Tonis groffen Unterfchied 73. man Fan fie * haben 37. iſt kein Glaubens-Articul 7 4851. ſſ. x » follineinem Trio, vielmehr in einem Quatuor ſeyn 107. 195. ⸗gehoͤrt nicht ad eflectum fondern ad eſſentiam Toniası. iſt das rechte coͤrperliche Weſen al: ler Muſicaliſchen Stuͤcke 396. 397. ohne dies felbeiift Fein Modus zu erkennen 395.396. anarmonica 168, ſq. | I Arillo man einen Vorſchlag 193. wird weggelaſſen oT J ‚Trio, welche mitsen in einem Stuͤcke vorkommen / wie fie von andern zu unterfchieden 83. da bey der Se- cunda die Quarta nicht ift / möchte man gerne fehen 169, es gibt noch Trio in der Welt 179. es twird dar⸗ an im Orcheftre gedacht 195.196. erfordert mehr Kunſt als ein Quatuor 288 Triphonium, mit ein paar Roß » Duinten son Monf, Kischer, 125. in Stylo Phantaflico, 128, 129 Tritonus, ein Bretteur 259

V. —B———— der Muſic / woher? 46 Vermitteln / heiſt nicht rectificiren. 182 * au

4

IBAN L...

> Kegifter. | $57

nn Fan man von keiner Ober⸗oder Unter⸗Stimme fagen. 185 | . Verum-Modum a fidto diflinguere, ift ein, fingirtes tes Weſen und hat die Unmiffenheis zur Mut fer, 386. 387 | | | Detter ın. A. fhreibt sin Choral⸗Buch. 208 Übralte Regeln marum man fie behalten muͤſſe 143. " 144. Uhralte/ was für Leute, 411 Diereckter Componiſt / Fan ſich in alten Autorikus, umſehen. 197 Ä Vilanella, zu welchem Styl fiegehöre.n4 *- Vicla di Gamba, Sachen dafür 128.137. 225. Ricerca- te darauff. 228 a Diolen die Feine Bände haben! geben alle Klänge er an. 93. machen die lärcfefte Symphonie, 1b10.

Violino, Sachen dafür / wohin fie gehoͤren. 137 Virgilius, vom Wechfel-Singen. 303 | Virtuofo der brauchbahre / Opus Muf. edend. sox Vitæ Muficorum, defiderantur, Dedicat. 198 Undecima ifteineerhühete Quarta. 189 Unerfahrenheit der erſten Muficorum, 79, 386 Unifonus, was er nicht ſey wird im Ur gelehret. 54, ss. ift Fein iotervallum. 138 m s Defolatus, warum feiner nicht gedacht wird,

5 > Unterſchied / zwiſchen Kirchen-Theatral und Cam⸗ mer⸗Muſie / worinn er beſtehe. 140, 143

Urbaner / geben aus Hoͤfflichkeit nach.i75. 177 Hu: Ir

558 Regiſter.

7 Vocal-Stimmen/daßder Satz 4 offt 2

komme 173. No.X, man redet i davon 179. es kommt darinn R me , Die der Gegner nicht paßi

| offt vor 186, 297 Vocales fieben der Griechen / wozu fie

Voſſius vom Wechfel-Singen. 303

Br-Schreiber / thut dem Orcheftre wiederleget fich felbft 336. wird zahlt. 238

Ut, ein Buttermilchs-Tractat 238

Ut,remi, hat feinen Uhrfprung vom Iberglauben 322. ſq. wird mit Schrifft verfehen. 376

Vulpius, Melchior de Modis, 390

i 1 ni # “EL; j vr —9 4 M— 4, . i 4 4 # 4 |

A . dienet haben. 347 J Voces, was es vor Wunder⸗Thiere gew 1 6, wird derSemitonien-Siß iii Br von den Egyptern zu erft erfunt J die Griechen dazu gebraucht, il es: » Aretini feine haben groſſe Schwie IE müffen ihrer 7. ſeyn. 353 0 HE) Ei | Voluntaryesein gefchickter Nahme N et 227 ae Dorraths-Cammer / Raifonnement J Be 229

—— u TORRENT

5 sun - pe m er FE FF * E J F u —— FR Be rn ae

BZ > Bi 4 us

nn el

Regifter. 553 w

p. ſeine Meynung von dem Orche- re. 17 Walther / n.p. hat gewiſſe gute Relationes vermie⸗ den 102.103, feine Gedancken von den Kirchen⸗ " Gefängen. 206 Wechſel-Singen / iſt gar was altes. 302 Weder} alle habeflnicht bey ihm gelernet. 106 Wencsslaus Philomathes hat unbrauchbahre Kegeln gefchrieben. 102 | Werckmeiſter / hat S teffani verteutfchet und wird - falfch citirt 40. man kennet feine Schrifften 53. feine Meinung von den Subfemitoniis 62, 85. er weiſet auff Matthæi sg. hat ſich Anfangs einer ungleichen Temperatur bedienen wollen 86. feine Gedancken von den ſogenandten Transpolitionibus oder fremden Thonen 90, 92. wegen der Zänderey und Misgünft 95, von den Manieren in der Muſic. 98. von dem Genere Diatono ‚daß folches die. alten nicht aerne überfchreiten wollen 103. durch ihn und Neidthardten ift der unrichtigen Stimmung adgeholffen 160. fein Hodegus wird recom- mendirt 362, in feiner Harmonologia hat er viel gethan. 139. in Cribro Mufico den Mig- brauch geftraffet. 201. will/ daß man mit zween Modis, quoad genus, ausfommen fünne, 248. ine Anmerckung über dag TeDeum, 245. m werden gegenfeitig des Herrn Steffani Worte zugefchrieben 300. was der Tert oder Zufag im Steffaniſchen Send⸗Schreiben I | 7. Vo⸗

A

an

| x J

ga 750 \ —*46 * Ar

4

J J ES 57

u

2

7. Bogen w Fan der Erfurt

den. 302. Die Paradoxa vot geben ärgerliche Inventiones den vornehmfien Modis 387 x Vocibüs mitzu ®rabefinge: timens vom Aretino 363. 36, mifation eine Torfur und 364. eine groffe Blindheitg6s ces ibid. Verwirrung und C dafür man einen Abjchen f ein Unheil ibid. Guidonifche fein Ausſpruch zum Vorthei und Buchſtaben 367. warnet ae erwirrung 367.369 Unfug 3 68

Werth Jacques de, vermeidet |

103

Wicguefort ein Hiftorgen aus ihm /

Herren Introdudteurs Mi 216 |

Wiegen⸗Lied wird vor überflüßige

gegeben. 305

Wohl⸗Laut / die Ober-Stimme fi

bey als der Baß. 186.

Wolff n. A. wegen des Pythagori

macht fein Negifter-Schreib: 314.

—ſc An

Regiſter. 561

Z. Ahlen /inftruiren nur / decidiren aber nichts.

52.176 | Zummer » Länge, ju welchem Styl fie gehören,

120, Zuhörer! was Kircherus davon vorbringet, 167. wid, Auditores, Zarlinus, de Modis 483. hat Sealam verbeffern wol⸗ EN = bif auf feine Zeit / da der vierdte Periodus an⸗ gehet / hat es ſchlecht ausgefehen. 413 s moben er fein Licht angezundel. 414 Zeiten m ſſen nicht confundirt werden. 370. 410, | man muß fi) darinn ſchicken. 416. 418. find nicht böfer als vor Alters. 417

ns ETC, > er LA x: N

x

ee ——— —— ee ⏑— * *

—— am. u "ei w

-—— x —3—

—ñ—

—— ar tz * ee. er er

nr * 4 A: Ru y rn vd -

ag ta ir Br - ° - N 8* r# - ser . og er : u I een Te - 4 «

Errata.

‚Dedie. & p, 4r0, Heinichen lieg .

p. 16, lin. 4. allergenchmfte/

59. & alibi Author

59. lin. 16. anzuwenden _

82, Jin. 18. fcy 139. lin. 13. Carneval

160. lin, zı. Neidthardt 170. lin 13, vornehmlich

177. lin. 19, Lehrer

194. lin, ı3 Catechreflicam 200. lin 21. Wiederlegers

273. lin, zz. de fquelles 288. lin. ult. Buͤchieins 309. in notis queignes 320, lin, 16, il 3721,35; 34 = 380.lin y. den ibid. lin. 1z. wichtige 399. lin.aer,. den 402. lin, 3. Beuchufius 407, lin. 7, Somitonia 419. lin. 22. recu

411, lin, penult. fa 447. No.XXIV

471, lin, 18 injoy

477, lin.5, Propofitiones

434, lin, ult, vag

al A ei

e v | |

——

3 * * J *

2 4 * * 22

—— Digitized by Google

.r

Digitized by Google

ur U

* J J DE .

by Google x

|

24

>