Chronik für das Jahr

Schlesische

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der

Königlichen Universität

zu Breslau

für das Jahr

vom 1. April 1900 bis 31. März 1901.

Jahrgang 15.

Breslau.

I >,-ii€-k von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)

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Chronik

der

Königlichen Universität

zu Breslau

für das Jahr

vom 1. April 1900 bis 31. März 1901.

Jahrgang 15.

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Breslau.

Druck von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)

1901.

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I. Behörden der Universität.

1. Cnratorium.

Dem Herrn Universitäts-Curator, Oberpräsidenten von Schlesien Herzog zu Trachenberg, Fürsten von Hatz- felds wurde aus Anlass des Krönungs- und Ordensfestes am 18. Januar 1901 der Schwarze Adler-Orden verliehen.

Am 22. Februar dess. Js. wurde derselbe von der medici- nischen Facultat zum Doctor der Medicin und Chirurgie honoris causa promovirt. Das ihm hierüber ertheilte Diplom sagt als Veranlassung dieser Ehrung wörtlich:

„Tum semper singulare scientiae medicae studium ex- hibuit non solum exaedificationi institutionis medicae et quae ad hanc pertinent institutorum universitatis pro- spiciens sed etiam sanitatis quaestiones administrationi provinciae Silesiae propositas admirabili intelligentia per- cipiens perceptisque soluendis magnum inomentum atTerens."

Der Universitäts-Curatorialrath und Vertreter des Univer- sitäts-Curators in Behinderungslallen, Regierungsrath v. Haug- witz, ist in Folge seiner Ernennung zum Oberregierungsrath und Dirigenten der Kirchen- und Schulabtheilung bei der König- lichen Regierung in Magdeburg mit dem 11. Juli 1900 von seinen hiesigen Dienstgeschäften entbunden worden.

An seiner Stelle hat der Herr Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten im Einverständniss mit dem Herrn Finanz- minister durch Erlass vom 17. August 1900 die erledigten Ob- liegenheiten dem im hiesigen Königlichen Oberpräsidium be- schäftigten Regierungsrath Schimmelpfennig übertragen.

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1900. Rector: Prof. Dr. J. Partsch; Prorector: Domherr Prof. Dr. Koenig;

Universitäts-Richter: Ober-Regierungs-Rath, Director des Kgl. Provinzial-Schul-Collegiums Dr. Mager;

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Decane:

der evangelisch-theologischen Facultät: Prof. Dr. Schmidt, der katholisch-theologischen Facultfit: Prof. Dr. Pohle, der juristischen Facultät: Geh. Justiz-Rath Prof. Dr. Brie, der medicinischen Facultät: Prof. Dr. Uhthoff, der philosophischen Facultät: Prof. Dr. Hillebrandt. Gewählte Senatoren: Prof. Dr. Caro,

Geh. Justiz-Rath Prof. Dr. Leonhard, Med.-Rath Prof. Dr. Wernicke, Prof. Dr. Appel, Prof. Dr. Hintze, Prof. Dr. Wrede.

b. Winter-Semester 1900/1901.

Rector: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Flügge; Prorector: Prof. Dr. J. Partsch;

Universitäts-Richter: Ober-Reg.-Rath, Director des Provinzial-

Sehul-Collegiums Dr. Mager; Decane:

der katholisch - theologischen Facultät: Professor Dr. Krawutzcky,

der evangelisch-theologischen Facultät: Prof. Dr. Arnold, der juristischen Facultät: Geh. Justiz-Rath Professor Dr. Leonhard,

der medicinischen Facultät: Prof. Dr. Fi lehne, der philosophischen Facultät: Prof. Dr. Kaufmann. Gewählte Senatoren:

Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Rosanes, Geh. Justiz-Rath Prof. Dr. Fischer, Prof. Dr. Schaefer, Prof. Dr. Jörs, Prof. Dr. Hintze, Prof. Dr. Wrede.

Dem Universitäts-Richter, Ober-Reg.-Rath Dr. Mager wurde aus Anlass des Krönungs- und Ordensfestes am 18. Januar 1901 der Rothe Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife verliehen.

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IL Lehrkörper der Universität. Veränderungen gegen das Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfälle.

Es sind gestorben: am 6. Juli 1900 der ordentliche Honorarprofessor in der medicinischen Facultät, I. Prosektor und Vorsteher der Abtheilung für Entwickelungsgeschichte am anato- mischen Institut, Dr. Gustav Born; am 27. August 1900 der ordentliche Professor in der katholisch-theologischen Facultät, Fürsterzbischöfliche Geistliche Rath Dr. Paul Scholz; am 10. December 1900 der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät und vormalige Director des landwirtschaftlichen Instituts Dr. Walter von Funke. Näheres hierüber enthalten die unter Abschnitt X beige- fügten Nekrologe.

2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc.

Der ordentliche Professor in der katholisch-theologischen Facultät Dr. Ernst Commer ist in Folge seiner Be- rufung an die Universität Wien am 1. October 1900 ausgeschieden;

der ordentliche Honorarprofessor in der evangelisch-theo- logischen Facultät, Wirkliche Ober-Consistorialrath und General-Superintendent von Schlesien, Dr. theol. et phil. David Erdmann hat in Folge seiner Emeritirung mit Schluss des Sommer-Semesters 1900 seinen Wohnsitz nach Dresden-Plauen verlegt;

der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät Dr. Clemens Baeumker wurde vom 1. October 1900 ab an die Universität Bonn versetzt;

der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät Dr. Ulrich Wilcken ist in Folge seiner Berufung an die Universität Würzburg mit Schluss des Sommer- Semesters 1900 ausgeschieden;

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ebenso der ausserordentliche Professor in derselben Facullät Dr. Heinrich Zimmern, welcher einem Rufe an die Universität Leipzig zur Uebernahme einer ordentlichen Professur gefolgt ist;

dem ausserordentlichen Professor in derselben Facultät und Vorsteher der Thierklinik am Institut für landwirt- schaftliche Thierproductionslehre und Veterinärkunde Dr. Berthold Peter ist die nachgesuchte Entlassung aus seiner hiesigen Stellung vom 15. Februar 1901 ab ertheilt worden, (siehe Zugang.)

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen.

a. In der juristischen Facultät: Der bisherige Professor an der Universität Bern Dr. Xaver Gretener ist in gleicher Eigenschaft an die hiesige Universität berufen und der bisherige Privatdocent an der Universität Göttingen Dr. Walther Schücking zum ausserordentlichen Professor an der hiesigen Universität ernannt worden.

b. In der medi cinischen Facultät: ist der bisherige Privatdocent an der Universität Strass- burg Dr. Georg Thilenius zum ausserordentlichen Professor und zum Custos der anatomischen Sammlung am anatomischen Institut ernannt worden.

c. In der philosophischen Facultät: Der bisherige ausserordentliche Professor an der Univer- sität Jena Dr. Theodor Pfeiffer ist als ordentlicher Professor an die hiesige Universität berufen und mit der Direction des agricultur-chemischen und bacteriologischen Instituts betraut worden; der bisherige Kreisthierarzt Dr. Berthold Peter in Anger- münde ist zum ausserordentlichen Professor an der hiesigen Universität ernannt und mit der Leitung der Thierklinik beauftragt worden; der bisherige ausserordentliche Professor an der Univer- sität Leipzig Dr. Conrad Cichorius ist als ordentlicher

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Professor an die hiesige Universität berufen und zum Mitdirector des historischen Seminars bestellt worden; der bisherige ordentliche Professor an der Universität Freiburg i. B. Dr. Mathias Baumgartner ist in gleicher Eigenschaft an die hiesige Universität berufen worden.

2. Ernennungen. Es sind ernannt worden:

a. in der katholisch-theologischen Facultät: der ausserordentliche Professor Dr. Johannes Nikel zum ordentlichen Professor;

b. in der medicinischen Facultät: der Privatdocent Prof. Dr. Stern zum ausserordentlichen Professor und Director der zu errichtenden selbst- ständigen medicinischen Poliklinik, sowie der I. Prosector am anatomischen Institut hiesiger Uni- versität Prof. Dr. Alfred Schaper zum ausserordent- lichen Professor;

c. in der philosophischen Facultät: die Privatdocenten Prof. Dr. Abegg und Dr. Brockel- mann zu ausserordentlichen Professoren.

3. Habilitationen. Als Privatdocenten habilitirten sich:

a. in der juristischen Facultät: Dr. Feodor Kleineidam am 25. Juli 11)00 für Römisches

und Deutsches Bürgerliches Recht; Dr. Alfred Manigk am 2. November 1900 für Römisches und Deutsches Bürgerliches Recht;

b. in der medicinischen Facultät: Dr. Paul Jensen am 19. Juni 1900 für Physiologie; Dr. Martin Thiemich am 22. October 1900 für Kinder- heilkunde;

c. in der philosophischen Facultät: Dr. Walter Herz am 16. Juli 1900 für Chemie; Dr. Emil Bose am 25. Juli 1900 für Physik; Dr. Walt her Stein am 27. October 1900 für Geschichte; Dr. Alfred Pill et am G. Februar 1901 für romanische Philologie.

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C. Beurlaubungen.

Es waren beurlaubt:

a. für das ganze Jahr:

der ordentliche Honorarprofessor in der katholisch -theo- logischen Facultät Dr. Erich Frantz;

der ausserordentliche Professor in der philosophischen Facultät Dr. Otto Auhagen behufs Uebernahme eines Commissoriums als landwirtschaftlicher Sachverstän- diger bei dem General - Consulat in St. Petersburg (vom 1. 5. 00. ab).

b. für das Sommer-Semester 1900: der ausserordentliche Professor in der katholisch -theolo- gischen Facultät Dr. Johannes Nikel zur Wahr- nehmung der Obliegenheiten eines Professors am Priester-Seminar zu Weidenau in Oesterreich-Schlesien. Ausserdem ist der ordentliche Professor in der philoso- phischen Facultät Dr. Carl Appel zu einer wissen- schaftlichen Reise nach Spanien und Portugal vom 1. März bis 15. Mai lfd. Js. beurlaubt.

D. Auszeichnungen.

1. Es erhielten:

den Rothen Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife: der ordentliche Professor, Geh. Reg .-Rath Dr. Brefeld; den Rothen Adler-Orden IV. Klasse:

die ordentlichen Professoren DDr. Krawutzcky, Pohle, Caro und Vogt; den Kronen-Orden III. Klasse:

der ordentliche Professor, Geh. Justiz- und Oberlandes- gerichtsrath Dr. Fischer und der Lehrer am akademischen Institut für Kirchenmusik, Musikdirector Prof. Dr. Schaeffer.

2. Sonstige Auszeichnungen erhielten:

den Charakter als Geheimer Regierungsrath:

der ordentliche Professor in der katholisch -theologischen Facultät, Prälat Dr. Laemmer;

den Charakter als Geheimer Medicinalrath: der ordentliche Professor Dr. Uhthoff;

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das Prädikat Professor:

der Privatdocent in der medicinischen Facultät Dr. He nie und

die Privatdocenten in der philosophischen Facultät DDr. Jiriczek, Rosen und Milch.

£. Sonstige Veränderungen.

Der ordentliche Professor in der katholisch-theologischen Facultät, Domherr Dr. Koenig ist zum Dompropst und

der ordentliche Professor in derselben Facultät Dr. Sdral ek zum Domherrn an der hiesigen Kathedralkirche ernannt worden;

der dem Gerichtsassessor Dr. Jacobi ertheilte Lehrauftrag ist auf ein weiteres Jahr verlängert worden;

der Professor Dr. Schaper, bisher in Boston, ist mit der Wahrnehmung einer Prosectorstelle am hiesigen anato- mischen Institut und mit der Leitung der entwickelungs- geschichtlichen Abtheilung desselben beauftragt worden, siehe auch B 2b;

dem Zahnarzt Dr. Walther Bruck, welcher beauftragt war im Sommer-Semester 1900 die Stelle eines Lehrers der Zahnheilkunde am zahnärztlichen Institut hiesiger Universität wahrzunehmen, ist diese Stelle nunmehr übertragen worden;

der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät Dr. Vogt ist an Stelle des nach Bonn versetzten Pro- fessors Dr. Baeumker zum Director des akademischen Instituts für Kirchenmusik ernannt worden;

der ordentliche Professor in derselben Facultät Dr. Hille- brandt ist auf seinen Antrag von demjenigen Theil seines Lehrauftrages, welcher sich auf die vergleichende Sprachwissenschaft bezieht, bis auf Weiteres entbunden worden ;

dem ordentlichen Professor in derselben Facultät Dr. Koch ist das neu begründete Ordinariat für neuere deutsche Sprache und Litteratur unter Erneuerung des bisherigen Lehrauftrages verliehen worden;

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dem ausserordentlichen Professor Dr. Ahrens ist das in der hiesigen philosophischen Facultät neu begründete Extraordinariat mit der Verpflichtung verliehen worden, die landwirthschaftliche Technologie und die technische Chemie in Vorlesungen und Uebungen zu vertreten;

der Privatdocent in der philosophischen Facultät Professor Dr. Jiriczek ist für das Sommer-Semester 1900 und das Winter-Semester 1900/01 mit der Vertretung des beurlaubten ausserordentlichen Professors Dr. Einenkel an der Akademie Münster beauftragt worden;

der Lehrauftrag des Professors Dr. Gretener ist nach- träglich dahin erweitert worden, auch den Civilprocess, mit Ausschluss von Zwangsvollstreckung und Concurs, in Vorlesungen und Uebungen zu vertreten.

HI. Beamte der Universität.

(Akademische Verwaltung.)

Der Hilfspedell John ist vom 1. April 1900 ab zum etats- mässigcn Universitäts- Unterbeamten (Pedell) ernannt worden ;

der Universitäts -Kassendiener und Ililfspedell Noack ist vom 1. April 1900 ab in den Ruhestand versetzt und an seiner Stelle der bisherige Bibliothekdiener Fleger definitiv mit den Functionen des Universitäts-Kassen- dieners und Hilfspedellen betraut worden;

der Hausdiener und Pförtner am grossen Universitäts- gebäude Zebe ist vom 1. Juli 1900 ab in die durch das am 25. März 1900 erfolgte Ableben des Hausdieners Achtert frei gewordene Hausdienerstelle am Convict- gebäude versetzt worden, während an seine Stelle der Militairanwärter Franz Urban getreten ist;

dem Hausdiener und Heizer am grossen Universitätsgebäude Tautz wurde aus Anlass des Krönungs- und Ordens- festes am 18. Januar 1901 das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen.

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IV. Anstalten ond Commissionen der

Universität.

I. Wissenschaftliche Anstalten.

a. Die Königliche und UniversitÄts-Wbliothek.

I. Vermehrung des Bücherbestandes.

Vom 1. April 1900 bis 31. März 1901 wuchs der Bücher- besland um 10 153 Bünde. Durch Kauf erworben wurden davon 2374 Bände, geschenkt wurden 423, als Pflichtexemplare eingereicht 966 Bände, der Tauschverkehr brachte 6390 Bände bezw. Programme, Dissertationen und andere Gelegenheits- schriften.

II. Rechnungswesen.

Die Ausgaben für den Bücherkauf beliefen sich auf 27 089 Mark 63 Pf. Davon entfallen auf Zeitschriften rd. 8072 Mark, auf Fortsetzungen rd. 8348 Mark, auf Nova rd. 8301 Mark, auf Antiquaria rd. 2367 Mark. Die Bindearbeiten erforderten rd. 5911 Mark, die übrigen sächlichen Ausgabetitel rd. 3452 Mark.

III. Benutzung.

Auf Grund eingereichter Bestellzettel wurden 49 645 Bände benutzt (43 733 im Vorjahr); die Leseräume waren an 290 Tagen geöffnet und wurden von 11 875 Personen (10 626 im Vorjahr) besucht. In 12 254 Fällen waren Bücherbestellungen erfolg- los; 6475 der gewünschten Werke waren nicht vorhanden, 5779 anderweit verliehen. Für die Handbibliothek und die Bücherräume lassen sich Benutzungsziffern nicht angeben.

Während des Sommer-Semesters 1900 haben

a. 888 einheimische (950 im Vorjahr),

b. 175 auswärtige (165 im Vorjahr), davon 48 ausserhalb Schlesiens wohnende Benutzer Bücher entliehen;

im Winter-Semester 1900/01

a. 1030 einheimische (961 im Vorjahr),

b. 251 auswärtige (208 im Vorjahr), davon 69 ausserhalb Schlesiens.

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Die auswärtigen Entleiher haben 3349 Bände (2818 im Vorjahr) in 770 Sendungen (663 im Vorjahr) erhalten.

Von der Gesammtzahl der immatriculirten Studenten haben etwa 29 Procent Bücher entliehen; im Einzelnen schwanken die Ziffern zwischen 63 Procent bei Philologen und Historikern und 16 Procent bei den Medicinern.

Handschriften auswärtiger Bibliotheken sind wieder in grösserer Anzahl in dtm diesseitigen Arbeitsräumen benutzt worden. Der Leiheverkehr mit der Königlichen Bibliothek zu Berlin erfuhr eine weitere nicht unerhebliche Steigerung. Gemäss Erlass des Cultusministeriums vom 31. October 1897 entliehen Bücher 37 Bibliotheken höherer Lehranstalten in Schlesien und Posen.

IV. Personal. Zu Anfang September trat Herr Dr. Schneider aus Görlitz als Volontair ein. Herr Oberbibliothekar Professor Dr. de Boor wurde vom 1. October ab auf ein Jahr behufs Vollendung wissenschaftlicher Arbeiten beurlaubt; es wurde dafür Herr Assistent Dr. Priesack aus Göttingen der hiesigen Bibliothek überwiesen.

Staender.

b. Das akademische Lese-Institut.

Der Vorstand des Instituts war ebenso wie im Vorjahre zusammengesetzt.

Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug zu Anfang des Jahres 1901 96, die der nichtakademischen ausserordent- lichen Mitglieder 20, die der Theilnehmer am Lesezirkel 92. Die Zahl der Studirenden, welche sich am Vereine betheiligten, zeigt gegen das Vorjahr eine nicht unerhebliche Vermehrung: sie belief sich im Sommer 1900 auf 105 (gegen 75 im Sommer 1899), im Winter 1900/01 auf 99 (gegen 81 im Winter 1899/1900).

Die Einnahmen des Vereins betrugen mit dem Staats- zuschuss von 600 Mark 3936 Mark 75 Pf., die Ausgaben 4092 Mark 93 Pf. Der Kassenbestand belief sich zu Anfang des Jahres 1901 auf 212 Mark 69 Pf.

Brie.

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c. Seminare.

1. Das evangelisch-theologische Seminar.

Die Uebungen der alttestamentliehen Abtheilung des theologischen Seminars wurden im Jahre 1900/01 unter der Leitung des D. Cornill in gewohnter Weise fortgeführt. Im Sommer- Semester hatten sie bei 7 Theilnehmern und einer Hospitantin die Paralleltexte Jesaja 36—39 u. II. Könige 18—20 zum Gegenstand, im Winter-Semester bei 6 Theilnehmern die Eliaerzählungen I. Könige 17 21. Ausserdem wurden im Sommer-Semester 4, im Winter-Semester 3 schriftliche wissen- schaftliche Arbeiten eingereicht und mit den Verfassern gründ- lich durchgesprochen.

In der neutestamentlichen, von D. Wrede geleiteten Abtheilung wurden im Sommer -Semester ausgewählte Ab- schnitte der Apostelgeschichte exegetisch und kritisch be- sprochen, im Winter-Semester 1900/01 war die im Markus- evangelium vorliegende Ueberlieferung über Jesus als den Messias der Gegenstand der Verhandlungen.

Schriftliche Arbeiten wurden in beiden Semestern von allen Theilnehmern gefordert und geliefert; eine Besprechung derselben fand in den letzten Stunden statt.

In der kirchengeschichtlichen Abtheilung unter der Leitung D. Müllers wurden im Sommer 1900 die Quellen für die Wittenberger Unruhen während Luthers Aufenthalts auf der Wartburg 1521/22 behandelt, im Winter 1900/01 die Quellen zur Geschichte der Christenverfolgungen bis auf Decius ein- schliesslich besprochen. Beide Male wurden schriftliche Arbeiten gemacht.

In der systematischen Abtheilung war Gegenstand der von D. Schmidt geleiteten Uebungen, Sommer- und Winter- Semester in fortlaufender Folge, Schleiermachers „Der christ- liche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt/' Einleitung §§ 1 19. Ziel war das eindringende Verständniss des fortschreitenden Ge- dankenbaues, sowie ein selbständiges Urtheil über die ver- arbeiteten Grundprincipien und der eigenthümlichen Stellung des Autors zu ihnen, immer im Vergleich mit der von heute

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und den actuellen Fragen des Tages. In diesem Zusammen- hang kamen sowohl die falsche Problemstellung über den Be- weis des Christenthums in Björnson's „Ueber die Kraft" als auch Ad. Harnacks „Das Wesen des Christenthums" 1900 zur eingehenden Besprechung. Dem Schleiermacher'schen Text gemäss gestellte Themata sollten die Verhandlungen verwerthen. Sehr umfassend wurde über das Verhältniss von Religion und Sittlichkeit gearbeitet.

D. Arnold, z. Zt. Decan.

2. Das praktische Institut der evangelisch- theologischen Facultät.

Homiletisches Seminar.

An den Uebungen des homiletischen Seminars nahmen im Sommer - Semester 1900 13, im Winter - Semester 1900/01

12 Mitglieder Antheil. Es wurden im Sommer - Semester 11 Predigten gehalten und ausserdem 2 Predigten ausgearbeitet und gemeinsam besprochen; im Winter - Semester wurden

13 Predigten in den Gottesdiensten des Seminars gehalten.

Katechetisches Seminar.

Dem Seminar gehörten im Sommer-Semester 11 Mitglieder an, die in 11 Katechesen ausgewühlte Texte aus dem Alten und Neuen Testament behandelten. Im Winter-Semester be- theiligten sich 17 Mitglieder, von denen 16 Katechesen theils über neutestamentliche Texte, theils über Katechismus- Abschnitte gehalten wurden. Die Katechesen wurden hinterher gemeinsam besprochen.

Kawerau.

3. Das katholisch-theologische Seminar.

Mit dem Beginne des Winter-Semesters 1900/01 wurden dem katholisch-theologischen Seminar neue Räume im 1. Stock des Convictgebäudes, welche bisher dem physikalischen Institute dienten, überwiesen. Dieselben bestehen in einem Uebungs- saale, zwei Bibliothekräumen und einem Garderobenzimmer und sind ihrem Zweck entsprechend renovirt worden. Auch eine Neuordnung der Seminarbibliothek fand bei dieser Ge- legenheit statt. Sowohl die gesteigerte Betheiligung an den

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Uebungen als insbesondere die regere Benutzung der Bibliothek gab von der Vortheilhaftigkeit der getroffenen Aenderungen Zeugniss.

In der kircliengeschichtlichen Seminarabtheilung unter Leitung des Prof. Dr. Sdralek beschäftigten sich im Sommer- halbjahr 1900 die Mitglieder (51) mit den wichtigsten Rich- tungen der Geschichtsphilosophie. Es wurde nachgewiesen, welche Dienste die Geschichtsphilosophie der Geschichts- forschung dadurch geleistet hat, dass sie die allgemeinen Be- dingungen und Processe, auf denen der Zusammenhang der geschichtlichen Thatsachen beruht, die Art ihres Wirkens und das Maass ihres Einflusses auf den geschichtlichen Verlauf auf- deckt und bestimmt. Im Winterhalbjahr 1900/01 kehrte der Unterricht zu den Anfängen historischer Methodik zurück, in- dem die Mitglieder (60) in den Kriterien, an welchen man die Fälschung und Interpolation der Quellen erkennt und nach- weist, unterwiesen wurden und deren praktische Anwendung an dem Nachweis der Unechtheit der den Christen von den römischen Kaisern Tiberius, Trajan, Hadrian, Marc Aurel ge- währten Toleranzedikte, der Unechtheit des Briefwechsels zwischen Jesus und Abgar von Edessa und der Interpolation der Chronik des Martinus von Troppau geübt wurde.

In dem von Prof. Dr. A. Schaefer geleiteten neu testa- mentliche n exegetischen Seminare wurden im Sommer- Semester 1900 in der Abtheilung für Anfänger die textkritischen Mittel und Grundsätze dargelegt und an Beispielen gehand- habt, ferner die wesentlichen Regeln der biblischen Herme- neutik unter Zugrundelegung von Beispielen und im Hinblick auf die Geschichte der Exegese besprochen. In der anderen Abtheilung wurde von fortgeschritteneren Mitgliedern die Er- klärung des zweiten Briefes an die Thessalonicher versucht. Dabei ward besonders das Verhältniss desselben zum ersten Briefe und die xaie^wv-Frage eingehender erörtert. Im Winter- Semester 1900/01 wurden der III. und II. Johannesbrief und Theile des I. Johannesbriefes zur Erklärung vorgelegt und zwar unter besonderer Berücksichtigung der Verfasserfrage.

Im Sommer - Semester 1900 bestanden die praktischen Uebungen des dogmatischen Seminars unter Leitung des

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Prof. Dr. Pohle in einlässlichen Untersuchungen über das Verhältniss des biblischen Hexaemeron zu den Thatsachen der Geologie und Paläontologie. Dabei wurde den sog. idealen und concordistischen Harmonisirungsversuchen eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und die richtige Mitte zwischen dem extremen Idealismus und Concordismus aufgesucht, nachdem die Institutions- und die Sintfluththeorie als veraltet beseitigt worden waren. Im Winter - Semester 1900/01 wurden die Uebungen auf die Biologie oder die Entstehungsweise der irdischen Organismenwelt, zunächst des Pflanzen- und Thier- reiches, ausgedehnt. Im Besonderen wurde die von der an- thropologischen Section des internationalen Gelehrtencongresses zu Brüssel 1894 angeregte Frage beantwortet, ob und inwieweit der moderne Entwickelungsgedanke sich mit dem mosaischen Schöpfungsbericht vereinbaren lasse. Bezüglich der Ent- stehungsweise des ersten Menschen wurde der atheistische Darwinismus als Vernunft- und glaubenswidrig zurückgewiesen, während hinsichtlich der Mivart'schen Hypothese von der natürlichen Emporentwickelung des ersten Menschenleibes ge- zeigt wurde, dass sie zwar nicht direct gegen den Glauben verstösst, wohl aber dem natürlichen Wortsinn des mosaischen Berichtes Gewalt anthut. Der beschriebene UebungsstofT, der in beiden Halbjahren eine zahlreiche Zuhörerschaft anzog, wurde theils in Vorträgen des Leiters, theils in schriftlichen Arbeiten und Vorträgen der Mitglieder mit darauf folgender Discussion methodisch verarbeitet und praktisch eingeübt.

Die exegetischen Uebungen in der alttestamcntlichen Seminarabtheilung wurden im Sommer - Semester 1900 von Prof. Dr. Scholz geleitet. Die ausserordentlichen Mitglieder, deren Zahl 10 betrug, erklärten ausgewählte Abschnitte aus Michäas und Malachias; die 3 ordentlichen Mitglieder hatten abwechselnd in lateinischer Sprache ein Referat über einen schwierigeren Abschnitt aus der Genesis vorzutragen; an das Referat knüpfte sich die Discussion in derselben Sprache. Nachdem Prof. Dr. Scholz am 27. August 1900 gestorben war, wurden im Winter-Semester 1900/01 die Uebungen von dem zum Ordinarius ernannten Prof. Dr. Nike 1 in zwei Cursen ab- gehalten, von welchen der eine 18, der andere 3 Mitglieder

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zählte. In dem ersten Cursus wurden die ersten 6 Kapitel des Buches Josua gelesen und erklärt, im zweiten wurden Aus- arbeitungen über ausgewählte Abschnitte aus den Proverbien angefertigt und besprochen.

Krawutzcky, z. Zt. Decan.

4. Das juristische Seminar.

Die Uebungen im juristischen Seminar standen unter der Leitung derjenigen Professoren der Facultät, in deren Fach sie einschlugen.

Die Bibliothek verwaltete Prof. Dr. Fischer.

Prof. Dr. Dahn leitete im Sommer 1900 die Auslegung

der Germania des Tacitus und im Winter 1900/01 Uebungen

auf den von dem Bürgerlichen Gesetzbuch nicht berührten Gebieten des Deutschen Privatrechts.

Prof. Dr. Brie leitete in beiden Semestern staatsrechtliche Uebungen. Im Sommerhalbjahr wurde die Preussische Ver- fassungs-Urkunde, im Winterhalbjahr die Deutsche Reichsver- fassung den Uebungen zu Grunde gelegt.

Prof. Dr. Leonhard leitete im Winterhalbjahr Besprechung neuerer Schriften über das Deutsche Bürgerliche Gesetzbuch.

Prof. Dr. Fischer veranstaltete im Sommer - Semester processtheoretische Referate. Im Winter fanden unter Theil- nahme von Juristen und Theologen Uebungen in der Inter- pretation des corpus juris canonici (Lehre vom Eheconsens) statt.

Prof. Dr. Jörs veranstaltete in beiden Semestern Uebungen im Römischen Recht mit mündlichen Vorträgen der Studirenden und zwar

im Sommer-Semester 1900 über die Rechte des Zwölf- Tafel-Gesetzes nach Bruns fontes iuris Romani antiqui,

im Winter-Semester 1900/01 im Anschluss an die Insti- tutionen des Gaius.

Prof. Dr. Gretener leitete im Sommer-Semester 1900 die kritische Besprechung des Schweizerischen Strafgesetzentwurfs.

Leonhard, z. Zt. Decan.

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5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.

In dem von Professor Dr. Wolf geleiteten Seminar fanden im Sommer-Semester 1900 11, im Winter -Semester 1900/01 12 Sitzungen statt. Zur Besprechung gelangten verschiedene Themata aus dem Gebiete theils der theoretischen, theils der praktischen Nationalökonomie. U. a. wurde im Sommer-Semester Henry George, Fortschritt und Armuth gelesen, weiterhin die Verelendungstheorie und überhaupt die Fragen der Einkommens- vertheilung, sodann Schriften über den wirtschaftlichen Auf- schwung Deutschlands discutirt. Im Winter-Semester waren die behandelten Themen: Theorie des Geldes, Schutzzoll und Freihandel, die „Kohlennoth", die Waarenhäuser und ihre Be- steuerung.

Professor Dr. Sombart hielt in beiden Semestern in ge- wohnter Weise Uebungen ab. Im ersten Semester wurden verschiedene Themata in Vorträgen und Discussionen behandelt. Im zweiten Semester wurde ausschliesslich der Kapitalbegriff erörtert.

Die für das Seminar ausgeworfenen Geldmittel sind vor- schriftsmässig verwendet worden. Die Seminarbibliothek war auch in diesem Jahre von Herrn Dr. Max Gebauer aufs Sorgfaltigste verwaltet. Sie war jeweils an 3 Tagen der Woche geöffnet, insgesammt fanden im Sommer-Semester 41, im Winter-Semester 47 Bibliotheksstunden statt. Die Zahl der Bibliotheksbesucher war 148 und 167.

Wolf. Sombart.

6. Das historische Seminar. Durch die Bewilligung einer namhaften Summe als ausser- ordentlichen Zuschusses zur laufenden Dotation des Seminars konnten wenigstens die dringlichsten Bedürfnisse für den Unterricht und die selbstständigen Uebungen der Studirenden befriedigt und manche Lücken in der Büchersammlung aus- gefüllt werden. Bei dieser ausserordentlichen Vermehrung der Bücher ist ebenso wie bei den alljährlichen Ankäufen die alte Geschichte mit einem Drittel der verfügbaren Mittel bedacht worden. Die Geschäfte wurden im Winter-Semester 1899/1900 von Prof. Dr. Wilcken geführt. Im Sommer-Semester 1900

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übernahm sie Prof. Dr. Caro vertretungsweise und führte sie im Winter-Semester 1900/01 im Turnus fort.

Prof. Dr. Caro behandelte im Sommer abschliessend die aus dem vorangegangenen Semester noch unerledigten Fragen über den Ursprung des siebenjährigen Krieges und ging dann auf die historischen Quellenschriften der Epoche vom Inter- regnum bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts ein. Besondere Analysen wurden von der Gruppe der Königssaaler Chroniken gegeben. Im Winter-Semester 1900/01 wurden die deutschen Chroniken der genannten Epoche noch weiter behandelt, dann richtete sich das Augenmerk auf die italienischen, französischen und englischen Schriftsteller derselben Zeit, und namentlich wurde die Florentiner Geschichtsschreibung des 14. Jahrhunderts eingehend besprochen.

Prof. Dr. Kaufmann: Im Sommer 1900 nahmen an den von mir geleiteten Uebungen 22 Mitglieder theil, darunter vier Damen. Referate der Mitglieder über Abschnitte aus Froude, The growth of the English Constitution, Baumgarten, Bezold, Ritter, Voigt, Ranke u. a., sowie über einige Monographieen und Quellenschriftsteller, namentlich des Mittelalters, bildeten den Ausgangspunkt der Untersuchungen.

Im Winter 1900/01 nahmen 26 Mitglieder, darunter wieder 4 Damen, an den Uebungen theil, die in gleicher Weise wie im Sommer gehalten wurden. So wurden z. B. behandelt: Joh. Janssen's Geschichte des deutschen Volkes Die Litteratur über die Pack'schen Händel E. Gothein, Jura Curiae in Munchwilare Kranz, Bauerngut und Frohndienste Das Zollgesetz von 1818 Lamennais, Paroles d'un Croyant Eine Urkunde Ottos I. und ein Kapitular Ottos III.

Prof. Dr. Schulte: Im Sommer 1900 wurden bei 21 Theil- nehmern zunächst die Urkundenfälschungen des Reichskanzlers Kaspar Schlick untersucht. Dann wurden einzelne Theile der Geschichte der französischen Revolution behandelt: Militair- edict von 1781, Notabelnversammlung, einzelne Cahiers aus Lothringen und die Flucht des Königs. Es schlössen sich daran biographische Skizzen einzelner Personen.

Im folgenden Winter-Semester wurde bei 1 1 Theilnehmern die Geschichte der ältesten Zeitungen und ihre Kritik metho-

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disch behandelt; dann folgten Untersuchungen und Vorträge über den ghibellinischen Imperialismus unter Heinrich VI. und endlich solche über die Disposition der Goldenen Bulle.

Prof. Dr. Wilcken und Prof. Dr. Cichorius: Im alt- historischen Seminar behandelte während des Sommer- Semesters 1900 Prof. Wilcken Aristoteles* üoXtTtxa als Mittel- punkt seiner üebungen. Im Besonderen wurde die Frage ge- nauer untersucht, in welchem Verhältniss die Aftrjvefov TcoXtxefa zu den IloXtxtxa stehe. Während des Winter-Semesters 1900/01 besprach sein Nachfolger, Prof. Dr. Cichorius, historische Fragen im Anschluss an Cicero's Briefe. Von letzterem wurden das siebente Buch der Briefe an Atticus, sowie einzelne Stücke aus den Büchern VI u. VIII und aus der Sammlung ad fami- liäres gelesen, und besonders Ciceros Provinziahrerwaltung und Vorgeschichte und der Ausbruch des Bürgerkrieges unter Heran- ziehung der betreffenden Partieen von Caesars Commentarien eingehend untersucht.

Caro. Kaufmann. Schulte. Cichorius.

7. Das kunstgeschichtliche Seminar.

Es wurden in zwangloser Weise kunstgeschichtliche Fragen erörtert und Arbeiten der einzelnen Mitglieder besprochen. 10 Studirende nahmen an den Uebungen Theil, 4 promovirten in Kunstgeschichte. Muther.

8. Das philologische Seminar.

Prof. Foerster Hess im Seminar im Sommer-Semester den Agamemnon, im Winter -Semester die Choephoren des Aischylos interpretiren und einen Theil der Ergebnisse der Erklärung und der metrischen Analyse in schriftlichen Ausarbeitungen einzelner Mitglieder niederlegen. Ausserdem wurde im Winter-Semester über die schriftliche Arbeit eines Mitgliedes disputirt.

Im Sommer-Semester 1900 behandelte Prof. Norden mit den ordentlichen Mitgliedern des Seminars Plaut us' Pseudolus, im Winter-Semester 1900/01 mit den ausserordentlichen aus- gewählte griechische Elegiker und Cicero de oratore B. III.

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Professor Skutsch leitete im Sommer-Semester 1900 die Uebungen des 25 Mitglieder zählenden Proseminars. Inter- pretirt wurden der Epitaphios des Lysias und Catulls Lesbia- lieder. Um für eine vergleichende Betrachtung der lysianischen Rede und die Entscheidung der Echtheitsfrage Stoff zu ge- winnen, waren einerseits die übrigen Reden des Lysias, andererseits die übrigen Epitaphien unter die Mitglieder zu eingehender Leetüre vertheilt; das Facsimile von Catulls Sangermanensis gab Gelegenheit zur ersten Einführung in die Paläographie. Im Winter-Semester 1900/01 Hess Professor Skutsch von 6 ordentlichen Mitgliedern und einem Hospes Vergils Eklogen interpretiren und für das Verständniss der Eklogen wichtige Stücke aus den griechischen Bukolikern sowie aus Georgica und Ciris kursorisch lesen. Ausserdem wurden einige schriftliche Arbeiten besprochen.

Die Geschäftsführung lag in den Händen des Prof. Norden.

Foerster. Norden. Skutsch.

9. Das archäologische Seminar.

Im Sommer-Semester wurden von 13 ordentlichen und 2 ausserordentlichen Mitgliedern Vasenbilder desDuris, sowie die archaische Vase mit der Darstellung des Kampfes des Herakles und der Hydra, welche sich im archäologischen Museuni befindet, interpretirt. Im Winter-Semester, in welchem sich 7 Studirende als ordentliche und 9 als ausserordentliche Mitglieder an den Uebungen betheiligten, wurde mit der Er- klärung von Vasenbildern des Museums fortgefahren, ausser- dem wurden ausgewählte „Bilder" des älteren Philostrat inter- pretirt und theils mit den Rekonstruktionen der Künstler der Renaissance, theils mit altchristlichen Mosaiken verglichen. Die Ergebnisse wurden in Ausarbeitungen der Mitglieder, in einem Falle auch in einer Federzeichnung des ausserordent- lichen Mitgliedes Herrn Regierungsbaumeister Burgemeister niedergelegt. Als Amanuensen fungirten die Herren Dr. Erwin Hintze und Stud. phil. Jos. Mikolajczak.

Foerster.

10. Das germanistische Seminar.

Im Sommer 1900 veranstaltete Professor Vogt gothische Uebungen unter Betheiligung von 16 ordentlichen Mitgliedern

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und 13 Hörern; im Winter 1900/01 wurde das Nibelungenlied zum Gegenstande schriftlicher und mündlicher Uebungen ge- macht; es betheiligten sich 16 ordentliche Mitglieder und acht Hörer.

In der Abtheilung für neuere Litteratur betheiligten sich im Sommer-Semester 1900 an der Interpretation von Klopstocks Oden 27 Mitglieder; im Winter-Semester 1900/01 an der Er- klärung von Graf Platens „Verhängnissvoller Gabel" und „Romantischem Oedipus" 26 Mitglieder. Unter ihnen waren im Sommer-Semester eine, im Winter-Semester zwei Damen.

Vogt. Koch.

11. Das romanisch-englische Seminar, a. Die romanische Abthetlnng.

In der philologischen Abtheilung des romanischen Seminars wurden im Sommer-Semester 1900 philologische und litterar- historische Uebungen an Corneilles Cid vorgenommen, im Winter-Semester 1900/01 eine Anzahl von Stücken aus des Unterzeichneten provenzalischer Chrestomathie interpretirt.

Es betheiligten sich in beiden Semestern ausser den 12 ordentlichen Mitgliedern noch eine Anzahl von Hospitanten an diesen Uebungen.

An den praktischen neufranzösischen Uebungen bei Prof. Pill et nahmen Theil im Sommer- Semester 12 ordentliche Mitglieder und 2 Hospitanten, im Winter-Semester 12 ordent- liche Mitglieder und 1 Hospitant. In beiden Semestern wurden Arbeiten litterarischen Inhalts geliefert und durchgenommen. Ausserdem wurde Schillers „Verschwörung des Fiesco" theils schriftlich, theils mündlich übersetzt. Im Winter sind auch noch Arbeiten über die „Simplification de l'enseignement de la syntaxe francaise (Arrete du 31. juillet 1900)'* gemacht und besprochen worden.

Appel.

b. Die englische Abthelloiig.

In der philologischen Section wurde im Sommer-Semester 1900 Shakespeare's Hamlet gelesen und interpretirt, sowie im Anschluss daran philologische, litterar-historische und ästhe- tische Fragen erörtert. 32 Studirende und Hospitanten be-

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[heiligten sich, darunter 14 als active Mitglieder. Im Winter- Semester 1900/01 wurden Gedichte von Robert Bums übersetzt und erläutert, auch Vortrüge gehalten, welche das Leben und Dichten Robert Burns' und überhaupt die Litteratur dieser Periode betrafen. 36 Studirende und Hospitanten nahmen Theil, darunter 16 active Mitglieder.

In Folge der reichlichen Zuwendungen ausserordentlicher Geldmittel konnten mehrere werthvolle Anschaffungen für die Seminarbibliothek gemacht und die wichtige, noch von Prof. Kolbing bestellte Sammlung der Early English Text Society bezahlt werden. Sarrazin.

12. Das slavisch-philologische Seminar.

Im slavisch-philologischen Seminar wurden im Sommer- Semester 1900 in der I. Abtheilung mit 9 Mitgliedern die Nach- richten über die ältesten altslovenischen, glagolitischen und cyrillischen Bücher zusammengestellt, insbesondere die Schick- sale des altslovenischen Evangelienbuches bis in das XV. Jahr- hundert verfolgt. In der II. Abtheilung wurden nach einer Einleitung über die Litteratur der Fabeln bei den Slaven und über die Stellung Krasicki's in der polnischen Litteratur die Fabeln dieses Dichters mit besonderer Rücksicht auf einige Fabelstoffe gelesen und erörtert. Mitgliederzahl 22.

In beiden Abtheilungen wurden in herkömmlicher Weise Vorträge über gegebene oder im Anschluss an das Vorgetragene selbstgewählte Themata gehalten und besprochen.

Im Winter-Semester 1900/01 wurden in der I. Abtheilung die ersten Anfänge der slavischen Philologie und die Haupt- verdienste der hervorragendsten älteren Slavisten bis auf Schafarzik und Sresnewskij eingehend erzählt unter Hervor- hebung der grundlegenden Werke derselben. In der zweiten Abtheilung wurden nach Feststellung der Grundsätze der slavischen Ortsnamenforschung die wichtigsten Gruppen der urkundlich überlieferten mittelalterlichen Ortsnamen in Schlesien und Posen durchgenommen.

In beiden Abtheilungen wurden von den Seminarmitgliedern im Anschluss an die vorgetragenen Belehrungen am Schlüsse des Semesters drei Vorträge gehalten und besprochen.

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Die Theilnahme an den Uebungen (in der ersten Abthei- lung 10, in der zweiten 18 Mitglieder) war mit geringen Aus- nahmen eine recht rege, die Seminarbibliothek wurde fleissig benutzt.

Nehring.

13. Das geographische Seminar.

Im Sommer 1900 wurde den Uebungen, für welche sich 11 Theilnehmer meldeten, das klassische Reisewerk Leopolds von Buch über Norwegen und Lappland zu Grunde gelegt, seine Lesung aber verbunden mit der Behandlung derselben Gebiete durch andere Reisende (von Hausmann bis auf Ed. Richter) und einheimische Forscher (namentlich Kjerulf). Die Ergebnisse der einzelnen Verhandlungen wurden zum Gegenstand freier Ausarbeitungen der Seminarmitglieder.

Für den Winter 1900/01 wurde die Lesung von Humboldts Ansichten der Natur in Angriff genommen. Aber der Schwer- punkt der Arbeit für die 10 Mitglieder, 2 Hospitanten und eine Hospitantin lag in der Vorbereitung der Festschrift zur Be- grüssung des XIII. Deutschen Geographentages, zu deren Aus- arbeitung die Theilnehmer der Uebungen sich vereinigt hatten. Eine ausserordentliche Bewilligung aus dem Titel Insgemein, zu welcher auf besondere Empfehlung des Planes durch den Herrn Universitäts-Curator der Herr Minister sich entschlossen hatte, schuf die Grundlage dieses für die Thätigkeit des Seminars überaus anregenden und zu vollstem Erfolge ge- deihenden Unternehmens.

In der Bibliothek und dein Arbeitsraume des Seminars herrschte demgernäss eine besonders erfreuliche, gesteigerte Thätigkeit, zumal neben den Aufsätzen für die Festschrift auch drei grössere Arbeiten rüstig gefördert wurden.

J. Partsch.

14. Das mathematisch-physikalische Seminar.

In der von Professor Rosanes geleiteten Abtheilung wurden im Sommer-Semester 1900 Aufgaben aus der ana- lytischen Geometrie der Ebene (für Anfänger) behandelt, daneben arbeiteten Fortgeschrittene über conjugirte bilineare Formen.

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Im Winter-Semester 1900/01 wurde über lineare Substitutionen gearbeitet.

In der von Professor Sturm geleiteten Abtheilung des Seminars wurden im Sommerhalbjahr 1900 Aufgaben aus dem Anhange des Theils I von Reye's Geometrie der Lage gelöst, während im Winterhalbjahr 1900/01 Uebungen in den Elementen der Differential- und Integralrechnung vorgenommen wurden.

In der physikalischen Abtheilung wurden im Sommer- Semester Aufgaben aus der Mechanik, im Winter aus der Lehre von der Fortpflanzung der Wärme behandelt.

Rosanes. Sturm. O.E.Meyer.

15. Das philosophische Seminar.

In der historisch-systematischen Abtheilung des philoso- phischen Seminars setzte Professor Baeumker im Sommer- Semester 1900 die Uebungen über Piatons Politeia mit 7 Theil- nehmern fort. Im Winter-Semester 1900/01 musstc die histo- risch-systematische Abtheilung des Seminars seiner Unter- weisung entbehren, da er am Ende des Sommers 1900 einem Rufe an die Bonner Universität gefolgt war.

Professor Freudenthal veranstaltete im Sommer 1900 Uebungen über Aristoteles' Metaphysik, an denen 13 Studirende theilnahmen. Im Winter-Semester 1900/01 ward von ihm Spinozas Ethik den Besprechungen zu Grunde gelegt. 23 Stu- dirende betheiligten sich an diesen Uebungen.

Auch in diesem Jahre ward dem philosophischen Seminar vom Königlichen Ministerium ein besonderer Zuschuss gewährt, durch welchen empfindliche Lücken in den Beständen der Bibliothek ausgefüllt werden konnten.

In der psychologischen Abtheilung des Seminars behandelte Prof. Ebbinghaus während des Sommer-Semesters 1900 durch Referate und Discussionen die Theorie des psycho-physischen Parallelismus und die Psychologie des Gefühls und der Aflfecte, unter Theilnahme von 17 Mitgliedern. Im Winter-Semester lOOCyoi wurden in ähnlicher Weise Gehörslokalisation, Syn- asthesie, die Psychologie der Zahl und die neuesten Arbeiten über das Gedächtniss besprochen. Ausserdem wurden die Seminararbeiten in Beziehung gesetzt zu der gleichzeitigen

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systematischen Vorlesung über Psychologie und zu deren Er- gänzung durch Demonstrationen und Erläuterungen benutzt. Die Zahl der Theilnehmer betrug 41. Aus den jederzeit neben- hergehenden Versuchen einzelner Theilnehmer zu selbständigen experimentellen Arbeiten ging eine Druckschrift hervor: Kramer u. Moskiewicz, Beiträge zur Lehre von den Lage- und Bewegungsempfindungen. Zeitschr. für Psychologie, Bd. 25, S. 101—125. 1901.

Im Hinblick auf die wachsende Betheiligung an den Uebungen der Seminarabtheilung bewilligte die Königl. Unter- richtsverwaltung während des Berichtsjahres einen ausser- ordentlichen Zuschuss zur Vervollständigung der Bibliothek und an seinem Ende einen abermaligen und grösseren Zu- schuss zur Beschaffung von Apparaten. Mit dessen Hilfe wird es nunmehr möglich sein, einige der empfindlichsten Lücken in den Unterrichtsmitteln des Seminars auszufüllen.

Freudenthal. Ebbinghaus.

d. Die Kunst-Institute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte. (Archäologisches Museum.) In einer an den Herrn Minister gerichteten Denkschrift vom 29. April hat der Unterzeichnete die Nothwendigkeit eines Neubaues für das Museum begründet, sowie dargelegt, dass bis zur Errichtung eines solchen die Anbringung einer Heizungs- vorrichtung im jetzigen Gebäude und die Einrichtung einer Dienerwohnung ganz besonders dringlich seien. Der akademische Senat hat sich der auf einen Neubau gerichteten Vorstellung angeschlossen. Durch Curatorialschreiben vom 3. December ist der Unterzeichnete benachrichtigt worden, dass es leider nicht möglich gewesen ist, die Mittel zur Einrichtung einer Dienerwohnung in den Staatshaushaltsetat für 1901 einzustellen.

Die sächlichen Fonds sind zur Vermehrung der neuange- legten Sammlung von Photographieen und zur Ergänzung der sehr beträchtlichen Lücken in der Büchersammlung, wie des Mionnet und der Halleschen Winckelmanns-Programme, ver- wendet worden. Für Geschenke an die Bibliothek ist das In-

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stitut dem Herrn Minister und Herrn Professor Dr. theol. Karl Müller bierselbst zu Dank verpflichtet

Im Juli fand eine Revision des Inventars des Museums statt.

Der geschäftsführende Ausschuss des im Jahre 1898 zu einer Ehrung des vormaligen Directors des Museums, Professor Dr. August Rossbach zusammengetretenen Comites hat nach Errichtung eines Denkmals für den Verstorbenen den Rest- bestand der gesammelten Gelder nebst den aufgekommenen Bankzinsen im Betrage von 680 Mk. 30 Pf. der hiesigen Uni- versität zur Begründung einer „August Rossbach -Prämien- Stiftung" überwiesen. Nachdem die akademischen Behörden sich zur Annahme dieser Schenkung bereit erklärt und den hierüber aufgestellten Satzungen zugestimmt haben, ist das aufgesammelte Kapital auf Veranlassung des Unterzeichneten, als des Vorsitzenden des erwähnten geschäftsführenden Aus- schusses, am 10. September von dem Schatzmeister des Comite, Herrn Geh. Commerzienrath H. Heimann hierselbst, an die Königliche Universitätskasse abgeführt und von dieser zinsbar angelegt worden. Das vom Herrn Curator am 30. September erlassene und vom Herrn Minister am 20. October bestätigte Statut der Stiftung ist den Studirenden durch Anschlag am schwarzen Brett der Universität und des Museums zur Kennt- niss gebracht worden.

Foerster.

2. Das Institut für mittelalterliche und neuere

Kunstgeschichte.

Ein Hilfsarbeiter, für den das Königliche Staatsministerium 600 M. bewilligte, vollendete die Neuordnung der Sammlung. Der Jahresetat wurde zur Completirung der Bibliothek und der Photographieensammlung verwendet. Ein ausserordentlicher, vom Königl. Universitäts-Curatorium bewilligter Zuschuss von 300 Mark ermöglichte es dem Unterzeichneten, auf seiner spanischen Reise die Reproductionen vieler wichtigen und wenig bekannten Kunstwerke für die Sammlung anzukaufen.

Muther.

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3. Das akademische Institut für Kirchenmusik.

Durch die Vorbereitungen zu einer Wiederherstellung des Musiksaales wurde dieser seit Ende Mai der Benutzung für die Aufgaben des Instituts entzogen. Nur durch die Hingabe und Umsicht des damaligen Institutsdirectors Prof. Dr. Baeumker und durch das Entgegenkommen der akademischen Behörden gelang es gleichwohl, einer Unterbrechung der Thätigkeit des Instituts vorzubeugen. Während der Pfingstferien wurde die schwierige Ueberführung der Orgel in das Auditorium maximum bewerkstelligt, und ebendaselbst wurde das Klavier aufgestellt, so dass nun sowohl die Orgelcurse als auch die Uebungen der Chorklasse in diesem Hörsaal abgehalten werden konnten. Trotzdem hatte das Institut unter dieser Veränderung in mancherlei Hinsicht zu leiden. Da das Auditorium maximum in erster Linie nach wie vor für Vorlesungszwecke in Anspruch genommen wurde, so war es schwierig, geeignete Stunden für die Uebungen des Instituts zu gewinnen. Völlig unmöglich war es, einen geeigneten Raum für die Abhaltung des öffent- lichen Jahres-Specimens in Orgel- und Gesangvorträgen zu finden, so dass das Specimen für dieses Jahr ganz ausfallen musste. Zudem hat die ohnehin schon altersschwache Orgel durch die Neuaufstellung so gelitten, dass auch die regel- mässigen Orgelübungen durch die Mängel des Instrumentes mehrfach gestört wurden. So macht sich immer wieder das Be- dürfniss dringend fühlbar, dass der Musiksaal baldigst in einen für die Zwecke des Instituts benutzbaren Zustand versetzt und zugleich die neue Orgel möglichst bald aufgestellt werde.

Auch der bereits im vorigen Jahresbericht hervorgehobene Mangel geeigneter Räume für die Unterbringung der neuen Bibliotheksschränke sowie für die Geschäftsführung des In- stituts macht sich nach wie vor fühlbar.

Das durch die Versetzung des Herrn Prof. Dr. Baeumker nach Bonn erledigte Directorat des Instituts wurde durch Er- lass des Herrn Cultusministers vom 20. August dem Unter- zeichneten vom 1. October 1900 ab übertragen; derselbe über- nahm bereits am 3. September, zunächst in Vertretung des bisherigen Directors, die Amtsgeschäfte.

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Dem Lehrer am Institut und Director der Singakademie, Herrn Professor Dr. Schaeffer wurden am 17. Mai zur Feier des 75jährigen Bestehens der Singakademie die Glückwünsche der philosophischen Facultät durch eine vom Decan und dem Director des kirchenmusikalischen Instituts geführte Deputation überbracht. Am 1. Januar 1901 legte Herr Professor Schaeffer die Leitung der Singakademie nach 40jähriger Führung nieder. Durch seine Ernennung zum Ehrendirector derselben blieb auch die altüberlieferte Verbindung dieses Instituts mit dem kirchenmusikalischen bestehen. Seine Majestät der Kaiser zeichnete Herrn Professor Schaeffer durch Verleihung des Kronenordens 3. Klasse aus.

Die Thätigkeit der einzelnen Abtheilungen des Instituts gestaltete sich wie folgt:

1. Die Chorklasse hat unter Leitung des Königlichen Musikdirectors Prof. Dr. Schaeffer ihre Uebungen in üblicher und vorschriftsmässiger Weise fortgesetzt.

Die Betheiligung der Schüler hiesiger höheren Schulen zur Besetzung der Sopran- und Altstimmen stellte sich heraus wie folgt:

Im Sommer 1900 nahmen 24 Schüler theil, und zwar 11 Sopranisten und 13 Altisten. Von diesen sandte das Matthias- Gymnasium 15, das Elisabeth-Gymnasium 7, das Real- Gymnasium zum heiligen Geist 2, in Summa 24 Schüler.

Im Winter 1900/01 nahmen 21 Schüler theil und zwar 10 Sopranisten und 11 Altisten. Von diesen sandte das Matthias-Gymnasium 14, das Elisabeth-Gymnasium 5, das Real- Gymnasium zum heiligen Geist 2, in Summa 21 Schüler.

Als Grund der Nichtbetheiligung der hier nicht aufgeführten Schulen wurde von den betreffenden Schuldirectoren Collision mit Sing- oder Turnstunden ihrer Schüler angegeben.

Die Tenor- und Bassstimmen wurden wiederum von den Zöglingen des Königlichen katholischen Schullehrer-Seminars ausgeführt, deren Obercursus jedoch zu seiner weiteren Aus- bildung zur Breslauer Singademie delegirt war und somit Gelegenheit hatte, in den Aufführungen derselben mitzuwirken.

Bei der akademischen Feier des Geburtsfestes Sr. Maj. des Kaisers wurden von der Chorklasse unter Mitwirkung einiger

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Mitglieder der Singakademie der Choral „Lobe den Herrn" und das Salvum fac Imperatorem gesungen.

Für das Specimen der Chorklasse, das wegen Local- schwierigkeiten in diesem Jahre nicht wie sonst im Verein mit der Orgelklasse des Herrn Prof. Dr Bohn vor geladenen Zu- hörern abgehalten werden konnte, waren folgende Gesänge vorbereitet: 1. Adoramus te Christe von Perti; 2. 0 bone Jesu von Palaestrina; 3. 0 vos omnes von Vittorin; 4. Ave verum von Mozart; 5. 3 Chöre aus „Paulus" von Mendelssohn, a. Der Herr wird die Thränen etc., b. Wie lieblich sind die Boten, c. Sehet, welch eine Liebe. Diese Stücke wurden dem in der letzten Uebung am 12. Marz d. J. anwesenden Herrn Direclor Professor Dr. Vogt vorgesungen.

Die angekündigten Vorlesungen kamen, wohl auf Grund von Collisionen, nicht zu Stande.

2. Der Leiter der Orgelklasse, Herr Prof. Dr. E. Bohn hielt folgende Vorlesungen und Uebungen ab:

1. Harmonielehre, 1. Theil, 2 stündlich, 26 Zuhörer.

2. Orgel Unterricht, 2 stündlich, 18 Theilnehmer.

3. Ueber R. Wagners „Meistersinger von Nürnberg", ein- stündlich, 104 Zuhörer.

4. Orgelunterricht für Seminaristen, 2 stündlich, 6 Theil- nehmer.

Im Winter-Semester 1900/01 fanden folgende Vorlesungen resp. Uebungen statt:

1. Harmonielehre, 2. Theil, 9 Zuhörer.

2. Orgelunterricht, 2 stündlich, 12 Theilnehmer.

3. Orgelunterricht für Seminaristen, 2 stündlich, 6 Theil- nehmer.

Der Orgelunterricht wurde, namentlich im Winter-Semester, dadurch erheblich erschwert, dass eines Theils nicht genügend Uebungsstunden im Auditorium maximum erlangbar waren, und anderen Theils, weil die Orgel auf Grund der oben er- wähnten Uebelstände häufig ihren Dienst versagte.

Im Auftrage der Königlichen Regierungen von Breslau und Oppeln wurde in gewohnter Weise eine Anzahl von Kosten- anschlägen für den Bau neuer und die Reparatur schadhafter

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Orgeln erledigt, sowie neu hergestellte und reparirte Orgeln geprüft und abgenommen.

3. Johannes-Chor der Studirenden der evangelischen Theologie unter Leitung des ord. Professors Dr. Wrede.

In diesem Jahre wurde die bisherige Weise des Unterrichts insofern abgeändert, als ein regelmassiger Wechsel von Semester zu Semester zwischen den Uebungen im Choral- und Altar- gesang und der Vorlesung über die Geschichte des evangelischen Gemeindegesanges eingeführt wurde. Bestimmend war hierfür der Umstand, dass bei dem fortdauernden Sinken der Zahl der evangelische Theologie Studirenden für ein Abhalten der Uebungen in jedem Semester ein Bedürfniss nicht vorlag, ja die geringe Zahl der bei dieser Praxis zu erwartenden Theil- nehmer sogar einen entschiedenen Nachtheil für die Uebungen bedeutete. Andererseits erschien es wünschenswerth, dass die genannte Vorlesung öfter gehalten werde als nur alle vier Semester.

Die Vorlesung fand im Sommer statt; die Zahl der Zu- hörer betrug 32. An den im Winter gehaltenen Uebungen be- theiligten sich 30 Herren.

4. St. Caecilien-Chor der Studirenden der katholischen Theologie.

Im Sommer-Semester 1900 waren die Uebungen von circa 70 Herren besucht. Es wurden neben einigen theoretischen Erklärungen auch mehrstimmige Werke einstudirt, wie folgt: a. Kyrie, b. Gloria, c. Sanctus, d. Benedictus, e. Agnus aus der Missa op. 12 mit Orgelbegleitung von J. Schwarz, ferner: Credo: Gregorianischer Choral, mit vierstimmigen Einlagen: Et in- carnatus und et vitam venturi von Schild und Knecht. Ausser- dem wurden die Responsorien zur Missa gesungen, so zwar, dass die Herren diese Werke im Dom am 6. Juli 1900 mit Begleitung der Orgel auf dem Domchor singen konnten.

Im Winter-Semester 1900/01 wurden folgende Werke ein- studirt:

1. O bone Jesu, vierstimmig von Palestrina.

2. Ave Maris Stella, vierstimmig von Peter Damiani, be- arbeitet von B. Kothe.

3. Bonum est confiteri, vierstimmig von M. Filke.

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4. Caecilienhymne von Deigendesch, vierstimmig mit Be- gleitung des Pianoforte.

5. Geistliches Abendlied von Fr. Hegar.

6. Cantus gregorianus: Missa feria sexta post dominicam Passionis. a. Introitus: miserere mihi, b. Graduale: pacifice, c. Offertorium: Benedictus es, d. Communio: Ne tradideris me.

Besucht waren die Uebungen von mehr als 40 Herren.

In Folge des Umbaues des Musiksaales der Königlichen Universität konnte eine Aufführung dieses Programmes leider nicht ermöglicht werden.

5. Die B ibliothek des Instituts wurde auch in diesem Jahre nicht nur durch Neuanschaffungen, sondern auch durch werthvolle Schenkungen des Königlichen Cultusministeriums vermehrt. Auch die Lehrapparate des Johanneschores und des St. Caecilienchores wurden in angemessener Weise ergänzt.

Am 3. Juli wurde die Institutsbibliothek durch den da- maligen Director Professor Dr. Baeumker revidirt und in Ordnung befunden. Vogt.

e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut.

Im August 1900 wurden die alten Räume im Instituten- gebäude und im Convicthause verlassen und der Neubau an der Kreuzkirche bezogen. Die im Convicthause und zwar in dessen 1. Stockwerk gelegenen Zimmer haben der Physik seit der Gründung der Universität im Jahre 1811, also im Ganzen 89 Jahre lang, als Heim gedient, die Räume des Instituten- gebäudes erst seit 1866, also 34 Jahre lang. Sie waren beide für physikalische Zwecke untauglich geworden, die älteren, weil sie zu finster sind, die neueren, weil der gewaltig ange- wachsene Verkehr auf der Schuhbrücke und auf der Burg- strasse für Beobachtungen gar zu störend geworden war. Die neuen Räume zeichnen sich in beiderlei Hinsicht vor den alten vortheilhaft aus, sie sind ausserordentlich hell, und die Ruhe des stillen Winkels, in dem das neue Haus erbaut ist, wird fast nie gestört. Frei von dem Einflüsse der von der

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elektrischen Strassenbahn und anderen elektrischen Betrieben in den Erdboden entsendeten Ströme, über welche ich im 7. Jahrgang 1892/93 der Chronik berichtete, ist der Platz freilich nicht; aber diese Ströme, welche in der ganzen Stadt Breslau zu finden sind, erreichen im Neubau nicht die Stärke, wie in jenen älteren Gebäuden.

Mit dem Umzüge ins neue Gebäude erhielt das Institut zugleich Geldmittel, um die bisher aus allgemeinen Fonds der Universität bestrittenen Ausgaben für Beleuchtung, Heizung, Wasser und Reinigung leisten zu können. Leider zeigte sich, dass der anscheinend reichlich bemessene Betrag im letzten Winter nicht ausreichte. Durch eine gütige Nachbewilligung deckte aber der Herr Universitäts-Curator den Fehlbetrag.

Auch zur Ausrüstung des Neubaues mit Apparaten war dem Institut eine beträchtliche Summe bewilligt worden, aus welcher eine grosse Reihe von werthvollen Apparaten ange- schafft wurde, wie Lindes Maschine zur Verflüssigung von Luft, ein grosser Elektromagnet nach Dubois von Hartmann und Braun, ferner von Zeiss in Jena ein stereoskopischer Ent- fernungsmesser, ein Refractometer und ein Focometer, dann von der Societe Genevoise eine Theilmaschine, ein Heliostat nach Foucault, dessen Apparat zur Messung der Licht- geschwindigkeit und ein Amperescher elektrodynamischer Apparat, ausserdem die vollständige Einrichtung eines photo- graphischen Ateliers, einige Galvanometer und manches andere. Aus den Mitteln des laufenden Jahres wurden hauptsächlich Röhren für elektrische Lichterscheinungen, Galvanometer und kleinere Apparate angeschafft.

Für die Wartung und den Betrieb der Gasmaschinen, der dynamo-elektrischen Maschinen und der Accumulatoren-Batterien wurde ein Maschinist angestellt und für ihn eine Wohnung im Institutsgebäude eingerichtet.

Die praktischen Uebungen im Experimentiren wurden im Sommer von 38, im Winter von 37 Theilnehmern besucht.

0. E. Meyer. 3

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2. Die Sternwarte.

Der Assistent Dr. Mainka wurde am 1. December in das geodätische Institut berufen. An seine Stelle trat an diesem Tage der Cand. astr. Walter Zimmermann ein. Das übrige Personal ist unverändert.

Zur Revision der Bestimmung der stenographischen Coor- dinaten von 150 hellen und kleinen Mondkratern durch Ver- messung der photographischen Platten der Lichtsternwarte machte ich mit Dr. Rechenberg noch 5804 Einstellungen an dem Ausmesser der Berliner Akademie der Wissenschaften.

Am 8 zölligen Refraktor beobachtete Stud. D int er an acht Abenden Vergleichsterne zum Kometen 1888 V, dessen Bahn- rechnung er unternommen hat, durch Anschluss. Von dem Kometen 1900 b machte ich an 15 Abenden zwischen dem 2G. Juli und 28. August 20 Positionsbestimmungen und beob- achtete an 5 Abenden Vergleichsterne dieser Kometen durch Anschluss.

Am 3 V* zölligen gebrochenen Passage-Instrument beob- achtete ich zur Bestimmung der Polhöhe nach der Ilorrebow- Talcott'schen Methode an 10 Abenden 104 Sterne und darauf Dr. Rechenberg an 14 Abenden 9G Sterne. Ausserdem be- nutzte letzterer dies Instrument zu den regelmässigen Zeit- bestimmungen.

Am 3 zölligen Fraunhofer'schen Heliometer maass Stud. Harry Meyer zur Bestimmung des Temperatur-Coefficienten und des Skalenwertlies die Plejadendistanzen 17 yj an IG Abenden, yj— 27 an 15 und %x— o, Capricerni an 8 Abenden. Zur Ausmessung des Steinhaufens der Hyaden beobachtete er an 13 Abenden 33 Distanzen. Endlich machte er 4 Bestim- mungen der parallaktisthen Aufstellung.

Publicirt wurden aus Anlass der Promotion 2 Disserta- tionen und zwar:

1. von Dr. Carl Mainka über die Verlängerung des Mondes nach der Erde zu,

2. von Dr. Paul Victor Neugebauer ein Beitrag zur Theorie der speciellen Störungen mit Anwendung auf eine Verbesserung der Bahn der Planeten (196) Philomela.

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Die Oderinsel, auf der die oben genannten Instrumente vorläufig aufgestellt sind, wird im Norden von der Bürger- werder-Schleuse begrenzt. Bei jedem Schiffsdurchgang wird diese mit Wasser gefüllt, und der Wasserdruck erniedrigt das Bett der Schleuse und drückt zugleich die Insel mit durch, so dass sich die Zenitlinie nordwärts neigt. Die hierdurch ent- stehenden Schwankungen des Bodens haben nach den ersten Bestimmungen eine Amplitude von durchschnittlich 3", über- treffen also die Polhöhenschwankungen um ein Vielfaches. Wenn hiernach der Platz zur dauernden Aufstellung astrono- mischer Instrumente ganz ungeeignet erscheint, so wird er es noch mehr für die im vorigen Jahresbericht erwähnten sechs- zölligen Meridianinstrumente, Durchgangsrohr mit Registrir- mikrometer und Höhenkreis zur Beobachtung der Zenitdistanz jeden Sternes in beiden Lagen kurz vor und nach dem Meridian, die demnächst von Hamburg in Breslau eintreffen werden. Ausserdem birgt die benachbarte offene Schleuse, die man in dunkler Nacht kaum bemerkt, eine unverantwortliche Gefahr. Zwei Studirende der Astronomie sind beinahe ertrunken.

Die Verlegung der Sternwarte ist dringend geboten.

J. Franz.

3. Das chemische Institut.

Die Frequenz des Instituts ist auf der früher angegebenen Höhe geblieben: es arbeiten etwa 110 120 Praktikanten, 90—95 Chemiker, etwa 20 Mediciner und 2—3 Landwirthe.

Leider hat das Institut den Weggang des Vorlesungs- assistenten Dr. C. Krügel zu beklagen, der seine Stellung in ausgezeichneter Weise ausfüllte und für den vorläufig kein ge- nügender Ersatz gefunden werden konnte.

Folgende wissenschaftliche Arbeiten wurden ausgeführt und veröffentlicht:

1. Sommer, Ueber m-Xylylamin und m-Methylphenyläthyl- amin. (Doctor-Dissertation Breslau.)

2. Schlossberg, Zur Kenntniss einiger Racemkörper. (Doctor-Dissertation Breslau.)

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3. Engels, Ueber Anlagerung von Formaldehyd an ay-Lutidin und Spaltung von ay-Lupetidin in seine optischen Isomeren. (Doctor-Dissertation Breslau.)

4. Samelson, Ueber Azoverbindungen aus Dimethyl-m- Toluidin. (Doctor-Dissertation Breslau.)

5. Roth, Ueber o-Nitrophenyl-a-Picolylalkin und Phenyl- a-Picolylalkin. (Doctor-Dissertation Breslau.)

6. Gaus, Partialdrucke des Ammoniaks über ammoniaka- lischen Metallsalzlösungen. (Doctor-Dissertation Breslau.)

7. Freiherr von Brackel, Ueber untersalpetrige Säure und über Derivate des Metacyanbenzylchlorids. (Doctor- Dissertation Breslau.)

8. Bienenthal, Ueber Verbindungen von Glycerinchlor- hydrin mit tertiären Basen. (Doctor-Dissertation Breslau.)

9. Frl. Clara Immer wahr, Löslichkeit schwerlöslicher Metallsalze. (Doctor-Dissertation Breslau.)

10. De hnel, Ueber Condensationen des Methylphenylpyridins. (Doctor-Dissertation Breslau.)

11. Jaegcr, Löslichkeit schwerlöslicher Fluoride. (Doctor- Dissertation Breslau.)

12. Hoff mann, Gleichgewichtse'rscheinungen zwischen Ferri- cyankalium und Zinksalzen und über eine neue Gewichts- bestimmung des Zinks.

13. Abegg und Herz. Chemisches Practicum.

14. Abegg und Herz, Berichtigung zu dem systematischen Analysengang der Anionen.

15. Abegg und Frl. Immerwahr, Ueber den Einfluss des Bindemittels auf den photochemischen Effect in Brom- silberemulsionen und die photochemische Induction.

IG. Abegg, Ueber das elektrische Leitvermögen reiner Substanzen.

17. Herz, Ueber das Gleichgewicht zwischen schwerlöslichen Metalloxyden und Ammoniaksalzen. (Habilitationsschrift Breslau.)

18. Herz, Ueber Aluminate.

19. Herz, Ueber das Verhalten von Zinksalzen gegen Methyl- und Dimethylamin.

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20. Herz und Drucker, Ueber die quantitative Bestimmung des Magnesiums durch organische Basen.

21. Frese, Spaltung von a-Aethylpiperidin in seine optischen Componenten.

22. Steele, Neue Methode zur Bestimmung der Wanderungs- geschwindigkeiten der Jonen.

23. v. Schroeder, Zur Theorie des Gerbeprocesses.

24. Sackur, Dissociationsgesetz starker Electrolyte.

25. Scholtz, Bestimmung der Alcaloide durch titrirte Jod- lösung.

26. Scholtz und Müller, Ueber stereoisomere o-Phenyl- a'-Methylpiperidine.

27. Ladenburg und Scholtze, Ueber aa'-Methylpyridin- carbonsäure.

28. Ladenburg, Ueber das Ozon. (4. Mittheilung.)

29. Ladenburg, Ueber das Krypton. (2. Mittheilung.)

30. Ladenburg, Ueber die Hydrirungsmethode durch Natrium und Alcohol.

31. Ladenburg, Neue Methode zur Bestimmung der Mole- culargrösse des Ozons.

Ladenburg.

4. Das pharmaceutische Institut, a. Chemische Abthetlang.

In der inneren Einrichtung des Instituts, sowie in den Vorlesungen und praktischen Uebungen fanden gegen die Vor- jahre Aenderungen nicht statt.

Die praktischen Arbeiten der Studirenden, von denen im Sommer-Semester 63 und im Winter-Semester 46 Plätze im chemischen Laboratorium des Instituts belegt hatten, wurden in gewohnter Weise planmässig fortgesetzt.

Neu war die Einrichtung eines Feriencursus für praktische Apotheker im März 1901, an dem sich eine Anzahl Apotheken- besitzer aus Breslau und der Provinz betheiligten und dessen Leitung dem langjährigen ersten Assistenten des Instituts Dr. Grützner anvertraut war. Gegenstand des Cursus waren die neuen Prüfungsmethoden der vierten Ausgabe des deutschen Arzneibuchs, die gleichzeitig praktisch geübt wurden.

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Der chemische Apparat, die Sammlungen und die Bibliothek wurden den Mitteln des Instituts entsprechend vermehrt. Neu angeschafft wurden ein Viscosimeter, ein Autoclav nach Soxhlet, ein Apparat zur Demonstration der Osmose, eine Spectrallampe nach Beckmann, ein Milliamperimeter.

Im Laufe des Jahres wurden nachstehende wissenschaft- liche Arbeiten mit den Hilfsmitteln des Instituts ausgeführt und veröffentlicht:

1. Dr. Grützner: Ueber Verunreinigungen in officinellen Eisenpräparaten 1900. Pharmaceutische Zeitung Nr. 50.

2. Dr. Höhne 1: Untersuchung der gelben Vaseline 1901. Pharm. Zeitung Nr. 3.

3. Dr. Grützner: Ueber die Fällbarkcit von Ei weiss im Harn bei Anwendung von Klärmitteln 1901. Pharm. Zeitung Nr. 8.

4. Dr. Höhnel: Die chemischen und physikalischen Eigen- schaften der natürlichen Vaseline 1901. Pharm. Zeitung Nr. 39.

b. PliarmakoguoHthrhe Abtheilnng.

Die Sammlung von Drogen wurde im verflossenen Etats- jahre durch eine grosse Zahl neu eingeführter pflanzlicher Rohstoffe vermehrt.

An den mikroskopischen Uebungen betheiligten sich im Sommer-Semester 58, im Winter-Semester 48 Studirende.

Der Bestand an Instrumenten wurde vermehrt durch vier Mikroskope aus der Werkstatt von Leitz- Wetzlar, je 2 mit Oc. I, III und Obj. 3, 5, 7 und je 2 mit Oc. I, II und Obj. 3, 5, 7.

Poleck. Pax.

5. Das mineralogische Museum und Institut.

Die Verwaltung wurde wie bisher fortgeführt. Die Samm- lungen und die Bibliothek wurden durch zahlreiche neue Er- werbungen vergrössert. Auch mehrere werthvolle Geschenke wurden dem Museum zu Theil.

Nachdem durch die Verlegung des physikalischen Instituts in einen Neubau das erste Stockwerk des Institutengebäudes im Herbst 1900 frei geworden war, wurde vom Herrn Minister

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der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal -Angelegenheiten, wie der Herr Universitätscurator unter dem 3. December 1900 eröffnete, in Aussicht genommen, durch den Staatshaushalts- etat für 1901 die Mittel zu einer Institutserweiterung flüssig zu machen; inzwischen ist auch die Ausführung der baulichen Arbeiten unter dem 13. April 1901 verfügt worden. Es steht somit eine Erweiterung resp. theilweise Verlegung der Instituts- räume im Laufe des Jahres 1901 bevor. Der Unterzeichnete verfehlt nicht, auch an dieser Stelle den vorgesetzten hohen Behörden seinen ganz ergebensten und gehorsamsten Dank für jene Förderung der Institutsinteressen abzustatten.

Als Museumsassistent fungirte Herr Dr. Bau mann, während Herr Privatdocent Professor Dr. Milch (wie in den vorher- gehenden Jahren) mit dankenswerther Bereitwilligkeit als Unterrichtsassistent bei den Uebungen und dem Praktikum, und ebenso Herr Dr. Sachs bei den Uebungen thätig war.

Mit den Hilfsmitteln des Museums wurden im mineralo- gischen Institut die Untersuchungen zu folgenden Publicationen ausgeführt:

A. Sachs: Krystallographisch-optische Studien an synthe- tisch dargestellten Verbindungen. Zeitschrift für Krystallo- graphie, Bd. 34.

L. Milch: Ueber den Granitgneiss des Roc noir im Wallis. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1901, Bd. 1.

Ueber alpine Centraimassive. Sitzungsberichte der Schle-

sischen Gesellschaft für vaterländische Cultur vom 19. Juli 1900.

G. Gürich: Geologischer Führer in das Riesengebirge. Berlin 1900.

Edelopal von White Clififs in Australien. Sitzungsberichte

der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur vom 29. November 1900.

Neue geologische Aufschlüsse im Riesengebirge. Ebenda,

Sitzungsberichte vom 28. Februar 1901.

Ein diluvialer Nephritblock im Strassenpflaster von Breslau. Centralblatt für Mineralogie 1901, Nr. 3.

C. Hintze: Handbuch der Mineralogie. 17. u. 18. Lieferung. Leipzig 1900-1901.

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Ueber ungewöhnliche Ausbildung eines Karlsbader Zwillings von Striegauer Kalifeldspath. Zeitschrift für Krystallographie, Bd. 33. Ferner brachte Herr Professor Dr. Milch den zweiten Theil seiner Studien über die granitischen Gesteine des Riesen- gebirges zum Abschluss und bearbeitete die von Herrn Dr. R. Leonhard von seiner Reise aus Kleinasien mit- gebrachten Gesteine. Herr C. Eisenhuth war mit einer krystallochemischen Untersuchung der Bitterspäthe beschäftigt. Die krystallograpisch- optische Untersuchung neuer, in den chemischen Instituten der Universitäten Breslau, Berlin und Bonn dargestellter Verbindungen wurde von Herrn Oberlehrer Geipel ausgeführt. Hintze.

5a. Die geologisch-paläontologische Abtheilung des mineralogischen Museums.

(Geologisch-paläontologisches Institut.)

Von den im vorigen Bericht erwähnten, von Herrn Com- merzienrath Haase geschenkten Pampasthieren wurde im Laufe des Jahres 1900/01 der fast vollständige Panzer des 31/, m langen Glyptodon unter Leitung des Assistenten Herrn Dr. Wysogörski aufgestellt. Der für die mühevolle Zusammen- setzung des in einige Hundert Bruchstücke zerschlagenen Skeletts nöthige Platz konnte nur dadurch gewonnen werden, dass das Museum für das Publikum geschlossen wurde. Durch die in Folge der Räumung der ersten Etage in Aussicht ge- stellte Erweiterung wird es zwar möglich sein, einen Theil der Pampasskelette zu montiren, aber ein ebenso grosser Theil der grossartigen Schenkung muss nach wie vor in Kisten ver- bleiben, und der Raummangel des geologischen Museums und Instituts wird sich zu einer chronischen Calamität auswachsen. Ist doch schon wieder eine neue Schenkung des Herrn Dr. Fritz Noetling von Himalaya-, Salt-Range- und tibetanischen Fossilien unterwegs; wo diese in ihrer Art einzigen, in euro- päischen Museen überhaupt noch nicht vertretenen wissen- schaftlichen Schätze untergebracht werden sollen, ist auch nach der Ausführung der geplanten Raumerweiterung dem unterzeichneten Director völlig unklar.

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Der Besuch der Praktikanten und Zuhörer zeigt eine so steigende Tendenz, dass auch in dieser Hinsicht die geplante Erweiterung durchaus unzulänglich ist. Ausserdem hat sich abgesehen von kürzeren Besuchen der Herren Prof. Potoniö- Berlin, Privatdocent Dr. von Arthaber-Wien, Dr. Philippi- Berlin der kgl. ungarische Landesgeologe Dr. Papp behufs Untersuchung der Korallen fauna des Bakony während des Sommer-Semesters 1900 hier aufgehalten.

Vom Personal des Museums war der Unterrichtsassistent Herr Privatdocen Dr. Volz während des ganzen Jahres zu einer wissenschaftlichen Reise nach Java, Borneo und Sumatra be- urlaubt. Der Director benutzte einen Besuch des Pariser Jardin des plantes zu eingehenderen Studien über die Aufstellung fossiler Säugethiere.

Aus den vielen, dem Museum überwiesenen Schenkungen seien die folgenden hervorgehoben:

1. Herr Dr. Huth aus Agram: eine Suite Tertiär- Verstei- nerungen von Petrinja;

± Herr Rittergutsbesitzer Madelung aufSacrau: prächtige Saurier und Crinoidenplatten des oberschlesischen Muschelkalkes;

3. Die Direction der Gogolin - Gorasdzer Kalk-A.-G. durch Herrn Betriebsinspector Kubaczek- Gogolin: Saurier- reste von Gogolin;

4. Herr Hofsteinmetzmeister Niggl-Breslau: 2 Seesterne aus dem Quadersandstein der Heuscheuer;

5. Die Fürstlich Pless'sche Verwaltung zu Waldenburg: un- gewöhnlich schöne Schlieren von Porphyr der Walden- burger Steinkohlenformation.

Geologische Excursionen wurden ausgeführt nach:

1. Trebnitz,

2. Waldenburg und Ober-Salzbrunn,

3. Silberberg, Ebersdorf und Neurode,

4. Gl atz, Kieslingswalde und Wölfeisgrund,

(3. u. 4. mit theilweiser Benutzung des Fahrrades),

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5. Excursion in den oberschles. Industriebezirk: Heinitz- grube bei Beuthen (Steinkohlen), Roccocogrube (Zink) und Zinkhütte, sowie der neu in der Abteufung be- griffene Hildebrandschacht in Antonienhütte.

6. Siebentägige kartographische Uebungen fanden nach Schluss des Sommer-Semesters in der Umgegend von Landeshut, Grüssau, Gross-Hartau und Klein-Henners- dorf unter Betheiligung von 8 Studirenden unter Leitung des Directors und des Assistenten statt.

Mit den Mitteln des Instituts wurden die in Folgendem aufgezählten Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht:

Dr. Fr. Sturm: Der Sandstein von Kieslingswalde in der

Grafschaft Glatz und seine Fauna. Jahrbuch der Königl.

preuss. geolog. Landesanstalt und Bergakademie 1900

Mit 11 Tafeln und geologischer Karte. Dr. K. Papp: Triaskorallen aus dem Bakony. Resultate der

wissenschaftlichen Erforschung des Balatonsees. I. Bd.

I. Theil. Budapest 1900. Dr. J. Wysogörski: Ueber einen neuen Fundpunkt nordischen

Diluviums bei Landeshut in Schlesien. Centralblatt für

Mineralogie, Geologie etc. Stuttgart 1900. Dr. W. Volz: Zur somatischen Anthropologie der Battaker

in Nord-Sumatra. Archiv für Anthropologie XXVI. Prof. Dr. Gürich: Geologischer Führer in das Riesengebirge.

Berlin 1900.

Prof. Dr. Frech: Lethaea palaeozoica. 2. Bd. 3. Lief, die Dyas. pag. 430—578 mit 13 Tafeln und 235 Figuren. Stuttgart 1901.

Wann sind unsere Kohlenlager erschöpft? Zeitschrift für Socialwissenschaft 1900.

Ueber das Rothliegende an der schlesisch- böhmischen Grenze. Centralblatt für Mineralogie, Geologie etc. Stuttgart 1900.

Frech.

6. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.

Vom 1. April 1900 ab erhielt der bisherige Hilfsassistent Dr. Wilhelm Grosser die neu bewilligte Stelle eines etats-

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massigen zweiten Assistenten. An den Ordnungsarbeiten in den Sammlungen nahmen die Herren Dr. Friedrich Fedde und Dr. Hubert Winkler in dankenswerther Weise regen Antheil.

1. Der Bestand an Arten des Gartens wurde durch Kauf und Tausch erhalten und vermehrt. Leider hat der überaus strenge Winter 1900/01 durch den Mangel einer Schneebedeckung während der kältesten Monate den Stauden des Gartens em- pfindlichen Schaden bereitet, der vermuthlich nicht bald völlig beseitigt werden dürfte. Während des Etatsjahres gingen dem Garten lebende Pflanzen geschenkweise zu von den Herren R. Behnsch - Breslau, Dr. Brunies - Zürich, Stadtgärtner Diedler-Glogau, Max Geissler-Görlitz, Lehrer Liebig- Forstbauden, Landgerichtsrath S c hm ula- Oppeln, Professor Dr. Sc hübe- Breslau, Thom. Ware-Tottenham bei London. Versandt wurden -2-200 Samenproben, eingetauscht etwa 1000.

2. Die Sammlungen wurden weiter durchgearbeitet und von einheimischen sowie auswärtigen Botanikern zu mono- graphischen und anatomischen Studien vielfach benutzt.

a. Das Herbarium wurde vermehrt durch folgende Samm- lungen: 7 Centurien Karpathenpflanzen aus dem Herbarium G. Schneider, die Originale zu dessen Flora Carpathorum central.; Ross, Fl. sicula Cent. 11; 195 Nummern Kamerunpflanzen, gesammelt von Zenker; 393 Nummern Plantae Schlechterianae aus Südafrika; 730 Nummern Coloradopflanzen (Coli. Baker); 922 Nummern Pflanzen aus dem Yellowstone Park (Coli. Aven Nelson); 260 Nummern Mexikaner (Coli. Pringle); 150 Nummern Portoricopflanzen (Coli. Heller); 200 Nummern Brasilianer (Coli. Reineck); 60 Nummern Lebermoose, gesammelt von Schiffner auf Java.

Geschenkweise erhielt das Herbarium überwiesen: 500 Nummern nordamerikanische Pflanzen von Dr. Heuser-Brooklyn; 235 Nummern Floridapflanzen von Th. Ho Im- Washington; eine Anzahl Alpenpflanzen von Behnsch- Breslau; Lief. 9 des Herbar. cecidiol.

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von Prof. Dr. Pax -Breslau; endlich eine kleine Samm- lung von Caryophyllaceen vom Pamir- Plateau, Doubletten des Kgl. botan. Museums-Kopenhagen.

b. Das Gartenmuseum wurde vermehrt durch einen prächtig erhaltenen Stamm von Protopteris aus dem Quadersandstein von Löwenberg (Geschenk von R. Ende- Löwenberg); eine Anzahl Tertiärpflanzen von Bilin in Böhmen; 55 Holzproben von Kamerun.

c. Die Bibliothek wurde zweckentsprechend vermehrt.

3. Im Institut wurden die üblichen mikroskopischen Uebungen abgehalten. Im Sommer-Semester betrug die Zahl der Theilnehmer am mikroskopischen Praktikum 58, im Winter- Semester 48; ausserdem arbeiteten mehrere Herren dauernd an eigenen Untersuchungen.

Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:

I. F. Pax:

1. Drei neue Euphorbiaceengattungen aus Afrika. Jahres- bericht der Schles. Gesellschaft f. vaterl. Cultur. 1899.

2. Die von W. Goctze im Ulugurugebirgc gesammelten Euphorbiaceen. Englers Jahrb. XXVIII.

3. Primitiae Florae costaricensis. Fase. 5. San Jose de Costa Rica. 1900.

4. Neue Pflanzenformen aus den Karpathen. III. Oesterr. bot. Zeitschr. 1901.

II. K. Schott, Der anatomische Bau der Blätter der Gattung Quercus. Diss. Heidelberg 1900.

III. W. Rem er, Anatomie und Mechanik tordirender Grannen bei Graminen. Diss. Breslau 1900.

IV. H. Wink ler, Pflanzengeographische Studien über die Formation des Buchenwaldes. Diss. Breslau 1901.

V. R. Mal gut h, Biolog. Eigenthümlichkeiten der Früchte epiphyt. Orchideen. Diss. Breslau 1901.

Im Druck befinden sich grössere Abhandlungen von A. Weberbauer, W. Grosser, F. Fedde und II. Winkler.

F. Pax.

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7. Das pflanzen-physiologische Institut und das

botanische Museum.

Am pflanzen-physiologischen Institute ist mit dem 1. October 1900 Herr Richard Falck (Apotheker und Nah- rungsmittelchemiker) als Assistent an Stelle des Herrn Dr. Felix Rosen eingetreten. Der letztere ist zu Anfang dieses Jahres zum Professor ernannt und setzt seine wissen- schaftliche Thätigkeit im Institute fort

In dem Versuchsgarten des pflanzen-physiologischen In- stitutes ist im Sommer des verflossenen Jahres ein Vegetations- haus für physiologische Versuche neu errichtet und noch in der zweiten Hälfte des Sommers für Versuchszwecke in Betrieb genommen.

Im Institute selbst hat die Organisation für die Ausführung von mykologischen Untersuchungen und Culturen weitere Fort- schritte gemacht es sind Culturgefässe, Sterilisationsapparate und Schränke für die Aufstellung der Culturen in dem Um- fange angeschafft worden, der für die Bedürfnisse der laufenden Untersuchungen nothwendig war. Ausserdem haben weitere Mikroskope für Praktikanten und ein mikrophotographischer Apparat aus den verfügbaren Mitteln angeschafft werden können. Ganz besonders hat der Demonstrationsapparat in Wandtafeln für den Unterricht eine erhebliche Erweiterung erfahren und zwar zum grösseren Theile durch eigene Her- stellung, bei welcher sich in erster Linie Professor Dr. Bosen bethätigt hat.

Im botanischen Museum wurde die Sammlung von vegetabilischen Fasern und Faserstoffen durch werthvolle Gaben der Firma Leopold Cuhn hierselbst, welcher unser besonderer Dank hierdurch ausgesprochen werden soll, be- reichert und zugleich neu organisirt; daneben erfuhr die Sammlung von Pilzen, namentlich von parasitischen, ver- schiedene und wichtige Ergänzungen. Im Herbariumzimmer des Museums wurde das Pilzherbar neu aufgestellt und ebenso die Sammlung der Moose neu geordnet, wobei die Damen Frl. Dyhrenfurt und Frl. Lettgau sich in dankenswerthester Weise bethätigt haben.

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Von wissenschaftlichen Untersuchungen im Institute sind veröffentlicht worden:

1. Zur Aetiologie der Brandkrankheiten und Infection der Culturpflanzen mit Brandpilzen von 0. Brefeld.

2. Versuche über die Assimilation des Stickstoffes bei den Pflanzen von 0. Brefeld.

3. Ueber die geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Frucht- formen bei den copulirenden Pilzen von 0. Brefeld.

Weiter sind an wissenschaftlichen Arbeiten fertiggestellt, aber noch nicht veröffentlicht: die Gattung Chlamydomucor unter den copulirenden Pilzen von O. Brefeld; die Cultur von Sporodinia grandis, einer Form der Zygomyceten, von R. Falck; die Cultur der Oidien bei den höheren Pilzen von R. Falck.

Ausser diesen Arbeiten ist von F. Rosen die V. Lieferung der Wandtafeln zur Analyse der Nahrungsmittel fertiggestellt.

Weiter wurden von demselben in einem Vortrage ver- öffentlicht: experimentelle Untersuchungen über die Zulässig- keit von Fabrikabwässern zu Rieselzwecken, praktische Unter- suchungen, welche nur in dem neu errichteten Vegetationshaus des Instituts ausgeführt werden konnten.

Von demselben wurden Studien über das Pflanzensystem zum Druck fertiggestellt, Theile davon auch in Vorträgen ver- öflentlicht.

Desgleichen wurde ein Nachruf auf den verstorbenen Be- gründer des Instituts, Ferdinand Cohn, von F.Rosen ver- öffentlicht. Brefeld.

8. Das zoologische Institut und Museum.

Am 1. November 1900 legte Dr. F. Römer seine Assistenten- stelle nieder, um einem Rufe als Custos an das Sencken- bergische Museum in Frankfurt a. M. zu folgen. Die Ver- waltung dieser Stelle übernahm bis zum 31. März 1901 Fräulein Clara Hamburger. Als zweiter Assistent und Bibliothekar fungirte Stud. Th. Krambach. Für das zoologische Museum wurde als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter Dr. E. G. 0. Müller eingestellt, dem die Schaffung einer Insectenschausammlung

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übertragen wurde. Vollendet wurde diese Aufgabe von dem als Hilfsassistenten thätigen Dr. S. Süssbach.

Der Conservator Fr. Tiemann wurde im März dieses Jahres krankheitshalber auf ein halbes Jahr beurlaubt.

Der Hilfspräparator M. Senf war wie im vorigen, so auch in diesem Jahre im Museum thätig.

An der Neuordnung der Sammlungen betheiligten sich wie im vorigen Jahre die Herren Dr. C. Zimmer, Oberlehrer Dr. Götschmann und Polizeirath Kuschel. Letzterer Herr hat die Auswahl einer Schausammlung der Vögel in dankens- werther Weise vollendet.

Die Sammlungen des Museums wurden vermehrt durch Ankauf einer Sammlung ostafrikanischer Käfer und Schmetter- linge von N. Stichel in Schöneberg, zweier Bälge von Moschusochsen durch Vermittelung von Conservator Sp. Schneider in Tromsö, einer Sammlung seltener Schmetter- linge aus Sumbawa durch Vermittelung von Geh. Rath Pagen- stecher in Wiesbaden, einer Collection mariner Thiere, welche von Dr. Römer in Rovigno und Triest gesammelt wurden. Ferner wurde eine Anzahl verendeter Thiere aus dem hiesigen Zoologischen Garten theils angekauft, theils geschenkt.

Unter den Schenkungen, welche dem Museum in diesem Jahre zugeflossen sind, steht obenan die grosse Sammlung exotischer Käfer und Schmetterlinge aus dem Nachlass des verstorbenen Herrn Prof. Dr. Th. Beinling in Breslau, ferner eine Sammlung conservirter Seethiere in 356 Gläsern, sowie eine Collection ausgesucht schöner Conchylien von Herrn Dr. R. Ilartmeyer in Berlin. Herr Rentmeister Hanke in Kentschkau bei Breslau schenkte eine Sammlung von 44 Vogel- nestern schlesischer Vögel mit Eiern. Weitere Schenkungen machten die Herren Ober-Thierarzt Dr. Marschner (Breslau), M. Brave rman (Visalia, Californien), Graf von der Recke- Volmerstein (Kraschnitz), Dr. Ad lo ff (Königsberg), Geh. Rath Dr. Pagenstecher (Wiesbaden), Director Dr. 0. Hermes (Berlin), Dr. Reinecke (Breslau), Polizeirath Kuschel (Breslau), A. C. Scholz (Breslau), Kreisthierarzt Knau ff (Trebnitz), Dr. Zimmer (Sagan), Privatdocent Dr. Kühn au (Breslau), Cand. phil. Sindermann (Breslau).

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Von Unterzeichnetem wurden dem Museum überwiesen eine Sammlung von Fischen aus den Molukken in 86 Gläsern, 43 Gläser Orthopteren und eine 200 Nummern umfassende Collection malayiscber Schmetterlinge und Käfer.

In Tauschverkehr trat das Museum mit dem Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin und dem Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M.

Wie im vorigen Jahre, so wurden auch in diesem Jahre die Lehrmittel für das Institut vermehrt durch Anschaffung 5 neuer Mikroskope, sowie die Herstellung einer grösseren Anzahl von Anschauungsbildern.

Die Bibliothek erhielt Geschenke vom Zoologischen Institut in Tokyo, dem Museo nacional in Montevideo, Dr. S. Süss- bach und den Beamten des Instituts.

Publicationen:

1. Kükenthal, Die Wale der Arktis. Fauna arctica Bd. 1.

2. Hartmeyer, R., Monascidien von Ternate. Abhandl. Senckenb. Gesellsch. Frankfurt a. M. 25. Bd. Heft 1.

3. Hamburger, Clara, Studien zur Entwicklung der Mammarorgane. I. Die Zitze von Pferd und Esel. Anatom. Anzeiger Bd. 18.

4. Pütter, A., Alcyonaceen des Breslauer Museums. Zool. Jahrb. Syst. Bd. 13.

5. Römer, Fr., gemeinsam mit Fr. Schaudinn: Fauna arctica Bd. 1 Lief. 2. Jena, G. Fischer.

G. Kükenthal, Ergebnisse einer zoologischen Forschungs- reise in den Molukken und in Borneo. Zweiter Theil, Wissenschaftliche Reiseergebnisse Bd. 3 Heft 1.

7. Zimmer, C, Die arctischen Cumaceen in „Fauna arctica." Bd. 1 Lief. 3.

8. Süssbach, S., Der Darm der Celaceen. Diss.

Kükenthal.

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f. Landwirtschaftliche Institute.

I. Allgemeines.

Im Jahre 1900/01 ist von den „Mittheilungen der land- wirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität" Heft IV veröffentlicht, enthaltend: Dr. H. Ullrich, Untersuchungen über das schlesische Rind. Dr. F. Brössling, Die Lage der landwirtschaftlichen Arbeiter in Schlesien am Ende des 19. Jahrhunderts vom Standpunkte des Landwirths aus. Dr. A. Reimann, Die Organe der landwirthschaftlichen Verwaltung, die landwirthschaftlichen Vereine und Körperschaften Preussens in ihrer historischen Ent- wickelung und ihren Beziehungen zur Entwickelung der Landwirtschaft. Prof. Dr. Stutzer wurde im April 1900 als Ordinarius für Agriculturchemie nach Königsberg versetzt; an seine Stelle trat zum October Prof. Dr. Th. Pfeiffer aus Jena als Ordi- narius für Agriculturchemie und übernahm die Direction des agriculturchemischen und bacteriologischen Instituts der Uni- versität.

Nachdem der bisherige commissarische Vertreter der Veterinärkunde, Corpsrossarzt Strauch schon während des grössten Theiles des Sommer- Semesters wegen Krankheit seine Vorlesungen ausgesetzt hatte, wurde endlich im November 1900 der bisherige Kreisthierarzt in Angermünde Dr. Peter zum ausserordentlichen Professor für Veterinärkunde an die hiesige Universität berufen. Leider aber konnte er wegen Krankheit von Neujahr 1901 an seine Thätigkeit nicht mehr ausüben und hat alsbald seine Stellung wieder aufgegeben. An seine Stelle ist der bisherige Medicinalassessor und Docent für Thierheilkunde Dr. Künnemann aus Jena, in Aussicht genommen; doch kann dieser erst zum Herbst 1901 hier ein- treffen.

Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft betrug:

Gesammtzahl: darunter Landwirthe

von Beruf:

Sommer-Semester 1900 ... 54 42 Winter- Semester 1900/01 . . 87 59

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Ein Studirender der Landwirtschaft, Schul te-Buuming- haus, bearbeitete experimentell, zur Lösung einer von der Universität gestellten Preisaufgabe, die Frage des Ueberganges von mineralischen Stoffen (Kalk, Phosphorsäure, Chlor und Eisen) aus der Nahrung in die Milch bei Kühen und erhielt für diese Arbeit den vollen Preis.

Ferner kam die zweite Preisaufgabe der Landwirthschafls- kammer für die Provinz Schlesien zur Bearbeitung; ihr Thema war ebenfalls dem Gebiete der Thierproductionslehre entnommen und lautete: t,Es soll untersucht werden, ob es möglich ist, einen in der Praxis schon vielfach vermutheten Einfluss besonderer Kraftfuttermittel auf die Qualität des Milchfettes nachzuweisen, und zwar insbesondere in Bezug auf Schmelz- und Erstarrungs- punkt des Butterfettes, sowie auf dessen Gehalt an flüchtigen und löslichen Fettsäuren." Auch dem Bearbeiter dieser Auf- gabe, Stud. agr. Harnoth, wurde der volle Preis zuerkannt.

Von den Studirenden der Landwirthschaft wurden im Laufe des Jahres vier zu Doctoren der Philologie promovirt, und drei bestanden die landwirtschaftliche Abgangsprüfung.

In Bezug auf das Prüfungsregulativ für die landwirt- schaftliche Abgangsprüfung wurde durch Ministerialerlass die Aenderung genehmigt, dass die Prüfung in der Chemie sich nicht mehr wie bisher nur auf anorganische, sondern auch auf organische Chemie zu erstrecken hat.

Es wurde im Berichtsjahre als Centralverwaltungsstelle der landwirtschaftlichen Institute ein Secretariat eingerichtet und ein Rechnungsführer dafür vom 1. April 1901 angestellt, welcher die gemeinsame Bibliothek, die Sammlungen und das gemeinsame Schreibwerk für die landwirtschaftlichen Institute zu verwalten hat. Die Geschäftsführung der inneren Ver- waltung der landwirtschaftlichen Institute ging am 1. April 1901 von Prof. v. Rümker für ± Jahre auf Prof. Holdefleiss über.

II. Specielles

a. Das Institut für land wirtschaftliche Pflanzen-

productionslehre. Prof. Dr. von Rümker teilt mit:

Im Berichtsjahre wurde die Wetterwarte des landwirt- schaftlichen Versuchsfeldes aufgestellt und vom Juli an Beob-

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achtungen gemacht. Die officielle Führung der Journale für die Wetterwarte begann aber erst mit dem 1. Januar lWl. Seit diesem Tage wird auch täglich Morgens um 7*9 Uhr die Morgenmelde der Wetterwarte nebst einem kurzen Bericht über das, was an diesem Tage in der Versuchswirthschaft ge- arbeitet wird, nach dem Institutsgebäude am Matthiasplatz telephonirt und am schwarzen Brett angeschlagen, um die Studirenden für das Versuchsfeld und die meteorologischen Beobachtungen zu interessiren.

Der landwirtschaftlich - botanische Garten enthielt im Berichtsjahre schon 1300 Aussaatnummern und zeigte z. B. das System der Getreidearten in grosser Vollständigkeit.

Der permanente Düngungsversuch mit 135 Parcellen ä 25 qm wurde eingerichtet, und im Herbst 1900 wurden die ersten Düngungen nach dem Versuchsplane ausgeführt.

Der statische Versuch (G Feldsysteme in 3G Parcellen zu je 10 aj wurde ebenfalls in Gang gesetzt, und von beiden Versuchen wurden sämmtliche Ernteproducte chemisch unter- sucht.

Auf den grösseren Schlägen des Versuchsfeldes wurde nur ein Anbauversuch mit Futterrüben ausgeführt, dessen Resultat noch der Veröffentlichung harrt. Im Uebrigen wurden auf den grossen Schlägen eine Anzahl von Sorten in Originalsaat an- gebaut; der Ertrag wurde durch die grosse Dürre zum Theil erheblich herabgedrückt.

Die Planirungsarbeiten erstreckten sich im Berichtsjahre wesentlich auf das für den landwirtschaftlich- botanischen Garten bestimmte Gelände, in welchem eine tiefe Senkung be- seitigt wurde.

Zur Ergänzung der Wetterwarte wurde eine Strauch- und Baumpflanzung für phänologische Beobachtungen ausgeführt.

Die im Kreise Jauer auf Anregung des Ref. schon im Vorjahre begonnenen Gerstensorten-Anbauversuche wurden fortgesetzt und über das Resultat des ersten Versuchsjahres nach Untersuchung der dem Ref. eingeschickten Ernteproben im Laboratorium des Versuchsfeldes von letzterem ein kritischer Bericht an die Versuchsansteller erstattet.

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Excursionen mit Studirenden fanden verschiedene auf das Versuchsfeld statt und eine nach Saborwitz im Kreise Guhrau, wo den Studirenden das Büttner'sche Rübenkamm- Drillverfahren vorgeführt wurde. Dieselben fanden rege Be- theiligung.

Publikationen:

1. Ueber die Bedeutung der landwirthschaftlichen Versuchs- stationen etc. Journal für Landwirthschaft 1900, Heft II.

2. Die Bedeutung leistungsfähigen Saatgutes. Mitthlg. der D. L. G. 1900, Stück 44.

3. Ueber Braugerstenproduction. Fühlings Idw. Ztg. 1901, p. 53 u. 95.

Die Lehrthätigkeit umfasste im Berichtsjahre nur die Fächer der landwirthschaftlichen Pflanzenproductionslehre, während Ref. die Fächer der allgemeinen Landwirthschaftslehre an Herrn Dr. v. Nathusius abtrat. Unter Leitung des Ref. wurden im Berichtsjahre zwei Doctorarbeiten von Landwirthen gefertigt und von der Facultät angenommen. (Brössling, Reimann.)

Die amtliche Correspondenz erreichte wieder 400 Nummern.

Vorträge in landwirthschaftlichen Vereinen innerhalb und ausserhalb der Provinz Schlesien wurden vom Ref. wieder in grosser Zahl gehalten.

In dem Personal des Instituts sind keine Veränderungen eingetreten.

von Rümker.

b. Das Institut für landwirthschaftliche Thier- productionslehre und Veterinärkunde.

Im Rasseviehstall des Instituts fand ein Ersatz der in den früheren ungenügenden Räumen nicht ganz repräsentabel ge- bliebenen Schafe durch neue charakteristische Typen der zur Zeit in Schlesien gehaltenen wichtigsten Schafrassen statt. Es wurden neu aufgestellt: feinste Tuchwollschafe, Kammwoll- Merino-Schafe, Rambouillet-Schafe, Oxfordshiredown- und Elbmarsch -Schafe. Auch konnten endlich Schweine aufge- stellt werden, und zwar zunächst solche der Meissner Rasse.

Der Rasseviehstall gab das Material zu einer Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar sowohl zu Futterungs-

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versuchen, als auch zu züchterischen und solchen der ver- gleichenden Rassenlehre auf Grund von Viehmessungen. Diese Arbeiten wurden zum Theil von Studirenden ausgeführt behufs Erlangung von experimentellen Grundlagen zu Promotions- und Preisarbeiten. Ausser der von Wilhelm Wut he vollendeten Promotionsarbeit über den Nähreffect der Melassepräparate waren es die oben im allgemeinen Theil genannten Arbeiten von Ullrich, Schulte-Bäuminghaus und Harnoth, welche in diesem Institute angefertigt wurden und zum Theil noch weiter bearbeitet wurden.

Holdefleiss.

c. Das agricultur - chemische und bacteriologische

Institut.

Am 1. April 1900 folgte der bisherige Institutsdirector Professor Dr. Stutzer einem Rufe an die Universität Königs- berg und wurde erst nach einem halben Jahre durch den Unterzeichneten ersetzt.

In Folge dessen kann nur auf die im Laufe der letzten sechs Monate ausgeführten Arbeiten Bezug genommen werden. Diese erstreckten sich in erster Linie auf die vom Unter- zeichneten in seiner früheren Stellung in Jena begonnenen Versuche über das verschiedene Verhalten der Stickstoffver- bindungen im Stallmiste beim Lagern resp. bezüglich ihrer Ausnutzung durch die Pflanzen. Es hat sich gezeigt, dass weder die analytische Bestimmung der verschiedenen Stick- stoffformen, noch die sogenannte Denitrificationstheorie eine genügende Erklärung für die so ausserordentlich wechselnde Wirkung verschiedener Stallmistsorten zu bieten vermögen, dass vielmehr höchst wahrscheinlich die durch Fäulniss- bacterien bewirkten Zersetzungen und die sich in genau um- gekehrter Richtung bewegende Festlegung löslicher Stickstoffver- bindungen durch verschiedene Organismen zu dem so äusserst verworrenen Bilde Veranlassung geben. Das Institut wird sich auch in den nächsten Jahren bemühen, diese offenbar sehr verwickelten Verhältnisse mehr und mehr aufklären zu helfen, wobei allerdings vorausgesetzt werden muss, dass die dem Institute leider noch immer fehlende Vegetationsstation, deren

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Mangel bei dieser und allen ähnlichen Fragen ein äusserst fühlbarer ist, zur möglichst baldigen Ausführung gelangt.

Auf dem Gebiete der Thierernährungslehre wurde mit Untersuchungen über den Kraftumsatz begonnen, für welchen Zweck ein Laufrad, das die Arbeitsleistung mit genügender Genauigkeit zu messen gestattet, Aufstellung fand. Ferner wurden Versuche über die Bildung der Hippursäure im Thier- körper eingeleitet. Ein Studirender beschäftigte sich mit dem experimentellen Studium der Frage über die Beziehungen zwischen Nahrungsfett, Körperfett und Milchfett.

Die Methoden zur Bestimmung des Schwefels im Boden wurden in Veranlassung eines Specialfalles von Rauchgas- beschädigungen einer eingehenden Prüfung unterworfen.

Als Assistenten fungirten Dr. C. Bloch und Cond. ehem. Rieh. RieCke. Pfeiffer.

d. Das landwirtschaftlich - technologische Institut.

Im Berichtsjahre 1900/01 fungirte als Assistent Herr Dr. Fritz Zimmer aus Breslau, welcher am 1. April 1900 an die Stelle des aus Gesundheitsrücksichten ausscheidenden Herrn Dr. Curt Schottländer trat. Die Thätigkeit des Instituts gestaltete sich in derselben Weise wie in den Vorjahren. Täglich wurden im Sommer von 8 6, im Winter von 0 6 Uhr praktische Uebungen abgehalten, die bei voll besetzten Arbeits- plätzen stattfanden. Die Praktikanten des Instituts betheiligten sich stets zahlreich an den von dem Unterzeichneten unter- nommenen Excursionen in Fabrikbetriebe von Breslau, sowie der näheren und entfernteren Theile der Provinz Schlesien.

Mehrfach hatte das Institut Gelegenheit, sich Staatsbehörden durch gutachtliche Aeusserungen und in anderer Weise gefällig zu erweisen, wie es auch von Industriellen und Landwirthen öfters um Rath angegangen worden ist.

Der Unterzeichnete betheiligte sich u. a. an den von der Akademie des Humboldt-Vereins veranstalteten Volkshochschul- cursen und hielt im schl - sischen Zweigverein der Rübenzucker- fabrikanten, sowie in den Bezirksvereinen deutscher Chemiker für Mittel- und Niederschlesien und für Oberschlesien mehr- fach wissenschaftliche Vorträge.

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Von wissenschaftlichen Arbeiten sind aus dem Institute folgende hervorgegangen:

1. Hans Wangnick: Ueber die Einwirkung von rauchen- der Salpetersäure auf Benzolsulfonpiperidin. Dissertation. Königsberg 1900.

2. Julius Sprinz: Ueber Isoalantolakton. Dissertalion. Breslau 1901.

3. Derselbe: Ueber ein bei der Fabrikation von Helenin fallendes Nebenproduct. Ber. d. deutsch, ehem. Gesell- schaft 1901.

4. Felix B. Ahrens: Ueber zufallige Verunreinigungen von Calciumcarbid. Z. angew. Chem. 1900.

5. Derselbe: Ueber zellenfreie Gährung, ein Beilrag zur Gährungsfrage. Z. angew. Chem. 1900.

6. Derselbe: Ueber auffällige Nebenproducte der Anilin- fabrikation. Z. angew. Chem. 1901.

7. Derselbe: Anleitung zur chemisch-technischen Analyse. Stuttgart 1901.

8. Derselbe: Sammlung chemischer und chemisch-tech- nischer Vorträge. Band V. Stuttgart 1900.

Ahrens.

e. Der culturtechnische Apparat.

Bücherei und Sammlungen konnten mit Hilfe der bereit- gestellten Mittel vervollständigt werden. Ueber Personal oder irgend welche Laboratoriums-Einrichtungen verfügt der cultur- technische Apparat leider nicht; indessen konnte das im Sommer-Semester in Folge Wegganges des Prof. Stutzer leer- stehende Laboratorium des agricultur-chemischen Instituts be- nutzt, und mit dessen Mitteln eine Untersuchung der Böden in der Nähe von Salzbrunn theilweise fertiggestellt werden. Eine in den früheren Jahren ausgeführte Arbeit über die Boden- und Wasserverhältnisse des Odenwaldes wurde zum Druck fertig gemacht und kommt in den „Mittheilungen der land- wirtschaftlichen Institute der Universität Breslau" zum Ab- druck.

C. Luedecke.

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g. Die theoretischen Institute der medicinischen Facultäl.

1. Das anatomische Institut

In dem verflossenen Rechnungsjahre sind wichtige Ver- änderungen eingetreten.

Tief zu beklagen war der Tod des hochverdienten lang- jährigen Prosectors und Abtheilungsvorstandes Prof. Dr. Born. Die Lücke, welche dadurch in dem anatomischen Lehrkörper entstand, wurde durch die Berufung des Herrn Professor Dr. Schaper aus Boston als erster Prosector, Abtheilungs- vorsteher und ausserordentlicher Professor ausgefüllt. Zu gleicher Zeit wurde durch die Berufung des Privatdocenten an der Strassburger Universität Herrn Dr. Thilenius als Custos und ausserordentlicher Professor mit dem Lehrauftrage für Anthropologie und Ethnologie nicht allein eine dankenswerthe und nothwendige Ergänzung und Erweiterung des anatomischen Unterrichts ermöglicht, sondern es wurde durch diese Er- nennung auch die Möglichkeit geschaffen, besser und schneller als bisher die kostbaren wissenschaftlichen Sammlungen der Anatomie aufzustellen, zu ordnen, zu katalogisiren und damit der wissenschaftlichen Benutzung zugänglicher zu machen. Nachdem die nöthigen Mittel zur Anschaffung von Schränken u. s. w. bereitgestellt sind, wird die Ordnung in den Samm- lungen im Laufe des nächsten Jahres hergestellt sein, und damit findet dann die innere Einrichtung der neuen Anatomie ihren Abschluss.

Die Inangriffnahme und die Veröffentlichung wissenschaft- licher Arbeiten werden durch die Veränderungen nicht gestört, sondern auf den verschiedensten anatomischen Gebieten theils durch das wissenschaftliche Personal der Anstalt, theils durch eine Anzahl (8) Mitarbeiter gesichert.

C. Hasse.

± Das physiologische Institut.

Nach Vollendung der inneren Einrichtung wurde das neue Institut am 1. Juni 1900 von einer grösseren Zahl geladener Gäste besichtigt. Die Besichtigung war mit Demonstration physiologischer Versuche am neuen Projectionsapparat ver- bunden.

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Personalien: Am 31. März 1900 verliess der Assistent für Physiologie Dr. Georg Wetzel seine Stelle, um sich der anatomischen Laufbahn zu widmen; in seine Stelle rückte der bisherige Assistent für experimentelle Histologie Dr. Paul Jensen ein.

Die Stelle des letzteren wurde auf die Dauer eines Jahres Herrn Dr. med. R. Burton-Opitz aus Chicago übertragen, der seit mehreren Jahren im Institut gearbeitet hatte.

Von wissenschaftlichen Untersuchungen wurden in diesem Jahre fertiggestellt:

K. Hürthle: Ueber eine Methode zur Bestimmung der Viscosität des lebenden Blutes und ihre Ergebnisse. Pflüger's Archiv, Band 8:2.

Derselbe: Ueber die Veränderung des Seitendruckes bei plötzlicher Verengung der Strombahn. Ebenda.

R. B. Opitz: Ueber die Veränderung der Viscosität des Blutes unter dem Einfluss verschiedener Ernährung und experimenteller Eingriffe. Ebenda.

Derselbe: Vergleich der Viscosität des normalen Blutes mit der des Oxalatblutes, des defibrinirten Blutes und des Blutserums bei verschiedener Temperatur. Ebenda.

R. Thome: Arteriendurchmesser und Organgewicht. Ebenda.

G. Wetzel: Ueber Veränderungen des Blutes durch Muskel- thätigkeit, ein Beitrag zu Studien an überlebenden Or- ganen. Ebenda.

K. Hürthle: Ueber die Leistungen des Tonographen. Ebenda.

F. Steinitz: Ueber Versuche mit künstlicher Ernährung. Inaug.-Diss.

E. Gott stein: Ueber das Verhalten von Calcium und Mag- nesium in einigen Stoffwechselversuchen mit phosphor- haltigen und phosphorfreien Eiweisskörpern. Inaug.- Dissertation.

R. Weigert: Ueber das Verhalten der in Aether löslichen Substanzen des Blutes bei der Digestion. Pflüger's Archiv, Bd. 82.

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Ueber weitere laufende Arbeiten hielt der Unterzeichnete am 24. Februar 1901 einen Vortrag in der III. Versammlung der Aerztevereine der Provinzen Schlesien und Posen.

K. Hürthle.

3. Das pathologisch-anatomische Institut.

Die Zahl der Obductionen hat sich zwar auch im ver- flossenen Jahre nicht unerheblich verringert, indem sie nur 388 betrug gegenüber 408 im Jahre 1900 und 461 in 1899. Sie entspricht aber fast genau der Durchschnitts-Stcrblichkeit von 392, wie sie sich aus einer Zusammenstellung der letzten 6 Jahre ergiebt.

Auch im abgelaufenen Jahre hat die Menge der secirten Kinder mit 148 die Frequenz aller anderen Kliniken bedeutend überstiegen, indem sie sich auf mehr als 38 pCt. sämmtlicher Sterbefalle belief.

Angesichts des Nachlassens, ja Zurücksinkens der aufsteigen- den Bewegung, welche bis 1898/99 zu beobachten gewesen war, von da ab jedoch einer rückläufigen Platz gemacht hatte, leuchtet es ein, wie unerlässlich es sei, die bisher bestandene Verbindung mit dem Allerheiligen-Hospitale auch ferner- hin aufrecht zu erhalten. Die Zahl der Obductionen belief sich dort auf 863.

Mit der Aufgabe, den Director im „alten" Institute zu vertreten, war auch heuer der 1. Assistent Herr Privatdocent Dr. Henke betraut, der dabei im Sommer-Semester von den „Freiwilligen", Herrn Dr. Ploeger aus Bielefeld und Dr. Roemer aus Zittau, im Winter-Semester überdies von Herrn Dr. Vagedes aus Osnabrück unterstützt ward.

Im „neuen" Institute waren als etatsmässige Assistenten thätig die Herren Dr. Carl Winkler und Wilhelm Klimm, als „Freiwillige" die Herren Dr. Miodowski aus Bojanowo, Hermann Rothe aus Guben und Wilhelm Hoffmann aus Wismar.

Die Zahl der Anfragen, welche theils hiesige, theils aus- wärtige Aerzte und Anstalten behufs Erlangung eines diagnostischen Gutachtens an das Institut richteten, hat die vorjährige Höhe zwar nicht ganz erreicht, indem sie bloss

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175 betrug gegenüber 195 im Vorjahre; trotzdem ist diese Seite der den Hilfskräften zufallenden Obliegenheiten in solchem Maasse angewachsen, dass die volle Thätigkeit eines Assistenten dadurch in Anspruch genommen wird.

An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen Stndienjahres aus dem Institute hervorgegangen:

Ponfick: Die Entwickelung der Entzündungslehre im 19. Jahrhundert (Säcular-Artikel). Berl. Klin. Wochen- schrift 1900, S. 224 u. flgde.

Derselbe: Ueber die Beziehungen zwischen Scrofulose und Tuberculose. Arch. d. Kinderheilk. 1900, S. 1.

Derselbe: Topographischer Atlas der medicin.-chirurg. Diagnostik. Jena, Gustav Fischer, 1901.

Derselbe: Ueber die Wucherungsvorgänge im Lungengewebe bei Emphysema verum pulmonum. Verhandl. d. deutsch, patholog. Gesellsch., Bd. 3, S. 15—19.

Fr. Henke: Zur Endocarditis pneumococcica. Virchow's Archiv, Bd. 163, S. 141-150.

Derselbe: Zur Casuistik der retrouterinen subperitonealen Tumoren (mit Winternitz). Beiträge zur Geburtshilfe und Gynäcologie, Bd. IV, Heft 1.

Derselbe: Die angeblich parasitäre Aetiologie grosser Cystenbildungen an den abführenden Harnwegen (Vortrag in der Medicin. Section der Schles. Gesellsch. f. Vaterl. Cultur). Allgem. Medicin. Central-Ztg. 1900, Nr. 28.

Karl Winkler: Das Myelom in anatomischer und klinischer Beziehung. Virchow's Archiv, Bd. 161, S. 252.

Derselbe: Die Placentar-Stelle des graviden menschlichen Uterus. Archiv für Gynäkologie, Bd. 62, S. 1—50.

E. Borrmann: Ein Fall von Magentumor nebst einem An- hange über Tumoren des Netzes. Grenzgebiete der Chirurgie und Medicin, Bd. VI, S. 529.

Derselbe: Ein diffuses Riesenzellen-Sarkom der Cervix uteri mit Metastasen in beiden Ovarien, complicirt durch Schwangerschaft und Abort im 4. Monat. Zeitschr. für Geburtshilfe und Gynäkologie, Bd. 43, Heft 2.

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Derselbe: Ueber die congenitalen Lebercysten. Biblioth. med. 1900.

P r e y s i n g : Topographie und Operationstechnik der otitischen Schläfenlappen-Abscesse. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 37.

Derselbe: Die gesunde menschliche Paukenhöhle ist keim- frei. Centralbl. f. Bacteriologie, Bd. 35.

Ponfick.

4. Das pharmakologische Institut.

Im verflossenen Jahre gingen aus dem Institut folgende Arbeiten hervor:

W. Filehne: Zur Beeinflussung der Sinne, insbesondere des

Farbensinnes und der Reflexe durch Strychnin.

Pflüger's Archiv, Bd. 83, S. 369. D. Biberfeld: Zur Wirkungsweise des Strychnins auf

Rückenmark und periphere Nerven. Ebenda, Bd. 83,

S. 397.

II. Eckhardt: Chemische und thermische Reizung am strychninisirten Frosche. Ebenda, Bd. 83, S. 403.

H. Kionka: Zur Theorie der Narkose. Eine vergleichende Untersuchung über die Wirkungen des Acetaldehyds und Chlorais, des Methans und seiner Chlorderivate. Internat. Archiv für Pharmakodynamie und Therapie, Bd. VII, S. 475.

Ausserdem gemeinsam aus dem pharmakologischen Institut und der chirurgischen Klinik:

P. Lengemann: Sind die schädlichen Nachwirkungen des Chloroforms von der Technik der Narkose abhängig? Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. 27, S. 805.

Filehne.

5. Das hygienische Institut.

Als erster Institutsassistent fungirte Dr. B. Hey mann, die zweite ausseretatsraässig remunerirte Assistentenstelle be- kleidete Dr. von Schuckmann, vom 1. Januar 1901 ab Dr. Eckhardt. Assistenten der Diphtheriestation waren Dr. Maeder und Dr. Stein itz, vom 1. Januar 1901 ab Dr. Lieb er t und Dr. Paul. An Stelle des als Stabsarzt nach

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Posen versetzten Dr. Herr wurde Oberarzt Dr. Nötel vom Niederrheinischen Füsilier-Regiment Nr. 39 als Volontärassistent an das hygienische Institut commandirt.

In den Vorlesungen und Cursen hat gegen das Vorjahr keine Aenderung stattgefunden. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Instituts betrafen: Weitere Experimente über die Verbreitungsweise und Verhütung der Phthise; Ver- besserungen der Formalindesinfection ; die Carcinomverb reitung; das biologische Verhalten der Bacterien des Wassers; die bactericiden Eigenschaften des Blutes; die Bestimmung der Luftkeime; die Abkühlung des menschlichen Körpers durch bewegte Luft. Die abgeschlossenen Arbeiten sind in der „Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten", theilweise im „Klinischen Jahrbuch11 veröffentlicht.

Die sanitätspolizeilichen Untersuchungen haben eine weitere Zunahme erfahren. Besonders wurde das Institut in Anspruch genommen durch die im Sommer im Landkreise Beuthen herrschende sehr ausgedehnte Typhusepidemie. Um ein wirk- sameres Eingreifen des hygienischen Instituts zu ermöglichen, wurde auf Verfügung des Herrn Cultusministers Anfang August eine Abtheilung des hygienischen Instituts als hygienische Station in Beuthen eingerichtet; die Leitung derselben wurde bis zum 25. September dem Privatdocenten Professor Günther aus Berlin, von da ab Dr. Beninde, früheren Assistenten des Breslauer hygienischen Instituts, übertragen.

Flügge.

h. Die klinischen Institute.

1. Die medicinische Klinik und Poliklinik.

Im Berichtsjahre 1900/01 betrug die Frequenz der klinisch behandelten Kranken 1678 (858 Männer, 820 Frauen) gegen 1889 Kranke (1029 Männer, 860 Frauen) im Vorjahre.

In der Poliklinik wurden behandelt 5695 Kranke (2628 Männer, 3067 Frauen) gegen 5700 Kranke (2697 Männer und 3009 Frauen) im Vorjahre.

Die Zahl der Hörer betrug im Sommer-Semester 1900 74, im Winter-Semester 190001 86, gegen 75 im Sommer- Semester 1899, 96 im Winter-Semester 1899/1900.

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Im Aerztepersonal sind folgende Aenderungen eingetreten: Am 1. November 1900 trat Herr Dr. Ebstein aus Breslau

als Volontärassistent ein.

Am 1. März 1901 schied der Secundärarzt der Klinik Herr

Dr. Ercklentz und der Volontärassistent Herr Dr. Cohn,

am 1. April der Assistenzarzt Herr Dr. Schulz aus der

Klinik aus.

Der Kaiserliche Marine-Stabsarzt Dr. Nenninger wurde am 16. Juli 1900 nach China commandirt.

An seine Stelle trat am 1. November 1900 der Kaiserliche Marine-Stabsarzt Dr. Weber.

Am 1. April 1901 trat der bisherige Assistenzarzt am Neuen allgemeinen Krankenhause zu Hamburg-Eppendorf Herr Dr. Paul Krause als Oberarzt der Klinik ein.

Von wissenschaftlichen Arbeiten gingen folgende aus der Klinik hervor:

1. Professor Dr. A. Kast: „Zur Kenntniss der Be- ziehungen zwischen Schwerhörigkeit und Wort- taubheit." Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde, Bd. 18.

2. Dr. Martin Krüger: „Ueber 1 Methylxanthin." Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 33, 3605.

3. Dr. Martin Krüger und Dr. Julius Schmid: „Die Bestimmung des Amidosäurenstickstoffes im Harne." Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. XXXI, Heft 5 u. 6.

4. Dr. Martin Krüger und Dr. Julius Schmid: „Der Einfluss der Coffeins und Theobromins auf die Ausscheidung der Purinkörper im Harne.14 Zeit- schrift für physiologische Chemie, Bd. XXXII, Heft 1 u. 2.

5. Dr. Martin Krüger und Dr. Julius Schmid: „Das Verhalten von Theobromin im Organismus des Menschen." Zeitschrift für experimentelle Pathologie und Therapie. Bd. 24.

6. Dr. Bergell: „Darstellung des Lecithi ns.u Bericht der Deutschen ehem. Gesellsch. 1900, Bd. XXXIII, 2384.

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GH

7. Dr. Karfunkel: „Bestimmungen der wahren Lage und Grösse des Herzens und der Gefässe mittelst Röntgenstrahlen." Vortrag, gehalten in der schles. Gesellsch. für vaterl. Cultur.

Dissertationen:

8. Eugen Werner: „Beiträge zur Pathologie der Arsen Vergiftung."

9. Fritz Fränkel: „Ein Beitrag zur Therapie des Morbus Addisonii mit Nebennierenpräparaten."

Kast.

2. Die chirurgische Klinik und Poliklinik.

Im Personalbestand der Klinik ist eine Aenderung, von Assistenten und Volontären abgesehen, nicht eingetreten.

Die Zahl der Hörer betrug im Sommer-Semester 80, im Winter-Semester 94.

In der stationären Klinik wurden behandelt 989 Männer, 671 Frauen, gegen 975 Männer und 642 Frauen im Vorjahre.

In der Poliklinik wurden 5834 Patienten behandelt gegen 6027 im Vorjahre.

Während des Etatsjahres 1900/01 sind an wissenschaft- lichen Arbeiten erschienen:

1. Geheimrath Professor Dr. v. Mikulicz-Radecki:

1. Verletzungen und Erkrankungen des Magens und Darmkanals (gemeinsam mit Dr. Kausen). Hand- buch der praktischen Chirurgie, herausgegeben von v. Bergmann, v. Bruns, v. Mikulicz.

2. Ueber Ileus. Therapie der Gegenwart, Jahrg. 1900, Heft 1.

2. Professor Dr. A. He nie:

1. Die Verletzungen und Erkrankungen des Rückenmarks und der Wirbelsäule. Handbuch der praktischen Chirurgie, herausgeg. von v. Bergmann, v. Bruns, v. Mikulicz.

2. The conservativ treatment of tubercular joint disease etc., translated by Ch. Cathcart, Edinburgh 1900.

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C4

3. Privatdocent Dr. Kausch:

1. Siehe Nr. 1, 1.

2. Ueber das Verhalten der Sehnenreflexe bei totaler Querschnittsunterbrechung des Rückenmarks. Mit- theilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie, Bd. VII, Heft 4 u. 5.

3. Ueber Magenectasie bei Rückenmarkslaesion. Eben- daselbst.

4. Dr. G. Gottstein:

1. Technik und Klinik der Oesophagoscopie. I. Theil: Technik. Mittheilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie, Bd. VI, Heft 4 u. 5.

2. Pseudostimme nach Totalexstirpation des Larynx. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Bd. 29, und Archiv für klinische Chirurgie, Bd. 62.

3. Ueber den heutigen Stand der Haut- und Hände- desinfection. Allg. medic. Centralztg. 1900, Nr. G3.

4. Automatischer Thermoregulator für permanente Bäder. Deutsche med. Wochenschr. 1900, Nr. 49.

5. Zur Frage der Händedesinfection, eine Abwehr. Berl. klin. Wochenschr. 1900, Nr. 51.

5. Dr. W. An schütz: Ein Beitrag zur Lehre von der Jodoformvergiftung. Bruns' Beiträge zur klin. Chirurgie, Bd. 28, Heft 1.

G. Dr. P. Lengemann;

1. Knochenmarksveränderungen als Grundlage von Leu- cocytose und Riesenkern Verschleppungen (Myelo- kinese). Ziegler's Beiträge zur patholog. Anatomie und allgem. Pathologie, Bd. 29.

2. Aus der chirurgischen Klinik und dem pharmako- logischen Institut: Sind die schädlichen Nach- wirkungen des Chloroforms von der Technik der Narcqse abhängig? Bruns* Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. 27, Heft 3.

7. Dr. G. Drehmann: Seitliche Rückgrats Verkrümmungen, gemeinsam mit Dr. A. He nie, enthalten in 2, 1 (siehe oben).

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8. Dr. FL Wagner: Nachweis von Nierensteinen mit Röntgenstrahlen. Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, Bd. III.

9. Dr. V. Chlumsky:

1. Weitere Erfahrungen über die Gastroenterostomie. Bruns' Beiträge zur klin. Chirurgie, Bd. 27, Heft 1 u. 2.

2. Ueber die Wiederherstellung der Beweglichkeit des Gelenkes bei Ankylose. Centralbl. f. Chirurgie 1900, Heft 37.

10. Dr. E. Krahn: Ein Beitrag zur Aetiologie der Noma. Mittheilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie, Bd. 6, Heft 4 u. 5.

11. Dr. O. Fittig: Ein Fall von scheinbar primärem Cancroid der Ulna. Ein Beitrag zur Frage der primären Knochencarcinome. Bruns' Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. 29, Heft 3.

12. Dr. H. Schumacher: Beitrag zur Frage der Desinticir- barkeit der Haut. Bruns' Beiträge zur klin. Chirurgie, Bd. 29, Heft 3.

13. Dr. FL Miyake: Zur experimentellen Erzeugung der Gallensteine mit besonderer Berücksichtigung des baete- riellen Verhaltens der Gallenwege. Mittheilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie, Bd. 0, Heft 4 u. 5.

14. Dr. Hans Kontny: Ueber die Fracturen des Fersen- beins und ihre Folgezustände. Inaug.-Diss.

15. Ernst Bröer: Ueber einen Fall von extraduralem Haematom der Dura mater mit abnormem Verlauf. Inaug.-Diss.

16. Alfred Stehr: Erfahrungen über die Bottini'sche Operation der Prostatahypertrophie. Inaug.-Diss.

v. Mikulicz-Radecki.

3. Die Klinik für Augenkranke. Personalien. Als Assistenten fungirten im Jahre 1900/01 die Herren Privatdocent Dr. Heine, Assistenzarzt Dr. W. Meyer, zufolge Verfügung des Königl. Universitäts-Curatoriums vom

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7. Mai 1900 ist der praktische Arzt Herr Dr. Kunz eben- ebenfalls als Assistent mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten eingetreten. Der bis zum 18. August 1900 als wissenschaft- licher Assistent commandirte Oberarzt im Grenadier-Regiment König Friedrich III. (2. Schles.) Nr. 11 Herr Dr. Seydel wurde als Stabsarzt nach Schleswig versetzt; an dessen Stelle wurde seitens des General-Commandos vom 10. November 1900 ab der Assistenzarzt vom Schles. Train-Bataillon Nr. C Herr Dr. Enslin bis auf Weiteres an die Klinik commandirt.

Gebäude. Grössere Reparaturen oder sonstige bauliche Veränderungen fanden in diesem Jahre nicht statt.

Kranken zahlen. In der poliklinischen Abtheilung wurden neu aufgenommen:

a. im Sommer-Semester 2709 Kranke,

b. im Winter-Semester . 2221

während des ganzen Jahres 4930 Kranke.

Von diesen Kranken wurden der stationären Klinik über- wiesen 911.

An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:

a. im Sommer-Semester 292 Operationen,

b. im Winter-Semester 2l)i2 *

zusammen 584 Operationen.

Die Zahl der zum Unterricht und an die Studirenden zur Untersuchung vertheilten Kranken betrug:

a. im Sommer-Semester 242 Kranke,

b. im Winter-Semester 127

zusammen 869 Kranke.

Studirende. Die Vorträge und die klinischen Demon- strationen wurden besucht:

a. im Sommer-Semester von 65 Studirenden,

b. im Winter-Semester von . . . . . 59 «

zusammen von 124 Studirenden.

Auditorium. Der klinische Unterricht wurde im Sommer und im Winter in dem klinischen Gebäude Maxstrasse 2 ab- gehalten.

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Aus Ersparnissen der alten Klinik wurden eine Reihe von Neuanschaffungen für den Unterricht gemacht. Ein Projections- apparat für Demonstrationen und Mikrophotographie wäre be- sonders zu erwähnen.

Ausser dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Uebungen, im Winter ein Collegium über den Zusammenhang der Augen- erkrankungen mit den Allgemeinkrankheiten, beides einstündig und publice, von Herrn Geh. Rath Professor Dr. Uhthoff gehalten.

Curse. Der Augenspiegelcursus wurde im Sommer wie im Winter für Anfanger von Herrn Professor Dr. Groenouw, für Geübtere von Herrn Dr. Heine gehalten.

Weitere Curse und Vorlesungen hielten im Sommer- Semester 1900:

Professor Dr. Groenouw: Functionsprüfung des Auges mit

praktischen Uebungen (einstündlich). Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augenheilkunde.

Dr. Mann: Praktischer Cursus in der Diagnostik der Nerven- krankheiten mit besonderer Berücksichtigung der Elektro- diagnostik (zweistündig).

Im Winter-Semester 1900/01: Professor Dr. Groenouw:

1. Ueber die wichtigsten Arbeiterversicherungsgesetze in ihrer Bedeutung für die klinische Medicin mit praktischen Uebungen in der ärztlichen Sachverständigen-Thätigkeit gemeinschaftlich mit den Herren Dr. Mann, Professor Dr. Stern und Dr. Tietze (1 V* stündig).

2. Pathologische Anatomie des Auges (einstündig).

Dr. Heine: Functionsprüfungen des Auges mit praktischen Uebungen (einstündig).

Wissenschaftliche Arbeiten. Geh. Rath Professor Dr. Uhthoff:

1. Ueber infectiöse Neuritis optica. Berichte der ophth. Gesellschaft. Wiesbaden 1900.

2. Die toxische Neuritis optica. Kl. Monatsbl. für Ahkd. 1900.

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3. Nevrite optique toxique. XIII. Congr. intern, der Med. Paris 1900.

4. Ein Fall von traumat. acutem Hirnabscess mit rechts- seitiger Hemianopsie und Gesichtshalluzinationen.

5. Bemerkungen zur Scrophulose und Tuberculose nebst einem Fall von Tuberculose der Conjunctivae Berlin 1900.

G. Ueber die Entdeckung des Augenspiegels und ihre Folgen (ein 50jähriger ophthalmologischer Gedenktag). Vortrag, gehalten in der Schles. Gesellsch. für vaterländ. Cultur. Febr. 1901.

Professor Dr. Groenouw: Die Augenentzündung der Neu- geborenen. Graefe's Archiv 1900.

Dr. Otto Meyer: Ein- und doppelseitige Hemianopsie mit Orientirungsstörungen. Monatsschrift für Psychologie und Neurologie 1900.

Dr Heine:

1. Sehschärfe und Tiefenwahrnehmung. Graefe's Archiv 1900.

2. Orthoscopie oder die Abhängigkeit relativer Entfernungs- schätzungen von der Vorstellung absoluter Entfernung. Graefe's Archiv 1900

3. Ueber bimaculäres Sehen. Heidelberger Sitzungsberichte. Wiesbaden 1900.

4. Hydrophthalmus und Myopie. Ebenda.

5. Krankheiten der Bindehaut und Thränenorgane in Nagels Jahresberichte 1900.

6. Die Projections- Vorrichtungen der Breslauer Universitäts- Augenklinik. Kl. Mon.-Bl. 1901.

Dr. W. L. Meyer: Ueber Polioenrephalitis superior. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur.

Dr. Stock: Ueber Fremdkörpertuberculose. Ebenda.

Dr. Roscher: Ueber Stauungspapille bei Glaukom.

Dr. Kunz: Ueber Erfahrungen bei Magnet-Operationen.

Dr. Seydel: Ueber die Ausbreitung des Glioma. Kl. Monats- blätter 1900.

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69

Dr. R. Depene: Ueber den Einfluss seitlicher Blendung a. d. centrale Sehschärfe. Klin. Mon.-Bl. 1900. Dissert.

Dr. Marbe: Erkrankungen des Auges bei Tabes. Dissert.

Dr. Gatzek: Zur Glaucombehandlung. Dissert.

Dr. Murakamie: Netzhautgefassveränderungen bei Leukämie. Kl. Mon.-Bl. f. A. 1900.

Uhthoff.

4. Die Frauenklinik und Poliklinik. In den Personalien vollzogen sich folgende Veränderungen : Von den Assistenzärzten schieden aus: Dr Otto Schmidt und Dr. Gustav Herrmann. Als neue Assistenzärzte traten ein: Dr. Wilhelm Ponfick und Dr. Kurt Grosser.

Als Volontärärzte waren thätig die Herren Drd. Arthur Heyn, Drd. Walther Hannes und Drd. Bruno Faehnrich.

Der Krankenbestand betrug am 1. April 1900 . . 81 Im Ganzen wurden in der stationären Klinik be- handelt 1 545

Im Vorjahre wurden behandelt 1 559

Verpflegungstage im Berichtsjahre 30 484

. Vorjahre 31 381

Krankenbestand am 31. März 1901 82

Ambulant wurden behandelt:

a. gynäkologische Kranke 2 786

b. poliklinisch entbunden 684

Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:

a. gynäkologische Kranke 2 654

b. poliklinisch entbunden 670

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommer-Semester 1900 von 64, im Winter-Semester 1900/01 von 67 Praktikanten besucht; ausserdem nahm wie gewöhnlich an den klinischen Vorlesungen, den Kranken- und Operationsbeobachtungen eine Anzahl in- und ausländischer Aerzte Theil.

*

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und erschienen im Druck: Küstner:

1. Die Verletzungen des Kindes bei der Geburt (in v. Herff- Sänger's Encyklopädie der Geburtshilfe und Gynäkologie).

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2. Ein operatives Palliativ-Verfahren bei inoperablem Car- cinoma uteri. Centraiblatt für Gynäkologie 1900.

3. Operation einer Nabelschnurhernie mit Resection des vorgefallenen Leberlappens.

4. Ueber Ileus. Allg. med. Centraizeitung.

5. Defectus vaginae und Colpoplastik. Ebendaselbst.

6. Ueber Wertheims Prolapsoperation. Ebendaselbst.

7. Peritoneale Sepsis und Schock. Tagebuch der Natur- forscherversammlung zu München.

Dr. Dienst: Ueber ein Capillarangiom der Placenta. Allg. med. Centraizeitung 1900. Dr. Sticher:

1. Zur Controle von Dampfsterilisirapparaten. C. f. Chirurgie 1900, Nr. 25.

2. Uteruscarcinom; Tubencarcinom; Missed abortion. De- monstrirt in der schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur; be- schrieben Allg. Centraizeitung 1900, Nr. 57.

3. Discussionsbemerkungen anlüsslich eines Vortrages des Herrn Dr. Gottstein, die Händedesinfection betreffend; publ. Allg. Centraizeitung 1900, Nr. G5.

4. Die Bedeutung der Scheidenkeime in der Geburtshilfe. Zeitschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. XLIV, Heft I.

5. Ueber die Behandlung der Nachgeburtsperiode. Vortrag im Breslauer Hebammen-Verein, mit Demonstration von Modellen. December 1900.

(>. Das Vorbereitungsbad der Kreissenden als Infections- quelle. Centr. f. Gyn. 1901, Nr. 9.

7. Zur Controle unserer Dampfsterilisirapparate. Centr. f. Gyn. 1901, Nr. 10.

8. Eineiige Zwillinge mit Hydramnios. Acardius acephalus. Frühgeborene Frucht. Demonstrirt in der schles. Gesell- schaft f. vaterl. Cultur im März 1901. (Public, erfolgt in der Allg. med. Centralzlg.)

Dr. Schmidt:

1. Ovarialcarcinom, conibinirt mit Magencarcinom.

2. Vagina duplex. Allg. med. Centraizeitung 1900.

Dr. Herr mann: Ueber Phokomelie. Allg. med. Centrai- zeitung 1900.

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Dr. Heinsiiis:

1. Carcinoma ligamenti lati.

2. Wiederholte Tubengravidität.

3. Osteomalacie. Allg. med. Centraizeitung. Dr. Ponfick:

1. Uterus bicorus mit verkümmertem Nebenhorn.

2. Ueber Polydactylie. Allg. med. Centraizeitung.

Dr. Deckart: Die Hystereuryse in der Praxis. Münch, med.

Wochenschr. 1900. C. Kunike: Ueber Geburten in Gesichts- und Stirnlage.

Diss. inaug. Breslau. J. v. Fl ans z: Ueber alte Erstgebärende. Diss. inaug. Breslau.

Küstner.

5. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische

Krankheiten.

Die Zahl der im Berichtsjahre in der Poliklinik behandelten Personen betrug 4327. Die klinische Belegzahl ist gegen das Vorjahr um etwa 40 gestiegen.

Bauliche Veränderungen fanden nicht statt. Dagegen wurde eine für die Poliklinik wichtige Aenderung insofern vor- genommen, als es durch Benutzung des Vorraums des neuen Hörsaals möglich wurde, getrennte Warte- und Abfertigungs- räume für Männer und Frauen einzurichten.

Für den Röntgenapparat wurden mehrere Neuanschaffungen nothwendig, insbesondere mussten eine grössere Anzahl von Röhren, die für therapeutische Zwecke geeignet waren, ange- schafft werden, auch ein neuer Inductor mit einer Funkenlänge von 30 cm wurde von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft bezogen.

Der Krankenbestand im Berichtsjahre betrug:

1. In der Klinik: 893 Männer, 320 Frauen, zus. 1123.

2. In der Poliklinik: 2621 Männer, 1706 Frauen, zusammen 4327 Personen.

Der bisherige Secundärarzt, Privatdocent Dr. Schäffer erhielt den Titel Oberarzt.

Die etatsmässigen Assistenten waren Dr. Scholtz und Dr. Plato.

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Als unbesoldete Assistenten waren thätig: Dr. Gut h, Dr. Herrinann, Dr. Juliusberg, Dr. Klingmüller, Dr. Lion, Dr. Mann, Dr. Pick, Dr. Plönings, Dr. Rau, Dr. Sachs, Dr. Sklarek, Dr. Schmidt.

Die von Herrn Geh. Rath Neisser abgehaltene Klinik und Poliklinik der Haut- und venerischen Krankheiten wurde belegt:

im Winter-Sernester von 20 Hörern,

im Sommer-Semester von 48 Hörern.

Privatdocent Dr. Schäffer las:

im Sommer- Semester: Pathologie und Therapie der

Hautkrankheiten mit praktischen Uebungen, im Winter - Semester: Pathologie und Therapie der Gonorrhoe mit praktischen Uebungen. Das klinische Material setzte sich zusammen aus:

550 Hautkranken, 573 venerisch Kranken; poliklinisch wurden behandelt:

2787 Hautkranke, 1540 venerisch Kranke.

Folgende wissenschaftliche Arbeiten gingen in dem Berichts- jahre aus der Klinik hervor:

Prof. Dr. Neisser: Syphilis und ihre Beziehungen zu gleich- zeitig vorhandenen Infectionskrankheiten. Intern, med. Congress. Paris 1900.

Zueignung. Festschrift zu Ehren von Moriz Kaposi. Wien und Leipzig bei Braumüller KHK).

Ueber das Jucken und die juckenden Hautkrankheiten. Deutsche Klinik Berlin bei Urban u. Schwarzenberg 1901.

Geschlechtskrankheiten und Krankenkassen- Arbeiterver- sorgung. Leipzig bei Oscar Brandstetter.

Heirathsfahigkeit. Lesser's Encyklopädie.

Immunität. Lesser's Encyklopädie.

Prof. Dr. Neisser und Jadassohn: Lehrbuch der Haut- krankheiten. Handbuch Epstein - Schwalbe. Stuttgart bei Enke.

Privatdocent Dr. Schäffer: Arthritis gonorrhoica, Epididy- mis gonorrhoica, Leucoderma syphiliticum, Arsen- Melanose, Syphilitische Zungenaflectionen und sonstige kürzere Beiträge in Lesser's Encyklopädie.

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Dr. Klingmüller: Ueber Jodipin. Deutsche med. Wochen- schrift 1900 Nr. 26.

Ueber Tuberculose ähnliche Veränderungen der Haut mit Auftreten von epithelioiden Riesenzellen und Necrose bei Lepra raaculo-anaesthetica. Lepra, Biblioth. internat. Leipzig bei Joh. Andr. Barth.

Der gegenwärtige Stand der Syphilis -Therapie. Klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde. Stuttgart bei Enke.

Ueber „Erythromelie" (Pick). Kaposi, Festschrift, bei Wilh. Braumüller, Leipzig und Wien.

Tuberculin. Lesser's Encyklopädie.

Dr. Scholtz und Klingmüller: Ueber Züchtungsversuche des Leprabacillus und über sogenanntes „Leprin". Lepra, Biblioth. internat. Leipzig bei Joh. Andr. Barth.

Dr. Scholtz: Ueber die Bekämpfung der Geschlechtskrank- heiten unter den Studenten. Münch, med. Wochenschr. Nr. 5. 1901.

Ueber die moderne Therapie der Gonorrhoe des Mannes. Deutsche Praxis. München 1901, bei Seitz u. Schauer.

Ueber Favuspilze und eine kleine Favusendemie. Kaposi, Festschrift. Wilh. Braumüller, Leipzig und Wien.

Untersuchungen über die parasitäre Natur des Eczems. Deutsche med. Wochenschr. 1900, Nr. 29 u. 30.

Ueber die Bedeutung und die bacteriologische Unter- suchung der Urinfilamente bei Urethritis nach Gonorrhoe mit specieller Berücksichtigung des Kulturverfahrens. Neumann, Festschrift, bei Deuticke, Leipzig und Wien.

Untersuchungen über die Aetiologie der Impetigo conta- giosa. Zeitschr. f. prakt Aerzte. Seitz u. Schauer, München.

Gonococcus. Lesser's Encyklopädie.

Dr. Scholtz et Raab: Recherches sur la nature parasitaire de l'eczema et de l'impetigo contagiosa. Annal. de Dermat. Paris b. Masson u. Cie.

Dr. Plato: Ueber die Beurtheilung des Lebenszustandes und der Leistungen der Phagocyten mittels der vitalen Neutralrothfärbung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 36, 1900.

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Dr. Plato: Ueber die „vitale" Färbbarkeit der Phagocyten des Menschen und einiger Säugethiere mit Neutralroth. Archiv für mikroskop. Anatomie. Bonn 1900.

Ueber Gonococcenfärbung mit Neutralroth in lebenden Leucocyten. Berl. klin. Wochenschrift.

Dr. Juliusberg: Eigenthümliche, Liehen ruber ähnliche Hautveränderungen des Unterschenkels bei Prurigo Hebrae mit vergleichenden Bemerkungen über Liehen ruber verrucosus. Kaposi, Festschrift, Wien bei Brau- müller, 1900.

Experimentelle Untersuchungen über die Quecksilber- resorption bei der Schmierkur. Aren. f. Derm. u. Syph. 1901, Heft 1. Wien bei Willi. Braumüller.

Dr. Berliner: Die Beziehungen der Akne und anderer Er- krankungen der Gesichtshaut zu den Veränderungen des Naseninnern. Deutsche Medicinal-Zeitung 1900.

Dr. R.Sachs: Beitrag zur Behandlung der Scabies. Deutsche med. Wochenschr. 1900, Nr. 39.

Dr. 0. Sachs: Vier Fälle von sogenannter plastischer In- duration der corpora cavernosa penis nebst besonderer Berücksichtigung der übrigen im corp. cav. vorkommen- den Verhärtungen. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 5, 1901.

Dr. Lion: Zur Resorptionsfähigkeit der Haut für Jod-Kali in verschiedenen Salbengrundlagen. Kaposi, Festschrift, Wien bei Braumüller, 1900.

Zur Statistik der tertiären Syphilis. Neumann, Fest- schrift, bei Deutsche, Leipzig und Wien.

Dr. Guth: Ueber Haemangioendothelioma tuberosum mul- tiplex. Festschrift für Kaposi, bei Braumüller, Leipzig und Wien.

Dr. Raab: Ein Fall von Urticaria pigmentosa. Kaposi, Festschrift bei Braumüller, Leipzig und Wien.

In der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur wurden folgende Demonstrationen und Vorträge gehalten: Prof. Dr. Neisser: Discussionsbemerkungen zum Vortrag des Herrn Ponfick „Ueber die Beziehungen der Scro- phulose zur Tuberculoseu.

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Prof. Dr. Neisser: Discussionsbemerkungen zum Vortrag

des Herrn Scholtz „Gonorrhoe und Eheconsens". Privatdocent Dr. Schaff er: Ueber Lues maligna. Mehrere

Fälle von tuberösem Bromexanthem. Dr. Scholtz: Ueber die Wirkung der Röntgenstrahlen auf

die Haut und ihre Verwendung bei der Behandlung der

Hautkrankheiten.

Gonorrhoe und Eheconsens.

Demonstration eines Falles von Sclerodermie der Arme.

Discussionsbemerkungen zum Vortrage „Gonorrhoe und Eheconsens".

Dr. Plato: Untersuchungen über die Fettsecretion der Haut. Dr. Juliusberg: Ueber die Resorption des Quecksilbers

durch Lungen und Haut. Dr. Pick: Ein Fall von „Urticaria perstans".

In der Breslauer dermatologischen Vereinigung wurden Vorträge und Demonstrationen abgehalten von den Herren Neisser, Schäffer, Klingmüller, Scholtz, Juliusberg, Plato, Pick, Herrmann, Rau. (Berichte er- scheinen gedruckt im Archiv für Dermatologie und Syphilis.)

Die einzelnen Positionen des Etats vertheilen sich wie folgt:

Zur An- und Abfuhr von Kranken etc. und zu Reiseunter-

stützungen 100,oo Mark,

für Verbandstoffe <5000,oo

für die Sammlung und Bibliothek .... 500,oo

für Begräbnisskosten 40,oo *

für Anfertigungen von Zeichnungen etc. . . 700,oo - Die Verpflegungskosten für die Kranken, welche aus dem allgemeinen Fonds der Verwaltung der Königlichen Universitäts- kliniken bestritten werden, betragen für Patienten I. und II. Klasse 1,60 Mark, für Patienten III. Klasse 83 Pfg.

Für Warte- und Dienstpersonal wurden 3772,98 Mark ver- ausgabt.

Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be- trugen zusammen 3600 Mark.

Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 48448,30 Mark.

Neisser.

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7(>

0. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für

Nervenkrankheiten.

Aus der Chronik des vergangenen Jahres ist erinnerlich, dass das Vertragsverhaltniss zwischen Staat und Städtischer Verwaltung, wodurch die psychiatrischeKlinik in dem Städtischen Irrenhause untergebracht war, mit dem 1. April 1900 ein Ende fand. Auf die von der Facultät beantragte Schaffung eines Provisoriums in den leerstehenden Räumen der alten Augen- klinik auf dem Burgfelde wurde nicht eingegangen und auch sonst keinerlei Fürsorge für das Fortbestehen der stabilen Klinik getroffen. So hat denn seit dem 1. April 1900 die stabile Klinik aufgehört zu existiren, es giebt seitdem keinen klinischen Unterricht in der Psychiatrie an der Breslauer Universität, die Studirenden der klinischen Semester müssen entweder auf diesen wichtigen Theil ihrer ärztlichen Aus- bildung verzichten oder andere Universitäten aufsuchen. Director und Assistenten der psychiatrischen Klinik sind ohne Krankenmaterial. Die „Krankenvorstellungen der psychia- trischen Klinik zu Breslau44, das erste Unternehmen der Art, welches aus einer psychiatrischen Klinik hervorgegangen ist, haben ein vorzeitiges Ende gefunden, und auch die mehr theoretischen Arbeiten des psychiatrischen Laboratoriums sind schwer geschädigt worden. Besonders missliche Verhältnisse bestanden in den ersten Wochen des Berichtsjahres, indem der Director der Klinik von den städtischen Behörden gedrängt wurde, mit dem Inventar der Klinik und des Laboratoriums zu räumen, aber ohne Anweisung blieb, wohin. Schliesslich wurde auch der Zutritt zu dem Laboratorium seitens der Stadt gesperrt, und wichtige anatomische Präparate mussten dem Verderben preisgegeben werden. Ueber ein Vierteljahr ver- ging, ehe die fortlaufenden Arbeiten des Laboratoriums wieder aufgenommen werden konnten. Dem Einschreiten des Herrn Universitäts-Curators war es zu verdanken, dass schliesslich das Laboratorium in leerstehenden Räumen der alten Augen- klinik eine provisorische und jederzeit widerrufliche Unterkunft gefunden hat. Auch das übrige Inventar ist z. Z. daselbst untergebracht.

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Mit dem Eingehen der stabilen Klinik wurde auch der eine etatsmässige Assistent beschäftigungslos. Seitens des Ministeriums ist genehmigt worden, dass derselbe als zweiter Assistent an der Poliklinik für Nervenkrankheiten eingetreten ist, wo der bis dahin fungirende einzige Assistent ohnehin stark überlastet war. Der andere etatsmässige Assistent der stabilen Klinik fand am Laboratorium weitere Verwendung. Die Haupt- aufgabe der Arbeiten im Laboratorium blieb wie bisher die Vorbereitung des 3. Bandes des Gehirnatlas.

Der klinische Unterricht musste sich auf das alt einge- führte zweistündige Publikum über Nervenkrankheiten be- schränken.

Dr. Kutner verblieb Assistent der Poliklinik, Dr. Storch trat zur Poliklinik über. Als Assistent am Laboratorium fungirte bis zum 1. Januar. 1901 Dr. Schröder, von da ab Dr. O. Foerster.

Als Volontärärzte fungirten an der Poliklinik die Herren Dr. O. Foerster bis 1. Januar 1901, Dr. Glaser im Sommer- Semester 1900 und der prakt. Arzt F. Kram er vom 1. März 1901 ab.

Aus der Klinik bezw. Poliklinik sind folgende Publicationen hervorgegangen:

1. Atlas des Gehirns: Schnitte durch das menschliche Ge- hirn in photographischen Originalen. Herausgegeben von Professor Dr. Carl W ernicke. Abtheilung IL 20 Horizontalschnitte durch eine Grosshirnhemisphäre, hergestellt und erläutert von Dr. Paul Schröder, Breslau 1900. Verlag der psychiatrischen Klinik.

2. C. Wernicke: Ueber Hallucinationen, Rathlosigkeit und Desorientirung in ihren wechselseitigen Beziehungen. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, 9. Bd. p. 1.

3. Dr. O. Förster: Untersuchungen über das Localisations- vermögen bei Sensibilitätsstörungen. Ibidem p. 31.

4. Dr. P. Schröder: Das fronto-occipitale Associations- bündel. Ibidem p. 81.

Wernicke.

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7. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten.

Die Zahl der poliklinischen Patienten hat sich im Berichts- jahre fast um Vs vermehrt, sie betrug in ihm 3298.

In noch höherem Grade hat die Zahl der grösseren ope- rativen Eingriffe zugenommen. An den Vorlesungen nahmen insgesammt 102 Zuhörer Theil. Dass dadurch die bereits früher beklagten Uebelstände Fehlen einer stationären Ab- theilung, Unzulänglichkeit der für den Unterricht verwendeten Räume etc. noch fühlbarer wurden, ist leicht verständlich. Aber auch schon für die Abfertigung der gestiegenen Zahl poliklinischer Patienten erwiesen sich jetzt die dazu bestimmten Räume kaum ausreichend, und die vorhandenen Arbeitskräfte der unterzeichnete Director und ein Assistent, Dr. V. Hins- berg, konnten trotz der Mitwirkung freiwilliger Hilfskräfte das klinische Material kaum bewältigen. Vor allem wurde aber die für wissenschaftliche Untersuchungen verfügbare Zeit auf ein Minimum reducirt.

Von wissenschaftlichen Arbeiten, die zum Abschluss ge- bracht wurden, sind ausser mehreren kleineren Mittheilungen zu nennen:

Hinsberg: Zur Diagnose und Therapie der otogenen Meningitis. Zeitschrift für Ohrenheilkunde, Bd. 38.

Ueber die Entwicklungsgeschichte der Nasenhöhle bei Amphibien. I. Theil : Anuren und Urodelen (im Druck).

Ferner die Inaugural-Dissertationen von:

Schwenn: Ein Beitrag zur Lehre von den bösartigen Ge- schwülsten der Nebenhöhlen der Nase. Archiv für Laryngologie, Bd. XI.

Croce: Die Urticaria der oberen Luftwege.

Gläser: Erfahrungen über 57 Eröffnungen des Warzen- fortsatzes bei Mittelohr-Eiterungen.

Zilla: Die Beziehungen der Rachenmandelvergrösserung zur Gaumen-, Schädel-, Obergesichts- und Nasenbildung.

Küm mel.

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8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.

Im Berichtsjahre wurde der Neubau der Kinderklinik be- gonnen und soweit geführt, dass das Hauptgebäude noch vor Eintritt des Winters unter Dach war.

Als 2. Rate wurden für den Neubau 88 000 Mark in den Staatshaushaltsetat eingestellt.

Auf der Klinik wurden 200, in der Poliklinik 7315 Kinder behandelt.

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommer-Semester von 23, im Winter-Semester von 91 Hörern besucht. Die geringe Hörerzahl im Sommer-Semester ist auf die Aenderung der Vorlesungsstunden durch die neue Studienordnung zurück- zuführen.

Als Assistenten fungirten die Herren DDr. M. Tb ie mich, A. Keller und C. Gregor, als Volontärassistenten die Herren DDr. W. Freund, Bartenstein und Freyberger. Ferner waren an der Klinik beschäftigt die Herren Aerzte DDr. Hirai, Stein, Preisig, Baraniay, Pedersen, sowie die Herren Candidaten Hannes, Schikora und Schlesinger.

An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und veröffentlicht:

Czerny und Keller: Des Kindes Ernährung, Ernährungs- störungen und Ernährungstherapie. Wien, Deuticke, 1. Lieferung.

Czerny: Ueber Kinderernährung. Die deutsche Klinik, 7. Band.

Keller: Phosphor und Stickstoff im Säuglingsorganismus. Archiv für Kinderheilkunde, 29. Bd., 1. Heft.

Derselbe: Ueber Nahrungspausen bei der Säuglingsernährung. Centr. f. innere Med. 1900, Nr. 6.

Derselbe: Ueber das Vorkommen von Rhodau im Nasen- secret. Münch, med. Woch. 1900, Nr. 4G.

Derselbe: Kranke Kinder an der Brust. Jahrb. f. Kinder- heilkunde, 53. Bd., 1. Heft.

Derselbe: Malzsuppe in der Praxis. Therapie der Gegen- wart. Februar 1901.

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Keller: Verwendung der organischen Phosphorverbindungen in der Ernährungstherapie. Zeitschr. f. Diät, u phys. Therapie, 4. Bd.

Gregor: Zur Behandlung der Folliculitis abscedens. Zeit- schrift f. prakt. Aerzte, 1900, Nr. 7.

Derselbe: Ueber einen bei innerlicher Anwendung von Pyramidon im Harn auftretenden rothen Farbstoff. Therap. Monatshefte, Juni 1900.

Derselbe: Ueber die Berechtigung des Aderlasses bei Säug- lingen zu therapeutischen Zwecken. Jahrb. f. Kinder- heilkunde, 52. Bd.

Derselbe: Casuistischer Beitrag zur Frage der erregenden Wirkung des Alkohols. Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd., S. 120.

Derselbe: Ueber die Verwendung des Mehles in der Säug- lingsernährung. Arch. f. Kinderheilk., 29. Bd., 1. Heft.

Derselbe: Ueber die Verwendung des Leimes in der Säug- lingsernährung. Centr. f. innere Med. 1901, Nr. 3.

Derselbe: Ein bemerkenswerther, seinem Ursprünge nach nicht aufgeklärter Auscultationsbefund bei einem Säug- ling. Deutsche med. Woch. 1901, Nr. 20.

Heim: Das Verhalten des Blutdruckes bei neuropathischen Kindern. Deutsche med. Woch. 1900, Nr. 20.

Freund: Ueber einen Fall von cardiopulmonalem Geräusch. Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd., 3. Heft.

Derselbe: Die Sterblichkeit der hereditär-luetischen Säug- linge. Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd., S. 485.

Neumann: Ueber dilatative Herzschwäche im Kindesalter. Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd., 3. Heft.

Thiemich: Ueber Schädigung des Centrainervensystems durch Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. Habili- tationsschrift. Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd.

von Zaremba: Beitrag zur Lehre von den Schutzvorrich- tungen des Darmtractus. Archiv f. Verdauungskrank- heiten, VI. Bd., 4. Heft.

Czerny.

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9. Das provisorische zahnärztliche Institut

wurde im Jahre 1901 von 3701 Patienten hesucht. Davon kamen 1502 (G8Ö Manner und 810 Frauen) auf die Poliklinik für Mund- und Zahnkrankheiten. An diesen kamen zur Beob- achtung 217 Entzündungen des Zahnmarks, 324 Entzündungen der Wurzelhaut, 57 Knochenhautentzündungen des Kiefers, 57 fistulöse Durchbrüche durch Zahnfleisch, Wangen und Mund- boden, 12 Kiefercysten, 5 Empyeme der Kieferhöhle. Die Er- krankungen machten ausser der Extraction von 2037 Zahnen, 97 Narcosen und eine grössere Anzahl von anderen Eingriffen, Abscessspaltungen, Auslöffelungen, Entfernung abgestorbener Knochentheile erforderlich. In 100 Fällen handelte es sich um die Störungen in der Entwicklung des zweiten Gebisses.

In der Abtheilung für Zahnfüllung wurden an 2107 Patienten an 208 Arbeitstagen 2429 Füllungen gelegt, und zwar kamen zur Ausführung 778 Goldfüllungen, Hl Zinngoldfüllungen, 858 Goldamalgamfüllungen, 487 Cementfüllungen, 197 doublirte Goldamalgamfüllungen, 12 Kupferamalgamfüllungen, 11 Gutta- perchafüllungen, 28 Porzellanfüllungen und 3 Glasfüllungen. Ausserdem wurden 53 Mal die üeberkappung des Zahnmarks, (105 Arseneinlagen, 803 Wurzelfüllungen und 21 Zahnstein- reinigungen ausgeführt.

In der technischen Abtheilung kamen 295 Patienten zur Behandlung. 1180 künstliche Zähne wurden auf 155 Ober- stücke und 39 Unterstücke verarbeitet. Ausserdem wurden 3 Obduratoren, ein Kieferersatz, 3 Interdentalschienen bei Kieferbrüchen und 4 Regulirungsapparate gefertigt. Endlich kamen ausser 40 Reparaturen noch 29 Kronen- und 4 Brücken- arbeiten zur Ausführung.

Auch in diesem Jahre hat die Bibliothek durch Zuwendung Privater und durch die Redaction von Zeitschriften und durch zahlreiche Neuanschaffungen erhebliche Vermehrung des Be- standes erfahren. Die Sammlung stereoskopischer Aufnahmen und Projectionsbilder, sowie die der mikroskopischen Präparate ist weiter fortgeführt worden. Aber leider ist es immer noch nicht möglich geworden, dem Institute neue Räume zur Ver- fügung zu stellen, in denen es sich gedeihlich fortzuentwickeln

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vermag. Die im August 1900 erweckte Hoffnung, dass das Institut in den schon seit dem Jahre 189:3 erbetenen Räumen der alten Augenklinik am Burgfeld Unterkunft erhalten könnte, ist leider durch einen Bescheid im December 1900 zu nichte gemacht worden, so dass an den Leiter des Instituts die Frage herantrat, ob er noch weiter die Verantwortung übernehmen könne für die Leitung des Instituts, so lange es in so unzu- länglichen Räumen untergebracht ist, wie das bisher der Fall. Waren ja doch die Missstände, welche durch die jetzige Unter- bringung des Instituts hervorgerufen waren, sogar Gegenstand der Erörterung im Abgeordnetenhause geworden. Am Ende des Etatsjahres ist endlich Wandel geschaffen worden, insofern die Kündigung der bisher gemietheten Räume erfolgt ist, ohne dass es aber bisher möglich gewesen ist, Bestimmtheit über die weitere Unterbringung des Instituts zu erlangen. Durch den vorjährigen Etat ist dem Institut eine jährliche Subvention von 4000 Mark bewilligt worden, mit der Massgabe, dass zu- nächst aus denselben die persönlichen Ausgaben zu bestreiten sind und andererseits die bisher als Einnahmen des Instituts verwendeten Praktikantenbeiträge in Zukunft in den Titel Insgemein vereinnahmt werden.

In den persönlichen Verhältnissen des Instituts ist insofern eine Aenderung eingetreten, als die Stelle eines Leiters der Zahnfüllungsabtheilung nach dem Rücktritt des Herrn Pro- fessors Dr. Sachs Herrn Dr. ds. Walther Bruck übertragen worden ist. An Stelle des am 1. April ausscheidenden Assistenten Herrn Zahnarzt Hübner ist Herr Zahnarzt Erich Bock getreten.

Herr Professor Sachs hat das Andenken an ihn im In- stitut dadurch wach erhalten, dass er eine Wilhelm Sachs- Stiftung für Studirende der Zahnheilkunde an der Universität zu Breslau errichtet hat, durch Ueberweisung eines Kapitals von 3000 Mark zur Begründung eines Stipendiums für Studirende der Zahnheilkunde, dessen Verleihung dem jedesmaligen Director des Instituts anheimgegeben ist. Für die dadurch bewirkte Förderung des Studiums der Zahnheilkunde an der Universität Breslau sei von der Leitung des Instituts an dieser Stelle der beste Dank ausgesprochen. Die schon in früheren Jahren von

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dem Institut übernommene zahnärztliche Behandlung der Schüler der Unteroffizierschule in Wohlau ist auch in diesem Jahre nach den früheren Bedingungen weiter fortgeführt worden. Ausserdem ist mit der Arrnenverwaltung der Stadt Breslau eine Vereinbarung getroffen worden über zahnärztliche Hilfe- leistungen für Arme der Stadt, besonders durch Herstellung erforderlichen Zahnersatzes.

An Arbeiten sind aus dem Institut hervorgegangen:

1. Partsch: Die Krankheiten der Kiefer- und der Mund- rachenhöhle in dem Handbuch der praktischen Chirurgie, herausg. von v. Bergmann, v. Bruns und v. xMikulicz. Stuttgart, Enke.

2. Partsch: Ueber seltene Verbreitungswege der von den Zähnen ausgehenden Eiterungen. Vortrag im Centraiverein Deutscher Zahnärzte in Berlin. Monats- schrift f. Zahnheilkunde, Jahrg. 1900.

3. Partsch: Abschnitt der Krankheiten des Mundes, des Gesichts und der Mundhöhle in Ilildebrandts Jahres- bericht über die Fortschritte der Chirurgie.

4. Walther Bruck: Ein Kall von Kiefer- und Wangen- prothese nach Resection des linken Oberkiefers. Monats- schrift 1900, Maihefl.

5. Walther Bruck: Die Regulirung des mordex prominens. Wiener Monatsschrift, Juniheft 1900.

6. Walther Bruck: Die Thätigkeit der Abtheilung für conservirende Zahnheilkunde am zahnärztlichen Institut der Königl. Universität Breslau während des Sommer- Semesters 1900. Monatsschrift 1900, Septomberheft.

7. Walther Bruck: Die Einführung der Zahnpflege in Heer und Marine. Breslau 1901. Verlag von S. Schott- länder.

8. Walther Bruck: Die Thätigkeit der Abtheilung für conservirende Zahnheilkunde am zahnärztlichen Institut der Königl. Universität Breslau während des Winter- Semesters 1900,01. Monatsschrift 1901, Aprilheft.

C. Partsch.

6*

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2. Die Professoren-Wittwen- und Waisen-Versorgungs- Anstalt

Vermögensstand. Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1900:

in Hypotheken 144 000,oo M.

in Effecten 249 200,oo *

in einem Baarbestande von 1 079,9 o *

395 479,90

einschliesslich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark.

Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten. Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres 91. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 20 Wittwen

und 8 Halbwaisen.

Einnahmen.

Bestand aus dem Vorjahre 540,42 M.

Mitgliederbeiträge 144,oo *

Aus Staatsfonds 19 700,oo *

Zinsen von Kapitalien 14 209,6 1 «

Zurückgezahlte Kapitalien 900,oo

Summa der Einnahmen 35 559,9 3 M.

Ausgaben.

Wittwen- und Waisengelder 30 093,83 M.

Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 222,15

Verwaltungskosten 7,4 o *

Zur Kapitalisirung verwendet 2 957,i& *

Ueberschuss als Betriebsfonds 1 079,90 «

Restausgabe

Summa der Ausgaben 35 559,93 M.

In dem Etatsjahre 1900 wurde eine ordentliche General- Versammlung am 21. December 1900 abgehalten, in welcher auf Grund der §§10 und 20 der Statuten vom 19. September 1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrath Professor Dr. Brie und Geheimer Regierungsrath Professor Dr. Rosanes wiedergewählt wurden.

Flügge. Brie. Rosanes.

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85

3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Docenten und Beamten.

In der am 23. Juni 1900 stattgehabten Generalversammlung wurde der Bericht erstattet und erfolgte die Vorstandswahl, bei der die bisherigen Mitglieder wiedergewählt wurden.

Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 8 Mitglieder, davon 3 durch den Tod; es traten dafür 11 Mitglieder ein, so dass sich die Mitgliederzahl von 99 auf 102 hob.

Die Einnahmen bestanden aus:

1. Laufende Beiträge 1 334,oo M.

i>. Zinsen 4(>1,7 5 .

3. Insgemein 38,oo *

4. Bestand des Vorjahres 21,3 9 *

Zusammen 1 855,7 4 M.

Der Posten Insgemein stammt aus der zwischenzeitlichen zinsbaren Anlegung verfügbarer Bestände der Universitäts- quästur gemäss Senatsbeschluss.

Auch in diesem Jahre wurden 300 Mark für Unterstützungen verwendet. Sachliche Ausgaben wurden nicht gemacht, zur Kapitalisirung wurden 1507, lo Mark verwendet. Es verbleibt somit ein Bestand von 48,64 Mark.

Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende des Berichts- jahres in

Effecten nach Nominalwerth 14G50,oo M.

Baar 48,6 4 *

Zusammen 14(*>98,64 M.

gegen im Vorjahr 13 171,99 M.

Flügge. Hasse. Brie. Kawerau. Schulte.

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s6

4. Honorar- und Stundungswesen.

Eingegangen sind

Neu-

Facultat

Semester

laufende | {.'estun-lete Honorare

gr-Uindel. >in«l

U £

cH

iH

*>

S.-S. 1900 \\ .-s. r.»o<>oi

■Km 1 uu>

vr>s9

" 1

1 53s 1 568

ZUS.

3 996

7 940

5 lim

s.-s. 1900

Y\.-S. 1900,01

2 51S 50 •2 1«! 50

9 22G 9 0*Vs

75 50

11 926

10 -20 *

50

ZUS.

4 683

18 295

25

22 134

50

S.-S. 1900

370/2 riO

37-205

2 /8/ 2 587

•jO

4 2+2 6010

50

74 277 50

5 374

50

10 252

50

S.-S. 1900 W.-S. 1900/01

30 498

29 496

4 930 4 310

37

6 706

7 497

zus.

59994 -

9 240

37

14 203

S.-S. 1900 W.-S. 1900/01

39 879 ~ 42 149 -25

15 510 15 490

87 93

10 702 10 334

25

zus.

82 028 25

31 031

80

21036

[25

Uesanmits.

224 978 75

i

71 881

92

70 73'2

25

1

5. Stipendien und Stiftungen für Studirende.

a. Studenten - Unterstützung* - Fonds.

Zu demselben flössen im Rechnungsjahre H>00 bei einem

Bestände von (5 975,60 M.

1. der jährliche Staatszuschuss mit 4 5r>0,oo ;

2. an Collectengeldern für Studirende der evangelischen Theologie ti5'J9,0 3 *

3. desgleichen für Studirende der katholischen Theologie 201, 1 4 *

4. das für Juristen, Mediciner und Philo- sophen bewilligle jährliche Extraordina-

rium von 1 800,0 o *

Seitenbetrag 20 135,67 M.

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*7

Ucbertrag 20 135,67 M.

5. an Zinsen von Kapitalien 2 401,7 5 »

(i. von Iramatriculations-Gebühren 1 433,oo .

7. von Promotionen 39,oo s

8. Geschenk von Stud. med. Leo Schaps . 18,oo *

9. des Herrn Rectors 2,oo »

im Ganzen 24 029,42 M. Hieraus wurden für Studirende gewährt:

für Freitische 13 780,2 o M.

und zwar:

für 329 Portionen an Studirende der kath.-

theol. Facultät,

> 11 739

an Studirende der ev.-

theol. Facultät,

2 243

an Studirende der jurist.

Facultät,

* 1 431

*

an Studirende der me-

dicinischen Facultät,

* 3 944

*

an Studirende der phi-

losophischen Facultät,

zus. für 19 086 Portionen an Studirende, an Unterstützungen an arme Studirende auf

Anweisung des Universitäts-Curators .... 1 <UX),oo * an Unterstützungen aus den Immatriculations-

Gebühren auf Anweisung des Rectors ... 1 517,oo -

b. Stipendien-Fonds.

Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien wurden im Rechnungsjahre 1900 gewährt: beim Abegg' sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von 105,oo M.,

beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M., beim von Bi smarck' sehen Fonds ein Stipendium von 141,oo M.,

beim Brachvogel' sehen Fonds drei Stipendien von je

149,67 bez. 149,6 6 M., beim Breslauer Jubel-Fonds von früheren Commilitonen ein

Stipendium von 900,oo M.,

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88

beim Breslauer städtischen Jubel-Fonds ein Stipendium von 220,50 M.,

beim Brückn er'schen Fonds ein Stipendium von 172,50 M., beim Cause* sehen Fonds sieben Stipendien mit zusammen

653too M. und drei Familien-Stipendien mit zusammen

1024,50 M.,

beim von Closter'schen Fonds ein Stipendium von 135,50 M., beim Cz er nikow* sehen Fonds zwei Stipendien von je 115,oo M.,

beim Duflos'schen Fonds ein Stipendium von 120,30 M., beim Dy c fei d' sehen Fonds ein Stipendium von 385,0 o M., beim Fonds „ex cassa montis pietatis" aus der Kasse des mont. pietat. in Berlin zwei Stipendien von je 60,oo M., beim Feige' sehen Fonds zwei Stipendien von je 40,50 M., beim Ficker' sehen Fonds ein Stipendium von 205,34 M.

und eins von 106,0 o M., beim Göl icke'schen Fonds zwei Stipendien von je 160,oo M., beim Göppert'schen Fonds (für Studirende der Natur- wissenschaft) zwei Stipendien von je 302,76 M., ein Stipendium von 486, 5 o M., beim Göppert'schen Fonds (für Studirende der Pharmacie)

ein Stipendium von 130,so M., beim Grafen hörst' sehen Fonds ein Stipendium von 170,oo M.,

beim Grötzner'schen Fonds ein Stipendium von 500, oo M., vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium von 300,oo M.,

beim Grüneberg' sehen Fonds ein Stipendium von 60,76 M., beim Guhrauer'schen Fonds ein Stipendium von lll,oo M., beim Haase' sehen Fonds ein Stipendium von 120,75 M., H an u senke ein Familien-Stipendium von 960, oo M., beim Hei den reich' sehen Fonds zwei Stipendien von je 210,oo M.,

beim Hirt' sehen Jubel-Fonds ein Stipendium von 66,50 M., beim Jungnitz' sehen Fonds (für katholische Theologen)

zwei Stipendien von je 109,50 M., beim Jungnitz'schen Fonds (für Philologen) ein Stipendium

von 106,7 5 M.,

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89

beim Kahler t' sehen Fonds ein Stipendium von 052,50 M., beim Kaiser' sehen Fonds ein Stipendium von 247, 5 o M., beim Kottula'schen Fonds drei Stipendien von je 81,76 M., beim Korn' sehen Fonds ein Stipendium von 600,oo M., beim Krainski 'sehen Fonds ein Stipendium von 75,oo M.,

beim Kr am er* sehen Fonds drei Stipendien von je 400,oo M.

und vier Stipendien von je 3<>5,oo M., beim Lew ald' sehen Fonds zwei Stipendien von je (>0,oo M., beim Löwig'schen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium

von 108,50 M.,

beim Löwig'schen Fonds (für Studirende der Naturwissen- schaft) ein Stipendium von 120,oo M., beim Menschig' sehen Fonds ein Stipendium von 157,50 M., beim Müll er' sehen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M., beim Poleck'schen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein

Stipendium von 14-5,2 5 M., beim Primker'schen Fonds ein Stipendium von 213,oo M., beim Pro IT sehen Fonds ein Stipendium von 120,oo M.,

beim P ruckmann 'sehen Fonds drei Stipendien von je G0,05 M. bez. 00,04 M.,

beim Rem er' sehen Fonds ein Stipendium von 109, 6 o M.,

beim Rosenthal' sehen Fonds ein Stipendium von 108,oo M.,

beim Sachs' sehen Fonds ein Stipendium von 51, 10 M.,

beim von Schlegell'schen Fonds ein Stipendium von 141,75 M.,

beim von Schönaich-Amtitz'schen Fonds vier Stipendien von je 180,oo M., ein Stipendium mit 1^0,oo M.,

beim von Schönaich-Gersdorf' sehen Fonds zwei Sti- pendien von je 180,oo M.,

beim von Schuckman n'schen Fonds ein Stipendium von 52,60 M.,

beim Schulz' sehen Fonds ein Stipendium für evangelische Theologen von 161, oo M., ein Stipendium für Philologen von gleicher Höhe,

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90

beim Schwabe-Priesemuth'schen Fonds im Sommer- Semester 1900 vier Stipendien von je 375,00 M. und 17 Stipendien von je 120,oo M.; im Winter -Semester 1900/01 vier Stipendien von je 375,oo M. und IG Stipen- dien von je 180,oo M., beim Stegmann'schen Fonds ein Stipendium von 3GÜ,oo M., beim Stenzler 'sehen Fonds ein Stipendium von 4f>,5 0 M., beim Stendal'schen Fonds ein Stipendium von 112,50 MM

beim Strobcl'schen Fonds vier Stipendien von je 103,3 1 bez. 103,32 M.t

beim Werl ie nus 'sehen Fonds zwei Stipendien für Theo- logen, zwei Stipendien für Juristen, zwei Stipendien für Mediciner, in Höhe von je 118,96 bez. 118,95 M.,

beim Wimpinas'schen Fonds ein Stipendium von 8l,oo M.,

beim Stipendium Wolfianum philologicum zwei Stipendien von je 138,38 bez. 138,37 M.,

beim Stipendium Wolfianum alterum ein Stipendium von 1 Iii, 2 5 M.

Das nach der vorjährigen Chronik im Entwurf eingereichte Statut der Chemiker Krämer 'sehen Stiftung ist nunmehr mit folgendem Wortlaut bestätigt worden:

Statut der Chemiker Kramer'schen Stiftung.

Der 1890 zu Rossberg bei Beuthen verstorbene Chemiker Gustav Kramer hat durch Testament vom 10. April 1889 die Universität Breslau zur Erbin seines Nachlasses im Wege der Substitution mit der Bedingung eingesetzt, dass die Er- trägnisse des Nachlasses „immer nach dem Ermessen der philosophischen Facultät zur Unterstützung von talentirten, unbemittelten Studirenden ohne Unterschied des Standes und der Confession unter besonderer Berücksichtigung der Chemie- und Physik-Studirenden für die Dauer ihres Studiums ver- wendet werden".

Dieser Nachlass ist mit Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten an

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die Kr am er' sehen Erben, vertreten durch den Amtsrichter Victor Kram er zu Beuthen 0/S., für die Summe von 70 000 Mark cedirt worden.

§ I.

Das Stiftungskapital wird unter der Bezeichnung: Gustav Kramer'sche Stipendienstiftung von dem Universitäts-Curatorium verwaltet; die Kassengeschäfte werden durch die Universitätskasse wahrgenommen. Die Ver- leihung der Stipendien erfolgt durch die philosophische Facultät nach Maassgabe der nachstehenden Bestimmungen.

§ 2.

Aus den Zinsen des Kapitals werden zuerst drei Stipendien in Höhe von je 400 Mark (A) gebildet, sodann wird die übrig bleibende Summe in vier Stipendien (B) von unter sich unge- fähr gleicher Höhe zerlegt.

§ 3.

Die drei Stipendien zu je 400 Mark (A-Stipendien) werden an Studirende der Chemie oder Physik verliehen, die anderen vier (B-Stipendien) an Studirende der philosophischen Facultät überhaupt und zwar mit der Maassgabe, da?s in der Regel zwei sämmtlichen Fächern der mathemathisch- naturwissenschaft- lichen Abtheilung, zwei der philosophisch-historischen Ab- theilung zufallen.

§ 4.

Ist nach dem Urtheil der Professoren der Chemie und Physik für eins der A-Stipendien kein geeigneter Bewerber vorhanden, so ist dieses nicht vergebene A-Stipendium an einen Studirenden der anderen naturwissenschaftlichen Fächer oder der Mathematik zu verleihen; jedoch nur auf ein Jahr. Ist auch hier kein geeigneter Bewerber vorhanden, so können andere Studirende der philosophischen Facultät in gleicher Weise berücksichtigt werden.

§ 5-

Die Ausschreibung aller Stipendien findet zu Anfang des Semesters in der üblichen Weise statt. Sie werden in der Regel auf 1 Jahre vom 1. April oder 1. October ab verliehen;

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92

doch können sie auf ein drittes Jahr vergeben werden, aber es ist dazu ein besonderer Facultätsbeschluss erforderlich.

§ 6.

Die Bewerber müssen rite immatriculirt sein und haben ihrem Gesuch das Reifezeugniss, ein Fleiss- und ein Sitten- zeugniss, sowie ein vorschriftsmässiges Zeugniss über ihre Be- dürftigkeit beizulegen. Sie müssen, um erkennen zu lassen, ob sie den Ansprüchen des Stifters hinsichtlich ihrer Begabung entsprechen, 2 Semester vollendet haben, ehe sie in den Genuss des Stipendiums treten können. Sie haben, um darin zu verbleiben, halbjährlich durch Vorlegung eines Fleiss- und eines Sittenzeugnisses den Beweis ihrer Würdigkeit zu führen. An Stelle eines Diligenzexamens kann der Nachweis der Be- schäftigung mit einer grösseren wissenschaftlichen Arbeit treten. Genügt eins dieser Zeugnisse nicht, so kann das Stipendium durch Beschluss der Facultät wieder entzogen werden.

8 7.

Das Stipendium kann nur einem solchen Studirenden ver- liehen werden, welcher bei der Universität Breslau immatri- culirt ist.

Wenn ein Studirender ohne Verlust seines hiesigen aka- demischen Bürgerrechtes aus wissenschaftlichen Gründen seinen Aufenthalt an einem anderen Orte nimmt, so kann ihm während desselben auf die Dauer von höchstens zwei Semestern durch besonderen Beschluss der philosophischen Facultät der Fort- bezug des Stipendiums gestattet werden.

Machen aber die Studien des Nutzniessers es wünschens- wert^ dass er an einer auswärtigen Hochschule ein bis zwei Semester studirt, so kann die Facultät ihm auch in diesem Falle für ein bis höchstens zwei Semester den Fortbezug des Stipendiums gestatten, doch bleibt er in der durch § (> vor- geschriebenen Weise verpflichtet, halbjährlich der Breslauer Universität den Beweis seines Fleisses und seiner Würdigkeit zu führen.

9 8.

Die x\uszahlung des Stipendiums findet halbjährlich im Voraus statt.

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93

§ 9.

Wenn ein Stipendium nicht vergeben oder abgehoben werden, oder durch die Schuld des Empfängers verfallen sollte, so wird die frei werdende Summe zum Kapital geschlagen, damit die Stipendien erhöht oder vermehrt werden können. Breslau, den 12. Juni 1900.

Der Universitäts-Curator. In Vertretung: von Haugwitz.

Die Stiftung ist damit ins Leben getreten, und sind die hierdurch geschaffenen 7 Stipendien, wie die obige Uebersicht ergiebt, erstmalig vom 1. April 1900 ab auf die Dauer von 3 Jahren vergeben worden.

Die ferner nach derselben Chronik nachgesuchte landes- herrliche Genehmigung zur Annahme der von Korn* sehen Stipendienstiflung ist durch Allerhöchsten Erlass vom 21. Mai 1900 ertheilt worden. Das für diese nunmehr gleichfalls ins Leben getretene Stiftung bestätigte Statut lautet wie folgt:

Statut

für die Dr. von Korn'sche Stipendien-Stiftung. Der am 27. November 1899 anlässlich der Eröffnung des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Alterthümer von der philosopischen Facultät zum Dr. phil. h. c. ernannte Stadt- älteste und Verlagsbuchhändler von Korn hat mit Schreiben vom 12. December 1899 der philosophischen Facultät der hiesigen Universität die Summe von 20 000 Mark in 3proc. Schlesischen Landschaftlichen Pfandbriefen zur Begründung einer Stiftung für Studirende geschenkt.

§ 1.

Das Stiftungskapital wird unter der Bezeichnung: Dr. Heinrich von Korn'sche Stiftung von dem Universitäts - Curatorium verwaltet. Die Kassen- geschäfte werden durch die Universitätskasse wahrgenommen. Die Verleihung erfolgt durch die philosophische Facultät auf Grund der folgenden in Uebereinstimmung mit dem Herrn Stifter getroffenen Bestimmungen.

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§ 2-

Aus den jährlich auflaufenden Zinsen, gegenwärtig GOO M., wird nach Abzug etwaiger Verwaltungskosten ein Stipendiuni gebildet; eine Theilung in zwei Theile ist nur ausnahmsweise gestattet.

§ 3.

Das Stipendium wird am 12. December in der üblichen Weise ausgeschrieben und auf zwei hintereinander folgende Jahre vom 1. April ab vergeben, doch kann der Nutzniesser, damit er seine Studien zum Abschluss bringt, wenn er durch besondere Begabung und Fleiss sich auszeichnet, es ausnahms- weise noch auf ein drittes Jahr erhalten, wozu es eines be- sonderen Facultätsbeschlusses bedarf.

Die erstmalige Ausschreibung soll unmittelbar nach der Allerhöchsten Genehmigung slattlinden.

§ 4.

Bei der Vergebung des Stipendiums entscheiden Begabung und Fleiss; nicht die Bedürftigkeit. Der Bewerber muss aber mindestens 4 Semester studirt haben, ehe er in den Genuss des Stipendiums gelangen kann. Es ist der ausdrückliche Wunsch des Stifters, dass auch die Söhne der ordentlichen Professoren der philosophischen Facultät berücksichtigt werden.

§5.

Das Stipendium wird in der Regel abwechselnd an einen Studirenden (bezw. ausnahmsweise an zwei Studirende) der philosophisch-historischen und an einen Studirenden (bezw. zwei) der mathematisch- naturwissenschaftlichen Fächer ver- liehen.

§ 6.

Der Nutzniesser muss im Besitz des Reifezeugnisses sein und hat jährlich durch Ablegung eines Diligenzexamens und Einreichung eines testimonium morum den Nachweis seiner Würdigkeit zu führen. An Stelle eines Diligenzexamens kann der Nachweis der Beschäftigung mit einer grösseren wissen- schaftlichen Arbeit treten.

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Vermag der Nutzniesser keinen Beweis seines Fleisses zu liefern, so ist ihm das Stipendium zu entziehen.

8 7.

Die Auszahlung des Stipendiums findet halbjährlich statt.

§ 8-

Andere etwa von ihm bezogene Universitäts-Stipendien muss der Nutzniesser während dieser Zeit aufgehen. Mit Ge- nehmigung der Facultät darf der Nutzniesser des Stipendiums ein oder zwei Semester ausserhalb Breslau's studiren, doch soll dies nicht die Regel sein.

Wird ein Stipendium nicht abgehoben, oder verfällt es durch die Schuld des Studirenden, so werden die frei werdenden Summen bis zu der Höhe angesammelt, dass sie als einmaliges ausserordentliches Stipendium von 000 Mark, bezw. 300 Mark nach den Normen des Grundstipendiums, vergeben werden können.

§ 10.

Herrn Dr. von Korn weiden die Namen der Empfänger des Stipendiums bei der Vergebung mitgetheilt.

Breslau, den 28. Juni 1900.

Der Universitäts-Curator. In Vertretung: von Haugwitz.

Eine weitere dankenswerthe Vermehrung haben die wohl- thätigen Stiftungen an unserer Hochschule dadurch erfahren, dass der bisherige Lehrer am zahnärztlichen Universitäts- Institut, Zahnarzt Professor Dr. Wilhelm Sachs, anlässlich seines Scheidens aus diesem Lehrverhältniss der Universität ein Kapital von 3000 Mark zur Begründung eines seinen Namen tragenden Stipendiums für Studirende der Zahnheilkunde zum Geschenk gemacht hat, dessen Verwaltung durch das nach- stehende Statut geregelt ist:

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9G

Statut

der Wilhelm Sachs - Stiftung für Studirende der Zahnheilkunde an der Universität zu Breslau.

Anlässlich meines Scheidens aus dem Verhältniss als Lehrer am zahnärztlichen Institut hiesiger Königlicher Univer- sität übereigne ich der Letzteren ein Kapital von

„3000 M., in Worten: Dreitausend Mark" zur Begründung eines meinen Namen tragenden Stipendiums für Studirende der Zahnheilkunde, dessen Verwaltung und Verwendung in der nachstehend bezeichneten Weise ge- schehen soll.

§ 1.

Das Stiftungskapital wird unter der Bezeichnung:

„Wilhelm Sachs - Stiftung"

von dem Herrn Universitäts-Curator nach den Vorschriften über die Anlegung etc. von Mündelgeldern verwaltet.

Die Kassengeschäfte werden durch die Universitätskasse wahrgenommen.

§2.

Die Zinsen dieses Kapitals werden zu einem Stipendium für einen bedürftigen Studirenden der Zahnheilkunde an der Breslauer Universität verwendet, der sich durch gute Führung, Talent und Fleiss auszeichnet und bereits ein Jahr an dieser Universität Zahnheilkunde studirt hat.

§ 3.

Die Verleihung des Stipendiums erfolgt zunächst für die Dauer eines Jahres; dasselbe kann jedoch im Falle besonderer Würdigkeit bis zur Beendigung des zahnärztlichen Studiums in Grenzen eines weiteren Jahres belassen werden.

§ *•

Die Auszahlung des Stipendiums erfolgt halbjährlich zu Anfang Juli und Januar und zwar erstmalig auf Grund des Collationsscheines, der zweiten oder der weiteren Raten hin- gegen nach Vorlegung einer Bescheinigung des Directors des zahnärztlichen Instituts, dass der Weitergewährung des Stipen- diums nichts entgegensteht.

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Zu diesem Zweck ist dem Herrn Collator 0) vor der Erhebung des Stipendiums neben dem Ausweise über fort- gesetzten Fleiss ein akademisches Führungsattest vorzulegen.

§ 5.

Erweist sich der ßeliehene durch Unfleiss oder schlechte Führung zum Fortbezuge des Stipendiums unwürdig, so kann ihm dasselbe nach Ablauf des ersten Halbjahres der Verleihung wieder entzogen werden.

§ 6.

Die Verleihung des Stipendiums erfolgt durch den Director des zahnärztlichen Instituts, der dasselbe am schwarzen Brett des Instituts und der Universität in der üblichen Weise aus- schreiben wird, jedoch behalte ich mir vor, einen Stipendiaten zu präsentiren. falls mir ein solcher bekannt ist, und soll der Herr Collator alsdann an die Präsentation gebunden sein, sofern nicht dringende Gründe den Präsentirten ungeeignet erscheinen lassen.

Breslau, den 30. Mai 1900.

gez. Professor Dr. Wilhelm Sachs.

Das zu einer Ehrung des verstorbenen Professors der classischen Alterthumswissenschaft an hiesiger Universität, Geheimen Regierungsraths Dr. Rossbach zusammengetretene Comite hat den nach Errichtung eines Denkmals verbliebenen Restbestand der gesammelten Gelder in Höhe von (»67, 4o Mark zur Begründung einer „August Rossbach-Prämienstiftung" der Universität überwiesen, deren Verwaltung und Verwendung in nachstehender Weise zu erfolgen hat:

§ 1.

Das Stiftungs-Kapital wird unter der Bezeichnung: „August Rossbach -Prämien-Stiftung" von dem Universitäts-Curator nach den Vorschriften über die Anlegung etc. von Mündelgeldern verwaltet. Die Kassen- geschäfte werden durch die Universitätskasse wahrgenommen.

7

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§ 2.

Die Zinsen des Kapitals werden alle drei Jahre durch den Director des Archäologischen Museums der hiesigen Universität an einen Studirenden der classischen Alterthumswissenschaft vergeben, welcher sich besonders durch archäologische Studien auszeichnet, aber auch durch ein Zeugniss der Direction des philologischen Seminars den Nachweis philologischer Tüchtig- keit erbringt.

Ist ein solcher nicht vorhanden, wird die Prämie nicht vergeben.

In diesem Falle, sowie wenn die Prämie nicht abgehoben wird, werden die Zinsen zum Kapital geschlagen.

§ 3.

Die Verleihung der Prämie erfolgt, ohne vorherige Aus- schreibung, gegen Anfang des Winter-Semesters.

§ 4.

Der Director des Archäologischen Museums zeigt dem Universitäts-Curator an, wem er die Prämie verliehen hat, mit dem Ersuchen, die Universitätskasse zur Zahlung anzuweisen, und setzt die philosophische Facultät durch schriftliche Mit- theilung von der Verleihung in Kenntniss.

§5.

Der Director des Archäologischen Museums hat den Studirenden durch einen öffentlichen Anschlag den wesent- lichen Inhalt der §§ 2—4 zur Kenntniss zu bringen.

Ein sodann noch von der am 11. Februar 1900 hierselbst verstorbenen unverehelichten Bauer- Auszüglerstochler Paul ine Walke aus Lindewiese, Kreis Neisse, für arme Studirende der Theologie testamentarisch ausgesetztes Legat von 150 Mark ist mit Zustimmung des Herrn Universitäts-Curators der katholisch- theologischen Facultät zur entsprechenden Verwendung über- wiesen worden.

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6. Kranken- und Begräbniss-Kasse für Studirende.

a. Die Studenten-Kranken-Kasse.

Eine Aenderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht erfolgt. Die aus früheren Semestern eingegangenen Beiträge sind wie im Vorjahre kapitalisirt worden. Es wurden im Be- richtsjahre 1000 Mark 4proc. Schlesische Pfandbriefe neu er- worben.

Die Einnahmen haben im Jahre 1900 betragen und zwar:

a. Beiträge der Studirenden 8 903,4 o M.

b. Zinsen von Kapitalien 1 565,15 *

c. dem Bestände aus dem Jahre 1899 1 994,2 7 »

Summa der Einnahmen 12 522,91 M. Die Ausgaben betrugen:

1. Remunerationen an Aerzte und Beamte.. 1 791, oo

2. Unterstützungen an Studirende zu Bade-

und Brunnenkuren 850,oo ,

Es erhielten 1 Studirender 150 M. = 150 M.

4 Studirende je 100 M. = 400 M. 3 Studirende je 80 M. 240 M. J_Studirender 60 M. ^ 60 M.

9 Studirende zusammen 850 M.

3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:

a. für Medicamente, Brillen, Bruch- bänder etc 3105,5 8 M.

899 Studirenden wurden

in 2197 Fällen ärztliche Medikamente verordnet.

b. 55 Studirende wurden während 1115 Tagen in den üniversitäts - Kliniken und im Garnison-Lazareth verpflegt und behandelt . . 2857,80

// 5 963,3 8 .

4. Zur Kapitalisirung 1 002,8 5 *

5. Verwaltungskosten 99,2 o *

Summa der Ausgaben 9 700,4 3 M.

7*

100

Uebertrag: Summa der Ausgaben 9 706,43 M. Die Einnahmen betrugen 12 522,5*2 «

Mithin bleibt Bestand 2 816,49 M.

Kast.

b. Die Studenten -Begräbnis« -Kasse.

A. Die Einnahmen im Jahre 11)00 haben betragen:

1. Bestand aus dem Vorjahre 338, 3 1 M.

2. Zinsen von Kapitalien 217,oo

Summa der Einnahmen 555,31 M.

B. Ausgaben:

1. Begräbnisskosten für verstorbene Studirende , M.

2. Zur Kapitalisirung , *

Bleibt Bestand 555,3 1 M.

V. Akademische Grandstücke und Kapitalien.

I. Grundstücke.

Im Rechnungsjahr 1900 wurde begonnen: der Neubau der Kinderklinik;

vollendet wurde:

der Neubau des physikalischen Instituts. (Uebergabe am 29. September 1900.)

Ferner gelangten zur Ausführung:

der Neubau eines Vegetationshauses für das Pflanzen- physiologische Institut;

der Neubau eines Sargschuppens und eines Fahrrad- schuppens beim anatomischen Institut;

der Aufbau eines Bodenraumes auf dem westlichen Flügel des Stallgebäudes des Wirthschaftshofes des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes zu Rosenthal;

die Errichtung von zwei Lauben in den Gärten der Augenklinik.

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101

Am 11. Juni 1900 erfolgte die Uebergabe des ehemaligen Anatomiegrundstücks an der Catharinenstrasse an die Reichs- Post- Verwaltung; der Erlös für das 94 a 22 qm grosse Grund- stück beträgt 716600 Mark.

2. Kapitalien.

Das Vermögen der Universität betrug am Schlüsse des

Etats-Jahres 1900 593 250, oo M.

und ist angelegt:

in Hypotheken 326 100,oo M.,

in Werthpapieren . . . . 267 150.QQ «

593 250,oo M.

Die Stiftungs-Fonds der Universität weisen am Schlüsse

des Etats-Jahres 1900 ein Vermögen von 67 305 M.

nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken 23 340,oo M.,

in Werthpapieren 44025,oo *

Ausserdem besitzt der v. Hackemann 'sehe Professoren- Wittwen-Pensions-Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm, welche im Etats-Jahre 1900 einen Pachtzins von 3836,oo Mark und an Jagdpachtgeldern 36,27 Mark eingebracht haben.

Das Vermögen der Stipendien-Fonds betrug am Schlüsse

des Etats-Jahres 1900 839 185,6 3 M.

und ist angelegt:

in Hypotheken mit 435 200,0 o M.,

in Werthpapieren mit . . . 403 600,oo in Sparkassenbüchern mit 385,63 *

839 185,6 3 M.

Der Studenten-Unterstützungs-Fonds weist am Schlüsse des Etats-Jahres 1900 ein Kapitalvermögen von.. 63 775,oo M.

nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken von 34 500 M.,

in Effecten von 29 275 *

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VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Curatorial- schreiben und Senatsbeschlüsse.

I. Für die Universität Uberhaupt.

a, Ministerial-Erlasse und Coratorialschreiben.

Durch Erlass vom 31. März 1900 theilt der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten den Wunsch der Ober-Post-Direction zu Berlin zur Beachtung mit, in der Aufschrift der an Behörden in Berlin gerichteten Postsendungen die Lage der in Betracht kommenden Dienst- räume nach Postbezirk, Strasse und Hausnummer anzugeben. In Bezug hierauf giebt dieselbe in einem die gleiche Angelegen- heit betreffenden Erlasse vom 10. Januar 1901 Beispiele über die Adressirungsweise der nach Berlin bestimmten Briefsendungen.

Nach einem Ministerial-Erlass vom 3. April 1900 darf die Entsendung von Delegirten der Universitäten zu Festfeiern, Congressen und sonstigen Veranstaltungen aller Art ausserhalb des Reichsgebietes nur mit ministerieller Genehmigung er- folgen.

Unterm 10. April 1900 hat der Herr Ressortminister be- stimmt, dass künftig von der Veröffentlichung des Vorlesungs- Verzeichnisses in Tagesblättern und Zeitschriften, ausser in den Hochschulnachrichten, soweit dadurch Kosten entstehen, allgemein abzusehen ist, und etwaige weitere Anzeigen in der Presse auf die Mittheilung zu beschränken sind, dass das amtliche Vorlesungs-Verzeichniss erschienen und von wem es bezogen werden kann.

Nach einem Curatorialschreiben vom 11. April 1900 sind die Anmeldungen für den Staatshaushalts-Etat spätestens bis zum 15. Juni j. J. einzureichen.

Durch Schreiben vom 23. Mai 1900 erklärt sich der Herr Universitäts-Curator damit einverstanden, dass die im § 58 der Geschäftsanweisung für die hiesige Universitätskasse vor- geschriebene Revision des Universitäts-Depositoriums fortan alsbald nach dem Rectorwechsel und zwar bei der Uebergabe des Schlüssels zum Depositorium an den neuen Rektor vorge- nommen wird.

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Durch Erlass vom 31. Mai 1900 hat der Herr Minister die Bestimmung, dass die jedesmalige Aufnahme der Universitäts- Statistik für die Ortsanwesenheits-Controle der Studirenden nutzbar zu machen ist, aufgehoben.

Unter dem 29. Juni 1900 bestätigt der Herr Universitäts- Curator die von Rector und Senat entworfene und vorgelegte Geschäftsanweisung für eine Honorarien - Commission zur Prüfung sämmtlicher auf das Honorar -Wesen bezüglichen Bücher und Akten der Quästur, nachdem der Herr Minister gegen dieselbe nichts zu erinnern gefunden hatte.

Nach einem Erlasse des Herrn Ministers vom 18. August 1900 dürfen aus den staatlichen Unterstützungs-Fonds für Wittwen und Waisen von Beamten etc. Unterstützungen an verheirathete oder verheirathet gewesene Kinder von Beamten etc. nicht mehr gewährt werden.

Durch Allerhöchsten Erlass vom 3. September 1900 ist genehmigt worden, dass in Abänderung des § 14 Abschnitt III der Universitäts-Statuten die Ausloosung der Senatoren, welche aus dem jedesmaligen alten Senate in den neuen hinüber- genommen werden, nicht in der die Neuwahl des Senates selbst vollziehenden Plenar-Versammlung der Professoren vor- genommen wird, sondern in einer mindestens drei Tage vor dieser Versammlung anzuberaumenden Senatssitzung.

Nach einem Erlasse des Herrn Ministers vom 21. Sep- tember 1900 ist in Zukunft auch der griechische Erlöserorden bei seinem Freiwerden durch das Ableben des Inhabers, bezw. bei dem Aufrücken des Inhabers in eine höhere Klasse die untere Klasse dieser Decoration zurückzugeben.

Durch Erlass vom 5. October 1900 macht der Herr Minister darauf aufmerksam, dass das nach einer Mittheilung des Herrn Staatssecretärs des Reichspostamtes von Staatsbehörden be- obachtete Verfahren, bei der Unterbringung von Lieferungen und Leistungen den Unternehmern, also Privatleuten, zur Be- nutzung bei den Antworten mit dem Aversionirungsvermerk versehene Briefumschläge zuzusenden, unzulässig ist.

Durch Erlass vom 10. October 1900 hat sich der Herr Minister mit den in Folge des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuches vorgenommenen Abänderungen der Bestimmungen

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über die Meldung der Studirenden zu den Vorlesungen, sowie über die Entrichtung, die Stundung und den Erlass der Honorare einverstanden erklärt. Von einer Drucklegung ist wegen der in Aussicht genommenen einheitlichen Gestaltung des Stundungswesens für alle Landes-Üniversitäten vorläufig abzusehen.

Dem Vorschlage der Universitäts-Quästur und dem bezüg- lichen Antrage von Rector und Senat entsprechend hat sich der Herr Universitäts-Curator durch Schreiben vom 13. Oc- tober 1900 damit einverstanden erklärt, dass zeitweise sich anhäufende Quästurgelder unter den dafür festgesetzten näheren Bedingungen bei der Schlesischen landschaftlichen Bank hier- selbst vorübergehend zinsbar angelegt und die einkommenden Zinsbeträge der Hilfskasse zur Unterstützung der Hinterbliebenen von Docenten und Beamten zugeführt werden.

Durch Erlass vom 17. October 1900 hat der Herr Minister auf Antrag der katholisch-theologischen Facultät genehmigt, dass die Bestimmung des § 41 des Reglements, nach welcher sich zur Erlangung des Grades eines Doctors der Theologie nur derjenige melden kann, der bereits vier Jahre das Universitätsstuditim beendet, oder, falls er in einem bischöf- lichen Seminar gebildet worden, dasselbe eben so lange ver- lassen hat, in Wegfall kommt.

Nach einer Entscheidung des Herrn Ministers vom 1. November 1900 sind die von der Universität den Studiren- den zur Verwendung in Angelegenheiten der Heeresergänzung auszustellenden Zeugnisse kostenfrei zu ertheilen.

Durch Erlass vom 14. December 1900 theilt der Herr Ressortminister einen Runderlass der Herren Minister der Finanzen und des Innern vom 26. November desselben Jahres, betreffend die Berechnung der pensionsfähigen Dienstzeit eines Beamten, zur gleichmässigen Beachtung mit.

Durch Erlass vom 26. Februar 1901 hat der Herr Minister bezüglich der Zulassung von Frauen zum gastweisen Besuche von Universitäts-Vorlesungen bestimmt, dass die für die männ- lichen Hospitanten geltenden Erfordernisse auch für die weiblichen maassgebend sein sollen, und zwar ist allgemein

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daran festzuhalten, dass ohne eine mindestens der Obersekunda einer inländischen höheren Lehranstalt bezw. der wissenschaft- lichen Reife für den Einjahrig-Freiwilligen-Militärdienst ent- sprechende Vorbildung der Besuch von Universitäts-Vorlesungen nicht gestattet werden kann. Da die Vorbildung der Volks- schullehrer zum Einjährig-Freiwilligen-Militärdienst berechtigt, so genügt auch für die Zulassung weiblicher Hospitanten das Lehrerinnen-Zeugniss. Dagegen ist das blosse Entlassungs- zeugniss einer höheren Töchterschule als ausreichend nicht zu erachten, vielmehr darf in solchem Falle die Zulassung nur ganz ausnahmsweise beim Vorliegen anderweiter vollgültiger Ausweise über die erforderliche Vorbildung erfolgen.

Durch Erlass vom 28. Februar 1901 hat der Herr Minister bestimmt, dass künftig auch die Söhne der wissenschaftlichen Bibliotheksbeamten in gleicher Weise wie die Söhne der ordentlichen und ausserordentlichen Professoren zum unent- geltlichen Besuche der Privatvorlesungen aller akademischen Lehrer zuzulassen sind.

In Folge der Gleichstellung der Reifezeugnisse von den Realgymnasien und Oberrealschulen mit denen der deutschen Gymnasien für die unbeschränkte Zulassung zur Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen sind durch Ministerial-Erlass vom 20. März 1901 die erforderlich gewordenen Abänderungen der §§5, 17 und 19 der bezüglichen Prüfungsordnung vom 12. September 1898 mitgetheilt worden.

b. Senats-Beschlüsse.

Im Hinblick auf den Ministerial-Erlass vom 3. Februar 1880 U. I. 151 beschloss der Senat in den Sitzungen vom 12. und 26. Mai 1900 gerichtliche oder polizeiliche Bestrafungen fernerhin in dem am Schlüsse des Abgangs-Zeugnisses befind- lichen Führungs-Attest nicht mehr zu erwähnen, geringere disciplinarische Bestrafungen bis zu 3 Tagen Karzer nicht ausdrücklich zu vermerken, sondern nur mit „nichts Wesent- liches" anzudeuten, Disciplinarstrafen von mehr als 3 Tagen Karzer hingegen dem Wortlaut nach aufzunehmen und dabei ausdrücklich hervorzuheben, dass evtl. kein Verstoss gegen die akademische Disciplin vorgekommen ist. Das Gleiche gilt für

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die zu anderen Zwecken den Studirenden auszufertigenden Sittenzeugnisse.

Auf eine bezügliche Anfrage des Herrn Ministers beschloss der Senat in seiner Sitzung vom 23. Juni 1900 zu antworten, dass er keine Anträge zu stellen habe, welche eine Ein- schränkung der noch in Kraft stehenden Vorschriften zum Gebrauch der lateinischen Sprache bezwecken und die Ab- standnahme von einer derartigen Beschränkung durch nach- drückliche Betonung des Werthes der lateinischen Sprache für das akademische Studium zu begründen.

Nachdem die Aufnahme der Universitäts-Statistik nicht mehr für die Ortsanwesenheits-Controle der Studirenden nutzbar zu machen ist, hat der Senat in seiner Sitzung vom 21. Juli 1900 beschlossen, vom Winter-Semester 1900/01 ab die Zählkarten im unmittelbaren Anschluss an das Belegen der Vorlesungen ausfüllen zu lassen.

In der Senatssitzung am 10. November 1900 wurden bei der erstmaligen Ausloosung der Senatoren in der letzten Senatssitzung des Studienjahres bestimmte Normen für das Loosungsgeschäft festgesetzt.

In der Sitzung vom 1. December 1900 beschloss der Senat, die letztmalig im Jahre 1875 erschienenen Nachrichten von den Freitischen und Stipendien bei der Universität neu be- arbeiten zu lassen und hiermit den Universitäts - Secretär Richter zu betrauen.

2. Für die einzelnen Facultäten.

Philosophische Facultät.

Ministerial-Erlasse. Auf Antrag der Facultät hat der Herr Minister durch Erlass vom 7. Juli 1900 unter Abänderung des § 21 deren Reglements genehmigt, dass die an den Herrn Minister zu erstattenden Berichte fortab nur von dem Dekan und seinen beiden Amtsvorgängern unterschrieben werden.

-

Ebenso hat der Herr Minister unterm 11. August 1900 genehmigt, dass dem § 87 Absatz 1 des Facultäts-Reglements die Bestimmung hinzutritt, dass Ausländer nur dann zur

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Promotion zugelassen werden, wenn sie das Reifezeugniss einer Schule besitzen, die dem humanistischen Gymnasium, dem Realgymnasium oder der Oberrealschule des Deutschen Reiches als gleichwerthig angesehen werden kann.

VII. Universität»- Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.

Am 15. October 1900 fand in herkömmlicher Weise die Uebergabe des Rectorats von Seiten des bisherigen Rectors, Professor Dr. J. Partsch an den neugewählten Rector, Ge- heimen Medicinalrath Professor Dr. Flügge statt. Nach Ableistung des vorgeschriebenen Eides hielt dieser seine Antrittsrede: „Die Entwickelung der wissenschaftlichen Hygiene".

Zur Feier des 200jährigen Bestehens des Königsreichs Preussen fand gemäss Allerhöchster Bestimmung am 18. Januar 1901 ein Festactus statt und in Verbindung hiermit die aka- demische Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs. Die Festrede hielt der Professor der Eloquenz, Geheime Regierungsrath Professor Dr. Foerster über das Thema: „Das preussische Königthum und die klassische Kunst".

Den Schluss der Feier bildete die alljährliche Preisver- teilung, über die der im Druck erschienene bezügliche Bericht das Nähere besagt. (Siehe auch VIII. 3.)

Durch die mittelst Erlasses des Herrn Ministers vom 5. December 1900 erfolgte Genehmigung der Satzungen einer Senatskasse der Universität zur Bestreitung solcher Ehren- ausgaben, welche nicht aus anderen amtlichen Mitteln gedeckt werden, ist eine Institution in's Leben gerufen worden, die seit 1864 bisher vergeblich erstrebt wurde, und durch die nunmehr einem dringenden Bedürfniss begegnet ist.

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Die Satzungen lauten wie folgt:

Satzungen der Senatskasse bei der Kgl. Universität zu Breslau.

§ 1.

Zur Bestreitung von Ehren - Ausgaben der Universität Breslau, welche nicht aus anderen amtlichen Mitteln gedeckt werden, wird eine Senatskasse gegründet.

Die erforderlichen Mittel werden aufgebracht:

1. durch Beiträge der ordentlichen Professoren;*)

2. durch eine Beisteuer des Rectors und der Decane von 1 pCt. der ihnen zufliessenden Gebühren ;

3. aus Geschenken, Vermächtnissen und sonstigen Zu- wendungen ;

4. aus Zinsen von Kapitalien.

§ 2.

Von den zur Zeit angestellten und hier wohnhaften 61 ordentlichen öffentlichen Professoren verpflichten sich 59, per Semester einen Beitrag von 1,50 Mark zu entrichten.

Für die neu anzustellenden Ordinarien ist dieser Beitrag obligatorisch.

§3.

Die in einem Jahre nicht verbrauchten Einnahmen sind auf das folgende Jahr zu übertragen.

§ 4.

Ausgaben im Betrage von höchstens 50 Mark können von dem Rector allein verfügt werden. Grössere Ausgaben be- dürfen der Bewilligung des Senates.

§5.

Am Schluss jedes akademischen Jahres ist nicht nur dem Senat und den zur Entgegennahme des Jahresberichts des Rectors versammelten Professoren, sondern auch dem Cura- torium über die vollzogenen Bewilligungen und den Stand der Kasse Bericht zu erstatten.

*) Dem Universitfits-Richter steht in Folge seines Ranges eines wirk- lichen ordentlichen Professors der Zutritt zur Beitragsleistung frei.

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Eine Mitwirkung der Ober-Rechnungskammer bei Controle der Verwaltung und Verwendung von Kassengeldern ist aus- geschlossen.

Wegen der im § 1 unter 2 festgesetzten procentualen Beisteuer des Rectors und der Decane sind entsprechende Zusätze zu den deren Einnahmen behandelnden Paragraphen der Universitäts-Statuten und Facultäts-Reglements erforderlich geworden, welche die Allerhöchste bezw. die ministerielle Ge- nehmigung erhalten haben.

Am 29. September 1900 hat die Verlegung des physi- kalischen Instituts in den Neubau an der Kreuzkirche statt- gefunden.

Die dadurch im Convictgebäude frei gewordenen Räume sind bis auf ein Zimmer, das dem Lector für Photographie überlassen worden ist, zur Verlegung des katholisch-theolo- gischen Seminars aus seinen bisherigen Lokalitäten im II. Stock des Gebäudes bestimmt worden, wogegen die bisherige Dienst- wohnung des Instituts-Assistenten zur Herrichtung je eines orientalischen Unterrichts- und Bibliothekszimmers Verwendung fmdet. In dem letzteren hat nunmehr die bisher in der Universitäts-Bibliothek unter der Bezeichnung „Bibliotheka Linkiana44 aufbewahrte orientalische Büchersammlung Auf- stellung gefunden.

Durch Aufstellung von Fahrradständern in dem Erd- geschoss des Süd- und Ostflügels des grossen Universitäts- Gebäudes ist einem längst empfundenen Bedürfniss in recht geeigneter Weise entsprochen worden.

Der Universität zu Czernowitz wurden zur 25jährigen Jubelfeier am 2. December 1900 die Glückwünsche der hiesigen Universität übermittelt.

2. Programme

sind nicht erschienen.

3. Adressen.

Zu der am 7. Juni 1900 stattgefundenen Fünfhundert ah r- feier der Universität Krakau entsandte die hiesige Universität den zeitigen Senator, Professor Dr. Caro und den Geheimen

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Regienings-Rath, Professor Dr. Nehring als ihre Vertreter, welche folgende Gratulations-Adresse überreichten:

Der Jagellonen-Uni versität Krakau zum Gedenktage

ihrer Begründung.

Zu dem Jubelfeste der altehrwürdigen Hochschule der uns benachbarten Gemarkung bringen wir, Rector und Senat der Universität Breslau, in freudiger Theilnahme Ihnen die leb- haftesten Glück- und Segenswünsche dar. Wir begrüssen diesen Fest- und Freudentag der Schwesteranstalt mit einem besonderen Recht. Ist doch in dem genugthuungsreichen Rückblick auf ein halbes Millennium treuer Hingebung im Dienste menschheitlicher Ideale, der sich heute Ihnen auf- drängt, auch ein wesentliches Stück der Bildungsgeschichte unserer eigenen Provinz eingeschlossen. War doch unser Schlesien damals noch in demselben Metropolitanverbande mit Ihrer Heimath, als der ruhmreiche Stifter seinem eigenen Ausdruck nach „die Perle der grossmächtigen Wissenschaften" einsetzte und seiner Schöpfung den Beruf zubestimmte, „ein nie versiegender Quell der Gelehrsamkeit zu werden, aus dessen Fülle Alle schöpfen können, die reif und klar im Rath, mit dem Schmuck der Tugend geziert und in den mannig- faltigsten Befähigungen bewandert werden wollen".

Und was der Stifter in edlem Geiste erstrebt, was der hochsinnigen Königin aus anjovinischem Stamme, die sterbend ihre Geschmeide dieser Gründung überwiesen hatte, vor Augen stand, das wurde im Zeitenstrom reichlich erfüllte Wahrheit. Nicht nur die lerneifrige Jugend aus allen Theilen Ihres Landes, auch aus jenen östlichen Districten, in denen das Licht des Christenthums eben erst über den Rand des Horizonts ge- stiegen war, sondern auch von Jahr zu Jahr mehr Jünglinge aus allen Stämmen und Provinzen des kaiserlichen Deutsch- land suchten die hehre Bildungsstätte an der Weichsel auf, um zu den Füssen erlauchter Lehrer die Richtung und Weisung zu den höchsten Erkenntnissen zu empfangen. Mit weiser Vorsicht war hier der hochherzigen Bestimmung des Stiftungs- briefes gemäss die Pforte für Alle aufgethan, und aus den Institutionen die sonst fast immer gegebene Gelegenheit zu

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Reibungen der Nationalitäten ausgeschlossen. Zahlreiche Sterne, die in der Litteratur- und Gelehrten -Geschichte Deutschlands glänzen, haben hier die ersten Strahlen ihres Feuers empfangen, und mit dankbarer Anerkennung erfüllt sich unser Gefühl, wenn wir in den inhaltsschweren Columnen Ihrer Matrikel unter viel hundert deutschen Namen dem eines Conrad Geltes, eines Thomas Murner oder des herrlichen Aventin begegnen.

Enger aber als alle diese waren unsere Schlesier mit Ihnen verbunden. Durch Ihre Hörsäle waren in dem ersten Jahrhundert die meisten Männer gegangen, die in Schlesien irgend ein Amt im profanen oder Kirchendienst bekleideten. Oft genug sass dem Schlesier auf dem Professoren-Katheder eine Schaar Schlesier auf den Schulbänken gegenüber. War doch der erste Decan der ArUsten-Facultät, der erste im Liber promotionum genannte, der die erste Prüfung pro magisterio abhielt, ein Schlesier, und gegen Ende des Jahrhunderts klangen die stolzen Verse unseres Laurentius Corvinus mit den sapphischen Strophen Ihres Paul von Crosno und Jan von Wislica in harmonischem Accord. So sehr war Ihre Alma rnater auch die geistige Ernährerin unserer Provinz, dass, als ein Jahrhundert nach ihrer Gründung bei der hiesigen Bürgerschaft der Gedanke erwachte, eine eigene Hochschule zu errichten, der blosse Hinweis auf ihre grossen Leistungen genügte, um solche Pläne zu verwehen und für lange zu vertagen.

Wer aber wollte so vermessen sein, den Umfang und die Mannigfaltigkeit dieser Arbeit für das Gedeihen der Cullur in knappen Worten zu preisen? Giebt es doch innerhalb der schier unennesslich reichen Litteratur, deren Nährmutter und Pflegerin die Jagellonen-Stiftung geworden ist, noch eine be- sondere Litteratur, deren Gegenstand die „Laudes Cracovienses" bilden. Wie viel tausend Mal wurde mit gutem Recht das freudige Erstaunen variirt, dass auf den sarmatischen Gefilden die Sonne Ausoniens aufgegangen wäre! Wie fand doch hier der uinhergescheuchte Genosse und Freund des Pomponius Laetus den Geist und die Schwungkraft der heimischen römischen Akademie, der Ahnherrin aller Akademien der

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Welt, in sicher geschütztem Wirken wieder, und wie jener Philippo Buonacorsi nicht Worte genug zum Preise Ihrer Lehrstätte finden konnte, so trug unser Nürnberger Weltchronist Hartmann Schedel kein Bedenken, ihr die Palme vor allen derzeitigen deutschen Hochschulen zu reichen. Welch' einen lehrreichen Ausschnitt aus der Entwickelungsgeschichte der Pädagogik stellt doch Ihr unvergleichlicher Liber diligentiarum dar, die leuchtende Statistik einer Pflanzung jeder über die Schranken der Natur den Menschen erhebenden Erkenntniss. Wie reiht sich hier Stern an Stern, und mit kühnerem Eifer als irgendwo wagt man es hier die Symmetrie des Weltbaus durch Maasse und Zahlen zu ergründen. So lange die Wissen- schaft ein Bewusstsein ihres Werdegangs haben wird, wird die Thatsache als ein leuchtender Punkt angemerkt werden, dass hier zu den Füssen Ihres Albert Blar Brudzewski, der nach zeitgenössischem Urtheil den Scharfsinn eines Euklid und Ptolemaeus sich zu eigen gemacht, der Jüngling gesessen, dem der unsterbliche Ruhm zu Tlieil geworden, den Ordnungs- plan der Weltschöpfung zu ergründen, nach zu denken, und die Harmonie der Sphären der Menschheit zu enthüllen.

Solches Streben aber und solche Erfolge verleihen auch die Kraft, den Stürmen der Zeit zu widerstehen, und den Stützpunkt im Aufruhr bewegter Leidenschaften. Gleich in dem ersten Jahrhundert ihres Daseins, dessen Rinnen und Kreisen von den Gegensätzen religiöser Denkungsart bestimmt war, hat die Jagelionen-Universität Schulter an Schulter mit den deutschen Universitäten, jeder sinnvollen Verbesserung zugänglich, doch dem Radicalismus in muthiger Abwehr sich entgegengeworfen. Als die wissenschaftlichen Kreise Europas von dem tobenden Contrast zwischen Scholastik und Humanis- mus bis in den Grund erschüttert wurden, bot die akademische Schule an der Weichsel das imposante Schauspiel dar, dass beide Ströme in tief gefurchten Rinnsalen wetteifernd neben einander fliessen durften. Und als dann im Entwickelungsgang der europäischen Bildung durch die sich erweiternde Trennung nationaler Formationen die Stellung der wissenschaftlichen Körperschaften zu den sittlichen Problemen sich veränderte, da hat die universale Stiftung des letzten Piasten- und des

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ersten Jagellonenkönigs sich der engern aber nicht minder ehrenreichen Aufgabe unterzogen, den ihrer Pflege anvertrauten Volksgeist erziehend zu adeln und zu charaktervoller, den Unbilden der Zeit Trotz bietender Individualität auszugestalten. Keine andere Universität kann wie Ihre sich dessen rühmen, an der Schaffung der Nation mit ihrem Sonderwerth den Hauptantheil gehabt zu haben.

In dieser Phase Ihres erfolgreichen Schaffens wurde zur Befriedigung der heimischen Zwecke unsere Leopoldina ge- gründet, in welcher manche Züge und Zeichen noch von dem Einfluss sprachen, den Ihre Hochschule auf die Bildung in Schlesien ausgeübt hatte. Auf dem Unterbau der Leopoldina aber ist unsere alma mater Viadrina aufgebaut. Doch nicht diese äussere Beziehung allein ist es, die unsere Huldigung an dem seltenen Erinnerungsfeste zum Ausdruck einladet. Wissen wir uns doch enger noch mit Ihnen vereint durch das überein- stimmende Bewusstsein, dass über allen Scheidungen und Trennungen hinaus ein Band der Liebe alle diejenigen um- schlingt, welche mit den Worten Ihres Stiftungsbriefes zu reden an dem unversieglichen Quellborn reiner Wissenschaft Reife der Einsicht in alles dem Menschen Begreifliche, den Ruhmesglanz der Tugend und die Fähigkeit zu edlem Handeln schöpfen wollen, dass sie Alle eine zusammengeschlossene Gemeinde bilden, in welcher der Sonnenschein göttlichen Wohlgefallens segnend wirkt und waltet.

In solchem Geiste reichen wir Ihnen an dem fünften Säculartage Ihrer Hochschule die Bruderhand dar, und in solchem Geiste rufen wir von der Oder her der Jagellonen- üniversität an der Weichsel zu: Vivas, floreas, crescas!

Breslau, Pfingsten 1900. Rector und Senat der Universität Breslau.

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VIII. Studirende

1. Hörerzali I.

Sommer-Semester 1900: a. Immatriculirte Studirende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben HOC

Neu hinzugekommen 530

zusammen 1636

Davon zählte:

die evangelisch - theologische f Deutsche 71

Facultät \ Nichtdeutsche 2_ 73

die katholisch - theologische / Deutsche 320

Facultät I Nichtdeutsche 320

.... /Deutsche .... 479 die juristische Facultät { Wichtdeutgche - 479

. , r. w-4 I Deutsche 243

die medicinische Facultät . . f XT. , . . , 0,u

l Nichtdeutsche 5 24s

o

.SU 0.3

.2 £

a. Deutsche m. d. Zeugniss der Reife 315

b. Deutsche ohne Zeugniss der Reife nach § 3 der Vorschriften vom

1. October 1879 174

Deutsche 489

c. Nichtdeutsche 27_ 516

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schliesslich 44 Hörerinnen) 127

Die Gesammtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1763

Es hörten Vorlesungen:

von den immalriculirten Studirenden 1618

von den Hospitanten 127

zusammen 1745 Vom Hören der Vorlesungen waren dispensirt: in der katholisch - theologischen Facultät 4, in der juristischen Facultät 6, in der medicinischen Facultät 1 und in der philosophischen Facultät 7, zusammen 18

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Winter-Semester 1900/01: a. Immatriculirte Studirende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1182

Neu hinzugekommen 428

zusammen IG 10

Davon zählte:

die katholisch - theologische ( Deutsche 2GG

Facultät \ Nichtdeutsche _ 2GG

die evangelisch -theologische J Deutsche G0

Facultät I Nichtdeutsche 4 G4

die juristische Facultät . . . . { ^Sfie ' ' 53,i

l Nichtdeutsche 1_ 537

die medicinische Facultät . . . j Pf^f^16 ' 7 ' 21'J

l Nichtdeutsche 7 222

« 1.3

-o o 8

a. Deutsche m. d. Zeugniss der Reife 31G

b. Deutsche ohne Zeugniss der Reife nach § 3 der Vorschriften vom

1. October 1879 182

Deutsche 498

c. Nichtdeutsche 23 521

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schliesslich G9 Hörerinnen) 177

Die Gesammtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1787

Es hörten Vorlesungen:

von den immatriculirten Studirenden 1598

von den Hospitanten 177

zusammen 1775 Vom Hören der Vorlesungen waren dispensirt:

in der katholisch-theologischen Facultät 2, in der evang.-

theologischen Facultät 1, in der juristischen » Facultät 5 und in der philosophischen Facultät 4,

zusammen 12

8*

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2. Betheiligung an den Yorlesnngen.

a. Es haben lnscriptionen stattgefunden:

1. bei der evangelisch-theologischen Facultät

im Sommer-Semester 1900:

zu 18 theol. Privatvorlesungen 239

* 5 * öffentlichen Vorlesungen 95

» 5 * seminaristischen Uebungen 58

im Winter-Semester 1900/01:

zu 18 theol. Privatvorlesungen 200

* 7 * öffentlichen Vorlesungen 127

* 5 * seminaristischen Uebungen 45

2. bei der katholisch-theologischen Facultät im Sommer-Semester 1900:

zu 12 theol. Privatvorlesungen 1110

« 8 * öffentlichen Vorlesungen 591

* 4 * seminaristischen Uebungen 267

im Winter-Semester 1900/01:

zu 11 theol. Privatvorlesungen 1140

«12 * öffentlichen Vorlesungen 959

* 4 * seminaristischen Uebungen 443

3. bei der juristischen Facultät

unter Einschluss der staatswissenschaftlichen Disciplinen

im Sommer-Semester 1900: 31 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2581

6 - * * öffentlichen Vorlesungen 438

7 * * * seminaristischen Uebungen ... 133

im Winter-Semester 1900/01:

37 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 3012

7 * * * öffentlichen Vorlesungen 504

7 * * seminaristischen Uebungen ... 292

4. bei der medicinischen Facultät im Sommer-Semester 1900: zu 72 medicinischen Privatvorlesungen 1640

* 38 * öffentlichen Vorlesungen . . 686

im Winter-Semester 1900/01: zu 67 medicinischen Privatvorlesungen 1511

* 42 - öffentlichen Vorlesungen . . 814

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5. bei der philosophischen Facultät im Sommer-Semester 1900:

zu 127 Privatvorlesungen 294-1

52 öffentlichen Vorlesungen... 1116

* 28 Seminarien 476

im Winter-Semester 1900/01:

zu 125 Privatvorlesungen 3217

* 44 öffentlichen Vorlesungen .. . 1277 26 Seminarien 484

1. Von Seiten der Studirenden der evangelisch-theolo- gischen Facultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 73 Hörern

zu 18 theol. Privatvorlesungen 239 Inscriptionen,

* 5 * öffentlichen Vorlesungen 95 *

5 » seminaristischen Uebungen... 58

* ausserfachlichen (philos., historischen,

litterar., philologischen) Vorlesungen 83 (9 private, 11 öffentliche) ;

im Winter-Semester 1900/01 bei einer Anzahl von 64 Hörern

zu 18 theologischen Privatvorlesungen 200 Inscriptionen,

7 * öffentlichen Vorlesungen 127

« 5 * seminaristischen Uebungen ... 45

- ausserfachlichen Vorlesungen 71

(16 private, 12 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden der Hörenden:

im Sommer-Semester 1900 (Zahl 73):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 6 Inscriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen . . . 1,30

* seminaristischen Uebungen. 0,7 9 *

* * ausserfachlichen Vorlesungen 1,13

im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 64): zu den theol. Privatvorlesungen 3, i* Inscriptionen,

* « * öffentlichen Vorlesungen ... 1,98

* * » seminaristischen Uebungen. 0,7 o

ausserfachlichen Vorlesungen l,io

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IIS

2. Von Seiten der Studirendcn der katholischen Theologie haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 320 Hörern

zu 12 theol. Privatvorlesungen 1110 Inscriptionen,

» 8 » öffentlichen Vorlesungen 591

* 4 » seminaristischen Uebungen . . 267

* ausserfachlichen Vorlesungen 502

(38 private, 19 öffentliche);

im Winter-Semester 1900/01 bei einer Anzahl von 266 Hörern

zu 11 theol. Privatvorlesungen 1140 Inscriptionen.

»12 » öffentlichen Vorlesungen 959 »

* 4 s seminaristischen Uebüngen . . . 443 *

* ausserfachlichen Vorlesungen 269 *

(34 private, 20 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1900 (Zahl 320):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,46 Inscriptionen,

> « * öffentlichen Vorlesungen... 1,84 *

seminaristischen Uebungen . 0,8 3

» * ausserfachlichen Vorlesungen 1,56

im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 266):

zu den theol. Privatvorlesungen 4,36 Inscriptionen,

öffentlichen Vorlesungen ... 3,6 o

seminaristischen Uebungen. 1,66

■~ ausserfachlichen Vorlesungen l,oi

3. Von Seiten der Studirenden der juristischen Facultftt haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 479 Hörern

zu 31 juristischen Privatvorlesungen 2581 Inscriptionen,

» 6 öffentlichen Vorlesungen 438

* 7 * seminar. Uebungen 133

* ausserfachlichen Vorlesungen 133

(9 private, 13 öffentliche);

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119

im Winter-Semester 190001 bei einer Anzahl von 537 Hörern

zu 37 juristischen Privatvorlesungen 3012 Inscriptionen,

- 7 * öffentlichen Vorlesungen 504 *

> 7 * seminar. Uebungen 292

* ausserfachlichen Vorlesungen 185 -

(16 private, 12 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1900 (Zahl 479):

zu den juristischen Piivatvorlesungen 5,3 8 Inscriptionen,

öffentl. Vorlesungen.. 0,9 1

seminar. Uebungen .. . 0,t7

* * ausserfachlichen Vorlesungen 0,2 7

im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 537):

zu den juristischen Privatvorlesungen 5,6 o Inscriptionen,

* * öffentl. Vorlesungen . . 0,93

» seminar. Uebungen ... 0,64

* * ausserfachlichen Vorlesungen 0,84

4. Von Studirenden der medicinischen Facultät haben, wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen- schaftlichen Vorlesungen zu den medicinischen gezählt werden, stattgefunden:

im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 248 Hörern zu 72 Privatvorlesungen 1640 Inscriptionen,

* 38 öffentlichen Vorlesungen 686

im Winter-Semester 1900/01 bei einer Anzahl von 222 Hörern

zu 67 Privatvorlesungen 1511 Inscriptionen,

* 42 öffentlichen Vorlesungen 814

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1900 (Zahl 248):

zu den Privatvorlesungen 6,6 1 Inscriptionen,

öffentlichen Vorlesungen 2,76

im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 222): zu den Privatvorlesungen 6, so Inscriptionen,

* * öffentlichen Vorlesungen 3,66

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V20

5. Von Seiten der Studirenden der philosophischen Fa- cultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 516 Hörern

zu 127 Privatvorlesungen 2944 Inscriptionen,

* 52 öffentlichen Vorlesungen 1116

* 28 Seminarien 476

Ausserfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen Facultät in der Regel solche, die einem vom Specialfache ver- schiedenen Fache dieser Facultät selbst angehören:

im Winter-Semester 1900/01 bei einer Anzahl von 521 Hörern

zu 125 Privatvorlesungen 3217 Inscriptionen,

* 44 öffentlichen Vorlesungen 1277

* 26 Seminarien 484

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1900 (Zahl 516): zu den Privatvorlesungen 5,7o Inscriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen 2,u

* » Seminarien 0,92

im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 521): zu den Privatvorlesungen 6,i7 Inscriptionen,

* « öffentlichen Vorlesungen 2,46

* Seminarien 0,92

3. Lösungen von Preisaufgaben.

Bei der Preisvertheilung gelegentlich der diesmal in Verbindung mit der Feier des 200jährigen Bestehens des Königreichs Preussen veranstalteten Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 18. Januar 1901 haben folgende Studirende nach dem hierüber besonders erschienenen gedruckten Bericht der Facultäten Preise und Anerkennungen erhalten und zwar:

von der katholisch-theologischen Facultät:

der Stud. thcol. cath. Ferdinand Piontek aus Ratibor

*/s des Preises und der Stud. theol. cath. Carl Arnold aus Lauban Y3 des

Preises ;

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von der evangelisch-theologischen Facultät:

der Stud. theol. ev. Karl Speck aus Breslau den halben Preis ;

von der juristischen Facultät:

der Referendar Franz Hertel aus Ziegenhals Vs des Preises und

der Stud. iur. Martin Schlesinger aus Breslau s/s des Preises;

von der medicinischen Facultät: der Stud. med. Otto Brucauff aus Breslau und der Stud. med. Arthur Heyn aus Breslau je den vollen Preis;

von der philosophischen Facultät:

der Stud. phil. Walter Loewig aus Warmbrunn eine

lobende Anerkennung; der Predigtamts-Candidat Karl Weidel aus Breslau, z. Zt.

im Pädagogium des Klosters U. 1. Fr. in Magdeburg; der Stud. phil. Alexander Matschoss aus Bunzlau und der Stud. phil. Clemens Schulte - Bäuminghaus aus

Breslau je den vollen Preis.

4. Verbindungen und Vereine.

Für das abgelaufene Jahr sind folgende Veränderungen zu verzeichnen:

Es sind ausgeschieden: die studentisch -wissenschaftliche Verbindung, welche durch Erkenntniss des akademischen Senats vom 10. November 1900 aufgelöst worden ist.

Neugebildet haben sich:

Im Juni 1900 eine katholische Studenten- Verbindung

„Rheno-Palatia", im Januar 1901 eine deutsch - nationale Verbindung

„Hermunduria" und im Februar 1901 ein akademischer Zweigverein des

„Humboldt-Vereins für Volksbildung".

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5. Akademische DiscipUn.

Von der akademischen Disciplinarbehö rde bezw. von dem Rector wurden bestraft:

a. Im Sommer-Semester 1900:

Wegen Zuwiderhandlung gegen § 25 Abs. 1 und § 1 der allgemeinen Studenten- Vorschriften vom 1. October 1870:

1 Studirender mit der Entfernung von der Universität (Consilium abeundi).

Wegen thätlicher Beleidigung eines Commilitonen in einem Unterrichtsraume :

1 Studirender mit der Entfernung von der Universität (Consilium abeundi).

Wegen Vergehens gegen Sitte und Orduung des aka- demischen Lebens:

1 Studirender mit 1 Woche Karzer und 1 Studirender mit 3 Tagen Karzer.

Wegen unerlaubter längerer Abwesenheit von Breslau: 1 Studirender mit einem Verweise.

b. Im Winter-Semester 1900/01.

Wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen Lebens, begangen durch ein in sinnloser Trunkenheit gegebenes öffentliches Aergerniss:

1 Studirender mit der Entfernung von der Universität (Consilium abeundi).

Wegen Störung der Sitte und Ordnung des akademischen Lebens, begangen durch eine verübte Körperverletzung:

1 Studirender mit der Entfernung von der Universität (Consilium abeundi).

Wegen körperlicher Misshandlung eines Commilitonen: 1 Studirender mit der Entfernung von der Universität (Consilium abeundi).

Wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen Lebens, begangen durch Misshandlung einer Frauensperson: 1 Studirender mit der Androhung der Entfernung von der Universität (Unterschrift des Consilium abeundi) und 1 Woche Karzer.

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Wegen Vergehens gegen Sitte und Ordnung des aka- demischen Lebens:

1 Studirender mit 3 Tagen Karzer und

1 Studirender mit 1 Tage Karzer. Wegen Herausforderung zum Zweikampf:

1 Studirender mit 1 Tage Karzer. Wegen Beleidigung von Commilitonen:

1 Studirender mit 1 Tage Karzer.

IX. Promotionen.

1. Ehren-Promotionen utid Diplom-Erneuerungen.

Von der niedicinischen Facultät wurde der Ober - Präsident von Schlesien und Universitäls- Curator Herrnann Herzog zu Trachenberg, Fürst von Hatzfeldt am 22. Februar 1901 zum Doctor der Median und Chirurgie hon. causa promovirl.

Das Diplom wurde erneuert in Folge des 50jährigen Doctor-Jubiläums : von der medicinischen Facultät:

dem Direclor der Provinzial- Irren -Anstalt zu Kreuz- burg O/S., Dr. med. Arthur Brückner; von der philosophischen Facultät:

dem Director des Königlichen Wilhelms-Gymnasiums zu Berlin, Geheimen Regierungsrath Dr. Otto Küble r.

2. Promotionen auf Grnnd von Dissertationen und

Prüfungen.

(Hinter Namen und Datum werden einfach die Dissertationen ffenannt.)

I. Von der katholisch-theologischen Facultät wurde promovirl:

Johannes Garbas aus Breslau, 23 Mai 1900: auf Thesen; Lic. theol.

II. Von der juristischen Facultät wurden promovirl:

1. Martin Bruck, aus Löwen i. Schi., 30. April 1900: „Das Wesen der Anfechtbarkeit."

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2. Waldemar Jestel, aus Breslau, 1. August 1900: „Die historische und dogmatische Begründung eines beson- deren Handelsrechts neben dem bürgerlichen Recht in dem Gesammtkreise der europäischen Civilisation. I. Theil: Für Italien und Deutschland.14

3. Ismar Freund, aus Breslau, 1. August 1900: „Die Regentschaft nach preussischem Staatsrecht. I. Theil."

4. Fritz Klingmüller, aus Strehlen, 2. August 1900: „Zur Delictsfähigkeit juristischer Personen."

5. Julius Steinitz, aus Beuthen O/S., 17. November 1900: „Der Dispensationsbegriff auf dem Gebiete des Deutschen Staatsrechts."

6. Leo Rosenberg, aus Fraustadt, 7. December 1900: „Die Beweislast nach der Civilprocessordnung und dem Bürgerlichen Gesetzbuche."

7. Rudolf Thiele, aus Ostrowo, 10. December 1900: „Die Laudatio auctoris im römischen Recht."

8. Carl Walter, aus Dittersbach, 17. December 1900: „Die Furcht vor persönlicher Gefahr nach § 49 Absatz 1 des Militär-Strafgesetzbuchs."

9. Max Gaertner, aus Steinau a. 0., 21. December 1900: „Die Berechtigung zur Klage wegen Besitzverlustes im gemeinen Recht."

10. Richard Peltason, aus Fraustadt, 9. Januar 1901: „Das Recht des Pfandgläubigers auf die Früchte der Pfandsache (nach gemeinem und bürgerlichem Recht)."

11. Arthur Krug, aus Königshütte, 16. Januar 1901: „Das unverschuldete Unvermögen zu einer versprochenen Leistung."

12. Otto Rosanes, aus Breslau, 30. Januar 1901: „Die Voraussehbarkeit des Erfolges bei der Schadenersatz- pflicht Unzurechnungsfähiger."

13. Josef Nitsche, aus Bischofswalde, Kreis Neisse, 16. Februar 1901: „Der strafrechtliche Nothstand nach Grund und Ausdehnung mit Berücksichtigung der modernen Entwürfe."

14. Georg Tarnowski, aus Breslau, 16. Februar 1901: „Die fiduciarische Abtretung von Forderungen."

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III. Von der medicinischen Facultät wurden promovirt:

1. Hans Baruch, aus Breslau, 11. Mai 1900: „Ueber den galvanischen Leistungswiderstand am Kopfe unter nor- malen Verhältnissen und bei traumatischen Neurosen."

2. Hans Kontny, aus Breslau, 31. Mai 1900: „Ueber die Fracturen des Fersenbeins und ihre Folgezustände."

3. Gustav Arndt, aus Breslau, G. Juni 1900: „Beiträge zur Kenntniss des malignen Chorion-Epithelioms."

4. Max Marbe, aus Lissa i. P., 20. Juni 1900: Beitrag zu den Erkrankungen des Auges bei der Tabes dorsalis und zur juvenilen Tabes."

5. Richard Depene, aus Breslau, 2. Juli 1900: „Experi- mentelle Untersuchungen über den Einfluss seitlicher Blendung auf die centrale Sehschärfe."

G. Willy Richter, aus Breslau, 2. Juli 1900: „Beitrag zur operativen Behandlung subduraler Haematome."

7. Moriz Kurt Wohl, aus Breslau, 3. Juli 1900: „Beitrag zur Kenntniss der Tuberculose der weiblichen Genitalien."

8. Ernst Bröer, aus Breslau, 4. Juli 1900: „Ueber einen Fall von extraduralem Haematom der Dura mater mit abnormem Verlauf."

9. Paul Zastera, aus Antonienhütte O/S., 20. Juli 1900: „Ueber die Bedeutung der Oberlappen -Pneumonien im frühen Kindesalter."

10. Reinhold Halben, aus Altona, 28. Juli 1900: „In welchem Verhältniss wächst das menschliche Auge von der Geburt bis zur Pubertät? Es soll durch directe Messungen die Länge der Augenachse bestimmt werden."

11. Franz Grüner, aus Modlau, 29. August 1900: „Beitrag zu der Lehre von der Lactationsatrophie des Uterus."

12. Georg Gläser, aus Pöpelwitz, 3. September 1900: „Erfahrungen über 57 Eröffnungen des Warzenfortsatzes bei Mittelohr-Eiterungen."

13. Fritz Fränkel, aus Cosel O/S., 18. September 1900: „Ein Beitrag zur Therapie des Morbus addisonii mit Nebennierenpräparaten."

14. Max Cohn, aus Breslau, 20. September 1900: „Ueber die Dauerresultate der antefixirenden Operationen."

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m

15. Robert Lubowski, aus Breslau, 26. September 1900: „Ueber einen atoxischen und avirulenten Diphtherie- stamm und über die Agglutination der Diphtherie- bacillen."

IG. Richard Weigert, aus Konstadt, 26. September 1900: „Ueber das Verhalten der in Aether löslichen Substanzen des Blutes bei der Digestion."

17. Emil von Swinarski, aus Breslau, 19. October 1900: Beitrag zur Kenntniss der Geschwulstbildungen der Genitalien bei Pseudohermaphroditen."

18. Jacob Cohn, aus Inowrazlaw, 9. November 1900: „Ueber otogene Meningitis."

19. Wilhelm Foerster, aus Breslau, 17. November 1900: „Ueber die Beeinflussung der Harnsäure-Ausscheidung mit specieller Berücksichtigung der Chinasäure und der chinasauren Salze."

20. Franz Stein itz, aus Beuthen O/S., 30. November 1900: „Ueber die Versuche mit künstlicher Ernährung."

21. Alfred Heinrich Stehr, aus Halle, 12. December 1900: „Erfahrungen über die Bottini'sche Operation der Prostatahypertrophie."

22. Robert Cohn, aus Breslau, 14. December 1900: '„Die Dauererfolge der Ovariotomie bei den malignen Tumoren und papillären Kystomen des Ovarium."

23. Otto Croce, aus Johnston, 22. December 1900: „Die Urticaria der oberen Luftwege."

24. Georg Ku nicke, aus Klein-Muritsch, Kreis Trebnitz, 1. Februar 1901: „Ueber Gesichts- und Stirnlagen in der Poliklinik der Breslauer Universitäts- Frauenklinik aus den Jahren 1894-1900."

25. Johann von Flansz, aus Breslau, 2. Februar 1901: „Ueber alte Erstgebärende (nach den poliklinischen Journalen vom 1.4. 94 bis 1./4. 00 der Königlichen Universitäts-Frauenklinik zu Breslau)."

26. Hans Eckhardt, aus Breslau, 8. Februar 1901: „Che- mische und thermische Reizung am strychninisirten Frosche."

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27. Richard Schwenn, aus Wronke, 15. Februar 1901: „Ein Beitrag zur Lehre von den bösartigen Geschwülsten der Nebenhöhlen der Nase."

28. Franz Gatzek, aus Gr.-Chelm O/S., 19. Februar 1901: „Beiträge zur Glaucombehandlung mit besonderer Be- rücksichtigung der Iridektomie."

29. Eugen Werner, aus Liegnitz, 27. Februar 1901 : „Bei- träge zur Pathologie der Arsenvergiftung."

30. Ernst Gott stein, aus Breslau, 8. März 1901: „Ueber das Verhalten von Calcium und Magnesium in einigen Stoffwechselversuchen mit phosphorhaltigen und phos- phorfreien Eiweisskörpern."

31. Paul Kinner, aus Breslau, 21. März 1901: „Ueber die Behandlung der Rachitis mit Neben nierensubstanz."

IV. Von der philosophischen Facultät wurden promovirt:

1. Wilhelm Schubart, aus Liegnitz, 18. April 1900: „Quaestiones de rebus militaribus quales fuerint in regno Lagidarum."

2. Otto Beyer, aus Katholisch-Hammer, Kreis Trebnitz, 5. Mai 1900: „Schuldenwesen der Stadt Breslau im 14. u. 15. Jahrhundert, mit besonderer Berücksichtigung der Verschuldung durch Rentenverkauf. I. Theil."

3. Alfred Schneider, aus Görlitz, 9. Mai 1900: „Zur lautlichen Entwicklung der Mundart von Bayonne."

4. Otto Engels, aus Holthausen (Rheinland), 21. Mai 1900: „Ueber Anlagerung von Formaldehyd an a-y-Lutidin und Spaltung des a-y-Lupetidins in seine optischen Iso- meren."

5. Fritz Sommer, aus Pr.-Eylau, 23. Mai 1900: „Ueber m-Xylylamin und "m-MeUiylphenyläthylamin."

6. Fritz Wolff, aus Wien, 23. Mai 1900: „Mitlielozzo die Bartolommeo."

7. Hugo Haberfeld, aus Oswiecim in Oesterreich, 27. Juni 1900: „Piedro di Cosimo."

8. Arnold Oskar Meyer, aus Breslau, 7. Juli 1900: „Die englische Diplomatie in Deutschland zur Zeit Eduards VI. und Mariens."

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9. Heinrich Ullrich, aus Piltsch 0,S., 14. Juli 1900: „Untersuchungen über das schlesische Rind."

10. Magnus Blümel, aus Berlin, IG. Juli 1900: „Die Unterhaltungen Lord Byrons mit der Gral in Blessington als ein Beitrag zur Byronbiographie kritisch untersucht."

11. Israel Schlossberg, aus Bobruisk, am 21. Juli 1900: „Beitrag zur Kenntniss einiger Racemkörper."

12. Paul Kara-Mursa, aus Russland, 30. Juli 1900: „Die Bedeutung der Jahrmärkte in der Gegenwart mit be- sonderer Berücksichtigung der Breslauer Jahrmärkte."

13. Emil Jaeschke, aus Wioske, Kreis Gr .-Wartenberg, 4. August 1900: „Die Antike in der bildenden Kunst der Renaissance (I. Die Antike in der Florentiner Malerei des Quattrocento)."

14. Heinrich May, aus Neisse, 0. August 1900: „Die Be- handlungen der Sage von Eginhard und Emma."

15. Siegfried Samelson, aus Berlin, 6. August 1900: „Ueber Dimethylmetatoluidinazobenzol und verwandte Körper."

IG. Hans Guradze, aus Breslau, 11. August 1900: „Die Reye'sche Geometrie der Mannigfaltigkeiten projectiver Grundgebilde, behandelt mittels einer besonderen Art bilinearer Formen."

17. Wilhelm Gaus, aus Braunschweig, 13. August 1900: „Ammoniak-Partialdrucke über ammoniakalischen Metall- salzlösungen; ein Beitrag zur Electroaflinitätstheorie."

18. Bernhard Dentzer, aus Reichthal, 14. August 1900: „Zur Beurtheilung der Politik Wibalds von Stablo und Korvei."

19. Georg Stecher, aus Breslau, 14. August 1900: „Bei- träge zur Erklärung und Textkritik des mittelenglischen Prosaromans von Merlin. Zweite Hälfte."

20. Emil Roth, aus Peiskretscham, 15. August 1900: „Ueber O-Nitro-Phenyl-a-Picolyl-Alkin und einige seiner Derivate. Ueber Phenyl-a-Picolyl-Alkin."

21. Carl Mainka, aus Oppeln, 30. August 1900: „Unter- suchung über die Verlängerung des Mondkörpers nach der Erde zu."

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22. Artur Schneider, aus Neustadt 0/SM 27. September 1900: „Beiträge zur Psychologie Alborts des Grossen."

23. Otfried Schwarzer, aus Laskowitz, Kreis Ohlau, 13. October 1900: „Das Kanzleramt an der Universität Frankfurt a. O."

24. Wilhelm Remer, aus Görlitz, 15. November 1900: „Beiträge zur Anatomie und Mechanik tordirender Grannen bei Gramineen, nebst Beobachtungen über den biologischen Werth derselben/'

25. Alexis Gabriel, aus Breslau, 10. November 1900: „Friedrich von Heyden, mit besonderer Berücksichtigung der Hohenstaufen-Dichtungen."

26. Alexander Bienenthal, aus Warschau, 7. December 1900: „Ueber die Einwirkung des Glycerin-a-Chlorhydrins auf einige tertiäre Aminbasen."

27. Friedrich Sturm, aus Breslau, 18. December 1900: „Der Sandstein von Kieslingswalde in der Grafschaft Glatz und seine Fauna."

28. Fritz Brössling, aus Breslau, 22. December 1900: „Die Lage der landwirtschaftlichen Arbeiter in Schlesien am Ende des 19. Jahrhunderts vom Standpunkte des Landwirthes aus."

29. Clara Immer wahr, aus Trachenberg, 22. December 1900: „Beiträge zur Löslichkeitsbestimmung schwer- löslicher Salze des Quecksilbers, Kupfers, Bleis, Cad- miums und Zinks."

30. Ivan Sajkovic, aus Nakucani in Serbien, 22. December 1900: „Die Betonung in der Umgangsprache der Ge- bildeten im Königreich Serbien."

31. Paul Victor Neugebauer, aus Breslau, 5. Januar 1901: „Ein Beitrag zur Theorie der speciellen Störungen mit Anwendung auf eine Verbesserung der Bahn des Planeten (196) Philomela."

32. Hubert Winkler, aus Prenzlau, 11. Januar 1901: „Pflanzengeographische Studien über die Formation des Buchenwaldes."

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33. Johannes Wolfgang Freund, aus Breslau, 14. Januar 1901: „De C. Suetonii Tranquilli usu atque genere dicendi."

34. Erwin Hintze, aus Breslau, 25. Januar 1901: „Der Einfluss der Mystiker auf die ältere Kölner Malerschule, den „Meister der Madonna mit der Bohnenblüthe'4 und Stephan Lochner.44

35. Oswald Freiherr von Brackel, aus Paderborn, 1. Februar 1901: „Ueber die Umwandlung von unter- salpetriger Säure in Hydrazin. Einige Abkömmlinge des m-Cyanbenzylchlorids.44

36. Gustav Müncheberg, aus Königswalde N/M., 2. Februar 1901: „Beiträge zur Geschichte der bäuerlichen Lasten in Mittelschlesien.44

37. Alfred Reimann, aus Dittersbach, 8. Februar 1901 „Die Organe der landwirtschaftlichen Verwaltung, die landwirtschaftlichen Vereine und Körperschaften Preussens in ihrer historischen Entwickelung und ihren Beziehungen zur Entwickelung der Landwirtschaft (ein Beitrag zur Geschichte der Landwirtschaft).44

38. Erich Dehnel, aus Breslau, 19. Februar 1901: „1. Ueber a'-Phenyl-a-Stilbazol und a'-Phenyl-a-O-Stilbazol. II. Ein- wirkung von Brom auf ß-Picolin."

39. Walter Herberz, aus Breslau, 19. Februar 1901: „Der Zweckbegriff bei Lotze.44

40. Albert Jaeger, aus Gleiwitz, 1. März 1901: „Ueber die Löslichkeit von Fluoriden. Ein Beitrag zur Chemie der Halogene.44

41. Jan Ziel ewiez, aus Posen, 1. März 1901: „Prolegomena in pseudocelli de universi natura libellum."

42. Oswald P autsch, aus Kieslingswalde, 28. März 1901: „Grammatik der Mundart von Kieslingswalde. Ein Bei- trag zur Kenntniss des glätzischen Dialekts. I. Theil: Lautlehre.44

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X. Nekrologe.

Paul Scholz.

Binnen Jahresfrist hat die katholisch-theologische Facultät drei ihrer ältesten Mitglieder verloren. Am 27. August 1900 folgte der ordentliche Professor der alttestamentlichen Exegese Dr. Paul Scholz seinen Amtsgenossen Probst und Friedlieb in die Ewigkeit nach.

Paul Scholz war am 29. Juni 1828 zu Sagan als Sohn des dortigen Kaufmanns Josef Scholz geboren. Die Gymnasial- studien absolvirte er am königlichen katholischen Gymnasium zu Sagan. Michaelis 1848 bezog er die Universität Breslau, um daselbst Theologie zu studiren. Mit besonderer Vorliebe widmete er sich dem Studium der alttestamentlichen Exegese und der semitischen Sprachen, angeregt durch seinen Lehrer, Professor Dr. Movers, in dessen Seminar er länger als zwei Jahre ordentliches Mitglied war. Nach Ablauf des akademischen Trienniums wurde er in das Klerikalseminar aufgenommen und am 1. Juli 1852 zum Priester geweiht. Bald darauf decretirte ihn seine geistliche Behörde als Kaplan nach Guhrau. Aber schon nach einem Vierteljahr verlieh ihm der damalige Fürstbischof, Cardinal Melchior von Diepenbrock, eine Stelle als Repetent am katholisch-theologischen Studenten- Convict in Breslau. In dieser Stelle promovirte er am 23. April 1853 zum Licentiaten der Theologie.

Nachdem am 29. März 1853 der erste Religionslehrer am königlichen katholischen Matthias -Gymnasium Josef Kühn zum Stadtpfarrer von Gleiwitz gewählt worden war, wurde Lic. Paul Scholz zu seinem Nachfolger bestimmt; er trat seine neue Stellung am 22. Juni desselben Jahres an. Von verschiedener Seite ermuntert, habilitirte sich Scholz am 16. December 1857 als Privatdocent für alttestamentliche Exegese. Die damaligen Verhältnisse in der katholisch-theo- logischen Facultät brachten es mit sich, dass er veranlasst wurde, vom Winter-Semester 1800/61 ab neben seinen exe- getischen Vorlesungen auch solche über Encyklopädie der Theologie und Moral zu lesen. Es zeugt von der gewaltigen

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Arbeitskraft des Verewigten, dass er in der Lage war, neben den Functionen als Religionslehrer an einem stark besuchten Gymnasium noch eine so ausgedehnte akademische Lehrtätig- keit auszuüben, ganz abgesehen von den in dieselbe Zeit fallenden schriftstellerischen Publicationen.

Da Scholz sich als Gelehrter und als akademischer Lehrer bewährt hatte, wurde er am 19. April 1864 zum ausserordent- lichen Professor für alttestamentliche Exegese ernannt und zugleich von der ferneren Thätigkeit am Gymnasium ent- bunden. Ein Jahr vorher war ihm der Doctorgrad in der Theologie verliehen worden. Auch jetzt musste Scholz noch einige Zeit, nämlich bis zum Sommer- Semester 1866 ein- schliesslich, neben den exegetischen Vorlesungen solche über Moraltheologie halten. Am 10- September 1868 wurde er, nachdem er mehr als zehn Jahre lang unter sehr schwierigen Verhältnissen als akademischer Lehrer gewirkt hatte, zum Ordinarius ernannt.

Scholz hat seitdem ohne Unterbrechung bis zum Sommer- Semester 1900 einschliesslich seine akademische Lehrtätigkeit ausgeübt. Schon seit mehreren Jahren hatte seine geistige Spannkraft merklich nachgelassen, obwohl er körperlich ver- hältnissmässig rüstig war. Im Frühjahre 1900 stellte sich als Folge von Influenza ein Herzleiden ein, welches den nunmehr Verewigten nöthigte, den Beginn der Vorlesungen am Anfange des Sommer-Semesters um vierzehn Tage hinauszuschieben. Trotz körperlicher Beschwerden las er dennoch bis zum Schlüsse des Semesters. Am 25. August trat plötzlich eine in zunehmender Herzschwäche sich äussernde Verschlimmerung seines körperlichen Leidens ein. Scholz bereitete sich nun sorgfältig auf sein Ende vor. Schon nach zwei Tagen, am 27. August Nachmittags gegen fünf Uhr, erlöste ihn ein sanfter Tod von allen körperlichen Beschwerden.

In dem Verewigten hat die katholische Theologie einen nicht unbedeutenden Vertreter verloren. Als Gelehrter war Scholz in wissenschaftlichen Kreisen zunächst bekannt durch seine Veröffentlichungen aus dem Gebiete der alttestament- lichen Theologie. Gegenüber der wüsten Religionsmengerei, welche auf dem Gebiete der alttestamentlichen Offenbarungs-

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geschiente sich breit machte, suchte Scholz den übernatür- lichen Charakter der Religion Israels zu vertheidigen. Von Movers beeinflusse ist er doch in mancher Beziehung auf anderen Wegen gewandelt als sein genialer Lehrer, da er dessen Auffassung über den Einfluss der religiösen Ideen der vorderasiatischen Völker auf die religiöse Entwickelung Israels nicht in allen Punkten theilte. Scholz' erste Veröffent- lichung aus dem Gebiete der alttestamentlichen Theologie führte den Titel: De origine nominis Jehova, Habilitationsschrift, Breslau, 1857. Auf diesen ersten Versuch folgte im Jahre 1861 das „Handbuch der Theologie des Alten Bundes im Lichte des Neuen", zwei Abtheilungen, Regensburg 1861 62. Scholz bevorzugte in diesem Werke, dem damaligen Gebrauche ent- sprechend, das dogmatische Schema und Hess die historische Entwickelung der religiösen Erkenntniss weniger deutlich hervortreten, obschon er dem dogmatischen Theile einen geschichtlichen Ueberbliek vorangehen liess. Es folgten nun zwei mit einander zusammenhängende Abhandlungen: a) die Ehen der Söhne Gottes mit den Töchtern der Menschen ; eine exegetisch-kritische, historische und dogmatische Abhandlung über den Bericht Gen. 6, 1—4, Regensburg 1865; b) die Stellung des Hieronymus zur Erklärung der Stelle Gen. 6, 1 4, ein Beitrag zur Engellehre des Hieronymus (Oesterr. Viertel- jahrsschrift für katholische Theologie, V. Bd. 3. Heft, Wien, 1866). Dass Scholz dem historischen Werden der alttesta- mentlichen Religion gerecht zu werden suchte, bewies er in seinem Werke: Götzendienst und Zauberwesen bei den alten Hebräern (Regensburg, 1877), in welchem er den Einfluss der vorderasiatischen Völker auf die religiösen Verhältnisse in Palästina in einigen wichtigen Punkten zu erforschen suchte. Das Buch, die Frucht langjähriger Beschäftigung mit den ge- sammten in Betracht kommenden Werken des Alterthums, einschliesslich der bis dahin veröffentlichten ägyptischen und assyrischen Litteraturdenkmäler, wurde von der Kritik günstig aufgenommen und allgemein als eine sehr instruktive, für die weitere Forschung unentbehrliche Verarbeitung des vorhandenen Materials bezeichnet.

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Die meiste Verbreitung erlangte jedoch das schon vorher erschienene Werk von Scholz, das den Titel führt: Die heiligen Alterthümer des Volkes Israel, zwei Abtheilungen, Regensburg, 1868. Der Verfasser steht hier noch unter dem Einflüsse der älteren Richtung, welche neben der systema- tischen Darstellung des Ceremonialgesetzes vor allem die Darlegung der im alttestamentlichen Gesetze vorhandenen Symbolik bevorzugte und die historische Entwickelung des alttestamentlichen Cultus wenig oder gar nicht berücksichtigte.

Eine Frucht der Beschäftigung mit der Moraltheologie war Scholz' Abhandlung: Commentarium de caritate christiana intra familiae, civitatis, ecclesiae fines actionibus exhibenda quod supplementum compendii ethicae christianae a Bernardo

Dieckhoff professoris editi conscripsit Paulus Scholz,

Paderbornae, 1863.

Scholz' wissenschaftliches Interesse ging aber über sein eigentliches Fach hinaus. Mit Vorliebe betrieb er in den Jahren seiner vollen körperlichen Rüstigkeit auch botanische, mineralogische und geologische Studien. Die von ihm hinter- lassenen, zum Theil sehr werthvollen Sammlungen zeugten von tieferem Eingehen auf die betreffenden Zweige der Natur- wissenschaften und waren von Kennern geschätzt.

Als akademischer Lehrer war Scholz bei den Stu- denten sehr beliebt. Schon als Religionslehrer am Matthias- gymnasium hatte er Gelegenheit gehabt, sein Interesse für die studirende Jugend zu bekunden. Die ehemaligen Schüler des Matthiäsgymnasiums aus den Jahren 1853 64 erinnern sich mit Freuden ihres jugendlichen Religionslehrers, welcher im amtlichen und ausseramtlichen Verkehr Strenge mit Wohl- wollen, Ernst mit Humor glücklich zu verbinden wusste und um das Wohl der Schüler in jeder Hinsicht auf das Liebe- vollste besorgt war. Die lehramtliche Thätigkeit am Gymnasium kam dem späteren akademischen Lehrer wohl zu statten; sie schärfte seinen Blick für die richtige Auswahl und Begrenzung des den Studenten darzubietenden Stoffes. In seinen akade- mischen Vorträgen legte Scholz weniger Werth auf schwung- volle Darstellung als auf klare und interessante Behandlung des Stoffes. Die Beweisführung war stets scharf, wenn

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auch manchmal etwas schematisch. Anregend waren insbe- sondere die Seminarübungen, da Scholz es verstand, die Seminarmitglieder durch glückliche Auswahl des Stoffes und durch passende Vertheilung der Aufgaben gleichmässig zu regelmässiger Arbeit heranzuziehen und zur Bearbeitung wissen- schaftlicher Aufgaben anzuleiten. Wie sehr Scholz' päda- gogisches Geschick geschätzt wurde, beweist der Umstand, dass derselbe viele Jahre hindurch Mitglied verschiedener bischöflicher Prüfungscommissionen sowie wiederholt Mitglied der staatlichen Prüfungscommission für die Candidaten des höheren Lehramts gewesen ist. Er verstand es zu beurthcilen, welche Ansprüche er billiger Weise an den Prüfling stellen durfte, und wusste in der Beurtheilung der Leistungen Gerechtig- keit und Wohlwollen zu verbinden.

Bei seinen Amtsgenossen war Scholz wegen seines offenen Wesens, seiner concilianten Natur, seiner Vorurteils- losigkeit und Unbefangenheit und nicht zum mindesten wegen seines Humors geschätzt und geachtet, wie dies auch in dem von Rector und Senat ihm gewidmeten Nachrufe in warm empfundenen, die Freunde des Verstorbenen äusserst sym- pathisch berührenden Worten zum Ausdruck gelangt ist.

Scholz war als Mensch ein höchst achtungswerther, nobler Charakter, welcher in vielen Fällen Beweise von grosser Selbstverleugnung gegeben hat. Er besass ein äusserst reiches, empfindsames Gemüth, wie man es hinter seinem Aeusseren kaum vermuthet hätte. Ein grosser Freund der Natur, reiste er in den Jahren seiner vollen körperlichen Rüstigkeit Jahr für Jahr nach den österreichischen und schweizerischen Alpen- ländern, woselbst er nicht blos Erholung, sondern auch Aus- beute für seine naturwissenschaftlichen Sammlungen suchte. Er war ein Freund geselligen Verkehrs und besass einen ausgedehnten Bekanntenkreis. Wem sich sein Herz erschloss, der besass in ihm einen treuen und hingebenden Freund. Fast alle seine intimsten Freunde sind vor ihm aus dem Leben geschieden, und so fühlte sich Scholz in den letzten Tagen oft vereinsamt.

Für Arme und Bedürftige hatte er stets eine offene Hand; schon zu seinen Lebzeiten vertheilte er den grössten Theil

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seines Vermögens an arme Angehörige und an Wohlthätigkeits- anstalten. Seinen nicht sehr bedeutenden Nachlass vermachte er, von Legaten an arme Verwandte abgesehen, einem der grössten hiesigen Krankenhäuser. Daselbst wird sein wohl- getroffenes Bildniss das Andenken an den edlen Menschen- freund stets erhalten, und wenn von seinen Freunden und seinen zahlreichen Schülern keiner mehr leben wird, dann werden die Kranken und ihre frommen Pflegerinnen ihres Wohlthäters gedenken.

Johannes Nikel.

Walter von Funke.

Walte r Funke wurde am 18. August 1832 zu Königs- berg i. Pr. geboren; sein Vater war dort Kaufmann und Stadt- rath, besass aber zugleich in der Nahe der Stadt ein Landgut, Ackerau, durch dessen Besitz der Sohn früh mit Interesse für den Betrieb der Landwirthschaft erfüllt worden sein mag. Nachdem er in Königsberg seine Schulbildung erhalten hatte, begann er im Frühjahr 1850 sich der landwirthschaftlichen Thätigkeit zu widmen. Den Entwickelungsgang seiner prak- tischen Beschäftigung und seines Studiums richtete er so ein, dass er nicht wie es wohl in der Regel geschieht nach vorbereitender praktischer Thätigkeit sich dauernd, bis zu einem gewissen Abschluss der Studien, an höheren wissen- schaftlichen Bildungsstätten aufhielt, um vielleicht dann noch einmal zur Praxis zurückzukehren. Seine ausgesprochene Neigung zu praktischer Bethätigung zog ihn vielmehr nach kurzem Studium immer wieder hinaus, um das Erlernte in praktischer Arbeit zu erproben, und andererseits drängte ihn immer wieder sein reger Wissensdrang und seine Gründlichkeit zum Studium zurück, um für die in der Praxis offen bleiben- den Fragen eine Lösung zu suchen.

Er widmete sich naturwissenschaftlichen, volkswirthschaft- lichen und landwirthschaftlichen Studien:

vom Herbst 1851 bis dahin 1852 in Königsberg, in diesem Jahre zugleich seiner Militärpflicht genügend;

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vom Herbst 1853 bis dahin 1855 in Hohenheim, wo er die landwirtschaftlichen Prüfungen bestand;

vom Herbst 1858 bis dahin 1859 in Berlin.

In den Zwischenzeiten war er auf verschiedenen Land- gütern in Ostpreussen, Mecklenburg und der Mark thätig.

Seine Neigung insbesondere zur Verfolgung nationalöko- nomischer und betriebswirthschaftlicher Fragen rang auch in der Zeit seiner Praxis nach Bethätigung und Hess ihn einige wissenschaftliche Arbeiten veröffentlichen, welche die Auf- merksamkeit der Fachkreise auf ihn lenkten. Das hatte den Erfolg, dass er im April 1862 als Lehrer der Landwirtschaft und Dirigent der Versuchswirthschaft an die Kgl. landwirt- schaftliche Akademie Proskau berufen wurde, wo unter dem 2. December 1864 seine Ernennung zum Professor erfolgte. Seine Lehrtätigkeit erstreckte sich auf die Wirthschaftslehre des Landbaues (Betriebs- und Taxationslehre), auf die allge- meine und einen Theil der speciellen Thierzuchtlehre, auf Geschichte der Landwirtschaft und auf landwirtschaftliche Maschinen- und Geräthekunde.

Im October 1865 folgte er einem Rufe an die Kgl. Württem- bergische land- und forstwirtschaftliche Akademie Hohenheim und vertrat dort dieselben Lehrfacher wie in Proskau. Am 7. Januar 1868 wurde er von der staatswirthschaftlichen Facultät der Universität Tübingen zum Doctor der Staats- wissenschaften promovirt, insbesondere auf Grund der kurz zuvor als Hohenheimer akademisches Programm erschienenen Schrift: „Betrachtungen über die Wirtschaftsorganisation von Landgütern im Lichte der neueren landwirtschaftlichen Untersuchung".

Im Jahre 1877 wurde ihm von Sr. Majestät dem Könige von Württemberg das mit dem persönlichen Adel verbundene Ritterkreuz I. Cl. des Ordens der württembergischen Krone verliehen.

Nachdem er verschiedene kleinere Abhandlungen veröffent- licht hatte, legte er in einem besonderen Werke sein wohl- durchdachtes geistreiches Programm für ein erfolgversprechendes Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis auf dem Gebiete der allgemeinen Landwirthschaflslehre vor. Es war das Buch:

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„Grundlagen einer wissenschaftlichen Versuchsthätigkeit auf grösseren Landgütern zur Förderung der Wirthschaflslehre des Landbaues und zur Erweiterung der Agrarstatistik", als Festschrift von der Akademie Hohenheim der Universität Tubingen zur vierten Säcularfeier dargebracht. Er zeigte hierin, wie ernst es ihm mit seiner Forschungsthätigkeit war, welche hohen Ziele er sich und der von ihm vertretenen Wissenschaft stellte, und wie eingehend er neben den wissen- schaftlichen Ansprüchen die Leistungsfähigkeit der landwirt- schaftlichen Praxis für Lösung von theoretischen Fragen kannte.

In dieser Hohenheimer Zeit nahm er Theil an den sehr bekannt gewordenen Versuchen Emil Wolff's auf dem Ge- biete der Fütterungslehre, und sein Name erscheint meistens neben demjenigen dieses hochgeschätzten Forschers auf den zahlreichen Veröffentlichungen aus der Hohenheimer Versuchs- anstalt.

Nach 15 jähriger Thätigkeit in Hohenheim wurde er im Frühjahr 1881 als ordentlicher Professor nach Breslau berufen und mit der Direction des neu einzurichtenden landwirt- schaftlichen Instituts an der Universität beauftragt.

Mit liebevollster Hingabe an seinen Beruf übernahm er die Aufgabe, das landwirtschaftliche Studium auch dem Lehr- gebiet der hiesigen Universität einzufügen. Stets den höchsten Zielen seiner Wissenschaft nachstrebend, suchte er das Ideal für die Vertretung der Landwirthschaftslehre an der Universität in der rein wissenschaftlichen Behandlung seines Gebietes, ohne Rücksichtnahme auf Tagesströmungen, wie sie draussen in der Praxis des Gewerbes aufzutreten pflegen. Sein Lehr- gebiet war in Breslau dasselbe, in welchem er sich schon früher bewährt hatte: die Wirthschaflslehre des Landbaues, allgemeine Thierzuchtlehre, Rinderzucht und Geschichte der Landwirtschaft. Eine Reihe von Jahren verwandte er dazu, die Lehrsammlungen des Instituts zu schaffen, zu ordnen und immer wieder zu ergänzen, und er schuf hierdurch ein wert- volles Material an Lehr- und Demonstrationsmitteln, welches noch heute den Grundstock der umfangreichen Sammlungen der hiesigen landwirtschaftlichen Institute bildet.

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Am 6. August 1884 wurde der ihm in Württemberg ver- liehene persönliche Adel für Preussen bestätigt.

Im Herbst 1890 fand seine Thätigkeit an hiesiger Uni- versität auf seinen Antrag ein Ende. Nach Mittheilung von befreundeter Seite waren die Gründe hierzu folgende:

„Mit grosser Liebe und vielen Perspectiven hatte sich Funke den weitläufigen Aufgaben, die hier in einer vorwiegend agricolaren Provinz seiner warteten, gewidmet. So gross auch seine Hingebung war, so gelang es ihm doch nicht, ein solches Verhältniss zu den praktischen Verbänden und Instituten dieser Provinz zu gewinnen, das fruchtbar für das Fach und erfreu- lich für ihn gewesen wäre. Es erwuchsen ihm aus den Reibungen, die z. Th. auch aus den ungünstigen Vertrags- verhältnissen zwischen der Universität und dem ehemaligen landwirthschaftlichen Centraivereine entsprangen, Verdriesslich- keiten, die er bei seiner Empfindlichkeit etwas tragisch auf- fasste, und die sich am Ende in seiner Auffassung derartig steigerten, dass er dazu gelangte, den Antrag auf Entbindung von seinen amtlichen Verpflichtungen an der Universität zu stellen." Dem Antrage wurde entsprochen, und ihm zugleich der Kronenorden III. Cl. verliehen; die hiesige philosophische Facultät gewährte ihm im Juli 1891 die Auszeichnung der Promotion zum Dr. phil. hon. causa. Er wohnte seitdem in Berlin; dass er aber auch in dieser Zeit der landwirthschaft- lichen Forschung noch sein Interesse zuwandte, documentirte er durch eine im Journal für Landwirthschaft 1893 erschienene Abhandlung: „Zur Frage von der Verfütterung roher Kartoffeln, mit einem Anhang über die Brühfutterbereitung mittelst Selbst- erhilzung".

Bei Allen, die mit ihm im Verkehr waren, bleibt sein Andenken als das eines Mannes von streng wissenschaftlicher Objectivität, von treuem Sinn, von liebenswürdigem, unbedingt zuverlässigem Wesen.

Er starb am 10. December 1900.

Holdefleiss.

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Gustav Born.

Gustav Born wurde am 22. April 1851 zu Kempen in der Provinz Posen geboren. Er war das älteste der 5 Kinder, welche der glücklichen Ehe des praktischen Arztes Dr. Marcus Born und seiner Gattin Fanny geb. Ebstein entsprossen sind. Schon im Jahre 1852 siedelte die Familie nach Görlitz über, wo Gustav seine Jugendzeit verlebte, bis er Ostern 1869 mit dem Reifezeugniss von dem Gymnasium entlassen wurde.

Der Vater war ein hervorragender Mann, von hoher all- gemeiner Bildung, idealem Streben, strengstem Pflichtgefühl und grosser Herzensgüte. Schon in Kempen, wo er die ersten 9 Jahre seiner ärztlichen Thätigkeit zubrachte, genoss er un- gewöhnliches Ansehen. In Görlitz wurde er im Jahre 1860 zum Kreisphysicus ernannt, erwarb sich um die sanitären Verbesserungen der aufblühenden Stadt bedeutende Verdienste, war auch schriftstellerisch thätig und, als er am 23. December 1874, erst 56 Jahre alt, den Anstrengungen einer umfangreichen, mit selbstloser Hingebung ausgeübten Praxis erlag, wurde sein Hinscheiden von seinen Mitbürgern als das eines ihrer Edelsten tief betrauert

Das Verhältniss zwischen Vater und Sohn war das denk- bar schönste. Vom Vater hat Gustav die stärksten und dauerndsten Eindrücke empfangen, in ihm verehrte er das edelste Vorbild, ihm eröffnete er als seinem treuesten Freunde jede Falte seines Herzens. Sie waren beide von gleichem Stoffe. Wie der Vater, so hatte der Sohn, von Kindheit an, den Blick stets auf das Wesentliche, das Grosse und Gute gewandt. Dem begabten Knaben bot die Schule keine Schwierig- keiten. Seine liebenswürdige Natur, sein angeregter Geist, verbunden mit der Neigung sich mitzutheilen, seine selbstlose Theilnahme für die Interessen Anderer, sein bei sittlich- ernstem Streben fröhliches Herz gesellten ihm von früh an viele Freunde. So hat er eine glückliche Jugend verlebt.

Seiner ausgesprochenen Neigung für die Naturwissen- schaften folgend, studirte Gustav Born Medicin auf den Universitäten Breslau (April 1869 bis October 1871), Bonn (Winter 1871/72), Strassburg (Sommer 1872) und Berlin (Winter

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1872/73). Im Sommer 1873 wurde er zum Doctor medicinae promovirt und zu Anfang des Jahres 1874 als Arzt approbirt. Nach der Staatsprüfung ging er nach Heidelberg zu Gegen bau er, um unter diesem geistvollen Forscher Studien der vergleichen- den Anatomie zu treiben. Von seinen akademischen Lehrern haben am meisten Heidenhain, Gegenbauer und Wal- deyer auf Born gewirkt. Heiden hain dankte er die Grund- lage seines gediegenen Wissens und Könnens auf den Gebieten der Physiologie und Histologie. Bei Waldeyer war er ein Semester Amanuensis, und von dem Aufenthalte in Heidelberg schreibt er dem Vater am 1. April 1874: „Ich kam vollständig rudis in der vergleichenden Anatomie hierher. Gegenbauer hat mir in verhältnissmässig kurzer Zeit Methode der Forschung, Gedankengang und eine Reihe positiver Kenntnisse beigebracht, die mich jetzt fähig machen, auf eigenen Füssen weiterzu- arbeiten".

Am 1. Mai 1874 trat er, zunächst als Assistent, in das anatomische Institut der Universität Breslau ein, dem er 26 Jahre lang, bis zu seinem Tode, angehören sollte. Am 1. October 1876 wurde er interimistischer und am 1. April 1877 etatsraässiger Prosector.

Im Jahre 1877 habüitirte er sich als Privatdocent für Anatomie und Entwickelungsgeschichte, am 3. Mai 1884 wurde er zum Professor extraordinarius und am 12. März 1898 zum ordentlichen Honorarprofessor befördert.

Im Herbste des Jahres 1897 zeigten sich die ersten Er- scheinungen eines schweren Herzleidens, einer Sclerose der Kranzarterien. Born hat bis zum letzten Athemzuge geistig gearbeitet, gelehrt und geforscht, seine körperlichen Kräfte aber verfielen in den letzten Jahren mehr und mehr. Am 0. Juli 1900 in früher Morgenstunde endete ein plötzlicher Tod dies Leben, das karg an Dauer, aber reich war an Arbeit, reich an wissenschaftlichen Erfolgen und reich an Werken der Liebe.

Die Bedeutung Borns als Gelehrter und Universitätslehrer zu würdigen, ist einer anderen Feder im Folgenden über- lassen. Aber Gustav Born war nicht nur bedeutend als

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Forscher und Lehrer, er war auch der reinsten und edelsten Menschen Einer. Seine Herzensgute war unbegrenzt.

Born war zweimal verheirathet. Die erste geliebte Frau, Margarethe, geb. Kauffmann, entriss ihm nach fünfjähriger Ehe der Tod im Jahre 1886. Sechs Jahre später schloss er einen neuen Ehebund und hatte das Glück, in seiner zweiten Gattin Bertha, geb. Lipstein, eine Gefährtin zu finden, die mit dem vollen Verständniss für sein Denken und Streben die hingebungsvollste und selbstloseste Liebe verband.

Wenden wir uns nun einer eingehenden Betrachtung von Born's wissenschaftlicher Thätigkeit zu, so entrollt sich uns hier ein äusserst sympathisches Bild eines vielseitigen, von ernstem Streben durchdrungenen Gelehrtenlebens. Born war ein Biologe im vollsten Sinne des Wortes; alle seine Untersuchungen legen beredtes Zeugniss davon ab. Auch seine frühesten descriptiven Arbeiten vergleichend-anatomischer und entwicklungsgeschichtlicher Natur zeichnen sich alle durch eine klare morphologische Betrachtungsweise aus. Es genügte ihm nicht, lediglich histologische oder entwicklungsgeschicht- liche Thatsachen zu registriren, sondern das causal verknüpfende Band der Erscheinungen war es, das sein Interesse in hervor- ragendem Maasse fesselte. Die Beobachtung am Lebenden zog ihn somit besonders an, und der vorwiegend experimentelle Charakter seiner späteren Arbeiten zeigt deutlich, wie Born's Bestrebungen stets auf die Gewinnung eines Einblicks in den Mechanismus morphologischen Geschehens gerichtet war.

Unverkennbar in Born's Denk- und Arbeitsweise sind die Lehren und Eindrücke, die er schon als junger Student be- sonders unter der anregenden Leitung Pflüger's und Heidenhain's empfangen hatte, und es war wohl mehr Zu- fall als eigene Neigung, dass er sich nicht der physiologischen, sondern der anatomischen Laufbahn zuwandte.

Born besass eine Reihe für einen Forscher werthvollster Eigenschaften: liebevollste Hingabe an seinen Beruf, uner- müdlichen Fleiss, klares und vorsichtiges Denken, und eine ausserordentliche, mit Geduld gepaarte technische Fertigkeit und technische Erfindungsgabe, welche ihn Schwierigkeiten

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überwinden liess, die einen anderen vielleicht von vornherein von der Lösung einer Frage zurückgeschreckt hätten.

So tragen denn Born's Arbeiten sämmtlich das Gepräge grösster Zuverlässigkeit der Beobachtung und Exactheit der Darstellung, Eigenschaften, die bereits in seiner unter Heiden- hain entstandenen Doctordissertation „Beiträge zur Ent- wicklungsgeschichte der quergestreiften willkür- lichen Muskeln der Säugethiere" (1873) deutlich hervor- treten.

Nachdem Born im Jahre 1874 in Berlin die Staatsprüfung bestanden hatte, arbeitete er zunächst ein Jahr lang in Heidel- berg unter Gegenbaur. Seine erste grössere Untersuchung, die er zwei Jahre später als Assistent am anatomischen Institut zu Breslau veröffentlichte, war denn auch in Folge der in Heidelberg erfahrenen Anregung vergleichend -anatomischen Inhalts und handelte über den Carpus und Tarsus der Saurier. Im Jahre 1879 erhielt dieselbe noch einen gleich- betitelten Nachtrag. Auf Grund dieser Arbeiten gab Born verschiedenen Theilen des Hand- und Fussskeletts der Saurier eine von der damaligen Auffassung abweichende Deutung, die noch heute zu Recht besteht. Er wies bei einem Theile der Saurier im Carpus ein Intermedium nach, zeigte, dass das Skelett des Greif fusses des Chamäleon demjenigen der übrigen Reptilien ähnlicher beschaffen sei, als ältere Untersuchungen ergeben hatten, und dass der Bau des Tarsus bei allen Sauriern im Wesentlichen derselbe sei.

Hierauf folgte nun eine Reihe entwickelungsgeschichtlicher Arbeiten, von denen zunächst eine grössere Anzahl, theilweise recht umfangreicher Publicationen über die Entwickelung des Thränennasenganges und der Nasenhöhle bei Amphibien und amnioten Wirbelthieren (1876 1883) zu erwähnen sind. Diese Arbeiten enthalten zum ersten Male eine genaue Beschreibung der Entwickelung des Geruchsorganes in den einzelnen Vertebratenklassen, und zwar auf Grund von Plattenmodellen, die durch eine von ihm selbst erfundene und hier zum ersten Male erfolgreich angewandten Modellirtechnik gewonnen wurden. Sie gaben eine Fülle von neuen Thatsachen

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und fruchtbaren Gedanken. Die erste, welche als Habilitations- schrift publicirt wurde, lehrte ein neues Organ der Amphibien, den Thränennasengang, kennen, und beschreibt genau die Entwickelung der Nasenhöhle und ihrer Knorpelkapsel bei Anuren und Urodelen. Die Untersuchungen bei höheren Wirbelthieren für die Säuger hat sie Legal unter Born's Leitung ausgeführt ergaben interessante Gesichtspunkte für die Entstehung des Thränenkanals bei Reptilien, Vögeln und Säugern, der als solide Epithelwucherung (nicht, wie bis dahin angenommen wurde, als zunächst offene Rinne) sich vom Mutterboden abschnürt und in verschiedenem Grade durch weiteres Aussprossen die Thränenröhrchen liefert. Ein Lumen entsteht erst später durch Auseinanderweichen der Zellen. Gleichzeitig wurde die Entwickelung der Nasenhöhle und des Jacobson' sehen Organ es so ausführlich dargelegt, dass seitdem keine eingehendere Beschreibung der Verhältnisse sich nöthig gemacht hat. Dabei wurde zum ersten Male darauf aufmerksam gemacht, dass bei der Ringelnatter nicht der Oberkieferfortsatz, sondern der äussere Nasenfortsatz sich mit dem inneren Nasenfortsatz zur Bildung des Bodens der Nasenhöhle vereinigt.

In dieselbe Zeit (1879) fallt auch eine mit Professor C. Hasse gemeinschaftlich unternommene Untersuchung über die Morphologie der Rippen. Gestützt auf ausgedehnte Untersuchungen über die Entwickelung des Achsen skeletts der höheren Wirbelthierklassen gelangten Hasse und Born zu dem wichtigen Resultat, dass in Uebereinstimmung mit gleich- zeitigen Beobachtungen von E. Fick an Tritonen, die Rippen selbständige Bildungen des intermuskulären Bindegewebes der Myomeren sind, die erst bei fortschreitendem Wachsthum mit dem Achsenskelett und zwar mit den gleichfalls selbständig entstehenden Querfortsätzen in Verbindung treten; dass ferner die Knorpel der Rippen zunächst in der Nähe der Wirbelkörper, aber unabhängig von ihnen, auftreten und die Verknorpelung des Septums dann ventralwärts fortschreitet.

Im Jahre 1883 brachte Born eine weitere höchst be- deutungsvolle Arbeit zum Abschluss über die Derivate der embryonalen Schlundspalten und Schlundbogen. Diese Untersuchungen, die an Schweinsembryonen vorge-

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nommen wurden, förderten wiederum mancherlei neue und vielfach grundlegende Thatsachen zu Tage. Von den mancherlei zahlreichen Einzelbefunden ist vielleicht als wichtigster die Entdeckung hervorzuheben, dass die Entwicklung der Thyreoidea keine einheitliche ist, sondern dass sie aus dem Zusaminenfliessen zweier ursprünglich räumlich getrennter und histologisch verschiedener Bestandteile, eines paarigen und eines unpaarigen, hervorgeht, und zwar so, dass der letztere, median gelegene, als eine Einwachsung des Epithels am Boden der Mundhöhle entsteht, während die seitlichen paarigen Theile jederseits aus dem Epithel einer Kiemenspalte, wahrscheinlich der vierten, sich anlegen. Daneben wurde die Anlage der Thymus als eine selbständige hohle Ausstülpung des Bodens der Mundhöhle zwischen den dritten Kiemenspalten gedeutet, welche Annahme sich allerdings später als irrthümlich erwies.

In dieses erste Decennium Born's wissenschaftlicher Thätigkeit fallen nun auch bereits die ersten Versuche der Anwendung der ihm schon als Student besonders liebgewordenen experimentellen Methode der Physio- logie auf die Morphologie, und in der That trügt die Mehrzahl seiner späteren Arbeiten den Charakter des morpho- logischen Experiments und der causalen Forschung. Es unter- liegt wohl keinem Zweifel, dass, abgesehen von dem Born innewohnenden selbständigen Trieb zu einer derartigen Forschungsrichtung, er gleichzeitig auch durch die Cooperation mit Prof. W. Roux, dem damaligen Leiter des entwickelungs- geschichtlichen Instituts in Breslau, dessen Nachfolger er später wurde, er vielfach fördernde Anregung auf diesem Arbeitsgebiet erhielt. Haben doch Roux's entwickelungs- mechanische Studien in weiteste Kreise der Fachgenossen hinein anregend gewirkt, und, wenn auch nicht gerade eine durchaus neue biologische Forschungsmethode, so doch jeden- falls eine wohlgegründete Basis für causal-analytische Be- trachtungsweise und experimentelle Inangriffnahme morpho- logischer Probleme geschaffen.

So unternahm Born schon im Jahre 1870 eine Reihe origineller Versuche, um Eier von Salamandra maculata ausserhalb des Leibes der Mutter aufzuziehen, und

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zwar zum Theil mit gutem Erfolg. Er übertrug die dem Mutterthier entnommenen Embryonen von 9—10 mm Länge in physiologische Kochsalzlösung, und gelang es ihm auf diese Weise, unter Anwendung besonderer Vorsichtsmassregeln, die- selben mehrere Wochen hindurch zur Weiterentwickelung zu bringen.

Danach bestrebte Born sich von 1879—1882 als Erster, die schwierige Frage nach der Ursache der Geschlechts- bestimmung durch methodisch angestellte Experimente zu lösen. Er bediente sich zu diesen Zwecken künstlich be- fruchteter Eier von Rana fusca und variirte in parallelen Ver- suchsreihen verschiedene Momente, nämlich Grössen- und Altersverhältnisse der Eltern, und Temperatur, Beleuchtung und Ernährungsweise, bei welcher die Larven aufwuchsen. Die erhoffte Wirkung blieb jedoch aus, indem sich ergab, dass in allen Versuchsaquarien fast lauter Weibchen (circa 95 pCt.) und keine sicheren Männchen vorhanden waren. Ein irgendwie bestimmender Einfluss gewisser Entwickelungsbedingungen auf die Geschlechtsdifferenzirung wurde bei diesen Versuchen nicht offenbar. Bemerkenswerth war jedoch, dass in einem einzigen Aquarium, das bei der Aufstellung verschlammt und dann ver- nachlässigt wurde, sich 28 pCt. sichere Männchen entwickelt hatten. Born schloss aus dieser überraschenden Erscheinung, dass der Schlamm mit seinem Gehalt an mikroskopischen Organismen die geeignetste und naturgemässeste Nahrung der Froschlarven ist, und dass die inadaequate Nahrung in den übrigen Aquarien die Bildung von Männchen verhindert hat. Und somit schien es ihm wahrscheinlich, dass eine Beein- flussung des Geschlechts noch nach der Befruchtung möglich sei. Wenngleich nun diese durch drei Jahre mit unermüdlicher Geduld fortgesetzten Versuche Born nicht zu dem gewünschten Ziele geführt hatten, so bleibt ihm doch das Verdienst, auch andere hervorragende Forscher wie Pflüger und 0. Hertwig zu ähnlichen" Versuchen angeregt zu haben. Trotzdem haben uns alle Versuche der Lösung der vorliegenden Frage bisher kaum näher gebracht. Das Problem der Ursache der Goschlechtsbestimmung harrt heute noch seiner Lösung.

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In den folgenden drei Jahren finden wir Born nach dem Vorgange von Pf lüg er beschäftigt mit Versuchen über Bastardirung zwischen einheimischen Anurenartent wobei im Einzelnen wieder manche interessante und biologisch wichtige Ergebnisse erzielt wurden. Zur Kreuzung verwandt wurden Rana arvalis, Rana fusca, Rana esculenta, Bufo varia- bilis und Bufo cinereus, und zwar in den verschiedensten Combinationen. Die Resultate waren theils positiv, theils negativ. Die besten positiven Ergebnisse gaben Kreuzungen zwischen Rana fusca J und Rana arvalis sowie zwischen Bufo variabilis ö* und Bufo cinereus die Eier furchten sich in regelmässiger Weise, und die Embryonen Hessen sich bis zum Ausschlüpfen aufziehen. Es stellte sich dabei heraus, dass, wie schon Pflüger angegeben hatte, das Gelingen der Bastardirung ganz besonders davon abhängt, dass die benutzten Thiere sich auf der Höhe der Brunst befinden und die Samen- flüssigkeit eine hohe Concentration besitzt. Anderenfalls trat überhaupt keine Befruchtung ein, oder die Furchung verlief in ganz unregelmässiger Weise („Barockfurchung") und führte zu rascher Decomposition des Eies. Ausserdem konnte Born die interessante Thatsache constatiren, dass eine Bastardirung um so leichter und sicherer gelingt, je weniger die Spermatozoen der beiden verwandten Arten in Form und Dimensionen von einander abweichen. Die Art der Mischung der väterlichen und mütterlichen Charaktere in den aufgezogenen Bastarden war eine sehr ungleiche.

Diese Bastardirungsversuche wurden im Jahre 1894 unter Born's Leitung durch seinen Schüler W. Gebhardt fort- geführt und besonders dadurch erweitert, dass Gebhardt durch Untersuchung von Schnittserien durch Bastardeier zwischen Rana esculenta und Rana arvalis die inneren, nicht ganz normal verlaufenden und zum frühzeitigen Absterben der Eier führenden Vorgänge während der Furchung und Gastru- lation uns kennen lehrte.

Als Roux und Pflüger im Jahre 1883 unabhängig von einander ihre bekannten analytisch-morphologischen Experimente an Froscheiern angestellt hatten, wandte sich auch Born derartigen Versuchen zu und unterzog zu-

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nächst Pflüger's Experimente über die Einwirkung der Schwerkraft auf die Richtung der Zelltheilung einer eingehenden Nachprüfung. Pflüger hatte nämlich gezeigt, dass, wenn durch geeignete Mittel das Froschei in abnorme Zwangsstellung gebracht wird, so dass die Eiachse mit der Senkrechten einen Winkel bildet, die erste Furche nicht wie im regulären Falle in der Mitte des dunklen Poles auftritt, sondern durch den jeweilig höchsten Punkt des Eies geht und die erste Furchungsebene immer senkrecht steht. Die Ursache für diese merkwürdige Erscheinung glaubte Pflüger in einer directen, richtenden Wirkung der Schwere auf die Theilung des Eies suchen zu müssen.

Born konnte nun zunächst durch seine eigenen Experi- mente die Beobachtungen Pflügers in vollem Umfange be- stätigen, ergänzte sie aber sehr wesentlich dadurch, dass er die Versuchseier später in Schnitte zerlegte, um einen Einblick in die innere Structur derselben unter diesen abnormen Stellungs- verhältnissen zu gewinnen. Hierbei machte er die äusserst wichtige Entdeckung, dass bei aus ihrer Gleichgewichtslage gebrachten Froscheiern die verschieden schweren Dotter- substanzen eine derartige Umordnung erfahren, dass der specifisch leichtere Bildungsdotter und mit ihm der stets ex- centrisch gelegene Eikern unter dem seitlich verschobenen schwarzen Polfeld hinwegziehen und sich senkrecht unter dem jeweilig höchstgelegenen Punkt der Eioberfläche einstellen.

Durch diese Beobachtung wurde Born zu dem bedeutungs- vollen Schlüsse geleitet, dass es sich bei jenen Erscheinungen, die Pflüger an dem in Zwangslage befindlichen Froscheie kennen gelehrt hat, nicht um eine directe Einwirkung der Schwere, sondern um eine indirecte handelt, die dieselbe vermöge der eigentümlichen Anordnung und Beschaffenheit der verschieden specifisch schweren Eibestandtheile an dem sich entwickeln- den Froschei hervorzurufen vermag.

Der Umstand ferner, dass aus Eiern, die sich unter der- artigen Umständen entwickelten, vollständig normale Quabben hervorgingen, Hess Born darauf hinweisen, dass solche Er- fahrungen für jene Theorie der Vererbung, nach welcher eine

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möglichst frühzeitige, specielle und örtlich feste Austheilung des Eimaterials je nach seiner zukünftigen Bestimmung statt- findet, nur wenig günstig sind.

Aus demselben Jahre stammt eine andere analytisch- morphologische Arbeit; nämlich ein Versuch, die Hypothese der Erzeugung von Doppelbildungen durch Ein- dringen von zwei Samenkörperchen am Froschei experimentell zu prüfen. Es gelang durch künstliche, vierzehn Tage nach normaler Laichzeit vorgenommene Be- fruchtung der Eier eines Froschweibchens, das längere Zeit in Gefangenschaft gehalten war, zwölf ausgeprägte Doppel- missbildungen (Duplicitas anterior) zu erhalten, ein Befund, der bei der ausserordentlichen Seltenheit von Doppelembryonen aus der Klasse der Amphibien an und für sich von grossem Interesse ist. Berne rkenswerth war ausserdem, dass kaum Zweidrittel des gesammten Geleges sich überhaupt entwickelte und von diesen noch ein grosser Theil in abnormer Weise. Ein derartiges Verhalten Hess Born die Ansicht gewinnen, dass, ähnlich wie bei Beobachtungen von Fol an Echinodermen, auch hier die Eier durch „Ueber reife" (Gefangenleben des Mutterthieres und Befruchtung nach Ablauf der Laichzeit) ge- schwächt und zu Polyspermie geneigt waren. So konnte es kommen, dass ein Theil der Froscheier sich gar nicht mehr entwickelte, ein anderer in abnormer Weise, und dass eine beschränkte Anzahl endlich in Folge des Eindringens zweier Spermatozoen Doppelbildungen lieferte. Einen positiven Be- weis aber für die letztere Annahme konnte auch Born noch nicht erbringen.

Erwähnt sei auch gleich hier eine weitere Beobachtung Born's über die Furchung des Eies bei Doppelbil- dungen aus dem Jahre 1887.

Die Untersuchungen wurden an künstlich befruchteten Hechteiern vorgenommen und genaueste Notizen über den Ablauf der Furchung und die weitere Entwickelung der Eier gemacht. Dabei stellte sich zunächst heraus, dass in vielen Fällen von Abnormität der ersten Furche sich gleichwohl ein einfacher Embryo bildete; nur zweimal gingen aus vielen Hunderten derartiger Fälle Doppelbildungen hervor. Born

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konnte im Gegentheil auf Grund einer stattlichen Anzahl von Beobachtungen den wichtigen Satz aufstellen, dass diejenigen Eier, welche zu Doppelbildungen werden, eine ebensolche ein- fache und regelmässige erste Furche bilden, wie diejenigen, aus denen ein einfacher Embryo hervorgeht. (In ähnlicher Weise war allerdings dieser Satz schon bei einer früheren Gelegenheit von Roux formulirt worden.) Born nimmt dem- entsprechend an, dass die erste Theilung des Eies in solchen Fällen die Quantitäten des Mutterkernes halbirt und congruent ordnet, während die zweite Theilung das Material symmetrisch ordnet.

Im Jahre 1803 und 1894 machte Born, angeregt durch gleichartige Versuche von Roux und Pflüger Compressions- versuche an Froscheiern, um an der Lösung der Frage nach der Beziehung der Furchungsrichtungen und Furchungs- zellen zu den Hauptrichtungen und Haupttheilen des Embryo unter abnormen Verhältnissen mitzuwirken.

Es wurden Eier von Rana fusca oder arvalis zwischen Glasplatten comprimirt und zwar entweder parallel zu ihrer Achse oder senkrecht dazu. Derartig montirte Eier wurden dann künstlich befruchtet und die Glasplatten je nachdem so in Wasser aufgestellt, dass die primäre Eiachse stets senkrecht stand. In allen Fällen wurden typische Abweichungen der Furchungsrichtungen beobachtet. Diese Abweichungen nun führte Born nicht auf den primären Einfluss des Druckes resp. der Richtung desselben zurück, sondern lediglich auf die durch den Druck gesetzten Formveränderungen des Ei- protoplasmas zurück, und zeigte, dass auch unter diesen abnormen Entwickelungsbedinj^ungen, die Einstellungen der Kernspindeln und der sich daraus ergebende Verlauf der Furchungsebenen den von 0. Hertwig aufgestellten Regeln folgt, wonach einerseits der Kern während der Theilung stets die Mitte seiner Wirkungssphäre (eigentliches Protoplasma) einnimmt, und die Kernspindeln sich so einstellen, dass die beiden Pole der Theilungsfigur in der Richtung der grösstcn Protoplasmamasse zu liegen kommen.

In einer späteren Versuchsreihe wurden die die Eier comprimirenden Platten so aufgestellt, dass die primäre Ei-

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achse entweder horizontal oder in einem Winkel zur Senk- rechten zu liegen kamen. Es traten dann zunächst die bekannten, schon früher von Born beschriebenen Strömungs- erscheinungen im Inneren des Eies ein, indem die schwerere Masse des weissen Nahrungsdotters an der einen Seite absinkt, das pigmentirte leichtere Protoplasma an der anderen Seite aufsteigt. Der Verlauf der Furchungen und ersten Entwickelung derartig in Zwangslage befindlicher Eier führte Born zu folgenden Schlüssen:

1. Der Urmundanfang liegt im Strömungsmeridian und zwar an der Seite desselben, an welcher das helle Feld abgesunken ist, ziemlich genau am höchsten Punkte des durchgefurchten hellen Feldes.

2. Die durch die Strömung des Dotters gesetzte bilaterale Symmetrie des Eies fixirt die Medianebene des Embryo; die Richtung, in welcher die ersten Theilungen des Eies erfolgen, wird durch die Form des Bildungsdotters bestimmt und hat durchaus keine Beziehungen zur Lage der Medianebene. Hierdurch ist jedoch nicht ausge- schlossen, dass in anderen Fällen, vor allen Dingen bei normalen Verhältnissen, erste Furche und Modianebene zusammenfallen, wie Roux vorher gezeigt hatte.

Die vieldiscutirte Frage nach der Bedeutung der Furchung für die Organisation des zukünftigen Em- bryo, ob durch die Theilung des Eies die Anlagesubstanz qualitativ gesondert wird (Roux* Princip der organbildenden Keimbezirke) oder nicht (0. Hertwig, Driesch u. a.) konnte auch durch Born's Versuche nicht entschieden werden. Man gewann daraus die Ueberzeugung, dass dies Thema mit den bisher angewandten Methoden nicht erschöpfend behandelt werden konnte.

Den vielleicht grössten und bedeutungsvollsten Erfolg auf entwickelungsmechanischem Gebiete brachten ihm endlich seine in den Jahren 1 894/95 angestellten Verwachsungsversuche an Amphibienlarven.

Die aufsehenerregenden Resultate dieser Experimente be- dürfen ihrer Originalität wegen sowohl als besonders wegen der sich daraus ergebenden, für die Entwickelungsmechanik

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so hochwichtigen Folgerungen noch einer etwas eingehenderen Darstellung.

Fussend auf den Erfahrungen früherer Beobachter (Fraisse, Roux, Barfurth) über das ausgezeichnete Wundheilungs- vermögen junger Amphibienlar\ren, besonders in physiologischer Kochsalzlösung, stellte Born zunächst eine Reihe von Versuchen an über das Verhalten abgetrennter Stücke junger Froschlarven (besonders Rana arvalis und esculenta) und beobachtete, dass derartige Theilstücke häufig ohne Herz, Blut und Gefässe auf Kosten ihres Dotterbesitzes im Wachs- thum und Entwickelung fortfahren.

„Dabei stellte sich mit vollkommener Evidenz heraus, dass die Entwickelung jedes Organes bis zur Schnitt- fläche, so gut wie bei der normalen Larve, fortschreitet,

mag sie liegen wie sie will Es spricht dies

für ein hochgradiges Selbstdiflferenzirungsvermögen der Theile unserer Larven im Sinne Roux'; eine wesent- liche Beeinflussung der Entwickelung durch den Wegfall der normalen Nachbarschaft (Correlation) ist nicht er- weisbar Von unserem Anfangsstadium an ge- schieht die Entwickelung unserer Froschlarven, also wesentlich nach den Principien der Mosaiktheorie."

Nach diesen Erfahrungen wurden dann unter geeigneten Vorsichtsmaassregeln Versuche angestellt, um Theilstücke von Froschlarven einer Art oder auch verschiedener Arten an ihren Schnittflächen zu gegenseitiger Ver- wachsung zu bringen, und zwar mit überraschendem positiven Erfolg. In diesen Verwachsungslarven, also künstlich hervorgebrachten Einfachbildungen sowie Doppelbildungen der verschiedensten Art, entwickelte sich nun jedes Theilstück selbständig weiter unter vollständig normaler Differenzirung seiner Gewebe und Organe. Ja, die Verwachsung der Compo- nenten war in vielen Fällen nicht nur eine anatomische, sondern auch eine physiologisch-functionelle, worauf dann die Organe beider Stücke so zusammenarbeiteten, wie die einheit- lichen Organe einer normalen Larve. Born konnte hieraus folgenden hochbedeutsamen Schluss ziehen:

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„Das Individuum (die Person) ist nicht gebunden an die Abstammung von einem Ei auch Theilstücke zweier Larven, die von verschiedenen Eiern abstammen, können sich zu einem vollkommenen Wirbelthiere ver- einigen; — die überschüssigen Theile ändern daran nichts. Wir haben unum vivum ex duobus ovibus, oder, was richtiger und wichtiger ist, einen einheitlichen Organis- mus aus zwei Eiern hergestellt/4 Im Einzelnen bietet die aus diesen Versuchen hervor- gegangene, mit werthvollem Beweismaterial an Schnittserien, Reconstructionen und Photographien so reich ausgestattete Arbeit (1896) Born's noch eine Fülle biologisch höchst wichtiger Thatsachen und zu weitere Forschung anregender Hinweise, auf die näher einzugehen, mir an dieser Stelle leider versagt ist. Die weittragende Bedeutung des Gesammtergeb- nisses dieser Experimente wurde von Born selbst in folgendem Satze zusammengefasst:

„Die Entwickelung beruht von unserem Ausgangs- stadium an wesentlich auf SelbstdifTerenzirung der ein- zelnen Theile; ein correlativer Einfluss der Nachbarschaft, wie des Ganzen lässt sich nirgends erkennen weder negativ noch positiv; die Entwickelung entspricht also von unserm Ausgangsstadium an durchaus der Mosaik- theorie Roux'; die organbildenden Keimbezirke (His.) sind ausgetheilt."

Neben diesen hier im Zusammenhang aufgeführten experi- mentellen und analytisch-morphologischen Arbeiten entstanden gleichzeitig noch solche histologischen und entwickelungs- geschichtlichen Inhalts, die zum Theil von ihm selbst, zum anderen Theil unter seiner Leitung von seinen Schülern aus- geführt wurden.

Besonders hervorzuheben sind hier die grundlegenden Untersuchungen über die Entwickelung des Säugethier- herzens (1888 1889) und Beobachtungen über Ei- structur, Eireifung (1892— 1894), Befruchtung und erste Entwickelungsvorgänge. Die so unendlich compli- cirten Verhaltnisse in der Herzentwickelung wurden durch

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Born zum ersten Male in durchaus einwandsfreier Weise mit Hilfe der Plattenmodellirung dargestellt, wodurch von früheren Angaben wesentlich abweichende Resultate erzielt wurden. Auch über die Defecte der Herzscheidewände schafften diese Befunde mancherlei Aufklärung.

Die Arbeiten über Reifung des Amphibieneies (1 892) und Structur des Keimbläschens im Ovarialei von Triton taeniatus (1894) sind zu reich an Einzelheiten, als dass es der Platz hier erlaubte, darüber im Zusammenhange zu berichten. Sie gehören jedenfalls zu dem Besten, was auf diesem Gebiete geliefert worden ist.

Zum Schluss haben wir noch Born's vielseitiger Ver- dienste um die mikroskopische Technik zu gedenken. Neben zahlreichen technischen Hinweisen in den meisten seiner Arbeiten und verschiedenen kleineren mikroskopischen Hilfsapparaten, die z. Th. nicht einmal publicirt sind, ist vor Allem die von ihm erfundene und wiederholt verbesserte Reconstructionsmethode, die Platte nmodellirmethode her- vorzuheben. Die Reconstructionsmethoden waren aus dem Bedürfniss hervorgegangen, kleinste in Serienschnitte zer- legte Embryonen oder einzelne Organe derselben unter geeigneter Vergrösserung im Ganzen zu reproduciren, um sie so unserer Anschauung zugänglicher zu machen. Schon verschiedene Versuche waren in dieser Richtung gemacht worden, ohne jedoch das Ziel in wünschenswerther Voll- kommenheit zu erreichen. Es blieb der Erfindungsgabe Born's vorbehalten, eine Methode auszuarbeiten, die eine durchaus fehlerfreie, mechanische Uebertragung des mikro- skopisch Kleinen ins Makroskopische ermöglichte. Das Wesen dieser Methode besteht nun darin, dass die Contouren der einzelnen Schnitte einer lückenlosen Mikrotomserie, etwa eines Embryo, bei einer bestimmten Vergrösserung der Reihe nach auf Wachsplatten von entsprechender Dicke gezeichnet, die Wachsplatten alsdann ausgeschnitten, in der Reihenfolge der Serie übereinandergeschichtct und schliesslich an ihren Rändern vermittelst eines erhitzten Eisens miteinander zu einem Ganzen verschmolzen werden. Das Schwierigste in der Ausarbeitung der Methode war jedenfalls, die nöthigen Anhaltspunkte zu

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gewinnen, nach denen die Wachsplatten derartig übereinander geschichtet werden konnten, dass alle Krümmungen und Windungen des Objects in gleicher Orientirung im Räume sich am Modelle wiederholten. Auch hier führte Born's unermüdliche Geduld nach zahlreichen Versuchen endlich zum Ziele. Es war die Anlage einer sogenannten „Richtebene" an dem das zu schneidende Object einschliessenden Parafifin- block, das diesen Anforderungen genügte. Es ist unmöglich, hier auf weitere technische Einzelheiten in der Herstellung dieser Ebene und deren spätere Verwendung beim Zusammen- setzen des Modelles einzugehen. Erwähnt möge nur sein, dass besonders in diesem Punkte die Methode von Jahr zu Jahr Verbesserungen erfuhr, bis sie schliesslich im Jahre 1898 unter gleichzeitiger Mitwirkung von Dr. K. Peter zu ihrer heutigen Vollkommenheit gebracht wurde.

Die Erfindung der Plattenmodellirmethode ist eine der anatomischen und speciell entwickelungsgeschichtlichen For- schung zu unschätzbarem Nutzen gereichende Leistung, die wir Born nicht genug danken können. Ihr, in Gemeinschaft mit dem Microtome, sind nicht zum Mindesten die grossen Fortschritte der Entwickelungsgeschichte in den letzten De- cennien zuzuschreiben; und beide Methoden werden für alle Zeiten unentbehrliche Hilfsmittel der morphologischen Forschung bleiben.

Schreiber Dieses hat in vorstehender üebersicht von Born's wissenschaftlicher Thätigkeit in Anpassung an den zur Ver- fügung stehenden Raum sich möglichster Kürze befleissigt. Möge es ihm dennoch gelungen sein, auch durch diese frag- mentarische Darstellung dem Leser die gewünschte Vorstellung von dem nach aussen und innen so reichen und fruchtbarem Leben des Verstorbenen zu geben.

Nicht minder wie sein Schaffen als Forscher war seine 2ojährige Lehrthätigkeit von idealem wissenschaftlichen Ernst durchdrungen, reich an Anregungen und reich an Erfolgen. Born verstand es, seine Schüler nicht nur mit werthvollen Kenntnissen auszurüsten, sondern sie auch tiefer in den Geist seiner Wissenschaft einzuführen, sie dieselbe lieben und schätzen zu lehren. Das Gefühl tiefempfundener Dankbarkeit

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für solche Mitgift für Beruf und Leben wird seine Schüler niemals verlassen.

Der Tod hat ihn inmitten eifrigsten Schaffens überrascht und manche Pläne, manche gedankenreichen und vielver- sprechenden Untersuchungen blieben unvollendet. Die letzte Saat jedoch, die Born's fruchtbarer Geist noch kurz vor seinem Ende ausstreute, hat ihn selbst überlebt! Noch heute arbeiten Schüler unter seiner Inspiration und schaffen zu seiner Ehre und seinem Andenken an der Fortführung werth- voller Untersuchungen, die auf seine Anregung in's Werk gesetzt waren.

Die anatomische Wissenschaft hat in Gustav Born einen vielseitig veranlagten, erfolgreichen Förderer verloren. Er hat sich als Forscher und Lehrer ein bleibendes Denkmal gesetzt; und seinem Amtsnachfolger wird als besonders ehrenvolle Aufgabe am Herzen liegen, das Andenken Born's an der Stätte seines einstigen Wirkens stets lebendig zu erhalten.

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Inhalts- Verzeichniss.

I. BehOrden der Universität. Seite

1. Curatorium 3

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1900 3

b. Winter-Semester 1900/1901 4

II. Lehrkörper der Universität. Veränderungen gegen das Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfälle 5

2. Bernfungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhestands-Bewilligiingen etc 5

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen 6

2. Ernennungen 7

3. Habilitationen 7

C. Beurlaubungen 8

D. Auszeichnungen 8

E. Sonstige Veränderungen !>

III. Beamte der Universität (Akademische Verwaltung) 10

IV. Anstalten und Commlssionen der Universität.

1. Wissenschaftliche Anstalten.

a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek 11

b. Das akademische Lese-Institut 12

c. Seminare.

1. Das evangelisch-theologische Seminar 13

2. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen Facultat II

3. Das katholisch-theologische Seminar 14

4. Das juristische Seminar 17

5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar . . 18 Ct. Das historische Seminar 18

7. Das kunsthistorische Seminar 20

8. Das philologische Seminar 20

9. Das archäologische Seminar 21

10. Das germanistische Seminar 21

11. Das romanisch-englische Seminar 22

12. Das slavisch-philologiscbe Seminar 23

13. Das geographische Seminar ... 24

14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... 24

15. Das philosophische Seminar 25

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Seite

d. Die Kunst-Institute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (archäologisches Museum) 46

2. Das Institut für mittelalterliche und neuere Kunst- geschichte 27

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik .... 28

e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Cabinet 32

2. Die Sternwarte 34

3. Das chemische Institut 35

4. Das pharmaceutische Institut 37

5. Das mineralogische Museum und Institut .... 38 5 a. Die geologisch - paläontologische Abtheilung des

mineralogischen Museums (geologisch paläontolo- gisches Institut) 40

6. Der botanische Garten und das Gartenmuseum . . 42

7. Das pflanzen-physiologische Institut und das botanische Museum 45

8. Das zoologische Institut und Museum 46

f. Landwirtschaftliche Institute.

L Allgemeines 49

II. Specielles 50

a. Das Institut für landwirtschaftliche Fflanzen- productionslehre 50

b. Das Institut für landwirtschaftliche Thierproduc- tionslehre und Veterinärkunde 52

c. Das agricultur-cheinische und bacteriologiscbe Institut 53

d. Das landwirthschaftlich-technologische Institut 54

e. Der culturtechnische Apparat 55

>

K. Theoretische Institute der medicinischen Facultät.

1. Das anatomische Institut 56

2. Das physiologische Institut 56

3. Das pathologisch-anatomische Institut 58

4. Das pharmakologische Institut 60

5. Das hygienische Institut 60

h. Klinische Institute.

1. Die medicinische Kliuik und Poliklinik 61

2. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 63

3. Die Klinik für Augenkranke 65

4. Die Frauenklinik und Poliklinik 69

5. Die KUnik und Poliklinik für Haut- und venerische Krankheiten 71

6. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven- krankheiten 76

7. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten 78

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1511

Seite

8. Die Klinik und Poüklinik für kranke Kinder ... 79

9. Das provisorische zahnärztliche Institut 81

2. Die Professoren-Wittwen und Waisen- Versorgungs-Anstalt 84

3. Die Hilfskasse bei der Universität zur Unterstützung von

Hinterbliebenen der Docenten und Beamten 85

4. Honorar* und Stundungswesen 86

5. Stipendien und Stiftungen für Studirende.

a. Studenten-Unterstützungs-Fonds 86

b. Stipendien-Fonds 87

6. Kranken» und Begräbniss-Kasse für Studirende.

au Die Studenten-Kranken-Kasse 99

b. Die Studenten-Begräbniss-Kasse 100

T. Akademische Gmndstflcke und Kapitalien.

1. Grundstücke 100

2. Kapitalien 101

Tl. Wichtigere Minister!»! -Erlasse, Curatorlalschrelben und

Senatsbesrhlüsse.

1. Für die Universität überhaupt.

a. Hinisterial-Erlasse und Curatorialschreiben . ... 102

b. Senats-Beschlüsse 105

2. Für die einzelnen Facul taten.

Hinisterial-Erlasse 106

TII. Universit&ts-Ereignlsse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse . 107

2. Programme (sind nicht erschienen) 109

3. Adressen 109

Till. Studirende.

1. Hörerzahl.

Sommer-Semester 1900 114

Winter-Semester 1900/1901 115

2. Beteiligung an den Vorlesungen 116

3. Lösungen von Preisaufgaben 120

4. Verbindungen und Vereine 121

5. Akademische Disciplin 122

IX. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 123

2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 123

X. Nekrologe.

Professor Dr. Paul Scholz 131

- Walter von Funke 136

. Gustav Born 140

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Chronik

rfer

Lglichen TJniversitä

zu Breslau

fOr «las h\\u

vom I- April 1901 bis 31. März 1902.

Ja h ro\-i n o- l r>.

Breslau.

l>rn<k von Grass, Rartli \- C.wn|,. (VV. Friedrich.)

Chronik

der

Königlichen Universität

zu Breslau

für das Jahr

vom I. April 1901 bis 31. März 1902.

Jahrgang 16.

Breslau.

Druck von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)

1902.

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I. Behörden der Universität.

1. Curatorium.

(Wie bisher.)

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1901. Rector: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Flügge; Prorector: Prof. Dr. J. Parts ch;

Universitäts- Richter: Ober -Regierungs- Rath, Director des

Provinzial-Schul-Collegiums Dr. Mager; Decane:

der katholisch -theologischen Facultät: Professor Dr. Krawutzcky,

der evangelisch-theologischen Facultät: Prof. Dr. Arnold, der juristischen Facultät: Geh. Justiz -Rath Prof. Dr. Leonhard,

der medicinischen Facultät: Prof. Dr. Fi lehne, der philosophischen Facultät: Prof. Dr. Kaufmann. Gewählte Senatoren:

Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Rosanes, Geh. Justiz-Rath Prof. Dr. Fischer, Prof. Dr. Schaefer, Prof. Dr. Jörs, Prof. Dr. Hintze, Prof. Dr. Wrede.

b. Winter-Semester 1901/02. Rector: Prof. Dr. Hillebrandt; Prorector: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Flügge; Universitäts-Richter: Ober-Reg.-Ralh, Director des Provinzi;»l- Schul-Collegiums Dr. Mager;

l*

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4

Decane:

der evangelisch-theologischen Facultät: Consistorial-Rath

Prof. Dr. Kawerau, der katholisch-theologischen Facultät: Prof. Dr. Schaefer, der juristischen Facultät: Geh. Justiz -Rath Prof. Dr.

Fischer,

der medicinischen Facultät: Prof. Dr. Hürthle, der philosophischen Facultät: Prof. Dr. Wolf.

Gewählte Senatoren:

Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Rosanes,

Prof. Dr. Vogt,

Prof. Dr. Jörs,

Prof. Dr. Cornill,

Prof. Dr. Holdefleiss,

Prof. Dr. Pohle.

IL Lehrkörper der Universität. Veränderungen gegen das Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfälle.

Am 10. Februar 1902 verstarb der Lehrer am academischen Institut für Kirchenmusik, Königliche Musikdirector Professor Dr. Julius Schaeffer.

Näheres hierüber enthält der unter Anschnitt X beigefügte Nekrolog.

2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhe Standsbewilligungen etc.

Der Privatdocent in der juristischen Facultät Dr. Richard Schott ist in Folge seiner Ernennung zum ausser- ordentlichen Professor an der Universität in Jena,

der Privatdocent in der medicinischenFacultät Dr. Heinrich Kionka in Folge seiner Ernennung zum ausserordent- lichen Professor und Director des pharmakologischen Instituts an derselben Universität mit Schluss des Sommer-Semesters 1901 und

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5

der Privatdocent in letzterer Facultät Prof. Dr. Max Ne isser nach längerer Beurlaubung im Februar 1902 ausgeschieden;

der ausserordentliche Professor in der philosophischen Facultät Dr. Adolf Heydweiller ist mit Beginn des Sommer-Semesters 11)01 zum ordentlichen Professor an der Akademie in Münster ernannt worden;

der Privatdocent in derselben Facultät Dr. Emil Bose ist in Folge seiner Habilitation an der Universität in Göttingen nach Schluss des Sommer- Semesters 1901 ausgeschieden ;

der Lector der englischen Sprache Dr. Frank H. Pughe ist mit Beginn des Winter- Semesters 1901/02 zur Uni- versität Wien übergetreten.

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen.

a. In der juristischen Facultat: Der seit dem Sommer- Semester 1899 mit Halten von Vorlesungen beauftragte Gerichts-Assessor Dr. Ernst Jacobi ist zum ausserordentlichen Professor ernannt worden.

b. In der philosophischen Facultät: Der bisherige Lector der Thierheilkunde zu Jena, Medicinal- Assessor Dr. Otto Künnemann ist zum ausserordent- lichen Professor ernannt und mit der Leitung der Thier- klinik beauftragt,

der bisherige Privatdocent zu Halle Dr. Ernst Neumann ist zum ausserordentlichen Professor und

der Lehrer Ralph G. Watkin aus Süd-Wales in Eng- land ist zum Lector der englischen Sprache ernannt worden.

2. Ernennungen innerhalb des Lehrkörpers.

Der ausserordentliche Professor in der katholisch -theolo- gischen Facultät Dr. Nürnberger ist zum Ordinarius ernannt worden.

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3. Habilitationen. Als Privatdocenten habilitirten sich: a. in der katholisch-theologischen Facultät: Dr. Franz Triebs am 8. März 1002 für Kirchenrecht;

b. in der juristischen Facultät:

Dr. Fritz Klingmüller am 16. Juli 1901 für Civilprozess, römisches und bürgerliches Recht;

c. in der medici nischen Facultät:

Dr. Georg Reinbach am 13. Mai 1901 für Chirurgie;

Dr. Roland Sticher am 1. Juli 1901 für Gynäkologie;

Dr. Victor Hinsberg am 31. October 1901 für Otologie, Rhinologie und Laryngologie;

Dr. Karl Winkler am 13. November 1901 für patholo- gische Anatomie und

Dr. Ernst Storch am 9. December 1901 für Psychiatrie.

C. Beurlaubungen.

Es waren beurlaubt:

a. für das ganze Jahr:

der ordentliche Honorarprofessor in der katholisch-theo- logischen Facultät Dr. Erich Frantz und

der ausserordentliche Professor in der philosophischen Facultät Dr. Otto Auhagen;

b. für das Sommer-Semester 1901:

der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät Dr. Freudenthal zur Wiederherstellung seiner Ge- sundheit;

c. für das Winter-Semester 1901/02:

der ausserordentliche Professor in der juristischen Facultät Dr. Felix Bruck zur Wiederherstellung seiner Ge- sundheit;

der Privatdocent in derselben Facultät Dr. Freudenthal in Folge eines Rufes als Docent an die neu eröffnete Academie für Social- und Handelswissenschaften in Frankfurt a/M.

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7

D. Auszeichnungen.

1. Von preussischen Orden erhielten:

den Rothen Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife: die ordentlichen Professoren Geh. Justiz-Rath Dr. Brie und Geh. Med.-Rath Dr. Flügge; den Rothen Adler-Orden IV. Klasse:

die ordentlichen Professoren Geh. Med.-Rath Dr. Küstner und Geh. Reg.-Rath Dr. Rosanes; den Kronen-Orden II. Klasse:

der ordentliche Professor Geh. Reg.-Rath Dr. Poleck und der ausserordentliche Professor Geh. Archiv -Rath Dr. Grünhagen.

2. Von nichtpreussischen Orden erhielten:

das Offizier-Ehrenkreuz des Fürstlich Schaumburg- Lippe'schen Hausordens: der ordentliche Professor Geh. Justiz-Rath Dr. Brie.

3. Sonstige Auszeichnungen erhielten: das Prädikat „Professor44:

der Privatdocent in der medicinischen Facultät Dr. Neisser.

£. Sonstige Veränderungen.

Der ordentliche Professor in der medicinischen Facultät Geh. Med.-Rath Dr. v. Mikulicz- Rad ecki ist mittelst Allerhöchsten Erlasses vom 27. Januar 1902 in der Armee als Generaloberarzt ä la suite des Sanitutscorps angestellt;

dem ausserordentlichen Professor in derselben Facultät Dr. Lesser ist das neu begründete Extraordinariat für gerichtliche Medicin und

dem ausserordentlichen Professor Dr. Stern dasjenige für innere Medicin verliehen worden;

dem ordentlichen Professor in der philosophischen Facultät Dr. Schulte wurden durch Verfügung des Herrn Präsi- denten des Staatsministeriums vom 2. December 1901 die Obliegenheiten des ersten Secretairs bei dem König- lichen historischen Institut in Rom commissarisch über- tragen ;

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8

der ordentliche Professor in derselben Facultät Dr. Baum- gartner ist zumMitdirector des philosophischen Seminars bestellt worden;

dem ordentlichen Professor in der philosophischen Facultät Dr. Pfeiffer wurde das neu begründete etatsmässige Ordinariat für Agriculturchemie und Thierernährungs- lehre unter Erneuerung seines bisherigen Lehrauftrages verliehen ;

der dem Privatdocenten in der philosophischen Facultät Professor Dr. Jiriczek ertheilte Auftrag zur Vertretung des Professors Dr. Einenkel in Münster ist auf zwei Semester verlängert worden;

dem Privatdocenten in derselben Facultät, Bibliothekar an der Königlichen und Universitäts- Bibliothek, Professor Dr. Cohn istderTitel „Oberbibliothekar" beigelegt worden.

III. Beamte der Universität.

(Akademische Verwaltung.)

Der seit dem 1. November 18Ü9 als Bureauhilfsarbeiter im Universitäts-Secretariat beschäftigte Militäranwärter Wilhelm Kussmann ist, nachdem der zur Remuneri- rung eines Hilfsarbeiters erforderliche Betrag dauernd bewilligt wurde, vom 1. April 1901 ab definitiv als solcher angenommen worden.

IV. Anstalten und Commissionen der

Universität. I. Wissenschaftliche Anstalten.

a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek.

I. Allgemeines.

Durch Ministerialerlass vom 10. September 1901 erhielten die r> und 8 der Bestimmungen über die Benutzung vom 10. März 1873 folgende Fassung:

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0 § 5.

Die zum Entleihen gewünschten Bücher müssen vorher bestellt werden und zwar jedes einzelne Werk durch einen besonderen Zettel, der den Titelt womöglich mit Angabe von Druckort und Erscheinungsjahr, sowie den Namen, Stand und Wohnort des Entleihers enthält. Die für die Bestellungen zu verwendenden gedruckten Formulare werden im Ausleihe- ziinmer und in den Räumen des Akademischen Lesevereins in der Universität verkauft zum Preise von 5 Pfennig für je 25 Stück. Alle bis 9 Uhr Vormittags in die am Universitäts- und am Bibliotheks- Gebäude angebrachten Kästen gelegten oder durch die Post eingesandten Bestellzettel werden von 11 Uhr ab zur Abholung bereit gestellt.

§ 8-

Die Bestellzettel gelten, nachdem sie bei der Ausgabe der Bücher mit dem Tagesstempel versehen worden sind, als Empfangsscheine.

ü. Statistik.

A. Ausgaben

1. für Bücherkauf:

a. Neue Bücher 7 2 IG Mark

b. Fortsetzungen 9 888 *

c. Zeitschriften 8 25:2

d. Antiquaria 3 240 >

Summa 28 596 Mark

2. für Einband 5 044 *

3. für sonstige sächliche Ausgaben 3 795

4. Summa 37 435 Mark

5. davon aus Extrafonds 5 079

B. Vermehrung.

Erwerbungen :

a. durch Kauf 2 865 bibliographische Bände

b. durch Tausch 6 702

c. Pflichtlieferungen 750

d. Geschenke 427

e. Summa 10 744

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C. Benutzung.

I. Bücherbestellung.

Von den eingereichten Bestellzetteln (deren Zahl bisher nicht festgestellt wurde) mussten 7311 mit dem Bescheid „ver- liehen", 7407 mit dem Bescheid „nicht vorhanden" versehen werden. Auf Grund der Bestellungen wurden im Ganzen ver- abfolgt: 45092 Buchbinderbände.

II. Benutzung im grossen Lesesaal. (Ueber die Be- nutzung des Docentenlesezimmers fehlt eine Statistik.)

1. Zahl der Oeflfnungstage: 285

2. Zahl der Benutzer: ca. 13400

3. taglicher Durchschnitt der Benutzer: 48

4. Zahl der benutzten Bände (ungerechnet die Hand- bibliothek): 12871 Druckwerke und 251 Handschriften).

III. Ausleihung am Ort. Zahl der Entleiher in Breslau:

Sommer-Semester 1901

Winter-Semester 1901/2

Univ.-Docenten . .

98

98

Studirende

der evang. Theol.

43 =

57% aller Stud.d.evang.Theol.

42 = 600/o aller Stud. d.evang.Theol.

der kath. Theol.

81 =

250/0 > . kath. Theol.

87^33<>/o . . > kath. Theol.

der Hechtswiss. .

106 =

20% Hechtswiss.

158 = 27<>/o « Rechtswisa.

der Mediein . . .

4*2:

16% - Mediein

44=19% * Mediein

der pliilos. Fac. .

194^

33% philos. Fac.

220 = 360/o . philos. Fac.

Summe d.Studircnd. 466 =

26% aller Studirenden

551=31% aller Studirenden

Andere Entleiher .

408

500

Summe aller Ent-

972

1149

IV. Auswärtiger Leihverkehr.

1. Verleihung nach auswärts.

a. Zahl der Entleiher im S.-S. 1901: 170, im W.-S. 1901/2: 149 a. Einzelpersonen * > - * 93

ß. Behörden u. Institute > 50

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b. Zahl der versandten Bände im ganzen Jahr:

a. Bucher 3321 (darunter im regelmässigen Leihverkehr an die Königliche Bibliothek in Berlin 37 Bände, und au höhere Lehranstalten in Schlesien und Posen 771) Bände), ß. Handschriften 17 (9 in Preussen, 8 ausser Preussen).

2. Entleihung von auswärts.

a. Zahl der verleihenden Bibliotheken 15.

b. Zahl der erhaltenen Bände:

a. Bücher 1031 (darunter im regelmässigen Leihverkehr von

der Königlichen Bibliothek in Berlin 877 Bände), ß. Handschriften 15.

III. Personal.

Am 1. Juli 1901 wurde der Director der Bibliothek, Ge- heimer Regierungsrath Professor Dr. Staender, der seitdem 1. October 1886 der hiesigen Bibliothek vorgestanden hatte, in gleicher Eigenschaft an die Königliche Universitäts-Bibliothek zu Bonn versetzt. An seine Stelle trat der Unterzeichnete, bisher Director der Königlichen Universitäts - Bibliothek zu Berlin.

Am 1. April 1901 wurde der Hülfsbibliothekar Dr. Otto Schultz als Bibliothekar an die Königliche Bibliothek in Berlin versetzt, der Hülfsbibliothekar an der Berliner Univer- sitäts-Bibliothek Dr. Karl Pretzsch und der Hülfsbibliolhekar an der hiesigen Bibliothek Dr. Friedrich Kuhn zu Biblio- thekaren an der letzteren ernannt.

Zur Vertretung des bis zum 30. September 1901 im In- teresse seiner wissenschaftlichen Arbeiten beurlaubten Ober- bibliothekar Prof. Dr. d e B o o r war der Assistent Dr. P r i e s a c k vorübergehend hier beschäftigt.

Der Volontär Dr. Georg Schneider wurde am 1. Oct. 1901 an die Göttinger Universitäts -Bibliothek versetzt; am 14. Deceraber 1901 trat der Dr. phil. Alfred Schneider als Volontär ein.

Am 13. Februar 1902 wurde dem Bibliothekar Professor Dr. L. Cohn der Titel Oberbibliothekar verliehen.

W. Er man.

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b. Das akademische Lese -Institut.

Die gewählten Mitglieder des Vorstandes waren dieselben wie im Vorjahre. An Stelle des bisherigen Rectors der Universität, Geh. Medicinalraths Prof. Dr. Flügge, trat mit dem 15. October der neue Rector, Professor Dr. Hillebrandt, in den Vorstand; ebenso am 1. Juli an Stelle des bisherigen Directors der Königl. und Universitäts-Bibliothek, Geh. Regicrungs- raths Prof. Dr. Staender, dessen Nachfolger Dr. Er man.

Die Zahl der ordentlichen und der ausserordentlichen Mitglieder sowie der Theilnehmer am Lesezirkel zeigt nur unerhebliche Abweichungen gegen das Vorjahr. Dagegen hat in der Zahl der Studirenden, welche am Vereine sich be- theiligten, gegenüber der im Vorjahre erfolgten Zunahme eine bedauerliche Verminderung stattgefunden: während im Sommer 1900 105 Studirende dem Verein angehört hatten, betrug die Zahl derselben im Sommer 1901 nur 83 (im Winter 1901/02 85 gegen 97 im vorhergehenden Winter).

Die Einnahmen beliefen sich, mit Einschluss des Staats- zuschusses von 600 Mk. sowie der Valuta für einen veräusserten vierprocentigen Schlesischen Rentenbrief im Nominalbetrage von 300 Mk., auf 4017 Mk. 98 Pf., die Ausgaljen auf 3962 Mk. 67 Pf. Der Kassenbestand betrug zu Ende des Jahres 1901 268 Mk.

Brie.

c. Seminare.

1. Das evangelisch-theologische Seminar.

Die Uebungen der alttestamentlichen Abtheilung, zu denen sich in beiden Semestern 1 1 Theilnehmer gefunden hatten, wurde in gewohnter Weise von D. Com i II geleitet. Im Sommer-Semester 1901 waren ihnen Micha Kapitel 1—3, im Winter-Semester 1901/02 die Erzählungen von Gideon und Abimelech Jud. 6 9 zu Grunde gelegt. Ausserdem wurden während des Sommer - Semesters 4, während des Winter- Semesters 2 schriftliche Arbeiten von Mitgliedern des Seminars eingereicht und mit den Verfassern gründlich durchgesprochen.

In der neut es tarn entlichen Abtheilung wurden unter der Leitung von D. Wrede im Sommer-Semester 1901 die

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Fragmente älterer apokrypher Evangelien, insbesondere des Petrus- und des Hebräerevangeliums besprochen, im Winter- Semester 1901/02 Probleme der neutestamentlichen Christologie, grossentheils an der Hand wichtiger christologischer Stellen, behandelt. Wie bisher hatten sämmtliche Mitglieder schrift- liche Arbeiten zu liefern.

In der kirchengeschichtlichen Abtheilung wurden unter der Leitung D. Müllers im Sommer 1901 die Regel Benedikts von Nursia und im Anschluss daran die Anfänge des Mönchthums untersucht, im Winter 1901/02 Kalvins Be- kehrung und Stücke aus seinem Werk in Genf nach den Quellen behandelt, beidemal auch schriftliche Arbeiten geliefert.

In der systematischen Abtheilung schlössen sich die von D. Schmidt geleiteten Uebungen, Sommer- und Winter- Semester in fortlaufender Folge, an Schleiermachers Werk: „Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt44: „Von der Methode der Dogmatik" und „Der Glaubenslehre erster Theil" § 20 bis § G2 an.

Gefordert wurde gründliche Vorbereitung auf das jedes- malige Pensum, erstrebt eindringendes Verständniss des Textes, Förderung im dogmatischen Denken und Bildung des eigenen Urtheils über die verhandelten Fragen.

Schriftlich ist über die Prädestinationsfrage und über das normale Verhällniss der Dogmatik zur praktischen Theologie im Allgemeinen, wie zur Predigt im Besonderen gearbeitet worden

Kawerau, z. Zt. Dekan.

2. Das praktische Institut der evangelisch- theologischen Facultät.

Homiletisches Seminar.

An den homiletischen Uebungen nahmen im Sommer 23, im Winter 25 Studirende theil. Es wurden von diesen im Sommer 12 Predigten in den Gottesdiensten des Seminars gehalten, 11 Predigten ausserdem nach gegebenen Texten an- gefertigt; alle diese Arbeiten wurden hernach gemeinsam besprochen.

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KatechetlHchea Seminar.

An den katechetischen Uebungen betheiligten sich im Sommer 18, im Winter 20 Seminarmitglieder. Jedem wurde Gelegenheit geboten, eine Katechese auszuarbeiten und zu halten. Zu Grunde gelegt waren dabei theils Bibeltexte, theils Katechismus- Abschnitte. Alle Katechesen wurden, nachdem sie gehalten worden waren, gemeinsam besprochen.

Kawerau.

3. Das katholisch-theologische Seminar.

In der kirchenges chic htlichen Seminarabtheilung unter Leitung des Prof. Dr. Sdralek wurde im Sommerhalbjahr 1901 den Mitgliedern zunächst die Bedeutung erläutert, welche die Bestimmung der Abfassungszeit einer Quelle, ihres Entstehungs- ortes und der Person sowie der Lebensverhältnisse ihres Autors für die Beurtheilung des Werthes der Quelle als Zeug- nisses für die darin berichteten Thatsachen besitzen. Unter den Arbeiten, welche darauf die Seminaristen zur Einübung der methodischen Mittel für Bestimmung der Quellen nach den genannten Gesichtspunkten unternommen haben, waren die Untersuchungen über die anonymen gesta inter Liberium et Felicem episcopos (collectio Avellana Nr. I) und die Wieder- aufnahme der kritischen Untersuchungen über die Schrift Isidors von Sevilla de viris illustribus von so günstigen Ergebnissen begleitet, dass letztere in zwei wissenschaftlichen Zeitschriften haben veröffentlicht werden können. Im Winter- halbjahr 1901/02 wurden die Unterweisungen und Uebungen in demselben Kapitel der Quellenkritik fortgesetzt. Ihr Object bildeten meistens die pseudo-justinischen und die pseudo- cyprianischen Schriften, bei denen die neueren Hypothesen über Autor, über Zeit und Ort der Entstehung nachgeprüft wurden und zwar nicht ohne den Erfolg neuer und selbst- ständiger Ergebnisse. Von früheren Mitgliedern des Seminars hat einer, nachdem ihm der akademische Senat das Commili- tonen-Jubel-Stipendium zu einer Reise nach Italien verliehen hatte, die Monographie über P. Nicolaus III. nunmehr beendet; ein zweiter, dem die Verleihung eines Stipendiums durch den akademischen Senat eine Reise nach Paris ermöglicht hatte,

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vollendete die Geschichte des Vorlebens des P. Clemens IV., die von einer Edition seines Legalenregisters begleitet ist.

In dem von Prof. Dr. A. Schaefer geleiteten neu- testamentlichen exegetischen Seminare wurden im Sommer- Semester 1901 in der Abtheilung für Anfänger die textkritischen Mittel und Grundsätze besprochen und an Beispielen aufgezeigt, ferner die wesentlichen Grundsätze und Hegeln der Hermeneutik an der Hand von Beispielen und in Anlehnung an die Ge- schichte der Exegese dargelegt. In der anderen Abtheilung wurden von fortgeschritteneren Mitgliedern auf Grund der Berichte aller vier Evangelien harmonistische Versuche der Auferstehungsgeschichte vorgenommen. Im Winter-Semester 1901/02 versuchten und trugen vor Mitglieder des Seminars Erklärungen zu den Kapiteln 12 15 des ersten Corintherbriefes und zwar im Anschluss an die im vorausgegangenen Semester in Vorlesungen gebotene Erklärung der Kapitel 1—11 desselben Schreibens.

Der Gegenstand der seminaristischen Uebungen im dog- matischen Seminar, welches Prof. Dr. Pohle leitete, bildete während des ganzen Berichtsjahres die dogmatisch und apolo- getisch gleich wichtige und in der neuesten Literatur wieder heiss umstrittene Frage nach der Arteinheit des Menschengeschlechtes, eine Frage, welche ihren religiösen Anstrich durch den Umstand empfangt, dass mit diesem empirischen Grundfactum die christ- liche Lehre von der Allgemeinheit der Erbsündeund Erlösungsteht und fällt. Für die Uebungen handelte es sich um die grundsätzliche Entscheidung, ob dem Polygenismus ebenso beweiskräftige und zwingende Thatsachen zur Seite stehen wie dem Monogenismus, bezw. ob dem mit der christlichen Lehre allein verträglichen Monogen ismus von Seiten der Naturwissenschaften wirklich sicher constatirbare und unwiderlegliche Erfahrungsbeweise im Wege stehen. Dass die Naturforschung das historische Factum des Ursprunges der jetzt lebenden Menschheit aus einem einzigen Urpaare, welche die biblische Schöpfungsurkunde als Adam und Eva bezeichnet, aus ihren eigenen Mitteln weder beweisen noch widerlegen kann, das gilt bei Allen als aus gemacht. Während im Sommer-Semester 1901 die mündlichen Vorträge des Leiters, sowie die schriftlichen Arbeiten der Mit-

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glieder sic h nur mit den geographisch-chromatischen Systemen von Linne, Piekering, Winchell, Topinard, sowie mit den der Haarstructur entnommenen Klassificationen von Prichard, Pruner-Bey, Virchow, Friedr. Müller, Waldeyer, Häckel u. A. einlässlich beschäftigten, wurden im Winter-Semester 1901/02 die mannigfaltigen, auf den Schädelbau gegründeten sogen, kraniologischen Systeme von Camper, Aeby, Blumenbach, Retzius, Broca, Kollmann, Joh. Ranke u. A. einer gründlichen Untersuchung unterzogen und mit der kritischen Besprechung der combinirten Systeme von Huxley und Quatrefages be- schlossen. Gegen das Ende des Semesters konnte das aus der Rassenfruchtbarkeit gezogene Argument zu Gunsten der Art- einheit aller Menschen nur noch in seinen Hauptmomenten dargelegt und wissenschaftlich begründet werden. Obschon der interessante Stoff unter den Mitgliedern durchweg hohes Interesse fand, wie der zahlreiche und rege Besuch bewies, so wurden dennoch die aus dem behandelten Gesammtgebiet gestellten Aufgaben nur zum Theil gelöst, vermuthlich weil die Themata wegen der Voraussetzung tieferer naturwissenschaft- licher Bildung für die Meisten zu hoch lagen.

Die von Prof. Dr. Nikel geleiteten exegetischen Uebungen der alttestamentlichen Seminarabtheilung wurden im Sommer-Semester 1901 in zwei Cursen abgehalten, welche zu- sammen 23 Mitglieder zählten. In der Abtheilung für Fort- geschrittene hatten die Theilnehmer ausgewählte Abschnitte aus den Büchern der Könige unter eingehender Berücksichtigung der keilschriftlichen Parallelen zu erklären. Im zweiten Cursus wurde nach vorausgegangener Einführung in das biblisch- aramäische Idiom das Buch Esra gelesen. Im Winter- Semester 1901/02 betheiligten sich in zwei Cursen 33 Mitglieder an den abgehaltenen Uebungen. In der Abtheilung für Fort- geschrittene wurde zunächst ein Ueberblick über die Ent- wicklung und den Inhalt der nachbiblischen Literatur des Judenthums gegeben. Daran schloss sich die Leetüre von 17 ausgewählten Abschnitten der Mischnah (nach Geigers Lehr- und Lesebuch zur Sprache der Mischnah), wobei neben den archäologischen Fragen insbesondere die sprachliche Eigenart des Neuhebräischen berücksichtigt wurde. Im zweiten

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Cursus wurden die lyrischen Abschnitte des Pentateuchs ge- lesen und diejenigen sprachlichen und sachlichen Momente, welche für die Frage nach der Entstehungszeit der betreffenden Stücke in Betracht kommen, eingehender erörtert.

A. Schaefer, z. Zt. Dekan.

4. Das juristische Seminar.

Die Uebungen im juristischen Seminar standen unter der Leitung derjenigen ordentlichen Professoren der Facultät, in deren Fach sie einschlugen.

Die Bibliothek verwaltete Prof. Dr. Fischer.

Prof. Dr. Dahn hielt im Sommerhalbjahr handelsrechtliche, im Winterhalbjahr privatrechtliche Uebungen ab.

Prof. Dr. Brie hielt im Winter-Semester 1901/02 staats- rechtliche Uebungen, bei denen die deutsche Reichsverfassung zu Grunde gelegt wurde. Die Betheiligung war eine besonders grosse.

Prof. Dr. Leonhard veranstaltete im Sommer-Semester eine Besprechung ausgewählter Schriften aus dem Gebiete der römischen Rechtsgeschichte.

Prof. Dr. Fischer veranstaltete im Sommer- Semester processtheoretische Referate. Im Winter-Semester gab er in Gemeinschaft mit Dr. Nacndrup und Dr. Klingmüller An- leitung zu selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete des Civilrechts.

Prof. Dr. Jörs hielt im Winterhalbjahr 1901/02 Uebungen in der Auslegung römisch-rechtlicher Urkunden ab.

Prof. Dr. Gretener veranstaltete im Sommer-Semester 1901 eine kritische Besprechung moderner Strafgesetzentwürfe, ins- besondere des Norwegischen.

Fischer, z. Zt. Dekan.

5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.

Im Sommer-Semester 1901 wurden in dem von Professor Dr. Wolf geleiteten Seminar 9 Sitzungen abgehalten. (1. Sitzung 2. Mai, letzte Sitzung 1. August.) Zur Besprechung gelangten folgende Themata: 1. Die Kohlennoth der Jahre 1898, 1899 und 1900. 2. Die Malthus'sche Lehre. 3. Handelspolitik und Han-

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delsbilanz. 4. Geld und Währung. Ferner wurden 2 Excur- sionen unternommen, die erste nach der Papierfabrik in Sacrau, die zweite nach den Werkstätten der oberschlesischen Eisen- bahn.

Im Winter-Semester 1901/02 wurden 13 Sitzungen abge- halten. (1. Sitzung 7. November, letzte Sitzung 27. Februar.) Die in den Sitzungen erörterten Themata waren folgende: 1. Börsen wesen. 2. Börsensteuer. 3. Steuerprogression. Von den 3 Excursionen, welche in diesem Semester stattfanden, hatte die erste eine andere als die im Sommer besuchte Be- triebswerkstätte der oberschlesischen Eisenbahn, die zweite die Kauffmann'sche Spinnerei, die dritte die Druckerei des „General- anzeiger41 zum Ziel.

Auch Professor Dr. Sombart hielt in beiden Semestern in gewohnter Weise Uebungen, zum Theil im Anschluss an schriftliche Arbeiten, ab. Im Sommer*Semester wurde vor- nehmlich behandelt: Die Theorie des Geldes; im Winter- Semester: Die Theorie der Städtebildung und die Theorie der Concurrenz.

Die für das Seminar ausgeworfenen Geldmittel sind nach Vorschrift verwendet worden. Die Seminar-Bibliothek, auch in diesem Jahre auf das Sorgfältigste von Dr. Max Gebauer verwaltet, war während beider Semester an drei Tagen der Woche (Dienstags, Donnerstags und Sonnabends) mehrere Stunden hindurch geöffnet, im Sommer-Semester an 30, im Winter-Semester an 18 Tagen. Die Zahl der Benutzer der Bibliothek war im Sommer- Semester 177, im Winter -Se- mester 215.

Zum Schluss sei erwähnt, dass in Anerkennung der Leistungen des bisherigen Seniors des Seminars, Dr. Max Gebauer, diesem durch den Herrn Minister der Titel eines „Assistenten" am Seminar verliehen wurde.

Wolf. Sombart.

6. Das historische Seminar.

Die Führung der Geschäfte lag bis zum October 1901 in den Händen des Professor Dr. Caro. Dann wurde sie von Professor Dr. Kaufmann übernommen. Wegen Unzuträg-

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lichkeiten, die sich aus dem Wechsel der Geschäftsleitung in der Mitte des Etatsjahres ergaben, wurde beschlossen, diesen Wechsel fortan nur mit dem Beginn des Sommer-Semesters eintreten zu lassen. Gleichzeitig wurde mit Rucksicht auf den Umfang der Bibliothekverwaltung der Beschluss gefasst, diese letztere derart zu trennen, dass der Vertreter der alten Ge- schichte die einschlägliche Abtheilung selbständig zu besorgen übernimmt.

Prof. Dr. Caro behandelte im Sommer -Semester 1901 einige italienische Geschichtsschreiber des 15. Jahrhunderts, insbesondere Leonardo Bruni, Flavius Blondus, Enea Sylvio Piccolomini und endlich in umfänglichster Ausführung Macchia- velli, wobei nicht sowohl der Theoretiker, als vielmehr der Geschichtsschreiber und der Verfasser der Legationen ins Auge gefasst wurde. Im Winter-Semester 1901/02 wurden die deutschen Geschichtsschreiber der Renaissance, des Re- formationszeitalters und namentlich in das Einzelne eingehend die chronistische Quellenlitteratur der Schmalkaldischen Kriege der Betrachtung unterzogen.

Professor Dr. Kaufmann. Im Sommer 1901. Abschnitte aus verschiedenen Chronisten, aus Capitularien und Urkunden bildeten den Gegenstand der Untersuchungen, daneben Referate der Mitglieder.

Im Winter 1901/02. Hauptgegenstand war: Einführung in die Werke Ranke's. Die Referate der Mitglieder gaben daneben Gelegenheit zu kritischen Erörterungen aus den Gebieten des Mittelalters und der Neuzeit.

Im Sommer-Semester 1901 wurden in der von Professor Dr. AI. Schulte geleiteten Abtheilung Uebungen zur Ein- führung in die Kenntniss der Hilfsmittel der Geschichtsforschung abgehalten, vor Allem wurden die grossen Publicationsinstitute be- sprochen und im Anschlüsse daran das Leben der dabei betheiligten Forscher und ihre Werke besprochen: Stein, Pertz, Waitz, Böhmer, Ficker, Sickel u. s. w. Eingeschoben wurde eine Studie über die Disposition der goldenen Bulle.

Irn Winter-Semester wurden die Einführungsübungen fort- gesetzt und beendet, wobei auch Geographie, Genealogie, Sprach- wissenschaft u. A. behandelt wurden. Es schlössen sich daran

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Uebungen aus der Geschichte Napoleons I. an: Kritik der Aus- gaben der Correspondance, dann einzelne Fragen: Brief- falschungen, Schlacht von Castiglione. Auch wurde eine mittel- alterliche Legende kritisch behandelt. Die Theilnehmerzahl war in beiden Semestern so gross, dass im zweiten ein Hör- saal benutzt werden musste.

Im althistorischen Seminare wurde im Sommer-Semester zunächst eingehend über Leben und Werke des Xenophon und des Ktesias gehandelt und sodann unter Zugrundelegung von Xenophons Anabasis die Geschichte des Kyroszuges und der 10 000 Griechen kritisch erörtert.

Im Winter -Semester war die Geschichte des Pyrrhos Gegenstand der Seminarübungen und zwar wurden, nachdem die verlorenen Quellen zur Diadochengeschichte, vor Allem Hieronymos, Duris, Timaios und Phylarch behandelt worden waren, die Feldzüge des Pyrrhos in Macedonien, gegen Sparta und in Argos, vorwiegend an der Hand von Plutarchs Bio- graphie des Pyrrhos untersucht.

Caro. Kaufmann. Schulte. Cichorius.

7. Das kunstgeschichtliche Seminar. Im kunstgeschichtlichen Seminar wurden stilkritische Uebungen abgehalten und Arbeiten der Mitglieder besprochen. Es nahmen 10 Studirende an den Uebungen theil.

Muther.

8. Das philologische Seminar.

Prof. Foerster Hess im Sommer-Semester im Proseminar die Aulidensische Iphigenie des Euripides und ausgewählte Elegien des Properz, im Winter- Semester im Seminar die Eumeniden des Aischylos interpretiren und über schriftliche Arbeiten der Mitglieder disputiren.

An den Uebungen des Proseminars betheiligten sich 23 Mit- glieder und 1 Hospes, an denen des Seminars 8 Mitglieder und 4 Hospites.

Prof. Norden Hess im Sommer-Semester im Seminar Senecas Briefe, im Winter -Semester ebenda Apuleius' Meta- morphosen interpretiren von 8 Mitgliedern und einem aus besonderen Gründen ausnahmsweise zugelassenen Hospes.

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Prof. S kutsch interpretirte im Sommer-Semester mit den 8 ordentlichen Mitgliedern Herondas' Mimiamben und liess gleichzeitig die bezüglichen Gedichte Theokrits cursorisch lesen. Im Winter-Semester hatte er die Leitung des 27 Mitglieder zählenden Proseminars und liess Plutarchs Trostschrift an Apollonios mit besonderer Rücksicht auf die Quellenfrage sowie ausgewählte Tibullische Elegieen interpretiren.

Durch Curatorialschreiben vom 14. December ging dem Seminar die Mittheilung zu, dass der Betrag von 1200 Mk. für einen Assistenten am Seminar als dauernde Mehrausgabe in den Entwurf des nächstjährigen Staatshaushalts eingestellt worden sei.

Die Geschäftsführung lag in den Händen des Prof. Foerster.

Foerster. Norden. Skutsch.

9. Das archäologische Seminar.

Im Sommer- Semester wurden die auf das Opfer der Iphigenie in Aulis bezüglichen Kunstdenkmäler interpretirt. Es betheiligten sich an den Uebungen 12 ordentliche, 11 ausser- ordentliche Mitglieder und 1 Hospes.

Mit Beginn des Winter-Semeslers trat, herbeigeführt einer- seits durch die grosse Zahl der Theilnehmer, andererseits durch den grossen Unterschied in der Vorbildung und Reife derselben, eine Theilung des Seminars in 2 Abtheilungen, eine für Fortgeschrittnere (1), eine für Anfänger (II), ins Leben. Der ersten Abtheilung gehörten ausser einem wissenschaftlichen Hilfslehrer, welcher als Hospes an den Uebungen Theil nahm, 10, der zweiten Abtheilung 10 Mitglieder an. In der ersten Abtheilung wurden Vasenbilder des Asteas und Originale des archäologischen Museums (Terrakotten und Broncen) behandelt, in der zweiten ausgewählte Denkmäler, besonders Sarkophag- reliefs nach den Wiener Vorlegeblättern interpretirt.

Foerster.

10. Das germanistische Seminar.

Im Sommer-Semester wurden bei Prof. Vogt von 24 Theil- nehmern 8 auf Grund schriftlicher Arbeiten zu ordentlichen

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Mitgliedern ernannt. Den Interpretationsübungen wurde Wolframs Parzival zu Grunde gelegt.

Im Winter - Semester wurden Denkmäler altdeutscher Alliterationspoesie unter Betheiligung von 11 ordentlichen und 15 ausserordentlichen Mitgliedern interpretirt.

In der Abtheilung des germanistischen Seminars für neuere deutsche Literatur nahmen im Sommer-Semester 1901 29 Mit- glieder (eine Dame), im Winter-Semester 1901/02 22 Mitglieder (zwei Damen) an den Uebungen Theil. Im Sommer-Semester wurden ausgewählte Gedichte und Briefe Schillers, besonders aus der ersten Periode, erläutert, im Winter Goethes „Dichtung und Wahrheit" unter besonderer Berücksichtigung des ersten Entwurfs (biographisches Schema) durchgegangen.

Besonderen Dank haben wir dem Kgl. Curatorium ab- zustatten, durch dessen Bewilligung eine der empfindlichsten Lücken in der Seminarbibliothek durch Anschaffung der Suphan'schen Herderausgabe endlich ausgefüllt werden konnte.

Vogt. Koch.

11. Das romanisch-englische Seminar, a. Die romanische Abtheilnn?.

Die philologische Abtheilung beschäftigte sich im Sommer- Semester 1901 mit südfranzösischen Dialectübungen (Inter- pretation von Mistrals Isclo d'or). Im Winter-Semester 1901/02 wurde eine grössere Zahl der Canti Leopardis gelesen und sprachlich und literarhistorisch erklärt. An den süd französischen Dialectübungen nahmen 12 Mitglieder Theil, an den italienischen Uebungen 10, wozu aber einige Hospitanten traten, die im Laufe des Semesters sich auch activ an den Arbeiten des Seminars betheiligten.

An den praktischen Uebungen betheiligten sich im Sommer- Semester 10 ordentliche Mitglieder und 4 Hospitanten, im Winter-Semester 10 ordentliche Mitglieder und 1 Hospitant. In beiden Semestern wurden Arbeiten literarischen Inhalts geliefert und durchgenommen; ausserdem sind „die Leiden des jungen Werther44 theils schriftlich, theils mündlich übersetzt worden.

Appel.

gle

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b. Die englische Abtheilung.

Sommer-Semester 1901. Altenglische Uebungen (nach Zupitza-Schippers Alt- und mittelenglischem Uebungsbuch). Leetüre, Interpretation, gram- matische und literarhistorische Vorträge, zwei Stunden wöchent- lich. 16 active Mitglieder.

Winter-Semester 1901/02.

Leetüre und Interpretation kleinerer Gedichte von Milton. Literarhistorische Vorträge, Milton und seine Zeit betreffend. Zwei Stunden wöchentlich. 20 active Mitglieder.

Herr Lector Dr. Pughe hat im Sommer-Semester 1901 zweistündig neuenglische Uebungen abgehalten (12 Mitglieder); während des Wintersemesters 1901/02 übernahm der Un- terzeichnete an Stelle des nach Wien berufenen Lectors ver- tretungsweise (bis Weihnachten 1901) die angekündigten neu- englischen Uebungen, welche danach von dem neuernannten Lector, Herrn Ralph Watkin, zweistündig fortgesetzt wurden. 15 Theilnehmer.

Sarrazin.

12. Das slavisch-ph ilologische Seminar.

In dem akademischen Jahre 1901/02 wurden in der ersten Abtheilung altslovenische Texte in dem „Handbuch der alt- bulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache" von Leskien in der üblichen Weise gelesen, übersetzt und grammatisch erklärt. Die Betheiligung betrug im Sommer 13, im Winter 12.

In der zweiten Abtheilung wurde in dem Sommer-Semester ein Lebensbild des russischen Schriftstellers Nicolaus Gogol in umfassender Weise entworfen und die namhaftesten Schriften desselben in Bezug auf ihren Inhalt und Werth wurden be- sprochen; im Winter-Semester wurde die Erzählung Gogols „Taras Bulba" in der Weise durchgenommen, dass die acht Theilnehmer angehalten wurden, das Buch partienweise zu Hause zu lesen und das Gelesene in russischer Sprache zu erzählen und auf gestellte Fragen den Inhalt zu erklären. Die Betheiligung belief sich im Sommer auf 18, im Winter-Semester war sie beschränkt, aber sehr rege.

Nehr ing.

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13. Das geographische Seminar. Im Sommer 1901 waren die Uebungen, zu denen 13 Theil- nehmer sich meldeten, den Elementen der mathematischen Geographie zugewendet, für deren anschauliche Behandlung Mangs Universal-Apparat benutzt wurde.

Reges Leben führte in diesem Semester der XIII. Deutsche Geographentag den Bestrebungen des Seminars zu, das gestützt auf eine ausserordentliche Bewilligung des Herrn Ministers dieser Versammlung einen literarischen Willkommen- gruss entbieten durfte in der

Festschrift des geographischen Seminars der Universität Breslau zur Begrüssung des XIII. Deutschen Geographen- tages. Mit einem Porträt in Heliogravüre, zwei Karten in Farbendruck und drei Skizzen im Text. Breslau 1901 V und 230 S.

Dem einleitenden Aufsatz des Direclors über die Geographie an der Universität Breslau ward eingeflochten die Eröffnungs- rede der Geographischen Vorlesungen Carl Neumanns (18G3), dessen Bildniss ein würdiger Schmuck des Bandes war. Die kartographische Anstalt von Carl Flemming in Glogau fügte der Isochronenkarte Breslaus, deren Ausführung für den letzten der 9 Aufsätze der Seminar-Mitglieder ihr übertragen war, aus eigenen Mitteln noch als besondere Festgabe die Isochronen- karte des Berliner Schnellverkehrs hinzu.

Auch an der geographischen Ausstellung, welche dem Cougress geboten wurde, betheiligte sich das Seminar nicht nur durch die Mitarbeit seiner Mitglieder, sondern es ver- mochte durch seine Vermittlung dieser Ausstellung auch werth- volle Unterstützung zuzuführen. Da das Archiv des grossen Generalstabs und die Topographische Landesaufnahme nicht selbständig als Aussteller aufzutreten geneigt waren, entlieh das Seminar diesen Hohen Behörden für den Ausstellungs- zweek werthvolle Karten, die nicht nur den gegenwärtigen Stand der Kartographie Schlesiens, sondern deren ganze Entwicklung seit der preussischen Besitzergreifung vorführten. Besonderen Dank schuldet das Seminar dem Herrn Chef der Landesaufnahme, Seiner Excellenz General Oberhoffer für die wohlwollende Verfügung, dass die von der Landesaufnahme

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zur Verfügung gestellten Karten, die ausser dem Grundstock der modernen Karten der Provinz Schlesien auch eine dem Rheingebiet angehörige Reihe der neuen Topographischen Karte 1 : 200 000 und Proben anderer Veröffentlichungen um- fassten, in Besitz des Seminars verbleiben sollten.

Im Winter-Semester 1901/02 vereinigten sich 12 Theil- nehmer der Seminar-Uebungen zu wirthschaftsgeographischen Studien. Ausgehend von einer kritischen Lecture des Buches von G. Blondel, L'essor industriel et commercial de l'AUemagne (:J. edition 1900) wurde die Lage, die Bedeutung und der Verkehr der deutschen Nordseehäfen an der Hand der neuesten statistischen Nachweisungen näher betrachtet und dann zu einer näheren Untersuchung der Verbreitung, der Wachsthumsbe- dingungen und der Bedeutung einiger wichtiger überseeischer Erzeugnisse (Baumwolle, Kaffee, Thee, Reis, Tabak) über- gegangen.

Die Bibliothek des Seminars wurde von den Studirenden rege benutzt. Von ihren Arbeiten trat eine grössere als Dissertation an die Oeffentlichkeit, zwei andere sind dem Abschluss nahe.

J. Partsch.

14. Das mathematisch-physikalische Seminar.

Die physikalische Abtheilung ruhte während des ganzen Jahres. Im Sommer-Semester war, da keine ausreichende Be- theiligung erwartet werden konnte, eine Ankündigung von Uebungen unterblieben. Für das Winter -Seinester waren freilich wieder Uebungen angekündigt worden, aber sie mussten wegen Krankheit des leitenden Docenten ausfallen.

In der von Professor Rosanes geleiteten Abtheilung wurden im Sommer-Semester 1901 Aufgaben aus der ana- lytischen Geometrie der Ebene, im Winter-Semester 1901/02 aus der analytischen Geometrie des Raumes bearbeitet.

In der von Professor Sturm geleiteten Abtheilung des Seminars wurden im Sommerhalbjahr 1901 graphische Uebungen in der darstellenden Geometrie vorgenommen; im Winterhalb- jahr 1901/02 wurde mit der Bestimmung von Mannigfaltigkeiten geometrischer Gebilde und der Vielfachheiten ihnen auferlegter

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Bedingungen begonnen, sodann wurden verschiedene Abschnitte aus der Theorie der Collineation, der Correlation und der Kreisverwandtschaft ebener Felder eingehender bearbeitet.

Am Beginn des Sommer-Semesters 1901 konnte eine wesentliche Lücke in der Bibliothek des Seminars durch das bereitwillige Entgegenkommen des mathematischen Vereins der Studirenden ausgefüllt worden. Es fehlten derselben bis dahin die Mathematischen Annalen. Die ihm gehörigen 40 ersten Bünde hat der Verein im Seminarlocale zur Benutzung aufgestellt; durch einen besonderen Zuschuss des Königlichen Ministeriums konnten dann die nächsten 13 Bände angeschafft werden.

0. E. Meyer. Rosanes. Sturm.

15. Das philosophische Seminar.

Die Bibliothek der historisch- systematischen Abtheilung konnte auch in diesem Jahre durch einen seit einer Reihe von Jahren vom Königl. Ministerium bewilligten ausserordentlichen Fonds in erwünschter Weise um mehrere für die Studien der Besucher nothwendige Werke vermehrt werden. Freilich weist sie noch immer empfindliche Lücken auf.

Professor Freudenthal musste im Sommer - Semester 1901 seine Uebungen aussetzen, da Krankheit ihn zwang, Ur- laub zu nehmen. Im Winter-Semester 1901/02 wurde unter seiner Leitung mit 25 Theilnehmern Leibniz' „Schrift La mona- dologie" gelesen und mit steter Berücksichtigung der von anderen Philosophen und von Leibniz in anderen Schriften gegebenen Lösungen philosophischer Probleme erörtert.

Professor Baumgartner hielt im Sommer-Semester 1901 erkenntnisstheoretische Uebungen im Anschluss an die Leetüre wichtiger Kapitel von Locke's Untersuchungen über den mensch- lichen Verstand. Behandelt wurde in Vorträgen und Dis- cussionen der Theilnehmer, deren Zahl 31 betrug, Locke's Lehre von den zusammengesetzten Vorstellungen (II, 12), ins- besondere die Substanzvorstellung (II, 23) und die Weiter- bildung des Substanzgedankens durch Hume. Im Winter- Semester 1901/02 wurden die Uebungen bei einer Betheiligung von 27 Mitgliedern fortgesetzt. Die Erörterungen bewegten

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sich um die Frage der Erkennbarkeit der Substanzen oder Wesenheiten (II, 31) und um den Locke'schen Wissensbegriff (IV, 1).

In der philosophischen Abtheilung des Seminars gab Professor Ebbinghaus in einem grösseren zusammenhangen- den Cursus eine Einführung in die experimentelle Behandlung der verschiedenen Gebiete der Psychologie. Im Sommer- Semester 1901 wurde die Empfindungspsychologie, namentlich die allgemeinen Fragen über Unlerschiedsempfindlichkeit und das Weber'sche Gesetz behandelt (mit ;U Theilnehmern), im Winter-Semester 1901/02 die Psychologie des Vorstellens, der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, sowie die Untersuchungen über Reaktionszeiten (mit 15 Theilnehmern).

Am Anfange des Berichtsjahres standen aus einer ausser- ordentlichen Bewilligung der König!. Unterrichtsverwaltung grössere Geldmittel zur Verfügung, aus denen, abgesehen von kleineren Apparaten, ein Zimmermann'sches Kymographion mit vollständigem Zubehör und eine Reihe Stimmgabeln von R. König in Paris angeschafft wurden.

Freudenthal. Baumgartner. Ebbinghaus.

d. Die Kunst- Institute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte.

(Archäologisches Museum.)

Der Unterzeichnete hat die am 29. April v. J. an den Herrn Minister gerichtete Vorstellung betr. Anbringung einer Heizungsvorrichtung, Anstellung eines Dieners und Einrichtung einer Dienerwohnung, sowie den Antrag auf Errichtung eines Neubaues in diesem Jahre erneuert. Doch ist auf das Schreiben vom 12. Juni durch Curatorialerlass vom 10. December wiederum der Bescheid ergangen, dass bei den Vorverhand- lungen zum Staatshaushalt für 1902 von einer Einstellung jener Forderungen in den Etatsentwurf hätte Abstand ge- nommen werden müssen. Die Beseitigung des Nothstandes bleibt ein dringendes Bedürfniss.

Die sächlichen Fonds sind zur Anschaffung von Abgüssen (des Wagenlenkers von Delphi, des Pariser Fragmentes der Inschrift von Gortyn), galvanoplastischen Nachbildungen von

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ausgewählten mykenischen Fundstücken und den Bechern von Vaphio), von Bildwerken, Büchern und Karten verwendet worden.

Für Geschenke ist das Museum dem Herrn Minister, der Centraldirection des Kaiserlichen Archäologischen Instituts, sowie Herrn Privatdocent Dr. Leonhard, welcher eine von seiner Reise in Galatien und Pamphylien mitgebrachte Terra- kotta und gläserne Flasche dem Museum überwiesen hat, zu Dank verpflichtet.

Am 12. December wurde das Winckelmannsfest durch einen Vortrag des Unterzeichneten im Auditorium des Museums ge- feiert.

Als Custoden fungirten, wie im Vorjahre, die Herren Drr. Hintze und Mikolajczak.

Foerster.

2. Das Institut für mittelalterliche und neuere

Kunstgeschichte.

Der Jahresetat des kunstgeschichtlichen Instituts wurde wie immer zur Completirung der Bibliothek und des Ab- bildungsmaterials verwendet.

Muther.

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik. Auch in dem verflossenen Berichtsjahr hatte das Institut

empfindlich darunter zu leiden, dass der Musiksaal dem Gebrauch entzogen war. Die bereits in dem vorjährigen Bericht hervor- gehobenen Uebelstände, welche sich daraus besonders für die Orgelübungen ergaben, haben in verstärktem Masse fortgedauert. Auch auf die Abhaltung der öffentlichen Specimens musste in Ermangelung eines geeigneten Raumes wiederum verzichtet werden.

Einen sehr schweren Verlust erlitt das Institut durch den am 10. Februar 1902 erfolgten Tod seines ältesten Lehrers, des Kgl. Musikdirectors Professor Dr. Julius Schaeffer, der seine hervorragenden Fähigkeiten 41 Jahre hindurch auch in den Dienst unseres Instituts gestellt hatte. Seine Verdienste werden an einer andern Stelle dieser Chronik gewürdigt (s. Abschnitt X.).

Die Uebungen der Chorklasse hat Prof. Schaeffer im Sommer-Semester 1901 noch in herkömmlicher Weise mit

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Zöglingen des katholischen Lehrerseminars und hiesiger Gymnasien abgehalten. Im Beginn des Winter-Semesters musste er sich einer Augenoperation unterziehen und Herr Prof. Bohn übernahm statt seiner für dieses Semester die Abhaltung der Chorübungen in wöchentlich 2 Stunden. Geübt wurden Com- positionen von Mozart, Mendelssohn, Bach, Eccard und Sehaeflfer.

An Stelle des öffentlichen Specimens wurde am 25. Februar eine Uebung abgehalten, welcher der Director des Instituts, Prof. Vogt, beiwohnte. Zum Vortrage gelangten: 6 Mendels- sohn'sche Compositionen (3 Chöre aus dem Oratorium Paulus und 3 Lieder für gemischten Chor). 31 Gymnasiasten, zum grössten Theil Schüler des Matthiasgymnasiums, bildeten die Sopran- und Altstimmen, während die Tenor- und Bass- stimmen wieder durch die Zöglinge des katholischen Lehrer- seminars ausgeführt wurden.

Ausserdem hat Herr Prof. Bohn folgende Vorlesungen und Uebungen abgehalten:

A. Im Sommer-Semester 1901.

1. Harmonielehre. Erster Theil, wöchentlich 2 Stunden, 35 Zuhörer;

2. Orgelunterricht für Studenten, 2 Stunden, 15 Theilnehmer, darunter 3 Lehrer;

3. über R. Wagners Lohengrin, 1 Stunde, 110 Zuhörer und eine Anzahl nicht eingeschriebener Hospitanten;

4. Orgelunterricht für Seminaristen, 2 Stunden, 7 Theil- nehmer.

B. Im Winter-Semester 1001/02.

1. Harmonielehre. Zweiter Theil, wöchentlich 3 Stunden, 11 Zuhörer;

2. Orgelunterricht für Studenten, 2 Stunden, 13 Theil- nehmer, darunter 4 Lehrer.

3. Orgelunterricht für Seminaristen, 2 Stunden, 7 Theil- nehmer.

Im Auftrage der Königlichen Regierungen zu Breslau und Oppeln wurden durch Prof. Bohn in gewohnter Weise neu erbaute und reparirte Orgelwerke revidirt und abgenommen, sowie eine Anzahl von Kostenanschlägen geprüft.

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Die Vorlesungen und Uebungen für Studirende der evangelischen Theologie hielt Herr Prof. Dr. W rede als Leiter des evangelischen Johanneschors ab, und zwar wurde im Sommer-Semester 1901 die Vorlesung über Geschichte des evangelischen Gemeindegesanges von 20 Studirenden besucht; im Winter-Semester 1901/02 nahmen an den Uebungen im Choral- und Altargesange 21 Studirende Theil. Im Winter- Semester war es möglich, eine Anzahl von Stunden auf die Pflege des vierstimmigen Gesanges zu verwenden.

Die von Herrn Musikdirector und Domcapellmeister Filke geleiteten Uebungen des St. Cäcilienchores der Studirenden der katholischen Theologie wurden im Winter- wie im Sommer- Semester von 50—70 Herren besucht. Im Sommer- Semester 1901 wurden gregorianische Gesänge aus dem Ordinarium Missae: Kyrie, Gloria, Sanctus, ferner wurden die Tonarten, Schlüssel und die Notation erklärt, die Psalm-Töne gesungen. Im mehrstimmigen Männerchor wurde eine Messe von Boegner einstudirl, welche nebst einem Motett „O bone Jesu44 (Palestrina) am 7. Juli von dem gesammten Chor im Dom zum Hochamt gesungen wurde.

Im Winter-Semester wurde eine dreistimmige Messe von Foschini und ein Ave Maria von Rheinberger gesungen. Von gregorianischen Gesängen wurden gesungen: Salve Regina, das Magnificat in verschiedenen Modis und ausserdem die liturgischen Messgesänge und Responsorien der Missa.

Die Bibliothek des Instituts wurde auch in diesem Jahre durch Neuanschaffungen und durch werthvolle Schenkungen des Königlichen Cultusministeriums vermehrt. Nachdem durch den Tod des Prof. Dr. Schaeffer das Amt des Bibliothekars erledigt worden war, veranstaltete der Director des Instituts behufs Uebergabc der Bibliothek an Prof. Dr. Bonn in Gemeinschaft mit diesem und Herrn Musikdirector Filke eine Revision, bei der alles in Ordnung befunden wurde.

Die Lehrapparate des Johanneschores und des St. Cäcilien- chores wurden den Bedürfnissen gemäss ergänzt.

Vogt.

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e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut.

Im April 1901 wurde der ausserordentliche Professor der Physik Dr. Hey dw ei 11 er als Ordinarius nach Münster i. W. versetzt. Es war zu spät, noch einen Ersatz für das Sommer- Semester zu gewinnen. Im Herbst trat Dr. Ernst Neumann, der bis dahin Privatdocent der Mathematik in Halle a. S. ge- wesen war, als ausserordentlicher Professor der mathematischen Physik an seine Stelle. Da inzwischen Prof. O. E. Meyer er- krankt war und lange Zeit krank blieb, so fiel Neu mann auch die Aufgabe zu, die Vorlesung über Experimental-Physik zu halten und die experimentellen Uebungen allein zu leiten. Er bewältigte seine doppelte Arbeitslast mit grossem Geschick und höchst dankenswerthem Eifer.

Um zu verhüten, dass nach Heydweillers Abgang die nöthige Aufsicht bei den praktischen Arbeiten der Studenten, denen er stets ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet hatte, fehlen könne, wurde im Mai einer der älteren Praktikanten, Stud. Hans Kochan neben den beiden Assistenten Dr. Böse und Dr. Ludwig, von denen der erstere seit dem Ende des Sommer-Semesters 1900 auch Privatdocent war, zum Ililfs- assistenten bestellt. Doch entstand derselbe Mangel wieder, als Dr. Bose im Herbste 1901 Breslau verliess und nach Göttingen übersiedelte. Zum Winter-Semester wurde deshalb der Stud. Erich Wiek als zweiter Hilfsassistent angenommen. Mit dem Ende des Winter-Semesters hat auch Dr. Ludwig seine Stelle als Assistent aufgegeben, und es sind die bis- herigen beiden Hilfsassistenten in die etatsmässigen Stellen aufgerückt.

Trotz dieses vielfachen Wechsels und der bedauerlichen Störungen hat der Unterricht im Institute nur wenig gelitten. Vorlesungen und Uebungen waren so zahlreich wie bisher besucht, und es arbeitet eine Heine von älteren Studenten im Institut an Untersuchungen, die zum Zwecke der Promotion als Dissertationen veröffentlicht werden sollen. Zu bedauern ist nur, dass die Ordnung der Apparatensammlung und die Umarbeitung des Inventars, welche nach dem Einzüge in das

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neue Haus begonnen wurden, sehr verzögert worden sind und daher bis jetzt noch nicht vollendet werden konnten.

0. E. Meyer.

2. Die Sternwarle.

Die erforderliche Verlegung der Sternwarte hat 1901 in- sofern einen Fortschritt gemacht, als die Sternwarte zwei zusammengehörige grössere Fernrohre, welche als Haupt- instrumente der neuen Sternwarte dienen sollen, vom Ministerium erhielt. Es ist dies ein „Durchgangsrohr" von 163 mm ObjectivöfTnung mit Registrirmikiometer zur Bestimmung ab- soluter Rectascensionen und ein umlegbarer „Höhenkreis" mit Fernrohr gleicher ObjectivöfTnung zur Beobachtung der Zenit- distanzen jedes Sternes in beiden Lagen kurz vor und nach dem Meridian, so dass bei jedem der beiden Instrumente sich die Aufmerksamkeit des Beobachters nur auf eine Coordinate concentrirt. Leider mussten beide Instrumente bisher in den 11 grossen Frachtkisten unausgepackt verbleiben, weil noch kein Bauplatz zu ihrer Moritirung beschafft ist. Es besteht daher vorläufig der Uebelstand, dass diese beiden vorzüglichen Fernrohre nicht in Gebrauch genommen werden können.

Die Sternwarte veröffentlichte einen Band „Mittheilungen", enthaltend Ortsbestimmung von 150 Mondkratern vom Unter- zeichneten, ferner eine von der Facultät preisgekrönte Unter- suchung über die Figur des Mondkörpers von Dr. Mainka und endlich einen Beitrag zur Theorie der speciellen Störungen der Planetenbahnen von Dr. F. V. Neugebauer.

Das Fraunhofer'sche Heliometer war Herrn Dr. Harry Meyer überwiesen. Dieser beobachtete in 152 Nächten zahl- reiche Sterndistanzen in den Plejaden, Hyaden, dem Cygnus und in der Vulpecula und hat auch letztere nach Bonner und Breslauer photographischen Aufnahmen ausgemessen. Er be- stimmte die Theilungsfehler der Objectivscalen und erhielt an 40 Tagen 84 Messungen des Sonnendurchmessers.

Der genannte Beobachter promovirte hier am 21. März und siedelte darauf nach der Strassburger Sternwarte über.

Ein von der Sternwarte erworbenes 7 zölliges photo- graphisches Objectiv hat Unterzeichneter nebst Kamera an der Deklinationsbüchse des 8 zölligen Refractors angebracht und

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erhielt eine Reihe von Aufnahmen besonders aus den Hyaden und der Vulpecula, die durchmustert wurden. Das Objectiv zeichnet mit einer Genauigkeit von 1".

Im Refraktor hat Unterzeichneter Nova Persei und den Planeten (196) Philomela wiederholt beobachtet, am gebrochenen Passageinstrument von den G Hauptsternen des Sternhaufens der Vulpecula in 10 Nächten die Rectascensionen, in 7 die Deklinationsdifferenzen bestimmt. Die Zeitbestimmungen wurden von ihm und von Dr. Meyer an demselben Instrument gemacht.

Auf Wunsch der Studirenden wurde seit dem Sommer trotz der ungünstigen Lage der Sternwarte ein astronomisches Praktikum eingerichtet, das von 4 Astronomen besucht wurde.

Die Verlegung der Sternwarte wird eine immer dringendere Nothwendigkeit.

Franz.

3. Das chemische Institut. Die Frequenz des Instituts ist insofern gestiegen, als die Zahl der prakticirenden Chemiker noch weiter in die Höhe gegangen ist und im letzten Winter-Semester 105 erreicht hat. Dagegen ist der Besuch der Curse für Mediciner recht gering gewesen, im vorigen Sommer ist die Zahl der Theilnehmer auf 6 gesunken.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden folgende aus- geführt und veröffentlicht:

1. Müller: Ueber die optisch Isomeren des Phenylmethyl- piperidins. (Doctor-Dissertation Breslau.)

2. Manoukian: Ueber die Verbindung von p. Xylylenbromid mit primären, sekundären und tertiären Basen. (Doctor- Dissertation Breslau.)

3. Krannich: Ueberdie Einwirkung von Ortho-Sulfobenzoe- säure- Anhydrid auf Benzol und Homologe bei Gegen- wart von Aluminiumchlorid. (Doctor-Dissertation Breslau.)

4. Jüttner: Zur Theorie der Lösungen. (Doctor-Dissertation Breslau.)

5. Goldschmidt: Physikalisch - chemische Studien an wässerigen Ammoniaklösungen. (Doctor - Dissertation Breslau.)

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G. Heid rieh: Beitrag zur Charakteristik aromatischer Amine und Pyridine. (Doctor-Dissertation Breslau.)

7. Frese: Zur Kenntniss der Pyridinreihe. (Doctor-Disser- tation Breslau.)

8. Backe: Einwirkung von Cuminol auf a-Picolin. (Doctor- Dissertation Breslau.)

9. Castner: Beiträge zur Kenntniss des Aldehydcollidins. (Doctor-Dissertation Breslau.)

10. Sackur: Ueber den Einfluss gleichioniger Zusätze auf die elektromotorische Kraft von Flüssigkeitsketten. (Doctor- Disseriation Breslau.)

11. Rieger: Ueber die Existenz complexer Jonen in Doppel- salzen. (Doctor-Dissertation Breslau.)

12. Jaross: Einwirkung von Aldehyden und von Carbonyl- chlorid auf Diamine. (Doctor-Dissertation Breslau.)

13. Andree: Condensation von Methyl- und Aethylamin mit Aldehyden. (Doctor-Dissertation Breslau.)

14. T ho rausch: Einwirkung von Aldehyden auf Methyl- phenylpyridin. (Doctor-Dissertation Breslau.)

15. Riescnfcld: Lösungsvermögen von Salzlösungen für Ammoniak. (Doctor-Dissertation Breslau.)

10. Ab egg: Ueber die Elektrochemie des Eisens.

17. Ab egg: Apparat zur Demonstration und Bestimmung von Jonenbeweglichkeiten.

18. Abegg: Ein einfacher Flüssigkeitswiderstand zum Laboratoriumsgebrauch.

19. Steele: The measurement of ionic velocities in aequeous Solution and the existence of complexions.

20. Drucker: Die Dissociationsverhältnisse ternärer Electrolyte.

21. Drucker: Zur Geschwindigkeit und Katalyse im in- homogenen Systeme.

22. Drucker: Ueber die Löslichkeitsverhältnisse des Silber- sulfats und des Mercurosulfats.

23. Sackur: Ueber elektrolytische Kurzschlüsse in Flüssigkeits- ketten.

24. S a c k u r : Zur Kenntniss des Dissociationszustandes starker Elektrolyte.

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25. Sackur: Bemerkungen zu der Abhandlung des H.Kühling: „Ueber die Einwirkung von Kohlensäure und Alkali- salzen auf Metalloxyde".

2G. Sackur: Zur physikalischen Chemie der Schwefelsäure.

27. Jüttner: Kritisches zur physikalisch-chemischen Unter- suchung der Mineralwässer.

28. Steele und Denison: Transport nuinbers of dilute Solutions.

20. Herz: Ueber quantitative Metallfällungen durch organische Basen.

30. Herz: Ueber das Cobaltsulfid.

31. Herz: Zur Kenntniss einiger allotroper Modifikationen anorganischer Verbindungen.

32. Herz: Ueber die Hydroxyde von Zink und Blei.

33. Herz: Zur Praxis von Chromat- und Manganatanalysen.

34. Scholtz: Stereoisomere aa-Diphenylpiperidine.

35. Scholtz: Versuch der Spaltung einer optisch inactiven Base durch ein actives Halogenalkyl.

36. Scholtz: Ein neues Oxydationsproduct der Harnsäure.

37. Renz: Ueber Indium.

38. Renz: Ueber Verbindungen von Thalliumcbloiid mit organischen Basen.

39. Laden bürg und Quasig: Quantitative Bestimmung des Ozons.

40. Laden bürg: Ueber das Ozon.

41. Ladenburg: Ueber die Bildung von Ozon.

42. Ladenburg: Tropin aus Tropidin und die Synthese des Atropins.

43. Ladenburg: Reines Jod.

44. Sackur: Nachtrag zu der Abhandlung: Ueber den Einfluss gleichioniger Zusätze auf die elektromotorische Kraft von Flüssigkeitsketten.

Ladenburg.

4. Das pharmaceutische Institut, a. Chemische Abtheilniig. Das pharmaceutische Institut hat bei der Auftheilung des früheren physikalischen Instituts einen Zuwachs von Räumlich-

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keiten erhalten, wie er dringend geboten war zur Schaffung von weiteren Arbeitsräumen und zur Unterbringung derBibliothek und der Sammlungen.

Die Vorlesungen und die praktischen Üebungen der Studiienden, von denen im Sommer-Semester 62 und im Winter-Semester 58 Plätze im chemischen Laboratorium des Instituts belegt hatten, wurden in gewohnter Weise planmässig fortgesetzt. An die Stelle des ausscheidenden langjährigen Assistenten Dr. Höhnet ist Dr. Kühl mann getreten.

Die Einrichtung eines Ferien - Cursus für praktische Apotheker im März 1901 hatte sich bewährt und so wurde im August desselben Jahres wieder ein Cursus eingerichtet, an dem sich 15 Apothekenbesitzer aus Breslau und der Provinz betheiligten. Seine Leitung war wieder dem bewährten lang- jährigen Assistenten des Instituts Dr. Grützner anvertraut und Gegenstand des Cursus waren die neuen Prüfungsmethoden des deutschen Arzneibuchs, die auch praktisch geübt wurden.

Der chemische Apparat, die Sammlungen und die Bibliothek wurden den Mitteln des Instituts entsprechend vermehrt. Neu angeschafft wurden eine Filterpresse, ein Wasserstrahlgebläse von Glas mit Saugpumpe zur Demonstration und eine Hand- centrifuge, sowie die Verbindung des Instituts durch ein Kabel mit dem städtischen Elektricitätswerk hergestellt.

Die Stadt Karlsbad überwies dem Institut als Geschenk graphische Darstellungen von Karlsbad, seiner Mineralquellen und sanitären Einrichtungen, sowie die Einzelphasen der Sprudelsalzgewinnung mit den entsprechenden Präparaten.

Im Laufe des Jahres wurde nur eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht von Dr. Grützner: Titration des Blut- laugensalzes mit Kaliumpermanganat Archiv derPharmacie 1902. Bd. 240.

Poleck.

b. Pharmacognostlsche Abteilung.

Die Sammlungen von Drogen wurden den Bedürfnissen des Unterrichts entsprechend vermehrt; die mikroskopischen Uebungen in gewohnter Weise abgehalten. Die Zahl der Theil- nehmer an diesen Cursen betrug im Sommer-Semester 45, im Winter-Semester 48. Um den Unterricht erfolgreich zu gc-

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stalten, musste Dr. C. G. Richter aushilfsweise zu Assistenz- leistungen herangezogen werden. Angeschafft wurden zwei Mikroskope aus der Werkstatt von Leitz- Wetzlar (Oc. I, II; Obj. 3, 5, 7).

Im Etatsjahr hat der Assistent am pharmacognostischen Institut R. Schulz eine umfangreiche Arbeit über die Gattung Phvteuma fertig gestellt, die demnächst zum Druck gelangt.

Pax.

5. Das mineralogische Institut und Museum.

Die Sammlungen und besonders auch das Instrumentarium wurden durch zahlreiche neue Erwerbungen vermehrt und be- reichert, indem ausser den laufenden Fonds besondere Mittel durch Curatorial-Verfügungen vom 13. April 1901 (U. C. 935) und 20. April 1901 (U. C. 981) anlässlich der Uebersiedelung des Instituts in die ehemaligen Räume des physikalischen Instituts im ersten Stockwerk des Institutengebäudes (Schuh- brücke 38/39 Burgstrasse 9 Universitätsplatz 20/22) zur Verfügung standen. Der Unterzeichnete verfehlt nicht, auch an dieser Stelle den vorgesetzten hohen Behörden seinen ganz ergebensten und gehorsamsten Dank für diese Förderung der Institutsinteressen auszusprechen. Durch jene Uebersiedelung ist die räumliche Abtrennung vom geologisch-paläontologischen Institut weiter geführt und besitzt das mineralogische Institut (zum Vortheil gegen früher) mehrere einzelne kleine Arbeits- zimmer für krystallographisch-optische Untersuchungen. Da- gegen ist das mineral-chemische Laboratorium noch im zweiten Stockwerk (nach Art einer Enclave im geologischen Institut) untergebracht und sind die Museumsräume auf nur einen grösseren und einen ganz kleinen Saal (Ecksaal) beschränkt, indem die im Stockwerk des mineralogischen Instituts belegenen Räume der ehemaligen Dienstwohnung des Directors vom physikalischen Institut zur Zeit Zwecken des pharmaceutischen Instituts dienen.

Als Museums - Assistent fungirte Herr Dr. Baumann, während Herr Privaldocent Prof. Dr. Milch ebenso wie in den vorhergehenden Jahren mit dankenswerther Bereitwilligkeit als Unterrichts-Assistent bei den Uebungen und der Anleitung zu

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selbständigen Arbeiten thätig war, ebenso wie Herr Dr. Sachs als zweiter Unterrichts- Assistent. Bei der Abhaltung der Uebungen wurde der Unterzeichnete auch durch die freund- liche Beihilfe der Herren Privatdocenten Dr. Volz und Dr. Herz unterstützt.

Mit den Hilfsmitteln des Museums wurden im mineralo- gischen Institut die Untersuchungen zu folgenden Publicationen ausgeführt:

G. Geipel: Krystallographisch-optische Studien an synthe- tisch hergestellten Verbindungen. Inaugural-Dissertation vom 2. August 1901.

K. Eisenhuth: Beiträge zur Kenntniss der Bitterspäthe. Inaugural-Dissertation vom 5. August 1901.

A. Sachs: Ueber Anapait, ein neues Kalkeisenphosphat von Anapa am Schwarzen Meere. Sitzungsberichte der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Januar 1902.

Beiträge zur Kenntnis der Krystallform des Langbeinits

und zur Auffassung der regulären Tetartoödire. Ebenda, April 1902.

Ueber neue Kalkspathformen von Tharandt in Sachsen.

Zeitschrift für Krystallographie, Bd. 3G. L. Milch: Beiträge zur Kenntnis der granitischen Gesteine des Riesengebirges; zweiter Theil. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Beil.-Bd. 15, S. 105—204, mit 2 Taf.

Ueber basische Concretionen in Tiefengesteinen. Ver-

sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, Hamburg, 22. October 1901.

Ueber den sogenannten ächten Granit des Riesengebirges.

Jahresbericht der Schles. Gesellschaft für vaterl. Cultur, Sitzung vom 27. November 1901.

Petrographische Untersuchung andesitischer Gesteine aus

Kleinasien. Neues Jahrbuch für Mineralogie, 1902 (im Druck). G. Gürich: Edelopal und Opal-Pseudomorphosen von White ClifTs, Australien. Ebenda, Beil.-Bd. 14, 472. Entstehungsweise schlesischer Erzlagerstätten (Ober- schlesien und Kupferberg). Sitzungsbericht der Schles. Gesellschaft für vaterl. Cultur vom 6. März 1902.

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C Hintze: Handbuch der Mineralogie. 19. Lief., Leipzig 1902.

Ausserdem vollendete Herr Dr. A. Sachs eine Arbeit über den Weissstein des Jordansmühler Nephritvorkommens.

Die krystallographisch- optische Untersuchung neuer, in den chemischen Instituten der Universitäten Breslau, Berlin und Bonn dargestellter Verbindungen (ausser der oben er- wähnten, schon publicirten) wurde von den Herren Prof. Dr. Milch, Dr. Sachs, Oberlehrer Dr. Täuber und Ober- lehrer Dr. Geipel ausgeführt.

Hintze.

6. Das geologisch-palaeontologische Institut und

Museum.

Im Verlaufe des verflossenen Jahres wurde der Ausbau der Räume des Instituts und Museums ausgeführt, sodass wenigstens ein Theil der störendsten Baumängel abgestellt werden konnte. Die neu eingerichteten Sammlungssäle machen einen gefalligen und übersichtlichen Eindruck, während im Institut die unerwartete, sehr erhebliche Zunahme der Prak- tikanten die neu gewonnenen Zimmer schon mehr als ausgefüllt haL Leider hat sich trotz des besten Willens aller Retheiligten eine TJeberweisung des ganzen II. Stocks an das Institut nicht ermöglichen lassen. Die für die mineral-chemischen Arbeiten vorgesehenen Räume liegen derart zwischen Museum und Institut, dass Director- und Praktikantenzimmer gleichzeitig als Corridor dienen müssen; während der Vorlesungen ist jede Verbindung zwischen den beiden integrirenden Theilen des zweiten Stocks, ausser der über den Hof des Institutengebäudes, unterbrochen.

Von Geschenken wurdedie schon angekündigte Noetling'sche Sammlung durch den Donator selbst tiusgepackt; bei der Auf- stellung und Ordnung derselben ergab sich das hervorragende wissenschaftliche Interesse dieser in Europa bis jetzt einzig dastehenden Zusammenstellung aus Iiimalaya und Salt Range. Nicht geringeres Interesse verdient die Volz'sche Sammlung von Versteinerungen und Vulcanproducten aus Borneo, Java

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und Sumatra, das Ergebnis mehrjähriger, mühevoller Reisen in dem unwirklichen Gebiet. Von besonderer Bedeutung sind die Tertiär -Conchylien aus Java, die von dem Donator auf Sumatra neu entdeckte marine Trias, sowie die prachtvollen Bomben und Lavastromenden javanischer Vulcane, deren Vor- kommen durch die im selben Räume des Museums aufgestellten Zeichnungen und Skizzen des Reisenden erläutert werden. Ausserdem verdanken wir der Pless'schen Verwaltung in Wal- denburg ein sehr lehrreiches Modell der Waldenburger Stein- kohlenmulde, deren Verwerfungen und Eruptivgesteine.

Die folgenden auswärtigen Gelehrten haben das Institut zum Zweck wissenschaftlicher Arbeiten aufgesucht: Professor Kilian-Grenoble, Dr. Noetli ng-Calcutta, Dr. von Huene- Tübingen, Dr. E. Philippi, z. Z. Deutsche Südpol-Expedition, Dr. Perner-Prag, Landesgeologe Prof. Dr. Jentsch-Berlin, Prof. Dr. Schenk-Halle, Prof. Dr. Wisniowski-Lemberg, Prof. Dr. Szajnocha-Krakau.

Als zweiter (Hilfs-)Assistent fungirle während des grösstcn Theils des Jahres Herr Drd. R. Kirchner.

Geologische Excursionen wurden ausgeführt nach:

1. Aunaberg 0 -S. und Gogolin,

2. eine mehrtätige Excursion nach dem oberschlesischen Industriebezirk (Königin Luise-Grube, Donnersmarckhütte und Borsigwerk),

3. eine mehrtägige nach Albcnriorf, Friedland und Walden- burg,

4. nach Königshütte und Beuthen,

5. nach Trebnitz,

6. nach Wiese.

Mit den Mitteln des Instituts wurden die in Folgendein aufgezählten Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht:

Dr. Wysogörski: Der oberschlesische Muschelkalk (ein

Führer für den XIII. Geographentag). Dr. Volz:

1. Die Anordnung der Vulcane auf Sumatra. (Jahresbericht der Schles. Gesellschaft für vaterl. Cultur 1901.)

2. Ueber die Vulcane Javas. (Schles. Gesellsch. für vaterl. Cultur 1901.)

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3. Die Insel Pulu Laut im SO. von ßorneo. (Schlesische Gesellsch. für vaterl. Cultur. 1901.)

4. Cenoman und Turon am Annaberge in Ober-Schlesien. (Zeitschr. der deutschen geol. Gesellsch. 1901.)

5. Proneusticosaurus, eine neue Sauropterygier- Gattung aus dem untersten Muschelkalk Ober - Schlesiens. (Palaeontographica 1902.)

Prof. Dr. Gürich:

1. Jura- und Devon-Fossilien von White Cliffs, Australien. (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil. Band XIV.)

2. Ueber eine neue Lichas-Art aus dem Devon von Neu- Süd- Wales und über die Gattung Lichas überhaupt. (N. Jahrb. f. Min. etc. Beil. Band XIV.)

3. Cambrium in Deutsch-Südwest-Afrika. (Centraiblatt für Min. etc. 1902.)

Prof. Dr. Frech:

1. Geologie der Radstädter Tauern. Mit geolog. Karte und zahlreichen Abbildungen. Jena 1901.

2. Wilhelm Barnim Dames. Ein Nachruf. Jena 1901.

3. Ueber glaciale Druck- und Faltungserscheinungen im Oder-Gebiet. (Zeitschrift der Gesellsch. f. Erdkunde in Berlin Bd. XXXVI, 6 Tafeln.)

1. Ueber Trias-Ammoniten aus Kaschmir. (Centralblatt für Min. etc. 1902.)

5. Ueber Epitornoceras und Tornoceras. (Centralblatt für Min. etc. 1902.)

6. Ueber devonische Ammoneen. Mit 4 Tafeln und 35 Textbildern. Wien 1902.

7. Führer in den oberschlesischen Industriebezirk. 1901. (XIII. Geographentag.)

8. Führer in das Diluvium von Trebnitz. 1901.

Frech.

7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum. Vom 1. August 1901 ab wurde der Assistent am botanischen Garten, Privatdocent Dr. August Weberbauer, zum Zweck einer wissenschaftlichen Reise nach den südamerikanischen Anden auf zwei Jahre beurlaubt; sein Vertreter war Dr. Hubert Winkler.

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1. Im Garten wurden wesentliche Veränderungen nicht vorgenommen, der Bestand an Arten durch Tausch und Kauf erhalten. Lebende Pflanzen erhielt der Garten geschenkweise überwiesen von Frau Inspector Freudenberg-Breslau und den Herren R. B eh n sc h- Breslau, J. Bornmüller- Berka a. IM Godefroy-Lebeuf - Paris, G. Götz - Breslau, Stadtrath Leichtlin - Baden, Liebig- Forstlangwasser, Baron von Ohlendorf-Harnburg, Prof. Dr. Rosen -Breslau, Landschafts- gärtner Sch wabe- Gnadenfeld, Prof. Dr. Sc hübe -Breslau. Zum Versand gelangten 2050 Samenproben gegen einen Eingang von 1430 Nummern.

2. Die Sammlungen wurden vielfach von auswärtigen und einheimischen Botanikern zu wissenschaftlichen Arbeiten benutzt, auch zur Lösung praktischer Fragen von der Steuer- behörde und Privaten in Anspruch genommen.

a. Das Herbarium wurde vermehrt durch folgende Samm- lungen: Lief. 8— 10 der Carices exsiccatae von Kneucker; Lief. IX der Fl. exsicc. Poloniae von Woloszczak; ferner 903 Nummern von den canarischen Inseln (Coli. Bornmüller); 200 Nummern siamesischer Pflanzen von Dr. Zimmermann; 579 Nummern Angolapflanzen von H. Baum; 143 Nummern aus Kamerun (Coli. Zenker); 190 Nummern Mexikaner von Pringle; 54 Nummern Brasil ianer von R e i n e c k e ; 467 Nummern westaustralische, Pflanzen von Dr. Pritzel.

Durch Tausch wurden erworben 288 Nummern vom Botanischen Museum in Berlin, Pflanzen aus ver- schiedenen Theilen Afrikas und aus Ecuador enthaltend.

Als Geschenk erhielt das Herbarium einen Zuwachs durch Lief. 10 des Herbar. cecidiolog., ferner 150 Nummern Alpenpflanzen vom bithynischen Olymp, 327 Spannblülter Primelarten und etwa 3 Centuricn Acerformen von Prof. Pax; vor Allem aber übergaben die Erben des ver- storbenen Geh. Sanitätsrathes Prof. Dr. Wagner in Königshütte O/S. durch Herrn Apotheker Wagner in Beuthen das überaus werthvolle Herbar des Ver- storbenen dem Garten als Geschenk; es umfasst rund etwa 150 Fascikel vorzüglich conservirter Pflanzen aus

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der Flora Europas, namentlich auch sehr werthvolle Exsiccatenwerke.

b. Das Gartenmuseum wurde durch selbst gesammeltes Demonstrationsmaterial wesentlich bereichert.

c. Der Bibliothek wurden geschenkweise übergeben einige botanische Werke aus dem Nachlass von Geh. Rath Prof. Dr. Wagner in Königshütte und von Oberlehrer Dittrich in Breslau.

3. Im Institut nahmen an den mikroskopischen Uebungen Theil im Sommer-Semester 55, im Winter-Semester 64 Studirende ; ausserdem arbeiteten mehrere Herren ständig an eigenen Untersuchungen.

Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:

1. F. Pax, Monographie der Aceraceae. Leipzig 1902.

2. A. Weberbauer, Ueber die Fruchtanatomie der Scrophulariaceae. Cassel 1001.

3. H. Winkler, Cnryophyllaceae in Asia centrali a cl. 0. Paulsen lectae determinavit. Kopenhagen 1901.

4. W. Limpricht, Beiträge zur Kenntniss der Taccaceae. Inaug.-Diss. Breslau 1902.

5. R. Knuth, Beiträge zur geographischen Verbreitung der Geraniaceae. Diss. Berlin 1902.

6. Th. Schübe, Zur Kenntniss der Verbreitung der Gefäss- pflanzen in Schlesien. Breslau 1901.

7. Th. Schübe, Resultate der Durchforschung der schle- sischen Phanerogamenflora im Jahre 1900. Breslau 1901.

Die sehr mühsame und umfangreiche Monographie der Cistaceae von W. Grosser und die Monographie der Gattung Phyteuma von R. Schulz befinden sich im Druck.

F. Pax.

8. Das pflanzenphysiologische Institut und das

botanische Museum.

Im verflossenen Jahre ist das Auditorium des pflanzen- physiologischen Institutes einer eingehenden Erneuerung unterzogen worden. Es sind namentlich auch die beiden Fenster am Katheder soweit vergrössert, dass nun der Raum für die Aufstellung von Demonstrationsobjecten und der

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Kathedertisch eine ausgiebige Beleuchtung erfahren haben, die bisher empfindlich entbehrt wurde. Gleichzeitig mit dem Auditorium ist auch der Vorbereitungsraum mit neuen Schränken und Regalen versehen worden, in welchen die Herbarien, die Modelle und die Wandtafeln für den Unterricht eine über- sichtliche und handliche Ausstellung gefunden haben. In den Räumen des Institutes konnten nach der Entlastung der Modellsammlungen neue Schränke aufgestellt werden, in welchen die Apparate nunmehr ordnungsmässig untergebracht wurden, soweit der Raum nicht für Culturen von Pflanzen vorgesehen werden musste. An Apparaten wurden 1 grosses und 2 kleine Mikroskope angeschafft, 2 weitere Sterilisatoren und ein neuer photographischer Apparat mit moderner Einrichtung. In dem Versuchsgarten des pflanzen -physiologischen Institutes wurde das neu errichtete Vegetationshaus mit der erforder- lichen inneren Einrichtung versehen. Für die Versuchsfläche des Gartens wurde durch die Beseitigung abständiger Bäume eine bessere Beleuchtung herbeigeführt und dadurch die Ver- suchsfläche selbst um einen wesentlichen Theil vergrössert; dem wachsenden Bedürfnisse für unsere Freilandculturen konnte hierdurch wenigstens zunächst genügt werden.

Am botanischen Museum ist zum 1. April v. J. die Assistentenstelle durch Herrn Dr. Max von Minden aus Varel besetzt worden, die nach dem Tode meines Vorgängers im Amte verwaist geblieben ist. Es wurde im Museum zunächst eine Neuordnung der einzelnen Abtheilungen vorgesehen und damit zugleich eine übersichtliche Beschilderung der einzelnen Schränke und Sammlungsgegenstände durchgeführt. Nachdem diese allgemeine übersichtliche Ordnung der Sammlungen ab- geschlossen war, wurden die einzelnen Abtheilungen einer genaueren und engeren Durchsicht und Ordnung unterzogen. Diese konnte in dem verflossenen Jahre nicht über die xylo- tomische Sammlung und über die Samen und Fruchtsammlung hinaus ausgedehnt werden. Neben der Neuordnung der vor- handenen Sammlungsgegenstände sind nicht unwesentliche Ergänzungen im Verlauf des Jahres eingetreten. Diese be- treffen vorzugsweise die xylotomische Sammlung, die Sammlung der Gespinnstfasern und die mykologische Abtheilung.

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Die wissenschaftlichen Arbeiten erstreckten sich über „die Untersuchung von Plankton - Organismen", über „physiologische Versuche, die Stickstoff-Assimilation betreffend", über „Infectionsversuche mit parasitischen Pilzen, vorzugs- weise mit Brandpilzen", denn weiter über „Wasserpilze, ihre Entwickelung und Verbreitung", über „die Cultur baum- bewohnender Hutpilze und ihre Fruchtformen" und über „die Cultur von Schimmelpilzen aus der Gruppe der Zygomyceten".

Zur Veröffentlichung gelangten:

1. Eine Arbeit über die Pleomorphie und Chlamydosporen- bildung bei niederen Pilzen von O. Brefeld.

2. Ueber die Fäulniss und Conservirung des Obstes von O. Brefeld.

3. Fortsetzung der von F. Cohn begründeten Zeitschrift: „Beiträge zur Biologie der Pflanzen", achter Band, 2. Heft von 0. Brefeld.

In diesem Hefte sind an Arbeiten aus dem pflanzen- physiologischen Institute erschienen:

I. „Studien über das natürliche System der Pflanzen, I. Theil von F. Rosen" und

II. „die Bedingungen und die Bedeutung der Zygoten- bildung bei Sporodinia Grandis von R. Falck".

4. Ueber wasserbewohnende Saprolegniaceen von M. von Minden.

Brefeld.

9. Das zoologische Institut und Museum.

Am 1. April 1901 wurde die bisherige erste Assistenten- stelle in eine Custodenstelle umgewandelt und Dr. C. Zimmer mit deren Verwaltung beauftragt. Die definitive Ernennung Dr. Zimmers zum Custos erfolgte am 1. Januar 1902. Als •zweiter Assistent und Bibliothekar fungirte stud. Th. Krum- bach, als Hilfsassistent Dr. S. Süssbach.

Am 1. Mai 1901 starb der bisherige Conservator Fr. Tie mann, nach 42 jähriger Thätigkeit am hiesigen Museum. Sein auch im hohen Alter nie erlahmendes Pflichtgefühl sichern ihm ein ehrendes Andenken. Seine Arbeit übernahmen die zunächst probeweise angestellten Präparatoren M. Senf und L. Pohl.

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4r,

Die Lehrmittel des Instituts wurden durch eine Anzahl neu gezeichneter Unterrichtstafeln vermehrt. Bei der grossen Zahl der an den Uebungen theilnehmenden wie mit eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigten Praktikanten erwies sich die Anzahl der Arbeitsplätze wie der vorhandenen brauchbaren Mikroskope als ganz unzureichend.

Im Museum wurde die Arbeit der Neuordnung der Samm- lungen fortgesetzt Wie im vorigen, so betheiligte sich auch in diesem Jahre Herr Oberlehrer Dr. Götschmann an der Neuordnung der Lepidopteren, während Herr Rechnungsrath Langner die Neuordnung der Conchyliensammlung übernahm. Ferner bearbeitete von Museumssammlungen Herr Dr. Michaclsen (Hamburg) die Oligochaeten, Herr Oberstabsarzt Dr. von Linstow (Göttingen) die Rundwürmer, Herr Prof. Dr. Zschokke (Basel) einige Cestoden, Herr Cr. Bernhauer (Stockerau) einige Staphyliniden, Herr Prof. Dr. Döderlein (Strassburg) einige Echinodermen, Herr Hofrath Prof. Dr. von Graff (Graz) die Turbellarien, Herr Oberlehrer Breddin (Halle) ostindische Rhynchoten, Herr Dr. Verhoeff (Bonn) Myriapoden.

Von grösseren Ankäufen für das Museum sind zu erwähnen eine grosse Collection paläarktischer Myriapoden und Isopoden von Dr. Verhoeff in Bonn, sowie zahlreiche Cadaver aus dem hiesigen Zoologischen Garten. Getauscht wurden einige Doubletten mit dem Senckenbergischen Museum zu Frank- furt a. M.

Unter den Schenkungen, welche auch in diesem Jahre dem Museum in reichem Maasse zugeflossen sind, steht obenan die grosse zoologische Reiseausbeute aus Sumatra und Borneo von Herrn Privatdocent Dr. Volz. Weitere Geschenke gingen ein von Prof. Dr. Bruck (Breslau), Prof. Dr. Dittricli. (Breslau), Oberlehrer Dr. Götschmann (Breslau), Director Grabowski (Breslau), Hofrath Prof. Dr. von Graff (Graz), Frl. M. Gruhl (Fürstenau), Dr. Ho ff bau er (Trachenberg), Thierarzt Kolbe (Breslau), Director Kuntz (Alt-Bernau), cand. phil. Leidicke (Breslau), Dr. Lubosch (Breslau), Oberthierarzt Dr. Marschner (Breslau), stud. phil. Muhs (Breslau), Dr. Runschke (Breslau), Rechnungsrath Schnabel (Breslau),

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Prof. Dr. Thilenius (Breslau), Zahnarzt Thon (Breslau), Dr. med. Thilo (Riga).

Die Bibliothek wurde wie alljährlich aus der dafür be- stimmten Gravenhorst'schen Stiftung vermehrt, und erhielt ausserdem Geschenke von Prof. Dr. Rud. Di tt rieh, Prof. Dr. Pax, Rittmeister a. D. von Roberti, vom Verein für schlesische Insectenkunde, vom kaukasischen Museum in Tiflis, vom Zoologischen Institut in Tokyo, vom Museo nacional in Montevideo, von der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. und von den Beamten des Instituts.

Publicationen.

1. Marschner, L.: Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Herzens und der grossen Gefässstämme der Wasser- säugethiere. 1901. Dissertation.

2. Pütt er, A.: Das Auge der Wassersäugethiere. 1901. Dissertation.

3. Bild, A.: Die Entwickelungsgeschichte des Zahnsystems bei Sus domesticus und das Verhältniss der Lippen- furchenanlage zur Zahnleiste. 1901. Dissertation.

4. Kükenthal: Leitfaden für das zoologische Praktikum. 2. Auflage. Jena 1901.

Kükenthal.

f. Landwirtschaftliche Institute. I. Allgemeines.

Im Berichtsjahre ist von den „Mittheilungen der land- wirthschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau" Heft V erschienen.

Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft an der Universität betrug:

Gesammtzahl: darunter Landwirthe

von Beruf:

Sommer-Semester 1901 ... 70 53 Winter-Semester 1901/02 . . 112 81

Von den Studirenden der Landwirthschaft wurden zwei zu Doctoren der Philosophie promovirt und einer bestand die landwirtschaftliche Abgangs -Prüfung. Die für 1900 aus-

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geschriebene Preisaufgabe der Landwirthschaftskammer hatte von stud. Harnoth eine Bearbeitung gefunden, welchem im Berichtsjahre der volle Preis zuerkannt wurde, ebenso wurde am Geburtslage Sr. Majestät des Kaisers dem stud. Schulte- Bäuminghaus für die Bearbeitung der von der Universität gestellten landwirtschaftlichen Preisaufgabe der volle Preis ertheilt

Der im Vorjahre eingetretene neue Vertreter der Veterinär- kunde, Prof. Dr. Peter, stellte leider gesundheitshalber mit Ende des Jahres 1900 seine Thätigkeit wieder ein und verliess Breslau. Als Nachfolger wurde Dr. Künnemann, bisher Medicinal-Assessor und Leiter der Thierklinik in Jena, zum ausserordentlichen Professor ernannt, doch konnte dieser erst am 1. October 1901 seine hiesige Thätigkeit beginnen.

II. Specielles.

a. Das Institut für land wirthschaftliche Pflanzen-

productionsleh re.

Auf dem landwirtschaftlichen Versuchsfelde in Rosenthal hatten Witterungseinflüsse und Pflanzenschädlinge die Erträge im Berichtsjahre erheblich geschädigt.

Die Wetterwarte des Versuchsfeldes functionirte glatt und ohne Unterbrechung ihrer Beobachtungen.

Der statistische Versuch lieferte die ersten Zahlen- ergebnisse.

Der permanente Düngungsversuch litt sehr unter der Ungunst der Witterung und Hess im Berichtsjahre noch gar nichts für das Auge erkennen.

Der landwirthschaftlich-botanische Garten wurde fertig planirt und aufgeteilt; er erhielt 2 abessynische Brunnen, die Wege wurden geschottert. Ferner wurde in demselben eine Abtheilung als Bienennahrungsgarten abgezweigt für den Lehrbienenstand des Generalvereins der schlesischen Bienenzüchter, der dort seine Aufstellung gefunden hatte.

Auch dem Obst- und Gartenbau wurde ein Quartier eingeräumt: die Anlage des Obstgartens (Zwergpyramiden und Spalierformen) wurde soweit gefördert, dass die Pflanzung der Stämme im Frühjahr 1902 erfolgen konnte. Es wurden

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die auf hiesigem Boden sicher gedeihenden feinsten Tafel- obstsorten angepflanzt.

Eine besondere Abtheilung des Iandwirthschaftlich- botanischen Gartens wurde für pflanzen-pathologische Studien (Infections- und Culturversuche) reservirt und dem Director der agriculturbotanischen Versuchsstation Dr. Rem er zur Verfügung gestellt, mit der Maassgabe, das ganze land- wirtschaftliche Versuchsfeld der Universität als für seine Studien zur Disposition stehend zu betrachten.

Der landwirtschaftlich - botanische Garten zählte im Berichtsjahre ca. 1500 Einzelaussaaten verschiedener Sorten.

Im Zuchtgarten des Versuchsfeldes wurde die Züchtung eines grünkörnigen, eines gelbkörnigen und eines braun- körnigen Stammes des Petkuser Roggens fortgesetzt. Die zweite Generation zeigte deutlich die Neigung zur Steigerung der Grünkörnigkeit, während die beiden anderen Farben nur schwache Fortschritte erkennen Hessen. Die Selection fand von diesem Jahre an mit Hilfe der Quetelet-Galton'selien Curven statt, einer statistischen Methode zur Verfolgung der Vererbung, die ungemein scharf und klar die Entwicklung der Formen zu beobachten gestattet. Auch eir.e Fortzucht spontaner Variationen aus Teverson-Weizen und Fruchtbarkeitsversuche mit Roggen wurden fortgesetzt» und ebenso wurden einige neue Gersten- kreuzungen gemacht behufs weiterer Aufklärung der Gersten- systematik.

Die chemische Arbeit des Laboratoriums des Versuchs- feldes durch Dr. H. Ho ff mann musste sich in diesem Jahre auf das sehr umfangreiche Material beschränken, welches der statische und der permanente Düngungsversuch lieferten.

Der Besuch des Versuchsfeldes von Seiten der Land- wirthe der Provinz und des Auslandes war wieder ein sehr reger. Auch kamen verschiedene Excursionen aus Wien Krakau etc. her, um sich die Rosenthaler Versuchswirthschaft anzusehen.

Bauliche Veränderungen: Die Düngerstätte wurde fast um das Doppelte vergrössert und der neu angebaute Theil mit einem Dache versehen, um in Zukunft die Frage, ob 'der

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Stallmist von einer gut angelegten offenen oder überdachten Dungstätte besser wirkt, experimentell prüfen zu können.

Der landwirthschaftlich-botanische Garten und die Garten- bauabtheilung darin erhielten Umzäunungen von Maschendraht- gellecht.

Berichterstatter machte mit Studirenden stark besuchte Excursionen nach Koppitz, Koberwitz und Lichiniat und hielt mehrere Demonstrationen auf dem Felde ab.

Von Publikationen des Referenten liegen im Berichts- jahre vor:

1. Mittheilungen vom landwirtschaftlichen Versuchsfelde (Zeitschrift der Landwirthschaftskammer für die Provinz Schlesien 1901, Nr. 21-23, 25 und 26).

2. Zur Ausbildung des Landwirthes (ebendaselbst, Nr. 38).

3. Originalsaat und Nachbau (Deutsche landwirtschaftliche Presse 1901, Nr. 77).

4. Der Boden und seine Bearbeitung (Tagesfragen aus dem modernen Ackerbau, Heft I. Parey 1901.)

5. Zuckerrübenzüchtung (Jahrbuch der deutschen Land- wirthschafts-Gesellschafl 1901).

Unter Leitung des Referenten schloss Dr. Büttner seine umfangreiche Dissertation, die Monographie eines schlesischen Rittergutes ab, welche in Heft V der Breslauer „Mittheilungen" erschien.

Die Lehrthätigkeit des Referenten blieb im Jahre 1901 unverändert.

Die amtliche Correspondenz des Instituts erreichte wieder gegen 400 Journalnummern.

Im Personal des Institutes trat insofern eine Veränderung ein, als der bisherige landwirtschaftliche Gärtner Richter aus dieser Stellung ausschied und die gemeinsame Rechnungs- führerstelle aller landwirtschaftlichen Institute nebst Ver- waltung der Bibliothek und Sammlungen übernahm. An seine Stelle trat der bisherige Lehrer an der Gartenbauschule zu Koschmin in Posen, Herr Thomas. Ausserdem wurde dem Referenten gestattet, einen Volontär-Assistenten aus dem Kreise der Studirenden anzunehmen zur Hilfe für diverse Beobach- tungen auf dem Felde etc.

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Auf Vorschlag von Herrn Prof. Holdefleiss vertauschte Referent zum Winter-Semester sein Laboratorium und Amts- zimmer mit dem des Genannten, wodurch für das Laboratorium des Versuchsfeldes grössere Räume gewonnen wurden und die Anstellung eines zweiten chemischen Assistenten beantragt werden konnte, der auch vorläufig äusseret alsniäss ig für zwei Jahre bewilligt wurde und im Februar 1902 seine Arbeit aufnahm.

von Rümker.

b. Das Institut für landwirtschaftliche Thier- productionslehre und Veterinärkunde.

Im Rasseviehstall wurden zur Ergänzung des Bestandes und zum Ersatz einiger abgehender Thiere mehrere neue Kühe eingestellt. Der Thierbestand diente wie früher zu wissen- schaftlichen Untersuchungen. Die von stud. Harnoth be- arbeitete Peisaufgabe der Landwirthschaftskammer über den Einfluss bestimmter Futtermittel auf die Qualität des Butter- fettes wurde weiter fortgesetzt und erweitert, um sie zu einer Doctor-Dissertation zu verwerthen. Es kam insbesondere darauf an, zu untersuchen, ob besondere Futtermittel, deren specilische Wirkung auf die Güte der Butter in der Praxis schon längere Zeit Gegenstand widerstreitender Erörterungen ist, wirklich einen nachweisbaren derartigen Einfluss ausüben. Es gilt, für die Güte der Butter, ausser dem für Sachverständige ja höchst maassgebenden Geschmack, noch andere analytisch feststellbare Anzeichen zu benutzen, und als solche können ausser anderen gelten: die Höhe des Schmelz- (und Erstarrungs-) Punktes, weil mit diesem die Festigkeit, „Kernigkeit" der Butter zu- sammenhängt, und der Gehalt an flüchtigen Fettsäuren, weil diese nur in der Butter in erheblicher Menge vorhanden sind. Die Arbeit ergab unter anderem folgende Resultate: Malzkeime erniedrigen den Schmelzpunkt der Butter, erhöhen dagegen den Gehaltan flüch- tigen Fettsäuren. Leinkuchen und Leinöl erhöhen den Schmelz- punkt und verringern den Gehalt an flüchtigen Fettsäuren. Palm- kernkuchen und Palmkernfett erhöhen den Schmelzpunkt, ohne auf den Gehalt an flüchtigen Fettsäuren günstig einzuwirken. Das so vielfach als ungünstig für die Butterqualität gefürchtete

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Baumwollsaatmehl und Baumwollsaatöl erhöhen auffallender Weise den Schmelzpunkt, verringern aber den Gehalt an flüchtigen Fettsäuren.

Ebenso wurde die von stud. Schulte-Bäuminghaus bearbeitete landwirtschaftliche Preisaufgabe der Universität durch weitere Thierversuche vervollständigt, um die Arbeit zu einer Doctor-Dissertation zu erweitern. Die in umfänglichster Weise angestellten Untersuchungen ergaben, dass nur der Kalkgehalt der Milch durch Fütterung zu vermehren ist, während der Gehalt der Milch an Kochsalz (Chlornatrium), Phosphor- säure und Eisen durch die Fütterung nicht beeinflusst werden kann.

Die Thierklinik war unter den bisherigen langjährigen Wechselfällen ihren eigentlichen Zwecken nur wenig nutzbar gemacht worden. Da bei der provisorischen, nebenamtlichen Anstellung eines Veterinärs eine stationäre Klinik nicht ein- gerichtet wurde, so waren die Stallräumc lange Zeit zum Auf- stellen von Rassevieh von Seiten des Instituts für landwirth- schaftliche Thierproductionslehre benutzt worden. Auch das Abhalten der Poliklinik geschah durch den früheren Leiter, Corpsrossarzt Strauch, nur in sehr beschränkten Zeilen, so dass sich ein regelmässiger Betrieb nicht entwickeln konnte. Der nur 1 '/* Monate dauernden Thätigkeit des Prof. Dr. Peter, welche plötzlich und unvermittelt zu Weihnachten 1900 wieder abgebrochen wurde, folgte leider wieder bis zum 1. October 1901 eine drei vierteljährige Pause, in welcher ein Vertreter der Veterinärkunde vollständig fehlte. Erst seit dieser Zeit ist die Stelle definitiv besetzt durch Prof. Dr. K ünnemann, welcher Folgendes berichtet:

Die Thätigkeit des Genannten musste sich in der kurzen Zeil seit Uebernahme der Thierklinik naturgemäss nur auf Vorbereitungsarbeiten zur Ein- und Durchführung einer ge- regelten klinischen Thätigkeit beschränken. Nach der bis- herigen provisorischen Verwaltung der Thierklinik sind mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden, um dieselbe in Gang zu bringen. Immerhin muss es als ein erfreuliches Zeichen für die Zukunft angesehen werden, wenn seit Eröffnung der Thierklinik am 1. November bereits 705 Thiere, darunter

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80 Pferde, bis zum 1. April poliklinisch untersucht und be- handelt wurden. Auch wurden in etwa 30 Fällen Cadaver zur Feststellung der Todesursache oder zu anderen diagnostischen Zwecken eingesandt und untersucht. So wurde in 2 Fallen der Ausbruch der Geflügelcholera in hiesigen Beständen fest- gestellt und in mehreren Fällen durch Untersuchung der ein- gesandten Eihäute von Kühen, die verkalbt hatten, das Vor- handensein des seuchenhaften Verkalbens ermittelt.

Die Grundlagen für eine gedeihliche Entwickelung sind vorhanden, allerdings bedarf es für den weiteren Ausbau der Thierklinik zu einem allen Anforderungen genügenden Veterinär- institute noch einer bedeutenden räumlichen Erweiterung mit entsprechend umfangreicheren Einrichtungen und grösseren Mitteln. Mit der sehr dankenswerthen Einstellung von Mitteln in den Etat für die dauernde Anstellung eines Assistenten ist der Anfang für eine weitere Entwickelung des Instituts gemacht.

Holdefle iss.

c. Das agrikulturchcmische und bakteriologische

Institut.

Die Thätigkeit des Institutes wird durch den bereils im vorjährigen Berichte beklagten Mangel einer Vegetalionsstation in höchst unerwünschter Weise beschränkt, und die dem Referenten bei seiner Berufung an die hiesige Universität in gedachter Beziehung gemachten Versprechungen werden leider auch im nächsten Jahre abermals nicht erfüllt werden. Ein nothdürftiger Ersatz für die fehlenden Einrichtungen ist aus den laufenden Institutsmitteln durch Errichtung eines kleinen Schutzhauses, in das die auf zwei Wagen untergebrachten Vegetationsgefässe bei ungünstiger Witterung geschoben werden können, geschaffen worden. Den nöthigen Platz hierfür hat Herr Prof. von Rümker in dankenswert her Weise im Zucht- garten des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes zur Verfügung gestellt. Das Ganze trägt aber den Stempel des Provisoriums deutlich an der Stirn und ist demnach auch mit zahlreichen schwerwiegenden Mängeln behaftet, die die Ausführung der bescheidensten Versuche ungemein erschweren, wenn nicht gar unmöglich machen. Somit kann in fraglicher Beziehung wohl von völlig unhaltbaren Zuständen gesprochen werden.

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Die im Vorjahre begonnenen Untersuchungen über den Kraftumsalz der Thiere sind noch nicht abgeschlossen, haben aber bereits einige bemerkenswerthe Ergebnisse gezeitigt.

Die Frage nach der Entstehung der Hippursäure im thierischen Organismus soll einer erneuten gründlichen Prüfung unterworfen werden. Vorher musste jedoch versucht werden eine wirklich zuverlässige Methode zur Bestimmung fraglicher Substanz im Harne zu ermitteln, da die bislang diesem Zwecke dienenden Verfahren mehr oder weniger unvollkommen sind. Nach ausserordentlich zahlreichen und zeitraubenden Versuchen sind wir zu der Erkenntniss gekommen, dass es eine ganze Reihe von Mitteln und Wegen giebt, die Hippursäure in wässrigen Lösungen, auch neben Harnstoff, Harnsäure u. s. w., scharf zu bestimmen, dass der Harn der Pflanzenfresser aber gewisse Substanzen enthält, die dem gesteckten Ziele leider unüberwindliche Hindernisse entgegenstellen. Unter diesen Verhältnissen haben wir schliesslich mit der Anstellung der in Aussicht genommenen Thierversuche unter Benutzung einer etwas modificirten älteren Methode begonnen.

Vorarbeiten für Versuche über den Fleischansatz aus- gewachsener Thiere haben zur Construction eines neuen Apparates für die Bestimmung von Fett im Fleische und in ähnlichen Substanzen geführt, der sich bei den damit bislang angestellten Untersuchungen sehr gut bewährt hat.

Ausserdem wurden mit den Hilfsmitteln des Instituts von Studirendeii folgende Arbeiten begonnen resp. abgeschlossen:

1. Beziehungen zwischen Nahrungsfett, Körperfett und Milchfett;

2. Studien über die „Festlegung" des Stickstoffs durch Bodenorganismen ;

3. künstliche und natürliche Verdauung stickstoffhaltiger Futterbestaudtheüe;

4. Absorption des Amidstickstoffs durch verschiedene Boden- arten;

5. kalorimetrische Bestimmungen der Benetzungswärme verschieden behandelter Culturböden.

Von Publikationen des Referenten liegen aus dem Berichts- jahre folgende vor:

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1. Die Prümiirung von Felddüngungsversuchen, ein Mittel zur Förderung der rationellen Düngung (Mittheilungen der landwirtschaftlichen Institute, Breslau, Heft V);

2. über die Bestimmung des Schwefels im Ackerboden (Ebenda);

3. der Wirkungswerth des Stallmiststickstoflfs und seine analytische Bestimmung (Ebenda);

4. der Stoffwechsel des Pferdes (Landwirtschaftliche Versuchsstationen, Bd. 56).

Personalveränderungen haben nicht stattgefunden.

Pfeiffer.

d. Das Landwirthschaftlich-technologische Institut.

Im Personalbestande des Instituts fanden Aenderungen nicht statt, und der Betrieb des Laboratoriums nahm den ge- wohnten und bewährten Gang. In sehr erfreulicher Weise ist ein weiteres Ansteigen in der Theilnahme der Studirenden an den technologischen Studien zu verzeichnen, die im Winter-Se- mester des Berichtsjahres sogar trotz mannigfacher Abweisungen zu einer starken Ueberfüllung von Auditorium und Laboratorium fährte. Das erstere, welches 24 Sitzplätze besitzt, sollte 35 bezw. 46 Hörern Platz gewähren, im Laboratorium mit seinen 14 Arbeitsplätzen fanden 35 Praktikanten Unterkunft, was sich allerdings nur durch Vertheilung derselben auf verschiedene Curse ermöglichen Hess. Es sprechen diese Zahlen am besten für die absolute Unzulänglichkeit der Institutsräuine und für die dringende Nothwendigkeit baldigster anderweiter Unterbringung des technologischen Instituts.

Auch in diesem Berichtsjahre hatte der Unterzeichnete häufig Veranlassung, Behörden und Industriellen Auskünfte und Rathschläge zu ertheilen. Derselbe hielt ferner eine Reihe fachwissenschafllicher Vorträge, so im Fortbildungseursus für praktische Landwirthe, im Bezirksverein deutscher Chemiker für Mittel- und Niederschlesien in Breslau, im oberschlesischen Bezirksverein deutscher Chemiker in Kattowitz, im schlesischen Brennereiverwalter- Verein, in der naturforschenden Gesellschaft in Danzig u. a. m.

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Abgeschlossen wurden folgende Arbeiten: Vater: Ueber den Kaolin von Kreisau. F. Zimmer: Ueber die Umwandlung von Cellulose in Zucker. Felix B. Ahrens: Ueber den Stärkegehalt der Kartoffeln

und seine Bestimmung. Derselbe: Ueber Conium-Alkaloide.

Derselbe: Einführung in die praktische Chemie I. (anorgan.)

Theil. Stuttgart 1901. Derselbe: Sammlung chemischer und chemisch-technischer

Vorträge, Band VII. Stuttgart 1901.

A hren s.

e. Der culturtechn ische Apparat.

Auch im vergangenen Jahre standen dem culturtechnischen Apparat entsprechende Laboratoriums-Einrichtungen nicht zur Verfügung, so dass auch wissenschaftliche Arbeiten nicht aus- geführt werden konnten. Es wurden deshalb nur in früheren Jahren hergestellte Untersuchungen über die „Boden- und Wasserverhältnisse des Odenwaldes und seiner Umgebung44 zum Druck fertiggemacht und in den Abhandlungen der Gross- herzogl. hessischen geologischen Landesanstalt veröffentlicht.

Luedecke.

g. Die theoretischen Institute der medicinischen Facultät.

1. Das anatomische Institut.

Die Lernsammlungi n der königlichen Anatomie wurden im verflossenen Jahre vervollständigt« und die wissenschaftlichen Sammlungen geordnet, zum grossen Theile aufgestellt und damit wissenschaftlich nutzbar gemacht. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Personals der Anstalt sowie Anderer nahmen Fortgang und gelangten zur Veröffentlichung. Personalverän- derungen fanden nicht statt.

C. Hasse. 2. Das physiologische Institut

Personalien: Am 31. März 1901 schied Herr Dr. med. R. Burton-Opitz aus seiner Stelle als Assistent für experi- mentelle Histologie; diese wurde Herrn Dr. med. Ulrich Gerhardt aus Berlin übertragen.

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Der Institutsetat wird laut Mittheilung des Herrn Uni- versität s-Curators vom Rechnungsjahr 1902 ab um 800 Mark jährlich erhöht.

Wissenschaftliche Arbeiten: K. Hürth le: Ueber eine selbstregistrirende Stromuhr und ihre Leistungen. Vortrag, gehalten auf dem V. inter- nationalen Physiologen -Congress in Turin, (s. Arch. Ital. de Biol. T. XXXV.) Derselbe: Ueber mikro-photographische Momentaufnahmen lebender Muskelfasern während der Thätigkeit. Ebenda. Fritz Wiener: Ueber Veränderungen der Schilddrüse nach Anlegung einer Fistel der Gallenblase. Diss. Breslau 1901. Paul Jensen: Zur Analyse der Muskelcontraction. Pflügers Archiv Bd. 86.

Derselbe: Untersuchungen über Protoplasmamechanik.

Ebenda Bd. 87. J. Nagano: Beobachtungen an einer Thiry'schen Fistel

beim Menschen. Mitth. aus d. Grenzgebieten d. Medic.

und Chirurg. Bd. 9.

Hürthle.

3. Das pathologisch-anatomische Institut.

Die Zahl der Obductionen ist auch im verflossenen Jahre etwas zurückgegangen, indem sie nur 373 betragen hat. Dabei hat auch diesmal die Menge der secirten Kinder die Frequenz aller anderen Kliniken bedeutend übertroffen, indem sie sich auf 141, also wie im Vorjahre auf 38 pCt. sämmtlicher Sterbefalle belief.

Das Zurücksinken der Mortalitätsziffer im „neuen44 Institut beweist aufs Schlagendste, wie richtig es war und wie unerlässlich es bleibt, die seit nun 10 Jahren festgehaltene Verbindung mit dem Allerheiligen-Hospitale auch weiterhin zu bewahren. Die Zahl der dort ausgeführten Obductionen be- trägt 807.

Mit der Aufgabe, den Director im alten Institute zu vertreten, war auch heuer der erste Assistent, Herr Priv.-Doc. Dr. Henke, betraut. Hierbei wurde er im Sommer-Semester von den „Freiwilligen44 Herren Dr. Römer aus Zittau und Dr.

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Nolten aus Dortmund, im Winter - Semester überdies von Herrn Dr. Vage des aus Osnabrück unterstützt.

Im neuen Institute waren als etatsmässige Assistenten thätig die Herren Dr. Winkler, welcher sich unter dem 13. November 1901 als Privatdocent habilitirte, und Miodowski; als „Freiwillige" im Sommer die Herren Dr. Wilhelm Hoff- mann aus Wismar, Hermann Rothe aus Guben und Willy Scholz aus Breslau; im Winter die Herren Dr. Rauenbusch aus Berlin, Arndt aus Petersdorf und Adolf Hoffmann aus Zabrze.

Ausserdem wurde am 1. Januar 1902, gemäss Verfügung des Generalstabsarztes der Armee, Herrn Prof. v. Leuthold Excellenz, Herr Oberarzt Dr. Rohrbach zur Dienstleistung am pathologischen Institut commandirt und ihm die unmittel- bare Unterstützung des Herrn Privat-Docenten Dr. Henke im Allerheiligen-Hospitale übertragen.

Die Zahl der Anfragen, welche theils hiesige, theils aus- wärtige Aerzte und Anstalten an das Institut richteten, hat alle bisherigen Ziffern erheblich übertrolTen. Sie betrug näm- lich 230 (gegen 175 im verflossenen Jahre und 195 im vor- letzten). Hiervon entfielen auf die Provinz Schlesien 225 (davon auf den Regierungs- Bezirk Breslau 150, Oppeln 48, Liegnitz 27). Aber auch aus den Provinzen Posen und Bran- denburg, sowie aus den Königreichen Sachsen und Württem- berg wurde der Rath des Instituts mehrfach in Anspruch ge- nommen. Es bedarf wohl nicht der Hervorhebung, dass ein solches Anwachsen dieser Seite der täglichen Obliegenheiten die volle Kraft mindestens eines Assistenten erfordert.

Eine schätzbare Vermehrung der Unterrichts- und An- schauungsmittel wurde dem Institute dadurch zu Theil, dass ihm Frau Sanitätsrath Dr. Viertel- Breslau die ungemein lehrreiche Sammlung zum Geschenke machte, welche ihr verstorbener Gatte auf dem ihm engvertrauten Gebiete der Harnblasen-, Prostata- und Harnröhren - Erkrankungen an- gelegt hatte. Die ansehnliche Collection enthält nicht nur eine Menge interessanter Präparate, theils in natura, theils in Gestalt von Moulagen, sondern auch eine grosse Zahl von Blasensteinen, Gipsabgüssen, Photogrammen u. s. w.

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Es ist mir eine angenehme Pflicht, für das dem Institut hiermit bewiesene Wohlwollen auch an dieser Stelle aufrich- tigen Dank zu sagen.

An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen Studienjahres aus dem Institute folgende hervorgegangen:

Ponfick: Topographischer Atlas der medicinisch- chirur- gischen Diagnostik. 2. Lieferung, Jena, Gustav Fischer. 1901.

Derselbe: Ueber congenitale Myome des Herzens und deren Combination mit der disseminirten Form echter Hirnsklerose. Mit 1 Tafel. Verhandlungen der deutsch, patholog. Gesellschaft. 4. Tagung, S. 226.

Henke: Die Pathogenese des Chalazion nebst Bemerkungen zur histologischen Differentialdiagnose der Tuberculose und über Fremdkörper - Riesenzellen. Mit 1 Tafel. Ebenda S. 1G6.

Derselbe: Cystenleber und Cystennieren bei einem Neu- geborenen. Allgem. medicin. Centraizeitung. 1902. Nr. 5.

Derselbe: Demonstration eines kleinen Carcinoins des Rectums, entstanden in einem tuberculösen Geschwüre. Ebenda Nr. 14.

Derselbe: Anatomische Demonstrationen. Ebenda. 1901 Nr. 55 und 1902 Nr. 12.

Karl Winkler: Das Deciduom. Zeitschrift für Geburts- hülfe und Gynaekologie. 1901. Bd. 02, S. 147.

Römer: Ueber scheinbar primäre, in Wirklichkeit meta- statische Krebserkrankungen der inneren Geschlechts- organe bei Tumorbildung in Abdominalorganen. Archiv für Gynaekologie. 1902. Bd. 66, S. 1.

Heyn, Arthur: Ueber disseminirte Nephritis bacillaris Tuberculöser ohne Nierentuberkel. (Von der Breslauer med. Facult. preisgekrönt.) Virchow's Archiv. Bd. 165, S.42.

Brucauff. Ueber die Heilungsvorgänge bei disseminirten infectiösen Nephritiden, insbesondere bei der Pyelone- phritis ascendens. (Von der Bresl. med. Facult. preis- gekrönt.) Virchow's Archiv. Bd. 166, S. 317.

Cimbal: Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten im IV. Ventrikel. Virchow's Archiv. Bd. 166, S. 289.

Ponfick.

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4. Das pharmakologische Institut.

Der Assistent des Instituts, Privatdocent Dr. Kionka er- hielt während des Sommer- Semesters 1901 einen Ruf als Professor der Pharmakologie nach Jena, dem er zu Beginn des Winter-Semesters folgte.

An seine Stelle trat am 1. October 1901 der Dr. med. et phil. Walther Huschhaupt aus Bielefeld.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden im Institute fol- gende angefertigt:

F, Bannes: Das Wesen der genuinen und künstlichen Vogel- gicht und deren Beziehungen zur Arthritis urica des Menschen. Archives internationales de Pharmacodyna- mie et de Therapie IX S. 125; auch als Inaugural- Dissertation veröffentlicht. H. Kionka: Die Giftwirkungen des als „Präservesalz" zur Fleischconservirung verwandten schwefelsauren Natrons. Deutsche medicinische Wochenschrift 1902 No. 6. Derselbe: Die Unzulässigkeit des schwefligsauren Natrons (Präservesalz) zur Fleischconservirung. Aerztliche Sachverständigen-Zeitung 1902 No. 4. Die beiden letzten Arbeiten wurden von Jena aus ver- öffentlicht.

Dr. Ercklentz arbeitete über die Wirkung der Infusion von physiologischer Kochsalzlösung bei Vergiftungen.

Ausserdem wird im Institut auf dem Gebiete der Diurese gearbeitet. An diesen Arbeiten sind betheiligt, ausser dem Unterzeichneten, Dr. Ercklentz, Dr. Rusch haupt, Dr. Bi- berfeld und cand. med. Pototzky.

Filehne.

5. Das hygienische Institut.

Als erster Instituts-Assistent fungirte Dr. Eckhardt, als zweiter Assistent Dr. Paul. Assistenten der Diphtheriestation waren Dr. Frief und Dr. Gotschlich. Das Commando des Oberarztes Dr. Nötel an das hygienische Institut wurde auf ein Jahr verlängert. Der Magistrat der Stadt Breslau traf zu Beginn des Etatsjahres eine Vereinbarung mit dem hygie- nischen Institut betreffs hygienischer und bakteriologischer

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Untersuchungen im Interesse der Stadt; die zu diesem Zwecke eingerichtete Station wurde der Leitung des bisherigen ersten Instituts-Assistenten Dr. Hey in arm übergeben.

Die Leitung der im Vorjahre in Beuthen O./Schl. als Ab- theilung des hiesigen hygienischen Instituts errichteten hygie- nischen Station übernahm der Privatdocent Dr. von Lingels- heim.

In den Vorlesungen und Cursen hat gegen das Vorjahr keine Aenderung stattgefunden. Die wissenschaftlichen Ar- beiten des Instituts betrafen: Weitere Experimente und Unter- suchungen über die Verbreitungswei.se und Verhütung der Phthise (8 Abhandlungen hierüber wurden im Juli 1901 in der „Zeitschrift für Hygiene" veröffentlicht); die Carcinomverbreitung in Breslau; die Heutieber-Aetiologie; den Einfluss bewegter Luft auf leblose Objecte und auf den Menschen; die Aufnahme von Mikroorganismen mit der Inspirationsluft; das Klima von Breslau; die Einwirkung der durch menschliche Exspiiations- producte verunreinigten Luft auf gesunde und kranke Menschen. Die abgeschlossenen Arbeiten sind in der „Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten" veröffentlicht.

Durch bakteriologisch-diagnostische und sanitätspolizeiliche Untersuchungen wurde das Institut auch im abgelaufenen Etats- jahre stark in Anspruch genommen.

Plügge.

h. Die klinischen Institute.

1. Die medicinische Klinik und Poliklinik.

Im Berichtsjahre 190102 betrug die Frequenz der klinisch behandelten Kranken 1805 (902 Männer, 903 Frauen) gegen 1678 Kranke (858 Männer, 820 Frauen) im Vorjahre.

In der Poliklinik wurden behandelt 6041 Kranke (2658 Männer, 3383 Frauen) gegen 5695 Kranke (2628 Männer, 3067 Frauen) im Vorjahre.

Die Zahl der Hörer betrug im Sommer-Semester 1901 70, im Winter-Semester 1901/02 70, gegen 74 im Sommer-Semester 1900, 86 im Winter-Semester 1900,01.

Im Aerztepersonal sind folgende Aenderungen eingetreten: Am 1. October 1900 schieden die Herren Assistenzärzte Dr. Bergell und Dr. Fr om herz aus der Klinik aus, an ihre

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G2

Stelle traten die Herren Dr. J. Schulz und Dr. Ebstein, ferner traten als Volontärärzte die Herren Dr. Tollens und Dr. Müller an demselben Termine ein.

Das Commando des Kaiserlichen Marine-Stabsarztes Dr. Weber wurde vom 1. November 1901 auf ein Jahr verlängert.

Am 1. April 1902 schieden die Herren Dr. Ebstein und Dr. Müller, am 1. März Herr Dr. Ercklentz aus der Klinik aus, es trat der bisherige Volontärassistent am pathologisch- anatomischen Institut Herr Victor Grospietsch aus Bres- lau ein.

Von wissenschaftlichen Arbeiten sind folgende im Berichts- jahre aus der Klinik hervorgegangen:

I. Im Druck erschienen:

1. Prof. Dr. A. Kast: Ueber lymphagoge Substanzen im Blutserum Nierenkranker. Archiv für klinische Medicin Bd. 73.

2. Dr. W. Ercklentz: Pulsirender Exophthalmus, hervor- gerufen durch Encephalocele orbital. Klin. Monatsblätter 1901.

3. Dr. W. Ercklentz: Beiträge zur Frage der traumatischen Herzerkrankungen. Zeitschrift für klin. Medicin Bd. 44.

4. Dr. M. Krüger und Dr. Jul. Schmid: Die Entstehung der Harnsäure aus freien Purinbasen. Zeitschrift für physiolog. Chemie Bd. 34.

5. Dr. M. Krüger und Dr. A. Schittenhelm: Die Purin- körper der menschlichen Faeces. Zeitschrift für physiolog. Chemie Bd. 3.">.

G. Dr. P. Berg eil: Zur Bestimmung der ß Oxybultersäure im Harne. Zeitschrift für physiolog. Chemie Bd. 33.

7. Dr. P. Bergeil: Ueber die Spaltung des Lecithins durch den bei vollständigem Darmverschluss abgesonderten Darmsaft. Centralbl. für allgem. Pathologie Bd. 12.

8. Dr. A. Schittenhelm: Ein Beitrag zur Lehre von der Osteoarthropathie hypertrophiante Maries. Berl. klin. Wochenschr. 1901.

9. Dr. E. Cohn: Purpura haemorrhagica bei Lungentuber- culose. Münch, med. Wochenschr. 1901.

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10. Dr. L. Ebstein: Ueber einen Protozoenbefund in einem Falle von acuter Dysenterie. Arch. für experiment. Pa- thol. u. Pharmakologie Bd. 46.

11. Semesterbericht Nr. XV und XVI.

II. Dissertationen.

1. Dagobert Bergel aus Schweidnitz: Ein Fall von Cantharidin- Vergiftung.

2. Georg Liebert aus Sagan: Ueber Venenthrombose bei Chlorose.

3. A. Neumann aus Grossenhain: Beitrag zur Pathologie des ductus thoracicus und den chylösen Ergüssen.

4. Carl Ullrich aus Kreuzburg: Neun Fälle von Tetanus. Ein Beitrag zur Antitoxinbehandlung dieser Krankheit. (Aus der Chirurg, und medicin. Klinik.)

III. Vorträge resp. Demonstrationen in der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur:

1. Prof. Dr. A. Kast:

1. Ueber Osteo arthropathie hypertrophiante.

2. Ueber einen Fall von Brown-Sequard'scher Lähmung.

3. Ueber Flint'sche Geräusche.

4. Zur Diagnose von Lungengangraen. (Discussions- bemerkungen.)

2. Dr. Paul Krause:

1. Ueber einen Fall von Raynaud'scher Krankheit.

2. Die Bedeutung der Radiographie bei der Diagnose von Lungenkrankheiten. (Discussionsbemerkungen.)

3. Dr. W. Ercklentz: Ueber einen Fall von pulsirendem Exophthalmus.

4. Dr. E. F r o m h e r z : Ueber Retinalpuls beiHerzerkrankungen .

5. Dr. Weber: Ueber einen Fall von pulsirendem Gaumen bei Aorten insufficienz.

6. Dr. Ebstein: Ueber Anorexia hysterica.

Kast.

2. Die chirurgische Klinik und Poliklinik. Im Personalbestand der Klinik trat eine Aenderung ein, indem Herr Assistenzarzt Dr. Reinbach am 1. April 1901 austrat und Herr Dr. Lengemann dafür als Assistent eintrat.

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Ferner wechselten mehrere Volontärärzte. Während des Sommer-Semesters wurden zahlreiche bauliche Veränderungen in der Klinik in Angriff genommen: der Neubau einer ortho- pädischen Abtheilung, die Vergrösserung und der Umbau der septischen Baracke, der Aufbau eines Stockwerks über dem Verbindungsbau zwischen den unteren Krankenabtheilungen und dem Mittelbau.

Die Zahl der Hörer betrug im Sommer-Semester 81, im Winter-Semester 87.

In der stationären Klinik wurden behandelt 9% Männer, 7322 Frauen, gegen 989 Männer und 671 Frauen im Vorjahre.

In der Poliklinik wurden 6948 Patienten behandelt gegen 5834 im Vorjahre.

Während des Etatsjahres 1901/02 sind an wissenschaft- lichen Arbeiten erschienen:

1. Geheimrath Professor Dr. v. Mikulicz-Radecki:

1. Ueber die Narcose. Die deutsche Klinik am Eingang des 20. Jahrhunderts, (v. Leyden-Klemperer) Bd. VIII, Lief. 22—24.

2. Die verschiedenen Methoden der Schmerzbetäubung und ihre Indication. Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Chirurgie. 1901. II. S. 560.

3. Chirurgische Erfahrungen über Magen carcinom. 73. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Hamburg.

4. J. v.Mikulicz und G. Reinbach: Ueber Thyreoi- dismus bei einfachem Kropf. Ein Beitrag zur Stellung der Schilddrüse im Basedowschen Krankheitsbild. Mitth. a. d. Grenzgeb. d. Med. u.Chir. Bd. VIII, Heft 3.

2. Professor Dr. A. He nie:

1. Zur Technik der Sondirung schwer permeabler Speiseröhrenverengungen. Centralbl. für Chirurgie. 1901. No. 34.

2. Der Kurzschlussunterbrecher für die Zwecke der Endoskopie. Centralbl. f. Chirurgie. 1901. No. 34.

3. Pneumonie und Laparotomie. Verhandl. d. deutsch. Gesellsch. f. Chirurgie. 1901.

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4. Zur Technik der Resection des Mastdarmvorfalls. Bruns' Beitr. XXXIII. lieft 3.

3. Privatdocent Dr. Kausen:

Cucullarisdefect als Ursache des congenitalen Hoch- standes der Scapula. Mitth. aus den Grenzgeb. der Med. u. Chir. Bd. IX, 3. Heft, S. 415.

4. Dr. W. An schütz:

1. Bauchfelltuberculose in Encyklopädie von Kocher und Quervain.

2. Selbstverstümmelungen. Bruns' Beitr. Bd. 31.

3. Versteifung der Wirbelsäule. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. VIII.

4. Knochenatrophie und Osteomalacie. Grenzgeb. der Med. u. Chir. Bd. IX.

5. Dr. G. Gott stein:

1. Ein Fall von Fremdkörper in der pars cardiaca des Magens. Deutsche Med. Wochenschr. 1901. No. 23.

2. Technik und Klinik der Oesophagoscopie. Jena 1901.

3. Die diagnostische Bedeutung der Probeexcision auf oesophagoskopisohem Wege. Arch. f. klin. Chirurg. 1902. Bd. G5.

4. Mitarbeit an der Encyklopädie von Kocher und Quervain.

6. Dr. P. Lengemarin:

1. Statistisches über Chloiofomiverbrauch. Beitr. zur klin. Chirurg. Bd. XXXI, Heft 3.

2. Eine operative Heilung von Gastrit. phlegmonosa diff. Mitth. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. IX. Bd., Heft 4 u. 5.

7. Privatdocent Dr. Reinbach:

1. Siehe No. 1, 4.

2. Congenitale Lageanomalie des Dickdarms und Defect des Colon ascend., combinirt mit erworbener Stenose des Ileum. Bruns* Beitr. Bd. XXX, Heft 1.

3. Untersuchungen über den Bau verschiedener Arten von menschlichen Granulationen. Habilitationsschrift, Breslau 1901. Ziegl. Beitr. Bd. XXX. 1901.

5

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4. Ueber Haeraorrhoiden im Kindesalter und über das Wesen der Haemorrhoidalaffection überhaupt, Allg. med. Centraizeitung 1001 No. 96.

8. Dr. B. Heile:

Experimentelles zur Frage der Operationshandschuhe nebst Beiträgen zur Bedeutung der Luftinfection. 73. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Hamburg und Bruns' Beiträge. Bd. XXXII, Heft 3.

9. Dr. v. Mieczkowski:

1. Desinfectionsversuche am menschlichen Dünndarme.

Mitth. a. d. Grenzgeb. f. Med. u. Chir. Bd. IX, Heft 3. 4. Zur Bacteriologie des Gallenblaseninhaltes unter

normalen Bedingungen und bei der Cholelithiasis.

Grenzgeb. f. Med. u. Chir. Bd. VI, Heft 1 u. 2.

10. Dr. E. G. Stumme:

Ueber die Spätresultate der Resection des Kopf- nickers beim musculären Schiefhalse nach Mikulicz. Zeitschr. f. Orthopäd. Chir. Bd. IX.

11. Dr. S. Pförringer:

Bimsteinalcoholseife in fester Form als Desinficiens für Haut und Hände. Deutsche med. Wochenschr. 1901 No. 30.

12. Dr. R. Pichler:

Ueber den Werth des Aluminiumbroncedrahtes in der Chirurgie. Centraizeitung f. Chir. 1901. No. 16.

13. Dr. Nagano:

Beobachtungen an einer Thiry'schen Fistel beim Menschen. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. EX, Heft 3.

14. Paul Nachtigall:

Ein Fall von median. Nasenspalte. Inaug.-Dissert.

15. Heinrich John:

Ueber die Behandlung veralteter Luxationen des Schulter- und Ellbogengelenkes. Inaug.-Dissert.

16. Erich Schäffer:

Beitrag zur chirurg. Behandlung der Trigeminus- neuralgie. Inaug.-Dissert.

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(V7

17. G. Rothe:

Beitrag zur Statistik der eingeklemmten Hernien Inaug.-Dissert.

18. F. Balzer:

Ueber Blasensteine und Blasen frenidkörper. Inaug.- Dissert. 10. Karl Schinke:

Die Nierenexstirpation in ihrer Entwickelung nebst Beiträgen. Inaug.-Dissert.

20. Georg Teichmann:

Ueber Hallux varus. Inaug.-Dissert.

21. Karl Ullrich:

Neun Fälle von Tetanus, ein Beitrag zur Antitoxin- behandlung. Inaug.-Dissert. Ausserdem fanden zahlreiche Demonstrationen statt in

der medicinischen Section der schlesischen Gesellschaft für

vaterländische Cultur.

v. Mikulicz-Radecki.

3. Die Klinik für Augenkranke.

Personalien. Als Assistenten fungirten im Jahre 1901/02 Privatdocent Dr. Heine, Dr. W. L. Meyer, Dr. R. Depene; Assistenzarzt Dr. Ens 1 in, welcher seitens des General -Com- mandos zur Klinik commandirt war, verblieb auch bis auf Weiteres an derselben. Am 1. November 1901 gab Dr. W. Loth. Meyer seine bisher innegehabte Assistentenstelle auf. An seine Stelle wurde mit Genehmigung des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten Dr. med. Paul Steffens berufen. Dr. R. Depene ist für den im März 1901 ausgeschiedenen Dr. med. Kunz am 1. April 1901 eingetreten.

Gebäude. Grössere Reparaturen oder sonstige bauliche Veränderungen fanden in diesem Jahre nicht statt.

Krankenzahlen. In der poliklinischen Abtheilung wurden neu aufgenommen:

a. im Sommer-Semester 2597 Kranke,

b. im Winter-Semester . 2925

Während des ganzen Jahres 5522 Kranke.

5*

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Von diesen Kranken wurden 1011 der stationären Klinik überwiesen.

An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:

a. im Sommer-Semester 311 Operationen,

b. im Winter-Semester 326 «

zusammen 637 Operationen. Die Zahl der zum Unterricht und an die Studirenden zur Untersuchung vertheilten Kranken betrug:

a. im Sommer-Semester 233 Kranke,

b. im Winter-Semester . 171

zusammen 404 Kranke Studirende. Die Vorträge und die klinischen Demon- strationen wurden besucht:

a. im Sommer-Semester 74 Studirende,

b. im Winter-Semester .... ... 47

zusammen 121 Studirende.

Auditorium. Der klinische Unterricht wurde im Sommer und im Winter in dem klinischen Gebäude Maxstrasse 2 ab- gehalten.

Ausser dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Uebungen, im Winter ein Kolleg über den Zusammenhang der Augen- erkrankungen mit den Allgemeinkrankheiten beides einstündig und publice von Geh. Hath Professor Dr. Uli t ho ff gelesen.

Curse. Der Augenspiegel-Cursus wurde im Sommer wie im Winter für Anfänger von Professor Dr. Groenouw, für Geübtere von Privatdocent Dr. Heine gehalten.

Weitere Curse und Vorlesungen hielten im Sommer- Semester 1901:

Professor Dr. Groenouw: Functionsprüfung des Auges mit

praktischen Uebungen (einstündig). Privatdocent Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augen- heilkunde. Im Winter-Semester 1901/02: Professor Groenouw: 1. Ueber die wichtigsten Arbeiterversicherungsgesetze in ihrer Bedeutung für die klinische Medicin mit praktischen

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Uebungen in der ärztlichen Sachverständigen-Thätigkeit gemeinschaftlich mit den Herren Privatdoc. Dr. Mann, Prof. Dr. Stern und Privatdoc. Dr. Tietze (1 72 stündig). 2. Pathologische Anatomie des Auges (einstundig).

Privatdocent Dr. Heine: Functionsprüfungen des Auges mit praktischen Uebungen (einstündig).

W i s s e n s c h af 1 1 i c h e A r b e i t e n. Geh. Med.-Rath Professor Dr. Uhthoff:

1. Beschreibung der neuen Königl. Universitäts- Klinik für Augenkranke in Breslau. Klin. Monatsbl. für Augen- heilk. 1901.

2. 1. Tetanie und Katarakt.

2. Optikus -Atrophie bei einem 7jährigen Knaben mit Schilddrüsen- Atrophie. Allg. med. Cent r.- Zeitung 1001, No. 2.

3. Bemerkungen zur Erfindung des Augenspiegels vor 50 Jahren. Bericht über d. 29. Vers. d. Ophth. Gesellsch. Heidelberg. S. 33.

4. Beitrag zur Kenntniss der Sehnervenveränderungen bei Schädelbrüchen, speziell des Hämatoms der Sehnerven- scheiden. 29. Vers. d. Ophth. Gesellschaft. Heidelberg. S. 33.

5. Demonstration von stereoskopischen Photographien. Ebendaselbst

6. Beziehungen der Allgemeinleiden und Organerkrankungen zu Veränderungen und Krankheiten des Sehorgans. Erster Theil: Sehstörungen bei Vergiftungen. (Handbuch d. Augenheilk. v. Graefe und Saemisch.)

7. Weitere Beiträge zur congenitalen totalen Farbenblind- heit. Zeitschr. f. Psychologie u. Physiologie der Sinnes- organe 1901. Bd. XXVII.

Professor Dr. Groenouw: Die Augenentzündung der Neu- geborenen in klinischer und bakteriologischer Hinsicht, v. Graefe's Arch. f. Ophth. LH. S. 1.

Dr. Heine:

1. Ueber Orthostereoskopie. v. Graefe's Arch. f. Ophth. LIII. S. 306.

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2. Dritte Mittheilung, betreffend die Anatomie des myopischen Auges. Archiv f. Augcnheilk. XLIII. S. 05.

3. Vierte Mittheilung, betreffend die Anatomie des myopischen Auges. Archiv f. Augenheilk. XLIII. S. 66.

4. Die Unterscheidbarkeit rechtsäugiger und linksäugiger Wahrnehmungen und deren Bedeutung für das körperliche Sehen. Mon.-Bl. f. Augenheilk. 1901. S. 615.

5. Ueber den skiaskopischen Strahlenverlauf. Mon.-Bl. f. Augenheilk. 1901. S. 621.

6. lieber die Vollkorrektion der Myopis. Bericht der 29. Vers, d. Ophth. Gesellsch. Heidelberg. S. 114.

7. Demonstration des Zapfenmosaiks der menschlichen Fovea. Ebenda. S. 265.

8. Ueber den Einfluss des intraarteriellen Druckes auf Pupille und intraoeularen Druck. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. XL. 1902.

9. Pathologiseh-anatomischeBilder. Lief. 44 desNeisser'schen Stereosk-Atlas.

Dr. Marschke: Beiträge zur pathologischen Anatomie der Mvopie und des Hydrophthalmus. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. S. 705 u. Inaug.-Dissertation.

Dr. Frey: Ueber die Behandlung hochgradiger Kurzsichtig- keit. Inaug.-Dissertation. Breslau.

Dr. Meyer ho f:

1. Ueber seltenere Ausbreitungsarten und Folgezustände von Uvealsarkomen. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. 91H.

2. Albrecht v. Graefe's Lidschlussreaction der Pupille. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. 1902. S. 245.

Dr. Seydel: Ein Beitrag zum Wiedersehenlernen Blind- geborener. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. 1902. S. 97.

Dr. Masugi: Experimentelle Untersuchungen über den Heilungsvorgang bei perforirenden und nicht perforiren- den Hornhautwunden, mit besonderer Berücksichtigung der Cocain -Einwirkung. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. XXXIX. 1901 u. Inaug.-Dissertation.

W. Uhthoff.

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4. Die Frauenklinik und Poliklinik. Bereits im vorigen Berichtsjahre wurde eine bauliche Veränderung in der Klinik begonnen und zu Ende geführt, welche von hoher Bedeutung ist und deren in diesen Berichten noch nicht gedacht wurde. Die bis dahin absolut unzuläng- lichen Laboratoriumsräumlichkeiten erfuhren eine Eweiterung. Es wurde der überflüssige Esssaal für Schwangere im Souterrain und ein kleiner benachbarter Vorraum zum eigentlichen Laboratorium umgestaltet, mit einigen neuen Apparaten und Inventarstücken ausgestattet, seine Thür nach dem Seiten- corridore vermauert, eine neue Thür nach dem Mittelcorridor durchgebrochen. Der kleine einfenstrige im Erdgeschoss ge- legene, bis dahin als Laboratorium bezeichnete Raum blieb für einfachere mikroskopische Untersuchungen und für Aufstellung von allmählich sich immer mehr ansammelnden Präparaten disponibel.

Eine bedeutungsvollere bauliche und zwar fundamentale Umgestaltung erfuhren im Berichtsjahre die aseptischen Operationsräume der gynäkologischen Abtheilung.

Der eigentliche Operationsraum erhielt zweckmässige Vor- räume zur Aufstellung von Sterilisations-Apparaten, zur Auf- bewahrung von sterilisirtem Verband-, Tupf-, Näh- und Be- kleidungsmaterial, für die Vorbereitung der zu Operirenden. Zu diesen Vorräumen wurden zwei anstoßende disponible, gelegentlich mit Kranken belegte Zimmer, ein ebenfalls be- nachbartes, bis dahin zum Cloroformiren benutztes Zimmer und ein durch eine Wand in zwei Abschnitte zerlegtes Stück des anstossenden Corridors umgebaut.

Ferner wurden aus diesen sämmtlichen Räumen die Oefen entfernt und für sie eine Centraiheizung, gespeist von einem im Keller aufgestellten Niederdruckdainpfapparat geschaffen.

Endlich wurden die Fussboden- und Wandbekleidungen aller dieser Räume den aseptischen Principien ' entsprechend ein- gerichtet, so wie das Oberlicht des eigentlichen Operationsraumes bedeutend vergrössert. Es steht noch aus die Anschaffung eines im Keller aufzustellenden Dampfkessels, von welchem aus die Slerilisatoren in Function gesetzt und so die theure Gasheizung umgangen werden kann.

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Diese Einrichtungen haben sich in den 4 Monaten, in welchen sie in Gebrauch sind, ausserordentlich bewährt; es besitzt jetzt die Breslauer Frauenklinik bauliche und apparative Einrichtungen, welche den hochgestellten Anforderungen einer operativen Richtung auf dem Gebiete der Gynäkologie voll entsprechen.

In den Personalien vollzogen sich folgende Veränderungen: Von den Assistenzärzten schieden aus: Dr. Heinsius, Dr. Grosser.

Als neue Assistenzärzte traten ein: Dr. Hayn, Dr. Hannes.

Als Volontärärzte waren thätig die Herren Dr. Fähnrich, Dr. Rothe, Dr. Tietze, Dr. Strempel, Dr. Vagedes.

Der Krankenbestand betrug am 1. April 1901 . . 82 Im Ganzen wurden in der stationären Klinik be- handelt 1 577

Im Vorjahre wurden behandelt 1 545

Verpflegensta^e im Berichtsjahre 33 544

* Vorjahre 30 484

Krankenbestand am 31. März 1902 63

Ambulant wurden behandelt:

a. gynäkologische Kranke 3 285

b. poliklinisch entbunden 725

Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:

a. gynäkologische Kranke 2 786

b. poliklinisch entbunden 684

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommer-Semester 1901 von 80, im Winter-Semester 1901/02 von 63 Praktikanten besucht; ausserdem nahm, wie gewöhnlich an den klinischen Vorlesungen, den Kranken- und Operationsbeobachtungen eine Anzahl in- und ausländischer Aerzte Theil.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und erschienen im Druck:

Küstner:

1. Kurzes Lehrbuch der Gynäkologie, von welchem einzelne Kapitel bearbeitet sind von Bumm (Halle), Doederlein (Tübingen), Gebhard (Berlin), v. Rosthorn (Graz). Jena, Fischer 1901.

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2. Die blutige Reinversion des Uterus durch Spaltung der hinteren Wand nach Eröffnung des hinteren Douglas (Hagars Beiträge, Bd. V, Heft 2).

3. Abdominale Operationen bei Uteruscarcinom. Verh. der Deutsch. Gesellsch. f. Gyn. 1901.

4. Methodik der gynäkologischen Laparotomie ebendaselbst.

5. Das Princip der medianen Uterusspaltung, seine weitere Verwendung im Dienste operativer Maassnahmen. Central- blatt f. Gyn. 1901. No. 44.

6. Ueber Kaiserschnitt bei Eclampsie. Verh. der Deutsch. Gesellsch. f. Gyn. 1901.

7. Antiseptische Vorbereitung für Blasenoperationen. Allgem. und Centraizeitung. 1902. No. 2.

8. Ueber Ileus. Ebendaselbst. 1901. No. 61.

9. Verwendung von Gummihandschuhen am Gebärbett. Ebendaselbst 1901. No. 93.

10. Operative Behandlung des Uteruscarcinoms. Eben- daselbst. 1902.

Dr. Dienst:

1. Kritische Studien über die Pathogenese der Eclampsie auf Grund pathologisch - anatomischer Befunde, Blut- und Harnuntersuchungen eclamptischer Mütter und deren Früchte (Vorl. Mittheil.) Centralblatt f. Gyn. 1901, No. 19.

2. Experimentelle Beiträge zur Frage der Pathogenese der Eclampsie. Verh. der deutsch. Gesellsch. f. Gyn. 1901.

3. Kritische Studien über die Pathogenese der Eclampsie auf Grund pathologisch-anatomischer Befunde, Blut- und Harn-Untersuchungen eclamptischer Mütter und Früchte. Archiv, f. Gyn. Bd. 65, Heft 2.

4. Neuere Untersuchungen über das Wesen der Eclampsie und Gesichtspunkte über die Behandlung der Krankheit. Allg. med. Centraizeitung 1902, No. 23.

Dr. Sticher:

1. Händesterilisation und Wochenbettsmorbidität. Habili- tationsschrift, Zeitschr. f. Gyn. und Geburtshilfe, Bd. 45.

2. Vortrag und Discusionen über dasselbe Thema in der schles. Gesellsch. f. vaterländ. Cultur. November 1901.

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3. Histologische und bakteriologische Untersuchung in

Küstners Lehrbuch der Gynäkologie. Dr. Christiani: Beitrag zur operativen Behandlung des

Gebärmuttervorfalls. Dr. M. Cohn: Ueber die Dauerresultate der antifixirenden

Operationen.

F. Gaus: Ueber Nahrungsausnutzung des Neugeborenen. Jahrb. für Kinderheilkunde von Heubner. N. F. LV, 2.

B. Faehnrich: Beitrag zur Kenntniss der typischen Bauch- deckenfibrome. D. i. Breslau 1901.

F. Kobrak: Ueber Kindszerstückelnde Operationen. D. i. Breslau 1902.

H. Thomas: Zur Indioationsstellung und Technik des

Kaiserschnittes. D. i. Breslau 1902. M. Schmidt: Ueber Nabelschnurvorfall. D. i. Breslau 1902. M. Gassmann: Indication und Prognose der Zange. D. i.

Breslau 1902.

Küstner.

5. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische

Krankheiten.

Im Berichtsjahr 1901 02 wurden in der Poliklinik behan- delt: 4677 Personen und zwar 2756 Männer und 1921 Frauen. Gegen das Vorjahr um 350 Personen mehr. Die klinische Be- legzahl betrug 801 Männer, 340 Frauen, zusammen 1141 Per- sonen. Gegen das Vorjahr 72 Personen weniger. Das klinische Material setzte sich zusammen aus 663 Hautkranken, 478 vene- risch Kranken, das poliklinische aus 2992 Hautkranken, 1685 venerisch Kranken.

An baulichen Veränderungen wurde der Ausbau des Dach- geschosses vorgenommen. In demselben wurden untergebracht 2 Assistentenwohnungen (1 grosses und 2 kleinere Zimmer), 1 Wohnung für die poliklinische Wärterin und 1 Schwester- wohnung.

In dem Röntgenziinmer gelangte der neue Strebel'sche Belichtungsapparat zur Aufstellung.

In der Pfingstwoche, vom 28. 30. Mai, fand der VII. Con- gress der Deutschen dermatologischen Gesellschaft statt, welcher

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zum grössten Theil in den Räumen der Klinik abgehalten wurde. Zur Demonstration von Scioptikon-Präparaten, Röntgen-, elektrischen und anderen Apparaten wurde der Hörsaal des hiesigen physiologischen Instituts zur Verfügung gestellt. Die Zahl der Theilnehmer betrug: 159.

Als Oberarzt der Klinik fungirte Privatdocent Dr. J. Schäffer.

Als etatsmässige Assistenten waren angestellt Dr. Scholtz und Dr. Plato, an Stelle von Dr. Scholtz, welcher Ende des Sommer-Semesters die Klinik verliess, um sich in Königsberg als Privatdocent für Dermatologie und Syphilis zu habilitiren, trat Dr. Juliusberg, für Dr. Plato, welcher im Januar 1902 nach langer Krankheit starb, Dr. Klingmüller als etats- mässige Assistenten ein. Für Dr. Juliusberg, welcher am 1. März die Klinik verliess, wurde Dr. Tomascze wski als etatsmassiger Assistent berufen, welcher als ausseretatsmässiger Assistent durch Dr. Sklarek ersetzt wurde.

Als ausseretatsmässige Assistenten fungirten Dr. Tomas- czewski, Dr. Schirr macher, Dr. Baum.

Als unbesoldete Assistenten waren thätig: Dr. Baum, Dr. Guth, Dr. Halkin, Dr. Herrinann, Dr. Juliusberg, Dr. Klingmüller, Dr. Lesser, Dr. Mann, Dr. Pick, Dr. Pollio, Dr. Sachs, Dr. Sklarek, Dr. von Winiwarter und Dr. Ziegler.

Die von Geh. Rath Neisser abgehaltene Klinik und Poli- klinik der Haut- und venerischen Krankheiten wurde belegt:

im Sommer-Semester von 32 Hörern,

im Winter-Semester von 27 *

Folgende wissenschaftlichen Arbeiten gingen in dem Be- richtsjahre aus der Klinik hervor:

Prof. Dr. Neisser: Die tuberculösen Hauterkrankungen, Deutsche Klinik 1902.

Betrachtungen zur Diagnose der Syphilis. Deutsche Klinik 1901.

Ueber Versuche, Syphilis auf Schweine zu übertragen. Archiv für Dermatologie und Syphilis, 1902. LIX. Bd. 2. Heft.

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Prof. Dr. Neisser: Plato's Versuche über die Herstellung und die Verwendung von „Trichophytin". Archiv für Dermatologie und Syphilis LX. Bd. 1. Heft

Zur Erinnerung an den 25jährigen Bestand der Breslauer Hautklinik. Archiv für Dermatologie und Syphilis. LX. Bd. 1. Heft.

Syphilisbehandlung im Krankenhaus. Die Krankenpflege. 1901. Bd. I. Heft 2.

Ashihara: lieber das Lupus-Carcinom, Inaugural- Disser- tation. Breslau 1900.

Herr mann: Eine eigenthümliche mit Hyperhidrosis einher- gehende entzündliche Dermatose an der Nase jugend- licher Individuen. Archiv für Dermatologie und Syphilis. LX. Bd. 1. Heft.

Juliusberg: Ueber Wirkung, Anwendungs weise und Neben- wirkungen des Thiosinamins. Deutsche medicinische Wochenschrift 1901 Nr. 35.

Referat über neuere Methoden der Scabiesbehandlung. Therapeutische Monatshefte 1901. Oktober.

Dr. Klingmüller: Mikroskopische Untersuchungen über die Bedeutung der Reactionszone nach Tuberculin - Injec- tionen. Archiv für Dermatologie und Syphilis. LX. Bd. 1. Heft.

Lesse r: Ueber die gleichzeitige therapeutische Anwendung von Quecksilber- und Jodpräparaten. Deutsche medi- cinische Wochenschrift 1901 Nr. 47 und 48.

Experimentelle Untersuchungen über die gleichzeitige Darreichung von Quecksilber- und Jodpräparaten. Ar- chiv für Dermatologie und Syphilis. LX. Bd. 1. Heft.

Lion: Die Resorptiousfähigkeit der Haut für Jodkali in ver- schiedenen Salbengrundlagen. Kaposi, Festschrift. Wien bei Braumüller. 1900.

R. Müller: Beitrag zur Lehre vom Mal perforant du pied. Stereoskopisch-medicinischer Atlas. Leipzig bei Barth. Lief. 37.

Pick: Psoriasis und Glykosurie. Berliner klinische Wochen- schrift. 1902 Nr. 3.

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Pick: Die Beziehungen des Lupus erythematosus discoides zur Tuberculose, mit besonderer Vorwerthung der Tuber- culinreaction. Archiv für Dermatologie und Syphilis. LVIII. Bd. Hea 3.

Ueber das Epithelioma adenoides cysticum (Brooke) und seine Beziehung zum Adenom der Talgdrüsen (Adenocytheliom). Archiv für Dermatologie und Syphilis. LX1II. Bd. Heft 1 und 2.

Plato: Ueber den Werth und die Anwendungs weise des Protargols bei der Bekämpfung der Gonorrhoe. Die Heilkunde. August 1901.

Plato und Guth: Ueber den Nachweis feinerer Wachsthums- vorgänge in Trichophyton und anderen Fadenpilzen mittels Neutralroth. Zeitschrift für Hygiene und Infec- tionskrankheit. 1901.

Pollio: Ueber die Action des Quecksilbers auf das syphi- litische Gewebe. Archiv für Dermatologie und Syphilis. LX. Bd. 1. Heft.

Schaff er: Die Visceralerkrankungen der Leprösen. Lepra Bibliotheca international. Leipzig bei Barth 1901.

Sclioltz: Ueber den Einfluss der Röntgenstrahlen auf die Haut in gesundem und krankem Zustande. Archiv für Dermatologie und Syphilis. LIX. Bd. 3. Heft.

Welche Gesichtspunkte sind bei der Beurtheilung der Infectiosität chronischer postgonorrhoischer Urethritiden maassgebend? Archiv für Dermatologie und Syphilis. LVI. Bd. 2. Heft.

Zarubin: Ueber atrophische und serpiginöse Formen des Liehen ruber plan. Archiv für Dermatologie und Syphilis. LVIII. Bd. 3. Heft. Auf dem VII. Congress der Deutschen dermatologischen Gesellschaft, welcher vom 28. bis 30. Mai in Breslau abgehalten wurde, wurden folgende Vorträge, Referate und Demonstrationen abgehalten :

Lion: Zur Behandlung der Hautkrankheiten mit Röntgen- strahlen.

Schaff er: Zur Verhütung der Lungenembolien bei der Injec- tion unlöslicher Quecksilberpräparate.

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Stern und Sachs: Experimentelle Untersuchungen über

Harnantiseptica. Herrman«: Zur Naevusfrage. Juliusberg: Zur Tuberkulidfrage.

Klingmüller: Schlusssätze zu der Demonstration von Präpa- raten von Lepra maculo-anaesthetica.

Klingmüller und Scholtz: Ueber den Werth des alten Koch'schen Tuberculin.

Plato: Ueber den Einfluss von Spiritusverbänden auf Ent- zündungsprocesse in der Haut.

Schäffer: Ueber den Einfluss von Hitze, Kälte und feuchter Wärme auf Entzündungsprozesse in der Haut.

Scholtz: Zur Ekzemfrage.

Tomasczewki: Ueber Acanthosis nigricans.

Prof. Neisser: Pityriasis rubra pilaris.

Herrmann: Ein Fall von streifenförmiger Sklerodermie an Stirn und Nase.

Juliusberg: Thiosinamintherapie.

Scholtz: Demonstration von mit Thiosinamin behandelten

schweren Lupusfällen. Sachs: Ein Fall von Urticaria pigmentosa. Schäffer: Demonstration von Kranken mit atypischem Liehen

ruber planus. Rau: Ein Fall zur Diagnose. Klingmüller: Fälle von atrophisirender Alopecie. Schäffer: Mehrere Fälle von tuberösen Bromausschlägen. Scholtz: Demonstration eines Falles von Keratoma heredi-

tarium palmare et plantare. Juliusberg: Ein Fall von „Folliclis".

Schäffer: Ein Fall von Mykosis fungoides von Liehen ruber planus ähnlichem Aussehen.

Herrmann: Ein Fall von Raynaud'scher Krankheit.

Scholtz: Mehrere Fälle von sogenannter Dermatitis liche- noides pruriens (Liehen chronicus Vidal Neurodermitis- Brocq).

Schirrmacher: Ein Fall von primärem Hautsarcom des rechten Armes nach einem Trauma.

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Juliusberg: Ein Fall von Prurigo Hebrae mit eigenartigen verrucösen Veränderungen.

Einige Fälle von Pityriasis lichenoides chronica. Mann: Partielle Atrophia culis mit auffallend symmetrischer

Vertheilung.

Sch äff er: Hauterkrankungen mit bemerkenswerther Loca- lisation.

Scholtz: Mit Röntgenstrahlen behandelte Hautkranke.

Lupus des Gesichts mit hochgradigsten Entstellungen.

Zur Differentialdiagnose von Lupus und Lues. Juliusberg: Ein Fall von Dystrophie der Haut und Hyper-

keratose (Keratodermie).

Circumscripte~ flächenhafte Atrophie oder Sklerodermie der Haut.

Sachs: Demonstration eines Falles von Erythema exsudat. perstans.

Sch äff er: Demonstration von gefärbten, auf Agarmem- branen gezüchteten Pilzculturen. Herrmann: Milzbrand der Haut und der inneren Organe. Scholtz: Demonstration von Röntgenröhren verschiedener Construction und mit verschieden hohem Vacuum. In der Medicinischen Section der Schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Cultur wurden folgende Vorträge Discussionen und Demonstrationen gehalten:

Prof. Dr. Neisser: Ueber Versuche, Syphilis auf Schweine zu übertragen.

Dr. Juliusberg: Auf welchem Wege gelangt bei der Ein-

reibungscur das Quecksilber in den Körper? Prof. Dr. Neisser: Discussionsbemerkungen hierzu.

Discussionsbemerkungen zu dem Vortrage des Herrn Dr. Lesser: Ueber die gleichzeitige therapeutische An- wendung von Quecksilber- und Jodpräparaten.

Diskussionsbemerkungen zu dem Vortrage des Herrn Dr. Löwenheim: „Ueber die Infectiosität alter epidi- dymitischer Reste".

Discussionsbemerkungen zum Vortrag des Herrn Prof. Stern: „Ueber Harnantiseptica".

Dr. Guth: Ein Fall von Lupus vulgaris.

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In der Breslauer dermatologischen Vereinigung wurden Vorträge und Demonstrationen abgehalten von den Herren Dr. /uliusberg, Scholtz, Plato, Klingmüller, Guth, Lesser, O. Sachs, Toniasczewski, Sklarek, Neisser, Schäffer.

Im Sommer-Semester las: Geh. Rath Neisser publice: Pathologie und Therapie der Syphilis, Privatdocent Dr. Schäffer las:

im Sommer-Semester: Pathologie und Therapie der Haut- krankheiten mit praktischen Uebungen,

im Winter-Semester: Pathologie und Therapie der Go- norrhoe mit praktischen Uebungen.

Die einzelnen Positionen des Etats vertheilten sich fol- gendermaassen:

Zur An- und Abfuhr von Kranken etc. und zu Reiseunter- stützungen 7,oo Mark,

für Verbandstoffe und Instrumente . . . 10 284,54 * für die Sammlung und Bibliothek .... 1 168,05 *

für Begräbnisskosten

für Anfertigung von Zeichnungen und für

Versuchsthiere etc 3 344,48

Die Verpflegungskosten für die Kranken, welche aus dem allgemeinen Fonds der Verwaltung der Kliniken bestritten werden, betragen für Patienten I. und II. Klasse 1,60 Mark, für Patienten III. Klasse 83 Pfg. täglich.

Für Warte- und Dienstpersonal wurden verausgabt: 95 Pfg. für den Tag.

Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be- trugen zusammen: 3600 Mark.

Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 51 243,39 Mark.

Neisser.

C. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für

Nervenkrankheiten.

Auf Einreichung eines Berichts verzichtet.

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7. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten.

In dem Berichtsjahre wurde die seit Jahren bestehende finanzielle Nothlage dadurch wesentlich erleichtert, dass von Seiten des hohen Ministeriums für die Beschaffung von Appa- raten und Instrumenten die Summe von 3000 Mark in dankens- werther Weise zur Verfügung gestellt wurde. Es wurden da- durch eine Reihe dringend nöthiger Neubeschaffungen ermög- licht. Die Errichtung einer stationären Abtheilung ist leider wiederum nicht möglich gewesen, und die vielfach in diesen Berichten beklagten Uebelstände blieben demnach fortbestehen.

Die Zahl der poliklinischen Patienten hat weiter zuge- nommen — auf 3548, und dadurch hat sich auch die zu leistende Arbeit wesentlich gesteigert. Ausser dem Unterzeichneten und dem Assistenten Dr. Hinsberg wirken stets noch 4 bis 5 frei- willige Hilfsärzte mit Leider erweisen sich die Räumlichkeiten immer weniger ausreichend, die Abfertigung der Patienten und die Abhaltung der Vorlesungen in der wünschenswerthen Weise zu ermöglichen. Die wissenschaftliche Thätigkeit der an der Poliklinik beschäftigten Aerzte konnte unter diesen Umständen nur beschränkt sein.

Im Berichtsjahre erschienen folgende Arbeiten:

Hinsberg: Ueber Augenerkrankungen bei Tuberculose der Nasenschleimhaut und die Milchsäurebehandlung der letzteren. Zeitschrift für Ohrenheilkunde, Bd. 39.

Ueber den Infectionsmechanismus bei Meningitis nach Stirnhöhleneiterung. Verhandlung der deutschen oto- logischen Gesellschaft, X. Versammlung.

Ueber Labyrintheiterungen. Zeitschrift für Ohrenheil- kunde, Bd. 40. Habilitationsschrift.

Die Entwickelung der Nasenhöhle bei Amphibien. Theil I und II. Archiv für mikroskopische Anatomie und Ent- wickelungsgeschichte, Bd. 58.

Dasselbe, Theil III. Ebenda Bd. 60.

Zilla: Die Beziehungen der Rachenmandelvergrösserung zur Gaumen-, Schädel-, Obergesichts- und Nasenbildung. Inaugural-Dissertation.

o

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Rummler: Den Dermatosen analoge Schleimhauterkrankungen

des Kehlkopfes. Inaugural-Dissertation. Hilfermann: Die Betheiligung des Ganglion Gasseri bei Mittelohreiterungen. Zeilschrift für Ohrenheilkunde, Bd. 40. Inaugural-Dissertation. Kohlmeyer: Beitrag zur Histologie der Ohrpolypen. Inau- gural-Dissertation. An den Vorlesungen des Unterzeichneten nahmen im Sommer -Semester 23, im Winter -Semester 30 Zuhörer Theil.

Der Assistent der Poliklinik, Dr. V. Hinsberg, habilitirte sich am 31. October 1901. Leider verliess er Ende März seine Stellung, um sich in Königsberg neu zu habilitiren.

Kümm el.

8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.

Im Berichtsjahre wurde der Neubau der Kinderklinik so- weit gefördert, dass das Hauptgebäude am 15. November be- zogen werden konnte. Gleichzeitig mit dem Hauptgebäude wurde der Bau der Absonderungsbaracke beendet. Die innere Einrichtung derselben konnte jedoch, da die Mittel nicht aus- reichten, nur soweit beschafft werden, dass nur eine Hälfte der Baracke seit dem 1. Januar in betriebsfähigem Zustande ist.

Mit Rücksicht auf die Platzfrage wurde der Bau des im Kostenanschlage vorgesehenen Nebengebäudes (Stallung, Schup- pen) bisher nicht in Angriff genommen, was sich als ein sehr fühlbarer Mangel geltend macht. Die Uebergabe des Neubaues wurde am 10. Dezember durch Herrn Curatorialrath Schimm el- pfennig vollzogen. Am 4. November wurden in einer Eröff- nungsvorlesung durch den Director der Klinik die Bedeutung, die Aufgaben und Ziele der neuen pädiatrischen Klinik gewür- digt. Mit dem Neubau der Klinik sind zwar nicht alle, aber wohl die notwendigsten Bedingungen erfüllt, um einen modernen wissenschaftlichen Anforderungen entsprechenden Unterricht in der Pädiatrie durchzuführen.

Auf der Klinik wurden 210, in der Poliklinik 8070 Kinder behandelt.

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommer -Semester von 40, im Winter-Semester von 13 Hörern besucht.

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8:3

Als Assistenten fungirten die Herren: DDr. M. Thiemich A. Keller, K. Gregor und W. Freund, als Volontärassistenten die Herren: DDr. Bartenstein, Freyberger und Steinitz.

Ferner waren an der Klinik beschäftigt die Herren Aerzte: Arndt, Dotti, Hedenius, Kaliski, Leschz i ner, Rom m el, Schatz, sowie die Herren Kandidaten: Neumann, Kiewe, Schaps, Herrmann, Gallewski und Ullmann.

An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und veröffentlicht:

Czerny und Keller: Des Kindes Ernährung, Ernährungs- störungen und Ernährungstherapie. Wien, Deutieke, II. Lieferung, Bogen 10 bis 20.

Czerny: Kinder neuropathischer Eltern. Deutsche Aerzte- Zeitung. Mai 1901.

Derselbe: Ein Vorschlag zur Abgrenzung des Begriffes Skro- fulöse. Zeitschrift für Tuberculose und Heilstättenwesen. Bd. II, S. 204.

Derselbe: Rohe Milch als Säuglingsnahrung. Centralbl. für Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten. 3. Jahrgang Nr. 4.

Thiemich: Ueber plötzliche Todesfälle im Kindesalter. Vierteljahresschrift für gerichtliche Medicin. 3. Folge XXI. 2.

Derselbe: Ueber Enuresis im Kindesalter. Berlin, klin. Wochenschria. 1901, Nr. 31.

Derselbe: Klinische Beobachtungen über die Funktionsfähig- keit der motorischen Rindenfelder beim Säuglinge. Ver- handlungen der 18. Versammlung der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Hamburg 1901.

Gregor: Der Fettgehalt der Frauenmilch und die Bedeutung der physiologischen Schwankungen desselben in Bezug auf das Gedeihen des Kindes. Volkmanns Sammlung klin. Vorträge, Nr. 302.

Derselbe: Ueber Muskelspasmen und Muskelhypertonie im Säuglingsalter und ihre Abhängigkeit von der Ernährung. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie. Bd. X, Heft 2.

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Freund: Zur Kenntnis der Oxydationsvorgänge bei gesunden und kranken Säuglingen. Verhandlungen der 18. Ver- sammlung der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Ham- burg, 1901.

Gallewski: Histologische und klinische Untersuchungen über die Pyramidenbahn und das Babinski'sche Phänomen im Säuglingsalter. Inaugural-Dissertation.

Herr mann: Ueber Kopfschmerzen bei Schulkindern und ihre Beeinflussung durch suggestive Behandlung. Inaug.- Dissertation.

Arndt: Das Verhalten der Kalksalze in den Faeces und im Harne von Säuglingen bei Darreichung gekochter und ungekochter Milch. Inaugural-Dissertation.

Hannes: Ueber die Beziehungen der Leukocytose zu der spontanen sowie der durch Wärme hervorgerufenen Schweissbildung. Inaugural-Dissertation.

Schikora: Zur Kenntnis der GallenfarbstofTe in den Faeces der Säuglinge. Inaugural-Dissertation.

Czerny.

9. Das zahnärztliche Institut.

Das abgelaufene Jahr war für das zahnärztliche Institut insofern bedeutungsvoll, als dieses endlich aus den unzuläng- lichen Räumlichkeiten des Hauses Feldstrasse 5 in die würdigen Räume der alten Augenklinik am Burgfeld 17/19 überführt wurde. Nachdem am 31. März die früheren Räume gekündigt worden waren, bis Anfang August aber kein endgiltiger Be- scheid über die anderweitige Unterbringung des Instituts Seitens des hohen Ministeriums ergangen war, wurden durch die dankenswerthe Fürsorge des Herrn Curators der Universität dem Institut die Räume des Hauses Burgfeld 17/19 angewiesen, welche schon im Vorjahre dafür in Aussicht genommen worden waren. Wenn auch damit noch nicht allen Bedürfnissen des Instituts Rechnung getragen worden ist, insbesondere eigene Warteräume für das hilfesuchende Publikum sich nicht haben herstellen lassen, so ist doch die Lage des Instituts durch die Unterbringung in hohen, über eine grosse Lichtmenge ge- bietenden Räumen ganz erheblich verbessert worden. Hoflfent-

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lieh gelingt es auch in dem nächstjährigen Etat ausreichende Mittel zu einer entsprechenden Ausstattung der Räume bereit zu stellen.

Mit der Uebersiedelung war aber eine erhebliche Unter- brechung des Institutsbetriebes verbunden, da die bauliche Ein- richtung der Räume und die Instandsetzung des lange unbe- bewohnt gewesenen Hauses trotz eifrigster Thätigkeit der Bauverwaltung nicht vor dem 1. December fertig zu stellen war. Diese Pause im Betriebe des Instituts wirkte drückend auf die Zahl der Studirenden und der Patienten; dieser Rück- gang ist schnell wieder ausgeglichen worden.

Die Poliklinik für Mund- und Zahnkrankheiten wurde be- sucht von 1203 Patienten (508 männlichen, 695 weiblichen). An diesen kamen zur Beobachtung 174 Pulpitiden, 223 Erkran- kungen der Zahnwurzelhaut, davon 56 mit gingivalen Fisteln, 95 Knochenhauterkrankungen, davon 42 acute, 53 chronische, 25 abscedirend, 14 mit Wangenfisteln und 5 palatinale Ab- scesse. Dentitionsstörungen und Stellungsanomalien kamen 92 mal zur Behandlung, 10 Stomatitiden, 5 Spaltbildungen, 6 Epuliden, 5 Unterkieferfracturen. Ausserdem wurden 7 Em- pyeme der Kieferhöhle und 12 Cysten operirt. Extrahirt wurden 1854 Zähne und Wurzeln, und zwar 85 mal in Narkose. Zungenerkrankungen, Geschwülste der Kiefer nnd andere Fälle mit chirurgischen Erkrankungen der Mundhöhle kamen reichlich zur Vorstellung.

In der Füllabtheilung wurden 1G26 Füllungen gelegt, davon 413 in Gold, 31 in Zinngold, 671 in Goldamalgam, 14 in Kupfer- amalgam, 360 in Cement. Viel geübt wurden die Füllungen in Email, und zwar wurden 24 nach Jenkins, 13 nach Dali, 2 nach Moeser gefertigt. Arseneinlagen waren 377 mal nothwendig.

In der technischen Abtheilung kamen ausser zahlreichen Ober- und Unterstücken, Kronen, Obtuiatoren, Richtmaschinen und Schienen zur Behandlung von Brüchen und Nachbehand- lung von Resectionen zur Ausführung.

Für zahlreiche Geschenke an die Bücherei und die Samm- lungen sei den gütigen Gebern hiermit der beste Dank ausge- sprochen.

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Mit dem Magistrat der Stadt Breslau kam ein Abkommen über die Behandlung von armen Kranken zu Stande. Die Unteroffizierschule in Wohlau wurde, wie in früheren Jahren, auch in diesem Jahre zahnärztlich durch den Assistenten des Instituts versorgt.

An Arbeiten sind aus dem Institut hervorgegangen :

1. Partsch: Jahresbericht der Fortschritte der Chirurgie (Abschnitt Mund, Kiefer, Zähne).

2. Ueber das dentale Empyem. Vortrag auf der Ham- burger Naturforscherversammlung, comb. Sitzung der Laryngologen und Zahnärzte.

3. Riegner: Ueber einige Erleichterungen beim Abdruck- nehmen mit Gips.

4. Das Aufsetzen von Kronen- und Brückenarbeiten mit Guttapercha und die Halbringkrone.

5. Bruck: Das Füllen der Zähne mit Porzellan (System Jenkins). Daher die Nothwendigkeit der Einführung der Zahnheilkunde im Heere. Wiener med. Wochenschr. 11)02.

6. Die Thätigkeit der Abtheilung für Zahnfüllung am zahnürztlichenlnstitut der Universität Breslau im Sommer- Semester 1901 und Winter-Semester 1901/02.

7. Eine Ohrprothese, österr.-ungar. Wochenschift. 1902.

Partsch.

2. Die Professoren-Wittwen- und Waisen-Versorgungs- Anstalt.

Vermögensstand. Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1901:

in Hypotheken 144 600,oo M.

in Effecten 251 200,oo *

in einem Baarbestande von 3 266,2 0 *

399 066,2 0 M.

einschliesslich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark. Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten. Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres 93. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 20 Wittwen und 9 Halbwaisen.

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Einnahmen.

Bestand aus dem Vorjahre 1 679,90 M.

Mitgliederbeiträge 144,oo =

Aus Staatsfonds 18 000,oo

Zinsen von Kapitalien 14 474,00 -

Zurückgezahlte Kapitalien 900 oo ;

Summa der Einnahmen 35 197,9 o M. Ausgaben.

Wittwen- und Waisengelder 30 760,oo M.

Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 211,9 5 *

Verwaltungskosten 42,2 o *

Zur Kapitalisirung verwendet 917,55 *

Ueberschuss als Betriebsfonds 3 266,20 *

Restausgabe .

Summa der Ausgaben 35 197,90 M.

In dem Etatsjahre 1901 wurde eine ordentliche General- Versammlung am 20. December 1901 abgehalten, in welcher auf Grund der §§ 16 und 20 der Statuten vom 19. September 1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrath Professor Dr. Brie und Geheimer Regierungsrath Professor Dr. Rosanes wiedergewählt wurden. Ferner wurde beschlossen, das Ver- mögen der Anstalt, soweit es in preussischen Consols angelegt ist, in das Staatsschuldbuch eintragen zu lassen.

Hillebrandt. Brie. Rosanes.

3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Docenten und Beamten.

Die Generalversammlung fand am 2:J. Juni 1901 statt. Nach Erstattung des Berichts erfolgte die Vorstandswahl, die zum Ergebniss hatte, dass die bisherigen Mitglieder wiedergewählt wurden.

Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 9 Mitglieder, davon 2 durch den Tod; es traten dafür 17 Mitglieder ein, so dass sich die Mitgliederzahl von 102 auf 110 hob.

Die Einnahmen setzen sich zusammen aus:

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1. Laufenden Beiträgen 1 368,0 o M.

2. Zinsen 529,7 5 =

3. Insgemein 488,45 *

4. Bestund des Vorjahres. 48,64 *

Zusammen 2 434,84 M.

Da Unterstützungen nicht bewilligt wurden, auch sachliche Ausgaben nicht entstanden, so konnte die Einnahme lediglich zur Kapitalisirung verwendet werden.

Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende des Berichts-

jahres in

Effecten nach Nominalwerth 16 850,00 M.

Baar 209,89 *

zusammen 17 059,89 M.

gegen im Vorjahre 14 698,64 M.

Hillebrandt. Hasse. Brie. Kawerau. Schulte.

4. Honorar- und Stundungswesen.

Eingegangen sind

Neu

F a c ii 1 1 /i t

Semester

laufende | gestundete Honorare

gestundet sind

M

A

M

M

S.-S. 1901 W.-S. 1901/02

2 478 2 750

1914 j

2 372 |

1 401 1 320

zus.

5228

4 2S6

2 721

S.S. 1901

2 655

5 873

24

11446

50

W.-S. 1901/0-2

3 826

12 433

20

1 1 208

zus.

6 4SI

I S 306

44

22 654

50

S.-S. 1901 W.-S. 1901,02

36 902 42 367

50

1 987

2 293

09 65

5 359 5162

50

zus.

79 269

50

4 280

74

10 521

50

S.-S. 1901 W.-S. 1901/02

29 683

30 524

50

4288 4 664

50

6386 6 190

zu*.

60 207

50

8 953

12 576

S.-S. 1901

35 599

60

11801

10

12 754

W.-S. 1901/02

46 661

12 819

12 00h

! 50

zw*.

82 260

60

24 620

10

25 302

50

Gesammls.

233 446

60

60 446

28

73 835

1"

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5. Stipendien und Stiftungen für Studirende.

a. Studenten -Unterstützung* -Fonds.

Zu demselben flössen im Rechnungsjahre 1901 bei einem

Bestände von 0 936,37 M.

1. der jährliche Staatszuschuss mit 4 560,oo *

± an Collectengeldern für Studirende der

evangelischen Theologie 6 979,io *

3. desgleichen für Studirende der katholischen Theologie 176,70 ~

4. das für Juristen, Mediciner und Philo- sophen bewilligte jährliche Extraordina-

rium von 1 800, oo *

5. Zuschuss für Studirende, welche Söhne

von Geistlichen oder Lehrern sind 900,oo -

G. an Zinsen von Kapitalien 2 407,38 *

7. von Immatriculations-Gebühren 1 542,oo *

8. von Promotionen G3,oo *

9. Geschenk des Herrn Rectors 65,oo *

im Ganzen 25 429,55 M. Hieraus wurden für Studirende gewährt:

für Freitische 14 101,2 0 M.

und zwar:

für 358 Portionen an Studirende der kath.-

theol. Facultät, * 10415 an Studirende der ev.-

theol. Facultät, 2 599 9 an Studirende der jurist.

Facultät,

883 * an Studirende der me- dicinischen Facultät, » 5 183 * an Studirende der phi-

losophischen Facultät,

zus. für 19 438 Portionen an Studirende, an Unterstützungen an arme Studirende auf

Anweisung des Universitäts-Curators 2 625,oo *

an Unterstützungen aus den Immatriculations- Gebühren auf Anweisung des Rectors ... 1 662,oo *

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b. Stipendien-Fonds.

Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien wurden im Rechnungsjahre 1901 gewährt: beim Ahegg' sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von 105,oo M.,

beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M., beim von B ismarck' sehen Fonds ein Stipendium von 126,60 M.,

beim B räch vogel'ichen Fonds drei Stipendien von je

149,67 bezw. 149,66 M., beim Breslauer Jubel -Fonds von früheren Commilitonen ein

Stipendium von 900,0 o MM beim Breslauer städtischen Jubel -Fonds ein Stipendium von

226,60 M.,

beim C aus se sehen Fonds sieben Stipendien mit zusammen 653,oo M. und drei Familien -Stipendien mit zusammen 1024,60 M.,

beim von Closter'schen Fonds ein Stipendium von 135,50 M., beim Czernikow' sehen Fonds zwei Stipendien von je 115,oo M.,

beim Duflos' sehen Fonds ein Stipendium von 125,65 M., beim Dycfeld'schen Fonds ein Stipendium von 385,oo M., beim Feige* sehen Fonds zwei Stipendien von je 46, 6 o M., beim Ficker'schen Fonds ein Stipendium von 232,oo M.

und eins von 106,0 o M., beim Gölicke'schen Fonds zwei Stipendien vonjel60,oo M., beim Göpper t'schen Fonds (für Studirende der Natur- wissenschaften) zwei Stipendien von je 302,7 5 M., ein Stipendium von 486, 5 o M., beim Göppert' sehen Fonds (für Studirende der Pharmacie) ein Stipendium von 130,50 M., beim Grafenhorst'schen Fonds ein Stipendium von 179,oo M., beim Grötzner'schen Fonds ein Stipendium von 500,oo M., vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium von 300,oo M.,

beim G rüneberg'schen Fonds ein Stipendium von 61, 13 M., beim Guhrau er 'sehen Fonds ein Stipendinm von 96,9 o M., beim Haase'schen Fonds ein Stipendium von 120,75 M.,

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beim Hanuschke' sehen Fonds ein Familien-Stipendium von 613,33 M.,

beim Heidenreich'schen Fonds vier Stipendien von je 210,oo M.t

beim Hirt' sehen Jubel- Fonds ein Stipendium von 66,50 M., beim Jungnitz' sehen Fonds (für katholische Theologen)

zwei Stipendien von je 109,60 M., beim Jungnitz'schen Fonds (für Philologen) ein Stipendium

von 106,7 5 M.,

beim Kahlert'schen Fonds ein Stipendium von 671,26 M., bei Kottula' sehen Fonds drei Stipendien von je 81,75 M., beim Korn' sehen Fonds ein Stipendium von 600,00 M., beim Krainski'schen Fonds zwei Stipendien von je 75,oo M., beim Kramer'schen Fonds drei (A) Stipendien von je400,ooM.

und vier (B) Stipendien von je 354,38 M. bezw. 354,37 M., beim Lewald'schen Fonds zwei Stipendien von je 60,oo M., beim Löw ig' sehen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium

von 108,50 M.,

beim Löwig'schen Fonds (für Studirende der Naturwissen- schaften) ein Stipendium von 120,oo M., beim Menschig'schen Fonds ein Stipendium von 157,60 M., beim Müller'schen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M., beim Poleck'schen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein

Stipendium von 145,25 M., beim Pri mker' sehen Fonds ein Stipendium von 213,oo M., beim Pro IT sehen Fonds ein Stipendium von 1:20,0 o M., beim P ruck man n 'sehen Fonds drei Stipendien von je 58,ioM., beim Rem er' sehen Fonds ein Stipendium von 109,60 M., beim Rose nthal' sehen Fonds ein Stipendium von 108,oo M., beim Sachs'schen Fonds ein Stipendium von 51, 10 M., beim von Schlcgell'schen Fonds ein Stipendium von 111,75 M.,

beim von Seh önaich- Amtitz'schen Fonds vier Stipendien von je 180,oo MM ein Stipendium mit 120,oo M.,

beim von Schönaich-Gersdorf sehen Fonds zwei Sti- pendien von je 180,oo MM

beim von Schuck mann* sehen Fonds ein Stipendium von 52,60 M.,

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beim Schulischen Fonds ein Stipendiuni für evangelische Theologen von 161, oo MM ein Stipendium für Philologen von gleicher Höhe, beim Seh w ab e- Pries emuth 'sehen Fonds im Sommer Semester 1901 fünf Stipendien von je 375,oo M. und 13 Stipendien von je 120,oo M.; im Winter- Semester 1901/1902 drei Stipendien von je 375,oo M. und 17 Sti- pendien von je 180,oo M., beim Stegmann 'sehen Fonds ein Stipendium von 360,0 o M., beim Stenzler'schen Fonds eine Prämie von 46,50 M., beim Stendal'schen Fonds ein Stipendium von 112,50 AI., beim Stro bei 'sehen Fonds vier Stipendien von je 103,3 1

bezw. 103,32 M., beim Werl ie nus' sehen Fonds zwei Stipendien für Theo- logen, zwei Stipendien für Juristen, ein Stipendium für Mediciner, in Höhe von je 118.96 M., beim Wimpina'schen Fonds ein Stipendium von 84,oo M., beim Wolf sehen Fonds (philologicum) zwei Stipendien von je 132,80 M.

beim Wolf 'sehen Fonds (alterum) ein Stipendium von 150,oo M.

Die langjährige Pächterin der academischen Freitische Fräulein Anna Scheer hat ihr Contractverhältniss mit der Universität mit Schluss des Winter- Semesters 1901/02 gelöst. Der academische Senat hat in Folge dessen beschlossen, die Bespeisung der Studirenden am Freitisch provisorisch zunächst für das Sommer-Semester 1902 dem RestaurateurThau, Matthias- platz 1, zu übertragen.

Nach einem Senatsbeschlusse vom 15. Februar 1902 soll in Zukunft die vom Stifter der Causse'schen Stipendien angeord- nete Voranzeige der alljährlich von der evangelisch -theolo- gischen Facultät vorzunehmenden Preis verlheilung zu Beginn des vorhergehenden Sommer- Semesters durch einen Anschlag der Facultät am schwarzen Brett erfolgen.

Nachdem die mit der Nutzniessung des von dem Sanitäts- rath Dr. Hanuschke in Ottmachau der Universität letztwillig vermachten Kapitals von 24000 Mark zur Errichtung eines

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Stipendiums für einen Privatdocenten der Chirurgie, bedachten drei Geschwister von Wahlen -Jürgass verstorben sind, hätten die Bestimmungen des für diese Stiftung unterm 8. Februar 1881 bestätigten Statuts in Kraft treten können. Der akademische Senat hat jedoch in seiner Sitzung vom 1. März 1902 auf An- trag der medicinischen Facultät beschlossen, das Stiftungs- kapital so lange auf Zinseszins ruhen zu lassen, bis es, dem Wunsche des Stifters gemäss, ein jährliches Stipendium von 1500 Mark abwirft.

6. Kranken- und Begräbniss-Kasse für Studirende.

a. Die Studenten- Kranken- Kasse.

Eine Aenderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht erfolgt. Die aus früheren Semestern eingegangenen Beiträge sind wie im Vorjahre kapitalisirt worden. Es wurden im Be- richtsjahre 2500 Mark 4proc. Schlesische Pfandbriefe neu erworben.

Die Einnahmen haben im Jahre 1901 betragen und zwar:

a. Beiträge der Studirenden 9 404,60 M.

b. Zinsen etc. von Kapitalien 2 645,2 5 *

c. Bestand aus dem Jahre 1900 - 2 816,49 *

Summa der Einnahmen 14 866,34 M. Die Ausgaben betrugen:

1. Remunerationen an Aerzte und Beamte . . 2 044, 1 5 >

2. Unterstützungen an Studirende zu Bade-

und Brunnenkuren 942,oo *

Es erhielten

1 Studirender 150 M. = 150 M.

7 Studirende je 100 M. = 700 M.

1 Studirender 50 M. = 50 M.

1 Studirender 42 M. = 42 M.

10 Studirende zusammen . . 942 M.

Seitenbetrag 2 986, i 5 M.

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Uebertrag 2 986, 1 6 M.

3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:

a. für Medicamente, Brillen, Bruch- bänder etc 2 757,93 M.

899 Studirenden wurden

in 2197 Fällen ärztliche Medicamente verordnet.

b. Für Verpflegung und Be- handlung von Studiren- den in den Universitäts- Kliniken und im Garnison-

Lazareth 3 279,8 o *

// 6 037,13 M.

4. Zur Kapitalisirung 2 573,20 *

5. Verwaltungskosten 94,6 o *

Summa der Ausgaben 11 690,98 M. Die Einnahmen betrugen 14 866,34 s

Mithin bleibt Bestand 3 175,86 M.

Kast.

b. Die Studenten-B egriibniss-Kas s e.

A. Die Einnahmen im Jahre 1901 haben betragen:

1. Bestand aus dem Vorjahre 555, 3 1 M.

2. Zinsen von Kapitalien 217,oo «

Summa der Einnahmen 772,3 1 M.

B. Ausgaben:

1. Begräbnisskosten für verstorbene Studirende M.

2. Zur Kapitalisirung 503,95 *

Bleibt Bestand 268,36 M.

V. Akademische Grundstücke und Kapitalien.

I. Grundstücke.

Im Rechnungsjahre 1901 haben nachstehende Veränderungen und Erweiterungen an den Grundstücken der Universität statt- gefunden:

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Im Universitätsgebäude wurde die Wiederherstellung des Musiksaales mit der Inangriffnahme der Instandsetzung der Architektur sowie der Deckengemälde eingeleitet.

Im Institutengebäude fanden in Folge der nach Ueber- siedelung des physikalischen Instituts in seinen Neubau (S. Chronik 1900) vorgenommenen neuen Raumvertheilung not- wendige bauliche Veränderungen sowie Ergänzungen der inneren baulichen und apparativen Einrichtungen statt.

Das pflanzenphysiologische Institut erfuhr durch Vergrösserung der Fenster des Hörsaals eine wesentliche Ver- besserung der Beleuchtungsverhältnisse.

Im Wirthschaftshofe des landwirtschaftlichen Ver- suchsfeldes wurde die Düngerstätte vergrössert und ein Apparat zur Enteisenung des Wassers aufgestellt.

Der im Vorjahre begonnene Neubau der Kinderklinik wurde Anfang November in Benutzung genommen.

Die chirurgische Klinik wurde durch einen Erweiterungs- bau der Poliklinik, welcher medico-mechanischen und ortho- pädischen Zwecken zu dienen bestimmt ist, sowie durch eine Aufstockung der niedrigeren Bautheile neben dem Operations- saalbau zwecks Gewinnung von Zimmern für Viktoriaschwestern vergrössert; wesentlich umgestaltet und vergrössert wurde gleichzeitig die Absonderungsbarake der Klinik durch Ver- legung des Eingangs und Anbau einiger Krankenzimmer, eines grösseren Operationsraumes und einiger wirtschaftlichen Neben- räume.

In der Frauenklnik fand ein umfassender Umbau statt, durch welchen der aseptische Operationssaal mit zugehörigen Nebenräumen, den neuzeitlichen Anforderungen entsprechend, in Bezug auf die Beleuchtung, die Heizung und die innere Aus- stattung erheblich verbessert wurden.

Die Hautklinik erhielt durch einen Ausbau des Dach- geschosses einen Zuwachs an Raum, der zur Unterbringung von ärztlichem Personal Verwendung finden soll.

Das Wirthschaftsgebäude der Kliniken wurde durch Umgestaltung der Desinfektionsräume und Aufstellung neuer Apparate zur Desinfection von Betten und Kleidern u. s. w. verbessert.

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2. Kapitalien.

Das Vermögen der Universität betrug am Schlüsse des

Etats-Jahres 19<31 593 250,oo M.

und ist angelegt:

in Hypotheken 326 100,oo M.,

in Werthpapieren 267 150,oo *

593 250,oo M.

Die Stiftungs- Fonds der Universität weisen am Schlüsse

des Etats-Jahres 1901 ein Vermögen von 67 365 M.

nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken 23 340,oo M.,

in Werthpapieren 44025,00 *

Ausserdem besitzt der v. Hackemann'sche Professoren- Wittwen -Pensions -Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm welche im Etats-Jahre 1901 einen Pachtzins von 3836,oo Mark und an Jagdpachtgeldern 36,2 7 Mark eingebracht haben.

Das Vermögen der Stipendien -Fonds betrug am Schlüsse

des Etats-Jahres 1901 839 185,63 M.

und ist angelegt:

in Hypotheken mit 435,200,00 M.,

in Werthpapieren mit 403 600,oo *

in Sparkassenbüchern mit 385,63 *

839 185,63 M.

Der Studenten - Unterstützungs - Fonds weist am Schlüsse des Etats-Jahres 1901 ein Kapitalvermögen von. 63,775,oo M.

nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken von 34500 M.,

in Effecten von 29 275 *

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VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Curatorial- schreiben und Senatsbeschlüsse. I, Für die Universität überhaupt.

a Ministerial-Erlasse und Curatorialschreiben.

Unterm 1. Juni 1901 hat der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten eine neue Honorar- stundungsordnung für die Universitäten Bonn, Breslau, Göttingen, Greifswald, Halle und Königsberg, sowie die Akademie Münster erlassen, die mit dem 1. October 1901 in Kraft getreten ist.

Auf eine vom akademischen Senat angeregte Frage macht der Herr Minister in einem Erlasse vom 15. Juni 1901 darauf aufmerksam, dass nach § 3 der Vorschriften für die Studirenden der Landesuniversitäten vom 1. October 1879 nicht alle die- jenigen, welche die wissenschaftliche Reife für den Einjährig- Freiwilligen Dienst besitzen, ohne Weiteres zur Immatriculation zugelassen sind, es vielmehr Recht und Pflicht der Imma- triculations-Commission ist, die Zulänglichkeit der Vorbildung im einzelnen Falle zu prüfen. Wenn zwar bei denjenigen akademischen Berufsarten, wo wie bei den Apothekern, Zahn- und Thierärzten nach den massgebenden Prüfungs- bestimmungen der Besitz des Reifezeugnisses einer neun- stufigen höheren Lehranstalt nicht erforderlich ist, auch für die Immatriculation höhere Anforderungen nicht zu stellen seien, bleibe es dagegen der Immatriculations-Commission um so mehr vorbehalten, da wo das Universitätssludium nicht zu den ordnungsmässigen Erfordernissen der Berufsbildung ge- höre, auf Grund sorgfältiger Erwägung nach Lage des Einzel- falles zu entscheiden, ob die nachgewiesene Vorbildung für die Zwecke des Studiums als genügend anzusehen ist.

Der Herr Finanzminister hat unterm 1. Juni 1901 zur Herbeiführung eines einheitlichen Verfahrens bestimmt, dass die für ausgeschiedene Beamte, sowie für Wittwen und Waisen von Beamten angewiesenen, bis zum Ableben der Be- zugsberechtigten von diesen nicht abgehobenen Monatsbeträge von widerruflich bewilligten laufenden Unterstützungen, sowie die noch bei Lebzeiten bewilligten, aber nicht abgehobenen

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einmaligen Unterstützungen an die Erben ausgezahlt werden, wenn diese unbemittelt sind und der Bezugsberechtigte die Nachricht von der Bewilligung der Unterstützung vor seinem Ab- leben erhalten hat.

Nach einer Mittheilung des Herrn Universitäts-Curators vom 9. August 1901 ist vom Beginn des laufenden Rechnungsjahres ab für die in Betrieben oder im unmittelbaren Dienste des Staates gegen Entgelt voll beschäftigten Personen Fürsorge in Krankheitsfällen getroffen worden, soweit sie nicht kraft des Gesetzes der Krankenversicherung unterliegen oder eine ander- weite Fürsorge für sie getroffen ist

Durch Erlass vom 26. August 1901 hat der Herr Minister genehmigt, dass bei den dem Honorarabzugsverfahren unter- liegenden Professoren diejenigen Honorarantheile, welche die- selben an Assistenten, Diener oder sonstiges Hülfspersonal für Hülfeleistungen bei ihren Vorlesungen und Uebungen zahlen, von der gesammten baaren Honorareinnahme mit den Kassen- verwaltungskosten vorweg in Abzug gebracht werden. Zu diesem Zwecke sind solche Antheile entweder von der Quästur auf Anweisung der einzelnen Professoren an die Empfanger direct zu zahlen, oder von den Professoren der Quästur zur Buchung im Honorarconto nachzuweisen.

Auf Antrag des Herrn Universitäts-Curators hat der Herr Minister durch Erlass vom 5. September 1901 bestimmt, dass die rechnerische Prüfung derjenigen Rechnungen, welche von den Instituts-Directoren selbstständig zur Zahlung angewiesen werden, nicht mehr durch Beamte des Curatorial - Bureaus, sondern durch Beamte des Universitäts - Secretariats zu er- folgen hat.

Durch Erlass des Herrn Ministers vom 10. September 1901 haben die §§ 5 und 8 der Bestimmungen über die Benutzung der hiesigen Königlichen und Universitäts-Bibliothek, betreffend die Bestellung der zum Entleihen gewünschten Bücher, eine andere Fassung erhalten.

Unter dem 21. October 1901 hat der Herr Minister bestimmt, dass die Stundungsgesuche fernerhin nicht mehr an die Quästur, sondern an den Rector einzureichen sind.

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Durch Erlass vom 28. October 1901 hat der Herr Minister die in Folge des Erscheinens der neuen Honorarstundungs- ordnung abgeänderten Bestimmungen über die Meldung der Studirenden zu den Vorlesungen, über Entrichtung und die kurze Stundung der Honorare» sowie über Befreiung von der Honorarzahlung genehmigt.

Unter Hinweis auf § 6 der mit dem 1. October 1901 in Kraft getretenen neuen Prüfungsordnung für Aerzte vom 28. Mai 1901 macht der Herr Minister mittelst Erlasses vom 19. November 1901 darauf aufmerksam, dass vom genannten Zeitpunkte ab auch das Zeugniss der Reife von einem Deutschen Realgymnasium für das Reichsgebiet als Nachweis der erfor- derlichen schulwissenschaftlichen Vorbildung für das Studium der Medicin anzusehen ist.

Auf Antrag des akademischen Senats hat der Herr Curator unterm 8. Januar 1902 genehmigt, dass die unter den Ver- mögensobjecten der hiesigen Universität beziehungsweise deren Stiftungsfonds befindlichen und die später etwa noch

«

zu erwerbenden preussischen consolidirten Staatsanleihen grundsätzlich in das Staatsschuldbuch eingetragen werden.

Nach einem Ministerial- Erlass vom 17. Januar 1902 steht allen nicht besoldeten Universitätslehrern auch fernerhin das Recht der Stundungsversagung zu.

Durch den Staatshaushaltsetat für 1901 sind zur Her- stellung eines Turn- und Spielplanes für Studirende 4400 Mark bewilligt worden.

b. Senats -Beschlüsse.

In der Senats-Sitzung vom 4. Mai 1901 wurde die von dem Herrn Decan der katholisch - theologischen Facultät zur Ent- scheidung gestellte Frage, ob die Facultät allein berechtigt sei, die Zahl der von den Promovenden einzureichenden Pflichtexem- plare der Dissertationen herabzusetzen, einstimmig verneint.

Am 22. Juni 1901 beschloss der Senat, den zur Imma- triculation gelangenden Abiturienten der Realgymnasien und Ober - Realschulen die gleichen Matrikelscheine auszustellen, wie solche bisher die Abiturienten der humanistischen Gymna- sien erhalten haben.

7*

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In Rücksicht auf die Festsetzungen der zahnärztlichen Prüfungsordnung hat der Senat in der Sitzung vom 7. De- cember 1901 folgende Bestimmungen getroffen: Ein vorherge- gangenes auswärtiges Studium bildet kein Hinderniss, dass Studirende der Zahnheilkunde sofort auf 4 Semester imma- triculirt werden, so jedoch, dass im Ganzen G Semester nicht überschritten werden.

In der Senats - Sitzung vom 15. Februar 1902 wurde be- stimmt, dass den Immaturis die leihweise Herausgabe der bei der Iramatriculation abgegebenen Studienzeugnisse zur Erlangung des Reifezeugnisses zu verweigern ist. Dieselben haben zu diesem Zwecke das Abgangszeugniss zu entnehmen. Durch einen Vermerk auf dem Formular zum Immatriculationsgesuche ist auf diese Bestimmung besonders aufmerksam zu machen.

2. Für die einzelnen Facultäten.

a. ftinisterial- Erlasse.

K atho lisch- theo logis che Facul tat. Durch Erlass vom 17. Juni 1901 hat der Herr Minister genehmigt, dass der Honorarsatz für die Vorlesungen in der katholisch-theologischen Facultät der hiesigen Universität von 3 auf 4 Mark für die Wochenstunde erhöht wird.

b. Senats -Beschlösse.

Für alle Facultäten. In der Senats -Sitzung vom 9. November 1901 wurde an die Herren Decane das Ersuchen gerichtet, alle den Facultäten von den vorgesetzten Behörden zugehenden Verfügungen auch dem Secretariat zur Vervollständigung der Acten zugänglich zu machen.

VII. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.

Am 15. October 1901 fand in herkömmlicher Weise die Uebergabe des Rectorats von Seiten des bisherigen Rectors,

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Geheimen Medicinal-Raths Professor Dr. Flügge an den neu- gewählten Rector, Professor Dr. Hillebrandt statt. Nach Ableistung des vorgeschriebenen Eides hielt dieser seine An- trittsrede: „Altindien und die Cultur des Ostens4'.

Bei der akademischen Feier des Geburstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1902 hielt der ordent- liche Professor in der katholisch-theologischen Facultät, Dom- propst Dr. Koenig die Festrede über das Thema: „Geistes- leben und Unterrichtswesen zur Zeit Karls des Grossen14.

Den Schluss der Feier bildete die alljährlich stattfindende Preisvertheilung, über die der im Druck erschienene bezügliche Bericht das Nähere besagt (siehe auch VIII, 3). Am Nach- mittage fand wiederum ein Festmahl der Docenten und Beamten statt, bei dem der zeitige Rector das Kaiserhoch ausbrachte.

Bei der am 16. Juni 1901 erfolgten feierlichen Enthüllung des in Berlin errichteten Nationaldenkmals für den verewigten Reichskanzler Fürsten von Bismarck war die hiesige Universität durch den Rector und die Decane der juristischen und der philosophischen Fakultät vertreten.

Bei der Feier des 450jährigen Jubiläums der Universität in Glasgow vom 12. 14. Juni 1901 vertrat Geh. Medicinalrath Professor Dr. von Mikulicz-Radecki die hiesige Universität.

Den X. Blindenlehrer-Congress, welcher im Juli 1901 hier tagte, hat Geh. Medicinalrath Professor Dr. Uhthoff als Ver- treter der Universität begrüsst.

Der Yale- Universität in New- Häven, mit welcher unsere Hochschule seit mehreren Jahren im Schriftenaustausch steht, wurden auf die ergangene Einladung zu der in den Tagen vom 20. bis 23. October 1901 stattfindenden Feier ihres zwei- hundertjährigen Bestehens die Glückwünsche durch ein bezüg- liches Schreiben zum Ausdruck gebracht.

In Folge des^linscheidens Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Friedrich richteten Rector und Senat an Se. Majestät den Kaiser und König eine Beileidsadresse und an Ihre König- liche Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen -Meiningen ein Beileidsschreiben.

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Bei der am 26. October 1901 erfolgten feierlichen Ent- hüllung des Kaiser Friedrich - Denkmals hierselbst war die Universität durch Rector und Senat, sowie durch die studen- tischen Corporationen mit ihren Fahnen vertreten.

Dem von seinen amtlichen Functionen entbundenen zur Zeit in Potsdam wohnenden ordentlichen Professor in der philo- sophischen Facultät, früheren Director der Universitäts-Stern- warte, Geh. Regierungsrath Dr. Galle wurden zu seinem fünf- zigjährigen Professoren - Jubiläum am 15. October 1901 die Glückwünsche des Senats in einem Schreiben übermittelt.

Der ordentliche Professor und Director des pharma- ceutischen Instituts, Geh. Regierungsrath Dr. Pol eck, wurde zu seinem 80. Geburtstage am 10. November 1901 durch eine Senatsdeputation beglückwünscht.

2. Programme und Adressen

sind nicht erschienen.

VIII. Studirende.

1. Hörerzahl.

Sommer-Semester 1901: a. Immatriculirte Studirende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1171

Neu hinzugekommen 575

zusammen 1746

Davon zählte:

die katholisch - theologische J Deutsche 317

Facultät l Nichtdeutsche 317

die evangelisch - theologische f Deutsche .... 74

Facultät l Nichtdeutsche 2_ 76

j. . . n i.-i f Deutsche .....510

die juristische Facultät 4!, , , , , 0 _

J l Nichtdeutsche 2_ 512

,. . . , ..... ( Deutsche 253

die medicinische Facultät . . . < .... , t , ,

l Nichtdeutsche 6 259

Seitenbetrag 1164 1746

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^5 o «

« CS GL

103

Uebertrag 1 1G4 1746

a. Deutsche m. d. Zeugniss der Reife 368

b. Deutsche ohne Zeugniss der Reife nach § 3 der Vorschriften vom

1. October 1879 . . 187

Deutsche 555

c. Nichtdeutsche 27 582

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schliesslich 46 Hörerinnen) 141

Die Gesammtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1887

Es hörten Vorlesungen:

von den iramatriculirten Studirenden 1733

von den Hospitanten 141

zusammen 1874 Vom Hören der Vorlesungen waren dispensirt: in der katholisch - theologischen Facultät 3, in der juristischen Facultät 2, in der medicinischen Facultät 2 und in der philosophischen Facultät 6, zusammen 13

Winter-Semester 1901/02: a. lmmatriculirte Studirende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1280

Neu hinzugekommen 470

zusammen 1750

Davon zählte:

die evangelisch - theologische i Deutsche 68

Facultät l Nichtdeutsche 2_ 70

die katholisch - theologische i Deutsche 262

Facultät l Nichtdeutsche 262

.... / Deutsche .... 582 die juristische Facultät . ...<„...,, ,

J \ Nichtdeutsche 1 583

die medicinische Facultät . . . { ^fU.*fj^V V

l Nichtdeutsche

227 7 234

Seitenbetrag 1149 1750

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.2 g. 3 cd

104

Uebertrag 1119 1750

a. Deutsche m. d. Zeugniss der Reife 372

b. Deutsche ohne Zeugniss der Reife nach § 3 der Vorschriften* vom

1. October 1879 198

Deutsche 570

c. Nichtdeutsche 31 601

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schliesslich 79 Hörerinnen) 188

Die Gesammtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1938

Es hörten Vorlesungen:

von den immatriculirten Studirenden 1738

von den Hospitanten 180

zusammen 1918 Vom Hören der Vorlesungen waren dispensirt: in der katholisch - theologischen Facultät 1 , in der juristischen Facultät 2, in der medicinischen Facultät 2 und in der philosophischen Facultät 7,

zusammen 12

Von der ertheilten Erlaubniss zum gastweisen Be- suche von Vorlesungen machten keinen Gebrauch 8

2. Betheiligung an den Vorlesungen.

a. Es haben lnscriptionen stattgefunden:

1. bei der evangelisch-theologischen Facultät

im Sommer-Semester 1901: zu 17 theol. Privatvorlesungen 223

* 7 * öffentlichen Vorlesungen 167

« 5 * seminaristischen Uebungen .... 61

im Winter-Seinester 1901/02:

zu 16 theol. Privatvorlesungen 226

6 * öffentlichen Vorlesungen 138

* 4 * seminaristischen Uebungen 41

2. bei der katholisch-theologischen Facultät

im Sommer-Semester 1901:

zu 13 theol. Privatvorlesungen 1083

11 » öffentlichen Vorlesungen 918

4 » seminaristischen Uebungen 202

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105

im Winter-Semester 1901/02:

zu 11 theol. Privatvorlesungen 1273

* 10 « öffentlichen Vorlesungen 674

3 « seminaristischen Uebungen 144

3. bei der juristischen Facultät unter Einschluss der staatswissenschaftlichen Disciplinen im Sommer-Semester 1901: zu 30 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2304

* 9 * * öffentlichen Vorlesungen 630

* 3 > * « seminaristischen Uebungen ... 91

im Winter-Semester 1901/02: zu 34 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2568

* 6 » * öffentlichen Vorlesungen 949

» 3 * « seminaristischen Uebungen ... 168

4. bei der medicinischen Facultät im Sommer-Semester 1901: zu 52 medicinischen Privatvorlesungen 1646

* 26 * öffentlichen Vorlesungen.. 719

im Winter-Semester 1900/01: zu 54 medicinischen Privatvorlesungen 1463

* 32 * öffentlichen Vorlesungen . . 610

5. bei der philosophischen Facultät

im Sommer-Semester 1901: zu 121 Privatvorlesungen 3493

* 48 öffentlichen Vorlesungen ... 1548 « 22 Seminarien 478

im Winter-Semester 1901/02: zu 120 Privatvorlesungen 3693

* 36 Öffentlichen Vorlesungen... 1316

* 26 Seminarien 517

1. Von Seiten der Studirenden der evangelisch-theolo- gischen Facultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 76 Hörern zu 17 theol. Privatvorlesungen 223 Inscriptionen,

* 7 > öffentlichen Vorlesungen 167 *

* 5 seminaristischen Uebungen .. . 61

* ausserfachlichen (philos., historischen,

litterar., philologischen) Vorlesungen 63 * (13 private, 8 öffentliche);

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im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 70 Hörern zu 16 theologischen Privatvorlesungen 226 Inscriptionen,

* 6 * öffentlichen Vorlesungen 138

« 4 * seminaristischen Uebungen ... 41

* ausserfachlichen Vorlesungen 31

(11 private, 16 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden der Hörenden:

im Sommer-Semester 1901 (Zahl 76): zu den theol. Privatvorlesungen 2,93 Inscriptionen,

* * * öffentlichen Vorlesungen... 2,i9

* * seminaristischen Uebungen. 0,80 »

* » ausserfachlichen Vorlesungen 0,83

im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 70):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 3 Inscriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen .. . 1,9 7 « * * seminaristischen Uebungen. 0,58

* * ausserfachlichen Vorlesungen 0,44 »

2. Von Seiten der Studirenden der katholischen Theologie haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 317 Hörern

zu 13 theol. Privatvorlesungen 1083 Inscriptionen,

-11 - öffentlichen Vorlesungen 918

* 4 * seminaristischen Uebungen . . 202 »

* ausserfachlichen Vorlesungen 252 *

(46 private, 18 öffentliche);

im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 262 Hörern

zu 11 theol. Privatvorlesungen 1273 Inscriptionen,

» 10 * öffentlichen Vorlesungen 674

* 3 * seminaristischen Uebungen .. . 144 *

* ausserfachlichen Vorlesungen 171 *

(29 private, 14 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1901 (Zahl 317): zu den theol. Privatvorlesungen 3,4 1 Inscriptionen,

* * öffentlichen Vorlesungen . . . 2,86

* » « seminaristischen Uebungen .0,64

* ausserfachlichen Vorlesungen 0,79 *

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107

im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 262):

zu den theol. Privatvorlesungen 4,86 Inscriptionen,

* * * öffentlichen Vorlesungen ... 2,57

* * seminaristischen Uebungen . 0,5 6

* ausserfachlichen Vorlesungen 0,65

3. Von Seiten der Studirenden der juristischen Facult&t haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 512 Hörern

zu 30 juristischen Privatvorlesungen 2304 Inscriptionen,

* 9 - öffentlichen Vorlesungen 630

3 * seminar. Uebungen 91 *

* ausserfachlichen Vorlesungen 343

(14 private, 24 öffentliche);

im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 583 Hörern

zu 34 juristischen Privatvorlesungen 2568 Inscriptionen,

- 6 * öffentlichen Vorlesungen 949

* 3 * seminar. Uebungen 168

* ausserfachlichen Vorlesungen 110

(Ii private, 12 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1901 (Zahl 512):

zu den juristischen Privatvorlesungen 4,60 Inscriptionen,

* * öffentl. Vorlesungen.. 1,23 *

* * * seminar. Uebungen... 0,17 « « * ausserfachlichen Vorlesungen 0,6 7 *

im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 583):

zu den juristischen Privatvorlesungen 4,4 o Inscriptionen,

* - öffentl. Vorlesungen.. 1,6 2 *

* * * seminar. Uebungen ... 0,S9

* * ausserfachlichen Vorlesungen 0,i9 *

4. Von Studirenden der medicinischen Facultät haben, wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen- schaftlichen Vorlesungen zu den medicinischen gezählt werden stattgefunden:

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108

im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 259 Hörern zu 52 Privatvorlesungen 1646 Inscriptionen,

* 26 öffentlichen Vorlesungen 719

im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 234 Hörern

zu 54 Privatvorlesungen 1463 Inscriptionen,

* 32 öffentlichen Vorlesungen 610

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1901 (Zahl 259):

zu den Privatvorlesungen 6,36 Inscriptionen,

* - öffentlichen Vorlesungen 2,79

im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 234):

zu den Privatvorlesungen 6,2 6 Inscriptionen,

öffentlichen Vorlesungen 2,6 1

5. Von Seiten der Studirenden der philosophischen Fa- cultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 582 Hörern

zu 121 Privatvo liesungen 3493 Inscriptionen,

* 48 öffentlichen Vorlesungen 1548

* 22 Seminarien 478

Ausserfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen Facultät in der Regel solche, die einem vom Specialfache ver- schiedenen Fache dieser Facultät selbst angehören:

im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 601 Hörern

zu 120 Privat Vorlesungen 3623 Inscriptionen,

* 36 öffentlichen Vorlesungen 1316

* 26 Seminarien 517

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1901 (Zahl 582): zu den Privatvorlesungen 6,oo Inscriptionen,

öffentlichen Vorlesungen 2,68 «

* » Seminarien 0,8?

im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 601): zu den Privatvorlesungen 6,03 Inscriptionen,

öffentlichen Vorlesungen 2,18

Seminarien 0,86

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101)

3. Lösungen von Preisaufgaben.

Bei der Preisverteilung am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs den 27. Januar 1902 haben folgende Stu- dirende nach dem hierüber besonders erschienenen gedruckten Bericht der Facultäten Preise und Anerkennungen erhalten und zwar:

von der evangelisch-theologischen Facultät:

der Stud. theol. ev. Wilhelm Dorn aus Breslau % des Preises und der Stud. theol. ev. Johannes Woblack aus Cottbus 7s des Preises,

von der katholisch-theologischen Facultät:

der Stud. theol. cath. Franz Bromm aus Biskupitz den halben Preis.

4. Verbindungen und Vereine.

Für das Berichtsjahr sind folgende Veränderungen zu verzeichnen :

Ausgeschieden ist:

die deutsch - nationale Studenten -Verbindung Hermun-

duria, welche sich am 11. Mai 1901 bis auf Weiteres

suspendirt hat. Neugebildet haben sich:

Im Juli 1901 eine Zweigvereinigung der deutschen christlichen Studenten-Vereinigung.

Im October 1901 die Verbindung Thuringia.

Im Januar 1902 der akademisch-jüdische Verein Makkabäa.

5. Akademische Disciplin.

Von der akademischen Disciplinarbehörde bezw. von dem Rector wurden bestraft: a. Im Sommer-Semester 1901: Wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen Lebens :

2 Studirende mit der Entfernung von der Universität

(Consilium abeundi), 2 Studirende mit der Androhung der Entfernung von

der Universität (Unterschrift des Consilium abeundi)

und mit je 1 Woche Karzer, 2 Studirende mit je 5 Tagen Karzer.

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110

Wegen Vergehens gegen die Sitte und Ordnung des aka- demischen Lebens:

3 Studirende mit je 3 Tagen Karzer,

1 Studirender « 3 + 3 «=

1 - 2

1 * * einem Verweise.

b. Im Winter-Semester 1901/02. Wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen Lebens :

1 Studirender mit der Androhung der Entfernung von der Universität (Unterschrift des Consilium abeundi) und mit 12 Tagen Karzer. Wegen Vergehens gegen die Sitte und Ordnung des aka.- demischen Lebens:

1 Studirender mit 3 Tagen Karzer,

1 - 1 Tage

1 - * einem Verweise und

1 * Nichtanrechnung des Semesters.

IX. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen.

Das Diplom wurde erneuert in Folge des 50jährigen Doctor-Jubiläums

von der medicinischen Facultät:

dem Sanitätsrath Dr. Carl Dittrich in Breslau; von der philosophischen Facultät:

dem Director des Königlichen Wilhelms-Gymnasiurns zu Berlin, Geh. Regierungsrath Dr. Otto Kubier und dem Gymnasial - Director a. D., Geh. Regierungsrath Dr. Gustav Sorof.

2. Promotionen auf Grund von Dissertationen

und Prüfungen.

I. Von der katholisch-theologischen Facultät wurden promovirt: 1. Lic. theol. Kasimir von Miaskowski, aus Posen,

3. August 1901: „Die Correspondenz des Erasmus von Rotterdam mit Polen".

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2. Heinrich Krug, aus Speier, 25. November 1901: „De pulchritudine generatim spectana." IL Von der juristischen Facultat wurden promovirt:

1. Paul Veith, aus Breslau, 3. April 1901: „Die Be- schränkung der Gattungsschuld auf eine bestimmte Sache/'

2. Adolf Wernicke, aus Gleiwitz, IG. April 1901: „Zur Construction des amtsrichterlichen Strafbefehls unter theilweiser Berücksichtigung der polizeilichen Straf- verfügung und des Strafbescheids der Verwaltungs- behörde/'

3. Max Stein i tz, aus Breslau, 29. April 1901: „Die Vor- aussetzungen der Rechte auf Wandelung und Minderung."

4. Kurt Rawitscher, aus Liegnitz, 20. Mai 1901: „Der Inhalt der Haftung des Verkäufers nach Deutschem Bürgerlichen Recht (mit Ausschluss der Haftung für physische Eigenschaften, bezw. Mängel der Kaufsache).44

5. Georg Hamburger, aus Breslau, 23. Mai 1901: „Die staatsrechtlichen Besonderheiten der Stellung des Reichs- landes Elsass-Lothringen im Deutschen Reich. I. Theil.44

6. Erhard Kaiser, aus Breslau, 18. Juni 1901: „Beiträge zur Lehre von der Handlungsagentur.44

7. Arthur Wolffsohn, aus Schrimm, 24. Juni 1901: „Nothwehr, Nothstand und Nothhilfe in Voraussetzungen und Wirkungen nach dem B. G. B."

8. Erwin Gauss, aus Bunzlau, 8. Juli 1901: „Erpressung und Raub (ihre Schutzobjecte und die Mittel ihrer Begehung).'4

9. Alfons Dierschke, aus Breslau, 20. Juli 1901: „Zur Lehre von der Exhibitionspflicht".

10. Eduard Magnus, aus Breslau, 26. Juli 1901: „Die Ausgleichungspflicht nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch.44

11. Romuald Paczkowski, aus Kletzko in Posen, 2. August 1901: „Das „Unternehmen44 des Hochverraths im Ver- hältniss zu Versuch und Vorbereitung.44

12. Georg Seeliger, aus Posen, 7. August 1901: „Der Bruch des amtlichen Gewahrsams im Sinne des § 133 des Strafgesetzbuchs.44

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112

13. Wilhelm Cuno, aus Berlin, 11. August 1901: „Ueber- gang der Gefahr bei Gattungsschulden nach dem Bürger- lichen Gesetzbuche.14

14. Paul Posner, aus Rawitsch, 31. October 1901: „Bundes- recht und Landesrecht. Eine geschichtliche Darstellung ihres Verhältnisses zu einander."

15. Otto Dra heim, aus Bunzlau, 2. November 1901: „Un- treue und Unterschlagung."

IG. MaxWeigelt, aus Breslau, 30. November 1901: „Vor- merkung und Widerspruch im Deutschen Grundbuch- recht."

17. Franz Hertel, aus Breslau, 9. Januar 1902: „Der Wahrheitsbeweis bei Injurien und seine Beschränkungen. Unter Berücksichtigung der ausländischen Gesetzgebung der Gegenwart."

18. Martin Wasser, aus Wollstein, H.Januar 1902: „Das eigenhändige Testament des römischen Rechts und seine rechtsgeschichtliche Bedeutung."

19. Reinhold Bernau, aus Glogau, 3. März 1902: „Die Amtsniederlegung der Mitglieder des Aufsichtsraths einer Actiengesellschaft."

20. Hellmuth Bänke, aus Haynau, 8. März 1902: „Ueber die Rechtsunwirksanikeit von Verfügungen während des Schwebens einer aufschiebenden Bedingung."

21. Max Fleischer, aus Görlitz, 8. März 1902: „Mehrere Fälle der Zuständigkeit des Deutschen Bundesraths für Erledigung von öflfentlichrechtlichen Streitigkeiten."

III. Von der medicinischen Facultät wurden promovirt:

1. Ignaz Zilla, aus Neustadt W/Pr., 3. April 1901: „Die Beziehungen der Rachenmandelvergrösserung zur Gaumen-, Schädel-, Obergesichts- und Nasenbildung."

2. Theodor Griessdorf, aus Hünern bei Breslau, 17. Mai 1901: „Die klinische Bedeutung des hoch- stehenden Contractionsringes am kreissenden Uterus."

3. Arthur Haeckel, aus Hirschberg in Schi., 25. Mai 1901: „Ueber zwei Fälle von traumatischer Erkrankung des Conus medullaris."

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113

4. Heinrich Schneider, aus Görbersdorf, 12. Juni 1901: „Die normale Temperatur bei initialer Lungentuber- culose in Ruhe und Bewegung."

5. Ernst Schikora, aus Gleiwitz, 18. Juni 1901: „Zur Kenntniss der Gallenfarbstoffe in den Faeces der Säuglinge."

6. Curt Manteufel, aus Berlin, 19. Juni 1901: „Ein Bei- trag zur Statistik der Peniscarcinome."

7. Leo Bork, aus Motylewo in Posen, 22. Juni 1901: „Beitrag zur Kenntniss der Nierenkapsel-Geschwülste.4'

8. Ludwig Oelsner, aus Breslau, 22. Juni 1901: „Ana- tomische Untersuchungen über die Lymphwege der Brust mit Bezug auf die Ausbreitung des Mammacar- cinoms."

9. Alfred Clusius, aus Breslau, 25. Juni 1901: „Ein Bei- trag zur Casuistik der kryptogenetischen Septicopyäinie."

10. Salo Lewin, aus Glogau, 2. Juli 1901: „Ueber Nerven- nath, Nervendehnung und Nervenlösung pheripherer Nerven."

11. Hans Hauffe, aus Breslau, 12. Juli 1901: „Ein Beitrag zur Kenntniss der Leberkolik durch Echinococcus hepatis."

12. Adolf Schöngarth, aus Löwenberg, 13. Juli 1901: „Ueber die Eröffnung der grossen Körperhöhlen bei Rippentumoren."

13. Georg Krischke, aus Breslau, 24. Juli 1901: „Ein Beitrag zur Lehre von den tödtlichen Ausgängen bei Ohrerkrankungen."

14. Hermann Falk, aus Breslau, 27. Juli 1901: „Beilrag zum Studium des Dermographismus."

15. Arthur Heyn, aus Breslau, 27. Juli 1901: „Ueber disseminirte Nephritis bacillaris Tuberculöser ohne Nierentuberkel."

16. Georg Neustadt, aus Breslau, 27. Juli 1901: „Ueber das Epyema necessitatis der Gallenblase."

17. Franz Bannes, aus Breslau, 1. August 1901: „Das Wesen der genuinen und künstlichen Vogelgicht und deren Beziehungen zur Arthritis urica des Menschen."

8

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1 1i-

IS. Ernst Frey, aus Steinau a/0., 3. August 1901: „Ueber die Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit.44

19. Walther Hannes, aus Breslau, 3. August 1901: „Ueber die Beziehungen der Leukocytose zu der spon- tanen, sowie der durch Wärme hervorgerufenen Schweiss- bildung.44

20. Waldemar Eieke, aus Breslau - Pöpelwitz, 27. Sep- tember 1901 : „Ueber den Zungenkrebs und dessen Heil- barkeit auf operativem Wege.44

21. Paul Langer, aus Neisse, 8. October 1901: „Erfolg- reiche Exstirpation eines grossen Haemangions der Leber.44

22. Atsuhiko Masugi, aus Japan, 14. October 1901: „Experimentelle Untersuchungen über den Heilungs- vorgang bei perforirenden und nicht perforirenden Horn- hautwunden mit besonderer Berücksichtigung der Co- caln-Einwirkung."

23. Ernst Marsch ke, aus Conradsdorf, Kreis Neisse, 19. October 1901: „Beiträge zur pathologischen Ana- tomie der Myopie und des Hydrophthalmus.44

24. Georg Preiser, aus Fraustadt in Posen, 2. Novem- ber 1901 : „Ein Beitrag zur Lehre von den Tuboovarial- cysten.44

25. Paul Nachtigall, aus Tschirne, Kreis Breslau, 19. No- vember 1901: „Ein Fall von medianer Nasenpalte.44

26. Bruno Faehnrich, aus Solben, Kreis Meseritz, 3. De- cember 1901: „Beitrag zur Kenntniss der typischen Bauchdeckenfibrome.44

27. Dagobert Bergel, aus Schweidnitz, 13. December 1901 : „Ein Fall von Candaridin-Vergiftung.44

28. Heinrich John, aus Glogau, 20. December 1901: „Ueber die Behandlung veralteter Luxationen des Schulter- und Ellbogengelenkes.44

29. Johannes Arndt, aus Petersdorf, Kreis Hirschberg, 21. December 1901: „Das Verhalten der Kalksalze in den Faeces und im Harn von Säuglingen bei Darreichung gekochter und ungekochter Milch.44

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115

30. Richard Rummler, aus Gnesen, 21. December 1901: „Den Dermatosen analoge Schleimhauterkrankungen des Kehlkopfes."

31. Georg Lieber t, aus Sagan, 21. December 1901: „Ueber Venenthrombose bei Chlorose."

32. Max Tiegel, aus Wansen, 21. December 1901: „Ueber die Vortheile des suprasymphysären Fascienquerschnitts nach Pfannenstiel."

33. Robert Hilgermann, aus Breslau, 27. December 1901: „Die Betheiligung des Ganglion gasseri bei Mittelohr- eiterungen."

34. Fritz Wiener, aus Liegnitz, 27. December 1901: „Ueber Veränderungen der Schilddrüse nach Anlegung einer Fistel der Gallenblase."

35. Walter Cimbal, aus Neisse, 4. Januar 1902: „Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten im 4. Ventrikel."

36. Franz Kobrak, aus Breslau, 16. Januar 1902: „Ueber kindszerstückelnde Operationen an der Hand von 83 Fullen der geburtshilflichen Universitäts-Poliklinik zu Breslau."

37. Erich Schäffer, aus Breslau, 16. Januar 1902: „Beitrag zur chirurgischen Behandlung der Trigeminusneuralgie."

38. Franz Kramer, aus Breslau, 23. Januar 1902: „Rücken- marksveränderungen bei Polyneuritis."

39. Hans Thomas, aus Frankfurt a/O., 23. Januar 1902: „Zurlndicationsstellung und Technik des Kaiserschnittes."

40. OttoBrucauff, aus Breslau, 15. Februar 1902: „Ueber die Heilungsvorgänge bei disseminirten infectiösen Ne- phritiden, insbesondere bei der Pyelonephritis ascendens."

41. Max Schmidt, aus Ohlau, 15. Februar 1902: „Ueber Nabelschnurvorfall."

42. Paul Galley, aus Breslau, 28. Februar 1902: „Ueber Augenerkrankungen bei Bleivergiftung."

43. Alfred Neu mann, aus Grossenhain, 28. Februar 1902: „Beitrag zur Pathologie des Ductus thoracicus und zu den chy lösen Ergüssen."

44. Hermann Rothe, aus Frankfurt a/O., 1. März 1902: „Beitrag zur Statistik der eingeklemmten Hernien."

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1 IG

45. Franz Balzer, aus Sampohl, Kreis Schlochau, 11. März 1902: „Ueber Blasensteine und Blasenfremdkörper."

46. Max Gallewsky, aus Breslau, 14. März 1902: „Histo- logische und klinische Untersuchungen über die Pyra- midenbahn und das Babinski'sche Phänomen im Säug- lingsalter."

47. Arthur Herrmann, aus Breslau, 14. März 1902: „Ueber Kopfschmerzen bei Schulkindern und ihre Beeinflussung durch suggestive Behandlung."

48. Fritz Reche, aus Breslau, 17. März 1902: „Ueber antiseptische Beeinflussung des Harns durch innerlich dargereichte Antiseptica."

49. Ernst Kohlmeyer, aus Metz, 19. März 1902: „Beitrag zur Histologie der Ohrpolypen."

50. Karl Sc hink, aus Gleiwitz: „Die Nierenexstirpation in ihrer Entwickelung nebst Beiträgen."

51. Georg Teichmann, aus Posen, 19. März 1902: „Ueber Hallux varus."

52. Ernst Mühsam, aus Breslau, 23. März 1902: „Ein Beitrag zur Histologie der Mycosis fungoides."

53. Max Gassmann, aus Myslowitz, 26. März 1902: „Indi- cation und Prognose der Zange an der Hand der Er- fahrungen in der geburtshilflichen Poliklinik der König- lichen Frauenklinik zu Breslau."

IV. Von der philosophischen Facultät wurden promovirt:

1. Siegmund Sussbach, aus Breslau, 1. April 1901: „Der Darm der Cetaceen."

2. Ludwig Marschner, aus Breslau, 3. April 1901: „Bei- träge zur Anatomie und Physiologie des Herzens und der grossen Gefassstämme der Wassersäugethiere."

3. Rudolf Malguth, aus Breslau, 12. April 1901: „Bio- logische Eigenthümliclikeiten der Früchte epiphytischer Orchideen."

4. Victor Bernatzky, aus Peiskretscham, 15. April 1901: „Die Promotion in der philosophischen Universität der Universität Frankfurt a/O."

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5. Albrecht Brehmer, aus Heidersdorf, Kreis Nimptsch, 25. April 1901: „Die volkswirtschaftlichen Artikel der grossen Encyklopädie.44

6. Siegfried Behrens, aus Rethem, Prov. Hannover: „Mose ben Maimüni's Mischnah-Commentar zum Tractat Megillah nebst der hebräischen Uebersetzung des Josef ibn Al-Fawwal."

7. Stephan Gloeckner, aus Calbis, Provinz Sachsen, 6. Mai 1901: „Quaestiones rhetoricae. Historiae artis rhetoricae qualis fuerit aevo imperatorio capita selecta."

8. Friedrich Pradel, aus Goldberg, 0. Mai 1901: „De praepositionum in prisca latinitate vi atque usu."

9. Wahan Manoukian, aus Konstantinopel, 15. Mai 1901: „Ueber die Entwickelung des p-Hylylenbromids auf einige primäre, secundäre, tertiäre Amine und Alkaloide.44

10. Helmut h Müller, aus Troppau, Oesterreich-Schlesien, 15. Mai 1901: „Ueber die stereoisomeren Formen der a-Phenyl-a-methylpiperidins.4'

11. Paul Bürger, aus Schönbrunn, Kreis Sagan, 24. Mai 1901 : „Ueber typische Durchbrechungen der dramatischen Einheit im französischen Theater in seiner Entwicke- lung bis an den Ausgang der klassischen Zeit. I. Theil: Das mittelalterliche Theater.44

12. Carl Krannich, aus Zabrze O/S., 21. Juni 1901: „I. Ueber partielle Racemie. II. Benzophenon-o-sulfosäure und einige ihrer Homologen.44

13. Julius Wolff, aus Dürr -Kunzendorf, 25. Juni 1901: „De clausulis Ciceronianis.44

14. Alfred Pennrich, aus Breslau, 1. Juli 1901: „Die Urkundenfälschungen des Reichskanzlers Kaspar Schlick nebst Beiträgen zu seinem Leben.44

15. Franz Goldschmidt, aus Breslau, 9. Juli 1901: „Physikalisch- chemische Studien an wässerigen Ammo- niaklösungen.44

16. Emil Dreesbach, aus Westerhüsen, 20. Juli 1901: „Der Orient in der altfranzösischen Kreuzzugslitteratur.44

17. Hans Frese, aus Hamburg, 20. Juli 1901: „Beiträge zur Kenntniss der Pyridinreihe."

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18. Martin Heidrich, aus Reichenbach 0/L., 27. Juli 1901: „Ein Beitrag zur Charakterisirung aromatischer Amine, Amidosäuren und Pyridine."

19. August Pütter, aus Breslau, 27. Juli 1901: „Das Auge der Wassersäugethiere."

20. Hermann Bach, aus Lemberg, 31. Juli 1901: „I. Ueber Condensationsreactionen des Aldehydcollidins mit sub- stituirten aromatischen Aldehyden. II. Ein Beitrag zur Kenntniss des Phenyl-a-Picolylalkins."

21. Paul Backe, aus Ida - Marienhütte, Kreis Striegau, 31. Juli 1901: „Ueber die Einwirkung von Cuminol auf a-Picolin."

22. Ferencz Jüttner, aus Berlin, 31. Juli 1901: „Beiträge zur chemischen Auffassung des Lösungsvorganges."

23. Otto Sackur, aus Breslau, 31. Juli 1901: „Ueber den Einfluss gleichioniger Zusätze auf die elektromotorische Kraft von Flüssigkeiten. Ein Beitrag zur Kenntniss des Verhaltens starker Eleklrolyte."

24. Georg Geipel, aus Breslau, 2. August 1901: „Krystallo- graphisch -optische Studien an synthetisch hergestellten Verbindungen."

25. Ludwig Schütte, aus Gleiwitz, 2. August 1901: „Der Apenninenpass des Monte Bardone und die deutschen Kaiser, Theil I."

26. Alfred Bild, aus Breslau, 3. August 1901: „Die Ent- wicklungsgeschichte des Zahnsystems bei Sus do- mesticus und das Verhältniss der Lippenfurchenanlage zur Zahnleiste."

27. Friedrich Lillge, aus Breslau, 3. August 1901: „De elegiis in maecenatem quaestiones."

28. Walther Castner, aus Breslau, 5. August 1901: „Bei- träge zur Kenntniss des Aldehydcollidins."

29. Kornel Eisenhut, aus Agram, 5. August 1901: „Bei- träge zur Kenntniss der Bitterspäthe."

30. Konrad Jaross, ausRawitsch, 10. August 1901: „Ueber die Einwirkung von Aldehyden und von Carbonylchlorid auf Diamine."

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31. Walter Loewig, aus Warmbrunn, 10. August 1901: „Ueber Teleologie und Mechanismus in der Philosophie Lotze's."

32. Emil Rieger, aus Reichenstein, 10. August 1901: „Ueber die Existenz complexer Ionen in Doppelsalzen auf Grund von Ueberführungsbestimmungen."

33. Carl Kuberczyk, aus Grochowitz, 12. August 1901: „Canones Johannis bar Cursus, Tellae Mauzlatae epi- scopi, e codicibus Syriacis Parisino et quattuor Londi- niensibus editi.44

3i. Stanislaus W^ckowski, aus Posen, 12. August 1901 : „Die romanischen Einflüsse in der polnischen Literatur bis zum Ausgange des 17. Jahrhunderts.44

35. Ludwig Bürge meister, aus Breslau, 12. September 1901 : „Die Jesuitenkunst in Breslau.4*

36. Alfred Hoffmann, aus Antonienhüjte, 12. September 1901: „Untersuchungen über Gleichgewichtszustände im System: Ferricyankalium und Jodkalium.44

37. Hans Büttner, aus Königsberg N/M., 30. September 1901 : „Ein schlesisches Rittergut. Ein Beitrag zur landwirtschaftlichen Betriebslehre.44

38. Franz Hannig, aus Bürgerbezirk, 12. November 1901: „De Pegaso.44

39. He rmann Sacher, aus Schreiberhau, 18.December 1901: „Die Cartell-Organisation der russischen Zuckerindustrie auf Grund des Steuergesetzes von 1895 und die voran- gegangenen Bestrebungen.44

40. Alfred Graden witz, aus Breslau, 9. Januar 1902: „Ueber eine neue Methode zur Bestimmung von Capillar- constanzen verdünnter Salzlösungen."

41. Kurt Nitschke, aus Breslau, 24. Januar 1902: „Ein- kommen und Vermögen in Preussen und ihre Entwicke- Iung seit Einführung der neuen Steuern mit Nutzanwen- dung auf die Theorie der Einkommensentwickelung."

12. Erich Klossowski, aus Ragnit O/Pr., 1. Februar 1902: „Michael Willmann.44

13. Bernhard Patzak, aus Liegnitz, 15. Februar 1902: Friedrich Hebbel's Epigramme.44

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44. Hans Riesen feld, aus Kattowitz, 4. März 1902: „Ueber das Lösungsvermögen von Salzlösungen für Ammoniak nach Messungen seines Partialdrucks."

45. Julius Lewkowitz, aus Georgenberg O/S., 6. März 1902: „Spinoza 's Cogitata metaphysica und ihr Verhältniss zu Descartes und zur Scholastik."

46. Wolfgang Li mp rieht, aus Breslau, 7. März 1902: „Beitrag zur Kenntniss der Taccaceen."

47. Emil Hackauf, aus Breslau, 8. März 1902: „Die älteste mittelenglische Version der Assumptio Mariae."

48. Ernst Thorausch, aus Leutinannsdorf, 11. März 1902: „Ueber die Condensation des a-Phenyl-a-Methylpyridins mit Aldehyden."

49. Josephat Mikolajczak, aus Gola, 17. März 1902: „De septem sapientium fabulis quaestiones selectae."

50. Carl Andree, aus Hamburg, 19. März 1902: „Ueber die Einwirkung einiger Aldehyde auf Methyl- resp. Aethylamin und die Reduction der Condensations- produete."

51. Harry Meyer, aus Hannover, 21. März 1902: „Aus- messung eines Sternhaufens in der Vulpecula."

X. Nekrologe.

Julius SchäfTer.

Am 10. Februar 1902 verschied nach kurzem Krankenlager der Lehrer am königl. akademischen Institut für Kirchenmusik Dr. Julius Schäffer, königl. Musikdirector und Professor. Schaff er wurde am 28. September 1823 zu Crevese bei Oster- burg in der Altmark geboren, wo sein Vater als Cantor fungirte. Nachdem er das Gymnasium in Stendal absolvirt hatte, bezog er die Universität Halle, um ev. Theologie und Philosophie zu studiren. In Halle war damals Robert Franz Universitäts- Musikdirector und zugleich Leiter der Singakademie und des akademischen Gesangvereins. Schäffer, von Haus aus gut musikalisch veranlagt und gründlich vorgebildet, schloss sich eng an Robert Franz an, dessen künstlerische Bestrebungen

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keineswegs allgemeine Anerkennung fanden; nur einzelne musikalische Grössen, wie Robert Schumann, erwärmten sich für den gänzlich neue Bahnen einschlagenden Liedercomponisten. Sc h äffe r war es vergönnt, den grössten Theil der Franz' sehen Lieder entstehen zu sehen, und bald wurde er mit Franz's Schaffen so intim bekannt, dass er es als eine seiner Lebens- aufgaben betrachtete, für den Halle'schen Meister mit Wort und That energisch einzutreten. Sein Wunsch, sich gänzlich der Musik zu widmen, Hess sich erst verwirklichen, nachdem er zwei Jahre als Erzieher in Jassy zugebracht hatte. Seine musikalische Bildung vervollständigte er bei dem Berliner Theoretiker Dehn, einem der angesehensten Contrapunktisten der damaligen Zeit. Neben den strengen Studien war Schäffer vielfach als Dirigent und als Kritiker in Fachzeitschriften erfolgreich thätig. Durch eine glänzend geschriebene Recension des „Lohengrinu wurde Schäffer in Wagnerkreisen bekannt; gewandte Federn, wie die seinige, konnte man dort brauchen, und Wagner selbst dedicirte ihm als Zeichen seiner Zustimmung ein Exemplar der eben erschienenen Lohengrin-Partitur. Die Hoffnung, Schäffer als entschiedenen Parteigänger für die neue Richtung zu gewinnen, schlug fehl; seine Kunstansichten gestatteten ihm ebenso wenig, wie seinem Lehrerund Freunde R. Franz mit dem späteren Wagner Hand in Hand zu gehen. Im Jahre 1855 erhielt er einen Ruf nach Schwerin, wo er den Schlosskirchen-Chor organisirte und namentlich im a-capella-Gesange zu hoher Blüthe brachte. Seine Stellung in Schwerin war eine angenehme und behagliche, aber sie war eng umgrenzt und gewährte dem aufstrebenden Künstler nur selten Gelegenheit, sein reiches musikalisches Können auch ausserhalb seiner dienstlichen Stellung zu be- thätigen. Was ihm Schwerin nicht bieten konnte, fand er in Breslau. Im Herbst 1858 war Mosewius, der langjährige Leiter der Singakademie und Lehrer am akademischen Institut für Kirchenmusik, gestorben. Sein College Dr. E. Baum gart leitete interimistisch den Verein bis gegen Mitte des Jahres 1859 und übergab ihn sodann dem definitiv berufenen Carl Reinecke. Bereits im nächsten Jahre verliess dieser Breslau und siedelte als Dirigent der Gewandhaus-Concerte nach Leipzig über. Das musikalische Leben Breslau's bewegte sich damals in be-

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schränkten Geleisen, und Reineckes Wirken war zu kurz, um einen entscheidenden oder gar reformatorischen Einfluss auf die hiesigen Musikverhältnisse auszuüben, ganz abgesehen davon, dass er in erster Linie als Componist thätig sein wollte und die Leitung der Singakademie wohl nur als ein Nebenamt oder als eine Art Durchgangsstufe betrachten mochte. Was Mose wius angebahnt und theilweise bereits vollendet hatte, konnte nur durch einen Mann erhalten und weiter fortgebildet werden, der in seinem Berufe vollständig aufging und in diesem für längere Zeit thätig sein konnte. Schäffer war der Mann, den man brauchte; durch 40 jähriges segensreiches Wirken hat er es bewiesen. Im October 1860 übernahm er die Direction der Singakademie und wurde zugleich zum Lehrer am Königl. akademischen Institut für Kirchenmusik ernannt. Als Leiter der Singakademie ist er bis Ende 1900 thätig gewesen; mit Schumanns Oratorium „Paradies und Peri", das er einst in Breslau eingeführt hatte, verabschiedete er sich (am 21. November) von seinen zahlreichen Freunden und Verehrern. Seines Amtes als Universitätslehrer hat er bis zum Winter-Semester 1901 gewaltet; eine Augenoperation, die zwar glücklich verlief, ihm aber weiteres anstrengendes Arbeiten unmöglich machte, zwang ihn, im Winter-Semester 1901/02 auf seine Lehrthätigkeit zu verzichten.

Schäffer's Thätigkeit als akademischer Lehrer ist, wie dies in der Natur der Sache liegt, eine weniger bekannte und deshalb schwerer zu würdigende. Die Zahl der Studirenden, die Zeit, Lust und die nöthigen Vorkenntnisse besitzen, um sich neben ihrem Brotstudium mit den schönen Künsten zu be- fassen, ist leider eine sehr geringe; diejenigen aber, die Schäffer's Vorlesungen auch nur kurze Zeit besucht haben, werden sich gewiss stets der mannigfach anregenden Stunden dankbar erinnern. Schäffer's akademische Lehraufgabe bestand zunächst darin, die Studirenden der evangelischen Theologie mit dem Wesen und der Bedeutung des Gemeinde- und Altargesanges bekannt zu machen, und sodann den Studenten überhaupt Gelegenheit zu geben, sich im mehr- stimmigen Gesänge zu vervollkommnen. Ausserdem hatte er den aus Gymnasiasten und Seminaristen bestehenden Chor des

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Instituts für Kirchenmusik zu leiten, dessen vorgeschrittene Zöglinge sich zugleich an den Uebungen und Aufführungen der Singakademie betheiligten. Diese Chorübungen haben es Hunderten von jungen Leuten ermöglicht, gründliche Gesangs- studien zu machen und mit den Meisterwerken der musikalischen Klassiker bekannt zu werden. Der Einfluss, den Schäffer dadurch auf die Geschmacksrichtung und musikalische Durch- bildung von zwei Generationen ausgeübt hat, lässt sich mit Hilfe statistischer Tabellen allerdings nicht nachweisen. Wie gross dieser Einfluss aber, und wie nachwirkend er gewesen ist, lässt sich aus dem Umstände schliessen, dass die ehe- maligen Zöglinge des Instituts, die in späteren Jahren in Breslau ansässig wurden, nur in seltenen Fällen versäumt haben, ihrem ehemaligen Lehrer ihre treue Anhänglichkeit durch thatkräftige Mitwirkung an den Uebungen und Concerten der Singakademie zu beweisen.

Als der 37jährige Schäffer an die Spitze der Sing- akademie trat, bestand diese aus einem kleinen Häuflein von Sängern, die allerdings von Mosewius tüchtig geschult und auch schwererem Aufgaben völlig gewachsen waren. Unter Schäffer ist die Singakademie zu einem aus mehreren Hunderten von Sängern bestehenden Verein emporgewachsen, der in dem wohlverdienten Rufe steht, zu den besten deutschen Gesangvereinen zu gehören. Die Grundtendenz der Sing- akademie blieb unter Schäffer dieselbe, wie unter seinen Vorgängern; die Pflege ernster, klassischer Vokalmusik, vorzugs- weise des Oratoriums bildete die Hauptaufgabe. Aber diese Hauptaufgabe ist von Schäffer keineswegs in einseitiger oder engherziger Weise aufgefasst worden. Bach, Händel, Haydn, Mozart, Beethoven und Mendelssohn sind allerdings stets bevorzugt worden, aber auch die modernen Componisten, in- sofern sie einer ernsten und strengeren Richtung angehörten, sind nach Gebühr berücksichtigt worden. Die Zahl der Werke, die unter Schäffer's Aegide zum ersten Male in Breslau auf- geführt worden sind, ist eine erstaunlich grosse; ein genaues und vollständiges Verzeichniss würde mehrere Seiten füllen. Es wird genügen, nur die hauptsächlichsten anzuführen. Die vornehmsten grösseren Werke, die wir durch Schäffer kennen

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gclernt haben, sind: J. S. Bach's „Johannes -Passion", das Magnificat in D-dur, 9 Kantaten und eine Menge kleinerer Compositionen (die h-moll-Messe war zuerst im hiesigen Stadt- Theater aufgeführt worden, aber in so mangelhafter und ver- stümmelter Weise, dass man die von Schaff er spater ver- anstaltete Aufführung als die erste wirkliche betrachten kann); G. Fr. Händel's „Heracles", „L'Allegro ed il Pensieroso44 und die kleine Caecilienode; Beethoven's „Missa solemnis44; Mendelsohn's „Lobgesang44 und eine grosse Anzahl von Psalmen und Motetten; Schumann's „Paradies und Periu; Gade's „Comala" und „Erlkönigs Tochter44; Ferd. Hiller's „Zerstörung Jerusalems"; Max Bruch's „Odysseus44, „Achilleus44, „Das Lied von der Glocke44, „Arminius44 und „Das Feuerkreuz44; Brahms' „Deutsches Requiem44; Kiels „Requiem44; Cesar Franck's „Seligkeiten44; Verdis „Requiem4'; G. Henschel's „Stabat mater44 u. A. Schaf f er' s Wirken in der Singakademie ist aber nicht nur für Breslau tonangebend gewesen, sondern hat auch für die ganze Provinz segensreiche Folgen gehabt. Die vielen jungen Männer, Seminaristen, Lehrer und Studenten, denen Schäffer einen tieferen Einblick in das Wesen der Kunst vermittelt hat, haben das in Breslau Gelernte mit in ihre nachherigen Wirkungskreise hinübergenommen, und wenn in Schlesien, selbst in kleineren Städten, gute ernste Musik zu hören und ein höheres Interesse für die musikalische Kunst vorhanden ist, so kann man dies mit gutem Gewissen zum grossen Theil auf Schäffer's Einfluss zurückführen.

Richtete die Singakademie ihr Augenmerk hauptsächlich auf grössere Werke geistlichen, oder doch wenigstens ernsteren Inhalts, so fand die musikalische Kleinkunst, zumal der welt- liche Solo- und Chorgesang, im musikalischen Cirkel sorgsame Pflege. Im ersten Jahrzehnte der Thätigkeit Schaffe rs war der Cirkel fast die einzige Stätte in Breslau, wo die kleineren Formen der Gesangsmusik ein freundliches Heim fanden, und wo angehenden Solisten Gelegenheit geboten wurde, vor einem kleinen, aber distinguirten Publikum ihre ersten Sporen zu verdienen.

Sc Ii äffer brachte, als er seine Breslauer Aemter antrat, das nöthige Rüstzeug mit. Er war nicht nur ein in allen

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Zweigen der praktischen Kunst wohlerfahrener Musiker, sondern auch ein universell gebildeter Mann, der die Musikliteratur der älteren und neueren Zeit aus dem Grunde kannte und auch mit der Feder gut umzugehen wusste. Als Clavierspieler stand Schäffer hoch angesehen da. Er war kein moderner Tasten- titane, aber er verstand es, die Componisten, deren Werke er spielte, in ihren intimsten Empfindungen zu belauschen und in ihre Eigenart sich hinein zu leben. Chopin lag seinem sensitiven und träumerischen Naturell ganz besonders gut; doch auch Bach, Mozart, Beethoven und Schumann fanden an ihm einen feinfühligen und discret nachschauenden Interpreten. Der „Verein für klassische Musik44 hat während der Zeit seines Bestehens in Schäffer eine kräftige Stütze gehabt, und auch der Orchesterverein hat sich seiner Mitwirkung wiederholt erfreut. Als Begleiter hat Schäffer in Breslau kaum je einen Rivalen gehabt. Als Orchesterdirigent ist Schäffer im Anfange der 60er Jahre häufig erfolgreich hervorgetreten; die von ihm geleiteten Sinfonie-Concerte im Musiksaale der Universität, an denen sich auch auswärtige Solisten, wie Klara Schumann, Alfred Jaell u. A. betheiligten, galten damals, wo der Orchesterverein noch nicht existirte, als Kunstbethätigungen ersten Ranges. Hinter dem Clavierspieler und Dirigenten Schäffer stand der Stimmbildner Schäffer nicht zurück; nicht nur das Institut für Kirchenmusik, die Singakademie und der Cirkel haben sich seiner Fürsorge zu erfreuen gehabt, auch anderen Vereinen, so dem Wätzold'schen Männergesangverein und dem Universitäts-Gesangverein (jetzt Fridericiana) hat er, der Vielbeschäftigte und oft mit Arbeit Ueberlastete, sein ge- sangliches Wissen und Können zur Verfügung gestellt.

Als Componist und Schriftsteller ist Schäffer zwar nicht mit grösseren Publicationen hervorgetreten, aber was er in Wort und Ton veröffentlicht hat, das hatte Hand und Fuss. Seine Ciavierstücke, seine zahlreichen einstimmigen Lieder mit Clavierbegleitung und seine gemischten Chorlieder legen Zeugniss ab von seinem geläuterten Geschmack, seinem gut fundirten Wissen und seinem feinen Kunstverständniss.*) Die

* Die Opuszahlen 1—6 existiren zweifach. Die bei Challier u. Comp, in Berlin als op. 1—6 veröffentlichten Compositionen hat Schäffer später

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Compositionen, die er für das 50jährige Jubiläum der Breslauer Universität (1861) und für sonstige akademische Feierlichkeiten schrieb sie sind leider nicht gedruckt stehen wesentlich höher, als dies sonst bei Gelegenheits-Composition der Fall zu sein pflegt. Seine 2- und 4händigen Uebertragungen Beethoven- scher Sinfonien und Streichquartette und anderer Werke stehen den besten Arbeiten auf diesem Gebiete nicht nach.

Von weittragender Bedeutung sind Schäffer's Choral- bücher. Im Jahre 1880 erschien sein „Vierstimmiges Choral- buch enthaltend sämmtliche Melodien zum Gesangbuch für evangelische Gemeinden Schlesiens". Das Werk war nicht für die Gemeinde, sondern für den Chor bestimmt; seine nächste Aufgabe war, „ein künstlerischer Schmuck der Liturgie zu sein.4* Als Muster hatte sich Schäffer die Bach'sche Form der Choräle vorgesetzt. In der Vorrede sprach er sich u. A. auch über die sonntägliche Kirchenmusik mit Sologesang und Instrumentenspiel aus, die nach seiner Ansicht mehr als eine Auflösung des Kultus in die Kunst, als ein Aufgehen der Kunst in den Kultus seien. Eine Reform aber erscheine dringend geboten, und die Einführung seines Gesangbuches könne ein erster Schritt dazu sein, dass der Chor sich wieder der Gemeinde nähere. Diese Schäffer' sehe Tendenz ist vielfach angegriffen worden; die Choralbearbeitungen selbst sind auch von den Gegnern des Verfassers als echt kirchliche und musikalisch unanfechtbare Arbeiten anerkannt worden.

Schäffer's schlesisches Choralbuch erregte in kirchlich- musikalischen Kreisen derartiges Aufsehen, dass wenige Jahre später das Königl. Preussische Consistorium zu Magdeburg ihm die Abfassung des „Choralbuches für die Provinz Sachsen" übertrug. Es war dies um so ehrenvoller für Schäffer, als es in der Provinz Sachsen nicht an Männern fehlte, die ich erinnere nur an Robert Franz, der in Choralsachen als Autorität galt für die Herstellung der Choralsätze durchaus geeignet erscheinen mussten. Schäffer löste die ihm ge- stellte Aufgabe in anerkannt vortrefflicher Weise; sie war um

als Jugendarbeiten verworfen; an ihre Stelle traten die bei Breitkopf und Härtel ersebieneuen op. 1—4 und 6, sowie das von Trautwein in Berlin verlegte op. 5.

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so schwieriger zu lösen, als die Commission, die sich mit der Herstellung eines einheitlichen Melodienbuches für die Provinz Sachsen zu befassen hatte, bestimmte Principien aufgestellt hatte, welche die Bearbeitung der Choräle nicht unerheblich erschwerten. Es sei hierzu noch bemerkt, dass das sächsische Choralbuch keineswegs etwa eine Art zweiter Auflage des schlesischen Choralbuches ist; der Melodienstoff ist zum grossen Theil wohl der gleiche, aber die Behandlung im Einzelnen ist durchaus selbständig und unabhängig von der früheren Arbeit. Schäffer's Choralbuch für die Provinz Sachsen erschien 1880; Robert Franz hatte dabei seinen jüngeren Freund mit seinem Rathe freigebig unterstützt. In den letzten Lebensjahren Robert Franz 's ist das gute Einvernehmen zwischen beiden Männern einigermaassen getrübt worden; die Schuld lag nicht an Schäffer. Das Opfer, das Franz beanspruchte, das theil- weise Aufgeben wohl begründeter künstlerischer Ueber- zeugungen, konnte Schäffer nicht bringen. Der ungemein lebendige Briefwechsel zwischen Franz und Schäffer, der sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, wird in einer dem- nächst erscheinenden Biographie Robert Franz's (von R. von Prochazka) verwendet und verwerthet werden.

Schäffer's literarische Thätigkeit kristallisirt sich, mit Ausnahme einer bei Gelegenheit des 50jährigen Bestehens der Singakademie (1875) veröffentlichten Brochure,*) um Robert Franz herum. Robert Franz ist in zweifacher Beziehung epochemachend thätig gewesen: als Liedercomponist und als Bearbeiter älterer, namenlich Bach'seher und Händel'scher Werke. An Widersachern und prinzipiellen Gegnern hat es ihm auf beiden Gebieten nicht gefehlt; unter denen, die für ihn und seine Kunstansichten eintraten, nimmt Schäffer die erste Stelle ein. Bereits im Jahre 1847 hatte er in der „Neuen Zeitschrift für Musik" einige Artikel „Ueber musikalische Recensionen" veröffentlicht und „das vorlaute und an- maassende Treiben unberufener Kritiker zu geissein ver-

*) Die Breslauer Singakademie. Ihre Stiftung, weitere Entwicklung und Thätigkeit in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens dargestellt von Julius Schäffer.

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sucht". Die schiefen Beurtheilungen, die den Franz' sehen Liedern in Zeitschriften und Büchern reichlich zu Theil ge- worden waren, gaben Schaff er 15 Jahre später Veranlassung, auf dieses Thema zurückzukommen. 1863 erschien bei F. E. C. Leuckart in Breslau die Brochure „Zwei Beurtheiler Robert Franz' s. Ein Beitrag zur Beleuchtung des Unwesens musi- kalischer Kritik in Zeitungen und Broschüren". Das Schriftchen richtete sich gegen Carl Debrois van Bruyck und August Reissmann; dem Letztgenannten namentlich wurde darin recht übel mitgespielt, indem Schäffer nachwies, dass Reissmann's in zwei Publicationen*) niedergelegte Ansichten in directem Widerspruche standen. Schaffe r's mannhaftem Eintreten für die Franz'schen Lieder ist es zu danken, dass diese Perlen deutscher Tonpoesie sich, langsam zwar aber sicher, einen Kreis von Gönnern eroberten, und dass das fein- gebildete Dilettanten -Publicum ihnen allmählich die Werth- schätzung angedeihen liess, welche die Zunflgenossen ihnen versagten.

Der Streit um die Franz'schen Lieder war indess harm- loses Geplänkel gegen die erbitterte Polemik, die sich in den 70er Jahren zwischen Schäffer einerseits, und Friedrich Chrysander und Philipp Spitta andererseits entspann. Beide waren nicht zu verachtende Gegner. Spitta hatte sich durch den ersten Band seiner Bach-Biographie (Leipzig 1873) einen Namen gemacht und Chrysander stand als Händel- Forscher in hohem und berechtigtem Ansehen. Ueber Bach und Händel durften Beide also mit reden. Vor seiner Berufung nach Berlin hatte Spitta (1874) mitgeholfen, den Leipziger Bach- Verein zu gründen, und dieser war unvorsichtig genug ge- wesen, zunächst mit der von A. Volkland bearbeiteten Bach- schen Cantate „Sie werden aus Saba Alle kommen", in die Oeffentlichkeit zu treten. Von Franz lag dieselbe Cantate im Druck vor, und Schäffer war es nun vorbehalten, nachzuweisen, um wie viel die vom Leipziger Bach-Verein approbirte Volkland'sche Bearbeitung hinter der Franz'schen

*) „Das deutsche Lied in seiner historischen Entwicklung" und „Encyclopädie von Ersch und Gruber", öl. Band.

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zurückstehe. (Seb. Bach's Cantate: „Sie werden aus Saba Alle kommen44 in den Ausgaben von Robert Franz und dem Leipziger Bach- Verein kritisch beleuchtet von Julius Sc h äff er, Leipzig 1877.) Die Brochure und ein 2 Jahre vorher im „Musikalischen Wochenblatt44 veröffentlichter und später eben- falls in Brochurenform allgemein zugänglich gemachter Artikel „Robert Franz in seinen Bearbeitungen älterer Vocalwerke4' veranlassten Spitta zu einer geharnischten Entgegnung, auf welche Schaff er die Antwort nicht schuldig blieb. (Ent- gegnung auf Philipp Spitta's Artikel „Ueber das Accompagne- ment in den Compositionen Sebastian Bach's44.) Der Streit wurde von beiden Seiten auf das Rücksichtsloseste weiter geführt; mit Schäffer's Beleuchtung des Spitta'schen „Schlussworts" wurde die Discussion vorläufig abgebrochen. Die vom Leipziger Bach-Verein in Obhut genommenen Arrange- ments Bach' scher Cantaten galten zum grossen Theil als gerichtet, und für die Franz 'sehen Arbeiten waren die Wege einigermaassen geebnet.

In Schäffer's Absicht hatte es ursprünglich nicht gelegen, Chrysander mit in den Streit hineinzuziehen; in den ersten Scharmützeln mit Spitta war sein Name nur beiläulig genannt worden. Als jedoch der nicht angegriffene Chrysander sich offen auf Spitta's Seite stellte und in der „unerhörtesten44 Weise gegen Schäffer vorging, fiel für diesen jeder Grund, „gegen Chrysander noch irgend welche Rücksicht walten zu lassen, hinweg44. „Friedrich Chrysander in seinen Ciavieraus- zügen zur deutschen Händel-Ausgabe, beleuchtet von Julius Schäffer44 war der den Chry sander'schen Ciavierauszügen sehr energisch zu Leibe gehende Artikel betitelt, der bald darauf, mit einigen Zusätzen versehen, als selbständige Brochure im Leuckart'schen Verlage erschien. Als Anhang war bei- gegeben ein „Verzeichniss einiger incorrekt und schülerhaft gearbeiteter Stellen44 aus den verschiedenen Clavierauszügen. Es kamen in dieser Brochure recht unliebsame und unerbauliche Dinge zu Tage. Schäffer beschränkte sich aber nicht auf blosses Kritisiren, sondern machte seine Kritik zu einer pro- duetiven, indem erden Chrysander'schen Bearbeitungen ver- fänglicher Stellen seine eigenen entgegensetzte. Wer un-

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befangen urtheilt, wird leicht herausfinden, dass die Wahrheit in allen Fällen auf Schäffer's Seite ist. Im Jahre 1880 kam Schäffer nochmals auf die Bearbeitungen Händel'scher Tonsätze zurück. Frau Victorie Gervinus hatte eine Sammlung von Sologesängen aus Handels Opern und Oratorien (390 Nummern in 7 starken Bänden) herausgegeben, und Robert Franz hatte auf seine 36 Arien und Duette aus Händel'schen Werken eine „Anthologie" aus Opern und Oratorien desselben Componisten folgen lassen. Ein Vergleich dieser beiden Aus- gaben, die eine Fülle neuen und interessanten Stoffes enthielten, lag nahe. Schäffer wies durch zahlreiche Belege nach, dass die Gervinus'sche Ausgabe „ein grosses Attentat gegen die Kunst des hohen Meisters sei" und dass in der R. Franz 'sehen Anthologie der Genius Händeis „in unversehrter Lebendigkeit, jugendlicher Fülle, blühender Schönheit4' entgegen leuchte. Schäffer's Publicationen in der Bearbeitungs-Frage haben un- streitig in hohem Grade belehrend und reinigend gewirkt; sie sind nicht nur Robert Franz, sondern der gesainmlen Kunst zu Gute gekommen. Es wird heut zu Tage an musikalischer Polemik erstaunlich viel geleistet, aber nur sehr wenig von diesem Vielen ist mit so umfassender Sachkenntniss, durch- dringendem Scharfsinn und unerbittlicher Logik geschrieben, wie Schäffer's an die Adressen von Spitta und Chrysander gerichtete Brochuren. Selbstverständlich sind die schlechten Bearbeitungen älterer Werke dadurch nicht aus der Welt geschafft worden, und noch 1889 konnten Friedrich des Grossen Werke in einer vom Preussischen Staate unterstützten und von Ph. Spitta besorgten Neuausgabe erscheinen, deren Ciavier- bearbeitungen von der objectiven Kritik ebenso unbarmherzig mitgenommen wurden, wie die Chrysander'sche Händel- Ausgabe durch Schäffer.

In seinen letzten Lebensjahren ist Schäffer auf die oben erwähnte Streitfrage nicht mehr zurückgekommen. Er trug sich mit der Absicht, einige grössere Compositionen (darunter ein Oratorium „Jephta's Tochter"), die er früher begonnen hatte, zu vollenden; ein unerwarteter Tod hinderte den für seine hohen Jahre körperlich und geistig noch sehr rüstigen und regsamen Künstler in der Verwirklichung dieser Absicht.

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An äusseren Ehren hat es Schäffer nicht gefehlt. Im Jahre 1861 wurde er zum Königl. Musikdirector, 1872 zum Ehrendoctor, 1879 zum Königl. Professor ernannt; die Sing- akademie überreichte ihm bei seinem Scheiden aus dem Directo- rate das Diplom eines Ehrendirectors. Decorirt wurde er vom Grossherzog zu Mecklenburg-Schwerin mit der goldenen Verdienstmedaille am Bande und dem Verdienstkreuz der wendischen Krone, vom Könige von Preussen mit dem rothen Adlerorden 4. Klasse und dem Kronenorden 3. Klasse. Schäffer's Leben ist ein ungewöhnlich arbeitsreiches, aber auch segensreiches gewesen; selten wird einem Künstler das Glück zu Theil, eine so lange Spanne Zeit auf einem so ver- antwortlichen Posten zu stehen und seine schweren Pflichten von der ersten bis zur letzten Stunde gewissenhaft erfüllen zu können. In der Kunstgeschichte Breslaus wird Schäffer's Name stets als einer der ersten genannt werden.

E. Bonn.

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Inlialts-Verzeichniss.

I. Behörden der Universität. Seite

1. Curatoriuin 3

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1901 3

h. Winter-Seinester 1901/1902 3

II. LehrkOrpcr der UniversItBt.

Veränderungen gegen das Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfälle 4

2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhestands-Bewilligungen etc 4

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen 5

2. Ernennungen innerhalb des Lehrkörpers n

3. Habilitationen G

C. Beurlaubungen 6

D. Auszeichnungen 7

E. Sonstige Veränderungen 7

III. Beamte der Universität (Akademische Verwaltung) 8

IV. Anstalten nnd Commlsslonen der Universität.

1. Wissenschaftliche Anstalten.

a. Die Königliche und Universitäts-Bibliotbek 8

b. Das akademische Lese-Institut 12

c. Seminare.

1. Das evangelisch-theologische Seminar Ii

2. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen Facultät 13

3. Das katholisch-theologische Seminar 14

4. Das juristische Seminar 17

5. Das staatswissenschaftlich-slatistische Seminar . . 17

6. Das historische Seminar 18

7. Das kunstgeschichtliche Seminar 20

8. Das philologische Seminar 20

9. Das archäologische Seminar 21

10. Das germanistische Seminar 21

11. Das romanisch-englische Seminar 22

12. Das slavisch-philologiscbe Seminar 23

13. Das geographische Seminar ... 24

14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... S5

15. Das philosophische Seminar 56

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Seite

d. Die Kunst-Institute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (archäologisches Museum) 27

2. Das Institut für mittelalterliche und neuere Kunst- geschichte 28

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik .... 28

e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut 31

2. Die Sternwarte 32

3. Das chemische Institut 33

4. Das pharmaceutische Institut 35

5. Das mineralogische Institut und Museum .... 37

6. Das geologisch-paläontologische Institut und Museum 39

7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum . . 4-1

8. Das pflanzen-physiologischelnstitut und dashotanische Museum 4:i

9. Das zoologische Institut und Museum 4-5

f. Landwirtschaftliche Institute.

I. Allgemeines 17

II. Specielles.

a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen- productionslehre 48

b. Das Institut für landwirtschaftliche Thierproduc- tionslehie und Veterinärkunde 51

c. Das agricultur-chemische und bacleriologische Institut 53

d. Das landwirthschaftlich-technologische Institut 55

e. Der culturtechnische Apparat 56

g. Theoretische Institute der medicinischen Facultät.

1. Das anatomische Institut 56

2. Das physiologische Institut 56

3. Das pathologisch-anatomische Institut 57

4. Das pharmakologische Institut 60

5. Das hygienische Institut 60

h. Die Klinischen Institute.

1. Die medicinische Klinik und Poliklinik 61

2. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 63

3. Die Klinik für Augenkranke 67

4. Die Frauenklinik und Poliklinik 71

5. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische Krankheiten 74

6. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven- krankheiten 80

7. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten 81

8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder ... 82

9. Das zahnärztliche Institut 84

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2. Die Professoi en-Wittwen- und Waisen- Versorgungs-Anslalt 86

3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Docenten und Beamten 87

4. Honorar- und Stundungswesen 88

5. Stipendien und Stiftungen für Studirende.

a. Studenten-Unterstützungs-Fonds 89

b. Stipendien-Fonds 90

6. Kranken- und Begräbniss-Kasse für Studirende.

a. Die Studenten-Kranken-Kasse 93

b. Die Studenten-Begrftbniss-Kasse 9*

V. Akademische Grundstücke and Kapitalien.

1. Grundstücke 94

2. Kapitalien 96

VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Caratorlalschrelben und Senatsbeschlttsse.

1. Für die Universität überhaupt.

a. Ministerial-Erlasse und Curatorialschreiben .... 97

b. Senats-Beschlüsse 99

2. Für die einzelnen Facultaten.

a. Ministerial-Erlasse 100

b. Senats-Beschlüsse 100

TU. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse 100

2. Programme und Adressen (sind nicht erschienen). . . 102

VIII. Studirende.

1. Horerzahl.

Sommer-Semester 1901 102

Winter-Semester 1901/1902 103

2. Betheiligung an den Vorlesungen 104

3. Lösungen von Preisaufgaben 109

4. Verbindungen und Vereine 109

5. Akademische Disciplin 109

IX. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 110

2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 1 10

X. Nekrologe.

Professor Dr. Julius Schaffer 120

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Chronik

der

Königlichen Universität

zu Breslau

für das Jahr

vom I. April 1902 bis 31. März 1903.

Jahrgang 17.

Breslau.

Druck von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)

1903.

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I. Behörden der Universität.

1. Kuratorium.

(Wie bisher.)

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1902. Rektor: Professor Dr. Hillebrandt; Prorektor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Flügge; Universitätsrichter: Ober-Reg.-Rat, Direktor des Provinzial-

Schulkollegiums, Dr. Mager; Dekane:

der evangelisch -theologischen Fakultät: Konsistorialrat

Prof. Dr. Kawerau, der katholisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Schäfer, der juristischen Fakultät: Geh. Justizrat Prof. Dr. Fischer, der medizinischen Fakultät: Prof. Dr. Hürth le, der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Wolf. Gewählte Senatoren:

Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Rosanes,

Prof. Dr. Vogt,

Prof. Dr. Jörs,

Prof. Dr. Cornill,

Prof. Dr. Holdefleiss,

Prof. Dr. Pohle.

Senator Prof. Dr. Vogt schied infolge seiner Versetzung an die Universität Marburg am 1. Oktober 1902 aus dem Senat; an seine Stelle trat der Geh. Reg.-Rat Professor Dr. Ladenburg.

b. Winter-Semester 1902/03. Rektor: Geh. Justizrat Prof. Dr. Leonhard; Prorektor Prof. Dr. Hillebrandt;

Universitätsrichter: Ober-Reg.-Rat, Direktor des Provinzial- Schulkoüegiums, Dr. Mager;

1*

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Dekane:

der katholisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Nikel, der evangelisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Müller, der juristischen Fakultät: Prof. Dr. Jörs, der medizinischen Fakultät: Geh. Med.- Rat Professor

Dr. Flügge, der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Appel. Gewählte Senatoren:

Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Laden bürg, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Ponfick, Prof. Dr. Part sc Ii, Prof. Dr. Holdefleiss, Prof. Dr. Fraenkel, Prof. Dr. Pohle.

II, Lehrkörper der Universität.

Veränderungen gegen das Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfälle. Es sind verstorben: am 20. April 1002 der Privatdozent in der medizinischen

Fakultät Prof. Dr. Julius Bruck; am 7. Juli 1902 der ordentliche Professor in der medi- zinischen Fakultät und frühere Direktor der Uni- versitäts -Augenklinik, Vertreter der Universität im Herrenhause, Geh. Medizinalrat Dr. Richard Förster; am 6. Januar 1903 der ordentliche Professor in derselben Fakultät, Direktor der medizinischen Klinik und Kurator der Studenten-Krankonkasse, Geh. Medizinal- rat Dr. Alfred Kast Näheres hierüber enthalten die unter Abschnitt X bei- gefügten Nekrologe.

2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc. Der ordentliche Professor in der evangelisch-theologischen Fakultät Dr. Karl Müller ist infolge seiner Berufung

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an die Universität Tübingen mit Schluß des Winter- semesters 1902/03 ausgeschieden:

der außerordentliche Professor in der juristischen Fakultät Dr. Ernst Jacobi ist mit Beginn des Winter-Semesters 1092/03 zum ordentlichen Professor an der Universität Münster ernannt und

der außerordentliche Professor Dr. Walther Schücking vom 1. Oktober 1902 ab in gleicher Eigenschaft an die Universität Marburg versetzt worden;

die Privatdozenten in derselben Fakultät DDr. Hubert Naendrup und Alfred Manigk wurden zu außer- ordentlichen Professoren an der Universität Münster bezw. Königsberg ernannt;

der außerordentliche Professor in der medizinischen Fakultät und Direktor der Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopfkrankheiten Dr. Werner Kümmel ist einem Rufe an die Universität Heidelberg gefolgt und hat seine hiesige Lehrtätigkeit am 10. November 1902 aufgegeben ;

der Privatdozent in derselben Fakultät Prof. Dr. Johannes

Pfannenstiel ist als ordentlicher Professor an die

Universität Giessen berufen worden und der Privatdozent Dr. Viktor Hinsberg infolge seiner

Habilitation an der Universität Königsberg ausgeschieden;

(siehe auch unter B. Zugang.) der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät

Dr. Friedrich Vogt ist am 1. Oktober 1902 in gleicher

Eigenschaft an die Universität Marburg versetzt worden

und

der außerordentliche Professor Dr. Otto Künnemann in- folge seiner Berufung an die Tierärztliche Hochschule in Hannover am 1. Oktober 1902 ausgeschieden;

der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Simon von Nathusius folgte einem Rufe als außerordentlicher Professor an die Universität Jena und

der Privatdozent Dr. Richard Wünsch einem Rufe als ordentlicher Professor an die Universität Giessen;

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der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Geh. Regierungsrat Dr. Theodor Poleck ist auf seinen Antrag von Ende September 1902 ab vom Halten von Vorlesungen und von der Direktion des pharmazeutischen Instituts entbunden worden.

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen.

a. In der evangelisch-theologischen Fakultät:

der außerordentliche Professor an der Universität in Bonn Lic. theol. et Dr. phil. Eduard Bratke ist vom 1. April 1903 ab in gleicher Eigenschaft an die hiesige Univer- sität versetzt worden.

b. In der juristischen Fakultät:

der außerordentliche Professor an der Universität in Freiburg i. B. Dr. Konrad Beyerle ist in gleicher Eigenschaft an die hiesige Universität berufen,

der Privatdozent an der Universität in Berlin Dr. Paul H eil bor n ist zum außerordentlichen Professor und

der Oberlandesgerichtsrat Dr. Arthur Engelmann aus Breslau zum ordentlichen Honorar- Professor ernannt worden.

c. In der medizinischen Fakultät:

der Privatdozent an der Universität in Königsberg Dr. Viktor Hinsberg ist zum außerordentlichen Pro- fessor und Direktor der Poliklinik für Nasen-, Ohren- und Kehlkopfkrankheiten ernannt worden.

d. In der philosophischen Fakultät:

Der Privatdozent an der Universität in Marburg Dr. Johannes Gadamer ist zum ordentlichen Professor und Direktor des pharmazeutischen Instituts und

der außerordentliche Professor an der Universität in Greifswald Dr. Theodor Siebs zum ordentlichen Pro- fessor und Mitdirektor des germanistischen Seminars ernannt worden;

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der Sekretär an der Hof- und Staatsbibliothek zu München Dr. Franz Kampers und Dr. med. Max Casper aus Höchst a. Main wurden zu außerordentlichen Professoren ernannt und letzterer mit der Leitung der Tierklinik beauftragt ;

der Landgerichtsdirektor Max Seile aus Breslau wurde als nicht remunerierter Lektor der Stenographie zuge- lassen.

2. Habilitationen. Als Privatdozenten habilitierten sich:

a. In der juristischen Fakultät:

Dr. jur. Herbert Meyer am 7. Februar 1903 für deutsche Rechtsgeschichte, Deutsches Privatrecht und Deutsches bürgerliches Recht.

b. In der medizinischen Fakultät:

Dr. med. Viktor Klingmüller am 23. Juli 1902 für Dermatologie,

Dr. med. Paul Krause am 1. August 1902 für innere Medizin,

Dr. med. Willy Anschütz am 4. November 1902 für Chirurgie,

Dr. med. Paul Stolper am 21. November 1902 für ge- richtliche Medizin,

Dr. med. Georg Gott st ein am 3. Dezember 1902 für Chirurgie,

Dr. med. Wilhelm Ercklentz am 11. Dezember 1902 für innere Medizin,

Dr. med. Arthur Dienst am 10. Januar 1903 für Gynä- kologie und Geburtshilfe,

Dr. med. Karl Ludloff am 2. März 1903 für Chirurgie.

c. In der philosophischen Fakultät:

Dr. phil. Max Gebauer am 25. Oktober 1902 für National- ökonomie,

Dr. phil. ArthurSachsam8. Januar 1903 für Mineralogie.

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C. Beurlaubungen.

Es waren beurlaubt für das ganze Jahr: der ordentliche Honorarprofessor in der katholisch- theologischen Fakultät Dr. Erich Frantz, der außerordentliche Professor in der juristischen

Fakultät Dr. Felix Bruck, der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Bert hold

Freudenthal und der außerordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Dr. Otto Auhagen. Außerdem wurde der ordentliche Professor in der philo- sophischen Fakultät Dr. Aloys Schulte vom Beginn des Sommer-Semesters 1902 ab auf 6 Wochen zur kommissarischen Wahrnehmung der Amtsobliegenheiten des ersten Sekretärs bei dem Königl. historischen Institut in Rom beurlaubt.

D. Auszeichnungen.

1. Von preußischen Orden erhielten:

den Roten Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife:

der ordentliche Professor Geheime Med. -Rat Dr. von Mikulicz-Radecki;

den Roten Adler-Orden IV. Klasse:

die ordentlichen Professoren Dr. Freudenthal und Dr. Hillebrandt;

den Stern zum Kronen-Orden II. Klasse:

der ordentliche Professor Geh. Reg. -Rat Dr. Galle.

2. Sonstige Auszeichnungen:

den Privatdozenten in der medizinischen Fakultät DDr.

Tietze, Kausch und Bonhoeffer, sowie dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät

Dr. Scholtz wurde das Prädikat „Professor" verliehen.

£. Sonstige Veränderungen.

Die Privatdozenten in der juristischen Fakultät DDr. Manigk und Kleineidam haben im Auftrage des Herrn Ministers im Sommer-Semester 1902 und Winter -Semester 1902/1903 ver-

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tretungsweise Vorlesungen und Übungen über Römisches Recht und Deutsches Bürgerliches Recht an der Universität Königsberg bezw. Greifswald gehalten (bezügl. Manigk s. Abgang);

dem außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät Dr. Schaper ist die durch den Staatshaushaltsetat für 1902 errichtete Stelle eines Abteilungsvorstehers beim anatomischen Institut übertragen;

der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Geh. Reg.-Rat Dr. E. 0. Meyer ist auf seinen Antrag von der Direktion der physikalischen Abteilung des mathematisch» physikalischen Seminars entbunden und der außerordentliche Professor Dr. Neumann hiermit betraut worden;

der ordentliche Professor in derselben Fakultät Dr. Schulte wurde durch Allerhöchste Bestallung vom 21. September 1902 zum ersten Sekretär des historischen Instituts in Rom unter Beilegung des Titels „Direktor4' vom 1. Oktober 1902 ab er- nannt. Derselbe behält die hiesige Professur bei und wird im Sommer-Semester regelmäßig Vorlesungen halten;

der Privatdozent Dr. Wünsch ist vom 1. Juni 1902 ab zum Assistenten des philologischen Seminars ernannt worden (s. Abgang);

der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Dr. Hillebrandt wurde anstelle des verstorbenen Geheimen Med.-Rats Professor Dr. Förster durch Allerhöchste Kabinetts- ordre vom 24. November 1902 als Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit berufen.

III. Beamte der Universität.

(Akademische Verwaltung.)

Der Seminardiener Leus ebner ist infolge eingetretener Dienstuntahigkeit am 1. Oktober 1902 in den Ruhestand ver- setzt und an seiner Stelle der Militäranwärter Hermann Wolter zum Seminardiener ernannt worden.

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IV. Anstalten und Kommissionen der

Universität.

1. Wissenschaftliche An^lalten.

a. Die Königliche und Universitäts- Bibliothek.

Etat und Ausgaben.

Für Anschaffung und Einband waren verfügbar: der etatsmäßige Fond von 20 000 Mark;

die Zinsen des S tei nweh rschen und des Oelrichsschen Vermächtnisses mit 1307 Mark und 52 Mark;

von dem durch Ministerial- Erlaß vom 21. Juni 1900 zur Aus- füllung von Lücken bewilligten Zuschuß von 10000 Mark ein Rest im Betrage von 2257 Mark.

Für sonstige sächliche Ausgaben sind etatsmäßig bestimmt 3460 Mark.

Verwendet wurden für:

Bücheranschaffungen .... 24298 Mark,

Einband 5 645 *

sonstige sächliche Ausgaben . . 3 059

Von den Ausgaben für Bücheranschaffungen entfielen:

auf Zeitschriften 12 068 Mark,

auf Fortsetzungen 5 638

auf neue Bücher 5 290

auf Antiquaria 1 302

Die erhebliche Abweichung der Angaben über die Aus- gaben für Zeitschriften und Fortsetzungen gegenüber den früheren Jahresberichten ist nur eine scheinbare und beruht auf einer anderen Begrenzung des Begriffs Zeitschrift. Als Zeitschriften sind jetzt alle Veröffentlichungen gerechnet, bei denen von den Herausgebern ein bestimmter Abschluß nicht in Aussicht genommen ist.

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Vermehrung.

Der Bücherbestand wurde vermehrt durch;

Kauf um . . . . Schenkung um . . Tausch um . . . Pflichtlieferung um

2 259 bibliographische Bände,

863 7054

726

insgesamt um 10 902 bibliographische Bände. Davon entfielen auf:

Allgemeines .... 396Bände(daruntergekauft: 121) Bände),

Theologie 365 * » 223

Rechtswissenschaft . 343 * - * 218

Staatswissenschaft. . 395 « * «• 138

Medizin 307 « . . 179

Naturwiss. u. Mathem. 369 * « 222

Ökon., Technol.. . . 93 - * - 17

Geschichte u.Hilfswiss. 779 * * » 469

Sprachen u. Litteratur 694 - « * 480

Philos. u. Pädag. . . 240 « * > 109

Kunst 148 . . » 75

Univ.-u. Schulschriften 6773 .

Unter den der Bibliothek von Privaten gemachten Schen- kungen sind besonders zu erwähnen: 39 Bände juristischer Werke aus dem Nachlaß des Oberlandesgerichts rats Hassen- pflug in Breslau, überwiesen durch die Witwe, und 228 Bände aus verschiedenen Fächern, aus dem Nachlaß des Staatssekre- tärs Dr. Herzog in Berlin, überwiesen durch Herrn Staats- anwaltschaftsrat Freiherrn v. Stillfried in Breslau.

Die bisher vom Sekretariat der Universität besorgte Ver- sendung der Breslauer Universitätsschriften im Tausch- verkehr wird fortan und zwar zum ersten Mal im August 1903 von der Königlichen und Universitäts- Bibliothek ausgeführt werden.

Benutzung

Die Zahl der abgegebenen Bestellzettel betrug 50 800.

Von den bestellten Büchern wurden verabfolgt 32 716 = 64%,

als verliehen bezeichnet 8 567 = 1

als nicht vorhanden bezeichnet . . . 7 491 als nicht benutzbar bezeichnet. . . . 2 026

/Ol

*•/••

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Unter den „nicht benutzbaren" sind mitgerechnet die wegen ungenügender Angaben auf den Bestellzetteln nicht auffind- baren Werke.

Der allgemeine und der Dozenten-Lesesaal waren geöffnet an 292 Tagen; die Zahl der Benutzer betrug rund 15 000; die tagliche Durchschnittszahl der Besucher also 51. In die zum Zwecke der Statistik ausgelegten Benutzerlisten trugen sich 13 777 Besucher ein, davon im Dozentenlesezimmer 877. Da ein Teil der Benutzer die kleine Mühe der Eintragung scheut, ist die Gesamtzahl wie oben mindestens auf 15000 zu erhöhen.

Abgesehen von der Handbibliothek, deren Benutzung nicht gezählt werden kann, wurden in den Lesesälen benutzt 18389 Bände Druckschriften und 15 Handschriften unserer Bibliothek.

Die Zahl der in Breslau ansässigen Entleiher betrug 1784; die Zahl der an dieselben nach Hause verliehenen Bände: 32 139.

Nach auswärts wurden Bücher verliehen: an 361 Einzelpersonen und an 71 Behörden und Institute.

Nach auswärts versandt wurden:

5336 Bände Druckschriften (darunter im regelmäßigen Leihverkehr an die Königliche Bibliothek in Berlin 18 Bände und an die höheren Lehranstalten in Schle- sien und Posen 962 Bände);

8 Handschriften.

Von auswärts entliehen wurden:

1902 Bände Druckschriften (darunter im Leihverkehr von der Königlichen Bibliothek in Berlin 937 Bände) und 53 Handschriften von zusammen 41 Bibliotheken.

Die Zahl der von auswärts entliehenen Druckschriften war in diesem Jahre ganz ungewöhnlich hoch infolge der starken Benutzung auswärtiger Bibliotheken für die von dem Unterzeichneten in dienstlichem Auftrage bearbeitete Bibliographie der deutschen Universitäten.

Von den Dozenten der Universität benutzten 118 = 60°/0 die Bibliothek.

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Benutzung durch die Studierenden:

Studierende' Sommer -Semester 1902 Winter- Semester 1902/3

der ev. Theol. 36 ^- 55% aller Stud.d. ev. Theol. kath. - ' 96 = 29<>o « « kath. -

Rechtsw. 144 = 270/o « - = Kechtsw. - Medizin J 37 = 16<>/o - -Medizin . philos.Fak.;249-:380/o »philos.

Fakultät

38 ^60% aller Stud.d. ev. Theol. UO 47% * « kath. - 1 75 = 3 1 °/0 " * ' Rechtsw.

39=19<Vo - -Medizin 268 = 39«/o philos.

Fakultät

Studierende Überhaupt

562 = 31% aller Studierenden

630 = 36% aller Studierenden

Hörerinnen J 27 = 42°/0 aller Hörerinnen

35 = 31% aller Hörerinnen

Katalogisierung.

Durch die Instruktion für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken vom 10. Mai 1899 ist eine Um Ord- nung unseres Zettelkatalogs nach den neuen Ordnungs- grundsätzen vorgeschrieben. Da sich herausstellte, daß die strenge Durchführung der Neuordnung, welche hier zunächst versucht worden war, bis zum Beginn der Arbeiten am Gesamt- katalog der preußischen Bibliotheken unmöglich vollendet werden konnte, so wurde die Umordnung vom Oktober 1901 ab auf die Berichtigung des ersten Ordnungswortes beschränkt. Sie ist in dieser Beschränkung bis auf einen geringen Rest zum Abschluß gebracht.

Die volle Durchführung der Vorschriften der neuen Instruk- tion für die Ordnung der Titel wird nun im Anschluß an die Vergleichung unseres Katalogs mit dem Gesamtkatalog ausge- führt Diese Vergleichung hat hier am 3. Januar 1903 be- gonnen und umfaßte bis Ende März den Abschnitt A Ahle (etwa V90 des ganzen). Da der Vergleichung eine Abschrift des Katalogs der Berliner Königlichen Bibliothek zu Grunde gelegt wird und unsere Bibliothek die erste ist, an welche diese Abschrift zur Vergleichung gelangt, so ergibt sich ein interessanter Vergleich des Bestandes beider Bibliotheken.

Von den 7057 Werken, welche die Berliner Bibliothek (abgesehen von Universitäts- und Schulschriften, die vom Gesamtkatalog zunächst ausgeschlossen bleiben) in dem Ab- schnitt A Ahle besitzt, waren hier nur 1415 = 20°/0 vor-

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handen; dagegen besitzt Breslau 1024 Werke, die in Berlin fehlen. Von dem ganzen bisher verglichenen hiesigen Bestand von 2439 Werken waren also nur 58% auch in Berlin vorhanden, 42% sind Breslau eigentümlich.

Bei dieser Sachlage ist der der Breslauer Bibliothek zu- fallende Anteil an der Arbeit ein sehr beträchtlicher und die Vergleichung einschließlich der weiteren Berichtigung des eigenen Katalogs würde in den vorgeschriebenen kurzen Fristen nicht durchführbar sein, wenn nicht durch die Fürsorge des vorgesetzten Ministeriums der Bibliothek zwei Hilfsarbeiter von Anfang März ab für diese Arbeiten bewilligt worden wären.

Eine solche außerordentliche Hilfe ist um so dringender notwendig, als leider noch umfangreiche Reste aus alter Zeit teils ganz unbearbeitet, teils nicht in den Zettelkatalog auf- genommen sind.

Die überaus dringliche Erledigung dieser Reste konnte aus Mangel an Arbeitskräften und infolge der unten zu erwähnen- den vielfachen Krankheitsfälle im abgelaufenen Jahre leider nur eben begonnen werden. Von etwa 3000 unkatalogisierten alpha- betisch aufgestellten Pflichtexemplaren wurden die Buchstaben A— G für den Zettelkatalog aufgenommen. Die im Jahre 1891 der Bibliothek als Besitz überwiesenen Reste der alten Studen- tenbibliothek (ca. 10000 Werke) wurden mit dem Bestand ver- glichen, wobei sich ergab, daß gegen 4000 hier nicht vorhanden sind. Mit der Katalogisierung konnte noch nicht begonnen werden.

Nachdem die Lesesaalbibliothek im Laufe der Jahre 1900 und 1901 mit Hilfe eines außerordentlichen Zuschusses von 8000 Mark eine Erneuerung und Vervollständigung erfahren hatte, wurde in diesem Jahre durch den Bibliothekar Dr. M Ols- dorf unter teilweiser Benutzung von Vorarbeiten des Biblio- thekars Dr. Ockler ein neuer Katalog mit Standortsnummern angefertigt und ein alphabetisches Register hinzugefügt.

Im Auftrage der Bibliotheksverwaltung hat der Bibliothekar Dr. K. Pretzsch in außerdienstlicher Arbeit die Anfertigung eines für den Druck bestimmten Gesamtverzeichnisses der Breslauer Universitätsschriften von 1811 bis 1885 (d. h.

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bis zum Beginn der Jahresverzeichnisse der deutschen Univer- sitätsschriften) begonnen. Das vorgesetzte Ministerium hat die Ausführung dieser Arbeit durch einen außerordentlichen Zuschuß ermöglicht und die Verlagsbuchhandlung von W. G. Korn in Breslau hat sich zur Übernahme des Verlags bereit erklärt. Herr Dr. Pretzsch hat die Mehrzahl der Schriften aufgenommen und die Vollständigkeit durch Ver- gleichung der Akten der Universität und der Fakultäten, deren Einsicht bereitwilligst gewährt wurde, zum Teil bereits fest- gestellt

Personal.

Am 1. April 1902 wurde der Bibliothekar Dr. 0 ekler an die Universitäts-Bibliothek in Halle versetzt und der bisherige Hilfsbibliothekar in Göttingen Dr. Wilhelm Molsdorf zum Bibliothekar an der hiesigen Bibliothek ernannt.

Am 23. Mai 1902 trat Dr. phil. Georg Prochnow als Volontär ein.

Vom 1. Oktober 1902 ab wurde der Oberbibliothekar Pro- fessor Dr. de Boor im Interesse seiner wissenschaftlichen Arbeiten auf ein Jahr beurlaubt; er wird vom 1. November ab durch den Assistenten Dr. Georg Schneider vertreten.

Am 1. Januar 1903 wurde der Volontär Dr. Alfred Schneider nach Göttingen versetzt.

Der regelmäßige Dienst erfuhr leider vielfache und sehr störende Unterbrechungen durch zum Teil langwierige Erkran- kungen von 6 Beamten und dadurch, daß Professor de Boor während eines Monats ohne Vertretung beurlaubt war.

Erman.

b. Das akademische Lese -Institut.

Der Vorstand des Instituts war zunächst ebenso wie im Vorjahre zusammengesetzt. Mit dem 15. Oktober trat in den- selben an Stelle des bisherigen Rektors der Universität, Prof. Dr. Hille b ran dt, der neue Rektor, Geh. Justizrat Professor Dr. Leonhard; für den mit dem 1. Oktober nach Marburg versetzten Professor Dr. Vogt wurde Prof. Dr. Koch zum Vorstandsmitglied gewählt.

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In der Zahl der ordentlichen und der außerordentlichen Mitglieder sowie der Teilnehmer am Lesezirkel traten nur un- erhebliche Veränderungen ein. Die Zahl der Studierenden, welche sich am Verein beteiligten, zeigte eine weitere Abnahme.

Die dringend erforderliche Renovation der Lesezimmer sowie die Herstellung elektrischer Beleuchtung erfolgte während der großen Ferien; dagegen wurden die Mittel für neue innere Einrichtung der Räume von dem hohen Ministerium noch nicht bewilligt.

Die Einnahmen beliefen sich, mit Einschluß des Staats- zuschusses von 600 Mark sowie der Valuta für einen ver- äußerten Schlesischen Rentenbrief im Nominal betrage von 300 Mark, auf 3887 Mark 50 Pf., die Ausgaben auf 4018 Mark 36 Pf. Der Kassenbestand betrug zu Ende des Jahres 1902 137 Mark 14 Pf. Brie.

c. Seminare.

1. Das katholisch-theologische Seminar.

In der kirchengeschichtlichen Seminar - Abteilung unter Leitung des Professors Dr. Sdralek war im Sommer- halbjahr 1902 die Stellung der Päpste zur Inquisition, zur Hexenverfolgung und zu den Ordalen Gegenstand von Vor- trägen, Referaten und Besprechungen. Drei Studien älterer Mitglieder des Seminars wurden in einem Bande vereinigt und unter dem Titel „Kirchengeschichtliche Abhandlungen" als Festschrift der Generalversammlung der Görresgesellschaft im Oktober 1902 gewidmet. Als im Winterhalbjahr 1902/03 das Seminar überwiegend aus neu eingetretenen Mitgliedern bestand, wurden letztere mit den wichtigsten Quellen der Kirchengeschichte, deren Sammlung, Ausgaben und Gebrauch bekannt gemacht. Außerdem haben alle Mitglieder, soweit sie nicht schon mit selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten befaßt sind, durch Privatlektüre je eine methodisch vorbildliche Untersuchung über wichtige Punkte mittelalterlicher Kirchen- geschichte kennen zu lernen und darüber am Schluß des Semesters im Seminar durch Referat und durch Antwort auf gestellte Fragen Rechenschaft abzulegen gehabt.

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In dem von Prof. Dr. Schaefer geleiteten neutesta- roentlichen exegetischen Seminar wurden im Sommer- semester 1902 in einer Abteilung für Anfänger das textkritische Material und die Grundsätze der Textkritik besprochen und an einer Anzahl von Beispielen angewendet, woran sich eben- falls an der Hand von Beispielen eine kurze Darlegung der hermeneutischen Grundsätze und der exegetisch-methodischen Regeln schloß. In einer anderen Abteilung für Fortgeschrittenere wurden unter Berücksichtigung des Gesamtzusammenhanges ausgewählte Abschnitte des Hebräerbriefes erklärt. Im Winter- semester 1902/03 wurden die Berichte des ersten Corinther- briefes und der synoptischen Evangelien über die Einsetzung der Eucharistie erklärt und dabei insbesondere von einem Mitgliede des Seminars die Frage nach der Echtheit von Luk. 22, 19 b, 20 eingehend untersucht.

In dem unter Leitung des Professors Dr. Pohle stehenden dogmatischen Seminar bildete während des ganzen Berichts- jahres den Gegenstand der Übungen die Lektüre, Übersetzung und Erklärung wichtiger Quästionen aus der theologischen Summe des hl. Thomas von Aquin, wobei neben dem sach- lichen Interesse vor allem die Rücksicht maßgebend war, daß die Mitglieder zu selbständigem Thomasstudium im späteren Leben angeleitet und mit der Art und Weise vertraut gemacht wurden, wie man die Geistesschätze der Scholastik für die theologische Forschung nutzbar macht. Im Sommersemester 1902 wurde die natürliche Erkennbarkeit Gottes nach Thomas (S. th. 1 p. qu. 2) behandelt; insbesondere wurden die fünf thomistischen Gottesbeweise auf ihren Wert kritisch geprüft und in ergänzenden Vorträgen des Leiters in modernem Lichte vertieft und erweitert. Im Wintersemester 1902/03 wurden im Anschluß an die Privatvorlesungen über Christologie und Soteriologie passende Quästionen des hl. Thomas (S. th. 3 p. qu. 1—2) gelesen, erklärt und kritisch erörtert.

In den von Prof. Dr. Nikel geleiteten Übungen der alt- testamentlichen Seminarabteilung wurden während des Sommerseraesters 1902 die Klagelieder gelesen. Es wurden hierbei im Anschluß an die Lektüre die Fragen über den

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Verfasser und die Entstehungszeit dieser Lieder erörtert Ferner wurden nach einleitenden Vorträgen über die Kunst- formen der hebräischen Poesie einige metrische Systeme ge- prüft. Im Wintersemester 1902/03 wurden ausgewählte Stücke des Buches Koheleth gelesen. Hierbei wurden die Fragen nach dem sittlich-religiösen Standpunkt des Verfassers, dem geschichtlichen Hintergrunde, dem Plan und der Anlage sowie der Sprachform des Buches untersucht. Zum Schluß wurde ein Überblick über die Hauptprobleme der alttestamentlichen Ethik gegeben. Nikel, z. Zt. Dekan.

2. Das evangelisch-theologische Seminar.

Die Übungen der alttestamentlichen Abteilung des evan- gelisch-theologischen Seminars nahmen in dem verflossenen Jahre 1902/03 unter Leitung des Dr. Cornill ihren ge- wohnten Fortgang. Im Sommersemester wurde mit vier Teil- nehmern und einem Hospitanten das große Orakel gegen Babylon, Jeremia 50—51, gelesen und durchgearbeitet, im Wintersemester mit sechs Teilnehmern die Erzählung von dem Übergänge über den Jordan, Josua 3 4.

Schriftliche Arbeiten sind in keinem der beiden Semester eingegangen.

In der n eutest amen tlic he n Abteilung unter der Leitung des D. Wrede wurden im Sommer 1902 die 7 Sendschreiben der Apokalypse exegetisch behandelt, im Winter 1902/03 aus- gewählte Stücke aus den sog. apostolischen Vätern, insbesondere dem ersten Klemensbriefe, interpretiert. Die schriftlichen Arbeiten, die von sämtlichen Mitgliedern gefordert und von fast allen geliefert wurden, wurden zum Teil in den Übungen, zum Teil privatim besprochen.

In der kirchengeschichtlichen Abteilung wurden unter Dr. Müllers Leitung im Sommersemester 1902 das erste Buch von Origenes de prineipiis, im Wintersemester 1902/03 Luthers Schriften über das Abendmahl behandelt. Beidemal wurden Arbeiten geliefert.

In der systematischen Abteilung schlössen sich die von D. Schmidt geleiteten Übungen im Sommersemester auf Wunsch der Teilnehmer an A. Harnacks „Das Wesen des

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Christentums" kritisch an. Im Wintersemester wurde das Studium vou Schleiermacher, „Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dar- gestellt": „Entwicklung der Tatsachen des frommen Selbst- bewußtseins, wie sie durch den Gegensatz bestimmt sind44, §§ 62—73, fortgesetzt. Gefordert wurde vollständige Beherr- schung der Gedanken des vorliegenden Textabschnittes, erstrebt Übung im selbständigen Denken und Erfassen der maßgeben- den Probleme von der Vorlage aus in konservativem Interesse bei völlig freier Entfaltung der Gedanken und der Fähigkeiten. Eine Sitzung diente der Kenntnisnahme von Wilhelm Walther, „Ad. Harnacks Wesen des Christentums", 1902. Schriftlich wurde „Über die Bedeutung des Todes Christi", nach den Synoptikern, nach den johanneischen Schriften, mit je dogmatischem Ergebnis, sowie nach den symbolischen Büchern gearbeitet.

Kawerau, z. Zt. Dekan.

3. Das praktische Institut der evangelisch- theologischen Fakultät. Homiletisches Seminar. An den homiletischen Übungen nahmen im Sommer- semester 1902 20, im Wintersemester 1902/03 16 Studierende teil, von denen Predigten nach gegebenen Texten gearbeitet wurden, die zum größten Teil in den Gottesdiensten des Seminars (Kapelle in der Sternstraße 38) gehalten und darauf eingehend besprochen wurden.

Katechetisches Seminar. An den katechetischen Übungen beteiligten sich im Sommersemester 18, im Wintersemester 13 Mitglieder, die sämtlich über ihnen gegebene Bibeltexte Katechesen aus- arbeiteten und vor Schülern hielten; diese Versuche wurden sodann eingehend besprochen.

Kawerau.

4. Das juristische Seminar. Die Übungen im juristischen Seminar standen unter der Leitung derjenigen ordentlichen Professoren der Fakultät, in deren Fach sie einschlugen.

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Die Bibliothek verwaltete Prof. Dr. Fischer.

Prof. Dr. Dahn leitete Übungen im deutschen Handelsrecht

Prof. Dr. Brie leitete im Sommersemester 1902 kirchen- rechtliche Übungen.

Prof. Dr. Förster ließ im Wintersemester Streitfragen des bürgerlichen Rechts unter Bestellung eines Referenten und eines Korreferenten mündlich erörtern.

Prof. Dr. Jörs führte im Wintersemester 1902/03 die Studierenden durch Lektüre geeigneter Stücke in die Quellen des römischen Rechts ein.

Prof. Dr. Grete ner leitete im Sommersemester 1902 eine Besprechung der Reichsmilitärstrafgerichtsordnung.

Jörs, z. Z. Dekan.

5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.

Im Beginn des Sommer-Semesters 1902 wurde die Ver- legung der Seminarräume aus dem Gebäude der Universitäts- Bibliothek in das sogenannte alte Konvikt vorgenommen.

In dem von Professor Dr. Wolf geleiteten Seminar wurden im Sommer-Semester 1902 9 Sitzungen abgehalten. Zur Be- sprechung gelangten Bernsteins „Voraussetzungen des Sozi- alismus44 und Kautskys Gegenschrift „Bernstein und das sozial- demokratische Programm44. Über die einzelnen miteinander korrespondierenden Kapitel beider Bücher wurde von ver- schiedenen Seminarmitgliedern referiert.

Zweimal im Semester traten Exkursionen an die Stelle der Sitzungen. Die erste derselben hatte das an der Bahnlinie Breslau-Zobten belegene Dominium Puschkowa zum Ziel, die zweite diente der Besichtigung der chemischen Fabriken in Saarau bei Königszelt.

Auch im Winter-Seraester 1902/03 wurden 9 Sitzungen abgehalten. Die behandelten Themen waren: 1. Bevölkerungs- theorien, 2. Kindersterblichkeit, 3. Arbeiterversicherung, 4. Ver- staatlichung der Eisenbahnen, 5. Biersteuer, 6. Verhältnisse der Eisenindustrie. Im Übrigen gaben auch die Exkursionen, deren im Ganzen 4 veranstaltet wurden, mehrfach Anlaß zu Erör- terungen. Es wurden besichtigt die Dampfmühle in Schottwitz,

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die Bäckerei und die sonstigen Einrichtungen des Breslauer Konsumvereins, die Cigarettenfabrik der Firma Przedecki, die Haasesche Brauerei an der Ohlauer Chaussee.

Professor Dr. Sombart besprach im Sommei -Semester 1902 größere wissenschaftliche Arbeiten mit ihren Verfassern, im Winter -Semester 1902/03 wurde in Vortragen und Dis- kussionen das Thema der wirtschaftlichen Krisen erörtert.

Die für das Seminar ausgeworfenen Geldmittel sind nach Vorschrift verwendet worden. Die Seminar-Bibliothek, auch in diesem Jahre auf das Sorgfaltigste von Privatdozent Dr. Max Gebauer verwaltet, war während beider Semester an drei Tagen der Woche mehrere Stunden hindurch geöffnet, im Sommer-Semester insgesamt an 38, im Winter-Semester an 44 Tagen. Die Zahl der Besucher der Bibliothek war im Sommer-Semester 163, im Winter-Semester 188.

Wolf. Sombart.

6. Das historische Seminar.

Die Leitung der Geschäfte lag in den Händen des Prof. Dr. Kaufmann.

Professor Dr. Caro erörterte im Sommerseinester das Verhältnis Friedrichs des Großen zu Voltaire, woran sich die Untersuchung über die diplomatischen Verhandlungen zwischen Preußen und Frankreich seit dem Breslauer Frieden, über die Kaiserwahl, über den zweiten schlesischen Krieg und über die ganze Zeit bis zum französisch-österreichischen Bündnis an- schloß. Im Wintersemester wurden die mittelalterlichen Quellen zur Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staats provinzenweis durchgesprochen. Den größten Teil der Unter- suchungen nahmen die Schriften zur Geschichte des deutschen Ordens in Anspruch. Die letzton Stunden waren vornehmlich Pufendorf gewidmet. Über vereinzelte neuere Erscheinung auf dem Gebiete der Geschichte wurde referiert.

Professor Dr. Kaufmann machte im Wintersemester zum Hauptgegenstand der Untersuchungen die Quellen des zehnten Jahrhunderts, insbesondere Widukind, eine Urkunde Ottos I. von 936, Regino, Hrotsuit u. a. Dazu kamen Untersuchungen

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im Anschluß an die Referate der Mitglieder über Carlyle, Cromwell, P. Villari, Macchiavelli, H. Baumgarten, Jovellanos, Sackur, Dictatus Papae und über die Litleratur zur italienischen Politik Ottos I. Im Sommersemester wurden in gleicher Weise die Quellen der sächsischen Periode zu Grunde gelegt. Da- neben beschäftigte man sich mit Untersuchungen im Anschluß an Referate der Mitglieder über verschiedene Gegenstände aus anderen Perioden. Die Beteiligung der Studierenden an diesen Übungen war eine sehr lebhafte.

Professor Schulte besprach in den 2 Monaten seiner

-

Anwesenheit: Einzelne Momente von der Geschichte von Ravenna, vor allem die wechselnde Weltstellung, dann einzelne Teile der Typographie des mittelalterlichen Rom.

Professor Dr. Cichorius behandelte im Seminar für alte Geschichte während des Sommersemesters die Geschichte der catilinarischen Verschwörung unter Zugrundelegung von Plutarchs Biographie Ciceros und von Sallusts Catilina, sowie unter ständiger Heranziehung der in Betracht kommenden ciceronianischen Reden. Es wurde dabei vor allem versucht, die verlorene Schrift Ciceros über sein Konsulat zu rekon- struieren. Im Wintersemester bildeten die zeitgenössischen Quellen zur Geschichte des peloponnesischen Krieges den Gegenstand der Seminarübungen. Einesteils wurde an der Hand von Thukydides Buch IV der Feldzug um Pylos und Sphakteria historisch und kritisch untersucht, andernteils die Be- deutung der attischen Komödie als Quelle der Zeitgeschichte und die Art ihrer Verwertung für die Kenntnis des politischen Parteilebens und der verschiedenen Staatsmänner des damaligen Athen eingehend besprochen. Von den Komödien des Aristo- phanes wurden die Ritter ganz und die Acharner zum Teil gelesen.

Caro. Kaufmann. Cichorius.

7. Das kunstgeschichtlichc Seminar.

Es wurden stilkritische Übungen vorgenommen und die Arbeiten der Mitglieder besprochen. Im Sommer- und Winter- semester nahmen je 7 Studierende an den Übungen teil.

Muther.

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8. Das philologische Seminar.

Professor Foerster ließ im Sommer-Semester im Seminar dieChoephoren desAischylos interpretieren und über schriftliche Arbeiten der Mitglieder disputieren. Im Winter- Semester leitete er im Proseminar die Interpretation der Taurischen Iphigenie des Euripides und des Taciteischen Agricola.

An den Übungen des Seminars beteiligten sich 11 Mit- glieder und 4 Hospites, an denen des Proseminars 24 Mitglieder.

Im Winter-Semester hielt derselbe an Stelle des fehlenden Assistenten in einer wöchentlichen Stunde eine Führung durch die Bibliothek des Seminars. Es beteiligten sich an ihr 24 den ersten Semestern angehörende Studierende.

Professor Norden interpretierte im Sommer -Semester mit 42 Mitgliedern im Proseminar die Charaktere des Theophrast und die pseudocaesanische Schrift de bello Africo. Im Winter- Semester interpretierte er mit den 9 ordentlichen Mitgliedern des Seminars die nikomachische Ethik de3 Aristoteles.

Professor S kutsch las im Sommer-Semester 1902 mit 11 ordentlichen Mitgliedern und 5 Hospitanten die Ciris des Cornelius Gallus und setzte diese Übungen mit 9 ordentlichen Mitgliedern und 6 Hospitanten im Winter-Semester 1902/03 fort. In beiden Semestern wurde eine Anzahl schriftliche Arbeiten über litterargeschichtliche, grammatische und metrische Themen besprochen.

Die Geschäftsführung lag während des Jahres 1902/03 in den Händen von Prof. S kutsch. Da das Ordinarium des Etats vorzeitig erschöpft war, bewilligte der Herr Kurator ein- malig 800 Mark zu Bücheranschaffungen, womit einige schmerzlich empfundene Lücken der Bibliothek ausgefüllt werden konnten. Unter den von mehreren Seiten an das Seminar gelangten Bücherspenden ist wegen ihres Wertes eine besonders hervorzuheben: die Königl. Akademie der Wissen- schaften zu Berlin schenkte ein vollständiges Exemplar der von ihr herausgegebenen Aristoteleskommentare.

Die im Staatshaushalt 1902/03 geschaffene Stelle eines Serainarassistenten wurde am 1. Juni 1902 dem Privatdozenten Dr. Richard Wünsch übertragen. Dieser legte das Amt

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leider schon am 15. Oktober infolge seiner Berufung als Ordinarius nach Glessen nieder, hat aber in dem Katalog der Einzelschriften eine dauernde Spur seiner Tätigkeit hinterlassen. Da ein Nachfolger für ihn zunächst nicht zu finden war, über- nahmen für das Wintersemester 1902/03 die drei Direktoren die Leitung der Anfangerübungen und die Führung der Bibliothek.

Foerster. Norden. Skutsch.

9. Das archäologische Seminar.

Im Sommer-Semester wurden in Abteilung I (für Fort- geschrittenere) teils Vasenbilder mit Unterweltsdarstellungen nach Serie E der Wiener Vorlegeblätter, teils Originale des Museums (Terrakotten) interpretiert. In Abteilung II (für Anfänger) wurde den Mitgliedern eine Auswahl von Kunstwerken geschicht- lichen Inhalts, sowie Abgüsse von Grabreliefs zur Interpretation vorgelegt.

Im Winter-Semester bildeten in Abteilung I Vasenbilder des Hieron, in Abteilung II auf die Taurische Iphigenie bezügliche Denkmäler den Gegenstand der Erklärung. Außer- dem wurde in Abteilung II der Anfang mit einer Besprechung der Rekonstruktionsversuche der Iliupersis des Polygnot gemacht.

An Abteilung I nahmen im Sommer-Semester Teil 14 Mit- glieder und 1 Hospes, im Winter -Semester 13 Mitglieder und 8 Hospites; an Abteilung II im Sommer-Semester 31 Mitglieder und 1 Hospes, im Winter-Semester 16 Mitglieder.

Foerster.

10. Das germanistische Seminar.

Im Sommersemester 1902, in welchem Professor Dr. Vogt zum letzten Male die Abteilung für Germanistik leitete, nahmen an dessen Übungen 24 Mitglieder teil, im Wintersemester 1902/03 an Professor Dr. Siebs' Erläuterung der Gedichte Walters von der Vogel weide und der Volsungasaga 17 Mit- glieder. In der Abteilung für neuere Literatur nahm Professor Dr. Koch im Sommersemester ausgewählte Abschnitte von Lessings Hamburgischer Dramaturgie, im Wintersemester die Schiller-Goetheschen Xenien durch; in den ersteren Übungen waren 23 Teilnehmer (darunter eine Dame), in den letzteren 21 Mitglieder und 1 Hörer.

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Dem hohen Ministerium und der wohlwollenden Empfehlung des Kgl. Kuratoriums haben wir für eine einmalige außerordent- liche Bewilligung zur Ausfüllung von Lücken in unserer Seminar- bibliothek erneuten Dank abzustatten. Nicht ohne Dankesgruß ist aber auch das Scheiden des 14 Jahre lang das germanistische Seminar leitenden Direktors Prof. Dr. Vogt in der Chronik zu verzeichnen. Unter seiner Leitung und dank seinem eifrigen Bemühen hat das Seminar seine jetzigen Räume erhalten, die gegen das frühere Zimmer im dritten Stockwerke eine be- deutende Verbesserung sind, und ist die Seminarbibliothek wie der Besuch der Bibliothek erfreulich angewachsen. Die Be- nutzung der Seminarbibliothek ist eine äußerst rege, und an dem Besuche fallt auch den studierenden Damen ein großer Anteil zu.

Der geschäftsführende Direktor Koch.

11. Das romanisch-englische Seminar, a. Die romanische Abteilung.

Die philologische Abteilung des romanischen Seminars zählte im Sommer 1902 15 ordentliche Mitglieder und eine Anzahl von Hospitanten. Den Übungen wurde Victor Hugos Legende des Siecles zu gründe gelegt, aus der eine größere Reihe von Gedichten sprachlich und literarhistorisch inter- pretiert wurde. Im Wintersemester 1902/03 beschäftigte sich eine gleiche Zahl von ordentlichen Mitgliedern mit der kritischen Herstellung altfranzösischer lyrischer Gedichte aus handschrift- lichen Texten.

An den praktischen Übungen nahmen im Sommer 13, im Winter 14 ordentliche Mitglieder, außerdem eine Anzahl von Hospitanten, teil. In beiden Semestern wurden von den Mit- gliedern literarische Arbeiten angefertigt; außerdem wurde Kleists Käthchen von Heilbronn teils schriftlich, teils mündlich übersetzt. Appel.

b. Die englische Abteilung.

Im Sommer-Semester 1902 wurde in den zweistündigen Seminarübungen der Gebrauch der englischen Präpositionen erörtert (16 aktive Mitglieder).

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Im Winter-Semester 1902/03 wurden mittelenglische Texte (nach Zupitza-Schippers Übungsbuch) gelesen, interpretiert, und durch sprachgeschichtliche und litterarhistorische Vorträge erläutert (15 aktive Teilnehmer).

Herr Lektor Watkin hielt mit 10 bis 20 Teilnehmern englische Stilübungen verschiedener Art ab.

Die Bibliothek des Englischen Seminars wurde durch die freigebige Zuwendung einer größeren Anzahl von Büchern vermehrt, welche Herr Professor Dr. Appel aus der Bibliothek seines verstorbenen Bruders überwies.

G. Sarrazin.

12. Das slavisch-philologische Seminar.

Im verflossenen Etatsjahre 1902/03 wurden in der I. Ab- teilung in beiden Semestern altslovenische Texte aus dem Handbuche Leskiens gelesen, übersetzt, textkritisch und gram- matisch erklärt, wobei bestimmte Spracherscheinungen aus verschiedenen Sprachdenkmälern zur Vergleichung herangezogen wurden; in dem Wintersemester wurden auch altslovenische Texte von Miklosich, in dessen beiden Chrestomathien behufs Beurteilung der richtigen Behandlung von altkirchenslavischen Texten gelesen und erläutert.

In der II. Abteilung wurde im Sommersemester nach einer längeren Einleitung in die Geschichte der kroatischen Poesie seit dem XV. Jahrhundert das epische Gedicht Osnian von Gundulic in der Weise behandelt, daß der Inhalt mit charakteri- stischen Proben angegeben und mit den historischen Tatsachen verglichen, die poetische Komposition aber im Anschluß an die vorhandenen Arbeiten darüber gezeigt und schließlich die poetische Form im Zusammenhange mit den anderen üblichen epischen Formen geprüft wurde. Im Winterhalbjahre bildeten altpolnische Schriftdenkmäler den Gegenstand der Besprechungen in den Sitzungen; vornehmlich wurden die religiösen Sprach- und Literaturdenkmäler, prosaische wie poetische, eingehend behandelt; eine versifizierte Legende bot reichlich Stoff zur Textkritik und zu mannigfachen anregenden Bemerkungen.

Die Beteiligung war in beiden Abteilungen im allgemeinen eine sehr rege. Nehring.

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13. Das geographische Seminar. Die Übungen des Somniersemesters 1902 (17 Teilnehmer) beschäftigten sich mit Ch. Darwins Reise, speziell den auf das atlantische Gebiet und die Ostabdachung Sud-Amerikas bezüg- lichen Abschnitten. Außer dem Hauptwerk des Reiseberichtes, an dessen Vervollkommnung Darwin noch später Hand anlegte, wurden nicht nur die naturwissenschaftlichen, insbesondere die geologischen Monographien des Naturforschers mit herange- zogen, sondern auch das in andrer Richtung bedeutsame Werk des Kapitän Fitzroy und die von Beaufort entworfenen, mannigfach lehrreichen Instruktionen für die ganze Weltum- seglung des „Beagle". Für einzelne Gebiete (die Inseln des Grünen Vorgebirges, die Pampas) wurden auch die neuesten literarischen Erscheinungen verwertet, um den gegenwärtigen Stand der von Darwin behandelten Probleme zu beleuchten. Die Ergebnisse wurden bisweilen im Kartenbilde oder in kleinen Ausarbeitungen von den Teilnehmern zusammengefaßt

Dem Wintersemester brachte das Erscheinen des zweiten Hauptteils von Nissens Italischer Landeskunde den Übungen (15 Teilnehmer) einen für die historische Länderkunde besonders wertvollen Stoff. Die Kapitel über Latium und Etrurien wur- den ausgewählt, ihre Lesung verknüpft mit der Behandlung geeigneter Partien aus Frontin und Rutilius Namatianus und Einblicken in die wichtigsten neueren Werke über dieses Gebiet.

Die Bibliothek und der Arbeitsraum wurden von den Studierenden eifrig benutzt. Von den hier geförderten Arbeiten trat eine als Dissertation an die Öffentlichkeit.

J. Partsch.

14. Das mathematisch-physikalische Seminar.

Im Anfang des Sommersemesters 1902 ersuchte Professor 0. E. Meyer den Herrn Minister um Entbindung von seinen Pflichten als Direktor des Seminars. Als sein Nachfolger wurde im Herbst der mitunterzeichnete außerordentliche Professor E. Neumann ernannt. Infolge dessen ruhte die physikalische Abteilung während des Sommersemesters.

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Professor Rosanes Irug im Sommersemester 1902 über bestimmte Integrale vor; im Wintersemester 1902/03 wurden Aufgaben aus der Differentialrechnung und den Elementen der Integralrechnung bearbeitet.

In der von Professor Sturm geleiteten Abteilung wurden im Sommerhalbjahr 1902 folgende geometrischen Themen be- arbeitet: konfokale Flächen 2. Grades in kollinearen Räumen, das Nullsystem, die konjugierten Elemente, Durchmesser, Fokalstrahlen und Orthogonalpunkte einer kubischen Raum- kurve, die Geraden einer Fläche 3. Ordnung, speziell der Diagonalfläche.

Im Winterhalbjahr 1902/03 wurden dann behandelt: har- monische und verbundene Involutionen, Tetraedereigenschaften, Polfünfecke und Polsechsecke einer Fläche 2. Grades, die Kollineation zwischen zwei Flächen 2. Grades, Übertragung einer eindeutigen Verwandtschaft auf die Fläche 3. Ordnung.

Die von Professor Neu mann in der physikalischen Ab- teilung während des Winters abgehaltenen Übungen im Seminar lehnten sich an seine Vorlesung über Potentialtheorie an. Etwas eingehender wurden einige Aufgaben aus der Theorie der Attraktion von Ellpisoiden, sowie aus der Theorie des logarithmischen Potentials behandelt.

Durch eine außerordentliche Zuwendung seitens des Uni- versitätskuratoriums wurde es möglich, Lücken in der Biblio- thek, die sich besonders fühlbar gemacht hatten, in erwünschter Weise auszufüllen.

Rosanes, Sturm, Neumann.

15. Das philosophische Seminar.

Der Bücherstand der historisch -systematischen Abteilung konnte auch dieses Jahr wieder durch die vom Königlichen Ministerium bewilligten Mittel ergänzt werden. Um aber die immer noch vorhandenen Lücken wenigstens einigermaßen auszufüllen, wurde vom Herrn Kurator noch ein besonderer Zuschuß gewährt.

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Professor Freudenthal hielt im Sommer-Semester 1902 mit 35 Teilnehmern Übungen über Humes Treatise, wobei die Bedeutung der Schrift besonders für Psychologie, wie ihre Schwächen hervorgehoben wurden. Im Winter- Semester 1902/03 ward mit 28 Mitgliedern des Seminars Kants Kritik der reinen Vernunft gelesen und eingehend besprochen.

Professor Baumgartner behandelte im Sommer-Semester 1902 mit 31 und im Wintersemester 1902/03 mit 38 Teil- nehmern erkenntnistheoretische Probleme im Anschluß an die Lektüre von Lockes Untersuchungen über den menschlichen Verstand. Zur Erörterung kamen in schriftlichen Bearbeitungen und mündlichen Besprechungen vom vierten Buch die in Kapitel 1—4 und Kapitel 11 behandelten Fragen nach Wesen, Graden, Grenzen des Wissens, speziell des Wissens um die Existenz einer Außenwelt.

In der psychologischen Abteilung des Seminars wurde im Sommer-Semester die experimentelle Behandlung des Gefühls- lebens sowie der optischen Täuschungen durch Referate und Vornahme von Experimenten erläutert Die Zahl der Teil- nehmer betrug 13. Im Winter-Semester wurden die Seminar- übungen in Beziehung gesetzt zu der gleichzeitigen Vorlesung über Psychologie und dienten teils der eingehenderen Behandlung der Frage über das Verhältnis von Leib und Seele, teils der näheren Erläuterung der Psychologie des Empfindens. Zahl der Teilnehmer 55.

Aus den in dem Laboratorium ausgeführten selbständigen Arbeiten gingen folgende Druckschriften hervor:

Ebbinghaus, Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle des Chronoskops. Zeitschrift für Psychologie, Bd. 30. 1902.

Stern, Der Tonvariator. Zeitschrift für Psychologie, Bd. 30. 1902.

Sobeski, Über Täuschungen des Tastsinns. Dissert. 1903.

Freudenthal. Baumgartner. Ebbinghaus.

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d. Die Kunstinstitute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte. (Archäologisches Museum.)

Der Antrag auf Neubau eines Museums wurde unter dem 10. Juni aufs dringlichste erneuert. Derselbe fand auch die Unterstützung der philosophischen Fakultät Ein Bescheid des Herrn Ministers ist noch nicht erfolgt. Dagegen hat ein früherer Antrag insoweit Berücksichtigung gefunden, daß im Juni d. J. drei Räume der ehemaligen Roßbachschen Dienst- Wohnung zu einer Wohnung für den Diener des Museums eingerichtet und ihm als Teil seines Lohnes unentgeltlich über- wiesen worden sind.

Die sächlichen Fonds sind zur Beschaffung von Photo- graphien, Bilderwerken und Büchern verwendet worden.

Durch Verfügung des Herrn Ministers vom 28. Juni und des General-Direktors der Königlichen Museen vom 28. Oktober sind aus den Doubletten der Schliemann-Sammlung 37 Gefäße und Gefäßteile, 23 Gegenstände aus Metall, Stein, Knochen, Ton, eine Anzahl verzierter und unverzierter Spinnwirlel und durchlochter Tonscheiben und eine Anzahl Scherben aus allen Schichten von Troja an das Museum abgegeben worden.

Desgleichen sind aus den 1901/02 bei Abusir gemachten Ausgrabungen dem Museum, als Mitglied der Deutschen Orient- gesellschaft, von derselben ein Kalksteinrelief, mehrere Bruch- stücke von solchen, ein Sargdeckel in Mumienform, ein Unter- teil eines mumienartigen Sarges, mehrere Tonkrüge, ein Schlachtmesser aus Feuerstein, ein Fingerring aus blauer Fayence, ein Armband aus Leder und Bruchstücke von Glas- gefäßen überwiesen worden.

Dem Herrn Minister ist das Museum für Übersendung eines Exemplares des Werkes „Das Kaisergrab in den Vati- kanischen Grotten4' von Karl Maria Kaufmann zu Dank ver- pflichtet.

Am 12. Dezember wurde das Winckelmannsfest durch einen Vortrag des Unterzeichneten über: „Philostrats Gemälde und Moritz von Schwind" im Vortragssaal des Schlesischen Museums der bildenden Künste gefeiert.

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Als Kustoden fungierten im Sommer-Semester die Herren Dr. Mikolajczak und Stud. phil. Sniehotta, im Winter- Semester der letztere und Stud. phil. Kurt Müller.

Foerster.

2. Das Institut für mittelalterliche und neuere

Kunstgeschichte.

Der Jahresetat wurde in gewohnter Weise zur Vervoll- ständigung der Bibliothek und des Abbildungsmaterials ver- wendet. Ein außerordentlicher, vom Königl. Kuratorium be- willigter Zuschuß von 700 Mark ermöglichte, auch eine ikono- graphische Sammlung anzulegen.

Muther.

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik.

Am 1. Oktober 1902 schied der bisherige Direktor des Instituts, Prof. Dr. Vogt, infolge seiner Berufung nach Mar- burg aus seinem Amte; ein Nachfolger wurde weder ernannt, noch eine Stellvertretung a^eordnet. Es wäre dies um so mehr zu wünschen gewesen, als das Institut sich gerade im verflossenen Wintersemester in äusserst schwieriger Lage befand, da der Musiksaal noch immer nicht zu Unterrichts- und Übungszwecken benutzt werden konnte. Das Auditorium maximum stand, da es von den Herren Professoren mehr als sonst für ihre Vorlesungen beansprucht wurde und in den Abendstunden vom Humboldtverein besetzt war, dem Institut nur für wenige Stunden zur Verfügung. Der Orgelunterricht mußte, da es unmöglich war, eine zweite passende Stunde aus- findig zu machen, auf eine Stunde beschränkt werden; die Teil- nehmer, die früher mindestens je zwei Übungsstunden erhielten, konnten im günstigsten Falle mit einer Stunde bedacht werden. Einzelne Schüler erhielten überhaupt keine Übungsstunden. Die Folge davon war, daß nur geringe Erfolge erzielt wurden und daß dem Institut eine Anzahl tüchtiger und fleißiger Schüler, nament- lich aus nicht-studentischen Kreisen (Volksschullehrer, Musik- lehrer, Organisten) verloren ging. Dazu kam, daß die Orgel, die schon vor ihrer Überführung ins Auditorium maximum in sehr schlechtem Zustande gewesen war, häufig den Dienst

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versagte, so daß die Unterrichts-, sowie die Übungsstunden abgebrochen werden mußten. Sollte das Auditorium maximum noch mehr als bisher für Vorlesungen in Anspruch genommen und der Musiksaal noch für längere Zeit dem Institut entzogen werden, so steht zu befürchten, daß der Orgelunterricht gänz- lich eingestellt werden muß. Nicht minder hatten unter den bestehenden mißlichen Verhältnissen die Übungen der Chor- klasse zu leiden. Nach getroffener Vereinbarung mit den hiesigen Lehranstalten, welche der Chorklasse ihre Schüler zuweisen, finden die Übungen seit Jahrzehnten Dienstag von 4 6 Uhr statt. Da jedoch im Wintersemester die Stunde Dienstag von 5 6 anderweitig vergeben war, mußten die Übungen auf die Stunden 4 5 und 6 7 angesetzt werden; die Folge dieser überaus ungünstigen Zeiteinteilung war, daß die zweite Stunde über- haupt nicht besucht wurde. Das übliche Jahresspecimen konnte auch diesmal nicht abgehalten werden, da es an einem dafür geeigneten Räume mangelte.

Die Tätigkeit der einzelnen Abteilungen des Instituts ge- staltete sich wie folgt:

1. Im evangelischen Johanneschor (Leiter Professor Dr. Wrede) alternierten im Sommersemester 1902 und im folgenden Wintersemester wiederum die Vorlesung über Geschichte des evangelischen Gemeindegesanges und die Übungen im Choral- und Altargesange. In beiden Semestern beteiligten sich etwa 20 Studierende. In den Übungen wurde auch dieses Mal ein Teil der Zeit auf vierstimmigen Gesang von Chorälen und Stücken wie Bortnianskis Doxo- logie verwendet.

2. a. Die Übungen des katholischen St. Cäcilienchors (Leiter Kgl. Musikdirektor und Domkapellmeister Filke) wurden im Sommersemester von ca. 60, im Wintersemester von ca. 40 Herren besucht. Im Sommersemester wurden die alten Tonarten erklärt und Übungen im Intonieren derselben veranstaltet. Außerdem wurden geübt mehrere Messen aus dem „Ordinarium missae", die Altarsgesänge und die 8 Psalmtöne, sowie eine 3 stimmige Messe von Perosi und Palestrinas „0 bone Jesu". Die beiden letzt-

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genannten Werke gelangten am G. Juli 1902 im Dom zur Aufführung. Im Wintersemester beschäftigten sich die Teilnehmer mit dem gregorianischen Choral und übten M. Filkes „Lobgesang zum Herrn" und A. Beckers „Salvum fac regem44; diese beiden Chöre gelangten bei der Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät (27. Januar 1903) in der Aula Leopoldina zur Aufführung.

b. Die Chorklasse übte im Sommersemester die Chöre aus Haydns „Jahreszeiten", im Wintersemester Chöre aus dem Oratorium „Canticum canticorum" von Enrico Bossi, sowie einzelne Teile aus Orlando di Lassos Messe „Qual donna" und Rheinbergers Messe „Misericordias Domini4'.

3. Prof. Dr. Bohn hielt im Sommersemester folgende Vor- lesungen und Übungen ab:

a. Harmonielehre, erster Teil; 2 stündlich. 28 Zuhörer.

b. Orgelunterricht; 2 stündlich. 13 Teilnehmer.

c. Über Richard Wagners „Walküre44; 1 stündlich. 72 Zu- hörer.

d. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündlich. 0 Teil- nehmer.

Im Wintersemester fanden nachstehende Vorlesungen bez. Cbuugen statt:

a. Harmonielehre, zweiter Teil; 2 stündlich. 10 Zuhörer.

b. Orgelunterricht; 1 stündlich. 8 Teilnehmer.

c. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündlich. G Teil- nehmer.

Im Auftrage der Kgl. Regierungen von Breslau und Oppeln wurden von Prof. Dr. Bohn in gewohnter Weise eine Anzahl von Kostenanschlägen für Orgelbauten begutachtet, sowie neu hergestellte und reparierte Orgeln geprüft und abgenommen.

Die Bibliothek des Instituts wurde auch in diesem Jahre durch Neuanschaffungen und durch Geschenke des Kgl. Kultus- ministeriums vermehrt; die Lehrapparate des Johanneschores und des St. Cäcilienchores wurden in geeigneter Weise ergänzt.

I. A.: Bohn. 3

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e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut.

Personalveränderungen traten im Laufe des Etatsjahres beim physikalischen Institut nicht ein. Mit dem Schlüsse des Jahres aber gibt Stud. Erich Wiek seine Stellung als Assistent auf, und an seine Stelle tritt Dr. Georg Berndt, welcher schon im Wintersemester als freiwilliger Assistent an der Auf- sicht über das experimentelle Praktikum teilgenommen hat.

Von wertvollen Apparaten, welche für das Institut er- worben wurden, ist ein astronomisches Fernrohr von 4 Zoll (108 mm) Öffnung zu nennen; es wurde aus dem Reste der Mittel angeschafft, welche im Jahre 1900 zur Ausrüstung des Neubaus mit Apparaten bewilligt worden waren; hergestellt ist es in der Werkstatt von Hein feld er & Hertel in München, das Stativ lieferte . Dr. Erich Frantz, Professor in der katholisch-theologischen Fakultät, aus den entbehrlich gewor- denen Beständen seiner Sternwarte in Pasing bei München.

Aus der regelmäßigen Jahres-Dotation des Instituts konnte kein besonders wertvoller Apparat angeschafft werden, weil es an Mitteln fehlte. Denn es entstand ein sehr bedauerlicher Geldmangel durch die großen Kosten, welche Heizung und Beleuchtung des Instituts verlangten. Die Gasmotoren, welche die Kraft für die elektrische Beleuchtung liefern, und die zur Heizung der Zimmer dienenden Gasöfen verlangen einen weit größeren Verbrauch von Gas, als sich vorausberechnen ließ. Dadurch wurden schon in den letzten Jahren Etatsüber- schreitungen veranlaßt, welche höchst dankenswerter Weise durch das Königliche üniversitäts - Kuratorium gedeckt wurden.

Um die Wiederkehr einer Überschreitung zu vermeiden und die Zufriedenheit des hohen Ministeriums zu finden, be- fleißigte ich mich in diesem Jahre der äußersten Sparsamkeit im Heizen. Aber diese Bemühung hatte üble Folgen; denn in einem ungeheizten Räume gefror das Wasser in der Rohr- leitung, die Röhre barst, das Wasser floß bei Eintritt von Tauwetter aus und überschwemmte mehrere Zimmer.

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Der dadurch an den Apparaten angerichtete Schaden ist glücklicher Weise nicht groß gewesen. Aus dieser Erfahrung aber ergibt sich die Lehre, daß eine so weit getriebene Spar- samkeit untunlich ist, und man erkennt, daß eine Erhöhung des für Heizung und Beleuchtung bestimmten Etatstitels unab- weisbar notwendig ist.

Die Vorlesungen fanden die gewohnte Zahl von Zuhörern; die Zahl der Teilnehmer am Übungspraktikum ist noch weiter gestiegen. Von den im Institut begonnenen wissenschaftlichen Untersuchungen sind 4 vollendet, eine derselben schon als Dissertation gedruckt.

0. E. Meyer.

2. Die Sternwarte. Da die orthographische Projektion, in der wir den Mond sehen, die Landschaften seiner Oberfläche um so mehr radial verkürzt und dadurch verzerrt, je näher sie dem Rande stehen, so sind die randnahen Gebiete des Mondes wenig bekannt. Deshalb unternahm es die Sternwarte, diese Gegenden durch Messung von photographischen Mondaufnahmen starker Libra- tion möglichst aufzudecken. Hierbei wurde besonders die Hälfte der uns zugekehrten Mondhalbkugel außerhalb 60° selenozentrischem Abstände ins Auge gefaßt. Sie nimmt in orthographischer Projektion '/o in stereographischer, winkel- treuer Abbildung % der Scheibe ein.

Für die Messung des südwestlichen Bandes erhielt die Sternwarte von Prof. Vogel aus Potsdam eine Aufnahme vom 9. Januar 1900, für den nordwestlichen Rand 10 Aufnahmen von Prof. Küstner aus Bonn, die er auf hiesigen Wunsch zu vorher angegebenen Zeiten gemacht hatte, und 2 Aufnahmen der Licksternwarte von Prof. Weinek aus Prag übersandt. Für den Südostrand erhielt sie 2 Lickplatten aus Prag und 2 Bonner Aufnahmen.

Im Jahre 1902 wurde die Potsdamer Platte und die Lick- platte des Nordwestrandes vom 30. Juli 1895 mit 8580 Ein- stellungen ausgemessen und hieraus die selenographischen

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:ir,

Längen und Breiten der Mondkrater und Grenzpunkte der von Unterzeichnetem hierbei entdeckten Mondmeere berechnet.

Am Refraktor machte Unterzeichneter Kometenbeobach- tungen mit Positionsmikrometer und sandte sie an die Redaktion der Astronomischen Nachrichten ein.

Am Heliometer beobachtete Herr Przybyllok die Sterne des Cynusbogens und Plajadenbogens, sowie durch Querein- stellung randnahe Mondkrater.

Am Passageinstrument beobachtete Dr. Rechenberg mit Auge und Ohr 394 Zeitsterne und 269 Mondsterne der Nautical Almanac, um ihre Rektaszensionen genauer zu bestimmen, da das Instrument ohne Kreis und daher zur Deklinationsbestim- mung nicht geeignet ist.

Am Refraktor wie am Passageinstrument machte sich das Fehlen von Chronographen und von guten Pendeluhren störend merkbar.

Dr. Harry Meyer promovierte hier am 21. Mai und ging dann an die Straßburger Sternwarte. Dr. Walter Zimmer- mann promovierte hier am 7. August und verblieb Assistent der hiesigen Sternwarte. Dr. Albert Dinter promovierte hier am 18. März und ging an die Potsdamer Sternwarte.

Die Übungen im Beobachten wurden von 14 Praktikanten besucht und umfaßten außer astronomischen auch geodätische Operationen. An den Übungen im Bahnrechnen nahmen drei Praktikanten teil.

Am 9. Juni 1902 überreichte Unterzeichneter in Begleitung von Dr. Rechenberg dem Senior der Fakultät und früheren Direktor der Breslauer Sternwarte, Prof. Dr. J. G. Galle, zu seinem 90. Geburtstag von Seiten der Sternwarte eine Fest- schrift, bestehend aus 3 Abhandlungen: 1. Methode der helio- metrischen Quereinstellung; 2. Bahnen von 14 Düsseldorfer Planeten von Prof. Neugebauer; 3. Der Westrand des Mondes nach Ausmessungen der obengenannten Potsdamer Aufnahme ; und freute sich, den verdienten Astronomen an seinem hohen Festtage frisch und munter zu finden.

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Die neuen Haupt instruraente für die neuen geplanten Sterne konnten wegen Mangel eines Grundstücks noch nicht aufgestellt werden, und ihre Teile mußten leider noch unverpackt in den zahlreichen großen Kisten verbleiben.

Die Verlegung der Sternwarte ist dringend notwendig.

Franz.

3. Das chemische Institut.

Um dem Raummangel des chemischen Institutes einiger- maßen abzuhelfen, ist nach Genehmigung des Herrn Ministers der Raum für Chemikalien als Praktikantenzimmer eingerichtet worden, wodurch etwa 8 neue Arbeitsplätze entstanden.

Folgende wissenschaftliche Untersuchungen wurden aus- geführt und veröffentlicht:

1. Schwab bau er: Einwirkung von Methyl- und Äthyl- amin auf Cuminol und Furfurol. Doktor-Dissertation Rreslau.

2. Bialon: Einwirkung von Anisaldehyd auf a-Picolin, Chinaldin und Aldehydcollidin. Doktor- Dissertation Breslau.

3. W o l f : Beitrag zur Kenntnis der Leitfähigkeit gemischter Lösungen von Elektrolyten. Doktor - Dissertation Breslau.

4. W. F i s c h e r : Löslichkeit von Chromhydroxyd in Basen. Doktor-Dissertation Breslau.

5. Knick: Über die Kondensation von ;>-Nitrobenzaldehyd mit a-Picolin und ay-Lutidin. Doktor-Dissertation Breslau.

6. v. Grabsky: Einwirkung von Cuminol und j;-Tolylal- dehyd auf Chinaldin. Doktor-Dissertation Breslau.

7. Sorge: Kondensation aromatischer Ketone. Doktor- Dissertation Breslau.

8. v. Kowalewski: Verhalten wässriger Zinnchlorid- lösungen. Doktor-Dissertation Breslau.

9. Wuth: Löslichkeit von Chlor- und Bromsilber in organischen Basen. Doktor-Dissertation Breslau.

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10. Fox: Über die Einwirkung von Schwefeldioxyd auf Salze. Doktor-Dissertation Breslau.

11. Lipinsky: Über Derivate des Octylbenzols. Doktor- Dissertation Breslau.

12. Renz: Über Thallium- und lndiumverbindungen. Doktor-Dissertation Breslau.

13. Ollendorff: Einwirkung von Aldehyden auf a'-Methyl- a-Phenylpyridin. Doktor-Dissertalion Breslau.

14. v. Balicki: Pipecolylhydrazin. Doktor - Disserlation Breslau.

15. Dierig: Über Kondensation von a-Methyl- a'-Phenyl- pyridin mit j?-Toluylaldehyd und anderen Aldehyden. Doktor-Dissertation Breslau.

16. Gaebel: Reduktion des Dinitrothymoläthers. Doktor- Dissertation Breslau.

17. Halfpaap: Verbindungen des m-Xylylenbromids mit primären, sekundären und tertiären Basen. Doktor- Dissertation Breslau.

18. Low: Kondensation von Chinaldin und Lepidin mit Aldehyden. Doktor-Dissertation Breslau.

19. Rudorf: Zur Kenntnis der Leitfähigkeit und der inneren Reibung von Lösungen. Doktor-Dissertation Breslau.

20. Jander: Über Komplexsalze des Quecksilbers. Doktor- Dissertation Breslau.

21. Renz: Verbindung von Chlorsilber mit organischen Basen.

22. Ab egg und Bodländer: Elektoaffinity as a basis for the systematisation of inorganic Compounds.

23. Dieselben : Das Problem der Systematisierung der an- organischen Verbindungen.

24. Abegg: Über mechanische Rechenhilfsmittel nach logarithmischem Prinzip.

25. Derselbe: Versuch einer Theorie der Valenz und der Molekularverbindungen.

26. Derselbe: Ein einfacher Flüssigkeitswiderstand und andere kleinere Mitteilungen.

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27. Ahegg und Riese nfeld: Über das Lösungsvermögen von Salzlösungen für Ammoniak nach Messungen seines Partialdrucks.

28. Ahegg und Gauss: Beiträge zur Theorie der direkten Bestimmungsmethode von Jonenbeweglichkeiten.

29. Steele: Die Messung von Jonengeschwindigkeiten in wässerigen Lösungen und die Existenz komplexer Jonen.

30. 0. Sackur: Das elektrische Leitvermögen und die innere Reibung von Lösungen des Caseins.

31. Scholtz: Über cyklische Diammoniumverbindungen.

32. Scholtz und Wiedemann: Synthese aa-substituierter Pyridine. Beitrag zur Konstitution des Pyridins.

33. Herz: Über die Löslichkeit von Zinkhydroxyd in Ammoniak und Amnioniakbasen.

34. Derselbe: Dialysatorversuche mit Metall-hydroxyden und -sulfiden. 2 Mitteilungen.

35. Derselbe: Gleichzeitige titrimetrische Bestimmung von Borsäure und starken Säuren.

36. Derselbe: Löslichkeit der Borsäure in Salzsäure.

37. Derselbe: Notiz über die Löslichkeit der Borsäure in Säuren.

38. Meyer: Bildung der Dithionsäure.

39. Derselbe: Umwandlung polymorpher Körper.

40. Laden bürg: Atomgewicht des Jods.

41. Derselbe: Umwandlung von Tropidin in Tropin.

42. Ladenburg und Kröner: Abkömmlinge des Stilb- azols.

43. Ladenburg: Nebenprodukt bei der Darstellung des Stilbazols.

44. Ladenburg: Özonbestimmungsinethoden.

Ladenburg.

4. Das pharmazeutische Institut.

Das pharmazeutische Institut stand in seiner chemischen Abteilung im Sommersemester 1902 unter der Leitung des Geh. Regierungsrats Prof. Dr. Po leck, in der pharmakognos-

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tischen unter der des Geh. Regierungsrats Pol eck und Prof. Dr. Pax. Am 1. Oktober trat an Stelle des ersteren für beide Abteilungen Prof. Dr. G ad am er.

a. Chemische Abteilung. Als Assistenten waren tätig die Herren Dr. Grützner, Apotheker R. Schulz und Dr. Kühl mann. Anstelle der letzt- genannten beiden Herren traten im Wintersemester die Apo- theker O. Gaebel und W. Urban, die im Laufe des Semesters zu DDr. phil. in Breslau resp. in Marburg promoviert wurden. Das Laboratorium wurde im Sommersemester von 58, im Winter- semester von 63 Praktikanten besucht. Der Lehrplan blieb im Ganzen unverändert.

Bibliothek, Sammlung und chemische Apparatur wurden namentlich im Wintersemester bedeutend vermehrt, die Biblio- thek durch Erwerbung der Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, die chemische Apparatur unter anderem durch Aufstellung eines modernen Dampfapparates, an den ein um- fangreiches Dampfdigesterium, kupferner Kochtopf, und ein großer Extraktionsapparat angeschlossen worden sind. Eine weitere Vermehrung der Lehrmittel ist für das kommende Etatsjahr in Aussicht genommen, in dem auch die Arbeits- räume durch Angliederung der bisherigen Direktorwohnung eine willkommene Erweiterung erfahren werden. Die Aus- stattung dieser Räume zu Laboratorien für Fortgeschrittenere und Nahrungsmittelchemiker wird dank dem Wohlwollen der hohen Staatsregierung einem schon lange schwer empfundenen Bedürfnisse abhelfen.

Größere wissenschaftliche Arbeiten konnten infolge der inneren Umwälzungen nicht ausgeführt werden; es gelangte nur eine Arbeit zur Veröffentlichung, deren praktischer Teil bereits in Marburg beendet worden ist:

J. G adamer und T. Amenomiya: Beiträge zur Kenntnis der Sesquiterpene und Sesquiterpenalkohole.

Die ebenfalls in Marburg experimentell durchgeführte Promotionsarbeit des Herrn Dr. Urban hatte den Titel:

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Über alkylierte d-sec-Butylthioharnstoflfe und Harnstoffe. (Ein Beitrag zur Kenntnis der Abhängigkeit des Drehungsvermögens von Größe und Struktur der die Asymmetrie bedingenden Atome oder Atom- komplexe.) Gadamer.

b. Pharmakognen tische Abteilung.

Die Sammlung der Drogen wurde durch eine Anzahl neuer Handelssorten vermehrt. Die Übungen im mikroskopischen Untersuchen wurden in gewohnter Weise weiter geführt, doch wurde gemäß den Forderungen des neuen deutschen Arznei- buches auf die Prüfung der pulverförmigen Drogen ein größeres Gewicht gelegt als bisher.

Als Hilfsassistent fungierte Dr. R. Mal gut h.

P a x. G a d a m e r.

5. Das mineralogische Institut und Museum.

Die Sammlungen und das Instrumentarium wurden durch zahlreiche neue Erwerbungen vermehrt, besonders aber wurde das mineral-chemische Laboratorium nunmehr vollständig ein- gerichtet und in Betrieb gesetzt.

An Geschenken gingen dem Museum zu: eine Suite chile- nischer Sulfate durch Herrn Prof. Dr. Haber in Karlsruhe in Baden, ein Exemplar des neuen Minerals Koenenit durch den Autor Herrn Prof. Dr. Rinne in Hannover.

Als Museumsassistent fungierte Herr Dr. Baumann, während die Herren Privatdozenten Prof. Dr. Milch und Dr. Sachs mit dankenswerter Bereitwilligkeit als Unterrichts- assistenten bei der Anleitung zu selbständigem Arbeiten, sowie bei der Abhaltung der Übungen tätig waren, bei letzteren auch die Herren Privatdozenten Dr. Volz und Dr. Herz.

Mit den Hilfsmitteln des Museums und Instituts wurden die Untersuchungen zu folgenden Publikationen ausgeführt:

A. Sachs: Der Weißstein des Jordansmühler Nephrit-Vor- kommens. Zentralbl. f. Mineral, u. s. w. 1902, S. 385. Über die Krystallform des Rotnickelkieses. Sitzungsber. der Kgl. Preuß. Akad. d. Wissensch. Berlin, 17. Juli 1902.

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A. Sachs: Über Anpassungserscheinungen bei Karlsbader und Bavenoer Verwachsungen des Kalifeldspaths. Habilitations- schrift. Breslau 1903.

Über die Bildung von Erzlagerstätten durch magmatische Ausscheidung. Probevorlesung.

Die Entwicklung der Mineralogie im 19. Jahrhundert Antrittsvorlesung.

L. Milch: Die Ergußgesteine des galatischen Andesitgebietes nördlich von Angora. Neues Jahrb. f. Mineral, u. s. w., Beilage-Bd. 16, S. 110.

Über Malchit und Durbachit und ihre Stellung in der Reihe der Ganggefolgschaft granitodioritischer Tiefengesteine. Zentralblatt f. Mineral, u. s. w. 1902, S. 078.

Über eine Schmelze von Quarzkörnern und Kalk. Ebenda 1902, S. 713.

Über die Entstehung der Tiefengesteins-Massive. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur. Sitzungsber. der naturwiss. Sektion vom 28. Januar 1903.

C. Ilintze: Handbuch der Mineralogie. 19. Lief. Leipzig 1902.

Außerdem führte Herr Dr. Karl Renz eine Untersuchung über die Trennung von Tonerde und Beryllerde, quantitative Be- stimmung und Reindarstellung der Beryllerde aus, ferner über Doppelverbindungen von Goldchlorid und Urantetrachlorid mit organischen Basen, sowie Analysen von Auripigment und Realgar. Herr Cand. phil. Hoppe war mit einer Arbeit über die Andesite der Vulkane Sago, Kaba, Manindju und Merapi auf Sumatra beschäftigt.

Die krystallographisch-optische Untersuchung neuer, in den chemischen Instituten der Universitäten Breslau, Berlin und Bonn dargestellter Verbindungen wurde von den Herren Prof. Dr. Milch, Dr. Sachs und Oberlehrer Dr. Geipel ausgeführt.

Hintze.

6. Das geologisch-paläontologische Institut und

Museum.

Nach Fertigstellung der baulichen Arbeiten wurde im ver- flossenen Jahre die Neuaufstellung des Museums ausgeführt 5 als neue Abteilungen der Aufstellung sind zwei für Theorie und

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Praxis wichtige Räume hinzugekommen: 1. Raum für allge- meine Geologie; 2. Raum für technische Geologie. Mit Hilfe einiger weniger, schon vorhandener Modelle, vornehmlich aber mit Zugrundelegung der Aufsammlungen des Unterzeichneten sind die Phänomene des Vulkanismus, der Gebirgsbildung, Wind- und Eiswirkung, Erosion des fließenden Wassers und der Meeresbrandung zur Anschauung gebracht. Der Raum für technische Geologie veranschaulicht den Kohlenbergbau, Eisen- hüttenbetrieb, die Zink-, Blei-, Kupfer- und Silberproduktion Schlesiens. Für die Zusendung der Rohmaterialien, Halb- und Ganzfabrikate ist der Unterzeichnete den verschiedenen, unten angeführten Direktionen zu ganz besonderem Danke verpflichtet. Auch die übrigen Sammlungen des Museums sind, soweit es der stark beengte Raum gestattete, durch Dr. Wysogörski in erweiterter Form neu aufgestellt worden.

Eine Abstellung der in der vorjährigen Chronik geschil- derten räumlichen Mißstände hat sich leider immer noch nicht ermöglichen lassen. Vielmehr sind die Unbequemlichkeiten dur< h die weiter fortschreitende Zunahme der Hörer- und Praktikantenzahl immer gestiegen. (Hörer des Hauptkollegs der Geologie 49 und 25 Praktikanten.) Infolge dessen nahm auch die Zahl der für Spezialkollegs und Übungen notwendigen Stunden erheblich zu, und die störende Unterbrechung der Kommunikation zwischen Institut und Museum war gerade während der Hauptarbeitsstunden chronisch.

Aus den vielen, dem Museum überwiesenen Schenkungen seien die folgenden mit nochmaligem Ausdruck des Dankes hervorgehoben :

A. Proben zur Veranschaulichung des oberschlesischen Hüttenbetriebs und Kohlenbergbaus, geschenkt durch:

1. Direktion der Donnersmarckhütte,

2. Direktion des Borsigwerks,

3. Fürstlich von Donnersmarcksche Bergwerks- und Hütten- Direktion,

4. General-Direktion der Grafen Hugo, Lazy, Arthur Henckel von Donnersmarck-Beuthen,

5. Direktion der Vereinigten Königs- und Laurahütte,

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G. Direktion der Aktiengesellschaft „Oberschlesische Eisen- Industrie",

7. Direktion der Schlesischen Aktien -Gesellschaft für Berg- bau und Zinkhüttenbetrieb,

8. Direktion der Emmagrube- Birtultau,

9. Direktion des Eisenwerks Herminenhütte-Laband,

10. Direktion der Oberschlesischen Eisenbahnbedarfs-Aktien- Gesellschaft Friedenshütte,

11. Direktion des Bergwerks „Samuelsglück*' Birkenhain bei Beuthen.

B. Versteinerungen aus der französischen unteren Kreide durch Herrn Professor Kilian, Grenoble.

Als zweiter (Hilfs-) Assistent fungierte während des Sommersemesters Herr Dr. Carl Andree, im Wintersemester Herr Bergreferendar Axel Schmidt.

Außer den üblichen, in früheren Chroniken genannten Exkursionen wurde während der Pfingstfeiertage ein größerer Ausflug mit 23 Studierenden nach Budapest, dem Bakonygebirge und dem Plattensee unternommen.

Mit den Mitteln des Instituts wurden die in folgendem aufgezählten Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht: Bergreferendar A. Schmidt: Über neue, den Sattelflözen

äquivalente Sleinkohlenfunde in der Grafschaft Glatz.

Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur, 1902. Dr. Fr. Sturm: Das sudetische Erdbeben vom 10. Januar 1901

mit zwei Karten. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc.

XVI. Beilage-Band 1903. Dr. J. Wysogörski: Die Trias Oberschlesiens. In Lethaea

mesozoica, Abt. I, 1903. Dr. W. Volz: Über eine Korallenfauna aus dem Neokom der

Bukowina mit 2 Tafeln. Beiträge zur Geologie und

Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients. XV.

1902. Prof. Dr. Gürich: 1. Bericht über die geologischen Aufschlüsse an der Bahnlinie

Siegersdorf-Lorenzdorf bei Bunzlau. Jahrbuch der königl.

preuß. geolog. Landesanstalt für 1901.

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2. Zur Diskussion über das Profil von Ebersdorf. Zeitschr. der deutschen geolog. Gesellschaft, Bd. 54.

3. Cber das sog. Lepidophyllum Waldenburgense Pot. Zen- tralblatt für Mineralogie etc. 190:2.

Prof. Dr. Frech:

1. Lethaea palaeozoica. Lieferung 4, Schluß lieferung des zweiten Bandes bis pag. 788 mit 13 Tafeln und 186 Figuren. Stuttgart 1902.

2. Studien über das Klima der geologischen Vergangenheit mit 2 Tafeln. Zeitschrift der Gesellschaft f. Erdkunde zu Berlin, 1902.

3. Berichtigung der Angaben E. Dathes über das Carbon bei Ebersdorf. Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft, 54. Bd., 1902.

4. Über Gervillei*. Zentralblatt für Mineralogie etc. 1902.

5. Cber Diceras-ähnliche Zweischaler aus der mittleren Alpen- trias. Mit 2 Tafeln. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1902.

C. Cber den Bau der schlesischen Gebirge. Eine tektonische Skizze. Mit 1 Tafel. Geographische Zeitschrift. Leipzig 1902.

Frech.

7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.

1. Der für den beurlaubten Dr. Weberbauer vertretungs- weise beschäftigte Dr. Hubert Winkler wurde am 1. Mai als Assistent an den botanischen Garten nach Berlin berufen; an seine Stelle trat Dr. W. Limp rieht aus Breslau.

2. Der Garten. Die Abgrenzung des Terrains gegen das neu errichtete zoologische Museum wurde definitiv festgelegt. Damit waren einige wesentliche Veränderungen in der Anlage des Gartens notwendig verbunden. Zunächst wurde die japa- nische Partie, die bis dahin vor dem Palmenhause untergebracht war, nach den östlichen Teilen des Gartens im Anschluß an die nordamerikanischen Anlagen verlegt. Hier stand ihr auch ein größerer Baum zur Verfügung, und so konnte bei der Neuanlage die Trennung von nordjapanischer und südjapanischer

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Flora und die Vegetation des Amurlandes durchgeführt werden. Der Garten hat dadurch an Holzgewächsen, die zum Teil erst im letzten Jahrzehnt nach Europa eingeführt worden sind, eine ganz wesentliche Bereicherung erfahren.

Auf das freigewordene Terrain vor dem Palmenhaus ge- langten dieSalicaceen und Fagaceen mit ihren Verwandten. So wurde auf dem Grundstück der ehemaligen Militärbäckerei Platz gewonnen für die provisorische Unterbringung der Nutz- pflanzen, die im Unterricht eine bevorzugte Rolle spielen müssen. Freilich ist zur Zeit diese Abteilung des Gartens keine recht befriedigende, doch steht zu erwarten, daß in den nächsten Jahren durch den zu einer dringenden Notwendigkeit gewordenen Neubau der Kulturhäuser eine Anordnung durch- geführt werden kann, durch welche nicht nur die Nutzpflanzen größere Berücksichtigung finden, sondern auch Raum gewonnen wird für Versuchsbeete und die Anzucht von Holzgewächsen und wertvolleren Stauden aus importierten Samen.

Lebende Pflanzen und Samen erhielt der Garten geschenk- weise überwiesen von Obergärtner Görth - Proskau, Frau Apotheker Hoff mann - Breslau, Frau Oberlehrer Laube- Breslau, Sekretär Mittmann- Breslau, Prof. Dr. Oberdieck- Breslau, Seminarlehrer E. Richter - Ober-Glogau, Handels- gärtner Wohnig-Gräbschen.

An Samenproben erhielt der Garten im Tausch 1065 Nummern gegenüber 2730 versandten Priesen.

3. Die Sammlungen wurden in noch größerem Umfange wie bisher von einheimischen und auswärtigen Botanikern zu wissenschaftlichen Zwecken benutzt und vielfach auch zur Bearbeitung praktischer Fragen von Behörden und Privaten in Anspruch genommen.

a. Das Herbarium umfaßt gegenwärtig nach einer kürzlich vorgenommenen Schätzung rund etwa 530 000 Spann- blätter. Es wurde durch Kauf vermehrt um 30 Num- mern bosnischer Hieracien (G. Schneider), 3 Centurien nordpersischer Pflanzen (Sintenis), 450 Nummern Ost- afrikaner (Dr. Busse), 125 Nummern Kamerunpflanzen

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(Zenker), 1380 Nummern kalifornischer Arten (Baker, Heller) und 543 Nummern Westaustralier, gesammelt von Pritzel. Mit ganz besonderem Dank muß der Ankauf des Berthold Steinschen Flechtenherbars von der Schleichen Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau durch die von dem Herrn Minister bereit gestellten Mittel erwähnt werden. Durch Tausch wurden erworben 56 Nummern Canaren vom Botani- schen Museum Berlin, 50 Nummern Alpenpflanzen von R. Behnsch-Breslau, durch Geschenk Lief. XI des Herbar. cecidiolog. von Prof. Fax, 135 Nummern italien. Pflanzen von Dr. Leid icke, 350 Nummern aus Madeira, Surinam, Australien und Brasilien von Apo- theker R. Fritze.

Die Arbeiten im Herbarium sind so weit gediehen, daß bisher die Phanerogamen des Herbar. Henschelianum und das Herbar. Wagner vollständig inseriert sind.

b. Das Gartenmuseum wurde durch selbst gesammelte Demonstrationsobjekte bereichert, ferner durch die Er- werbung eines verkieselten Coniferenstammes, von Querschliffen fossiler Archegoniaten und durch in- teressante Fasciationen an Weiden (Geschenk von von Loeben-Mittelschosdorf).

c. Die Bibliothek wurde zweckentsprechend vermehrt.

4. Im Institut nahmen an den mikroskopischen Übungen Teil im Sommersemester 47, im Wintersemester Gl Studierende. Außerdem arbeiteten mehrere Herren an eigenen Unter- suchungen.

Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:

1. F. Pax, Euphorbiaceae africanae VI. Englers Jahr- büch. XXX11I.

2. F. Pax, Trois especes cactiformes d'Euphorbes de la cöte occidentale d'Afrique. Bull, du Museum d'hist. nat. Paris 1902.

3. F. Pax, Claoxyton Menyharti. Bull. Herb. Boissier ser. 2. Nr. 9.

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4. F. Pax, Fund prähistorischer Pflanzen in Schlesien. Jahresb. Schles. Gesellsch. für 1902.

5. F. Pax, Führer durch den Kgl. botan. Garten. 2. Aufl. Breslau, 1903.

6. W. G rosser, Monographie der Cistaceae. Leipzig 1903.

7. W. L i m p r i c h t , Rabenhorsts Kryptogamenflora. IV. Bd. 3. Abt. Lief. 38. Leipzig, 1903.

8. J. W. Leid icke, Beiträge zur Embryologie von Tro- paeolum. Diss. Breslau, 1903.

9. A. Knauf, Die geographische Verbreitung der Gattung Cluytia. Diss. Breslau, 1903.

10. Th. Schübe, Resultate der Durchforschung der schle-

sischen Phanerogamenflora im Jahre 1902. Jahresber.

der Schles. Gesellsch. für 1902. n

Pax.

8. Das pflanzenphysiologische Institut und das

botanische Museum.

Die im vorigen Jahre begonnene Erneuerung im Auditorium des pflanzen-physiologischen Instituts erreichte in diesem Jahre ihren Abschluß durch die Anlage von Klapptischen an den noch freien Stellen zur Aufstellung von Demonstrationsmaterial zugleich mit der Anbringung einer größeren abnehmbaren Zeichentafel.

Im Vorbereitungsraum für das Auditorium wurde das vor- handene morphologische und systematische Herbar zum Aus- legen für das Kolleg ergänzt und nach den derzeitigen Bedürf- nissen erweitert.

An Apparaten wurden für das pflanzen-phvsiologische In- stitut 2 Sterilisationskästen, 1 kleiner photographischer Apparat und 6 kleinere Mikroskope für das Praktikum angeschafft. Außerdem wurden namentlich die Glasutcnsilien, soweit sie für Pilzkulturen in Betracht kommen, in den verschiedensten Formen ergänzt und in den geeigneten Schränken gesondert und geordnet für den Gebrauch aufgestellt.

Im Versuchsgarten des pflanzen-physiologischen Instituts wurde ein Schuppen zur Aufbewahrung von 8 Fahrrädern für die Studierenden neu errichtet. Im vorderen Teile des Gartens

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wurden die Lücken in den Staudenquartieren nach Möglichkeit ergänzt, und im hinteren Teile desselben wurde die freie Fläche einheitlich für Versuchszwecke über parasitisch lebende Pilze und Püanzenkrankheiten hergerichtet.

Im botanischen Museum wurde die im vorigen Jahre mit der Ordnung der xylotomischen und carpologischen Sammlung begonnene Neuordnung zunächst auf die biologische Abteilung, und ebenso auf die in der Textil- und Cellulose-Industrie in Betracht kommenden Rohstoffe und Produkte ausgedehnt. Ferner wurden die als Arznei- und Nahrungsmittel wichtigen Pflanzenstoffe wesentlich ergänzt und in getrennten Schränken neu geordnet.

Die Organisation des Herbariums mußte für das nächste Jahr hinausgeschoben werden, da hierfür Zeit, Raum und Hilfs- mittel nicht mehr ausreichten.

Die wissenschaftlichen Arbeiten erstreckten sich:

auf Kulturversuche mit den Fruchtformen der höheren Pilze, speziell der Oidien und der Chlamydosporen;

weitere auf die Untersuchung und die Kultur des Haus- schwammes;

ferner auf die Kultur und die Untersuchung der Saproleg- niaceen, soweit sie vegetabilische Substrate bewohnen.

Endlich und vornehmlich wurden Kultur und -Infektionsver- suche mit den getreidebewohnenden Brandpilzen im weitesten Umfange auf Grund der im vorigen Jahre ge- wonnenen Resultate weitergeführt.

Zur Veröffentlichung gelangten:

1. Das dritte Heft des achten Bandes der „Beiträge zur Biologie der Pflanzen". Herausgegeben von 0. Brefeld.

2. Die Kultur der Oidien und ihre Rückführung in die höhere Fruchtform bei den Basidiomyceten. In den vorgenannten Beiträgen von R. Falck.

3. Eine vorläufige Mitteilung über die Ergebnisse der Sapro- legniaceen-Kulturen im bakteriologischen Zentralblatt von M. v. Minden.

4. Ein größeres Werk von Professor F. Rosen, betitelt: „Die Natur in der Kunst41. Brefeld.

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9. Das zoologische Institut und Museum.

Am 1. April 1902 wurde der Präparator L. Pohl definitiv angestellt, während M. Senf als Hilfspräparator beibehalten wurde.

Die Lehrmittel des Instituts wurden durch Ankauf von 10 Kursmikroskopen, sowie durch Anfertigung einer Anzahl von Unterrichtstafeln vermehrt.

Die Arbeit der Neuordnung der Sammlungen nahm ihren Fortgang. Es beteiligten sich daran in dankenswertester Weise Herr Prof. Dr. Götschmann, der die schlesischen Lepidop- teren zusammenstellte, während Herr Rentner Gärtner und Herr Prov.-Steuersekretär Schumann die Neuordnung der exotischen Lepidopteren übernahmen. Herr Lehrer Merkel bearbeitete die Süßwasser- und Landkonchylien, Herr Rech- nungsrat Lang ner die Meereskonchylien, Herr Rentner Di etel die schlesischen Käfer, die Herren Cand. med. Natorp und Seiffert die schlesischen Vögel. Von den Beamten wurde die Neuaufstellung der Reptilien und Amphibien beendet, die der Vögel begonnen; ferner wurden die Echinodermen geordnet und 50 Biologien schlesischer Vögel fertiggestellt.

Größere Ankäufe konnten nicht gemacht werden, mit Aus- nahme von 2 Eisbärfellen, einigen Paradiesvögeln, sowie der im hiesigen zoologischen Garten eingegangenen Tiere. Im Tauschverkehr stand das Museum mit dem Münchener und Berliner Museum.

Von den zahlreichen Schenkungen, welche auch in diesem Jahre dem Museum in dankenswertester Weise zugeflossen sind, seien zunächst die größten erwähnt. Die Erben des ver- storbenen Schriftstellers und Stadtrats Adolf Streckfuß in Berlin schenkten dessen kostbare Sammlung europäischer Schmetterlinge in 2 großen Schränken, umfassend 2800 Arten und Varietäten in 9127 Exemplaren. Herr Custos Dr. Zimmer in Breslau überwies dem Museum seine Sammelausbeute mariner Tiere aus der Umgebung von Bergen, 371 Nummern umfassend, Herr Dr. R. Hartmeyer in Berlin eine Kollektion mariner Tiere des roten Meeres, darunter eine fast vollständige Sammlung der dortigen Riflfkorallen. Herr Regierungsrat a. D.

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Dr. v. Wiedenfeld in Silberkopf bei Ratibor schenkte als Ausbeute seiner Reisen in China und Japan 129 Vogelbälge und 500 Schmettterlinge. Herrn Lehrer E. Merkel in Breslau verdankt das Museum seine Sammlung schlesischer Konchylien, sowie eine große Anzahl außerdeutscher Formen. Herr Rent- meister Hanke in Kentschkau lieferte viele Bälge schlesischer Vögel, sowie deren Nester, Herr Kapitän z. S. Stiegel, Com- modore des ostamerikanischen Geschwaders, schenkte einen tadel- losen Balg des Quezals (Callornis splendens), Herr Cand. med. Natorp eine Anzahl von ihm selbst ausgestopfter schlesischer Vögel, die deutscheDampffischereigesellschaft „Nordsee44 mehrere große Fische. Weitere Schenkungen gingen ein von den Herren: Rentier W Utzdorf, Rechnungsrat L a n g n e r , Rentner K u n i c k e , Graf Matuschka, Lehrer Nagel, Rechnungsrat Schnabel, Tierarzt Rautenberg, Dr. Gerhardt, Rechtsanwalt Grün- berger, Direktor Grabowsky, Professor Dr. Dittrich, Dr. Niebenfeld, Dr. Eckhardt, Stadtältesten Kletke, Ober- Tierarzt Dr. Marschner, Menageriebesitzer Froese, Professor Küken thal, sämtlich in Breslau, sowie den Herren Dr. Weber- bauer, z. Z. in Peru, Rittmeister v. Prittwitz und Gaffron in Berlin, Prof. Hieronymus in Berlin, Lehrer Tischler in Rodeland, Fabrikbesitzer Pieper in Mörs, Major Woite in Trebnitz, Obermaschinistenmaat Most von S. M. S. „Geier".

Die Zahl der Museumseingänge betrug insgesamt 1067 Nummern.

Die Bibliothek wurde aus den Mitteln der Gravonhorst- schen Stiftung vermehrt und erhielt Geschenke vom Verein für schlesische Insektenkunde, dem Zoologischen Institut zu Tokyo, dem College of Science ebenda, Prof. Körner in Rostock, dem Museo nacional de Montevideo, Dr. Lonsky, Dr. Lubosch, E. Fischer, Dr. Zimmer, Prof. Kükenthal.

Arbeiten des Instituts:

1. Zimmer, C: Cumaceen. Hamburger Magalhaensische Sammeireise. Hamburg bei L. Friederichsen u. Co.

2. Kükenthal, W.: Diagnosen neuer Alcyonarien aus der

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Ausbeute der Deutschen Tiefsee-Expedition. Im Zoolog. Anzeiger, Bd. 25.

3. Bönninghaus, C: Der Rachen von Phocaena communis. Eine biologische Studie. Zoolog. Jahrbücher (Anatomie), 17. Bd.

4. Pütter, A. : Die Anpassung des Säugetierauges an das Wasserleben. Vortrag auf dem 5. internat. Zoologen- Kongreß.

5. Kükenthal, W.: Versuch einer Revision der Alcyonarien. I. Die Familie der Xeniiden. Zoolog. Jahrbücher (Syste- matik), 15. Bd.

6. Lonsky, F.: Zur Anatomie des Darmrohrs und des Uro- genitalsystems von Hyrax. Inaugural-Dissertation.

7. Kükenthal, W. : Diagnosen neuer Umbelluliden aus der Ausbeute der Deutschen Tiefsee-Expedition. Zoologischer Anzeiger, 25. Bd.

8. Zimmer, C: Die von Prof. Thilenius gesammelten Cuma- ceen. Zoolog. Jahrbücher (Systematik), 17. Bd.

9. Pütt er, A.: Die Augen der Wassersäugetiere. Zoolog. Jahrbücher (Anatomie), 17. Bd.

10. Bild, A.: Die Entwicklungsgeschichte des Zahnsystems bei Sus domesticus und das Verhältnis der Lippenfurchen- anlage zur Zahnleiste. Anatomischer Anzeiger, 20. Bd.

11. Kükonthal, W.; Über eine neue Nephthyidengattung aus dem südlich, atlant. Ozean. Zoolog. Anzeiger, Nr. 694.

12. Kükenthal, W.: Ergebnisse einer zoologischen Forschungs- reise in den Molukken und Borneo. 4. Bd. 3. Heft.

de Man: Die Dekapoden und Stomatopoden.

13. Rohde, E.: Untersuchungen über den Bau der Zelle. I. Kern und Kernkörper. Zeitschrift für wissensch. Zoologie, 73. Bd.

14. Lonsky, F.: Beiträge zur Anatomie und Entwicklungs- geschichte des Darmrohrs und des Urogenitalsystems von Hyrax. Jenaische Zeitschrift f. Naturwissensch., 30. Bd.

15. Fischer, Erich: Bau und Entwicklung des Carpus und Tarsus vom Hyrax. Jenaische Zeitschrift f. Naturwissen- schaft, 30. Bd.

Kükenthal.

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f. Landwirtschaftliche Institute. I . Allgemeines.

Im Berichtsjahre erschien von den „Mitteilungen der land- wirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau'' Bd. II, Heft 1.

Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft an der Universität betrug:

Gesamtzahl : Sommer-Semester 1902: 85, Winter-Semester 1902/03: 88,

darunter Landwirte von Beruf: Sommer-Semester 1902: 61, Winter-Semester 1902/03: 64. Von den Studierenden der Landwirtschaft .wurden vier zu Doktoren der Philosophie promoviert; ferner bestanden drei die landwirtschaftliche Lehramtsprüfung und sechs die land- wirtschaftliche Abgangsprüfung.

Leider hatte die Tierklinik wiederum darunter zu leiden, daß von neuem ein Wechsel in der Leitung eintrat. Der erst am 1. Oktober 1901 eingetretene Professor Dr. Künnemann, welcher es in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit ausgezeichnet verstanden hatte, die Arbeiten dieses Institutes zu fördern, verließ leider seine Stelle schon wieder am 1. Oktober 1902, da er an die tierärztliche Hochschule zu Hannover versetzt wurde. Der zu seinem Nachfolger ernannte Professor Dr. Ca s per, bisher Leiter des bakteriologischen Instituts der Höchster Farbwerke in Höchst am Main, kann leider seine hiesige Tätigkeit erst am 1. April 1903 beginnen.

Der Privatdozent Dr. S. von Nathusius, welcher, neben der Vorlesung über Pferdezucht, ganz besonders diejenigen über Wirtschaftslehre des Landbaues (Betriebslehre und land- wirtschaftliche Taxationslehre nebst Buchführung) vertreten hatte, wurde am 1. April 1902 als außerordentlicher Professor nach Jena berufen; die hierdurch entstandene Lücke macht sich um so mehr fühlbar, als Herr Professor Dr. von Rümker, nachdem er 1 Jahr lang, bis Ende des W.-S. 1902/03, die

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Fächer der Betriebs- und Taxationslehre wiederum vertreten hatte, sich aus Gesundheitsrücksichten gezwungen sah, den Herrn Minister um Entbindung von dein Lehrauftrage für all- gemeine Landwirtschaftslehre zu bitten. Schon vorher hatte die philosophische Fakultät die Errichtung eines neuen Extra- ordinariats für dieses Fach beim Herrn Minister beantragt, welchem Antrag aber leider bisher nicht stattgegeben werden konnte.

2. Spezielles.

a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen- Pro duktions lehre.

Die Wetterwarte, der statische Versuch und der permanente Düngungsversuch wurden im regelrechten Betriebe erhalten und die Ergebnisse der Untersuchungen in entsprechender Weise für spätere wissenschaftliche Verwertung ordnungs- mäßig gesammelt.

Der landwirtschaftliche botanische Garten wurde in seiner Anlage beendet und ein Katalog desselben angefertigt, welcher in Heft II des zweiten Bandes der „Mitteilungen der Breslauer landwirtschaftlichen Institute*4 veröffentlicht werden wird.

Die Abteilung für Obst- und Gartenbau wurde ebenfalls in der Anlage und Pflanzung beendet und ein Teil der Spalieranlagen gesetzt.

Die Pflanzenpathologische Abteilung wurde ihrer ersten Benutzung übergeben.

Der Lehrbienenstand und Bienennahruncrsgarten wurden ebenfalls in Betrieb gesetzt. Die Züchtung von grünen, gelben und braunkörnigen Roggenstämmen wurde fortgesetzt und die Herbstauslese ergab noch einen blaukörnigen und einen aus- gesprochen kurzkörnigen Roggenstamm. Die Vererbung be- sonders grüner Kernfarbe zeigte bedeutende Fortschritte.

Die Züchtung von Weizenformen aus spontanen Variationen wurde fortgesetzt und ließ ebenfalls eine deutliche Konsoli- dierung der neuen Formen erkennen.

Die Gerstenkreuzungen wurden fortgesetzt und neue Weizen- kreuzungen gemacht.

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Die chemische Arbeit des Laboratoriums des Versuchs- feldes wurde durch 2 Assistenten in größerem Umfange betrieben.

Der Besuch des Versuchsfeldes von seiten in und aus- ländischer Landwirte und Vereine war ein sehr reger. Auch die Breslauer Studierenden der Landwirtschaft zeigten durch fleißigen Besuch des Feldes ein reges Interesse für die dortigen Arbeiten.

An Baulichkeiten ist ein Zuwachs von 2 Schuppen zu verzeichnen, welche dringenden wirtschaftlichen Bedürfnissen abhalfen.

Berichterstatter machte mit den Studierenden 3 gut be- suchte Exkursionen auf Landgüter in der Provinz und hielt mehrere Demonstrationen auf dem Versuchsfelde und im land- wirtschaftlichen botanischen Garten ab.

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Von Publikationen des Referenten liegen im Berichts- jahre vor:

1. Die Bewurzelung unserer Kulturpflanzen und ihre Be- ziehungen zur Drainage. (Kulturtechniker, Bd. III, p. 1.)

2. Winke für die Frühjahrsbestellung Illustrierte landwirt- schaftliche Zeitung 1902, Nr. 26

3. Grundfragen der Düngung (Tagesfragen aus dem modernen Ackerbau, Heft II, Parey).

4. 8 Monatsaufsätze in der Illustrierten landwirtschaftlichen Zeitung 1902 Nr. 36, 52, 61, 70, 78, 88, 97 und 1903 Nr. 18.

5. Welche Mittel gibt es bei den heute schwierigen Ver- hältnissen möglichst hohe Reinerträge zu erzielen? Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung Nr. 1, 13, 14, 15.

6. Rübenbau und Zuckerkonvention, Blätter für Zucker- rübenbau 1903, Nr. 4, 5, 6.

Unter Leitung des Referenten schlössen Dr. Perlitius und Dr. Weiß ihre Dissertationen ab, welche beide in den Breslauer „Mitteilungen" Aufnahme fanden.

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Die Lehrtätigkeit mußte Referent leider aus Gesundheits- rücksichten erheblich einschränken; er sah sich aus demselben Grunde sogar gezwungen, den Herrn Minister um Entbindung von dem Lehrauftrage für „allgemeine Landwirtschaftslehre'* zu bitten.

Im Personal des Institutes trat eine Änderung ein, indem der chemische Assistent Herr Dr. H. Ho ff mann durch den Tod zum großen Leidwesen des Referenten abberufen wurde.

An seine Stelle trat Herr Dr. Bloch, und als zweiter chemischer Assistent wurde Herr Dr. Jan der angestellt.

Durch Gewährung eines Zuschusses von seiten der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wurde es möglich, bakteriologische Studien über den Boden aufzunehmen. Herr Dr. Thiele siedelte zu dem Zwecke nach Breslau über und Referent schaffte demselben einen Arbeitsraum, in dem er die Sammlungen für Gartenbau und tropische Landwirtschaft in Kisten verpackt auf den Boden brachte und die beiden Zimmer dem Bakteriologen zur Verfügung stellte. Das Instrumentarium dieses bodenbakteriologischen Laboratorium wurde großenteils von Herrn Professor Pfeiffer aus dem agrikulturchemischen Institute zur Verfügung gestellt, teils vom Referenten, soweit nötig, ergänzt.

Die Anlage der Gas- und Wasserleitung ließ die Schlesische Landwirtschaftskammer in liebenswürdigstem Entgegenkommen herstellen.

Es ist damit die Möglichkeit gegeben, eine der brennendsten Tagesfragen: „Die Bodenbearbeitung" bakteriologisch zu durch- forschen. Ähnliche Arbeitsstätten wurden in Halle und Göttingen eingerichtet und gemeinsame Konferenzen in Berlin regeln die Arbeit derselben.

v. Rümker.

b. Das Institut für landwirtschaftliche Tierproduktionslehre und Veterinärkunde.

Im Institut wurden von Studierenden der Landwirtschaft folgende größere experimentelle Arbeiten teils vom Vorjahre übernommen und zu Ende geführt, teils neu in Angriff ge- nommen :

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Von Schulte-Bäuminghaus: Über die Wirkung und den Verbleib einiger an Milchkühe gefütterten Mineralstoffverbindungen. Dissertation, veröffentlicht in den „Mitteilungen44, Bd. IT, Heft 1.

Von Harnoth: Versuche über den Einfluß einiger Futter- mittel auf die Beschaffenheit des Milchfettes. Disser- tation, veröffentlicht ebenda.

Von v. Roberti: Über die Zucht der Milchkuh. Disser- tation, veröffentlicht ebenda.

Die letztere Arbeit, welche ein reiches Material von 15jährigen genauen Beobachtungen, Untersuchungen und Auf- zeichnungen aus der praktischen Bewirtschaftung eines Land- gutes verarbeitet, gibt insbesondere wertvolle Aufschlüsse und Regeln über die Vererbung von Milchergiebigkeit und Fett- gehalt bei Rindern, und über die durch solche Vererbung beeinflußten Rentabilität der Viehhaltung.

Eine weitere Arbeit von Frank über das Kuhländer Rind, welche ebenfalls als Doktor-Dissertation benutzt wurde, sieht noch der Veröffentlichung entgegen.

Vom Referenten wurde ein Aufsatz über Wirtschaft s- und Handelsfuttermittel veröffentlicht (Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung 1902 Nr. 75, 76, 77, 80, 81, 82, 83).

In Bezug auf die Lehrtätigkeit ist zu berichten, daß der Referent im Winter-Semester 1902/03 wieder die Vorlesung über Ackerbaulehre übernahm.

Holdefleiß.

c. Das agrikultur-chemische und bakteriologische

Institut.

Die seit mehreren Jahren an dieser Stelle wiederkehrende Klage über die fehlende Vegetationsstation, deren Einrichtung der Referent bei seiner Berufung an die hiesige Universität zur Bedingung gemacht hatte, muß leider abermals erhoben werden. Selbstverständlich wird die Tätigkeit des Institutes durch den berührten Mangel arg geschädigt.

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Die im Vorjahre begonnenen Untersuchungen wurden fort- gesetzt und zum Teil abgeschlossen. Von neuen Versuchen konnten nur solche über die Wirkung des Perchlorats auf das Wachstum der Pflanzen in beschränktem Umfange unternommen werden.

Von Publikationen des Referenten, zum Teil in Geraein- schaft mit seinen Mitarbeitern R. Riecke und C. Bloch, liegen aus dem Berichtsjahre vor:

1. Stallmist-Konservierung mit Superphosphatgips, Kainit und Schwefelsäure. (Arbeiten der Deutschen Land- wirtschafts-Gesellschaft, Heft 73.)

2. Mustergültige Einführung des Torfstuhlverfahrens in kleineren und mittleren Städten (ebenda, Heft 74).

3. Die Geldwertberechnung der Futtermittel (Mitteilungen der landwirtschaftlichen Institute, Breslau, Bd. II, Heft 2).

4. Eine neue Methode zur Bestimmung der Hippursäure (ebenda).

5. Beiträge zur Frage der Fettbestimmung in tierischen Geweben, Futtermitteln und dergl. (ebenda).

G. Die Konservierung des Stallmistes (Jahrbuch der Deutschen

Landwirtschafts-Gesellschaft 1902). 7. Über Zuckerfütterung (Blätter für Zuckerrübenbau 1902). Zur Einführung der Studierenden der Landwirtschaft in die Grundlehren der allgemeinen Chemie wurde ein propä- deutisches Praktikum eingerichtet, in welchem namentlich die wichtigsten Vorlesungsversuche von den Praktikanten ausgeführt werden. Die für diesen Zweck erforderlichen baulichen Än- derungen hat die Landwirtschaftskammer als Grundstück- eigentümerin in dankenswerter Weise ausführen lassen.

Als Assistenten fungierten die Herren cand. ehem. R. Riecke, Dr. C. Bloch (bis 1. November 1902) und cand. ehem. A. Ein ecke (seit 1. November 1902).

Pfeiffer.

d. Das landwirtschaftlich - technologische Institut.

Im Personalbestande des Instituts fanden Änderungen nicht statt und der Betrieb des Laboratoriums nahm den gewohnten und bewährten Gang. Vorlesungen und Übungen

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erfreuten sich wiederum sehr guten Besuchs, so daß die Institutsräume mehr als eigentlich zulässig in Anspruch ge- nommen wurden. Mit besonderer Befriedigung und mit größtem Dank gegen den Herrn Universitäts-Kurator und den Herrn Kultusminister ist zu verzeichnen, daß das Institut in die Lage versetzt wurde, durch eine besondere Zuwendung von 5000 Mark eine Reihe wichtiger Anschaffungen für den chemisch-technischen Unterricht zu machen. So wurde u. A. ein kleiner Projektions- apparat angekauft, eine größere Anzahl von Diapositiven nach Aufnahmen in Fabriken angefertigt, Apparate zur analytischen, photometrischen und kalorimetrischen Bestimmung von Gasen und flüssigen Leuchtstoffen, eine kalorimetrische Bombe, eine Anzahl Wandtafeln, ein Demonstrations- und Experimentier- gasmesser usw. angeschafft. Die Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeaussteilung gab Gelegenheit, einige schöne Serien zur Demonstration gewisser Fabrikationen in allen ihren Phasen zu erwerben; endlich glückte es, durch großes Entgegenkommen der Maschinen- und Armaturfabrik vorm. H. Braeuer Sc Co. in Frankfurt a./M., eine prachtvolle und kostbare Modellanlage zur Demonstration der Herstellung von Ammonsulfat, Teer und Kraftgas, das in Düsseldorf berechtigtes Aufsehen erregt hatte, zu einem Bruchteile des Herstellungspreises zu erwerben. Aus Raummangel hat dieses Modell noch keine geeignete Aufstellung finden können, doch ist die Errichtung eines neuen Heimes für die chemische Technologie jetzt erfreulicher- weise ja nur noch eine Frage hoffentlich recht kurzer Zeit.

Dankbar habe ich ferner hervorzuheben, daß für das Institut zur Verstärkung seiner sächlichen Ausgabefonds dauernd 850 Mark mehr in den Etat eingestellt worden sind.

Auch in diesem Berichtsjahre hatte der Unterzeichnete häufig Veranlassung, Behörden und Industriellen Auskünfte und Ratschläge zu erteilen. Derselbe hielt ferner eine Anzahl fachwissenschaftlicher Vorträge, so im Fortbildungskursus für praktische Landwirte, im Bezirksverein Deutscher Chemiker für Mittel- und Niederschlesien, im schlesischen Brennerei- verwalterverein etc.

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Abgeschlossen wurden folgende Arbeiten: Waldemar Blümel: Über Neutralöle einer Anilinfabrik Dissertation.

Hugo Soll mann: Elektrolyse von Nitrosopiperidinen Dissertation.

Gorkow: aß' und ß?' Dimethylpyridin, ihre Isolierung aus Steinkohlenteerölen und ihre Eigenschaften. Dissertation.

Fritz Zimmer: Zucker aus Holz.

Felix B. Ahrens: Über Kupfer Verluste an Telefon- drähten.

Derselbe: Einführung in die praktische Chemie II (organ.) Teil. Stuttgart 1902.

Derselbe: Sammlung chemischer und chemisch -tech- nischer Vorträge, Bd. VIII. Stuttgart 1902.

Ahrens.

e. Der kulturtechnische Apparat.

Im verflossenen Jahre wurde die Sammlung für Maschinen- kunde durch Ankauf von Modellen sowie Original-Maschinen- teilen vervollständigt; ferner schenkten die Fabriken Epple & Buxbaum in Augsburg, Siedersieben in Bernburg und Mayfarth in Frankfurt a./M. aus den Originalteilen ihrer Maschinen her- gestellte Säeapparate, und die Fabriken von Richter & Co. in Rathenow, Ilaigerhütte in Nassau und Badenia in Weinheim Originallager ihrer Dreschmaschinen.

Auch für die kulturtechnische Sammlung konnten einige Neuanschaffungen stattfinden.

Dagegen verfügt der kulturtechnische Apparat immer noch nicht über eine entsprechende Laboratoriumseinrichtung, so daß wissenschaftliche Arbeiten nur in äußerst beschränktem Umfange zur Ausführung kommen konnten. Personal ist gleichfalls nicht vorhanden. Außer der Ausübung seiner Lehr- tätigkeit und der praktischen Tätigkeit als kulturtechnischer Sachverständiger der Landwirtschaftskammer mußte sich daher der Unterzeichnete auf gelegentliche Mitarbeit an landwirt- schaftlichen und technischen Zeitschriften beschränken.

Luedecke.

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Ol

g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.

1. Das anatomische Institut.

Nach dem Abgange des Herrn Dr. Lubosch wurde die Stelle des zweiten Assistenten in der Anatomie dem praktischen Arzte Herrn Dr. Mertz verliehen.

Die Lernsammlungen wurden an Sonn- und Feiertagen dem allgemeinen Publikum geöffnet und von diesem fleißig zum Studium besucht.

Dank der Beihilfe der Königlichen Universitätskuratoriums wurde ferner die Bücherei der Anatomie neu eingerichtet und geordnet, und das Grundstück der Anatomie endgültig gegen die akademischen Spielplätze abgegrenzt und bepflanzt.

Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten wurden sowohl von dem wissenschaftlichen Personal der Anstalt, wie von Vorge- schrittenen und fremden Gelehrten teils begonnen, teils fort- gesetzt und beendet.

C. Hasse.

2. Das physiologische Institut.

In den Personalien hat eine Änderung gegen das Vorjahr nicht stattgefunden.

Von wissenschaftlichen Arbeiten sind veröffentlicht worden:

P. Jensen:

1. Einige allgemein-physiologische Begriffe. Verworns Zeit- schrift f. allg. Physiol. Bd. I, 1902.

2. Über den Glykogenstoffwechsel des Herzens. Hoppe- Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 35, 1902.

3. Weitere Untersuchungen über das Herzglykogen. Ebenda.

4. Die Pfotoplasmabewegung. Ergebn. d. Physiol. Bd. I, 1902.

5. Zum Verhalten der Muskeln bei der Thomsenschen Krankheit. Allg. Med. Zentralzeitung, 1902.

L. Hirschstein. Über die therapeutisch verwendeten Silber- verbindungen, insbesondere über die Silbereiweißver- bindungen unter spezieller Berücksichtigung der Silber- verbindungen des Caseins. Inaug.-Dissert. Breslau, 1902.

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J. Nagano. Zur Kenntnis der Resorption einfacher, im besonderen stereoisomerer Zucker im Dünndarm. Pflüg. Arch. Bd. 90.

Hürthle.

3. Das pathologisch-anatomische Institut.

Gegenüber dem verflossenen Jahre hat sich die Zahl der Obduktionen etwas vermehrt: sie betrug 424 (gegen 373). Dennoch bleibt sie nach wie vor weit zurück hinter der im Allerheiligen-Hospital erreichten Summe von 812 Sektionen, deren Ergebnis als unentbehrliches Unterrichtsmaterial bei den in jedem Semester abgehaltenen Demonstrationskursen mitver- wertet worden ist.

Wie bisher war im alten Institut der 1. Assistent, Herr Privatdozent Dr. Henke, mit der Vertretung des Direktors betraut. Hierbei wurde er im Sommersemester von Herrn Oberarzt Dr. Rohrbach unterstützt, welcher seit dem 1. Ja- nuar 1002 zur Dienstleistung an das pathologische Institut kommandiert ist, und dem „Freiwilligen" Herrn Dr. Rauen- busch aus Berlin, im Wintersemester von Herrn Dr. Georg Franke aus Strehlen.

Im neuen Institute waren als etatsmäßige Assistenten tatig: im Sommer die Herren Privatdozent Dr. Winkler und Dr. Miodowski, im Winter Herr Dr. Robert Hilgermann aus Breslau; als Freiwillige die Herren Dr. Johannes Arndt aus Petersdorf, Adolf Hof fman n aus Zabrze, Curt Franken- stein aus Breslau und Friedrich Fromme aus Gießen; im Winter die Herren Dr. Carl Schmidt aus Kolberg, Max John aus Landeck, HansErhardt aus Breslau.

Zu den bisher alljährlich gehaltenen Vo riesung en kamen infolge der Habilitation des Herrn Privatdozenten Dr. Winkler noch folgende hinzu: im Sommersemester spezielle Pathologie der Knochen und Gelenke, im Wintersemester spezielle Patho- logie der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane. Hierzu trat ein von Letzterem ganz neu eingeführtes Kolleg über die Pathologie des Fiebers.

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In Bezug auf eine erst neuerdings zu so starkem Ausdruck gelangende Seite der dem Institute zufallenden Aufgaben, nämlich den Ärzten von Stadt und Provinz Auskunft zu erteilen über zweifelhafte Krankheitsprodukte, hat sich die aufsteigende Bewegung, welche schon in den letzten Jahren wahrzunehmen gewesen ist, stets noch fortgesetzt. Gewiß ist diese Erscheinung ein deutlicher Beweis dafür, daß die maßgebende Beihilfe, welche hierdurch den Ärzten behufs Sicherstellung der Diagnose geleistet wird, einem in weiten Kreisen der Provinz und darüber hinaus herrschenden Bedürfnisse auf befriedigende Weise Rechnung trägt. Die Bear- beitung und möglichst schnelle Erledigung eines so großen Unter- suchungsmaterials erforderte aber nicht nur die volle Kraft eines Assistenten, sondern sie steigerte auch die tägliche Arbeitslast des Direktors in erheblichem Maße. Die Zahl der zur diagnos- tischen Feststellung eingesandten Objekte betrug 321 (gegen 230 im verflossenen Jahre und 175 im vorletzten). Hiervon entfielen auf die Provinz Schlesien 316 (darunter auf den Re- gierungsbezirk Breslau 207, Oppeln 80, Liegnitz 29). Aber auch aus den Provinzen Posen, Brandenburg, Sachsen und Hannover, sowie aus dem Königreich Sachsen wurde der Rat des Instituts mehrfach in Anspruch genommen.

Sowohl auf der dauernden Ausstellung ärztlicher Lehr- mittel in Berlin, wie derjenigen, welche im Herbste 1902 aus Anlaß der Tuberkulose-Konferenz ebenda veranstaltet wurde, war das Pathologische Institut vertreten durch Ponfick, Topographischer Atlas der medizinisch-chirurgischen Diagnostik, 1. bis 3. Lieferung. Jena, Gustav Fischer, 1900—1902. (Offi- zieller Katalog der Ausstellung, S. 52.)

An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen Studienjahres aus dem Institute folgende hervorgegangen:

Ponfick: Topographischer Atlas der medizinisch- chirurgischen Diagnostik- 3. Lieferung, Jena, Gustav Fischer. 1902.

Derselbe: Beiträge zur Lehre von der Fettgewebsnekrose des Pancreas, Bibliotheka medica, Abteilung C, Heft 12, Jahrg. 1903.

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Derselbe: Nekrolog auf Rudolf Virchow, Jahresbericht der Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur, 1902, S. 21.

Derselbe: Diabetes und Fettgewebsnekrose des Pancreas. Verhandlungen der Deutschen Pathologischen Gesell- schaft. Bd. V, S. 133.

Derselbe: Der sog. „Versteinerte Mann". Jahresbericht der Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur, S. 175.

Derselbe: Der Zwerg Count OrloflF. Ebenda, S. 250.

Henke: Demonstration eines kleinen Carzinoms des Rektums. Jahresbericht der Schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur, S. 15.

Derselbe: Demonstration von Präparaten von Lungen- abszeß, Lungengangrän und Bronchiectasie. Ebenda, S. 33.

Karl Winkler: Über Perityphlitis. Ebenda, S. 291.

Miodowski: Beiträge zur Pathologie des primären und sekundären Gallengangs-Carcinoms. Virchows Archiv, Bd. 169, S. 117.

Rauenbusch: Beiträge zur Lokalisation und Verbrei- tungsweise der eitrigen Peritonitis. I.-D. Grenz- gebiete der Medizin und Chirurgie 1902. G. Fischer, Jena.

Arthur Hübner: Ein Beitrag zur Lehre der primären Tuben-Tuberkulose. I.-D., Breslau, 1903.

Ponfick.

4. Das pharmakologische Institut.

Das Institut hat kurz vor Schluß des Berichtsjahres einen schweren, schmerzlichen Verlust durch den Tod des Assistenten Dr. med. et phil. Walther Ruschhaupt erlitten, der am 7. März d. J. einer Appendicitis und Peritonitis erlag.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden folgende ver- öffentlicht :

Beiträge zur Lehre von der Diurese, Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie, Bd. 91, und zwar: Vorbemerkungen von Wilh. Filehne. I. Einleitende Versuche von Wilh. Filehne und Dr. Biber- feld.

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II. Über die gegenseitige Beeinflussung zweier Salze in der Diurese von Dr. W. Ruschhaupt.

III. Über den Einfluß einiger Diuretica auf die Kochsalz- ausscheidung, insbesondere beim kochsalzarmen Tiere, von Carl Pototzky.

IV. Weiteres über die Kochsalzausscheidung beim kochsalz- armen Tiere von Dr. W. Ruschhaupt.

V. Über die Beeinflussung der Chloratausscheidung durch Kochsalzinfusion von Dr. W. Er eklen tz.

VI. Über den Einfluß einiger operativer Eingriffe auf die Koch- salzdiurese von Dr. W. Ruschhaupt.

Dr. Wilhelm Ercklentz: Experimentelle und klinische Unter- suchungen über die Leistungen der Kochsalzinfusion. (Aus dem pharmakologischen Institut und der medizinischen Klinik der Universität.) Zeitschrift für klinische Medizin, Bd. 48, Heft 3 u. 4.

Am Schlüsse des Jahres waren im Erscheinen begriffen: Dr. K. Wittmaack, Beiträge zur Kenntnis der Wirkung des Chinins auf das Gehörorgan. (Aus dem pharmakologischen Institute und der Universitäts-Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopfkrankheiten.) 1. und 2. Teil, die inzwischen am 4. April in Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie Bd. 95 erschienen sind, und Beiträge zur Lehre von der Diurese:

VII. Die Diurese bei Abflußerschwerung von Wilh. Fi lehne und Dr. W. Rusch h au pt. VIII. Weitere Versuche über die Wasseraufnahmefähigkeit von Wilh. Fi lehne und Dr. Biber - feld.

Fertiggestellt waren ferner die Arbeit des prakt. Arztes H. Eppenstein über die angeblich regionäre Wirkung sub- cutan unter die Schläfenhaut injizierter Arzneimittel und die des prakt. Arztes Carl Pototzky über Versuche zur Auffindung neuer Lokalanaesthetica.

F i 1 e h n e.

5. Das hygienische Institut. Im Laufe des Etatjahres 1902/03 traten Dr. Kirstein, Dr. Mosebach und Dr. Thomas an Stelle der ausscheidenden

Assistenten Dr. Eckhardt, Dr. Paul und Dr. Frief. Das

5

Gr,

Kommando des Oberarztes Dr. Nötel an das hygienische Institut wurde auf ein weiteres Jahr verlängert. Die Assistenz an der städtischen hygienischen Station behielt Dr. Hey mann; die Leitung der hygienischen Station in Beuthen Dr. von Langels- heim. Letzterem wurde gegen den Schluß des Etatjahres das Prädikat „Professor" verliehen.

In den Vorlesungen und Kursen hat gegen das Vorjahr keine Veränderung stattgefunden. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Instituts betrafen: Weitere Studien über die Verbreitungsweise der Phthise; Fortsetzung der Arbeiten über den Einfluß bewegter Luft, über klimatische Einflüsse und Wärmeregulierung des menschlichen Körpers; über Tages- lichtmessung; über Arbeiterernährung; über Agglutination u. a. m.

Von bakteriologisch-diagnostischen und sanitätspolizeilichen Untersuchungen waren im abgelaufenen Etatjahr über 2000 Eingänge zu erledigen, darunter 1421 Proben diphtherie- verdächtigen Materials und 311 Blutproben von typhusver- dächtigen Kranken. Flügge.

h. Die klinischen Institute.

1. Die medizinische Klinik.

Im Berichtsjahre 1902/03 betrug die Frequenz der klinisch behandelten Kranken 1716 (836 Männer, 880 Frauen) gegen 1805 (902 Männer, 903 Frauen) im Vorjahre.

Im Ambulatorium der Klinik wurden behandelt 6222 Kranke (2734 Männer, 3488 Frauen) gegen 6041 Kranke (2658 Männer, 3383 Frauen) im Vorjahre.

Die Zahl der Hörer betrug im Sommersemester 1902 53, im Wintersemester 1902/03 63 gegen 70 im Sommersemester 1901, 70 im Wintersemester 1901/02.

Die Stellvertretung des erkrankten Herrn Geheimrats Prof. Kast wurde am 13. November 1902 dem Unterzeichneten übertragen.

Herr Geheimrat Kast erlag seiner Krankheit am 6. Januar 1903 in Nizza. Bei seiner in Freiburg i. B. erfolgten Bei- setzung wurde die Klinik durch den Oberarzt Herrn Privat- dozenten Dr. Krause vertreten.

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Im Ärztepersonal sind folgende Änderungen eingetreten:

Herr Dr. J. Schulz schied am 1. Oktober 1902 aus der Klinik aus, an seine Stelle trat der bisherige Assistenzarzt am Allgemeinen Krankenhause in Hamburg-Eppendorf, Herr Dr. G. Jochmann.

Herr Dr. phil. Krüger schied an demselben Tage aus der Klinik aus, an seine Stelle trat als Chemiker Herr Dr. phil. Schröter aus Breslau.

Am 1. November 1902 lief das zweijährige Kommando des Kaiserlichen Marine-Stabsarztes Herrn Dr. H. Weber ab, an seine Stelle wurde der Kaiserliche Marine -Stabsarzt Herr Dr. Kunze zur Dienstleistung an die Klinik kommandiert.

An demselben Tage trat Herr Dr. Seidelmann als Volontärarzt in die Klinik ein.

Während des Etatsjahres 1902/03 sind von wissenschaft- lichen Arbeiten erschienen: Privatdozent Dr. Paul Krause:

1. Über durch Pressung gewonnenen Preßsaft des Bac. pyo- cyaneus nebst einer kurzen Mitteilung über die Einwirkung des Druckes auf Bakterien. Zentralblatt für Bakteriologie 1902, Bd. 31, Nr. 14.

2. Über einen Fall von Impftuberkulose eines Schlachthaus- arbeiters durch tuberkulöse Organe eines Rindes. Münch, med. Wochenschrift 1902, Nr. 25.

3. Zur Ätiologie des Keuchhustens, Erwiderung an Herrn Prof. Dr. Vincenci in Sarassi (zusammen mit Herrn Dr. Joch mann). Zentralblatt für Bakteriologie 1902, Bd. 32, Nr. 1.

4. Über die Gefahr der Tetanusinfektion bei subkutaner An- wendung der Gelatine zu therapeutischen Zwecken und ihre Vermeidung. Berliner klinische Wochenschrift 1902, Nr. 29.

5. Über den klinischen Wert der bakteriologischen Harn- untersuchung. Habilitationsschrift.

6. Beitrag zur Kenntnis der posttyphösen Muskelerkrankungen. Zentralblatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie. 25. Jahr- gang, Nr. 151.

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Privatdozent Dr. W. Ercklentz: Experimentelle und klinische Untersuchungen über die Leistungen der Kochsalzinfusionen. Habilitationsschrift.

Dr. Julius Schmid:

1. Zur Kenntnis der Lähmung bei der Meningitis cerebro- spinalis epidemica. Deutsche Zeitschrift für Nervenheil- kunde, Bd. XXIII.

2. Der Abbau des Theophyllins 3 Dimethylxanthins im Organismus des Hundes. Zeitschrift für physiol. Chemie, Bd. XXXVI (zusammen mit Dr. Krüger).

Dr. Alfred Schittenhelm:

1. Über einen Fall von Stichverletzung des Rückenmarks (Brown-Sequardsche Lähmung) mit besonderer Berücksich- tigung des Lokalisationsvermögens. Zeitschrift für Nerven- heilkunde, Bd. XXXII.

2. Über den Einfluß sensibler und motorischer Störungen auf das Lokalisationsvermogen. Ebenda.

Dr. Carl Tollens: Zur Verwertbarkeit des Gärtnerschen Haemophotographen im Vergleich zum Fleischl-Miescher- schen Haemoglobinometer. Zentralblatt für innere Medizin 1902, Nr. 25.

Dr. Johannes Schulz:

1. Über Dauererfolge der internen Therapie des Ulcus ven- triculi. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie, XI. Bd., 1. Heft.

2. Zur Frage der Innervation des Musculus cucullaris. Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde, Bd. XXIU.

Stabsarzt Dr. Weber: Zur Kritik der Beziehungen der Angina tonsillaris zur Entzündung des Wurmfortsatzes. Münch, med. Wochenschrift 1902, Nr. 52.

Dr. Viktor Großpietsch: 100 Magensaftuntersuchungen zur Bestimmung der freien Salzsäure und der Gesamtacidität unter normalen Verhältnissen für Breslau und Schlesien. Dissertation.

Semesterberichte Nr. XVII u. XVIII.

Dr. Reich: Zur Methodik der Bestimmung des Ammoniaks im Harn. Dissertation.

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Dr. Wittner: Ein kasuistischer Beitrag zur Kenntnis der Chlorzinkvergiftung. Dissertation.

Außerdem fanden zahlreiche Demonstrationen in der med. Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur und drei klinische Abende statt.

I. V.: Stern.

2. Die medizinische Poliklinik.

Die medizinische Poliklinik, die im Hochparterre und einem Teil des ersten Stockwerkes der ehemaligen Augen- klinik, Burgfeld 17/19, untergebracht ist, wurde am 1. Februar 11)02 eröffnet. Die notwendigen Reinigungs- und Einrichtungsarbeiten gelangten erst Ende April zum Abschluß.

In der Zeit vom 1. Februar 1902 bis 31. März 1903 wurde die Poliklinik von 1178 Kranken, darunter 587 Männern und 591 Frauen, aufgesucht.

Die Zahl der Patienten, die in ihren Wohnungen behandelt wurden, betrug 184, darunter 72 Männer und 112 Frauen.

Bald nach der Eröffnung der Poliklinik wurde mit der städti- schen Armenverwaltung ein Abkommen getroffen, wonach der Assistenzarzt der Poliklinik einen städtischen Armenarzt in einem der Poliklinik benachbarten Stadtbezirke dauernd ver- tritt. Als Assistenzarzt der Poliklinik fungiert Dr. Lubowski, außerdem sind als Volontärärzte die Herren Körte und Dr. Steinberg tätig. Ferner waren während der Berichtszeit 9 ältere Studierende als Unterassistenten beschäftigt und konnten sich namentlich auch an den Besuchen in der Distrikts- Poliklinik in ausgedehntem Maße beteiligen.

Die Zahl der Studierenden, welche an den Vorlesungen und der Distrikls-Poliklinik teilnahmen, betrug im Sommer- semester 1902 20, im Wintersemester 1902/03 IG. Dadurch, daß der Leiter der Poliklinik bald nach Beginn des Winter- semesters mit der Vertretung des Direktors der medizinischen Klinik beauftragt wurde, ergab sich die Notwendigkeit, den Unterricht in der Poliklinik während dieses Semesters einzu- schränken.

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Wissenschaftliche Arbeiten: Prof. Dr. R. Stern: Über innere Desinfektion. Festschrift für

Geheimrat Prof. v. Leyden. Berlin 1902. Derselbe: Trauma als Ursache innerer Krankheiten. Deutsche

Klinik. Berlin und Wien 1902. Derselbe: Über Paratyphus. Sitzungsberichte der medizinischen

Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische

Kultur 1902.

Derselbe: Über den Wert der Agglutination für die Diagnose des Abdominaltyphus. Ebenda 1903.

Stern.

3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik.

Im Personalbestand der Klinik traten folgende Änderungen ein: Herr Professor Dr. Henle trat am 1. April 1902 aus, an seiner Stelle wurde Herr Privatdozent Dr. Kausen Oberarzt.

Die Herren Assistenzärzte Dr. An schütz und Dr. Gott- stein habilitierten sich als Privatdozenten. Herr Dr. Fittig wurde Assistent. Herr Dr. Drehmann schied aus der Klinik aus, an seine Stelle als Leiter der orthopädischen Abteilung trat Herr Privatdozent Dr. Ludloff aus Königsberg. Am 1. April 1902 trat der zur Klinik kommandierte Assistenzarzt im Leibkürassier-Regiment Großer Kurfürst Nr. 1 Herr Dr. Schulz aus und an seine Stelle Herr Dr. Schmidt, Oberarzt im Königin Augusta-Garde-Grenadier-Regiraent Nr. 4 ein. Außerdem wechselten mehrere Volontärärzte.

Der Neubau der orthopädischen Abteilung, die Vergrößerung und der Umbau der septischen Baracke, sowie der Aufbau eines Stockwerks über dem Verbindungsbau zwischen den unteren Krankenabteilungen und dem Mittelbau wurden fertig- gestellt und in Betrieb genommen.

Die Zahl der Hörer der Klinik betrug im Sommer- semester 61, im Wintersemester 63.

In der stationären Klinik wurden behandelt 1120 Männer, 742 Frauen, gegen 996 Männer und 732 Frauen im Vorjahre.

In der Poliklinik wurden 7350 Patienten behandelt gegen 6948 im Vorjahre.

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Während des Etatsjahres 1902/03 sind an wissenschaftlichen Arbeiten erschienen:

v. Mikulicz und Tomasczewski:

1. Orthopädische Gymnastik gegen Rückgrats Verkrümmungen und schlechte Körperhaltung. Jena, Fischer 1902.

2. Chirurgische Erfahrungen über das Darmcarcinom. Archiv für klinische Chirurgie. Bd. G9.

3. Contribution to the treatment of fractured patella. The British medical Journal 13. Dezember 1902.

Professor Dr. Rausch: Der Diabetes in der Chirurgie. Naturforscher-Versammlung, Karlsbad 1902.

Privatdozent Dr. Georg Gottstein:

1. Aseptik in Verbindung mit Antiseptik in Kochers En- cyklopädie für Chirurgie 1902. (Gemeinschaftlich mit Geheimrat v. Mikulicz.)

2. Die gleichzeitige doppelseitige Vagotomia supradiaphrag- matica beim Hund und ihr Einfluß auf die Cardia. Habilitationsschrift Breslau, 1902.

Privatdozent Dr. W. An schütz:

1. Zur Operation der Scrotalhernie bei Kindern. Bruns Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. XXXV, 1902.

2. Über den Verlauf des Ileus bei Darmcarcinom und den lokalen Meteorismus des Coecums bei tiefsitzendem Dick- darmverschluß. Langenbecks Archiv Bd. 68, 1902.

3. Beiträge zur Leberresektion. Habilitationsschrift, Breslau 1902.

Dr. P. Lengemann:

1. Anästhesin in der Wundbehandlung. Zentralblatt für Chirurgie 1902, Nr. 22.

2. Die Erkrankungen der regionären Lymphdrüsen beim Krebs der Pars pylorica des Magens. Archiv für klinische Chirurgie, Bd. 68, Heft 2.

Dr. 0. Fittig: Über einen mit Röntgenstrahlen erfolgreich behandelten Fall von Brustdrüsenkrebs. Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. 37, Heft 3.

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Dr. Heile: Über die tuberkulösen Knocheninfarkte. Fest- schrift zum 25jährigen Professoren-Jubiläum von Ge- heimrat Orth, Berlin. Hirschwald, Februar 1903.

Dr. Drehmann:

1. Dauerresultate bei der Behandlung der angeborenen Hüftluxation. Zeitschrift für orlhop. Chirurgie, Bd. XI.

2. Über congenitalen Femurdefekt Zeitschrift für orthop. Chirurgie, Bd. XI.

3. Über frühzeitige Massagebehandlung einiger Gelenk- frakturen. Zeitschrift für orthop. Chirurgie, Bd. XI.

Dr. Stumme: Unsere Erfahrungen über die Kokainisicrung des Rückenmarks nach Bier. Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. 35.

Karl Ullrich: Neun Fälle von Tetanus. Ein Beitrag zur Antitoxinbehandlung. Inaug.-Diss.

Julius Peiser: Über die Ursachen des angeborenen Klump- fußes. Inaug.-Diss.

Bernhard Fuchs: Die Oberkiefer- und Gaumengeschwülste aus den Jahren 1891 bis 1901. Inaug.-Diss.

Heinrich Schmidt: Beitrag zur diätetischen und opera- tiven Behandlung der diabetischen Gangrän, sowie der senilen und der spontanen Gangrän. Inaug.-Diss.

Fritz Fröhlich: Ein Fall von Rankenangiom der unteren Extremität. Inaug.-Diss.

Karl Teuber: Über Sehnennähte. Inaug.-Diss.

August Wrobel: Beiträge zur Kenntnis der malignen Hoden- geschwülste. Inaug.-Diss.

Eugen Gilde meister: Beitrag zur Kenntnis der Mesen- terialtumoren. Inaug.-Diss.

Wilhelm Kassel: Zur operativen Behandlung der ange- borenen Gaumenspalten mit besonderer Rücksicht auf funktionellen Erfolg. Inaug.-Diss.

Siegfried Marcus: Beiträge zur Behandlung der Aktino- mykose mit besonderer Berücksichtigung der Jodkalium- therapie. Inaug.-Diss.

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Alfred Löwy: Die an der Königl. chirurg. Klinik Breslau in den Jahren 1891 bis April 1901 behandelten Falle von Hasenscharte. Inaug.-Diss.

Alois Scheffczyk: Die Erfolge der Osteotomie bei Genu valgum. Inaug.-Diss.

v. Mikulicz-Radecki.

4. Die Klinik für Augenkranke. Personalien.

Als Assistenten fungierten im Jahre 1902/03 die Herren Privatdozent Dr. Heine, Dr. Paul Steffens, Dr. Rieh. Depene; Oberarzt Dr. Enslin, welcher seitens des General- Kommandos zur Klinik kommandiert war, verblieb auch auf weiteres an derselben. Am 30. September 1902 gab Dr. Steffens seine seit 1. November 1901 innegehabte Assisten- tenstelle auf. An seine Stelle wurde mit Genehmigung des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Ange- legenheiten der frühere Volontärarzt der Klinik, Dr. med. Ernst Jakoby berufen.

Gebäude.

Im Gebäude wurden die notwendigen Reparaturen aus- geführt, im Erdgeschoß ist durch das Aufstellen einer Holz- glaswand ein Raum geschaffen, in welchem eine Werkstatt für mechanische Arbeiten eingerichtet wurde.

Krankenzahlen. In der poliklinischen Abteilung wurden neu aufgenommen :

a. im Sommersemester. . . . 2871 Kranke,

b. im Wintersemester . . . . 2303 *

Während des ganzen Jahres 5174 Kranke.

Von diesen Kranken wurden 1040 der stationären Klinik überwiesen.

An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:

a. im Sommer 292 Operationen,

b. im Winter 285

Zusammen 577 Operationen.

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Die Zahl der zum Unterricht und an die Studierenden zur Untersuchung verteilten Kranken betrug:

a. im Sommersemester . . . . 195 Kranke,

b. im Wintersemester . . . . 202

Zusammen 397 Kranke.

Studierende. Die Vorträge und die klinischen Demonstrationen wurden besucht:

a. im Sommersemester 55 Hörer,

b. im Wintersemester 42

Auditorium.

Der klinische Unterricht wurde im Sommer und im Winter in dem klinischen Gebäude, Maxstraße 2 abgehalten.

Außer dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Übungen, im Winter ein Kolleg über den Zusammenhang der Augenerkran- kungen mit den Allgemeinkrankheiten, beides einstündig und publice von Geh. Med.-Rat Professor Dr. Uhthoff gelesen.

Kurse.

Der Augenspiegelkursus wurde im Sommer wie im Winter für Anfänger von Professor Dr. Groenouw, für Geüblere vom Privatdozenten Dr. Heine gehalten.

Weitere Kurse und Vorlesungen hielten: Im Sommersemester 1902: Professor Dr. Groenouw: Funktionsprüfung des Auges

mit praktischen Übungen (einstündig). Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augenheilkunde.

Im Wintersemester 1902/03: Professor Dr. Groenouw: Pathologische Anatomie des

Auges (einstündig). Dr. Heine: Funktionsprüfungen des Auges mit praktischen Übungen (einstündig).

Wissenschaftliche Arbeiten. Geh. Med.-Rat Professor Dr. Uhthoff: 1. Gedenkrede für Geheimrat Prof. Dr. Förster, gestorben am 7. Juli 1902.

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75

2. „Histologische Demonstrationen über Keratoconus.44 Ophth. Sektion d. 74. Vers, deutscher Naturforscher und Ärzte. Karlsbad 1902.

3. „Demonstration anatomischer Präparate von Diphtherie der menschlichen Konjunktiva." Vers, der deutschen ophth. Gesellschaft in Heidelberg. August 1902.

4. „Ein Beitrag zur Kenntnis der Sehstörungen nach Hirn- verletzung, nebst Bemerkungen über das Auftreten funktioneller nervöser Störungen bei anatomischen Hirnläsionen44. Ebenda 1902.

5. „Über Siderosis bulbi et retinae mit Krankenvorstel- lung.44 Med. Sekt. d. Schles. Gesellsch. 20. Februar 1903. Allgem. med. Zentr.-Zeitg. Nr. 11. 1903.

6. Nachruf für Herrn Geh. Med.-Rat Professor Dr. Kast, Ebenda 1903.

7. „3 Fälle von Katarakt mit gleichzeitiger tetanieähn- licher Erkrankung.44 Ebenda 6. März 1903. Allgem. med. Zentr.-Zeitg. Nr. 14. 1903.

Privatdozent Dr. Heine:

1. Über stereoskopisches Sehen und Photographieren. Photogr. Zentralblatt. Jahrg. VIII. Heft 8, 10, 14.

2. Vortrag über Spiegelphotograph ien und stereo-photo- graphische Methode zur Lagebestimmung sich decken- der Organe durch succesieve Aufnahme auf dieselbe Platte in der Med. Sekt. d. Schles. Gesellsch. Allgem. med. Zentr.-Zeitg. 1902 Nr. 37.

3. Eine neue Zahlentafel. Kl. Mon. Bl. f. Aghk. XL. 1902.

4. Über stereoskopische Messung von Graefes Archiv f. Ophth. XL. 1902.

5. Neuerungen an den Projektionseinrichtungen der Bres- lauer Uni versitäts- Augenklinik. Ebenda XL1. 1903.

6. Zerreißungen der Elastica im kurzsichtigen Auge. Vers. d. deutsch, ophth. Gesellsch. Heidelberg 1902.

7. Tränenorgane. Jahresberichte über die Leistungen und Fortschritte im Gebiete der Ophthalmologie Kon- junktiva. Ebenda 1902.

76

Dr. Depene: Demonstration eines Falles von kortikaler Sehstörung nach Meningitis in der Med. Sekt, der Schles. Gesellschaft 6. März 1903. Allgem. med. Zentr.- Zeitg. 1903, Nr. 11.

Oberarzt Dr. Enslin:

1. Ein Fall beiderseitiger postneuritischer Sehnerven- atrophie bei Turmschädel. Ebenda.

2. Ein Fall von Primäraffekt der Bindehaut. Ebenda.

3. Über die diagnostische Verwertung des Alt -Tuber- kulins bei Keratitis parenchymatosa. Deutsche Med. Wochenschr. 1903, 8, 9.

Dr. Steffens:

1. Augenbefund bei Erythema exsudativum multiforme Hebrae. Kl. Mon.-Bl. f. Aghk. 1902, II.

2. Über ein Angiom der Aderhaut mit ausgedehnter Ver- knöcherung bei Teleangiektasie des Gesichtes. Ebenda S. 113.

Dr. Meyerhof:

1. Weitere Untersuchungen an Sarkomen des Ciliarkörpers und der Iris. Kl. Mon.-Bl. f. Aghk. 1902, I.

2. Zur Geschichte der „Lidschlußreaktion der Pupille". Berl. klin. Wochenschr. 1902, Nr. 5.

Dr. Schoeler: Beiträge zu den tuberkulösen Erkrankungen des Pons. Kl. Mon.-Bl. f. Aghk. 1902.

Dr. Weinhold: Über das Sehen mit längsdisparaten Netz- hautmeridianen. Von Graefes Arch. f. Ophth. LIV, 2.

Dr. Kako:

1. Über Keratitis parenchymatosa bei Säugetieren. Kl. Mon.-Bl. f. Aghk. XL. 1902.

2. Beiträge zur Kenntnis der Augenaffektionen bei Diabetes mellitus. Ebenda. 1903, I.

Dr. H. Asch he im: „Allgemeines und Spezielles zur Frage der Augentuberkulose.'4 Verlag Marhold Halle 1902. (Samml. zwangloser Abhandl. aus dem Gebiete der Augenheilkunde).

Uhthoff.

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5. Die Frauenklinik und Poliklinik.

In den Personalien vollzogen sich folgende Veränderungen:

Von den Assistenzärzten schieden aus:

Privatdozent Dr. Sticher und Dr. Hannes.

Als neue Assistenzärzte traten ein: Dr. Rothe und Dr. Strempel.

Als Volontäräi zte waren tätig:

Dr. Rothe, Dr. Strempel, Dr. Vagedes, Dr. Zim- mermann, Dr. Kunicke, Dr. Rieländer, Dr. Uht- möller, Dr. Hausmann, Dr. Bruck, Dr. Becker.

Am 1. Oktober wurde der erste Assistenzarzt der Klinik Dr. Arthur Dienst zum Oberarzt befördert; am 10. Januar

habilitierte er sich als Privatdozent.

Der Krankenbestand betrug am 1. April 1902 . . G3

Im Ganzen wurden in der stationären Klinik behandelt 1 577

Im Vorjahre wurden behandelt ...... 1 577

Verpflegungstage im Berichtsjahre 34 830

. Vorjahre 33 544

Krankenbestand am 31. März 1903 86

Ambulant wurden behandelt:

a. gynäkologische Kranke 2 992

b. poliklinisch entbunden 737

Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:

a. gynäkologische Kranke 3 285

b. poliklinisch entbunden 725

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester 1902 von 40 Praktikanten, im Wintersemester 190203 von 47 Praktikanten besucht; außerdem nahm, wie gewöhnlich, an den klinischen Vorlesungen, den Kranken- und Operations- beobachtungen eine Anzahl in- und ausländischer Ärzte Teil.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und erschienen im Druck:

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Küstner:

1. Die plastische Verwendung der Portio supravaginalis zum Verschluß von Blasenscheidenfisteln. Zeitschr. für Gebh. und Gyn. 48, 3#).

2. Indiziert eine Uterusruptur den Kaiserschnitt bei wieder- eintretender Schwangerschaft? Centralblatt für Gyn. 1903, 1.

3. Wirkungsweise und Methode der Hystereuryse (Diskussions- bemerkung zum Vortrage des Herrn Bau mm in der med. Sekt, der Gesellschaft für vaterländ. Kultur. (Allg. med. Zentralzeitung. 1902, Nr. 27.

4. Kaiserschnitt und Eclampsie. Allgem. med. Zentralzeitung 1902, Nr. 24.

5. Uterusruptur und Kaiserschnitt. Allgem. med. Zentral- zeitung. 1902, Nr. 63.

G. Ovariotomie an einer 86jährigen Frau. Allgem. med. Zentralzeitung. 1902, Nr. G2.

7. Über missed labour und missed abortion. Diskussions- bemerkung in der Vereinigung Breslauer Frauenärzte.

8. Über Myomotomie. Diskussionsbemerkung ebendaselbst.

9. Bossis Verfahren der Uterusdilatation und seine Indika- tionen. Diskussionsbemerkung ebendaselbst.

10. Über die Entstehung von Uterusruptur in alten Narben. Diskussionsbemerkung ebendaselbst.

Privatdozent Dr. Dienst:

1. Über den Bau und die Histogenese der Plazentarge- schwülste. Habil.-Schr. 1903.

2. Über Plazentartumoren. Zentr.-Bl. f. Gyn. 1903, Nr. 7.

3. Ein Amorphus bei Zwillingsschwangerschaft. Ebenda.

4. Neuere Untersuchungen über das Wesen der Eclampsie und Gesichtspunkte über die Behandlung der Krankheit (Volkmannscher Vortrag).

5. Über Inversio uteri puerperalis. Allgem. med. Zentral- Zeitung 1902, Nr. 62.

6. Über Tetanie in der Schwangerschaft. Ebenda.

*) Über dieses Thema auch Vortrag in der 1. Sitzung der Vereinigung Breslauer Frauenärzte, November 1892.

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Privatdozent Dr. Sticher:

1 . Ober Fibrom des Ovariums. Allgera. med. Zentralzeitung.

2. Über Carcinoma corporis uteri. Ebenda.

3. Demonstration eines Uterus-Phantoms mit Becken. Ebenda.

Dr. Ponfick: Therapie der Placenta praevia totalis. Allgem. med. Zentralzeitung. 1902, Nr. 62.

Dr. Heyn:

1. Über einen Fall von foetaler Peritonitis. Allgem. med. Zentralzeitung. 1902, Nr. 62.

2. Über 3 Fälle von missed abortion mit Demonstration. Zentralblatt f. Gynäk. 1903, Nr. 7.

Dr. Hannes: Geburt bei Thoracopagus. Allgem. med. Zen- tralzeitung. 1902, Nr. 62.

Dr. Rothe:

1. Über Osteomalacie. Allgem. med. Zentralz. 1902, Nr. 63.

2. Über Narkosenlähmung und deren Vermeidung. Zentralbl. f. Gynäk. 1903, Nr. 7.

3. Benigne und maligne teratoide Geschwülste der Ovarien. Mon.-Schr. f. Geburtsh. u. Gynäk. Bd. XVII, H. 4.

Dr. Strempel:

1. Über die instrumentelle Erweiterung der Cervix sub partu nach Bossi. Inaug.-Diss. 1903.

2. Methoden zur künstlichen Erweiterung des Muttermundes während der Geburt (Bossis Dilatator, Hystereuryse). Vortrag, gehalten im Breslauer Hebammenverein, mit Demonstration. Februar 1903.

Hirt, Ludwig: Zur Kenntnis der Zwillingsschwangerschaft. Diss. inaug.

Böhm, Walther: Über die manuelle Placentarlösung. Diss. inaug.

Alter, Wilhelm: Zur Pathologie und Therapie der Quer- lagen. Diss. inaug.

Silbermann, Edwin: Einleitung der Frühgeburt mittels Hystereuryse. Diss. inaug.

Hoff mann, Arthur: Die geburtshilfliche Bedeutung der foetalen Hydrocephalie. Diss. inaug.

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Gaus, Friedrich: Beiträge zur Nahrungsaufnahme und Nah- rungsausnutzung des Neugeborenen. Diss. inaug.

Kolaczek, Hans: Über die Uterusruptur. Ergebnisse der Forschung der letzten 7 Jahre. Diss. inaug.

Tinz, Josef: Ober Castration bei Osteomalacie. Diss. inaug.

Küstner.

6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische Krankheiten.

Im Berichtsjahre 1902/03 wurden in der Poliklinik be- handelt: 5230 Personen und zwar 3062 Männer und 2174 Frauen. Gegen das Vorjahr um 559 Personen mehr.

Die klinische Belegzahl betrug 885 Männer, 426 Frauen, zusammen 1311 Personen, gegen das Vorjahr 170 Personen mehr.

Das klinische Material setzte sich zusammen aus:

679 Hautkranken, 632 vener. Kranken, das poliklinische aus 3237 Hautkranken, 1891 vener. Kranken.

An Veränderungen in der Klinik wurden vorgenommen: elektrischer Anschluß an die städtische Zentrale, so daß damit der Hörsaal beleuchtet, der neuangeschaffte Projektionsapparat, die Röntgeneinrichtung (bisher mit Akkumulatoren gespeist) und die Strebel-Finsenschen Lichtapparate in Betrieb gesetzt werden konnten.

Zu Weihnachten wurden der Klinik von Herrn Dr. Charles Wood Mc, Murtry 500 Mark und ein Minorsches Mikrotom ge- schenkt. Auf seinen Wunsch wurden mehrere Apparate für das Laboratorium angeschafft. Auch an dieser Stelle sei nochmals bestens dafür gedankt.

Als Oberarzt der Klinik trat an Stelle des ausgeschiedenen Privatdozenten Dr. J. Schäffer Dr. V. Klingmüller ein, welcher sich am 23. Juli 1903 auf Grund seiner Schrift: Zur Pathologie der Lepra maculo-anaesthetica als Privatdozent für Dermatologie und Syphilis habilitierte.

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Als etatsmäßige Assistenten waren angestellt: Dr. To- macszewski, Dr. Schirrmacher, als außeretatsmäßige Dr. Sklarek, Dr. Schwab, Dr. Baum. Für Dr. Sklarek, welcher die Klinik verließ, wurde Dr. Ziel er als außeretats- umßiger Assistent eingegeben.

Als unbesoldete Assistenten waren tätig: Dr. Barm an n, Dr. Veiel, Straßmann, Halberstädter, Dr. Siebert, Dr. Freiherr von Cedercreutz, Dr. Charles Wood Mc. Murtry, Dr. Linser, Dr. Blumenfeld, Fräulein Dr.Düben- dorfer.

Die von Geh. Rat Prof. Dr. Neisser abgehaltene Klinik und Poliklinik der Haut- und vener. Krankheiten wurde belegt: im Sommer-Semester von 30 Hörern, im Winter-Semester von 27 Hörern. Die einzelnen Positionen des Etats verteilten sich folgender- massen :

Zur An- und Abfahr von Kranken etc. zu Reiseunter-

stützungen 13,60 Mark,

für Verbandstofl'e und Instrumente .... 8110,43

für die Sammlung und Bibliothek 461, so

für Begräbniskosten

für Anfertigung von Zeichnungen und für Versuchstiere etc 1 537,9 6 *

Die Verpflegungskosten für die Kranken, welehe aus dem allgemeinen Fonds der Verwaltung der Kliniken bestritten werden, betragen für Patienten I. und 11. Klasse 1,7 0 Mark, für Patienten III. Klasse 0,83 Mark täglich.

Für Warte- und Dienstpersonal wurden verausgabt im ganzen 3454 Mark 4 Pf.

Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be- trugen zusammen 3600 Mark.

Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 51250,27 Mark.

In dem Berichtsjahre gingen die nachstehend verzeichneten wissenschaftlichen Arbeiten aus der Klinik hervor:

Prof. Dr. Neisser: Die Aufgaben der Deutschen Gesell- schaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Mitt. d. D. G. zur B. d. G. Leipzig bei Jon. Ambr. Barth.

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Ist die Syphilis heilbar? Berlin SW. bei Vogel und Kreienbrink.

Cedercreutz: Beiträge zur Kenntnis des Bubo inguin. und den Wert einiger Behandlungsmethoden. Therapie der Gegenwart. August 1902.

Halkin: Über den Einfluß der Bequerelstrahlen auf die Haut. Arch. f. Derm. u. Syph. LXV. Bd. H. 2.

Hermann: Ein Fall von Haut-Milzbrand mit bemerkens- wertem klinischem Aussehen. Arch. f. Derm. u. Syph. LXII. Bd. Heft 2 u. 3.

Juliusberg: Artikel „Gonococcus", „Ulcus mollek\ „Syphi- lisbacillus" in Encyklopädie der mikroskop. Technik.

Klingmüller: Ein Fall von Lepra tuberosa aus Ober- schlesien. Deutsche med. Wochenschrift 1902, Nr. 37.

Zur Pathologie der Lepra maculo-anaesthetica. Habili- litationsschrift, Breslau 1902.

Unsere gegenwärtigen Kenntnisse von der Lepra. Heil- kunde 1902, Juli-Heft.

Zur Pathologie und Pathogenese der Lepra maculo- anaesthetica. (Erweiterte Habilitationsschrift.) Lepra- Bibliothek international. Vol. 3, Fase. 2 u. 3.

Artikel „Actinomyces" und „Leprabacillus" in Encyklo- pädie der mikroskop. Technik.

Lesser: Über das Verhalten der Jodpräparate, speziell des Jodkaliums und Jodipins, im Organismus. Arch. f. Derm. u. Syph. LXIV. Bd. H. 1.

Sachs, 0.: Experimentelle Untersuchungen über Harn- antiseptica. Wiener klin. Wochenschrift 1902, Nr. 17 u. 18.

Tomasczewski: Zur Frage des Malum perforans pedis, mit besonderer Berücksichtigung seiner Ätiologie. Münch med. Wochenschrift Nr. 20. 1902.

Bakteriologische Untersuchungen über den Erreger des Ulcus molle. Zeitschrift für Hygiene und Infektions- krankheiten. 42 Bd. 1903.

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Diskussionsbemerkungen aus der Medizinischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur:

Prof. Dr. Neisser: zum Vortrag des Herrn Gottstein:

Über neuere Behandlungsmethoden von Panaritien und Phlegmonen.

zum Vortrag des Herrn Goldschmidt: Ein Fall von periodischem angioneurotischem Ödem der Zunge, des Gaumens und des Kehlkopfes.

zum Vortrag des Herrn Cohn: Über Tabes bei Syphilis.

zum Vortrag des Herrn Enslin: Über die diagnostische Bedeutung des Tuberculins auf ophthalmologischem Ge- biete.

zum Vortrag des Herrn Tomasczewski: Über den Erreger des Ulcus molle.

In der Breslauer dermatologischen Vereinigung wurden Vorträge und Demonstrationen abgehalten von den Herren DDr. Baum, Baermann, Iwanow, Prof. Neisser, Schirr- macher, Schwab, Sklarek, Tomasczewski, Zieler.

Die Lieferung Nr. 47 des von dem Unterzeichneten re- digierten stereoskopisch-medizinischen Atlas enthält Mitteilungen der Herren DDr. Baermann, Baum, Herrmann, Mann, Sklarek, Tomasczewski.

Prof. Dr. Neisser.

7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nervenkrankkeiten.

Die mißlichen Verhältnisse des Institutes haben keine wesentliche Veränderung erfahren. Nur ist aus dem Provi- sorium hinsichtlich des Laboratoriums in der alten Augenklinik ein vorläufiges Definitivum geworden, und die anatomischen Arbeiten des Instituts konnten regelmäßig betrieben werden. Der Verlust an Zeit und unschätzbarem anatomischen Material konnte freilich nicht eingebracht werden.

Die stabile Klinik fehlte bis zum Schluß des Berichtsjahres. Bessere Aussichten eröffnen sich für die Zukunft, da der Staat zum Ankauf eines geeigneten Grundstückes eine Summe von

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loOOOO Mark bewilligt hat, während freilich eine Baurate noch nicht in den Etat eingestellt werden konnte. Die vorläufigen Pläne, welche dem Direktor vorgelegt worden sind, beziehen sich auf eine Anstalt mit etwa 100 Plätzen.

Um die Lücke im psychiatrischen Unterricht nach Möglichkeit auszugleichen, wurde während des Berichtsjahres 190:2/03 ein zweistündiges theoretisches Kolleg über Psychiatrie abgehalten und fand den zu erwartenden Zuspruch. Die Erwerbung von Praktikantenscheinen blieb jedoch für die Studierenden nach wie vor unerreichbar.

Im Übrigen beschränkte sich der Unterricht auf das zweistündige Publikum: Poliklinik der Nervenkrankheiten, welches weiter stark besucht wurde.

Der beharrlichen Arbeit des Assistenten am Laboratorium Dr. 0. Förster ist es zu verdanken, daß der 3. Band des großen von der Akademie der Wissenschaften unterstützten Atlantenwerkes, enthaltend die Sagittalschnitte durch das Groß- hirn, fertig gestellt werden konnte.

Als Assistenten haben Dr. 0. Förster am Laboratorium, an der Poliklinik Dr. Storch weiter fungiert. Dr. Storch hat sich zu Anfang der Berichtszeit für Psychiatrie habilitiert und hält regelmäßig ein stark besuchtes Kolleg über Psycho- logie für alle Fakultäten, offenbar einem längst empfundenen Bedürfnis entgegen kommend. An der Poliklinik hat außerdem Dr. Kutner bis zum 1. Juli 1901 weiter fungiert. Sein Nach- folger ist Dr. Kr am er.

Als Volontäre waren an der Poliklinik tätig: Dr. Kramer vom 1. April bis 1. Juli 1901, Dr. Knappe vom 1. Januar bis 1. März 1902, Dr. Nießl v. Meiendorf vom 1. Juni bis 1. August 1902, Oberarzt Dr. Thal witzer vom 1. Mai bis 1. September 1902, Dr. Miodowski vom 1. Oktober 1902 bis 1. Januar 1903, Dr. Koebisch vom 11. Januar bis 1. April 1903.

Aus der Klinik bezw. Poliklinik sind folgende Publikationen hervorgegangen :

1. C. Wer nicke: Ein Fall von isolierter Agraphie. Monatsschr. f. Psychatrie u. Neurolog., Bd. XIII. H. 4.

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2. E. Storch: Über einige Fälle atypischer progressiver Paralyse. Bearbeitet nach einem hinterlassenen Manuskript von H. Lisssauer. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie. Bd. IX.

3. E. Storch und H. Li ep mann: Der mikroskopische Befund im Falle Gorstelle. Ebenda Bd. IX.

4. E. S to rc h : Versuch einer psychophysiolog. Darstellung der Sinneswahrnehmungen. Ebenda Bd. IX.

5. Der Mechanismus der Willkürbewegungen. Zentral- blatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie. XXV.

6. Bemerkungen zu F. Nißl's Aufsatz „Hysterische Symptome bei einfachen Seelenstörungen. Ebenda. XXV.

7. Über die optische Wahrnehmung der Objekte. Klinische Monatsbl. für Augenheilk. XXXIX. Jahrg.

8. Über die Wahrnehmung musikalischer Tonver- hältnisse. Zeitschr. für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Bd. 27.

9. Über das räumliche Sehen. Ebenda. Bd. 29.

10. Psychologie und Medizin. Pflügers Archiv. Bd. 93.

11. Der Wille und das räumliche Moment in Wahr- nehmung und Vorstellung. Ebenda. Bd. 95.

12. Dr. Foerster: Über einige seltene Formen von Krisen bei Tabes dorsalis und über die tabischen Krisen im Allgemeinen. Monatsschr. für Psychiatrie u. Neurol. April 1902.

13. Die Physiologie und Pathologie der Koordination. Gust. Fischer, Jena 1902. 31(i S. mit 67 Abbildungen.

14. Ein Fall von Poliomyelitis im obersten Halsmark Demonstration, gehalten in der vaterländ. Gesellschaft. November 1901.

15. Über praktische Resultate der Übungsbehandlung von Bewegungsstörungen bei Nervenkrankheiten. Demonstration, gehalten in der vaterländ. Gesellschaft. Dezember 1902.

si;

16. Photographischer Atlas des Gehirns. Abtlg. III. 21 Sagittalschnitte durch das menschliche Großhirn. Herausgegeben von C. Wernicke, Verlag der psychiatr. Klinik. Breslau 1903.

17. F. Kramer: Rückenmarksveränderungen bei Poly- neuritis. Inaugural-Dissertation. Breslau 1902.

18. Muskelystrophie und Trauma. Monatsschr. für Psychiatrie und Neurologie. 1902.

Wernicke.

8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.

Im Berichtsjahre wurde der Neubau der Kinderklinik durch die Errichtung eines Nebengebäudes, welches Räume für Ver- suchs- und für Milchtiere, sowie für Hausgeräte enthält, zum vorläufigen Abschlüsse gebracht. Leider fehlen der Klinik noch immer die Mittel für die innere Einrichtung einer Hälfte der Absonderungsbaracke, so daß dieselbe in diesem Jahre noch nicht den Zweck, für den sie bestimmt war, erfüllen konnte.

Auf der Klinik wurden im Berichtsjahre 262, in der Poli- klinik 7802 Kinder behandelt.

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester von 21, im Wintersemester von 29. inskribierten Hörern be- sucht.

An dem Fortbildungskurse für Ärzte beteiligten sich 31 Herren.

In den Personalien der Klinik vollzogen sich folgende Veränderungen :

Von den Assistenzärzten schieden aus: DDr. Keller und Thiemich.

Als Assistenten fungierten die Herren DDr. Gregor, Freund, Bartenstein undSteinitz, als Volontärassistenten die Herren DDr. Freyberger, Weigert, Schiller, Quest.

Ferner waren an der Klinik beschäftigt die Herren Arzte DDr. Kaliski, Rotondi, Frizzoni, v. Wernstedt, John, Kschischo und Fräulein Cand. med. Oppler.

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An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und veröffentlicht:

Czerny: Über die Bedeutung des Turgorsdruckes der Gewebe für das Kind im ersten Lebensjahre. Monatsschrift für Kinderheilkunde, Bd. I, Nr. 1.

Czerny und Keller: Des Kindes Ernährung, Ernährungs- störungen und Ernährungstherapie. Wien. Deuticke, III. u. IV. Lief., Bogen 20—30.

Keller: Fettumsatz und Acidose. Monatsschrift f. Kinderheil- kunde, Bd. I, Nr. 4.

Thiemich: Über die Storchsche Reaktion der Frauenmilch. Monatsschrift f. Geburtsh. u. Gynäkol., Bd. XVI, Heft 1.

Derselbe: Über das Facialisphänomen bei älteren Kindern. Monatsschrift f. Kinderheilk., Bd. I, Nr. 3.

Gregor: Untersuchungen über die Atmungsgröße des Kindes. Archiv f. Anatomie u. Physiologie, Supplement 1902, S. 59.

Derselbe: Die Entwicklung der Atemniechanik im Kindesalter. Anatomischer Anzeiger, Bd. XXII, Nr. 6.

Derselbe: Untersuchungen über die Atembewegungen des Kindes. Archiv f. Kinderheilk., Bd. XXXV, Heft 3 u. 4.

Derselbe: Über Atmungsanomalien im Kindesalter. Verhandl. der Gesellschaft f. Kinderheilk. auf der 19. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Karlsbad.

Derselbe: Über die Unschädlichkeit der Verfütterung großer Mengen von Thyreoidea an Kinder. Monatsschrift für Kinderheilkunde, Bd. I, Nr. 5.

Freund: Säuren und Basen im Urin kranker Säuglinge. Monats- schrift f. Kinderheilk., Bd. I, Nr. 4.

Bartenstein: Ein Fall von Retentio urinae. Monatsschrift f. Kinderheilk., Bd. I, Nr. 2.

Derselbe: Die Lebercirrhose im Kindesalter. Klinisch-thera- peutische Wochenschrift 1903, Nr. 6 u. 7.

Steinitz: Alkalistoffwechsel. Monatsschrift f. Kinderheilkunde, Bd. I, Nr. 4.

Hedenius: Über das Schicksal der Kohlehydrate im Säuglings- darm. Archiv f. Verdauungskrankheiten, Bd. VIII.

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Neumann: Untersuchungen über die Viskosität des Sputums und ihre Beziehung zum Husten, insbesondere zur Per- tussis. Archiv f. Kinderheilkunde, Bd. XXXV.

Kiewe: Untersuchungen über die Auslösbarkeit des Hustens und über das Fehlen des Würgreflexes bei gesunden und neuropatischen Kindern. Inaug.-Dissertation.

Schaps: Beiträge zur Lehre von der cyklischen Albuminurie. Archiv f. Kinderheilk., Bd. XXXV.

Schlesinger: Über die Beziehungen zwischen Schädelgröße und Sprachentwicklung. Inaug.-Dissert. Czerny.

9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten.

Zu Beginn des Wintersemesters 1902/03 legte der bisherige Direktor der Poliklinik, Herr Professor Dr. W. Kümmel, sein Amt nieder, um einem Ruf nach Heidelberg zu folgen.

Am 11. November trat der neuernannte Direktor, der bis- herige Privatdozent in Königsberg i. Pr., Prof. Dr. V. Hins- berg, sein Amt an.

An Stelle des ausscheidenden Assistenten Herrn Dr. Wittmaack trat am 1. Februar Herr Dr. van Bebber.

Als Volontärärzte fungierten die Herren Dr. Baasner, E. Fromherz, F. Müller, C. Rudolphy, H. Schönfelder, Korthanke, G. Krotoschiner und M. Sculz.

In der Poliklinik wurden 3862 Kranke behandelt.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden aus der Klinik veröffentlicht:

1. Prof. W. Kümmel: Über Versuche zur Messung der Hör- schärfe mittels des Telefons. Verhandl. der deutschen otolog. Gesellschaft 1902.

2. Prof. W. Kümmel: Über den Gebrauch rotierender Fraisen bei Warzenfortsatzoperationen. 74. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Karlsbad, September 1902.

3. Prof. V. Hinsberg: Beitrag zur Frage des Übergangs gutartiger Kehlkopfgeschwülste in bösartige. Archiv für Laiyngologie, Bd. 13.

4. Dr. K. Wittmaack: Beiträge zur Kenntnis der Wirkung des Chinins auf das Gehörorgan.

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I. Teil: Sind die Wirkungen des Chinins am Gehörorgan

auf Zirkulationsstörungen zurückzuführen? Archiv für die gesamte Physiologie, Bd. 95.

II. Teil: Der Angriffspunkt des Chinins im Nervensystem

des Gehörorgans. Ebenda.

5. Dr. K. Rudolph)-: Ober traumatische Gehörgangsatresie. Zeitschrift für Ohrenheilkunde, Bd. 42.

6. C. Pohl: Über Fremdkörper im Kehlkopf, in der Luftröhre und in den Bronchien. J. D. Breslau 1902.

Hinsberg.

10. Das zahnärztliche Institut.

Nachdem das Institut im Vorjahre einen Teil der Räume der alten Augenklinik zugewiesen erhalten hat, war das letzte Jahr dazu bestimmt, die innere Einrichtung des Instituts nach Möglichkeit zu verbessern und den neuen Räumen anzupassen. Durch einen von Seiten des Herrn Ministers gewährten außer- ordentlichen Zuschuss von 1200 Mark konnte das Instru- mentarium durch Anschaffung einer Akkumulatorenbatterie für Kaustik und Beleuchtung ergänzt werden und die Ausstattung des Laboratoriums für chemische und mikroskopische Unter- suchungen eine Erweiterung erfahren. Die Sammlungen des Instituts haben jetzt erst eine geordnete Aufstellung bekommen können. Sowohl die Knochenpräparate wie die feucht aufbe- wahrten Präparate aus dem Gebiete der Mundchirurgie, endlich die reichhaltige Sammlung von Gypsmodellen ist einer vollständigen Neuordnung und Aufstellung unterzogen worden. Die feuchten Präparate mußten in neue Kon- servierungsflüssigkeit übergeführt und in Demonstrations- gefäße montiert werden. Diese mühevolle und zeitraubende Arbeit trägt ihren Lohn darin, daß nunmehr die Sammlung erst für den Unterricht recht nutzbar gemacht werden kann. Der eindringlichst erbetene und für die wissen- schaftliche Arbeit dringend erforderliche Röntgenapparat hat noch nicht beschafft werden können, trotzdem er für ein staatliches Institut, das auf der Höhe der Wissenschaft stehen

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00

soll, unentbehrlich ist. Leider scheint das Institut auch jetzt noch kein dauerndes Heim gefunden zu haben. Wenigstens erging von Seiten des Herrn Ministers an den Leiter des In- stituts die Frage, ob dasselbe nicht in den zur Zeit von dem Kgl. Steueramt benutzten Räumen des Hauses Albrechtsstrasse 17 untergebracht werden könnte. Die Räume erwiesen sich aber wegen ihrer Lichtverhältnisse als vollkommen ungeeignet und in ihrer Größe als vollkommen ungenügend. Der Unterricht am Institut hat keine nennenswerte Veränderung erfahren; an die Stelle des am 1. April ausscheidenden Assistenten, Herrn Zahn- arzt Bock, ist Herr Zahnarzt Luniatschek getreten. Die Bibliothek des Instituts hatte sich mancher wertvoller Zu- wendungen zu erfreuen. So widmete ihr Herr Prof. GöstaHahl eine größere Zahl wertvoller zahntechnischer Veröffentlichungen, Herr Dr. Bruck mehrere den Zahnarzt betreffende kunst- historische Blätter. Vom internationalen Kongreß, der 1900 in Paris tagte, wurden die Verhandlungen der odontologischen Sektion zur Verfügung gestellt.

In der Poliklinik für Mund- und Zahnkrankheiten fanden im Berichtsjahr 1530 Patienten Behandlung (702 Männer, 828 Frauen). Es kamen 320 Entzündungen des Zahnmarks, 452 Ent- zündungen der Wurzelhaut, 75 Knochenhautentzündungen des Kiefers mit 72 fistulösen Durchbrüchen durch Zahnfleisch und Wangen, 15 Kiefercysten und 8 Empyeme der Kieferhöhle zur Beobachtung. Es wurde die Extraktion von 2085 Zähnen, 95 Narkosen, 67 Lokalanästhesieen notwendig, neben einer größeren Zahl anderer Eingriffe, Absceßspaltungen , Aus- löffelungen, Entfernungen von abgestorbenen Knochenteilen; in 125 Fällen lagen Störungen der Entwicklung des Milch- gebisses vor.

In der Abteilung für Zahnfüllung wurden an 3240 Patienten und zwar 674 Männern und 2333 Frauen, 233 Kindern, 706 Goldfüllungen, 857 Amalganfüllungen, 432 Cementfüllungen, 15 Cementamalganfüllungen, 104 Porzellanfüllungen und 2 Gutta- percha-Füllungen, in Summa 2106 Füllungen gelegt. Außer- dem kamen 67 Pulpaüberkappungen, 537 Arseneinlagen. 747 Wurzelfüllungen, 526 Behandlungen und 15 Zahnreinigungen zur Ausführung.

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Die technische Abteilung besuchten 320 Patienten. An 120 Ober- und 36 Unterstücken wurden 920 Zähne verarbeitet, außerdem wurden 28 Kronen, 2 Brückenarbeiten, 2 Regulierungs- apparate, 1 Obturaror und 3 Kieferprothesen gefertigt.

Im mikroskopischen Laboratorium arbeitete Dr. T reuen - fels und Dr. Pawel.

Das Professor Sachs' sehe Stipendium wurde an die Herren stud. Schäfer und Lang verliehen.

Auch in diesem Jahre wurde durch den Assistenten des Instituts die zahnärztliche Behandlung der Schüler der Unter- offizierschule in Wohlau unter den früheren Bedingungen fort- geführt und nach dem, mit der Armenverwaltung der Stadt Breslau getroffenen Abkommen, zahnärztliche Hilfeleistungen bei Armen der Stadt gemacht.

An Arbeiten gingen aus dem Institut hervor: Partsch: Abschnitt der Krankheiten des Mundes, des Gesichts, Kiefer und Zähne in Hildebrandt's Jahresbericht über die Fortschritte der Chirurgie. Partsch: Bearbeitung der Kapitel, Geschwülste der Mund- gebilde, Kieferhöhlen - Erkrankungen, Aktinomykose in Scheffs Handbuch der Zahnheilkunde. Partsch: Vorstellung eines Falles mit habitueller Kiefer- verrenkung.

Williger: Der erschwerte Durchbruch des Weisheitszahns. Monatsschrift für Zahnheilkunde, Februar 1903.

Schendel: Über Makroglossie. Monatsschrift für Zahn- heilkunde.

Walther Bruck: Ein Fall von vorstehendem Unterkiefer, Korrespondenzblatt für Zahnheilkunde 1902.

The filling of the teeth with Porcelain. A Textbook. New-

York 1903.

Zur Frage der Stiftsbefestigung in Porzellanfüllungen,

Deutsche Monatsschrift 1902.

Un caso di sporgezza della mandibola. Giorn dei den-

tisti 1902.

Dublierte Goldfüllungen. Deutsche zahnärztliche Wochen-

schrift.

02

Die Bekämpfung der Zahncaries. Korrespondenzblatt für

Zahnärzte 1903 und Wiener zahnärztliche Monatsschrift 1903.

a Case of protruding mandible. Quaterly circular 1903.

Bekaempelsen af tandkaries. Tandlaegebladet HK)3.

C Partsch.

2. Die Professoren-Witwen- und Waisen - Versorgungs- Anstalt

Vermögensstand. Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1902:

in Hypotheken 144 600,oo M.

in Effekten 256 000,00 »

in einem Barbestande von 3 047,0 5 *

403 647,0 5 M.

einschließlich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark. Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten. Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres 95. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 19 Witwen und 7 Halbwaisen.

Einnahmen.

Bestand aus dem Vorjahre 3 266,20 M.

Mitgliederbeiträge 144,oo -

Aus Staatsfonds 19 500,00 *

Zinsen von Kapitalien 14 503,50

Zurückgezahlte Kapitalien 5 100,oo *

Summa der Einnahmen 42 513,70 M. Ausgaben.

Witwen- und Waisengelder 29 195,oo M.

Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 227,15 «

Verwaltungskosten 9,4 o *

Zur Kapitalisierung verwendet 10 035,io »

Überschuß als Betriebsfonds 3 047,0 5 =

Restausgabe

Summa der Ausgaben 42513,70 M.

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93

In dem Etatsjahre 1902 wurde eine ordentliche General- Versammlung am 19. Dezember 1902 abgehalten, in welcher auf Grund der §§ 16 und 20 der Statuten vom 19. September 1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrat Professor Dr. Brie und Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Rosanes wiedergewählt wurden.

Leonhard. Brie. Rosanes.

3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten.

Die Generalversammlung fand am 7. Juni 1902 statt. Nach Erstattung des Berichts erfolgte die Vorstandswahl, die zum Ergebnis hatte, daß die bisherigen Mitglieder wiedergewählt wurden.

Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 11 Mitglieder, davon 3 durch den Tod; es traten dafür 6 Mitglieder ein, so daß die Mitgliederzahl von 110 auf 105 zurückging.

Die Einnahmen setzten sich zusammen aus:

1. Laufenden Beiträgen 1 368,oo M.

2. Zinsen 606,2 6 *

3. Valuta für gelosle Wertpapiere 900,oo *

4. Sonstige Zuwendungen 388, 1 6

5. Bestand des Vorjahres 309,89 *

Zusammen 3 472,« 9 M.

An Unterstützungen wurden bewilligt 150,oo M.

Sachliche Ausgaben 6,6 o *

Zur Kapitalisierung 2 996,60 *

3 153,oo M.

Mithin Bestand. . 319,29 .

Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende de^ Berichts- jahres in

Effekten nach Nominalwert 18 950,oo M.

Bar 319,29 «

Zusammen 19 269,2 9 M. gegen im Vorjahre 17 059,89 «

Leonhard. Hasse. Brie. Kawerau.

<J4

4. Honorar- und Stundungswesen.

Eingegangen sind

Neu

Fakultät

Semester

laufende | gestundete Honorare

gestundet sind

M

M

S.-S. 1902 W.-S. 1902/0^

1988

a jiq

2 218

3 003

4 2()iS

1 196

1 001

zus.

4 230

9 Ol 1

7 211

2 200

S.S. 1902 W.-S. 1902/03

4 102 3 1K2

6 747 9 842

90 70

17 480 12 466

zus.

7 284

16 590

60

946

S.-S. 1902

37 665 40 475

1737 3 134

91

5 330 4345

:

ZUS.

78 140

4 871

91

9 675

S.-S. 1902 W.-S. 1902/03

26 668 26 796

4 607 4 642

50

5 883 4891

50 50

zus.

53 464

9 249

50

10 775

_

Philosophische

S.-S. 1902

50 843

50

10 598

57

15 652

W.-S. 1902,03

51 059

11911

70

16 282

zus.

101 902

50

22 510

27

31 934

Gesain ts.

245 026

50

60433

28

84 530

5. Stipendien und Stiftungen für Studierende.

a. Studenten - Unterstützung» - Fonds.

Zu demselben flössen im Rechnungsjahre 1902 bei einein Bestände von G 643,6 o M.

1. der jährliche Staatszuschuß mit 4 560,oo *

± an Kollektengeldern für Studierende der

evangelischen Theologie 6 540,6 8 *

3. desgleichen für Studierendeder katholischen

Theologie 123,65 *

Seitenbetrag 17 867,9 3 M.

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95

-

-

Uebertrag 17 867,93 M

4. das für Juristen, Mediziner und Philo- sophen bewilligte jährliche Extraordina-

rium von 1 800, oo *

5. Zuschuß für Studierende, welche Söhne

von Geistlichen oder Lehrern sind 900,oo *

0. an Zinsen von Kapitalien 2 401,75 *

7. von Immatrikulations-Gebühren 1 5:J4,oo

8. von Promotionen 51,oo

9. Geschenk des Herrn Rektors 97, 3 o

10. Valuta für eine gekündigte Hypothek 4 5QO,oo

im ganzen 29 151,98 M. Hieraus wurden für Studierende gewährt:

für Freitische 10 298,60 M.

und zwar:

für 358 Portionen an Studierende der

kath.-theol. Fakultät, 10 415 * an Studierende der ev.-

theol. Fakultät, 2 599 » an Studierende der

jurist. Fakultät, 883 » an Studierende der me- dizinischen Fakultät, * 5 183 - an Studierende der phi-

losuphischen Fakultät,

zus. für 19 438 Portionen an Studierende, an Unterstützungen an arme Studierende auf

Anweisung des Universitäts-Kurators .... 2 180,oo - an Unterstützungen aus den lmmatrikulations-

Gebühren auf Anweisung des Rektors ... 1 682,3 o *

b. Stipendien -Fonds.

Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien wurden im Rechnungsjahre 1902 gewährt: beim Ab egg sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von 105,00 M.,

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beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M.,

beim Fürst Bismarckschen Fonds ein Stipendium von 141,oo MM

beim Brach vog eischen Fonds drei Stipendien von je

149,67 bezw. 149,66 M., beim Breslauer Jubel -Fonds von früheren Kommilitonen ein

Stipendium von 900, oo M.,

beim Breslauer städtischen Jubel -Fonds ein Stipendium von 220,60 M.,

beim Causs eschen Fonds sieben Stipendien mttzusammen (»53,oo M. und drei Familien -Stipendien mit zusammen 1024,50 M.,

beim Cz erniko w sehen Fonds zwei Stipendien von je 115,oo M.,

beim Duflosschen Fonds ein Stipendium von 125,6 5 M.,

beim Fonds ex cassa montis pietatis zwei Prämien von je 60,oo M.

beim Feigeschen Fonds zwei Stipendien von je 46,5 o M.,

beim Ficker sehen Fonds ein Stipendium von 232,oo M. und eins von 106,0 o M.,

beim Goelickeschen Fonds zwei Stipendien von je 160,oo M..

beim Göppertschen Fonds (für Studierende der Natur- wissenschaft) zwei Stipendien von je 592,oo M., ein Stipendium von 500,50 M.,

beim Göppertschen Fonds (für Studierende der Pharmacie)

ein Stipendium von 130,oo M., beim Gravenhorstschen Fonds ein Stipendium von 179,oo M.,

beim Dr. Grötzn ersehen Fonds ein Stipendium von 500,oo M., vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium von 300,oo M.,

beim von G rünbergschen Fonds ein Stipendium von 62,25 M.,

beim Guhrauerschen Fonds ein Stipendinm von 111, 90 M.,

beim Haaseschen Fonds ein Stipendium von 120,7 6 M.,

beim He idenre ich sehen Fonds zwei Stipendien von je 210,oo M.,

beim Hirtschen Jubel- Fonds ein Stipendium von 66,50 M.,

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beim Jungnitzschen Fonds (für katholische Theologen)

zwei Stipendien von je 1(H),50 M., beim Jungnitzschen Fonds (für Philologen) ein Stipendium

von 106,7 5 MM

beim Kahl er t sehen Fonds ein Stipendium von 652,5 o M., beim von Klosterschen Fonds ein Stipendium von 135, so M., beim Knüttelischen Fonds ein Stipendium von 54,oo MM beim von Konischen Fonds zwei Stipendien von je 300,oo M., bei Kotuliaschen Fonds drei Stipendien von je 81,75 M., beim Krainski sehen Fonds zwei Stipendien von je 75,oo M., beim Kram ersehen Fonds drei Stipendien von je 400,oo M. und vier Stipendien von je 354,38 M. bezw. 354,37 M.,

beim Lewald sehen Fonds zwei Stipendien von je 00,oo M., beim Löwigschen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium von 108,50 M.,

beim Löwigschen Fonds (für Studierende der Naturwissen- schaften) ein Stipendium von 105,oo M.,

beim Dr. Mens chigschen Fonds ein Stipendium von 157,50 M.,

beim Dr. J. Jos. Müller sehen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M.,

beim Po leck sehen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein Stipendium von 145,2 5 M.t

beim Primkerschen Fonds ein Stipendium von 213,oo M., beim Pro 11 sehen Fonds ein Stipendium von 120,oo M., beim PruckmannschenFonds drei Stipendien von je 62,soM., beim Remerschen Fonds ein Stipendium von 109,60 M., beimDr.RosenthalschenFonds ein Stipendium von 108,ooM., beim Sachsschen Fonds ein Stipendium von 108,?o M., beim von Schlegel Ischen Fonds ein Stipendium von

141,75 MM

beim von Schönaich- Amtitzschen Fonds vier Stipendien von je 180,oo M., ein Stipendium mit 120,oo M.,

beim von Schönaich-Gersdorfschen Fonds zwei Sti- pendien von je 180,oo M.,

beim von Sc huckmann sehen Fonds ein Stipendium von 52,60 M.,

7

98

beim Schulz sehen Fonds ein Stipendium für evangelische Theologen von 161, oo M., ein Stipendium für Philologen von gleicher Höhe,

beim Sc h wabe- Pries emuth sehen Fonds im Sommer- Semester 1902 drei Stipendien von je 375,oo M. und zwanzig Stipendien von je 120,oo M.; im Winter-Semester 1902/1903 drei Stipendien von je 375, oo M. und zwanzig Stipendien von je 180,oo M.,

beim Stegmann sehen Fonds ein Stipendium von 360,oo M.,

beim Stendal sehen Fonds ein Stipendium von 112,60 M.,

beim Stenz 1 ersehen Fonds ein Stipendium von 46, 5 o M. und zwei Stipendien von je 23,2 5 M.

beim Stro bischen Fonds drei Stipendien von je 120,2 0 M. und eine Unterstützung von 53,2 6 M.

beim Werlienus sehen Fonds zwei Stipendien für Theo- logen, zwei Stipendien für Juristen, drei Stipendien für Mediziner, in Höhe von je 118;96 M. bezw. 118,96 M., außerdem aus besonders zur Verfügung gestellten Mitteln zwei Stipendien von je 59,4 8 M.,

beim Wimpi naschen Fonds ein Stipendium von 84,oo M.,

beim Stipendium Wolfianum philologicum zwei Stipendien

von 138,38 M. bezw. 138,37 M., beim Stipendium Wolfianum alterum ein Stipendium von

150,oo M.

Der am 15. März 1884 hierselbst verstorbene Partikulier Franz Darre hat in dem mit seiner Ehefrau verfaßten wechsel- seitigen Testamente der Universität unter gewissen Voraus- setzungen ein Kapital von 3000 Mark zur Begründung eines in halbjährlichen Raten zahlbaren Stipendiums für solide Stu- dierende aller Konfessionen und Fakultäten vermacht. Nach- dem sich die Voraussetzungen erfüllt haben, ist das Stiftungs- kapital nebst 119 Mark an aufgelaufenen Zinsen zur Universitäts- kasse eingezahlt worden. In welcher Weise bezw. in welcher Höhe die Verleihung des Stipendiums zu erfolgen haben wird, unterliegt noch der Erwägung und Entschließung.

Auf Anregung des akademischen Senats hat der Herr Universitäts-Kurator unterm 21. Januar 1903 verfügt, daß in

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Zukunft die Zahlung der Stipendien nicht mehr gegen Bei- bringung von Diligenzzeugnissen zu leisten ist, sondern daß die Ausweise über Fleiß und fortgesetzte Würdigkeit seitens des Stipendiaten dem Dekan vorzulegen sind, welcher nach Maßgabe derselben die Genehmigung zum Empfange des Stipendiums nach einem gegebenen Schema erteilt.

Der Universitäts-Sekretär Richter hat im Auftrage des akademischen Senats die zuletzt im Jahre 1875 im Druck er- schienenen Nachrichten von den Freitischen und Stipendien bei der Universität neu bearbeitet und vervollständigt. Auf be- sonderen Senatsbeschluß sind hierbei als Anhang auch die . Bestimmungen über die Preisstiftungen zur Belebung des Wett- eifers unter den Studierenden aufgenommen worden.

Außerdem hat derselbe Verfasser eine tabellarische Über- sicht der für die Studierenden der hiesigen Universität erreich- baren Stipendien und Freitische zusammengestellt. Dieselbe ist zum Verkauf an die Studierenden bestimmt und im Universitäts-Sekretariat sowie in der Hirfschen Sortiments- Buchhandlung (August Michler) hierselbst, Ring Nr. 4, zum Selbstkostenpreise von 1 Mark zu haben. Für die Stipendien- Nachrichten, welche die Entstehung der einzelnen Stipendien behandeln und die im Sekretariat zu haben sind, beträgt der Verkaufspreis 1,25 Mark.

6. Kranken- und Begräbnis-Kasse für Studierende.

a. Die Stndenten- Kranken -Kasse.

Eine Änderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht erfolgt. Die aus früheren Semestern eingegangenen Beiträge sind wie im Vorjahre kapitalisiert worden. Es wurden im Be- richtsjahre 3000 Mark 3'/*proz. Schlesische Pfandbriefe neu erworben.

Die Einnahmen haben im Jahre 1902 betragen und zwar:

a. Beiträge der Studierenden 9 527,80 M.

b. Zinsen etc. von Kapitalien 1 697,7 5 *

c. dem Bestände aus dem Jahre 1901 3 175,36

Summa der Einnahmen 14 400,9 1 M.

7*

100

Die Ausgaben betrugen:

1. Remunerationen an Ärzte und Beamte... 1 872,oo M.

2. Unterstützungen an Studierende zu Bade-

und Brunnenkuren 1 280,oo *

Es erhielten

2 Studierende 150 M. = 300 M.

7 Studierende je 100 M. = 700 M.

1 Studierender 80 M. = 80 M.

4 Studierende 50 M. = 200 M.

14 Studierende zusammen 1 280 M.

3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:

a. für Medikamente, Brillen, Bruch- bänder etc 2 844,7 5 M.

81 1 Studierenden wurden

in 1762 Fällen ärztliche Medikamente verordnet.

b. Für Verpflegung und Be- handlung von Studieren- den in den Universitäts- Kliniken und im Garnison- Lazarett 47^8,36

// 7 573,io M.

4. Zur Kapitalisierung 3 031,35

5. Verwaltungskosten 73,2 o

Summa der Ausgaben 13 829,65 M.

Die Einnahmen betrugen 14 400,91 *

Mithin bleibt Bestand 571,26 M.

I. V.: Flügge.

b. Die Studenten-Begräbnis-Kasse.

A. Die Einnahmen im Jahre 1902 haben betragen:

1. Bestand aus dem Vorjahre 268,36 M.

2. Zinsen von Kapitalien 234,50 *

Summa der Einnahmen 502,86 M.

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B. Ausgaben:

1. Begräbniskosten für verstorbene Studierende M.

2. Zur Kapitalisierung

Bleibt Bestand 502,86 M.

V. Akademische Grundstücke und Kapitalien.

1. Grundstücke.

Im Rechnungsjahre 1902 haben nachstehende Verände- rungen und Erweiterungen an den Grundstücken der Universität stattgefunden :

Im Universitätsgebäude wurde die Wiederherstellung des Musiksaals fortgesetzt und die Erneuerung der inneren Aus- stattung durch Aufstellung der Entwürfe für Sängerpodium, Orgelgehäuse und Gestühl eingeleitet.

Die Kinderklinik erhielt durch Errichtung eines Neben- gebäudes mit Tierställen, Räumen für Eis- und Futtervorräte und eines Raumes zur Unterbringung der Speisewagen eine nachträgliche Ergänzung.

Auf dem Wirtschaftshofe des landwirtschaftlichen Ver- suchsfeldes sind ein Schuppen für Häcksel und Spreu und ein Schuppen für Wagen und Torfstreu errichtet worden.

2. Kapitalien.

Das Vermögen der Universität betrug am Schlüsse des

Etats-Jahres 1902 593 275,00 M.

und ist angelegt:

in Hypotheken 293 100,oo M.,

in Wertpapieren 300 175,oo

593 275,00 M.

Die Stiftungs- Fonds der Universität weisen am Schlüsse

des Etats-Jahres 1902 ein Vermögen von 67 365 M.

nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken 23 340,oo MM

in Wertpapieren 44025,oo *

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Ausserdem besitzt der v. Hacke mann sehe Professoren- Witwen -Pensions - Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm, welche im Etats-Jahre 1902 einen Pachtzins von 3836,oo Mark und an Jagdpachtgeldern 136,86 Mark eingebracht h&ben.

Das Vermögen der Stipendien -Fonds betrug am Schlüsse

des Etats-Jahres 1902 .'. . . 843 057,1 1 M.

und ist angelegt:

in Hypotheken mit 431 100,oo M.,

in Wertpapieren mit 411 400,oo *

in Sparkassenbüchern mit 557,11 »

843 057,ii M.

Der Studenten - Unterstützungs - Fonds weist am Schlüsse des Etats-Jahres 1902 ein Kapitalvermögen von. 63 775,oo M. nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken von 30000 M.,

in Effekten von 33 775 .

VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Kuratorial- schreiben und Senatsbeschlüsse.

1. Für die Universität überhaupt.

a. Ministerial-Erlasse and Kuratorialschreiben.

Durch Erlaß vom 29. März 1902 hat der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal - Angelegenheiten genehmigt, daß fortan denjenigen Studierenden, welche sich der ärztlichen Prüfung in der Sommerperiode unterziehen wollen, auf Wunsch das Abgangszeugnis 4 Wochen vor dem . gesetzlichen Schlüsse des vorangehenden Wintersemesters aus- gehändigt wird.

Unter dem 5. April 1902 bestimmt der Herr Minister, daß in Zukunft bei denjenigen Preußen, welche sich dem Studium der Rechtswissenschaft an einer preußischen Universität widmen wollen, als Nachweis der wissenschaftlichen Vorbildung für

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das akademische Studium auch das Reifezeugnis eines deutschen Realgymnasiums oder einer preußischen Oberrealschule genügt.

Nach einem Allerhöchsten Erlaß vom 8. April 1002 führt die am 1. Februar 1833 zur Belohnung einer besonders aus- gezeichneten Hilfsleistung bei Rettung aus Gefahr gestiftete Auszeichnung künftig allgemein die Bezeichnung „Rettungs- medaille am Bande".

Unter dem 21. April 1902 teilt der Herr Universitäts- Kurator die am 18. Oktober 1901 in Kraft getretenen Bestim- mungen über die Entleihung von Büchern, Handschriften, Stichen, Karten und Plänen aus spanischen öffentlichen Biblio- theken in deutscher Übersetzung mit.

Durch Erlaß vom 26. April 1902 hat sich der Herr Minister mit der von dem akademischen Senate beschlossenen Herab- setzung des Bedarfes an einzuliefernden Promotions- und Habilitationsschriften einverstanden erklärt.

Die wesentlichsten Punkte dieses Beschlusses sind:

1. Die Habilitationsschriften sind in Zukunft vom Tausch- verkehr ausgeschlossen.

2. Die Dozenten der Universität, welche in eine theologisch- philosophisch-historische und in eine medizinisch-natur- wissenschaftliche Gruppe geschieden werden, erhalten nur die in die betreffenden Wissensgebiete gehörenden Promotions- und Habilitationsschriften, von allen übrigen dagegen das Titelblatt mit Lebenslauf des Verfassers und Thesen.

m

3. Von jeder der genannten Schriften werden 10 Exemplare beim Universitäts-Sekretär niedergelegt, die auf Verlangen einzelnen Dozenten der anderen Gruppe ausgehändigt werden sollen. Die übrig bleibenden Exemplare werden den Verfassern auf Wunsch nach Verlauf von 4 Wochen zurückgegeben. (Werden sie nicht verlangt, so gehen sie in das Eigentum der Königlichen und Universitäts- Bibliothek über.)

4. Alle außerhalb Breslaus wohnenden, nicht im Ruhe- stande befindlichen Dozenten erhalten keine der bezeich- neten Schriften.

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1 Ol

Durch Erlaß vom 22. Mai 1002 hat der Herr Minister das unterm 1. Juni 188G ausgesprochene Verbot des Eintrittes von Studenten in polnische außerhalb der Universität stehende Vereine dahin ergänzt, daß nicht nur der Eintritt in solche Vereine als Mitglieder, sondern auch die Teilnahme an den Vereinsversammlungen und Sitzungen als Gäste den Studenten bei Vermeidung disziplinarischen Einschreitens zu untersagen ist. Gegen Zuwiderhandlungen soll unverzüglich im Disziplinar- wege vorgegangen werden.

Mittels Erlasses vom 23. Juni 1902 übersendet der Herr Minister eine „Darlegung über die höheren Mädchenschulen in Rußland1' zur Kenntnis und Beachtung. Da nach dieser die Bildung einer Russin, welche das Reifezeugnis eines Mädchen- gymnasiums einschließlich der Ergänzungsklasse besitzt, auch wenn ihr das Prädikat einer Erzieherin verliehen ist, derjenigen unserer Lehrerinnen nicht als gleichwertig erachtet werden kann, bestimmt der Herr Minister, daß in Zukunft Frauen mit solchen Zeugnissen zum Hospitieren nicht mehr zuzulassen sind. Auch die Ablegung einer besonderen Ergänzungsprüfung im Lateinischen, wie sie bei dem medizinischen Fraueninstitut in Petersburg als genügend angesehen wird, vermag hieran nichts zu ändern.

Unter dem 26. Juli 1902 macht der Herr Minister darauf aufmerksam, daß, wie bisher, die Reife für die Prima einer Oberrealschule für die Zulassung zur zahnärztlichen Prüfung nicht genügt.

Durch Schreiben vom 27. Juli 1902 hat sich der Herr Kurator mit dem Beschlüsse des akademischen Senates, in Zukunft die Promotionen nur in der Aula Leopoldina abzu- halten, einverstanden erklärt.

Im Auftrage des Herrn Ministers hat der Herr Kurator darauf hingewiesen, daß Unterstützungsgesuche von Beamten nur dann befürwortend vorzulegen sind, wenn eine unver- schuldete, z. B. durch längere Krankheit hervorgerufene be- sondere Notlage des Betreffenden vorliegt, deren Behebung nur durch Gewährung einer außerordentlichen Unterstützung bewirkt werden kann.

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10.-)

Durch Erlaß vom 25. August 1902 teilt der Herr Minister die vom Königlichen Staatsministerium am 3. Juni d. J. ge- gebenen Vorschriften über die Vernichtung der Rechnungen und Kassenbücher, sowie der Beläge berichtigter Rechnungen bei den staatlichen Kassen mit.

Unter dem 26. August 1902 hat der Herr Minister be- stimmt, daß den Hospitanten anstelle des bisherigen Hospitanten- scheines ein Erlaubnis- und Anmeldeschein nach beigegebenem Muster auszustellen ist. Gleichzeitig gibt derselbe das Schema zu einer den Hospitanten auf besonderen Antrag zu erteilenden Abgangsbescheinigung.

Nach einem Erlaß des Herrn Ministers vom 7. Oktober 1902 dürfen Nichtpreußen auf Grund des Reifezeugnisses eines deutschen Realgymnasiums oder einer preußischen Oberreal- schule zum Rechtsstudium nur dann zugelassen werden, wenn in dem Bundesstaate, dem der Studierende angehört, besondere Prüfungskommissionen für die erste juristische Prüfung nicht bestehen, die Ablegung derselben vielmehr zufolge Obereinkunft gemäß den Preußischen Bestimmungen bei einer Preußischen Kommission erfolgt, ohne daß für die Zulassung zu den juristischen Berufszweigen hinsichtlich des Reifezeugnisses weitere Erforder- nisse gestellt werden, oder wenn sich der betreffende Bundes- staat dem Preußischen Vorgehen hinsichtlich der Zulassung der Realisten zum juristischen Berufe angeschlossen hat.

In einem Schreiben vom 24. Oktober 1902 ersucht der Herr Kurator Etatsanträge tunlichst frühzeitig vorzulegen, da der hierfür festgesetzte Termin vom 15. Juni nur den letzten Zeitpunkt zur Einreichung dieser Anträge darstellt.

Durch Beschluß des Staatsministeriums vom 23. Dezember 1902 ist die Einführung der neuen Rechtschreibung bei allen Staatsbehörden vom 1. Januar 1903 ab angeordnet worden.

Unter dem 28. Februar 1903 macht der Herr Minister darauf aufmerksam, daß der Inhalt des Passes eines russischen Studenten allein einen sicheren Rückschluß auf dessen bis- herige Führung nicht zuläßt, da nach den in Rußland bestehen- den gesetzlichen Bestimmungen die Auslandspässe russischer

10G

Untertanen selbst dann keinen Vermerk über das Vorleben der Paß-Inhaber enthalten, wenn diese gerichtlich oder im Disziplinarwege bestraft sein sollten.

In einem Erlasse vom 2. März 1903 macht der Herr Minister darauf aufmerksam, daß bei Bewilligung ermäßigter Eisenbahnfahrpreise für Ausflüge von Gesellschaften von min- destens 10 Personen zu wissenschaftlichen und belehrenden Zwecken die Freigabe von Schnellzügen lediglich von dem pflichtmäßigen ' Ermessen der betriebsleitenden Dienststeilen abhängig ist und Beschwerden wegen Versagens der Schnell- zugbenutzung von dem Minister der öffentlichen Arbeiten grund- sätzlich ablehnend beschieden worden sind.

Nach Mitteilung des Herrn Kurators vom 20. März 1903 hat der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medi- zinalangelegenheiten im Einverständnis mit dem Herrn Finanz- minister genehmigt, daß die Post für Sendungen der hiesigen Universität und deren Institute, soweit diese Behörden inner- halb der durch die Oder und den Stadtgraben begrenzten inneren Stadt ihren Sitz haben, im Ortsverkehr unter An- wendung des Postablösungsvermerks benutzt wird, falls die Empfänger außerhalb dieses inneren Stadtbezirks wohnen. Als Ortssendungen im Sinne des Portoablösungsabkommens sind nur diejenigen Sendungen anzusehen, welche innerhalb der Grenzen der politischen Gemeinden verbleiben, in der die ab- sendende Behörde ihren Sitz hat.

b. Senatsbeschlüsse.

Nachdem in der Sitzung vom 26. Juli 1902 der Rektor die Schwierigkeiten geschildert hatte, welche in Bezug auf die zu treffenden Entscheidungen auf Gesuche von Damen ohne hin- reichende Vorbildung um die Genehmigung des gastweisen Besuches von Vorlesungen erwachsen, erklärte der Senat, daß grundsätzlich nur solchen Frauen ein Hospitantenschein ge- geben werden möge, die entweder a. das Reifezeugnis einer deutschen neunklassigen höheren

Lehranstalt (Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule),

oder

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107

b. das Zeugnis über die erlangte Prima- oder Obersekunda- Reife von einer der unter a bezeichneten Anstalten, bezw. eine der wissenschaftlichen Reife für den Einjahrig-Frei- willigen-Militärdienst entsprechende Vorbildung, oder

c. das Zeugnis über die abgelegte Lehrerinnenprüfung besitzen.

In derselben Sitzung bestimmte der Senat, daß die Ent- scheidung über die Frage, ob im einzelnen Falle eine Honorar- schuldverhindlichkeit durch den Tod des Honorarschuldners erloschen ist, jetzt den Stundungs- Kommissionen zusteht, wogegen sie eine Niederschlagungsbefugnis nicht haben. Die bisherige Praxis, nach welcher die Fakultäten die Nieder- schlagung von Honorarschulden noch Lebender bewilligen, kann unbedenklich auch fernerhin beibehalten werden.

Die Frage, ob ein Studierender durch Abmeldung und Rückgabe der Erkennungskarte ohne gleichzeitige Entnahme des Abgangszeugnisses aus der akademischen Disziplinargewalt ausscheidet, wurde in der Senatssitzung vom 17. Januar 1903 dahin entschieden, daß ein inländischer Student nicht die Befugnis hat, durch einfache Rückgabe der Erkennungskarte das akademische Rürgerrecht aufzugeben und sich dadurch aus der Disziplinargewalt zu befreien.

£2. Für die einzelnen Falcul tüten

Ministerial - Erlasse.

Katholisch -theologische Fakultät. Durch Erlaß vom 30. August 1902 hat der Herr Minister der Fakultät die Ermächtigung erteilt, bei Doktordissertationen und Preisarbeiten im Einzelfalle über die Wahl der Sprache ob Deutsch oder Lateinisch selbständig Bestimmung zu treffen.

Evangelisch -theologische Fakultät. Durch denselben Erlaß hat der Herr Minister bestimmt, daß die deutsche Sprache fortan anstelle der lateinischen Sprache anzuwenden ist: für das Meldungsschreiben zum Lizentiaten- und Doktorgrad und die hierbei einzureichende Abhandlung,

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108

für die mündliche Lizentiaten- und Doktorprüfung und für

die öffentliche Disputation, sowie für die Habilitationsleistungen (Meldung, Probevorlesung und Einladung zur Antrittsvorlesung). Am 9. Februar 1903 hat der Herr Minister gestattet, daß in Zukunft auch für die Bearbeitung der gestellten Preis- aufgaben die deutsche Sprache anstatt der lateinischen Sprache zur Anwendung kommt.

Philosophische Fakultät. Unter dem 30. August 1902 gestattet der Herr Minister für die Doktorarbeiten aus dem Gebiete der alten Geschichte und der orientalischen Sprachen, sowie für den Doktoreid die fakultative Verwendung des Deutschen neben dem Lateinischen. Die Sprache der Disputation und Promotion ist von der Sprache der Dissertation abhängig zu machen.

VII. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.

Am 15. Oktober 1902 fand in herkömmlicher Weise die Übergabe des Rektorates von Seiten des bisherigen Rektors, Prof. Dr. Hillebrandt, an den neuge wählten Rektor, Geheimen Justizrat Prof. Dr. Leonhard statt. Nach Ableistung des vor- geschriebenen Eides hielt dieser seine Antrittsrede: „Der Schutz der Ehre im alten Rom44.

Am 21. Oktober 1902 waren 200 Jahre seit der Stiftung der ehemaligen Universität Leopoldina in Breslau verflossen. Diesen Tag seitens der Universität feierlich zu begehen, hat der Senat nicht für erforderlich erachtet. Der Rektor des neuen Jahres hat jedoch auf Wunsch des Senates in seiner Antrittsrede dieses Jubiläums besonders Erwähnung getan.

Bei der akademischen Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1903 hielt der Professor der Eloquenz Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Foerster die Festrede über das Thema: „Kaiser und Galiläer44.

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109

Den Schluß der Feier bildete die alljährlich stattfindende Preisverteilung, über die der im Druck erschienene bezügliche Bericht das Nähere besagt (siehe auch VIII, 3). Am Nach- mittage fand wiederum ein Festmahl der Dozenten und Beamten statt, bei dem der Rektor das Kaiserhoch ausbrachte.

Dem ordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät, früheren Direktor der Universitäts-Sternwarte, Geh. Reg.-Rat Dr. Galle wurde zu seinem 90. Geburtstage am 9. Juni 1902 von seiten des akademischen Senates ein Glückwunschschreiben übersandt.

Der Universität in Sydnei sind zum 50jährigen Jubiläum am 29. September 1902 die Glückwünsche der Universität in einem Schreiben ausgesprochen worden.

Nachdem der Herr Minister unter dem 12. Mai 1902 end- gültig genehmigt hat, daß das an der Maxstraße westlich der Kinderklinik gelegene Gelände als Turn- und Spielplatz für die Studierenden hergerichtet wird, ist mit den Herstellungsarbeiten sofort begonnen worden, so daß der Platz bereits am 10. Oktober 1902 von der Bauverwaltung dem Rektor betriebsfähig über- geben werden konnte. Zur Leitung bezw. Beaufsichtigung des Turn- und Spielbetriebes ist ein Spielausschuß gewählt und Professor Dr. med. C. Parts ch zum Spielleiter bestellt worden. Die von dem Spielleiter gemachten „Vorschläge zur Einrichtung der akademischen Turnspiele" haben nach Annahme durch den Senat am 24. März 1903 die Genehmigung des Herrn Kurators gefunden. Mit dem Turnen soll Anfang des Sommer- semesters 1903 begonnen werden.

Bei der am 26. Oktober 1902 stattgefundenen Feier der Eröffnung der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät und der Erhebung der Akademie in Münster zur Universität war unsere Hochschule durch den ordentlichen Professor Geh. Justizrat Dr. Fischer vertreten.

2. Programme

sind nicht erschienen.

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110

3. Adressen.

Dem germanischen National museura in Nürnberg wurden zum 50jährigen Jubiläum am 14. Juni 1902 durch nachstehende Adresse die Glückwünsche der Universität zum Ausdruck ge- bracht :

Dem germanischen Nationalmuseum bringt zur fünfzig- jährigen Gedenkfeier seiner Begründung die Universität Breslau ihre wärmsten Glückwünsche dar.

Durch mancherlei Gefahren und durch mancherlei Wand- lungen hindurch hat das Nationalmuseum der Verwirklichung des Gedankens gedient, dem es einst entsprungen ist, der Schöpfung eines gemeinsamen Mittelpunktes für die weitver- zweigten Forschungen auf dem Gebiete der deutschen Ver- gangenheit. Einem Zeitalter entstammend, in welchem gemein- same Erinnerungen und gemeinsame ideale Bestrebungen fast das einzige Band zwischen den verschiedenen deutschen Stämmen bildeten, erst durch das neuerstandene Deutsche Reich auf eine sichere materielle Grundlage gestellt, spiegelt das ger- manische Museum in seinen wechselvollen Schicksalen die Entwicklung und Verwirklichung des deutschen Einheits- gedankens wieder. Jetzt steht es festgegründet da, der Stadt, die ein unvergleichliches Bild von der Blüte altdeutschen Bürgertums festgehalten hat, harmonisch eingefügt als ein Schatzhaus der Kultur unserer Vorzeit. Dem Altertums- und Kunstforscher, dem Historiker und dem Germanisten, jedem bieten seine Sammlungen in ihrer Verschiedenartigkeit ein reiches Studienmaterial; in ihrer Vereinigung zu einem wohl- gegliederten Ganzen mahnen sie an den fruchtbaren Zusammen- schluß jener Einzeldisziplinen unter dem gemeinsamen Zeichen der deutschen Altertumswissenschaft.

So nehmen die deutschen Hochschulen, so nimmt auch die Universität der alten, einst durch mannigfache Kultur- beziehungen gerade mit Nürnberg verknüpften Oderstadt leb- haften Anteil an dem germanischen Museum und seinem Ehren- tage. Möge die nationale Anstalt in derselben kräftigen Ent- wicklung, welche das erste halbe Jahrhundert seines Bestehens ausgezeichnet hat, fortschreiten zu immer umfassenderer

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111

Lösung der großen Aufgabe, die Wissenschaft von der deutschen Nation zu fördern und zu mehren, weitesten Kreisen unseres Volkes den Sinn zu erschließen für die ehrwürdige Kultur deutscher Vorzeit.

Breslau, den 14. Juni 1002.

Rektor und Senat der Königlichen Universität.

Der Universität in Christiania ist zu der vom 5.-7. Sep- tember 1902 stattgefundenen Feier des 100. Geburtstages von Nicolaus Heinrich Abel eine Tabula gratulatoria folgenden Wortlautes übersandt worden:

Q. F. F. F. Q. S. INCLVTISSIMAE VNIVERSITATI REGIAE FRIDERICIANAE CHRISTIANIENSI ALMAE MATRI PER DIES V VSQVE AD VII MENSIS SEPTEMBRIS SOLLEMNITER CELEBRANTI DIEM QVO ANTE HOS CENTVM ANNOS NATVS EST

FILIVS MAGNVS NICOLAVS HENRICVS ABEL EMINENS ILLE INTER INGENIA MATHEMATICA. OMNIVM AETAT VM ADMIRABILI SAGACITATE ET AMPLITVD1NE

AN1MI

QVI BREVI VITAE SPAT10 CONCESSO NON SOLVM IN ALGEBRA ATQE IN DIFFICILLIMIS PARTIBVS ANALYSIS SVBLIMIORIS NOVOS EOSQVE LATISSIMOS CAMPOS

APER VIT

SED ETIAM IN PR1MIS CONTVL1T VT SEVERIORES METHODI IN ANALYSI ADHIBERENTVR EX ANIMI SENTENTIA GRATVLATVR OMNIA FAVSTA EXOPTANS VNIVERSITAS VRATISLAVIENSIS INTERPRETE ALFREDO HILLEBRANDT

H. T. RECTORE ET SENATV ACADEMICO. DABAMVS DIE V MENSIS AVGVSTI ANNI MCMII.

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112

Der Bodleianischen Bibliothek zu Oxford wurde zur Drei- liundertjahrfeier am 8. und 9. Oktober 1902 von dem als Ver- treter der Universität entsandten ordentlichen Professor in der juristischen Fakultät, Geh. Justizrat Dr. Brie folgende Glück- wunschadresse überreicht:

lnclutissimae Universitati Oxoniensi diebus VIII et IX mensis Octobris anni MDCCCCII natalicia bibliothecae ante hos CCC annos a Thoma Bodleio

instauratae

quae thesauros omnium fere litterarum cum typis impressos tum manu scriptos condendoconditosque scrutaturis liberalissirae promendo ad incrementum studiorum orbis litterati mirum

quantum contulit simulque memoriam fundatoris illius pie ac sollemniter

celebranti omnia fausta exoptans ex animi sententia gratulantur

Rector et Senatus Universitatis Vratislaviensis.

Der JJniversität in Jurjew (Dorpat) wurden die Glück- wünsche zur Hundertjahrfeier am 12. Dezember 1902 in einer Tabula gratulatoria übermittelt, welche lautete:

Q. F. F. F. Q. S. ILLVSTRISSIMAE ATQVE INCLVTISSIMAE ÜTTERARVM VN1VERSITATI CAESAREAE IVRIEVENSI OLIM DORPATENSI SCIENTIARVM PER BALTICAS PROVINCIAS VINDICI

ACERRIMAE

ET PRAECEPTORVM CORONA SPLENDIDISS1MAE ALMAE MATRI FERACISSIMAE COMMILITONVM QVI POSTEA VEL SVIS QVISQVE STVDIIS SCIENTIAM PROMOVERVNT VEL CONTIONATORVM MVNERIBVS FORTITER OBEVNDIS DE ECCLESIA EVANGELICA LVTHERANORVM OPTIME MERVERVNT VEL IN REBVS PVBLICIS ADMINISTRANDIS PATRIAE OPERAM EGREGIAM NAVAVERVNT VEL SALVTI AEGROTANTIVM FIDE ATQVE

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113

SOLLERTIA PROBATISSIMA CONSVLVERVNT VEL ARTE IWENTVTIS GYMNASIORVM BOxNIS ARTIBVS IMBVENDAE

EM1NVERVNT SACRA SAECVLARIA DIE X1I/XXV MENSIS DECEMBRIS CELEBRANTI SALVTEM ATQVE 1NCREMENTVM EXOPTANS

GRATVLATVR VNIVERSITAS VRATISLAVIENSIS INTERPRETE RVDOLPHO LEONHARD HOC TEMPORE RECTORE ET SENAT V ACADEMICO. P. P. VRATISLAVIAE DIE XII MENSIS DECEMBRIS ANNI MCMII.

VIII. Studierende.

1. Hörerzahl.

Sommer-Semester 1902:

a. Immatrikulierte Studierende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1261

Neu hinzugekommen 552

zusammen 1813

Davon zählte:

die evangelisch - theologische i Deutsche 64

Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 65

die katholisch - theologische { Deutsche .... 826

Fakultät l Nichtdeutsche -_ 326

,. . ... , , | Deutsche .... 531

die juristische Fakultät < XT. a

y Nichtdeutsche 2_ 533

die medizinische Fakultät . . . i ^eu^scne *

l Nichtdeutsche 9_ 229

8

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114

•ö c ^

Oh

a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 434

b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife nach § 3 der Vorschriften vom

1. Oktober 1879 192

Deutsche 626

c. Nichtdeutsche 34 660

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schließlich 65 Hörerinnen) 154

Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1967

Es hörten Vorlesungen:

von den immatrikulierten Studierenden 1796

von den Hospitanten 151

zusammen 1947 Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert: in der evangelisch - theologischen Fakultät 1, in der katholisch - theologischen Fakultät 3, in der juristischen Fakultät 5 und in der philosophischen

Fakultät 8, zusammen 17

Von den Hospitantenscheinen haben 3 Hörer keinen Ge- brauch gemacht.

Winter-Semester 1902/03: a. Immatrikulierte Studierende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1272

Neu hinzugekommen 468

zusammen 1 740

Davon zählte:

die katholisch - theologische f Deutsche 250

Fakultät ( Nichtdeutsche 1_ 251

die evangelisch - theologische i Deutsche .... 62

Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 63

die juristische Fakultät . . . . ( Deuts°he ' ' ' ' 558

J l Nichtdeutsche 558

die medizinische Fakultät . . . ( Pf^f^6. ' 7 ^ ™.

I Nichtdeutsche 8 204

115

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'S O ^

5 £

a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 444

b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife nach § 3 der Vorschriften vom

1. Oktober 1879 190

Deutsche 631

c. Nichtdeutsche 30 664

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schließlich 114 Hörerinnen) 243

Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1983

Es hörten Vorlesungen:

von den immatrikulierten Studierenden 1721

von den Hospitanten 236

zusammen 1957 Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert: in der katholisch - theologischen Fakultät 1, in der evangelisch - theologischen Fakultät 2, in der juristischen Fakultät 6 und in der philosophischen

Fakultät 10, zusammen 19

Von den Hospitantenscheinen haben 7 Hörer keinen Ge- brauch gemacht.

2. Beteiligung an den Vorlesungen.

a. Es haben Inskriptionen stattgefunden:

1. bei der evangelisch-theologischen Fakultät

im Sommer-Semester 1902: zu 16 theol. Privatvorlesungen 205

5 * öffentlichen Vorlesungen 174

6 ' seminaristischen Übungen 70

im Winter-Semester 1902/03:

zu 16 theol. Privatvorlesungen 203

* 6 * öffentlichen Vorlesungen 120

* 6 * seminaristischen Übungen 61

2. bei der katholisch-theologischen Fakultät

im Sommer-Semester 1902: zu 13 theol. Privatvorlesungen 1460

* 10 * öffentlichen Vorlesungen 853

s*

116

zu 4 theol. seminaristischen Übungen 194

im Winter-Semester 1902/03:

zu 13 theol. Privatvorlesungen 1058

« 12 * öffentlichen Vorlesungen 1022

4 * seminaristischen Übungen 163

3. bei der juristischen Fakultät

unter Einschluß der staatswissenschaftlichen Disziplinen

im Sommer-Semester 1902:

zu 28 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2131

* 6 « * * öffentlichen Vorlesungen 558

3 » * seminaristischen Übungen .... 112 im Winter-Semester 1902/03:

zu 26 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2192

3 * öffentlichen Vorlesungen 319

3 » seminaristischen Übungen .... 182

4. bei der medizinischen Fakultät im Sommer-Semester 1902:

zu 59 medizinischen Privatvorlesungen 1491

- 29 > öffentlichen Vorlesungen . . 719

im Winter-Semester 1902/03: zu 53 medizinischen Privatvorlesungen 1361

- 36 * öffentlichen Vorlesungen . . 597

5. bei der philosophischen Fakultät im Sommer-Semester 1902:

zu 134 Privatvorlesungen 4189

* 48 öffentlichen Vorlesungen . . . 1777

29 Seminarien 657

im Winter-Semester 1902/03:

zu 124 Privatvorlesungen 4388

41 öffentlichen Vorlesungen... 1614

30 Seminarien 658

1. Von seiten der Studierenden der evangelisch-theolo- gischen Fakultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 65 Hörern

zu 16 theol. Privatvorlesungen 205 Inskriptionen,

* 5 * öffentlichen Vorlesungen 174 *

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117

zu 6 theol. seminaristischen Übungen. .. . 70 Inskriptionen,

* außerfachlichen (philos., historischen,

literar., philologischen) Vorlesungen 62 (9 private, 17 öffentliche);

im Winter-Semester 1902/03 bei einer Anzahl von 63 Hörern

zu 16 theologischen Privatvorlesungen .... 203 Inskriptionen,

6 * öffentlichen Vorlesungen 120

* 6 - seminaristischen Übungen 61

' außerfachlichen Vorlesungen 71

(13 private, 18 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden der Hörenden:

im Sommer-Semester 1902 (Zahl 65):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,15 Inskriptionen,

* * « öffentlichen Vorlesungen ... 2,68 * * * seminaristischen Übungen. . 1,08

* « außerfachlichen Vorlesungen 0,9 5 *

im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 63):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 2 Inskriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen ... 1,90

* * * seminaristischen Übungen . . 0,9 7

* außerfachlichen Vorlesungen 1,13

2. Von seiten der Studierenden der katholischen Theologie haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 326 Hörern

zu 13 theol. Privatvorlesungen 1460 Inskriptionen,

« 10 > öffentlichen Vorlesungen 853

« 4 * seminaristischen Übungen ... 194

* außerfachlichen Vorlesungen 282

(30 private, 24 öffentliche);

im Winter-Semester 1902/03 bei einer Anzahl von 251 Hörern

zu 13 theol. Privatvorlosungen 1058 Inskriptionen,

* 12 * öffentlichen Vorlesungen 1022

* 4 seminaristischen Übungen. .. . 163 *

* außerfachlichen Vorlesungen 172

(29 private, 16 öffentliche).

118

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1902 (Zahl 326): zu den theol. Privat Vorlesungen 4,48 Inskriptionen,

* - * öffentlichen Vorlesungen . 2,62

* seminaristischen Übungen.. 0,62

* * außerfachlichen Vorlesungen 0,87 *

im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 251): zu den theol. Privatvorlesungen 4,22 Inskriptionen,

* * * öffentlichen Vorlesungen . . . 4,07

* * s seminaristischen Übungen.. 0,6 5

<■ außerfachlichen Vorlesungen 0,6 8 -

3. Von seiten der Studierenden der juristischen Fakultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 533 Hörern zu 28 juristischen Privatvorlesungen 2131 Inskriptionen,

* 6 * öffentlichen Vorlesungen 558

3 * seminar. Übungen 112

» außerfachlichen Vorlesungen 240

(9 private, 27 öffentliche);

im Winter-Semester 1902/03 bei einer Anzahl von 558 Hörern zu 26 juristischen Privatvorlesungen 2192 Inskriptionen,

* 3 * öffentlichen Vorlesungen 319 - 3 « seminar. Übungen 182

* außerfachlichen Vorlesungen 420

(25 private, 30 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1902 (Zahl 533): zu den juristischen Privatvorlesungen 3,99 Inskriptionen,

* öffentl. Vorlesungen . . 1,05

* * seminar. Übungen 0,2 1

* * außerfachlichen Vorlesungen 0,4 6

im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 558):

zu den juristischen Privatvorlesungen 3,92 Inskriptionen,

öffentl. Vorlesungen . . 0,5 7 « * » seminar. Übungen 0,33

* * außerfachlichen Vorlesungen 0,75

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119

4. Von Studierenden der medizinischen Fakultät haben, wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen- schaftlichen Vorlesungen zu den medizinischen gezählt werden, stattgefunden:

im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 229 Hörern zu 59 Privatvorlesungen 1491 Inskriptionen,

* 29 öffentlichen Vorlesungen 719 *

im Winter-Semester 1902/03 bei einer Anzahl von 204 Hörern

zu 53 Privat Vorlesungen 1361 Inskriptionen,

* 30 öffentlichen Vorlesungen ? 597

Mithin entfallen auf jeden Hörenden :

im Sommer-Semester 1902 (Zahl 229): zu den Privatvorlesungen 6,6i Inskriptionen

* s öffentlichen Vorlesungen 3,m *

im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 204): zu den Privat Vorlesungen 6,6 7 Inskriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen 2,9 3

5. Von seiten der Studierenden der philosophischen Fa- kultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 660 Hörern

zu 134 Privatvorlesungen 4189 Inskriptionen,

* 48 öffentlichen Vorlesungen 1777

« 29 Seminarien 657 *

Aufterfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen Fakultät in der Regel solche, die einem vom Spezialfache ver- schiedenen Fache dieser Fakultät selbst angehören:

im Winter-Semester 1002/03 bei einer Anzahl von 664 Hörern

zu 124 Privatvorlesungen 4388 Inskriptionen,

» 41 öffentlichen Vorlesungen 1614 *

» 30 Seminarien 658 *

Mithin entfallen auf jeden Hörenden :

im Sommer-Semester 1902 (Zahl 660):

zu den Privat Vorlesungen 6,35 Inskriptionen,

« öffentlichen Vorlesungen 2,44 *

* » Seminarien 0,99

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120

im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 664):

zu den Privatvorlesungen 6,62 Inskriptionen,

* » öffentlichen Vorlesungen 2,43 *

« Seminarien 0,99

3. Losungen von Preisaufgaben.

Bei der Preisverteilung am Geburlstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1903 haben folgende Studierende nach dem hierüber besonders erschienenen ge- druckten Berichte der Fakultäten Preise und Anerkennungen erhalten :

von der katholisch-theologischen Fakultät:

der Stud. theol. cath. Alphons Steinmann aus Moritzberg

in Hannover den vollen Preis, der Stud. theol. cath. Paul Karge aus Läwitz, Kreis Guben,

einen halben Preis und der Stud. theol. cath. Augustinus Bürger aus Kühschmalz.

Kreis Grottkau, eine öffentliche Belobigung;

von der juristischen Fakultät:

der Stud. jur. Josef Parts ch aus Breslau und Bruno Doramer aus Inowrazlaw je den vollen Preis;

von der medizinischen Fakultät:

der Stud. med. Hermogenes Ziesche aus Breslau den vollen Preis ;

von der philosophischen Fakultät: der Stud. phil. Arnold Klein aus Düna Földvar in Ungarn

den vollen Preis, der Stud. phil. Ernst Lewy, z. Zt. in Leipzig, und die Hospitantin Frl. Johanna Gruber aus Breslau je einen

halben Preis.

4. Vereine und Verbindungen.

Für das Berichtsjahr sind folgende Veränderungen zu ver- zeichnen:

Es sind ausgeschieden: das Korps Lusatia und der

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akademisch-historische Verein, welche sich im Sommersemester 1902 bis auf weiteres suspendiert haben, und die akademische Gesellschaft für jüdische Geschichte und Literatur, die sich im Mai 1902 aufgelöst hat.

Wieder aufgetan hat sich der akademisch-historische Ver- ein zu Anfang des Wintersemesters 1902/03 (siehe oben).

Neugebildet hat sich die katholische Studentenverbindung Franco-Borussia mit Beginn des Sommersemesters 1902.

5. Akademische Disziplin.

Von der akademischen Disziplinarbehörde bezw. von dem Rektor allein wurden wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen Lebens bestraft:

a. Im Sommersemester 1902:

1 Studierender mit der Entfernung von der Universität (Con-

silium abeundi),

2 Studierende mit der Androhung der Entfernung von der

Universität (Unterschrift des Consilium abeundi), 1 Studierender mit 7 Tagen Karzer, 1 * = 4 * ' ,

1 * * 2 » * ,

3 Studierende mit je 1 Tage Karzer und

2 * 1 Verweise.

b. Im Wintersemester 1902/03.

1 Studierender mit 5 Tagen Karzer, 5 Studierende mit je 3

2 - * s 2 * *

2 * * * 1 Tage * und

1 Studierender mit 1 Verweise.

IX. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuernngen.

Von der juristischen Fakultät wurden:

der Senatspräsident am Oberlandesgericht Breslau, Geheimer Oberjustizrat Albert Knauf und

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der ordentliche Honorar-Professor an der hiesigen Uni- versität, Oberlandesgerichtsrat Arthur Engelmann

am 7. Februar 1903 zu Doktoren beider Rechte hon. causa; von der medizinischen Fakultät:

der Geheime Oberbaurat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Georg Thür aus Berlin am 6. Mai 1902 zum Doktor der Medizin und Chirurgie hon. causa und von der philosophischen Fakultät:

der Fabrikbesitzer und Handelsrichter Max Wisskot t aus Breslau am 2. Juni 1902,

der Königliche Provinzial-Schulrat Theodor Thalheim aus Breslau und

der ordentliche Professor in der juristischen Fakultät der Universität Leipzig Dr. jur. Ludwig Mitteis

am 28. Juli 1902 zu Doktoren der Philosophie hon. causa promoviert.

Das Diplom wurde erneuert infolge des 50 jährigen Doktor- jubiläums:

von der medizinischen Fakultät: dem Arzte Dr. med. Ludwig Weidner aus Hirschberg.

2. Promotionen anf Grund von Dissertationen und

Prüfungen.

I. Von der katholisch-theologischen Fakultät wurden promoviert:

1. Jlgner, Karl, aus Leoberg, 6. Juni 1902: „In S. Antonini Archiepiscopi Florentini O. Pr. sententias de Valore et de pecunia Commentarius. I. Teil."

2. Funke, Bernhard, aus Paderborn, 10. März 1903: „Grundlagen und Voraussetzungen der Satisfaktionstheorie des heil. Anselm von Canterbury. I. Teil."

3. Plinski, Johannes, aus Löbsch W./Pr., 14. März 1903: „Die Probleme historischer Kritik in der Geschichte des ersten Preußenbischofs, zugleich ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Ritterordens."

II. Von der juristischen Fakultät wurden promoviert: 1. Wachsmann, Oskar, aus Breslau, 14. Mai 1902: „Der Begriff des Gewohnheitsrechts."

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2. Sintenius, Gustav, aus Breslau, 28. Mai 1902: „Der simulierte Prozeß.44

3. Riess, Ernst, aus Breslau, 23. Juli 1902: „Der Anspruch des Berechtigten aus Rechtshandlungen eines Unbe- rechtigten."

4. Schatzky, Georg, aus Breslau, 23. Juli 1902: „Der Berichtigungsantrag des Vollstreckungsgläubigers bei nicht gebuchtem Eigentum des Schuldners."

5. Sturm, Friedrich, aus Breslau, 25. Juli 1902: „Die strafrechtliche Verschuldung."

6. Riess, Alfons, aus Breslau, 29. November 1903: „Die Mitwirkung des Bundesrats und des Reichstags bei Ab- schluß und Inkraftsetzung von Staatsverträgen des Deutschen Reiches."

7. Hedemann, Justus Wilhelm, aus Breslau, 13. De- zember 1902: „Die Entwickelung der Lehre vom Ver- gleichsirrtum im gemeinen Recht."

8. Thiel, Richard, aus Breslau, 15. Dezember 1902: „Das Pflichtteilsrecht der entfernteren Abkömmlinge des Erblassers nach dem Deutschen Bürgerlichen Gesetz- buche."

9. Warschauer, Felix, aus Posen, 19. Dezember 1902: „Der Tatbestand des Annahmeverzuges nach gemeinem Recht und dem Bürgerlichen Gesetzbuche."

10. Krzyiankiewicz, Wladimir, aus Wronke i. Posen, 9. Januar 1903: „Der Irrtum im Motiv beim Vergleich. Nach römischem und gemeinem Recht."

11. Perls, Friedrich, aus Breslau, 29. Januar 1903: „Die Bestimmtheit der Hypothekenschuld."

12. vonHobe-Gelting, Siegfried, ausGelting, 3. März 1903: „Die Rechtsfähigkeit der Mitglieder religiöser Orden und ordensähnlicher Kongregationen nach kanonischem und deutschem Recht."

13. Meyer, Karl, aus Hirschberg, 7. März 1903: „Die Haftung des Verkäufers für eine Verschlechterung der Kaufsache nach Abschluß des Kaufvertrages nach dem Rechte des B. G.-B."

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14. Riedinger, Paul, aus Hirschberg, 9. März 1903; „Die rechtliche Stellung des Gerichtsvollziehers."

III. Von der medizinischen Fakultät wurden promoviert:

1. Ullrich, Karl, aus Kreuzburg O/S., 29. April 1902: „Neun Fälle von Tetanus. Ein Beitrag zur Antitoxin- behandlung dieser Krankheit.44

2. Loe wen stein, Hans, aus Wilhelmsheim, 2. Mai 1902: „Klinisch-statistische Beiträge zur Puerperalfieberfrage.4'

3. Kiewe, Leo, aus Graudenz W./Pr., 3. Mai 1902: „Unter- suchungen über die Auslösbarkeit des Hustens und über das Fehlen des Würgreflexes bei gesunden und neuro- pathischen Kindern.44

4. Böhm, Walter, aus Tost O/S., 24. Mai 1902: „Über die manuelle Placentarlösung.44

5. Hirt, Ludwig, aus Breslau, 24. Mai 1902: „Zur Kenntnis der Zwillingsschwangerschaft.44

6. Schwarz, Bernhard, aus Breslau, 24. Mai 1902: „Über Retropharyngealabszeß bei Erwachsenen.44

7. Alter, Wilhelm, aus Brieg, 30. Mai 1902: „Zur Pathologie und Therapie der Querlage.44

8. Bieberstein, Friedrich, aus Laurahütte, 30. Mai 1902: „Beitrag zur vaginalen Enfernung der Uterusmyome.44

9. Silbermann, Edwin, aus Gleiwitz, 4. Juni 1902: „Die Einleitung der Frühgeburt mittels Hystereuryse.44

10. Riman, Hans, aus Hirschberg i. Schi., 7. Juni 1902: „Die Endotheliome des Utero-vaginal-Schlauches Er- wachsener.'4

11. Peiser, Julius, aus Posen, IG. Juni 1902: „Über die Ursachen des angeborenen Klumpfußes.44

12. Schirokauer, Hans, aus Berlin, 16. Juni 1902: „Der traubige Schleimpolyp der Cervix uteri.44 (Ein Beitrag zur Lehre von den Geschwülsten des Uterus.)

13. Trespe, Richard, aus Cöslin, 16. Juni 1902: „Beitrag zur Kraurosis vulvae.44

14. Schlesinger, Eugen, aus Breslau, 27. Juni 1902: „Über die Beziehungen zwischen Schädelgröße und Sprach- entwicklung.44

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15. Hoffmann, Adolf, aus Breslau, 1. Juli 1902: „Die geburtshilfliche Bedeutung der foetalen Hydrocephalie."

16. Fuchs, Bernhard, aus Ratibor, 2. Juli 1902: „Die Oberkiefer- und Gaumengeschwülste aus den Jahren 1891—1901 (aus der chirurgischen Universitätsklinik zu Breslau).44

17. Paul, Ludwig, aus Insterburg O/Pr., 2. Juli 1902: „Über die Bedingungen des Eindringens der Bakterien der Inspirationsluft in die Lungen.44

18. Schmidt, Heinrich, aus Breslau, 2. Juli 1902: „Beitrag zur diätetischen und operativen Behandlung der diabe- tischen Gangrän, sowie der senilen und der spontanen Gangrän.44

19. Fröhlich, Fritz, aus Breslau, 8. Juli 1902: „Ein Fall von Rankenangiom der unteren Extremität.44

20. Teuber, Karl, aus Wiese, Kreis Neustadt OS., 19. Juli 1902: „Über Sehnennähte.44

21. Wrobel, August, aus Lipine O/S., 19. Juli 1902: „Bei- träge zur Kenntnis der malignen Hodengeschwülste.44

22. Wittner, Hugo, aus Rosdzin O/S., 26. Juli 1902: „Ein casuistischer Beitrag zur Kenntnis der Chlorzinkver- giftung.4*

23. Bachmann, Oskar, aus Breslau, 1. August 1902: „Über den Wert der sogen. Wehemittel.44

24. Breslauer, Erich, aus Breslau, 2. August 1902: „Beiträge zur Behandlung der . bösartigen Kiefer- geschwülste.44

25. Gaus, Friedrich, aus Braunschweig, 2. August 1902: „Beiträge zur Nahrungsaufnahme und Nahrungsausnutzung des Neugeborenen.44

26. Gildemeister, Eugen, aus Breslau, 2. August 1902: „Beitrag zur Kenntnis der Mesenterialtumoren.44

27. Grospietsch, Victor, aus Breslau, 2. August 1902: „100 Magensaftuntersuchungen zur Bestimmung der freien Salzsäure und der Gesamt-Acidität unter normalen Verhältnissen für Breslau und Schlesien.4'

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28. Reich, Otto, aus Breslau, 2. August 1902: „Zur Methodik der Bestimmung des Ammoniaks im Harn.44

29. Ullmann, Joseph, aus Ratibor, 6. August 1902: „Über die Beziehungen kariöser Zähne zu Schwellungen der submaxillaren Drüsen bei Rindern/4

30. Kassel, Wilhelm, aus Neisse, 15. September 1902: „Zur operativen Behandlung der angeborenen Gaumen- spalten.44

31. Menschig, Karl, aus Bosatz, 18. September 1902: „Über die Contagiosität des Krebses.44

32. Rauenbusch, Ludwig, aus Berlin, 11. Oktober 1902: „Beiträge zur Lokalisation und Verbreitungsweise der eitrigen Peritonitis.44

33. Hirschstein, Ludwig, aus Breslau, 14. Oktober 1902: „Über therapeutisch verwendete Silberverbindungen, ins- besondere über Silber-Eiweißverbindungen mit spezieller Berücksichtigung der Silberverbindungen des Kaseins.44

34. Schaps, Leo, aus Kempen, 16. Oktober 1902: „Beiträge zur Lehre von der cyklischen Albuminurie.44

35. Marcus, Siegfried, aus Pinne, 18. Oktober 1902: „Beiträge zur Behandlung der Aktinomykose, mit be- sonderer Berücksichtigung der Jodkaliumtherapie.44

36. Neumann, Leopold, aus Pr.-Friedland, 20. Oktober 1902: „Untersuchungen über die Viscosität des Sputums und ihre Beziehung zum Husten, insbesondere zur Pertussis.44

37. Hepner, Eberhard, aus Breslau, 18. November 1902: „Zur Diagnostik und Therapie des inneren Darm- verschlusses.44

38. Pohl, Karl, aus Biskupitz-Borsigwerk O/S., 6. De- zember 1902: „Über Fremdkörper im Kehlkopf, in der Luftröhre und in den Bronchien.44

39. Zickel, Georg, aus Breslau, 2. Januar 1903: „Er- fahrungen über Aetiologie und Therapie der Urinfisteln bei Frauen.44

40. Ossig, Kurt, aus Breslau, 6. Februar 1903: „Zur Pathologie und Therapie der Revolverschuß Verletzungen des Kopfes und Rumpfes. Teil I: Kopfschüsse.44

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41. Löwy, Alfred, aus Glatz, 13. Februar 1903: „Die an der Königl. chirurgischen Klinik Breslau in den Jahren 1891 bis April 1901 behandelten Fälle von Hasenscharte.44

42. Prausnitz, Karl, aus Hamburg, 14. Februar 1903: „Zum gegenwartigen Stande der Choleradiagnose unter besonderer Berücksichtigung derjenigen Vibrionen, deren Untersuchung vom Choleravibrio Schwierigkeiten bereitet."

43. Scheffczyk, Alois, aus Gleiwitz, 14. Februar 1903: „Die Erfolge der Osteotomie bei Genu valgum.44

44. Kolaczek, Hans, aus Breslau, 24. Februar 1903: „Über die Uterusruptur. Ergebnisse der Forschung der letzten 7 Jahre.44

45. Strempel, Alfred, aus Breslau, 28. Februar 1903: „Über die instrumenteile Erweiterung des Cervix sub partu nach Bossi.44

46. Hoppe, Wilhelm, aus Breslau, 7. März 1903: „Beitrag zur Lehre von den angeborenen Kreuzsteißbein-Ge- schwülsten.44

47. Vagedes, Wilhelm, aus Breslau, 13. März 1903: „Zur Aetiologie der Gynatresieen.44

48. Tinz, Josef, aus Breslau, 14. März 1903: „Über Kastration bei Osteomalacie.44

IV. Von der philosophischen Fakultät wurden promoviert:

1. Hilka, Alfons, aus Walzen O/S., 25. April 1902: „Die direkte Rede als stilistisches Kunstmittel in den Romanen des Chrestien de Troyes."

2. Müller, Curt, aus Breslau, 25. April 1902: „Studien zur Geschichte der Erdkunde im Altertum.44

3. Kl im ke, Karl, aus Neiße, 26. April 1902: „Das volks- tümliche Paradiesspiel und seine mitteralterlichen Grund- lagen.44

4. Eysen, Heinrich, aus Frankfurt a./M., 7. Mai 1902: „Das Weib in den Werken des Michelangelo Buonarroti."

5. Sc hulte-Bäuminghaus, Clemens, aus Altenessen. 14. Mai 1902: „Über die Wirkung und den Verbleib einiger an Milchkühe gefütterten Mineralstoflfverbindungen (Eisen, Calcium, Chlor, Phosphorsäure).'4

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6. Gössgen, Waldemar, aus Görlitz, 15. Mai 1902: „Die Mundart von Dubraucke: Ein Beitrag zur Volkskunde der Lausitz."

7. Vogt, Walther, aus Breslau, 7. Juni 1902: „Die Wort- wiederholung ein Stilmittel im Ortnit und Wolfdietrich A und in den mittelhochdeutschen Spielmannsepen Orendel, Oswald und Solman und Morolf. I. Teil."

8. Falck, Richard, aus Landeck i./Westpr., 14. Juni 1902: „Die Kultur der Oidien und ihre Rückführung in die höhere Fruchtform bei den Basidiomyceten."

9. Fischer, Waldemar, aus Berlin, 14. Juni 1902: Über Lösungen des Chromhydroxydes in Basen."

10. Wolf, Hans, aus Langenbielau, 17. Juni 1902: „Beitrag zur Kenntnis der Leitfähigkeiten gemischter Lösungen von Elektrolyten."

11. Harnoth, Adolf, aus Friedersdorf, 21. Juni 1902: „Versuche über den Einfluß emiger Futtermittel auf die Qualität des Milchfettes."

12. Matschoss, Alexander, aus Bunzlau, 21. Juni 1902: „Die Luxemburger Frage von 1867. I. Teil."

13. Jander, Fritz, aus Glogau, 28. Juni 1902: „Über einige komplexe Merkurisalze."

14. Schwabbauer, Georg, aus Lublinilz, 28. Juni 1902: „Einwirkung von Methyl- und Aethyl-Amin auf Furfurol und Cuminol."

15. Bialon, Oswald, aus Nikolai O/S., 3. Juli 1902: „Über die Einwirkung von Anisaldehyd auf Chinaldin, a-Picolin und Aldehydcollidin."

16. Knick, Reinhold, aus Breslau, 8. Juli 1902: „Über die Kondensation von j>-Nitrobenzaldehyd mit a-Picolin und ay-Lutidin."

17. Sorge, Reinhard, aus Alsbach bei Limbach (Fürsten- tum Schw.-R.), 10. Juli 1902: „Über die Kondensation aromatischer Ketone."

18. Marcus, Willy, aus Breslau, 12. Juli 1902: „Die Dar- stellung der französischen Zustände in Montesquieus lettres persanes verglichen mit der Wirklichkeit."

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19. Mebus, Friedrich, aus Neiße, 12. Juli 1902: „Studien zu William Dunbar.'1

20. Wallstaff, Wilhelm, aus Breslau, 24. Juli 1902: Über eine besondere Cremonasche Transformation."

21. Schierse, Bruno, aus Breslau, 26. Juli 1902: „Das Breslauer Zeitungswesen vor 1742."

22. von Kowalewsky, Wladimir, aus Kieff in Rußland, 31. Juli 1902: „Über wässerige Zinnchloridlösung."

23. Fox, Charles J. J., aus London, 5. August 1902: „Über die Wechselwirkung zwischen Salzen und Schwefeldioxyd in wässeriger Lösung."

24. Kochan, Hans, aus Görlitz, 5. August 1902: „Beiträge zur Kenntnis der anodisch polarisierten lichtempfindlichen Goldelektrode."

25. von Grabski, Felix, aus Sternpowo in Russ.-Polen, 6. August 1902: „Über Kondensationen von Chinaldin mit Cuminol und Paratolylaldehyd, ein Beitrag zur Kenntnis des Chinaldyl a-Stilbazols."

26. Lonsky, Felix, aus Frankenstein i. Schi., 6. August 1902: „Zur Anatomie des Darmrohres und des Urogenital- systemes von Hyrax."

27. Lipinski, Paul, aus Ober-Lazisk, Kreis Pleß, 8. August 1902: „Über n-Octylverbindungen."

28. Ritter von Ostoja Balicki, Gustaw Ludwik, aus Wykoty in Galizien, 8. August 1902: „Über die Konden- sationen der aromatischen Amine."

29. von Roberti, Viktor, aus Trebnitz, 8. August 1902: „Über die Zucht der Milchkuh. Eine Studie aus der Praxis."

30. Zimmermann, Walter, aus Breslau, 8. August 1902: „Eine Methode zur Berechnung spezieller Störungen durch Variation der kanonischen Elemente."

31. Dierig, Wolf gang, aus Oberlangenbielau, 25. Ok- tober 1902: „Über den Einfluß von ^-Toluylaldehyd auf a-Picolin und a-Methyl-a'-Phenyl-Pyridin."

32. Hahn, Oskar, aus Liegnitz, 8. November 1902: „Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV."

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33. Kot he, Wilhelm, aus Habelschwerdt, 8. November 1902: „Kirchliche Zustände Straßburgs im 14. Jahrhundert."

34. Wuth, Berthold, aus Breslau, 22. November 1902: „Über das Verhalten von Halogensilber zu organischen Arminbasen."

35. Brie, Friedrich, aus Breslau, 13. Dezember 1902: „Die englischen Ausgaben des Eulenspiegel und ihre Stellung in der Geschichte des Volksbuches."

36. Renz, Karl, aus Durlach in Baden, 13. Dezember 190:!: „Beiträge zur Kenntnis des Indiums und Thalliums."

37. Ollendorf, Otto, aus Breslau, 18. Dezember 1902: „Über die Einwirkung einiger Aldehyde auf a-Phenyl- a-Methylpyridin."

38. Kühn, Oskar, aus Görlitz, 20. Dezember 1902: „Über Erwähnung und Schilderung von körperlichen Krankheiten und Körpergebrechen in altfranzösischen Dichtungen."

39. Gaebel, G. Otto, aus Breslau, 14. Februar 1903: „Über Produkte der partiellen und totalen Reduktion des 2,6-Dinitrothymolaethyläthers."

40. Knauf, Alfred, aus Breslau, 14. Februar 1903: „Die geographische Verbreitung der Gattung Cluytia."

41. Perlitius, Ludwig, aus Bralin, Kreis Gr.- Wartenberg, 14. Februar 1903: „Der Einfluß der Begrannung auf die Wasserverdunstung der Ähren und die Kornqualität44

42. Fraenkel, Georg, aus Breslau, 23. Februar 1903: „Niedere Mythologie im mittelhochdeutschen Volksepos. I. Teil."

43. Rosenberg, Walter, aus Hirschberg, 23. Februar 1903: „Der Kaiser und die Protestanten in den Jahren 1537 bis 1539."

44. Halfpaap, Gustav, aus Breslau, 4. März 1903: „Über die Einwirkung von m-Xylylenbromid auf primäre, sekundäre und tertiäre Amine, sowie auf cyansaures und Rhodankalium."

45. Will, Otto, aus Guben, 4. März 1903: „Die Tauglich- keit und die Aussichten der englischen Sprache als

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Weltsprache vom Standpunkte der Sprachwissenschaft und Sprachstatistik."

46. Leidicke, Johann Wilhelm, aus Gohlitz, 10. März 1903: „Beitrage zur Embriologie von Tropaeolum majus."

47. Oertel, Felix, aus Bernstadt, 10. März 1903: „Eine Abänderung der Poiseuilleschen Methode zur Unter- suchung der inneren Reibung in stark verdünnten wässerigen Salzlösungen.4'

48. Rudorf, Georg, aus London, 14. März 1903: „Zur Kenntnis der Leitfähigkeit und inneren Reibung von Lösungen."

49. Dinter, Albert, aus Posen, 18. März 1903: „Definitive Bahnbestimmung des Kometen 1888. V."

50. Loew, Karl, aus Brünn, 18. März 1903: „Über Kon- densationen von Chinaldin und Lepidin mit einigen Aldehyden."

X. Nekrologe.

Julius Bruck.

Am 20. April 1902 verschied nach schwerem Leiden der Privatdozent in der Medizinischen Fakultät, Professor Dr. med. Julius Bruck, nachdem er 31 Jahre dem Lehrkörper der Breslauer Universität angehört hatte.

Geboren am 6. Oktober 1840 als ältester Sohn des um den wissenschaftlichen Ausbau der Zahnheilkunde sehr verdienten Breslauer Zahnarztes Dr. med. J. Bruck erhielt der Verstorbene die ersten Anregungen für seinen künftigen Beruf bereits in frühem Alter im väterlichen Hause.

Nach Absolvierung der Schulzeit auf dem Kgl. Friedrichs- Gymnasium zu Breslau widmete sich B. dem Studium der Zahnheilkunde auf den Universitäten Breslau, Berlin, Bonn und Paris. Im Jahre 1858, im Alter von 18 Jahren, bestand er die zahnärztliche Staatsprüfung, promovierte 1866 in Erlangen

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zum Dr. med., inachte hierauf deu Feldzug von 1866 im Gar- nisonslazareth in Breslau als Militärarzt mit und habilitierte sich im Jahre 1871 auf Grund seiner Arbeit: „Beiträge zur Histologie und Pathologie der Zahnpulpa44 als erster deutscher Privatdozent für Zahnheilkunde in der medizinischen Fakultät der Breslauer Universität.

Da zu jener Zeit an den deutschen Universitäten der zahnärztliche Unterricht staatlicherseits noch nicht geregelt war, begründete Bruck aus eigenen Mitteln ein zahnärztliches Institut, welches mit der Universität in Verbindung stand; aus diesem Institut sind mehrere Hunderte deutscher Zahnärzte hervorgegangen.

Gleich seinem Vater legte Bruck besonderen Wert auf den Ausbau der Zahnheilkunde in wissenschaftlicher Richtung, er wollte seine Schüler nicht nur zu technischer Vollkommenheit erziehen, sondern er wies sie ganz besonders auf die vielfachen Beziehungen hin, welche die Erkrankungen der Zähne und des Mundes zu anderen Erkrankungen des menschlichen Organismus unterhalten.

Nachdem er durch 18 Jahre dieses Institut geleitet, hatte er die Freude, es im Jahre 1890 vom Staat übernommen zu sehen. Bruck erhielt an dem neuen Institut die Leitung der technischen Abteilung und wurde zum Professor ernannt. Sein zunehmendes Leiden zwang ihn, die Institutstätigkeit im Jahre 1895 niederzulegen.

Trotz seiner umfangreichen praktischen Tätigkeit, neben der aufopfernden Lehrtätigkeit fand Bruck immer noch Zeit, sich mit wissenschaftlicher Arbeit zu beschäftigen. In Gemeinschaft mit Waldeyer stellte er eingehende Unter- suchungen über die Zahnpulpa an, ferner gab er im Jahre 1870 einen Atlas „Die angeborenen und erworbenen Defekte des Gesichtes und der Kiefer44 heraus und wies mit dieser Arbeit der prothetischen Zahnheilkunde neue Wege. Durch die Ar- beiten Mi ddeldorpfs über Galvanokaustik angeregt, beschäftigte sich Bruck ferner mit der Durchleuchtung der Körperhöhlen und zwar mit solchem Erfolge, daß alle späteren Arbeiten bis zur Einführung der elektrischen Glühlampe auf seiner im Jahre

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1866 gemachten Erfindung, die er der Petersburger und Pariser Akademie der Wissenschaften persönlich vorführte, fußten.

In dem arbeitsreichen Leben des Verstorbenen fehlte es denn auch nicht an mannigfachen äußeren Anerkennungen. Bruck war Ehrenmitglied des Vereins schlesischer Zahnärzte, er besaß das Ritterkreuz des österreichischen Franz-Josef- Ordens, den Kronenorden, die Kriegserinnerungsmedaille etc.

Sein liebenswürdiges und stets hilfsbereites Wesen, die Geradheit seines Charakters haben ihm viele Freunde erworben; seiner Familie gegenüber war er der selbstloseste und auf- opferndste Gatte und Vater.

Nachdem zu seinem schon bestehenden neuralgischen Leiden die Zuckerkrankheit getreten war, erlahmten seine Kräfte in den letzten Jahren allmählich, und ein sanfter Tod endete nach langen und qualvollen Leiden, die noch eine Operation nötig machten, am 20. April 1902 das arbeitsreiche Leben des ausgezeichneten Mannes.

Von den Arbeiten Brucks seien genannt: Das Urethroscop und das Stomatoscop. Breslau 1867. Le Stomatoscope pour rendre diaphanes les dents et leurs

parties adjacentes. Breslau 1865. Die Krankheiten des Zahnfleisches. Leipzig 1867. Die angeborenen und erworbenen Defekte des Gesichtes und

der Kiefer. Breslau 1870. Beiträge zur Histologie und Pathologie der Zahnpulpa. Breslau

1871.

Die auphorenen angeborenen Defekte des harten und weichen

Gaumens. Leipzig 1897. Formalin und seine Anwendung in der Zahnheilkunde.

Leipzig 1898.

W. Bruck.

Richard Förster.

Es würde nicht im Sinne des Verstorbenen sein, wollte man an dieser Stelle Försters Verdienste um die Wissenschaft und um die Menschheit in lauter überschwenglicher Rede preisen; ich will es versuchen, vor Ihnen ein schlichtes,

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einfaches Bild seines Lebens und seines Werdeganges zu ent- rollen, und so seine Taten und sein Schaffen selbst zu Ihnen sprechen zu lassen. Es lohnt sich wahrlich, ein solches Leben zu betrachten. Da ich erst in den letzten Jahren das Glück gehabt habe, Förster persönlich kennen zu lernen und ihm näher zu treten, so lag für mich die Notwendigkeit vor, mich bei denen, die ihm im Leben am nächsten standen, über manche Daten zu informieren und dankbar muß ich es aner- kennen, in wie bereitwilliger Weise von den Kindern und Freunden des Dahingeschiedenen meiner Bitte entsprochen worden. Es sind mir nicht nur eine Reihe von eigenhändigen Aufzeichnungen aus dem Nachlaß des Verstorbenen zur Ver- fügung gestellt worden, nein, auch eine warmherzige und von unendlicher Liebe und Verehrung getragene Zuschrift seines Schwiegersohnes, des Herrn Dr. Weese, hat es mir ermöglicht, einen tiefen Einblick in das Seelenleben und die Charakter- eigenschaften des Verewigten zu tun, ein Einblick, der mir auf Grundlage meiner eigenen Erfahrungen bei der kurzen Dauer unserer Bekanntschaft nicht möglich gewesen wäre.

Von Försters eigner Hand finden sich über den ersten Abschnitt seines Lebens folgende Aufzeichnungen: Carl Frie- drich Richard Förster wurde am 15. November 1825 in Polnisch -Lissa (Reg. -Bez. Posen) geboren. Sein Vater, der Sohn eines unbemittelten Handschuhmachers, war Apotheker, seine Mutter, geb. Polluge, war die Tochter des evangelischen Pastors Polluge in Lissa. Im Jahre 1836 gab der Vater den Beruf als Apotheker auf und erwarb 1839 ein Landgut Broni- kowo, 2 Meilen von Lissa, das er bis zu seinem 1861 erfolgten Tode bewirtschaftete. Die rastlose Tätigkeit des Vaters im Beruf, seine Gleichgültigkeit gegen eigne Bequemlichkeit, seine Neigung, Anfänger behufs Erlangung der Selbständigkeit auch mit pekuniären Opfern zu unterstützen und seine Wahrheits- liebe sind dem Sohn stets ein erstrebenswertes Beispiel ge- blieben.

Im Jahre 1836 trat R. Förster in das Gymnasium seiner Vaterstadt und verließ dasselbe Ostern 1845, um Medizin zu studieren. Er bezog zunächst die Universität Breslau, dann

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Heidelberg und hierauf Berlin. Purkinje, Goeppert, Henle, Nägele, Pfeuffer, Johannes Müller, Romberg, Langen- beck, Virchow, Traube waren bestimmend für seinen Bil- dungsgang. Im August 1849 promovierte er zum Dr. med. (Dissertation, „De postula maligna"), absolvierte 1849 50 das Staatsexamen und genügte 1850 51 seiner militärischen Dienstpflicht

Im Jahre 1851 ging er auf Studienreisen und besuchte Paris, Wien und Prag. „Man glaubte damals noch", erzählt Förster in seinen Aufzeichnungen weiter, „in Paris viel für die Medizin einheimsen zu können. Nach viermonatlichem Aufenthalt in Paris ging ich nach Wien. Der Aufenthalt in Paris hatte mich enttäuscht. In der pathologischen Anatomie, in der Verwendung des Mikroskops, in der Chirurgie standen die Deutschen weit über den Franzosen. Dieffenbach und Langenbeck wurden nicht erreicht. Die pathologische Ana- tomie, damals in Deutschland durch Rokitansky und Virchow vertreten, lag in Frankreich darnieder. Nur in einigen Spezial- fächern — Augenkrankheiten, Kinderkrankheiten, Blasenkrank- heiten, Syphilis wurde mehr geleistet als in Deutschland. Ricord stand damals auf der Höhe. Viel fruchtbarer war für mich ein Aufenthalt in Wien und Prag.

Im Jahre 1852 Oktober zog ich in Breslau ein mit der Absicht, mich zunächst mit pathologischer Anatomie zu be- schäftigen. Ich suchte Arbeit im Allerheiligen -Hospital, die mir bereitwilligst gewährt wurde. Im Hospital war ein großer Ploessl in Unordnung, außerdem im physiologischen Institut von Reichert 1 oder 2 Mikroskope, sodann mein Schiek, sonst war in ganz Breslau kein Mikroskop.

Schon nach wenig Wochen trat die Frage an mich heran, ob ich stellvertretungsweise auf der chirurgischen Station fun- gieren wolle. Das paßte mir nun eigentlich wenig. Indes, da es nur eine Stellvertretung für einige Wochen sein sollte, und ich so an das Hospital engern Anschluß fand, nahm ich die Stellung an. Aus der provisorischen Stellung wurde aber bald eine definitive mit 450 Mark Gehalt und Amtswohnung von 2 leeren Zimmern. Ich hatte viel Arbeit, durchlebte aber eine

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sehr befriedigende Zeil, namentlich dadurch, daß ich mit Rühle und Aubert, auch einige Jahre mit Mitteldorpf, eng ver- bunden war.

Da fügte es sich in diesen Jahren, daß mir die Augen- heilkunde, so zu sagen, auf die Schultern gelegt wurde. Ich hatte in Paris Sichel und Desmarres gehört, in Wien Blodig und Wedl, in Prag Hasner und Arlt und verstand etwas mehr von der Augenheilkunde als die Andern am Hospital, und so geschah es, daß ohne Weiteres alle Augen- kranken auf meine Station gelegt wurden und mein damaliger Chef Rem er mir völlig freie Hand ließ. Im Jahre 1853 er- schien ein Buch von Coccius über den Augenspiegel. Dieses Buch war von der größten Bedeutung für die Verwertung des Augenspiegels in der Pathologie des Sehorgans. Coccius modifizierte die 2 Jahre vorher gemachte Erfindung von Hei In- no ltz und teilte Resultate mit. Ich besorgte mir sofort einen Augenspiegel und eignete mir autodidaktisch seine Verwendung an. Damit wuchs mein Interesse an der Ophthalmologie sehr bedeutend und auf Anregung von Aubert, Rühle, Middel- dorf, Neiimann, die damals noch Dozenten waren, habili- tierte ich mich nach 5 jähriger Beschäftigung im Hospital, fast 32 Jahre alt, als Privatdozent für Ophthalmologie im Jahre 1857. Im Hospital hatte ich vorher schon eine chirurgische Abteilung als Primärarzt erhalten. Ende 1859 errichtete ich auf der Friedrich-Wilhelmstraße eine Poliklinik für Augenkranke.

Nachdem ich 0 Jahre lang am Hospital beschäftigt gewesen war, geriet ich in Differenzen mit dem damaligen Oberbürger- meister Eil wanger. Dieser verlangte von mir, amtlich aus- zusagen über eine Unterredung, die zwei Hospitalkollegen 5 Monate vorher untereinander gehabt hatten; ich weigerte mich dessen und begehrte eine schriftliche Zusicherung, daß dergleichen Zumuthungen nicht mehr an mich herantreten würden. Natürlich erhielt ich diese Zusicherung nicht, ich gab meine Stellung am Hospital auf und verwendete nun meine ganze Zeit und Kraft auf die Ophthalmologie, legte auch die wenigen Hausarztstellen nieder. Zwei Jahre später, 1863, wurde ich zum Prof. extraordin. ohne Gehalt ernannt. Diese Beför-

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derung fand den Beifall der Studierenden, dieselben demon- strierten durch einen Fackelzug, zum Sprecher wurde ein Student aus den letzten Semestern ernannt, Th. Koerner, der auch heute noch der Sprecher der Ärzte Schlesiens ist. Nachdem ich 10 Jahre lang als Extraordinarius fungiert hatte, wurde ich 1873 zum Ordinarius ernannt.44

So schildert Förster selbst seinen Lebensgang in hinter- lassenen Aufzeichnungen bis zu der Zeit seiner eigentlichen wissenschaftlichen Bedeutung und der bahnbrechenden Tätig- keit auf ophthalmologischem Gebiete. Mit Stolz rechnen wir Förster zu den eigentlichen Mitbegründern der modernen Ophthalmologie, zu welcher durch die Entdeckung des Augen- spiegels von Helmholtz der Grund gelegt wurde und die durch die Tätigkeit und gemeinsame Arbeit Vieler ihren ge- waltigen Ausbau erfuhr und Einer von denen, die die wert- vollsten Bausleine zu diesem Prachtbau geliefert, war unser Richard Förster. Es ist sehr schade, daß Förster in seinem spätem, gerade in wissenschaftlicher und praktischer Bezie- hung so reichen Leben es verschmähte, seine Erfahrungen in ausgedehnterer Weise literarisch festzulegen und um so mehr wird jeder das aufrichtig bedauern, der noch Gelegenheit hatte, an der Hand persönlicher Unterredungen und Disputationen, einen Einblick in das tiefe und gediegene Wissen dieses aus- gezeichneten Mannes zu tun. Wer Försters Verdienste um die Ophthalmologie richtig würdigen will, der muß sie schon im Lichte der Geschichte unserer Wissenschaft betrachten. Erst dann, wenn die einzelnen Arbeiten chronologisch richtig geordnet und unter gebührender Berücksichtigung der Zeit ihrer Entstehung an uns vorüberziehen, liefern sie einen rich- tigen Maßstab für die wissenschaftliche Bedeutung und die Originalität dieses Mannes.

Seine eigentliche wissenschaftliche Tätigkeit beginnt mit dem Jahre 1854, es ist das Jahr, wo auch das von Graefesche Archiv zur Ophthalmologie begründet wurde, dessen erste Bände eine Reihe hochwichtiger Arbeiten aus der Feder Försters aufweisen. Schon seine erste Mitteilung über drei Fälle von Dislokationen ungetrübter Linsen enthält eine Reihe

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bemerkenswerter Betrachtungen über die beste Glaskorrektion bei Ectopia lentis, sowie über den Grad der Myopie in dem linsenhaltigen Teil des Pupillargebietes bei dieser Affektion und über die ophthalmoskopische Erscheinung des Linsenrandes.

Um diese Zeit auch bemächtigte sich Förster mit dem ganzen Feuereifer wissenschaftlicher Begeisterung der neuen Entdeckung des Augenspiegels durch Helmholtz und hob mit dieser Untersuchungsmetode, die er sich autodidaktisch an- geeignet hatte, wichtige Schätze. Im 3. Band des von Graefe- schen Archivs findet sich seine Abhandlung „Bemerkungen über Excavationen der papilla optica44, in welcher er das Wesen der glaucomatösen Excavation darlegt und eine treffende Beschrei- bung derselben gibt. Er lieferte den Nachweis, daß es sich beim Glaucom um eine Ausbuchtung und nicht um eine Pro- minenz der Papille handele, wie man zuerst geglaubt hatte. Er deutete das Abknicken der Gefäße, die Erscheinungen einer excavierten Papille bei der Untersuchung im aufrechten Bilde hierbei ganz im richtigen Sinne und zog daraus mit aller Klarheit die Folgerung, daß es sich um eine Ausbuchtung handeln müsse. Es ist nachzuweisen, daß die Entdeckung Försters schon erheblich weiter zurückdatiert als es dem Publikationstermin der Arbeit entspricht und es hat mir scheinen wollen nach einigen Äußerungen des Dahingeschie- denen, als ob in dieser Hinsicht seine Priorität nicht hin- reichend gewahrt worden sei. Doch eine eigentliche öffentliche Reklamation hat er niemals erhoben, es widersprach das seinem Charakter.

Das Jahr 1857 brachte sodann außerordentlich wichtige Arbeiten, welche die segensreichsten Folgen für die klinische Forschung auf dem Gebiete der Augenheilkunde gehabt haben. Zunächst gemeinsam mit dem Physiologen Aubert die Unter- suchungen über den Raumsinn der Retina und die exzentrische Sehschärfe, namentlich deren genaueres Verhalten nach der Peripherie hin. Es sind das Untersuchungen, die mit unend- licher Sorgfalt und streng wissenschaftlich durchgeführt wurden und direkt zur Konstruktion des Perimeters führten, das schon hierbei seine Verwendung fand.

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Nicht weniger wichtig und von weittragender wissenschaft- licher Bedeutung war die in demselben Jahr (1857) erscheinende Arbeit „Über Hemeralopie und die Anwendung eines Photo- meters im Gebiete der Ophthalmologie" (Försters Habilita- tionsschrift). Auch hier wurden alle Folgerungen aus den ein- gehenden klinischenUntersuchungenund den Selbstexperimenten gezogen und wir dürfen Förster mit Fug und Recht als den eigentlichen Begründer der Lehre von den Lichtsinnanomalien der Netzhaut in ihren Beziehungen zu den verschiedenen inneren Erkrankungen des Auges ansehen. Es führten bekanntlich auch diese seine Untersuchungen zur Konstruktion eines Photo- meters, das noch heute seinen Namen trägt und in unverän- derter Form bei den klinischen Untersuchungen seine Anwen- dung findet.

Die Untersuchungen des Gesichtsfeldes bei den verschiedenen Erkrankungen des Auges und des leitenden optischen Apparates haben Förster auch die folgenden Jahre unausgesetzt be- schäftigt, sie führten zur Vervollkommnung seines Perimeters und zur Aufstellung einer großen Anzahl typischer Gesichtsfeld- Anomalien bei den verschiedenen Erkrankungen des Auges.

1862, also jetzt vor 40 Jahren, referierte er zuerst auf der Naturforscher- Versammlung zuKarlsbad über dieResultate seiner Gesichtsfeldmessung unter dem Titel „Über die Grenzen des Gesichtsfeldes", wie das noch in diesem Jahre auf der Karls- bader Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte vom Einführenden der ophthalmologischen Sektion, Stadtphysikus Ahnelt hervorgehoben wurde. 5 Jahre später, 1867, erregten Försters Mitteilungen über dasselbe Thema auf dem Pariser Ophthalmologischen Kongreß unter dem Titel: „Mensurations du champ visuel monoculaire dans diverses maladies de la retine et du nerf optique" großes berechtigtes Aufsehen und fanden allgemeine Anerkennung. Auch in den späteren Jahren hat Förster die Lehre vom Gesichtsfeld unausgesetzt interessiert, noch 1883 gab er ein Kartennetz zur Eintragung der Gesichts- felder an, bei welchem er dann auch den Fixierpunkt als Zen- trum der Gesichtsfeldmessung annimmt (früher den blinden Fleck), die Meridiane von oben beginnend, von 0 360° be-

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ziffert und die Parallelkreise bis in die Peripherie die gleichen Abstände halten läßt, da für die Polkarten des Himmels und der Erde auch stets die vorgeschlagene Anordnung der Parallel- kreise benützt werde.

Als ein Muster klinischer Forschung muß man ferner die Arbeit Försters über Metamorphopsie, Mikropsie und Chorioi- ditis areolaris 1862 ansehen. Aus diesen Untersuchungen tritt uns so recht die ganze Eigenart und Sorgfalt seiner Methode der klinischen Beobachtung entgegen. Wohl selten ist durch Analyse vereinzelter Krankheitsfälle eine Frage so weitgehend gefördert worden, wie das hier geschehen, seine Üeductionen in dieser Arbeit müssen als absolut mustergültig bezeichnet werden. Das Krankheitsbild der Chorioiditis areolaris wurde von ihm in dieser Arbeit ebenfalls geschaffen und durch zahl- reiche Beobachtungen belegt, auch ein anatomischer Befund konnte erhoben werden. (Untersuchung durch Aubert.)

Noch ein anderes Krankheitsbild der Chorioidea, die Chorioiditis syphilitica, hat von Förster eine klassische und später allgemein anerkannte Darstellung erfahren im Anschluß an die frühere Beschreibung des Leidens durch Jacobson. Förster faßt dieses Leiden in erster Linie eben als ein Chorioidal- und nicht als ein Retinalleiden auf, ausgehend von der klinischen Analyse des Krankheitsbildes.

Die Lehre vom grauen Star verdankt ihm ebenfalls wich- tige Beiträge. Schon 1S57 publizirte er umfangreiche patho- logisch-anatomische Untersuchungen über die Katarakt-Bildung. Er hatte im Allerheiligen -Hospital reichlich Gelegenheit, die Leichen entnommenen Linsen älterer Leute zu untersuchen und zwar untersuchte er dieselben in Glaskörperflüssigkeit Auf Grund dieser Untersuchungen konstatierte er: „Daß die sog. Alterskatarakte nur sehr selten im Zentrum der Linse ihren Anfang nehmen noch weniger dagegen in den äußersten Corticalis-Schichten dicht unter der Kapsel, sondern stets in einer Schicht, welche der Oberfläche des Kerns unmittelbar auflagert.44

Um die Operations-Methode des grauen Stares hat Förster sich ebenfalls Verdienste erworben durch die Angabe eines

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künstlichen Reifungsverfahrens unter gewissen Bedingungen und die Verwendung der Kapselpinzette, um größere Stücke der vorderen Linsenkapsel vor der Entbindung der Linse ganz zu entfernen. Beide Maßnahmen haben sich in geeigneten Fällen als sehr segensreich erwiesen.

Auch der Vorgang der Accommodation des Auges und auch speziell das Verhalten der Linse bei demselben ist von ihm in verschiedenen Mitteilungen berücksichtigt worden.

Ein außerordentliches Interesse brachte Förster von jeher der Myopiefrage entgegen, zumal er selbst in erheblichem Grade kurzsichtig war. Auf Grundlage sehr sorgfaltiger und lang- jähriger klinischer Beobachtungen und auf die Erfahrungs- Tatsache hin, daß Patienten sehr häufig von Jugend auf starke korrigierende Konkavgläser gewöhnlich ohne ärztliche Verord- nung getragen hatten und sich sehr gut dabei befanden, kam er zu der festen Überzeugung, daß die Accommodation (Tensor- Hypothese) für die Entstehung und das Wachsen der Kurz- sichtigkeit nicht als maßgebende Schädlichkeit angesehen werden könne, sondern daß die Beschäftigung aus zu großer Nähe mit Kompression der Bulbi durch die seitlichen geraden Augen- muskeln und starker Konvergenz der Augenachsen (Konvergenz- theorie), in erster Linie als das schädigende Moment gelten müsse. Unentwegt hat er bis in die letzte Zeit diesen Stand- punkt vertreten und seine praktischen Konsequenzen daraus gezogen (Vollkorrektion, Arbeitsentfernung 40 cm u. s. w.) Er nannte sich wohl gelegentlich in dieser Hinsicht, halb im Scherz und halb im Ernst, einen Prediger in der Wüste; aber es war ihm eine große Genugtuung, in den letzten Jahren seines Lebens zu sehen, wie sich in dieser Hinsicht ein Um- schwung der Meinungen in seinem Sinne mehr und mehr voll- zog und wie viele Autoren ihm Recht gaben und nach seinen Grundsätzen handelten.

Dieses große Interesse für die Frage der Kurzsichtigkeit und deren Entstehung führte Förster in erster Linie auch auf das Gebiet der Augenhygiene und in tatkräftigster Weise ist er, er konnte, und wo man seinen Rat einholte, für Reformen und Verbesserungsvorschläge in dieser Hinsicht eingetreten.

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Die Beleuchtungsfrage hat er in gründlichster Weise und mit eingehender wissenschaftlicher Begründung erörtert und seine praktischen Folgerungen daraus gezogen. Es sei hier auch an die Konstruktion seiner Prismensysteme erinnert, die in der alten Klinik auf dem Burgfeld an den obern Fenstern ange- bracht waren und mit Erfolg zur besseren Beleuchtung der relativ dunklen Räume des Erdgeschosses beitrugen.

Försters Bestrebungen auf dem Gebiete der Schulhygiene gingen übrigens über das der speziellen Augenhygiene weit hinaus, die Frage der Schulüberbürdung überhaupt, Einteilung der Unterrichtsstunden und Materie hat ihn lebhaft beschäftigt und Verbesserungsvorschläge seinerseits gezeitigt. (Antrag an den Breslauer Magistrat betreffend Schulverhältnisse. Protokoll der Schles. Ärzte-Kammer 1895.)

In dieser Hinsicht sei auch noch auf eine verdienstliche Leistung Försters aus dem Jahre 1887 verwiesen, wo er io einem Vortrag seine Ansichten über die pseudoägyptische Augenentzündung darlegte und wesentlich dazu beitrug, daB der relativ gutartige Charakter gewisser epidemisch in den Schulen auftretender Bindehautentzündungen klargestellt wurde und das Leiden von dem eigentlichen Trachom streng ge- schieden werden konnte.

Ein rechtes Schlaglicht auf Försters Interesse und seine Befähigung in der Beurteilung von allgemeinen Fragen der Hygiene werfen seine Mitteilungen, 1873 und 1874, über die Verbreitungsweise der Cholera, wo er den Nachweis führt, daß in erster Linie das Wasser der Träger des Choleragiftes ist und seine Annahme in überzeugender Weise begründet durch außerordentlich sorgfältige und mühsame Recherchen über die Orte, welche von der Cholera verschont geblieben waren. Bei dem genaueren Studium dieser Arbeiten kann man nur die Überzeugung gewinnen, daß Förster Recht hatte, und das war zu einer Zeit, als der Cholerabazillus durch Koch noch nicht entdeckt war und da auch die Ereignisse der späteren Zeit diese Lehre von der Bedeutung des Wassers als Träger des Choleragiftes noch nicht in so überzeugender und er- schreckender Weise bewiesen hatten.

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Die hervorragendste wissenschaftliche Tat des Verewigten müssen wir in seinem Werke „Beziehungen der Allgemeinleiden und Organerkrankungen zu den Veränderungen und Krankheiten des Sehorgans11 1877 erblicken. Es zeigt dieses Werk, daß der Autor, wenn er auch ein für sein Fach wahrhaft begeisterter Spezialarzt war, doch niemals die allgemein medizinischen Gesichtspunkte aus dem Auge verlor und auf die Pflege der Augenheilkunde gerade im Zusammenhang mit den übrigen medizinischen Gebieten das allergrößte Gewicht legte. Seine breite, gediegene, allgemein medizinische Durchbildung und seine lange Krankenhaustätigkeit befähigten ihn besonders, auf diesem Gebiete Hervorragendes zu schaffen. Gerade hier aber muß man sich daran erinnern, wie weit die Entstehung dieses Werkes schon zurückliegt, um es richtig zu würdigen. Die kurze, knappe Form ist ein Vorzug des Buches, und auf Schritt und Tritt leuchtet uns die Tatsache entgegen, wie Förster hier Selbstbeobachtetes und eigne wissenschaftliche Erfahrungen niedergelegt hat. Das Kapitel über die Augen Veränderungen bei den Erkrankungen des Nervensystems verdient hierbei ganz besonders hervorgehoben zu werden. Die Lehre von der Hemianopsie verdankt ihm viel und seine Untersuchungen haben ihn hier später noch zu jener eingehenden Würdigung der doppelseitigen Hemianopsie und der Rindenblindheit ge- führt, wobei er auch eine Erklärung für das restierende mini- male zentrale Gesichtsfeld bei der ersteren Erkrankung gibt.

Die Frage nach dem Wesen der nucleaeren Ophthalmo- plegie ist mit von Förster als einem der Ersten richtig ge- deutet worden, er nimmt für seine Fälle schon 1878 mit aller Bestimmtheit Krankheitsherde am Boden des IV. Ventrikels und des Aquaeductus Sylvii an und zeigt auch, wie das Krank- heitsbild sich gelegentlich mit progressiver Paralyse kompli- zieren kann.

Das Krankheitsbild der Intoxikations-Amblyopie und be- sonders der Tabak-Amblyopie ist in seinen klinischen Symp- tomen hervorragend durch seine Untersuchungen klargestellt und fixiert worden. Ich erinnere hier ferner an den von Förster geschilderten Symptomkomplex der Kopiopia hysterica

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namentlich in Verbindung mit gewissen Genitalleiden bei Frauen, Fragen die Förster insbesondere in Verbindung mit dem Gynäkologen Freund förderte. Auch die Lehre von der hysterischen funktionellen konzentrischen Gesichtsfeldbeschrän- kung und die Aufstellung des sog. Verschiebungstypus des Ge- sichtsfeldes als Ermüdungserscheinung bei Neurosen sind mit dem Namen Försters eng verknüpft.

Und ähnlich wie auf dem Gebiete der Erkrankungen des Nervensystems liegen auch die Verhältnisse auf dem Gebiete der Konstitutionsanomalien und der andern Organerkrankungen des Körpers, überall hat Förster mit scharfer Beobachtungs- gabe und kritischem Blicke den Zusammenhang mit gewissen Augenveränderungen erforscht und klargestellt.

Gerade aber diese hervorragende Berücksichtigung der allgemein medizinischen Gesichtspunkte bei Augenkrankheiten befähigte Förster zu einem vielseitigen und erfolgreichen Therapeuten. Er war ein Spezialarzt im besten Sinne des Wortes, der bei seinem ärztlichen Handeln zum Wohl seiner Kranken niemals das allgemeine körperliche Verhalten seines Patienten aus dem Auge verlor. Und seine Kranken haben es ihm gedankt, er genoß bei seiner Klientel ein unbegrenztes Vertrauen und forderte auch ein solches von dem Patienten. Seine Form war oft kurz und apodiktisch, ja gelegentlich sogar schroff zu nennen, aber der Kranke fühlte bald durch, wie ge- borgen er war unter Försters fürsorgender Obhut und bei der absoluten Ehrlichkeit und Lauterkeit seiner Gesinnung. Viel Menschenliebe und Humanität sprach aus all seinem Tun und ärztlichen Handeln. Es ist wohl selten einem Arzt ver- gönnt gewesen, so viel Leidenden Trost und Hilfe zu bringen, wie gerade dem Verewigten im Laufe seines langen arbeits- vollen Lebens.

Und wie Förster ein Herz hatte für seine Kranken, so hatte er auch ein solches für seine Kollegen und für die ärzt- lichen Standesinteressen. Trotz seiner enormen Tätigkeit fand er immer noch die Zeit, sich der Sache zu widmen, und bis in sein spätes Alter hinein hat er sich mit einer wahren Vaterliebe der ärztlichen Standesinteressen angenommen. Er

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war lange Jahre Vorsitzender der Ärztekammer und des Ärzte- vereins des Regierungsbezirks Breslau. Die Ärzte, sie haben es ihm gedankt, sein Rat galt viel bei allen Kollegen, und noch jüngst fand die dankbare kollegiale Verehrung ihren Ausdruck in dem einstimmigen Beschluß, ihn zum Ehrenmitglied des Ärztevereins des Regierungsbezirks Breslau zu ernennen, ein Beschluß, dessen Verwirklichung leider der Tod ein Ziel setzte.

Die Verdienste des Verewigten um die Universität und speziell um die Medizinische Fakultät sind mit ehernen Lettern in die Annalen unserer Alma mater Viadrina eingetragen. Die Begründung und der Ausbau des ophthalmologischen Unter- richts an der hiesigen Hochschule ist sein Werk. Fast vierzig Jahre lang, von 1857, wo er sich als Privatdozent habilitierte, bis 1896, wo er sein Lehramt niederlegte, hat er die ophthal- mologische Ausbildung der Studierenden geleitet, und er hat sie sicher geführt an der Hand positiver Tatsachen und der objektiven sorgfältigen Beobachtung. Aus den schwierigsten Verhältnissen heraus hat er auch die Unterrichtsstätten ge- schaffen, zunächst in primitiver Weise in Form einer Privat- klinik in der Friedrich- Wilhelmstraße und später in der Schwertstraße. 1873 wurde endlich Försters unermüdliches Streben durch die Erbauung der Königlichen Universitäts- Augenklinik am Burgfeld gekrönt und damit das Ordinariat für Ophthalmologie geschaffen und Förster verliehen. Noch einmal hatte er Gelegenheit, gegen Ende seiner akademischen Lehrtätigkeit Pläne für eine neue Klinik aufzustellen und dabei seine ganze Erfahrung und seine praktische Veranlagung in die Wagschale zu werfen. Die neue, im Jahre 1897 eingeweihte Universitäts-Augenklinik an der Tiergartenstraße, welche allen modernen Anforderungen entspricht, ist durchweg sein Werk und legt beredtes Zeugnis ab von seinem großen Verständnis für alle in Betracht kommenden Fragen. Aber er wollte die Last der Neueinrichtung der Klinik und der Inbetriebsetzung derselben nicht mehr übernehmen, und so überließ er die Frucht seiner langjährigen Mühen und Sorgen neidlos seinem Nachfolger. Es war schon längst seine ausgesprochene Ab- sicht, nicht über sein 70. Jahr hinaus seines Amtes zu walten.

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Im Lehrkörper der Universität und speziell in der Medizi- nischen Fakultät nahm er eine unbedingte Vertrauensstellung ein. Jeder kannte die absolute Lauterkeit seines Charakters, seine Überzeugungstreue und sein Streben nach Wahrheit. Den ehrendsten Ausdruck fand dieses Vertrauen in seiner Wahl zum Mitglied des Herrenhauses als Vertreter der Uni- versität Breslau im Jahre 1894 und in seiner Wahl zum Reetor magnificus 1884. Die Geschäfte der medizinischen Fakultät hat Förster wiederholt mit bewährter Hand geführt und sich an den Verhandlungen der Fakultät auch nach seinem Rück- tritt noch mit großer Regelmäßigkeit beteiligt bis zu der Stunde, wo ihn Krankheit zwang, von der Arbeit zu lassen. Sein Urteil war in der Fakultätssitzung von großem Gewichte, wir Alle kannten und ehrten seine Unparteilichkeit und die Überzeugungstreue, mit der er sein beratendes Wort in die Wagschale legte. Als er zum ersten Mal fehlte und mit Krank- heit sein Ausbleiben entschuldigte, ahnten wir, daß es ein ernstes Leiden sein müßte, welches ihn fernhielt, und es war denn auch der Beginn seiner letzten Leidenszeit. Mit stoischer Ruhe und standhaft hat er seine Krankheit getragen, deren bösartigen Charakter er schon lange vor dem Tode erkannte, und noch kurz vor seinem Tode in der sicheren Erkenntnis dessen, was ihm bevorstand, konnte er sich ruhig und ein- gehend über ophthalinologische Dinge und Tagesereignisse unterhalten, ganz wie in früheren gesunden Tagen; ich habe in dieser Hinsicht noch oft an meinen letzten Besuch bei ihm denken müssen, und ahnte damals nicht, daß es der Abschied für immer von dem verehrten Manne gewesen sein sollte.

Ich möchte hier wörtlich anführen, was sein Schwieger- sohn Dr. Weese mir schrieb: „Wie sein eigener Arzt hat er seine zum Ende führende Krankheit diagnostiziert. Schon im Sommer und Herbste 1901 hatte er sich mit dem Gedanken des Krebses vertraut gemacht. Ununterbrochen hat er, nach- dem er sich selbst überzeugt hatte, an der Bestellung seines Hauses gearbeitet. Geschäftsbriefe, die nach seinem Tode ge- schrieben werden mußten und für die er alle Entwürfe und Konzepte im Schreibtisch liegen hatte, waren alle auf den 1. Juli 1902 eingerichtet. Um 7 Tage hatte er sich verrechnet,

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denn er starb am 7. Juli. Als ich ihn am 20. Juni von München aus besuchte und ihn fragte, wie er sich fühle, sagte er „miserabel". Nun habe ich gedacht, es werde im Januar zu Ende gehen. Dann war ich im April haarscharf am Ab- schnappen. Na, nun dauerts noch einmal 2—3 Wochen. Dann ists aber Schluß.4' Und er behielt recht. „Siehst Du, ich habe schon hie und da blaue Flecken'4, aber er sagte das mit der Ruhe eines Arztes, der eine Anamnese aufnimmt. Keine Klage, keine Ungeduld, kein Vorwurf, kein Appell aus Mitleid ist von ihm gehört worden. Aber sein Geist war wach. „Man sagt immer, die Natur sei grausam", erzählte er noch in den letzten Tagen. „Namentlich bei der Auflösung des Orga- nismus sei sie herzlos; Schmerzen, Beschwerden, Marasmus, Ohnmacht, das seien Symptome der Grausamkeit der Natur. Das ist nicht richtig, das ist eine antropomorphe Vorstellung. In der Natur gibt es nur einen Ablauf der Atombewegungen, und dieser Ablauf ist nach einem Gesetz reguliert. Da gibts nicht die Absicht des Quälens oder irgend welche grausame Neigungen. Wenn auf Martinique 40 000 Menschen in einem Augenblick umkommen, so ist das nicht grausam. Die Gas- spannung war dort im Innern der Erde so groß, daß sie einen Durchbruch bewirken konnte. Zufällig waren an dieser Stelle 10 000 Menschen, natürlich sind sie Alle ums Leben gekommen, aber die Natur wird dadurch in dem ruhigen Gang ihrer Tage nicht gestört. Auch die Schmerzen, die sie hervorruft, sind nicht grausam. Grausam sind die Menschen, die dafür Linderung kennen, aber die Mittel nicht gewähren."

Nachdem das Leben und Schäften des Verewigten in einem kurzen Abriß an uns vorübergegangen, will ich versuchen, Ihnen noch das Seelenleben und das Charakterbild dieses her- vorragenden Mannes in knappen Zügen zu zeichnen. Auf Grund meiner eigenen Erfahrungen würde mir das nicht möglich sein, da das Leben mich erst im Greisenalter mit ihm zusammenführte; aber ich habe diejenigen gefragt, die ihm im Leben am nächsten standen, seine Kinder, seine Freunde, seine Kollegen und Assistenten, und ich habe Antwort erhalten und besonders auch hier wieder von seinem Schwiegersohn, zum Teil aber auch aus eigenhändigen hinterlassenen Aufzeichnungen

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Försters selbst. Ich lasse somit in den folgenden Zeilen auch in erster Linie Andere und den Verewigten selbst sprechen, es sind zwar nur Bruchstücke dessen, was mir zur Verfügung stand, aber die Wiedergabe der Daten im ganzen Umfange würde weit über den Rahmen einer Gedenkrede hinausgehen.

Man hätte glauben sollen, daß der Dahingeschiedene bei so viel Arbeit und Studium den Eindruck des Vielwissens oder Gelehrten hervorgerufen hätte. Gewiß, sein dunkler Rock und das fliegende Silberhaar unter dem breitränderigen Hut ver- rieten den deutschen Professor, und wer die Typen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts kennt, sie verrieten auch den alten 48 er. Aber wenn er eine Unterhaltung angesponnen hatte, dann schwand die Sorge von einem breitausgeführten Kolleg über Dieses und Jenes. Für alles fand er den denkbar ein- fachsten Ausdruck, oft mit provinzial-schlesischer Färbung. Das Wissen gehörte so zu der laufenden Münze seines Ge- dankenvorrats, daß es nie mit dem Anspruch des Erlesenen und Wichtigen zum Vorschein kam. Über alles, was er be- handelte, verbreitete er das ruhige Licht der selbstverständ- lichen Klarheit.

Mannigfache Erfahrung in allen möglichen menschlichen Gebieten des Wissens und des Schaffens standen Förster zu Gebote, und alle hatte er mit dem klugen Blick des praktischen Mannes ausgenutzt. Überhaupt war für ihn die praktische Verwertbarkeit einer Sache ein Hauptgesichtspunkt seines Urteils. Als Gelehrter hatte er den Wert der Theorie ge- kannt, und wie alle Spekulation auf ihr beruht, das wußte er zu schätzen. Seine geistige Arbeit wurde immer zu Fleisch und Blut, es lag da, wie ein vielgebrauchtes Instrumentarium, jedes Ding an seinem Fleck, so daß er nur hinzugreifen brauchte, um es zur Hand zu haben. Der Gelehrte war derart ein Mann der Praxis geworden, dessen Urteil schwer wog. Er gehörte sicher nicht unter die Ideologen. Er war ein Mann der Tat, mit starker Hand faßte er das Steuer seines Lebens und seiner Wissenschaft und hatte für den Sirenengesang geistreicher, aber rein müßiger Theorien kein Ohr. Das Experiment, die gleichbleibende Tüchtigkeit, die immer bewährte Treue waren

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seine Kriterien für Menschen und Dinge. Jeder war glücklich, der den Rat des vielbeschäftigten Mannes für irgend welche schwierigen Verhältnisse ganz außerhalb seines Berufes ein- holen konnte; denn er war nicht nur Fachmann und Univer- sitätsprofessor, als Stadtverordneter hatte er die städtischen Verhältnisse genau kennen gelernt, von Haus aus waren ihm landwirtschaftliche Dinge bekannt, später trat er im Herren- hause wieder mit den allgemeinen politischen Verhältnissen in Berührung, für die er zeitlebens ein wachsames Auge hatte." Aus dem jugendlichen und leidenschaftlichen 48er wurde all- mählich an der Hand der reifen Lebenserfahrungen ein immer mehr nach rechts wandernder Politiker; aber der Grundzug seiner Politik war Vaterlandsliebe und Gerechtigkeitssinn. Er war ein deutscher Mann im besten Sinne des Wortes, der bis in sein hohes Alter hinein sich einen weiten politischen Blick wahrte und für das Aufblühen des einigen Deutschen Reiches, seine kolonialen Bedürfnisse, seine moderne Gesetzgebung u. a. ein volles Verständnis hatte. Er war ein glühender Verehrer Bismarcks, den er vordem bekämpft hatte.

Wie sehr Förster für die praktische Seite des Lebens beanlagt war, das erhellt so recht aus der Tätigkeit auf seinem Gute Bronikowo, das nach dem Tode seiner Mutter in seinen Besitz überging. Neue Bauten entstanden, neue Ausnutzungs- und Bewirtschaftungsmethoden wurden eingeführt, und nicht zum mindesten wurde gegenüber den immer verworreneren kirchlichen und politischen Faktoren des Posener Provinzial- lebens ein energischer männlicher Wille im Sinne deutscher Rechtlichkeit zur Geltung gebracht. Das war seine letzte Leistung, aber er hat sie mit der Frische eines blühenden Mannes, freilich auch mit der klugen Besonnenheit des welt- erfahrenen Greises durchgeführt. Eigentlich hat er in seinem Leben, soweit es sich um persönlich verantwortliche praktische Unternehmungen handelte, keinen Mißerfolg gehabt. „Ich hätte Alles werden können", äußerte er sich einmal seinem Schwieger- sohn gegenüber, „Kaufmann, Jurist, Landwirt, Geograph, Offizier oder Verwaltungsbeamter aber nur kein Theologe", „und kein Kunsthistoriker", fügte der Angeredete hinzu. Er war eben ganz ein Mann des Ostens, voller Freude an der Natur,

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von tiefem Gemüt, objektiv klar, praktisch und besonnen, ein Held in der Pflichterfüllung. Nur für die praktische unter den Künsten hatte er eine ausgesprochene Aufmerksamkeit, für die Architektur, und auf diesem Gebiete wußte er sich durch Studium und Reisen eine Kennerschaft in gewissen Grenzen zu erwerben.

Sein Familienleben war als ein patriarchalisches zu be- zeichnen, in dem der Wille des Oberhauptes der allein ent- scheidende Faktor war, es erinnerte an die Strenge und Ein- fachheit der Familienordnung, wie sie auf der Scholle des selbstbeackerten Bodens sich erhält. Freilich, wenn die ganze Familie draußen in den Bergen des Charlottenbrunner Gebirges ihre weiten Spaziergänge unternahm, dann war der alte Mann gesprächig. Und hier haben die Kinder von ihrem Vater viel gelernt, der auf alles Antwort gab, was den Kindern durch den Kopf fuhr. Der Vater war für seine Kinder eben Alles. Was er wollte, wußten sie Alle ganz genau; denn dieser Mann der Praxis war ein unerschütterlicher Anhänger felsenharter Grundsätze. Sein Herz war die Güte selbst, aber sein Ver- stand war Strenge und Gesetz. An den erprobten Lebens- regeln, die alle auf logischen Gründen beruhten, stützte er sich, wie ein Bergsteiger auf seinen Bergstock. Seinen geistigen Besitz hat er sich mit den umständlichen Methoden des fleißigen und gründlichen Arbeiters erworben. Schon aus seiner Schul- zeit haben sich Hefte erhalten, in denen er auf selbstgezogenen Linien Musikstücke mit Text und Noten fein säuberlich auf- geschrieben hat, und aus seinem ganzen Leben gibt es Aus- züge aus Schriftstellern, Berechnungen, Entwürfe, Kalkulationen und andere Mittel der Gedächtniserziehung. Er blieb der- gestalt immer Herr der Verhältnisse und zum Leben, zum Schicksal stand er in dem harmonischen Verhältnis des tüch- tigen Arbeiters, der da wartet, bis er gerufen wird, um seine Kräfte einzusetzen.

Wie Goethe war auch er gewohnt, den Alttag in Beziehung zu seiner Gesamtanschauung des Lebens zu bringen. Er war seiner Natur nach ein universeller Kopf, in ihm steckte eine natürliche Begabung zum philosophischen Denken. Gänzlich unbekannt mit dem schulmäßigen Philosophieren des Fach-

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mannes fand er doch zu allen großen Philosophen, deren Grundgedanken er gut kannte, eine sichere Stellung. Er suchte sich den Weg vom Besonderen zum Allgemeinen; die Enge des Handwerks, die Überbürdung mit Amtsgeschäften und die aufdringliche Störung durch die kleinen oscillierenden Stöße des Tagtäglichen überwand er in beständigem Suchen nach innerer Sammlung und weiten Gesichtspunkten. Er wollte „Meister" sein, der Zweck und Absicht seiner Arbeit kennt, und im Innersten zuwider waren ihm die „Gesellen44, die ihr Pensum herunterhaspeln, um dann frei zu sein. Es ist kein Zweifel, daß in dieser Sehnsucht nach dem Universellen und in dem inneren Trieb, sich auf der Höhe in Anschauung und Urteil zu behaupten, das Autoritative seines Wesens begründet ist.

Seine naturwissenschaftliche Erziehung als Mediziner war die Basis seines Denkens, er ist ein rechter Repräsentant des naturwissenschaftlichen Zeitalters geworden. Er war dabei kein gewaltsamer Charakter, von der Natur hatte er Geduld und Bescheidenheit gelernt.

Bei der Beurteilung seiner Mitmenschen war er immer ruhig, nie scharf, nicht einmal ironisch, sondern objektiv, als ob er irgend ein Wesen der Natur vor sich hätte. Er kannte keinen Unterschied zwischen hoch und niedrig, um so mehr aber sah er auf die natürlichen Anlagen des Menschen, aber auch nur insofern sie eine solide, zuverlässige Arbeit gewähr- leisteten. Aber er sah diese Fähigkeiten nicht als Erfolg und den Lohn der Selbstzucht an. Vielmehr war ein Mensch so meinte er damit ausgestattet, wie eine gewisse Rasse Hunde durch Treue und Mut ausgezeichnet sind oder nicht. Daß ein Mensch diese Eigenschaften sich erwerben könne, war für ihn ausgeschlossen. „Die Menschen ändern sich nicht44, das wiederholte er alle Tage. Es war für ihn ausgeschlossen, daß ihn irgend jemand, den er genau kannte, durch eine Meta- morphose seiner innern Natur überraschen könne. Er gab daher auch wenig auf Erziehung: „Man kann einem Kinde Dressur beibringen oder ein bischen Zivilisation, im Übrigen aber hat niemand eine Macht über sein Wesen und sein Schicksal.14 Danach richtete sich auch sein Urteil, das niemals ein Verurteilen war. Er machte daher Menschen auch nicht

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den Vorwurf, daß sie eventuell ihn getäuscht hätten, sondern er hatte sich in ihnen getäuscht. Es war schwer, seine einmal gefaßte Meinung über einen Menschen zu erschüttern.

Ebenso treu und ausdauernd war er auf der andern Seite als Freund. Er war eigentlich ein unverlierbarer Freund. Gerade den tiefen Sinn für Freundschaft rühmen alle die- jenigen, die ihm im Leben nahe getreten waren, und treue Freundschaft hat er manch Einem gehalten von der Studenten- zeit bis zum Grabe. Auch in der Verehrung und der Dank- barkeit vieler seiner langjährigen Assistenten und Mitarbeiter hat Försters treuer Sinn oft seine Anerkennung und seine Genugtuung gefunden, und wiederholt hat er ausgesprochen, wie wohltuend ihm diese Beweise der Hochachtung und der Dankbarkeit waren.

Maßvoll war Förster, wenn es sich um irgend welche religiösen Fragen handelte. Für sich selbst lehnte er jede Vergewaltigung seines gesunden Menschenverstandes durch dog- matische Formeln ab. Alles Mystische, Unklare und nur durch den Glauben Faßbare lag ihm fern. Früher mochte er vielleicht auf seine exakten Methoden allzu stolz gepocht haben. Jeden- falls war für ihn die Entdeckung der Röntgenstrahlen fast wie ein erlebtes Wunder. „Wer hätte je gedacht, daß Strahlen durch dickes Holz, ja durch Knochen und gewisse Metalle hin- durchgehen. Das war für uns unmöglich. Und jetzt können wirs durchs Experiment nachweisen! Was physikalisch un- denkbar war, ist doch möglich." Er war so sehr in seinem Gleichgewicht gestört, daß er nicht mehr wie früher bloß milde lächelte, wenn ihm irgend eine merkwürdige Geschichte von Ahnungsvermögen oder ähnlicher seelischer „Fern Wirkungen14 erzählt wurde, sondern meinte, wir könnten gar nicht wissen, welche vermittelnden Schwingungen des Äthers oder irgend eines noch unbekannten Mediums bestünden. Gerade das letzte und vorletzte Jahrzehnt mit seinen Entdeckungen in der Medizin wie in der Physik schien ihm für die Naturwissenschaften be- sonders wertvoll. „Jetzt noch einmal von vorn studieren können, das wäre eine Lust." „Und wenn ich jetzt mit meinen Lebenserfahrungen", sagt er an seinem 70. Geburtstage, „noch- mals mich für ein Studium entscheiden sollte, so würde ich

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wieder Medizin studieren und zwar jetzt erst recht. Es ist eine neue Ära in der Medizin angebrochen, eine verheißungs- vollere Zeit, weil sich der Schleier zu lüften beginnt, der die Ursachen so vieler Krankheiten bisher verhüllte, und weil auch für die Heilung der Krankeiten eine hoffnungsvollere Zukunft in Aussicht steht.44

In den letzten Jahren beschäftigte er sich denn auch sehr viel mit der Lehre von der Elektrizität und besonders eifrig mit Mathematik und ihre Anwendung auf die Naturwissen- schaften. Das Buch von Ncrnst-Schönfließ hat ihn bis aufs Krankenbett begleitet. Überall suchte er nach dem „Gesetze44; denn wer das „Gesetz44 kennt mnd nicht bloß das Symptom oder die wiederholte Wiederkehr einer Naturerscheinung, der kann zum mindesten durch das Experiment diese Erscheinung wieder hervorrufen. Deshalb war ihm die Darwinsche Lehre nur einer der interessantesten und geistreichsten „Erklärungs- versuche44, aber kein „Gesetz44.

Mit dem Enthusiasmus eines Jünglings konnte Förster sich noch in seinen alten Tagen der großen wissenschaftlichen Errungenschaften freuen, wenn sie vor seinem kritischen Geiste bestanden hatten. Nur auf Grund des überzeugenden Beweises bekannte er sich zu einer neuen Anschauung. „Das wahre Christentum schreibt auf seine Fahne vor allem den Glauben, also ein sacrificium intellectus. Da kann ich nicht folgen.44 (Brief 28. November 1901.) Aber er ließ duldsam jeden nach seiner Fac,on selig werden. Niemals hat er auch nur mit einem Wort angedeutet, daß er an ein Fortleben der Seele in irgend einem andern Zustande nach dem Tode glaubte. Es war für ihn auf einmal aus. Und wenn er etwas neues er- kennen und lernen, in ungeahnte Weiten und Tiefen Einblick erhalten sollte, nachdem einmal alles vorüber war, dann ist er gewiß glücklich. Aber daß nach Zerfall der Materie und nach dem Stillstand der organischen Funktionen die „Seele" fortbestehen könne, das war wohl für ihn ein zu schweres sacrificium intellectus.

Und so ist er dahingegangen, nach einem reichen ge- segneten Leben. Welch starker und gesunder Mensch war er doch zeitlebens. Gegen sich selbst war er streng und hart,

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mäßig im Genießen, unermüdlich im Arbeiten, knapp im Be- messen der Ruhe, leidenschaftlich ausdauernd bei körperlichen Anstrengungen er war das Urbild von Kraft und Lebens- energie. Er gehörte einer aussterbenden Generation an, die vielseitiger und universeller in ihren Zielen war als die jetzige. Er war eine Natur von schroffer Subjektivität, ein Charakter, an dem jede Linie scharf und klar gezeichnet war, ein Mann, der Raum beanspruchte und ihn auch ausfüllte; aber den großen Mächten, Natur und Schicksal gegenüber war er demütig und bescheiden. Ehren und Auszeichnungen hat er im Leben nie erstrebt, aber es konnte nicht fehlen, daß sie ihm in reichem Maße zu Teil wurden.

W. Uhthoff.

Alfred Kast.

Am 6. Januar 1903 starb in Nizza, in seinem 48. Lebens- jahre als letzter seines Stammes, unverheiratet, der Geheime Medizinalrat Dr. Kast, ordentlicher Professor in der medi- zinischen Fakultät und Direktor der medizinischen Klinik unserer Universität.

Alfred Kast wurde am 25. Juli 1856 in Illenau bei Achern (Großherzogtum Baden) geboren. Sein Vater, der damals Arzt an der dortigen Irrenanstalt war, kam später als Medizinalrat und Bezirksarzt nach Freiburg i. B. Hier verlebte Alfred Kast seine Gymnasialzeit. Mit 16 Jahren bezog er die Uni- versität Heidelberg, an der er zunächst Jurisprudenz studierte, um sich bald der Medizin zuzuwenden. Außer in Heidelberg studierte er noch in Freiburg und Leipzig. Im Januar 1879 hatte er das medizinische Staatsexamen beendet. Am 20. d. M. wurde er in Freiburg zum Dr. med. promoviert. Er erhielt dann eine Assistentenstelle bei Erb in Heidelberg und als dieser nach Leipzig übersiedelte, wohin er als Direktor der medizin. Poliklinik berufen war, begleitete ihn Kast als Assistent. Hier in Leipzig fand er eine ihn ungemein anregende Arbeitssphäre sowohl bei seinem Chef als auch im pathologischen Institute, das unter Cohnheims Leitung stand. Als sich ihm indessen

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im Jahre 1881 die Gelegenheit bot, in seiner Heimatsstadt Freiburg eine klinische Assistentenstelle bei Bäumler anzu- treten, verließ er die poliklinische Stelle und, nachdem er kurz vorher 1880/81 einige Zeit bei Gudden in München ge- wesen war, um sich psychiatrischen Studien zu widmen, kam er nun in Verhältnisse, die für seine wissenschaftliche Ent- wicklung sehr wichtig wurden. Hier arbeitete er teils klinisch unter Leitung seines Chefs und selbständig, teils schloß er sich E. Baumann persönlich näher an und stellte gemein- schaftlich mit ihm chemische Untersuchungen mit medizinischer Tendenz an, die physiologischer, klinischer und pharmako- logischer Natur waren. Am 15. Januar 1883 habilitierte er sich dort als Privatdozent. Am 15. August 1886 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor. Im September 1888 übernahm er die Direktion des Hamburger Stadtkrankenhauses in Eppendorf als Nachfolger Kurschmanns. Im Januar 1892 er- folgte seine Berufung als ordentlicher Professor und Direktor der medizinischen Klinik an unsere Universität. Am 1. April desselben Jahres trat er sein Amt als Nachfolger Biermers an. Das Nebenamt eines Verwaltungsdirektors der klinischen Anstalten wurde ihm nach Fritschs Fortgange übertragen. Am

I. Mai 1899 legte er aber dieses Nebenamt wegen Überbürdung nieder. Im September 1896 erhielt den Charakter als Geheimer Medizinalrat. Für das Studienjahr 1896/97 wurde er zum Dekan der Fakultät gewählt. An Ordensauszeichnungen besaß er den Roten Adlerorden IV. Klasse und das Comthurkreuz

II. Klasse des Königl. sächsischen Albrechtsordens.

Die Krankheit, die ihm ein so beklagenswert frühes Ende bereitete, ein Nierenleiden, stellte sich bald nach seiner Über- siedelung nach Breslau ein. Wiederholt mußte er in den letzten Jahren seine Tätigkeit unterbrechen, um Erholung zu suchen. Vor Beginn des Wintersemesters 1902/03 kam wiederum eine schwere Attaque mit Herzstörungen und Ödemen. Kast reiste nach dem Süden. In Nizza schien er sich anfangs gut zu erholen. Bald trat jedoch eine Verschlimmerung ein und am 6. Januar d. J. (1903) endete dort sein Leben. Seine Leiche wurde nach Freiburg i. B. überführt und dort beigesetzt. Die Fakultät war bei der Bestattung vertreten.

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Kasts äußere Erscheinung war eine ungewöhnlich ge- winnende. Sein hoher Wuchs, sein Kopf mit dem vornehmen Barte machten einen imponierenden Eindruck, der selbst in den letzten 3 Jahren seines Lebens unter dem Einflüsse seines Leidens nicht verloren ging, obschon in seinem Gesichte die Zeichen der Krankheit deutlich erkennbar waren und ihn vor- zeitig gealtert und zuweilen fast gebrechlich erscheinen ließen.

Wie in seiner äußeren Erscheinung, so war er auch als innere Persönlichkeit gesellschaftlich etwas Besonderes, Her- vorragendes. Geistvoll, liebenswürdig, vorzüglicher Gesell- schafter von angenehmen Formen, mannigfaltig begabt, ein feiner Beobachter, großer Menschenkenner, unterhaltend, gleich- viel ob man mit ihm allein oder in größerem Kreise zusammen war, mußte er Jedem als ein durchaus ungewöhnlicher, hervor- ragender Mensch nicht bloß für den Augenblick imponieren und gefallen, sondern einen bleibenden Eindruck machen. Für die, die ihn näher kannten, wird er als vornehmer, hochanständiger Charakter unvergeßlich bleiben. Er war eher weich und menschenfreundlich als energisch zugreifend. Für seine Person hatte er kein großes Gesellschaftsbedürfnis, und hier in Breslau lebte er sehr zurückgezogen und seinem Berufe sich widmend, so daß er wenig nach außen hervortrat. In seinen amtlichen Geschäften, als Dekan und innerhalb der Fakultät, zeigte er eine ganz ungewöhnliche Geschicklichkeit und Feinheit, die auf der Klarheit seines Urteils und auf seiner großen Menschen- kenntnis beruhte.

Als Arzt war er allgemein sehr beliebt bei Patienten wie bei Ärzten. Vornehm hier, wie überall, kam seine Persönlich- keit zu voller Geltung. Jene Imponderabilien, die sich aus keinem Lehrbuche der Therapie oder Arzneimittellehre erlernen lassen, traten hier in segensreiche Tätigkeit. Seine große, unvergleichliche Menschenkenntnis, das Eingehen auf die per- sönlichen Verhältnisse des Kranken, seine seelische Anpassungs- fähigkeit und seine Kunst, dem eigenen Tun und Reden sofort die sachlich erforderliche Form in höchster Vollendung zu geben, verliehen ihm als Arzt und Ratgeber in den Augen derer, die seinen Rat suchten, ein geradezu übernatürliches Ansehen, welches vielfach schier Wunder wirkte. Und indem

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er in seltener Pflichttreue dem Hilfesuchenden sein reiches ärztliches Wissen und Können darbot, war er ein in Wahrheit großer Arzt.

Als Lehrer wird er seinen Schülern unvergeßlich bleiben. Sein Vortrag war geistvoll, klar und fesselnd und Meister in der Krankenuntersuchung wie er war, verstand er es, seine Schüler zu vorzüglichen Ärzten zu bilden.

Seine wissenschaftlichen Leistungen verteilen sich, seinem Bildungsgänge entsprechend, auf zahlreiche Gebiete der inneren Medizin und ihrer Hilfswissenschaften. Man kann die Arbeiten ihrem Inhalte nach in drei Gruppen teilen: in die Arbeiten all- gemein-klinischen und therapeutischen Inhaltes, in die neuro- logischen und in die physiologisch - chemischen (pharma- kologischen) Arbeiten.

Die Arbeiten aus den ersten Jahren der wissenschaftlichen Tätigkeit Kasts verdanken ihre Entstehung vorwiegend den Anregungen, die Kast aus seiner Assistentenzeit bei Erb in Leipzig erfahren hat. Sie sind daher zumeist neurologischen Inhalts. Auch während der ersten Jahre seiner Freiburger Assistenlenzeit an der Klinik Bäumlers, wo der Neurologie stets besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, hat Kast sich hauptsächlich mit neurologischen Fragen beschäftigt. Dieser ersten Neigung zur Neurologie ist er auch später in Hamburg und Breslau nie ganz untreu geworden.

Die frühesten neurologischen Arbeiten Kast's beschäftigen sich hauptsächlich mit der sogen, primären degenerativen Neuritis. Bis zum Beginne der 80er Jahre vor. Jahrhunderts hatte man den primären Erkrankungen der peripherischen Nerven abgesehen von den traumatischen und neuralgischen Läsionen nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es erregte daher großes Interesse, als man namentlich durch die Arbeiten französischer Forscher erfuhr, daß zahlreiche aus- gedehnte Lähmungszustände im Gebiete der Rückenmarks- und der bulbären Nerven auf primären Degenerationszuständen der betr. peripherischen Nerven beruhe. Zahlreiche Forscher wandten sich nun mit größtem Eifer dem Studium der mul- tiplen Neuritis zu und auch Kast hat mehrere wertvolle

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Beiträge zur Kenntnis dieses wichtigen Gebietes geliefert. Be- sonders bedeutungsvoll waren in dieser Beziehung auch seine experimentellen Untersuchungen über den Entzündungs- vorgang in den peripherischen Nerven. Gegenüber der ver- breiteten Lehre von dem häufigen Vorkommen einer sogen. Neuritis ascendens stellte er durch Versuche, die er im Cohnheimschen Institute in Leipzig begonnen hatte, fest, daß bei streng aseptischem Verlaufe nur eine lokalisierte ver- narbende Entzündung entstehe, während die ascendierende Neuritis ihren Ursprung stets einer eitrigen phlegmonösen In- fektion des perineuritischen Bindegewebes verdanke. In klinischer Hinsicht waren namentlich wichtig seine Beobach- tungen aus der Freiburger Klinik über die Entstehung poly- neuritischer Erkrankungen im Anschluß an Puerperalerkran- kungen, an Diphtherie, an Alkoholismus u. a.

Die Arbeiten über Polyneuritis führten Kast zur Er- örterung gewisser Fragen aus der allgemeinen Nervenpathologie, insbesondere zum Studium des schwierigen Problems der Ataxie. Bemerkenswert ist seine Arbeit über „Bewegungs- ataxie bei akuten Querschnittserkrankungen des Rückenmarks44 (Festschrift der 5ü. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Freiburg i. B. 1883). Er beschreibt darin das Auf- treten ataktischer Bewegungsstörungen in der Rekonvalescenz akuter Querschnittserkrankungen ohne jede nachweisbare Störung des Muskelsinnes. Von prinzipieller Bedeutung war auch der Nachweis des peripherischen Ursprungs gewisser Formen der postdiphtherischen Ataxie.

Im Anschluß hieran sei auch die eigentümliche Be- wegungsstörung erwähnt, die Kast bei einem Hemiplegiker beobachtete und als „transcorticale" Erscheinung deutete. Der betr. Kranke, ein 53jähr. Hemiplegiker, hatte eine voll- ständige Aufhebung aller willkürlichen Einzelbewegungen im Gesicht, in den Kiefern und in der Zunge. Beim Essen, bei Schmerzäußerungen u. dergl. traten aber in den sonst scheinbar gelähmten Muskeln deutliche, kombinierte Bewegungen auf.

Schließlich sind unter den neurologischen Arbeiten Kasts noch mehrere Untersuchungen hervorzuheben, die sich mit der Pathologie und pathologischen Anatomie des Gehörs

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beschäftigen. Wichtig war zunächst die 1887 im Archiv für Psychiatrie erschienene Arbeit: „Zur Anatomie der cerebralen Kinderlähmung", worin Kast die Frage nach der anatomischen Grundlage der verhältnismäßig so häufig auftretenden Hemi- plegie im Kindesalter erörterte. Konnte er auch zu keinem abschließenden Urteil kommen, so lieferten seine Untersuchungen doch wichtiges Material zu dieser auch jetzt noch keineswegs entschiedenen Frage. Wiederholt beschäftigt hat sich K. mit dem interessanten Symptomenkomplex der Aphasie; nament- lich hat seine Mitteilung über die bei aphatischen, nicht selten auftretenden Störungen der musikalischen Fertigkeiten vielfach anregend auf spätere Untersucher eingewirkt. Ein verwandtes Gebiet betrifft auch die Arbeit K.s über die Be- ziehungen zwischen Schwerhörigkeit und Worttaubheit, worin insbesondere auch die Bedeutung von Labyrintherkrankungen für * das Auftreten sensoriell-aphatischer Symptome erörtert wurde.

Noch in den letzten Jahren seines Lebens hat K. seine Schüler zu neurologischen Arbeiten angeregt. Hervorzuheben sind namentlich mehrere Arbeiten aus der Breslauer Klinik, die sich mit der Frage nach der Entstehung des Lokalisations- vermögens für die verschiedenen Hautreize beschäftigen.

Unter den allgemein kl in i sehen Arbeiten K.s erwähnen wir zunächst die Beiträge zur Pathologie der Leukämie, zumal ein Teil dieser Arbeit auch noch von neurologischem Interesse ist. K. erörtert nämlich die bei Leukämie zuweilen auftretenden Lähmungserscheinungen, insbesondere im Gebiete der Bulbär- nerven. Außerdem erörtert er die Gerinnungsvorgänge im leukämischen Blut und führt den bei Leukämie zuweilen vor- kommenden anhaltenden Priapismus auf abnorme Gerinnungs- vorgänge in der cavernösen Bluträumen zurück. Sodann ver- dienen hervorgehoben zu werden die durch den Einfluß der Hei denhain sehen Untersuchungen über die Lymphbildung entstandenen Ermittelungen Kast's zur Pathologie der ne- phritischen Ödeme. K. konnte den experimentellen Nachweis liefern, daß unter Umständen, wenn auch nicht regelmäßig, nach der Injektion des Blutserums eines ödematösen nephri- tischen Patienten eine erhebliche Steigerung der Lymphbildung beim Hunde erzielt werden kann. Es liegt nahe, den Nachweis

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derartiger „lymphagoger Stoffe" im Blutserum von Nieren- kranken mit dem Auftreten der nephritischen Ödeme in einen gewissen Zusammenhang zu bringen.

Die Arbeiten, die Kasts Namen in weitesten Kreisen bekannt gemacht haben, liegen auf pharmakologisch- therapeutischem Gebiete. Die neuere Medizin verdankt K. die Einführung mehrerer der wichtigsten und wirksamsten Arzneimittel. So empfahl er als Erster zusammen mit 0. Hins- berg das Phenacetin (Acetphenetidin), welches in Anlehnung an das bereits bekannte Acetanilid dargestellt war; wie bekannt, behauptet dieses Mittel heute noch seinen Platz im Arznei- schatze. Bald darauf, 1888, untersuchte er in Gemeinschaft mit E. Baumann das Sulfonal und (1889) das chemisch zur selben Gruppe gehörende Trional (und Tetronal). Die Trional- Tetronalarbeit betrifft nicht bloß diese beiden, sondern um- faßt zahlreiche andere Substanzen aus der Disulfon-Gruppe. Sie ist von höherem allgemein-pharmakologischen Standpunkte aus konzipiert und durchgeführt. Die Schicksale dieser Sub- stanzen im Organismus, die Beziehung dieser Schicksale zur Wirksamkeit, und die Beziehungen beider zur chemischen Konstitution sind in vorzüglicher Weise untersucht. Diese Arbeit stellt einen wesentlichen Fortschritt für die allgemeine Pharmakologie dar und ist ein schönes Denkmal der beiden Autoren. Ebenfalls von derartig höherem biochemischem Gesichtspunkte aus gearbeitet ist die klinische Untersuchung K.s (in Gemeinschaft mit Baas) über die diagnostische Ver- wertung der renalen Ausscheidung der Ätherschwefelsäure, desgleichen die über die renale Ausscheidung einiger ge- chlorter organischer Substanzen.

Die im Vorhergehenden genannten Arbeiten sollen nur einen Überblick über Kasts Leistungen geben. Eine er- schöpfende Aufzählung aller seiner Publikationen kann hier nicht wohl gegeben werden, ebensowenig wie auf die mannig- faltigen von ihm angeregten und veranlaßten Arbeiten seiner Schüler eingegangen werden kann. Daß die Erinnerung an ihn in Ehren fortdauere, dafür bürgen seine Leistungen und der tiefe Eindruck, den seine Persönlichkeit auf uns alle gemacht hat. W. Fi lehne.

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Inhalts-Verzeichnis

I. Behörden der Universität. Seite

1. Kuratorium 3

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1902 3

b. Winter-Semester 1902/1903 3

n. Lehrkörper der Universität.

Veränderungen gegen das Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfälle 4

2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc 4

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen 6

2. Habilitationen 7

C. Beurlaubungen 8

D. Auszeichnungen 8

E. Sonstige Veränderungen 8

III. Beamte der Universität (Akademische Verwaltung) 9

IV. Anstalten nnd Kommissionen der Universität.

1. Wissenschaftliche Anstalten.

a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek 10

b. Das akademische Lese-Institut 15

c. Seminare.

1. Das katholisch-theologische Seminar 16

2. Das evangelisch-theologische Seminar 18

3. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen Fakultät 19

4. Das juristische Seminar 19

5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar . . 20

6. Das historische Seminar 21

7. Das kunstgeschichtliche Seminar 22

8. Das philologische Seminar 23

9. Das archäologische Seminar 24

10. Das germanistische Seminar 24

11. Das romanisch-englische Seminar 25

12. Das slavisch-philologische Seminar 26

13. Das geographische Seminar 27

14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... 27

15. Das philosophische Seminar 28

11

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d. Die Kunst-Institute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (archäologisches Museum) 30

2. Das Institut für mittelalterliche und neuere Kunst- geschichte 31

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik .... 31

e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut 3*

S. Die Sternwarte 35

3. Das chemische Institut 37

4. Das pharmazeutische Institut 39

5. Das mineralogische Institut und Museum .... 41

6. Das geologisch-paläontologische Institut und Museum 4-2

7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum . . 46

8. Das pflanzenphysiologische Institut und das botanische Museum 48

9. Das zoologische Institut und Museum 50

f. Landwirtschaftliche Institute.

I. Allgemeines 53

II. Spezielles:

a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen- produktionslehre 54

b. Das Institut für landwirtschaftliche Tierproduk- tionslehre und Veterinärkunde 56

c. Das agrikultur-chemische und bakteriologische Institut 57

d. Das landwirtschaftlich-technologische Institut . . 58

e. Der kulturtechnische Apparat . 60

g. Theoretische Institute der medizinischen Fakultät.

1. Das anatomische Institut 61

2. Das physiologische Institut 61

3. Das pathologisch-anatomische Institut 64

4. Das pharmakologische Institut 64

5. Das hygienische Institut 65

h. Die klinischen Institute.

1. Die medizinische Klinik 66

2. Die medizinische Poliklinik 69

3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 70

4. Die Klinik für Augenkranke 73

5. Die Frauenklinik und Poliklinik 77

6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische Krankheiten 80

7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven- krankheiten 83

8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder ... 86

9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten 88

10. Das zahnärzüiche Institut 89

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Seite

2. Die Professoren-Witwen- und Waisen-Versorgungs-Anstalt 92

3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten 93

4. Honorar- und Stundungswesen 94

5. Stipendien und Stiftungen für Studierende:

a. Studenten-Unterstützungs-Fonds 94

b. Stipendien-Fonds 95

6. Kranken- und Begräbnis-Kasse für Studierende:

a. Die Studenten-Kranken-Kasse 99

b. Die Studenten-Begräbnis-Kasse 100

Y. Akademische Grundstücke und Kapitalien.

1. Grundstücke 101

2. Kapitalien 101

Tl. Wichtigere Minister ial - Erlasse, Koratorialschrelben and Senatsbesehlösse.

1. Für die Universität überhaupt.

a. Ministerial-Erlasse und Kuratorialschreiben .... 102

b. Senatsbeschlüsse 106

2. Für die einzelnen Fakultäten.

Ministerial-Erlasse 107

TU. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse 108

2. Programme (sind nicht erschienen) 109

3. Adressen 110

Till. Studierende.

1. Hörerzahl.

Sommer-Semester 1902 113

Winter-Semester 1902/03 114

2. Beteiligung an den Vorlesungen 115

3. Lösungen von Preisaufgaben 120

4. Vereine und Verbindungen 120

5. Akademische Disziplin 121

IX. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 121

2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 122

X. Nekrologe.

Professor Dr. Julius Bruck 131

< Richard Förster 133

- Alfred Käst 154

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Chronik

der

Königlichen Universität

zu Breslau

für das Jahr

vom I. April 1903 bis 31. März 1904.

Jahrgang 18.

Breslau.

Druck von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)

1904.

Di

I. Behörden der Universität.

1. Kuratorium.

Der Herr Universitäts - Kurator Dr. med. h. c. Fürst von Hatzfeldt Herzog zu Trachenberg ist am 30. Juni 1903 zum Ehrendoktor der juristischen Fakultät promoviert worden. Das ihm hierüber erteilte Diplom sagt als Veranlassung dieser Ehrung wörtlich: „viro in administranda et provincia et uni- versitate iustitia peritia humanitate praecellenti ordinis nostri Semper fautori usibus ejus sagacissime prospicienti de iuris doctrina optime merito."

Am 14. Oktober desselben Jahres schied derselbe infolge des Übertritts in den Ruhestand aus seinem Amte, dessen er durch zehn Jahre zum Wohle der Universität gewaltet hat.

Die besondere Hochschätzung, deren er sich seitens aller Angehörigen der Universität erfreut hat, kam in mannigfachen Ehrungen zum Ausdruck. Am 30. Juni, dem Tage, an dem er sich in der Aula Leopoldina von dem Lehrkörper und der Beamtenschaft der Hochschule persönlich verabschiedete, er- nannte ihn die juristische Fakultät zu ihrem Ehrendoktor (s. oben); daran schloß sich die Überreichung einer Adresse seitens des Rektors, welche die Unterschriften sämtlicher Dozenten der Universität, der Beamten der Königlichen und Universitäts-Bibliothek sowie der akademischen Verwaltung und auch der Instituts-Assistenten trug.

An seiner Stelle ist auf Grund Allerhöchster Ermächtigung durch Erlaß des Herrn Ministers der geistlichen etc. Ange- legenheiten vom 13. Oktober 1903 dem Herrn Oberpräsidenten, Staatsminister Dr. Grafen von Zedlitz und Trützschler das Amt des Kurators übertragen worden.

1*

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4

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1903. Rektor: Geh. Justiz-Rat Prof. Dr. Leonhard; Prorektor: Prof. Dr. II illebrandt;

Universitätsrichter: Ober-Reg.-Rat, Direktor des Provinzial- Schulkollegiums, Dr. Mager;

Dekane:

der katholisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Nikel; der evangelisch-theologischen Fakultät: Prodekan Kon- sistorialrat Prof. Dr. Kawerau;

der Dekan, Prof. Dr. Müller ist infolge seiner Be- rufung an die Universität Tubingen mit Schluß des Winter-Semesters 1902/03 ausgeschieden; der juristischen Fakultät: Prof. Dr. Jörs; der medizinischen Fakultät: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Flügge; der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Appel.

Gewählte Senatoren:

Geh. Rcg.-Rat Prof. Dr. La den bürg, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Ponfick, Prof. Dr. Part sc h, Prof. Dr. Holdefleiß, Prof. Dr. Fraenkel, Prof. Dr. Pohle.

b. Winter-Semester 1903/04.

Rektor: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Rosanes,

Prorektor: Geh. Justizrat Prof. Dr. Leonhard, Universitätsrichter: Ober-Re^.-Rat, Direktor des Provinzial- Schulkollegiums, Dr. Mager;

Dekane:

der evangelisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Cornill; der katholisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Nürn- berger;

der juristischen Fakultät: Prof. Dr. Gretener;

der medizinischen Fakultät : Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Pon f i c k ;

der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Hintze.

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5

Gewählte Senatoren:

Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Ladenburg, Domherr Prof. Dr. Sdralek, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küstner, Prof. Dr. Fraenkel, Prof. Dr. Norden, Prof. Dr. Arnold.

II. Lehrkörper der Universität.

Veränderungen gegen das Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfälle. Es sind verstorben:

am 1. Juni 1903 der ordentliche Honorar-Professor in der philosophischen Fakultät Dr. Karl Friedrich Wilhelm Müller;

am 14. Juli 1903 der ordentliche Professor in der evangelisch-theologischen Fakultät und Senior der- selben Dr. theol. et phil. Ludwig Hahn;

am 27. Dezember 1903 der ordentliche Honorar-Professor in der katholisch-theologischen Fakultät Dr. Erich Frantz.

Näheres hierüber enthalten die unter Abschnitt X beige- fügten Nekrologe.

2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc.:

Der ordentliche Professor in der katholisch-theologischen Fakultät Dr. Aloys Schaefer ist infolge seiner Er- nennung zum ordentlichen Professor in der neu er- richteten katholisch-theologischen Fakultät der Universität Straßburg am 1. Oktober 1903 ausgeschieden;

der Privatdozent in der medizinischen Fakultät Professor Dr. Karl Bonhoeffer ist mit Beginn des Winter- Semesters 1903/04 zum ordentlichen Professor an der Universität in Königsberg ernannt worden;

der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Paul Stolper ist am Schlüsse des Sommer-Semesters 1903 als kom- missarischer Kreisarzt nach Göttingen übergesiedelt und damit ausgeschieden;

der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Dr. Aloys Schulte ist vom 1. April 1903 ab in gleicher Eigenschaft an die Universität Bonn versetzt und

der außerordentliche Professor in derselben Fakultät Dr. Carl Brockel mann ist am Beginn des Sommer- Semesters 1903 zum ordentlichen Professor an der Universität Königsberg ernannt worden;

der Privatdozent in der philosophischen Fakultät Dr. Max Gebauer ist infolge seiner Ernennung zum Dozenten an der Königlichen Akademie in Posen zu Beginn des Winter-Semesters 1903/04 ausgeschieden-,

die Privatdozenten in derselben Fakultät Prof. Dr. Max Scholtz und Dr. Walther Stein sind zu außer- ordentlichen Professoren an der Universität Greifswald bezw. Göttingen ernannt worden.

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen.

a. In der katholisch-theologischen Fakultät.

Der bisherige Pfarrer in Geislingen Dr. Ignaz Rohr ist mit dem 1. Okiober 1903 zum ordentlichen Professor für neu- testamentliche Exegese und Theologie ernannt worden.

b. In der medizinischen Fakultät

Der ordentliche Professor an der Universität Erlangen Dr. Adolf von Strümpell ist mit Beginn des Wintersemesters 1903,04 in gleicher Eigenschaft an die hiesige Universität be- rufen und zum Direktor der medizinischen Klinik ernannt worden.

c. In der philosophischen Fakultät. Der Güterdirektor Dr. Fri edrich Aereboe zu Pförten N/L. ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät unter der Verpflichtung ernannt worden, die allgemeine

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Wirtschaftslehre des Landbaues, insbesondere die landwirt- schaftliche Betriebs- und Taxationslehre in Vorlesungen und Übungen zu vertreten. Derselbe tritt sein neues Amt zu Be- ginn des Sommer-Semesters 1904 an.

Dem Syndikus der Breslauer Handelskammer und Börse, Gerichtsassessor a. D. Dr. jur. Conrad Ernst Biese nfeld ist das neubegründete Lektorat für landwirtschaftliche Handels- kunde vom 1. Oktober 1903 ab mit der Verpflichtung übertragen worden, in jedem Semester eine mindestens zweistündige Vor- lesung über diese Disziplin anzukündigen.

2. Ernennungen.

Es sind ernannt worden:

a. in der juristischen Fakultät: Der außerordentliche Professor Dr. Kon r ad Beyerle zum ordentlichen Professor.

b. In der philosophischen Fakultät: der außerordentliche Professor Dr. Franz Kampers zum ordentlichen Professor und Mitdirektor des historischen Seminars.

3. Habilitationen. Als Privatdozenten habilitierten sich:

a. in der juristischen Fakultät:

Dr. Wilhelm Hed e man n am 16. Oktober 1903 für Bürger- liches Recht, Römisches Recht und Zivilprozeßrecht.

b. in der medizinischen Fakultät:

Dr. Otfrid Foerster am 6. August 1903 für Psychiatrie

und Nervenheilkunde, Dr. Georg Wetzel am 21. November 1903 für Anatomie

und

Dr. Arthur Keller am 3. März 1904 für Kinderheilkunde.

c. In der philosophischen Fakultät: Dr. Julius Meyer am 28. Juli 1903 für Chemie, Dr. Georg Berndt am 30. Oktober 1903 für Physik, Dr. Felix Jacoby am 3. November 1903 für alte Philologie und

Dr. Clemens Schaefer am 21. November 1903 für Physik.

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C. Beurlaubungen

Es waren beurlaubt:

a. für ein weiteres Jahr:

der ordentliche Honorar-Professor in der katholisch-theo- logischen Fakultät Dr. Erich Frantz (siehe A. Abgang, 1. Todesfälle),

der außerordentliche Professor in der juristischen Fakultät Dr. Felix Bruck,

der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Berthold Freudenthal und

der außerordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Dr. Otto Auhagen.

b. für das Winter-Semester 1903/04:

der außerordentliche Professor in der evangelisch-theolo- gischen Fakultät Dr. Max Löhr, zur Übernahme einer Mitarbeiterstelle an der Anstalt des deutsch-evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des heiligen Landes in Jerusalem und

der Privatdozent in der medizinischen Fakultät Dr. Her- mann Stahr.

Außerdem war der ordentliche Professor in der philo- sophischen Fakultät Dr. Conrad Cichorius vom 30. Juni 1903 bis zum Schluß des Sommer-Semesters und der ordentliche Professor in derselben Fakultät Geh. Reg. -Rat Dr. Oscar Bre- feld zur Wiederherstellung seiner Gesundheit von Weihnachten 1903 bis Mitte April 1904 beurlaubt.

D. Auszeichnungen.

1. Von preußischen Orden erhielten:

den Roten Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife: die ordentlichen Professoren Dr. Hahn, Geh. Med. -Rat Dr. Ponfick und Geh. Reg.-Rat Dr. Foerster;

den Roten Adler-Orden IV. Klasse:

die ordentlichen Professoren Dr. Schmidt und Geh. Med.- Rat Dr. Uhthoff;

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den Kgl. Kronen-Orden II. Klasse:

der ordentliche Professor, Geh. Med.-Rat Dr. Flügge;

den Kgl. Kronen-Orden III. Klasse:

die ordentlichen Professoren Konsistorialrat Dr. Kawerau, Dompropst Dr. K o e n i g und Geh. Med.-Rat Dr. K ü s t n e r ;

2. Von nichtpreußischen Orden erhielten: die Russische Alexander-Erinnerungs-Medaille:

der ordentliche Professor Geh*. Med.-Rat Dr. Küstner;

das Ritterkreuz des Belgischen Leopold-Ordens: der außerordentliche Professor, Geh. Med.-Rat Dr. Ne isser;

das Offizierkreuz des Ordens „Stern von Rumänien": der ordentliche Professor Dr. Wolf.

3. Sonstige Auszeichnungen erhielten:

den Charakter als Geh. -Med.-Rat:

die ordentlichen Professoren Dr. Fi lehne und Dr. von Strümpell;

den Charakter als Geh. Reg.-Rat:

der ordentliche Professor Dr. Joseph Partsch;

das Prädikat „Professor44:

die Privatdozenten in der medizinischen bezw. philo- sophischen Fakultät Dr. Henke und Dr. Volz, sowie

der Lektor der polnischen und russischen Sprache Dr. Abicht und der Lehrer am zahnärztlichen Institut Zahnarzt Dr. Riegner.

E. Sonstige Veränderungen.

Dem ordentlichen Professor in der evangelisch-theologischen Fakultät Dr. Arnold ist das durch den Weggang des Professors Dr. Müller frei gewordene Ordinariat für Kirchengeschichte vom 1. April 1903 ab verliehen worden;

der ordentliche Professor in der juristischen Fakultät Dr. Beyer le ist beauftragt worden, vom Sommer-Semester 1904 ab neben seiner bisherigen Lehrtätigkeit auch das Land- wirtschaftsrecht in besonderen Vorlesungen und soweit er- forderlich auch in Übungen zu vertreten;

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der Privatdozent in der juristischen Fakultät Dr. Frcuden- thal, welcher infolge Annahme eines Rufes als Dozent ander Akademie für Sozial- und Handels Wissenschaften in Frank- furt a. M. dahin beurlaubt ist, ist an dieser zum Professor für öffentliches Recht und Strafrecht ernannt:

der ordentliche Professor in der medizinischen Fakultät Geh. Med.-Rat Dr. von Strümpell ist an Stelle des ver- storbenen Geh. Med.-Rats Prof. Dr. Kast zum Kurator der Studenten-Krankenkasse gewählt;

der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Dr. Siebs ist zum Direktor des akademischen Instituts für Kirchenmusik ernannt und

der dem Privatdozenten Prof. Dr. Jiriczek erteilte Auf- trag zur Vertretung der englischen Professur in Münster ist für das Berichtsjahr verlängert worden.

III. Beamte der Universität.

(Akademische Verwaltung.)

Keine Veränderungen.

IV. Anstalten und Kommissionen der Universität.

1. Wissenschaftliche Anstalten, a. Die Königliche nnd Universitäts- Bibliothek.

Etat und Ausgaben.

Für Anschaffung und Einband waren verfügbar:

der etatsmäßige Fonds von 26 000 Mark,

die Zinsen des Stein wehr sehen Vermächtnisses mit 1345 Mark

und 634 Mark Rest derselben aus den Vorjahren, die Zinsen des Oelrichsschen Vermächtnisses mit 52 Mark

und 17 Mark Rest derselben aus dem Vorjahr, ein vom Universitäts- Kuratorium bewilligter außerordent- licher Zuschuß zum Anschaffungsfonds von 800 Mark.

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Für sonstige sächliche Ausgaben sind etatsmäßig be- stimmt 3460 Mark.

Für Konservierung der Handschriften wurden vom Universitäts-Kuratorium außerordentlich bewilligt 300 Mark, als erste Rate eines für diesen Zweck in Aussicht genommenen außerordentlichen Zuschusses von 1500 Mark.

Verwendet wurden für: Bücheranschaffimgen . 25 185 Mark (im Vorjahr 24 298 Mark),

Einband 4090 * > * 5 645

sonstige sächliche Aus- gaben 3048 ^ * 3 059 *

Von den Ausgaben für Bücheranschaffungen entfielen auf Zeitschriften . 12 874 Mark (im Vorjahr 12 068 Mark), . Fortsetzungen . 8 631 * * * 5 638 . neue Bücher . 3 303 - * * 5 290 Antiquaria . . 377 « 1 302

Im Durchschnitt der beiden letzten Jahre wurden also ausgegeben :

für Zeitschriften und Fortsetzungen 19 605 Mark, * den Bucheinband .... 4 867

Dieser Betrag von zusammen . . . 24 472 Mark muß im wesentlichen als unveränderlich festliegend betrachtet werden, so daß von den einschließlich des Steinwehr- und Oelrichs-Fonds für Anschaffung und Einband regelmäßig be- stimmten 27 397 Mark nur 2925 Mark für Anschaffungen frei verfügbar bleiben.

Daß es mit so geringen Mitteln nicht möglich ist, eine auch nur den dringendsten Bedürfnissen einigermaßen ge- nügende Auswahl der Neuerscheinungen zu erwerben, liegt auf der Hand. Für Ergänzung alter Lücken und zur Benutzung der sich bietenden Gelegenheiten zu antiquarischen Erwer- bungen bleibt nichts übrig. Es ist unmöglich, die an alten Beständen so reiche und eigenartige Breslauer Bibliothek mit so unzulänglichen Mitteln auf der alten Höhe zu erhalten. Schon in den letzten Jahren hat sich der Übelstand der zu geringen Dotation sehr empfindlich geltend gemacht, da es oft nicht möglich war, die berechtigtsten Wünsche der Dozenten

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und anderer Benutzer bei den Anschaffungen zu berück- sichtigen, obgleich in diesen Jahren immerhin noch einige außerordentliche Mittel (1902: 2750 Mark, 1903: 1860 Mark) verfügbar waren, wozu für die nächste Zukunft leider keine sichere Aussicht vorhanden ist.

Es ist daher auf das dringendste zu wünschen, daß die Anträge auf Erhöhung des seit 1886 völlig unverändert ge- bliebenen Anschaffungsfonds, die in den beiden Vorjahren der ungünstigen Finanzlage wegen nicht berücksichtigt werden konnten, recht bald Erfolg haben möchten.

Vermehrung.

Der Bücherbestand wurde vermehrt durch Kauf um ... 2012 bibliographische Bände, Schenkung um 1 691 « * Tausch um . . 8 056 * - Pflichtlieferung um 996 = »

insgesamt um 12 755 bibliographische Bände.

Davon entfielen auf: Allgemeines .... 538 Bände (darunter gekauft: 143 Bände),

Theologie 349 * * 168

Rechtswissenschaft . 488 * * > 192

Staatswissenschaft. . 364 * * 117

Medizin 292 * * - 130

Naturwiss. u. Mathem. 336 * * * 226

ökon., Technol. . . 156 * - * 11

Geschichte u. Hilfswiss. 1152 * * * 461

Sprachen u. Literatur 653 * * * 382

Philos. u. Pädag. . . 490 * * « 87

Kunst 154 * - 95

Univ.- u. Schulschriften 7762 *

Handschrilten ... 21 * * *

Unter den Geschenkgebern sind außer zahlreichen in- und ausländischen Behörden, Kreisverwaltungen, Städten, Han- delskammern, Bibliotheken, industriellen Werken, welche Be- richte und andere Drucksachen regelmäßig überwiesen, be- sonders zu erwähnen:

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Das Fürstbischöfliche Konsistoriuni zu Wien, das Archiv der Stadt Kronstadt (Brassö), die Stadtverwaltung zu De- venter, das Landratsamt zu Hirschberg, die Königliche Bibliothek zu Berlin, die Universitäts-Bibliothek zu Heidel- berg, die Stadtbibliotheken zu Breslau, Hamburg und Zürich, das Conseil internat. pour Pexploration de la mer in Kopenhagen;

ferner die Herren Professor Ab egg, Oberbibliothekar Pro- fessor de Boor, Dr. Breslauer, Oberbibliothekar Professor Cohn, Geheimer Medizinalrat Professor Cohn, E ich bor n «fc Co., Geheimrat Professor Dahn, Bankbeamter Gräbisch, Professor Hi llebra ndt, Professor Kampe rs, Geheimrat Pro- fessor Ladenburg, Bibliothekar Dr. Marquardt, Professor Nikel, Geheimer Medizinalrat Professor Richter, Professor Siebs und Frau Oberstabsarzt Kiesewalter, sämtlich in Breslau;

endlich von Auswärtigen die Herren Emil Clemens, Elie de Cyon, W. N. Clemm, Ant. Hambloch, Direktor Keysser in Köln, Dr. E. Klöppel in Elberfeld, Hugues Krafft, stud. Lichtenstein in Bonn, Alb. Löwy, Raoul de La Grasserie in Nantes, Dr. P. J. Möbius in Leipzig, Bibliothekar Mor. Müller in Aachen, Dr. Emil Neubürger in Frankfurt a. M., Oberpfarrer 0. Neumann in Naumburg a. S., J. Praun, C. G. W. Rääf, Professor Frdr. Reuter in Erlangen, Adf. Schaf- heitlin in Positano, Dr. Adf. Schmidt in Potsdam, Haus Spörry, Professor E. Teza in Padua, Professor P. v. Wintcr- feld in Berlin, Frhr. W. C. v. Wintzingerode.

Durch Erlaß des Herrn Justizministers vom 4. Juli 1002 wurden die Gerichte angewiesen, die aus ihren Bibliotheken ausgeschiedenen älteren rechtsgeschiclitlichen Werke an die Üniversitäts-Bibliothek ihrer Provinz abzuliefern. Dies ist bis- her geschehen seitens des Oberlandesgerichts zu Breslau und der Amtsgerichte zu Naumburg a. Q. und zu Sagau.

Die durch Vermächtnis des im Jahre 181)3 verstorbenen Professors an der hiesigen Universität Geheimrat Rieh. Roepell der Bibliothek überwiesenen Kollektaneen des genannten Ge- lehrten zur polnischen Geschichte wurden erst jetzt durch Herrn Dr. Plehn in Berlin abgeliefert.

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Benutzung.

Die Zahl der erledigten Bestellzettel betrug 51404.*)

Von den bestellten Büchern wurden

verabfolgt 33 136 = 65,5 °/0,

als verliehen bezeichnet .... 8 502 = 16,5 als nicht vorhanden bezeichnet 7 701 = 15 °0,M) als nicht verleihbar bezeichnet 1 347 = 2,6 °/0,

mangelhaft bestellt waren . . . 718 = 1,4 °/©-

Der allgemeine und der Dozenten -Lesesaal waren ge- öffnet an 291 Tagen; die Zahl der Benutzer betrug rund 15 400. In die ausgelegten Benutzerlisten trugen sich 12 349 Besucher ein, davon im Dozentenlesezimmer 822. Nach einer während 19 Tagen durchgeführten genauen Zählung hatten sich von 927 Besuchern nur 743 eingetragen, so daß die Ge- samtzahl wie oben auf 15 400 zu erhöhen war.

Abgesehen von der Handbibliothek, deren Benutzung nicht gezählt werden kann, wurden in den Lesesälen benutzt 10 222 Bände Druckschriften und 93 Handschriften.

Die Zahl der in Breslau ansässigen Entleiher betrug 1910; die Zahl der an dieselben nach Hause verliehenen Bände: 30 879.

Nach auswärts wurden Bücher verliehen:

an 377 Einzelpersonen und an 68 Behörden und Institute.

*) Die Zahl umfaßt aufler den in die Zettelkästen eingeworfenen oder durch die Post eingesandten Zetteln auch die Zettel für die von den Do- zenten selbst ohne vorherige schriftliche Bestellung aus den Büchersälen geholten Werke. Noch nicht mitgezählt sind in diesem Jahr die Zettel für die aus der Lesesaalhandbibliothek bis zum folgenden Tage nach Hause verliehenen Werke, die nach Erlaß des vorgesetzten Ministeriums vom 13. Februar 1904 in Zukunft mitgerechnet werden sollen. Ihre Zahl dürfte sich hier auf etwa 500 im Jahre belaufen.

**) Diese Zahlen würden sich nicht unwesentlich erhöhen, wenn be- kannt würde, wie viele Werke von den Dozenten vergeblich gesacht worden sind.

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Nach auswärts versandt wurden: 4087 Bände Druckschriften*) (darunter im regelmäßigen Leihverkehr an die Königliche Bibliothek in Berlin 23 Bände und an die höheren Lehranstalten in Schle- sien und Posen 1040 Bände); 23 Handschriften. Von auswärts wurden aus zusammen 27 Bibliotheken entliehen:

1399 Bände Druckschriften (darunter im Leihverkehr von der Königlichen Bibliothek in Berlin 956 Bände), 31 Handschriften. Von wissenschaftlichen und bibliographischen Anfragen wurden 87 erledigt.

Stand der Entleiher.

in Breslau Auswärtige _____

Summe

Hochschullehrer

Studierende und Kandidaten**)

Geistliche***)

Juristen und höhere Verwaltungsbeamtet).

Arzte

Beamte wissenschafll. Institute . .

Lehrer an höheren Schulen

Lehrer an niederen Schulen

Subaltern- und sonstige Beamte

Schriftsteller, Künstler

Techniker. Landwirte, Fabrikanten, Kauf- leute

Militärpersonen

Mannliche Personen ohne Beruf

Frauen

Behörden, Institute

119 1158 33 210 75 50 83 26 17 7

28 6

32 57 9

1910

2 91 83 70 28

8 23 32

4

3

r> 7

14

6 68

445

121 1249 116

280 103 58 106 58 21 10

34 13 46 63 77

2 355

*) Die entsprechende Zahl ist im vorigen Jahresbericht durch einen Irrtum auf 5336 angegeben worden, während sie nur 4560 betrug.

**) Einschließlich der Kandidaten der Theologie vor bestandenem zweiten Examen.

***) Einschließlich der Kandidaten der Theologie nach bestandenem zweiten Examen.

t) Einschließlich der Referendare.

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Von den Dozenten der Universität benutzten 119 = 70% die Bibliothek.

Benutzung durch die Studierenden.

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31— :U(l,n aller Hörerinnen

Katalogisierung uud Konservierung.

Die Umordnung des alphabetischen Zettelkatalogs nach Vorschrift der Instruktion vom 10. Mai 1899 wurde fortgesetzt. Die Berichtigung des ersten Ordnungswortes ist beendet worden und auch die Wiedereinordnung der im Laufe dieser Arbeit vorläufig herausgenommenen und in einem Ergänzungskatalog vereinigten Zettel wurde so gefördert, daß die Beendigung auch dieser Arbeit im Laufe des Rechnungsjahres 1904 als gesichert angesehen werden kann.

Die Vergleichung unseres Zettelkatalogs für den Gesamt- katalog der preußischen Bibliotheken hat ihren regelmäßigen Fortgang genommen; bis zum 31. März 1904 ist der Ab- schnitt A Barld des Gesamtkatalogs verglichen worden. Von den 3G081 Werken, welche die Berliner Königliche Bibliothek in diesem Abschnitt besitzt, waren hier 6794 = 18,8 °/0 vor- handen; dagegen besitzt Breslau 5158 Werke, die in Berlin fehlen.

Von dem ganzen bisher verglichenen hiesigen Bestände von 11952 Werken waren also 56,8 % auch in Berlin vor- handen, 43,2 °/0 sind Breslau eigentümlich.

Für die Gesamtkatalogarbeit und für die im unmittelbaren Zusammenhang damit auszuführenden Berichtigungen unseres alphabetischen Katalogs waren zwei außerordentliche Hilfs-

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arbeiter eingestellt, die indessen zur Bewältigung der sich er- gebenden Mehrarbeit nicht immer ausreichten.

Die Bearbeitung der umfangreichen unkatalogisierten Reste aus alter Zeit konnte leider aus Mangel an Arbeitskräften nur wenig gefördert werden.

Von den etwa 3000 unkatalogisierten in alphabetischer Folge aufgestellten älteren Pflichtexemplaren wurden die Buchstaben J Sch für den Zettelkatalog aufgenommen.

Von den im Jahre 1891 der Bibliothek überwiesenen Besten der alten Studentenbibliothek konnten nur 85 Werke = 111 Bände inventarisiert und katalogisiert werden.

Für das im Auftrage der Bibliotheksverwaltung von dem Bibliothekar Dr. Pretzsch außerdienstlich bearbeitete Gesamt- verzeichnis der Breslauer Universitätsschriften 1811 bis 1885 wurde die Bestandsaufnahme und die aktenmäßige Kontrolle der Vollständigkeit beendet. Auch die biblio- graphischen Ermittelungen der Fortsetzungen und Wieder- abdrücke einzelner Schriften sind soweit gefördert, daß das Verzeichnis im Laufe des Sommers druckfähig werden dürfte.

Trotz der Überhäufung mit anderen dringlichen Arbeiten mußte im Laufe des Jahres die Stempelung der Hand- schriften, die bisher mit verschwindenden Ausnahmen durch- weg fehlte, in Angriff genommen werden. Eine längere Hin- ausschiebung dieser trotz des bald hundertjährigen Bestehens der Bibliothek bisher unterbliebenen Arbeit erschien mit Rück- sicht auf die Sicherheit des Bestandes durchaus unzulässig.

Bei der Ausführung der Stempelung zeigte sich, daß die Einbände sehr vieler Handschriften stark beschädigt, zum Teil völlig zerstört sind, so daß sie nicht mehr den erforder- lichen Schutz für den wertvollen Inhalt bieten.

Mit Hilfe eines von dem Universitäts- Kuratorium in dankenswerter Weise bewilligten außerordentlichen Zuschusses wurden die Ausbesserungen und, wo es gar nicht zu vermeiden ist, das Neubinden begonnen. Die Arbeit wird von dem Biblio- thekar Dr. Molsdorf geleitet und erfolgt natürlich unter sorg- faltigster Schonung alles dessen, was irgendwie für die Pro- venienz und die Geschichte der Handschriften von Wert sein kann. Die Arbeit wird zugleich dazu benutzt, um bisher

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fehlende kurze Verzeichnisse der durch Alter, künstlerischen Schmuck, Schönheit oder Eigenartigkeit des Einbandes aus- gezeichneten Handschriften aufzustellen.

Ausgebessert bezw. neugebunden wurden bisher 164 Hand- schriften. Bei der eben erst begonnenen Arbeit haben sich schon mehrere recht interessante Funde von Handschriften- und Druck -Fragmenten, sowie von eingeklebten Holz- und Metallschnitten des 15. Jahrhunderts u. dgl. ergeben, über welche Mitteilung an anderer Stelle vorbehalten bleibt.

Revision.

Revidiert wurde in diesem Jahre die Abteilung Juris- prudentia 1— XL Außer 18 schon bei früheren Revisionen fehlenden Werken wurden neuerdings drei Werke vermißt.

Personal.

Der Oberbibliothekar Professor de Boor war auch während des ganzen Jahres 1903 im Interesse seiner wissenschaftlichen Arbeiten beurlaubt und wurde durch den Assistenten Dr. Georg Schneider vertreten.

Am 14. Juni 1903 wurde der Volontär Dr. Prochnow nach Göttingen versetzt.

Am 25. August 1903 trat Dr. phil. Wilhelm Kothe als Volontär ein.

Am 20. August 1903 wurde der Bibliotheksdiener Koschate als Institutsdiener an das chemische Institut der hiesigen Uni- versität und der bisherige Inhaber dieser Stelle, Tanne- berger, in die 3. Bibliotheksdienerstelle versetzt.

Der regelmäßige Dienst erfuhr leider auch in diesem Jahre mehrere sehr störende Unterbrechungen. Der Oberbibliothekar Professor Cohn fehlte wegen Krankheit 5 Wochen und wurde zur Wiederherstellung seiner Gesundheit 8 Wochen beurlaubt; der Bibliothekar Dr. von Hagen bedurfte eines 6wöchigen Erholungsurlaubs; der Bibliotheksdiener Poost fehlte krank- heitshalber 90 Tage und war zur Erholung 5 Wochen be- urlaubt.

W. Erman.

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b. Das akademische Lese-Institnt.

Der Vorstand des Instituts war zunächst wie im Vorjahre zusammengesetzt Da Professor Dr. K. Müller zu Ende des Wintersemesters einem Rufe nach Tübingen folgte, wurde an seiner Stelle Domherr Professor Dr. Sdralek zum Vorstands- mitglied gewählt.

In der Zahl der ordentlichen und der außerordentlichen Mitglieder des Vereins sowie der Teilnehmer am Lesezirkel traten nur geringe Veränderungen ein. Die Zahl der Studierenden, welche sich am Vereine beteiligten, stieg im Sommersemester 1903 nicht unerheblich, nahm aber im folgenden Winter- semester wieder ab.

Wie seit mehreren Jahren genügten auch in diesem Jahre die ordentlichen Einnahmen des Vereins nicht zur Deckung der notwendigen Ausgaben. Nur infolge einer von dem Uni- versitäts-Kuratorium gewährten außerordentlichen Unterstützung im Betrage von 500 Mark war es möglich, die bisher gehaltenen Zeitungen und Zeitschriften weiter zu beschaffen.

Brie.

c. Seminare.

1. Das evangelisch-theologische Seminar.

Die Übungen der a Utes tarnen t liehen Abteilung wurden in gewohnter Weise von D. Co rnill geleitet. Im Sommer 1903 wurde mit 9 Teilnehmern Jeremia Kap. 1 und 2, im Winter 1903/04 mit 11 Teilnehmern und zwei Hospitanten Josua Kap. 6 und 7 gelesen. Schriftliche Arbeiten sind nicht eingegangen.

In der neutestament liehen Abteilung behandelte D. Wrede während des Sommersemesters ausgewählte Abschnitte der Apostelgeschichte, im Wintersemester 1903/04 waren die Wunder der Evangelien das Thema der Verhandlungen. Schriftliche Arbeiten wurden wiederum von allen Teilnehmern (im Sommer 8, im Winter 17) gefordert und von fast allen geliefert. Je drei oder vier Mitglieder hatten das gleiche Thema zu behandeln. Die Arbeiten wurden teils im Seminar, teils privatim mit den Verfassern besprochen.

In der von D. Arnold geleiteten kirchenhistorischen Abteilung wurde während des Sommersemesters 1903 die

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Entstehung der Confessio Augustana behandelt, wobei die Kolde- sche Ausgabe benutzt und neuere Publikationen herangezogen wurden. Im Wintersemester 1903/04 wurde Augustins Enchiridion (Ausgabe von Scheel) durchgenommen und aus Augustinschen Parallelstellen erläutert. Auch wurde die Wirkung der Augustin- schen Theologumena mehrfach verfolgt an der Hand von Loofs Leitfaden.

In beiden Semestern sind Quellenuntersuchungen aus eng begrenzten Gebieten der alten Kirchengeschichte und der Reformationszeit eingeliefert und besprochen worden.

In der systematischen Abteilung lag den von D. Schmidt geleiteten Übungen als Text Schleiermachers Dog- matik: „Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt" zugrunde. Gegenstand der Verhandlungen war im Sommersemester seine Lehre „Von der wirklichen Sünde" und „Von den göttlichen Eigen- schaften, welche sich auf das Bewußtsein der Sünde beziehen44 § 73 85; im Wintersemester „Von dem Zustande des Christen, sofern er sich der göttlichen Gnade bewußt ist44 § 86 %.

Erstrebt wurde eindringendes Verständnis der Vorlage auf Grund sorgfaltiger Vorbereitung, selbständiges Urteil über die Stichhaltigkeit der betreffenden Sätze und ihre Beweisführung, sowie die Übung, an einer Diskussion in geschlossener Gedanken- folge sich förderlich zu beteiligen.

Gearbeitet wurde über die Frage: „Welche Auffassung über das Wesen der Sünde vertritt Schleiermacher und was ist da- von zu halten?"

Die Stellung eines geschäftsführenden Direktors der Bibliothek des evangelisch-theologischen Seminars ist nach D. Karl Müllers Scheiden von Breslau auf D. Cornill über- gegangen. Die im Sommer von 56, im Winter von 64 Studierenden und Kandidaten fleißig benutzte Bibliothek hat auch im ver- flossenen Geschäftsjahre das Wohlwollen der vorgesetzten Behörden mit Dank erfahren dürfen: das hohe Ministerium be- willigte einen außerordentlichen Zuschuß von 600 Mk. und Se. Exzellenz der Herr Kurator 300 Mk. zur Anschaffung des großen Werkes von Wilprecht: Die Malereien der Katakomben Roms. Cornill, z. Zt. Dekan.

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2. Das praktische Institut der evangelisch- theologischen Fakultät. Homiletisches Seminar. An den homiletischen Übungen nahmen im Sommer- semester 1903 17t im Wintersemester 1903/04 IG Studierende teil, von denen Predigten nach gegebenen Texten gearbeitet wurden, die zum größten Teil in den Gottesdiensten des Seminars (Kapelle in der Sternstraße 38) gehalten und darauf eingehend besprochen wurden.

Katechetische» Seminar.

An den katechetischen Übungen beteiligten sich im Sommer- semester 11, im Wintersemester 14 Mitglieder, die sämtlich über ihnen gegebene Bibeltexte Katechesen ausarbeiteten und vor Schülern hielten; diese Versuche wurden sodann eingehend besprochen. Kawerau.

3. Das katholisch-theologische Seminar.

In der kirche ngeschichtlichen Abteilung des katholisch- theologischen Seminars unter Leitung des Prof. Dr. Sdralek wurden die Mitglieder mit den schwierigsten Funktionen historischer Arbeit und zwar im Sommerhalbjahr 1903 mit der Kombination, .,der Seele der historischen Forschung", im Winter- halbjahr 1903/04 mit den allgemeinen Bedingungen des histori- schen Zusammenhanges, den physischen, den psychischen, und zwar sowohl den individuell-psychischen als auch den sozial- psychischen, und mit den kulturellen bekannt gemacht und sowohl durch Unterweisungen und Vorträge des Direktors als auch durch Referate der Mitglieder und endlich durch selb- ständige Versuche in der methodischen Handhabung der Kontroll- mittel wissenschaftlicher Kombination und in der regelrechten Beobachtung und Darstellung der Bedingungen des historischen Zusammenhanges unterrichtet. Der 2. Band der „Kirchen- geschichtlichen Abhandlungen*4 enthält die im Studienjahr 1903/04 zur Druckreife gediehenen Seminararbeiten, von denen die erste besonders die kulturellen Voraussetzungen des Schismas zwischen Rom und Byzanz aufweist und behandelt, die anderen drei sich mit quellenkritischen Problemen, der methodischen Bestimmung von Zeit, Ort und Verfasser drei altchristlicher

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Schriften befassen. Außerdem wurden allen Mitgliedern, die nicht mit größeren, selbständigen Arbeiten und Forschungen beschäftigt sind, die jeweils instruktivsten Bücher oder Ab- handlungen über die bedeutendsten, schwierigsten oder inter- essantesten Punkte der kirchengeschichtlichen Vorlesungen der beiden letzten Semester als Privatlektüre aufgetragen, über deren Früchte, namentlich für ihre methodische Schulung, sie in Referaten Rechenschaft zu geben hatten.

Im Sommersemester 1903 wurden von Prof. Dr. Schaefer im neutestamentlichen exegetischen Seminar in einer Abteilung für Anfänger das textkritische Material und die text- kritischen Grundsätze vorgelegt, besprochen und an einer Reihe von Beispielen gehandhabt. Hieran reihte sich eine Darlegung der wichtigsten hermeneutischen Regeln, welche unter Berück- sichtigung der Geschichte der Exegese angewendet wurden. In einer anderen Abteilung für Fortgeschrittenere wurden die Berichte über die Einsetzung des Altarssakramentes (Matth. 26, 26—29; Mark. 14, 22—25; Luk. 22, 19. 20; I. Kor. 11, 23—25) im einzelnen erklärt und harmonisiert. Dabei ward zu Luk. 22

»

19. 20 durch ein Mitglied des Seminars insbesondere die Echt- heitsfrage eingehend untersucht.

Im Wintersemester behandelte Prof. Dr. Rohr im An- schluß an Schäfers Einleitung ins Neue Testament die Regeln der Textkritik, übte sie an Beispielen aus den Evangelien und am Galaterbrief; stellte auf Grund desselben Briefes die paulinischen Anschauungen über Gesetz und Freiheit fest und ließ Referate ausarbeiten über die sog. Südgalatientheorie, den Tag des letzten Abendmahles und die Reisen Pauli nach Korinth.

In den praktischen Übungen des unter Leitung des Prof. Dr. Pohle stehenden dogmatischen Seminars kamen während des Sommersemesters 1903 Gegenstände aus dem Gebiete der Symbolik zur Verhandlung, wobei jedoch die Untersuchungen auf eine eingehendere Kenntnisnahme des Ursprunges, der Geschichte und des Inhaltes der einzelnen Symbolschriften erster und zweiter Ordnung für die Katholiken, schismatischen Griechen und Protestanten sich zu beschränken suchten. Im Winterhalbjahr 1903/04 wurde die schwierige Lehre vom gött-

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liehen Wissen in einer genauen Lektüre und Erklärung des Thomas von Aquin (Summa theol. 1 p. qu 14.) durchgenommen.

In den von Prof. Dr. Nikel geleiteten Übungen der alt- testamentlichen Seminarabteilung wurde im Sommer- semester die jüdische Apokalyptik behandelt. Nach einleiten- den Vorträgen über das Wesen und die zeitgeschichtlichen Voraussetzungen der Apokalyptik sowie über das Verhältnis der apokalyptischen Literatur zu den älteren prophetischen Büchern des Alten Testamentes wurden einige Abschnitte aus den Büchern Joel, Daniel und Zacharias gelesen und hierzu an passenden Stellen Stücke aus dem Buche Henoch, den Sibyllinen, dem vierten Buche Esdras und der Apokalypse Barut-h verglichen. Eine eingehendere Behandlung erfuhren die Tiersymbole und der Begriff „Menschensohn44.

Im Wintersemester wurden die ersten zehn Kapitel des Buches der Richter gelesen. Hierbei wurde der Komposition des Richterbuches, dem chronologischen Schema desselben sowie den religions- und kultgeschichtlichen Problemen, welche sich an die von dem Redaktor des Richterbuches gegebene Darstellung knüpfen, besondere Beachtung geschenkt.

Nürnberger, z. Zt. Dekan.

4. Das juristische Seminar.

Die Bibliothek verwaltet von Prof. Dr. Fischer , welche von einem großen Teil der Studierenden und fast sämt- lichen Rechtskandidaten in sehr bedeutendem Umfange in An- spruch genommen wurde, konnte nicht nur in der bisherigen Weise fortgeführt, sondern, dank der Munifizenz des Herrn Kurators, in außerordentlicher Weise durch Anschaffung der- jenigen Werke vermehrt werden, welche für die juristische Papyrosforschung unentbehrlich sind, aber aus den so geringen ordentlichen Mitteln des Seminars nicht beschafft werden konnten. Die Übungen wurden unter Leitung der Fachvertreter in der bisherigen Weise fortgesetzt.

Prof. Dr. Dahn hat im Sommerhalbjahr 1903 Übungen im Deutschen Privatrecht, im Winterhalbjahr 1903/04 im Handels- recht gehalten.

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Prof. Dr. Brie hat in beiden Semestern staatsrechtliche Übungen gehalten; im Sommersemester mit schriftlichen Arbeiten.

Prof. Dr. Leonhard leitete im Winterhalbjahre 1903/04 die Besprechung neuerer Schriften aus dem Gebiete des römischen Zivilprozesses.

Prof. Dr. Fischer ließ wiederum im Wintersemester Streit- fragen des bürgerlichen Rechts erörtern.

Prof. Dr. Jörs ließ im Sommersemester 1903 ausgewählte Stücke aus Gaius Institutionen interpretieren, und leitete im Wintersemester 1903/04 Vorträge und Besprechungen über die Fragmente des Zwölf-Tafel-Gesetzes.

Prof. Dr. Gretener veranstaltete im Sommersemester 1903 die kritische Lektüre neuerer Strafgesetzentwürfe, im Wintersemester 1903/04 die Lektüre der Reichsmilitärstraf- gerichtsordnung.

Prof. Dr. Beyerle interpretierte im Sommersemester 1903 Urkunden zur Geschichte der deutschen Städteverfassung an Hand der Kentgenschen Sammlung.

Gretener, z. Zt. Dekan.

5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.

In dem von Professor Dr. Wolf geleiteten Seminar wurden im Sommersemester 1903 acht Sitzungen gehalten. Zur Be- sprechung gelangten folgende Themata: „Die Handelspolitik Preußens bis zum Frankfurter Frieden44, „Fragen der Baum- wollenindustrie44, „Kartelle44, „Die amerikanische Gefahr, nament- lich in bezug auf die Eisenindustrie44.

Viermal im Semester traten Exkursionen an die Stelle von Sitzungen. Die erste derselben ging in das Breslauer Zentral- gefängnis, es folgten Besuche der Kaufifmannschen Spinnerei, der Caesar Wollheimschen Werft und des städtischen Hafens.

Im Wintersemester 1903/04 wurden 10 Sitzungen ab- gehalten. Die behandelten Themata waren: „Einiges Ober Geld und Währung44, „Die Reichsbank44, „Wahrnehmungen an der Zuckerfabrik und Ziegelei bei Schottwitz44, „Die Handelspolitik des Deutschen Reiches44, „Wahrnehmungen an der Papierfabrik von Kragen44, „Die Handelspolitik Nordamerikas4'.

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Exkursionen wurden 3 unternommen. Ihr Ziel waren die Zuckerfabrik und Ziegelei in Schottwitz bei Breslau, die Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen von Kemna in Breslau, die Papier- und Kartonnagenfabrik von Kragen in Breslau.

Professor Dr. Sombart hielt im Sommersemester 1903 Übungen im Anschluß an das Kolleg „Volkswirtschaftliche Exkursionen" in der Weise ab, daß in den Sitzungen des Seminars jeweils über den Ausflug berichtet und gesprochen wurde, der in derselben Woche unternommen worden war. Besichtigt wurden folgende Etablissements: Baumwollspinnerei von Meyer KauCfmann, hier, Schuhfabrik von R. Dorndorf, hier, Klostermühle (Goldschmidt u. Co.), hier, Möbelfabrik der Gebr. Bauer, hier, Papierfabrik Sacrau, Sacrau, Rittergut Kryschanowitz (Dr. Pringsheim), Breslauer Konsumverein, hier.

Im Wintersemester 1903/04 wurden Referate (12) über verschiedene Gegenstände gehalten. Die Teilnahme an den Übungen war nur Fortgeschritteneren gestattet.

Die für das Seminar ausgeworfenen Geldmittel sind nach Vorschrift verwendet worden. Die Seminar-Bibliothek wurde im Sommersemester noch durch den lange Jahre hindurch be- währten Assistenten des Seminars, Privatdozenten Dr. Gebauer, verwaltet; nach dessen auf das Wintersemester erfolgter Be- rufung an die Akademie in Posen wurden für das zweite Halb- jahr ihre Geschäfte an den Kandidaten der Staatswissenschaften Herrn Curt Täger übertragen. Derselbe hat sich seiner Auf- gabe bestens entledigt.

Die Bibliothek war während beider Semester an drei Tagen der Woche mehrere Stunden hindurch geöffnet, im Sommer- semester insgesamt an 33, im Wintersemester an 44 Tagen. Die Zahl der Besucher der Bibliothek war im Sommer- seraester 100, im Wintersemester 132.

Wolf. Sombart.

6. Das historische Seminar.

In beiden Semestern wurde die Abhaltung der Übungen empfindlich gehindert durch die völlig unzureichenden Räume des Seminars. Der Versuch, die Übungen in einem Auditorium

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abzuhalten, ließ sich nur vereinzelt durchführen, da es nicht möglich war, vorher zu wissen, welche Bücher nötig wären.

Prof. Dr. Caro behandelte in der ersten Hälfte des Sommer- semesters an der Hand zahlreicher Urkunden das Verhältnis der in deutschen Gebieten landsässig gebliebenen slawischen Bevölkerung zu den deutschen Grundherren. Insbesondere wurden die verschiedenen Grade und Klassen der Hörigkeit und die Unterschiede ihrer Funktionen und Gerechtsame festgestellt. In der anderen Hälfte wurde die Diplomatie Friedrichs des Großen in der Zeit zwischen dem zweiten und dritten schlesischen Kriege eingehender Erörterung unter- zogen. — In den ersten Wochen des Wintersemesters wurden die drei Chronisten: Eberhard Windeke, Dietrich von Niem und Gregor von Heimburg kritisch behandelt. Hernach waren die Besprechungen der Gruppe von Ereignissen und Verhandlungen der Friedericianischen Politik gewidmet, die zur ersten Teilung Polens führte.

Prof. Dr. Kaufmann: Im Sommer wurden vorzugsweise Stoffe aus der Geschichte des 19. Jahrhunderts behandelt, mehrfach im Anschluß an eine Kritik von Treitschkes Deutscher Geschichte, dazwischen aber gaben Referate über Otto I., Lambert von Hersfeld usw. Gelegenheit zur Übung an mittel- alterlichen Aufgaben. Im Winter 1903/01 wurde solch mittel- alterlichen Aufgaben noch größerer Raum gewährt.

Prof. Dr. Cichorius: In den Übungen der althistorischen Seminarabteilung wurden während des Sommersemesters ein- zelne Probleme zur Geschichte nach den Quellendergracchischen Reform, im Winter dagegen Tacitus behandelt. Nach einer eingehenden Betrachtung des erhaltenen wie des verlorenen Quellenmaterials für die Geschichte der früheren Kaiserzeit wurden ausgewählte Partien aus den sechs ersten Büchern der Annalen über die Regierung des Tiberius und die Schicksale des Germanicus kritisch untersucht und erörtert.

Prof. Dr. Kampers machte im Sommersemester zum Hauptgegenstande seiner Übungen einige Karolingische Ge- schichtsquellen. Zwischendurch wurden von ihm auch andere Fragen im Anschluß an die Referate der Studierenden erörtert.

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Im Wintersemester befaßten sich die Übungen mit Widukind, Lambert und Hrotsuit. Die Referate der Studierenden waren in diesem Semester zumeist den Fragen zugewandt, welche durch die eben erschienenen Bücher von Finke und Scholz in eine neue, interessante Beleuchtung gerückt worden waren.

Die Führung der Geschäfte ist auf Prof. Dr. Kampers übergegangen.

Caro. Kaufmann. Cichorius. Kampers.

7. Das kunstgeschichtliche Seminar.

Es haben sich im Sommer- und Wintersemester je 15 Studierende an den Übungen beteiligt.

Muther.

8. Das philologische Seminar.

Professor Foerster ließ im Sommer-Semester im Seminar die Elektra des Sophokles, im Winter-Semester den Agamemnon des Aischylos interpretieren und in beiden Semestern über Abhandlungen der Mitglieder disputieren.

In beiden Semestern war die reglementsmäßige Zahl der Mitglieder, 12, vorhanden.

Professor Norden ließ im Sommer -Semester von den ordentlichen Mitgliedern des Seminars ausgewählte lateinische Inschriften erklären. Im Winter- Semester leitete er im Pro- seminar die Interpretation des isokrateischen Panegyrikus, sowie ausgewählter carmina epigraphica nach der Büchelerschen Sammlung.

Professor Skutsch ließ im Sommer -Semester 1903 von den außerordentlichen Mitgliedern die homerischen Hymnen und Senecas Apocolocyntosis, im Winter-Semester 1903/04 von den ordentlichen Firmicus de errore profanarum religionum erklären.

Die Geschäftsführung lag während des Jahres 1903/04 in den Händen von Professor Norden.

Die im Staatshaushalt 1902/03 geschaffene Stelle eines Seminarassistenten wurde dem Oberlehrer Professor Dr. Volk- mann übertragen laut Kuratorial- Erlaß vom 7. Mai 1903. Derselbe veranstaltete im Sommer-Semester mit 41, im Winter-

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Semester mit 35 Mitgliedern stilistische Übungen sowie eine Führung durch die Seminarbibliothek; die Beteiligung an diesem Anfangskursus wurde für die hiesigen Studierenden obligatorisch gemacht zur Aufnahme in das Proseminar. Ferner verwaltete Professor Volkmann die Bibliotheksgeschäfte des Seminars.

Foerster. Norden. Skutsch.

9. Das archäologische Seminar.

In Abteilung I wurden im Sommer-Semester ausgewählte Philostratische Gemälde, im Winter-Semester griechische Hoch- zeits-Denkmäler erklärt; in Abteilung II (Proseminar) wurden im Sommer- Semester Polygnots Wandgemälde in der Lesche der Knidier zu Delphi, im Winter-Semester ausgewählte pom- pejanische Wandgemälde sowie Vasenbilder besprochen.

Die Zahl der Mitglieder betrug in Abteilung I im Sommer- Semester 19, im Winter- Semester 16; in Abteilung II im Sommer-Semester 28, im Winter-Semester 20. Zu den Übungen der Abteilung I waren auch einige Hospites zugelassen.

Foerster.

10. Das germanistische Seminar.

Im Sommer-Semester 1903 wurden auf Grund einer münd- lichen Prüfung 17 ordentliche Mitglieder in die von Professor Dr. Siebs geleitete Abteilung für Germanistik aufgenommen und beteiligten sich an den Übungen zur neuhochdeutschen Sprach- und Mundartenforschung und Erklärung eines Fast- nachtspieles von Hans Sachs. In der Abteilung für neuere Literatur behandelte Professor Dr. Koch Paralipomena zu Goethes Faust, und hieran nahmen 24 Mitglieder teil.

Im Winter-Semester 1903/04 wurden in der Abteilung für Germanistik das Hildebrandslied und die altsächsische Genesis interpretiert, in der Abteilung für neuere Literatur' ausgewählte Gedichte und Briefe Schillers behandelt; in jener waren 25, in dieser 22 Teilnehmer.

Ganz besonderen Dank schuldet das Seminar dem König- lichen Ministerium für die Mittel zum Ankauf der großen Lutherausgabe, nicht minder auch dem Königlichen Kuratorium für eine größere Bewilligung, die es uns ermöglichte, auch in

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diesem Jahre in der Ausfüllung der fühlbarsten Lücken unserer Bibliothek fortzufahren. Vom Herrn Minister ist uns ferner ein Betrag von jährlich hundert Mark zur Remunerierung eines Bücherwarts ausgesetzt worden; dadurch ward es dem Unter- zeichneten auch ermöglicht, einen Realkatalog der Bibliothek anzulegen, um den sich Herr stud. phil. de Wyl verdient ge- macht hat. Die Benutzung der Seminarbibliothek war auch in diesem Jahre sehr rege.

Der geschäftsführende Direktor. Siebs.

11. Das romanisch-englische Seminar, a. Die romanische Abteilung.

In der philologischen Abteilung des Seminars wurden im Sommer-Semester 1903 phonetische neufranzösische Übungen abgehalten, einerseits in Anlehnung an Koschwitz' Parlers parisiens, andererseits durch vergleichende kritische Lektüre der Phonetiken von Kr. Nyrop und Rousselot-Laclotte. Es beteiligten sich an diesen Übungen 13 ordentliche und ein außerordentliches Mitglied, zu denen noch eine größere Reihe von Hospitanten traten.

Im Winter -Semester 1903/04 wurde altprovenzalisch ge- trieben (Stücke der Chrestomathie des Unterzeichneten und der von Leite de Vasconcellos herausgegebenen Sancta Fides). Zahl der ordentlichen Mitglieder 8.

An den praktischen Übungen nahmen im Sommer-Semester teil 13 ordentliche Milglieder und 2 Hospitanten, im Winter- Semester 8 ordentliche Mitglieder.

In beiden Semestern wurden Arbeiten über literarische Themata von Mitgliedern vorgelesen und nach Inhalt und Form gemeinsam besprochen. Außerdem wurde Schillers „Geister- seher41 übersetzt. Appel.

b. Die englische Abteilung.

Im Sommer -Semester 1903 wurde Shakespeares Macbeth, im Winter-Semester 1903/04 Walter Scott's Lady of the Lake gelesen und interpretiert (zweistündig). Die Zahl der aktiven Mitglieder betrug 15 und 16. Sarrazin.

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12. Das slavisch-philologische Seminar.

Im slavisch-philologischen Seminar wurden im akademischen Jahre 1903/04 in üblicher Weise in zwei Abteilungen philolo- gische Übungen gehalten, und zwar zunächst in der ersten Abteilung auf Grund von Lektüre altslovenischer Texte. Im Sommer -Semester 1903 wurden solche Texte in dem Buche Leskiens „Handbuch der altkirchenslavischen Sprache" 1898 gelesen, mit Heranziehung gleicher Texte anderer Redaktion behufs textkritischer und grammatischer Vergleichung. Im Winterhalbjahre wurden die Monumenta Frisingensia gelesen und vornehmlich an der Hand der Ausgabe von Vondräk eingehend geprüft und beleuchtet, wobei Versuche zur Fest- stellung dunkler Stellen gemacht und die altkirchenslavischen Elemente neben den heimischen ermittelt und deutsche Ein- flüsse festgestellt wurden. Auch wurde endlich die Frage nach der inuthmaKlichen Heimat und den Schicksalen der Denkmäler behandelt. Am Schluß des Semesters hielt ein Seminarmitglied einen zusammenfassenden Vortrag über die- selben.

In der zweiten Abteilung wurden nach einer einleitenden Charakteristik der Epoche der „Aufklärung44 in Polen die nam- haftesten Repräsentanten derselben in der Literatur nach ihren Werken eingehend gewürdigt und behufs Illustrierung der all- gemeinen Schilderungen einzelne ausgewählte schriftstellerische Erzeugnisse zum Teil gelesen und besprochen. Im Winter- Semester bildeten die Lyrica des Dichters Johann Kochanowski den Gegenstand der Studien und Übungen der zweiten Abtei- lung. Eine Partie derselben wurde auf ihre Abhängigkeit von römischen Dichtern, insbesondere von Horaz geprüft und ihre poetische Form gewürdigt; bei der Lektüre wurden einzelne Stellen sprachlich eingehend erläutert. Zuletzt wurden die „Lieder der Johannisfeuernacht44 (Sobötka) gelesen und ein- gehend, auch mit Hinweisen auf Vorbilder besprochen. Am Ende des Semesters hielt auch in der zweiten Abteilung ein Seminarmitglied einen Vortrag über Kochanowskis ausgewählte Lyrica von der Genügsamkeit.

Nehring.

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13. Das geographische Seminar.

Im Sommer 1903 wurde den 13 Teilnehmern der Übungen das Antarktische Gebiet als Studienfeld angewiesen. An der Hand des „Antarctic manual44, das für die englische Expedition vorbereitet war und der teils schon vorliegenden, teils während des Semesters frisch einlaufenden Nachrichten ward unter Berücksichtigung der älteren Forschungen und der den neueren Expeditionen gegebenen Instruktionen der Stand der Kenntnis der antarktischen Region, Ziele und Aussichten der neuen Unternehmungen in eingehenden Besprechungen erwogen und gewürdigt.

Im Winter 1903/04 beteiligten sich 15 Studierende an den Übungen, die auf die natürlichen Lebensbedingungen und die Verkehrsentwickelung der Seeplätze Nordwest-Europas sich be- zogen. Zugrunde gelegt ward das neue Werk von Kurt Wiedenfeld, aber namentlich für die Besprechung der Lage Londons eine breitere Grundlage gewonnen in der geologischen, geographischen, geschichtlichen, wirtschaftlichen Literatur über England. Als die referierende Behandlung der einzelnen See- plätze durch die Teilnehmer der Übungen über Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen bis Havre fortgeschritten war, wurde Burats Werk „Voyage sur les cotes de France44 als Grundlage einer Besprechung der natürlichen Gliederung und des Ver- kehrswerts der einzelnen Abschnitte der atlantischen Küste Frankreichs gewählt. Einzelne Verhandlungen, die in ihrem Gange und ihren Ergebnissen sich besonders weit von den vorliegenden literarischen Hilfsmitteln entfernten, wurden zum Gegenstand von schriftlichen Ausarbeitungen gewählt, die dann der Durchsicht des Leiters unterlagen.

Die Bibliothek des Seminars wurde fleißig benutzt. Sie erfuhr, abgesehen von der Erweiterung aus den verfüg- baren Mitteln eine besonders dankenswerte Bereicherung durch die Zuwendung ziemlich vollständiger Reihen der Publikationen der Geographischen Gesellschaften zu Bremen und zu Jena.

J. Partsch.

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14. Das mathematisch-physikalische Seminar.

In der von Professor Rosanes geleiteten Abteilung wurden im Sommersemester 1903 Aufgaben aus der analytischen Geometrie der Ebene bearbeitet; im Wintersemester 1903/04 wurden Vorträge über die Theorie der linearen Substitutionen gehalten.

In der von Professor Sturm geleiteten Abteilung des Seminars bestanden im Sommersemester 1903 die Übungen in der Anfertigung von Zeichnungen aus der darstellenden Geometrie und der graphischen Statik, während im Winter- semester 1903/04 Aufgaben aus der Differentialrechnung und den Elementen der Integralrechnung behandelt wurden.

In der von Professor Neu mann geleiteten physikalischen Abteilung wurden im Sommersemester 1903 Aufgaben aus der Potentialtheorie behandelt, vor allem Anwendungen auf Probleme der Elektrizitätsverteilung, und zwar wurden dabei in Ergänzung einer Vorlesung mehr die geometrischen Methoden (Abbildung nach reziproken Radien u. a. dgl.) berücksichtigt Die Aufgaben im Winteremester 1903/04 waren der Elastizitätstheorie entnommen; es wurden die Elemente der Kristallelastizität und die Schwingungen elastischer Membranen behandelt.

Auch in diesefn Jahre wurde dem Seminar von dem Herrn Universitätskurator ein außerordentlicher Zuschuß bewilligt, wodurch wiederum einige Lücken in der Bibliothek ausgefüllt werden konnten.

Rosanes, Sturm, Neumann.

15. Das philosophische Seminar.

Professor Freudenthal veranstaltete im Sommer-Semester 1903 mit 15 Teilnehmern Übungen über Kants Kritik der reinen Vernunft. Im Winter -Semester 1903/04 wurde mit 24 Teil- nehmern Kants Kritik der praktischen Vernunft gelesen. Referate der Studierenden und mündliche Diskussionen gaben Gelegen- heit, die wichtigsten Fragen der kritischen Philosophie Kants zu erörtern, die neueren Theorien über die Bedeutung seiner Lehre kennen zu lernen und ihre Geltung für die Gegenwart zu untersuchen. Aus den Übungen hervorgegangen ist eine

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Arbeit von Julius Gut t mann, Der Gottesbegriff Kants. 1. Teil. Dissert. 1903.

Professor Baumgartner setzte im Sommer-Semester 1903 mit 26 und im Winter- Semester 1903/04 mit 32 Teilnehmern die Lektüre von Lockes Untersuchungen über den mensch- lichen Verstand fort. In schriftlichen Referaten und daran sich schließenden mündlichen Diskussionen wurden vom 4. Buch die in den Kapiteln 5 8 erörterten Probleme behandelt. Zur Besprechung kamen die Definition der Wahrheit, die Frage der allgemeinen Wahrheiten, der Ursprung, die Gewißheit, die Be- deutung der Axiome, der Unterschied und die Bedeutung der analytischen und synthetischen Sätze.

In der psychologischen Abteilung des Seminars behan- delte Professor Ebbinghaus im Sommer-Semester die psycho- physischen Methoden und die Psychologie der Sinneseinpfin- dungen durch Referate und Experimente. Die Zahl der Teil- nehmer betrug 26. Im Winter-Semester schloß sich daran in gleicher Behandlung die Psychologie des Gedächtnisses, der Wahrnehmung und des Urteils, bei einer Zahl von 32 Teil- nehmern. Aus den in dem Laboratorium ausgeführten selbst- ständigen Arbeiten ging eine Druckschrift hervor:

Lipmann, Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke und verschieden alte Asso- ziationen. Dissert. 1904. Freudenthal, Baumgartner, Ebbinghaus.

d. Die Kunstinstitnte.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte. (Archäologisches Museum.)

Die etatsmäßigen Mittel sind zur Anschaffung von Gips- abgüssen, Photographien, Bildwerken und Büchern verwendet worden. Die Deutsche Orientgesellschaft überwies dem Museum, welches der Gesellschaft als Mitglied beigetreten ist, von den durch ihre Ausgrabungen in Abusir im Winter 11)02/03 zutage geförderten Altertümern folgende Stücke: 1. ein Relieffragment aus der Südmastaba, mit Darstellung

von Opfergaben;

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2. eine hölzerne Osirisfigur mit Kopfputz;

3. einen Holzsarg in Mumienform, mit hieroglyphischer Inschrift. Außerdem hatte sich die Bibliothek des Museums Zuwen- dungen außer vom Unterzeichneten von seiten des Herrn Ministers der geistlichen etc. Angelegenheiten, des Vereins für Geschichte der bildenden Künste in Breslau, des Herrn Stadt- bibliothekars Dr. Türk und des Herrn Dr. phil. Sniehottazu erfreuen, wofür auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt sei.

Der Unterzeichnete war vom 16. April bis zum 31. Mai zum Zwecke einer wissenschaftlichen Reise nach Griechenland be- urlaubt und seine Vertretung in den laufenden Geschäften der Verwaltung durch Ministerialverfügung vom 8. April dem Direktor der Königl. und Universitätsbibliothek Herrn Dr. Er man übertragen. Der Unterzeichnete benützte seinen Aufent- halt in Athen auch zur Auswahl und Erwerbung einer großen Zahl photographischer Aufnahmen, welche vom archäologischen Institut daselbst gemacht worden sind.

Der Besuch des Museums war im verflossenen Jahre, auch von seiten der Schulen, ein reger.

Das Winckelmannsfest wurde am 9. Dezember durch einen Vortrag des Unterzeichneten über „Troja" gefeiert.

Als Kustoden fungierten in dem Jahre die Herren Dr. phil. Sniehotta und Stud. phil. Kurt Müller.

Sehr beklagenswert war, daß durch die schwere Heim- suchung, welche die Überschwemmungen des Jahres 1903 über Schlesien gebracht haben, auch das Museum betroffen worden ist. Montag den 13. Juli war der hintere Teil des Gartens, in welchem das Museum steht, am Tage darauf auch der vordere Teil überschwemmt. Im Keller stieg das Wasser bis zu 2,2 0 m. Mittwoch den 15. früh trat das Wasser unter der Schwelle der hinteren Gartentür in das Museumsgebäude, am Abend trat es auch in die Säle des Erdgeschosses 1 4. Einer der Parthenonfriesabgüsse wurde vom Wasser bespült. Am folgenden Tage stieg es in diesen Sälen bis zu 4 cm, im Vor- raum bis zu 10 cm. Die Anstrengungen zur Herausbringung desselben waren lange Zeit erfolglos. Es quoll immer von neuem unter den Mauern hervor und hielt sich bis Sonntag den 19. in den Sälen. Erst am folgenden Montag war es

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wieder abgeflossen. Aber die Spuren der Feuchtigkeit haben sich noch lange erhalten. Die Zerstörung der an den von Feuchtigkeit durchtränkten Wänden aufgehängten Gipsabgüsse hat wieder starke Fortschritte gemacht. Der Aufenthalt in den von modriger und dumpfer Luft erfüllten Räumen ist noch gesundheitsschädlicher geworden.

Der Bitte des Unterzeichneten Sich bei Gelegenheit Seiner Anwesenheit in Breslau durch den Augenschein von dem Not- stande zu überzeugen, entsprach am 3. August der Herr Minister Dr. Studt in Begleitung des Herrn Kuratorialrates Schimmelpfennig, wofür Seiner Exzellenz auch an dieser Stelle der ehrerbietigste Dank gesagt sei. Nach dem Ergebnis der Besichtigung darf die Hoffnung auf baldige durchgreifende Änderung der Verhältnisse des Museums ausgesprochen werden.

Foerster.

2. Das Institut für mittelalterliche und neuere

Kunstgeschichte. Der Jahresetat wurde wie üblich zum Ankauf von Photo- graphien verwendet. Drei Schränke wurden vom Königlichen Universitätskuratorium bewilligt. Mut her.

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik. An Stelle des nach Marburg versetzten Herrn Professors

Dr. Vogt wurde durch Erlaß des Herrn Ministers der Unter- zeichnete, Professor Dr. Siebs, vom 1. Juli 1903 an zum Direktor des Instituts ernannt und übernahm die bis dahin interimistisch teils von Seiner Magnifizenz dem Herrn Rektor, teils von Herrn Professor Dr. Bohn geführte Leitung der Geschäfte.

Der Musiksaal der Universität hat nun schon seit Mai 1900 wegen der beabsichtigten Wiederherstellung nicht mehr benutzt werden können; und da seit Jahren überhaupt nicht oder so gut wie nicht daran gearbeitet wird, so werden leider wohl jene oft beklagten Übelstände andauern, die den wichtigen Unterrichtszweig des Orgelspiels treffen und gute Traditionen des Instituts zu nichte machen. Auch die Abhaltung des öffent- lichen Spezimens mußte unterbleiben, weil ein geeigneter

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Raum fehlt. Vor allen Dingen wäre zu wünschen, daß nun- mehr schleunigst mit der Ausführung des Orgelgehäuses für den neuen Saal begonnen werde, damit nicht durch diese eine neue Verzögerung eintritt.

Im Sommersemester 1903 hielt Herr Professor Dr. Röhn folgende Vorlesungen und Übungen:

1. Harmonielehre, erster Teil; 2 stündig. 19 Zuhörer.

2. Orgelunterricht; 2 stündig. 10 Teilnehmer.

3. Über J. S. Bachs „Wohltemperiertes Klavier"; 1 stündig. 13 Zuhörer.

4. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündig. 6 Teilnehmer. Im Wintersemester 1903/04 fanden nachstehende Vor- lesungen und Übungen statt:

1. Harmonielehre, zweiter TeiT; 2 stündig. 5 Zuhörer.

2. Orgelunterricht; 2 stündig. 5 Teilnehmer.

3. Über L. von Beethovens Sinfonien (1—5); lstündig. 28 Zuhörer.

4. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündig. 6 Teilnehmer. Der Orgelunterricht hatte wiederum schwer darunter zu

leiden, daß im Auditorium Maximum den Orgelschülern nicht die nötigen Übungsstunden ermöglicht werden konnten.

Im Auftrage der Königlichen Regierungen von Breslau und Oppeln und des Provinzialschulkollegiums wurden eine be- trächtliche Anzahl von Kostenanschlägen für Orgelbauten begutachtet, sowie neu hergestellte und reparierte Orgeln ge- prüft und abgenommen. Auch alle anderweitigen Gutachten, die vom Institut gefordert wurden, und wie sie früher dem Institutslehrer Professor Dr. Schäffer anheimfielen, hat seit dessen Tode Herr Professor Dr. Bohn erledigt.

Herr Professor Dr. Wrede las im sogen. Evangelischen Johanneschor während des Sommersemesters einstündig über Geschichte des evangelischen Gemeindegesangs. Die Zahl der Hörer betrug 21. Die während des Wintersemesters 1903/04 gehaltenen Übungen im Choral- und Altargesang, an denen 19 evangelische Theologiestudierende teilnahmen, behielten ihren bisherigen Charakter. Jedoch wurde auch in diesem Semester mehr Gewicht auf den vierstimmigen Gesang gelegt als in früheren Jahren.

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Über die Wirksamkeit des Herrn Musikdirektor und Doin- kapellmeister Filke, der den St. Cäcilienchor und die Chor- klasse für gemischten Chorgesang leitete, ist folgendes zu berichten :

a. St. Cäcilienchor. Im Sommersemester 1903 wurde bei einem Besuch von etwa 40 Studierenden eine „Messe" in F-dur für Männerchor und Orgelbegleitung von Jos. Rhein- berger eingeübt und am 12. Juli im Dom zur Aufführung gebracht.

Im Wintersemester wurden zunächst die beiden Chöre: „Die Allmacht", von Vincenz Lachner, und „Salvum fac regem" von A. Becker, einstudiert und dann bei der Geburtstagsfeier Seiner Majestät in der Aula Leopoldina gesungen. Ferner wurde eine „Messe" für Männerchor von Hamm geübt und im Dom am 28. Januar aufgeführt.

b. Die Chorklasse für gemischten Chorgesang übte im Sommersemester: „Die Gralsfeier" aus „Parsifal" (1. Akt) von Rieh. Wagner-Vollbach, sowie ein „Kyrie" von Edgar Tinel (a capella).

Im Wintersemester wurden 2 Chöre geübt:

a. „Du bist's dem Ruhm und Ehre" von Jos. Haydn.

b. Motette: „Justus ut palma florebis"; 5 stimmig von Bern. Hahn.

Sie wurden bei der lOOJahrfeier zum Gedächtnisse Kants in der Aula Leopoldina vorgetragen.

Ferner wurde geübt: „Herbststurm" von Grieg. Weil ein Spezimen nicht abgehalten werden konnte, wohnte der Direktor im Februar der Aufführung einer Messe im Dom bei.

Die Bibliothek des Instituts wurde auch in diesem Jahre durch Neuanschaffungen und durch wertvolle Schenkungen des Königlichen Kultusministeriums vermehrt.

Die Geschäfte des Bibliothekars wurden wie im vorigen Jahre von Herrn Professor Dr. Bohn geführt. Zwei neue Einrichtungen, die sich hoffentlich als nutzbar erweisen, wurden von dem Direktor begonnen: erstens daß die wertvolle Bibliothek während des Semesters einmal wöchentlich weiteren Kreisen zur Benutzung geöffnet wird; sodann ist mit der Anlage eines

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Zettelkataloges angefangen worden, die um so notwendiger scheint, als bis jetzt die Bibliothek nach dem höchst unzulänglichen Grundsatze der Akzession verzeichnet und aufgestellt ist.

Die Lehrapparate des Johanneschores und des St. Cäcilien- chores wurden wie bisher sachgemäß ergänzt.

Siebs.

e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut.

Die bei dem physikalischen Institut beschäftigten Assistenten haben beide ihre Stellung aufgegeben. Privatdozent Dr. Georg Berndt, welcher erst am 1. April 1903 als Assistent eingetreten war, hat seine Stellung am 31. Dezember verlassen, um eine Anstellung als Lehrer am städtischen Technikum in Cöthen anzunehmen. An seine Stelle ist Dr. Clemens Schaefer, welcher ebenfalls Privatdozent ist, getreten. Auch Dr. Hans Kochan, welcher seit 3 Jahren die Aufgaben eines Assistenten mit großer Hingebung erfüllt hat, ist zu Ostern 1904 abgegangen, weil er nach wohlbestandenem Oberlehrer- Examen vom Provinzial-Schul-Kollegium zur Vertretung eines erkrankten Oberlehrers nach Groß-Glogau einberufen worden ist. An seine Stelle wird Dr. Erich Waetzmann treten.

Von der Etats -Position 29 d im Betrage von 3900 M., welche für Heizung, Beleuchtung, Wasser und Reinigung aus- gesetzt ist, erwartete ich, daß sie, wie bisher stets, nicht dem Bedürfnis genügen würde. Diese Erwartung ist glücklicher weise nicht erfüllt worden. Das ist z. T. daraus zu erklären, daß das neue Gebäude allmählich trockner geworden ist und daher weniger Heizung erfordert; zum größeren Teile aber liegt der Grund wohl in der Milde des letzten Winters.

Da also diese Position keine Überschreitung des Etats nötig machte, so konnte wieder ein größerer Apparat ange- schafft werden, nämlich ein Dubois'sches Panzergalvanometer und es blieb noch ein weiterer Rest zur Verfügung.

Die praktischen Übungskurse im Experimentieren fanden die gewohnte Beteiligung. Von den im Institut begonnenen Experimental-Üntersuchungen wurden 5 vollendet und sind im Druck erschienen. O. E. Meyer.

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2. Die Sternwarte.

Der Assistent Dr. Walter Zimmermann verließ am 1. Dezember die Sternwarte. An seine Stelle trat an diesem Tage cand. astr. Erich Przybyllok ein. Das übrige Personal ist unverändert.

Zur weiteren Erforschung der Gegenden am Nordwest- rande des Mondes wurden die photographische Lickplatte VHI in 6 Sektoren, und die Bonner Platten IX und X in 9 Sektoren ausgemessen, und Unterzeichneter erhielt mit Dr. Rechen- berg bei den Messungen auf ihnen in diesem Jahre 42 800 Einstellungen unter dem Mikroskop. Hierbei wurden wieder eine Anzahl neuer Krater und Formationen auf dem Monde vom Unterzeichneten entdeckt. Die stenographischen Längen und Breiten der gemessenen Objekte auf Platte VIII und X wurden von Dr. Rechenberg, die von Platte IX vom Unter- zeichneten berechnet. Im Dezember erhielt die Sternwarte von der Pariser Sternwarte 6 Mondplatten zur Ausmessung. Sie bedarf aber zur Vollendung der Erforschung der Rand- partien noch weiterer photographischer Aufnahmen, die sie bei anderen Sternwarten zu geeigneten Zeiten bestellen muß, da die hiesigen Instrumentalmittel unzureichend sind.

Am 8 zölligen Refraktor beobachtete Unterzeichneter 6 mal den Kometen 1902d und 12 mal den Kometen 1903c, der auch je einmal von den Herren Przybyllok und Völkel beobachtet wurde. Die Kometenbeobachtungen sind in den „Astronomischen Nachrichten" veröffentlicht worden.

Am 3 Vi zölligen Passageinstrument beobachtete Dr. Rechen- berg an 55 Abenden 407 Zeitsterne und 200 Mondsterne zur Bestimmung ihrer Rectascensionen.

Am 3 zölligen Fraunhoferschen Heliometer beobachtete Herr Przybyllok in 92 Nächten. In 52 Nächten wurde der Mond beobachtet und im ganzen 152 Messungen von randnahen Kratern nach der Methode der Quereinstellung (Breslauer Mit- teilungen, Band II, Abh. 1) erlangt. An den übrigen Abenden wurden erhalten 42 Bestimmungen der Fokus, 46 Messungen von Sterndistanzen zur Bestimmung des Skalenwerts und 11 Bestimmungen der praktischen Aufstellung des Instruments.

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Der Nullpunkt des Positionskreises wurde an 7 Tagen bestimmt Ferner wurden die Teilungsfehler der Objektivskalen und zum ersten Male die des Positionskreises mit neu hierzu ange- fertigten Hilfsnonien ermittelt.

Die meteorologischen Beobachtungen wurden 4 mal täglich für das Berliner meteorologische Institut und für die Seewarte in Hamburg gemacht, an letztere im Sommer durch 2, im Winter durch 3 Depeschen telegraphisch übermittelt, und auch anderweitig publiziert, so wie zu Prognosen verwendet.

Im Sommer nahmen an den Beobachtungspraktiken für Anfänger 10, an den für Vorgerückte 2, im Winter an Rechen- praktiken 4 Studierende der Astronomie teil.

Die beiden neuen Hepsoldschen 6 zölligen Meridianfern- rohre nämlich 1) Durchgangsrohr mit Registriermikrometer zur Bestimmung der Rectascensionen der Sterne, 2) Höhenkreis zur Beobachtung der Zenitdistanz jeden Sterns in beiden Lagen kurz vor und nach dem Meridiandurchgang, konnten wegen Mangel an einem geeigneten Bauplatze immer noch nicht aufgestellt werden.

Die Verlegung der Sternwarte und ihr definitiver Neubau außerhalb der Stadt ist daher dringend notwendig.

Franz.

3. Das chemische Institut.

Die Frequenz des Instituts ist etwas herabgegangen. Die Zahl der das Praktikum besuchenden Chemiker war im Durch- schnitt 92. Aber auch selbst bei dieser geringeren Zahl von Chemikern erweist sich der Etat des Instituts als vollständig ungenügend. Er reicht kaum zur Deckung der laufenden not- wendigsten Bedürfnisse, und es ist nicht daran zu denken, einen neuen Apparat oder dergl. anzuschaffen. Daß darunter die wissenschaftlichen Arbeiten sehr leiden, ist selbstverständ- lich. Trotzdem bleiben alle, auf die Erhöhung des Etats zielende Anträge unberücksichtigt, und selbst der Hinweis auf andere chemische Institute in Preußen, welche im Verhältnis der Praktikantenzahl viel höhere Etats haben, findet keine Beachtung.

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Folgende wissenschaftliche Arbeiten wurden ausgeführt:

1. von Huber: Pyrophtalon und Derivate. Doktor -Disser- tation Breslau.

2. Löffler: Abkömmlinge von Picolyl- und Picolylmethyl- alkin. Doktor-Dissertation Breslau.

3. Bartsch: Derivate von <x und ß Naphtocumarin. Doktor- Dissertation Breslau.

4. Dennison: Beiträge zur direkten Messung von Über- führungszahlen. Doktor-Dissertation Breslau.

5. Sherill: Complexsalze der Mercurihaloide. Doktor- Dissertation Breslau.

6. Wiedemann: Beweis für die Identität der a und a' Stellung im Pyridin. Doktor-Dissertation Breslau.

7. Werner: Einwirkung von aa' Lutidin auf Aldehyde. Doktor-Dissertation Breslau.

8. Mc. Lauchlan: Über den Einfluß von Salzen auf die Wasserlöslichkeit von Schwefel wasserstofif, Jod und Brom. Doktor-Dissertation Breslau.

9. Labendzinski: Zur Konstitution von Salzlösungen. Doktor-Dissertation Breslau.

10. Bobertag: Partielle Racemie. Doktor -Dissertation. Breslau.

11. Dr. Julius Meyer: Studien über Schwefel und Selen und über einige Verbindungen dieser Elemente. Habili- tationsschrift Breslau.

12. Derselbe: Zur Kenntnis der hydroschwefligen Säuren.

13. Derselbe: Das Atomgewicht des Fluors.

14. Derselbe: Über radioaktive Stoffe.

15. Derselbe: Zur Kenntnis der Citronensäure.

16. Derselbe: Über asymmetrische Synthese.

17. Renz: Indiumoxyd.

18. Derselbe: Löslichkeit der Hydroxyde von Aluminium, Beryllium und Indium in Ammoniak und Aminen.

19. Renz und Löw: a-Methylindol.

20. Dieselben: Kondensationen des Zimmt- und Protocatechu- Aldehyds.

21. Abegg und Cox: Über die Löslichkeitsverhältnisse einiger schwer löslicher Silbersalze.

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22. Dr. Auerbach: Über Magnesiumcarbonat

23. Derselbe: Komplexbildung bei Borsäure und arseniger Säure.

24. Abegg: Anwendung der physikalischen Chemie auf die organische Chemie.

25. Derselbe: Über die Stabilität von Salzen mit oxydations- fähigen Kationen und Anionen.

26. Derselbe: Über Komplexbildung bei Quecksilberhaloiden.

27. Bonsdorf: Beiträge zur Kenntnis von Metallammoniak- hydroxyden.

28. Dr. Herz: Chemische Verwandtschaftslehre.

29. Derselbe: Über Lösungen.

30. Herz und Muhs: Über die Löslichkeit einiger Salze der Erdalkalimetalle mit organischen Säuren in Essigsäure.

31. Dieselben: Über das Gleichgewicht Mg(OH), + 2NH4C1

J5 MgCl, + 2NH.OH.

32. Dieselben: Über die Umsetzung von Wismuthoxyhaloiden mit Kalilauge.

33. Abegg und Herz: Borsäure, Fluorkalium und Flussäure.

34. Herz: Über die Ausbildung der Chemiker an den Uni- versitäten.

35. Abegg: Elektrolytische Dissociation.

36. Gaebele: Zur Kenntnis der Phtalone.

37. Ladenburg: Asymmetrischer Stickstoff.

38. Derselbe: Über Racemie.

Ladenburg.

4. Das pharmazeutische Institut.

Das pharmazeutische Institut stand in seiner chemischen Abteilung unter der Leitung des Prof. Dr. J. Gadamer, in der pharmakognostischen unter der der Professoren Dr. F. Pax und Dr. J. Gadamer.

a. Chemische Abteilung.

Als Assistenten waren tätig die Herren DDr. Grützner, Gäbel und Urban. Am 1. Oktober gaben die Herren DDr. Grützner und Urban ihre Stellung auf, der erstere um nach vieljähriger, nutzbringender Tätigkeit die ihm verliehene Apo-

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thekenkonzession in Breslau- Pöpelwitz zu übernehmen, der letztere, um sich in der Technik eine Lebensstellung zu schaffen. An ihre Stelle traten Herr Dr. Jos in g und Herr Apotheker Günzel, welch letzterer vertretungsweise die 3. Assistenten- stelle verwaltete, während Herr Dr. Gabel als erster, Herr Dr. Josing als zweiter Assistent fungierte. Das Laboratorium wurde im Sommersemester von 66, im Wintersemester von 71 Praktikanten besucht, so daß gegen das Vorjahr ein erfreu- liches Ansteigen der Frequenz zu verzeichnen ist. Der Lehr- plan blieb im ganzen unverändert, nur konnte nach dem Aus- bau des Fabrikations-Laboratoriums der Darstellung von Prä- paraten ein größeres Interesse entgegengebracht werden.

Sammlung und Apparatur wurden wiederum erheblich ver- mehrt, letztere namentlich durch Aufstellung eines großen Landolt- Lippich sehen Polarisationsapparates mit dreiteiligem Gesichtsfeld, durch Beschaffung explosionssicherer Aufbewah- rungsgefaße für Äther, Alkohol und ähnliche feuergefährliche Flüssigkeiten. Die Bibliothek erfuhr außer durch Hand- und Lehrbücher eine wertvolle Erweiterung durch Erwerbung eines vollständigen Exemplares der Liebigschen Annalen. Die Ord- nung der Bibliothek durch Anlegung eines Zettelkataloges wurde begonnen und fleißig gefördert.

Im Laufe des Sommersemesters wurde sodann die bisherige Direktorwohnung für Unterrichtszwecke umgestaltet und aus- gebaut. Dadurch wurde in den bisherigen Unterrichtsräumen Raum für ein Laboratorium mit 24 Arbeitsplätzen gewonnen, während in einem anderen durch vollständigen Unibau eine Vermehrung der Plätze von 17 auf 28 stattfand. Ferner konnten zwei Schwefelwasserstoffzimmer und ein Raum für Herstellung von Präparaten eingerichtet werden. In der früheren Direktor- wohnung wurden die Bibliothek, sowie die chemischen und physikalischen Apparate untergebracht. Ebendaselbst wurde ein Zimmer von ca. 45 qm als Laboratorium für den Direktor und Fortgeschrittenere mit insgesamt 6 Arbeitsplätzen von je 1,70 m Länge, ein anderes von etwa gleicher Größe für Nah- rungsmittelchemiker mit 8 Arbeitsplätzen von je 1 m Länge eingerichtet. Ferner fand in diesem Teil des Instituts die pharmazeutische Staatsprüfungs-Kommission in einem Zimmer

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Unterkunft. Für Mikroskopie, optische Untersuchungen und für Chemikalien und Glasgeräte wurde je ein Zimmer eingerichtet. Für die Sammlung wurde das bisherige Direktorzimmer durch Magazinierung in durchaus praktischer und ausreichender Weise umgebaut, so daß sich nunmehr die Sammlung direkt neben Vorbereitungszimmer und Hörsaal befindet.

Weitere geplante und durchaus notwendige Umbauten und Veränderungen, wie vor allem des Auditoriums, haben sich wegen Erschöpfung der von der hohen Staatsregierung be- willigten Mittel nicht ausführen lassen und leider waren auch die Bemühungen um Nachbewilligungen bisher erfolglos. Doch steht zu hoffen, daß bei der unbestrittenen Notwendigkeit der geplanten Umänderungen das nächste Jahr Erfüllung der be- rechtigten Wünsche bringen wird. Auch die erbetene Ver- mehrung der Lehrkräfte durch Anstellung eines vierten Assistenten und Erhöhung des äußerst knapp bemessenen Dispositionsfonds haben leider nicht gewährt werden können.

Durch Ministerialerlaß vom 9. Juni 1903 ist das Institut den staatlichen Anstalten zur technischen Untersuchung von Nahrungs- und Genußmitteln, was die praktische Ausbildung der angehenden Nahrungsmittelchemiker anbelangt, gleich- gestellt worden.

An wissenschaftlichen Arbeiten gelangten zumeist im „Archiv der Pharmazie" zur Veröffentlichung:

1. J. G adamer: Über Corydalisalkaloide. S.Mitteilung.

2. Derselbe: Die Konstitution der Pseudo-Ammoniumbasen. Vortrag gehalten in der chemischen Gesellschaft zu Breslau.

3. Derselbe: Über rechtsdrehendes sec. Butylamin. 2. Mit- teilung.

4. J. Gadamer und T. Amenomija: Über die optischen Funktionen der asymmetrischen Kohlenstoffatome im Ekgonin. 2. Mitteilung.

5. W. Urban: Über alkylierte d-Butyl-Thioharnstoffe.

6. Derselbe: Über die Darstellung von Löffelkrautöl und -Spiritus aus dem Samen von Cochlearia officinalis.

Gadamer.

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b. Pharmakopnostlsehe Abtellnng.

Die Sammlung der Drogen wurde durch einige neuerdings eingeführte Handelssorten vermehrt und ältere Stücke zum Teil durch bessere ersetzt. Um den Unterricht in der mikroskopi- schen Drogenkunde bei der stetig wachsenden Zahl der Teil- nehmer erfolgreich zu gestalten, war die Anschaffung von vier Kursusmikroskopen ein unabweisbares Bedürfnis, wie über- haupt nach dieser Richtung hin eine allmähliche Vermehrung der Instrumente erfolgen muß. Als Hilfsassistenten fungierten die Herren Dr. R. Malguth und Cand. phil. W. Günther.

Fax. Gadamer.

5. Das mineralogische Institut und Museum.

Die Sammlungen und das Instrumentarium wurden durch zahlreiche neue Erwerbungen vermehrt. Besonders zu er- wähnen ist die Anschaffung und Aufstellung eines von Seibert in Wetzlar gebauten elektrisch beleuchteten Projektionsapparats, welcher nicht nur die bekannten Leistungen eines Skioptikons verrichtet, sondern auf einem Wandschirm von 9 Quadratmeter Fläche die objektive Darstellung sämtlicher in Mikroskopen und Polarisationsapparaten zu beobachtenden Erscheinungen ge- stattet.

Als Geschenk erhielt das Museum vom Herrn Geheimen Sanitätsrat Professor Dr. med. et phil. h. c. Wilh. Grempler eine aus Nephrit gearbeitete chinesische Vase.

Als Museumsassistent fungierte Herr Dr. Baumann, während die Herren Privatdozenten Professor Dr. Milch und Dr. Arthur Sachs mit dankenswerter Bereitwilligkeit als Unterrichtsassistenten bei der Anleitung zu selbständigen Ar- beiten, sowie bei der Abhaltung der Übungen tätig waren, bei letzteren auch die Herren Privatdozenten Dr. Volz und Dr. Herz.

Mit den Hilfsmitteln des Museums und Instituts wurden die Untersuchungen zu folgenden Publikationen ausgeführt:

H. Hoppe: Über Andesite der Vulkane Sago, Merapi, Manindjau und Kaba auf Sumatra. Inaugural-Dissertation, Breslau, 19. Dezember 1903.

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4G

A. Sachs: Apatit von Grube Prinzenstein bei St Goar. Zentral- blatt für Mineral., Geol. und Paläont. 1903, S. 420 421.

Kalinatronglimmer als Drusenmineral in Striegau. Ebenda S. 422—423.

Die Krystallform des Indiums und seine Stellung im periodischen System. Zeitschrift f. Krystallogr. Bd. 38, 495—496.

Über die Beziehungen des Rubidiums zum Kalium einer- seits und zum Cäsium andererseits nach krystallographi- schen Untersuchungen an neuen Uranyldoppelsalzen dieser Metalle. Ebenda S. 496—498.

Die Bildung der oberschlesischen Erzlagerstatten. Zentral- blatt f. Mineral, u. s. w., 1904, S. 40—48.

Die chemische Zusammensetzung des Gismondins nach einem neuen schlesischeu Vorkommen im Basalte von Nikolstadt bei Liegnitz. Ebenda S. 215—216.

vgl. unten C. Hintze und A. Sachs.

L. Milch: Über den möglichen Zusammenhang zwischen der Dichtigkeits-Verminderung (den Massendefekten) in der Erdrinde und der Entstehung von Tiefengesteinsmassiven. Zentralblatt f. Mineral, u. s. w., 1903, S. 444—448.

Aus einem Augit hervorgegangene Carbonate. Ebenda S. 505—509.

Über homogene Deformation von Quarz und Piezokrystalli- sation. Ebenda 1904, S. 181—190.

Über Umwandelungsvorgänge im Nebengestein eines Erz- ganges in Süd-Sumatra. Naturwissenschaftliche Sektion der Schles. Ges. f. Vaterland. Kultur. Sitzungsbericht 26. November 1903.

G. Gürich: Zur Genese der oberschlesischen Erzlagerstätten des Muschelkalks. Zeitschrift für prakt. Geologie, 1903, 202—205.

Mitteilungen zur Geologie von Schantung. Naturwissen- schaftliche Sektion d. Schles. Ges. f. Vaterland. Kultur. Sitzungsbericht 10. Dezember 1903.

C. Hintze und A. Sachs: Geschichte der naturwissenschaft- lichen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für Vater- ländische Kultur. Jahresber. der Ges. für 1903.

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(.Hintze: Handbuch der Mineralogie. 20. Lieferung. Leipzig, 1904.

Außerdem wurde die krystallographisch- optische Unter- suchung neuer, in den chemischen Instituten der Universitäten Breslau, Berlin und Bonn dargestellter Verbindungen von den Herren Prof. Dr. Milch und Dr. Sachs ausgeführt.

Hintze.

6. Das geologisch-paläontologische Institut

und Museum.

Die Aufstellung in den neuen Räumen wurde erweitert, die Etikettierung und Neubestimmung des vorhandenen Materials gefördert. Während die Zahl der Zuhörer keine Verminderung erfuhr (ca. 50), hat die Zahl der Praktikanten (17) und Dokto- randen (13), zusammen 30, sich noch weiter gesteigert, so daß nicht nur die unpraktische Anordnung des aus Museum und Dienstwohnung zusammengefügten Instituts, sondern auch der vorhandene Arbeitsraum in jeder Beziehung absolut unzu- länglich ist. Selbst unter Zuhilfenahme der Musealräume zum Photographieren und der Ausführung der Arbeiten selbst gelang es nur mühsam, den allerdringlichsten Anforderungen zu entsprechen. Da die Steigerung der Praktikantenzahl seit Jahren kontinuierlich anhält, ist mit Sicherheit der Augenblick vorauszusehen, wo der Direktor außerstande sein wird, Ge- suchen um Neuaufnahme zu entsprechen. Auch die in jeder Beziehung unzureichende Zahl des wissenschaftlichen Hilfs- personals (ein Assistent und ein von Fall zu Fall bewilligter Hilfsassistent) ist nicht imstande, den an sie gestellten An- forderungen nachzukommen. Die Gründe der bedeutenden Entwicklung des Breslauer geologischen Instituts sind nicht vorübergehender oder zufälliger Art, sondern beruhen auf seiner Lage im Zentrum des schlesischen Berg- baues1) und auf der Tatsache, daß das Breslauer Institut das einzige seiner Art in Ostdeutschland8) ist. Es wäre im höchsten Maße bedauerlich, wenn die organische, auf

*) Unter 13 Doktoranden sind 5 Bergleute.

*) D. h. in Schlesien, Posen, Pommern, West- und Ostpreußen; in Königsberg und Greifswald bestehen mineralogische Institute.

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natürlichen Ursachen beruhende Entwicklung der Geologie in Breslau durch die geschilderten äußerlichen Umstände beein- trächtigt würde. Trotzdem war im verflossenen Jahre die Zahl der fertig gestellten Arbeiten nicht unerheblich (s. u.), die in Vorbereitung befindlichen Aufnahmen (ausgeführt durch die Herren Schmidt, Friedrich, Flegel, Herbing) bezogen sich auf Spezialarbeiten der schlesischen Geologie.

Aus der Haaseschen Sammlung wurden aufgestellt ein Riesen -Faultier (Pseudolestodon) und ein Riesen -Gürteltier (Hoplophorus). Außerdem wurden die Ergebnisse wissenschaft- licher Forschungsreisen auf Sumatra, Borneo und Java (Volz), nach dem Kaukasus (Wysogorski und Renz), Peloponnes, Korfu und Albanien (Renz) und im Bakonyer Wald (Frech) bearbeitet.

Aus den vielen, dem Museum überwiesenen Schenkungen seien die folgenden mit nochmaligem Ausdruck des Dankes hervorgehoben:

1. Herr Prof. G. Gürich überwies dem Institut die in Edel- opal umgewandelten Originale zu seiner Arbeit über White Cliffs 1901, die ihm von dem Sammler derselben Herrn Edelsteinhändler Klein zu diesem Zweke über- lassen worden waren, ebenso übergab er dem Institut seine Sammlung devonischer Fossilien von Dembnik.

2. Herr Direktor Joppich -Waltersdorf bei Lähn sandte eine Suite Kreidefossilien aus der Umgegend von Lähn.

3. und 4. Herr Ökonomierat Madelung aufSakrau, sowie die Direktion der Gogolin-Gorasdzer Kalkwerke schenkten, wie in früheren Jahren, prachtvoll erhaltene Saurier- und Fischreste aus dem Muschelkalke Oberschlesiens.

Während des Jahres 1903 wurden außer den üblichen Exkursionen 2 mehrtägige Übungen im Aufnehmen geologischer Karten ausgeführt und zwar:

1. 5tä#ig: Das Gebiet zwischen Neurode und Schatzlar,

2. 4tügig: zwischen Landeshut und Schömberg.

Als zweiter (Hilfs-)Assistent fungierte während des ganzen Jahres Herr Bergreferendar Axel Schmidt.

Mit den Mitteln des Instituts wurden die in folgendem auf- gezählten Arbeiten ausgeführt und veröffent licht:

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V. Franz: Über „Nautilus bidorsalus" und seine Verwandten, mit 5 Figuren. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. XVII. Beilage Band 1903.

G. Prinz: Über Rückschlagsformen bei liassischen Ammoniten, mit 1 Tafel und 1 Textfigur. Neues Jahrbuch für Minera- logie etc. Jahrgang 1904, Band I.

Bergreferendar A. Schmidt: Zwei miocaene Braunkohlenvor- kommen in Nordostdeutschland. Glückauf 1903 No. 24.

Dr. R. Lasswitz: Die Kreideammoniten von Texas. Inaugural- Dissertation.

Dr. C. Renz: 1. Neue Beiträge zur Geologie der Insel Korfu. Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft. Bd. 55. 1903

2. Zur Altersbestimmung des Carbons von Budua in Süddalmatien. Zeitschrift der deutschen geol. Gesell- schaft. Bd. 55. 1903.

3. Über neue Vorkommen von Trias in Griechenland und von Lias in Albanien. Zentralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. 1904.

Prof. Dr. Volz: Zur Geologie von Sumatra. Beobachtungen und Studien, mit 12 Tafeln, 3 Karten und 45 Abbildungen im Text. Geologische und paläontologische Abhandlungen, herausgegeben von Koken, Neue Folge, Bd. VI, Heft 2. Jena 1904.

Prof. Dr. Gürich: 1. Zur Genese der oberschlesischen Erz- lagerstätten. Zeitschrift für prakt. Geologie. 1903.

2. Mitteilungen zur Geologie von Schantung. Sitzungs- bericht der Schles. Gesellschaft. 1903.

3. Das Devon von Dembnik bei Krakau. Beiträge zur Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des Orients. Bd. XVI. 1903.

Prof. Dr. Frech: 1. Lethaea geognostica. (Handbuch der Erd- geschichte). Mesozoicum I. Heft, bearbeitet von E. Phi- lipp und F. Frech. Trias, mit 8 Tafeln, 21 Textfiguren, 6 Tabellen-Beilagen und 76 Abbildungen im Text. Stutt- gart 1903.

1 Lethaea geognostiea. Caenozoicum Bd. II. 1. Abteilung: Das Quartär, bearbeitet von E. Geinitz und F. Frech.

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Mit 2 Lichtdrucktafeln, 4 Karten, 12 Texttafeln, 6 Beilagen und 163 Abbildungen im Text. Stuttgart 1904. Prof. Dr. Frech: 3. Über das Antlitz der Tiroler Zentralalpen. Zeitschrift des Deutschen und österreichischen Alpen- vereins. Bd. 34. Innsbruck 1903.

4. Neue Amrnoniten aus der Trias des südlichen Bakonyer Waldes. Mit 11 Tafeln und zahlreichen Textbildern. Paläontologischer Teil des Werkes: Resultate der wissen- schaftlichen Erforschung des Palattensees. Budapest 1904.

Frech.

7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.

1. Der langjährige Assistent am botanischen Garten Dr. Wilhelm Grosser wurde am 1. Juli 1903 zum Direktor der agrikultur-botanischen Versuchsstation in Breslau berufen. An seine Stelle trat Dr. W. Limpricht, während als Vertreter des für eine mehrjährige Forschungsreise in Peru beurlaubten Dr. Weberbauer der Kand. phil. Max Pohl vom 1. Juli 1903 bis 31. März 1904 beschäftigt war.

2. Der Garten. Infolge des Neubaues des zoologischen Museums mußten mehrere dem botanischen Garten gehörige Arbeitsräume fallen. Als Ersatz dafür erhielt er einen massiv aufzuführenden Schuppen, dessen Bau gegen Ende des Etats- jahres in Angriff genommen wurde. An ihn sollen sich später vier neue Kulturhäuser anschließen, für deren Errichtung, so dringlich auch das Bedürfnis ist, die Mittel zunächst nicht be- reitgestellt werden konnten. Der Betrieb des Gartens ist durch den Bau des zoologischen Museums naturgemäß einigermaßen beeinträchtigt worden; die sich daraus ergebenden notwendigen Umlegungen werden jedoch erst in den nächsten Jahren durch- geführt werden können.

Die im östlichen Teile des Gartens gelegenen pflanzen- geographischen Anlagen, welche die nordamerikanische Flora demonstrieren sollen, wurden einer eingehenden Revision und einer sehr wesentlichen Erweiterung unterzogen, wodurch der Garten einen erheblichen Zuwachs an wertvollen Holzgewächsen erfuhr.

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Lebende Pflanzen und Samen erhielt der Garten geschenk- weise überwiesen von den Herren Heinz mann -Breslau, Apotheker Hoff man n- Breslau, M ittm an n- Breslau, Ober- gärtner Görth-Proskau, Mafcek-Tumau i. Böhmen, P. Scholtz- Breslau und Frau Stricker-Breslau.

An Samenproben erhielt der Garten im Tausch 840 Nummern gegenüber 1700 versandten Prisen.

3. Die Sammlungen wurden auch in diesem Etatsjahre von zahlreichen einheimischen und auswärtigen Botanikern zu wissenschaftlichen Zwecken benutzt.

a. Das Herbarium wurde vergrößert durch Ankauf folgender Exsiccatenwerke : 1 Centurie bosnischer Hie- racien (G. Schneider), Herbar. sicul. Cent. HI (H. Roß), 600 Nummern transkaspischer Pflanzen (Sintenis), 590 Nummern Canaren (Bornmüller), 145 Arten aus Kamerun (Zenker), 415 Nummern aus Porto Rico (Heller), 280 Nummern aus Mexiko (Pringle), sowie Lief. XI der Carices exsicc. von Kneucker.

Im Tausch wurden erworben 210 Nummern nord- chinesischer Pflanzen (leg. Zimmermann) und 122 Togo- pflanzen (leg. Warn ecke) vom Botanischen Museum in Berlin, endlich Lief. I IV der Hepaticae europaeae von Prof. Dr. Schiffner-Wien.

Als Geschenk erhielt das Herbarium überwiesen: 11 Nummern Dalmatiner (Dr. Baenitz-Breslau), 11 Nummern aus den Abruzzen (Prof. Dr. Rosen -Breslau), 24 Nummer Kap-Euphorbien (Dr. Schönland-Grahams- town, Kapland), einige Centurien schlesischer Pilze aus dem Herbarium von Dr. Schneider und Oberstabsarzt Schröter (Rektor M. Hübner-Breslau), sowie endlich die 120 Fascikel umfassende Privatsammlung von Prof. F. Pax.

Die Arbeiten sind soweit gediehen, daß mit dem Inserieren der Kryptogamen des Herbar. Henschelianum und des Flechtenherbars von B. Stein energisch vor- gegangen werden kann.

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b. Das Gaitenmuseum wurde erweitert durch eine Kol- lektion Carbonpflanzen von der Zeche Königin Elisabeth in Essen a. Rh. durch Direktor Kampers, sowie nament- lich durch eine von Professor Pax zusammengebrachte Sammlung succulenter Euphorbien aus Afrika.

c. Die Bibliothek fand eine zweckentsprechende Ver- mehrung durch Ankauf und Geschenke.

4. Im Institut nahmen an den mikroskopischen Übungen teil im Sommersemester 52, im Wintersemester 64 Studierende. Außerdem arbeiteten mehrere Herren an eigenen Untersuchungen. Der sehr empfindliche Raummangel machte es erforderlich, daß ein Teil des Unterrichts in den Räumen der ehemaligen. Filiale der Elisabethinerinnen erteilt werden mußte. Hierselbst fanden auch einzelne Sammlungen ihre Aufstellung.

Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:

1. F. Pax, Über Bastardbildung in der Gattung Acer. Mitteil. Deutsch, dendrol. Gesellsch. 1903.

2. F. Pax, Monogr. Übersicht über die afrikan. Arten aus der Sektion Diacanthium der Gattung Euphorbia. Englers Jahrb. XXXIV.

3. F. Pax, Pflanzengeographische Gliederung Siebenbürgens Ebenda XXXIII.

4. F. Pax, Der Ostrand Siebenbürgens. Jahresb. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur f. 1903.

5. F. Pax, Geschichte der botan. Sektion d. Schles. Gesell- schaft. Festschr. f. Hundertjahrfeier d. Schles. Gesell- schaft. Breslau 1904.

6. F. Pax, Lehrbuch der Botanik. 12. Aufl. Leipzig 1904.

7. W. Grosser, Über kleistogame Blüten und die Bestau- bung der Cistaceen. Jahresber. d. Schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur f. 1903.

8. W. Limp rieht, Rabenhorsts Kryptogamenflora, IV. Bd., 3. Abt., Lief. 39, 40, 41. Leipzig 1903.

9. R. Kirchner, Beiträge zur Kenntnis der Bruniaceen. Diss. Breslau 1904.

10. R. Schulz, Monographie d. Gattung Phyteuma. Diss. Geisenheim 1904.

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11. R. Knuth, Die geographische Verbreitung der Gattung Geranium. Jahresber. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur für 1903.

12. W.Remer, Über die Keimung von Phacelia. Jahresber. d. Schies. Gesellschaft f. vaterl. Kultur f. 1903.

13. W. Rem er, Die Fruchtbildung der Pomoideen. Ebenda.

14. Th. Schübe, Resultate der Durchforschung d. schlesi- schen Phanerogamen im Jahre 1903. Jahresber. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur f. 1903.

15. Th. Schübe, Vorstudien zum Waldbuch von Schlesien. Ebenda.

16. Th. Schübe, Phänologische Beobachtungen im Jahre 1903. Ebenda.

17. Th. Schübe, Verbreitung der Gefäßpflanzen in Schlesien. I. Breslau 1903.

Pax.

8. Das pflanzenphysio logische Institut und das botanische Museum.

Im Pflanzenphysiologischen Institut wurde ein Raum mit Oberlicht zum Photographieren eingerichtet und mit den hierzu notwendigen Hilfsmitteln ausgestattet.

Im Kellergeschoß vorhandene Räume wurden für Kultur- versuche bei konstanten Temperaturen durch bauliche Um- änderungen benutzbar gemacht. Zur Ausstattung dieser Räume wurden Tische und Regale, sowie geeignete Kulturgefäße neu angeschafft

Der Versuchsgarten des Pflanzenphysiologischen Institutes hatte sich bereits im vorigen Jahre als unzureichend erwiesen. Es war deshalb erforderlich, für das verflossene Jahr in Gräb- schen ein Versuchsfeld anzupachten, welches ausreichend er- schien für die weiter ausgedehnten experimentellen, biologischen und pflanzenpathologischen Untersuchungen.

Im botanischen Museum wurden die vorhandenen Herbarien von Pilzen, Algen und Moosen einheitlich geordnet und über- sichtlich aufgestellt, nachdem sie durch eine abermalige Des- infektion gegen Insektenfraß gesichert waren. Anschließend hieran wurden die Zimmer mit Demonstrationsobjekten von

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Pilzen und Pilzkrankheiten nach Anschaffung einiger Schränke anschaulich und übersichtlich neu geordnet und namentlich das aus eigenen Versuchen gewonnene Material von Brandpilzen und Brandkrankheiten von der Sammlung abgetrennt und für sich aufgestellt.

An einzelnen Sammlungsgegenständen erfuhr das Museum wünschenswerte Bereicherungen, so namentlich durch die Schenkung von Geschlechtspflanzen der Lycopodiaceen von Professor Bruch mann in Gotha.

Im Berichtsjahr wurde das Institut zur Lösung technischer Fragen aus dem Gebiete der Botanik in erhöhtem Maaße herangezogen, die teils von den Beamten des Institutes, teils von Professor Rosen bearbeitet wurden.

Die wissenschaftlichen Arbeiten im Pflanzenphysiolojrischen Institut erstreckten sich über alle Gebiete der Pilzkunde. Es waren aber vorzugsweise die Brandpilze und die Brandkrank- heiten des Getreides in wachsendem Umfange Gegenstand experimenteller Versuche und es gelang, den Nachweis zu führen, daß neben der bisher allein bekannten Infektion des jungen Saatgutes durch Brandkeime auch die jungen Frucht- knoten der Blüten und dadurch der Embryo selbst im Saatgute befallen werden. Die praktische Tragweite dieser Tatsache war die Veranlassung, daß im Staatshaushaltsetat für das Jahr 1904 die Bewilligung besonderer Hilfsmittel vorgesehen wurde, um die Weiterführung der Untersuchungen in dem folgenden Jahre in größtem Umfange zu ermöglichen.

Neben diesen umfassenden Arbeiten wurden erfolgreiche Untersuchungen angestellt über die Ausstreuung und Verbreitung der Sporen bei den Basidiomyceten, und weiter nahmen die seit längerer Zeit eingeleiteten Untersuchungen über den Haus- schwamm ihren weiteren Fortgang.

Zur Veröffentlichung gelangten:

1. Neue Untersuchungen und Ergebnisse über die natürliche Infektion und Verbreitung der Brandkrankheiten des Ge- treides in den Nachrichten aus dem Klub der Landwirte zu Berlin, von 0. Brefeld.

2. Ober eine neue Methode zur Desinfektion der Haut im Archiv für klinische Chirurgie von R. Falck.

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3. Im Erscheinen begriffen : Wandtafeln zur Analyse der Nahrungs- und Genußmittel, VI. Serie, von F. Rosen.

Brefeld.

9. Das zoologische Institut und Museum.

Am 1. Oktober 1903 schied der Hilfsassistent Dr. S. Süß- bach aus und an seine Stelle trat Dr. med. et phil. U. Ger- hardt.

Die Lehrmittel des Institutes wurden durch Ankauf einer Anzahl neuer Mikroskope sowie eines Zimmermannschen Mikro- tomes vermehrt, auch wurden neue Unterrichtstafeln gezeichnet.

Im Museum wurde die Arbeit der Neuordnung der Samm- lungen fortgesetzt. Außer den wissenschaftlichen Beamten be- teiligten sich daran die Herren Rentier Di et 1, Prof. Dittrich, Rentier Gärtner, Prof. Dr. Göttschmann, Graf Matuschka und Gymnasiallehrer Merkel.

Von größeren Ankäufen sind zu erwähnen: die im zoolo- gischen Garten im Laufe des Jahres gefallenen Tiere, arktische Säugetiere und Vögel von Konservator Schneider in Tromsö, eine Kollektion Paradiesvögel von Naturalienhändler Schlüter in Halle, Antilopengehörne von Händler Stüber in Hamburg, eine große Kollektion verschiedener Badeschwammsorten aus Triest.

Getauscht wurde mit den Museen in Stuttgart und Marburg.

Von größeren Geschenken gingen ein: Eine große Samm- lung exotischer und paläarktischer Schmetterlinge von Herrn A. Gärtner, eine Anzahl Kadaver von anthropoiden Affen von Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Ne isser, ein deutscher Biber sammt Fraßstücken durch Se. Exzellenz den Herrn Oberpräsi- denten der Provinz Sachsen, Staatsminister v. Bötticher, eine Kollektion Tiefseetiere von der Expedition des „Caudan" von Herrn Prof. Dr. Köhler in Lyon, sowie Reiseausbeuten aus Peru von Privatdozent Dr. Web er bau er, aus Island von Kustos Dr. Zimmer, von den Brionischen Inseln vom Unterzeichneten. Weitere Geschenke gingen ein von den Herren Bankbeamten Auerbach (Breslau), Direktor Grabowsky (Breslau), Assistent Dr. Gerhardt (Breslau), Rentmeister Hanke (Kentschkau), Fabrikant Hantel mann (Breslau), Dr. Hartmeyer (Berlin),

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Friseur Hoy (Breslau), Maschinist Je senke, Stadtältester Kletke (Breslau), Tierarzt Kolbe (Breslau), Kulisch (Breslau), Ingenieur Mende (Breslau), Naturalienhändler Niepelt (Zirlau), Professor Dr. Pax (Breslau), Privatdozent Dr. Peter (Breslau). Fabrikant Pieper (Mörs a.Rh.), Dr. Rem er (Breslau), Apotheker Stefke (D.-Lissa), Förster Stol le (Oswitz), Graf Schweinitz (Sulau), Kaufmann Sterz (Breslau), Professor Dr. Thilenius (Breslau), v. Schickfuß (Trebnig), Staatsau waltschaftsrat Frei- herr von Stillfried-Rattonitz (Breslau), Professor Dr. Volz (Breslau).

Die Bibliothek wurde wie alljährlich aus den Mitteln der Gravenhorstschen Stiftung vermehrt. Publikationen:

1. Krumbach, Thilo: Über die Greifhaken der Chätog- nathen. Zoologische Jahrbücher (Abteil, für Systematik), Band 18.

± Zimmer, Karl: Die Cumaceen des Museums für Natur- kunde in Berlin. Zoolog. Jahrbücher (Abt. f. Systematik), Bd. 18.

3. Kükenthal, W.: Versuch einer Revision der Alcyonarien. II. Familie der Nephthyiden. 1. Teil. Zoolog. Jahrbücher (Abt. f. Systematik), Bd. 19.

4. Bönninghaus, Georg: Das Ohr des Zahnwals und die Schalleitung. Zeitschrift f. Ohrenheilkunde. Bd. 45.

5. Gerhardt, Ulrich: Morphologische und biologische Studien über die Kopulationsorgane der Säugetiere. Dissertation, Breslau.

6. Roh de, Emil: Untersuchungen über den Bau der Zelle. II. Über eigenartige aus der Zelle wandernde „Sphären41 und „Centrosomen", ihre Entstehung und ihren Zerfall. Zeitschrift f. wiss. Zoologie. Bd. 75.

7. Untersuchungen über den Bau der Zelle. III. Die Entstehung der Mitrochondrien und Chondromiten aus eigenartigen intra- und extrazellulären „Sphären" (Idio- somen). Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. Bd. 76.

S. Bönninghaus, Georg: Das Ohr des Zahnwales, zu- gleich ein Beitrag zur Theorie der Schalleitung. Zoolog Jahrbücher (Abt. f. Anatomie). Bd. 19.

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9. Krumbach, Thilo: Die unteren Schneidezähne der Nagetiere nach Gestalt und Funktion betrachtet. Zoolog. Anzeiger. Bd. 27.

10. Küken thal, W.: Über einige Korallentiere des Roten Meeres. Festschrift zum 70. Geburtstage von Ernst Hackel. Jena bei Gustav Fischer. 1904.

Kükenthal.

f. Landwirtschaftliche Institute. I. Allgemeines.

Im Berichtsjahre sind von den „Mitteilungen der landwirt- schaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau *' Band II, Heft 2 und 3 erschienen.

Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft an der Universität betrug:

darunter Landwirte Gesamtzahl: von Beruf:

Sommer-Semester 1903: 83 64

Winter-Semester 1903/04: 138 82

Von den Studierenden der Landwirtschaft wurden sieben zu Doktoren der Philosophie promoviert und zwei bestanden die landwirtschaftliche Abgangsprüfung. Ein Studierender löste mit Erfolg die von der philosophischen Fakultät aus den Mitteln der Neugebauerschen Stiftung ausgeschriebene Preisaufgabe über: „Bedeutung der Elektrotechnik für die Landwirtschaft.14

Die Tierklinik, deren Leitung am 1. April 1903 Professor Dr. Casper übernahm, wurde vom Institut für landwirtschaft- liche Tierproduktionslehre vollständig losgelöst und erhielt die Bezeichnung „Veterinär-Institut41 beigelegt.

Das neubegründete Lektorat für landwirtschaftliche Handels- kunde wurde am 1. Oktober 1903 dem Syndikus der Handels- kammer in Breslau, Dr. jur. Riesenfeld, übertragen.

Dem bereits im vorigen Jahre von der philosophischen Fakultät gestellten Antrage auf Errichtung eines neuen Extra- ordinariats für Wirtschaftslehre des Landbaues ist inzwischen durch die Berufung des bisherigen Güterdirektors Dr. Aereboe in Pförten stattgegeben worden. Der Genannte wird sein Lehr- amt am 1. April 1904 antreten.

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Die stetig zunehmende Frequenz, deren sich das Studium der Landwirtschaft an hiesiger Universität zu erfreuen hat, läßt die völlige Unzulänglichkeit der Räumlichkeiten, in denen die Gesamtheit der landwirtschaftlichen Institute untergebracht ist, von Jahr zu Jahr klarer zutage treten, und diese schon jetzt in vieler Hinsicht unhaltbaren Zustände werden unzweifelhaft in kürzester Frist eine Änderung gebieterisch erforderlich machen.

Die Geschäftsführung der inneren Verwaltung der land- wirtschaftlichen Institute ging am 1. April 1903 von Professor Holde fleiss für 2 Jahre auf Professor Pfeiffer über.

2. Spezielles.

a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen-

produktionslehre.

Die Wetterwarte, der statische Versuch und der perma- nente Düngungsversuch wurden weiter im Betriebe erhalten und die Ergebnisse derselben in entsprechender Weise für spätere wissenschaftliche Verwertung ordnungsmäßig gesammelt

Der landw.-botanische Garten war durch den im Frühjahr 1903 erschienenen „Führer44 wissenschaftlich nutzbar gemacht und erregte vielseitiges Interesse.

Die Spalieranlage der Obstabteilung wurde beendet und die junge Pflanzung gedieh.

Die züchterischen Arbeiten an Roggen, Weizen und Gerste wurden mit Erfolg fortgesetzt. Ein neuer Gattungsbastard zwischen Aegilops und Triticum wurde erzeugt; leider zeigte er sich völlig steril. Die Kreuzung soll als Wechselkreuzung wiederholt werden.

Die Vorarbeiten für einen größeren vergleichenden Versuch zwischen Gründüngung und Schwarzbrache auf schwerem und leichtem Boden wurden zur Hälfte beendet, ebenso die Planie- rung eines größeren Ackerstückes (Schlag 1).

Der Besuch des Feldes war wieder recht rege, besonders auch von Seiten der Studierenden. Der Ackerbauausschuß der Landwirtschaftskammer für Schlesien folgte einer Einladung des Berichterstatters zur Besichtigung des Feldes, und ebenso verschiedene landw. Vereine und Schulen der Provinz.

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Exkursionen konnte Berichterstatter wegen schlechter Ge- sundheit nicht machen.

Von Publikationen des Referenten liegen im Berichts- jahre vor:

1. Drei Monatsaufsätze in der lllustr. landw. Ztg. 1903, Nr. 26, 36 u. 44.

2. Die landw. Betriebslehre im Lichte der Neuzeit (Mit- teilungen der landw. Institute der Königl. Universität Breslau, Bd. II, Heft 2.

3. Führer durch den Iandw.-botanischen Garten. Ebenda, Bd. II, Heft 2.

4. Zwei Nekrologe für den verstorbenen Amtsrat Dr. W. Rimpau in Frühlings landw. Zeitung 1903, Heft 13 und in der landw. Wochenschrift für die Provinz Sachsen 1903, No. 26.

5. Bericht über einen 3jährigen Gerstenanbauversuch im Kreise Jauer. Zeitschrift der Landwirtschafts -Kammer für Schlesien 1903, No. 33, 34, 36 und 37.

6. Referat über Rauchschäden und ihre Verhinderung im Königl. preuß. Landesökonomiekollegium (Verhandlungen des Königl. preuß. Landesökonomiekollegiums 1904).

7. Das landw. Unterrichtswesen Deutschlands (Katalog der der deutschen Landwirtschaft auf der Weltausstellung zu St. Louis, Verlag der D. L. G.).

Unter Leitung des Referenten schlössen Dr. R. Leonhard, Dr. F. Ebeling und Dr. K. Opitz ihre Dissertationen ab.

Die Lehrtätigkeit mußte Referent im Berichtsjahre aus Gesundheitsrücksichten im Sommer-Semester noch sehr, im Winter-Semester in geringerem Maße einschränken.

Der zweite Assistent Herr Dr. Jander wurde im Laufe des Berichtsjahres durch Herrn Dr. Ja roß ersetzt.

Die bodenbakteriologische Abteilung arbeitete unter Herrn Dr. R. Thiele in begonnener Richtung weiter.

v. Rümker.

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b. Das Institut für landwirtschaftliche Tierproduktionslehre. Von dem Institute wurde die bisher mit ihm verbundene Tierklinik abgetrennt; diese wurde unter dem Namen „Veterinär- institut der Königl. Universität4' zu einem selbständigen Institute gemacht.

Die Sammlungen, insbesondere die reichhaltige und sehr instruktive Sammlung der Tiermodelle wurde vermehrt und in bedeutsamer Weise ergänzt durch Anschaffung einer Anzahl von wertvollen Tierstatuetten aus der Werkstatt Vastagh in Budapest. Ebenso wurde die Schädelsammlung vermehrt. Der Rassevieh stall diente zu allwöchentlichen Demonstrationen für die Studierenden und zugleich als Arbeitsfeld für Ausführung von Promotionsarbeiten, welche erst noch zur Veröffentlichung kommen werden.

Als Demonstrationsmittel dienten auch zahlreiche vom Referenten zusammen mit den Studierenden unternommene Exkursionen nach Landgütern der Provinz. Veröffentlichungen des Referenten:

„Von der südrussischen Steppe44 in Wolfs Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Bd. VI, Heft 10

„Ratschläge in Wirtschaftsfragen für die von Hoch- wasserschäden betroffenen Landwirte44 in der Illustrierten landwirtschaftlichen Zeitung 1903, Heft 69. Ferner referierende Aufsätze in Tageszeitungen. Die von Frank im Institut angefertigte Arbeit über „das Kuh- länder Rind44 wurde veröffentlicht in den Mitteilungen des land- wirtschaftlichen Instituts der Universität Breslau, Bd. II, Heft 3.

Der bisherige mehrjährige Assistent des Instituts, Herr Dr. Schönfelder, verließ mit dem 30. Juni seine Stellung, in welche am 1. Juli Herr Dr. Wiedemann einrückte.

Holdefleiß.

c. Das agrikulturchemische und bakteriologische

Institut.

An der Spitze des vorliegenden Berichtes muß mit dank- barer Genugtuung, im besonderen Gegensatze zu den Klagen der Vorjahre, der in Aussicht stehenden Einrichtung einer

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Ol

Vegetationsstation in Rosental gedacht werden. Zwar ist erst ein Teil (25000 Mark) der für den genannten Zweck beantragten Mittel in den nächstjährigen Etat eingestellt worden, aber hier- durch wird bereits die Einleitung der ersten Versuchsarbeiten ermöglicht, und die noch fehlenden Baulichkeiten (Gärtner- und Assistentenwohnung u. s. w.) müssen unbedingt folgen, falls sich die ganze Anlage als lebensfähig erweisen soll.

Der Einfluß des Asparagius auf die Milchproduktion, sowie Studien über die Beteiligung des Kaliums und Natriums an der Pflanzenernährung bildeten zwei neue Aufgaben, mit deren Bearbeitung auf umfangreicher experimenteller Grundlage be- gonnen wurde. Außerdem wurden Fütterungsversuche mit Melasse in Verbindung mit Torf. Holzmehl u. s. w. angestellt. Die angeführten drei Versuchsreihen werden auch im laufenden Jahre fortgesetzt werden.

Folgende Publikationen des Referenten, zum Teil in Ge- meinschaft mit seinen Mitarbeitern R. Riecke und A. Einecke, liegen vor:

1. Ober den zulässigen Perchloratgehalt im Chilisalpeter. Landwirtschaftliche Versuchsstationen. Bd. 58.

2. Die Muttersubstanzen der im Organismus der Pflanzen- fresser erzeugten Hippursäure. Mitteil, der Landwirt- schaftlichen Institute der Universität Breslau, Band II, Heft 4.

3. Die Verdaulichkeit des Torfes als Melasseträger. Daselbst.

4. Die sogen, statistische Methode der Felddüngungsversuche und die Ausgleichungs-Rechnung. Daselbst.

5. Über die Bestimmung des Mit rätst icksloffs neben organi- schem Stickstoff. Zeitschrift f. analyt. Chemie. Bd. 42.

Außerdem gingen aus dem Institute folgende Veröffent- lichungen hervor:

1. A. Einecke. Über Beziehungen zwischen Nahrungsfett, Körperfett und Milchfett. Inaugural-Dissertation.

2. K. v. Dambski. Vergleichende Versuche über künstliche und natürliche Verdauung der Proteinsubstanzen. Inau- gural-Dissertation.

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3. R. Riecke. Über die Bildung der Hippursäure im tierischen Organismus. Inaugural-Dissertation.

4. A. Rümpler. Über die Darstellung einiger Nichtzucker- stoffe aus Rüben. Ber. d. Deutsch. Chem. Ges., Bd. 36.

5. Das Betasterin. Daselbst.

6. Über die Reinigung von Rübensäften durch Silikate. Deutsche Zucker-Industrie, 1Ü03.

7. Methode zur Bestimmung des wirklichen Reinheits- quotienten der Rübe. Daselbst 1904.

Als Assistenten fungierten Dr. A. Einecke, Dr. R. Riecke (bis 1. November 1903) und Dr. F. v. Grabski (ab 1. Dezember 1903).

Pfeiffer.

d. Das landwirtschaftlich-technologische Institut.

Am 1. Oktober 1903 schied Herr Dr. Fritz Zimmer aus seiner Stellung als Assistent aus und es trat Herr Dr. Kurt Bartsch an seine Stelle.

Am 1. November 1903 erhielt der langjährige Instituts- diener Franz Rennoch seine Anstellung als Unterbeamter.

Im Betriebe des Instituts ist eine Änderung nicht ein- getreten, derselbe nahm seinen gewohnten und bewährten Gang. Die Lehrmittel wurden durch einige schöne Modelle, Tafeln und eine große Anzahl Diapositive ergänzt.

Zur Veröffentlichung gelangten folgende Arbeiten: Felix B. Ahrens und W. Blümel: Neue Ketone aus Stein- kohlentheer.

Derselbe und H. Soll mann: Über Piperylhydrazine. Felix B. Ahrens: Über einige neue Theerbasen. Derselbe: Der Kaolin von Kreisau. Derselbe : Sulfitcelluloseablaugen.

Derselbe: Handbuch der Elektrochemie. II. völlig neubearbeitete Auflage. Stuttgart 1903.

Derselbe : Sammlung chemischer und chemisch-technischer Vor- träge, Bd. IX. Stuttgart 1903.

Ahrens.

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e. Der kulturtechnische Apparat.

Den vorhandenen Mitteln entsprechend wurde die Samm- lung für Maschinenkunde vervollständigt, wobei das Königliche Universitätskuratorium in sehr dankenswerter Weise einen außerordentlichen Zuschuß für Anschaffung eines Dynamo- meters bewilligte. Verschiedene Maschinenfabriken stellten Originalmaschinen und Maschinenteile kostenfrei der Sammlung zur Verfügung. Auch die kulturtechnische Sammlung konnte durch einige Neuanschaffungen vervollständigt werden.

Dagegen verfügt der kulturtechnische Apparat immer noch nicht Uber eine entsprechende Laboratoriumseinrichtung, so daß wissenschaftliche Arbeiten nur in höchst beschränktem Umfange zur Ausführung kommen konnten. Personal ist nicht vorhanden. Außer der Ausübung seiner Lehrtätigkeit und prak- tischen Tätigkeit als kulturtechnischer Sachverständiger der Landwirtschaftskammer mußte sich daher der Unterzeichnete auf gelegentliche Mitarbeit an landwirtschaftlichen und techni- schen Zeitschriften beschränken.

Luedecke.

f. Das Veterinär-Institut.

Die Leitung des Veterinär -Instituts und der Tierklinik wurde von dem Unterzeichneten am 1. April 1903 übernommen, nachdem die Stelle wiederum 7s Jahr unbesetzt geblieben war. Das Bestreben des neuen Leiters war vor allem darauf ge- richtet, eine geregelte Tätigkeit der Klinik und Poliklinik an- zubahnen. Unter dem häufigen Personal-Wechsel und infolge der mehrfachen Verwaisung des Lehrstuhls mußte natürlich die Tierklinik sehr leiden und konnte ihrer eigentlichen Bestim- mung nur wenig nutzbar gemacht werden.

Angesichts der großen Schwierigkeiten, welche aus den genannten Gründen zu überwinden waren, muß es als ein er- freuliches Zeichen für die Zukunft angesehen werden, wenn seit Wiedereröffnung der Tierklinik am 20. April 1903 bis zum 31. März 1904 bereits 2511 Tiere darunter 523 Pferde poliklinisch untersucht und behandelt wurden.

In den Stallungen der Tierklinik fanden im Berichtsjahre 57 Tiere, darunter 38 Pferde Aufnahme, an denen zum Teil

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r,4

größere Operationen ausgeführt wurden. Da hierbei der Mangel eines Operationsraumes sich außerordentlich fühlbar machte, richtete der Unterzeichnete an den Herrn Kurator die Bitte um Bewilligung der für die Herstellung einer gedeckten Halle er- forderlichen Mittel und hatte die Freude, daß noch im laufenden Jahre, Dank der Fürsorge des hohen Kuratoriums, eine massive, überdeckte Operationshalle gebaut wurde, welche den Anfor- derungen einstweilen genügt.

Von seiten der Herren Tierarzte und Landwirte wurde in zahlreichen Fällen bei dem Institut Auskunft und Rat über zweifelhafte Krankheitsfälle und Sektionsbefunde eingeholt. So wurden in 136 Fällen Kadaver bezw. Kadaverteile von Tieren übersandt behufs Feststellung der Todesursache oder zu an- deren diagnostischen Zwecken. Hiervon entfielen auf die Provinz Schlesien 133 (darunter auf den Bezirk Breslau 77, Oppeln 45, Liegnitz 11).

Während die Tierklinik früher an das Institut für land- wirtschaftliche Tierproduktionslehre angegliedert war, wurde vom Herrn Minister unter dem 4. August 1903 verfügt, daß dieselbe von dem genannten Institut getrennt und als beson- deres selbständiges Institut unter dem Titel „Veterinär- Institut" aufgeführt wird. Damit ist erfreulicherweise end- lich ein dringender Wunsch erfüllt, welcher schon von den Vorgängern des Unterzeichneten wiederholt vergeblich ausge- sprochen worden war.

Mit besonderer Befriedigung und mit größtem Dank gegen den Herrn Universitäts-Kurator und den Herrn Kultusminister ist zu verzeichnen, daß das Institut Dank einer besonderen Zuwendung von 3000 Mark in die Lage versetzt wurde, eine Reihe wichtiger Anschaffungen für die Zwecke des Unterrichts zu machen. Dankbar habe ich ferner hervorzuheben, daß durch Ministerial- Erlaß vom 6. April 1903 der sächliche Ausgabe- fonds um den Betrag von jährlich 950 Mark dauernd erhöht worden ist.

Die Vorlesungen und Übungen erfreuten sich sehr guten Besuches. Exkursionen wurden mit den Studierenden unter reger Beteiligung unternommen nach- dem städtischen Schlacht- und Viehhof und nach der Militär-Lehrschmiede zu Breslau.

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Von dem Berichterstatter wurden außer den angekündigten Vorlesungen in folgenden landwirtschaftlichen Vereinen Vor- träge gehalten: Breslau, Ohlau, Jauer, Neiße, Steinau, Ratibor, Liegnitz, Reichenbach, Pilgramsdorf. Außerdem beteiligte er sich an dem von der Landwirtschaftskammer eingerichteten Vortrags-Zyklus für praktische Landwirte mit einem Vortrage.

Die Stelle eines Assistenten bekleidete vom 16. April bis 30. Juni 1903 Herr Tierarzt Dr. Kurt Roth, vom 1. Juli 1903 an Herr Tierarzt August Kempa.

Casper.

g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.

1. Das anatomische Institut.

Im abgelaufenen Verwaltungsjahre schied der zweite Assistent Herr Dr. Carl Mertz aus, um in die Praxis über- zutreten. Die Stelle blieb einstweilen unbesetzt.

Die wissenschaftlichen Arbeiten und Veröffentlichungen nahmen ihren ruhigen Fortgang.

Ha s s e.

2. Das physiologische Institut.

Personalien: Am 31. März 1901 schied Herr Dr. med Ulrich Gerhardt aus seiner Stelle als Assistent für experi- mentelle Histologie, um sich der Zoologie zu widmen. An seine Stelle trat Herr Dr. med. Julius Peiser aus Posen.

Von wissenschaftlichen Arbeiten kamen zur Veröffent- lichung:

K. Hürthle: Beschreibung einer registrierenden Stromuhr. Pflügers Archiv Bd. 97.

J. A. Tschuewsky:

1. Über Druck, Geschwindigkeit und Widerstand in der Strombahn der arteria carotis und crualis sowie in der Schilddrüse und im musculus gracilis des Hundes. Ebenda.

2. Über die Änderung des Blutstroms im Muskel bei teta- nischer Reizung seines Nerven. Ebenda.

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3. Über den Einfluß kurz dauernder Anämie auf den Blut- strom. Ebenda.

R. Burton-Opitz: Über die Temperatur des Chorda- und des Sympathicusspeichels. Ebenda.

Ulrich Gerhardt: Über histologische Veränderungen in den Speicheldrüsen nach Durchschneidung der sekretorischen Nerven. Ebenda.

K. Hürthle: Über die Reizwirkung des Ammoniak auf Skelett- muskeln. Ebenda, Band 100.

P. Jensen:

1. Zur Analyse der Muskelstörung bei der Thomsenschen Krankheit. Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 77, 1903.

2. Die physiologischen Wirkungen des Lichtes. Verhandl. d. Ges. Deutsch. Naturforscher und Ärzte 1903, Allge- meiner Teil. Leipzig 1904.

3. Über die Innervation der Gehirngefäße. Allgem. mediz. Zentralzeitung, 1904.

F. Röhmann: Über das Sekret der Bürzeldrüsen. Hofmeisters Beiträge, Bd. V.

P. Lins er: Über den Hauttalg beim Gesunden und bei einigen Hauterkrankungen. Habilitationsschrift. Tübingen 1904.

E. Laqueur u. O. Sackur. Über die Säureeigenschaften und

das Molekulargewicht des Caselns und seine Spaltung beim Trocknen. Hofmeisters Beiträge, Bd. III.

F. Röhmann u. J. Nagano. Über die Resorption und die

fernientative Spaltung der Disaccharide im Dünndarme des ausgewachsenen Hundes. Pflügers Arch., Bd. 95.

L. Borchardt. Über das zuckerbildende Ferment der Leber. Pflügers Arch., Bd. 100.

Johann Lewinski. Beobachtungen über den Gehalt des Blutplasmas an Serumalbumin, Serumglobulin und Fi- brinogen. Pflügers Arch., Bd. 100.

B. Heile: Über die antiseptische Wirkung des Jodoform. Arch. f. klin. Chirurgie, Bd. 71.

Hürthle.

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3. Das pathologisch-anatomische Institut.

Obwohl in dem eben verflossenen Jahre die im neuen Institute beobachtete Sterblichkeitsfrequenz fast genau die gleiche geblieben ist (480 gegen 479 im Vorjahre), so zeigt dennoch die Menge der vorgenommenen Obduktionen eine, wenngleich sehr geringe Abnahme. Sie beträgt nämlich nur 419 gegen 427 in 1902/03.

Unstreitig deutet dieser Rückgang darauf hin, daß die Zahl der von den Angehörigen reklamierten Leichen mehr und mehr gewachsen ist.

Noch auffallender als im neuen Institute macht sich diese Erscheinung, welche offenbar eben so sehr die Belehrung der Hospitalärzte beeinträchtigt, wie die Zwecke des akademischen Unterrichts, in dem alten, im Allerheiligen-Hospitale be- findlichen Institute geltend. In diesem Krankenhause nämlich, das, seiner Bestimmung gemäß, hauptsächlich von der Groß- stadtbevölkerung aufgesucht wird, hat die Zahl derjenigen Personen, deren Leichenöffnung seitens der Hinterbliebenen verboten worden ist, 177 erreicht, beläuft sich also (bei einer Sterblichkeit von 896) auf nicht weniger als 20%. Dem gegen- über darf die Ziffer 37, welche ich vorhin für die akademischen Kliniken namhaft gemacht habe, als vergleichsweise geringfügig bezeichnet werden; entspricht sie doch bloß 8,i °/0.

Wenn ich mich nicht täusche, findet der Unterschied, welcher sich in diesen beiden Ziffern kundgibt, seine Erklä- rung in der Ungleichartigkeit der Lebensstellung und der Her- kunft der die Universitäts- Anstalten aufsuchenden Patienten. Denn nicht wenige der Letzteren, die meist sogar viel be- mittelter sind, stammen von auswärts: teils vom platten Lande der Provinzen Schlesien und Posen, teils sogar vom Auslande.

Da ich überzeugt bin, daß es sich hierbei nicht etwa um ein zufälliges Ereignis handle, sondern um eine Erscheinung von tieferer Bedeutung, so ist es wohl nicht ungerechtfertigt, mit einem gewissen Nachdrucke daraufhinzuweisen und zugleich ihren Ursachen nachzugeben. Daß sie in der Tat in engem Zusammenhange stehe mit den durchgreifenden Wandlungen, die sich zumal in unseren Großstädten auf sozialem Gebiete

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teils bereit» vollzogen haben, teils fort und fort anbahnen, das erhellt deutlich aus folgenden zwei Tatsachen. Einmal ist der Bruchteil derjenigen Verstorbenen, die wirklich zur Sektion verstattet werden, eben aus den vorhin dargelegten Gründen gerade im Allerheiligen-Hospitale noch erheblich größer als in den akademischen Kliniken. Sodann aber ist der Kreis der Angehörigen, welche die in Rede stehende Befreiung erstreben, unverkennbar in steliger Ausdehnung begriffen.

Auch im abgelaufenen Jahre war der erste Assistent, Herr Prof. Dr. Henke, damit betraut, den Direktor im Aller- heiligen-Hospitale zu vertreten. Hierbei wurde er im Somraersemester von Herrn Dr. Carl Schmidt aus Colberg unterstützt, im Wintersemester von Herrn Dr. Hans Erhardt aus Breslau.

Im neuen Institute waren als etatsmäßige Assistenten tätig: die Herren Privatdozent Dr. Winkler und Dr. Robert Hilgermann aus Breslau; als Freiwillige im Sommer die Herren Dr. Max John aus Landeck, Dr. Johannes Nehmitz aus Magdeburg und Dr. Arnold Fuchs aus Schildberg; im Winter außer dem letzteren die Herren Dr. Salo Engel aus Reichenbach und Dr. Arthur Wandel aus Groß-Oldern.

Während Herr Prof. Henke über spezielle pathologische Anatomie vortrug und einen praktischen Kursus „Cber die Diagnostik der Geschwülste14 abhielt, las Herr Dr. Winkler über,, Krankheiten der Knochen und Gelenke" und ein von ihm neu eingeführtes Kolleg „Cber die Erkrankungen des Blutes44.

Die steigende Bewegung, welche eine früher ungleich weniger hervortretende Seite der Institutstätigkeit neuerdings erfahren hat, nämlich die Aufgabe, den Ärzten von Stadt und Provinz Auskunft zu erteilen über zweifelhafte Krankheits- produkte, hat sich während des abgelaufenen Jahres in noch erhöhtem Maße fortgesetzt. Die Zahl der zur diagnostischen Feststellung eingeschickten Objekte erreichte nämlich 537. Hiervon entfallen auf die Provinz Schlesien 515; davon auf den Regierungsbezirk Breslau 366, wovon allein auf die Stadt Breslau 305; auf den Regierungsbezirk Oppeln 109, Liegnitz 40i

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Von den übrigen 22 stammen 11 aus der Provinz Posen, je 4 aus dem Königreich Sachsen und der Provinz Brandenburg, 2 aus der Provinz Sachsen und 1 aus Hessen-Nassau.

Vergleicht man die Gesamtziffer mit derjenigen der Vor- jahre, so ergibt sich, daß der Zuwachs im abgelaufenen Jahre 67 °/0 beträgt, während er sich 1902/03 nur auf 39 °/0, 1901/02 bloß auf 31 % belaufen hatte. Wenn man vollends die gegen- wärtige Menge derjenigen des Jahres 1900/01 gegenüberstellt, so erkennt man, daß sich letztere innerhalb dreier Jahre mehr als verdreifacht hat: damals 175, jetzt 537.

Gewiß ist diese Erscheinung ein deutlicher Beweis dafür, daß die maßgebende Beihilfe, welche hierdurch den Ärzten behufs Sicherstellung der Diagnose geleistet wird, einem in weiten Kreisen der Provinz und darüber hinaus herrschen- den Bedürfnisse auf befriedigende Weise Rechnung trägt. Die Bearbeitung und möglichst schnelle Erledigung eines so großen Untersuchungsmaterials erfordert aber nicht nur die volle Ar- beitskraft mindestens eines Assistenten, sondern sie steigert auch in zuweilen fast bedrohlichem Grade die tägliche Arbeits- last des Direktors.

Sowohl auf der dauernden Ausstellung ärztlicher Lehrmittel in Berlin, als auch auf der internationalen Weltaus- stellung in St. Louis U. S. A. war das pathologische Institut vertreten durch:

Ponfick: Topographischer Atlas der medizinisch-chirurgischen Diagnostik. 1. 4. Lieferung, Jena, Gustav Fischer, 1900 bis 1903.

An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen Studienjahres folgende aus dem Institute hervorgegangen: Ponfick: Topographischer Atlas der medizinisch-chirurgischen

Diagnostik. Lieferung 4, Jena, Gustav Fischer. Derselbe: Über neue Aufgaben des pathologisch-anatomischen Unterrichts, an der Hand holoptischer Betrachtungsweise, zugleich ein Beitrag zur Lehre vom Pneumaskos. Ver- handlungen der Deutschen patholog. Gesellschaft, Bd. V, Seite 1.

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Derselbe: Das Nämliche mit einer bunten Tafel. Grenzgebiete der Medizin und Chirurgie, Bd. XIII, Heft 1.

Prof. Henke: Lehrbuch der Geschwulst -Diagnostik, Jena, Gustav Fischer 1904.

Dr. Winkler: Endocarditis foetalis, ein Beitrag zur Pathologie der angeborenen Herzfehler, Verhandlungen der Deutschen pathologischen Gesellschaft. Bd. V, S. 247.

Dr. Salo Engel: Über die Beziehungen zwischen Trauma und Geschwulstbildung im Gehirn. Inaugural- Dissertation, Breslau 1904.

Ponfick.

4. Das pharmakologische Institut. Die durch den Tod des am 7. März 1903 verstorbenen Dr. med. et phil. Walther Ruschhaupt erledigte Assistenten- stelle wurde bis zum 1. Juni provisorisch durch Dr. med. Jon, Biber fei d verwaltet. Seit dem 1. Juni ist Dr. med. Karl Hermann Baas als Assistent des Institutes tätig.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden folgende ver- öffentlicht:

1 . Beiträge zur Kenntnis der Wirkung des Chinins auf das Gehörorgan (aus dem pharmakologischen Institute und der Universitäts-Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehl- kopfkrankheiten), 1. und 2. Teil. Pflugers Archiv für die gesamte Physiologie, Bd. 95 (vergl. Chronik, Jahrgang 17, Seite 65), von Dr. K. Wittmaack.

2. Beiträge zur Lehre von der Diurese, Pflügers Arch. für die gesamte Physiologie, Bd. 95:

VII. Die Diurese bei Abflußerschwerung von Wilhelm Filehne u. Dr. W. Ruschhaupt, weil. Assistent des Institutes.

VIII. Weitere Versuche über die Wasseraufnahmefähig- keit von Wilhelm Filehne und Dr. Biberfeld.

3. Über die angeblich regionäre Wirkung von Arzneistoffen nach Injektionen unter die Schläfenhaut von Hermann Eppenstein, Arch. international, de Pharmacodynamie

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et de Therapie, vol. XII, fasc. I & II (Inaugural -Disser- tation).

4. Über einige Versuche zur Auffindung neuer Lokal- anästhetika von CarlPototzky, Aren, internationales de Pharmacodynamie et de Therapie, vol. XII, fasc. I & II (Inaugural-Dissertation).

5. Der Einfluß des Tannins und des Morphins auf die Resorption physiologischer Kochsalzlösung im Dünndarm von Dr. Biberfeld, Pflügers Archiv f. d. ges. Physiologie, Bd. 100.

6. Beiträge zur Lehre von der Diurese, Pflügers Archiv f. d. ges. Physiologie, Bd. 102 :

IX. Die Leistung der entkapselten Niere von Dr. B i ber- feld.

Am Schlüsse des Jahres waren im Erscheinen begriffen: Über die Permeabilität der menschlichen Epidermis für Wasser und Salze und über die Hygroskopicität einiger Keratin- gebilde von Wilhelm Filehne und Dr. Biberfeld in den Beiträgen zur chemischen Physiologie und Pathologie. Zur Wirkungsweise des Strychnins auf das Atmungszentrum von Dr. Biberfeld und zur Frage nach dem Sauerstoffbedürfnisse des Froschnerven von Dr. K. H. Baas, Pflügers Arch. f. d. ges. Physiologie.

Ferner arbeitete im Institute Dr. med. F. Sauerbruch, Assistent der chirurgischen Klinik, während des Wintersemesters 1903/04 über intrathoracale Operationen.

Filehne.

5. Das hygienische Institut.

Im Laufe des Etatsjahres 1903/04 traten die praktischen Arzte Speck, Will im und Zi esc he anstelle der ausscheiden- den Assistenten Kirstein, Mosebach und Thomas. An Stelle des am t. September zum Truppenteil zurückversetzten Oberarztes Dr. Ntftel wurde Herr Oberarzt Dr. Findel vom Füsilier-Regiment No. 73 zur weiteren Ausbildung und zu Assistenzleistungen an das hygienische Institut kommandiert. Die Assistenz an der städtischen hygienischen Station behielt Dr. Hey mann. Die bisher als Abteilung des hygienischen

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Instituts in Breslau unter der Oberleitung des Unterzeichneten geführte hygienische Station in Beuthen O/S. wurde vom 1. April 1903 ab als selbständiges Institut der Medizinal-Abteilung des Kultusministeriums unterstellt und der Unterzeichnete auf sein Ansuchen von der Oberleitung entbunden.

In den Vorlesungen und Kursen hat gegen das Vorjahr keine Veränderung stattgefunden. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Instituts betrafen: Fortsetzung der Studien über die Verbreitungsweise der Phthise, sowie der Studien über den Einfluß bewegter Luft auf den menschlichen Körper; ferner Fragen der Ventilation, Desinfektion, Beleuchtung u. s. w. Abgeschlossene Arbeiten von dem Unterzeichneten wurden publiziert in der „Deutschen medizinischen Wochenschrift" und in der „Festschrift zu Robert Kochs 60. Geburtstag"; von Dr. Kirstein, Heymann, von Schuckmann in der „Zeit- schrift für Hygiene"; von Dr. Gotschlich, Dr. Frief im „Klinischen Jahrbuch".

Von bakteriologisch-diagnostischen und sanitätspolizeilichen Untersuchungen waren im abgelaufenen Etatsjahr 2400 Eingänge zu erledigen; darunter 1532 Proben diphtherieverdächtigen Materials, 535 Blut- und Dejektproben von Typhusverdächtigen, 182 Sputa von Tuberkuloseverdächtigen, 135 Proben von Eiter, Blut bei Malariaverdacht etc. Flügge

b. Die klinischen Institute.

1. Die medizinische Klinik.

Im Berichtsjahr 1903/04 betrug die Zahl der klinisch be- handelten Kranken 1703 (817 Männer, 886 Frauen) gegen 1716 (836 Männer, 880 Frauen) im Vorjahre.

Im Ambulatorium der Klinik wurden behandelt 6369 Kranke (2561 Männer, 3808 Frauen) gegen 6222 Kranke (2734 Männer, 3488 Frauen) im Vorjahre.

Die Zahl der Hörer betrug im S.-S. 51, im W.-S. 1903/04 72 gegen 53 im S.-S. 02, 63 im W.-S. 02/03.

Die Stellvertretung in der Direktion der Klinik hatte im S.-S. 03 Herr Professor Stern, vom 1. Oktober 03 übernahm der Unterzeichnete die Leitung der Klinik.

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Im Ärztepersonal sind folgende Änderungen eingetreten:

Die Herren Dr. Schittenhelm, Dr. Tollens und Dr. Schröter schieden am 1. Oktober, Herr Dr. Schmid am 1. April aus der Klinik aus, an ihre Stelle traten die Herren Dr. Grospietsch aus Glogau, Dr. Seidelmann aus Breslau, Dr. Müller aus Annweiler (Rheinpfalz) am 1. Oktober 03, Herr Dr. Ziegler aus Würzburg am 1. April 04 als Assistenz- ärzte ein.

Als Volontärärzte waren vom 1. Oktober 03 bis 1. April 04 die Herren Dr. Ponfick, Dr. Ziegler, Dr. Sandberg tätig.

Während des Etatsjahres 1903/04 sind von wissenschaft- lichen Arbeiten aus der Klinik erschienen:

1. Professor von Strümpell:

a. Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie, 3 Bde. XV. Auflage.

b. Über Dysbasia arteriosclerotica. Allgem. Mediz. Zentral- Zeitung 1903.

2. Privatdozent Dr. Paul Krause:

a. Ein Beitrag zur Typhusdiagnose aus dem Stuhle mittelst des v. Drigalski-Conradischen Verfahrens (zusammen mit Herrn Dr. G. Stertz). Zeitschrift für Hygiene u. Infekt.- Krankheiten, Band 44.

b. Beiträge zur Lichttherapie nach eigenen Versuchen. Therapie der Gegenwart 1903, XII.

c. Untersuchungen einiger Dauerhefepräparate des Handels mit besonderer Berücksichtigung ihrer biologischen Eigenschaften und therapeutischen Verwendbarkeit. Therapie der Gegenwart 1904, III.

d. Einige bakteriologische Untersuchungen beim Erysipel. Zentralblatt für Bakteriologie, Band 35.

e. Ein bemerkenswerter Fall von Typhus abdominalis mit zentral bedingter Schwerhörigkeit. Wiener klin. Rund- schau 1903.

f. Über Schädigungen durch Röntgenstrahlen. Allgem. Mediz. Zentral-Zeitung 1903.

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g. Kapitel: Cholera asiatica im Handbuche der Tropen- krankheiten von Mense. (Zusammen mit Herrn Prof. Rumpf in Bonn.)

h. Ein Beitrag zur Kenntnis von der Dauer der Widalschen Reaktion nach überstandenem Typhus. Zentralblatt für Bakteriologie 1904.

i. 2 Fälle von Gonococcensepsis mit Nachweis der Gono- coccen im Blute. Berl. klin. Wochenschrift 1904.

3. Dr. Jul. Schmid:

Über den Stoffwechsel bei Hyperthermie (zusammen mit Dr. Lins er). Archiv f. klin. Medizin 1904.

4. Dr. Schittenhelm und F. Schröter:

Über die Spaltung der Hefenukleinsäure durch Bakterien. 4 Mitteilungen. Zeitschrift für phys. Chemie, Band 39 bis 41.

5. Dr. G. Joch mann:

a. Über das fast konstante Vorkommen influenzaähnlicher Bazillen im Keuchhusten-Sputum. Zeitschrift für Hygiene und Infekt.-Krankheiten, Band 44.

b. 20 Fälle von Bronchopneumonie bei Keuchhustenkindern, hervorgerufen durch ein influenzaähnliches Stäbchen, Bacillus pertussis Eppendorf. Zentralblatt für Bakterio- logie, Band 34, I.

c. Bakteriologische und anatomische Studien bei Scharlach mit besonderer Berücksichtigung der Blutuntersuchung. Deutsch. Arch. f. klin. Med., Band 78, und ausführlicher in den Mitteil. a. d. Hamburger Staatskrankenanstalten.

d. Allgemeininfektion des Blutes mit Paratyphusbazillen bei einem Scharlachkinde. Zentralbl. f. Bakteriologie, Bd. 33, Nr. L

e. Bakteriologische Blutuntersuchungen. Zentralbl. f. Bakte- riologie, Band 33, Nr. 7/8.

6. Dr. W. Seidelmann:

Ein Fall von symmetrischer Gangraen nach Pneumonie. Allgem. mediz. Zentral-Zeitung 1903.

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Dissertationen.

1. Hermann Neu s sei:

Ein Beitrag zur Kenntnis der Pericarditis.

2. Georg Stertz:

Ein Beitrag zur Typhusdiagnose aus dem Stuhle mittelst des v. Drigalski-Conradischen Verfahrens.

3. Hans Sohr:

Die in der medizinischen Klinik zu Breslau seit 1892 be- obachteten Fälle von chronischer Bleiintoxikation.

4. Eugen Gardiewski: Untersuchungen einiger Dauerhefepräparate.

5. Conrad Martin:

Ein Beitrag zur Kenntnis der Nachkrankheiten bei Angina tonsillaris.

6. Richard Bäck:

Statistische Übersicht über die in den letzten 10 Jahren an der Breslauer medizinischen Klinik beobachteten Fälle von Pneumonie mit besonderer Berücksichtigung der selteneren Komplikationen und Ausgänge.

Außerdem fanden einige Demonstrationen und Vorträge in der medizinischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur statt.

v. Strümpell.

2. Die medizinische Poliklinik.

Im zweiten Jahre (1903/04) ihres Bestehens wurden in der medizinischen Poliklinik 1555 Kranke (734 Männer, 821 Frauen) behandelt. In der gleichen Zeit des Vorjahres betrug die Frequenz 1044 (505 Männer, 539 Frauen).

Zum Beginn des Berichtsjahres wurde der Poliklinik eine zweite Assistentenstelle bewilligt, welche dem bisherigen Volontärarzt Dr. Körte übertragen wurde. An die Stelle des am 1. Oktober 1903 ausgeschiedenen Dr. Lubowski trat der bisherige Volontärarzt Dr. Steinberg. Als Volontärarzt fungiert seit Mitte November 1903 Dr. Georg Hahn; zeitweilig waren außerdem beschäftigt die Herren Dr. E. Bruck und Dr. M. Trappe.

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Am 1. November 1903 wurden an zwei Nachmittagen be- sondere Sprechstunden für Lungenkranke und gleichzeitig auch an den übrigen Wochentagen eine Nachmittagssprechstunde eingerichtet. Besonders die ersteren erfreuen sich regen Be- suches.

Im Sommer- Semester 1903 wurde der Unterzeichnete in der Lehrtätigkeit in der Poliklinik von Herrn Privatdozent Dr. Krause vertreten; dies erwies sich als notwendig, weil Unterzeichneter mit der Vertretung des Direktors der medi- zinischen Klinik beauftragt war und weil die Stunden für Klinik und Poliklinik vorläufig teilweise kollidieren.

An wissenschaftlichen Arbeiten wurden veröffentlicht:

R. Stern: Über den Wert der Agglutination für die Dia- gnose des Abdominaltyphus. Berliner klinische Wochen- schrift 1903.

K. Stern: Die Krankheiten der Harnorgane und Krankheiten der Nebennieren. Im Lehrbuch der inneren Medizin, herausgegeben von v. Mering, II. Auflage, Jena 1903.

R. Stern und W. Körte: Über den Nachweis der baktericiden Reaktion im Blutserum der Typhuskranken. Berliner klinische Wochenschrift 1904.

W. Körte: Ein Beitrag zur Kenntnis des Paratyphus. Inaugural-Dissertation Breslau, und Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten 1903.

Bruck: Experimentelle Untersuchungen über Urotropin und Neu-Urotropin. Inaugural-Dissertation Breslau 1903.

Trappe: Über den Nachweis der Typhusbazillen im Blute der Typhuskranken. Inaugural-Dissertation, Breslau 1904.

Lubowski und Steinberg: Über Agglutination von Typhus- bazillen bei Proteus- und Staphylococcen -Infektion. Deutsches Archiv für klinische Medizin 1904.

Steinberg: Über Agglutination von Typhusbazillen durch das Blutserum Ikterischer. Münch, medizinische Wochen- schrift 1904.

Stern.

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3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik.

Im Personalbestand der Klinik traten folgende Ände- rungen ein:

Herr Privatdozent Dr. Lud 1 off wurde zum Oberarzt der orthopädischen Abteilung ernannt, Herr Dr. Machol wurde Assistenzarzt derselben.

Herr Assistenzarzt Dr. Lengemann trat am 1. Oktober 1903 aus, an seiner Stelle wurde Herr Dr. Heile Assistenzarzt.

Das ärztliche Personal der Klinik bestand aus folgenden Herren:

Privatdozent Professor Dr. Kausch, Oberarzt der Klinik; Privatdozent Dr. Ludloff, Oberarzt der orthopädischen Abteilung;

Assistenzärzte: Privatdozent Dr. Gottstein, Privatdozent

Dr. Anschütz, Dr. Lengemann, Dr. Fittig, Dr.

Heile, Dr. Machol; Volontärärzte: Dr. Kaps, Dr. Renner, Dr. Mertens,

Dr. John, Dr. Hahn, Dr. Tiegel, Dr. Samanek,

Dr. Randall, Dr. Hoffmann, Dr. Scheu, Dr.

Goebel, Dr. Hepner, Dr. Bardenheuer, Dr.

Geist, Dr. Engelbrecht, Dr. Sauerbruch, Dr.

Münnich.

Die Zahl der Hörer der Klinik betrug im Sommer-Semester 57, im Winter-Semester 70.

Die Zahl der fremden Ärzte betrug im Sommer-Semester 38, im Winter-Semester 39.

In der stationären Klinik wurden behandelt 1185 Männer, 733 Frauen, gegen 1120 Männer und 742 Frauen im Vorjahr.

In der Poliklinik wurden 7150 Patienten behandelt, gegen 7350 im Vorjahr, davon in der orthopädischen Abteilung 2233.

Während des Etatsjahres 1903/04 sind an wissenschaft- lichen Arbeiten erschienen:

v. Mikulicz:

1. Über den heutigen Stand der Chirurgie des Pankreas mit besonderer Rücksicht auf die Verletzungen und Ent- zündungen des Organs. Vortrag gehalten am 12. Mai 1903 auf dem Congress of Americ. Physicians and

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Surgeons in Washington. („Mitteilungen aus den Grenz- gebieten der Medizin und Chirurgie", 12. Bd., 1. Heft 1903.)

2. Dasselbe englisch: The pancreas arid pancreatic diseases. Surgery of the pancreas: with espectal consideration of trauma and inflammatory processes. (Vol. 6, Trans- actions of the congress of american physicians and sur- geons.)

3. Gutartige Knochencysten. (Vortrag im deutschen medi- zinischen Verein in Newyork am 26. Mai 1903.)

4. Small contributions to the surgery of the intestinal tracL Vortrag gehalten am 13. Mai in Washington. (Boston medical and surgical journal Nr. 23, pp. 608—611, June 4, 1903.)

5. Beiträge zur Physiologie der Speiseröhre und Cardia. (Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie, 12. Bd., 5. Heft 1903.)

6. Zur Pathologie und Therapie des Cardiospasmus. (Deutsche mediz. Wochenschrift 1904, Nr. 1 u. 2.)

Professor Dr. Rausch:

1. Zur Narkose beim Jleus. (Berliner klin. Wochenschrift 1903, Nr. 33.)

2. Eine Handschelle. (Allgem. mediz. Zentral-Zeitung 1904. Nr. 12.)

Privatdozent Dr. Ludloff:

1. Zur Diagnostik der Knochen- und Gelenktuberkulose. (Archiv für klinische Chirurgie, Bd. 71, Heft 3.)

2. Beiträge zur Coxa vara. (Verhandlungen des II. Kon- gresses der deutschen Gesellschaft für orthop. Chirurgie. 1903.)

Privatdozent Dr. Anschütz: Über die Resektion der Leber, (v. Volkmanns Sammlung klinischer Vorträge, Heft 356 u. 357.)

Dr. Lengemann: 1. Ein Fall von muskulärer Makroglossie. (Bruns' Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. 39, 1903.)

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2. Unblutige Behandlung der Dupuytrenschen Fingerkon- traktur. (Deutsche mediz. Wochenschrift 1903.)

3. Zur Thiosinaminbehandlung der Kontrakturen. (Deutsche mediz. Wochenschrift 1904.)

Dr. Fittig:

1. Über einen mit Röntgenstrahlen behandelten Fall von Rhinosklerom. (Bruns' Beiträge zur klin. Chirurgie. Bd. 39, 1903.)

2. Über einen röntgenographisch lokalisierten Fall von Hirntumor. (Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgen- strahlen. Bd. 6, 1903.)

3. Bemerkung zu einem Fall von Myositis ossificans. (Fort- schritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen. Bd 6, 1903.)

Dr. Heile:

Über die antiseptische Wirkung des Jodoforms, (v. Langen- becks Archiv für klin. Chirurgie. Bd. 70.)

Dr. Schmidt:

1. Zwei Fälle subkutaner Nierenquelschung mit günstigem Ausgang. (Münch, mediz. Wochenschrift, 1903.)

2. Entstehung und Behandlung der Kniescheibenbrüche bei Heeresangehörigen. (Deutsche militärärztliche Zeitschrift. 1903.)

3. Die anatomische Gestaltung des Kniestreckapparates beim Menschen. (Archiv für AnatomieundPhysiologie. Anatom. Abteilung, 1903.)

4. Über die Entstehung und die Behandlung der Kniescheiben- brüche mit besonderer Berücksichtigung der Dauererfolge. (Bruns* Beiträge zur klin. Chirurgie. Bd. 39, 1903.)

5. Zur Frage der Verbilligung der Verbandkosten. (Deutsche militärärztliche Zeitschrift, 1903.)

6. Fehlerhafte Keimanlage als Entstehungsursache ange- borener Fuß-, Hand- und Schädelverbildungen, ins- besondere des Klumpfußes und des Schrägkopfes. (Zeit- schrift für orthopädische Chirurgie. Bd. 12, 1903.)

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7. Schrotschuß und Wundstarrkrampf. (Deutsche mediz. Wochenschrift, 1904.)

Dr. Mertens:

1. Eine neue Säge. (Zentralblatt für Chirurgie, 1903.)

2. Über Versuche zur Serumdiagnose des Carcinoms. (Deutsche raediz. Wochenschrift, 1904.)

Dr. Sauerbruch:

Über die Ausschaltung der schädlichen Wirkung des Pneu- mothorax bei intrathorakalen Operationen. (Zentralblatt für Chirurgie, 1904, Nr. 6.)

Dissertationen:

1. Nobe, Walter: Über Blasen ruptur. Inaug.-Diss.

2. Fen gl er, Hugo: Die Tumoren der Harnblase. Inaug.- Dissertation.

3. Sachtleben, Richard: Die in der chirurgischen Klinik zu Breslau beobachteten Fälle von Spina bifida aus den Jahren 1891—1903. Inaug.-Diss.

4. Rosenbaum, Bruno: Fremdkörper im Oesophagus und ihre Entfernung. Inaug.-Diss.

5. Pollak, Kurt: Beiträge zur Kenntnis des tuberkulösen lleocoecaltumors. Inaug.-Diss.

6. Uli mann, Paul: Kasuistische Beiträge zu den Frakturen des Schädeldaches. Inaug.-Diss.

7. Mus iel, Josef: Über die Behandlung chronischer Empyeme. Inaug.-Diss.

8. Kolbe, Waldemar : Über traumatische subkutane Schädel- frakturen im Kindesalter. Inaug.-Diss.

9. Smolny, Emil: Über Homoplastik der langen Röhren- knochen. Inaug.-Diss.

10. Birke, Bruno: Die in der königlichen chirurgischen Klinik zu Breslau beobachteten Fälle von Lippenkrebs aus den Jahren 1891—1901. Inaug.-Diss.

v. Mikulicz.

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4. Die Klinik für Augenkranke. Personalien.

Als Assistenten fungierten im Jahre 1903/04 die Herren Privatdozent Dr. Heine, Dr. Rieh. Depene, Dr. Erich Jakoby; Oberarzt Dr. Enslin, welcher seitens des General-Kommandos zur Klinik kommandiert war, wurde am 9. November 1903 von seinem bisher an der Klinik innegehabten Kommando abgelöst, an seine Stelle ist im Einverständnis mit seiner Exzellenz dem Herrn Generalstabsarzt der Armee der zum Grenadier- Regiment König Friedrich III. (2. Schles.) Nr. 1 1 kommandierte Assistenzarzt Wernicke vom Grenadier -Regiment Nr. 7 vom 10. dess. Monats ab bis auf weiteres zur Klinik kommandiert. Am 30. Juni 1903 gab Dr. Jakoby seine seit dem 1. Oktober 1902 innegehabte Assistentenstelle auf. An seine Stelle wurde Dr. Lud. Paul, Assistent vom hygienischen Institut, berufen. Für Di. Rieh. Depene, welcher am 31. März 1904 die Klinik verließ, wurde Dr. Erich Jakoby wieder angestellt.

Gebäude.

Im Gebäude wurden die notwendigen Reparaturen aus- geführt.

Krankenzahlen.

In der poliklinischen Abteilung wurden neu aufgenommen:

a. im Sommersemester . . . 2684 Kranke,

b. im Wintersemester . . . . 2349 * Während des ganzen Jahres 5033 Kranke.

Von diesen Kranken wurden 1060 der stationären Klinik überwiesen.

An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:

a. im Sommer 314 Operationen,

b. im Winter . . . . . 349

Zusammen 663 Operationen.

Die Zahl der zum Unterricht und an die Studierenden zur Untersuchung verteilten Kranken betrug:

a. im Sommersemester .... 166 Kranke.

b. im Wintersemester . . . . 180

Zusammen 346 Kranke.

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Studierende. Die Vorträge und die klinischen Demonstrationen wurden besucht:

a. im Sommersemester .... 38 Hörer,

b. im Wintersemester 62

Auditorium.

Der klinische Unterricht wurde im Sommer und im Winter im klinischen Gebäude Maxstraße 2 abgehalten.

Außer dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Übungen, im Winter ein Kolleg über den Zusammenhang der Augenerkran- kungen mit den Allgemeinerkrankungen, beide einstündig und publice von Professor Dr. Uhthoff gelesen.

Kurse.

Der Augenspiegelkursus wurde im Sommer wie im Winter für Anfänger von Professor Dr. Groenouw, für Geübtere von Privatdozent Dr. Heine gehalten.

Weitere Kurse und Vorlesungen hielten: im Sommersemester 1903: Professor Dr. Groenouw: Funktionsprüfung des Auges

mit praktischen Übungen (einstündig). Privatdozent Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augen- heilkunde.

Im Wintersemester 1903/04: Professor Dr. Groenouw: Pathologische Anatomie des

Auges (einstündig). Privatdozent Dr. Heine: Funktionsprüfungen des Auges mit praktischen Übungen. Im Sommersemester wurden außer den Vorlesungen für Studierende auch noch abgehalten für praktische Ärzte:

1. Klinische Demonstrationen von Professor Dr. Uhthoff.

2. Kursus der Ophthalmoskopie und Funktionsprüfung von Privatdozent Dr. Heine.

Wissenschaftliche Arbeiten. Prof. Dr. Uhthoff: 1. Erkrankungen des Nervensystems. Graefe-Saemisch f. Augenheilk. II. Aufl., XI. Bd., XXII. Kap., Teil II.

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2. Zur Wiederanlegung der Netzhautablösung. Verh. d. deutsch, ophth. Gesellschaft in Heidelberg, 1903.

3. Über Siderosis bulbi. Ophth. Sektion d. 75. Versamml. deutscher Naturforscher und Ärzte. Cassel 1903.

4. Farbenblindheit. Vortrag gehalten in der med. Sektion der Schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur, 1903.

5. Demonstration von Präparaten zur Wiederanlegung der Netzhautablösung. Verh. d. ophth. Gesellsch. in Heidel- berg 1903.

Privatdozent Dr. Heine:

1. Klinisches und Theoretisches zur Myopiefrage. Archiv f. Augenheilkunde, XLIX. Bd., Heft 1.

2. Über die Bedeutung der Längenwerte für das Körper- lichsehen. Verh. der ophth. Gesellschaft in Heidelberg 1903.

3. Über Augenstörungen im Coma diabeticum. Ebenda 1903.

4. Demonstration eines einfachen .Epidiaskopes. Ebenda und Berichte über die Naturf.-Vers. in Cassel.

5. Zur Frage der Unterscheidbarkeit rechts- und links- äugiger Gesichtseindrucke. Archiv für die ges. Physio- logie. Bd. 101.

6. Erwiderung auf die Bemerkung von Herrn Geheimrat Fritsch. v. Graefes Archiv f. Ophth. LV. 3, 1903.

7. Über die richtige Plastik in Stereophotogrammen. I. Tl. Zeitschr. für wissenschaftl. Photographie. Bd. II, Heft 2, 1904.

8. Tränenorgane und Konjunktiva. Jahresberichte über die Leistungen und Fortschritte im Gebiete der Ophthal- mologie 1903.

9. Vortrag. Klinisches und Theoretisches zur Myopiefrage. Med. Sektion der Schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur. 22. Mai 1903.

10. Demonstrationen von mikroskopischen Präparaten zur Ergänzung des Vortrages. Klinisches und Theoretisches zur Myopiefrage. Ebenda, 12. Juni 1903.

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Dr. Depene:

Vortrag. Ein Fall von schwerer Sehstörung nach Blutver- lust. Ebenda, 26. Juni 1003.

Oberarzt Dr. Enslin:

1. Linksseitige homonyme Hemianopsie nach Kohlenoxyd- vergiflung. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. XLIII. 1904.

2. Stereoskopisch-medizinischer Atlas von Neisser. Ophthal- mologie. 7. Folge.

3. Demonstration einiger Patienten mit Oplicusatrophie bei Turmschädel. Med. Sektion der Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur, 1903.

Dr. Jacoby:

2 Fälle von Cysticercus cerebri mit Stauungspapille. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk., Bd. 41, II u. Vers. d. deutsch, ophth. Ges. in Heidelberg 1903.

Dr. Harms:

Demonstration mikroskopischer Präparate von Iridocyklitis mit Beschlägen auf der hinteren Hornhautwand. Vers, d. deutsch, ophth. Ges. Heidelberg 1903.

Dr. Kampherste in:

Über die Augensymptome der multiplen Sklerose. Archiv f. Augenheilk. XLIX. Heft 1.

Dr. Steffens:

Beitrag zur pathologischen Anatomie der Skleritis. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk, XLI. 1903.

Oberstabsarzt Spamer:

Über Netzhautablösung mit besonderer Berücksichtigung der Wiederanlegung derselben. Inaug.-Diss.

Paul Jockisch:

Augenkomplikationen bei intrakraniellen Erkrankungen. Inaug.-Diss.

Uhthoff.

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5. Die Frauenklinik und Poliklinik. Von den Assistenzärzten schieden aus:

Dr. Heyn, Dr. Ponfick, Dr. Rothe. Als neue Assistenzärzte traten ein:

Dr. Hannes, Dr. Kunicke, Paul Becker. Als Volontärärzte waren tätig:

Dr. Uthmöller, Dr. Haussmann, Dr. Rieländer,

Dr. Weber, Becker, Dr. Lejeune, Dr. Thomas,

Dr. Sohr, Dr. Pelz, Dr. Weißpfenning. Der Krankenbestand betrug am 31. März 1903. . 86 Im Ganzen wurden in der stationären Klinik be- handelt 1 547

Im Vorjahre wurden behandelt 1 577

Verpflegungstage im Berichtsjahre 34 349

* Vorjahre 34 830

Krankenbestand am 31. März 1904 68

Ambulant wurden behandelt:

a. gynäkologische Kranke 3 003

b. poliklinisch entbunden 848

Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:

b. gynäkologische Kranke 2 992

b. poliklinisch entbunden 737

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester 1903 von 61 Praktikanten, im Wintersemester 1903/04 von 59 Praktikanten, außerdem wie stets von einer Anzahl in- und ausländischer Ärzte besucht.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden beendet und er- schienen im Druck:

Küstner:

1. Kurzes Lehrbuch der Gynäkologie II. Auflage, Jena, Fischer 1904.

2. Stereoskop.-gynäkol. Atlas zusammen mit Heyn Heft 11.

3. Über Extrauterinschwangerschaft. Monatsschrift für Ge- burtshilfe 1903.

4. Über die Behandlung der Steißlagen mittels des stumpfen Hakens, Diskussion ibidem.

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5. Über amniotische amputierende Fäden, Diskussion ibidem.

6. Einheilen von Netzpartien in die Uterushöhle nach Perforation mit der Curette mit Bemerkungen über Ver- meidung und Therapie der Curettenperforation über- haupt. Monatsschrift für Gebh. 1903.

7. Über Uterusexstirpation wegen Puerperalfiebers. Dis- kussion Monatsschrift für Gebh. 1903.

8. Die plastische Verwendung der Portio supravaginalis zum Verschluß von Blasenscheidenflsteln. Zeitschr. für Geb. und Gyn. 1903.

9. Die Therapie des Genitalvorfalles. Referat für den Gynäkologenkongreß zu Würzburg. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie. 1903.

10. Zur Diagnose und Therapie der Extrauterinschwanger- schaft, ibidem.

Dienst:

1. Eine nach der Küstnerschen Methode operierte, geheilte Inversio uteri puerperalis. Zentralblatt für Gynäkologie 1903, Nr. 28.

2. Über Tetania strumipriva einer Schwangeren. Zentral- blatt für Gynäkologie 1903, Nr. 29.

3. Über den Verbreitungsweg des Eklampsie-Giftes bei der Mutter und ihrer Leibesfrucht. Monatsschrift für Ge- burtshilfe und Gynäkologie XIX. 1.

4. Über Esthiomene. Gynäkologische Gesellschaft in Breslau. November 1903. Monatsschr. f. Geb. und Gynäk. XIX. 1.

5. Über eine seltene Geschwulst der Vulva. (Myxofibroma cavernosum multiplex.) Gynäkologische Gesellschaft in Breslau, November 1903. Monatsschrift für Geb. und Gynäk. XIX. 1.

6. Makro- und mikroskopische Demonstration eines Falles von Chorioepithelioma malignum. Diskussionsbemerkung. Monatsschrift f. Geb. und Gynäk. XVIII. 2.

Ponfick: Indikation und Technik des Steißhakens. Monats- schrift f. Geb. und Gynäk. XVIII. 6.

Heyn: Therapie der Melaena. Vereinigung Breslauer Frauen- ärzte, Mai 1903. Monatsschr. £ Geb. und Gynäk. XVIII. 2.

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Rothe:

1. Abbildungen und Radiogramme eines Amelus. Gynäko- logische Gesellschaft in Breslau, Januar 1904. Monats- schrift f. Geb. und Gynäk. XIX. 4.

2. Die Lagerung der Arme in der Narkose. Zentralblatt für Gynäkologie 1904, Nr. 12.

Kunicke: Ein Fall von congenitalen Abdominal-Tumoren. Gynäkologische Gesellschaft in Breslau, Februar 1904.

Becker: Demonstration eines siebenmonatlichen Fötus mit angeborener linksseitiger, falscher Zwerchfellhernie. Gynäkologische Gesellschaft in Breslau, Februar 1904.

Uthmöller: Über Geburten bei Steißtumoren. Monatsschr. f. Geb. und Gynäk. XVIII. 6.

Dissertationen.

Uthmöller: Über Extrauterinschwangerschaft. Breslau 1903.

Lewinski: Beobachtungen über den Gehalt des Blutplasmas an Serumalbumin, Serumglobulin und Fibrinogen. Bres- lau 1904.

Küstner.

6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische Krankheiten.

Im Berichtsjahre 1903/04 wurden in der Poliklinik behandelt: 5201 Personen und zwar 3079 Männer und 2122 Frauen; gegen das Vorjahr um 35 Personen weniger. Die klinische Belegzahl betrug 947 Männer, 463 Frauen, zusammen 1410 Personen; gegen das Vorjahr 99 Personen mehr. Das klinische Material setzte sich zusammen aus 768 Hautkranken und 642 venerisch Kranken, das poliklinische aus 3332 Hautkranken und 1869 venerisch Kranken.

Als Oberarzt der Klinik fungierte Herr Privatdozent Dr. Klingmüller.

Als etatsmäßige Assistenten waren angestellt die Herren Dr. Schwab und Dr. Schirrmacher, als außeretatsmäßige : die Herren Dr. Baermann, Dr. Halberstädter und Dr. Zieler.

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Nach Ausscheiden des Herrn Dr. Schirr in acher trat Herr Dr. Halberstädter als etatsmäßiger Assistent an dessen Stelle: Herr Straßmann wurde an Stelle Dr. Halber- städters außeretatsmäßiger Assistent.

Als unbesoldete Assistenten fungierten die Herren Dr. Baum, Dr. Axel, Freiherr von Cederncreuz, Dr. Blumenfeld, Dr. Linser, Dr. Nagelschmidt, Dr. Siebert, Straß- mann, Dr. Veiel; ferner Frl. Dr. Dübendorfer und Frau Dr. Menzi-Bischof.

Die von Professor Dr. Ne isser abgehaltene Klinik und Poliklinik der Haut- und venerischen Krankheiten war belegt: im Sommer-Semester von 30 Hörern, im Winter-Semester von 31 Hörern.

Die einzelnen Positionen des Etats verteilen sich folgen- dermaßen :

Zur An- und Abfuhr von Kranken etc., zu Reiseunter-

stützungen 100 Mark,

für Verbandstoffe und Instrumente 8 500

für die Sammlung und Bibliothek 600

für Begräbniskosten 25

für Anfertigung von Zeichnungen und für Ver- suchstiere 1 500

Die Verpflegungskosten für die Kranken, welche aus dem allgemeinen Fonds der Verwaltung der Kliniken bestritten werden, betragen für Patienten I. und II. Klasse 6,60 und 4, so Mark: für Patienten III. Klasse 1,60 Mark täglich.

Für Warte- und Dienstpersonal wurden verausgabt 4860 Mark.

Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be- trugen zusammen 3600 Mark.

Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 54 196,04 Mark.

Folgende wissenschaftlichen Arbeiten gingen im Berichts- jahre 1903/04 aus der Klinik hervor:

Prof. Dr. Neisser: Inwieweit können die Krankenkassen zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten beitragen? Zeit- schrift f. Bek. d. Geschlechtskrankheiten 1904, Bd. 2. Nach welcher Richtung läßt sich die Reglementierung

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der Prostitution reformieren? Zeitschrift f. Bek. der Geschlechtskrankheiten 1903, Bd. I, H. 3.

Neisser-Halberstädter: Mitteilungen über Lichtbehandlung nach Dreyer. Deutsche Med. Wochenschr. 1904. No. 8.

Neisser-Scholtz: „Gonorrhoe". Kolbe und Wassermann: Handbuch der pathogenen Mikoorganismen, 1903, 13. u. 14. Lieferung, Jena, G. Fischer.

Neisser-Veiel: Einige Syphilisübertragungsversuche auf Tiere. Deutsche Med. Wochenschr. 1904, No. 1.

Baermann, Gustav: Über die Pathogenese der gonorrhoi- schen Epididymitis und über Versuche, dieselbe durch Punktion zu behandeln. Deutsche Med. Wochenschrift 1903, No. 40.

Über die Züchtung von Gonokokken auf Thalmannschen bezw. gewöhnlichen Fleischwasseragar- und Glycerinagar- Nährböden. Zeitschr. für Hygiene und Infektionskrank- heiten 1903, 43. Bd.

Die Gonorrhoe der Prostituierten. Zeitschr. f. Bek. der Geschlechtskrankheiten 1904, Bd. 2.

Über hyperkeratotische Exantheme bei schweren gonor- rhoischen Zuständen. Arch. f. Dermat. und Syphilis 1904, Bd. 69, 1/2.

Blumen feld, Anton, Beitrag zur Thrombophlebitis luetica im Frühstadium. Dermatol. Zentralbl. 1904, 7. Jahrgang, No. 4.

Feuerstein, Leon: Uber die sogenannte Justussche Hämo- globinprobe bei Syphiliskranken. Arch. f. Dermatol. und Syphilis. 1903. Bd. 67, No. 3.

Frankel, Ludwig: Über Versuche durch experimentelle Ver- lagerung von Keimgewebe Carcinom zu erzeugen. Zentral- blatt f. allg. Path. u. path. Anatom. 1903, Bd. 14.

Halberstädter, Ludwig: Mitteilungen über die Lichtbehand- lung nach Dreyer. Zur Theorie der Sensibilisierung und Prüfung einiger Sensibilisatoren. Münch, med. Wochen- schrift. 1904. No. 14.

Juliusberg, Fritz: Gummata an Injektionsstellen von Queck- silberpräparaten. Münch, med. Wochenschr. 1903. No. 15.

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Klingmüller: Zur Wirkung abgetöteter Tuberkelbazillen und der Toxine von Tuberkelbazillen. Berl. klin. Wochen- schrift. 1903. No. 34.

Beiträge zur Tuberkulose der Haut. Arch. f. Dermatol. und Syphilis. 1904. Bd. 69, 1/2.

Klingmüller-Veiel: Sublamin als Fixierungsmittel. Zentral- blatt f. allg. Path. und path. Anatomie. 1903. Band 14, No. 20.

Sachs, Otto: Beiträge zur Histologie der weichen Naevi. Arch. f. Dermatol. u. Syphilis. 1903. Bd. 66, 1/2.

Siebert, Konrad: Nochmals über die Aktion des Quecksilbers auf das syphilitische Gewebe. Arch. für Dermatol. und Syphilis. 1903. Bd. 67, H. 2.

Sklarek, Bruno: Über Empyroforra, ein trocknes, fast ge- ruchloses Teerpräparat. Therapie der Gegenwart, Juli 1903.

Tomasczewski: Impfungen an Affen mit dem Erzeuger des Ulcus molle. Deutsche med. Wochenschr. 1903. No. 26.

Über Quecksilberexantheme und Quecksilberidiosynkrasie. Zeitschr. f. klin. Medizin 1904. Bd. 51. H. 5/6.

Veiel Fritz: Die Staphylokokken des chronischen Ekzems. Münch, med. Wochenschrift. 1904. No. 1.

v. Winiwarter, Hans: Untersuchungen über die Einwirkung von Alkoholverbänden auf die Entzündungsprozesse in der Haut. „Chrobak- Festschrift", Wien 1903, Alfred Holder.

Zieler, Carl: Zur Färbung schwer färbbarer Bakterien (Rotz- bazillen, T)phusbazillen, Gonokokken etc.) in Schnitten der Haut und andrer Organe. Zentralbl. f. allg. Path. u. path. Anatomie. 1903. Bd. 14.

Über chronischen Rotz beim Menschen, nebst Bemer- kungen über seine Diagnose und medizinal-polizeiliche Bedeutung, den Wert des Mallems, die Therapie, sowie pathologisch -anatomischen Untersuchungen. Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten. 1903. Bd. 45.

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Prof. Dr. Neisser: Diskussionsbemerkungen z. d. Vortrage des Herrn Dr. Wagner „Zur Behandlung von granulierenden Hautwunden." Allg. med. Zentralztg. 1903. No. 52.

Diskussionsbemerkungen z. d. Vortrage des Herrn Dr. Paul Krause „Beiträge zur Lichttherapie nach eigenen Ver- suchen." Vortrag i. d. Med. Sekt. d. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur, 30. Okt. 1903. Allg. med. Zentralztg. 1903. No.48.

Demonstration eines Falles mit über den ganzen Körper verbreitetem papulösem Syphilid mit gleichzeitiger Ab- ducenslähmung rechterseits. Vortrag i. d. Med. Seklion d. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur, 22. Jan. 1904. Allg. med. Zentralztg. 1904. No. 7.

Neisser-Hal berstädter: „Mitteilungen über die Lichtbehand- lung nach Finsen und Dreyer." Vortrag i. d. Med. Sekt, d. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur, 29. Jan. 1904. Allg. med. Zentralztg. 1904. No. 8.

Neisser.

7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nervenkrankheiten.

Im Personalbestand traten folgende Änderungen ein : Herr Dr. Storch schied am 1. Januar 1904 als Assistent der Klinik aus. Herr Dr. Foerster gab zu demselben Termin seine Stelle als besoldeter Assistent am Laboratorium auf, blieb aber als unbesoldeter Assistent in gleicher Tätigkeit der Klinik attachiert.

Die beiden frei gewordenen besoldeten Assistenzarztstellen wurden von Herrn Dr. Icke und Herrn Dr. Köbisch besetzt.

Der klinische Unterricht konnte im Wintersemester 1903 wieder aufgenommen werden, indem der Magistrat das Kranken- material sowie einen Lehrraum im städtischen Krankenhause auf der Einbaumstraße zu dem Zwecke des klinischen Unter- richts zur Verfügung stellte.

Die Zuhörerzahl betrug 40.

Die Neurologische Poliklinik wurde von etwa 40 Hörern im Sommer- und Wintersemester belegt.

Behandelt wurden in der Poliklinik für Nervenkranke 625 Männer und 700 Frauen.

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Während des Etatsjahres erschienen folgende wissenschaft- liche Arbeiten:

1. Prof. Dr. C. Wem icke: Der Afasische Symptomen- komplex. Deutsche Klinik am Eingang des XX. Jahr- hunderts.

2. Privatdozent Dr. E. Storch: Der Afasische Symptomen- komplex. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie (von Wernicke-Ziehm) Bd. XIII.

3. Zwei Fälle von reiner Alexie. Ebenda, ^Bd. XIII.

4. Privatdozent Dr. 0. Foerster: Die Mitbewegungen bei Gesunden und Geisteskranken. 1903. Gustav Fischer, Jena.

5. Cber einen Fall von allgemeiner elementarer Somato- psychose. Ein Beitrag zur Frage der Beziehung zwischen Somatopsysche und dem Wahrnehmungsvermögen. Mo- natsschrift für Psychiatrie und Neurologie. Bd. XIV.

0. Dr. bisch: Über Rheumasan. Deutsche Medizinische Wochenschrift. 1903.

Folgende Inauguraldissertationen:

7. Dr. G o 1 d s t e i n : Die Zusammensetzung der Hinterstränge.

8. Dr. Starokotlitzki: Das untere Langbündel des mensch- lichen Großhirns.

I. V. Privatdozent Dr. E. Storch.

8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.

Auf der Klinik wurden im Berichtsjahre 245, in der Poli- klinik 7142 Kinder behandelt.

Die klinischen Vorlesungen wurden im Soramersemester von 13, im Wintersemester von 38 inskribierten Hörern besucht.

In den Personalien der Klinik vollzogen sich folgende Veränderungen: Am 1. August 1903 starb jäh und unerwartet der Assistenzarzt Dr. Gregor, der sich nicht nur um die Klinik, sondern auch durch seine wissenschaftlichen Arbeiten um die Pädiatrie große Verdienste erworben hatte. An seine Stelle trat Dr. Freund. Außerdem fungierten als Assistenten die Herren DDr. Bartenstein, Steinitz und Weigert und

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als Volontärassistenten die Herren DDr. Quest, Orgle r, Eckhardt, Döbeli und Hüssy. Ferner waren an der Klinik beschäftigt die Herren Ärzte DDr. Kaliski, Langstein, de Graag, Tada, Schütz, Adler, Linsbauer, Frl. cand. med. Bender und Philippson.

An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und veröffentlicht:

Czerny und Keller: Des Kindes Ernährung, Ernährungs- störungen und Ernährungstherapie ; Wien, Deuticke V. Lief. Bogen 30—40.

Barten stein: Alteration hepatique grave. Revue d'hyg. et

de med. infant. T. II. Derselbe: Head'sche Zonen bei Kindern. Jahrb. f. Kinderh. Bd. 58.

Bender: Über die Wirkung von aufrechter Körperhaltung und Muskeltätigkeit auf die cykl. Albuminurie. Inaug.-Diss.

Czerny: Über die Beziehungen zwischen Mästung und skrofu- lösen Hautaffektionen. Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II.

Freund: Cardiospasmus. Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II. Derselbe: Über Pylorusstenose; Mitteil, aus den Grenzgeb. der

Med. u. Chir. Bd. XL, II. 2. Derselbe: Zur Frage der diagn. Verwertbarkeit der Acetonurie

bei diphtherieverdächtigen Anginen. Monatsschr. f. Kinderh.

Bd. n.

Derselbe: Zur Physiologie des Warmblütermuskels. Beitr. zur ehem. Phys. u. Path. Bd. IV.

Derselbe: Beob. über die Verbreitungsweise der Masern. Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II.

Derselbe: Wasser und Salze in ihren Beziehungen zu den Körper- gewichtsschwankungen der Säuglinge. Jahrb. f. Kinderh. Bd. 59.

Gregor: Über die Lokalisation der Lungenerkrankungen bei Säuglingen. Verh. d. Ges. f. Kinderh. in Kassel 1903.

John: Über das Auftreten multipler Spontan fracturen im frühen Kindesalter. Inaug.-Diss.

Oppler: Über Säuglingsernährung mit gelabter Vollmilch. Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II. u. Inaug.-Diss.

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Philippson: Über den Eisengehalt der Leberzellen bei Neu- geborenen und Kindern im 1. Lebensjahre. Inaug.-Diss.

Q uest: Untersuchungen über Darmgase bei Säuglingen mit Tympanites. Jahrb. f. Kindern. Bd. 59.

Stein itz: Zur Kenntnis der chron. Ernährungsstörungen der Säuglinge. Jahrb. f. Kinderh. Bd. 57.

Derselbe: Über den aliment. Einfluß des Fettes auf die renale Ammoniakausscheidung. Centrbl. f. inn. Med. J. 25. Nr. 3.

Derselbe: Über den Einfluß von Ernährungsstörungen auf die ehem. Zusammensetzung des Säuglingskörpers. Jahrb. f Kinderh. Bd. 59.

T hie mich: Sektionsbefund bei einem Falle von Mongolismus. Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II.

Derselbe: Über Hysterie im Kindesalter. Verh. der Ges. für Kinderh. in Kassel 1903.

Czerny.

9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten.

Als Assistenten der Poliklinik fungierten im Berichtsjahre die Herren DDr. R. van Bebber und F. Salecker. Als Volontärärzte die Herren DDr. Freytag, Lebram, Schilling und Szulc.

Die Zahl der poliklinisch behandelten Patienten blieb der des Vorjahres gleich, dagegen stieg die der schwereren Fälle, die stationäre Behandlung erheischten, um fast das Dreifache. Da staatliche Mittel zur Unterbringung dieser Patienten nicht zur Verfügung standen, sah sich der Unterzeichnete gezwungen, die in seiner Privatklinik vorhandene, schon von Prof. Kümmel geschaffene Abteilung für Patienten der Poliklinik von 7 auf 20 Betten zu vermehren. Dadurch wurde es ermöglicht, daß 515 Kranke mit zusammen 5114 Verpflegungstagen stationär behandelt werden konnten. Da auch diese Einrichtung in der letzten Zeit nicht mehr ausreichte, macht sich der Mangel einer staatlichen Ohrenklinik immer stärker bemerkbar.

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Von wissenschaftlichen Arbeiten aus der Poliklinik er- schienen im Druck:

Hiusberg: Über den kosmetischen Erfolg der operativen Be- handlung von Stirnhöhleneiterungen. Allgemeine med. Zentralztg. 1903.

Rudolphy: Ohroperationen bei Hysterischen. Zeitschr. für Ohrenheilk. Bd. 44.

Wittmaack: Die toxische Neuritis acustica und die Beteiligung der zugehörigen Ganglien. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 46.

Derselbe: Über Dislokation des Zungenbeines durch Tumoren am Halse. Arch. f. Laryngologie. Bd. 14.

Hinsberg.

10. Das zahnärztliche Institut.

In dem Berichtsjahr haben sich in dem zahnärztlichen Institut keine erheblichen Veränderungen vollzogen. Die so notwendige Erneuerung der schon bei Gründung des Instituts abgebrauchten Utensilien hat aus Mangel an Mitteln immer noch nicht erfolgen können, ebensowenig ist es möglich ge- wesen, die sich stetig vermehrende Bibliothek übersichtlicher und für den Gebrauch handlicher aufzustellen. Auch in dem Auditorium mußten die alten unzweckmäßigen Subsellien weiter benutzt werden. Die Frage der dauernden Unterbringung in den jetzigen Räumen ist ebenfalls der Lösung noch nicht zu- geführt worden. Die Mittel für den schon in früheren Jahren erbetenen Röntgenapparat haben sich ebenfalls noch nicht beschaffen lassen. Auch ist die Anstellung eines 2. Assistenten auch in diesem Jahre nicht in den Staatshaushalt aufgenommen worden. Die Sammlungen haben durch weitere Tätigkeit eine Vermehrung erfahren. Besonders wertvoll war die von Herrn Prof. Goesta-Hahl in liebenswürdiger Weise dem Institut überwiesene Sammlung von Modellen und Schienen zur Kiefer- bruch- und Kieferresektionsbehandlung. Dem gütigen Geber sei an dieser Stelle der besondere Dank für die Überweisung dieser Modelle ausgesprochen.

In der Poliklinik für Mund- und Zahnkrankheiten fanden 2064 Patienten Behandlung, von denen 1029 wiederholt zur

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Sprechstunde erschienen. Von den insgesamt behandelten 3093 Patienten waren 1254 Männer und 1839 weiblichen Ge- schlechts. An diesen wurden 3036 Extraktionen vorgenommen, darunter 218 mit allgemeiner Narkose, 174 bei Lokalanästhesie; 104 mal wurden Gipsabdrücke, teils zum Zweck der Sammlung, teils zur fortlaufenden Beobachtung gemacht. Unter den Krankheiten wurden beobachtet: 6 Strahlenpilz-Erkrankungen, 25 Abscesse, 16 Bißanomalien, 9 Zahnfrakturen, 5 Kiefer- frakturen, 45 Fisteln, 1 Fall von Hämophilie, 123 Lymphdrüsen- entzündungen, 6 Gesichtsneuralgien, 54 Stellungsanomalien der Zähne, 14 traumatische Geschwüre, 32 Geschwülste, 19 Kiefer- cysten.

In der Poliklinik waren im Sommersemester Stud. Wrobel, im Wintersemester Stud. Löwe als Unterassistent tätig.

Das mikroskopische Laboratorium wurde von Herrn Dr. Treuen fels benützt, die Räume und Hilfsmittel des Instituts für die zahnärztlichen Fortbildungskurse zur Verfügung ge- stellt.

Das Prof. Sachs'sche Stipendium war an Stud. Levy ver- liehen.

Auch in diesem Jahre wurde durch den Assistenten des Instituts die zahnärztliche Behandlung der Studenten-Kranken- kasse ausgeführt, während die Unteroffizierschule in Wohlau ihre früheren Beziehungen mit dem Institut ohne nähere Gründe abgebrochen hat. Das mit der Armenverwaltung der Stadl Breslau bestehende Abkommen ist in Kraft geblieben.

In der Abteilung für Zahnfüllung sind im ganzen 3168 Patienten behandelt worden, darunter 770 Männer, 2178 Frauen und 220 Kinder. An diesen Patienten wurden ausgeführt 750 Goldfüllungen, 921 Amalgamfüllungen, 449 Zementfüllungen, 22 Zement-Amalgamfüllungen, 73 Porzellanfüllungen, 2 Gutta- perchafüllungen, zusammen 2217 Füllungen. Außerdem wurden ausgeführt 74 Pulpaüberkappungen, 673 Arseneinlagen, 886 Wurzelfüllungen, 30 Zahnreinigungen.

In der technischen Abteilung wurden an 350 Patienten 100 Oberstücke, 62 Unterstücke, 37 Kronen, 4 Obturatoren, 2 Kieferprothesen, 3 Regulierungsapparate gefertigt.

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An Arbeiten gingen aus dem Institut hervor:

Partsch: Abschnitt der Krankheiten des Mundes, des Gesichts, Kiefer und Zähne in Hildebrandts Jahresbericht über die Fortschritte der Chirurgie.

Partsch: Bearbeitung der Kapitel, Geschwülste der Mund- gebilde, Kieferhöhlen - Erkrankungen, Aktinomykose in Scheffs Handbuch der Zahnheilkunde.

Partsch: Ein Beitrag zur Klinik der Zahnkrankheiten.

Partsch: Über chronische Periodontitis und ihre Folge- zustände.

Partsch: Vortrag im Verein schlesischer Zahnärzte über Pulpazerfall.

Hamecher: Über Wangenfisteln hervorgerufen durch Kiefer- cysten.

Dr. Kunert: Die Selbstregulierung des Gebisses (D. Monats- schrift für Zahnheilkunde 1903).

Bock: Über eine schonende Methode zur Entfernung tief- abgebrochener Wurzelreste. Ebenda.

Dr. Walt her Bruck: Lutte contre la carie dentaire. Progres Dentaire, Avril 1903, Paris.

Contro la carie dentale. Giorn. di Corrispondenza, Mai- land.

Küzdelem a Togszu Ellen. Stomatolojiai Közlöny, Buda- pest 1903.

Bekämpandet af tandrötan. Odontolojisk Tidskrift, Stock- holm 1903.

niOMBUPOBAHIE 3J'BOBb *AP<POPOMB. Moskau 1903.

Saillie en avant du maxillaire infericur. Progres Dentaire, Juillet 1903, Paris.

Kopöa ct> KOCTot^oü 3v6obt>. Petersburg 1903. Subro- watschebny Westnik.

Eine neue Methode des Contouraufbaues bei Porzellan- füllungen. Korrespondenzblatt für Zahnärzte 1904.

Gesichtsprothesen. Handbuch der Zahnheilkunde von Scheff 1904.

Partsch. 7

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2. Die Professoren-Witwen- und Waisen -Versorgungs- Anstalt

Vermögensstand. Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1903:

in Hypotheken 144 600,oo M.

in Effekten 259 500, oo

in einem Barbestande von 3 .024,40 «

407 624,4 0 M.

einschließlich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark.

Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten.

Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres 94. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 19 Witwen

und 7 Halbwaisen.

Einnahmen.

Bestand aus dem Vorjahre 3 047,05 M.

Mitgliederbeiträge 144,oo *

Aus Staatsfonds 18 240,oo *

Zinsen von Kapitalien 14 633,60 *

Zurückgezahlte Kapitalien etc 1 800,00 «

Summa der Einnahmen 37 864,55 M. Ausgaben.

Witwen- und Waisengelder 28 917,50 M.

Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 111,90 «

Verwaltungskosten 5,45

Zur Kapitalisierung verwendet 5 305,30 -

Oberschuß als Betriebsfonds 3 412,50

Restausgabe 111,90 *

Summa der Ausgaben 37 864,56 M.

In dem Etatsjahre 1903 wurde eine ordentliche General- Versammlung am 19. Dezember 1903 abgehalten, in welcher auf Grund der §§ 16 und 20 der Statuten vom 19. September 1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrat Professor Dr. Brie und Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Sturm gewählt wurden.

Rosanes. Brie. Sturm.

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3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten.

Die Generalversammlung fand am 13. Juni 1903 statt. Nach Erstattung des Berichts erfolgte die Vorstandswahl, die zum Ergebnis hatte, daß die bisherigen Mitglieder, soweit sie noch der hiesigen Universität angehören, wiedergewählt wurden, während an Stelle des nach Bonn versetzten Vorstandsmit- gliedes Professor Dr. Schulte, Prof. Dr. Joseph Partsch gewählt wurde.

Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 4 Mitglieder, davon 1 durch den Tod; es traten dafür 6 Mitglieder ein. Die

Mitgliederzahl beträgt z. Zt. 104.

Die Einnahmen setzten sich zusammen aus:

1. Laufenden Beiträgen 1 397,2 5 M.

2. Zinsen 683,2 5 .

3. Valuta für gelöste Wertpapiere 900, oo

4. Sonstige Zuwendungen 488, oo -

5. Bestand des Vorjahres 319,2 9 *

Zusammen 3 787,79 M.

An Unterstützungen wurden bewilligt 200,oo M.

Zur Kapitalisierung 3 000,86 =

3 200,8 5 M.

Mithin Bestand 586,94 *

Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende des Berichts- jahres in

Effekten nach Nominalwert 20 463,06 M.

Bar 586,94 *

Zusammen 21 050,oo M.

gegen im Vorjahre 18 950,00 *

Rosanes. Hasse. Brie. J. Partsch. Kawerau.

7*

100

4. Honorar- und Stundungswesen.

Fakultät

Semester

Eingegangen sind laufende | gestundete Honorare

4

Neu gestundet sind

Evang.-theol.

Katbol.-theol.

Juristische

Medizinische.

Philosophische.

S.-S. 1903 W.-S. 1903/04

zus.

S.-S. 1903 W.-S. 1903/04

zus.

S.-S. 1903 W.-S. 1903/04

zus.

S.-S. 1903 W.-S. 1903/0+

zu*.

S.-S. 1903 W.-S. 1903,04

zus. Gesamte.

1948 2 034

3 972

4079 3 782

2 886! - 2 282 J -

5 168 -

6 349 76 10 380

7 861

39 162 ] 50 41 572 ! 50

16 729 76

2118J 1 718 j

80 735 | -

26 8i7 31 099 , 50

3H36

5302 6 286 I 50

57 946 50

51 254

52 451

75 50

1 1 588 50

:

9 596 44 9 360 61

103 706

254 220

25

IS 957 05

75

56 279

31

1204 1 266

2 470 -

14 824 75 1 1 282 , -

26 106 75

4740 - 5 110 -

9 850 -

4632 50 5058 -

9 690 50

16 961 25 16 195 50

33 156

75

81 274

5. Stipendien und Stiftungen für Studierende.

a. Studenten - Unterstül zuugs - Fonds.

Zu demselben flössen im Rechnungsjahre 1903 bei einem Bestände von 8 594,7 3 M.

1. der jährliche Staatszuschuß mit 4 5GO,oo *

2. an Kollektengeldern für Studierende der evangelischen Theologie 7 150, 1 6 -

3. desgleichen für Studierendeder katholischen Theologie 134,65 -

Seitenbetrag 20 439,44 M.

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Übertrag 20 430,4 4 M.

4. das für Juristen, Mediziner und Philo- sophen bewilligte jährliche Extraordina-

rium von 1 800, oo s

5. Zuschuß für Studierende, welche Söhne

von Geistlichen oder Lehrern sind 900,oo *

G. an Zinsen von Kapitalien 2 390, 5 o *

7. von Immatrikulations-Gebühren 1 421, oo *

8. von Promotionen 45,oo *

9. Durch Überweisung des Herrn Rektors aus

einem Sühneversuch 100,oo *

im ganzen 27 095,94 M.

Hieraus wurden für Studierende gewährt:

für Freitische 11 677,4 0 M.

und zwar:

für 314 Portionen an Studierende der

kath.-theol. Fakultät, 7 140 an Studierende der ev.-

theol. Fakultät, 1 676 - an Studierende der

jurist. Fakultät, 750 * an Studierende der me- dizinischen Fakultät, * 6 802 - an Studierende der phi- losophischen Fakultät,

zus. für 16 682 Portionen,

an Unterstützungen an arme Studierende auf

Anweisung des Universitäts-Kurators ... . 3050,oo *

an Unterstützungen aus den Immatrikulations- Gebühren auf Anweisung des Rektors ... 1 526,oo *

b. Stipendien -Fonds.

Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien wurden im Rechnungsjahre 1903 gewährt: beim Ab egg sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von 105,oo M.,

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beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M., beim von Bismarckschen Fonds ein Stipendium von 141,oo M.,

beim Brachvo gelschen Fonds drei Stipendien von je

149,67 bezw. 149,66 M., beim Breslauer Jubel-Fonds von früheren Kommilitonen ein

Stipendium von 900, oo M., beim Breslauer städtischen Jubel-Fonds ein Stipendium von

211,60 M.,

beim Brücknerschen Fonds ein Stipendium von 159,96 M., beim Causs eschen Fonds fünf Stipendien mit zusammen

653,oo M. und drei Familien -Stipendien mit zusammen

1024,50 M.,

beim von Closterschen Fonds ein Stipendium von 135,&o M., beim Cze rniko wschen Fonds zwei Stipendien von je 115,oo M.,

beim Duflosschen Fonds ein Stipendium von 125,65 M., beim Dycfeldschen Fonds ein Stipendium von 385,63 M., beim Fonds ex Cassa montis pietatis zwei Prämien von je 60,oo M.,

beim Feigeschen Fonds zwei Stipendien von je 46,5 o M., beim Fickerschen Fonds ein Stipendium von 217,oo M. und

eins von 106,oo M., beim Gölickeschen Fonds zwei Stipendien von je 160,oo M., beim Göppert sehen Fonds (für Studierende der Natur- wissenschaft) ein Stipendium von 592,oo M. und ein Stipendium von 500,oo M., beim Göppert sehen Fonds (für Studierende der Pharmacie)

ein Stipendium von 130,oo M., beim Grafen hörst sehen Fonds ein Stipendium von 179,oo M., beim Grötznerschen Fonds ein Stipendium von 500,oo M., vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium von 300,oo M.,

beim Grünebergschen Fonds ein Stipendium von 62,2 5 M., beim Guhr au ersehen Fonds ein Stipendium von lll,ooMM beim Haaseschen Fonds ein Stipendium von 120,75 M., beim Heidenreichschen Fonds zwei Stipendien von je 210,oo M.,

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103

beim Hirtschen Jubel -Fonds ein Stipendium von 66, 50 M., beim Jungnitzschen Fonds (für katholische Theologen)

zwei Stipendien von je 109,50 M., beim Jungnitzschen Fonds (für Philologen) ein Stipendium

von 106,7 5 M.,

beim Rahlertschen Fonds ein Stipendium von 615,oo M., bei Kottu laschen Fonds drei Stipendien von je 81,7 5 M., beim Korn sehen Fonds zwei Stipendien von je 300,oo M., beim Krainski sehen Fonds ein Stipendium von 75,oo M., beim Kram ersehen Fonds drei Stipendien von je 400,oo M.

und vier Stipendien von je 354,3 8 M. bezw. 354,3 7 M., beim Lewaldschen Fonds zwei Stipendien von je 60,oo M., beim Löwigschen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium

von 108,60 M.,

beim Löwigschen Fonds (für Studierende der Naturwissen- schaften) ein Stipendium von 105,oo M., beim Menschigschen Fonds ein Stipendium von 157,60 M., beim Mülterschen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M., beim Poleckschen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein

Stipendium von 145,2 5 M., beim Primkerschen Fonds ein Stipendium von 213,oo M., beim Pro 11 sehen Fonds ein Stipendium von 120,oo M., beim Pruckmannschen Fonds drei Stipendien von je 62,soM., beim Rem er sehen Fonds ein Stipendium von 109,60 M., beim Rosenthalschen Fonds ein Stipendium von 108,oo M., beim Sachs sehen Fonds ein Stipendium von 105,oo M., beim von Schlegelischen Fonds ein Stipendium von 141,75 M.,

beim von Schönaich-Amtitzschen Fonds vier Stipendien von je 180,oo M., ein Stipendium mit 120,oo M.,

beim von Schuckmannschen Fonds ein Stipendium von 52,50 M.,

beim Schulz sehen Fonds ein Stipendium für evangelische Theologen von 161,oo M., ein Stipendiuni für Philologen von gleicher Höhe,

beim Schwabe-Priesemuthschen Fonds im Sommer- Semester 1903 vier Stipendien von je 375,oo M. und siebzehn Stipendien von je 120,oo M.; im Winter-Semester

104

1903/1904 vier Stipendien von je 375,ou M., siebzehn Stipendien von je 180,oo M. und ein Stipendium von

113,92 M.,

beim Stegmann sehen Fonds ein Stipendium von 360,oo M., beim Stenzlerschen Fonds zwei Stipendien von je 23,2 5 MM beim Stendal sehen Fonds ein Stipendium von 112,60 M., beim Strobelschen Fonds drei Stipendien von je 120,ou M.

und eine Unterstützung von 53, * 5 M.t beim Werlienus sehen Fonds zwei Stipendien für Theo- logen, zwei Stipendien für Juristen, zwei Stipendien für Mediziner, in Höhe von je 118,96 M. bezw. 118,9 5 M., beim Wimp i nasschen Fonds ein Stipendium von 84,oo M., beim Stipendium Wolfianum philologicum ein Stipendium

von 138,3 8 M. und ein Stipendium von 103,7 8 M., beim Stipendium Wolfianum alterum ein Stipendium von 112,50 M.

Die Statuten des Pastor Feigeschen und des Rudolf Primkerschen Stipendiums haben in den Paragraphen 6 bezw. 2 insofern eine Abänderung erfahren, als die Auszahlung der halbjährigen Raten fernerhin nicht mehr im Mai und No- vember, sondern im Januar und Juli zu erfolgen hat.

Der Absatz 1 des § 7 des Statuts der Chemiker Kram er- Stipendium-Stiftung hat auf Beschluß der philosophischen Fakultät mit ministerieller Genehmigung folgenden Zusatz er- halten :

„Stipendiaten, welche nach erfolgter Exmatrikulation sich zum Staatsexamen melden, können bis zur Höchstdauer von zwei Semestern im Genüsse des ihnen verliehenen Stipendiums belassen werden, sofern sie während dieser Zeit als Hospitanten weiter Vorlesungen an der Uni- versität hören.4'

Infolge eines Monitums der Königlichen Oberrechnungs- kammer hat der Herr Universitäts-Kurator ersucht, dafür Sorge zu tragen, daß durch die Kollationsscheine stets dargetan wird, daß die anderweite Verleihung eines Stipendiums in allen Punkten den stiftungsmäßigen Voraussetzungen und Be- stimmungen entspricht, da ein solcher Nachweis für den Zweck der Rechnungsprüfung erforderlich ist.

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6. Kranken- und Begräbnis -Kasse für Studierende.

a. Die Studenten -Kranken -Kasse.

Eine Änderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht erfolgt.

Die Einnahmen haben im Jahre 1903 betragen und zwar:

a. Beiträge der Studierenden 9 427,00 M.

b. Zinsen etc. von Kapitalien 1 747,7 5 *

c. dem Bestände aus dem Jahre 1905 571,2 6 *

d. Valuta für gekündigte Wertpapiere 2 000,oo »

Summa der Einnahmen 13 746,oi M. Die Ausgaben betrugen:

1. Remunerationen an Ärzte und Beamte... 1 979,70 M.

2. Unterstützungen an Studierende zu Bade-

und Brunnenkuren 2 202,6 o *

und zwar erhielten:

1 Studierender 235,60 M.

235,60 M.

2 Studierende je 215,50

431,oo *

2 * * 150,oo *

300,oo *

1 Studierender 140,oo

140,oo *

7 Studierende je 100,oo *

700,oo *

3 * * 80,ou =

240,oo *

1 Studierender 60,oo *

60,oo s

2 Studierende je 50,oo

i00,oo *

1 Studierender 38,6 o *

38,6 0 =

1 * 17,50 *

17,50 *

21 Studierende zusammen . .

. 2 202,60 M.

3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:

a. für Medikamente, Brillen, Bruch- bänder etc 3 695,60 M.

1009 Studierenden wurden in 1816 Fällen ärztliche Medikamente verordnet.

Summa der Ausgaben 3 695,60 M. 2 262,60 M.

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ior.

Summa der Ausgaben 3 695,60 M. 2 262,60 M. b. Für Verpflegung und Be- handlung von Studieren- den in den Universitäts- Kliniken und im Garnison- Lazarett 3 490,95 *

// 7 186,55 M.

4. Zur Kapitalisierung 2 002,4 5

5. Verwaltungskosten 76. oo

Summa der Ausgaben 13 507,30 M.

Die Einnahmen betrugen 13 746.0 1 > .

Mithin bleibt Bestand 238,7 i M.

b. Die Studenten-Begräbui8-Ka8se.

A. Die Einnahmen im Jahre 1903 haben betragen:

1. Bestand aus dem Vorjahre 502,86 M.

2. Zinsen von Kapitalien 234,60 »

Summa der Einnahmen 737,36 M.

B. Ausgaben:

1. Begräbniskosten für verstorbene Studierende ,— M.

2. Zur Kapitalisierung ,— ^

Bleibt Bestand 737,36 M.

V. Akademische Grundstücke und Kapitalien.

I. Grundstücke.

Im Rechnungsjahre 1903 haben nachstehende Verände- rungen und Erweiterungen bei den Grundstücken der Universität stattgefunden:

Im Universitätsgebäude wurde die Wiederherstellung der Wand- und Deckengemälde des Musiksaals beendet.

Im pharmazeutischen Institut wurde die im Erd- geschoß befindliche Dienstwohnung des Direktors in das 1. Stockwerk verlegt, während dafür die hier befindlich ge-

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wesenen Arbeitsräume in die bisherigen Wohnräume der Dienstwohnung verlegt wurden. Hierdurch fanden die Arbeits- räume des Instituts die erwünschte Vereinigung in einem Geschosse.

Das Wirtschaftsgebäude der Kliniken erfuhr durch Beschaffung einiger größerer Dampf- Kochkessel, eines Warm- wasserkessels, einer Wäschemangel u. s. w. eine durch Ver- größerung des Betriebes bedingte Erweiterung der apparativen Einrichtungen.

Für die Tierklinik wurde eine Operationshalle für Pferde im Hofe des Veterinärinstituts am Matthiasplatz errichtet.

2. Kapitalien.

Das Vermögen der Universität betrug am Schlusse des

Etats-Jahres 1903 593 175,oo M.

und ist angelegt:

in Hypotheken 320 300,oo M.,

in Wertpapieren 272 875,00 *

593 175,oo M.

Die Stiftungs- Fonds der Universität weisen am Schlusse

des Etats-Jahres 1903 ein Vermögen von 328 065,oo M.

nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken 227 340,oo MM

in Wertpapieren 100 725, oo *

Außerdem besitzt der v. Hackemannsche Professoren- Witwen - Pensions - Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm, welche im Etats-Jahre 1903 einen Pachtzins von 3836,oo Mark und an Jagdpachtgeldern 68,8 i Mark eingebracht haben.

Das Vermögen der Stipendien -Fonds betrug am Schlusse

des Etats-Jahres 1903 881 390,9 6 M.

und ist angelegt:

in Hypotheken mit 449 850,oo M.,

in Wertpapieren mit 430 600,oo *

in Sparkassenbüchern mit 940,96 «

881 390,9 6 M.

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Der Studenten - Unlerstützungs - Fonds weist am Schlüsse

des Etats-Jahres 1903 ein Kapitalvermögen von. 63 775,oo M. nach.

Dasselbe besteht:

VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Kuratorial- schreiben und Senatsbeschlüsse.

1. Ftkr die Universität überhaupt.

a. Ministerial-Erlasse and Kuratorialschreiben.

Durch Schreiben vom 1. April 1903 hat der Herr Universitäts-Kurator im Auftrage des Herrn Ministers der Immatrikulations-Komniission eine Äußerung des Universitäts- Richters der Berliner Universität über die Zulassung nicht preußischer Realisten zum Rechtsstudium in Preußen zur Kenntnisnahme mitgeteilt. Nach derselben dürfen nur die Realisten aus Anhalt, Lippe, Schwarzburg-Sondershausen und Waldeck zum Studium der Rechtswissenschaft in Preußen zu- gelassen werden.

Unter dem 16. April 1903 hat der Herr Minister ange- ordnet, daß die Bestimmungen vom 31. Oktober 1897 bezw. 1. April 1902, betreffend den Leihverkehr zwischen der König- lichen Bibliothek zu Berlin und den Universitäts-Bibliotheken. in Zukunft auch auf die Staatsarchive Anwendung zu finden haben.

Durch Erlaß vom 30. Juni 1903 hat der Herr Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten mit Zustimmung des Herrn Finanzministers genehmigt, daß für Sendungen des Rektors und Senats die Post im Ortsverkehr unter Anwendung des Portoablösungsvermerkes ohne örtliche Abgrenzung benutzt wird.

Der Herr Minister hat sich in einem Erlasse vom 14. Juli 1903 zur Förderung der unterstützungswerten Bestrebungen der

in Hypotheken von in Effekten von . .

30 000 M 33 775 .

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Vereine für die Fürsorge entlassener Strafgefangener dahin ausgesprochen, daß es nicht gerechtfertigt ist, wenn die staat- lichen Behörden die Beschäftigung bestrafter Personen grund- sätzlich ablehnen und zwar auch da, wo die in Frage kommende Beschäftigung ein besonderes Vertrauen nicht voraussetzt; vielmehr erscheint eine Beschäftigung bestrafter Personen in geeigneten Fällen auch seitens staatlicher Behörden wohl an- gängig.

Der Herr Minister hat unter dem 4. August 1903 sich da- mit einverstanden erklärt, daß die Tierklinik in Anbetracht dessen, daß sie einen eigenen Etat hat und daher der Instituts- direktor auch befugt ist, auf die Institutsfonds selbständig an- zuweisen, in dem Personalverzeichnisse unter Nr. 10 „Land- wirtschaftliche Institute4' getrennt von dem Institut für land- wirtschaftliche Tierproduktionslehre als besonderes Institut aufgeführt wird.

Durch Schreiben vom 6. August 1903 hat der Herr Kurator im Auftrage des Herrn Ministers eine Vorstellung der Uni- versitäts-Bibliothek zu Berlin zur Berücksichtigung mitgeteilt, in der über die Unvollständigkeit der Jahresverzeichnisse der an den deutschen Universitäten erschienenen Schriften Klage geführt wird. Zur Beseitigung der hervorgetretenen Mängel sind alle Druckschriften, welche auf Veranlassung oder unter der Autorität der Universität, ihrer Fakultäten bezw. Institute er- scheinen, alsbald nach dem Erscheinen der hiesigen König- lichen und Universitäts-Bibliothek behufs Aufnahme in das er- wähnte Jahresverzeichnis in •> Exemplaren zuzustellen.

Durch Erlaß vom 4. September 1903 hat der Herr Minister bestimmt, dnß bei der Bescheinigung des Besuches klinischer und poliklinischer Vorlesungen künftig im Anmeldungsbuche und im Abgangszeugnisse ausdrücklich hervorzuheben ist, ob die Zulassung des Studierenden als Praktikant oder Auskultant erfolgt ist. Da die Zulassung zum Praktizieren nur erfolgen darf, wenn der Studierende die ärztliche Vorprüfung innerhalb des Deutschen Reiches oder eine entsprechende Prüfung im Auslande vollständig bestanden hat, so ist die Erfüllung dieser Bedingung in näher angeordneter Weise im Anmeldungsbuche zu vermerken.

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Auf mehrfache Anregung hat sich der Herr Minister mittelst Erlasses vom 8. September 1903 mit einer Zwangs- versicherung von Studierenden gegen Unfälle im Unterrichts- betriebe einverstanden erklärt. Dieselbe ist jedoch auf solche Studierende zu beschränken, die sich an Vorlesungen, prakti- schen Übungen, Unterrichtskursen und Exkursionen beteiligen, bei denen sie besonderen Gefahren ausgesetzt sind. Ebenso hat der Herr Minister gegen die Zwangsversicherung der in den Instituten arbeitenden Assistenten nichts zu erinnern, da- gegen soll für die Dozenten und Abteilungs-Vorsteher nur die fakultative Versicherung in Frage kommen. Für die Instituts- diener erachtet derselbe die obligatorische Versicherung für erforderlich und genehmigt, daß die Prämien für sie auf Institutsfonds übernommen werden. Über den Abschluß einer solchen Versicherung schweben zur Zeit noch die Verhandlungen.

Nach einem Erlasse vom 5. November 1903 erachtet es der Herr Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten im Ein- verständnis mit dem Herrn Finanzminister für zulässig, daß die den Hospitanten auf besonderen Antrag zu erteilenden Abgangsbescheinigungen als steuerfrei anzuerkennen sind, so- fern sie die Grundlage für ein späteres amtliches Prüfungs- zeugnis bilden. In letzterem Falle muß der Zweck, zu dem die Bescheinigung ausgestellt wird, im Text derselben also nicht in Vermerken außerhalb des Textes bestimmt ange- geben sein. Wird eine solche Abgangsbescheinigung entgegen dieser Angabe zu anderen Zwecken gebraucht, so ist der tarifmäßige Stempel von 1,50 M. nachträglich beizubringen.

Unter dem 14. Dezember 1903 hat der Herr Minister eine Übersicht derjenigen ausländischen Behörden mitgeteilt, die ihren Staatsangehörigen, welche sich zu Studienzwecken in Deutschland aufhalten, Leumundszeugnisse ausstellen.

Die vom Königlichen Staatsministerium unterm 11. No- vember 1903 erlassenen neuen Ausführungsbestimmungen zu den Vorschriften über die Tagegelder und Reisekosten der Staatsbeamten sind nebst einem Runderlasse der Herren Minister der Finanzen und des Innern vom 11. Dezember 1903 seitens des Herrn Ressortministers am 30. Dezember 1903 zur gleichmäßigen Beachtung mitgeteilt worden.

1

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b. Senatsbeschlüsse.

Am 27. Juni 1903 beschloß der Senat, das unter dem 8. April 1870 von Rektor und Senat an die Professoren der Eloquenz erlassene Schreiben, nach welchem in den Fällen, wo die Fakultät eine Arbeit für preisunwürdig erkärt hat, von der wörtlichen Mitteilung des Fakultätsurteils Abstand genommen und nur kurz bemerkt werden sollte, daß der Preis dem Ver- fasser der mit einem bestimmten Motto versehenen Arbeit nicht erteilt werden konnte, außer Kraft zu setzen, und es da- gegen dem mit der Verkündigung der Preise Beauftragten zur Pflicht zu machen, die Urteile der Fakultäten in jedem Falle ihrem vollen Wortlaute nach zu verkünden. Gleichzeitig hat der Senat bestimmt, daß fortan bei der öffentlichen Bekannt- machung der Themata für die neuen Preisaufgaben auszu- sprechen ist, daß das eingelieferte Exemplar der Arbeit in das Eigentum der Fakultät übergeht.

In der Sitzung am 25. Juli 1903 beschloß der Senat, der von der Technischen Hochschule in Aachen an den Herrn Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten gerichteten Ein- gabe, betreffend einen besondern Schutz des geistigen Eigentums in den Vereinigten Staaten von Nordamerika beizutreten, was dem Herrn Minister zum Ausdruck gebracht worden ist.

Am 16. Januar 1904 erklärte sich der Senat damit ein- verstanden, daß von den ohne gleichzeitige Entnahme des Abgangszeugnisses aus den Listen gestrichenen Studierenden außer der Erkennungskarte auch das Anmeldungsbuch ein- gefordert wird.

2. Für die einzelnen Fakultäten.

Juristische Fakultät.

Durch Erlaß vom 19. Dezember 1903 hat der Herr Minister bestimmt, daß fortan auch in der juristischen Fakultät der hiesigen Universität bei Verleihung des Doktorgrades die mündliche Prüfung der Einreichung der Dissertation nicht vorausgehen darf.

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VII. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.

Am 15. Oktober 1903 fand in herkömmlicher Weise die Übergabe dos Rektorates von seiten des bisherigen Rektors, Geh. Justizrat Prof. Dr. Leonhard an den neugcwählten Rektor, Geh. Rcg.-Rat Prof. Dr. Rosanes statt. Nach Ab- leistung des vorgeschriebenen Eides hielt dieser seine Antritts- rede: „Charakteristische Züge in der Entwickelung der Mathematik des 19. Jahrhunderts."

Bei der akademischen Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1904 hielt der Geh. Justizrat Prof. Dr. Dahn die Festrede über das Thema: „Theoderich der GroBe in Geschichte und Sage/*

Den Schluß der Feier bildete die alljährlich stattfindende Preisverteilung, über die der im Druck erschienene bezügliche Bericht das Nähere besagt. (Siehe auch VIII, 3). Am Nach- mittage fand wiederum ein Festmahl der Dozenten und Beamten statt, bei dem der Rektor das Kaiserhoch ausbrachte.

Die hundertste Wiederkehr des Todestages Immanuel Kants wurde am 12. Februar 1904 durch eine akademische Gedenkfeier in der Aula Leopoldina, bei der Prof. Dr. Freuden- thal die Festrede hielt, feierlich begangen.

Dem ordentlichen Honorar-Professor in der evang.-theolo- gischen Fakultät, Generalsuperintendenten a. D. Dr. Erdmann wurden zu seinem 50jährigen Dozentenjubiläum am 23. April 1903 und dem ordentlichen Professor in derselben Fakultät Dr. Hahn zu seinem 80. Geburtstage am 26. April 1903 die Glückwünsche der Universität je in einem Schreiben von Rektor und Senat zum Ausdruck gebracht.

Dem Wunsche ihres verstorbenen Sohnes des ordentlichen Professors und Direktors der medizinischen Universitätsklinik Geh. Med.-Rat Dr. Kast entsprechend, hat die verwitwete Frau Medizinalrat Lina Kast zu Freiburg i. B. die medizinische Bibliothek desselben der Universität zum Geschenk Uberwiesen. Die landesherrlicheGenehmigung zur Annahme dieser Schenkung, deren Wert sich auf 6000 bis 7000 Mark beziffert, ist unter

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dem 4. Juli 1903 erleilt worden; ebenso hat der Herr Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten durch Erlaß vom 3. August 1903 die Annahme der geschenkten Bibliothek seitens der medizinischen Klinik, der sie der akademische Senat nach dem Willen der Geschenkgeberin zugewiesen hatte, genehmigt.

Dem Wunsche des Senats entsprechend ist die in den Räumen der Klinik aufgestellte Bibliothek durch Anbringung von Metallschildern mit der Inschrift: „Vermächtnis des Herrn Geheimrat Prof. Dr. Kastu dauernd kenntlich gemacht worden.

Bei der Beisetzung des am 1. November 1903 zu Charlotten- burg verstorbenen Professors Dr. Theodor Mommsen und bei der am 4. November 1903 staltgefundenen Eröffnungsfeier der Königlichen Akademie in Posen war die Universität durch den Rektor vertreten.

Die Spiele auf dem neu eingerichteten akademischen Turn- und Spielplatze haben im Mai d. J. begonnen und eine recht erfreuliche Beteiligung gefunden.

2. Programme

sind nicht erschienen.

3. Adressen.

Bei der in den Tagen vom 5. bis 9. August 1903 statt- gefundenen Hundertjahrfeier der Erneuerung der Universität Heidelberg wurde unsere Hochschule durch den Rektor, Geh. iustizrat Prof. Dr. Leonhard vertreten, welcher eine Tabula gratulatoria folgenden Wortlautes überreichte:

Q. F. F. F. Q. S. INCLVTISS1MAE VNIVERSITATI RVPERTO-CAROLAE HEIDELBERGENSI MEMORIAM TEMPORIS QVO ANTE HOS CENTUM ANx\OS AVSPICIIS CAROLI FR1DERICI MARCH10NIS ATQVE ELECTORIS PATRIAE

AMORE PRVDENTIAQVE EXCELLENTISSIMI PRIMI RECTORIS MAGNIFICENTISSIMI INTER SVMMA BELLORVM

PERICVLA NON SOLUM E RVDERIBVS RESTAVRATA ATQVE AD PRISTINVM SPLENDOREM REVOCATA SED EHAM VERE RENATA EST LAETISSIMEQVE EFFLORVIT PIE RECOLENTI SOLLEMNITERQVE DIE V MENSIS

8

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I

114

AVGVSTI ANNI MCMIU CELEBRANTI FAVSTA FELICIA PRECANS GRATVLATVR VNIVERSITAS VRAT1SLAV1ENSIS INTERPRETE RVDOLPHO LEONHARD HOC TEMPORE RECTORE ET SENATÜ ACADEMICO.

Der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur wurden zu ihrer Hundertjahrfeier am 17. Dezember 1903 die Glückwünsche der Universität in einer Tabula gratulatoria zum Ausdruck gebracht, die durch eine Deputation bestehend aus dem Rektor und den Dekanen überreicht wurde. Dieselbe lautete:

Q. F. F. F. Q. S. INCLVTISSIMAE SOCIETATI AD LITTERAS ARTESQVE OPTIMAS PER SILESIAM TOTAMQVE PATRIAM PROPAGANDAS ANTE HOS C

ANNOS CONSTITVTAE QVAE DVM STUDIIS LIBERALIBVS EXPOL1ENDIS NATVRAE RERVM 1NDAGANDAE SCIENTIAE ARTIS MEDICAE EXCOLENDAE OPERAM IMPENDIT 1NDEFESSAM DISCIPLINIS QVAE IN VNIVERSITATE NOSTRA TRACTANTÜR EMOLVMENTVM 1NSIGNE VRBI ET PROVINCIAE GLORIAM PERENNEM SIBI HONOREM SVMMVM AC DECVS COMPARAVIT VTPOTE GOETHII POETARUM PRINCIPIS PRAECONIO MAGNIF1CE

OLIM COLLAVDATA ANNIVERSARIA SAECVLARIA EX AN1MI SENTENTIA GRATVLATVR SALVTEM PERPETVAM ATQVE INCREMENTVM LAETISSIMUM EXOPTANS VNIVERSITAS VRATISLAVIENSIS INTERPRETE IACOBO ROSANES H. T. RECTORE CVM SENATV ACADEMICO. DABAMVS DIE XVII MENSIS DECEMBRIS ANNO MDCCCCIU.

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VIII. Studierende.

1. Hörerzahl.

Sommer-Semester 1903: a. Immatrikulierte Studierende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1268

Neu hinzugekommen 511

zusammen 1779

Davon zählte:

die katholisch - theologische 1 Deutsche 298

Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 299

die evangelisch - theologische 1 Deutsche 00

Fakultät l Nichtdeutsche 1 61

die juristische Fakultät j

Deutsche .... 518 Nichtdeutsche 518

. , , i Deutsche 194

die medizinische Fakultät... \ „. , , , Ä

l Nichtdeutsche 9 203

«M ICQ

.2 o. 3

I

a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 484

b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife nach § 3 der Vorschriften vom

1. Oktober 1879 185

Deutsche 669

c. Nichtdeutsche 29 698

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schließlich 63 Hörerinnen) 108

Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1947

Es hörten Vorlesungen:

von den immatrikulierten Studierenden 1757

von den Hospitanten 161

zusammen 1918 Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert: in der katholisch - theologischen Fakultät 2, in der evangelisch - theologischen Fakultät 1, in der juristischen Fakultät 5, in der medizinischen Fa- kultät 2 und in der philosophischen Fakultät 12t zusammen 22

8*

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116

Von den Hospitantenscheinen haben 7 Hörer keinen Ge- brauch gemacht.

Winter-Semester 1903/04: a. Immatrikulierte Studierende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1305

Neu hinzugekommen 45S

zusammen 1763

Davon zählte:

die evangelisch - theologische i Deutsche 58

Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 59

die katholisch - theologische f Deutsche 237

Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 238

i Deutsche 559

die juristische Fakultät ....{„..,.,

I Nirhtdeutsche

559

,. j , r, , i... /Deutsche.... 196 die medizinische Fakultät... { XT. ,4 , t . tgx ^

{ Nichtdeutsche 10 206

I

TS O >4

a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 482

b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife nach § 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 190

Deutsche 672

c. Nichtdeutsche ._. 29_ 701

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schließlich 100 Hörerinnen) 226

Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1989

Es hörten Vorlesungen:

von den immatrikulierten Studierenden 1743

von den Hospitanten 211

zusammen 1954 Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert: in der katholisch - theologischen Fakultät 2, in der juristischen Fakultät 4, in der medizinischen Fakultät 1 und in der philosophischen Fakultät 13,

zusammen 20

Von den Hospitantenscheinen haben 15 Hörer keinen Ge- brauch gemacht.

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2. Beteiligung an den Vorlesungen.

a. Es haben Inskriptionen stattgefunden:

1. bei der evangelisch-theologischen Fakultät

im Sommer-Semester 1903:

zu 17 theol. Privatvorlesungen 212

- 7 * öffentlichen Vorlesungen 139

* 5 * seminaristischen Übungen 46

im Winter-Semester 1903/04:

zu 15 theol. Privatvorlesungen 192

* 6 * öffentlichen Vorlesungen 136

* 6 « seminaristischen Übungen 73

2. bei der katholisch-theologischen Fakultät im Sommer-Semester 1903:

zu 11 theol. Privatvorlesungen 1254

* 13 * öffentlichen Vorlesungen 652

* 4 seminaristischen Übungen 171

im Winter-Semester 1903/04:

zu 13 theol. Privatvorlesungen 981

* 12 * öffentlichen Vorlesungen 794

4 seminaristischen Übungen 189

3. bei der juristischen Fakultät

unter Einschluß der staatswissenschaftlichen Disziplinen

im Sommer-Semester 1903:

zu 28 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2483

* 7 * öffentlichen Vorlesungen 766

» 4 * » seminaristischen Übungen 155

im Winter-Semester 1903/04:

zu 31 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesunuren 2558

4 * * * öffentlichen Vorlesungen 420

« 4 * - - * seminaristischen Übungen .... 199

4. bei der medizinischen Fakultät im Sommer-Semester 1903:

zu 61 medizinischen Privatvorlesungen 1413

« 35 * öffentlichen Vorlesungen . . 643

im Winter-Semester 1903/04:

zu 62 medizinischen Privatvorlesungen 1599

* 37 * öffentlichen Vorlesungen . . 838

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118

5. bei der philosophischen Fakultät

im Sommer-Semester 1903:

zu 120 Privatvorlesungen 4133

48 öffentlichen Vorlesungen . . . 1647

. 27 Seminarien 635

im Winter-Semester 1903/04:

zu 109 Privatvorlesungen 4290

* 47 öffentlichen Vorlesungen . . . 1918 > 25 Seminarien 639

1. Von seiten der Studierenden der evangelisch-theolo- gischen Fakultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 61 Hörern zu 17 theol. Privatvorlesungen 212 Inskriptionen,

* 7 » öffentlichen Vorlesungen 139 *

5 * seminaristischen Übungen ... 46

' außerfachlichen (philos., historischen,

Iiterar., philologischen) Vorlesungen 73 (17 private, 13 öffentliche);

im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 59 Hörem

zu 15 theologischen Privatvorlesungen 192 Inskriptionen,

- 6 > öffentlichen Vorlesungen 136

» 6 * seminaristischen Übungen 73

* außerfachlichen Vorlesungen 97

(17 private, 20 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden der Hörenden.

im Sommer-Semester 1903 (Zahl 61):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,47 Inskriptionen,

öffentlichen Vorlesungen .. . 2,2 7

* * * seminaristischen Übungen. . 0,76

* « außerfachlichen Vorlesungen l,i 9 «

im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 59):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 6 Inskriptionen,

* * öffentlichen Vorlesungen ... 2,30 *

> * seminaristischen Übungen . . 1,24

-> > außerfachlichen Vorlesungen 1,6 4

2. Von seiten der Studierenden der katholischen Theologie haben stattgefunden:

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119

im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 299 Hörern zu 11 theol. Privatvorlesungen 1254 Inskriptionen,

* 13 * öffentlichen Vorlesungen 652

4 * seminaristischen Übungen... 171

* außerfachlichen Vorlesungen 183

(25 private, 17 öffentliche);

im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 238 Hörern

zu 13 theol. Privatvorlesungen 981 Inskriptionen,

»12 * öffentlichen Vorlesungen 794

4 s seminaristischen Übungen 189

* außerfachlichen Vorlesungen 355

(25 private, 27 öffentliche). Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1903 (Zahl 299):

zu den theol. Privatvorlesungen 4,i9 Inskriptionen,

öffentlichen Vorlesungen... 2,18

* seminaristischen Übungen.. 0,6 7

- * außerfachlichen Vorlesungen 0,6 1 =

im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 238):

zu den theol. Privatvorlesungen 4, 12 Inskriptionen,

öffentlichen Vorlesungen ... 3,34 seminaristischen Übungen. . 0,7 9

* außerfachlichen Vorlesungen 1,4 9

3. Von seilen der Studierenden der juristischen Fakultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 518 Hörern

zu 28 juristischen Privatvorlesungen 2483 Inskriptionen,

7 öffentlichen Vorlesungen 766 4 - seminar. Übungen 155

* außerfachlichen Vorlesungen 492

(19 private, 37 öffentliche);

im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 559 Hörern zu 31 juristischen Privatvorlesungen 2558 Inskriptionen,

* 4 * öffentlichen Vorlesungen 420 4 * seminar. Übungen 199

« außerfachlichen Vorlesungen 580

(25 private, 34 öffentliche).

»

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1 -20

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1903 (Zahl 518):

zu den juristischen Privatvorlesungen 4,80 Inskriptionen,

» » öffentl. Vorlesungen.. 1,4 8

* * seminar. Übungen.... 0,30

* * außerfachlichen Vorlesungen 0,9 6

im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 559):

zu den juristischen Privatvorlesungen 4,74 Inskriptionen,

öffentl. Vorlesungen.. 0,7 5 *

* * * seminar. Übungen .... 0,36

* außerfachlichen Vorlesungen 1,03

4. Von Studierenden der medizinischen Fakultät haben, wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen- schaftlichen Vorlesungen zu den medizinischen gezählt werden, stattgefunden:

im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 203 Hörern

zu 61 Privatvorlesungen 1413 Inskriptionen,

» 35 öffentlichen Vorlesungen 643 *

im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 206 Hörern

zu 62 Privatvorlesungen 1599 Inskriptionen,

- 37 öffentlichen Vorlesungen 838 *

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1903 (Zahl 203):

zu den Privatvorlesungen 6,96 Inskriptionen,

* * öffentlichen Vorlesungen 3,16 *

im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 206):

zu den Privatvorlesungen 7,6 5 Inskriptionen,

* » öffentlichen Vorlesungen 4,06

5. Von seiten der Studierenden der philosophischen Fa- kultät haben stattgefunden:

im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 698 Hörern

zu 120 Privatvorlesungen 4133 Inskriptionen,

* 48 öffentlichen Vorlesungen 1647

* 27 Seminarien 635

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121

Außerfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen Fakultät in der Regel solche, die einem vom Spezialfache ver- schiedenen Fache dieser Fakultät selbst angehören:

im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 709 Hörern

zu 109 Privatvorlesungen 4290 Inskriptionen,

* 47 öffentlichen Vorlesungen 1918

25 Seminarien 639

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommer-Semester 1903 (Zahl 698): zu den Privatvorlesungen 5,9 1 Inskriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen 2,3 5

* Seminarien 0,9 i

im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 709): zu den Privatvorlesungen 0,0 5 Inskriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen 2,7 1 *

Seminarien 0,9 o

3. Lösungen von Preisaufgaben.

Bei der Preisverteilung am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1904 haben folgende Studierende nach dem hierüber besonders erschienenen ge- druckten Berichte der Fakultäten Preise und Anerkennungen erhalten :

von der katholisch-theologischen Fakultät: der Stud. theol. cath. Paul Rentschka aus Bautzen % des Preises und

der Stud. theol. cath. Johannes Zwior aus Himmelwitz, Kreis Gr.-Strehlitz, */» des Preises;

von der medizinischen Fakultät: der Stud. med. Paul Krebs aus Danzig den vollen Preis, der Stud. med. Walter Steinitz aus Breslau eine öffentliche Belobung;

von der philosophischen Fakultät: der Stud. phil. Konrad Ziegler aus Breslau und der Stud. phil. Gerhard Müth aus Löwenberg je den vollen Preis.

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!

122

4, Vereine und Verbindungen.

Für das Berichtsjahr sind folgende Veränderungen zu verzeichnen:

Der akademische Richard Wagner-Verein hat sich im Mai 1903 wegen Mangels an Mitgliedern bis auf weiteres suspendiert;

das Korps Lusatia hat sich im Juli 1903 wieder aufgetan. Neugebildet haben sich:

Am 30. Mai 1903 ein akademisch-zahnärztlicher Verein;

am 29. Januar 1904 eine aus 5 Mitgliedern bestehende Ver- tretung der nichtinkorporierten Studentenschaft und

am 19. März 1904 eine Vereinigung der Breslauer akademischen Korporationen, der außer den Burschenschaften, den Korps dem germanistischen Vereine und dem akademisch-jüdischen Vereine Maccabäa sämtliche studentischen Verbindungen etc. angehören.

Der akademische Gesangverein Leopoldina hat seinen Namen in „Sängerschaft Leopoldina'4 umgeändert.

5. Akademische Disziplin.

Von der akademischen Disziplinarbehörde bezw. von dem Rektor allein wurden wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen Lebens bestraft:

a. Im Sommer-Semester 1903:

4 Studierende mit der Entfernung von der Universität (Con- silium abeundi);

2 Studierende mit der Entfernung von der Universität (Con- silium abeundi), und mit 7 bezw. 14 Tagen Karzer;

1 Studierender mit Nichtanrechnung des Semesters auf die

vorgeschriebene Studienzeit;

2 Studierende mit je 3 Tagen Karzer und

1 Studierender mit einem Verweise.

b. Im Winter-Semester 1903/04:

2 Studierende mit je einem Verweise.

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123

IX. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom -Erneuerungen.

Von der evangelisch-theologischen Fakultät wurde der Königl. Seminar-Oberlehrer Emil Fischer zu Sagan am 23. Juli 1903 zum Lic. theol. hon. causa und von der juristi- schen Fakultät der Königl. Oberpräsident, von Schlesien und Universitäts-Kurator Dr. med. Hermann Fürst von Hätz- feldt Herzog zu Trachenberg am 30. Juni 1903 zum Dr. beider Rechte hon. causa promoviert.

Das Diplom wurde erneuert infolge des 50jährigen Doktor- jubiläums:

von der juristischen Fakultät: dem ordentlichen Professor an der Universität in Bonn, Geh. Justizrat Dr. Hermann Hueffer und

von der medizinischen Fakultät: dem Geh. Sanitätsrat Dr. med. et phil. hon. causa Wilhelm Grempler aus Breslau.

2. Promotionen auf Grund von Dissertationen and Prüfungen.

I. Von der evangelisch-theologischen Fakultät

wurden promoviert:

1. Alexander Warko, aus Meuselwitz, Kr. Görlitz, 19. De- zember 1903: „Johannes Mensings Lehre von der Erb- sünde und Rechtfertigung. Mit einer Einleitung über Mensings Leben und Schriften."

II. Von der katholisch-theologischen Fakultät

wurden promoviert:

1. Josef Wittig, aus Schlegel, Kreis Neurode, 5. Mai 1903: „Papst Damasus I."

2. Lic. theol. Karl Miketta, aus Weidenau in Österreich- Schlesien, 26. Mai 1903: „Der Pharao des Auszuges. L Teil. Eine exegetische Studie zu 2 Moses 1— 15."

3. Dr. jur. Hubert Gerigk, aus Neiße, 30. Juli 1903: „Der Irrtum beim Ehevertrage nach dem Naturrecht.41

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124

4. Waldemar Otte, aus Kesselsdorf, 1. August 1903: „Der historische Wert der alten Biographien des Papstes Clemens V. Eine quellenkritische Vorstudie für die Ge- schichte des ersten Papstes im Exil von Avignon."

5. Paul Reinelt, aus Neuweistritz, Kr. Habelschwerdt, 4. Dezember 1903: „Studien über die Briefe des heil. Paulinus von Nola."

III. Von der juristischen Fakultät wurden promoviert:

1. Max Bahrfeldt, aus Kiel, 20. April 1903: „Der Verlust der- Staatsangehörigkeit durch Naturalisation und durch Aufenthalt im Auslande nach geltendem deutschem und französischem Staatsrechte."

2. Ludwig Schwenk, aus Grottkau, 21. April 1903: „Der Rechtsschutz des mittelbaren Besitzes nach dem Bürger- lichen Gesetzbuche. Ein Beitrag zur Lehre vom Besitz- schutz."

3. Ernst Decke, aus Breslau, 8. Mai 1903: „Der Einfluß des Wechsels der Parteien oder der Parteivertreter auf den Gang des Rechtsstreits."

4. Leo Sternberg, aus Ostrowo, 16. Mai 1903: „Die Füh- rung eines fremden Geschäfts als eines eigenen. Nach römischem und heutigem Recht."

5. Victor von Poser und Groß-Naedlitz, aus Glatz, 22. Mai 1903: „Die rechtliche Stellung der deutschen Schutzgebiete."

6. Erich Schulz, aus Löwen, 23. Mai 1903: „Der Begriff der Verfügung im Bürgerlichen Gesetzbuch."

7. Johannes Pürschel, aus Strehlen, 17. Juli 1903: „Be- griff und Verjährung der Ansprüche aus unerlaubten Handlungen."

8. Albert Franke, aus Neisse, 28. Oktober 1903: „Die Lehre vom mittelbaren Besitz, insbesondere das gegen- seitige Verhältnis des Besitzmittlers und des mittelbaren Besitzers."

9. Joseph Schlachcikowski, aus Schneidemühl, 28. Ok- tober 1903: „Die Änderungen an dem alten Patentrecht durch das neue Patentgesetz vom 7. April 1891."

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10. Conrad Wießner, aus Breslau, 21. November 1903: „Die Haftung des Tierhalters aus § 833 B. G.-B."

11. Paul Huch, aus Neisse, 1. Dezember 1903: „Der Vollzug der Wandelung nach § 465 B. G.-B."

12. Hellmut Richter, aus Breslau, 3. Dezember 1903: „Staatsrechtliche Studien über die Verbindung des Deutschen Kaisertums mit dem Preußischen Königtume."

13. Leopold Friedensburg, aus Breslau, 18. Dezember 1903: „Die Wirkung der Aufrechnungslage und des Aufrechnungs- vollzuges auf die rechtliche Stellung des Bürgen nach dem Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch."

14. Werner Moser, aus Neustadt i. Westpr., 22. Januar 1904: „Der Eigentumsvorbehalt beim Kaufe nach römischem Rechte

15. Eberhard Friedrich Bruck, aus Breslau, 5. März 1904: „Zur Lehre von den Rechtsgeschäften, bei denen Be- dingung und Zeitbestimmung unzulässig sind."

16. Heinrich Roer, aus Coesfeld i. Westfalen, 5. März 1904: „Der Besitz an gepfändeten Sachen nach dem Rechte des Deutschen Reiches."

17. Wilhelm Fantini, aus Breslau, 26. März 1904: „Das Wiederkaufsrecht an Grundstücken und seine Sicherung dur«h Eintragung einer Vormerkung nach B. G.-B."

IV. Von der medizinischen Fakultät wurden

promoviert:

1. Walter Nobe, aus Dresden, 1. April 1903: „Über Blasen ruptur".

2. Franz Cohn, aus Breslau, 18. April 1903: „Zur Histo- logie und Histogenese des Corpus luteum und des inter- stitiellen Ovarialgewebes."

3. Kurt Goldstein, aus Breslau, 18. April 1903: „Die Zu- sammensetzung der Hinterstränge. Anatomische Beiträge und kritische Übersicht".

4. Georg Franke, aus Strehlen, 24. April 1903: „Anus praeternaturalis und Anus perinealis bei Atresia ani."

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126

5. Hugo Fengler, aus Betsche, 4. Mai 1903: „Die Tumoren der Harnblase.4'

6. Arthur Köhler, aus Breslau, 4. Mai 1903: „Über Hernientuberkulose."

7. Ludwig Halberstaedter, aus Beuthen O/S., 13. Mai 1903: „Die Folgen der Unterbindung der Vena femoralis unter- halb des Ligamentum Poupartii."

8. Richard Sachtleben, aus Zabrze, 22. Mai 1903: „Die in der chirurgischen Klinik zu Breslau beobachteten Fälle von Spina bifida aus den Jahren 1891—1903."

9. August Uthmöl ler, aus Herford i. Westfalen, 10. Juni 1903: „Über ExtrauterinschwangerschafL"

10. Hermann Eppenstein, aus Breslau, 12. Juni 1903: „Ober die angeblich regionäre Wirkung von Arzneistoffen nach Injektion unter die Schläfenhaut "

11. Kurt Hauptmann, aus Breslau, 12. Juni 1903: „Zur Atropinbehandlung des Ileus."

12. Georg Stertz, aus Breslau, 17. Juli 1903: „Ein Beitrag zur Typhusdiagnose aus dem Stuhl mittelst des v. Dri- galski-Conradischen Verfahrens."

13. Max John, aus Breslau, 27. Juli 1903: „Über das Auf- treten multipler Spontanfrakturen im frühen Kindesalter."

14. Felix Gotschlich, aus Breslau, 31. Juli 190?: „Die Verbreitung der Tuberkelbazillen im Staub von Räumen mit starkem Menschenverkehr."

15. Nikolai Starokotlitzki, aus Gluchowo in Rußland, 31. Juli 1903 : „Das untere Längsbündel des menschlichen Großhirns."

16. Arthur Pelz, aus Schubin, 3. August 1903: „Über die Beziehung der progressiven Muskelatrophie zur amyotrophi- schen Lateralsklerose."

17. Bruno Rosenbaum, aus Breslau, 3. August 1903: „Fremdkörper im Ösophagus und ihre Entfernung."

18. Martin Lomnitz, aus Breslau, 6. August 1903: „Ein Fall von ausgetragener Extrauterinschwangerschaft."

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127

19. Kurt Pollackt aus Breslau, 6. August 1903: „Beiträge zur Kenntnis des tuberkulösen Ileocökaltumors.44

20. Walter Körte, aus Herford in Westfalen, 7. August 1903, „Ein Beitrag zur Kenntnis des Paratyphus."

21. PaulUUmann, aus Breslau, 10. August 1903: „Kasuistische Beiträge zu den Frakturen des Schädeldaches/1

22. Fritz Lange, aus Lodz in Rußland, 11. August 1903: „Zur Kasuistik der Hemiatrophia facialis progressiva.44

23. Eugen Gardiewski, aus Bromberg, 18. September 1903: „Untersuchungen einiger Dauerhefepräparate mit besonderer Berücksichtigung ihrer biologischen Eigenschaften.44

24. Erich Bruck, aus Waldenburg, 28. Oktober 1903: „Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung des Urotropins und „Neu-Urotropins44.

25. Josef Musiel, aus Jankowprzygodzki, Kr. Adelnau i. Pos., 28. Oktober 1903: „Über die Behandlung chronischer Empyeme.44

26. Arthur Wandel, aus Gr. Oldern, Kr. Breslau, 28. Ok- tober 1903: „Die Keratitis parenchymatosa bei acqui- rierter Lues.44

27. Wilhelm Meister, aus Kattowitz, 14. November 1903: „Ein Beitrag zur Kenntnis von der Dauer der Widal'schen Reaktion nach überstandenem Typhus.44

28. Otto Wernicke, aus Minsleben a. Harz, 14. Novbr. 1903: „Ober die „Hereditäre Ataxie44 Friedreich's und die „Heredoataxie eerebelleuse" P. Maries44 im Anschluß an zwei in der Kgl. Nervenpoliklinik zu Breslau beobachtete Fälle.

29. Leo Borchardt, aus Dresden, 16. November 1903: „Über das zuckerbildende Ferment der Leber.44

30. Waldemar Kolbe, aus Conradstein in Westpreußen, 16. November 1903 : „Über traumatische subcutane Schädel- frakturen im Kindesalter.44

31. Carl Pototzky, aus Breslau, 16. November 1903: „Ver- suche zur Auffindung neuer Lokalanästhetica.44

32. Therese Oppler, aus Pieschen i. Pos., 7. Dezember 1903: „Über Säuglingsernährung mit gelabter Vollmilch.44

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33. Hermann Neusei, aus Meisenheim a. Rh., 12. De- zember 1903: „Ein Beitrag zur Kenntnis der Pericarditis."

34. Georg Kösler, aus Breslau, 23. Dezember 1903: „Die doppelseitige Unterbindung der Arteria hypogastrica bei inoperablem Uteruscarcinom."

35. Hans Sohr, aus Wreschen i. Pos., 23. Dezember 1903: „Die in der medizinischen Klinik zu Breslau seit 1892 beobachteten Fälle von chronischer Bleiintoxikation.44

36. Alfons Michalke, aus Friedenshütte O/S., 30.Januar 1904: „Über die Möglichkeiten von Fehldiagnosen auf Grund posi- tiver Gruber-Widal'scher Reaktion.14

37. Max Trappe, aus Breslau, 11. Februar 1904: „Über den Nachweis der Typhusbazillen im Blute der Typhuskranken.44

38. Johann Lewinski, aus Breslau, 13. Februar 1904: „Beobachtungen über den Gehalt des Blutplasmas an Serumalbumin, Serumglobulin und Fibrinogen.44

39. Emil Smolny, aus Ostrowo, 18. Februar 1904: „Über Homoplastik der langen Röhrenknochen.44

40. Salo Engel, aus Breslau, 27. Februar 1904: „Über die Beziehungen zwischen Trauma und Gewächsbildung im Gehirn.44

41. Hermann Spamer, aus Worms, 8. März 1904: „Über Netzhautablösung mit besonderer Berücksichtigung der Wiederanlegung derselben.44

42. Richard Baeck, aus Lissa in Posen, 10. März 1904: „Statistische Übersicht über die in den letzten 10 Jahren an der Breslauer medizinischen Klinik beobachteten Fälle von Pneumonie, mit besonderer Berücksichtigung der selteneren Komplikationen und Ausgänge.44

43. Clara Bender, aus Breslau, 19. März 1904: „Über die Wirkung von aufrechter Körperhaltung und Muskeltätigkeit auf die zyklische Albuminurie.44

44. Paula Philippson, aus Berlin, 19. März 1904: „Uber den Eisengehalt der Leberzellen bei Neugeborenen und Kindern im ersten Lebensjahr.44

45. Bruno Birke, aus Altena in Westfalen, 24. März 1904: „Die in der Königlichen chirurgischen Klinik zu Breslau

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beobachteten Fälle von Lippenkrebs aus den Jahren 1891 bis 1901."

46. Ferdinand Frief, aus Posen, 28. März 1904: „Die in den Jahren 1876—1900 in Breslau vorgekommenen Todes- falle an Krebs, mit besonderer Berücksichtigung örtlicher Einflüsse auf diese Krankheit."

47. Paul Jockisch, aus Freiburg in Schles., 28. März 1904: „Augenkomplikationen bei intrakraniellen Erkrankungen."

V. Von der philosophischen Fakultät wurden

promoviert:

1. Leo Hohenstein, aus Breslau, 9. Mai 1903: „Melibeus und Prudentia. Der Uber consolationis et consilii des Albertano von Brescia in zwei deutschen Bearbeitungen des 15. Jahrhunderts. I. Teil."

2. Otto Schulz, aus Stettin, 9. Mai 1903: „Die Darstellung psychologischer Vorgänge in den Romanen des Kristian von Troyes."

3. Edgar Frank, aus Breslau, 12. Mai 1903: „Unter- suchungen über das Kuhländer Rind."

4. Ernst Weiß, aus Radlow, Kr. Adelnau, 12. Mai 1903: „Die Herrschaft Brody. Ein nutzvieh-schwacher Land- wirtschaftsbetrieb in Posen."

5. Alfred Her r mann, aus Breslau, 15. Mai 1903: „Marengo. I. Teil."

6. Waldemar Blümel, aus Klein- Wangern, Kreis Wohlau, 29. Mai 1903: „Über einige Nebenprodukte bei der Anilin- fabrikation."

7. Felix Fischer, aus Wegenersaue, Kreis Glogau, 29. Mai 1903: „Über Wärmestrahlung der elektrischen Glühlampe bei verschiedenen Stromintensitäten."

8. Hermann von Huber, aus Arnstadt in Thüringen, 16. Juni 1903: „Über Pyrophtalon und seine Derivate."

9. Albert Ei necke, aus Detmold, 20. Juni 1903: „Über Beziehungen zwischen Nahrungsfett, Körperfett und Milchfett."

9

130

10. Rudolf Leonhard, aus Breslau, 23. Juni 1903:. „Ein Beitrag zur Saatgutsortierung, dargestellt am Roggen."

11. Fritz Werner, aus Neurode, 27. Juni 1903: „Über die Einwirkung des aa'-Lutidins auf Aldehyde."

12. Otto Bobertag, aus Breslau, 4. Juli 1903: „Über par- tielle Racemie."

13. Carl Winckler, aus Königsfeld i. Baden, 9. Juli 1903: „John Marston's literarische Anfänge."

14. Adolf Kober, aus Breslau, 23. Juli 1903: „Studien zur mittelalterlichen Geschichte der Juden in Köln am Rhein, insbesondere ihres Grundbesitzes."

15. Walter Otto, aus Breslau, 24. Juli 1903: „Die Organi- sation der griechischen Priesterschaft im hellenistischen Ägypten."

IG. Robert Beckett Denison, aus Shipley in England, 28. Juli 1903: „Beiträge zur direkten Messung von Über- führungszahlen."

17. Alfred Wiedemann, aus Breslau, 28. Juli 1903: „Syn- these a, a' substituierter Pyridine. Experimenteller Be- weis für die Identität der a- und a'- Stellung im Pyridin."

18. William H. Mc. Lauchlan, aus Cleveland (Ohio U. S.A.), 30. Juli 1903: „Über den Einfluß von Salzen auf die Wasserlöslichkeit von Schwefelwasserstoff, Jod und Brom."

19. Miles S. Sherrill, aus Louisville (Kentucky U. S. A.). .10. Juli 1903: „Über die Komplexbildung und einige physiko-chemische Konstanten der Quecksilber-Haloide."

20. Karl Löffler, aus Reichenberg i. Böhmen, 1. August 1903: „Derivate des a-Picolyl- und a-Picolylmethylalkins.44

21. Michael Sobeski, aus Pieschen i. Posen, 3. August 1903: „Über Täuschungen des Tastsinns."

22. Alois Inner, aus Berlin, 4. August 1903: „Die öffent- lichen Sparkassen und die Organisation des landwirt- schaftlichen Kredits in der Provinz Schlesien."

23. Ludwig Sniehotta, aus Oels i. Schles., 4. August 1903: „De vocum Graecarum apud poetas Latinos dactylicos ad Ennii usque ad Ovidii tempora usu."

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24. Kurt Bartsch, aus Breslau, 5. August 1903: „Über einige Derivate des a- und ß-Naphtocumarins.44

25. Alfred Besuch, aus Neisse, 5. August 1903: „Studien zur Wortstellung im Alt- und Mittelhochdeutschen.44

26. Kasimir von Dambski, aus Ludzisko in Posen, 11. August 1903: „Vergleichende Versuche über künst- liche und natürliche Verdauung der Proteinsubstanzen."

27. Erdmann Hanisch, aus Breslau, 1 1. August 1903: „De titulorum argolicorum dialecto. Prior pars.44

28. Richard Riecke, aus Heerte in Braunschweig, 11. August 1903: „Über die Bildung der Hippursäure im tierischen Organismus.44

29. Joseph Klapper, aus Habelschwerdt, 13. Oktober 1903: „Untersuchungen zu dem St. Galler Spiele von der Kind- heit Jesu.4'

30. Ludwig Golinski, aus Lissa in Posen, 26. Oktober 1903: „Die Studentenverbindungen in Frankfurt a./O.44

31. Julius Guttmann, aus Breslau, 26. Oktober 1903: „Der Gottesbegriff Kants. I. Teil.44

32. Anton Snowacki, aus Serock, 12. November 1903: „Stanislaus Konarski, sein Leben und Wirken.44

33. Eduard Schulz, aus Lilienthal O./Pr., 27. November 1903: „Quellenkunde zur Geschichte der Eroberung Maltas durch die Franzosen 1798.44

34. Oscar Vogt, aus Cottbus, 27. November 1903: „Der goldene Spiegel und die Entwickelung der politischen An- sichten Wielands. I. Teil.44

35. Dr. med. Ulrich Gerhardt, aus Breslau. 4. Dezember 1903: „Morphologische und biologische Studien über die Copulationsorgane der Säugetiere.44

36. Hugo Hoppe, aus Danzig, 19. Dezember 1903: „Über Andesite der Vulkane Sago, Merapi, Manindjau und Kaba

-

auf Sumatra.44

37. Ernst Huncke, aus Hirschberg in Schlesien, 19. De- zember 1903: „Die Entwickelung von Einkommensteuer und Einkommen in England in den letzten 20 Jahren.44

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38. Rudolf Laß witz, aus Gotha, 19. Dezember 1903: „Die Kreide-Amraoniten von Texas.41

39. Adalbert Grüttner, aus Striegau, 23. Dezember 1903: „Das raumliche Fünfeck."

40. Karl Weidel, aus Magdeburg, 30. Dezember 1903: „Mechanismus und Teleologie in der Philosophie Lotzes."

41. Waldemar Jaeckel, aus Breslau, 15. Januar 1904: „Über Flächen 5. Ordnung mit einer doppelten kubischen Raum- kurve."

42. Carl Jaschke, aus Breslau, 15. Januar 1904: „Spektro- photometrische Untersuchungen über den Einfluß der Bei- mischung von Metallsalzen zu Bogenlichtkohlen auf die Verteilung der sichtbaren Energie in den einzelnen Teilen des Spektrums ihrer Flammenbogen.41

43. Ferdinand Ebeling, aus Dardesheim, Prov. Sachsen, 28. Januar 1904: „Ein schlesisches Rittergut, seine Ent- wickelung seit dem Jahre 1824 und seine heutige Ge- staltung."

44. Sylvain Koch, aus Straßburg i. E., 28. Januar 1904: „Italienische Pfandleiher im nördlichen und östlichen Frankreich."

45. Fritz Zimmermann, aus Posen, 4. Februar 1904: „Untersuchungen über Flachen 4. Ordnung mit einer doppelten Geraden."

46. Stanislaus Labendzinski, aus Inowrazlaw, 27. Fe- bruar 1904: „Ober die Konstitution der gelösten Schwer- metallsalze auf Grund von Potentialmessungen."

47. Wolf-Heinrich von der Mülbe, aus Berlin, 7. März 1904: „Die erste Schule von Fontainebleau. Ein Beitrag zur Geschichte der französischen Malerei."

48. Paul Landau, aus Namslau, 26. Marz 1904: „Karl von Holteis Romane. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Unterhaltungsliteratur im 19. Jahrhundert.1'

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X. Nekrolog.

Carl Friedrich Wilhelm Müller

(geb. 23. Febr. 1830, gest. 1. Juni 1903).

In C. F. W. Möller hat unsere Universität einen ihrer hervorragendsten Gelehrten, eine ihrer ausgeprägtesten Persönlichkeiten verloren.

Die Neigung zum Lehrberuf trug er vom Vater her in sich, der in Magdeburg Lehrer war. Dort ist Müller auf dem Pädagogium des Klosters unserer lieben Frauen vorgebildet worden, an dem er kurz nach seinem 20. Geburtstag das Abiturientenexamen ablegte. Seine gesamte Studienzeit bis zur Lehramtsprüfung im Mai 1854 und zur Doktorpromotion am 30. August desselben Jahres hat er in Königsberg zu- gebracht. Dem Philologen ist das so begreiflich wie es vielen Nicht-Philologen überraschend sein wird. Königsberg nannte damals zwei Männer sein, deren Namen im goldenen Buch unserer Wissenschaft mit besonders hellem Glänze strahlen, denen aber neben ihrer wissenschaftlichen Größe auch be- zwingender Zauber der Persönlichkeit zu eigen war: Lobeck und Lehrs. Der junge Student fand bei ihnen Interesse und Förderung, wie sie seine hervorragende Beanlagung und seine schon damals außergewöhnlichen Kenntnisse verdienten. Mir liegt ein Buch von 357 in kleinster Schrift beschriebenen Seiten vor mit dem Titel Collectaneum, das 1846 ff. datiert und von Müller also zweifellos zu einem grossen Teil schon während der Gymnasialzeit angefertigt worden ist. Es enthält Samm- lungen über lateinischen Sprachbrauch und läßt in der Sorg- samkeit und Schärfe der Beobachtung, in der erschöpfend genauen Durcharbeitung eines wenn auch noch be- schränkten Schriftstellerkreises doch bereits den künftigen Meister ahnen. Lobeck und Lehrs gravitierten beide durchaus nach der gräcistischen Seite, und auf dieser bewegt sich auch Müllers Dissertation De ritibus et ceremoniis quibus Graeci commercia publica, foedera belli pacisque sanxerunt, deque

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vocabulis iuris fetialis propriis quoad ex Herodoti et Thucy- didis et Xenophontis libris cognosci possunt; auch sehen wir ihn mit Lobecks Spezialstudien so weit vertraut, daß er die schwierige Herausgabe des hinterlassenen zweiten Bandes der Pathologia graeci sermonis (1862) übernehmen konnte, die ohne intime Sachkunde sich nicht hätte leisten lassen. Aber Lob eck und Lehrs wären die letzten gewesen, eine so aus- gesprochene Begabung und Individualität für immer auf einen andern Weg zu lenken, als den sie sich selbst vorzeichnete. Und so zeigt sich als dauernde Wirkung der Königsberger Schule nur das allgemeine, daß Müller es fortan bei Beob- achtung der sprachlichen Phänomene des Lateins auf Totalität absieht, wie es Lob eck beim Griechischen getan hatte. Jede formelle und jede syntaktisch-stilistische Erscheinung wird ge- bucht und nicht blos aus den an jedermanns Wege liegenden Sprachquellen, sondern aus Christen so gut wie aus Heiden, aus Juristen wie aus Medizinern, aus dem sechsten Jahr- hundert n. Chr. wie aus dem zweiten v. Chr. Man denke sich diese Arbeit ein langes Leben hindurch unablässig fortgesetzt, in jeder Mußestunde, die das Amt im Laufe des Tages läßt, und Nächte über Nächte hindurch und man wird einen Begriff bekommen von dem Material, das Müller schon in seinen frühen Mannesjaliren zu Gebote stand. Als er auf der Sommerreise 1890 die Excerption des Corpus iuris durch- geführt hatte, umfaßten seine Kollektaneen sämtliche Denk- mäler der lateinischen Sprache bis auf Justinian hinunter, und nun konnte man gewiß sagen was allerdings wohl auch schon Jahre früher seine Richtigkeit gehabt haben dürfte , daß nie ein Lateinist über ebenso großartige Sammlungen verfügt hat.

Ich habe der Erzählung von Müllers Lebensgeschicken vorgegriffen. Aber ich durfte und mußte es tun, weil er in der geschilderten Tätigkeit von seiner Gymnasiastenzeit an sein ganzes Leben hindurch sich gleichgeblieben ist. Selten wird ein Forscher ähnlich konsequent und energisch ein Ziel vorfolgt haben wie Müller von seinem sechzehnten Jahre bis zu seinem Lebensende im vierundsiebzigsten das Ziel, sich zum unumschränkten Herren über alle die im Laufe der Jahr- hunderte so wechselnden Ausdrucksmittel des Lateins zu

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raachen. Wenn wir jetzt hören werden, wie sein Leben äußerlich verlaufen ist, in wie anspannenden Amtspflichten, die allein einen ganzen Mann zu fordern schienen, wird sich die Hochachtung vor seinem wissenschaftlichen Fleiße umsetzen in Bewunderung für die geistige Kraft, mit der er sein Roh- material zu Werken von größtem Umfange und außerordent- licher Bedeutung zu verwerten wußte.

Das Probejahr sollte Müller von Michaelis 1854 ab an der Anstalt ablegen, die ihm seine Jugendbildung gegeben hatte. Aber bereits ein halbes Jahr danach kommt er als Hilfslehrer nach Stendal, wieder sechs Monate später auf Lehrs Betreiben an das Friedrichs-Kollegium in Königsberg, wo er 1859 ordentlicher Lehrer wird. In dieser Stellung hat er die Frau heimgeführt, die als liebe- und verständnisvollste Gattin ihm bis ans Ende zur Seite gestanden hat.

Die wenigen Briefe Müllers, die mir aus jenen Jahren vorliegen, sprechen viel von der Last der Schulstunden und Korrekturen, auch der Privatstunden, mit denen er, der für einen jüngeren Bruder, bald auch für Frau und Familie zu sorgen hatte, seinem kärglichen Einkommen aufhelfen mußte. Aber daneben klingt aus denselben Briefen helle Begeisterung für den Unterricht und innige Freude an den erzielten Erfolgen, und eine Anzahl scharfsinniger Aufsätze grammatischen und kritischen Inhalts bekunden, daß es dem Unermüdlichen doch auch unter so schwierigen Verhältnissen möglich war, zu sammeln und zu schaffen.

Größere Freiheit zu wissenschaftlicher Tätigkeit und die schon damals seinen Leistungen einzig entsprechende Stellung versuchte die philosophische Fakultät in Königsberg Müller zu verschaffen, indem sie ihn natürlich auf Lehrs An- regung — am 17. Dezember 1862 dem Minister für ein Extra- ordinariat vorschlug. Aber weder dieser erste Antrag noch seine Erneuerung am 22. Januar 1864 hatte Erfolg. Die Ab- lehnung kam schließlich für Müller umso schmerzlicher, weil der Dezernent des Ministeriums ihm anfangs viel Hoffnung machen zu können geglaubt hatte. Aber auf den Minister wirkten andere Einflüsse, über die Müller seine Vermutungen hatte und von denen sich hier wenigstens im allgemeinen reden

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l&ßi. Müller war, und nicht nur in der Wissenschaft, von einer Selbständigkeit, die es verschmähte, herrschenden Richtungen und den Richtungen der Herrschenden Zuge- ständnisse zu machen, und wäre es auch nur durch Schweigen gewesen. Zu der damals regierenden Philologenschule stand er in keinerlei Beziehungen und, wenn auch der Hauptangriff gegen deren Führer erst einige Jahre später fallt, so hatte doch schon manche Einzelheit in Müllers früheren Veröffent- lichungen gezeigt, daß er seine scharfe sachliche Kritik bei keinem Gegner, welchen Namens und welcher Richtung er auch wäre, einzuschränken gesonnen sei. Man versteht hier- nach, was der Minister Müller durch den Dezernenten sagen ließ, „es müsse einmal frisches Blut in die Königsberger Philologie kommen, nicht abermals einer aus der Lobeckschen Schule" der Schule, die Jahrzehnte hindurch der philo- sophischen Fakultät in Königsberg hellen Glanz verliehen hatte. Daneben wurden die Interessen des Gymnasiums geltend gemacht, an dem Müller gerade tätig war. Unausgesprochen aber blieb ein dritter Grund, der Müller selbst wohl mit Recht als der wesentlichste erschien. Auch seine politische Betätigung war nicht dazu angetan gewesen, ihm nach obenhin Freunde zu machen. Ein zweiter character indelebilis nämlich, der ihm neben dem wissenschaftlichen seit und infolge seiner ersten Königsberger Zeit aufgeprägt geblieben ist, war der politische Freisinn Johann Jakobyscher Färbung. Ihn hatte er während der Konfliktszeit wiederholt so entschieden nach außenhin an den Tag gelegt, daß seine Frau die Versetzung nach Landsberg a. W., von der bald zu reden sein wird, freudig begrüßte, weil das kleine Landstädtchen Müller kaum Gelegenheit bot, sich weiter politisch zu kompromittieren. Aber der Schaden war schon geschehen; von einem seiner Vorgesetzten, der Einfluß auf die Entscheidung hatte, schreibt Müller: „ich gehöre nicht zu demselben Wahlkomitee, über- haupt nicht zu derselben politischen Partei wie er und habe einmal eine wenig schmeichelhafte Entgegnung auf einen von ihm verfaßten Zeitungsaufsatz erlassen44.

Was Lehrs an Müller schrieb, als der Mißerfolg zweifellos war: „daß Ihnen aber eine Professur in fatis ist, wenn nicht

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in Preußen so außerhalb, daran glaube ich", war etwas gar zu weitschauend, wie denn tatsächlich auch ein dritter Vorschlag in Königsberg 1867, diesmal für ein Ordinariat, ebenfalls ver- geblich war. Und so mußte Müller froh sein, während die Verhandlungen mit dem Ministerium noch fortdauerten, eine anderweitige bessere Versorgung zu finden. Ostern 18ö3 kam er zunächst als Oberlehrer nach Landsberg a. W. freilich für einen wissenschaftlich arbeitenden Mann ein Exil; die Bibliothek des Gymnasiums gab nicht einmal das notdürftigste Handwerkszeug an kritischen Ausgaben her. Insofern war es fast ein Vorteil zu nennen, daß der Unterricht gerade in Lands- berg Müller in eine von seiner eigensten wissenschaftlichen Bahn ablenkende Richtung führte, bei der er mit wenigen Büchern auskommen und doch gleichzeitig seine Kenntnisse weit über das Durchschnittsmaß vertiefen konnte. „Das Rühmenswerteste und Wichtigste an Landsberg ist", so schreibt er in seinem ersten Briefe von dort an Lehrs, „daß es mich allmählich zu einem Griechen machen wird, wozu bereits jetzt einige, wenn auch im Verhältnis zur Größe der area noch kleine Grand-, Kalk- und wohl auch Steinanfuhren gemacht sind. Wenn auch der Bau nie glänzend werden wird, so hoffe ich doch, ihn in Jahr und Tag unter Dach und Fach (zu bringen) und bewohnbar zu machen, so daß er sich in ge- . wöhnlicher Häuserreihe mit Anstand zeigen kann. Dazu zwingt erstens die Not und zweitens hat, weil ich die Fortschritte sehe, die Sache selbst bereits angefangen, mich so zu inter- essieren, daß ich, wenn nicht das bestimmte Versprechen (einem Redakteur eine latinistische Arbeit zu liefern) mich bände, jedenfalls alle freie Zeit für das Griechische verwenden würde. Von meinem untergeordneten Standpunkt aus empfinde ich es daher auch nicht in der Weise, wie ich gedacht hatte, daß ich in Secunda die Cyropädie zu lesen habe. Als Stoff, sich darin lexikalische und grammatische Kenntnisse anzu- eignen, ist sie immer gut genug. In Prima habe ich Demosthenes und Homer zu lesen. Aus allem bereichere ich mein Lexikon und ineine Grammatiken in ausgedehntestem Maße mit Bei- spielen und Notizen, was für mich der einzige Weg ist, etwas zu lernen. Von dieser Seite genommen betrachte ich die

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griechischen Exercitienkorrekturen, die mich bei meiner um- ständlichen Art eine enorme Zeit kosten, auch nicht einmal als absolutes Übel, indem ich hierbei ebenso wie bei den Präparationen für die Stunden den krassesten Egoismus walten lasse, d. h. */4 der Zeit unbekümmert um die Interessen der Schule zu meinem Nutzen verwende. Zum Cicero (dem er schon lange ein intensives Interesse widmete in der Absicht, ihn dereinst herauszugeben) werde ich darüber aber schwerlich vor den Hundstagsferien kommen".

Diese in mehr als einer Hinsicht charakteristische Brief- stelle zeigt besonders schön, mit wieviel Ernst und Energie Müller jede Aufgabe anfaßte. Aber gerade darum hätte ein längerer Aufenthalt in Landsberg schließlich vielleicht nicht nur durch das Manko der dortigen Bibliothek sein Lebens- werk, die latinistische Arbeit gefährdet, und es war wie in anderer Beziehung so in dieser ein Glück, daß er schon im Herbst desselben Jahres seine Berufung als Professor an das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin erhielt, wo ihm wesentlich lateinischer Unterricht zufiel und eine ausge- gezeichnete Anstaltsbibliothek zur Verfügung stand.

Berlin selbst hatte freilich für Müller weit weniger Reize als es vielen andern geboten hätte. Mit seiner Familie, ein paar verständnisvollen Freunden, einem die nötigsten Be- dürfnisse deckenden Gehalt, Gelegenheit zu einigem Naturgenuß und einer guten Bibliothek hätte er im kleinsten Ort leben können, ohne einen wesentlichen Mangel zu empfinden. Was die Großstadt mehr bietet, konnte oder mochte er nicht ge- nießen. „Zu den täglichen Ärgern", schreibt er Ende 1871, „gehört der über Berlin, das für Leute, die eine Villa im Tier- garten und Equipage haben, eine sehr pläsierliche Stadt sein mag, für Leute aber, die zu Theater und Konzert kein Geld, zu stundenlangem Umherrennen keine Zeit und keine Lust und zu Gesellschaften weder Geld, noch Zeit, noch Lust haben, entsetzlich langweilig ist". Auch die Berührungen mit den Universitätsdozenten, vor allem mit Moritz Haupt, die, wie man denken möchte, dem Berliner Aufenthalt gerade in Müllers Augen besondere Annehmlichkeit hätten verleihen müssen, blieben gelegentliche zum Teil gewiß wieder, weil

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es Müller an leichter Anschmiegsamkeit fehlte. Umso höher muß es Haupt angerechnet werden, daß er für Müllers Wert die volle Schätzung hatte. Er zeigte sich ihm nicht nur bei den wenigen Begegnungen von der liebens- würdigsten Seite und dessen soll sich nicht jeder rühmen können , sondern empfahl ihn noch kurz vor seinem Tode (1874) in einem offiziösen Schreiben aufs wärmste für ein Ordinariat, wahrscheinlich in Halle. Als ihm Müller 1871 seine „Nachträge zur plautinischen Prosodie" überbracht hatte, konnte erLehrs berichten: „Haupt war gegen mich für mich überraschend freundlich. Meiner Prosodie stellte er das Zeugnis aus, daß sie das Verdienst hätte zum ersten mal den Sachverhalt klar zu legen und der von Ritsehl völlig gemiß- brauchten Kritik ihr Recht zu wahren".

Intensivere Berührung aber unterblieb auch hier. Dafür bewiesen die Kollegen am Gymnasium, wenn auch Müller nicht entfernt ebenbürtig, doch für seine Arbeit ein wohl- tuendes Interesse, voran der alte Direktor Kießling, dessen Teilnahme für „seinen Plautus" Müller wahrhaft rührend nennt, und Moritz Seyffert, der bekannte Bearbeiter d(.r lateinischen Schulgrammatik von Ellendt, der wenigstens auf einem kleinen Teil von Müllers Arbeitsgebiet gut bewandert war. Auch glückte es Müller, jüngere Königsberger Freunde aus Joachimsthal zu ziehen. Und gerade die jüngeren Kräfte hatten die vollste Empfindung dafür, was Müller als Mensch, Lehrer und Gelehrter für ihre Anstalt bedeutete. Nie hat sich das deutlicher ausgesprochen als Anfang 1872, da Kießling in den Ruhestand trat. Eine Deputation der jüngeren Kollegen trug dem scheidenden Direktor die Bitte vor, dafür zu sorgen, daß Müller sein Nachfolger würde. Müller gab sich über die Wirkung dieses Schrittes keinen Illusionen hin. Er schrieb an Lehrs: das Vorgehen der Kollegen „ist sehr liebenswürdig und hat mich tief gerührt, aber sehr naiv. Ich möchte das Gesicht sehen, das X. (der Ministerialdezernent) machen würde, wenn ihm Kießling diesen Wunsch vortrüge, was er aber wohl bleiben lassen wird."

Leider waren nur die Lehrerfolge, die Müller den Kollegen zum Anstaltsleiter so geeignet erscheinen Hessen, nicht ohne

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schwere Einbuße an Zeit zu erreichen, die er lieber seiner Wissenschaft gewidmet hätte; und wenn wir heute auf sein unvollendet gebliebenes letztes großes Werk blicken, müssen wir trauernd daran denken, wie er ein Pegasus im Joche so viel von seinen kräftigsten Mannesjahren einer Arbeit ent- ziehen mußte, die kein anderer leisten konnte und kann. Am 5. November 1869 klagt er über „die Last der Schularbeiten", die in der letzten Zeit „mich ganz besonders drückte und die mir überhaupt schon seit Jahr und Tag manchmal wochenlang keine Stunde zum eigenen Arbeiten läßt". Und ein Jahr danach: „über die Plackerei in der Schule, von der ich Erlösung von Semester zu Semester vergeblich erwartete, bin ich in diesem Jahre für mich und andere unerträglich verdrießlich geworden".

Wer sich dies gegenwärtig hält, wird es schon rein äußer- lich angesehen bewundernswert finden, daß Müller doch die Kraft fand, neben kleineren Arbeiten im Jahre 1S69 ein Werk von 800 Seiten und bald danach eine 200 Seiten starke Beigabe dazu zu veröffentlichen die „plautinische Prosodie" und die „Nachträge zur plautinischen Prosodie". Vielleicht aber läßt sich doch auch die wissenschaftliche Bedeutung dieses Werkes hier einigermaßen begreiflich machen. Um die Mitte des Jahr- hunderts hatte Friedr. Ritschis energische und scharfblickende, aber auch stark subjektive und selbstbewußte Persönlichkeit in Philologenkreisen ein lebhaftes Interesse für das ältere Latein, insbesondere Plautus und Terenz, wachgerufen. Er ging daran, den Text des Plautus auf die ausgezeichnete, aber bis dahin nur unverstandig und ungenügend benutzte handschriftliche Überlieferung zu fundieren und seine sprachlichen und metrischen Gesetze zu erforschen. Denn nur einem kleinen Teil der plautinischen Verse war mit den an den klassischen Dichtern gewonnenen Vorstellungen von lateinischer Silben- messung beizukommen ; entweder also hatte Plautus seine Verse mit haarsträubender Nachlässigkeit, unter Verzicht auf jede Kunst, geschmiedet, oder es gab hier noch eine nach ganz eigenen Gesetzen sich regulierende Prosodie zu entdecken. Geniale Vorgänger hatten sich in letzterem Sinne versucht, ohne mehr als Einzelheiten zu finden; auch Ritsch 1 selbst mußte seinen ersten Versuch (1849) bald als verfehlt erkennen.

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Als er zehn Jahre spater abermals an die Aufgabe herantrat, glaubte er in graphischen Eigentümlichkeiten der älteren lateinischen Inschriften, mit denen er sich ebenfalls bahn- brechend beschäftigt hat, eine eigentumliche Verwitterung des altlateinischen Konsonantismus zu erkennen und damit auch für den plautinischen Versbau des Rätsels Lösung gefunden zu haben. Für uns liegen heute die ganz simpeln Tatsachen, an denen diese Lösung scheitert, auf der Hand; damals täuschte Ritschis Name die große Masse und nicht nur die über jede Schwierigkeit hinweg.

Auch Müller hatte seit Jahren sich intensiv mit Plautus beschäftigt, und gerade von seiner Beschäftigung mit dem prosodischen Problem legen seine Briefe an Lehrs schon lange Zeugnis ab vor dem vom 6. August 1866, der triumphierend mit dem Satze beginnt: Eine jambische Silbenfolge kann von den lateinischen Komikern als Pyrrhichius gebraucht werden; - wird Das war, mochte auch ähnliches schon gelegentlich dunkel geahnt worden sein, in der Tat ein Columbusei. Ein Gesetz von der größten Einfachheit war gefunden und doch ein Gesetz, das, wie wir mehr und mehr einsehen gelernt haben, nicht nur die Komikertexte, sondern die ganze lateinische Sprache durchzieht, ein Gesetz, das z. B. bSnö mäle' gegenüber recte mlre erklärt und in der klassischen Poesie nur deshalb bloß kärgliche Spuren hinterlassen hat, weil es mit aller Kraft künstlich zurückgedämmt worden ist.

Mit einem Schlag waren die Verse des Plautus und Terenz lesbar geworden und Ritsehl nicht bloß im Prinzip wider- legt, sondern „hunderte von seinen Änderungen im Text der Komiker überflüssig geworden44. Auch der unphilologische Leser wird hier ahnen, daß das sich so geschlossen dar- stellende Resultat doch nur aus Hunderten, besser gesagt aus Tausenden von Einzelheiten zu gewinnen war. Erschwert war die Untersuchung dadurch, daß Ritschis Plautus- Ausgabe in der Mitte stecken geblieben, die Zeugnisse der Handschriften für den Text der übrigen Stücke nur mit Mühe und unvoll- ständig aus veralteten und unbequemen Ausgaben zu gewinnen waren. Aber gewaltiger Fleiß und eine auf den gesündesten Scharfsinn und erschöpfende Sprachkenntnis sich aufbauende

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Konjekturalkritik halfen auch über diese Hindernisse hinweg. Immer von neuem und neuem die etwa 30000 Verse durch- studierend, die wir vom alten römischen Drama besitzen, hat Müller auch im einzelnen für das Verständnis des überlieferten Textes, bald konservierend, bald verbessernd, so viel geleistet, daß sich hier nur wenige neben ihm nennen dürfen. Gerade dadurch wird die plautinische Prosodie ein Musterbild seiner wissenschaftlichen Art nach einer ganz bestimmten Richtung. Erstaunliche Sammlungen haben viele angelegt und tausend Einzelheiten gehäuft, aber von den vielen sind dann die meisten in ihrem Material untergegangen, über die Freude am Rohstoff nicht hinausgekommen und in kleinlichen Einzel- Observationen stecken geblieben. An Müller war das das Großartige, wie die Fülle seinem Geiste sich ordnete, wie er in der Flucht tausendfacher Einzelmanifestationen mit unbe- irrbarem Blicke das eine waltende und sie alle bezwingende und erklärende Gesetz erschaute. Von dieser Geisteskraft hat er viele Proben abgelegt, jedoch nie eine gewaltigere als in der „plautinischen Prosodie4'.

Die Jambenkürzung war das wichtigste, aber nicht das einzige Gesetz dieser Art in der „Prosodie44 freilich das einzige, von dem man versuchen kann, an dieser Stelle einen Begriff zu geben. Die Größe und Fülle der Ergebnisse begeisterte Lehrs schon nach der brieflichen Mitteilung, mehr noch bei der Korrektur der Druckbogen; wie Haupt urteilte, haben wir schon gehört. Man sollte denken, nun sei Müllers Stellung in der Wissenschaft, seine Berufung an eine Universität gesichert gewesen. Das Gegenteil trat ein. Die „Prosodie4i blieb auf viele Jahre hinaus ohne jede andere Wirkung als die, Müller die akademische Laufbahn definitiv zu verschließen.

Es soll und braucht nicht verschwiegen zu werden, daß in gewissem Sinne Müller zu dem Mißerfolg ein wenig bei- getragen hat. Seine Darstellungsform ist zwar für einen willigen und denkenden Leser durchaus klar, so klar, wie sie von einem so scharfen Denker erwartet werden muß. Aber sie kommt dem Leser nicht im geringsten entgegen. Sie ver- zichtet nicht nur auf jede Eleganz im Aufbau, jede Über- redungskunst im einzelnen, mit der man selbst den sichersten

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Fund zu empfehlen nicht verschmähen soll sie läßt den nicht ganz aufmerksamen Leser sogar bisweilen im Zweifel über Müllers Meinung, ja kann ihn hier und da verleiten und hat dazu verleitet, Müller eine seiner wirklichen geradezu entgegengesetzte Meinung unterzuschieben. Auf diese perpetua scriptoris ironia hat bereits einer der französischen Fach- genossen, denen man nachrühmen muß, daß sie zuerst die Bedeutung des Müllerschen Werks voll erkannten, seinen anfänglichen Mißerfolg zurückgeführt. Dazu kam eine Schärfe der Polemik, die Müllers rücksichtslos die Wahrheit sagendem Naturell überhaupt leicht eignete, damals aber besonders da auffiel, wo sie sich gegen angebliche „Autoritäten" richtete, die er zuerst in ihrer Scheingröße ganz durchschaute, vor allem W. Corssen.

Indessen, das alles kann noch nicht erklären, was geschehen ist. Der entscheidende Grund war offenbar Ritschis Ver- halten. Der Philologe und welcher Gelehrte nicht? bringt allen erheblichen neuen Ansichten von vornherein Miß- trauen entgegen; wo eigene Meinungen dadurch getroffen werden, ist seine Brust mit dreifachem Erz umpanzert. Ritsehl hatte schon seine iteratae curae über plautinischen Versbau in die Welt gesetzt nun sollten auch die wieder das Ziel ver- fehlt haben; sein Text des Plautus lag vor- - und an hunderten von Stellen sollte er nur eine Verschlechterung der korrekten Überlieferung sein. Von mala Ildes braucht man da nicht die Spur anzunehmen; es ist menschlich oder jedenfalls philo- logisch, daß er ablehnte, was ihn so schwer getroffen hätte. „Ein dickes und fleissiges Buch, aber kaum etwas Brauchbares darin", „ratio non ratio" so und ähnlich ließ er drucken. A\h6<; e<pa; wer mochte sich nun noch die Mühe nehmen, nach- zuprüfen — zumal wo die Nachprüfung bei den vielen hunderten einschlägiger Einzelheiten so viel Hingebung an die Sache erfordert hätte. Und nun soweit man nicht vorzog, Müller vornehm zu ignorieren brach der Sturm ge^en ihn los in allen Tonarten von der kalten Nichtachtung bis zu Spott und Hohn; die unreifsten Anfänger und die kläglichsten Stümper belehrten ihn in hochnäsigem Gönnerton und die wenigen, die es besser wußten, schwiegen.

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Wie es damals in dem Manne ausgesehen haben mag, der in mühsam einem drückenden Amte abgerungenen Arbeits- stunden mit Aufbietung aller Kräfte seiner Wissenschaft ein grundlegendes Werk geschenkt hatte und sich so belohnt sah, das mag man sich selbst ausmalen; ich möchte keine Brief- steilen anführen, in denen seiner Stimmung bisweilen recht aktueller Ausdruck gegeben wird. Nur eine (vom 25. März 1871) kann ich mir nicht versagen hierherzusetzen, die, völlig ruhig gehalten und über die augenblicklichen Kontroversen weit hinausgreifend, Müller durch das, was er und wie er es sagt, weit schöner und treffender charakterisiert, als es alle biographische Kunst könnte. „Es fällt mir nicht ein, mich an Begabung und Kenntnissen mit Ritsehl zu vergleichen. Daß Sie (Lehrs) viel zu günstig von meinen Fähigkeiten denken, habe ich immer angenommen. Ich bin mir meiner Schranken sehr genau bewußt. Von Genie besitze ich auch nicht die leiseste Ader, Gedanken habe ich sehr wenig, aber eins habe ich, was ich mir durch Ritsehl und die ganze Welt nicht wegdisputieren lasse, nüchternen Menschenverstand, der sich durch Autoritäten und Schwindeleien nichts aufbinden und nichts nehmen läßt, durch fremde sowenig wie durch eigene, und die eigenen Dummheiten und Dummheit bereitwillig an- erkennt. Aber als Dummheit lasse ich mir allerdings von Ritsehl so wenig wie von irgend jemand-anrechnen, was ich in vollster Klarheit über die Gründe meines Dissensus und die Gründe der fremden Behauptung abweichend aufgestellt habe und wogegen mir gar nichts als die bekannten Gründe oder ein Machtspruch entgegengehalten wird".

Es ist glücklicherweise nicht erst die Nachwelt gewesen, die wenigstens nach einer Richtung ganz beglich, was anfangs auch nicht halb gezahlt worden war. In den achtziger Jahren begann die Anerkennung zunächst für Einzelheiten der „Prosodie44, dann, nachdem in der Würdigung des Ganzen, wie schon gesagt, die Franzosen vorangegangen waren, ist seit 1890 keine Arbeit über plautinische Prosodie und Metrik mehr erschienen, die sich nicht im wesentlichen durchaus auf die Müll ersehen Grundlagen stellte. Immer mehr und mehr Teile seines grossen Baues haben sich als unerschütterlich erwiesen,

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und wenn auch manche mehr oder minder erhebliche Anbauten, so haben sich doch nur sehr wenig Umbauten als notwendig heraus- gestellt. Was heute in diesen Dingen als sicher gilt, das ist, auch wo es einmal von Müllers Anschauungen abweicht, nur durch ihn möglich geworden; wenn wir die Verse der römischen Komödie heute lesen können, sind wir nur durch ihn dahin gelangt.

Manch anderer würde, verkannt und verlästert, vielleicht darauf verzichtet haben, seine kargen Mußestunden und seine Nächte noch weiter einer wissenschaftlichen Produktion zu opfern, die ergebnislos bleiben zu sollen schien. Denn auch wem ein in Titeln, Ämtern u. dergl. sich ausdrückender Erfolg völlig gleichgültig ist, kann doch nur dann ein Interesse an Mitteilung seiner Resultate haben, wenn er die Freude hat, sie in die Fortentwicklung seiner Wissenschaft eingreifen zu sehen. Auch Müller sind pessimistische Gedaiiken solcher Art nicht fern geblieben. „Sie raten mir", schreibt er an Lehrs am 29. Februar 1872, „zur Bemeisterung meiner üblen Laune ein sehr schönes Mittel, eine ordentliche Arbeit." Er sitze denn auch wieder über seinen Kollektaneen, die durch die „Plautus- periode'4 unterbrochen worden seien. Aber die Schule hindere ihn wieder aufs ärgste: „in meinem Quintilian habe ich seit drei Wochen einen einzigen Tag einige Seiten lesen können. Außerdem aber, daß ich dem Publikum garnichts vorzusetzen habe, habe ich nunmehr hinreichend erfahren, daß dasselbe meine paar Gerichte, die ich zum Besten gegeben habe, gar nicht mag, sondern sie erstlich fast Niemand anrührt und die Wenigen, die davon kosten, fast alle höchlich davon degoutiert werden. Dies .... hat mich zu dem Entschlüsse gebracht, das eigene Studieren künftig nur noch als Zeitvertreib zu cultiviren." Freilich zeigt der Fortgang des Schreibens, daß der letzte Satz nicht in bitterem Ernste zu nehmen ist. Und bald sehen wir, wie der alte Plan einer Ciceroausgabe mit allem Eifer aufgenommen wird; wenn die erste Periode wissen- schaftlicher Großtaten in Müllers Leben von ihm selbst, wie wir eben hörten, als Plautusperiode bezeichnet wird, so ist die zweite die Ciceroperiode.

Wünschenswert war es nun freilich, für die neue Arbeit den Nacken etwas vom Schuljoch freier zu bekommen,

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wünschenswert war auch bei dem Anwachsen der Familie eine äußere Verbesserung der Lage. Wiederholt kam daher der Übergang an andere Schulen in Frage. Aus den nicht zum Abschluß gekommenen Verhandlungen solcher Art will ich nur eine hier anfuhren, weil sie den Mann in seiner ganzen auf- rechten Gradheit zeigt. Im Jahre 1869 war die erste Professor- stelle an der Magdeburger Anstalt frei geworden, die Müller selbst in seiner Jugend besucht hatte. Was da geschah, mag er selbst erzählen: „Nachdem der Schulrat T. mir persönlich versprochen hatte, falls ich ihm bis dahin meine Zusage gäbe, mich in der Dienstagssitzung des Schulcollegiums vorzuschlagen, bekam ich am Freitag einen Brief von ihm, in welchem er in sehr feinen und vertrauensvollen Wendungen anfragte, wie es mit nieinen religiösen Ansichten stände. Ehe er mich vor- schlüge, müsse er sich überzeugt haben, daß ich nicht mit Widerwillen in die dortigen bekanntlich stark kirchlich gefärbten Verhältnisse einträte. Ich schrieb ihm darauf, ich sähe zwar nicht ein, was meine (religiösen) Überzeugungen mit meiner dortigen präsumtiven Stellung zu tun hätten, und müsse auch den Behörden das Recht bestreiten, in einzelnen Anstalten eine spezielle Richtung zu konservieren, aber ich sähe auch keinen Grund, ihm zu verhehlen, daß ich ein abgesagter Feind eben jener Richtung wäre, die bisher am Kloster geherrscht hätte. In seiner ziemlich spät darauf erteilten Antwort bedauerte der Herr Schulrat, von seinem Wunsche, mich vorzuschlagen, Abstand nehmen zu müssen, aber nicht wegen meines Briefes, sondern wegen meiner Unabkömmlich- keit am Joachimsthal, von der er sich überzeugt habe.44

Michaelis 1872 kam dann die Berufung als Direktor des neubegründeten Johannes-Gymnasiums hier in Breslau. Gerade in eine solche Stellung hatte sich Müller lange Zeit am wenigsten hineindenken mögen. Schon 1869 war er für das Direktorat des Magdalenen-Gymnasiums, das dann Otto Heine erhielt, in Betracht gezogen worden und schilderte damals Lehrs seine Empfindungen mit folgenden Worten: „Lateinische Aufsätze und griechische Extemporalien zu korrigieren, ist zwar auch für einen fühlenden Menschen auf die Dauer schwer erträglich, aber Berichte machen an die Behörden, Reden

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halten an die Abiturienten und vor allen Dingen von Vätern, Müttern und Tanten scharenweise heimgesucht zu werden mit vielen vernünftigen und unendlich viel mehr unvernünftigen Anliegen, das würde ich absolut nicht fertig bekommen oder, wenn ich mich soweit bezwingen könnte, es zustande zu bringen, woran ich zweifle, darüber so desperat werden, daß es kein Mensch mehr mit mir aushalten könnte.44 Wenn Müller dann in diesem Punkte, vielleicht das einzige Mal in seinem Leben, sich doch untreu wurde, so bildeten nicht allein die oben geschilderten Erfahrungen der Jahre 1869 1872 den Grund, sondern auch Befürchtungen für die kollegialen Ver- hältnisse am Joachimsthal. Wie sicher er war, die leitende Stelle an diesem Gymnasium nicht zu erhalten, für die er qualifiziert war wie kein anderer, ist schon erzählt worden; andererseits, schrieb er, „ist mit Bestimmtheit darauf zu rechnen, daß diejenigen, die für die Wiederbesetzung zu sorgen haben . . . ., uns einen Direktor nach ihrem und nicht nach meinem Herzen geben werden, und das ist am Joachimsthal schlimmer als anderwärts.44 Es kam wie er geahnt hatte, und so würde er in Breslau wohl auch dann angenommen haben, wenn die Stellung weniger geboten hätte, als es der Fall war.

Das Johannes -Gymnasium hat Müller genau 25 Jahre geleitet, und wenn die Arbeit schwer war und vielfach seinen Befürchtungen entsprach, so hat sie ihn doch auch in vieler Hinsicht sehr befriedigt, jedenfalls ihm innigen Dank von allen Seiten eingetragen und dabei zu großen wissenschaftlichen Leistungen Zeit gelassen. Ein Vorteil war es schon, daß er die Direktion zugleich mit der Begründung der Schule über- nahm und so auf die Auswahl der Lehrer wesentlichen Einfluß hatte. Überhaupt war das ein Weg, auf dem er andauernd die Anstalt zu ihrem Glück unter dem Einfluß seiner Persönlich- keit hielt, daß er nach Möglichkeit Lehrer heranzog, die seiner eigenen Art verwandt waren, und unter ihnen die Lehrstunden, ganz ohne Rücksicht auf Empfindlichkeiten, nicht nach Maß- gabe des Alters, sondern der persönlichen Eignung verteilte. So wenig er hierin etwas von modernem Schematismus wissen mochte, so wenig in andern Dingen : er sah die Haupttätigkeit des Direktors nicht im Aktenschreiben, sondern darin, mit

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seinem eigenen Unterricht die Schüler intellektuell und sittlich zu heben und eine gleiche Tätigkeit in all seinen Lehrern hervorzurufen, indem er ihnen sein eigenes Vorbild vor Augen und jeden an seinen richtigen Platz stellte. Wie sein Unterricht in dieser Zeit auf die Schüler wirkte, darüber schreibt mir einer derselben, heute selbst ein vortrefflicher Philologe, folgendes: „C. F. W. Müller war keiner von denen, welche die Pädagogik für eine Wissenschaft halten, die man theoretisch lernen könne oder müsse. Kr wirkte als Lehrer nicht durch allerlei Mätzchen, sondern durch seine starke Persönlichkeit; manchem Schüler ging es wohl auch auf, daß er hier einen bedeutenden Gelehrten vor sich habe. Ich kann mich nicht erinnern, daß je bei ihm der geringste Verstoß gegen die Disziplin vorgekommen wäre; durch den ganzen Ernst seines Wesens war das ausgeschlossen. Unerbittlich streng war er, wo ihm Unwahrheit und Nachlässigkeit entgegentraten ; der moralische Widerwillen, der sich dann bei ihm sehr lebhaft aber kurz zu äußern pflegte, machte einen stärkeren Eindruck, als viele Worte und Strafen. Bei der Behandlung des Stoffes trat die grammatische Seite sehr gegen die ästhetische und historische hervor; aber die Feinheiten namentlich der lateinischen Sprache von ihm erklärt zu hören, war beinahe ein ästhetischer Genuß."

Wie allgemein solche Anerkennung für Müllers Leistungen am Johanneum und solche Verehrung für seine Persönlichkeit war, ist nie schöner hervorgetreten als bei zwei Gelegenheiten. 1880 hatte man ihm unter den vorteilhaftesten Bedingungen die Direktorstelle des neugegründeten Wilhelmsgymnasiums in Hamburg angeboten. In Breslau zu bleiben wurde ihm keineswegs leicht; „ich hatte mich vielmehr,4' schreibt er, „schon ganz in den Gedanken hineingelebt nach Hamburg zu gehen. . . Ich hätte auch schwerlich mich entschlossen hier zu bleiben, wenn der Wunsch mich hier zu behalten nicht in sehr eklatanter und anerken- nender Weise bei den städtischen Behörden zum Ausdruck gekommen wäre." Stadtverordnete und Magistrat vereinten ihre Bitten und unterstützten sie mit einer erheblichen Gehalts- aufbesserung. Wenn sich hier die Anerkennung der Patronats- behörde in ungewöhnlicher Weise ausspricht, so bei der zweiten Gelegenheit 1897, bei dem 25jährigen Jubiläum des

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Gymnasiums, die Verehrung der Schüler und Kollegen. Die Feier, die ja mit Müllers 25jährigem Direktorjubiläum zu- sammenfiel, gestaltete sich in wesentlichen Teilen als Huldigung für seine Person. Bei den scharfen Gegensätzen, die inner- halb der Schülerschaft des Johanneums wohl gerade darum herrschten, weil es konfessionslos ist, spricht die allgemeine freudige Beteiligung aller Schüler, da, wo es galt, den Direktor zu ehren, um so mehr für den mächtigen Eindruck seiner Persönlichkeit, als sein Liberalismus und seine Abneigung gegen den Antisemitismus, die er oftmals mit Schärfe betonte, nicht allen nach dem Herzen war. Und daß sein Jubiläum zugleich sein Abschied von der Schule war, ist allgemein aufrichtig beklagt worden. Aber ihn litt es nicht länger in einem Amte, das ihn nicht nur aus den alten Gründen und um seines Alters willen drückte, sondern nun noch durch die „Schulreform" besonders verleidet war. „Das Schulmeistern nach den neuen Lehrplänen ist ein Gräuel44 schrieb er schon Anfang 1894. „Ich habe früher noch geglaubt, der Unsinn würde sich in kurzem selbst richten und es nicht möglich sein ihn aufrecht zu erhalten, . . . aber . . . statt den Ruf immer mehr zu verstärken: „So geht es nicht" wimmeln die Zeitschriften von Artikeln und der Büchermarkt von Büchern, die zeigen, wie es wunderschön gemacht werden kann.44

Und so schied er aus der Stellung, die ihm unter allen die er an Schulen eingenommen hat, zweifellos die erfreulichste gewesen ist. Auch insofern als ihm, trotz mancher ärgerlichen Plackerei mit Verwaltungsgeschäften, nie zuvor soviel Zeit zu eigener Arbeit geblieben war. Daß diese Muße hauptsächlich Cicero gewidmet war, ist schon gesagt. Von 1876 bis 1898 hat Müller um von Einzelarbeiten auf anderen Gebieten zu schweigen die Kommentare zum Laelius (eine vollständige Neugestaltung des Seyffertschen Kommentars, 1876) und de officiis (1882), sowie eine Textausgabe des gesamten cicero- nischen Nachlasses mit Ausschluss der rhetorischen Schriften in acht starken Bänden (1880 1898) veröffentlicht. Die beiden Kommentare und die umfangreichen Vorreden der Textausgabe sind wahre Fundgruben ausgezeichneter sprachlicher Obser- vationen; alte Vorurteile wurden in Menge beseitigt, auch wenn sie eben noch von Leuten wie Madvig sanktioniert worden

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waren, und nicht weniger völlig Neues wird in semasiologischer, syntaktischer, stilistischer Hinsicht geboten. Der Text ist mit schärfstem Eindringen in den Gedankengang und genauester Berücksichtigung ciceronischen Sprachgebrauches konstituiert. In letzterer Hinsicht ist am bedeutendsten die Ausgabe der Atticusbriefe. Während Müll er sonst genügendes handschrift- liches Material durch die früheren Ausgaben oder durch Kollationen, die ihm von verschiedenen Seiten überlassen waren, zu Gebote stand, kennen wir auch heute noch für die Atticusbriefe die Überlieferung nur unvollständig und ungenau. Vielleicht kein Zweiter hätte sich trotzdem an die Ausgabe gewagt, vielleicht auch Müller nicht, wenn ihn nicht das dem Ende entgegeneilende siebente Jahrzehnt seines Lebens zum Abschluß der Ciceroausgabe gemahnt hätte. Damals sprach er es aus: „klares Erfassen des Zusammenhangs und sichere Kenntnis oieeronischer Ausdrucksweise müssen imstande sein im wesentlichen das Manko zu decken; das Vertrauen habe ich, daß auch genauere Bekanntschaft mit den Handschriften meinen Text nicht allzu erheblich verändern wird." Jemehr man geneigt sein wird diesen Glauben zu teilen, um so mehr wird man auch überzeugt sein, daß zu solcher Leistung unter den Lebenden nur einer noch befähigt wäre. Selbstverständlich hatte Müller in dieser ganzen Reihe von Editionen auch das Sachliche aufs Schärfste durchdenken und alle sachliche Er- läuteiungslitteratur durch- und einarbeiten müssen. Gleichwohl ist nicht zu verkennen, daß gerade wie in seinem Schulunter- richt die sprachliche und kritische Seite der Arbeit ihm das weitaus größere Interesse abgewann. Bei Cicero hatte das noch seinen besonderen Grund: so helle Freude und Be- geisterung Müller gelegentlich über die stilistische Eleganz besonders der Briefe äusserte, so herb konnte er, auch im Unterricht, ja gerade da, sich über das advokatische Umgehen mit der Wahrheit in den Reden, über den Mangel an logischer Durchdachtheit in den philosophischen Schriften aussprechen.

Dies zweite große Werk Müllers war noch nicht ganz vollendet, als Lehrs' Prophezeiung sich endlich erfüllte. Unsere philosophische Fakultät darf stolz darauf sein das alte Unrecht gut gemacht und einen solchen Mann als den ihren gewonnen

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zu haben: 1896 ward auf ihren Vorschlag Müller zum ordent- lichen Honorarprofessor ernannt. Aus dem Schreiben, mit dem die Fakultät ihren Vorschlag begründete, möchte ich wenigstens ein paar Sätze hier einfügen: „Die Fakultät war sich bei diesem Beschluß wohl bewußt, daß eine derartige Ernennung unbedingt als eine ganz außergewöhnliche nur in den seltensten Fällen und in der sparsamsten Weise anzu- wendende Auszeichnung angesehen werden muß. Trotzdem konnte dieselbe dem Antrag nach Erwägung der für die Be- rechtigung einer solchen Auszeichnung vorgebrachten Gründe in diesem besonderen Falle ohne alle Bedenken zustimmen. Maßgebend für die Beurteilung waren ausschließlich die. aus- gezeichnete Begabung, die unermüdliche Arbeit und die aner- kannten wissenschaftlichen Verdienste des genannten Gelehrten, der nach dem Ausspruch berufener Beurteiler seiner Leistungen unter den an Schulen wirkenden klassischen Philologen Deutsch- lands als Forscher die erste Stelle einnimmt ... Müller ge- hört unzweifelhaft zu den besten Kennern des Lateins: auf dem Gebiet der lateinischen Syntax ist derselbe nach dem Tod des dänischen Philologen Nicolaus Madvig wohl die erste Autorität.44 Auf Müller selbst übte die Ehrung den glücklichsten Einfluß aus: er schien erfrischt und verjüngt und sein Schafifenstrieb neu angeregt. Eine ausgiebige Lehrtätigkeit freilich war anfangs weder möglich seine Ernennung fiel in die Zeit des erschreckendsten Tiefstandes unserer Zuhörerzahlen noch überhaupt von ihm beabsichtigt; er begnügte sich seminaristische Übungen über Homer oder über lateinische Autoren abzuhalten. „Hoffentlich,44 schrieb er einmal, „sind meine Zuhörer begeisterter davon als ich. Ich finde, was ich immer gesagt habe, bestätigt; es ist kein sehr großer Unterschied, Studenten otot vCv fipoxol efaiv oder Primanern was zu dozieren.44 Aber die eigene Pro- duktion wandte sich jetzt wieder einem lang gehegten großen Plane zu. In der Korrespondenz mit Lehrs ist schon früh die Rede von einer „Syntax des Akkusativs44 im Lateinischen; dieser alte Plan wird jetzt erweitert zu dem einer Syntax der Kasus und Präpositionen. Bald nach Beendigung des Cicero schreitet Müller zur Ausführung. Den Kollektaneen wird der

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ungeheure Stoff entnommen, große Teile der Litteratur wie sich denn Müller an Fleiß und Akkuratesse nie genug tun kann wieder und wieder durchgelesen. Ganz zwischendurch wird außer vortrefflichen kritischen Aufsätzen ein ausgezeich- neter Text des jüngeren Plinius fertiggestellt (1903), und trotz- dem kann Anfang 1903 das umfangreiche Manuskript des No- minativs und Akkusativs in die Druckerei gehen. Es ist eine Arbeit, der wir bisher auf dem Gebiet des Lateinischen nichts annähernd ähnliches zur Seite stellen können, ja der über- haupt schwerlich je eine andere nahe kommen wird: beruhend auf einer absolut vollständigen Induktion; der Gebrauch dieser Kasus in den weiten Grenzen der gesamten Latinität ist er- schöpfend geschildert. Die Ausarbeiter des Thesaurus linguae latinae, deren Korrekturen Müller las, haben mir gelegentlich ihr Erstaunen darüber ausgesprochen, was für Nachträge Müller zu ihren Artikeln zu machen in der Lage sei, für die das Material bekanntlich durch ein ganzes Heer von Gelehrten zusammengebracht worden ist. Der Thesaurus konnte Müllers Zutaten nicht kenntlich machen; aber in der Syntax wird seine unvergleichliche Herrschaft über den gewaltigen Stoff auch denen unwidersprechlich vor Augen treten, die, zu träge die Prosodie und die Ciceroausgaben durchzuarbeiten, noch immer nicht erfaßt haben, daß Müller in seiner Art eine einzige Erscheinung ist. Dieser Erkenntnis gegenüber werden, wie ich hoffe, auch Klagen darüber stumm bleiben, daß Müller versäumt habe, sich mit der modernen indogermanistischen Syntax auseinander zu setzen. Ob er dadurch viel hätte gewinnen können, ist zweifelhaft, gewiß aber, daß jeder Grammatiker von ihm vieles zu lernen haben wird, was er von keinem andern in dieser Weise lernen konnte.

Ich spreche von der Zukunft, denn noch liegt Müllers Nominativ und Akkusativ zugleich mit dem Anfang des Dativs nur als Manuskript vor, und erst in den nächsten Wochen wird der Druck beginnen können. Als Müller so weit mit der Niederschrift gelangt war, Ende Februar 1903, empfand er das Bedürfnis, etwas zu seiner Erholung zu tun. Er, der bis dahin unermüdlich gewesen war, der noch im Jahre 1899 vielstündige Bergtouren in Tirol unternahm und dem ein Jahr danach, als

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sie ihm eine Festschrift zum siebzigsten Geburtstag über- reichten, die Freunde nichts besseres wünschen konnten, als lange Fortdauer in gleicher körperlicher und geistiger Frische, hatte schon den ganzen Winter hindurch über starke Er- müdung und Arbeitsunfähigkeit geklagt. Wer ihn aber dann angeregt und ganz in wissenschaftlichen Problemen aufgehend aus seinen Übungen kommen sah, der mochte wohl zweifeln, ob es sich um irgendwelche ernsthaften Erscheinungen handelte. Und so schien sein Plan ganz angebracht, sich auf einer Reise zum historischen Kongress nach Rom zu erholen es war das erstemal, daß er die Stätte sehen sollte, um die sich doch sein Leben recht eigentlich gedreht hatte. Leider sollte sich nur zu bald herausstellen, daß weder in dieser Reise noch überhaupt Hilfe für ihn sei. Als ich ihn aufs Kapitol führte und ihm den Blick auf Forum und Palatin wies, der noch auf keinen seine tiefe Wirkung verfehlt hat auf den Philologen freilich am wenigsten, da kam über uns beide noch eine be- sondere Ergriffenheit. Er sprach es aus: „schön! schön! aber zu spät!4' Ein paar Tage danach riet der Arzt zur so- fortigen Rückreise. Daheim noch einige Wochen quälender Krankheit, dann verschied er in den Armen der treuen Gattin, die auch auf der Reise seine aufopfernde Pflegerin gewesen war.

Man pflegt zum Schlüsse einer solchen Biographie wohl zusammenfassend ein Charakterbild des Dahingeschiedenen als Menschen und Gelehrten zu entwerfen. Ich glaube fast dessen überhoben zu sein. So scharf ist Müllers Persönlichkeit nach beiden Richtungen hin ausgeprägt, daß man nicht von ihm er- zählen kann was es auch sei, ohne daß die Grundzüge seiner Wesenheit ganz von selbst vor den Leser treten. Mehr noch gilt das, wo er von sich selbst erzählt, wie ich es ihn auf diesen Seiten so oft habe tun lassen. Aber freilich kämen dabei die weicheren Eigentümlichkeiten, an denen es doch auch neben den großen und bisweilen vielleicht sogar etwas harten nicht fehlte, kaum ganz zu ihrem Rechte. Denn wie Senti- mentalität seiner Art völlig fremd war, so besonders in seinem Leben nach außen hin, von dem ja der Biograph hier fast allein zu erzählen hat, und wie er überhaupt vor

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Fernerstehenden sein Gefühl laut werden zu lassen vermied und nur als der gefestigte Mann erschien« so allermeist auch in seinen Briefen; gerade die Stellen aber, die eine Ausnahme machen, dulden keine Wiedergabe.

Soll denn also auch hier eine besondere Charakteristik stehen, so kann man das Wesen Müllers, wie es jedem so- gleich entgegentrat und bei näherer Bekanntschaft nur deut- licher sich enthüllte, mit einem Worte bezeichnen: Gradheit Die zeigte sein Charakter so ausgesprochen wie sein Verstand. Was er als Wahrheit erkannt hatte, zu sagen, hinderte ihn nie irgend eine Rücksicht; und auf die Wahrheit drang sein Verstand mit unerbittlich logischer Denkkraft. „Auf hundert gescheite Leute kommen kaum fünf, die gesunden Menschen- verstand haben," das war einer seiner Lieblingssätze, und wenn er sich in der schönen Briefstelle, die wir oben abgedruckt haben, diese köstliche Eigenschaft der Auserlesenen zuschreibt, so durfte er das, denn sein Verstand war kerngesund und ließ sich durch keine „Tifteleien" (wie er sich gern ausdrückte) oder „Schwindeleien44 von der geraden Bahn locken. Unechtes bestand vor ihm nicht, weder in der Wissenschaft noch im Leben. Was er aber als echt erkannt hatte, daran hielt er mit einer Festigkeit, die jener Gradheit und Klarheit Korrelat nicht sowohl als Ergebnis ist. Die Treue, die er seinen wissen- schaftlichen Idealen bewiesen hat in unablässiger Arbeit von seinen Knabenjahren bis in die letzten Phantasien, die ihn noch mit Plautus und Cicero beschäftigten die gleiche Treue haben seine Freunde erfahren als ein köstlichstes, das ihnen gegeben war. Und die ihm besonders nahe standen, sahen in diese Treue auch ein gut Stück jener rührenden Zärtlichkeit gemischt, mit der er Frau, Kinder und Enkel umfaßte.

Überhaupt mußte man ihn im vertrauten Kreise sehen, um ihn nicht nur zu verehren, sondern zu lieben. Da wichen Ernst und Verschlossenheit, die ihm sonst leicht auch in heitrer Ge- sellschaft zu eigen waren, und er verstand an harmlosem Froh- sinn teilzunehmen. Gern hörte er dann etwas Musik, Beet- hovensche Sonaten vor allem oder Stücke aus Tannhäuser, den er besonders liebte. Die bildende Kunst gewann ihm weniger Interesse ab: eine Bildersammlung in Ruhe zu genießen fehlte

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ihm die Geduld. In der Literatur bevorzugte er zwei Rich- tungen, die beide deutliche Verwandtschaft mit seiner eigenen Geistesart zeigen. Es waren das einerseits die Schriftsteller, in denen sich ein gesunder und zugleich gemütvoller Wirklich- keitssinn in einfach natürlicher Weise äußert: darum war unter den Alten Homer sein ausgesprochener Lieblingsdichter im Gegensatz zu Vergil. Gern sah er es, wenn mit jenen Eigen- schaften sich ein tüchtiger Beisatz von Humor und Komik mischte, für die er eine sehr ausgeprägte Empfindung hatte; so wenig wie Homer ist er Dickens und Reuter zu lesen müde geworden. Andererseits liebte er Schriftsteller, die vorzugs- weise an den Verstand appellieren, Männer, die mit unverzagtem Mut und mit dem scharfen Schwert gesunder Logik gegen Unduldsamkeit, Finsterlingtum und Wahnglauben ankämpfen. Darum gewann ihm unter den alten Dichtern nach Homer wohl Lucrez die wärmste Neigung ab, unter den deutschen Klassikern aber Lessing. Auch zu dem ist er wenigstens in seinen Mannesjahren wieder und wieder zurückgekehrt, und ich denke, in mancher Briefstelle, die ich hier abgedruckt habe ich muß besonders wieder an die über den nüchternen Menschenverstand erinnern , funkelt etwas von Lessingscher Schneidigkeit des Gedankens und der Form.

Die Fachgenossen, die einen lateinischen Spruch zum Schmuck seiner letzten Ruhestätte vorschlagen sollten, haben wie aus innerem Zwang heraus beide ohne Verabredung den horazischen Vers gewählt: Dignum laude virum Musa vetat mori. Und gewiß wird in der Philologie, der Müller ein langes Leben voll Arbeit, aber auch voll großer wissen- schaftlicher Erfolge gewidmet hat, sein Name unsterblich sein. Hätte man aus anderen Litteraturen wählen können, so würde sich ein anderes Wort aufgedrängt haben schöner noch, weil es nicht blos den Gelehrten, sondern auch den Menschen gewürdigt hätte, das Wort, das Hamlet für seinen Vater prägt. Wohl ist es im Gange von Hand zu Hand eine etwas ab- gegriffene Münze geworden; wir wollen es wieder in seinem Vollwert nehmen, wenn wir es auf C. F. W. M Uli er anwenden: He was a man, take him for all in all, We shall not look upon his like again. S kutsch.

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Georg Ludwig Hahn.

Georg Ludwig Hahn wurde am 26. April 1823 zu Königs- berg i. P. geboren. Er war der dritte Sohn des nachmals, vornehmlich durch seine Leipziger Disputation, weithin bekannt gewordenen sachlich scharfen, aber persönlich überaus milden Vorkämpfers des neueren Konfessionalismus D. August Hahn. Zur Zeit der Geburt Ludwigs verwaltete der Vater das Doppel- amt eines ordentlichen Professors der Theologie und eines Superintendenten. Die Mutter, die an der gewissenhaften und frommen Erziehung der Kinder sicherlich einen ebenso großen Anteil gehabt hat als der dauernd in arbeitsreichen Ämtern stehende Vater, eine Schwägerin Heubners und Richard Rothes, stammte aus dem Geschlechte des von seiner Mit- wirkung an der Schlußredaktion und Übergabe der Augs- burgischen Konfession her berühmten kursächsischen Kanzlers Dr. Brück.

Die Kindheit Ludwig Hahns war in vollem Gegensatze zu dem ausnehmend stillen und stetigen Verlaufe seines späteren Lebens eine äußerlich recht bewegte. Denn der Knabe war erst 3 Jahre alt, als der Vater einem Rufe an die Universität Leipzig folgte, und stand erst im elften Lebensjahre, als die Eltern aus Anlaß der Ernennung des Vaters zum Ordinarius in unserer evangelisch-theologischen Fakultät und Mitgliede des Schlesischen Konsistoriums aufs neue ihren Wanderstab weitersetzten. Seinen ersten Unterricht erhielt Lud- wig durch Hauslehrer: in Leipzig durch den Magister Schödel, nachmaligen Pastor primarius in Lichtenstein in Sachsen, in Breslau durch den Kandidaten Karl Se misch, der später als Professor der Theologie mit dem Lebensgange seines Schülers aufs neue in direkte Berührung treten sollte. Beiden Lehrern ist Hahn für die von ihnen empfangene treue und sorgfältige Unterweisung in den Anfangsgründen des Wissens allezeit in innigster Dankbarkeit verbunden geblieben. Ostern 1836 trat er in die Tertia des hiesigen Elisabeth-Gymnasiums ein und erhielt zugleich, da er von seinem Vater bereits in die Elemente der hebräischen Sprache eingeführt worden war, ausnahms- weise die Erlaubnis, an dem hebräischen Unterricht in Sekunda

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teilnehmen zu dürfen. Fünf Jahre später sagte er der An- stalt nach bestandener Reifeprüfung in einer öffentlichen Rede über das Thema: „Gellerts Verdienste um die religiöse Lyrik44 Lebewohl.

Einem längst gehegten Wunsche entsprechend, widmete er sich dem Studium der Theologie. Er studierte acht Semester: sechs in Breslau und zwei in Berlin. Unter seinen akademischen Lehrern verdankte er nächst seinem Vater Gaupp und Böhmer, Neander und Hengstenberg die meiste Förderung. Mit welch regem Eifer er seinen Studien oblag, läßt die seiner Lizentiatendissertation beigefügte Vita deutlich erkennen. Denn sie berichtet uns, daß er nicht bloß Vorlesungen aus dem Gebiete der Theologie, Philosophie, Geschichte und klassischen Philologie hörte, sondern auch bei Bernstein Syrisch und bei Stenzler Arabisch lernte. An beiden Universitäten gehörte er dem theologischen Seminar an. 1844 erhielt er für seine Bearbeitung des von der hiesigen Fakultät ausgeschriebenen Themas „Argumenti ontologici ad probandam existentiam dei historia ita enarretur, ut imprimis Anselm i, Cartesii et Mendelssohnii sententiae exponantur et examinentur44 den akademischen Preis.

Die der Exmatrikulation unmittelbar folgenden Jahre 1845 47 widmete Hahn der speziellen Vorbereitung auf die akademische Laufbahn. Nachdem er sich 1846 bei der Leipziger philosophischen Fakultät auf Grund zweier Abhandlungen, deren Titel ich nicht in Erfahrung zu bringen vermochte, die Doktorwürde erworben hatte, wurde er am 17. November des folgenden Jahres von der hiesigen evangelisch-theologischen Fakultät zum Lizentiaten promoviert. Seine Dissertationsschrift behandelte das Thema: „Schwenckfeldii sententia de Christi persona et opere exposita.44 Auch der Nichtfachmann gewinnt aus ihrer Lektüre sofort den Eindruck, daß sie einen sehr energischen und umsichtigen Versuch darstellt, den der Be- trachtung ganz besondere Schwierigkeiten bietenden Mittel- punkt der Schwenckfeldschen Lehre durchsichtig zu machen und hiermit an ihrem Teile einer gerechteren Einschätzung jenes zwar sehr eigenartigen, aber mit Unrecht als völlig abstrus verschrieenen Systems vorzuarbeiten. Daß aber der Ver-

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such auch wirklich gelungen ist, bezeugt das Urteil des größten Kenners der Geschichte des christologischen Dogmas, der in seiner „Entwickelungsgeschichte der Lehre von der Person Christi44 der Hahnschen Schrift das Hauptverdienst um die Aufhellung der Schwenckfeldschen Christologie zuschreibt Von den durch Hahn bei seiner Promotion verteidigten 10 Thesen bezogen sich ein für die theologisch-kirchlichen Interessen jener Periode sehr bezeichnender Umstand genau die Hälfte auf die Probleme der Lehrverpflichtung und des Verhältnisses von Konfession und Union. Am 19. Februar 1848 habilitierte sich Hahn als Privatdozent für neutestamentliche Exegese mit einer Antrittsvorlesung „über den gegenwärtigen Stand der neutestamentlichen Kritik44. Er gibt in ihr einen klaren Überblick über die gesamte Entwicklung der Kritik von den Tagen der Reformation bis hin zu dem durch Baurs Auf- treten bezeichneten und bedingten Wendepunkte. Drei Periodeu werden unterschieden: die der dogmatischen Kritik (von der Reformation bis zu dem Erwachen des Rationalismus), die der negativen Kritik, die darauf verzichtet habe, dem einmal wankend gewordenen Gebäude einen neuen Halt zu geben (von den Anfängen des Rationalismus bis auf Strauß), endlich die einer positiven Kritik, zu der die, allerdings gewaltsame, Geschichtskonstruklion der Tübinger einen ersten Ansatz dar- stelle. — Zwei Monate nach seiner Habilitation wurde der junge Gelehrte von der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig durch Aufnahme in die Zahl ihrer Mitglieder aus- gezeichnet.

Hahns Ernennung zum außerordentlichen Professor er- folgte am 3. Juli 1857. Die in dem damaligen Fakultätsstatut von jedem neuernannten Extraordinarius geforderte Habilitations- leistung erbrachte er am 25. Juni 1859 durch Verteidigung der Dissertation „Doctrinae Romanae de numero sacramentorura septenario rationes historicae". Da diese Schrift aus- gesprochenermaßen die Absicht verfolgte, den katholischen Theologen den Traditionsbeweis für ihre Lehre von der Siebenzahl der Sakramente zu entreißen, wurde sie von der katholisch-theologischen Fakultät begreiflicherweise als eine Art direkter Herausforderung empfunden. Die Folge war, daß

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die betreffende Disputation einen sehr dramatischen Verlauf nahm und sich zu einem kleinen interkonfessionellen Zwischen- falle gestaltete. Nicht bloß, daß, wie mir ein noch lebender Ohrenzeuge versichert hat, sämtliche Dozenten der katholischen Theologie gegen Hahn in mündlicher Diskussion in die Schranke traten: einer derselben (Professor Dr. Bittner) hatte sogar die Zwischenzeit zwischen der Überreichung der Disser- tation und ihrer öffentlichen Verteidigung zur Ausarbeitung und Drucklegung einer, 10 Oktavseiten umfassenden, lateinischen Gegenschrift benützt, auf die er nunmehr bei der öffentlichen Verhandlung den Disputator bereits verweisen konnte (vgl. Schlesisches Kirchenblatt 1859 Nr. 27). Doch kam in ver- söhnender Weise schließlich auch noch der Humor zu seinem Rechte, indem das damalige große Original der evangelisch- theologischen Fakultät, D. Böhmer, unter großer Heiterkeit der Korona seine Lieblingsthese verfocht, daß die Fußwaschung als drittes Sakrament anzuerkennen und demgemäß auch kirch- lich zu rezipieren sei.

Am 20. Mai 1865 erhielt Hahn von der Königsberger Fakultät die Würde eines Doktors der Theologie. Am 13. Oktober 1867 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor. 1888 wurde ihm nach dem Tode von Fr. W. Schultz auch die Leitung der neutestamentlichen Abteilung des evan- gelisch-theologischen Seminars übertragen. Das Dekanat der evangelisch -theologischen Fakultät hat er wiederholt ver- waltet. — Am Beginn des Jahres 1896 wurde er auf seinen Antrag mit Rücksicht auf sein vorgerücktes Alter von der Haltung von Vorlesungen entbuftfen. 1899 trat er auch von der Leitung des Seminars zurück.

In dem langen Zeitraum von 48 Jahren, währenddessen ihm eine uneingeschränkte und nur ein einziges Mal, durch eine Studienreise im Sommer 1849, unterbrochene Dozenten- wirksamkeit beschieden war, hat er einen wahrhaft eisernen Fleiß bewiesen. Seine akademischen Vorträge erstreckten sich nicht nur auf die Exegese sämtlicher Schriften des Neuen Testaments sowie die übrigen Fächer der neutestamentlichen Wissenschaft (Hermeneutik, biblische Archäologie, Leben Jesu, Einleitung und Theologie), sondern umfaßten zugleich, außer

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der Enzyklopädie und Methodologie, das Gesamtgebiet der kirchenhistorischen Disziplin (allgemeine Kirchengeschichte, die er in drei Teilen vortrug, Dogmengeschichte, Symbolik, Patristik, Geschichte des christlichen Kultus). Wiederholt hat er auch Examinatorien über Kirchen- und Dogmengeschichte abgehalten. Fast immer hat er zwei, nicht selten drei, bis- weilen sogar vier Vorlesungen angekündigt. Über die Auf- nahme, die diese Vorträge bei den Studierenden fanden, mag es genügen, das Urteil eines seiner Schüler, des unlängst ver- storbenen Superintendenten D. Kölling, zu registrieren, der in seiner Selbstbiographie (S. 32 f.) schreibt: „D. G. L. Hahn hatte nichts Geniales. Seine Auslegung, schüchtern vorgetragen, ermangelte häufig der Schärfe. Wer sich aber zu seinen Füßen setzte, um gläubige, fleißige und gelehrte Theologie zu finden, der fand seine Rechnung und hatte dabei seine Freude an dem Dozenten, der die Signatur eines demütigen Kindes Gottes an sich trug.44 Den persönlichen Verkehr Hahns mit den Studierenden zeichnete, wie alle seine Schüler dankbar bezeugen, stets eine herzgewinnende Freundlichkeit aus.

Außer den schon genannten kleineren Schriften hat Hahn vier größere Werke publiziert.

Zunächst gab er 1854 den ersten Band einer „Theologie des Neuen Testaments41 heraus. Er will in diesem Buche eine Darstellung des dem ganzen N. T. zugrunde liegenden Begriffssystems geben, von dem er urteilt, daß es nicht etwas erst vom Christentum Geschaffenes oder innerhalb desselben Entstandenes, sondern etwas bereits von ihm Vorgefundenes gewesen sei, insofern es nämlich Eigentum des ganzen jüdischen Volkes schon gewesen sei, als das Christentum in dieses Volk eintrat. Unter Berufung auf Spener, Beck und Rothe führt er aus, daß diese Grundanschauung nach ihrer wesentlichen Einheit darzustellen die biblische Theologie sich um so mehr zur Aufgabe zu setzen habe, je mehr die in der Gegenwart gangbaren Begriffe von denen der Schrift in vieler Hinsicht abwichen, so daß ein richtiges und vollkommenes Verständnis des gesamten im Neuen Testamente enthaltenen Lehrgehaltes gar nicht möglich sei, wenn wir nicht zuvor die Anschauung wiedergewonnen hätten, von der alle biblischen Schriftsteller

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ausgingen. Für die „Darstellung der Art und Weise, in der sich bei der wesentlich Einen Grundanschauung doch ver- schiedene Lehrbegriffe haben ausbilden können44 und für die „Darstellung der einzelnen Lehrbegriffe als der Bewußtseins- gestalten, welche aus dieser Entwickelung hervorgegangen sind4\ wird ausdrücklich- ein zweiter bezw. zweiter und dritter Hauptteil vorbehalten. Inwiefern allerdings eine ersprießliche getrennte Behandlung der einzelnen Lehrbegriffe nach jenen eingehenden Ausführungen des ersten Teils, die gar Manches als gemeinsames Gut werten, was auf diesen Titel keinen begründeten Anspruch erheben dürfte, überhaupt noch möglich sein soll, ist schwer einzusehen. Und eben diese Erkenntnis der schließlichen Unausführbarkeit des ursprünglichen Planes scheint Hahn denn auch abgehalten zu haben, dem ersten Teil den ver- sprochenen zweiten folgen zu lassen. Ist so die Eigenart des geplanten umfänglichen Unternehmens diesem selbst verhängnis- voll geworden, so darf auf der anderen Seite doch nicht ver- kannt werden, daß sie zu einer dankenswert ausführlichen Darlegung einer Anzahl von Lehrpunkten Anlaß gegeben hat, die in den bisherigen Darstellungen der neutestamentlichen Theologie in der Regel viel zu unvollständig behandelt worden waren. So hat namentlich, um nur diesen einen Punkt heraus- zugreifen, die Lehre von den Engeln und Dämonen eine so gründliche Erörterung gefunden (der betreffende Abschnitt umfaßt 125 Seiten!), daß es kein Zufall ist, wenn sich die bedeutendste neuere hierhergehörige Untersuchung gerade mit der Hahnschen Darstellung auseinandersetzt.

Als ein sehr verdienstliches Werk ist von der Kritik, so weit meine Kenntnis reicht, allgemein Hahns 1864 veröffentlichte „Lehre von den Sakramenten in ihrer geschichtlichen Ent- wickelung innerhalb der abendländischen Kirche bis zum Konzile von Trient" anerkannt worden. Um den gewaltigen Stoff nicht unnötigerweise zu zersplittern, hat ihn Hahn in zwölf Abschnitte verteilt, in denen er den Gebrauch des Wortes sacramentum in der Kirchensprache überhaupt, den Begriff des Sakraments im engeren Sinne, die Notwendigkeit der Sakramente, ihre Zweckmäßigkeit, die vorchristlichen und die christlichen Sakra- mente, die Bestandteile, die Einsetzung und den Minister der

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letzteren, die Bedingungen, unter denen sie zustande kommen, ihre Wirkung und endlich die Entstehung und die Bedingungen dieser Wirkung bespricht Über den Wert der gesamten Dar- stellung hat sich ein Sachkenner wie Steitz dahin ausgesprochen: „Hahn hat das Material zweckmäßig geordnet und in immensem Reichtum entfaltet; denn er ist bis zu den -entlegensten und schwer zugänglichen Quellen zurückgegangen. Er hat nicht bloß die allgemeinen Gesichtspunkte angegeben, auf die es ankommt, nicht bloß das weitschichtige Material mit einer Fülle treulicher Bemerkungen erläutert, sondern ist meist auch den kleinsten und häkeligsten Fragen, welche den subtilen Scharfsinn der Scholastiker beschäftigen, mit einer unermüdlich zähen Geduld nachgegangen/1

Das Hauptwerk Hahns aus dem Gebiete der neutestament- lichen Wissenschaft ist sein großer Lukaskommentar (Das Evangelium des Lukas erklärt von Dr. G. L. Hahn, 1. Band 1892, 635 S.; 2. Band 1894, 715 S.). Ein Doppeltes ist für dieses Werk vornehmlich charakteristisch: Die den unermüdlichen Fleiß des Verfassers aufs neue ins hellste Licht setzende Gründlichkeit aller, das Ganze wie das Einzelnste betreffenden, Untersuchungen und der den gesamten Kommentar durch- ziehende Widerspruch gegen die kritische und exegetische Tradition. Der Verfasser der beiden den Namen des Lukas tragenden Schriften soll nicht, wie der consensus theologorum behauptet, ein Heidenchrist, sondern ein Mann jüdischer Nationalität, ja direkt palästinischer Herkunft gewesen sein. „Vielleicht war er der Lukas 9, 61 f. erwähnte Jünger, vielleicht gehörte er zu den 70 Jüngern, von denen 10, 1 ff. die Rede ist, vielleicht auch war er der ungenannte der beiden Emmaus- jünger." Die spezielle Hypothese, daß er mit Silas zu identi- fizieren sei, hat mehr Wahrscheinlichkeit für sich als irgend eine andere. Eine erste Hauptquelle des Evangelisten war darum die eigene Erinnerung, eine zweite die apostolische Oberlieferung. Aus schriftlichen Quellen hat er nicht geschöpft, die seiner Darstellung voraufgegangenen Evangelienschriften, von denen er im Prolog redet, vielmehr höchstens hie und da auf den Ausdruck sowie die eigne Darstellung einwirken lassen. Der Zweck des Evangeliums ist einfach dahin zu bestimmen,

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den Glauben an die durch Christum geschehene Erlösung in der gläubigen Heidenwelt zu beleben und zu kräftigen. Abgefaßt ist es sicher noch vorder Zerstörung Jerusalems, wahrscheinlich noch vor dem Ausbruch des jüdischen Krieges. Daß sich diese positiven Aufstellungen Hahns, wie er selbst laut des Vorwortes erwartet hat, „im Laufe der Zeit ziemlich allgemeine Zustimmung erwerben werden11, läßt sich billig bezweifeln. Daß es ihm dagegen mit seiner Argumentation gelungen ist, manche wunden Punkte der herrschenden Ansicht aufzudecken, hat ihm selbst eine seine Positionen energisch ablehnende Kritik bereitwillig zugestanden. Die Erläuterung des Evangelientextes selbst ist jedenfalls ausgezeichnet durch eine fast vollständige Herbeiziehung des exegetischen Materials, eine ruhige, nüchterne Prüfung der einzelnen Auslegungsmöglichkeiten, und endlich auch durch die Beibringung einer nicht unbeträchtlichen Menge neuer Erklärungsvorschläge.

Vor allem aber dürfte der Name Georg Ludwig Hahns neben dem seines Vaters von einer theologischen Generation zur anderen forterben durch die vom Vater begründete, vom Sohne aber in großem Maßstabe vermehrte und bereicherte „Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der alten Kirche4', jenes Werk, dem nach Th. Zahns Ausspruche „ein Platz in jedes Pfarrers Bibliothek gebührt44. Daß es dem greisen Senior unserer Fakultät nach Vollendung seines großen Lukaskommen- tars noch gelungen ist, eine dritte, die zahlreichen neueren Forschungen auf dem Gebiete der Symbolgeschichte mit größter Umsicht und Sorgfalt verarbeitende, Auflage dieses Werkes vorzubereiten, ist unzweifelhaft ein beredtes Zeugnis einer seltenen Arbeitslust und Arbeitskraft.

Erholung von den Mühen seines Berufes hat Hahn allein im Kreise der Seinen gesucht und gefunden. Seine 1859 mit der jüngsten Tochter des weiland Pastor prim. von St. Elisabeth in Breslau, Gtrth, geschlossene Ehe war trotz mancher schwersten Heimsuchungen eine reich gesegnete. Und dankbar bezeugen seine Witwe und seine Kinder, daß der milde Ernst, die zarte Rücksicht und die fürsorgende Güte seines Wesens gerade in dieser engsten Gemeinschaft des Hauses am leuchtendsten zu- tage getreten sei. So gestaltete sich denn auch sein fünfzig-

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jähriges Dozentenjubiläum im Jahre 1898 zugleich zu einem schönen Familienfeste. In der Mitte der Seinen durfte er diesen erinnerungsreichen Tag in vollster körperlicher und geistiger Frische begehen und sich der vielfachen öffentlichen und privaten Ehrungen, die derselbe ihm eintrug, von Herzen er- freuen.

Es war ein letztes helles Aufglänzen seiner Lebenssonne. Am 14. Juli 1903 ist er, nachdem er ein Vierteljahr zuvor, schon in großer Leibesschwachheit, seinen durch zahlreiche Beweise der Liebe und Verehrung verschönten achtzigste!! Geburtstag gefeiert hatte, nach längeren, mit großer Geduld getragenen Leiden sanft entschlafen. Unter allen aber, die ihn gekannt haben, wird sein Bild fortleben als das eines Mannes von unerschütterlicher Überzeugungstreue) reinster Lauterkeit, unbeirrbarer Friedfertigkeit und unbegrenztem Wohl- wollen.

Juncker.

Erich Frantz.

Am 27. Dezember 1903, früh um 7 8/4 Uhr, starb zu Pasing bei München im 62. Lebensjahr Herr Dr. theol. Erich Frantz, ordentlicher Honorarprofessor in der katholisch-theologischen Fakultät.

Geboren am 19. Juli 1842 zu Liegnitz, als Sohn des Ge- heimen und Ober- Regierungsrates Frantz, machte er seine philosophischen und theologischen Studien an hiesiger Uni- versität, wurde am 28. Juni 1871 in Breslau zum Priester ge- weiht, und nachdem er sich drei Jahre lang in Italien auf- gehalten, am 26. April 1879 von der theologischen Fakultät der Universität zu Freiburg i./B. zum Doktor der Theologie pro- moviert. Unter dem 3. Februar 1887 zum ordentlichen Honorar- professor an der Akademie zu Münster ernannt, ward er in gleicher Eigenschaft auf seinen Wunsch unter dem 24. Marz 1888 in die hiesige katholisch -theologische Fakultät versetzt und beauftragt, christliche Archäologie und Kunstgeschichte innerhalb der theologischen Fakultät zu lehren. Mit den Jahren zunehmende Leiden erschwerten ihm die regelmäßige Ausübung

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der akademischen Tätigkeit und zogen seinem persönlichen Verkehr mit den Fakultätsmitgliedern sehr enge Schranken. Aber, wie die Fakultät in der sein Verscheiden meldenden An- zeige bemerkte, „berufen, seine hervorragenden Kenntnisse auf dem Gebiete der christlichen Kunst in den Dienst des akademi- schen Lehramtes zu stellen, hat der Heimgegangene, was längere Kränklichkeit ihn durch das gesprochene Wort zu wirken verhinderte, durch seine gediegenen Schriften zu er- setzen verstanden." Er ist Verfasser folgender Werke:

1. Fra Bartolommeo della Porta, Freiburg 1879 (vgl. [Tübinger] Theologische Quartalschrifl 1879, S. 516 ff.).

2. Sixtus IV. und die Republik Florenz, Freiburg 1880 (vgl. Historisches Jahrbuch [der Görresgesellschaft] Bd. I, S. 137 ff.).

3. Das hl. Abendmahl des Leonardo da Vinci, Frei- burg 1885.

4. Geschichte der christlichen Malerei, in 2 Bänden, Freiburg I. 1887. II. 1894 (vgl. Theologischer Literatur- bericht 1887, nr. 10, Blätter für lit. Unterhalt. 1887, nr. 46).

5. Handbuch der Kunstgeschichte, Freiburg 1900.

6. Die Kunst im neuen Jahrhundert, Frankfurt a./M. 1903.

Seit dem Jahre 1899 beurlaubt, hatte er seinen Wohnsitz nach der Waldkolonie Pasing verlegt. Von dort wurde seine irdische Hülle nach Liegnitz überführt und daselbst am 26. Januar 1904 auf dem Friedhof im Erbbegräbnis der Familie Frantz an der Seite seiner Eltern beigesetzt. An der Bei- setzungsfeierlichkeit nahmen als Vertreter der Universität Breslau teil: der derzeitige Dekan der katholisch-theologischen Fakultät Professor Dr. Nürnberger, Dompropst Professor Dr. König und Domherr Professor Dr. Sdralek, zugleich als Vertreter des Domkapitels, und Professor Dr. Rohr. Namens der Fakultät wurde am Sarge ein Palmenarrangement nieder- gelegt. R. i. p.

Nürnberger.

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Inhalts-Verzeiclmis.

I. Behörden der Universität. Seite

1. Kuratorium 3

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1903 4

b. Winter-Semester 1903/1904 4

II. Lehrkörper der Universität.

Veränderungen gegen das Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfalle 5

2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc 5

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen 6

2. Ernennungen 7

3. Habilitationen 7

C. Beurlaubungen 8

D. Auszeichnungen 8

E. Sonstige Veränderungen 9

HI. Beamte der Unhrersltat (Akademische Verwaltung) 10

IV. Anstalten nnd Kommissionen der Universität.

1. Wissenschaftliche Anstalten.

a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek 10

b. Das akademische Lese-Institut 19

c. Seminare.

1. Das evangelisch-theologische Seminar 19

2. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen Fakultät 21

3. Das katholisch-theologische Seminar 21

4. Das juristische Seminar 23

5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar . . 24

6. Das historische Seminar 25

7. Das kunstgeschichtliche Seminar 27

8. Das philologische Seminar 27

9. Das archäologische Seminar 28

10. Das germanistische Seminar 28

11. Das romanisch- englische Seminar 29

12. Das slavisch-philologiscbe Seminar 30

13. Das geographische Seminar 31

14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... 32

15. Das philosophische Seminar 32

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168

Seit«

d. Die Kunst-Institute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (Archäologisches Museum) 33

2. Da« Institut für mittelalterliche und neuere Kunst- geschichte 35

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik .... 35

e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut 38

2. Die Sternwarte 39

3. Das chemische Institut 40

4. Das pharmazeutische Institut 4i

5. Das mineralogische Institut und Museum .... IG

6. Das geologisch-paläontologische Institut und Museum 47

7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum . . 50

8. Das pflanzenphysiologische Institut und das botanische Museum 53

9. Das zoologische Institut und Museum 55

f. Landwirtschaftliche Institute.

I. Allgemeines 57

II. Spezielles:

a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen- produktionslehre 58

b. Das Institut für landwirtschalll.Tierproduküonslehre 60

c. Das agrikultur-chemische und bakteriologische Institut «0

d. Das landwirtschaftlich-technologische Institut . . 6i

e. Der kulturtechnische Apparat 63

f. Das Veterinär-Institut 63

g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.

1. Das anatomische Institut 65

Ii. Das physiologische Institut 65

3. Das pathologisch-anatomische Institut 67

4-. Das pharmakologische Institut 70

r>. Das hygienische Institut 71

h. Die klinischen Institute.

1. Die medizinische Klinik 72

2. Die medizinische Poliklinik 75

3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 77

4. Die Klinik für Augenkranke 81

5. Die Frauenklinik und Poliklinik 85

Ü. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische

Krankheiten 87

7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven- krankheiten 91

8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder ... 92

9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten 94

10. Das zahnärztliche Institut 90

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V

169

Seite

2. Die Professoren-Witwen- und Waisen- Versorgungs-Anstalt 98

3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten 99

4. Honorar- und Stundungswesen 100

5. Stipendien und Stiftungen für Studierende:

a. Studenten-Unterstützungs-Fonds 100

b. Stipendien-Fonds 101

6. Kranken- und Begräbnis- Kasse für Studierende:

a. Die Studenten-Kranken-Kasse 105

b. Die Studenten- Begräbnis-Kasse 106

T. Akademische Grundstücke und Kapitalien.

1. Grundstücke 106

2. Kapitalien 107

Tl. Wichtigere Mlnisterlal Erlasse, Koratorlalschrelben und Senatsbeschlttsse.

1. Für die Universität überhaupt.

a. Ministerial-Erlasse und Kuratorialschreiben .... 108

b. Senatsbeschlüsse . .... 111

2. Für die einzelnen Fakultäten.

Juristische Fakultät 111

TII. Unlversltäts-Erelgnlsse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse 112

2. Profcrarame (sind nicht erschienen) 113

3. Adressen 113

Till. Studierende.

1. Hörerzahl.

Sommer-Semester 1903 115

Winter-Semester 1903/04 116

2. Beteiligung an den Vorlesungen 117

3. Lösungen von Preisaufgaben 121

4. Vereine und Verbindungen 122

5. Akademische Disziplin 122

OL. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 123

2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 123

X. Nekrologe.

Professor Dr. Carl Friedrich Wilhelm Müller . . . 133

« Georg Ludwig Hahn 156

. Erich Frantz 16i

12

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I

Chronik

iler

Königlichen Universität

zu Breslau

lue tias Jahr

vom I. April 1904 bis 31. März 1905

Jahrgang 19.

f Bibüot! «jT I Schles 6;1 el'sch

ambewamt in uer

RiUniv Bibl.

v y

Breslau,

Druck v » r i Ural]. Harth &• Comp. (W. Friedlich)

190&.

I. Behörden der Universität,

1. Kuratorium.

Der Regierungs- und Universitäts-Kuratorialrat Schimmel- pfennig ist zum Oberregierungsrat ernannt worden.

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1904.

Rektor: Geh. Reg. -Rat Prof. Dr. Rosanes;

Prorektor: Geh. Justiz-Rat Prof. Dr. Leonhard;

Universitätsrichter: Ober-Reg.-Rat, Direktor des Provinzial- Schulkollegiums, Dr.Bernhard Mager; derselbe ist infolge seiner Ernennung zum Vizepräsidenten des Provinzial- Schulkollegiums und Medizinal-Kollegiums der Provinz Brandenburg mit dem 1. Oktober 1904 ausgeschieden.

Dekane:

der evangelisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Co rnill, der katholisch -theologischen Fakultät: Prof. Dr. Nürn- berger,

der juristischen Fakultät: Prof. Dr. Gretener, der medizinischen Fakultät: Geh. Med.-Rat Prof. Dr.Ponfick, der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Hintze. Gewählte Senatoren:

Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Laden bürg,

Domherr Prof. Dr. Sdralek,

Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küstner,

Prof. Dr. Fraenkel,

Prof. Dr. Norden,

Prof. Dr. Arnold,

b. Winter-Semester 1904/05. Rektor: Konsistorialrat Prof. Dr. Kawerau; Prorektor: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Rosanes;

1*

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4

Universitätsrichter: Oberregierungsrat, Direktor des Provinzial- Schulkollegiums, Dr. Walther Schauenburg, welchem die bezüglichen Obliegenheiten von dem Herrn Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten durch Erlaß vom 20. Oktober 1904 übertragen worden sind.

Dekane:

der katholisch -theologischen Fakultät: Dompropst Prof. Dr. Koenig,

der evangelisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Schmidt, der juristischen Fakultät: Geh. Justizrat Prof. Dr. Dahn, der medizinischen Fakultät: Geh. Med. -Rat Prof. Dr.

v. Mikulicz-Radecki, der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Pax.

Gewählte Senatoren:

Geh. Med.-Rat Prof. Dr. von Strümpell,

Prof. Dr. Gretener,

Prof. Dr. Norden,

Prof. Dr. Arnold,

Prof. Dr. Koch,

Prof. Dr. Nikel.

IL Lehrkörper der Universität

Veränderungen gegen clas Vorjahr.

A. Abgang.

1. Todesfälle. Es sind verstorben:

am 10. Dezember 1904 der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Dr. Jakob Caro und

am 11. März 1905 der ordentliche Honorarprofessor in der evang.-theol. Fakultät, Generalsuperintendent a. D. und Wirkliche Oberkonsistorialrat Dr. David Erdmann. Näheres hierüber enthalten die unter Abschnitt XI bei- gefügten Nekrologe.

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5

2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc.:

der außerordentliche Professor in der evangelisch -theo- logischen Fakultät Lic. Martin Schulze ist mit Beginn des Sommersemesters 1904 zum ordentlichen Professor an der Universität Königsberg ernannt worden;

der Privatdozent in der juristischen Fakultät Dr. Herbert Meyer ist infolge seiner Berufung als außerordentlicher Professor an die Universität Jena im Monat April 1904 ausgeschieden;

der ordentliche Professor in der medizinischen Fakultät und Direktor der psychiatrischen Klinik Dr. Carl Wer nicke ist vom 1. April 1904 ab in gleicher Eigen- schaft an die Universität Halle versetzt;

der außerordentliche Professor in derselben Fakultät und Kustos des anatomischen Instituts Dr. Georg Thilenius ist infolge seiner Ernennung zum Direktor des Museums für Völkerkunde in Hamburg am 1. Oktober 1904 und

der Privatdozent und II. Prosektor am anatomischen Institut Dr. Karl Peter infolge seiner Habilitation an der Universität Würzburg mit Beginn des Winter- Semesters 1904/05 ausgeschieden;

der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Geh. Regierungs-Rat Dr. Joseph Partsch ist infolge seiner Berufung an die Universität Leipzig mit Schluß des Winter-Semesters 1904/05 ausgeschieden;

der außerordentliche Professor an derselben Fakultät Dr. Ernst Neumann ist vom 1. April 1905 ab in gleicher Eigenschaft an die Universität Marburg versetzt;

die Privatdozenten in der philosophischen Fakultät Prof. Dr. Franz London und Prof. Dr. Otto Jiriczek sind zu außerordentlichen Professoren an der Universität Bonn bezw. Münster ernannt und

der ordentliche Professor in derselben Fakutät und Direktor des physikalischen Instituts, Geheimer Regierungs-Rat Dr. O. E. Meyer ist mit Ende September 1904 von seinen amtlichen Verpflichtungen entbunden worden.

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B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen.

a. In der evangelisch-theologischen Fakultät:

Der bisherige außerordentliche Professor an der Universität Greifswald Lic. Dr. Friedrich Kro patsch eck ist vom 1. April 1904 ab in gleicher Eigenschaft an die hiesige Universität versetzt worden.

b. In der medizinischen Fakultät: Der bisherige ordentliche Professor an der Universität Heidelberg Dr. Karl Bonhoeffer ist mit Beginn des Winter- Semesters 1904/05 in gleicher Eigenschaft an die hiesige Universität berufen und zum Direktor der psychiatrischen Klinik und der Poliklinik für Nervenkrankheiten ernannt worden.

c. In der philosophischen Fakultät:

Der bisherige Privatdozent und Lehrer am Seminar für orientalische Sprachen zu Berlin Professor Dr. Bruno Meissner ist mit Beginn des Winter-Semesters 1904/05 zum außerordentlichen Professor ernannt und

der bisherige außerordentliche Professor an der Universität Heidelberg Dr. Georg Landsberg in gleicher Eigenschaft an die hiesige Universität berufen worden;

der bisherige Privatdozent an der Universität Berlin und Mitglied der Physikalisch-technischen Reichsanstalt Dr. Otto L ummer ist zum ordentlichen Professor und Direktor des physikalischen Instituts ernannt worden. Derselbe sollte sein Amt am 1. Januar 1905 antreten, war jedoch bis zum Ablaufe des Berichtsjahres durch Krankheit hieran verhindert;

der bisherige Professor an der Bergakademie in Berlin Dr. Adolph Kneser ist mit Beginn des Sommer-Semesters 1905 zum ordentlichen Professor und Mitdirektor des mathe- matisch-physikalischen Seminars ernannt worden.

2. Ernennungen.

Der Privatdozent in der evangelisch-theologischen Fakultät Lic. Alfred Juncker ist zum außerordentlichen Professor ernannt worden.

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3. Habilitationen. Als Privatdozenten habilitierten sich:

a. in der medizinischen Fakultät: Professor Dr. Hans Reichenbach am 5. Mai 1904 für

Hygiene,

Dr. Eduard Müller am 4. Juni 1904 für innere Medizin, Dr. Georg Joch mann am 29. Juli 1904 für innere Medizin,

Dr. Johannes Biberfeld am 9. November 1904 für Pharmakologie und Toxikologie,

Dr. Bruno Hey mann am 30. November 1904 für Hygiene,

Dr. Gustav Baermann am 13. Januar 1905 für Derma- tologie und Syphilis und

Dr. Paul Schröder am 24. Februar 1905 für Psychiatrie.

b. in der philosophischen Fakultät: Dr. Johannes Ziekursch am 16. April 1904 für Ge- schichte,

Dr. Carl Zimmer am 20. Mai 1904 für Zoologie und Dr. Ulrich Gerhardt am 23. Februar 1905 für Zoologie.

C. Beurlaubungen.

Es waren beurlaubt:

a. für das ganze Jahr: der außerordentliche Professor in der juristischen Fakultät

Dr. Felix Bruck, der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Berthold

Freudenthal, der Privatdozent in der medizinischen Fakultät Professor

Dr. Friedrich Henke und der außerordentliche Professor in der philosophischen

Fakultät Dr. Otto Auhagen.

b. für das Sommersemester 1904:

der außerordentliche Professor in der evangelisch-theo- logischen Fakultät Dr. Max Lohr und der Lektor Professor Andre Pille t.

c. Außerdem waren beurlaubt: der außerordentliche Professor und Direktor der derma- tologischen Klinik Geh. Medizinal-Rat Dr. Albert Neisser

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und der Privatdozent in der medizinischen Fakultät Dr. Gustav Baermann zur Ausführung einer wissenschaftlicken Reise nach Singapore und den Sunda-Inseln vom 15. Januar 1905 ab auf die Dauer eines Jahres;

der Privatdozent in derselben Fakultät Prof. Dr. Henle behufs Leitung der Expedition des Roten Kreuzes nach Tokio vom 16. Januar 1905 ab bis zum Schluß des Sommer- Semesters 1905;

der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Geheimer Regierungs-Rat Dr. 0. E. Meyer von Ende Juni bis zum Schluß des Sommer - Semesters 1904 (siehe auch A Abgang Nr. 2);

der ordentliche Professor in derselben Fakultät Dr. Alfred Hillebrandt zur Ausführung einer wissenschaftlichen Reise nach Indien vom 20. Oktober 1904 bis Ende April 1905.

D. Auszeichnungen.

1. Von preußischen Orden erhielten: den Roten Adler-Orden IL Klasse mit Eichenlaub und der Zahl 50:

der ordentliche Professor, Geh. Regierungs-Rat, Prälat

Dr. Laemmer und der ordentliche Professor, Geh. Med.-Rat, Dr. Hermann

Fischer;

den Roten Adlerorden II. Klasse:

der ordentliche Professor Dr. Weber; den Roten Adler-Orden IV. Klasse:

der ordentliche Professor Dr. Kaufmann und

der Lehrer am akademischen Institut für Kirchenmusik, Professor Dr. Bohn; den Kgl. Kronen-Orden II. Klasse:

der ordentliche Professor, Geh. Reg. -Rat Dr. 0. E. Meyer.

2. Von nichtpreußischen Orden erhielten: das Komturkreuz II. Klasse des Sachsen- Ernestini- schen Hausordens,

den Bayrischen Verdienstorden vom heiligen Michael IL Klasse mit dem Stern und das Großoffizierkreuz des Stern von Rumänien: der ordentliche Professor, Geh. Justiz-Rat Dr. Dahn;

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das Kommandeurkreuz IL Klasse des Norwegischen Ordens des heiligen Olafs:

der ordentliche Professor, Geh. Medizinal-Rat Dr. von Mikulicz-Radecki.

3. Sonstige Auszeichnungen erhielten:

den Charakter als Geheimer Medizinal-Rat:

der außerordentliche Professor Dr. Hermann Cohn;

den Charakter als Ober-Konsistorialrat:

der ordentliche Honorar- Professor Dr. von Hase;

das Prädikat „Professor":

die Privatdozenten in der juristischen bezw. medizinischen Fakultät Dr. Klein eidam und Dr. Jensen.

E. Sonstige Veränderungen.

Der ordentliche Professor in der evangelisch-theologischen Fakultät Dr. Wrede ist mit Ende März 1905 von der Stellung eines Lehrers am kirchenmusikalischen Institut entbunden worden ; zu seinem Nachfolger wurde der ordentliche Professor Konsistorialrat Dr. Kawerau ernannt;

der ordentliche Professor in der medizinischen Fakultät Dr. Bonhoeffer ist zum Mitglied des Medizinal-Kollegiums der Provinz Schlesien ernannt worden (s. auch unter B Zu- gang);

der außerordentliche Professor in der philosophischen Fakultät Dr. Aereboe ist beauftragt worden, bei der Königl. Akademie in Posen vom Sommer-Semester 1904 ab eine zwei- stündige Vorlesung über allgemeine Wirtschaftslehre des Land- baues zu halten;

der dem Privatdozenten Professor Dr. Jiriczek erteilte Lehrauftrag zur Vertretung der englischen Professur in Münster ist für das Sommer-Semester 1904 verlängert worden (s. auch unter A Abgang).

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III. Beamte der Universität.

(Akademische Verwaltung.)

Dem Universitäts-Sekretär Richter ist durch Allerhöchstes Patent vom 3. April 1904 der Charakter als Kanzlei rat ver- liehen;

der bisherige Bureauhilfsarbeiter Kussmann ist vom 1. April 1904 ab zum Bureau-Assistenten und Kanzlisten und

der Seminardiener Wolter vom 1. Oktober 1904 ab zum etatsmäßigen Unterbeamten ernannt worden.

IV. Zeichner, Fechtmeister und Reitlehrer.

Dem Pächter des Breslauer Tattersals, Stallmeister Otto Reiche ist infolge der vertraglichen Übernahme der Erteilung von Reitunterricht an Dozenten und Studenten der hiesigen Universität für die Dauer dieses Vertragsverhältnisses der Titel eines „Universitäts-Reitlehrers" verliehen worden.

V. Anstalten und Kommissionen der Universität.

I. Wissenschaftliche Anstalten.

a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek.

Aligemeines.

Die Bibliotheks-Kommission der Universität, die ohne ausdrücklich aufgehoben zu sein, seit dem Jahre 1891 in Ver- gessenheit geraten war, ist im Laufe des Jahres wieder in Tätigkeit getreten; sie besteht aus den Herren Professoren Sdralek, Arnold, Brie, Hürthle, Pax und Kampers.

Auf gemeinsamen Antrag der Kommission und des Bibliotheks- direktors erfolgte durch Erlaß des vorgesetzten Herrn Ministers vom 5. Oktober 1904 die Festsetzung der folgenden neuen

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11

Ordnung

für die

Bibliotheks-Kommission der Königlichen Universität

zu Breslau.

§ i.

Die Bibliotheks-Kommission hat die Aufgabe, eine dauernde geregelte Verbindung zwischen dem Lehrkörper der Universität und der Verwaltung der Bibliothek herzustellen und die Inter- essen der Universität und ihrer Angehörigen an der Verwaltung der Bibliothek wahrzunehmen.

§2.

Die Kommission besteht aus sechs Mitgliedern, von denen die beiden theologischen, die juristische und die medizinische Fakultät je eines, die philosophische Fakultät deren zwei auf drei Jahre wählen. Scheidet ein Mitglied vor Ablauf seiner Amtszeit aus, so wählt für den Rest derselben die betreffende Fakultät ein anderes Mitglied. Der Bibliotheksdirektor nimmt mit beratender Stimme an den Sitzungen teil.

§3.

In der ersten Sitzung nach der Neuwahl wählt die Kom- mission einen Vorsitzenden und einen Schriftführer, der zugleich Stellvertreter des Vorsitzenden ist.

§ 4.

Der Vorsitzende beruft die Kommission im Mai und No- vember jeden Jahres zu ordentlichen und nach seinem Ermessen bei besonderen Veranlassungen zu außerordentlichen Sitzungen, in denen die in § 5 8 bezeichneten Geschäfte erledigt werden. Untergeordnete Angelegenheiten werden durch Umlauf erledigt.

§5.

Die Kommission prüft den von dem Direktor zu erstattenden Jahresbericht und legt ihn dem Senat mit ihren Bemerkungen und Antragen vor.

§ 6.

Beantragte oder beabsichtigte Abänderungen des Regle- ments oder der Benutzungsordnung der Bibliothek sind in der

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Regel der Kommission zur Begutachtung vorzulegen. Die Kommission ist auch ihrerseits befugt, solche Abänderungen in Vorschlag zu bringen.

§ 7.

Die Kommission ist befugt, auf die Ausfüllung von Lücken der Bibliothek hinzuwirken, diesbetreffende Antrage der Fa- kultäten oder einzelner Universitätslehrer entgegen zu nehmen und ihre Ausführung nach Prüfung der Sachlage bei der Ver- waltung zu beantragen. Derartige Anträge sind, soweit es Mittel und Gelegenheit gestatten, vor anderen Anschaffungen zu berücksichtigen.

§ 8.

Die Desideratenlisten der Bibliothek werden mindestens einmal im Jahre den Mitgliedern der Kommission vorgelegt.

§9-

Den Mitgliedern der Kommission steht auf Wunsch jeder- zeit die Einsicht in das Zugangsverzeichnis offen. Berlin, den 5. Oktober 1904.

Der Minister

der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Im Auftrage, gez.: Althoff.

Zum Vorsitzenden wurde Herr Geh. - Rat Brie, zum Schriftführer Herr Prof. Kampers gewählt.

Im Wintersemester hat zum ersten Mal die durch § 8 vor- gesehene Prüfung der Desideratenlisten durch die Mitglieder der Kommission und durch eine Anzahl von ihr zur Mitwirkung veranlaßter anderer Professoren stattgefunden. Hoffentlich gelingt es, die beträchtlichen außerordentlichen Mittel, die zur Ausfüllung der hierbei festgestellten Lücken erforderlich sind, in absehbarer Zeit flüssig zu machen.

Etat und Ausgaben.

Für Anschaffung und Einband waren verfügbar: der etatsmäßige Fonds von 26 000 Mark, die Zinsen des Steinwehrschen Vermächtnisses mit 1346 Mark, die Zinsen des Oelrichsschen Vermächtnisses mit 52 Mark,

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13

ferner ausnahmsweise 153 Mark 75 Pf. Zinsen des Kahlertschen Stipendienfonds, die, wenn sie für ihren eigentlichen Zweck nicht zur Verwendung gelangen, statutengemäß der Bibliothek zufallen und zwar „vorzugsweise zur Vervollständigung der Fächer der deutschen Philologie und der klassischen deutschen Literatur". Für sonstige sächliche Ausgaben sind etatsmäßig be- stimmt 3460 Mark.

Für Konservierung der Handschriften wurde vom Universitäts-Kuratorium wieder ein außerordentlicher Zuschuß von 600 Mark bewilligt.

Verwendet wurden für:

Bücheranschaffungen ... 23 283 Mark,

Einband 4897 *

sonstige sächliche Ausgaben 3 169 * Von den Ausgaben für Bücheranschaffungen entfielen auf Zeitschriften .... 12 880 Mark,

Fortsetzungen .... 6 734 *

neue Bücher .... 2862

Antiquaria 806

Vermehrung.

Der Bücherbestand wurde vermehrt durch Kauf um ... 2053 bibliographische Bände, Schenkung um . 2 078 » * *)

Tausch um .. 8 136 Pflichtlieferung um 910 *

insgesamt um 13177 bibliographische Bände. Davon entfielen auf:

Allgemeines

606 Bände,

439 *

Rechtswissenschaft. . . .

352 *

Staatswissenschaft ....

320 *

312 *

Naturwissenschaft u. Mathem.

496 -

Ökonomie, Technologie . .

198 .

Geschichte u. Hilfswissensch.

843 *

*) Darunter 1086 Bände aus der ehemaligen Studentenbibliothek.

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14

Sprachen u. Literatur. . . 1222 Bände,

Philosophie u. Pädagogik 447

Kunst 166 *

Univers.- u. Schulschriften . 7770 *

Handschriften 6

Unter den Geschenkgebern sind außer zahlreichen in- und ausländischen Behörden, Kreisverwaltungen, Städten, Handelskammern, Bibliotheken, industriellen Werken, welche Berichte und andere Drucksachen regelmäßig überwiesen, be- sonders zu erwähnen:

Das preußische Handelsministerium, das Landgericht zu Breslau, das Schwedische Konsulat zu Breslau, die Vossische Zeitung in Berlin,

ferner die Herren Professor Ab egg, Oberbibliothekar Professor de Boor, Geheimrat Dahn, Erman, Flügge, Professor Hillebrandt, Kampers, Geheimrat Ladenburg, Partsch, Mathematiker Rahmer, Geheimrat Richter, Sturm, Schulrat Thalheim, Professor Zacher, sowie die Firmen Dülfersche Buchhandlung, von Giesches Erben. Caesar Wollheim, sämtlich in Breslau,

endlich von Auswärtigen die Herren Oberbibliothekar Altmann in Berlin, H. A. von Bary in Antwerpen, M. R. de Berlanga in Malaga, Bibliothekar A. Börner in Münster, Frau Konsul Chrambach in Dresden, Professor Theob. Hofmann in Elberfeld, Professor Hozumi in Tokio, Pfarrer Kiewitz in Zduny, Dr. W. Kothe in Göttingen, Dr. M. Kriele in Berlin, Duc de Loubat in Paris, Professor P. J. Moebius in Leipzig, Paul Pacher in Salzburg, Ober- bibliothekar Peter in Berlin, Dr. Schön felder in Bentschen, Professor J. Schubert in Eberswalde, Oberbibliothekar Professor K. Schulz in Leipzig, Ad. Thielisch in Ohlau.

Benutzung.

Die Zahl der erledigten Bestellzettel betrug 55 604. Von den bestellten Büchern wurden

verabfolgt 35 863 = 64,5 %

als verliehen bezeichnet .... 8 503 = 15,3 %,

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als nicht vorhanden bezeichnet*) . 9 926 = 17,8 %, als nicht benutzbar bezeichnet . . 1 312 = 2,4 %•

Der allgemeine und der Dozenten -Lesesaal waren ge- öffnet an 292 Tagen; die Zahl der Benutzer betrug rund 14 200.

Abgesehen von der Handbibliothek, deren Benutzung nicht gezählt werden kann, wurden in den Lesesälen benutzt 10 953 Bände Druckschriften und 75 Handschriften.

Aus der Lesesaal bibliothek wurden bis zum nächsten Geschäftstag nach Hause verliehen 1590 Bände.

Die Zahl der in Breslau ansässigen Entleiher betrug 1964; die Zahl der an dieselben nach Hause verliehenen Bände: 34 804.

Nach auswärts wurden Bücher verliehen:

an 387 Einzelpersonen und an 87 Behörden und Institute;

und zwar im ganzen 4206 Bände Druckschriften (darunter im regelmäßigen Leihverkehr an die Königliche Bibliothek in Berlin 34 Bände und an die höheren Lehranstalten in Schlesien und Posen, sowie an das Staatsarchiv zu Posen 960 Bände);

21 Handschriften.

Von auswärts wurden aus zusammen 25 Bibliotheken entliehen:

1436 Bände Druckschriften (darunter im Leihverkehr von der Königlichen Bibliothek in Berlin 1355 Bände), 18 Handschriften.

Von wissenschaftlichen und bibliographischen Anfragen wurden 86 erledigt. Das seit Oktober 1904 bei der Geschäfts- stelle des Gesamtkatalogs in Berlin eingerichtete Auskunfts- bureau der preußischen (seit 1. April d. J. der deutschen) Bibliotheken fragte an über das Vorhandensein von 568 Werken; 54 davon konnten als hier vorhanden bezeichnet werden.

*) Einschließlich 731 wegen mangelhafter Bestellung unerledigt ge- bliebener Zettel.

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I

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Stand der Entleiher.

III DiCMdU

A %1 fllffX 1 (VA

/\us\\ <truge

^ lim ii ia

Hochschullehrer

116

8

...

124

Studierende und Kandidaten

1162

76

1238

Geistliche (einschließlich der Kandidaten

nach bestandenem zweiten Examen) . . .

32

8i

114

Juristen und höhere Verwaltungsbeamte

/ _ * Ä 1_ 1 a|' k * s^ m » »

69

304

69

26

95

73

6

79

Lehrer an höheren Schulen (einschließlich

llpp Spll 11 \u m t «L' a n il i n lt>n nach Kactan

78

19

97

Lehrer an niederen Schulen

26

64

90

31

5

36

7

6

13

lecumxer, tianawirte, r aon kanten, Kani-

20

8

28

11

12

23

39

4

43

57

2

59

8

87

95

1961

474

2438

Benutzung durch die Studierenden.

Studierende

Sommer-Semester 1904

Winter-Semester 1904/5

derev.Theol. . kath. .

Rechtsw. Medizin

philos.Fak.

42 = 56<>/o aller Stud. d. ev. Theol 103=35o/o - kath. . 134=27% Rechtsw.

38= 190/o - - * Medizin

309 =440/0 - - - philos.

Fakultät

43=670/oallerStud.d.ev.Theol. 101=430/0 . . .kath. .

150=260/o - . »Rechtsw.

59=300/o < . Medizin

339=430/o * * philos.

Fakultät

Studierende überhaupt

620' = 350/0 aller Studierenden

692 = 38o/o aller Studierenden

Hörerinnen

24=340/o aller Hörerinnen

34= 28o/o aller Hörerinnen

Die überaus starke Zunahme der im Leihverkehr von der Königlichen Bibliothek in Berlin bezogenen Bücher von 956 Bänden im Jahre 1903 auf 1355 Bände in 1904 zeigt leider, daß der eigene Bücherbestand immer weniger den dringendsten Bedürfnissen der hiesigen Benutzer genügt.

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Katalogisierung und Konservierung.

Die bei der Umordnung des alphabetischen Zettel- katalogs nach Vorschrift der Instruktion vom 10. Mai 1899 vorläufig herausgenommenen und in einem Ergänzungskatalog vereinigten Zettel sind nach erfolgter Berichtigung der Ord- nungsworte durchweg wieder eingeordnet worden, bis auf die Zettel für Universitär- und Schulschriften, deren Wieder- einordnung erst eben begonnen werden konnte.

Die Vergleichung unseres Zettelkatalogs für den Gesamt- katalog der preußischen Bibliotheken hat ihren regelmäßigen Fortgang genommen. Bis zum 31. März 1905, d. h. in 2l/4 Jahr, ist der Abschnitt A Bonaq mit Ausnahme einiger zu ge- sonderter Bearbeitung ausgeschiedener Artikel verglichen worden. Von den 68 155 Werken, welche die Berliner König- liche Bibliothek in diesem Abschnitt besitzt, waren hier 12869 = 18,9°/0 vorhanden; dagegen besitzt Breslau 9251 Werke, die in Berlin fehlen. Von dem ganzen bisher verglichenen hiesigen Bestände von 22120 Werken waren also 58,2 °/0 auch in Berlin vorhanden, 41,8 % smd Breslau eigentümlich.

Die Bearbeitung der umfangreichen gar nicht oder mangel- haft katalogisierten Reste aus alter Zeit konnte leider auch in diesem Jahre aus Mangel an Arbeitskräften nur wenig ge- fördert werden. Von den im Jahre 1891 der Bibliothek über- wiesenen Resten der Studentenbibliothek wurden 783 Werke mit 1086 Bänden inventarisiert und katalogisiert.

Von einer im Jahre 1890/91 der Bibliothek einverleibten Sammlung kleiner Schriften aus dem Nachlaß W. Studemunds, die bisher nur summarisch verzeichnet war, wurden 310 hier sonst nicht vorhandene Schriften ordnungsmäßig katalogisiert.

Das im Auftrage der Bibliothek von dem Bibliothekar Dr. Pretzsch außerdienstlich bearbeitete Verzeichnis der Bres- lauer Universitätsschriften 1811—1885 wurde im Laufe des Sommers im Manuskript vollendet. Der Druck des Werkes, welches im Verlage von W. G. Korn in Breslau erscheinen wird, nähert sich seinem Abschluß.

Die im Vorjahr begonnene Stempelung der Handschriften und die im Anschluß daran ausgeführten Ausbesserungen und Erneuerungen der schadhaften Einbände mußten leider während

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des größten Teils des Jahres wegen der vielen Erkrankungen von Beamten und der dadurch nötig werdenden Vertretungen ruhen. Ausgebessert bezw. neugebunden wurden 91 Hand- schriften.*)

Revision.

Revidiert wurde in diesem Jahr die Lesesaalbibliothek und zwar zweimal. Bei der ersten Revision im Mai 1904 fehlten leider 35 Bände, die samtlich erst seit der im Februar 1903 beendeten Numerierung abhanden gekommen sein können. Bei der zweiten Revision im November fehlte neu 1 Band; wieder- gefunden wurden bis jetzt 5 von den 35 im Mai vermißten Bänden. Zur Erleichterung der Revisionen der Lesesaal- Bibliothek wurde eine besondere übersichtliche Revisionsliste angelegt.

Personal.

Der Oberbibliothekar Professor de Boor war vom April bis September 1904 im Interesse seiner wissenschaftlichen Arbeiten beurlaubt und wurde durch den Hilfsbibliothekar Dr. Georg Schneider vertreten; aus gleicher Veranlassung war der Oberbibliothekar Professor Cohn 7 Wochen beurlaubt vom 3. Oktober bis 19. November 1904.

Wegen Krankheit waren beurlaubt bezw. fehlten der Bibliothekar Dr. von Hagen 9l/i Woche, der Bibliothekar Dr. Marquardt 167t Woche, 2 andere Bibliothekare zu- sammen 4 Tage. Die von den Hilfsarbeitern wegen Krankheit versäumten Arbeitstage beliefen sich auf 39.

Von den Dienern war Poost vom 1. April bis 30. Sep- tember wegen Krankheit teils beurlaubt, teils vom Dienst ent- bunden. Eine Vertretung war erst vom 20. Juni ab möglich; der zur Vertretung einberufene Militäranwärter erkrankte sehr bald selbst, so daß er den Dienst nur in unvollkommener Weise versehen konnte. Pickel fehlte wegen Krankheit 8 Wochen, Tanneberger 6 Tage.

*) Ober einige bei dieser Arbeit gemachte Funde von allgemeinerem Interesse vergleiche die Mitteilungen des Bibliothekar Dr. Molsdorf in Zeitschrift rar die alttestamentliche Wissenschaft 24, 240 f. (Fragment einer altlateinischen Bibelübersetzung) und in Zentralblatt rar Bibliothekswesen 21, 550 f. (Schrotblatter und Holzschnitte des 15. Jahrhunderts in Breslaner Handschriften) und 22, 201 f. (Handschrift des Speculum humanae salvationis.)

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Diese ganz außerordentlich zahlreichen und langwierigen Behinderungen des an und für sich der Zahl nach nicht aus- reichenden Personals haben die Erledigung der laufenden Ge- schäfte und der gerade in diesem Jahre besonders zahlreichen außerordentlichen Arbeiten auf das äußerste erschwert

Am 1. Oktober 1904 erfolgte die Versetzung des Volontärs Dr. W. Kot he nach Göttingen und die Pensionierung des Bibliotheksdieners Poostt der 31 Jahre hindurch der Anstalt treu gedient hatte.

Im Laufe des Jahres wurde dem Unterzeichneten der Titel Geheimer Regierungsrat, dem Oberbibliothekar Professor de Boor der Rote Adlerorden IV. Klasse und dem Bibliotheks- diener Poost das Kreuz des Allgemeinen Ehrenzeichens ver- liehen. W. Ermann.

b. Das akademische Lese-Institut.

Der Vorstand des Instituts war zunächst wie im Vorjahre zusammengesetzt; seit dem 15. Oktober 1904 trat an Stelle des Prorektors Professor Dr. Leonhard der Rektor Professor D. Kawerau in denselben ein.

In der Zahl der ordentlichen und der außerordentlichen Mitglieder des Vereins sowie der Teilnehmer am Lesezirkel fanden nur geringe Veränderungen statt Die Zahl der teil- nehmenden Studierenden, welche im Vorjahre sich etwas ver- mehrt hatte, erfuhr wiederum eine Abnahme; sie betrug im Sommersemester 1904 77, im Wintersemester 1904/05 62.

Auch in diesem Jahre genügten die ordentlichen Einnahmen des Vereins nicht zur Deckung der notwendigen Ausgaben. Die letzteren konnten nur durch Hinzunahme der Valuta für einen dem Verein gehörigen Schlesischen Rentenbrief im Be- trage von 300 Mark und mit Hilfe einer vom Universitäts- Kuratorium gewährten außerordentlichen Unterstützung im Betrage von 300 Mark bestritten werden. Verhandlungen über eine Reform der Einrichtungen des Vereins zur Herbeiführung einer stärkeren Beteiligung der Studierenden und zur dauernden Besserung der Finanzen des Vereins sind noch nicht zum Abschluß gelangt. Brie.

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e. Seminare.

1. Das katholisch-theologische Seminar.

In der von Prof. Dr. Nikel geleiteten alttestament- lichen Seminarabteilung wurde im Sommersemester 1904 Dan. c. 1—2 und c. 5 gelesen. Im Anschluß an die Lektüre der aramäischen Stücke wurden die Eigentümlichkeiten des Biblisch-Aramäischen eingehend dargelegt. Bei der exegetischen Behandlung der erwähnten Abschnitte wurden insbesondere jene geschichtlichen Momente berücksichtigt, welche durch die Keilschriftforschung eine Bestätigung oder Erklärung erfahren haben. Im Wintersemester 1904/05 wurden ausgewählte Stücke aus dem pentateuchischen Gesetze gelesen und erklärt. Den Gegenstand der Erklärung bildeten zunächst der Dekalog und das Bundesbuch (Ex. 21—23), dessen einzelne gesetzliche Bestimmungen mit den parallelen Gesetzen der später ent- standenen Gesetzessammlungen verglichen wurden. Hierbei wurde in einzelnen Fällen versucht, neben dem relativen auch das absolute Alter der betreffenden Gesetze festzustellen. Es wurden alsdann noch das Königsgesetz (Deut. 17) und die Bestimmungen über das Prophetentum (Deut. 18) gelesen und erklärt, sowie deren zeitgeschichtliche Voraussetzungen erörtert.

In der von Prof. Dr. Rohr geleiteten neutestament- lichen Abteilung des theologischen Seminars wurde den Übungen des Sommersemesters die synoptische Frage zugrunde- gelegt, denen des Wintersemesters die Apokalypse. Dort wurden die einschlägigen Parallelberichte übersetzt, erklärt und auf ihren Wert für die genannte Frage geprüft, hier wurden die Briefe an die vorderasiatischen Gemeinden erörtert Zu ein- zelnen Perikopen wurde durch die Hörer der kritische Apparat ausgearbeitet. Ebenso wurden Referate gegeben über wichtige Partien der jüdischen Apokalyptik.

Die von Prof. Dr. Sdralek geleitete kirchengeschicht- liche Abteilung des kath.-theolog. Seminars beschäftigte sich in dem Studienjahre 1904/05 mit der Kritik der Heiligenleben. Zunächst wurde die unbewußte und unreflektierte Tätigkeit der Legende, in welcher das Volk zu der Wirklichkeit eines histo- rischen Stoffes ein subjektives Element einführt, in der Mannig-

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faltigkeit ihrer Irrgange und Entstellungen aufgespürt Da- nach wurde die Tätigkeit der Hagiographen, ihre Auffassung von der Aufgabe und der Methode der Geschichte, ihr Ver- hältnis zu den verschiedenen Arten von Quellen aufgedeckt. In großen Zügen konnte dann das Schema des Verfahrens der meistens namenlosen Hagiographen des Mittelalters und eine Klassifikation der Heiligenleben nach ihrem historischen Wert aufgestellt werden. An diesen Unterweisungen nahmen die Seminarmitglieder dadurch aktiven Anteil, daß sie über Bücher und Abhandlungen, welche in besonders instruktiver und ein- wandfreier Weise einzelne oder mehrere Arten des Entstehungs- prozesses von Heiligenleben erforscht haben, zur Veranschau- lichung des theoretischen Unterrichtes referierten. Außerdem waren schwierige oder kontroverse Gegenstände der gleich-, zeitigen kirchengeschichtlichen Vorlesungen auch Objekte ein- gehenderer Darlegungen im Seminar, dessen Mitglieder, wie in früheren Semestern, über die ihnen zugemessene Privatlektüre von methodisch vorbildlichen Untersuchungen Referate zu er- statten hatten. Von den größeren Arbeiten früherer und jetziger Mitglieder des Seminars konnten drei im 3. Bande der „Kirchengeschichtlichen Abhandlungen" publiziert und dem Herrn Prälaten Prof. Dr. Laemmer, von welchem der gegen- wärtige Direktor die Leitung des Seminars überkommen hat, zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum (am 10. Dezember 1904) gewidmet werden.

Die dogmatischen Übungen des katholisch-theologischen Seminars unter Leitung des Prof. Dr. Pohle bestanden in beiden Semestern aus Lektüre, Übersetzung und Erklärung von hervorragenden Partien aus der theologischen Summe des heil. Thomas von Aquin. Im Sommersemester 1904 wurde die Christologie (S. th. 3 p. qu. 1 sqq.), im Wintersemester 1904/05 die Eucharistie (S. th. 3 p. qu. 73 sqq.), zumeist im Anschluß an die Privatvorlesung des Leiters, durchgenommen. Das eigentliche Übungsziel wurde nicht nur in der Bereiche- rung des spekulativen Wissens gesucht, welches in der Schule vor dem positiven Moment zurücktreten mußte, sondern auch unter den besonderen pädagogischen Gesichtswinkel gestellt, an konkreten Beispielen zu zeigen, wie man in den mittel-

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alterlichen Schulen den theologischen Lehrbetrieb gestaltete, wie man aber in der Neuzeit mit den alten Methoden trotz ihrer sonstigen hohen Vorzüge nicht mehr auskommt

Koenig, z. Zt. Dekan.

2. Das evangelisch-theologische Seminar.

Die Übungen der alttestamentlichen Abteilung des evan- gelisch-theologischen Seminars wurden auch im verflossenen Jahre von D. Cornill in gewohnter Weise geleitet. Im Sommer 1904 wurde mit 12 Mitgliedern und 2 Hospitanten Jeremia Kap. 11 13, im Winter 1904/05 mit 8 Mitgliedern und einem Hospitanten Josua Kap. 8 und 9 gelesen. Schriftliche Arbeiten sind auch in diesem Jahre nicht eingegangen.

In der von D. Wrede geleiteten neutestamentlichen Abteilung wurden im Sommer 1904 mit 12 Mitgliedern „aus- gewählte Kapitel der paulinischen Theologie" behandelt, näm- lich die Christologie des Paulus und ihre Entstehung, sowie die Vorstellungen über Engel und Dämonen. Im Winter 1904/05 (11 Mitglieder) bildete den Gegenstand der Besprechungen die Überlieferung der Evangelien von Jesus als dem Messias. Aus diesem Gebiete wurden die Themen : Jesus als Davids Sohn, der Einzug in Jerusalem, Elias und Messias, die Verklärung Jesu eingehend erörtert. Die eingegangenen schriftlichen Arbeiten (im Sommer 12, im Winter 8) wurden in gewohnter Weise besprochen. Zu Anfang jeder Übung wurde wie schon im vorigen Jahre ein die Ergebnisse der vorangegangenen Ver- handlung zusammenfassendes, von einem der älteren Mitglieder verfaßtes Protokoll verlesen.

In der von D. Arnold geleiteten kirchengeschichtlichen Abteilung bezogen sich im Sommersemester 1904 die Übungen auf die Anfänge der Reformation. Dabei wurden zu Grunde gelegt: „W. Köhler, Dokumente zum Ablaßstreit von 1517, Tü- bingen 1902" und desselben Ausgabe von „Luthers 95 Thesen samt seinen Resolutionen Leipzig 1903".

Im Wintersemester 1904/05 wurden die Quellen der alt- kirchlichen Konziliengeschichte behandelt, teils nach „Laudiert, Die Kanones der wichtigsten altkirchlichen Konzilien. Freiburg i. Br. 1896 (respektive „Canones apostolorum et conciliorum

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saeculorum IV— VII ed. H. Th. Bruns, Berolini 1839") teils mit Hilfe von „A. Hahn, Bibliothek der Symbole und Glaubens- regeln. Breslau 1897".

Die eingelieferten Arbeiten der Seminarmitglieder bezogen sich im Sommersemester meist auf Themata der Augustin ischen Theologie und der Reformationsgeschichte. Im Wintersemester wurden vorzugsweise Untersuchungen über Schlesische Kirchen- geschichte von den Seminarmitgliedern gewählt, z. B. über Peter Eschenloers Chronik und über die Reformation in verschie- denen schlesischen Fürstentümern, Landschaften und Städten.

In der systematischen Abteilung war der Gegenstand der von D. Schmidt geleiteten Übungen an der Hand von Schleier- machers „Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt" im Sommersemester mit 12 Teilnehmern „Die Person Christi" § 96 102; im Wintersemester mit 8 Studierenden und 1 Hospi- tanten „Das Geschäft Christi" § 102—112.

Von der Vorbereitung jedesmal aller Mitglieder wurde die eingehende Beherrschung der Gedanken und Gedankenfolge des jeweiligen Textabschnittes gefordert, so daß die geordnete kritische allgemeine, in der Aussprache von Bedenken oder Zweifeln schlechthin ungehinderte, Diskussion die gründliche Bekanntschaft mit ihnen voraussetzen durfte.

Schriftlich gearbeitet wurde im Anschluß an die Verhand- lungen über „Die kirchliche Lehre vom munus triplex nach Inhalt und Voraussetzung und die Stellung zu ihr".

Schmidt, z. Z. Dekan.

3. Das praktische Institut der evangelisch- theologischen Fakultät. Homiletisches Seminar. An den homiletischen Übungen nahmen im Sommersemester 1904 20, im Wintersemester 1904/05 27 Studierende teil, von denen Predigten nach gegebenen Texten ausgearbeitet wurden; der größere Teil derselben wurde in den Gottesdiensten des Seminars (Kapelle in Sternstraße 38) auch gehalten, der kleinere Teil nur schriftlich vorgelegt. Alle diese Predigten wurden dann in den Sitzungen des Seminars besprochen.

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Katechetisches Seminar.

An den katechetischen Übungen beteiligten sich im Sommer- semester 14, im Wintersemester 15 Mitglieder. Dieselben fertigten über ihnen gegebene Bibeltexte schriftliche Katechesen an, die auch fast ausnahmslos von ihnen vor Schülern in Gegenwart der Seminarmitglieder gehalten und gleich darauf gemeinsam besprochen wurden. Kawerau.

4. Das juristische Seminar.

Die Bibliothek verwaltet von Prof. Dr. Fischer wurde in der bisherigen Weise fortgeführt. Eine ganz außer- ordentlich wertvolle Bereicherung erfuhr sie durch eine Anzahl von Werken, die Herr Prof. Jörs zum Gebrauch im Seminar überlassen hat und unter denen sich die Teilentwürfe der Redaktoren des B. G. B. befinden.

Die Übungen wurden unter Leitung der Fachvertreter in der bisherigen Weise fortgesetzt.

Prof. Dr. Dahn: Im Sommer 1904 Deutsches Erbrecht, im Winter 1904/05 Tacitus Germania.

Prof. Dr. Brie: Im Sommer 1904 Anleitung zu wissen- schaftlichen Arbeiten aus dem Staats- und Verwaltungsrecht, im Winter 1904/05 Erklärung der Deutschen Reichsverfassung mit schriftlichen Arbeiten.

Prof. Dr. Leonhard: Im Sommer 1904 Auslegung von Justinians Institutionen, im Winter 1904/05 Besprechung neuerer Schriften über römischen Zivilprozeß.

Prof. Dr. Fischer ließ im Wintersemester Streitfragen des bürgerlichen Rechts erörtern.

Prof. Dr. Jörs hat im Sommersemester 1904 eine Ein- leitung in die Papyrusforschung gegeben und ausgewählte Urkunden durch die Studierenden interpretieren lassen.

Prof. Dr. Gretener hat im Sommersemester 1904 eine Besprechung neuerer Strafgesetzentwürfe veranstaltet.

Prof. Dr. Beyerle ließ im Sommersemester 1904 Urkunden zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung im Mittelalter an Hand der Quellensammlung von K. Zeumer interpretieren.

Dahn, z. Zt. Dekan.

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5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.

A. Sommersemester 1904.

I. Herr Prof. Wolf begann seine seminaristischen Übungen am Donnerstag, den 28. April. Es beteiligten sich an ihnen 11 Herren. Während des Semesters fanden 9 Übungsabende und 2 Exkursionen statt

In den 9 Sitzungen beschäftigte sich das Seminar vor allem mit Friedrich Lists Werke: „Das nationale System der politischen Ökonomie, der internationale Handel, die Handels- politik und der deutsche Zollverein". Der Diskussion lagen Referate verschiedener Seminarmitglieder zu Grunde. Auch über den Heimstättengesetzentwurf und die beiden Exkursionen wurde referiert und verhandelt.

Die Exkursionen dienten der Besichtigung der Breslauer Lagerbierbrauerei E. Haase und der unweit Zobten gelegenen Herrschaft Puschkowa.

Die letzte Sitzung fand am Donnerstag, den 28. Juli statt.

II. Herr Prof. Sombart hielt seine seminaristischen Übungen in der Zeit vom 4. Mai bis zum 27. Juli ab. Einige Seminarmitglieder referierten über selbstgewählte Themen.

III. Die Seminarbibliothek war im Sommersemester 1904 jeden Mittwoch und Donnerstag von 6 bis 7 Uhr und jeden Sonnabend von 11 bis 1 Uhr geöffnet.

19 Herren benutzten die Bibliothek. 221 Bände wurden entliehen. Es waren vor allem Werke über Agrarpolitik, Sozialpolitik, Kartelle, Banken und Börse.

Der Bücherbestand des Seminars wurde um 134 Werke vermehrt. Einige dieser Bücher wurden dem Seminar von Behörden und Korporationen überwiesen.

B. Wintersemester 1904/05.

I. Die seminaristischen Übungen des Herrn Prof. Wolf begannen am Donnerstag, den 27. Oktober.

Die Zahl der Teilnehmer war 26. Es wurden 1 1 Sitzungen abgehalten und 3 Exkursionen unternommen.

Behandelt wurden das Bevölkerungsgesetz des Malthus, Oppenheimers Kritik dieses Gesetzes, die Verstaatlichung der Bergwerksgesellschaft Hibernia, die Landarbeiterfrage und die

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Böhm-Bawerksche Kapitalzinstheorie. Der Diskussion ging jedes Mal ein Referat voran. Auch die Exkursionen gaben zu eingehenden Erörterungen Anlaß.

Das Seminar besichtigte auf seinen Exkursionen die Dorn- dorfsche Schuhfabrik in Pöpelwitz, die Druckerei des Breslauer General -Anzeigers und das Königl. Strafgefangnis auf der Kletschkaustraße.

Die letzte Sitzung war am 2. März.

II. Herr Prof. Sombart fing seine seminaristischen Übungen am 9. November an. 13 Herren und 2 Damen nahmen an den Übungen teil. Es wurde die Arbeiterbewegung einiger wichtiger Länder besprochen. Seminarmitglieder refe- rierten über den Revisionismus, die Tätigkeit Lassalles, die deutschen und englischen Gewerkschaften und die Arbeiter- bewegung Frankreichs, Rußlands, Ungarns, Polens, Italiens, der Schweiz und Australiens.

Das Seminar kam zum letzten Male am 1. März zusammen.

III. Die Seminarbibliothek war im Wintersemester 1904/05 an jedem Mittwoch von 61/» bis 7 Vi Uhr, an jedem Donnerstag von 6 bis 7 Uhr und an jedem Sonnabend von 11 bis 1 Uhr geöffnet.

Die Bibliothek wurde von 35 Personen benutzt, die 623 Bände entliehen. Am meisten wurden Werke über Sozialismus, Sozialpolitik, Agrarpolitik und die Grundbegriffe der National- ökonomie gebraucht. Eine starke Nachfrage bestand auch nach den Lehrbüchern der Nationalökonomie und der Finanz- wissenschaft.

Der Bücherbestand des Seminars wurde erheblich ver- mehrt. Es wurden 83 Werke angeschafft. Der Präsident des Kaiserlichen Statistischen Amtes hat dem Seminar 30 mehr oder minder umfangreiche statistische Arbeiten überwiesen. Dem Seminar wurden auch noch einige andere Bücher geschenkt

Während das Seminar bisher nur von einigen schlesischen Handelskammern Jahresberichte erhielt, gehen ihm nunmehr infolge eines an dieselben gerichteten Ersuchens die Jahres- berichte und teilweise auch die monatlichen Mitteilungen der meisten Handelskammern Deutschlands zu.

Wolf. Sombart.

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6. Das historische Seminar.

Die Übungen des historischen Seminars im Winter 1904/05 litten bis Weihnachten sehr stark unter der Überfüllung des Raumes. Durch den in den Ferien vollendeten Umbau wurde ein größeres Zimmer geschaffen, aber wirklich befriedigend ist der Zustand immer noch nicht.

Die Revision der Bibliothek des Seminars ergab die Not- wendigkeit einer neuen Katalogisierung. Unter reger Beihilfe der Mitglieder des Seminars ist die alsbald unternommene Auflösung des schwerfalligen Buchkatalogs in einen Zettel- katalog modernsten Systems schon weit fortgeschritten. Gleichzeitig wurde aus den Bestanden der Bibliothek eine Handbibliothek ausgeschieden.

Die Übungen des Professors Dr. Caro waren im Sommer von 40 Mitgliedern besucht. Für den Winter hatten sich 48 Mitglieder gemeldet.

Professor Dr. Kaufmann: Die Übungen erstreckten sich vorzugsweise auf die Merowingische Periode, aber die Referate der Mitglieder gaben Anlaß auch Probleme der späteren Perioden, bis in die neueste Zeit, zu behandeln.

Professor Dr. Cichorius: Im althistorischen Seminare wurden im Sommersemester Casars Kommentarien, im Winter- semester Xenophons Anabasis behandelt und beide Werke unter Heranziehung der übrigen zeitgenössischen Quellen auf ihre Tendenz und Glaubwürdigkeit hin kritisch geprüft.

Professor Dr. Kampers: Die Übungen befaßten sich vornehmlich mit quellenkritischen Fragen der Kirchengeschichte des 11. 14. Jahrhunderts. Auch Neuerscheinungen auf ge- schichtlichem Gebiete wurden mehrfach besprochen.

Kaufmann. Cichorius. Kampers.

7. Das kunstgeschichtliche Seminar. Es haben sich im Sommersemester 10 und im Winter- semester 15 Studierende an den Übungen beteiligt.

Muther.

8. Das philologische Seminar. Professor Foerster ließ im Sommersemester im Pro- seminar die Herakliden des Euripides und die Cornelia-Elegie

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des Properz, im Wintersemester im Seminar die Eumeniden des Aischylos interpretieren und im letzteren über Abhandlungen der Mitglieder disputieren.

Die Zahl der Mitglieder des Proseminars betrug im Sommersemester 38, die der Mitglieder des Seminars im Wintersemester 17. An den Übungen des letzteren nahmen außerdem 2 Hospites teil.

Prof. Norden ließ im Sommerseraester im Seminar die Erga des Hesiodost im Winter die Politik des Aristoteles interpretieren; im Anschluß an letztere wurden auch freie Vorträge von einzelnen Mitgliedern gehalten.

Prof. Skutsch ließ im Sommersemester 1904 durch 15 ordentliche Mitglieder und 3 Hospites die große Inschrift von Gortyn unter Benutzung des Abgusses im archäologischen Museum erklären. Im Winter 1904/05 leitete er die Übungen des Proseminars über Herondas und Plinius Briefe, an denen sich 66 Mitglieder beteiligten.

Die Geschäftsführung lag in den Händen des Prof. Foerster.

Der Assistent des Seminars Oberlehrer Prof. Dr. Volk- mann veranstaltete im Sommersemester mit c. 40, im Winter- semester mit 37 Mitgliedern stilistische Übungen sowie eine Führung durch die Seminarbibliothek. Derselbe verwaltete auch mit dem geschäftsführenden Direktor die Bibliothek.

Foerster. Norden. Skutsch.

9. Das archäologische Seminar.

In Abteilung I wurden im Sommer- und Wintersemester Vasen des Museums in zeitlicher Reihenfolge, in Abteilung II (Proseminar) auserlesene Vasenbilder in Abbildungen mit Zugrundelegung des Werkes von Furtwängler-Reichhold sowie der Wiener Vorlegeblätter besprochen.

Die Zahl der Mitglieder betrug in Abteilung I im Sommer- und Wintersemester 13, in Abteilung II im Sommersemester 47, im Wintersemeser 35.

Foerster.

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10. Das germanistische Seminar.

In der germanistischen Abteilung des Seminars wurden von Prof. Siebs im Sommersemester 1904 Interpretation- und textkritische Übungen über mittelhochdeutsche Minnesänger, im Wintersemester 1904/05 Übungen über deutsche Aussprache und Vortrag und ferner Interpretationsübungen im Gotischen (Lektüre der Skeireins des Johannesevangeliums) abgehalten. Es nahmen im Sommersemester 20, im Wintersemester 18 or- dentliche Mitglieder, die auf Grund einer mündlichen Prüfung ins Seminar aufgenommen waren, an den Übungen teil.

In der Abteilung für neuere deutsche Literatur interpre- tierte Prof. Koch im Sommersemester 1904 Opitz' „Buch von der deutschen Poeterei", im Wintersemester 1904/05 des Grafen Platen Balladen, Gaselen und Sonette. Bei ersteren Übungen waren 29, bei letzteren 31 Teilnehmer (darunter eine Dame). Außerdem wurden von Prof. Koch im germanistischen Seminar Kurse für die Damen abgehalten, welche sich für die Ober- lehrerinnen-Prüfung vorbereiten; daran beteiligten sich im Sommersemester 1904 an Übungen über „den jungen Goethe" 7 Damen, im Wintersemester 1904/05 an der Interpretation von Platens Literaturkomödien, Balladen, Sonetten und Gaselen 9 Damen.

Die Benützung des Lesezimmers war in beiden Semestern eine sehr starke. Dem Kgl. Kuratorium schuldet das Seminar wärmsten Dank dafür, daß ihm besondere Mittel zur Ergänzung des Bücherbestandes auch in diesem Etatsjahre wieder bewilligt wurden. Der geschäftsführende Direktor

Prof. Dr. Max Koch.

11. Das romanisch-englische Seminar, a. Die romanische Abteilung.

In der philologischen Abteilung des Seminars wurden im Sommersemester 1904 neuprovenzalische Übungen abgehalten (Interpretation von Roumanille's Conte prouvencau), im Winter- semester 1904^05 italienische Übungen (Interpretation einer Anzahl von Gesängen der Divina Commedia unter Heranziehung der auf der Breslauer Stadtbibliothek befindlichen Hand- schriften). Die Anzahl der ordentlichen Mitglieder betrug 10 bez. 9, dazu Hospitanten.

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An den praktischen Übungen nahmen 9 bez. 8 ordentliche Mitglieder, neben einer Anzahl von Hospitanten teil. Im Sommersemester wurde Schillers Geschichte des Abfalls der Niederlande, im Winter Heines Harzreise übersetzt, in beiden Semestern Arbeiten über literarische Themata angefertigt und besprochen. Appel.

b. Die englische Abteilang.

Sommersemester 1904. Erklärung von Kynewulfs Elene mit metrischen, sprachgeschichtlichen und literarhistorischen Erörterungen, wöchentlich zwei Stunden. 15 aktive Mitglieder. Wintersemester 1904/05. Durchnahme mittelenglischer Texte (nach Zupitza- Schippers alt- und mittelenglischem Übungs- buch). Literarhistorische Vorträge. Wöchentlich 2 Stunden. 14 aktive Mitglieder. Sarrazin.

12. Das slavisch-philologische Seminar.

In dem akademischen Jahre 1904/05 wurden zunächst im Sommersemester 1904 in der gewohnten Weise Übungen in zwei Abteilungen gehalten, und zwar wurden in der ersten altslovenische Texte unter Zugrundelegung des „Handbuches der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache14 von Leskien gelesen, erklärt und kritisch beleuchtet, indem der Wortlaut mehrerer Sprachdenkmäler desselben Inhalts zur Vergleichung herangezogen wurde. In der zweiten Abteilung bildete den Gegenstand der Übungen die Ortsnamenforschung im Bereich von Schlesien und Posen, wobei vornehmlich die Bildung slavischer Ortsnamen nach bestimmten Suffixen und Kategorien erklärt wurde. Zu Grunde gelegt wurden die Abhandlungen Miklosichs über die Bildung slavischer Ortsnamen aus Per- sonennamen und Appellativen, auch andere Arbeiten über slavische Ortsnamenforschung boten reichlichen Stoff zu Untersuchungen, vornehmlich um sichere Grundsätze zur Er- klärung der slavischen Ortsnamen in Schlesien und den nächstbenachbarten Gebieten zu gewinnen. Die Zahl der Teilnehmer war in der ersten Abteilung 5, in der zweiten 14.

Im Wintersemester 1904/05 wurde in der ersten Abteilung die Volksepik der Serben, Kroaten, Groß- und Kleinrussen nach den maßgebenden Arbeiten, mit Proben aus den Sammlungen

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von Wuk Stephanowitsch Karadzitsch und von Rybnikow, mit besonderer Berücksichtigung der Form behandelt. In der zweiten Abteilung bildeten „die Grundzüge der slavischen Syntax4* die Aufgabe zu wissenschaftlichen Besprechungen. Die Zeit reichte nicht aus, um den Gegenstand in seiner Gesamtheit durchzunehmen, doch der grundlegende Teil, nämlich die Bedeutung der einzelnen Wortklassen und deren Anwendung im Satze konnte erschöpfend behandelt werden; der Hauptgesichtspunkt, die Anwendung im Satze wurde stets historisch beleuchtet und auf die vergleichende Methode zurück- geführt. Zahlreiche Beispiele aus der slavischen und der deutschen Sprache beleuchteten die leitenden Grundsätze. Teilnehmerzahl 7 beziehungsweise 13. Nehring.

13. Das geographische Seminar.

Für die Übungen des Sommersemesters 1904, an denen 20 Studierende teil nahmen, wurde zu Grunde gelegt die Darstellung einer Geschichte der physischen Weltanschauung aus Humboldts Kosmos (Bd. II), die Krümmers Auswahl aus den Klassikern der Geographie jetzt den Studierenden mit geringerem Aufwand zugänglich gemacht hat Oberall wurde der in Humboldts Zeit geltenden Auffassung die fortge- schrittene Kenntnis der Gegenwart gegenübergestellt durch Heranziehen einer umfänglichen neueren Literatur.

Im Wintersemester 1904/5 beteiligten sich 26 Studierende an Übungen über Ägypten. Die geologische Entwicklungs- geschichte des Landes, die Grundzüge seiner Natur (Boden- gestalt, künstliche Bewässerung, Nil, Klima, Isthmus und Kanal von Suez) wurden auf Grund der neuesten Forschungen in Referaten der Teilnehmer beleuchtet, auch die antiken Schil- derungen des Landes und seines Stromes, namentlich Herodot und Aristoteles, vergleichender Prüfung unterzogen, bei der die Frage, ob eine Klimaänderung für Ägypten seit den ältesten historischen Zeiten anzunehmen sei, in den Vorder- grund gerückt wurde.

Die Arbeit der Kommilitonen im Seminar blieb recht rege. Unter den spezielleren Untersuchungen ward eine besonders umfängliche über Ursachen und Verlauf des Hochwassers vom

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August 1813 zum Abschluß gebracht. Sie gelangt jetzt in dem Jahrbuch der Landesanstalt für Gewässerkunde zu voller Veröffentlichung.

Für die Ergänzung der Bibliothek und der Kartensamra- lung erwies sich als überaus erfreuliche Förderung ein vom Herrn Kurator erbetener und von ihm bewilligter außerordent- licher Zuschuß. J. Partsch.

14. Das mathematisch-physikalische Seminar.

In der von Prof. Rosanes geleiteten Abteilung wurden im Soramersemester 1904 Aufgaben aus der analytischen Geometrie der Ebene, im Wintersemester 1904/05 aus der des Raumes bearbeitet.

In der von Prof. Sturm geleiteten Abteilung wurden in beiden Semestern Themen aus der Theorie der geometrischen Verwandtschaften bearbeitet. Im Sommersemester 1904 waren es die Probleme der ebenen und der räumlichen Projektivität. Im Winterhalbjahr 1904/05 wurden zunächst die beiden involu- torischen eindeutigen Verwandtschaften behandelt, zu denen ein Kurvennetz 3. Ordnung mit 7 festen Grundpunkten, bezw. ein Flächengebüsche 2. Ordnung mit 6 festen Grundpunkten führen; woran sich dann die Untersuchung zwei-eindeutiger Verwandtschaften zwischen Ebenen oder Räumen schloß, vor- nehmlich derjenigen, welche mit den genannten involutorischen Verwandtschaften in Zusammenhang stehen.

In der von Prof. Neu mann geleiteten physikalischen Abteilung wurde im Sommersemester 1904 zunächst die Theorie der gedämpften Schwingungen und, damit zusammenhängend, die des ballistischen Galvanometers behandelt, sowie die auf dessen Anwendung beruhenden Methoden für absolute Maß- bestimmungen besprochen. Am Schlüsse des Semesters wurden sodann noch einige Aufgaben aus der Theorie der Wechsel- ströme behandelt, wie z. B. über elektrische Kraftübertragung, Wirkung von Transformatoren etc. Im Wintersemester 1904/05 wurden Aufgaben aus der niederen analytischen Mechanik be- arbeitet; es diente das Seminar in diesem Semester im wesent- lichen als Übungsstunde zu einer gleichzeitig über denselben Gegenstand gehaltenen Vorlesung.

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Auch in diesem Jahre wurde dem Seminar von dem Herrn Universitatskurator ein außerordentlicher Zuschuß bewilligt.

Rosanes, Sturm, Neumann.

15. Das philosophische Seminar.

Prof. Freudenthal veranstaltete im Sommersemester 1904 Übungen über Spinozas Briefe. Sie wurden benutzt, um die Entwicklung der wichtigsten Gedanken des Philosophen kennen zu lernen. Zu diesem Zwecke wurde auch die von W. Meyer herausgegebene Nachbildung der uns erhaltenen Briefe be- sprochen. — Im Wintersemester ward das zwölfte Buch der Metaphysik des Aristoteles gelesen, übersetzt und erläutert. An den Übungen des Sommersemesters nahmen 15, an denen des Wintersemesters nahmen 25 Studierende teil.

Prof. Baumgartner behandelte im Sommersemester 1904 mit 36, im Wintersemester 1904/05 mit 35 Teilnehmern das Induktionsproblem. Die Erörterungen setzten ein bei den historischen Induktionstheorien von Aristoteles, Bacon, Hume, J. St. Mill, Sigwart und Erdmann. Die Anschauungen der genannten Autoren wurden von den Teilnehmern in schrift- lichen Referaten in den wesentlichen Momenten dargelegt und in mündlichen Besprechungen einer Kritik unterzogen.

In der psychologischen Abteilung des Seminars wurden im Sommersemester Fragen der pädagogischen Psychologie (Intelligenzprüfung, Ermüdung durch den Schulunterricht) be- handelt. Die Zahl der Teilnehmer betrug 18. In der ersten Hälfte des Wintersemesters wurden die Seminarübungen in Beziehung gesetzt zu der gleichzeitigen Vorlesung über Psycho- logie und dienten zu deren Erweiterung und Erläuterung durch Demonstrationen. Die zweite Semesterhälfte war Übungen zur experimentellen Ästhetik gewidmet. An den Demonstrationen beteiligten sich 97, an den eigentlichen Übungen etwa 25 Studierende. Aus den in der Seminarabteilung angestellten Untersuchungen gingen zwei Druckschriften hervor:

H. Ebbinghaus, Die geometrisch -optischen Täuschungen. Vorl. Mitt. Bericht über den I. Kongreß für exper. Psychol. in Gießen 1904 S. 22;

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W. Stern, Wirklichkeitsversuche. Beiträge zur Psychol. der Aussage. II. Folge S. 1 1904.

Freudenthal. Baumgartner. Ebbinghaus.

d. Die Knnstinstitute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte.

(Archäologisches Museum.)

Die etatsmäßigen Mittel sind zur Anschaffung von Gips- abgüssen, Photographien, Bildwerken und Büchern verwendet worden.

Die Bibliothek des Museums hatte sich Zuwendungen von seiten Sr. Exzellenz des Herrn Ministers der geistlichen etc. Angelegenheiten sowie der Archäologischen Gesellschaft in Berlin zu erfreuen, wofür auch an dieser Stelle ehrerbietigst gedankt sei.

Der Besuch des Museums war im verflossenen Jahre, auch seitens der Studierenden und Schulen, ein reger.

Die Folgen der in den Wänden des Erdgeschosses sitzen- den Feuchtigkeit machen sich immer mehr geltend.

Auf Ersuchen des Unterzeichneten hat am 10. und 11. Mai eine Besichtigung und Untersuchung der Räume durch den Direktor des hygienischen Instituts der Universität Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Flügge und den Abteilungsvorsteher am Institut Herrn Prof. Dr. Reichenbach stattgefunden. Der Bericht des Direktors vom 5. Juni schließt:

„Die vorstehenden zahlenmäßigen Befunde bestätigen somit den durch die sinnlichen Wahrnehmungen gewonnenen Eindruck, daß in den untersuchten Räumen, und zwar be- sonders im Erdgeschoß, ein das zulässige Maß sehrerheblich übersteigender Feuchtigkeitsgehalt mit allen seinen für die Sammlungsgegenstände wie für die Gesundheit der dort arbeitenden Menschen bedenklichen Folgen vorhanden ist." Gleichwohl hat es sich, wie der Unterzeichnete auf seinen Antrag vom 7. Juni durch Ministerialerlaß vom 16. September benachrichtigt worden ist, noch nicht ermöglichen lassen, Mittel zur Errichtung des dringend notwendigen Neubaues für das Museum in den Etat einzustellen.

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Als Kustoden fungierten im Sommersemester die Herren Stud. phil. Mosel und Baum gart, im Wintersemester Baum - gart und Linde.

Das Winckelmannsfest wurde am 9. Dezember durch einen Vortrag des Unterzeichneten über die cyprische Doppelherme mit Hermes in Berlin, von welcher auf Veranlassung des Museums ein Abguß hergestellt worden ist, gefeiert.

Foerster.

2. Das Institut für mittelalterliche und neuere

Kunstgeschichte.

Der Jahresetat wurde wie üblich zum Ankauf von Photo- graphien für den kunstgeschichtlichen Lehrapparat verwendet.

Muther.

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik. Der Musiksaal der Universität hat nun schon seit Mai 1900

wegen der beabsichtigten Wiederherstellung nicht mehr benutzt werden können. Die Arbeit schreitet so langsam fort, daß leider noch immer jene oft beklagten Übelstände andauern, die den wichtigen Unterrichtszweig des Orgelspiels treffen und gute Überlieferung zu nichte machen. Auch in diesem Jahre mußte die Abhaltung des öffentlichen Spezimens unterbleiben, weil ein geeigneter Raum fehlt. Vor allem ist zu wünschen, daß jetzt schleunigst mit der Ausführung der Orgel für den neuen Saal begonnen werde, damit nach seiner Vollendung nicht eine neue und unnötige Verzögerung eintritt.

Im Sommersemester 1904 hielt Herr Prof. Dr. Bohn folgende Vorlesungen und Übungen:

1. Harmonielehre, erster Teil; 2stündig. 16 Zuhörer.

2. Orgelunterricht; 2 stündig. 10 Teilnehmer.

3. Über L. van Beethoven's Sinfonien No. 6 9; 1 stündig. 11 Zuhörer.

4. Orgelunterricht für Seminaristen ; 2 stündig. 6 Teilnehmer. Im Wintersemester fanden folgende Vorlesungen und

Übungen statt:

1. Harmonielehre, zweiter Teil; 2 stündig. 12 Zuhörer.

2. Orgelunterricht; 2 stündig. 6 Teilnehmer.

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3. Über L. van Beethoven's Klavier - Sonaten; 1 stündig. 20 Zuhörer.

4. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündig. 6 Teilnehmer. Der Besuch des Orgelunterrichts von Seiten der Studieren- den hat im Studienjahre 1904/05 wiederum abgenommen, da das Auditorium maximum nur für eine ganz kleine Anzahl von Übungsstunden den Orgelschülern zur Verfügung gestellt werden konnte.

Im Auftrage der Königlichen Regierungen von Breslau und Oppeln und des Provinzialschulkollegiums wurden eine be- trächtliche Anzahl von Kostenanschlägen für Orgelbauten begutachtet, sowie reparaturbedürftige Orgeln untersucht und neu hergestellte und reparierte Orgeln abgenommen, im ganzen etwa 54 Arbeiten, darunter 20, welche Reisen bedingten. Auch alle anderweitigen Gutachten, die vom Institut gefordert wurden, hat Herr Prof. Dr. Bohn erledigt.

Der Unterricht in der evangelischen Abteilung des Instituts (Evangelischer Johanneschor) wurde von Herrn Prof. Dr. W rede ganz in der bisherigen Weise fortgesetzt. Die Vorlesung über Geschichte des evangelischen Gemeindegesangs war im Sommer 1904 von 27 Hörern besucht, an den Übungen im Choral- und Altargesang nahmen während des Winters 1904/05 20 Stu- dierende teil. Zum 1. April 1905 wurde der bisherige Leiter der Abteilung, Prof. Dr. Wrede, nach zwölfjähriger Tätigkeit am Institute auf seinen dringenden Wunsch durch Reskript Sr. Exzellenz des Herrn Universitäts-Kurators von seiner Lehr- verpflichtung entbunden, nachdem er schon vor Jahresfrist nur auf besondere Bitten den Unterricht beibehalten hatte. Der Dank des Instituts für sein langjähriges segensreiches Wirken sei auch an dieser Stelle ausgesprochen.

Über die Wirksamkeit des Herrn Musikdirektor und Dom- kapellmeister Filke, der den Cäcilienchor und die Chorklasse für gemischten Chorgesang leitet, ist folgendes zu berichten: a . St. C ä c i 1 i e n c h o r. Im Sommersemester wurden bei einem Besuch von etwa 40 Herren die Messe von Stehle (Preis- messe für Männerchor) und einige Gesänge im gregoria- nischen Choral geübt. Im Wintersemester wurden der 116. Psalm „Laudate Dominum" von Franz Liszt für

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Minnerchor und das „Macte senex imperator" von Franz Lachner einstudiert.

Im Choralgesange wurden die 8 Töne des „Magnificat44 gesungen und erklart. Verschiedene Herren beteiligten sich an der Aufführung bei der Geburtstagsfeier Seiner Majestät des Kaisers, b. In der Chorklasse für gemischten Chorgesang (circa 25 Knaben) wurden im Sommersemester Chorgesänge von Grieg, Othegraven, Kodiert und Mendelssohn geübt, im Wintersemester Messen von Antonio Lotti, das Kyrie aus der Missa in C-dur von L. van Beethoven, Kyrie und Gloria aus der Krönungsmesse von Franz Liszt. Die Bibliothek des Instituts wurde auch in diesem Jahre durch Neuanschaffungen und wertvolle Schenkungen des König- lichen Ministeriums für geistliche u. s. w. Angelegenheiten vermehrt.

Die Geschäfte des Bibliothekars wurden wie im vorigen Jahre von Herrn Prof. Dr. Bohn geführt.

Die im Jahre 1904 begonnene neue Einrichtung, daß die wertvolle Bibliothek während des Semesters einmal wöchentlich weiteren Kreisen zur Benutzung geöffnet ist, hat sich bewährt und wird beibehalten werden. Der Zettelkatalog der musik- wissenschaftlichen Abteilung, der im letzten Jahre angefangen ward, ist vollendet und dadurch die Benutzung der Bibliothek bedeutend erleichtert worden.

Die Lehrapparate des St. Johanneschors und des St. Cäci- lienchors wurden wie bisher sachgemäß ergänzt

Siebs.

e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut.

Der bisherige Direktor des Instituts, Herr Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. 0. E. Meyer erkrankte zu Anfang des Sommer- semesters 1904, so daß er nicht im Stande war, Vorlesungen und Übungen abzuhalten; er wurde in der geschäftlichen und wissenschaftlichen Leitung des Instituts durch den Unter- zeichneten vertreten. Leider hat sich der Gesundheitszustand des Direktors nicht soweit gehoben, daß er seine Tätigkeit

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wieder hatte aufnehmen können; auf sein Gesuch hin wurde er vom Herrn Minister vom Direktorat und von der Ver- pflichtung zum Halten von Vorlesungen entbunden. An seine Stelle trat vom 1. Januar 1905 ab der bisherige Dozent an der Universität Berlin and Kaiserliche Professor bei der physi- kalisch-technischen Reichsanstalt zu Charlottenburg, Dr. Otto Lummer. Auch dieser war durch schwere Erkrankung ver- hindert, sein Amt im Laufe des Wintersemesters noch anzu- treten ; er wurde ebenfalls durch den Unterzeichneten vertreten.

Bei den Assistenten und bei dem Dienstpersonal sind Veränderungen gegen das Vorjahr nicht eingetreten.

Infolge der Milde des Winters konnte es durch äußerste Sparsamkeit dahingebracht werden, daß die für Heizung be- stimmte Etatsposition 29 d im Betrage von 3900 Mark nicht überschritten wurde; indessen ist auch dieser Betrag im Ver- gleich zum Dispositionsfonds enorm hoch. Auch hat sich herausgestellt, daß die Heizung durch Gasöfen für viele wissen- schaftliche Untersuchungen sehr störend ist; so können z. B. bolometrische Untersuchungen im Winter nicht ausgeführt werden. Außerdem ist mit Sicherheit vorauszusehen, daß die Position von 3900 Mark nicht ausreichen wird, sobald sämt- liche Räume des Instituts geheizt werden müssen, was binnen Kurzem der Fall sein wird. Es wird daher schon jetzt der Frage nach einer Zentralheizungsanlage näher zu treten sein.

Für wissenschaftliche Untersuchungen wurden angeschafft: 1 Spiegeleinrichtung nebst Thermosäule zum Spektrometer, 1 Steinsalzprisma, 1 Induktorium von 20 cm Funkenlänge.

Folgende Arbeiten wurden veröffentlicht: 0. E. Meyer: Das physikalische Institut der Universität

Breslau. Clemens Schaefer:

1. Elektronentheorie und Radioaktivität

2. Das ultrarote Absorptionsspektrum der Kohlensäure in seiner Abhängigkeit vom Druck.

3. Über die selektiven Eigenschaften von Resonatorengittern.

4. Über ein Vakuumthermoelement mit veränderlicher Wellenlänge.

5. Lichtelektrische Versuche an Elektrolytoberflächen.

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Erich Waetzmann: Intensitätsverhältnisse der Spektra von Gasgemischen.

Die Vorlesungen und Übungen fanden eine stärkere Be- teiligung, wie zuvor, so daß zu den bisher benutzten Räumen für das Übungspraktikum noch einer hinzugenommen werden mußte. I. V.: Privatdozent Dr. Schaefer.

2. Die Sternwarte.

Die Fernrohrbeobachtungen erlitten 1904 dadurch eine erhebliche Unterbrechung, daß der Magistrat eine neue Brücke, die „Werderbrücke", über den Platz legte, auf dem die Haupt- fernrohre bisher untergebracht waren. Dieser Platz mußte, da er nicht der Universität gehört, geräumt werden. Es zeigt das von neuem, wie notwendig die Verlegung und der Neubau der Sternwarte ist.

Nachdem die provisorische Sternwarte abgerissen war, wurde sie nach der Ostspitze der Schleuseninsel verlegt und hier der Refraktor so aufgestellt, daß das Dach nicht nur wie bisher nach West, sondern auch nach Ost abgerollt werden kann, so daß auch der Westhimmel, der bisher durch das Dach immer verdeckt war, sichtbar geworden ist. Das Dach der Heliometer wurde gleichfalls nach beiden Seiten abrollbar gemacht Die Hütte des Passageinstruments wurde 1 m länger und breiter aufgeführt, in ihr eine neue Rieflersche Pendeluhr und ein neuer Fueßscher Chronograph aufgestellt, auf dem man auch vom Refraktor aus die Zeiten der Sterndurchgänge durch die Fäden telegraphisch aufschreiben kann. Das Passage- instrument stand bisher auf dem vom geodätischen Institut in Potsdam zu Längenbestimmungen benutzten Pfeiler.

Es wurden hierdurch

verlegt nach Ost nach Nord Diff. d. Länge Breite

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Refraktor 31,3 m 11,0 m 0,108 0,36

Heliometer 34,4 15,5 0,118 0,51

Passageinstrument 45,7 6,0 0,157 0,19

Diese neue provisorische Sternwarte liegt etwa 1" westlich von der alten auf dem Dache der Universität und in gleicher Pothöhe mit ihr. Die Differenz wird noch genauer bestimmt werden.

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Am Refraktor wurde der Komet 1904a 10 mal beobachtet, 2 mal von Dr. Przybyllok, 2 mal von Herrn Völkel, 6 mal vom Unterzeichneten. Am Heliometer bestimmte Dr. Przybyllok noch einige Mondkrater durch Quereinstellung und am Passage- instrument beobachte Dr. Rechen berg 197 Sterne.

Das astronomische Praktikum wurde von 11 Studierenden besucht, doch machte sich hierbei wieder der Mangel an Instrumenten, besonders an Universalinstrumenten für Anfanger fühlbar.

Die beiden schönen Repsoldschen Meridianfernrohre von 163 mm Öffnung, ein Durchgangsrohr mit Registriermikrometer für Rektascensionen und ein bei jedem Stern umlegbarer Vertikalkreis für Deklinationen, ruhen noch seit ihrer Ankunft im Jahre 1901 in Kisten verpakt, da kein Platz zu ihrer Auf- stellung vorhanden ist, und harren der Bewilligung des Neu- baues der Sternwarte!

Die Berechnung der von der Kasaner Sternwarte seit 1898 ausgeführte Heliometerbeobachtungen des Mondkraters MösüngA wurde von der hiesigen Sternwarte zur Neubestimmung der physischen Litration übernommen.

Die 1902 begonnene allgemeine Ausmessung des Mondes besonders der dem Rande benachbarten Landschaften wurde fortgesetzt und Unterzeichneter erhielt mit Dr. Rechenberg zu gleichen Teilen 75 240 Einstellungen unter dem Mikroskop auf 9 photographischen Glasplatten. Hiervon entfallen auf Platte XI 8, XII 2, Xm 3, XIV 4, XV 11, XVI 13, XVII 9, XVIII 2 und XIX 5 Gruppen. Jede Gruppe enthält 12 bekannte, früher hier bestimmte Fundamentalkrater und 18 neu zu be- stimmende Objekte und zerfällt in 4 Sätze, da beide recht- winkligen Koordinaten nach Drehung der Platte von 180° zum zweiten Male gemessen wurden. Durch die Freundlichkeit des Direktors der Pariser Sternwarte erhielt die hiesige am 6. Juli die dort aufgenommenen Platten XVII, XVIII und XIX und am 14. Oktober die Platten XX und XXI. Die beiden letzteren stellen den Nordostrand des Mondes zum ersten Male in günstiger Libration dar, sind also in den Morgenstunden nach Mitternacht aufgenommen und zwar ebenso wie die anderen an den auf hiesigen Wunsch festgesetzten Nächten. Das

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Programm, die Kondensierung und Revision der Beobachtung führte Unterzeichneter, die sphärisch-trigonometrische Berech- nung der selenographischen Längen und Breiten Dr. Rechen - berg aus. Bei dieser Erforschung des Mondes wurden wieder viele bisher noch nie gezeichnete Formationen in erfreulicher Weise entdeckt.

Die meteorologischen Beobachtungen wurden täglich vier- mal für das meteorologische Institut in Berlin und für die Seewarte in Hamburg gemacht, auch der Landwirtschafts- kammer, dem statistischen Amt, der Regierung und den hiesigen Zeitungen mitgeteilt, der Schlesischen Zeitung auch wie bisher mit täglichen Prognosen.

Das Personal der Sternwarte war unverändert. Der zweite Assistent Erich Przybyllok promovierte hier am Ende des Sommersemesters.

Die Verlegung und der Neubau der Sternwarte werden dringend notwendig. Franz.

3. Das chemische Institut.

Leider trat in der Leitung des chemischen Instituts im letzten Viertel des Berichtsjahres eine schwere Störung durch die Erkrankung des Direktors Geheimrats Prof. Dr. Ladenburg ein; derselbe wurde im Januar und Februar durch den Ab- teilungsvorsteher Prof. Dr. Ab egg und im März durch den 1. Assistenten Privatdozenten Dr. Herz vertreten.

An die Stelle der Assistenten Privatdozent Dr. Meyer und Dr. Lipinski traten im Laufe des verflossenen Jahres Dr. Loeffler und Dr. Taurke.

Aus dem Institut wurden folgende wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht:

1. Fritz Kipke: Über Eondensationsprodukte von Piperonal und Piperonalakrolein. Dissertation.

2. Richard Franke: Über Kondensation einiger Aldehyde mit 2 . 5-Dimethylpyrazin. Dissertation.

3. Alwin Co x: Über basische Quecksilbersalze. Dissertation.

4. Georg Muhs: Über das Massenwirkungsgesetz bei der Auflösung schwer löslicher Verbindungen. Dissertation.

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5. Gerhard Langer: Über Kondensationen von Aldehyd- collidin und a-y-Lutidin mit Aldehyden. Dissertation.

6. Wilhelm Fulda: Zur Kenntnis von Merkuricomplexen, die verschiedene Anionen besitzen. Dissertation.

7. Martin Hoffmann: Kondensation von Methylchinaldin mit einigen Aldehyden. Dissertation.

8. Alois Schwarz: Beiträge zur Kenntnis der Aldehydine und Azimide. Dissertation.

9. Albert Schmidt: Über das Verhalten der Nitrochin- aldine gegen einige Aldehyde. Über das p-Methyl- hydrobenzazoin. Dissertation.

10. James Frederik Spencer: Die Beziehungen zwischen Thalli- und Thalloverbindungen. Dissertation.

11. Walther Becker: Atomgewichtsbestimmung des Sili- ciums. Dissertation.

12. Hermann Matschke Über die Einwirkung einiger Aldehyde auf p-Methylchinaldin. Dissertation.

13. Hans Schäfer: Zur Charakteristik des Oxalations. Dissertation.

14. Paul Mueller: Borsäure, Wasser, Amylalkohol. Disser- tation.

15. Fritz Taurke: Über organische Siliciumverbindungen. Dissertation.

16. Julius Meyer: Berechnung der Atomgewichte.

17. W. Becker und Julius Meyer: Einwirkung von Selen- wasserstoff auf Nitrile.

18. R. Ahegg und A. J. Cox: Löslichkeitsverhältnisse einiger schwer löslicher Silbersalze.

19. R. Abegg und A. J. Cox: Chromat, Bichromat und Chromsäure.

20. R. Abegg: Valenz und periodisches System. Theorie der Molekularverbindungen.

21. R. Abegg: Elektrodenvorgänge und Potentialbildung bei minimalen Jonenkonzentrationen.

22. R. Abegg: Valenztheorie.

23. R. Abegg und F. W. Hinrichsen: Valenzbegriff.

24. R. Abegg: Zwei historische Notizen.

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25. P. Mucller und R. Ab egg: Vorlesungs versuch über gegenseitige Löslichkeitsbeeinflussung.

26. R. Abegg und W. Herz: Chemisches Praktikum. 2. Auflage.

27. W. Herz: Natur der alkalischen Lösung von Chrom- hydroxyd.

28. W. Herz: Bericht über die physikalische Chemie 1903.

29. W. Herz: Bericht über die physikalische Chemie im

1. Halbjahr 1904.

30. W. Herz: Bericht über die physikalische Chemie im

2. Halbjahr 1904.

31. W. Herz und M. Knoch: Löslichkeit in Lösungsmittel- gemengen I.

32. W. Herz und Herbert Fischer: Verteilung löslicher Stoffe zwischen Wasser und Amylalkohol.

33. W. Herz und Herbert Fischer: Verteilung löslicher Stoffe zwischen Wasser und aromatischen Kohlen- wasserstoffen.

34. A. Ladenburg und W. Herz: Über die Benzylimide der Äpfelsäure (2. Mitteilungen).

35. A. Ladenburg: Atomgewicht des Jods.

36. A. Ladenburg: Reindarstellung des Isostilbazoiins.

37. A. Laden bürg: Herausgabe von A. Kekule: Über Konstitution und Metamorphosen der chemischen Ver- bindungen und über die chemische Natur des Kohlen- stoffs. Bd. 145 von Ostwalds Klassikern der exakten Wissenschaften. I. V.: Privatdozent Dr. W.Herz.

4. Das pharmazeutische Institut, a. Chemische Abteilung.

Als Assistenten waren im Sommersemester die Herren DDr. Gabel und Jos in g und Herr Apotheker Günzel tatig. Mit dem 1. Oktober gab Herr Dr. Josing seine Stellung auf, um in die Praxis zurückzukehren. Die Stelle blieb unbesetzt. Die damit verbundenen Geschäfte wurden von den Apothekern Richard Manno, Fritz und Max Kuntze, die nach voll- endetem Staatsexamen ihre Studien fortsetzten, wahrgenommen.

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Herr Apotheker Gttnzel hat mit dem 31. März seine Stellung aufgegeben, um seiner Militärpflicht zu genügen.

Das Laboratorium wurde im Sommersemester von 66, im Wintersemester von 87 Praktikanten besucht. Die erheblich größere Frequenz im Winter gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres ist auf das Inkrafttreten der neuen Studienordnung für Pharmazeuten am 1. Oktober 1904 zurückzuführen. Der Lehrplan blieb unverändert.

Sammlung und Apparatur wurden wiederum erheblich vermehrt. Von den größeren Apparaten seien der von der Firma Louis Dräger-Göttingen gelieferte Projektionsapparat und eine Destillierblase für ätherische Öle von Gustav Christ-Berlin hervorgehoben. Für die Bibliothek konnten größere Neuan- schaffungen nicht gemacht werden. Es wurden im wesentlichen nur die bisher gehaltenen Zeitschriften fortgesetzt.

Während der Osterferien 1904 fand der Umbau des Audi- toriums, das in allen seinen Teilen gänzlich veraltet und un- zureichend war, statt. Dadurch wurden die Licht- und Platz- verhältnisse wesentlich verbessert. Ein durchaus moderner, mit allen Hilfsmitteln ausgerüsteter Experimentiertisch mit elektrischer Schalttafel und ein umfangreicher Wandtafelaufbau tragen den Anforderungen eines zeitgemäßen Unterrichts Rechnung. Die für die Neuerungen erforderlichen Mittel sind von der hohen Staatsregierung in dankenswerter Weise nach- träglich durch den Etat für das Jahr 1905/6 bereit gestellt worden. Leider aber ist es nicht möglich gewesen, die für die Verbesserung der Lichtverhältnisse, namentlich der nach der Schuhbrücke und Burgstraße gelegenen Arbeitsräume, und für den Umbau einiger durchaus veralteter Digestorien er- forderlichen Mittel zu erhalten, sodaß trotz allen Verbesserungen ein Teil der Arbeitsräume den an sie zu stellenden Ansprüchen immer noch nicht genügt. Eine sehr dringende Veränderung ist in letzter Stunde noch durch das dankenswerte Entgegen- kommen des Herrn Universitätskurators ermöglicht worden, der für den Umbau des Schwefelwasserstoffzimmers einen Betrag von 300 Mark in wohlwollendster Weise bewilligt hat

Der erbetenen Vermehrung der Assistenzkräfte und Er- höhung des äußerst knapp bemessenen Dispositionsfonds ist

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für das kommende Etatsjahr wenigstens teilweise entsprochen worden durch eine dauernde jährliche Mehrbewilligung von 600 bezw. 500 Mark. Allerdings stehen die nunmehr disponiblen Lehrkräfte und Geldmittel immer noch in keinem Verhältnis zum Bedürfnis.

An wissenschaftlichen Arbeiten gelangten im Archiv der Pharmazie zur Veröffentlichung:

1. J. Gadamer: Über Konstitution der Pseudoammonium- basen mit Berücksichtigung der Alkaloide und deren Umwandlungsprodukte (Berberin und verwandte Basen).

2. Derselbe: Über Einwirkung von Amylalkohol auf Chloral- äthylalkoholat.

3. Derselbe: Über das Berberin.

4. Derselbe: Über Kondensation von Pseudoammonium- basen mit Hydroxylamin und p-Dimethylanilin.

5. D. Bruns: Über Kondensationsprodukte der Opiansäure.

6. Derselbe: Über das Tarkoninmethyljodid und seine Beziehungen zu Cotarnin und Hydrocotarnin.

Gadamer.

b. Pharmakognostische Abteilung.

Die Drogensammlung wurde teilweise einer eingehenden Revision unterworfen und ergänzt.

Um den Unterricht in der mikroskopischen Drogenkunde erfolgreich fortzuführen, mußten 3 weitere Kursusmikroskope angeschafft werden. Selbst der, wenn auch recht ansehnliche Bestand an Instrumenten, reichte zur Befriedigung des Be- dürfnisses eben nur aus; denn es beteiligten sich an den Übungen im Sommersemester 36, im Wintersemester 53 stu- dierende Pharmazeuten. Als Hilfsassistenten bewährten sich beim Unterricht trefflich die DDr. phil. W. Günther und E. Benner. F. Pax. Gadamer.

5. Das mineralogische Institut und Museum.

Die Sammlungen und das Instrumentarium wurden durch zahlreiche neue Erwerbungen vermehrt.

Als Museumsassistent fungierte Herr Dr. Baumann, während die Herren Privatdozenten Prof. Dr. Milch und Dr. Arthur Sachs mit dankenswerter Bereitwilligkeit als

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Unterrichtsassistenten bei der Anleitung zu selbständigen Arbeiten, sowie bei der Abhaltung der Übungen tatig waren, bei letzteren auch der Privatdozent für Chemie Herr Dr. Herz.

In den Räumen des Instituts tagte vom 19. bis 24. Sep- tember 1904 die mineralogisch-geologische Abteilung der in Breslau abgehaltenen Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte. Auch wurden die Sammlungen von den Mitgliedern der vom 15. bis 18. September hier versammelten Deutschen Geologischen Gesellschaft eingehend besichtigt.

Mit den Hilfsmitteln des Museums und Instituts wurden die Untersuchungen zu folgenden Publikationen ausgeführt: Waldemar Fischer: Physikalisch - chemische Studien an Metallhydroxyden. Naturwissenschaftliche Sektion der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kultur, Sitzungsbericht vom 14. Dezember 1904. Arthur Sachs: Ober ein Vorkommen von Jordanit in den oberschlesischen Erzlagerstätten. Zentralblatt für Mine- ralogie u. s. w., 1904, S. 723—725.

Über Zinkoxydkrystalle von der Falva-Hütte in Ober- schlesien. Ebenda 1905, S. 54—57.

Die Erze, ihre Lagerstätten und hüttentechnische Ver- wertung für Studierende u. s. w., Leipzig 1905, 74 S.

L. Milch: Beiträge zur Petrographie der Landschaft Ulu Rawas. Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w., 1904, Beilage- Band 18, S. 409—451.

Über Gesteinsumwandelung, hervorgerufen durch Erz- zuführende Prozesse. Ebenda S. 452—459.

Über die Ganggesteine des Riesengebirges. Vortrag, gehalten auf der Versammlung der Deutschen Geolo- gischen Gesellschaft in Breslau am 17. September 1904.

Über Tiefengesteinsmassive. Vortrag, gehalten in der Abteilung für Mineralogie und Geologie der Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Breslau am 19. September 1904.

G. Gürich: Granit und Gneiss, ein Beitrag zur Lehre von der Entstehung der Gesteine. Vortrag, ebenda gehalten am 19. September 1904, abgedruckt in „Himmel und Erde", 1905, S. 241 ff.

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C. Hintze: Handbuch der Mineralogie. 21. Lieferung. Leipzig, 1905.

Außerdem wurde die krystallographisch- optische Unter- suchung neuer, in den chemischen Instituten der Universitäten Breslau, Berlin und Bonn dargestellter Verbindungen von den Herren Prof. Dr. Milch und Dr. A. Sachs ausgeführt.

Hintze.

6. Das geologisch-paläontologische Institut

und Museum.

Die Tätigkeit der Beamten und zahlreichen Praktikanten des geologischen Instituts stand im verflossenen Jahre unter dem Zeichen der Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft, sowie der unmittelbar anschließenden Tagung Deutscher Naturforscher. In der Aufstellung der Schau- sammlungen wurden die Revisionen der Bestimmungen mit vereinten Kräften vorgenommen. Vor allem wurde für die Exkursionen je ein Führer für Ober- und Niederschlesien und eine Festschrift angefertigt. Abgesehen von den Exkursionen des Geologentages wurden teils für den elementaren Unterricht 4 eintägige Ausflüge teils im Interesse der fortgeschritteneren Praktikanten mehrtägige Kartierübungen, und zwar:

eine 4tägige in die Umgegend von Alt-Heide und eine 5 tagige in das Gebiet zwischen Wartha und Neurode unternommen.

Durch die rapide Zunahme der Zahl der Praktikanten und Doktoranden hat die wissenschaftliche Tätigkeit des geo- logischen Instituts eine bisher nicht erreichte Ausdehnung angenommen (s. Verzeichnis der 48 publizierten Arbeiten). Die Kräfte des Direktors und des einen Assistenten (ein Hilfs- assistent (Dr. Schmidt) ist leider nur für das Sommersemester bewilligt worden) waren infolgedessen in ungewöhnlicher Weise in Anspruch genommen und es erwies sich, da wiederholte Eingaben trotz der warmen Befürwortung seitens des Kura- toriums um Milderung dieses Zustandes keine Berücksichtigung fanden, die Aufarbeitung des neu zusammengebrachten Materials als gänzlich unmöglich. Der schon in der vorjährigen Chronik

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hervorgehobene Mangel an Arbeits- und Sammlungsräumen ist im verflossenen Jahre noch unerträglicher geworden.

Für das Zustandekommen und den Erfolg der Exkursionen gestattet sich der Unterzeichnete dem Herrn Universitätskurator, sowie vor allem Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht, Prinzregenten von Braunschweig, den ehrerbietigsten Dank auszusprechen.

Mit den Mitteln des Institutes wurden folgende Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht:

J. Herbing: Über eine Erweiterung des Gebietes der produk- tiven Steinkohlenformation bei Landeshut in Schlesien. Zentralblatt f. Min., Geol. etc., 1904, S. 403—405.

Über Karbon und Rotliegendes bei Landeshut, Schatzlar und Schwadowitz. Jahresbericht der Schles. Ges. für vaterl. Kultur. Breslau 1904.

Über das jüngere Paläozoicum an der böhmisch-schle- sischen Grenze. (Erwiderung an Herrn Dr. W. Petrascheck) B. Landeshut Schatzlar Schwadowitz. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1905. S. 220—228.

K. Flegel: Über das Alter der oberen Quader des Heuscheuer- gebirges. Zentralblatt für Mineralogie etc. 1904.

Heu scheuer und Adersbach- Weckelsdorf. Eine Studie über die obere Kreide im böhmisch-schlesischen Gebirge. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vater- ländische Kultur. 1905.

Aufschlüsse der neuen Bahnlinie Reinerz-Cudowa (Graf- schaft Glatz) in der Kreideformation, im Rotliegenden und im Urgebirge. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft, Monatsbericht für Februar 1905.

Entgegnung auf die Bemerkungen W. Petraschecks über meine Arbeiten in der oberen Kreide der Grafschaft Glatz. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Wien 1905.

Die obere Kreide in der Gegend von Oppeln. „Führer für die geol. Exkursion nach Oberschlesien.'4

Exkursion in das Kreidegebirge der südlichen Grafschaft Glatz.

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K. Flegel: Exkursion auf die Heuscheuer. Diese beiden letzten im „Führer für die geologische Exkursion in die Graf- schaft Glatz". Zeitschrift d. d. geol. Gesellsch. 1904.

Dr. Reche: Fossile Pferde der Pampasformation : Beiträge zur Geologie und Paläontologie Österreich-Ungarns etc. 1905. Wien.

Dr. G. Prinz: Die Fauna der älteren Jurabildungen im nord- östlichen Bakony. Mit 38 Tafeln. Jahrbuch der kgl. ungarischen geologischen Anstalt 1904. XV. Band.

Über die Kielbildung in der Familie Phylloceratidae Földtani Közlöny. XXXV. Band. 1905.

Dr. R. Lasswitz: Die Kreideamraoniten von Texas. Mit 8 Tafeln. Geologische und paläontologische Abhand- lungen, herausgegeben von Koken. Neue Folge, Bd. VI, Heft 4. Jena 1904.

Dr. Rautenberg: Über Pseudolestodon hexaspondylus. (In- augural-Dissertation.)

Dr. Renz: Der Jura von Daghestan (mit 4 Textfiguren). Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie etc. 1904, II. Band.

Neue Brachiopoden aus dem unteren Muschelkalk im Bakony. Resultate der wissenschaftlichen Erforschung des Balatonsees. I. Band, I. Teil. Budapest 1904.

P. Geisenheimer: Das oberschlesische Steinkohlengebirge.

Zeitschrift der deutschen geol. Ges. 1904. E. G. Friedrich: Exkursion in das Becken des alten Stausees

zwischen Wartha und Camenz. Zeitschrift der deutschen

geol. Ges. 1904.

Dr. Axel Schmidt: Oberkarbon und Rotliegendes im Brau- nauer Ländchen und der nördlichen Grafschaft Glatz. Dissertation. Jahresbericht d. Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur 1904.

Zur Frage der Neubegründung der Eisenindustrie in Ostpreußen. (Danziger Zeitung, September 1904, No. 433.)

Das Helenenthaler Eisensteinvorkommen. („Kohle und Erz44 1905. Kattowitz.)

Die Zweischaler des niederschlesischen und böhmischen Rotliegenden. (Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1905. Band I.)

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Ober das jüngere Paläozoicum an der böhmisch-schlesischen Grenze. (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1905. Wien.)

Dr. J. Wysogörski: Die Sedimente der Trias in Oberschlesien. Zeitschrift d. deutsch, geol. Ges. 1904.

Das Cenoman, Turon und Basaltvorkommen auf dem Annaberg. Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellsch. 1904.

Prof. Dr. Volz: Lavarinnen am Vulkan Guntur in West-Java. Neues Jahrbuch f. Mineral, etc. 1904, II.

Der Vulkan Papandajan in West-Java. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. Beilageband XX. 1904.

Die Insel Pulo Laut bei Süd-Ost-Borneo als Beispiel einer Hebung durch einen Massenerguß. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. Beilageband XX, 1904.

Prof. Dr. Gürich: Eine Stromatoporide aus dem Kohlenkalk Schlesiens. Beiträge zur Geologie und Paläontologie Österreich-Ungarns etc. XVII. 1904.

Mitteilungen über die Erzlagerstätten des oberschlesischen Muschelkalks. Zeitschrift der deutschen geol. Gesellsch. 1904.

Der Stand der Erörterungen über die oberschlesischen Erzlagerstätten. Kohle und Erz 1904.

Bericht über die Aufnahmearbeiten auf Blatt Jauer. Jahrbuch der geolog. Landesanstalt. Bd. XXIII. 1904.

Prof. Dr. Frech: Die wichtigsten Ergebnisse der Erdgeschichte. Geographische Zeitschrift Bd. XI. 1905.

Über das Hinaufgehen von Posidonia Becheri in das produktive Karbon. Zentralblatt für Mineralogie etc. 1905.

Neue Zweischaler und Brachiopoden aus der Bakonyer Trias. Mit 140 Abbildungen. Resultate der wissen- schaftlichen Erforschung des Balatonsees. I. Band. 1904.

Explosive Entwicklung bei Ammoneen. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft 1904.

Neue Cephalopoden aus den Buchensteiner, Wengener und Raibier Schichten des südlichen Bakony. Mit 11 Tafeln. Resultate der wissenschaftl. Erforschung des Balatonsees. I. Band. 1904.

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Prof. Dr. Frech: Reinerz, das Zentrum der Glatzer Mineral- quellen. Reinerz 1904.

Bau und Bild Österreichs. Geographische Zeitschrift Bd. X. 1904.

Über die Zukunft des Eisens. Zeitschrift für Sozial- wissenschaft. VII. Band. 1904.

Die geologische Entwicklung Oberschlesiens. Kohle und Erz 1904.

Exkursionsführer nach Niederschlesien. Zeitschrift der deutschen geol. Ges. 1904.

Exkursionsführer nach Oberschlesien und in die Bres- lauer Umgegend. Zeitschrift d deutschen geol. Ges. 1904.

Zur Geschichte der Stratigraphie des Oberdevon. Zeit- schrift der deutschen geol. Ges. 1903 (erschienen 1904).

Technische Hochschule und Bergakademie. Schlesische Zeitung 9. März 1905.

Aus der Vorzeit der Erde. Leipzig 1904.

Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Teil XIV aus dem für die Weltausstellung in St. Louis bestimmten Werk von Lexis: „Die deutschen Universitäten und das Unterrichtswesen im deutschen Reich", p. 274 ff.

Frech.

7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.

1. Die mit dem Ausscheiden des Dr. W. Limpricht am 1. Oktober 1904 frei gewordene Assistentenstelle wurde im Wintersemester von dem approbierten Apotheker Alexander Lingelsheim verwaltet. Der erste Assistent Dr. Web er- bau er war auch in diesem Jahre zur Fortsetzung seiner Studien über die Flora von Peru beurlaubt; als Vertreter desselben fungierten bis zum 1. Juli Dr. R. Kirchner, der dann eine besser besoldete Assistentenstelle an der agrikultur-botanischen Versuchsstation übernahm, von dem genannten Termin ab der approbierte Apotheker Alfred Schufftan.

2. Der Garten. Die an das zoologische Museum an- grenzenden Teile des Gartens wurden einer Neuordnung und Umpflanzung unterworfen und der Garten selbst gegen die Sternstraße durch einen neuen Zaun abgegrenzt. Das für die

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Ericaceen bestimmte Quartier erhielt eine wesentliche Erwei- terung, zumal da einige alte Bäume, die während des Winters dem Sturme zum Opfer gefallen waren, in ihren Resten ent- fernt wurden und so günstigere Lichtverhältnisse geschaffen werden konnten.

Lebende Pflanzen und Samen erhielt der Garten geschenk- weise überwiesen von den Herren: Bor nmül ler- Weimar, Lehrer Fiegert- Liegnitz, Obergärtner Görth-Proskau, Kaufmann Hempel- Breslau, Sekretär Mittmann-Breslau, Prof. Ober- dieck-Breslau, Missionar Schomerus-Indien, Landschafts- gärtner Schwabe-Gnadenfeld, Tietz-Breslau, sowie Frau H. Boer-Tichau 0./S.

An Samenproben gingen im Tausch ein 650 Nummern, versendet wurden 2300 Prisen.

3. Die Sammlungen wurden von zahlreichen einhei- mischen und auswärtigen Botanikern zu wissenschaftlichen Zwecken vielfach benutzt.

a. Das Herbarium wurde vergrößert durch Ankauf folgen- der Exsiccatenwerke: Flor, polon. exs. Lief. X und XI (Woloszczak); Herbar. siculum, Lief. IV (H. Roß); 571 Nrn. Kamerunpflanzen (Coli. Zenker); 366Transvaal- pflanzen (Coli. Schlechter); 116 Nrn. nordamerikan . Mespilus- Arten.

Geschenkweise erhielt das Herbarium eine Anzahl ungarischer Pilze von Stud. phil. Z. v. Szabö, 31 Num- mern seltener botanischer Pflanzen von Prof. Brandis in Travnik, sowie Lief. 13 des Herbar. cecidiol. von Prof. Pax.

Die Ordnungsarbeiten sind soweit gediehen, daß der weitaus größte Teil der Kryptogamen aus dem Herbar. Henschel eingeordnet und auch schon sehr umfang- reiche Teile des Herbar. Stein inseriert sind. Um die Ordnung der Pilze hat sich Herr Stud. phil. Z. v. Szabö in dankenswerter Weise verdient gemacht.

Durch die Erwerbungen der letzten Jahre hat der Umfang des Herbariums in ungewöhnlichem Maße sich vergrößert, so daß die Unterbringung desselben in den Räumen des Museums als völlig ausgeschlossen gelten

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muß, umsomehr als zu wissenschaftlichen Arbeiten ein nicht unbeträchtliches Material auswärtiger Sammlungen leihweise für längere Zeit sich im botan. Garten befand, aus den Sammlungen von Berlin, Wien, Budapest, Klausenburg, Zürich, Genf und den Privatherbarien von Dr. Schlechter, Prof. Haußknecht, Dr. Degen, Prof. Borbäs u. a. Es mußten daher zunächst einige Schränke der Kryptogamen in den dem botan. Garten überwiesenen Räumen der ehemaligen Elisabethinerinnen- Filiale aufgestellt werden, die zum Zwecke der Benutzung neu hergerichtet worden waren.

b. Das Garten in useum wurde einer eingehenden Revision unterworfen und für Unterrichtszwecke mehrfach be- reichert. Unter den Zuwendungen verdienen namentlich die von Prof. Bruch mann -Gotha überwiesenen Pro- thallien von Lycopodium Erwähnung.

c. Die Bibliothek fand eine zweckentsprechende Ver- mehrung. Am Ende des Etatsjahres erhielt die Bibliothek eine unerwartete Zuwendung durch die gütige Überwei- sung von zahlreichen Büchern und Schriften aus dem Nachlasse von Prof. Stenzel in Breslau. Die Bücher- sammlung des verstorbenen hervorragenden Gelehrten war überaus reich an paläontologischen und morpho- logischen Schriften, so daß in der Bibliothek des Gartens für manche Spezialfrage die Literatur fast vollständig vorhanden ist. Auch Herr Oberlehrer Dr. Fedde in Charlottenburg überwies der Bibliothek wertvolle Schriften.

4. Im Institut nahmen an den mikroskopischen Übungen teil im Sommersemester 54, im Wintersemester 72 Studierende. Zudem arbeiteten mehrere Herren an eigenen Untersuchungen. Die in der Filiale gelegenen, neu hergerichteten Arbeitsräume wurden bereits benutzt.

Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:

1. F. Pax, Euphorbiaceae africanae VII. Englers bot. Jahrb. XXXIV.

2. F. Pax, Über Primula minima. Wanderer im Riesen- gebirge 1904.

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3. F. Pax, Eine neue Euphorbia aus dem Kaplande. Jahresb. d. Schles. Gesellsch. 1904.

4. W. Limpricht, Rabenhorst's Kryptogaroenflora. IV. Lief. 42.

5. Z. v. Szabö, Fungi coprophili. Jahresb. der Schles. Gesellsch. 1904.

6. Z. Szabö, Tetracoccosporium Paxianum nov. gen. Hedwigia 1904.

7. R. Knuth, Geographische Verbreitung der Primulaceen. Ebenda.

8. W. Rem er, Mitteilungen über Pflanzenschädlinge. Ebenda.

9. Th. Schübe, Flora von Schlesien. Breslau 1904.

10. Th. Schübe, Resultate der Durchforschung der schles. Phanerogamen. Jahresb. d. Schles. Gesellsch. 1904.

11. Th. Schübe, Phänologische Beobachtungen im Jahre 1904. Ebenda.

Eine größere Anzahl von Arbeiten, die während des Etats- jahres ihren Abschluß fanden, befinden sich im Drucke und dürfen erst im nächsten Jahre Erwähnung finden.

Pax.

8. Das pflanzenphysiologische Institut und das

botanische Museum.

Im letztverflossenen Jahre sind für das pflanzenphysio- logische Institut zur Weiter führung der Untersuchungen über die Brandkrankheiten des Getreides besondere Mittel bewilligt. Hierdurch ist es möglich geworden, Laboratoriumsversuche und Freilandkulturen in größerem Umfange auszuführen.

Die in erster Linie Unterrichtszwecken dienenden Räume des pflanzenphysiologischen Instituts erwiesen sich für die Ausführung dieser Untersuchungen als unzureichend und nicht geeignet. Es wurden dem pflanzenphysiologischen Institute für diese Zwecke vom Ministerium die inzwischen anderweitig frei- gewordenen Räume der 1. Etage, des Kellers und des Bodens im fiskalischen Grundstück Göppertstraße 4 überwiesen. In diesen, wenn auch nur notdürftig eingerichteten Räumen war es möglich, die Untersuchungen in räumlicher und materieller Unabhängigkeit vom pflanzenphysiologischen Institute in dem geplanten Umfange einzuleiten.

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Neben der kleinen Landfläche des pflanzenphysiologischen Instituts im botanischen Garten wurde ein größeres, nach Lage und Beschaffenheit geeignetes Versuchsfeld von mehreren Morgen in Gräbschen angepachtet und für die Versuche in Betrieb genommen.

Das botanische Museum erfuhr weitere Ergänzungen nach Maßgabe der verfügbaren Mittel; besonders bemerkenswert ist ein von Prof. Möller in Ebers walde dem Museum geschenktes Mykorrhizen-Präparat von der Kiefer.

Die wissenschaftlichen Arbeiten erstreckten sich auf die bereits erwähnten Infektionsversuche über die Brandkrankheiten des Getreides. Die gewonnenen Resultate werden demnächst im 13. Bande meines Werkes: „Untersuchungen aus dem Ge- samtgebiete der Mykologie/4 erscheinen. Neben diesen Arbeiten sind von Dr. Falck die im vergangenen Jahre ausgeführten Untersuchungen über die Sporenverbreitung bei den Basidio- myceten abgeschlossen und als erstes Heft des 9. Bandes der „Beiträge zur Biologie der Pflanzen" erschienen.

Brefeld.

9. Das zoologische Institut und Museum.

Am 30. Juli wurde der Neubau des zoologischen Instituts und Museums übergeben und am 1. August fand in Gegen- wart des Herrn Universitäts - Kurators, des Herrn Rektors und zahlreicher Gäste die Feier der Einweihung statt. Der Umzug in die neuen Räume hatte schon einige Monate vorher begonnen, und war bis zu diesem Tage zu Ende geführt.

An den Arbeiten des Umzuges und der Einordnung der Sammlungen beteiligten sich außer den Beamten und einigen Studierenden ganz besonders die Herren Rentier Dietl, Prof. Dittrich, Rentier Gärtner, Prof. Dr. Götschmann und Gymnasiallehrer Merkel.

Die Lehrmittel des Instituts wurden sehr wesentlich ver- mehrt, besonders durch Ankauf eines großen und dreier mitt- lerer Mikroskope, eines Projektionsapparates sowie durch die Herstellung zahlreicher Unterrichtstafeln.

Für das Museum wurden angekauft: 64 Insektenbiologien vom Königl. Förster Gericke (Reinerz), exotische Amphibien

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und Reptilien von Privatdozent Dr. Werner (Wien), arktische Vogelbälge von Direktor Sp. Schneider (Tromsö), Antilopen- gehörne von Feldwebel Fischer (Breslau), Gipsabgüsse ein- heimischer Fische von der Firma Pellegrini (Chemnitz), der Kadaver des Gorilla aus dem hiesigen zoologischen Garten, sowie ein nach dem lebenden Tiere angefertigtes Modell von Bildhauer Kiesewalter (Breslau). Die im zoologischen Garten im Laufe des Jahres gefallenen Tiere wurden käuflich erworben.

Auch in diesem Jahre ging dem Museum eine große Zahl von Geschenken zu. In erster Linie ist hier zu nennen die große Sammelausbeute von Prof. Volz (Breslau), der zurzeit in Sumatra weilt. Unter den beiden bisher eingelaufenen, 23 Kisten umfassenden Sendungen befanden sich das Skelett eines sumatranischen Elephanten, zahlreiche Felle und Skelette von Orang-Utans, Gibbons und anderen Säugetieren, ein riesiges Krokodil, sowie umfangreiche Kollektionen niederer Tiere. Ein weiteres großes Geschenk war die bekannte Jochmann'sche Konchyliensammlung, die von Frau Jochmann (Görlitz) über- geben wurde. Die Lücken in der Schausammlung der Schmetter- linge füllte Herr Naturalienhändler Niepelt (Zirlau) aus, durch Überweisung zahlreicher seltener exotischer Formen. Die Schmetterlingsammlung wurde auch wie im Vorjahre von Herrn Rentier Gärtner, der ihre Neuordnung übernommen hat, durch zahlreiche Geschenke vermehrt, während Herr Rentier Dietl die von ihm geordnete Sammlung schlesischer Käfer vervollständigte. Weitere Geschenke gingen ein von den Herren Dr. Eppenstein (Breslau), Direktor Grabowsky (Breslau), Rentmeister Hanke (Kentschkau), Gutsbesitzer Hoppe (Breslau), Tierarzt Kolbe (Breslau), Polizeirat Kuschel (Guh- rau), Graf Matuschka (Breslau), Steueraufseher Mende (Breslau), Dr. Paul Schottländer (Wessig), Forstmeister Teile (Nimkau), Kustos Dr. Zimmer und dem Unterzeichneten.

Die Bibliothek wurde wie alljährlich aus den Mitteln der Gravenhorstschen Stiftung vermehrt und ihre Neuordnung und Katalogisierung zu Ende geführt. An Geschenken erhielt die Bibliothek eine große Anzahl Abhandlungen von der Sencken- bergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a./M„

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eine zoologische und vergleichende anatomische Separaten" Sammlung von Prof. Thilenius (Hamburg), mehrere Werke Uber Konchylien von Frau Jochmann (Görlitz). Die bisher erschienenen Bände des Sammelwerkes „Natur und Staat4' von Prof. Ha e ekel (Jena) und die 4 Bände seines letzten Reise- werkes vom Unterzeichneten.

Anfang Dezember waren die Einordnungsarbeiten soweit voran geschritten, daß das Museum dem Publikum geöffnet werden konnte. Die Besuchsstunden sind auf Mittwoch von 2 4 Uhr und Sonntag von 11 1 Uhr gelegt. Die Zahl der Besucher betrug im 1. Quartal 1905: 13 477. Die höchste Besuchsziffer von 960 Personen wurde am 26. Februar 1905 erreicht.

Publikationen:

1. Zimmer, Karl: Die arktischen Schizopoden. Fauna aretica v. 3. Lief. 3.

2. Szymahski, M.: Zur Anatomie und Systematik der Hornschwämme des Mittelmeeres. Zoolog. Anz. v. 27. Nr. 14.

3. Szymanski,M.: Hornschwämme von Aegina und Brioni bei Pola. Dissertation. Breslau.

4. Kükenthal, W.: Die Entwickelung des zoologischen Museums und Instituts der Universität Breslau. Festrede. S. A. der Schlesischen Zeitung 1. Aug. 1904.

5. Gerhardt, U.: Morphologische und biologische Studien über die Kopulationsorgane der Säugetiere. Jenaische Zeitschr. Bd. 39.

6. Roh de, E.: Untersuchungen über den Bau der Zelle. IV. Zum histologischen Wert der Zelle. Zeitschr. für wissensch. Zoologie Bd. 78.

7. Zimmer, Karl: Amphionides valdiviae n. g. n. sp. Zoolog. Anzeiger Bd. 28.

8. Reche, 0.: Über Form und Funktion der Hals Wirbel- säule der Wale. Dissertation. Breslau.

9. Kükenthal, W.: Versuch einer Revision der Alcyonarien II. Die Familie der Nephthyiden. 2. Teil. Zoolog. Jahrbücher (Abt. f. Systematik). Bd. 21.

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10. Gerhardt, U. : Studien über den Geschlechtsapparat der weiblichen Säugetiere. I. Die Überleitung des Eies in die Tuben. Habilitationsschrift Jena.

Kükenthal.

f. Landwirtschaftliche Institute.

1. Allgemeines.

Im Berichtsjahre sind von den „Mitteilungen der land- wirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau** Band II, Heft 4 und 5, von Band III, Heft 1 erschienen.

Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft an der Universität betrug:

darunter Landwirte Gesamtzahl: von Beruf:

Sommersemester 1904: 91 57

Wintersemester 1904/05: 129 93

Von den Studierenden der Landwirtschaft wurden fünf zu Doktoren der Philosophie promoviert; ferner bestanden zwei die landwirtschaftliche Lehramtsprüfung, vier die landwirt- schaftliche Abgangsprüfung, einer die Prüfung als Tierzucht- Inspektor und drei die Ergänzungsprüfung in Kulturtechnik.

Die für 1904 ausgeschriebene Preisaufgabe der Landwirt- schaftskammer hatte 2 Bearbeitungen gefunden. Dem Verfasser der einen Arbeit, Herrn stud. agr. Grützner wurde der erste Preis zuerkannt.

Die Geschäftsführung der inneren Verwaltung der land- wirtschaftlichen Institute geht am 1. April 1905 von Herrn Prof. Dr. Pfeiffer, für 2 Jahre, auf Herrn Prof. Dr. Ähren s über.

2. Spezielles.

a. Institut für Wirtschaftslehre des Landbaues.

Das am 1. April 1904 ins Leben gerufene Institut für Wirt- schaftslehre des Landbaues ist einstweilen noch ein wenig ausgebautes, da demselben Hilfskräfte bislang noch nicht zu- geordnet sind. Das verflossene Jahr diente in erster Reihe zur Einrichtung der Institutsbibliothek, deren baldige weitere Ausgestaltung durch eine dankenswerte außerordentliche Zu- wendung des Herrn Ministers sicher gestellt ist.

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Im übrigen beschränkte sich die Tätigkeit des Unter- zeichneten im Semester auf seine Vorlesungen über Betriebs- lehre, Taxationslehre und landwirtschaftliches Rechnungswesen, auf gelegentliche Wirtschaftsberatungen im Auftrage der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und auf Abfassung einer Reihe von Abhandlungen in landwirtschaftlichen Zeitschriften. In den Herbstferien unternahm derselbe eine längere Studien- reise durch das europäische Rußland zwecks Erforschung der wirtschaftlichen Bedingungen der dort vertretenen Feldsysteme.

Aereboe.

b. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen- produktionslehre.

Die Wetterwarte, der statische Versuch nnd der perma- nente Düngungs versuch wurden weiter im Betriebe erhalten und die Ergebnisse derselben in entsprechender Weise für spätere wissenschaftliche Verwertung ordnungsmäßig gesammelt.

In der Abteilung für Obst- und Gartenbau des landwirt- schaftlich-botanischen Gartens wurde der französische Obst- hof und eine Frühbeetanlage eingerichtet.

Die Aptierung des Geländes für den Versuch zum Ver- gleiche von Gründüngung mit Schwarzbrache auf leichtem Boden wurde fortgesetzt und Schlag 2 wurde mit der Pla- nierung neu in Arbeit genommen.

Die züchterischen Arbeiten an Roggen, Weizen und Gerste wurden fortgesetzt und bedeutend erweitert. Die Kreuzung von Hord. dist erectum Schübl. und Hord. dist. nutans Schübl. ergab eine zum Teil sehr deutliche Aufspaltung nach Mendels Gesetz und wird weiterkultiviert, um die gesetzmäßige Ver- erbung weiter zu verfolgen.

Der Besuch des Feldes von Studierenden und landwirt- schaftlichen Vereinen war sehr rege; auch Se. Exzellenz der Herr Oberpräsident und der Vorstand der Landwirtschafts- kammer und des landw. Vereins zu Breslau unternahmen eine ausführliche Besichtigung aller Anlagen. Gelegentlich der Natur- forscherversammlung fand auch der Besuch des Feldes durch die Vertreter des Verbandes der agrikulturchemischen Versuchs- stationen statt.

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Von Exkursionen wurde eine in den Kreis Sagan nach Greisitz und Benau unternommen.

Von Publikationen des Referenten liegen im Berichts- jahre vor:

1. Der Boden und seine Bearbeitung in „Tagesfragen aus dem modernen Ackerbau*1, 2. Auflage.

2. Erster Bericht über das landwirtschaftliche Versuchsfeld Rosenthal in: „Mitteilungen der landwirtschaftlichen In- stitute zu Breslau, Bd. II, Heft 5".

3. Korrelative Veränderungen bei der Züchtung des Roggens nach Kornfarbe in: „Jahrbuch für Pflanzen- und Tier- züchtung 1904" und Fühlings landw. Zeitung 1905.

Zwei weitere Arbeiten befinden sich noch im Druck. Außerdem gingen aus dem Institute folgende Veröffent- lichungen hervor:

1. Dr. A.Jana sz: Beschreibung einiger Zuckerrübenrassen. Inauguraldissertation.

2. Dr. R. Tücke r mann: Beitrag zur Frage des Abbaues der Kartoffel. Inauguraldissertation.

3. Dr. A. Reitemeier: Geschichte der Züchtung landwirt- schaftlicher Kulturpflanzen. Inauguraldissertation.

4. Dr. R. Thiele: Einfluß der Temperatur auf die bio- logischen Vorgänge im Boden. Verhandlungen Deutscher Naturforscher. 1904.

5. Über die Schwierigkeit, mittels der Kjeldahl'schen Methode geringe Stickstoffschwankungen im Boden fest- zustellen. Mitteilungen der landwirtschaftlichen Institute der Königl. Universität Breslau. 1905.

6. Die Stickstoffanreicherung des Bodens durch Microorga- nismen. Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen. 1905.

Die Dissertationen von Dr. Janas z und Dr. Tucker- mann wurden in die „Mitteilungen der landwirtschaftlichen Institute" aufgenommen.

Der zweite chemische Assistent Herr Dr. Jaross verließ seine Stellung und wurde durch Herrn Dr. M. Hoff mann ersetzt. Als landwirtschaftlicher Assistent wurde Herr Dr. Opitz neu angestellt. Im übrigen fanden keine Veränderungen im Personal des Institutes statt.

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Im Januar lehnte Referent einen Ruf an die landwirt- schaftliche Akademie Bonn-Poppelsdorf ab.

Die bodenbakteriologische Abteilung arbeitete unter Herrn Dr. R. Thiele in begonnener Richtung weiter. v. Rümker.

c. Das Institut für landwirtschaftliche Tier- produktions lehre. Im Bestände des Instituts haben im Berichtsjahre keine wesentlichen Veränderungen stattgefunden. Der Rasseviehstall erforderte wegen der durch ungünstige Jahreswitterung hervor- gerufenen Teuerung von Futtermitteln erhöhten Unterhaltungs- aufwand, sodaß die Neuanschaffungen und Ergänzungen des Bestandes etwas eingeschränkt werden mußten. Immerhin konnte durch Einstellung von selbstgezogenen Tieren der Be- stand auf der bisherigen Höhe erhalten werden, und der Stall diente in ergiebiger Weise als Demonstrationsmaterial für Studierende und praktische Landwirte, sowie als Objekt zur Behandlung von Fragen der Milchproduktion.

Eine von einem Studierenden der Landwirtschaft, Osowicki, ausgeführte Arbeit über das Huzulenpferd konnte von diesem zur Promotion benutzt werden und ist als besonderes Heft in dem Sammelwerk „Unsere Pferde" bei Schickhardt & Ebner, Stuttgart, veröffentlicht

Vom Referenten sind zur Veröffentlichung gekommen:

Vorgeschichtliche Funde von Rinderschädeln in Schlesien (Jahresbericht der Schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 1904).

Prähistorische Haustiere in Schlesien (Verh. der deutschen Naturforscher und Ärzte. 1904).

Verfälschung von Buttermilch, Hildesheimer Molkerei- Zeitung.

Über ländliche Fortbildungsschulen.

Kaltblut und Warmblut in der Pferdezucht.

Die Landarbeiterfrage in Schlesien. Unter Leitung des Referenten konnte mit den Studierenden eine Anzahl von landwirtschaftlichen Exkursionen nach lehr- reichen Gütern der Provinz, sowie eine solche nach Danzig zur Ausstellung der Deutschen Landw. Gesellschaft gemacht werden. Ho ldefleiß.

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d. Das agrikulturchemische und bakteriologische

Institut.

Die bereits von meinem Vorgänger erstrebte Vegetations- station ist auf einem von Herrn Prof. Dr. von Rtimker freundlichst zur Verfügung gestellten, sehr geeigneten Terrain des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes in Rosenthal mit den hierfür bewilligten Mitteln im Betrage von 25 000 Mark in viel- versprechender äußerer Gestalt erbaut worden. Im nächst- jährigen Etat haben ferner die erbetenen Mittel für die An- stellung eines Gärtners, sowie zur Deckung der laufenden Ausgaben letztere allerdings nach erheblichen Abstrichen Aufnahme gefunden. Die von mir rechtzeitig und wiederholt beantragten Mittel für die selbstverständlich absolut unent- behrliche innere Einrichtung der Station sind dagegen nicht bewilligt worden, und das gleiche Schicksal hat den ebenfalls dringend notwendigen Bau einer Gärtner- und Assistentenwohnung ereilt. Die geschaffene Anlage ist daher vorläufig nicht betriebsfähig, sie muß leider mindestens ein ganzes Jahr völlig brach liegen.

Die begonnenen Versuchsreihen wurden fortgesetzt bezw. abgeschlossen. Untersuchungen über die „Festlegung" des Ammoniakstickstoffs auf dem Wege des Basenaustausches im Ackerboden traten neu hinzu und konnten soweit gefördert werden, daß die bislang gewonnenen Ergebnisse bereits druck- fertig vorliegen.

Aus dem Institute gingen folgende Veröffentlichungen hervor:

1. Th. Pfeiffer: Stickstoffsammelnde Bakterien, Brache und Raubbau. Mitteilungen der landwirtschaftlichen Institute der Universität Breslau, Band III, Heft 1.

2. A. Ein ecke: Vergleichende Untersuchungen über die Bestimmung des Fettgehaltes in der Milch nach der Methode von N. Gerber und dem Milchrefraktometer. Daselbst.

3. Th. Pfeiffer, A. Einecke und W. Schneider: Über den Einfluß des Asparagins auf die Erzeugung der Milch und ihrer Bestandteile. Daselbst.

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Als Assisienten fungierten Dr. A. Ei necke (bis I.Februar 1905), Dr. W.Schneider und Dr.Hepner (ab 1. Januar 1905).

Pfeiffer.

e. Das landwirtschaftlich-technologische Institut.

Unter dem Personal des Instituts sind Änderungen nicht eingetreten; ebenso nahm der Betrieb desselben seinen ge- wohnten und bewährten Gang. Die Ergänzung der Lehrmittel mußte sich auf Diapositive und Tafeln beschränken, weil zur Aufbewahrung von Modellen und sonstigen Demonstrations- gegenständen absolut kein Platz mehr vorhanden ist.

Zur Veröffentlichung gelangten folgende wissenschaftliche Arbeiten:

Felix B. Ahrens: Die Isolierung von Butylen und Amylen aus einem Benzolvorlauf.

Derselbe: Die Verwertung der Sulfitcellul ose- Ablaugen.

Derselbe: Technische Gewinnung von y-picolin aus Stein- kohlenteer.

Derselbe: Synthesen von Y-Allylpyridin und y-Coniin. Derselbe: Synthese von YY-Dimethyldipyridyl. Derselbe und Stapler: Die Grignard'sche Reaktion mit Dihalo- geniden.

Erich Düring: Über y-Pyrophtalone.

Derselbe: Über p-Methyl-y-Stilbazol, seine Reduktionsprodukte

und über (i>-Trichlor-oxy-Y-propylpyridin. C. Friedländer: Über Y-Stilbazol.

Felix B. Ahrens: Sammlung chemischer und chemisch- technischer Vorträge. Band IX, Stuttgart 1904.

Ahrens.

f. Der kulturtechnische Apparat.

Im verflossenen Jahre wurden die Sammlungen für Maschinenkunde und Kulturtechnik durch Ankauf von Modellen den vorhandenen geringen Mitteln entsprechend vervollständigt. Da das Institut leider immer noch nicht über Laboratoriums- einrichtungen und entsprechendes Personal verfügt, so konnten wissenschaftliche Arbeiten nur in äußerst beschränktem Um- fange zur Ausführung kommen ; der Unterzeichnete mußte sich

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deshalb, außer seiner Lehrtätigkeit und der praktischen Arbeit als kulturtechnischer Sachverstandiger der Landwirtschafts- kammer, auf gelegentliche Mitarbeit an technischen und land- wirtschaftlichen Zeitschriften beschränken.

Luedecke.

g. Das Veterinär-Institut

Im Berichtsjahre 1904/05 wurden in der Veterinärklinik 3001 kranke Tiere, darunter 754 Pferde poliklinisch unter- sucht und behandelt. In der gleichen Zeit des Vorjahres be- trug die Frequenz 2511 Tiere, darunter 523 Pferde.

In den Stallungen des Veterinär-Instituts fanden im Berichts- jahre 70 kranke Tiere, darunter 61 Pferde, Aufnahme und Verpflegung (gegenüber 57 Tieren, darunter 38 Pferden im Vorjahre). An den meisten eingestellten Pferden wurden größere Operationen ausgeführt, welche teils in der im Vor- jahre neuerbauten Operationshalle, teils in dem neuerrichteten Notstande stattfanden. Die Operationshalle wurde dank der Bewilligung der erforderlichen Mittel seitens des Kuratoriums mit Wasserleitung und Gasbeleuchtung versehen.

Die Lehrmittel, Apparate und Instrumente des Instituts wurden durch Neuanschaffungen vervollständigt, die Sammlung des Museums durch zahlreiche Präparate ergänzt.

In noch weit größerem Umfange als im vorangegangenen Jahre wurde im Berichtsjahre von seiten der Tierärzte und Landwirte bei dem Institut Auskunft und Rat über zweifelhafte Krankheitsfälle und Sektionsbefunde eingeholt. Gegenüber 136 Fällen im Vorjahre wurden 246 Kadaver bezw. Kadaverteile von Tieren eingesandt behufs Feststellung der Todesursache oder zu anderen diagnostischen Zwecken. Hiervon entfielen auf die Provinz Schlesien 239 (darunter auf den Bezirk Breslau 117, Oppeln 83, Liegnitz 39). Auch in diesem Berichtsjahre hatte der Unterzeichnete häufig Veranlassung, der Landwirt- schaftskammer, Tierärzten und Landwirten sachverständigen Rat in Veterinärangelegenheiten und hygienischen Fragen zu erteilen. Derselbe hielt ferner eine Reihe fachwissenschaft- licher Vorträge, u. a. im Vortragszyklus der Landwirtschafts- kammer für die Provinz Schlesien und im Vortragskursus für praktische Landwirte zu Posen.

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Die Räume des Veterinär-Instituts erweisen sich bei der starken Inanspruchnahme desselben als durchaus unzulänglich. Die gegenwärtigen Zustände sind in Bezug auf verfügbare Räume, hygienische Forderungen uud Unterrichtsmaterial un- haltbar und der Kontrast zu den Anforderungen der Neuzeit augenfällig. Da das Institut sich räumlich nicht ausdehnen kann, so wird ein Neubau desselben in nächster Zeit dringend erforderlich.

Als Assistent fungierte wie im Vorjahre Herr Tierarzt August Kempa, neben welchem als Volontär-Assistent von April 1904 bis zum Schlüsse des Berichtsjahres Herr Tierarzt Hans Richter tätig war. Casper.

g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.

1. Das anatomische Institut.

Die anatomische Anstalt hat während des verflossenen Berichtsjahres in ihrem Personalbestande mancherlei Ver- änderungen erfahren.

Der Kustos an der Anatomie und Prof. e. o. für Anthro- pologie und Ethnologie Herr Dr. T h i 1 e n i u s folgte am 1. Oktober 1904 einem höchst ehrenvollen Rufe als Direktor des großen, neu zu errichtenden ethnographischen Museums in Hamburg. Der II. Prosektor Herr Privatdozent Dr. Peter folgte zu dem- selben Zeitpunkte einem Rufe als Prosektor an die Universität Würzburg und am 31. März ging der erste Assistent Herr Dr. Sommer in gleicher Eigenschaft an die Anatomie der- selben Universität.

An Stelle des Herrn Dr. Peter wurde der erste Assistent der Anatomie Herr Privatdozent Dr. Wetzel II. Prosektor, und an seine und an die Stelle des Herrn Dr. Sommer traten einstweilen die geprüften cand. med. Krebs und Strecker.

Auf der Weltausstellung von St. Louis wurde der könig- lichen Anatomie wegen der von ihr ausgestellten Gegenstände die kleine goldene Medaille zuerkannt. Leider kam ein großer Teil der ausgestellten Gegenstände in vollkommen zer- trümmertem Zustande zurück.

Eine nicht geringe Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten wurde von dem Lehrpersonal der Anatomie, von Dr. med.

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und Studierenden vollendet und veröffentlicht, und neue Arbeiten wurden in reichlicher Zahl in Angriff genommen.

C. Hasse. 2. Das physiologische Institut.

In den Personalien hat eine Änderung gegen das Vor- jahr nicht stattgefunden.

Bei Gelegenheit der 76. Versammlung Deutscher Natur- forscher und Arzte wurde am Montag, den 19. September im physiologischen Institut eine Deutsche physiologische Gesell- schaft gegründet.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden veröffentlicht: K. Hürthle:

1. Über den gegenwärtigen Stand und die Probleme der Lehre von der Blutbewegung. Deutsche med. Wochen- schrift 1904 No. 39.

2. Zur unmittelbaren Registrierung der Herztöne, Zentralbl. f. Physiol., Dezember 1904.

P. Jensen:

1. Über die Blutversorgung des Gehirns. Pflügers Archiv, Bd. 103. 1904.

2. Über die Innervation der Hirngefasse. Ebendaselbst.

3. Zur Theorie der Protoplasmabewegung und über die Auffassung des Protoplasmas als chemisches System. Anatoniische Hefte, Bd. 27. 1905.

4. Zur Mechanik des Gehirnkreislaufs; Pflügers Archiv, Bd. 107. 1905.

F. Röhmann:

1. Einige Beobachtungen über die Verdauung der Starke bei Aplysien und das Rhamnosan der ülva lactuca. Sal- kowski-Festschrift. Berlin 1904.

2. Über das p-Jodoanisol (Isoform) und sein Verhalten im tierischen Organismus. Berl. klin. Wochenschr. 1905 No. 9.

3. Anleitung zum chemischen Arbeiten für Mediziner. Zweite Auflage. Berlin, S. Karger, 1904.

B. Heile:

1. Experimentelle Untersuchungen über die Resorption im Dünn- und Dickdarm. Grenzgebiete d. Mediz. und Chirurg. 1905.

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2. Untersuchung neuerer Antiseptica mit besonderer Be- rücksichtigung des p-Jodoanisols. Volkmanns Sammlung klinischer Vorträge. 1905.

3. Über intravitale Beeinflussung autolytischer Vorgange im Körper. Zeit sehr. f. klin. Medizin Bd. 55.

E. Laqueur: Ober das Kasein als Säure und seine Unter- schiede gegen das durch Lab veränderte Kasein (Para- kaseln). Theorie der Labgerinnung, Inaug.-Dissertation, Breslau. 1905. Hürth le.

3. Das pathologisch-anatomische Institut.

Auch im abgelaufenen Jahre hat die im neuen Institute zu beobachtende Sterblichkeits-Frequenz wiederum zu- genommen und zum ersten Male die Ziffer 500 überschritten. Sie erreichte nämlich die Höhe von 503, während sie in den voraufgegangenen 480, bezw. 479 betragen hatte.

Noch ansehnlicher ist die Steigerung, wenn man die Zahl der wirklich obduzierten Leichen in Rechnung zieht. Denn heuer belief sie sich auf 462 gegenüber 419 im Jahre 1903/04 und 427 in 1902/03. Somit haben diejenigen Patienten, welche nicht seziert worden sind, bloß 6,6 % sämtlicher dem neuen Institute Überwiesenen ausgemacht.

In auffallendem Gegensatze hierzu hat nur bei 602 von den 854 Kranken, welche in dem städtischen Allerheiligen- Hospitale mit Tode abgegangen und dem alten Institute überwiesen worden sind, eine Leichenöffnung stattgefunden. Bei nicht weniger als 252, d. h. vollen 29,5 »st <üese ver* weigert oder hintangehalten worden!

Die Thatsache, daß dieses Prozentverhältnis noch bedeutend ungünstiger ist als das, über welches ich im vorigen Studien- jahre zu berichten hatte, ist wohl danach angetan, fortgesetzt die ernsteste Aufmerksamkeit auf eine Erscheinung zu lenken, die im Interesse des akademischen Unterrichtes unleugbar sehr zu beklagen ist.

Mit dem 1. April 1904 schied der 1. Assistent, Herr Prof. Dr. Henke, der bis dahin mit der Vertretung des Direktors im alten Institute betraut war, aus der hiesigen Stellung,

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um den Posten des Prosektors am städtischen Krankenhause in Charlottenburg zu übernehmen.

An seiner Statt wurde zunächst der zum 1. Assistenten aufgerückte Privatdozent Dr. Carl Winkler bestimmt, das alte Institut vertretungsweise zu leiten. Hierbei unterstützte ihn im Sommersemester Herr Dr. Salo Engel aus Reichen- bach i./Schl., im Wintersemester Herr Dr. Gilbert Völcker aus Braunschweig.

Im neuen Institute wirkten als etatsmäßige Assistenten: Herr Dr. Karl Graupner aus Berlin, der bis dahin in gleicher Eigenschaft am städtischen Krankenhause Moabit zu Berlin tätig gewesen war und im Sommersemester Herr Dr. Robert Hilgermann, im Winterseraester Herr Dr. Arnold Fuchs aus Schildberg. Als Freiwillige fungierten im Sommer: Letzterer und Herr Dr. Wandel, im Winter Herr Dr. August Pietrulla aus Nicolai und Herr Dr. Richard Brade aus Breslau.

Am 1. April 1904 wurde ferner der Oberarzt im Schles. Pionier-Bataillon No. 6 Herr Dr. Richard Rohrbach welchen das Generalkommando dem Institute seit Frühjahr 1902 überwiesen hatte, von dem bis dahin innegehabten Kommando abgelöst. Im Einvernehmen mit Sr. Exzellenz dem Herrn Generalstabsarzte der Armee ist an seine Stelle der zum Schles. Jäger-Bataillon No. 6 kommandierte Oberarzt Dr. Fritz Scholz aus Neustadt O.-S. getreten.

In Folge des Ausscheidens des Herrn Prof. Henke über- nahm Privatdozent Dr. Winkler neben den Vorlesungen über spezielle pathologische Anatomie zugleich die Abhaltung des Geschwulst-Kursus.

Auch im verflossenen Jahre hat die aufsteigende Bewegung angedauert, welche in den voraufgegangenen der Wunsch so vieler Ärzte in Stadt und Land hatte erkennen lassen, sach- verständige Auskunft über zweifelhafte Krankheits- Produkte zu erhalten.

Die Zahl der zu diagnostischer Feststellung ein- geschickten Objekte betrug nämlich nicht weniger als 637. Hievon entfallen auf die Provinz Schlesien 612; davon auf den Reg.-Bez. Breslau 470, worunter allein auf die Stadt

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Breslau 382, auf den Reg.-Bez. Oppeln 116, Liegnitz 26. Von den übrigen stammen aus der Provinz Posen 17, Branden- burg 4, je 1 aus Pommern, Westpreußen, Rheinprovinz und Königreich Sachsen.

Die Zahl der im alten Institute vorgenommenen Unter- suchungen betrug 82.

Vergleicht man nun die heurige Gesamtziffer mit derjenigen der Vorjahre, so ergibt sich, daß der Zuwachs im abgelaufenen Jahre immer noch 18,6 % beträgt, während er sich 1903/04 auf 67 %, 1902/03 auf 39 %, 1901/02 auf 31 % belaufen hatte. Mit dem vorletzten Jahre (321) verglichen, hat sich die Zahl also fast genau verdoppelt, gegenüber dem nächst früheren (1901/02) sogar beinahe verdreifacht.

Bei so starker Inanspruchnahme des Rates des Institutes kann es wohl kaum sonderlich überraschen, wenn zur Be- friedigung eines so stetig wachsenden Bedürfnisses die Tätigkeit eines einzigen Assistenten nicht mehr ausreicht. Aber auch die tägliche Arbeitslast des Direktors wird dadurch in einem zuweilen kaum bewältigbaren Grade gesteigert, zumal der zu erfüllende Zweck seiner ganzen Natur nach sofortige Be- arbeitung verlangt und eine möglichst rasche Erledigung.

An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen Jahres aus dem Institute folgende hervorgegangen: Ponfick, Topographischer Atlas der medizinisch-chirurgischen

Diagnostik. 5. Lieferung. Jena, Gustav Fischer, 1900

bis 1905. »)

Derselbe: Gedächtnisrede auf Carl Weigert. Verhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kultur, 1904, S. 107. Allgem. Med. Zentralzeitung, 1904.

Winkler: Zur Pathologie der Tuberkulose des Kindes- älters. Verhandlungen der Deutschen pathologischen Gesellschaft. Band VIII. Heft 2, S. 118.

Derselbe: Ein Fall von Überwanderung des menschlichen Eies. Ebenda, S. 177.

i) Hiermit ist dieses Werk, dessen Vorbereitung und Herausgabe den Direktor während des ganzen letzten Jahrzehntes vorwiegend beschäftigt hat, einstweilen zum Abschlüsse gelangt.

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Derselbe: Bericht über die 8. Tagung der Deutschen patholo- gischen Gesellschaft Zentralblatt f. patholog. Anatomie. Bd. XV, No. 24.

Derselbe: Über Herzruptur. Allgem. med. Zentralzeitung 1905, No. 8.

Derselbe: Über puerperale Endocarditis. Monatsschrift für

Geburtshilfe und Gynäkologie 1905. Derselbe: Über komplizierte Fractur des Beckens. Allgem.

med. Zentralzeitung 1905. Graupner: Pyaemie nach Verschlucken einer Nähnadel.

Ebenda 1905, No. 7. Arnold Fuchs: Über Carcinom der Bauchspeicheldrüse. I.-D.

Breslau 1904.

Salo Engel: Über den Zusammenhang zwischen Trauma und Tumoren des Gehirns. I.-D. Breslau 1904.

Fritz Scholz: Über Aceton -Celloldin- Schnelleinbettung. Deutsche med. Wochenschr. 1905, S. 419. Ponfick.

4. Das pharmakologische Institut.

Am 1. Oktober schied der Assistent des Institutes Dr. K. H. Baas aus seiner Stellung aus; die Assistentenstelle wird seitdem provisorisch von Herrn Dr. Johannes Biber feld verwaltet, der sich am 9. November 1904 an der hiesigen Universität als Privatdozent für Pharmakologie und Toxikologie habilitierte.

Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden folgende ver- öffentlicht:

1. Über die Aufnahme von Wasser und Salz durch die Epidermis und über die Hygroskopizität einiger Keratin- gebilde. Von W. Filehne und Dr. Biberfeid. Bei- träge zur chemischen Physiologie und Pathologie. Bd. V, S. 449.

2. Zur Wirkungsweise des Strychnins auf das Atmungs- zentrum. Von Dr. Biber feld. Archiv für die gesamte Physiologie. Bd. 103, S. 266.

3. Zur Frage nach dem Sauerstoffbedürfnisse des Frosch- nerven. Von Dr. K. H. Baas, Assistent. Archiv f. die gesamte Physiol. Bd. 103, S. 276.

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4. Über die Resorption von Jodkalium im menschlichen und tierischen Magen und über den hemmenden Einfluß des Morphins auf die Magenentleerung. Von Dr. K. H. Baas, Assistent. Deutsch. Archiv f. klinische Medizin. Bd. 81, S. 455.

5. Beiträge zur Lehre von der Diurese. X. Zur Kenntnis der Sekretionsstelle körperfremder Substanzen in der Niere. Von Dr. Joh. Biberfeld. Archiv f. d. ges. Physiol. Bd. 105, S. 308. (Habilitationsschrift.)

6. Über Motilitätsstörungen nach Kokatnisierung verschie- dener Rückenmarksstellen. Von Wilh. Fi lehne und Dr. Joh. Biberfeld. Archiv f. d. ges. Phys. Bd. 105, S. 321. Filehne.

5. Das hygienische Institut.

Zu Beginn des Etatsjahres 1904/05 übernahm der Privat- dozent Prof. Dr. Hans Reichenbach aus Göttingen die neu begründete Stelle eines Abteilungs- Vorstehers am hygienischen Institut.

In den Vorlesungen und Kursen hat gegen das Vorjahr nur in sofern eine Veränderung stattgefunden, als Herr Prof. Reichenbach sich mit dem Unterzeichneten im Impfunterricht für die Studierenden teilte. Ein Versuch, für Kreisarzt- Kandidaten während des Wintersemesters einen 3 monatlichen hygienischen Kursus abzuhalten, scheiterte an der geringen Zahl der zur Teilnahme sich Meldenden.

Die wissenschaftlichen Arbeiten des Instituts betrafen: Fortsetzung der Studien über die Verbreitungsweise der Phthise, sowie der Studien über die Wärmeabgabe des Menschen unter verschiedenen äußeren Verhältnissen; ferner Fragen der Des- infektion, Beleuchtung, der Milchhygiene u. s. w. Abge- schlossene Arbeiten wurden publiziert:

Von dem Unterzeichneten in der „Zeitschrift für Hygiene" und in „Brauer's Beiträgen zur Kenntnis der Tuberkulose"; von Privatdozent Dr. Hey mann (2 Arbeiten), Dr. Paul, Privat- dozent Dr. Ercklentz, Dr. Speck, Oberarzt Dr. Nötel (2 Arbeiten) und Dr. Kir st ein in der „Zeitschrift für Hygiene".

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Die bakteriologisch-diagnostischen und sanitätspolizeilichen Untersuchungen haben im abgelaufenen Etatsjahr wiederum eine Zunahme erfahren. Besonders beteiligt an dieser Zunahme sind die Städte und Kreise in Nieder- und Mittelschlesien (während für Oberschlesien die besondere Untersuchungsstation in Beuthen in Funktion ist). Es wird unumgänglich sein, und ist bereits in Aussicht genommen, daß seitens der beteiligten Kreise besondere Mittel für diese Untersuchungen dem hygie- nischen Institut zur Verfügung gestellt werden, da dieselben die vorhandenen Fonds des Instituts zu stark in Anspruch nehmen. Flügge.

h. Die klinischen Institute.

1. Die medizinische Klinik.

Im Berichtsjahre 1904/05 betrug die Zahl der klinisch be- handelten Kranken 1801 (862 Männer, 939 Frauen).

In dem Ambulatorium der med. Klinik wurden behandelt 7361 Kranke (3070 Männer, 4291 Frauen) gegen 6369 im Vor- jahre (2561 Männer, 3808 Frauen).

Die Zahl der Hörer betrug im S.-S. 1904 62, im W.-S. 1904/05 33.

Im Ärztepersonal sind folgende Änderungen eingetreten: Am 1. Juni schied Herr Dr. Victor Grospietsch als Assistenzarzt der Klinik aus, an seine Stelle trat der bisherige Volontärarzt Herr Dr. Georg Sandberg aus Breslau.

An Stelle des Kaiserlichen Marine-Stabsarztes Dr. Kunze wurde am 1. November 1904 Herr Marine-Stabsarzt Dr. Rogge zur Dienstleistung an die Klinik kommandiert.

Als Privatdozenten für innere Medizin habilitierten sich im Sommersemester 1904 die Assistenzärzte, Herr Dr. E. Müller und Herr Dr. G. Jochmann.

Als Volontärärzte sind an der Klinik tätig: die Herren Dr. Kolaczek und Molinari seit 1. Juni 1904, Herr Dr. Borchardt seit 1. November 1904.

Von wissenschaftlichen Arbeiten gingen während des Etats- jahres 1904/05 folgende aus der Klinik hervor:

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Geheimrat Prof. Dr. A. von Strümpell:

1. Die primäre Seitenstrangsklerose (spastische Spinal- paralyse). Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde, Band XXVII.

2. Über die Bedeutung der Sensibilit&tsprüfungen mit be- sonderer Berücksichtigung des Drucksinnes. Deutsche medizinische Wochenschrift No. 39.

3. Worte der Erinnerung an C. Weigert. Vortrag, gehalten in der medizinischen Sektion der schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Cultur. Allgem. Med. Zentral- zeitung 1904, No. 47.

4. Bemerkungen über die balneologische Behandlung der Neurasthenie. Med. Wochenschr. 1904, No.

Dr. Paul Krause:

1. Über die z. Z. üblichen bakteriologischen Untersuchungs- methoden zur Sicherung der klinischen Typhusdiagnose. Verhandlungen des XXI. Kongresses für innere Medizin.

2. Über ein bisher nicht bekanntes Symptom bei Coma diabeticum. Ebenda.

3. Über therapeutische Versuche bei Kranken mit Leukämie und Pseudoleukämie durch Bestrahlung mit Röntgen- strahlen. Vortrag in der med. Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, 1904, Juli, Allgem. med. Zentralzeitung 1904, No. 32.

4. Über Röntgentherapie der Leukämie und Pseudoleukämie. Verhandlungen der Naturforscher - Versammlung zu Breslau, 1904.

5. Zur Röntgenbehandlung von Bluterkrankungen. Zu- sammenfassender Bericht. Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, Bd. VIII.

6. Demonstration eines Muskelgymnasten. Röntgoskopische Befunde. Allgem. med. Zentralzeitung, 1904, No. 49.

Dr. Jochmann:

1. Über seltenere Erkrankungsformen der Bronchien nach Masern und Keuchhusten. Zieglers Beiträge zur pathol. Anatomie, Bd. 36 (mit Dr. Moltrecht zusammen).

2. Die Bakterienbefunde bei Scharlach und ihre Bedeutung für den Krankheitsprozeß. Habilitationsschrift, Breslau,

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1904. Im Auszuge erschienen in Zeitschrift für klin. Medizin, 56. Bd., Heft 3 u. 4. 3. Über die Bakteriaemie und die Bedeutung der bakterio- logischen Blutuntersuchung für die Klinik. Zeitschrift für klin. Medizin, 54. Bd., Heft 5 u. 6. Dr. Müller:

1. Habilitationsschrift: Zur Kenntnis der multiplen Sklerose des Gehirns etc. Teil des folgenden, 1904.

2. Monographie: Die multiple Sklerose des Gehirns und Rückenmarks. Jena, 1904, 398 St.

Dr. Seidelmann:

1. Demonstration in der Schlesischen Gesellschaft für vater- ländische Cultur. (Allgem. med. Zentralzeitung, 1904. No. 32.)

a. Fall von Dystrophia muscularis,

b. Fall von Chorea hereditaria.

2. Ein Fall von symmetrischer Gangrän der Extremitäten nach Pneumonie. Deutsche Zeitschrift für Nervenheil- kunde, Bd. XXVII.

Dr. K. Ziegler:

Histologische Untersuchungen über das Oedem der Haut und des Unterhautzellgewebes. Beiträge von Ziegler, 1904. Dr. Sandberg:

Ein Beitrag zur Symptomatologie der Fistula gastro- colica carcinomatosa. Zeitschrift für klinische Medizin, 5G. Bd., Heft 1 u. 2. Dissertationen: Carl Böhm: Über traumatische Herzfehler.

Dr. v. Strümpell.

2. Die medizinische Poliklinik.

Im dritten Jahre (1904/05) ihres Bestehens wurden in der medizinischen Poliklinik 2118 Kranke (1073 Männer, 1045Frauen) behandelt. In der gleichen Zeit des Vorjahres betrug die Fre- quenz 1555 Kranke (734 Männer, 821 Frauen).

Als Assistenzärzte fungierten, wie im Vorjahre, die Herren Dr. Körte und Dr. Steinberg. Außerdem waren als

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Volontärärzte beschäftigt Dr. Epp enstein, Drd. Georg Hahn, Drd. Pasch und Dr. Reche.

An wissenschaftlichen Arbeiten wurden veröffentlicht: R. Stern:

1. Armenpflege und Tuberkulosebekämpfung. Allgem. med. Zentralzeitung, 1904.

2. Ober Lungensteine. Deutsche med. Wochenschrift, 1904.

3. Untersuchungen über die bakterizide Wirkung des mensch- lichen Blutserums beim Abdominaltyphus. Versammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte. Breslau 1904.

4. Über Unfallbegutachtung bei zweifelhafter Sachlage. Ärztl. Sachverständigen-Zeitung, 1905.

5. Chronische Streptococcen - Infektion der Harnorgane. Allgem. med. Zentral zeitung, 1905.

Georg Hahn: Über die bakterizide Wirkung des menschlichen Blutserums gegenüber Typhusbazillen. Inaugural-Disser- tation, Breslau 1904 und Deutsch. Archiv für klin. Med., Bd. 82.

Körte und Steinberg: Weitere Untersuchungen über die bakterizide Reaktion des Blutserums der Typhuskranken. Deutsch. Archiv f. klin. Med. Bd. 82.

Körte: Über Sklerodermie. Allgem. med. Zentralzeitung, 1905.

Steinberg: Über lokale Asphyxie. Ebenda.

Stern.

3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik. Im Personalbestand der Klinik traten folgende Änderungen

ein:

Herr Privatdozent Dr. Gottstein trat am 1. Oktober 1904 aus, an seiner Stelle wurde Herr Dr. Sauerbruch Assistenzarzt.

Herr Assistenzarzt Dr. Fittig wurde am 1. Januar 1905 als Assistenzarzt des Roten-Kreuz-Hospitals nach Japan beur- laubt, an seiner Stelle wurde Herr Dr. Tiegel Assistenzarzt.

Herr Assistenzarzt Dr. Machol wurde am 1. Oktober 1904 zwecks wissenschaftlicher Reise beurlaubt, an seiner Stelle wurde Herr Dr. Renner Assistenzarzt der orthopädischen Abteilung.

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Der zur Klinik kommandierte Dr. Schmidt, Stabsarzt im Königin - Augusta - Gardegrenadier - Regiment No. 4, wurde am 1. November 1904 abberufen und durch Herrn Dr. Stappen- beck, Oberarzt im Infanterie-Regiment No. 42, ersetzt.

Das ärztliche Personal der Klinik bestand aus folgenden Herren :

Privatdozent Prof. Dr. Kausch, Oberarzt der Klinik; Privatdozent Dr. Lud 1 off, Oberarzt der orthopädischen Abteilung;

Assistenzärzte: Privatdozent Dr. An schütz, Privatdozent Dr. Gottstein, Dr.Fittig, Dr.Heile, Dr.Machol, Dr. Sauerbruch, Dr. Renner, Dr. Tiegel;

Volontärärzte: Dr. Mertens, Dr. Hoffmann, Dr.Goebel, Dr. Hepner, Dr. Bardenheuer, Dr. Engelbrecht, Dr. Münnich, Dr. Schickele, Dr. Vogel, Dr. Campbell, Dr. Schmilinsky, Dr. Levy, Dr. Makkas, Dr. Hartog, Dr. Stetten, Dr. Niketic, Dr. Gaugele, Dr. Bucholz, Dr. v. Frisch.

Kommandiert zur Klinik: Stabsarzt Dr. Schmidt, nach dessen Abberufung Oberarzt Dr. Stappenbeck.

Die Zahl der Hörer betrug im Sommersemester 50, im Wintersemester 40.

Die Zahl der fremden Ärzte betrug 44. In der stationären Klinik wurden behandelt 1076 Männer, 760 Frauen, gegen 1185 Männer, 733 Frauen im Vorjahr.

In der Poliklinik wurden behandelt 8427 Patienten gegen 7156 im Vorjahr, davon in der orthopädischen Abteilung 2550.

Am 1. Juli wurde eine urologische Poliklinik unter Leitung des Herrn Privatdozenten Dr. Gottstein eröffnet. In derselben wurden bisher 130 Patienten behandelL

Während des Etatsjahres 1904/05 sind an wissenschaft- lichen Arbeiten erschienen: Geheimrat von Mikulicz:

1. Zur Pathologie der Gelenkkon trakturen. III. Orthopäden- kongreß 5. April 1904. Erschienen in Zeitschrift für orthopädische Chirurgie. 1904.

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2. Versuche über Resistenzvermehrung des Peritoneums gegen Infektion bei Magen- und Darmoperationen. XXXIII. Chirurgenkongreß 8. April 1904. Archiv für klinische Chirurgie. 1904.

3. Einiges über Naht und Nahtmaterial. Deutsche med. Wochenschrift. 1904.

4. The Cavendish Lecture on experiments of the immuni- sation against infection of Operation wounds, especially on the Peritoneum. Vortrag vor der West London Medico-Chirurgical Society. 24. Juni 1904. Erschienen in „The Lancet".

5. Vortrag in der schles. Gesellschaft für vaterländische Cultur über: Sackartige Dilatation des Oesophagus und secundäres Carcinom. 8. Juli 1904.

6. Operationen in der Brusthöhle mit Hülfe der Sauer- bruch'schen Kammer. Deutsche med. Wochenschrift. 1904.

7. Die heutige Magen- und Darmchirurgie und ihre Bedeu- tung für den Arzt. Deutsche Klinik. 1904.

Prof. Dr. Kausch:

1. Beiträge zum Diabetes in der Chirurgie. Archiv für klinische Chirurgie. 1904.

2. Trauma und Diabetes melitus und Glykosurie. Zeitschrift für klinische Medizin. 1904.

3. Beiträge zu den plastischen Operationen. Archiv für klinische Chirurgie. 1904.

4. Die Erkrankungen der Brustdrüse. Die deutsche Klinik. 1904.

Privatdozent Dr. Ludloff:

1. Zur Pathogenese und Therapie der Kniegelenkskontrak- turen. Vortrag auf dem III. Kongreß der deutschen Ge- sellschaft für orthopädische Chirurgie. Zeitschrift für orthopädische Chirurgie, XIII. Bd.

2. Fraktur der Hals Wirbelsäule. Vortrag in der med. Sektion der Schlesischen Gesellschaft am 8. Juli 1904. Allgem. med. Zentralzeitung No. 31. 1904.

3. Halswirbelfrakturen. 76. Versammlung deutscher Natur- forscher und Ärzte zu Breslau. Sektion für Chirurgie. Zentralblatt für Chirurgie No. 47. 1904.

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78

Privatdozent Dr. Gottstein:

1. Über die Verwendbarkeit des Luysschen Separateurs an Stelle des Ureterenkatheters. Allgemeine med. Zentral- zeitung. 1904, No. 7 u. 8.

2. Zur Pathologie und Therapie des Cardiospasmus. Ver- handlungen der 76. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zu Breslau. 1904.

3. Zur Technik der Oesophagoskopie. Verhandlungen der 76. Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte zu Breslau. 1904.

Dr. Heile:

1. Ober intravitale Beeinflussung autolytischer Vorgänge. Zeitschrift für innere Medizin (Festschrift für Naunyn). 1904.

2. Experimentelle Prüfung neuer Antiseptika mit besonderer Berücksichtigung des Jodoanisol (Isoform). Volkmann'sche klinische Vortrage. 1905.

3. Experimentelle Beitrage zur Magen - Darmresorption. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie. 1905.

Dr. Fittig:

1. Ober die Behandlung der Carcinome mit Röntgenstrahlen. Beiträge zur klinischen Chirurgie. 1904. Dr. Sauerbruch:

1. Ober die physiologischen und physikalischen Grundlagen bei intrathorakalen Eingriffen in meiner pneumatischen Operationskammer. Archiv für klinische Chirurgie. 190 t.

2. Zur Pathologie des offenen Pneumothorax und die Grundlagen meines Verfahrens zu seiner Ausschaltung. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie. 1904.

3. Die Anastomose zwischen Magen und Speiseröhre und die Resektion des Brustabschnittes der Speiseröhre. Zentralblatt f. Chirurgie No. 4. 1905.

Dr. Renner:

Die Lymphdrüsenmetastasen beim Magenkrebs. Mit- teilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie. 1904.

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Dr. Tiegel:

Über pepiische Geschwüre des Jejunums nach Gastro- enterostomie. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie. 1904. Stabsarzt Dr. Schmidt:

1. Über angeborene Hüft- und Kniebeugekontraktur. Zeit- schrift für orthopädische Chirurgie. XU. Bd.

2. Über das Aneurysma der Art. Axillaris infolge von Schulterverrenkung. Beiträge zur klinischen Chirurgie. 1904.

3. Über die operative Behandlung der Elephantiasis des Beines. Beiträge zur klinischen Chirurgie. 1904.

4. Über Behandlung und Dauerergebnisse bei Verletzungen und Verengerungen der männlichen Harnröhre. Beiträge zur klinischen Chirurgie. 1905.

Dr. Münnich:

Zur operativen Behandlung der Prostatahypertrophie.

Beiträge zur klinischen Chirurgie. 1904. Dr. Goebel:

1. Die Prinzipien des Bruchpfortenschlusses bei Crural- hernie unter Mitteilung einer neuen Methode v. Mikulicz, Beiträge zur klinischen Chirurgie. Bd. XLII, 2. Heft, pag. 486.

2. Über idiopathischen, protrahierten Priapismus. Mittei- lungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie. Bd. XIII, pag. 578.

Privatdozent Dr. Mann:

Zur Symptomatologie des Kleinhirns (über cerebellare Hemiataxie und ihre Entstehung). Aus der Königlichen Universitäts -Augenklinik und chirurgischen Klinik in Breslau. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie. 1904. Bd. XV, Heft 6. Dissertationen :

1. Jutkowski, Lazarus: Über plastische Operationen an Penis und Scrotum im Anschluß an einen Fall von Schindung der männlichen Genitalien. Inaug.-Diss.

2. Oettinger, Walter: Beitrag zur Talma'schen Operation. Inaug.-Diss.

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3. Peisker, Hans: Ein Beitrag zur Differential -Diagnose von verheilten Beckenfrakturen und Coxa vara. Inaug.- Dissertation.

4. Kartscher, Jean Alfred: Erfahrungen über desmoide Geschwülste der Bauchdecken aus den Jahren 1880 bis 1903. Inaug.-Diss. v. Mikulicz.

4. Die Klinik für Augenkranke. Personalien. Als Assistenten fungierten im Jahre 1904,05 die Herren Privatdozent Dr. Heine, Dr. Lud. Paul, Dr. Erich Jakoby; Oberarzt Dr. Wer nicke, welcher seitens des Generalkommandos zur Klinik kommandiert ist.

Gebäude.

Im Gebäude wurden die notwendigen Reparaturen aus- geführt.

Krankenzahlen. In der poliklinischen Abteilung wurden neu aufgenommen:

a. im Sommersemester . . . 2808 Kranke,

b. im Wintersemester . . . . 2378 Während des ganzen Jahres 5186 Kranke.

Von diesen Kranken wurden 1054 der stationären Klinik überwiesen.

An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:

a. im Sommer 351 Operationen,

b. im Winter . . . . . 410 *

Zusammen 761 Operationen. Die Zahl der zum Unterricht und an die Studierenden zur Untersuchung verteilten Kranken betrug:

a. im Sommersemester .... 178 Kranke,

b. im Wintersemester . . . . 204

Zusammen 382 Kranke. Studierende. Die Vorträge und die Klinischen Demonstrationen wurden besucht:

im Sommersemester 63 Hörer,

im Wintersemester .... . . 44

Zusammen 107 Hörer.

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Auditorium.

Der klinische Unterricht wurde im Sommer und im Winter in dem klinischen Gebäude, Maxstraße 2, abgehalten.

Außer dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Übungen, im Winter ein Kolleg über den Zusammenhang der Augen- erkrankungen mit den allgemeinen Krankheiten beides ein- stündig und publice von Geh. Rat Prof. Dr. Uhthoff gelesen.

Kurse.

Der Augenspiegelkursus wurde im Sommer wie im Winter für Anfanger von Prof. Dr. Groenouw, für Geübtere vom Privatdozenten Dr. Heine gehalten.

Weitere Kurse und Vorlesungen hielten:

im Sommersemester 1903: Prof. Dr. Groenouw: Funktionsprüfungen des Auges

mit praktischen Übungen (einstündig). Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augenheilkunde.

Im Wintersemester 1904/05: Prof. Dr. Groenouw: Pathologische Anatomie des Auges (einstündig).

Dr. Heine: Funktionsprüfungen des Auges mit prak- tischen Übungen (einstündig).

Wissenschaftliche Arbeiten:

Geh. Rat Prof. Dr. Uhthoff:

1. Zur Frage der Stauungspapille. Neurolog. Zentralblatt S. 930.

2. Zur pathologischen Anatomie der retrobulbären Neuritis. British Med. Journal 12. Nov. 1904. Brit. Med. Assoc. Section of Ophthal. Oxford.

3. Demonstration von Präparaten von sog. präretinaler Hämorrhagie. Ebenda.

4. Ein Beitrag zum metastatischen Carcinom des Ciliar- Körpers. Deutsche Med. Wochenschr. Nr. 39.

5. Über hochgradigen Exophthalmus, bedingt durch Schädel- deformität, besonders durch Depression des oberen Orbitaldaches.

6

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6. Ein Fall von besonders schwieriger Iridektomie bei einem durch Verletzungen erblindeten Kranken.

7. Über angeborene totale Farbenblindheit. Berichte der Ophth. Sekt. d. 76. Vers, deutscher Naturforscher und Ärzte.

Privatdozent Dr. Heine:

1. Über das zentrale Skotom bei der kongenitalen Amblyopie. Kl. Mon. Bl. f. Augenheilkunde. XL1II. 1905. Ophth. Sekt, der 76. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte. Breslau 1904.

2. Über Körperlichsehen im Spiegelstereoskop und im Doppelveranten. Ebenda.

3. Klinisches und Anatomisches über eine bisher unbe- kannte Mißbildung des Auges: Angeborene Cystenretina. v. Graefes Archiv für Ophth. LVIII. 1. Heft.

4. Zur Frage der binokularen Tiefenwahrnehmung auf Grund von Doppelbildern. Archiv f. d. ges. Physiologie. Bd. 104.

5. Zur Erklärung der Scheinbewegungen in Stereoskop- bildern, v. Graefes Archiv f. Ophth. LDL 1904.

6. Krankheiten der Tränenorgane. Jahresberichte über die Leistungen und Fortschritte im Gebiete der Ophthal- mologie.

7. Krankheiten der Bindehaut. Ebenda.

8. Über exzessive Myopie. Zentralblatt für prakt. Augen- heilkunde 1904. Vortrag in der Schles. Ges. für vaterl. Kultur. Med. Sektion.

9. Neuritis optica und Pseudoneuritis congenita. Vortrag ebenda.

Dr. Paul:

1. Über Hornhautulcerationen durch Diplobazillen. Klin. Mon. Bl. für Augenheilkunde. XLIII. 1905.

2. Ein Fall von vollständiger Losreißung der Retina von dem Sehnerven nach Bulbus Verletzung. (Kl. M. Bl. für Augenheilkunde XLIII. 1905.)

3. Beitrag zur Serumtherapie, speziell des Ulcus corneae serpens. (Ebenda.) Vortr. Ophth. Sektion d. 76. Vers, deutscher Naturforscher und Ärzte. Breslau 1904.

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4. Metastatisch gonorrhoische Augenaffektion.

5. Schußverletzung der linken Orbitalgegend und des linken Auges.

6. Demonstration zweier Geschwister mit Nystagmus bei monokularem Sehen, Fehlen des Nystagmus bei bin- okularer Fixation. Vortrage in der Schi. Ges. f. vaterl. Kultur. Med. Sektion. 1904.

Dr. Jacoby:

1. Über die Neuroglia des Sehnerven. Ophth. Sekt, der 76. deutschen Naturforscher- und Ärzteversammlung. Breslau 1904 u. Klin. Mon. Bl. f. Aughk. XLÜI. Bd.

2. Ein weiterer Fall, der mit aneurysmaartigen Bildungen der Retinalgefaße verbundenen Retinalerkrankung. Kl. Mon. Bl. f. A. XLIII. Bd.

Dr. Depene:

Über die Abhängigkeit der Tiefenwahrnehmung von der Kopfneigung. Ophth. Sekt d. 76. Deutschen Naturforscher- und Ärzteversammlung. Breslau 1904.

Dr. Harms:

1. Über Verschluß des Stammes der Vena centralis retinae.

2. Anatomische Mitteilung zur Spontanresorption seniler Katarakt in geschlossener Kapsel.

Dr. Altland:

Experimentelle Untersuchungen zur Pathogenese der Sehstörungen bei Chininvergiftung. Kl. Mon. Bl. für Augenheilkunde. XLII.

Dr. Kampherstein:

Beitrag zur Pathologie und Pathogenese der Stauungs- papille. Kl. Mon. Bl. f. Augenheilkunde XLII. B. I.

Oberarzt Dr. Enslin:

Die Augenveränderungen beim Turmschädel, besonders die Sehnervenerkrankung, v. Graefes Archiv. Bd. 58. Heft 1.

Dr. Hotta:

Über die pathologisch-anatomischen Veränderungen hoch- gradig myopischer Augen durch Glaukom. Kl. Mon. Bl. XLIII. II. Band.

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Dr. Bartels:

Beitrag zur eitrigen Augenentzündung von Brandenten. Kl. Mon. Bl. XLIII. II. Band. Oberarzt Dr. Wernicke:

1. Beitrag zur Spontanheilung von Netzhautablösung. Ophth. Sekt d. 76. Vers. Deutscher Naturforscher u. Ärzte. 1904.

2. Ein Fall von metastatischem Glaskörperabszess bei Pyelonephritis.

3. Zur Therapie der Netzhautablösung. Vorträge in der Schles. Ges. f. vaterl. Kultur. Med. Sekt. 1904.

Uhthoff.

5. Die Frauenklinik und Poliklinik.

Der Krankenbestand betrug am 31. März 1904. . 68 Im ganzen wurden in der stationären Klinik be- handelt 1 539

Im Vorjahre wurden behandelt 1 547

Verpflegungstage im Berichtsjahre 30 061

* Vorjahre 34 349

Krankenbestand am 31. März 1905 90

Ambulant wurden behandelt:

a. gynäkologische Kranke 3 069

b. poliklinisch entbunden 766

Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:

a. gynäkologische Kranke 3 003

b. poliklinisch entbunden 848

Von den Assistenzärzten schied aus:

Dr. Strempel. Als neuer Assistenzarzt trat ein:

Dr. Weber. Als Volontärärzte waren tätig:

Dr. Sohr, Dr. Pelz, Dr. Weißpfenning, Dr. Hauß- mann, Dr. Winkler, Dr. Thomas, Dr. Erhardt, Dr. Stolze.

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester 1904 von 56, im Wintersemester 1904/05 von 38 Studierenden, außerdem von einer Anzahl in- und ausländischer Ärzte besucht.

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Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden beendet und er- schienen im Druck:

Küstner:

1. Welche Aufgaben stellt die komplette Uterusruptur der Therapie? Deutsche med. Wochenschr. 1904, Nr. 39.

2. Geheilter Fall von kompletter Uterusruptur mit Blasen- ruptur. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. 1904.

3. Zur Kritik und Methodik aseptischer Kautelen auf dem Gebiete der operativen Gynäkologie. Berl. Klin. therap. Wochenschr. Nr. 42 u. 43 u. Wiener med. Presse Nr. 39.

4. Über Therapie des Carcinoms der Clitoris. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. 1904.

5. Zwei Fälle von Extrauterinschwangerschaft aus der zweiten Hälfte. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. 1904.

6. Drei seltene Myome. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. 1904.

7. Zur Therapie des Uteruscarcinoms. Zentralblatt für Gyn. 1904.

8. Zur Indikation und Methodik der Sterilisation der Frau. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. XXI, 3.

Ein Vortrag im Verein der Breslauer Hebammen über Frühdiagnose des Gebärmutterkrebses ist nicht im Druck er- schienen.

Dienst:

1. Über Esthiomene. Autoreferat. Zentralblatt für Gyn. 1904, Nr. 34.

2. Eine seltene Geschwulst der Vulva. Autoreferat; ibidem.

3. Über Urethralprolaps. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. XIX, 879.

4. Drei seltene Myome. Diskussion. Breslauer Gynäkolog. Gesellsch. Mai 1904. Monatsschr. für Gebh. 1904.

5. Angiofibroma uteri. Diskussion; ibidem.

6. Drei tödlich verlaufene Fälle schwerster Sepsis. Diskus- sion; ibidem.

7. Portiocarcinom und Mammacarcinom nach Partus. Dis- kussion. Breslauer Gynaekolog. Gesellsch. Juni 1904. Monatsschr. für Gebh. 1904.

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8. Akute gelbe Leberatrophie. Diskussion. Bresl. Gynäk. Gesellsch. Juni 1904. Monatsschr. für Gebh. 1904.

9. Komplette Uterusruptur. Diskussion; ibidem.

10. Weitere Beitrage zum Bau und zur Histogenese der Placentargeschwülste. Vortrag gehalten auf der Natur- forscher-Versammlung zu Breslau. Autoreferat. Zentral- blatt für Gyn. 1904t Nr. 43.

11. Diskussion zur Uterusruptur. Bresl. Gyn. Gesellsch. Nov. 1904. Monatsschr. für Gbh. und Gyn. XXI, 1.

12. Papillom des Abdomens. Diskussion; ibidem.

13. Über Retroversio uteri gravidi incarcerata. Bresl. Gyn. Gesellsch. Jan. 1905. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. XXI, 3.

14. Zur Ätiologie des Urethralprolapses; ibidem.

15. Eine seltene Tubengeschwulst, Capülarangiom; ibidem.

16. Eine seltene Geschwulst des Ovarium, Fibromyom; ibidem.

17. Das Eklampsiegift. Zentralbl. für Gyn. 1905, Nr. 12. Rothe:

1. Zwei solide Ovarialembryome. Monatsschr. für Gebh. u. Gyn. XIX, 6.

2. Der Verschluß komplizierter Blasenscheidenfisteln nach Küstner. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. XX.

3. Noch einmal die Lagerung der Arme in der Narkose. Zentralbl. für Gyn. 1904, Nr. 35.

Hannes: Ausgetragene ektopische Schwangerschaft. Bresl. Gyn. Gesellsch. Jan. 1905. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. XXI, 3.

Ku nicke: Polypöses Riesenzellensarkom der Uterusschleim- haut. Bresl. Gyn. Gesellsch. Jan. 1905. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. XXI, 3.

Becker: Eine seltene Mißbildung; ibidem.

Weber: Die Bedeutung der Fruchtblase für die Geburt und die Folgen ihres vorzeitigen Sprunges. Vortrag, gehalten im Bresl. Hebammenverein. Allg. deutsche Hebammen- Zeitung. 1905, 6.

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Dissertationen:

Becker: Ein Beitrag zur operativen Behandlung entzünd- licher Adnexerkrankungen.

Winkler: Über praecipitierte Geburten und ihre Folgen.

Krause: Ein Beitrag zur Kenntnis der Blasenmole.

Sehulz: Die in der gebh. Poliklinik der Kgl. Univ.-Frauen- klinik Breslau in den Jahren 1893/1904 zur Beobachtung gekommenen Beckenendlagen. Küstner.

6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische Krankheiten.

Im Berichtsjahr 1904/05 wurden in der Poliklinik behan- delt: 5396 Personen und zwar 3301 Männer und 2095 Frauen; gegen das Vorjahr um 195 Personen mehr. Die klinische Belegzahl betrug 907 Männer, 457 Frauen, zusammen 1364 Personen, gegen das Vorjahr weniger 56 Personen. Das klinische Material setzte sich zusammen aus 779 Hautkranken und 585 venerisch Kranken, das poliklinische Material aus 3342 Hautkranken und 2054 venerisch Kranken.

Als Oberarzt der Klinik fungierte Herr Privatdozent Dr. Klingmüller.

Als etatsmäßige Assistenten waren angestellt die Herren Dr. Baermann und Dr. Halberstädter, als äußere tats maß ige die Herren Dr. Straßmann, Siebert und Juliusberg.

Nach Ausscheiden des Herrn Dr. Baermann trat Herr Dr. Siebert als etatsmäßiger Assistent an dessen Stelle; Herr Dr. Weik wurde an Stelle des Herrn Dr. Siebert, Herr Dr. Saar nach Ausscheiden des Herrn Dr. Straßmann aus der Klinik an dessen Stelle außeretatsmäßiger Assistent.

Als unbesoldete Assistenten fungierten die Herren Dr. Blumenfeld, Dr. Kaiser, Dr. Kaufmann, Dr. Leskien, Dr. Linser, Dr. Low, Dr. Schindler und Dr. Specht.

Am 13. Januar 1905 habilitierte sich der bisherige Assistenz- arzt an der Klinik, Herr Dr. Baermann, als Privatdozent für Dermatologie und Syphilis auf Grund seiner Habilitationsschrift : „Die gonorrhoische Epididymitis".

Am 15. Januar 1905 trat Herr Geheimrat Neisser aus eigenen Mitteln eine wissenschaftliche Forschungsreise nach

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den Sunda-Inseln an, um seine bereits hier begonnenen Syphilis- Versuche an Affen dort in ausgedehntem Maße fortsetzen zu können, wozu ihm der Urlaub von allerhöchster Stelle gewährt wurde. Mit seiner Vertretung wurde laut Kuratorial- Verfügung vom 4. Januar 1905 der Oberarzt der Klinik, Herr Privatdozent Dr. Klingmüller, betraut.

Gleichfalls am 15. Januar 1905 schied Herr Privatdozent Dr. Baermann aus der Klinik als Assistent aus, um Herrn Geheimrat Neisser auf seiner Forschungsreise zu begleiten.

Zur Erweiterung der Klinik in Gestalt eines poliklinischen Anbaues wurden laut Kuratorial- Verfügung vom 12. Januar 1905 von dem Herrn Finanzminister 60000 Mark als erste Rate in den Entwurf zum Staatshaushalts-Etat 1905 eingestellt.

Eines der größeren Assistentenzimmer im zweiten Stock wurde laut Kuratorial -Verfügung vom 9. Juni 1904 in ein Zimmer für die Lichtbehandlung umgewandelt, so daß die drei Finsen-Reyn-Apparate und zwei Quecksilberlampen dort unter- gebracht werden konnten.

Die von Herrn Geheimrat Neisser abgehaltene Klinik und Poliklinik der Haut- und venerischen Krankheiten war belegt im Sommersemester von 29 Hörern, » Wintersemester * 19

Die einzelnen Positionen des Etats verteilen sich folgen- dermaßen:

Zur An- und Abfuhr von Kranken etc., zu Reise-

unterstützungen 100 Mark,

für Verbandstoffe und Instrumente 8 500

für die Sammlung und Bibliothek 600

für Begräbniskosten 25

für Anfertigung von Zeichnungen und für Ver- suchstiere 1 500

Die Verpflegungskosten für die Kranken, welche aus dem allgemeinen Fonds der Verwaltung der Kliniken bestritten werden, betragen für Patienten I. Klasse 6,5 0 Mark, für Patienten 11. Klasse 4,so Mark, für Patienten HI. Klasse 1,7 6 Mark.

Für Warte- und Dienstpersonal wurden verausgabt 4 368,90 Mark.

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Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be- trugen zusammen 3900 Mark.

Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 51 871,7 5 Mark. Folgende wissenschaftliche Arbeiten gingen in dem Berichts- jahr 1904/05 aus der Klinik hervor:

Prof. Dr. Neisser: Die Notwendigkeit der Ausbildung der praktischen Ärzte in der Diagnose und Therapie der venerischen Krankheiten. Die Med. Woche 1904, Nr. 15.

Die Verwendung der Scarenzio'schen Calomel-Injektionen in der Breslauer Klinik. Allgem. Med. Zentral-Zeitung 1904, Nr. 15.

Tripper-Erkrankung und Ehe. Aus „Krankheiten und Ehe" von H. Senator und S. Kaminer. München 1904. J. Lehmann.

Meine Versuche zur Übertragung der Syphilis auf Affen. Deutsche Med. Wochenschrift 1904, Nr. 38/39.

Stand der Verbreitung und der Bekämpfung der Lepra seit der 1. Lepra -Konferenz im Jahre 1897. General- Referat auf dem 5. internationalen Dermatologen-Kongreß Berlin 1904.

Abänderung des § 300 des Reichs-Strafgesetzbuches und ärztliches Anzeigerecht in ihrer Bedeutung für die Be- kämpfung der Geschlechtskrankheiten. Referat erstattet auf dem 2. Kongreß der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten in München 1905.

Baermann, Gust. u. Linser: Beiträge zur chirurgischen Be- handlung und Histologie der Röntgen-Ulcera. Münchener Med. Wochenschrift 1904, Nr. 21.

Über die lokale und allgemeine Wirkung der Röntgen- strahlen. Münchener Med. Wochenschrift 1904, Nr. 23.

Baermann, Gust: Die gonorrhoische Epididymitis. Habili- tationsschrift 1905. Breslau.

Baum, J.: Beitrag zur Lehre von der Urticaria. Berl. klin. Wochenschrift 1905, Nr. 1.

Die örtliche Einwirkung von Nebennierensubstanz, Brenz- katechin und Spermin auf die Zirkulation. Berl. klin. Wochenschrift 1905, Nr. 4.

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Dübendorfer, Emma: Ein Fall von Onychomycosis blasto- mycetica. Derm. Zentralblatt, Jahrg. VII, Nr. 10.

Halberstädter, L.: Zur Kenntnis der Sensibilisierung. Mit einem Nachwort von A. Neisser. Deutsche Med. Wochen- schrift 1904, Nr. 22.

Die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Ovarien. Berl. Klin. Wochenschrift 1905, Nr. 3.

Juliusberg, Fritz: Über „Tuberkulide41 und disseminierte Hauttuberkulose. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie. XIII. 1904.

Juliusberg, Max: Gefrierbehandlung bei Hantkrankheiten. Berl. Klin. Wochenschrift 1905, Nr. 10.

Über das Epithelioma contagiosum von Taube u. Huhn. Deutsche Med. Wochenschrift 1904, Nr. 43.

Zincum sulfuricum oder Silbersalze bei der Gonorrhoe- Behandlung. Münch. Med. Wochenschrift 1905, Nr. 4.

Klingmüller, Victor: Zur Behandlung der Bubonen. Zeit- schrift für ärztl. Fortbildung 1904, Nr. 22.

Histologie und Bakteriologie der Lepra maculo-anaesthe- tica. Referat, erstattet auf dem V. internationalen Dermatologen-Kongreß in Berlin 1904.

Klingmüller u. Baermann: Ist das Syphilisvirus filtrierbar? Deutsche Med. Wochenschrift 1904, Nr. 21.

Klingmüller u. Halberstädter: Über die baktericide Wir- kung des Lichtes bei der Finsenbehandlung. Deutsche Med. Wochenschrift -1905, Nr. 14.

Linser, Paul: Beitrag zur Histologie der Röntgen Wirkung auf die normale menschliche Haut. Fortschr. auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen 1904, Band VIII.

Über den Hauttalg beim Gesunden und bei einigen Haut- erkrankungen. Habilitationsschrift. Tübingen 1904.

Linser u. Schmidt: Über den Stoffwechsel bei Hyperthermie. Deutsches Archiv für klin. Medizin 1904, Band 79.

Nagelschmidt, Franz: Gibt es latente Praecipitine ? Zentral- blatt für Bakt. 1904. Originale, Band 38, Nr. 5.

Sachs, Otto: Zur Lehre vom Herpes Zoster, nebst Mitteilungen über eine in Breslau beobachtete Zoster- Epidemie. Zeitschr. für Heilkunde 1904, Band 25.

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Siebert, C. u. Neisser, A.: Über die Verwendung der Calo- melolsalbe(vUngt. Heyden") zu antisyphilitischen Schmier- kuren. Medizinische Klinik 1905, Nr. 1.

Straßmann, Kurt: Klinische, bakteriologische und mikro- skopische Befunde bei der Verwendung des Radium- bromids in der Therapie der Hautkrankheiten. Archiv für Derm. und Syphilis 1904. Band 71.

Tomasczewski, Egon: Über die Ätiologie der nach Ulcus molle auftretenden Bubonen und Bubonuli, nebst einigen therapeutischen Bemerkungen. Arch. für Derm. und Syphilis 190*. Band 71.

Zieler, Karl: Über die unter dem Namen „Pagets diseases of the nipple" bekannte Hautkrankheit und ihre Bezie- hungen zum Carcinom. Virchows Archiv 1904. Bd. 177.

Halberstädter, L.: Demonstration eines Falles von Hydroa vacciniforme. Vortrag, gehalten in der medizinischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur am 10. Februar 1905. Allgem. Med. Zentral- zeitung 1905, Nr. 9. Zur Röntgen- und Lichtbehandlung. Vortrag, gehalten in der medizinischen Sektion der Schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Kultur am 24. Juni 1904. Allgem. Med. Zentralzeitung 1904, Nr. 29.

I. V.: Privatdozent Dr. Viktor Klingmüller.

7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für

Nervenkranke.

Während des Sommersemesters 1904 leitete vertretungs- weise Herr Privatdozent Dr. Storch die Klinik. Am 1. Oktober übernahm der von Heidelberg hierher berufene Unterzeichnete die Leitung. Am 1. Oktober schied Herr Dr. Icke aus seiner Assistentenstelle aus. An seine Stelle trat Herr Dr. Schroeder, der sich im Laufe des Wintersemesters als Privatdozent für Psychiatrie habilitierte.

Als außeretatsmäßige Assistenten an der Poliklinik fungierten Herr Dr. Berliner, an dessen Stelle am 1. Oktober Herr Dr. Baumann trat, im Laboratorium Herr Privatdozent

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Dr. Foerster. Außerdem arbeiteten eine Anzahl Ärzte im Laboratorium.

Während des Berichtsjahres konnte klinischer Unterricht im städtischen Irrenhause stattßnden. Die psychiatrische Klinik wurde im Wintersemester von 34 Hörern besucht.

Nach Lage des hospitierenden Verhältnisses der Klinik ist die Ausnützung des städtischen Krankenmaterials für den Unter- richt nur in lückenhafter Weise und für wissenschaftliche Arbeiten überhaupt nicht möglich. Es wird deshalb der Fertig- stellung der Klinik mit Ungeduld entgegen gesehen.

Die Nervenpoliklinik wird trotz der unerfreulichen Räume stark frequentiert. Es kommen im Monat im Durchschnitt 115 neue Zugänge und die Zahl der täglich zur Behandlung kommenden Kranken schwankt zwischen 60 und 70.

An Publikationen sind im Berichtsjahr aus der Klinik hervorgegangen :

Karl Bonhoeffer: Über den pathologischen Einfall. Deutsche medizinische Wochenschrift 1904.

Anatomischer Befund einer amnestischen Aphasie. Demonstration im Verein ostdeutscher Psychiater.

Paul Schroeder: Die chronischen Alkoholpsychosen. Habili- tationsschrift Marhold, Halle 1904.

Über Entzündung im Gehirn. Vortrag im Verein ost- deutscher Psychiater.

Pathologische Anatomie der gehirnatrophischen Prozesse. Vortrag ebenda.

Fr. Kramer: Experimentelle Untersuchungen über Nerven- pfropfung. Vortrag im Verein ostdeutscher Psychiater.

Ein Fall atypischer Bleilähmung. Ebenda.

Dr. Koebisch: Ein Fall chronischer Chorea. Bericht der Naturforscherversammlung 1904.

Ein Fall myasthenischer Bulbärparalyse. Demonstration im Verein ostdeutscher Psychiater.

Walter Baumann: Beiträge zur Casuistik der Poliomyelitis anterior acuta. Inaug.-Diss.

Ottfried Foerster: Über hysterische Lähmung. Demon- stration im Verein ostdeutscher Psychiater.

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Das Wesen der choreatischen Bewegungsstörung. Samm- lung klinischer Vorträge Nr. 382.

Über Fasersysteme des Großhirns. Archiv für Psychiatrie Bd. 39 Heft 2. Bonhoeffer.

8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.

Auf der Klinik wurden im Berichtsjahre 248 Kinder be- handelt. Die Poliklinik hatte einen Zugang von 3500 Fällen zu verzeichnen.

Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester von 9, im Wintersemester von 31 inskribierten Hörern und zahlreich von Ärzten besucht.

In den Personalien der Klinik vollzogen sich folgende Veränderungen: Die Assistenzärzte Dr. Steinitz und Weigert schieden aus. An ihre Stelle traten Dr. Orgler und Hüssy. Als Volontärassistenten fungierten die Herren DDr. Eckhardt, Rothe, Quest, Schütz und Frl. Dr. Philippson. Außer- dem waren an der Klinik beschäftigt die Herren DDr. Tada, Meyer, Langstein, Schkarin und Keller.

An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und veröffentlicht:

Bartenstein: Zur Frage des künstlichen Morbus Barlo w bei Tieren. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Weigert: Über das Bakterien Wachstum auf wasserarmen Nährböden. Zentr. f. Bakteriol. Bd. 36.

Derselbe: Über den Einfluß der Ernährung auf die chemische Zusammensetzung des Organismus. Jahrb. f. Kinder- heilk. Bd. 61.

Derselbe : Über einen Fall von angeborener Stenose der Aorta. Allgem. med. Zentr.-Zeitung 1905. No. 1.

Derselbe: Die Behandlung der Skrofulöse und Tuberkulose mit Sooletrinkkuren. Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. III.

Mann: Elektrodiagnostische Untersuchungen mit Konden- satoren-Entladungen. Berl. klin. Wochenschr.1904. No.33.

Steinitz und Weigert: Demineralisation und Tuberkulose. Deutsche med. Wochenschr. 1904. No. 23.

Freund: Zur Wirkung der Fettdarreichung auf den Säuglings- stoffwechsel. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

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Langstein: Beitrag zur Kenntnis des weißen Säuglingsstuhles. Salkowskifestschrift.

Göppert: 3 Falle von Pachymeningitis haemorrhagica. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Schkarin: Beiträge zur Kenntnis des Säuglingsstoffwechsels bei Infektionskrankheiten. Arch. f. Kinderheilk. Bd. 41.

Hüssy: Lähmung der Glottiserweiterer im frühen Kindesalter. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Derselbe: Über Tremor bei Kindern. Monatsschr. f. Kinder- heilk. Bd. III.

Tada: Beitrag zur Frage der Thymushypertrophie. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Stein itz und Weigert: Über Demineralisation und Fleisch- therapie bei Tuberkulose. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Dieselben: Über den Einfluß einseitiger Ernährung mit Kohle- hydraten auf die chemische Zusammensetzung des Säuglingskörpers. Hofmeisters Beitr. z. ehem. Phys. u. Path. Bd. 5.

Kaliski und Weigert: Über alimentäre Albuminurie. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Langstein und Steinitz: Die Kohlenstoff- und Stickstoff- ausscheidung durch den Harn beim Säugling und älteren Kinde. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Orgler: Über Entfettungskuren im Kindesalter. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Quest: Über den Kalkgehalt des Säuglingsgehirnes und seine Bedeutung. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Derselbe: Über extreme Körpergewichtsabnahmen bei Kindern der ersten 2 Lebensjahre. Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. III

Schütz: Zur Kenntnis der natürlichen Immunität des Kindes im ersten Lebensjahre. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

T hie mich: Über die Herkunft des foetalen Fettes. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.

Derselbe: Über den Einfluß der Kalisalze auf die Eiweiß- ausscheidung bei Nephritis. Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. III.

Czerny: Die exsudative Diathese. Jahrb. für Kinderheilk. Bd. 61. Czerny.

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9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krankheiten.

Als Assistenten der Poliklinik fungierten im Berichtsjahre die Herren DDr. Salecker und Schilling, als Volontärärzte . Herr Dr. Freytag, John, Krotoschiner, Lebram und Tamena.

Die Zahl der poliklinisch behandelten Patienten überstieg 4000. Wie im Vorjahre, so nahm auch in diesem die Zahl der schweren, stationäre Behandlung erheischenden Fälle erheblich zu, so daß die in der Privatklinik des Unterzeichneten geschaffene Abteilung für poliklinische Patienten, trotzdem die Bettenzahl auf 24 erhöht wurde, nicht mehr zur Unterbringung aller operativen Fälle ausreichte.

Von wissenschaftlichen Arbeiten aus der Poliklinik er- schienen im Druck:

Hinsberg: Untersuchung des Gehörorganes im: Lehrbuch der klinischen Untersuchungsmethoden von Eulen bürg, Kolle, Weintraud.

Derselbe: Lucsche Kieferhöhlenoperation, kompliziert durch abnormen Verlauf des Ausführungsganges der Parotis. Verhandlungen der Deutschen otol. Ges. 1904.

Derselbe: Zur Behandlung von Larynx- und Trachealstenosen vermittelst der Mikuliczschen Glaskanüle. Allgemeine med. Zentral-Zeitung. 1904. No. 31.

Derselbe: Zur Entstehung der otitischen Kleinhirnabscesse: Infektion durch den Hiatus subarcuatus. Deutsche med. Wochenschr. 1904.

Derselbe: Zur chirurgischen Behandlung der eitrigen Meningitis. Verhandlungen der 76. Naturforscher- Versammlung.

Salecker: Sitzungsbericht der otologischen Sektion der 76. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Breslau, Sept. 1904. Zeitschr. f. Ohrenheilkunde. Bd. 49.

Schilling: Über Osteomyelitis der flachen Schädelknochen im Anschluß an Entzündungen der Stirnhöhle und des Mittelohres. Zeitschrift für Ohrenheilkunde. Bd. 48. Ergänzungsheft.

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96

Derselbe: Demonstration eines Plattenmodelles vom Labyrinth bei Otosklerose. Verhandlungen der 76. Naturforscher- Versammlung.

Derselbe: Über den Befund von Diphtherie-Bazillen bei einem Fall von Rhinosklerom. Ebenda. Hinsberg.

10. Das zahnärztliche Institut.

In den Verhältnissen des Instituts hat sich im Jahre 1904 nichts Wesentliches geändert. Die Hoffnung, daß das Institut nun endgültig in den jetzigen Räumen verbleiben kann, scheint sich nach den Äußerungen des Herrn Regierungsvertreters im preuß. Abgeordnetenhause bestärkt zu haben. Durch das dankenswerte Entgegenkommen des Herrn Kurators ist es möglich geworden, das mikroskopische Arbeitszimmer mit einem hellen Lichtfenster zu versehen, und die Bibliothek in einer besseren Weise durch Aufstellung eines mit Galerie versehenen Büchergestelles unterzubringen. Die wissenschaft- liche Ausrüstung des Instituts entbehrt noch immer des schon seit Jahren erbetenen Röntgenapparates, der bei der zu- nehmenden Erweiterung dieser Untersuchungsmethode immer mehr vermißt wird. Die Räume des Instituts wurden im Laufe des Jahres dem Verein Schlesischer Zahnärzte, der Breslauer zahnärztlichen Gesellschaft, und dem Komitee für die Fort- bildungskurse zu ihren wissenschaftlichen Sitzungen zur Ver- fügung gestellt und gelegentlich der im Herbst stattgefundenen Naturforscherversammlung von den Mitgliedern der odontolo- gischen Sektion einer eingehenden Besichtigung gewürdigt, wobei namentlich die reichen Sammlungen an Knochen- präparaten, an stereoskopischen Bildern und Projektionsbildern besondere Anerkennung fanden.

Das mikroskopische Laboratorium wurde von den Herren Dr. Treuenfels und Stabsarzt Dr. Williger benutzt. Als Volontärarzt war im Sommersemester 1904 der praktische Arzt Herr Dr. Hesse aus Dresden tätig, der am 1. April 1905 die Stelle des Assistenten nach Weggang des Herrn Zahnarzt Luniatschek übernommen hat.

Die Verhandlungen mit der Militärsanitätsbehörde lassen erhoffen, daß in Zukunft es ermöglicht werden wird, Sanitäts-

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Offiziere zur Ausbildung an das Institut zu entsenden. Dagegen ist das frühere Verhältnis mit der Unteroffizierschule in Wohlau stillschweigend gelöst worden.

Für die Bereicherung, welche die Sammlung des Instituts durch Zuwendung seltener Präparate von verschiedener Seite erfahren hat, spreche ich allen gütigen Gebern an dieser Stelle den besten Dank aus.

Den Betrieb des Instituts anlangend wurden in der Poli- klinik für Zahn- und Mundkrankheiten im Berichtsjahr 3611 Patienten behandelt (1651 Männer, 2530 Frauen), von denen 1149 wiederholt zur Sprechstunde kamen.

Zur Beobachtung kamen an diesen Patienten 371 Ent- zündungen des Zahnmarks, 523 Entzündungen der Wurzelhaut, 85 Knochenentzündungen mit fistulösen Durchbrüchen durch die äußere Haut, 24 Kiefercysten und 11 Empyeme der Kiefer- höhle. Es wurden extrahiert 3340 Zähne mit 224 Narkosen und 410 mal lokaler Anästhesie.

Daneben wurden zahlreiche Spaltungen von Abscessen, Auslöffelungen, Entfernung abgestorbener Knochenteile und 8 Wurzelspitzenresektionen ausgeführt. In 143 Fällen lagen Störungen der Entwicklung des permanenten Gebisses vor.

In der Abteilung für Zahnfüllung wurden an 1053 Patienten mit 3053 Besuchen (753 Männer, 2090 Frauen und 220 Kinder) 2701 Füllungen vorgenommen. Außer 665 Goldfüllungen wurden 23 Zinngoldfüllungen, 1060 Amalgamfüllungen, 502 Zement- füllungen, 53 Porzellanfüllungen, 77 Überkappungen und 907 Wurzelfüllungen ausgeführt.

Auf der technischen Abteilung kamen 289 Patienten zur Behandlung. An 123 Ober- und 43 Unterstücken wurden 1394 künstliche Zähne angebracht, und außerdem 21 Repara- turen, 20 Kronen, 1 Kieferprothese, 3 Obturatoren, 2 Richt- maschinen angefertigt.

An wissenschaftlichen Arbeiten gingen außer dem Band „Arbeiten aus dem zahnärztlichen Institut41, welcher die schon im vorigen Bericht erwähnten Arbeiten zusammengefaßt ent- hielt, hervor:

7

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Partsch: Abschnitt der Krankheiten des Mundes, des Gesichts, Kiefer und Zähne in Hildebrandts Jahresbericht über die Fortschritte der Chirurgie.

Derselbe: Die Kinnfistel. Korrespondenzblatt für Zahnärzte. Bd. 34.

Derselbe: Die Zähne als Eingangspforte der Tuberkulose. Deutsche med. Wochenschr. 1904.

Derselbe: Die Cysten des Gesichtsskeletts. Bericht der Natur- forscherversammlung zu Breslau.

Derselbe: Über weiche Odontonen. öst. Zeitschrift für Stoma- tologie. 1904.

Derselbe: Über Kiefernekrosen. Öst. Zeitschrift für Stoma- tologie. 1904.

Derselbe: Über den Zerfall des Zahnmarks. Deutsche Monats- schrift für Zahnheilkunde. 1904.

Derselbe: Vorstellung eines Falles von osteoplastischer Gaumen- resektion nach Partsch. Allgem. med. Zentralztg. 1904. No. 47.

Dr. Walter Bruck:

1. Das Aufbauen von Konturen in Porzellan. Deutsche Monatsschrift f. Zahnheilkunde. 1904. Heft 1.

2. Der Wert der Porzellanfüllungen für die konservierende Zahnheilkunde. Öst. Zeitschrift für Stomatologie. 1904.

3. Die Behandlung des sensiblen Dentins. Öst. -Üng. Vierteljahrsschrift f. Zahnheilk. 1904. Heft IV.

Prof. Riegner: Die Physiologie und Pathologie der Kiefer- bewegungen. Archiv für Anatomie und Physiologie. 1904.

Derselbe: Schwerflüssige Emaillen und ihre Verwendung bei Kronen- und Brückenarbeiten. Vortrag in der zahn- ärztlichen Sektion der Naturforscherversammlung zu Breslau. Öst. Zeitschrift für Stomatologie.

Zahnarzt Luniatschek:

I. Adrenalin in der Zahnheilkunde. Deutsche Monatsschr.

für Zahnheilkunde. XXII. (1904.) Juliheft. II. Einiges über Nebennierenextrakte speziell über das Adrenalin. Österr. Zeitschr. für Stomatologie. 1904. Heft VI. Odontolog. Blätter. IX. Jahrg. No. 13—16. N. A. (Archiv f. Zahnheilk. u. Revue Odontologique.)

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III. Adrenalin in der Zahnheilkunde. (Fortsetzung.) Österr. med. Vierteljahrsschr. XX. Jahrg. Heft IV.

IV. Mundbehandlung nach Extraktionen. Ebenda.

V. Über das Schicksal eines replantierten Incisivus. Öst. Zeitschr. f. Stomatologie. 1904. Heft 12.

VI. Einiges über den dolor post extractionem. Deutsche Monatsschr. f. Zahnheilk. XXII. Jahrg. Novemberheft.

VII. Inwiefern leistet Paraffin als Wurzelfüllmaterial mehr als die bisherigen Mittel. Deutsche Monatschr. f. Zahn- heilkunde. Jahrg. XXIII. Januarheft. C. Parts ch.

2. Die Professoren-Witwen- u. Waisen-Versorgungs-Anstalt.

Vermögensstand. Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1904:

in Hypotheken 126 600,oo M.

in Effekten 282 500,oo *

in einem Barbestande von 2 987,60 «

412 087,50 M.

einschließlich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark.

Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten. Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres 96. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 18 Witwen

und 6 Halbwaisen.

Einnahmen.

Bestand aus dem Vorjahre 3 524,4 o M.

Mitgliederbeiträge 144,0 o =

Aus Staatsfonds 18 000,oo *

Zinsen von Kapitalien 14 550,oo

Zurückgezahlte Kapitalien etc 18 500,oo »

Summa der Einnahmen 54 7 1 8,4 o M. Ausgaben.

Witwen- und Waisengelder 28 130,oo M.

Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 222,4 6 *

Verwaltungskosten 7,ao *

Zur Kapitalisierung verwendet 23 370,65 «

Überschuß als Betriebsfonds 2 876,96 *

Restausgabe 110,5 6 *

Summa der Ausgaben 54 718,40 M

7*

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100

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In dem Etatsjahre 1904 wurde eine ordentliche General- Versammlung am 17. Dezember 1904 abgehalten, in welcher auf Grund der §§16 und 20 der Statuten vom 19. September 1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrat Professor Dr. Brie und Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Sturm gewählt wurden. Kawerau, Brie, Sturm.

3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten.

Die Generalversammlung fand am 16. Juni 1904 statt. Nach Erstattung des Berichts wurde ein Antrag auf Zulassung des zum zweiten Bureau -Assistenten und Kanzlisten ernannten bisherigen Bureau-Hilfsarbeiters Kußmann zur Mitgliedschaft angenommen. Hierauf erfolgte die Vorstandswahl, die zum Ergebnis hatte, daß die bisherigen Mitglieder wiedergewählt wurden.

Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 1 Mitglied durch den Tod; es traten dafür 7 Mitglieder ein. Die Mitglieder- zahl beträgt z. Zt. 113.

Die Einnahmen setzten sich zusammen aus:

1. Laufenden Beiträgen 1 503, oo M.

2. Zinsen von Kapitalien 753, 5 o

3. Sonstigen Zuwendungen 463, so

4. Dem Bestände des Vorjahres 586,94 »

Zusammen 3 306,74 M.

An Unterstützungen wurden bewilligt M.

Sachliche Ausgaben

Zur Kapitalisierung ■• 2 997,is

2 997,16 M.

Mithin Bestand 309,59 <

Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende des Berichts- jahres in

Effekten nach Nominalwert 24 050,oo M.

Bar 309,6 9 «

Zusammen 24 359,69 M. gegen im Vorjahre 21 636,94

Kawerau. Hasse. Brie. Cornill. Norden.

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ri . . .

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101

4. Honorar- und Stundungswesen.

Eingegangen sind

Neu

Fakultät

Semester

laufende

| gestundete

gestundet

Honorare

sind

M

A

M

\A

M

|a \j «■» r> t m 1 U a/sI

S.-S. 1904 W.-S. 1904/05

1 978

2023

1 oiu

2 22 ^

2 0i>4

1 520

zus.

4200

4 047

2830

S.-S. 1904 W.-S. 1904/05

3 580

6 870 8 573

50

13 140

1 1 558

_

zus.

6 546

15443

50

24 698

S.-S. 1904

36 902

50

2 123

50

4112

50

W.-S. 1904/05

43 155

2 478

5 575

zus.

80057

50

4601

50

9 687

50

Vf 11 i i 1 *W 1 niri«lk/i

S.-S. 1904

26 415

50

3 749

5 959

50

W.-S. 1904/05

23 528

50

4 100

94

4941

zu«.

49 944

7 909

94

10 900

50

Philosophische

S.-S. 1904

49 827

25

9 033

Ol

19 746

75

W.-S. 1904/05

60 050

50

11 100

96

19 29S

zus.

109 S77

75

20 133

97

39 044

75

Gesamts.

259 625

25

52 135

91

87 160

75

5. Stipendien und Stiftungen für Studierende.

a. Studenten -Unterstützungs- Fonds.

Zu demselben flössen im Rechnungsjahre 1904 bei einem Bestände von 10 346,16 M.

1. der jährliche Staatszuschuß mit 4 560,00 *

2. an Kollektengeldern für Studierende der evangelischen Theologie 6 972,59 *

3. desgleichen für Studierendeder katholischen Theologie 100,39 *

Seitenbetrag 21 979,14 M.

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102

Übertrag 21 979,14 M.

4. das für Juristen, Mediziner und Philo- sophen bewilligte jährliche Extraordina-

rium von 1 800,oo *

5. Zuschuß für Studierende, welche Söhne

von Geistlichen oder Lehrern sind 900,oo »

6. an Zinsen von Kapitalien 2 390,50 *

7. von Immatrikulations-Gebühren 1 556,oo *

8. von Promotionen 90,oo *

Summa der Einnahmen 28 715.64 M.

Hieraus wurden für Studierende gewährt:

für Freitische 12 174,40 M.

und zwar:

für 247 Portionen an Studierende der

kath.-theol. Fakultät, » 7 653 * an Studierende der ev.-

theol. Fakultät,

1 395 an Studierende der

jurist. Fakultät, 569 * an Studierende der me- dizinischen Fakultät,

* 7 528 * an Studierende der phi- losophi sehen Fakultät,

zus. für 17 392 Portionen, an Unterstützungen an arme Studierende auf

Anweisung des Universitäts-Kurators 6 375,oo «

an Unterstützungen aus den Immatrikulations- Gebühren auf Anweisung des Rektors ... 1 588,oo « an Verwaltungskosten, Remunerationen etc.

wurden gezahlt 428,0 5 *

Summa der Ausgaben 20 565,4 5 M. Mithin Bestand 8150,19 M.

b. Stipendien -Fond 8.

Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien wurden im Rechnungsjahre 1904 gewährt: beim Ab egg sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von 105,oo M.,

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103

beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M.,

beim von Bismarckschen Fonds ein Stipendium von 141,oo M.,

beimBrachvogelschen Fonds ein Stipendium von 149,66 M.,

beim Breslauer Jubel-Fonds von früheren Kommilitonen ein

Stipendium von 900,oo M., beim Breslauer städtischen Jubel-Fonds ein Stipendium von

211,50 M.,

beim Causs eschen Fonds sechs Stipendien mit zusammen 653,oo M. und drei Familien -Stipendien mit zusammen 1024,50 M.,

beim von Closterschen Fonds ein Stipendium von 135,50 M.,

beim Czernikowschen Fonds zwei Stipendien von je 115,oo M.,

beim Darreschen Fonds ein Stipendium von 54,« 5 M., beim Duflosschen Fonds ein Stipendium von 125,65 M., beim Fonds Ex cassa montis pietatis zwei Prämien von je 60,oo M.,

beim Feigeschen Fonds zwei Stipendien von je 46,50 M., beim Fi ck ersehen Fonds ein Stipendium von 217,oo M. und

eins von 106,oo M., beim Gölickeschen Fonds zwei Stipendien von je 160,oo M., beim Göppertschen Fonds (für Studierende der Natur- wissenschaft) ein Stipendium von 592,oo M. und ein Stipendium von 500,oo M., beim Göppertschen Fonds (für Studierende der Pharmacie)

ein Stipendium von 130,oo M., beim Grafen hörst sehen Fonds ein Stipendium von 179,oo M., beim Grötznerschen Fonds ein Stipendium von 500,oo M., vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium von 300,oo M.,

beim Grünebergschen Fonds ein Stipendium von 62,2 5 M., beim Guhrauerschen Fonds ein Stipendium von 109,50 M., beim Haaseschen Fonds ein Stipendium von 120,75 M., beim Heidenreichschen Fonds drei Stipendien von je 210,oo M.,

beim Hirt sehen Jubel -Fonds ein Stipendium von 66, so M.,

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beim Jungniizschen Fonds (für katholische Theologen)

zwei Stipendien von je 109,50 M., beim Jungnitzschen Fonds (für Philologen) ein Stipendium

von 106,7 5 M.,

beim Kahle rt sehen Fonds ein Stipendium von 461,2 5 M.,

der Universitäts-Bibliothek überwiesen 153,7 5 M., beim Kottulaschen Fonds drei Stipendien von je 81,76 M., beim Korn sehen Fonds ein Stipendium von 600,oo M.t beim Krainski sehen Fonds ein Stipendium von 75,oo M., beim Kramerschen Fonds drei Stipendien von je 400,oo M.

und vier Stipendien von je 354,3 8 M. bezw. 354,37 M., beim Lewald sehen Fonds zwei Stipendien von je 60,oo M., beim Löwigschen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium von 108,50 M.,

beim Löwigschen Fonds (für Studierende der Naturwissen- schaften) ein Stipendium von 105,oo M., beim Menschigschen Fonds ein Stipendium von 157,60 MM beim Müllerschen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M., beim Poleckschen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein

Stipendium von 145,2 5 M., beim Primk ersehen Fonds ein Stipendium von 213,oo M., beim Pro 11 sehen Fonds ein Stipendium von 120,oo M., beim P ruckmannschen Fonds drei Stipendien von je 61,soM , beim Rem ersehen Fonds ein Stipendium von 109,60 M., beim Rosenthal sehen Fonds ein Stipendium von 108,oo M., beim Sachs sehen Fonds ein Stipendium von 105,oo M., beim von Schlegellschen Fonds ein Stipendium von 141,75 M.,

beim von Schönaich-Amtitzschen Fonds vier Stipendien von je 180,oo M., ein Stipendium mit 120,oo M.,

beim von Schuckmannschen Fonds ein Stipendium von 52,50 M.,

beim Schulz sehen Fonds ein Stipendium für evangelische Theologen von 161, oo M., ein Stipendium für Philologen von gleicher Höhe,

beim S eh wabe-Pri esemuthschen Fonds im Soramer- semester 1904 vier Stipendien von je 375,oo M. und siebzehn Stipendien von je 120,oo M.; im Wintersemester

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1904/1905 drei Stipendien von je 375,oo M., sechzehn Stipendien von je 180,oo M. beim Stegmann sehen Fonds ein Stipendium von 360,oo M., beim Stenz ler sehen Fonds der Universitäts-Bibliothek über- wiesen 46,50 M., beim Stendal sehen Fonds ein Stipendium von 112,50 M., beim Strobl sehen Fonds drei Stipendien von je 120,oo M.

und eine Unterstützung von 53,2 5 M., beim Werl ienus sehen Fonds ein Stipendium für Theo- logen, zwei Stipendien für Juristen, ein Stipendium für Mediziner, in Höhe von je 118,96 M., beim Wimpi nasschen Fonds ein Stipendium von 84,oo M., beim Stipendium Wolfianum philologicum ein Stipendium

von 138,3 7 M. und ein Stipendium von 103,7 8 M., beim Stipendium Wolfianum alterum ein Stipendium von 75,oo M.

6. Kranken- und Begräbnis -Kasse für Studierende.

a. Die Studenten -Kranken -Kasse.

Eine Änderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht erfolgt.

Die Einnahmen haben im Jahre 1904 betragen und zwar:

a. Beiträge der Studierenden 9 674,4 o M.

b. Zinsen etc. von Kapitalien 1 745,2 6 -

c. dem Bestände aus dem Jahre 1903 238,7 i *

d. Valuta für gekündigte Wertpapiere 1 500,oo *

e. von der Freien Studentenschaft, Zuwen- dung aus dem Winterfest 40, oo

Summa der Einnahmen 13 198,36 M. Die Ausgaben betrugen:

1. Remunerationen an Arzte und Beamte... 2 232,60 M.

2. Unterstützungen an Studierende zu Bade-

und Brunnenkuren 1 593 oo »

Seitenbetrag 3 825,6 0 M.

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106

s

Übertrag 3 825,50 M.

und zwar erhielten:

1 Studierender 200,oo M. = 200,oo M.

1 * 165,oo . = 165,00 4 Studierende je 150,oo * = 600,oo

2 « * 120,00 * = 240,oo 2 * * 100,oo * = 200,oo » 1 Studierender 80, oo * = 80, oo » 1 * 60,oo . == 60,oo 1 48,oo * = 48,oo

13 Studierende zusammen ... 1 593,oo M.

3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:

a. für Medikamente, Brillen, Bruch- bänder etc 2 749,7 7 M.

970 Studierenden wurden

in 1566 Fällen ärztliche Medikamente verordnet.

b. Für Verpflegung und Be- handlung von Studieren- den in den Universitäts- Kliniken und im Garnison- Lazarett 4 214,6 6 *

// 6 994,32 M.

4. Zur Kapitalisierung 1 493,oo *

5. Verwaltungskosten 97,6 5 *

Summa der Ausgaben 12 410,47 M. Die Einnahmen betrugen 13 198,86 «

Mithin bleibt Bestand 787,89 M.

b. Die Studenten-Begrabnis-Kasse.

Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1904 in

Effekten nach Nominalwert 7 500,oo M.

gegen im Vorjahre 6 700,oo

A. Die Einnahmen im Jahre 1903 haben betragen:

1. Bestand aus dem Vorjahre 737,86 M.

2. Zinsen von Kapitalien 248,50

Summa der Einnahmen 985,86 M*

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Übertrag 985,8« M.

B. Ausgaben:

1. Begräbniskosten für verstorbene Studierende M.

2. Zur Kapitalisierung 803,4 5 *

Bleibt Bestand 182,4 1 M.

7. Der akademische Turnspielplatz.

Zum ersten Male soll in der Chronik der Universität über diese neue Einrichtung Bericht erstattet werden, deren sich die Universität Dank der Munifizenz des Herrn Ministers und der wohlwollenden Förderung durch das hohe Kuratorium seit dem Sommersemester 1902 zu erfreuen hat.

Den ersten Anstoß durch Bereitstellung eines Spielplatzes die Pflege der Leibesübungen von Seiten der Universität auf- zunehmen gab die Anregung des Zentral-Ausschusses für Volks- und Jugendspiele im Jahre 1895 ebenso wie an andern Univer- sitäten so auch in Breslau Universitätsspielkurse abzuhalten. Von einem solchen Vorhaben ließ sich nur dann nachhaltiger Gewinn versprechen, wenn den Studierenden die Möglichkeit geboten wäre, das in einem kurzen Kursus Erlernte fortdauernd zu üben und dadurch sich für immer zu eigen zu machen. Damals wurde auf die Notwendigkeit eines eigenen den Studierenden zur Benützung zu gebenden Spielplatzes hinge- wiesen. Die Not Breslaus an größeren Plätzen, welche zum Betriebe größerer Spiele der Erwachsenen geeignet sind, drängte dazu nach einem eignen Platze sich umzutun. Nachdem die Ver- handlungen mit verschiedenen Privaten, größere Wiesenflächen in der Nähe der Stadt zum Spielbetriebe zu pachten, sich wegen der hohen Pachtsummen zerschlagen hatten, wurden nach wiederholten Vorstellungen des akademischen Senats im April 1901 vom Herrn Minister der geistl. etc. Angelegenheiten die Mittel angewiesen, auf dem an die kgl. Anatomie und die kgl. Kinderklinik anstoßenden fiskalischen Gelände einen Turnspiel- platz einzurichten. Da aber inzwischen eine anderweitige Ver- wendung dieses Grundstücks in Frage kam, konnte erst 1902 mit den Arbeiten begonnen werden. Das freundliche Entgegen- kommen der städtischen Behörden, die ein zur Abrundung des

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Platzes sehr notwendiges Stück Land der Universität pacht- weise überließen, und die tatkräftige Hilfe des Universitätsbau- amts machten es möglich, die Planierungsarbeiten und die Auf- richtung des Unterkunfts- und Geräteraumes, sowie der Sprung- anlagen so rasch zu fördern, daß die Übergabe des Platzes bereits am 10. Oktober 1902 erfolgen konnte. 120 m lang und durchschnittlich 75—78 m breit zieht sich der rautenförmige Platz in der Richtung von Südwest nach Nordost westlich von der Anatomie hin, nach Süden und Westen von einem Bestände alter Bäume freundlich eingefriedet. Sie haben sich so erhalten lassen, daß unter ihrem Schatten ein fast 20 m breiter Streifen dem Spielfelde parallel gewonnen wurde, auf welchem die An- laufbahnen für Hoch- und Weitsprung, sowie die Plätze für Ger- und Diskuswurf angelegt werden konnten.

Die ganze Einrichtung des Turnspielplatzes wurde nach Fest- setzung einer bestimmten Spielordnung einem vom Senat ge- wählten Ausschuß übergeben, dem außer dem jeweiligen Rektor ursprünglich die Herren Prof. Schäfer, Prof. Wer nicke, Prof. Hoffmann und der Berichterstatter angehörten, und der zurzeit von den Herren Profif. Beyerle, Rohr, Hoffmann und dem Unterzeichneten gebildet wird.

In einer längeren Ansprache wurde in besonderer Ver- sammlung den Herren Studierenden die Bedeutung der Ein- richtung auseinandergesetzt und zu fleißiger Benützung aufge- fordert.

Aus den sich zum Spiel Meldenden wurden besondere Spielabteilungen unter Aufsicht eigener Spielleiter gebildet und diesen nach gemeinsamer Verabredung zu bestimmten Tagen und Stunden der Platz zur Benützung überwiesen. So wurden

1903 7 Spielabteilungen von den Mitgliedern des historischen Vereins, des Vereins Unitas, den vereinigten Burschenschaften, dem philologischen Verein und den farbentragenden und nicht farbentragenden akademischen Turnvereinen gebildet.

Im Sommer 1903 wurde der Platz an 73 Spieltagen von 922 Spielern benützt, im Sommer 1904 an 94 Spieltagen von 1304 Spielern. Am stärksten nahm den Platz der akademische Turnverein in Anspruch; er spielte 1903 an 32 Spieltagen,

1904 an 44 Tagen mit 569 Mann. 1904 spielte außerdem der

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i

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historische Verein an Ii Tagen mit 137, der philologische Verein an 11 Tagen mit 131, der Turnverein Saxo-Silesia 9 mal mit 113 Mann, die farbentragenden Turnvereine 7 mal mit 125, die Unitas auch 7 mal mit 39 Mann, die Vereinigten Burschen- schaften 5 mal mit 153 Mann. Die nicht inkorporierten Studierenden, die sich am Spiel beteiligen wollten, wurden je nach der Zahl der Spieler den einzelnen Abteilungen zugewiesen.

Tamborin-, Faust- und Schleuderball erfreuten sich des lebhaftesten Zuspruchs. Ger- und Diskuswurf fanden ebenfalls viel Beifall; nächstdem die verschiedenen Sprungarten, und andere volkstümliche Übungen.

Für das Sommersemester 1905 ist die Abhaltung eines Spielkursus für die Spielleiter durch einen Turnlehrer in Aus- sicht genommen, um die Spielleiter eingehender mit dem Turn- Spielstoff vertraut zu machen, und ihre Spielfertigkeit und Spiel- lust zu steigern.

So soll der Sinn für körperliche Übung immer weiter in die Studentenschaft getragen werden, damit sie immer mehr erkenne und empfinde, welch köstliches Mittel zur Stählung körperlicher und sittlicher Kraft ihr in dem Turnspiel geboten ist. Pro patria est, dum ludere videmur. C. Partsch.

VI. Akademische Grundstücke und Kapitalien.

I. Grundstücke.

Großes Universitätsgebäude. Die Wiederherstellung des Musiksaals einschließlich seiner Vorräume wurde mit der Instandsetzung der Vergoldungen, Einbringung der neuen Fenster der südlichen Wand, Instandsetzung der Türen, Her- stellung des neuen Sängerpodiums und Fußbodens und Ein- führung elektrischer Beleuchtung im Wesentlichen abgeschlossen. Noch gegen Ende des Etatsjahres erging die Ermächtigung des Herrn Ministers, daß nach Maßgabe der vorgelegten Entwürfe und Vorschläge die neue innere Einrichtung (Orgel, Gestühl u. s. w.) zur Ausführung gebracht werden darf.

Die Arbeitsräume im III. Stockwerk des Mittelflügels sowie der im Westflügel über der Aula gelegene Museumssaal, welche

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nach Übersiedelung des zoologischen Instituts in den Neubau an der Sternstraße frei geworden waren, wurden zu Seminaren bezw. zu 2 größeren Hörsälen umgebaut. Die ersteren konnten bereits Anfang Januar in Benutzung genommen werden; die Fertigstellung der neuen Hörsäle ist im Juli 1905 zu erwarten.

Bibliothek. Die Räume der ehemaligen Dienstwohnung des Direktors des archäologischen Museums im Erdgeschoß des Ostflügels wurden zu Zwecken der Bibliothek hergerichtet.

Sternwarte. Die Beobachtungshäuser auf der Insel an der Börgerwerderschleuse mußten infolge des beginnenden Baues der neuen Werderbrücke weiter ostwärts verlegt werden.

Botanischer Garten. Die Räume des Erdgeschosses des Hauses Göppertstraße 4 (ehemalige Filiale der Elisabethine- rinnen) wurden dem Garten überwiesen und entsprechend eingerichtet.

Pflanzenphysiologisches Institut. Die Kellerräume und das I. Stockwerk des Hauses Göppertstraße 4 (ehemalige Elisabethinerinnen) wurden dem Institut überwiesen und ent- sprechend eingerichtet.

Zoologisches Institut und Museum. Der Neubau an der Sternstraße wurde am 29. September der nutznießenden Behörde übergeben.

Agrikulturchemisches und bakteriologisches In- stitut. In Rosenthal bei Breslau auf dem Gelände des land- wirtschaftlichen Versuchsfeldes wurde eine Vegetationsanlage bestehend aus Arbeitshaus, Glashaus, Drahthaus, Schuppen und Brunnen errichtet.

Psychiatrische und Nervenklinik. Die Errichtung des Neubaues an der Auenstraße wurde im Herbst 1904 mit der Herstellung der Fundamente für das Hauptgebäude be- gonnen.

2. Kapitalien.

Das Vermögen der Universität betrug am Schlüsse des

Etats-Jahres 1904 593 175,oo M.

und ist angelegt:

in Hypotheken 320 300,00 M.,

in Wertpapieren 272 875,oo *

593 175,oo M.

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Die Stiftungs- Fonds der Universität weisen am Schlüsse

des Etats-Jahres 1904 ein Vermögen von 328 065,oo M.

nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken 227 340,00 M.,

in Wertpapieren 100 725,oo *

Außerdem besitzt der v. Hackemann sehe Professoren- Witwen - Pensions - Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm, welche im Etats-Jahre 1904 einen Pachtzins von 3057,2 6 Mark und an Jagdpachtgeldern 68,66 Mark eingebracht haben.

Das Vermögen der Stipendien -Fonds betrug am Schlüsse

des Etats-Jahres 1904 850 321,65 M.

und ist angelegt:

in Hypotheken mit 348 650,oo M.,

in Wertpapieren mit 500 500,oo *

in Sparkassenbüchern mit 1 171,56 »

850 321,5 6 M.

Der Studenten - Unterstützungs - Fonds weist am Schlüsse des Etats-Jahres 1904 ein Kapitalvermögen von. 63 800,oo M.

nach.

Dasselbe besteht:

in Hypotheken von 30 000 M.,

in Effekten von 33 800 *

VII. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Kuratorial- schreiben und Senatsbeschlüsse.

1. Ftkr die Universität überhaupt.

a. Ministerial-Erlasse und Karatorialschreiben.

Unter dem 22. März 1904 teilt der Herr Minister mit, daß, da der § 21 der Prüfungsordnung für Ärzte vom 28. Mai 1901 für die ärztliche Prüfung zwei Prüfungstermine festsetzt, welche Mitte Oktober und Mitte März beginnen, die Zulassung zur Sommerprüfung nicht mehr die Ausnahme bildet, weshalb auch die Meldungen zu dieser unmittelbar an den Herrn Minister einzureichen sind.

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Durch die Erlasse vom 7. und 19. September und vom 3. November 1904 hat der Herr Minister eine andere Gruppierung der Studienfächer der philosophischen Fakultät in der statistischen Übersicht der Studierenden des Personalverzeich- nisses, sowie bei der Ausfüllung der Zählkarten angeordnet. Es handelt sich besonders darum, ersichtlich zu machen, wie viele Studierende des humanistischen und mathematisch- naturwissenschaftlichen Lehrfaches vorhanden sind, weshalb die Zahl der Studierenden der alten und neuen Philologie, sowie der Geschichte einerseits und der Mathematik und Natur- wissenschaft andererseits in je einer Rubrik anzugeben ist.

Bei Übersendung der mit dem 1 Oktober 1904 in Kraft getretenen Prüfungsordnung für Apotheker hat der Herr Minister zu § 17 derselben bemerkt, daß die Anträge auf Zu- lassung zur Prüfung wie bisher an das Universitäts-Kuratorium zu richten sind, dem auch die Entscheidung über die aus- nahmsweise Berücksichtigung verspäteter Anträge zusteht.

Durch Erlaß vom 5. Oktober 1904 hat der Herr Minister eine neue Ordnung für die Bibliotheks-Kommission der Universität genehmigt. Dieselbe ist allen Dozenten mit dem Ersuchen mitgeteilt worden, ihre auf Neuanschaffung von Büchern ge- richteten Wünsche, sofern hierdurch der Etat der Bibliothek stark oder dauernd belastet werden würde, zunächst der Kommission anzumelden und zwar durch Vermittelung des der- selben angehörenden Fakultätsmitgliedes. (Siehe oben S. 11 f.)

Durch Schreiben vom 6. Oktober 1904 hat der Herr Universitäts-Kurator eine Bekanntmachung der Geschäftsstelle des Gesamtkataloges für die Königliche Bibliothek in Berlin und die zehn preußischen Universitäten zur Kenntnisnahme mitgeteilt, nach der diese bereit ist, auf frankierte Anfragen darüber Auskunft zu erteilen, ob ein gesuchtes Buch in einer der genannten Bibliotheken sich befindet. Als Gebühr sind für jedes Buch 10 Pfg. in Briefmarken beizufügen.

Unterm 14. Dezember 1904 teilt der Herr Minister mit, daß sich das Kollegiatstift zu Zeitz bereit erklärt hat, in allen Fällen, in denen staatliche Bibliotheken unter Übernahme der Verantwortung um leihweise Überlassung von Archivalien aus

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der Domherrn-Bibliothek bitten, den Anträgen ohne weiteres stattzugeben.

Durch Schreiben vom 15. Dezember 1904 gibt der Herr Universitäts- Kurator Kenntnis von der Einrichtung einer akademischen Auskunftsstelle an der Berliner Universität, die den Zweck verfolgt, eine Zentrale für alle Auskünfte zu bilden, die geeignet erscheinen, den Studierenden für ihre Studien- zwecke förderlich zu sein und auch den zahlreichen Studieren- den, welche andere Universitäten zu beziehen wünschen, und den Gelehrten, welche Studienreisen machen, sachgemäße Aus- künfte zu erteilen. Zur Ausstattung dieses Instituts sind dem- selben sämtliche auf die Einrichtung der hiesigen Universität sich beziehenden Reglements übermittelt worden, auch werden ihm künftig alle periodischen Druckschriften zugesandt werden. Die Universitäts-Institute sind ersucht worden, auch ihre Sonder- vorschriften dahin zu überweisen.

Durch Erlaß des Herrn Ministers vom 6. Januar 1905 sind

die §§ 2 bis 4 der Vorschriften für die Studierenden der

r i*i 1- Oktober 1879 , , ,. _

Landesuniversitäten vom =-- r^-r rsTTT* welche die Bestim-

7. h ebruar 1894

mungen über die wissenschaftliche Vorbildung für die Zu- lassung zur Immatrikulation enthalten, abgeändert worden. Diese Abänderungen beziehen sich hauptsächlich darauf, daß nun- mehr in Fällen, in denen nach den bestehenden Bestimmungen für ein Berufsstudium der Nachweis der Reife für die Prima einer neunstufigen höheren Lehranstalt genügt (Pharmazeuten und Zahnärzte), dies auch für die Immatrikulation ausreicht und daß zur Verlängerung eines Studiums extra ordinem über die Dauer von 6 Semestern hinaus die Genehmigung des Herrn Ministers erforderlich ist.

b. Senatsbeschlflsse.

Am 7. Mai 1904 erklärte sich der Senat mit der Bekannt- machung des Erscheinens des Vorlesungs-Verzeichnisses in politischen Zeitungen, deren Auswahl dem Rektor überlassen wurde, einverstanden.

Auf eine bezügliche Anfrage der Universitätskasse ent- schied der Senat am 23. Juli 1904, daß die einem Studierenden

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gewährte Stundung der Vorlesungshonorare mit dem Wechsel der Fakultät erlischt.

In der Sitzung vom 12. Dezember 1904 beschloß der Senat:

1. den Termin zur Verteilung der Hörsäle gegen den Schluß des Semesters und zwar alsbald nach dem Erscheinen des Vorlesungsverzeichnisses zu verlegen,

2. das den Dozenten der Mathematik bereits früher ein- geräumte Vorrecht auf die Benutzung des Hörsaals XI auch auf den gleichfalls mit einer großen Wand- tafel ausgestatteten Hörsaal X ausdehnen und

3. eine andere Numerierung der Hörsäle vornehmen zu lassen.

Diese ist in der Weise erfolgt, daß die Nummerfolge im Westflügel des Erdgeschosses beginnt und sich von Westen nach Osten durch alle Stockwerke fortsetzt.

In der Sitzung vom 14. Januar 1905 wurde der Begriff „der betreffenden Fakultät" im 3. Absatz des § 15 der allge- meinen Studentenvorschriften vom 1. Oktober 1879 dahin interpretiert, daß hierunter diejenige Fakultät zu verstehen sei, welcher der Dozent angehört.

Am 18. Februar 1905 erklärte sich der Senat auf Vor- schlag der Seminardirektoren damit einverstanden, daß im Sommer-Semester 1905 die Seminare versuchsweise von 8 1 und 3 7 Uhr geöffnet werden. Diejenigen Seminardirektoren, die Uber diese Zeit hinaus Seminarübungen abhalten, haben die Verantwortung für das Auslöschen der Gasflammen und das Schließen des Seminarraumes selbst zu übernehmen.

VIII. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen etc.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.

Am 15. Oktober 1904 fand in herkömmlicher Weise die Übergabe des Rektorats von Seiten des bisherigen Rektors, Geh. Regierungs-Rats Professor Dr. Rosanes an den neu- gewählten Rektor, Konsistorialrat Professor Dr. Kawerau

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statt Nach Ableistung des vorgeschriebenen Eides hielt dieser seine Antrittsrede: „Der Ursprung des Weihnachtsfestes."

Bei der akademischen Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1905 hielt der Professor der Eloquenz, Geh. Regierungs-Rat Professor Dr. Fo erster die Festrede über das Thema: „Psyche".

Den Schluß der Feier bildete die alljährlich stattfindende Preisverteilung, über die der im Druck erschienene Bericht das Nähere besagt. (Siehe auch VIII, 3). Am Nachmittag fand wiederum ein Festmahl der Dozenten und Beamten statt, bei dem der Rektor das Kaiserhoch ausbrachte.

Durch Ministerialerlaß vom 24. Mai 1904 ist bei dem Land- wirtschaftlichen Institute eine neue Abteilung unter der Be- zeichnung „Institut für Wirtschaftslehre des Landbauesu ein- gerichtet und im Personal-Verzeichnis bei den Naturwissen- schaftlichen und Medizinischen Instituten unter V. 10a auf- geführt worden. Zum Direktor desselben wurde der außer- ordentliche Professor Dr. Aereboe ernannt.

Am 1. August 1904 hat das Zoologische Institut und Museum die seit seiner Begründung innegehabten Räume des großen Universitätsgebäudes verlassen und den Neubau in der Sternstraße bezogen. Von den alten Räumen sind die im III. Stockwerk nach erfolgtem Umbau zur besseren Unter- bringung des evangelisch-theologischen und des romanischen Seminars, sowie als Dienstwohnung für den II. Pedell und Karzeraufseher und als Karzerraum verwendet worden. Aus dem großen Sammlungssaal wurden zwei Hörsäle zu 400 bezw. 80 Plätzen hergerichtet, die aber am Schlüsse des Berichts- jahres noch nicht fertiggestellt waren.

Die im westlichsten Teile des Universitätsgebäudes befind- liche bisherige Dienstwohnung des II. Pedellen und Karzer- aufsehers, sowie der Universitätskarzer werden kassiert und dafür ein steinerner Treppenaufgang nach der Aula und dem darüber liegenden Hörsaale von 400 Plätzen geschaffen.

Der Herr Minister hat genehmigt, daß vom 1. Oktober 1905 ab die erforderlichen Räume für die auf Anregung der Uni- versität zu errichtende mensa academica gemietet werden.

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Bei der feierlichen Eröffnung der neuen technischen Hoch- schule in Danzig war unsere Universität durch den Rektor und den Dekan der philosophischen Fakultät vertreten. Die Studentenschaft entsandte drei Vertreter.

Am 10. Dezember 1904 feierte der ordentliche Professor in der katholisch-theologischen Fakultät Geh. Regierungs-Rat, Prälat Dr. Laemmer und

am 6. März 1905 der ordentliche Professor in der medi- zinischen Fakultät Geh. Medizinal-Rat Dr. Fischer, wohnhaft in Berlin, das 50jährige Doktorjubiläuni, wobei denselben hohe Ordensauszeichnungen zu teil wurden.

Die von dem Herrn Minister der Universität zum Geschenk gemachte Marmorbüste des vorigen Herrn Universitätskurators, Sr. Durchlaucht des Fürsten von Hatzfeldt, Herzogs zu Trachen- berg ist, nachdem sie provisorisch vor dem Eingange zur Aula Leopoldina Aufstellung gefunden hatte, nunmehr in der Aula selbst aufgestellt worden.

Zur Beleuchtung des Aulachores sind Spiritusglühlicht- lampen angebracht worden.

Nach wiederholten Anträgen der Universität ist nunmehr mit Ermächtigung des Herrn Ministers durch einen mit der Frankfurter Transport-, Unfall- und Glasversicherungs-Aktien-

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Gesellschaft in Frankfurt a. M. unterm— T' Oktober 1904 ab-

Ol.

geschlossenen Vertrag die Versicherung der Studierenden der Naturwissenschaften (einschl. Mathematik), der Landwirtschaft und der Medizin (einschl. der Zahnheilkunde), sowie der Assistenten und Institutsdiener etc. gegen Unfälle ins Leben getreten. Für die Vorbezeichneten ist die Versicherung obli- gatorisch; jeder andere Student, sowie die Dozenten und die akademischen Lehrer haben das Recht, derselben freiwillig beizutreten. Die Prämie beträgt 1,50 Mk. für das Semester; gewährt werden:

3000 Mk. für den Todesfall,

15000 Mk. für den Invaliditätsfall, zahlbar in Gestalt einer Rente,

3 Mk. täglich Kurkosten vom Tage der ärztlichen Behandlung ab.

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2. Programme

und

3. Adressen

sind nicht erschienen.

IX. Studierende,

1. Hörerzahl.

Sommer-Semester 1904: a. immatrikulierte Studierende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1262

Neu hinzugekommen . . . . 518

zusammen 1780

Davon zählte:

die evangelisch - theologische J Deutsche 74

Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 75

die katholisch - theologische i Deutsche 292

Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 293

. ... , , / Deutsche 499

die juristische Fakultät {

l Nichtdeutsche 499

,. .. . . , _ . .... /Deutsche 193

die medizinische Fakultät . . { mT.

v Nu

o

O. 3

fichtdeutsche 10_ 203

a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 496

b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife nach § 3 der Vorschriften vom

1. Oktober 1879 184

Deutsche 680

c. Nichtdeutsche 30 710

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schließlich 70 Hörerinnen) 145

Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 1925

Es hörten Vorlesungen:

von den immatrikulierten Studierenden 1768

von den Hospitanten 140

zusammen 1908

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118

Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert:

in der katholisch - theologischen Fakultät 2, in der juristischen Fakultät 4, in der medizinischen Fa- kultät 1 und in der philosophischen Fakultät 5, zusammen 12

Von den Hospitantenscheinen haben 5 Hörer keinen Ge- brauch gemacht.

Winter-Semester 1904/05: a. Immatrikulierte Studierende:

Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1330

Neu hinzugekommen 515

zusammen 1845

Davon zählte:

die katholisch - theologische I Deutsche 234

Fakultät l Nichtdeutsche 234

die evangelisch - theologische i Deutsche 64

Fakultät l Nichtdeutsche 64

. ... , . | Deutsche 568

die juristische Fakultät. . . . <%T . , , , , ,

l Nichtdeutsche 2

570

die medizinische Fakultät ... I Deutsche

l Nichtdeutsche 13 195

o

2 £

a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 530

b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife nach § 3 der Vorschriften vom

1. Oktober 1879 210

Deutsche 740

l c. Nichtdeutsche 42 782

b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein- schließlich 122 Hörerinnen) 253

Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be- rechtigten war also 2098

Es hörten Vorlesungen:

von den immatrikulierten Studierenden 1825

von den Hospitanten 243

zusammen 2068

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Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert: in der katholisch - theologischen Fakultät 4, in der evangelisch - theologischen Fakultät 2, in der juristischen Fakultät 2, in der medizinischen Fakultät 1 und in der philosophischen Fakultät 11, zusammen 20

Von den Hospitantenscheinen haben 10 Hörer keinen Ge- brauch gemacht.

2. Beteiligung an den Vorlesungen.

a. Es haben Inskriptionen stattgefunden:

1. bei der evangelisch-theologischen Fakultät

im Sommersemester 1904:

zu 16 theol. Privatvorlesungen 232

« 4 « öffentlichen Vorlesungen 108

* 9 - seminaristischen Übungen 110

im Wintersemester 1904/05:

zu 18 theol. Privatvorlesungen 240

* 5 * öffentlichen Vorlesungen 129

» 8 * seminaristischen Übungen 98

2. bei der katholisch-theologischen Fakultät

im Sommersemester 1904:

zu 14 theol. Privatvorlesungen 1181

«11 * öffentlichen Vorlesungen 1053

* 6 seminaristischen Übungen 170

im Wintersemester 1904/05:

zu 12 theol. Privatvorlesungen 936

« 8 » öffentlichen Vorlesungen 769

* 6 * seminaristischen Übungen 144

3. bei der juristischen Fakultät unter Einschluß der staatswissenschaftlichen Disziplinen im Sommersemester 1904: zu 37 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2451

3 » * öffentlichen Vorlesungen 281

7 * * seminaristischen Übungen 298

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120

im Wintersemester 1904/05:

zu 39 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 3023

* 5 * * öffentlichen Vorlesungen 488

7 » * » seminaristischen Übungen 353

4. bei der medizinischen Fakultät im Sommersemester 1904:

zu 61 medizinischen Privatvorlesungen 1505

* 30 * öffentlichen Vorlesungen . . 633

im Wintersemester 1904/05: zu 55 medizinischen Privatvorlesungen 1144

* 36 * öffentlichen Vorlesungen . . 527

5. bei der philosophischen Fakultät im Sommersemester 1904:

zu 118 Privatvorlesungen 4047

* 47 öffentlichen Vorlesungen . . . 1840

* 39 Seminarien 676

im Wintersemester 1904/05:

* 123 Privatvorlesungen 4246

47 öffentlichen Vorlesungen... 1682 - 18 Seminarien 637

1. Von Seiten der Studierenden der evangelisch-theolo- gischen Fakultät haben stattgefunden:

im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 75 Hörern

zu 16 theol. Privatvorlesungen 232 Inskriptionen,

* 4 » öffentlichen Vorlesungen 108 »

* 9 » seminaristischen Übungen ... 110 * « außerfachlichen (philos., historischen,

literar., philologischen) Vorlesungen 59 * (35 private, 24 öffentliche);

im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 64 Hörern

zu 18 theologischen Privatvorlesungen 240 Inskriptionen,

5 * öffentlichen Vorlesungen 129 *

8 * seminaristischen Übungen 98

* außerfachlichen Vorlesungen 72

(26 private, 46 öffentliche).

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121

Mithin entfallen auf jeden der Hörenden:

im Sommerseinester 1904 (Zahl 75):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 o Inskriptionen,

« * * öffentlichen Vorlesungen . . . 1,44 *

> seminaristischen Übungen . . 1,4 6 «

« * anßerfachlichen Vorlesungen 0,7 9

im Wintersemester 1904/05 (Zahl 64):

zu den theol. Privatvorlesungen 3,7 5 Inskriptionen,

* * * öffentlichen Vorlesungen ... 2, 02 * * seminaristischen Übungen . . 1,63 außerfachlichen Vorlesungen l,is

2. Von seiten der Studierenden der katholischen Theologie haben stattgefunden:

im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 293 Hörern

zu 14 theol. Privatvorlesungen 1181 Inskriptionen,

»II « öffentlichen Vorlesungen 1053

' 6 < seminaristischen Übungen ... 170 *

* außerfachlichen Vorlesungen 180 »

(112 private, 68 öffentliche);

im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 234 Hörern

zu 12 theol. Privatvorlesungen 936 Inskriptionen,

* 8 * öffentlichen Vorlesungen 769

6 - seminaristischen Übungen 144

* außer fachlichen Vorlesungen 220

(113 private, 107 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommersemester 1904 (Zahl 293):

zu den theol. Privat Vorlesungen 4,0 3 Inskriptionen,

öffentlichen Vorlesungen ... 3,59 *

* seminaristischen Übungen.. 0,55

* außerfachlichen Vorlesungen 0,6 1 *

im Wintersemester 1901/05 (Zahl 234):

zu den theol. Privatvorlesungen 4,oo Inskriptionen,

* * * öffentlichen Vorlesungen... 3,2 9

* « seminaristischen Übungen. . 0,62 * außerfachlichen Vorlesungen 0,94

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122

3. Von Seiten der Studierenden der juristischen Fakultät haben stattgefunden:

im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 499 Hörern

zu 37 juristischen Privat Vorlesungen 2451 Inskriptionen,

» 3 öffentlichen Vorlesungen 281

* 7 - seminar. Übungen 298

« außerfachlichen Vorlesungen 394 *

(72 private, 322 öffentliche);

im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 570 Hörern

zu 39 juristischen Privatvorlesungen 3023 Inskriptionen,

* 5 * öffentlichen Vorlesungen 488 7 * seminar. Übungen 353

« außerfachlichen Vorlesungen 516 *

(67 private, 439 öffentliche).

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommersemester 1904 (Zahl 499):

zu den juristischen Privatvorlesungen 4,9 1 Inskriptionen,

* * öffentl. Vorlesungen.. 0,66 * ' * * seminar. Übungen.... 0,60 *

* * außerfachlichen Vorlesungen 0,79 *

im Wintersemester 1904/05 (Zahl 570):

zu den juristischen Privatvorlesungen 5,46 Inskriptionen,

* * * öffentl. Vorlesungen . . 0,86

* * * seminar. Übungen 0,62 *

* « außerfachlichen Vorlesungen 0,9 i *

4. Von Studierenden der medizinischen Fakultät haben, wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen- schaftlichen Vorlesungen zu den medizinischen gezählt werden, stattgefunden:

im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 203 Hörern zu 61 Privatvorlesungen 1505 Inskriptionen,

* 30 öffentlichen Vorlesungen 633

im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 195 Hörern

zu 55 Privatvorlesungen 1 144 Inskriptionen,

« 36 öffentlichen Vorlesungen 527

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123

Mithin entfallen auf jeden Hörenden :

im Sommersemester 1904 (Zahl 203): zu den Privatvorlesungen 7,4 i Inskriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen 3,ii

im Wintersemester 1904/05 (Zahl 195):

zu den Privatvorlesungen 5,86 Inskriptionen,

- - Öffentlichen Vorlesungen 2,7 o

5. Von Seiten der Studierenden der philosophischen Fa- kultät haben stattgefunden:

im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 710 Hörern

zu 118 Privatvorlesungen 4047 Inskriptionen,

47 öffentlichen Vorlesungen 1840 *

39 Seminarien : 676

Außerfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen Fakultät in der Regel solche, die einem vom Spezialfache ver- schiedenen Fache dieser Fakultät selbst angehören:

im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 782 Hörern

zu 123 Privatvorlesungen 4246 Inskriptionen,

47 öffentlichen Vorlesungen 1682

* 18 Seminarien 637 »

Mithin entfallen auf jeden Hörenden:

im Sommersemester 1904 (Zahl 710): zu den Privatvorlesungen 5,68 Inskriptionen,

* öffentlichen Vorlesungen 2,5 9

# * Seminarien 0,9 5

im Wintersemester 1904/05 (Zahl 782): zu den Privatvorlesungen 5,42 Inskriptionen,

* » öffentlichen Vorlesungen 2,15

- Seminarien . . 0,80

3. Lösungen von Preisaufgaben.

Bei der Preisverteilung am Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1905 haben folgende Studierende nach dem hierüber besonders erschienenen ge- druckten Berichte der Fakultäten Preise und Anerkennungen erhalten:

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von der katholisch-theologischen Fakultät:

der Stud. theol. cath. Conrad Metzger % des Preises und der Stud. theol. cath. Viktor Otremba des Preises;

von der juristischen Fakultät:

der Stud. jur. Godehard Ebers, der Stud. jur. Ernst Lutterloh und der Stud. jur. Georg Neuwiem je den vollen Preis; der Stud. jur. Paul Thierae eine ehrenvolle öffentliche Er- wähnung;

von der medizinischen Fakultät: der Stud. med. Curt Cohen den vollen Preis;

von der philosophischen Fakultät:

der Cand. phil. Max Schwochow,

der Stud. phil. Hermann Franke und

der Stud. phil. Max Laugwitz je einen halben Preis.

4. Vereine und Verbindungen.

Für das Berichtsjahr sind folgende Veränderungen zu ver- zeichnen:

Am 11. Juni 1904 hat sich die freie Studenten-Verbindung Saxonia neugebildet.

Der Verband wissenschaftlicher Vereine ist zu Beginn des Wintersemesters 1904/05 aus der Vereinigung akademischer Korporationen ausgetreten.

Die Vertretung der nicht inkorporierten Studentenschaft hat im großen Universitätsgebäude eine Geschäftsstelle einge- richtet, für die ihr ein freier Hörsaal zur Benutzung überlassen worden ist.

Die Aufsicht und Kontrolle über den staatlich subventio- nierten Akademischen Turnverein ist vom 1. April 1905 ab an Stelle des nach Leipzig berufenen ordentlichen Professors Geh. Reg.-Rat Dr. Joseph Partsch dem außerordentlichen Professor Dr. Carl Partsch übertragen worden. Die gleiche Kontrolle führt dieser von da ab auch über den akademischen Turn- verein Saxo-Silesia.

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5. Akademische Disziplin.

Von der akademischen Disziplinarbehörde bezw. von dem Rektor allein wurden wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen Lebens bestraft:

a. Im Sommersemester 1904: 1 Studierender mit 5 Tagen Karzer.

b. Im Wintersemester 1904/05: 3 Studierende mit je 3 Tagen Karzer und 3 Studierende mit je 1 Tage Karzer.

X. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen.

Von der katholisch-theologischen Fakultät wurde der Weih- bischof von Breslau Heinrich Marx und der Erzpriester und Pfarrer von St. Matthias zu Breslau Aloys Schade zum Dr. theol. hon. causa und von der evangelisch-theologischen Fakultät der Lehrer am theologischen Seminar der Brüder- gemeinde zu Gnadenfeld Heinrich Roy zum Lic. theol. hon. causa promoviert.

2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen.

I. Von der katholisch-theologischen Fakultät

wurden promoviert:

1. Karl Lux, aus Breslau, 1. August 1904: „Constitutionum Apostolicarum de generali beneficiorum reservatione ab a. 1265 usque ad a. 1378 emissarum, tarn intra quam extra corpus iuris exstantium, collectio et interpretatio."

2. Joseph Heidemann, aus Potsdam, 4. August 1904: „Die englische Legation des Kardinals Guido Fulcodi, des späteren Papstes Clemens IV. u

3. Paul Rentschka, aus Bautzen, Königreich Sachsen, 8. August 1904: „Die Dekalogkatechese des heiligen Augustinus."

4. Ernst Timpe, aus Osnabrück, 29. November 1904: „Die kirchenpolitischen Ansichten und Bestrebungen des Kar- dinals Bellarmin."

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II. Von der juristischen Fakultät wurden

promoviert:

1. Hermann Arnold, aus Breslau, 16. April 1904: „Das eheliche Güterrecht der Stadt Straßburg i. Eis. bis zur Einführung des code civil.41

2. Karl Kroll, aus Breslau, 19. April 1904: „Die Bedeutung des Befehls nach Militärstrafrecht.'4

3. Martin Schlesinger, aus Breslau, 19. April 1904: „Der Aufruhr 115 Reichsstrafgesetzbuchs).44

4. Paul Fiebach, aus Breslau, 30. April 1904: „Das gesetz- liche Rücktrittsrecht nach dem B. G. B.44

5. Arthur Fink, aus Bromberg, 9. Mai 1904: „Die recht- liche Natur der Aufgabe des Eigentums nach heutigem bürgerlichem Recht.*4

6. Theodor Christiani, aus Cöln-Ehrenfeld, 20. Mai 1904: „Die Treuhand der fränkischen Zeit.44

7. Paul Herzberg, aus Nicolai, 20. Mai 1904: „Ermäch- tigungsdelikte.44

8. Hans Albert Lohmeyer, aus Thorn, 4. Juni 1904: „Das Wesen der Begünstigung.44

9. Emil Ludwig, aus Breslau, 4. Juni 1904: „Die Verletzung des Berufsgeheimnisses 300 R. St. G. B.).44

10. Alfred Kaestner, aus Liegnitz, 18. Juni 1904: „Die stille Gesellschaft und die Gesellschaft des bürgerlichen Rechts. Ein Vergleich.44

11. Arthur Loewy, aus Liegnitz, 18. Juni 1904: „Die Form der Erbschaftsannahme nach heutigem bürgerlichen Recht'4

12. Otto Fischer, aus Breslau, 21. Juni 1904: „Zur Ge- schichte der deliktischen Haftung für Vertragsverletzungen.44

13. Franz Bauer, aus Brieg, 2. Juli 1904: „Die Reallast und die Rentenschuld.44

14. Georg Buch, aus Upalten i. Ostpr., ± Juli 1904: „Die Haftung des Erbschaftsbesitzers.44

15. Erwin Froehlich, aus Kl.-Zabrze O/S., 4. Juli 190*: „Der Gegenstand des Kaufes und der Schenkung.44

16. Carl Schmidt, aus Breslau, 4. Juli 1904: „Über gesetz- liche und richterliche Veräußerungs verböte nach früherem und heutigem Recht.44

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17. Alfons Bandmann, aus Glatz, 16. Juli 1904: „Das ge- meinsame Indigenat und sein Verhältnis zur Reichs- und Staatsangehörigkeit/4

18. Hans Heinrich Lammers, aus Breslau, 18. Juli 1904: „Die Rentenschuld des Bürgerlichen Gesetzbuches."

19. Felix Mendelssohn, aus Breslau, 29. Juli 1904: „Die actio de in rem verso utilis im römischen Rechte.44

20. Friedrich Alfred Heimann, aus Königszelt, 30. Juli 1904: „Die formellen Erfordernisse der Eheschließung."

21. Wilhelm Sprinz, aus Inowrazlaw, 3. August 1904: „Die Gegenansprüche des Finders."

22. Eberhard Neugebauer, aus Breslau, 4. November 1904: „Die Auflage bei Schenkungen und letztwilligen Verfügungen nach dem B. G. B."

23. Friedrich Schenk, aus Jauer, 18. November 1904: „Der Besitz des Gerichtsvollziehers an den gepfändeten Sachen vor und nach dem 1. Januar 1900."

24. Robert Rathmann, aus Dittersbach, 1. Dezember 1904: „Die Haftung des Staates und der Grundbuchbeamten für Verletzungen der Amtspflicht der letzteren."

25. Curt Riess, aus Breslau, 5. Dezember 1904: „Inwieweit sind den deutschen Einzelstaaten auswärtige Hoheitsrechte verblieben ?"

26. Georg Geisler, aus Gleiwitz, 23. Dezember 1904: „Das Gewohnheitsrecht als Quelle des geltenden Handelsrechts."

27. Fritz Schulz, aus Breslau, 15. Februar 1905: „Die actiones in id quod pervenit und in quantum locupletior factus est. Studie zur Entwickelung des Bereicherungs- begriffes."

28. Waldemar Gollenberg, aus Warmbrunn, 22. Februar 1905: „Das Güterrechtsregister.4*

29. Alfred Thal, aus Breslau, 25. Februar 1905: „Der Rechtsbegriff des Pfandrechts an Forderungen nach römischem, gemeinem und deutschem bürgerlichen Recht.44

30. Kurt Blasse, aus Breslau, 28. Februar 1905: „Die Pflichten des Verkäufers einer Erbschaft nach bürger- lichem Rechte.44

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31. Alfred Dziekan, aus Breslau, 15. März 1905: „Eheauf- lösung und Wiederverheiratung im Falle der Todes- erklärung.14

III. Von der medizinischen Fakultät wurden

1. Kurt Berliner, aus Breslau, 28. April 1904: „Beiträge zur Histologie und Entwicklungsgeschichte des Kleinhirns.41

2. Carl Boehm, aus Neisse, 13. Mai 1904: „Über traumatische Herzfehler."

3. Abraham Aronoff, aus Nowo-Wasiljewka i. Rußland: 30. Mai 1904: „Bericht über 1000 Kataraktextraktionen, zusammengestellt nach 153 Fällen aus der Marburger und 847 aus der Breslauer Augenklinik.44

4. Kurt Strassmann, aus Breslau, 11. Juni 1904: „Weitere Beiträge zur Verwendung des Radiumbromids in der Therapie der Hautkrankheiten.44

5. Lazarus Jutkowski, aus Militsch, 19. Juli 1904: „Über plastische Operationen am Penis und Skrotum im An- schluß an einen Fall von Schindung der männlichen Genitalien.44

6. Hermann Winkler, aus Gr.-Oldern, Kreis Breslau. 27. Juli 1904: „Über präcipitierte Geburten und ihre Folgen.44

7. Arnold Fuchs, aus Schildberg, 29. Juli 1904: „Über carcinomatöse Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse.44

8. Paul Becker, aus Breslau, 12. August 1904: „Ein Bei- trag zur operativen Behandlung entzündlicher Adnex-Er- krankungen.44

9. Walter 0 ettinger, aus Breslau, 12. August 1904: „Bei- trag zur Talma'schen Operation.44

10. Albrecht Speck, aus Breslau, 12. August 1904: „Die Beziehung der Säuglingseniährung zur Entstehung der Lungentuberkulose.44

11. Hanns Peisker, aus Pleß, 15. September 1904: „Ein Beitrag zur Differential-Diagnose von verheilten Becken- frakturen und coxa vara.'4

promoviert:

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12. Ernst Steinitz, aus Beuthen O/S., 18. Okt. 1904: „Über den Einfluß der Elimination der embryonalen Augenblasen auf die Entwicklung des gesamten Organismus, und im besonderen der Kopfregion und des Gehirns bei Rana fusca."

13. Konrad Tiegel, aus Wansen, 18. Oktober 1904: „Über das Hämotom der Sehnervenscheiden bei Schädelver- letzungen.44

14. Jean Alfred Kart scher, aus Frankfurt a. M., 29. Novem= ber 1904: „Erfahrungen über desmoide Geschwülste der Bauchdecken aus den Jahren 1880— 1903.44

15. Walther Baumann, aus Breslau, 15. Dezember 1904: „Beiträge zur Kasuistik der Poliomyelitis anterior acuta."

16. Walter Krause, aus Breslau, 23. Dezember 1904: „Bei- träge zur Kenntnis der Blasenmole an der Hand von 14 an der Königlichen Universitäts-Frauenklinik zu Breslau beobachteten Fällen.4'

17. Georg Hahn, aus Breslau, 21. Januar 1905: „Über die bakterizide Wirkung des menschlichen Blutserums gegen- über Typhusbazillen. (Nachweis des Zwischenkörpers).44

18. Florus Lichtenstein, aus Steinbach bei Penig, 6. Febr. 1905: „Spätfolgen des Entbindungsverfahrens nach Bossi.44

19. Hugo Schulz, aus Glogau, 11. Februar 1905: „Die in der geburtshilflichen Poliklinik der Königl. Universitäts- Frauenklinik zu Breslau in den Jahren 1893 1904 zur Beobachtung gekommenen Ber kenendlagen.44

20. Ernst Laqueur, aus Obern igk, Kreis Trebnitz, 22. Febr. 1905: „Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede gegen das durch Lab veränderte (Parakaseln). Theorie der Labgerinnung.

IV. Von der philosophischen Fakultät wurden

immatrikuliert:

1. Kurt Burath, aus Breslau, 18. April 1904: „Erd- magnetische Untersuchungen im neuen physikalischen Institut der Universität zu Breslau.44

2. Kurt Opitz, aus Semmelwitz, Kreis Jauer, 18. April 1904: „Untersuchungen über Bewurzelung und Bestückung einiger Getreidesorten.44

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3. Erich Waetzmann, aus Weißensee, Kreis Meseritz, 18. April 1904: „Über die Intensitäts Verhältnisse der Spektra von Gasgeinischen.*4

4. Reinhold Kirchner, aus Erfurt, 23. April 1904: „Bei- träge zur Kenntnis der Bruniaceen.44

5. Emil Opitz, aus Brätz i. Pos., 23. April 1904: „Die Arten des Rustikalbesitzes und die Laudemien und Mark- groschen in Schlesien."

6. Friedrich Kipke, aus Breslau, 19. Mai 1904: „Über Kondensat ionsprodukte von Piperonal und PiperonylacroleTn.44

7. Otto Lipmann, aus Breslau, 19. Mai 1904: „Der Einfluß der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke und verschieden alte Associationen.44

8. Richard Franke, aus Breslau, 27. Mai 1904: „Über Kondensationen einiger Aldehyde mit 2,5 Diinetbylpyrazin.4*

9. Alwin Joseph Cox, aus Lawrence (Kansas U. S. A.), 7. Juni 1904: „Über basische Quecksilbersalze.41

10. Paul Ho ff mann, aus Landeshut i. Schi., 7. Juni 1904: „Heinrich I. von Würben, Bischof von Breslau.44

11. Georg Muhs, aus Breslau, 24. Juni 1904: „Über das Massenwirkungsgesetz bei der Auflösung schwer löslicher Verbindungen.44

12. Bruno Haeuschkel, aus Gera (Reuß j. L.), 5. Juli 1904: „Die Technik der Erzählung im Beowulfliede.44

13. Gyula Prinz, aus Budapest, 9. Juli 1904: „Die Faunader älteren Jurabildungen im nordöstlichen Bakony.44

14. Kurt Taeger, aus Stettin, 9. Juli 1904: „Die Einwirkung der letzten Wirtschaftskrisis auf die industriellen Aktien- gesellschaften in Deutschland.44

15. Johann Miecislaus Szymariski, aus Schrimm, 22. Juli 1904: „Hornschwämme von Aegina und Brioni bei Pola."

16. Apollinaris Osowicki, aus Posen, 26. Juli 1904: „Das Huzulenpferd.44

17. August Reite meier, aus Natzungen, Kreis Warburg, 26. Juli 1904: „Geschichte der Züchtung landwirtschaft- licher Kulturpflanzen. 4i

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18. Gerhard Langer, aus Ober-Peilau, Kreis Reichenbach, 29. Juli 1904: „Über Kondensationen von Aldehydcollidin und a-y-Lutidin mit Aldehyden."

19. Erich Przybyllok, aus Breslau, 29. Juli 1904: „Über die Verwendbarkeit photographischer Mondatlanten zu Messungs- zwecken.44

20. Stanislaus Janasz, aus Dankow in Rußland, 30. Juli 1904: „Beschreibung einiger Zuckerrübenrassen.44

21. Axel Schmidt, aus Lauenburg i. Pom., 3. August 1904:

Obercarbon und Rotliegendes im Braunauer Ländchen und der nördlichen Grafschaft Glatz."

22. Wilhelm Fulda, aus Sangerhausen, 13. August 1904: „Zur Kenntnis von Merkurikomplexen, die verschiedene Anionen besitzen.44

23. Rudolf Tuckermann, aus Töppendorf, Kreis Glogau 24. September 1904: „Beitrag zur Frage des Abbaues der Kartoffeln.44

24. Heinrich Mann, aus Stroppen, 30. September 1904: „Das Hochwasser des August 1813, seine Ursachen und sein Verlauf.44

25. Max Rautenberg, aus Breslau, 30. September 1904: „Über Pseudolestodon hexaspondylus.44

26. Adam Babiaczyk, aus Samter, 14. Oktober 1904: „Lexikon zur altpolnischen Bibel mit Einleitung.44

27. Milorad M. Popowitsch, aus Schabatz i. Serbien, 1. November 1904: „Experimentaluntersuchungen zur Theorie der Superposition kleiner einfacher Schwingungen.4*

28. Otto Reche, aus Glatz, 15. Dezember 1904: „Über Form und Funktion der Halswirbelsäule der Wale.44

29. Ernst Lewy, aus Breslau, 22. Dezember 1904: „Die alt- preußischen Personennamen I.44

30. Paul Schwarz, aus Mährisch- Ostrau, 22. Dezember 1904: „Beiträge zur Kenntnis der Aldehyd ine und der Azimide.44

31. Martin Hoffmann, aus Myslowitz, 3. Januar 1905: „Kondensationen von o - Methylchinaldin mit einigen Aldehyden.'4

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32. Paul Gärtchen, aus Herrnstadt, Kreis Guhrau, 30. Januar 1905: „Die primären Präsentia mit o-Vokalismus in den indogermanischen Sprachen/4

33. Albert Schmidt, aus Haynau, 10. Februar 1905: „Über das Verhalten der Nitrochinaldine gegen einige Aldehyde. Über das Para-Methyl-Hydrobenzazoln.44

34. Walt her Becker, aus Posen, 16. Februar 1905: „Atom- gewichtsbestimmung des Siliciums."

35. James Frederick Spencer, aus Liverpool, IG. Februar 1905: „Die Beziehungen zwischen Thalli- und Thallover- bindungen."

36. Erich Düring, aus Breslau, 6. März 1905: „Konden- sationen von y-Picolin mit Säureanhydriden und Aldehyden."

37. Hermann Matschke, aus Gnadenfeld, Kreis Cosel, G. März 1905: „Über die Einwirkung einiger Aldehyde auf p-Methylchinaldin.u

38. Albert Kr usch e, aus Gr. Biadauschke, Kreis Trebnitz, 9. März 1905: „Über Kurven und Flächen, welche sich aus gradlinigen Flächen 2. Grades durch gemeinsame Lote zwischen den Erzeugenden ableiten lassen.44

39. Hans Schäfer, aus Breslau, 9. März 1905: „Beiträge zur Charakteristik des Oxalations.44

40. Gerhard Müth, aus Löwenberg i. Schles., 13. März 1905: „Die projektive Erzeugung der Rotationsflächen zweiten Grades.44

41. Paul Westphal, aus Pelplin i. Westpr., 13. März 1905: „Die Frühzeit des Klosterterritoriums Pelplin. (Kapitel 1—9 der Studie: Ein ehemaliges Klosterterrilorium in Pommerellen.)44

42. Max Leopold, aus Danzig, 17. März 1905: „Die Ent- wicklung des Präfixes ver- im Germanischen.44

43. Paul Mueller, aus Breslau, 25. März 1905: „Borsäure, Wasser und Amylalkohol, ein Beitrag zur Molekulartheorie der Lösungen.44

44. Fritz Tauerke, aus Polsnitz, Kr. Waldenburg, 25. März 1905: „Über organische Siliciumverbindungen."

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XI. Nekrologe.

Jakob Caro.

Jakob Caro wurde am 2. Februar 1835 ') zu Gnesen als Sohn eines judischen Kaufmanns geboren, der sich aus Neigung viel mit Theologie beschäftigte und als er im Geschäft Mißerfolg hatte, als Rabbiner ein Unterkommen suchte und fand. Caro besuchte die Stadtschule in Pinne, wo der Vater Rabbiner war, und 1849 1853 das Friedrich Wilhelms-Gymnasium zu Posen von der Quinta bis zur Sekunda8). Allem Anschein

i) Nicht 1836, wie bisher meist geglaubt wurde. Nach einer Mitteilung, die Professor Räch fahl vom Rabbinat erhielt, beruht 1836 auf einer falschen Umrechnung der ursprünglich in jüdischer Rechnung verzeichneten Geburts- nachricht. Die Leipziger Promotionsakten geben übrigens auch richtig 1835 an.

*) Vergl. den Nekrolog Caros von Grünhagen in der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Altertum Schlesiens XXXIX, 314—20, die Rede, die Professor Joseph Partsch bei der Bestattungsfeier gehalten. Nord und Süd, im Heft 335, dem auch ein gutes Bild Caros beigegeben ist, und den Nekrolog von Prof. Räch fahl in dem Jahresbericht der Schles. Gesellschaft für Vaterländische Kultur 190+ S. 11—14. Außerdem benutzte ich den nicht gedruckten und durch mündliche Mitteilungen des Verfassers ergänzten Vor- trag, den Dr. Pribatsch in einem Historischen Verein in Breslau zu Caros Gedächtnis gehalten hat. Auch in der Schlesischcn Schulzeitung, Breslau 1904 Nr. 52 S. 731 ist ein Nachruf erschienen. Außerdem habe ich in den Akten der Universitäten Berlin, Jena und Leipzig Nachforschungen anstellen lassen, für die ich den Herren Dietrich Schaefer, Cartellieri und J. Partsch zu Danke verpflichtet bin. Den Aufzeichnungen, die Caro selbst im Album der Breslauer philosophischen Fakultät gegeben hat, ist nichts Bestimmtes zu entnehmen. Mehr enthält sein Gesuch an die Leipziger Fakultät um Verleihung des Doktorgrades. Daraus und aus den Gutachten der beiden Referenten über die behufs der Promotion eingereichte Arbeit „Ober die Wahl König Sigismunds UI. von Polen", die dann 1861 erweitert unter dem Titel „Das Interregnum Polens im Jahre 1587 und die Partei- kämpfe der Zborowski und Zainojski" bei Friedrich Andreas Perthes in Gotha erschienen ist, ergibt sich, daß Caro kein Abiturientenexamen gemacht hat. Er war in Leipzig und Berlin nicht immatrikuliert, hat aber sicher in Leipzig studiert und Wuttkes Seminar besucht. Wuttke sagt in seinem Gutachten über die Arbeit, daß ihre Anfänge in seinem Seminar entstanden seien. Der Korreferent war Wachsmut h, der über die Arbeit schrieb: „Nach dem, was der Verf. mir unlängt von einer Familien tradition in Bezug auf polnische Wirren mitteilte, bin ich auf diese und auf die, wie

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nach konnte ihn der Vater nicht länger dort erhalten. Über seine fernere Vorbildung bis zum Universitatsstudium wissen wir nur, daß er in Berlin und Leipzig studierte, ohne immatri- kuliert zu sein, auch soll er die zweite Volksschullehrerprufung bestanden haben.

Da Caro die Vorbereitung für die Universität unter so schwierigen Verhältnissen gewinnen mußte, so wird man desto mehr bewundern, daß er sich die reichen Kenntnisse und das feine Verständnis gerade auch in den humanistischen Fächern er- werben konnte, die ihn auszeichneten. Er studierte in Berlin und Leipzig 1857 1860 Philosophie, Geschichte und Philologie, ohne immatrikuliert zu sein und promovierte am 23. Juni 1860 in Leipzig auf Grund einer Dissertation über die „Wahl König Sigismunds III. von Polen41, die dann erweitert unter dem Titel „Das Interregnum Polens im Jahre 1587 und die Partei- kämpfe der Häuser Zborowski und Zamojski" (Gotha, F. A. Perthes, 1861) erschien. Diese Arbeit gab Anlaß, daß der Perthes'sche Verlag ihn aufforderte, die Geschichte Polens in der Heeren - Ukert'schen Sammlung fortzusetzen, die Roepell 1840 begonnen, aber nach Vollendung des 1. Teils, der die Zeit bis 1300 behandelt, liegen gelassen hatte. Schon 1863 lieferte Caro den 2. Teil, der von 1300—1386 führt, 186(J den 3. Teil (1386—1430), 1875 den 4. Teil (1430—1455), 1886 die erste, 1888 die zweite Hälfte des 5. Teils, der mit 1506 schließt. In der Einleitung des zweiten Bandes verglich

es scheint, dadurch veranlage Arbeit neugierig geworden, es freut mich, dem Urteile Sr. Spectabilitäl (Wuttke war gerade Dekan, Prokanzler Wilh. Roscher) vollkommen beistimmen zu können'*; Wuttke sagte in seinem Urteil, daß die Arbeit „in vollem Maße den Anforderungen entspricht", Caro habe übrigens auch in Berlin studiert und Ranke ein Jahr lang gehört Dann heißt es: „Das jüdische Seminar in Breslau gleicht beinahe einer Fakultät. Die Stelle, über die er jetzt verbandelt (eine jüdische Schulstelle in München) ist ein Direktorat mit ca. 1000 fl. GehalL" Caro war übrigens weder Schüler noch Lehrer an dem jüdisch-theologischen Seminar. Da Caro auch ein Zeugnis des Prof. Schmidt aufzählt unter den Zeugnissen, mit denen er die Vorbildung nachzuweisen sucht, so könnte man vermuten, daß er in Jena studiert habe. Aber davon ist in den Promotionsakten nichts erwähnt, er muß also wohl auf andere Weise Beziehungen zu Adolph Schmidt gewonnen haben. Schmidt hat dann auch 1863 seine Habilitation in Jena besonders befürwortet und wohl auch vorzugsweise durchgesetzt.

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er die Aufgabe des Geschichtsschreibers mit jenem Hellanodi- kes der olympischen Spiele, „der mit gespanntestem Auge und hingebender Teilnahme jede Bewegung der Ringenden ver- folgt, von ihrer tobenden und hochgestiegenen Leidenschaft aber frei ist". Die Stelle ist bezeichnend für Caro, er will den Ranke 'sehen Grundsatz wiederholen, daß der Geschichts- schreiber nur zu zeigen habe, wie es eigentlich gewesen sei, aber es genügt ihm nicht, den Gedanken auszusprechen, er sucht nach einer geistreichen Wendung ihn einzukleiden. So leitet er im 5. Bande S. 2 den Zusammenbruch des preußischen Ordensstaates nach einigen allgemeinen Betrachtungen mit den Worten ein: „In allen früheren Epochen des christlich- europäischen Kulturlebens spülten die Wellenringe angeregter Bewegung erst spät und langsam über die Ostgebiete hin, nur beim Zusammenbruch des Mittelalters wurde hier schon ein umfänglicheres Opfer gefordert, während im Westen noch die alten Gewalten ein scheinbares Dasein fristeten." Aber in den folgenden Sätzen wird dann doch wissenschaftlich klar aus- gesprochen, daß der Ordensstaat zusammenbrach, weil die Gedanken und die Verhältnisse nicht mehr vorhanden waren, durch die er einst ins Leben gerufen und zur Blüte gekommen war. Und so ist auch im ganzen über dies Werk zu sagen, daß der Nachdruck durchaus auf der umfassenden Forschung liegt, die Caro mit sicherer Methode, großem Scharfsinn und fruchtbarer Kombination zu handhaben verstand. In Beilagen oder Analekten fügte er auch Einzeluntersuchungen an und teilte neugefundenes Material mit. Das Werk hat keinen größeren literarischen Erfolg gehabt und fordert auch trotz der Energie, mit der Caro durch die von ihm wohl zuerst recht erkannte Be- deutung des Gegensatzes von Litthauen und Polen in große Ab- schnitte verwickelter Stoffmassen Ordnung und Licht hineintrug, und trotz mancher schönen Charakteristiken so Witold 3, 624 f. und glücklicher Vergleiche doch nicht eigentlich zum Lesen auf. Der Grund liegt wohl in der übergroßen Breite, mit der manche untergeordnete Dinge behandelt werden. Diese Breite hat aber vorzugsweise in dem Überwuchern der Forscherarbeit und der Forschungsreste ihren Grund und in dem Mangel an kräftiger Zusammenfassung der Hauptpunkte. Diese 5 Bände

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waren und sind trotzdem noch heute die maßgebende Darstellung der polnischen Geschichte im späteren Mittelalter und noch heute die Grundlage der weiteren Forschung. Das ist von den deutschen wie von den polnischen Forschern anerkannt und es ist auf das höchste zu bedauern, daß Caro das Werk nicht durch die folgenden Jahrhunderte hindurch geführt hat, zumal die Periode des Humanismus und der Reformationszeit das bevorzugte Gebiet seiner vielseitigen Forschungen bildeten.

Caro beschränkte sich übrigens durchaus nicht auf die polnischen Dinge, er hatte stets universalhistorische Interessen und hat auch über deutsche, englische und andere Probleme, namentlich des 15. 18. Jahrhunderts, Untersuchungen an- gestellt. Noch im letzten Lebensjahre beschäftigten ihn Unter- suchungen über Leonardo da Vinci, die nicht vollendet sind, die aber aufs neue Zeugnis ablegten, wie stark ihn die Renaissance und besonders das Italien der Renaissance er- griffen hatte. Von den verschiedensten Seiten suchte er sich dieses überreichen Stoffes zu bemächtigen, und ähnlich mühte er sich um die deutsche Reformation und um die französische Revolution. Seine Verdienste um die Forschung auf diesen Gebieten sind nicht nur nach den Abhandlungen und Kritiken zu bemessen, die er veröffentlicht hat, sondern auch der Arbeiten ist zu gedenken, die auf seine Anregung hin und unter seiner Leitung von seinen Schülern veröffentlicht worden sind, unter denen sich einige sehr tüchtige Arbeiten finden. Die Vielseitigkeit seiner Kenntnisse und die ungewöhnliche Gewandtheit im Aufspüren von Nachrichten, Beziehungen und sonstigen Hilfsmitteln offenbart sich selbst in den kleinsten Studien, so in der nur einige Seiten füllenden Abhandlung „Anekdotisches zu Melanchthon" (Theologische Studien und Kritiken 1897 S. 801—811), wo er im Anschluß an scheinbar gleichgültige Notizen einige Verse Melanchthons erläutert und uns dabei Gelegenheit gibt, intime Regungen des Humanisten zu beobachten und auch auf die Entwickelung der Studien, zunächst der botanischen, in jener Periode des Umschwungs der Wissenschaften einen Blick zu werfen. Dabei machte er auch seine ausgebreiteten Kenntnisse auf dem Gebiete der Kunstgeschichte der Forschung dienstbar und da botanische

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Fragen hineinspielten, so rief er die Gelehrsamkeit unseres berühmten und allezeit dienstbereiten botanischen Kollegen Ferdinand Cohn herbei. So bildet die kleine Abhandlung zugleich eine Erinnerung an diesen unter uns noch unver- gessenen Kollegen und an den schönen Geist der Kollegialität unserer Breslauer philosophischen Fakultät, der sich übrigens nicht bloß in dergleichen Hilfen bewährt hat, sondern auch in der Art, wie wir einer des anderen Schwächen getragen haben. Gerade beim Abschied von dem langjährigen Genossen ziemt es sich, uns daran zu erinnern, denn manche Verhältnisse, besonders die immer größere Ausdehnung der Fakultät und die steigende Verschiedenheit der in ihr zusammengefaßten Wissenszweige drohen die Bewahrung dieser Tradition zu gefährden.

Ungemein vielseitig, fast allzusehr, erscheint Caros Forschung in dem Aufsatz „Aus den Tagen der Königin Elisabeth von England (John Dee. Albrecht Laski. Giordano Bruno. Shakespeare).'* Zs. f. Kulturgesch. I, 353 f. John Dee war nach einer tüchtigen Gelehrtenlaufbahn Schwindlern zur Beute gefallen, die Geister zitieren zu können vorgaben und den durch seine alchimistischen Studien und Wünsche erregten und verwirrten Geist des Gelehrten in Fesseln hielten, deren stärkste Fäden aus den Idealen Dee's selbst gesponnen waren. Die Probleme, die Caro bei dieser in der bescheidenen Form der Besprechung eines Buches über Dee beginnenden Untersuchung aufwirft, waren mit den Mitteln, die ihm zu Gebote standen, guten Teils nicht oder nicht vollständig zu lösen. Er weist S. 358 selbst darauf hin, daß das nicht geschehen könne, ehe nicht jemand „die gesamten, in verschiedenen Bibliotheken Englands vorhandenen oder vorhanden sein sollenden Schriften Dee's mit Verständnis und kritischem Urteil'* gelesen habe, aber niemand wird die Schrift aus der Hand legen ohne die mannigfaltigste Anregung und Belehrung und auch nicht ohne sich über die Vielseitigkeit der Kenntnisse, den Scharfsinn der Kombination und den spielenden Reichtum des Ausdrucks zu erstaunen. Freilich werden wir dem Verfasser nicht immer folgen und an mancher Stelle den einfach sachlichen Ausdruck statt der geistreichen Wendung wünschen. Caro hat übrigens

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hier auch selbst die Gefahr solcher Schreibweise beleuchtet in der Kritik, die er S. 379 an Giordano Bruno übt, den er im Verdacht hat, die Rolle, die er in einer Oxforder Disputation gespielt haben will, ungehörig vergrößert zu haben. „Überall wo von dem Nolaner gehandelt wird, hat man sich durch eine Menge geblümter Reden und getürmter Worte hindurch zu arbeiten, wozu einerseits die nervöse und überspannt geist- reiche Diktion des Philosophen selbst, andererseits die calvinistische Rhetorik seines ersten Biograben, des Christian Bartholomeß, die alle späteren beeinflußte, beigetragen haben. Hinzukommt, daß gerade das „Aschermittwochs-Bankett", nach der eigenen Kritik Bruno's eine ich bitte hier für das Fremdwort um ganz besondere Nachsicht, da wir wohl kein ganz ent- sprechendes besitzen causerie darstellt, zusammengesetzt aus Dichtung und Wahrheit und dahinflutend in einem Gemisch von Beobachtungen, Einfallen, herausfordernden Gedanken, trotzigen Erwiderungen, Neckereien, üblen Nachreden, philo- sophischen Theorien und metaphysischen Andeutungen. Daß die Wirklichkeit und Wahrheit der eingemischten Tatsachen durch den Gesamtcharakter des Werkes als eines kapriziösen Gedichtes Einbuße erleiden, liegt auf der Hand. Übertreibung, Unterschlagung, Unterlegung, subjektive Gestaltung und For- mung werden hier, wie ja last überall im Leben Bruno's, als ein natürliches Recht in Anspruch genommen. Wer wollte so vermessen sein, aus diesem Spiel mit der eigenen Seele, aus dieser Atelan-Komödie, in welcher der Dichter des Scenariums zugleich alle Rollen spielt, wirkliche beweisliche Tatsachen entnehmen und auf diese Begründung hin anerkennen wollen V*

Hier scheint der Gegenstand solche Schreibweise zu fordern und es reizte Caro oftmals, sich in seinen Rezensionen der Art des Gegenstandes und des Verfassers anzupassen. Er hat da bisweilen kleine Kabinettstücke geliefert, aber die Gefahr ist groß, in die Fesseln des glänzenden Wortes und des Wortspieles zu geraten.

Unter den kleineren Arbeiten Caros, die übrigens in sehr verschiedenen Zeitschriften zerstreut und mir keineswegs alle zugänglich sind, möchte ich noch auf die Untersuchung „Über eine Reforrnations-Schrift des 15. Jahrhunderls" hinweisen, die

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in der Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins Heft IX und als Sonderabdruck bei Th. Bertling in Danzig 1882 erschienen ist. Sie zeigt, in wie umfassender Weise Caro die Darstellung der polnischen Geschichte des 15. Jahr- hunderts vorbereitete und wie sorgfältig er den Verbindungen zwischen der polnischen Entwicklung und dem Deutschen Reiche nachging. Es gelingt ihm hier, über den Verfasser des sogenannten Monumentum des Jan Ostrorog erwünschtes Licht zu verbreiten. Er nennt das Monumentum „eine Staatsschrift von leidenschaftlicher Sprache, von sachlicher Klarheit, von Schärfe der Distinktionen und von dringendem Ungestüm der Forderungen. Die ganze Literatur der Polen hat nichts Ähn- liches aufzuweisen, wie diese lateinisch abgefasste Memoire". Er weist dann nach, daß Jan Ostrorog 1453/54 in Erfurt studierte, wo damals die auf dem Konzil zu Basel siegreiche, dann aber unterdrückte antiklerikale Opposition herrschte, und die Ansichten über die Beschränkung der Privilegien der Priester verbreitet waren, die Ostrorog in seiner Schrift vertritt. Er begnügt sich aber nicht mit diesen allgemeinen Beziehungen, sondern dringt gründlich ein in den Geist der Schrift und vergleicht ihre wichtigeren Sätze mit anderen reformatorischen Äußerungen der Zeit, besonders mit der sogenannten Refor- matio Sigismundi, an die sich Jan Ostrorogs Monumentum in Form und Inhalt anlehnt, ohne aber die radikalen Maßregeln zu empfehlen, die jene Schrift charakterisieren.

Recht erhebliche Beiträge hat Caro ferner zur Geschichte des Konstanzer Konzils und besonders zur Beurteilung des Kaisers Sigismund geliefert in der Abhandlung „Aus der Kanzlei Kaiser Sigismunds*4 (Archiv für österreichische Ge- schichte Bd. LIX) und in der auf die hier veröffentlichten Urkunden gegründeten selbständigen Schrift „Das Bündnis von Canterbury. Eine Episode aus der Geschichte des Konstanzer Konzils". (Gotha, Perthes 1880.) Zur Geschichte des 16. Jahrhunderts nenne ich noch neben der stark rhetorischen Dissertation „Das Interregnum Polens im Jahre 1587 und die Parteikämpfe der Häuser Zborowski und Zamojski", „Beata und Halszka. Eine polnisch -russische Geschichte aus dem 16. Jahrhundert" (Breslau, Trewendt 1883). In dem Vorwort

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gibt Caro die Versicherung, daß sich die Erzählung durchweg auf Materialien stütze, „die nach allen Grundsätzen kritisch- methodischer Geschichtsschreibung als unanfechtbar gelten/' „Hätte ich die hier folgende Erzählung ersonnen, dann würde ich mir den Vorwurf machen, die erste Bedingung aller wahr- haften Kunst, das Maßhalten, verfehlt zu haben. Allein sie zeigt merkwürdig einleuchtend, daß zuweilen die Fügungen des Lebens Exzentrizitäten darbieten, gegen welche wir in der Dichtung unversöhnlich wären." Die jammervollen Schicksale einer der gefeiertsten Frauen der polnischen Aristokratie des 16. Jahrhunderts und ihrer Tochter, die hier geschildert werden, bilden denn auch trotz der scheinbar romanhaften Form der Veröffentlichung einen wertvollen Beitrag zur Kennt- nis jener verworrenen Zustände des Polenreichs, in denen schon damals die Keime des Untergangs wucherten. Und als Beitrag zur Kulturgeschichte oder besser zur Geschichte der Gesellschaft, deren politischen Verfall er in dem 5. u. 6. Bande der Polnischen Geschichte zu schildern hatte, wollte Caro auch jene Erzählung betrachtet wissen, wenn auch die äußere Form der Ausgabe durch die Hoffnung veranlaßt wurde, ihr bei dem großen Kreise der Liebhaber und Liebhaberinnen historischer Romane Verbreitung zu verschallen. Eine Hoffnung, die sich dann freilich nicht erfüllte.

Vielseitige Studien hat Caro weiter dem 18. Jahrhundert zugewendet, einmal in seinen immer wiederholten Vorlesungen über Preußische Geschichte und Verfassung, wie über die französische Revolution, sodann in Aufsätzen und Vorträgen über Katharina II., über das Rokokko, über Swift und Lessing und in vielseitigen Studien über Chesterfield, Montesquieu, Voltaire u. a., die nicht zum Abschluß geführt sind, von denen aber seine zahlreichen Bücherbesprechungen und manche An- deutungen und geistreiche Wendungen seines Gesprächs Zeugnis gaben. Der Entwicklung des 19. Jahrhunderts ist er in der Beschäftigung mit Gentz, Metternich, Humboldt und ihren Kreisen nachgegangen, er pflegte namentlich in den letzten Jahren auch Vorlesungen aus dieser Periode zu halten und hat auch einige Artikel der Allgemeinen Deutschen Biographie über Männer des 19. Jahrhunderts bearbeitet.

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Das Hauptergebnis seines Nachdenkens über diese ge- waltige Periode, die auch sein eigenes Leben umschloß, glaubte er wohl in dem Satze seiner Festrede bei der von der Universität veranstalteten Feier der Jahrhundertwende am 14. Januar 1900 (Breslau, Schottländer 1900) so zusammen- fassen zu dürfen: „Mag man auch immer darauf hinweisen, daß die erste Hälfte dieses Jahrhunderts bis zur Scheitelhöhe seiner Dauer von einer Kette von Revolutionen erfüllt gewesen, daß die Revolution wie ein böser Gast von einem Staat zum andern zog, mag man auch daran erinnern, daß große Sekten, berauscht durch denaturirenden Trank aus dem Taumelkelche Ordnung hassender Romantik die Revolution zu einem Prinzip des gesellschaftlichen Daseins erhoben haben, mag auch in unserer Zeit kein Wort öfter als dieses im Munde geführt und wie eine drohende Zuchtrute über den Werkmeistern unserer Arbeit gehalten werden das neunzehnte Jahrhundert war seinem Sinne nach der Revolution abgeneigt. In allen seinen von enthusiastischer Reklame und patriotischem Trompeten- geschmetter umgebenen Revolutionen handelte es sich ohne Mitbewerb eines neuen menschheitlichen Gedankens ledig- lich um die Verfestigung, Einführung, Ausgestaltung, Ver- bürgung, Klärung des Anteils an dem überkommenen Erbteil der großen Revolution des vorigen Jahrhunderts (d. h. des 18.). Die Sorge und Arbeit unseres Jahrhunderts war, indem es alles noch Lebenskräftige, alles noch Saft Enthaltende der Vergangenheit an sich zog, erschloß und entwickelte, gegen das Recht der Revolution gerichtet, und als es siegreich auf seinem Höhepunkte stand und das charakteristische Merk- mal seiner Methoden auf seine Fahne schrieb, da hat die Evo- lution die Revolution ad absurdum geführt.14 (S. 8.) Hier ist ein meines Erachtens richtiger Gedanke durch die überladene Form des Ausdrucks verdunkelt und in gewisser Beziehung unrichtig geworden, auch zeigt eine andere Stelle (S. 24) eine starke Verkennung der tatsächlichen Veränderungen, welche durch die Bewegung von 1848/49 in den deutschen Staaten herbei- geführt wurden und der Kräfte, die sie herbeiführten. Trotz des Reichtums mannigfaltiger Gedanken in dieser Rede und trotz der Schönheit mancher Stellen, vor allem des kraftvollen

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Schlußworts, verrät sich doch die Gefahr derartig geistreicher Darstellungsweise und zugleich, daß Caro zwar auch auf dem Gebiete des 19. Jahrhunderts erhebliche Studien gemacht hatte, daß aber seine Starke mehr in den früheren Perioden lag.

Die akademische Laufbahn begann Caro1), indem er sich zu Anfang des Wintersemesters 1863/64 in Jena mit einer Untersuchung über den polnischen Historiker Dlugoß (Johannes Longinus. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des 15. Jahrhunderts) habilitierte. Die Altenburgische Regierung, welche neben Weimar, Gotha und Meiningen an der Verwaltung der Universität Jena beteiligt ist, wollte ihn wegen seiner jüdischen Konfession nicht zulassen und gab erst nach langen Verhandlungen und unter der Beschränkung nach, daß Caro nur historische Hilfswissenschaften und Handelsgeschichte lese. 1866 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Professors verliehen und 1867 seine Lehrbefugnis auf die alte Geschichte ausgedehnt, aber seine wiederholten Bemühungen^ die volle Lehrbefugnis zu erhalten und über seine eigentlichen Studiengebiete lesen zu können, blieben erfolglos. Caro ver- zichtete deshalb darauf, eine umfassende und regelmäßige Lehrtätigkeit in Jena auszuüben. „Er widmete sich seinem großen Werke und entfaltete daneben eine ausgebreitete publizistische Wirksamkeit, die ihn in Berührung mit einfluß- reichen Kreisen und selbst dem Ministerpräsidenten v. Bismarck brachte. Er hielt sich in Jena nur vorübergehend auf ; längere Zeit verweilte er in Petersburg, um hier Quellenstudien für seine polnische Geschichte zu machen, oder er begleitete die Großfürstin Helene, in deren Dienst er getreten war, auf ihren weiten Reisen in Deutschland und Italien. Diesem Wander- leben machte ein Antrag des Auswärtigen Amtes in Berlin ein Ende, nämlich der Auftrag zur laufenden Berichterstattung über die polnische Presse mit der Anweisung des Wohnsitzes

») Die meisten der folgenden Mitteilungen bis 1882 sind, zuletzt wörtlich,

dem Nekrolog entno ien, den Professor Kachfahl, Caros ehemaliger

Schüler, in dem 82. Jahresbericht (Jahrbuch 1904) der Schlesiscben Gesellschaft für vaterländische Kultur S. 11—15 gegeben hat. Er hat den literarischen Nachlaß C.'s und auch seine Briefe durchsehen dürfen und es schien mir richtiger, .seine Ergebnisse unverändert zu geben, als den Versuch zu machen, sie durch Erinnerungen an einzelne Mitteilungen Caros zu ergänzen.

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in Breslau. Im Frühjahre 1869 siedelte er nach Breslau über; zugleich erhielt er hier auf seinen Wunsch, da er sich dem akademischen Berufe nicht entfremden wollte, die Ernennung zum Honorarprofessor der Geschichte. Als seine Beschäftigung durch das Auswärtige Amt aufhörte, wurde ihm 1876 eine außerordentliche Professur übertragen, die 1882 in ein Ordinariat verwandelt wurde.44 Seine Ernennung zum Honorar- Professor 1869 erfolgte gegen den Wunsch der Fakultät und es hat lange gedauert, bis Caro in ihren Kreisen Boden gewann, auch das Ordinariat, das ihm 1882 übertragen wurde, war insofern nicht ganz den anderen gleich, als es amtlich als ein künftig wegfallendes bezeichnet wurde. Bis 1892 hatte Caro auch keinen Anteil an der Direktion des Historischen Seminars. Das hinderte aber nicht, daß Caro eine zwar nicht gleichmäßige, im Ganzen aber doch recht erfolgreiche, viele Schüler zu selbständiger Arbeit anregende Lehrtätigkeit entfaltete. An den Arbeiten der Fakultät nahm Caro mit großem Interesse teil und einige dergrößesten undderverwickeltsten Geschäfte, so namentlich die Organisation der Neugebauer- Stiftung, sind durch ihn vorzugsweise oder fast allein bearbeitet, und für manche Kommission und manches Geschäft hat er ausgezeichnete Gutachten und Berichte geliefert. Doch wußte man bei wichtigen Fragen oft nicht mit einiger Sicherheit zu sagen, wie er sich entscheiden werde und selbst seine Neigung zu geistreicher Formulierung konnte das Votum in überraschender Weise beeinflussen. Diese Unsicherheit des Urleils über ihn beschränkte die Wirksamkeit, die seine viel- fältigen Gaben ihm sonst eröffnet haben würden. Caro litt darunter, suchte aber den Grund dieser Hemmnisse nicht bei sich und hat auch bis an sein Ende jene Neigung zu einer Einmischung rethorischer Elemente und subjektiver Erwägungen in die sachliche Behandlung bewahrt. Trotzdem wird noch mancher bei den Verhandlungen der Fakultät oftmals den Blick auf den Platz an unserem Beratungstische wenden, von dem aus er seine meist von guter Kenntnis der Statuten und Traditionen erfüllten und von richtigem Blicke zeugenden Reden in die Beratungen zu werfen pflegte. G. Kaufmann.

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David Erdmann.

Am 11. März 1905 entschlief zu Blasewitz bei Dresden der ordentliche Honorarprofessor der evangelisch - theologischen Fakultät, Wirkliche Ober - Konsistorialrat und Generalsuper- intendent a. D. der evangelischen Kirche Schlesiens Dr. theol. et phil. David Erdmann, der 25 Jahre lang an der Breslauer Universität eine gesegnete Lehrtätigkeit ausübte und seit geraumer Zeit der Senior seiner Fakultät war. Die Vielseitig- keit seiner Anlagen, wodurch er sich ebenso auszeichnete wie durch seltene, kraftvolle Arbeitsfreudigkeit, wurde durch seinen Bildungsgang zu reicher Entfaltung gebracht. Am 28. Juli 1821 in einem Neumärkischen Dorfe geboren, bezog er 1843 die Universität Berlin, wo besonders der Kirchenhistoriker Neander auf ihn einwirkte, dem er auch als Amanuensis nahe trat. Eine gründliche Kenntnis der alten Philosophie verdankte er Adolf Trendelenburg. 1847 promovierte er als Dr. phil. mit der Dissertation „de notionibus ethicis Gnosticorum". Im Februar 1850 wurde er von Nitzsch, dem er tiefgreifende An- regungen schuldete, zum Licentiaten promoviert und trat bald darauf in nähere Beziehungen zu dem bedeutenden National- ökonomen Victor Aime Huber. Ostern 1853 habilitierte er sich zu Berlin und hatte mit seinen Vorlesungen über das Neue Testament, sowie besonders über Kirchengeschichte, großen Erfolg. Trotz gleichzeitiger mannigfacher Tätigkeit auf praktisch-kirchlichem Gebiet verfaßte er 1854 und 1855 eine Reihe wissenschaftlicher Schriften, meist kircliengeschichtlichen Inhalts; sie lassen den Einfluß Neanders erkennen. 1856—64 wirkte er als ordentlicher Professor für Exegese und Kirchen- geschichte in Königsberg; es war eine schöne Zeit frischer Tätigkeit, deren Spuren die folgenden Jahrzehnte nicht ver- löscht haben. An der vollen Verwertung seiner umfangreichen archivalischen Studien hinderte ihn freilich ein beschwerliches Doppelamt (er war zugleich Pfarrer an der Altstädtischen Kirche). Doch verdankte man eine klarere Einsicht in die kirch- lichen Verhältnisse des Ordensstaates und des Herzogtums Preußen seinem sehr inhaltreichen Artikel in der Protest. Real- encyklopädie. Ebenso vermittelte die von ihm 1861 verfaßte historische Einleitung zu dem altpreußischen Kirchenbuch ein

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genetisches Verständnis der wichtigen preußischen Kirchen- ordnungen von 1567 und 1568.

In den Programmen der preußischen Hauptbibelgesellschaft 1854 58 erschienen von seiner Hand lehrreiche Monographien über den Bibelgebrauch in der alten und mittelalterlichen Kirche. 1864 in die Generalsuperintendentur Schlesiens berufen, hat er (1865 1900) einen großen Einfluß auf die hiesigen Studierenden der evangelischen Theologie ausgeübt, der für viele ausschlaggebend geworden ist. Geradezu bahn- brechend hat er für das Gebiet der evangelischen Kirchen- geschichte Schlesiens gewirkt. Zunächst wird man dabei an seine eigenen Publikationen denken. Eine ganze Reihe wert- voller Artikel der „Allgemeinen Deutschen Biographie" und der „Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche" ist diesem Fache gewidmet. 1884 erschien unter den Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte „Luther und seine Beziehungen zu Schlesien, insbesondere zu Breslau41, nachdem schon 1883 „Luther und die Hohenzollern" veröffent- licht war. Noch in den seit dem Herbst 1900 ihm beschiedenen Ruhejahren war er mit der Lebensgeschichte seines Lieblinjjs- helden, des Markgrafen Georg von Brandenburg - Ansbach (f 1543) beschäftigt; seine Freunde und Verehrer hofften auf eine zusammenfassende Darstellung der schlesischen Kirchen- geschichte von seiner Hand. Keiner hätte auch wohl wie er die mannigfachen Kenntnisse und Erfahrungen besessen, die zur Durchführung einer so schwierigen Aufgabe nötig sind. Aber der Entschlafene selbst, und wir mit ihm, mußten auf die Vollendung dieser Arbeiten verzichten, für die er schon in Königsberg mit seinen Studien sich vorbereitet hatte. Doch das für dies Feld Geleistete tritt nur zum geringeren Teil als schriftstellerische Eigenproduktion in Erscheinung. Es ist kaum zu viel behauptet, daß alles, was in den letzten Dezennien von evangelischen Theologen für unsere Provinzial-Kirchen- geschichte gearbeitet worden ist, mittelbar oder unmittelbar auf Erdmann zurückgeht. Es handelt sich dabei nicht blos um die in den Vorlesungen gebotenen reichen Anregungen. Vor allem verdankt der Verein für Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens ihm Entstehung und Förderung in der langen

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Zeit von 1882 bis 1900, ja darüber hinaus. Eine Festschrift des Vereins zum 50jährigen Amtsjubiläum seines Vorsitzenden (Liegnitz 1900) brachte die Dankbarkeit durch wissenschaftliche Beiträge verschiedener Mitglieder zu angemessenem Ausdruck. Wie der akademische Veteran in seinen letzten Jahren allen Breslauer Universitäts - Angelegenheiten unverminderte Teil- nahme schenkte, so ganz besonders diesen Studien. Es würde zu weit führen, seine Beiträge zum „Correspondenzblatt" des Vereins hier aufzuzählen. Ebenso kann hier nur kurz hin- gewiesen werden auf die sonstigen Schriften des Heim- gegangenen, deren Titel schon die große Vielseitigkeit seiner Studien erkennen lassen. Es seien hier genannt: Primae Joannis epistolae argumentum 1855, Prologomena in Patristica 1857, Erklärung der Bücher Samuelis 1873, Der Brief des Jacobus 1881.

Besonderen Dank ist ihm die Breslauer evangelisch-theo- logische Fakultät dafür schuldig, daß er das Grällich von Sedlnitzky'sche Studentenkonvikt Johanneum ins Leben gerufen, den ihm persönlich nahestehenden Stifter beraten, auf Organi- sation und Entwicklung der Anstalt maßgebenden Einfluß geübt hat; es waren zum Teil früh aufgenommene Ideen Victor Aimc Hubers, die dabei verwirklicht wurden. So schließen sich überhaupt in seinem harmonischen Lebenslauf Anfang und Ende, Anlagen und Tätigkeit, Theorie und Praxis wohltuend zusammen. Diesem Pectoraltheologen im edelsten Sinne des Wortes ist ein treues Andenken sicher.

Arnold.

Inhalts- Verzeichnis.

I. Behörden der Universität. Seile

1. Kuratorium 3

2. Akademischer Senat.

a. Sommer-Semester 1904 ..... . 3

b. Wintersemester 1901,1905

11. Lehrkörper der Universität.

Veränderungen gegen das Vorjahr. A. Abgang.

1. Todesfälle

_ t i i i—

2. Berufungen an «andere l'niv^rsitäten oder in andere

Stellungen, Huhestandsbewilligungen etc 5

B. Zugang.

1. Berufungen bezw. Versetzungen f>

2. Ernennungen

3. Habilitationen

C. Beurlaubungen

III. Beamte der Unlvcrsltüt (Akademische Verwaltung) Ii)

IV. Zeichner, Fechtmeister nud Heltlehrcr 10

V. Anstalten und Kommissionen der Universität.

1. Wissenschaftliche Anstalti-n.

a. Die Königliche und l.'nn ersitata-Bildiothek K>

h. Das akademische Lese-Institut . . . . . . . , , .

c, Seminare.

1. Das katholisch-theologische Seminar 20

2. Das evangelisch-theologische Seminar 22

3. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen FakultAt . , , , , , , , , , , , , , , s , 23

i. Das juristische Seminar 21-

fv Das staatswissensehaftlirh-statistisrhe Seminar . . 25

<>. Das historische Seminar -2.7

7. Das kunstgeschichtliche Seminar 27

8. Das philologische Seminar 27

9. Das archäologische Seminar 28

10. Das germanistische Seminar 29

11. Das romanisch- englische Seminar 29

12. Das slavisch-philologische Seminar 30

13. Das geographische Seminar 31

14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... 32

15. Das philosophische Seminar 33

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Seite

d. Die Kunst institute.

1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (Archäologisches Museum) 31

3. Das Institut für mittelalterliche und neuere Kunst- geschichte 35

3. Das akademische Institut für Kirchenmusik , . .

e. Naturwissenschaftliche Institute.

1. Das physikalische Institut M

2. Die Sternwarte 21»

3. Das chemische Institut 41

t. Das pharmazeutische- Institut t;>

5. Das mineralogische Institut und Museum .... 45

Das geologisch-paläontologische Institut untl Museum 47

7. Der botanische Harten und das (iartenrnuseuin , . 5_1

8. Das pflanzenphysiologische Institut und das botanische

Muslim , . , , , . . , 54

9. Das zoologische Institut und Museum 55

t. Landvv irtM-liaflliche Institute.

I. Allgemeines 58

II. Spezielles :

a. Institut für Wirtschaft sichre des Landbaues . . 58

h Das Institut Hu: landwirtschaftliche Pflanzen-

produktion-dtdne 59

i . Das Institut für landwirtschaftl. Tierproduktionslehre Kl

d. Das agrikultur-chemische und bakteriologische Institut . . , . . . . . . . . . . . .

e. Dan landwirtschaftlich-technologische Institut . . 63

f. Der kulturtechnische Apparat 63

g. Das Veterinär-Institut 64

g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.

1- Das anatomische Institut , . . . . . . . .

2. Das physiologische Institut 66

3. Das pathologisch-anatomische Institut 67

4. Das pharmakologische Institut 70

5. Das hygienische Institut 71

Ii. Die klinischen Institute.

1. Die medizinische Klinik 7:1

V, Die medizinische Poliklinik . , : , : : . : : : 74

3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 75

4. Die Klinik für Augenkranke 80

5. Die Kiauenklinik und Poliklinik *4

6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische Krankheiten 87

7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven- kranke , , . , , , , . . , . . . , . . . 91

8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder ... 93

9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf- krank hei Inn 95

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Seite

10. Das zahnärztliche Institut %

2. Die Professoren-Witwen- und Waisen-Versorgung^-Anstalt

3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten . . . . . lüü

4. Honorar- und Stundungswesen 101

5. Stipendien und Stiftungen für Studierende:

a. Studenten-Unterstutzungs- Fonds 101

b. Stipendien-Fonds lOi

0. Kranken- und Begräbnis-Kasse für Studierende:

a. Die Student en-Kranken»Kasse 105

b Die Studenten-Bcgräbnis-Kasse 1<M»

7. Der akademische Turaspielplatz 107

Yl. Akademische Grundstücke and Kapitalion.

1. Grundstücke 109

2. Kapitalien 110

VII. Wichtigere Mlnlsterlal - Erlasse, Knratorlalschrelhen nnd Scuatsbcsclilüsse.

1. Für die Universität überhaupt.

a. Ministerial-Erlasse und Kuratorialsrhreihen , . . . LH

b. Senatsbeschlüsse 113

VIII. UnlverHltäts.Krelgnlsse, Feierlichkeiten, Programme, Adressen et«.

1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse . 114 CJ. Programme (sind nicht erschienen) 117

3. Adressen (sind nicht erschienen) 117

IX. Studierende.

1. Horerzahl.

Sommer-Semester l!Kj-t U7

Winter-Semester 1904/05 IIS

2. Beteiligung an den Vorlesungen 119

3. Losungen von Preisaufgaben 1^23

4. Vereine und Verbindungen 134

5. Akademische Disziplin 125

X. Promotionen.

1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 125

2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 125 XI. Nekrologe.

Professor Dr. Jakob Caro , , . , , s . . . . . L33

D a v i d E r d m a n n 1 44

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