Neue Bahnen

Johannes Meyer, Heinrich Scherer (1851- ed), ...

REESE LIBRARY

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UNIVERSITY OF CALIFORNIA

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NEUE BAHNEN.

Monatsschrift

fOr

Haus-, Schul- und Gesellschafts-Erziehung.

Herausgegeben unter Mflwirkung namhafter Paedagogan

VOtl

Joliazines Meyer.

V/I. Jahrgang. t8g6,

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S,

, ^- - -

Wiestiaden. Verlag von Emil Behrend.

.1896.

^.1

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Mitarbeiter des VIL Jahrgano;es.

I>M beigcf^es XiUileD bexsicluieu die ä«iten, auf d«D in den «ia«»lnen il«ft«ii dt«

W. Auj^vSchun, Mittelschullclirer in Broiuberg 205. 584. Joh. B«ngel, Lehrer in Raeren (Rheinprovinz) 209. 505. 561. Dr. Paul Bergetnanti, Privat-Dozent In Jena i. 65. 139. 177. 393. - R.Diet- rich, Schriftoteller in Nürnberg 218. 233. 285. 327, 345. 457. 625; femer -Wissenschaftliche Beilage-. Heinr. Free, Lehrer an der B&rgeiBchtile in Osnabrück 23.90. Arth. Häse. Lehrerin Magde> bürg 35. Joh. Hönisch ei dt, Hanptlehrcr in Crefeld 129. 196.

Prof. K. Klein, (i% ninasiallchrer a. D. in Fnedberg (Hessen) 46. EOi, Paul Kocli. I.ehrer^i^ Penig 126. Marie Löper-

Housselle, Heiaii.sgeberin der - Lehrerin > in Ispringen (Baden) 297. K. Ries, Lehrer und Redakteur in Prankfnrta/M. 597. R. Rilsmann, Rektor in Berlin 415» - W. Rfibenkamp, hvhnr in Crefeld 116. ^ H. Schröer, städt Tnmwart in Berlin 388. 452. 1' . VV. Schmidt. Lehrer an der Bürgerschule für MSdchen in Cre- feld. Beilage: Pädagogische Hiicher- nnd Zeitnngsschau*. - Otto Schulüe. Lehrer an rkn Francke.schen Anstalten in Halle a/S. 109. 1^2. 211. 477. ~ F)r. Rieh Schulze, Lehrer in Leipzig 52. 170.228.

Paul Stade, ( )bt'rlLlircr in Sondershausen 291. 337. - F. A. Steglich, Lehrer in Dresden 481. 525. - Dr. Goswin K. Uphues, Umversitats-Profeflsor in Halle a/S. 527. H. Wigge, Mittdschnl- lehrer in Coswig (Anhalt) 371. 488. 589. Edwin Wilke, Rektor in Quedlinburg 312. 366. C. Ziegler, Lehrer in Eidien (Hessen- Nassau) 553. 614» hl in Würzbtirg 422. Pr. in Leipzig 536. Der Herausgeber 57. 119. 176. 277. 307. 382. 433. 444. 497. 542.

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Pädagogisclie

ßüeher- und Zeitungssehau.

Vorbemerkungen.

T. Die »Pädagogische Bficli er- und Zeittm^chau- verfolgt den

Zweck, einem, jeden, der sich über den einen oder anderen f Gegen- stand orientieren will. anzugel)en, welche Bücher über die betreffende IMatcrie erschienen sind, und wo er in den Zeitschriften ein- schlägiges Material findet. Die Fachkataloge, welche über ntu er- S( .icTun» T^ilclier orientieren. l:unmi(n nur in die Hände weniger Lehrer, und der Schatz von Wissenswertem, der in un.seren Zeit- schriften Hegt, bleibt gewöhnlich völlig ungehoben, da es dem ein- zelnen unmöglich ist. alle pädagogischtn Rlätler /.u lestju. Deshalb will die vorliegen d e B ü c her- u u d Z e i l u n g s s c h a ii .i 1 1 j ä h r lieh sämtliche in erster Auflage erschienenen lUichtr und die wichtigsten Zei t s v h rif ten - A r t i k el surgfältig sammeln und /.usaninienstellen. so dafs im f tufe <ler Jahre eine reichhaltige Utteratur n ach)(evviesen wird. Damit rasch eine Ubersicht über alles gewonnen werden kann, was if einem bestimmten (".(.bitte veröffcJitlicht ist. geschieht <lie Anord- nung des Materials auf OrunU des encyklopädischcu Systems.

2. Die nuchstchend verzeichneten Bücher und Zeitschriftenartikel .sind fmit AuRnahme der in Xo. f anfgeführttii i sämtlich im J.ihre 1896 erschienen. Die hinter dem Titel «1 r Zeilsi luifteti uifgL-fühalc Zahl giebt an. in welcher Nummer be/w. m wclLhcin Hefte der betr. Zeitschrift der Artikel sich titidel.

; Die Hücher und auch die meisten Zeirschriftcu Artücel kimneil durch jede Buchhandlung be/.ogen werden, erstere /u den beigesetzten Preisen, letztere zn dem Satze, der nach der umstehenden Zeitschriften- Tabelle die ICiti/elnummern des betr. Hlattes kosten. Sollte dieser Weg nicht angängig sein, sf; läfst sieh das mei.ste Material «lucb aus der Comeniusstiftung in Leipzig be/.iehen. i

( N.irJi den lli'ttinuiiun);«-!! «Iit ItibliotlK'ktirihmii:,' <I<t •'oiUfnjuh-rir:iiii;, «.nleii Itüi hrr uiifniL,'! lUn li Hu-ir<'!ii>h€n uii Lrlir'-r umt |>iiil«u'i>;;isiti«- Schrili'it<.>llt>r iiti<l iH.u la Lfipüiif; auf

4, «Mf-rVll.llh Ulf S Wncll.'n.

Jt'»l<'r, «l».r Um lii*r Irihf. hjit für ili>—cll>fti /u hiili'Mi und für •MitHtnnd*-ii>-li Si luiilon iia<-h Alinoliiit/uii;; >U'K l>ir<>kt<iriuni» «ler <'<inir!mi>-Siifum;; l'i>at/ /n I' sstcti. /ur Sirlirfiiclluuu «Ii ; Itihliotlick habrii sich An- Hf>Ii-lliT. Mifi'iii ■>!<> >I<t liil>l iultii'k >-\ iTwahtiiic itii'lit iKTM'uiliiii t>«»- kannt ».iiid, dor l*tl<"ic»clMftfn ImmIkmu-u ••d'T nou-i iii L'laiil>wiirdif,'LT Art uu•^zuv^»•i^<■n. Bei Bestellungen durrh l'i»<(kHrtc dir lt<"^'|jnilti;;iiii;: iliircli cini' l*or^on, w<dch<> rini'n «mt-

lieben StcmiM l führt.

Da» Port« fttr Hin- and UQi-ksoiKlunj; trii:.'t di r iWütcIter. lici Si ndun^'cn, welche üie BUilloth«liiv<rw|iltaii|r unter Schlei f>' «dt r Kmi/hjnnl lic«i tK>t)'lli^'t und daher frankiert, i»t dftt von ibr ausgeleKto Pi>r«o vom UcMolkr b<>i der Kftcknendang (in Nnrkenl beisttlegeo. Bei der RQekt«ndunf von Pncketen hat der lieeteller alrht nur das I*«rt«, ««odern auch da« B c< teil^eld (16 Ptg.} cv frankieren. Bei Anfragen bediene man »leb der Poatkarla mit b«- sahlter Antwort.

Diu liüchrr siixt inzeln in Dmekpspier oin/ii^< )ilnpi<n und xiinHinincii in oin I'hcIcvi sii-lit'r vi'rpiii kt ^uriii k/UKcliicki'n. ITnpünktHch«* .Milirfcruui; und •»chleohtL'!» Hult>-ti der Hücher, nowie Niehtfrmriini: drr Ku-icn k>"innen d<'n Au--i ! 1 - .11 der IJeniit/un^r iler Kililiothek nach ?iich ziL'hen. itei S.Mnluntreti ini iie« i( li( l>i> I Kihui i^t dii? Verjiuekunj; unter äckiiiifv

Uder Kreuzbuiid zul;i>siL,': doch mui- dier-i- iiU> Pjii'li|f.ipicr l>e>«iehen und das BttCh oben lind unten volUtHiidi^' do km. lirioOicbe Beitugeu »iiid iu dii-»eiu Fitllv uncul«s»i|f.

Mnn bediene -uh der vollständigen Adresse: All die Comenlus-Stirtnaip in Leipaig» Krauier»trafiie 4.

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Benutzte Zeltschriften

Abgekürzter Titel

Voller Titel

Verlag

Pri i'. a. r

bxw. des H«fte«

Allg. d. Ifehrerztg. Aus d. Schule

All}<eiiit;ine deutsche ,Leip/i^^ Jul. Kltnk-i

Lehrcrzeitung | hardt 1 2v Vi.

Ansder Schule für die Leipzig, Dürr.

SchtiK' Pf.

ßl. i. Scliulpr. .Blätter fürdicSchulpraxis Nürnberg, Korn i 50 Pf. N. Braunscnw. iNeiies Brauiischweijji- Hraunschwtig,

SchulbK schts Schulblatt Bruhn.s Verlag J 15 H.

IX Bl, f. er». rntiDeutsi lu niättf-r für er- I.anjjensalza, Beyer'

, ziehenden l nterricUt . u. Söhne 1 20 Ff.

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DcutächcSchulztg.i Deutsche Schukcitung Berlin. Öhmigke 1 20 Vi. Deutsche Schul- iDeutsche Schulpraxis iLeipzi^. Ww«derlicb ao Pf.

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scfaulb. \ schulbote Gerstenberg 1 20 Pf.

Hannov. Schulztg. Hannoversche Schutzei- [Hannover, Helwiugj 20 Pf.

tung

H. u. Sch. .Haus und Schule |Ilannuver, C Meyeri 30 Pf.

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Neue Hahnen Wiesbaden, K. '

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X. Bad. Schulztg, Neue badische Schulzei-lMannlK inar Ver- lang ciusdmckerei 20 Pf. X. päd. Ztg. Neue ]>iula.i;()}.;i.sehe Zet-.Magdeburg, A. «».

tunir Jensch 15 Pf,

Kath. Schuktg.

Lclirciiieini J^ehrerin

Mittelschule

.Neue Hahnen

X. Westd. Lehrer-

Ztg.

Päd. Bl.

Pädag, Päd. Studien

Nent' Westdeutsche .Elberfeld» Born

Lehrer/t, iliuig . 20 i'f.

Pädagogische Blätter für'Gotha, Thienemann i 2 >f.

Lehrerbildung Pädagogium ^Leipzig, Klinkhardt i M.

Pädagogische Studien Dresden, Bleyl u. t

Kaeminerer i,2oM.

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Abgekürzter Titel

Voller Titel

Verlag

IPreleder Vanincr btw. des

'Pädagogische Zeitung

20 Pf.

Berlin \V u. J,

Löweiithal Halle a/S^ Scfaf«del: > Alteabttrg, Pierer i M.

Päd, Ztg.

Prax. d. Volkssch. Praxis der Volksschule Praxis d. Erzieh- Praxis der BrziehungS*

ungssch. schule Prax. d. Landsch.] Praxis der I^ndschule ,08ter«ieckZickfeldt|6o PI. Repert. d. Pädag. iRepertorium der PIda-IUlm, Ebner ' '45 Pf.

Rhein. Bl. Rheinische BlätterfürKr-|Fraukfurt a,M.,

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Schles. Schuhstg. ISchlesischeSchulseitung, Breslau. Priebatscb 1 15 Pf. Schweiz. Lehrer- Schweizerische Lehrer- jZürich, Orell Fülsli;

ztg. zeitnng 11. Comp. 10 i*f.

I,ehr.-Zlg. f. Tluir. I^ehi ei/eitui)g für Tliü- Jena, Maiiktr 25 Pf.

' ringen u. Mittel- deutschland

Monatschr. f. d. iMonatsschriftf.dasTum-jBerlin. K. ciärtners(

Tumw. wesen j Verlag ;6o Pf.

Lehrerztg. für Lehrerzeit^. f. Westfalen,jBiclefeld, Helmich ; 25 Pf.

Westfalen die Rheinprovinz etc. j

AUgeni. Schulbl. Allg. Schiilblatt für den Wiesbaden Bechtold,

Reg.-Bez. Wiesbaden u. Comp. 'ao Pf.

Zeitschr. f. ev. Rel.- (Zeitschrift für den evang.lBerlin, Reuther ;i,5oM.

Unt. ! Rel.-Unt

Zeitschr. f. Philo- iZeitschrift f. PhilosophielLangensalza. Beyer'

Sophie u. Pädag. und Pädagogik ti Sohne 't,2oM.

Südd. Bl. f. höh.lSüddeutsche Blätter für Stuttgart, Neff.

Unterrichts- An -I höhere Unterrichtsan-f

stalten i stalten

Ztschr. f. deutsch. Zeitschrift für den deut-

Unterr. sehen Unterricht

Ztschr. f. weibl. |Zeitschrift fflr weibliche

Bildg. j Bildung

Ztsch. f. Reform d.|Zeitschrift für Reform deriBerlin, O. Salle

höh. Scfa. höheren Schule«

Der Rektor iDer Rektor {Wittenberg, R

Herroses Verl. ?

bchulb. f. Hessen Schulbotc lür Hessen Giefsen, E. Roth 1 ? Sanunl. |>äd« Vortr. | Sammlung pädagogi- ^Bielefeld, E.Helmich|

scher \'orträge ? Ztschr. f. TunieniZeitschriflfürTurneuundjLeipzig, K. \ oigt-i

u. Jugendsp. 1 Jugendspiel lander '30 Pf.

Ztschr. f, vSchulge-!Zeitschrifl für Schulge-jHambttrg, L. Vofs

suudheitspfl. sundheitspflege ?

Leipzig, Teubner Leipzig, Teubner

75

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Inhaltsverzeichnis.

I. Abhandiangen.

Heil«.

Adam Smiths pädagogische Ansichten und Kritik derselben.

Von Dr. Paul Bergemann in Jena ... i. 65. 139. 177 Die experimentelle Psychologie. Von Heinrich Free in

Osnahn'irl: 23. 90

Umgestaltung des T,ehr])lane.s und der ( )r^^■llli.sation der Volks- schule nach den Forderungen der (icgenwart. Von Joh.

Homscheidtin Crefeld 129. 196

Zwei Fragen ans der Geometrie. Von W. Augschnn in

Brombei^g . 305. 584

Sdiweiscriscbes Volksschnlwesen. Von R. Dietrich inKandem

(früher in Zfirich) 233. 345. 457

Ober die Erziehung und AusTiildun>: der Mädchen. Von Marie

Lop e r - TT o u .s el 1 1 iri T^pringen . . 297

Ober Volkshochschulen. \ on Dr. Panl Ft-rtremann in Jena 393 Geschichte der Methodik des kulturgeschichtlichen Unterrichts.

Von Joh. Bengel in Raeren 505. 561

Friedrich Dittes; Von R. Dietrich in Nürnberg 625

II. Eingehende Bhcherbesprecbangen.

Karl Kollharh NatnrwisseTis< Haft und Schule, mit (irund- zügen zur Kefomi dieses Unterrichts. Von Arth. Häse in Magdeburg 35

C. von Massow, Reform oder Revolution. Von Otto Scliulze

in HsUe a/S 108

Dr. Fr. Sachse, Zur Schtüreform. Von Otto Schulse in

Halle a/S 152

J. Königbaner, Zur Reform d es Unterrichtsbetriebes in Volks- schulen. Von Otto Schulze in Halle a/S 156

S. S m i 1 e s . Charakter. Pflicht Selbsthülie. Von Otto Schulze

in Halle a/S 211

Dr. Karl Biedermann, l^eitfaden der deutsdien Geschichte.

Von Joh. Bengel in Raeren 269

Weigand und Tecklenburg, Deutsche Geschichte nach den Forderungen der Gegenwart Von Joh. Ben gel in Raeren 273

\'l IlllMlt»«t*r«('ifillli».

Job. Hache und Herrn. Prflll, Der gesamte Sprachunter- richt in der Volksschule im Anschltir.s an den Sachunter- richt. Von Edwin Wilke in Quedlinburg 312. 36A

Prof. Dr. \V. Rein. Hncyklopädisches Handbuch der Päda«

^Dgik. Von K. Rilsuiann in llerhn 415

Sieger und VVohlrabc Lesebuch für Mittelsch\ikn \"nii

Otto Scbulze in Halle a/S 47;

Joh. Friedrich, Jakob Frohscbainmer, «in Pädagog unter

den modernen Philosophen. Von F. A. Steglich in Dresden 525 Dr. Kasimir Twardowski, Zur Lehre vom Inhalt und (Gegenstand der Vorstellungen. Von Prof. Dr. Goswin K. Uphues in Halle a/S. 527

in. Rundschau. (Lose Blätter. ^ Auf der Warte.)

Welche Eigenschaften soll der Lehrer als Encieber haben, welche

nicbt! Von Prof. K. Klein in l'nedberg 46

Über Mädchenlebrer und Mädchen behandlung. Von Prof. E.

Klein in lYiedberg 49

Über die Mineralogie in der Volksschule. Von Dr. Rieh.

Schul /ein Leipzig 52

Die Ivinübung der abhängigen Fälle. Von W. Kübeukanip

in Crefeld * ti6

Über Schulspaziergänge und ihren ethischen Nutxen. Von

Prof. E. Klein in Friedberg , , . , 161

Pädagogische rmscbau: Scblufs des Schuljahres; Nebenbe- schäftigung der Schulkinder: Kntwurf des preufsischen I.ehrerbesf^ldung.sgesetzes ; <lie Petition des preitfsi.schen Kektorein ereins bezüglich des Lehrcrbesoldungsgesetzes. Vom Herausgeber . 277

Pädagogische Umschau; Das preufsische Lehrerbesoldungsge- setz; die Osterversammlungen der Lehrer; Dr. Priedr. Dittes f. Vom Herausgeber 317

Die deutsche lyehrerversammlung in Hamburg. Von H. Wigge

in Coswig 372

Die Schule auf dem VIL evangelisch-sozialen Kongreis. \^on

-hl in Wiirzburg 422

Die Neuen bahnen- auf der .Anklagebank. Vom II er aus -

J?t-'ber 433

Freie Vereinigung für philosophische Padagugik. \ on F. A,

Steg lieh in Dresden 481

Die Abänderung der Prüfungsordnung für Mittelschullehrer imd

Rektoren. Von H. Wigge in Coswig 488

2H. (ieneralversammlung des Vereins ftjr wissenschaftliche Päda- gogik zu (ilauchuu i.S. X'on Fr. iu Leipzig 536

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Vll

Rnndscnau Der Entwtirf einer neuen Prüfuttgsordnuntj für MittelschnlkhrcT und Rektoren; die Schule auf dein Kntho- likeiitag; die 13. Haujitvcrsainmlunjj des Bayrischen I.c hrer- vereins; der 3. internationale Kongrefs für Psychologie: die Kreuzzeitung und die modernen Lehrer; die Kölnische y^tatifi über die Berechtigung der l^ehrer zum einjährig- freiwilligen iMenst; das neue Schulg^esetz in Schweden- Norwegen ; der Fall Lan^ennann; Pestaloz%i-Studien von 1.. W. Se>'ffartli ; A. Chr. Jessen gegen die : Neuen Bahnen ' , Vom Herausgeber 542

Ist /,ur erfolgreichen l,eitung einer \ nlksschnle die Ahlegung der Mittelschullehrerprulun.L; \ itr i!( in Rektoratsexameti notwendig oder nicht? Krsle Antwort von II. Wigge in Coswig. Zweite Antwort von Ries in Frankfurt a/M. .sSy

Kundsdiau : Der internationale Prauenkongrefs und die Volks- schnllehrerinnen : der 8. Verhandstag des deutschen Fröbel- Vereins; der i. deutsche Fortbikhmffsschultag und das Forthildungsschulwcsen in den deutschen Städten; die Hcrbstvcrsamminngen der deutschen Lehrervereine; das schuljjolitischf Prograinni dernational- sozialen l'artei ; das koinniciKk l.L-hicrhtsohUuigsgcsel^ ; L. Se\-ffarths Auf- ruf zur (Iri'uidung einui Pestalozzi-Stiftung (k*3

IV. Wegweiser durch die püdagogisehe liitteratnr.

Neuere Erscheinungen auf dem ( icbiete des deutsdien Sprach- unterrichts, Vom Herausgeber. Mit Anhang von Paul Koch in Penig 57. 119

Neuere l'rscli einungen aiit ilcm Oebiete des naturwissenschaft- lichen Unterrichts. \ on Dr. Rieh. Schul/.e in Leipzig 170. 22S

Neuere Erscheinungen auf dem Gebiete des Zeichenunterrichts.

Von Paul Stade in Sondersfaausen 291

Neuere Erscheinungen auf dem Gebiete des Turnunterrichts.

Von H. Schröer in Berlin 388. 452

Nenere Aufsätze aus der Fachpresse. Von C. Zi egl e r in Eichen 553. 614

V: Nene Btteher und Auf^Ktce. Seite 64. laS. 176. 232. 296. 344. 392. 450. 5*<4. ^u». 624.

Beilagen.

Pädagogische Bächer- und Zeitungsschau. No. 1-4. Von F. \V.

S c h m i d t in Crefeld. Wissenschaftliche Beilage. Xo. 1- 6. Von R.Dietrich in Kandcrn.

Neue Bahnen.

Monatsschrift für Haus-, Schul- und Gesetlschafte-Erziehung.

Heft 1. ^ Januar 1896. VII. Jahr^*

Adam Smiths pädagogische An- sichten und Kritik derselben.

\'(>u Or. Paul Bergemann in Jena.

Adain Smith, ') dieser i^rofsc schottische Philosoph, wurde ■WA 5. Juni [723 in Kirkcaldy in Schottland als einzijjer Sohn eines Zollheanitrii und /war einirfe Monate nach dessen Tode j^ebtnx n und niissc hlielslich und mit der äufsersten Nachsicht von >viner Mutter erzojj^en. Da er in seiner Jugend von sehr zarter (xesundheit war, ist dies nicht zu verwundern; eine un<;ünsti^;e Wirkung hat es glück- licherweise nicht gfeliabt. Bis zum Jahre 1737 besuchte er die vSchule in Kirkcaldy und zeichnete sich schon damals durch eine leidenschaftliche Liebe zu Büchern und durch ein eminentes r.tdächtnis aus. Sein wohlwollender und liLl)ens- würdi<^er Charakter, seine stete Ililfsbereitschatt gewannen ihm die Herzen s^iiK r Kameraden wie aller, die nn't ihm in nähere Derühiunjj kamen. Xachdem er drei Jahre aul der (ilasgower Universität, wo damals Hutchcson wirkte, beson- ders mathematische und naturphilosophische Studien getrieben hatte, trat er in das „liaftol Caftege" zu Oxford als Stipendiat der Snell'schcn Stiftung ein. Während seines dortig; c n siehen- jährii^en Aufenthaltes wandte er sich gegen den Wunsch seiner Anj^^ehöri^eu, die ihn zum «geistlichen Stande bestinnut hallen, dem Studium der so^en. srli/nien, der Moral- und der Siaat.swissenschalten /u und übte sich ferner üeiisig, um

'1 Sinith'.«i erster Wograph war Diigald Stewart, auf ihn stützen

sii li alle s]i;iltrcii I )arsli lhjn;^\ u des Lebens- und IvitUm«. k<- hnrj^'s- gangcs lies I'hilo.sophen. Wer sich weiter dafür interessiert, der SCI besonders auf die im Juliheft 1K76 der Fortnii^htlv Rn'f'nc- er- schienene an/ielietule IJio^raphie von Walter Hai^chot, der vor nianchi Ti anderen den XOr/aiy h;it nicht /.u <1en einseiti>icn \W- \\ un<!t. i Li ii Snnlh's zu jj:eh«'>ren. ;iuuiK rksani ^^eniat l\t ; dieselbe fiilirt den Titel A<l<nn Sniilli a.s n fuisiui . Ich lialte niicli hier namentlich an Cnllocirs S'uitli ihr Uli i<f /)i S/>iitfi S. l ff. der von ihm bc- .sorgten .\usi*al>e des Wtniih <>/ .\'>f//»//,^ .

VfUf liiilimn VM. i.

I

2

seinen eigenen Stil zu verbessern, in dem Übersetzen von Werken namentlich aus dem Französischen. Nach seiner Rückkehr von Oxford blieb er fast zwei Jahre in Kirkcaldy bei seiner Mutter^ in ruhiger Zuruckgezogenheit und freier unabhäni^iger Stellung ganz den Wissenschaften lebend^ da er beschlossen hatte, sich der litterarischen Laufbahn zuzu- wenden, fietrcn Kiide des Jahres jy^^ siedelte er uach Kdin- burgli über, wo er während dreier Jahre rnif Zureden des Lord Kanies und einiger anderer Freunde irrii XOrlc^ungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften vor einem stets sehr zahlreichen Publikum hielte das hauptsächlich aus Studenten der Theologie und der Rechtsgelehrsanikeit be- stand.^) Auch fällt in diese Zeit der Beginn seiner innigen Freundschaft mit Hume, die bis zu dessen Tode unerschüitert fortbestand. Durch jene Vorlesungen wurde Smith bald eine angesehene Persönlichkeit und erhielt 1751 einen Ruf als Professor der J,ogik an die Universität (rlasguw. Schon im folgenden Jahre wurde er nach Craigie's Tode, mi- mittelbaren Nachfolgers von Hütcheson auf diesem J^chr- stuhle, Professor der Moralphilosophie daselbst und blieb drei* zehn Jahre auf diesem Posten.*) Die \'eröffentlichung der ^Theonj of mmul .seHtiiHrnts" im Jahre 1759 machte ihn zum berühmten ^Lanne,') sein Ruf überschritt die (irenzen seines engeren X'atcrlandes und verschaffte ihm 1763 die (^lelegen- heit, den jungen Herzog von Huccleugh auf seinen Reisen zu begleiten, was ihn allerdings nötigte, seine Professur auf- zugeben. Die Rei.-^e ging nach I-" rankreich und Italien. In Paris, wo man .sich etwa ein Jahr aufhielt,') machte Smith

*) Unter seinen Hörem befanden sich hier 11. a. Mr. Wedderbiirn«

r!t r spntcn I.ord I,oiiir^i1><>roiifrh. Mr. William Johtiston. der nach- malige ^ir William l'ultcue^v und Dr. lilair.

*) Über seine Lehrthätigkeil berichtet Mr. Mtüar. Professor der Jurispnidenz in (Glasgow niul Wrfasser <ks llistorixil r/rw / / /•Jtii^'h's/i <^nvrrn)iicut , f^w Sniith's X'orlf sungt-n hört«.-, iMil^rinl- : I>ic- selbcn zerfielen in vier J cik ; der erste iinifasstc die naiuriiclie Theo- logie, der zweite die Ethik u\\ eii;entlichen tmd enteren Sinnen jene Lehren, die er später in seiner 'IIuoiy i-i ^ ,/ ///> ver- öffentlichte«, der dritte den Zweig der Moralplnlosophie , der sich mit den Rechts-Problemen beschäftig-t, nnd der vierte endlich die N ati o n a 1 - Ö k o n n ] n i c

^) 1762 ernanute ilui der S, //.//us Atw/efiiirm . der l^mversität Glasgow zum I«'hrendoktor der Rechte.

1764 kam man zum ersten Male nach l'aris, hielt sich aber nur wenij^e Taire m d( r franv:ösischen Tl arptstadt auf nnd gin<j dann nach Toulouse. IS ach euieni Aufenthalte von achtzehn Monaten da- selbst begab man sich nach Genua nnd kehrte von da nach zwei Monaten wieder nach Paris /-nnick : der zwc'tf Anfcrithalt in dieser Metropole dauerte alsdann, wie oben erwähnt worden, fast zwölf Monate.

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AJüin ^miih» pä'laKoK'i'ch** An»ti>lit«>a iukI Kritik «Irrurlbfiu ^

die Kekaniilschaft der Gröfseii (kr {l;unan<4cn französikcheii Wissenschatt und TJtteratur; Hume s Eiiipfelilmig führte ihn in die Kreise der ICncyklopädisUn und der Physiokraten ein: er lernte Turgot, d'Alembert, Helvetius, Marmontel, den Abb4 Morellet, den Herzog von la Rochefoucault, Qiiestiay n. a. kennen namentlich zu dera letztgenannten, dem Haupt- begründer des physiokratisclien »Systems, trat er in intimere Hcziehung^en. Im Oktober 1766 kehrte er mit dem Herzog nach London zurück und begab sich von da zu seiner Mutter nach Kirkcaldy, wo er zehn Jahre, mit nur kleinen Uuter- l»rechungeu, lebte, beständig mit seinen vStudicu und der Ab- fassung seines grofsen Werkes „hifjuiri/ into flu nature and rffin»e» (ff fhe trmifh of itations*' beschäftigt, dessen Veröffent- lichung im Jahre 1776 erfolgte.*) Die beiden ersten Jahre nach dem Erscheinen des genannten Werkes verbrachte er in London, „nfres.<(ff Inj fhe moat distlnr^niaclied permm In fhe )U('frojn>Jis^ , die stolz auf seine Ik»knnntschaft waren. 177S erhielt er auf Betreiben seines ehemaligen Zöglings , des IKr/oiirs von Huccleugh, eine eintragliche Zollanits- vSieilc in vSchottland, die ihn nötigte nach Kdinburgli über- zusiedeln, wohin ihm seine Mntter und seine Cousine Miss Douglas Smith war unverheiratet ■- begleiteten, um ihm einen gemütlichen Hausstand und die Annehmlichkeiten geordneten Familienlebens zu verschaffen. Im Jahre 1787 ward ihm die FJire zuteil, zum Lord Rektor der l'uiversität f'.la.snrow ge\\;ihlL zu werden,-) Drei Jahre später starb er. »Seine Mutter war bereits im Jahre 1784 gestorben; er hatte dieselbe aufs zärlliehsLe geliebt, und ihr Tod erschütterte seine olniedies niemals allzu feste tiesundheit so nachhaltig, dafs er den neuen Schlag, den Tod seiner Cousine im Jahre 1788, tmr zwei Jahre überlebte. Seine letzte Krankheit, die Fo]|fe einer chronischen Darmverstopfung war sehr langwierig und schmerzlich - er ertrug aber alle Leiden >>mit der gröfsten Tapferkeit und (leduld , olme seine Liebenswürdig- keit und Freundlichkeit zu verlieren. Die X'ortreftlielikeit stillem Charakters hat »Stewart, der den Philosophen gut kannic, in seiner Hiographie in helles Licht gesetzt; am schlagendsten und zugleich am kürzesten kann man das

'1 Hmiie starb biild r.acii dem l-lrscheiiu 11 des \'ölker\\ t ilil Standes . hmitli cntwari tine kur/.c Charakter- Studie stines berühmten Freundes, die darnach als Anhang zu dessen Autobiographie erschien.

Wie hoch Smith selbst di«*se Auszeichnung; zu schätzen wnfste, geht aus einem Hriefe, den er bei dieser (lelegenheit an den j^e- Tmnntcn gelehrten Köriier richtete, hervor. Xo f>ii u 1 nu iil , sagt er darin, louid horc hüu h t/u Jio h rt<i/ .sii/is/tu fion etc. etc.

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diesbezügliche Urteil über ihn in die Worte ziisanniRutasseii : er war ein Mann.

Die Liste der von Smith veröffentlichten Arbeiten ist folgende: i) Zwei Artikel in dvr ^Edinfmnjh Rerletr" vom

Jahre 1755. a) Haieir of Johnson' s En(/lla/i Dictiotnirif, b) A Ltffer to thf Editors. 2) Theort/ of Moruf Si nfItHotfs ij^c). 3) Cnfisiiferatioiis coHr/riiifHf tin' fji's-f FunfKtffon i'f fjnnffnn/rs amf flti (fiffirrnt ( intime of (h Kjitiül uitil ( fti»ij>oniitii<i IjUinftKnicSj \u t>\n\u\'j^\c\\ (U-r erstell Ausgabe der „Tlteury^ beigefü.^t. 4) An Jntjnin/ üilo the Naiure and Causes of fhe WeaUh of Stdions 1776. Da der Philosoph kurz vor seinem Tode alle seine Tapierc bis auf einen kleinen Rest hatte verbrennen lassen, so konnten nnr wenige Fragmente als > nachgelassene Werke veröffentlicht werden; nämlich: i) Fragmente eines i^rof seil Werkes On th' Pt'indpJej^ whirh letnl and d'nirt l'liilosopfin'al Inquincs, f/hisfratid a) />// fhf Hif^for/f of Ai^frononnf: h) Inj thr Hhtoni i)f ffn- A)»rUnf Phffffirx ; el (he Hhlonj of fhr Anrlud Lu<fns mid Mvf<i/tiii/.<lrs. 2) Kill Emty uf thc Matmr uf thut Jmifatiun nliich takcs pfna in ithat are calM fhe ImiUtiire Aiis, 3) Eine kurze Abhandlung ()f the Affin Ifi/ befirmt certuin EHtjVt^t und lUdUiit IVi^fjt, 41 Eine Untersuciumg o/" tin- Exienud Sennes.

iUjer (las Kr/.iehnngs\vesen sprielit vSniith im zweiten und dritten Artikel des ersten Kapitels des fünften Buches seines berühmten Werkes über den \'ölker\v<ililst;iiid ( W'vaffh S. 341 ff.)') Kr unterscheidet 'wei l'\»rnicn desselben, näm- lich \'olks- und jui^end-Kr/i«. Inin«^, ])ei jener ist (bis mit in- begriffen, was man unter KuUn.s|jflege versteht. l'.> handelt sich somit um das grofse Gebiet der Gesamterzichung im weitesten und vollsten Sinne des Wortes, um Probleme, deren Wichtigkeit man heute erst zu erfassen begonnen luit, um ein hochbedeutsames Stück der sozialen Frage, den Entwurf» denn mehr liegt nicht vor, zu einer Pädagogik im grofsen Stile, wie ein solcher uns s])äter unch einmal bei Fichte be- gegnet, zu einer das ganze Kel)en uni->] »ainienden Pädagogik, die uns zu bringen der Zukunft \oil)vhalten ist. Ivs gilt also bei den folgenden Krörterungeii zunächst zweierlei aus- einander zu halten: Jugend- und Volks-Krziehung - und bei jener mufs der häuslichen und der öffentlichen Erziehung wieder je eine besondere Besprechung gewidmet werden.

'1 Aiifscrdcni mufs \iclfaeh l)fi Iklraclituiit; der itädaj^c^i'iolicn .\nsiclilcn Smith s die Theorie der moiahschen Cctidiie iKiangc- /.üjfcn werden. Die Citate aus diesen beiden Hauptwerken Sinith's beziehen sicli auf die Ausgabe <U - t rslereti von Culloeh aus deui Jahre 1846 und auf die dcutsehc l hersetzung des Ict/.lcren von Kose - garten (in 2 Bänden) aus den Jalneu 1791 und 1795.

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Adiim Hmitli» {«»«Imtovifffhe Anilt'liten un«! Krilik d<>ri>Hb<*n.

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Erstes Kapitel.

Die Familien-Erziehung und ihr Verhältnis zur öffentlichen.

Bei der Erziehung der Jugend koimnt einerseits die häus- liche, anderseits die öffentliche inbetracht Jener giebt Smith entschieden den \'orzug vor dieser, sofern es sich nämlich nni die engere Bedeutung des Begriffes Krzieliung* handelt; nicht aber, wenn dersclbt- in dem weiteren Sinne genommen wird, welchen wir hent/.ulage damit /.n verV»inckn pflegen. Dies wird ans folgenden Anfüln imi^cn soltul klar werden.

Die häusliche Iü/-iclinng sagt er Theorie II. S. iicS ist eine Einrichtung der Natur, die öffentliche eine Erfindung der Menschen. Welche von beiden die weiseste sein möge, bedarf keiner besonderen Bemerkimg . In der Betonung dieses Punktes, in dem Hinweise auf die \atnr als die vorzüglichste Lelirnui^terin Menschen in vSachen der Pädagogik offen- bart sii-li un^t r 1 Miilosoph ganz und gnr als Kind seiner Zeit, stinnni w w'w mit Locke so and: niii RunsM.in überein. Aber er \ertällt nicht in ileren l%inseiligkeit, er weist nicht wie diese 'j den Besuch öffentlicher Schulen ab, er will nichts wissen von exklusiver elterlicher oder gar Hofmeister^Er» Ziehung. Dem Hause überträgt er die Aufgabe der Charakter<>, der Schule die I i Geistes-IHIdung. Lasst eure Kinder«, heifst es e1>endaselbst, täglich aus dem elterlichen Hause in die öffentlichen vSchulen gehen, mn dort ihren (»eist zu bilden, aber ihre WohnniT^ sei und l)leibe in eurem Hanse . Keine X'orteile der soocnannten (")ffentlichen Erziehung können <lie unausbleiblich mit ihr verbundenen Nachteile er- setzen. Die Erziehung der Knaben in entfernten grofsen Schulen, der Mädchen in entfernten Nonnenklöstern oder Pensionsanstalten hat in Frankreich tnid England die haus* liehen Sitten und die häusliche ( »lückseligkeit der höheren Stände auf eine sehr wesentliche Art beeinträchtigt.**) Also er wetiflet sich blofs gegen die An--t.iUs-P'r/ielmng, wie sie in Kngiand unter den höheren St;ni<kn iiocli inmur sehr be- liebt ist, und für die auch die l'hilanliopiuislen m> lebhaft Propaganila niaeliien, darin Rousseau, anl ilen sie sich sonst mit Vorliebe beriefen {wenn auch die Behauptung, die man vielfach aussprechen hört, über das Ziel hinausschiefst, die

' \\ r;,'lt;ichc ; Locke's S»//tt ih'nitjli!^ nihil* ftfuni/tOtt {S§ JO ff. und kousscau s Ivnüle an verschic« Icnen * »rlcn.

*> I>amit die Kintlcr tiiöjjlichst lange unter elterlicher Aufsicht hk'i1)en. verwirft er auch (be Sitte, juny^e Leute, naclKleiii sie tlie Schule \ erhisseii ha]>en. sofort 3 (xh r 4 Jahre auf Reisen ins Aushunl /.u schicken. (Wealth S. J4;t dies };an/. in l hereinstinunung mit Locke ivergl. Sotttf thouglits ronr. aftn: J5 ai2 it)

I>r. i'Mul Ki'rBfHwnn.

Hehau{)luii^ iiäinlich, dals derselbe als ihr ^eistiiier Vater aii/.uselu 11 sei) dnrcliaus unälinlicli. Ulme Zweifel hat Smith mit seiner Heiiierkiin^^^ das Kichti<(e getrolfeii. Ks ist ja gar keine Frage, dafs weder die Einheit des Erzielinngs-Subjektes noch die des Erziehungs-Objektes nötig ist; ja, man kann sogar sagen, dafs diese Einheit geradezu vom (Jbel ist Was zunächst die persönliche Einheit des Trägers der I*>ziehung anlangt, die Rousseau indem bekannten Satze fordert: „Pour rh'e hint ('(offfidf, /'titfo/tf uf dnit <nirri- tju'i(n .<inl »f/idc'', so leuchtet bei der Koiiipli/.iertheil unserer Kultur ohne weiteres ein, dals diesell)i. iniiiiöi>lich ist. Zur alleinigen Leitung der gesamten Er/.ichnng wiiie nur eine Art von l'beruKiisch be- fähigt; aber selbst angenommen, es wäre an dergleichen Halbgöttern kein IV'angel, so würde eine solche Erziehung stets an einem sehr grofsen IVhki leiden, nämlich an dem der Einseitigkeit Nicht ein Erzieher, sondern eine Mehr- heit von Erziehern ist wünschenswert, ja unbedingtes Er- fordernis. Man lial bekanntlieh in unserer Zeit auf den Ronsseauschen Ausspruch /urüekgegriffen und ist wenigstens für eine teilweise ICinheit des Krziehungs-Subjektes von neuem eingetreten, indem man die Forderung aufgestellt hat, in der Volksschule solle in einer Klasse innner nur ein Lehrer unterrichten und solle diese eine Klasse obendrein durch die ganze Schule hindurchführen. An den höheren Lehran- stalten sei daran ebenfalls, soweit es nur irgend mögUoh, festzuhalten. Nichts ist verkehrter als ein solches WrlangW, das der Cniudlichkeit im Wissen imd Können sowohl der Lehrenden als auch der vScliüler hindernd im Wege stellt. Man \ei.spricbt sich dadurch \\ under wie grofse Lrlulgc be- züglich der Charakterbildung der Heranwachsenden.* Nun ist aber diese Sache nicht so sehr der SchuU als vieluielir der Hauserziehung. Die Schule als eine soziale lustitudon hat nicht die Aufgabe oder hat diese vielmehr liür neben- bei — subjektiv versittlichend zu wirken. Indem sie den ihm anvertrauten Zögling nur als einen 'Peil der ( 'fcsellschaft betrachtet, verfolgt sie das Ziel, ihn zu einem tüchiigi n ( iliede derselben heranzubilden') in des Wortes höclister Dcdeutung. In einer verhältnismäfsig kurzen Spanne Zeil soll sie deil werdenden Menschen auf die Hohe der Kultur der Gegen- wart heben, soll ihn dazu befähigen, an der Kulturarl/eilt seiner Zeit und seines Volkes (unmittelbary, der ganzen Mei^scTi- heit (mittelbar) thätigen Anteil nelimen zu können. * ;.

Zu diesem Zwecke niufs sie ihn mit einer gewissen Sunnne von Kenntnissen und Fertigkeiten und der jeweiligen

M Natirrlich vcdolirt anclt die häusliche l'a/.iehunfx in ihrer Art kein anderes Ziel, wie sofort aus .deiii.Foligjcf.ndv-'i). kku .ujLrvleu.;\vxjU.

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kullai.slufe ciitsprcclieiideii ethisc hen Maximen aiisriisu n: mit einem Worte, sie lial sich eben die Pflege der allgenieineu tWistesbilchnijj^ angelegen sein zu lassen. Nicht als ob die Charakterbildung übcrflüssigf weit wertlos wäre; nein, die Gesellschaft hat das grölste Interesse daran, aller ihrer ( ilieder möglichst sicher sein, d. h. sie bedarf tüchtiger Charaktere; denn nur solche werden stets nnd nnter allen l inständen an der Lösnng der ihr «gestellten Anfgabcn ar- iHiti n. nicht etwa behufs lulichnng ihres ( iesanitwohles, w t ui.-stens nicht vornelnnlich, .soutlern nni der Förderung der Kidtnr willen. Aber dies, die Charaklerbildnng, ist, ich wiederhole es mit Nachdruck, Sache der häuslichen Erziehung ; diese betrachtet den Zögling, was in der Schule trotz aller gegenteilig^ en I Behauptungen nnd hochtönenden Redensarten unmöglich ist, in erster Linie als für sich bestehendes Indi- viduum, als ein (lanzes, wahreTul die Schule in ihm immer nur ein 'i'eil- (oder (ilied-) ( .au/es erblicken kann, (icwifs erwartet man von den Lehrern an öffentlielRu Anstalten mit Recht, dafs sie sich das Studium der verseliieileuen Indivi- dualitäten der ihrer Obhut anvertrauten Schüler angelegen sein lassen, aber, selbst den günstigen, obwohl sehr seltenen Fall gesetzt, dafs sie zur vollen Klarheit über die geistig- leibliche Beschaffenheit der ganzen Schar, die sie zu leiten haben, kommen, so können sie von dieser Kenntnis doch stets nur einen sehr be.schränkten (icbrauch Tuachen. Kin tiefen s l",iiigehen auf die individuelle Beanlagung jedes lun- /elnen ist der Natur der Sache nach ein Unding, ja würde geradezu dem Zwecke liei Massener/.iehung /ai widerlaufen.

Fenier ninfs, wovon schon vorher als einem allge- meinen Mangel der Erziehung durch eine einzelne Person die Rede war, hier noch mit Beschränkung auf den beson> deren vorliegenden I'all darauf anftncrksam gemacht werden, dafs, wäre auch Hauptanfi^abe der Sehule die Charakter- !)ilduni^ der Züi^linge. durch jene Hinrichtinig nur eine sehr einseitige sieh ergeben würde, indem ja der eine Lehrer allen seinen Schülern den Stempel seines Charakters aufprägen würde. \\ ir haben schon gesehen, dafs es für den Lehrer unmöglich ist, sich jedem einzelnen Schüler besonders zu widmen, und wenn er dies auch einmal unter ausnahmsweise günstigen Verhältnissen, vielleicht bei einer geringen Kinder- zahl, vermöchte, so würde er doch immer mir, auch bei dem allerbesten Willen und trotz der redlichsten Ab.sichten indi- viduell zu wirken, nach der vSchablone alle inn/ninodeln ver- >nehen, die ei in sie Ii >ell)st trägt, vielfach, wie >eliun ange- deutet, unbewid'sl, aber ganz unlehlbar. Ja, je au.-!.geprägter sein eigener Charakter ist, desto mehr wird er sogar geneigt

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lir. r«iil ll<'ii{i iiiuiiii.

sein, diesen mit vollem Bewufslsein sich zum MudcU für seine Arbeit an den Schülern 7a\ nehmen, desto weniger wird er anders geartete Charakter-Anlagen gelten lassen, dieselben in ihrer Richtung entwickeln wollen. Jeder Mensch, der in irgend einer Weise zur Leitnnj^ anderer berufen ist, liebt es gar sehr, sich in die Rolle des Prometheus zu versetzen und wie dieser Heros zu sprechen : Hier sitz' ich, forme Menschen nach meinem I^ilde, ein ( »eschlecht das mir «gleich sei .1 Die Schule hat stets eine nixeliierende Tendenz, und <ieratle in dieser liegt hauptsächlich ihre grulbe erzieherische (im engeren Sinne) Bedeutung, dieselbe entspricht ihrer Aufgabe, eine soziale Institution tax sein. Die Charakterbildung aber darf dieser Tendenz nicht zum Opfer fallen; der Cliarakter ist der Kern des Menschen, macht seine Individualität vornehmlich aus hier in ausgleichendem Siniv einwirken wollen hielse die ln(li\ idnalität vernielUeii und d.uuii die l'ortentwickclnng des Menselien^esehleelUs ])e(. inti äe-liti.^en. Xur durch die Familien-Krzielumg i^anu die Cliarakterl)ildung in zweckent- sprechender Weise vollzogen werden, die Schule hat sich immer blos auf ergänzende Handgriffe dabei zu beschränken. Die Eltern allein können die feinen Nüanzieningeii im Temperament, im Naturell, in den Neigungen des Zöglings beachten luid verstehen, sie allein sind imstande, jedwede Vergewalti^L^^img der Indix'idualität zu vermeiden. I'reilicli damit die Familien-lü /it hung auch wirklich das leiste, was von ihr verlangt wird, was \ on ihr mit Recht zu fordern ist, müssen die Kitern, muls namentlieli die Muller, der w iehligste Träger der hänsHchen Erziehungsarbeit, imstande sein, diese Aufgabe zu losen. Dazu gehört vor allem natürliche Be- fähigung für das (leschäft der Krziehmig, ferner dlgemeines Orientiertsein über Aufgaben, Zwecke und Mittel derselben, endlich Kenntnis und \'erständnis des Oesamtsystenis der Erziehunj^skunst. Was den ersten Punkt anlangt, so ist aller- dings zuzugehen, dal's natürliche Üegabung für das Hrziehungs- fach nicht allen Hllern eigen ist, aber dieselbe ist doch in gewissem Grade durch Kunst ersetzbar. Die Zahl der wahr- haft genialen Erzieher ist ja stets nur eine sehr geringe, wir müssen uns meist mit Virtuosen begnügen. Freilich spielt bei der Virtuosität die natürliche Hegabung keine unter- geordnete Rolle, aber dieselbe beruht doch zum grofsen Teil auf Studium und T'bung.

Was die anderen Punkte betrilft, so müssen Mafsnahnien getroffen werden, welche den küntügen Müttern im beson- deren derartige Kenntnisse zu erlangen ermöglichen. Man

vgl. Ciocthcs l'roiuetheus uiul l'andora . Akt III. der mit dem berübintett Monologe beginnt: Ich Dich ehren? wofür?*, etc. etc.

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wird sicli dazu verstehen miisscn, mit unseren Mädchen- schulen pädagogische Kurse zu verbinden. Für Mädchen aus dem Volke könnten dieselben als Portbildungskurse nach der Schulzeit auftreten, deren Besuch durchaus obligatorisch

wäre; bei den höheren Mndclicnscluilen niüfsteu sie als orga- nisches GHed in den Lehrplan derselben anfgenoninien werden. Auch wird man der (xesellschaft das Recht zn'^a*stehcn miissen, eine gewisse Aufsicht, eine Kontrolle üben zu dürfen und durchaus zur Krziehung ihrer Kinder unfähigen Kitern die- selben zu entziehen, um sie in den von der (»esellschaft unterhaltenen Erziehungsanstalten unterzubringen. Als Not- behelf werden solche niemals ganz entbehrlich .sein; denn Nve wollte leugnen, dafs es nicht genug solche Eltern giebt wie die, bei denen obige Malsregel vorgeschlagen wurde! dafs es auch dann noch solche geben wird, wenn für die so notige pädagogische Ausbildung derselben, namentlich, wie gesagt, der Mutter, endlich ausreichende Hinrichtungen ge- troffen sein werden. Zudem sind P^rziehnny^s-AnstaUen ja auch ein unbedingtes Bedürfnis für diejenigen Kinder, die ihrer Eltern beraubt sind, inid die entweder keine näheren Verwandten haben oder doch nicht solche, welche imstande wären, weitere Sorgen tmd I^asten auf sich /n nehmen. Dies hat Smith übersehen; und so können wir seiner Polemik »^'cgen die AnstaUs-Hrziehung nur in bedingter Weise l)ei- ptliehien. h'.ndlieli nuils noch näher auf den oben erwrihnten Punkt einL;e;.;an<4en werden, dafs die I-jnheit des Hr/.ieliungs- Suhjektes auch in der Form, wie heutzutage diese Forderung wieder aufgetaucht ist, ganz abgesehen von der Rousseau'schen Übertreibung, dem gründlichen \md wahrhaft vielseitigen Wissenserwerb hinderlich ist und zwar gilt das nicht blos für die höheren, sondern ebenso gut für die Volksschulen. Man bedenke doch die Mannigfaltigkeit des Lehrplans der modernen Schule! Man bedenke ferner, dafs diese Reich- haltigkeit noch beständiq' ini \\'a( h^en bei^riffen ist; es werden immer mehr und innner drängendeie vStinnnen laut,

'l Wie- sollte (leT lAhrer (kii i^an/cn Stoff verständnisvoll 1k - ht:rrüchcn können I tr niülste ja geradt/.u eni I i i . e; wal-( iLiüe .sein. Die Spexialisiennifr ist eine unbedinjjrtf Fonkrmi- tlcr nuKknuMi Kultur, nur ihre 1 'In rti cibiviiu ist wrw ciflivh. das Aufhäuft 11 1111- fruehlhareii W isse ns .lut «. nllcj^eiu n Spt/ial^t bieten. < '.i iinälichc Kenntnisse sind ininier u\,v inti^lich bei <ier licselnänkiinu auf oinij^c w<,iii;:< ^[aterien. und hier miifs allerdin;;s nieht so sehr S|»e/iiililäl :ds vielmehr 'iVttalilat die I.osnnj^ sein T 1 rsihan iibcf das (ian/.e (iif.ser Fächer nach tlen we.senlliclitu t >rundzui;cn und den univcr.scll wichtigen Hestandteilcn. Der Lehrer, der eine ^anzc Fülle von ('»egcn standen /u vertreten hat. sei es auch blols in der \'()Iksschule, kann nicht alles voll tind ganz begreifen - wie soll er da nun gar seine Schüler zur vcrstündnisvoHen Xachauff.'issung anleiten!

lu

welche die Aufnahme eines besonderen Moial-l'uteiriciits, die volkswirtschaftlicher Bclehnin^cn in den I^ehrplan der Schulen, aller - der niederen wie der höheren verlangen ; was wird die Znkuntt niclit nocli für Forder nn «4 cn l)rinjren! Sollen wir sajjfen, dais die Krweiternnj^Hn de» Lehrplanes unberechtigt seien? (lewifs nicht. Xnr diejenij^en können dies, welche in der Sclnile nichts anderes seilen als ein Mittel der ( k\sinInln,i|sblldnn.t,^ .\ber diese verkennen die Aufgaben, den Zweck derselben «.gänzlich. Worin die^ser besteh t, welches jene sind, habe ich schön irielirfach, habe ich auch oben bereits liervurKehoben.*) Meine Ansicht ent- spricht der konkreten Wirklichkeit, ist aus den Thatsachen des j»eschichtlichen Lebens gewonnen worden, denen i^^ej^^en- iiber keine Theorie nachliaUi}^ ihre verdunkelnde Wirksamkeit nnsübcn kann. Es ist endlich an der Zeit, dafs man die Keden^.'irtrn \ nn der Mission der Krzicliun^ssclnde und dem er/.ielieuden IJntcrrielit al,> solche erkcniU; die Si'lnilr ist natürlich eu i^o eine Krziehungsschule, denn ^lc i>l einer der Paktoren, deren sich die Erziehung bedient, be<lienen inufs, um ihren Zweck ganz und voll zu erreichen - aber Krziehung im engeren Sinn ist nicht ihre Hauptaufgabe, Und der Unterricht ist natürlich erziehender Unterricht, denn er ist eben eine bot liu ichlige Krziehnngsfunktion neben den anderen: Pflci^c, Zucht, »Spiel niul Übung. \'on einer im engeren Sinne erziehlichen, (jesinnung bildenden Kraft des Unterrichts reden ist sinnlos, ist Phrase. Der Unterricht, dessen Aufgabe es ist, Wissen zu übermitteln, so zwar wie es unserer Kenntnis der ps\ chischen Phänomene gemäfs am leichtesten gescheu kann,^) und für dessen Stoff-Auswahl

M Ks beruht dies anf liiur rtilersrhät/ini«: tUr Bedeutung des Wissens inul Könnens, die nicht weniger falsch ist wie die frühere Überschätzung, und auf einer übertriebenen Anerkennung des Wertes der Persönlichkeit, die an die hyper;ii<livifhmlistischcn Tetid .ii/en eines Nietzsche und der in seinen Gleisen sich bewegenden muderuen Tages-Schriffeteller erinnert.

^) Auch im iolgenden KafMtel 'niutn dieser I'unkt noch einmal aiur Sj>raclu konniH'iv

t Man (Itulc jitlucii Uicsc licnieikuu^ ja iiiciil dahin, (hUs kIj wie so viele ältere und neuere Pädagogen die Schularbeit /,u blolseiu Sj^itk verfliichti^Lii wolle, havon bin ich weit eiitfernl. Arbeil, auch die Arbeit des Kindes muls Arbeit bieib«:n; auch das Kuid be- reits soll einsehen lernen, dafs dieselbe eine ernste und \>'ichtige Sache ist. <lais sie allein dem Leben W erl ' ei leiht. Daher darf der l'iiterschieil /wischen Spiel und .\rbeit nicht aufgelioben. auch nicht einmal \ erwischt werden ; denn jene, die ihre Keinitnisse nur spielend erlangen, kommen gar /.u leicht mit der /eil dahin, alles /uruclocu- weisen ^vris nittre-lieiigtes Studium erheischt. Aber anderseits ist y.\: bedenken, <lnis das Kind nicht blols arbeiten, sondern freudig arbeilen lernen 'nxiW Ute Arbdtsfreudigfkeit kann nnr dann aufkommen, wenn

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Adam Smitb« pid«gj»i:i««lt<> An^tohtM Iftid Kritik drnelbr«. ] |

iitir das I^rinzip des Nut/.ens ') iiiafst^ebcnd sein kann Und thal.sächlicli stets, liolz aller i;i .<4tntcili^<. n Hehauptiinj^^eii nnd bei alkr Ijciufun«^ auf idcak Ziele, mafssi^ebcnd ist, wendet sich vornehnüicli an den IntcUekl, appeHici t an dessen Punktionen, vor ällem das Gedächtnis: seine Parole ist ver- standnisvoU'gedächtnismäfsij^es Lernen und Festhalten und allmähliche Ausbildung dei T/rteilskraft Gewifs geht das (Kunit des Zöglings dabei nicht ganz leer aus; aber diese Wirkungen auf sein Gemütsleben sind zumeist nur Neben- erfolge des Unterrichts und können i^ar nichts anderes sein. Jeder kann doch leicht genug an ^ieli selbst hundertfjiltig die KiJahrung inachen, dafs, sobald tlie intellektuelle Seite seines Geistes gänzlich in Anspruch genommen ist, starke Gemütseindrücke ausgeschlossen sind. Gewifs sollen solche bisweilen in der Schule hervorgenifen ^ erden,* aber nur bei gewissen Anlässen, ferner bei der Pflege der Zucht, soweit die Schule sich dieselbe angelegen sein lassen mufs, und ancli manchmal l)cini l'nterrichte, namentlich bei (kni kultur- historis^cheu, ästhetischen und Moral-l'Utci rieht; aber ohne dabei einen grofsen künstlicheu Apparat in Seene zu setzen, wie ein t^plclier bekanntlich unter alkrl^ti wohlklingenden und hochtrabenden Titeln vielfach empfohlen und angepriesen wird. Derselbe verfehlt seinen Zweck ja gänzlich; alles das, was man ethische Vertiefung, ethisch-religiöse Systembil- dung' etc. nennt, wendet sich ja gai" nicht an das Gemüt, sondern an den Intellekt des Zöglings: es kommt dabei im günstigsten Falle nichts anders heraus, als ein gedächtnis- mäfsiges I'esthalteii i^ewisscr ^euebemr Wrhältnisse. Ja, auf diese Weise zieht iii.in i^erackre nioralisehc vSi)litterrichter grofs, die über das Sitlliche mit Hilfe ihres Cicdachtnisses urteilen man kann , wohl ethische Maximen, nicht aber Sittlichkeit selbst. andozieren. .'Also: die Schule iiät esjiicht in erster I^inie mit der Charakter-, der (icsinnnngsbildung zu thun, solidem mit der des (ieistes; die erstere ist ein Nebenerfolg, durch dessen Krreichung sie der Haus- oder Familien l-'.r/iL Innig zu Hilfe kommt. Durch die letztere er- gänzt sie (lit>e. Der T ' nLi rricht,' auf welchen die Schule den Haiiplnaehdruck als auf das ihr vornelnnlich zukonuueude Mittel, auf die Jugend einzuwirken, entschieden zu legen

die Arbeit kioht von stulteti i^chl mi<i \ oti i-.rfolir !4<_knSiu i>,t. Die Anwendung dieses oluie Zweifel wahreti Sat/.cs auf die Lernarbeit in der Schule berechtiget 211 der oben nn den Cnterricbt ]t;:cstelllcn Forderung.

M Der SchnluiiletiielU .miÜ. wie i^esaiit, tleu Züglinjj unt dem allgemeinen jyeistijren Riist/enjfe versehen, dessen der künftijje Kultur-

kämpfcr bedarf: dus a\U. auf Sciu-e.i /inricl^Licfidnte Worf" " <,holttf, vtutii^thsnunn wi;:d.!chcti uiemais seiiu Aielliuig. ciiiUiLs.s.cjj.

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Pr. Pnitl Hi>r(;»w«nn.

hat, sa^ den Kindern, wie die Welt nach tniscrer Hrfahnuig

ist; die luzieluui):; im enteren Sinne, die Charakter])ildiing, weldie also Sache des Hauses, der Familie ist, zeijft ihnen, wie sie der Welt .i(ejL^eii{il)erzutreten, wie sie diescll>e auf sich wirken zu lnss( n ha])eii. W'o die l'ainilit lu r/tt linii'^« al)er nicht aiisieieiieiid ersclieint, niuis die An--tah>-l-.i /iclmn«^ an ihre Stelle treten, mit welcher die Sehulci/ichiuiij \ erhunden werden kann, aber nicht niul's. Jedoch ich wiederhüle es: die Anstalts-Erzichitn«^ darf immer nur als ein Notbehelf, als ein leider nnvenneidliclies Übel augesehen werden. Ein- heit des Krziehun<^^s-Subjektes ist in keiner Weise nr)ti<»^, ia gar* nicht wünschenswert, vielmehr nur schädlich. Wohl aber niufs die Einheit des Kr/iehnntrsplanes. der Methode <^ewahrt werden. I>ie \erscliiedenen Irr/iehtr, denen die vStellnnj^^ \ <>ii Teilerziehern zukoninU, iiuis^Lii >Kis das (ianze im Auge hai)en und sich immer des Zu^animenhanj^s hewulsl sein, in welchem ihre bctreffeude Spezialleistun steht und der Stelle, welche sie in diesem Zusammenhange ausfüllt. In dieser Beziehung saj^t Döring M mit vollem Rechte: 'Kein Erzieher darf naturalistisch-dilettantisch hlolseii dunklen Ein- j.lfebmigen oder willkürlich methodischen Kintällen folgen; einheitliches Zu.samnienwirken nach den wahren Prinzipien der Krziehuu}»^skunst ist erste X'orlirdiiii^ung^ .

Wie eine Mehrlu it von am n;iiiilichen l*!r/ic hnn*jsjL(e- seliatic l.icUili^'^ten Krzieherii, so i.st aueli eine \ ielheit von Erziehungs-( Jbjekten für dasselbe erforderlich, d. h. nicht Einzel», sondern Massen-Erziehung i.st von nöten; nicht als ob jene inz aulhören, völlig beseitigt werden sollte, sondern so dafs beide Formen der Erziehung miteinander Hand in Hand }^eheu, die Mas.seu-Krziehun<j nicht blofs als Notbeiulf au}*"esehen wird, sondern als notwendii^e. niu*ntbehrlic1u- lu- j^änzung der Kinzel-Krziehuntr. Dafs Smith dies Ijereils richlij;- erkannt hat, haben wir j^^esehen. Die Hei^ründuni^ seiiu r An- sicht ist er jedoch schuldii^ geblieben. Dieselbe ist in Folgen- dem ZU suchen. Die Massen>Erziehung erspart Kraft und Zeit, und wäre auch kein Grund vorhanden, in dieser Hin- sicht sparsam zu sein, so wäre die beständige Einzel-Erzielunig doch uinnoghch aus Mangel an F^ziehern. Zwangsweise Ab- hilfe a])er würde eine vSchraiike finden an der natürlichen iiegabung, welcher /nfr)1ge nicht jeder zum ICrzieherberufi- sich eij^iuu und an der luwägung, dals dadurch anderen KuUuraulgal>en so gut wie alle kriilie entzogen werden würden. Zudem ist die Masseu-F^ziehung mit Rücksicht auf die Zuerziehenden crspriefsticher als die beständige Einzel-

»I V^l, System der Päda^oprik im Umrifs-, Berlin 1S94, S. 2ä>.

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Adi« Srnilb« piduffogiaehe Aasirhtvn und Kritik d«riielbcii.

Emehuiig, ja geradezu notwendig, um Eintönigkeit zu ver- meiden^ infolge des Wettbewerbs erhöhte Leistungen zu er- zielen, die im \'erkelir mit anderen n(">tige Gewandtheit zu

verschaffen und endlicli aus sozial-etliisclieii Ciriindcn. Ver- tieft sicli die Kinzel-Hrziehnng in die Kigenart des Individntims nnd sucht sie dieselbe /nr i^rnlVtiiinglichen Kntfaltnng /.u bringen, so läf^^t die Masscn-I j /ic hnng es sich angelegen sein, dieselbe für die (»esanitheit niiU:l)ar zu machen, Kinseitii^^- keiten zu beseitigen, ICekcn abzuschleifen, all/ai üppig wuchernde Rauken zu beschneiden. Dafs dazu die Schule freilich nicht ausreicht, ist klar; es sind, um diesen Zweck »auz zu erreichen, noch an<U r. Institutionen nötig, für deren Znstandekomuien, PfU und angemessene Leitung die (ie- scll>chaft y.u sorgen liat; ich nenne als solche Spiel-\'er- einignngen nnd Lesekränzchen, gemeinsame Ansflüi^'^t* und Reisen, bei denen nicht der Zweck zn knien vorherrschen, sondern nur ne!>enl)ei mit berücksichtigt werden darf überhaupt sollen ja alle diese Veranstaltungen nicht von der Schule ausgehen, sondern wie schon angedeutet, unter Leitung besonderer Personen stehen. Denn einerseits scheint eine der- artige Spezialisierung schon im Inkreise der Sache selbst geboten, und andcr,<?eits heischt die Rücksichtnahme auf die den Menschen zur X'erfüguni: stehenden, immer nur be- schränkten Kräfte eine P'ntlast uhl^ der Schule, verbietet noch andere Ai l>eits-Znweisunm. n an die schon t^enn^^.saui in An- sj)ruch genoniniciien Schnlerzielicr ^die Ivchrer). Überlastung derselben untergräbt mit Naturnotwendigkeit ihre Berufs- freudigkeit - - und wer wollte in Abrede stellen, dafs ihnen diese in noch h<)herem Grade von nöten ist, als Leuten in anderen öffentlichen Stellungen! Auch ist zu bedenken, dafs die Lehrer der freien Zeit bedürfen, um mit der fortschreiten- den Wissenschaft wenigstens annälu rnd i,deichen Schritt halten zu können, «reschieht dies aber nielit, ^ind sie daran thneli das l'berniafs der beruflichen < "reseh;dle x evliindei t, so \\ir<.l ja ihre g<in/.e 'J'hätigkeii hinliillig. Jedermann wür<le die Zumutung mit Entrüstung von sich weisen, in Krankheits- fällen sich an einen Arzt zu wenden, der nicht auf der Hohe der medizinischen Wissenschaft seiner Zeit stände, dem die neuen Errungenschaften derselben unbekannt geblieben, sollen wir weniger skrupulös sein, uo es sich um die Krzielunig der lurnn wachsenden (ieiieration handelt? Der Arzt hat es ganz in '>einer Hand nur soviele Patienten anzunehmen, dafs er durch seine Perufsthätigkeit nicht der zur Erholung und zum Studium nötigen Zeit verlustig geht, und wir tadeln jedeu, der aus irgend welchen Motiven, Ehrgeiz oder Geld- gier - - .seine Praxis ungebiihrlich erweitert; und hinsichtlich

u

der Lehrer, ^d'dr~ Erzieher der Jui^eiid in den Schulen, sollte es uns «gleich L^ilti«!;^ sein, wenn ilirc Zeit durch die Herufsgc- schäfte überniäfsi<( in Anspruch j^enoninicn ist! Wir sollten nicht entschieden Verwahrung daq-eo-en einlegen, wenn den- selben ein derartiges Arbeits-Peiisum auferlegt wird - deuu ihnen ist ja dabei keine freie Wahl gelassen das die zur Port- bildnngund zum Ausruhen erforderliche Mufse beeinträchtigt! S])arsanikeits-Rücksichten, die als hierbei niafsgebende viel- leicht ins Treffen geführt werden dürften, kaini ich nicht gelten lassen : solche sind nirgends weniger am Plat/e. als da wo es sich um die Erziehung der Hcranwacliscndeu handelt.

Die Aufgaben der häuslichen Erziehung sind bereits in grofsen Zügen entwickelt worden; dieselbe ist die alleinige Erziebungsforni bis zum schulpflichtigen Alter, dem siebenten Ifebensjahre der Kinder, sie bleibt später aber noch neben der ' Sdiulerziehung und den anderen oben erwähnten In- stitutionen bestehen: ihre Funktionen sind Pflege, Zucht, Spiel, Übung und Unterricht in Oestalt der l^nterhaltung, von der jede Pedanterie, jed< - nifdringheiie Iklehren wollen ferngeluiUen werden niuls. Bei Suiilh finden w ir darüber nur wenige sehr zerstreute Andeutungen. Wie Locke uihI Rousseau legt er mit Recht einen bedeutsamen Xaelidruek auf die Pflege der Kinder (Theorie II. S. 99 ff.: ^-Die Erhaltung und Gesundheit des Körpers scheint der Gegenstand zu sein, •welchen die Natur der Sorge eines jeden Individuums zu- erst und vornehmlich' anempfiehlt. . . . Daher müssen auch die ersli. 11 Lektionen, die der Mensch von den Aufsehern seiner KindlK'il empfängt, gröfsteiiteils diesem Zwecke dienen I, und wie diese fordert auch er bei der Krxit liiuig grölstniög- liehe Milde in Ansehung der uatürliclu n Hilflosigkeit und Schwachheit derselben (Theorie 1. S. 321/). Autorität und Liebe sollen die Eckpfeiler der häuslichen Erziehung sein. ^►Was ist erfreulicher*', heifst es Theorie I. S. 65, »«als eine Familie zu sehen, in welcher wechselseitige Liebe und Ach- tung das (Tanze regieren, in welcher h<ltern mit Kindeni und Kinder mit den Poltern wie (rleiche mit (rleichen inngehen, den einzigen l'nterschicd abgerechiut. den die ehrerbietige Zuneigung einer- und die naclisielit.sx olle Milde anderseits macht; wo PVeimütigkeit und Zärtlichkeit, gegenseitiger Scherz und gegenseitige (lefälligkeit zeigen, dafs kein ent- gegengesetztes Interesse die Brüder trennt, noch Eifersucht die Schwestern spaltet, wo alles Friede, Ruhe, Eintracht und Zufriedenheit atmet und einflöfst«.') Nur zu weit gehe die

Erinnert sei hierbei an die Goethescbeu Vetsse:

ICntzwci' mul gebiete tüchtig Wort; -Verein' und leile besser Wort.

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Aitam Kmltbs |»ids(rcivlaa(ie AAsMiUn .«»d krittle drmHbpn.

Mutter nicht mit ihrer ZartJichkeilt, der Valör mit sejner Nachsicht; denn wenn man a\ich ein solches Übermafs -von Zuneigung nicht mit Hafs tind Abscheu betrachten könne, so müsse man es doch mit Bedanern thnn (Theorie II. S. 66); jedoch liilst Smith bei der Inschutznahme jener 'bis 7A\r Ansschweifnnfi; fnlircndon liokUii Leidenschaft sich zw Übertreibungen fortic ilscii. Damit sind die Hauptmittel und -Ziele (kr häuslichen Zucht gekennzeichnet; <iiese letzteren giebt Sinith nochmals in präziserer Form so an (Theorie II. S. iio): Ehrfurcht*) und Gehorsam gegen die Eltern und als deren Folf^e Sell)stbeherrschun<^, Zuneio^ung^ und GefälHir- keit die Geschwister. Damit aber auch jenes Verhalten

den Hltcrn i^rc^-i^ennber wirklich sich einstelle,* verlaufet unser Philosoph mit Recht, dafs diese auch den Kindern gcq^cn- über Ehrfurcht haben; dieselbe werde ihnen einen heilsamen Zwan^ in Cic^eii wart jeuer auferlegen: mit anderen Worten, die Eltern sollen ihren Kindern alle Zeit Muster und Vor- bilder zu sein sich bemühen, stets ihnen mit gutem Beispiel vöraugeheUf sich selbst immer beherrschen, nicht blofs in der übrigen Umgebung der Kinder alles Anstofsige fernhalten, sondern vor allem in ihrem eigenen Benehmen der alten' Regel gennils .jtKirnoff (hhcfm- piu-vn reverct'firr^ .-)

So weni<jf ersch("»i)tend auch diese Henierkun^en sind, so lassen sie doch khir dii- Meimmi; Smiths erkennen, welche dahin geht, dais die Familie die holie Schule der Tugenden, der individuellen wie der sozialen ist: hier bilden sich im Kinde die Tugenden der Selbstbeherrschung und Tapferkeit, die beiden Grundformen jener, der Gereclitigkeit und des Wohlwollens, diejenigen dieser, aus. Schule und Familie verhalten sich in dieser Hinsicht zu einander, wie Theorie und Praxis. Mit tugendhaftem \'erhalten praktisch sclion einigermalsen vertraut tritt da.s Kind in die Sclinlt ein und lernt hier das moralische Kai.sonnement kenneu indem es dadurch angeleilet wird, sein gewohnheitsmäfsiges Thun unter theoretischen Gesichtspunkten zu betrachten, gelangt es allmählig zu einer immer tieferen Auffassung des Sitt-; liehen, das Müssen wird nunmehr für es zum Sollen--. Und wieder ist die praktische Bethel tigungs-Sphäre für diese vertiefte Sittlichkeit hauptsächlich die I'aniilie. Die durch die natürlichen Hände bedinirte würniere Wechsel sei ti.cfe Zu- neiguni; erleichtert das ])lliclitmälsige Handeln, mildert die Strenge der Tugendhaftigkeit und verleiht ihr einen ver-

') lu der IJetonung dieses ruiiktcs stimmt Smith p^anz mit Locke überein \ gl. dessen So//ir t}h>ii^lits i h . ^ 40 42. 44.

vgk die vierzehnte der berühmten Satiren Juvenals v. 47. femer Locke a. a. O. § 37.

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klärenden Schimmer. Und wer wollte leugnen, dafs dies für den Anfän<Ter, den werdenden ^fensclien von grofser Be- deutnng '^ei! Mit Reclit betont vSmitli diesen rmstnnd, in- dem cri'i'lu nrie II, S. ii;;) sn^rt. dals die natürliehe Sympathie, die Zärtlichkeit des Kindes j^e^en seine Kitern j^emeinitrlicli ein weit tliätigeres Prinzi]-) zu sein scheint als seine P'hrer- bietuno^ nud Dankbarkeit dieselben Darum ist der

Mangel der elterliclien Familie auch ein grolse^s vielleicht das schwerste Unglück, welches den Menschen im Leben treffen kaun. Waisenkindern haftet fast stets eine gewisse Herbij^kcit an; mag ihre Tugend auch makellos sein, so fehlt ihr doch zumeist die Anmnt und diese, den Zeugen eiiKs ruhigen, in sich 1i;^t nioni^clun Gemüts und eines zart empliiKlcnden Herzen-, vc riiiissc ii wir immer nur nnoern; ihr Maugel stöist zurück und vereinsamt den Menschen, der an ihm leidet Anmut und Wurde im Verein machen den Menschen erst zur wahrhaft s> nipathischen Erscheinung.') Aber aufser der angegebenen Folge des Fehlens der elterlichen Krzieliung tritt nicht selten noch eine andere ein, die viel bedenklicher ist : der Mangel au Liebe, an Wohl- wollen. Der etwas rauhen Tugend, wenn sie auch Tins weni;4ei anziehend erscheint, \ti>aL:(n wir iiusire Achtung nichi, ja wir bewundern sie uuIct l' ni.^trinde;i Kaltherzii»-- kt'it al)ei erweckt unseien Abseilen. Kine >t>lehe Wirkung

wird die öffentliche Erziehung fast immer bei Individuen mit starken idiopathischen Trieben haben. Die Erzieher,

diese bemerkend, wollen sie eindämmen und zurückdrängen, da ihnen aber die natürliche Liebe zu den Zöglingen abgeht, so vergreifen sie sich, auch bei dem besten Willen, leicht in der Wahl der Mittel und nehmen /ii sclKirfen Mafsregeln ihre Zuflucht. »Solche ai)er rufen LibiLLenuiL; hervor und, weit davon enlternt, den ICgoismns zu unterdrücken, Ijewirken sie blofs, daf.s derselbe sich verbirgt, um später desto ener- gischer sich geltend xii machen. Die Kitern halt die Liebe ab, dem Egoismus der Kinder einen zu straffen Zügel anzu- legen ; indem sie deuiselben einen gew issen Spielraum lassen, verhindern sie, wenn ich so sagen darf, seine .Aufstauung und sein späteres nniicstumes Hervordringen. \'on einem gänzlichen Brechen desselben knnn ja gar keine Rede sein, am allerweni Lasten bei Kindern aufserordentliehe Schick- sale allein kt">nucn, \scini sie auch dies nicht hervorzubringen vermögen (denn dann uiüfsten sie ja die menschliche Natur

M \'^\. Schilkr I btr Animil iiiid Würde . Werkt* in der Redam'tichcn Ausgabe, Bd. n, S. 163 fi. Auf S. heil.st es u. a. : Sind Anmut und Wurde in derselben Person vereinigt, so ist der Ausdruck der Mcn.schheit in ihr vollendet .

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völlig tiiiiznwaudelu iiiislaiulc sein), M ilin auf ein "Miiidesl- iiiafs reduzieren. Der benilsmäisit^e Erzieher legt iialiirgeinä Ts das gröfste Gewicht auf die Autorität; K.iuder aber verlaugeu Liebe sie lassen jene mir dann gelten und beugen sich ihr willig^, wenn diese mit ihr sich vereint Und dies ist eben in \ öllig befriedigender Weise hlofs möglich bei den Eltern; nur sie können ganz dem Luther seilen (irundsatze gcmafs liandehi, dcni (irundsatze nändich, den Xiifel bei der Rute") liegen zu lassen. Davon, dafs die Strenge nur ein Anstlnfs der Liel)e ist, lälst sich das Kind leicht überzeugen, wenn jene vuu den Eltern ausgeht; denn deren Liebe ist es als etwas ganz Natürliches, was gar nicht anders sein kann, sicher. Dent berufsmäfsigen Erzieher gegenüber fehlt diese Sicherheit; in ihm sieht es zumeist blofs den Herrn, unter dessen Willen es sich beugt, weil es eben mufs, denigegfen- über es sich aber vorbeli.'ilt, seinem eigenen Belieben zu t<^lgen, wenn es erst seiner Leitnnir L^hirklich entronnen ist Xnr die Ellern können den KiiKkrn mit jenem warmen Hauche der Eit1)r nahen, der aucli die Strenge aks ein sanftes Joch ei^eheineu lälsi, und der niil dieser im \'erein das Wesen der Kinder erst zu einem so harmonischen ge- staltet, dafs es in seinen Äufserungen wahrhaft tins entzückt Es wäre kaum nötig gewesen, so \ iele Worte über die Vor- züge der häuslichen vor der öffentlichen Erziehtmgzu machen, wenn nicht in tniserer Zeit wieder, unter Hinweis auf antike \'<>r1)i]der. die letztere so TKichdrücklich cnij^lolden, ja als enizig richtige und saehj^tinälse hingt.slLlli worden wäre. Man überbietet sooar die Alten noch, iiKlcm man gar niehis nielir \on r'amilicn-lCrziehung wissen will, sondern verlangt, dafs die Kinder von der Geburt an in Öffentlichen Anstalten untergebracht werden sollen ans verschiedenen Gründen : die einen halten dafür, dafs die Eltern, besonders die Mutter, Hesseres zu thun haben, als Kinder zu erziehen, über eine solche Ansicht, glaube ich, kann allerdings ohne weiteres

'i ScIiojk iiIkuu r l<c li;nij>Ul alk-nliii;;s. dai's dies in<"»*;lioh sei, und jiicist solche Leute, bei denen dieser l'all einijetreten, alä ileiÜK^' der indische Hiifser wie der christliche Asket dienen ihm als Heispiele dafür. I >oeh ist leicht ersicluliel). dats es si«;h hierbei nicht uu\ eine liitötunjf, .sondern nur um eine Kichtun^s-Andemng des Kgoi.sniu.s handelt.

Man verstehe die.s Wort nicht l)i(>fs im tiberti aycnen, sondern .'uteli in t !i;entliclien Sinne, worauf ich aiiLrcsichts (Kr in unserer Zeit Mo«ie gewt)rdenen j)ädai;ogi.scheu SeUUinenlalilat nur kurz, im Vorbeiziehen hinweisen will. Dus meines Wissens von Menandros. einein l)ichter der neuen attisclien Komödie i.Vi-' -'<)i v. Clir. deb.) herrührende W <.rl ')<fj>c(s <o .V(>i'*.r»*s; itv ,iu<(). i '<•/«/*• - wird

.seine r.eltnnj; stets bewahren.

>«m» Haitis«'!) VIJ. l.

tK

lir. FmuI B<*rKrniiiiin.

7.\\r Tagesordnung übci L;egan<4(. ii werden, bernlu doch dieselbe wie aui einer gänzlichen \'erkennnnj4 dci naiinlichen Ord- nung der Dinge'), so auch auf einer geradezu zynischen Geringschätzung der wichtigsten Geschäfte eines. Andere wieder sind der Meinung, dafs den Eltern alles zum Er- zieherbenife Nötige fehle, und dafs alle Mittel, Abhilfe zu schaffen, ungeheuerliche Anforderungen seien. T'nter diesen begegnet uns auch Dnrini;. dem die --InntHrli kontrollierte Kinderstube i'latuns nuch bei \veiteni nicht /niiiihcnd cr- scheinl (a. a. O. S. meine Ansicht über diesen runkt,

über die erzieherische Hefähigung der Kliciii und wie für dieselbe Sorge zu tragen ist^ habe ich schon dargelegt. End- lich giebt es solche, welche glauben, dafs auf diese Weise nur der rechte Genieingeist gepflegt werden könne, und diese vornehmlich berufen sich auf das im .Mtertume in Sparta gegebene Beispiel und auf Pia Inns Republik; auch Fichte ist einer ihrer (Gewährsmänner.-) Wie sehr verkennen diese aber die holi!. soziale Bedeutung der Familie! in der- selben treun uns. ja schon die drei Grundfonnen des sym- patliischen \ erhalteus von Men.sch zu Mensch in reinster .Vu.s- prägung entgegen. In dem Verhältnisse zwischen Eltern imd Kindern das vom Höheren zum Niederen; in dein zwischen Kin- dern und Eltern das vom Niederen zum Höheren, und endlich in dem zwischen den Gatten einer- und den Geschwistern ander- seits bestehenden das vom Crleichen zum Gleichen. Somit ist die Familie eine soziale Hrziehun<^s-Institntiftn ersten Ranges und lial obendrein den \'orzug nicht eine kün>liiche, sondern eine natürliche, ganz von .selbst sich ergebende zu sein. ICs liegt angesichts dieser Thatsachc wahrlich nahe, auf die be- kannten Verse Goethes hinzuweisen: -Warum in die Weite schweifen, sieh' das Gute liegt so nah'!u Ein Mensch, der durch diese Schule hindurchgegangen, der innerhalb seiner elterlichen Familie aufgewachsen ist, wird sicherlich nicht ohne Gemeingeist, wird gewifs nicht ein ungesellschaftlicher

») Treffend sa^t Smith (Theorie II. S. n.-^): In dem itatür-

liolien I.aiifc der Dinj^c benihl das Dasein 'li^ Kindes cinii^e Zeil nach seinem Hintritt in die Welt ganz allein auf der Inirsorgc der Ivltern .

■) De.sg^leichtn können sie sich anf Helvetins berufen. <kT da sagt (vgl. seine Schrift /)> riioiiniii . </i m< l<mtlt,\ tl>li \on n/itnifion . Deutsche CberseLzung in 2 Jidn. nn.shiu 1774. II. S. ,\i^jr. Die öffentliche (d, h. die .AnstaltsOKr/.ieliunji ist die einzige, von der man sich T'atnr>len \ersprechen darf. Sie ist allein vermögend, in dem (ledächtuisse der liürger den Begriff von pcr.sünlicheni (ilück mit dem Begriff vom National-filuck fest zu vereinigen . Helvetins aber hat noch mehr (Vründe, ein Gegner der hiinslichen Kr/iehung /.u sein, unter anderen mich den von Döring \ erfochtenen ( vgl. darüber das gan/c dritte Kapitel des in. Abschnittes seines gen. Werkes).

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Sonderlini^ sein. Freilich, indem die Anstaltserziehung, wie dies eben in der Natur der Sache Hegt, alles gleicht und ebnet, liefert sie Alltags-Menscheii, mit denen sich ganz ge-

wifs am leiclitesteii Oesellschaft und Staat bauen läfst, \vic man ja auch am l>equt.*iiisten mit gleich f(')rmii^<.'n Hacksteinen Hänserbaut; während die I-amiliener/iehnn^, so sehr sie an( Ii die soziale Xatur des Menschen /ur lüitfaltung bringt, docli nicht minder die Entwickelung der persönlichen Eigenart sich angelegen sein läfst Aber gerade das ist es, was für die Kntwickelungr des Menschengeschlechtes jE^eradezu unent- behrlich ist: deshalb wurde ja oben schon dagegen geeifert, der vSchule die Charakterbildunj^ der Zöglinge als Hauptauf* gäbe zuzuweisen, weil dieselbe eben nicht der nivellierenden Tendenz anhennfallen darf, welche von allen <)ttentlichen In- stitutionen unabtrennbar ist. Gewiis .soll der Jugend ein starker Geincingcist ciugcptlanzt werden; das geschitrht aber auch in hinreichendem Mafse durch die Familien-, durch die sie ergänzende Scluil-Erziehung und solche Einrichtungen, wie die /nr weiteren Pflege desselben vorgeschlagenen. Noch darüber hinausgehende I'ordemngen sind nichts als Kon- zessionen, welche tnan dem Ehrgeize und dem Egoisnnis der Regierenden macht. \'m nichts atideres handelt es sich da- bei, nicht, wiewohl man es mit lünphasc beban|)tet, um die Verstärkung der Liebe /nr Heimat, der Treue gegen ü]>er dem Vaterlandc deren kriiltigste Wurzel ist vielmehr die Liebe zum Hanse. Der häusliche Herd, die Familie, wie in diesem Kreise leicht sich entwickeln Arbeitsamkeit, Opfer- willigkeit, Selbstvertrauen und Zufriedenheit, so gedeiht auch in ihm die Liebe zur Gemeinde, zur Heimat, zum Vaterlande. Das hat »Smith ebenfalls ganz riclitig erkannt, "-ri-'t er doch ausdrücklich iTlieoric II. S. i2tS): Die Natnr hat nns an das Vaterland gehnnden, nicht nur durch unsere st Ibslisclu ii, .sondern auch durch jene wohl wolleuden Neigungen, die uns an unsere Angehörigen fesseln . Schon deshalb, weil Wohl- stand und Sicherheit derer, die wir von Natur am meisten lieben, von des Vaterlandes Wohlstand und Sicherheit ab- hängt.

Endlich muis denen, welche der öffentlichen Erziehung das Wort reden auch da. wo dieselbe nicht durch die Tn- «i^inist der W rli;iltnisse uotwendij^' «gemacht wird, nocli das I'olUfendL' /u Ik (U nken oeLjeben werden, worauf ()l>en still- schweigend l>ereiis mit augespielt wurde, als von der Waisen- kindern anhaftenden Herbheit die Rede war. Ks heifst aus dem Leben des Menschen ein Stück grofsen und edlen Glückes nehmen, wenn man ihn dem Schofse seiner Familie entreifst; es heilst auch die Ritern selbst, die Mutter nament-

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l>r. Pfettl B^TKediiiliU.

lieh, aufs tiefste kränken, wenn man iliiieii ihre Kinder entzieht. Sofern dies um dieser und des Wohles derCresell- schaft willen nntiir crsclieint, dnini freilich imifs es srhehen, in allen anderen Fällen ist es eine ( irausamkeit olnu '^"iLichcu. Kine Glücksquelle zu verstopfen, sullu ukui uiclu >«' >thiiL'il bei der Hand sein; mau sollte erw ägen, dal> ( »liiek^gtiulilcn eine grolse treibende Kraft innewohnt, dafs die Erinnening- au eine schöne, im Schofse der elterlichen Familie verlebte Kindheit auf das j^anze fernere Lehen mit all sciiR i] K'nnplcn und Stürmen einen verklärenden Schimmer wirft: diese Kr- innerun«;: ist wahrhaft ein Paradies und zwar ein solches, ans dem uns nichts vertreiben kann, in das wir uns flüchten können, so oft wir wollen und dazu Bedürfnis haben, in dem wir verweilen dürfen, solanj^e es uns beliebt. Und ferner ist auch auf die von der Familie ausj^ehende Anregung für die spätere eigene Lebensgestaltung des Kindes hinzuweisen: wer in seiner Jugend ein geordnetes Familienleben mit all seinem C.lück, all seinen Reizen kennen gelernt hat, der wird» zur Reife gelangt, den lebhaften Wunsch hegen, selbst einen häuslichen Herd, eiiK I'amilie zu begrüüdcti; war die elter- liche F'ann'lie, in der er aulw ach--, der Autangs-, so ist seine eigene nunmehr der Schhil>-l\.ursa> (Kr s( aalen F'rziehung: indem er jetzt seine eigenen Kinder erzielu, wird er, wie ebenfalls einst seine Eltern, auch wieder von diesen gleich- sam erzogen. Ein Mensch dagegen, der nicht in seiner Kind- heit die Freuden des Familienlebens kennen gelernt hat« wird viel weniger leicht geneigt sein, sich zu verheiraten, ihm wird die Gründung eines eigenen Herdes« einer eigenen F'amilic weit weniger am Herzen liegen, er wird das Leben eines Hagestolzen nicht unerträi^Iieli iniden. \ielleicht sogar ganz angenehm. Aber der Charakter eines solchen ist der F^g('isnui.>; es giebt zwei T\pen dieser Spezies: den geizigen Junggesellen und den Lebemann, der sich alle Cienüsse ver- schafft. Zudem entbehrt der Hagestolz eines normalen ge- schlechtlichen Lebens, und das hat die Zerrüttung der Ge- sundheit zur F^olge, wie uns die Erfahrung genugsam lehrt, und nicht nur dies, sondern es ergeben "sich auch noch andere schwerwiegende F'olgen auf moralischem ('.ebiete. F^in ge- regeltes Farnilienleben und ( reschlechtsleben ist die eigent- liche ikdingung eines gesunden (das Wort im weitesten, nicht blois im physischen Sinne gcnonnnen) Lebens über- haupt Das Verdienst des Christentums um die Moralisierung der europäischen Volker beruht zum grofsen Teile darauf, dafs es Reinheit der geschlechtlichen Verhältnisse mit Ent- schiedenheit forderte. Dadurch trat es in schroffen ( icgensatz ztt den (.Gepflogenheiten der antiken, eigentliches Familien-

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Adam Smilb* pi<ln|;A|;i«irbr Ankklitn i*n<l Kritik iler*elbca, 2I

leben kantti kennenden Welt Namentlich in Griechenland

hatte man sehr wenig Verständnis für ein sittlich reines ge- schlechtliches Leben, was auf der untergeordneteu vStelhing, welche dort die Frau nach orientahschem Vorbilde einnahm, beruhte: sind dnch bc7eichTK iiderweise die q;riechischen Tugen- den fast nur Tilgenden und X'ollkomnKnheiten des Mannes (und zwar des freien Maniifsi. Hesser stand es allerdings in Rom; hier nahm die I'iau keineswegs eine untergeordnete SteUung ein^ und das Familienleben war ein schönes, aber d»5 letztere nur während der ersten Jahrhunderte der Republik. S]).'Uer, namentlich zur Kaiserzeit, geriet das Familienleben in Verfall, und nunmehr überboten die Römer die alten Griechen, was die geschlechtlichen Verirrungen betrifft, in einer geradezu ungeheuerlichen Weise: die Knabenliebe (aber nicht etwa im Sinne von Piatons Sxuiposion ) war etwas ganz AUtäglirlies, ja es wurden iöruiliche Khebündnisse zwischen Jünglingen und Knaben, Männern und Jünglingen geschlossen man lese nur einmal den berüchtigten, aber in sittengeschichtlicher Beziehttng hochwichtigen Roman von Petronius ^lAbri iSa/ZWcwi" ! Auf solchs Gemälde mufs man diejenigen hinweisen, welche das Heil der Zukunft von der Vernichtung des IviTüilienlebens erwarten.

Wir werden nun nach all diesen Ausführungen gewifs gau'/ mit vSmiths Ansicht übereinsliminen. die. wie wir be- reits wissen, dahin geht, dal.s durch die lüziehung der Kinder aufserhalb der elterlichen Familie Glück und Moral gleicher- weise beeinträchtigt werden, dafs es die Aufgabe und die Pflicht der Eltern ist, ihre Kinder selbst zu erziehen: die sorgfältigste Hofmeister- oder Anstaltserziehung kann niemals einen völlig ausreichenden Ersatz für die elterliche bieten, vermair den Maiii'il dieser nir "m/lieh aufzuwiegen. ..Uud mit ganz besonderer luitsehiedmlieit ist nun gar die Über- hebun«^ derer zurückzuweisen, welche i^lnuben, durch die SchuK alles vernu"')gen zu können. Mit elwas in)crtreibuug allerdings sagt Jean Paul, dafs mau wohl Unterricht einem fremden Kinde .ereben könne, «lagegeu Erziehung blofs dem eigenen (Levana. in der Rcclainseheu Ausgabe vS. 147); aber ein tiefer Wahrheitskern .steckt doch darin. Und gewifs können wir mit Habberion übereinslinnuen, der da sagt (Anderer Leute Kinder, in der Reelamsehen .\usgabe S. 2H2): Ich meine, dals Kinder im allgcnicinen da bleiben sollen, wohin sie gehören: zu Flause unter den Augen der Eltern , und dafs es ein Wahn sei, als ob irgend ein menschliches Wesen, sei CS Freiuid, Verwandter oder Bekannter, sich jemals zum Krzieher für anderer Leute Kinder nur entfernt so gut eigtien könne wie deren eigene Eltern. Nicht minder Recht hat

ii

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ttf. P«ul ll«rcrju«n».

Rosegger, bei dem wir lesen:') Die Schule lehrt die Ju;^eiid, aber sie vermag dieselbe nicht eigenthch zu erziehen. Mit welchen Ort^rnien saiij^t das juno^e nanmchen mehr Xähr- und Lebensstotl an sich, nnt den Zwci^^cn nnd Hlrittcni ans der freien Lull oder mit der "^Vnr/cl *ni> dem iiudcn. dcni es ents])roi\st? Was das Kind durch die Schule aufuinimi, miife mühsam verarbeitet werden; aber die Beispiele und Atileittingen der Eltern gehen nn willkürlich in Fleisch und Blut über. Den Eltern obliegt es, im Kinde den Gnmd zitr gedeihsamen Weltanschauung zu legen .

(Foitsetziing folgt.)

'i Die SchiifUii des WaldschuhueisterH VI. Auflage, Wien, Pest, l^eipzig 1886. S. 31H. 319.

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Die experimentelle Psycliologie. '>

Von Heinrlok Free in Osnabrück.

Hs gab eine Zeit, die glücklicherweise weil hinler uns liegt, da ging man dem Menschen mit Nasenklemmern, Danmschranben nnd sonstigen Schmerz verursachenden Werk- zengen zu Leibe, um die Wahrheit aus ihm herausznlocken. So meinte man, aber in Wirklichkeit zielte die Piocedur darauf ab. belastende ( reständnisse ans seinem Munde zn hören, die der Jnstiz das Recht gaben, ihn um Hanpt nnd Leben /u bringen. Jene Zeit sclieint wiedci liekchrt zw sein, wenn man hentii^estags in ein psychologisches Laboratorium tritt und die Leibgurte, Haudschellen, Fallhämmer, Zangen, Stechwerkzenge nnd dergleichen Geräte sieht, die gebraucht werden, um den psychologischen Delinquenten zu Gestand- uissen zw nötigen, welche er ohne die Anw endnng dieser In- strumente nicht machen würde. Allein der Kindrnck einer Folterkammer liegt beim 1h tre ten eines |)s\ cholon;isrhen In- stitnts doch fern, nur die gern nmlu rseiiw l iteiule Phantasie bringt eine \'crknüj>limg der an sich kaum /u einander in Heziehnng stehenden Iviui ielii ungen fertig. l>ie Xaturwissen- schaft hat lange experimentiert, da lag es nahe, auch die psychischen Erscheinungen auf experitnentellem Wege zu erforschen. Dais man nicht früher daraufgekommen ist, ver- ursachten die .\nsehannngen, die man von der Psychologie hegte. Der grolse Kam, der das ganze meu'^ehliche Denken einer eingehe nden Kritik unterwarf nnd nach der Zerstörung althergebrachier Anschauungen ein neues ( ^edankengebände aufrichtete, wnfsle mit der l's\ eh« »1( »gii. uiehts zu beginnen. Sie bildete lür ihn ein I*' !d, das ein geeigneter Tummelplatz für phantastisches l)enken war, auf dem er sich zwar gern

'i Wim dt, \ orksuiiircn iiln r die Menschen imfl Ticrseele. Lcip/i^r \'<)ls. W'untlt. < '.i uiul/.ü.i;f der pliysioloi^^ischcn l'.sycho

loj;ic 2 H. I,eii»/ii; 1-^9.^, Fnjfchnaiin Knlpc, (irundrifs der Psycho- logie. I,eip/.i}^. lvn.u:chiiami Ziehen, I.citf.uhn der physiolo^rischen Psychologie. Jena 1S91, bischer. WuuUl. ikitrage /ur Theorie der Sinnesw^rndiimungen. Leipzig Winter.

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Heinrich Kreis

bewegte; aber von einer Wissenschaft sollte nicht die Rede

sein, weil Mefskctltn und Logarithmen sicli nichi anwenden licfsen. Da kam Herbart nnd iialnn der Ps\ chologie gründe Hell das Mafs und zei'f^te, w'n- Uiclu es ist, ihr eine niatlie- niatisclic I'^orni zn Jüchen. iniifste endlieli der Mafsstab

dazu kuninien, und die ex|)eriuicnLelle Psvelioloj^ie war l'erlij^

Einzelne Experinienle behufs luforsehnn«; nien.selilieher Seelenzustände sind schon früher, namentlich im vorigen Jahrhundert versucht worden; sonst aber bildet die experi- mentelle Psychologie eine Errungenschaft des neunzehnten Jahrhunderts. Der erste, der ein Sinnes^ebiet s\ slenialisch untersuchte, war der Leipziger l^rofesscn- Hrnst Heinrich Weber, der die *;ewünnenen Er^el)nis'<e in seiner AMinnd- lunj^ über den Tastsinn 1846 veröffentlichte. '> liehulioitz untersuchte den Tonsinn und die \nni Auj^e wnhrnelnnbnre Welt der Farben. Inciuier in Leipzig versuchte, den Zu- sammenhang zwischen den physikalischen Reizen, welche zu Sinneswahniehmungen fähren^ tmd den psychischen Empfin- dungen zu ergründen. Herr Geheimer Ilofrat Professor Dr. Wundt in Leipzig ciullich, der geniale Urheber einer neuen Anschammg auf psychologischeuj Oeluete, riclitete ein psychologisches Laboratorinm ein und begann nun, auf experi- mentellem Wege die sämtlichen St e k lu orgänge zu erforschen. Seit dieser Zeil findet von allen Hochschulen und ans allen Ländern eine Art Pilgerfahrt nach Leipzig statt, um die ge- troffenen Einrichtungen kennen zu lernen und luit den Unter- suchungsmethoden vertraut zu werden.

Die Aufgabe, welche der experimentellen Psy chologie vorschwebt) geht dahin, den menschlichen Seeleuinhalt, iu> bezug auf Ursprung, Zusammenhau t; und Wirkung zu erklären.

Die ex|x-rimentelle PsNcholoj^it wird im ( 'rebiete aller dieser \ un ps\ chophysischeu AlcthudcH ciusgeheiiden Untersuchungen ihre Aufgabe gelöst haben, wenn ihr eine vollständige Zer- legung der Bewulstseinserscheinungen in ihre Elemente und eine genaue Kenntnis ihrer Koexistenz und Aufeinander- folge gelungen ist

Die Aufgabe, wie mau sieht, ist eine schwierige. Sie .scheint bei flüchtigem Ansehen etwas Ähnlichkeit mit dcui PeTuühen der guten Schildacr /u haben, welche die Soimen- strahlen einlangen unti ins fensterlose Rathans i)ringen wollten. Wie vermag man, so mnfs man fragen, mit Zangen und Pincetteu die Seele zu fassen ^ W ie ist es möglich, die Vorstellung an eine Nadelspitze zu heften und vorzuzeigen,

•) Wagner, Handbuch der Phy.siologic. 4. IJ. S. 4S1. 'I Wundt, Essays. Leipzig 18K5. Hngeltnann.

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wie es der NatiuforsclKT etwa mit einem anj^espiefsten Käfer macht? In der Tlial Heji^t die weseiulichsle Schwierigkeit darin, dafs man die seelischen Vorgänge niclit direkt unter- suchen kann, sondern nur auf indirektem Wege.

Früher gkiubte man, der Mensch träge in sich auch einen Sinn, wie er nach aufsen hin deren fünf besitzt Wie die letzteren uns in den Stand setzen, die Au fsenwelt kennen zu lernen, so, meinte man, befähige dti innere Sinn den Menschen, von seinem Seeleninhalt sich Kenntnis z.u ver- schaffen. I*"s war aber nur eine Annahme, für welche alle Beweist ansi;el)lieben sind, und dcslialh lint man .sie fallen lassen. Ilci der lu'for.sehiuig der vSccle i.sl mau allein an die äufseren Sinne gewiesen. Sie bilden die Thore, durch welche liebe und böse Gäste in unsere Seele einziehen, die darin Gemeinschaften bilden und einen Staat gründen, der vor- trefflich geordnet sein kann, aber manchmal aueh recht ver- stört er.sclieint. Wie Absalom sich einst ans Stadtthor setzte und die Lentc anshorchte, die ein- nnd ansginqen, so können auch die I'sx c liologen nicht mehr ihun, als vor den Sinnes- pforten aufpassen, was für Kindrücke Kinlafs begehren. Diese Werden schleunigst ergriffen, geuie^.«.t:n, gezählt und gt:we)gen, und dann achtet man darauf, was so ein Bote, wenn er w^ieder erscheint, für Erlebnisse ztt berichten hat. Bs ist möglich, dafs er sieh getäuscht hat, und dafs seine Aussagen unrichtig sind. Deshalb kann man nicht von Jedermann psychologi.sch richtige Thatsnehen erfahren, .sondern es ist nntii^. dafs man Personen ninmii, welche die eriorderliche Sicherlieit durch Übung >ie]i crs\ erben.

Nun drängt sich uuwillküilich der Zweifel hervor, ol) Siuue.seindrückc und psychische \*orgänge dasselbe oder weni erstens miteinander 'vergleichbar sind. Wir .sehen wohl einen Baum ; aber das Gebilde in unserer Seele, das dazu in Beziehung gesetzt wird, ist kein T')auni. Schon Comenius sprach die Anschauung aus, dafs der Mensch nichts von der Aufsenwelt in sich aufnimmt, sondern dafs nnr sein eigenes Selbst sich entwickeln kann. Xacli Herbai i liat der Mensch in seiner Seele seine eigenen Ziistände, uml nielit> von aufsen her ist in ilie.selben eingegangen. Die Zusaunnenwirkung von Physischem und rsychischeni ist rätselhaft, und niemand vermag die Ursache und das Wesen der Beziehung nach> zuweisen. Aber in einem Punkte sind wir gewifs und halten ui]< nidlt für getäv.seht, dafs n;iiulicli die psychische Eut- wiekhmijf durch sinnliche hlinwirkung zustande kommt. Die .Art luui Weise ist Ixi allen Menschen dieselbe; darum fühlen wir uns zu der Annalinie berechtigt, dafs /w iselien den sinn- lichen Einwirku'igeu und den seelischen Folgen eine gesetz-

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Heinricb Fr^r.

niafsic^e Hezieinniq vni li;iiicleu sein iiiiils. Man niiTimt an!" (tiuikI ilt'i Krialiiiui^ an, dais zwischen .sinnlichen nnd psychischen Krscheiuuugeu ein Parallelismus besteht, dafs mit den Sinnesfunktionen also ps\ chische Vorgänj^e parellel laufen.^) Von Annahmen mufs jede Wissenschaft ausgehen, und es kommt später darauf au, dieselben von einem wissen- schafthch sicher bej^ründeten Standpnnkte ans erklären zu können. Tnter \'oranssetznnj^ des Parallelismus kann man am Menschen experimentieren nnd planniäisig aul seine Sinne einwirken; denn ma ist j^ewifs, wie man in denselben Reize auslöst, so müssen seelische Vorgänge als Antworten tlaraui folgen. Danach scheint nun die Untersuchung leicht zu sein; denn man braucht nur den sinnlichen Vorgängen das Mafs zu nehmen, um zu erfahren, in welchen berechenbaren Formen die psychischen Vorgänge sich ereignen, danz so leicht ist die Sache nicht, deini physisches (leschehcn in ps\ cliisclK s umznsetzen. ist nur nin<^dicli mit Hilfe des knnst- reichcn Xer\ Lna])parates. Ivs ist alx» uutig, anch diesen nach seinem Ikui und .meiner Funktion kennen zu lernen.

Die Wissenschaften, welche uns mit den Nerven bekannt machen, sind die Anatomie und die Physiolu>4ie.-) Die Nerven bilden einen so kunstreichen Bau, dafs es bisher nicht hat ^elinjj^en wollen, vollen .Xnfschlni's darüber zu j^;e\vinnen. Soviel aber weifs man, dafs die Xer\ enfnnktionen auf chemischen Prozessen beiulien. Wie leicht nnd rasch der Chemismus zu wirken vermag, darüber j,;;ebeu die bekannten H\j)losi\ sl(.ille Anfschlnls. Chemische \'<n^;ui;^e nianni^- laltigster Art nnd in vielfach abj^elöntei I'urni linden in unsern Nerven statt, wenn Reize in den Sinnesorganen dazu den Anstofs geben. In welcher Weise die chemischen Vor- gänge verlaufen, ist nicht bekannt, doch scheinen zwei Mög- lichkeiten vorzuliegen. In den Nerven ist nie ein Ruhe- zustand, sondern der Prozeis der Kr/enf^\nig der chemischen Kräfte ist ein stetit^ fortmachender. ICs ist nnn möglich, dafs dieser Prozefs dnrcli den Sinnesreiz in seinem (»rade nnd in seiner Form l)eeinllulsl wird, dals <lie clieinisehe Welle •gleichsam meehaniscli den empfangenen Reiz fortleitet. Hin solcher Fall scheint beim Tast- und (Teliörssinn vorzuliegen,

'i \\ ti n «1 1 . I>as rriTi/ip des ])sycho|)liysiseIien I'arallelisinus. Philostjphisclie Studien, ro. Ii. S. ju. Leipzig JS94. liislcr. Der psychophysische Parallelismus. Kei])/.i.i;, Fnedricli.

- t d i 11 CM' , Zwölf NDrlesiuij^en über den Bau der nervösen Centralorgane. Leipzig, \'ogel. JS93. Heule, lliuidbueh der Ana- tomie des Menschen, 5 Bd. Brannsclnvcij^. Vieweg. tS-i. Hermann. Handbuch der I'h\ siolo^^ie. t, Bd. I iiw i.u:. Vogel. 1X79. Wagner. Handbnoli di i Pliysiologie .\ Hd. Hraunschwcig. X'ieweg. 1842. H e i t z in a n u . X er\ ensysleui.

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Di* espcffiOMBteJI« PtycboloKie.

die deshalb die mechanischen Sinne ^^enannt werden. Ein anderer Fall, der bei dem chemischen Ner\ enprozefs vor- kommen kann, ist der, dafs er sich verändert und einem Vorj^^aiiq^e s^aii/ anderer Art Platz macht. So scheint es beim Gebcliniacks-, ( »Linchs- niid (Gesichtssinne zusein, die deshalb die chemischen .Sinuc ^cuauiit werden.

Alle Nerveuprozesse werden nach der Grofshirurinde ge- leitet, die als das Funktionsorgan der Seele anzusehen ist Von einem Sitze der Seele zu sprechen, wie es früher ge- schehen ist, wird nicht anjr-uigijj;^ sein. Sitz der Seele ist der Leib, darin stimmen die wissenschaftlichen Foi schnngen und das empirische Denken übereiu: aber das l'unlitiOnsorq-nn des Bewnistseins l)eim .Menschen ist die r>rnfshirnriiKle. Ks hat sich erofeben, dafs einzelne Hirnj^ebieU für Ixsiiuimte psychische Funktionen besonders in .\uspruch genommen werden, so beim Denken der Stimteil, beim Sprechen der linke Schläfenteil u. s. w. Doch die Verteilung der j»> chischen Thätigkeiten auf die Grofshinirinde, wie sie von Gall uud seinen Anhängern, z. B. von Lavater« versucht wurde, hat sich nicht als richtig erweisen lassen. Der Xervenprozefs, ma*^ er nun clu tnisch oder dynamisch auf die Hirnrinde ein- wirken, hal nicht von .Vnfang an fest begrenzte Hahnen, son- dern diese bilden sich durch die l'bung im Laufe der Zeit aus. Daraus erklärt sich die Thatsache, dafs Störungen in den Nervenbahnen mit der Zeit verschwinden, weil eine andere Verbindung durch die Übung zustande gekommen ist')

Die Reize, von welchen der Cliemisuius der Nerven im Centralhim Kunde giebt« werden an der Peripherie des Körpers aufgenommen. .\n dieser Stelle sind die Nerveti- endeu niil ])esonderen Apparaten versehen, welche den l'.ni- pfang \(>n den von aufsen kommenden Reizen ermöglichen. W ir nt nnen sie die Sinne, deren der Mensch bekanntlich fünf besit/i. Aller Geistesinhall, so grofs er auch sein mag, ist das Produkt der sinnlichen Einwirkungen. Daher scheint es möglich zu sein, durch die Analyse der physischen mid psychiologischen Thatsachen das Geistesleben auf elementare Formen zurückzuführen und daraus erklären zu können.

Denken, Fühlen und Wollen sind die Vorgänge der Seele. .Mlein was ist diese selbst? Aul diese I'rai^i- giebt es mehr als eine Antwort. Vom Standpunkte der l'rforschnng und Erfahrung ist keine andere lieantwortuug möglich, als dafs unsere Seele eben die an ihr beobachteten \'orgäuge dar- stellt Man hat sich gewöhnt, diese als blofse Erscheintin gen

\V u II (l l, Zur Frage der I.ukalisation der < TroJshirnrindc. Philo- Hophische Studien. 6. B. S. i. Jahrgang 1891. Forel. Gehirn und Seele. Zürich.

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Heinrich Fr^c.

aiifzufassLMi. Ähnlich wie die Farben einen Stoii als Trä^t i ihrer KrsclidtiiiTVj^en voraussft/.cii, so sucht mau mich für die psychischen \'« irL^riiii^e nach einer Substanz. Allein was darüber gL;iu Isert woi fk" i.st. sind \'crnintuni;en, blnfse Hypo- thesen, die nur den Wtrrl \ un WalirscheinHehkcii für sich haben. Man kann sich von der Existenz der Seele überzengt halten, aber die absolut giltij^en Beweise fehlen. Die I's\cho- logie kann deshalb die psychischen Vorgänge zu erklären suchen; aber die Beantwortung der Frage nach dem Wesen der Seele mufs sie vorläufig noch der Metapliysik überlassen. Die Psychologie nimmt die Seele a. , wie die Chemie zur Annahme von Atomen genötigt ist. Aberelxn w eil die P.syche Gegenstand einer Annahme ist, kann man sie für ein ab.solut einfaches Wesen haken, oder für eine einheillich wirkende Komposition psychischer Elemente. Soviel steht {est, dafs dielTieorie vom Wesen der Seele vorläufig nicht auf psycho- logischem Gebiete eine befriedigende Erklärung finden kann, sondern von einem höheren und allgemeineren Standpunkte aus gewürdigt werden innfs.

Da die Untersnclnin^'^ de*^; Seeleninhaltes nur von der sinnlichen Seite ans müglicli ist, so kommt viel daranf an, die Einrichtung und Wirkungsweise der Siiuie zu kennen. Derjenige Sinn, welcher der Untersuchung am leichtesten zugänglich ist und den einfachsten Apparat besitzt, ist der Gefühlssinn, der am zweckmäfsigsten Tastsinn zu nennen ist. Wir finden ihn in der den Körper bedeckenden und einhüllen* den Haut, so dafs keine Stelle derselben ohne diese Sinnes- funkti<in anf/ufinden ist. Trt)tz der Kinfachheit des Siimes- werkzeugcs. hal weder die AnatviTnie noch die l'h\\siii|( »gir über den Tastsinn zu vollständij^^i r Klarlicil kumnicu ktnineii. Eine ungeheuere Zahl von Tastnei \ en verzweigen sich nach allen Stellen der Haut hin und cudigcn darin mit feinen Fäserchen oder Fibrillen, die selbst das beste Mikroskop nicht überall sicher verfolgen kann. Die Enden dieser Fäserchen liegen frei zwischen den Oberhautzellen oder sind mit zell- artigen ( jebilden von kugel- oder knupfförniiger Tiestalt ein- gefafst. Welche Hedentnng diesr Tn^tkörper. wie man sie nennt, i)esitzen, ist unbekannt, jedenfalls liabrn ^ir rine Funktion, die bei der Heizleitung in irgend cinci \\ ci>c /.um Ausdruck kv>mmt. X'iellticht ver.siäiken sie die Reizempfin- dung oder vermindern sie unter Uni.ständen, oder verändern sie auch. Das ist eben das Unerklärliche am Tastsinn, dafs er nicht Tastempfindungen allein übermittelt, sondern auch über Wärme und Kälte, Schmerz u. s. w. Auskunft giebt. Er leitet also Empfin- düngen, die völlig \ crschieden voneinander zu sein scheinen. Wiederholt glaubte man, für die verschiedenen Funktionen bc-

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sondere Nervenleituugeii auf gefunden zu haben und sprach be- reits von einem Schmerz-, Tast-, Temperatursinn u. s. \v.; allein immer waren Täuschungen mit untergelaufen, die die Ent- deckung als höchst fragwürdig erscheinen liefsen, »Solange man nicht untrütifliche Kenn-/eiclien nnfj^efunden hat, welclie v\uv Zerle«;untr des Tastsinnes in mehrere Sinnesarten als au.sji^^emacht erscheinen lassen, wird man daran ftstlialten müssen, dafs dasselbe Nervenfädchen sowohl vSchnicrz- als auch Temperatur- und Tastempfindungen fortxuleiteu ver- mag. Doch kann eine teilweise Änderung des Eindruckes durch die Tastkorper vielleicht möglich gemacht werden. Es ist nämlich Thatsache, dafs einzelne Stellen der Haut, wie die Untersuchung gezeigt hat, nur für Druck empfindlich sind, andere für Wärme und Kälte n. s. \v.; es mnfs also eine Einrichtung vorhanden sein, welche eine .Sonde nn<^ der Reize \olhiihn, aber man hat sie nicht auifindLH k>»nncn.

Um den Tastsimi nach seiner psychologischen Seile hin zu untersuchen, gebraucht man allerlei Vorrichtungen und Geräte. So benutzt man Stäbchen von Holz, Kork« Papier, Crias, Metall u. s. w., ebenso atlch Flüssigkeiten, Ciase und die Elektricität. Die Stäbchen werden am Ende Ijleistift- förin-q; zugespitzt; nur darf die .^]>itze nicht zu scharf sein, damit nicht lauter SchmerzenipfiiKhingen nnsgelöst werden. Bei der Untersuchung der Tastein<h iickc ]ial)en die Stäbchen Zimmerwärme; will nuui aber Eindrücke \ou Winnie oder Kälte gewinnen, so sind sie vorher zu erwärmen oder abzu- kühlen. Manche Untersuchungen kann man au der eigenen Haut vornehmen; bei- anderen hat mau eine Versuchsperson nötig, die ]>ei den Übungen die Augen geschlossen zu halten hat, damit nicht Gesichtswahrnehnnin gen auf die Tastempfin- dungen störend einwirken. Setzt der Experimentator ein Stäbchen für einen Moment auf eine Hautstelle, z. K am Arm, so enuteht ein deutlich im He wulstsein aufleuchtender Eindruck. Die \'ersuchsperson hat entweder die Empfindung von Druck, Wärme, Kälte oder Schmerz ; doch kann der Ein- druck auch unbestimmt sein. Die Stellen, welche man be- tastet, bezeichnet man mit Farbe, damit man periodisch die Untersuchung wiederholen kann. Druckpunkte bezeichnet mau z. H. mit schwarzer Farbe, Wärmepunkte rot, Kälte- purikte blau u. s. w. Hei den Naclipriifnnq-en läfst sich dann feststellen, ob die bezeichneten I'nnkte die fnihere l",ni jifindung auslösen oder eine andere, lieides liomtnt \ ni , \uid daher rühren die \ erscliiedeueu Ansichten inbezug auf den Tastsinn. Einzelne Beobachtungen sprechen für eine stellenweise Trennung des Tastsinnes vom Temperatursinne; doch haben sie nur eme mtttmafsliche Bedeutung. Beide Empfindungen

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sind nämlich niclit gleichmafsig über den Körper verteilt. Der Tastsinn ist an einzelnen Stellen der Körperhaut sehr

fein ausfjcbilcU t, während er an anderen eben nur vorhanden y.u sein scheint. Ks ist das seltsam, da doch die Haut überall Kmpfindnnf( bcsit/ct. Der Tastsinn ist demnach kein q-nnz einfacher Sinn, der blofs mitteilt, dafs eine Berührnn«; der Haut stattgefunden hat oder ein Kindruck darauf gemacht worden ist; sondern er berichtet aufser den angegebenen Ver- schiedenheiten wie Druck und Wärme noch andere Ein- wirkungen. Man empfindet z. B. deutlich, ob ein Hindruck mit einem harten Gegenstande gemacht wird oder mit einem weichen, ob man einen festen Körper benntzl oder einen flüssigen oder luftforniigen. Daraus gewahrt man aber auf den ersten Blick, dals man es nicht mit einfachen Kmpfiii- dungen, sozusagen mit Kmpfiadungselemeuten zu thun hai, sondern dafs eine Anzahl von Empfindungen zusammenwirken, die ein besonderes Empfindungsgebilde, das sich dentlich erkennen lafst, ausmachen. Zugleich erblicken wir dann die einfachste Form einer Vorstellung; doch soll das hier nur beiläufig erwähnt werden.

W\q der Sehnerv hell und dunkel, rot und blau u. s. w. uuurscheidet, so vermag der Tastiurv Druck und Schmerz, kalt und warm auseinander zu halten. }{s sind (las nualitative Unterschiede, die er nach ilei CTcliinninde berichtet. Dazu kommen die intensiven, die bei der Vermehrung des Druckes zur Schmerzempfindung führen. Intensitatsunterschiede auf- zufassen, geschieht nach einer bestimmten Gesetzmafsigkeit, die auch bei den anderen »Sinnen konstatiert worden ist. Doch ist diese Gesetzmälsigkeit keine so absolut starre, dafs sie unabänderlich dieselbe bliebe; sondern da ^ic der Aus- druck von Organtunktionen ist, so läfst sich von x omlicrciu erwarten, dafs ihre Grenze min(K .-.iens i^^erinj^e \'erscliiebunt.^c ii zulas^'-en wird. So ist z. 1». unser (ieUilil lür Tastreize nicht immer genau gleich; es ist ein Unterschied, ob wir körper- lich frisch sind oder uns todmüde fühlen. Ks kann uns in zwei Fällen dieselbe Reizempfindung gdx.un werden, in dem einen Falle nehmen wir sie wahr und in dem andern nicht. Wir haben also kein a1>s«»luUs Mafs für die unter- schiedlichen Phnpfindinigen in unsern Nerven, sondern nur ein relatives, das eine obere und untere Grenze liat, weshalb man auch von einer durchsei inittlichen oder mittleren Empfindungsfähigkeit sprechen kann. Auch die Übung mufs dabei inbetracht gezogen werden; so hört z. B. das Ohr des einen Menschen Ton unterschiede, die für manchen andern nicht wahrnehmbar sind, und ebenso ist es auch auf den übrigen Sinnesgebieten. Doch nnter normalen Verhältnissen

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I»ip f>x{ii-nm*'nt*llf lNv« h<ili»i{n>.

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kann rnan annehmen, dnfs die Refahignng für die l'nter- schcidnng verschiedener Enipfindnngen in jedem Siiinesge- biete bei allen Menschen gleich grofs ist. Diese Unter- schiedsempfindlichkeit hat man durch zahlreiche Unter- snchungen festj^cstellt und ist zu folgendem Ergebnis gekoninun. Zwei J^ichtempfindungen müssen 7.. R. um ein Hundertstel ihrer Stärke \ erschieden sein, um wahrti^etifiniinen werden zu können; beim Tastsinn muls dai^-egen der l'nter- schied ein Drittel betragen. Ivs war W'rber. der zuerst auf das (iesetzmäfsige in der l'nterschiedsenipliüdlickeit hinwies, nnd deshalb nennt man den allgemeinen Ausdruck dafür das Webersche Gesetz, Nach diesem kann man z. B. aus- rechnen, wie- grofs ein Gewichtsunterschied zwischen zwei Steinen sein nuiCs, damit wir ihn durch den Tastsinn wahr- zunehmen vermögen. Betrüge das Gewicht des einen Steines 3r)o so müfste der andere ' ' , üiehr, n "nn lieh 40c» wie«*-en, um (kn (lewichtsunterhchicd \^\ (Ur I'.nipiindung walirnelnneu zu k(>n!icn. V\\\ die Ricliti-kc il (Hl scr Thatsnohe /n erproben, mufs mau (lic.Nclbc Hauil gebrauchen, weil jede Hand ihre

eigene Schätzungsweise besitzt Auch ist in diesem 'Falle das Gewichtsstück auf die unterstützte Hand zu legen, so

dafs keine Muskelthätigkeit dabei mitspricht; denn für diese ist das \'erhältnis der Unterschiedseropfindlichkeit ein anderes, uäuilicli

Ks ist noch einer anderen Thatsaclv vw jLrcdenken, die höchst auffallend ist, für welche es eine allgemein grdti.yfc Erklärung nicht giebt. Wir sind uns nämlich nicht bewnlst, dafs die Empfindungen im Gehirn ausgelöst werden, sondern verlegen sie nach der Aufsenseite unseres Körpers, wo der Tasteindruck gemacht worden ist Diese Erscheinung wird die Lokalisation der Empfindungen genannt Damit liängt die Ausbildimg der Raumauffassung durch den Tastsinn zusammen; denn verlegen wir zwei Eindrücke nach ver- schiedenen Stellen unseres Körpers, so ist das zugleich eine räiunliche rnterscheidunjn;^. Beide Krscheiiuuigen häns^eii augenscheinlieh aufs unmittelbarste zusammen; entweder wäre keine Lokalisation ohne Raumauffassung möglich, u<ler diese könnte nicht ohne jene ;;e dacht werden. Um den Ranmsinn zu untersncheti, gebraucht man Tastzirkel. Die verschiedenen Spitzen, welche man anwendet, werden an einer Schiene befestigt, worauf sich das Längemnafs nach ^lillinietern eingegraben findet, (rebrancht mau 7. P». zwei Tastspitzen und befestigt sie 4 mm weit voneinander, so werden sie an vielen Stellen des Körpers nicht zwei, sondern nur einen Eindruck her\ oiruien. Es ist das etwas rätselhaft, aber eine allgemein beobachtete Thatsache. Die t^bung

Heinrich Free,

kommt zwar dabei inbetracht; aber trotz vieler Übung können einzelne Körperstellen zwei Tasteindrücke von 3 bis 4 cm Entfernung nicht unterscheiden; sondern iinmei fafst sie der Tastsinn als einen einzelnen \^or{^an.i^^ auf. Am feinsten ist die Unterscheidung an der Zuni;cnspitze; diese kann nuch Kindrüekc sondern, die nur i nun \ ( »neinander tntieiuL sind. Die genng.-.le Bclähigung besitzt clic Rücken Iläehe; erst bei 68 mm Entfernung löst sich der einfache Eindruck zweier Tastspitzen in zwei deutlich unterschiedene Empfindungen auf. Diese wahrnehmbare Entfernung von zwei Tastpunkteti hat man die Raumschwelle genannt An den zum Tasten viel gebrauchten Fingerspitzen beträgt sie 2 mm, an den Lippen 5 nun, am Handrücken 31 nun u. s. w. Die Ta^t- fähigkeit ])ci volksinnit^cn Menschen i'^t i;l wohnlich geringer als bei lUinden, die inl)c/:ng auf Raunisinn ganz auf ihre Finger angewiesen sind. Auch die immer noch feine Raum- empfindung der Gesichtshaut kommt ihnen zu Hilfe. Aus der Einwirkung der Luft vernehmen sie, ob sie z, B. im Freien sind oder in unmittelbarer Nähe eines Gegenstandes. Bei den vollsin 11 i gen Menschen nimmt der Tastsinn geringen •Vnteil an der Ausmessung di s Raumes; das besorgt mehr der fähigere Ccsiclitssinii, der ancli bei der Ratnnausmcssung an der eigenen Kim peroberiläche die Hauptrolle spielt.

Man hat die Haulbezirke, innerhall) welcher alle Ein- drücke zu einer einzigen Tastempiindung vereinigt werden, Tastkreise genannt Innerhalb eines solchen Kreises sollte ein einziger Nerv mit seinen Fäserchen die Leitung besorgen; allein das hat sich nicht als richtig erweisen lassen. Die Empfindungskreise sind nicht kreisförmig umgrenzt, noch liegen sie streng gesondert neben einander. Man nitifs es vielmehr alsThatsache ansehen, wenn man von Kmpfindmigs- kreisen s{)rechen will, dafs sie übereinander hinweggreifen.

Inbezug auf die Lokalisation und das Raumwalirnehmcu handelt es sich bisher um Theorien; denn die l uiersuch* ungen sagen nichts darüber. Die Frage ist nun, ob Lokali- sation und Raumsinn zusammenhangen, wohl gar ein und dasselbe sind, oder ob sie als zwei voneinander unabhängige Erscheinungen aufgefafst werden müssen. Docli auch die Theorieen sagen darüber so gut wie nichts; eher kömitc man daraus enlnehnien, dafs man es mit zwei getreinilen Er- scheinungen /u tlinn hat. Doch scheint das nicht zulä.ssig zu sein; wahrscheinlich werden wir es nnt zwei T^ormen ein und derselben Funktion zu thun haben. Die Ranmwahr- nehmung ist zum Teil eine ungenaue, insofern sich inner- halb eines Empfindungskreises mehrere Eindrücke nicht unterscheiden 1as.sen. Das mufs auf die Lokalisation ein-

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wirken; wir lokalisieren daher auch nicht .q:enau. Davon kann man sich überzeugen, wenn man von der Versuchs- person anzcii^en läfst, wo sie den Tasteindruck empfunden hat. Sic wird in der Rej^el eine nnrichti.i^c Stelle an^^cbeii. Das .spricht luizwcifcilialit dafür, dals Lokalisaüun und Ranm- enipfindung etwas (Teuicinsames haben. Können wir die ver- schiedenen Empfindungen auf einem gewissen Gebiete nicht unterscheiden, so verniöpfen wir auch nicht genau zu lokali- sieren; oder es müfste der erwähnte Mangel bei der Raum- Wahrnehmung von der ungenauen l.okalisation abhangen. Das mag nun vorläufig ununtersnclit bleiben; denn ehe weiter darauf eingegangen werden kann, ninfs dem Tastsinne noch auf einem andern K.<"a pergebiet c Ik-aclUnni; geschenkt wer- den. Er hat nimilich seine Stelle niclu blois in der Ober- haut des Körpers, sondern kommt auch in allen inneren Organen vor, in den Muskeln, Sehnen, Hauten, Eingeweiden u. s. w. Unser ganzer Körper ist Tastsinn, und man spricht deshalb von einem äufseren und inneren Tastsinne. Den letzteren zerlegt man in zwei Formen, indem man die Km- pfindungen ans deJi < »elenken, Sehnen. Muskeln für sich den inneren Tastsinn bilden kilst, während die lünpfindungeii aus den lungeweiden als ( jemeinemplindungen zusammeu- gefafst werden. Den inneren Tastsinn, sofern er sich auf die Empfindungen in den Muskehi bezieht, hat man auch Muskelsinn genannt Doch sind die empfindenden Nerven- organe hier genau so eingerichtet wie in der Körperhaut, und daraus erg^iebt sich, dafs man es nicht mit einem be- sonderen Sinn zu thun hat, wie man anzunehmen wagte, sondern dafs hier derselbe Sinn funkti<miert, der von der KÖr])er, ilx rtl.iche her Ijekannt ist. Der innere Tastsinn kminnt in .\Ktiün bei der Bewegung der Kxtremiiäten des Körpers; wir vermögen kein Glied zu bewegen, ohne dafs der Tast- sinn in Sehnen und Muskeln u. s. w% darüber Atiskunft giebt Auch ist er es, der uns über I^age und Stellung oder Haltung des Körpers orientiert und die Aktion und Ermüdung der Mtiskeln zur Anzeige bringt. Zu allen Bewegungen des Körpers, zn jeder Mnskelthätigkeit ist ein bestimmtes Mafs vrn Kr; tt notig, uin\ das zu bestimmen, bringt die alle Iland- Inngen be'jfU itende Tastem])findnug fertig. ( )hne .sidche ge- naue Zn.stinmien Wirkung der Nerven würden wir vielieicht einen Federhalter mit einer Kraft ergreifen, die zur Hebung eines Baumstammes erforderlich ist. Jede Wirkung der Körperglieder und des ganzen Körpers wird dem Grade und der Art nach von den ICmpfindungsnerx en des Inneren aufs genauste zum Bewufstseiu gebracht. So wirkt gewöhnlich bei allen Bewegungen und Punktionen unsers Körpers und

5«iie RAbnc» TU. 1.- 3

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seiner r)rn^aiie der innere nnrf fuifserc '!\'\stsinii zusaninien, Ks entstehen dabei Kmpfindunj^skoniplexe, die sich nach den einzehieü EnipiiiiduniJ^selenienten .i(enati \oneinander initer- scheiden lassen. Sie sind Vorstelhinu^en, wie erwähnt worden ist, deren Inhalt in dem (irade oder der Art einer Bewejjnn«^ besteht, wodurch zugleich Lokalisation und RaumeinpfiiKlnn^ zum Ausdruck kommt

Werfen wir nun einen VMck auf die (tcmeinempfindungen^ die ans den Ein^eweiden des Körpers koinnien, so ist er- sichtlich, dafs ancli sie aus Tastenipfindnnc^en bestehen. Sie leiden meist an einer gewissen l^nbestiiiniiilieit, die unstreiti«; davon herrührt, dafs sie im |L;^rofsen und «j^anzeu immer in «gleichförmiger Weise zusammeuklingeu. Sie sondern sich 7A\ wenig in einzelne, deutlich voneinander zu unterscheidende Komplexe, sondern bilden einen mehr oder weniger wahr- nehmbaren Oesanitein druck. In der Regel werden sie von den bestimmteren Wahrnehm uu gen der Spezialsinne über- tönt und können nur zur (Teltuug kommen, wenn irgend ein störender \'nrgang ihnen einen bestimmten Cliaraktrr und eine stärkere F>etonung ^iel)i. Die (temeinemi>tini]ungeu, welche aus der Atmung und lilutbewegung ihren I r.spiung nehmen, haben einen nicht unwesentlichen Kinflufs auf unser ßewufstsein. Jede stärkere körperliche Bewegung bringt die Atmung und den Blutkreislauf in ein stärkeres Tempo, wo- durch eine merklich andauernde Iunj)fiuduiig entsteht, die je nach ihrem (trade das Bewufstseiu zu beeinflussen vermag.

Die gesamten Tastempfindungen, soviel ist ersichtlich, liegen beständig vor den Thoren dc\s Hewufstseins, wenn sie aneli nielit gerade innerhalb desselben wirksam /.u >ein scheinen. Sie bilden eine (iruiid- oder Xoi uiall>eweguug in den Nerven, die von den andern Sinnesreizen immer erst übertönt werden mufs, wenn sie gehört werden sollen.

iScIihifs folgt.»

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Naturwissenschaft und Schule.

\'oti Alili. HaMe in Magdeburg.

KarJ Koiibach, N a t u r \v is s c n seh a i t luui Schule, zuiilcich zweite erweiterte und verbesserte Auflaufe der Methodik der geätainten

Xnturwis^t. nschaft für hriu T\ I.chranslalteti und \'«)lksschulen n)il ( frun(l/.üj4en zur Reform dieses rnterrichtH. Köln a. Rh. iS<)4. \ trlii},' von l*anl Xeiihncr.

Die }4T(»fseii I*ädagü<^cii frülKTer Jalirlitiiukrlt.- iiuUi- srhcidcii sich von den neueren durch einen l)esiininiLen l'ni- versalisnnis. So umfafst z. H. die „hidakiiht magna"^ des Comenius die Methode sämtlicher Unterrichtsjjej^eustäiidc lind die Pädaf^ojii^ik aller Schulen, von der Elementarschule bis 2nr Tniversität Heute ist man bei einer scharfen Treununj^ aTii::elan«(t, denn man unterscheidet i)iinlich eine Päda^^oj^ik lur X'olksschnlen, und eine '-«^Icli; für höhere Schulen. Zu dieser Sclieidunj^ trug nei>en anderen wesentlich der I'm- *»ian<l bei, dafs sich für j^enamite Schulen zwei Stäiuk \i>n Lehrern herausbildeten, die ihre \'orbildung auf grumiver- schi^eucn Schulen «genossen. Die Universitäten^ die Pflanz- stätten der Wissenschaft, bejjeisterten ihre Schuler für die Ideale der Forschunji^. Zu natürlich war es daher, ilafs die akademisch j.(ebildetcn Lehre r Oberlehrer nur die Wissen- schaft als solche achteten, die Weise des Unterricht'^ da<.^e<^en, die Methode, meistens als etwas (■berflüssi i^rs vernachlässij^ten. l'ei der .Xusbildinij; der \*olksschullehrer steht die Unterrichts- fertij,''keit im X'orderj^^runde, in die Tiefen der Wissenschaft führt das Seunnar .seine Zö;;linge nicht. Daraus erklärt sich die Erscheinun<j, dafs die Volksschiillehrer häufig den Wert exakter Wissenschaft nicht fjehöri^ würdigten, und alles Heil in der Methode suchten, lUide Standpunkte sind nicht /.w hilligen, der eine ist so verkehrt wie der andere. Hin tüch- \\'^vr Lehrer niufs sowold in die Tiefen der zu unterrirhtrn- den Wissenschaft eindringen, als auch die Methode derseiben beherrschen. Das gilt für alle J.,ehrer. und niemand würde an dieser W*ilir]ieil /.wciTein, wenn wir schon heute den /u erstrebenden idealen Standpunkt erreicht hätten, dafs sämt- liche Lehrer auf der Universität vorg^ebildet würden. Nichts

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Arth. ttii»>p

weiter a!- Tic Standestinterscluede haben es mit sich jje- bracht, dals das Dogma von einem principiellcn Unterschied des Unterrichts in niederen und höheren vSchnlcn so alljje- meincn (rhiulHii linden konnte. Dieser (»lanbe, so an<^en- fälHg halllos und verkehrt er auch ist, macht sich als ^rölster Geß;ner nnscres Strcbcas bcluils Kciurni des Lehrerbikhnigs- wesens geltend. Als erfreuHchc Thatsache verzeichnen wir es, dafs in oben genanntem Bnche ein Akademiker sich ganz in unserem Sinne ausspricht und von diesem Standpunkt aus eine Methodik de^ n it urkundlichen Unterrichts versucht In- dem wir auf das Buch selbst cinj^ehen, werden wir uns dem Gedanken^nnq-e eini<xer Kapitel atischÜefsen.

In der HinU'itnii_L;', über HctKiuuni;, Stellunf»- uiui Pfles^e der Xaturwisscn.scliaft im allgemeinen . fiilirt Kollbacli aus, dafs bei den bedeutenden, sich gegenwärtig und zukünftig vollziehenden Veränderungen die \'olksschulen im Vorteil den Gymnasien gegenüber seien. Während man in letzteren im Banne verjährter mittelalterlicher Formen arbeite, sei die Volksschule ein jungfräulicher Boden* auf den der belebende Hauch der Naturwissenschaft unseres Jalirhunderts seine Wirkung- aiisnl)c. Wenn ich mich bei diesen Voraussetz- ungen auch nicht mit ck n o]niiinstischen Anschauungen Roll- bachs bezüglich der N'olks^chule befreunden kann, so teile ich doch vollständig seine An.sichi, wenn er ausspricht, dals das humanistische Studium in unserer fortgeschrittenen Zeit sich nicht mehr zum Bild ungsmittelpunkte eignet, dafs auch die neueren Sprachen dafür keinen hiidänglichen Ersatz bieten können. Von einer Wissenschaft, die man zum do- minierenden Mittelpunkte des Unterrichts mache, verlangt er: Tn sicli selbst eine KinlKil iiiiif'^ sie /ui^'-leich mannigfache .Ynknüpiunj^spunktL für andere \\'is>eiiN/.u eij^e besitzen; sie mufs für alle Oenuii>- und (Teisteskräfte Anrej;unu nnd Bil- dungsstoff gewähren, Ciclegenheit zu idealer Bes^ei.-^iei ung bieten, und ztigleich einen Wissensstoff vermittehi, der einen gleichmäfsigen Wert für das praktische Leben aller Menschen besitzt'^. Diesen Anforderungen genügt nach K. die Natur- wissenschaft in orq^nnischer \'erbinduug mit der (Geographie. Wenn wir auch der Begründung dieser I''rage einen gröfseren Raum nnd eine erschöpfende allseitii^^t* Durchtiiiirung ge- wünsclit liätlen, ><) können wir es un> doch nicht versagen, einige der trelllicli ausgesprochenen (Vcdaukcii hier wieder zu geben; wenngleich einige davon bekannt sind, so kann man sie doch nicht oft genug wiederholen.

»Wenn man die Bildung votr Vorstellungen luid Be- griffene, so fülirt K. aus, von Urteilen nnd Skhlüssei ds Grundlage und Wesen des Denkens bezeichnet, so gewährt

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Nnturwit.fti-Dkrhafl und R<'bult>.

der naturwissenschaftliche Unterricht beste (releg^enheit zur gleichmäfsio^en Pt*le<»;e desselben, da keine dieser Stufen ohne j^ründliche Beaclilnn<^ niid rf)nnj^ bleibt. Und nicht nur leitet er in der Art aiitK rcr I-ät her, ein einziijcsin.'il die Schüler durch dif.se i^H-istiL:«.- StutVnfnloe, sondern kehrt auch später allemal wieder zu den uii^elriibLeu Quellen des geisti<J"en T/Chens, zu der Anschauung zurück. So bewahrt er vor dem getähr- licheti Ztistande, bei dem die Sinnenwelt nicht mehr ihren herrschenden und belebenden Einflufs auf die Denkweise ansäht, und eine der Anschauunjr entwöhnte Creistesrichtung ihre haltlosen Resultate als Ausdruck einer richtij^en Welt- an.schauunjjf hinstellt, ein Übel, für welches so manche philo- sopliisrhe Riclunng^ ausreichende Hele«;^e liefert . . . Eine .L;rün(llic]ie Scliärfnus^" der Sinne, die Wirkung: der Sell'st- tiiätij^keit und die Kutwickelnn)^ des Forschertriebes sind aufserdem noch unausbleibliche und bedeutsame Xebenerfolge eines guten naturwissenschaftlichen Unterrichts . . . Die ge- niütbildende Macht der Naturwissenschaft ist nicht geringer als ihre geistentfesselude . . . Die ideale Bej^eisterun^y wird denn auch in der That durch die Naturwissenschaft in her- vorra Inender Weise j^^eweckt und j^a-nälirt und nur von solchen Leuten ji^eleu<»net, welclie nicht das (ilüek t^eniefsen, selbst ans den Hrkenntnistniellen der Xatur /. \ sch' )j)i"en. Welche ideale Richtunor rülimt sieh eines höheren Erfolges, als die Naturforschung iu der bewufsten Anerkennung eines ewigen, einheitlichen, gesetzmäfsigen Waltens im Weltall! . . Doch nicht nur auf ihren erhabenen Höhen, auf Grund tiefer und ausgebreiteterKenntnis.se löst unsere Wissenschaft die Flügel idealen Schwunges, auch in ihren kleinen, beselieidenen An- fängen schon pflegt sie die<e ( Tesintitin^. Das Irohe Gefühl des Einklanges zwischen dem kindlichen (remüte und der Natur, das erhabene F?e\vnfstsein, ihr an?:ngehören, an ihren Cicnüssen teil zu neluuen, »ehlununerl ahnungsvoll in jedem Kinde; dem naturgemäfsen Unterricht wird es leicht, diese dunklen Gefühle zur klaren Erkenntnis zu fördern ... Es ist selbstverständlich, dafs eine vemunftgemäfse Weltanschau- ung ohne umfassende und ziendich gründliche Naturkennt- nis gar nicht möi^licli i>t. Noch alle philosophisclieu (ic- bäude, die nicht auf liirer ( irundlage errichtet und weiterhin mit ihrem Prüfstein bemessen wurden , stürzten bald in Trüninier zusannuen. Doch nicht allein keine j)hilosc>phische Frage, die das \'erhältnis des Menschen zur Natur und Mit- weit zu ergründen sucht, kann ohne Naturwissen richtig be- antwortet werden, ebenso wenig eine soziale . . . Unsere Bildung unt' !lii L;t noch innner der ein.seitigen Sehätzung mit humanistischem Mafsstabe, was um so bedauerlicher ist.

als sich dacliirch» da die lunnaiiistisclR* l)il(lung bei der Verscliioltuluit iinstTor Sclinkn so vielen abj^elit, eine auf die Trauer unhaltbare und völH«^ inibereehtigte Kluft zwischen den einzelnen vStänden lierausbiltU u iimfs . . . Dals es man- chen Vertretern der humanistischen Rieh tun j* dennoch nichl an weitreichenden Xaturkenntnisscn, die sie sich aufserhalb des schulmäfsigen Bildunj^s^^anj^es aneigneten, fehlt, gebe ich m\ trotzdem hält die Mehrzahl derselben grade nur die \'orbildwng für unerläfslicli, welche sie selbst in ihrer Jugend durchgemacht haben, in der sie selbst zu Stellung und An- sehen j^elanj^t sind. Dies «^^'schieht «^»^ewifs in bester Ab- sicht und rbir/eumuin, aber es Vw^l darin doch ziu^leirli eine einseiti<;e, die lieuüj^en Lebensverhältni»e bedrückeiide und die jjereehteu i'urderunj»en der \ertreter einer an<iern Richtung niiisachtcnde Voreingenommenheit, (^egcn letztere richtet sich imser Angriff; denn nicht etwa Beseitigung der . Gymnasien, sondern nur (Gleichstellung realistischer Bildungs- anstalten mit diesen uugleichmäfsig bevorzugten Schulen ist die Forderung unserer Vertreter. Alles übrige überlassen wir i^ern und ruhig der naturgeniafsen Knt\\ icl<lung . . . Der ICinflufs der Naturwissenschaft auf die höchsten wissenschaft- lielien Kreise ist bereits in \ uUsier rieltmi«^. ihre Einwirkung auf dasSlaatsleben unausbleiblich; aber ebenso stehen ibieni Einzüge in die Volksschule, ihrem segenbringenden Kinflufs auf das Volk keine im Wesen der Sache begründeten Hinder- nisse entgegen. Die Liebe zu ihren Werken und der Anteil an ihren Erscheinungen isi eine Mitgift, welche die Natur jedem Menschen mit ins Leben giebt und aus dem der Unter- richt Erfolge jeder Art mit leicliter Mühe zu f<")rdern \ erinai^. Die Natur ist das Ciemeingut alkr; dem Ärmsten wie dem Keichsten entseldeiert sie ihre W under, w eist sie ihre Schön- heiten, und eine wahrhall gleielnnälsi^e unvl allgemeine Bil- dung lädst sich auf ihrer (irundlage dem Volke vermitteln. Ausgleich der (legensätze von Stand und Bildung, Hebung des Volkes auch in seinen untersten und verachtetsten Kreisen durch das Licht der Xaturerkenntnis und die Weckung des schlummernden Xalnrsinnes ist demnach die hohe Aufgabe unserer Wissenschati. ICndlich ftiiirt sn die Naturwissenschaft zur wahren Freiheit, dasheifst zur freiwilligen Ik'tol«»ung von Oesetzen, von lieren N<.i\veiidij>keit man durchdrungen ist.

Die.sc Troben moiien ^enü^ien, um den (icist zu charakteri- sieren, der das Buch durchweht Der Ton fester Uberzeugung, die Klarheit des Urteils und die hohe Begeisterung für die erhabene Wissenschaft spricht aus den Worten K. vSolclie Leute gebraucht der Kamjjf unserer Zeit um die Methodik der Naturkunde. - Wir übergehen die kurzen Andeutungen

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Xiiiiirwi»>»t>ui»clwn iina tiiThiilp.

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darüber, dais die Naturwissenschaft den Kern- und Sammel- punkt für alle aii l u;i Wissen szweij^c g^ewährt, benicTkcn nebenbei nur, dals K. selbstverständlich ein Wort für das Rntwickehui^s^esetz findet und kommen zu seiner Haupt- frasrc: Wie konnnt es, tiafs eine Wissenschaft \'on solchen \'fii/iiLicn, \ solclier Tragweite und Bedeutung, heiU<. noch gcilrückt nnd zitternd vor der Existenzfrage, in dem J^elir- plane unserer Schulen steht?« Kr giebt als Antwort darauf : >Die ganz verfehlte Methode ist ^httld daran . Ich kann diese Antwort nur als eine teilweis befriedigende gelten lassen, da sie nicht erschöpfend ist; ich lege im (»egenteil einem andern Umstände viel gröfsere Bedeutung bei. Die Natur- wissenschaft wie wir sie betreib* n wc^llen, im Sinne der lientigen Naturlorsehung, gilt als reiigiünslciiidlic Ii. Ignoranten und Fanatiker haben das ihre gethan, sie in Milskrcdit /ii bringen. Der gröfste Teil imseres Volkes steht ilu- fremd gegenüber nnd halst sie. Das Schlagwort von den vrottlosen Naturwissenschaften sitzt fester im Herzen des Volkes, als man glaubt. Die Oründe dafür fehlen meistens, aber umso fester haftet das Phantom. Was helfen den Naturwissen- schaftlern alle Versicherungen, dafs die Naturwissenschaft durchaus nicht religionsfeindlicli sei, dafs sie nichts mit der Rc'li^iun zu thun habe? Ks nutzt garnichts, man hält uns nach wie vor für Leute, die sich das Ziel gesetzt haben, durch diese Wissenschaft religiöse \'orstellungen zu bekainpien. Freilich müssen wir uns dagegen verwahren, die Naturwissen* Schaft zu einem Anhängsel der Theologie zu machen. Jede Wissenschaft gebraucht zu ihrer Entwickelung vSelbständig- keit und Freiheit. Wenn wir unsere Wissenschaft in dies AbhängigkeitsverhiUluis bringen wollten, so würde noch heilte in der .Astronomie der geocentrische Staudpunkt gelten. Die Theologie hat vielmelir, wie Aurh dii- Philosophie, die er- habene .Aufgabe, sich mit den sichern i orschungsresultaten anderer Wis.senschaflen abzufinden, denn alles in der Welt strebt der Vollkommenheit entgegt n. Unter den landläufigen Vorur- teilen, die bis in die mafsgcbenden Kreise Hingang gefunden haben, hat meiner Meinung nach die Xalurwissenschaft am meisten zu leiden. Freilich ist auch der Methode ein gut Teil der .Schuld beizumessen, und ich möchte noch ergänzend hinzufügen: einer ganzen An/rdd von Metluxlikern. die ^ich gerne das M'iiitelchen neuerer Xaluru i>s< n>chaft und m. uer Methode nnihmigen nifk'hlen und daliinter nichts-sagende Phrasen und wertlo.sc Komplikationen verbergen. Den nega- tiven Höhepunkt erreichen diese Machwerke dann, wenn sie für den Lehrer mundgerecht (?) in Fragen und .Xntworten zugeschnitten sind. Als Musterstück kann man sich einmal

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SO ein Beispiel gefallen lassen; im übrigen sollte man es eigentlich nicht waj^en dürfen, dem Lehrer solche Speise an- zuDieten. Unter den im Sinne neuerer Naturwissenschaft und Methode erschienenen Schriften sind \\eni_iJfe, sehr wenii^e branchhar, die nuislen halieii r.ns mir ^escliadel. - Die von K. L'cq:ehene Kritik der McUkkIl', der aueli wir zustimmen, gi^jiclL in folgenden Punkten: Unserer Methode fehlt die Kin- heitlichkeit. Unser naturkundliche ITnterricht ist eine Neben* einanderstellung zuzammeuhangsloscr Disziplinen. Man zer- teilt die einheitliche Naturwissenscliaft in eine Menge von Unterrichtsgegenständen, verteilt diese nngleicliinäfsig über die verschiedensteii Klassen, bcvf'r/iTLTt eiir/elne. läfst andere einfach ganz weg und wundert sieh am ivndc, dafs nichts V'ernünftiofes dabei herauskommt. SchlitnuRr wie in den Volksschulen, steht es in den luiluren Scliukn. Die licdeu- tung des Anschauungsunterrichts verkennt oder übersieht man dort gänzlich; die späteren naturkundlichen Fächer gehen nicht aus ihm hervor, sondern heben zeitvergeudend von neuem an. Naturgeschichte und Katurlehre, ohne deren stete Wechselbeeinflnssung aller Wert der Naturwissenschaft unmoirlich gemacht wird, werden an allen höheren Lcliran- stalteii so f(ut wie in keiner Klasse gleichzeitig erteilt. I>ie Natin\L,asc]iichte f^-^cht voraus; sie bricht da ab, wo sie am gtistbildendsten werden könnte; die Nalurlehie setzt sie fort, welche doch der ersteren erst die Unterlage geben sollte, und der es späterhin umgekehrt allezeit an der Anwendung fehlt Manche Schüler verlassen die Anstalt und treten ins Leben, und haben von dem einen oder anderen Teile der Naturwissenschaft überhaupt nichts vemommeti, das Ganze bleibt ihnen deshalb iniverstntidUcli. Auf diese Thatsachen baut K. .seine Keformvcisclilägc aul. Dabei ist ihm die An- schauung sowohl Untc rricbtsprin/ip, als auch Xlnterrichts- gegensland. Seine C 'redanken über den letzteren .sollen uns jetzt beschäftigen.

Der Anschauungsunterricht soll eine Vorschule der Natur- kunde sein, deshalb will er ihn selbständig wissen, licrar.s- gehoben aus seiner elenden Stellung als Diener des Schreib- lesens. Auf die .schnelle Erreichung der Lese- und Schreib- fertiij^kcit werde zu grofses (lewicht gelegt, unter wclclicin alles andere leiden müsse. Wo der .'\nscha11unj4s1u1tcrricl1t selbständig betrieben werde, befinde er sich meistens auf falschen Bahnen, arte in eine oberflächliche, meist nur den äufseren Schein wahrende Besprechung der Gegenstande aus. Wolle man überhaupt den Auschatiungsunterricht aus der Schule nehmen, so müsse Naturkunde an seine Stelle gesetzt werden. Wenn der Anschauungsunterricht ein natnrwissen-

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VatanrUMDtehafk and BeMle.

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schaftlicher werde, so sei eine Veränderung des Lehrplans unnötig, man brauche dann nicht gewaltsam in denselben eingreifen. Man mache sich keiner Einseitigkeit schuldig, wenn man die Bespreclning von Xatnrobjekten und Natur-

erscheinun<^en in rlcn Mittelpunkt des Aiiscliannnj^snnterrichts stelle, sniidcni erfülle ei''c I'urderung^, die im kindlichen (leiste begründet lieg^e. In diesem Unterricht sollen vorkommen: Einzclbeschreibungtn, kleine Ent\viekeinn|^sbilder ans dem Leben der Natur, Behandlung verschiedenartiger, durch einen gemeinsamen Schauplatz verbundener Erscheinungen und Objekte, die somit cm Xntnrganzes darstellen und endlich Besprechung von Thätigkeiten und \'or«^^fint,an des gewerb- lichen Lebens nnd von gewissen, leicht anffafsbaren physi- kalisclicn, meteorolocri'^c'licn. chemischen nnd ähnlichen Natnr- ersclieinnnsjcn. Hierbei kommt es nicht auf (iedächtnisstolf. se'iidern anf Scliärfnn^ der Beohachtnnii^sffihii^rkeit an. Eng niil diesen Zweigen wird auch die geo«^iaphische Naturkunde verbimden. Ganz im Gegensatz zur gewöhnlichen Meinung stellt gerade dieser erste Anschauungsunterricht hohe An- forderungen an den Lehrer, Diese Forderungen sind ge- wifs so naturlich nnd so berechtigt, dafs mau eigentlich kaum noch ein Wort darüber verlieren .sollte, zumal sie in ähnlicher Form auch von andern Pädai^'^nnrcn wie Richter und Härder erliohen wurdcTi sind. Es ist w irklich einmal an der Zeit, diesem jetzigen Zwitterding von Anschauungsunterricht seine wahre Stellung und Aufgabe zu geben.

Mit dem 3. Kapitel geht K. zu den Spezialdisziplinen über und behandelt zunächst die Zoologie. Ein heikles Kapitel, diese Zoologie! Seluui mancher ist über sie ge- stolpert, denn sie ist das Schibolet des Naturforschers. Frei- lich gehören die Fragen dieser Wissenschaft auch zn den schwerwiegendsten, da sie eng mit der Per.sönlichkeit des Menschen nnd seiner Weltan.schauung verbunden sind, somit einer objektiven Iktrachtungsweise die gröfsten Hindernisse in den Weg legen. Auch Herrn K. hat dies (iebict sicht- lich Schwierigkeiten bereitet. Das genannte Kapitel des sonst so wertvollen Knches hat mich nicht ganz befriedigt. Dieser Vorwurf trifft jedoeh diesen Artikel nicht als Ganzes, sondern nur in einzelnen Teiien. denn im alloemeinen trifft K. die neueren Fordeningen. In ausoezeichneter Weise lej^t er /iin-'ichst dar, dafs man dem Ciemüte des Kindes die alnnin,u;>>\ olle Emjjlindnni.', <lafs ein i^euieinsames Iknid die organi.sehe Welt nmsclilinge, erhalten mü.sse. dafs man niehl durch Aufdeckung einer Kluft zwischen Mensch und Tier die Natnrltebe ertöte. Der Unterricht mü.sse sein Haupt- gewicht auf die Lebenseigentümlichkeiten der Tiere, auf den Zusammenhang zwischen Organ und Thätigkeit legen.

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Zwcckinäfsi«^ sei es auch, cliarakteristisclic Vertreter des Tierreiches bLSoiKkrs y.n IjlU achten und die rnnkrtn mit diesen zu verj^leichen. Hierbei haiulle es sich nicht um dit äiilserhche subtile Aufzähhint^ von Merkmalen, sondern um das Wesen der Tiere. \'(>r allem müsse man liierbei die verw aiultschaftliehen X erliältnisse der Tiere klar le^en, müsse zeigen, dafs durcli das System nicht scharf ab|^e;;renzte Klassen gegeben seien, sondern dafs eine Art mit der anderen in engster Verwandtschaft stehe. Eine solche Methode be- freie von systematischem Zwang und ermögliche eine leiehte einheitliche l'bersicht über die gesamte Tierwelt auf ( »rund der in dc-r Xatur begründeten iMitwickt lnni^slehre. Dar- legung dieses Zusamnienluiiigs uinls auch der xoru cltlichen I'^ormen gedacht werden, und anderseits uiüsscii auch Knt- wickehiug-^reiheu der einzelnen Tiere gegeben werden, im Anschhifs an diese Gedanken wirft K. die Frage auf: Ob wir nun von diesen Thatsachen aus den Schlufs ziehen lassen dürfen zur Annahme der Hntwickelung auch bei den .\rten der Tiere, ob wir, um es kurz zu sagen, die vSchüler im Sinne der Deszendenzlehre unterrichten sollen. Kr beant- wortet die.se Frage mit nein . Sonderbarer Weise stützt er sich bei P>cgri"nKliuig tiie.ser X'ernenmng auf andere Autoren, Ikiil und Zwick, und mncht später dem Nein einige Kon- ze.ssionen. Ich muls gcsiehen, dafs nuch diese Ausführungen nicht befriedigt hab»*n, man weifs nicht recht, woran man ist K. sagt: Die Hntwickelung aller Tierindividuen aus tm vollkommenen Zuständen in höhere, die Ähnlichkeit der meisten Jugendfornieu höherer Tiere mit der vollendeten Korperbeschaffenheit niederer Tiere, die Stufenleiter von unvollkonimenen Wesen zu h(')her organisierten, wie sie die ( leslcin.^sehichle^ unserer I'lrde in Abdrücken und Kör])er- resten deutlieh und überzeuueiul \ci künden, die s eiuullehi- den Ubergangsformen zwischen ver.schiedenen Tiergruppen, welche unsere lebende animalische Welt noch bis heute be- wahrt hat, alle diese Thatsachen bilden einen notwendigen Bestandteil des Unterrichts in den oVtcrcn Klassen . Dazu sollen weiter kommen : Heziehungen der Tierw elt zm' IHlanzen- welt. Blumen und Insekten, Scliut/.farbe, }'jit\N ickelungsge- scliiclite der < )rgane, S\ nd)iose. Kaui]>f inii- On^ein etc. Wenn mau «lem ruterricht ein ^«ilches ZugeNl;iuthii.s macht unti die liai aus zu ziehenden klaren Schlüsse \ on der Hand weist so will es mir doch .selieineu, als wenn das eintritt was Siephistopheles im Fattst ztim Schüler sagt:

W er will was I,clK-iuli;;cs cikcniKii und beschreiben, Sucht t'isl (kii (icist hcraiis/utreilKii, D.Ulli hat ci die 'rcile in seiner Hand, l'clilt leider! nur <la.s {geistige Band .

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XnlurwltMatoluiA uod 8eh«l«.

Selbstverständlich ist es auch ineine Ansicht, dafs wir gewagte Hypothesen in der Schule nicht lehren dürfen; aber man darf aueb nicht dahin kfnnnien, die unbedingt klar imd ckiillich '/iitni^c irctciickn Sclilüsse i«;anz aus dein Unte rricht zu \ crhannen, denn dadnreh niiimit man der Sache wieder den Geist, den man ihr einzutlöfseii Miclit. Der Verl, versteht sich ja auch schliefslich zu dem Zugeständnis, dafs eine objektive Darlegung der Deszendenzlehre nicht schaden könne. K. hätte bei seinen vernänftigen und ge- messenen Anschauungen auf jene Frage auch ganz ruhig antworten können: Ja, aber mit Vorsicht . ( ierade in diesem Punkte vermisse ich die entschiedene Klarheit. Die Angst vor einem Unterricht in diesem Sinne ist häufig auf Un- kenntnis /urückzufiihren. K. selbst weist treffend solche Be- denken zurück, wenn er z. R bezüi^lich des Kampfes ums Dasein sagt: Icli kann nicht umhin, hier noch mit einigen Worten meiner Überzeugung Ausdruck zu geben, dafs oben- drein die Annahme mancher der vorhin erwähnten Anschau- ungen durchaus nicht die Gefahren in sich birgt, wie viele Kurzsichtige befürchten. So nehmen manche Menschen mit * mangelhafter Naturerkenntnis allen Krnstes an, eine allge- meine Anerkcnnun i;' der (»rundsätze der D szendcnzlchre sei fast gleichbedeutend mit Wrwilderung der Sitten und Auflösung aller .L;esellschat"thelien Hände. Besonders das wesentlichste Moment bei der WrvoUkommuung der urgauisierteu Wesen, der Kampf ums Dasein-, flöfst ihnen, auf den Menschen und sein Leben angewandt, eine wirklich lächerliche Furcht ein. Wer bürgt dafür, dai'> dann nicht schliefslich der eine den andern totschlägt , habe ich schon häufig von lAniten sai^'^en boren, die als gebildet gelten wollen. Man weifs nicht, worüber man da mehr staunen .soll, iibei die Plumpheit der Auffassung udcr die Unfähig- keit, ein Naturgesetz zu \ erallgemeinern und auf andere Verhältni.sse zu übertragen I l'reilich, das nämliche Natur- gesetz liegt da zu Grunde, wo der besser entwickelte Baum seinen schwächeren Nachbar erdrückt, das stärkere Tier seinen Gegner niederwirift und von der Kort]-Han/ni!j4 aus- schliefst, aber auch dort, we» der geistreiche Denker über die Dummheit siegt, wo der lulle inid (inte, \-on seinen Mit- menschen unterstützt, den SchUrlUen, dessen verderbliches Treiljen man hemmt, überllüj^eit. Dasselbe (iesetz und dtK'h wie unendlich verscliieden in seiner. Aulseiungenl Und wer wollte sich um Erscheinungen, w ie sie in den beiden letzten Beispielen der Kampf ums Dasein hervorruft, grämen?! Nicht nur physi.sche Kraft und physi.sche Vollkommenheit siegen iti diesem Kampfe, sondern auch geistige Stärke und

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Anh. Hae^v.

sittliche Maclu vermögen es unter gegebenen Bedingunt^cn. Und gerade diese Art des Kampfes iinis Dasein ist es, welche bestimmt zu sein sclieint; bei der Vervollkoninimm«^ des Menschen^^csclikclits mitzuwirken . So zei^^t uns K., dafs die Enlwickchnis^slehrc dem natnrknndliclien Unterricht Leben und Inhalt giebt und wir verstellen seine Entrüstung, wenn er die Vorschläge in mehreren Programmarbeiten, den naturkundlichen Unterricht an die klassischen Studien anzu- knüpfen, die Tiere und Pflanzen zu behandeln, die schon Homer erwähnt, die Wildpretarten zu betrachten, an denen sich die Helden der llias labten, als alberne Spielereien be- zeichnet. Uber das Lehrverfahren in der Znnloirie im einzelnen zu reden, hält K. für überflüssig. Er verweist uns darauf, dafs er diesen Tunkt ein liebender bei der Botanik behandeln werde, und es bedürfe nur einer Übertragung der dort aufgestellten Sätze und Vorschläge. Dies erscheint mir als die bedenklichste Stelle im ganzen Kapitel. Das Lehr- verfahren in der Botanik ist schon wiederholt >elir schön dargelegt worden; das ist auch viel leichter, da hierbei die gefährliche Klippe, die enge Beziehung zum Mensehen, fort- fällt. \'on einem Manne wie Kollbach hätte icli wirklieh einmal gew ün.scht, das I^ehrveriahren für das schw ierige (ie- biel ein wenig zu beleuchten. An eine einlache Überiragung desselben von der Botanik auf die Zoologie ist gar nicht zu denken, dazu ist die Zoologie ein zu eigenartiges Gebiet Für eine Neubearbeitung habe ich daher den dringenden Wun.'^ch, dafs K. diese grofse l#ücke ausfüllen möge.

Ich habe die vorstehenden Kapitel eingehender behandelt und mufs mich daher zum Schlüsse .kurz fassen, obgleich noch sehr viel des Interes.santen zu besprechen wäre. Der Anthropologie will K. gröisere Bedeutung beigemessen wissen. Seine i''orderungeii bezüglich dieses Punktes sind durchaus berechtigt Fast wäre ich geneigt, es ihm böse auszulegen, wenn er das Einschlafen der Gliedmafsen auf Hemmung des Blutumlaufs zurückführt, während es doch vom Nervendmck kommt; da ich aber nur diese einzige Unrichtigkeit in dem Buche gefunden habe, so ist ihr keine Bedentnng 1)eiztnnessen. I*V)1gcnde Kapitel finden noch einti^ehende Betraelitung in tlcnisclben: I^^ttanik, Natnrlehre, ( »eologie, Mineralogie, Astro- nomie, Ph\>ik, Cheniie, geograj)lüsche Naturkunde, Schüler- ansflüge, das Zeichneu im Dien.ste der naturwissen.schattlich- geographischen Disziplinen. Mit ganz geringen Ausnahmen muls ich mich für die gemachten sehr vernünftigen Vor- schläge erklären, will dabei jedoch nicht unterlassen zu be- merken, dafs meiner Meinung nach der Astronomie eine zu grofse Bedeutung beigeniessen ist

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Wenn ich zum Schlufs das Buch als Ganzes betrachte, so mufs ich meiner Freude über eine solche Erscheinung Ausdruck geben. Es ist eine Schrift, die sich über die DutzLiulware erlicbt, und an der kein Melhndiker dieses ( ic- bietes aciitlos vorübergelicn darf. Das nihifje klare Urteil, j^epaart mit der edlen Hetj^eisteruiin für die Sache, verleihen dem Huche einen besondeicu Rei/. Ich stehe nicht an zu erklären, dafs ich von allen eingehenden methodischen Schriften diese als eine solche bezeichnen mufs, die wirklich auf der Höhe der Zeit steht. Im Gegensatz zu vielen Scheinrefonnen zeigt sie die wahren Reformbahnen der Natur^vissenschaft Möge das Buch recht viel gelesen und beachtet werden.

liose Blätter.

Welche Bigensohaflen ftoH der Lehrer mU Rnsleher hftbeti,

welche nicht?

y.» ibt tili W.iiulu'li. iliif^ der l.chri 1 Hiclir rliirrli scino (rfsamio i -.■•nln hkcli , durrh ■lüK (>«>«l(-hi un<l <li<' ^^u:ll>' ^oinor glinxf*!! Kr*fhpinunK orzi»-ht. iiU .Imch *<'in Wort, uml ■liirN in iIiT srrlt'Dvollrii L't><<rcin!>tiinniuni; «Jr« Worif» Hill «Irr Tliiil «Iii- «•in^iir«' »iolnTe IJürjf- »rluLfl für die I.ö-imi; <<i-r u iotiriir>-ti Auftr«!»* drs IjipbrrrA li<>Kt- Nicht:* iT/ic)it bci^tT, hU GeffCDWurt und lt(>i«pi<^I eiiwa trenifbcn M^ii«eli«iu KHiulrat K^lln^r.

slI der Uchrer seinen Zöglingen gegenüber würdevoll, aber nicht stolz.

Kr sei gemessen m seiuem Auftreten, aber nicht steil Kr sei enist. aber nicht unfreundlich. Kr sei streng^, aber nicht schroff. Kr sei mild, aber nicht schwach.

Kr sei weicli. gefühlvoll, schonend, erbannend, /.urechthelfend: aber nicht weichlich *<ch\v.arlilu rzig. empfindsam, weinerlich.

l'!r sfi hern!)la^^cn(l und kindlich mit den Kindern, aiier nie lapj>i>cli und kindisch.

Kr .sei konsequent, aber nicht pedantisch.

Kr sei achtsam auf das Kleine und Kleinste, aber nicht kleinlich.

Der sittlichen ICrregung inid l!ntrüstuiig sei der Lehrer in hohem C»rade fjihig ; aber er sei eine feste Hurg gegen Zorn und Arger: •^clmrf und schneidig geyen Hosheit, !\<>htit. (lemeinheit. l'rechheit. Heuchelei. \'er1otreti!K ii, l)leibc dvi Lehrer stets weit entfernt v()n rachsüchtigem. nachträgeri?>chem \\*c<en. T>en Schülern gegenüber sei der Lehrer kein Wit/.- und Spal>niachcr. kein Spötter und vSchimpfer. kein Mäkler und Nergler. kein Zänker und Schläger, kein Ach- und Wehrufer: er sei mäf^ig im Lachen, haushälterisch in der Ironie, vorsichtig mit beschä- menden Worten : er achte aufmerksam auf das eigne Aufsere, um sich in Rede. (^lang. Haltung. Oeberden nichts an/ugewöhnen. was den Schülern auffallen, ihre Kritik herausfordern könnte.

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Walclip Ei«i>ii»r1itift«n »«II der Lfhrrr «l» Krxii>i»rr hAhen, «»lebe nlrbtt

47

Ffir Juvenals Wort, dafs malt dem Zögling die höchste Achtung ^rliulde. besitzt der Lehrer, der '^[iite, das feinste Verständnis. iiTul nnterläfst alles. \va.s das Khrj^efühl der Kinder verletzen, was in -kii kindlichen Gemütern, in den /nweilen so /artbe- saiteten (»tnuiuru der Kinder einen scliädliclien Mifsklang her- vorrufen könnte. Was aber dem L,ehrer Kraft und Fähigkeit giebt: was' ihm Lust und Mut, Ausdauer und Energie verleiht, zu sein, wie er sein soll, und was ihn allerwegen davor schfitSEt so zu werden, wie er nicht sein soll, das wurde noch nicht j;enannt.

Ms ist elw (Vrofses. Seltenes, Wunderwirkendes: dieljel^e zu dt n K i n (Um. \'<>llkoninien /titreffend i<t, was Hamann sa>^t : i)a^ >;r«>l>ii ('.<.sftz fUr McIIk nie für Kindt i Itolelu darin, sich zu ihrer Scltwache hernnler/ulasscn ; ihr l)ieuer zu werden, wenn man ihr Meister sein will; ihnen zu folgen, wenn man sie regieren will ; ihre Sprache und Seele zu erlernen, wenn wir sie bewegen wollen, die unserige nachzuahmen. Dieses gröfste Cvesetz ist aber weder zu verstehen, noch zu erfüllen, wenn man nicht, wie man im jremeinen Leben sagt, einen X a r r <. an K i n d e r n e f r e s s e n h a t.

Machen wir uns einmal recht deutlich, wie viel hier vom Lehrer verlanj;t wird!

Als Fremdlinge treten die Kinder in die Schule ein. Nicht Blutsverwandtschaft» nicht Freundschaft und Bekanntschaft ver> niittelt die Liebe, die der Lehrer dem Kind entgegenbringen soll. Von den meisten weils er nicht einmal die Namen; viele sieht er am ersten Sclndtai^e zum erstenmal in seinem Leben. A!)er da.s darf ihn nicht hindeni. dafs er schon in der ersten Stunde ^einc^ Zn-^ammenscins mit den Kindern diesen seine Ijebe und Tj^lichkeit /iiweiule. Mit jedem neuen Tag mufs er sich neu l)e>trebeu, den Kindern, soweit es irgend möglich ist zu werden. wa> ein guter \'aler «meinen Kindern ist. Tnd konnaeu vlit Ta-c - und wie bald werden sie kommen da schlimme LiK^n- Schäften und Neigimgen der Kinder her\*ortreten, Mutwille. Leichtsinn, Unordentlichkeit, Unverträglichkeit, oder schlimmere, wie Unfnl->,amkeit, Roheit, Trotz Frechheit, Lügenhaftigkeit, heimtückisches Wesen : da mufs der Lehrer im Kampfe mit den scliFTunien und -cbliminstt n I'rnclitcn einer vernachl'w^igten häuslichen Kr/ieliung benilsäieudig bleiben nnd darf dirl K/inld nicht verlieren, nnd darf den .Mut nicht \eiliereH. und dart die Hoffnung nicht sinken lassen, und darf vor allem Junes Eines nicht aufgeben -- die Liebe zum Schüler.

Friedberg i. Hessen.

l'rof. Klein.

48

Über Mädcbenlehrer and Mädchenbehandlang.

Die alte Wahrheit, dafs der Erzieher mehr wirkt durch das, was er ist, als durch das, was er sjnicht. ^i't vom Mädchen- lehrer in höherem Grade. Welche Ki^enschaften der I«ehrer als Krzicher haUen. von welchen Eigenschaften er frei sein müsse, wurde eben besprochen. Hier werde hinzugefügt, was speciell vom Miidelienlehrer zu tordern ist.

Da die Mehrzahl der Mütter, in tleren Hand die Kr/jehun^^ der Kinder in den ersten Lebensjahren vorzugsweise gelegt ist, nur die Anlagen, nur Rudimente der Eigenschalten besitzen, die das Wesen der feinen, edlen Weiblichkeit bilden, so soUteti sich in dem Mädchenlehrer zu den Eigenschaften, die den Mann /icrcn, bis zu einem gewissen Grade und I'mfange die Eigen- Schäften gcsellcii, die wir am weiblichen Wesen schätzen : Be- scheideidieit, Sittsanikeit, Zartgefühl, Treue. Schainliafligkeit, ii<5f- lichkeit, An^itand, Häu.-^Hchkeii, Kinderfreundlichkcit und Kin- derliebe, Barmherzigkeit, liühr^^iches Wesen. Mindestens sollte der Mädchenlehrer für diese Eigenschaften, die den Inbegriff der ächten Weiblichkeit bilden, ein tiefes Verständnis besitzen und in seinem natürlichen Wesen bekunden.

Mufs eine hervorragende Eigentümlichkeit der Mädchen- natur im Gegensat/e 7:nr Knabennatur im Vorherrschen des Ge- fühls, in gröfserer rjn])fänglichkeit für das Zarte und Feine, in gröfserer Bereitwilligkeit zu Unterurchinug und Folgsamkeit ge- funden werden, so ist diesem Umstand bei Behandlung der Schülerinnen mit pädagogischer Weisheit Rechnung zu tragen. Die allgemeinen Forderungen, dafs der Lehrer in der Behandlung der Schüler, beziehungsweise beim Strafen gemessen, takt- und würdevoll verfahre; dafs er die Grundsätze der Humanität nie verletze; dafs er die Individualitäten der Kinder erforsche und berück. -nichtige; dafs er mit bescliamenden, ironisierenden Worten vorsiclitig und haushälterisch sei. verhöhnender und beschimpfen- der Bemerkungen und Ausdrücke sich ganz enthalte; dals er sich ijemühe, mit mäfsigen und kleinen Strafen auszukommen: diese Forderungen gelten für den Mädchenlehrer in erhöhtem Malse. Darf er hoffen, es werde ein strafender Blick, ein momen- tanes Einhalten im Unterrichten ausreichend sein, eine ent- standene Ihiruhe oder Unaufmerksamkeit zu beseitigen, das regelwidrige \'erhalten einer Schülerin zu rektifizieren, so greift er nicht zum tatelnden Wort. Dem blofsen Namensaufruf giebt der geschickte T.elirer in vielen Fällen den Vorzug vor der wörtlich au--ge--])roe]Knen Rüge.

Der gute Mätlciienlelutr erfreut sich eines glückliehen Ge- misches von Freundlichkeit und Emstin der Schule; die Freund- lichkeit waltet vor bei den jüngeren und jüngsten Mädchen, der Emst bei den älteren. Aber niemals wird die Freundlichkeit

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ttm VMchMkbroi^ and MMfh«ib»liM<lliiiiir. 49

zur Läppischkeit, niemals der Ernst zur Schroffheit Der Lehrer der kleineren Mädchen darf ein junger Mann und unverheiratet sein ; der Lehrer gröfserer Mädchen, diese vielldcht schon vom

zwölften Lebensjahre an ^^erechnet, sollte seltene Ausnahmen abgerechnet gesetzten Alters ntid \ '*r1uiratet sein.

Sit wünschenswert es ist, dals der Lclircr sicli unausgesetzt henuilie, niii den g^eringsten Strafen, ja so^ar überhaupt olnie Strafen auszukommen; immerhin werden auch in Mädchenkla-ssen die Fälle nicht selten sein, in denen die Anwendung wirklicher, bezw. schwererer Strafen geboten erscheint Und hier tritt nun die Frage an uns heran, welche Strafarten zu empfehlen seien. Von Gewicht ist diese Krage besonders für vScliulen. an denen, wie z. B. bei den sogenainiten höheren Töchterschulen, sich mehrere I«ehrer und Lchrerintien in dcji l'nterricht einer Klnsee teilen.

Behalten wir die angedeutete I j-^enliunliclikeit der Mädchen- uatur im Auge, so wird sich vor allem em[)felilen!

1. von körperlichen Strafen jeder Art. auch der leichtesten, bei allen Schülerinnen, auch den jüngsten, gänzlich ab- zusehen.

2. so lange wie möglich den sog. Hhrenstrafen den Vor- zug vor andern Strafarten einzuräumen.

I'nter Hhrenstrafen sind selbstverständlich nicht Strafen gemeint, durch die das Kind an seiner IChre und jedctn Kinde i^ebühret seine Khre geiahrdet otler i^^esehädi^^t wird, sondern Strafen, durch die das schlummernde oder lialherstickte Ehrgefühl geweckt oder wiedergeweckt werden soll. ICs gehören hierher: der mQndliche Verweis, der ins Klassenbuch einge- schriebene einfache oder scharfe Tadel, das Heraustretenlassen aus der Bank, das Hinausweisen aus dem Zimmer, die Ent* Ziehung gewisser Schulehrenämter, die Aus.schliersung vom nächsten Schnlspnziergange.

Die Wichtigkeit des Gegenstandes mai^ es rechtlertigen. wenn im Folgenden nuf die Ivliren-^traten etwas näher ein«-e- gangen, insbesondere ein Strat\ ertahreu besprochen wird, das der \'erfasser als Lehrer an einer Töchterschule näher kennen zu lernen Gelegenheit hatte.

l'm einerseits den für die Mädchenerziehung geltenden Grundsätzen gerecht zu werden, andererseits eine im Interesse des Unterrichts und der Krziehung gelegene möglichst grofse rbereinstimmung aller in (\rr<v\\KU Klasse beschäftigten Lehrer und Lehrerinnen hinsiclitlirh der l'ehandlunii;- und Bestralung tier Stiiülennnen herl>eszuti'hren, wurde was die Anwendung von Khrenstrafen betrifft, folgendes \ ertahreii durch Konlerenz- beschlufs empfohlen.

Ffir leichtere Verfehlungen (Plaudern während des Unter« richtes, Zuflüstern« Unordnung, Unaufmerksamkeit, Unreinlich^

Ken« Biihiii*» TU. I. j

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Prof. I^IHp.

keit, Zuspätkonnnen u. di?l.). soweit diese mit BerücksichtiKunx der Umstände überhaupt strafwürdig erscheinen, sollen münd- liche Wrweiso erteilt werden. Im Wiederholungsfall i^^t ein einlacher Tadel ins SchnUnp:ebitch cinzntrngen Die Zeil, tür die ein solcher, vom Lehrer privatim an/unicrkender münd- licher Verweis in Kraft bleibt, erstreckt sich auf die Dauer der Woche. Lälst sich eine Schülerin die gleiche Verfehhing im Laufe der Woche wiederholt zu schulden kommen, so wird ihr der bereits eingeschriebene *Tadel- zu einem •> scharfen Tadel- erhöht

Zweierlei kann gegen dies Strafverfahren eingewandt werden: Man kann sagen, es be.schränke die Individualität des Lehrers, habe etwas Mechanisches, Schnhlouenartiges und bringe den Lehrer in Gefahr, dals er den F)Uchstaben. der löte, ruif Kosten des Geistes, der lebendig maclie. zur Herr.schaii kommen lasse. Zum andern wird man es für bedenklich, für unpädagogisch halten, die Verfehlungen der Zöglinge zu registrieren und so die Erinnerung daran tm befestigen.

Gegen den ersten Einwand i^t Folgendes zu bemerken: Thatsache ist, dafs in Klassen mit mehreren Lehrern die gleichen Verfehlungen, darunter gerade diejenigen, die sich in allen Schulen der Welt am häufigsten wiederholen, von verschiedenen Lehrern auf die verschiedenste Weise bestraft werden. \\ as alles kann /.. B. einem Schüler widerfahren, der /.n späi kommt? Lehrer A. läfst ihn an der Thüre stehen (eine Viertelstunde, eine halhe Stunde, bis sum Ende der Stunde): B. zankt und poltert minutenlang; C. giebt eine Strafarbeit läfst einen Satz, ein Wort zwanzig . fünfzig-, hundertmal schreiben; D. läfst ein Gedicht auswendig lernen : Iv giebt einen Arrest l\. s, w. Was hier als ein Produkt dir lndi\ i(hialitäi (Kr Lehrer ausgegeben wird, ist natürlich nur eni i'Kxliikl gedankenloser Angewfiliming: das würde sich bald heran -slelli.!!, wenn man die rin/elnen Lehrer fragte, warum .sie eine \ erlchhing gerade so und nieiil anders bestraften.

Dafs das Einhalten de.s angegebenen Straf\*erfahrens in einen erziehungsfeindlichen Mechanismus ausarten kann, soll zuge- i;e1)en werden; dafs es dahin ausarten mufs, ist zu bestreiten. Wer den Geist hat, der lebendig macht, wird diesen dadurch nicht einbüfsen, dnfs er sicli in seinem Tlmii und Lasten dem Ganzen unterordnend an gewisse Xonnen binilel; und wer den guten "Geist, der lebendig macht, nichl be.Nii/t. wird schwerlich dadurch seiner iiabhaft werden, dafs er, das Interesse des Ganzen auiser Auge lassend. Norm und Regel verschmähend, den eigenen Weg geht

Dem andern Einwand, es würden durch das Einschreiben von \'erfehlungen und Bestrafungen der Schüler ins Klassen- tagebuch jene in der Erinnerung der Kinder und Lehrer ^ge«

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thn MidohMilrhror uikI MidchrabahaiMtluac.

wisserma(sen festgehalten, während sie doch, sobald sie hinter uns liegen, nach einein pädagop^ischcn Grundsätze als abs:ethan der Vergessenheit anheimfallen sollten, ist kein .^rofses Gewicht beizulegen. Der Hauptzweck jener Mafsregel ist nicht der, dafs das \'orgefalkne nicht vergessen werden soll, sondern dafs der Akt des Kin«;chreihcn-> von \'erfehhing und Tadel einen tii fcivn Kindruck aul den Bestraften machen und eine nachhaltigere Wirkung auf ihn ausüben soll. Übrigens wird der Inhalt des Tagebuchs ja nicht veröffentlicht, auch nicht etwa den Schflleni von Zeit zu Zeit vorgelesen; darum werden die Einzdhdten von den Schülern in der Regel ebenso rasch vergessen werden, wie nicht eingetrai^i tk Vorgänge. Für die Lehrer andererseits wird es sein (hites haben, wenn sie sich durch Hinsicht des Tagebuchs jederzeit vergegenwärtigen können, wie oft sie diesen oder jenen Schüler in der letzten Zeit strafen mufsten, luul wenn sie zugleich ersehen können, ob und wie oll dieselben »Schüler von andern I^ehreni gestraft wurden.

Ob das Einschreiben von Tadeln als Strafmittel unwirksam bleibt, vielleicht sogar Schaden stiftet, oder ob es die beabsich^ tigte Wirkung, vielleicht eine ausgezeichnete Wirkung hervor- bringt, hängt ganz von der Art al). w ie es gehandhabt wird*

Werden für Cteritigfü.iifiirkeiten sofort Tadel, werden in einer Lehrstunde Dut/cnde \iin Tadel eingetragen, dann tritt das erstere ein; das Mittel l»leil>t wirkungslos, jn es schadet. W'ird es dagegen vorsiclitig, malr.\ tjll, sparsam angeuantll, clanu kann man einer guteit Wirkung sicher sein.

Um ersteres 7.11 verhüten, im andern Falle die gute Wirkung zu einer ausgezeichneten zu steigern, ist in den Lehrerkon- ferenzen ein Mittel gegeben. Zeigt sich hier z. H., dafs die Schülerinnen einer Klasse bei enizelnen Lehrern häufig, bei andern Lehrern selten gestraft u erdf n. so liegt es doch nahe, nach den l'rsielieii dieser eigentümlichen Krsciie;ninig zu forschen: uml diese kennen nicht hmge verborgen bleiben. Lntweder ninnnt es ein Teil der Lehrer mit den Wrfehlungen der Schüler zu leicht, während der andere Teil zu streng urteilt; oder das Verhalten der Schüler ist bei verschiedenen Lehrern ein verschiedenes, wed ein Teil der Lehrer Discipitu halten kann, ein anderer nicht. In jedem Fallt würde, \orausgeselzt. dafs der \'orsteher der Anstalt der reclile Mann ist. eine gründliche, sachlich und k(illegiabseh gefidirle Hespreeliung die Wurzel de^ T'belstandes bald entdecken las.sen und dann auch zu einer heilsamen Ver- ständigung führen.

Und wie könnte durch Konferenzen die gute Wirkung des in Rede stehenden Strafmittels verstärkt werden!

Am Tage nach der Konferenz besucht der Anstaltsvorsteher oder die A'orsteherin die Klassen und läfst sich etwa also ver-

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Prof. RIHn.

nehmen: Wir Lehrer der Anstalt sind {gestern wieder zu einer Konferenz beisammen gewesen und linben uns nacli Durolisicht der Ta^^ebücher j^ej^enseitit^ dir Wahrnchniuiii^an mit^'^eteilt. die wir inlKtrctf tun< KUil>-« -> und \'erhaltens waliicinl der letzten Zeit gemacht haben. Zur Freude gereicht e> uns. sagen /u können, dais wir mit vielen von euch in allen Bc/ieluingcn zu frieden sind. Leider sind auch einige in der Klasse, die zn Klagen Anlafs gaben nnd deswegen ins Klassen tagebuch einge- tragen werden mufsten. I'Auq darunter macht uns sogar viel Kunnii' r, (be X. X.; sie hat im Laufe des letzten Monats wegen verschietlener X'erfehhingen wiederlndt. eiiunnl «>L::nr scluirf ge- tadelt werdet! inüsscti. Wenn •-icli d'w X M. nirhl l).dd l)essert, so sind wir genötigt, mit andern Malsnalimen gegen sie vor- zugehen. . . .

Was die übrigen lihrenstrafen betrifft, insbesondere das Heraiistretenlassen aus der Bank, die Anweisung eines beson- deren Platzes, das Hinauswdsen aus dem Zimmer, so ist bei

Anwendung (kr>elben dav AUcr r Mädchen wohl /u berück- sichtigen. Während es bei sechs l)is achtjährigen Kindern an- gehen mag, fortgesetzte I naufmerksamkeit. vStörung. Plauderei in der augegebeneti Weise zu bestrafen, sollte sich dir Lehrer wohl iRsiniKii. eine solche Strafe älteri-u Schülerinnen i^Ci^en- über auszuspreciien. Besonders viel ikdcnklichcs hat das Hinaus- weisen aus dem Zimmer und sollte nur bei .sehr schweren Ver- fehlungen notorisch übler Schülerinnen zulässig sein.

Preiheits- oder Arreststrafen sollten in Mädchenschulen den Charakter schwerer Strafen haben, darum nur für schwere Ver- fehlungen im Betragen, niemals wegen Plaudern, l'nordnung, Zuspätkommen. \'ergefslichkeit. rnflrir-- /uerkannt werden.

Die höchste Strafe (Ui Scliule, dit Ausweisung einer Schülerin, erscheint nur zuläs.^ig, wenn nacli der l'l)erzeugt''ig des I^ehrerküllegs ein längeres X'crbleiben der zu l)estralenden Schülerin mit grofsen sittlichen (tefahren für die übrigen ver- bunden i.st.

Friedberg i. Hessen. Prof. Klein.

f lief iH« Mineralogie in der Volksschnle.

Xeue Bahnen I So heifst jt t/t (Vn- Losung der Pädagn^Tii. \\V)liin man in der Pädntjogik aiKli biickLn mag, überall sti'»!Vl man jetzt auf neue Bahnen. l>ie neuen Baiineu des naturkund- lichen Unterrichts*, so betitelt sich eine 1894 erschienene Broschüre der Herren Partheil und Probst Und in der That! Ganz besonders wandeln die deskriptiven Naturwissenschaften auf Bahnen, welche die alten nicht im geringsten mehr erkennen lassen. Selbst die exakten Xatun^'is.senschaften hat man mit Ge-

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Cbi^r Min^ntlMicic In 4rr Volk»«>rbul(>.

walt auf neue Bahnen zu schieben gesucht, doch sind diesel1)cn etwas widerhaari^ und hinken höchstens auf beiden Seiten, da ihticn die neue Bahn doch e twas zu h()l])erip: ist. Nur ein Zweig der NaturwisseTi^rlKitttti j^^eht bt harrhch den alten Schlenderganj? und läfsl die l»i w eiten Zeiten ruhig au sich vorübergehen, es ist die Mineralogie.

Hs giebt drei Naturreiche, das Tierreich, das Pflanzenreich und das Mineralreich! So begann noch vor 30 Jahren deruatur- geschichtliche Unterricht in vielen, vielleicht in allen Volks- schulen. An diesen stereotypen Anfang schlofs sich die Be- trachtung der einzelnen Reiche, und zwar .selbstverständlich in erster I/iiiie dii- des Tierreichs, die mit riner Klassifikation dt*s- selbeii bfi^ann und mit Kinzelbesclircibungcn cnilete. Natürlich nuiisleii die beiden andern Nalmreiche dem Tierreiche analog behandelt werden. Das Pflanzenreich machte nicht viel Kopf- schmerzen, hatte doch JJnne sämtliche Pflanzen so hübsch in 24 Klassen geteilt Warum sollte man von dieser leicht faß- lichen Einteilung abgehen? Und mit dem Mineralreiche wurde mau auch bald fertig. Denn da man denn Inneres nicht nach aufsen kehren konnte, so begnügte nuui sich mit dem, was aufscii war Man hielt sit ins Feuer, legte sie ins Wasser, in (!en Schnu l/lici;«. 1. i)cinerkte bei einigen einen «.igcnlinnlicheu Glanz und teilte ^ie flugs ein in die vier K.la.s.scü: Bronze, Metalle, Krden und Steine, Salze, l ud diese lünteilung ist von den meisten Verfassern von Leitfäden für den Unterricht in der Mineralogie bis auf den heutigen Tag mit der gröfsten Bdiarr* liclikcit festgehalten worden. Auch Definitionen fand man für jede dicker Klassen, die lauge Zeit uls richtig gelten konnten, die aber heute augenblicklich erkeiuu-n In-^-^en, weis Geisteskind der Autor ist, der <ie in sein Buch auininnnt.

Wenti ich nnn lieute gci^'cn diese- irrlii iuliche und durch nichts autrcclil zu crhallciule ICiiUeilung der .Mineralien das Wort er- greife, so wird man mir wahrscheinlich wieder mit der Bemer- kung entgegentreten, dafs ich die Wissenschaft und nicht die Bedürfnisse der Volksschule im Auge habe. Um dieser Be- merkung vorzubeugen, frage ich: Ist deini ü!>erhaupt eine Ein- teilung dei Mineralien für die Volksschule notwendig? Nein! sage ich. Ja ich gehe noch weiter luid behaupte sogar, dafs in der \'olk.sschule v(^n Mineralogie '<ar nicht die Rede .sein darf - so lange nandich "d^r Chetnii noch Thor und Thür der Volkssclude verschlossen sin<l ; denn Mineralogie ohne Chemie ist ein Unding! Hierin wird mir jeder Recht geben, der in das Wesen der Mineralien eingedrungen ist. Denn was sind denn Mineralien? -- Ks sind von der Natur produzierte Chemi- kalien und bieten als solche thatsächlich den Stoff für de« l'nterricht in der Chemie - sind ohne diese Wissenschaft nicht zu verstehen.

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l>r. Kiclurd !$tfkttlxi'.

Tti welch innigem Znsannnenhanj^e die Mineralien mit den Chemikalien stehen, /eis^l '4:111/ besonders der rmstand, dafs ersterc wohl in den nui^Uii l-Tilkii die V'eratdassnnj; zur Her- stellnng der letzteren gegel)en haben. Da tlie sehune rote Farbe des Zinnobers nicht in hinreichender Menge von der Natur dar- geboten wird, versuchte man, auf künstlichem Wege eine Ver- bindung von Schwefel und Quecksilber herbeizuführen, und es gelang. Aus ähnlichem Ornnde werden jetzt Bleiweifs. lüseii- oxyd, Kisen- und Knpferv itriol. Schwerspat nnd viele andere Körper, die man nlle fcrlii^ i^ebildet in der Xalnr vorfindet, auf knnstlichem Wege hergestellt, tuid man krtniiti sie ganz i^ut ;iN Mineralien bezeichnen, wenn nicht ihre ICntstchnngswci^e dci Ik'deuUing des Wortes Mineral zuwiderliefe. Auch die Behand- lung beider im Unterricht kann keine andere sein als eine voll- ständig gleiche. Vorkommen (Darstellung bei den Chemikalien), Eigenschaften, Bestandteile, Anwendung, das ist es, worauf man bei Mineralien und Chemikalien sein Augenmerk zu richten hat. Ks dürfte hieraus zur (»enüge erhellen. <lafs man von einem rnterrichte in der Mineralnijie nur dann spreclien dnrf, wenn die Chemie in der i^eiiimeiiden Weise Beriu ksiclitigung iindet.

Will ich sonach die .Mineralogie ans allen den Schulen verbannt wissen, in denen man nichts von Cliemie erfährt, so habe ich durchaus nicht über die Mineralien den Stab gebrochen. Ks würde ganz verkehrt sein, wollte man über die unorganische Natur, über deren Wichtigkeit gar kein Wort zu verlieren ist gleichgültig hinwegsehen. Aber man treibe in den zuletzt erwähnten Schulen nicht Mineralogie, sondern Betrachtung der Mine- ralien. Man behandle nur das. was oline Kenntnis derChenn'e verständlich ist. und von diesem Slaudpunkte aus wird mau sogar auf einer \ erh;UtuiMiiäl"sig frühen Alter.sslule tlie Mineralien zum Uuterrichl.^gegenstande machen können. So hat vor allen Dingen die Heimatkunde die in der Heimat vorkommenden Steine nicht unberücksichtigt zu lassen, und wird auch auf besondere Vorkommnisse und Varietäten /n achten haben. Der Harzbewohner z. B. darf sich nicht mit dem gewöhnlich vor- kommenden Granit l>efassen, sondern hat auch auf den roten Granit des Brockens, den (rrnnitit, anfmerk^uin /n machen. In TAil)zig ist der Beiicliaer Graiiiljxti ])]] vi /w crwäliiien und -^o fort. Betrachtet man aber die Minerahen nur nach ihren pll^ ^i kaiischen Eigen.schafteu, so ist eine luhteilung derselben rein unmöglich, denn jede auf dieser Grundlage aufgebaute Klassi- fikation, wenn man bei ihrer Aufstellung auch noch so sorg- fältig zu Werke geht, wird falsch und ist deshalb nachteiliger, als wenn die Mineralien den Kindern ungeordnet dargeboten werden.

Sehen wir uns einmal die alte Einteilung der Mineralien,

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Cber Mtnmlonie In der VnlksMhule.

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wie ich sie bis jetzt in jedem mir zur Receiision übersandten Schulbuche gefunden habe, näher an.

Von <]en Bronzen heilst es. dafs sie in Wasser unlöslicli, im Ktuer verbrenn bar sind. Jetzt weils mau» dais auch Metalle verbrannt werden können.

Die Metalle deiiniert Sattler in HrauubcliweiK und andere als Mineralien von meist metallischem Glauz, hohem Eigen- gewicht aber geringer Härte. Sie sind in Wasser unlöslich, im Feuer nicht verbrennbar*. Man begreift nicht, wie ein denkender Mann so etwas schreiben kann. Hrden un<l Steine sind nach d^ alten Ansicht im Wasser unlöslicli nicht brennbar und nicht schmelzbar. Wer so etwns schreiben knnn. ninfs voti Kt;nptiv- gesteinen gar keine Almuuu haben. Dafs (Has und die soge- natniten (jinsflüsst v;\-.sclinio]/A MiiRr irK.n sind, scheinen die Herren SchnlbücJierlabrikanten auch nicht /,u wissen, und jeden- falls ist ihnen ganz unbekannt, dafs man heutzutage durch grofse Hitze sogar wirkliche Rubine und Sapphire darstellt. Vor allen Dingen hätte jeder an die epochemachende Entdeckung der Dynamomaschine denken sollen, die imstande ist, einen Strom von solcher Hitze zu erzeugen, dais Thonerde geschmolzen und elektroh Sit rt werden kann zur ( lewimunig des Ahnniniunis. Salze werden erklärt als Mint-ralien. die in Wasser löslich .sind und salzig sehniecken. Das war nur so lange richtig, als man die Mineralien nur äulsc-rhcli kannte, nur auf ihre physi- kalischen Eigenschaften hin prüfte. Jetzt versteht man unter Salzen Säuren, deren Wasserstoff durch ein Metall oder einen metaUähnlicheu Körper substituiert ist, und in diesem Sinne sind sämtliche Krdeii und Sttine der alten Kinteilung Salze, l>ei- spielswei.se Kreide, (hi)s, Schwersj)at. Withorit. Strontion, Cölestin, Khifsspal. Feldspat, \TcI;uhit. Kalkspnt, Doleinil. Magnesit. Weif.sbleierz, ( irüubleierz. Rotbleierz, Blei vitriol, Turmaliu, Topas, Olivin u. s. w.

Eine Kinteihiiig der Mineralien aber, die dem heutigen Staudpunkte der Wissenschaft vollständig zuwiderlault, nuifs unter allen rniständen beseitigt werden.

Aber aucii dann, wenn die Miner.dien auch nach ihrem chemischen Charakter betrachtet werden, kommt man ohne eine Einteilung derselben aus. Wer eine solche aber f&r notwendig oder wenigstens ffir wünschenswert hält, der teile die Mineralien in folgende sechs Kla.ssen ein:

f. Klasse: Elemente.

2. Klasse: Schwefel- (Selen-, Tellur-, Arsen-, Antimon- und

Wi sni ut- jVerbindungen.

3. Klasse: Oxyde.

4. Klasse: Haloidsalze.

^6 Dt. Uicbard tiehiilac

5. Klasse: Sauerstoitsal/f.

6. Klasst; : Or^aii j sehe X'erbiuduiigen uucl dereu Zersetzuugs-

prodiiktc.

Die vielen Cirdnungeii, rcsp. Gruppen, in welche jede dieser Klassen noch eingeteilt werden kann, gehören selbstverständlich auf keinen Fall in die Volksschule.

S u III in a : Eine Einteilung der Mineralien ist für die Volks- schule nicht nötig, wenn aber eine solche geboten wird, mufs sie richtig sein.

Wie schon oben erwälnU. habe ich die \craltelc l'^uUcihins: der Mineralien in sämtlichen iA'itfäden für den Unterricht in der Mineralogie der Volksschulen, welche mir im L,aute der Zeit zur Recension übersandt wurden, gefunden, und deshalb halte ich die Veröffentlichung dieser wenigen Zeilen für not- wendig.

Leipzig. Dr. Rieh ard Schulde.

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Keuere Bradieinung^n

auf dem Gebiete des deutschen Sprac]iunterric]it8.

Vom Ncnrntgeber.

1. ^Sc•1l^iftell sur Methodik de« detiUchen Uiiterrirht«.

A. Scheibihnber. Der Sprachunterricht in der \ ülksschulc nach dem p.s\ cholt)gischen Verlaufe der Sprachaneijniuii^. Straubing 1893, Cl. Attenkofer. 100 S. 0,80 M.

H. Meixner, Wie sind die Kinder unserer I«andschu1en in

den (icbrauch der deutschen Spr.u lu cin/uführen und

wie ist ilincn derselbe dauem l m sii hci 11 ' Jena 1S94. Iv. Mauke. Joh. Nic'klas. Methodische Winkl t \i r den deutschen T'iUer-

richt nn den drei unteren Kl.isstn höherer J.,ehran.slalten.

München 1S94. i^indauersche Uuchhandiung. bS S. 1,20 M.

Wir kommen in der richtigen Behandlung des deutschen Unter- richts doch weiter das war der Kindntck, mit dem ich nach be- endigter Lektüre die obigen Bücher aus der Hand legte. Leider darf ich auf die in denselben nieder^^elegten Onindsätze hier nicht naher eingehen, kann mir jedoch niclit versaufen, aus der erst genannten Schrift foljfende beherzigenswerte (bedanken niil/uteilen : Wiesich aus der Betravhluiiu de»^ ]>s\ choh>gischen \'edaufes der Sjirach aneignung ergicbl \ ull/.ielit sich die Aneignunir der Scliritlsprachc nicht iui eigentlichen Sprach-, sondern im übrigen I nterriclile. also im Sachunterrichte. Unbewufst prägen sich hier der Wortschatz und die Sprachfomien ein. und je eindringlicher der Sachunterricht ist desto grölser ist auch der (lef^*inn für die sprachliche Bildung. Im SachuntLi licht findet die Art wie sich <las Kind aufser der Schule und wie sicli die gesamte Menschheit die Sprache angeeignet hat ihre »latnrircmäfsc F(Mtsit/imu. nvdeni aucli hier »Sache und \;uue. fiedanke und Salz stets lu \ eibindung auftreten und vom Kinzclnen xum Kin/elnen geschritten wird.

Die Reflexion über die Sprache beginnt erst, nachdem im An- schlüsse an den Sachunterricht der Aufsatxtext festgestellt worden ist. Am Aufsatx werden die Sprach- und Rechtschreib- übungen vorgenommen, und aller Sprachunterricht, der

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losjje trennt vom Aufsiit/. tri eilt nird. tsl /.weck los. Die Wörter lies Aufsatzes wenlen im l-.inzelnen nach ihrer Abstammung. l''le.\i(>!i und Sohreibw « ist. . die Sätze nach ihrer Konstruktion und Interpunktion l>e.s]»r< k um, aber nur insoweit dies für die neblige schriftliche Darstellung notwendig ist Sodann wird das Gleichartige in den Wörtern und Sätzen im Rahmen des vorher aufgeführten Lehrstoffplanes ztisammengestellt. um dem im Kind« bereits vorhan< denen Sinn für Analogie der Formen eiitu<^ :^enziikommen. Endlich werden hieraus die notwendij^^en Kejjeln al)Releilet.

HeziV-^Uch der Kemlii hiite man sich vor zweierlei Tänsolninj^cn. Man ^laul)e nicht, dais (la*-- Kind «liese in der i'Olge richtijr anwen- den werde, wenn es dieselben viialsl hat. Dies ist ledijjflich Sache der Cicwöhnung. Wie sich die genaue Kenntnis aller Moralj^eseize ganz gut mit einem unmoralischen Lebenswandel verträgt, so ersieht sich ans dem Verständnis einer Sprachregel noch keineswegs deren Befolgung.

l'erner betriij^e man sich nicht in tkr Meinung, dals das Kind die Sprachformen direkt nach der Kegel bilden un<l die Wörter hier- nach schreiben werde Die I'>fahrung lehrt etwas ganz aiuU res. Das Kind wen d e l n i e Ii l e i n e a 1 1 gein ein e K egel au f d en c i n /ein en F a 1 1 a n , so n d e r n es b i 1 d e i i ni ni er, b e w u Is t od v r n n b e w u is l, m e eh an isch die u eu e Sprachersch ei n u ng ein cm iili nlicli en Beispielenach. Die Musterbeispiele haben folglich ihren Hauptwert nicht für die «Entwickelung , sondern für die Anwendung derKegeln. Falsch ist es daher, beispielsw^eise bei dem Satze: Der .Star konnte nnt seinem ktirzen Schnabel das Wasser in der Flasche nicht erreichen den Schüler nur auf die früher be- hatulelte Sprachregel hinzuweisen, dafs nach dem Worte mit stets der III !*all stehe, liier mü.ssen vielmehr dem Kinde ahnbclu l^ei- .spiele aus dem früheren l uterrichte ins (iedächtnis gerufen werden /.. B. (ftäser und Kräuter schmücken die falben Wiesen mit frischem Grün. Die neue Form mit seinem Schnabel* bildet sodann der Schüler der bereits bekannten Form ^mit frischem Orün ohne be- sondere Mühe nach. Die Hauptsache besteht eben nicht darin, dafs alle notwendigen Kegeln möglichst fest nach ihrem Wortlaute dem (iedächtn isse einj^reprägt werden, sondern darin, dafs sieh für alle tnöglichen I'.älle fort- laufende keilien von .Musterbeispielen im (leiste des Kin- des ansammeln, die ihm jeden .\ugenbiiek zur Repro- duktion bereitstehen und es in den Stau d setzen, das Neue sofort nach dem bekannten Ähnlichen zu beurteilen und zu behandeln. Bei der Vorbereitung des Aufsatzes müssen dem- nach alle Fälle, wo Fehler zu vermuten sind, mit den Keihen ähn- licher Heispiele ans dem früheren T'nterrichte in \ erbindi\ng gesetzt und in diesem Zusammenhange geübt werden. Dieser allseitigen \ orbereitung folgt die Niederschrift des Aufsatzes.

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2. Handbücher für den AnscliaanngHonterricht.

iiwtrg Starm, Hauptlehrer in Karlsruhe, I^ektionen für den An-

sohauunu^s I nterricht im ersten und zweiten Schuljahre. Methodisch bearbeitet. 2, Auflage. Karlsruhe 1893. (>. Braun.

2.6t» M.

•I* Lutwitzi, Lehrerin Rln iti/ibcrti. H andbüchlein für den An- srh an un sr*^ - ^' terri ch t m der I. und II. Klasse. 3. Auflage.

Kai<'Tslault.-ni i.S()3. J. J. Tasoher. SS S.

Dr. C. K<'hr. D^i A nschau u n *f s- U n t <. r ri ^ h t iür Haus und Sciuile auf (irurdlajfe der Hev-SpekU isclien I'abehi im An- •schlufs an \V. l'feiffcrs Wandbilder. 4. Auflage, bearbeitet von A. Kleinschmidt. Seminarlehrer in Benshdm. Oothn iSc; ). Fr. Andr. Perthes. 190 S.

In ausgeführten Lektionen, die den praktischen Schulmann er- kennen lassen, behandelt das erste Büchlein diejenigen Stoffe aus

der T'nij^ebun^'^ des Kindes, welche :i --Iben nahe liejj^en : die Schul- und ^^^'^lI^sl^llK . ili. Mutler in do Küche, der Wirtschaftshof. Dorf und St.idl. dtr (iarteii di^ Hestellunj^ des I'eldes. der Wald, die Obsteinte. Luft. Wind \nul Wetter, das Wasser und der Winter galicn die l'nterlagen für die He.sprechungen, die im kindlichen Tone gehalten sind und dem jün^aren Kollegen schätzenswerte Hand- reichungen für diesen immerhin nicht leichten l^nterricht bieten. Auch der Verf. des zweiten Büchleins hat sich bestrebt, den Stoff der Besprechungen nach Inhalt und Form der kindlichen I'assunj^s- kraft an/up:issen. Charakteristisch für sein Ihich ist. dafs die Haupt- sät/.e jecier Lektion durch den Druck besonders hervorjjeh(»ben sind, die dann durch kurze Sticbwoite anjjerej^t am Schlüsse von allen »Schülern /usammenhän;^end wiederjfejjeben be/.w. nietler- gcücliricbcn werden und so die Grundlage für den späteren Auf- satzunterricht bilden. Das Buch von Kehr ist in der deutschen Lehrerwelt bekannt. Der neue Bearbeiter hat an der Art der Be- handlung nichts geändert und die Anleitung zu der Besprechung; der drei neu erschienenen Hilder Schwan, Mäuschen und Vögel und Knie möj^lichst in Kehrs (fcist j^ej^eben

L. F. Göckelbecker, Lehrer. Lehrlusl. b;in l'ührer durch den Tuter- richt im ersten Schuljahre. Im .\nschbus an des Wrfa.ssers F.erTilüsl (Cotueniusfibel I. I Teil: im Frühling. Kurlsruhe »Sy^. <>llo Xcniiiitii. S. i.S<» M.

Wir fuhren tlas Ihicli an dieser Stellt- da v< ifi seiiieni

Hauptteile nach dem «lange des Anschauuiigsunlen leiiLes geoi<luete rnterrichtsproben enthält, von denen wir nicht itwcifeln, dafs sie das Interesse der Kinder voll und ganx in Anspruch nehmen werden ; die ersten 100 Seiten enthalten im wesentlichen eine Anleitung zur Hehandlung der Comeninsfibel, die das Buch für den. w^elcher diese I'il>el im rnterrichte benutzt, sehr wertvoll macht.

8. Fibellittemtnr.

<r. K. Kriiscbe, Lösnnfi der Fibelfragt- durch Krst<:s Schulbuch für den g-esamtcn I nterrichl im i. Schuljahre . js^n. HiobftbeK

Selhstverlaji, rtiuerirli h. Dresden.

Der \*erf. ^hiubl durch seine Hiobtihil iso genannt, weil sie mit dem Hilde des leidenden Iliob und der »Silbe Hi beKinnli die FibeUraf;e gelost äu haben. Kr hat nach seinen Worten die l ibel tt. a. bearbeitet: ii unter Anlehnung an die bishertf^e Normal wort- inethodc, weit diese dem wichtigsten rnterrichtsniomenti'. der Weckung^ des Interesses, die meiste lU achtunj; schenkt und weil sie die Laute resp. Huchstaben als Hestan<lteile eines bekaunlen ( inn/i :i am deut- lich.->ten erkennen lafsl ; 21 »lurch lünführuni; der bisher \ ernacli lässigteu, aber durchaus notwendigen i inhuitüchen Sillienbilduni: unter /ugrundeleguni! der Normalsilbtii \\»>ilutch nicht M"i> tlu- Analyse, sonilern auch die vS\nlhese angebahni wird; 31 durch AuC- stellung eines dieSchreibschwierigkeit vermindernden, das Phonetische berücksichtigenden, stufen mäfeig - methodischen Aufliaues, um bei gleichzeitiger Beachtung der anderen Momente Selbstthättgkeit und Selbständigkeit /.u wecken; 4; durch Heriicksichtigung der dem Lesen gebfihrenden \ oranstellung unter Hinweis auf den (irundsatz: \'oni Leichteren /um Schwereren! Das lUich ist /u vrebrauchen ; eine LösuTii: (Ur l'"ibelfrage brinirt allerdings niclit.

W. Daitj^ei't. l'ibel für den ersten Sprech . I.csi und Schreib Unterricht. Nach den ( irundsat/en der l'honetik. Frankfurt

;r "M. iSt)], Diestei \\ e.y. 120 S.

L. ¥. (MK keihetker. Lernlust, lüne LOnieniustibei. lür <Uu zeit gemäls vereitngUn S.ücli-. Si)rach und Schreibunteniehl nach einem volhttändigen Lehrgang der kombinierten Laut- und Normahvortmethode. 3. Aufl. Karlsruhe, O. Nemnich. H4. 0,50 M.

H. Feehaer, Deutsche Schreiblese fi bei nach der analytisch- synthetischen Lehrmethode. 49. Aufl. Berlin 1S95. Wiegandt u. (irieben. 152 S.

Schulse, Rektor in (Xsterburg, u. Jiggel, Lehrer in Krumke, Des Kindes erstes Schulbuch. (;otha 18^3. C. F. Thieuemann.

78 u. 62 S.

Mttller. Völker, Funk, De\ilche Schreiblcsef ibcl. 17. Aufl. (iiefsen.

Lniil Koth mS S i),4<) NL V. Lölt'ler, Deutsche X or tu al f i b<l t\arb dtr WOrllatnu r unil

Schreiblesemcthode und dem einiachslen nalurgemaisesten Lnter-

richtsgange bearbeitet Osterwieck 1S94. .V. W. Zickfeldt H. Glintlier} Deutsches Lesebuch für mehrklassigc evangelische

Volksschulen, i. Teil. Unterabteilung der rnterstufe. Osterwieck

a Harz, A. W. Zickfeldt

\V. Dangert verlangt, dais die Lautschulung, die heute im fremdsprachlichen l'nterrichte ja eine grofec Rolle spielt schon im

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K*a*n> firaehptoiuifeii uf dem OeblHr im ^»wrfhru Api«clMHil«frtclitt.

... . , ,.

Rleinentarunterriolit \ht\ \ Anfanp nehme. Hinfühnmu der T.aute nicht nach ihrer Schrei! -srliwierig^keit. sondern nach dem (Irade der Schwieri^jkeil ihrer .\utfas.snn.ir durv h das Ohr. ihrer <;prachlichen Her\nH<nnifun^. ihrer \"erl)indharkeit mit andt-rn I.atiten scharfe r lUersolu Khm^ der Stimmhaften nnd Stimmlosen *rrennun«r der llauptfunküon der Lante von tkn Nchenfunktionen stetige Ik- tonuni; der orthoepischen und orthogra[)hischen Wechselwirkung - Vermeidung der kleing^escbriebenen Snbstantiva: das sind diejinind- legeuden (bedanken, die dem Verf. bei der Bearbeitung seiner Fibel malsuehend uevvcsun .sind. (i öek elhec k ers I.ernhist ist eine nach (kn rrin/ij^ien des vereinij^teii Sach-. Sprach- und Schreibnnter- richts Sehr j^csehiekt ahj^efalstc I'ihel. Nach (knselben ( irundsätzen iM bekannthoh auch (he wt-itvcrhreitete Fihfl I"echners nnjjck'jit, waliretid die fol*^en(k'Ji Schritten <ier Schre^l»le^cJlletho<k• huhhgen.

4. Lesebttcher.

I>r. Rob. Kfitlis, ]>irektor. Dr. K. W. Meyer. Direktor, und Dr. Ath. SchiiMter, Direktor.* Deutsches Lesebuch für Vorschulen

höherer Lehranstalten, i. Teil: I-ür die 3. n. 2. Vorklasse. 4 Aufl. 201 S. 2. Teil; iMir die cnstc Vorkla.<;se. 4. .\ufl. i>S S. llanni>\cr i,S<^i;t)2. llelwiny.

- . - . Deutsches I,es<l>nch für höhere Lehranstalten; nacii den neueJi Lehrphinen hearheitct von Dr. .V. Schuster, Direktor, W, Fischer, Prof.. und II. Schäfer, Prof. i. Teil: Sexta. 7. Aufl.- 242 S. 2. Teil: Quinta. 6. Aufl. 23« S. .1. Teil : Quarta. 6. Aufl. 262 S. 4. Teil : rntertertia. 265 S. 5. Teil: Obertertia. 240 S. Hannover 1S93/94, Helwiny.

Dr. P. Hellwtg:, ( HK-rlehrer. Dr P. Hirt, Oberlehrer. Dr N. SierniHl. Prof.. Deutsche^ L^ sehuch für höhere Schulen, i. Teil: Sc\t:i. v>i»S. - 2. I cil: Ouinta ;r6S. 3. Teil : yuarta. 312 S. - 4 Teil: Tertia. 4(m» S. Drtxlcu iSo.v L Khknnann.

Ii. Kletko und IL Soliald, Lesebuch i u r höhet c M äd ch e n se Ii u 1 e n mit Berücksichti^Min^ des rnterrichts in der Litteraturgeschichte. 8. Aufl. von Dr. h. H. Fischer. Alten bürg 1894, Pierer. 594 S. 4 M.

K. Helnemann und A. Schröder, Urstes Lesebuch. Ausj^abe .\ Teil II: Zweites Schuljahr. 160 S. - .\usjrabe H: Zweites Schul- jahr be/Av. /weite Lese.ibteilun.tr. 2. Aufl. 122 S. .\us;4abe C: Zweites vSchnliahr im S Lan<fensal/.a 1^93, lk\er u. Söhne.

W. Bartholomiiiis. RLkt. t, und Aug. He!n«*rke, Hau]>tlehrer. Lese- buch für mein kl assi <i e evau j;elisehe \olksschulen. I.Teil: Mittelstufe. 43H S. geb. i M. 2. Teil: Oberstufe, 438 S. f,20 M. geb. Kssen, G. D. Bädeker.

Deutsches Lesebuch für mehrklassige Schulen. In vier Stufen herausgej^eben von einer Kommission der Schuldirektoren J*eip- jtilP» ! Reimer, K. Richter, Dr. Sachse« •bffefctÜR. Aug. Thomas,

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62 Johcnnc« Uffrr.

Dr. Zimnicnnann \. Stufe. 192 S. jifeb. 75 Pf. 2. Slufc. .^20 S. 1.25 M. geb. ,v Stufe, y^b S. 1.30 AI. geb. ~ 4. .Stufe, 400 S. 1,60 M jrel). I.eip/.ig. Dürr. Deutsche J ugend. Lesebuch für Hür«jerschuleii. i. Teil: Zweites Schuljahr. 2. Aufl. 152 S. 2. Teil : Drittes Schuljahr. 176 S. - Teil:' Viertes Schuljahr. 18; S. 4. Teil: Fünftes Schuljahr. 223 S. 5. Teil : Sechstes bis achtes Schuljahr. 376 S. 6. Teil : Siebentes und achtes Schuljahr. 372 S. Brauuschwetg 1894 95. Hasserburg.

J. Sclianzp, Rektor, und W. iSclianze, Mittelsclntllehrer. I.eselnich für .städtische und gewerblirhc 1- Ortbildungsschulen. 3. XvlÜ. Wittenberg 1893, R. Herro.se. 44iS S.

ft. Klassiker-Aasgaben.

Dr. 6. Bornliak, Teubners Sammlung deutscher Dicht- und Schriftwerke fiir höhere Mädchenschulen. 23. Bändchen: Die bezauberte Rose von Emst Schulze. Herausgegeben von Dr. G. Bcrnhall. 60 S. geb. 60 Pf. 27. Bändchen: Dichtung und Wahrheit von (ioethe. Heraxi.sgefjebi n von GusL Hofmei.ster. 20T S ii-eb. j M. 7. Händchen : Klopstocks Mes.sias und Öden in .Auswahl. Herausgegeben vou Dr. K.Städler. 111 S. geb. 0,80 M. Leipzig, Teubner.

Schön in j4hs Au.sgaben deutscher Kla.ssiker mit KiMnuieiitar. 2<i. Hand: Lessings hambuiKische Dramaturgie. Herausgegeben von Dr. J. Buschmann. 272 S. i»6o M. 22. Band: Zrinj-, Ein Trauer- spiel in fünf Aufzügen. Flerausgegeben von Dr. J. Dahmen. 140 S. 21. Band ; .\us meinem Leben. Dichtung und Wahr- heit. Herau.sgegeben von Dr. Dahmen. 174 S. Paderborn 1K94/95. Fcrd. Scliöniiigh.

1 )r. J. Wyc'Iigrani , \' e 1 h a u e n \j n d Kl a s i n s S a ni m l n n g deutscher Schulausgaben. 21. I.ief : Wilhelm Teil von Schiller. Herau.sgcgeben von Prof. Dr. A. Thorbecke. i(k)S. gel). 60 Pf. 12. Lief,: Minna von Bamhelm von I.,cs.sing. Heraus- gegeben von Prof. l>r. Thorbecke. 126 S. geh. 50 Pf. ^ 4. Lief.: (roethes («edichte. :\uswahi. Heransgegeben von Dr. R. Franz. 190 S. 75 Pf. - 26. Kicf. : Julius Cäsar von Shakespeare. Heraus- gegeben von l^r. K. v. Salhviirck. 112 S. i\-;o - (^'k Lief.: Hotiu rs Odyssee, im Ans/n'^^ ]v. der l'l)er.'<et/.ung von J . H. \ ofs. H>(> S. }ieb. c>o l'f. 42. Liel. : Da.s deutsche \'olkslicfl. .Auswahl. Herausgegeben von Dr. K. Matthias. 142 S. 7; Pf. - ;'>5. I.icf. : Kleinere rro.saschriften von (loethe. Herausgegel)en von Dr. W . Nöldecke. 112 S. 0.60 M. -- 15. Uef.: Das Nibelungenlied im Auszuge. Herausgegeben von Dr. G. I.,egerlotz. 142 S. 0,80 M. 50. Lief.: Deutsche Prosa. .\usgewählt von Dr. J. Wychgram. I. Teil: Rednerische Pro.sa. 156 S. 0.75 M. 59. Lief.: Cid von Herder, II erausgegeben von Dr. K. (iroth. 97 S. 0.50 M.

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T,T,. Lief. : Goethes I.eben und \^'c rke. Von Dr. K. Meinemanii. 130 S. o/xi ^^. !. Lief.: lUr-.iuinn ihkI Dorothea von (iocthe. Heran S}i:ej^eben von Dr. ]. \\ ycli^rani. 72 S. 0.50 M. Mittel- hochdeutsches Lesebuch, i leraustjef^eben von Dr. (i. I.egerlotz. 13 j S. o.yo M. Bielefeld und Leipzig, Velhagen u. Klastng. I>r. Beinh. Knttnert Homers Ilias. übersetzt \'on J. H. Vofs. Für Schule und Haus bearbeitet vou Dr. Bcmh. Kuttner. Frank- furt a. M. 1896. Sauerländer. 216 S. ia:eb. 1.50 M. A u ,s d e r d e u t s o h e n I, i 1 1 e r a t u r. Für die deutsche J ugend, Hand i : Meisti rw t rke dt-nlsrlK-r ]>i( htun;^. 5!n S. j^feb. 3 M. Hand ?• llr/ählunKcn und Lehcii>lü'!er. 43S S. jjeb. 3 M. Die K.c»nkienz der Leipzij^er SchulUircktoren, die sich alljährlich vor die Aufgabe gestellt sah. l'rüniien zur Verteilung an die Schüler und Schülerinnen auszuwählen (namentlich am Sedantage sind tausend Schüler Bücher zur Rrinnerunj? an diesen Ta^ zu ver- teilen), entschtofs sich, aus der deutschen Litteratur selbst eine Aus- wahl zu treffen, die zu solchem Zwecke ^ich besonders eignete. So ent.Htanden die beiden vorliegenden Hände, die auch äufserlieh vor- trefflich ausy^estattet sind und das stattliche ( lewnnd trai^^cn das sich für rrainienbiu her schickt. Der t rst<- Hatul c lUhält (iocUus Her- uiann und Dorothea . sowie sechs Dr.ijnen: Götz von Herluhingen, Teil, VV'allen.stein I— III» Minna von Harnhelm. l>afs mit dieser Aus- wahl wirklich Mei.sterwerke der deutschen Dichtung getroffen sind, die vor allem deutschen Kindern bekannt sein sollen, wird man zu- geben. Eine ganz eigenartige I<eistung i.st der zweite Band. Aus ihm leuchten besonders zwei Be.strel)ungen hervor: erstens eine ge- sunde N'olksjuoral zu fördern und dann eine echt deutsche (.esinnung zu pflegen. Dabei ist die Axiswahl der Kr/ähbinL^en. tTamcntbcli aber :iuch die der Lebeiisiiilder so i; Llr«tffen. daJs iiisliLsoiitlere das Interesse tler Jugend erregt wird u>i<i dals die hier geboienen Muster für (le- sinnung und Lebensführung zum Teil in die Jugendzeit deutscher Männer und Frauen führen. Auch darauf ist gebührend Rücksicht genommen, dafs eben.sowohl Knaben wie Mädchen in dem Buche An- regung und Mu.ster zur N'acheiferung finden. Als Prämienbüchcr, wie auch für Schüler- und Volksbibliotheken können wir die beiden Bände bestens empfehlen.

(Fortsetzung folgt.)

jC«ae BBther und Aufalix«.

Neue Biiclier tmd Aufsätze.

ai Bücher.

Arendt. Prof. Dr. Rwd., Didak- tik und ^^ethodik des Cheinii- l^nterrichts. (74 .S.» München. C, Ii.

Heck. I.So M.

Gicfsler, Dr. Carl Max, Über

die \'orjjänge bei der Erinnerunif an Absichten. Kine psvcholoj^ische Studie. (32 S.) Halle. C. A. Kämmerer u. Co. 0,60 M.

«irefsler. J.. ».ktor, liildun;.;s ziele der X'olkssclnik* in Rücksicht um die l-orderuiigen tlcr Gegen- wart. (40 S.) Wiesbaden, K.Behrend.

o,6f i M.

( i ii n th c r, Siegm. u. Alfr. K i r c h- hoff, Profi, DD., Didaktik und Methodik des ('icographieunter- richts. (44 u. 67 S.i München, C. H. Beck. 3 M.

Kocb. Hmil, Tiaa Bewnfstsein

der Transccndenz oder der Wirk- lichkeit. Kin psychologischer \'er- such. (VIII, 127 S.) Halle. .M. Niemeyer. 3 M.

T.i'ew. i:. .lIsj.viuii -i»roi., Dr. ICt tist. iiidaktik und Methodik des l nter- richtsin Naturbeschreibung. lySS.) München, C. H. Beck. 2,20 M.

Onnnerborn. m-kt., C, Beden tung und Ausgestaltung der Vavi Ijildungsschule in un.serer Zeil. Ö2 S.) Mainz, J. Kirctiheim. 0,50 M.

Rol'sbach, Dr. Die Berück- sichtigung der KiiUnrgcschichte im (ieschicht.suntcrricht. (15 .S.j Neuwied. Heuser. 0,30 M.

Schäppi, s«t.-K«t, J., Die Or- ganisation des lians\sirt'^cli:ift- lichen und bcrutlichen l nUn ielils in unsvi i n Mä<lchenschulen. {70S.J Zürich. Iv Speidel. i M.

Schenkendorfl. \»,-. .rin , 1*" v Die.Vusgestaltung der \ Olk.sschulc nach den Bedürfnissen derdegen wart. (21 8.) (iörlity., J \V. Sattig. 0,40 M.

bj Aufsätze.

Aniehingk. W.. Der franzö- sische I nterricht in der acht- stufigen Mittelschule (Mittelsch. u. höh. Mädchenschule 21. 22.) Halle a.;S.. Schrödel.

Budde, rixi das Charakte- ristische der Lutze sehen Philo- sophie, speziell der l\s\ chologie. (Rhein Hlätter f. Krz. 11. Tut 5.) I'rankturi a.;M.. Diesterweg.

Ivckhardt. Die l nigestaltung der Bildungs/.iele nach den For- derungen der tiegen wart, (.\llgeni. Schuli)latt 29—32.) Wiesbaden. Becfatold n. Co.

l\rnst. A , l^ic HaushaUntißs kuudc in der mittleren u. höheren Mädchenschule (Mtttetsch.u.hdh. .Mädchen.sch. 19. 20.) Halle a./8.. Schrödel.

Fack, M.. Zahlen u. Rechnen. Kine Studie. <Zeitschr. f. Philosoph, u. Pädagogik 4. 5.) I«anKen.sajza, Beyer u. Söhne.

Koch, Karl. Stellung und Ver- wertung des Alten Testaments im christlichen Religionsunterricht. (Padag. Zeilung 46. 47.) Berlin, W. II S. Löwen thal.

Mackeprank, 1'., Die Be deutung der deutschen Sage für Erziehung- und rnterricht (Schul- !)latt der Pi<>\ Sachsen 39. 40.) Quedlinburg. Huch.

Thrändorf. Dr. l" . Allgemeine Ilumanitätsschule o. Konfessions- schule. iZeitschr. f. Philoso})hie u. l'ädagogik 4. 5.1 Langen.sal/.a. Rever u. Sohne.

\\'ulck()W. Dr., iKi Lrlu^l.^f und das Leben. »Rhein. Bl. f. Krz. u, Unterr. 5.) Frankfurt a. M.. Diesterweg.

\ N , DieStellungderProplu Un im Lchiplane des evangelischen R el i gi on SU n terrichts. ( .'Mlgeraeine •kutsche I.ehrerztg. 46—4**.) Leip- zig, Klinkhardt.

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Neue Bahnen.

Monatsschrift für Haus-, Schul- und Gesellschafts-Erziehung. Heft 2. Fel^uar 1R96. ^I. Jahr«.

Adam Smitlis pädagogisclie An- sicliten und Kritik derselben.

Von Or. Pavl Bergemaiw in Jena.

(i"oii.scty.uni{.(

Zweites Kapitel.

Die Öffentliche oder Scliul-Erxiehung.

Bei der I^traclituug dieser Seite des Erziehuu^swesens legt Smith den Hatiptuachdnick auf die Krörteritng der organi- satorischen Fraj^Lir. diese müssen daher auch im Vorder- l^runde meiner jetzi.ucn Iksprccluin.i^ stehen, um so mehr, d;i ^^'^erade iji unserer Zeit wieder derarti«;en Problemen ein ]e))liattes Interesse ent<;e<(en.J4el)raelU wird, lu'st in zweiter Linie konnnt dann die Fra^^e uacli tler Crestallunj^ de.s Unter- richtes in Üet rächt.

Krster Absclinitt. ErBrtftruiig allgemeiner Frafeit.

Zweierlei Unterrieh ts-Sphärcn sind zu unterscheiden: eine höhere und eine niedere, die der Gelehrten- (und der Hoch-) Schulen einer- und diejenige der Volksschulen anderseits. Die

mannigfachen Überj^Mnj^sformen zwischen dieser und jener, welche die Ik'dnrfnisse der neueren Zeit tlie unaufhaltsam fortsclnx'itt Ilde herufürhe S[H'7inli*^icr!iiii^ und die (^^t frei- lieh liht ri: 1)L ne Wertschälzmi«; des Details im Wissen und Kr.iHjcn iür die Herufsarbeit hervorj^ebracht liaben, ^ind Snütii noch unbekannt, ein Umstand, der seine Hruä^uu.^en bedeutend vereinfachte, Ferner: ein moderner päd a «logischer Schriftsteller, der über das Schulwesen im allgemeinen schreibt, mufs stets auch die für die Mädchen bildung bestehenden oder zu treffenden Veranstaltunj;en eingehend berücksich- tigen und besprechen. Ik-i Smith finden wir diesen Ptuikt mit nur wenigen Sätzen rihi^ethan: es bestand dnnials eben noch nicht das allseitige lel)hafte Interesse für das weil)liche IHldungsweseu wie in unserer Zeil trotz. I'cnelon's energischen

SrB«? RHitnon VII. e

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t)r. l'Aul liiTirpinmiti.

Hinweises in der bekannten Schrift „Sur Vidncattw (fe» fiiles^ (1683), welche der erste einigfermafsen gehingene Versuch ist, die Aufgaben der weiblichen Er2iehun.f,^ zu lösen,') und Ronsseau*s il^c istreichen Aphorismen im fünften Buche des Kniile. Erst Susanne Xecker-Saussure ist es ijelnngen, das Eis der t^leithi^illi^kt it und Interesselosigkeit diesen wich- tii^en Problemen gegenüber naclihaltig zu brechen: ihre Ar-

ist als von epochemachender Bedeutung für die Frauenbe- wegung anzusehen.

Wenden wir uns nun zur Betrachtung der Ansichten Smith^s, wie im einzelnen das Unterrichtswesen zu gestalten sei, um den Zweck, dem es zu dienen hat, in bestmöglicher Weise zu erreichen, so müssen wir zunächst fragen, worin dieser bestehen soll.

Smith läfst uns dnnÜKr nicht im Zweifel: er erblickt ihn darin, die Heranwachsenden zu tüchtigen Bürgern in dieser Welt zu machen, in erster Linie zn nützlichen Gliedern ihres Volkes und Vaterlands, genauer: sie mit demjenigen allge- meinen Wissen und Können auszurüsten, das sie in den Stand setzt, dereinst solche zu werden. Es ist das nämliche Ziel, welches er in der Theorie schon im tiegensatze zu dem- jenigen der Haus- oder Familiener/ichnn<^: aufgestellt und (las er dort als allgemeine GeisUsl)ildung lormuliert hatte, wie wir wissen. Es ist bereits darauf hingewiesen worden, dafs CS das einzig zutreffende ist. Smith stimmt darin nicht nnr mit den Pädagogen seiner, sondern auch mit denen aller Zeiten überein, sofern sie ihr Heil nicht in theoretischen Ab* sfraktionen suchen, sondern sich an die konkrete Wirklich- keit halten. Auch jene sind im Grunde ihres Herzens wohl davon überzeugt, daf'. das angegebene Ziel das einzig rich- tige ist - dafür sprechen genugsam die praktischen Mass- nahmen, welche sie empfehlen aber sie halten es nicht für opportun, dies offen auszusprechen; sei es dafs sie den Schein eines besonders erhabenen Idealismus wahren wollen^ sei eSf dafs diese lliefsende Allgemein giltigheit des obersten Erziehungszieles ihrem Streben nach einer solchen nicht ge- nüge thut, dafs .sie es auf absolute Allgenieingiltigkeit abge- sehen haben und daher lieber zu inhaltsleerem Formalismus ihre Ziifhicht nehmen; es befriedigt ja natürlich viel mehr die persönliche Eitelkeit, weuu man von unbedingt allgemein- giltigen Zielen reden kann.

•) Dies kann bei aller Anerkeuuuiig für mancherlei vorlreftliehe Einzelheiten eben noch nicht von Vires' Buch /)< itntitiitione jt-tnirint thristiatiae US^Hi gesagt werden, ob\v(»hl dasselbe eine vollständige Theorie der weiblichen Erziehung und Bildung enthält, was bei Fenelon gar nicht einmal der Fall ist.

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Adiun HmiihM pädai^oiriMi-hr' Au»irht(>u Hnd Kritik «leraHb«».

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Docli kurz und j>iit iiiid nocli tiiinial: Die Krziehiuig" kann auf nichts anderes «^^eiiclitri sein als darauf, den Zog^- lin^ zu einem uiiuliclicn Glitdc der C'Ttsellscliaft heranzu- bilden, der fvesellschaft im engeren wie im weiteren, ja im weitesten Sinne; das ist das Ziel aller, der häuslichen wie der öffentlichen Erziehung, jener in subjektiver, dieser in objek- tiver Hinsicht Dient jene dem angegebenen Zwecke mittel- bar, so diese unmittelbar. Man beachte wohl, dafs »Smith den Krziehungs/Aveck weder in ciii'^eitiger nationaler Beschränkung noch in vai^tr kosmopolitischer Allgemeinheit aufiafst; er teilt den Kosmopolitisnnis seiner Zeitgenossen, aber ohne dabei in den Fehler der (iciinj^scliät/iiug des Nationalitäts- Prinzips 7A\ verfallen, er beherzigt die Worte Rousseau^s im ersten Buche des Emile: * Nehmt euch vor diesen Kosmopo- liti Ji in Acht, die in ihren Schriften aus weiter Ferne Pflichten herholen, deren I^rfullung sie iubezug auf ihre eigene Um- gebung verächtlich zurückweisen. Kin solcher Philosoph liebt die Tartaren, um dessen überhoben zu sein, seine Nachbarn zu lieben .'I Wie weit unser Philosoph von engherzigem Patriotismus entfernt ist, das geht ganz deutlich aus seiner ^Theorie der uKnalisthcn (hfiihiv'* (II. S. 128 ff.) hervor, wo er aufs schärfste nationale Vorteile tmd Antipathien geifselt; aber eben daselbst tritt er auch mit Entschiedenheit für die Berechtigung eines kräftigen imd klaren Nationali täts-He- wufstseins ein Patriotismus ohne Chauvinismus, l^atriotis- miis in eni^er \*erl)indung mit Kosmopolitismus, das ist seine Losung, l uci ohne Zweifel i^t das das Richtige, denn dieser ohne jenen als rnlerlagc sehwebt haltlos in der Ivuft, jener aber entartet, wenn er nicht durch diesen ergänzt wird, zu National-Hochmut und Fremdeuhals.

Welche besonderen Mafsnahmen bei der Erziehung zu treffen sind, um ^ies richtige Verhältnis, diese Harmonie zwischen den patriotischen und kosmopolitischen ( .1 lilen herzustellen, hat Smith nicht angegeben. Man wird Folgen- des sagen konupu. Die iiindcrue Pädagogik spricht sehr viel von patriotiselK 1 I-.i /i^ liun und <^a'denkt der kosmopoiiti.schen so gut wie gar niclil. Mau .^chciiil /.\\ glauben, dafs jene<Ti'- lühlsweise erst künstlich licrvorgel)rachl werden müsse, während diese sich ganz von selbst verstehe und einfinde. Demgegen- über ist jedoch zu betonen, dafs gerade das umgekehrte Ver-

•) Smith saj^t ;jan/. ausdrücklich (Theorie II, vS. 145): Dafs der '»Misch mit Iklraclitiniir <Us irhaljeiieii Wirkungfskreises (wie näm- lich aller .Menschen dluck /u befördern sei) sich beschäftigt, kann ihn nicht entschuldigen, wenn er den bescheideneren idie Besorgung seiru s ci'jrcncn r,Uickes, des ( .Hu Urs seiner Famihe. seiner Freunde, .semeü Landes; darüber vernachlässigt .

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Dr. Paul lt)Mi:>'niiinn.

hältuis der Wahrheit eutspricht. Wer von klein auf die deutsche Luft atmet, die deutsche Sprache spricht, wie sollte der nicht ganz deutsch in seinem Wesen sein! Die Bande, welche den Menschen mit seinem \ atcrlaude verknüpfen, sind von Xatur ans stark jj^enn^; hier bedarf es kaum einer künstlichen Nach- hilfe. Man bedenke, dafs die ( "inindlai^e des l'alrintismns die Heiinatliebe ist und diese ant dem Mt imatLietUhlc beruht: das- selbe ist aber ein j^i ^ebenes wie die Hc-iinat si lhsi, ein j^an/. von- selbst, ohne Zuthnn anderer, oline kün>lliebc Millel zustande konnnendes.') Man beachte wohl: Nicht als oh dem ^[enschen die Heimatliebe angeboren wäre, aber in der Struktur des menschlichen (leistes ist die Aula.s^e dafür xorhanden und harrt nur der Kntwickehnig. TV r Mensch bringt ein anschlufs- hedürftiges Cremüt mit auf die Welt, er strebt nach Befrenn- dung mit der ihn umgebenden Natur, den Tieren und vor allem den Menschen.

Das mit solchen Anlaij^en ins Leben tretende Kind eni- pfäugL nun die heimische Naini uiil ilneu IJewuhnern und bewirkt eine solche Entwickelung jener, dafs eben gar kein anderes als das angegebene Resultat, die Heiuiatliebc, sich ergeben kann: denn die frühesten und wichtigsten ( U danken» kreise, die grundlegenden \'(>rstellnn<»sreihen, die starken (be- fühle, die ersten Willensaktc der Kinderzeit alles, alles das ist mit der Heimat xerknüpii und kettet uns selbst da- her mit tausend P'äden an dieselbe und j^flanzt mit Nattir- notwendigkeit die Liebe /,u ihr in unsere Her/.en. Lud Mm der lleimatliebe hinüber zur Vaterlandsliebe ist nur ein kleiner Schritt; denn das weitere Vaterland erscheint dem Menschen bei allen mannigfachen Unterschieden doch innner nur als das vergröfserte Spiegelbild seiner Heinuit. Die Kr/iihnng hat daher gar nicht nötig, sich noch besonders um die Her- \ orl>! 'n'^'un*^ solclier ( k fühlsw eise zu bemühen. Soll sie sich also nin diese Din^e iiar niclit kiimmern? Teli l)in weit da- von entfernt, diese l'^raj^e /ii \erneinen: mwils soll sie ein- greifen, aber nur im regulierenden und läuternden Sinne : ihr fällt gegenüber der zufälligen und regellosen Krfahrnng die Aufgabe des Ordnens und Sichtens zu, sie mufs die fehler- und lückenhaft, imklar und verworren gebliebenen Vor- stellinigskreise klären. \'<»r allem mufs sie bestrebt sein, eine tiefere Auffassung des Volkscharakters her\-orzid)ringen, was ohne besondere .Anleitnnq; nicht möglich ist: eine solche aber ist Erfordernis, um sein Volk w ahrhaft lieben zu können, d. h.

'i Xjjl. meint- Arbeit: Die sozial-ethisclic Autsabe der Heimat- kunde im » rädagogischcn Magazin lieft 2(». Langensalza, liever u. Sohne. 1893. Teil III. S. 14 ff.

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Ailim SnJth« |>id«gotrl»<'kp Anttkhteii and Krlllk denelbm.

^o. dafs man seine Kräfte dazu verwendet, ihm zu nützen U'dch bestem \'erniö<^en, dnfs man ,L;crii und willig- auch zu •^TMi.scn ( )plcrn bereit ist, \senu man ül)er/.enjj;t ist, dals sie ilnn Zinn Heile «j^ereichen, und gerade diese Liebe niaeht den Kern des echten Patriotismus aus. Das wird sehr oft ver- kannt, indem mau meint, die Hauptsache sei dabei die An- hänglichkeit an die vorhandene Staatsform. Dem ist aber nicht so; vielmehr kann man ji^eradezn sajj^en, dieselbe gehört uberliaupt nicht zu dem Inhalte des Hej^riffes Patriotismus*. Das allcremein Hestinimeiulr in diesem ist ia di«.- Liebe; \-on solcher dem Staate gegenüber kann aber gar keine Rede sein! Denn derselbe ist eine Inniktion, eine Einrichtung"; licl)cu jedoch kann man nur eine Substanz, ein Wesen. Pane Einrichtung kann man wohl schätzen, vortrefflich finden, man kann stolz atif sie sein, aber man kann sie nicht lieben. Darum verträgt sich auch sehr wohl mit dem Patriotismus, mit der Liebe zum Volke und X'aterlande, die Hekämpfimg der bestehenden Staatsform. Hin Mensch, der dieses thut, kann ein durchaus aufricluiLixr Patriot sein.

Doch nun zu dem anckini Punkte, d. h. zur Beant- wortung der Frage, wie wir es mit der Pflege des kosmo- politisclieu Sinnes halten sollen, ob überhaupt eine solche nötig oder auch nur angebracht sei. Ich glaube »ja*^. Man bedenke, dafs dem Menschen eine gewisse Abneigung gegen das Fremde von Natur eigen ist. Diese mufs beseitigt wer- den, und der Erziehung fällt die ganz bestimmte Aufgabe zu, dies zu Wege zu bringen. Das ist eine 1-^orderung der Ilnmani- tät. welcher man sich unter keinen Umstanden und unter keinerlei Vorwande entzielien darf. Wie dies zu geschehen habe? Man weise ganz ausdnieklieh daran! hin, tlals unser ei^^enes geistiges lieben kein absolut wertiges ist, dafs wir des Studiums der fremden Sprachen und durch deren Ver- mittelung des geistigen Lebens fremder Völker bedürfen; dafs unser \'oIk nur ein Glied imierhalb der europäischen Völker- familie ist und andere gleichwertige (ilieder neben sich hat, durch deren Leben da^^ eigene Ergänzung und Ilereielicrung findet; dafs die ( lesehiehli unseres Volkes gar nicht \ (>u der- jenigen der anderen eum] >;lischen X'ölker los/ul'i^en ist: weil .sie alle vieles Hochw ieliiige gemein.sam erlebt haben, die moderne Kultur das Erzeugnis ihres Zusammenwirkens und in ihrer Weiteren t Wickelung von dessen Fortdauer abhängig ist Die Weckung und Stärkung des Volks- und des Hnmani- tatsgefühls ist also Aufgabe der Erziehung in dieser Hinsicht Jenes ist die P>edingung eines gesunden, ruhigen und sicheren national« n Sell^stgefühles, das seiner selbst und seines Wertes gewifs ist, das da .sein und bleiben will, was es ist, das vor

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dem Fremden sich nicht bcnj^^t, weder in Nachahninng noch, wenn es so kommt, vor der (iewalt . Dieses bewahrt vor Überhebung und Hochmut, die es an sich haben 7Ai ver- blenden^ und Verblendung)^ kommt bekanntlidi vor dem Hall, d. h. zieht dien) nach sich; diiscs lehrt das Fremde acliten und bahnt die aUraähliche Heseitij^nnj»: der FeiudseliKi^eit der einzelnen Völker an, ist nnf dir Herbei fiilirnnj^'^ des ewigen Friedens j^ericlitet. Ks wiiic ^rlir zu wiinsclKii, dafs die Pädaji>^ojJ^ik diese ihre hohe Mis>inii uielit ITnim r verkt niifii, dafs sie bestrebt sein möj>^e, sie zu er lüiieii, seilest j^ej^eii <^len Wunsch der Machthaber. Nie darf sie sich soweit erniedrigen, sich in den Dienst politischen Eiirgeizes zu stellen, diesem das Wort zu reden, denselben auch nur zu verteidigen. ITn- becinflufst und unbeirrt von derartigen Strömunj^en in den leitenden Kreisen ])flege sie den Geist des Humanismus. Oeht erst das Diclilen und 'Prnchten der V<"'1ki r selbst nicht mehr auf gegenseili;^e A'emichtun^ au.s, dann vermaj^^ auch der Wille der Herrselienden nicht mehr, die Brandfackel des Krieges zu entzünden. Daiui müssen dieselben sich dazu be- (]|uemenf ihren Ehrgeiz in etwas anderes zu setzen als darein, sich wechselseitig in kriegerischen Rüstungen zu uberbieten, wodurch .sie die Nationen finanziell ruinieren und den Kultur- fortschritt hemmen. Dafs ein solches Zeitalter des allge- meinen Wohlwollens, der Sympathie aller mit allen, zu dessen be^cMriinigter Herbeiführung die lu/iehunjj; so viel beizu- tragen \ermnclUe, auch wirklicli Smilli als Idealzustand \ t>r- ge.sehwebl lial. läfst sicli nieln bh>i.s au.s dein oben über seine Ansicht Mitgeteilten folgern, sondern gelil ^anz deullieh aus mehreren Stellen in der Theorie^ hervor. Ich führe hier nur eine als Beleg dafür an (Theorie II. S. 141): Wie- wohl un.sere thätijjt n I)ienstlei.stungen nur sehr selten einen grofseren Kreis als jenen unseres Vaterlandes umspannen können, so ist doch unser Wohlwollen von keinen (Frenzen uiiischrieben, sondern es kami die I'iiermefsHclikeit des Welt- alls umfas.sen. Wir kihnien uns kein eniptiiulendes und un- schuldiges Wesen denken, dessen (ilfukseliij^keit wir nicht wünschen, oder dessen Unglück, lebhali j^eilacht, wir nicht gewissemiafsen verabscheuen sollten^.

Eine solche Gesinnungsweise ist ja nur möglich, wenn die An^eliöri^^en des einen Volkes in denjenigen <lei anderen Völker nicht mehr ihre natürlichen Feinde erblicken, v<»r denen sie stets auf der Hut sein mn.ssen, sondern ihre fried- lichen Mitar1»eiter an den Werken d'T Kultur, .^llerdintrs läfst sich Snntli <ialM i eine reli,iri()s-metaph\ .tische Inkonse- quenz zu Schulden konnnen: er will nämlich dies alles der Fürsorge Gottes überlassen. W^elchen Zweck hat dann das

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Adniu MniibD |>Miliij;M{;iBi-b(> AoNifhirn uit<i Kritik «l<n*»i>lb(>n.

Hineinziehen des Kosinopolitisnuis in die Krziehunjr? Doch wir dürfen nns nicht an diese Inkonstquenz stofsen, sie ist nn wesentlich, eine der populären AuHassung gemachte Konzession, ein scheues Zurückweichen vor den Konse- qtienzenf welche gewissen Leuten unliebsam sind. Bedeut- samer scheint auf den ersten Blick der Widersprucli mit dem, was er in der Politik über den Krieg und die Tugen- den des Kampfes saj(t, zu sein, wenn er voll Begeisterung xtm dem Wohlwollen gegen alle Menschen rdsdem Krhabensten und Höchsten spricht. Derselbe ist jedoch leicht zu be- seitigen, wenn man bedenkt, dafs Smith sich dort vor allem an die nun einmal gegebenen Verhältnisse ansehmiegt, den- selben eine möglichst günstige Seite abzugewinnen versucht und zumeist es ängstlich vermeidet, weitgehende Reform- vorschlage zu machen, oder auf ideale Pordernngen hinzu- weisen.')

Ein anderer Punkt von allgemeiner Bedeutung ist die Erörterung der Frage: Schulzwang (allgemtinr Scliulpflicht) oder nicht? Smith bejaht dieselbe, aber nur in bedingter Weise und begründet seine Ansicht folgendermalsen (Wealth ^- 353)- unterrichteter die Bürger eines Staates sind,

desto weniger sind sie den Täuschungen der Schwärmerei und des Aberglaubens ausgesetzt, die nnter unwissenden V'ölkern oft die furchtbarsten Zerrüttungen herbeiführen. Ein tmterrichtetes und intelligentes Volk ist überdies stets be- scheidener und gesitteter rils ein unwissendes und dummes. Jeder einzelne fiihlt sitli aehtungswerter, kann eher auf die Achtung seiner \ urges- l/ten rechnen und ist daher geneigter, seinerseits die Vorgesetzten zu achten, ist ferner eher im- stande, die interessierten Klagen der Parteien und der Unzu- friedenen zu prüfen, und fähiger sie zu durchschauen; und deshalb weniger geneigt, sich zu leichtsinniger oder unnützer Opposition gegen die Mafsregeln der Regierung verleiten zu lassen. In freien Ländern, wo die Sicherheit der Regierung im liolu-n Mafse vo!i (h-m gÜTisti;^'^tn rrteile abhängt, welches das Volk sich über ihri- ll.illun^ bildet, ist es sicherlich von der gröfsten Wiehti,L;keit, dals das Volk nicht geneigt sei, vorschnell oder launisch über sie zu urteilen". Diese Begründung erscheint uns freilich keineswegs ausreichend,

') Was Smith im Wealth über Hr/it-hmi}^ uiid l'nterricllt sa^t, ;xtbört allerdings ebenfalls /u .seiner Politik . ist aber auch wieder ein (ian/.es für sich, das sich von den anderen dahin hörenden .\nsffihrungen niclit unwesentlich durch ein weit kidnieres Hervor- heben der Vorhände lu II ('beistände und energist In ri- Vorschläge zur Herbeiführung günstigerer \'erhältni.sse unterscheidet

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indem sie nur die' eine Seite der Sache bcriick.sichti}(t das Interesse der Kegiennigf: somit hatte ja das öffentliche Unterrichts Wesen keine andere Hedeutnn^ als die, eine Polizeiniafsrej^el zu sein. Das Einzige, was darüber hinaus- geht, ist die Hetoimnj^'' der i^röfseren ( iesittetheit und der Unterdrückung des Mu t- l inhens. Jedncli hat sich ijlück- licherweise Smith nieliL inU dieser Argunieniation l)egnügL, er hat das Ding auch noch von einer anderen Seite be- trachtet, vom Standpunkte des Volkes, der (icsellschaft ans nämlich. Er sagt sogar ausdrücklich : \\ eun der Staat vom Unterrichte der niederen Stände auch keinen X'orteil hätte« so durfte er sie dennoch nicht ganz ohne Unterriclu lassen , und ferner (VVealth S. 350): Im Fortschritte der Arl>eits- teilung wird die Hc^chaftiumig de« j;i(')isten Teiles derer, die von ihrer Arbeil leljen, d. h. der gr^ilsen Masse des \'olke>, auf wenige sehr einfache X errichlnngen, oft nur auf eine oder zwei beschränkt Der \'erstand der meisten Menschen wird aber selbstverständlich durch ihre gewöhnlichen Be- schäftigungen beeinflufst. Der Mann, dessen ganzes Leben ein paar einfachen Verrichtungen ge widmet ist, deren Wir- kungen vielleiclit stets dieselben sind, hat k( iiu < u legenheit, seinen Wrstand anzustrengen oder seine I\rtindungskraft zu üben, um Hilfsmittel gegen die Sch wieri"keiten aufzusuchen, die ihm niemals begegnen, l'.r verliert miihiu nalüi iich die Gewohnheiten solcher Übungen und wird gewöhnlich so dumm und unwissend, wie es ein menschliches Wesen werden kann. Die Verknöcherung seines Geistes macht ihn nicht nur unfähig, an einer vernünftigen Unterhaltung Geschmack zu finden oder nur daran teilzunehmen, sondern unfäliig freier, edler oder /arter (lefühk und somit einer ri(^htigen Heurteilung .selbst der gewr>hnlich.sten l'flichtcn (k> l'rixat- lebcns .... Sic schädigt sogar die k(»rperl ehe Rüstigkeit nnd macht ihn unfähig, seine Kraft in einein anderen Ge* schälte, als in dem er erzogen ist, mit Anstrengung und Ausdauer zu gebrauchen . Auch darauf weist Smith noch hin, dafs sein Mut verringert und er daher in Kriegsfällen zu Kneg.sdiensten untauglich werde. Weil also seine Ge- schicklichkeit i* seinem (icwerbe auf Kosten seiner gcistigtii. geselligen und kriegerischen Fähigkeiten erworben zu werden scheine, müsse die Regierung X'orsorge dagegen treffen, und dies soll eben durch Kinführung des Schnlzwanges ge- schehen. — Also geht seine An.sicht dahin, dafs diese Mafs- regel nur den niederen Ständen (the mmnoti pe<qih) gegen« über notig sei; er sagt ausdrücklich (Wealth S. 351): 'Der \'olksunterricht erfordert bei einem zi\ilisierten und gewerbe- treibenden Volke die Aufmerksamkeit des Staates wohl mehr

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Adam Snitk» pXda^coKUrh« Aoftirkt^o udcI Kritik <ler>elb«B.

als der höhere I nu ri icht. Die WriTioi^eiirlcii ') sind j^ewöhn- licli iS oder 19 jalue alt. die sif 111 tlas Ciescliräft <ider den Berui eintreten, wodurek sie sich in der Welt hervorthnn wollen. Sie haben vorher volle Zeit, sich die Ausbildung anzueignen^ welche sie achtungswert macht« oder wenigstens sich für diese Ansbildnnj»; vorzubereiten. Ihre Eltern oder Voniiünder beeifern sich in der Regel» ihnen diese Ansbil- dnnjj zn verschaffen, nnd sind meist sehr j^ern ])ereit, diu ■/A\ diesem Zwecke erfordcrhchen Kosten zn bestreit t-ti T'ni jedoch auch auf diese einen «»^ewissen Druck ausüben zn können, schläjrt er (\Ve:dth S. 3^71 \or, dafs der »Staat, um das Stuihuni der Wissenschall und Philosophie unter den mittleren und höheren Ständen (mnong all ihvjjU- of middtmi ur twHv fh*tH mit/dfhiff ntnk untt fotitntf) fast allgemein zu machen, eine Art Prüfnn^if m den hölu 1.11 und schwierigeren Wissen- schaften einführen solle, der sich jeder unterziehen müsse, ehe er als Bewerber um ein h(>heres besoldetes oder Khren- amt auftreten dürfe . Xim wird lu in wnld mit »Smith darin üi)ereiü.stiiumeu können, dal> in *ku h»''lieren »Ständen (U-r Sciiulzwan*» zumeist eine überflülsige Alafsregel sei, a)>er eben nur zumeist, warum ihn also nicht auch auf diese ausdehnen? Kerner wird man sagen können, dafs das was dem einen recht ist, auch dem andern bil Ii 54; ist; mit anderen Worten: es ist eine Forderung der (ierochtigkeit, dafs, wenn ül)er^^')upt von »Schulzwanj^ die Rede i<t, dieser bei allen ohne Ausnahme Auwendunj»^ finden mnls.

Die Handhabiuij^ und AuslühiuuLr der von ihm vorije'- schla^eiieu Mafsre)»el und die (lesiahun^ des j^esamten Unterrichtes denkt sich unser Philosoph folgendennalsen. Wenn der Staat die allgemeine Schulpflicht proklamiert, so kann diesem Verlangen auf mancherlet Weise genüge gethau werden. Entweder - und das scheint wold das Nächst« liegende zu sein er sorgt selbst (in ausreichender Weise) für Schulen; oder er ülterläKt diese Sor^^e der Privatthätig- keit. in<lem er darauf rechnet, dafs \ iele Personen bereit sein \verdeu. die i^'^etroffeue Wrfüi^un«^ sich zu nutze zu machen, tmd behält siei» etwa nur das oberste Anfsicht.srecht vor; oder er veranlafst die einzelnen Gemeinden (städtische wie ländliche) die Sache in die Hand zu nehmen; oder endlich,

'1 Smitli hal hier, wie in dein <>1)i>;cii /il.ilc, \'trliiiiun>sf im Aiij^c. wie sie 11ns schon seit Innjrem trlückHcherwdse tnibekannl sind, wii- sie 1? - in l-'n-j^^huid ikk'i l>is \,>r kuvAvT Zeil l)L>tati(kn. wofür Ulan in DickeiKs Komancii enic truuri|{c iic.stiitij^unj; finden kann: die Khukr der niederen Stande »nufsten in frühester J\i.i;xnd bereits t itKii Ik riil t i i;t\ it(. n. hezw. <-iIei lu ii. w ie ts daher utn ihre allgenieiiie Hildiin;^ und üjre körperliche Küs ijfkeil hestcllt war, kann man sich leicht- ileiiUcii.

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l'r. PmuI hcr(cc Uliin II.

CT tliiit das eiiif (in <(>. \\ i>sfin rinfaiij^c) uiul läJst daiitlicii aucli (la.^ andere gescliclKii. So kann es also in dieser Hin- sicht dreierlei Arten von Schulen geben : staatliclie, gemeind- liche und private Lehr-Anstalten, aber auch die letzteren nnter der ()beraiif'-i( bt des Staates stehend. Da Smith mir für den Volksunterrieht (fhe educath» of thv ronnnnn fteopfe) den Schnlzvvanif eiiHL^a'führt wissen will, so entsteht iinn xnfoljje für den vStaat nur die I'ra;^t\ wie er das niedere Schulwesen or.q;ani.siereii Sfllc. Fnsci IMiilosoph entseheidel für dii

Hiinielilunji von ( icnieirideseluilen (Wealth S. 3521, und xwar soll in denselben Schulgeld erhoben werden, aber ein so geringes, dafs auch ein gewöhnlicher Arbeiter es aufzubringen vermag. Um den höheren Unterricht hat sich der Staat gar nicht zn kümmern, derselbe bleibt gänzlich der Privat- tliätigkeit überlassen; so zieht die eine Inkonsequenz die andere nach sich. Wie Smith der Ansicht ist, dafs der Schulzwang bei tlen höheren Stiändcn überflüssig sei, so meint er auch, dafs der Unterricht derselben der staatlichen Kontrolle nicht bedürfe, geschweige dafs der Staat selbst für Errichtung von Gelehrten-Schulen Sorge tragen solle. Gäbe man nun auch zu, dafs Smith in jenem Punkte Recht hätte (was aber, wie ich schon gesagt habe, nicht der Fall ist), so brauchte daraus diese Kolgerung noch keineswegs gewonnen 7M werden. Der Staat könnte freilich ganz wohl von der ( ii lindung staatlicher höherer Lehranstalten absehen aber die .Aufsicht über dieselben dcnnoc^li beansjiruclicn. Warum .soll ilas, was dort getrieben wird, ihm gleichgiltiger sein als das, was die Kinder in den Volksschulen lernen? ganz abgesehen von den Vorteilen, die für ihn selbst daraus erwachsen, blols in Ansehung des Wohles seiner Bürger, der Gesellschaft.

AllerdiuL^s kann die staatliclie Prüfung, die, wie erwähnt, Smith für diejenigen eingeführt wissen will, welche um irgend ein höheres Amt sich bewerben wollen, einigernuilsen als Kompen.sation für die mangelnde Konln)lle angesehen werden : die Lehrer sind gezwungen, ihren Lchrplan so einzurichten, dafs diejenigen ihrer Schüler, welche später diesem Examen sich zu unterziehen gedenken, auch Aussicht haben, dasselbe* zu bestehen, was natürlich auch denen zu gute konnnt, die nicht nach Amtern uad Würden streben. Doch hat Smith übt rselien,') flafs dabei die (lefnhr der X'eräuf.serlichung der Studien, des iunpaukens für das Hxamen nahe Hegt, beson- ders dann, wenn dieses gleich an den T'nterrichtskursus an-

') Otlcr wen"' er es nicht übn^' lu'u hat, so bt-woi; ihn sein * >pliiuisnui.s. eine solche l^rwä^ung nicht hielten zu hi.sscn. wenigstens sie nicht hoeh anzusdilajfen.

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j^fschlusseii und als Abschlnfs desselben j^elteii solle, vorüber er sich aber nirji^ends ausj^espiuchcJi hat. - Aus dem über diesf Prüfungen sclion Gesagten geht jedoch das eine mit Sicherheit hervor, dafs dieselben nämlich keine Fach- prüfungen sein sollen, sondern solche in allgemeiner Bildung. Solche schätzt unser Philosoph so hoch, verspricht sich soviel von ihnen, dafs er sie sogar (natürhch mit der nötigen Be- schränkung) den Volksschülern auferlegt wissen will, (wobei er es aber auch wieder unterläfst, den Zeitpunkt anzugeben, da sie stattfinden sollend Er sai^i näinlicli (Wealth S, 352). der Staat solle l*rüfnnL;t.ii in <kn l'ulerrichlsgegensländen der Volksschule ciulüli'en, an deren Bestehen das Recht, in eine Zunft einzutreten qder ein ländliches oder stadtisches Gewerbe zu treiben, geknüpft werden möge.*) Diese Prü- fungen erscheinen allerdings vollständig überflüssig; man sollte doch meinen, dafs es genüge, weim die Lehrer an den Genieindrscliulen, tlie <](>ch öffentlielK T>eaniU- sind, den die Schule \ c rlassendei'i Xo^dingen ein Zeugnis darüber ausstellen, dal.H sie sich das ertorderliche Wissen auf^eeigiiet haben. Wenn der Staat von den von Privatlehiei n Unterwiesenen die Ablegung einer Prüfimg für den Fall ihres Eintritts in den Staatsdienst verlangt, so ist das zu rechtfertigen, wenn auch mancherlei I'belslände damit verknüpft sein mögen, im anderen Falle aber nicht. - Noch ist aber die Frage zu beant \v( -rf en, warum vSuiith durchaus den liöheren Unterricht nur in dir Hände x^n Pi ivatlehrern gelegt wissen will. Er meint, auf dt 11 öttentlicheu vSchulen erhielten sich mit Zähig- keit Systeme, die längst als abgelhau gellen kmmen un<l zwar deshalb, w eil durch die staatliche Besoldung der Lehrer deren Eifer gehemmt würde, sie durch die gesicherte Aus- sicht auf bestimmte Einkünfte zur Vernachlässigung ihres Berufes verleitet würden. (jäbe es keine öffentlichen Unter- richtsanstalten . heifst es (Wealth S. 349 350), würde kein Sx ^^teu) und keine Wis.senschaft i^i-elclirt werden, wonach niciit eme Nach frage vorhanden, oder dei\u I'.rleruung durch die Zcitverh.'illni.^se nicht n<>lit^, nützlich ^iler wenigstens zur Mode geniacht wäre, lim l'rivatlehrer könnte nie seine Rechnung dabei finden, entweder ein verrottetes oder ver-

Af ni 5)».';irlUL' "A i Ii] dals Stnilli <lal>i.i nu hl /.iinftinäl'siiif !-".icli- prüniugcn uu Auge iial. \ <>n diistii will t r iiic hls wissi n. ditscn wirft er vor, dafs nie mehr «In/u «lit nlcii nii<l aiiijewoudet würden, um andere (»L-nosM.ii \ on d< iii I jiitriUi. in « in In "-t-TTiütU s (ii weihe ab/ul»alltrn. als da.s («ewcrbc /u vcreikln. .Solclu I rulungtii iieniil er daher ebenso «njrehorijf wie lästig . er be/eichnel sie als uiibc- rechli^rc lunj^riffr in da^ i;rl>t:ul dci Armen und als Wrkl/unjLreii des lairentumsret lite< . de nn die^es bestehe m der freien \ erwertunj^ der .Vrbeitskrall citus jeden .

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Ur. I'uul Uergenittiin.

altflt'.s Sxstcin eine T anerkannt nüulichcii W'issensciiatt oder einen allgemein im nutzlos oder pedantisch gehaltenen Haufen von Spitzfindigkeiten und Ibisinn zu lehren. Solche Systeme, solche Wissenschaften können sich nirgends erhalten, als in den zünftigen Unterrichtsanstalten, deren Wohlstand und Einkommen y<m ihrem Rufe .i>;rf)lsten teils und von ihrem Kifer völlig unabhängig ist . Tnd Wealth S. 344 sagt er: Diejenigen l'ntrrriclusgegenstände, für welche keine öffent- lichen Anstalten i)isithen, werden bemerkenswerter Weise in der Regel an> i)esien gelehrt . Kr weist auf das klassische Altertum hin, das in dieser Hinstellt Anspruch darauf habe, als vorbildlich zu gelten (Wealth S. 347 ff.). Er ist der Ansicht, dafs der Wetteifer, den. eine unbegrenzte Kon- kurrenz stets zur Folge hat (und eine solche sei eben nur möglich, wenn es blofs Privatlehrer gäbe), die Talente der Lehrer zu hoher X'ollendung ausbilden, das rnterrichtswescn also aul.seroruentlich florieren werde. l)agegen ist mauclurlei zu bemerken. Zunächst: wenn wirklich »Smith damit Recht hat, dafs staatlich besoldete Lehrer ihre Pflicht vernach- lässigen, so macht er sich wieder einer .Ungerechtigkeit gegen die niederen Stände schuldig. Deren Kinder sollen ja von lA'hrern unterrichtet werden, die öffentliche Heamte lUid deshalb aus (öffentlichen Mitteln zu besolden sind, was er auch riu'^drücklich verlangt (Wealth S. 352). Solche aber taugen nichts, also sind für die Rinder des \*olkes 'schlechte Lehrer gut genug; nur die Reichen und \ (M ut hnun kMunen darauf Anspruch erheben, einen liicluigcu rnieiriclit /.u ge- niefsen. Deren Lehrer, Frivat-CTclehrte, müssen sich alle erdenkliche Mühe geben, etwas Ordentliches zu leisten, damit sie Zuspruch und somit Hrot haben. Xidu so die staatlich angestellten Lehrer: d t >ind ja ihres hinreichenden .\uskotnmcns sicher. Xini freilich hat vSmitli wohl gemerkt, welche UngerccluiL;kcit in dem von ihm vorgeschlagenen S>stem liegt; daher ^a-t er auch (Wealth S. 352): die l^ehrer an den Gemeindeschulen sollen nicht völlig vom (Gemein- wesen besoldet werden, weil sie bei gänzlicher oder auch nur hauptsächlicher Besoldung aus öffentlichen Mitteln bald ihr Cicschäft vernachlässigen wurden . Also will er auch hier dem Konkurrenzkampf mit all seinen guten Folgen Hingang vn schaffen. Aber wie? Das sagt er nirgends. Genug zum Leben müssen die Volksschullehrcr haben; der Staat gew.ährt ihnen dies aber nicht, also mii^srn sie durch eifrige Ikui Übungen, tüchtige Leistungen möglichst viel Schüler an sich zu ziehen suchen, um sich durch deren Schulgeld bezahlt zu machen ? Dieses aber hat das (lemein- wescn schon vorher mit Beschlag belegt; Smith sagt ganz

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unzweideutig (Wealth S. 342): »Die Anstalten für den Unter- richt der Jugend können hinreichende Einnahmen liefern,

um ihre Kosten zu (Ucktti. Das Schulg^eld bietet eine solche Einnahme<inelle.<- Was nützen den \'olk.ssclnillelirern also alle ihre Anstrenji^un.tjen ? Tnter solchen Umständen werden wohl ül)erhnii]it kainn ^ctuiq Leute sich fnidi n. die dieser niüli'^eliii^en I»c>cliaUij4Uii^ sich zu unterziehen geneigt sind, und tlicjeuigen, die es dennoch versuchen, werden wohl kaum sich besonders eifrig zeigen, trotz aller staatlichen Aufsicht und aller staatlichen Prüfungen. Denn sie wissen, dafs der Staat unter den obwaltenden Verhältnissen froh sein mufs, wenn er überhaupt ein paar Leute findet, die einem so wenijj:^ reTUnl)len lierute sich ziuvendeu. Ja, sie müssen sfx^-^ar aui Mittel und Wege sinnen, sich ciiu Nebenbeschäf- tigung zu verschaffen, die ihre Kinnahuien erhöhen untl schliefslich ausreichend vervollständigen kann; sie ktuuien also garnicht ihrem Hauptberufe ihre volle Aufmerksamkeit und Kraft zuwenden. Vielleicht hat Smith im Sinne gehabt, dafs durch besondere Prämien ihr Rifer ssu belohnen sei. Jedoch er spricht davon an keiner Stelle. Die von ihm vorhandenen Ausführungen lassen daher das Ciesagte als durchaus gerechtfertigt erscheinen. I^^erurr: ist <\vuu ü1>er- haupt die Annahme l)erechtigl. dafs dit IaIhii, \\v\\\] sie aus öffcutliehen Mitteln auskönnulich tfn ilii ' M üIk w aliung bezahlt werden, ihre Pflicht vernachlässigen ? und wenn w irk- lichf warum gerade sie und nicht andere Staatsbeamte aucli, deren genügende Besoldung aus öffentlichen Mitteln Smith ja für zulässig erklärt, wenn er auch andere Mittel und Wege, sie ausreichend und zugleich gerechter zu belohnen, für angemessenerhält? I)ie(Tefaln-, von der unser Philosoph s|)iic]it, wäre bei einer strengen Kontrolle gewifs leiclit zu lieseitigen. Kr hat sich, \er1eitet durch den eleiuleu Zu>laud des höheren offen ilicheu llilduugs-Wesens seines \'aierlandes und durch das Hcstreben, seinem Prinzipe der unumschränkten oder doch grölstmoglichen freien Konkurrenz auf allen Lebens-Gebieten (teltung zu verschaffen, offenbar in eine Sackgasse verrannt')

') Ich niui.s wein^stcü.s aiiincikun^swci.se uuch ilarauf hinweist;!!, dafs alles, was Smith über das höliere Hildnnpsweseii sag-t, auch aitf die l iiiversiläten i'iid ilireii rnleiiiolu Ue/iii; li.il. Nanienllieli ist er schlecht auf den |)hilf)S(>pliisc)ien lulenidU, den sieden Stuclieien- den gewälireu, /.n sprechen. ]]v saj^t iW'ealth S. x\7i: Die I'orl ftchntte. welche in neuerer Zeil in <.ini^eil Zweiyen der Pliilosophie jfeinacht \\ ".irf]en. siiul uröistcnteils nicht von den rni\ ersilälcn aus gtjfangen, uiivvuld einige allerdings. Die nici.slen L niver.sitäten haben sich nicht einmal beeilt, die i'*ori»chritte, nachdem sie gemacht waren, sich anzueignen, nnd manche dieser $;clehrtL'n Kor]>erschaften /.n^en

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Hr. PMtl B'iVMHuiin,

Man wird alledem gegenüber Folgendes sagoji können. Die Pflege des gesani ten Hildnnpfswesens niufs eine öffent- liche «;ein. Aber wem soll dieselbe ohlip«ren, dem Staat oder der Gesellschaft oder dti Kirche? Der It t/tcn n, anlw < »rte ich, keinesfalls: denn dieSclink ist dazn l>esliiinnt. dit l'in/elnen zu Staats- und Wellbürgcrn, nicht zu ^Iii^lie<lt:rn ii j^cnd einer besonderen Religionsgemeinscliaft heranzubilden. Bei einer kircliHch geleiteten Öffentlichen Erziehung würde ja ganz naturq^emäis der Hanptnachdruck auf die religiöse und zwar konfessionell-religiöse Seite des l?nterrichtes gelegt werden, eine solche P>/ichnng würde demnach eine »Spaltung des ge- samten T^ntcrrichtes nach Konfessionen bedeuten, d. h. nichts anderes als eine Spaltniii; tler heranzubildenden Jugend auch iu alledem, was .sie /u ihrem weltlichen Hernie uiul zu ihrer bürgerlichen Stellung vorbereiten soll und somit Spaltung der geistigen Bildung der Nation nach religiösen Gegensätzen und den von ihnen bestimmten politischen Anschauungen, wie Wundt in seiner Ethik (S. 660) mit grofsem Rechte be- tont. Ja, man mufs geradezu und ganz entschieden sagen, der Kirche darf gar kein Kintluls auf das T^ntcrrichtsweseu eingeräumt werden. Nicht als ob daraus tolgen sollte, dafs die Schule gar keinen Auteil an der religiösen Erziehung der Jugend nehnieu dürfte, gewifs darf, ja soll sie dies; aber es kann sich bei derartigen, von ihr zu bietenden Belehrungen nicht um irgend welche konfessionelle und dogmatische Unter- Weisungen handeln, sondern nur um die allgemein mensch- lichen Grundlagen religiöser Weltanschauung: soweit die religiöse Bildung ein tmveräufserlicher Bestandteil der all- gemeinen humanen Bildung ist, soweit wird die Schule die-

CS vor, noch lan^e die l"reislältcii zu bkibcii, wo \ ciroUetc Swstcnu' und verjährte V'oruileile. naclidcni sie aus allen ührii^tn W inkeln der Krdc vertrieben worden waren. Schul/ fanden. Im alliicineineu waren die reichsten und liest dotierten rni\ ersitälcn iunner am träj^sten y.mn Forlschrille und einer erheblichen \ eriinderunjr in <leni einmal eingeführten rnterrichlsplaiie am feindlich.sicu. Leiehler fanden sie bei ärniereii l*niver.sitäteii Kinjjf.inj^, wo das Kinkanimen der I, einer m^i'^t \<»n ihrem Rufe abhängt und sie auf die herrsolunden Strömungen mehr achten niü.ssen . Die .Vbliilfe .soll auch hier die nämliche sein wie die hinsichtlich des nnderen höheren rnterrichts- wescns schon erwähnte. N"\in Itab' r Smiths scharfe W orte .trewifs manche Herechtii^unii und dürflen niclU blois auf die < '.eschielite der eniflischen I fochsdiidc-n. sondern auch auf die der anderen Lander ihre teilweise .\nwen<luii- Iniden, Aber anderseils isl tlocli /n sai^en, <lais I i der öffc-ntlicheu Meinung eine j^ar /u lti ^^e Aulorität für die Beurteilung wis.sen.schalthcher Leistungen einraunU. \ ielleieht hätte er sich, wenn er die Einrichtunj^: der deutschen Hochschulen mit dem Institule der Privaldozcnlcn i^ckannt hätte, dafür ausgesprochen, t»bwohl auch hier nicht alles .steht, wie es wohl könnte und sollte.

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AalHW Smhh* pHiinuoyiHeli» Ani>i«'lii<Ht w»A Kritik ilmribfii.

selbe nie entbehren können.^) Also bleiben nur der Staat und die Gesellschaft übrig als Ordner und Pfleger des Unter-

richtsweseiis. Sollen wir dieser oder sollen wir jenem die inbetracht kommenden Aufgaben znweisen? Ich habe im vorig^en Kapitel mehifa( ii von den ( )bHeg;enheiten der ( icscll- schaft be/tii^lich der iM/iclinn^; der Heranwachsenden «be- sprochen; it li liabe an(Ur<jris als vSchnle licr Zukunft die (le- sellschaftsscluile bezeichnet; so konnte es allerdings scheinen, als ob ich von einer staatlichen Einmischung in das Bildungs- weseu nichts wissen wollte. Dem ist aber nicht so. Den Ausdruck » Gesellschaf tsschnle^, der hauptsächlich als jene Annahme rechtfertigend angesehen werden kann und auch angesehen wurde, habe ich gebraucht, um den Gegensatz meiner Ansicht zn der Anschauung, dafs der Familie Ihm der Gestallnii i4 (K s öttentlichen Hildungswescus eine cntsclieidende Stiinnu- /ukomme, und zu der Tendenz, den r)tt(.ntliclien rnter- riclit durch übertriebenes Reglementieren zu einer blofsen Polizeimafsregel zu stem]xln, hervorzuheben. Meine Meinung über diesen Punkt ist folgende: Staat und Gesellschaft sind in gewisser Beziehung Wtcli sei begriffe. Gewifs haben jene individualistischen vStaats-Theorien, welche Staat und (.Gesell- schaft einfach identifizieren, indem sie jenen ans einem wirk- lichen ode r fiu^icrlcu Gesellseliatls\ t rtrai^e hervorgehen lassen, unrecht; sicher ist die Ansidit liebeLs,-) dafs die sozialisiei te Ciesellschaft den Staat entbehren könne, irrig. Unzweileliiaii ist der Staat ein Höheres als die Gesellschaft: er ist die die (vesellschaft planvoll organisierende Kraft, ohne ihn würde jene in zusammenhangslose (Tlieder auseinanderfallen, er ist somit auch ein rnentbehrliches. So angesehen ist der Staat aber, wie ich schon früher sagte, eine Funktion, .\nlser dieser formalen Betrarlittni ^^sweise giel>t es al)er noch eine andere, eine materiaU-; i>l /iit' 'Ic^e jener der Staat die die (lesellschaft planvoll organisierende Kratl, so ist er dieser zufolge die organisierte Gesellschaft selbst, die Zusammenfassung aller gesellschaftlichen Kräfte zu einer Einheit, mit einem Worte

'/ Ich habe über die Art und Weist, wie cIkscs ;;e.schclicn kann, bereits in einijeren anderen Arbeiten andeutende Winke Ke}?eben. !k*i

iiiLineti \vt:itt ii.n Ausführini^eii ui die.sem l{ssa\ wird sich noch Ct legcuheit bitten, der Frage abemialü näher zu treten: in obigem Zu sanmienhanjfe konnte dies nicht geschehen, um nicht zu weit von der Sache. Ulli die c.^ sich dabei handelt, abzukommen.

\ gl. Die Frau und der So/iahsnnis. 24. Aull. Sttittirnrt i'^'q. S. 26^;: I)ie Kxpropriation aller .\r])eitsniittel dnrch<ieführt. schafft der (iesellschaft die neue (inmdlaj^e. . . Die menschliche Ivxi.«>tenz er- hält einen gäii/ürli neuen Inhalt. Die staatliche ( >r;^anisation verliert allmählich ihren ikuleu und mit ihr verschwindet der Staat ferner S. j?i6: - Mit der Aufhebunjr des Privateigentums und der Auslö.schunj^ der Klassenj^^ej^jensätze fillt auch allmählich der Staat, seine Orgaui- i^atiou verschwindet, ohne daüs wir sie vermissen'.

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»Gesellschaftseiiiheit . In dieser Beziehiinjj ist er der Repräsen- tant des V'olksbewnfstseins, besonders des Vtilkswillens;') ja er ist c^eradezn das ( »esanitbewnfstsein, der (lesanitwille, er ist eine (jesanit-lV isönliclikeit. I h r Staat nun als ( iesellschafts- einlieit ist i. Hcsitz- nnd Wirtsclialts-, 2. Riclits- und 3. Bil- dungsgcnieinschaft.^) Daraus crs^^icbt sicli eine aufserordent- Hch grofse Mannig faltigkait der vom Staate zu losenden Auf- gaben; für uns kommen nur diejenigen inbetraclit, die er in der letztgenannten Fji;cnschaft zu erfüllen hat In dieser liegt ihm die Organisation^ Regelung und Leitung des öffent- liclien Erziehungswesens ob und zwar verlangt die Ein- heit des staatlichen i^ebens eine von poHtisclun und kon- fessionellen rnterschieden unabhängige Kinheil »Us otfcnt- lichen l lUeniclits . Diese letztere seliliefst jedoch keines- wegs durch änfsere Lebeusverhältnisse bedingte und berech- tigte Unterschiede aus, die "aber anderseits immer nur von traust torisch er Bedeutung sein können. Solche Unterschiede sind namentlich die durch die Scheidung der Gesellschafts- klassen herbeigeführten der niederen, mittleren und höheren Bildung oder folgender vSchulgattungen : der \'r»1ks-, (kr Bürger- und der ( Tclehrten-Schule. Dann't durch dioc Dilte- renzierung nicht liulz der besten Absichten exklusiver Ka>ten- bildung \'orschnb geleistet werde, ist zweierlei zu beachten. I. Die sittliche und religiöse, die ästhetische und (soweit dies für die Schule inbetracht kommt) die foraial-gesellschaftliche Bildung niiifs eine möglichst gleichmäfsige in allen diesen Schulen sein, damit eine gemeinsame ( »ruii<l1;ige für den \'er- kehr aller mit allen hergestellt werde, 2. Der lk snch höherer Schulen dai l' nicht von P»edingun«jf( u abhäu<^i'j; -cmacht wer- den, welche die Erwerbung liiilu iL! Uilduni: Mcfs von (ie- burt nnd ererbtem Besitze abhängig machen; e> uuils dem

'1 I'ür (Ich l'"<'ill, <lafs die Kiiisd/.ung (Ks rKi;riflcs \ i»lk für den hishev ani^cwaTidlcn < '.esellsclialt befrctndcii solU:, weise ich darauf hin, dais ja XOlk und ( •esellschaft in Uoiii Sinti e. wie diese liej^ritfe bisher <ieln uiu lit wurden, nändich als < in i^an/. licstinunU r Aus- scluiiU aus der gesamten menschlielun. hesonders wieder der j^e- saiiiten Kultur-(»e.seUscliaft, identisch sind.

'1 Ich lioffe. ilais man mich jct/.l nicht mehr mifs\ er<i c h -n wird, wenn ich von dem Interesse der (iCseUschufl au der öffentlichen Kr- xiehunjiT. wenn ich von (Tesellschaftsschnlc spreche: ich habe dabei ehen nur die oru^anisiertc (iesellscliall. also den Staat, sofern er als di( si aufzufassen ist. im Auji^e. Derm it n r seitens dieser kr»nnen all- gemeinverbindliche MaLsre^^eln ,v;etru!it.n wertlen, tia sie allein die Macht hat, dieselben anch wirklich, wenn nitü^ mitCi lU nnd unter Anwcnduni; von Zwan^. durcli/.ulidn cn (Schul/.wan.Lif. uhnc diese lic- fugnis aber würde ja das ^au/,e öffentliche ICr/ieluuigswesen in der Luft schweben, wäre dem individnellcn Helieben "nior und Thür geöffnet.

=»i \ gl. Wundt, läh. »S. (X)^.

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A4«B BrntÜM ])ft4«ff04^*eh» AmichK^n und Krittk ilerMiben.

Talente Rauni« die MögfHclikeit der ICntwickehm^, ohne auf

U'nhlthaten an, «bewiesen zu sein, «geboten werden. Zu diesem Zwecke niuls der l'hertrang von einer l'nterrichtsstnfe zu einer anderen eiiu rst its dadurcli erleiclitert werden, dafs alle Schulen einen *;cniein.sanien l'nteihi'iu erhalten,') und dals dieser Anfan^sktirsus in seiner Dauer über das jetzt übliche Ma^H hinaus verlängert werde,^) anderseits aber dadurch, dafs das Scl]ulg:cld überall beseitigt wird. Nun weifs ich wohl, (lals man die Möglichkeit der I )nrchführunjf dieser let;!tercn Matsrej^el siark be/.weifeln odir dafs man mir den Vorwurf machen wird, ich schlüj^j^e dem (irnndsat/e der wirtschaftlichen ( lerechtij^keit ins (rcsicht: soll dieser \'f»rschla).j verwirklicht werden, wird man sa^^en, so muls eine all^^emeine Steuer- erhohunj; eintreten, die Hesitzenden werden zu Ciunsten der j^rofsen Masse erleichtert, diese zahlt für jener Kinder Sclutl- i>ildun<( auch noch mit. Doch dieser Vorwurf ist leicht zu entkräften. -leht deim jetzt die Sache? Das Schulgeld,

das man an den hnheren Lehranstalten erhebt, reicht keines- wei^s zur I)eekinii; der Kosten ihres rnterhalte^ aii<. Woher l'lielsen die Mitlei ilazu ? aus dem <iaailiclK n IJudj^et, d. h. ans der Steuei leistnnj^ aller. {' \u\ die W't »hlihaten der «ge- nannten Anstalten kommen l>ei der *4ej;enwärtii»;en Kinrich- luuif nur einer geringen Anzahl Privilegierter zu Gute. Ks kann also wohl kein Zweifel darüber herrschen, auf welcher Seite die Ungerechtigkeit zu suchen ist.

Werden die höheren Lehranstalten zum gnil'sten Teile aus öffentliclicn Mitteln erhalten, so muls ihr !?esnch allen freistehen; niid das ^eln nur dann, wenn all*;enieine Schnl- geldheiheit pi > kl niiiei i \\ \v<\. Hine Steuer-Krhöhunj; wäre unter .solchen rm>iän(ku <lmclian> gerecliULerli^^l ; aber die- selbe brauchte keinesv\ ej^s einzutreten. Hier einige Vorschläge, wie man bedeutende Fonds, die man teilweise denn ganz würde man sie gamicht dazu nötig haben für diesen Zweck verwenden könnte, zu erlangen vermöchte: i. Konsequente Durchfühnm}^ der ^iroj^ressiven Kinkommenstetier; 2. .Vb- schaffunj; der \'ererbun»4 oder doch Kintührun<( einer sehr hohen I\rbsclialits-Stener : lunzielum^^- blols ornamenl iler Ämter; 4. Herabsetzun«; der (iehälrer der höheren Heamteji

1 Da/n :4chr)rt üiuli. dais man endlich von <ler bäfsHchen l-an- richtuiig der \ orHchidcii al)la.ssc, <lie. u ic/iei^lei I )ie .so/.iale Frage eine siltliche FraKc »IV. Aufl. Stuii^Mii is<,i s. 17S) mit vnlleiti Recht«, sairt, den Kopf nur niil Sl.indes\ onnlLilen anfüllen.

-( In den I.ehrpl.'iiicr. tTm <1. 1. < ,^ -rhichl.s niul t ",( n.rrj^pljii^^- I nlcr- richt. die ich v cröffenilieliLe. ii.tb». u h in .VnK hmnig an die ^ej^cn- wärti^ heRlehenden Verhältnisse einen (Irci^Luryien iieiueinsclinftliche \'<>rknrsus an^enonunen. abet .i'u% t5< >rx^ 'JtcrwSt^wf eine länj^erc Dauer desselht-n (vier Jahre* hi«|tt i*.«sLU.

»oe llnhn<>n VII. 8. » * 6

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und Offiziere. Höhere Stellen sollten nicht durch gröfsere,

am wcnip^sten durch die jetzt üblichen (Behälter ans^i^czeichnet und dieser wciq-cn erstrebenswert jiemaclit werden, sondern als Khreiiäniter j;elU*ii. T'nd vor allem imiisu ii die IriUvcise immensen Repräsentations^ckitri i^ründlielisi beschniluu (xler ganz gestrichen werden. Ich glaube nicht, dals das deutsche Volk von den leitenden und führenden Per.sonHchkeiten Re- präsentation verlangt. Wenn man iini des Ansehens des dcut* .sehen Namens willen derselben zu bedürfen glaubt, > i i - es darum allerdings schon recht schlimm stehen. Kndlieli mnfs noch hcrvor<^clinhen werden, dafs man knnftiirhin, um jenen Ubergang von eiiar /nr aiuUreii I nterrichtsstufe /u erleichtern, auch in anderen als den schon vorher angegebenen Stücken die Lehrpläne gleichniäfsiger zu gestalten suclien mufs; in der Geschichte, der Wirtschafts- und Staatslehre, der Geographie, den naturkundlichen Fächern, dem deutschen Unterrichte werden unschwer Ausgleichungen vorgenommen werden koiuien, sodals das Talent die in den sonstigen Bil- dungsnnterschiedrii (fremde Sprachen, Mathematik i entu^eijen- stehenden Hindernisse KiclUer überwindet] kann.') kreilich damit j<*ne KrleiclUernn.i^en auch lhal>;ielilieh seitens! eich wirken, damit sie ihren Zweck erlülier», niimlicli den hoiieren Berufen stets frischen und tüchtigen Zuflufs aus allen Ständen zusichern, die Heamten vor protzigem Kasten geiste, der immer mehr unter ihnen überhand zti nehmen scheint, zu bewahren, bezw. sie von ihm zu säubern, damit sie aber auch nicht Verankas^ung werden, dafs nun alles nach oben drängt, müssen wir alles thun, um jenen unserer Kultur an- haftenden IxKsen Flecken , die X'erachtung und Minderwertig- keit tler Handarbeit in unserem X'olksbewulslsein, zu be-

'> Mit fleni (Wsautrii L^laiilu icli (kiitlich vjennfi diiruelliaii /u haben, tlal» ich »ucht tlcr Ansicht derer bin, welche eine ganz Kleich- mä/sige wissenschaftliclie Ausbildung aller verlangen «vgl. B. Bellamy*s Rückblick etc. in der kecLim sehen Atisgabe S- i loi, Die- jcnit'« 11 (Iii (lies llnin uv<\ die IMüllung ihrer iMirnertin^^ für Tnö«^»- luh halii u. \ erkennen ilie menschliche Xatur, bet.mjien in einem Optimismus ohnegleichen, vollkommen worauf ich ja auch Kchon früher hingewiesen habt Cewifs liat (i. Schmoller recht \\enn er sagt ( Zur Sozial* und (iewerbc-rulitik der (iegenwurt. Reden und Aufsätze-. Berlin i8qo. S. 276» : Der letctc (»rund aller sozialen (Ge- fahr liegt nicht in <ler Dissonanz der Besitz , sotwU rn dei Bildmij^s l iegensätze. Alle soziale Rcfnnu mnis an diesem i'unkte einsetzen. Sie mufs die Lebenshaltung, den sittlichen Charakter, die Ivjtnntnisse und l'ähigkeiten lU r unteren Klassen heben aber man mufs sich hüten, daraus solche Konse(iuenzcn. wie die obeti erwähnten, zu ziehen. Ich glaube,^ im Texte Mittel augegeben zu halben, welche geeignet sind, die Bildungs-(iegensätze zu beseitigen, und die auch wirklich anwendbar sind. Im jSchlu£s- Kapitel werde ich ?Mdcm noch andere nennen können.

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Adam Bmltbt pA4«eo|rt'*<'t>* Anvloht»« «od Kritik dmelhM,

scitigen: w ir müssen anfangen, anders von derselben zu fU nkeii und zu reden, wir müssen sie anders würdigen und behan- deln, und wir müssen durch J^t-lehniiif^-, Aussprache und X'or- hild zur Ausrottung einer falschen Anschauung, einer ver- kehrten Sitte l)eitrajLren, jeder .soviel in seinen Kräften steht. W ir nnissen vürnelnnlieh bei der Hrzieluing der Jugend einen energ^ischeii Anfang machen, namentlich aus den Köpfen unserer hochmütigen lateinischen Jungen, von denen jeder weifs, wie schwer sie dazu zw bringen sind, den Handwerks- niann, der ins Hans kommt, artig zu grüfsen, jeder der nicht selber ebenso thnricht ist, wie sein dummer Junge , solche X'ornrteile ohne Nachsicht vertilgen. Ks ist selbstverständ- lich, dafs alle diese Fordern nt^j-on im xnlleii l'mfange nur dann erfüllt werden k<')nnen, wenn das ge>anite Schulwesen verstaatlicht wird. Auch die Gemeinden können nur als ein sehr unvollkommener Ersatz des Staates angesehen werden, auch sie müssen daher auf ilnc <liesbezüglichen Privilegien zu (Tunsten des letzteren verzichten, wozu dieselben wohl bereit genug sein durften, wenigstens was das h()jiere Hil- dungswe.sen anlangt. That^äclilich w erden sie ja auch nur noch als Notbehelfe in dieser i;<. /irlnuig betrachtet. Für die Stellung der Lehrer folgt an.s alledem, dafs sie alle öffent- liche, dals sie Staatsbeamte werden und aus dem Staatssäckel besoldet werden müssen. Die nach Smith^s Meinung daraus sich ergebenden üblen Folgen können durch eine strenge, fach m ä n n i s c h e Kontrolle und ferner dadurch verhütet werden, dafs die für sie ausgeworfenen festen Oehälter auf ein gewis.ses Mafs besrhränkt bleiben, dafs aber für be.sou- den 11 Fleifs, für besondere Lcisiungen Prämien gewährt werden. Auch wird man von vornherein eine strengere Kontrolle üben und nach Möglichkeit solche Per.sunen fern- halten müssen, denen die natürliche Befähigung zum Erzieher- berufe abgeht, und die nur des sicheren tind ehrenvollen Brot^ crwerbs wegen sich zu demselben drängen. Freilich \ erhehle ich mir nicht, dafs dies eine sehr .schwierige Sache ist und mim dabei leicht irregehen kann: daher ist eine längere Probezeit') nach erfolgter Ausbildung ein unbedingtes Bt*-

'i .Man wird mir dabei ulnic Zwciltl dii Misere des unhesoklcleu rn)bckaii<hdalcntuius entijej^enhalttn. mich (iaraut hinweisen, dai.s ich durch (hesvii Vorschlag ja. eiU^ci^cn meiner früher ^eäui.serten An- sicht, docli nnr den Desitxeiulcn diese bantbalui möghch inaclie Nun meine icli. dals m;m die ])r<>l)eweise beschaftif^leti jnii'-Tt'ri T.etitt aller- dings für ilire Arbeit bezahlen holle, wa.s ja auch iet/.l schon l all ist hei den eben aus dein Seminar entlassenen VofksschuUehrern. (he ch)cli auch bis ztir Ablegun«^ der /.weiten Staatsprnfunji als Probe- kandidalcu gelten. Mau wird sich eben da/.u verstehen luüsseu, die hinsichtlich der Volksschul-Kandidaten gegenwärtig bestehende Ein- richtung auf alle Aspiranten des I«chramtes auszudehnen.

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Dr. I^iiiit Itri-tfHUiiinu,

dürfnis. Krst diese wird eine wirklicli iiutzl)riii}^cn<1e .\r.^k'<f ennöiJfliclieii, weit eher, als es Prüfunj^en, Vn-i (K ik h iUk Ii itniner mehr das Wissen als das Köntieii zu Tage tritt, ver- mögen. Solche sind e1>eii blofs am Platee, wenn es .«;ilt, ein (wenn auch nur auiiäheriides) Urteil über die erforderlichen wissenschaftlichen Kenntnisse zu erlangen. Dafs allerdings trotz aller solchen Mal'sre«;elu, wie der erwähnten, stets luaneher- lei KleuKiitt mit durchschlüpfen werden, die dem I.ehrstaiule niclit /ui l'Uue .gereichen, ist sicher das ist eben an allen niensehlielien Kinrichtunj^en das Tragische, dnls sit- neben allem Nützlichen und (»nten, das sie slitlen, intnials t;anz das Schädliche und Schlechte ausschliefscn können.

Soll min durch die Verstaatlichung des gesamten Schul- wesens jeglicher Privatthatigkeit auf diesem Ciebiete ein Ende gemacht werden? Ich möchte diese Kraj»e nicht bejahen, private Lehranstalten müssen, um die Konkurrenz mit den staallicheu erfolq-reich bestehen zu können, trelt'liclK I a isluui^eu zutaj^e liirdern. und dadiu"ch ülnn sie wieder eint L;iuistij;e Wirkuui^ aul jene ans, (ierade s«*ahc .->ind auch inhilv^e der freieren lkwcgnng, die sie vor jenen naturgemäfs voraus haben, eher imstfuide, dem pädagogischen Experimente in ihrem Verbände einen Platz zu gewähren. Durch dieses for- dern sie die Pädagogik als Kunst, aber weiterhin ziehtauch die Pädagogik als Wissenschaft daraus Nutzen, l ud umge- kehrt wieder können sie es eher wagen, pädagogisclic 'riu orien anf ihre praktische liranehbarkeit hin zu erpn»l>eii ini<l zu prüfen, l'm derartiger Krwäguugen willen möchte ich Suiith's \'orschlägc nicht durchaus verwerfen, sondern deren (icllungs- bereich nur auf das angegebene bescheidene Mafs 1>eschränkt wissen. Ks häugt dies eben eng mit unseren Anschauungen über die (rrenzen der Wirksamkeil des Staates zusammen; dieselben haben sich seit Smith sehr bedeutend geändert Freih'ch eine bc stiunnte Fonnel für das staatliche Eingreifen und seine Grenzen besit/eu \vir nielil. vuiv solche giebt es überhaupt nicht.') Diese ( "»renzl^estinimung hängt ab von

•) l'linc solche l oniiel j^iebl /.. H. T luiscii in seinem System der Kthik-^ (i. Aufl. IJcrhn 1X89 S. 847^: Die .StaatsUmlijikeil i.st um .so notwendiger, je unmittelbarer ein Thätigfkeitsßrebiet für das Treben der

(icsamtheit W icliti^jkeit hat. iiiul je \veiii;j;er duroh spontane Thätii;- keit der Kinzelnen oder der kleineren Kreise eine befriedigende bösnn{; der Aufgaben gesichert ist: sie ist um so m«jj,dieher. je nielu- es sich um ;,deichartiije und uu pe rsönliche. kontroHierlKin uinl t 1/ u i n s^bare Ditiijc hniuUU l ' mgekehit : je |)ersöidiclier und inch vidualisi«. 1 1( r. ie weniger dem Zwang und der Kontrolle /uj^ätiglich ein Thalickeits- gebiet ist, desto mehr entzieht es sich der öffentliche« Rejrelunj»' . Man jfewalirt die rnhestinunthcit dirs* r l'r/ni!nlic-rnTi<i auf den ersten lilick; vgl. darüber Ziegler in den rinlosophischcn Mouatshefteu . S. 432.

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AdABi )$initb» päiliiKwKi*^li^ Aii)»iphtPli uimI Kritik dpr«<>lbea.

(lesamtauschauung und (irundrichUiugen, von ßedürftii&sen und Otrfülilcn, von Zeitströniungen und Gewöhnungen- (Zicgler, Soziale Frage S. 99) aber thatsächlich ist unsere moderne Auffassnnj^ vom Staat und von seinen Aufgaben

finv aufscrordrntlirh \\-citt\ vor allem ficilir1i was die Tiiatc- riclIcTi InUrc>sc ii seiner liürj^cr bclriül. I )aruni wiirc es aucli 1h>cIi>1 llit>rieln, u v>llle ich Sniitli st-iner Ansicliten we^en \'()r- würfe machen, solche sind da^^ej^^eii tlciien j^cj^eiuiber am Platze« welche lieute noch auf diesem Standpunkte beharren, welche ihre Auschauungen nicht der gänzlich veränderten La jre der Dinge anpassen wolle , welche mit zäher Verbissen- heit und trotzigem Eij^ensinne eine abji^ethane Richtung künstlich k(jnservieren wollen. Solclu lAiile bernfen sicli W*ohl anf das rei^e pädagagische Kebcii und Treiben /ur Zeit der ^'hilantif )j>inisten. Aber bedenkt !i .sie drnn nicht, dal's jenen |>iakli>eiien Verbuchen, der Xul/ien, den .sie gestiftet, in allen Ehren, zumeist nur eine sehr kurze Dauer und ein wenig ruhmvolles Ende beschieden war? Und wenn man sich etwa auf W. von Humboldt') stützt man liebt es ja in gewissen Kreisen so sehr, alte Autoritäten ins Treffen zu führen und dann, wenn man diese nicht mehr j^elten lassen will, liber den Man.ufel an Piet'it und an I^hrfurcht vor dem Cirolseii /.n zetern so ist nur /n saji;^en, dafs doch auch jener für uns zu den Alten ;^ehört. Ob nun Humboldt -'i oder ein anderer sagt: Der Staat enthalte sich aller Sorg- falt für den positiven Wohlstand der Bürger und gehe keinen Schritt weiter, als zu ihrer Sicherstellung gegen sich selbst und gegen auswärti.tje Feinde notwendig ist, zu keinem an- deren Kndzwecke beschränke er ihre Freiheit , und dann weiterhin '1 daraus auch fob^ert. dafs der Staat sich um die Erziehuni; der Heranwachsenden in kriner Weise zu künnnern habe, unv Modernen erscheint dergleichen geradezu als eine l'njj;e!ienL-rliclikeil.

Xiui noch eini^^e \\'orte über die (Uiedernni^ des (also staatlichen) vSchulwesens. F'a'st mau dasselbe in seiner Tota- lität ins Auge, so lassen sich drei grofse Unterrichtsstufen und ihnen entsprechend drei Schularten unterscheiden, näm> lieh: die Primär-, die Sekinulär- und <lie Tertiär-Schule, von denen die letzten beiden wieder manigfach gegliedert sind.

'1 \ ItUci» ZU einem \\i.sucli. die « ireii/cn der Wirksamkeit des Staates /u hcstnnmeii. Kcclaursolie Ausi^.ihe.

-1 a. a. « >. S. 5;,.

1 a. a, O. S. <»S ff S 75 uuUn heilst es; UfknUiche Jazichung

scheint mir ganz atifserhalb iler Schruuk^it lie}>:tfn, in welchen der Staat seine Wirksamkeit halten xmi'Is . '

_■

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86 Ptiui ltrr](*'»mnn.

1. Die Pr i III är-Scli u 1 c, ciiisprccheiid den unteren Klassen der jel/ii^c n X'olkssclmle, bildet den ^^etneinsanien, nicht weiter j^ej^liederten l'nterhan für alle Kiiuler, \(»rnehnie und gerini^t' reiche und arme, die besonderen \'(>rV)ereituiigs- .schulen für die (ivninasien müssen \ er'<dix\ iiidrTi.

2. nie Sek n IT d ä r - S ch n 1 e. Hei ilir nnler>elieidcn wir /imäeli.^t zwei AloliiluniL^en, nändicli die jcnij^en Leinaiistaltcii, welche für die erwerbenden (niederem nnd '•ulche, welche im die regierenden (höheren) Benifsarten vorbereiten. Da wie hier tritt eine weitere Scheidnnjjf in je zwei mehr oder weniger verschiedene Bildun^s-Ziele \ erfolgende l'nterrichts- anstalten ein, sodafs sich folgendes Schema crgiebt:

A. Vorbereitend für die erwerbenden liemfsarte«:

a. Volksschulen entsprechend den oberen Klassen der

jetzijijen Volksschulen:

b. Ih'iricerschuleii, für weilt r^cliencie Zwecke für kimftij^e Laudwiru. Kauflentt-, Sid)alterne-I?eanite elc. etc. (also entsprechend den jetzigen sogen. Mittelschulen).

B, Vorbereitend für regierende Berufsarten:

c. Htterarische (Gymnasien für künftige Lehrer, RiclUer, Verwaltungsbeamle etc. etc.;

d. Realgymnasien für künftige niehr auf das Tech- nische gerichtete Berufsarten, Ärzte, Offiziere etc. etc.

3. Die Tertiär-Schule, die sich in folgender Weise gliedert:

A. Für die \'olksschule die F'ortbildungsschule ;

B. für die Bürgerschule die einzelnen niederen Fach- schulen ;

C. für die ( ielehrieu-Scliuien die Hochschulen (I'u!- versitäten, technische Huchschulen, Kriegsakademien e tc. etc.) - -

Freilich bedarf dieses Sciienia einer l%rgän/,ung, wenn man nämlich noch besonders die für die uflentliche oder Schul -Erziehung zu beachtenden geschlechtlichen Unter- schiede berücksichtigt.

Demzufolge würde bei der zweiten Rubrik diese Ände- rung sich ergeben:

2. Die Sekundär-Schule.

A. Vorbereiten fl für die erwerbenden Berufsarten:

a. Volk.s.schulen

u. Für Knaben - fi. Für Mädchen;

b. Bürgerschulen

«. Für Knaben Für Mädchen.

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»7

I». \ (>i bcicilend für dif req^ierciultii lierufsarten : c. lilterarisclic GvmiKisicii

a. Für Knaben - (t. Für Mädchen; (1. Kealjü'yuinasien

ct. Für Knaben - ,J. Für Mädchen (würden etwa den jetzigen höheren Töchterschulen ent- sprechen).

Die nämlichen Hinzufug^nngen würden bei 3. A und H zu machen sein.

Aufserdem j^^ebührt aber dem vStaate auch, was ich doch iiiclit j^an/ mit »Stillschweij^en überj^ehen möchte, die Kür- sorjje für den rnterricht der pathologisclit n ( Objekte, w^lclie tbirclians im Interesse der Gesellschaft lic^l: »;iU es doch niöj^lichst alle Kräfte für die Knltnr-Arbcil uulzbar /ai maelieii, auch schwache nicht j^änzlich brach liegen zu lassen. In sehr vielen Fällen wird es sich nicht blofs um den Unter- richt, sondern auch um die Erziehung im engeren Sinne handeln, d. h. der Staat wird zumeist für die Unterbrinj»;ung dieser rnjLilücklichen in Anstalten Sori^^e r- jen müssen, in denen beides ihnen jj^eboten wird. Inbetraelil kommen einer- seits Fälle, in welchen es sich um körperliche ^ defekte, nnd andererseits solche, in denen es sieh um die sos^eii. mora- lische l'tr\ersität und um den Idioiisnnis handelt. Aniser diesen Erziehun^s-Anstalten mufs der Staat ferner solche unterhalten, in denen Waisen und die Kinder von Eltern unterzubringen sind, welchen dieselben im Interesse der Ge- sellschaft entzogen werden müssen.

Endlich liegt dem Staate noch die Organisation der- artiger Einrichtnnj^en, wie der schon im ersten Kapitel er- wähnten ob, die den Zweck \erfolj^en, die Heranwachsenden auch auf anderem \\ ejjc :il> durch die Schule, die dazu nicht als ausreichend j»elten kann, mit dem so nötiji;en sozialen (reiste zn erfüllen. Ich hatte für die Schnlpflichtij^en Lesekränzchen nntl Spielvcreinit^nnjjen, Au.slhige nnd Reisen genannt; es ist zu beachten, dals man wohl eine Trennung nach Geschlechtern dabei im Auge haben darf, nicht aber eine solche nach den verschiedeneti Schularten: d. h. Schüler der Volks- und Bür- gerschiden tiud der ( ivnniasien müssen hier zusammenkommen nnd kameradschaltlicii miteinander verkehren, l'i'ir die »Schüler der höheren Lehranstalten wird freilich diest r W^kehr ziem- lich sclnu 11 ein F^nde iiiulen, da man den älteren unter ihnen, den lie.^uchciu der «)beren Kla.ssen nicht wohl zumuten kann, mit .siA iel jüngeren (ico.^.sen l'mgang zn haben. Damit nun bei diesen nicht der Erfolg früherer Beniühunp^en wieder in Frage gestellt 'xi'erde, empfiehlt es sich, anf einen regen

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hr. I'nnl lt<«i-:;<-tiuiiiii.

Verkehr zwisclieii ilnivn u\u\ den FortbiUhinj^sscliülci ii liiii- /invirkfii. l'iii uutLr dicvtii ck-ii sozialen (rtisl Wfitrr /.\\ })fl<.\i^i.ii, für ihre weiu-st innnai-iij^fst'llschaftliclK' liildun;^ /u sorgen, ihren i,^eistiiLfen Plori/onl xu erweiteni und ihr äslhe- tischcs Interes.se unniei mehr zu wecken, J4enii^en die Furl- bildnngs-Kurse ebensowenig, wie hei den Schulpflichtigen die Schule ausreicht. Ks müssen noch andere VeranslaU tungen getroffen werden: Tnrn- und Spielkurse, Leseahende und gesellige Wreinigungen - - namentlich im Winter, ge- nieinsame Ausflüge, hesonders auch behufs IJesichtigung grofser Werkstätten, industrieller und l'ahrik-Anlageü \ or- nehmlicli im Sommer, kommen hier inhetrachl. Daran >*»llen nun auch die älteren Schüler der ludieren Uehranslallen sich beteiligen. Was nützen densell)en, wird mancher vielleicht fragen, Ausflüge, die den angegebenen Zweck verfolgen? Welches Interesse sollen diese daran haben? (»lanbt man wirklich im Kruste, dafs es heutzutage noch jemand geben köuTic, der für diese Dinge kein Interesse hätte, wenn sie auch mit seinem Ik-rufe und seiner Lehensstv Ihing keinen nnmiitelhareu Zusammenhan-^^ haben? Dafs die ans der direkten Anschauung gewonnene Kenntnis davon für .solche Iveute ohne Nutzen sei? Nur die ein.seitige X'ureingenonnnen- heit, die Beschränktheit kann so reden - ich glaube nicht nötig 2U haben, darüber noch irgend ein Wort zu verlieren. Aber darauf, welche grofse Vorteile in anderer He/iehnug daraus, wie überhaupt ;ui^ ( iueni solchen \'erkehr sich er- geben, möchte ich noch kiiiv liimveisen. Ich sehe diese vor allem in der Weckun l: und Stärkung des ( iefühles der gesell- schaftlichen .Solid. tril.'il, teimr in der Herbeiführung der rechten Schätzung niaUriellti Arl)eit bei den künftigen (ie- lehrten und Beamten, und umgekehrt einer richtigeren Wür- digung der geistigen Arbeit, als sie heute bei unseren Ar- beitern (dieses Wort im landläufigen Sinne, wonach man darunter nur die Handarbeiter verstellt, genommen) gang und gäbe ist, bei dvu angehenden Handwerkern etc. etc.

Schlicfslich mufs hier noch ein Punkt zur vSprache ge- bracht werden, auf dessen hhcuterung sich Smith nirgends eingelassen hat, nändich wie lange Zeit auf <lie Schulbildmig. überhaupt dieKrziehung zu verwenden sei. V\u diese letztere Frage zuerst zu beantworten, so ist zu sagen, dafs die Er- ziehung die Zeit von der (ieburt bis zur vollen Geschlechts- reife umfassen soll; die einzelnen Ktajjpen lassen sich folgen- derniafsen bestimmen, ohne dafs jedoch eine strenge (irenz» regnlierung uu'^glich wäre.

I. Vorwiegend Kinzclerziehung bis zum siebenten Lebens- jahre ;

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Adani bwhh» |i»iliiKugi»<-hp Aitskhtvii nii<1 Kritik <ti>rM>|lM»ii.

2. vorwiegend Masseiitrrziehuug, vom siebenten Jahn* hh zur Erreichung der geschlechtlichen Vollreife» also etwa bis zum neunzehnten Lebensjahre.*) In diesen letzteren Zeit- raum fällt nun auch die Schulbildung.

'i \'icle. mitcr thiKii ;unli I)öiiiit5 ia. a. (V S. 1S2) lasscti dii-

j^eheti. wdl derEintntt der Pubertät, der erste Schritt /.ttr Krlaiijrunj^

«Icr jicsclilcchtlichen \'ollreifc. «lerartijre pliysiolojrische und psycho- lofiisrhf Atulcrunji^tn herbeiführt-, <lafs vdh I-lr/iehuti^'^ nicht mehr die Kedt sein kcinnc. ICin /tireicheiukr IJeweis alicr fiir diese Hehauj)- U\tv^. dafür dafs mit der eintretenden l*nl)ertal der l'.r/iehiinj; thal- sächbeli » ine nniiberstei^diche vSchranke jfeset/t wäre ist Tiirj^ends erbracht, «fcwtis wird die I\r/.iehun>( von jenem Zeitpunkte an, nametitlicli infolp^e der bestätidig fortschreitenden Krhohun^ des Selbst j^t füldes. immer schwierij^er. aber aufliören «birf sii tbu^li erst mit dem Eintritte der j;e.schlechtliclien Vollreife: jetzt erreicht das SelbstjS^cfühl einen };e\vissen Höhepunkt, der Mensch ist in sein S4imuierso1sti/ y:etreten. Werweiis, <hifs ernunmehr fähijj /.ur Zen^iuijr lebensfähijrer Nachkommen isl. <hus er alst) evenl. sel^'^t flie rfüclil der b^r/.iehun^; /.ii erfüllen haben kann, wird nichtü mehr von Kr- ziehunfT seiner selbst wissen wollen.

(FortsetEttnjT fol^tl

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Die experimentelle Psychologie.

\'oti Heinrich Free in Osnabrück. (Schlufs.)

Naeii diesen Austülirniii^eii ist es am Platze, iiocli einen lUick auf die Theorie der Lukalisatiun und Raumempfindung zu werfen. Den Vorj;anj; selbst verraten die Theorien, wie bereits j^esagt wurde, nn.s nicht; sie geben nur an, wie man sich die Sache etwa denken kann, oder wie die Hrscheinunjjen niö)^liclier\veisc zustande kommen können. Die älteste Theorie läfst die l^etähijyunjj an^t^iehoren sein. Diese cntN\ickelt sich nicht, sondern ist einfach von (»ehnrt an j^eijeben. Wir können, mit dieser r.i iinla.unnii ansi^'crnstet. m'cin anders, als unsere lüriplinduni^en auf die Herkimu.s>iellen der Reize be- ziehen. Dieser nativistischen Ansicht .steht die empirische {gegenüber, welche Lokalisation und Raunisinn durch die Er- fahrung entstehen läf.st. Nichts liegt in den Xer\ en, was sie zur Lokalisation u. s, w. veranlassen könnte, nichts be- saj^en die I'jnpfindnnt^svori^an<j"e an sich dan"d)er; sondern diese psy chischen Thatsachen werden durch tlie an der Anfsen- welt «^^emachten Krfahrnn^r ermöi^licht. ICine dritte Ansieht, welclie die \'erschmel/.nng.-.Lheorie «jenannl wird, geht daliiu, dafs allerdings die Befähigung, räumlich wahrzunehmen u. s. w., erworben wird, aber nur dadurch, dafs die Empfin- dtingen ein Verschmelzungsprodnkt bilden. Wenn wir irj;end eine Stelle unserer Haut betupfen, so wird nicht eine einfache I'*mpfindnn}^^ nti-^i^elöst. sf>ndern eine Mehrheit, die eine Ver- schmel/.nn^, cim Art \ Orstellnn};^ bildet. Neben dem Ue- riihrnn^seindrnek sind Knij)findnnt;en in der Fm.i;el)nn.i; dnrch tlie Mitbewe.^nn«^ der Hantstelh n ansi»;elöst worden. Darin wird zugleich die I'orm des Berührungskörpers ati.^^eprägt. Berühren wir auch nur mit einer Nadelspitze die Haut, so wird innner ein Komplex von Empfindungen, die miteinander \ erschmelzen, erregt Dadurch .sollen wir über den Ort des ]\indrncks unterrichtet werden. .I.otze nannte die begleiten- den Hmptindnngen, welche die Stelle des Kindrnrk< be- zeichnen, die lyokalzeichen. Doch hat diese Theorie keine

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INi.« (•iipt>riiii<>nt«lli' PftyrlKilufto.

exptfiinientelle Begründung «gefunden, weshalb sie nicht all- ^enidne Anerkennuujj^ erlängt hat; auch haben Anhänger derselben die Lokalisation von der Körpcrbant weg nach dem '"'(.liiru verlej^cn wolkn.*) Die Versöhn icl/nngstheorie nimmt hdcIi andere l{m])fiii(lun}^en zn Hilfe, die ans deti Tastor^anen kommen, wenn diese liber die zn lokalisierende Hantstelle geführt werden. Mit der Hetastnnj^ werden Be- wegnngsempiindnngcn an.sgclüst, die in das Ve»"scbmelznngs- produkt mit eingehen, so dafs dasselbe ein Gebilde wird, welches ans mannigfachen Empfindungen zusanmiengesetzt ist. Es ist anzunehmen, dafs alle angefiihrten Moniente zu- sammen erst eine lokalisierte nnd räumliclu A'orsteUnng j^eben. Wie sehr dazn die Kmpfindnngen des Tastorgans, das nie l'.indrncksstelle beriilnt, luitragen, ergiebt sich ans bekannten ivrscheinnngen. Wenn ni.in z. H. zwei Finger über- einander krenzt nnd damit einen RnTicbel der anderen Hand berührt, so entsteht nicht ein einheitlicher Kindruck, sondern ein doppelter. Wenn die Lokalzeich eu allein die lokalisierte nnd räumliche Vorstellung zustande kommen liefsen, so wäre das nicht möglich. Man ersieht vielmehr hieraus, dafs die Tast- nnd Hewegnngsempfindnngen das meiste dazn bei- trai^en. Wie stark die Bewegnngsem]>findungen des tasten- den ( >rgans ant die Lokalisation einwirken, kann man l)ei der Handhabnng eines (lerätes merken. Wenn wir nnt einem Spazierstocke aiil den Boden stolsen, verlegen wir die ans- geloste Empfindung an das Ende des Stockes, und welches Arbeitsgerät wir auch handhaben, immer versetzen \vir die Kanmvorstellung an die Spitze des.si 11>eii. Das kann nnr durch die ausgelösten Bew egnngsempfindungen ermöglicht werden. So zeigt sich, dafs Lokalisation nnd Ranmanschan- nng dnrch die gleichen Mittel znstande kommen nnd de.*^- halb anch dassell)e »^ein müssen. Die einfachste T.<)kalisalion ist zugleich die einlaehste Ranmvorstellnng. Durch ver- schiedene Tasteindrücke und Bewegungsempfintlnngen, welche in mancherlei Weisen sich verknüpfen, entsteht die Vor- stellung vom räumlich Au.^gedehnten. Später bringt die Kr- fahrnng herans, dafs drei Bewegunj^en in gleich l)leibendcr < )rdnnng hinreichen, die Ranmv erhällnisse zn markieren. Die Ranm.'in-^channng ist ein ]).s\ cli*>pli\ sisches Isrlehiii'^ nnd er- reicht cr>i mit der Zeit «lurcli die Wicderijolung die hckannle objektive lM)rm.

Dafs die Bewegungseni j»findungen .x» sehr zur richtigen Raumanschauung beitragen, pr.-igt sich in dem Bedürfnis aus, jeden Gegenstand, von dem man eine deutliche Vorstellung

*i Hentiann. Ilaiidlitich der Physiolojne. HI. JM. 3. Teil. S. 414.

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ffriiTTipli Frei«.

Winnen will, in die Hand yax nehmen. Das Kind, das eben die Hände bewegten kann, greift nach dem (regenstande, der seine vSiniie reizt. Der Erwachsene macht es aber ebenso; deshalb mufs in allen Mnseen und öffentlichen Ansstelhmgen

den Besiicliern stets vor Auj^en geführt werden, die (»ej^en- ständt iiiclit anznfassen. Ks j^entij^t der nienscbliclien Wabr- neliiinniL:: iiiclit, di*. Dini;! einirelu nd /.n ])esehen ; die Kin- driieke wenlcn j^eiuuu r luuUkullielier, wenn man die (iegen- stände in der Pland j^ehabt und vielfach betastet hat. \'oll- ständige Kaumanschannn^en bringt das An^e ohne den Tastsinn nicht fertig; er liefert in der Spanne, im I'^ufs, in der Elle nnd im Schritt das Mafs für die Rannistrecken, und mit spraclilichen He/.eichnunj^en ans seinem (rebiete behilfl man sich vielfach in der Sjihfirc der liüliert-n Sinne, wcmi man /.. K spricht von hartm ndcr ^cquctscluen J^auteii oder Ttnien nnd \nu ranhen oder weiclu n Farben.

Welche Wichtigkeit der Tastsinn liii jcilennann lial, er- giebt sich darans, dafs der Mensch sich beständig in seiner Wirkungssphäre befindet Es kommt kaum ein Eindruck in unser Bewufstsein, dem nicht Tasteuipfindnn gen )>eigefiigt wären, die Jiu der Isolierung nnd deutlichen Sonderung der Vorstellungen beitragen. Hau])tsrichHch sind t s zwei Funk- tionen, die der Tastsinn beständig volUnhrt: er giebt Ans- kuntl iil)er die körperlichen Zustände nnd leitet alle ktnper- lichen Bewegungen. Im ersten l'alle bestimmt er die Pflege, die der Mensch seinem Körper an gedeihen läfst, im zweiten geht sein Einflnfs dahin, den Kraftverbraiich bei den kci per- lichen Arbeitsleistungen zu bestimmen. Das Mittel, den Tast- sinn nach beiden Richtungen hin m einem zuverlässigen Führer zu machen, ist die Kinübnng. Die zweckmäfsige KörperhaUniii; läfst sieh nur durch fortgesetzte Vlnm^ ge- winnen, el>en^M wie e.N mit der richtigen HaltuuL; der I\der z. B. der b'all ist. l'bnng nnd (Vewuhnnng siml die beiden Faktoren, durch welche der Tastsinn beeinflnfst werden kann.

Die Bedeutung des Tastsinnes für die räumliche Son- derung der Vorstellungen findet im Unterrichte vielfach Be- achtung. Im ersten Leseunterrichte wird \ on den Lehrern, die der Jugend die Lernschwierigkeiten in geringster Form nnd in geh(M-ig :d)L;estnften (iradeii l>irU n, zuerst allein die vSchnilisehrill geiil)'. Die Irinnen ]ii;im.u sich mit Hilfe <1es Tastsinnes dem ( »edäeiilui.sM e in, w » ^lialb the I huni^eiJ mehr ein schreibendes Lesen als ein lenies Lesen sind. Ivben.so ist es bei der Einführung des Kindes in die Welt der Formen und Farben. Der Zeichenunterricht beschäftigt sich fast aus- .schliefslich mit Formen und übt sie lianptsächlicli technischer Zwecke halber, weshalb das Hauptgewicht auf mathematische

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9.;

Fi<>urtu j4eiej;l wird. Xatürlicher wäre es, ihn in den Dienst des realistischen Untcrriehfs xn stellen und Formen rnis der Wirklichkeit, die /.n fester lünprä^^uuj^ gclan^^cn sollen, /.n iihcii. Der OescIiiclitRuntemcht giebt dazu Aiilafs, der geo- »:rap1iischc noch mehr und vor allen Dingen der naturknnd- liche. Diese (gegenstände sollten znni nicht j;erinj>en Teil xcichnend betriehen werden. Soweit es sich l)eini Unterrichte nin Veranscliaiilichnni^sniittel handelt, sind sie niöolichst <len Kindern in <iir Hand y.n j^ehen, damit der Tastsinn zn der Anfnahnie der l'.rkeuntnis seinen IVil heilia^en kaini.

Die übri«»en niederen Sinne') hier zn berücksichtigen, kann ati5; päda «logischen (rründen unterlassen werden, xttnial ihre phv. biologische nnd chuphysische Erforschnnj; nicht zn endj>;ültigen Resnltaten gekommen ist. Die Nerven dieser Sinne sind nnstreitij; nnigewandelte Tastnerveu» die direkt \ nn rlk inischen \'orbindnn<(en j^c troffen werden müssen, um eine Hnipfindnnj; in der ( frofshimrinde aiisznlö.sen.

Hin ähnlich chemischer Sinn i.st derjenige des Sehens, dessen .\pj»araie-) anch ans den Tastw erk/.engen hervorj^c- gangen sind, und das Sehen ist eine Art Ta.stfuuktion, wes- liath das genaue Sehen ähnlich wie das vorsichtige Betasten eines (>egenstandcs ausgeführt wird. Das f)rgau der Seh- funktion ist bekannt, aber gewöhnlich wird die Bedeutung der Ikwcguug des Auges für das Sehen nicht genügend beachtet, luid i^erad( dit Funktion der Rewegnngsmuskeln ist für den Sehakt eini höchst wichtige. Ihre liestinimnng liegt nicht allein darin, dafs sie das Ange lenken, uml zur Besichtigung der Dinge geschickler machen; sondern sie sind vielmehr ihm beigegebene Tasti^rgane. VVie der Tastsinn erst genau lokalisiert und räumlich vorstellt^ wenn ein be- wegliches Tastorgan wie die Hand über die Stelle geführt wird, wo der vorzustellende Eindruck gemacht worden ist nnd also mit den gleichsam zweifachen Tasteindrücken sich die liewegungsempfindnngen \ ereinigen tuid /nr Sondernng (ies Hiuflriicks beitragen ; so werden anch diednrcli (his Licht hervorgerufenen F^indriieke besonders lokalisiert und als Raiungebilde atifgefafst durch den Hinzutritt der Bewegnng.s- empfiuduugen aus den Augeunuiskeln.^) Genau sehen kann das Auge nur mit dem gelben Fleck, der kaum eine Aus-

't Dr. I"r. Kiesow. I5citrä)4:e zur pli ysioloj^iseheii l'sycholojfie de.s ( ie.silniiackssinnes Tliilos Stud. Jiilnji. iS<;4 S

'i Alliiert, riiysidld^^ie der Nelzluiiit. üil .lau 1S05, Morgen- stern. Fuchs, Lehrbuch der AujrenheilkuiKle. Lcip/.i.u ''^94. I>etiticke.

■'1 .Schwarz. I>ns Wnhi iK'Iiinmii^s])r()hKin I.rip/i-; rSijT. Duneker u. liuniblot. Stuinpa, I ber den p.s\ cliolu^^ischeii l rsi)ruug <ier Kauiiivorstelluii<;. Leipzig 1S73. Ilirael.

94

deliiuin^ von 2 mm besitzt. Kr bildet sozusagen den Tast- pnnkt des An«es, der über alles, was ,i»enan gesehen werden soll, liinwej^^^^eführt werden mufs. Mit den Tnsteindnu ken verbinden sich die Hewcgnn^scmpfindnngeii der Mn>.keln des An«>cs und bilden mit ihnen die jfesonderte (iesiclitsvor- stellungen. Durch diese kunstreiche Einrichtunjj ist das Auge imstande die Mas>i. da Ersclieinnn.i>en im ( »esielitsfelde zu zerlegen nnd das Einzehie nach seinen Merkmalen aufzu- fassoti. Das Ang;e ist so das knnstn ichstc Tastorj^an; es braucht nicht mit den I)in<»^en in Herührnnj.^ y.n kommen, sondern empfänj^l deren lvinwirknn<;en ans der Ferne. Dafs es dennoch einen richtigen Mafsstab für die Ahschät^img der räumlichen Dimensionen besitzt, bewirken die Empfindungen der Bewegnngsnuiskeln. Wie bedeutend diese von Einflufs bei der Bildung der Vorstellungen sind, kann man aus ein» zelnen Beobachtungen erfahren. Zeichnet man zwei Linien von je 4 cm Lange nebeneinander nnd teilt die eine dnrch mehrere Qncrstrichc in lanter kleine Abteilnnq-en, *:o erscheint die L^eteilte Linie dein Ange länger als die nngeleilte. Diese Hlicktänschnng kommt von der Bewegnngsempfindnng der Augeuinnskcln her. Während bei der migeteiUcn Linie tler Blick in einer einfachen Bew egung fortgleitet, finden bei der geteilten Linie mehrere Bewegungsimpulse statt Jeder Teil- strich versucht eine kleine Hemmung, die din ch einen neuen Kraftznsatz überwunden werden ninis. Nach diesem Kraft- anfwand schätzen wir die dnrchmessene Strecke, weshalb der geteilten vStrecke die gröfsere Ausdehnung zu;^H'sprochen wird. Schätzen wir eine hjitfernnng mit freiem lilick, so werden wir, wenn wir ein Mafs anzugeben wissen, sie uulersehalzen ; können wir aber in der Kntfcrnnng eine Anzahl Teilptmkte entdecken, so werden wir .nie bedeutend gröfs'^r finden. Schätzen wir die Lange « in.- r.aumstammes ab, .so machen wir, ohne I es uns vielleicht zum Bewufstsein kommt, nacheinander lieweginigen von i m F. äuge, und nach dieser I'jnpfiuduui: '^xb(.!i wir das gefundene Mnfs nu Vjuc \nllig U'ei\ l'l.ielir ci^rliLinl uns aus dickem ('.runde stets kleiner als eine au.sgeliillte.

Wie erstaunlich die Kinflü.ssc der I jnpfindungen aus den Beweg ungsmuskeln sind, zeigen noch andere Täuschungen. Die sechs Bewegungsmitskeln sind nämlich nicht gleich stark und können deshalb die einander entsprechenden lieweg- ungen m'cht mit dem gleichen Kraftaufwande ausführen. Dazu konnnt, dnfs dit Sehachse des Auges nicht \<")llig horizuuLal liegt, ^ uuleru nach \orn etwas geneigt In der Ruhelage Nclicn unsere Augen also innner etwas abs\ ärl.s. \"()r die I'üfse zu sehen, ist uns am notwendigsten; deshalb

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tiif> oxp»riin«m<>lli' l*»Tfii»litKi««.

ist unser Auge darauf ein^u^ericlitet, nicht blofs durch st-ine Stellung, sondern auch durcli die «j^röfserc Stärke der das- selbe abwärts l)e\vej:^endcn Mnskchi. Wollen wir eine senk- rechte Linie sehälzuntrsweist- halbitrcn, so machen wir den oberen Teil /n kurz; denn wir teilen nach der aufj^ewciulcUn krall, und da diese beim Aul'wärtsrichten des Hlickes gröfser ist als beim Abwärtswenden für eine objektiv ffleiclie Strecke, so legen wir den Mittelpunkt nach der Kraftleistung y.« hoch und machen den djersten Teil der Linie zu kurz.

Auf solchen Tänschnngen beruht die Kmist des stereo- skopischen Sellens, das darin liestelu, ein b'lächenbild detn Ani^f als Tieft- 11 \ or>u lliinj^ vor/uzaubern. Iis liej^t an di r (k wolndieit nnM. res Auj^es, mit dem I'jndruck naher (»ej^cu- stände bestimmte Muskelenipiinduu^cu zu verbinden und ebenso mit entfernteren. Dasselbe geschieht beim Stereo* skopischeu Sehen. Die Bilder sind so hergestellt, dafs die P'igurm hinter einander zu Hegen scheinen. Werden sie nun im Stereo.skop betrachtet, wobei dem Auge die richtige Schätzun}4 j^enonnnen ist, so rücken die zu den Ivindrücken hinznli L ti iidni Iiewe«;nn»>;sempfin(hinjien die Fii^nrcn räntn- lic li an^i iuander und jL^eben dem (»an/en ein köi pci lichc s Anseilen. Vm das Auge in solelur Weise zu iäii>ehen, ge- nügt es, die Hand zu einer Röhre zu formen und durch die.selbe die Cicgenstäude mit einem Auge zu betrachten. Die Figuren au? Bildwerken treten dann plastisch hervor.

b's wurde vorhin bemerkt, dafs das Sehen des Anges gleichsam ein Ik-tasten ist juit einer ])unktförnngen Stelle. Dem sclu int zu widersprechen, dafs die Xet/hant eine i^röfKere .\us«lc hniing hat und in allen 'l'eilen znm vSeiien eingeriehlet ist. Allein es ist Thatsache, (hifs wir nur den gellten l'leck zum Sehen direkt gebrauchen und das Erblicken eines (icgenstandcs immer ein punktförmiges ist. Das Sehen mit den übrigen Teilen der Netzhaut dient nicht direkt der Auf- nahme der Liehtempfindungen, und die darin erhaltenen bjndrüeke gehen nicht umnittelbar in das mit Anfinerksani- keil aiifgenonnnene l>e\vufstseins1)i'd ein. \'iehnehr Ii iben (Iii I.,ielitreize im indirekten Seiitelde der Xet/li nii ciiun ganz anderen Zweck. Diese Xetzhantpartien >lehen dureli den Xei \ ennieeliain.Miins mit den Bewegnngsmuskeln des Auges in \'crbinduug. Wird nun die Netzhaut durch eine Lichteiuwirkung gereizt, so wird der Reflexmechanismus, wie es heilst, beim Auge in Thatigkeit gesetzt, und ohne unser Wollen richten die .\ngeninuskcl den Hlickpunkl auf den (legenstand, \on dem die Reizung ausgeht. I)ie Probe läfst sich leicht anstellen. l\s liraneht jemand nur in eine bestimnue Richtung zu .sehen, und ohne dais er etwas davon

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Heinrich Fr»-«».

wcils, briiis^t ein aiidci rr einen dir Xetzliaiit reizenden (icoen- stand in sein SehicUl, Soloil springt der liHcki)tinkt zu <U ni neuen ( ie<^en>Lamie liiniiher, wenn er nicht etwa j^ewaltsani davon /nrüek^ehalten wird.

Das puiiktförini^^e Sehen verlangt, dafs der HHckptiiikt über alle Teile des (re^enstaiides jj^eführt wird, der aiifjfe- fafst werden soll. Wenn das niclit j^esclichen ist, merkt man nachträf^licli <lie I^ückeu im Krinueniiii^shikle. jemand hat ■/ W. die Im.miI eine< TTanses mit Interesse heselien und kann sie sieh .^aii/. (ii ullieli xorstellen, wie er meint. Wenn er aber he^iinit, --ieli (la> I-ju/elne /n \"ert;e<ien wärtij^en, /. 1«. die Jahreszalil iler Kil)anung, Fij^ureu, einzelne auffallende Formen, so merkt er, dafs ihm inauclics fehlt, und er wetfs nun auch, dafs sein Blick nicht dahin f>:efallcn ist Hin ^f^^ naues »Sehen und Krfassen aller Einzelheiten eines (',e<jen- Standes kommt nur zustande, wenn der Blick mit Hewnfst- sein darüber geführt wird.

Irrnnj^en, die aus nicht j^enaueni Sehen hervori^ehen, L;iel)l es in <;rofser Zahl. Wir haben schon heim .siereo- skopi.Nchen Sehen bemerkt, wie grofü die Abänderun.<j; des (.Tesichtsbildes dadurch werden kann, dafs eingeübte untl gewohnte Organempfiudungeu dazu treten. Die Sinnesreize im Auge vermögen aber anch, frühere ähnliche Reizungen wieder wachzurufen, die sich mit ihnen vereini^an niul ein mehr oder wenij.;^er nnrichtij^es (icsichtsbild liefern. So sehen wir in den \\*nlken Tiergestalten, Drarlu ii, Seliäfchen n. s. w. Kin lausch erscluint uns in der nännnenniL; wie ein uns entgegen koiiinu ndes rngetüm, der weifst Iliikenstnmm wird zu einem winkenden Cicspenst, und die gekalkte Wand eines Hauses giebt einen Schein, der an Feuer denken läfst. So können sich vielfach Gesichtsei ndrnckc mit früheren mischen, und daher rühren die zahlreichen Irrtümer, die uns im Oebiete des (Tesichtssinnes bej^^e^nen. Ks kommt wieder- holt vor, dafs jemand einen ihm unbekamUen Menschen mit einem andern ihm bekannten verwechselt. < Hl will man eine IVr.son an einem Orte geselun haben, w » sie nicht ge- wesen ist und streitet einer andern den .\ntenthalt ab, der

thatsächltcli stattgefunden hat. Ebenso irrt das Auge sich in der Kombination von Personen und Handlungen. Man dichtet einer Person eine Handhmg an, die von einer andern ausgeführt worden ist, und leugnet Thatsachen, die wirklich der Person zukommen. Da das richtige Sehen nicht blofs ein gesundes ( )rgan, sop.dern anch die nötige l'bnng voraus- setzt, so kouunen die meisten Seh fehl er im iüngeren Alter vor. Ks würden viele Wetten unterbleiben, wenn jeder sich .seiner Schwäche im Sehen bcwuf.st wäre oder seine Augen

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j^eiiau gebrauchte. litsoiuleis ist die Kindheit reich an Irrungen; wer deshalb mit Kindern umgeht, hat Gelegen- heit, sich davon zu überzeugen. Doch auch bei Erwachsenen

ereignen sich die Sehfehler zahlreich; wer sich darüber Ge- wifsheit verschaffen will, braucht nur den Gerichtsverliand-

lungen beizuwohnen. Da werden Aussagen i^emacht, die sich oft diametral gegenüberstehen, ohne dais die Zeugen \t>n ihren Meinungen abzubringen sind. Mancher Falscheid wird geschworen, weil das Auge beim Zeugen eine Täuschung begangen hat, die in einzelneu Fällen für den Aussagendeu verhängnisvoll werden kann. Es ist unzureichend, dafs die Rechtspflege blofs von Juristen ausgeübt wird; soweit es sicli um zeugeneidliche Vernehmungen handelt, müfste die Mitwirkung von Psychologen erforderlich sein.

Die Experimente, welche zur Krforschnntf des Licht- sinncs voi^riKMunRii werden, l)eschäftiiL,''eii sieh daiiiit die intensiven und tjualilatix eii ruLcrscliiedsenipfindlichkeiteu festzustellen. In der Regel werden Licht- und Farbcuein- drücke benutzt Das Auge unterscheidet eine farblose Licht- empfindung und eine farbige. Während die erstere vom reinsten Weifs bis zum tiefsten Schwarz sich abstuft, bewegt sich die andere durch die bekannte Farbenskala, die wir im Regenboi^en erblicken. Zu der l'ntersnclnmg des farbigen Licliies \erv.'endet nuin das Sonnenspektrum, das durch das Spektroski )}) ^^ewonnen wird. Es kann jede Farbe von weifs bis zu seliw ar/ abgeslull werden und .so zugleich alle tirade ihrer Sättigung durchlaufen. Farblose Lichterreguu^en sind immer in unsenn Auge, aber keine farbigen, obwohl in den vSonnenstralilen nur farbige Lichtstrahlen vorhanden sind. Wirken die sieben Farben des Regenbogens auf unser Auge ein, so bemerken wir sie alle sieben ganz deutlich; sammelt mati sie durch eine Linse zu einem T^ichtbvindel, so wird im Aii.L;e nur eine Weilslieluemjitindnn^; aiis<^el< )sl. Das kann num aljcr auch schon durch zwei harben des Spektrums erreichen, z. B. durch Purpurrot und Grün u. s. w. Man nennt solche Farben, weil sie sich entgegenwirken, Kontrast- farbe»; denn augenscheinlich löschen ihre Wirkungen sich einander in der XervenempfindunL; ans. Wie es aber mög- lich ist, dafs farbiges Licht die farblose Lichtempfindung hervorzurufen vermag, ist tmbekannt. Jedenfalls liegt die Kinrichtung, wodurch diese \\ irknni,^ zustande kommt, im Auge. Das gelu schon daraus hervor, dafs die Empfindung der einzelneu E'arben nicht durch die ganze Netzhautfläche vermittelt wird; denn mit den Netzhau trandem können wir nur weifses Licht wahrnehmen. Aber aitch der Teil der Netzhaut für farbiges Licht ist nicht für alle Farben gleich

Jl«it( lUWn Vif. *. . ,

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)fi'iwr{<-li Fwc.

empfindlich. Während Violett nur mit einem ganz kleinen Gebiet wahrgenommen werden kann, ist durch Blau fast die ganze Netzhaut erregbar. Dazwischen liegen die Grenzen für die anderen Karben, die also anch niclit mit glciclicr Netzliantfläche einj)fiin(lcn werden. Die letzten Ursachen des vSehciis sind mit dem l'"x])erinR nt noch nicht aiilgedeckt worden, und deshall) ist auch hier noch ein Feld lür Tlieoricn. Ursprünglich Hefs man die Fähigkeit für verschiedene Licht- wahrnehmungen angeboren sein. Dann erfuhr man aus der Mischung von Malerfarben^ dafs zwei Farben, welche einer dritten benachbart sind, zusammengemischt diese er<^eben und liefs nun alle Farbenerscheinnngen atis objektiven Mischungen der Farben hcrvorirehen, wobei man drei oder vier Farben als (xmudfarben annahm. Fndlich kam die Wellentlieoric inbezug auf das Licht auf, und legte die Ver- mutung ualie, dafs in der Netzhaut Xerveneleuiente für die vervSchiedenen Lichtarten vorhanden sein müfsten. Besonders suchte mau diese Theorie durch die Erscheinungen der Farbenblindheit zu stutzen, die davon herrühren sollte, dafs die Aufnahmezapfen für die betreffenden Farben fehlen sollten. Bei der Erklärung des Farbensehens ist man anch zu der Ansicht gekommen, dafs in der Netzhaut barbstoffe vor- handen sein müfsten, durch deren Zersetzung .seitens des Lichtes die verschiedenarligen linipfindungen im Sehnerv ausgelost würden. Allein alle Annahmen vermögen nicht, jede bei der Lichtempfindung auftretende- Eigentümlichkeit zu erklären. Deshalb bezieht die Wundtsche Psychologie alle Lichterscheinungen auf die chemische Rewegung in den Nerven, die allerdings durch ]>li \ sikalische \'orgänge her\ or- trerulen werden. Chemische Anai\ .sen und SN Uthesen kommen dnreli Mnlekidarsch win^uugen zustande, das ist dit' Tliat- .sache, Würaus man die verschiedenen Lithurschtinungen erklärt. In den Sehnerven findet bestcändig eine. Molekular- schwingung statt, die den Eindruck des Finsteren oder Schwarzen bewirkt. Diese Schwingungen werden abgeändert in ihrer Stärke, wodurch alle Arten der weifsen Lichtempfin- dung her\orgerufen werden. Farbige Lichteindrücke ent- stehen durch neue, neben jenen her\'or^enitenen Schwing- ungen, die durch ihre Stärke vorherrschen k/nnien, aber auch die weilse Lichtenipiindung unter bestininitcn Ikdingungen zur Geltung kommen lassen, so dafs es von jeder F^arbe Arten von der dunkelsten bis zur hellsten Form giebt Kon- trastierende Farben heben sich in ihrer Wirkung vollständig auf; es entsteht, so zu sagen, eine Interferen?, während die sich näher liegenden Farben eine mittlere Schwingung im Nerv auslösen, so dafs z. B. Rot uud Gelb die Orangefarbe

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bi« expvriincDtelle }'#ychulugie.

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erjj;ebeii. Ktwas Unerklärliches liU-ibt iininer noch heim Sehakt; denn eine gewisse Schwingungsart ist im Xerv immer nur hervorzurufen, wenn ein entsprechender physika- lischer Vorgang vorhergeht Stellen wir z. B. die Farben Rot und Gelb nebeneinander, so lösen sie zwei verschiedene Schwingiingsformen im Auge aus; mischt man beide Farben durcheinander, so entsteht Oranq;e. Die Miscluing kann man auch durch rotierende Scheihen ausführen, auf denen die entsprechenden Farben anofe])racht sind. Ks mufs also schon eine jjh\ sikalische Schwingungswandluug vor sich gegangen sein, wenn eine entsprechende physiologische erregt werden soll. So ist der Sehakt seinem Wesen nach nicht vollständig aufgehellt und bedarf weiter der Untersuchung.

Wollte mau allen Anforderungen gerecht werden, so müfsten die Augen eines jeden Kindes auf seine Sehfähig- keit untersucht werden und zwar nicht blofs einmal beim Kintritt in die Schule, sondern wiederholt in regelmäfsigen

Zeiträumen. Nicht blofs \om arztlichen Standpunkte aus wäre diese Untersuchung xorzuiu Innen, sondern ganz be- sonders aucli vom ]>ädngogiscIuii. Ks handelt sich heim Sehen um ilic Aulnalune von l'urmcn, die durch Farl)en hervorgebracht werden, besonders sind die Fragen zu beant- worten, wieviel ein Kind in einer gewissen Zeit anfnehmen kann, und wie lange das Aufgenommene haftet. Man kann in gewissem Sinne von einem Augengedächtnis sprechen. Der T^nterriclit. wie er heule betrieben wird, ist nach vSchätz- ungen eingerichtet. Ks wäre aber doch einmal am Platze, durch ausgedehnte riuer>uclnnigen das Lern\ ernir)}^cii (kr Sinne festzustellen. Wieviel und wievielerei Neues darf dem Auge täglich geboten werden, und wie oft sind Wieder- holungen notig? Das sind die Fragen, die durch planmäfsige Untersuchungen zu beant'. /orten sind, und das ist vor allen Dingen Sache der Pädagogik. Auch die experimentelle Psychologie wird sich diesen Fragen einmal zuwenden, wenn sie erst darüber im klaren ist, wie die verschiedenen Sehakte zustande kommen.

Beinahe jeder Unterriel t ; w c i^ wcnrU l sich an das Auge. Die Religionsgeschichte wird mit Hilfe biblischer Bilder dein Kinde vorgeführt. N\ni wäre es doch zum mindesten in- teressant zu crfalircn, wieviel nach ein paar Jahren noch da- von Vorhände n ist. Auch die litterarischen Stoffe werden in den späteren Schuljahren vorzugsweise mit dem Auge ein- geprägt Dabei läfst sich ganz gut feststellen, wie treu und lange sie im Gedächtnisse haften. Derartige Untersuchungen sind bereits angestellt worden, aber wohl nicht ganz fehler-

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Hrinricb Frp<>

frei.^) Beim Memorieren niufs z. B. beachtet werden, ob man die Thätlgkeit blofs mit dem Auge vollzieht« oder ob man

die Sprechwerkzeii^e leise mitbewegt, oder aber ol) man Ge^ sieht, Gehör und Sprache zusammen anwendet. Deini Lese- iintcrriHitc sind es vorznq^s weise die Ani^eii, wclclu «He Hncli- stabcu-^ Silben-, Wort- und Satzbilder aiiizinuhnun haben. Anf ricli j Lj I s Sehe u kuunnt es auch im vSchreil)- und Zeichen- uuterriciu an, und vor allen Dingen sind es Geographie und die naturkundlichen Fächer, welche die gröfsten Anforde^ rungen an das Auge stellen.' Je genauer man mit den Funktionen des Auges bekannt ist, desto zweckmäfsiger wird sich der Unterricht gestalten lassen.

Eine einziehende I ntersnchun^ h auch bereits der (Tehörssinn ertaiiren,*) dessen HrforsehuuL; in objektiver He- zichung leichter ist als die des Gesic lUssinnes. Man mufs bei diesem entweder direktes Sonnenlieht anwenden oder künstliche, aber gleichwertige Lichtquellen sich zu verschaffen suchen. Beim Gehorssinn ist man unabhängiger. Als Ton- werkzeuge gebraucht man hannoniumartige Musikwerke, worin die Töne nach ihrer Schwingungszahl abgestuft siud, wobei meist ein l'nterschied \'()n vier Schwingungen fest- gehalten wird. ist die lunpfindliclikeit für den schwächsten Ton festzustellen uutl ebenso die für die gröfste Tonstärke. Dazu tritt noch die Übung, die l'nlerschiedsempfindlichkeit für Töne fest/ustellen, welche zuerst die gleiche Schwingungs- zalil haben, wovon aber einer 'um eine eben merkliche Gröfse verändert wird. Zu solchen Untersuchungen lassen sich auch gleichmäfsig abgestufte Stimmgabeln verwenden, die aber mit dem Nachteil behaftet sind, dafs der Ton bald verklingt Will man für besondere T'ntersnrhnngen Stinim^abrln ge- brauchen, so scballel man sie in eine i^aKanisclu vSirom- leitung ein, wodurch ein gleichmäl-siges Forischwingeu er- möglicht wird.

Das Ohr ist ein recht kunstreich gebauter Apparat, der wesentlich aus zwei Empfindungsteilen besteht. In der Schnecke befindet sich das (eigentliche Tongehör, w.ährend Vorhof, Gt linrbögen und Ampullen für Geräu.schempfindungen cingericlilet zu sein scheinen. Der (^leräuschapparnt ist der zuerst in der Geschn]>fwelt anftre ende, während die Schnecke nur den höher organisierten W esen eigen ist Mancherlei

*) Kbinghans. T'ber das Gedächtnis. Lcip/.ig iS,S5. Duncker u. lluinblot. I.ewy. l^xpcriincntelle Utltersuchung^en über <las Ge dächttns Zeilschrift für Psychologie is. s. w. von Kbinghaus u. König. 8. B. 1M95. S. 231.

«) Heimholt;:, Die Lehre von den Tonenipfindungen. Braun- schweig 1877, Vieweg. Stiimpe, Tonpsychologie. Leipzig, Hinsel.

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f>xp»rliii«nii;ll« PaychoJoitl*. lOI * - .

T^instäiide haben xii der allerdint^s wenig: beß:ruiideteii Au- Irreführt, dafs die S]>rnc!ie aus <lein (U'saiTi^e liervor- jj;t .L;a!igen sei. Das Vurw ie.ij^cii »k-r \*MkalL in den ältesten Sprachen schtint etwas dafür zu sprechen. Der Vokal ist ein Ton mit dem ein schwaches Geränsch verbunden ist, "während die Konsonanten znm gröfsten Teil nur aus Ge- ränschen bestehen.

Die Sprache ist aufs inni<»^ste mit dem Geliör verbunden, und erst die Lautsprache hat zu einein j^lcichwerti^^cn Mittel für das -Auj^e, nämlicli znr Schrift ^-eführt. Die Ivautsprache bietet für Fntersiiclnnij^cn < in rciclics l'eld, das noch so crut wie j^ar iiiclit betreten worden ist Kiii Hejirriffswuii /,. R hat nicht blofs einen Inhalt schlechüiin, sondern steht auch in mannigfachen Satzbeziehnngen, woraus sich besondere ßestimmnngen für den Wortinhalt ergeben, Kür den Jngend- unterriclit wäre es sehr wichtig zu luitersuclien, wie des Kindes Wortschatz beschaffen ist, wie sein Hesitz an Satz- (;e1>ilden, wie der Zusanuncnha^' seiner Redeteile u. s. w. Die Sprache ist das Werk/eiiL^. niitlelsl dessen das Kind Stunde für Stiuide neuen I>ildnn->sl< 'tt in sich aufnehmen M»ll. Da ist es doch nötij^, dais man über dassell>e genaue Kenntnis besitzt Es genügt z. B. keineswegs, dafs der Lehrer vermittelst dieses Werkzeuges den Bildungsstoff dem Kinde ztiführt, sondern das letztere mnfs selbst das Werkzeug fleifsig handhaben, um sich denselben zum Rigentume zu machen. Wer spricht nun mehr im Unterrichte, der das VVerkzeuj^: belierrschende T, ehrer, orler flns Kind, das nur durch die eigene Sprechübung zum He>it/ des Inhalte'; gelangen kann? Eine gewi.s.se Sprachschwäciie begleitet manche Kinder durch die ganze Schulzeit und viele Menschen durch ihr ganzeis Leben. Die Pädagogik hat die Pflicht festzustellen, wie oft ein Kind eine vSache in Worte kleiden niufs, um sie zu be- herrschen, und wie oft Wiederholungen nötig sind, \un zu einem dauernden Hehalten zu gelangen. Auf diese Weise wird man dahin kommen, das Lernen zu einem psychologischen zu machen.

Wie (»esichts- und Tastsinn uns zu räumlichen Anschau- ungen verhelfen, so das Gehör zu Zeitvorstellungen. Damit die Kiiipfindung einer Zeitdauer entsteht, ist es nötig, dafs die Begrenznngspunkte einer Zeitstrecke zugleich im Bewufst- sein vorhanden .sind, ' Ist das nicht der Fall, so kann auch keine lieziehuug aufein.inder stattfinden, und von einer Zeit- e!upfinduug k;inn nirlit dir Rede sein. Sowie uns das (»e- siehtsfeld ein \ erscluvtjmmeues wäre, wenn (las Aiüm nielit die einzelnen nl.jekte mit Hilfe seiner ( )rgatii^aiit »n /u i^o- liereji \eruioelite, so käme der Mensch nicht zu Zeitvor-

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ll«-iiirifh I re»-,

stcUunjj^Lii, wenn sein Ohr nicht die endlose Zeit in Teile /n /erlegen vermöchte. Das geschieht dnrcli die im liewnlst- sein ztisammentreffenden, einen Vorgang begrenzenden Ein- drücke, wovon der erste schon abjjeschwächt erscheint, wenn der andere in voller Stärke auftritt Wiederholen sich die Eindrücke derselben Zcitstrecke. sn geben wir dem ersten Eindrncke unwillkürlich die stärkere Hetonnng niul fK-in zweiten die schwäclure. Wir geben zu den ( feböreindrücken aus unserer Kmjjfindung etwas hinzu, wie das bei den (re- sichtswahrnehniungen geschielit. Aul diese Weise kommt das Gehör zu einer taktniäfsigeii Betonung regehnä/siij auf- einander folgender Schalleindrücke, zunächst zum Zweiviertel- takt, aus dem sich die übrigen Taktfonneu durch die will- kürliche Iktonung seitens des Gehörs von selber ergeben. Eine Vorstellung von längeren Zeitstrecken kann nur dadurch zustande kf)mTnen, dafs nncli ciiuiii häufigen Wiederholen der Anfaiigs[)unkt durcli tkii Sehlulseindruck wieder wach- gerufen wircl. Die ZeiLaulfasMing ist bedeutend seiiwieriger als die Auffassung des Raumes, weil räundiche X'orstellungen fast beständig in unserni Bewufstsein sind» Zeitvorstellungen dagegen selten. Das Kind hat selten mit Zeitvorstellungcn zu thun; deshalb sind seine Zeitangaben in der Regel höchst unsicher und verkehrt.

Der < rcsii bt'-^inn täuscht durch das Wnclirufen früherer l'.nipfindungeii mittelst neuer Eindrücke oder durch Zu- samnienfüguiig \ un Krinnerungsempfindungen, die einantler ganz fremd sind. Ahnlich so maclu es das Gehör. Wir geben Worten einen ^auz anderen Sinn als sie hatten, da wir sie hörten. Wir dichten Personen Aufserungen an, die nicht von ihnen herrühren, und leugnen ihnen .Vussagen ab, die sie wirklich gemacht haben. Das Wortgedächtnis des Kindes biingt die scUsamsteti Vertausch nn gen ferti^^. Ks werden Namen miteinander verwechselt inicl Redewendungen zusammengebracht, so dafs aus /wei alten ( rcschiclitt ii eine ganz neue entsteht, ohne dafs wir ein Rewulstsein davon haben. Am schwächsten ist das jugendliche Gedächtnis in der Fcsthaltung einer Zeitreihe. Die Vorgänge werden ver- tauscht in zeitlicher Beziehung, und namentlich Zeitzahlen werden vergessen oder durcheinander geworfen. Es iSt des- halb die (»eschichte ein schwieriger l ■nternchtsi^^egenstand für die Jugend und eigentlich erst für ein reiferes Alter geeignet.

Das Ohr besitzt, wemi aucli im schwachen Grade, die * Fähigkeit einen Schalleindruck zu lokalisieren, näudich Rich- tung und Entfernung der Schallquelle bestimmen zu können. Diese Befähigung wird wahrscheinlich abhängen von der

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Kiuwilkun«» der ( )hrinuscliel und den im (ichürgan^t* bciind- lichen VViinperhaartn, sowie von den überall aucli in den vorderen Gehörwerkzeiigen vorhandenen Tastnerven.*)

Die Empfindungen, vereinigen sich zu Vorstellungen. Die bewufste Zusannnenfiij^unj^ nennt Wandt die Apper- zeption, als deren ( )r<;an die Grofsliirnrinde angesehen wird. Andere nennen die \'erbindnn,<j; der \'nrstL'lliin«»^en, die als keine besonders bewnfste psycliisclie Handlnn«^ anj^^esehen wird, Association.-') Xacli Winidt sind anch diese in Wirk- iiclikeit Apperzeptionen, doch pa.ssii^er Natur, während bei den eigentlich apperzeptiven Verbindungen ein aktives Ge- schehen vorliegt Es kommt dadurch zustande, dafs die Auf- merksamkeit darauf gerichtet ist Doch ist diese nichts Neues und keineswegs etwas, das neben dem Apperzeptions- prozesse \ Mflianden wäre; .sondern es ist nur ein anderer Ans- drnck fin die .\kti\ apperzepti'>!i seihst. Kbenso ist die Apper- zeption wieder, insofern eine hc^iinmite Richtnn«^' der psych- ischen Aktion sieh darin kund giebt, gleichbedeutend mit dem Willen. Vom Standpunkte der ph> siologischen Psycho- logie stellt sich der Inhalt der Seele einfacher dar, als man das gewohnt ist nach den Klassifikationen der früheren Psychologien. In solcher Einfachheit liegt die (rewähr für die Möglichkeit der Unterstichnii^^ der Aufmerksamkeits- oder Willensvorgänge. Zwar hat man bis jetzt kein Mittel, die letzteren direkt der Unterstichnng zu unterwerfen, sundern wendet eine indirekte Weise an, um über den Verlauf der Vorgänge Auskunft zu erlangen. Der Wille in einfachster Ponn giebt sich in der triebartigen Handlung kund, bei der das Bewufstsein von der letzteren mit ihrer Ausführung zu- sammenfällt W'as man bei der Triebhandlung dem Mafse unterwirft, das ist die Zeit, wofür man t'hrwerke besitzt, die Tansendstelseknndcn anzeigen nnd mittelst eines galvanischen Stromes in P>cwegun<^ gesetzt und wieder zum Slillsland ge- bracht werden. Iv.s werden eine grofse Zahl verschieden- artiger Willenshandlungun au.NgelührU und die gewonneneu Zeitzahlen geben Auskunft, wie lang die Dauer eines jeden Willensvorganges ist Man setzt die Willenshandlungen aus mehreren M.^nienten zusamnu ii, um auf diese Weise Einsicht in den Zn.sammenhang der Willenselemente zu gewinnen und deren Natur bestimmen m können. Die Versuche, die angestellt werden, neunt man Reaktionsv ersuche. So z. B.

') Dr. K. Meuntann, Beiträge zur Psvchologic des Zeitsinues. l'hilos. Studien. 8. B. 1893. Vierordt. Der Zeitsinn. Tübingen t868, Laub.

-) Stricker, SUulicu libcr che As^jciationeu der Vorstellungen. Wien 1883.

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H<>|iirirh Vr^.

läfst man jemand reagieren auf ein zugerufenes Wort, auf ein Klingelzeicheiif auf einen Uchtblitz n. s. ^\ Znsaimnen- gesetzter ist die Reaktion, wenn z. B. zu dem zugerufenen Worte ein anderes verwandtes Wort hinzugedacht werden soll, zu Wiese etwa Gras n. s. w. Kine andere U1)un}:j ist die. wenn von xwci vorher bcstiiiiinlcn Zciclicii. nur eins mit der Reaktion bc^kilrt werden si»li. l",s werden H, (iic beiden Wörter NaelU und Licht (hifiir bc>lininu, und nnr aiif Lielit soll reagiert weiden. Xun niufs die X'ersnchsperson genau unterscheiden, welches Wort ihr zugerufen worden ist, ehe sie die Reaktion auszufuhren hat. Ein noch verwickele terer Vorj^M ii - ist der, wenn eine - röisere Anzahl von Zeichen festgestellt wird, unter denen bei der Reaktion zw wählen ist. So können die Zahlen i. 2, 3, 4 zugernfcn werden, wo- bei anf I der rechte Fnl.s, aul 2 die rechte Hand n. w. bewejs^en sind, aber selbsix crstfnullich in willkürlieht r Ord- nnng, .so dafs eine bewnisic Wahl statllindcn niufs, bevor die Handlung ausgeführt werden kann.

Das Bewnfstsein ist in jedem Momente ein sehr he- gren/tes. Worin das seinen Crrnnd hat, ist nicht l)ek i l; aber dafs physiologische Ursachen dabei mafsgebeud sind, darf wohl voransgesetzt werden. Die ph\siologischc Be- grenznng macht eine psychologische notwendig; mehr Kin- drücke, als wir vSinne haben, können wir in einem Momente nicht gnt anlneluncn. Anch bei dem einzelnen Sinn können wir deshalb mehr als fünf bis sechs Eindrücke nicht gut mit einem Bewnfstsein umspannen. Die meisten Menschen vermögen deshalb z. B. nur noch zwei zweistellige Zahlen sicher zti addiren oder zu subtrahieren. Durch Übung kann man es anf ein ( ".esamtbewnfstsein \ on nenn nnd anch noch mehreren Kinihiiekcn brin,<»^en; doch gelingt das ininur nnr einer Anzahl von Menschen, nicht allen. Diese l'ntersnch- nngen geben, wie ersichtlich ist, einen Anhalt dafür, wieweit z. R das Kopfrechnen mit mehrstelligen Zahlen mit Nntzen getrieben werden kann. Die Bewufstseinsuntersuchungen stellt man mit Momenteindrücken an, z. B. leuchten plötz- lieh eine Anzahl von Ijchtpnnkten auf, oder eine Anzahl Buchstaben werden .sit ^^^ n oder Wörter n. s. w.

Knger als das 1 U w ulstsein ist der .\nfmerksanikc its- V()r<^an|Li. Hierbei liaiidelt es sich nm eine psychopln sische Aktion, die sich intensiv innner nnr anf eine einziire \'or- stellung erstreckt Die l'nter.snelmng hat festge.sielll, dal> die Aufmerksamkeit nicht konstaut ist, sondern gleichsam beständig vibriert Man hat die Ursache in dem Atmungs- vorgange oder in dem Heizstofse und der Hlutbewegung gesucht; aber einen Anhalt hat man dafür nicht gefunden.

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Ole rapwloirnt«!!«» Piycholojetp.

Die verschiedenen Vors^äii^^e fallen nicht rej^ehnäfsig zu- sanitnen; doch kann nicht bestritten werden, dafs Atnumi; nnd Vnh nnter I'niständen einen wesenlliclien lunfhifs aut die .\ufiiierk>anikeit anszniiben vennö-nt-n. Aus pädatj;-OL;i sehen, ahfi' auch ans Ingicinisehen (xriindcn i>l man deshalb z. H. dahin <jekoininen, den Turmmterricht nicht in die Lernzeit ein;!iifägen ; ebenso wird in den Pansen zwischen den Unter> richtsstuuden, die Anstrenj^nng des Körpers durch Spielen, Traufen nsw. venniedeii. Wo man anf oftmals staubigten vSehul]dätzen in den Pansen noch ein lautes vSchreien nnd Tol)en hört, da hat die rationelle Tädai^oj^ik noch keine Kin- kehr i^edialten. Der Se^hnlhof sull l)esehaltet sein mit liänmen nnd i^anljen, nnd im rnhigen Wandel i^anji^ hat die Jngend sich darnul zu bewegen. Auf diese Weise lasse« sich länger andauernde Störungen der Aufmerksamkeit durch die Blut- und Atembew egung: \erhuten. Eine andere Quelle von Störungen bieten die Sinne, die während des Wachseins innner für alle Kindrücke offen stehen, wenn diese anch in der Rcj^el nicht znm I^ewufstsein kommen. >b hr stören gQ- wohnlich (iie dadurch an^erc L^U n Hrinnernnin^sx « trstclhuigcn. Die Anfnierk>amkeil licr Ju^^cnd wird hin luul her g^ezerrt, und wendet sich immer nur sprnn;y^weise dem (»egeustande z\i, auf den sie gerichtet sein sollte. Das 7.eigt sich beson- ders nach der Vorführung ganz neuer (tegeustände, wovon uach kurzer Zeit die Eindrücke ><> verwischt sein können, dafs eine zusammenhängende Wiedergabe nicht möglich ist Hei bekntniteren ( legenständeu, wenn sie nucli tnir bruch- stückweise behalten worden sind, ist eme Zu^aunneufassini;^ möo-lioh. weil ans dem eitjenen Ik^sitz an V'orslellun^eii das behleuile ergan/l wird. Auf diese Weise vervollständigt ein Erwachsener eine Rede, die er hört; selbst der Gebildetste macht sich so einen Vortrag zu eigen. Die von der Auf- merksamkeit momentweise ergriffenen neuen Wissenseleniente werden von dem eigenen Besitz um woben und ergänzt und zu einem vollständii^en (rcbilde ausgestaltet. Darum ist alles Lernen Handlung der Aufmerksamkeit, ist W'illens- fnnktion, da die Aufmerksamkeit nur eine einfachere Form des Willens ist.

Am unsichersten steht die experimentelle Psychologie den Gefühlen gegenüber. Dafs sie in ph\ siologischen Vor- gängen ihren (irund haben, ist zweifellos; aber über das Wesen imd die Weise ihres X'orkomniens hat man innner noch rerht unsichere Ansichten. Herbart liefs die (ufühle aus dem Widerstreit der \'f)rstellungen tut flehen und sah sie als flüchtige Zustäuele an, die nicht rt [ rnduciert werden können. Die physiologische Tsychulogie erkennt an, dafs

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Io6 Itfinricli tr^f.

dif (refülilc Ik'^lcitcrscheiiinni^t'ii (kr X'^rstclluiij^cii .sind und uhnc diese nicht znslaudc konimcn können. A))cr sie entstehen nicht aus dem Streite dci \ oistellunj;en, sundern sind damit verbundene Vorj^änj^e, die auch an einer einzelnen Kuipfindnu^ oder Vorstellung^ wahrzunehmen sind. Jede seelische Regung löst aucli ^^cwisse Gefühle au.s. Am stärksten zeijjen sie sich bei den .Affekten, die eben niclits weiter sind als Knii>fin(lmi be/.w. X'orstelhinj^en, welche in liolKin (iiadc CiefüliK' crie).(en, die besonders auf [diysiü- loj^isclKin ('Tcbi(.te i^röiscrc Wirkungen hervorrufen, be- sonders leicht werden Puls und Atmung von Gefühlen be-

einflufst Um das zu konstatieren, benutzt man eine durch ein Uhrwerk getriebene Trommel, die mit benifsteni Papier

überzogen wird. P^in Schreibwerk, das n)it iler Hrust und dem Puls der Versuchsperson durc h Scliläuche in Verbindung gesetzt V ird. zeichnet in welligen i^inien die leiseste Änderung in der Atmung oder dem Her/stf>fse auf das Papier. So kann man von cbesem ablesen, w ie I^inw irkuugen auf die Sinne bei der X'ersuehsperson .schwächere oder stärkere (ie- fühle, Lust oder l^nlust wachgerufen haben. Aber nicht nur Reizungen der Sinne, sondern auch erinnerte VörsteU l:tngeu erwecken Gefülde, die sich in den vSchriftlinien auf dem Kymograph, wie das Instnunent heifst, deutlich aus^ prägen. Weil kein psychi.scher Vorgang stattfindet, ohne dafs die ihn begleitenden Gefühle in physiologischen vSchwing- unLien ausklinken, so sind einzelne Psychologen auf den Gedanken gekommen, die Gefühle möchten überhaupt nur physiologische Erscheinungen sein. Allein wer nicht psy- chische Erscheinungen mit physiologischen identifidereu will, der mufs auch die Gefühle als psychische Funktionen auf- lassen. Sie bilden eine psychophysische Welle, die ihren Anstois von den Kmpfindungen bezw\ Vorstellungen erhält, aber ihren eigenen Verlauf hat. Daher rührt es, dafs ein angenehmes (jefühl, das einen Km pfidungsvorgang begleitet, sich in das gerade ( legenteil verwandeln kann. \Viuidt hält die C^efühle für einen Reaktionsprozefs der Apperzeption, und zwar erfolgt die Reaktion jedesmal auf den Eintritt der Empfindungen bezw. Vorstellungen ins Bewufstsein. Die Oefühk sind dann wieder die Urheber der Bewegung der Vorstellungen in bestiumten Richtungen, worin der Wille sich ausdrückt. Sie sind die Triebfedern, welche die uieuscli- lichen Handlunj^en znstaude kr>ninKn lassen. Darin liegt ihre Hedeutung für <lie Ansbildnug des .Mcnselun in seiner Jugendzeit. Was nuui nicht fühlt, das kann man auch nicht schätzen.

Der Mensch bildet in seinen ps\ ehischen Prozessen eine

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Dio eiporiiiieo(ell<> PtycliuluKir. |()^

Kinbfit, deren Hanptniaclil (Ur Wille ist. Alle ps\- chisehcii Pyrscheimm.yfen sind m ihrem Weseti znsaiiniiL ii- häiigcnde Fimklioiieii, die nur in besonderen I'ornicn als Erkenntnis, Gefühl und Willen sich kund thiiu. Meist sind es sinnliche Reize, die diese psychischen Zustände hervor- rufen. Für die Entwicklungsperiode des Menschen trifft das j^anz besonders zu. Daraus ergeben sich für die Pädagogik die Grundlinien, innerhalb welcher die Bildung und Erziehung der Jugend sicli zu bewegen hat. Nur vSinneseindrücke können übennitlelt werden, nur }'!ni])ündungen (»der Vor- stellungen direkt au>gclöst bezw. lier\ orgerulcn werden. Ge- fühl und Wille sind die diese Zustände begleitenden eigenen Punktionen der Seele, und auf sie kann nur mittelbar ein- gewirkt werden. Aber in der Einheit der ps\ einsehen Funk- tionen liegt die (rewähr, dafs ein beabsichtiget er Kinflufs auf den Zögling nach allen Seiten seiner seelisclK-n luitfaltting möglich ist. Stellt die Pädagogik ein bestinnntes Programm auf, was sie durch die P>ziehung erreichen will, so kann das nur seinen Ausdruck in der Umgrenzung und Ordnung der sinnlichen Beeinflussungsmittel finden. Die beständige Wirkung dieser Mittel löst das Ziel erreichen, während jede Unterbrechung störend wirken mufs. Das beständige Moment in der Einwirkung bildet die Übung, bezw. die Gewöhnung. Daraus ergiebt sich, welche Wege der Entwicklung die Psy- chologie auch wandelt, innner kommt die ITul i'L'<>gik auf den alten P>fahrungssatz zurück: Wie man einen Knaben ge*- wölmt, so lälst er nicht davon, wenn er alt wird*.

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Allerhand Reformgedanken.

\ ün Otto Schulze in Halle a./S.

1. C. von MtMOW, Reform oder Kevolutio». Ikiiin. (>. Uebitiaiin. 4 M.

2. Dr, Fr Sachse, Zin Scli n1 reform. Leipzig. Klemm. 1,50 M.

.V J. Königbauer, Zur Reform des U nterricbtsbctriebe.s in Volksschulen. Bamberg, C. C. Buchtier. OtSo M.

4. S-Smiles, Charakter. Pflicht. Selbsthilfe. Halle a./8.. <). Hendel, ä 1,25 M.

1.

In der Reihe der oben genannten Refonnschriften älteren oder jüngeren Datums steht die jüngste unter ihnen, »Reform oder Revolution« von Massow obenan, vor allem deshalb, weil sie alle j^egenwärtigen Iii >rheiniiiigeii und Kinrichtungen öffentlichen oder privaten Charakters kritisch beleuchtet und eine Oesanitreform aller unter cinlieitlichen ( re^ichtspiinkten im Auge hat. Kein geistiger Zwan^. kein Reglement, keine Schahlotie ! Aber System! \ on IVankturt a. M. nach Herlin kann man auf den verschiedensten Touren fahren und kommt doch fast zur .selben Zeit am Ziele%n. Warum nicht auch für die Reise in das Land der allgemeinen Bildung Parallelsysteme, zwischen denen jedem, der reisen will, die Wahl offen steht ^ Aber »System, ein zusammenhängendes System, welches die Notstände in ihrem wechselseitigen Verhältnis -/n beseitiK<^'i> strebt, die Koute mit ihren Stationen klar gelebt, die P*ahr/eit berechnet. . . . Mit jedem Jahre, mit dem Fort.-^ch reiten der Wis^enschalt, des Leben.s, des Verkehrs, der Geschichte wird die Gestaltung eine andere. Treffen wir nicht Vorsorge, dafs dieser Änderung Rechnung ge tragen wird, so ist unser Werk nur ein unvollkommenes. Wer refomiieren will, mufs etwas von einem Propheten an sich haben. Wir dürfen nicht rückwärts reformieren wollen. Das wäre gänz- lich verfehlt. Wir können /n den früheren Verhältm'ssen nicht zurückkehren, einfach deshalb nicht, weil sie sich nicht wieder schaffen lassen. Wi'un wir reformieren wollen. <o rnti^sen wir nach vorwärts blicken, über die nächste ZnkuntL liinaus, in die weitere. Aber es genügt nicht, Kin7.el.schäden aufzudecken imd

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Allwlwuid Rf>tonng»il«ikf>n.

ZU heilen, sondern die Hauptaufgabe ist, die Schäden In ihrer Gesamtheit und in dem Zusammenwirken ihrer Einzelmomente zu. erkennen und den Wrsiuh /u ihrer Heilung zu machen. Darum genügen nicht Einzelvorschläge zu einer Rtform, wie solche ja hTiiiHertfach p:emncht werben, sniideni solche Vorschläge müssen von ciiRui und demselben Grundgedanken ausgehen und einem und tU-niNelbcii Ziele /.ustreben. Und dieses Ziel? Mag man es Religion, Kthik. Philosophie oder sonst wie neuueu : es mufs etwas Höheres geben, dem die Menschheit zustrebt, als die Brotfrage, ja selbst noch etwas Höheres als das, was wir unter dem Begriff Vaterland zusammenfassen. Mögen die einen an cTTicii Cfoit glauben und an eine Zukunft des Ichs nach dem Tode; die atukreu Gott und Jenseits negieren, auch diese letz- teren werden /ugeben müssen, dafs es ein Jvtwas giebl. das über der Erde >cli\vebt und sei e> auch nur die sich fortpflanzende und von Jaiirhundert zu Jahrhunderl lorieiitvvickehidc Quint- essenz jeder Periode menschlichen Denkens, welche eine Generation der andern vererbt. Höheren Zielen nachzustreben, die Arbeit der Vergangenheit fortzuführen oder der Zu- kunft vor zu wirken ist die Aufgabe des jew^eÜigen Geschlechts, . . Die heutige Generation aber ist erschlafft, auf unser gesamtes Geiste^ und (iemütsleben hat sich ein Mehl- tau gelegt, \ on dem w ir uns nicht wieder frei machen können. Der \'ulk>.gcist als ('»au/,c^. strebt nicht mehr vorwärts, und des- halb ist er auch nicht mehr imstande, führende Geister hervor- zubringen. Überall unter den Staatsmännern, Parlamentariern, auf dem Gebiete der Wissenschaft und der Kunst, unter den Dichtern und Schriftstelleni u. s. w. steht die Gegenwart weit zurück hinter der X'ergangenheit Wir haben keine festen Ziele und keine Männer, die uns solchen Zielen entgegen- führen. Ziellos, planlos treiben wir dahin. Wir leben unser nationnies Lel)en von heute a\if morgen, wir warten der Zukunft, die da konnutrii soll, aber wir erwarten nichts von ihr, wir ahnen im voraus, dafs sie nichts Gutes bringen wird. Vor allem sind wir weit davon entfernt unsererseits die Zukunft be- stimmen, ihr die lehnen vorschreiben, Geschichte machen zu wollen.

In acht Kapiteln - die Grefahren der Zukunft und ihre Hekämpfung: neue Männer hir das neue Jahrhundert; die I'>- ziehung der erwerb^arbeitenden Jugend; wirtschaltliclie Ketorni- gedanken; Kelorni tlcr Arinm- und Schut/.pilege ; die Arbeiter- frage; Reform der Staat.sverwaltung; Empor! entrollt der Verfasser seine Reformgedanken, und man mufs gestehen, dafs das mit besserer Hinsicht grüfserem Freimut nach oben wie nach unten hin Verfasser ist Geheimer Rcgieruugsrat mit gröfserer Gerechtigkeit und Wahrheit nicht leicht anders und

HO

Ott« flpkHlKf».

vor allem nicht besser hätte geschehen können. In dem ganzen Buche liegt S y s t e m , es baut sich auf auf festen Prinzipien,

CS läfst in seinen kritischen wie positiv aufbauenden Ansfülirungen die trefflichsten (»rnndsätze erkennen: es erstrebt nichts mehr und nichts wenijj^er als eine G e s a iii t r c f n r m aller Verhältnisse nnd Zustände allein in An-^ihunii: der rwi^ j»iltigcn Werlmaisslähc echter SilUiclikcil und hisloriscli ge- gebener Entwicklungsnw»glichkeit und praktischer Durchführbar- keit Das Buch von Massow ist eineThat, und es würde sicher noch mehr als eine solche, als epochemachend angesehen werden wenn anders die gegenwärtige Generation Zeit und Mufse hätte zur Selbstprüfung und Selbsterkeinitnis und anderer- seits Hinsicht und \'erständnis hcsälse für die wahren Heil- mittel: für die auf der innersten Menschennatu r be- ruhenden u ti d daraus entspringenden Urkräfte und I d e a 1 ui ä c Ii l c eine r n a c Ii in n e n u n d n a c h oben streben- den Oeisteswelt Nationale Erziehung, Veredlitng des Menschengeschlechts, Volksbildung und Volkserziehung das erweist sich uns als das Ziel wahrhaft grofsen und edeln Wirkens, das auch ist für Massow die Quintessenz aller Reformen auf allen Gebieten. Die Pädai^o^ik hat in ihm einen einsichtigen Vorkämpfer, die vSchnlvrnvaltiing. sofern sie dazu neigen sollte, einen wackeren Anwalt gefunden. r z i e h u n g d e s M e u s c h e n - geschleclits (Schiller!) das ist der Geisteshauch, der üi)er den praktischen Idealismus atmenden Ausführungen des Herrn v. Massow schwebt Das ganze Werk dieses feinsinnigen und klug-verständigen Reformers ist durchwebt von einem so schönen Idealismus im Gegensatze zu unserer materialistischen Zeit, dafs man sich der lH)erzeugung nicht verschliefsen kann, die kranke Zeit müfste gesunden können nti >^f)lrhcrlei Heilmittehi. sobald Tnan sie zur (»rundlage einer tietgreik nden umfassenden Rctnniiarbcil erwählen und darauf weiter bauen wollte. Leider vcr<juickl sich dem hohen leitenden Gesichtspunkte einer hebenden und veredelnden Volksbildung und Volkserziehung es darf das tiicht verschwiegen werden zu sehr ein anderes Motiv, das den Verfasser in erster Ijnie zur Abfassung seines Werkes an getrieben, d. i. die Furcht vor den Arbeiterbataillonen, vor der wühlerischen Madie der So/ialdemokrati ii. dli- schlicislich zur Revolution treii)eu müsse, wwm nicht vmIx. vigetul eine nintas<endp Kciorm Platz greife. Rct orm - oiK r R e v <> 1 u l i u n .' So nnltrläuft dem Verfas.ser leider ungewollt \un diesem nicht ganz vorurteilsfreien Standpunkte aus auch hie und da eine Scheidung der Menschen in sozusagen höhere und niedere, in obere und untere Schichten, obwohl andererseits eine freie, hart strafende Kritik der höheren und höchsten Kreise unnniwundene Aus- sprache findet. Immerhin haftet dem Buche durch das treibende

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All»rh»iwl RefoniiK«*(lHnk<*n.

Motiv, das die Gefahr des Umsturzes von unteu herauf zu sehr betont gegenüber der ungleich grdfseren und verderblicheren von obenher, ein kleiner Mangel an, wenigstens in der Anlage, nicht aber in seinen ])raktischcH Fordeningeii, durch die Ver- fasser einen Ausgleich. \*ersöhnung für alle, ein mensch<?ti- würdigerts und innerlich gehnltvollere^ Dasein für hoch und niedri«: anzubahnen sucht. Diese Fortierungen aber auch nur aufzuzählen, die Fülle überraschender Wahrlieilen, das i^anze grofse Prograiinn unita.s.^tndster sozialer Reforniarbeil in seinen Grundlinien, die flammenden Prophetenworte auch nur anzu> deuten, womit in hoffnungsmutigem Idealismus ein reicher Geist warm und eindringlich r\i den Herzen, feierlich und ernst strafend zu den Gewissen seiner Volksgenossen und Hrüder spricht wäre müfsiges Beginnen - Wäre es tn'rbt seliön , so schlielst Verf. das Kapitel über Annen- und Schiitz]>flege, ein grofser. des scheidenden Jahrhunderts würdiger Gedanke, wenn wir alle Kräfte, die uns zu CVebote stehen, das Denken, die Thatkraft einer ganzen Nation in ihren besitzenden und ge- bildeten Elementen, die Erfindungen der Neuzeit, die Fortschritte der Wissenschaft, die Hinrichtungen des Verkehrs und Betriebes zusammenfassen, einstellen wollten zu einem grofsen Werke: zur Linderung des Elends unter unseren Volksgenos.sen. zur Heilung der Wunden, welche das moderne Leben Tausenden schlägt; wenn wir unter fester Aufrechterhaltnng unserer bestehenden Ordnungen und unter energischer Zurückweisung aller bethören- den Irrgebilde versuchten das Herz dieses X'olkes uns und dem Vaterlande wieder zu gewinnen durch die Macht, die grofser ist als alle anderen zusammen, der niemand widersteht, die alles ab- wendet: durch die Macht der Liebel - Den Hauptnach- druck legt also Verfasser auf die sittliche und geistige Keforni.'irlieil, sie ist ihm ungleicli wichtiger und notwendiger als die Neuordnungen auf dem ( )r.uanis;iti(>us- und Wrwaltungs- geliiete. i)lAv<)hl tjerade die \'or.sc]ilä)6;e des Verfasser.s nach dieser Seite von hervo^ragend^ier Bedeutung .sind, seine be.soudere Stärke bilden. Indes schwebt dem Herrn Verfasser auch bei der geistigen Reformarbeit wieder eine Art Beherrschung, wenn auch eine geistige Beherrschung der Massen« vor. Es mag ja sein, dafs weite indolente Kreise nur durch die grell ausge- malte Gefahr der Revolution, durch Angst und Furcht vor den mit Hunger und Not ritigenden, unter hartem Druck seufzenden niederen Schichten, vor deren lUend. geistigem, sittlichem uiul physischem, man in rnfähigkeit die Augen verschliefst, zur Hilfe anzutreiben, zu Reformen mllfährig zu machen sind: dafs sich aber solcherlei Leute damit sollten gewinnen lassen, daf.K man ihnen »geistige Beherrschung der Massen <• zur Pflicht macht, wo doch, wie Verf. selbst des öfteren zugesteht, gerade

112 Olta ftrhttlx».

der gewohnliche Mann uadi geistiger Nahrung hungert und dürstet und mit Eifer in Bikhmi^ und Sitte* vorwärts und höher zu gelangen trachtet, ist bei der in jenen Kreisen sich immer mehr ansbreiteiiden oberflächliclien ('c^inniini; tnul iliren rein nmtci icllen Neigungen und intere.ssni kaum an/iiiu Iiuilh. I>n/Ai kommt, dafs eine geistige Beherrsclumg der Massen schlecht- hin heute wo gerade alle uutci.sciiiedslos teilhaben möchten in erster I^inie an den B i 1 d u n g s güteni, wo die Grenzen zwischen oben und unten völlig zu verschwinden drohen, sodals steh mehr und mehr, wie Verf. ganz richtig bemerkt, ein Herabsinkender sogen, oberen und ein Aufsteigen (bis zur schliefslichen Aus- glcichuii.f^) der unteren Schichten bemerkbar macht nicht mehr recht am Platze ist. Das Charakteristikum der lieutigen Zeit ist : rücksichtsloseste Nivellierung in})e'/ui; auf Stelhnig und Be- deutung der Person und schart verlochlene Cileichberechligung in der Erwerbung materieller und geistiger Güter. Das mag be- dauerlich sein, ist aber unleugbar wahr. Wo man indes nicht allzusehr sich um den Vorrang bemüht, nicht gar eifrig die Oberherrschaft zu erringen trachtet und womit doch am letzten Ende alle Wertschätzun«^^, jegliches echte Streben und Kämpfen anhebt - das i.st auf dem Gebiete der sittlichen Herrschaft und sittlichen (rröf^e. <ler schlicht religiösen Mensch- lichkeit! Denn (jline reine holie edle Sittlichkeit kein Streben, ohne Gott und Glauben kein höheren Anforderungen genügen- des Dasein! Bildet Männer, schafft Charaktere! so' möchte man allen Reformern ernst und eindringlichst zurufen und in die Seelen gra!)en. *Für das neue J ahr hundert ein neues Geschlecht auf neuen Wegen! Das ist im Cirunde auch das M»)tl<) der Massow'srhen Reform, dnranf laufen schlit fsüch alle seine hoi ilcniui^cii und ßeslrebungen liinatis. I>ic päda- gogische Well kann sich daher dieses Wcik^- von lier/.en freuen und nur lebhaft wünschen, es möchte so. w ie Massow die Pädagogik vertritt, dieseU)e überall zur Geltung gelaugt u; denn der Hoffnung darf man sich doch wohl nachgerade hingeben, dals die Hinsicht sich endlich Bahn brechen wird, dafs jegliche Reform undenkbar ist, die nicht von pädagogischen bUeu getragen, von erzieherischen Grundsätzen bewegt wird. Die Zeit wird und muH einmal kommen, in der man die Ivrschei- nungen des öffentlichen Lebens nicht nur nach ihrer polili^^chen, sozialen oder kirchlichen Seite, sondern aucli nach ihrer jiäda- gogi sehen beurteilen, wo man von jeder öffentlichen Wirksam- keit auch erzieherische Früchte erwarten und fordern wird. Und so hat man seine helle Freude daran, wie in dem Buche von Massow von pädagogisch uninteressierter Seite die Bil- dungs- und IC r / i l Ii u n gsinteressen in das hellste Licht gerückt werden. Darum mui.s vom ])ätlagogi sehen Standpunkte aus ganz

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Ailmbimd R^totiBKMtRiikMii.

besonders das dritte Kapitel interessieren, das von der Er- ziehung der erwerbsarbeitenden Jugend handelt Da beifst es u. a.: Über den \vohlha])eiulen und reichen (vaterlosen) Knaben und Jünglinjj führt der Staat, die Gesellschaft eine scharfe Kontrolle, seine Kr/iehiniL; w ird ftirsorgUrh p^elcitet, sein l'j^cnlnin verwaltet, er darf keine- keelil>h;iiidluii.s4en \oniehnieti u. >. \v. Hai das Kind des Volkes nicht denscll>cu Ansprueh auf Fürsorge? . . . Nichts niuls dem. dem die Zukunft des Vaterlandes am Herzen Hegt, so wichtig sein, als die Fürsorge für die Heranbildung des kommenden Geschlechts.« . . . «Sind die Jünglinge und Jungfrauen im minderjährig :i Mter (r4 20) unserer Fürsorge nicht ebenso anvertraut wk- die Knalien und Mädchen unter vier/chn Jahren, sind sie nichl Kinder tniseres X'olkes, unseres Witerl imles ? Und für wen arbeiten sie, wem dienen sie? Für uu.>. nur uns!

Üas ganze weite (Gebiet der Jugenderziehung ila.s vor- schulpflichtige Alter, das eigentlich schulpflichtige Alter und das nachschulpflichtige Alter wird von dem Verfasser kritisch beleuchtet, für alle regt er Reformen an.

I''nr die vorschulpflichtige Zeit verlangt Verf. durch- geliends, vor allem auch auf dem Lande, K i n d er b e u ali r- an stalten, das kindliche W esen zu bewahren vor körperlichem, geistigem und sittlichem Ruin.

\'on ganz besouderem Interesse ist, was Verf. über die ICr- ziehungsmafsnahmen sagt, die das nach schul pfliehtige Alter betreffen, d. i. nach M. die Zeit vom 14. bis zum 20. Jahre und darüber hinaus. Nicht blofs. dafs er Fortbildungsschulen mit dem ausgesprochensten Zwecke der Erziehung für alle staat- lichen Verbände, grofse wie kleine, fordert, er ist vielmehr auch der Ansicht und dnrin stimmen wir iliiii vollständig bei dafs die Bildungsarheil in ilinen vergel)lich sein oder Ijleihen nnifs, wenn nicht daucl)eii und darüber liinaus die Hrziehungs- arbeit sich fortsetzt, wenn nicht der Lehrling und der Gesell, das Dienstmädchen und die Köchin oder dergl. in ihrem Ar- l>eitsverhältniH und ihrem sonstigen Verkehr und Leben einer gewissen Aufsicht unterstehen, wenn nicht der sich seiner Auf- ga1)i \ollbewufsle Meister (Lehrperson) von Krziehung.sorganen Unterst ül/1. der lernende Teil nic-lit in allem sorglieli'it geschützt und behiilet. wird. M.i^sow will diesen Seluil/ liuer sogenannten P f 1 e g s e Ii a 1 1. ül)er\\ K->cn wissen, deren liertchtigung und Not- wendigkeil er cingcliend begründet, indem er u. a. sagt: lis ist durchaus verkehrt, wenn die bürgerliche Gesellschaft dem Minderjährigen gestattet, sich die Arbeit zu suchen, wo er will, die angebotene anzunehmen oder abzulehnen, die angenommene wieder zu verlassen, den Arbeitsverdienst nach Belieben /ti ver- wenden« . . . «'Man setze für -jeden Stadt- und für jeden Laud-

9m 6»hMii TU. 8. . ' . 8

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kreis einen Pflegschaftsrat ein, den die Pfleger aus ihrer Mitte wählen. Jedes Kind, welches die Schule verläfst und aulserhalb des Vaterhauses in Arbeit treten soll, niufs bei dem Pllegschaftsrat angemeldet werden und erhält einen Pfleger, von

denen auf je einen etwa 15 bis 20 Pfleglinge kommen; derselbe prüft zunächst den Wrtrng, wcIcIrii Vater oder Vormund mit dem Arheit'Ljeber al).i;eschl()ssen hal)en und der seiner, des Pflegers, Iiestätijj;^nng bedarf; er sor»;! für Wohnung und Ko>l, suelit den Pflegling vor schädlichen Hintlüssen in sittlicher Bezidiung /.u bewahren, an ihn sind I,ohn und Verdienst zu zahlen» der da- für Wohnung, Kost, Kleidung, Wäsche etc. bestreitet, dem Pfleg- ling ein angemessenes Taschengeld giebt und den Rest auf der Sparkasse verzinslich anlegt. Man kann i^ewifs hierin dein \'erfasser angesichts der trostlosen Zustande heiiti^rr Zeit tni- umwunden /.nstimmen und .i;anz gewifs auch darin, dals er als Ergänzung und Fortsetzung dieser kräftig und /ieDiewuist be- gonneneu Erzieherarbeit weiterhin Volksbibliotheken, Volks- unterhaltungsabende, Volksfeste ii. a. fordert, die insge- samt die schöne Aufgabe zu erfüllen bestimmt sind, unser deutsches Volk geistig und sittlich auf eine höhere Stufe der Bildung zu bringen. Der Sicherheit und Gewifsheit aber, wo- mit der Verf. uns die Hoheit dieser Ziele und die Möglichkeit ihrer Erreichbarkeit bei nnr einiiren! gnteti Willen und Geschick vor Augen hält, merkt man an. dals ihm ]iraklische \'ersuche diesen Glauben und diese ZuverNiclit gegeben. iCiu jeder, der das deutsche Volk und seine Art, seinen trotz aller materiellen und sinnlichen Neigungen höher gehenden Sinn, seinen Hang nach idealen Gütern nur ein wenig kennt, wird ihm voll und ganz beistimmen, wird wissen, dafs es bei ihm nur eines kräf- tigen Hinweises, einer zielbewufsten Leitung bedarf, um von falschen Wegen weg auf die richtigen Bahnen L^elenkt /n werden. Xnr frisch aTi< Werk, ilnn naeli I so nioehle man allen dcnl>elieu l'T/iehern. allen deutsch fühlenden und national empfindenden Männern zurufen!

Stimmen wir in diesem allen dem Verf. rückhaltlos zu, so nicht ganz in dem, was er über die schulpflichtige Zeit, über die eigentliche Schulerziehung sagt; so mir nichts dir nichts, auf so einfache Weise lassen sich Probleme, und um solche handelt sich's. doch nicht losen; wir können ihm hierin nur in dem Recht geben, was er über das mehr äufsere (retriebe. über die Schulorganisations-. Ivehrerbiklungs- und Besokiungsfrnge. ül>er Verstaatlichung der vSchule, Schulverwaltung u. v. a. sagt; hier sind die Massow'schen Ziele die uni^en, die Ziele der ge- samten deutschen Lehrerschaft, und sie verdienen insgesamt von dieser erkannt und gewürdigt zu werden. Darin jedoch hat Verf. unseren Beifall nicht, was er über die eigentliche Bildungs-

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und Erziehungsarbeit, über die unsagbar schwierige und darum so wenig erfolgreiche Arbeit an den kindlichen Seelen und Geistern urteilt und daran umgestalten will; hier scheint er mehr

auf dem Boden einer mechanischen Abrichtung als einer tief- greifenden pädagogischen Schuhmg zu stehen. Gleichwohl be- get^iet man auch hier Ocdaiiken. die man in pädagogischen Fach - Mätlc-m nicht i^craik- häufig antrifft, wie beispielsweise dem von dem DurchciiKuidci iler Lehrfäclicr und der Zerrissenheit in Stoff und Methode, sowie dem von der jünhcitliclikt;it des Lchrplans. deren Mangel bei unseren mannigfaltigen Schulgattuugen und Systemen bei Umschulungen und auch sonst zu dem unerträg> liebsten Gedankciiw irrwarr. zu dem allerärgsten Dilemma, zu einem unverzeihlichen Hemmnis für die geistige Weiterentwick- lung wirfl

Auch wns sonst der \'erf. über die Pädag()u;ik und ihren wünschenswerU n. weil nur allzu berechtigten Ivinfhil's auf Kunst und Wissenschail, vSiaat un<l Ciocllschaft etc. und an damit zu- sammenhängenden Refomiideen entwickelt, verdient die weit- gehendste Beachtung und in vielem unbedingte Anerkennung; so gar viele noch der Vorschläge und Anregungen Massows konnte man der kämpfenden und rini:c!)(]eu Menschheit als zu ihrem Heile- rlicTiend, zum Ziele un<l Preise setzen und recht cnidringlich zur Arbeit anspornen und mahnen, wenn man eben nur gewifs sein und der Hotfiuint!; Raum geben dürfte, sie Helsen .sich über kurz oder lang erreichen, wo man doch leider eben nur wenige am Werke, nur vereinzelt die Einsicht sich durch- brechen, nur langsam die Erkenntnis der Wahrheit von den rechten Mitteln und Wegen grofser durchgreifender Reformen wachsen sieht Darum möchte man mit M. klagen: «Nichts ist so schmerzlich in unserer Zeit, als dafs sie des Idealisnuis so bar ist. .\ber warum ist sie es"' Weil sie den Blick nicht mehr nach oben richtet Die grolse ernste Fra.Lce ist die: Haben wir noch die innere Kraft zu Reformen, sind wir noch imstande, mit geistigen Waffen den Kampf zu führen gegen die Mächte des Umsturzes? Auch die besten Reformen, auch die vorzflglichsten Verwaltungsorgane können uns nichts nütssen, wenn uns das Leben fehlt, mit dem wir die Gebilde, die wir schaffen wollen, auszufüllen, der lebendige Odem, den wir ihnen ein/tiflöfsen vermögen. Der Materialisnuis beben seht die (Gegen- wart. Auf allen Gebieten fehlt da.s ideale Streben.^

(Fortsetzung folgt.)

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Liose Blätter.

Die Eiiiühiiiig «irr al)liang;igen tüilc.

Wie oft hat man nicht fli< Klappe eines verzweifelten Lehrers jrehört dals die Schüler im bcsländi«;(jn K:ini]>fe tnit der (»rani- matik liL>;cii, namentlich dann, wenn > --ich um (ieii Gehrauch der i aiie handelt iMit einer merkwürdigen Konsequenz, setzen nicht blofs die Schüler der tintem Jahrgänge, sondern auch die der oberen Klassen unserer Volksschulen den dritten Fall für den vierten und den vierten, wo der dritte stehen inufs. Diese Erscheinung tritt sowohl im niinullichen Unterrichte als auch bei der Anfertigung schriftlicher Arbeiten '/ntrti::e. am haar- sträubendsten jedoch, wenn die Kinder dem Lehrer ihre iiiantiig- fachen Bitten, Anklagen und Kntschuldigungen vorl>ringcn. Vom zweiten Falle wollen wir lieber gar nicht reden, weil von der richtigen Anwendung desselben oft keine blasse Ahnung vorhanden ist. Und eine solche Mifshandlung unserer schönen Sprache h5rt man überall in deutschen Landen, »soweit die deutsche Zunge klingt' , in den verschiedensten X'ariationen. oft mehr, oft weniger das Ohr verletzend: nicht minder von den zu ti genfer! i^n n Schw;it/eni der gröfseren Städte als von den un- beholfenen Knidern der Dorfschulen.

Liegt die Schuld um Lehrer? Der läfst es doch an dem fleifsigen Betriebe des grammatischen l'nterrichtes nicht fehlen, ebensowenig wie an der Vorbereitung und der Verbesserung der schriftlichen Aufgaben und an der Aufmerksamkeit auf die Sprachfehler im mündlichen Unterrichte. Umsonst! Immer und wieder tauchen neben neuen fehlerhaften W endungen die alten schon so Tind so oft korrigierten Fehler gewöhnlichsten Schlages auf.

Kein Wunder' Diese Sprachfehler hnt der Schüler gleich- sam mit der Muttt-rmilch tingesogen durch tkn zu Hause ge- sprochenen Dialekt oder, was noch schlimmer ist, durch das verderbte » Hochdeutsch welches in manchen »gebildeten Fa- milien ^ geredet wird.

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Dir RinOliniv 4w «hhlnfflifeii Fillc.

Tvr liörl und spricht die fehlerhaften Ausdrücke täglich und stinullicli. nie Si Inilsprache hört er tmr einige v^tuuden des TaKc>, den Diakkt während der ,i;.m/en übrigen Zeit.

Die SchwieriKkcil, die der Mundarl entstammenden Felder auszurotten und die maugelhatle und verderbte t^prachc des Schülers dttrch ein gutes Hochdeutsch zu ersetzen, liegt auf der Hand. Prüfen wir denigi^enüber die der Schule zu geböte stehenden Mittel und die gewohnheitsmäfsige Anwendung der- selben I

l)a(s der j^c^nnite I'nterricht. ja der Unterricht ri1)erliaiipl an der Iirreicluin«; (le> angedeuteten Zieles zu arbeiten hat. kann um M> weniger liistritUn werden, als ein lebendiges vSpraclitje- lühl für die Hediugung aller Sprachbildung angesehen werden mufs, das Sprachgefühl aber nur durch den Gebrauch der Sprache, durch Hören und Sprechen, erzeugt wird. Hbetiso unerläfslich wie die eigene mündliche und schriftliche Übung des Schülers in der Muttersprache ist bei \'erstöfsen desselben die Herich - tigung bezw. HeUhning des lA'hrers. ]**s kann aber auch kein Zweifel dnrnber bestehen, dafs die Herichtigung im mündlichen rnterrichle nur eine geleKenllielie sein und die Rücksicht auf die sprachliche Form niefnals den Gang des l'ntcirichles stören darf, indem sie das sachliche Moment in 4^n Hintergrund drängt

Dieser Umstand, sowie die zahlreichen und maimigfalttgen

Sprach I i 11 r des Schülers fordern die Erteilung des grammatischen Unterrichtes in <Ur Volksschule, da nur <lurch diesen eine syste- matische HekTunpfung der Sprachscliwieris^kciten ermöglicht wird. Die Grainniatikstunde dient ;ibei keineswegs, wie sie sollte, ledig- lich der IkkämptuuL; der Sprachfelder und der Weckung und Befestigung des Spraciigctühls. \ ieie Lehrer kiinnen sich mit dem Gedanken nicht befreunden, beim Betriebe des grammatischen Unterrichtes alles Regelwerk auf ein Mindestmafs zu beschränken. Dafs Begriffe wie Dingwort. Zeitwort. Eigen Schaftswort u. a. im Deutschunterrichte nicht entbehrt werden können, wollen wir tlurchaus nicht in Abrede stellen: doch es kcmunt sehr darauf ati. wie man dieselben vermittelt. Nicht durch abstrakte Defi- nition, sondern durch den Gebrauch werden die Schüler sie unterscheiden lernen.

Wenn auch in den letzten Jahr«i von den Methodikern die Übung als das wichtigste Moment der Sprachlehre betont wird, auch dann und wann Streifzüge auf das Feld der mund- artlichen Fehler untenionuneii werden, so wuchert doch dieses ein- gewurzelte Unkraut zu nppig. um auf diese Weise gänzlich aus- gerottet zu werden. Die eine Stunde Si)rachlehre genügt nicht, um den verderbenden Kinflufs des auf'^erhalb der Sehlde stets gebrauchten Dialektes völlig brach zu legen, zumal die Methodik

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Ii8

W. KdhpnkNiHp.

des !ti Rede stehetulen rtitt'rriclit.s>;c};eii.staiidt s je iiacii den in den \ t-r.schieileiien (iegcndcii herrschenden DialektichWrn immer wechsehide Schwierigkeiten bielel.

In einem Punkte stimmen jedoch die Mundarten des Ostens und des Westens unserer preufsischen Monarchie, von Stadt und Land überein, und wir denken : in der Hauptsache, nämlich der Verwechselung der abhängigen V'äWl.

Der Kampf i^ej^en die verderblichen Kinflüssc (kr Mundart mufs sich darum in erster Tjnie ^ej^en <kn tmrichtij^en Ge- brauch der \ itr I'aHe richten, niesen Gedanken hat der \'er- fasser des bei Krickenhaus in Meltniann erschienenen W'crkehcns 'Sprachstoffe zur Einübung der abhängigen Fälle . Herr L. L i n k. aufgegriffen und ein nach methodischen Gesichtspunkten geord> netes reichhaltiges und zugleich wertvolles Übnngsmaterial zu* sannnengestellt. Das Bfichlein ist für die Hand des Volks- schülers l)estininit und kann sowolil des l)illigen Preises (25 Pf.), als nncli der praktisdien nnd pn^-eiukMi Ausstattung wegen Äur allgemeinen Anschaltung nur rin])fohlen vM.r(kn.

Da der Verfasser von einem Anschlüsse an den Lehrplan der Volksschule abgesehen hat und absehen nuilste, hat er seine »Sprachstoffe<< unter den Hauptrubriken vDer 3. Fall<, Der 3. Fall«. «Der j^. Fall' zusammengestellt und beim 2. Falte z. B. eingeteilt nach der Abhängigkeit von einem Dingworte, einem Zeitworte, einem Kigenschaftsworte, einem Verhältnis- ^V"rlc. Die ein/einen Thuni^'-en schreiten strenv:: nacli der .Schwierigkeit lurt ntid /cichnen sich durch ManniutaHii;kril ans: die Beispiele, wlIcIic je nach fkr Xatur tk> Stultes cnic Ivrgän/ung, eine I nisltrllnng, die Meantwortung einer Trage, eine Erweiterung u. s. w. fordern, sind den verschiedensten Ge- bieten entnommen und weisen durchgehends gehaltvolle Sätze auf. Obwohl Link*s 'Sprachstoffe'^ keinen lehrplanmäfsigen Stufengang innehalten, würde sich dem Lehrer häufig Gelegen- lieit bieten, dieselben in innige und fruchtbringende \'erbiudung nut dem l nterrichte zu setzen und sowohl als Schul- wie als Hausaufgaben zu verwerten.

Ks ist unsere Überzeugung, dals die Volksschule bei einer solchen systematischen Bekämpfinig der Fallverwechselung, wie sie Links »Sprachstoffe* ermöglichen, der Lösung der Aufgabe, den Schuler mit einem richtigen Gefühl für die hochdeutsche Sprache auszustatten, einen Schritt näher kommen wird.

Crefeld. \V. Rübenkanip.

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Neuere Erscheinungen auf dem Gebiete des deutscJieii Spracliunterriclits«

Vom Herausgeber, fi. K(Miinieutarc.

A. J. Endris, hic IKhandl u ti u v-^n r, imI i cli Icn tn der Volks- schule. \V it.sbaticn, R. licchlukl it. Comp. 40 S. 0.75 ,M. Diese von der Kgl. Rcgicruiiif in Wiesbaden mit dem ersten rrüise der .Seebode-StUtung« gekrönte Schrift bringt in knapper, übersichtlicher Fomi eine gute Anleitung zur schulgemäfeen Befaand- lung von Gedichten ; neue Gedanken enthält sie freilich nicht Bmil Schneider, Hauptlehrer an der Ket/.erbachschule zti Mnrhurjf. Lehrproben über deuts oh c l.csestüoke. i. Rd. : J«ür die T'iiterstufe. Marburij 1S95. Karl Kraatz. 304 S. M. li«'iiihol<l .lülirher. Lehrer in Kixdorf- Ikrün. LräparatioTuti /nr unlei rie litlichcti Beliandhing deutscher Muslerstiicke in der Volksschule, i. Bd.: 80 Sprachstücke ffir die Mittel- stufe. Berlin. R. Mickisch. 184 S. 2 M. K. Dorenwellt Präparationen zur methodischen Behandlung deutsch er Musterstücke. Ivin Handbuch für Lehrer /um ficbrauch in den unteren und mittUren Klassen höherer Lehr- .inst.'iltcii itiul in <Ien Mittel- tind Oberklassen von \'olks imd Hiugerschulen. i. Teil. Hannover 1S95, C. Meyer (G. Trion. 232 S. 2.50 M.

Die ]<ehrproben über deutsche Lesestücke schiefsen seit einigen Jahren wie Pilze aus der Krde. Schade nur, dafs sich in allen Büchern fast stets dieselben Stucke behandelt finden ; an manche andere Stoffe .<>cheint sich niemand lieran/.uwageti. Diese Hriahrunp: macht man auch bei der Durchsicht der obij^en I^ü. Ik i die im übrigen alle drei emi)ft)hUMi ^Verden können. In der Art der BehandlTiii.<i tintcrsi hcideti sie sich nicliL wesentlich \ <>nfiiinnder. Schneiders liiich schlieist sicli in erster Linie an die vom hexsi.schen Lehrerverein heransjjegebenen Lesebücher, das Buch von Jülicher an die Lesebücher von Wetzcl-

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itfhniiNi'» Mt-jrcr.

Scliuiiiaini oder Wetzel Hüttiicr. wahrend I >i)r( 11 well /.uiiächst die- Ia'Sc- hüoher von Hopf im l Taiilsieck, von l Uiggc uiul das Hannoversche

T.c-sttim-li heriicksiclilij^t hat.

K. Kuenei), Prot . timi ^I. Ka»'i-s. liin-ktor. ! )i e d etilsrh t-n Kl.issikcr, erläutert und gewürdigt lui holicrc LeliransLaitvn sowie /um Selbfitstndiam. 1. Bändchen: Schitiers Wilhelm Teil, von Kd. Kitenen. 4. Aufl. 115 S. i M u. Bändchen: Goethes Kj^mont von Dr. Fr. Vollmer. 113 S. l^ipziis, Heinr. Bredt. Die beiden Hefte enthalten alh v v t der Lehrer zur l^rläuieriing: tind Wiirdiq-nng der Dramen zur Hand hal)en imii's. um] sind zur \'orbereitun.ir anf den l nterricht bestens zu empfehlen. U elclien An- klang die Sanindnnir uefunden hat, geht auch daraus hervor, dafs von dein ersten l?;ui(Kh( n in wenigen Jidiieii die }. Auflage Norliegt.

M. Evers, hnektt>i. Sehillci s ( ,l->, ke . Neue Textausgabe mit \er- anschaulichender ICrklärung. cing^ehender Jirläutcrung und um- fassender Würdigung. 194 vS. 1.25 M.

J. Steiger, Schillers Lied von der Glocke. Für mittlere und höhere Schulen hearbeitet. Bern 1H94, Schmid, I^rancke u. Co, T48 S.

J. Geisel, Seniinarlehrer, Der <Uockenguls. Materialien 7,nr Bc- vsprechung des Schillerschen Liedes von der Glocke. Mit 8 Ab- bildungen. Für den Gebrauch in höheren Lehranstalten. ,-^1 S.

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Drei Erläuterungen von Schillers unsterMiohent l.iede, die sämt- lich in ihrer Art ein pfehleuvswci l ^.ind. Hie umtas.sentlste und griind- lichste ist die Arbeit von Hvers, die schulgemäl.seste die \ on Steiger, während (Deisel durch seine detaillierte Beschreibung des Glocken- gnsses beide ergänxt.

C. Scbmidt, Faust, ein Menschenleben. Versuch einer liamu»- nistischen Analyse. Berlin 1H95, Kosenbauni u. }Iart. 168 S. M. Die Faust- Litterat ui ist bekanntlich schon fast ins Unüberseh- bare gewachsen, lind noch immer wieder versucht sich «ler Menschen - geist an »liescr gewaltigen Dichttmu r \ ( rf. obiger Sclinft gehl nem Wege. Ihm ist fler l"au>i < m 1 >i -auisclu s (Tanzes. Ausgehend voll sich und ileiu Leben und nielil von i rUuii<iLii sucht er deshalb insbesondere die Kinheit der Dichtung blofszulegen und die handeln- den Personen nach Charakter und Wesen zu zeigen. Wer ein Faust- Verehrer ist und in gewissem Sinne ist es ja ein jeder wird auch diesen neuen Versuch zur Hntsicgelung des Testamentes (toethes nicht unbeachtet lassen dürfen.

9. liitteratargeschicbten ; Btieher Bber Poetik.

Dr. Gottlob Egelhaaf. drund/üge der deutschen Litteratur- geschichte. 10. Aufl. I.eip/.ig if>y4, O. R. Kcislaiul. 185 S. geb. 2,40 M.

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Keurre Er«cheinuiiRen Nuf «triii Oebielr 4r« <leat»cbcn SpmrhuntvrrichU. i 7|

Dr. Otto Lyon, Al)rifsder I.itteraturgeschichte. .vAufl. heip^ig

f'<n- V- C, Ti uhiier, 142 S. Dr. tr /iirh(ni.seii. ( )l)erlt:hrcr, litutschc Li It er a tu r k u 11 d t-. Leit-

fiukrii für höhere Schulen. 2. Aufl. lierliu iS()4. Nicolai. 15S S, Prof. Dr. Gottbuld Klee, Grunclicüge der deutschen ]. itterulur-

gescltichte. Für höhere Schulen und xitm Selbstunterricht.

Dresden 1895, Georg Bondi. 180 S. 1.50 M. Dp«. J. WychgrsD, Hüfsbuch für den Unterricht in der deut- schen lyitteratur^'eschichte. 2. Aufl. Bielefeld u. Leipzig

'.^ul. \'clhagen u. Kinsing. 154 S. r.25 M. Dr. K. HeihiiHiiii. < esch i cli t e der dcMtschen X at i on al - Litte-

ratur. Hin Ililfsbuch für Schult und Haus. 2. .Aull. Hrt^luu 1895,

Hnnl Hirt. 148 S. 1.60 M. ti. Hotorp, Seminar-Oberlehrer. Lehrbuch der deutschen Litte-

ratur. Für Lehrer und Seminaristen. Halle a/S. i^St Schrödel.

227 S. 2,80 M.

h's ü^ht einem das Her/, auf. wenn man diese I^itteraturge- schichten durchsieht und sie mit den älteren verj,deicht, den l)e- kanfiten Klr.u'c nicht nu^i,^fsr!iU>ssen. <ier auch im (Inuide hei den -Tili n \" < > r ,1 1 /. f n wei.ser Slot thivschränkiinir stehen gi l»licl)i. n ist. .Mit welchem HaUast von Namen sind diese alteren IJücher l)eschwert, die ohne die herkönuulichc Aufnahme in die Litteraturgeschichte längst und nicht mit Unrecht gänzlich vergessen sein würden. Damit haben die vorliegenden Litteraturgeschichten gründlich aufgeräumt: die Dichter sind wirklich in weitem «Siebe gesiebt. Durchaus im Mittelpunkte stehen die beiden Blütezeiten, j^anz wesentlich wie nnttirhVh die /.weite, aber auch in ihnen ist eine Beschränkung; auf die besten poetischen ( ieislesbliiten erstrebt worden. W as an l)e' merkenswerten Mr.scheinungen /wi.schen den bei<len Zeit.iUern liej^t, ist lediglich der Verbindung halber, was die nachgocthische Zeit er- zeugt hat, zur Orientiening des tastenden jugendlichen Geistes ganz kurz skizziert worden. Am weitesten in der Beschränkung gehen die Bücher von Dr. Zurbonsen und Dr. Hetlmann, die auch in der Dar- .«»tellunj^: erkennt n la.ssen, dafs ihre \*erfas.Ser gt a i( ute Schulmäuuer sind. Hotorii.s P.iich. für Lehn r und Seminaristen bestimmt, ist keine fitrfntlichc- I .illi raturcrcschirliu : in drei Teilen, die mit den Namen Jugend . \ olk.^ nml kl.i^si.^v li i l.itteralur benannt siu'l, !>fhnndcH es den litleralurgesehiclubi lieii vSlott, auf diese Weise \ om l.eu lilen zum Schweren stufenweise fortschreitend.

Dr. Otto Lyon, Abrifs der deutschen Poetik. Leipzig 189,^, Teubner. 80 S.

Fr. Damiayer. (,rund/,ügc der Poetik. 2. .Vufl. Nürnberg 1894.

Krön, qi .S. i M.

Zwei Lehrbücher der Toetik. ilie. inlialtlich kr.ir>.kt und sprach- lich sauber abi^efaisl, ilircti Zweck erfüllen. Das erste ist mehr für höhere, diis zweite für miniere Schulen berechnet.

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Joliitniip» Mt'\fr.

Albrecht Thouiu, Das Drama, liinc gcineuu tistämllidic Darslelluiij;

.sein«) Wesens und seines Baues. Gotha 1893, Tbieneniann. 48 S. . Das Studium des Dramas an I^^essings Meisterwerken.

(fOtha 1H95, Thienemann. 108 S. 140 M.

Der \ crf. hat sich eingehend und lithevoll mit (km ( iegenstand seiner Arbeit beschäftiijl und das Krj^ebnis seines Studiums in den obigen beiden Schriften niedergelegt, die wir bestens empfehlen können.

fO. Oramtnatiselie und orthojurraphisehe Schriften.

H. N«wack, Scuünarlclirer. Spraclistof fe fi\r die \ i>l k.ssch u I e zur i'bung im richtigen Schreiben und Sprechen. I.chrer- heft: Diktatstoffe« nebst Anweisung zur Benutzung der Schüler- hefte und weiterem Übungsmatertal. 6. Aufl. Berlin 1895, Ferd. Hirt. 119 S.

Hin unentbehrliches Hilfsmittel für denjenijfen. der die weil- verbreiteten Schülerheftt <ks \'erf. benutzt IHr Name des Verf. vcrbürjjt die praktische Hrauc liUark« it dt r AtIkiI K. Uömermann. Ausführliche und \ ul Isla ti di^c Sprach lehre /.um Ciebrauch in \ olksschulen. i. Ilcit: l'ür die Mittel- stufe. 6. Aufl. 32 S. 0,20 M. 2. Heft: Für die Übeistufc. 6. Aufl. 48 S. 0,30 M. Karl Martens^ Deutsche Sprach Übungen. Methodisch geordnete Übungen im richtigen Schreiben und Sprechen. Für Volks- und Bürjjerschiden. 3. lieft (01)erstufe). Hannover 1894, Man/, und kanj^e. <ki S. (k\<' M J. F. Hüttnmnn, Deutsche"- Sprac libuch. Melhoiiisch ueordncle Beispiele, Lehrsätze und .Auljjahen für den Spiachunlerriclit in Klenientar- und Fortbildungsschulen, .\usgabe B in ;> Heften: I. Heft, 40 S. 0,25 M. 2. Heft. 64 S. 0,40 M. 3. Heft. 64 S. 0,40 M. Stade 1894, Fr. Schaumburg. Ur. Hpiefs und Prof. Beriet, Deutsche Sohulgrammatik. Hrster Kursus, für den l'nterricht in den untersten Klassen höherer T.ehrnnstnlten berechnet. Frankfviit a./M., Kesselringsche Buch- liandlun^. 39 S.

Dr. W. tftitti«K. Die d e- u ts r h e Sprache-, .Melliudisch hehanek-ll für Bürger-, höhere Maelchen-, Mittelschulen und Präparandeii- Anstalten. 3. Aufl. bearbeitet von Dr. H. Zimmermann. Hanno- ver 1892, C. Mej-er (G. Prior). 141 S. 0,80 M.

Henn, Rosenbnrif, Iy,ehr- und Übungsbuch der deutschen Sprache für Präparanden -Anstalten. Berlin 1895, Ferd. Hirt.

tCfO S.

A. Lieb, l" bim j^sbuch zur Wiederholun;^'^ der <KnlS(.?ien (*. raiiinialik. Für Lehrer- und LehreriuncnbilUungsansUdten. Nürnberg 1.S94, Kürn. 125 S. 1,40 M.

Arth.Ilaes6,Gurcke8 deutsche Schulgramraatik. Fürtechnischc Lehranstalten bearbeitet. Hantburg 1S94, Otto Meistner. 310 S.

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Nemrc Er«clielniuig«n »ut dem Uebiel« de» 4i*ttt««beii Spraebmterrirlit«. 123

»

Dif vorUcj^ciuleii Ilcfti' kuniuu fiir die Schuljjattiiuj^en, für wcKlic sie :uif (Iciii Titel bc/cichuel siml. als l>i.itichbar h<-/eichiiet werden. Soweit sie für \ olks- tiiul Hin jievscinilcu berechnet sind, ist mit Sorgfalt nur das ausjjewahlt, was wirklich ])raktiächen Wert hat. was'xuiii richtigen mündlichen und schriftlichen (Gebrauch durch- aus notwendig ist. Was nur theoretisches Interesse hat, ist von den meisten dieser Bücher 'ausgeschieden.

W. Seytter, Kurzgefafste I>efclinationi»lelire für den Schulge- brauch und zum Selbstunterricht. ECslingen 1893, W. Langguth.

S2 S.

A. MaiisliHk<'. r bnn jjsstoff e zur r ü n d! i c h e n lvinübun<r der Sprach fälle iji N olks- und Iiru>;eisi liulen \-'.'u\v I-jj^an/ung /.u jecleni Sjirachlielte. Dessau ^- Kahle. i)2 S. «>,4(> M.

Rektion und Flexion sind bekanntlich die beiden Angelpunkte, um die sich der grammatische l*nterricht in der Volksschule drehen nmfs. Wer hierfür nach einem zweckmäfstg ausgewählten Stoffe sucht, dem seien die obigen beiden Hefte empfohlen. U. DiotU'in, Der Rechtschreibschiiler. Cbungsstoffe zur Wieder- hobuitr und Hefe.stigunir in der neuen Schulorthographie. 6. Aufl. W iltLnl)i.rg K. Henosc 17 S. 0,20 M.

Ernst Kühl, Deutsche K ech Isc Ii rei bl eh re. Kin Ililfs- und Cbungsb^ich für den orthographischen Tuterricht auf drei Klassen - stufen. I. Stufe. 11. Aufl. 30 S. 0,40 M. 2. Stufe. 9. Aufl. 32 S. 040 M. 3. Stufe. 7. Aufl. 30 S, 0.40 M. (>otha 1893, Thienemann.

Jtth. Mey«T, Lehr- und rbungsbuch für den l'nterricht in der deutschen K r ^ h i sc h r e i bu n g. 10. Auflage. Hannover

lS<(4. C. Mever riioi). 64 S. <>.;;o M. Der deutschen K rolilschreibung N ürnberger Trichter. Aus- gabe A (für \ Olks- und Bürgerschulen), liraunschweig iSy4, Appelhans u. Pfenningstorff. 16 S. 0,30 M. Die ersten drei Hefte haben sich, wie die zahlreichen Auflagen bezeugen» in der Praxis bewährt. Die Reimereien des letzten Heftes sind nichts weiter als eine werllose Spielerei. Mein eigenes Heft er- scheint auuciiblicklich in 11. Auflage.

Dr. O. (ibide. Die deutsche 1 n t e r p u 11 k t i o u s 1 < h i t Die wich- sten Kegeln über die Sat/.- oder I.e.se/.eiclieu und tiie Redestriche, l.eip/.ig iS«);. ]{. (',. Teubner. 53 S.

(.'. Andrea«, Diktatstoff für die Mittelstufe. Oranienburg 1S94, Freyhofff. 40 S. ü,,«;o M,

Paul Th. Hermann, Diktatstof fc. Im Anschlufs an die einzelnen Unterrichtsfächer als Sprachganze bearbeitet. I^eipzig 1S95, WuTulerlich. i6j S. i/x> M.

Praktisch atigelegte Hefte, die wir empfehlen können, rnsern \ ollen Heifall hat das buch \ on Hermann, cla c<. \\ ie schon der Titel sagt nur in sich abgeschlos*iene (ian/e als J )ikiatj>toff bringt.

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J oh All neu Uvyer.

A-B-<\ Nf uevSchrift ! X'ersuch ciiici neuen tletitsclKii rcchisvlireil>un}^.

mit regeln und Wörterverzeichnis. Berlin iSy^^, Max Ilüffschlä^er.

Anstatt iinnier wieder mit neuen VorHchlägen %ur Vereinfacliung unserer Rechtschreibunjc au die Öffentlichkeit 7.u treten, thäte man wirklich beüser. zunächst dem von Fricke gefn^indeten Verein weitere Kreise y.n erschlieisen \nit1 ctsvaijxe \'erbessernnp;svorschlä<ie dort zur Debatte /n sU llcn. Diulurch w ürde soliliefslii Ii dt)eh \ ielleicht etwas erreicht, während die IJroschüren eines eiiuclnen i>ang- und klang- los untergehen.

11. StilistMche Schrillen.

M. Falk, Materialien 2U einer Lehre vom StiL Jena 1H94, Mauke. 4^ S.

Dr. L. Cholevlns, Praktische Anleitun«^ zur Abfassung deutscher Autsat/. e in Briefen an einen jungen Freund. I.eip/.iK i»^9,v B. ti. i enbner. 104 S.

Dr. Otto liVon. K u r/. ef n fsle deutsche iStilislik. 3. Auflage. l.ei|>/-ig i^S).^' 1 eubner. 94 S.

Falks Schrift ist ein wertvoller, auf selbständigen Studien be- ruhender Beitrag zu der Lehre vom Stil. Auf Vollständigkeit macht die Arbeit keinen Anspruch; sie zählt aber doch eine beträchtliche Anzahl von den l 'orderunjjen auf, denen eine Sprachliche Darstellung ^renngeti niufs. Die beiden andern Bitclier sind praktische Anleitungen, die ihre Brauchbarkeit für den Unterricht schon bewiesen 1 '^i-n.

l>r. <Kto IHngcIdein, > k 1 1 i ti t \nfs;it/e erzählenden Inhalts. Nielsen 1S95, ICmil I-ioili. 132 S. i/»'^ M

A. Lieh. I) e r .\ u f s a t /. u n t err i c h t in d er \ O 1 k .s s c h u 1 e. i.Teil: Für die Interklasse. OS S. u.^h) .M. - 2. Teil: l'ür die Mittel- klasse. 166 S. 1,20 M. - 3. Teil: Für die ()berklas.se, i88 S. 1,20 M. Nürnberg 1894, Fr. Korn.

J. Stotfel, Der Aufsatz in der Volks- und Mittelstufe. 1 Teil. 132 S. 1.50 M. 2. Teil. 167 S. 2 M. Halle a. S. 1893. Schrcwlel

K. Durenweli. Dir dcutsr!ie Auisat/. in den imtcren und nnlt- leren Klassen höher» r I .Lliran.stallen, sowie in Mittel- uml Hiiruer- schulen. i. Teil. 3 Aull. 294 vS. 3.50 M. 2. Teil. 3. Aull. 320 S. 3,50 M. Hannover 1S95, C. Meyer ((t. Prior).

K. Herberger n. C. Düring, Theorie und Praxis der Aufsatz- tibungen. 1. Teil. 2. Aufl. Dresden 1893, Bleyl u. Kämmerer. 96 S.

Panl Th. liei-inann. Deulsclie .\ufsät/.e für die oberen Klassen tkr \'olkssciiule und für Mittelschulen. J«eipzig 1895. K. Wunderlich.

210 S ? M

A. Liel», I'riii^rlu' Aufsät/e utit Di^ipositioTu-n /um (iLlii.uich in I*'ortbildungf>schulen, Tüchlerinstilulcu, Lehrerbildungsanstalten. Nürnberg 1896, I^eb. 280 S. 2.50 M.

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ifraer«- KrKt-h«'iuunsen uuf ili-iu Ui't>U-lr ilt-s ihui^i'lifn >priirhiiiitorrirhN.

Br. R. Heiase u. Hr. W. Sebrüder, Aufgaben aus deutseben Dramen, i. Teil: Aufgaben aus Wilhelm Teil. 89 S. 0,80 M. . 2. Teil: Aufgaben aus >Die Jungfrau von Orleans . 86 8. 0.80 M. Teil: Aufgaben aus Wallenstein . !i8 S. t M.

Wir sind im Prinzip j^ej^eti alle Aufsatzsanuuhui^en. da wir die Überzeugiinj; haben, dais die Aufsätze aus dem l'nterricbte heraus-

warli'jcti müsst ti. und jrder Lehrer am besten seiher wissen niufs. weiche 1 ■•rill i'iii di. ii Standpunkt seiner Klasse die passendste ist. Wer aber nacl» einem Hilfsmittel sucht und bei richlij^er \er- wendunj; kann es ja auch von Segen sein dem bieten die obigen Bücher eine reiche Auswahl passender Arbeiten für alle ITnterrichts- Verhältnisse.

Ohr. Leibbnmd, Her (rcschäftsaufsatz. HfsHngen 1K95, M. Lang- guth. 74 S-

Th. Jäger, Der gewerbliche Aufsatz. Wittenberg» R. Herrose. 49 S.

Zwei prakti.sch angelegte Heftchen, das erste fiir Volks-, Sonn- tags-. Winterabend- und ländliche Fortbildungsschulen, das andere für Handwerker- und stadtische Fortbildungsschulen berechnet.

Vd. Srhrilten über den Schreibiiiiterriidit.

äkrohek, M et hofli scher Leitfaden für (U-ii S ch r ei b u n terr i rh t in der \'olksschule. Zum ( iebraucl» in .SchuUehrer.seminarien und

\ o1k^'^i huli n Leipziw^ '*^95. I>ürr. iS S. 1 M.

Michael Künkliaminci-, I i 1 Sch rei bu n le 1 t i ch t u n d d as Schuler- taj^ehuvl: ! 'aiiei 1k»i Ti 1^0;. T'erd Sch<»iiin}^h 64 S.

Je j^erin<;er ilu- Atr/ahl »i« 1 Anlciluugeu zu einer zweckiiiaisigen I'rlcrnung des Schrei)iuiileriicl>ls sind, desto freundlicher werden diese beiden Schriften .<;;c \vifs anfgenoninien werden. Das zweite Heft ent- hält aufserdeni dankenswerte .\ngabcn über die Hinrichtung von Schülertagebüchern, die den praktischen Schulmann verraten.

tu, Vennisehtes.

Prof. Dr. O. Weise, l'nscre Muttersprache, ihr Werden und ihr

Wesen. Leipzitj iSi)^. H. C. Teubtier. 252 S.

Dr. Ott« Lyon, liisniarcks Reden und Hriefe. lubst einer Dar- stellun<i (Ks Lebens und der Sprache iiismarck.s. i,eip/.ig 1^*95,

Teubner. 21 > .S.

Dr. Ott«» f/Vdn. t st s r!i ri fl /nn> siebzij;sten r, «bti rlsla i- e Kn<loli 1 1 j 1 d ci) I a n (1 s iti Aufsätzen zur deul.schen Sprache und I.itleratur, sowie zum deutschen rnterrichte von lÜltz, Brenner, Feist Frankel. Franke etc. I,eii>ziir is.;4, Teubner. .^64 S. Wir müssen uns mit der AnzeiK<^ dieser Schriften be^nüij^en.

können aber nicht unterlassen hinzuzufiigcn, daf» jeder Lehrer des

Deutsehen dieseltjen gelesen haben niüfste.

726

Anhang.

Dr. Göhl» 60 Volksschiilaufsätze als Krgfebnis je 14 tägiger Lese-, Rede-, Aufsatz-, Sprachlehr- und Recbtschreibungsübungen. An- jfeschlossen an LesestCicke aus den Jüttingr-Weherschen I^cse-

bücliern

Iti diesem Werke liegt l'heorelisolies iitid Praktisches vor, uuletn der erste Teil die Danstellunj; des Verfalireiis im deutschen Uiiter- richte beliandelt uud der zweite Teil die praktische Au.sfühning und Anwenduni*: der methodischen Bestimmungen des ersten Teiles gfiebt. («öhl verlangt und führt praktisch durch einen organischen Zusanimen- schlufs aller l'ächer <ks DeutschnnU rrichls. so dals die Hesi)recliunjf eines Ivcscstückcs nach der psycholo<iischen Art und Weise der Fonnnlstufen /.n rTrundc ^fclcijrt wird, dessen zum g^ei.stij^en Ivijjen- tunie des Kindes jrehrachter Sl itl dann das Material /.u AiifsaU-, Sprachlehr- und Rechtschrcibunj^siibun«jen liefert.

Das Buch ist mir und \ ielen anderen das sympatischste, das auf dem Büchermarkte im Gebiete des Deutschnnterrichts erschienen ist; es ist gediegen sowohl im theoretischen als auch im praktischen Teile; denn seine Theorie und Praxis weisen nach ijnd veranschau- lichen die Richtigkeit und das grofsartijj X'orteilhaftc und Interessante einer Verbindnntr und Zusanunenschlicfsunj; nllcr Dentsclifru her. s<i dafs hinfort dir Kinder sich nicht mehr in den Aiifsal/>-liiiiikii in au.i,anl)lickli(-li fernliegende < »t'dankeiikreise versel/.l .scheu <Kler \;ar nocli in den vSprach- und Rechtschreibelektionen durch ans allen möglichen (gebieten zusammen gewärtelte sogenannte Muster- und Anschauungssätze in derselben Stunde aus einem (vedankenkrcise in den andern gerissen werden und so über dem Ersterfassen des In- haltes ihre Kraft nicht cinzij^ und allein auf das grammatische oder orthojjraphischc I.ehrobjekt /.u richten vermögen, so dafs diese Zer- .♦^plittcrnni:' <Ur ircistiifcti Kvnft schnell Interesselosigkeit und b'r- lahnnm.L: zur !"(>l;^e hat luui die 1' uteri ichtsresultate nur ganz, minimal ausfallen. I»ie Ausiühiung dieses schöpferischen (iedankens eines Zusammenschlusses aller Fächer des Deutschunterrichts verlangt (iöhl in einer Art und Weise, die nicht blofs nach Psychologie riecht, sondern wirklich psychologisch ist. so dafs sich der i^ehrer Schritt um Schritt auch auf dem ( lesamtgebiete des Deutschen die hrage vorzulegen hat: Wie arbeitet die Psyche, und wie hast du damacli <leinen Unterricht zu gestalten ?

\ on diesen Hauiit})unkten abgesehen ist noch a!-^ gliicklicher (Vriff anzuerkennen und als nachaiimeiiswert /u emptehlen, das Jie- zugnehmen und Durcharbeiten der verschiedenen des vom sächsischen Kultusministerium herausgegebenen Kegeln - und Wörter- verzeichnisses, das laut Verordnung in den Händen der Schüler sächsischer Schulen sein soll.

Wenn hiermit das (»öhrschc Much durchaus empfohlen worden ist. so soll hinwiederum doch nicht gesagt sein, dafs an ihm keine Ausstellungen zu machen wären. Ich beanstande vielmehr ilieses:

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Anhaug.

1, Bs wSre mit Wohlgefallen begrüfst worden, wenn die Stellung der Lesestücke im Lehrplan der Volksschule unter dem Gesichts- punkte der stofflichen Konzentration zu den anderen Fächern noch

hervorgehoben worden wäre, so dafs man schon auf den ersten Blick gesehen hätte, wie he\it/utage jeder Autor hei der Stoffauswahl in jeglichem Fache auch diese Frn<^e des TiK-inaiKk-rq^reifens der T'ntcr- riclitsgehit-te geflissentlich in das Bereich seiner Überlegungen zu ziehen hat.

2. Es ist als ein Mangel zu bezeichnen, dafs nicht je eine aus- geführte praktische Besprechung eines Lesestückes an der Spitze der Abteilungen für das 3. und 4., 5. und 6., 7. und 8. Schuljahr steht.

;v Ks ist nicht gut, das Lesestück auf der Stufe der Darbietung einzig vom Schüler lesen zu lassen: denn dadurch begiebt sich der I.chrt-r eines Mittels, auf das fiemiU der Kinder einzuwirken und die Sc hiikr durch de n Reiz und das Fesselnile eines giiten \'ortrags für das Stück von Anfang an zu erwärmen, wit- dadvucli auch darauf verzichtet wird , schon durch das mustergiltige betonte Vorlesen manche schwierigere Stellen sofort zum Verständnis zu bringen und sich der Mühe eines Besprechens zu entheben, also Zeit zu sparen.

4. Die Weise, allein die Schüler sofort lesen zu lassen, wird da- durch noch nachteiliger, sofern dieses Lesen auch nur abschnittweise geschehen soll, um darauf gleich für diesen Abschnitt die Sachver- tiefung etc. an/nschliefscti. Das halte ich nicht für richtig, weil das lit-inüt nach einem 'l'ulalcin<lriu kr strebt und die Teile im Lichte des üanzen erst das rechte Schlaglicht zum X'erstundnis finden, ilie Schüler aber der Versuchung ausgesetzt sind, unbekümmert um das Verlangen des Lehrers, nur bei dem jeweiligen Abschnitte zu ver* weilen, weiter bis zum Schlüsse zu lesen, um die natürliche seelische Spannung /ii befriedigen.

5. Will es mir methodisch nicht feinsinnig getiug abgewogen erscheinen, die ("berschriften und Dis])osilif)nen in blof.sen Haupt- wörteni. in kahlen Fin/elwci liiltersehi ifU n zu bieten Ks müssen Sätze gewählt werden, aber nicht formellen, sondern recht sinniailigc ti Inhaltes, weil das im Interesse schon der sprachlichen Ausbildung, wie auch im Interesse des leichteren Festhaltens der Sache liegt, welche konkreten Sätze aufserdem noch die so wichtige Reihen- bildung der Vorstellungen vorbereiten, ja zuweilen die einzuprägende Vorstellungsreihe selbst bilden.

Dnrli das sind schliefslich nicht .dl/t:sclnver ins (iewioht fallende An.N.slellungen im llinlilick auf das wolU^elunL^ene i^rofse ('»an/.e des Buches, und ich kann nur damit schlieLsen. das r.ölü sehe W erk noch- mals zum Studium und nach.schaffendeni (lebrauche angelegentlichst zu empfehlen.

Ttnig. Paul Koch.

I2ft

V«ne B6«hfr and AttftStM.

Neue Bücher und Aufsätze.

liii l> l^iiavtiil «Ic«. voi'ii;rii .li«lir<"< ••r«<'hii-iii'ii.

a) Bücher.

Bernstein, Alex., Die heutii^e Scliulbankfra^e. Kine uberHicht-

liche Znsnnimcnstcllnn^ (]lt bis- her bekannten Schulbank.svsicmc-. (31 utid Anh. 8 S. m. AbSildt^iij Herlin, Buchhamll der d^titscneo

Lehrer Zl;;^. i>.^o M.

Beringer, Jos. Aug., Haud- fertiffkeitstinterricht und Mittel- schule. I'jne Darlejjunj^ ihrer He- /ic'htmgen. (40 vS.) Mannheim, J. Hermann, i M.

H ürbi n, J.W,. Mundart. Sprach- unterricht und kechtschreibunj^. >7 S.) .\arau. II. R. Sauer-

läiulet u. Co. o,So M.

Jonas. J. A.. Erfahrung: nnd

Anschanunj^ als (Irnndlajfc der rclipiö.sen . sittlichen, vaterlän disclicn u.bür^erlicheti I^r/icliung. Ivine Mahnunjj /.ur Refonii des Unterrichts A ll. 247 S.i Kssen, (5. I). Bäilcker. 2,So M.

Kirchner. I'r., Katechismus der P.sycholotnf 2. Aufl. (VIII. 297 S.) I.pzg., J. J. Wclxr. M.

I.indner. .M,i,uMir.. Dr. (i. A., Die sittlich - religiöse Wciterbil- duni,' der Jugend durch die Fort- bildungsschule. (24 S t I^eipzig, Dürr.sche Uuchh. o.5'> .M.

Münch. (},h. lO's- u. I'rov.-S. liulr.,

Dr. Wilh., Zeiterschcinutigcn und l'nterrichtsfragen. (46 S.) Berlin, R. (iärtner. o,So M.

Roihert. I'rof. Dr. ICd . Karten und Ski/./en aus der aufserdeul sehen (ieschichte der letzten Jahr- hunderte. (1^ tarl), Karten ni. ein- gedr. 11. 1\' vS. Te.vt.) Düsseldorf. A. Bagel. M.

I\ 11 d . , Ad , f Mu-l!cn1fsrliiu ]i f. d. ( leschichtsuiitci I u ht in \ olks- u. Mittelschulen. (X. H>8S,) l,angen- salza. Bcver u. Söhne. M.

1>* Aufsätze.

Hergfeld, Ma.\. I roh-

Kchannners Auffassung der Philo-

so|)hi( und s( itn organische Me- thode, in Ikii^iehung ^ebraciit zur empirisch - philosophischen Me- thode. (Rh. Hl. f 1:1/ u. l'nt 6.1 1 •■ r a n k f u r t r i . / M . . I ) i e s t e r w c

l* 1 enj II I ng. I ber den jet/ige«j Stand des fremdsprachlichen l'nterrichts rlHätter f. d. Schul- praxi.s b.) Nürnberg. Korn.

Kemper, Dr., Von Oedftchtnis- untersuchungen. (Rh. Hl. f. Krz. u. llnt) Frankfurt a.,M.. Die^terweg.

Kiest, .V, Diiü Leben.sbild Jesu auf der Oberstufe. (D, Bl. f. erz. I nt 50 51.) Langensalza, Beyer u. Söhne.

Köhler, Rieh., Kiniges über den deutschen Unterricht in unsern Schulen. (Pädag. 2.» Leip- zig. Klinkhardt.

Köhler. Rieh., Ko.sniojjolitis- mus utid \'aterlandsliehc in ilireni X'erhälLnis zu einanik-i und zur Hrziehung. (Frankf. .Schulztg. 23. 2).» Frankfurt a.;M. .\lf Neu mann.

r o h 1 m a n n , Dr. AU., Religions- unterricht und Schulanfsicht im Rahmen des X'olksschulgesetzes. (Kv. Schulblatt 12.; Urütensloh. Bertelsmann.

Ri Isuiann, R., Sozialpädagogik. (Päd. Ztg. 4S 49.) Berlin, W. ii. S. I.övventhal.

Schmidt, IL. Konzentrations- versuclic ,uif dem Ccbiele des naturkundlichen Unterrichts.! Päd. Ztg. ^< >. ^ I .) Berlin. W. n. .S. !.ö\ven- thal

Tews. J.. Kinderarbeit. (D. Hl. f. erz. Unt. 52.» Langensalza, He\er u. Söluie.

W i 1 1; . , IMiu . ' '.i hören sj)rach- geschichtiiche Heiehrungen in die Volksschule? (Päda)^. Blätter 6.) (lotha. Thienemann.

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Neue Bahnen.

Monal88ciirifl fQr Haus-, Schul- und Gesellachafls-Eniehung.

Heft 3. ' März 1896. ~ yTl7 Jahrg.

Umgestaltung des I4elirplane8 und

der Organisation der Yolksscliule nacli den Forderungen der

Gegenwart.

\'oti Joh. Homscheidt in Crefekl

Unser Thema erinnert an das diesjährige Vereinsthema

des deutschen I.clnervereins: l'iiigestaltung der ßildtmgs- ziele der \'()lksschule nach den Forderungen der Gegenwart«. Und in der That, es bezweckt dasselbe wie jenes Thenia : seine bestimmtere und bei^renztere FassuniL! uns nur bewalireii vor allgemeinen l]un)i t lisc lKu Untersnclmngen über das iiildungs- wescn überhaupt, üi)er die Civundtragen der Pädagogik, über die sozialen Fragen der Gegenwart u. s. w. Denn diese Unter- snchungen kommen, wie geistreich und lesenswert sie auch im einzelnen sein mögen, alle zuletzt in der einen oder anderen Umsclireibung zu den längst feststehenden Sätzen: Die Schule hat durch harmonische Ausbildung aUer natür- lichen Aidagen und Kräfte der Seele und des Leibes eine richtige Charakter- oder ( iesinnuni^shildung vorzulx reiten ihr formales Ziel ; durch Beriicksiclitigung des Satzes: HÖH acholae, sed lifac iltftcimuii, sich den Bedürfnissen des Lebens anzupassen ihr materiales Ziel. Die Festsetzung und Begründung dieser bekannten und als richtig anerkannten alliremeinen Sätze ist gewifs von Zeit zu Zeit heilsam und lehrreich. Allein wie geringe praktische, wirklich greifl^are Kesultate kommen dabei ziim Vorschein! Xot wendiger und truciitbringender für die Gegenwart ist es jedenfalls, die Wr- wirklicliung der Theorie in der Praxis einer Prüfung und Untersuchung zu unterziehen. Denn dais nach der Meinuug tinserer Zeit jenes theoretisch längst festgesetzte Ziel in der Praxis nicht verwirklicht wird, scheint doch die Veranlassung zur Aufwerfung der obigen Frage gewesen zu sein.

In welcher äufseren Form kommt nun die Theorie in der Schuierziehung konkret xiini \ or.schein ? Für den Unter*

H«H« Babnen VU. A. Q

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Joli. IImiii«>('Iii i>ll.

rieht im Lelnplaii, für die spezidic l'.rzichun^ in der Or- ganisation der Schule. Ks wäre also unsere Au{][>fabe zu zeigen, wie sich lychrplan und Organisation zu " gestalten haben initer der suien Beleuchtung der beiden Ziele. Aber die Forderungen der (»egenwart? Auch hiennii verhält es sich ähnlicli wie mit den r.ildnnq-szielen. Ks kann nicht Atifgabe der Schule bezw. ihrer X'ertreter sein. rntersiicliiiiiL^eu über die sn/ialen Fraj^en der ( fei^enwart und deren Losungen anzustellen. Die sozialen Fordeiungen an die Schule in der Gegenwart klingen un.s auch bereits in praktischer Gestalt ent- gegen aus den Erlassen des Kaisers über den (rcschichts- unterricht, aus den Bestrebungen inbetreff der Jugendspicle» des Handfertigkeitsnnterrichts und Haushaltungsunterrichts» der Volkswirtschaftslehre, ( »esetzeskunde und Ciesinidheits- pf]e(re. Wrsnchen wir dnlier, die (testallung des Kehrj^laiies und der ( >rganisation der Schule letztere nur nisoweit, als sie sich nicht trennen lälsL \ ou der erziehlichen Seite des Lehr- planes unter Anlegung des dreifachen Malsstabes: des formalen Zieles der Erziehung, ihres niatenalen Zieles und der praktischen Forderungen der Gegen wait, zu bestinnnen.

Die Hauptnrsache, dais sich jene Forderung nach T in- gestaltnng zu verschiedenen Zeiten erhebt, scheint der Lni- stand zu sein, dnfs der T''rziehung zwei Ziele gesteckt sind, ein formales inid ein nuiUriales, dafs beide um den X'orrang kämpfen und gekäniptt und dafs, je nach dem Stande

des Kampfes zu der Zeitsirumnng, diese als Regulator auf- tritt Verfolgen wir zunächst einmal den (tang des Kampfes der beiden Ziele, um leichter zur richtigen Krkenntnis des gegen- wärtigen Aerhältnisses beider Ziele zu einander zu gelangen.

,Vo// srMnpf «er/ rif/n' t/i.'<riitiKs. In diesem Ausspruch liegt die Anfi^nhe ausgedrückt, die der wSchule in den früheren Zeiten in unser Jahrhinidert als ein/ii^^e und alleinige .\ufgnl)(. l;i >u 11t war, und die auch iet/t noch als eine ILinpt- aufgabe gelten nnifs. Aus dem piak tischen Leben heraus kam das erste Bedürfnis nach Schulen, und sie wurden natur- gemäfs nach diesem praktischen Bedürfnis allein eingerichtet Je nach den verschiedenen Zeitepochen und Ländern war zwar die ^rifn" eine andere und sonach auch die Aufgabe der Scludo unterschiedlich; aber jeuer Grundsatz war I^eit- motiv für alle Mafsnahmen, gesetzliche und pndairogische, die inbetreff der »Sehlde getroffen wurden. Die Schule liatte also nur einen materialen Zweck.

Mit Comenius, Rousseau und den l'hilanthropen beginnt ein neues Ziel sich Durchbruch zu verschaffen. Das Objekt an sich nach Körper imd Geist gelangt zur Wertschätzung. Die harmonische Ausbildung aller Kräfte wird die Aufgabe,

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riH|;«'i>tfiltn]iir iit'a L4>liriiUni>i» im4 UiKaiiiNiiliun il<>r Volkiiriml« Hr. f^i

die Hauptaufgabe der Schule, welche durch Pestalozzi aUge- mein zur Anerkennung j^elangt und in die Praxis eindringt Die Anhänger und Jünger Pestalozzis, namentlich Diesterweg, brachten dieses formale Ziel fast xnr einseitigen Herrschaft

Formale Kraftbildimi; war seither die Losung. Diese soge- nannte formale Riehtnng bedingte eine sorgsanu- Berück- sichtigung der Psychologie. Hcrhnrt uu<\ seine Jünger haben wiederum eine gründliche Re\ ision derselben veranlafst Wie durch Pestalozzi die Auschannng , so wurde durch Herbart das »Interessen der Lenker des pädagogischen Wagens, Diese l^ntersuchungen scheinen mit jedem Tage neue Resultate zu bringen^ sodafs sie noch nicht als abgeschlossen gelten können.

Währenfl da> lormale Ziel so seine tüchtigen Förderer hatte, hlicl) das maieriak- Ziel ohne d?»- recluen Beschützer. Die Rcgulati\A in Pieul'sen suchten /.war den materialen Zweck wie<ler zur gci)üluendcn lieachtung zu bringen, aber sie bewirkten das Gegenteil von dem, was sie wollten^ und gaben der anderen Richtung die Bahn frei. In jüngster Zeit beginnen nun immer mehr Stimmen laut zu werden, die wieder <lem HÖH üchohie sei/ rifae ihre Kraft und Unterstützung leihen (vgl. die Rrlnssedes Kaiser*; über Oeschichte, die Bestrebungen für TIandtertigkeitsnntcrricht, Volkswirtschaftslehre, ( rcsctzes- kunde, Iian>lialtuugsiuuerricht für Mädchen, Jugendspiele etc.).

.\llgemein aber in V ergangenheit und Gegenwart steht fest, dafs die Schule nur eine vorbereitende Bildung erstreben soll, die für jeden späteren Beruf notwendig, also allen Berufs- arten gemeinsam ist, wenn auch wieder die Quantität dieser allgemeinen \^3rbereitung verschieden ist Besondere Berufs- schulen für jeden Stand von Kindheit an zu fordern, ist nie- mals ernstlicli \ertreten worden. Die praktische Richtung suchte das Allgemeine des Berufs an> den Bedürfnissen des Lebens zu gewinnen, indem sie Kenntnisse inid Fertigkeiten vermi Helte, und zwar nur solche, die für das spätere Leben nötig und nützlich waren. Sie niufste aber, abgesehen von der Vernachlässigung des auch für das Leben Allernot- wendigsten, der Oesimnmgsbildnng, in der Stoffwahl un- vollständig und unzulänglich bleiben, da über einzelne Fächer: Xntnrkuude. Zeichnen, (lesang, die einzelneti I'erute \ t rschie- dener Meitnmg sein müssen, weil sie verschiedenen W'er^ für sie haben und behalten werden. Da ferner das Leben, von verschietlenen vStandpunku ii aus betrachtet, .sich ver.schieden ausnimmt, so wird manches gar nicht, manches falsch ge- würdigt Endlich konnte die praktische Richtung nur das Knde, das J^ehrziel ingilK n. s dafs bei der Stoffauswahl und Stoffverteilung Rath>sigkeit herrschte, inbetreff der Methode

9'

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13*

Jah. llAiNKpliHdt,

aber der Alltrieb ziuii Nachsinnen und Vervollkonimenen nicht

geweckt und }>^ereizt wurde.

Die formale Richtmij^ lialtc- /wrir das allen Mens( In ii als Menschen (^rCTncinsanic .Li^efuiideii. \\ ukU- iedoch durch Hintt ii- ansetzen des allen lieruisaiteii ( ieiuciusauien, des ])raktiseiicn Ziels, ebenso einseitij^ nach der anderen Richtung;, und zwar auch in der X'erfolgun^ ihres HaujUziels, der (resinnnngs- bildnnjj;, da diese ja natuniot wendig im Leben wnrzehi nnifs und nur durch Berücksichtigfungr des wirklichen Lebens den vollen Wert erhält. Jedoch hat sie mit Hilfe der rsychologie ganz gewaltige Vorteile für den Lelirgang, die Stoffverteilung und namentlich für die Methode erzielt.

Schon Herbarl deutet auf die Einseitigkeit beider Rieli- tungen hin, indem er zweierlei Ziele unterscheidet, ein ab- solutes, welches für alle Menschen dasselbe ist, nänilieii die Gesinnungsbildung, und ein relatives^ welches sich nach der künftigen Rerafsstellnng zu richten hat und darum bei ver- schiedenen Ständen verschieden sein mnis. Iii sucht nun bei(fen zugleich zu dienen, indem er bei der Auswahl der I mehrfacher nicht die verschiedenen t^eisliuen \'ermogen, die er ja auch verwarf, ins Auge lalst, sond rn die verscliie- denen Arten der sachlichen Interessen: das empirische, speku- lative, ästhetische einerseits, das ethische, religiöse, gesell- schaftliche anderseits, die die Quellen der Selbstthätigkeit und Kraftbildung seien, also die Quellen des Ziels der formalen Richtung. Jedes dieser Interessen weise aber zu- gleich auf die besonderen Objekte, auf die Lchrgegeustünde hin, Vterücksichtige also auch das Ziel der materialen Riclitun^.

VrrsiulRii wir \<»n dieser (iruntllage au^ die lurniale und luateiiale Richtung zu \ ereinigen. Ks ist uns nun ja eine gemeinsame Quelle gewiesen, aus der beide schöpfen können. Als Hauj)tsatz stellen wir von vornherein auf: Die Verbindung des absoluten und relativen Ziels darf in der Praxis nicht in der ))ish erigen Weise, son- dern mufs gerade umgekehrt geschehen, wenn wir den Forderungen des Lel)ens und den wirklichen Krfahnuigen folgen wollen und nicht einer grauen Theorie.

Die Sachlichkeit der Interessen, die ()l>ickte, müssen dnich das Leben, nicht durch eine abstrakt konstruierte Sittlich- keit, bestimmt werden. Gewils mufs die sittliche Gesinnung das steht auch für uns fest das ober.ste Ziel sein nnd bleiben. Nach Herbarts Theorie kann aber diese Gesinntmg nur durch einen richtigen Gedankenkreis erzeugt werden; deshalb mufs bei ihm der St->ff des ( redankenkreises in erster Linie nach diesem Gesichtspunkte bestimmt werden,

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roiKr«talt<iN|C 4i*» L<>lirplAii<>ii nnH flrgunliiHijaii 4in VulltHbrlral« e(c.

die iii;»U i ialc Richtung hat dann eben zu neliiiicn, was neben- bei abfällt. Unseres Eraclilens ist es jedoch verkehrt, die Sitt- lichkeit, /u der die Sclml? erziehen soll, aVtstrnkt zu kon- strnieren. Nicht iiiil c iueiii lilage, durcli Schatten einer neuen siLiHihen ( '.esinnnn l;, wii 1 die Sehlde die Welt un).L;e>taUen küinien, auch wenn wirklich durch liildunj^' des licdanken- kreisei« allein die richtige Gesinnung erzeugt werden könnte; denn die Schule wird -nie allein den Stoff des Gedanken- kreises erzeugen und seine Verarbeitung»: bewirken können, es sei denn, che Schüler würden von der Geburt bis zum

bis 17. Jahre dem Leben vollständig^ entzogen. Die Schule mufs sich vielmehr an das lkstehcnde aidehnen und im Kleinen zu ändern, zu bessern suchen. Der Inhalt der Sittlichkeit nmfs zusannnenhängen nnt dem Anschauungs- und Ideenkreise des wirklichen Lebens. Aus diesem heraus müssen die sittlichen > Ideen« ihr stoffliches Material m- sainmenstellen. Wir können täglich die Beobachtung machen, dafs aus einer recht klaren Ivinsicht, verbunden mit dem entsprechenden (Tefühl, doch die rechte That nicht erfolgt, wenn das (»efühl nicht die Oberliand hat. r'm<j;e"kelirt handeln viele sittlich «^ut ohne jedesmalige k 1 a r e Kin.sicht, weil durch Heispiel, (iewohnung und Zucht das sittliche (le- luhl die Uberherrschaft erlangt hat. Und fordert das Lebeu niclit> dafs der Mensch in den meisten Lagen ohne intellek- tuelle Hülfe nach dem geläuterten und gestärkten sittlichen (icfühl handeln mufs? Wie wenig Mt iischen können über- haupt auf die erforderliche Stufe der intellektuellen Ausbil- dung gebracht werden! \\'ie spät erreicht der \'erstand die nötige Reife I l'nd doch mufs schon das Kind in der Schule sich, sittlich beih.iiigen (und viele .Menschen bleiben in dieser iJeziehuug ihr g.m/.es Leben Kimler). Die V erbote und Gebote der Schule, die Autorität des Lehrers, die Furcht vor der Strafe bleiben die Pfahlwurzel der Scheu vor bösen Thaten. Die religiösen Vorstellungen müssen der Hinterlist, sich dem strafenden Arme zu entziehen, einen Riegel vor- schieben. .\uch nach der positi\cn Seile wird der Mensch die Hoheit, die sittliche Xorm und die Muslerbilder nur dann annehmen und zur Riehlschnsir seines Handelns nehmen, wenn .sie vorher schon eine Macht in ihm bütlelen, sein Thiui und Lassen bestinunten (Franke). Vom praktischen Standpunkte aus wird man diesen Ausfühnuigen zustinnuen müssen, wenn sich vom streng philosophischen »Standpunkte aus vielleicht auch Kinwendungen macheu Hefsen.

Aus dem Angeführten müssen wir folgern: nicht der rnterrieht ist einzige'^ I'r/iehungsmitlel, sondern ( lew tdinung, /uclu und IWi.spiel sind gleichberechtigt; weiter: der Unter-

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Juh. Haniirlifiilt.

rieht darf niclii das :i11t.-inij»;t' HrstiiiniiHiiu^snclit über die fr/iclilicln*n I{iin iclinui^in der Seiinle, also auch nicht libcr die Orj^aiiisalion hal)en; t-Jidlich: der rnterricht, der eine wirklich für das Leben l)raueld)are (iesinnun^ er/AU|^en suU seine erziehliche Aufgabe nuifo .seine Stoffe durch die Forderungen, Anschannngen und Ideen seiner Zeit bestimmen lassen.

Da nun die niateriale Hildunj^s das zweite Ziel des Unterrichts, ebenfalls durch das Leben bestimmt wird, S(» kommen wir auf die unj^ezwunj^enste Weise zu einer \'er- binchiui^ beider Ziele und zu <UMn Satze: Da^ Lelx n m u fs das f <) r mal e u n d ni a t c r i a 1 c Ziel des l' n i e r r i c h t s bestimmen, der Lehrplan wird nach den Forde- rungen der Zeit eingerichtet; die esinnun g.s* bildung hat dadurch zugleich das beste Material, an welchem die formale Ausbildung aller geistigen Kräfte erstrebt werden m u fs. Die Organisation aber ni u fs aufs er dem T uteri ich t der (iewöhuung, der Zucht und dem Hei spiele dienen.

Hei dem lu uti.ueu Staude der Ps> elh>lo*;ie und Methodik wird es nicht seliwer lallen, den Lehrplan so einzurichten, dafs der Unterricht auch unter diesen Ihnstaudcn seiner for- malen Aufgabe gerecht wird, wofern nur eine naturgemäfse, den l'ordeningen <U> Lebens entsprechende Stoffauswahl stattfindet Wie hat letztere daher zti geschehen?

Ks ist \ orzugsweise die Heimat, welche die Seele mit ieneii -iiiuliehen \'orstellun.L;^eleiiu i!len erfüllt, welche die ( ri uiidla.i^e aller spätere n Hildnu^; auMiiaelien. Durch die lägliehe, Jahre andauernde \\ iedei iiohmg dieser ersten heimat- lichen Vorstellungen werden dieselben immer stärker und lebendiger. Dazu kommt die gröfsere Reizempfänglichkeit der kindlichen Natur. Nie emi)finden wir wieder so lebhaft und geben uns den sinnlichen I'.iudrückeu so widerstandslos hin wie hl der Kindheit. Die Hedeutuug dieses an und in der Heimat erworbeneu reichen \'orstellungsmaterials \\\v<\ uns erst recht grofs erseluinm, weuu wir bedenken, dals keine neue Vorstellung in der Seele /in .Macht gelangen kann, wenn sie nicht vorher mit der vorhandenen alten in Wechsel- beziehung getreten ist. In diesem l^ozesse der geistigen An- eignung oder .\piKTzeption zeigt .sich das vorhandene alte Gedanken material in <1« n nu i^tc n l'älku stärker als das hin- zukonnnende neue . .\uch das ( lefühlsleben hat sich in und an der Heimat tutwickelt; es ist mit dem \'alerhause nebst seinen Hew < »linern, mit Am^er und b'eld, l'lur und Wald auf das iunii^sle verwachsen (Heimweh) uiul erhält durch den Einfluis der Heimat einen unverwischbaren Stempel auf-

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l miTfotiiliuiu; •!•■» Lolirplanc« OJkI der Or^aiii'kaiiun «Irr Volkkächuie etc.

j^cdriitki. 1{1ri!s.> wirkt 11 die Objekte und Krlel)uisse der Heimat aiU zahlreiche U illen.scntschliefsiinjj;^en unserer Jugend ein. Wie viel ij^ite Vorsätze werden ^^efafst, wenn Leid, Not und Tod über den Menschen hineinbrechen ! Wie wird das Herz S(» weieh und wann und der Wille zum Guten s<j stark I Mit welcher Macht brechen dann die kindlichen relijriösen (iefii1i!r hervor und behaupten sich oft fürs «i^auze Leben I Der Schauplatz solcher (iefühle und Willensakte, solcher Herzenskämpfe, solcher Winische und X'orsätze wird für ieden Menschen cnie hei lij^^e Stätte. Nach einem wiehlij^jen ps\ cho- lo>fischen (besetze verbinden sich eben mit einem Gefühle immer dicjeni^^en Wahrnehmungen, diejenigen Vorstelhmgen, welche jj^leichzeitig mit ihnen ins Bewnfstsein treten. Auf diese WVise entstehen Vorstellunj^;sverknüpfunj^en, soj^enannte Komplikationen, die unauflöslich sind, und deren Glieder .sich stets reproduzieren mü.sseti . (Heidi tiU N er.)

Ans dem Aui^etührten wird woiii zur (ieuii<^e b( r\ nr- ^^eiieii, wt/lier uud wie wir uns die Stoffe j^ewähll denken, woher und wie sie j^ewählt werden müssen, sollen sie der Natur des Kindes« den Anschaunut^eu mid Ideen seines Lebenskreises« den Forderungen der Zeit entsprechen. Die Anknüpfung und Wei terbitdunj^ des heimatlichen (redanken- und A n sc h a u u u sk r ei ses mufs der Leitsatz sein. Dann wird det Schüler niclit mehr in zwei Wellen leben, in der lieb};(ew ordenen wiikliclun nnd in der ♦^ehal.Nten Sehnlwelt, der Welt der Uoekeiien Buchstaben, Ziffern, lüldcr und Zeielu-n . Xuu.suU der Schüler allerdings auch ein Cvlied seines \*olkes werden, aber deshalb braucht der heimatliche Stamm doch nicht abgeschnitten und neu gepfropft zu werden; vielmehr nnUs die heimatliche Kultur und der heimatliche Charakter zum \ "Ik.scharakter, zur Kultur des X'olkes erweitert werden, indem der luiniatliche Stamm dazu auswächst; denn er Ijleibt ja meist im heimatlichen iiodeii stecken uud zieht aus diesem uud dem lieinuitlicheu Leben seine Xahruu«;. Deshalb muls die Hrimai uml ilas Leben der Heimat nicht nur die Grundlage, sondern auch der Rahmen des Lehr planes bleiben, dann bleibt der Zu- samnienliang des ^cistijs^en Lebens, es bleibt die fortwahrende Mithülfe der übrij^eu l{rziehuu^sfaktoreu, Haus und Leben« dann kann endlieh allen X'erliältuisseu des Lebens vonseiten der Sehlde ^leiehmäfsij^ Ktehnuuj^ j^etraj^eu werden.

Nach D(»r|ifeld läfsl sich das Leben in eine X'ierzahl von Aufj^Mben zerlej^en : n Xahruuj^serw erl), also lieruf, 2) (xc- suudheitspfle);e, 3) soziale Stellung,; in I*aniilie, bür^^erlicher und kirchlicher Gemeinde tmd im Staate (Familie, Gemeinde, Kirche und Staat bean.«(pruchen ja auch eiti Aurccht auf die

u A

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•Inll. Iliim«i li' l'l).

Schule), 4) die Hwigkcit.sbt .-^Llnuliml^, die auf Kclij^^ioii und (^ottesglaxiben siicli gründet Um diese Lel)enHaut>;aben er» füllen zu können» mufs der Mensch einerseits die intellektuellen Fähigkeiten zur Ausführung dieser Leben .saui.v:aben erwerben. s<»(1ann die rechte Gesinnunj^^ besitzen, damit er sie auch wirkhch ausführt und letzteres ist wiehti«ier als das erstere.

nie Kwigkeitsl)esti!nniun*( des Menselien s.nviv- die /nr Ausführung* seiner Lebensauftjaben nöti<4^e .silllielic (ioiuuün«^ basieren auf der Religion, erfordern daher Religionsunterricht überliaupt; das kirchliche Leben bedingt konfessionellen Unter- richt im besonderen, sowie die Rinübung und Gewöhnung in die kirchhchen Gebräuche, jeder Ik rnf und jede soziale vStcUung verlangen in der Jetztzeit uiündlicheti und schriftlichen Ge- branch der deutschen vSprache, sowie Recluien \ind allj^enieine nbnns^ der Sinne und des Wrstandes. Diese vier l'\-icher haben auch für <lic vScliulr insot'crn und solan.ii^e einen .ib>o- Inten Wert, einen Sell)sl/\\ eck, als die Heiierrselinn«; der Elemente dieser Fächer nötig ist, um den Unterricht, der die eigentliche sachlich-stoffliche Bildung \ erniitteln soll, be- ginnen zu können. Sie sind also in ihren Elementen für jeden späteren Unterricht und demnach für jede Art Schulen gleich und Voraussetzung; wir nennen sie daher formale b'ächer. Im übrigen sind alle Hcrnf^iarten so ausgebildet und ver- vollkommnet, die soziale Stelltnig der einzelnen Menschen macht SU \ erschiedene An fordern n<^en, dafs von einer s|>ezi<'11en praktischen \'orbereitung keine Rede sein kann. Allein die Berufsarten greifen auch wieder so ineinander, haben so viele Berührungspunkte, dafs unbedingt erforderlich ist> auf allen Gebieten des Lebens und des Ikrufes für apperzipierend« \'or- stell linken zu sorj^en. Damit ist aber uich eine genügende \\irbilduni,'- «geschaffen, das Interesse hat seine ^^)ranssetzung und Richtung, die Wecknii>j und praktische ri)ung mnfs nun dem speziellen l'achunu viicli! in Schule und Lel)en vov- l)ehaUen bleiben. Die apj^erzipierenden \'ur.steUungcn zu ver- mitteln, sie richtig /n behandeln und zu verknüpfen, ist Aufgabe der sogenatmten sachlichen Fächer. Zeichnen, Hand- fertigkeitsunterricht können in der Volksschule nur allge- meine in)nng der Sinne und Weckung des Interesses zum Zweck haben, keine spezielle \'orbereitunj^ für einen ])eson- deren Hernf. Vnlk^wirtschaftslehre, Geset/e<knn«U etc. j^e- hören nur insoweit und in der .\rl in die \ t<ik>sclnde, als sie die Vur.stelluugen und He<;rifte vermitteln oder klären, die in der späteren sozialen Stellung in Genu indc, Kirche und Staat nötig sind, damit das Interesse ap[)i rzipiercnde Vor- stellungen findet Die ( iesundheitspflege verlangt Turnen und Jugendspiele sowie Belehr «mg über die Krhaltmig der Gesund-

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ruiK«»tHliujiif lir» LebrpUnc» und der Ui;gaiijtsljoii drr Volk*«ebul« ric. j

htit. Alle sachlichen l^äeher aber inüsseii wurzeln in flcm his- hcrij^eii Auschatuingskreise, niüs.seii diesen onhicn, klären, berichtigen, erweitern und vervollkonininen, stet.s mit ihm in Verbiiidimg bleiben, so dafs für das Leben erzogen wird und dieses miterzieht Mau verzichte für die Volksschule daher darauf, die Stoffe dieser Fächer, wenn letztere sich aus dein > All seil auungsunterricht<^ als selbständige Disziplinen ent- wickeln, nun auch nach selbständigen ( icsichtspunkten, die meistens der Natur des I'aches nacli der wissenschaftlichen Seite entsprechen, zu t>rdncii. Denn in der V'olksschide können diese }\'iclKi keinen Selbstzweck haben, sie brauchen daher auch nicht so angelegt zu werden, dafs ein wissenschaftliches Gebäude sie zur Grundlage nehmen könnte; das fiberlassc man den höheren Schulen. Der Aufgabe der Volksschule in diesen Fächern entsprechend, die dahin geht, den Zusammen- hang des geistigen Lebens der Kinder, die fortwährende ^fit]lül^L der anderen l^r/^icbnn^J^sfaktoren zu bewahren, den \ erhältnissen des praktischen Lebens gleichniälsig Rechnung zu trai^en, lasse man sie im Rahmen der Heimat und ordne sie darnach.

Es wäre nun festzustellen, ob die formale Seite der Er- ziehung bei dieser nur nach niaterialen (Tcsichtspunkteu be- stinnnten Aufgabe schon voll zu ihrem Rechte k ninit, oder ob sie noch besondere Forderungen stellt. Die intellektuelle Seite des (icistes kann an allen vStoffen formal gebildet wer- den, wcnipfstens muls die Methodik die Stoffe so /urceluzu- legiii siu lu-n. Die \Villen.sbildun;^ soll ihr stofflielus Material ja ancli dem Leben entnehmen, die Methodik wirtl es wieder so zu gestalten wissen, dafs es formal bildet

Der sittlichen Gefühlsseite soll ja zunächst durch das sachliche Material, dann auch durch Vorkehrungen in der Organisation zur Oewöhuuug und Übung, durch Beispiel und Zucht (knüge geleistet werden. Nur das (iefühl nach der ästhetischen Seite hin könnte zu ktir/ kvininicn. Ahor .iiich nach dieser Rit htnng ninfs die Ikhandlung (la> meiste thun. und dann selilicisen unsere Ausführungen eine besondere litrücksichtignng desselben in der Auswahl passenden Stoffes gar nicht aus.

Sehen wir uns daher die Heimat mit ihrem Inhalte nach

den angc führten Zweeki n nun weiter näher an. Da springt sofort der Unterschied in die Augen zwischen .Stadt und Land, ( lebirge und T-'bcne, l)c\ «"»Ikerter und weniger bevölkerter ( »egend, zwischen amicn und reicht n Kindern, Iksehältigungs- arten der Beutiliner, Sitte und Lcbciis,L;c\vnhnheit. \'ie1e TCin- richuingen in < )rganisatii)n und Lehrpktn werden duich diese Unterschiede einerseits nnmöglicli, anderseits aber auch teil-

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Job. ll<>Dli>cli>-i<lt.

weise nin)<)Uj^, wähifud wieder in luanehen (iei^eiuleii niihe- dingt erforderliche Einrichttiii}{en nach La«^e der Diti^e kaiiiii zu schaffen sind. Das Leben pafst sich eben nidit der Schule an, Sondern diese uinfs sich dem Leben anpassen. Ks wird also nicht angeheUi aHes mif einen Leisten /n scldaj^en und einen nni^'emeini^iiltij^en I.t ln plaii l)is in die I^in/t llieiten anf- /.u.stellen. noeli eine Orj^anisation als absolnt rielilii: xn l»e- zeicluien. \'ielnielir wird der r.eln plaii aucli selron dii vcrlialb in seinen Kin/.ellu ilen ein lantlseiialllieiies (. leprä^^c annehnit n müssen, worauf unsere aufgestellten (rnmdsätze ja auch hin- ;:ielen; die (»röfse der Schutsystetne wird ebenfalls in erster Linie dnrch die landschaftlichen Verhältnisse bestimmt wer- den müssen, da der Bezirk, aus welchem die Kinder zn einem System vereinij^t werden, ans änfseren nnd inneren (friinden ein zusammen iL^ehörijrer, nicht /.n nmfan<i;^reicher sein mnfs.

( )rmaiiisalinii luid I^ehr]>lnn müssen also soweit von ein- ander nnabliängij^ sein, a Ls die ( ) r j^a n i sa t i o n im Änfseren die Grölse des Ortes berücksicliti^t, im Inneren eine stetig gleichmäfsige und dadurch nachhaltige Einwirkung durch Beispiel, Oewöh- nuuj»^ und Zncht ermöglicht; der Lehr plan aber die f o r m a 1 e n I'' ä c Ii e r : K e 1 i i o n , I ) e n l s c 1) , R e e h n e n nnd A n sc Ii a n n n s n n t e r r i c h t i ti ihren Klemmten absolnt bestimmt, für die w ei l *. r t n /i t 1 1 (i <. i si Iben aber nnd für die sachlichen I'aeht i (li<. lU imal als Cir nnd läge nnd bleibenden Rahmen nimmt, beiden technischen Fächern aber beide Gesichts- punkte verbindet

uScliuu.N folgt.)

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Adam Smitlxs pädagogisdie An- sichten und Kritik derselben.

\ Oll Or. Paul Berfiemann in Jena. (KortsetxunK-) Zweiter Abschnitt.

Die Gestaltung des Unterrichtes.

Wie Stellt es nun weiterbin mit den riiterriclUsi,'^e!LCeii- .stäiiden, welche Smith in den Sciinlen »»elelnl wissen will? Was die Vulkssehnlen betrifft, so fordert ci Itir dieselben wenigstens, als ganz nnenlbehi iicik, Lesen, Schreiben und Rechnen (Wealth S. 352); wenn irgend anfänglich soll jedoch der Lehrplan noch um zwei weitere Unterrichtsgegenstände vennehrt werden, nämlich die Anfangs^ündc der (konietrie und Mechanik : denn es giebt kaum ein (Geschäft, für das nicht IClementar-Kenntnisse in der (leonietrie nnd Mechanik er\Miiisclit wären, nnd das mithin die Lente nicht in diesen Kennlnis-c !K welche /.n den erhabensten nnd nützlichsten Wissenscluilleii vui bereiten, befestigen und weiterbilden würde (ebendas.). Wenn Sniilh sagt, dals bei einem so beschaffenen Lehrplane die Schulbildung der niederen Volksklassen kaum etwas zu wünschen übrig la.ssen würde, so sind wir wohl sehr bereit, über eine .solche \ai\etät zu lächeln aber wenn -w ir bedenken, wie es in jener Zeit nm die \\)lk.sbildungf, namentlich in seinem \'aterlande, bestellt war, so Wer- zlen wir uns rasch eines besseren besinnen. Allerdings finden wir, wie allen Kennern der ( leschichte der r idagogik bekannt ist, lange vor .Smith, bei Cumenius, noch \ lei weiter- gehende Anforderungen an den Volksschullehrplan; aber jferade die wei.sc Beschränktnig nn.seres Philosophen in dieser Hinsicht ])in ich sehr geneigt ihm hoeh an/nrechnen. Wer wird nicht den weiten SelK'rl>lick eines Comeniiis, vermöge dessen er Kinrichtungen ferner Jahrhunderte antizipierte, be- wundern I aber der das Nächstliegende nnd sofort oder doch bald l\rreichbare erkennende vScharfsinn erx lu int praktisch \\ ej l\ oller, (ierade im vorliegenden b'alle l»esiätigl liie Rieh-

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l>r. Pnul Dt'rxrniAtin.

tii^ktil des ('.csaij;tcii die }{iiahrnn<^; GnuLiiius' X'urschlaj^c liaircn iiocli iiuiiier ilirer völlij^en X'erwirkUclHiii«^, Smitlis l"\)rdt'nniiri*ii ^iiid Innigst erfüllt. I'Voilicli, jetzt t,^eiiü<;eii uns dieselben l)ei weileui liielu uulii, wir veilauj;en einen viel reichhaltigeren Lchrplan für unsere Volksschulen doch davon später.

Aufser der intellektuellen Ausbiklnn- in dem an -c^ehenen Unifan^re sollen aber die Selnden auch die körperliche sich an)>clej^a'n sein lassen, d. Ii. Smith \v{insclit in ihnen eine surgfältit^^e Pflege der ( rvmna'^tik, eine ^^1^den1lll^^ die hr- kaniillicli xieudich um diesrlhe Zeit in I »riit-^v iricUKl seitens der l*liiiantrt>pinisten erlu)l>eii und nanientiich durch (lUts Muths in der SaUntann.schen Anstalt in die Praxis uinfj;eset>it wurde.*) Unser Philosoph verspricht sich von diesem Unter- richte die Erreichung eines doppelten Zweckes: i. Hrfüllunjf der Massen mit kriegerischem Geiste und dadurch gröfsere Sicherheit gejjen äufsere wie innere IVindc, ?. dem alten Worte .jthftH stnift in nn'fxttc »///o" zufoloc eine iiutralisclie Hebung des X'nlkes. X'orhildlich sind ilim hier wieder, \\ie schon bei einer Iridieren ( «elegenheit, die Alten. Hinsichtlich des ersleren Punktes sagt er (Wealth S. 352): Dafs im l'ort- schritt der Kultur die kriegerischen Übungen und mit ihnen der kriegerische Geist der Volksmassen allmählich in Verfall geraten, wenn die Regierung dem nicht steuert, beweist das Hei.spiel des neueren Kuropas hinlänglich. Die Sicherlu il jedes Volkes liängt aber stets mehr oder weniger von dem kriege- rischen (ieiste ab, der in der Masse des X'olkel lel>l. Zwar reicht gegenwärtig der kriegerische deist allein (»hne den Halt einej> \s ohldisüiplinierten stehcntlLU i leeres liir den Schutz und die Sicherheit eines Volkes wohl nicht aus. Wo aber jeder Bürger soldatisclien (vcist hat, bedarf es sicherlich eines kleineren Heeres. Dieser Geist würde nebenbri die wahren oder eingebildeten (icfahren für die Freiheit, die man von eiiu tu stehenden Heere befürchtet, unvermeidlich sehr ver- mindern. Je mehr er die ( )perationen dieses Heeres erleichtern würde, wenn sie einem iMudringling gälten, desto mehr würde er sie erschweren, weim das Heer unglücklicherwei.se gegen die Verfassung des Staates gebraucht werden sollte . Hier haben wir also jene sympathischere Ansicht, von der ich ge- legentlich der Landesverteidigung bei Betrachtung seiner ]\)litik ausgesprochen habe.^) Nicht nur, dafs er damit dei

'i l'.s ihi bekannt, dai.s uiaii .sich besonders auf I.ockc und Konsseap dabei berufen konnte nnd auch berief.

■-) viil. das III. Kap. des II. Teiles meiner .\rl»cil Adam Sinitlis )i;i(i.ii:;o_iiiselu Tlutnieii im Kähmen sttnts Systems <Ki" ])rakti.sclien l'Uilosojjliic I W icsl »allen iSyo, Au.sgahc in 2 llefLen ; Heil 1 ).

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\4mm Smith» fMi«liicovl>rlin Anoii'liü'ti iiM<l iCrHik dtin>p1l>cn.

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Verbindung der beiden Elemente, Milizsystem und stehendes

Heerwesen,, das Wort redet, soudern er will auch dadurch xu- j^lcich der überhandnehmenden Ausdehnnng des letzteren stciu i n. Wenn er von stellenden Heeren spricht, so liat er aller- dinj^s iioeb n-iiie Hernfslirere im Auj^'o. dafs er aher deren Tin- wandlnn.Q in s< »Irlir, w ic wir sie i<. t'''t kennen, bewerkstelliget sehen inr)chte, <;cht au> dem Lobe licrv ur, das er der antiken ICinricli- tnng zollt, der xntolge jeder Bürger eine gewisse Anzahl von Jahren in den Heeren des Staates zu dienen verpflichtet war. Behalten wir dieses im Ange, so werden wir seinen Vorschlag, der Gynrnastik im J ngendnnterricbte einen Platz ein/.nrännie« mit Riicksiclit anf die spätere Wehrliaftigkeit, erst recht wür- di^>^en können. Wenn wir das inilitärische Leben niiserer Zeit ins Anj^e fas.sen, mit meiner Anspann nni^ aller Krälte im Kriegsdienste im PVieden, .seiner scliwcreii liemninn^ der wirtschaftlichen Leistnngen durch die mehrjährige Tnler- brechung,*) der ungeheuren Steuerlast» die es im Gefolge hat, so müssen wir wohl sagen, dafs es ganz am Platze wäre, einen Teil der kriegerischen Ausbildung in die früheren Lebensjahre zu verlegen, l)ezw. den gymnastischen Unterricht dementsprechend nmzngestrilten. ihn inj vSmith'schen Sinne zu handhaiu iK bis einsl der schöne Traum vom ewigen Frieden Wirklichkeit ge\s-<tr(len ist.

Was nun die andere Argunientaiion betrilit, dmch die Smith der (»ymnastik einen Platz in der Krztehinig sichern vnW^ die moralische Wirkung derselben, so läfst er sich darüber wie folgt verneinnen (Wealth S. 353): - Ein Mensch, der sich weder zu verteidigen noch zu rächen vermag, entbehrt offen- bar eines der wesentlichsten Kennzeichen eines Mannes. Er ist so verstümmelt nnd mifsgestaltet an (Veist. wie ein an- derer, der ein wichtiges (Uied oder dessen (tebraucli ein*4C'- bükt hat, <ini Körper. I^r ist offenbar der Jämmerlichere und Elendere von beiden, da (rluck und Schmerz, die lediglich ihren Sitz im Geiste haben, notwendig mehr von dem ge- sunden otler ungesunden, \ erstünnnelten oder un geschwächten Znstande des (ieisies als des Körpers abhängen. Selbst wenn der kriegerische (reist des Volkes nicht zum iSchutze des Staates erforderlieli wäre, wiirfh es dennoch die ernstliche Fiit sorge der Regiernng \ erdienen, ]v(]v Art ijeistiijer \'er- siünnnlung, Mifsbildung und Krbärmlichkeil, welche die l'eig- heit in sich birgt, unter den X'olksmassen nicht einreifsen zu

M I)icsc l-auM^iiii!^ hat ja l»er(.its /iir Heiabniiiulcrun^ der früher •'l)lichen I )ieiist/eit geführt. aJ)er oiuie /w eitel wnd liie.se.s Kntj^CKtf'- konnuen auch noch nicht auf die- Dauer i;enii};cn.

-) vgl auch llerteka Reise nach Freiland . Reolattrschc Aiis-

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1^2 ^'*"' Hrrgumaiin.

lassen/. Es kann ^i\v keinem Zweifel unterließen, daisaucli

in dieser Hinsicht die (ryninastik von j^^rofscr Hcdentnn«^ ist. Sfe tritt er<^änzend /n der Pflcj^c liin/n nnd sehliefst sich /.wan.L^los an die Hewcj^nniijsspiek' an. Wit* jt-uc dient anch die Ciynina>tik der Krhaltnn«^'^ nnd licimtlcrün^ der (iesnnd- heit; aber sie bleibt dabei nicht stehen, süuderu ist weiterhin anf die Erreiclmnj^ körperlicher Kraft und (.Geschicklichkeit j^erichtet Dafs sie auf die künftif^^e Wehrhaftig^keit dabei i)edacht sein soll, ist ja schon erwähnt worden; hier möchte ich aber noch daran! hinweisen, dals sit- anch die ästhetische Itildimt^ iinterstiitzen soll: sie nuifs daranl hinwirkt n. den Schülorii eine natnrj»^eniäls schöne Haltnn^^ in Slellnni; nnd lU \vt i;;ni)4 tiir das Lehen nnt/.n<^^ehen, mit einem \\ tn le Krall nnd Gewandtheit in den Dienst der Anmnt /.n stellen. Dafs nun der Besits: von (rcsundheit, Kraft und Cycschicklich- keit thatsächlich jenen gfünsti^en moralischen Krfol>r ^^n be* wirken verma<.,^ läfst sich leicht zeij^en und bejjreifen. Ks ist klar» dafs das r>ewufstsein, einen kraftvollen nnd «;e- w rindlen Korper zn besitzen, das S»'lbst;^efnlil < rhöhl, vSelbst- \ ertraiun nnd Mnt einfl<"»lst. n>er die lU-deninni; des Mntes, der Taijferkcit aber branche ich weiter kein Wort zn ver- lieren ein Mann ohne diese ist ein Mann ohne Wert, Jedoch nicht nur als vSchule der Tapferkeit kann die Gym- nastik gleiten ; indem sie das Ziel verfoljirt, den Leib kraftvoll nnd gewandt zn machen, zeitigt sie auch noch andere Tngen- den, nämlich: Kneri^ie nnd Ausdauer, Bedach tsamk>^it und ( Veistes.tjej^enwart, ohne die ja weder dieses Ziel erreich i wer- den noch wahre '!*'apferkeit dc nkbar'l ist. In M t lchem l ni- fanj^e die (»ymna.slik betrielaii wenlni .soll, ^-.il; t »Smith zwar nirj^ends; aber seine beständigen iimweise ani dasAltertnm und der Wunsch, dafs sie der künftigen Wehrhaftigkeit vor- arbeiten solle, lassen wohl den Schlufs als gerechtfertigt er- scheinen, dafs er diesem Unterrichtszweige durchaus nicht so enge Grenzen gezogen wissen will, wie dies heutzutage hei dem in nn.seren Schnlen üblichen Tnrn unterrichte der l'.ill ist. Ich stimme darin j>;anz mit ihm liberein nnd habe ja x li iii (U li einen IMnikt ]iervorjj;ehoben, dafs nnser Tnrnnnter- riehl nimdicli tU ni Zwecke der Welirhaftmachnn.i.:^ entsprechend umgestaltet werden müsse. Im Übrigen mnlser ebenfalls an- ^auiessen erweitert werden: es darf sich dabei eben nicht blofs um das auf Frei» und (rerätübungen erstreckende Turnen

^ Manche Ircffliclie. dies im Kiti/.eliieii nnrhweiseiide Hetner-

kunj.ieti fi:i«Ul man iti der Ijnkitiiiij.: /n \\<1i:uis l'iUcrki).jcn fi'iv die lüntühnnijf in den Itclriel) des TiirtninUrnehtes ( ■.iit».rsU)h rS7S. S. XIX ff. Vor allem aber sti liiti.m.\viei>cn aiU' die trcfllichcn Schriften voll Jäger (ivmnaslik der Hellenen . 2. Aufl. KfsHngcn 1857 und Neue Turn schule . Stuttgart iSju.

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Atlnin SniiilM |*HiliiKi>siM'|i8 Aniiii*tiM-n tiiml Kritik 4ti*r»»ll>pt>.

handeln, sondern es gfilt, die alte Ciymnastik wieder, natür- lich mit zeitig cm äfsen Modifikationen, cinznfühion. Auch miifstt' (Ho vScluvinunkimst dabei henicksicliti]n:t werde«.

W'flchcn L( ]ir])lan inörlitc unser IMiilosopli min aber in den lioheien Ia Iirmistalun antj^estellt wissen ? Hier ist die Antwort nicht >o ieielit zn jL»eben. wie liiu.siclulieli der Vülks.schnlen ; denn es fehlen bestiniuile Angaben, und anch für Schlufsfolfferungen ist kein j^^enügendes Material vorhan- den. Zndem inanpfelt es an einer präzisen Anseinanderhaltuug von (»elehrten- und Hochschulen (rniversitäten): das hat allerdin<>^s seinen (»rund einerseits in den diesbezügliclien eng- h'schen Wrhrdlnissen und anderseits darin, dafs überhaupt bis in die neuere Zeit hinein, auch hei uns. in vielen Fällen zwischen dem l'niversitäts- und dem (Tymnasial-l'nterrichte eine scharfe (irenze nicht gezogen war: an einer Reihe von Anstalten, die unserer gegenwärtigen Anschauung geniäfs zu der Kategorie der Gymnasien zu rechnen sind, tritt uns eine eigentümliche Verquickung von niederem (vorbereitendem) und höherem wissenschaftlichen Unterrichte entgegen - ich erinnere nur an die sogenannten Ritterakademien und die jesuitischen Lehranstalten. Umgekehrt bci^egnet uns an den Universitäten jener Zeit \ ielfacli noch ein I ntei riehtsl)etrieb, der uns heutzutage für dieselben als viel zu elementar er- scheint, z. H. in den philologischen und mathematischen Dis- ziplinen. Dieser schwankende Charakter haftete (und haftet noch) in weit höherem Mafse dem englischen Gelehrten-Schul- weseu an.

Wir haben schon gesellen, dafs »Smith Prüfungen in all- gemeiner F^ildnng. in den höhere!! und schwierigeren ^^'issen- scliaften , eingetülirt zu sehen wünscht, wenigstens für die- jenigen, die irgend ein öffcnlHches Amt zu bekleiden vor- haben. Diese höheren niul schwierigeien Wissenschaften müssen also in den höheren Unterrichts-Anstalten, die nach ihm, wie wir wisseu, nur einen privaten Charakter haben sollen, gelehrt w erden. .Aber welche einzelnen W'is.senszweige hat er dabei im .Auge? Ohne jede Frage die Philosophie iWealth S. 357K hinsichtlich der übrigen bleiben nur \'cr- mutungen ül>!ig. T>ie (i\nniastik soll iiatürliili hier so gut wie an den \ "Ik^scliulen ein Unterrichtsge^ensiand sein.

Uber die füi die Stoffanswahl mafsgebenden l'iiuzipien wie die unterrichtliclie X'erarbeitung des Stoffes finden wir bei Smith keine Angaben; jedoch lassen sich in einigen wenigen Punkten seine Ansichten darüber durch Schluls- folgerung gewinnen. Der wichtigste (»rundsatz, der bei dem einen wie bei dem anderen zu ))eachten ist, ist der, auf das Interesse der Schüler Rücksicht zu nehmen, d. h. wenn mau

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die Form didaktischer Imperative wählt : i. wähle nur solche Stücke ans für die untervichtliche HeliandUmg-, welche an und für sich anf Interesse hei den Schülern rechnen können, und 2. Hrinqi' dicM. IIhii so an die Schüler heran, dals sich ihr Intert'ssr aucli crliält -■ knrz: nntcrrichte interessant. Der l'nterricht, dem Aulnierksanikeit zu sichern es des Zwanges und der Anwendunj^; von DiszipHnar-Mafsregehi bedarf, ist wertlos; höchstens bei sehr jungen Kindern sind solche nicht j^anz zu nni Liehen. Dlt- hit-r in Betracht kotnniende Stelle (Wealth S. 343) lautet: Wo die Lehrer ihre Pflicht wirklich erfüllen, da ist es, j^^lanbe ich beispiellos, dafs die meisten vSchüler <lii- ihrige \(.'rnacidässi}>en. Ks bedarf nie- mals der I)is/i])liii. um Aufmerksamkeit bei \'orträj»;cn, die des Zuhürens wirklieh wert sind, zu erzwingen, wie die Kr- fahrung überall zeigt Bei Kindern oder sehr jun^^eu Knaben ist vielleicht ein gewisser Grad von Zwan^^ nöti^^ um sie zum Achtgeben anf die Unterrichtsgegenstände anzuhalten, die man ihnen in dieser ersten Periode des rvcbens beibringen zn müssen glaubt; aber nach dem zwölften oder dreizehnten Jahre bedarf es dazu schwerlich mejir eines Zwanges, wenn nur der I,chrer seine Pflicht thtit . Man sieht, dafs obige Regeln durchaus der Meinung »Smiths entsprechen. P'reilich wenn unser Philosoph die Lehrer ermahnt, ihre Pflicht zu thun, damit auch die Schüler die ihrige und zwar gern und willig thun, so können wir daraus noch eine ganze Reihe anderer didaktischer \'orschriften ableiten; namentlich würde es ganz im »Sinne der Pädagogen jener Zeit sein, die Forde- rung darniis zu q-ewimien, dafs der rntcrrieht (\(.\\ Scliülern so an»;enehm und leiclit wie möjrhch gemachl werde. Jedoch hiefse das entschieden zu weit gehen und sich anf ilas (ie- biet der blofsen \'ermutnngen bej^eljen. Vielleicht erhebt

man diesen Vorwurf sogar schon gegen die zweite, oben angegebene Regel; aber ich glaube, dafs diese wohl aufrecht erhalten werden kann, angesichts des doch unzweideutigen Verlaugens, bei der Stoffauswahl dem lui c der Schüler Rechnnn'^^ /n traq^en. Dagegen lassen sieh \ür diese Stoff- nnswald noch einige amlere \*nr^eliniten ans dem ableiten, was vSmitli anf vS. 349:3 =;o (K s \'"lla rreichtnms -^i^^U welche Stelle schon oben in anderem Znsammenhanj^e angeführt wurde. Wenn unser Philosoph den zünftigen Unterrichts- anstalten den Vorwurf macht, dafs sie den Zeitverhältnissen nicht Rechnung trugen, die Jugend Dinge lehrten, die un- nütz seien, so ist seine .\nsicht bezüglicli der Stoffauswahl doch offenbar die, dafs dabei Xützlichkeitsreflexionen mit- zusprechen haben, und dafs man neue wissenschnftliche Kr- rungeuschatteu fortUaucrnd berück-sichtigeu miisse; auch dies,

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AiImii 8niHh» |mi<iiKO|ci»<^hc Aii*ivhtfii iittU Kritik dfVfteiben.

was allerdings in dem zuerst (gesagten schon mit enthalten

ist, aber doch noch besonders betont zn werden verdient^ (lafs nanilicli anf den wahrscheinlicben künftigfen Benif der Sduilcr bedacht /.n nehmen sei, I'ordernngen, denen man seine l^illi^^nnj^ siclierlicli niclil \ ersa'^''tii wird höchstens thnu (lies liir.sichllit Ii dif^ci vlww pi ;i/isj(.'rten die Verfechter ideali.slisc'-.er, in der Luit schweben<ler Zwecke der Schule. Gewifs ist die Rücksichtnahme auf den künftigen Bernf nicht allein mafsgebend, sondern der Mensch soll auch zu einer bürgerlichen Stellung herangebildet werden, die je nach dem Lebeuskreise, dem sie angehört, gewisse allgemeine Forde- rnngen an die Bildung stellt, bei denen der besondere Zweig der Beschäftignng, die dem Einzelnen innerhalb derselben zufällt, nicht iiibctraclit kommt; aber ganz übersihen werden darf dieselbe keiuou egs. Am treffend.sleu liat wohl die nianiiigfacheu Aufgaben der Schule, bc/.w. des Staates als des Organisators und Leiters des gesamten Bildungswesens, Wnndt charakterisiert, wenn er sagt*): >Er (der Staat) dient damit (durch die Fürsorge für den Unterricht der Jugend) den Bedürfnissen der ( Gegenwart, indem er jeden Staats- bürger in den Stand /.u set/.en sucht, seinem Berufe nach- zukonniiLii, seine bürgerlichen Rechte zn wahren und seine Pflichten gc.ucn die (lesamtheit zn erfüllen. Zugleich aber richtet sich .Nciue Fürsorge in die Zukunft: er sucht eine Besserung der gesellschaftlichen Lage der niederen Klassen vorzubereiten, indem er ihre geistige Hebung erstrebt und auf diese Weise die Unterschiede der Uiesell.schaftsklassen SO weit auszugleichen bt mülit ist, als dies die Forderungen der rechtlichen und sittlichen (ileichheit und des einträchtigen sittlichen Znsammenwirkens aller Gesellschaftsglieder wün- schenswert niachen .

Kndlich sei darauf, noch aufmerksam gemacht, dafs Smith auch die „Aumlatio", den Wetteifer in den Dienst des Unterrichtes gestellt wissen will, indem er sagt (Wealth S. 352): *Das Gemeinwesen kann die Erleniung der wesent- lichsten Unterrichtsgegeustände durch X'erteilnng kleiner Prämien und Auszeichnungen an die Kinder, die sich her- vorthun, erninntcni . Diese Mafsregel werden allerdings die meisten der heuligen Pädagogen für im hohen (irade \ ri werflich erklären: man braucht nur einen Blick in imsere Ivchrbücher der Pädagogik zu werfen, und man wird finden, dafs sie mit nur wenigen Ausnahmen gegen den Wetteifer zu Felde ziehen und weidlich auf die Jesuiten und Philan- tropinisten als die Hauptanstifter \ on zur Belebung desselben getroffenen \erderblicnen Kinrichtnngen schelten. Nun, vgl. Ethik, S. 657.

Vvnm B«bim TU. 3. lO

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l>r> Pmil lIvfKPNialitt.

flas alles kann mich keinen Anj»enblick abhalten zn sajfen, dafs ich die „Amuhtio** beim Unterrichte, in der Ivrziehnnj; überhaupt nicht missm möclite, ja. dafs man nlinc <1itsr-rt)e ^ar nicht aiiskoninicn kann. l>c.s.-Ncrcn Hrlol^c des

Ma.ssenuntcrriclites dem Kin/.ehmterriehte i^e.iiennber bernlien eben daraiU; unsere Klassen-TeiUmg ist die i^dj^e der An- erkennung, wie wichtig es ist, gleiche Kräfte zttni «^gemein- samen Wettbewerbe zusaninienzufuliren. Mit dem von der Natur dem Menschen verliehenen Pfände zu wuchern, treiben ihn, wenn er erwachsen ist, die Not und der Ehrtrieb; denn der blofsc Thäiii^keitstrieb <^enüj^t dazu nur in den .nller- .seltenston Fallen bei den» Kinde, dem Sclu'iler kommt nur der Khrtrieb inbetracht. Hie Hrzieluinj^^ muis denselben benutzen, natürlich aber seine Ausartungen, Kiteiktr-ii und Ehrgeiz, verhüten. Kleinere Brämien und derartige Aus- zeichmingen können sehr wohl zugelassen werden; aber natürlich mnfs man bei der X'erteilung nicht die verschiedenen Leistungen gegeneinander abwägen, sondern darnach fragen, wir dieselben sich zn den }.^^ej^ebenen l*ähi«.^'^keiten verhalten, mit anderen Worten: der drad der Anstrengung kann beim Verdienst allein in rVnj^e kommen,')

Welche Anforderungen stellen wir nun heule an die (iestaltung des Unterrichtes in den niederen wie in den höheren Schulen? Mancherlei ist schon früher in anderem Zusammenhange gestreift worden, worauf ich jetzt noch genauer einzugehen habe; anderes niufs hinzugefügt und alles übensichtlich L;eordnei und gruppiert werden.

Hei der AnfsU-llnni; dei Kehrpläne für die verschiedenen Schulen ist malsgebend das Knltnrprinzip, weiciies \ erlanj»t, dafs die Heranwachsenden zn Kulturkämpfern heran ij-ebildet werden behufs lühallung und I'örderun^ der Kultur auf allen ihren Gebieteu. Darin ist alles zusammengefafst, die Fürsorge für die nähere und fernere Zukunft, die Rücksicht- nahme auf den künftigen Beruf der Zöglinj^^e und dit dereinst von ihnen zu erfüllenden allj^cmeinen Pflichten als Staats- und Weltbürj^er, die Xotwendij^keit, sie in den Stand /n .setzen, die ihnen als sf>lchen zustehenden Rechte wahren zu können, die Auf)»abe, die I'dicke dahin zn lenken, wo vor- nehmlich l'ort.schritte geboten er.scheinen, auf Mittel und

'i Die Ranuordnunjj da;i:c}.re!i Knnn niclit wolil n-.wh diesem l'riu/.ipc fortgestl/.t ulrdcn. ans (ii iiiulcii. die so auf der Haiul lu i;cn, dafs ich mich auf ihre Hrörteruii}^ hier nicht ein/.ulasseti btauehe. Da aber anderseits eine auf der \'erj^lei( hniij^ der verschiedenen Leistungen beruhende Platzanweisung nianclierlei Märten im (iefoly;e hat, so halte ich allerdings in Übereinstimmung- mit der Mehncam der neueren l'ädag;ogen dafür, dieselbe nach irgend welchen änf.scren ^Merkmalen, B, nach der alphabetiKchen Nameniolge, zu bestimmen.

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A<Ihiii $!iiiil)ui pSilasuKiach» An^ichtpn und Kritik il(«rMlben. t

Wege hinzuweisen, die zur Erreichung des Zieles gcei<^iiet zu sein scheinen und in ikii juni^en Herzen cU ii Bnthusias* nius für eine darauf gericli tele Wirksamkeit anzufachen.

Xacb diesem Priiizipe sind die l'nterrichtsfächer leicht zu bestimmen: dasselbe reclitterlij^t auch die ( tliederung; des rnterricbls Wesens vollkommen. Denn diese ist eine not- wciidij^e F()l;^e der ( Tliedertni*4 der l re.Nellscliatl in verschiedene Arbeitsklassen, die ihrerseits ja wieder durch den Kiiltur- fortschritt bedinj^t worden ist. Auf dem biologischen Ge- setze der Arbeitsteihing beruht unsere Kultur, ihre Erhaltung nnd Weiierent wickehing. Freilich, über dem Trennenden darf niemals das verj^essen werden, was die einzelnen rrlieder der rreNcllscbaft, die Ciesellscbaftsklassen, so verschieden auch ihre .\r])eits.ijebiete sein mö<>en, einijjt oder doch /,uni min- desten einii^eii >olUe es ist dies dasjenige, wa^ w ir nnter allgemeiner Bildnnj^ \er^tchen, sowohl in intellektueller als auch in moralischer^ religiöser und ästhetischer Beziehung. . Die Einheit herzustellen und zu erhalten ist Sache der Schul- erziehung; dadurch wird (rleichheit in der ideellen Lebens- haltting erzielt, der \'erkelir nnd Meinungsaustausch aller mit allen ermö*(licht darlnrch fällt die Scheidewand, welche die (tebildeten von den l nj^ebildeten trennt, deren Nieder- reifsini)4 die (Gerechtigkeit nicht nnr, sondern auch das Interesse für den P'ortbestand unserer Kultnr energisch fordert. Allerdings wird mau auch wenn nicht eine völlige, so doch wenigstens eine annähernde Gleichheit in der materiellen lyebenshaltuug der Menschen wünschen müssen ans den näm- lichen Gründen : deren Herbeiführung und Anfrecbterbaltnng istjedoch nicht Sache der Schule, sondern der Sozialpolitik. V

(icwifs wird auch von absoluter llilduugs-(ileichheii in der int Texte anpe^ebeneti Begren;ninic niemals die Rede sein können.

das ist ja durch die vcrschiedeiic natürhche Bf Mtilnirimir der ^Tcnschcn ausgeschlossen : aber uXs an tiner idealen Forderung wird man darau festhalten müssen. Cnd jedenfalls ist die Niederwerfinij^ der jetxt die fJebildclt ii \ on tleti l ■n>;el>ildcten trennenden Schranke mö>jlich. JiiUhiiij^fsinitc rvi hu (U' nalürlii l) inumT ab^^est luMi vm der I^eson- »lercn l-ach- nnd üeruf.s Jiililun- wie .sie ja auch jcUL unter den (Vebildeten bestehen, werden i iniur vorhanden sein Hinsichtlich der niatcrienen Lebetishaltun.ir wii'i ninn dni^eiien selbst an einer idealen Fordenuig nicht auf völliger (deichheit /.u beliarreu brauchen; darauf ist auch (wie schon erwähnti in Wirklichkeit das Bestreben ili\r nicht gerichtet, wenn man von einij^eu wenigen Ausnahmen nb- sieht. Nur um die Heseilignng der schroffen, gewi/s das Gerechtig- keitsgefühl verletzenden l'nlerschiede handelt es sich. Wenn in der Polemik gegen die BesiUs-Unlerschiede oft /n weit gegangen wird, was ich keineswegs in Abrede stelle, so ist dies walvrlich nii<;esiolits der Sachlage verzeihiicli : die Schuld tragen ein/ig und allein die ihren Besitz so übel -- znm l'runken nnd leerer Rcpräsentatioii Anblendenden.

IC*

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I^jt Dr. t*iiul llpremMHli.

Die Gnitidlageii der alljifeineiiien Hildnii^ in iiitellektneller

Hinsiclit sind (iescliichtc, Xalurkuiule, ( leoi^rapliie» Staats- iind Wirtscliafts-Lehre und deutsche vSpraclilcInc lAsen. Schreiben, Rechnen sind für uns so selbstverständliche all- j*;emeine Fnterrichtsq^ti^enstände. dafs ich likr darüber kein Wort zu \orliertii brauche. Diese Klenicuu- uui>sen daher in allen Schulen \ ei UeLen sein. Spracliwissenscliaft, Matlicni.ilik und weiterhin Philo.s()phie kommen da^^egen nur für die höhere Bildung inbetracht Ferner ist die sittliche (itnd formal- gesellschaftliche), religiöse nnd ästhetische Bildung ebenfalls g^leichniäfsig bei den Auj.j;ehnri)^en der verscliiedeiien (Tesellschaftsklas.sen zu pflcj^en durch moralische und rcli- jjiöse Beleb nni}^^en, Tj'tteraturkunde, Zeichnen, Modellicreti nnd (Te.<;ang. SsatürHeh ist ancli die (ivinna'^tik ein allen Schulen geniein samt,'- riiurriehlslaeli ; ja es dürfte sich vn\- plchien, bei den t^ynniaNli.schen Übungen die Schüler der \ er- schiedenen Unterfichts-Anstalten zu vereinigen, was auch beim Zeichen-, Modellier- und (lesang-rnterrichte angebracht wäre.') Derselbe würde auch für einen I'nterrichlsgeoenstand, den ich doch nicht ganz mit Stillschweigen übergehen will, gelten: ich meine den Handfei ti^keits-rnlerricht, dessen Wichtigkeit für die künftigen Handwerker einleucbtet, der aber auch für die anderen eine hohe Hedeutung hat, indem er dieselben lehrt, die Handarbeil rieb liger /u schätzen nnd besser zu würdigen ein Vorteil, den kein Soxialpolitiker längnen wird. Was die moralischen Belehrungen betrifft, so sind für dieselben be.sotidere Stunden anzusetzen,-) während für die religiösen^ bei denen es sich wie schon gesagt, nur um die allgemein menschlirlun (irundlagen religiöser Welt- an.schauung handelt, dies kaum erforderlicli /r. S( in scheint: dieselben treten mn besten l)lf>l"s bei pas.scndi i ( '.rk nheit auf; erst gegen Kude des ganzen ruterriehtskurse>, der ciK«-ut-

'i Schülern der «»bert'ii Klassen <]vr ()ymv:\^MV ^y^)rf\v^^ die der I'^ortbildiniKsscluilen j^kic h/usel/en seui. s(»weil dies nnl ileni ciiesen erteiletiden I nterriclit xcreinbar wäre. Dabei will ich jjleich be- merken, dal's ich allerdings den l'nterricht an den l'ortlnldunjfs- schulen in einem viel weiteren l'mfange festge.sel/.l wi.sseu mochte, als dies heutxutaj^e j^eschicht ~ selbstverständlich atif Kosten der den Lehrhcii Ln /.n widmenden Zeil. Ich meine nändich, dals .sicher- lich ein nmfangreicheret nnd intensiverer I'ortbildnnus T'nterricht möglich w«nre. wenn die I.ehrherren ihre Lehrlinge wohl ftcifsig an einem Teile des Tages /tir Hrlernung ihres Bemfes anhielten, aber im iibrigcn nicht willkiirlich /it üiren (der kehrherni) (iunslen ii})er diese r Zeit verfügen dürften Hei dem jetzigen Ik'lriebe wird doch gewns an/serordentlich \ iel Zeit ohne ir}5:end einen Nutzen für die TCnife- mäfsige .Xusbildung; der I^ehrlin^e in der unverantwortlichsten Weise vergeudet.

•) vgl. darübermeinen Aufsat/. Cber Moral- Unterricht» Pädagog. Studien XV Jahrgang. Heft 3.

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Aftani Amith» pädmfo^iwlie An<«ieht«ii ttn4 Krittk drrvrtbca.

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liclieii Emehuiigsperiode dürfte es aii>j;ebracht sein, im Au- sclihusst" an die kullnrhistorisclien Helelinmq^en eine Samin- und Sichtmij^ des bis daliin !::fclc\i^ entlieh aufj^^treleiien diesl)c/ü.nliclieu Materials vor/iniehnien uiul dasselbe iinch antreiiKssc!! /w erweitern. So sebliefst ikr l'nUi rieht der Jugend, indem ihre 151iek.c aui das Kwigc gelenkt werden und der Wunsch rege gemacht wird, mehr davon zu erfahreu. Die HrfüUuiiir dieses Wunsches ist alsdann Sadte der sogen. \'olkserziebnng nnd des akademischen Unterrichtes,') Mit Hezng anf den Siaatsbürgermiterricht mir ein Wort. Der- sell)e nnifs natürbcli sich ganz freihalten von ]->olitisclier, }>arteilicher Tendenz; in denKseli)en darf nicht Propaganda geniaclu werden weder fiir diese ode^- jene Staatstonn noch weniger Ihr diese oder jene Partei. Die besondere Stellnng- nahnie in diesen Beziehungen mnfs dem reifen Manuesalter überlassen werden, mufsdas Ergebnis vielseitiger Erfahrungen und reiflicher Prüfung sein * - in jedem anderen Falle ist sie völlig wertU)s. Zn den Rechten des Burgers des modernen »Staates gehört die Freiheit der Knlscliliefsung in dieser Hin- sieht ganz entschieden; jede Heeinllussnng, noch dazu eine s.)lche vor der Zeit der rru ilsnitc, ist eine verwerfliche Be- schränkung derselben nnd darf unter keinen Umständen ge- duldet werden.

Von allen diesen Ausführungen wird gewifs das über die religiösen Belehrungen Gesagte am meisten Widerspruch fin- den. Meint man doch seltsamerweise noch immer, durch das Festhalten an dem konfessionellen Charakter der Schule dem religiösen Interesse in besonders hohem (trade zu dienen; ja man behauptet sogar, eine I.rxiehniis:^. die nicht auf dem Boden eines beslimniu n ( .iauheüsl>ekeanlnisses stehe, die sich nur, wie oben verLuigl wurde, die IMlege (kr allgemein menschlichen Grundlagen der Religion angelegen sein lasse, sei gleichbedetitend mit religionsloser Erziehung, oder man versteigt sich sogar /u der l^ehauptung, dafs es überhaupt so etwas garnicht gebe, dafs dergleichen undenkbar sei. Mit W'undt (Hthik vS. f»^>i) sage ich: Man mufs zur l'Jire derer, die solche Meinungen gelassen ansspreehen. annehmen, dafs sie sieh der Tragweite ihrer Worte nichl bewulslsind . Näher darauf einzngelien, halle ieli iin uiniötig Leute, die allen Wrnuuftgründen bisher ihre Ohren verschlossen haben, wer- den sie auch jctxt nicht öffnen, und bei den anderen bedarf es solcher nicht mehr.*) Besondere didaktische Erörterungen will

M Darüber, welche Ijesondcrc Richtung die relijfiose Anschauung nehmen soll, hat vor erlangter Mündigkeit <1ie Familie allein zu ent- scheiden.

"< /um i'hcrfluls verweise ich ahcr noch aut W uiulls naliete .\u.s- führtuigcn (Kthik S. 66i ff.i

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ich hier übergdieii, zmleiii ja auch Smith solche mir flüchii}>f j^t'strcift hat. I)a}^cjnvii iiK'klito ich dis im ersten Ahschiiittr dieses Kapitels nnfi;cstclltt Sclienia nochmals hciiüt/en. nni eine übersichtliche Ziisainnu. iisteIhm.'L;- der ruU-n ichts-( ie;^en- stände zn geben, welche die Hcdiirliusse unserer Zeil erfor- dert!, und so den Abstand zwischen dieser und derjeni^^cu unserer. Philosophen* in die rechte Heleuchtuuj»: zu setzen.')

r 11 1 c r r i c Ii t s - (i e 54 e ns n de; II e i u\ .1 1 k u ude (in dem weiten Sinne meiner sclion angef. Arbeit Die sozialethischc Aufgabe der Heimatkunde |: Prinulr-Schule.

Lesen

Schreiben

Rechnen

und Elemente der ( ieomelrie

Zeichnen iu. Modelliereu) Singen

( i \" m n a s 1 1 k

F o r m a 1 - e s e 11 s c h a i 1 1, U e- lehrnn }^en

(jeschichte

Wirtschafts- und Staats- lehre

rriniiii .^ cli Ic iZciciuKn iiu crsleii Schuljahre als iiiaU-iidcs Xetclincn \

\ OlksMchtilc.

Stcmulär Sv^liiilc | Hin imtvcIiviU uinl zwar 1 lUttral. u. Rcal- ' ( iyiiinasium

Tertiär- Schule

und /.war j Fortbildunij^sschule.

Secuntlär-Schul»

. \ uikssrliuk-. I UfirjrcrschHlc. ^ lilterai \: Keal-<iyttl-

und /.war

iiasi um

Tcrlinr-Schul«?

I l

und /.war ' l*orllnl<,luni;s.schalc.

iN a t in k u n de (»eographie

Deutsche Sprachlehre

nnd Ivitteratnr Moral- Unterricht

(Religiöse Belehrung)

Ku-inente der Mathematik u ud ) Stcandäi Seiiuk umi eine fremde neuere Schule j sewar ( HürKvrschule

\i 1 1, ^.,1 » ; ir l Secundär-Schule / litterarischcK uud Real-ttvin- Ai d t U e ni d 1 1 k J .^^.^^ I na«iuiu

Alte Sprachen ((triechisch

und Lateinisch) und eine ( vSecuiular-Schuk- | litterar. t;ym- fri nide neuere Sprache {Fran- zwar \ naHiuni

zösisch) *)

'* üiibcrückMclili^l

- p- au.s naliciic^cudeu t.iriuidcn bleiben

dabei allerdinpi die niederen Fachschulen und die Ilochschukii.

•j Dazu KugHsch als fakuUativcs i'ach.

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Acliim itmlthit |M<lByosl«pfar Aoalrhtm und Krillli «l^rMlbm.

Drei fr eindc neuere Spracheiii . « ^ , I « ,

, - : t,*«„i;^«u . I Secunaar-Schttle I Real-

Han/oMscl , Englisch, . „„d zwar {Gymnasium

IMi i lusophische | Seouiulär-Schuk' f litterarisclus tiiul R«al- Propädeutik j und zwar | (iyuuuu>iu«u

(Schlüte folgt.)

') Dazu Latein als fakuUalix t s l'a^ h. nanu iitlich soweit es /.um \ erständnis der ICtyniolojfie der neueren Sprachen und der wissen- scliaftlichen Terminologie criorderlich ist.

Allerhand Reformgedanken.

\ Otto Schulze Hl l Lille a.,S. II.

In lUf^iii Punkte nun seUt der Lcip/iK«^r SdutUUrtrktor Dr. Fr. Sachse in .seiner bereits 1891 erschienenen, in ihren (W-

danktu iiiul Ideen al)er noch immer neuen, ewig jungen Schul- reform- ein, in<Uiu er als die wichtigste padamoj^iselie Frage der ( lej^enwart die be/.eichnel : W i e i t x \i r I d r a 1 i l a t z w er/.ieheii? und zwar xon allen Faictorcn, «Ii», l r/it hlirlu ii lau- flufs ausül)en sollen . Damit ist zuj^leuh der Kern, (iieOiunt- essen/. der .Sachse'schen rntersuehungen und Vorschläge ge geben, die in allem gleich denen von Massow keine iit)erspnnnteii Umwälzungen herbeizuführen beabsichtigen - und das berührt entschieden angenehm gegenüber den Neuerern und Stümieni, div alles Alte Über liord /u werten drohen sondern die auf tlem Wege einer allmählichen, historisch berechtigten und mög- lichen Xeuordnnni: der l>iiii;c also mehr un Rahmen des de- gebeiien ihre Keionnen zu erreichen >li\iirn. Zur Idealität erziehen, ideales Streb e n e r \\ e c k c n . \ erinnerlich- ung und Vergeistigung der gesamten Unterrichts- arbeit, Herz und Geist heben und veredeln, mit wahrhaft hohen und reinen Gütern schmücken: ist das Irrste und All-lvine, so möchte man sagen, das in allen acht Kapiteln Zur Scluilreform. Nationale Pädagogik, l'ber die l"'r/iehiuig zur Selbstäinli<;kcit durch den rnterricht. An•^chau- liclikeit und \'eransclunilic]iUHg>->uoht. Wissen nn<l HiUhmg. Idealität und Ihldung, \ <m <ler T bcrbiirdung der Kindt t durch den Unterricht, Über die allgemeinere Verwirklichtuig der päda- gogischen Idee - immer und immer wietlerkehrt, jedesmal unter neuer, tlberzeugenderer Beleuchtung: darüber werden die Fragen des äufseren Getriebes keineswegs \ergesscn. doch al)er, wohin sie gehören, in die zweite Keilu rückt, nicht, wie es jetzt so häufig geschieht, zur alleinigen Hauptsache gemacht, nicht als da^ Haupt und Ziel aller rädagngik gepriesen, nicht als das Allheilmittel für die soziale Not und (»efahr hingestellt: es giebt

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Alterlwml R«fonnfe4aiik»D.

:mi dem ei^eiitlicli ])ridagogisc]ien Feldt;. auf dein Gei^ieie cUs rntcrrichts und der Ivr/ieliiin}< so ühcrvid tiiii/uj;tslalten, diils man dieserlei Fraj^eii und Ki t"r>nn-V<)rsclilä^c t'ü Jülich jenen gleicli- Uedeutend erncliteii dart. die mehr die organisatorischen und schullechni.^chen, also die mehr aulserliclien Dinge fassen. IC s ist-der Geist, der s i ch den Körper baut - die Reformen müssen axich hier ihren Weg von innen nach ntilsen nehmen« allein die Pädagogik mufs die Ziele und Wege w ei se n. Das ist der /weite Punkt, worin das Sachse' sehe Werk von allergröfsteni Werte ist: dals darin die Pädagogik zu einer Hedeiititni; t tn]iorgehol>en w ird, die man ihr /u/m rkciinen noch hinge niciit gewillt /u ^ein scheint. d:ifs sie nanilich als die Wissenschaft von der HiMinii; und iCr/ichung des Menschen, die vScelc und Geist in ihrem innersten Wesen zu erf.i.ssen und 7X\r erkannten HiShe nach geftuidenen Gesetzen hinaufzuziehen trachtet, nicht blofs für die Jugend gilt, wie man oft annimmt, sondern überhaupt für unmündige, einer Leitung bedürftige Geister. .Sie hat noch ein weite» Feld «ler Thätigktit vor sich, ehr t-- die Regel wird in der menschlichen Gesellschaft, das (»Ute unentwegt zu thun. weil es das Gute ist und der Wahr- heit die Ivhre zu gehen in je<ler Bezieliuug des Lehens, weil sjf eben Wahrheit ist. So lange ni .i n nur von Seil nie u n il Haus erzieherische Bethätiguug erwartet, hat man kein volles Verständnis für dielCrziehung des Men- schengeschlechtes. Auch die Staatsverwaltung, die (Gesetzgebung, die Kirche, die Presse, die Litteratur, die Kunstinstitute, die ganze gebildete Gesellschaft haben pädagogische .AutL;;ilicn und sind l'.iktoren der «W fen t liehen ICrziehun i; l berhaupt: wn ein höheres Geist», -kleben auf ein minder entwickeltes einzuw irken Macht und Gelegeuheil hat. hat e> auch die Pflicht, dies bewufster Weise XU thun. Diese Pflicht at>er ist in unseren Tagen vielfach nicht erkannt, oder, was tadelnswerter ist. einfach ignoriert worden, aus egoistischen Zwecken. Hierin liegt nach meiner .\u>icht der Fehler, der die Gebrechen dt i Z^. it verursacht hat. Schign Schieier- macher sagt: Alles Revolutionäre lie>;t in der unrich- tigen () r g n n i n ! i o n der (> f f e n 1 1 i c h e n i-i r z i c Ii ii n g. Was aber Sa< h^i^ liuch ganz besonders ln-b und weil macht, ist der frische Zug. der darin weht, das ia>l kecke \'or\värts- drängen in der Bildung der (leister. > Nur keine Reaktion ! Nur kein Aufgeben von Grundprinziinen auf dem Wege zur Freiheit! Nur kein Zurückgreifen zu verlebten Anschauinigen I Diejenige I^rziehung erzielt* die schlechtesten Resultate, die heute nach diesem, morgen nach jenem Grundsatz sich richtet. I\>t und beständig nnifs sein, was eiiu- ,*>tüt/< ■^eiu soll für die. welche einer .solchen bedürfen. Schroffer S\ stenuveehsel in der Staat-

»54

liehen Leitlinie hat zu allcMi Zeiten l*nrUiha<kr und Zu ietrnclit. t'ii/.nfrieclenheit und Rnth)si]i;k(. -it im ( /cÜ»1k<^" K^-habl. Das It-t/lc Ziel jeder Ivr/iehmiK ist und bleibt Hilduni; /. ur Freilieit. die das Geselzmäfsige thut ohne Zwang, die nach X'eredelung strebt aus bewutster Hingabe an dasselbe, die nach selbständigen ethischen Grundsätzen handelt. Ma^ auch der Weg noch so M'tit und der vScllfitt noch SO langsam sein, das Ziel bleibt, luul jede Abw eichung von der geraden Richtung ist folgenschwerer Irrtum. ICs kehrt /wnr niemals zu seinem Anfang zurück, was eine geschicluHche Ivnlwickelmig ist. und jede Renktioii kann nur aufhalten, nicht für ininitT ablenken vom reeliten Wege; al)er ein nationales rngiück ijleibt sie doch, wenn die Mehrzahl der Nation sie als solches empfindet Auch Völker sollten sich stetig entwickeln, es widerstreitet allen pädagogischeu I^ehren, wenn auf drei Schritte vorwärts wiederum zwei Schritte rück- wärts gethan werden . -

Und folgten wir in allem den gc-sunden und tiefbegründeten Ratschlägen Sachses, wir können eine< stetigen Fortschrittes sicher sein. Heuser und tiefer kann man die Autgaben der Zeit und die der Pädagogik und der Schule insbesondere nicht fassen, und es dürfte wenig Fragen des gesamten Triebwerkes der Kr- xieliung und Bildtuig geben, auf die nicht ein scharfer Lficht- strahl klärend fällt: mag es nun sein das Verhältnis von Wissen und Bildung oder da2»jetiige /wischen Geistigem (IdeH.lleni} und Materiellem oder das zwischen innerer Anschaulichkeit und der äufserliclieu sinnlichen Anschaulichmachung: oder mag es die Charakterbildung dafs wir also vorherrschend etwas sein und lucht blols etwa^ können sollen oder die innere uiul aufsere Selbstäudigkeit, die indivuluellc lüilvv ickehuig und die scharf ausgeprägte Kielbewufste Selbstbethätigung l^etreffeu; oder aber mag es sich um die eigentliche Aufgabe der Volks- schule, um das letzte und höchste Ziel der Krziehiuig und wo- durch es erreicht wird, handeln, dafs niiml i b nicht im Stoffe au sieh, sondern im Kinde an sieh das Hauptprinzip de«s T'nterricht*^ liegt . wobei nachdrücklichst die Stoffüber<chät/ung in die '4eh<)rigen Schranken verwiesen wird die 1 nnicglieh-

keit. tiein \\ issen der Ciegenwart in der Seliulc qucuilil4tiv nur annähernd gerecht zu werden, mufs mit Notwendigkeit auf neue Gesichtspunkte fuhren, es pädagogisch zu verwerten - : mag uns irgend ein Probletn der praktischen I'ädagogik aufstofsen und Lr»sung heischen, man wird getrost, sicherer Ililfc gewärtig, zu Sachse als /u einem kundigen Anwalt und zielbewufsten l'^ihrer seine Znfitu'lit nehmen köiuien. .XieniaN bietet er trockenen Scludkram. MHidern hellblitzende an>|Ha uende (»edanken, j>aekcude Wahrheiten. Cteisl uuil Herz fas^cu^le. zum Weiter- spinnen anregende Pläne und Ideen so, wie er es cum

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AUrrliMil Berorinir«d«nk*ii. \t^^

tfruli" .^"liii von uns und unserer Arbeit an den frischen be- wci^licheii (»eisteru und Seelen einer vielköpfigen munteren Kin- derschar auch fordert, wenn er ausführt: Ks verlohnt sich, der Krage iKilicr zu treten: Was bildet den MensclKugeist ? und Schlüsjie /u /iebcn für die Art der Arbeit in der Schule, Nur das ihm Gleiche führt Wachstum und Gedeihen des Körpers herbei, und auch für den Geist gilt kein anderes Gesetze. Seine Kiemente sind Ideen, erfafste Gesetze oder Wahr- heiten. Sie sind verschieden nach Umfang und Klarheit bei den einzelnen Menschen, aber sie fehlen keinem und schon in das vorschulpflichtige Alter hinab reichen die Anfänge ihrer Ge- staltung. Wir glaulKii niei^tens viel zu wenig an die unausge- setzte Selbstthätigkeil des (.Geistes und erkeuucu nicht, dals wir recht häufig dieselbe durch unsere Einwirkungen hemmen, an- statt sie zu unterstützen. Nur der U nterricht 4st gut, der den Prozefs der Ideenbildung im kindlichen Geiste fördert. Kenntnis.se an sich thun dies nicht, weuu sie sich nur an das Gedächtnis wenden. Aber in den Kenntnissen liegt auch eine gei s t b i 1 d e n de Kraft und diese ist es, die wir verwerten luüs.sen. Wir können einen T'nterrichlsstoff rein als solchen autlassen und in diesen» Kalle überwiegt el)cn im Unter- richt dar> rein Stoffliche nach I nifiuig und Methode; oder wir können ihn auffassen nach seinen Beziehungen zu unserem geistigen Leben und dann ist sein Ergeb- nis zugleich eine Summe von Ideen, Gemütserreg- iingen und selbst Willensrichtungen. K^s giebt ja Schulen, die den Zweck hal)en. Wis.sen und Kertigkeiten nm ihrer selbst willen zu pflegen: aber die \'olkssohule dar! ihre ThiUigkeit nicht nach so kleinen .Mal>slaben bc-me.^.sen. sie darf im K i n d e n i c h t n u r d c n ^ p ä lere n e r w e r b s f ä h i g e n Bürger, sondern mufs in erster Liuie in ihm den zu geistigen Zielen berufenen Menschen erkennen. Denn jeder, er mag sich befinden, iu welchen Verhältnissen er wolle, hat ein Recht, zu eigenen Ideen zu gelange n - denn er braucht diesel))en im Lel>eii und die Tugenden, die man von ihm er^\arttt, « t/eu ^ie voraus und. die Schule soll ihm zu diesem Rcclil \ crhelten. Das geschiehl aber nicht etwa nur durch den Keligionstniterricht : jede Kenntnis, auch diejenige, die zu den .S(»genannlen profanen gehört, ist heilig in sich selbst, sie ist eine Tochter des ewigen Lichtes, zu dem sie hinstrebt, wir dürfen mir nicht ihre Beziehungen zu diesem ignorieren. ICs i-^t nach meinem Dafürhalten ein l'ehler des heutigen rnlcrrichtes, dafs er zu analytiscli i^t. Alles wird in seinen Teilen klar gemacht und veranschaulicht, aber die Wirkung des Ganzen gehl verloren, Das Goethische Wort vom einseitigen Krkenuen :

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Wir will was lAl)cinli;:rs «.rktiiiun und licsclirvilwii, Mulil cTsl <ltn (ifist heraus /u treiben, »lami hall tr die Teile in Keiner Hand, fehlt It iiier' nur «las j^feislijLie lUuul -

liul .seine volle C*iltigkeit auch vom einseitigen Lelireu.

III.

(1 «f sc t z e , Wahrheiten, Ideen— das, sollte man mdnen, nuifstcii unter rmstäuden Zentren sein können, um die sieh die St<»ffmasseii jiru])i)ierlen und kun/eiitrierteu, und es liefse sich sehr wohl eine .Stoffanordnunj; denken, die, losj^elösl von den« 1'':k Ii und \\'i«^'^ensprin/ip, die Tueisten Stoffe ati^ dem weiten tiehieU' (K> r.esinnun.i4s ulliiM-hent-Vnterriehts und >o^ar \ ieles aus detu reali>li>chen r.ei)iele umfassen wiirde könnte man nur so ohne weiteres die Gesetze, Wahrheiten und Ideen tücken* los und kna^ und glatt fixieren, ohne der Natur des mensch > liehen Geistes Gewalt nn/.uthun. Bei allem Geist, ja bei der gröfslen (»enialität würde indes eine derartijsfe Stoff-Gruppiennig Wold nicht völlig frei zu hlcihcn veriuöj^en von einer j;ewissen S\stematik. flie i^ar 7U leicht damit behaftet ist, alUii (leist hin.uis/iitrtiben. inum-rhin kann ich mich in eine ^'»Kiu Stott anoriluun>< doch weni)^steus hineindenken und mir unter Tm- släudeu recht viel Segen davon \ erspreclicii docii in eine (iruppiernng nach »Interessen«, nach dem Vorbilde des Bairischen Seminarinspektors Joachim Konigbauer vermag ich mich nicht recht hineinzufinden, wenij^stens nicht nach einer BeKründuuK. die in dem Salze j^ipfell: Das Hauplübel liegt nach meiner Meimuig darin, daf^ de r H 11 d n n ^toff ti;u'h Fächern Nirniittth wird, als ob cla^ UKUNohliche Leben sich um Fächer unil nicht nur Intere-^^en dielun würde. Hurch diese verkehrte Anortlnun»; erwachsen alle jene ("bei. welche die Einführung des Kindes in die sozialen Verhältnisse des Lebens zur Unmöglichkeit machen. Zwar snfiht man sich schon mehr als ein Jahrhundert ab, dem Unterrichte die richtige Konzentration zugeben: aber bei der Einteilung des Lehrstoffe»« nach Fächern kann die vSchulbildung zu keinem fröhlichen fuMleihen kcmimen. Die Fächer lassen eben keine wahrhafte

Konzentration zu. und wird lange sie das I'Vld l)e

herrsclien. m den Köpfen tler. Schüler stets nur ein isulirtes

Fachwissen' entstehen. Thatsachlich wissen unsere Schüler in der Geograph ieslunde manches aus der (ie«)grapliie, in der Geschichtsstunde Kinzehiheiten aus der Geschichte, in der Natur- geschichtsstunde einige Xamen aus der Naturgeschichte u. s. w,; aber w ie alle tliese Dinge ineinandergreifen mü<>en . um das menschliche I eben und die menschliche ( 'lesellschaU zu mnng liehen \ on diesem w luiderliaren (»ew ebe w issen und \ erstehen sie nichts. ICrst wenn man unseiem Schuiunterricht die richtige

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Allrrhiutrf 1tefuriiitri'<l«nhi'n.

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Organisation f^ebi, wird er ein Or^anisnnis sein, und erst wenn

er ein Orj^anisnuis ist. wird nioniand mehr behaupten können, dafs er von rU-ni i^isanitcn KnItnrschatKe der Menschheit einen ''HUT janiiiKilicheu liruclitcil biete .

Und welches sind nun die Interessen?

'Die menschlichen Interessen knüpfen sich an nachstehende Beg^i^fc* >• Nahrung; 2. Kleidung: 3. Wohnung; 4. Beheizung und Beleuchtung; 5. Beschäftigung; 6. die Landschaft und ihre Produkte: 7. Wind und Wetter: 8. die Cestirne und Zeiten: 9. der inenschliche Orj;anisnins ; 10. die Arbeitsteihnij^ : 11. die (iliederuiV4 der menschlichen (/esellschnft fCicsellschaftsordnunß) ; 12. der (j;e>iiUfU*l \'«'rkehr: i.v das l{i<i\ iihim : \ :\. d'w Wert- bestimniung; 15. der liauslialt: 16. >SitLcii iiiul (icbiäuchc; 17. der Streit und das Recht; 18. die ästhetisch-moralische Bildnng: 19. die sittlich-religiöse Bildung^.

Was sich Knnigbauer von seiner Stoffanordnung verspricht, findet sich ungefähr in folgenden Sätzen ausgesproche;i : »Da- durch, dafs sämtliche IntL-resseii sich ans keimartigen Anfängen durch alle t^chuljahre hinduicli/it lu n, lassen sich dieselben /u lebensvollen Häunuii aus^estalUn . die starke W'tirzeln haben und eine Menj^e k«».silicher hVüchte zeitigen. Hei .M>lchenj Unter- richte w ird die Kepetition, dieses für Schüler und Lehrer gleich unangenehme ewige Wiederkauen des schon einmal Gekauten, fast überf lässig; denn der gleiche Stoff kommt einige Dutzend - mal wieder (sie!), nur stets erweitert (!). stets in anderer Ver- bindung, in anderer Hedeutung, in anderer lieleuchtnng (?), Dieses öftere W iederkehren des Stolfes ermüdet in keiner Weise; denn einesteils läf^t ^')ch der Unterricht <') irestaheii. clnfs fast der '^e-^amte l»il(itin'u,^->lMtt (Km I*!rfahrun,L;-krei>e di-- Kinde^ enlnunnnen ist, andernleils wukL das vieimar>chige (re\vel>e der menschlichen Interessen stets so imponirend auf den jugend- lichen (leist, dafs derselbe statt gelangweilt gefesselt wird. (?)< <Zwar, so argumentiert K. weiter, mufs unsere Volksschule in erster Linie Erziehungsschule sein, die ihre Hauptauf- gabe i n der g e i s t i e n . s i 1 1 1 i c Ii - r e 1 i g i ( > s e n . soziale n und ästhetischen Hildunu: des Kindes sieht: dafs >ie ui zweiter Linie auch die Wruiitteltmu aller l*' e r t i g k e i t e n uber- ninnnt. wekhe für das praktisclie Uel>en von Bedeutung sind, ist selbstverständlich. Der erziehliche Charakter aber hat obenan zu stehen. Übrigens ergiebt .sich bei jeder Lektion das erziehliche Moment ganz von selbst: denn es uiüfste stets als Mangel gefühlt werden, wenn l)ei Hr< rUrungen über die Nahrung alle jene Anstands- und Gesundheitsregeln, sowie Moralsätze unbeaelUel blieben, die auf Kssen und Trinken Bezug haben; ebenso ungezwungen lassen sich aus den Interessen- kreiseu Kleidung , < Wohnung , Beschäftigung . Higentuni<,

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CHI» Mriittfxr.»

Gesellschaftsordmiiig' etc. alle diesliexfigliclicn Rei^eln und vSät/.e nbleileii . Wenn das er / i eli 1 i cli c Moment freilich

so leicht, so im Haiuhnndrelu n hi nu n nach zu erreichen mö^- lich ist. wenn sich tlie schw ici ig^lcn, i»isher <chier unh">shar er- scliieiicnen rrublcnie der Pädagogik, die geistige, sittlich -rcl i gi Öse. soziale und ästhetische Bildung des Kindes« so einfach lösen lassen, dann wird man künftig von den gröfsten Schwierigkeiten der Pädagogik nur als von einem »Ei des Joachim Könighauer , pardon: I'i des Cohnnlnis« zu sprechen genötigt sein und allen Anlafs zu der Hefürchtung haben, es wird allernnchstens die ganze pädagogische Welt im Stunnschritt in das Lager J. Königbauers marschieren.

So denkt <laruni auch wohl K. durch seine Reformvor- schläge, die ja auch ziemlich skrupellos mit dem Bisherigen brechen und radikal genug mit dem Alten aufräumen. Bil- dungsmtttelpunkte «Systeme, welche alle ineinander- greifen, welche sich gegenseitig unterstfitzen, helfen und so zur Gestaltung und Erhaltung des ( tanzen zusammenwirken ge- fmiden /ti haben, die niclil Itlofs ein organisches f ".cbfhule, >on(!ern \ allem Kiiilieitlichkeit des Stoffes \\n<\ -oniil wohl auch des Hcwufstscins ? darsklkn und verlnirgcn Ntdlen, ange- sichts des allen man des unl)cdingten Hrfolges .so ziemlich sicher und der ungeahntesten Leistungen gewifs sein dürfte. K. glaubt nicht blofs die sozialen Gegensätze, den Krieg aller gegen alle, Egoismus und brutale Sonderinteressen aufheben und ausrotten zu können, er denkt damit auch den C^.rund zu einer gcfeslioten weill)licken(kn Tabens- und Weltanschauung legen, einen r))Lrl)lick über die Interessen aller verschaffen und die Jugend :uit eine liolie Zinne heben zu kennen, von der aus allein <ler freie Hlick und die gerechte \\ ünbgung der menschlichen Verhältnisse möglich sind* etc. etc. - Und das alles, so wird man sich fragen, durch eine solche an sich genommen -- rein äufserliclie Stoff Anordnung? Da dürfte denn (loch die (»egenfrage erlaubt sein: Bewegt sich deini wirklich der Menschen Sinnen und Denken um vorgenannte Interessen ? Wir für tinseren Teil geben das !uni und nimmer zu' \\< stände schlnnm um das W'old, um Denken und Thun der Menschen und um die ganze Zukiuill ilwi Menschheit, wenn dem wirklich so wäre! Aber so materialistisch, so aller Idealität bar ist der Mensch denn doch wohl noch nicht, sein Sinn nimmt doch wohl auch zu Zeiten einmal die Richtung nach oben und geht nicht völlig auf in der Materie, die ihn umgiebt: sein (>eist will Nahrung haben, G e f ü h 1 und Cr em ü t wollen der Anregung und Sättigung nicht verlustig gehen, denn sie gerade h;dten uns aufrecht in dem Kampfe ums Dasein, in dem ewigen Kinerlei alltäglicher l'flichteu. So haftet der Mensch gar nicht so sehr in den lle-

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AllcrluitHl Reforini;o<tMnkpii.

dürfhi.ssen dim X^eibes, in der ihn timgcbenden Materie, er strebt darüber hinatis. Wenn 1)eispiels weise der schlichte Arbeiter besserer Richtung am lierein))rcc1ie!iden Winterabende seine T^nmpe nnzüiulet. inx^i er sieh da wohl nach dem Urspruiii; des J,iclites 1111(1 in wxlclu'ii Formen man »^ieli /n den verschiedensten Zcilm desselben licdirnl, wie man eN er/.en>^^t liat. welche physi- kali>chL*n tnid ciicniischen (icset/.e sich daran stndieren Insscü was alles und noch vieles mehr ungeiähi k. an/.nneiiuien und vorherrschend des Wissens wert und allein für richtig und bildend zu halten scheint oder aber fragt er, so schön und herrlich das alles /m wissen auch sein mag, nach nichts von alledem, j^reift er vielleicht einfach nach einem Hnche, einer Zeitung, tflncklich und froh der Krrun^jenschaft. auch an langen Winter ahenden >^ei stille Speise ireniehen zu können'* Wir unter lassen es. unser finjj;iertes IJtispicl weiter zu kuinmenliereii, es dürfte >;anz von selbst zu der Frage ainegen, um vva.s sieh des Menschen Geist dreht: ob die materiellen Interessen den \'or- zttg verdienen vor den geistigen, ideellen oder ob die Bedürfnisse und Interessen des Leibes zurückzustehen haben hinter denen des Oeistes und der Seele.

Die ganze Stoffanordming Könighauers bringt die erzieh- liche Ansbildinig in ein arges I>ilennna. denn (]:\\^ der (ledanken- luid Ideenkreis des Schülers ebenso einheitlich und scheinbar organisch sich tlaran sollte entwickeln lassen, wage ich etwas stark zu bezweifeln. Die Einheit des Bewufsb^eins dürfte sich denn doch wohl nach etwas anderen, tiefer im menschlichen Fühlen und Denken begründeten Oesetzen bilden und entwickeln. Da war denn doch wohl Zillers Lehr})lantheorie ein gut Teil genialer, on^anisch uiul psychologisch möglicher wie al)er steht's mit deren prrtkti'-t heu F'rfolgen, ihren thatsächliclien Siegen und F'rruJiui n-rh tttc fi f Doch wird man noch manchen anderen Kelornu v>i>>chlag zu ( »esicht bekonnnen, noch viel kühnere vielleicht, denen allen gegenüber man jedoch gut lliun wird, das Alte sich noch einmal nachdrücklichst ohne Vorurteil und Voreini^cnommenheit vor Augen zu halten, um vielleicht zu der F'rkenntnis zu konnneu. daf^ es solcher l'mwälzungeu nicht bedarf. Denn äufserlich. durch die Slotfanordining zuvörderst und allein lassen sich die Probleme der Pädagogik, die >id)tilen F'ragen der Hildung und laziehung. alK- sozialen XiUe und Fbel nicht lösen und heben; was im tiefsten Innern des Menschen begründet liegt, wobei so wie bei der lü'ziehung. bei der Hebung und Bildung des Menschengeschlechts die Kaden fein und ver- worren in das innerste Fuhlen und Denken und Wollen hinein- gehen das läfst sich nicht mechanisch nach System und Schablone ordnen und umgestalten. Wie. ganz anders muten da die Grundsätze Sachses an : wie viel weiter imd tiefer gegründet

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erheben sich seine Reform-Cicdankeu über die KöniKbaucrs I Das macht, er sucht nicht vorherrschend aus dem SImIi" uiul äufscrlichcit ZufälliKkeitcn. Stendern :\\\^ dir liescliattVnluh und (km licdiirtnis des niensclilichen C'»eiNte>. iieraus /u relorniiereii. J>eni hat sich da.s Geheimnis des meusclilichen (leistes nur dunkel und unvollkoninieii offenbart, der in ikr Anordnung des Lehrstoffs oder aber in einer Vermehrung desselben um Volks- wirtschaftslehre etc. etwa oder auch iti einer Stoffherabmiadening schlechthin Kern und Ziel aller Kefonnen. aller rni^^estaltungen erblickt Königbauer hat sich von der \ ölli); berechtij^ten sozial- pndn<joo;ischen I-'orderun*^. die Kindrr mehr als bisher iti dn-^ praktische Leben einzutühreii. verlühren lassen, ein über den praktischen lnlvre>sen die wahrhaft bildenden geistiy^en ndenUu) Interessen stark verab>auniendes System-Gebäude aul/uriclitcn.

Im Anschlufs hieran registrieren wir hier tioch die inhalt- lich längst bekannte Schrift, von H. Wigge und P. Martin: »Grundlagen 7.ur naturgeniälsen 1' mgestaltun j( des gesamten Volksschulwesens und bemerken, dals deren Reform-Ideen in etwas mehr dem Bedürfnis des menschlichen Cieistes ent^]>rechen. den lk weis jedoch von der Unmöglichkeit des herrschcii(kii Farh>\>tciiw nicht zu erbringen, die Über- zeugung v<»n dioes Sün<lcjd)ockes Sünden -Überlast nicht zu er- wecken vermögen. Auch hier erscheint der wahre Grund der vorhandeneti Schäden und Übel verrückt, mehr von dem Mittel- punkte weg in die Peripherie verschoben. Nebenbei vermag ich auch die Bemerkung nicht zu unterdrücken, dafs die ohne den geringsten Hinweis vollzogene rmändernng des vorlierigen Haupttitels: Tunatur d e r ni o d e i n en S c h u 1 e in den

bis dahin ;tl^ Xebculilcl figurierenden nunmehrigen Haupt- und einzigen Titel ; Grundlagen zur n a t u r ge m ä fs e n I'mge- slaltnng des gesamten V ol k ssch u 1 w e s c n s gar leicht dazu geeignet ist, irrezuführen ich wenigstens habe diese Titeländerung mit 2.40 M. honorieren müssen und bin nun in dem glücklichen lksii/e /\\\ ii. r epochemachenden Werke : ^I)er Ihmatur* etc. mit dem Nel>entitel der -Grundlagen zur n a t n r ire m ä fse 11 ümgestaltnug etc.- und in dem der Grundlagen eto niit dem sich Wort für Wort deckenden Werke der verfl<>ssenen l'nnatnr etc.

iSchlu/s folgt. I

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Lose Blätter

Üb«r Schntopiixiaricftiige und ihren etbiscben Natsen.

Allm Kin« b«NtiMr, «mn buw ««hr Rliif.

Kttttte.

T.

O, macht den Kindern ihre Tage schön!

Wenn es im Leben der lernenden Jugend Tage giebt, die ihr vor viekii anderen lieb sind, und deren Erinnerung unver-

loren bleibt, eine köstliche Wegzehrung für die ganze spatere Rc isi- durchs Leben : so <u\(\ es die Ta^c, die die Schüler mit l'nterl)recluin>^ der Ordnung der Dinge statt ni den Schnlrfhnnen draulseii in der sclioiKii freien Xatur verbringen, uanck-nid in Cie.scllscliatl ihrer Uehrer durch Fluren und Wälder, über Berg und Thal, ruhend am Bache und rastend im Dorfchen des Thaies.

Hin prachtiger Junitag ist angebrochen; eine Art Pesttag für die Realschdier zu F. ist dieser Tag, da ein vom Morgen zum Abend dauernder vSchUllspazi ergang gemacht werden soll. Für lieute ist die liestimnuing. dals die Schüler nicht früher als eine Viertel^tntule vor acht Uhr am Sclinlhau'^e erscheinen dürfen, stillschweigend aufser Krnft gesetzt, und so begiiuit sch(»u bald nach sieben Uhr ein niunlere^ Leben in der schmalen Gasse, die zur Schulthüre führt. Jeder Schüler steckt in Sonn- tagskleidern, viele führen Fahnen und Fähnchen, einzelne Trommeln und Trompeten mit sich. Noch aber schweigen streng Trommeln und Trompeten. Au-^ den n u listen Häusern schauen die Leute auf die sich sammehide fr<)hliche Schar.

I'nnkt nrht Uhr, wo sonst die (rlocki <len UnterricliN- V»egitni verkimdei, setzt siel; der Zug der Leiirer und Sciinier. von den Turnlehrern der Anstalt angeführt, in Bewegung durch die Stadt.

Immer noch schweigen Trommeln und Trompeten. Alxrr nicht mehr lange. Bald liegt das letzte Haus hinter deni Zug. und jene l^eginnen ihr chaoti.<>ches Spiel. Dafs eine solclie Musik des Menschen Herz erfreut, kann man nicht sagen; gleich- wohl wird sie gethildet, ja willkommen geheilsen, weil sie der

M«iie Bahnra Vli. .t. 1 f

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^rolscti SchüleniR'lirlKil Wr.i^nüjiiu 1>* rriti t mid in der 'I'hat

/.ur licUbuu>; (ks Zn;;c.s niobl \vfui>^ InitrilL:! Weiter, inunci

weiter, dnrcli (liiftende Wieden uiul wo^eutlc Kornfelder he\vej;t

sich der stattliclie Zug e> sind ja alle Klassen von der Sexta

bis zur Prima beteiligt. Immer lauter und lusti>;er wird die

junge Gesellschaft. Nun ^eht es in den Wald hinein, in den

frischen grünen W ald, wo, das Echo schallt Wie das die .

Stimmung hebt! Wie tla-^ Tu Lust «.rliölu! Stärker wirlieln

die Trotnniclii. schmettern iiormr innl Troinpelen. Jauchzen

und Jubehi niiücht sich damit, detail l: erschallt:

Im Wahle niöchf ich leben Zur heifsen Sommerzeit I Der Wald, der kaini uns <.,abeit Viel Lust^und l"röldiclikeit.

In seinem kiddeii Schalten Winkt jeder Zweig und A.st ; Das Hlüinlein auf den Matten Nickt mir: Komm, lieh- r t',:\<[ '

I Holl IllStll U voll r Sil I' 1^ U'lxMI. t

Jetzt sind die vordersten am Waldessaiun angelanj^t. Min HomsigTial gebietet ihnen Halt. In der That sprechen mehr- fache Gründe dafür, dort zu rasten und zit frühstücken. Ks ist zehn X^hr geworden; hei den jüngeren Schöleni ist schon etwas Mfidigkeit zu vermuten, vielleicht schon xu merken, und jenseit des Waldes geht es ziemlich scharf liergan. l berdies ist die Stelle wie zum Rasten geschaffen; sanft murmelnd flielst über glatte Kiesel ein klarer Bach V(»rüber, flabei steht eine uralte mächtige, prachtige I'iche und ladet /.tun Lagern unter ihrem reichen Schatten die Müden wie die Küstigen \erlockend ein. Auch ist's ja nicht zum ersten mal, dafs Scliüler und Lehrer hier gerastet und gefrühstückt haben.

Bevor man schie<l, sollte allen, bis auf einen Lehrer und einen Schüler, eine sinnige Überraschung bereitet werden. Ein älterer Schüler hatte in einein alten Lesebuch ein Gedicht ent- deckt, das ilnn geeignet schien, auf einem Schulspaziergang ge- legentlich, etwa beim Rasten unter der alten laiche, vorgetragen zu werden Freudig hatte er seinen Klassenlehrer in< \'ertraueii gezogen uiul des.sen liilligung .seines X'orhabens gefunden. Auf einen Wink des Lehrers trat der Schüler an den Stamm des Baumes und recitierte das sch<lne Gedicht von Sülleborn:

Anrede hu eine alte Eiche.

Unter deines Schattens heil'gein Düster.

Das so freundlich mit /in Si ile winkt. Wo der Lüfte Weh n nn lilattgeflnster Mir wie frommer Geister Nähe dünkt, Sinn' ich ein.sani deinem ,Si in und Werden. Der (ieschichle deines Lebens nach. Si>rich, wie war damals hier auf Krden,

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Als <lein Ktriin aus tlicsciu noden brach ? Wohl ein halb Jahrtausend ist verflossen,

Seit dein jtiDj^er Spröfslinj^ anfw.irls stici;. '

Wie viel Thräneu'sind .seitdem verjfossen I

Wie verheerend tobten Pest und Krieg!

Wie verwandelten sieh die (lestalten

Dieses Landes, das dir Nalirntv^ trab!

Wie viel Sitten sähest du veralten !

Wie viel \ olker traten anf und abl

Hliti^e rasselten um (Uiiu Krniu-.

Tnd der Sturm /crschüttelte dein Haar;

Fluten brausten oft an deinem Throne:

Doch du standest fest von Jahr /.u Jahr.

Wie viel Menschen sind auf deinen l'lnren

JIinjj:estürben untl vom Staub verweht!

Ach, der Mensch mit einer (»ottheit Spuren

Muis verwesen. un<l ein Haum besteht!

l'nd wie viele werden noch vermodern,

Kh' dein Gipfel sich /ur Krde bricht!

Aber daure! sieh, wir M^ iiM-lu n fordern

J>einej> J.ebens leere Dauer nicht.

Kinst verdrehst du doch mit Stamm und I.aube,

Vnd dein We.sen. edler Haum ÄCrfällt;

Doch (kr Mensch erhebt aus seinem Staube

Sich empor /.w einer bes.sern W ell.

Andächti^j «gestimmt, verliefsen wir Lehnr und wohl attch iiKiücher .Si liüler die Stätte der vielleicht tnu>endjährigen Eiche und schriUeti niit der Juj^tnd bergan. In einer haibeii Stunde Avarcn wir aul der Höhe, und der herrliehe Fernblick gab allen bald die hdtere Stimniuti]^ wieder.

<) Lu.st, vom Hern ^" schauen Weit über Wald und Strom: Hoch i'iber sich «h u blauen Tiefklaren Ilimmel.s<lom.

Idyllisch dehnte sich in der Tiefe das Dörfchen, wo Millaj? gemacht werden sollte. Doch galten die dorthin gerichteten Feldsterlier und ( »pernylnser ein/einer Schüler nicht /unäch^t dein w ohllH-kannU n ( )rle. sondern den etwa im Wirtshau"-e aus- geslLckleii Fahnen. Nachdem namlicli L^t^leni schon dem Wirte der Besuch der Schule fQr den Fall gün.^iigcn Wetters brieflich in Aussicht gestellt worden war. waren heute früh einige Schüler der ersten Klasse, die sich daxu bereit erklärt hatten, nach dem Dorfe voraus abgegangen, um dem Wirte die Ankunft der ( lescllschaft definitiv zu melden, auch beim Stellen von Ti->chen und Bänken, sowie später als Kellner dem Manne l>ehälflich zu sein.

Richtii::' Die erwarteten Falüun tlattern im Winde ihrWill- kttunneu ; und nach kurzem Schauen u ändert die ( 'iC'^ellschaft unter Trommelschlag. Hörnerklang und dem Jvdielrui der K.leincn den Berg hinab.

XI*

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l*r»t, Kinn.

Wie sehr die Lehrer auch darauf bedacht sein sollen, den Schülern jeden Schulspa/ieri^anjj^ 7.n einem ßenufsreichen. der rCrholung niöjijlichst dienenden zn ninchen. so weKkn sie doch darauf /u achten hal>en, dafs auf Spa/ieri^nni^en tiicliLs j^cschieht» was gegen Recht, Sitte, Anstand, guu- Lchcnsart xerstöfst

Was insbenotidere den Aufenthalt der Schfiler im Wirts- haus und dessen Unigdliung betrifft, so niufs ihnen» am besten vielleicht durch eine geschriebene Disziplinarordnung, genau bekannt geworden sein, wie sie sicli als >i:esittete Menschen zu benehmen haben, was sie sich erlauben dürfen und was sie unterlassen müssen, lieim Oang durch das Haus und auf den Treppen dürkn sie nicht laufen, unj^estüin auftreten, nicht schreien, singen, pfeifen, die Thüre zuschlagen. In Saal untl Wirtszimmern haben sie sich ruhig und anständig auf die ihnen angewiesenen PlStxe zu begeben und hier ein ähnliches Ver- halten zu beobachten, wie im Schul haus und in den Schul - /.immtrn aufser der Unterrichtszeit. Verboten ist also lautes Rufen, Tol>en. Singen, Pfeifen, Aufschlagen mit vStöcken. Rasseln mit Botatnsierbüchsen : insbesondere auch uni^cstüme-; Rnfc ii nach Speisen und (»etrrmkeii. Tadelnswerte l'narten sind ferner nuU- williges \'erschüttcn von (klraiikeii auf Tisch oder Fufsboden. X'ernii.sclkcn von Wein-, iiier-, .Milcliresten, da> Hineinwerfen von Speiseresten in Getränke u. dgl.

Von den älteren Schülern erwartet man, dafs sie den jüngeren mit gutem Beispiel vorangehen. Da nicht alle auf ein- mal bedient werden können, so werden die älteren in Geduld warten, bis die Bedürfnisse der jüt"" 'en befriedis^t sind.

Mäfsigkeit im Ivssen und Trinken gehört zu den Kigen- schafteii, die den gebihkien Menschen kennzeicluieu. Dieser Tugend liaben sich aucli die .Schüler zu betlcif.sigen. Was ins- besondere den Genufs von Wein, Bier, Äpfel wein anbelangt andere gei.sttge (letränke sind den Schülern ganz verboten HO erwartet man von allen» dafs sie die Grenzen der MäLsigkeit in keinem Falle überschreiten. Schüler, die sich in dieser Hin- sicht vergessen und verfehlen, werden für längere Zeit von der Teilnahme :in Sjiaziergüngen ausgeschlossen.

Sind Fremde im Wirtslokal anwesend, so haben sich flie Schiller, auch bei Abwesenheit der Lehrer, gemessen und rück bichtsvoll zu betragen, jedenfalls alles zu vermeiden, was jenen den Aufenthalt lästig machen könnte.

Nach dem Essen ist den Schülern gestattet, sich im Hof, Garten und in der Umgebung des Hauses frei zu bewege. Schonung des frenulen Higentums ist aber allen zur strengsten l^flicht genmeht. Alles, was in Haus und Hof an ( lerätschaften steht, liegt, hängt, haben die Schüler unberührt zu las.sen.

Wollen sicli Schüler damit vergnügen, im Chur zu singen,

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rb<>r KchuIppulPTfinir».

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auf dem etwa im Saale l^fitidliclien Klavier /.u spielen, etwas \ t)rzntrageti, so halben sie dazu die Krlaubni.s des Direktors oder jhfies Klassenfülirers ein/iihok-ii

Die ML-iminjL(. daf*^ ij:tscliricl>cnc «Kn Schülern (.-iwa vor einem Spazjcrj^aiii^ vor/.iilv><. nde Dis/.iplmar A orschritten, wie die vorstehenden,') überflüssifr .sein möchten, wird nicht leicht jemand teilen, der öfter über einen ganzen Tag ausgedehnte, mit Hin- kehr verbundene Schulspaziergänge mitgemacht hat Meines Hr- achtens sind besiinunte \'orschriften für das Verhalten der Schfiler auf SU ausgedehnten Scluilspa/iergängeti nicht < tw ;i ebenso not- wendig, sondern nüliger ni^/ijiliTiar \'nr<cliritlen für das Ver- halten der Scliüler im SciiülKci)äu(lc iintl Schuliiof.

Freilieh kann man fragen, ob es sich em]»tehle, längere Spaziergänge, die eine Einkehr im Wirtshause nutig machen, öfter im Jahre ausisuführen. Nach meinen vieljährigen Erfahr- ungen machen kürzere Schulspaziergange, bezw. Spaziergänge ohne Einkehr den Schülern nicht nur kein rechtes VeriLiJiügen, sondern gewähren auch keine gründliclu Krholung und Aus- spannung von den Schulstrapa/eii mid sind dannit ist viel- leicht das grüfste Gcwiclit zu legen weit weniger als .Spazier- gänge von Tagesdauer geeignet, den so wichtigen gemütlichen \'erkehr von l^ehrern und Selm lern zu fördern. Sind die Lehrer gemütlich angelegte Persönlichkeiten und verstehen sie, auf Jugendsinn und Jtigendlust einzugehen, und solche Lehrer sind vorausgesetzt dann wahrlich liefert ein einziger schöner Sommertag, von Lehrern un<l vSc hnlern fern vom Schnlliause in der freien Natur verbracht, nulir ( '.elegenheit zu herzlicher An- näherung, zu familienähnlicht lu. umigetn \'erkehr als wer weifs wie viele Tage, die beide in den Schulstul)en miteinander ver- leben,

IL

Vom ethischen Nutzen wohlgeleiteter Schul- spaziergänge.

Wie verschieden sind die .sittlichen Neigungen und Etgen- .schaften. die guten tuid die schlimmen, hei einer gröfseren Zahl

von Kindern !

Dafs dem Lelirer im LiiternflUe x iel ( >eU .41 Tilu it ^ei^t ^en sei. jene alle oder doeh die lier\-ornigendsten kennen /u lernen, wird niemand glaubeti. l ud doch wie förderlich wäre es für die ei/iehliche Linwirkung. wenn sicii tUe Schülerindividualitalen

'1 Die.sc .sind einer von mir vcrfafsten Disziplinarordnung für Scliulspaziergängc cntntMinnvn.

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l66 Kinn.

im Laufu der /aIi iii()Klit''»>t vollständig uiul klar vor <lein Blicke der Lthrer cntfaltelcul Längere und häufi^cit Spazier- gänge, auf denen sich die meisten Kinder nach und nach gehen, wie sie sind, bieten dazu weit mehr Ciele^i^enheit als Schule und Schulliof. Da ist ein Knalle, den ein tnischuldtffer Scher/ seiner MitsrliiiUr verdriefsi vielleicht in Zorn \erset/l: da ist ein anderer, d^r i^^rcl^r Xeignnt; zu »Sptjtt und \eekerei hesilzl; ein dritter prahlt gern, ein vierter macht sich dnrcli herriscJies Wesen, ein fi'nifter durch schu al/.haftes .\u>kranien eigener jViigelegenheiten und h>]ehnisse bemerkhch ; ein seclister verrät einem Armen am Wege gegenüber ein hartes Gemüt; auch die Eitelkeit, die Schadenfreude, der Neid, der Kig^ensinn. der frivole Sinn, die Falschheit lind wie die ninralisclien Mängel und Un- holde alle hei fsen sie alle Huden in ihren Anfängen bei einer gröfseren Anzahl \<»n Kindern ihre Wrtreter; und indem sie im freieren und li;iuligeren \'erkehr der Schüler unter ^icb und mit den Lehrern mehr oder weniger unverhnllt zu Tage treten, werden sie zugleich pädagogi.schen Maisnaluiieii zugänglich.

Andererseits enthüllen sich auch schöne Kigenschafteii un<l Eigentümlichkeiten von Schülern vor den Augen der T«ehren Und welche Vertiefung dürften jene erfahren durch ein freund- liches Wort, einin anerkennenden Hlick des Lehrers, die der schönen inorali.sclien Kundgebung auf dem b'ufse folgen ! Niehl zu unterschätzen wnre nucb die v^leichstinnnende !md fort- reifsende Wirkung ^iIkmkv Besinnungen und Handlungen ein- zelner Schüler am die übrigen.

Dort teilte el)en ein mitleidiger Knabe sein Brot mit einem armen Kinde. Ein anderer sah es und that bei einem andern Kinde später dasselbe. Hin altes Mütterchen wankt hustend vorüber; die meisten sehens teilnahmlos: einzelne jedoch bUi1)cii stehen und blicken halb traurig dem Mütterchen nach. ICin Fuhrtnnmi mif^handelt sein Pferd; i;ewifs fehlt es nicht an Knaben, die dieser .Anblick em])ört. und die ihrer Kntrüstnng Worte geben. Hinter uns \van<krl ein Trupp, der fast nicht aus dem Lachen kommt, ein Humorist ist darunter. Wir drehen uns um. und der Erzähler verstummt Nie hätten wir uns von dem so still und ernst auf der Schulbank sit7,enden Knaben träumen lassen, dafs er eine so köstliche Gabe des Geistes und Gemütes besäfse. Wir geben einen Auftrag, ohne uns an einen bestimmten Schüler zu wenden, und njachen die überraschende Wahrnebmun!^ . dnl-^ ein Kinhc , mit de^^sen Leistungen in der .Schule wir keineswegs iie^onders /ufrie<len sind, sich überaus dienstfertig erweist. Cianz dort hinten wandelt still für sich ein Knabe: fast niemals sieht man ihn auf Spaziergängen anders, als still und einsam für sich gehen.

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Xachforsciluiigeii hei den Mitschülern des Hinsamen ergeben, daCs dieser nicht etwa menschenscheu oder gar unvertrSfi^licli ist. sondern dafs er ein besonders sinniges und sanftes Gemüt l^esitxt.

iCs knien aber :mf längeren und häufigeren Sduilsi)azier- gängen n\c]\\ alkin <lie Lehrer ihre Schüler in Absicht auf sitt- liclu AngeK :.^llu it bi-^-ci kennen als in der Schule; es lernen auch die Schüler ihre I^ehrer gründlicher kennen. Und das niufs, mustergültige Lehrer vorausgesetzt, von weit- und tief- gehender Wirkung sein.

Denken wir uns einen Lehrer, der voti den I^igeuschaften luid Tugenden, die die ethisch - schöne Persönlichkeit bilden, eine Fülle besitzt: der wohlthätig gegen die Xt»tleidenden, teil- nehmend mit <Un Kranken und Unglücklichen : ehrerbietig gegen das Alter, ciil-cgenkoTnniend. anspruchslos und rücksichtsvoll im \'erkelir mit Leuten der unteren Stände, men.schenlreund- lich und höflich gegen jedermann, gegen den gering,steu Keld- arbciter und Taglöhner ist; welche Gelegenheit ist einem solchen Lehrer in der Schule gegeben, solche liigenschaften vor den Augen untl Ohren der Schüler ungezwungen und wirksam zu bethätigen? Welche Cielegenheit ist ihm gegeben, seinen Ab- scheu vor Härte und Lieldo^i'^'keit. vor vSchadenfreude und Spottsucht, vor Roheit und (Wausamkeit. vor l'iielkeit und Prahlsucht, vor Unbilligkeil und Rücksichtslosigkeit.. \(>r Un- freundlichkeit, Unhöflichktit, Stolz, Hochmut den Sciiülern in dem Kindruck zu zeigen, den die Wahrnehmung solcher Eigen- schaften und Untugenden in dem Benehmen und den Hand- lungen der Menschen auf ihn selbst macht ? Mehr und günstigere Gelegenheit, sich zu geben, wie er ist, und durch sein Beispiel ungesucht auf die Schüler einzuwirken, ist dem Lehrer auf Schnls]ia/iergängen gei:e!H*n. Man wird nicht einen Tag lang mit Schülern wandern und verkehren können, ohne auf ein Hild der Arnuit. des Ivlends zu treffen. In solchem Falle wohl- thälig zu sein, Mitleid zu äufsern, eclites Mitleid, wirkt sicherer und nachhaltiger, als das Leseiilassen und Besprechen von zehn (#eschichten über Wohlthatigkeit und Mitleidsbezeugung. Der Arnuit im Beisein des Zöglings zu geben, hielt Jean Paul mit Recht für s(» wichtig und wirksam, dafs er lieber eine Polizeistrafe bezahlen wollte :d>< eiTum Ikttltr abweisen. Kr- reichlen wir auf einem besttmiiitea (»ange auch weiter nicht'^. als dafs wir diiicii Hethätigunj; eigener aufrichtiger Teilnahme untl Mitgefühls die gleichen Figenschaften in manchen Schülerherzen weckten oder l>efestigten. so hätten wir damit schon viel erreicht.

vSind Mitleid und Teilnahme nicht die Quelle von Güte

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I'r..r. Ul.'in.

und Wohlwollen, von Nächstenliebe innl Mcn.scheiilrcundHchkeil; sind sie nicht der Urquell der Humanität?

Lesen die Schüler oder erzählt der Lehrer von jenen spar- tanischen Gesandten, die im Theater /ii Athen \or einem alten, ganz .gemeinen Manne ehrerbietig; aufstanden und ihm Platz machten, so mag (h\< znr Wecknng \ou f'hrfnrcht vor <lem Alter sein Gutes halun Wie viel wirk^annr aber wird es sein, wenn der Lehrer ^^11)-.! in (Kn I'all kommt, vor den Augen der Schüler die eigene riclüt vor (iein Alter /.u beweisen 1 Worte bewegen, Beispiele reifsen fort. tTnd wie wird «ijätcr des Lehrers Mahnung, das ehrwürdig:e Alter zu respektieren, hei den Schülern eine g;anz andere Wirkung halx'n, nachdem sich ihren Seelen das Hild einer aiiK^chauten schonen That des Lehrers eingeprägt hat!

Atis dem Religionsiiütcrrii lUi c iiu ti Schatz v<)n Sprüchen mit/.nnehmen, die die \\\-t tschat/nnj; jedes Menschen und die Nächstenliebe gebieten, hat lür das spätere Leben gewils seineu Wert. Aber Wert und Wirkung eines solchen Schat/.es ver- ' doppeln sich und verdreifachen sich, wenn sein Inhalt von der Jugend im lebendigen Beispiel des Erziehers oft und klar an- geschaut ward. Bietet der Lehrer dem Manne, der im Schweifse seines Angesichtes den Ack» r pflügt, bietet er dem Manne, der in greller Snuuenhit/.e auf der Landstrasse Steine klopft, bietet er dem Maurer, den; Fabrikarbeiter, der auf einem Hckstein sitzend sein eiiilarlio Millag.smahl verzehrt, \ orübergeliend einen treundliehen (»rufs; spricht er ein teilnelHucudcs Wort mit dem Invaliden, der ihm begegnet, mit dem Bahnwärter ati vereinsamter Stelle, an der er vorüberkommt: fragt er den Un- bekannten, der bekümmert am Wege sitzt, nach der t-rsache seines Leids, und l>eweist er so den Schülern, dafs er die besten Sprüche, die sie lernen mufsten, selbst lebendig inne hat : so kann er gewils .sein, dafs er (»rofses und Segensreiches gewirkt hat.

Seinen Ab-^clicu \(>r üblen und häislicheii moralischen Ligenschaften zu dokumentieren innerhalb der CVrenzen, (lie die pädagogische Klugheit und Weisheit zieht wird in erster Linie die Schülergeseilschaft selbst, mit der der Lehrer verkehrt, (Vlegenheit genug bieten.

Was den wahrhaft gebildeten Menschen kennzeichnet ist neben (U r Hauptsache, der harmonischen Vereinigung inid I )urchdringun.i4 einer entwickelten reichen Intelligenz mit einem IioIkü Mnfx' von .Sittlichkeit, die äufsere Form, in der das inUllckluell und ethi.sch gebildete Sein im rmgangdes Menschen mit andern zur Krscheinung konnnt Eine auf ausreichender und sicherer Kenntnis der für den geselligen Ilmgang gültig

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^^cworcUntn Rejjelii \md Gesetze jjegrüiHlete VVohlgefälli^kLit und Wnliliiiständigkeit des riiifsereii Ikiielinu'us hildeii das Wesen iiL-i-r Form und siclul'.ireu Hlüte fclUcr HihUni^, und sie wird nicht leicht erworben werden, die^c Form, ohne öfter angeschaut zu sein. Ob vielen, ob wenigen Kiiulern im Familienleben dazu Gelegenheit geboten ist, mag hier uner- ürtert bleiben. Gewifs ist clafs auch in dieser Beziehung die I^ehrer immer habe ich die echten und rechten im Auge im Verkehr mit den Schülern aufser der Schule des Guten viel wirken können.

Friedherg' f Hessen.) I'n>f. Klein.

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Neuere Erscheinungen auf dem Gebiete des naturwissen- sdiaftliclien Unterrichts.

\'on Dr. Moliirtf SehyUe in Leip/Ayr.

t. Alle Hebiet« tinifiiaften<l.

P«rtliei U. uimI W. Pi'obutf Die neuen Dahnen des naturkund- lichen rntcrrichis. K'». 51 S. Preis 0,50 M. Dessau uml Leipzi|; 1894, Rieh. Kahle s N'crlag.

Die Wrfasstr lej^cn ihre Atisicht fiber die M(.i1im<K <Us natur kiiiKlliclien l iilenu Iiis «lar Man kann deshalb eine Kiilik ini i ii:(. nt liehen Sinne, ohne polcnu.sch /.n wculeii. nieht sehreibcu. l iid es kann auch weder von einer günstigen, noch von einer ungünstigen Beurteilung die Rede sein, sondern man hat sich entweder %u der Ansicht der Verf. zu bekennen, oder sich ganx oder teilweise in (Gegen- satz zu ihnen %u stellen, kleine Meinung ist folgende: Exakte und deskriptive Xaturwissenschutien lassen sich, in ihrem gan/en I ni- fange genonuuen. 11 i cht miteinander venjuieken ; deJin erslere haben es mit ICrscheiuungen und (ieset/.en. letztere vorzugsweise mit Dingen zu thnn und rleshalb ist zwischen beiden eine Kluft, deren Aus- füllung unmögheli ist. Dies schliefst jedoch naht aus, dafs sich ge- wisse Kapitel aus der Physik und Chemie ganz leidlich mit den deskriptiven Naturwissenschaften vertragen, namentlich dann, wenn man vorzugsweise nur beabsichtigt, behufs allgemeiner Bildung t inige physikalischi und chemische Kenntnisse zu übermitteln, wie das z. H. für die Töchterschulen gilt. Auch für die Mittelklassen von Knabenschulen lälst sich vu Ks aus der Physik und Chrmie mit der /»»nlogif und l?*>tanik xeikuiipfm Aber die Oberklassen haben auf das kunitige Lel)en der Schüler Rücksicht zu nehmen, und für diese verlange ich allerdings einen streng .s\ stemalischen. logischen i«ehr- gang. denn der Jnngc, der nicht denken kann, wird kein selbstän- diger Mann.

Parth<>il, U. und W. Probst, Naturkunde für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte .\nstalten. lieft 1 (Kursus I u. 2) S". 70 S. mit 3K I'ig. l'reis u.bo M. Heft 11 iKurKUS3u.4)

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!(4>iifrp En«h»liumtr»B »vT Arm (Ifbi^tp 4i«ji iMitnn>t>»rn««b«fl]tch«B irntorrtrhl». f-t

S". \ u. 124 S. tiiil 2U I'rcis j;el). 1.5C1 M. IKft III

(Kursus s u. •)! S". \ in u. 165 S. mit 40 l'i;^:. rrtis ;jtl> j M.

Ucbsau und l.cip/ij; i'^^y.S. Kicli. Kahles \ t i Herrn. Ucslci wil/.i.

\\\iin CS riclilii; ist. claf» die \ oiksschtilc >jan/. besonders danuif bedacht .sein mufi«. ihre Schuler für das öffentliche, praktische I«eben au.s/.nrnsten, .sieht man ohne weiteres ein. dafs die exakten Natnr- wisstiischafU-ii in prakti.scher llinsiclit eine viel {yWuscrt- IkdtuUinj; haben als iliv deskriptPA n <U' Werkstatt jctUs I'abriklokal ist ei« physikaliscli-cliennschLs I.alturatoriuni. in welchem bald <lic phwsi- kalischc. bald die chcnnsche Siitt- rlie \orlu-rrschende ist. nnd es ist gerade/u erstaunlich, welche ph\ sikali^rlit u nnd chennschen Kennt nisse nn \ olkc vt^rhanden sind, Kennlnisse, »»hne welche iler be- treffende ^ar nicht existieren kann. Wie steht es da^a^en mit Zoologie und Botanik.' Man führe nur seine Mitbitrj^er hinaus auf Fhir und Feld, in Wald und auf die Heide, und man wird finden, dafs für die meisten die Anemone weiter nichts ist als eine l'flan/e. der Maikäfer ein Tier! N'iele werden Heinrich Heine beii)nichten <Kr die l'flan/.en eintrilt ifi solche, die man essen, und in solche, die man nicht essen kann. uii>l 'He Tiere sintl entwedei Lxisarti«; nnd beilsen. oder sie >nid froh, wenn man sie uni)eheHi^l hifst. l ud dabei fühlen «ich die i.enle yfonz wohl. Wir wollen doch einmal ehrlich sein! Wie\*iel weifs denn derjenige RoUef^e noch von Zoolo|^ie und Botanik, der sich jähre- hin}7 nicht mit diesen Wissenschaften beschäftigt hat.' Vm\ wieviel kiiiin denn derjenij^e. «1er nie anders als mit den Augen eines scharfen Beobachters die Natur durchstreift, von seinen reichen Kenntni.ssen jir.iktisrli \-frwerten ? Sind .tlicr dcsli.dl» die deskriptiven Xatnr- wis.sensehatu Ti für die X'olksM huli. l»eileuUm,us!os "* Mitnichten' l nd ich wünsche niclils weni;^er als *leren \ einacliia.ssi}^nn<i. Sie wirken auf das (temüt des Kindes, den inneni .Menschen ein und bilden dessen Wesen, was für sein späteres I«eben von Wichtigkeit ist nnd jedenfalls liegt viel Wahres in der weitverbreiteten Ansicht dafs der- jenige, welcher keinen Wurm zertreten, keine Pflanze mutwillig zer- reifsen kann, es auch nicht fertij^ bekommt, seinen Mitmenschen ab- sichtlich ein i.eid /.u/ufü^en. Die Natur ist ein aufjjeschlaj^enes Buch (iottes nnd das sa;xt irviniij l'!s kann deshalb auch die I nlerrichts- methodr tur l»eide Haupl/w l ii^e <ler Naturwissenschaften eine \ er- sclneilene sein. Ii e i den e x a k l e u N a t u r w i s s e n s c Ii a 1 1 e n, n a m e n l- lich in Knabenschulen, die strenge I.,cjgik. Warum und Weil, bei den deskripten das Zusammenleben! Zwar führt auch hier die Systematik zum Ziele, aber einer Betrachtung nach Lebens- gemeinschaften dürfte doch dei Vorzug ,i;ebidnen. Den Stoff in dieser Weise anzin>rdnen. ist den \\ if.issern \ oi/.üv;lich .uelni'jieu, auch haben sie CS verslanden. a\is dein ( .ebiete der t \:iklen .N.itnrw issenschaflen dasjeni'.:t w ;is für Mä<lclienschulen besonders ;;eei^net ist. in ;,^e- schukui Weise in ihren l.ehij,;ani; hinein/.ullechlen. wenn auch der Zu.samnienhaui; sehr oft ein etwas loser ist; denn die Wärme-

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t>r. lOfbaH tScbuliM>

l^hre beispielsweise kann cbensowolil an (kn kalUii WinUr uit an den wannen l'rfihlinjj anj^cschlossen '.vtrdin Innnerhin ist die Arbeit der Wrfasser eine .ijan/. ans^czcichnele mid kann anf.s wärniste em- pfohlen werden. Die Anssl.iUunjr der llncher ist lobend hervorzuheben.

Auf eini;je.s niuls ich jedoch die Herren \'crfaikscr aufnierkj$ani machen, mit der Bitte, dasselbe bei einer späteren Anflaife zu berück - sichtifirc^n. Heft II S. 8H. Ammoniak i$t eine Vcrbindnnfl: von Wasser- stoff und Stickstoff, nicht von Wasserstoff und Sauerstoff Offenbar ein Druck feil kr. Salmiak entsteht aus .\mnioniak und Salzsäure, aber er b< steht nicht daraus. Durrh die lunwirknnj: von N U , auf HCl iodii uni;jekehrti entsteht /unäcll^t <l.^s hypothetische Metall Vni- nuHiiuni. XH^. mit dem sich al.stlann da.s Cl zu dem Haloidsalz ChUn- unimuni\un. NIl^ Cl, verbindet, l'rüher .schrieb man allerdinj^s NUg HCl und nannte diese Verbindunff salzsaures Ammoniak. Säureu und Basen neutralisieren sich nicht immer. Ich erinnere nur au Soda und Pottasche, kohlens. Amnion. S. 89. Schwefelwasserstoff riecht wie faule liier. Heft HI S. 5. In anbetracht des rmfanj^es des Stoffes, welcher ans der Chemie zur AufiiabuK :;r1an;;t ist. halte ich die .\nj;abe von S\nd)olen und bOrnieln üu /n weit jj^ehend.

Seite f>. Die (Juelle des Schwefels selbstversl.indlich fiir die Pflanzen) .sind nicht II,S und II^S*)^ nlie.se .sind aul alle I-üllc ;;iftig), sondern überhaupt Schwefetverbindu uj^en, wie Ii. schwefelsaures Ammoniak. Die Krklärun;^ des Telephons ist nicht j;an/, richtig;. Ich werde an andern Orten hierauf zuruckkonimen. -- Zu welchem Zwecke ist denn eine ekktiis^lie Kiseiibahn abj^ebildet?

Fartheil, G. und W. Probat, Naturkunde für Dil r^^ersch ulen und j^ehobene \'«)lks.schulen lieft I (Kursus 1 u. 2] S'* ''i; S. mit J2 Fij;. Treis bri»sch. 0,40 .M.. j^eb. 0.50 M Heft II (Kursus u. 41 S". St-, S. mit 16 I'ig. Preis brosch. o,ü) M., j^eb. ...75 M. Heft III (Kursus u. 6p 8". 95 S, mit 22 Fij;. Preis bro.sch. o,So .M.. I M. Dessau und Leipzi^r (895, Rieh. Kahle's Verlag (Herm. Oesterwitz.;

i Ibige drei Hefte für die betreffenden Schulen verkürzt, wie .schon

aus <lem an^ejjebenen rnifanjje zu schliefsen ist.

UttcudÖrfer. ') Leitfaden «ler Naturkunde für mittlere nn<] höhere Schulen. S, XII. u. r"'!*! S mit 101 Fi^. l'rcis geb. 3 M. Leipzig; 1*^)5. Diirr'sche Hnchliandliuii^.

Der \'erfa>i.ser tritt lur die Ikliandluii}; des Stoffes nach i.ebens- l^emeinschaften ein, aber die Anordnunj; seines Buches ist die syste- matische, da eine Anordnunj^ nach Leben.sgemeinschaften, wie er .sehr richtttc bemerkt, nur weuijren jfcrecht wenlen kann. Iis j^ilt

ihm als oberstes Prin/ap der (irundsatz, dals das Einfachere und N.iherlie^ende zuerst zu l»ehamleln ist, und hierin eine Kntscheidun;^ zu treffen, müssen örtliche, peisönliche und W iUenintrsverhältnisse in Iklracht ^'ezoj^en werden. Der Stoff sell»sl ist {;nt. nnr be;4reite ich nicht, wie der Verfai>.sej an der v eralteten, ganz falschen liin-

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NVu»rw &K(*h*'iMuii0rn*'iiuf drin (»ebicte d^H iiHltir«i4»i>eiii>cliBrilioben UntonieliU.

leiluiig tkr Mineralien hat festhalten können. Üelrt-ffs dieses Tunktes verweise ich anf die in lieft i des laufenden Jaluganj^es dieses Blattes erschienene Abhandlung Über die Mineralugie in der Volks- schule . Die Ausstattung des Buches ist vorzüglich.

Kiefsling, Dr. K und E. PfaJs, Anthropologie und Naturlehre für die einfache Volksschule. Der Mensch in Beziehung xur organischen und unorganischen Natur. 8**. VIII u. 202 S. mit 118 Fig. Preis 2 Mark. Braunschweig 1895, Appelhans und

I'fenniTiLTStdrff

!\in woiilL^iIuiij^ener Aus/.ii)^ ans dem jj^röl.sem Werke der \*er- fa.sser. auf welches wir schon früher lobend aufmerksam gemacht haben.

F. Hirtfi Realien buch Xr. 32. Kleine Pflanzen- und Tierkunde, nach natürlichen (imppen bearh. von J. G. Paust und F. Stein- well er. 8". 56 S. mit 26 Fig. Preis 0,30 M.

F. Hirts Realien buch Nr. ;ö. Natnr>(eschichtefürMadcheiu>chulen. bearb. von J. i). Paust. S". 174 S. mit 53 Fig. Preis 1,25 M. Breslau i><')5. I'erdinand Hirt.

nie P.iuslschen Sachen sind ^aua i)rauchbar, aber tlic eiuj^e- streiiUu 1 rayen aus der l'hysik in Nr. 35, S. ii. 20, 28, 35, 46 u. 51 wirken geradezu komisch. Man sieht auch hieraus wieder, dafe die Verquickung der e.xakten Naturwissenschaften mit den deskriptiven ;eur Vnnatur neigt.

F. Hiifs R (. ilienbuch Nr. 33. Kleine Physik, Chemie und Mine- ralogie, bearb. von J. (i. Paust. 8*. 32 S. mit 29 Fig. Preis

0,20 M. Prt slaii 1^95, I"erd. Hirt, r.ut für die einfach.sten Schidverhältni.sse. F. Hirt.H Kealienbuch Nr. 34. Naturlchre für Mädchen, bearb \ imi J. (i. Paust. S". 120 S. mit 50 I'ij^. Preis i M. Breslau Fcrd. Hirt.

Der Verfasser betrachtet: I. Die I.,uft als I.^bensbedtngttng. II. Das Wasser als Lebensbedingung. III. Die Wärme als Lebensbe- dingimg. IV. Die Wohnunj,' des Menschen. V. Die Nahrunj; des Menschen. Das J.icht im Dienst des Menschen. \ II. Magnetis-

mus 'iTirl l'.h ktri/.ität im Dienste des Menschen. N IM Die Krde als W'olujplal/. des Menschen. Das ist j^ewi/s für manche Ohrm «lie k«>sllichste Musik, aber mii wird von dem allen so dumm, als ;<in.n mir ein' Mühlrad im Kopfe herum.

2. Xatargesehichte der drei Reiche.

a. .\lle drei Reiche umfa.sscud.

Lfthle, W Der \ atu rj^esch i c h ts n n terri cht an X'olks.schulen nnd rnlerkla.^sen von Bürger- und .Mittelschulen, .v Aufl. S". \ III M. »«c) S. mit 45 hin;. Preis geh. i.5o^M.. -eb. 2 M. (iera 1895. Theodor I lof mann .

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»

F.iiie Sainnihinjr von I'"iii/All)tsclircil»un';{ n w ie man sieAnfaii)f (Ut (V>C'r Jahn- in jeden» (krattiirtn Hnchc- fand, die aber a n / ijr n L /-U u c- h r a n c Ii f n sind. Dnrch rin/L'liK Stellen werden wir rcclil U liliall an unsere Jnjjend/.eil trinnerl. In i^jti(.lsweise dnroh tlie WTfjleichnnj; des Schwefels mit lilci. Das kommt tuis j^cradc .so vor, als wenn uiaii den Hamster mit der (Giraffe vcrjfleicht. Die Ein- teilung: der Mineralien ist falsch, weil veraltet Die Figfuren sind doch ssu {»rimitiv.

Pamit, J. . Ans dem Hnche der Xatiir. 8' VIII n. 176 S. mit

2g Fijj. IJreslan. I'erdinand Hirt.

ric's Warum nnd W eil anf di ni (UI)ietL der de skriptiven Xatnr- wissenschaftcn, nnr sind die Ant^\ ni u n heilenlend umfangreicher als bei l'le und fanj^en deshalb auch nicht mit Weil an. - Als Repe- titionsbnch zu empfehlen.

b. Anthropolog^ie und (iesundheitslchrc.

Dminerf Dr. H., Der menschliche Körper. Ein Lehr- und Lern* buch fi'ir Schule und Haus. 8*. 104 S. mit 76 Fig. Ilamhurg

iSy^. ntto Meißner

Der \'ei'fasser liat wenii^er <ie\vio!il i:tlejil anf die Auf/.ählunj^ einer moj^lichst ;..(rof.sen .\ny.uhl nnal« >misclter Thatsachen. als viel mehr darauf, unter der au f.serord entlich grol.sen Menge von anato mischen, physiolo^schen und hvKicnischen Kenntnissen diejenigen auszuwählen, deren Verständnis eine praktische Jtedeutun^ für die Einsicht in die Bedürfnisse unseres Körpers, für .sein Wohlbefinden 'und dadurch fiir die I'.ntwicklunjar phy.sischer Kraft und I-jui Lii hat. Kr hat nicht versucht. Aideitnni; zin- nehandlunj.; von Krankheiten /.u vrelH^n. sr>TifUrii Ii di jjlich die Aldi.'ingigkeil des W nidbefinden.s von tler Erkenntnis de.> liaues tmd der l-nnklintien unserer »fjfane nachgewiesen, so daf.s der Lehrer und Lertiende «iie liin.sicht in den Zu.sanimenhang /wischen I,ebenswei.se und («esundheit erhält. Die Kehandlnnisf des Stoffes, sowie die Ausstattun dürften dem Ruche {jcwifs Freunde erwerben.

e. Z o u l o g i e.

Bande, l-'nedrich. Naturgeschichte in Ijn/elbildern. ni]^jHn- bildern nnd LebcnsbiUlern. i. 'i'eil : 'rierbetrachtinv^cii inil lu - son<krer Ilercorhebmiir der lle/ieJiungtu /wischen Korperb.iu und l.ehenswei.se dei l iere und ihrer Hedenlung für Naturha\is- halt und Menschenleben, a. -\ufl. Xll u. 244 S. u. 62 Fijj. Preis g^eh. 2,80, geb. .^30 M. Halle a./S. 1894, Herrn. Schrodel. Für den rnterricht in der Volksschule sehr gut /.u gebrauchen.

Veri^l diese Zeilschrift. Jahrgang 1895. S. ;/>6.

Sehilliug. Philipp. \'erkannte Tiere, l^ür die Jugend geschildert. kl. S" n S lYcis -o M. .Minden i. W.. C. Marowsky. Lesenswert für Kinder.

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><»«nTf i:,r>>->ifiiiuiii;i'<' «wf «li-ni (•«•liit'ip tU-s iiiiiui-ni^«< ii»i-hMltlicli('ii t'nlcrrirtili».

Vogel, ( icors Ckinciis. Der N'crmeliruiipfsprozcis i iti T i t-rrei oh e 8". 104 S. mit 35 l'iii. Treis 2.50 M. Dresden 1.S93, Willi, kcutcr. Der Vollcsschule ist dieses Buch selbstverständlich nicht ge- widmet, sondern nur einem Spexialstudium. Wer sich hierfür inte- ressiert, wird manches Lehrreiche in ihm finden.

Wttn^cho. Trof. Dr. Otto. Die verhreitttsten Käfer Deutsch- lands, s '. X\"I 11. 212 S. mit 2 Tafeln. Treis 2 M. Leipzijr

Dusts Ilm h sti llt den übrij^eu trefflichen Schriften des \'cr- lassers ebenhiirii^ zur Seite.

(vSchhils folKt.l

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Neue Bücher und Aufsätze.

ai BUoher.

T)rL'ycr, F'rdr.. Studie n /.iir Mc- thodenlehre und Ivrkcnnlniskritik. fXIII. 22:^ S. m. Figr.) I.eipzijr.

Khrat. ^..n. prof., P.inkia/., Die Hedetituii}^ der Lojrik, beziehim^js- wcise der Hrkeniitnistheorie für Wissenschaft, Schule und I.eben. Mit besonderer Rücksicht auf die I^ehreTbildwnjrsanstaltcn. (V, 14.; S.) Zittau, I'ahl. 2 M.

(•ebhardt, Bruno, Die Kinfüh- runj; der Pestalosaischen Methode in I'reiifscn. Ivin urkundl. Kapitel preufs Schulj^escliichte. <So S.i Hcrlin. R. (färtner.

Heinrich. Dr. \\\, Dit' moderne plnsioloj^isflu- I*s\ choUipfie in Deutschland, liine historisch-kri tische l'titersiichuiip mit bes. Be- rn cksicliti mm}^ des Problems der Aufmerksamkeit. (\', 235 .S.> Zürich. K. Speidel. 4 M.

Herbe. (;fr. u. K u d. rcl/.el. L*«hr.r. I>»r Han<Uertii(keitsunter- rieht III tler Schwei/, und in I'riUik- reicl». Kei-sebericht. (24 S.i Wien,

k i\t/.ii. (..75 M.

Jäger, oymn.-Dir.. Dr. (Xskar, X'or- lajjfe für pädajjoj^ische Resprech- unj^en in pi\ nfs. Sennnareu. (2nS.) Wiesbaden, C. <>. Kun/.e.s Nachf. o,;^o M.

I.anj^e. Büricir-ih.-nir.. Dr. Karl. LehiT't thode un<l I.ehrerpersön- 1 ich kell. 124 S.) Plauen, F. IC. Neu]iert. 0,50 M.

rnhliiiann. lu-u. I>r W Keli ^ionsuntcrricht und Schulaufsicht itn Rahmen de» VolksHchulge- set/es. S.) (tuteniloh, Heitels- niann. 0.40 M

Scherer, .s.tmiintp,. U. u. l.chrer J. ICckert. Zeichnen und Hand- feiti^keit. Ivine .\nlcitun;; zur lir- teiUmg dieses I ntenichts in der Volksschule. S. mit Abb.)

Gotha. K. F. Thicnemnnn. ^ M,

b) AufWitte.

Hcvni. Dr. Max. Fthik als (•eifen. stand des .Semiuarunter- ricntH. <I«eip%. Lehrenetg. i.) Lpx.. Otto Klemm.

Klein Prof. V... Was /.u einem Junten Direktor i^chört. (Päda- i^oj^ium ;,.> I-p/R.. Klinkhardt.

l'feifer. W., Hat <lie sechs- klassij'e \ olksschule als Normal- schule sich bewährt. (Lehrerzt>;. f. Thür. I.» Jena u. I.p/.jr., llaacke.

Redlich, J., Das .\bbilden al.s Brkenntnismittel. (Ztschr. f. Philo- sophie und Pädagf^'k li^jj^, 6.) Langensalza, Beyer u. Söhne.

Rej^ener. Fr., l'ber Hejrriffs- bildun^. (Rhein. Hlätter für Er/.. u. Unterr. i.) Frankfurt a. M., l>iesterweg.

Schlegel. IM. Hedentunj^ und Pflej^e der Phantasie in <ler Schule. (Schulblatt der Prov. Sach.sen t. 2,1 Quedlinburg, Huch.

Sehr e \ e r . Franz. l ' ber das Zeichnen in den N'ulksscluiKn i(jsterr. Schulbote i.» Wien. Pich lers \Vw. u. Sohn.

Sehr Oer, H., (Je-sichtsirnnkte für die .Vnsfjestaltun«; und Hebung des SehuUurnens. 1 .Monat.'^schr. f. Turnwe.sen 1S95, 11. llerlin. i iärtner.

Thonisen. \., Lescabendc in der Schnlc (l.ehrcrin 7.) Gera,

Th. Ilofinann.

Wann er. II., .\us dem l.eben der Sprache, ihr Werden und ihr \ ergehen. 1 1 .mn. Schul/,tg, i .^.1

Hannover, Helwinj^.

Zen/. \)r W . Die .\s.s<)/.iation. (Österreich. .Schulbote i.Sys. t^.t Wien, Pichlers VVw. u. Sohn.

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Neue Bahnen.

Monatsschrift für Haus-, Schul- und Geselischafts-Erziehung. Heft 4. JipHi iBs^. ~ räriahrg.

Adam Smiths pädagogische An- sichten und Kritik derselben»

\'oii Dr. Payl Bergemam in Jena. (Schhifs.) Drittes Kapitel. Die Volks- Erziehung.

Wenn ich von Volks-Emehunjj: spreche, so meine ich natürlich nicht, dafs es sich hier um derartig^c erzieherische Einwirkungen handehi solle, wit. si\ <!( r nnmüiidigen Juj^end gegenüber am Platze sind. Vielnicln habe ich dabei religiöse, moralische. ]>olitische und weiterhin solche Belehnni^en im .Auge, welciie den Zweck haben, in gemeinverständlicher Weise die nicht wissenschaftlich (»ebildeten mit den Fort- schritten Ijckannt zu niaehcn, welche die Wissenschaft iin besonderen die »Naturwissenschaft« nnd die Technik fort und fort inachen. Fernerhin niufs aber nach meiner Ansicht auch auf die Pflege einer schönen und edlen Oeselligkeit und des guten Geschmackes (in künstlerischer Hinsicht) dabei Hedacht genommen werden. Ich könnte kurz die diesbezüg- lichen Aufgaben dahin zusammenfassen, dafs ich sa.L^e: ilas Volk ist vor dem Umsichgreiien banausischen tieistes /u bewahren. Die .sorgfältigsten Krziehuugs-Maisregeln in der J ugend sind bei der weitaus grösseren Mehrzahl der Menschen nicht ausreichend, um ihren Interessen dauernd eine ideale Richtung zu geben.

Tu ganz so weitem Shine fafst vSmith allerdings die \'olks- Erziehung nicht auf; aber es ist l^einerkenswert, dafs er darunter nicht blofs religiöse nnd moralische Helehrnii L:^en ^•erstcht, sondern auch darauf hinweist, wie wichtig c> >ei, daLs dem Volke edle gesellige Vergnügungen geboten wür- den, und dafs man es für Kunstgenü.sse empfänglich mache. Freilich legi er den Hatiptnachdnick auf die religiöse Be- lehrung, und die moralische soll auch nur im Anschlüsse an jene auftreten. Den Zweck derselben sieht er darin, die

N>ne Ralmoii Tit. 4. 12

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Menschen nicht sowohl zu guten Bürgern in dieser Welt zn machen, als sie viehnehr für eine andere uud bessere Welt in einem küiiftijycn Leben vorzubereiten (Wcalth S. 353). Auch hier wieder zeij^^t sich Smith befangen in den j^^cwöhn- lidieu theologischen Anschauungen. Wie weit er jedoch bei alledem von dem finsteren und wcltvcrneinenden Rig<.>rismus der Jenseitsprediger entfernt ist, ergiebt sich aus folgender Stelle, welche zugleich als Beleg für das oben über seine weitere Auffassung des Begriffes Volkserziehung Gesagte (die er vor \ ielen anderen voraus hat) dienen kann. Es heifst nämlich Wealth S, 357: ^Liefse der Staat allen, die erwcr^< mfifsig, aber ohne Ärgernis und Unauständigkeit, das \\)lk durch Malerei, Poesie, Musik, Tanz, durch alle Arien drauia- tischer Aufführungen zu belustigen und zu zerstreuen suchen, völlige Freiheit, so würde er bald bei der grulseu Masse die melancholische und düstere Stimmung verscheuchen, die fast stets die Amme des Volksaberglaubens und der Schwärmerei ist

Dals bei der Pflege geselliger und ästhetischer Interessen Smith vom Staate nur eine indirekte Mitwirkung verlangt und ihm im übrigen die Rolle des wohlwollenden Znscliauers zuerteill, kann uns bei seiner Auffassung der Aufgal)cn des- selben nicht wundern; aber in diesem Punkte niöelite ich nicht mit ihm übereinstimmen. Diejenigen Einrichtungen, welche die religiöse, moralische, politische und wissenschaft- liche Belehrung des Volkes zum Zwecke haben, werden frei- lieh einen privaten Charakter an sich tragen müssen; mit Bezug auf sie wird man freilich vom Staate eine blofs mittel- bare Vuterstüt'/ung und I-Tirdernng \crlangen können, vor allem dafs er nicht liindernd und henunend in den Weg trete, ferner vielleicht noch, dals er würdige Personen durch rrämien zu derartigen Veranstaltungen ermuntere, uud dafs er lleiisige Teilnehmer durch irgend welche Auszeichnungen ehre mehr fordern hieCse allerdings die bürgerliche Preiheits-Sphäre ungebührlich beschränken. Aber sofern es sich um die Pflege schöner Geselligkeit und guten Geschmackes haudelt, wird man vom Staate mehr erwarten können. Nicht als ob hier die Privatthätigkeit ausgeschlosseu werden sollte; dieselbe ist vielmehr auch hier ganz unentbehrlich . aber ausreichend ist sie angesichts der mannigfaltigen und blofs durch einen ziem- lich bedeutenden Kostenaufwand zu erfüllenden Aufgaben nicht

Vor allem mufs der Staat sich die Pflege der Kunst an- gelegen sein lassen und zwar in ganz anderer Weise wie bisher. Die Kunst sollte ein wesentliches Lebenselement der freien Bethätigung eines jeden Kulturvolkes sein; an ihr sollte jedes Glied des Volkes vollen Anteil nehmen, ebenso

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wie an der Sprache. Heutzutage aber ist die Kunst nicht das, was sie sein sollte; unsere Kunst ist nicht volkstümlich mit teilweiser Ausnahme der Musik höchstens sie ist dem Volksleben fremd: die bildende sowohl als nücli die redende. Dafs dies ein sehr wenif^ erfreulicher Zustand ist, .Nlcilt kein \ crständij^er Mensch in Abrede; ein solcher wird vielmehr die oben ans«^esprochene F'orderung durchaus billigen. Aber es ist nun die Frage, ob überhaupt die Kunst derselben gerecht zu werden vermag vielleicht liegt es in ihrem Wesen, nicht volkstümlich sein ^u können. Ich glaube nicht Die Wissenschaft allerdinj^s ist exklusiv; denn wenn auch ihre Resultate popularisiert werden können, bezüglich der Wege, auf denen man zu ihnen L'elan*;t, ist diesnicht, wenigstens nur in selir unvoUkomniener '^Veisc möglich hier ist ernste und inühsame .Arbeit und vieljährige sorglTdtige vSchnluug erforderlich. Nicht so bei der Kun>t; dieselbe wendet sich gar nicht an den Verstand, sondern an das Gemüt: sie weckt durch Anschauung das Gefühl. Nun sind die Unterschiede in der Gefühlsweise der verschiedenen Menschen gewifs sehr grolse, sowohl da, wo es sich um die ästhetischen, wie auch da, wo es sich um die intellektuellen, moralischen, religiösen und sinnliclien ( relühle handelt. Man darf jedoch diese L'nter- sehiede anderseits nicht als zu schroffe, als jede Verständigung und \ ermitlelung ausschliefsende auffa.ssen. Vor allem ist es deshalb nötig, ihre. Ursachen sich klar zu raachen. Be- sonders tiefgreifende Unterschiede treten uns natürlich ent- gegen, wenn wir die gesamte Menschheit ins Auge fassen nämUch zwischen den verschiedenen Menschheitsgnippen. Die Ursache ist in der Verschiedenheit der geistigen Knt- wiekelung zu suclicn, und diese Verschiedenheit ist wieder, wenigstens gröfsten teils, bedingt durch die Verschiedenlu it der geographischen (im weitesten Sinne des Wortes) Er- .scheinuugen. Damit ist freilich die Differenzierung noch lange nicht erschöpft, denn innerhalb der verschiedenen Menschheitsgruppen machen sich weitere Unterschiede zwischen Individuum und Tndi\i(hium geltend, verursacht durch die \'erschiedenheit der Erziehung, der gemachten Er- fahrungen. überhanj)t der Eebensverhältnis.se und, wris be- sonders den .'\usschlag giebt, da diese ja, wenn auch niemals ganzlich, so doch oft genug annähernd die nämUchen sind, der persönlichen ps\ cho-physischen Wranlauung. So grofs aber auch die durch dies alles bedingten Unterschiede nun sein niögen, die Erfahrung lehrt uns, dafs trotzdem eine viel- fache Ubereinstimmung herrscht, dafs die Menschen zunächst innerhalb einer und derselben Menschlu iisgruppe, weiterhin aber auch mehrerer solcher Gruppen z. B. derjenigen, welche

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ifto Dr. PMt RMveiMDn.

die Kultur-Menschheit ausmachen in sehr vielen bedeut- samen Punkten d*accord sind : eine Erscheinung, die für den Anhänger der monistischen Weltanschauung auch durchaus nichts Wnnderbares hat.')

Eine volkstümliche Knnst ist also olnu- Zweifel niöj^^licli, und ilire Pflee^e mnfs gfcrade/n als Pfliehl des Staates he- zeicluiel werden; denn die Kunst ist für den Menschen, den

Kulturkämpfer, von höchster Bedeutung als eine Quelle der reinsten Freude, ein Mittel von so belebender Wirkung, wie es kaum ein anderes geben dürfte.-) Hat die Jugend-Er- ziehung die Aufgabe, den ästhetischen Siim zu wecken und

7.U Stärken, so mnfs die Volks-Krziehunjj; darauf bedacht sein, denselben auch zu erhalten und vor VerkümnieruuL,^ /u be- wahren, indem sie ihm immer neue Nahrung zuführt. IJiese Mi.ssion verabsäume der »Staat ja nicht er pflege eine wahrhaft volkstümliche Kunst Als Vorbild in dieser Hin- sicht kann das alte Hellas dienen. In Griechenland gab es ein sehr hoch entwickeltes Kunstleben, das doch sehr populär war; die griechischen Dichter z. P. dichteten ihre Tragödien für alle Pürger, nicht nur für die höher ()e1>ildeten : es mufsle al.so die Knnst unter den (iricchen auf all|^enu'ines \'er- ständnis rechnen können. Da.s.selbc q-ilt aucli \ <>ii (k r mittel- alterlichen Kunst - auch diese war eine Kun.sl für das Volk, sie hatte ihre Wurzeln im \'olksleben. Unsere mo<lerne Kunst dagegen ist ein exotisches Gewächs auf unserem vaterländischen Boden, sie kann auf Verständnis -nur bei denen rechnen, welche durch die »Schule des klassischen Altertumes hindurch gegangen sind, wie diejenigen, welche sie üben. Der Grund ist in den beiden grofsen Uuterbrech-

') Natüilich soll dannt nicht etwa der Ansicht derer \Orschub jL^elei-stet we rden welche von eitler \ oll ii^u n r.leichninchunj^; aller l\in- richtungen und Anscliaiuuigeti aui dem ganzen Erdenrund träumen und reden eine solche scheitert selbstverständlich an derDifferen- /ienniti' der Mcnscliheil in die vielen ein/einen (inifjjjen, deren bis- hen^e vcrschicUcuc, luclir oder weniger isolierte Kutwickelung doch gewisse dauernde Unterschiede neben aller vielfachen sonstigen Über- einstimmung hervorgerufen hat. Und wenn auch in unserer Zeit die Iso- Hcninpr der verschiedenen einzelnen Menschhcitsirmppen inmu-rnu-br und mehr verschwindet, .so i.sl duch /u beachten, d iis die Vei.scbie- denheit in den natürlichen Bedingungen der Kntwii kelung, vornehni- licli den get^graphischeti Krscheinuniren, bestehen bleibt. Auch ver- dient die Erwägung nicht gering ange.sch lagen zu werden, Uafs eine solche Gleichheit selbst wenn sie sich durch Kfinstliche Mittel schaffen Heise, dem Knltiirfcirtschritte, der ja auf dem Prin/ipe irrnfstmöglicher, vielfältigster Arbcitsteihnig beruht, keineswegs förderlieh sein würde, mau also deshalb von ihrer Herbeiführung entschieden absehen mülste.

*) leb verweise behufs weiterer Orientierung auf meine Arbeit Die evolutionistische Ethik als Gruudlage der wisseuschaftlichen Pädagogik«. (Neue Bahnen V, Heft 1—3.)

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A4<am Smiths pä(ta(;ni;i»rlic Ansichten und F'frilik dcriteihfn.

Hilgen zu suchen, welche unser Eigenleben /.nr Zeit der Renaissance und um die Wende des vorigen und dieses Jahrhunderts erfahren hat kurz in der zweifachen Be- kehrung zum Altertume. Da sich dies alles mit historischer Notwendigkeit vollzogen hat, so kann natürlich kein Tadel ausgesprochen werden; aber wohl ist ein solcher am Platze^ wenn mau heutzutage nocli iiniuer die Augen gegen die grofsen ( u faliren verschliefst, welche <\\vsc Entwickehin l:^ der Dinge zur h'oh^c gehabt hat. Die Kunst, deren Träger nur die sogen, (icbildeten, d. h. eben die durch die Schule des klassischen Altertums Hindurchgegangenen sind, hat sehr viel mit zur bestandig fortschreitenden Verrohung der Massen beigetragen, hat die Kluft zwischen diesen und jenen immer grdlser gemacht. Der Masse, die man so von dem Mitge- nusse des herrlichsten Kidturgutes, der Kunst, ansschlofs, blieben gar keine Heziehungen mehr zu höheren, geistigen Idealen -- ist es da zu verwundern, wenn sie die ganze nioderne Kultur .ils etwas ihr FcinilNcligeb betrachtet, wenn sie gegen dieselbe l'ront maelu! Und man täusche sich doch ja nicht: die^Kultur^ die auf einer so schmalen Basis steht, wie dies bei den modernen Kulturvölkern der Fall ist, kann sehr leicht erschüttert und auch plötzlich vernichtet werden - vavmni cotimlesl

[ ^ " Nun haben allerdings die redenden Künste bereits einen energischen Anlauf genoinmen. mit der antiken Tradition zu brechen; aber die bihUndcn Künste sind diesem Beispiele noch nicht gefolgt: noch immer beansprucht man für Dar- stellungen, welche ihren Stoff der antiken Mythologie ent- nehmen, einen höheren Rang wenigstens sofern es sich um plastische handelt. Vielfach hat man freilich versucht, die antike Mythologie durch die christliche zu ersetzen, iu der Hoffnung, dadurch dem Interesse des Volkes mehr ge- recht zu werden. Nim ist ohne Zweifel bei derartigen Dar- stelhni'^'^f u auf weit mehr Verständnis /.u rechnen, <>l) aber auf wn klich tieferes Interesse, das erscheint mir sehr frag- lich. Solauge noch die christliche M\ üiologie von so vielen für mehr als blofse Mytholugie ausgegeben wird, solange diese Frage ein Objekt heftigster Streitereien ist, wie gegen- wärtig - solange werden mir verhältnisniäfsig \\ cnige Men- schen solchen Darstellungen gegenüber sich rein betrachtend und Lrenief.send verhalten können. \'or allem werden die.se ihre Wirkung auf die grofse, iminer unanlhalt.samer iu dem Sumpfe des krassesten Materialismus und Atheismus ver- sinkende Menge verfehlen sie werden nur deren Spott herausfordern. M) thologische Darstellungen sind nur dann ganz allgemein wirkungsvoll, wenn sie noch gamicht als

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t82 B^rfffmann.

niytholojTisclie gleiten - oder wenn von keiner Seite mehr daran ^^c/weifelt wird, dafs sie solche sind. F^ür den letzten Fall ist aber weitere \'()r.'iussct/iino dabei, daLs die Kenntnis dieser Mythen noch iinuiLr eine aiigcnieiue sei. Da man aber eine solche Kenntnis nur dann mit Fug und Recht verlangen konnte, wenn diese Mythen einen so hohen Bil- dungswert besäfsen, dafs ihre Obermittelnn^ dnrch den Unter- richt nötig wäre, dies jedocli zumeist nicht der Fall ist, so werden mythologische Darstellnnj^en immer nnr wenigen einen ästhetischen Gcnnss gewähren können: sie werden also für die staatliehc Kunstpflege und die äslhctisclic Volks- Erziehnn«^ kaum in Jktraeht koninicn. X'ielKicht sind historische Darstellungen noch am ehesten geeignet, allge- meines Interesse zu erwecken, aber freilich auch nur dann, wenn sie Ereignisse und Personen betreffen, von denen man voraussetzen kann, dafs sie allgemein bekannt sind.

Um eine Rcfonn in dem angegebenen Sinne anzubahnen und durchzuführen, wird sich der Staat einerseits zu einer Umgestaltung der der Auslnldung \'on Künstlern dieueiulen Kunstschulen, bezw. Akademien, werden die Künstler >ich anderseits dazu entschliefsen müssen, das Beispiel ihrer litte- rarischen Kollegen nachzuahmen. Nicht als ob ich der Meinung wäre, dafs unsere »modenie« Litteratur gar nichts zu wünschen übrig lasse, ich behaupte \ i elmehr, dafs sie, sofern es sich um die künstlerische Behandlung der von ihr gewählten Stoffe handelt, noch so gut wie alles zu wünschen übrig läfst. Aber können wir leugnen, dafs trot/.deui unser Herz dem frolimüligen Wagen derer gehört, welche in einer Erschütterung der menschlichen ( iesellschaft und aller ihrer Begriffe, wie sie seit den Tagen der untergehenden griechisch- römischen Welt nicht gesehen worden ist, in der Seele dieser Gesellschaft zu lesen und von dem befreienden Worte, nach dem sie sich sehnt, etwas auszusprechen vermögen! D. h. wir sympathisieren ganz unzweifelhaft mit dem nestrel)cn derer, welche den Stoff zu ihren Dichtungen nicht aus den unserem ganzen Denken und I'^ühlen fernliegenden Kpochen herholen, sondern denselben der (xegenwart entnehmen, und wir erwarten von diesen die neue künstlerische Formeu- sprache, die uns gemäfs sein wird wohl gemerkt: wir er- warten erst nodi diese Pormensprache, wir betrachten also das künstlerische Problem als erst zur - - und zwar unbe^ deutenderen Hälfte gelöst Die Naturalisten von heute sind zwar anderer Meinung; sie glauben, der Naturalismus sei die vollständige Lösimg. Weit gefehlt. Seine Forderungen besagen nichts weiter als < )|)})usiti()U gegen eine verbrauchte, veruutzte Art, Wiikliehkeit auizulasseii und darzustellen; er

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Adam 8mith» |»id«itoflri*ch» Amtichton nnd Kritik derselbrn. fg^

ist nichts anderes als der Protest der Wahrhaftigkeit gegen die überlieferte Formen spräche, er ist xnn'ichst also ein Negatives. Aber freilich geht ibni ein positives Klenieiit nicht gänzlich ab; welches diesem >ri, erhellt daraus, dafs ich ihn einen Protest der Wahrhaliigkeit« nannte. Auch die historische Betrachtung läfst uns erkennen, dafs er nicht ein rein Negatives ist Sie lehrt nns, dafs er stets in Zeiten künstlerischer Krisen aufgetreten ist und den groDsen schöpferischen Genies den Weg bereitet hat, indem er, sich an die Wirklichkeit festsaugend, ihr Neues abzugewinnen vcrsnchte, das jene dann künstlerisch verwerteten. Man sielit also, dafs ich ebensowenig zu den begeisterten Lob- rcdncrn des Nntnralismns wie zu denen geliöre, welche keinen guten l'adcu au ihm ^ia^.'^tn wollen er bezeichnet ein notwendiges, nützliches Übergan^s-Stadium.

Nunmehr wird man wissen, wie ich es meine, wenn ich sage, dafs die bildenden Künste sich die redenden zum Vor- bilde nehmen sollen und mich nicht mifsverstehen. Es ist ein unzweifelhaft tiefer nnd ehrlicher Zw^ unserer neuen Litteratur, dafs sie die heutige Gesellschaft, wie sie ist, niii rücksichtsloser Wahrhaftigkeit hinstellen und so der Kritik überantworten will - solchem Beginnen können wir luisere Anerkennung nicht versagen, mag ihr auch noch die eigentliche künstlerische Weihe fehlen; <£ese Ifitteratur kann auf allgemeines Verständnis rechnen. Nun weifs ich wohl, dals von den bildenden Künsten wenigstens die Malerei einen ähnlichen Weg bereits eingeschlagen hatte, aber sie hat denselben nicht weiter verfolgt, sie hat ihn wieder in jüngster Zeit \ erlassen. Und die neueste Richtung, in der sie sich beweist, kann ich nicht als einen Fortschritt be- trachten, noch weniger bin ich der Meinung, dals sie dadurch an Volkstümlichkeit gewonnen hat Sie hat ihre Zuflucht zu ausgeklügelt symbolischen Darstellungen genommen, mit denen ohne Kommentar niemand etwas anzufangen weiüs.^)

Nun könnte man vielleicht gegen dies alles, gegen die Betonung des \ c)1kstnmHc]ien Elementes in der Kunst, den Einwand erheben, dafs dadurch ein Rückschritt im künst- lerischen Schaffen herbeigeführt werden würde; ich glaube, dafs der Hinweis auf die mittehUterliche und besonders die antike Kunst denselben zu entkräften vermag: dieselbestand ja keineswegs trotz all ihrer Volkstümlichkeit hinter der unseren zurück Auch der Einwand ist hinfallig, dafs das Gebiet, welchem der Künstler seinen Stoff entlehnen solle,

') Audi in che Litteratur hat sich allerdingfs in dertieueren Zeit die S3anboük eingeschlichen leider!

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I>T- Pbv^ B«ri;^iB«tin.

allzu sehr eingeschränkt werde. Die vielgestaltigen Verhält- nisse des modernen Lebens und die vaterländische Geschichte

repräsentieren doch wahrÜch kein /ii enges Gebiet für die Stoffauswahl. Und mit Be/.ug auf die Zukunft werdeu diese Einwände erst recht keine (jeUnni; liaiien, Tnit Be'/nq^ nuf die Zeit nämlich, da der Jn«::^end- Unter rieht eine ^rnndHclie Reform erfahren ]ial)en w ird, w ie sie nacli fast aller Ansicht dringend geboten erscheint und nicht mehr lange auf sich warten lassen kann : dann wird auch die ästhetische Bildung in der Erziehung eine grossere RoUe spielen als bisher, dann wird das historische Wissen aller Glieder des Volkes ein umfangreicheres und ticfr v sein.*) Was soll aber der Staat weiterhin, anfscr dafs er die Kuu'^t, '^o viel an ilnn liegt, in volkstümliche Mahnen lenkt, thun, um das \'olk mit den Kunstsehätzen wirklich bekannt zu machen? Soweit die bildenden Künste in Betracht kommen, werden - und /war nicht blofs in den grofsen \'erkehrs-Zentren staatliche Kunstsammlungen anzulegen sein, zu denen der Zutritt jedermann freisteht und zwar nicht nur an einigen Vor- mittagsstunden, sondern während des ganzen Tages und noch eines Teiles des Abends denn sonst wird der Besuch ja den erwerbenden Klassen (weniiifstens an Wochentagen) uninö.t;lich gemacht. . Natürlich bieten auch <'>tfentliclie Hauten und sonstige Anlagen ( Tclejj^enheit. die AutuR i ksanikeit des Volkes auf die bildenden Künste zu lenken. Was die redenden Künste und die Musik betrifft, so würde es die Aufgabe des Staates sein, im groisen Mafsstabe für Volks- bibliotheken Sorge zu tragen, ferner von Zeit zu Zeit drama- tische und musikalische Aufführungen zu veranstalten ich betone wiederum : niclit etwa blofs in den grofsen vStädten - - deren Besuch an kein Eintrittsgeld gebunden sein dürfte. Was sonst noch zu thun übrig bliebe für die Pflege des ästhetischen Interesse im Volke, das wäre dann Sache privater Vereinigungen.

Solche Veranstaltungen, wie die oben zuletzt vorge^ schlagenen, würden weiterhin auch einen günstigen, ver- edelnden Einflnfs auf das gesellige Leben ausüben. Dafs unsere moderne Geselligkeit sehr viel zu wünschen übrig läfst, darül)er kann kein Zweifel herrschen. In den höheren Ständen raffinierte, materielle (ienufssucht, jtnmkende Re- präsentation, blofses Kokettieren mit geistigen tienüs.sen in den niederen Ständen inuner weiter um sich greifentle

M da/u (lit Ansfühninjftn im /.weiten K,i]5iti'l, ferner meine

Arbeiten: Die evolutioniütische Hthik als (irundla>;e der wissen- schaftlicheu Pädagogik» (Neue Bahnen V, Heft i-ü und ZiirPra^e des Oeschichtfi- Unterrichtes- (I^hrerin, XI. Jahrgang, Heft 2).

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Adam Smith» p&diiKogi>cb«> Aniiirht4>n und Kritik der>fllb«ii. f^r

W'iTolimii;. W ird dieser kl/Acren durch direkte und indirekte Mafsrej^elii kräftij; '^esteiu-rt, j^^reift in der i^rnisc!] ^Tnsse des \\)lkes dasStreheii nach liöhereii idealen (ienü.-^.^* !! wieder mehr Platz, dann werden auch die höheren Stände nicht zurückbleiben wollen und solchen Interessen bei ihren ge- selligen Veranstaltungen den Vorrang im Ernste und nicht blofs zum Scheine einräumen. Weiterhin gilt aber, Ein- richtungen zu treffen, welche alle Kreise des Volkes zu ge- meinsanier Ctesellij^kLit zusammenführen. Ich habe dabei \'olksfeste im Auge, die in gewissen ZwiselRuräumen wieder- ktlncii und alle, h«)ch und niednif. reich und arm, zu o^e- UK'iuschaUlichcni \ ergnügeu \ ereinigen niüisLcn. Hin sulclies Öffentliches Festleben würde sich z. B. sehr leicht an die Spiele der Jugend anschliefsen lassen. DaXs ich dabei an solche wie unsere heutigen sogen. \'olksfeste mit ihrem widerwärtigen Jahrmarktstnibel und ihren zum teil sehr wenig dezenten Belustigungen nicht denke, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Xatürlich müssen die höheren Kreise sieh nicht dadurch abhalten las.sen zu erscheinen, dals das toruial -gesellschaftliehe Henehmen ihrer geringeren \'olk.s- genussen unter den gegenwärtigen \'erhältnissen ihren An- forderungen an feine Manieren nicht entspricht; sie müssen denselben vielmehr entgegenkommen, müssen bedenken, dafs sie daran zum grofsenTeil die Schuld durch ihre Exklusivität tragen. Später, wenn erst die öffentli Ii. Erziehung der Jugend auch in diesem Punkte ihre Mib.siun in der rechten Weise erfüllt hat, wird dieses iiedenken ja von selbst weg- fallen. Wie weit der staatliche Anteil an der Pflei^^e solcher Cieseiligkeil gehen soll, ist leicht darau.s ersichilicli, dafs ich das öffentliche Festleben an die Spiele der Jugend anzu- schliefsen vorschlug diese aber sind ja ein Bestandteil des öffentlichen, staatlichen Erziehungswesens: den Leitern dieser Spiele, also öffentlichen, staatlichen Beamten, wird auch, vielleicht im Verein mit und unter Beihilfe von anderen öffentlichen Persönlichkeiten, die lAitung der darauf folgen- den Festlichkeiten obliegen. Im übrigen steht auch liier der i'rivatthätigkeit ein weites I'eld offen.

Dafs durch alle die.se Miifsnahmen und Bemühungen ein Zustand, der gar nichts mehr zu wünschen übrig Heise, hergestellt werden würde, einer solchen optimistischen Hoff- nung gebe ich mich selbstverständlich nicht hin; aber dafs bessere und gesündere Wrhältuisse als die jetzt l)estehenden dadurch herbeigeführt werden k(')nnen, d:nnu hin ich übcr- zeui^t. Rohe (lesellen, die jedem edleren iyebeusgenusse .iblk»)(l sind nuei nur au wüsten Trinkgelagen und anderen Au.sschweitungen Cietallen lintlen, wird es vermutlich immer

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g^eben, solanqrc die alte Erde steht. Es werden niemals alle Menschen ein gleich empfängliches Gemüt fiir das Knnst- schöne besitzen; immer wird es mehr oder weniger fein organisierte, stets wird es neben durch und durch ästhetischen auch solche Naturen eeben, denen so gut wie jeder künst- lerische Geschmack abgeht Aber soweit erzieherische, au! alle Altersklassen gerichtete Bestrebungen vermögen, die Zahl der feinfühligeren Naturen zu vermehren, mufs alles gethan werden, um dieses Resultat zu erzielen. Als nnfiher- stei gliche Schranke darf nur die spezifische Beanlagung au- gesehen werden.

Das soeben ( resagte gilt auch für diejenigen Bestrebungen, welche die religiöse und moralische Belehrung des Volkes zum Zwecke haben. Welche Mafsnahmen sollen nun aber in dieser Beziehung überhaupt getroffen werden? Hören wir zunächst wieder Smiths Ansicht darüber. Nach dem schon, ziemlich am Reginn dieses Kapitels, (icsagten, kann es uns nicht wniulern, wenn er hier als Lehrer \'olkcs mir die ( leistlieheii im Auge hat. Aber es ist bemerkenswert, dafs unser Philosoph mit voller Entschiedenheit sieli gegen einen selbständigen, mit Zwaugsgewalt ausgerüsteten Kirclienorga- nismus nach dem Muster der katholischen Kirche wie auch gegen jegliche Einmischung der weltlichen Machthaber in religiöse Dinge, gegen die Einrichtung von Staatskirchen, wie sie die Reformation im (^icfolge hatte, wendet Vielmehr hält er es für wünschenswert, dafs es eine grofse Menge von religiö.sen Sekten gebe, und dafs es jedem freistehe, sich seine Religion und denii^emäfs seinen Prie.su i nach eigenem Be- lieben zu wählen. (Weaith S. 355). Ja, er ist geneigt, es als einen idealen Zustand anzusehen, wenn jede Gemeinde eine kleine Sekte für sich bildete. Schlimme Polgen, meint er, könnten solche Verhältnisse nicht haben; nur da sei »der rührige und interessierte Eifer« von Rehgionslehrern gefähr- lich und störend, wo es entweder eine geduldete Sekte im Volke giebt, oder wo das ganze Volk in zwq'i oder drei grofse Sekten zerfällt, deren Prediger unter fester Zucht tuid T 'nter- ordnnng stehen. V^ollkonnnen unschädliclr , fährt er fort, *mufs aber dieser Eifer sein, .wo das \'olk in zwei- oder drei- hundert oder gar in viele tausend kleine Sekten zerfallt, deren keine grofs genug wäre, um die öffentliche Ruhe zu stören. Die Prediger jeder Sekte würden, da sie sich auf allen Seiten von mehr Feinden als Freunden umringt sehen, sich notwendig jener Redlichkeit und Mäfsignng beflcifsigen müsst-n, die man so selten unter den Predigern der grofs :n Reli- gions-Ciemiinseliaften findet fWealth S. I^r hofft von

einem solchen Znstande aber noch mehr gute Wnkungen.

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Er meint, auf diese Weise würde auch in religiösen Dingen eine Art Konkurrenzkampf entV)rcTinc!i, der drizn ftiliren würde, die religiösen Anschauungen imnicr iiulir /u Ifiutcin und schliefslicli eine reine Vernunft-Religion lier/.ustclkn. Kv sagt nämlich (cht-ndas.): Die Prediger jener kkincu Sekten wür- den, da sie fast ganz allein ständen, genötigt sein, die Pre- diger fast jeder anderen Sekfe zu respektieren, und die Kon- zessionen, die sie im eigenen Interesse einander machen müfsten, konnten mit der Zeit zu der reinen und vernünf- tigen, von jeder Beimischung von Albernheit, Betrng und Fanatismus freien Religion fülircn, wir sie m allen Zeiten der Mensclilieil weise Männer hergestellt zu sehen wünschten. Eine bedeutsame Stelle, welche zeigt, dafs Smith im Grunde seines llcr/ens ein echter Rationalist war, was aus seinen sonstigen auf die Religion bezugnehmenden Bemerkungen nicht ohne weiteres ersichtlich ist Nehmen wir dieselben hin- zu, so finden wir, dafs er allerdings ein Rationalist im Sinne seiner Zeit war: von dem r,lai;1>en an einen personlichen (r -tt um] eine individuelle Unsterblichkeit hat er sich nicht frei geniaclit.

Auf einen uns .\h)dernen gewifs selir sympatliischeu Oe- danken mufs ich im Anschlufs hieran noch hinweisen. Icli habe schon früher erwähnt, dafs Smith, um das Studium det Wissenschaft und Philosophie möglichst allgemein zu machen, Prüfungen in allgemeiner Bildung (>:in den höheren und schwierigeren Wissenschaften ) für alle diejenigen eingeführt zu wissen wünscht, welche sich um irgend ein höheres öffent- liches Amt zu bewerben beabsichtigen. Da er ausdrücklich sagt, dafs ein solches Verfaliren anLserordentlich wirksam sei, um jeglicher Art x im I'^inatisuius und Aherglanhen zu steuern, dafs, wo die höheren »Stände des Volkes dagegen gesieliert seien, auch die niederen ihm gar nicht arg ausgesetzt sein können (Wealth S. 357), ist wohl als seine Meinung anzu- nehmen, dafs auch die künftigen Geistlichen einer solchen Prüfung sich unterzielien s(dlen. Demnach würde der Staat doch nicht oline jeden Kinflufs auf d'\*^ religiös-sittliche Volks- erziehung sein. .\uch insofern verlangt er von der Regierung noch Kinmischung in die reli,L;ii"'seu Angelegenheiten, als er ihr das Recht zu.sprichl, die \ erschiedeuen einzelnen vSekteu zu zwingen, einander unbehelligt zu lassen. (Wealth S. 356).

Aus allen diesen Ausführungen ergiebt sich ganz von selbst, dafs von einem R angunterschiede unter den (rcist- lichen keine Rede sein kann ; ich nuichie aber doch noch ganz besonders auf diesen Punkt autinerksam Tuachen, den Smith wiederholt hervorhebt. Xatürlich werden unter solclicn Verhältnissen auch die Cieliälter der Cieistliciien ziendich

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rS8 Dr* i^ul Benr^miiRn.

j^leich )4i'(>ls sein und niemals ein gewisses Mittelniafs ül)er- steij^en ein Tinstand, dem unser Philosoph eine <j;r<)l"se I*)e- dciUun;;» l>eilegt. Ki sagl ^Wealth S. 364): Wenn die geist- lichen Stellen alle ssiomlich gleich dotiert sind, so kann keine sehr grofs sein, und dieses Mittelmafs, obwohl es zu weit getrieben sein kann, hat doch sehr gute Folgen. Nur eine untadelhafte moralische Lebensführung kann alsdann einem solchen Manne von schmalem ftinkommen Würde verK ilif n. Die Laster des Leichtsinns und der ICitelkeit machen ilui l'u-lierlich und sind überdies für ihn fast so verderblich, wie für die gewöhnlichen Leute. Der (leistliche ist bei einem geringen Kinkommen zu demjenigen Lebenswandel genötigt, den die niederen Stande am meisten achten. Er gewinnt also ihre Achtung und Liebe durch den Lebenswandel, den sein Interesse und seine Lage ihm vorschreiben. Die niederen Stände sehen auf ihn mit der Freundlichkeit, mit der wir jemanden zu betrachten pflegen, der sich nnj^efrihr in unserer Lage befindet, und der uns doch für höher gestellt gilt, ihre Freundschaft ruft natürlich die seinige hervor, ]^r bemüht sich (infolge dessen» um ihre Unterweisung und ihut alles, um ihnen beizustehen und zu helfen. Er verachtet selbst die Vorurteile der Leute nicht, die gegen ihn so günstig gesinnt sind, und behandelt sie niemals mit der Geringschätzung und Anmafsung, der man so oft bei den hochmütigen Würden- trägern reicher und wohldotierter Kirchen begegnet. Fest- haltend an seiner uns schon bekannten Überzeugung, dafs teste Gehälter aus irgend welchen öffentlichen T^>n(ls zumeist keine günstige Wirkung ausüben, wünscht er. dals der Geist- lichen Hinkommen in den freiwilligen Beiträgen ihrer Zu- hörer < bestehen solle (Wealth S. 35^).

Dafs die religiösen und moralischen Belehrungen des Volkes ebenso wie die politischen und wissenschaftlichen einen durchaus privaten Charakter an sich tragen sollen, habe ich schon vorher hervorgehoben. In dieser HeHeliung stimme ich ganz mit iSmith überein. Wie er, sage auch ich weiterhin: nur in&olcrn kann die staatliclic luninischung hier in Betracht kommen, als der Staat darüber zu wachen hat, dafs die einzelnen Religtons-Gemeinschaften einander auf keinerlei Wei.se anfeinden. Und wie er, bin auch ich der Ansicht, dafs der Staat das Recht haben mufs, nur solche Personen als die religiösen und moralischen Lehrer und Führer des \'olkes anzuerkennen, welche sich darüber aus- weisen k'Miiien, dafs sie eine vielseitige, dem jeweiligen K.ul- lur.standpnnkte entsprechende allgemeine Bildung und zwar, wie ich genauer j>räzisieren möchte, philosophische, historische und naturwissenschaftliche Bildung besitzen, und, füge ich

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hinzn, deren Charakter ein makelloser ist Der Staat mtifs, mit einem Worte, der Hüter religiöser Freiheit, Aulkläning,

Toleranz und religiösen Friedens sein. Mehr Recht aber darf er sich bezüglich der religiösen Angelegenheiten nicht anmafsen; nie darf er sich in die inneren Ani^e1e<jfenheiten der verschiedenen Religi()]is-( icnieinscliaftcn mische n - eine öffentliche, staatliche KnUusj>fk\ij^e ist durchaus überiliissi;^. Aber vor alicni duii die Politik nie die Religion zu flilte nifen, um sich ihrer als einer Polizeimafsregel zw bedienen; und nie darf die Regierung die eine Lehre mehr begünstigen als die andere. Wollte man aber sagen, dafs ich, auf einem solchen Standpunkte stehend, den Staat zum mindesten nicht als (Uu Hüter der rcli'jiösen Auflärnng hinstellen dürfte, so nn'ichtc ich darauf hinweisen, dafs wir heut'/utage vom Staate eine unmittelbare Sorgfalt für das Wohlbetinden der lUirger verlangen. Zum Wohlbefinden gehört aber auch, dafs der religiöse Olaubc mit der jeweiligen empirischen Weltkenntnis harmoniere. Bin - hier vorhandener Zwiespalt hält den Mensehen in einer fortwährenden spektischen Schwebe, beeinträchtigt also die Ruhe des Gemütes und somit das gesamte Wohlbefinden sehr wesentlich.

Vit-neicht ist es jedoch ein f^rofser Irrtum, wenn ich bchauplt. dals der Staat sich uiclit in religiöse Angelegen- heiten mischen darf, dafs er, um es noch deutlicher auszu- spreclien, uui dem lioden völliger Parität und Konfesüions- losigkeit stehen nmh. Vielleicht trifft doch der bekannte, dereinst (im Jahre 1555) aufgestellte Gnmdsatz „ejus regio, cuius religio'^ das Richtige. Ich glaube nicht. Der Staat i.st^ wie gesagt, (Tcsellschaft-seinheit und daher weiterhin Besitz-, Rechts- und Hildungs-ncmeinschaft. lusolern er das letztere ist und insofern die religiöse Pildunj^ ein unveräufserlicher Ik'slandieil der allgemein humanen Bildung ist, hat er, wie wir gesehen haben, dafür zu sorgen, dafs der Schulunterricht die allgetnein-nienschlichen Grundlagen religiöser Weltan- .schauung berücksichtige. Deshalb kann ich auch nicht so weit wie Ziegler gehen, welcher sagt dafs der Staat sich auf den Boden der Religionslosigkeit stellen müsse. .Aber das (^rleidet heute gar keinen Zweifel mehr, dafs die Zuge- hörigkeit der cinzehien Slaatsbürq-cr zu dieser oder jener bestimm te il (ilaubensgemeinschalt durchaus Sache der freien, individuellen Überzeugung ist. Darüber, in welcher (Glaubens- gemeinschaft der Knizelne Befriedigung seiner religiösen Bedürfnisse finden kann, vermag ja niemand aufser ihm selbst zu entscheiden. Ein diesbezügliches Eingreifen des

Religion und Religionen. Stuttgart 1893. S. 100.

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l>r. Paul BfTtfrtnRnn.

Staates weisen wir als eine gänzlich ungerechtfertigte Tyrannei, als (jCwissens/Avang- ab. Und zwar wollen wir nicht blofs von einem direkten Zwaiiq-e nichts wissen, sondern wir ver- werfen ancli jeden indirekten Druck: wir verlanj^en, dals der Staat sämtliche bürj^erlichcn Rechte seiner Anj^^ehörigen vom religiösen Bekenntnisse vollständig nnabhängig halte. Der Staat ist nach unserer heutigen Anschauung nicht Glaubensgemeinschaft die Aufrechterhaltnng eines Staats- kirchentums erscheint uns als unvereinbar mit dem Begriffe des modernen Staates.

Wie Smith bin anch ich weiterhin der Meininicf, dafs es von j>;re>lseni \'orteile w-äre, wenn es in demselben Staate eine grofse Menge kleiner. selbständii»-er, von einander unabhäng i ger Religions-Genieinsehailcn gäbe, statt zweier oder dreier Kirchen. Die grofsen Kirdiengenieinschaften erfordern einen komplizierten Verwaltungs-Apparat^ eine straffe Organisation, ein wohl diszipliniertes, nach Rani^abstufungen gegliedertes Priesterheer. vSie müssen femer mit einer gewissen Zwangs- gewalt ans^erüstet sein, nm alle die vielen, individnell so verschiedenen Kiemente /nsammenhalten zn können. So bilden sie gleichsam Staaten im Staate. Die Machtbefngnisse, mit denen sie, wie gesagt, notwendigerweise ansgerüstet sein müssen, verführen sie znr Überschreitung der ihrer Wirksam- keit gesetzten Grenzen, erzeugen in ihren Dienern das Laster der Herrschsucht Die Folge davon ist nicht nur, dafs sie sich gegenseitig befehden und so die öffentliche Ruhe stören, sondern, dafs sie alle auch auf die Regierung Kinflufs zu ge- winnen versnche^n und sich in die politischen Angelegen- heilen einniisehen, um ihre Maclusphärcu zn vergröfsern. Indem sie so die religiösen mit poliiiselicn Interessen ver- mischen, führen sie eine totale Spaltung des Volkes in ein .paar grofse Parteien herbei und gefährden den Bestand des Staates. Wollte man aber nun auch annehmen und hoffen, dafs in Zukunft die leitenden kirchlichen Kreise einer weisen Mäfsigung sich befleifsigen werden, so macht sich gegen solche grofse religiöse Wi1)ände noch ein anderes Hedeukt n geltend. Dieselben k(")nneu «nicht ^cnng Rücksicht auf das individuelle rehgiöse I>edürfnis nehmen. Dafs die gegen- wärtig bestehenden Kirchen mit ihrem in leblosen i ornieln erstarrten Dogmenkram dasselbe so gut wie überhaupt gar nicht befriedigen, ist eine Thatsache, hinsichtlich welcher man sich wohl kaum einer Täuschung hingeben kann. Eine von diesen selbst ausgehende Wandlung zum besseren scheint

') Ich ziehe diese Bezeichnnn^ dem von Smith gebrauchten Aus- drucke Sekte vor, weil nach der ^äfcwdhnlichcn Auffassung dem- S(;ibeu ein gewisses Udium anhaftet.

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Aiam Bmitkt i»Idag«flKoh« AB>iebt«ii und Krltilt demlb««.

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mir aber, soweit ich die Verhältnisse beurteilen kann, ^anss ausgeschlossen zusein. Nehmen wir jedoch an, dafs sie unter dem Zwange des Zeitgeistes sich endlich zu einer gründlichen Reform verstellen, wird dann die Snclilaq^e betreffs jenes Punktes Befriedigung der individuellen religiösen Bedürf- nisse - eine günsligere? Ich glaube nicht Nirgends treten bei reifen, denkenden Mtn.schen die individuellen Verschie- denheiten schroffer hervor als da, wo es sich um die reli- giösen Gefühle und Vorstellungen und die ihnen adäquaten symbolischen Funnen handelt Eine Einigung in dieser Be- Ziehung lälst sich nur auf dem Wege des unmittelbaren Meinungsa!istauscbes erj^ielcn. Kin solcher ist aber immer nur in einem kleinen Kreise möglich. Darum also, im In- teresse angemessener religiöser Ikdürfnis-Befriedigung bin ich mit Smith ganz einverstanden, dafs an die Steile einiger weniger grofsen Religions-Genteinschaften eine grofse Menge kleiner treten sollten.^) Ich bin fest davon überzeugt, dafs das religiöse Leben alsdann, befreit von jedem kirchen-regi- mentlichen, das Ganze bureaukratisch regierenden und nivellierenden Oeiste, sich auf das herrlichste entfalten würde.

Freilich ist noch die hVai^e /n beantworten, wie wir die Erreichung dieses Zieles anbahnen sollen. Dafs wir von unseren Kirchen auf kein Kntgegenkommen dabei zu rechnen haben, das ist wohl ganz zweifellos. Eine darauf gerichtete Bewegung müLste eben von dem Volke ausgehen, um den Erfolg ist mir nicht bange. Auch könnte man sofort einen guten .Anfang machen, wenn alle diejenigen und die Zahl derselbe:, ist wahrlich nicht gering welche nur noch nominell dieser oder jener Kirche angehören, wirklich die letzte Konsequenz ihres Standpunktes ziehen, auch formell aus dem kirclilicln 11 \'erbaude aiisscheiden und je nach ihren religiösen Überzeuj^ungen sich zu neuen kleinen Religions- Gemeinschaften zusammenschliefsen wollten. Nur ein wenig Mut gehört dazu sollte dieser wirklich bei uns eine so seltene Ware geworden sein, wie uns viele glauben machen wollen? Sollte uns die knechtische Rücksichtnahme auf diesen oder jenen äufseren Vorteil wirklich so sehr zur anderen Natur geworden sein, dals wir darum ideelle Güter gering achten nnd immer tiefer iu dem Sumpfe der Heuchelei ver- sinken wollen?

Wie steht es aber endlich noch um die moralische Volks- erziehung? Dafs ich nicht mit der Ansicht Smiths einver-

M .Ahnhche Zustände finden wir hcutzutaj^e hertits in Nord- .'\nicrika. Diejenijjcn (etwa die Angehörigen einer Stadt), deren An- schauunj^en ein ( »eisthcher genehm ist, scharen sich um diesen, und so bildet sich eine Gemeinde.

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Dr. Sfa»l D^vemiinB.

Stauden bin, dafs dieselbe b 1 o fs im Anschlüsse an die reliß^iöse auftreten solle, habe ich schon oben angedeutet. Allerdings

mochte anch ich, wie ans meine:! bislierij^^en Ansführnno^en hervorsteht, in denen ich ja an iiianclien Sulleii von den religiösen nnd moralischen Volksci /iehern spiaeli, eine Ver- bindung von Religion und Moral nichl enLl)eliren. Aber gegen eine allzu enge Verschlingung 'von Religion und Moral sprechen anderseits doch mancherlei Bedenken*) sofern man z. R. an der Persönlichkeit Gottes und einem indivi- duellen Fortleben nach dem Tode festhält: die Moral-Gebote erscheinen dann als heterononie, das Thun dc> (hiten er- scheint durch das Seligkeitsinteresse motiviert. Und dafs derartige religiöse X'nrstellnngen in der Zukunft gänzlich verschwinden werden, wird man doch auch nicht annehmen können - für die nächste Zukunft ganz gewifs nicht. Auch wird es immer Menschen von ntir geringem religiösen Interesse und solche geben, welche trotz lebhaften religiösen Interesses nicht das Hedürfnis haben, mit anderen in eine religiöse Ge- meinschaft zu treten. lU i so beanlagten Naturen können aber rein morrdisclie l'c U ln nngen sehr wohl .\nklmiq finden. Und (lals solche nicht möglich seien, dafs Moral ohne Religion ein l'uding sei, wird man doch nicht im Kruste behaupten wollen : dafs es eine rein weltliche Moral gicbt, ist ja eine unbestreitbare Thatsache der Erfahrung. Daher fordere ich aufser den mit den religiösen verbundenen auch noch unab- hängige moralische Belehrungen für das Volk.

S c h 1 u fs.

Nachdem wir nunmehr Smiths pädagogische An.sichten in ihrer Totalität kennen gelenit haben^ wird es angebracht

sein, trotz der gleich bei ihrer Hes])rechung gelieferten Sonder- kritiken ein zusannnenfassendes Schlufsurteil ül)er dieselben abzugeben. ICin solches ist freilicli nicht m(')<»lich, 'Imc dafs ich .seine in der Politik niedergelegten Ansrhrmiingen hiei mit berücksichtige; demi vSmith hat ja das »likutliche Kr- zicluingswcsen in enger Verl)iutlung mit den politischen Problemen abgehandelt

Bs ist nun ganz unzweifelhaft, dafs Smith in seiner Staatslehre noch weit mehr als in der Ökonomik nach eineiii mittleren vStandpiuikt strebt, was die Auffassung der dem Staate obliegenden Pflichten betrifft. In .seiner Wirtschaftslehre huldigt er ziemlich stark dem physiokra-

') Vgl. auch Zieglcr. Rdiin^in und .Religionen S. 65 ff., beson- ders S. 70 ff.

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tischen Grundsatze des Jamer aüer d Untser jxisscr", will er nicht viel von einer staatliclien Einmischung und Regulierung wissen. In seiner Politik jedoch vcrlanq^t er vom Staate mancherlei Fürsorge sowohl mit Hezu«,»^ auf die niaterielltti als auch hcson<k:rs auf die t^^eistigeti lutcrtsscii der Hür<4^cM. Und wenn wir heutzutage auch noch bei weitem mehr vom Staate erwarten^ eine weit intensivere positive Wohlfahrts- und Wirtschafts-Pflege, eine weit energischere Fördening aller auf die Volksveredelung gerichteten Bestrebungen, so können wir doch der Smithschen Staatslehre unsere Sym- pathie ni<"1i* versacfcn und sind gern bereit, die in dieser nn Verhaltins zur ( )kon()iiiik oline Zweifel zu Tat^e tretenden Inkonsequenzen liebenswürdig zu finden. Das liild des lebendigen und geistesniächtigen, auf Schulzwaiig und all- gemeine Wehrpflicht gegründeten Kulturstaates, das Smith vor unseren Blicken entrollt, ist es namentlich, das uns un- widerstehlich anzieht und fesselt

Und nun: welches Schlufsurteil sollen wir über un.seres Philosophen pädagogische Ansichten fällen? Ich habe vielerlei daran auszu.setzen gehabt, besonders an seinen schnlorgani- sati»ri.schen \'orschlägen. Ich fand, dafs er oft nicht weit genug mit seim n Forderungen gehe. Aber dies alles erklärt sich eben, wie ich auch immer gleich andeutete, aus seinem Standpunkte, und dieser ist ja wieder durch den damaligeu Zeitgeist bedingt Gewifs ist Smith demselben gerade in seiner Politik oft vorausgeeilt, ganz seinem Binflufse konnte er aber auch hier sich nicht entziehen das h:ltle auch kein anderer, noch grosserer (ieist vermocht, l nd wenn man bedenkt, wie sehr unser Philosoph in seiner Ökonomik unter dessen Herrschaft steht, so ist es in hohem (iiade zu bewundern, dafs er in der Politik sich .so weit von ihr frei- gemacht hat Die in der Staatslehre vorhandene höhere Auffassung der staatlichen Aufgaben ist jedenfalls seinen pädagogischen Theorien sehr zu Gute gekommen, und diesen günstigen Eindruck kann der Umstand, dafs die in seiner Volkswirtschaftslehre sich findeiule engere und niedere Auf- fassung und manches von dort herübergeholte, als extrem iKTeits gekennzeichnete Prinzi]), wie das der durchaus freien Konkurrenz, ihn bisweilen auf halbem Wege halt maciien lassen, wohl beeinträchtigen, aber nicht verwischen.

Der enge Zusammenhang zwischen seinen pädagogischen Ansichten einer- und seiner Politik und Ökonomik anderer- seits, der mich bewog, eine ziemlich ausführliche Darstellung dieser der Darlegung jener voranzuschicken,') bedarf keiner

') Vffl. die diese Dar.stellunji cntlialtendc Hroschürc. welche jjleich- zeiti^j mit der Herausgabe d i . erliegenden Arbeit in den P.äda-

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t>r. Piiul B«>rKein«iHb

weiteren Rrörtenuig. Dafs Smith der Ethik bei der Kr- /fichimj^ eitu* entscheidet! de Rolle ztnveist, ist ebenfalls ans meinen Ansfiihrnn.^cn wohl dcnllicli liervor^eg;anjT^en. l)oeli gestatte ich niii darüber hier noch ein knrzes Wort, weil dieser Znsammenhang allerdings nicht so klar in die An^^en sjnin^t wie jener andere. Durch die Erziehung soll der Mensch tugendhaft und kenntnisreich werden, damit er selbst in dieser wie in jener Welt glücklich werde nnd das (]luck seiner Mitmenschen anf Ivrden befördern nnd ihnen nützen kann. Der Mensch soll dnrch die Kr/ichnnj; ein nützliches nnd wohlwollendes (waruK- S\ni])alhiL' für den Nächsten fühlendes) Cilied der nienschliclien ( Ksellschaft, knrz: ein gnter Staats- nnd Weltbürger, und dereinst ein Erl>e elcs Himmelreiches werden. Und dieser Zielstellung entsprechen alle die von ihm vorgeschlagenen erzieherischen Mafsnahmen. Freilich erscheint mir, der ich den Eudämonismus (die endä- monologische Betrachtnn i^sw eise) zwar nicht als unberechtigt nnd keineswegs als entbelirlich \ erwerfe, wohl aber zur (le- winnunn" eines obersten Mcnal-Priuzijies nntanglich finde (es ist mir von untergeordneter Uedentnng), ') das anq-egebene Erziehnngs-Ziel nicht weit genug, oder zum mindesten ver- binde ich doch mit demselben einen etwas anderen Sinn, als der isty den es nach Smiths ethischer Anschauung haben niuls.

Auf einen Punkt möchte ich endlich noch hinweisen und denselben besonders rühmend hervorheben: ich meine den weiten Hlick, mit dem Smith das (ianze der Erziehnngs- Arbeit n1)erschant. Kr zwänq-t dieselbe nicht in die eni^'^en Grenzen des Hauses nnd der Schule ein, sondern er dehnt sie anf das ganze Leben des Menschen ans. Darin sollten iiiii die modernen Pädagogen sieh entschieden zum Vorbilde nehmen. Doch ich fürchte, dafs diese Mahnung ungehort verhallen wird; denn dieselben, namentlich diejenigen unter ihnen, welche sich für die berufensten Träger der Erziehungs- wissenschaft halten, die Anhänger der Herbart-Zilki scheu Richtung, versinken innner tiefer in der methodischen Klein- Arbeil und we rden dabei kurzsichtig; nnd kleinlich, so klein- lich, dals sie jeden kleinsten neu i^cfmidenen Kunstj^riff der Welt als eine groise Krrnngenschaii üeter Cieistesari>eit unter lautem Trompetenschall verkünden.

Zum Schlüsse mochte ich noch mit einem Worte auf die Art

gogischen Zeit und Streitfragen im nämlichen Verlage wie diese erech einen wird

V) Ich weise aui meine, aus aiukicii Aibcilcn bekannte L'nlcr- scheidung zwischen dem Sittlichen im höheren odtr weiteren und dem im niederen oder engeren Sinne hin: dieiiem kommt für jenes die Stellung des Mittels zum Zwecke zu.

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und Weise eitigelien, wie ich an Smiths pädagogischen Theorien Kritik geübt habe. \'iLlleiclit macht man mir einen Vorwurf flaratis, dafs ich die (irenzen, die einer historischen Kritik j4 est eckt sind, weit überschritten habe; man wird saj^en, dafs CS mindestens überllüssig gewesen sei, tlcn von Smith ge- machten X'orschlägen andere weitergehende hinzuzufügen oder entgegenzustellen. Hätte ich nur eine historische Skizze zu geben beabsichtigt, so würden ohne Zweifel diese Vor- würfe bereclitigt sein; aber dies war gar nicht mein Wille: ich habe von vornherein darauf hingewiesen, dafs ich so enge (rrenzen meiner Arbeit nicht stecken wolle. Worauf es mir ankam, das war: eine produktive Kritik zu liefern, und Smith st i1)>i war mir \'orbild bei diesem Unter- nehmen. iMeilich halle icli daliei vor ihm einen grolsen Vor- teil voraus: mehr als ein Jahrhundert liegt zwischen dem Erscheinen seiner Werke nnd meiner Kritik, und die mannig- fachen in diesem langen Zeiträume erschienenen Leistungen erleichterten mein Beginnen. Ja, \ ielleicht ist man geneigt zu sagen, dafs es eine leere Redensart sei, in solchem Falle noch von produktiver Kritik zu sprechen. Oewifs, wenn es sich mn eine vollständig abi^ethane Richtung, um nach dem all- gemeinen Urteile gän/.Hch veraltete -Anschauungen handelt. Das aber ist rücksichtlich derjenigen Adam Smiths eben nicht der Fall. Und deshalb wollte ich das von ihm Gebotene nicht blofs zum Gegenstande einer historischen Darstellung und Kritik, sondern, soweit es mir dazu tauglich schien, zum Ausgangspinikte und zur (irundlage weiterer Ausführungen maclien. Daher war ich der Ansicht, dasselbe biete nicht nur ( relegenheil, daran meinen kritiselien Witz zu erproben luul \\ idersprüche heraus/ntinden, .sondern h'efere wohl noch weiter wertvolles ßauuialerial, das ich nicht unbenül/l liegen lassen wollte, eingedenk der Dichterworte:

Lcithl ist's. Widersprüche finden, [st (lein Wit/. nicht all/u sticht. Aliur eins ist nicht so leicht: St> die (ilietler zu verbinden. Dafft die Widerspräche schwinden Und sich au.s da.s («anze gleicht

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TTmgestaltuixg des Lelirplaiies und der Organisation der Yolksscliule

nacjb. den Forderungen der Gegenwart.

Von Jok. Hrnmoheiilt in Crefeld.

(Schhus.i

Bevor wir zur nähercTi Ansfühning dieser »Sätze «feheii können, müssen wir sehen, wie mm Orq^anisntion nnd Lehr- plan anch ineinander g^reifen. Der Untcrriclit soll einen znsanmienhängenden, festgeschlosscnen Gedankenkreis ci- zengen, weil nur daraus die Gesinnung befruchtet werden kann, nnd die Kenntnisse nur dann stets zum Gebrauch be- reitstehen. Dieser Herbartsche Satz ist an sich gewifs richtig, nur darf er nicht anf die Spitze getrieben werden. Zum Zwecke der Einheit des Gedankenkreises ninfs im Lehr- planc eine organische Verbindung innerhalb der einzelnen Fäclier nnd der Fächer nnter sich vorgeselien werden. IWi obiger Grnndlaf^e der Stoffwahl er£»-iebt sich diese Verbindung leicht Aber auch die Organisation hat dazu mitzuwirken; sie darf ivenigstens der Einheit nicht entgegenstehen. Es wäre verkehrt zu glauben, dafs durch den Lehrplan allein ein fest^eschlossener, innig verbundener Gedankenkreis, ans dem Gefühl und Wille erwachsen, hervorgerufen werde. Der Lelirplan ist nur eine änfserc Hilfe, die dem wirkenden l-'nlrtnr der Einheit, dem Lehrer, den Weg ebenen muis; nur dieser kann sie durch seine lei)endige Thälio^keit erzeugen.

Der Geist ist das komplizierteste Wesen; wenn seine Bildung und Veredelung gelingen soll, so kann das nur durch eine hodist mannigfaltige und doch wohlgeordnete Thätig- keit erreicht werden. Schon die blofse Vemiittelung der geistigen Nahrungsstoffe, der Anschauungen (Kenntnisse), .ist eine schwierige Kunst. Aber damit ist die Arbeit des Lehrers noch längst nicht gethan. Aus den Anschauungen sollen

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Vntgettaltune «l^* L*hrpl*ne» iin4 4*r OrfanlMlIon itt VotktMhiile «tr.

niedere imd höhere, vielseitig verbundene Begriffe entstehen; es soll der Zusammenhang der Din.uc und Erscheinungen in der Natur und der Menschenwelt erkannt werden; ans den Anschaunngfen und Begrifft ti sollen Urteile und Schlüsse sich erj^eben; knr/iun: die Kenntnisse sind in Krkriintnis.se, die Ansichten in Hinsicht zu verwandeln, und zugleich soll der Schüler sich die mancherlei Fertigkeiten nnd Geschick- lichkeiten aneignen, die zur praktischen Verwendung erforder- lich sind. Vor allem mufs er in und mit dieser Arbeit lernen, selbstthätig seine Sinne und Fähigkeiten zu ge- brauchen; aus dem Unmündigen soll in Wahrheit ein Mün- diger werden

Das alles bildet jedoch erst einen Hniclitcil der Lebrerarbeit. Es treten die viel feineren Aufi^aben der Cieniütsbildnnj^ einerseits und der Gesinnnni^s- und Cliarakterbildung ander- seits hinzu, die in, mit und neben den vorgenannten Lehr- thätigkeiten erfüllt sein wollen. Bei der Gemütsbildung handelt es sich darum, dafs der Schüler Sinn und Geschmack für alles Schöne nnd Lie1)liche in Natur nnd Menschenleben erwerbe, herzliche Teilnahme an dem Wohl nnd Weh der Mitmenschen gewinne, alles Gute, Edle und Heilige schätzen, achten nnd lieben lerne und des i^n tili eben Adels seiner Seele nnd ihres Ewi,i(keitsbernfs einit^edenk bleibe. Bei der Gesinnungs- nnd Charakterbildung nuüs die Sorge des Er- ziehers dahin gehen, dafs das sittlich-religiöse Erkennen mit seinen entsprechenden Gefühlen nicht in blofsen Wünschen und Vorsätzen stecken bleibe, sondern zu Willensentschlüssen, festen Grundsätzen werde, wozu konsequente Gewöhnung, sowohl die persönliche, als anch die durch feste Lebensord- nnn^' Lfeleitete, in den Dienst genommen werden mnfs. Diese allt^'^enienien Ziele wollen auf jeder Stufe bedacht sein; da/u nmssen noch die verschiedenen Lehrgegenstände in Betracht gezogen werden. Hieraus dürfte sich wohl zur (»enüge er- geben, dafs nur durch die lebendige Thätigkeit des zielbe- wufsten Lehrers die Einheit, richtige Verknüpnmg undBildmig des Oedankenkreises erfolgen kann. Der Lehrplan mag noch so geschickt die Stoffe zurechtlegen, in lebendig wirkende Kräfte kann nur der J^ehrer sie verwandeln. Gewifs soll die Hilfe des Lehrplans dabei nicht verkannt werden; aber allein durch ihn, ohne die Einheit des I^elners, «^nebt es keine Einheit des Gedankenkreises. Daher kann bei der Arbeit des Lehrers jene Arbeitsteilung nicht Platz greifen, welche die heutige Zeit fast auf auf allen Gebieten anstrebt; mit anderen Worten : es darf kein Fachunterricht stattfinden. Sämtliche formalen nnd sachlichen Fächer müssen in der- selben Hand sich befinden.

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Jota» Hom»rhrlrit,

Aber noch weiter mufs die Einheit des Lehrenden gehen.

Die Mannigfaltigkeit der Aufgaben erzeugt bei den Lehrern Mannigfaltigkeit der Ansichten, die alle gnt sein können, wenn sie konsequent durch i^efnlirt werden; sie werden aber vom Übel, wenn sie in jedem Jahre bei der Heliaudiung des Kindes wechseln. Dalicr rührt bei den vielklassigen Sclinl- systenien, an denen ein jährlicher Wechsel der Lehrer und Klassen besteht» die grofse Schwierigkeit, die Einheit der Arbeit herzustellen. Denn mögen die allgemeinen Grund- sätze noch so genau fest b estellt, noch so oft in Erinnennig gebracht, mag ihre Ausfühimig noch so sehr uberwacht werden, sie erhalten doch bei jedem Lehrer ein anderes ^icpräj^e und nehmen in ihrer Anwenihmi; eine sub- jektive Ciesiallung an. Noch gröfser wird die ^Schwierigkeit die Hinlieit der Schularbeit zu wahren, wenn wir auf die Metliode sehen, da auch diese sich nach der Individualität jedes Lehrers stets anders jgfestaltet Für die Einheit der Arbeit ist es femer notwendig, dals in den äufseren Formen des Unterrichts, in Terminologie und Zeichen, Überein- stimmung herrscht und sowohl im äufseren Schulleben, als besonders auc h in der Oewöhnnnq und dem Beispiel Stt'ti'sj^- keit vorhanden ist Relativ vollkommen wird also die l'.in- heit ntir, wenn derselbe Lehrer alle Fächer nicht mir eine kurze Zeit, sondern die ganze »Schulzeit hindurch erleill, die Kinder also durchführt

Allein nicht nur die Einheit des Stoffes und des Lehrers, sondern auch die der Schüler mufs gewahrt bleiben, das heifst, die Schüler müssen wenii^stens annähernd auf der gleichen oeictirren Kntwickehm<^sstule stehen, damit derselbe Ihiterrichl und dieselben er/ieliUchen Mafsnahnien im allge- meinen für alle passen, damit el)eH Klassen- und nicht Hinzel- unterricht stattfindet. Deshalb ist es am zweckmälsigsteu, die Kinder nach Jahrgängen gesondert zu unterrichten. Das Vereinigen zweier Jahrgänge oder Abteilungen beim Unter- richt kann nur als Notbehelf bezeichnet werden, da für die eine Abteilung das nicht [Kissen kann, was der anderen ent- spricht. Zudem mufs der Lehrer sich ganz hineinversenken in die Oeistcs- und ( icdankenwelt seiner Schüler; hat er verschiedene Stuten uder Abteilungen, so hat er zu florseiben Zeit sich auch den verschiedenen geistigen Stufen anzu- passen, und es wird schwer fallen, dies so vollkommen zu erreichen, wie es bei der Unterweisung einer Stufe uiüg- lieh ist Somit ergiebt sich als die beste Einrichtung, um in Unterricht und Erziehung Einheit zu erzielen: Jeder I^ehrer unterrichtet nur einen Jahrgang; er er- teilt allen Unterricht die technischen Fächer vieU

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leicht ausf;^cn<»innieii in seiner Ktasse selbst und führt die Klasse bis zum Schlüsse der Schulzeit durch.

Da (Wv vScliiilzeit aclit Jahre dauert, würtle also die acht- k!as>ijre Schule sich als div l)cste und ualürlichste Orj^anisaliou inbctreff der Zahl der Klassen einer Schule ergeben. Die Anzahl der Klassen über diese Zahl hinaus zu vermehren, wäre durch pädaj^ogische Gründe schwer zu rechfertigen, man nuirste denn der Trennung der Geschlechter oder einer zweimaligen .\ufnahme das Wort reden. Aber auch unter diesen rniständen empfiehlt es sich, nur je acht Kla.s.sen unter eine Iveitun^j; zu stellen. Zu (runstrn der j^rcf^eii Schidkasernen läfst .sich nur die Zusaninieuj^eiiörij^keit tles Sclmlbe/irks und der Kostenpunkt anlühren; das Leben in denselben aber wird entweder eine vollständige Anarchie oder der reine ßüreaukratismus werden; die Mittelstraüse ist schwer innezuhalten, jene beiden aber sind der Ruin aller Erziehung. Leider werden andererseits die land- schaftlichen Verhältnisse oft stärker sein als die päda- go<rischen Forderungen, .so dais sie die Zahl der Klassen aul ilein Lande und in den kleiuereu Städten unter acht herunterdrücken.

Wir haben bisher rein theoretisch geiulgert. Allein die Lehrmeisterin Erfahrung sagt^ dafs in Wirklichkeit nicht alle Lehrer so vollkommen sind^ wie die obige Theorie zur Voraussetzung hat. Kin Charakter bildet sich erst im Strome 1 r Zeit; wohin daher mit den Anfängern im Lehramte? J^ei manchem haben die Lebensverhältni.s.se die Hildung einer echten Persr)ul ich keil überhaupt unniöurlich «gemacht, so dafs bei der vor^e^eblaj^ciien Kinrichtuui: durcli einen solchen Erzieher geradezu ein nachteiliger LiulluLs hervorgerufen würde, ^lancher Lehrer eignet sich aufserdem für eine be- stimmte Stufe nicht mehr. Es ist daher notwendig, dafs die Lehrer ihrer Beschaffenheit und Fähigkeit nach ver« wendet werden. Daher wird /uw eilen ein Wechsel der Klassen nicht zu umgehen sein; manche Lehrer werden die Klassen ganz durchführen, manche nur eini*^e Jahre, einige nur ein Jahr. Macht die Lehri>er.sönlichkeit diesen Wechsel zur Pflichl, .so litj^L er am besten in der Mitte, im \ ierten Schul- jahre, die drei ersten Schuljahre müssen durchgeführt wer- den und auch die drei letzten.

Ferner kann unmöglich jeder neue Lehrer von neuen: anfangen, sich das Pensum und die erziehlichen Mafsnahmen an der Schule zurecht zu legen, die Erfahrungen der alten Kollegen müssen ihm zugute konnnen. Daher ist der Lehr plan nicht nur im allgemeinen für den Bezirk festzusetzen,

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200 'Olk HoNincbridt.

sondern auch jedes Sclnils\ stcni nnifs die individuelle Aus- prägung desselben gemeinsam festlegen. Dem einzelnen Lehrer Meibl dann die Wahl der einzelnen Ohiekte und s])cziellen cr/icliliehen Mafsnahmen, und auch hicrhei wird der gemeiusame Rat des Kollegiums eher das Ri einig t- treffen als der einzelne Lehrer.

Endlich giebt es noch einen anderen Umstand, der einen gewissen Rüreaiikratismus im Schulwesen notwendig inachL Wir sind nämlich noch von einer Voraussetzung ausgegangen, die in Wirkliclikt-it auch durchaus nicht überall existiert, dals nämlich die Kinder während der ganzen Schulzeit derselben Schule \ erbleiben. Wer das Leben in unseren Industrie- und Orol'sstädten kennt, weifs, dafs kaum 50 Prozent acht Jahre lang dieselbe Schule besnchen, und die Entwickelung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse verspricht in dieser Beziehnng keine Bessenmg, sondern eher enie Verschlechtening. Bei den patriarchalischen Verhältnissen vieler Landgemeinden und auch der Städte früherer Zeit war das anders. Aber mit den veränderten Verhältnissen ist zu rechnen, und zwar sind sie ein Faktor, der ausschlaj^gebend ist. Die Verhält- nisse sind stärker als die Men.schen. Die vSchule kann den Fortschritt nicht aufhalten, mufs sich vielmehr ihm anpassen und durch einheitliche Leitung, allgemeine Pestsetzung der Grundprinzipien der Lehrthatigkeit und des Lernstoffes, nnd zw^ar in immer engeren Grenzen, die Einheit zu erzielen suchen. Wo nur ein Lehrer in derCremeindc wirkt, da möge ihm Freiheit gelassen werden. Wo aber acht und mehr vor- handen sind, sollte es da nicht besser sein, dafs sie ein ein- heitliches Ganzes bilden? Würden sie einzeln gestellt, nicht in äufserlichen Dingen oft und so hart aneinander stofsen, da£s bald eine vollständige Anarchie herrschen würde? Also eine Leitung sowohl des Kreises wie des einzelnen Systems mufs vorhanden sein; sie darf auch nicht jährlich wechseln, um die Einheit und Stetigkeit der erziehlichen Maisnahmen, .sowie der Unterrichtsgrundsätze und des Lehrplanes zu ver- bürgen. Als Lehrer der Schule braucht der Leiter darum nicht stets in der obersten Klasse den Unterricht zu erteilen; als Lehrer rangiert er mit den übrigen Lehrkräften der Schule.

Die Einheitlichkeit des kindlichen Geistes stellt schliefs- lich noch eine Pordernng bezüglich der StoffwahL Auf

den kindlichen Gedankenkreis hat nicht nur die Schule und das Leben in der Schule einen Einfluf.s, sondern vor der Schulzeit und noch fortwährend neben der Schule wirkt eine ganz andere Welt und Umgebung, ein ganz anderes Leben auf denselben ein. Ja, dieser letztere Eintiuis hat eutschie-

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Fmgvttallunir det LahrpUnM »nd Of|F«nlMtlM der T«UiNoIuile ttc, 201

den das Übergewicht, weiiu beide getrennt oder sogar im Gej^eiisatz stehen. In diesem Falle ist der Einflnfs der Schule sowohl in erziehlicher wie in nntcrrichtlicher Beziehnng sehr gerinj:,''. Darans erklären sich manche Krsc]ieinnn<:^en der heiuigen Zeit. Trotz eines Junten Unterrichts in den Realien hkiht nnr wenijjfos nach der Schnlzeit Kii^cntuin dci iSchüler; in Reli*jiou, im Rechnen und Dentsclien zeigen ganz gut beanlagte Schüler, die in der Schule vollständig auf der Hohe waren, im Leben eine grosse Unbeholfenheit und Unkennt- nis; auf dem speziell erziehlichen Gebiete finden wir dieselben Erscheinungen. Die Kinder haben in zwei Welten gelebt; die Welt der Schule wareini ":'^anz ixesondcrlc \ (^n dt r Welt des Lebens, nur einige Wrbnidungsfädcn wurden <4eknü})ft: nur ganz befähigten Köpfen gelang c^, aus sich selbst die Gedankenkreise zu verschmelzen ; bei den meisten verwischte das Leihen alle Eindrucke der Schule. Der Lehrer hat meistens nur den Teil des Geisteslebens der Kinder erkannt, den er selbst gelegt, er hat die Individualitat in ihrem grofsten Teile nicht kennen gelernt; denn er lernt sie nie ganz kennen durch jene äufseren ?^Iittel, wie persönliche Bekanntschaft mit dem KUernhause, durch Beobachtungen im Spiel etc. Dies sind nur Gelegenheitsblitze. N\u' im l'nLerricht kann er alle Teile des Geistes kennen lernen, das heilst, wenn der l'nter- richt alle Geisteskräfte planmäfsig in Anspruch nimmt. Da- her die Pflicht der Schule, mehr als bisher die häitsliche Ge- dankenwelt der Kinder mit der der Schule zu verschmelzen. Sie darf sich nicht damit begnügen, die Gedanken- und Gemuts- welt, welche die Kinder mit in die Schule bringen, blofs zur Grundlage /n nehmen und darauf eine ganz andere aufzu- bauen. SDiidern sie mnfs diese ( n undlage klären, vervoll- ständigen und orchien tmd in gleichem Schritt mit dem stets auf die Kinder weiter einwirkenden Leben diese Arbeit fort- setzen; sie mufs nicht nur -yon der Heimat ausgehen, son- dern das heimatliche Leben als stete Begleiterin, Helferin in Übung, Anwendung und Wiederholung l)ehalten. Die Scluile mufs sich mit ihrer Thätigkeit gleichsam in das Leben der Gegend versenken uiul so das wirkliche Lel)en der Kinder in Kopf und Herz derselben zu veredeln luid zu heben suchen. Auf,L;abe des Lelirplanes ist es, dazu zu \-eranlassen. Der Anschauungsunterricht auf der l'^nterstufe ist auf dieser Bahn; die Mittelstufe bricht jäh damit ab, wenn auch nicht theoretisch, so doch in der I^axis. Naturgeschichte, Geographie, Ge- schichte treten selbstständig auf und w^erden nicht im An- schlufs an den bisherigen Gedankenkreis und das heimat- liche Leben der Kinder, sondern in Rücksicht auf die Natur der Fächer ihrer wissenschaftlichen Seite nach angeordnet.

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Joh. Hi>m«c--hHilt.

So wird den Rindern eine Art wissenschaftliche Einsicht \ er- schafft, al)cr nicht eine Klänn:*^ des anf sie einstiimiendt ii Lebens. l"nd ist es in Reli^iun, Deutsch und Rechnen niclit ebenso? Die iüiii^-ste Zeit bc<^innt in Xatnri»-eschichte allge- mein andere Haliuca cui/aisclila<;cn ; es werden Lebensgemein- schaften aus der Uiiigebiin); geuoiuinen und hie und da einige fremde Exemplare eingereiht Warum soll es nicht ebenso mit der (icscfiichte und (»eographie geschehen? Warum soll das kirchliche und relijj^iöse Leben in der Gemeinde nicht auch in ähnlicher Weise benutzt werden? Und endlich sollen Deutsch und Rechneu doch auch später im praktischen Leben ihren hauptsächliclisten Zweck finden.

Die Heimat und das Leben der Heimat bilden den Rahmen des Lehrplanes; der Stoff, der sich innerhalb dieses Rahmens ergiebt, wird methodisch so weit als möglich nach der Natur des Faches geordnet Wir sind nämlich, entge^an Königsbauer, der Meinung, dafs der Unterricht nach wie vor nach FTichern erteilt werden mufs, da es methodisch schwer halten wird, gründlich und ^^^eordnet das Besondere ohiu das Allgemeine zu lehren. Die Fächer sind ja die Systeme s in denen sich das Leben und die Heimat in den einzelnen Teilen bewegt; bessere oder natürlichere Systeme werden sich kaum finden lassen. Die Fonnen brauchen nicht geändert zw werden, wenn nur wirklich ein anderer Inhalt hineingegossen wird; also Auswahl des Stoffes nach dem Leben, Vermiitelung nach Fächernl Der Methodik zuliebe ist bislur viel unnötiger Stoff be- handelt worden, dieser darf schwinden; die Methodik muls sich dem Stoffe anpassen, nicht unii^ekehrt.

Wir stehen am Ende unserer allgenieiuen Krörterung und Beleuchtung der hinsichtlich des Lehrplanes und der Organisation letztere in beschränktem Umfange in Betracht kommenden Fragen. Eine genaue Aufstellung eines zum (rebrauch fertigen Lehrplanes könnte nach imseren Grundsätzen nur für einen bestinnnUn Ort erfolgen und würde eine .\rheit für sich bilden. Damm möge eine kurze Zusamnienfassunj^; unserer Ausführungen in Form von Leit- sätzen den Schlufs bilden:

L Für die Organisation:

a. Die Zahl der Klassen wird in erster Linie durch die landschaftlichen \'erhältnisse bestimmt Die Kinder eines nicht zu umfangreichen Bezirks müssen zu einem Schul- system vereinigt werden. Steij^t die Zahl der Kinder nicht über 5o, so zwingen die finanziellen \'erhällnisse /.\\v Hin- richtung einer einklassigen Schule. Mit der gröfseren Rinder-

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r«ll«»tal(ttiii; 4r» I.«hrp)«nei» ttn4 An Or^^nUJilion «Irr YnlliMchalc etr.

zalil iiittfs die Zahl der Klassen bis zn ihrer natürlichen Zahl acht - - entsprechend (kn acht vSchntjaliren - waclisen. Daun erst tntt eine TeihmK des Systems ein. Über die

Zalil acht hinaus die Klassen eines Systems y.u \erinehreti, läfst sich durch keine pädai::!)i^isclien (rniiuU- rtchtürtij^^cii, aucli nicht durch die- Trcnmin^i; ik-i lic.Nchkt litt. i »xkr (buch eine zweiniaUge AulnahiiiL im Jahre. Die Kiu(kr .^iiid sobald als möglich nach Jahr <^än gen ztt sondern; je jünger, desto notwendiger ist dies.

b. Jeder Lehrer führt möglichst seine Klasse tlnieh. Auch in der zweiklassigen Schule und nicht minder bei der vier- und niehrklassigen ist dieser (irnndsatz zu befolgen. Macht die Persönlichkeit iler I^ehrer einen Wechsel notwendig, so liegt er am btslcn im 4. Schuljaliie. 1 He drei ersten Jahre müssen durchgeführt werden, las.scn ai)er als Klemen- tarschule noch eher einen Wechsel zu als die letzten 3 bis 4 Jahre.

c. Jeder Lehrer erteilt den gesamten sachkundlichen

Unterricht in seiner Klasse. Nur die technischen Fächer Zeichnen, Turnen, Handarbeit, Schreiben, vielleicht auch Singen können abgezweigt werden, so dass ieder, auch der ivciter der »Schule, wenigstens 24 SlinuKn erteilt.

d. Die Leitimq der Schule darf iiitlit wechsriu, um die Einheit, Stetigkeit der allgemeinen erziehlichen .Malsuahnien, sowie der Unterrichtsgrundsatze, des Lehrplanes und der aufseren Ordnung zu verbürgen. Der Leiter braucht darum jedoch nicht stets kelnir (kr obersten Klasse zu sein; als Lehrer rangiert er mit den übrigen Lehrkräften.

IT. Für den Lehr plan:

a. Jeder Lehrplan mufs zunächst die formalen Fächer Religion, Deutsch, Rechnen enthalten; ferner die .sachlichen, welche den Ciedankenkreis mit dem Leben in Einklang bringen, ^endlich die technischen, welche der Gesiindheits- pflegCf Übung der Sinne und der Hände dienen.

b. Während die fortn aUn T\"icher und teilweise auch die technischen .sogleich selbständig auftreten, bleiben die sach- liclien anfangs vereinigt unter dein Xamen Anschauungs- nnlerriclil. Mit dem 4. ofier 5. Seliuljahre, je nach .\rt des Sc]nil>\ ^l.eni>, löst sich der Ansehaining>unterricht auf. indem Xatnrgesehiehte und Geographie als gesonderte Fächer er- .Hcheinen und der übrig bleibende Teil des Auschauungs- imterrichts Geschichte genannt wird. Bei günstigen Ver- hältnissen können sich im letzten Jahre \'olkswirtschafts- lehre und (yesetzeskinide als selbständige Fächer abzweigen; die Naturlchre tritt durchweg .selbständig auf. Handfertig-

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keitsiniterricht, Haushaltuiigsunterricht für Mädciieii gehen, wo die sozialen Vcrliältnissc deren Einführung erfordern, neben den technischen I'ächern lier.

c. Die Am)i(hnin<^ des Stoffes erfolcrt bei den formalen und technischen Fät licrn so lange nacli der Natur der Fächer, also vom P^infacheu und Leichteren zum Zusaninienge- setzteu und Schwereren bis die Hlemente beherrscht sind; bei den im Anschauungsunterricht vereinigten sachlichen Fächern erfolgt sie nach dem Anschauungskreise der Schüler : Hans, Schule, Umgebung, Jahreszeiten. Mit dem 4. resp. 5. Schuljahre tritt eine Änderung in der Auorduuug des Stoffes ein, da die Fächer keinen Selbstzweck mehr zu verfolgen haben, sie nun also der Aufgabe der Volksschule entsprechend ge- ordnet werden können. Die Heimat und das Treben der Heimat bestimmen den Stoff; er ordnet sich in dci Art des Anschauungsunterrichtes, so dafs Garten, Feld, Wiese, Wald, Teich, Flufs, Gebirge etc. die Kapitel in Naturgeschichte; Familie, Gemeinde, Kreis, Bezirk, Staat, Welt die der (tco- graphie und Geschichte sind. Auch die formalen Fächer müssen sich von nun an in erster X/inie nach den Bedürf- nissen des örtlichen Lehens richten.

d. Die bestimmte Answahl der einzelnen Objekte und die spezielle Anordnung der einzelnen Pensen mufs jede Schule nach ihren individuellen Verhältnissen treffen.

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Fragen aus der Geometrie,

Von AugsohM in Bromberg.

I. Welche Form erhält die schriftliche Darstellung im geometrischen Rechnen?

Dafs in der Geoi)ietrie schriftliche Arbeiten, sowohl Rechen* arbeiten als Konstruktionen, gemacht nnd dafs dieselben in mtistergilti^er äulserer Fonn ausgeführt werden, ist hier als

selbstverständlich vorausgesetzt, ebenso dafs zu diesen Ar- beiten ein besonderes Heft ein.qcTichtet wird. Die "uifsere bOrni dieser schriftlichen Darstellnn^c-n ist von groiser Be- deutung. Was die Unterricblsklire von der guten Schrift überhaupt fordert, gilt auch für die schriftliche Darstellung geometrischer Arbeiten ; das wird hier nicht berührt Ks han- delt sich hier nnr tim die Form der Darstellung geometrischer Rechnungen.

Die geometrischen Rechnungen werden nach bestimmten Formeln ausgeführt. Z. B.

I. Aufg. Es ist die Fläche eines Uvals zu berechnen, das einen grolsteii Durchmesser von 6in und einen kleinsten Durch- messer von 4 ni hat!

_ iU-^ri r ,% (3 Ml + 2 »I) .2 m. 3.14

Die Fläche des Ovals beträgt 15.70 qm.

Die schriftliche Ausführung einer Rechenaufgabe würde sich also so gestalten: Zuerst wird die Aufgabe ms Heft ge- schrieben, dann folgt die Rechnung in Form der ( »leichimg, und darunter steht die Antwort in vol1ständiq;cTn vSatze.

Naclukni vor den Schülern eine b'ornul entwickelt ist und sie dieselbe verstehen gelernt haben, niuls die Formel ihnen gedächtnisniäfsig so sicher werden wie das Einmal- eins; denn sowie die Aufgabe erteilt ist, mufs dem Schüler auch sofort die richtige Formel vorschweben. Um die Schüler bei der Einprägung derselben zu unterstützen, ist es zweck- mäfsig, die Formel bei der schriftlichen Lösung jeder Auf- gabe niederschreiben zulassen. Die richtige Wahl der Formel zeigt dann auch sofort, ob der Schüler die Aufgabe versteht

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2o6 Augrschun.

Die IVaxis hat claliin i^cfülirt, die Ivösim*; in Komi der Oleicliung iiicdcrzusclirfiben, wie das erste Rechenbeispiel zeiij^t. Neben der Formel in Hnclvstaben stehen die Zahlen der Aufgal^e so, dais sie die Formel noch einmal wiederholen. Auf diese Weise erkennt der korrigierende Lehrer, ob der Schüler die Formel versteht; denn oft ist die Formel zwar gedächt 11 Isinäfsijjf fest und sicher, aber sobald die Zahlen der Auft^abe für die Formel gesetzt werden sollen, weifs sich der Schüler nicht zu helfen. Gicbt die Aufgabe die Zahlen nicht so, dafs sie für die Rechnung;- direkt passen, so tritt vor die auszurechnende (ileichiing noch eine vorbereitende. Z.Ii.

2. Auf g. Wie grofs ist die Fläche ettics Kreises, der einen Umfang von 18,84 ni hat?

{Vorbereit. Ol.) r= = ^ \, =.i»m.

2 t /' = /• ;r ( ; m\, 3,14 = 28,20 qm.

Die Kreisfläche ist 2S.n6 f}ni grofs. Alle schriftlichen Multiplikationen, Divisionen usw., die bei unbequemen Zahlen nötig werden, sind in diese Dar- stelhmg nicht aufzunehmen; sie stehen an einer beliebigen Stelle im Diarium bereit für den Fall, dafs der Wirer sich überzeugen mufs, ob der Schüler die Rechnung auch wirk- lich selbst ausgeführt hat Die Darstellnng der Rechnung nuifs die obige einfache nnd übersichtliche l'orm behalten; denn das Cicscliäft im \^erkehr.sleben verlangt vom Oewerbe- treihcnden nelien der (tcnanigkeit in den schriftlichen Au- iraben anch leichte Übersichtlichkeit.

(icgeu diese Forderungen dürfte ein ernster Widerspruch nicht zti erwarten sein ; wohl aber werden über ein Stück der Foniiel die Aussichten auseinandergehen. Ks wurde vorhin gefordert, dafs neben der Formel die Zahlen der Aufgabe in I*orm der F'onuel stehen sollen. Bei der Berechnung des Ovals nach der 1. Aufg. heifst es:

+ ').'' = ^3 «* -h 2 ///) . 2 m , 3>»4 _ „j.^, 2 2 Wir legen daranf (Gewicht, dafs tlie beiden F'akturen (3 /// -|- 2 ^//) . 2 /// die Hezeichnnng in haben. Im gewöhnlichen Midtiplizieren ist von zwei Faktoren inuncr nur der eine, nämlich der Multiplikandus, mit einer Benennung versehen, oder beide Faktoren sind unbenannte Zahlen. Dement- si)rLchend lassen l#ehrer der Geometrie bei den Faktoren die Mafsbezeichnung weg. Freilich darf man dann uiit Herech- tii?nng fragen: Wie entsteht ans der Multiplikation iinbe- nannter Zalilen ein Produkt mit Benennung, nnd zwar mit ganz neuer Benennung. Denn wenn bei den F'aktoren eine Benennung zugelassen wird, so heifst sie doch m un<l nicht

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'Awri Frafea mis ii«r ti^omeirir, 207

^gm*. Man erklärt den Schülern das so: In einem Rechteck

von etwa 5 tu T.anofe nnd 4 m Breite liegen an der lanj^en Seite 5 C|ni, und da im Rcchleck 4 solcher Reihen a 5 qni über einander Hei;Mi, so Liuh.ilt das Rechteck 4 . 5 7/// 30 ry«/.

Unbetiuenicr wird die Kecliuung schon beim Dividieren. Z. B.

3. Anf^. Kin Reclltcok hat einen l*'Iäclicninhalt von 2oqin bei einer Breite von 4 ni. Wie j^rofs ist die ((fundlinie.'*

F 20 um

h 4 »M

Die (irundlinie ist 5 nj lan<^.

So aufgestellt, zwinj^t die Form der Rechnung zu der Ik-;^cichii!nij^ m bei der Rcsidtatzahl 5. Bei der j^-ewöhn- lichen Rechenweise erhält das R< sidtat keine oder eiiu- telikr- liafte Bezeichnnn^, Denn wcrileu die 20 cjm durch den mi- bcnannten I-aktor 4 divitlicrt, so resultieren 5 qm; wer<len 20 qiu durch 4 qni dividiert, so entsteht als Resultat die un- beuamite Zahl 5. Beide Resultate sind falsch, denn die Grund- linie ist weder 4 noch 4 qm sondern 4 m lang. Freilich hilft man sich wieder in der vorhin angedeuteten Weise. Man sagt: Wenn das Rechteck 4 ni hoch ist, so liegen über ein- ander in einer Reihe 4 qm und es w erden soviel senkrechte Reihen a 4 (|m Vorhandensein, als 4 qm in 20 qm enthalten sind = 5. Ks sind 5 Reihen; jede Reihe ist i ni breit, also ist die Cirundliuie 5 . 1 w< = 5 /// lang. Auch dieser Ciang ist richtig. Und wir empfehlen geradezu, anfangs diese anschau- liche Erklärung den Kindern zu geben. Im spatern Unter- richt aber, nämlich wenn die Form für das schriftliche Rechnen eingeführt wird, ist die weit er unten folgende Erklärung zu geben und danach (h'e iveehnung /n ordnen.

Abgesehen nämlich \ uu der Umständlichkeit der Kr- klarung, durch die nnm erst zu der Bezeielinung gelaugt und die auch nur bei geradlinigen reehlwinkligeu i'igurcu gilt, ist die Konn der Rechnung, wie nachgewiesen, nicht einwandfrei. Es ist aber die Fonn entschieden die beste, aus welcher mit zwingender Notwendigkeit nicht nur die richtige Zahl des Resultats, sondern auch die richtige Benenninig ]u r- vorgeht. (»iebt eine Rechenfornid ein Resultat ohne Be- nennung, s(> ist das ".elbstverständlich ein Mangel.

Dafs si("li Kinwände gegen die gewöhnlich beliebte l'orm des Rechnens auidrängen, geht schon aus dem Wesen des Multiplizierens und Dividierens hervor, Multiplizieren heifst, den Multiplikand so oft als Summand setzen, als der Multi- plikator Einheiten hat, und die Summe der Einheiten an- geben. Bei den Aufgaben der Flächenberechnung kann es aber nie heifsen (es .sei hier an die vorige AiitLjabe ange- knüpit), das Rechteck ist 5 qm laug, sondern es uiuis heifsen,

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208

Avftrlivii.

es ist 5 in lau fr. Das ist der Multiplikand, der aus der Aiif- g^abc liervurgeht. I'jils]:>rerhend der Definition des Mnltipli- zierens würde nnn die (ii()lse der Fläehe fäl.Hchlich mit ni statt mit qni hcuaniit werden müssen. l^benso ist es beim Dividieren. Eine Zahl durch eine zweite dividieren heifst, eine dritte Zahl snchen, welche mit der zweiten multipliziert wieder die erste giebt. Bei Ikieehnnnjr der (rrundlinie nach Auf- gabe 3 kann man weder schreiben,

(J ' noch ' noch :

4 7'^' 4 4

denn in keinem l-all entsteht das j^cwünschte Resnltat 5 m,

sondern im tasten und letzten l'all die nnbenannte Zahl 5

und im zweiten I-all 5 qm. Wenn anch beim Mnltipli/ieien

das Fehlerhafte der Rechenform nicht su stark in die Augen

springt, beim Dividieren tritt es um so melur hervor.

Wohl kann man den Widerspruch, der in der Form liej^t, durch die vorhin angegebene Erläuterung verwischen; aber der anfmeiksame Schüler fühlt ihn doch heraus. Der Unterricht muls dafür sorgen, dafs anch die Form j^'-erecht- ferii^t und vollkommen ist. Das ist sie nacli den drei letzten Ikaspielen nicht, denn der Rechentorm muls noch nebenbei eine besondere Auslegung gegeben werden. Es wird wohl so erklärt: Wir dividieren die Zahlen ohne Benennung, da wir aber eine Linie berechnen, mufs der Quotient als Be- nennung ein Längenmafs erhalten. Welches Längenmafs ob m oder cm zu setzen ist, das bleibt der Überlegung des Rechners vo: lu Ii ilten, die Form der Rechnung zwingt zu keiner Hezeiehnnng. Das aber ist dns Tadelhafte dieser Form, dafs sie zu einer Be/eiclmung nicht zwingt, also nicht mathematisch genau ist, sondern es eist der weitern Überlegimg des Rechners überläfst, welche Henennung zu geben ist Wir wollen ja nicht tadeln, dafs der Schüler überlegt, wir behaupten nur, dafs die Form vollkommener ist, aus welcher mit Notwendigkeit die richtige Bezeichnung hervorgeht. Ist eine solche Fonn möglich, so mufs sie der üblichen vori::^ezogen werden.

Man nmgehtdie Undentlichkeitundden Widerspruch, wenn man sich entschliefst, einfaeli mit den Zahlen und ihrer Benen- nung, wie sie in der Aufgabe enthalten sind, zu operieren. Dann würde die Lösung jener Aufgabe sich so gestalten:

F = (/ . A = 5 ?/i . 4 »» = 20 qm. tj = li*lh^ 20 (j^m : 4 = 5 ///.

Hei der Herechnung geradheniger, rechtwinkliger Flächen läfst sich ja die richtige Benennung leicht finden und durch Ver- anschaidichnng klar machen, auch wenn die Rechenform die- selbe unberücksichtiijt läfst. nie \*eraiischaulichiuig hört aber auf bei den schiefwinkeligen und krunindicnigeu Figuren. Z. B.:

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Fr«K'''i 'i^f U«'oin«'lric', 209

4 Au f j; Wie lang ist der Radius eines Kreises, der einen

Flächeiiinhaii \on 1,(304 (jin hat?

^ V-- = V ^'-^--^ = \/o,i6 gm = 0,6 m. ft 3.14 »

Der Radius ist 0,6 in \anf;.

lifi Aufgabeil dieser Art herrscht allein die Formel. Wird hier die Ik'Keiclinutig qin nicht in die Rccheuforin anf- genomiiieii, so kann dem Scluiler nnniöj^licli ohne weiteres klar still, welclie Mafsbe/eicliimnj^^ der Radius hckoninien seil, ob iu oder cm. Tin dieser Klarheit und um der (^re- uauigkeit der Form willen i.st die Hezeichnung auf/.uiiehmeu.

Nun kann mau tnbczug auf die Form bei der Berech- nwng: des Rechtecks z. R sajjen: Das erste Gesetz beun Multiplizieren heilst: Xm (K r Multiplikand ist eine benannte Zahl ; danini dürfen nicht beide Faktoren benannt werden, l'nd mau kann /.weitens sagen: Nach der vorhin anj^e- führten Krkliirung des Multiplizierens t-ntstelit hier auch ein l-'ehler; denn wcnu ich den Multiplikandus, der die I^ezeiclinung m hat, .so oft als .Summand setze, als der Mul- tiplikator Einheiten hat und nun die Summe angebe, so er- halte ich auch nicht das Produkt mit der erwünschten Be- zeichmm^ qm sondern mit der Bezeichnung ui. Richtig ! Aber das Berechnen von Flächen ist auch kein reines Multiplizieren, sondern eine Verbindung von Multiphzieren und Potenzieren. Z. Ii. 5 'f . .\ n 20 und

5 w/ . 4 w* = ( 'der 20 qm*

Femer: 20a*: 40 oder =5« und

.\ a

. ^. 4 . m . m

20 am : 4 m oder - =5 »1.

' ^ 4 m

Dafs die Berechnung der Fläche eine Verbindung von Multiplizieren und Potenzieren ist, gelit auch aus dem Wesen der Fläche hervor. Sie entsteht^ indem sich eine (gerade) Linie (in einer andern als der ihr selbst eigenen Richtung) fortbewegt In dieser Definition lieg^ geradezu die Multiplikation von Längeninafs mit Längenniafs (also ni.m) veranschaulicht.

Aus denselben Gründen ist ancli lici der Körperberech- nnng jeder Faktor, der eine benannte Zahl ist, iu der lie- rechuuug mit der Benennung zu versehen. Z. B. :

5. Auf ^. Welchen Inhalt hat ein Würfel bei einer Kanten- länge von [») cm?

A' =r X"' = 10 cm , 10 rm . \orni = lox) crm. Üer W ürfel hat einen Inhalt von lot« ccm.

6. Aufg. Wie lanjf i.st die Kante eines Würfels, der 1000 ccm Inhalt hat ?

X 'y A' 'y loot) cvm = to rwi

Die Kaute ist 10 ciu lang. }iruf ittiliiK-ii VII. 4. ^^_tt_ I 14

U ^ - T Ä 1- - ^ T ^.^^.^^ Google

Die letzten Beispiele sind j^eradezu überzeugend für die Richtigkeit der Behauptnng, daf^ wir es bei den Berech- nnngen in der (konietrie niclit mit einfacher Mnltiplikation, sondern anch mit Potenzen zn thnn haben. Wenn wir ferner beim Berechnen der Kante ans dem Würfel, der Seite ans deiii yuadrat radmereii müssen, so kann die entgegengesetzte Rechnung, nämlich die Berechnung der Flächen- und Korper- inhalte, nur mit ZuhilfenahiiK des Potenzierens möglich werden, wie ja die Formel das schon angiebt. Ist dieses lUrcchnen aber teilweise ein Potenzieren, so nmfs in der RecHenformel jeder Paktor, dessen Bezeichnung in die Potenz erlioben wird, ancli mit der r)i. /i. ichrning versehen wenlen. P^s ist also bei Berechnung eines RLciitecks von 5 \u und 4 ni langen anstofsenden Seiten falsch, zu schreiben: F = ^ . Ä = 5 . 4 = 20 (nämlich jim) und falsch F = . A = 5 7#w . 4 = 20 qm.

Es mufs heifsen:

F = </ . h = ^ VI . J )n = 20 ijtn.

Dals beide l*aktore!i im .Multiplizieren benannt werden, kommt im gewöhnlichen RechiRn nicht vor. Wir mnltii^li- zieren nie 5 M mal | M oder 5 kg mal 4 kg: denn es giebt keine Quadratmark, es giebt kein Qnadralkilograinm usw.; aber es giebt ein Quadratmeter, ein Kubikmeter u. s. w. Darum ist das geometrische Rechnen ein teilweises Poten- zieren.

Die Potenz ist ein Produkt aus gleichen Faktoren. Ks

können also nur gleiche I^ängennial'se miteinander multi- pliziert werden, m mit m, riii mit cm usw. (rieht die Autgabe aber verschiedene Pc/eichnungen , so dals etwa 3 m . 25 cm zu multiplizieren wäre, so müssen <lie Langen- mafse gleiche Benennung erhalten; entweder wird in dem Falle geschrieben 3 m . 0,25 m oder 300 cm . 25 cm.

In den geometrischen Lehrbüchern lesen wir: Inhalt des Rechtecks = g . h. Nun die Grundlinie hat eine Länge von so und so viel Metern, ebenso die Höhe. Cirundlinie und Hohe sind nicht niibenannte Zahlen. \\'arum schrickt man denn beim Reclnun davor zurück, konsequent die Formel g.h in bestimmten und klaren Mafsen niederzusclireiben ? Ks läfst sich keni Beispiel dalur erbringen, wo die Aufnalime der Mafsbezeichnung in die Rechnung störend oder unmög- lich wäre; wohl aber lassen sich sehr viele Beispiele dafür an- führen, dafs das Weglassen der Bezeichnung Unklarheit im Resultat nw Folge liat. P^ine mathematische Formel darf aber nicht unklar oder unbestimmt sein.

(Schli}fs folgt.)

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Allei^hand Reformgedanken.

Von Otto Schulze in Halle a./S. (ScliUife.j

IV.

Die Werke fies luigländerh J-^ a in vi c i .S m 1 1 e s Charakter , Pflicht', Scll>>lhilfe reiben sicli den vorgenaimteii Reform - Schriften, äufserlich geiiomiuen, iiiu schwer ein; sie siudansich weder Reform-, noch eigentlich pädagogische Schriften, und doch geben sie hinwiederum so mannigfache Anregungen inbezugauf Bildung und Erziehung, veranlassen uns so oft, fast auf jeder Seite, zum Nachdenken über Pädagogik im allgemeinen und Reform- und Umgestaltungsfragen im besonderen, dafs man ihnen füglich einen T-Ihrenj^latz eiiirfhunen müfste m dem Heere der litternrischen, he/.\v. pädagogischen I'.i seheinungen. Alles in allem gehören sie der besseren, ja der besten U nterhaltungs- litteratur an, da sie ohne jegliche Präteusion belehren und völlig frei sind von jener Plattheit und Oberflächlichkeit, die leider zum traurigen Kennzeichen modemer Unterhaltungslektüre ge- worden ist.

Die drei Werke bestehen aus verschiedenen Kapiteln, deren jedes im gewissen Sinne abgerundet und für sich verständlich und doch auch wieder mit den übrigen zu einem schönen (»an/en verbunden ist: ihr Schöpfer ist ein Ivssayist, wie man sie bei uns selten oder überhaupt nicht mehr, in England jedoch des öfteren trifft Alle sind sozialen Inhalts, im besten Sinne soziale Schriften, die in ihrer gediegenen Einfachheit und Wahrheit, ihrem vornehmen Tone und ihrem reichen, die kost- barsten Schätze bergenden Inhalte t)]ine weiteres gefangen nehmen und trotz der unbekannten und fremden Personen und \'erhalt- iiisse der /nr Illustriernng in unerschöpflicher Zahl herange- zogenen Beispiele bis zum Knde fesseln.

Welche Aufgabe sich auch der \'erfasser stellt, wer iuuuer der Held, welches der Inhalt eines seiner Bücher auch sein mag, die Tendenz derselben ist immer die gleiche: zu zeigen, was Willensstärke und Ausdauer, Reinheit und I^auterkeit der

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Otto SfliuUe.

Gesinnung vermögen, zu warnen vor Schwäche, Fti.^1ieit und Kleinmütigkeit. l\r macht uns in allen seinen Büchern mit wahrhaft grofseii und edlen Naturen bekannt, die sich sit-^rcich in allen Stürmen behaupten und ihren inneren Menschen dabei nnhctleckl und rein bewahren, die an Hamerlings schönes Wort erinnern: Wer Unit, was er soll, ist grofs wie die Gröfsten . Überali tritt uns klar und unzweideutig der Grundsatz entgegen: V Jeder ist seines Glfickes Schmied« . Was im allgemeinen > Glück« genannt wird, giebt es bei Smiles nicht Kr geht sogar so weit zu behaupten, dafs, wer vom Glück anderer und von eigenem Mifserfolg rede, ein schwacher Mensch sei. Die grofsen Krfolge im Leben werden nach ihm dinrb einfache Mittel und rhirch I'bung gewöhnlicliei l\ii;enschafien irnirht; y:erade im Alltags- leben werden die ivilahrungen bester Art ge?>amnielt, und nur die breitgetretenen Pfade bieten dem Manne von Kopf und Herz ^nn weitesten Spielraum, in vernünftigem Streben sich Raum zu erkämpfen. Smiles zälilt zu jenen seltenen Menschen, welche das Ganze unserer sittlichen Aufgaben erfassen und als I^hrer für Tugend und alles vSchöne und Ivdle zu begeistern vermögen. Kr hat erkannt und zu schöner Wirklichkeit werden lassen, dafs der Dichter wie dei Künstler, der Sclii ittslelkr wie der Gelehrte, ja jeder, der auf einen gröfseren Kreis zu wirken berufen ist, stets dessen ein geil enk sein mufs, dafs er seinen Volksgenossen und darüber hinaus der grofsen weiten Menschheit bildungs- und erbauuugspflichtig ist, dafs ersieh als derWahrheit Lehrer und Priester zu fühlen und zu /.eigen hat, dafs dieser Beruf vor allen gewissenhaft, ernst und heilig wie ein Gottes- dienst ausgeübt werden mufs.

Ganz besonders betont Smiles gegenüber einem all/ii>ehr nivellierenden Sozialismus, der alles Heil in einer verschwonnnenen Gesamtheit von Personen und Zuständen sieht, den indivi- duellen Charakter, eine Summe von vorzüglichen per- sönlichen-Eigenschaften Wahrhaftigkeit, sittliche Rein- heit, l^nii harzigkeit, Redlichkeit, Mut, Tugend und Güte in jeder Gestalt , auf denen allen allein die Gröfse und Bedeutung einer Nation beruht, woraus einzig ein reges, soziales ircben und Strel)en erwachsen kaim. *

Zum Beweise dessen .seien einige Sätze aus Smiles' Büchern verzeicluiet; Alles Gute und Cirofse in der Welt beruht am letzten Ende nicht auf einer ungeahnten und nur von wenigen Auserwählten begriffenen Höhe und Tiefe der Wissenschaft, sondern vielmehr auf der Mitwirkung voll- kommener Charaktere, Schwäche des Charakters, Verfall der Individualität ist zu allen Zeiten das eigent- liche Heninis für eine gesunde Geistes- und Kulturentwickeluug,

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Allptliaiul Ri>fi»nnc<'4aiiti<>ii.

fürciiit'ii reinen, freien und frischen Aufschwung der individuellen und natii)nalen Kraft i^ewe-^en. r>er Charnkter ist unter allen die Menschheit hewe^endeii Machten eine der \viclitig>teii. ja die wichtigste. Iti seiner tdcUlen Verkörpernnj; stellt er die menschliche Xatur in ilwcj \ *»llendeLsten Form, den Menschen in »einer vornehmsten Erscheinung dar. Leute, die in jeder Ldwnslagc echte Vortreff Hchkeit bewähren - Fleifs, Redlich- keit, hohe Onuidsätze. ehrliche Bemühung - fordeni die spon- tane Huldigung der Mitwelt htrans. Ks ist nur natürlich, daf-^ Tuan solchen Menschen ;;laul>t. \'ertrauen /n ihnen hat und ihnen nacheifert, Alles (rute in (kr \^'elt hernht auf ihrer Mit- wirkuii}?. und ohuv ihu- CieKcnwarl wurdr die Welt nicht wtrl sein, tlais ni.ui daiin lebte. V\'enii das tienie liewundenuig erregt, so ist es docli vor allem der Charakter, der uns die Ächtung unserer Mitmenschen sichert Das erstere verdankt seinen Ursprung hauptsächlich den Kräften des Hirns, der letztere aber wird durch die Kräfte iles Herzens erzeugt; und schliefslich ist es doch das Herz, das das mensch- liche Leben reiricrt' Der Cciiins übt auf die menschliche Gesellschaft tun eiiun .geistigen I'iutiufs aus; der Mann aber, welcher Charakter besii/t. beeinflul^t die Gewissen: jener wird bewundert,' dem let/.tereu folgt man. Grufse Männer sind stets exceptionelle Erscheinvuigen, und Gröfse ist an sich ein relativer Begriff. In Wahrheit vergönnt das Leben den meisten Menschen nur einen so engen Spielraiuu. dafs wenige die Gelegenheit finden, ffrofs sein. Aber jedem ist die Möglichkeit geboten, seine Aufgabe ehrlich und ehrenvoll, nach bestem Vermögen zu vollbringen. Kr kann '^eine Gaben gebrauchen, ohne sie zu inifsbrauelien ; er kann -^ein lA'ben aufs beste aiuvcnden. Kr kann wahr, gerecht, redlich und treu auch im kleinen sein. Mit einem Wort: er kann seine Pflicht in der Sphäre, welche ihm die Vorsehung angewiesen hat, voll und ganz erfüllen. Ob« wohl dies hausbacken und wenig kraftgenialisch wie unsere Zeit es will erscheinen nia^, so stellt doch solch eine treue .Pflichterfüllung das höchste Ideal des Lebens und des Charakters dar. K*^ liegt nichts Heroisches darin, aber das gewöhnliche Los iler Menschen ist eben nicht heroisch! Wie das stete He- wufst^eiii der T*flicht den Meuchen in ^eiiieii hruli>ten Be- strebungen aulreehl ciliält, so stiil/l und leitet e> ihn in gleicher

Weise in den gewt5hnlichen Verrichtungen des Alltagslebens. -Das menschliche Leben wird umgrenzt von dem Kreis der alltäglichen Pflichten'. Die einflufsreichsten Tugenden sind gerade die, welche am häufigsten im Alltags- leben geübt werden müssen ; sie halten am l>esten und längsten vor. SujxTfeine Tuc:ciulen. welche sich über das Niveau der gewühnlicheu Sterblichen erheben, können unter Umständen

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eine Quelle fkr X'crsiicbnu.u imd Gefahr nerfleri. Ocistigc Bildunj; hat keinen noUveiidiKeii Zusanunenliang mit Reinheit oder Vortreftlichkeit des Charakters. Nicht . als ob Gelehrsam- keit etwas 7.U Unterschätzendej^, etwas Verächtliches wäre -- sie mufs nur mit Herzensgüte gepaart sein. Geistige Fähigkeiten finden sich oft in Begleitung des gemeinsten sittlichen Charakters kriechender Ser vi Ii tat gegen Höherstehende und hochmütiger Arroganz gegen T'ntergeh»ene. Hin Mensch kann Hervorragen- des in Kunst. Kitteratur und Wissenschaft lL^^tcIl und doch an l'vhrlichkeit, Tugend. Zuverlässigkeit untl rtlichtlrcne hinter manchem armen, unbelesenen liauern /nriickstelRn \<>cli weniger hat der Reichtum enien notAvendigen Zu>auimenhang mit dem Charakter; im Gegenteil wird der letztere häufig durch ihn verdorben und erniedrigt: Reichtum, Sittenverderbnis, Üppigkeit und Toaster sind nahe miteinander verwandt Anderer- seits ist eine verhältnismärsig armselige Lebensstellnnt; mit dem vornehmsten Charakter sehr verträq^lich. Kin Mensch kann nichts UL-iter besitzen als seinen l-leifs, seine I'ünfachheit und l'nlK. sclioltcuheit. und doeli einen hulien Rang einnehmen unter den \ ertretern echter Männlichkeit. Der Charakter ist ein Be- sitztum, und zwar ist er das edelste unter allen irdischen Gütern. Und es ist recht und billig, dafs gute Ki genschaften einen hohen Wert im Leben haben; Fleifs, Tugend, Herzensgüte sollten am höchsten im Preise stehen, und die wirklich besten Menschen sollten die ersten sein. Ohne Grundsätze gleicht der Mensch einem Schiff ohne Steuer und K()ni]nifs. dn< von jedem be- liel)igen \\'indst(>f> bald hierhin, bald dorthin .L;ctrici)en winl. l'nd wie kann ein Ganzes, Staat, ne-x.lKcliatt oik-r h'aniilie, blühen, wenn es nicht getragen und geluiUen wiril von reinen, edeln Charakteren! Und von welchem Werte zeigt sich ein moralischer Charakter erst, weim es aus Handeln, ans Thun geht für Gesetz und Ordnung, Zucht und Sitte! Denn darauf beruht das (»eheimnis aller gesetzlichen Ordnung, dals sich jeder selbst leitet, jeder sich selbst regiert !

Was für einzelne Menschen oder i^an/c Klassen gethan wird, raubt denselbm l>i> /u einem gewissen (nade den Antrieb und die Notwendigkeit selb>tändigen Handelns ; und wer allzu- sehr geleitet und beherrscht wird, mufs mit Notwendigkeit mehr und mehr .in einen Zustand verhältnismäfsiger Hilflosigkeit ge- raten. Selbst die besten Gesetze vermögen nicht, dem einzelnen thatkräftige Hilfe zu leisten. Das TTöchste, was sie für ihn thun können, besteht vielleiclit darin, dafs sie ihm gestatten, sich frei zu entwickeln und seine indi\'iduelle Lage zu verbessern. Aber die Menschen sind /n allen Zeiten zu dem Glanben geneigt ge- wesen, ihr persönliches Glück und Wohlergehen köiuie eher durch Staatsei nrieli Lungen als durch ihr eigenes Verhalten gc-

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^»5

Hichert werden. Ans diesem Grunde hat man den Wert der

C.c^<.i/j;el)uiiK als eines Mittels zur Beförderung des menschlichen Fortschritts häiifij; sehr ü1)ersch*iizi. Dafs man den millionsten Teil einer lA-j^islatur ])il(len liilit. indem nimi cincni Zeitraum von drei oder fünf Jahren einmal seine Stinnnc tür ein oder zwei Personen aligiebt da> kann >cll)>t bei 'gewissenhaftester Jütülliuig dieser Pflicht nur einen gerinifc;en aktiven HmihUs auf das LelKm nnd den Charakter eines Menschen austilgen. Aufscr- dem zet^ es sich mit jedem Tage dentlicher, dafs die Funktionen der Regienmg eher negativ nnd einschränkend als |>ositiv und scliöpferisch sind, da sie hauptsächlich in Schut/niafsre^eln zer- fallen zur Sicherung des Lebens, der I^Veiheit und des Ivigcn- tums. (hirchruTJ nUer nicht vTt'.i^Tt'nUüiq wirken dnrfeTi Weise und wohl angew andte Cies(.i/,e werden i> den Men^ehen erniö>;iichen, die Früchte ihrer geistigen oder kürjiei liehen Arbeit in Sicher- heit und mit verhältnismäfsig kleinen persönlichen Opfern zu. geniefsen; aher keine noch so strengen Gesetze können den Trägen fleifsig, den Verschwender sparsam, den Trunkenbold nüciitern machen. Solche Wandlungen sind nur vermöge in- dividueller xVnstrengttng. Sparsamkeit und Enthalt- samkeit zn bewirken nicht durch gröfsere Rechte, sondern durch bessere Sitten. Die Rej^ierung eines

Volkes erweist sich gewöhnlich nur als ein Spiegelbild der In- dividuen, aus denen sich dasselbe zusammensetzt. Eine Regierung, die über dem Volke steht, wird unvermeidlich auf das Niveau desselben herabgezogen, während eine solche, die einen niedrigeren Standpunkt einnimmt, schliefslich emporgehoben wird ; nur geniale Naturen verleilien zeitweilig einmal höheren .Schwung. Nach der Ordnung der Natur mufs sich der ( lesamtcharakter einer Nation el>ctis(> notwendiL^ in angemessenen Gesetzen und Regierungs- tormen ausdrücken, wie in 'ij;;leicher Xotwendi^^keit der Wasser- spiegel innner wieder in >eine wasferechte Lage zuriiekkehrt. Ein edles Volk wird eine edle Regierung, ein unedles und verderbtes aber eine unedle haben. In der That liefert die Krfahning all> gemein den Beweis, dafs der Wert und die Bedeutung eines Staates weit weniger von seiner Regierungsform als von dem Charakter seiner Bewohner abhängt. Denn das Volk ist nur eine Gesamtheit i n d i \ i d n e - K r I ! x i 1 e n / e n . tt n d d i e C i V i 1 i s a t i o n selbst ist nur der 1 n b e r i 1 1 all d e r p e r- sön liehen Bildung der Männer, Frauen und Kinder, aus denen die Gesellschaft besteht. Der nationale Fortschritt ist die Summe individueller Tüchtig- keit. Energie und Rechtschaffenheit, wie der nationale Verfall aus individueller Trägheit, Selbstsucht und I^asterhaf t i g: k ei t hervorgeht. Was wir iji wohnt sind, als grofse soziale Übel zu l)ezeichnen, erweist sicli in den meisten

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2i6 ftrbuljic.

Fällen nur als eine Folge der verderbten Lebensweise einzelner Personen ; ntul wenn wir uns auch bemühen, jene Übel ver- mittelst der Gesetsje «u beseitigten niid auszurotten, so werden

sie doch immer wieder in irp^tTul einer anderen Form np]Mp emporspriefscji. sofern es nicht .^c-liiii^t. die Bescliatlcuheil des individuellen Lebens und Charakters /.u verbessern. Wenn diese Ansicht riclitig ist so folgt daraus, dafs die höchste Vaterlands- Hebe und Menschenfreundlichkeit nicht so sehr in einer Ab- änderung der Gesetze oder ITmwandlung der Staatseinrichtungen, nicht in Formen und Ge-taltunj;en. sondern darin 1k steht, dafs man. die Menschen in hilfreicher Weise aneifert, sich durch f r e i e !i n d c 1 1 > > t ä n d i jj; e i ri d i v i d u e 1 1 e T h ä t i ^ k c i 1 /u erheben und zu Vir\ dllkonimnen. Ks kann für einen Menschen von verhältnisniäfsig ;^crini;er l^-deiitunj^ sein, wie er von nuf»ien her regiert wird, während alles davon abhängt, wie er sich selbst innerlich beherrscht Der bedauernswerteste Sklave ist nicht der. welcher unter einem Despoten steht so grofs dieses Obel auch sein mag , sondern jener, welcher in den Banden seiner eigenen moralischen Unwissenheit Selbstsucht und T^asterhaftig- keit liegt Nationen, die solchergestalt Sklaven in ihrem Innern sind, können nicht dnrcli einen blofsen Wechsel ilirer TIerrcn oder \'eriassungen beireit werden, und so Inns^c der verhängnis- volle Irrtum herrscht dafs die Freiheit nur von der Regierungs- forni, alles höhere und bessere Thun und Wollen von äufser- lichen Gestaltungen abhänge oder darin bestehe: so lange wer- den solche Veränderungen mit welchen Opfern sie auch er- kauft sein mögen - ebensowenig praktische und dauernde Resultate liefern als die fluchtigen Bilder einer Zauberlaterne.* Hin Mensch ohne (t e \y i s sen kann keinen höheren Lebens- zweck haben als das \'ergiiü;;en. V.r sucht es. wo es ihm be- liebt, entweder in rein sinnlichen h'rcudcn, oder auch in einer Verbindung Muuiicher nnd geistiger Genüsse. Wir leben aber nicht in dieser Welt, um nur unseren Neigungen zu folgen es darf nicht unser alleiniges Ziel sein, uns selber zu befriedigen. Alle Gesetze der Natur treten einer solchen Auffassung des Lebens entgegen. Der Geist darf, nie den niedrigen Kräften unserer Natur unterlicp^cn . . Eine so beschaffene Gesell- «^chnft, anse^estattet mit den Geisteskräften nnd den Leiden- scliaftcji, die der Mensch besitzt, aber nicht l)eherr^cht von dem zwingenden, das Leben regelnden KinlhUh des Gewissens, mülste der Anarchie verfallen und in gegenseitiger Vernich- tung endigen«. . . . ^Das einzige Heilmittel liegt in einer Wiederbelebung des menschlichen Pflichtge> fühls. Die Aufgabe unserer Väter war es, das Recht zu er- kämpfen: möge die Aufgabe u n serer G e n erati o n d ari n bestehen, die Pflicht zu lehren und Junger für sie

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zn werben! Auch nach der Gerechtigkeit wollen wir streben, welche die Krone der Tugend ist. und nach der Milde, die ihr zur Seite stehen mnls. Ks «iebt eine Stelle in den K\ atigelien, an die wir uns ohne Aufhören erinnern sollten, welche aut jeder Seite eines moralischen TAsvl)iiches stehen niiifste; sie lautet: Allei», was ihr wollt, dals andere euch Üiun, das thut ihr ihnen 1 - -

Aus dem Vorstehenden dürfte mit Leichtigkeit zu ersehen sein, worauf nach Smiles und bei jeder aus der Beschaffenheit der menschlichen Natur entsprossenen Pädagogik der Hauptnach - druck aller Bildung, aller erziehlichen Einwirkung zu legen ist: nfindich auf die in jedem Mensclieti schlummernden und vom den \*ätem ererbten idealen r'cisU sinächte. auf Charakter, Fflichl. (iewisseu, Rcinlieit des Hi-t/aii- und Adel der Ck-sinnun^. nicht aber auf aulscre ICinrichtuiigen. denen Kern und Leben fehlt, nicht auf sogenannte praktische luteressen und einseitige Verstandeskultur, nicht auf Schein und ein im Sinnlichen sich verzehrendes sogenanntes Glück. Derindividuelle reine, hoheits volle Charakter allein bildet die solide GrnndlagederFreiheit, und in ihm allein liegt auch die einzige z u v e r 1 n s s i j^e Bürgschaft der sozialen Sicherheit und des n ;i t i o ii a 1 e ii 1' or tsch ri t ts. Pflicht, Gt \visM.ii. Selbsthilte. eit^^iiLS Thun und Schaffen unter dem Gesichtspunkte einer sich selbst und anderen verpflichteten Opferwilligkeit und Opfer- freudigkeit sind die treibenden Schöpferkräfte grofs angelegter Reformen. Auf der festen und sicheren Grundlage einer vollgereiften Indi vidual harmonie hinein in eine flnrnns erwachsende S o / i al o rd n u n g (^r 1 ei c h gesi n n ter und G 1 ei c h s t r e lun d e r : die mensch- lichen Fähigkeiten / n Liiöiserer K r a f t e n t f a 1 1 u n g im Dienste wahrer M en sc Ii 1 i c h k e i t zu entflammen: Kunst und Wi ssenschaf t, Sitte und Ordnung, Kultur und Staat mit Wahrheit und Klarheit und Liebe KU durchwirken das ist das Ziel, um das wir uns zu scharen haben! \*on einer kräftigen zielbe- wufsten Individualhildung zu einer von Natur und Welt Ordnung gelM)tenen S o zj a I gc s t a 1 1 u n g .]nr!i ohne verschwommenen Sozialismus und oberflnrhlirlie Gleich- macherei - das allein ist der Weg zu schtMierer Ent- wickeln n g , zu künftigen besseren Z e i t e n I

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Umscliau in Naclibargebieteii*

Von R. Dietrich iu Kandern.

I.

Herrn. Grimm verbreitet sich in der Deutschen Rundschau (1H95/6, IV) über Treitschkes Deutsche Geschichte im XIX.

Jahrluiiulert. Verbreitet sich, sa^^e ich. Denn sein Aufsatz ist nicht eine Kritik, sondern eine behagliche, den Inhalt des Werkes i]retiief.sende Besprechung, welcher >Krinneniii>][en imd Betrach- tungen über nationale Gesch i ch t s c h rei b u 11 g einge- fügt sind. Das Amt des Geschichtschreibers sagt er da ge- legentlich -~ ist bei antiker und moderner Geschichte, diese zu erraten und seine Auffassung des Geschehenen glaubwürdig zu machen. Die ^exakte sinnliche Phantasie« tritt hier in ihre Rechte, das bildende Element, dem Goethe zuerst diesen Namen bestätigte. Wissenschaft und Kunst fliefsen bei den Ereignissen unserer Tage zu einer schöpferischen Kraft gnn/ nnders zu- sammen, als wo es sich um die Rekonstruktion un .Vebel der Zeiten undeutlich gewordener Situationen handelt, die mit unserer Fortentwickelung aulser Zusammenhang stehen. Wir erleben heute, wo die Parteien sich bei uns entgegenarbeiten, wie un- möglich es oft sei« festzustellen, was ein Mann eben noch ge- sagt hat, und gar, in welchem Sinne er sich aussprach. Briefe werden verändert, verstümmelt, abgeleugnet oder wenigstens hier und dort anders interpretiert, und in die logisch eng verbundenen Glieder von Thatsachen neue Kakta eingeschoben, die dem Laufe der Dinge eine andere Bedeutung gelxn. Wer soll hier der Richter sein 5* Der, der aus seiner Nntiu Ikthus die mil^piclen- den Personen am tidsicu du^ch^cllautI In allen iipochen um gtebt die herrschenden Generationen der Menschheit ihre beson- dere Ivcbenshift: wer will über ihre Thaten urteilen, ohne diese Luft geatmet zu haben? Der, dem sie durch eine Ahnung zu- fliegt.'... Zwei vornehmste Aufgaben hat der Historiker : seinem Stoff den Abglanz des scheinbar wirklich und wahrhaftig sich Kreignenden x.u verleihen, und sodann das Vertrauen zu erwecken,

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Umsch«« in Kiu;hba(^<>bl«t«n.

die Kreigiiisse hätten in der That den Weg genommen, den er angiebt Diesen Erfolg zu erringen, müssen Opfer vom Autor gebracht werben. Kr steht mit seinem Tünche der unbekannten Masse seiner niitlebenden Leser, jüiij^erer tind älterer Lente, gegenüber, die nicht ohne weiteres sicli gläubig zu verhalten vermeint ist; und er hat ihr den Beweis zu liefern, sie dürfe und müsse Vertrauen tm ihm hegen. Deshalb muls er zeigen, daLs er nichts verhülle, verschönere, verstecke. Er mufs die Dinge rasch beim rechten Namen nennen. Er mufs alle Konsequenzen dieses Vorgehens kennen und über sich nehmen. Kr muls wissen, worin das gemeine, erbarmungslos». Tageslicht sich vom roman- tischen Lichtt der Kerzen unici --chcidet. Ihm zum \'nr\vnrf machen woUvn. d«Tfs er bei b'iiiilhing dieser Pflichten Auge und Ohr beleidigt habe, wäre lalscli. Das ist es. was uns /u vShakes peare so grenzenloses X'ertrauen fassen läfst: ihm wäre luimög- Itch, aus Mitleiden eine Lüge zu sagen. ... Deutsche Geschichte ist etwas anderes als griechische und römische. Sie ist die Ge- schichte all unserer Familien. Deutsche Geschichte bedeutet Er- zählung, wie bei Gunst oder Ungunst der Zeiten durch feste Männer das einige Deutschland geschaffen worden ist. Diese •Männer wollen wir kennen lernen. Die gleichzeitigen aber vor allen anderen. Wir wollen alier auch hier nicht ein ungeheures Xutizenreservoir vor uns liaben, in dem alles Krrcichbare ent- halten ist, sondent von der Hand eines zuverlässigen Mannes uns daraus schöpfen lassen. Bis zur Mitte unseres Jahrhunderts waren die Zeiten der Gegenwart unglückliche, und der Geschicht- schreiber, indem er uns ihre Männer vorführte, hatte die Auf- gabe, uns zu trösten und auf eine bes.sere Zukunft hinzuweisen: 7u zeigen, wie auch in trüben Verpnigenhcitcn der Keim zum Glücke stets gele.i^en liabe, welche Männer ihn bei uns im Wachs- tum hielten, und welche (»abeti er uns nuch verspreche. Ge- schichte für eint im Unheil »teckende Generation zu schreiben, ist deshalb schon schwer oder unmöglich, weil in solchen Zeiten die Wahrheit nicht gesagt werden darf. Für eine vom Schicksat begünstigte Zeit aber Geschichte zu schreiben, ist eine schöne und dankbare Aufgabe, wenn ein kräftiger, weitblickender, seine Sprache belu rrscliendc r Mann sie auf sich nimmt (Dieser Mann meint Grimm - sei Treitschke.)

(ranz anderer Art i.st die umfangreielie Arbeit, welche Felix kachlahl der DcuLschen Geschichte von Karl Lamprecht ge- widmet hat (Preufs. Jalirbücher 1896, 1.). Hier handelt es sich um Kritik. Lamprecht hat nämlich den Versuch gemacht, eine neue Anschauung der deutschen Verfassungsgeschichte zu be- gründen, deren Inhalt in die wenigen Worte sich fassen läfst: Der Prozefs staatlicher Kntwickelung ist im wesentlichen wirt- schaftlicher Natur ; wirtschaftliche Momente besümnien vor-

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zuj^swcise die Wiiiidclun^^cn staatlichen iAi>e?i'< in I)ciit>clilaii(l : wie der fränkisch-deiitsclK Staat vom 7. i v jahrlnuidert der Naturalwirtschaft >eiii Ivntslelieu venlr.nkt. so auch ist die G e 1 d w i r t s c h a i t die Grundlage aller späteren staatlichen Hil - düngen und insbesondere auch der neuen KiniKung des deutschen Volkes in diesem Jahrhundert. Oenigeniäfs prüft Rachfahl, ob die von Lamprecht aufgestellte Penoden-Einteilunjir berechtigt ist, und oh die \*eränderungen in der Verfassung in der Tliat ausschlielslich oder doch vornehmlich auf wirtschaftliche Ur- sachen /.urück/u führen sind. Ht/üi^lich des ersten Punktes kommt er /.u dem Hrgel>nis: Den Ilaupleinschnitt des langen Zeitraums von der Begründung dc> Irrmkisehcn Kciclies bis zur Krrichtung der konstitutionellen Monarcliie tles XIX. Jahrhun- derts bildet nicht die Stattferzeit , sondeni die Wende \-om Mittelalter zur Neuzeit Die erste der sich so ergebenden beiden Hauptperiodeii müssen wir in zwei weitere Abschnitte zerlegen, deren Grenze ungefähr durch den Beginn des zweiten Jahr- tau.sends unserer Zeitrechnung angedeutet wird , indem das staatliche Leben des (Unitscluii \ <>lkc^ bis dahin in der Haupt- ^aclu- \on einem zeiUralisti^elun Frin/.ipe, \'on dn ab mehr von einer Tendenz der Dezentralisation beherrscht wurde. Iil>enso verhält es sich mit der zweiten von den beiden Ilauptperioden ; auch sie zerfällt in zwd Unterabteilungen: das Zeitalter des dualistischen Bundestaates und das der absoluten Monarchie. Dafs weiter auch Lamprechts grundsätzlicher Standpunkt un- richtig ist. weist Rachfahl vorzugsweise an der Geschichte des Mittelalters nach: der Lehnsstaat des fränkisch-deutschen Reiches zeigt er war weder in der ersten noch in der zweiten Periode seines Daseins ein l'trzeugnis der Naturalwiriscliatt schlechthin; sondern er war ein Lrzeuguis der das politische, religiöse und soziale Leben beherrschenden Ideen, bezüglich seiner Organisation allerdings mit Notwendigkeit dem Stande der damaligen Kultur und daher auch der Naturalwirtschaft angepafst. Hinsichtlich der späteren Zeit, für welche nach Lnniprecht die Geldwirtschaft mafsgebend gewesen sein soll. Weist Rachfahl einfach auf die w ichtigeren \'orgänge der deutschen Gescliiclite hin. welche die .A.n>l)reilunL; oder der I-anfliiK der C.cidw u l>cliaft nicht verhütet oder liew irkt hat. Dann folgt auf drei Seiten eine Skizze der deutschen \'erfassungsgeschichte. die wir des knappen Raumes wegen leider nicht wiedergeben können. Allerdings ntufs der Kritiker zugeben : das Verständnis ' der politischen Geschichte ist unmöglich ohne die Kenntnis der jeweiligen wirtschaftlichen Grundlagen von Staat und Gesell- ^cliaft : ebe!i-io nTnno<;lich ist eine volle Würdigung der Leistungen eines i)estimmten Staatswesens ohne die Kenntnis- .seines \'er hältnisses zu den wirtschaftlichen Dingen, ohne die Kenntnis

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l'iusrhau in Naohhiii^ctiictrn.

seijier Wirtschaftspolitik. Und die Wirtschaftsgeschichte ist bisher vernachlässigt worden.

2.

In (k'iii ^Iciclion Hefte der Trenfs. Jahrbücher cnn Un i tleicn Herausgeber, Hans Delbrück, die Aussichten der So/.ial- poHtik. Das Wichtigste sagt er ist, dafs die Regierung das richtige Verhältnis zur Sozialdemokratie findet. Revolu- tionsparteien können nur dadurch üherwuiKlcn werden, dafs man ihnen Reform parteien entgegenstellt. Jet/.t ist das nicht niöglicli, da eine Kiforinpnrtei nnr existieren kant» entweder im l^nnde mit der Regiernng, indem praktische Kc tnrmen betriehen werden, »ider aber indem wenigstens die Rei;iLiung sich nentral verhalt und tleii gcisiigcii Kräften auf allen Seilen freien Spiel ran m läfst. Man erkennt an dieser Stelle» warum unsere sozial-reaktionäre Partei fortwälirend tnit solchem Kifer für die Politik des Haare- krümmens eintritt. Dafs sie keinen Krfolg hat und die Revo- lution, falls wirklich eine im An/nge ist, nicht verhindern kann, das sehen die Reaktionäre natürlich so gnt ein wie jeder andere. Warum bleiben also die Post, die Ht^rliner Xenesten Nachric hten, die Hamluuger Nachrichten nntl ulk die andern l>ei dem Ruf: ^Noch ein paar Härchen mehr gernplt. und der Löwe wird bald tot sein« ? Der Grund ist: was sie verhindern wollen, ist nicht die Revolution, sondern die Reform. Hin bischen Revo- lution, das man dann niederschl&ge, wäre sogar sehr ange- nehm. Aber sobald die Regierung sich nur einen Augenblick zurückzieht, entsteht eine starke R e f < > r m p a r t e i , uiul diese ist es vor allem, die man nicht will. Man achte auf den hübschen Kreis, den die llet/e y.u machen ptle.^t. Die So/ial- deniokraten werden l)ekäiii])tl, nicht weil >iv die Intere.s.sen des Arbeiterstandes gegen da.s Kapital verleidigen, l>ewahre; sondern deshalb, weil sie die Grundbegriffe unserer Kultur und unseres Staates bekämpfen. Nun kommen andere, deren religiöser, nationaler, konstitutioneller Sinn unanfechtbar ist, die aber dabei wirtschaftlich - sozialistischen Ansichten huldigen. Mug» sind sie die Affiliierten der Sozialdemokratie, noch viel schlimmer als diese selbst, Schwarmgeister nach der Art Thomas Münzer.s.

Mine Wirkung jener retormleindlichen Mächte sieht Delbrück auch darin, dafs der (preulsische) ()l>erkirclienrat den ICrlaf.s, in dem er vor fünf Jahren die Geistlichen aufforderte, sich um die sozialen Angelegenheiten zu kümmern, de- und wehmütig wieder zurückgenommen hat«. Dieser neue Erlafs (vom 17. De- zember 1K95) meint der bekannte Frankfurter Pfarrer Friedr. Naumann in einem Auf.satze über das Problem der kirch- liehen Sozialpolitik (Soziale Praxis is'')5 ('.14) ist nur zu verstehen, wenn man sich die eigentümlichen Schwierigkeiten

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B. Dietrich.

der kirchliclien Organe p;-eg:cntiher der modernen Knlwicklnno; vergegeiiwärti)^t. Kisenbaliii und Wahlrecht wirken mit einer Art l'nerhitUiclikcit auch auf Gebiete, die scheinbar weit von ihnen getrennt liegen. Entweder die Kirche spinnt sich ein, oder sie zieht die Konsequenzen der veränderten Verhältnisse. Worin aber besteht die notwendige Umwandlung? Erstens in der Tendenz auf Berufsgemeinden (an StclU (U r Ortsgemeinden, auf denen das gan/c System ' der bestehenden Kirchen Organi- sation benilit ; die Reli.LTion hätte nun die neuen Bcmfsgruppie- rungen gcraik-so 7U durclidringen. wie sie frülier die Lokal- vereiniK^unj;en (Uirclulrungen hat), und /weiuns in einer T^os- lösung <ler Kirchenleilung von der direkten lieeinllussung der Staatsregierung. Letztere hat sich auf die Seite des 'Besitzes gestellt. Will es die Kirche ebenso machen, so verliert sie naturgemäfs an Einflufs auf die iiichtbesitzende Menge, was sie um ilirer Tendenz auf Volkswirksanikeit willen sehr l)edaueni wird. In dieser Zwangslage zwisclKii Regienmg und Menge haben fast alle Kirchenret^-inienter bin und her geschwankt. Am liebsten würde man natürlich eine einfache Neutralitätserklärung erlassen, aber gerade dieser scheinbar nächstliegende Weg ist praktisch zur Zeit nicht- gangbar. Die Staatsregierung und ihr Oberhaupt, welches zu gleicher Zeit summepiscippm der e\'ange- lischen Landeskirche ist, denken gar nicht daran, die von ihnen finanziell abhängige Kirchenverwaltnng als politisch neutral zu betrachten. Von den Organen der Kirche wird verlangt, dafs aucli sie die Mächte des Umsturzes liekämpfen. Die evange- lische Kirche als solche « >]] eine Schützerin der historisch her- gebrachten politischen \ l•na^>^ungsform sein, gegenüber ParU i- ansichten, welche mehr zu demokratischen und republikanischen Idealen neigen. Kurz, sie soll Partei nehmen und dennoch dabei für alle sein wollen. So entstehen lauter halbwahre Sätze und schleichende Widersprüche, wie sie im vorliegenden Erlafs zu finden sind. . . . Als wünschenswert wird es in erster Linie l)etrachtet werden, das das Sfnmnepiskop(it, die nicht klar fixierte Regenten würde des Monarchen auch in kirchlichen Dingen ent- weder eingeschränkt oder beseitigt wird, da in der Personal- union des staatlichen und kirchlichen Oberliauples nalieliegende Bedenken betreffs Vermischung der Gebiete begründet sind. Sodann aber mufs gewünscht werden, dafs die Generalsynode (für die altpreufsischen Provinzen) eine häufigere und längere Tagung erlebe, um als dauernde Hilfe inid Kontrolle des Kirchenreginientes dienen zn können. Schliefslich wird von neuem die Frage auftauchen, ob denn ein allgemeines deutsch- evangeli.sches Kirchenregiment fdhne \'ermischung der zu Recht bestehenden Hekeiujtnisse) für inuuer eine Unmöglichkeit bleiben soll. . . . Solange das jetzige X'erhältnis von Staat, Kirche und

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Umichav ta Viic1ib«r^«>l*I<-ton.

Arbeiterpartei dauert, ist es ganz begreiflich, dafs etlichen Ver- tretern der Kirche am Vcrtrnücn der besitzlosen Menge mehr liefet, als an der (■bereinstimnumg mit Besitz und Regiernng.

l'.incn dritten inhaltreichen Beitrag zur Sozialpolitik bietet Heinr. Htikner. Kr l)etrachtet -»Sparsamkeit und Luxus vom Standpunkt der nationalen Kultur- und Sozial- pol i t i k « (Schmotlers J ahrbuch f. Gesetzgebung» Verwaltu ng und Volkswirtschaft im Deutschen Reich 1896, I). Sparsamkeit und Krwxrl» sind für die fortschreitende Entwicklung unserer wirt- schaftliclien untl deshalb auch unserer geistigen Kultur unent- behrlich. Aber es giebt bereits innner zahlreicher werdende Schichten, in deneti Ivrwerb und Kapilalbildung nicht nuhr allein im Vor- dergrund des lnUTe>^L's iliroiicu dürfen, und zwar aus politischen Gründen ebensowenig wie aus ICrwägungen lier nationalen Kidlur- poIitik. Wer durch ausreichenden Besitz oder einfache Lebeiis- Vfeisc den Sorgen des Unterhalts entrückt ist, der sollte seine Aufmerksamkeit nicht in erster t,inie auf die weitere Steigerung, sondern vielmehr auf die richtige kulturförderliche Verwendung seines Kinkonuuens richten. Als kulturfördernd kann aber nur derjenii^^e Anfwnnd nngeselien werden, welcher den Menschen \sirklicli erhellt, tüchtiger, leisunii^^fnhiger macht, welcher der verständnisvollen Pflege des Wahren, tiuteii ujuI vSchönen in allen menschlichen lA'benskreisen und sozialen Schichten dient. Dafs das Bürgertum, welches vor allem zur Ausfuhrung einer heilsamen Sozialpolitik berufen ist, dieser seiner Pflicht noch so wenig genügt, findet Herkner entschuldlwr. Wir dürfen nicht vergessen erklärt er dafs die aufsteigende K lassen bewegung d<:< Bürgertums in Deutschland noch recht jungen Datums ist. Kaum fünfzig Jahre sind es her, dal.s das lUIrgertum wenii^slcns im Süden und Wr^-tm des Reiches einen ansschlaggebcnden Faktor im Staatslebcn l>ildet. Der für DcuL>cldand nachteilige Umschwung, der mit dem Beginne der neueren Zeit im Welt- handel eintrat, die konfessionelle und nationale Zerrissenheit, der dreifsigjährige Krieg, die Rivalität zwischen Österreich und Preufsen, heute die zum Militarismus drängende Lage zwischen Frankreich und Rufsland : das alles sind Thatsachen. welche die \'erbürgerlichung des deutscheii \'olkes itngemein verzögert haben, <lic abir nicht auf das »^clmldkonto des Hüri^irUims ge- •setzt werden können. Ks war auch kein \'orteil für die i>oliti.sche Stellung des deutschen Bürgertums, dafs die deutsche Frage von demjenigen Staate gelöst werden niufste, dessen wirtschaftlicher und politischer Schwerpunkt bis zum Jahre 1 866 ganz entschie- den in dem nichtbürgerlichen Osten lag. Aber wie kommt's denn, dafs man auch heute noch sagen kann, wie es jüngst erst ein Freiburger Professor in seiner Antrittsrede gesagt: das P>ürirer- tum sei nicht reif, die politisch leitende Rolle zu übernehmen.^

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224 ^ lH«tri«ii.

Weil CS sich thatsachlich bei weitem zu wenig angestrengt, und dies wieder hat wohl hauptsaclilich darin seinen Grund, dafs eine grofse Mehrheit in dem sonderbaren Wahne lebt: mit der Gründung des Deutschen Reiches sei alles Wünschenswerte und Erreichbare erreicht; es gelte blofs» iu dein neuen Hause sich bequem einzurichten, m erwerben, zu geniefsen, zu schwärmen u. dgl.: die Staatsgeschäfte könne man getrost den Kegiernngen überlassen. . . . Zunächst wendet sich Herkner natürlich an «die durch Reichutnt ansgezeichnelcTi Thirgerkrcise . an die grnfsercn Unternehmer . lir verlangt nicht, dafs diese sich vollständig vom Kt v\ erbskhcn zurückziehen ; aber sie sollen ihre Unter- ni.hnicrstelhing als ein soziales Amt ansehen, welches sie im Interesse der allgemeinen Wohlfahrt zu verwalten hal)en. Nicht, nach der Gröfse des erzielten Gewinnes allein, sondern vor allem nach der Zahl gebildeter, glücklicher und zufriedener Menschen, die sein ITnternehmen geschaffen hat, sollte die gesellschaftliche Beurteilung eines Untenielimcrs sich richten. Die Rolle, die den» gröfseren T'nternehmcr heute xtifnlU, ähnelt mehr der Stellung eines konstitutionellen Fürsten, nicht der eines mehr oder minder auf«;ekl;irl(.n Seil )>therr>chers. Seine wichtigste Obliegenheit be- isteht daiui, die jeweils fähigsten Organe auhzuwählcu und richtig ZU behandeln, eine zweckmäfsige Arbeitsteilung einzurichten, Reibungen zwischen den einzelnen Ressoits zu beseitigen und nur die letzten, prinzipiellen Entscheidungen selbst zu treffen. Die Selbständigkeit der Angestellten mufs so weit entwickelt werden, als es das organische Ineinandergreifen der \ crschiedenen Abteilungen des Retriebes irgendwie gestattet. Nur unter diesen Voraussetzungen wird der i^nUsere l nternehmer genügende Mufse behalten, um an den politischen und geistigen Strömungen in der Nation verständnisvollen Anteil zu nehmen.

3.

Die zweite der grofsen Aufgaben, welche Herkner der deutschen Sozial- und Kulturpolitik zuweist, ist v unausgesetzte Vervoll- kommnung der nationalen Kunst, Ijtteratur und W^issenschaft überhaupt . Welchen Teil dieser Autgabe soll nun der in jenem grofsen Sinne zu wirken fähige und bereite Bürger übernehmen? Am besten wohl die Förderung der Kunst, eine JUeistung, die in rechter Wei.se ja nicht zu erwarten ist von den »öffentlichen Mächten (um mit Hans Schmidkunz zu reden, dessen Aufsatz »Kunst und Öffentlichkeit« - Gegenwart 1896, 6 die folgenden Sätze entnommen sind). Früher war das anders. Die kunstgeschichtliche Vergangenheit zeigt uns im grofsen Ganzen die Kunst gelugt und gepflegt von den politischen und kirch- lit, ]u.n oderkiroluniihnlichen Mächten. Diesgiltxon di r griechisclien Staat.sgemeinde wie von dem italienischen Renaissance I'ür.sten-

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225

tum; von den Stätten des eg>'ptischen Gottesdienstes wie von denen des Gottesdienstes im deutschen Mittelalter. Überall sehen wir. wie diese Mächte nicht nur der Kunst freundlich i^eneic;! sind, ihr reiclilich zu thnn s^elKm und ihren Wrtrctern die nötigen Mittel zum Schaffen g\ \\ äln on, sonde rn noch im-lir: wir sehen sie einerseits die Kunst mit ihrem, der Mächte, cigcn.-^teni Geist erfüllen, und wir sehen sie andererseits bemüht, der Kunst und den Kunstlern entgegenzukommen und die individuellen Ergeb- nisse dieser achtungsvoll aufzunehmen» nicht aber sie von oben herab zu schulmeiNltm. Das gilt nun für <lie Gegenwart nicht mehr. Die monarchische Regierung, die Kirche und versohiciknl liehe Faktoren der öffentÜchen Meinung wetteifern soi;ai in der Jicnuiliung, tlic Kunst ihics eigenen Geistes zu berauhen.... Woher dies? Erstens, weil es uns im Durchschnitt an spezifiscliem KunstverstSnduis fehlt Wir lernen grammatische Formdn und Namen von Schlachten; aber eine architektonische von einer malerischen Phantasie, eine anschauliche von einer unanschau- lichen Lyrik, einen urs}>niii glichen von einem nachgeahmten Stil unterscheiden, und was alles vom Einfachsten bis zum Höchsten das Kunstverständnis ausmacht, das lernen wir nicht. . . . Ein zweiter Grund scheint tnis in nll^emeinen Wrhällnis.sen zu liegen. Dem heutigen Zustand eines Schuhneisterns der Kunst von Seiten der Öffentlichkeit könnte man immerhin eine Berech- tigung abgewinnen. Dann nämlich, wenn die öffentlichen Mächte der zwar abgekürzte, aber treue Ausdruck der Gesamtheit unsers Lebens wären. Das sind sie jedoch keineswegs. Prfiher mögen sie CS gewesen sein. Heute sinken sie mehr und mehr zu einem besomlern Ausschnitt aus jener Gesamtheit herab, der noch dazu aus einem Teil des Ganzen allmählich dessen \Vider]>arl wird. Sie fühlen, dafs über ihre kleine Welt die trrofse \\\lt hinüber- wächst; darum setzen .sie sich in Verteidigungszusland gegen etwas, das sie selber verteidigen sollten, gegen das gesamte that- sächliche Leben. Der Verteidigungskampf wird zum Angriffs- kämpf und sucht die billigsten Waffen ; billigere als ein Theater- verbot oder als eine Anklage wegen Prefsvergehens gegen die Sittlichkeit lassen sicli kaum noch finden. Drüben wird die \'er- teidigung allerdings mit weit kosts]iie!igeren Waffen geführt. Warum aber führen Jene Mächte ihren Kampf nicht auch gegen die Wissenschati, die ihnen ducli l)ereils gefährlich geworden ist uud noch gefährlich werden wird ? Wannn haben sie offiziell die Wissensdiaft und ihre Lehre > frei« gegeben? Fürs erste aus dem gleichen Grund, den wir bereits für die Feindseligkeit gegen die Kunst angeführt haben: weil in un.seren Zn-^tänden die wissen- schaftliche Bildung allgemeiner entfaltet ist als die künstlerische.')

'j Ist doch sehr ungeschickt ausgedrückt!

Vcw BAhn<-n VW. 4. |c

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226

fc. IMrtrich.

Fürs zweite deshalb, weil die Wissenschaft nicht so ersichtlich wie die Kunst ins alltägliche Leben aller eindringt. Das Labora- torium ist hannloser als das Theater. Fnr^ dritte endlich, weil die Wahrheit y<m anderweitigen Hesonderheiten innner noch trotz aller Parteien und Standpunkte leichter zu unterscheiden und zu trennen ist als die Schönheit von dem, was mit ihr geht. . . . Was thun? Erkennen, daXs vnr das wesentliche Heil der Kunst positiv nicht bei jenen Gewalten zu suchen haben; nicht bei staatlichen Aufträgen und Unterstützungen, nicht txri einem Kintreiben des Publikums in die Kirchen, nicht bei öffent- lichen Konkurrenzen - unsere besten Kräfte daran setzen, dem (»egner endlich einen Oeset'/esparn«frn|>hen von der freien Kunst' a1)/uringen nn>eri' liildniii; ändern, ergän/uti : uns daran

gL-w r)hnen, ebcnsi» wie sclilechle uiul gute Mensciien oder wahre und lalsclie Behauptungen auch schöne und unschöne Kunst- leistungen zu unterscheiden, an einer Kunstleistung das Künst- lerische und Unkünstlerische herauszufinden.

Geschieht das das Dritte von dem, was ^zu thun« ist - , dann wird auch die Kunst- Kritik des Tages, der Presse ihren Beruf nicht verfehlen. Objektiv kann diese Kritik nicht sein betont Leonh. Ijer (Kunstwart i8i)5'6, H: Kritisches über Tageskritiki weil es eine objektive Kunstkritik, eine allein giltige Kun^tnieinung nicht giebt. Auch ist es nicht Aufgabe der Kunst, Meinungen zu erwecken, sondern Genufs im edlen Sinne des Wortes zu schaffen. Mit dem kalten Urteil ist dem Künstler nicht gedient; er wünscht den Ausdruck der lunpfindnnv;, des Gedankens, die er in ein Werk gelegt hat, in dem Kcho der Geniefsenden wieder zu hören. Diesen Ge- fühlseindruck vermag keine Kritik pro t't nnttra wegzuwischen: sie ist ohnmächtig gegen den Menschen, der zum Mensciien spricht, und mag sie nn Form und Inhalt noch soviel auszu- setzen haben. . . , AUerclings läfst sich ein<j iileale Meüiode der Kritik denken, die allen Anforderungen bis auf die der Unper« sdnlichkeit genügte, die das Kunstwerk allseitig vom geschicht- lichen, vom ästhetischen, vom stofflichen und formellen, vom persönlichen uiul vom Gesichtspunkte des Hinzelwcrkes erfafste. Aber solcher Kritiker gibt es nur wenige: universale Geister sind selten, und die in der öffentlichen Meinung man mufs sagen, leider - am unmittelbarsten luid stärksten einwirkende Kritik, die des Tages und der Presse, hat zu wenig Atein, um eine universelle Methode einschlagen zu können. Sie mag es beginnen, wie sie will ; kaum jemals wird sie in die Ifdge kommen, restlos zu sagen, was sie vielleicht sagen könnte. Da das bei der Tageskritik solange so bleiben wird, wie sie eben TagfCS- kritik ist, ist die Verschiedenheit des Urteils zwischen diesen und jenen Kritikern eine Wohlthat, eine Notwendigkeit, sollen

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DniAcbatt in NachbarKebicten.

Kuiisl und l'uhliknni nicht /u kurz kommen. Nm mufs die Kritik darauf au.s^clKii, nicht /u bc\ orinuuden, sondt*ni das in dt-m Kopfe der Lc^^er luhciide figtiie Urteilsverniügcn frei /.u machen, zur Bethäiigung atizustachetn und mit ihren eigenen Urteilen und Gründen eine ganze Schlachtlinie von Gegeuur- teilen und Gegengründen in Bewegung zu set/en. Die Kritik sollte weit weniger zur Erspannig der eigenen Arbeit der I«eser beizutragen lieniüht sein, nls da/n, das Interesse aufzurütteln. Auf diesem Oeliiete winkt ihre dankharslc Aufgabe. Xirht so sehr aks Bihhierin des Geschmackes soll sie dienen, denn als Anreiz, ihn selbst zu üben. An einem blinden Keifall kann ihr so wenig liegen wie der Kunst; beide sind individuell und wollen von Individuen begrüfst werden. Neben dieser rela- tiven Aufgabe der Geschmacksanregung kommt der Tageskritik noch eine andere zu. die sie natürlich auch nur relativ hjsen kann. Sie soll gewifsermafsen <iie Schwinge sein, mit der das Samenkorn y>>n der Spivn '.'gesondert wird. Sie soll auf dem Acker der Knnst den Hlumen Luft machen und das Unkraut roden. Gewifs kann sie auch hier irren und manches Samen - kürnlein mit der Spreu hinauswerien. . . . Sic lial das MiUel des Schweigens und das des Urteilens; sie kann blitzen und donnern oder dichte Nebel ausbreiten. Einem echten Kunst- werke aber kaim sie weder durch Gewitter noch durch Wolken das I«eben nehmen. Das ist der Humor der Sache.

■) Sollte da nicht besser Garten stehen? Auf dem Acker sind die Blumen das Unkraut!

Neuere Erscheinungen auf dem Gebiete des naturwissen-

scliaftliclien TJnterriclits.

\'on Or. RMiard Schvlie in I,eip»g^. (Sclilnfs.)

(1. H <) t :ni I k.

Baadc, l-riedricli. N utti rirrsdi i ch Ic i n l{in/t lbiliU rti. (V rllJ^|)t.•It- bil(lertl und Lebensbildern. 2. Teil ; Fflan/.enkunde. S"*. XI VI. 2;;, S Tiiit 7«) f'Mu. Preis geh. 3 M., geb. 3.30 M. Halle a. »S. iSy4. Heiinann Siluo«leI.

Wie aus Ucni Titel hervorgeht, i»l dieses Buch nicht dera Studium der Botanik gewidmet sondern dem Unterridit in der Botanik. Vw\ von diesem Standpunkte aus hat der Verfasser sehr recht wenn er sagt, «lais (1er Schwerpunkt des pfianzenkundlichen Tnterrichts der Volksschule in die eingehende Betrachtung einzelner Pflanzen zu leiten ist. solcher Pflanzen, die von hervorragender Pt-dciilun^ für Menschenlelien und Xaturhaushall sind, wie auch solclier. die durch Kigenheiten ihrer Lebensweise besonderes Interes.se erregen. Wer demnach eiueu \V'egwei.ser für den Unterricht in der liutanik sucht, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen.

Bergnwiii, Adolt l>ie Blumenpflege, ein praktisches ürziehungs- mittel für Schule und Haus. 8**. VIII u. 44 S. mit zahlreichen

Abbild. Preis 0.50 M. Ciera- rntermhaus.

Da das Buch rein technischen Intere.s.ses i.st, kann ich mir kttin nialsgebendes l'rteil erlauben, !>ckenne aber, dals es n\ir. dem ItcuikU' von /iiiiiiK i und ('Tailcngvw <u1im. n luisi r< >rdentlich irefälU. so dals ich es mein unterlassen werde, es bei jetier sich darbietenden < le- legenheit aufs wärmste zu empfehlen.

Kraepelin, Prof. I>r. Karl. Leitfaden für den l'ntertcht in der Botanik an mittleren und höheren Schulen. 4. Aufl*

VI u. 116 S. mit 212 Fig. Preis i M. Leipzig 1893. B. G. Teubner.

Das Buch i.st j-^eeignet. das Studiuni der Botanik vorzubereiten, und kann sehr i nspfohU ii wt nU n Besonders gewinnt es durch die sehr gut au.sgefiihrten Abbildungen.

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Xruere Rrschfinunijpn «uf d^m (lobipli^ iloii R«hirwtMrii»r1wni(ebf>ii irnt^rrlvIiU.

Rrauttbaufi*. Theodor. Botanik. Ausgrabe R In I\iU*n 2. Tiil 2. Sttjfc S'\ I\' u. 76 S. Prds 0,50 M. Halle a. S. 1893. Her- mann SchröfUl.

Das Buch cnUiäll sehr lehrreiche iietrachlungen, die nach der Disposition geordnet sind: I. Im Walde; II. Im Obstgarten i III. Auf Wiese und Weide: IV. Im Gemüsegarten: V. Auf dem Felde; VI Im Walde.

Niefsen, Jm Blumen der Heimat Wanderungen durch Wiese und

Wald, durch Feld und Garten. S". ^19 S. mit vielen Figuren.

Preis 2 M. Munster i. W . .Xdnljih K'issclls VeHae^.

Die Hlumen der Heimat wi rdi n in ;ms]irLrht ii(lt.T Weise für die KimU t L:\ >chihlert nacli den Kapilchs ; Iti den < )sterferien, in den riiiig.sliericn. in den Somnierferien und in den VVcihnachtsferien. Vier Tafeln in Buntdruck sind eine angenehme Beigabe. Scbimpfky, Richard» Deutschlands wichtigste Oiftge wachse

in Wort nnd Bild, nebst einer Abhandlung über Pflanzengifte.

Lief. 2-4. S". 62 S. mit 20 Tafeln in Buntdruck. Preis 1,75 M.

(Ura T'ntennhans I'"r. laugen Köhler.

Schon \)v\m l jsc!icinen der ersten I.ieferung haben wir uns lobend über dicsrs \\\iki lien, dessen Ansstattutiif der Verla^^'shnnd- limg alle IChrc luachl. .lu.sgesprochen ; wir können ihm nur eine recht weite \ erbreitung wünschen. Ganz besonders eignet es sich für die Hand der Kinder, die durch dasselbe Pflanzen kennen lernen, ohne dieselben in der Natur gesehen zu haben.

Wfknsche, Dr. Otto, Der naturkundliche Unterricht in Dar-

bi et n Ilgen und f'bungen. Heft I. Die Fanie. 2. Aufl. 8". iS S. mit I Tafel. Treis o,.;o M Heft. 11. Die Laubmoose. S". 23 S. mit I Tnfcl Treis 0.50 >L Heft III. Die (Fräser. S". 4? 8. mit I Tafel. I i eis 0,75 M. Zwickau 1894, Verl. von Gebr. Thost (K. liräuningen.

Diese Heftchen haben den Zweck, insbesondere jüngem I^ebrem die Vorbereitung für die naturkundlichen Unterrichtsstunden zu er- leichtem. Sie enthalten deshalb nicht nur alles das. was den Schülern mitgeteilt werden soll, und wie dies /.u geschehen hat sondern auch fast alles, was der I.elirer über <len l>».treff enden ('.egenstand wissen muis. Wie alle bis jetzt ersrliii iu-nen Schriften de« Verfa.ssers, sind auch diese Heftchen gut /u nennen.

e. Mineralogie.

FnfSt IConrad, Grund zu ge der (Geologie. H*^. 102 S. mit Abbil- dungen Tit is ■(! M Nürnberg 18^)4. Triedr. Korn. Figentfimlichenveise beginnt das Huch mit einer Einteilung der

MiTiernbcn. die insofern iran/ /wceklos ist. als letztere unter llinzu- fügun.u Thu r cheniisclu ii l oniKl nur namhaft gemacht werden mit dem Nachfolgenden dewina».!! in gar keinem Zusammenhang stehen. Bekanntlich set/.t aber die Geologie die Kenntnis der Mineralien voraus. Im übrigen ist das Buch empfehlenswert.

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2^0 Dr. Bicbarri SrhuUe.

SteiniT, Carl Jjiscpli. I'.is M i ii ci .i I i ci ch nach se i n t r Siel 1 u ii u in Mythulojric und \'(»lk.sglau!jcn in Sitte und Sage, in (fcschicht«* un<1 Litteratur. im Sprichwort und Volkstfest K* X und 142 S. Preis gKh. 2.40 M., geb. 3 M. (lotlia 1H95, C. F. Thienemann.

Dieses hwch ist kein I.vlir- odt-r I.vrnbmli im cijrttitliolu 11 Siiiiii;, sondrrn is ist hcstininil. den natnrkuJid!i(, lu n T'titerrichl zu hekUvu. d;is Interesse an der Natur zu erliöluii und sinnige Xaturhetraelilunj; /.u fiM(lern, und in diesem Sinne düifU' t.s «Um I.elirer der Natur- i^cschiciite .selif willkoninien sein. Aber aui h einem jjrölseren Tub- liktini kann ich es als eine sehr interessante und lehrreiche I^ektüre empfehlen.

Twiehausen, Oda. Mineralof^ie in ausj;eführten Lektionen

und Kntwürfen nebst einem kurzen Abrifs der Chemie. 8». X u. 246 S. Preis f^eh. 2,.So M., geb. 3,40 M. Leipzig 1.S95, iimst

Wunderlich.

Der Verfasser h.il den Stoff für die Volkssch>dt sdir trnt verar- l>cjlet Leider i.st die lCint*;ilung der Mineralien verallel und darum unrichtig.

U. Physik und C'heiuie.

AreiHlt, Prof. T)r. Rudolf, Grundzüge der Chemie. 5. Aufl. s". XIV u. 367 S. mit t8o Fig. Preis 2.40 M. Hamburg u. I^^ipzig

1894. Leop. \'()fs.

, - , .Vnorganische Chemie in 1 1 1 u n d / ü tjt- n 2. Aufl. S<'. XII u. 250 S. mit 150 Fig. l'rei.s i,6ü M. Hamburg u. Leipzig 1S94, Lcop.

, Bildungselemente und erziehlicher Wert des Unter- richts in der Chemie an niedern und höheru Lehran> stalten. 2. Aufl. 103 S. Preis o,Ho M. Hamburg u. Leipzig

iS«)3, Leop, Vofs,

Wir haben tms schon frulier über die .\rendtschen Hüclier in der lobensweilesten Weise ausgesprochen und können uns deshalb jetzt kurz fasscti : Was Professor .\rendt schreibt, ist sehr gut und kann ohne Bedenken aufs wärmste empfohlen werden. Aruluirt, Ludwig. Die orgaiiiNche Chemie. Methodi.sches Hilfs-

huch fär die Hand des Lehrers, sowie zum Selbststudium. I. Teil :

Theoretische Vorbegriffe und Chemie der Pflanze. 8**. 90 S.

Preis 50 Kreuzer. Wien 1S95, X'erlag des Vereines Bürgerschule .

Der erste Teil ist nicht übel. Ivin endgültiges l'rleil kann aber erst nach dem l%rscheinen des vollständigen WVrkes gefällt werden. Bönier. Dr. H.. Leitfaden der }{ .x p e 1 1 nu n l a'i ph \ si k für sechs

klassige lu'diere Lehranstalten. S". X. und 170 S. mit 165 Fig.

Treis geb. 2,2u M. Herlin 1893. Wcidmannsche Buchhandlung.

Hin besonderer Vorzug dieses sehr brauchbaren Buches ist, dafs sich der Verfas.ser ausschliefslich schematischer Zeichnungen bedient.

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Neuere LrkcUt'inuiigtn nuf dvm tirbietr d«-> llHlul'Mi^•^Ml&l■'bllftlicll«'U Uaterricbta. 2^1

wodurch das Veisländnis wesentlich erleiclitcrl wird. Man erkennt auf den ersten Blick, d&ts der Verfasser den Stoff nicht blofs beherrscht, sondern ihn auch pädagogisch zu behandeln versteht Cninbei^er, Bernhard, Haushaltungskunde. Eine Naturlehre für

Küche und Hauj;. 8". VI IL und 95 S. mit 17 Fig. Hraunschweig

1895, Otto Salle.

Aus dem CieV-iclc der Chemie «greift du \ ( ifasscr dasjenijie heraus, was \ oti s)»( /,iclk 111 Interesse tiii Kiuhe und ll.ms isi. Das Buch ist em]»felilenswerl, i>t es ja doch schon als .Man>iskr)])t auf der Kochkunstausstelluni; /u I'rankfurta. M. 1894 prei.sj^ekrönt worden , obwohl manches Überflüssige in ihm enthalten ist« beispielsweise die Darstellung von Sauerstoff, Wassenttoff usw. Denn diejenigen, für welche das Buch bestiiunit ist, werden niemals in die Lajre kommen, die .irenannten ( .ase darzustellen. Damit ist durchau.^ nicht K^^^-iJ^t, tiafs ilne Darslelluni; auch im rnterrichte unterhleihen s<ill. ~\'or- liejjendes liuch aher sf)ll kein Lehrhuch. stsiulern eiiT l.erti- resp. >ferkhucli sein. Der Titel al>er ist un^^lücklieh i^cwählt. denn unter liauslkaltuni^skunde begreift man etwas anderes als das. was das Buch bietet. Auch Naturlehrc der Küche und des Hauses ist nicht deutlich, da man unter Naturlehre allgemeine Physik versteht. Besser wäre gewesen: Chemie der Küche und des Hauses, aber mit diesem Titel hin ich <Uiii Wrfasser in» Jahre 1894 zuvor tvekummen. Uenaii, A.. Physik lür Kehrerbildunjjsanstalten. S". \ und

207 S. Treis geh. 2 M., geb. 2,50 M. (iotha KS95, K. F. niienc-

mann.

ri)cr dieses iiuch kann man sich freuen I Der erfahrene Ver- fasser greift aus einem grofsen (»ebiete das heraus, was jeder I^hrer wissen niufs. Der trefflichen Auswahl des Stoffes entspricht die Be- handlung. Die Anordnung desselben ist eine streng logische, wie sie sein muf.s wenn man Denker erziehen will. Betreffe der l*'ijjnren spricht der \'erf. iran/ da,s.selbe aus, w.is ich schon früher gesa.i^t habe. ICr schreibt : -Fijiuren treten nur dann auf. wenn es notwctitlij^^ i.st. Wie eine I'erson ^^eht, die eine Last auf dem Rfuken trä^l, wie man ein Trinkj^las umgekehrt ins Wasser taucht, otier gar, wie man mit der Schere einen Faden durchschneidet, braucht nicht durch eine Figur veranschaulicht zu werden. Von den beigefügten Abbildungen ist alles unnötige Beiwerk femgehalten, so dafs die Aufmerksamkeit des Lernenden ganz auf das Wesentliche gelenkt wird und die Figuren selbst meist a]> \ orbilder für Darstellungen an der Schultafel dienen können. Das Werk, soll überhaupt kein Bilderbuch, .sondern ein Lern buch .sein.

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2^2 Bücher unil AukSuc.

Neue Büclier

a) BBehar.

Conienuis. des Joli. Ainos,

(llücksschmic<l, oder die Kunst, sich selbst y.u raten. /. .1. (^omenn^ Jahi i lotiuiun sivf tii 'i iuinithmii xthf tpi. Nach dem Amsterdamer Drucke vom J. 1601 m. e. einleit. Herichle hc*rau.sge>{. von Dr. Jos. Reber. (67 8.) <;iefscn. R. Roth.

Andrä, J.C., Kurzer Lehrgang der Ceschiclite f. höh. Mädchen- schulen. Mit 12 (.'.eschichtskarten. »2 Rildertaf. zur (icschiclite der Haukunst und HildhauLiei, 6 liil- dertaf. zur Kulturgeschichte. (208 S.) Leipzig, R. VoigÜänder. geb. 2,40 M.

Fischer, Prot., Oynn.- 11. 8e»..DIr..

Dr. Karl, (irund/.ü^e einer So/.ial- pädagogik und Sozialpolitik. 156 S.i Ivi.senach, M. Wilckens. 0.75 M.

II oh mann, I*., Rek«.. l'n.sere Sch n lein rieh tu n<i^cn u. die Reform- bestrebungen im Lichte des l\r- ziehungsprinzips und (kr Zeitfoi derungen. (17S.) Bielefeld.lielinich. 0,50 M.

Kuderna. B£la. Das Satzbild

in seiner Anwendung f. d. Lehre vom Satze. (64 ö.> Wien, C. Konegen, i M.

Schmitt. Lehr, P., DieF.thand- Innir der Wortleliir in der Volks- .schule. (87 S.) Heidelberg, vorm. Weifs. 0,90 M.

S c h \v e n d i m a n n . Dr. Joh., Der Pädagoge Pestalozzi nach zeitge- nassischen Quellen im Uchte der Wahrheit dargest (64 S.) Luzem, Räber u. Co. 0.70 M.

Springer, Kn-iK-x iiuiiii!<|.., Dr. Wilh., Knr/er Abrils des Hand- arbeitsunterrichts in der X'olks- schule. Zum Ciebrauch für Hand- arbeitslehrerinnen wie 7Mr Kin- führung d. Schulaufsichtsbeamten in dieses C.ebiet. (79 S.J Breslau. J. Hirt. I M.

und Aufsätze.

h) AvMtte.

Ambrassat. Zur b'ibelfrage (Mittelschwle .v) Halle, Schnidel.

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Neue Bahnen.

PÄDAGOGIUM. Monatsscbrift für Haus-, Schul- und Geseilschafts-Erziehung.

Heft 5. ~ Hai 1896. ' VlI. Jahi^.

Sdiweizerisches TolkssclxtLlveseii*

Von RMMf Dietrieh in Kandem rfrfiher in Zürich). Einleitung^.

Eine anschauliche, in alU u iMii/.clhcilcii klare DarsLclluug des gesamten schwei/.erischen Volksschulwesens würde einen stattlichen Rand füllen. Und sie wäre erst dann ganz zu- verlässig, nacli der Natur gemalt % wenn der Ver&sser in allen fünfandzwan/i^, oder doch in mehreren verschieden gearteten Bundesgebieten gelebt und beobachtet, oder wenig- stens in jedem Kanton einen sachkiin<1igen und unparteiischen Biu L^t r als stillen Mitarbeiter gehaln und die Aufsernngen über Scliulang^clet^^eiiheiten in der p( )liti^t'lien Presse einige Jahre liindureh gesammelt hätte. Hin solclier Mann aber dürfte kaum zu finden sein, jetzt und später. Höchstens wenn die viel umworbene ßundeskasse einem die Mittel zu jenen aus- gedehnten Forschungen gewährte! Gerade in der jüngsten Vergangenheit hätte man ani den Gedanken kommen können auf den Gedanken nändich, der SehiUansstellnng innerhalb der am i. Mai d. J. eröffneten Landesansstellnni^ zu Genf einen hmidlitlun l üluer bei/aioeben. Hin Üuch, nicht zu dünn und nicht y.u dick anziehend ausgestattet wisscnsehatilich genau und doch klar und kurzweilig ge- schrieben — ein Buch, das jedermann, der Zeit hat, ein gutes Buch zu lesen, gern lesen würde %'on Anfang bis zu Ende ein \'olksbuch! - ein Buch, das in weiten Kreisen warme Teilnahme am Leihen der Schule wecken könnte, mül^ic'

N'nn hat allerdiiiLiS die Kidgenossenschaft ihn Scliul- anssulhmg nn't einem iMihrer bedacht, ihm sogar ein kK im-s \'erm(>gfn (4ü,(xx) Fr. etwa) gewidmet. Aber er wird in Ciestalt einer mehrbäniligen Statistik ci.sclicincn, vor deren unendlicher Zahlenfülle gar manchem grauen dürfte. - - Ein Buch, wie es zu wünsdien w«are, giebt es nicht. Übersichten- .sind ja vorhanden, doch kaum dem schweizerischen Lehrer ganz verständlich; den .Ausländer verleiten sie leicht zu

Kroe B«lin«ii (PidAfogim) TU. S. l6

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Kudolf Dictrirh.

falschen Vorstelhmgeu oder Sdilüsseii. Die wenigen ans* führliclien Einzelbeschrcibnngcn und grundsätzlichen Er- örtenin^en aber nmfs man an verschiedenen Orten zusammen- suche n.M

Meine Arbeit will die wichtii^^stcn Kapitel ans dem noch zu erhoffenden Huche über das >eh\vei/erische \'olk.s>cliul- \.'esen vuiliaj^en; darin sieht sie ihre Üeicchtigung und ihren Wert- - Ich habe nur noch zu bemerken, dafs meines Kr- achte ms die Volksschule ans Kinder- und Bürgerschule (und Haushaltschule für Mädchen) besteht

I. Eidgenössisches Soll und Haben.

I, Hiltys (redanken üher die Aufßrahc der kcIiw. Kidgenossen- scliaft und (vraiidgedanken tler scliw. l^r/ieliung-. 2. Bund und Schule : was ist» ^ Hund und Sohuk \\a<; werden soll oder

kann. 4. Schwei/erisdic \ (»iksschuk .

i;

Seit 1886 giebt Karl Hilty, Professor des Bundesstaats- rechts an der l'niversitat Bern, ein Politisches Jahrbuch

der schweizerischen Kid<;enossenschaft heraus. Aus diesem Buche (das in Deutschland seine,^ j^leichen leider nicht Imt^ s]>richt ein echter Scliw ei;/(, r (so wie ihn etwa 'l' V Dculsclic daheim sich vf>r^ulUi, ein Politiker und PhiloSi/jjh. t-int scharf ausj^epräj^^u rcrxniliclikeiL und, nicht zuletzt, ein Mann, dem es ernst ist um das, was er saj^t der seinem Volke in der Weise der israelitischen Projdieten, die er gern anruft,*) dienen möchte. Ks ist fast selbst-

S II \\*( ttstc in Ikriclit über dit* Ttnippi- rntt-rnrlUswcseii der sohw. Landcsansslellung in Zürich iSSj. 030 S. Ini ganzen veraltet: heute noch lesenswert: Die Anstalten f. d. reifere Juprend- alter. niL I.( hrtrhildunj^sanstalti 11 Die Kckrutt-nnrhi iti 11

Jahrbuch des U n t e r r i c h t s \v e s e n s in tl e r Schweiz, seit 1887; zuerst von C. flrob, seit 1891 von A. II über bearbeitet. Leitartikel 1SS9: Die Militir|)flicht d. Lehrer i. «1. vSohw. - iS.)(): Die Ia hiLiliikhiny^sanstalten i. d. Scliw. iS^^r I>i( rncnt^eltüchkcil der indi\ iduelkn I.ehrmitU-l und Schuliuat«.! ialicu i. d, Scliw. 1892: Slaatliclic KulictTLlialtc. Tensions . Alters. Witwen- u. Waisen - kassrn d. \"olksschullehrer und der Lein t r a d. h ">h. Li hranstalten i. d. Schw. 1893; Die b'ür.sorjrc f. U. SlclU crtretung <l. I,ehrer a. d. Volksschule und a. d. h<5h. Schulen i. d. Schw. i, J. 1S94 (Das Jahrb. f. iS<>4 soll im l-Vühj. iS«/> irscluincn.)

C. (iroh: Die schweizerische Volk.sschulc. (Schw. päd. Zcitschr. 1S91, L)

*) Die Lcbensauffasstinj; und Dcnkuujfsart der urof.scn Propheten sapft er - stt 1k der nKxkrn-republikanisiJu n . ft 'lur^cist nahe. - Kr behau]Acl aucli wciler, die schw. ICidgenossenschall hai)e in ihren Schicksalen nnd in ihrer staatlichen Aufgfabc eine bedeutende Ähn- lichkeit mit fleni altisraelitischen Volksstaate.

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K<<)iwnix«>ritrli(>M Voik*»cliulvi cucn. 2\Z

verständlich, dais dieser Mann auch einmal (im Jahrbucli für 1892) Über die Aufsähe und die nächste Zukunft der schweizerischen Eidgenossenschaft« sich ausgesprochen.

Meine Abhandlung läfst sich kaum günstiger eroffnen, als mit einigen Sätzen aus jenem umfang- und inhaltreichen Leitartikel. Die alte Kidgenossenschaft (der Staatenbund, wie er bis 1798 bestanden) hat sagt Hilty - trotz vieler rnhnireicher Thaten und cnt.q;en|-en einem \-ic1 versprechenden Anlang, ihrer Aufgabe der alti^ernianischen Volksireiheit in Europa eine bedeutende staatliche Ausgestaltung zu ver- schaffen und die republikanische Staatsforni zur vorherrschen- den in diesem Weltteile zu machen, nicht entsprochen; und zwar in der That nicht wegen der Beschränktheit ihrer Machtmittel . Die Aufgabe ist nun auf die neue Eidge^ nossenschaft, (den Bundesstaat von 1848 und 1S74) überge- gangen. Die Schweiz niufs auch heute noch der Freiheit eine (»asse macheu . Jetzt aber kann sie es blofs noch mit der ideellen Macht des Beispiels einer wahrhaft repu- blikanischen Regierung . Diese ideelle Macht also gilt es zu erwerben. Sie wird erworben sein, wenn die gröfsere politische Freiheit, welche das Volk als Ergebnis seiner besonderen geschichtlichen Entwicklung erlangt hat, auf sittliche Freiheit als ihre unentbehrliche Grundlage sich stützt. Daraus erliellt, wonach die Eidgenossenschaft zu- nächst — und nielir als andere Völker zu streben hätte. Denn die grolse .Aufgabe, welche Hilty ihr stellt, wird jeder- mann ihr gemäfs finden. .\n einer anderen Stelle bezeichnet Hilty das Leben in sittlicher Freiheit einfach als menschen- würdiges Dasein, und er bemerkt dazu: »Das ist eigentlich unsere jetzige I^bensfrage, wie die Erziehung aller zu einem menschenwürdigen Dasein, die der einzige vernünftige Staats« zweck ist, zufolge dessen jeder wahrhaft gebildete Republi- kaner ein Demokrat sein m u fs, ansonst es mit seiner (ieistes- nnd (Tcmütsbildung nicht ganz, richtig bestellt ist, zustande konnut .

Hilty gicbt auch eine .\jUvvori aul die Frage; das folgende Jahrbuch beginnt er nämlich mit einem Aufsatz «über die Grundgedanken der schweizerischen Erziehung*, l^i dieser

Arbeit') ist aber Hiltys Fcdei weniger glücklich gewesen (als bei der andern), verntnilich deshalb, weil er über eine Sache schreibt, die ihm doch einigermafseu fremd ist. Das erscheint nmsoniehr bedauerlicli . als er geradezu erklärt, er rede im Mamen seines Volkes, des ^schweizerischen Staates ;

Ich habe sie früher eintfchend gewürdigt im rüthigogium XVII.

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idiiiitlt' Dietrich.

er wolle g^enau und nnuinwniulen sa<'eu, was für Aiusprüchc wir künftig an die sämtlichen Erziehungsanstalten z\i stellen gesonnen sind«^. Dieses Versprechen halt er nun nicht ganz; ja man mnfs überhaupt sagen, dafs die Arbeit einseitig ist,

insofern, als er nur die Hrzielning der Hevorzuj^teii (denen Hilty selbst dnrch (lebnrt nnd Amt angeliört) erörtert. Das Oyninasinni ist für ihn einfach die Schnle , welche nach Hilty in Verbindtmg mit der Hoch.schnle den /.weiten Teil der dreiteiligen seluveizerisclien Kr/.iehnnj^ überninnnt (den ersten besorgt das Hans, den dritten jeder an sich seihst). Vom Gymnasium handelt mehr als ein Drittel der ganzen Abhandlung!

Die Volksschule erhält in diesem Plane keine beson- dere Stelle, nnd in den beiden Übersichten» die gelegentlich geboten werden, V>leiht sie nnerwälnit. Hin paar Betner- knngen jedocli werden ihr im \ erlanie tlcr Ansfülirnngen gewidmet, P's sind die folgenden: Wir würden kein Hc- denken halben, das schnlpfUchtige Aller etwas hinans/.nschieheii {das Alter kann man mm zwar nicht hinausschieben aber den Beginn der Schulpflicht, etwa bis ins achte Lebensjahr, meint H.) nnd sind Gegner aller vorherigen \'()rbereitnnt;s- und Kinderschnlen. Eine religiöse (irnndlage (der sittlichen Oewöhnnng) halten wir nicht für absolnt notwendig, nnd die KcliL^ion kann dem jngendlichen \'erständnis überhanpt nnr historisch nahegebracht werdt-n. Die konfessionell ge- trennten Schnlen halten wir ftir p(>liü.sch nachteilij^, ebcnsc) wie im allgemeinen »4Lsprochen - die Privatschnlen, in- sofern nämlich die öffentlichen billigen Anforderungen ent- sprechen, dagegen die Verwendung von (^rdenslenten in den Schalen (Tychrschwesternl, sofern sie nnter ansschliefsHcli weltlicher Leitung stehen |die Inspektoren dieser Lehr- .schwestern sind aber Friesterlj nnd keinen besonderen An- lafs zn Klagen gehen, für zidässig, ja .selbsi nnansweichlich "in katholisch-ländliclu-n X'erhälttn'ssen. Die völlig materia- listisch gesinnten Lehrer welllichen Standes, die anch vor- kommen können, sind uns jedenfalls noch unlieber als diese meistens doch sehr pflichtgetreuen, persönlich edlen und von ihrer Aufgabe ganz erfüllten Kranen. Ferner: Von den Fort- bildmigsschnleti, Handwerkerscliulen ') nnd den vielen |?| jetzt von der Kidj^eno.s.sen.schaft snbventionierten X'ortragen halten wir im ganzen nicht sehr viel. Die erstgenannten hätten, da jeder |!j Schnlzwang dabei ansgeschlossen ist, mir iliren guten Sinn, wenn es gelingen würde, <lie erwachsene Jngend des

'i \ ^1 das Schlufswnrl Avr l-'inleitunjj. l^ii hier ux'tinnnleii Schulen stehen wenigstens teilweise au Stelle, siiul aber niehts weiii<4:er als ein Ersatz der dringlich zu fordernden Bürgerschulen.

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Kan(le> für eine w eitere P.ildiiii); sehr IchhaH zu intere.ssieren. »So k(jnulcii wir uns z. 15. denken, dafs eine geistreiche historische Behandhing der Zeitereignisse an Hand der Tages- litteratur*) die zur Abstiinmiing über alle diese Fragen be- rufenen jungen Bürger wirksam für ihren politischen Beruf ■/AI erziehen und ihnen die ül)Lrhand nehmende (Tleichj^niltig- kt it gegen denselben und die \ei.L^un<^ zu geistlosem Wirts- haussitzen und Spielen beneliuieii kTmute. Die beste Fortbildungsschule der Kidgenossenschaft winde der Mihtiir- (Henst sein, wenn er noch weit mehr als bislur aueli die j)ersöidich-sittlielie lüzieluiug tles Soldaten sich /.um Zwecke setzte, der sich ja ganz in der Hand seiner Oberen (wie nie- mals in einer anderen Schule) befindet^') Schliefslich sei hier noch eine gelegentliche nenierkunj; im 1892er v Jahres- bericht- (jedes Politische Jahrbuch bringt einen langen Jahresbericht mit einer Menge treffender Worte) angefügt: \'olksschidfragen Irinveu von dem allgemeinen vStande der Hildung in einem Lande ab, zu der noch sehr viele andere Kiemente als die vSchule beitragen müssen.

\'on der ICrziehung im Hause verlangt Hilty das Pflanzen der Liebe: das Kind mufs durch die Familie zur Herzenswänne tmd Opferfreudigkeit für seine Nächststehen- den erzogen werden und zu einem sonnigen liebevollen Wesen überhaupt, das dann für das ganze Leben vorhält . Eine andere Stelle bringt die Ergänzung: Wenn man sieh fragt, was dem Kinde anzuerziehen sei, so sind wir tler Ansielit, dafs sich da.^ auf weTn\^e gute ("iewohnheiten beschränken könne, mit denen allerdings sehr frühe begonnen werden ninls. Es sind dies Gehorsam« Aufrichtigkeit, Frenndlich- keit, Freigebigkeit, Arbeitsamkeit, Selbstüberwindung, Ab- wesenheit von allem Klassenhochmut und ebenso von aller Menschenfurcht*) Das sind alles Dinge, die auf dem Wege der (lewöhnung, des einfachen, aber konsequenten Anhaltens, Lobens und Tadeins in der l'amilie erzielt werden können, am leichtesten durch das Hei.-^iiiel der Kitern, Angeluuigen und Dienstboun. ulnie tlas alle \'or.schriften für das Kind, welches einen starken Xachalunungstrieb und eine sehr gute Beobachtungsgabe besitzt, nur leere Worte sind',*)

') ticschiehl .schuti hie uinl da, freilicli wohl nicht iininer geist- reiche

-f Niehl iihcl. aber /. nnjiu»j^^lich ni(i;flicl) dann, wenn div t r^U Hietist/.cil iuif c-lwa ein jähr \ crlangcrl und /.mor die erforder- liche Au/:a)il Offi/.ieri- /u I*:r/.iclictn lir -ndhch ausj^a^hildet würde. I Wenijj ist das aber nicht'

' AlxT in wir vielrti I'atnili. n ist das inoj>flicli ! H. k.mii des- halb niciil unihui. den Staat aut/ut«>rdern, »lals er für ^esuntle. mit dem nötigen bescheidenen Wohlstand au.S{|estattete Fanulien und für natürliche, für ihren Benif wohlentogene Frauen sorge .

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2 ^8 Uu.lolf Uit lru-li.

Zur richtigen S c 1 b s t e r /. i e h u n g'^ endlich gehört nacli H. beides vereint: Einsicht, Glauben an das Vorhandensein einer göttlichen Weltordnun^ und Wille, derselben in freiem Gehorsam zu dienen. Dies die inneren Mittel Dieäufseren: »Handeln und Leiden das Ziel: »die wahre Lebens- philosophie Deren Inhalt verraten vielleirlu die Kr- kennungszeicheii des Schweizers, wie ihn H. für die Zu- k 11 n f t sich wünscht: Einfachheit, Redlichkeit, Trene; Kraftgefühl, frischer Alut und hilfsbereiter Edel- in u L .

Iiy Jahrbuch (Jahresbericht) für 1894,95 kommt Hilty wieder auf die Volkserziehung zu sprechen, und auch auf

die Pestalozzifeiem des Jahres I1S96. \'on diesen sai^t er: sie «haben einen guten Sinn und Zweck, wenn sie mit dem Vor- satz, verbunden werden, in nnserni ganzen Erziehntii^ssr ^ti ni wieder einmal eine Revision im i d e a 1 i s t i s c h t- 11 S 1 n u e eintreten /.u lassen . Die Ernte dessen, w;is andere (rene- ralionen in der Ausbildung nnscres Volkes gesät haben, ist vollendet, oder vollendet sich jetzt Nun geht das Säen wieder an^r. Und es werde vorzüglich ein Säen der ^ ethischen Kultur sein müssen. In dieser Hinsicht befindet sich die dermalige Pädagogik aller Länder nicht ganz auf dem rechten Wege, wie das Schicksal der Eidgenossenschaft in der Lebens- zeit der jetzt jungen (»eneration es noch deutlicher niaehen wird. Nicht die geistige Anlage oder die iniellektuelle Ausbildung der Völker, .sondern das zeigen schon die alten griechischen Republiken ihre ethische Willenskraft entscheidet über das Schicksal der Staaten,«^ >Wie man ausgezeichnetere Menschen heranziehen kann«: auf die Frage .sollten uns endlich die technischen Erzieh» imgsschnften« eine ^ klare und deutliche Antwort« geben.

2.

Der Aufsatz im Jahrbuch für berührt auch die in

den letzten Jahren viel erörterte 1 rage: ob den kanto- nalen Volksschulen aus der eidgenössischen Staats-

') Kill anderuial bezeiclinet II. als Ziel der Selb.sterzieluinjr: die Rt^liiii« >ii, X erbiiuUiii^ mit <lcni (iöttliclicn '. die im (ireisenalter zur (iottcsnähc' werde. Konsequenz, Klarheit, wuhlgeurduete und folgericlitisre Rntwickluti^ einer Ansicht, Anschauungf, Lehre ti. dgl. i.st nicht Hiltvs Stärke. Hiese bcjjl im einzcbien. Welches Kr- ziehunjjs/.iel .soll nun gelten .-* Ich glaube doch, das rein menschliche, inhsche (gerade der grofsen .Aufgabe der Kidgeno.ssenschaft wie auch im besonderen ilci Volksschule j^emäfscj Ziel, welches oben in einer Reihe l%igcnschaften (am Schlüsse iles Absatzes) ausgedruckt ist. Nicht ganz voU.ständigl Aber das Wesen des Ziels ist doch klar er- kennbar, luid das genü{^.

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Kr ItwciKi'rUchVb Vm)1(»>i(*IihIii i'Mit.

kasse I' iit c r s l ü t z ii n «jf c n zufliefsen sollen. Hilty ist niclit (l.'UHi ; er zieht eine andere \'er\\ i iulnni^ der Hnndes- j^f^elder vt)r. Er meint: Die einzi^>^e wirkliclK- Aufgabe der Kidgenossenscliaft als solcher wäre es eigentlieli, die höchsten Lehranstalten des Landes auf ihre Rechnung zu nehmen; denn von den Hochschulen, wenn sie richtig g^estaltet sind, g^eht das j^eistige Lehen eines Landes ans. nnd sie bilden den eij^entädieu Mafsstab für dasselbe . Die allerletzte He- hauptnnj^- ist wohl etwas kühn. I-Teilich macht II. selbst t ine nierkwnrdi^^-e EinschränkiiiiL; : wenn sie ricliti i^ j^e- stalu i sind . Aber wns heifsukis .-' j cileniails ist >"\ iei sichert lliltss Anirai; könnte erst dann mit einigem Rechte dem andern vorgezogen werden, wenn eine weit und tief p^eheude Umwandhm^ und Umwertung vollführt wäre. Vielleicht will H. diese Xotu L ndigkeit mit seiner Hedinjä^ungf wenn sie (die Hochschnlen) richtig gestaltet sind teilweise an- denten. Dafs er die f^m wandhing will, bezengen ja seine AnsiclUc n über die Aüf^^abe nnd das Krziehnngsziel der Kid- gtnossLiischaft nini dafs sie bald eingeleitet werde, ist niclit zn erwarten. W'ozn da jene Kordel un>j anfstellen!

Wer sonst über das Thema Hnnd nnd Schnle spricht, hat nur oder doch hauptsächlich die Volksschule im Auge.

^'Der Bund soll!» Was der Bund soll, ist eigentlich eine staatsmännische Frage, nnd der Staatsmann wird die richtige Antwort geben, der Land nnd Lente nnd alle Ver- hältnisse gründlich kennt nnd sich ant den höchsten Stand- ])nnkt stellt, (ileichwohl haben diese Frage nnd diese .\nt- wort ihren Wert nnr an sich . Ks handelt sich tun die vSchnie. Da ist es ja selbstverstandiich nnd natürhch, dafs auch die Pädagogen sagen, was der Bund soll. Aber ihre Antwort bleibt zunächst ebenfalls ohne praktische Bedeutung.

Denn was der Hnnd soll, ist gar nicht die Frage, son- dern - was er will. Der Hnnd. ist die Eidgenossenschaft, d. h. die 25 Kantone . d. lt. die Schweizerbürger der 25 Kantone, oder, znletzt, dif Mrhrheit der vSchw eizerbürger. Nicht bei der Regiernng, in nnserm I'alle wohl anch tiiclit bei der Volksvertretung (denn der ( reset/.cscntwnrf müfstc ohne Zweifel der \'olksabstimminig nnterworfen werden), sondern bei dem Volke selbst liegt die Kntscheidung. Was die Mehrheit will, darauf konimt*s an. Nun also: was will die Mehrheit? oder was denkt sie? Das läfst sich nicht so Kirhl sagen. Xnr das ist sicher, dafs z. die Hebung dtr X'olksschnle mit Bundes'^eldern nicliT 'v,u \'order;^rnnde des Interesses steht.

< )h (kr Hnnd veii)lHchtet ist oder griinn nnd richtig: ob dir Sriiweizer sich l»rreils irgend ein (ioetz gegeben haben, kralt dessen Hnndesgelder znr l'ördernng des \'olks-

t

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2^0 ' Rudolf Uivtricb.

schiilwcscTis üliu*: wcilcit's in Aiispiiuli .u^riKniniKii «xlertlocli inil eiiiij^'^eiii Rechte gefordert wcnlcn tlürk iK-' I .s >clieint so. Die einzige allgemein verbindliche X'orscluill, \s eiche für nnsem Fall in Frage kommt, der sog. Scluilartikel (27) der Bundesverfassung lautet: ^Der Bund ist befugt, aitfser der bestehenden polytechnischen Schule eine Ihiiversität und andere höhere Unterrichtsanstalten zu errichten oder solche Anstalten 7.n unterstützen. I )ie Kantone s(>r<^en für ^^e n n g e n- den Pri ni a rnnterri ch t, welcher ansschlitfslicli unter staat- licher I^eiluii<:f stehen soll. Derselbe ist obli L^atorisch nnd in den ölfentlichen Schulen unentgeltlich. Die öffentlichen Schulen sollen von den Angehörigen aller Bekenntnisse ohne Beeinträchtigung ihrer Glaubens- und Gewissensfreiheit be- sucht werden können. Gegen Kantone, welche diesen Ver- pflichtungen nicht nachkommen, wird lUr Hund die nötigen Verfügungen treffen . Also der Bund wäre verpflichtet, gegen Kantone, welche z. H. nicht für <^a'nÜ5.,^en- den Primarunterricht sor<^cii, d'w nüü^^vu W-rfüiiiui^cn /.n treffen^'. Wenn nun ein Kaiilon im .^enÜLit- iKkn I'i inianinter- richt nicht sorgen kann, weil es iluu au Mitteln lehlt, so sollte man meinen müfsten x die nötigen Verfügungen* des Bundes darin bestehen, dafs er auf irgend eine Weise die fehlenden Mittel beschafft oder beschaffen hilft, beider ist aber nirgends bestimmt, w a s g e n n g e n d e r Pri ni a r 11 n t e r- rieht heifst nnd so knnn eben der Hund in «lieber wich- tigen Angelegenheit irgendwelche \'erfügnngen nicht treffen!

Einmal li<S82) versuchte es die Hnndesx ersnnnnhuig, ') diesem Ubelstande abzuhelfen. »Sie ]>lante ein eidgenö.s.^i.sches Untenichtsgesetz und schlug zunächst die Anstellung eines Beamten vor, der mit den nötigen Vor- und Nacharbeiten betraut werden sollte. Dieser Zukunfts-Beamte erhielt alsbald den Spitz- nnd Schrecknamen ' Schul vogt und mit Zwei- drittelmehrlieit wurde die ganze \'orlage in der Volksab- stimmung verworfen. Und auch heute will man weder von einem eidgenössischen Schnlsekretär (.so hiefs der ehrliche Titel) noch Schulgesetz etwas wissen. »So ist denn der 'genügende Primarunlerrielu nach wie vor eine unbekannte Gröfse geblieben.

Kinzig für den Turnunterricht bestehen eidgenössisclic Bestimmtmgen, und zw .n auf Grund der M i 1 i tär Organi- sation (von 1874) und einer Wrordnung betreffend die Ein- führung des Tiinrniterrichts für die mannlielu Jugend vom TO. bis I n. Altersjalirc {von 1S7S). I )as Militärwesen ist eben eidgenössisch, nnd dei Turnunterricht wird als anilitärischer

't Nn inimlrat (Volksvertreter) wnd Stätiderat (Vertreter der

Kaiitun.sregieruugen).

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241

\*orunterriclit ano;esclicii und bezeicliiu t. ist nacli der Ttirn- scIiuU^ für den inilitärisclien \'nninterriclit für die .Schwei/.t 1 - jnt^end /.n erteilen. Die Kanl«'ll^l>cln)rdeIl liahen dem liiiii- desrat über den Stand des Unterrielus alljälnlieh zu bericluen, und das Militardeparteinent ist zu lnspektionen berechtigt. Obwohl nun die Einfühningf des Tuniunterrichts sehr lang- sam vorgeschritten ist und ancli heute noch die eidj^enössischen Vorschriften bei weitem nicht allgemein erfüllt sind (von den 10- 15 jährigen Knaben geniefsen etwa der zehnte Teil noch jTfar keinen und mehr als die Hälfte nur einen Teil des Jahres Turnunterricht), d<T Bund also (uaeh Art. 27 der Himdesverfassun^) schon länj^st die nötij^en \'erfütrinigen hätte * treffen , d. h. da meist Armut der Ciemeindeu L'r- sache des Rückstandes s ist - mit seinen (vcldern hätte eingreifen sollen: so hat eres, nämlich das letztere, doch bis heute nicht gethan. Und merkwürdigerweise ist es von ihm auch nie verlangt worden!*)

I);,(rr<ren wurden schon im Jalire tSS:;, Hundesgcldcr für eine Sache erbeuii. die den Hund zunächst nichts auj^ing. An das eidlifenö^.«>i^clK Militärdi ]>artement *^elanL;te urnnlich das Gesucii; es möchte durch das topographische Bureau eine Schulwandkarte der 3chweiz erstellen lassen». Obwohl nun damals der Bundesrat das Gesuch abwies, so 1h f.ifste er sich doch später, anfangs der Neuu/ii^er-Jahre, wieder mit der Angelegenluit, uiul 1893/94 beschlufs die Bundesversamndung wirklich die Herstellung und unentgelt- liche Abgabe jener Karte an die Schulen. Das ist die erste eigentliche Unterstützung d er \'ol k sscli u 1 e durch den Bund , und an sich gewifs ein glücklicher Griff, da es sich um eines der wichtigsten Unterrichtsmittel handelt Kreilich kommt das Oeschenk nicht nur den Volks- schulen (im engeren Sinne) zu gute, sondern allen Primär-, Mittel- und Fortbildungsschulen . Man rechnet mit rund

Schulen; die Kosten sind auf i<)o,(KX^Kr. festgesetzt. Ivcider ist ein ungenügender Mafsstab gewählt worden: I : i5(wv>«> wäre recht, oder besser i : i2St'<">. Das to])o- graphiselu I'ureau aber bleibt bei <ler (»rölse der alten l/u kleinen) \\ auilk.n te, d. h. beim .Mafsstab 1 : 2iK)t)L>u. Die ge- samte Kartenfläche wird 222 qcm grofs sein; davon fallen 103.5 ^^^^ Schweix, 118.5 auf das .\uslaud. Das ßodeiu bild wird durch Horizon talkurven dargestellt (senkrechter

h l-.Tsi u äbrctul der kl/.lcii J;»lirL : Itt i < itlt vit tilicil (ks ^roiscn liegehrcns nach i;uinks^^ekkrn für <lic XOlksschule überhaiipl, und in den Verhandhmijt'n über dieses lk>;clircn. über die Verwendung der \ erlan;(ten ( .chkr. ist n. a. .uu li der Ik-bunjr oder Re>;elung des TurnunlerrichUs gc<Uu"ht wurden i.s. sjmler unter 3),

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242

Abstand ior> ml Durch ScliaUifiiiii}^ und Farljeü.-.cliiclittMi wird das KiirvciibiUl iclidarli;^^ abj^ctönt ; die HclLnichuinj»; konmit iiinunt man an von links oben her. Flüsse und Seen werden blati gemchu<^t, erstere nicht mehr so stark wie bisher üblich; doch wird man sie auf dem reliefartigen Bilde immer am richtigen Orte snclu n.

Für später- ist ein Schulallas j^eplant Dieser soll ent- halten: a) eine der vorhin beschriebenen Wandkarte ent- sprt c liende < W-neralkarle im Malsstab i : i (xx>(X)<>; b) eine (>rn-h\ drojrraphische Karte; c) eine politische Karte mit Be- /-irks^renzcn ( F'lächenkolorit ); d) }>raphisch - statistische Karten (Darstellung der . meteorologischen \*erhäUnisse; der Bodenprodukte, z.B. Wald-, Obstkärtchen; der Be%'ölkerungs- dichte; der Verbreitung der Industrien, Koufessiouen^Sprachen); e) Hilfskärtcheu zur Krlernunj< des Kartenlesens. Das wäre :\\«) ein nnniittell)ares Eingreifen des Hnndes in das Priinai .Schulwesen der Kantone, das sich diese aber wie es seheiiu .Ufern t^efalleii la^.sen.

Mittelbar unterstützt der Hund das \'olksschnlwesen schon seit 1876: in Form der lieiträge, welche er den

Schweizerischen permanenten Schulausstellungen ^ gewährt Allerdings höchst bescheidene Summen: für drei Anstalten (in Freiburg» Neuenburj^, Hern) je icxx), für die vierte (in Zürich) 2txK> Fr. '1 jährlich. Diese vier Anstalten, haben einen in'cht unbedeutenden, wenn auch bei weitem nicht den ß^leichen Anteil an der ImUw ickelung des schwei- zerischen \'olksschulwesens. Darum erscheint die ihnen zu- gewendete iJuudesuntcrstüt/ung höchst dankenswert, trotz der Kleinheit der Geldbeträge. Übrigens genügen sie für Freiburg und Neuenburg und zur Zeit wohl auch noch für Bern, nämlich im Vergleich zu ihren Jahresausgaben (unter oder wenig über 3(kxj Fr.) Die Schulausstellungen in FVeiburg (Rejifr. 1SS4) und Xenenburor (1S87) können als Staatsanstalten gelten -) und haben nur kantonale Hedeutnug. Ihr Zweck ist, die besten Lehrmittel niul Schnb^eräte -- hauptsächlich die für die Primarschulen !)estinimten . auch Scluilgcsetzgebungs- und Vcrwaltung.-^akteu zu sammeln und zu jedermanns Anschauung und Hinsicht bereit zu halten. Von der Schulausstellung in Bern (1878) läfst sich ungefähr dasselbe sagen; doch spielt sie im ganzen eine etwas grofsere

•l \'or iSui ancli nnr kxk» I r.

■j Die V c r e i n sajislaltcn in Jicru und Zürich erhalten von Kantoii und Stadl Beiträge. Das l'estalo/./Jammi etnpfänjrt aiifserdeni

ethchen Scluil^^cmeindcn seines KatUnns kkine Zuschüsse ; im ganzen machen (he beislun<i^eii «les Ihindes, des Kantons und der (Gemeinden etwas mehr als dit- Hälfte seiner Jahieseinnalnnen aus.

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Rolle. Im cin/elneu pflegt sie hesuudcis die Abteilung für Kiiabeiiluuidarbeit . Heiiierkcn.swcrt ist aucli, dafs die Anstalt schon seit längerer Zeit von der Hochschule zu Vorträgen über Schulhygieine, von den L,ehrer- und I^ehrerinnen- seminarien, der höheren Mädchenschule« dem G>mnasimn und vÖn einzelnen Priinarschulklasscn für den Unterricht in der Geographie, Geschichte und Naturkunde benutzt wird^.

Die drei Schulausstellungen in Hern, Freiburg und Neuenbürg werden aber von der vierten - dem Pesta- lozzi a n u m ; in Zürich - weit übertrf )lft n, was schon daraus hervorgeht, dafs die Anstalt in Zürich jährlich last doppelt soviel ausgiebt als die drei andern zusammen. Das Pesta- lozzianum ist eben dem Umfang seiner Wirksamkeit nach eine gemein-schweizerische Anstalt. Geschaffen wurde es (1875, infolge der Anregungen, die man von der Wiener Weltausstellung empfangen hatte) jedoch nicht als Pesta- lozzianum, sondern wie die andern - als vSchnlaus- stellnng ; ursprünglich war es ein Anhängsel des Gewerbe- muscmns. Daher kommt es, dafs die Schnlausstellung , eine allen Unterriehtszweigen der modernen Schule gewidmete Geräte- und LehrniittelsammUmg, das Hauptstück des Pesta- lozzianums ausmacht, dafs eine besondere, fast unverhältnis- niäfsig grofse Abteihmg in den Dienst des gewerblichen Bildungswesens gestellt ist Eng mit der vSchulaussUllung verl)nnden ist das für diese sehr einträgliche Depot der zürcherischen Liederbuchanstalt , An die Ausstellungsräume schlielsen sich auf der einen Seite das (vom Direktor der Anstalt als Kleinod in der Mitte bezeichnete) Pestalozzi- stubchen<^ ') an, auf der andern Seite ein Lesezimmer, in welchem rund 70 Fachblätter Nummer für Nummer sofort nach deren Erscheinen aufgelegt werden und eine Sammlung neuerer schweizerischer und ausländischer Schulbücher auf- gestellt ist. Ein ziemlich selbständiges Glied der (Vesamt- anstalt bildet das Archiv für in- und ausländische vSchul- akten, mit dem nötii^en Hureau , das auch die rund i5U(X) Hände zählende l]jl)lioi]Kk /.u besurL^en hat und die schwei- zerische Geschäftsstelle der Gesellschaft im deutsche Er- ziehungs- und Schulgeschichte ^ ist. Endlich beherbergt und verwaltet das Festalozzianum das Inventar des schw. Lehrer- vereins. Ein buntes Arbeitsfeld! Aber doch im Grunde

'> F'-s steht unter der ()l)ln!l einer Kommission , welche seit i8t>ü «i'eätalozziblälterv herau.sgiebt. Diese genügen vollauf dem iie- dürfnis». deshalb int die Oriindnng einer neuen ganz ähnlichen Zeit* Schrift durch Se\ ffarth nicht verständlich. - - Das Fröbcl- slttbchen ist aufj^elö'^t \\ > rtlen : man sali sich genötigt, das Zimmer der (IcwerbeschulabteiUmg einzuräumen.

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nur ein zweitcilij^^cs : I.elinnitlelsaHiuiliui^ und wis.scn.schall- liehe Ahtcilunj^. In der ersieicn spielt sich ein äulscrst leb- hafter und numniglaltiger \ erkehr ab. Da holen sich Lehrer und Schulpfleger Auskunft inid Rat, wenn sie neue Lehr- mittel oder Schreibmaterialien oder Schulgeräte anschaffen oder -ai ein neues Schulhaus bauen wollen. Da wfrd viel «ach Hezugsc|uellen und Preisen gefragt; da werden Käufe venuitteU, Ansichtssendungen besorgt. Da ist auch die all- irenieine Hm- und Ausgangsstelle. I)a trifft man gar nieht selten weitgereiste Leute, aus dem fernen Westen wie aus dem hüheu Norden . darunter .solche, welche die verschie- denen Sainnihmgeu ausgiebig benutzen und in ihrer Heimat bei Veröffentlichungen der freundlichen Aufnahme und Be- dienung, die sie im Pestalozzianum gefunden, gern gedenken.

Mehr im stillen, fast unberührt vom geräuschvollen Ver- kehr mit F( slb<»tcn, Packträgern, Ausläufern, Handwerkern, Kaufkuun, wirkt die wissenschaftliche W'erkstätte: das Arcliix 1)111 ean . Dieses besorgt die laufenden Archiv- und Hibliuihekai bellen. Des weiteren ist es beauftragt einesteils mit der Ausführung der litterarischen rnternehnmugen (z. B. Beiträge zu Richters Pädagogischem Jahresbericht, zur All- gemeinen deutschen Biographie ; statistische Zusammen- stellungen und Vergleichiuigen), andernteils mit der Pjledigung der vielen verschiedenartigen kleineren (leschäfle, welche hauptsächlich darin bestehen, für studierende l.elirer nach deren allgemein vebaltenen .Angaben und Wünschen aus dem Archiv und der I'.ibli< »ihek geeignetes Material auszuwählen, oder für solche Zwecke bei liehörden und Schulleitern Aus- kunft, Aktenstücke tmd ähnliches einzuholen, oder den Be- hörden und Schulvorständen selbst nicht unbedeutende Dienste zu erweisen, «)der endlich solchen, die persönlich ins Bureau kontnien, Rede zu stehen, kleine Vorträge zu halten, die ge- wünschten Akten vorzulegen.

Seit sind die drei vSchulaiissu llungen mul das Pe>ta-

lo/zianum zu einer l'nion verbunden. Kin unnatürlicliei Bundl Das \ierte (ilied, stärker als die drei andern zu- sammengenommen, palst nicht in die Union » oder kann ihr nur teilweise (höchsten.s mit halbem Herzen«), eben nur mit seiner ' Schulausstellung ' angehören. Und wie schwierig das Zusammenarbeiten ist, veranschauliclu die Rechenschaft, welche der X'orort Zürich über das Jahr i<Scj4 abgelegt: die allereinfachsten Dinge können nicht in ordentlichen Tiang gebracht werden! So liat denn auch die l'nion ais solche in den drei Jahren ihres ]V'«^tandes nichts geleistet. Denn /an l"ai»llnung eines genieinselialtlichen Tauschverkehrs uiit ausländischen Schulausstellungen - der einzigen, und zwar

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erst im dritten Jahre ermöglichten That hätte es nicht einer T^iuoht bedurft; diesen Verkehr hätte Zürich allein schon länjjfst herstellen sollen.

Znni Schlnlseiiiiii^e bemerkenswerte Worte, die der Direktor des Pestalozziannnis, Prof. Dr. Hnn/iker, in eint i SirzuiiL^ (k r I'nionsvertreter (Frühjalir iH()4) t^oproclK ii. Man .sieht daraus, was die .seluveizerischen Schulaus^tclluiigcii sein nnd wie sie wirken könnten. / Sie sollen sa^t Hnnziker - - die Zentral- pnnkte freier und umfassender Orientienmgf im Gebiete der Kry.ielinn*^ nnd der Sclinle bilden, die Kort.scliritte des In- nnd An.^landes in der Schulmethodik wie in der Technik der Schnlansstattnno alltjeinein zn^an Jülich machen . Fin- den Lehrer im besonderen brinj*^en sie einerseits das Charak- teristische ijerinanischer nnd i ouianiselier p»äda«4oi^i.sclier Ideen und inetliodischer Praxis /.nr Anscliannu^; anderer- seits geben sie ihm Aufschlufs über die gewaltig^e Arbeit au der Vervollkommnung aller Bildnnosmittel im In- und Ausland^. Sie können interkantonale Lehrmittelverlags-- Stätten sein nnd dadnrch für Vereinheitlich mitj der I,chi- mittel wirken. .Auf diesem \Ve«>e vermöchten die Schnl- aius.stellnnjL^en nielir Soweit zn stiften als j^eset>'h*che Zentrali- sation oder Hnnde.ssnbventionen für dit. \'< »lkssc hnle, die mehr nur die änfsere Ansstattnn«;, nicht den inneren (reist nnserer Unterrichtsan.siallen zu heben im Stande wären . Auf Staatliche Unterstützung dürfen die Schulausstelltingen Anspmch machen^ <^weil sie dem Öffentlichen Interesse dienen; sie können aber erst dann zn voller Kntwicklung gelanc^en, wenn in ihnen Kusammenfliefsi, was einsichtiger und ihat- kraftii^er IMr^ ersinn znr innerlichen Förderung der Scluilc bei z.u tragen vermögen .

^^an könnte zu den geringen Summen, mit denen die Bundeskasse die Schulausstellnnj^'en nnd dadmch mittel- bar das X'olksschnlwesen nnterstntzt, nocli etliche Tansende hin/.nrechnen, welche die bleiche \\'irknn}4skraft haben: näm- lich die Peiiräij^e, die an \\ 1 >c Int «k-ne Lehrerx ercine nnd Fachlelii ei klirre alljährlich verabluli;L werden, b'erner konnnen die den gewerblichen Anstalten ziifliefsenden tjelder ') teil- weise auch der allgemeinen Volksbilduno nnd im besonderen

•» Rund 5<io,ofX) zur Zeit: das latubvirtschaftliche ISiUlnnjrs-

weseti erhalt itm.ooi l-'r., ilas koiiMner/iclle i<y».orN) I r. uliescr lietrag wirU wohl ijijcli um \itlcs steigen in den n.ich.slcn Jahren/. Für die polytechnische Schule pcbt die Hi<l>;ent>sseiischaft jährlich rund 700,000 Fr, aus.

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der Burgererziehunp^ zugute aber doch nur nebensächlich^ und jene Schulen erhalten eben nur als gewerbliche eine Bunrk'sunterstütznnjj:. (Die »allgemeine Fordbiklungsschnles

oder die I^)ürcrerschide, wie wir sie als Oberstufe der \'olks- schule fordern, würde um einen Zuseliuss aus der eidjj^e- nössischen Staatskasse veroreblich bitten.) Jedenfalls käme, wir mögeti soviel als niüglieh zusamnienrcchncn, tür das Cie- biet der Kinderschule (der »Volksschule* nach dem gewöhn- lichen Sprachgebrauch) keine grofse, sondern eine verhältnis- mäfsig sehr kleine Summe heraus.

vSo ist es von vornherein wohl begreiflich, wenn man ohne Rücksieht auf den Mangel einer gesetzlichen Handhabe, sich bemüht, weitmehr zu erlangen. Ks ist umsoeher be- greiflich, ja in gewissem Sinne fast berechtigt, wenn man in Betraeht iiieht: für wie vielerlei Zwecke, und für wie mancher- lei unwichtige Zwecke die Bundesmittel erfolgreich in An- spruch genommen werden ; \i gelangen doch geradezu komische oder kindische Begehren an den Bundesrat! Und dafs die Bewegung von den berufenen Vertretern der Kinderschule, den Lehrern, nicht von irgend welchen Volksgruppen, also nicht vom \'olke selbst ausofeGi-aui^fen : auch das ist erklär- lich. Immerhin mag es her\ orgehoben werden. vSelbst der Heros der freisinnigen Ivehrerschaft, Bundesrat Schenk, fand es auj^tzeigt, iui Xationalrat (s. unten) zu beuierken:

»Von wem kommen diese Petitionen? Sind es Meinungsaus- drücke von allgemeinen Versammlungen, von Bürgern, Familienvätern? Nein, es ist das Kigentiini liehe, dafs diese Petitionen alle direkt rein aus Lehrerkreisen stammen; die Mitbürger selbst haben sich der Sache nicht weiter ange- nommen, und auch von den Regierungen der Kantone, denen eine vSu])\enüon zugewendet weiden .soll, ist an die Bundes- versamndnng oder an den Bundesrat gar keine Petition ge- rielitet worden . Die frei- und fortschrittlich gesinnten Lehrer streiten um die Unterstützung der Volksschule durch den Bund: hauptsachlich die ßerner, Aargauer, Solothnrner, Züricher. Die Lehrerschaft in den katholischen -»Urkantonen« (Uri, Schw\z, dh- mid Xidwalden) z. R. verhält sich still, freilich .schon deshalb, weil sie zum j^röfsten Teil ans ' Lehr- schwestern besteht. Auch das kleine Häuflein unter der Herrschaft des Kvangelist lien Selndvereins thut nicht mit Die Basier machten die Sache zuerst - Ende 1888 zum Gegenstand einer Vereiusverhandlun^. Der Sprecher, Lehrer und Grofsrat') Gafs, vertrat die Meinung: dasVolks-

») Hilty spricht grelegfenttich von «derVerschwendntigdes Bundes^. *i Mitji^lied der kantonalen Volksvertretung.

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Schulwesen könnte ebenso wie das gewerbliche Bildungs- wesen ans der Biindtskasse Unterstützungen empfangen, ohne dafs dadurch der Ei^j^enart der Kantone zu nahe ge- treten würde oder der Kulturkanipf heran fheschworcn werden ninfste. Allerdinj^s wäre dann dem Hunde ein Aufsichtsri-cht älndich wie heim ^ewerhHclien Hildunj^swesen eiiizurfininen. iiiüistc auch z. B. cinheiLliclie Bestininiung^en über tUe Lrchrerbildun«;, die Schulzeit, die Versäumnisse aufstellen können. Im besondem wäre notwendig, dafs die Seminarien einzelner Kantone vom Hunde imterstützt würden. Zu- nächst aber möchte (lafs den He rgschiil en , deren die Scliweiz etwa 2400 zähle, Hnndesj^elder zuwenden. Kr rechnet vor, dafs der Hund mit einer Million jalirlieli , dieser Schulen mit je 4<'ir) Fr. unterstützen und noch naliezu ^cmmxxd Fr. auf »Schulhausbauteu verwenden könulc. Dann niülste aber die Minimalbesoldung auch in den entlegensten Schulen für Lehrer 1000, für Lehrerinnen 800 Fr. betragen. Das Er- gebnis dieser .Anregungen war, dafs der Lehrervereiu die Basler Mit Lihedc r (U r Bundesversammlung ersuchte, die Sache in die Hand zu nehmen, und ein ähnliches Begehren an den Zentral atisschufs des Schweizerischen Lehrervereins richtete.

An letzterni weiuleten sich zwei Bezirksklirerkon-

fereuzen (der Kantone (iraubündt n nnd Hern) mit der Bitte, die Frage zu prüten, ob der Hund auf irgend ei' e Weise zu Leistungen an die Volksschule bewogen werden könnte. Und wiederum zwei Jahre später begann der eigentliche grofse Feldzug. Da rückten zunächst mehrere demokratische Volksvertreter mit einem Antrag an die Bundesversammlung vor. Datm folgten vier interkantonale, von Lehrern und Schulfreunden, a^icli \'ertretern der Behörden besuchte \'er- samndnngen (je zwri /u Dlten und Zürich), welche die F'rage mit SorglaU und ( »vüudliehkeit behandelten. Und die Lehr- körper der französi.schen Schweiz nnd der Kantone Aargau, Bern, Zürich, Solothurn, Glarns setzten in ihren- Jaliresver- sammhingen ihre Forderungen an die Hundeskasse fest. Das Ergebnis dieses Jahres liegt in drei Eingaben an die Bundes- versammlung vor. Die wichtigste ist die gemeinsame Deuk- .schrift des l^chweizeri.schen Lehrcrvereins^ , der Societe pedagogi(jUC de la Sni^se romaiide imd der k<»nt\r<.nz sch weizc ri.scher Scliulniänner in Zürich . Diese Dcük.sclii ift (der eine Anzahl slali.->liseher Belege beigefügt ist) spricht einerseits von den Bedingungen eines genügenden Primar- unterrichts», von der Notwendigkeit einer gewissen (»leich- heit des Unterrichtszieles für die gesamlr Schweiz anderer- seits von der .\rnnit vieler Gemeinden» den ungün n physikalisclien \ erhältnissen der Berggegenden und dem

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llitiioir PMrIcli.

nachteiligen Einflufs dieser Thatbestande auf alle Rildungs- bestrebiino^cii und natürlich anch auf die Ausl)ildiing und vStdlunj^ dt-r V'olksschullehrcr. Wenn wir luifst es auf den letzten Seiten der s(]iliniinen Sclnilverhältnisse so mancher ( tc iiR inde Ljedenken, (it.i nnj^ennj^enden Lukale, der übcrfülUeii Klassen, der kurz bemessenen Schulzeit und der vielen Versäumnisse, der traurigen Lage so mancher Lehrer, der unzureichenden Lehrmittel und der geringen Fürsorge für anne und schlecht genährte Schüler^ und wenn wir daneben die 1)esseren Verhältnisse anderer Kantone und ('e- meinden ins Auge fassen, so drängt sich uns muvillkürlich die Frage auf: Wie \ erhalten sich <lie angeführten Zustände und Thatsachen zur Forderung ini-^eres ( '.nindgesetzes: Alle Schweizer sind vor dem Gesetze gleich; e> L;iebt in <Ur Schweiz keine Vorrechte des Kantons, der Ciebnrl, der Fa- milien oder Personen? Ist der \*on unserm Grundgesetz für alle vorgeschriebene genügende Unterricht wirklich nur den Kindern der Städte und der Ivbene, nur den Bewohnern wohlhabender und gut eingerichteter Gemeinwesen vorbe- halten? Haben sie in den Bergen drinnen und weit hinten im Thale keinen Ansprucli darauf? T'nd wenn an Ort und Stelle die Mittel dazu fehlen und selbst trotz der grölsten Anstrengungen da.s Ziel nicht zu erreichen ist - hören w'n denn nicht immer wieder das Wort: Einer für alle, alle für einen für den Schwachen die Starken, und die Reichen für die Armen, und für den Kleinen die (rrofsen und Mäch- tigen!? Ihr Ziel - erklären die Absender der Denkschrift werden sie erreicht haben, ^wenu mit Hundeshilfe in allen Teilen unseres Landes eine genügende Zahl \ on Schulen errichtet worden ist, keine hungernden und frierenden Kinder mehr dii- Scludsäle füllen, keine überfüllten Klassen mehr den l' nterrichtszweck vereiteln, aueii da.> ärmste Kind mit den besten Lehrmitteln und gutem Werkzeug ausgestattet zur Schule kommt und die Schulen selbst mit all den Lehr- und Veranschaulichungsmitteln ausgerüstet sind, die einen erfolgreichen rnlerricht in so hohem (nade bedingen; - wenn in ausreichender Weise für schwachsinnige mid ver- wahrloste Kinder Inirsorge getroffen wird ; wenn man sich nicht darauf beschränkt, die Jnngmannschaft des Landes wehrfähig zu machen, s(mdern auch durch ein wohleinge- richtetes Fortbildungsschtdwesen sie zum richtigen Erfassen und Krfüllen ihrer sozialen und bürgerlichen Rechte itnd Pflichten befähigt; wenn man für eine bessere berufliche Ausbildung der Mädchen besorgt ist; \w\m unter Mithilfe des Hundes allen Kantonen ermöglicht wird, für die Aus- biUlinig ihrer Lehrer in richtiger Weise zu sorgen; wenn

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KchntiEvriMthri Volktarlnilwvarii.

infolge ökonomischer Besserstelliiug rnfslir tüchtige junge Leute sich dem Lehrerbenif widmen, und der im Amte

stehende Lehrer besser im Stande ist, seinem Amte ganz zu k'Hrn, für seine Kortbildnng zu sorgen und von drückenden S<tij4cn befreit, mit Lust und Liebe zu arl)citen . - Kine .kurz motivierte Eingabe der Berner Lehre! scliaft erklärte, ;>das Gesuch des Schweiz. Lehrerveitius unici stützen- zu wollen. Dementsprechend arbeitet sie denn auch mit ähn- lichen Mitteln wie die * Denkschrift« ; neue Gründe oder An- träge entwickelt sie nicht aufser dafs sie im einzelnen bestimmt verlangt, der Bund solle dort, wo es (lemeiuden und Kantone nicht können, u. a. auch für Kinderkrippen, Kleinkinderscliiilen , Jugendhorte , Scliul<^^ärteii , Ferien- kolonien sorgen. T'iid charakterisiiscli sind ulme Zweifel die beiden Sätze: Das auf seine Freiheit und seine Institu- tionen so stolze Schweizervolk besoldet seine Volksschul- lehrer, wie es seiner unwürdig ist«. Die > Vermittlung der allgemeinen Volksbildung^ hat bisher »einzig den vielfach unvtruiögcndcn ricmeinden und Kantonen obgelegen, und der liuud hat dabei den reichen und teilnahmlosen Zuschauer gespielt . -- Endlich die Fin<^:ihe der aarj];a!iischen Kantonal- Lehrerkonferenz (die aber zuerst an den Hundesrai ij;^elangt war). Die Aargauer gehen am weitesten und sind konse- quent: sie fordern ein eidgenössisches Schulgesetz , das »Obligatorium der bürgerlichen Fortbildungsschule und ge- setzlich geregelte Bundesaufsicht über das Volksschulwesen. Wie sich die Aargauer ihre »bürgerliche Fortbildungs- schule- denken, ist nicht gSMZ klar. Es scheint, dafs sie einige Ähnlichkeit mit der von mir gewünschten Bürger- schule hat. Für diese trat ich datnals am Schlüsse einer staatsrechtlichen Krörteruni; in der Xeueii Züriclier Zeitung ' (Nov. 1892) ein. Ks ist ja so; die Kinderschule bietet die regelrechte Grundlage für alle Bildung, und für die Grund- lage sollte man doch immer zuerst sorgen. Allein eben diese Sorge, die Entscheidung über das, was gethan oder gelassen werden soll, steht dem stim m fähigen Bürger zu ; wenn dieser nicht die gehörige Einsiciit besitzt, so kann die beste, die gerechteste Sache verworfen werden. Hier also thut Hilfe am allermeisten not, und hier wäre aucli der Bundesheix'l zuerst aii/usetzcn.') Es gilt Einrichtungen zu schaffen, die den jungen llürgern die Einsicht vermitteln, deren sie zu vernünftiger Ausübung ihrer Rechte bedürfen.

Natürlich regten sich nun auch die (vegner. Ein ultra- montaner Redakteur sprach im - Piusverein des Kts. Luzern

') \ gl. weiter unten Sthenks Vorschlag in dem Bericht über die Verhandlungen des Nationalrats.

Wtmt B«!««« (FfidAeofliiiii) Ylf. ft. I7

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3i;0 Kuilnir IMoiriHk

Über die > Schulfraj;i- . Diese - mtinte w stellt sicli sa: konfcs-^innelle oder koutVssionslose vScluilc? I*ür uns ist der Stand] )Uiikt ein j^ej;j'ebeiicr; wir wollen die konfessionelle, die cliristliclie »Schnle. Das vSchnlwesen ist Sache der Kantone; aber die linndesverfassnng fordert, dafs der L'nterricht }je- nügend, obligatorisch und unenim ltlich sei; dafs er aiiscbliefs- licli tmter staatlicher Leitung stehe und die religiöse Frei- heit nicht verletze. Mit diesen so weitherzigen (!) Bcstini- ninngen ist man nenerlicli nicht zufriidi ii in j^ewissen Kreisen. Der hentij^e Zn^ der /.eit i^eht anf die vollständi!:^ konfessions- lose Schnle. Xenestens haben eine Anzahl I.clircr nnd l'äda- irocren die l*rafj^e err>rtert bezüglich Ihnidesuntevstiitzun'^ nn Priniarschnkii und /a uli alisati»)n des Schnlwesens (ein kransi.» Dentseli!). Wir aber müssen entscliieden eine lünniischung des Rundes in unser Schulwesen ablehnen, alsAnhcänger der kantonalen Selbstbestimmung und als Gegner der Kntchrist- lichnng der Volksschnle, welclie mit den Hnndesschnl meistern einziehen würde. Bundesgeschenke und -Unterstützungen sind zn fürchten. Möj>:en wir anf der Hnt sein bei einer all- fälli}:(en ( iesetzesvorla<^e . l'nd die Kampfj^enossen der I'ltra- montanen sind die Kvanj^'^elischen . Das !{\anL,^ vSchnllilalt erfafste eine günstige ( iclegenheil, seiner ( ie.siinuni*; kräf- tigen Ausdruck zu gehen. In seiner Nr. 44 (1S92) meldete es, dafs der ständige Schuldirektor (dessen Anstellung der Oemeinderat der Stadt Beni vorgeschlagen), der Unabtreib- liche , der sich nun schon zum dritten Male herbeij^a^drängt -, in der \'olksal)stinnnnng nn't einem stattlichen Mehr er- schhv^^'ii worrlcn sei, Nun ist er tnt iiiirlwitd sich so bald wohl nicht wieder erheben. Mni;( tU i i i d «4^ e n ö s s i s c h e Schnlvo<(t [das ( 'ies)»en.sL, uiil dtui die K\ anj^elischen nnd andere Lente die Hnndesnnterstützung der X'olksschnle zn hintertreiben suchen] eine kraftit;e Lehre daraus entnehmen!' Folgt ein Totengedicht.

Das Jahr 1893 brachte die Sache wieder einen Schritt vorwärts: drei Tage, vom 5.- 7. Juni, verhandelte der National- rat über die «»-rofse Fra^e. Der vorliegende .Xntrag^ (die .Motion , wie die Schweizer Saiden eingebracht von Xational- ratCnrti in Zürich, lantete: der Hnndesrat ') ^nllt- untersnchen, >üb nicht zur .\n>iührnng der Hestinnnnnj^ de> Art. 27 der nnndesverfassnn<r, die einen genügenden IViniarunterricht vorschreibt, die Kantone vom Btuide finanziell unterstützt werden solltn. und ob nicht dnrch das Mittel der Hnndes- beiträge auch die Uneutgeltlichkeit der Lehrmittel und Schul-

Die lUindcHfcgiemitg. <feKanitheit der 7 Htitidcsräte l Minister^ von (tencn einer itnincr nur für ein Jahr /.um Hunclespräsidentcn ge- wählt wird.

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8chvfifsorii>r1ie]> Voik»«rlnilw«»fiip 25 1

materialien für den Primarunterricht einzuführen sei . Curti begründete nun am 5- Juni seine >Motion«f und zwar deckten sich seine Ausführungen im wesentlichen mit denen der »Denkschrift«'; sie gipfelten in dem Vorschlage, ein Sub- ventionsgcset/. zu erlassen. Weiter ging ein ^Amendement« des Nationalrats Jeanhenrv: er forderte ein eidgenössisches Schnlgcsetz iii)crhaupt; freilich müfstc (lioscin eine Partial- revision der liuiu]csverfassn"g \ orausgehcn. - l^nter den grundsätzlichen i Vcguei n ihaien sich selbstverständlich die Ultramontanenf Konservativen nnd Föderalisten («Kan- tonesen'^) hervor. Sie brachten teilweise recht komische Ein- wände. Einer sprach das grofse Wort gelassen aus: »die Hauptsache im TJuterriclit seien tüchtige Pädagogen und Männer wie Pestalozzi n. a. Diese liättcn nicht vermittelst gefüllter Börsen, sondern vermöge ihrer Talente nnd ihrer Liebe zur Schule ( irolses vollbracht-. T^eider tiamite der Herr nicht auch gleich eine billige ßezngst|nelle solcher Männer.

- Bundesrat Schenk, der das > Departement des luuern leitete, in dCvSseu Bereich das Volks.<ichulwesen gehören würde, war für die gewünschte Bundesuntcrstwtzung. > Eine Million sagte er snllu- der Bund für die \'olksschule unbe- dingt ausgeben . Erzeigte, wie die Subventionen nach einem

Kontingentsgeset/c verteilt werden könnten. Die Kontrole über die Verwendung der Bnndesgelder müfste er natürlich beanspruchen; mit einfachen RechenschaftsiK lichten dürfte er sich nicht begnügen. Da nun al)er ein die Angelegen- heit regelndes Gesetz vom Volke wahrscheinlich verworfen werden würde, so sollte man die Unterstützungen zunächst den Fortbildungsschulen'! zukommen 1 assen ; über diesen Vorschlag werde man .sich eher einigen können, da ja einem Teile der Fortbildungsschulen, nämlich den gewerb- lichen, bereits seit iScS4 in gesetzlich geordneter Weise Bnn- desgelder znfliefsen. Defi Sie;q- truf^ der Berner Steiger davon: seine P'assnng der .Moüou wm<le mit .Si gegen 35 Stimmen angenommen. Danach hat der Bundesrat zu unter- suchen, »ob nicht ztir Au.sfühnuig der Bestimmung des Art. 27 der Bundesverfassung, der einen genügenden Primarunter- richt \ orschreibt, und nach M a fs g a b e d e s vS t a n des der B u n d es f i n a n z e n die Kantone vom Bunde finanziell unter- stützt werden sollen . Dri/n bemerkte ein grofses freisitiui'^^c s Blatt: es werde nun wohl wegen des schlechten Standes der Bnndesfinan/en uovh auf Jahre hinaus mit der

Bundesnnterstülzung der X'olksseluilc nichts sein. Es habe aber doch >sein Outes, von Zeit zu Jieit die Angelegenheit zu besprechen; dadurch werden die Kantone» die sich im

') Da wäre» lUc Jlingcischulcii mit gemeint.

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2$2

n«u«»ir ixriri«-!».

Rückstände befiiideiif ennahnt, mehr als bis! k i für ihr Sehnt*

wesen zu thmi; denn je niclir sie in dieser Riclitun*i!: leisten, mit nmso «^röfserem Rechte können sie eine Einmischung des Hundes zurückw riM. ii . Das leucluet ein!

Im Oktober darauf wunle iler Entwurf eines Kon- ti ngcii tsj^esetzcs , von welchem Hundesrat Schenk ge- sprochen, bekannt Danach dürfen die Huudesbeiträge ver- wendet werden znin Ban neuer Schnlhäuser, zur Vermehrung der Lehrstellen (Teilung grofser Klassen), An^cllaffung der allgemeinen «Eelir- und Wransdiaulichunjj^smittel , unent- i^eltlichcii Abgabe der Schidmatcrialieii fSchreil)heftt.\ /eichenl)lätter, Hlei^^iitte, Federn u. dgl.) au die kintU r, für Speisung und Kleidung armer Schüler, zur Ausbildung der Lehrer und Aufbtrsserimg ihrer Hesoldungen, endlich zur Hin- richtung von Turnplätzen«'. Die Ausgabe, welche dem Bund erwächst, berechnet der Entwurf für jedes der nächsten fünf Jahre auf i V - Million F'ranken. Die Beiträge an die inzelnen Kantone sollen bemessen werden: einerseits nach der Zahl ihrer Einwohner, andererseits nach ihrer ökonomischen lAMstungsfrihigkeit . Die Kantone können selbstverständlich die rntersliu/iiug ganz oder teilweise ablehnen, dürfen al)er, wenn sie sie annehmen, ihre bisherige Leistung nicht ver- mindern (im Ciegenteil: sie sollen gerade durch die Hundes- spende zu erhöhten Anstrengungen aus eigenen Mitteln an- gespornt werdenK Diejenigen, welche eine «Schulsubvention« begehreu, haben dem Hundesrate vorzulegen: >i. eine nach Kategorien getrennte Aiif-iellmig der von Kanton und Ge- nieinden in den kl/U u fünf Jahren für die öffentliclu' Primnr- scluile aufgewcndctt ii .Suninicn ; 2. ri neu Flau über die beab- sielitiglL- Wendung der 1 Jundessub\ ention in der nächsten fünfjährigen l'eriode (mit Hegründung); 3. eine besondere spezialisierte Darlegung der Verwendung im nächsten Rech- nungsjahre. Was 'genehmigt' worden, ist verbindlich und .IUI Jahresschlüsse als wirklich geleistet nachzuweisen. Die l'berwachung dieses Unterstützungswesens soll einer sieben- giiedrigen Kommission übertragen werden, die imter dem eidgenössischen Departement des Innern stehen würde: die KounuissiMii licätte die Hefugni>, mit den Erziehungsbch<"»r- deu der Kantone in \'erbindung zu treten, Auskunft zu Ver- lagen, Bemerkungen zu machen und Wünsche anzubringen . Die Parteiblätter äufserten sich im allgemeinen günstig über die Vorlage. Aber vor dem Aufsichtsrat scheuten etliche. Sie tadelten, dafs dessen Rechte nicht genau und klar genug angegel^en sind; man will hier die kleinsten Kleinigkeiten vollständig aufgezählt haben. Alle Parteien scheinen darüber einig zu sein, dafs der Bund- in die inneren Angelegen-

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heiteii der kaiitonaleii all «i^enic i ir n \'olksschiile nichts hinein- zureden lui'be. l'nd eben deshalb liätte man mit der \'<)rlaj»e des Ilerni Schenk zufrieden sein sollen: sie faNt thatsäch- licli iitn die änlseren l>edin.mii!i;en eines j^eilejldieiien l nU r- richt> ins Ani^e.') Die Melnlieit der T^ehrerschaft war /n- frieden, mit allem die Ireiwillige Sehulsynude des Kts. ßasclstadt (der sämtliche Lehrer angehören) nicht mit allein. Sie kam (Nov. 1893) ^^^^ vor fünf Jahren geäufserte meines Krachtens richtige - Meinung ;<urück, indem sie das lu ;i<. bnis ihrer Verhandlung über den (»esetzesentwurf in dem Satze zusammen fafste: Die Schulsynode begrütst die Alisicht des Rundes, die schweizerische Volksschule finanziell zu unterstützen; sie wünscht jedocli, dafs die Hundesunter- stützungeu in erster Linie und in a u s r e i c h e n d em Mafse denjenigen Landesteilen verabreicht werden, die aus eigenen Mitteln nicht im Stande sind, für genügenden I-^niarnuter- richt zu sorgen . Gemeint sind vorzugsweise die dünn be- völkerten (Tebirgsgegenden, die armen Alpengemeinden.

Und in eben diesen Landschaften wurde das \'olk zu einem I^entezuj; ^) gegen die P.tuideskasst luifijernfen I An die Bundeshehördeu gelangte ein Volksbegehren des In- halts: 'Der Hund hat den Kantonen vom ( iesanitbetrag der Zölle [daher auch: Zollinitiative ] alljährlich 2 IV. per Kopf nach Malsgabe der durch die jeweilige letzte eidgenössische Volkszahlung ermittelten Wohnbevölkerung zu verabfolgen. Diese Wrfassungsbestiinniiuig tritt zum ersten Mal in Wirk- samkeit für das Jahr 1895'. Die Initianten* standen selbst- verständlich im konservativ-iesiii tischen Lager, Allerdings erklärten sie die K:intone pt'lichii^, eine der H iU'tc dieser Hinnahme minde.sLcns gleich konnumdr vSiiunnc alli.'ilirlich für das Primarschul- und Armen wesen zu verwenden . Dieser Satz sagt nun manches nicht, von dem wohl viele glaubten, er sage es. Einmal sagt er ganz und gar nicht, dafs diese »Hälfte* aus dem Zollgeld genommen werden müsse; er ver- pflichtet nur im allgemeinen die Kantone, dafs .sie ^eine der

M Ks siebt wohl Leute, welche bedanerti. dafs es der hohen eid-

l^enössischon Schulhchördi; v^rsuj^'^t l)lvibtMi soll, das ncihj;^ und ^Ulerheihjfste der \'olksschnlf /u lietreteii. Allein es ist sicher; so- bald sie Miene jj^eiuadit liätte. den ersten Schritt in jene inneren Rfitinie /u thun. wäre ihr auch der X'orhof. und 34. ir nicht höflich, vcrsrhlossen worden, l'brijj^cns dart man sich tr<'»st'n M<it einem blicke auf den (iang unserer Kuljlur- und Sitlen>;csthii.iite DicKnl- \\*icklung ist überall und immer den alten, uns l*ädagogen wühl be- kannten \Vc}.j gewandelt: vomÄufoeren zum Inneren, vom Leichteren zum Schwerereu.

*) Den treffendeti Namen rauch den Westschweizem jfefiel er: sie Helsen ihn unühersct/.t. sprachen also von le Beutezug«) hat einer der Führer selber erfunden.

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Rudolf Uii irlrh.

Hälfte (k'S Zolljj^cUlcs t^kicbknniiiK'iulc Smmiic usw. Tiul zum aiulern ist niclit gcsa^;!, <lals die früheren Ansurabeii für Schul- und Armenvvesen um die Züllgclderhidlie vermehrt werden sollen. -- Die Initiative') wurde am 4. November 1894 mit 347 OCX) j^e^^en 145000 Stimmen verworfen - zur gröfsten Freude der Lehrerscliaft. Mufste sie doch um die von Herrn Schenk in Aussicht j^euonimenen sechs Millionen* fünftel besorgt sein !

Sie hatte vorher (i. ;v Juli 1894) in Züficli iliren schweizerischen Lelnertaj^ j^ehabt. Da war natürlicli auch über Huiul und Schule verhandelt worden. Auf die Tnler- stüt/ungsfrage lialie der erste Referent, der liaseler Schul- inspektor Largiader die Antwort «gegeben : Sind ungenügende Leistungen der Primarschulen d nrch unzureichende Mittel der betreffenden Kantone verschuldet, so hat der Hund das Recht und die Pflicht^ solche Kantone behufs Hebung ihres Priniarschulwesens finanziell /n uiitiTstützen . Der x\\t'ite Referent. Professor ( »avard-l ienl, tügte diesem vSaUx hiii/u : •AufserdeiH >11 der Hr.iid, mit Rücksicht auf da> \\*a('h>eH der wirt.sehaltliehen untl ge.sellschailiicheu HedüriuLsse, allen Kautonen l^nterstützungen gewähren; mittelst dieser ist vor allem zu sorgen für Besserstellung der Lehrer, unentgeltliche Abgabe der Lehrmittel an die vSchüler, und für körperliches und sittliches Wohlbefinden der Kinder armer b'ltc rn während tler obli<4atori. scheu St linlzeit . Die Melirlu ii al «er wollte von neuen \'nrschlät;^e!i libi rlirmj^t nicht'^ iiu lu wissen; sie hielt für das erreiehbai JlcsU, was der Sehenksche Ivntwurl ver- sprach. Demgemäfs wurde auf Antraj^ do I»eruer Sehul- inspektors Weingart der Jjeschlufs gefafst: Der Lehrertag begrüfst und unterstützt das Programm Schenk und erwartet zutraiiensvoU von den eidgenössische» Katen und dem Schweizervolk, dafs die für das Gedeihen des schweizerischen Volksschulwesens dringend gewtndi tie Frage der finanziellen l'^nterstüt/uni; du VolkssclniUti durch den Hund mit allem Nachdruck gefordert und zum guten Kude geführt werde .

Kin fdinlich kurzer, allgemeiner Iksclilufs wurde auf der Versammlung der >S«/V'// iH'i/ni/mji'iiu rauihit^c" 16. Juli 1S94 in Lausanne) beantragt, aber verworfen. "Man zog folgende .Resolution- vor: Die waatländischen I^ehrer wünschen Bimdestniterstütznng der \ Olksschule; doch soll den Kan- tonen die lA'itung und WrwaUnni: des Primarun terrichts veibleÜKn. Die (Kldei, welche die Kidgenossenschaft nach ihrem lume.ssen verteilt» haben die Kantone ui ver^venden

'1 \\\mhi ein \'()lksbcj;clir<. n ^oooo uüHi^c- riitt-rst hriflen von »Schwciztrbür^trn aufjfehr.iclit. nuiis es tleiu \ t»lke zur Abstimmung vorgelebt w rdcn.

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Kdiwi>i/rriiM-lu-a V«»lk»Mebiitw<Hina,

für: HcbmiLT der Lclirtrbilcl 1111 W-riiichrnu^ dcrScliulen (vSclnilahteiluiij^fn) \*crbe.sseruiii^ dir Scliul}4;clKn!dt" Turidialleii. Tiiriiplai/t' und vorscliriilsmal.sij^c ( rt- staltuiij^ des TnrnuuLcirichts ül)erlunipt Wrbessermij^ dt-r soxialcn Stellung der Lehrer, iin besonderen Hrliöliiui*; der Ruhege- hälter - Ausbreitung des HandärbeitsuiiterriclUS'.

Ebenfalts noch vor der Abstimmung über die Zoll- initiative , im Oktober 1S94 äufserten die Orthodoxen imd Konservativen flcs }{vani;t.lischeuSchulvereins ihre Meinung*; Sprtclier war J. Jols, kumcktor atn Evani^clisduii lAlner- seniinar in liern. Hioe Herren weisen nalurliih du Sul)- venti*)n dt-r \'<>lks>chnle (hirch den Bund /.urück, iust»lern mit derselben eine lünniibciuuig des Unndes in das Priniar- schulwesen der Kantone verbunden werden will' ; sie ver- langen beding nngslüse Spenden. Oder, wenn der Bund dazu sich nicht verstehen will, s<> soll c-r die körperliche Aus- bildung der männlichen Jugend im Interesse der künftigen W'elirhaftigkeil ganz :nif seine Rechnung nehmen. Der P>nnd errielite nicht nur \Vatknplät/e und Kasernen für die t^ i.Liciilliclien Soldaten, sonflern in jeder t h tsciiaft einen zweck- mäfsigen Turnplatz mit j>raklischen (ieräten und schützen- dem Turnraum für die schlechte Jahreszeit Kr sorge für tüchtige turnerische Ausbildtmg der Lehrer und honoriere dann auch die daherige (1) Arbeit derselben. Das wird den meisten Lehrern eine sehr willkoinmene Hesoldungszulage sein. Körperliche CVewandtheil un<l Tüchtigkeit würden zu lehren konnnen. militärischer Sinn früh die Jugend erfassen. Das wäre ein Punkt, wo die ICidgenossenscliaft mit ihren (kl Schule zugedachten vSnbsidien eingrtittn krtniilc. ohne ilal.s kullurkämplerische l'bergriffe beiiucliui werden müfsten . Zudem wäre die hier anfg:steUte Forderung die einzige« die sich gesetzlich begründen liefe (wie wir S. 241 nachgewiesen).

Diesen Ausführungen schlofs sich die Hildungskoni- mission der vSchweizerischeu ( icmeinnützigen ( testfllschaft* an, welche im Noxembcr iSi)4 die rnlerstützungsfrage zwt i- nud grünillich bt'S])rochen. M Al)er es müfsic jedenfalls nicht blols da> Schnllnrni n. ^'-nflcrn die \«»n der Schule ül)erhani>t zu betreibe Hilc Ktnpcnibar.g (Schulspiele) der Au.smessung der Subvention zu Ii runde gelegt und überhaupt der Lehr- plan so weit gefafst werden, dafs er die verschiedenen Be- dürfnisse der lievölkerung in den Ilergen inid Tliälern be-

') I).-; (lif.sLf K(»inniissi( Ml erfalircnc tnid uaachlcK Männer PaUa^o^jeii. Thi i»l«jgcu. \ crw .iliun;is' c.\inK- ani:eli(>r<.n. die auch als Vertreter verschiedener |M)liliselier und pada-o^ist Kichtunjfeii und Seliidt Ii j^elten. so durften die ]*Ir|rtit misse ihrer Verhandlungen hcsoiKlerc Beaehlung venlicnen.

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frietlijjen könnte . Ferner wünschte die Kommission - sollte der I^nnd für j^esnnde l^riiährnn«^ armer Schnikinder, für X'crniehrungf der Ferienkolonien nnd älmliclier Veran- staltnngen sorgen nnd sicli der nichl vollsinnigen Kinder annehmen. Auch die LehnnitteUieferuug, die vielen so sehr am Herzen liegt, wurde erörtert. Der Bund dürfe nicht als Erzeuger oder Herausgeber von Lehrmitteln auftreten ; denn damit - behauptete ein Mitglied würde ein Monopol für Kundesklirmittel geschaffen, das ebensowohl bei dem Wetteifer der interessierten Faclnnänner von fraglichem Werte (?K teilweise aucli nndnrchlührbar wäre, wie es anderer- seits jede Konkurren/ ersti^^ken würde*. Anders verhalte es sich mit den sog. Schulmaterialien. Einstimmig sprach man sich dafür aas, dafs ein Bundesbeitrag die ^kantonalen Depdts« in den Stand setzen sollte, jene «Materialien« »an ärmere Kinder«^ unentgeltlich abzugeben. Hin stimmig wurden .schlief-slich zwei Sätze von grofserer Wichtigkeit angenommen: Im Interesse einer <^^esnndeTi Kiitwicklnii«^ der Verhältnisse und einer rationellen Verwendung der Hnndesbeiträge ist es richtiger, den Kantonen für ihr Subvcntionsbedürfnis die Auswahl zwischen verschiedenen Punkten zu lassen, als die Subvention nur auf ein Einzelgebiet zu beschränken« und endlich: ^Eine direkte eidgenössische Kontrole, soweit sie nicht gesetzlich bereits gegeben ist (wie für den Turn- unterricht) erscheint nicht notwendig. Soweit Mifsbrauch der Hundesgelder seitens der Kantone denkbar wäre, liättcn ja, wie auf allen GebiciLiu dii eidgenossischen Behörden das Recht, eine Spezialuntersuchung einzuleiten

Damit sind die Meinungsäufserungen erschöpft, und ge- schehen ist seitdem nicht viel. Die Lehrerschaft der Volks-

') H au ptrcf ereilt war der bekannte Zilleriancr Tli. Wiget (jitzt Direktor der sog. Kantotisschule in Tru;;Ln, Appeuücll-Aui.sci rhmlca». Kr erklärt« am Schlüsse: Der Bund mö^c T.eld für diellebunjr der Krziehun'g' spenden, je mehr desto HclK-r: iIht es nnifs olnie Hin- schränkuiig der kantonalen lndi\ idualität und Souveränität geschehen, und es dürfen keine höheren Interessen durch die Ziileituus' solcher S]Kndeii für die Schule jj^eschädig^t werden Das aber würde ge- schehen, weuu uicht in erster Linie die Hilfe auf Hebung der An- stalten für unmittelbare Charakterbildung konzentriert -würde, für die Hebung der Familie und eines gesunden Familienlebens (? Hebung eines gesunden Familienlebens ■*! : inittcniar wird (UrC.cwiim davon auch der Schule zugute kommen. In ursttr Linie koninil der Auf- wand für den sozialen Porlschritt, und erst in /weiter für die Schule. Und auch hier xoruelindich für die soziale Seite dcr<t_lbcn Also nächstes Ziel : Hebung der l'amilic gesundes Familienleben».

Dieselbe Fordening. die Htlty schon 1893 in seinem Politischen Jahr- buch ausgesprochen. Wenn nur dns Wie in\lit uar so schwierig wäre! Darum vielleicht verzichten Hilty und Wiget darauf, die Mittel und \\ oge zur Verwirklichung jener Forderung anzugeben.

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schule beharrl auf ihrem alten Standpiinktt'. Am 14. März 1895 tagte, wieder in Ölten wie vor drei Jahren, eine interkan- tonale Wrsanimlnng, an der über 2on 1. ehrer und Freunde der schweizerischen 'Volksschule teilnahmen. Das Kr<^^cbnis war eine an den I'undesrat und an sämtliche Mitglieder der Bundesversammlung gerichlele Zuschnii, ui welcher erklärt 'wird : man »erwarte mit Vertrauen, aber auch mit Zuversicht, die hohe Bundesversammhing werde in definitiver Erledigung der bezüglichen Motion des Herrn Nationalrat Curti der schweizerischen Volksschule die zu ihrer Entwicklung dringend notwendijjje finnp'irl't T'^nterstützunir luf nmudlage des von Herrn Br.ndesrat Schenk im Jahre 1893 ausgearbeiteten Oe- setzesvorsclila^^s ohne weitere Verzögerung bewilligen . - Bald darnach hat Herr Schenk den Mitgliedern des Bundes- rats einen neuen Entwurf unterbreitet. In diesem ist die wichtige Bestimmung, welche eidgenössische Aufsicht über die Verwendung der lUmdesbeiträge vorsieht, fallen gelassen; im übrigen scheint er dem alten gleich zu sein. Durch jenen Verzicht sind seine Aussichten auf Annahme u'ohl crünstiger c^e orden. Dafs aber die Bundesversannn- luii;^ in nächster Zeit über Um seihaudcln werde, ist nicht wahrscheinlich. Der Zentralansschufs des Schw. Lehrer- vereins hofft es aber; deshalb und aus allgemein-politischen Rücksichten hat er einen Antrag der Stürmer und Dränger unter der Lehrerschaft (nämlich der Bemer): den Entscheid mittelst des > Volksbegehrens« zu erzwingen, abgelehnt (Fe- bruar 1896).

Hin Rückbhck auf die Bestrebungen, deren Geschichte ich hier ausführlich erzählt, findet, dafs sie, die Bestrebungen an sich ohne Rücksicht auf den Erfolg vom Schicksal nicht begünstigt gewesen. Vielleicht weil man gewisser- mafsen von hinten angefangen xmd über die Schwierigkeit des (iclingens sich getäuscht. Wenn man erst die ver- schiedenen l-*arteien und \*nlksi:iruppen um ihre Meinun«^ gefrai^t, ilirt- Änfserungen und dii thatsächlichen N'erhältnisse kühl und olmc \'oreingenonuiK uheit erwofrt>n, unpassende Vergleiche, nnnüti^^e Erörteruntren beiseite gela.ssen, nur einen bescheidenen Erfolg ins Au^^e gefafst hatte: so wiirde man wohl auf einen glücklichen, überzeugenden, gewinnen- den Vorschlag gekommen sein. Was mehrere Kantone und Parteien scheuen und verwerfen, ist jede gleichviel wie geartete rechtliche lunmischung (ks Ihnulos , d. h. irgend eines Bnn<1t.-> be a m t e n : man will keine cid i^tiir>ssische Auf- sicht ül)er die X'erwendnng der Bundesgeldti, keine Bundes-

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Ituiluir IHrtrivb.

Vorschriften n. clj^l. Al)er die lud«»;eii< 'sscnsdiaft könnte doch das l*r i ni a r-lK i !i d <* r-lsclinhvesen der kaninru- t'ür dieses soll ja uacli dem \\ luiselie der Mehrheit innter den l^ehreni tuld Natioualrätenl zunächst gesorgt werden - - sehr wohl mit Bundesgeldern unterstützen, ohne die Verwendung: be- aufsichtigen, oder über diese von den Kantonsbeh ndeii Rechenschaft fordern» oder gar auf das \on einer Seite eni])fohlene, sehr unangenehme Mittel der Spezialunler- siudinng (im Falle eines Mif^hrnuchs ) sich verlassen /u müssen.' Sie brauchte ja mir die Crelder weder den Kauions»- noch den ( iemeindehehöi<len /.u überantw orten I

Ich denke au die vier z. Z. wichtigsten Aufgaben (im Ciebiete des Änfsereu' ): i. Der Bund baut und verbessert Schnlhäuser und Schulwege (die nötigen Arbeitsverträge schlielst das Departement des Innern selbst al). nur vielleicht \ertretcn durch \'ertranensni"niner). 2. Kr steuert zur Kr- uährung und Hekleidung aniu r Scliulkinder bei (die ( )rts- \ereiue erhalten die (xelder entweder unmittelbar aus der Buntieskasse, oder durch \'ermittelung der Scluv. (remein- nütz. Ciesellschaft). 3. Hv zahlt an die Lehrer, an sie selbst üesoldungsznlagen (nach detn Grundsatze, dafs jeder Lehrer aufser freier Wohnung wenigstens I20ü Kr. Jahresgehalt be- ziehen sollte I oder ennögliclit die Anstellung neuer Lehrer. 4. Kr zahlt Heitrage an die Ruhegehalte der lA'hrer. ( )b alle Kautone bedacht werden können, das häii;^t \ on der Höhe des verfügbrirt n 1 iesauitbetrags ab. I*'ürs ei>lc mfüsten wohl mehrere K.iulone - wenigstens Iki.selsiadt, (ienf. Neuenburg, Waat, Zürich, Schafihausen, Thurgau - auf die Hundesspende verzichten. Trotz dieser Ansschliefsung würde die von Bundesrat Schenk vorgeschlagene Sunnne 1^/5 Million bei weitem nicht genügen; es wären mindestens 3 Millionen mis/usetzen, und zwar im einzelnen für jene vier Aufgaben : , -f- \..-\- i + \' , = 3. Die Kantnue nach dem Schenksciun Muster in Klassen zu gliedern und danach ihre AuLeile /u berechnen, also von voridierein fest- zulegen, empliehlt sieh wohl nicht. Sondern die Anteile wären alljährlich nach der Dringlichkeit des Bedürfnisses auf (innid sorgfältiger Erwägung und Vcrgleichung zu be- stimme 11. .Als Tuterlagen hätu n lie Gutachten« Vor- und Anschläge zu dienen, welche die Kantousbehördeii, Lehrer- vereine un<l t^^emeiunützigeu ( iesellschafteii ilem eidge- nössischen J >eparteuicnt des hineru auf dessen Einladung hin einreichen.

Ich sage nicht, der lJund soll die bezeichneten Aui- gaben lösen; ich mochte nur zeigen, dafs und wie er dem Kinderschulwesen auflielfen könnte^ ohne weder den Kan-

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tonen noch den Kiidien noch den I'arteien /.n nahe /a\ treten ni)cli bei sicli selbst die Pflicht des Junten Haushalters und (Vw Khre der höclkslen Behörde zu verletzen uder ver- letzt n zu lassen.

In dem iiiehrjähn^<;ii Streite um die lUuidesnnterstntzung

ist nnch viel von der schweizerischen \'(jlk ssch nie als dem letzten Ziele die Rede jtjewesen. Der IJund hat verlanirt der aiii;cschcii>ii. unter den demokratischen Schul- niiinnei u ^Maduat, vorher ilrziehiui^ssekrelär ( irob in Zürich) 'l - - das Mafs alli^cnieiner Volksschulbildung in der Schweiz zu bestimmen, welches überall zu erreichen ist, wo Anspruch auf Huudeshülte erhoben werden will. Kin Gesetz wird in iiezichnnj; auf das ( >bH)4at<)r'"inn, die l'nentj^cltlichkeit imd die Weltliciikeit der X'olksschnle \'orschriften aufstellen, und der Bund wird darüber wachen, dals sie befül;»^t werden . Hinter solchen Hei^ehren die auf I'>füllunj4 allerdinj^s erst in ferner Zukunft rechnen dürfen, auch nicht bestimmt j^e- nu^ j^efafst sind wittern die Ultraniontanen und Vöi- deralisten die Absicht auf weitgehende Gleichmacherei. Aber- die Kinsichtigen können diese Absicht jjar nicht hegen, schon deshalb nicht, weil sie den grofsen Tuterschied zwischen germanischem und romanischem Wesen kennen. In der Sclnde der welschen Schweiz wird immer ein wc^eiU- lich anderer (icist leben als in der Schule <ler deutsclien Schwei/, l'nd weiter fallen die kirchlichen oder religiösen Gegensätze, die landschaftlichen und wirtschaftlichen Mannig- faltigkeiten schwer ins (lewicht. Übrigens darf man es mit dem Ausdruck -schweizerische Volksschule« nicht so genau nehmen. HiU\ z, K meint in seineu Grundgedanken* nicht eine gemein-schweizerische, sondern eine deutsch- schweizerische iMziehung.-'l l'nd so werden manche nocli, weni! tucli uiibewulst oder wider Willen, den Begriff ein- schränken.

Tiid doch kann man jetzt schon von schweizeri.sclur Volksschule als solcher sprechen. Kine gewisse (Jleichheil besteht; drei wesentliche Merkmale sind sämtlichen kan- tonalen Volksschulen zugeeignet worden. Xacli Art 49 tkr Bundesverfassung darf niemand zur Teilnahme an reli-

') In tlcui cin^an^.s crwähnU-ii Auf.saU Die scliwci/ATibclic \ olks- .schulc .

■i ]\r stellt u a. «lern fraii/* »siechen tias (kutsche HiUIuiijiS ideal j.je^^'^enüber. und dieses ist seni .schwei/.erisches . das aller- dings ein genicin-schweizeri.sehes sehr wohl werden kauu.

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giö.sem (k i r c h Ucheiu) rnter rieht *;ezwu !i«» c n wckU ii; (lern \'atcr oder seinem Rechtsnaelifol^eri stein es frei, tlas Kind in enien K' Ii /ioiisunterriclil /.u schicken oder nicht.

- - Das andere vSmek < '.leichheit hat die Hesliunniini^^ des Art 27 bewirkt : Der rrinianiiiterrieht ist in den üftciillielien Schulen unentgeltlich. Also Schulgeldfreiheit lu diesem beschränkten Sinne ist der Begriff unentgeltlich %u nehmen. Allerdings lantet die Bestimmung allgemein, sodafs man daraus schHefsen k<"»iniu, die Eltern sollen auch von allen andern Schulans<>;-a1)eii hefieit sein. Und dieser vSchlnfs ist thatsächlicli «^ezo^^eii. oder doch die idealere .AuftaN-^nn-^ jener HesliniinuiiL; in .Vrt. 27 wie Huher sich ausdruckt

vielfach erörtert worden. Seit Jalncu ijildel die Frage der Uneiitgeltlichkeit der Lehrmittel und Schuhnaterialien ein ständiges Traktandum in den Ratssälen und in der Presse. In Kantoneii, wo man sich ihr ge*»;enüber vor einem Jahr- zehnt noch kühl verhalten hatte, hat sie siej^reichen Ivinzug j^ehalten . In welclieni Ij'chte eine jj^rofse Partei das »Streben nach jener Unentj^elllielikeit sieht, nnd welchen Wert sie dieser selbst beilei^t, erhellt ans den weiteren liemerknni^en Hubers: Ks ist ein guter Geist, der sich im Lande bemerk- bar macht Daraus erklären sich auch seine Erfol^^e. Diese Bewegung auf sozialem und pädajrojrischeni Gebiete wird sobald nicht zur Ruhe kommen; denn sie hat ihre tiefinnere ideale Hej^ründuni^ : es ist der Gedanke der sozialen Gerech- tij^keit nnd Billigkeit der Xächslenliebe. Mit elementarer CTCwalt hnt er sieh f Itnng verscliatfl. Grofse Ideen lassen sich nicht eindämmen, l'nd der Gedanke der Unentgeltlich- keit des Scliulmaterials für alle mnfs gewifs als eine solche erscheinen, denn durch ihre Realisierung ist ein Teil der sozialen Frage wenn auch in bescheidenem Rahmen gelöst . Huber findet es also der Sache angemessen, *den vollsten Ton anzustimmen, als ob er nm dem Höchsten, was Menschenherz erhebt' , sän^e: L'nd schlielslich wün.scht er der Unenl.i^eltlichkeit von Herzen, dafs sie ihren Sie<i^es- zng durchs Land nni^ahindert vollende-. l>is jetzt hat sie in 15 Kantonen ganz oder teilweise jij^esiej^t' : die Kantone Glarus, Solothurn, Baselstadt, Baselland, Waat, Neuenburg, Genf liefern ihren Primarsch ülern die ^Lehrmittel und SchnU materialien , Zuj; und St Gallen nur die 'Lehnnittel« um- sonst In den Kantonen Zürich, Appenzell-Aufserrhoden nnd Thnrgan leistet der Staat denjenioen Gemeinden, welche die T ' nentj^altlichkeit eintiiliren, Ikiträufe an die Kosten, während einige hier ebenfalls anzufülirende Geuieiuden der Kantone

') Jahrbuch iSyi : Die rnciiLgelllichkeit usw.

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Srliw<*M)'rl!>«'ki>i« Vi>JJii.r.rliiiI« mich.

Bern, Ludern und Aar<jaii vom vStaate nichts erhalten. Tni ganzen IkukKIi es sicli uni etwa der sch\vei/.i ri>clien Primarschiilci. Die Aiisgaben für sänitliehe vSchiilei (nahezu Million) würden naeh Hnbers Reehnung i'/, Million Hr. betragen.

ITin möglich billige Lehnnittel zti beschaffen» haben mehrere Kantone (Solothurn, Baselstadt, Baselland, St Gallen, Thiirgau) Verträge mit Buchhandlungen abgeschlossen, an- dere dagegen (Freiburg, /n<^, Appenzell- An fscrrh., Nenen- burg) ein Lehrmittel-Depot errichtet und drei iZiirich, Crau- bünden, liern) den Staal^\ crlas^ eingeführt. In Zürich besteht die.ser .schon .seit 1851, in Bern er.st seit 1894. Der zürcheri.sche Erdehungssekretar Huber ist, wie sein Vorgänger Grob, ein wanner Anwalt des Staatsverlags. So zeigt er sich z. B. in .seinem Bericht über den kantonalen Lehnniu«. Ivt rla^ im Jahre i<S92 (Amtl. vSchulb. d. Kts. Z. i«S93, IX). Hier wird zunächst die volkswirtschnftliclu Hedentun«:^ des Sl.iatsver- la'^'s hcrvorgelioben : er h;H im Jahre 1802 nicht weni<;er als 41 Jhichbinder in Stadt niid Land, dLsi^Icic hen eine zieniliclie Anzahl Druckereien beschäl tigl. W'iitt riiin preist Hnber die Güte der aus dein Staatsverlag hervui gegangenen Lehrmittel [die innere Güte ist aber weniger bedeutend, als man fordern darf). Als Beweis dafür müsse u, a. der Absatz nach aufsen, die Zunahme dieses Absatzes gelten. Der Staat habe es auch leicht, inhaltlich gute Lehrbücher In r/nstellen : er zähle genug tüchtige Lehrer, die zur Ausarbeitung oder zur Kritik heran- zuziehen seien. S») lasse >ich denn meint Huber schliefs- lich gegen den Staatsverlag etwas »Sticldialtiges niclit ein- wenden, umsoweniger, als er ja doch nur das Ende einer modernen Entwicklung bedeute; denn es wird nicht ernst- lich angefochten w erden können, dafs, wo Obligatorium und Uncntgeltlichkeit durchgeführt sind, der Staatsverlag sich gewissermafsen als Notwendigkeil aufdrängt'. I)a<^egen war in fler Schw. Lehrerzeitun«^ eingewendet wf>rdeu : Wenn die l'uentgellliehkeit der Lehrmittel den Staat.s\ erlag im Celolgc hat, so wird das Lehrmilielwe.sen ein au.sschlielslich kanto- nales Ciepräge erhalten . Scheinbar zwar widerlegt Huber auch diese Behauptung: indem er den Absatz zürcherischer Lehrmittel an andere Kantone nachweist. .\ber dieser ist im einzelnen doch sehr gering, wird es wohl auch bleiben, und jedenfalls haben die Erzeugnisse eines kantonalen Staatsver- lags keinerlei Aussicht, schweizerische zu werden. -

Die dritte der allen Kantonen gemeinsamen Kinrichtuui;eu ist die pädagogische Prüfung der Rekruten. Sic wird seit 1875 durch eidgenössische Kxperten« bei der Musterung im Herbst vorgenommen» und alle Stellungspflichiigen --

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l;ii«i»ir i>i«>irii-ti.

also auch jun^^c lyelirer, Stiuleiitcn irusseii sich ilir unter- werfen. Sie erstreckt sich aut I^esen, Redl icii muiiuUirli und schriftlich), Vatcrlaiiflskinide ((ieojji'raplüe, (iescliichte, \'er- fassunjj:); vvei in mehr als einem Fache die Note 5 erhält, ist während der Rekrutenzeit stinu Besuch der Nachschtile vci pflichtet''. Die Kosten tragt die Kid^eiiossenschafl; die Ergebnisse werden alljährlich vom >eidg.-statist Bureau- veröffentlicht. Diese Prüfungen werden nun in der That wie zur Schule i^^ehöriq; niT^cseheu; sie erteilen jedem Kanton sciiK-n Raiiq , \\\)vy den dann \ iel '^esproHu-n und gestritten wird. Der \'rrfasstr des Artikels Schwei/ im Päda«^. Jahresbericht (Prot. Hunziker, Direktor des I'esialoz/.ianunis in Zürich) behandelt jene Ergebnisse mit einer Ausländern ohne Zweifel unverständlichen Ausführlichkeit Und der Direktor der Berner »Schulausstellnng* (Gymnasiallehrer Lütln) urteilt in dem auf Bundeskosten für die Weltaus- stellung in Chicaj»o herausgegebenen Schriftchen ( Das schweizerische Seliuiwescn 1: Die Rekrutenprüfuui^en übten auf die Kutwickehnij» des schweizerischen X'olkssclinl wesens einen aulserordeuLlich günstigen Kinlluls aus . I)a\on zeuge in einer Anzahl Kantone' die strikte Durcliführung des obligatorischen Schulbesuchs, Erhöhung der Lehrerbesol- dungen (!) und Verbesserung der Schulaufsicht, Einführung teils freiwilliger» teils obligatorischer Portbildungsschulen, iMufiilirung der Vaterl and.sk unde als obligatorisches Unter- richtsfach . Die R ekrü tcn prüf uni^cn bemerkt Lüthy weiter lial)en unter den Kantonen und zwischen den Be- zirken, unter 1 )eli<")rden und ivehrer.seliatl einen grofsen Wett- eifer hervorgerufen, der für das gesamte Schidwesen \\.n den glücklichsten (!) Folgen ist. Es giebt auch eine grofse An- zahl Jünglinge, die sich ernsthaft auf dieses Examen vorbe- reiten und so ihre Primarschulbildung \ ertiefen (?) und er- gänzen Aber man über.schätstt die Einrichtung. Man be- ]iaui)tct sfv^ar: diese Prüfungen setzen uns in den Stand, einen richtigen Pj'nblick in das \'oIksschul wesen der 35 Kantone zu gcwimun , und in den P^rgebnissen sei der sicherste Malsstab zu erkennen für den Hii<lungsgrad der angehenden Wehnnänncr und damit auch für die eistttngen der Volksschule und die Höhe der Volksbildung'. Viel Täuschimg[ In 13 Kantonen werden Dressurkurse auf die Rekrutenprüfung abgehalten. Man kann die Kurse den Prüfungen aufs genaueste anpassen; es giebt genug Anlei- tungen dazu, l ud wenn dann die Zu- r>der Abgerichteten leidlich oder gar gut dm chkomnu n : w u^ will der Rang besagen, den nun die Kantone oder liezirke erlialten?! Dazu konnnt, dafs jede Schulprüfung nur ein sehr vorsiclitiges

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Urteil über die Kentitnisse und Fähigkeiten des Geprüften znlafst»)

Ob man .sicli nun luil dein, was ist: niii (kii \(»rlian- denen Kinlieits- nnd (ileichheitszeichen be<4]iügcn ninfs? Ge- wifs nicht, l'nd vom Kinntischen - des - Bundes braucht nicht cimnal die Rede zu sein. Pic Kantone könnten sich in sehr \vicl)ti<;en Dingen ^) einigen ohne ßnndesgesetz und Hnndcs<^eld.

Das erste zwar ist luclils Wichtiges: nur der X a m c. Aber es wäre docli ;nu Ii Ljcin/ hübsch, wenn mit dem Xanien- vielerlei antiier.inn»t würde. Die überall obligatorisclie Schule heifst Volksschule, oder, da die Oberstufe nicht überall, und in der rechten Fonn*) nirgends vorhanden ist, Kinder- schule. Die Kamen Primär-, Klenientar-, ( Tetneindeschule ^ aren zn tilgen. Ob man die Kinderschnle in zwei oder drei ( (h r überluuiiH in Slnfen gliedert, ist nnwesentlich. Aber ntui gar noch für diese Stnfen bes<jndere Xnnion ! In Zürich besteht die Kiiuh rschnle Klemeutar - inid Real -Schnle in Hasel sagt man dauir Primär - uml »Seknndar - Schule, nnd gewöhnlich versteht man sowohl unter IClementar- und Real-, wie unter IMniar- und Sekundar-Schulen zwei verschiedene Schularten! Also diese und ähnliche kantonale Kigenheiten wären prei.szn geben.

Das zweite wäre das Ziel der \'olks.sclude. Hilt\ be- zeichnet nnd nmschreibt es; ich brauche hier nnr auf S. 23S znrückznverwei.sesi. Das Xene ist freilich nicht das Ziel .seil)st, sondern: dafs es anerkannt nnd ehrlich erstrebt, der gesamte I nterricht darnach eingerichtet werde. Tnd das sollte die wesentlichste Kigenheit der .schweizerischen Volksschule sein.

Drittens: ein .schweizerisches Lesebuch. Ks bietet An- lafs und Mittel zur l'>kenntnis sprachlicher Darstelhings- fonnen zum (rennfs des in der Sj)rache niedergelegten Schönen znr X'ertieftiiig in die Mnttirspr.iche. d. i. in die X'olksseele; in das Dichten nnd Trachte n iKi Menselanseele ; in das bnnte, blühende nnd welkentle, ewi«^ bewegte Leben dranlsen nnd wird dadnrch zn einer Hanptqnelle derCie- schmacks-, Gemüts- und Charakterbildung. Mit Religion' und Realien hat das Lesebuch nichts, mit > (Orthographie^

'1 \ i,d. da/.ii 1 Iiiohe Aiifserung^cn Wtttstcins in «lein cin}rniig.s erwÜhiitcu lierichl .

*l Von denen ich hier nur in .\ndculun.s4en reden kann. I I>ic Ilürucisi huK- . <lariil>er später jjaar Worte. Die Schulen, dif ji t/t .ils < >lti Tslnt\-i! .n lic ii mi'issi ti : ili«. I ji^an/tinus . Kepclicr-, oliliy;, l't»ill)ilduJijis.schnien liahcii wenig udct keinen Weit.

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264 Kudwtf ■•iHiicK

und Oramnmtik äiifserst wenigf zu schaffen ; jede Leitfädi^;-

keitsspnr fclilt ilini.

\'iertens k'MiiUt' sich die schweizcrisclR \'ulk>schiile Ha- durcli kfiHi- und aii.s/xichnen, dafs sie nur wirklich brauch- bare, vor allem genügciid grofse allgeiiieiiie (Klassen-) Lehrmittel einläfst und wenn die schweizerischen Er- ziehnngsdirektionen und Stadtschulrätc aufserdciii alle For- derunjren der Veranschaulichungssüchtij^en. Lehnnittelfexe und patriotischen Spekulanten req^elmälsi^ abweisen, so wur- den sie damit ein grofses \'erdienst um die Pädacfoj^ik über- haupt sich erwerben und weni.L^sleus den eiidieiiuischeu Lehr- mittelmarkt zu vernünftigem (Icbaren zwingen.

Fünftens; einheitliche Lehrerbildung» aber nicht in den alten fattlen Formen! Zweierlei wird ja auch wohl in der Schweiz noch lange so bleiben, wie es ist: dafs die Lehrer zu jung ins Amt kommen und die knappe Besoldung. Also heilst es: fest machen :.^'egen die möglichen Folgen dieser T^bel. Und wer l aini denn in beiden .qrofsen

VViss(.uscliaHs;^cl)icten zu Hause sein.-* ICntwedcr (Tcislo- oder Naturwis.^euschaücr. F^s ist klar, aul welche Seile der Er- zieher gehört Wir werden dann freilich weniger viel- seitige' , aber dafür einheitlich tmd gründlich gebildete Lehrer haben.

Eine Kritik dieser X'orschläge dürfte zugeben: sie lassen sich ausführen natürlich bei gutem Willen. Die Ausgaben für das Volksschulwesen werden nicht p:e'>tei i^ert, im (teiiien- teil, durch Annahme des dritten niid \ierleii \ oischlag>. ver- mindert. Die sittliche, bürgerliclie, wirt^chaltliche Tüchtig- keit des \'olkes wird erhöht Die durch die verschiedenen Boden- und Erwerbs Verhältnisse bedingten Einrichtungen bleiben unberührt, desgleichen die Eigentümlichkeiten der drei oder vier Volksgenossenschaften (v»>n denen eben jede das Lesebuch in ihrer Sprache erhält). Nur die Kirche wird etliches einzuwenden haben: i^eiren das irdische Ziel, viel- leicht auch gegen die I A-hrerbiUlung. .Aber die Kirche ist nicht überall mächtig. Al-i> inogca die günstig gestellten Kantone den Antang machen I

Das sind, wie gesagt, Dinge, welche die Kantone unter sich abmachen köimen. Der Eidgenossenschaft verbleibt

troi/dem Tioch Hrhebliches. Sie mufs das Volk zu gewinnen suchen für die sclnvetzerisclu' X'olksschule, wie für die grofsen Aulgaben der Pvidgt ncssetischaft (vgl. Hilty) überhaiipt: sie niufs die Sorge für die politische Schulung übernehmen. Zu diesem Zwecke gründet oder unterstützt sie Bürger'

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KcliM«-i7.«ri»ehfii VolkaicbulwesMk 265

schulen, auch als Kreisschulen dort, wo sich wenigstens 10 Schüler melden. Den Kantonen bleibt es überlassen^ den Besuch einer Bürgerschule als allgemein verbindlich zu er- klaren. Der Bund unterstützt jedoch nur diejenigen Anstalten,

welche nach dem von ihm auft^estellten Plane unterrichten. Kr trä^t alle Kosten der allcfcnieinen Hürj»-erschnleii ; die (fcmeindcn haben nur für Zimmer mit Zubehör zu sorgen. Kr ti|-ründel auch eine Anzahl höherer Büro^erschulen (und zahlt an weitere Heiträge), da solche die besten Bilduugsan- stalten für Gemeinde' und Staatsbeamte sind.^)

Den Bürgerschulen zur Seite stehen die Haushalt- schulen für Mädchen, deren Förderung durch den Bund wenigstens vom Ständerat schon als Bundessache erklärt worden ist. nämlich in dem Bcriclit fler ständerätlichcn Kom- mission, betreuend die hauswirtschaltiichc inid l^enifliclic Ausbilduni^ des weiblichen Geschlechts ( veröiieutlicht im Sehw. BundcsblaiL vom 9. Mai 1895). Der volkspädagogische Beruf der Eidgenossenschaft«^ meint der Verfasser, ein Konservativer, imd offenbar ein eigener Kopf bestehe darin : die wirtschaftlich schwächeren Kxistenzen, welche recht eigentlich die breite Schicht des Volkes bilden, mit beruflich lüchlii^en Waffen auszurüsten . jCianz dem Zeit- geist entsprechend!] Sie hat diesbc/ÜLilicli in wenitjen Jahren /seit 1884) (irolVts (geleistet auf (Kiii Gebiete der Landwirtschalt und derCiewerbc; aber iiir die Hauptsache hat die Eidgenossenschaft bisher noch wenig oder nichts gethan: für die Wohlfahrt des Hauses«^. Von den 124 Schulen und Kursen für Bildung des weiV)lichen Geschlechts, welche 1892 als in der .Schweiz vorhanden nachgewiesen werden konnten, unlei stüt/te der Bund nur 7 Franenarbeits- schulen iiud 3 Abteilungen au Gewerbe- und anderen Schulen

'1 \is ist hier nicht flcr Ort zur WTÖffcntlichnng des vollstän- digen Ivntwnrfes. Nur Ktlichcs anmcrknnyfsweise : \V eniiifstens drei Halbjahre vor dem lüntritl der j)<)hlischen Mündij^keit (Vollendung des 30. JahrLSi. Mindestens 4 Sld. in <ler Woelu- U' für Muttersprach- kuiiUe 2 für Bürgerkunde: t iesellschafts-, Staats-, W rfassutii^s , Rechts , Haus mul Volkswirt.schafts-K.). Kein Lehr-, al)er ein IlauK- und \ olksbuch. etwa 2<k> vSeiten die ti nlteniittelten S( Inder erhaltiii es unentgeltlich, an andere und sonst an jeUenuann winl es j;ut ge- bunden für I Kr. al);(e«;-eben. Stipendien an Anne*. l*nterstützt»ng der l'dtern. X ertranensniänner in den Ceineinden muntern /um Me- suche auf. - Cbrij^ens könnten <lie Anstalten jetzt noch gar nicht eröffrift werden, da t*s f.ist ganz an I.ehreni fehlt. Die nötigen (ieldcr anfangs nur geringe Summen würde das Volk ohne Zweifel hewilli^en.

-) iJeruflich ist hier hauswiilschaftlich ; «lenn es handelt sicli wesentlich um den IK'rnf des Weihes als Hrinsfrau. Ilans- hälterin u. dgl.

Mrae Bnlinpn li'SilAfaKluni) VII. .V |S

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266

Itttdeir niAtrich.

)»Hanshaltitng;s--: und Fortbildungfsschnlen erhielten aus der Hundeskasse nichts. Daher komnits meint unser Be- richterstatter — , dafs zur Zeit noch sehr viel System- und Planlosigkeit in der Sache wallet ; dafs in vielen Lnndes- gegenden gar nichts dergleichen geschieht denn einzig durch den Bund werden iliese Schulen und Kurse in ratio- neller Weise über das ganze Land verbreitet . Man denkt vorzugsweise an »Kurses diese hätten zu bezwecken ^prak- tisch gfediegene Einführung in die verschiedenen Gebiete einer schlichten bürgerlichen Hauswirtschaft , mit besonderer Berücksichtigung der Ikdürfnisse des Mittelstandes und der ärmeren Klassen. Und !nan niufs diese Kurse möirlichst zngfingh'ch maclicii. nannii (hirfen sie nicht zu lange dauern. Dnriini sollen sii an ni<")o lichsi vielen Orten stattfinden. Darum .sollen ICintrittsgelder und überhaupt alle erschweren- den Bedingungen bei Zuerkennung der eidgenössischen Snbsidien tunlichst untersagt werden. Hanshältungskurse für das arme Volk der Arbeit sollten auch vor allem beseelt und geadelt sein durch veredelnde pädagogische Einwirkung auf das Oemüt und den Charakter. Das ist aber nur nu')g- lich bei hingebungsvollen, innsterhaften Lehrkräften, und solche müssen eben in nnisti ro iiltigen h'achschulen heran- gebildet werden; solche lassen .sich nur gewinnen durch die Gewähr für ein angemessenes ThätigkeitsgLhici und für eine würdige soziale Lebensstellung, und diese Gewähr kann nur mit Hilfe der Eidgenossenschaft geboten werden*. Auf die Unterstützung der hauswirtschaftlichen Kurse sollen - - nach dem \'or.sehlage der ständerätlichen Konnnission - diejenigen Hestinniumgen (von I.S.S4/5) ani^ewendet werden, welche liir die F(")rdrrnng der gewerbliciien und industriellen Berutsbildung« gelten: der lUind trägt im einzelnen Falle höchstens ein Drittel der Gesanitkosten. Wieviel würde das jälu'lich ausmachen? -Nach thunlichst zuverlässigen Berech- nungen würde ein Budgetposteu von höchstens 60,000 Fr. auf geraume Zeit genügen«^. (Das wäre noch nicht ' ^ dessen, was der Bund jenem andern, bereit < seit iSSj bedachten Hildiingsgebiete zukonunen läfst. I)<jeh v.\ch\ gerade um die.ses \'erhältinsses willen, sondern im ailgnin inen halte ich die Schätzung der Konuni.s.sion für viel zu niedrig!)

Aber die Eidgenossenschaft sollte nicht blofs Schulen

gründen und unterstützen, sondern auch eine Einrichtung schaffen, welche auf die Schul- mul \\)lksleiter zu wirken berufen wäre, l^nd zwar eni])fiehlt es sich, mit dieser Hin- richtung den Anfang zu machen. Mau künute sie vielleichl

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Si'liv»ri^«'ri!<clic* Yolki>Kcbulwc»pn. 26/

Vo 1 k ssc h u l \v a r tc nennen. Bedient würde sie von drei Personen: einem Lehrer für Volkskimde und Bildungsge- schichte am eidgenössischen Polytechnikum (und zugleich

an der T*ni\ cTsität Zürich), dem Verwalter der Volksschul- warte (als Hanptbeaniten) nnd dessen Hiireau-Ciehilfen. Der erste hätte in den Studierenden, den künftigen Leitern, Be- ratern, Heitern, Richtern. Lehrern des \'olkes, die Lust zur Beschäftigung mit den «.'Tolseii I'ilduni^stragt ii zu wecken und die Arbeil des zwei un zu luiterstülzcn wler zu ergänzen. Zwischen beiden Beamten besteht selbstverständlich regel- mäfsiger Verkehr: sie sind überdies als Mitglieder der Bil« dungskoniniission der vSchweizerischen Gemeinnützigen Ge- sellschaft gedacht. Da ferner der Verwalter eines Archivs nnd einer Bibliothek hedarf, so sollte er mit der Anstalt, welche beide Sammlungen schon seit langem {pflegt - dem Pestalozzianum in enge Verljindung treten kc'umen.

Hohe Anforderungen werden an diesen Hauptbeaniteu gestellt Man dürfte weder einen Bnreaukraten noch einen titatistiksch wärmer noch gar einen Juristen wählen; auch niclit einen Parteimann irgend welcher Art, nicht einmal einen Schulmann im beschränkten Sinne sondern einen selbständigen Mann mit weitem nnd tiefem T^liok, einen »Sach- kundigen allerdings, aber einen, der die Schule als lebendigen Teil eint> lebendigen (Tanzen, der die Krzielinng mit den Augen uder vom Standpunkte des Staatsmannes ansieht, und der volkstümlich zu denken und zu schreiben versteht.

Über die Arbeit der Volksschul warte» welche hauptsäch- lich dem Verwalter obliegt, einige Angaben. Sie beobachtet das vielgestaltige pädagogisehc lieben des In- und Auslandes. Sie achtet im l)e«)ndern auf die grofsen und kleinen Mächte, welche an der Krziehung des Schweizervolkes mitarbeiten. Sie sannnelt gute nnd schlimme Krfahrungen, geglückte und inifslungene Versuche, uacliahmenswerte nutl abschreckende Beispiele, bedeutende Gedanken, verwertbare Anregungen in neuen pädagogischen Schriften. Sie sucht der Mittel und Wege, welche zu dem von Hilty aufgestellten Ziele und damit zur schweizerischen Volksschule im ))esten Sinne führen, immer mehr ausfindii: zn machen. Sie tritt in persönlichen nnd schriftlichen \ erkelir mit her\ nrragenden Pädagogen und Politikern. Sie beteiligt sich au ])ädagogischen \\r- örterungen in der Tagespresse und wird wohl ihrer grofsen Sachkenntnis und Unparteilichkeit w egen immer gern gehört werden. Sie schreibt - - unter Mitwirkung der besten Fach- und \'olksmänner - das in der Kinleitung erwähnte Buch über das schweizerische Volksschulwcscu, das schweizerische Ifesebuch, das für die Bürgererziehung empfohlene Hausbuch.

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Die Früchte ihrer Arbeit sollen iu erster Unie den kan- tonalen Erzieliunjj^sräten und -Direktionen zur Wrfüj^ung stehen. Die Beamten der Volksschulwarte dranj^en sich aber nirj^CTids auf oder vor; sie hictc-u einfach ihre Dienste an. Das Bedeutendste des ( itsaniinelten und Verarl>eitetLn lt- scheint in monatlichen oder vierteljährlichen Mitteiluu.^cn. welche den oberen und mittleren Schulbehörden frei zugesttlU werden (und vielleicht auch zu billigem Preise als Beilagen in- und ausländischer Fachblätter weiter m verbreiten wären).

Die Kidgenossenschaft hätte für die \ Dlksschulwarte jährlich höchstens 8(xk> Fr. aus/.ujj^eben, da die Besoldung des Lehrers für Volkskunde und Bildungs}»eschic]ite dem Polyteclinikum (das ihn jedenfalls, ol) die empfolikne Warle errichtet wird oder nicht, erhalten sollte) zufällt. Dafs um auch den Punkt noch zu berülncn dieser Professor oder der Verwalter der Volksschul warte irgend eine Ähnlichkeit mit dem schrecklichen Schulvogt habe, wird selbst der aller- furchtsamste nicht behaupten.

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Zwei Leitf äden der deutsclien Gbe-

schiclite nach den Forderungen der

Dr. Khi'I l{i«Mleriimini. 1. <. i t f.uK ii <K r <U ulsclien (iescliichlf für dtn Schiil}i(t.'braiuli. l.eip/.ig 1895, \ OixUändcr. o,.S<> M.. jjcl). ().(-)(> M.

Weigand und Tecklenburi^f Deutsche fSeschichtc nach den l or- dernnj^en 1 n -j^cnwart. Hannover TS96, C. Meyer (G. Prior). 0,75 Mm geb. o,yo M.

^Es hat Zeiten gerieben, wo Kriege und Schlachten (>das Fechten und Totschlagpen , wie es der^ berühmte Philosoph Locke in seiner trefflichen Schrift Uber die Erziehung« nannte) nahezu den. eiu/i^en Inhalt der Geschichte aus-

machten, wo eine herrschende Klasse vornehm verachtend auf die \'olksniasse lierabsah, wo das WAk selbst so selir (las Cieiiihl seines ei«^enen Wertes ein^chüfsi liatte, (lafs es auch seiner>eits nur für das Treiben der H('>lc und des Adels Sinn und Interesse . besals. Diese Zeiten aber liegen Gott sei Dank weit hinter uns und werden hoffentlich nie wieder- kehren. Ancli die Schätznn<^ krie<^eri ' Thaten ist lieut- zuta<^e eine andere (;:ewordeu. So sehr wir gewifs jede in Verteidij^itn*; des \'aterlandes vollzo<,^ene kriei^erische Tliat hochschätzen und bewundern, so erblicken wir d«>eli in dem Kriej^e an sich eine trauri«^e Xotwendi i^keit, \v;iliiend in früheren Jahrhunderten Kriege und Schlaeliten, Eroberungen und Vergewaltigungen der Nachbarn gewissermafsen zum rechten Sichausleben eines Volkes, insbesondere aber zum notwendigen Schmuck des Thrones gehörten. Für diesen bedeutsamen Wandel in unserer ganzen LebLnsauschauung giebt es kein schöneres Zetignis, als jene herrlichen Worte unseres grolsen Kaisers Wilhelm 1., gesprocher. in dem Momente, wo ihm, dem Ruhmgekrönten, dir Kaiserkrone des nunmehr mächtigsten \ olkcs in Kuropa dargebracht

Von Jok. Bengel in Raeren.

I.

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2yo Joll. U<*H|t<>l.

ward. Kr wolle , sa^U- der .sic;^rciclu ikld, Mt-lirer deü Reiches sein nicht an kriej^erischcn ohcnin^cu, .Mindern au den Gütern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung-, Wie? Und wir wollten unsere Jugend» indem wir sie gewöhnten, in der Geschichte nur an kriegerischen Schauspielen, an den Thaten und den Personen grofser l',r»>l»erer tmd Helden, nicht an den friedlichen Krrungenschafien der \*ö1kcr ihn- I'^:cndi zu haben, zu einer T.ebensanikissunj^ und Gesinnuni^ anleiten, die derienif^a-ii nuscrcs erhabenen Kaisers t^eradezn ent«^e.q;en- gcsetzt wäre? Auch unser deutsches Vulk ist glücklicher- weise bisher trotz seiner Sie^^e und der dadurch mit einem Male erlangten hervorragenden Stelhnig - - ganidich frei geblieben von jciu m unsclij^en Gröfsenwahn (Chauvinis- mus), der unsere Nachbarn im Westen nicht zur Ruhe kommen läfst: liüten wir uns doch ja, durch dt n Gc-^chichtsinUerricht etwa die Reime eines solchen in die Herzen der Jugend zw legen

Solch eindringliche Worte redet ein j\Linn. der sein ganzes Leben der Kulturgeschichte gewidmet hat und schon seit 36 Jahren ihr auch im Lehrplan der Volksschule

eineSulIe /n erkämpfen sucht Uni versitätsprofessor Dr. Karl Biedermann. Kr hat uns nun urIi im vori<;:cn Jahre mit einem nach diesen ( trundsätzen h». ai 1)citclen Leit- faden der deutschen Cieschichte für den öchulgebrauch be- üchenkt.

Wie der Titel besagt, ist der Leitladen unter Ikirat praktischer Schulmänner verfafst; er ist also nicht in der Stube des Gelehrten entstanden, ist nicht das ausschliefsliche

Werk eines Mannes, der der Volksschule fern steht Wenn A. Günther in den Neuen Hahnen (Jahrg. 1890, Heft n und T2), wo er die I)estrel)uniLi;-en Biedermanns für den kultnrgeschiclitlichen rnlcrricht lu rv<)rhe})t, den Wunsch anss])rach, praktisclu- Schulmänner mochten dem wackeren Cielehrten die Haim reichen, um ein brauchbares Schulbuch zu bearbeiten mit den Vorzügen der Biedennannschen Me- thode, so ist dieser Wunsch nunmehr in Erfüllung gegangen. Zur Entstehung des Leitfadens darum \on\h einige Worte!

Nach einer Versammlung» der auch Prof. Hiedermaun beigewohnt hatte. \er1>1i(.l) dieser mit einigen Lelirern noch kurze Zeit in frcniKllicher rnterhallung. die sicli insbesondere auf die Kulturu:* schichte und deren Herücksiclitii^ung im Volksschnlunlerriehie erstreckte. i>ie>es Gespräcli re^te in dem greisen Gelehrten wiederum den Plan an, einen Leit> faden für die Volksschule nach kulturgeschichtlicher Methode zu bearbeiten. Brieflich und mündlich wandte er sich nun

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Zwol Li-iifjiiloii il«-r <ifuri><-li<>o tf^iicUiflit«' nach «It'u FunlcTunscn «ler Oi-Koii'wari. tJ"!

au J^cliiei, Icj^Le rrobeii vor uiiii l>at um eingehende und unumwundene Kritik. Die Gutachten liefen ein; Kürzungs-, Rrweitenmgs- und Änderungsvorschläge, die gemacht wurden,

fanden Berücksichtigung^. liiederniann sagt selbst, dals er auf dieses Huch \ iel Zeit und Kifer verwandt habe, mehr viellticlit, als niif ein grofsercs Werk aus seiner Feder. I)as IcTiii;^ .M:nn;scn])t wurde zum letzteu Male vorgelegt, und dir Ansiclitiii und \'or>c]däge, die noch auftauchten, veranlal^u 11 ikn Verfasser wieder zu einer gänzlichen Um- arbeitung mancher Partieen. «So viel Arbeit wie diese sechs Bogen, hat mir noch keines meiner Werke gemacht!« schrieb er.

Xun liegt die Frucht solches Fleifses vor, und das Werk ist, wie nach solchen Vorarbeiten nicht anders zu erwarten war, trefflicli OLhingen. Ks ist nur 89 »Seiten stark; aber auf diesen wenigen Blättern findet sich die ganze deutsche (»eschichte vom ersten Auftreten der (Germanen in der C»e- schichte bis zum Jahre 1895, imd zwar nicht in abgerisseneu Sätzen, sondern in lebensvoller Darstellung. Solche kurze Zusammenfassung, bei der nichts Wesentliches ausgelassen ist, will uns schon eine Leistimg dünken. Wie manches innfste da ausgeschieden oder enger gefafst, wie mancher liebgewordene Zopf abgeschnitten werden . Insbesondere ist die politisclic ( icschichte, die ( »eschichte der äufseren Schick- sale , wie iiluuu' sagt, selir verkürzt, uml in eben diesem Umstände Hegt der Haupiwert des lÜedermannschen Huches.

Allerdings, wer die zahlreichen Geschichtswerke des 83 jährigen Gelehrten, wer namentlich seine methodischen Schriften zum GeschichtsunUi richte. kennt der wulste schon im Voraus, wefs Geisteskind der vorliegende Leitfaden ist Fr ist nach kulturgeschichtlicher Methode l>earbeitet heifst es in der \'t)irL(l(\ und dieser Ausdruck sagt genug.

In dvT vSchule, so sj)richt sich Hiedermann selber in der \'orrede zu seinem Huclie liber diesen Punkt aus, wo wir es wesentlich mit dem Nachwuchs unseres Bürger- tums zu thun haben, scheint mir diese Methode ganz be- sonders augebracht, eine Methode, welche neben den äufsern Schicksalen unsers XOlkes auch das innere Volks- und Kultur- leben eingehend berücksichtigt. OtUr snlltt' nicht für diese Kreise unsrer Jugend ein Ge.schiciusunierricht sich fruchtbar erweisen, der, wenn auch nur in gedrängter I'btisiclu, Aus- kunll gei)e über die Fntstehung und Kntwieklung des deutscheu Städte- und Bürgertums, über die wichtige Rolle, die dasselbe im \'erlauf unsrer vaterländischen Geschichte gespielt über das X'erhältnis der verschiedenen Stände zu einander, über die Herau.sbildung von Handel und Gewerbe, über die mancherlei Erfindungen imd Eutdeckungen, in

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Jo\\. |{t>U^f|.

denen unser Volk eiiicu lüluuUchcn VVcUbcwcrb mit amlcicn Völkern bestanden hat, über die hervorgetretenen sozialen Gegensätze und die Veranstaltungen zu ihrer Ausgleichung

und über ähnliches niehr^ Ja, sollte nicht t in rnurricht, welcher dem künftigen Kanfmami in dem kühnen I nter- n eh m IUI gs freist der Hansa, dmi küiiflit^n'ti rTt'\verl)elreil)en(len in dem Aufschwünge des i luul i'). Jahrhunderts, dem künftigen Bürufer in den vielen i rliebeudeti Züi>^en tliatkrät- tiger und autupternder Uür^erlrene naehalnuens werte Hei- spiele vor Augen führt» sollte er nicht auf die Charakter- bildung des nachwachsenden Geschlechts von nachhaltig wohlthätigem Einflüsse sein?

Die Art und Weise, wie IJiedennann sein Ziel zu er- reichen sucht, ist trefflich j^elnngen. Das kulturgeschicht- liche Moment ist nändich nicht von der politischen (beschichte getrennt, wie dies in den Werken vieler Schuhnätmer (Kirch- niann, Kappes, Klnnic) der I'all ist, sondern beides ist organisch verbunden, und damit steht der Verfasser auf dem Standpunkte der heutigen Methodik, wie er von A. Richter, Krieger, Rusch u, a. vertreten wird. Die verschie- densten Seiten des kulturgeschichtlichen Lebens werden be- rücksichtigt, zwar nicht nach einem starren Schema, wie dies z. I>. Hlume in seinem ^^'erke Ouellensntze -/m tieschichte \mseres \'olkes tluu, sondern ledij^lich nach der Zeitfolge. Nichtsdestoweniger ünden sich in Hiederni.mns Huch jene fünf Seiten der »^zuständlicheii Geschichte nach Blumes Gruppierung, nämlich das staatliche, gesellschaftliche, reli- gi(")se, geistige und wirtschaftliche Leben, hinlänglich berück- sichtigt So handeln das 6., 29., 32., 34- und 36. Kapitel vom staatlichen Leben, das S., 11., 13. ntul 15. vom ge- sellschaftlichen, das 5., 9., 14., 16. und 17. vom reli- gi(')Sen, das 13. und 39. vom geistigen und das 12. und 30. Kapitel \om wirtschaftlichen Leben. Durch diese stete organische Verbindung des Zuständlichen mit dem That säclilichen, des Gew^ordenen mit dem Werdenden verschmelzen die einzelnen ge.schichtlichen Vorstellungen zu Vorstellungs- tnassen, die bei den Schülern lebhaftes Interesse erregen und darum fester im ( ledächlnisse haften.

Das Buch brint^l terne: den Beweis dafür, dafs die kidtnr- geschichtlichen Momente weder so schwer bej^ieiflich oder gar unverständlich für Schüler der X'olk.s.selnde .siiul, wie manche Gegner vorgeben, noch des Interesses für sie ent- behren — sobald sie nur auf die rechte Weise, im rechten Zusammenhange ihnen vorgetragen werden. Das politische Moment geht V)ei dieser Mclliodc keineswegs verloren, aber es wird auf das ihm gebührende Mafs beschränkt Einem

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Zwei Lplifüdfii (l«r (liHMarlifii ((fiKcbklitf mii'h Ucn KorderuMKoa der Off^pitwart. 27 )

Rezensent in der Pädaj^o^ischeii Zeitung diese He-

scliräukiuij^ noch nicht ^lark o^ennij:; '»"^ scheint aher dieses Zii^eslänthiis an die herischentle Strüniunj>; ein jnit gutem Bedacht gewähltes Mittel zu .sein, um den Schritt von der bisherigen Methode im Geschichtsunterrichte zur neuen mög^< liehst zu Gberhrücken, um auch denen den IJbergang zu er- leichtern, die dem Neuen noch mit Vorsicht oder gar Mi£s- trauen gegentil)er stehen. Ivin solches ^fifstrniu'n ist alkr- dini^s nicht gerechtfertigt, denn die kulturgeschichtliche Methode bringt uns nichts Neues. Wie sclion A. Ricliter { rädag. Zeit- und vStreittragen , 2. Heft) ausgefülirt hat, ist die Forderung, die Kulturgeschichte in der Volksschule zu berücksichtigen, .so alt, wie der Geschichtsunterricht überhaupt

II.

Doch nun genug von Hiedernuiuns Ltiif.ukii. Schon bald nach seinem h'rscheinen erhielt er ciiKii Miiln werber, und /.war einen ebenbürtigen, in dem liuchc : Deutsche Cieschichte nach den Forderungen der (* egen- wart von \V e i g a n d und Tecklenburg.

Vorab auch liier einiges über die Entstehung des Leit- fadens! Herr H. Weigand hatte es \ or einiger Zeit über- nommen, auf der Hannoverschen Prt)vin/.ial-Lelnerver.samnj- hing Leit.*^ät/.e für die Abfassung einer Deutschen ( Teschichte aufzustellen r.iid zu begründen. Die \'ersamnilnng war von etwa KMX) Leinern besucht. Die Leitsätze wurtleu gebilligt, und Herr Weigand erhielt den Auftrag, aufCirund derselben eine deutsche Cie.schichte auszuarbeiten. Die Leser dieser Zeilen werde ich für dieses Buch von vornherein günstig stimmen, wenn ich darauf hinweise, dafs es, im Januar dieses Jahres zuerst erschienen, schon jetzt in zweiter Auflage vorbereitet wird. Das ist genug des Lobes!

F'^ie X'erf.isser teilen den Sl<iff in lo Grup]>en, an- lehnend an T'icdermanu, der (in seiner Schrift : Der (yeschichts- nnterricht in der Schule, seine Mängel und ein Vorsclilag zur Abhilfe) zwölf grofse Kulturbilder festsetzt Es sind fol- gende: Die Zeit des Heidentums; die Zeit des Kampfes zwischen Heidentum und Christentum; die Zeit der Lehn- herrschaft; die Zeit des \'erfalls der Kaiserniacht; die Zeit der Rt fornuUion ; die Zeit des dreifsigjährigen Krieges; die Zeit der Fürstenniacht; <Ht Zeil der Frc nidherr.schaft; die Zeit des Ringens nach Kinlitil nnd Freiheit; die (xegenwart. Die F'inteilnng ist eine glückliclic zu nennen, weil sie nicht nach Füistenhäusern oder Regierungszeiten, sondern nach den treibenden Ideen erfolgt ist

Der Inhalt der einzelnen Abschnitte ist reich undwohl-

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Jnlt. K«>nic«>l

Gewählt. Jeder Ah'-clinilt tnid sei er auch noeli kU-in, ist unter eine bcMUidere l^lierschrift s^ehraclit, woilüicii tiie Übersicht und das Lernen sehr erleichtert werden. Um ein Bild von der Reichhaltijs^keit der eitiKelnen Zeitperioden zu jyeben, mögen hier die Paragfraphen der zweiten Periode stehen: Ausbreitung; und äufsere Ordnun«; der christlichen Kirche; KÖnij^ Chlodewi*:^; lionitatius; IJistünier und Klöster; Kloster- und Donischulen: Verbesserun.i^ des Ackerl)aues und der X'iehzncht durdi die K.h»tfr; die Dorfkircl'.e: Karl der (irofse; die ( lauxcilassuuj^; die Kiinii^s- und ( iralcugerichte; Karls Kriege gej^^en die Sachsen; wie die Sachsen Christen wurden.

Diese Anfzähhin^ zeigt zus.,deich, wie* sehr die Kultur- ge.schiclitef wie weuii;: dagegen die i)olitische berücksichtigt

wurde, und wie beide in onj^auisehen Zusanmienhanj^ l)racht "^ind, so dafs die Kulturj^csehichte nidit ohne die jM)litischc )4elernt wird. Hierin also fol<j^t der Leitfaden von WVij^aud-Tecklenburji dem Hiedernianuscheu. Hezü Jülich der politischen Ue.schichte gehen aber \Veij»;and-Tecklenbur|'; noch einen Schritt weiter als Biedennann, so dafs es uns .scheinen will, als sei sie doch zu sehr beschnitten. Es will uns z. B. nicht <^efalleu, dafs die Könige iMiedrich Wilhelm Tl. und l'riedrich Wilhelm <;ar keine .\ufuahine gefunden haben und I-'nedrich III. s<» wenij;- berück siduii^t ist. I>ii Kniscr- liche Ordre vom i. Mai 1SS9 und das so«;, lu^.iu/.iuij^.sheli zeigen uns hier einen . \VeJ^^ den ein ]) r e u Is i s c h e r Lehrer nicht aulser acht lassen darf. Würde es sich nicht auch empfehlen, die Kntturverhältnisse, die im Anschlüsse an eine politi.sclie Persönlichkeit besprochen werden, auch in den Über- schriften als zu dieser Persönlichkeit gehörig; zu kennzeichnen? Ich denke dabei besonders an die zweite Zeitperiode.

l>ie Kriejje sind in dem Hnche von Wei<;and-Tecklen- l)ui}4 nicht ausführlich tjeschiklert worden, (xott sei Dank! Cileiches Schicksal hat auch die ( » esc h i ch Isz a h 1 e n ereilt Ihre Zahl ist klein, manchem vielleicht zu klein, den Peifall des Rezensenten aber hat das Buch auch in diesem Punkte. Biedermann beschrankt zwar auch die Geschichtszahlen, manchmal folj.^en oft drei, vier, einmal sogar zehn Seiten ohne eine ( leschichtszahl ; doch sind meines Krachtens der Zahlen innuer noch zu viel. Wei<^and-Tecklenburg verdienen hier den \'<)i'/u<^ vor Biedermann.

Das sozi;ile I^lemcut unserer ( »eschiclUe siclil uhc;.ill i.n Wmlerj^^ruude. . Die X'olkswirtschaflslchre ist an «gemessen '.'eriicksiclitigt worden, ebenso die (icsetzeskunde. Meist i.st der Wortlaut des (tcsctzes beibehalten worden (was gewifs allgemeinen Beifall finden wird), doch nicht überall. So meine

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MttiAcn An d#iiUchi>o Gpuchirbt« lUirli ilvn KoritrruiiKmi drr hpgvawart. 2/^

ich, hätte bei No. 94: Die \'<>11en<1nn![j: der liaiu rnl»c freiung, das betretfende Kdikt Kriedricli Williehiis III. \uiii i). { )ktober 1.^07 «^rDistif und wörtliche Wrwendmij^ linden können, e'iNva <lie raragraphen 1, 2, 4, 10, 11 und 12. Die Arl>eiter- gesetzesitid nicht aufgeiioininen, weil «eiue vollständige Um- arbeitung derselben bevorstehe«. Biedennann hat die Volks- wirtschaftslehre und Gesetzeskunde fast gar nicht berück> sichtigt

Feinen «^rofsen Vorzug -;k/.t das Weigand-Tecklen- bnriLrsrhe iiuch vor dem P.iederniaiinschen noch durch die sorg- läilij^c und reiche Hcrücksichtigunij- der Ou eilen. Die Re- uutzung der Quellen l>eini (iescliiclitsunurriciite ist eine Forderung, die besonders in den letzten Jahrzehnten erhoben wurde. Männer wie Peter, Herbst, Baumeister, Weidner, Willmann, Krieger, A. Richter, lUnme. Schilling, Scliuuiann-H einze u. a. haben in dieser Kichtimg durch Wort und Schrift |L(c\\ irkl; Ouellenbücher, Ouellen-Lesebücher zum (icbrauche beim I nterrichte sowohl für die Hnud des Lehrers als die der Schüler sind erschienen (so von Herbst. Schilling, Richter, Rrinz, Blume, Heiu/e, Krler, Seviu, Krämer, Zurbonseu, Lanz u. a.) und erweisen sich als praktisch brauchbare und veranschaulichende Mittel beim Geschichts- unterrichte. Auch ni e t Ii o d i s c h e Abhandlungen und Schriften über den Gebrauch der Onelleiistücke beim rnterrichte sind vielfach veröffentlicht (vf>n Herbst, Richter, Krieger, Blume, Scliillinj^'^ n. a.l, so dais ein (Geschichtsunterricht, ein (le- schichtslciiiaden, der Ansjiruch darauf maclien will, auf der Höhe der methodischen Bewegung zu stehen, nicht mehr die Quellen aufser acht lassen darf. VVeigaud-Tecklenburg haben diese Forderung erfüllt, und das gereicht dem Buche zu be- sonderer Empfehlung. Doch möchte ich mir erlauben, auf folgendes hinzuweisen.

Solltees sich nicht emj>felilen, die (Juellensätze als solche zu keUMzeichiu n, und auch mr/ui^eben, woher sie ^^niiommen sind? '>ndnrch wird der Schiiler vielleicht angeregt, auch aufserhi.. > der Schule in einem (leschichlsschreiber zu lesen.

Wenn al.cr dem Lehrer gelingt, auch nur einen deut- .schen Geschielt tsschreiber den Schülern lieb und wert machen, so dafs sie atich dann noch zu ihm zurückkehren, wenn sie der vSchu» berei.s entrückt sind, dann darf er sich gestehen, dafs er o 1 Zweck der Ouellenbenulzung erreicht hat (Kriegerl. \\äre ferner nicht l)esser, :iuch den W(irtlaut der (Juelleii stets wiederzu,ueben ? Die \\ i lasser hal u n ge- glaubt, hin und wieder die (Juellen ui)erarl)eiten zu inü»en. Wir halten es mit Eberhardt, der da sagt; Die Sprache der Quellen ist im allgemeinen die der Kinder im

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besten Sinne des Wortes. Ma^ das Archäisit rciidi- du Sprache im Anfange etwas ungewoluil sein; nur Mangel an Verständnis wird die Sprache der Bibel und Herodots für Kinder zu hoch liegend fiuden . Darum meinen wir^ sollte für die ersten sieben Xnnnnern wörtlich des Tacitns Ger- mania jjeset/.t werden, für Xo. 12 das betr. Kapitel aus (^,req^<>r von Tours Zehn Hände fränkisclier (teschichte , bei NO. i>' ans ]{in]iard etwa Kapitel 22. 23, 24, 25, 26, bei Xo. 67 .ans dem Sini])lici>siiuus das f. Kapilcl im ersten Hnrhe.

Die Heinial>- und ( > 1 Lsg esch i c Ii le i.v.l in dem lUicIie nicht berücksichtigt worden. Doch wollen die Verfasser den Stoff für die Provinz Hannover in einem Heftchen als An- hang beifügen (soll bis Pfingsten erscheinen), und sie hoffen^ auch für die übrigen Teile des Reiches geeignete Bearbeiter zu «gewinnen, l-^ür die Rheinprcnin/, ist ein solcher bereits gclundeii. Die Anhange sollen den Umfang von zwei Drnck- Ix'nfen nicht überschreiu n. so dals sie für 0,15 M. bis 0,20 M. abgegeben werden können.

Vorstehende Ausfühnmgen werden den Verfassern be^ weisen, ein wie ^ofses Interesse ihre Arbeit ims abgerungen hat. Die Ausstellungen vermögen der Güte derselben keinen Abbruch zu thuu. Möge das Buch die verdiente X'erbreitung finden, lunq-e es in recht vielen vSchnlen zur Kiufühnmg ge- langen, der Jugend zum Xutzen, dem Vaterlande zum Ileile, dem Keiner zur Befriedigung und den \'erfassern zu einiger Cieuuglliuung für den l'leiis und die Treue, die sie auf dieses treffliche Hilfsmittel verwandt haben!

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Pädagogisclie ITmscliau.

\'t>iii Herausgeber, r.

Schlufs des Schuljahres! Krleiditert atmen Leiter und Lehrer auf, wenn die letsrttii Wochen des vScliuljalires mit ihren ,Zeugfnis> und \'ersct/.ungskonferenzen, den Besuchen der lüteni,

flie t;vr;u1e vor Ostern oft vh\ merkwünlijijes. bis dnl^iii kider meist nur im \'erijor>;enen Vtlühendes Interesse für die Schularbeit ilirer Lieblinge zeigen, und mit all den anderen aufret^endeii Arbeiten, die der Abschlufs der Jaliresbilanz unvermeidlich uul sich bringt» vorüher sind. Censuren und Versetzungen sind I^^- findungen, über deren Wert die Ansichten in den Interessenten- kreisen sehr auseinandergehen; denn auch die schönste Censur taugt nichts, wenn man sie nicht bekommt Und das passiert ja mitunter! Die Helden Homers können vor Ik-- giim ilner Kämpfe niclU lebhafter miteinanrler diskutiert liaben. als liLiite iKu h der \'crtciliiiig der Cen>ureii über die W'üi (liL::keit der Censuren -Kmpfänger verhandelt wird. Dalb es uns Lehrern am allerliebsten wäre, wenn wir nur vortreffliche Zeugnisse ver- teilen konnten, düs will vielen nicht einleuchten, und sie ^er- brechen sich den Kopf, warum sie immer mit einer hohen Nummer herauskommen. Ks sin<l oft Tage der vSpamiuiig und des rnbehagens. diese Tage nach Schlufs des Schuljahres, und (Kr \'ater redet wohl einen lauteren und energischeren Ton. :ü> (Um Herrn Sohn ujhI der I'räulein Tochter lieb ist. Und allerlei lürelilerlielie Ankündigungen w erden laut. LeieliL konnte es auch manchem Guckindiewelt schlinmi ergehen, wenn am Schlufs aller Betrachtungen ulser Sitzenbleiben und Versetxt- werden, luiverbesserliche Trägheit und unverständlichen Leictit- sinn nicht die Mutter die schützende Hand über ihrem Lieblinge ausbreitete. Sitzenbleiben müssen doch auch welche . ver- sichert ein resolnier lUirsche. Nun also! Das froliiiche Oster- fest mildert dann sclion etwas den väterlichen Zorn, und mit dem heiligen (ielül>de vermehrten Fleifses ninunt der eine .seine alten Bficher vrieder aus der Schulmappe, während der andere mit stolzem Gesichte sich ü1x!r die Bücher für die neue Klasse neigt. Was mau nicht nlles lernen mufs!

2jS iltlMniic» il<>]r«r.

Ja, die Jugend unserer Tage mufo viel lernen. Und doch läfst man sich dies noch j^t-lallen, wenn sie sonst nur keine Sklavenketten zw tragen l)iaiu lnr. Sind es aber nicht kleine Sklaven, von denen es in eiuviu 11«. richte aus Brandenburg heifst: \'on den 215 XebcnbcscliaHi>(ten unserer Schulen 112"/,, der gesamten Schülerzahb arbeiten 79 Kinder als Senimelaiisträger aus der F.- 6. Klasse, im MUt von 7 14 Jahren, von 4 7' , I hr uiorgens, als Kegelaufsetzer aus der i. 4. Klasse, iui .Vllcr von 10—14 Jahren, von 2 Uhr nachmittags bis 12 Uhr nachts, 89 als I.aun)urschcn aus der i.— 4. und O.Klasse, im Aller von 9 I4jaliren. in der Zeil von 1 I hr nachmittags bis lo'^j l.hr nachts, 22 als Zettungsanstrfiger ans der i.~6. Klasse, im Alter von 71; Jaliren, \()U 6—10 l'lir abends, als Kohlen- und Wasserträger, Orgel- dreher, Kellner etc. aus der i.— 5. Klas.sc, im Alter von 10— 14 Jahren, von I L"hr naehniittags bis 10 l'hr abends.

'Wer hilft da? Staat und Gemeinde können nicht alles thun, IHe Bestrebungen unserer Tierschutzvereine und die Tier- freundschaft in Ehren; aber ,soIlte z. B. nicht einer allein stehen-'

den alteren Dame ans den höheren Ständen, fkrcn ganzer Lebens- inhalt darin besteht, tn ^lich morgens den Kanaric in i\t;cl zu baden und mit dem l'äpai;*.! zu tändeln und naclnnilta^^ den dicken Mops einige Stunden spazieren zu lülnvn, tlamit er Vi)r Fettleibigkeit nicht erstickt, mehr innere Befriedigung daraus erwachsen, wenn sie ein Menschenkind vor dem seelischen und leiblichen Verkommen errettete, indem sie ihm wenig.stens einen Teil der den Tieren -cspendeten Fürsorge zuwendete?

Hin derartiger K i n d er s ch u t z V e rei n wirkt z. B. in luig- land unter dem Protektorate der Königin mit .^rofsci;i Sc.^cn. .Sein Ziel zu eiieiclien, dafs sich das Leljen eine.i jeden eng- lischen Kindes zum nnndcsten erträglich gestaltet. Ivr hat dadurch grolse l'irfolge erreicht, dafs er die ICltern zu vernünf- tiger Behandlung ihrer Kinder zu überreden suchte und die.se nötigenfalls von ihnen erzwang. Einem .soeben veröffentlichten Berichte entnehnun wir, dafs die Oesellschaft bisher in folgen- den Fällen in Thätigkeit getreten ist: Ks sind geschützt worden 106 161 Kinder vor X'ernachlässigung und l,m;;<umem \'erhun.irern. 4122Ö vor luher Behandlung, j i <>o 1 Kinder hat man der .Strassenbellelei, 7053 beklagenswerte Mficlclien einem unmora- li.schen Lebenswandel, dem sie vorzeitig in die Anne getrieben worden waren, entrissen, und endlich 3Sij7 Kinder einer für sie unpas,senden oder gefahrbringenden Beschäftigung entzogen: in 1067 Fällen endlich war infolge der vorhergegangenen Mifshand- Inngen ein ungünstiger Ausgang zu verzeichnen. Diese Zahlen rt-den eine beredte Sprache, und wir meinen, dafs .auch in neutsch- land aut diesem (tcbiete endlich einmal etwas gesclulun konnte.

ICs will uns überhaupt scheinen, als ob die >»luize Höhe, auf welche wir gelangt sind, auch eine gewisse Gefahr in sich birgt. Wir sehen zu viel auf uns selbst und zu wenig auf die anderen Nationen. Schon werden im Auslande Stimmen

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laut, dafs die grofsen anregenden Gedanken auf dem Gebiete des Schul- und Erziehungswesens nicht mehr wie früher von

Deutschlaiul, soiulem von Frankreich. luiy^land und den scan- dinavi seilen I, ändern ausgehen. Was /,. B. die Lüftung unserer S< Inilen nnlnnirt. «^cwifs für die (»t-^ntidlieil unserer Kinder keine ganz nebensachliche Krage, so können wir darin jccUnt di- von Ivngland viel lernen, in den X'erhandlungen der deutscheu (•(->ell- schaft für öffentliche Gesundheitspflege zu Herlin gab Herr Dr. Kotel- inann aus Hamburg sehr interessante Mitteilungen über: »Schul- hygieinisches aus England In die.sem Berichte heifst es Seite 3:

<'.ule I.nft r:-- dem 1 "n.LlläiKlk-T für ciiu SclniU- so sclhst-

verijtäuillich, üaüs ei nicht begreift, wie wir in DcutsclilauU nach dieser Richtung hin so sorglos sein können. Als ich auf der Fahrt \ on Ilarwich nach I.oiuhin (Uni Seininardirektor (Headniaster of the Nonnnl Schoolt der letzteren Stadt gegenüber safs, er/ählte mir derselbe, dafs er soeben von einer Studienreise aus Deutschland zu- rückkehre. l'!r sei aber nicht weit über Mamburg hinaus vorge- dmngeji. Die I.uft in den dort von ihm besuchten X'olk.s.schuleii sei .SU verdorben gewesen, dais er es nicht länger al.s einige Tage aus- gehalten und sich dann nach Malente, einem kleinen Orte der hol- -t( Iku Sch WL ;/, begeben habe. Hier aber sei ( rxmi dem Regen in die Traufe gekuinnien. In den Klassen hätten «So Schüler und mehr gesessen und durch ihre Ausdünstungen ihm den Atem benommen. .Seine Hochachtung vor den deutschen Schulen, so versicherte er einmal über das andere sehr crreg^t, sei für immer fLihin

Das mag etwas ül^erlrieben sein; aber im allgenieinen dürfte <Ias Urteil zutreffen.

2.

Der neue I-intwurf <\v< preufsischen Lehrerbesoldung.sge- set/es scheint wirklich /ur Annahme zu gelangen, ntid so wird \veiiiw>Uns dieser Teil der \'« »lksschnl Verwaltung geregelt werden, ehe this bjule des Jahrhunderts herannaht, dessen Anlang den ersten Versuch zur gesetzlicheti Regelung des preufsi.schen Schul- wesens sah.

Es war am lo. Februar i«oi,*) als der Chef des Ol>orschul-

kullegiums. Minister von Massow, dem Könige Frieciricll Wil- lielm III. ein Schriltstück überreichte, die C»rnndlinien zu einer gesel/Iichen und einheitlii hi n Kegelnng »U s Schul W( '^<mis in l'reuls' ii betreffiiid. Der K nng liels iniolL^edcssen b'rhebnngen anslelieu. da kamen die Jaine iSub und 1.S07. und iler Ivnl- wurf wanderte zu den Akten!

Auf Befehl desselben Königs arljeitcte in den Jahren 1817 bis 1K19 eine Kommission den Entwurf eines allgemeinen Unter- richtsgesetzes aus; es wurde« darüber bereits A'erhandlungeu mit den Provin/ialregierungen gepflogen ; aber <lie hereinbrechende Reaktion der zwanziger Jahre machte die Arbeit .stocken, und der Entwurf wanderte /.u den Akten I

'1 L. Clansnitzer, (»eschiehte des preufsischen rnterrichts-

gesctzes.

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2S0 •lohuiiiirii Mpyar. .

Unter Friedrich Wilhelm IV. suchte der Minister Eichhorn das Ziel auf deni We^e provinzieller Gesetzgebung zu erreichen. vSclinii war iJ^|5 die Schulordinmg für die Provinz Preiifsen sanktioniert, schon war die königliche (ienclnniv,aini; erteilt, die Entwürfe für die übrigen siL*])eii IMovin/uii den bclrcffenden Provinziallandtageu vorzulegen: da ijrachen die Wogen von 1^548 herein, nnd die sieben Entwürfe wanderten zu den Akten!

Auf gnind des Art 26 der revidierten Verfas<$ung vom Jahre 1850 stellte der Minister v. Ladenberg nach eingehenden Kon- ferenzen mit vSach verständigen in demselben Jahre einen ünter- richtsgesetzentwurf auf. Das Werk schien endlich zu gelingen : da kam Herr v. Manteuffel und die Reaktion, und der Laden- bergschc Entwurf wanderte zu den Akten I

Herr v. Bethnianii Hullweg begann unter König Wilhebn 1. die Sisyphusarbeit von neuem; nur mit Mübe umsegelte' sein Entwurf die Klippen im Staatsministerium. Als aber der Militär- konflikt ausbrach und die neue Aera 1862 den Weg alles Fleisches ging da wanderte auch mit ihr der Ivntwurf zu den Akten!

Die neue Ordnung der Diu jj:e nach i.S6^ drängte auch Herrn V. Mühler zu geset/,t]:eberischen Thaten. Nachdem er 1S67 und iS(.s mit S])ezial;;c'set/Ln Fiasko gemacht liatte, trat er i STxj mit einem vullstänthgen L'nlerrielitsgesetze in ilie pai iamentarische Arena Das Werk, das seinen Meister, wenn auch nicht lobte, so doch kennzeichnete, wurde schon in den Kommissionsverhand- lungen als Totgeburt behandelt; die Session w^ard geschlossen, und (1 r Tjitwurf wanderte zu den .Akten.

Die Acra Falk in den siebziger Jaliivii blieb schon in den \'orarbeiten zti einem umfassenden l'nterrichtsgesct/e stecken. Und wie es dann den ]{nt würfen von (rofsler inul Zedlitz er- gangen iuil, das lebt ja noch in aller Frinnerung.

Gebrannte Kinder scheuen das Feuer! Die heifsen Kämpfe um die prinzipiellen Fragen, die hei einem allgemeinen L^nter- richtsge5Wtze zum Austrage kommen mfissen, wagt heute niemand zu erneuern, und nun sucht man auf dein Wege der vSpezialge- setzgebung wenigstens die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen.

So ist schon flas Fensionswesen d< r \'o1k<^chullehrer geregelt. nn<1 so hofft man durch den neuen F^ntwurt nun auch ihr Dienst- einkonnnen gesetzlich zu fundieren.

Freilich zu grofsen Jul)elliymnen gelKni die Bestimmungen des Gesetzes keinen Anlafs; 900 M. Grundgehalt und 720 M. Alterszulagen in 31 Dienstjabren nebst freier Wohnung oder Wohntingsentschädigung ist auch in den billigsten Orten kaum atisreiHuMid, um damit auch nur die allerdringendsten Bedürf- nisse rimr Familie /ii bc^treit(*n. Offenbar war aber für jetzt niclil mein zu eneiclien, und so müssen die Lehrer das (ie?>elz nelinicu. wie es ist. Fs schafft wenigstens endlich für die Be- soldung eine gesetzliche Grundlage und eiueu festen Rahmen,

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PXd«tii|(i>rh« rmsrhaii. 28 1

der später weiter ausgebaut werden kann, wenn auch in Preufsen die Kti Uli rauf gaben nicht mehr leiden.

Der gröfste Stein des Anstofses in dem Kutwurfc i^t die Bestimmung, dafs den grofsen Städten die Staatsbeiträge tortan nur bis zu 25 Schulstellen tjezahlt werden sollen; auch die Flickarbeit der Kommission hat in diesem Punkte wenig: ge- bessert Nicht nur für die gröfseren Städte, sondern auch für die ganze EntwickeUing unseres Schulwesens hat diese geplante Wrscliiehimi; dtr Srhnll;Klen ihre ernste Bedeutung:. Nun wird dem in reichen Slatllkniumnncn vielfach betriebenen Luxus auf dem Gebiete der Volks>chiilen einigermalsen gesleucil . rief nach der Veröffentlichung des Entwurfes die Konservative Korresp.«^ triumphierend aus; nebenbei bemerkt, spricht sich in diesem Worte wieder einmal die ganze Bildungsfeindlichkeit des waschechten Konserx^atismus aus. Wir haben manche städtische Volksschule kennen gelernt, von Luxus aber auch nicht die Spur gefunden. Aber darin hat die Kons. Korresp. recht, sollten die^e Restimnuiugen der \'()rla«;c Gesetzeskraft erlanc^en, so kann liii Stillstand auf (Km Gehiele des stä(Ui>eheu Schul- wesens nicht ausbleiben; denn »Sunnueu, wie sie hier genoiiuueii werden, fallen in dem Haushalte jeder SCadt schwer ins Ge- wicht, besonders dort, wo eine starke Pabrikbevölkerung eine geringe Steuerkraft bedingt. Der nachhaltige Unwille, der sich notgedrungen den grofsen Kommunen bemächtigen niufs. wird sich aber nicht nur auf das städtische, sondern auf unser ge- samtes Schulwesen wie ein Meltau legen; denn die grofsen Koiuniuneu sind es doch von jeher gewesen, die auf «letn Cie- biete des \'olkh.?>chul Wesens vorbildlich, aneilernd und anspornend gewirkt habeu. Oder .sollte im Kruste jemand glauben, dafs nun die kulturell rfickstätidigen kleineren Orte die Schul-Vor- bilder des Staates werden wollen oder können ? Werden darum diese Bestimmungen nicht noch in letzter Stunde geändert, so geht unser Volksschulwesen einer trüben Zukunft entgegen.

Das preufsische \'olksschulgesetz. und sei es auch nur ein 'I\ il 'k-^^elben, '^cheint das eigentümliche (beschick zu haben, ilal.s sich stets dieCieister au ihm scheiden müssen. Wegen der ungleichmäfsigen Belastung von Stadt und Land werden wahr- scheinlich die liberalen Parteien, die doch stets noch am meisten für die Lehrer eingetreten sind, das Gesetz ablehnen, während die Con5er\ eil un<l das Centrum es zur Annahme iiringen werden. .Linker llau<l rechter Hand alles vertauscht!'

Auch in den Lehrerkreiseu hat der luitwurf manche Kr- scheiuungen zu Taiji^c gefortlert, über die flcr Ht richu rstatter lieber stillschweigend hinwegginge. W'elciic I)iscipiiül()>i>;keil niufs doch in unserem Stande herrschen, dals dem Abgeordnetenhause eine solche Unmenge von Einzelpetitionen zugeheu konnten, dtesich

Vmm BaImmi (Picteffofffum) VIL b.

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noch dazu oft w idcrspreclieii I Ich iiir»chle blols wissen, wozu wir unseren Laudeslehrer\ereiu haben, wenn jeder auf eigene Faust handelt und nach Sonderinteressen strebt ? Wie schwierig die Petenten es deni Landeslehrerverein machen, mit seiner Petition durchzudringen» scheinen sie gar nicht zu ahnen. Die einzelnen Vereine sollten nur das Petitionieren an das Ab^eoi diKlmhans unterlassen, wohl aber <;irh mit tlcni Abj;cordnelen ilirc^ Kreises in \>rbindini>i Ntt/eii uinl iliin die Ptnikle der (iesaiHlj)etilit)n aus ihren \'erhüUnissen lieraus erlvlären und ans Herz le>;en. Das hiefse praktische Politik treiben!

Zu unangenehmen Auseinandersetzungen in der Presse hat insbesondere die Kinzelpetition des ' Preufs. Rektorenvereins« ge- fuhrt Es ist wahr, sie tritt an inatichen Stellen sell>sn)ewuist und standesgemäfs auf. Aiu li uns ist insbe<oTidere der Nach- satz in der Bccrrfmdung. sondern ihm ein (iehalt auszuwerfen, wie es seiner amtlichen und seiner gesellschaftlichen Stelhinx euLsprichl , aufgefallen. Die Petition verlangt deuigeniäl.-^ ein höheres Grundgehalt, so dafs auch der jüngste Rektor gehalt- lich höher stehe, als der älteste Klassenlehrer. Nach 1 5 Dienst- jahren als Rektor soll des Grundgehaltes erreicht sein.

Es war zuerst Pastor Seyffarth. ein sonst sehr gutmütiger, gemächlicher Mann, der über diese i\tition in heilen Zoni ge- riet und mit wahren Keulenschlägeii nber die Rektoren lierfel. Am deutliclisten sagt er ihnen seine Meinung in toigcndyni Absätze :

^Das nieine Herren, ist aber auch nicht der Weg, auf dem Sie

( l\\ ;is < iieichen. Ms ist der nackte Kgoisnnis. der aus Ihrer Petion .spricht. ]a es ist mehr, es ist l'berhebiuij; ! W'eldie l)esondere ;^e.sell- schaftliche Stellung haben Sie denn vor Ihren Herren Kollegen vor- voraua? Ich weifs keine, und bin doch auch 20 Jahre lang einer der Ihren gewesen. Wi.ssen Sie denn, wa.«; in Ihrem Verlangen liegt? Das alte Horazische »odi pnijniiiun rulj^its < f mno (ich verab.schcuc das gewöhnliche Volk und halte es mir fenii ist nichU» gegen Ihre l:rli."ii)t nlirit. Das .stöfst ab und nuif.s .distofsen, niclit blm'^ Ihre Kollegen, die Sic durch eine solche Herabsetzung tief verletzen, son- dern alle edeln Menschen. Und glanben Sie, daLs Sie damit im Ab« •jeordnctcnhause JÜndruck machen werden? Wenn Ihre Petition in (1er Konunission überhaupt berücksichtij^t wird, dann geschieht i - gewifs nur, um sie als ungeeignet fürs Plenum zu bezeichnen, vnul Siekönnen noch froh sein, wenn im Plenum von einem Abgeordneten Ihre besondere g-isellsrhaftlicln. Stellung nicht zum degenstaiHl einer -besonderen Berücksichtigung gemacht wird, denn diuiu haben Sie zum Schaden noch die Blamage.«

Wir stehen durchaus nicht auf dem Staiulpunkte, den die Petition des Preufs. Rektoren Vereins vertritt. Weil wir deu Rekt(n*eu keine he^onderc gest llsrhnftliche Repräsentationsstellung beizumessen \erni(i;^en. so wünschen auch wir keine gesonderte Rektoren Cjchalt.sskala, .stjudern eiuv i'uuktion^szulage. die ja recht anständig bemes.sen .«ein könnte. Cber die '/^ des Grund- gehaltes nach 1 5 Dienstjahreu erhitzen wir uns allerdings nicht;

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I*54lil|ro<forkp rmMcbjiU.

man kann die Forderung unbescheiden und bescheiden nennen :

»Oxor1)itaiit ist sie jedenfalls nicht.

Kurz und gut, Grund zu sachliclien Auseinandersetzungen, ja auch zu einer kleinen Kontroverse ist in der Petition der Rektoren entschieden gegeben. Aber mit der Schles. SchulzLg. müssen auch wir bekennen: dafs wir nun mit dnem Male in der ^Freuls. Schulztg.« eine so unvergleichlich scharfe Philippika des Herrn Pastor Seyffarth finden mulsten, war uns über- raschend. Auch uns erscheinen die Kanonenschläge gegenüber der einzusclriefsenden Wand im Übennafs stark aufgewandt und einzelne Ausdrücke direkt abstofsend. so dieser: »Gesellschaft- liche Stellung!' Schöne Gesellschaft das!<^)

Die Form der Seyitarthschen Beurteilung Ijercchtigte die Angegriffenen zu einer temperamentvollen Entgegtunig, wenn ihnen eine solche zweckmäfsig ersehieu. Die Erwiderung des Rektors Bertz, des Vorsitzenden des »Preufs. Rektorenvereins«, überstieg jedoch wiederum alles Mafs. Persönliche hämisclie Angriffe können niemals Sympathieen erwecken. Seyffarlli höhnend den qrof^cti Pestaloz/i Forscher < , den »Pontifex^ zu nennen - da^ macht eine S.iclic niclit besser.

Der Freuis, Rektorenverein war bei jener Petition entschie- den nicht wohl beraten. In der Kommission zur Beratung Lehrerbesoldungsgesetzes mifsbitligte auch der Kultusminister, dafs die Rektoren vielfach die Neigung zeigten, sich derart, wie es hier und da geschehen, aus dem I,ehrerstande herauszuheben.

Andererseits ist den Rektoren in dem Charlottenburger Majiistrnt ein Ihiiulest^-enosse entstmidcii. In einer Petition des- selben, unterschrieben von Uberbürgermeister P'ritzsclic, heilst es:

«Fast noch bcfrcnidliclur sind die Bestimmungen über das 1 )ienst- einkommen der Rektoren, die zum Schaden ihrer Autorität geradezu degradiert tind dem Gros der ihnen untergestellten Lelirpt-rson en eingereiht wurden. Sie sollen, ungeachtet der an ihre Ik'fähigung zumal in grofsen Geineinden zu stellenden wesentlich höheren .Anfftrfknini^en. nur als gewöhnliche Ivle- uientarlehrer mit Funktionszulagifn in Betracht kommen.«

') Nachträglich finde ich in der ♦Preufs. Schnlzeitung» eine Kr-

klärung Seyffarths. in der er (kn <il)i^cn Satz also interpretiert;

liier ist unter dct ( "lesellsehafl durchaus incht der Rekt(nen- verein gemeint, .soiKkiii die ( «esellsehaft überha;ipt. und dervSinn ist; Wenn in der tlcsellschaft eine .solche Interessen jjolitik getrieben wird, wenn je<ler nur das Seine sucht, wenn einer sii Ii über den amlem erheben will, so hört überhaupt da.s gcsell.schaftliclie liehen auf. l\n war gar nicht meine Absicht, zu beleidigen, als ich jenes Wort schrieb, ich wiilltc lieiU n. ninl im irh etwas scharf in «liesen Krebssclnulen einschnitt, wenn ich viellciclit auch etwas gesuudes Fleisch berührte, so war das durch die Sachlage geboten, denn ich halte den Schaden, wenn er sich in der Lehrerschaft weiter aiishreilete, geradezu für zerslön n<!, tui t illich t Jedenfalls ist der C>edunke dann unglück- lich ausgedruckt gewesen I

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2.S4

Gott behüte uns vor unseren Freunden !<' mögen nur die Rektoren angesichts dieser Lcistunj^ ausrufen. Fast scheint es, als ob die ganze Welt heutzutage hochgradig nervös geworden ist. Was hat nun der nüchterne Beobachter zu diesem häus>

liehen Streite zu sagen ? ]\s mag ja nicht wenig eitle, aufge- hlälit schnarchende vSchulpasclias geben; das eine aber hlfst sicli getrost behaupten: Die Mehrzahl !i"ilt Iru zu ihrem I'leisc]i und Blut I Und den eitlen Schulmonarclic ii >lclit auch eine verhält- nisniäfsig ebenso grofse Zahl auspiuclisvoller Lehrer •gegenüber, die sich ungemein schwer jemandem unlerordneu. der ihres gleichen ist. und jedem eine bessere Stellung gönncni nur nicht ihrem Kollegen.

Hier wie da fehlt leider auch in unserem Stande das (Ge- fühl für gesellschaftlichen Takt, die 1-irziehung der Kinder- stube : wenn jeder seine hub^idualität, seine Meinung, seine Interessen allein zur Gellung i)ringen will und in verlel/ender Weise sich als die Ausgeburt aller W ei sheil hinslellt. so ist kein harmonisches Zusauunen wirken möglich. Dais du verdirbest, Israel, ist deine eigene Schuld!«

Sollte denn wirklich das stachelichte Poem die Wahrheit sagen :

Weil« einer nien^^ hlich als Mensel» gefehlt, Wer hat ihn am ersten sich erwälilt Zu spottender Splitterrede

I'nd grinnni;.;er Zungenfeh<le ?

Wer ruft ihm das Irnitcste Schuldig entgegen?

Die Herren K < > 1 1 e e n I

Hat einer sich käni[»len(l herxojgelhan Auf mühsam erklommener Khrenbahn, Wer \\"v^\ es mit Dornenkronen Den wack ren Streiter zu lohnen? Wen sieht er voll giftigen Neid's sich regen? Die Herren Kollegen! Wir können und wollen es trotzdem und alledem nicht glauben.

Doch wenden wir uns von diesem Gegenstande, der für uns nun abgethaii ist, obgleich sicherlich noch Erklärungen und Gegenerklärungen in beängstigender Fülle folgen werden, zu zu einem anderen erfreulicher Natur, der endlich definitiv nach unseren Wünschen geregelt ist. Unterm 12. März veröffentlichte nämlich das Armee- Verordnungsblatt <^ die Namen der 114 preufsischen Lehrersem itiare, die zur AusstelUing von Zeug- nissen über die wissenschaftliche Helähiguni; tui den einjährig - freiwilligen Militärdienst berechtigt suid. Wir wollen uns die Freude darüber auch nicht durch die Ben»crkung des Herrn V. BÖtticher verderben lassen, der da meinte, nun habe die liebe Seele ja wohl Ruhe! Wenn irgend wo, so war die.se Bemerkung hier nicht am Platze.

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I

Umscliau in Naclibargebieten.

Vuu R. Di«trioh in Kandern.

I.

Seit ein paar Monaten mlt-u die Zeitungen von der anieri- kanischeti «Monroe- Doktrin«. Unseren Lesern wird es daher nicht unlieb sein, wenn wir ihnen jene I^ehre in geschichtlicher Beleuchtung vorführen und damit erst recht verständlich machen

(auf Grund eines Aufsatzes von Franz Pätow in der Gegenwart 1S96. Nr. S). Ks ist beg^innt unser Gewährsmann noch itnmer vielfach die Ansicht verbreitet, als ob die aus der si\irc nannten Monroe-Doktrin für die Politik der \'ereinig^ten Staaten von Nordamerika als mafsgel>tnd lierycleiteten oder herzuleiten- den Grundsätze den Beschlüssen eines nordamerikanischen Kon> gresses oder besonderen Vertragen entspringen. Und doch ist dies keineswegs der Fall: es liegen jener Doktrin so wenig bindende Beschlüsse der höchsten Staatskörperschafteu» als Ver- trüge zu Grunde: sie beruht mir auf dein Inhalt einer von dem Präsidenten Monroe am 2. Dezember an den Kong^refs er-

lassenen, den Charakter einer Thronrede tragenden Ik>tschaft, in der ihr V'erfa.sser die dainalij^en inneren Verhältnisse der Union darlegt und die Stellung bezeichnet welche die Union der Politik der europäischen, zu einer > Allianz' vereinigten Grofs- mächte gegenüber einzunehmen habe. - Monroe wurde zu seinen Aufserunj^en über den zweite^ Punkt hauptsächlich veranlafst durch das ICin.Ljreifen der verlnlndeten Mächte in die spanischen Wirren. ICr erblickte darin ein nnbcr: Hiti«j;^tes v^icheinnii-^cben fremder Mächte in die inneren Aii^^ele^^enlieiten eines \ olkes. * das seine vStaat>urdnnn>; in einer den .Vnschauungen dieser Mächte entgegenstehenden Weise gestalten wollte. Ks handelte sich um die Unterdrückung freiheitlicher Regungen in Spanien, durch die sich die europäischen Regenten gefährdet glaubten. Da nun die nordanierikanische Union durch eine Rexolution sich vom Mutterlande lo>gelüst und selbständig gemacht hatte, .so konnte allerdings der junge Staatenverband die Befürchtung

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286

nicht unterdrücken, dats es gelegentlich den europäischen Mächten

einfallen k(3iine. die ihnen durchaus milsliebige freiheitliche Schöpfuiiji jenscit des Ozeans wieder zu beseitigten, indem sie mit vereinten Kräften an deren Stelle eine Staatsordnung; ein- sel/tcti, wie sie ihren Anschauung^en entsprach. - Monroe fand es dem gej^ennhcr ang:e/eig:t. als den die Rechte und Inleressen der Vereinigten Staaten umfassenden Grundsatz festzuhalten, dafs die amerikanischen Kontinente auf Grund der freien und unab- hängigen Gestaltung, die sie angenommen haben und aufrecht erhalten, künftig^ nicht mehr für Kolonisationszwecke irgend einer europäischen Macht in Betracht ge/.ogen werden dürfen . Ferner wird erklärt, dafs wir ieden Wrsnch ihrerseits (der europ. Mäclite), ihr System aui irge nd einen Peil dieser Henns]>häre ül>ertragen zu wollen, als g^efahnholieiid lür unsern Frieden und unsere Sicherheit ansehen müfsten. Wir haben uns in die be- stehenden Kolonien oder Niederlassungen irgend einer euro- päischen Macht nicht eingemischt und werden uns auch nicht einmischen. Aber was die Staaten anbetrifft, die ihre Unab- hängigkeit erklärt und sie aufrecht erhalten haben, uiul deren Ihiabhängigkeit wir nach reiflicher F^rwägung inid «gerechten Grundsätzen anerkannten, so können wir irgend welche iun- mischnng seitens einer euiupiiischen Macht, vnn sie /u initer- drücken oder um in irgend einer Weise ihr Geschick zu beein- flussen, von keinem andern Gesiclitspunkte aus l^etrachteii, als dafs damit eine den Vereinigten Staaten unfreundliche Gesinnung bekundet werden soll«. Als Monroe diese bedeutungsvolle Botschaft erliefs, war er sich wohl hewufst, dafs er uicht nur der damaligen politi-^rhen Fage der AVreinigten Staaten genau im Sinne ihrer Bevöikernn.u und (»eset/geber Rechnung Uug, sondern dafs er auch ganz im Geiste der Vorfahren sprach. Fr verlieh hinsichllich der Fluropa gegenüber zu beobachtenden Politik nur den Ansichten einen feierlichen Ausdruck, die damals von der Allgemeinheit gehegt wurden, und von denen alle bis dahin zur Präsidentschaft berufen gewesenen ALänner beseelt waren. (Pätow verweist ii. a. auf Aufserungen Jeffersons und Washingtons i. d. J. 17S5 und rjSS.) l{s bedurfte also in der That keiner fetorliolien gesel/'ircbenschen Mafsregel, um der Monroe- Doktiin die lU denlung zu \ ei leihen. die sie für die \'ereiniglen Staaten gewonnen hat. Sie wurzelt in einer Tradition, die kräftiger und wirkungsvoller ist, als irgend eine gesetzgeberische Handlung.

Die Monroe- Doktrin spielt bei den Amerikanern gewisser- mafseu eine ähnliche Rolle wie bei den Moslem im die Fahne des Pro]iheten. Und fliese hat ihre Rolle wieder einmal ebeTi erst vor kurzem, und ziemlich lanire gespielt, und heute (März 1896) Wühl noch uicht ausgespielt; den Armeuieni gegenüber.

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Wie das gekommen, erklärt in der Deutschen Rundschau ( 1 895 /6 V) H. VamBer>-. ein unparteiischer Mann, der Land und Leute f^nnu kennt schon seit den Fünfzigerjahren. Nachdem er die beiclen Stäninie. um die es sich hauptsächlich handelt

Arnienitr und Kurden in einer zwölf Seiten utufnssenden 'etlitio^ri'.phischcn »Skizze vorj^eführt. i;clit t;r auf euie Wiit (li^nu}; der puliti seilen I^age ein. Wer ein von aller X'oieinge- nonimenheit freies Urteil fällen wolle, dürfe hetoul trr •das traurige und leidige Verhältnis nicht verj^essen, welches allenthalben und zu allen Zeiten im Verkehre eines sefshaften und friedlichen Volkes mit abenteuerlustigen, wilden Nomaden hestaiulen hat. und zwischen Kurden itnd Armeniern heute noch l>esteht. Der Kn.nk -teilt in "meiner Kultur heute da. wo er zur Zeit der Kreuzzüge gestanden. Er hat nichts gelernt und nichts vergessen: all sein Sinnen und Trachten geht auf das Waffeu- handuerk ; er dürsicL mir nach ( Velegcnhcit. im vSchlachlgctüminel sich hervorzuthun. seine überlegene Kraft zur Geltung zu bringen und als Preis seiner Heldenthat Hab und Gut anderer sich an- zueignen. Hierzu gesellt sich noch der t^mstand, dafs der Kurde in seiner mittelalterlichen Auffassung die frenidgläubigen und fremduationalen Armenier in einem Lichte betrachtet, wie etwa ein christlicher Feudalherr des Mittelalters eine ihm unter- stehende jüdische oder nidhainedanische Kolonie betrachtet haben würdt-. Kr halt den Armenier für seinen Schut/.l>ef oh jenen und Leibeigenen, Ober dessen Gut und Blut er gebieten kaim, tmd den er eigentlich nur in der Neuzeit mit Waffen in der Hand angegriffen ; denn friiher. als der Armenier, von niemandem zur Revolte aufgemuntert, sein Loos still und geduldig ertrug, kamen Kriege und Metzeleien zwischen Armeniern und Kurden äulserst selten vor : ja die (»eschichte hat dtrcTi im Laufe der vergangenen fünf Jahrhunderte kaum luwähnung gcthan Frei- lich sind die Zustände unhaltbar; aber was thun ? Die Ent- waffnung und Ansiedelung der Kurden wäre eine so riesige, soviel Zeit und Geld erheischende Aufgabe, dafs nicht nur die Türkei, sondern selbst das mächtige Rufsland ihr kaum ge- wachsen wäre. Fs handelt sich um die Bezähmung von ändert' halb Millionen Kurden, die in einem schwer zugänglichen Ge- biri^'^lnud hausen, dir ( ine Obrigkeit nie gekannt (oder anerkannt), und die ^v'ü Jahrtan isden mit bewaffneter Hand jedem ICroberer widerstatidcu. Die Türkei ist sich dieser Schwierigkeiten ^()llauf bewufst. und im besten Falle konnte sie nur einen fno(lu.< rhtmU anstreben. So lange Freundeshände von aufsen her in die inneren Angelegenheiten des Landes sich nicht gemischt, so lange christliche Apostel in die kurdischen Berge mit der Hibel Hals und Zwietracht nicht getragen und man in uusern Haupt- städten antitürkischen revolutionären Comites nicht Vorschub

R. Dietrich.

I

geleistet, so lange konnten Unruhen und Gewaltthätigkeiten nach Thunlichkeit vennieden und der Zwiespalt gemildert werden. Jene revolutionären Cnmitt's* tragen die Hauptschuld an den bekannten Greuelscenen. Ihre Agitation hat bewirkt, dafs während früher den Armeniern nur die Kurden als die alten Kr/leindc gegenüberstanden, nun zu diesen die gan/.c niosleniische Be- völkerung — es kommen auf einen Ämienier nngefähr fünf Mohamedaner! sich gesellt und ganz Anatolien in Flammen geraten ist Religionsfanatisiiuis, und besonders asiatischer Fanatismus ist ein Funke, mit dem man nicht spielen darf, und jetzt, da es an allen l'cken brennt, erheben gewisse Kreise ein Zetergeschrei ob des Fciurs da< sie selbst nngefacht. und wollen den schläfrigen und indulculcii Türken lür .dies verant- wortlich machen I . . . Die orientalische Frage ist im Grunde genommen nicht so sehr eine politische als eine kulturgeschicht- liche Frage, deren Lösung dem Abendlande nur deshalb solch aufserordentliche Schwierigkeiten l>ereitet. weil wir Dinge übers Knie brechen wollen, die vor allem Nachsicht und Geduld er- liei>cheii. und weil wir »^o leirht wrgessen, wieviel Zeit. Aus- dauer und K:un]>tr un-'e! eii.^eiie-- Heranreifen beans})ruclit liat. Wenn die tiiglisclie INililik wirklich nur die l'.iuführung ge- sunder Reformen im Sclulde führt, ohne dabei geheime politische Ziele m verfolgen, so verdient sie unbedingt die Anerkennung der gebildeten Menschheit Mit dieser That kann England erstens einem entsetzlichen (europäi.schen) Krieg vorbeugen, zweitens ein rein humanitäres Werk vollführen; denn wie immer über die Kulturfähigkeit der Türken geurteilt werden mag: das eine ist sicher, dafs im Laufe der letzten vier/ii; J.dn\ viel ge- schehen ist, das entschieden auf einen F(»tt^chritt deutet. . . . Nicht auf Bajonettspitzen dargereichte Rdorniplänt:, sondern iu redlicher Absicht erteilte, den ethischen, religiösen und gesell- schaftlichen Verhältnissen Rechnung tragende Rathschläge könnten allein die Türkei vor dem gänzlichen Untergange und uns vor den Greueln eines Weltkrieges retten.

Kine wesentliche Bedingung für eine gedeihliche Kntwick- iung des wirtscii.it Iii eilen Zu.>amnieiilel)eiis ist das Sichfinden derer, die wechselseitig einander bedürfen, ist vor allem ein gut geordneter Arbeitsmarkt Wie ein solcher geschaffen werden könnte zur Zeit fehlt er noch in Deutschland, wie in allen allen anderen Grols und Mitlelstaateu ^eigt Oberlandesge- rirlitsrat Schmölder in den l'reufs. Jahrbüchern (iSc)6. I). Zu- näelist untersucht er das, was ist. und findet de^in, dafs es nn j^eiiügend, ja tei!\\> i^r «^ehädlieh i^t: die l'ni'-i-haii (di*. ]Hrs>'>n- liche Anlrage wantlenider Arbciler bei den Arbeitgebern; hat

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aufgeliurt, ein j^eeiRiietcs Marktmittel zu sein, und die Faktoren, weiche in die Lücke, bunt und wild nel)eneinan(ler, eingetreten 'iind. verfolgen fremde, dem Wesen des Ar1)cilsinarktes wider- sprechende Nebeninteressen. Die StellenvLrinittler wollen die Marktgänger atisplündern. Die \V()hltliatigktit> vereine wollen Al- mosen austeilen. Die Arbeiter- und Arbeitgebcrverbäude machen aus dem Ar1>eitsnachweis ein politisches oder sozialpolitisches Machtmittel. Für den Arbeitsmarkt nun, wie ihn Schmölder wünscht, giebt es schon seit dem Dezember 1892 ein Vorbild: in (km Kleinstaate Luxemburg. Nach diesem Vorbild ist Schmölders Anleitung ausgearbeitet, von der wir hier nur die Hmiptsät/e nn'ttcil n können : Der in Deut>chland /.u errichtende Ari>eil>iii.nkl niuts .^icli auf die Hilduiii; eines Mittel])unkti'v Ix^-- schränken, in welchem sämtliche Arbeitgeber und Arbeilueiuner einander mit grofser I«eichtigkeit finden können. Er hat daher zu verzichten auf jedes Erteilen von Auskünften und Zuweisen von Arbeitskräften» vielmehr den Marktgätigem das Sichver- ständigen ganz und gar zu überlassen. Die Verwaltung des Arbeitsmarktes ist der Knis. Post- und Telegraphenbeliörde zu unterstellen (die sich freilich zuvor der Mitwirkung der bayrischen und würlleinherj^ischen versichern mü(ste). Diese Zu- teihini; dürlle aus sachliciicn Gründen als durchaus gerecht- fertigt erscheinen. (Das Postressort umspannt mit .seinen Amtern und Org^anen, wie kein anderes, das ganze Reich bis hinein in alle Dörfer und entlegenen Winkel ; dabei ist es derjenige Faktor, welcher /wi^clien all diesen Dörfern, Winkeln und den Städten \'erbindung herzustellen hat.) Die Arbeitslisten betrachtet Schm. nl< rh'e gegel>enen Institute eines jeden staatlichen Arbeits- marktes; e*^ bestehen örtliche und allgemeine (d. h. das ganze Reich umspannende) Listen, (t'ber die Kinriehlung dieser Li.>^len im einzelnen entscheiden die Bedürfnisse und Erfahrungen). Die Anmeldungen der Arbeitgeber und diejenigen der Arbeitnehmer sind in den Listen getrennt zu halten. Die Eintragungen er- folgen nach fortlaufenden Nummern auf Grund der Anmeldun ge n, die schriftlich oder mündlich gemacht werden können. Alltag lieh am Schlüsse der Geschäftsstunden sind die Arbcitslisten zu ergän/cii oder zu berichtigen, hieraut nach liedürlnis zu vervielfältigen unti dann aus/uhängen. - Die Zentralstelle in Berlin erhält eine neue, ausschliefslich dem Arbeitsmarkte die- nende Abteilung. Diese erläfst die den Arbeitsmarkt betreffen- den Instruktionen, verwaltet die allgemeinen Arbeitslisten, ver- arbeitet die sämtlichen örtlichen Arbeitslisten halbmonatlich zu einer T'bersicht über die Gesamtlage des Arbeitsmarktes. Diese Übersichten, mit den Schlüssen, die sich ans üincn ziehen lassen, werden m einem l>ei allen Postämtern auszuhängenden Blatte ver- öflentlichl.

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Das sind - wie «gesagt nur die Haii])llxhtiiiiimin>;cn in Schmöldcrs Kntwurf. Dieser enthält selbstverständlich anch die verschiedenen \'erkehrs\ orschriften mit Krläuterunicen, zei»;t die Vorteile der KinrichuiuL; im einzelnen und j^an/en. vernn^chnn- licht besonders den grofsen praktischen Wert, die \veitj;ehenden Wirkungen der Arbeiten in der Zentralstelle. Schmölder erörtert femer die Erleichterungen und Vergünstigungen, welche den Arbeitsuchenden (auch seitens der Kisenbahnvenvaltungen) ge- währt werden können, und entkräftet zwei Einwände. Sämtliche Kosten, saj^t er. wurd». n die Postjjebilhreu in reichlichem Mafse decken . Als Verkehrsmittel sollen nämiich verschiedenerlei Postkarten mit \'ordrnck u. 15. für Anmeldunii^en. oder für (iesuche um Znsenthing von Arbeitslisten l>eliel>iger Orte) ein- geführt werden, und die Gebühr einer Anmeldungskarte könnte, meint Schni., für Arbeiter 10, für Arbeitgeber bis auf 50 Pfg. betragen.

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Neuere Erscheinungen auf dem Gebiete des ZeichenixnterricJits.

Von P«il Stade in Sondershausen.

1. Anweisungen filr den Unterriebt.

Franz Hertel, Der Zeichenunterricht iu der V olksschule als individualisierender Klossenunterricht. KrsterTeil. Gera. Theodor Holfmann. 3.50 M.

l\in neuer. ei>renarti|^( r Wcu , auf dem der Verfasser /um Ziele strebt. Im allj^emcinen auf die bekannten Ansichten Flinzers bauend, verwendet er dns I'al/l latt zur Kr/.eug^unjj von vorbildlicbtn I'ornun und führt dauut tMti I-ilement für die sclbständiirt.- I'rfimlunjj^ von Seiten des Kindes in den rnlerricht ein. das viel (in sich hat.

Von dem Stoffe für den Unterricht verlanj?! Hertel, dafs er so einfach als möglich sei. und dafs er aus mrklichen Dingen bestehe. Kr verwirft daher fertige Vorzeichnungen. Wandtafeln, überhaupt streng ornamentale Bildungen gänzlich und verlangt an deren Stelle grein)are Sachen, aus denen sich das Kind selb.st seine Formen her- stellen st»ll Zttirleich mufs nher auch dii si r Stoff dt t rni;rebunjf des Kin<k> LiilnciiiiiKn werden und so beschaffen sein, (iafs er sich bei jfleicher Aufgal>c iluch wiederum der sehr verschiedenen Befähigung der Scliüler anpassen läJ.st.

Etwas eigentümlich mutet nun allerdings das neue Lehrmittel an, das in nichts anderm als in farbigem Papier besteht Demselben wird zunächst eine geometrische Grundform ( Dreieck, Quadrat, Sechs- eck. Achteck) gegeben, aus der dann teils durch Brechen, teils durch Aussv ImLiden verschiedene ande re l'\>rmen frebildet werden, die als Vorl)ilder für dii ] )ar.slellunj; /.n dienen haben.

Papier und Scheere brinjjen die Kinder /.ur Stunde mit und schaffen sich nach Anleitung? ihre F'onnen selbst. Das ist im Prinzip ^ar nicht übel, und die beigegebenen Blätter zeigen von solchen Formen eine erstaunlich reiche Auswahl, die im allgemeinen einen guten Eindruck macht, in vielen Beispielen aber auch als zu weit gehend, ja stellenweise sogar als geradezu geschmacklos bezeichnet werden muls.

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PauI Riad*.

Viel, >s«hr viel (»tites enthält dieser neue Lehrgang- grnz gewifs, und recht vorteilhaft stiebt er von den öden Omanu :t atnmlunjren ab, <lie man cfewohnlich I.chrgän^^c nennt; /w befürc .ten ist aber docb, (lafs diese tinseitifje Betonnnji des Kakens /n weit .crebt.

lunen weniger Junten Kindniek niaelieti die luf den allj^^enieinen Teil fol^^enden Darstellungen aus dem rnterriciiLe. Der Verfasser läfst. bevor die Schüler an das Zeichnen gelaniien, eine unsre» Krachlens ermüdende Reihe von geometrischen Besprechungen vorausgehen und steht wenn nun endlich das Zeichnen beginnt, bei recht veralteten Ansicblen. Die Herstellung der Fiirnren erfolgt xu weni^ auf spekulativem Wej^e. Wijikelteilun^en /. P.. die für ein ver- ständi.:ts Xeicbnen eine unerlafsHche Bedingung sind, scheint der \'erf.is<er .u.in/licb zu vermeiden.

Das ist aber um so melir /u verwundern, als das Falten docli zum weitaus gröfsten Teile durch VVtnkelteilung geschieht, beziehent* lieh solche her>-ormft, und gerade hierin ein grofser Vorzug des neuen Lehrmittels besteht.

Immerhin aber ist viel (hites in diesem \ crsucbe. welcher der Beacbtung unserer I.eser ;ni;^elei;enllicb empfoblen sein soll. Th. A. Williif. Semiuarlehrer in Humberg, Kurze nu tlu>discbe

Anweisung f ü r d e n Z e i c h e u u n t e r r i c Ii l. Breslau, Ferdinaud

Hirt, o.-s; M.

Wieder eines der vielen Werke, die sich leider anf Hefte mit vorgednickten Aulgaben stützen. Dieser traurige Notbehelf sollte doch endlich aus unsem Schulen gänzlich verschwinden; das zähe Fest- halten an ihm läfst eben nur die eine Deutung zu. dafs an den Semi- naren immer iioch nicht genug geschieht, um die 1. ehrer mit dem Zeichenunterricht vertraut zu m.nclun l's ist ein schwieriges l'ach. geracU deshalb aber, und weil es übeiliaupl keinen rnterricht mehr oline bildliche Darstellung geben .•sollte, uiüiste im Seminare lieson- ders dafür gesorgt werden. Fachlehrer, das ist der Ruf, der immer wieder erhoben werden müfste: dann würden auch bald die leidigen Hefte mit vorgedruckten Aufgaben verschwinden. Der Lehrer, weldier das Zeichnen und .seine Methode beherrschen gelernt hat. wird sich schwerlich auf das geisttötende Nacharbeiten dieser Hefte einlassen, die einen höclist verderblichen Fanfluf'^ ans/nüben vermögen.

Die traurige Notwendigkeit zugej^el >eii. isi das \ orliegeude Hüch lein allerdings für die Anfänge des rutcrrieliles kein .sehlechter Leit- faden, aber eben auch nur für die ersten Zeichenjahre; denn die An- sichten des Verfassers über das lvör|>erzeichnen sind mehr als be- denklich. Selbst den Schülern höherer Lehranstalten redet man auf dieser Stufe nirlii vom Augenpunkt, \ erschwindungsjjnnkt usw. und zwar einfaeli iK sli iü) nicht, weil das Dinge sind, die sie nich. zu begreifen vermociiteii 'A ie soll dann aber eine st>lchc konstruierende Methode in der \'olks>eiiirie m'i'^'bc^li <v\u

Nun, nu'iglicli .schon, diktieren kann uuin auj i*.n»le alles; eine

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andere Frage ist es aber, ob es auch verstanden wird. Ks gicbt im ganzeil Bereiche des Schulunterrichtes kaum etwas, das sich an Schwierigkeit 4lür I^hrer und Schüler) mit dem Korpemeichnen zu messen xcnnöchte. Wenn also da nicht sorgfältig abgewogen. Auf- ijabf und Krklärun^ dem Können des SchiJlers anjrci)afst wrd, dann ist alle Mühe verj^eblich. Der hier vorliejrende l.ehrjjanij für das K«"irper/eichneii ist so bedenklich. <lal.s von einer Befolgung des.selben driniieiid uewanit werden mul's.

Fritx Mi'iller. Der Zeiclieiiiinlerrichl nach seiner nalurge- niäfsen (iestaltungin der Schule. KrsterTeil: DasZeichnen nach Stäbchen auf der ITnterstufe. Hamburg, Konrad Klofs. 1,50 M. Hin Versuch ihm Zeichnen mit dem ersten Schuljahre bereits be-

«jinnen 2U lassen, der wirklieh allerliebst genannt werden mufs und

berufen sein dürfte, der entsetzlichen Stigmographie den Garaus zu

maehLii.

Der VerJa.ssci benutzt eine sehr bcsehranku daher billi<^e Anzahl verschieden gestalteter II olzstäbchcn, nnitlcnun er die Kleinen im Anschlufs an die Natur Lebensformen legen läfst, die in sehr netter Weise nachgezeichnet werden. Die gesamte Gliederung des Planes, sowie die methodischen Ausführungen sind gut und zeigen den klaren zielbewufsten Blick des Verfassers.

Welche .\nre;junji dieses Zeichnen den Schülern bietet, mit welcher l'Vcudii^keit sie solche Tbunj^en vornehmen möf^en, <las zeij^t aufs deuthchste der dem Hüchlein j^ej^ebene Anbang, in welchem eine Mcnj^c von lüjrmen abgebildet worden ist, welche die Kinder selbständig haben. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus

über die .sichere Beobachtung, ja den Witz, welchen die Kleinen dabei entwickeln, und ge\^'innt so den stichhaltigsten Beweis für den grofsen Wert dieser neuen Methode.

r'herall da, wo in den ersten Jahren gezeichnet wird, i.st der Ivintührung dieses Striln lK iizeichnens lebhaft das Wort / ' reden. Ludolf PariMius un<l A. Kithlonberg. Leitfaden ztuu l'reihand-

zcichnen I nlei i icht in einklassigen Volksschulen. München.

Oldenbourg.

Der l'nterricht in der einklassigen Schule bietet schon im all- gemeinen nicht geringe SctiAvierigkeiten ; vom Zeichenunterrichte in

solchen Schulen nuils man es aber noch ganz besonders sagen. Dieseju l nisl inde trägt das vorliegende Hüchlein in mustergültiger W eise Rechmiiig. Ks entwickelt in kurzer, klarer l'orm eitu!! I.ehr- plaii utid eine < ".lit <k'i uiig des si hwierigen Materiales, die nur in hohem Gratl beaehleiiswert erscheinen.

Die Cirundidcc, auf welcher sich der Lehrplan aufbaut, ist sehr gesund, und überall sieht man deutlich, dafs die Verfas.ser die ein- klassige Schule und deren Bedürinisse aus eigener Erfahrung und sehr gründlich kennen. Dem ll^nterricht legen .sie Bücher mit vor gedruckten Aufgaben unter, nnd wenn die.^r Ausweg auch kein be-

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i'nul Slaiic.

sonders guter ist, so wissen sie üiu doch für diese (iattung von Schulen so eingehend 2tt begründen, dafs alle Bedenken dagegen vecstnmmen müssen.

Ein Urteil über Stoffwahl und Verteilung ist nicht möglich,

weil die Schülerhefte nicht mit vorliegen und der Leitfaden selbst keine Illustrationen hat ; da^e^en jjewährt es eine }^rofst' Frinide sehen, wie die \'erfasser ihre Abtei hin gen Iwlden ntid ihre jjfleich- /.t'iti^L- Iksi-häfliL^ung erläutern. Knl.s| nicht die Auswahl des Stoffes den eiilwickclttrii, sehr gesunden Gedanken, dann dürfte sich die hin- führung der Schüterhefte gewifs auch lohnen. Doch auch die blofse Lektüre des Heftchens mufs anregend und fördernd wirken. Verein (Vsterreiehiseber Zeichenlehrer in Wien, Vorschläge zu einer Neugestaltung: des Zeichennnti rrichtes an Mittelschulen. Zweiter Teil. Skizzen der Lehrgänge für die vier Vinteren Klassen der Realschule nebst Unterrichtsproben. Wien, Lcvkam.

Im Jahre 1890 erschien der erste Teil dieser Vorschläge, dereine weitgehende Reform des Unterrichtes anregen und einleiten sollte und sehr eingehend begründete Lehrpläne für die Realschule ent- hielt Diese glücklichen Österreicher haben in jeder Klasse wöchent- lich 4 Zeichenstunden und können infolgede.s.sen ihrem Lehrplane eine Ausdehnung und Abrnndung geben, an die bei un.sern X'erhältnissen leider nicht (gedacht werden darf. Trotzdem nhcrk.nnn innn ein leises Kopf.schütlLlii lieiiii l.oeii dieser X'orschläi^e iiiclil unleidiücken, und zwar nicht deshalb, weil dieselben schlecht sind oder auch nur ZU weit gehen was da gesagt und gefordert wird, das ist im all- gemeinen ganz richtig ; aber die Behandlung des Unterrichtes in den ersten und namentlich im allerersten Zeichenjahre erscheint uns 3EU wissenschaftlich und deshalb nicht durchführbar.

Das kann eine Täuschung, eine Selbsttäuschung sein. Der W r- ein selbst hielt eine solche aiirh nicht für ausgeschlossen und Nucht durch die Darlegungen dicsis /wtiteii Teiles auftretende Zweifel y.u zerstreuen. Das ist ihm aber doch nicht ganz gelungen.

Auch diese Skizzen sind vorzüglich durchgearbeitet und gegen den togischen Aufbau, wie gegen die Hinzelausführungen läfst sich nichte einwenden, t7nd doch bleibt der Verdacht bestehen, dafs der Plan in seinen Anfängen für ein reiferes Alter zugeschnitten ist.

Denn weiin auch die historische l{ntuicklnng des Ornamentes noch .so schön darge.stellt ist, so bleibt ^ s doch sehr fra^lieli. ob man damit den liiileiiicht bt uiniu ii <larf. ob die Schüler dii nsti u Klasse man zählt in Osterreich von unten -- imstande sein werden, das ihnen (rebotene auch zu fassen. Ja, .selbst ob sie den an sie zu stellenden zeichnerischen Anforderungen genügen können, wird uns Femstehenden immer fraglich ei^cheinen.

Dem Vorworte nach zu schliefsen, in dem gesagt ist, dafs man von der geplanten Absicht, den Lehrgang durch Schülerzeichnungen

*

2^

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zu illustrieretT, Abstatul j^cnonunen habe, weil es /ii teuer wurde, handelt es sich nicht mehr \\m Mofse \'orschlä^e, sondern um deren Ausführung. Deui^^cniäis niuls du' Durcliiülirun :iuch möglich sein, und einen Grund ^uui Zweifel giebt es nicht nielir.

Um 9o lebhafter ist es dann aber zu bedauern, dafs die Dar- .stelhing^ im vorlies^enden Buche nicht so deutlich geworden ist, dafs solche Bedenken nicht mehr aufkommen können.

Das ist es, was wir auszusetzen haben ; im iibrigen haben uns die X'orschläjjfe und die ! < b' uangsskizzen sein Mit fallen, F. Peltz, Zeichenlehrer in IJreslan. I>er Zeicli *. n u n ii. i ri rh t i n d e r V<dks- und Fortbildungsschule, nebst X'oischlägcn zur Um- gestaltung desselben. Breslau, Franz (ierlich. 60 Pfg, X'ergeblich habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, zu welchem Zwecke dieses seltsame Machwerk in den Buchhandel kommt. Es ist man mag das Ding besehen, wie man will nichts weiter als ein sehr konfuses ^^emorandttm für die Hand des Schulrates und ^^ag^stratrH zu Breslau, um diesen /u beweisen, dafs der Zeichen- unterricht in ihren Schulen noch keineswegs auf der Höhe steht, die er einiielnncn konnte, wenn ein tikliLiger Mann die Kehrkiaflc drillte. Selbstverständlich das i.st ja de^i- l'udels Kern weist Herr i'eltz schlagend nach, dafs er dieser Mann sei, und entrollt I^ehrpläne, die stellenweise zu einem herzlichen l^achen reizen.

Ob der Wink mit dem Zaunpfahle geholfen hat, weifs ich nicht Herrn I'eltz würde man'» gönnen dürfen, ob aber auch der guten Stadt Breslau?

(Schlufs folgt.)

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TSwu Bieber und AaMte«.

Neue Bücher und Aufsatsce.

II) Bücher.

l*>ec. Heinr., Die cxpcrimeii- Ulk Psychologie. (III, :^I S.) Wies- baden, K. Bchretid. o.to M.

(iüttler. Priv.-Ooc. Dr.C. Psycho- logie und Philosophie. Ein W on znrVerständi^iig.(34 S.)München, Piloly u. Bohle. (*.5o !SI.

Haufe, Dr. Ewald. Die Krzie- hutig- zur Arbcitstöchtigkeit. eine Hauptforderung an di». lurxkriK Schitle. (3^ S.> Znaiiu, i'ournicr u. llabcrki. 0.40 .M.

Just. Dr. Karl, Der ab.schlie- tsende Katechismus- Unterricht, i. Heft (6S S.) Altenburg. II. A. Pierer. 0,90 .M.

Langbein, O. Tk'trachtungen und Bemerkungen über den neuen preufsischen Lehrplan für höhere* Mädchenschulen in den Xatur- wis.senschaften. (26 S.) Neustrelitz, (t, llaiucwit/. 0.75 M.

Martin, P. u. O. Schmidt, Soll die Raumlehre im .\nschlufs an einheitliche Sachgebiete be- handelt werden? Hin Begleitwort zur Kaumlclire für Mittclsv.hiiKn etc., nach Fonncngcmciuschaft be- arbeitet. 115 S.) Dessau, R. Kahle. 0,25 M.

Pfeifer. W'.. Ori^anisation und J. ehrplan d. mchi klassigen \'olks- oder Bürgerschule nach den For- derungen der ftegenwart. 120 Ü.) (lotha. Ii. F. Thieneniann. 2 M.

Siegemund. srimMir., Dr. R.. Die individuelle und Hu^iiale Auf- grabe der Erziehnng- und die Päda- gogik der Sozialdemokratie. (298.) Netzschkau, .\. Stein. 0,50 M

Stendel. i'fr., F'rdr., Der reli- jariöse Jugendunterricht, lun Hilfs- mittel für die Hand der Lehrer, auf (irund der neuehten wiäsen- schaftl. Forschung, i. Haupttl. 2. Heft: Die christl. Wrkünuigung im N, T. (VHL 144 S.; Heibronn, Kielniann. M.

b) Aufsätze.

.Xndreä. Dr. Karl. I ber die Faulheit. Hin psvchologi.scher \'er- snch. ( Repertorium der Pädagogik - 61 Flui, ICbner.

Hruch. V., Individiialitäteu- Hsten oder nicht? (Bayr. Lehrer- Ztg. 1 1 r v ) Nürnberg, \V 'I'hünimcl.

Franke, Th.. Grundlinien zur Verwendung d. deutschen Redens- arli ii im Unterrichte (F'rankfurter Schulztg. 6). Frankfurt a/M., Alfr. Neumann.

Fritzsche. R.. Die (.estaltung der Sy.stemstufc im U.tschichtS- unterrichte. (l>euLsche Iii. f. erz. Unt 9- II). Langensalza, Beyer u. Söline.

(iermer, B., Die Umgestaltung der Bildungsziele der Volksschule nach den Forderungen derdegen- wart. (Leipziger I.ehrerztg. 19.20). Leipzig, < )tto Klennn.

( ) p 1 ) e r m a n n , F: ., ( ) e< >graphischc Namenkunde. (Neues Hr.innsch\v. Schulblatt 3. 4). Uraun schweig, Appelhans u. Co.

Picker. \., Die Lehre von den usychupathischen M inderwertig- keiten. (Rhein.-westf. Schulztg. 2.v 241. .Aachen, R. Barth.

Silcher, \-.\u l-^ortschrilt in der Methode des trigonometri.schcu Unterrichts. (Südd. Iii. für höh. Unterrichtsanst.31. Stuttgart« Paul Neff.

Wilke,15dwin. Cber Zweck, An-

Intrf und U.cbrauch von Sprach- heften in der Volksschule. (Prax. d. Volkssch. 2). Halle, Herm.Schrcklet.

N. N.. Die X erknüpfung u. Ver- webt! n 1! (] .V n terri chts.sof fe. ( Schul - blatl (kl rnniüz Sachsen 6 S». Quedlinburg. Huch.

N. N., Das Interesse, eine Trieb- feder des I nterrichtes. (AUg. U. Lehrerztg. 6). I^ipzig, Klinkhardt.

N. N.. Seminarbildiin- 11. Semi- narlehrer. (Leipz. Lehrerztg. 17. i8>. Lei])zig. Otto Klemm.

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Neue Bahnen. '^'"

PÄDAGOGIUM. für Haus-| Sehul- und Gesellachafte-Erziehung.

lieft 6. Jum 1896. Yll. Jahrg.

Uber die KrziehxLXiQ und Aus- bildung der Mäddien.

\\ i<lcr lias gkiclm.iunut- Hiu li <ks Dirt klors a. I). (locrtli in Instcrlnirg von Marie Loeper-Housselle in Ispnngen (Raden t.M

Eine sehr scll^uiu' Krsclu'ijinni;, der wir in den letzten Jalirzelnitci! nnf (Kiu (iebit-ie der Litteratur, die sic1i mit der liilduii.^ tlc> wcihliclieii ( leselileelites l)eseliäfti«jt, iuiiiier wieder von neneni begegnen, ist die, dals aus den Kreisen der Letter tind Lehrer höherer Mädchenschulen den Frauen Vorwurfe gemacht werden über die infolge einer oberfläch- lichen Rildung ihnen anhaftenden Män<^el.

So hat ncuerdini^s aneh der frühere i)irektor der hölieren und mittleren Mädi hcnsclnik' zw lustci biir^; in ( )stprenfsen, Herr (loerlli, die sehärfsLen X erurteihin^en über die I*raiien nnd die nianj^elhafte liildnnj^ des weibHclien (ieschk-clUes in einem umfai\<^reiehen Werke -) ausgesprochen. leli würde mich jeder öffentlichen Meiuungsäufserimg über dieses Buch enthalten, wenn ich nicht an dieser Stelle^ in der von mir hochj^^eschatzten Zeitschrift, eine Wiedergabe der Ansichten des Herrn Cioerth i^cfnndo:: hritte.') Wenn in einer so ernst y.u nelnncnden Zeitschrift (He Ansichten nnd \"erurleihm^^en des Herrn (roerth wiedcrj^ei^eljen werden, olme dafs man es für nötiijf l)efindet auf (trund luid l'r>.iehe der verurteilten Schäden liin/uweisen, also dals die Leser den liuidruck er- halten, Herr Goerth habe ein Recht, so »u urteilen, so wäre schweigen von selten der l'rauen Unrecht

Zunächst nu'ichte ich mir ^cf^^enüber den Verurteil nnj^eu die l'rage erlauben: Wer hat die liildun«» des weiblichen Geschlechtes bisher fast ausschlieishch in Händen gehabt?

') J.citcrin der Zeitschrift: Dif Lehrerin in Schuk- und Haus . Rcti. *) Krzichiing' nnd AusWldunj-v (k-r Mädchen. l\m \\ t;; weiser för gebikklf Jüici ii. fin kclircr vnul I{r/jeher. J,eipÄijr. Julius Klinkliardl. ^) fUft s, Jahrtr. \ l. S. ;(»;,.

Htu* llnbnrn (I'üila{;ociuia> VII. 6. 20

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Wer lial aussclilicfslich die für die Ittldun^^ des wt-ihliclieil (icsclileclUes <riiltin;cii licstiinniunj^eii };Llr(»lfcii ? Männer waren es. Wenn ein Kind nnartii^ ist, so niaelit jeder \ erstfiudi^e Mensch /.nnäcbst den lullern \'or\vnrfe darüber, erklärt den \'ater oder die Mntter oder ))eide als die Sclinl- digen, indem sie entweder ihre Pflicht versäumt oder nicht verstanden haben, ihr Kind zu erziehen.

Sollten die Männer an den von ihnen hekla((ten nnd \ernrteiltcn Manjjeln bei den Frauen keine Schuld tragen? Sollten sie sich keine X'ersänninis zn selndden halben koiinnen lassen'-' Sollten sie alles hessi r verstanden haben lutrcffs der lü/.iehnnj4 des weiblichen Cieselileehtes als die l'rancn? Mir seheint, die von ihnen den I'Vanen «ieniachteii Vor- würfe fallen znm weitaus j^rölsesten Teil auf sie selbst zurück, Versätimt haben sie einmal in erster Reihe, den Frauen den ihnen ^gebührenden, von der Xatur nnd den bedeutendsten Pädagojjen j^eforderten Anteil an der Bildung des weiblichen (Geschlechtes ein/.männien, xersännit hal)en sie. den Franen die für diese ihnen /.nkomniende Aufgabe die notij^'^e Ans- bildnni^ '/u geben. Die bisher gewährte Seininarbildnn^; reicht in keiner I'eziehnng hin, Lehrerinnen heranzubilden, die der Aufgabe gewachsen sind, Mädchen zn Ivanen zu er- ziehen, die den höchsten menschlichen Beruf zu erfüllen ver- nidgen.

Wir wollen in unseren Knaben Mämier für die Freiheit

im weitesten Sinne des W(»rtes erziehen; bilden wir dazu in Haus und Schule tlit- knnfti«^en Mütter nnserer Söhne \nr? W'\v Männer verlangen b'ranen, wilclie unsere

Zwecke nielit nur \erstehen, sondern sich zn fK.Ten Krreichnng mit uns verbinden; erziehen wir dazu in Hans und Schule die notigen Franen -- »Wir haben keine rechten Franen, weil wir keine rechten Manner haben, nnd wir haben keine rechten Manner, weil wir keine rechten Mütter haben .

So fragt und klagt Di es ter w e i,»^ in dem Vorwort, das er zu dem Werk einer I'ran geschrieben liat.

Herr Nehry meint mit Herrn (loertb, die Mängel, die man beiden höheren Töchtern tadelt, hat nie die Schule verschuldet, die fallen stets den Eltern zur Last'. - Wer hat denn die Eltern erzogen und gebildet? Waren es nicht Männer?! I ihI ferner behauptet Herr Nelm* mit Herrn (ioerth an derselben Stelle: Wenn einzelne von Lehrerinnen geleitete Si lnilen nnrli der I^itelkeit nnd dem lugensinn der verwöhnten Zierpnppchen aus den reicheren Familien \\>r- schnb leisten mögen, so hat jedenfalls niemand ( irnnd, einen Mangel an fester Schnlzncht den von Männern üelciletcn

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C'ltpr <Im' Kiv.irliuui; uini Au-^UiMuii^ «Icr ,M«<lt lu-ii. ^\f^J

öfk'iitlichcil Sciulleii aiiiV.ubiirtlfii . W'aiiini deuu luiu gleich wieder verangemeiiierii^ was einzelne verschuldet, und warum denn nur wieder allein den Frauen als solchen eine

Schuld aufbürden, die gewifs eben so viele Männer auf sich geladen haben? Ist die leitende Person einer Schule j^e- wissciiliafl. charakterfest und für ihre Stelhin<^ nach allen RichtuiiucM liin befähio^t, dann wird sie, snviel es in der Schule iiTM^Hch, den beklao^ten Män<^eln vor/iibeuj^en suchen, ganz gleich, ob sie Manu «nlcr Frau ist; die Frau aoer svird bei den Mädchen sicherer vorbeugen können als der Mann, da sie mit den Eigentümlichkeiten ihres Geschlechtes ver- trauter ist als der Mann.

Ich kenne Frauen, die im Hause so gut wie gar keine lu/.ichnu«» erhielten, s(»ndern die ihre i^an/e Krziehun^ und Ausbildung' einer vSchulleiterin und f.ehrerinuen verdanken und die \ uiireillicii ihren I'»ernf als Hausfrau und Mutter ausfüllen, l'nd anderseits kenne ich recht viele Frauen, die aus Schulen, von thatkräftigen Männern geleitet, hervor- gegangen sind, und die mit all den Mangeln behaftet sind, die Herr lioerth dem weiblichen Geschlecht zum V^orwurf macht So bin ich auch genötigt zu glauben, dafs die aus Herrn (»oerths vSchule hervor<je^an,oenen Frauen nicht ledig der Mängel sind, die er und mit Recht so scharf tadelt, <lenn seine Iieisj)iele hat er doch sicher seiner iiächsten und näheren Umgebung entnommen, und in derselben leben doch viel Frauen, die er unter seiner Schulzucht gehabt hat.

«Es fehlt dem Schulunterricht der Mädchenschullehrer häufig an der rechten KLraft, und darum den Mädchen an Intelligenz und Verstandesreife. Eine .spielerische Auffassung der Mädchen- imd Frauen-Xatin- findet man auch bei vielen Lehrern. I>ie \'erstandesent\vickelnng, meinen sie, entferne das (lemiuliche, Zarte, Weibliche, Liebenswnrdii^e. Selbst vor klaren, bestimmten Hej;riflen und präciser mündlicher Darstellung haben sie eine .\rt Scheu. Sie machen sich breit mit den Unterschieden, die angeblich zwischen dem Unter- richt der Knaben und der Mädchen mafsgebend sein .sollen. Sie sagen, dafs, w.'iln end hei jenen der Verstand vorherrschen, bei diesen das Ciemüt re<.;;ieren müsse us\v.<- So urteilt I > i e s t e r \v e an rU rselben vorhin genannten Stelle über die Mädchenschullclii \ 1 . und füi^t hinzu: Ist es auch wahr? Pestalozzi w niste davon niclu.s, uiul eine Frau Niederer wird auch nicht viel davon wissen .

Das Buch des Herrn Goerth ist von den verschiedensten Seiten den »Führerinnen* der der weiblichen Bildung gelten- den Kefornibestrcbun<jen aufs dringlichste empfohlen worden, damit sie doch cndlicli einnial erfahren, was sie zu llnin

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Mnrir l>)H'iN>r-ll«ii«iiello.

habe», \\m unsere Töchter zu <;iiteii Müttern, tüchtigen Hausfrauen, bratichbaren Menschen zu erziehen. Als ob

vor Herrn (locrth nie jemand über die Rrziehun«^ des weiblichen Geschlechtes nachgfedacht und geschrieben hätte!!

Obgleich ich unsere Lebnuei^tcT Comcuins. Pesta- lozzi, lM<"')hel. Di est er weg <;ründlicli studiert hal>e und nicht nur die einschlägige T^itteratur nacli 1872 (das Jahr da man in Deutschland sich wieder erinnerte, dafs die Mäd- chen doch auch eine gewisse Bildung erhalten müfsten), sondern auch die seit Anfang dieses Jahrhunderts erschienenen Schriften über \vei])liche Erziehung kenne, mid endlich, ob- gleich ich durch ei^^cne Erfahrung, und zwar auch eine fast vierzi orjährio^e Thäti.L;kcit mir Kenntnis erworben von alle dem, was die Mädeliener/iehuuL; an dem weil)liehen (rc- schlecht \ eiscliuldet hnt so bnt \v\\ (K iinnch eine Kollegin, die sich das -klassisclie lJueli , wie IIcii Xeliry es neiiui, angeschafft hat, es mir ztt leihen; denn ich meine, wir können aus allem etwas lernen tmd sollen bis an unseres Lebens Ende lernen.

Halten die verschiedenen h<>ch]ireisenden Besprechungen, die Dringlichkeit, mit der das liuch uns Frauen ganz be- son<1ers empfohlen wirrl, meine ICrwartungen schon hoch gespannt, so w in <K n dieselben um ein erhebliches gesLeij^ert durch das Vorwort, das Herr (roerth seinem iUieh vorange- stellt hat, also dafs ich mit der Voraussetzung an das Buch heranging, etwas noch nie Dargebotenes, noch nie (»edachtes zu finden, etwas ganz Unbekanntes kennen zu lernen, kurz sozusagen ( )lfenbarungen zu erfahren; ist der \'erfasser selber doch der Uberxengung, dafs der erste 'iV-il des Huches Das Studium der l'rauenseele , trotz der Mängel, die ihm an- haften, in der Zukunft von der (U->chiehte der Pädagogik als ein bahnbrechendes Werk bezeiehnet werden wird .

Wir glauben dem Herrn Verfasser gern, dafs es ilnu Emst ist um seine Bemühungen, und das ist ja schon sehr anerkennenswert, denn es giebt eben nicht gar zu viele Männer, denen es wahrhaft Ernst ist um die bessere Er- ziehung des weiblichen Geschlechts.

Ich bin auch überzeugt, dafs er ;c:rnndhc1iL v"^tiuHen zu der Alifassun^ des ersten Teiles seines Werkes gemacht hat; davon zeugen ja die zahlreichen Hinwei.se auf unsere be- deutendsten Physiologen, Psychologen, Pädagogen, w ie Kant, Wnndt, Beneke, Ranke usw., wie auf unsere Philosophen, Aesthetiker, Dichter und Frauenärzte; aber ich meine ich bin zu der Frage vollauf berechtigt ; Was ist in dem ersten Teil an dem, was Herr Goerth gesagt hat, das vor ihm noch nicht gesagt worden wäre? Alles das ist auch

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Übvr die KnichaofC und KuMMung d«r Hld6b«n.

dctijeiiij.'^en iKkaiiiit, denen es, wie dem Herrn Wrfasser, Krnst ist mit der I'*.rzic!inni;: des weihlichen ( reschlechts, denn auch sie hahen bei dem I>e^trel)en, ilire Anf^^abe zu erfüllen, diese Männer zu Rat ^ezoj^en. auch sie sind bemüht ^4;eweseii ihre Erfahrungen zu messen an dem, was an Theorien von der Wissenschaft anfgfestellt worden ist

Dafs der Herr Verfasser während einer vierzigjährigen Thätii,^keit auf dem Gebiete de .Mädchenscliulwesens wie im alltäi^dichen LelxMi und in der (resellschaft viele und mannij;faltij^e Krfahrunj^en g^esammclt liat. will ich iiim auch j^ern «j^lauben, wie ich aucli i^lauhv, daLs er im alli^enieinen seine Iu'fal)run»^en verlieht, u. h. dals sie wirklich entscheidende und beweisende sind, da sie aus einem theoretisch gebildeten Gedankenkreise hervorgegangen sind. Aber ich nnde auch hierbei nichts Neues, es sei denn vielleicht, dafs einzelne seiner Illustrationen als noch nicht dagewesene bezeichnet werden können, wie u. a. die zu dem G ehr auch des T a s c h e lU II c h e s. Ivs ist übrigens nicht recht zu verstehen, dnfs in ei!iem( )rt, in dem <kr Mcrr \'erfnsser eine so lange Reihe \ uu Jahren die holicic Mäilcheiischule geleitet hat, es so viele Damen giebt, die in der von Herrn Goerih ge- schilderten Weise das Taschentuch benutzen. Herrn Goerths Schilderungen der Sitten von Damen seiner Bekanntschaft werfen ein seltsames Licht auf die Civilisati» >n in Ostpreufsen oder sollten sich nur die Damen aus dem Bekannteukreise des Herrn Verfasser«^ durch solche präaclamitischen Sitten ans/eichuen ?! Sollten in (^stpreulsen die Mütter wirklich keine Taschen in den Kki*.iern der Mädchen machen lassen, dafs Herr Cioerth es für nötig befindet, sie daran zu mahnen?!

Vieles, das meiste, was Herr Goerth tadelt in der bis- herigen Erziehung des weiblichen Geschlechts, ist auch von anderen einsichtsvollen Männern und ebenso von einsichts- vollen Frauen getadelt wi)rden und diese für die Gesell- ^ciiaft iirJu!]\ ollen Mängel sind eiti'^iclnsvolleii Frauen Ver- anlassung ge\M-v(!en, eine völlige rmgeslailuuL; lU r Hildimg des weiblichen lir-^rhlrrhts zu erstreben, zu fuiiUin.

Herrn G.'s I ricileu über die J ugendsehiifistellerinnen können wir im allgemeinen auch zustinnnen - - seine Aus- fälle gegen die Persönlichkeit einiger Frauen sind in (K ; I,. hrerin genügend iiriu k>;cwiesen worden und haben ihre Verurteilung,^ von seiteu des Crerichts erfahren, so dafs wir uns hier ilamil nicht beschäftigen wollen.

Auch in \ielem. was Herr G. über die Ausl)iidnng von F'.'hrerinnen und deren Leistnnj^en im allgemeinen sagt, li.a er Recht ist er doch auch so gerecht zuzugeben, dafs es auch unter den Lehrern eine nur zu grofse Anzahl von

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l'al)nkai !)(. itt rii iil)ci se in Kiki t'ülirt ihn, w ie hv\

der Hcuiitilimg «kr Ju^tiulschiiltsuUd innen auch hier zu weit und verleitet ihn zu Ausfällen, die einem gebildeten Manne, vor allem seinen eifrenen Aiiforderunjren an die jfute Sitte und den Anstand nicht entsprochen. Kr stellt aufser> dem Hehauptungen auf, deren Alljfemeinji;ülti}4^k(.n /,u er- weist-n ihm schwer werden dürfte, denn diese IUhan]Hun«^en {^rihukii sich doch nur auf I'i scheinun<[en, die sein Ivr- fahrnn>4skitis ihm liefert. I i ^-chtint nicht /u wissen, dals gottlub neben den von ihm <.ic/.eichiu u u Fabrikmäilehen anf dem Schulgehiet die Zahl der tüchtigen Kranen und der begeisterten Lehrerinnen und Krzieherinnen eine genügend grolse ist, so dafs der Fortschritt in der Krziehunj^.swissen- schaft, speziell der füs das weibliche Geschlecht, für die Zu kunft <»;esicherl sein mufs. Herr (i. hält diesen I'i>i l>chnit allerdings nur gesicherl durch begeisterte Lehrer und /ieher.

Wir können betreffs <Ur mangelhaften I.eisttnigen der Lelirerinnen wiedeium nicht die Lelirerinncu \ cr.intwortlich macheu, sondern die Männer, die bisher für die Ausbildung der Lehrerinnen die Bestimmungen getroffen haben. Sie sind Schuld daran. (laf> vin 1a In erinnen-rroletarial grofs gezogen ist; sie .siud Schuld, dafs die Lehrerinnen ihre Auf- gabe in der vSchnle wie L'abrik ir!)eit behandeln; sie sind Schuld daran, dafs sit nur (laianf .insgehen, greifbare Re- sultate 7M erzielen , dcini abvoclien davon, dals die .\us- bildung in den von Männern organisierten Lehrerinnen- Seminaren eine so mangelhafte ist, eigentlich auch nichts* anderes als eine Teilarbeit, die wiederum zu einer so kläg- lichen Arbeit befähigt so fordern die Herren Rektoren, Schulin^pektoren oder Räte ja nichts anderes als eine sok'he Arbeit I Haben mir doch oft genug Lehrerinnen geklagt, dafs ^ie nichts anderes erreichen ktninten als ^k'ch^nisieren , denn sie niüssten bis zu dem und <leni Termin (k-n vnrge- schriebenen Wissensstoff eingeprägt, zu der vorgeschriebenen Fertigkeit die Kinder dressiert ha eu.

Keine von ihnen {den Lehrerinnen) kann sich zu rechter Begeisterung aufschwingen und in unserem Berufe ihre rechte Lebensaufgabe erblicken schreibt Herr Ooerth (S. 446), und Herr Nehr\ und andere, so u. a. auch ein Korrespondent der Preuf.s. lAdirerztg. (\-. t ^ Sept. 1S9S) schreiben es ilnn nach, letzterer fügt noch die I^nierkung hinzu: Wie scliwer es nicht selten hält, dafs Lehrerinnen den einmal betretenen Weg verlassen und sich neuen Anschauungen zuwenden, das werden diejenigen erfahren haben, die durch die Ver- hältnisse daxu bestimmt sind (!), mit Lehrerinnen zu- sammen zu arbeiten. Ks wird letzteren unendlich schwer,

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Cbvr «Ii« EritiokuiHr sad A«>Mldatiy 4wt Midcbsii.

die I >r>lM !)nn*>cn der Kchrcr zu vc-rstelieii, die darauf riclutl sind, I*'a<!jaiif.siclit zu erlanj^fen. Wie lau^c hat es j^cdaucrt, t-ht- sie >ich da/u t. iilscliliesseu kouutcu, sicli /u \'ereinij;iuij»;eu /usauiuieu /u lliun, sich fest zu orj^anisieren .

Die Herren scheinen g«iu/. zu vergessen, dafs es noch nicht gar so lange her ist, dafs sie sich zu Verein i«>:uu);en ;(nsaninien geschlossen« dafs es aufser den allerlei äufseren, recht kräftigen Anstnfseu des sehr mächtigen Antriebes eines Diester wej^ bedurft hatte zum Zusaniuienschlufs der Lelirer. Sie scheinen uiclit zu w issen, dafs Diesterwe«^ oft recht l)itter t(^ekh\,tit Ival, wie das Wreinsleben ein {rdY so hnies, wie keine Soliihirität, kein Sueben nach i''onl)ilduii}4 unter den Lehrern vorhanden sei; dafs im Jahre 1850 Wand er ihm berichtet, drei Viertel aller Lehrer Schlesiens läsen gar nichts Pädagogisch-Periodisches , und dafs Diesterweg, indem er fesstellt, in Berlin stände das Verhältnis nicht besser, diese Ivrfahrun«i eine tief betrül)ende nennt.*!

Die Herren Lehrer scheinen nicht zu wissen oder nicht /.u erwäj^en, (hifs die Lei^UniL^cn fler Lihnr, ltt\<>r sie in Wold «i»r<i^anisierten, von Die.sUiwej; beeinllulsun Seminaren ihre Ausbilduuji erhielten, als die Kurse in den Seminaren noch zweijährig waren, wie sie bis vor kurzer Zeit allge- mein in den Lehrerinnen-Seminaren waren, zum Teil heute noch sind, ihre Ausbildung ebenfalls eine recht mangelhafte war sein mufste, wofür sie sell)er nicht verantwortlicli tjeniaclit werden knniiUn, t bt n^owenij^ wie man die Lclire- rinnen für ihre man<»elhaile Ansbiidunj^ und die derselben entsprechenden unzureichenden Leistungen wird verantwort- lich macheu koiuicii.

Die tüchtigen, gewissenhaften Lehrerinnen wissen am klarsten, was ihnen mangelt, und sind redlich bemüht, so weit sie es bei der bestehenden äufseren Heschränkunj^ ver- mögen, den Mäuj^eln abzuhelfen, wofür die mit jedem Jahre sich mehrenden b\)rtbilduu}»;skurse allerlei Art /cni^en. Zu einem end.i;üllij;eu l'rteil über die ( lesamllc i>lun*;en der Lehrerinnt-n wiideu wir erst berechtii^t sein, U(.nu ein solches l ruil iii<«j4lieh sein wird, d. h. wenn die J^ehierinnen die Ausbildnn;^ erhalten haben werden, die wir für sie fordern. Alles, was bis jetzt als -l'rteil ausgegeben worden ist ist tloch weiter nichts als individuelle Meiuuuii, die für uns je nach der Person, die sie äufsert, je nach der Art, wie sie <4;eäufsert w ird, mehr oder w eui<ier \ on I'»edeutun^ ist, uns mehr oder minder /.u ernstHcher Iüwäi;ung uuffurdert, die

'i Siehe A. Diislervvcjis ausj»cwälillc Schriften, heiau.sj^e;^. von I.an;4iiil)cr>(. 3. Haiul. Frankfurt. >fontK Diesterweg.

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^t>.| Märte I.o»p<'r»lli>n»'»t*ll«'.

aber (Itiidians iiiclu l)cs t i iii iiu- lul -'iif n n sere Ilestrtbunjjeii hiii.siclitlich (k'rRcloini der wcihlicluii lÜldmii^r einwirken kann.

Herr (iocrtli hat diese innnj^, ein anderer liat eine andere Meinnn«;, nnd alle lkweise, die sie vorbringen, sind doch nur Variationen ihrer Mcinnnj^en; oft >leiien sich die itcliroffsteti (iegensStze «;;e<;eii«ber> nnd dennoch beansprucht jeder für seine Meintin}^ die Anerkcnnunj;»: ihrer rnnnistöLs- lichkeit Also über Meinunj^an will ich nicht mit Herrn Cioerth streiten, nnd icli würde mit meinen Anslassnn<»en über Herrn Cioerths Hncli fertii^ sein, wenn dasselbe nicht einen Satz enthielte, };ef>en den ni i t n >' c r Iv n t s c h i e d e n - heit z n j) r o t e s t i e r o n jeder Mensch, ob Mann ob I'ran, sich \- e rp fl i ch tc l lülik-n soll, denn um mit (iocthe /.n sprechen »der eigentliche Obscurantismns ist nicht, dafs man die Ausbreitung des Wahren, Klaren, Nützlichen hindert, sondern dals man das F'a Ische in Kurs biin;^t .

Dieser Satz heilst: Jedes Mädchen soll bei ihrer b V V u f s m ä fs i o c n Arbeit stet s a n d e r T }> e r z e n n n <j festhalten, d a fs e s i h r e Pflicht ist. n m einer n t e n K h e will e n i h r e »Selbst ä n d i ^ k e i t a n f z n e b e n . Nnn ich diese I''<»rderun^ gelesen, liabe ich die Krklärung für Herrn Goerths Bemerkung in .seiner Kritik des vom > Verein zur Reform der Litteratnr für die weibliche Jngend '. herausgegebenen Ihiches \'or Tagesanbruch-, Dort sagt Herr (loerth: HedenkHch ist auch der Grundsatz, den die Heldin l^lisabt t1i nnsspricht, al- ein von ihr hochj^eachteter wackerer jini<|er .Arzt sich nm liire Hand bewirbt. »Sie will sich nur mit einem Manne verheiraten, den sie liebt, sonst nie usw. (Jtigendschrilten-W'arte Xo 12. 3. Jahr*^.)

Ich will nicht etwa den X ersnch machen, mich mit Herrn Cioerth über diese Frage zu verständigen das wäre vergebliches I^emühen. Bei Meinungsverschiedenheiten und vor allem bei solchen über Kragen von so hochsittlicher liedt utnn<);^ wie die vorliej^ende, ist nnr mit wahrhaft (1 U i c n 1^' e s i n n t ( v. eine \'erstän<li<^nnj( möolich. Anf.ser- deni niiiiste ich mich mit ihm /n\()r nber den Hegritf ver- schiedener \-on iinn j^ebrancliten .Ansdrüeke, wie n. a. gnle Ehe , Liebe anseinandersetzen imd das würde zn weit führen. Aber es sei mir gestattet zu dieser PVage einen Maim sprechen - zu lassen, der Herrn Goerth auch bekannt sein dürfte, da er ja das (iebiet der Psychologie und der Ethik dnrchforsclit hat.

Carneri sagt in seinem huch der moderne Mensch

't C am tri: tinxUiiu- Mcnsc!? Wfsiiche über Lehens-

fülnunj;. 4. Aufl. lioun jNy5. Ivnnl Slraui>.

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TImt ditf Enlchmi« und AutbildunK der Ni4rlN>n. ^ut^

Wie (Ur Mann ist auch das Weib ein fjaiizcr Mensch, und wenngleich es in «^ar nianclRin vom Mann ühcrraj^^l wird, so nherr;ii;t doch auch das Weih den Mann in ^ar iiiaiicheni. Sie ei j^an/en sich /.n einem liölieren He^^riff nnd sulu n sich daher ebenhürtii; j^n-^^ennber. In der Anerkenn uu); die>er ICbenbnrligkeit Hej;t die richti^^e Wertschätzung beider und mit ihr die CJruiidbedingung der wahren (ilückseli^^keit, zu welcher die Liebe, als individuelle Ergänzung führen kann. Diese individuelle Er,i»än:/.nng findet ihren vollen Ausdruck in den drei Worten: diese ist es, dieser ist es. Dafs man dabei irre flehen kann, dafs a u l"s e r dieser einen I'.ri^^riTr'itn;.^ n')cli vieles erforderlich ist, damit mau mit einer bestimmten Person fürs j^an/e Leben «^^Wirklicb werde, j^elinrt auf ein amltres Hlatl luid würde uns iiier zu weit führen. Tns ist unr um die Feststellung dessen zu thun, was wir unter echter Liehe verstehen . In der Natur dieser Liebe ist es i^elegen, dafs wir sie nur fassen können als beruhend auf xoliendeter wechselseitiger Freiheit. Den Iksitz kann man erflehen, erkaufen, er/win<jen (?), die Liebe, <lie wir meinen, läfsl sich nicht »^»^ebieten : sie «;iebl sich selbst. <»«ier sie j^iiebt .sich nicht. Lnsere ,Seli«;keit lici^^t in ^U-r b'ixiheit, mit der wir uns hingeben, und diese .Seligkeit ist unr halb, wenn die (ieliebte nicht mit derselben Freiheit, einzi g ans Liebe, sich uns hingiebt. Der Besitz im engeren Sinne ist aller- diii-^'s \i>i\ unsagbarem Wert, aber nnerlaf.slich i^t ir nicht; unerläislicli ist nur das Ik wufstsein der Ausschlielslichkeit: dafs es nämli( Ii für uiT^er !!( rz nur das eine Wesen giebt auf Ivrdeii. Sind Mann und Weil) \-ou dieser IJebe erfüllt, dann giebt rs für sie nur einen liuiul fürs Leben. T'iul diesen Hund können sie nicht so \eiblehen, als würde daihuch das eine in die Gewalt des anderen kommen. Bei der Freiheit hleibt*s, weil sie das Wesentliche ist an diesem Bunde «.

Ich lasse es genug sein, denn ich meine, das .Vngeluhrte reicht hin, um dem Leser zu l>eweisen, dafs Carneri und mit ihm jeder wahrhaft ^^ebildete Mensch die von ihm gekennzeichnete Liebe als u n er 1 ä fs 1 i c h e Hediugung für die lUie hält. Dafs diese Liebe eine seltene, Uni^net er so wenig wie jeder andere lebenskundige Mensch, ,iber die Seltenheit einer Enscheinung hebt doch nicht die Notwendig- keit auf, sie zu fordern und als recht anzuerkennen.

Herr (loerth zieht atis den Enttäuschungen, die eine nach seinem Begriff von Liebe geschl ^ ne Ehe mit sich fidirt, und die eine Trennung selbst edier, sittlich reiner und tüchtiger (ratten wünschenswert machen, dcnSchhifs: Wer möchte unter solchen Umständen noch an der thöri( litc n lichauptung festlialtcn, dafs eine Ehe durchau.s in Liebe ge-

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. .

sclilossoii wcrdfu soll, dals das Mädelun sich \crkaufl . wt-nit sie (»Ihr* hcsoudc-rc Liehe die Wahl in ricluijj;er sni«r. saiiiei rherlej^iinj; trifft? Zum Tcufd mit solcli unsiiuu^cni

(iCSchw.ätZ, Ii t'HfS fr.< f/lilh'rs .

Kl meint, wenn Jüiiglin};c und Jungfrauen nur «zu Selbsterkenntnis, zu Selhstbeherrsdinn^ und Pflichttreue er- zujfeu worden sind: so niöifen sie ohne viel Überlegung und Prüfung fast blind /.ngi\ i!\ n. mögen sich in Seeleuruhe verheiraten, ohne vorher I^ie1)e oder eine besondere Zuneigung /M einander ein|)!nn<Uii /n halun . Die rechte Ijebe

w ird sich sehr schnei' nach <.ler \ erheiratung einlinden. Da- für sorgt die gegenseitige Achtung und das geschlecluiieiie Zusauinieiileben .

Doch genug. Sollte das Angeführte nicht hinreichen bei den gebildeten Lesern Anerkennung der Berechtigung meines Protestes gegen Herrn Ooerths obige Forderung zu finden ?

Die leichtfertige, kleinsinnige Auffassung von der wich- tigsten luitschliefsung im Lel)en der Frau, na<Mi nn-^erer Meinung auch in dem des Mannes, hat /.um grolsen, wenn nicht weitaus gröfsten Teil die Schäden verschuldet, die den Bestand unserer Gesellschaft bedrohen. Die aus allerlei anfseren Gründen, nur nicht aus dem allein zureichenden (f runde jener \ on Carneri gekennzeichneten Liebe hat dem sittlichen Leben sozusagen den Hoden unter den Füfsen fortge/ogen. Pane P*he, die nicht geheiligt !<t durch jene echte Liebe, wird nicht die (irundlage bilden, aut der das l'ainilienleben -^eir.i liüehste Form erreichen kann. D.i.s Reicli der Humanität, das höchste ideal der Ethik hat nicht nur seinen ersten Keim und seine stete Quelle in dem Fa- milienverhältnis, sondern ist, wenn das Familienleben seine höchste Form erreicht hat, auf eine solche Weise in diesem verwirklicht, wie dies von keiner anderen Form der Gesell- schaft nachgewiesen werden kann

Wie weit wir von der X'erwirklichung des höchsten Ideals der Kthik entfernt sind darüber belehrt uns ein Ulick, und /war schon ein ganz, uberfläehliclier, aul das \'er- halten unserer Gesellschaft gegenüber den höchsten sittlichen Fragen, Ks gähnt eine Kluft zwischen diesem Ideal und der Wirklichkeit, wie sie weiter und tiefer garnicht zu denken ist.

Lud w:^ isi's, das diese Kluft in so er>c]neckentlem Malse erweitert hat? Ks ist die Leichtfertigkeit, mit der bei den höchsten und heiligbten Akten im iNienschenleben

•j Ii»»tfdni>;, l'.Üuk XI \ . DiL Llhischc Jtcdfiitunjf der l-amihe.

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Vl>i-r (tit< Kr<i«huiiic luiil Au»biJtluui; <lvr Mädcbeii.

vcrhilirtn winl. riul worin anders hat diese unheilvolle Leichtferti«;keit ihren Cifund als in der man j^al haften Bildunj; des weibliehen l '.e^ehlechls nieht nur, sondern auch des iiiäiinlicheu. Wir haben keine rechten Frauen, weil wir keine rechten Männer haben, nnd haben keine rechten Männer, da wir keine rechten Mütter haben wiederhole ich mit Diesterwej;. Die Bi)dun}>: des einen (»eschleclits ist bedingt dureli die des anderen.

Wir sind durchaus im Klaren über die Ursachen der von uns sicher nicht minder als von einsichtsvollen Männern bekla<j[ten Schäden in dem I'*amilien-, ( »esellschatls- untl (iftent- lichen lieben. Kine der tiefst nnd weitest wirkenden ist eben die für die Anfgabe und Bedeutung der Frau durchaus unssurcichende Bildung des weiblichen (tC. schlechte. Wir sind aber auch ebenso darüber im Klaren, worin diese l'nzulänjjlichkeit in der Hildnn»; der b'ran ihren Ctrund hat. Zimächst in der niedriLren Wertnnj^ tler l'ran \on selten des Mannes, die erstens /.ui l ol^e hatte, dafs ihr die hähi^^kc il. also auch das Recht abj^esprochen wurde bei der Bestimm unj^ über Wesen und Ziel der weib- lichen Bildung mit /ax raten, und die zweitens das Ziel der weib- lichen Bitdung der Wertung entsprechend niedrig steckte.

t'nd endlich sind wir auch j^an/. im Klaren über das Ziel, das der Bildung des i ibliclien (icsclil ' ^esteckt werden soll, wie wir auch die Wege kennen, die /ax diesem Ziele führen.

Das Ziel ist alh rdinos i in minderes als das bisher \«m den T(»elitei seliullehicvn ii» Weimar u^^i) gesteckte, und selbstverständlich sind auch die \\'ege andere, die wir ei)i- schlagen wollen. Die Herren Töchterschullehrer bezeichnen als Zweck der Bildun«i des weiblichen (icschlechts : Der deutsche Mann soll nicht durch die geistige Kurzsichtigkeit nnd Kngherzigkeit seiner Frau an dem häuslichen Herd gelangweilt und in seiner Hingabe an liöliere Interessen gelähmt werden . So zu lesen in der Weimarer Denkschrift.

Was heifst das anders als die brau zur Sache herab- würdigen, sie als ^ Mittel zu einem Zweck werten. Gegen diese Bestimmung des weiblichen Geschlechts wenden wir uns mit ,L;;tnzer Entschiedenheit Die Frau ist ebenso wie der Mann in erster Reihe Mensch nnd als m »Icher Sei b s t - zweck; die l'rau ist ebenso wie der Mann I\ rson und hat als solche ein in sich selbst gegründetes Wesen, des.sen Natur \ i )llk< -nimenc i'Veiheit bedingt, die I'reiheit: alle diesem Sein eingeborene Anlagen und Fälligkeiten zur höchst mög- lichen Entwtckelung zu bringen, und zwar jedes Individutnn in der ihm eigenen Art, nach dem ihm und nur ihm ein-

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Muri*' i.iK'iii r-noilo»^llr«

geborenen tie.selz, denn jL^in ifott hat jedem .seine liahn vor- gezcichtiet' und da ist so mancher Fran nicht die l^hn als Gattin vorgezeichnet Dafs sie aber, wenn sie nicht

Gattin wird, ihre niensddiclie und weibliche Bestininmng verfehlt haben sollte, wird doch niemand ^eg^euül)er den Tansenden nnd Abertansenden von Ivanen, deren Wirksam- keit anfserhalb der h'.lie dem Menschen.i;eschlechl die sc^en.s- reichslen Dienste leistet, /n iK-hanpten wa^^en?!

ICher könnten wir ^,;c^eniiber dem weitaus gröisten Teil der Khen behaupten, dafs die Frauen, die in der Khe leben ihre weibliche wie menschliche Bestimmung verfehlt haben, denn die wenigsten Khen sin l d is, was sie sein sollen: die Wreinigiuig von Mann nnd Weib zn einer Wcscnsein- li e i t , d. i. einer lunheit, welche die vollkommenste (fleichheit ist. Wo aber d i e s e t "ileichheit fehlt, <la hat die iMan ihre HestimmmiL! nls Mensch wie al> \- er-

leb It, indem sie (Uueh .\ iehlanerKennung ihrer (»leiclibe- rechlij^nui*; von selten des Mannes an ihren menschlichen Rechten geschädigt wird, nnd ihre anf<jrund ihrer mangel- haften Bildung gänzliche rnfähii^keil, die Krziehmij^sknnst XU üben, e^ ihr unmöglich macht, die w e i b 1 i c h e Kestininiung /n criiilUii. Dafs diese Wesenseinheil in der Khe s.» <;eUcn hd, daran ist nicht etwa der Man<;el an <(iislij;e; l.bcn- biirfi</keil der l'ran schnld, sondern in erster Rtihe die niangtlhalLe iiildnnj^ des Mannes, die ihn unJähij; macht, durch Anerkennung der (»leich Wertigkeit und Gleichberech- tigung der Frau, der Khe diese hohe sittliche Bedeutung zu geben, welche die Bedin<:^nn<; dieser Wesenseinheit ist.

Es ist eine unwiderle*iliche Erfahrnn.i^: Je höher die Bikhmo; eines Menschen, desto unbeschränkter die Auer- kenunn^i^ der Menschenrechte in jedem .Menschen; je höher die Hildun«»^ des Krxiehers, desto <;röfser die Achtunj; vor dem Menschen im Kinde; je höher die Hildiuig des Mannes, desto höher auch seine Wertschätzung seiner (icnossin als Mensch und Weib, An keinem Umstände, glaube ich, läfst sich der eigentliche Charakter eines Mannes oder einer Xalion so unterscheidend er- kc n n e n a 1 s a n d e r H e h a u d 1 u n d e s W e i b e s (Herder).

( )b die I'ran (rattin wird, liän^t nicht nur von ihrer lndi\idu.diläl, sondern von tausenderlei Znfällii;keiten ab. Sollte es Anlgalie der hr)heren Mädchenschule sein, die Mäd- chen aiis.sclilicfslich für wünschenswerte oder zufällig ein- tretende I„ebensverhrdtnisse vorzubilden ? Hat denn die Volks- schule als Bildtnigsziel für ihre Schülerinnen die K h e festge- stelli ^ Tnd sinddcnudie Mädclun in der Volksschule u^eschlecht- licii andersgeartet als die der anderen Gesellschal tsklassen?!

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f'lwr dir Krxirbwn;; nnti AiihUiMiinff «Irr MRilclii'ti. ytij

Plasliar^ der in der Enzyklopädie des gesamten Kr-

/.iehnui^^s- und I'iiterriclii^w t seiiS' (herausgegeben von K. A, Schinid) das Kapitel des Mädchensclinhvcsciis bcliandelt liat, lu-init die I'onk'iuii.ij:, dafs man die Mädchen für dir ]\hv er/.ielien soll unhalthar nnd nnklar , Wo V)lcil)cii denn alle die Mfidrlien, die nielit lieiralen? vSollteji >\v w irklicli angesehen werden als \\\\sen, die ihre Uestinnnuni; \tiiehU haben? Die PMahnui}^^ lehrt es, die ei <; entliehen V/esens- bestimmungfcn der Weiblichkeit, die Hänslichkeit und die Mütterliehkeit sind keinem Weibe fremd nnd können aneh ohne die Kiniiehung der Ehe von jedem Weihe iJ^eoifenhart nnd ^^eiiht werden so es sclhstversländlich daz\i oebildet worden ist. l'her der Xatnr nnd ihren Anlagen steht eben die ethische Ik\stinnnnni4 des Wei!>os, we lcher die Xatnr nnr dienen will, nnd die (iesehiehte neunl neben den natür- lichen Müttern, welche in den Herzen ihrer Sohne die Keime künftiger Heldciigrofse, (Glaubensstärke und sittlicher Hoheit geweckt haben, auch geistige Mütter, welche dasselbe gethan haben-.

Dr. Wiese, der ])ekannt ist als ein her\ orraj^ender Pädajji^oge, nennt in seinetn X'oitrnqc: Die Stellnnj; der I*'ran im Altertum nnd in der chri.-.Llii lien Zeit M die I{he eine XatmbeslimnuiniJ;; aber diese ist liii den Mensehen niemals die höchste. Die Zugehörigkeit zum Manne, dafs sie seine (»ehilfin sei, bleibt jedoch für die Frau, auch M'cnn sie nicht verheiratet, unter allen Umstanden be- stehen nnd kann sich in de niannij^faltiicsten Können in nnd anfser der Familie verwirklichen . In seinem \'()rtraoc über weibliche I\r/.iehnni>^ mid Hildnnir. drr manchem der Madchenschnlvuisteher \'eranlassunj^^ »^ab, sich über diesen Gej»enstand öffentlich zu änfsern, behanplet er dasselbe mit anderen Worten: Die der menschlichen (Gemeinschaft von Gott angewiesene Aufgabe ist eine gemeinsame für beide Geschlechter, und es findet zu dem Knde eine gegenseitige Ergänzung beider statt, nicht blufs in der I'he, sondern in dem «rrofsen Znsammenlianj^e des Lebens, der Weltökonomie ülHfhanpt. l'nd i^t dem Manne darin die mehr nach anfsen i^eiichtete schaiicUiie nnd bauende Thätii^keit zu teil j^ewor- den, so den b'ranen die erhaltende, fürst )r^ende, pflej^ende. K inen m ü 1 1 e r 1 i e h e n. Beruf haben sie, a u eh die, welche nicht in die Ehe treten .

Nicht die Ehe ist die J-Jestimmung des weiblichen Oe- .schlechts - sondern: Erzieherin zu sein des Menschen-

/.ur ( ".(. si liiohtL- \iu<] Hilduii;^' (U r I i.mi.!i. Zwc' Vorlrätyc voll Dr. I„ Wiese, ücrlni iiSjjj, Verl. Ü ic^iiiudt u. (ircclKii.

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Mitric l.tn>|M-r-lliiii»h«|i».

<f e s c 1 e c h t s , u iid die Aufgabe der Mädchenschnlen, 11 iedereii, nnttlcreii und höheren ist die: da« weibliche Geschlecht für diese seine Bestinnniiii,^^ ebenso vollkonniien vorzubilden wie zur Ausiibunj^' seiner mensclilichen Hcstininninf^.

Wenn man die Mittel, die man bisher (ku I-ranen für ihre Kil(lun<>- «gewährt hat, milst an den Autunkinniren. <lie an die Frau als Kriieherin gestellt werden, so lra<^i man sich mit einem sehr begreiflichen Krstanuen: Wissen denn diejenigen, die diese Anforderungen stellen, nicht, dafs diese Aufgaltc (kr I'ran eine der schwierigsten Künste, wenn nicht die scli\vieri<^ste ist von denen, welche die Menschen auszu- üben sich brnifen fühlen.

Wenn man die Kordernnj^en kennt, welche die i^rnfsten Weisen alter und neuer Zeit an die Kizielu nfU n suTiU n : wenn man Comeuius liest, wenn man >ich in die Seinilten Pestalozzis vertieft, wenn man Schleiermacher in seinen pädagogischen Vortragen auf den vielverschhiugeuen Weisen folgt, auf denen er nn't einer die Tiefen durchdringen- den (iründHchlceit nach den Mitteln sucht, die Krziehungs- aufL;ahe /n lösen, wenn man in l'r Übels luziehungslehre ein/ndrin<j;en sich benniht, wenn man I) i e s t e r w e s leben- sj>rühende inid lebenweckende .Xbhandlun^en über Krziehun<i und rnteiiiclil liest, wenn man Herbart studiert imd au Ficht es Reden sich begeistert; kurz wenn man nachgeht allen den vielfältigen Forschungen über das Seelenleben des Menschen, welche durch Jahrhunderte hindurch ange- stellt worden sind, um auf den (irund aller Erscheinungen im Menscheudasein zu konnnen, um die Ik-dinj^ain^eu kennen zu krnen, unter denen der Mensch sich entwickelt, damit wi(<krum danach die (iruudsätze für die Wnalinnij^.sweise zur knsuu»; der i%i/iehun<;saufgabe, die allgemeinen Fürmelu für die Einwirkung auf die Menschen bestimmt werden können: dami kommt einem die Bedeutung und die Trag- weite der Anfj^abe des weiMichen ( »escltlechts fast erschreckend zum Ik'w nfstsein. ICrschreckentl im Hinblick auf die Un- ffihiq^keit des weiblichen (leschlechts im alloemeiuen, diese Aufi^abe /.u erfüllen, und nuf die aus derselben folgende I'nsumme \ erloreu <^e«^'a!ii;( ner Kraft, \ eikümmerter Fähio-- keiten, untergrabenen iihickes. Fud zu dem Krscluccken gesellt sich Staunen darüber, dafs diejeui^^eu, die doch Kenntnis von der Bedeutung und Schwierigkeit der dem weiblichen (ie.schlecht zukommenden Aufgabe haben, und welche die I'ildungsstatten für dieselbe ji^ründen und leiten, nicht Ik'dacht Li\n<)mmen haben auf diese Aufj^abe, und dafs da, wo mau diese \uf«;^abe erkannt hat, man nicht durch J'jziehun}4 und l'utcrricht ilazu geholfen hat, die reiche,

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naturliche Mithabe der Fran für ihren Beruf' willig und ge- schickt für {lenselhvii zu lliaclR-n.

Auf welchem Platz auch die Krau stehe, "1) sie im

ei^ifcnen Hanse die ei|L^enen, ob im freinden Hanse die freiiideii KiiulcT erziehe, ob sie in der Scbnie oder nm Krankenbette \\iik<.\ ob sie einen Hanslialt leite oder eine ]L;e\verbliebe TlKiLii;keii ansübe, ob sie der Wissenschaft oder der Kunst ol)lie<4:e: immer und überall hat sie die Aufj^abe, erziehlich zn wirken, und die Schule hat daher die Aufjjabe, sie für diese Wirksamkeit «geschickt zu machen und für ihre niög^- liclu SteUnn«^ als (iattin.

( ianz abgesehen davon, dafs diese Hilihnii^- znr Krzieherin. die Kran ihrer speziell weiblichen Hernfsthätij^keit befähij^^t, s<» lej^''t dieselbe auch den drund zu jeder anderen bürger- lichen Hernfsthätigkeit des Weibes, deini wenn alle wesent- liche Förderung des ganzen menschlichen Lebens auf der Erziehung berulit, -wenn es für die ^nsanitc menschliche IJildnni^ nichts Bedeutenderes giebt als Vollkommculicit der Erzichnnj^ : dann ist es nicht nur wünschenswert'^, dafs auch das wei!)liclu (K srhkcht tanj^iert würde von denijenij^en, was der höheren HiUinnj^^sstnfe eij^net , wie c h 1 e i er ni a c h e r saj^t, sondern dann ist es notwendi'j:. dafs dn>< wiibliche (»cschlecht durch dit- Schule auf die luiherc I5iUhin«;.s.suife gehoben wird, welche die pädagogische Thätij^keit fordert.

Von dieser Stufe aus aber wird es jeder Jungfrau leicht werden, sich fortzubilden für die verschiedenen anderen Bc- rnfsthätigkeiten, wenn ihr nur die Mittel gewährt» die Wege frei gegeben werden znr I'ortbildnng ; wenn nur dem weib- lichen ♦ reschlecht so viel X'orschnb geleistet wird, als znr \'erbessernng seiner Su lluni^ und seiner Kinwirknn<> auf die künftige ( leneialion notweutlig ist, damit wenn c> im (tauge der Dinge läge, dafs die l'ngleichheit der ( »eschlechter noch weiter abnimmt, die Erziehung nicht entgegenwirke-, wie Schleiermacher sich ausdrückt.

Was unsere Ijedeutendsteti l'.'ldagogen gefordert für die KfziclnniL; d<. s weiblichen (ieschlechts, das habi n auch Frauen schon zu Anfang dieses Jahrlniii(K rt ■^ \ r:1.ingt, das erstreben Frauen zu Hude des Jahr]nnHlen>. Ks war also wirklich nicht Herrn (loerths liuch nötig, um uns aufzuklären über <lie Klüngel und über die Hestimmung des weiblichen CVe- schlechts. Die erstcren haben wir längst erkannt und sind längst bestrebt, sie zu beseitigen, die letztere kennen wir besser als Herr (lOerlh und weisen die von ihm gckeini- zeiclmete als eine der Frauen unwürdige mit ganzer Ent- schiedenheit zurück.

Sprach- und Sachunterricht

Von Edwin WHke in Quedlinburg.

Joli. Ha4'h<> utiil Ilerni. Prüll. De r <;csanilc Si)raclnintcri iclil i der V'olks.schuic i ui An.schhus an tltii Sachunterricht. KrsterTeit. 2., y,. \\n<\ 4. Schuljahr. Bearbeitet von JohanncH

Hache-, I, ein 01 in Chcninit/. Zweiter un<l dritter Teil. 5. S. Schuljahr. Ikarhoitct \i>n 11 ermann IMüll. Dresden 1.S95, Alwin Iluhle. I'r. >.|n M.

Ivs war eiiüual al»cr laui^^e i<t'< her ein Schulmeister, (kr war auf kiiiieiii vSeininare .«gewesen niul halte nie ein päila.ii<»>;isr]u s iKler niethodisclie.s lincli sludierL Aber er sollte lind iiiuiste unterrichten. Da fragte er .sich: Was will ich eigentlich mit meiner Arbeit erreichen? Manche Antwort fiel ihm ein: vor allem meinte er auch, seine Schüler müfsten die Dinjfc in der n.ächsten Umg^ebiinjj kenneu lernen. Dannn führte er die vSchüler zu den Dingden oder brachte die I)iug;e zu den Schülern, zeij^te .'^ie ihnen, machte sie auf ihre Miq-en- tüiulichkeiten aufmerk.sam, liel's jede neue ICrkenutni.s nchti«; und j^ul anssj)rechen und. weil der .\rme es eben nicht bcs-i^er j^eUrnl hatte, .schrieb ei alle neuen I'e/.eielmunj^en für die I^in^e und ihre Eigentümlichkeiten an die Wandtafel. Diese Wörter liefs er lesen, abschreiben, bnchstabieren, auswendig .schreiben nnd wiederholte diese Thätigkeiten so oft, bi^ die Rinder das, was sie zuerst i,'^esprt)cheu hatten, auch richtig anfsrhreiben k<unUen, Der Nachlolj^er dieses I.clirers war auf dem Seminare in allen Künsten der Methodik aiisuiebildet. Als er nach des .\lten Tode die Sehule übernahm, verniiisU' er zunächst einen Slundenplan. Xir^ends war er aufzufinden, die Kinder kannten solch ein Dinj^ gar nicht Also setzte er sich hin und schrieb flugs einen Stundenplan mit Biblischer (fcschichte, Katechismus, Bibellesen, Kirchenlied, Perikopen, statarischcin und kursorischem Lesen, Grammatik nnd < )rtli"L;rri]diie, Diktat, .\nfsatz 11. ^. w. Ptine .«seiner ersten .-Xr- beiten ni der .Sclrde war es dann, den Kindern ein Diktat xn '.K-ben, nni ihre l-ertiekeit im Reeluschreiben zu prüfen. Abel als 11 usni au.s Koi ri;4ie; en <;ehen wollte, konnte er im

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Kpriirti- und 8«ohunli»rrlchl.

glänzen Hanse keine roie Tinte finde». Auch im Dorfe denn so etwas kann natilrlicli nnr im Dorfe vorkommen - war kein Troplen roter Tinte anfzutreiben. Über den Manj^el half sich der jnno^e Lehrer bald liinweg^; aber lanu^c blieb es ihm ein Rätsel, wie der Alte ohne rote Tuilc halle ans- koiinneii können.

Der Leser verzeihe, dafs ich ihm als Eintei tinig eine Fabel erzähle. Sie schien mir aber gfeei)[i:net, ihn in den (Ge- dankenkreis n versetzen, v^on dem die Verfasser des oben rin^c/ti^ten \\\ikcs ruisj^e^angen sind. Der gesamte S I ) 1 a c h u n i c r r i c Ii t i m A n s c h l n Is a n den S a c Ii n n t e r- rielit . Das ist «^»-erade nichts Xenes. Schon vor 2'^ Jahr- hnndcricn fordei U- Arnos Com en ins: Das Stndinm der Sprache niufs parallel «^ehcn mit dem der Sachen r. Pesta- lozzi hatte den vom Sa ch unterrichte losgrelösten Sprach- nnterricht ^ebrandniarkt als \\'ortjj;epränji^e, Manlbranchen, rasendes Zntranen anf Worte. Vom Standjmnkte des vSprach- f<n">clurs und des l'äda^^o^en war Rixlrdf f I i](U V)raiid zn (ieinseilj»en ( iedanken j:j^t'V;<>nniu n nnd InnU i ie, dals <ler l'nter- richt mit der Sprache znv>lcith den Inhalt der Sprache, iiiicn Lebensgehalt voll und frisch und warm erfasse . Und Dörpfeld hatte es als eine dringliche Refonn^ bezeichnet, den Sprachunterricht in natürliche Verbindung mit dem Sachnnterrichte zn Ininj^en. .Aber wie war's, wie ist's noch jetzt mit der Praxis bestellt? Der vSach Unterricht wird so früh als niöj^'^Hch in drei nnd mehr Fäden zers]>allen: der I,t sL-untci riclit verarbeitet 1)esondere ( iedanki iircihen, oft l)e- soikUh.- im kursorischen inid besondere im stalarischen Lesen; (»ranimatik und C)rthoj4ra])liic küniniern sich fast j^ar nicht um den Inhalt der Worte, mit denen sie arbeitet; die Diktate und Aufsätze nimmt man aus besonderen Sammhingen, die weder vom .Stoffe des Sachnnterrichts, noch von den» des Leseunterrichts etwas wissen. Und wenn dann der Kindesj^eist nicht imstande ist, alle die Ivinzelfäden zu ver- einen, wenn er über dein \ ielerlei das veri^nfst, was er j^erade fürs Leben br-incht, wenn er an den l^otnun, deren Inhali ihm fremd ist, keinen Cjcfallcn findet, <lann wundert inaii sich. Aber wir stehen im Zeichen des Fortschritts^ was un- gefähr dasselbe ist, als im Zeichen des Rückschritts zn dem Verfahren des Kinj>;angs erwähnten alten vSchulmeisters. Immer allgemeiner wird (l:i> Milsbehaj^'^en mit den btmten Stunden- plänen, imnitr iiu lii klärt sich die Mi r der Konzentration ab. Xamentlich im deutschesi rtitciiirlue kommen wir \or- wärts. Immer kleiner wird du Zahl der Lidner, die zu ihrer Sammlnn«- greifen, wenn sie einen Autsatz anlc! lij^en 1as.sen wollen, immer klarer wird der (Vrannnatik nnd

X«m« 1latiiu>n | r*(iiüii;<>i;iuin) Vif. r.«

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( )rthoo:raphie ihr Aiischhüs an Lesebuch und Aufsatz vor- gezeichnet

Einen uniia.s.scnden X'crsucli, /ur Natur zurückzuführen, machen die Verfasser unseres Werkes. Sie haben ihre metho- dischen Auseinandersetzungen aufs äufserste beschränkt^ dafür aber ein ausfulirliches praktisches Beispiel ^jegeben, wie der Sach- und Sprachiuitcrriclit im 2. X. Schidjahre zu verbinden ist. Haches Arljcit die lMl>cl.stute voraus. Das Kind

hat lesen und schreiben L^elernt. \\ ie ist nun die weitere Aneigfunu)^ des Sprachscliatzes zu <(e>taUen, damit er richtii^f verstanden und mündlich und schnilheh ricluig gebrauclji werde? - Ks wird hier sogleich einem Mifsverstandnisse vorzubeugen sein, unter dem das Buch vielleicht zu leiden hallen wird. Die Verfasser sehen den Aufsatz als Mittel- punkt des Sprach imterrichts an (Vorw. zum II. Teile). Wenn man das .so versteht, dal's im .Auf.satze schlielslicli das gc- .samte Sprachversländnis und die i^an/e Spi achkeiiiitnis zur Anwendung und sichtbaren T)ar^u•lll^lL; kdimni, (kils aKo alle Heniühuuyeu des Sprachleluers in die.->cm l'unkie zu- sammenlaufen, dann kann man den Ausdruck gelten lassen. Soll aber damit gesagt werden, dafs auf den Aufsatz das Hauptgewicht gelegt werden, dafs man nach ihm vor allem den muttersprachlichen Unterricht beurteilen .soll, so sind der Ausdruck und die an ihn geknüpften Folgerungen zw beanstanden. Das wollen wir als Hrbe Hildebrands test- halten, dafs das Hauptgewicht auf die j^eNjirochene und gehörte Sprache, nicht auf die geschriebene und ge.seiiene gelegt werden müsse. (Vom deutscheu Sprachunterr. 3. Aufl. S. 6). Doch ich unterdrücke zunächst kritische Bemerkungen, um dem Leser einen Einblick in die Art und Weise zu geben, wie die Verfasser den Sprachunterricht mit dem Sachuuter- richte verbinden.

Der f^rundgedanke ist der, dals das KinH fl '.^Wort tmd das \Vortl)ild dann am leichtesten mei kt, \\ enn es die Sache kennen lernt. Also das Vorführen und Hesprechen der Wort- btlder, d. h. das Anschreiben an die Wandtafel, das Hervor- heben der orthographischen Eigentümlichkeiten und das Be- gründen der Schreil) weise der Wörter Dach, Drache, Pferd, (raus gehört in den .Auschauungs- und Naturkundeu- unterricht (Druckfehler?) Kugel, (iott, lutcn in den Religionsunterricht schreiben, Linie, Punkt in die Schreibstunde Lied, Ton, Note, singen in die vSino- stnude usw. (Hache, S. i f.). Die auf diese Weise in den einzelnen Stunden des Sach Unterrichts gewonneneu Worter werden von den Kindern des 2. 4. Schuljahres in besondere Hefte, Merkbücher., eingetragen, aber nicht alle.

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Hltrarh- uiut S»chuni«rrlrlii.

Hache sondert die Stanini wörter, die be^riffslosen oder Formwörter aus und diejenigen Ableitungen, deren Schreibweise aus der Sclircihweise ilirer Stannnwörter nicht zu erkennen \<t oder din cli ( )nho|L^raphiere<j;ehi nicht «be- funden werden kann itfrli^, liürde, Hahre, Rnj>peetcJ (S. 2 f.) Oberster Cjrniul>al/ bei dieser Auswahl war natürlicli, dals die Wörter im Sprachschatze to- 11 jähriger Kinder vor- konnnen. Auf diese Weise hat Hache 2400 Merk wörter -vfnnden^ die er nach ihrer Schwierigkeit auf das 2. 4. Schul- jahr verteilt Alle andern AbU itnuj^en und die Zusanimen- setzungcn werden wohl an die Wandtafel j^eschrieben, aber nicht ins Mrrkbiicli cin<4etra«^eu. Diesem dient nicht nur der Kinj)rä};iinj4, sonciern anch j^an;^ be sonders der Wiedcr- holunj^^ Der tiang der Ubun.^en «gestaltet sich denuiach wie folgt: Im Sac hunterrichte wird im 2. vSchnljahre bei- spielsweise die S c h n l $ t u b e besprochen. Dabei gewinn t der Lehrer die Merkworter Schule grofs Stube breit Thür hoch (höher). Jedes dieser Worter wird besprochen (Anfangs- bucli.stal)e, WOrtart, Hezeichnun-L^ des Slinnnlautes, Auslautes usw.) und dann vom Lehrer an fb'c \\';nidtafel i^cschrieben. Ist das geüchelien, so schreiben die Kinder .sie in ihre Merk- luicher ab. Xun i^eht der Lehrer an die Wortlji Id u n g. Kr läfst \ on den Merkwörtern Zusammensetzungen und Ab- leitungen bilden. Sie ^werden ähnlich wie die Merk wörter besprochen. Weitere Übung erfolgt durch Verwertung der Wörter zu Diktaten und Aufsätzen. Die Kinder schreiben z. B.: Die Schule ist i:r(>fs. Die Stube ist breit. Die Thür ist hoch. i di r Niederschrift dieser Sätze (als Auf-

satz) dienen die Merkworter als Anhaltspunkte. Heim Dik- tieren sucht der I^ehrer nach neuen Sätzen, neuen X'erbin- tlungeii, in ileiien aber immer wieder scliun geül)le Stamm- nnd Form worter verwandt werden. Was aus Oraniniatik lind Orthographie auf der Mittelstufe zu lehren ist, wird an die Merkworter und die daraus gebildeten Sätze angeknüpft. Auf diese Weise gewinnen die Kinder einen anfantis kleinen, sich aber im Anschlufs an den vSachunterriclu »^tetiq er- weiternden, in inhaltlicher lieziehnnj^ imnier ein ab.f;e- .schl" )->ene> ( ranze bildenden Fond \ on orthoirraidnseii riehtii;en Worlbildern , einen derartig gestalielen l*ond, mit dem

die Kinder schon von frühester Zeit an imstande sind, zu arbeiten, d. h. schriftliche Übungen in Stil, Grammatik und Orthographie auch aufserhalb der Schule orthograi)hisch richtig .iHszuführeu' . (S. 11.) Für den S udnnUi rriclu hat dieses \ erfahren den nicht zu mitersrli'U/! rf iru \ urteil, dafs es den Lehrer zur Kürze, Knappheit und Klarheit, s()\\:ie zur grüntllichcn i'bung in lU r miuullichen Darstellung nötigt.

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kdwin Wilkp.

Die scliriftUcheii T'i)un^eii im vSprachuiiterrichte bcfestij^en die Krj^ebnisse des vSacliniiterrirlus.

Für solchen SprachunteiTiclit l»it tel Haclie 32 (inippcn Foriiuvörter (i. CVnippe: der, die, das, des, (]eni, den, ein, einen), 70 Grnppen Merkwörter tüi das 2. Schuljahr, 59 für das 3., 35 für das 4., unter jeder Gruppe Sätze« die als Diktat oder Aufsatz verwendet werden sollen» ferner zu jedem Merkworte eine Reihe von Ableitungen und Znsaniniensei/.un,i;cii. Welche von diesen dem Verfasser für die einzehien Schuljahre q^e- eij^net erscheinen, wird durch \'erwendun«^ verschiedener Buchstabenfonnen und ( "rrr)l.sen an^ezeiji»;t. I*'ür das 2. Schul- iahr tiithält HaclKs Arbeit einen an<»efau<^»-eueu, für das 3. einen durchgeführten Konzentrationsplan und cudheh grani- niatische und orthographische Aufgaben, die im Anschlüsse an das Merkbuch zu losen sind.

Auf dem so gelegten Grunde haut Hermann Prüll weiter für das 5. 8. vSclmljahr. Hin Aufsatz oder mehrere im Anschlüsse an die Sachi^^ebiete bildeu (ku Ausq-nu_q'S]iunkt. l><'ni Aufsatze ist nuislcus die (Gliederung vorangestellt.

ler mit orthographischen Schwierigkeiten sind durch den Druck hervorgehoben. Sie sollen ähnlich wie Hacho Meik- wörter behandelt und für ein Vor bereit ungsdiktat ver- wendet werden. Auf die Aufsatze folgen Worterklä- rungen, die dem Lehrer Anregimg und Stoff grbeu, auf Bedeutung und *Eutstehun«^ der gebrauchten Wörter* ein- zugehen. Aber der Aufsalz wtcki auch das Interesse für eine bestimmte vS pr ach fo t 111 , die vielleicht in ihrer An hier mehrmals \ (. i treten, die \ un einigen Schülern lal»ch angewendet worden ist . (II. Teil S. ]3iesc Sprachform wird behandelt und an dem Sprachstoffe, der den betreffenden Sachgebieten entnommen ist, geübt Sprechübungen befestigen die erkannte Sprachform, und die Sprachar- beiten und Diktate haben den Beweis zu liefern, dafs die betreffende orthographische Regel oder das grammatische Gesetz verstandcii nrden ist und v(»iii Scliüler richtig ange- wandt werden kann . (A. a. (>.) Die- allermeisten Dikiate und Spracharbeiten sind in Aui.suL/.iuiui gegeben \ind zwar^ wie der Verf. sagt, An einem möglichst ansprechenden Deutsch ausgeführt'.. - Nicht klar ist mir geworden, wie die Sprach arbeiten in Aufsatzform zu verwenden sind. Sie können doch nur als Aufsatz oder als Diktat gebraticlit werden.

(Schlufs folgt, i

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Pädagogisclie Umschau,

Vom IteraHifeler.

I.

Das Lehrcrhcsoldti ttjg^sgesetz» das in diesen Wochen fast das gcsatiiu- Interesse der preiifsischen Lehrerschaft in An- spruch nahm, hat die Klippen des Al)^eordnetenhauses glücklich

nmscliifft. Die I'alirt. Iki der es freih'ch nicht an Stünnen fehlte. j;inji^ schliefslich sogar in rasclieni Tempo vor sich. Herr ik)sse wird sich nicht wenis: gefreut liahvn. das Kuid seines IKr/cns durch die schaunientien Fluten geretlel /Ai haben. Wie kcuciiL doch die Maschine, wenn es sich auch nur um wenig Millionen für die Schule handelt, und wie spielend arbeitet sie, wenn Hunderte von Millionen für Militär und Marine nötig sind!

Wie jeder, der die Entstehung des Gesetzes nur einiger - inafsen verfolgt hatte, voransselien konnte, sind wesentliche An- deruni^en an dem Kntwurfe nicht vorgenonunen Der Kultus- minister hatte ja dem Finati/niinister nur mit Mühe und Xot die Höhe des Grundgehaltes und der Alters/.ulagen abgerungen; er wufste, dafs nicht mehr zu erreichen war, ja, dafs jede Erhöhung derselben den Widerspruch Mtquels hervorrufen wurde und so das ganze Gesetz gefährden konnte: so war er froh, weim nur die vorgesehenen Sätze durchdrangen. Die mafsgebenden Parteien, Konservative und Centrum, hatten nach ihrer gan/ea Stellung zur S.hule kein Interesse daran, die Ge- haltssätze zu erhöhen; ia erstere sucuten. wo es nur uKiglich war, das (iesetz so /u gestalten, dafs es ihnen nur keine neue Lasten auflegte. ITnd die Liberalen? Sie haben sich wahrlich nicht auf der Höh* der Situation gezeigt. Ks war ihr gutes Recht, wie wirnoch in der vorigen l'mschau unzweideutig aus- gesprochen haben, sich gegen die Mehrbelastung der Städte eriergisch /u wehren. Aber e war nicht recht, auch nicht politisch klug, dals sich ihr <;inzes Interesse auf diesen unglück- lichen l*nr;igrai>hen 25 k< mi zentrierte. Wir müssen \ollständig unterschreil) n, was die Preufsische Lehrer-Zeilung ausführte:

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^iS •fohanne« Mf^yn,

Niehl <l i «. J{ c s o 1 (1 u n «K i I.tlire» . sondern die Doktor- fia>;c über >;«^ri;clile <ukr uiijicrcclile Bcliisluiig <lcr ^rolstn Kommunen war den IJbcmlen offenbar die Hauptsache. Kein An- trag atif l'j hölinnu: di r Mininialj^t li;iUt r odej tkr Altcrs/nlay^t ii i^in^ von ilineii im Plenum aus, obwohl ilirc Redner des ötteren beUniteii. dafs auch durch die« (»esetz die l.ape der preufsischen Lehrer ni»ch tiui- <lfücktf bleiben würde. Sie fanden sich und ihr Cttwissen (bi- niit ab. <hif.s sie erklärlen. iie/üf^Iiebe Antraue wiiriUn bei der Saob la>{e ducli keinen l-lrfol^ ba))en. Das ist ^au/ richtig. aber darauf kam es hier denn doeh nicht an. Der Lit)era!i.smu.s mufsle hier /(iurn, wie er die Arl)eil «les l. -hrers taxiere Stall dessen bei^nnj^le man sich mit wulilwoUeudeu Redewenduui^en ; aber als der 25 kam. der den fast durchweg leistiinjirsfäiii^rcn jn"ofsen Städten jfewisse Bene- fi/ien ent/iehl. da ;4in}j:en die Liberalen ener*risch \ »n traten ihre

besten Redner auf den Plan, und cla .stellte man bestimmte Anträge I Hier hiefs es nicht mehr: Ks hilft doch nichts- : hier war der jje- sanitc Liberali.smus mit jjanzer Seele ihibei !

Wir \ erkennen durchaus nicht die Sch wieriLrkeil. in der sich <be Liberalen gerade diesem tie.set^e gegenül)er befanden ; aber .selbst unter Berucksieiiiij injy der l^af^a konnte uns die Haltung der Liberalen keine besondere Anerkennung abringen. Sil hatten .sich in den 5525 so \ er1)i.s.sen. d als .sie, wenigsteu.s die Links liberalen. schliefsHch gegen das ^anzc i^ieset« stimmten. Seit Jahr/ehnteii verlangten gerade diese eine Iksserung der niatericllen Lage der Lehrer; un<l der er.ste ( iesetzenlwurf. der mit dieser Iksse- rung den Anfang macht, findet sie .schlielsHch als (Verlier I Kine grau- samere Ironie des .Schicksals j^ebt es wohl nicht.

Die Xationalliberaleii «lagegeu. die auch energisch um den ;j ^5 kanipiten, waren ptilitisch genug, /nni Schlnis trot/ ihtes Mitserlulges für das (iesetz zn stimmen und so den Streit /wischen den g:rufsen reichen St tdtcT^ und dem Finanzniinistcrnicht die armen Lehrer ent- hielten /A\ lassen.

So ist e.s );ekommeii. wie es konuneii uuifslc. Da niemand, weder der Minister noch die Parteien, ein Interesse daran Imtten, in ei'e Verbesseitmg des Gesetzes einzutreten, so sind wesent- !i lie Abänderungen des Entwurfes nicht beschlossen worden, Verbcsserl wurden nur die Festsetzungen über das Mininialge- liall der Schulleiter, die .Vnrech ung der l''eiu-niug, die \*er- saguug (\v- Altcrszulageii und andere Kk iuigkeilen. 1 »agegen ist «.üe Hülle des .Vlinimalgelialtes sowie der Alterszulagea ilic- selbe geblieben; unangetastet blieb auch die in Lelirerkrei.sen so vielfach angefochtene HeHtiniinun}r über die Benutzung des Dienst- landes; verwässert wurden die Bestimmungen über die Dienst- wohnimg.

Ks ging so, wie es in dem Liede heifst: l ud da keiner wollte leiden, Dafs der and re für ihn /.ahlte, Zahlte keiner \ ou den beiden!- Den Dank für die (»estaltung des (k setzes mag die preuisiscbe Lehrerschaft aber auch Herrn Mi<iuel abstatten. Der I'inauzniinister bat sich üljeriiaupt bei diesen Hernliingen in einem ganz eigen- tümlicben Lichte gezeigt. Ijinuert es nicht an die Bilduuj^^s- feindlichkeit des uascliecUleslen Kon.servalisiuus, wenn er den

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Städten /um Vorwurf maclil. dafs sie die Schüler/.ahl in den ein/einen Klassen liernnlerdnicken nnd dadnrcli das Scliulluidji^et in die TIölic schwellen la^-sen. \V<> Herr Mif|uel ührii^ens die \'(>lks>chuUn kennen >;ck'rnt hat, »kTt-n Klassen dnrchschnitliich von 40. oder soj^ar, wie er späUr mit grulser Kühnheil be- hauptete, von mir 30 Schülern besucht werden, wird wohl sein Geheimnis sein. Wenn solche Aufserungen fallen, dann wundert man sich freilich über ndes nicht mehr! Und was soll man da/n sapen. wenn es in dem offiasiellen Berichte öber die Korn- missionsverhandlnn^en heilst :

'Der 1' i n a n xni i Iii ste r gab bei dieser Ci ele^etiheit seinem Bedauern darüber Ausdruck, dafs bei Lehrern nicht auch in den übrigen Landestetlen eine Straf- V e rs c t / iJ n >r 111 ö 1 i c h s e i.

Was ^ehen denn den Finanz minister die Strafverbct/.ungen der Lehrer an ^ '

Wie sich doch die Zeiten und mit den Zeilen auch utt die Anschauungen ändern! Kommt uns da eine Schulzeitung aus dem Jahre 1875 in die Hand, und in derselben lesen wir in dem Berichte über die am 20. und 21. Juli desselben Jahres stattge» fundene Sitztmg des Vorstandes des Landesvereins Preufsischer Vf>lksschullehrer : Der Antrag; des Schnlinspektors Hackhais, dem Abg. Miipiel den I^ank des X'nrstnndes für das dem Lehrer- stande und der Sclmk hr/tuutc InUiLSse auszudrücken, wird einstimmig angenommen. Winde heute wohl von irgend einer Seite noch eiu solcher Autrag gestellt werden, und wenn, würde derselbe dann wohl %ur Annahme gelangen? Damals war frei- lich Herr Miquel noch Oberbürgermeister in i)snabrfick, und während er die Stufen bis zum Ministersessel erklommen hat sind manche Wandlungen mit ihm vorgegangen.

I>er Hannn-»,-. Cnnrier , ein stet-, niaf'-v'»!] \irteilendes Blatt.

be/eichnel in einem längeren .\rtikel <.la> \Orgehen des Finanz-

niinisters als gerade/n knllui widrig. Und leider kann mau auch

der \oss. Ztg. nicht widersprechen, wenn sie schreibt:

Preufsen hat seit Jahren aufgehört, das klas.sische Land der Sehnten /n sein, l's ist uuf dem (ielnete der V'olk.sschide vt)n I-Vank- reich weitaus überflügelt wonleti. leinst konnte nian .sagen, der j)renfsische Scluiliueister habe die Sthlaelit \ i>n Königgrät/ gewonnen. Noch v<ir eiuLin Jaln/elint erklärte Fürst lii.siuarek. das 11 ktlix-w iclit der deutschen W ehrkraft bernht grofsenteils in der Höhe der X'olk.s- bildung. l'nter dem I'inanzminister Miquel steht die Schule sttlL und Stillstand ist Rückschritt Herr Miquel hat kein C.eld. nanjcntlivh für die Stadls, die ilire Mittel mit X'orliebe für Bildungszwecke verwendet haben. Der I nlerrichtsmiDister so gut wie der Justizminister treten den Rückzug- vor der Altmacht des l'jnan/nnnjsters an, l)L'r H.ninov Coinier hat recht, die I'«>litik des Herrn Miquel ist nicht nur engherzig, sie ist geradezu kultur- widrig .

Im Anschluls an die Herutung des Lehrerbesolduug.sgesetzes

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machtvil nIcIi die Mcliilicilspartdt n iu»cli ein \ cr^nü.ueii tlaiau^, eine kfsolutioii hvtr. \'or\a):^Q eines Seluilj^eselxes anf cliristliclier (irundlajje (liirch/nset/en. Audi wir wünsclUen <1al's uns bald ein ntnfasseudes Schnl<4eset/. heseliieden sein nuKhte, und wir wünschen auch ein vScliulgesetz auf chiisUiclier C»ruudlage, Aber wir {Qrcliten dk Datiaer, auch wtMiii sie Gt^scheiike brin^reii ; ein christliches SchulK^^tz im Sinne jener Parteien wünschen wir allerdings nicht. Wuläuti^ le.L;en wir .Ur Resolution auch noch keine Bedeutung bei. I ber das Schulgesetz sind in den letzten Jahren schon zwei Kultusini tn'ster >;eslür/t. und die in der Komi >;ewifs sehr wohlwolleiuleii. aber doch diplomatisch vorsieh Ii ab^ei^ebeneii I .rklärun,ü;en l?<»sses der Kulturminister hielt sich augenscheinlich an den Spruch, uml er thal unter den obwaltenden l'mständen sehr weise daran:

Ich iiixfi' nicht ja und saj;* nicht nein,

Sonst könnt" man sprUei s.i;;en. Ich hätte nein ocler ja ge.siij^t. VnA mich verklagen

lassen doch erkennen, dals er nicht j;ewillt ist, der Dritte im Bunde zu sein.

Wen« das Gesetz nur erst das Herrenhaus gluck- lich passiert hätte!

*

So schriebea wir an dem Tage, wo der luitwurf des Kehrer- l>eso]dungsgesetzes im Herren hause zur Beratung stand. Alier •es fiel ein Reit in der FrühliuKsnacht. . Als wir am Aliend

erwartuni^svoll die Zeitun«^ zur Hand ii ahmen, da stante uns in fetten lUuh^taben 'grinsend die Nachriehl eul ;t L^en Das Lchrer- 1m v( lUl u n i; ^ v; "^et z i s t im H er ren h m - l i;e t al 1 e n 1 Am Sonu- aWciid daraus, am zweiten Tage des wunderschönen Monats Mai , iand das feierliche Begräbnis statt. Und wie iler eisige Xord- vnud jener Tage so manche Blüte vernichtete, so hat diese Nach- richt in so mancher gequälten Lehrerbrust jede Hoffnung auf bessere Tage zerstört.

Wenige »Stunden haben dem Ilerrenhausc geni'igt. um die mülievülle Arlieit von Monaten zu vernichten. Xiclit tiiu- Sclilncht ein Schlachten war s zu nennen . ein Schiachlen der ein/.ehieii Paragraphen. Ohne ihm auch nur die IChre einer Komuiissionsberatung zuteil werden zu lassen, ist der Kniwurl a limine abgelehnt worden, mit einer Rücksichtslosigkeit, die fast ohnegleichen dasteht» so dafs Dr. Bosse dem hohen Hause vorhalten mufste:

l'.s ist in '!i r uau/.cii < ifM liic hte unseres rarlaiUeiit.M i^iiuis kaum der Fall nach/.u weisen, dais ein gleiches \ erfahren iuil einem so wichtigen Gesetze ein-cschlagcn ist ;

und Dr. Miquel au.ssprach:

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i*jtdii(rtiiri»cii« iini»cii«M.

.^21

Ich liin mitJ mIu)!! sehr liinjic im j arlaniciilariscIiLii l.cl>cu ci- Jahtxn. su\\«)hl als AligeurUiictcr wie als i>icuer ilcs K«inij'.s ; ich kann alter sa^eti. iiiicli hat nieiiinls ein Ik'sclihifs des Hauses so iibcr- lasclit und iititrs icVt sauren ko iicitiHch berührt wie der vor-

Und zwar war es nicht eine Partei, die das (»csc-l/ /ii Kalle gebracht hnf)en: die üufserste Rechte im Inuitcn \ ercinc mit der IJukeii haben mit Ltist das traurige Werk vollbracht: die erjitere, um die Regierung zur Vorlage eines allgemeinen

\*olks.schul>;esetzes a Ja Zedlitz zu zwingen, die letztere, um den

j;rüfsercn Städten einige hunderttausend Mark zu retten. An dem T.ii^s wurden Ilerodcs und Pilatus I'Vcunde miteinander: denn /u\nr waren sit.- einander feind ! Wir hällen es wohl verslanden, wenn beide Parteien Iiis zum letzten Augenhlieke tapfer gekäm})ft hätten, um ihren Slandinnikt zu vertreten <!jis war sogar ihre Pflicht - ; al>er angesichts der Thatsache, <lafs es noch viele Lehrerstellen giebt, deren Inhaber mit Sorgen und mit (oämen ihre Ta<;e !iinl)ringen, init Kummer auf die Zukunft der heranw achsei.deu Kinder sehen, denen die Xol Dornen in das Hett streut am Abend und am Morgen, und die, wie man sa.i;t. mehr Thranen es.^en al> Prot, stnlafs soi^^ar Dr. Miquel, sicherlicli den Lehrern gegenüber ein eniwandsfreier JCeUj^e, bekuntlete.

«lais ein Teil der Lehrer nicht blofs mit Sorge, sondern mit Not zu känij frü Im'h

an<;esiehts dieser 'i'hatsache, ohne jeden \'ersuoh. das f lesetz umzu).::estalten, es einfach abzulehnen: das \ erstehe, wer kann!

Zu \ erstehen ist ein solcher X'or.uanj; auch nur dann, wenn man die (lesinnung kennt, die, weni.i;e Ausnahmen abgerccluiet, im Herrenhause gegen die Lehrer herrscht. Was geht aiicli die hochgeborenen Herten dieses Hauses die Xot des Lehrerstandes an ! An dieser klassischen Stätte, WO einstmals der Reichs^raf Ih-fdd erklärte, er habe noch nie eine verhungerte Lehrerwittwe gesehen, sprncli sein (lesinnungsgenüssc Graf Zielen -Schwerin jetzt frank un<I frei es aus, dafs

da« (irmidgehalt för die zweiten Lehrer mit q<io M. bei 24 Jahren weit ni'^i lU ilürftiis hinausgelle.

Ihm sekundierte der Oberbürgermeister Becker von Köln,

dem ebenfalls

auf <lein bände i/k) "M ^icl zu \iel sind

Der Dritte im Puiule war der Oberbürgermeister Zelle von Berlin, der das Lied von dem ewig unzufriedenen Schulmeister sang :

D.is t rs, t/ \iim1( einipe tausend Lehrer zufriedener machen zufrieden Hieht. (b nn das wäre zu kosls|)ielig '

< Lebhafter Beifall! verzeichnet hier der Parlamentsberioht.

Angesichts dieser Blunienlese. die wir noch leicht vernieiiren könnten, und ;uigesichLs der Abstimmung über das Ciesetz macht

es nielir als einen kläglichen Kiiulruck. wenn naclur;i.u;licli in iiircii Organen (Wv eine Partei die Wraiitwortuiii; tür die Ab- leliiJinii: der andern /ii>cliieht: wenn die Kren/zeilunj^ die Li}>c!alen für dn< Scheilern des (res( t/e-^ ^ ei inlw nrtlich macht, und diia Ikrrliner ra^eblalt hchredil; 1 )ie Aj;raner des Ilerrcn- liauscs hallen auf ihrem Wille» t^tanden; auch in der zweiten Lesung ist das Lehrerlxisoldnngsgesetz abgelehnt %vorden -. Die reine pi>Utische Heuchelei I

Allerdings einc grofse Schuld trägt der Finan/niini-ter Micjuel. l*!r hat durcii den ausgleichenden Verteilungsni.i.lii-- dem Kultus- minister rill Kukuksei in das Nest gelegt. Mit -x-UKr Rede im I ierrerdiaiihe liat sidi freilich MicjUel einmal wietkr l;hre ein- gelegt: al»er es ist wohl seiner >;an/en Haltung iu dieser Ange- gel egenhcit zuzuschreiben, dafs es uns bei dem Lesen derselben umvillkürlich immer in den Ohren summte:

A hifsle I.iehe uml a bifste Treu. Tnd a bilsle Falschheit ist auch wohl dal)ei:-

Dem Kultusminister aber danken wir. dafs er bis zum letzten

Augenblicke so warm für die Interessen der Lehrer eiiiu' l'cten ist Mit erschreckender Deutlichkeit haben dir \'erhandlnngen des Herrenhauses den Lehrern wiederum gezeigt, dafs sie von keiner ]Hilitischen Partei als solcher, möge sie sich liberal oder konscr\ aü\ oder Centnun nennen, etwas Durchgreifendes zu er- warten haben. Und wenn diese Erkenntnis immer mehr iu die Lehrerwelt eindringt, so wird ihr aus diesen trüben Tagen wenigstens ein Segen erwach-eii '

Stchs Millionen Mark sind den darbenden Lehrern wie<ler von> Munde abgezogen worden. Sie können nun vorläufig den Kaiiuu Adalbert von Chamissos weiter variieren:

Da.s iül die Not der schweren Zeit, Das ist die schwere Zeit der Xot, Das ist die schwere Not der Zeit:<

und es wäre wohl zu verstehen, wenn die Lehrer mit .Shakespeare fragten: Sollen wir nicht die Xachleulen mit einem Kanon auf- stören, der einem Leineweber drei Seelen ans dem Leibe haspeln könnte? Aber weg mit diesen lieckiukenl Du Lehrerschaft wird ihre Politik der Mäfsigkeit tr(»tz der Heiterkeit des Herrenhauses weiter lühren, und sie wird endlich doch siegen I \'orläufig ist die Leidensge-schichte der Volksschule um ein Blatt reicher, und auch das neueste Kapitel der preufsischeu Schulgesetzgebuug mfissen w*ir leider mit dem bekannten Refrain schliefsen :

T*nd der ICntwurf wanderte zu den Akten , In/wischen haben die freikonserxati ven Mitglieder des Ab- ge< »rdnetenhanse-> v. 'rz:-elioj)jH' und hVeiherr v. Zedlitz in einer Interpellation die Präge an die Regierung gerichtet, was. sie

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/II thitii j^ecleiike, iiin nach Ablehnung cks Lchrcrbesoldüiigs-

.i;t. sft/.cs (lurch das Hcrmihaus den j^cplantcn Aushau des A Uc rszu 1 a>;cn - S \ stein s zu jiuusleii der Lelii L r so l)ald als möj^lich lierlu i /ufiilircn und die Mifssläiide 'n\ hv-citi^eii, die sich aus dem Manj^ei einer >i eset/.licheii Re);chni^ der Lelirerj^eliälter er}^el)en. Die Kej^ierun^ hat j;eanluurtet, dafs sie in der näclisteu Session, wahrscheinlich schon im Herl»sle, sofort wieder den Entwurf eines Besoldungsgesetzes vorlegen werde, so dafs das Gesetz doch noch xum f. April n. J. in Kraft treten konnte.

So hoffen wir denn weiter! Aber wir wollen nicht xu hoff- nungsfreudig sein.

I'jTl 1 vüt lili^ siT!(l (Ks Schicksals Mächk l \ orcilig Jauch/.cn greilt in ihre Hechle. Den Samen legen wir in ihre Hände« Ob (ftück, ob rnglück aufgeht, lehrt das Knde.^

Kins ist jedoch sicher, mag uns ein I Besoldungsgesetz be- schert sein (xler nicht ! Wir werden die l >örteningen über ein christliches Schulgesetz nicht los werden, bis irgend eitinird Neuwahlen ein ändert-^ /usamnieni^esetztes Abgeordnetenhaus ergeben. Hei der Zunickweisung der knimcrvaliv-klerikalen For- derungen sullte man vom liberalen Sljiulpunkl au.-> das Haupt- gewicht nicht immer darauf legen, dafs reaktionäre Wünsche schliefslich an dem Widerstande der Krone et)enso wie vor 4 Jahren scheitern würden, sondern es wäre vornehmer und selbstl)ewufster. wenn liberalerseits der angebotene Krieg auf- genomtiKMi würde. Vm\ ;»11.t::c'meincs Schulgesetz ist jn eine Forderung, die auch von den Libcrnlen immer erhöbet^ worden ist. Damit sie in einem anderen al> dem einsi itig-h u (iciste durchgclühil werde, ist es aber nötig, der Regierung eine par- lamentarische Stütze aufserhalb von Konservativ und Klerikal zu geben und die Volksbildungsfragen als das zu schätzen, was sie in Wirklichkeit sind Volks wohl f ah rtsfragen I

Ob aber der Liberalisnuis heutiger Zeit dazu die Kraft imd tlie Neigung in sich tr«ägt? Ja. wenn noch der Cici^l eines H ar- kort, Ziegler etc. in ihm lebendig wäre; aber. al)er

l n<l so schirm' denn Gott fernerhin Freu Isens \' o 1 k s s c h u 1 e !

2.

Die Kollegen im Westen un.seres Vaterlandes haben sich

in den Ver s a nj m 1 u n gen ihrer Vereine wieder er((uickt und erfrischt. Fs ist ja immerhin ein gewisses Opfer, die Reise 7V. solchen Wrsammlungen. und doch werden die^t itnnur gut besucht; so war eh auch diesmal mit den \'ersauunlungen der

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Lehren crciliL von Nassau, von Westfaleti uml der Kheiuprovtnz, die alle in den Osterferien tagten.

So weit wir j^esclRii ha1)cn, nalum-n alle diese ViTsanini- luti^eii einen wnrdij^en \'erlauf. Auf dem rheinischen I.ehrerta^e plat/.len iRilicli die Geisler wieder stark aufeinander i!nf< die \. W'estd. Lehrer/.lj^. \'nn der \'ertreler\ rr~-:ir,nnlniiL: >r]in. il>i n nHif>te: Die Diskussiuu tutbehrtc stellenweise ui bcdeiiklicheni Mafst ruhiger Sachlichkeit nnd zeigte im Ganzen einen wtnij; würdigen Verlauf , itnd die 'l^iifs. Lehrerztg. üljer die an tlen einen Vortrag sich an^hliefsende Dehalte ähnlich urteilte. Der Get^ensal/ /wischen Ilauin- und Klassenlehrern, sowie der rulerschied in den religiösen Anschauini.i;en und im Grunde genommen handelte es sich in den heifsen Rrikkäinpfcti wiedrruni um die»e iKideti l'unkte treten woiil nirgends so scharf

/u Taj^je wie am X ietierrhein. Aufserdem ist das Vereins- wcstn am Rhein im allgemeinen noch jun^;. Wie wäre es sonst möglich, dafs im vorigen Jahre auf der Vertreter\*ersannnlung eine Ik*stininiung hätte zur Annahme gelangen können, die schon in diesem Jahre wieder aufzuhehen man sich i^e/.wuni^en sah. Zeit und Erfahrung werden auch hier hoffentlich ausgleichend wirken.

Die Oslerferien haben uns /u den vicun SnipU rx ». reinen noih einen neuen .i^ehracht. Wie die akademisch .nliiM.ten Lehrer der Iv'ilu ' fu Mädchenschulen sich /u eiiu iii W i e in /u- .sammen>;e>chlt»>Nen haben, st) nun auch die seninunisch j^elnl- deten. Sie wollen zwar Fühlung mit dem deul>clicn Lehrerver- ein l)ehalten; ob es aher nicht für alle Teile richtiger wäre, wenn dieser Verein, wie auch die übrigen Soudervereinc, sich als Sektionen der deutschen Lehrerversanimlung konstituierten? Die Lehrervereine sind keine \'ereine für Klassenlehrer. Dorf- lehrer etc.. sondern für Lehrer im weitesten Sinne des Wortes, st) dafs auch MitlelschnlU lirer nnd T<)chterschullehrer. Rektoren untl Haupt Khi\r SchulinspekLt»ren und Schulräte darin Platz ]ial>en. Wer titele Auffassunj^ antastet, kj^t die Axt an den Grundbau luiscres Vt)lksschulwe>eus und negiert alle grofsen Gedanken, welche das deutsche Lehrervereinswesen zu einer Macht im öffentlichen Leben machten.

Der Kampf zwischen den akailemisch tmd semi- narisch gebildeten Lehrkräften an unseren höheren Mädchenschulen wird freilich durch diese neue Vereinsgründung schwerlich an Schärft verlieren. Was sagen wt)hl die Heifs- s])onie unter unseru akadqinisch gebildeten Rollegen zu den folgenden .Xusl.i^suugeii. die in «leu .Motiven /u tlem der braiui- schweigi-«cheu L.iudi-.ver-'ammluug vorgelegten XormablUal für die Seminardirckloren und Seuiinarlchrcr enthalten siiul:

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rii<U;;o;;iKch<' riH»t'hi«u.

Bezüglich der "Besolchinjr der Seitiinarlehrer haben wir, j^ktcli- vicl «►!) sie akademisch jijebiUkt sind (»der nur eine seniinarisolu JJildunj^ «genossen haben, ol) sie im RektoraUsexamen l)estanden sind oder sich dieser l'riifnn^ nicht nnterzoj^cn liahen. keinen l'nlerschied .i(etnao}il. Die Lehrer sind sämtlich mit gleichem Maise .femessen. Wir stehen inf dem Standpunkt, dal's es eine Han|)tauf.!fahe bei der Anstellung \on Seiuinarlchreni i^t, die bewährte untl glückliche Mischung: von akademisch und seminarisch gebildeten Lehrern in der /n'^;inimenset/.\ing dr^ I.i. ]uki"i ]it rs aufrecht /n erlinlten V.wx (ikiclistellung .sämtlicher Semiuarlehrer hinsichtlich der ( ichalUsbe/iige hat uns auch die Befürchtnnjar veranlafst. dafs dnrch eine Bevorzugung.^ in dem gesetzlichen I'ünkommen Zwietracht un<l Milsgunst in die Lehrerkategnrien hineingetragen werde Hierfür waren ferner nuils- gebend die gleichmäfsige \"er\\endung der Lehrkräfte im Seminar- dienst hinsichtlich der Lehrfächer und der Stundenzahl, dieThatsache. dafs diT Kreis der seminarisch gebildi ttii Lehrer unsrer Seminare Schulmänner von heiAonagcnder Tüchtigkeil geliefert hat, deren Arbeit nicht i^erinifer belohnt werden darf .

»Amerikanische Grundsät7.e!' Nicht wahr?

3-

Dr. Fri<Mlrieli hilte?* -|*.

Kur/ vor Abschliifs dieses Heftes erliallen wir die traurige Kunde, dals Dr. Diltes am 15. ^Lli im Alter von 60 Jahren s( im in Leiden, einer \'erknlkung der Arterien, erlegen ist. Wohl kam uns die X;u liricht iiiich der Mitteilung, die uns ^•nr einigen Wochen \s ur(k nicht iibcrra-scliend, und doch, uaclukiu die Katastrophe eingetreten ist. sind wir tief erschüttert!

Wie die Eiche am brausenden Meere unentwegt dasteht, mögen die Stürme noch so sehr in ihren A.sten und Zweigen tosen uml die Fhiten noch so erbittert ihre Wurzeln /u cnt- blofsen suchen, so liat sich Dr. Dittes sein ganzes Lcl)cn liiu- <hirch gezeigt ein ganzer Mann von tler Kufssolile bi.s zum Scheitel !

Kin anderer Diesterweg , war er wie dieser eiu unentwegter Rufer im Streite, der getreue Kckart der deutschen I^ehrer- Schaft, der, erfüllt mit glühender Liel)e für Schule imd Lehrer, in fast eifersüchtiger Weise über sie wachte. Eine scharf aus- geprägte Persönlichkeit, trat er für das. was er als recht erkannt hatte, rücksichtslos ein. ein ausgesprochener Feind jeder Ver- mittelung

Dnlu i <ir nn auch die lvr>clu:inung. daf«; Dr. Ditu.- uälncnil seines ikiiw alleus eljcnso innig geliebt und hoch verehrt, wie aufrichtig gchafst und bitter verfolgt worden ist. Er hat es reichlich erfahren, das Wort: Leben heilst ein Kämpfer sein!&

Nun ist seine Hand erstarrt, die scharfe l'k*der, die noch vor wenigen Wochen den'Schwanengesang für sein > Pädagogium : schrieb, ruht. Friede seiner Asche! -

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ß26 Johtinnro Meyer.

Wir al)tr «'"ii lit'uli>;cii Tn^c nochiuals. der Pada-

}j:(),t;iiitns-( iciiK-iiuk- ihr bisheriges Organ möglichst zu ersetzen, nicht in dtni Sinne, dafs wir auf des Meisters Worte schwören - das können wir nicht, da unsere Anschauungen in manchen Fragen andere sind, wie es auch ebensowenig dem Geiste Dittes' entspräche, dem alles Jauerttini verhafst war : wohl aber in dem Sinne, dafs die Neuen Bahnen sich immer mehr bemühen werden, einerseits den Ausl^nn der rädagoi^^ik tiach ihrer wissen- schaftlichen Seite hin zu fördern und ander«, i seil< den l)LH ch- tigten Forderungen der Schule und der Lehrersciiatt eine Ciasse zu bahnen I

Wohl wissen wir, dafs es eine gewaltige Aufgabe ist, die wir uns damit gestellt haben; aber wir getrösten uns des Wortes: 7m maf/tm volukite isat « >/, und hoffen auf die thatkräftigc Unter- stützung unserer Mitarl)eiler.

Hcn Manen tles \'erstorbenen alx-r wcrfk-ii wir '^oVkiM als nn.Llirh den schuldigen Dank abtragen durcii tlii Aii^^^abe eine-« I) i ttes - H eftes, de.s.sen Ikarbeitung in den berufensten Hänilen liegt.

l'tid so wollen wir denn rastlos weiter arbeiten im Sinne

des Dittes'schen Wortes:

N i c h t ab w ä r t s . n o o h r u ck w ä r t s . Sondern aufwärts und vorwärt.sl'

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Umscliau in Naclxbargebieten.

\'oii R. Dietrich in Kandem.

r.

In (kr ]*,tln->('lieii Kultur (li'^^O. roi \ tTÜtientliclit <kr cbr- würdijjc (»rüiii ler <kr Ot tit-^«. ]r ii ( »f^cUs^liaft für ethisclw* Kultur. Willi. Fünslcr cm diin.hau> im )iiarchisch gesinnter, sein ntiltk' urtcilemler Mann eine zeiigcmafse ^Bet räch tun £f Ober die Stellung^ der Fürsten^. Er wendet sicli gegen den niotlcme« »Kultas der fürstlichen Maclitstellung^v, ge>cen >die gedankenlosen Beuuntlerer der t'iirstlicben Übergewalt . Sagt diesen Leuten fragt er ihr (jewissen gar lu'chts über die Uinnn'^lichkeit. dal's eine ein/eine Person, itnd wäre sie von dem li()(.']i-.lin Intellekt und \f>n der reinsten sitlliclien X'ollendung, S(»/u>agen den lJrennj)unkl lulilen konnte, in welchem sich die Strahlen der ganxen Gedanken- und Interessenwelt einen grofsen Staates konzentrieren, und dafs nun auch von demselben Brenn* punkte aus Klarheit, Ordnung, Fülle und Harmonie in alle Teile des Ganzen zurückstrahlen könnten ^ . . . Ivs ist ohne alle (ileich- nisse vollkotnnieti eiidenchtend. dafs es. }>ci den unüberwind- lichen Schranki 11 r,vv Menschennatnr, selbst dem edelsten, rast- losesten W'oll« n und Wirken unmöglich ist. sich soweit /um Herrn aller .Situationen innerhalb tler iintwickiung eines höchst komplizierten Gemeinwesens zu machen, um ü1)eralt das ent- scheidende Wort sprechen zu können.

I'>gänzungen zu Försters Ausführungen bietet der Kunst- wart. Diese trefflich geleitete, männlich freimütig geschriebene Zeitschrift, die thatsächlich ist. was sie sein will, eine Rmul- schau über alle (»ebiete des Srliönen jeder gut besoldete

Lehrer sollte sie halten'» Ininul in Nr. 12 {iSi.)^ h\ Allerlei zur Rückse'hau . I>er Schi eil>eiuie i.st wohl der Herausgeber (I'erd. Avenarius) selbst, Er bemerkt u. a. zu der bekannten Thatsache. dafs Paul Heyse aus der »Kommission für den Schiller-

'j Auch die l%thisehc Kultur . Diese ko.•^let vierteljährlich 113 Xunimcnt) i.6<i M., der Kunst wart (6 Ilcftei 2.50 M.

l)rcis ausgetreten (weil die Vorschläge der Kommission in der lei/.ten Zeit dreimal nnclicinaiidcr verworfen worden sind): >Knd' lieh wieder einmal im öffentliclien titterarischen lycben Männ- Hchkeit! Ein ander Bild; Als Meister Humperdinck, zu

ditsLin Zwecke eit^cns nach Berlin jycnifeu, ans Pull trat, um die hundertste Aufführun;^' vm Häusel und Grete! seihst /.u kitcn. des Stückes alsi». mit dem zum ersten Male nach laui^cr Zeil ein n. ue-< deut<r]ies Musikhülnu iinpicl in nllc Her/en i;\klin!;4 .11 war : da ilrän^^le es selh>l\ erständlich viele, ilni dauk- ixir /.u he-räfsen. Doch unterliefsen sie dieses, denn gerade erschien der Hof. Und natürlich! Das war für die Leute inter- essanter, als Humiyerdtnck, dem man folglich den Rücken wandte. Itulessen, der H()f machte i;ut, was das Publikum versäumt: Humperdinck kriegte /.um Schluls den Kroneuorden vierter Klasse, n ein einmal mir das allgemeine lehren /eichen. Die alte r'rnge ai fs neue: diirten wir den Fürsten oh ihres VerhalleUh .u<-*-;'^n u IS und un.sere Kiuist \'orwürfe machen, wenn wir uns iinien hS\ jeder Gelegenheit als Knechte zeigen? Wie z. B. in dem dritten Stück, von dem der KUnstwart meldet: Die Standbilder für die Berliner Siegesatlee machen wieder von sich reden. Wälirend aher hei ilirer Stiftung durch den Kaiser durch alle Zcitungshlätter ein Juhelhraus rauschte, geht es jetzt durch sie nur wie ein heindiches Säuseln. Nicht deshalh war der Jnhel erklnn<j:i-u. weil der Kaiser ein fürsllich iKsclienk, den .Sclilols- hnuuKii. fürsllich erwidert, sondern weil er erklärt hatte: zwi.schcn <.len Standbildern der Fürsten sollten stilche hervorragender Bürger und anderer nicht fürstlicher Männer stehen, für deren Verdienste das Vaterland m danken hat. Ks scheint, der Kaiser hatte bei dieser WiUensverJcündung doch nicht g< ni- mit ästhetischen Oründen gerechnet; denn schon nach einigen Wochen ergab sich den Malsgeheuden, 'laf^ aus solchen ästhetischen (iründeii eine gleiche Höhe <ler StandbiUler von Staatsmännern und sonstigen Bürgern mit denen \ on Herrschern leider nicht wolil zu machen sei: es .sei also für die l'ntertanen die Form von Hermen zu wählen. Und als abermals eine Reihe von Wochen ins Meer der Zeit geflos.sen war, sielie, da kam Reinliold Begas mit Plänen ins Schloff, worauf gleichfalls aus ästhetischen Gründen aus den Hermenl)üsten der Untertanen nachdem einen Bericht schlichte Hüsten für die h'cken von Marmorhänken, nach dem andern liildnis- Medaillons für die Sockel der Fürstenstandbilder gewor- den waren. Ol) die l'.ulwicklung noch weiter gehen wird, wissen wir nicht. \'ielleicht aber besinnt man >ich auf die Wichtigkeit der Kleinkunst und verwandelt die Sockelreliefs abermals aus ästhetischen Gründen in Portrait-Medaillen, die ja dann, bei sach- gemäiser Verkleinerung bis auf Zweimarkstückgröfse^ einen diren- volleu riaiz auf tien Knöpfen der betreffenden Herrscher- Rdcke fhideu könnten.

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üa»«-haii Iii i(*«h)»*rice1ikl«il.

S29

Was der Kuustwart geifselt, ist die eine Krscheinuiigsform des jetzt ii) Deutschland modernen Patriotismus»*. Eine andere, fast ebenso lierrliclu-. wiirdiq-t luii^-en Isolatii in der .(^•ejieiiwart (!So6, S: vSoldaten auf der H ü Ii n e 1. I{r spricht /unüclisl \<in ucii Festspielen Hei ndei^enluMt der jüngsten kriegsjaln leiern. Diese ad hoc ^eiliehtcLcii W erke -- meint er mögen noch geduldig aufgenommen werden: der billige Patriotismus, der in ihnen gepredigt wird, macht sie immerhin harmlos. Und wer diese Stücke nicht vertragen kann ich gestehe offen, dals ich zu den Verächtern solcher pat- riotisclu'ii Mache gehöre , mag am Sedantage oder sonst an Ta^cn. an deneli diese Hrnniatik ihre I'e^te feiert, nicht ins Theater m ln n. Weit gefahrlicher in ihrer Wirkung finde ich die Soldatenstücke, wie sie in den letzten Jaliren die deutschen Bühnen beherrschen, die Stücke der Herren G. v. Moser und Genossen. Ich kann an allen den Drillszenen, wie sie jene Herren auf der Bfihne darstellen, z. B. auch in dem viel gegebenen X'eilchenfresser« , nichts komisches finden. Aber die oberen Zehntausend amüsieren sii Ii beute über diese ^ Wachtparaden- .A-lfan/ereien (das Wort stammt ans einer Kritik Ludwig liörnes), über alle diese schneidigen Herren und Herrchen, die dc-n i^o- meinen Mann anranzen, und halten alle diese Schneidigkeilen für ungemein komisch, am meisten die Offiziere: sie spotten ihrer selbst und wissen nicht wie. Und die Wirkung auf die oberen Ränge (im Theater), auf das Volk ? Nun, ein sozialdemo- kratischer Leitartikel über den Militarisnms kann nicht drastischer wirken, sollte ich meinen, als die Lustspiele des Herrn v. Mo.ser und seiner Nachfolger und Naclinlnner. Würde von so/ialdemo- kratischer Seite die deutsche St »UlaUnclirc. der dentsclie ( )iti/ier so schwer angegrillen, wie e> ilurch jene Soklulen>tücke geschieht: der Staatsanwalt wäre sicher auf dem Posten. Die Soldateska- Dramatiker aber sind .vor der Anklage von dieser Seite sicher: im Gegenteil, man führt ihre Mache auf den Hoftheatem auf! Nach meiner .\nsicht sind diese Stücke, ob sie nun realistisch oder unwahr sind, revolutionärer als Hauptmanns Weber . (Ja wenn die ungeheure Gedankenlosigkeit nicht wäre!)

2.

Dichtkunst und Statistik stehen leider auf gespanntem Fuls

sagt Scheffel eitnnal im Trompeter. Ich möchte dem geneigten

Leser aber doch mit einer kleinen Dichtungs - Statistik

kcnnnien. Die fünf Nummern der Deutschen Dichtniv.^ (iSms (>.

7 II), welche mir vorliej^en (sie gelten für Januar. I'eltrnar

und die erste Hälflj des Mär/) bruigcn 52 Cicdichle : ich

Keuo BAlioen iPü<lai;u);iiuii) YU. ^2

il. I>ir|rii-h.

meine das. was man im engeren Simit ^ nciiiit. Ist das nicht ein wetiij^ viel für eine einzige Zeitschi itt. inid für die knr/e Spanne Zeit? Znnial icli sechs ( Zur Frauenfraj^e in \r. 7 Wrfnsser kämpft mit länj^st rostij^en Waffen )^e>^en die Kranen - hevvegunji;^) schon abgezogen habe - und noch viebnehi nu>j;cü vom Heausgeber (K. E. Fratizos) zurückgewiesen worden sein. Jene 52 verteilen sich auf 37 verschiedene Verfasser - meist noch unbekannte Namen. Daraus darf man wohl schliefsen, dafs vor dem Leiter der Zeitschrift kein Ansehen der Person gilt, dafs er \ielmehr darauf ausgeht, nichts von dem, das in deiitsclun Landen j^edichtet wird und nach seinem l'rleil druckiiiswert ist. verborgen bleiben /u lasst-u. rntersnclK-n wir nun, welcher Art die uns vorgestellten, in \'erse gekleideten Oeisteskinder sind, so crgiebt sich die auffallende und nicht er- freuliche Thatsache: den verhattnismäfsig meisten (ich zähle 17) mangelt es kurz gesagt an (icsundheit. Sehnsucht, Kmpfindsamkcil, unendliches Leiden. NWIt-^ohmerz, Weltflucht, unbedingte l'tilsaii^ting: das sind die leitenden, immer wieder- kehrenden Töne oder Tonrcilun, Oder Zagen. Klagen. Frniirn ]<]^ /.um riicrdrufs (des L<.>t.rs ircilich nur). Oder man träumt. Inütet, .schwärmt ergeht sich in I'hanlaslereien.

Eins aus jener ungesunden Schar (' Inspiration s von Her- mine v. Preuschen, in Heft S) spricht von »Mondensiegeslauf »Monde* ncimt man ja^auch die Monate; unsere ^Dichterin« aber singt natürlich vom Monde, und da mufs icli gestehen, dafs ich voti einem .Siegeslauf des Mondes oder dergleichen noch nif 'L;ili(")rt. T 'litrhanj^t ein greuliche^ Reimwerk! Ähnlich das diesem \i>i'ani;LsUlke j V'erschwicv^Liu,' Minne, von Willi. Idelj. Da wird behauptet, wer ^cint: Liebe zu verbergen ge- zwungen ist,

Iki inuls bleichen Lilien -kirliLn. Heuidirli sclunnchtcTKl .\ui den Teiclu-n, Wenn da.s .Montllitlil iiif den W'elkn iidit.

(Wer lacht da?) - Und noch ein Stückchen dieser Art: in Nr. 10 besingt Heinr. Hege seinen Verkehr mitCioethe: er be- kennt uns u. a.:

Es fiel der Staub, der mich beklebt.

Ich durfte seinen M u t g c n i c 1 s e n, Der alle Welt mit Ruh umkreist.

Die Frage, welches .das höchste Gluck auf Erdens sei. will H. M. Grüninger in seinem Märchen >> Das Sonntagskind iXr. S) losen. Ks ist die bekannte (»eschichte von den drei Wünschen. Das Sonntagskind f ein Jüngling von 21 Jahren ) trifft im Schwarzwald eine ^ülij^e Kee , welche ihm weil es tal.su der Jüngling) gar .so lieb und sonnig (wer denkt da nicht an ein Mädchen!), die Erfüllung dreier Wünsche anbietet. Haus wünscht

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sich erstens Reichtum, zweitens ein gewisses Mädchen zur Frau.

Gewährt. Und drittens? Kommt später. Hans wird nämlich

auf den i. Mai nach dreimal sieben Jahreti' wieder in den

\\':ild bestellt. Kr ^eht aber schon nach zwan/ii; Jahren (warum

ertährt man nicht vernuitlich weil eiTinndzwan/.ij^' nicht in

den \ rr'> ^epafst hätte), luui merkwür(li'.4Lr Weise wartet die

gütige l'ce .schon. Hans erbittet nun lür *iein jüngstes Kiml,

das er mitgenommen, »alle Huld und alles Glück, das dneni

Erdgeborenen gewährt sein kann, das höchste Glück auf Erden .

Die Fee wird betrübt, fordert Hansen auf. seinen Wunsch - noch

einmal zu erwägen . Der aber versteht nicht, wiederholt die

Bitte. Also komujt das höchste (ilück da- Kind ist tot.

Bleibt nur noch die Frage, die Herr ('.irinin^i.r in <einem

(K'di(dite nicht l«">st : Ist sterben für jeden Mi nsi lu n. (xK r nur

iiu Kinder - ist sterben oder nicht leben, nie gcK-bl haben

'das höchste Glück auf Erden ?

Wünsche äufsert auch J. J. Straufs (in Nr. 9), allerdings

unaufgefordert, und er ist wohl auch kein > Sonntagskind«. Er

möchte erst wie der Sturmwind . tnid dann «wie der Adler

sein . findet aber schliefslich. dafs solches >b"»gen nichts hilft:

weil er doch am Boden liaftcl . wo er (Ks Dunkels schweres

Sklavenjoch durch nebclkaltr Steppe sclilep|)t . Fürchterlich I

Wie heif.st der grausam sclireckcnvolle Ort, an den der rnglnck-

liche gelmnnt ist? Frankfurt am Main. Es wundert mich nur,

wie Herr Straufs da am Ende noch verlangen kann:

So lafst mich uiitL-r Mensclun nur Kin Mensch sein. Das ist alles:

(lewifs auch genug. Hcir Straufs! Für das Sklavenjoch' dunkel Frank mrts jedoch zuviel.

Der veic-luiiche l'mschau-Freund wolle aber nicht glauben, es gehe so fort. Jetzt eben kommts besser, ich habe das Gute nur bis zuletzt aufgespart. Da schildert Robert Waldmüllcr (Das Vöglein', Nr. 11) in knapiicii, kräftigen Versen naturgetreu, wie ein armer Teufel durch ein heftiges Gewitter und das be- unruhigende, warnende Gebahren eines Vogels an Raub und Mord verhindert wird.

Wie man einfache ( K-genstände oder Begebenheiten dich- Idisch verwerten, ICrlebtes. (knossenes, h'rhofftes anschaulich beschreiben, erzählen, ausspinnen, ausschmücken. verklTuen kajui, zeigen L,udw. Fulda 17: ^Flpistel }, Hans Müller |S; Spicgel- biidc), Herm. Abnoba ( ? Aus Thüringen' ), Wilh. Arminius ( Erste Zeichen Den Zustand des Erwartenden malt treffend C. V. Müller ( \'ielleichl )>).

Leichter, kecker Humor fuhrt zweimal das Wort: l)ei M.

b Diese drei und «lie drei letztgenannten stehen in .\r. U),

25*

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Kicscwcttcr f Die Karyatide \ und Kmil Hügli, der die Soiiiie als seiüc Hlondine- hesinj^t.

Der k ille Humor, der au> der Tiefe heraus wirkt, ist nicht vertreten. Bruno Baumgarlen \ Schönster Sieg ) h.il ihn aller- dings im Sinne, wenn er verlangt, der Dichter solle bringen, niii der heitern Kunst die dOstem Wolken zu bezAvin^n' - oder: »ein nasse«? Äuge lächeln machen demjenigen, der alle Lust und Hoffnung verloren, die Hoffnung wieder ins Herz hinein lachen.

Dat^e^cTi hnt S. li.uinkay den festen Ivrnst in nicht la- w ühiilii lu- \'crM- m iirä^t ; die stille Trauer t-iues edlen (ieniüles. Ich meine sein \ erluren mit dem schönen Schlüsse:

Ks bringt dich nichts mir wieder.

Nicht Hittc. nicht <',,\vnlt

Und nur durch meine I.icder

Schwebt deine T^ichtgestalt.

Willi. Münch eröffnet seine (ledanken über Sprach - Schönheit ilVcnfs. Jahr!>ücher 1S96. II) mit dem hühschen Bildt (U-daiikcn sind /uUfrei natürlich nur. so laii.i;e sie Gedanken bleiben. Als solche werden sie, in den verschinssenen Fächern von Hirn und Herz verwahrt, unangefochten über I^andesgrenzen, an Zollämtern vorbei, über die Schwellen von Amtshäusero und Königsschlössem, durch Pestsäle und Kirchen mitgeführt. Wird aber der Rohstoff der Gctlanken verarbeitet zu Äufserungen und rrteilen, so tritt bekanntlich ein zwar unge- schriebener, aluT ^vhr koniplixirter und bedenklicher Zolltarif in Kraft. Jiine Criuppe von (ied.niken jedoch scheint, audi wenn laut und öffentlich geänfsert, \ uii all solcher Zollpflicht ausge- nommen: da,s sind die (iedanken über .schön und häfslieli. Ästhetisches Wohlgefallen oder Mifsfallen zu äufsern. das gilt als ein unmittelbares Menscheiirecht, oder doch ein Recht wie das des Reisenden, seine eigene Garderobe zollfrei mit über die Grenze zu nehmen. Hier also herrscht wirklich und herrschte von je glückselige Gedankenfreiheit. ist aber df»ch nicht

wahr! Auch die <*,(?1niken iiber schön und hälVlicli fallen unter jenen sehr ^ bedenklichen Ztdltarif . Das braut ht gewifs nicht erst bewiesen zu werden I ') Was nun den eigentlichen Gegenstand der vorliegenden Abhandlung betrifft, so erklärt Münch selbst» dafs er sich auf die «rein sinnliche, klangliche Beschaffenheit der Sprache beschränken will. Dementsprechend befafst er sich zunächst mit den Kinzellatiten und dem Wechsel der Laute in \\'örteni und Sätzen. Kin gröfserer Ab.schnitt ist sodauii etlichen Volkssprachen (hauptsächlich der deutschen,

Vgl- übrigens das nächste Stuck dieses lierichts.

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hollätidischeii, englischen, französischen, italienischen) gewidmet: es werden utilersucht deren besondere ästhetische Mängel oder Vorzüge; die Verschiedenheit der Stimmen, der durchschnitt- lichen Ik'^clmffenheit der menschlichen Stimme bei verschiefleiien Veilkern: die ungleich grolle oder .i;eringe Sorgfalt, welche auf die Aussprache verwendet wird. Ferner erörtert Müncli den Anteil, welchen die Modulation am ästhetischen Eindruck der nuindttchen Rede hat (Den Hegriff der Modulation umschreibt er treffend so : Sie ist nicht gleichbedeutend mit der Accentuation, mit der Gewiehlsuiitcrscheidung: sie fällt auch nicht /usaminen mit dem Auf- und Absteigen der Stinune. Sie schliefst beides ein: aber e< verbindet sich damit noch ein Dritte^, mehr Seelisches un<l He^eelend«.^. nämlich der wechseliuk Slnuniklang. Ob der lün/.elne in dieser Hinsicht über Schätze verlügt oder nur üljer die kärglichsten Mittel, das ist Gunst oder Ungunst der Natur. Hier hat M. wundersamer Weise vergessen hinzu ssuffigen: und der Erziehung!) Endlich kommt er auf die ^ Frage der ästhetischen Berechtigung der Mundarten . Hier begeht er leider, wie viele, deti groben Fehler, eine Mundart politisch zu begren/eii (begrenzen nicht im Sinne von beschränken, sondern von ausdehnen), von der Mundart eines Staates /n 'sprechen ') oder gar. noch gröber, die Behauptung über eine i)estimmte Aus.sprache auf den ganzen Süden oder Norden Deutsch- lands zu erstrecken! Dagegen hat er sehr recht zu betonen: Dafs die mundartlich gesprochenen Worte an sich unschöner seien als die Hochspraclie (als die naeh den Gesetzen der

H. gesprochenen, meint M.). kann man nicht behaupten. Wenn man in manchen (Vi^u iuien Girtel ans^pricht --latt Gürtel, und in andern wiederum mundarUicli Kürsche >tatl Kirsche, so k.inn ttnmnglicli das eine oder das andere für da.s schönere erklärt werden.

»Schön* und >gut^ siud häufig eins, wenigstens teilweise: besonders in der Kunst, also auch in der Sprachkunst In diesem Sinne fordert Manfred Wittich Gut Deutsch I- (Kunstwart iSc)5 6. IX). Deutsch, das heilst hier; deutlich, anschaulich, volks- tündich. mannhaft, wahr n.u Ii Inhalt und Form, und diese jenem genau nngepafsl. Knnn man d. h. darf man in Deutsch - lan'l nt.eli deutscli reden und deul.sch schreiben? Ivrnste Fr- fahnuigen am eignen lA-ibe antwortet Wittich zwingen

'I So btliauplel Müueli: InSaeliscJi fallen l.eliiu, l.cini. lA-bcn lUid Löwen zu denisclhen Worte l.ä iii zusammen . Wo denn :* Nun eben in ganz Sachsen I Das kU iiu K '»nigteich weist aber mindestens sechs deutlich vcrhchiedcne Mundarten auf, in wenightens vier von diesen sechsen klingt Lehm : Leemoder Läni - Leben : Läm Löwen :

I. eem Leim lOciM Leim. .\Is«) ilrei W'uriklänu;» nirlil riner. Läni .sogar für Löwen habe ich noch v«u keinem Sach-sen gehört.

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Ulis fliese l'Va^c zu \ cTiiciiicii. l ud unU r solciicin /ustaiuk'. <kMi /alilrrK-lic \'crl)()lc* \'oii HücIktii iuhI l^ülnu nauffü1irniii:^cii. «><>\\ it- rrc l->|)ro/csse aus (lc!i k't/.lcii Jahrcti deulliili Kt.-mi>4 illu?^U icrcii. Icitlct d;uj gaii/c Volksleben, leiden \ oi uclinilicli aber die reden - tl«u Künste. Lediji^Uch ttiit <Uescr Seite, der V^erderbiiis der reden- den Künste bc/.uxlicli ihres Inhalts nnd ihrer Fomi, l)e.Hchäftt}(t sich VVitttch. Er schildert hauptsächlich die Folgen, welche polizeiliche VtrKc'\vallij;un); der j;nt deutschen Rctle gezeitigt. Die Melir/ahl (Kr öffentlichen Redner bemerkt er u. a. - ist in ihrer Ausdrucksweise so vorsichtig' künstlich, dafs schliefslich ^ar kein Xt rv. kt iti Charakter mehr darin ist. Die Kunsl der öffentlichen \ erlautbaruiij< in Rede und Schrift wird kraftlos, druckebergerisch. wasclilappi^.;. Man setzt der mecha- nischen Gewalt die Ust entgegen: man nötigt Hörer und T.«eser, zwischen den Zeilen und Sätzen zu suchen, und dieser Mangel an Offenheit und Wahrheit, unbedingter Wahrheit vergiftet wie die sittliche Aufrichtigkeit, so auch den Stil der Redekünste. Der Wortkunslstückchennuicher. der Redegaukler siegt über den Mann von Charakter: die IMirase kommt immer mehr zur Herr- schaft. . . . So gewifs Wcdnheit und Freiheit das Lt'benselement für Kunst und Wissenschaft sind, so gewifs müssen beide in einer Atmosphäre der Unfreiheit und Lüge Schaden leiden. Jeder Zollbreit Boden, der der volkstümlichen, der wahrhaftigen, wenn auch volkstümlich derben Kunst der Rede entzogen wird. gil)t ein Wucherbeet für gefährliches Unkraut von Aflerkunst. Prefs- prozesse und Hühnenaufführungs-Wrbote neuerer Zeit haben ge- lehrt, dafs «las. heute den so/inldcui. iki ali-^cJicn Worthallcr tnlll, morgen jeden l)eliebigen andern l.ilsc h gehtirten Redner oder Uli fsverstandenen Schreiber ebenfidls treffen kann. Die redenden Künste werden damit entmannt Und das \'olk kann sie doch nicht entbehren, soll anders sein Leben sich organisch und glücklich entfalten. el)enso wie wahre Wissenschaft und Kunst das \ olk nicht entbehren ktimien. Kür jedermann, der auch nur für eines von beiden, für unser \'olk, oder fiir Kunst und Wissenx liaft ein Ileiv Iiat, ergibt sich klar die l'tlichl. da- bin zu wirken, dafs W'alirlieil tle> Wortes wie l"reiheit des C,e- dankeus aus den schweren Käujpfen unserer Tage siegreich her\-orgehen. So handelt sichs hier um die oberste und wich- tigste allgemeine Angelegenheit, bei der auch nicht einer im Volke uninteressiert ist."

4

Der Würzburger Xationalökonom iieorg Schanz hat im vorigen Jahre bei Huchner in liamherg eine Schritt über die Arbeitslosenversiclierung erscheinen i.i»en. Das Hrgebnis seiner X'ntersuchinig ist, ^vie nicht anders zu erwarten: einer

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irmM'lmu In X«pfeb«rvcbiel«ii.

.WS

durchj^reiiViukn. (»bligatcri-cheii Arbeiterversiclieruiig stehen gaii7, nufscr>;e\vöhnliclic Scluvitri^kciten entgegen. Kr fragt sich da- lit-r. derselbe Zweck niclit in aiuk-rfr Weise erreicht werden kr>nnle und l)ejalil die>c Frage. l)ietct auch eiiuii \ ni>c hl;ig. Dieser geht dahin, einen eigenartig i>rgunisierlen Spar/wang geset/lich zu dekretieren und dadurch den Arbeiter mehr oder nihider zur \'orsorge für den Kall der Arbeitslosigkeit zu ver- anlas.sen«. In der Hauptsache handelt es sich hierbei <tiach einer I5c>i)iechung jener Schrift durch den i^adischen Fabrikinspektor Wörrishoffer, in der Zeitschrift für die gesamte Staatswissen- sdutft , I St)6 11^ ti!ii Folgendes. Für nllr dvr K ranken \'er- sieliernng unterliegenden Person«, u wird /.um Zwecke des I nler- halls im Falle der ArhviL.slu.sigkeil ein gesetzlicher Spar/Avang eingeführt. Die Spareinlagen sind durch die Arbeitgeber au die Krankenkassen abzuliefern. Sie betragen für jede Person min- destens 30 Pf}(. in der Woche. Für Bauhandvverker und für andere durch den Bundesrat zu bestimmende Arbeitergruppen ( Saisonarbeiter u. dgl.) betragen sie lo";„ des Lohnes. Der Arbeiti::eber tr.igt von den I'jiilnj^en der zuletzt näher bezeich- neten (iruppen von jeder Wocheueinlage der übrigen (30 Pfg.) übernimmt er 10 Ffg. Die Kr.nikenka>sen haben die wöchentlichen Beiträge an eine unter »jHentlicher liürgschaft .stehende Sparkasse abzuliefern. Die Ablieferung geschieht durch Hinkleben von Sparmarkeu der betreffenden Sparkasse in dne Sparkarte. Dasjeweilen vorhandene Sparguthaben bleibt bis ztim Retr:i^:c von icu) M. gesperrt, d. h. es wird erst und nur im Falle der Arbeitslosigkeit verfügbar. Der 100 M. überschiessende Teil der I'jnlagen da^^egen sieht zur freien \ ertügung des Ar- lu iu i s. ( iratifikati« inen, (ie->chL iik( der .\i beitgeber und Zuwen- dungen der (ienienidcH kimuen aul Aulrag der Geber der ge- sperrten Einlage zugewiesen werden. Im Falle der Arbeitslosig- keit wird die gesperrte Kinlage allmählich zurückgezahlt Die Wochenbeträge dieser Kuckzahlungen richten sich nach der Höhe der I''inlage; z. R. würden, wenn diese sich auf wenigstens 100 M. beläntt. wc»chenl!irli s M. an den Arbeitslosen ausgezahlt. Die mit dem Sparzwang verbnndeueu Kosten fallen äu Lasteu des Staates und der (kineindeu

Wörrishoffer bcmerkl ila/u. Die in einem Teil iles Pub- likums gegen die sozialen Versicheruugsgesetze vorhandene Mifs- stimmiuig richtet sich in erster Reihe gegen die durch sie ver- ursachte Arbeit und l'mständlichkeit, weniger gegen die Kosten. (Die.>^e sind bei den l'reiskalkulationeu endgültig ein Teil der Produktionskosten gewortleni. Die Arbeit und rmständlichkeit ist aljer bei der von .Schanz vorgeschlagenen Faurichtuug

') d. Ii. von jenen lu j.^.

weK*^ii des Anschlusses an eine schon bestehende Organisation weil ;;erin>;er als liei dem \*oll/u^e der bestehenden \'er- sichernn}j[S};eset/e Auch die Kostenheilräj^e der Arl)eitfjel)er spielen keine ijrt»lNe Rulle. Sie betragen hei den Baidiandwerkern nnd Saisonarbeitern der Lölnie und bei der Hauptmasse der Ar1>eiter weniger. Kiue solche LeiHtinig kaiin der Produktion 7A\r möglichen Beseitigung des von ihr her^*orgerufenen Mifs- Ktandes wohl zugemutet werden. Auch wenn man sie zw den 3 4*'/« ^l^r Löhne hin/ureehnet. welche die durchschnittliche Relaslun.i; der Arbeitgeber durch die ^^o/irilcn Versicherungsge- sel/.e des letzten Jahrzehnts darstellen kann \«»n nberniäfsigen Opfern niclit «geredet werden. Ivlier wan zu bezweifeln, ob es zulässig wäre, den Arl>eitern 2 3",,, (den liauliandwerkern 9" I) der Löhne als Spareinlagen zn entziehen. Eine mir einiger- nialseu weitgehende Beseitigung der Folgen der Arbeitslosigkeit ist aber fiir die ganze Zukunft der Arbeiterschaft viel zu wichtig, als dafs ihnen nicht grofse Anstrengung zugemutet werden dürfte. Zudem bleiben die angesannnelten Ik'itrage ihr ]*!i'^entum. und es wird den Arbeitern in einem weiteren Zeital)schniU ^iclier ge- lingen, ihren Anteil an jenen Heiträgen auf <lie Arbeit-t-ber ab- zuwälzen. Der grölste V orzug des vt)n Schau/ gebotenen \"or- schlags ist al>er wohl der. dafs erder > Arbeitslosenversicherung« gegenüber überhaupt durchführbar erscheint, und dafs die Hin- richtung ohne irgend welchen Nachteil wieder beseitigt werden kömite, wenn sich etw as Besseres fände. Ks wäre daini nur eine Aufhebung der Spareinlageu-Si^erre nötig. Die gesamte versiche- rungs]>flicbti.i:e Arbeiterschaft würde eben mit freiem Spargut- haben in den neuen Zustand übertreten.

Trotzdem meint Wörrishniiei >iclilieislich sind wir nicht so sanguinisch, die \'erwirklichung des Schanzischen oder irgend eines anderen Vorschlags zur Beseitigung der Folgeu der Arbeitslosigkeit in der Gegenwart und nächsten Zukunft zu erhoffen T*ine sehr rasche Verwirklichimg würde auch sclnm dadurch gehindert, dafs die ganze Frage der Hekäm]>fung der Arbeitslosigkeit für weitere Kreise noch \iel zn neu nnd auch noch zu wenig geklärt ist. Am meisten aber spricht gegen dii Wahrscheinlichkeit, ein Gesetz über allgemein gültige Mals regeln gegen die Arbeitslosennot jetzt durchbringen zu ktinnen, der Umstand, dafs z. Z. die Stimmung im allgemeinen gegen ein Portschreiten auf dem Wege der sozialen Reformen ist, da man findet man habe sich in (lern letzten Jahrzehnt nach dieser Richtinig so angestrengt, dafs man zunächst lange Zeit auf seinen I^orbeeren ausruhen dürfe.

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Neuere ErscJxeinungen auf dem Gebiete des Zeichenunterriclits.

Von PmI Stade in SonderKhauscn. (Sclilufe.) 2. HtolfMininiliin|u;t'ii.

AI. Kellner uiul Fr. Sieigel, Schule des Frciliandzticliiicn.s. Anf linind der geKetzHchen Heittininiungcn für österreichische Schulen, in konzentrischen Kreisen bearbeitet. Wien, A. Pichlers

\\*\ve. 11. St>hn. S ]Iefte ä 1.20. 1.40, 1.40. i,6<). i.(x». 2.40, ^ U. 5 Mk.

nie Hefte sind für die Hand des Ix'hrtrs bestimmt vmd ent- lialten neben cineni kurzen, jjut j^esclin ebenen Texte den ywm /t iclinen an (Ur Tafel bestimmten Stott für je ein Schuljahr, der so reiclilich benies>eii ist, <lafs man un;^efähr y.wci- bis dreimal so viel hat. als für ein Zeichenjahr nöti^» sein dürfte.

Das Zeichnen beginnt mit dem ersten Schuljahre und i,si in den ersten vier Jahren ein stig-mographische.s. Der konzentrische Aufbau des Lehrplanes bringt es mit sieh, dafs von Jahr zu Jahr das Pensum gewisserniafsen dasselbe bleibt.

Ich kanti nicht leutrnen, dafs das Cian/c Uol/. \iL'ler »inx erkemi- b.'irt-n Sdunihc iien einen recht trauri}xt-n llindnuk auf mich ;^^einachl hat. -Man denke nur vier Jahre sti)im().öTaj)hisclu n Zeichnens, iuinu r wieder mit denselben nur wenig geänderten l urmen des geometrischen Ornamentes. Als einziger wirklich nennenswerter Unterschied kann nur die von Jahr zu Jahr gröfser werdende Spannweite des Stigmen - netzes bezeichnet werden.

Wo soll da die Bcgeistenmg für das Zeichnen hcrkDUunen? ^Vas kann die sehr gute - ja mustergiltige Auswahl der \ orbilder. was die geschickte, wohldurchdachte Anordnung in konzentrischen Kreisen gelten ijei.' uiiüber der < )dc und Trockenheit, die sulclur l'ulerricht auc h im besten l alle für tleu Schüler bringen niufs. Solcher I^hrgang und solche Übung kann die Phantasie nicht anregen, das uiufs sie toten, A'oUständig abstumpfen und die Liebe zum Zeichnen ersticken.

Die Schuld mag wohl auch viel weniger bei den Autoren, als in den bestehenden X'erordnungcn /n suchen sein ; traurig aber bleibt die Sache auch dann. Man hat ja nun ganz andere Mittel für einen

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l'Uttl StH>l<<.

m früh dti»<rt/.vn(k>n Zdchenunterricht wie /.. II. (Ia.s Ztficlineii iiacli Stabchen oder von schenmüsicrten Lehensfonncn - die bildend nnti

atin et tnl in liohcin Maf.se sind, waniin hanj^t man denn nur s<> ent- sel/lioh /.aliL- an (kr vSti;;;nio;^raphic' tVsl

iVts vDihcirt thU- W trk bietet sonst viel Schönes. f1t( Hefte n S. weklu in «las wuk'noh freie Zeichnt-n einfiilircn. /ti^(.n <iiii cli.uän.uij^ j^ute l'ornjen und einen ani^einessenen l-OrUsclu itt vom I.eiolilen /.um Schweren, ja selbst die ersten Hefte sind in ihrer Art recht >,Mit. und ich habe noch rie ein stij^nuigraphisches Werk j^esehen. das einen so vorteilhaften Kindruck K'^^i^i^cht hätte wie dieses.

Heim Körperxeichnen scheint mir das Drahtmockll auch ein St) traurijifer wie fraglicher Nothehelf /u selir bcrikksichtii^t. sti l mich Itei «k-n X'ullkörpvni will mir die itnnn r wiederkehrende I tiler- sicht nicht helia^eti. I-s isl unnalürli» !i \\«. iin man die Körper hän.v't. statt sie zu stellen, und noch unnatürliciKi . wenn man sie über Augen- höhe der Schüler hänj^. So etwas verstöfst gej^en ein gesundes ästhetisches Empfinden und sollte schon aus diesem Ctrunde ver- mieden werden.

Der Stoff fiir das achte Schuljahr ist in einer jfrofstren Majipe Ues.immelt und l)esteht zu weitaus j^röfstem Teile ans sehr schönen farbij^eu flachornamentalen (lebihhMi

'Prot/ aller aniri-fü Inten Manj^cl ist nicht zu verkennen dais wir CS hiei niii einem \<>rnehmcn, gut durchdachten Werke zu liiun haben, einem Werke, wie es deren in unserer so überans schreib- und /.eichen - lustigen Zeit nur wenige giebt

Adam Hehneidflr, Vorstufe des Orn amen tze ich nens im Anschlufs

tu natürliche rflanzenfornu n. Praktischer Lehrj^anj^ für Zeiohen- lelirer an mehrklassi^en N'olks-, Hürj^er- und Mittelschulen, wie zum Seibstunterrichte für .Anfänger im Ornament/.eichnen.

Ditstkn. (■» (»rii- Hertz.

Praktisch und gut. das ist das I rteil, uul dem man das lUich zuklai)pt. das den Verheifsungen des Titels in der That entspricht. 9.^ Figuren bilden eine fortlaufende Kette von Darstellungen von Blättern und Bifiten, deren erster Teil jcunächst nur geradlinige Formen enthält, von denen später stu genauerer Darstellung über- geganjjfen wird.

l\ine irewi^^f. nber sehr malsvolk- .Stilisierung; ist bui allen Hei spielen zur .\nwendun«.; i[ebrachl. <l')rh liilst sich deutlich vi-rfoliren. wie dieselbe mehr und mehr tkr realistischen Auiiassun^'^ weicht Jedes Blatt und jede Blüte ist auf eine geometrische l i^ur jirebaul. deren Folge allein sclnm den üblichen Lehrgang verkörpert.

Die voni Verfasser in Aussicht gestellten Wandtafeln erscheinen mir durchaus nicht uoti^^ denn da er selbst empfiehlt, die Betracbtuni' v<nn };ei)rcfsten Xaturblatte nisi^ehen zu lassen, ist liue W.indtafel für di u Lehrer, der zu zeicl.iu n \ ersieht. <;anz entbehrlich und k.inu nur geeii^nel sein, die Aufmerk.samkcit der Schüler vom natürlkhcn

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Kfnorr Kr»4>hriiiHiMr«n «nf d«in flebi^le dttt ISeirbrnunlmirlil».

Hlattc al)/.uktikcn. I'ür solche abL-r, <lic tiiclil /.L'icliii<.M köiiticti, be- darf t s «Kr W aiKltafdn v:U iclifalls niclit. «leiui wer « nicht kann, der soll am h kciiKU Xt- 1( lu inintt-rricht erteilen.

Albert Kornhai«, Zeiclieiilelirer am (fvamasuini /.u l-rciburg i. Hr., Praktische An leitttn ji; f fir den Zeich en niitcrri cht an Volks- nntl Mittelschulen, Gewerl>e-, Töchter- und Frauenerwerlis- schulen. Freiburji:, Ilcrdersche Verla^sliandlunjr. Ausjral)e fiir die

Hatul <K^ Lehrers. 6 If^fk- ä 40 Tfg^.

Was der Titel vers])rubl. <las hält der Inhalt der 6 Ileflcheii tiicht. denn st:'tt einet prakliscbrti Anleitunii für die Mrteilnnjr des Zeiolu nunlei ricbtes. wird nns eine allerdings rei ht si hoiie Sanuniun^i von Motiven fiir derselben, ein Lehrplan in Hddern ge- lioten.

Der begleitende Text ist jpit Keschrieben, aber er hätte durch- ji^ehend ausführlicher sein müssen, namentlich ist es lebhaft xu be-

«buiern. dals selbst leise A iidrutun^en über die Weise, in welcher der \ erfasser seine Aufgaben behandelt wissen möchte, fast j^anz fehlen. Ivine /i! (Ulli Lehrgänge j^elioiiL^i Ans^^abe vnti pfr<ifsen Wandvor- la^en ist woiil in Aussicht t^i nonnnen, liejjt aber nocli nicht vor. und so wäre der Lehrer also darauf angewiesen die Zeichnungen an «ler Tafel zu entwerfen, ehe er mit den Schülern in eine Besprechung eintreten kann, das ist aber mifslich und zeitraubend.

Heft I enthält zunächst Vorübungfen mit geraden und krummen Linien, auf welche scheniatische N atiirfomien folgen. Diese letzteren sind ganz, vorzüglich und dürften ein sehr brauchbares Lehrmaterial bieten, leider fehlt nbcr jede Andeutung, wie der Verfasser sie im I nterrichte behandelt sehen will

Ich vermag nur nicht vt>rzustellen. dals es richtig wäre, wenn man die.se Dinge nach Wandtafeln oder nach einer Tafelski/ze deÄ Lehrers zeichnen liefse. würde aber das Lehrmittel sehr gut finden, wenn durch Betrachtung des («egenstandes selbst Formen, wie die vorgrcführten. gewonnen wurden. Wer sich cntschliefsen könnte, in diesem Sinne zu arbeilen, der niüfvSte davon bin ich überzeugt an diesem Matirialc irrofse Freude erleben

Auch die lilätter, Hlunien und R«ASelttii des zweiten Heftes liefsen sich wohl im Anschlüsse an die Xatiu l)ehandeln. und das ist im Ganzen wahrscheinlich auch die .\b.sicht des Verfassers, der das natürliche Blatt stets neben die abgeleitete Form gezeichnet hat. Hier thäte es freilich die Wandtafel auch ; lebendiger und anregender aber würde der Unterricht gewifs, wenn die Naturfomi selbst zum Ausgange der Besprechung gewählt würde.

Aufserdem enthält dieses Heft wieder eine Reihe vom schema- tischen N.iturformen, die recht rei/vol] sind, l)ei denen aber leider auch nicht gesagt ist, iu welclier Weise sie im Unterrichte behandelt werden sollen.

Heft 3 ist der Schneckenlinte und Spirale gewidmet und ent-

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liält ciilsjircciiciulf und reiclilichc i^niele. deren /A-i». hiu rischc Wic- d«.r}^al)c für il.i.s Kniiiicii iles Schülers auch nirgtftids xu grofse Sclnvii. ri-lcriten hietcti kann.

Nun spallft sich die Samnilnnir IIt'fl4 '"^t für die Knaben. Heft 5 für Mädclien bestimmt. heiUe sohenrcn mir in Auswahl und Anord- mini; gleich ^ut und branchbar. Das letzte Heft endlich ist für das Linear- und ProjektionsKeichnen verständig anj^eordnet und dürfte für die nnji^egebenen Zwecke vollauf genügen.

Dan ganze Werk ist dnrchntus zn enipfelilen. es enthält einen I.ehrijan.ix von selten Vinter Auswahl. I>f in \'< rf tsst r ni(H-hte ich drijij^end raten, bei einer Xenanflaj^e dem Icxle mein /iu.sdi'linun^.; /n ^eben und dem /eiclinen nach dem (icgcnslundc selbst - wenn er das nicht schon heabsiclitigt hat s«ne Aufmerksamkeit zuzu- wenden.-

Ph. 8ehmidt, I^ehrUcfte für gewerbliches Zeichnen. Zweite«« Heft, rrojektionsjseichnen. Hannover. Karl Meyer. Preis 45 l*f. Mir Handwerker- mid I'Orlbilduni'Sschulen ein sehr branchb.jres Büchlein, w i Ii hes sich jeder an solchen Schulen unterriciitende Lehrer anschaffen s*-ilUe. In sehr einfacher, und doch deti Hedürfnissen xoll entsprechender Weise, wird hier die Projektion geometrischer Körper (vier- und .sechsseitiges Prisma mit geradem und schiefem Abschnitt I*}Tamide. Kegel '»nd Cylinder)» nebst den wichtigsten Schnitten durch dieselben, gelehrt. Nirgends geht dabei etwas über das Wrständnis und die durchschnittliche X'orbildung der ins Auge gefafsten Schüler hin.ms tnul doch ist die Darslellung eine so /ielbewtjfste. dafs die SchüUr nach liew ältigung dieser A\ifgaben vollständig genügend für da.s eigentliche l-ach/eichneti \urgebildet sein mü.ssen.

Über letzteres unddieArU wie es an die Projektion anzuschlieisen ist giebt der Anhang Aufschlufs, der einen sehr ausführlichen AuvS- .zug aus den Lehrplänen der Handwerkerschule /«n Hildesheiiu bietet deren Direktor der \ erfasser ist.

Fr. (JralMMg. \V erk ri isUh re für Lehrerseminare, (icwerbe- und -M lUel schulen. II. Heft. Kla.ssenaufgabeu für (Vrund- und Aufrisse. Zürich. Orell l'üfsH. Preis 1 M.

Die zwölt sauber ausgeführlen Tafeln mit lirund- und Aufrissen nebst den für das Verständnis der Struktur nötigen Schnitten be- handeln die für Werkrisse gebräuchlichen l'ormen in mn.stergfiltigcr Weise. Der \ erfa.sser betont mit Recht die Wichtigkeil s< »Icher t'bungen und zeigt an seitieii Ikispielen. wie man auch diese Auf- gaben im Klassen (Massen I Cnlerriclite K icht /u bew.'ihiijrii \ i-rniag. Nicht auf d.i«- r/cicbncii wi'inschl er <iai)ei den Nachdruck gelegt, .sondern vorneiimbch aui die Lrweckung riluudicher XOrstellungen.

In unsem Seminaren - der Verfasser ist ein Schweizer bliebe für solche Übungen wohl nicht Zeit genug zur Verfügung« denn wir .sind froh, wenn wir das Nötigste erreichen; für den Unterricht in l'ortbildungsschulen aber bietet das Buch ein geeignetes, schönes Lehrmaterial.

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54»

Tli. A. U illijr. St inmarlehrcr iti Iloniherg. i' :i so Ii c n h u c Ii für Z e i o h c n lehr e r. JJrcslau, Fcnlinand Hirt. I'rcis 3,50 M. Das tfiX ein schönes und durchaus brauchbares Ruch. Ucr kur/.c- Text ist eigentlich nur eine j^edrän^e Inhaltsangabe. Rehandelt wird das }^anze (tebiet des Zeichnens in der Volksschule, und /m at mit ciiKi solchen ( irnndliohkeit, dafs sich aus dem <'>ehotenen bequem sechs I.ehr.ijänjjre bilden lassen. Das ist ein iiii lit yerin«; an/nschla«ren- der l-"aktf>r, denn »-s tiewährt dem Lehrenden .Sj>ielranni ifc-nn-.r ■^ieli ilie lUispiele tiaeh <leni atij^cnhlu klichen Herlürfnissc und nacii seinem <ieschinacke au.s/nwählen. Die Ausstattuag <les Büches ist einernte.

3. Scbriften fttr die Fortbildung.

ii. Cons, Professor am Kgl. Katharinenstift xu Stuttgart. Die wich- tigsten (Tesetzo der Perspektive in ihrer x\nwendung auf

das Zeidinen nach der Natnr. Stuttgart. Konrad Wittwer. 2.50 M.

Min I i-hrbneh der Perspekti\ e ist es nicht, aber ein ^ «>r/nj»^liches llili^uiitlel iTiT jeden rb r \nfn;diTnen \or der N'alur nineben will iin«! sich perspcklu iscii doch nicht ijan/ sicher fi'ihlt. l iut gewaiiite. sehr malerisch behandelte Beispiele erläutern eine populäre, durch- aus fafsliche Einführung in das Wesen und die Oesetxe der Perspektive.

Aber nicht nur dem xcichnenden Xaturfreunde, sondern auch ileni I.elirer kann das kleijie Werk vf>n j^rofsein Nnt/en werden. Der Hetrieb des Kr)riHr/eicluiens in «U r Schule wird einem Lehrer -■ tler nicht die ni>tv, ( ndi'.an Kenntnisse in (kr f'erspckti\ e besitzt last /.nr I nniögliclikeil. weil nur diese ihm die i.ische und sicher«.' I'ruuini^ der Arbeiten seiner Schüler erlauben. Die Perspektive nach einem f^ehrbuchc dem stets etwas Trockenes anhaften wird zu erlernen, ist aber nicht jedermanns Sache, weil die.se Wissenschaft viel, sehr viel Zeit in Ansj)ruch nimmt und ungemein schwer ver- ständlich ist Züdc 11: sii'.d alle diese Lehrbücher für diesen Zweck auch viel /.u weitgehend, »las \ orliegetKlr Hnch aber eiitlifdl alles, was niiin \'>r. der !'ers])(-kti\ e wissen muls. wenn man mit l.rfolg den LnlenKlii 1111 k()ri>er/eichncn erteilen will, und \ermeulet dabei alle überflüssige Betonung des Wissenschaftlichen.

Ich habe mich her/Jich über das schöne, durchaus angenies.sene Buch gefreut und glaube, dafs es einem lange gefühlten Bedürfnisse vollkommen entspricht

FeniUT. <',(>/ ei eil n et e und geschriebene t <liv hte {'rster Teil.

Auch diu Singspiele, auch .\uf.schlüsse tiir .Infäni^er und Künstler

itn /eicliiu 11 Zürich. Oiell l'ül'sli. 2 M. - . La \ igneile. Tome 1. 500 De.ssins. Zürich. Orell l-üfsli. 1,40 M. . Xotio's pour Dessl natcurs et peintres. Zürich, Orell rüf.sli.

2 M.

(ielegentlich unserer vorigen Besprechung lag uns auch lin höchst originelles Werk I\nners vor: Zeichenunterricht duieh mich seU).st und andere , das durch .seine l rvvüch.sigkeit in. Bild und Wort

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PmuI St«(tt>.

ift-ratif/u verblüffend wirkte. Die drei oben ^^^eiianntcn W erke alle in dneni Jahre etitstanclcn regen in «gleicher Weise wie jenes stti absprechendem Tadel, wie au liewiinttenideni Ix>be an. K.s ist ein franz eigener Stil in dem Penner schafft, ein StiU der allem Da- tfcwesenen ins (lesieht sohiri«:! und in vielen Fällen nieht anders wirkt, als <lie >(ele<jentliehen Schmierereien nnserer Schiller,

f 'tul floeh würde man sich i^'^ar sehr täuschen, wenn man iimehmen Wiiiile, es hier nnt iryfetid einem Schmicriaxs zu Ihtin /u haben; im (iegentcil leuchtet aus allen diesen bi/urrcn iJinj^en ein feines künst- lerisches Kmpfinden, eine seltene Kraft der Darstellung heraus.

Das Manirierte der Zeichnunj^en i.st tum groCsen Teile Absicht darauf berechnet. Atifsehen /.u errejfen. und wenn der Künstler darin auch manchmal s<> weit ixeht. dafs seiiu Schöpfung^ y.ur lächerlichen Kan ikatnr wird, so sind doch auch wieder Perlen von seltener Schön- heil unter den \Kleii Zeichnunt^en

iJas tollste Zeug siml ilie dediclile und Singspiele, aber selbst bei diesen wird man stets von neuem veranlafst, das Buch zur Hand 7.U nehmen und darin zu blättern. Ks ist ein Sorji;enbrechcr, von so unwiderstehlicher Komik, dafs man verj^ehHch danach streikt, die ernste Miene des Kritikers festzuhalten, der j>:eschnebene Teil wirkt |fera<le/.n zwerchfclK rsrliüttL riul.

J'!rnster .siiul ilii Ijeideu ;iufKrn Hücher gelialteii, und die Molns enthalten sogar last durchgehend sehr schöne, auch weiUius l)esser gemachte Zeichnungen.

Für die Schule sind solche Din^e allerdings nicht, aber »tm eij^enen Studium möchte ich sie doch lebhaft euipfehlen. Sie sind das äufserste, was die revolutionäre Bewc^nni; nif dem (Gebiete der Kunst xutafi^e gefördert hat, und regen %um Nachdenken an.

A. Lehiiiann, Merkstoff für den Zeichenunterricht, hjn Wieder- h(-!iini;><burh für die Hand der Schüler. Heft i. ( ieratUinigc uiiil kl uiinnlnii-v !*"lenientnrfonnen. Halle. Pädagogischer Ver- lag von Hermann Schrodel. 15 Pf.

In seinem fröher an dieser Stelle besijrochenen Werke Prä- parationen für den Zeichenunterricht weist der Verfasser auf dieses Büchlein immer wie<ler hin und xetgt, wie er dasselbe im l'nterricht

Verwertet denkt. l-!s ist gar kein übler Cedanke dem (ieclächlnisse des Schülers mit einem solchen Mittel zu Hilfe zu konnnen, denn er wird natürlich so leichter imstande .sein, sich den Gedächtnisstoff einzuprägen.

Soweit dürfen wir mit dem Hüchleiu ganz zufrieden sein, als Fehler aber, und der Verbreitung hinderlich, ist es zu betrachten, dafs der Verfasser zu sehr für seine eigenen Schüler geschrieben hat. Hin nicht unbeträchtlicher Teil des Inhaltes ist auf einen bestimmten

Lehrgang und eine eben so bestimmte Weise der fschematischeii)

Ilerstellung der Zeichnung bezüglich.

1 »ie.se Stellen wären be.s.ser ganz fortgeblieben, oder sie müf.sten

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Vruw Kr«p|i«lnunf;rii nof (l«n <]<*b1cte dvn Ki'irhrmmlprrirhtii.

(loch soweit veralljrciueincrt wcnkii, <l;ifs sie einer Benutzung <les Hiiclu-.s i>ci andc-rni I.clir^aii^^c nicht im \V(.*y,e släiuien. Verzeichnis i>mpfelilen«wurt€>r Werke f ü r d c n Z u i c h c ti u n te i r i c Ii l an allf^emein bildenden Lehranstalten und Fortbil- dung«; .schul en. Zusamniensrestellt von einer CoinmisKion des Vereins Dresdener Zeichenlehrer. Dresden, A. Müller. Fröbelhans. lune kleine, recht nett geschriebene. Abhan<llnn^' über das Zei'clitien in der X'olkssch üIc dient als I'iiileitnnji;. der dann das \'er- /eichnis fol'jft Dieses isi /ull.i^■h'^t in /a\ ei ( »ruppen für nllifeniein l)ildende Schulen und lür hachschulcu getrennt, deren jede wieder besonders nach den verschiedenen (;e{renstanden j^eordnet ist Der blofsen Aiifxählunj; folgt eine nocfanialifrc Anführung mit kurzer, aber ausreichender Inhallsaiigabe.

Die Auswahl der empfohlenen Werke ist eine j^ute. und das Kan/.e CiUt. i nehmen nnifs als einem offenkundigen Bedürfnis «. iit- sprecheiid I >i /i iehnet wcnleu. Je mehr die IJtteratur des haches anscliuiilt, desto dringender ist ein solcher Wegweiser nötig, und voi J. ihren schon habe ich darauf hingewiesen, wie gut es wäre« wenn eine solche Arbeit weit umfangreicher als das vorliegende Schriflchen untemomnien wiirde.

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^k4>or BüchiT and Aufintzt».

Neue Büclier und Aufsätze.

aj Bücher.

Appell US. Su»al«auw., I bfl" die

verbrecherische und verwahiioste JutTond. (;,oS.i DiisscUlorf, I„ Vofs u. Co, 0,30 M. B e r järem an 11 , I>r. Paul, Die drei

1'iiii.l.r.iunl.a] I'r. .!i!c::u' der Tfuhi- Ijui^ik u. ihre theoretische Lösung. (72 8.) Lcip/.ii;, (). Klemm. 0,80 M.

H r ii ;r t: ni a n n . i,,.hr., 1 *r.. ( )rjja- nisaliou un<l I. ehrplan der mehr- stufi^^en \'i>lksschule nach den Forderun j^^eti der (lejfcn wart. S. ni. 4 Tab.) Berlin, L.Öhmij^ke. 2 M.

Sclitilri>kl«r, Dr. A.. Schrägschrift oder SU ilschrifl ' U is.scnschaftl. Begründung einer naturpremäfsen Schreibschrift von 5S" mit Ikklming iibcr (bc (ic- .Htaltun^ der liuchstaben usw. ^30 S. ni. Taf.) Bromber^, Mittler.

o.Si) M.

(irots. j,«iir.,J.. Die \ eranschau- lichuntf beim jjrundlegenden Rechenunterricht. ( 1 2oS.)München, M. Kellerer. r.50 M.

Martin, V. u. (). Schniidl. Raumlehre für Bürgerschulen. Mittelschulen und vcrwnii<Ue .\n- .staltcn. Nach I-ormengeincin' Schäften bearbeitet, i. Heft: Der Wohnort. (\ ni, s<, S. ni. 65 Fig.) Dessau. K. Kahle. 0,60 M.

Martins. Prof. Dr. Götz, Bei- Iraj^e für l*s\ clu^Ioj^ie und Philo- .supiiie. I. Hd. I. lieft. 1159 S. m. 17 FiK i l.eip/.iK;. W. ICnj^elniann. I M.

Rtinke. ücktor, Wilh.. Orjjfani- sation und J.chrplan der hkIii Stufigen Volks.schule nach den 1- < >r dLrtini;x-n lUr (k-j^einvart. |128S.> iterlin, 1.. (»hniigkc. i,«x) M.

Schäfer, Friedr., Arbeitskraft mitl Sihulr \ier pädagoyi.sche .\bhantUungen aut physiologischer <;nindlage. (.^^S.) Frankfnrt a/M., Kessel rinu ".^J M.

Wundt. Wilh., (Irundriis der Psychologie. (X\*l, .»y^S.» Leiiv.ig. W' Kngchnann. 6 Sl.

hl Aufsätxe,

liruch. 1'.. Indix idu.ililätenliste odernicht? il5.i\ r I.c Im rztg. 12—

!.p. Nürnhcri;, Tünimel.

l'rce, Heinr., Der ( tcsichtssinn und seine hunktion. illannov. Schulzeitung 15— i8j. Hannover, llehving.

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» . * ^.

Neue Bahnen.

^ PÄDAGOGIUM. MonatstcbrHt für Haus-, Schul- und GesellscNafls-Eniehang.

Heft 7. Juli 1896. VIL Jahrg.

Scliweizerisclies YoÜLSscliulwesen.

\'on Rudolf Dietrich in Kandem (früher in Zürich),

(Fortseteungr.)

II. Die Volksschulen der Kantone.*)

I. Rück- und Vorblick. 2. Ver^^leichende OberRichten.

3. Gruppenbilder.

I.

Der erste Teil unserer Abhandlung hat den Leser in

die bnnlen, vielfjcstaltitj^cn Wrhältnissc der scluvcizcrisclien Scliulpolitik anschaulich cin«;cführt, mit den treibenden und hcnnncndcn Mächten bekannt «^cniarlil. Ivr hat im besonderen ,<^i./ei.Li;-t : die Mehrheit der Seli\vei/Arl)ür_L;i.r he^t nicht das liedürlnis oder den \\"unsch, das Volksscliulwc sen aller Kan- tone in höherem Sinnt. , niil dem Ausblick nach einem höheren Ziele einheitlich und ^^leichniäfsig zu regeln. Ja eine solche Umgestaltung des Schullietriebs, der Erziehungsgrnndsatüe und -Mafsnahnien stand, obwohl sie die berecliti<;ten Eigen- tümlichkeiten der versclneden gearteten Bundesgebiete un- angetastet lassen würde, niemals ant der Tagesordinmi;'. -) Was wirklich gewüusehl wird von verschiedenen »Seiten, ist eigentlich uicht:> Neues. Man will bei dem allen (lefäfse und bei dem alten Inhalt bleiben und diesen auch nach der alten Tischordnung verzehren lassen. Aber eine etwas bessere Sorte wünscht man für (lefäfs und Inhalt, gröfsere Mafse, möglich viele Zugaben. Und die kleinen Gäste sollen sich wohlbi finden beim Verzehren. So in allen Gauen, weim aneh nicht in allen ganz gleich. T>icjenigcn, welche das erslix ben, begegnen nun aber den .^K'Usten vSelnv ierij^ikeilen. Warum? Weil sie liundesgelder verlani^cn. Über die Bundes-

•i (IcsoIuiMhh l'tHlt April iS</). \ jri. (len I. Teil im Maiheft. Dort sind mehrere störende Druckfehler stehen gcbhcbeu : S. 2^7, 38, 44. 55. ÄJ.

'^1 W'.is TIiU\ / IV ln"er j;anz IVfqilut in der Wiiste ge- .schricbcn, ist wohl in ethclicu Zeituu^cii hcsiirochen und gelobt, dann aber verge.ssen worden. Realpolitik!

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Rudolf Dietrieh.

gelder entscheidet zuletzt die Mehrheit des Volkes. Und

diese "NTehrhcit haben jene nicht für sich. Sie wurden sie vielleicht haben oder erwerben, wenn das Volk nicht in so viele Parteien gespalten wäre, nicht nach ParteilosniiL;en stiuiuicu würde; wenn tUc Tartcicn nicht herrschten und wirtschafteten im Irande, nicht Richtung und Lauf der Politik bestimmten. Ja wenn was man doch erwarten dürfte eine grofse Volkspartei vorhanden wäre, stärker als alle anderen zusammen! Allein selbst die kirchlichen Parteien sind in der Schweiz noch zu mächtii^^. Hder wetni, wenij^stens üljer der deutschen vSchweiz, ein freier Krzielinngs- rat waltete, ein Rat der Weisen, dem sich alle fniwilh^L,^ fügen möchten! Vielleicht könnte die Bildungskommission der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft dieser Rat werden. Jetzt aber gilt sie, wie es scheint, nirgends viel» am wenigsten bei den Volksschullehrern.

Auffallen mufs die bedeutende Rolle, welche letztere in der Geschichte des Streites um die Pundesgelder spielen: sie haben die stanze Pewcijnnq; angefacht und Jahre lan«^ in Atem gehalten, Volksveröanunhingen veranlafsl, mit Ihi.iiles- räten verhandelt n. dgl. Diese Tatsachen veranschaulichen zugleich die erheblich freiere Stellung, welche die Mehrzahl der schweizerischen Lehrer den deutschen gegenüber innehat

Aus den Wünschen und Forderungen endlich, welche in den vielfachen Verhandlungen aufgestellt worden, ersieht man, wo es und was den schweizerisc hen Volksschulen nneh * fehlt, oder zu fehlen scheint.') Glücklicherweise hat nianelier stark betoute Mangel nicht viel zu bedeuten. Zu den ]{igen- tümlichkeiten etlicher schweizerischer Schulmänner mit grofscm Anhang oder gewaltiger Stimme gehört eben auch wie aus mehreren Abschnitten des I. Teils hervorgeht , dafs sie ein Schw'crgcwicht auf Unwesentliches, Neltensäehliches, ja auf Dinge vnn zwcifelhaftcju W'erte legen: man denke an die Überschät/un<^ der Lehrmittel imd Schulmaterialicu- und der ^Rekrutenprünuigen-I

Die folgenden Abschnitte nun handeln von den Volks- schttlen, wie sie sind. Sie zeigen in jedem Kanton ein anderes Bild. Auf dem mir sehr knapp bemessenen Raum kann ich freilich nicht alle in ihren Kinzelheiten darstellen. Nicht einmal alle Gruppen. Dafs sich solche l)ei 25 Kan- tonen — bilden lassen, erscheint trotz der i^rnfscu Mannig- faltigkeit selbstverständlich. Ahnliche Lebensbedingungen,

Vi Hii1>(.r hciucrkt ü])ri-r)is i^cleucnllieh (in seinem Jahrbuch für S. 47): Jeder Kaiiloii richtet sich mit Ikzug auf tUc Schule

in .seinem llau.se .so ^ut ein, al.s es die Umstände erlauben und als das Bedürfnis es gebietet.«^

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347

ähnliche Schulen. Die Bodeng^estalt und Oberfläche des

Landes, das \'erliältnis zwischen kleineren und gröfscron Ortschafton, der Bewohner Volks- oder Stanimesart, Religion oder Konfession, vorherrschende Krwerbszwei.ufc oder Wirt- schaftsniittt 1 übtn einen «[^-ewissen Einflnss auch anf Er- scheinnnjtj nnd Wesen der Schule aus. Wer also diese gerecht bcnrteilen will, niufs jene Bedingungen sorgsam in Betracht ziehen.

Welcher Vorteile erfreut sich das Hügel- und Mittel- gehirgsland dem Hochgehirgsgebiet gegenüber hinsichtlich

der Ortsentfernnngen, Verkehrswege, Witternngsverhnltnisse! Alles Umstände, von denen Schnldaner, Schidhesncli , die ganze Schnlordnnng mit abliruii^en. Sodann ist es eine auch ihren Ursachen nach allgemein bekauiue Thatsache, dafs in Städten nnd Industriegebieten die Schule über günstigere Rännie verfügt, eine reichere Ausstattung erhält, mehr und mehrerlei Lernstoff l)ietet, also (im gewohnlichen, nicht iiunicr richtigen Sinne) besser ist als anf dem Laucle und in landwirtschaftlichen (tegenden nnd dals die Städte dort, wo sie nberwiej^en, den Ton aiii^eben, mit ilirem (ieiste im guten nnd schlimmen Sinne auch das Land anstecken, l'^erner: die Cjermanen betreiben ihre Sachen gründlicher, stellen weniger volle, glänzende oder bestechende Programme auf, lassen weniger blofs anf dem Papier stehen, als die Romanen, während diese sich schneller fürs Neue erwarmen, das Moderne, oder was modern zu werden verspricht, rascher einführen. Hndlieh: in rcformirten Landen ist das Schul- wesen weiter vorgeschritten al> in katholischen, und je mehr die Kirche au Macht eingebüfst hat, je weniger Einflufs sie auf die Schule ausüben darf, desto günstiger kann sich diese entwickeln.

Wie die Schweizerkantone nach Gestalt und Oberfläche ihres Landgebietes zu ordnen wärer, lehrt ein Blick auf die Karte. Ks sind dalier nur die foljrctiden Ani^aben nocli notwendig. - Städte mit mehr als ti >,( >< k) I'.inwolniern zählt das Land im ganzen 15; sie oder klein«. re Städte oder stadt- ähidiche (iemeinden haben das Ubergewicht in den Kantonen Jiaselstadt (wo sozti.sagen die Stadt der Kanton ist, denn es gehören nur noch drei Landgemeinden dazu), Genf, Neuen- bürg, Zürich, welche zugleich, im Verein mit (ilarus, Appen- zell- Aufserrhodeu luid St. (lallen bedeutende Industriegebiete darstellen. TlnRu rcihdi sich an Baselland, Solotliurn, Zug nnd Api)en/,cll-lnnnerrhoden (hier han])tsächlich Stickerei als Hausgewerbe). Auch der Tliurgau nuch hat ansehnliche Industne; doch nähren sich nahezu ^j^ seiner Bewohner von der Landwirtschaft Ähnlich im Kanton Bern (wesentlich

23*

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348 ■^«'•tf Dtetrieb.

iudiistriell im Jura, abgesehen von den Städten Bern, Biel und Bitrqdorf). Dagegen leben in den Kantonen Sclmff- hansen, Aargan, Waat, Nidwaldtn, Scli\v>/. Lnztrn schon mehr als */r,, in den Kantonen Tcssin, Giauhüudcn, Uli, PVeiburg, Obwalden (58 ''/q), Wallis (7^",,,) aber mehr als die Hälfte der Bewohner von der I^andwirtschaft Sehen wir weiter nach den volksgenossenschaftliehen oder sprachlichen Verhältnissen. Soznsagen ganz wälsch ist nnr der Kanton Tessin. Denn selbst die drei gewöhnlich schkchthin fran- zösisch genannten Kantone Waat, Oeni nnd Xcnenbnrg haben (nach der letzten Volkszählnno von iHvSSi 10, n und 21^/0, Freiburg und Wallis 31 nnd 32*^/y Deutsche. In Graubündeu halten sich Deutsche (44 '7o) und Wälsche (Ro- manen nnd Italiener) fast das Gleichgewicht Der Kanton Bern zählt 16 '•/^ Franzosen (im Jnra). Die übrigen 17 Bun- desgebiete sind einsprachig, deutscher Zunge. Hndlich die kirclilichen \''erschiedenheiten. Die stärkste refonnirte Mehrheit habt-n Apjienzell-A. nnd Waat. Mehr als io"/„ ^Kathohkcn zählen Zürich, r.ern, vScliall'liausen, Neuenbürg, mehr als 20^/0 Glarn.s, Baselkuul, fast 30 "/g Thurgan, Basel- stadt — umgekehrt mehr als io*/o Refonnirte Freibnrg, mehr als 20^/« Solothum. Der Aargau hat 44, Graubüuden 45, Genf nahezu 50, St Gallen 60"',, Katholiken. Die übrigen 9 Kantone dürfen als rein katholiscli angesehen werden.

Ans diesen Angaben kthmte man auf den Stand des Volksschulwesens in den verselnedenen Kantonen schliefsen und letztere darnach in (irnppen bringen. Das Ergebnis würde freilich nicht ganz mit der Wirklichkeit zusammen- stimmen, wie die Gruppenbilder des dritten Abschnitts zeigen. Denn die Entwicklung des Schulwesens ist doch noeh \ (»u anderen als den vorhin gewürdigten Iicdingungen abhängig: von der politischen Geschichte des »Staates, der gröfsercn oder geringeren \'ernir>nliclikeit , alli^enieinen Bildung, vSchnlfrenndlichkeit der Bürger - Bediii^nni^eii, die teilweise allerdings mit jenen anderen innig zusammenhängen.

2.

Die eben erwähnten Gruppenbilder sollen, wie gesagt, erst im dritten . Abschnitt folgen. Zuvor möchte ich etliche vergleichende Übersichten *) bieten. Von den vorhandenen

h Es ist hier /u bemerken, dafe l)ei der X'olks/.ühhiUir von iSSS die Alt wie di( Römisch Katluilisclien sich als ^Katholiken- schlecht- hin in die Xülilk allen ein/uli a.i;cii h.illeii.

-') Die X'erhältiiisse der \" «> 1 k ss c Ii u 1 1 chrer bleiben hier und im niielisii 1) Abst Iniitl ii!d)eri"icksiehti«il; tlaj^ej^eii ist ihnen d.is ir'>'i/»- III. IJauptstück ijewidmet, welches im September- lieft al>gedniekt wird.

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34?

j^csetzliclif 11 Ikstiniinunj^eii über Zweck oder Ziel der \\)lkssclinle ent<;preclieii <lie einen dem, was wirklich i^c- leistd und von den Leuten verlnnjrt wird (näinlich niancluT- Ici KcinUnisse nnd ( ic>chieklichkeiten), während ilie aiuicreii mehr idealistisch gefafst sindf nach dem Muster, das Thomas Scherr, der Organisator der Züricher Volksschule, aufgestellt Die Volksschnlc heifst es im Züricher vSchnl^jesetze von 1832 (und 1859) soll die Kinder aller Volksklassen nach übereinstiTnmendcn ( rrnndsfitzen y.n i^'eislti^-läti.'r^en , bür^er- lieh-l)rancli1)an'ii und sittlich -relij^iciscn ') Menschen bilden. Ahnliche Z\vcckl)c>linnnnnf(eii j^cben die Gesetze von Hascl- land (1835), Zn^ (1850), Granbünden I1853), Bern (1856 nnd 1894*) Aargau (1865), Wallis (1873), Apjjenzell-Innerrhoden (1875), Schwyz (1877/8K Nidwaiden (1879 1, Scliaffhausen (1879). Obwaldeu I1S76) da.q;eg^en sagt einfach: Jede Einwohner- tifcineinde hat die Pflicht, dafür zn sorgen, dafs es allen schnlivflichtigen Kindern ihres Kreises möglich gemacht Wenk', durch tlen IVsnch einer Primarschnle die für das ge- wöhnliche Leben notwendigen Kenntnisse zu erlangen. - Luzern (1879): Die Primär- und Fortbildungsschulen haben den Zwecke in Verbindung mit dem Elternhause der Jugend die für das Leben im allgemeinen erforderliche Aus1)ildimg zu vermitteln. Haselstadt (1880): Die Primarschule (Unter- stufe! hat die Anfi^abe, die Kiiulcr mit den Elementar- kenntnissen vertraut zu maclK ii. I )ic Sekundarschnle (Gber- slnlei ^oll die in der Primarschule crwurbcneu Kenntni.sse so ei wciuin nnd abschliefsen, dafs die Schüler befähigt werden, genügend vorbereitet in das praktische Leben zu treten. Die übrigen 11 Kantone haben gar keine Bestimmungen über den Zweck der Volksschule in ihre Gesetze aufge- nommen; doch heifst es \u der Staatsverfassung des Kantons PVeiburg (nnd ähnlich in derjenigen Obwaldens): die Er- ziehung soll (unter starkem Einflufs der Priesterschaft) >in religiösem nnd vaterländischem Sinne geleitet werden.

Schulpflichtig werden in 14 Kantonen (Ztirich, Bern, Olarus, Zug, Baselstadt, Baselland, Schaffliausen , beiden Appenzell, St Gallen, Thnrgau, Tessin, Kcnmbnrg, Genf) die Sechs-, in den übrigen Kantonen die vSiebenjährigen. Doch von jedem einzelnen Kanton vollständig genau anzu-

') Sittlich -)futci! staTul in Sclu rr"s l'jitwurf.

^) iKi|i : Dit'vSchulc lial den Zweck, die l'uniilie in der h-rziehnng der Kindel /u unterstützen. Sie hal «kr ihr anvertrauten Jugend ni<'lit Tinr d.is mkm Hiir«fer ununi^änuli' li nötij^e Mals von Kennt- nissen un<l l''ertii;keiteu bt*iliubrln^^en. sondern auch \ erstand, (Tunüt und . Charakter derselben auszubilden und die Entwicklung des Körpers zu fordern.

Radoir Dielricli.

geben, wie lan«»^e die Sclmlplliclit dauert, ist unin< «L;licli. Ich «(ebe hier eine Reihenfolge der K.mtone nacli der Zahl ihrer Schulwocheii i- AppciizelM. (178 Wochen); 2. WalH-s Uri» Gratibunden, Litzeni (202-11); 3. Nidwaiden, Appenzdl-A., Obwalden, Tessin, Zivr, vSolotlinrn, Schwyz (247—93); 4.ZÜric1i, St. Gallen, Bern, Haselland, Schaffhansen, Thnrgan, Nenen- l)in rrlarns, Freil)urg (302 -3(1); 5. T'ascl.stadl, Genf, Aar.i^an, Waat (352 77). Nnn j(ibt es aber in mehreren Kantonen eine Menj4c sctzlicher Ansnahniebestinininnj^en, infoltre deren die Dauer der Sehulpllielit für gewisse Orte oder Schülergrnppen beträclitlicli vermindert wird. Wie weit das geht« Iaht sich, da jene Bestimmungen meist unbestimmt gehalten sind, nicht be- rechnen. Man sieht als(\ welchen Wert die ganze mühselige Berechninig hat. Freilich wäre ihr Wert anch dann nicht viel gröfser, wenn sie wirklich vollständig genau wäre. Denn auf die Dauer der Schulzeit konnnt es gar nicht lKm])t- sächlich an ; es kann in sechs Jahren soviel oder noch mehr und Besseres geleistet werden als in acht Jahren.

Vorausgesetzt, dafs nicht gar zu viele Versäumnisse { .\bsenzen sagt man in der Schweiz) erlaubt sind. Tat- sächlich ist aber gerade das ein dunkler Punkt im Schulwesen mancher Kantone, inxrhanpt zeigen die IkslinimnnirtMi \ihcr die imentsclmldigtcn und als snldie eiL;\nllieh straf- baren V^ersänninissc -) besonders anschaulich, wie verschieden die kantonalen Schul Verhältnisse geordnet sind. Von neun Kantonen (üri, Obwalden, Schaffliausen, St Gallen, Graii- bünden, Tessin, Waat, Wallis, Neuenbürg) ist nun auf Grund der einschlägigen behördlichen Erlasse (nur auf Cirund dieser Erlasse) nicht nacir/n weisen, dafs sie irgend welche stran)are Versäumnis.se ini^ealnidct lassen; die übri<j;-cn sechszehn jedoch haben ein Ixslininite.s Mals \<.n Strallosigkeit festge.'^el/t. Am wenigsten erlaubt ist im Kanlon Zürich: hier sind aufs Jahr nur zwei strafbare Versäumnisse freigegeben; ähnlich verhält es sich möglicherweise (die gesetzlichen Bestimmungen sind nicht ganz klai ) auch in Schwyz und Zug. Am übelsten steht es in Iki.sellaud (50 stran)are Versäunniisse straffrei!). Dann folgen Appenzell-!, und Hern (36), ferner Thurgau (18), Ap])enzell-A. (15), Solothurn und Aargau (je lol Ks ist jedoch zu bemerken, dafs die liehörden nur in Appenzell--\.

'i N.u'li einer iKriHlnninjr Hun/ikers. wilclic nuch die ohli- galorische Schill vcrpthclUiniK im reiferen Jugendailcr {i'orlt)ildungs- schulen u. dffl.) berficksichtij^^t hat. : Das Schwei/.. Schulwesen'. 1S9V !)as .ui solchen und älniliMn n Ziisammetistelhni^jeii reiche Schnftclien beliudet sich in der Conicniuäbibliothek, im i>t;utächcu Schulrauseum und in allen anderen deutschen und dsterr. Anstalten dieser Art.

*) I Versäuiiiui:» fast überall s= Vs '^^S'

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SckweinriMbM ToUiMsholweMa.

<las j^aii/c Jnlircsrjiiaiitinn zusainmenkomiiien lassen, bevor sie t'iiis( lireilcn ; in Appcnzcll-I. und ini Thnr<ran wird hall>- jälirlicli, in den übrigen vier KanUMu n munallich ab<i^ercclinet (dem entsprechend lauten die gesetzlichen Bestimnumgen über die Zahl der w erlaubten« Versäumnisse; ich habe diese ^leichmäfsijr für das Jahr = lo Monate berechnet). Ubrigfens könnte man fast glanl)en, im Kanton Genf je^ehe die Ver- sannniisfreiheit am weitesten. Hier sai^t nämlich das Gesetz (und eine andere Vorschrift ^^iebt es inelit): Wenn ein Kind innerhalb 20 Tni^cii die »Schnle iiulir als seclisinal tinent- schuldigl \ cisäuuiL hat, erfolgt Anzeige: vom Jveiiiei an den Inspektor, von diesem ans Unterrichtsdepartement, das durch den Friedensrichter Polizeistrafen (?) verhängen lassen kann. Hoffentlieh heifst das nicht: anf je 20 Tage dürfen 6 nnent- schnldigte Versänmnisse fallen. Immerhin scheint das Straf- verfahren ein ziemlich laxes zn sein. Ahnlich verhält es sich in Appenzell-A. : da kommt ersi eine Warnun«;^ dnrch den Lehrer, dann (bei 24 strafl^aren Versäuijmissen) eine War- nung durch die hohe Ürtsschnlkommissiou, endlich (bei 32) ^'Verzeignng (= Anzeige) beim Gericht« Dais Obwaldner Ge« setz sagt kurz und bündig, freilich auch etwas unbestimmt: Auf »mehrere* Versäumnisse folgt Mahnnngv , nnd wenn wieder mehrere beisammen sirn (leldbnfse . In den meisten Kantonen wickelt sich das Strafverfahren folgender- ni.tf^rn ab: a. Warnung, Mahnmi'üf, Drolinn.L^, Verweis mit oder ohne Zitaliun (die übrigens hier nnd da schon eine Strafverschärfung bedeutet); b. Geldbuüse (die im Rückfall gewöhnlich verdoppelt wird) oder (wenn sich die Strafgelder nicht eintreiben lassen) Arrest, Haft, Gefängnis, Gefangen- schaft . IJern, I'reilmr^ ' chaffhansen, Thurgau, W^anis(?) schreiten sofort mil ('.eidstrafen ein. Im Aargan q-iebt es bei öftern Wiederlioliiiij^ställen nur (Ufäu^iiis, ähnlich im Kanton Hern beim zweiten Rückfall , wenn festgestellt ist, dafs das Kind fortgesetzt der Schule entzogen (?) wird. Das heifst: so steht es in den kantonalen Gesetzen, Schul-, Dis- ziplinar- oder Versäiimnisordnungen und ähnlidien Akten wie es in der Praxis gehalten wird, das ist eine ganz andere Frage.

Wir sind y.n den ( >rganen der vS ch n 1 a n f s i c Ii t i^elan^ft. - Die ( )n>auf'-ii hl wird dnrchwet*- \'<>n einem Kullegiuin besorgt, welchem der politischen llcluinle gegenüber eine gröfsere oder geringere Selbständigkeit eingeräumt ist (im Kanton Genf wird jedoch die örtliche Schulaufsicht von der politischen Behörde mit ansgeübt). Die Mittelbehörde er- scheint in din Kantonen Zürich mul v^^i. Gallen wieder als RurgeratisschuLs (Bezirksschulpflege, Bezirksschulrat), in den

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352

Rudolf Dietrich.

übrigtn als laciiiuämiischcs Inspcktoial uiiclncrc Bc/iiks- schulinspektoren oder ein Kautonsschiiliii.spcktor); beide netten einander haben Aargatt nnd Solothitni. Die Oberbehorde

endlich ist entweder ein von der vollziehenden vSlaatsbehörde abgelöster, ihr j:^egenüber im wesentlichen selbständi<(er (nur y.n iährlicher TVrichterstattnii j^; verbundener) I'vrziehunqsraL alU'iii (Granbünden , Vr'i, n])\val{leu, Zug) oder ein ICr- zieluings<kpartenieut (Minislci iunij nilein (Ik-rn, Glarus, IJasel- land, Thurgau, Waat) - oder dem Erziehungsdeparjtement ist ein standiger Erssiehtuigsrat beigegeben, in welchem der Leiter des Departements den Vorsitz führt.

Soviel über die äufseren Angelegenheiten. Im Innern zeif^en die schweizerischen, wenigstens die deutsch-schweize- rischen Volksschulen im ganzen dasselbe I?ii<! wie die deulsclicn. Dafs mehrere, namentlich ( >Ll)ii .l;s- . hnuiv^lrl- schaftliehe, katholische Kantone in manchen \\ isseiischaften und Künsten noch etwas -»zurück« sind, wie man gewöhnlich sagt, erscheint fast selbstverständlich; man findet es in ähn- lichen Gebieten Deutschlands und Österreichs ebenso. Dafs CS sich dabei hauptsächlich lun die sog. Realien, (rcometrie. Zeichnen und Tnmen handeln werde, \crmntcl jeder. Naturlich zeichnen sich andererseits einige Kantone dadurch aus, dafs sie diesen nnd jenen Neuling bei sich eingebürgert (so sagen wenigstens Gesetz oder Lelirplan): nämlich, IJern, Schw\ z, Obwalden, Nidwaiden, Solothnrn, Graubünden, Aar- gau, Thurgau, Wallis - Buchführung ; Freiburg, Waat, Wallis, Neuenburg, C»enf Verfa.ssungskunde; Freiburg, St. Gallen, Waat, Cienf - Hauswirt.schaftslelirc für Mädchen; Solothnrn und Nenenbnr*:^ desgleichen, und dazu noch ( icstnidheitslehre.

Besonders an i^elegentlich wird man sich nach der Hand- arbeit der Knaljen erkundigen. Da wäre zunächst eine Behauptung, die man vielfach liört imd gedruckt findet - dafs sie nämlich in den Kantonen Genf, Neuenburg und Waat '»obligatorisch« eingeführt sei richtig zu stellen. Die »Sache verhält sich so.* Nach dem Unterrichtsgeset/c des Kts. (ienf (v. 5. yi. r8S6, in Kraft getreten F^nde Juli desselben Jahres) umfafst der Lehrplan auch die frartuu inKHiir/^. Das vom Unterrichtsdeparlement festgesetzte .,l'iv;fianiitn' t/t'hii/ir" schreibt für alle sechs Primar.sch ulklassen Handarbeiten im einzelnen vor (Frobelarbeiten ; geometrische Körper aus Carton, Drahtflechtwerk; Papp- und Hol /arbeiten verschiedener Art). Der Handarbettsnnterncht wird- aber so bestimnit das Ge- setz — nur eingeführt, soweit es nacli dem Frtei] des Staats- rates möglich erscheint. I'j'nfnhrung und Leitunj; sind einem })esonderen Inspektor ülK-rtra^en, In der Hauptstadt wurde nun allerdings schon i8<S(> mit der Handarbeit begoinien,

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,inf dem Lande jeil<»ch erst iS88, Nacli einer iH^i] \ ci(>ftiiit- licliten Statistik M nahmen in rler Stadt (lenf 1892:3 von innd 1800 Knaben (Allla<;ssclnilcrn) nur etwa 131x3 (also 72";„) an den Handarbeiten teil« obwohl sämtliche Schulen Gelegen- heit dazu boten. Nach den Angaben des Inspektors ist der rntcrricht in der Ilaujjtstadt thatsäcliHch dem offiziellen Pro<rrannne ents])rechend ' ' rdnet, walnend man sich ander- wärts nnr mit Paj>p- und Solu cincrarbciten oder mit einem Handwerk allein hetafst (in den nn^isUii LandselmlLii nst auf der Mittelstuk*). Uberhaupt winden zur Zeit jener statistischen ICrhcbungcn die tracauj- mmiuelH in den 4 städtischen Oemeinden des Kantons und in 22 von 44 Land- gemeinden gepflegt und im ganzen von rund 26« >< i - = 65"/^ sämtlicher Priniarschulknaben betriebe n. <In den seitdem ver- flossenen drei Jalircn mag sich die /ald bedeutend nliöht hallen; aber die Heliauptunir, die Handarbeit sei nun wirk- lic-li, nael) /Alinjrihri i^cr (rülti^^keil des neuen (rcsetzes, für die Knaben in allen Primarschulen des Kantons Cienf obli- gatorischwird noch immer nicht gestattet sein.) Den Unter- richt erteilen die Klassenlehrer, auch Lehrerinnen; es wird fast ohne Ausnahme das ganze Jahr hindurch gearbeitet» und zwar meist 3 Std. wöchentlich.

Tti allen übriq-cn Kantonen stehts anders. Das Primar- schulge.setz des Kts. Waat (v. 9. V. Stji reiht die tr<intn.i uKHimh allerdings unter die obligatorischen Unterrielilsgegensläntle der Primarschule ein. Aber wieviele Schulen mit Hand- arbeitsunterricht konnten 1893 im Kt Waat ausfindig ge- macht werden? Eine einzige! in einem weltfernen Weiler, der zur Hauptstadt Lausanne gehört. Diese selbst hat den Unter- richt erst im Schuljalu e 181)5 T) begonnen. - Im Kt. Neuen- bürg ist imter Zusicherung einer staatlichen Unterstützung die Kinführung den Orts-Schulkommi.ssionen freigestellt ((iesetz V. 27. IV. 89). - Das neue, am i. Oktober 1894 in Kraft getretene Gesetz über den Primarunterricht im Kt. Bern enthält die Bestimmung: Wenn an einer Schule der Hand- arbeitsunterricht obligatorisch eingeführt und dafür von der Ciemeinde eine besondere Hesoldtmg ausgesetzt wird, so leistet der Staat hierzu einen Beitrag von 60 100 Fr. Auf Grund

') Der HandaTbeitsiinterricht für Knaben i. d, Schweiz*. Stand

im l'riilijalir 1S9; SniulLfdruck der Zcitschr. f. schuxi/ Statistik). Ich nnifs mich in meinten Mitteilungen hauplsächlich au diese Statistik halten, welche leider Primär- nnd Sekundarschüler zusammen - }rcn<Jtnn!en hat. (Sekundärschulen siml niedere Mittelschülern. Die (Icnfir Primär (Allin i^s Schüh r lassen sich ausscheiden, diejeinj^en der nhrigen Kantone nicht; doch ist anzunehmen, dais sie in den meisten Werkstätten ini<l im jian/.en die Mehrheit bilden. Die in den »Jugendhorten« Beschäftigten bleiben unberücksichtigt.

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Rudolf Dietrich.

dieser Bestimmung sind im Jahre 1894/5 (wie der Verwaltungs- bericlit der Erziehtuigsdirektion meldet) an ;swei CTenieinden

iin Jura') vStaat.sl)eiträ<^c verabfolgt worden. - Die Basier Haiularhcitsscliuleu (Vereinsanstalten) erhalten einen so hohen Staats1)eitrac^ an die Kosten, dafs ihr Vorsteher sie staat- liche Knabi uai beilssclnilen nennen kann. - - Der thnr|L»anisclie Slaal überninnnt von Fall zu Kall die liesoldnnj^ der Lehrer nach einem einheitlichen Satz (1.50 Fr. für die Stunde). Ähn- lich St Gallen. Unter den übrigen Kautonen scheint z. Z. nur noch Graubünden diescliulmafsi^e Handarbeit der Knaben staatlich zu unterstützen. - .Ms (iründer oder Veranstalter ist aber der Staat (aufserhalb des Kts. (ienf) nirji^ends auf- getreten. X'^ielniehr stehen da in erster Linie einzelne Männer (Lehrer); sie haben fast Lbcnsoxicle Kurse ermöglicht, als Vereine und Gemeinden zusannnen.

Gar keine Handarbeiter haben (oder hatten doch 1893) die Kte. Luzem, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwaiden, Zug, Baselland, .\ppenzell-L, Tessin, Wallis. Mehr als luo .\rbeiter unterrichteten 1893: Zürich (889), Baselstadt, Neuenbürg, Bern, St. Gallen, Schaffhansen, Thnri^an (126). Lassen wir aber das liältnis der Handarbeiter zu der Gesanitzahl der Priniar- nnd vSeknndarschüler niafsirol)end sein, so ergibt sich folgende Reihe: Hasel (i5,8"/o)» Neuenburg (5,5), Schaffhausen, Zürich, Glarus, St Gallen, Thurgau, Graubündeu {i,i",o). I^ie gleiche Rechnung, auf die Gemeinden mit mehr als 10000 Einw. augewendet, ergibt.: Basel und Neuenburg je i6,4*/o, Chaux- de-Fonds 14,3, Bern 13,5, Schaffhausen, Wiuterthnrtnid Zürich -) etwa 11,5. St. G,allen 10,5" ,,. Die ältesten Handarl)eitsschulen besitzen die vStädlc Iki.>el Iseit 1S59I, vSt. (willen und Chur (seil 1883)^). Im ganzen zählte die Schweiz (ohne Genf) 1893 rund 3600 Handarbeiter, das sind etwa 1,5" samtlicher Priniar- t!nd Sekundarschüler, oder höchstens 5** wenn wir nur die- jenigen Knaben in Betracht zielien, welche unter den Hand- arbeitenden die grofse Mehrzahl bilden: nämlich die Kif- bis Fünfzehnjährigen.^)

*) Darnach wären diese beiden der Ncuenburger (lemeinde Ver- ricres nachfrefolgt welche suerst ein -Obligatoriiuu* eingeführt (i 892).

-') Zürich (Hirflc jct/t l^asel gleichstehen oder noch überholt halien.

*i \\s venlitrnt binurkt -/n werden, dafs die Knal)enhanihirl>eit auch in landwirtschaniicheii Gemeinden (des Thnrjraus /,. Ii.), in zwei (1400 m hoch gelegenen) Alpendürfern ( ".raubündens und. wie schon einmal an^e<lentet, in a1);ielej;enen Weilern (bei Lausanne «nd Locle im Xeueiiianger Jnra) la'nj^anir i^^cfnnden.

Im vorigen Jahre liat ibc IJilihnigskummissiou der Schw. Ge- meinnütz. GeseTlsch., unterstützt vom *Schw. Verein r. Ford. d. Ar-

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tchwcIserUeliet Volkiielraiwwea.

Die vcr.i;lciclK'iulcii Ubersiclitcn sollttii mm noch auf mehrere \vicliti<^e (fchicte ausj^edclint vvcnU n : die .so^eii. S c Ii u 1 g c s II 11 (l Ii f i t s p f 1 u e die (vvni den schwci/.erisclicn Scliulkan/listeu kurzweg Spc/.ialklasseii« gctaufUn) Sonder- klassen für Seil wach begrab te die Kinderhorte - - die Sorge ffir genügende K r n äh r u n g und Ii e k 1 c i d ii ii g armer Schulkinder während der Dauer ihrer Sclnilpflidit, im l)esoiidern für Erfrisch unq-, Kräflii^nni^ wrilirend der Ferien (Ferienkolonien), leh darf jedoch lihcr all das nicht 1)e- richten,') da icli sonst den mir /ui^einesst neu Raum (für die ganze Arbeit rniul vier liugen) zu weil iiljer.scht eilen würde.

Aus dem gleichen Grunde mufs ich auf eine als Schlufs- stück dieses Abschnitts gedachte Darstellung des Fort- bildungsschul Wesens verzichten. Es sei nur bemerkt: dafs dieses \ on Staatswegen am besten im Kl Genf geordnet ist dafs .dicr mich hier wie nnderwärts in den verschie- denen F'ortbildnngs- und ähnlichen Schulen oder Kursen für die lU'irgererziehung, auf die es ja doch haiiplsächlich an- kommt, z. Z. noch wenig, viel zu wenig gethan wird.

3-

Die Gruppenbilder seh nl verwand ter Kantone, welche jetzt dari^estellt werden sollen, können-) nur mehr oder weniger ausgeführte Skizzen, teilweise nicht einmal das sein.

Das letzte gilt gleich für die erste Gruppe: Tessin, Wallis, Appenzell-Iunerrhoden, Freiburg frei- lich schon und haitptsachlich deshalb, weil man von ihnen zu wenig hört und sieht, am wenigsten von Appenzell-I. Im allgemeinen darf man behaupten, dafs sie zu den am meisten /rnrnckL;\l)liel)enen (gebieten gehören. Doch stehen sie nicht ganz auf gleicher Stufe: Tessin und Freiburg scheinen etwas weiter vorgerückt zu sein. 1H93 >bedauerte der neue Kr- ziehungsdirektor des Kts. Tessin -die kurze Schulzeit, die späte Eröffnung des Schuljahrs, den häufigen Entzug der Kinder vom Unterricht und das geringe Zusammenwirken

htitsunt. f. Kn. . zwei unuewolmUch hohe Preise (icxx) iukI s"" I ' ) für die lAsuiig dar Aufjrabe ausj^eset/.t : Wie ist der Hatularheits- utiterricht für heide Oeschkclitcr auf der Iv 1 c ni e n ta r stufe (i.l)is.;. Schulj.) als alljjeinein ))il(letulcr und er/icherischer Faktor in die \'()lksschu1c einzuführen und in stofflicher und methodischer Hinsicht zu >restalten?

'1 Hezülilich des vierten \uid fünften ( iejjen Stands vjjl. A. Unber: Jahrb. d riitt 1 1 iclilswcscns i. d. Schw.. 1S04 (Leitartikel; II. Mar- thaler: Die l'enenkoionieu i. d. Schw. i. d. ersten 15 Jahren ihrer Entwickeluner. 1876—90. (Zeitschr. f. schw. Statistik TS93). Die Crsache wurde oben angegeben.

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35«

Ra«talf Dl«trieb.

der Sclnilc, Behörde und I'aniilie. Da diese (^l)elstände - füj^tc er hin/.u von Verli.'iUiiisscn und ( 'fel>räuelien des Volkes herrühren, so kann ihnen nicht durch (iesetze, son- dern nur durch allmählidie Bildung des Volkes gesteuert werden«. Die Gemeinden haben sich bisher u. a. sehr lässig in der Krrichtnnjr von Fortbildungsschidcn erwiesen. Diese werden nänihch durch das Gesetz überall dort verlanj^t, wo sich TO Schüler im Alter von 14 18 Jnliren finden. \Wnn das nun aiicli iiiclil für alle 264 (icnuinden der 7 vSehul- inspektionsbezirke /.utreffen niaj»;, so sind doch 17 Iu)rtbildnni^s- sehnlen für den ganzen Kanton (so viel zählte man im Früh- jahr 1893) gar zu wenig. Deshalb versicherte der Kr- zieliungsdirektor wird der Rej^ierungsrat die Gemeinden an ihre T*flicht erinnern. Beim »Bedauern mid I^^rinnern^ ists jedoch nicht geblieben; man hat am Unterrichtsgesetx selbst wesentliche Änderungen vorgenonnncn. T>iese betreffen hauptsruhlieh das Inspektorat (es handeil sich einfach um eine etwas strengere- staatliche Beaufsichtigung der ört- lichen Schulbehörden) und die Lehrerbildung is. III. Teil). Der Kt. Frei bürg sollte schon aus seiner »Schulaus^ Stellung einigen Gewinn ziehen; deren Aufgabe ist es ja, für eine fortschrittliche Entwicklung des »Schulwesens zu wirken. Vielleicht übt auch das reformierte und der Mehrzahl seiner Bewohner nach deutsche Städtchen Murten günstigen Ein- flufs auf das Schnlleben des Kantons ans.

Die noch ziemlich stramme Verbindung der Schule mit der Kirche*) ist ein wesentliches Aferkmal der ersten wie der zweiten Gruppe: der »Urkantone« Uri, Schwyz und Unterwaiden (jetzt zwei »Halbkantone Ob- und Nid- walden). Ob diese übrigens einen höheren Kani^ citmimmt als jene, ist nicht leicht zu entscheiden. Uri und Schwyz werden häufig mit Wallis und Appenzell-I. auf eine Linie gestellt Aber auch wenn das berechtigt wäre, dürfte es .sich nicht empfehlen, sie in die andere Gruppe einzureihen. Die Urkantone gehören landschaftlich^ politisch und mehr oder weniger aucli pädagogisch zusammen. Welchen Charakter die Volksschule in diesen Gebieten hat und haben soll, be- kennt der kantonale Schulinspektor von Obwalden Pfarrer Onilin in seinem jüngsten Kcriclue: T.iebcr i^ar keine Schulen als nenheidnische oder sog. konlcs.sion.slose oder, was dasselbe i>t, religionslose Schulen. Wir wollen christliche und zugleich tüchtige Schulen, imd diese sind für uns um so wertvoller, wenn wir sie ohne für uns »u schwere

') lügciitlich i^cht chus i;c^tii den Scliulatlikci dci Üuiulcsver- fassung, wird aber von den eidgenössischen Behörden nicht ange- fochten.

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8o h wr I Keri»<* ho«« Volk ssch ii 1 « » p ii .

()l)fer haben konnetl, und das ist eben bei unseren von Leli rscli w c s l ern nnd 0 rden s f ra n en ireleiteten Sclinlcn der . Diese Frauen mit ihren sehr bescheidenen An-

sprüchen (Wohnun«^ und - 5«^» Fr. im Jahr) ersparen dem kleinen kl. Obwalden jährHeh mindestens 15000 Fr., fast .soviel als unsere ganze Landesverwaltung kostet Somit wird man begreifen, wannii wir in der Urschweiz mit solcher He- gcistcrunjif für die Irehrschwestern eing^enommen sind . Hnber nennt Obwalden i^elegentlich ein schulfreundliches Länd- chen . und Omlin snclil die Richtigkeit dieser Behauptttnq- in dini eiwähiiti 11 Hcriclite darzuthun. Immerhin klni^l er noch ül)er Verkelu theiien oder Lässi<»;keit der Herren ( >rts- scliulräte, über Mangel an Reinlichkeit, Ordnung, Pünktlich- keit in der Schnle. Über den allgemeinen Stand der Ob- waldner Schulen urteilte Omlins \'orj>^änj^er, als er vom Amte y.urücktiat (1887): ^Gestützt auf eine lan<r-( 15) jahrige Kr- fahruno; und auf j^ewissenliafte P>c()V):K]itini.i; kann ichsa<^eri: unsere Schulen lialten mit. «Un Selnikn der f!hn<^en Schwei/, olt'ichen Scln iu, sieben el)t ns() i^ut als der I )in chschnilt sämlliehci Schulen in der Schwei/,, eher noch etwas bes.ser . (Zum Vergleich Obwaldens mit den übrigen Kantonen sind freilich nur die sog. Ergebnisse der Rekrutenprufnugen be- nutzt woiV.en). Unj»^ef:ihr dieselben Schulverh;*iltnisse mag X i d \v aide n aufweisen. Heide Halbkautone haben nur Cian/.- jahrschulen, wie auch Schw^•7:; aber doch scheint es um dessen \'olk>s( liulw esen hedeniend weniger ijfut zu stehen. Während jetzt alle (iemeindeii Ob- und Nidwaldens ganz anständige Schulhauser und Schullokale* besitzen, kümuieu die Schw \ zer Gebirgsgegenden äufserst schwer zu genügen- den Räumlichkeiten, was folgende Angaben im r.cricht des Erzieh ungsdepartemeuts ffüt iS93'4) veranschaulichen: \'ou der Kirchgemeinde Vordertiial (in dem vielbesuchten Wäggi- thal) ist der lieschlufs, ein neues Sehulhaus zu bauen, gefafst, der ausi>elülnl werden soll, ><il>ald die nötigen Oeldmitlel dafür zu.samnienj^ebracht sind. Zu Frondienstleistungen lür Herbeischaffung der Bantnaterialien, sowie' zur Ansfühning der nötigen Erdarbeiten haben sich die Bewohner bereit er- klart, (iemeindekorporatii Mu n und Genossenschaften der March (des Bezirks i, die Waldiuigen im (iebiete der dortigen (ic- meiiuU besit/eii, haben in rülniiliclur Weise Veri^^abniigen an Holz undOeld zuf^asichert Mt)_iL;e die arme GcnR-inde für ihr edle'. Werk auch anderwärts noch hinreichend wuhlthälij^e Schulfreunde finden, dafs der durchaus nötige Bau recht bald ermöglicht wird-». (1S94/5 hat die Gemeinde die Erlaubnis zur Veranstallunji einer vSchulhausbau-Lotterie erhalten.) Die Gemeinde Alpthal (oberhalb des Wallfahrtsortes Eiusiedelu)

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Ibidoir Dietrich.

würde heute noch eines «^eränniij^cn. t^eschniackvollen Schui- hanses enthehren, wtnii ihr ein solches niclit von ihrem Pfarrer olme grofse Belästigung in aller Stille erbaut wur- den wäre. Natürlich ist es in solchen Gebenden auch um den Schulbesuch übel bestellt So hat (1893 4) in der aller- dings besonders ungünstig gelegenen (leincinde Muottathal fast Ve der schulpflichtigen Kinder die vSchule ^nicht regel- niäfsig, ]a fast gar nicht besucht . Mehrere dieser Kinder halle der (lenieindeschulrat von tler AlUagsschnle lrei<;e- sprochen, daf:ir aber zw einer vSonntagsschule (nacli ikm Morgengottcsdienst) verpflichtet. lAider kamen nicht alle Kinder dieser Verpflichtinig nach, obgleich ihnen das dortige Prauenkloster St Joseph unentgeltlich das Mittagessen ge* spendet hat . An manchen Orten scheinen ganz untaugliche Schulbehörden zu walten. Der erwähnte T^ericht meldet : I^s gil)t Gemeinden, in denen sich die Scliulräte um die Hand- liabnng der vSchulpflicht, um lieatifsichtigung wie um Unter- stützung der Lehrerschaft nicht bekümmern; ob die Schul- ausgaben fruchtbar seien oder nicht, ist ihnen gleichgültig. Ja es wird uns sogar berichtet, dafs Lehrerinnen von Schnl- räten wegen Handhabung der Schulordnung beschimpft wor- den sind . Die >Hufsen« für gesetzwidrige Versäutnuisse haben die Genieindenite einzu/ie'hen ; aber es ist zu wahr, dafs die meisten dieser liehörden i;ar nielu oder doch zu wenig rasch eingreifen«. Der Um er In.spektor -- wieder ein Pfarrer hat in seinem i.Sij4cr liericht auch viel /ai klagen: zu wenig Schulräume und I^hrer; sehr ungünstige (beschwerliche, teilweise unsichere) Schulwege. 1893/4 zahlte der Kanton 2593 Primarsch üler; davon hatten -*584 einen Schulweg von einer guten halben bis zu einer Stunde und 31S einen Schulweg von einer ^nlcii bis 2 und 2 Stunden. Itei dem weiten mid lieschweiliehen Sclinlweg kommen \ irle Kinder halb erschöpft in die Schule und ganz erscht">pti nac h Hause. Zum Lernen sind solche Kinder selten aufgelegt. Dazu kommt, dafs die Bergkinder bei starkem Schneefall und bei stürmischer Witterung die Schule oft Tage lang nicht besuchen können. Das hemmt nicht blofs ihren Fortschritt, sondern auch den T^ortschritt der ganzen Schule . Die Mehr- zahl der (Tcmeinden hat eben nur im Winter Schtde, gerade in der für eine Hochgebirgslaiulsrhnft ungünstigste 11 Zeitl Doch an eine Umwandlung auch nur der meisten llalbjahr- imd Halbtagschulen in Ganzjahr- und Ganztngschulen tut nicht zu denken; es würde aber schon viel zur Hebung der Schule beitragen, wenn im ganzen Kanton für die drei unteren Klassen die obligatorische Sonnnerschule eingeführt werden könnte«. Immerhin hat sich das Uruer Schulwesen gegen

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559

früher im allgemeinen etwas gehoben; seit 1888 ist die Schul- zeit um mindestens 60 Tage Verlan ^^cTt worden*. »In «iitcn Treuen darf j^^esagt werden erklärte Landanimann (Vor- sitzender des Re^ieniiiijfsrats) Muheim an der Jahresversnmm- Inn«^ der Schweiz. Genieinnütz. Gesellschaft in Altoil (1S94) dafs der Kanton seit einer Reilic von Jahren sich icdHcli und ohne ünterlafs anstrengt, sein Schulwesen zu verbessern, und dafs er hierin wirklich schätzbare und namhafte Erfolge zu verzeichnen hat«. Ich schliefse dieser Gruppe noch den Kt Luzcrn an. Obwohl er landschaftlich zum gröfsten Teil anders, g^ünstij^er j^eartet ist als die l>kantone, so weist er doch s^anz älmlichc Mänt^cl auf wie Sclnvyx und TVi, Iviu Teil (las l'nlkhucli j»ehört ja auch (km iiocligebir<»e an, und von diesem (ieljiet erzahlt dw kantonale Schul- inspektor, dafs die Kinder im Souinier und Winter ^die Uu- v:uust der Witterung ausgiebig und dreist zum Schwenzen benutzen. Wenn es nur ein weni^ re<^net oder schneit, da« mufs man schon darauf rechnen, hlofs ^/g oder nur die Hälfte der Kinder in der vScliule anzutrtffcu . Im besoiideru ruj^t der Ins]H*ktor nocli das sehr impiinklliche .\iifan«*eu und Schliclscu des rnterrichts in vielen »Schulen . Auch die Klagen über lässige Bezirks- und Ortsschulaulsiehl und -Schul- pflegc kehren wieder.

Die dritte Gnippe St Gallen^ Bern, Graubün- den kennzeichnet sich durch eine Mannigfaltigkeit inner- hall) ilires Volkssehul Wesens, welche als eine i'olge nicht nur landsrhaftHrlur imd wirtschnftlichcr, soiuleru auch kirch- licher und Volksgenosse iischaftlicher (sprachlielierj ( rcgeusätze erscheint. Im Kanton St. fi allen haben (iemeindeu (wenn auch nicht alle) mit konfessionell gemischter IJe- völkerung zwei Schulhäuser: ein reformirtes und ein katho- lisches; oder die Minderheit schickt ihre Kinder in ein Schulhaus der Nachbargemeinde: daher viele zweite Schul- wege (und andere Unzuträglichkeiten). Eine andere Kigeu- tümlichkeit dieses Kautous besteht darin, dafs er. je nach der Landesgei;rn(l (ein j^rofser Teil des Kantons liei^t im Hoch- und lu'Wiereu iMillelgebirge) Hall>-, Dreiviertel- und

(^anzjahr-, und zwar Halbtag- und »volle« Jahresschulen be- sitzt Doch bilden letztere die Mehrheit: es waren i^'^^^j 4

312 von sänulielu n 547 Schulabteilungen oder Klassen (von

den 312 fielt n freilich 57 auf die Hauptstadt). Im ganzen befinflct sich vSi. (ralleu in weit günstigeren \'erliältnisseu als die l)ti(k'n aixkin, und demgemäfs ist seine \'olkss(.-!inl- bilduug tkr bernischeu und bündnerischeu \i»raus. Dem Kanton Hern machen besonders zwei nicht gerade schul- lustige Gebiete zu schaffen : das Oberland und der katholisch-

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Itndoir Oielricb.

französische Jura. Deshalb müssen die liehörden bei jedem iHirtschrittsvcrsuch änfserst bchntsam zn Werke j^ehen; (las neue vSclnili^cst-t?: vom 6. V. 1894 fand erst, nachdem zelni Jahre ilaran gcailK-itct wurden, Onade vor der Mehr- heit des Volkes. Und es wäre auch 1894 wieder verworfen worden, wenn die Behörden nicht darauf bedacht gewesen wären, den Gemeinden müj^hchst viele Vorteile zn bieten: den ungünstij^^ gestellten (lemeinden werden jetzt die Schnl- lasten teilweise vom Staate ab_<^cnominen; im l^esniuU len gewflbrt dieser (gegen früher) li«'tlicic r.eilr;iL;e an die vScbul- hansbankusten. Ferner: Jede Cieniciudc kann sich nach ilirem Gutfinden einrichten , insofern, als es ihr freisteht, die Schnl- pflicht auf 9 oder 8 Jahre auszudehnen.') Ihren Reitrag an die Lehrerbesoldnng darf sie um 100 Fr. herabsetzen; statt, wenn eine Klasse (Schule) überfüllt ist, einen neiuii I^ehrer anznstellen, braucht sie nnr abteilnngsweisen Unterricht ein/nfnhren (also die Zahl der IJnterncbtsstundcn zn \er- kür/cü); der Lehrer niuls zwar dann eine liesuklnngszulai^e erhalten, aber die Ersparnis ist doch bedeutend, l'reilieh ganz ohne Gegenleistung^ sind die freien Benier nicht weg- gekommen; sie dürfen uidit mehr, wie früher, den sechsten, sondtiii nnr noch den zehnten Teil der Schulzeit für sich, für ihre Hans- nnd Krwerbsgeschafte beanspruchen; d. h. die Kinder dürfen blofs ';,o der monatliehen Unterrichtsstunden ohne gültige Entschuldigung versänmen. Auch die lUifsen sind, wenigstens anf dem Pa|)ier, crlioht wonlen. Im Kanton Grau b ü n d e n macht sieh znnaehsl die Hoch t;ebir gs- lage geltend: 1894 hatten von insgesamt 471 Abteilungen 278 24, 107 26, nur 16 36 nnd 22 40 Schul wochen, während sich 21 Abteilungen mit noch weniger als 24 (21 23) Wochen begnügten. Sodann die Spaltung in drei X'olksgenossen- schaften : Deutsche, Romanen, Italiener. Die Meinzahl <ler Gemeinden (nnd Lehrer) ist ronianiseli, die Mehrzahl der lievölkerung und Schüler aber deutsch. Die Romanen sollen deutsch lernen, sind also mehr belastet als die Deutschen und Italiener. Natürlich wird die fremde Sprache nicht überall mit lufer gepflcLii; niauelie abgelegene Gemeinden sehen auch die Notwendigkeit des Detltschleniens nicht ein, weil das Hedürfnis fehlt: Ursache genug zu UnebenlK iten. Man nuifs sicli daher sehr wundern, dafs gerade mid allein dieser mit so mancherlei Scliwieri^keiten behaftete Kanton einen zillerischen Eehrplaii erhallen hat (18^4). In Chvu' sind nämlich zwei stramme Jünger Zillers nach einander

*J I). h. : entweder 3 X + X 9**^ i^if^-, oder 3 X + 5 X ' ' Std. Die aclujähriiie Schulzeit hat besonders der Jura vorgezogen (1894/5:93 von 148 Gemeinden - 286 von 403 Klassen).

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Semitiardirektoren geworden, die jungen Lehrer also (nicht blofs im Seiiihiar^ sondern auch durch ein für den Zweck cij^'^ens t^fcj^rüiidctcs »-Orgau", die -«Bündner Seminarblätter zillciisch <»^c!)iltk't.

Die vierte, stärkste (iruppe \ereini^t die Ivantone liaselland, Aar^jan, Zu^-, vSulutliurn, Thiirj^aii, S c Ii a f f h a u s e 11 , Z ü r i c Ii , A p p e ii z e 1 1 - A u f s e r r o d e ii , Glarns - alles« die beiden letzten ausgenommen (die aber doch in diese Gruppe gehören), Gebiete des Hügellandes, von denen höchstens ein Teil ins Mittelgebirge oder in die Voralpen hineinragt Landschaften mit günstigen Lebens- beiliii<^'nnq:cii. Also auch mit den besten Volksschulen (in deutsch-schwt. i/ri ischeii I/niulen)? J;i, <1uch gilt es nicht für alle: wohl auch und mit in erster Linie für (rlarus, schon weniger für Appeiizell-A., Solothuru und Ziij4, gar nicht für Aargau uud Baselland. In diesen beiden Kantonen läfst das Volksschulwesen noch viel zu wünschen übrig. Vielleicht liegt das zum Teil an ihrer politischen Jugend: sie stehen cjTst seit i7()S und 1833 auf eigenen Füfsen. - Wir besitzen noch intldi i der basel 1 a n dschaftliclie Inspektor 1S94 eine Reihe überaus überfüllter vSchuien, und es ist oft fast unmöglich, die (lemeindeljehörden von der Notwendigkeit einer Trennung zu überzeugen. Solange im Schulzimmer noch ein Plätzchen frei ist, worden die Kinder hineingepfercht, und man fragt nicht lange, wie der Lehrer ihrer Meister werde. Pazu kommt das Absenzenunwesen ; es wird an manchen Orlen sogar gewissenliaft(I) Buch geführt, wie viele X'ersäuninisse sie (die Rinder) noch zu gut liahen ni;liiilieh von dem geselzlieh crlaubuu Malse). - Auch im Aargan gehören bedenkliche Uuregelmäfsigkeiten verschiedener Art nicht zu den seltenen Ausnahmen. Er ist aber jetsit auf dem Wej^e zu einem neuen Schulgesetz mit mehreren vor- tr%rfflichen Hestimmiiiigen ; desgleichen der Thnrgau. Womit aber die ZüriclRr ndiörden auch sie arbeiten schon lani^c an einem neuen ( iesci/ ihr \'olk zu begiüekeii gedenken, ist noch (ieheimnis. Im allgemeinen darf man sagen, dals T h 11 r g a u , Seh a f f Ii a u s e 11 , Z ü r i c Ii und ( i 1 a r u s ungefähr auf gleicher Höhe stehen: ihre Volks- (Kiuder-)Schulen sind, als iinterrichisanstaltcn, gut geordnet und geleitet, wenn auch, wie alles in der Welt, vcrbessentngsfähig. Im Kanton Zürich beanspniclii ikkIi ])(.'sondere Aufmerksamkeit das Sclnilwesen der Stadl Züricli, einer Grofsstadt seit i«Si)2, mit /. Z. rund t 2Sf>^>C) Kinwt»hnerii. "Sinn sieht dn eine echt moderne Schule, wie sie z. B. Andrea in d. Bl. ijahig. iSy2, S. m) treffend geschildert, eine den Forderungen des modernen Lebens, des Zeitgeistes in allen Stücken angcpafste

Ve9fi ItfllttM^n (PjJ.-i?«9iiini) Vn. 7. 24

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362 Itudoir Dietrich.

Schule. Da steht vor allem die Körperitflt L;e in hoher (lunst: also > 111 an iielle Fertigkeit durch Haudarheil; aiifser Turnen auch Spielen mv] hu Winter Kisferien . Zum Teil j^ehört das sclion. wie die- imtli uit^lit erwähnten SclHilhäder, in das jetzt so sehr Ijeliclilt- Kapitel Schulj;esnmlhcitsplle<»e ; natürlich müssen in der Orofsstadl die aller neuesten Erfin- dungen der H) gieiniker erworben und verwertet werden. Ferner: Untersuchungen der Augen, Ohren, Zähne, Stimme'); Kurse für Stotterer. Doch auch auf die geistij«: und sittlicli vSchwachen richtet sich das Au<;ennierk: also Klassen für Schwachbe^ahtc ; Wrsorgunt^ sittlich Verwahrloster. Dnfs die Sehnli^ehrmde j^länzend au.s^estattet sind und werden, ist st'lbverständlich ; im hesondern müssen erstaunlich «rofse Summen für die so überaus wichtigen Lehrmittel geopfert werden. Aber man verlafst sich doch nicht ganz auf die \ ic'U n Hilder, Wandtafeln, Karten, Apparate, Modelle und wie die herrlichen Diuge alle heilsen : darum >'Natnrwanderungeu<', monatlich zweimal im Sommcrha11)jnhr, und Schnlreisen ; 1895 hatte die Lehrerschaft ein (iutac liten über die \\'{insch- barkcit(!) der Festsetzung^ einer An>\valil von Reiserouten abzugeben. Kndlieh, doch nicht zulct/l: möglich frühe Teil- nahme der Kleinen an den Vergnügungen (öffeutlichen Auf- führungen: Kostümfesten, Umzügen) der Grofsen. (Die vierzehn- und fünfzehnjährigen vSckundarschüler geben auch Konzerte, unter freundlicher Mitwirkung usw.<^) (ileich- wohl bedarf dies Völklein noch eiiur Disziplinaronlnuiig . Es wird da n. a. verboten: das Uni!Krtrc'il>eii und Lärmen aufserhall) des Hauses nach eingetretener Dunkelheit oder während des Gottesdienstes in der Nähe der Kirche, sowie das >' Ansammeln« bei Leichenbegängnissen und Hochzeiten; das Rauchen, Steinwerfen, Raufen, Fluchen, sowie rohes oder anstofsiges Reden ; das Schiefsen oder Abbrennen von Feuer- werk in der Nälie der Häuser, auf Strafseii und üffentlichcn Plätzen, sowie das Kinsammeln von (ield für i^astuachtsfeiicr und rdniliclie Zwecke ; der Kintritt in VereiiK-(!) (»der die Mitwukung bei öftentlieiicn Auüüluungen olnie l'^rlaul)nis der Kreissciiulpflege. «DisziplinamiitteU giebt es für Primar- schüler acht, nämlich: *a) freundliche Waniung, b) emster Verweis, c) Versetzung an einen besonderen Platz, d) Ab>

V Solche Untersuchungen mit möglieh vielen Apparaten und

Iiistniiiu ..trii w erden auch in andern Städten vor^^enonunen. Sic tfthören heute zuui guten Ton. lUi vielen dieser i^ntersnehnnijen kommt freilich nichts weiter heraus als .Stoff für .Statistiker und voiks- wirtschaftliche Theoretiker. - Und die.selbcn Schulen, wcU lie die Anisen ihrer rflejiUtipfc so sorjifältiii und wissenschaftlich unladelhaft erft>rschen, lassen eben diese rfleiflin;;e sich die Augen ausgucken nach zu weit entfernten, weil zu kleinen Bildern, Karten u. dgl.

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363

Schrift derjenigen Artikel der Disziplinarordnung, welche übertreten worden sind, e) Zurückbehalten in der Schule,

f ) Mitteihnif;^ an die Kitern, ^) Verweis durch den Präsidenten der Anfsit hissiktion, h) \'er\veis vor der Aufsichtssektion*. Körj)erliclie Ziu htij^nnj*- ist also nicht dabei.

Als vorhin von den deutseii-schwei/.erischen Kantonen mit den besten' Volksscbnlcn die Rede war, wird man den Halbkanton Haselstadt verniiist haben. Aber er geliöit nicht in jene Reihe, ist eine Grofse für sich: die Stadt Basel und drei Landgemeinden, ein Staat also ähnlich den Hanse- städten. Ein Staat in den günstigsten Natur- nnd Kultur« Verhältnissen ein reicher vStaat überdies! An dii sen Vor- zügen liat nnn anch die \'o1ksschnle vollen Anteil. Weil al)er Ikiscl keinem andern Kanton gleicht oder ähnelt, so läfst sich nicht darüber reden, ob sein \'olksschnlwesen noch besser« ist als etwa das zürcherische, glarncrische, thurgauische. Man kann höchstens fragen, ob der Staat Basel für seine Volks- schulen oder Volksbildnng das thut oder gethan, was man von ihm verlangen darf. Und diese Frage wird zn bejahen sein. Freilich was überall fehlt, fehlt auch hier: die liürger- schnle. T^nd doch fiele es Ikisel leicht, urnij^stcns in der Stadt eine allgemeine nnd eine höhere lUiigeischnle zn er- richten.') Eine vollständige Dai stelln ng des sauber ge- ordneten Baseler Volksschulwesens hat auf dem beschränkten kaum nicht Platz. Von Besonderheiten oder Eigentü\|ilich- keiten wäre übrigens nnr wenig zu berichten; Innsichtlich der Sehlde im engeren Sinne, des rntenichlshetriebs nin* das eine: in den letzten vier der aclit rriniarscludjahrc wird L-inr fremde, die zweite Landessprache i I'ianzösisch ! gcK ln t.-) AnlsLiclcm nuils hauptsächlich noch zweierlei anltalkn (ob- wohl es nur natürlich ist): dafs mehr als anderswo »staatlich« ist, z. B. schon seit 1889 die Kinderhorte und seit 1895 einige Kleinkinderaustalten«') und dafs sehr viel anf die Schnlgesnndheitspflege verwendet wird (Schnlarzt ist der Professor für Hygieine an der Fm'versität^ nnd für die Spenden an arme Stadtkinder (.Snppen, Sclnilu', Sehüler- tuch ) ungewöhnlich grofse Mittel zur Verfügung stehen

') Mit tUr iiur.inüv i.\/i/njon hat das ICrzicliungstlcparUnant iK(>| begonnen. Form: methodische Kur^e«.

-) In (k*n nmiatiisclieii Schulen ( '.i,iul)ün<kns ist es nicht ähn- lich. Die Romanen hranrl-itcTi nicht il<.ul.sc h /n Icrncti (sowenii^ wie die Italiener), wenn ilux .Mullci. spräche eine \ erkehrssprache wäre.

*) Diese wiirdeti .nes^nmdet An <ler Absicht, für die Kr/.iehitttg

,ir.( h «Ii i voischu]i>flichligen Jnj^en<l /.u sot ut ii, sowt il l'Hi rnhans und freiwillige Thäligkeit dieser Aufgabe nicht nachzukunuueu ver- niSgeii'.

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Kudoir Dkirkh.

(clorli fliefsfii diese (icklci nicht aus der Staatskasse, sondern aus StittniiL;cMi der ( le.sellscliaft zur Jieförderuug des Guten und Gemeinnützigen. )

Wir kommen zur letzten Gruppe. Sie wird gebildet von den drei »französischen« Kantonen Genf, Neuen bürg, Waat Alle drei haben ihr Schulwesen in den letzten zehn Jahren neu geordnet, (Unf xiicrst (i8S6). Das neueiiburgische und das waaüändische Unterrichtsgesetz (beide von 1S.S9) sind dem genferisclien nachgei)ildet worden, aber nur teil- weise; jene unterscheiden sich von diesem wesentlicli. Die grofste Ubereinstimmung liegt darin, dafs in allen drei Kan* tonen die /Kleinkinderschnle- dem Volksschiilkörper gesetz- niäfsig eingefügt worden ist (in Genf werden die 3 -7, in Neuenbürg und Waat die 5 7jährigen aufi^x iioimnen). Sie i^-ilt als \'(>rlu'reitnii<; für die l'riuKirschuU-. lehrt (k>hal1> attrli schon Ia-si u, Schreil>cn, Kcrlnuii miikI Zeichnen). < )l>liL;atoriscli ist sie für ilie Gemeinden, nicht aber für die Kinder, l'rei- lich sind die Genfer genötigt, ihre Kinder wenigstens ein Jahr in die kole enfantiite zu schicken; denn ihr (vesetz ent- hält die eigentümliche Bestinnnung, dafs zwar erst die Sieben^ jährigen in die l'rimarschnle einzutreten, aber schon die Sech.sjährigen Unterricht /n empfangen haben; wer nicht ans der (cole ntfuutivr komnil, niuls eine Aufnahmeprüfung be- stellen. Die Allla^^ssclutlpflicht dauert in Genf vom 6. 13., in Neuenbürg vom 7. 14., in der Waat vom 7. 10. üiler 15. Jahre. Aber während Genf wirklich sieben volle Schul- jahre hat, begnügen sich die beiden andern schon mit fünfen. Im Kt. N e u e n b u r g dürfen die Zwölfjährigen, welche in der Landwirtschaft verwendet werden sollen, während des »Sonnners, d. h, von Mitte April bis i. Novend)er vom I^nterricht be- freit werden; sie sind dann nur noch liir drei Winter zum Schulbesuch \ erplliclUet. Die Dreizehnjäln ij^eii ferner künnen durch das Ileslehen einer Prüfung das Recht auf Im lal.s eines Schuljahres erwerben. Und .selb.st diejenigen, welche durchs fallen, können frei werden, sofeni sie in eine Herufslehre ein- treten oder sonst regehuäfsige Beschäftigung erhalten; sie branclien dann nur zwei Winter einen „fvw/rs ilc njH'tHinn^ (je fünf Monate wöchcntlirli (> Sl<l.) (iurchzinnachen. Ahnlich im Kt, Waat;') niu dal^ e.^ dort nocli mehr .'\usnahmel)e- stinnnnngcu gibt (in stark industriellen ( )rtschaften z. I». für die 14 16 jährigen Abend- statt Tagesschule: wöchentlich 5X2 St), in den Gebirgsgegenden die Ferien bis auf 4 Monate ansi;edc'hut werden dürfen und die Gemeinden von vorn- herein das Recht haben, den Schulzwang auf acht Jahre zu

M L ud ebenfalls ähnlich im Kl. Freiburg.

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SchvelserisrbeB VoIkB^cbttl1Te»ell.

iKscliränken. Ks ist sonach klar, dafs tintcr den drei fran- zösischen Kantonen Ticnf die verhältnisniäfsij^ besten Primar- schnlen besitzt, was im cinzehR-n noch dnrch etliche An|»al>en bewiesen werden kann. Unterriehtsj^egenstand ist aucli die deutsche Spraclie vom 4. Schuljahre au (docli kauui au allen Orten). Einen besonders glücklichen Entscheid hat das Genfer (lesetz ül)er den kirchlichen Unterricht gefällt: er gehört nicht zu den Schulfächcrn, wird nur von Geistlichen erteilt in Xeuenbur<j[ dni^^et^^en, obwohl er ebenso wie in Genf aiifser allem Znsanimenhanj»^ mit dem Sehnlnnterricht steht, auch von Lehrern doch nicht ])f1ic]Umäfsii^ wie in der Waat, wo die lA'lirer, wenn sie jener Aiil^abe ledig sciu wollen, sich einen Gehaltsabzug - bis 100 Fr. gefallen lassen müssen). Ferner ist hier zu erinnern an die für samtliche (ienieinden berechnete, von einem Ijesondern Staatsbeamten geleitete Ivinführnn«; der Knabenhandarbeit als lehrplan- ni.'j!"si;:^e Schnlülmii.i^ : vielkiclit die vorzügliclistc Pjqenlieit (Kiifs alU-n andern Kanlunen j;egenüber. Endlich vertlicut benieikl zu werden, dafs Genf als der erste unter den Schweizerkantoncn in den städtischen Oemeinweseu Kinder- horte (Htt^-n gnttltcnnes) von Staatswegeu errichtet hat (1888).

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Spracli- Tind Sachunterridit.

Von EM Wilk« in QuedlinburK.

(Schhifs.)

Richten wir nun den Blick auf das «^anze Werk, so mnfs vor allem anerkannt werden, dafs die Verfasser einen dtircli- aus richtigen (»edanken mit bewniulernswerteni Fleilse und peinlicher Sorj^^falt durchgeführt haben. Was bisher nur hie und da cMUpfohlen und noch seltener ausgeführt wurde, näm- lich im Sachunterrichte auch zugleich die Form der neuen Wörter einzuprägen, das haben die Verf. zum rrin/.ip u liohen und der Lehrerwelt gründlichst eingeschärft Wer das Hache- Prüllschc Werk durcharbeitet, wird nicht anders können, als fortan im SachunterriclUe auch des Si)raclHinlerrichts zu ge- denken und im Sprachunterrichte das weiter zu verarbeiten, was jener an Sprachstoff geboten hat. Aneli haben die Verf. das Verdienst, auf die Genauigkeit hingewiesen nt hahen, die für den orthographischen Unterricht nötig ist. Besonders Haches Arbeit ist in dieser Hinsicla wertvoll. Das war in mi.'Nern Schulen der Hauptfehler, der die Orthographie zum Schnlkreuz machte, dafs die W Tnter, mit denen die Kinder schriftlich arbeiten sollten, \ orher ihrer lH)rm nach nur halb oder gar nicht eingeprägt waren, dafs man meinte, in der Ortho- graphie eine regelrechte gründliche Wiederholung der Worl- bilder entbehren zu können. Solche echt schulmeisterliche Peinlichkeit, wie sie Hache bei Auswahl, Gruppierung und Einübung der W«"rter anwendet, ist für <len grundlegenden orthographischen I nterricht nicht zu entbehren, weim ich auch meine, der X'erfasser könnte sich und den Kindern die Sache etwas erleichtern, 2/jfxi Merkwörter für drei sSchuljahre - macht für jede Woche etwa 20 neu zu merkende Wtirter ohne ihre Ableitungen und Zusammensetzungen. Können diese wirklich in der yorgeschlagenen Weise eingeprägt wer- den, ohne dafs die Übung des Lesens und Sprechens ver- nachlä.s.sigt wird? Und müssen sie so eingc]irägt werden? Ich glaube, wenn ein deutscher Lehrer einen jungen iMan/osen nach der Hachebchen Anleitung unterrichtete, niüfste auch

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bprarh- und 6aciiuiiterrii-hl. ^ffyj

dieser nach drei vSchuljiihrcn den ij;\l)ulenen Sprachschatz iiuiiullicli und schrifthch richtig gcl>r.iucheii; aber so lehrt wieder Meister Hildebrand "»das Hochdeutsch als Ziel des Unterrichts, sollte nicht als etwas für sich gfelehrt werden, wie ein anderes Latein, sondern im engsten AnschUifs an die in der Klasse vorflndliche Volkssprache oder Hausspraclu . Allcnlini^'s. so will es mir scheinen, R. Hildehraiid hat die ( )rilu>j;^raphie ym i^^erinj*- «geachtet, ihm als t iiisti .^vui (ivm- nasiallehrer ist doch wohl nicht j^anz der Blick iür dicvSchwierijj- keit anf}^ej;angen, den dieser Unterricht in der Volksschule bereitet Wie schon gesagt, gröfste Genauigkeit und Sorg- falt ist nötig, um in der Rechtschreibung einen sicheren Ortnid VAX legen; aber bei Befolgung des Hildebrandschen Satzes läl'st sich die Zahl der Merkwörter doch erheblich ver- mindern, rnsere Sprache hat für ungefähr zwei Drittel ihres \\'orL>c IkU/as lanttrene Schreibnng. Lernen die Kinder tliese zwei Drittel der deutschen Wörter genau hören und genau sprechen »im Anschlufs an die Volks- und Haussprache« « und sind sie vom i. Schuljahre an gewohnt worden, so /u schreiben, wie sie sprechen, so brauclit man diese ganze Wörtermasse -— wenigstens um der Rechtschreibung willen - niclit tnchr iiiühsain einznprä.d^en, sondern kann sich auf diejenigen Wöi Kr beschränken, deren Schreibung niclit völlig lanttreu ist. Bei dieser Scheidung mnfs natürlich die land- schaftliche Sprechweise in Betracht gezogen werden. Wo also, wie im mittleren Deutschland, b und p, d und t hart- näckig \ ertauscht werden, wird man Wörter mit diesen I^auten für die Schreibung besonders üben niiissen. Nimmt man diesen Standpunkt ein, so braucht man Wörter wie Schule, hoch, neu, malen, hören, horchen, Hof, Mauer, hart, turnen (Hache S. 21 23) nicht ins Merkbuch ein- tragen zu lassen. Eine weitere Beschränkung, der Merk- wörter ergiebt sich, wenn man die orthographische Regel nicht ganz unbenutzt läfst, wie es Hache zu thun scheint, wenigstens mit Bezug auf die Stammwörter. Die Regel z. B,, dafs man den Auslaut durch \'er] an gerang des Wortes findet, kann mau schon früh zum Verständnisse bringen. Dazu ist es eine Regel, die das Sprechen und Hören fördert. Durch sie wird eine Reihe anderer Merkwiirter gespart, z.B. lang, Kind, iweund, gut, sang (Hache S. 21-23). Eine Beschränkung der ^lerkwörter nach diesen beiden Rücksichten scheint mir durchaus nötig, um Zeit zu gewinnen. Die Ein- führung in das Verständnis des Lesestoffes, die Übung der Lesefertigkeit, die Übung im Sprechen, das Auswendiglernen und die Übung des Auswendiggelernlen, das Schönschreiben, alles das nimmt in den ersten Schuljalireu soviel Zeit in Au-

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Edwin Wllkf.

.Spruch, clafs die Hachcsclicn Crruppcii uniiu'.;lich alle j»rüml- Hch durchgearbeitet mid einige priij^t werden können. Aiifscr-

dem werden aucli die meisten Schnlen für da^ j. Schuljahr, viele wohl auch für »las 3. auf die Führmij^ eines besondere« Midies vcr/.ielilen müssen. Die Gewandtheit in der Piihiunj;^ der I'^eder ist in dem Alter wohl n»>cli zn j^eiin;^, nni ein Heft /.nstande zu hrinj^eii, das aueh in den weiteren Seliuljahren als Xachschla^ebnch ;;ebraucht werden kann.

Kill liedenken i.st dem Verf. selbst j^ekomnieu, und mit Recht Seine Methode macht es uölijj; dafs jedem Jahrjjanjje eine bestimmte Menge einzu])räj^cnder Wortbilder zujfewiesen wird. Man wird , so fürchtet II iche, von lvinen«;en und Kinzwäni^en des Lehrers, vielleicht L':ar \ r)n Pedanterie sprechen . Wenn er nun meint, tlals jr ! ('uiii-^clic Lehrer in Hinsicht auf das Gelingen des Gesamuiuleii iehis zur I)ar- briiigiiug dieses kleinen Fretheitsoplers gern bereit sein wird , .so ehrt ihn diese Meinung^, und ich wünschte, er hätte recht; aber ich fürchte, er hat nicht mlit. Was unsern Lehrern fehlt, ist eben die Hinsicht auf das Gelingen des Gesamt- unterricht^ . \ ic llc idu wird man mir dies Wort verdenken, ich kann's nicht äiaurn, die I^rfahrung hat's mich gelehrt. Jeder will sein StückclKii (larten nach bestrm Wi^Mii und Können bebauen luid ihut es oft mit grolseni Meil>e; ob aber dabei der ganze Garten einen wohlthuenden Kiudruck macht und der Bodenkraft entsprechende Früchte erzeugt, dafür fehlt den meisten Interesse und Rücksicht Was hier allein helfen kann unrl was der \'erf. gerade wegen seiner Methode des Sprachunterrichts hätte fordern müssen, ist Wei te r f ü h r u n g der Klassen durch mehrere Schuljahre.

Beide Verfas.ser haben ihr Augenmerk darauf gerichtet, den Kindern die Verwandtschaft der Wörter /.lun Bcwufst- sein y.n bringen. In die.sem Stücke erweisen sie sich als echte SchüU r Hildebrands und Albert Richters. Wer nach Haches und Prülls Anleitung unterrichtet, wird die Kinder leicht (laliin führen, dafs sie der Abstaunuimg gemafs schreiben. \'ielkiclit wäre es für weitere .Auflagen ratsam, die Wort- familien nicht als Wort-, sondern in Sat/i\ilicn 7A\ bieten.

Ich konune zu einem weiteren Einwand gegen das Werk. Ich trage diesen wie die früheren nur vor, um den nach meiner Ansicht richtigen (tebrauch des Werkes zu er- leichtern, nicht etwa, um es zu\ erwerfen oder herabzusetzen. Der formale Sprachunterricht .Aufsatz, Orthographie, (fram- nuitik darf nicht allein an den Sachunterricht angelehnt werden, -.cihKih niufs auch im Lesebuche einen Stützpunkt finden, richtiger gesagt: er muls nicht blofs mit dem Sach- unterrichte im engeren Sinne in Verbindung stehen, sondern

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Sprach- und hjchunterriclit.

auch Ulli (Kr Ik'linndlnip; firs J^cstl^uclistottf^, die- ja aiuli in jic\vii>stui Siuuc Saeliuiiicrricht ist. Mciuc Ciiüntlu für diese Hehauptniig sind folgende: i. Durch einen richtig be- triebenen Leseunterricht werden eine Mengte von Wort- und AuJidrticksf< »rillen dem Kinde ^anz oder teilweise eingeprägt Diese Art der lunpragnng ist sowohl als \'orbereitung für das Mcrkt'M dit-sc r lM)rnien, als auch nls T71)ini.ix in ihrer An- weU(hin,L; \\ rrl\ nll. I{s wird sich dalu i t iiiptVlik n, manche (iruppe von Mcikwöilcin aus Leseslüekcu zu gewinnen, die Betrachtung grammatischer ^Erscheinungen an sie anzuknüpfen. 2. Auch die Wortkunde, wie ich das nennen mochte^ was die Verf. unter ♦Worterklärungen« bieten, schliefst sich oft am natürlichsten an den I^esestoff an, insofi-rii der Lesestoff vielfach ein IuIIls Ijclit auf die bttreffendc ii Ausdrücke und Redensarten wirft. 3. Das Lcsesliick versetzt das Kind viel- fach in \'erliäUiiissc und Stinnnungen, wie sie ilim sein Leben bringt oder bringen wird. Das ist auch für Wahl des beson- ders einzuübenden Wortschatzes wichtig. Das Kind der Volks- schule kommt später viel seltener in die Lage, eine Abhand- lung über das Renntier (II fS. 178) oder über die wichtigsten Götter der alten Deutschen (III S. 153) zu schreiben, als einem Briefbogen anzuvertrauen, was es erlebt hat, was es traurig oder freudig stimmt. Ich verweise dabei auf Rudolf HiUlel)rands I>uch vom deutschen Sprachunterricht S. 54 und S. 84 und auf seinen Aufsatz Die Stilübnng als Kunstarbeit« (Ges. Aufs, und Vorträge vS. 127 135, Leipzig 1890). Ich meine mit Dörpfeld; »Grundlage der Sprachbildung in der \'<)lksschule sind das belletristische Lesebuch und die sachunterrichtlichen Lehrbücher . Dabei unterstreiche ich mit DTirj^fcld das und und die Schlufsworte, möchte sie aber lieber tlurch Sacli 11 11 1 er ri rh t ersetzen.- Prüll scheint auch das Gefühl zu haben, als werde er dem Lesebuehe nicht ganz gerecht Im Vorworte zum II. Teile (S, VI) spricht er über den Stoff der Aufsätze und fugt hinzu: «Gewifs bieten auch Lesestücke und f rcdichte (Göhl, 60 Volksschulaufsätze), sowie Pvrlebni>se f Kahnmeyer und Schulze) geeignete Stoffe zu Schülerarbeiten; doch giebt es derartiger ATdeitnngen genug . Ans der gaii/eii Anlage des Uuches könnte aber doch gesclilossen werden, dafs die \'ert. den formalen Sprach- unleirieht ganz an die Realien auschliefsen wollen.

Das Werk ist für die Volksschule bestimmt Es wird aber auch für Mittelschulen und höhere Mädchenschulen voll- ständig ausreichen. Für einfache Volksschulen eind die Auf- sätze und Diktate oft zu umfangreich und nach Form und Inhalt zn hoch. Die methodischen }'>örternngen könnten etwas ausführlicher sein, z. H. vermisse ich eine Anweisung dafür, wie Aufsätze zu wiederholen sind (II. Teil S. XVU.i.

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Ich komme zum Eiidurtcil. Das Hache-Prüllsclic Werk ist ein Buch, wie es nicht oft erscheint Es ist geeignet, den vSpracluniterricht auf eine höhere Stufe zu heben und ver- dient daher volle Beachtung aller Lehrer. ^Ht den von mir gemachten Kinschränkungcn empfehle ich, den I. Teil zur (inmdlage des Unterrichts zu machen, die beiden anderen mehr gelej^^entlich als Nachschla,£^cl)ncli und Stottsammlung zu gebrauclien. Hin solcher Ciebrauch des Buches wird dem Lehrer nicht nur viel Ärger und viel rote Tinte ersparen, sondern auch, wie Prüll wünscht^ dazu helfen, die Kinder einzuführen in den Geist der »Sprache und sie zur rechten Anwendung der Worte und Sprachfonnen« bringen.

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Auf der Warte

Pfinjjjsttii ist die Zeit der Versammlungen, insbesondere auch der ijrofsen Lehrerversammltni«::«'!!. Wenn nach lanj^jeni, schwerem Winterschlnfe die Krde i^rüiieiul aufpewaclit ist niid sich mit PIftten uiul Alucu sciinnickl. dann ergreift auch in der Päda- };<>K<-"-Zunft jung und alt mit unwiderstehlicher Gewalt di;^ alte Wandersehnsttcht unseres Volkes. Wohin könnte es aber einen begeisterten Lehrer woht mehr ziehen als an jenen Ort, wo er mit gletchgesinnten Amtsgenossen raten und tliaten kann, und wovon spräche er, nachdem er zu seinen trauten Penaten znrück- i^ekehrt ist, wohl lieber als von dem, was er auf jenen grolsen Tagunp;en -tsehen uml gcliTirt hat?

So standen die letzten Wochen völlig im Zeichen unserer Versammlungen, um so mehr, als in diesem Jahre die deutsche Lehren^ersainmlung in Hamburgs gastlichen Manem getagt hat l'nd deshalb ist es Pflicht des Herausgebers, der unter der obigen lJl)erschrift regelmäfsig die H< u el>enheiten in der Schul- nnd Lehrerwelt und die pädngogi*;clien Fragen, die im Vorder- grtindc des allgemeinen Interesses stehen, vorfuhren und kritiscli beleuchten wird, über die verschiedenen \'ersannnlungen zu berichten, denen unter seineu geschätzten Lesern, die selber zugegen gewesen sind, zur freundlichen Erinnerung an schöne Tage, den andern als ein karger Ersatz für das, was sie haben entbehren müssen

Nun mufs der Herausgeber einer pädagogischen Zeitschrift allerdings vieles können, und oft geht das, was \on ihm ver- langt wird, über die Kraft und das Verinnj;t:n eines sterblichen Menschen hinaus; aber dafs er zu gleicher Zeit an verschiedeneu Orten sein soll, wird doch wohl niemand erwarten. Zu seinem grofsen Bedauern hat er diesmal nicht einmal eine der ver> schiedenen Pfingstversammlungen besuchen können. So mufste er denn die Hilfe seiner geschätzten Mitarbeiter und Mitarbeite* rinnen, die mit dabei gewesen sind , und ans eigener Anschau> ung Ixiicliten können, in Anspruch nehmen.

Sie haben nun in diesem und dem fol^aiidLii Hefte das Wort und die Verantwortung für ihre Berichte] HolJentlich wird die sommerliche Stille keine weiteren tief eingreifenden

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II. IVi^ffo.

I\R'i^nisse und Kraj^cn autkoimnun lasst?» uiitl dem HcrausgeljKir so das Conccpt vcrilcri>cn.

I.

Üie detil«clie Lehrerveraaniiiiluiig in Hamburg JKtt6.

l'fin^slcn kam wieder in die Laiule j;t/<)^eii mit Seinem Flicdcnlnft niul seiner Wanderlnsl. und ein Pfin.iisten war es, an dem diirchs .ktitsche I^chrerliaus das Malmen .ui".U- Nun rüstet. deulN^he I,eiirer, euch zur Xordlandsrel.-.e ! Dort wo die Wogen des Weltmeeres das Kingangsthor eures Valeriamies um- rauscheu, wo die alte Freistadt Hamburg einem iieueu Denken und einem neuen Streben eine gastliche Freistätte bietet, dort schart euch zu einer einzigen grofsen Gemeinde, die, eins im iMiJden nnd eins im Wollen, dem deutschen ^'olke und seinen I'iihrern die ewigen Ideale aller Erziehung leuchtend vor die Augen stellt I

So erging ila> Mahnen, nnd auch ich folgte ihm. Ich hoffte so viel von der \'erk<n'|jeruiig der Einheit des deul.schen Lciuer- standes, so viel für das Vaterland, so viel für die Schule und so viel für mich selber. Für das Vaterland, das so manche veraltete und %ur Fessel gewordene Form des Kulturlebens abstreifen und neue annehmen möchte, mochte und mufs, wenn es sich weiter entwickehi will zur Sonnenhöhe dir Menschluit, nnd nach der I'berzeugnng aller Indien nur inf (Um Wege einer natnr- und knlturgemäfsen \*olkserziehung kann. Für die vSeluile, die das verderbliche Idol der Wortweislieit abgelenkt hat von der Bahn einer natur- und kulturgemälsen Jugenderziehung. Für mich, der ich müde geworden des fruchtlosen Kinzelstrcbens, die Schule auf die Bahn der Natur zurückzuführen.

Ja, müde geworde n. Der Mensch kann müde werden in seinem besten Mannesalter, wenn er die Kraft in sich fühlt, Gutes zu wirken und die Macht der Verhältni.sse keine Früchte reifen Infst am Ilaumc seines Lebens, wenn er vergebens ankiinn)tl gegen den Sturm und die Wogen, die das I«ebensschifflein anders lenken als seine Bestimmung ist. Von Enttäuschungen lebt die Berufs- freudigkeit nicht nnd lebt nicht der Schaffensdrang. An Ent- täuschungen reich aber ist des Lehrers Leben, und der bittersten eine wartet seiner, wenn er von der Gedankenhöhe de! .i^iofsen Pädagogen oder \ <>ti der lintwickelv.ngshöhe der pädagi'L;isclu n Theorie hineinblickt in die pädagogische Praxis \ind gewahren mufs, wie diese trotz alledem und alledem hier den Schnecken - gang und dort den Krebsgang geht Ks sickert das theoretisch Errungene kaum tropfenweise hinein in die Schulstube, und un- endlich viel geistige Kraft wird vergebens dem Lauf der Dinge geopfert. Was opferfreudige Pe^eisterung in stillen Stnnden er- denken läfst, nur zu oft versinkt eh spurlos in die gelieiuiuisvolle

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UUf diHiUcIti- IiHir4'rv<>niiiminIiiii|( in IkumbuiK. T^J^

Tiefe der Geisteswelt. Wäre es titiverloreii, diV Oescliichte der Schule würde erfreulichere Blätter aufzuweisen liabeii. (ledankeu setzen die MrtsscTi mir solnver in Hewe,L;;tin'!::. Auf sie hat vnxi jeher ein Jongleur- Kunststück mehr Kiudruck gemacht als alle Wunder der ewigen Wahrheit.

Diese Erkenntnis macht raude und müde das verKel 'liehe Hoffen auf ein befriedigendes Wirken, müde das vergebliche Spähen nach einem Ar1)eitsfelde, auf detn man seine ganze Kraft, sein ganzes Können und Wollen einsetzen und ansgel)en kann.

Ich reiste nach TTani])urg. Wo deutsche Lehrer sich ver.sannneln. da hist thi /u Tlnii'^c, <\:\ ist deine Heitnat. da ist der Nähr(|uell deiner lierulsiieudigkeit und dcinis Srh:itl\ns- (hanges; da wirst du finden, was dich aufrecht haiL iiml dir tlie geistige «Spannkraft wiedergiebt, deren du bedarfst, mn deinen Platz am Webstuhle der Zeit behaupten zu können* - so dachte ich und SO hoffte ich. Fiul durfte ich nicht Grofses hoffen in diesem Jubeljahre? Die deutsche I,ehrerwelt liatte soeben den gefeiert, den sit dt-n Wtltsclinlmcister nennt, hatte- Pestalozzis Xanien und Pe^-lalo/ /is Menschenliebe hin- eingetragen ins deutsche Volk unil hatte gewifs auch gelesen und studiert, was er gewollt, was er der Nachwelt als (ieistes- crbc hinterlassen, hatte die Bitte erfüllt, mit der der Müdling von Neuhof seines Geistes Schwingen sinken liefs: Prüfet alles, behaltet das Oute, und wenn etwn^ P.c>>en.< in euch selber ge- reift, so setzet es zu dem. was ich euch in Wahrlieit und Liebe zu geben \ ersuche, in Wahrheit und Liebe hin/n! Denn wie könnten ihrer ihre grofsen Toten anders feiern .•' Konnte man da niclil erwarten, re.-»talüz/i würde in der Hamburger Lehrerversaninilung sein Auferntehungsfest feiern und alle Reden, alle Vortrage, alle Beschlüsse würden aus seinem Geiste, aus seiner C/edankenwelt geboren sein? Konnte man nicht er- warten, dafs dort etwas von seinem Ideenreichtum, seiner Oe- «lankeiitie fe und dm noch immer ungehobenen Schätzen seiner tluon. li>rhen Ivrkeiinlnis Inneinziehen würde in das Herz jedes Teiinelnners und die \'oranssetzung geschaffen würtle für die Verwirklichung einer Pestalozzi-schen Schule? Mulste man nicht erwarten, dafs die grofste I,ehrer\'ersainnilung im Jubel- jahre Pestalozzis Begeisterung für seine Ideale wecken und damit die Liet>e zum Berufe nähren, da.s Hoffen auf bessere Tage beleben und neuen Mut zum Schaffen am grofsen Werke verleihen würde? Ich wenigstens hatte es erwartet und will's nur gleich gestehen, ni ei u Ivrw arten hat sich nicht erfüllt. Um eine Hoffnung äiuicr und eine lüittäusciiung i eicher bin ich aus Hamburg zurückgekehrt.

Ks mögen zunächst rein äu fsere Umstände gewesen sein, welche die Feslstininiung nicht auf die Hohe früherer Versamm-

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rt. wirec.

lungen koninien Helsen. Das Wetter war kalt und unfreundlich und kalt, begeisterunj^slos die Leitung dtr \'erhandlungen durch C 1 a u s 11 i tzer - Herli n. Die Leituni;>ltrlinik allein macht titu \'orsilztnden nicht, und mag sie imch so \<>r/riglich sein. I''s niufs von ihm auch der Geist ausgehen, der die Versamndung besiM^len soll, und daran fehlte es.

Sodann war die Zahl der Teilnehmer, die auf über 7000 stieg, zu grofs. als dafs die Hinheitlichkeit des Ganzen hätte gewahrt bleiben können, und die i 7 NelKMiyersammlungen tnige-n zur Zers]>litterung ohne /Zweifel auch ein gut »Stuck bei. Der lünzelne ging nicht auf im (lanzen und wurde darum auch nicht vom Gan/en getragen und erwärmt. Die Siile waren meist schon lange vor Beginn der Verhandlungen und der Festlich- keiten überffillt Hunderte fanden keinen Kinlafs und ginRcti ihre eigenen Wege.

Daztt gesellten sich Mängel anderer Art. Mit der Grofse einer \'ersaniTn1ung wachst natur^eiiiäfs die Tragweite ihrer Wirkung nach aufsen: es niufs aber mit der Grofse auch <lie Ou'rditat des ( lespnn 1k lu-n wachsen. I{s müssen die ersten pädagogischen Aulori täten ihr Wort in die Wag.schale werfen, wenn über pädag(^gische Fragen entschieden werden soll. In Hamburg aber fehlten diese ersten Autoritäten. Rein war nicht dort, v. Sallwürk auch nicht, ja, von den hervorragenden (nicht zu verwechseln mit offiziell«. 11 1 Vertretern unserer Wissen- schaft dürfte kaum einer an der Wrsammlung teilgenoninien hal>eii. Warum nicht? Kr)iinten nicht geradi- sie die grollen Zu.sammenkünfte der deutsclieu lyehier zur obersten pädagogischen Instanz, zum pädagogischeu Gewissen der Nation erliel)en ? Ich kann mir denken, was sie von der Teilnahme abhält, allein wir haben doch nun einmal keine andere Repräsentation unserer Wissenschaft und kein anderes Mittel, ihre Forderungen geltend zu machen, und da mufsten, meine ich, alle Hedenken f.dlen. Kissinaiin war anwesend, sprach a])er nicht. Der einzige l'ä(la.L;(>.i;e von Ruf, der das Wort ergriff, war Scherer: allein es gelang ihm augenscheiiüich nicht, mit .seinen päd.agogischeu Ge- sichtspunkten Kinflufs auf die Versammlung zu gewinnen und das pädagogische Niveau derselben zu heben. Es war das auch unmög- lich unter den obwaltenden Verhältnis.sen. Nicht die Debatte, sondern der Vortrag wird zum Mittelpunkte der Verhandlungen gemacht. Dieser ist die grofse Hauptsache, jene die kleine Neben- sache Die Referenten ich wtif> niclii, ob sie bestimmt werden cnler ob sie sich freiwillig meklen sind Herren der Situation. Sie haben das Recht, die Hörer stundenlang zu unterhalten bezw. zu langweileti, können in den Schlufswortcn sich nach Herzenslust ausdehnen nnd überdies zu allen An« trägen das Wort ergreifai, sodafs jeder andere Redner einfach

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in den HititerRTund gedrängt wird, ja» es kann einer, und wäre es die erste Autorität, von Gluck sagen, wenn er überhaupt /um Worte koninil. Als ich mich tmmittelbnr nach Ikcndi<^itni; des Tcws-;c!u-n Vortrni^es l)eim Bureau nach der RtHlnerlisle er- kundigte, li(irle ich, daf.s bereits neun Namen verzeichnet seien. Dafs man nach einem anderthalbstündigen \'ortrage diese neun selbst bei einer Sprechzeit von nur fänf Minuten nicht mehr würde hören wollen, war mir sofort klar, geschweige denn die 17 Redner, die schliefslich eingeschrieben waren. Die Geduld ist erschöpft, das Interesse geschwunden, man lint .c:enii2^ von der Sache, es wird Schlufs gernfen, der Schlufsruf ist i^Ieich- l)<-(li utend mit cintin Schlufsautrage, der Schlufsantrag wirtl an^cnuninicn (nach dem Tcws.schen Vortrage ujit 107 gegen 93 Stimmen), die Generaldebatte ist geschlossen und damit den noch eingeschriebenen Rednern das Wort abgeschnitten.

Hin solches Verfahren entspricht doch ganz gewifs nicht dem Zwecke der \'ersammUing. Diese soll den Austausch der McMimii<^en. den Austausch tUr RrsuUatc: der }{inzt'lberatnngen Liniri^lirlun, soll (ielegeuheit bieten, pädago^^isclic I*Vam.n von verschiedenen Seiten und von hohen luid allgemenien Gesichts- punkten aus y.u beleuchten, und darum ist es richtiger und zweckentsprechender, man giebt 12 Rednern je 10 Minuten das Wort als einem Redner 120 Minuten. Den Schlufsrufem aber, die sich in Hamburg in geradezu unangenehmer Weise bemerk- bar machten, gebe ich den guten Rat, entweder zu Hause zu bleiben oder <ich zu entfernen, wenn sie nichts mehr hören wollen. Das nimmt ihnen kein Mensch nbel aber übel Tuhnie ich es ihnen sehr, wenn sie mir den Gciiui>, ilen nur eine \ er- sammlung beretten kann und soll, bedntrtchtigen oder gar rauben.

Die Referenten femer sollten niemals vergessen, dafs sie Fragen behandeln, die in den Kinzelvereinen bereits vorberateu sind, dafs e also nicht ihre Aufgabe ist, alle bereits bekannten Details für und wider noch einninl ins Feld zu fuhren. Sie sollten sich darauf bi schränken, die Haupt- und Keni»^edanken hervor- zuheben, \uh\ ihr Referat in einer einzigen allgemeinen These gipfeln lassen, die weiter nichts enthält als eine prinzipielle Knt- sclieidung der zur Beratung stehenden Frage. Auf grofsen I^ehrer- versammlungen können nur grofse, weitgreifende Fragen zum Aust ag gebracht werden und diese nur in weitgreifender Weise.

Ist eine Revision der Lehqihine notwendii^? 'Hat der Lehrer an der Schul Verwaltung teilzunehmen ? Ist die Kinführung einer Schnll)ii)el /u fordern? Ja oder nein? Dann bleibt die Debatte eine ( /enerakleballe, dann kann sie von hohen Gesichtspunkten getragen werden, dann stehen die Massen ge<>ch]ossen hinter der Kntsciiciduug. und die Entscheidung wirkt -ach aufsen. Die praktischen Konsequenzen zu ziehen oder die Frage bis in ihre

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lt. Wlg^e.

Kinzelheiten zu lösen, kann nicht Aufgabe der };^r<)fscn X^ersamm- lunj^en sein, d.i die detaillierte Lösiin*^ niclit ülxiall niid für alle dieselbe sein knnn. I'jne einzijj[e These und die^e uintassciid «gehalten, das ist das Rechte. Sonst geraten die Verhandlungen in Kleinkrämerei hinein. I^s pafst dem einen dieses Wort nicht und dein andern jenes nicht, es wird um Worte und Ausdrücke gefeilscht und gestritten, und die Sache wird unerquicklich. Mit den Amendements, den Abänderungsvorschlägen, den Zusatz- und Streichnngsantragen, wie überhaupt mit der Spezialdehatte, ver- lieren die X'erhnndlungen ihre Ilnlie und ihre Wurde. Wie der \'er>aininUuig /.u.ueniutet werden konnte, dns Tewssrhe The.scn- ungeheuer, das aus 12 niei.^t fünf- bis neiui/.ciligcu Teilen be- stand, zu beraten» ist mir nicht recht verständlich. Ober die darin enthaltenen Begriffe, Schlagwörter und Forderungen waren nicht einmal zwei Lehrer in zwei Stunden einig geworden, und Tausende aus allen Gegenden des deutücheu V^aterlandcs sollten es werden ?

Meine Fortierungen l)ezüi;Hch der Gestaltung der Hauptversammlung gehen also ilaliin: Ivs dürfen die ersten pädagogischen Autoritäten auf der Rednertribüne nicht fehlen: im Centrum der Verhandlungen stehe der Austausch der Meinungen, und der Vortrag, der die Debatte einzuleiten, nicht zu verdränge 1 hat, gipfle in einer ein/igcii all^^eniein gefafsten, kurzen und kl aren These. So mir ktinnen die grofsen Zusammenkünfte der deutschen Lehrer \verden. was sie sein sollten, ein Hutwickelungstaklor der päda- gogischen Itlee.

Die L,ehrmittelausstetlung war nach jeder Seite hin un- gemein reichhaltig, und das war auch nicht geeignet, nietiie Stimmung zu lie1)en. Wie\ iel Kraft, wieviel Scharifstnn wird iloch aufgewandt, den kindlichen Geist abzusperren von seinen Xah- nmgsfpii llcn und den Unterricht hineinznleileii in das Wr- künsieiungsverderltt n ! Was sollt n denn nur diese pädagogischen Nippsachen, diese künstlichen vSpiekreien ? Sie können doch das Selbsterleben, das Selbstbeobachten, das Selbsterfahren uml direkte Anschauen nicht ersetzen, und da.s allein ist und bleibt das Fundament aller Erkenntnis. Ein Pestalozziwerk und ein Pesta- l(>//idenknial war die Lehrmittelausstellung sicherlich nicht. Wer da lehrte: Der ewige Quell aller Ceistesbildung ist die Welt der Dinge, ist das Leben . und wer da forderte: (Vbt dem T 'nlerriclile wenigstens w ieder, was Krämerseelen ihm benommen haben, den reellen l'!)indruck der schönen Gotle>v\\.lt , der winde fiber den heutigen Lelinuittetkultus da.sselbe Verdammungsurteil aussprechen, das er fiber den fundamentloscn Wortuuterricht seines Zeitalters aussprach.

Hobe Anerkennung dagegen zolle ich der von der Harn-

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deatarh^ t<9hi«rv»ri)iinmlttn(r in MiimbiiTif.

burg-er Jnpfeiidschrifteii- Kommission in der Knnsthallc veran- stalteten AussUlhm^ von Hilderln'i ehern und illustrier- ten Jugendschri ften, die eine luslori.-»che Kntwickelun^ der Illustration des Kinderbuches zeigen sollte. Dawar mit Bieiien- fldfs ztisatntiiengetrageti« was die wahre Kunst einst und jetzt der Jugend zum Genüsse dargeboten. Auch englische, fran- ^.ösiHche, italienische und japanesische Bilderbücher waren ver- treten, und ein A'ergleich ilerselhcn mit den deutsclien liefs er- kennen, dafs unsere Künstler dem Kinde doch tiefer in die Seele geschaut haben und in der Kunsttechuik die fremden weit über- tretlen.

Von den zahlreichen Neben Versammlungen habe ich nur zwei besuchen können. Ich hörte Scherer in der >Freien Ver- einigung für philosophische P&dagogik« über die »Pädagogik

als Wissenschaft und die weiteren Schritte zu ihrem Aushau^ und freute mich über seine trefflichen Ansfnhrun<^en. StKlann hnrtt ieh den Professor Lehmann - Hühenber j; ühcr \'olkserzi ehung nach en t w i ckelun gs ges c h i ch 1 1 i c h en Grundsätzen als Staatskunst der Zukunft-. Für mich ist dieser Vortrag, der bereits am Pfingstmontag, also vor der offiziellen Eröffnung der Lehrerversammlung gehalten wurde, der Höhei)unkt der Hamburger Tage geworden. Das war eineherr> liehe Pfingstpredigt. Der sie hielt, war keiner der unsrigen und stand uns doch viel näher, nl■^ mancher der unsrigen. Bei ihm fand ich. was ich naelilier \ i r^ehens gesucht hal)e. Anregungen, hohe und ernste Ciedankeu ; ich fand ein freies Manneswort, einen klaren Hinblick in die Milsstilnde unserer Zeit und das feste Wollen, an ihrer Beseitigung zu arbeiten. Der Vortrag ist als Broschüre erschienen, und ich wünschte wohl, er t^^elangte in jedes deutschen Lehrers Hände und sein Inhalt in jedes deutschen Lehrers Herz. LehmannH«)lu nherg ist der Begründer des Deut- schen \'olksbundes , der dtn ("ieistesadel, der alle hoelilur/ig denkenden Männer in .sich vereinigen und den grt>fscn (be- danken der Menschheitserziehung hineintragen will in alle Ge- biete des öffentlichen Lebens«. Ob das gelingen wird? Die Zu« kunftwird es lehren. Mit wahrem Feuereifer trat Lan ger mann- Barmen für die Sache des XOlksbundes ein; allein ich glaube, es war ein Fehler, dafs er die Cele^^enheit dazu zu sehr suchte. Man darf sein Steckenpferd nicht überall reiten, das stufst ab. Wenn über die Pädagogik als Wisst ii>rhaft debattiert werden soll, dann dart man mit einer lanpfeliliing des > Volk.sbundes?. ebensowenig kommen wie mit einer Empfehlung der »evan- gelischen Arbeitervereine«, wie es von einem andern Redner geschah.

Ich komme zu den Verhandlmigen der Hauptversammlung.

Die undankbarste Aufgabe war ohne Zweifel Kies -Frank- furt zugefallen. Hr .sollte von neuem Interesse wecken für eine

B«lm#n (P<daff«fiiiM) Tif. 7. 25

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Frage, die schon wiederholt niul jj^ründlich lieliaiKkll worden war, Interesse für ein altes W'ünschen. ein altes hordern, das <o be- rechtigt ist wie irj^end eines in der Welt, nämlich dem JAluer m gewähren, was Frankreich uud Österreich ihm auH freien Stucken längst gewährt haben, Vertretung in allen Schul- verwaltnngsinstan/.en. Er sollte mit alten Sachen, mit alten Gründen, alten Gedanken vor die Wrsannnlunjj treten inid doch nicht lanj>;\veilen, Ks gelanjj; ihm und das vor allem durch die scharfen Streiflichter, die er nnf die schul]inliii>chcn l'>ei^ni»c uud Zusländtr tler jüngsten \ ergangen lieil lallen liefs. Seine Forderangen begegneten selbst\'erständlich keinem prinzipiellen Widiersprache.

Kbenso allseitig befriedigen<l, \ i\ l leicht mit noch etwas mehr rednerischer Wirkung erledigte I^nders-Sonneberg di«. St hul- bibcl frage. Der Kirche und den I'Twnchsenen die Bibel, tler Schuh' und der Jugend ein nach pädagogischen (jrundsät/en be- arbeitetes biblisches Schulbuch das war der Extrakt >eines \'ortrages, eine Forderung, welche die \'ersanuulung wohl ein- hellig zu der ihrigen machte.

Ks lag nun aber in diesen beiden Themen nicht das eigent- lich pädagogische Moment, nicht der Srliwerpunkt der^'erhaHd- lungen : es lag in ihnen nicht das. was die Massen herbeigc/o<^c ii hatte, soweit sie sich von der Tagesordnung der Hau])tversainiii liuig überhaupt hatten herhei/.iehen lassen. Sie waren l>ereit^ /.n durchsichtig, ihre Li)>ung /u selbstverstämllich und dal>ei ledig- lich in das Gebiet des äufseren Schulwesens eingreifend, als dafs sie den Durst des nach frischem Wasser lechzenden Waiiders- mannes hätten stillen konneu. Was heute das Lehrerherz l)ewegt, sein Senf /.en, sein Hoffen, sein tätlich Gebet, das ist eine Refor* nialion der Schule an Hnupt und Gliedern, von innen heraus, eine durchgreifende Krneueruug aller (»rundlagen des Unterrichts, eine endliche \ erwirklichung der Idee der F^leuientarbildung . Im Breunpunkte des Interesses standen darum Mahraun- Ham- burg mit seiner Festrede über Pestalozzi und Tews-Berlin mit der Beantwortung der Frage: Welche Stoffe sind nach den Forderungen der Gegenwart dem I.elni>lan der Volksschule hinzuzufügen bczw. aus dem.st:lhen zu ent- fernen?

Ich inufs ge>tehen. der Hamburger Srliulrnl sprach uuuieh kühnes Wort, er schleuderte manchen Gedankenblitz, manchen Wahrheitsstrahl hinaus in die Nacht, der die draufsen latiemden Finsterlinge mit argem Wehgeschrei auf- fahren liefs, allein ich glaube, es gehört dazu in Hamburg gerade kein grolser Mut. Das freie Denken scheint dort eine so sichere l*(»sttion zu haben, dafs es selbst in kirchlichen und religiö.sen Dingen laut geschehen kunu , uhue dais dabei

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irgend etwas riskiert wird. Tch verkenne ferner nicht, dafs der Festredner mit yjofser WTiiuu' spr ich und ntanchen j^uten Ge- danken hinau^klinj^en liels iu.s tlciitschc Lchrerhaus - seine Darlegung der Bedeutung Pestalozzis für die l>/.ieliungs- aufgaben unserer Zeit<. aber hat mich nicht befriedigt Gewifs ist CS schwer, die reiche Persönlichkeit dieses seltsamen Menschen- kindes in einer Festrede zu unifassen und zu erschöpfen, allein dies war auch nicht nötig und erwartete auch keiner. Pestalozzi war einerseits ein Sn/ialpadagoge und Sozialpolitiker, andererseits ein SchulpädaguKd i"id \ nr lA'hrern hätte der Festredner doch Wühl in den Schulpädagogen i'eslalozzi hineindringen , den Mafsstab seiner Erkenntnis an unsem heutigen Schulunterricht anlegen und den Grundriss einer Pestalozzischen Schule ent- werfen müssen. Fr that es nicht Es mag einen gewissen Reiz haben, sich mit dem Sozialpädagogen und Sozialpolitiker Pes- talo/zi TU hc<chäftigen. Da kann man die sozialen und wirt- st liattliclien Zustände der C art einer scharfen Kritik

unld/.iehen und ist dafür des lieilall> der Versamminng sicher, während eine pestalozzische Kritik unserer inneren »Seh ul zustünde weniger beifällig begrüfst zu werden pflegt Vor allem aber sollte man das schulpädagogische Programm Pestalozzis nicht vermengen mit sozialpolitischen Dingen. Das macht die Aus- führungen unklar, ergiebt keine einheitliche Wirkung und macht keinen T, ihrer zum Jünger des Meisters.

Auch Tew> machte kritische Au^flü^e in die su/.iaipolitischen Verhältnisse der Ciegenwiu-t, ja er berührte eine Menge Fragen und Sachen, die zu dem Thema absolut keine innere Beziehung hatten, obwohl er selber mahnte, nur pädagogisch zu diskutieren und alles andere beiseite zu lassen. Was haben denn nur z. Ii, die allgemeine Volks.schule und die Fortbildungsschule mit der I.chi planfrage zu thun? Icli bei^^reife nicht, wie niati die He- dürlnisse der hnhcrcn Schulen /um Stoffauswahlprinzip für die unteren Klas.st^n der X'olk.sscluile machen kann, die infolge- dessen als sogenannte FUementarschule hauptsächlich die Elemente der Bildung vermitteln sollen. Meint Herr Tews die Elemente des Geisteslebens, Vorstellungen, Ans^chauungen, Gefühle, gut Die grofse Well aber versteht etwas andi i darunter, nändich Lesen. Schreiben, dit \it.i Spi/ies und recht viel religiösen Memorieret off, und dic^\ usfü Ii nmm iiier solchen unklaren Forderung wird nicht Herrn Tews iihcrtrai^cii. -^ondeni Ttivtan/cii, die ihn nicht einmal nach seiner Meinung tragen. Al^er al)K«-sehen davon, der Referent redete ausdrücklich einer Beschränkung der Bildung des kindlichen Geistes durch die Welt der Dinge in seiner -.Elementar- schule das Wort, und demgegenüber sage ich : So lange die ludieren Schulen dem fundamentlosen. geisttötenden Wortunterrichle ergel»en sind, so lange sie im Staube der Antike wühlen und dadurch den

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380 H- Wlws*.

idealen Sinn der Oegfemvart töten, so ]anq:e si'ikI sie nicht wert, dafs ihretwegen >i7 Prozent der Kinder des deutsciien X'olkes der geistige lirolkurl) höher gehängt wird. Die bezüghche These zog der Referent zurück zugunsten einer anderen, die Halben-Hamburg einbrachte und deren Wortlaut wohl keiner im Saale sofort faiste. Ich erinnere mich auch nicht, dafs sie zur Debatte gestellt worden wäre, aber angenommen ist sie. Nach ilir soll der Unterricht niclit nur in den unteren, sondern audi in d«. n mittleren Klassen der \'olksschnle von den liedürfnissen der luiheren Schulen abhängig gemacht w erden. Nun, inzwischen fliefst noch viel Wasser durch den Rhein.

Auf die Sache selber ging der Referent herzlich wenig ein. Ich vermifste vor allem ein aus dem Unterrichtsziele abgeleitetes Stoffauswahlprinzip, das mir ebenso klar und deutlich sagt, was aus dem Lehrplan entfernt werden mufs wie was in den- selben aufzunehmen ist. Zum mindesten erregte e^ mein He- freniden, dals Pestalozzi so gar nicht um Rat getraut war. Herr Tcws wäre sicherlich zu anderen Resultaten gekoninien. Ivr bewegte sich in sozialpolitischen Geleisen und Ixrzeiclinete eine ganze Reihe Stoffgebiete, die aufzunehmen seien, wufste aber nicht ebenso genau die auszuscheidenden zu bezeichnen. Nun hat man bislier stets ein feines Gehör gehabt, weim nach neuen Stoffen verlangt wurde, ist aber taub gewesen, weiui Entlastung gefordert wurde, und die Folge der Ainiahme der Tewsschen Thesen kann leicht die sein, dals wir zu der alten Last noch ein halbes Dutzend neuer Disziplinchen lunzubekuninien und im Übrigen alles beim Alten bleibt Ich hatte erwartet, die deutschen Lehrer, die unter der zu bewältigenden Stofflast seufzen, die Mas.^en unkulturellen Stoffes zu bearbeiten haben und meist zum Gedächtniskultus gezwuni^en sind, wfirden wissen, was zu ihrem Frieden dient. Ivs hat sich eine, wenn auch scliwache Majoritfit L;efunden, die es nicht wufste.

Von den ühlichen Begr ü Isungen', Festreden und Toasten ist wenig zu sagen ; es waren eben die üblichen. Pestalozzi hatte keinen Teil daran. Die Rede des regierenden Bürgermeisters Dr. Mönckeberg bei der Festtafel war übrigens von imponierender P^eganz, durchdrungen von stolzem Selbsthewufstsein. des Ober- hauptes einer freien Hansastadt würdig. ICr wie> hin auf die Kr - Weiterung unseres Gesichtskreises durch den Hesucli nand)urt;s und wünschte, dafs wir nun daheim nnt vollen Hrnidi n wieder ausstreuen möchten, was wir dort gesammelt- Und waiir- lich, wenn auch die Verhandlungen keinen zum 'Glauben an die sieghafte Macht der Erziehung bekehrt haben, wenn auch die Ver- samndung kein Pestalozzi-Jubelfest war. wenn .sie die Entwickeln ng des Scliulwcsens auch um keinen Schritt gefördert hat, dieTeil- ndnncr haben eine reiche Fülle neuer Anschauungen mit heim-

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$i;L'firaclit, und ckti Hamburger und Kieler Kollegen, die uns die WVj^c (la/.u geebnet, dafür unsem hcr/lichsten Dank. Wir fanden

Zutritt /u (k*n Kiinststättcn, erfreuten uns an Kuuslt^enfisseii fd'-'.ster Art, sniien das eiijenarli;L;e I.elteii und Trciheii einer Wclthandels'^UuU, sahen ckn llaieu, ilen Xur^lo^Ueekanal, Kiel uiul nul l*aiaul)uis vSr. Majestät des Kaisers die Geheimnisse der dort ankernden Kriegsschiffe, die Wellen der Ostsee, Helgoland und die Wogen des Weltmeeres, diese Wogen, die noch lange in meine Träume hinein rauschen werden wie ein Klang aus dem Reil 1k der rnendlichkeit und KwiKkt it. Das war der Sej^en d;.r Xorillandslahrt. Mit diesem Segen beladen, kehrU ich /iirück und l)r;u-lite mit das alte Sehneii und das alte Hntteii. Nicht weit vun den» Fcslorlc rauschte auch der Sach.senwald. lir rauschte keine Grufse hinüber zu den deutschen Lehrern. Wie würde es gcw'csen sein, wie würde es heute mit der Jugend- und der Volkserziehung stehen, wenn au Bismarcks Stelle ein Freiherr von Stein gestanden hätte?

Coswig (Anhalt). H. Wi gge.

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Clironik.

Allgemein« SchuliitiitiHtik.

Hin vor ctiitj^vr Zeit erschienenes Hlatibuch jnebt über die Schulverhaltnissc in Knj^land und Wales Aiiskiinft. Dicoffetil- liche konfessionslose Volksscliule »Board schind) trscluitil (Un W-r- tretern der Kittheti unj^ceignet, weshalb alle ReUgionsl)ckcnnliiisse

StluiKii tit^Urlialtt u iii iktien die KiinUr Kcli^^ionstintcrricbt n.ich den hcsomkrcu l il.uihciissat/.fil der bcUv ifc nilcii Uekenntiiissr t. rlialUn. Die Ke^ieriing j;e\vährt allen Scluden (»hiie Ausnahme tür jetlen Schüler, der durch PrOfuujf vor den öffentlichen Schulinspcktorcti einen gewissen (vrad der Reife nachweist, einen Zuschufs. wofiir im vorigen Jahre knapp an 14 Millionen Mark verwendet wurtlen. Da (lies nur etwa /.wei Drillel <ler Scliulkoslen erreicht, die an Mill. Mark 1)elra;;:en (ohne liaukosU n für ik lu Sclnrleni. so :unis (k r frhli tii!i Ik'trair (k-n nfkntlichc n Srliuk-n diircli rienieind« umladen >in<i ini l'alle tkr kt»tnc.ssionelkii S<.luikn. wenn nicht au.s Stiflnn^s^elderJi, durch freiwillige (laben und Ivrhebimj; eines Schulgeldes gedeckt werden. Für die $i)i^<)2j2 schulpflichtigen Kinder bestehen igSot» Schulen, von denen 1 1 K34 mit der Staatskirche verbunden sind ; 5;^!'» Schulen sind öfk'iitliche Schulen. <h)4 gehören -k n K itlmlikeii. der Rest anderen Konkssionen. Der t.igliche Durchschnittsbesucli i<l. h. die Srhülerzahli ist Ini Avu öffentlichen Schulen xtnd den mit (kr Staalskirche verbuinkin n Schulen nalit./ii ijk'iclr ii iinlicii i «Sy4 und 1854619; in den katholischen Scliulen betragt er j^oStjS, und von den gesamten schulpflichtigen Kindern besuchen 4 340 )j<) täglich die Schule (an 73 Prozent!. I>ie Unterrichtskosten für jedes Kind betragen in den amtlichen Schulen 50 M., in den Staatskirchea- schulen 39 M., in den katholischen Schulen .^7 M., in der wesleyanischen .;S M., in den anderen Schulen 41 M Hie l.ehrergehalte sind am h<H hsii II in »k ii (>ffentlichen Schulen, und zwar Hanptlehrer 4251 M.. Hauptlehrenn 22S4 M.. andere Lehrer 2066 M.. kehrerinnen i(\>4 >k, und am niedrigsten in den katholischen Schulen, wo der J)urch- schnittsgehalt für die genannten (rntppen 2343 M., 1334 M., 1581 bezw% 1052 M. betragt. Die freiwilligen Beiträgfe zur Krhaltung der Schulen der Staatskirche erreichten die Höhe von nahezu 19 Mill. M.

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Chronik.

Scholgettetsgeliung uml -Verw«ltnii|r.

Auf Ctniiidlaf^e weitllufigfcr Arbeiten einer Königlichen Kom- mission hat die Norwegische Regie- ru ntr dem Storthins^ (Kcichs- tapi eiiK- X'orhiije zu einem !i<-uen Seluiluesi t/ \<>rj::c u ^1 Dt r erste I I.mptpimkt in der voT^escJila.uenen neuen (»rdinui^, wodurch sie .sich von der jet/t bestehenden unterscheidet, ist die Ivinheit der öffentlichen Volksschule, die eine Schule für alle Volk.sklassen sein soll. Diese bildet den Übergang zur Mittelschule, die wieder die Voraussetzung und die (>rundlagc fiir die GyninaHial-Ausbildung ist I>ie ('»ymnasicn werden in (hei Linien, eine sprachlidi -historische nnl Latein, eine sprachlich-liistorische I.iniL ohne Latein und eine Re.illinie, j^eteilt. ]'.vu- /.weite Haupt^ t r■'^l<l(. ^nn^ bestellt in der .\us- stoisun;; des Lateui.-«. <ius der MittelschuU und übcrh.mpt in einer •starken IJeschränkunjj der kUissischen Sprachen in der Schule. So soll X. R. Uriechisch nur ein wahlfreies Fach sein. Endlich ist auch der höhere rnterricht in die Kürsorge des Staates einbestogen worden.

Der dänische Kultusminister hat dem f^andtag einen («e* selKeniwxirf, betreffend die Reorganisation des Volksschul- wesens, vorj^eU'f^l. nie Ilauptptiiikte des Entwurfs sind foljjende: I. Per Schul/W alt beginnt mit dem Anfang; desjenijjen rnten ie lits Semesters, in dem das Kind das siebetite jabr vollendet. In Däneat.irk ,i:;iebt ts auch Scluiieii für Kinder im \ orschulpflicliti^en Alter, Poj^es- koler Kleinkinderschulen, die von sogenannten Volksschul- lehreririnen. geleitet werden. ÜbHgens datiert der Schttixwang in Dänemark l>ei Mädchen bis sunt fünfzehnten und bei Knaben bis /um seclj/ehnten Lebensjahre. 2. Die Zalil <ler Kinder, die gleich- /eitij^ in einer Klasse unterriclitet werden dürfen, wird auf liöchstens

herabj^eset/t. 3 f., schichte. ( leojjra])!!!'«' und Xalurkinide sind als obliiT.tt ' •i'^i he l'nti ri irlii^i.icher in <kii Lehrplan alU r <")ffi ntlichen \ Oiksschuien auf/,uneinnen. 4. Die geringste L'nlerrichtszeil beträgt 41 Wochen jährlich, anf dem I,^nde wenigstens iHT^tunden wöchent- lich. In Dänemark giebt es auf dem I<ande vielfach zweiklasstge Schulen mit einem I^hrer. 5. Für sämtliche Lehrkräfte wird das System der Dienstaltersstufen eingerichtet.

Die Volk.SXeitung teilt mit dals /.um Umbau des Cliaritee- Krankenhauses in Herlin j<khk)ü M. dem l-'onds behufs allge- meiner ICrleichterung der \'ol k ssch ul 1 ast e u cntrionmtcn werden sollrn l>as (ield gehe also der \'olkssch\jle v i iloicn, uu<l su könne es kommen, dais die elendeste Dorfschule nutlelbar für den Au l>.iu der Charitee in Berlin beitragen müsse.

In der Provinz Posen giebt es, wie der Dziennik i'osenanski. schreibt leider noch eine Reihe kathol. Schulen, an denen die Kinder wegen Oberfüllung nicht vor dem achten oder neunten Jahre aufgenommen werden können, obschon be- kanntlich sonst im preufs. Staate die Schulpilicht mit dem sechsten

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JotiaoB«» N»jrer.

Jahre bc'i^iiinl. Iüik dieser kathol. Scliukn iKliiukl sich in Ik-ndlcwo. wo 260 Kinder in einen» kleinen Schulj^ehäude nntcrgebracht sind.

Der Majristrat in Osnabrück lieCs bij$ ^nm Herbst 1895 die evanjrelischen Volksschulen durch einen eignen Beamten verwalten; aliti als (kr in <k-n Ruhestand trat, wurde die V'erwaltunj^ dem Kntii i;!. Kreis.schulinsi)(. 1< tor natürlich gegen Be/ ilihing iibertrajj^en. In Osnabrink ist man nn.q'ehnitfn jiennj^ darülier; hat die Stadl ein cis^ent^ l?,uiainl, ein eij»enes SU-ueratnt etc., s«> soll sie auch ein eigenes Schnlatnl haheji. Die ICinwohner kTtnnen doch nicht hinter dem Königl. Beamten herreisen, wenn er auf Revisionen draufsen sich befindet.

Im Württembergischen I«andtage wurde folgender Antrag angenonnnen : Die Beslininningen des Art. 72 des (kset/.es \ <ini

Sc i'tcTiihcr »836 iiher die örtliche Sch u 1 an f si i, Ii l (d. h. die Srluilaufsiclil durch die ( ■.eisllirht ri i zii Viclassen. flalx i .(her nns/ii- sprechen, (hil's iti (ienieintkii mit griilsercu Schulk<)Uij>kxen die Uiis- schnlanfsicht einem oder mehreren ürlsschulaufsehern, welche die Befähigung zu einem Kirchenamt nicht haben, oder einem Geistlichen, der kein förmliches Pfarramt bekleidet, übertragen werden kann . Kine kleine Rresche ist damit in das System i^elcgt. und es Hegt nun hei den gröiseren Schulgenieinden, der Fachaufsicht zum Siege zu verhelfen.

Schulor^anisation.

Die Kgl. Regierung von Oberfranken liat angeordnet, dafs in Zukunft je<kr I,ehrer. mit .\nsnahme ck rieni;.r< 11 der untersten Kla.s.stn. welche wie seither die neuaufgentnnnien». 11 Kinder für <lie 2. Klasse vorbereiten, seine Schüler 2 Jahre lang behalten soll,

Eine eigentümliche Zusammensetzung des Lehrerkollegiums weist das anhaltische Landesseminar zu Cothen auf: 9 ordentliche Seminarlehrer und 6 Hilfelehrer.

In lia\ern sollen nach ministerieller \ erfügung die Somnier- ferien acht Wochen dauern Für den Winter sind sieben, für den Sommer drei Schulmonale testgesetzU

Eraiehnng umd Untarrieht.

l'i'ir diejenigen Orte des Regierun gsbe/Jrks Potsdam, in welchen herkömmlich die Leichen von den I<ehrern und der Schuljiigend mit r.esang /u (irabe gel^ iti t werden, hat die Koiii-Iiche Rei^ierutig angeordnet: i dnfs forl.ia kein Schulkind wiik'r den WilleJi seiner Kitern oder \'ormündcr angehalten werden darf, einer I«eiche mit Gesang zu folgen: 2. dafs die Leichenbegleitung durch den Lehrer und die Schüler in der Regel nur dann stattfinden darf, wenn die gewöhnlichen Schulstunden dadurch nicht unterbrochen werden ; >. dafs bei einem aus einer ansteckenden Krankheil her- rfdirendi 11 Todesfälle ilie Schulkinder von der I^^ichenbegleitung unbedingt aus^cuschlieisen sind.

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Chronik.

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Im Anftra.u'c des Mnpistrnts Wiesbaden wunlt-n in (Um al>gLUiufencn Jaiirc in den lilcmenUirschulcn und MiUcl.schuicn rund 7ULx> Schüler auf ihren fresunclheitSKtifttand untersucht Zwischen 8 und 9 Prozent der Kinder, namentlich bei Knaben, waren mit UnterleibsdrQsen und Bruchantaj^en behaftet. jVt Proz. xeigten Rfick> -r itsvcrkrünitmin^fcn. Ein Teil der Kinder war mit ansteckenden Krankheiten l)ehaftet. andere zei;;len rnreinliolikeiten. Das Krgcbnis der l'ntersuchunj^ ist die AnstelliTtiir von Schulär/.ten.

Ivin bedenkliehes llr^'elinis hatten T n t er su ch u n en eines Zahnarztes in einer An/.ahl Ivlbertelder Schulen. Von 923 Kindern hatten nur 16 ein vollatändig gesundes Gebifs, a1so98>/,„ vom Hundert der Kinder hatten mehr oder weniger krankhafte Mundhöhlen. Der Tro/.entsatz der erkrankten Zähne betrug 24*/^. also von den 21 077 Zähnen der 92,; Kinder waren 5150 erkrankt.

Der Zenlrahiusschufs zur l-ördenuiir der Volks- und Itiui tid spiele will ein deutsches ()lymj)ia schaffen, d. h. eine j^rwiilite Städte, auf welcher iu regeliuäfsiger Wiederkehr ein allgemeines deutsches Fest, in dessen Mitte die deutsche Mannesjugcnd stehen soll» gefeiert werden soll. Ein schdner Gedanke!

Die Einführung des Haushaltungsunterrichts ist nun auch für die Cothener Mädchenvolksschule beschlossene Sache,

nachdem sich die städti.sche Vertretung Göthens bereit erklärt hat. «las geset/Hche {Sechstel der entstehenden Kosten «U tragen; lüni Sechstel derselben entfallen anf die Staatskasse.

An verscliieiletien landlielien SchuU^rttn des Reiritnitigsbe/irks Oppeln ist währentl <1 es W inters von selten tkr I.ehier an den Nach- mittagen der Sonntage die erwachsene Jugend. Knaben und Mädchen abwech.Helnd, in der Schule versammelt und dort etwa zwei Stunden nütstlich beschäftigt worden, und es hat sich diese Einrichtung nicht nur bewährt, sondern die Jugend hat auch gern von derselben Gebrauch gemacht

Stellung der Lehrer.

Bei Gelegenheit der /.weiten Lehrerprüfung /u Xeu-Ruppin soll nach der Preuls. Schulztg.« (I«iegnitz) Provinzialschutrat Herr- mann u. a. folgende Bemerkungen gemacht haben: »Ihre Rede ist so spitz wie Ihr Schnurrbart Kaufen Sie sich eine Bartbinde!-

.\uf Ihrer Platte kann man tanzen! Herbart hat die Schule ver- pestet. Die I lerbartianer knnmu n mit ihrer X'nrbereitung immer S Tage \oi der IvwigkeitI Schorn können vSir sich an den Hut stecken I (Zum Scminardireklor gewendet der bald darauf wegen Unwohlseins die Klasse verliefs.) > Psychologie ist Unsinn «, Quatsch ! 4 Unglaublich!

Als Freund der Volksschule und der Volksschul- lehrer hat sich wieder einmal der Herzog von Meiningen ge- zeigt. Der Landtog hatte dem Herzog zu seinem 70. Geburtstag eine

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JohARoe» Iterer.

Siimiuc- von ^omx> Mk. zur W i füjjftitijL; ^fsU llt I>ci Her/.oji' lial die ihm /.itr Vcrfüj^uiig gcslclUc Sninme zur Mniciitun>; eitits i.chrcr- gebäiuleH für das Herzof^^Hche Lehrcrsetuinar in Hildhur^liaiuten lie- »timmt, um damit zu bekunden, welch hohen Wert er den Ver- anstaltungen beilegt, die auf gediegene Bildung unsrcrVolksschullehrcr abzielen.

\"nlksschullchrcrn . welche den Hestiniinungen des 26 der I'rüfiuij;sordnnn^^ vom 15. Oktober 187? s<inst jjenüpt haben, darf nach einer neiierdintrs Irnifi nen l'jilscheidun}; des Tnlerriclits ministers die Bc f ä h 1 j; u n g zu m Cnterricht in den l' n Lerkla.sscn von Mittelschulen und höheren Mädchenschulen unter Tm- ständcn auch dann noch zugesprochen werden, wenn sie in einem tech- nischen Fache, %. B. im Turnen, bei der zweiten Prüfung das Prädikat ^gut bestanden niclit erlanj^ haben.

Von den I.ehrersöhnen. (d. Ii. Solincn von Volksschul - Iclnern). die iS<)j,'i^(; die Xlvitiiricntenprüfuiii; ablegten, wttlUen wertlen : l*liih>logen 37Vv Juristen 35. (Hfi/icre lu. Äledixincr ^^^J, Theologen 117';^, sonstige Berufe 92, Summa 329. Von den Lehrer- söhnen die 1891/92 bis 1^94 /95 die Abiturientenprüfung bestanden, wollten werden : Philologen iift, Juristen 1 18, Offiziere 28, Mediziner 167, Theologen 471. son.stige Iknife 305, Summe 1207; mithin entfallen von ihnen uif die Tlieologie ;,9. auf die Medizin 13. auf die Juris- . l)ruden/. und Tliilologie je lo, auf den iieeresdienst 2 und auf .sonstige Ikrufc 25 l'ro/ent

I^in in der bathselieii j. Kannner eingebrachter Antrag, nach welchem das lüementarunterrichtsgesctz in der Richtung abgeändert werden sollte, dafs die Volksschullehrer nicht mehr gegen ihren \\ illen gezwungen werden können, einen ihnen von der kir< hlidicn Behörde angetragenen Organisten- oder Vorsängerdienst an/.unehmen, wurde von lU r überwiegende n Mnjoiität der K.ntnner utul /.war in seltener Kinnuili;^kLil (kt lilieialen und ultranionlanen Partei gegen die vier Stimmen der Demokraten und zwei sozial- demokratische abgelehnt

Bildmig der Lehrer.

Im badischen Landtag kam auch die Krage der Lehrer- bildung zur Sprache, wobei sich Minister Nokk dahin ausspru li dais als Vorbereitung für die Aufnahme in <las Seminar auch der He.such einer RealsrhtiU grlUn k:inn Das Internat an den Semsnareii sei keine Zwnn-st HirnlUnn;^ : m _M ii r'^bttrg sei der gan/f iihersle Kurs ein Kxternat. An allen henunaren wird eine I tenulsprache und /.war das Französische als fakultativer Oegenstand gepflegt : in Meersburg ist es sogar obligatorisch. Dadurch sei allen strebsamen Lehrern die Möglichkeit gegeben, durch das Studium einer frenulen Sprache sich auch mit der heimischen Sprache leichter und eingehender vertraut zu machen.

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Cliroilik.

Im rtötlinjrt'i- Kchrcrvirtitu- tuijjftt* flit- Mchr/.ahl (Ur Wr- <,muiiluiijj /II «Kt Ansicht dt-s Herrn l'rtilfssors Kiiokc, (Kr »Iii- Rektorats] »1 u tu 11 j; als eine ungeeignete, mindestens überflüssige, be- seitigt, dagegen die Mittelschiilprfifutig betbehalten, jedoch aus ver> schiedcncn Gründen an die Universität verlegt sehen möchte. Merk- würdige Ansicht! Die umgekehrte Lösung der Kxamenfrage wäre gewtfs richtiger.

- Von den 5 V. x a m i ?] n n A v n , die in Magdebtiri; die Prüfnn^ hii helirer von Nfittelsrlnilt 11 ;i!>lii;tcn. bestantlen 10 nicht: in Man- nover bestatulen in tlerscll>en l'iüfnng von 2} nnr 12. Von ;>i in Magdeburg erschienenen Kekturenkandidaten bestanden 6 nicht, dar- unter 4 akademisch gebildete.

Bei der zweiten Lehrerprüfung in Oranienburg be- .Htanden nur 38 von 64 Ivxaminanten. Die Forderungen sind erhöht worden.

Besoldung der Lehrer.

Zum abgelehnten Lehrerbe.soldungs - Ciesetz -ist im Herren hau sc eine Statistik verteilt worden, die von einem Mitgliedc der Petition.skommis.sion aufgestellt worden ist. Diese Statistik be- trifft .|2 grofsere Orte und ergiebt, dafs in diesen Orten in den Jahren iS«^-;, 1.S94 tmd iS<(5 6<y)St.? M, nulir an die Rtihegehaltskassen über- geführt wiiiileii sind, als diese Slädt«. nluu' Anscblnfs an die Knlu-- gt halti^kassen an Tensionen zu zahlen gehabt h almi würden. Jkrliti gehört nicht %u diesen Orten, '«*eil es selbständig für seine I^hrer- pensionen aufkommt Fortgesetzt im Nachteil gewesen sind die Städte Stralsund. Königsberg t. Pn. Halle a. S., Aachen« Halberstadt, Magdebnrg. Kit ), Ilildesheim, Altona. Stettin, (ilogau. Oörlitz, Lieg- nitz, Thorn. Koblenz. Posen, Hrandenbnrg. Uroniberg. Trier, Rr» s1,Hi. Mühlhausen i Th , <'>snabrück. Kassel. Hannover, Bielefeld, MiiuU n. Köln, Himn. r. iiiii<.ii. Düsseldorf, llllnifeld, Dortmund. In L-in/tlnen Jahren hallen \ oiieil. in uiuleren Nachteil: (jreifswald. l-rankurl a. (>., Klbtng, Krefeld, Duisburg. Kssen, Potsdam. Vorteile hatten dagegen in allen drei Jahren : Münster und Erfurt. Die Summierung dessen, was in den 42 Städten weniger /u zahlen ge\N escn wäre, ergibt 35 2S8 Mark : die Summierung dessen, was die Städte mehr zu zahlen hatten, 702 100 M.

~ Das K ultiisnunislerium ist schon mit der I niarbeitung «les Lehrerbesoldungsgesetzes beschäftigt. Im grofsen und ganzen wird .sich die neue \'orlagc «in den alten lintwurf aiischlicfscn. Jedoch dürfte die Frage der Staatsbeiträge in der Weise geregelt werden, dafs den grofsen Städten die bisher bezogenen Summen verbleiben, dagegen soll an den .Mters/.ulagcka.ssen festgehalten werden. Dann wird der Herbst sicherlich stürmisch werden !

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Neuere Erscheinungen auf dem

Gbebiete des Turnunterriclits.

Von Sohrtfar in Berlin.

Alfred IJüt t i IitT. R a ^• i n s i c i n » V o 1 k s t ii r n b u c Ii. Kin Föb rcr auf dc-m (*.e))ietc' (k-s Mänticr und WTcitistunnvesciis ; auch für Tunik-lircr in nberf ii Knahrn Schulklasscn. .}. Aufl >tit tiucr Tafe! und v])vr 31 in tkn Tt'vt ein^refü^'tru Hul/.,schnilUMi. l'iaiikfuil a. .M. iSy^, J. D. Sautiiäiiders \ cilag. 715 S. Preis 8 M. (ungeb.)

Dieses Buch ist von jeher eine Fundgrube turnerischen Wissens jj^t w csen und hat in der Neubearbeitung durch den jetzigen H crausgcber, induti es /cil.i;cniäfs erweitert und verbessert wurde, noch an Wert k^- wonnen. ikr TilLl l>Lsa;2:'t viel, a1>er er sat^t iiiclitnlk's; /.IV, dafs nicht Mojs ik r 'riiniklii Li" an höheren. soiKkru aucli «kr an nietkreu Schuk'u da.s Buch mit Nutzen gebrauchen kann. i)er Trei.s (ks Buches, angesichts des reichen und gediegenen Inhalts keineswegs XU hoch bemessen, niadit es ja den meisten freilich unmöglich« es für die Privat-Bücherei zu beschaffen. Dafür aber sollten I^iirer, welche sich für Leibesübungen intere.ssieren und Turnunterricht er» teikn, de.slo nachdrückhclicr darauf hinwirken, dafs ls für die Lehrer- Bibliotheken angekauft würde, und das umsoiiiLlir als das Buch u. a. auch treffliche Handreichungen für die TnU rriclit.s- l'raxis ent- hält. In dieser Hinsicht ilürite man \ergei>licii nacli einer wesent- lichen Lücke suchen. Nachdem im zweiten Teil (-Tumlehrec) über Grundbegriff, System und Methode ein gut orientierender Überblick gegeben ist folgt eine umfangreiche Stoffangabe für alle Oebiete des Turnens, als: Freiübungen, Ordnungsübungen, (k-rätübungen iSpringeti, Bf>cks|>riti;jcn. rferdsjintj.iren. 'rischs])nni:en, Rci k, Barrcti, Schaukel- ringe, tlrlfichgewichlsübungen, KletUni, rinni^. n mit Handgeräten aller Art). Hierzu bietet der dritte Ted < Turnlidiieb 1 eine gründ- liche Anleitung über die Betriebsweise der Frei- und Ordnungs- übungen, derOerätubungen, Musterbeispicleförden Betrieb des Bock-, Pferd und Tischspringens, sowie der Reck-, Barren- und Schaukel- ring-Übungen. Dieser Teil enthält aufserdem 30 kurze Beschreibungen

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von 'ruMis]>ielcn und zum Schhifs lU inerktmiren ühvr verwandte I.imIk .sül)iin}^c-n ( l'^xer/jcri; n, I\ rlitc ii Schicisen, Reiten, Tan/eu, Kis- lautcn, Schwiiuiuen, Kailiaiircu und KuilL-ni).

Aufser der Theorie und Praxis des Turnens interessiert den Freund leiblicher Frische und Tüchti^fkeit aber auch noch manches andere, was hieran in enger Beziehung steht. Dieses Interesse findet durch den ersten Teil des Buclies reichliche Bcfriedij^uns. Der (UsMiiitinli ilt desselben ist mit der bescheidenen rhcrschiift Hiii- kitung la /i'ichnet. Wir finden hier aufser «jeschichtHi hcn Aiuku- tungLii und tineni I'ljerlilick iiber den lieiiligen Standjninkt der Leibesübungen Aufsätze über: Volkstumen, Turnziel. Einrichtung der <Deut(u:heu Turnerschafts Platz- und Tumordnung, Turnplatz und Turngeräte« Übungsstoff und Lehrkräfte, Kunstsprache des Turnens, Stufenordnen der Tumübungen, Leistungsstatistik und Wetttumen, I'ünrichtungen der Deutschen Turnfeste. ( ieselligkeit in den T 'rn- vercinen nn<] endbch eine Abhandlnn^; übt r den nu-nscliliclicn f.eib.

Das 'i in nt-n wird nocli vielfach als eine bh>lsf l,icl iliaht rci ein- zelner belt achtet. Man sollte endlich einmal anlangen, es uut einem anderen Mafsstabe zu messen. Den Anfang damit wird die Lehrer- schaft machen müssen. Möchte dieselbe in dem Jahre, in dem sie allenthalben dem Erziehungs-Reformator Pestalozzi begeisterte Huldigungen darbrachte, sich auch daran erinnern, wie dieser Apostel der harmonischen Menschenbildung über die Leibesübungen gedacht hat. Man kann es naclile.sen in der W o r !i e n s r h r i f t für Men- schenbildung (1»; In den gebildeten Krei.seu uu.seics \'»ilkes i.st es Mode geworden, über das Turnen in den Schulen gering zu denken und Aber die Turnvereine gar die Nase zu nunpfen. Das sollten die Lehrer wenigstens nicht mitmachen. Sie müssen es wissen, dafsdie Tnrnsache. von welchem (xesichtspunkte auch wir sie betrachten, die eifrigste l'örderxing verdient. Gesundheitlich ist sie in hohem (irade nüt/hcli und ])ädagogiseli ein unentbehiiiclus Hilfsmittel Am wenij^stcii alar hat man bislur <!cn nationalen und s<i/ialen Wert des \ eremsturnens erkannt und ausgenutzt. In die.ser Richtung kann die I^hrerschaft, die so oft schon eindringendes Ver- ständnis für wahrhaftes Volkswohl bewiesen und uneigen* nütxig dafür gewirkt hat. sich noch viel Verdiemit erwerben. Wer dazu sich ausrüsten will, der findet in dem angezeigten Buche tnanehes werlvolle Matt.ria].

Alfn'd Böttclicr. Staflt l uin Inspektor, Li-hrgani: für das Knnbi'ti- turnen in \' <»1 k s s c h u 1 en. Ausführung!, n /.u l im ni seeh.s.stiifij;tii 1, ehrplan. Den luinlchieiu iin Xolksücluilcn vorgelegt. -Mit ill Abbildungen. 2. Aufl. Hannover 1895, Verlag von Carl Meyer ((;ust. Prior). !45 S. l8o M.

Das bereits im 4. Jahrgang der Neuen Bahnen- (Heft iti an- gezeigte und empfohlene Werk r.ötlehers liegt nunmehr bereits in zweiter Auflage vor. Hinsichtlich der Befehlsform der Übungen be-

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it. SrkruiT.

fiiulct sirli der Wrfasser im wcscntlicbcn in rhereitisliiinmiiij^ mit (Iciii in/W i.sclicn crsclneiicncn nrntHi lu n ]jrt. uisisrlu ii I.i itfa«U'n \-r>n wäliicjui für technische lie/cichnuitgeii, ila liici in kleine Abweichungen vorkotninefi, in einzelnen Fällen allerdings jener Leitfaden hcrange- 2os:en werden mute. Als methodisches Hilfsmittel für die Benntzungr des letzteren, nicht nur in Aeehsklasst^en, sondern fiherhaupt in ^e- holjcnen XOlksschulen, wird Böttchers ^Lehrjpang auch fernerhin sich vi( lt l'n tinde erwerben.

Aiiiulic Schönlank, stiult. Lelirerin in Ik-rltn, Lehryilan für den T n r n n n t e r r i c h t in Mädchenschulen nebst IJar- stellung eines Schauturnens. Mit einem Vorworte \'on dem städt. Obertumwart Prof. Dr. K. Angfcrstein in Berlin. Berlin [894, Nicolaische Verlags* Buchhandlung (R. Strickerh 108 S. r,6o M.

Der von der stildt. Schuldcputation in Herlin für den Turnunter- richt der ( iiMiieiiule-MädcbctischuK n vort^cscbriebene T.ehr])I:in. wi-lrlu-r nur die tioiwi iulij^en Haiij)!- und ( ■.rinuUüraieii aii.ui(. lil, bat in du ser Schritt eine \ ervoUstäudigung und lirweiterung ei talucu. welclie d;is Buch auch für andere als die genannten Mädchenschulen brauchbar erscheinen läfst Bei der Benutzung wird man sich jedoch nicht ganz streng an das von der Verfasserin Dargebotene halten dürfen. Die Sttnuleneinteilnng /. Ii. ninfs darauf Rücksicht nehmen, dals ein 'IVil der Stunde durch den Wechsel der I.ehrgegcnständc Ik'zw. des Luleniclitsraumes, durch KK idc i al»kgen u.a.m. verloren utht. Die Freiübungen enthalten noch Be/eiclinuiigen, welche keine allgemeine Anerkennung finden, wie «Kiebit/gang , Storchgang^-. DieOrdnungS' Übungen nehmen im I^ehrplan einen allzu grofsen Raum ein und sind nicht fiberall klar beschrieben. Auch die reigenartigen Übungen, un- ricbtijf mit *Reigen« überschrieben, konnten eine l{iii.schränkung er- fahren. Die .\nswab1 der Syticlc ist viel zu reichhaltig; hier luülste auf allen Stuleii ein lüehtij;er Abstrich gemacht werden. Ivs ist gar nicht denkbar, thus die Schülerinnen einer seehsklassigeii Schule die richtige Spielfreudigkeit und Spielfertigkeitsich aneignen könnten, wenn die angegebenen 143 Spiele wirklich mit ihnen durchgespielt würden. Eine Umarbeitung des Buches nach den angedeuteten Kich- tungeii hin Würde seine Hrauchbarkeit wesentlich erhöhen. Mari«' Müller, Kinder Ii ed K i n d e rs ]> 1 e 1. Neue Spiele nml I, jeder nebst einer Sanimluni; lu'lieViler Spitde, C.ediebte. Kfitsrl, 1- esls] lielf /n kleineren .\\iHühruiigen etc. uml ciiici Zusamnieii- slelluiig von Frei- und Ordnungsübungen. Für das Haus, den Kindergarten und die Klenientarklasse. 2. sehr venn. Auflage. Frankfurt a. M., Jägersche Verlagsbuchh. 212 S. 240 M. Für das Haus, den Kindergarten und die Elemcntarklassc ist das Buch, wie schon aus dein Titel zu ersehen, soweit es .sich uni l'iiterhaltungs- und Spiel.stofft- handelt, ein Müdeheti für alles . l'iei- unü ÜrdnungKÜbungtrn. wie sie den Üedürfnisüen des Kindergartens

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ontspreilun, ((> Morf^t-n , Schlufs , I't'sl und Marsch Ii cd c*r, 77 Sintj- spiclc. :?s rtilcrhaltuii^sspieK-, Sj)it-k' fiu^ 1 reie (meist Laviispiele für jüu.UL'T'e Kiiuleri. 9 riti^erspick^ , 25 Baulieder. Hall- und Kuj^cl- Spiele, 2.S kleine l.ieder, 11 WeihnachUslieder. i Weihnaclitsfcslspiel, ein Anliati^^ mit 26 C Tehurtetags- und 8 Neujahrswünscheti. 24 Sprüchen, .•^2 Rätseln und 75 Cledichten : das ist doch in der That eine reich- lialti;ie Zusaintneiistellung! Mit jjli'ioklielieni Griff ist da1)ei manches X'nlkslümliche oder von namhaften Dichtern nnd 'J'onkünstlcrn Ifer- rühre luU- f( st jrelialtcn. auch j^eistijjfe Mr/eiij^nissc dt r W rfasserin sin<l liiiu ni< 11-1 Wer einer ^jnlclien Sammlung bedarf, findet in Maiie Miillet eine erfahrene lleialerin I

Fr. Oindier, städt. I^ehrer, und Hermann Srhramket König:!. Musik- direktor in Berlin, liin neuer Spielkanterad in Schule, Haus und (> arten. Siebzig neue und originelle Jugendspiele mit lusti}j;i II Weisen. Berlin, W. Paulis Nachf. <H. Jeroschi.

In tiei Thal ()riL;,iiu lk S]ni. lc und el)ensolclie W eisen, welche l)ei jüns^eren Kin<krn nach angemessener Ivinübnng gewifs viel Anklang finden werden I Die zu Orunde gelegten Texte zeigen eine sinnige Hingabe und Anpassung an die Ktndesnatur, die musikalisch wert- vollen, leicht sangbaren Melodien desgleichen. Jedem Spiele .sind Regeln für die -Xnsführung hinzugefügt. Die -euuUsreiche Arbeit der l>eiden \ t rf;tsser verdient vdIIc Wi'irrli^ung nnd die Ivinfülinmir tuiment- lich in Kindergärten \ttrh in tlcn unteren ScliulklasHeu kann sie er- folin^iche X'erweJidtin;^ finden.

A. NVtsrh, Seminar-Oberlehrer in Dresden, Spiel buch für Mäd- chen im Alter von 6— 16 Jahren. Auswahl von t,auf% Sing- und Ruhcsptelen für Schule. Volksspielplatx und Familie. Mit einem Vorwort von Schulrat Prof Dr. Eni er, rntcrrichlsdiri- genten an der Kgl, Turnlehrer- IJildungsanstalt zu Rerlin. iSA S. mit .<] I"ignre?i, Hr\nno--er iSm>. C, M ex cr (( iusta\- l*ri(»n. i.5tiM. l>u Sannninng entliält r*K> Spick- in rim r J{ehandluiii;>i\veisc. welche auf der Höhe der Zeit steht. Nulit einwand.sfrei ist die Ivin- teihtng der Spiele, wie sie der Titel angiebt, sowohl in sachtichcr. als auch in methodischer Hinsicht P^benso kann man an einzelnen Stellen die Art wie der Grundgedanke des Spieles (die Spielidee) festgestellt wird, ablehnen. .\ndt i rrseits aber bekundet der Verfasser eine genaue Ikkanntschnfl mit dem Stoffe, den er \<"nii^ beherrsi ht. Die lkschrf ihnTT..'-en «^in«l «lemnach klar, kiir/ und übersichtlich, scheiden \\k >c ntliches vom l ' nwe.seutlichen und k«>nnen als eine gute Anleitung emj>fohlen werden.

iSchUiis folgt. I

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Neue Bllclier und Aufsätze.

n) Bücher.

Bor II cm an II, Dr. L., Sollen wir Stdlsclirift treiben ? Kin päda^^o-r. (ititachteii III. ( fCiiehinij^^iiiiij der k>{l. norwe.ü:. Regierung deutsch bearb. (;,6 S.) Ifainburgf, Herold. 0,75 M.

Hrnrkm.nm, urkt., Rud., XOr- sehlüge /.iir Reform desN'olksschul- unterrichts m. bes. Berücksicli- (i^ung des Arbeitsuiiterr. ((k> S.) Köiiigsberj;, Oräfe u. rnj^er. i M.

I.in/, Miiu-iM-hitiiehr., Friedr., Zur Tradition und Reform des fran/ö- üischen IJuterricliLs. Kine histor.- krttische Studie. (03 S.) I.aiiKeii- sal/a, Beyer u. Söhne, i,-*» M

Michaelis, Dr. i'aul. Die Willensfreiheit. (IV. 56 S.) Berlin, R. Partner. I»20 M.

Müller, (!yniTi.-i)ir., i'rof., Dr. II.. Bibul oder Sehulbibel (^4 S.i Wolfeiibiittel, J, Zwifslef. 0^50 M.

Ohlert, übpriohr.r, Arnold. Die deutsche höhere Schule. Kin Ver- such ihrer Umj^estaltung nach den sittl., ;.:fisl. 11. su/ialiti Verlialt- ni.s,sen unserer Zeit. (X\', 344 S.) Hannover, C. Meyer. 4 M.

0])I)ernian n, s. huiinnp., Kdin., (ieographi.sche.s Namenbuch. Kr- kläruiig Kt^oKr Namen nebst Aus- spraehebe/eichiiung. Nach I<]rd- teilcn und I, rindern L:fcordnet fX'I I, 176 S.) Hannover, C Meyer. 2 .M.

R e u e n e r , Fr., Be.sondere l ' nter- riclilslelu e. Im Cirundri.sse dar^^e- stellt. (\ HI, 391 S.) Gera, Th. Ilof- mann. .^40 M.

S n 1 1 w n rk,Dr. F*. v.. 1 )ie Arheils- kunde im iiaturwisseiisehaftliclien Unterrichte. 56 S.) Langen- salza, Beyer n. S")line. ",So Sl.

Supprian, Karl. Ivr/iehunj^s- iind Unterrichtslehre. (X. 352 S.) I«.ipzig. Diirr. 4 M.

T r ii p e r , j .. f )r. K o c Ii . ( i 1* f c r, Dr. Zimmer, Zur pädagog^iseiien Palholoijie u. Thei anie (44 S.) I,an- gcnsalxa, Beyer 11. böhne. 01,60 M.

b Aufsätze.

Biedenkapp, Dr.Ci., Niet/solus Bedeutung für die Pädagoi;ik. rl'.-idatr. ZI- 19-21.) Rerltn^ \V. u. S. I.öw enthal.

Bergcniann, Dr. Paul. Über Reproduktion und (Tedächtnis.

(Rh. Bläller f. Frz. u. Tnl 3 etc.) Frankfurt a. M.. Dieslerwej;.

Brunswick, Dr. A.. Für die alte Methode <les neusprachlichen Unterrichts. ( l'VankfurterSchulzti^. 9--ii.i Frankfurt a. M. Alf. Neil- mann.

(iünther. .\., Woher die MÜS- erff ilue in der Schulerziehuti}^. (N. päd. Zeitung 22.) Magdeburg. II, Jensch.

Hartnack, Karl, In welchen Momenten des rnUriiehls ist dessen 11 icli liildeude Kraft zu sueluii Neue wesld. I^^ehrcrztg. S - II.) Fiberfeld, Boni.

Hiemesch, Karl Ileinr., Die Willensbilduni;. l.ine ji.sycho- logi.sch - ])ä(la.i;oL;. Betrachtung. (I). Blätter f. erz. l'nt. 17—21.) Langensalza. Beyer u. Söhne.

König. Ad,, l%iii ßilderatlaü der Pädagogik. ( Blätter f. d.SchuU praxis 3.1 Nürnberg, Korn.

Mal O.K., Wa.sheif.st: 'Chn.sto- zentrische Behandlung des Kate- chismus.* (Ztscbi , f (1 e\ . K«. I.-l'nt. 3.» Berlin. Reuther u. Reicliard.

Pfeifer, W, Zum deut.sclieii SprachunLcrnciil. (Päd. Blätter 2.> Gotha, Thienemann.

Richter, Dr. Paul, \'..rslellen und Sprechen. (Päd. Blätter 2.) Gotha, Thienemann.

Scherer, H.. Zur Lehrerbil-

duiigsfrage. (Rh. Bl. f. I'r/ n. fut. 3 etc.) I-Yankfurt a. M., Uiestei w « g.

Zenz, Dr. W., Die -V.s.stK lalion. i( )sterreicliisclier Schulbote 4.) Wien, Pichlers Wwe. u. Sohn.

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Neue Balmeii.

PÄDAGOGIUM. -'STw^ Monatssclirifl für Haus-, Schul- und Gesellschafks-Erziehung.

IMi 8. Am/mf 1896. VIL Jah]*g.

Über ITolkslioclisclixilen.

\'uii Dr. P. BergemaBn in Jena.

Nach oinciii treffenden Worte d. Schmollers in seinen Aufsätzen zur Sozial- uud Gcwer])epoHtik der Gegenwart Hc^t »der letzte Grund aller sozialen Gefahr uicht in der Dissonanz der Besitz^ sondern der Bildungsgegeusätze«. Da-

lier ninfs an diesem Pnnkle alle soziale Reform einsetzen: sie mnfs die Lebenslialtunj», den sittlichen Charakter, die Kenntnisse nnd Fähigkeiten der unteren Klassen heben'. Das Mittel zur Erreichung dieses Zweckes ist die Erziehung uud zwar im weitesten Sinne des Wortes, sofern sie auftritt als Jugend- und als Volkserziehung. Was jene betrifft, so gilt es, der füi die Charakter! nldting vornehndich in Hetracht kommenden häuslichen Ivrziehung mehr Aufmerksamkeit als bisher /nzinvcncUn und auch diese unter die Kontrolle der ( iesc ll^elialL /u su lleii: die liilduugs/./iele der \'olksschule der niudcnieu Weltanschauung und Lebensauffassung gemäls umzugestalten uud den Kreis ihrer Lehrgegenstände deni- cuts])rcchend zu erweitem; die obligatorische Fortbildnngs- schule überall zur Durchführung zu bringen; in ausreicheu-p dem Mafse für Errichtung von Gewer r)eschulen Sorge zu tragen; endlich freie liildungs«^cnieiuschaften für die Jugend ins Lehen zu rufen, al«^ da sind Lesekränzchen, Spielver- einigiini^eu. Tnnikuisi- 11. ;i. 111. und dabei darauf zu sehen, dafs hier die Jugend ailei Stände und ßeruisklasseu sich zu- sauiuienfindet und kameradschaftlich miteinander verkehrt WaK die Volkserziehung anlangt, so sind als dabei in Be- trat Iii konunende Mittel folgende zu nennen: Anlage Öffent- licher Lesehallen uud Volksbibliotheken, Errichtung v(»n X'olkshochschnleu; iMiiführung allgemeiner \'olksfeste im Au schlnls nn die S|)iele der Ju<4eu(l: Veranstaliuu l; nllgemeinei geseilij^ei I ntel halUHi.L;.sa!>ende uud musikaHseher und dra- niatisciicr Aufführungen, für welche entweder gar kein oder

X«ir BahnFtt (PidAfogiunJ TU. 9, 26

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Dr. P. fierK«in«iia.

nur ein sehr geringes Eintrittsgeld erhoben wird und Grün-

dune zahlreicher kleiner Geiiieiuschaften zur Pfleg:e sittlichen bezw. sittlich-religiösen (ieistes. Für uns handelt es sich jetzt blofs Hill die Besprechung der \'olkserzielninir nnd zwar dabei auch wieder einzijj und allein um die cKs an zweiter Stelle angegebenen Mittels derselben, also um die I5c- sprechimg der Volkshuchschulen,

Ober die Notwendigkeit der Errichtung solcher Schuten wird seit einiger Zeit in Deutschland allenthalben geschrieben und geredet, ohne dafs man sich jedoch weder über ihren eigculUchen Zweck, ihre letzte und höchste ncslimiTning, nocli darüber stets ganz klar ist, wie man die vSache :ni/u lassen habe, um den Plan ans der Tluorie in die l'rnxis umzusetzen, so zwar dafs ailcu berechtiglcii Anlunievuiigeii auch wirklich Genüge geleistet werde* Es wird daher kein fiberflüssiges Beginnen sein, wenn ich versuche, die Aufgabe der Volks- hochschule genau zu präzisieren und die Mittel imd Wege anzugeben, welche sicher zum Ziele zu führen, jene Aufgabe bestimmt zu erfüllen geeignet zu sein sclieineii. l'm dieses zu können, gilt es, die in anderen Ländern bereits \()rhan- denen diesbezüglichen Kinrichtungen einer sorglälligen Prüfung zu unterziehen, die dort getroffenen Mafsnahmeii miteinander zu vergleichen, um dadurch gewisse allgenieine Regeln für ein nachahmeiules Vorgehen zu gewinnen und diese dann mit den i uns bestehenden Verlirdtnissen in Einklang zu bringen. Kurz, es k(>uunt dabei darauf an, die anderwärts gesammelten l{rfahrun^eii nulcr Berücksichtigung der deutschen Kigenart uns zu Nutze zu machen. Um ieues andere zu vermögen, ist es allerdings nötig, ein wenig weit auszuholen. Denn die Aufgabe der Volkshochschule kann nur dann sicher bestimmt werden, wenn man über den Zweck der Volkserziehung im allgemeinen uud darüber sich klar geworden ist, in welchem Verhältnisse dieselbe zur Jugend- erziehung stellt.

Nacli dem Hingangs bereits ( Tcsagten soll mm die Volks- crziehung mit dazu beitragen, die Kluft zwischen den Ge- bildeten und den Ungebildeten zu überbrücken, die vorhan- denen schroffen Bildungsgegensätze aus fler Welt zu schaffen und dadurch die drohende soziale Gefahr zu beseitigen. Die Jugenderziehung, auch die best organisierte und umfassendste, geschweige denn die den Kindern der grofsen ^^asse des \'olkes heutzutage gewährte unzureichende, viel zu früh auf- hörende, kann nicht als genügend zur Krreichung dieses Zieles angesehen werden, wenigstens nicht im allgemeinen, wenn dies auch in, wie ich st)gar glaube zahlreichen, Einzel- fällen anzunehmen ist Es sind das erfreuliche Ausnahmen,

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Cbtr V«llift|»ocli*rkiileii.

nach denen man aber nicht die Meuschennatur überhaupt beurteilen darL Wie die Menschen nun einmal beschaffen

sind, ist für die meisten nnter ihnen die Erziehung, die sie in der Jnj^end ji^enosscn haben, nicht nachhaltig^ genug, lun sie für flie Zeit ihres .<^ati/cii ferneren Lebens vor dem Uni- sieiij^reilen l)anausischen (ieihles zu bewahren, \\ v\u\ es turtan an lebliafter geistiger Anregung feldt Und zwar niufs es sich dabei um eine der Mannigfaltigkeit der geistigen In- teressen auch wirklich entsprechende bestandige Anregung handeln. Oder, da jene Vielseitigkeit nach drei Hauptrich- tungen hin sich änfsert und somit unter drei Hauptgesichts- punkten sich betrachten läfst, nämlich dem intellektuellen, dem ästhetischen und dem ethischen, bezw. ethisch-religiösen, kann auch gesagt werden: die XOlkscrziehung habe es sich angelegen sein zu lassen, den intellektuellen, ästhetischen und ethischen bczw. ethisch-religiösen Bedürfnissen der grofeen Masse des Volkes gerecht zu werden, dieselben angeniesseu '/M befriedigen. Durch die Befriedigung der erstgenannten wird eine Hebung der Kenntnisse und Fähigkeiten des Volkes, durch die der letzterwähnten eine solche seines sittlichen Charakters erzieh; die Berücksichtigung endlicli des zweiten Punktes ist dazu angethan, seine Lebensgestaltuug zu ver- edeln.

Alle Volksersdehung stellt sich also dar als intellektuelle, ästhetische und ethische bezw. ethisch-religiöse. Im Dienste der ersten stehen die öffentlichen L^ehallen, Volksbibliothekeu

und \*<'lkshochschTilt n. der anderen die Volksfeste, die allge- liieinen geselligen Zusammenkünfte und die gratis oder /u billigen Preisen veranslalleten dranuitischen und musikalischen .'Vullülnungen, der letzten die Gemeiuseliuiten, welche nicht nur die Erbauung ihrer Mitglieder bezwecken, sondern auch die freie Aussprache über ethische und religiöse Fragen zu- lassen inul ferner vor allem die gegenseitige liebevolle Für- sorge, die in X'orbild, freundlicher Ermunterung, brüderlicher Zurechtweisung besteht, bclf)nen alles Dinge, "welche die schon früher gestellte Forde rung vec lufertigen, dals es dabei sich mn nur kleine Oemeinseluüten handeln solle, deren Zu- staudekommen wirklich blofs von der Ubereinstmimung der ethischen und religiösen Interessen und Anschauungen in allen Stucken abhängig ist. Fassen wir nun den ersten Funkt näher ins Auge, die intellektuelle Seite der Volkser- ziehung, so gilt es, die Aufgabe der Volkshochschule gegen- über derjenigen der anderen hier in Betracht kommenden Mittel, öffentliche Lesehalle und Volksbibliotliek, genau ab- zugrenzen, bezw. das \'erhältnis zwiselien tliesen untl jener klar zu legen. Das hat kciuc Schwierigkeit Öffentliche I>sc-

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Dr. P. B4>irir»m«iiii.

halle und Volksbibliotliek dienen dem Zwecke der intellek- Liiellen Bildung dadurch, dafs sie dem Volke zur eigenen He- lehrnnjr geeijj^ete Lektüre (lar!>ieten, wahrend die Volks- hochschnle das nämliche Ziel dnrch l^Uerriclit zn erreichen bestrebt ist, dnrcli welchen jenes dnrch Lektüre erworbene Wissen erst walirbaft fruchtbar ^jfcniacht, «geklärt und vertieft wird. Knrz kann gesagt werden : tbe Vülkshocluschnlc ver- mag durch das ihr zu Gebote stehende Mittel, auf die in- tellektuelle Bildtmg des Volkes einzuwirken, nämlich den UnteiTicht, das Verständnis desselben für die mannigfachen Probleme des Lebens, besoinUrs des Knlturlebens, weit mehr /n verfeinern, als dies blofsr L< ktnre zn bewirken imstande ist, wenn dieselbe anch keincswe^rs belanj^los, soniUin \iel- nielir als propädentisches Mitlel von Hedentnnii; ist. Wie ciic V'olkshochschnle anf diese Weise die Selbstbelehrnng dnrch Lektüre ergänzt, so bereitet sie weiterhin aber auch das Volk wieder daranf vor, den in Büchern und Zeitschriften ent- haltenen Bildungsstoff besser verstehen und wahrhaft nutz- bringend innerlich verarbeiten zu können. Ja nrich Tuehr: wie dieser \'()lksnntcrnc!it als notwendige lui^.'lu/.ung zur Lektüre liin/ukonmirn inul's, si» bedarf er derselben sein- r- seits nnbetlingt, wenn er wirklich nachhaltig sein .soll, l^s ist eben in dieser Beziehung um ihn ganz ebenso bestellt wie tun jeden anderen Unterricht, z. B. den an den Universitäten, anch. Es besteht also zwischen den Mitteln, welche die Hebung der intellektuellen liildnng des Volkes bezwecken, der \'()lk.shochschnlc einer- inid de r nffentbche Leselialle und X'olksbibliothek anderseits ein ge wisses Wechseln rliriltnis ihrer Wirksamkeit ein l'mslanil, welcher zn der Indj^einng berechtigt, dafs Volkshoch.schulen nur in \'erbindnng mit Öffentlichen Lesehallen und Volksbibliothekeii gegründet wer- den müssen, wenn sie ihrer Hestimmung gerecht werden sollen. Die.se besteht, dem bisher (iesagten zufolge, in der Hebung der intellektuellen I)il(bin;> der grolsen Masse des X'olkcs dnrch l'nterriclil. Hinsielulit h desselben sind jedoch noch einige weitere allgemeine i\ stsc i/nn;^«. ii initig, ehe icli zur Besprechung des anderen Pnnkie.s meines Programms fortschreite.

Es ist nämlich noch die Frage zu beantworten, in welchem Verhältnisse der Volksunterricht zum Jugendunterricluc

stehen solle eine l'rai^'-e, die nicht umgangen werden <larf, wenn man über die .Anlgabe (K r \'olkshochschnle zur vollen Klarheit gelangen will. Der j ug{Midnnterncht nun soll, wie erwidini, in den Vulks.schnl- und den i*orlbiidung.sschul-l nter- richt zerfallen. Jener vermittelt die Kenntnis der uuentl>ehr- liehen Elemente alles Wissens, aller intellektuellen Bildung

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(soweit dif j^^-lelirtc nicht in IJetraclu kumiiit); diesem fällt tlic Aufgabe zu, dcii Kreis dieses Wissens so zu erweitern, dafs der Schüler der Fortbildungsschule am Ende ihres Kurses mit dem Gymnasialabiturienten (natürlich immer ab- t^escben von den für die Vorbereitung auf einen wissenschaft- lichen Ueruf erft)rderlichen Materien) so ziemlich auf gleicher l>ildun.u:sstufe steht. Wie dem letzteren nun zur wenijrstens anurdiernden Vnllendun;^ seiner inlellektuellen Bildung die (ielehrtenhochschnle, im besonderen die Universität, offen- steht, so soll dem ersteren die Volkshochschule die bezüglich nämliche (Gelegenheit bieten. Ihre Aufgabe besteht somit in der iiiiterrichtlichen Ubermittelung höheren Wissens, weiter- gehender Kenntnisse, aber ohne es dabei auf Gelehrsamkeit abgesehen zu lialter.. Freilich, ^()lange wir noch nicht durch- weg die obligatorische I-'ortbildungsschnle haben, wird die \'olkshochschule nicht geringe Schwierigkeilen überwinden müssen, um ihren Zweck zu erfüllen. Jedoch ist anderseits auch wieder m bedenken, in wie hohem Grade das praktische lieben die Reifeentwickelung des Menschen zu befördern vermag. Trotzdem wird allerdings die Volkshochschule erst dann ganz oder doch leichter der angegebenen Aufgabe zu eutsiMechen imstatide sein, wenn ihre Hörer durchgehends anfser der Volks- .luch eine l'ortbildun^^ssehule besucht haben werden. I^is dahin wird die Volkshochschule oft genug gleich- ^ceitig Fortbtldnngsscliule sein, also zweierlei Tendenzen in sich vereinigen müssen, was niemals ohne nachteilige Polgen liinsichtlich der Hrreichung ihres höheren und eigentlichen JCieles bleiben wird. Hai aber erst die Volkshochschule nicht mehr mit dieser Kalamität zu kämpfen, so wird sie, worauf ich hier nur im \'orbeiq;ehcn hinweisen will, nicht nur den ehemaligen Schülern tler X'olks- und der P'ortbildungs.schnle eine willkonnnene höhere Hildung.sstätte sein, .sondern ver- mutlich auch gern von denen besucht werden, welche eine Hürger- und eine der niederen Fachschulen absolviert haben. In der That wird man sagen können, dafs die Volkshoch schule für alle, welche Keinem wissen.schaftliclieii lk*rufc sich zuv:ewen(let iiaben, tler Mittel- und Samirielpunkt des geistigen I,ebens und Strebens zu sein bestimm l ist.

Kudl ch mufs an dieser Stelle noch ein Punkt zur Sprache gebracht werden. Ks fragt sich nämlich, auf welche Gegen- stände sich der Volkshochschulunterricht erstrecken solle. Die Heantwortmi - dieser Frage hängt offenbar von dereiner anderen ab, derjenigen nach den Bestandteilen, welche nach unseren heutigen .Anschauungen die iTitellektnelle Bildung, abgesehen \ on der wissenschaftlichen, gelehrten, ausmachen. Welches sind nun diese BesLandteile? Au.szuscheid-n sind

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hier iiattirlicli diejcnij;cn unter ihnen, welche seit langem schon als unentbehrlichste Elemente der intellektuellen Bil- ditnjj in den Jugendunterricht Aufnahme gefunden haben und dort vom ersten Schnltage an s » eifrige Pflege finden, dafs die Schüler der Volksscliule beim Verlassen derselben zumeist dieselben genügend behensclRu. Soweit es dnrmi aber doch noch fehlt, hat die I'\>rtl)il(hingsschn1e die Ans- fiilluiig (lii-ser Lücke sich ungelegen sein zu lassen, bezw. niuls tlaiiii der Privatfleils ausliehen. Die Gegenstände, welche ich dabei im Auge habe, sind Schreiben, Lesen, Rechnen. Sehen wir von diesen also ab, so glaube ich nicht fehlzu- gehen, wenn ich als sonstige un\ cräufserliche Kestandteile moderner Geisttsl)ildung (in der gekennzeichneten Umgren- zung des Begriffes! folgende betrachte: (Tcschichte, Staats- lehre, Naturknndc und Geographie. He/uglieh der Staatslehre inid Naturkunde möclite ich noch besundcrs bemerken, dafs ich diese Disziplinen hier im weitesten Sinuc des Wortes ver- standen wissen will. Zur Staatslehre rechne ich z. B. auch die Ciesetzesknnde und die Nationalökonomie; bei der Natur- kunde zieheich n. a. die Hygieine und die Anthropologie in Betracht. Aufserdeni werden aber atich noch einige andere Materien zu berücksichtigen sein, nämlich nu)ralische und ästhetische (z, B. Htterarische) Belehrungen. Denn es kann keinem Zweifel unterliegen, duls die ethi.sche und die ästhetische Bildunp^ auch ihre theoretische, also intellektuelle Seite haben, und diese darf neben der praktischen nicht vernachlässigt werden, wenn die Bildung (im ganzen genommen) nicht mangelhaft sein, keine Lücken aufweisen soll. So gewinnt die intellektuelle mit der cthisclien und ästhetischen Volks- Krziehung Inihlung. Ja, es besteht sogar zwischen diesen und jener ein gewisses Verhältnis der Wechselbeziehung : denn bedürfen die einen der klärenden Ergänzung durch die andere, so liefern sie doch eben dafür auch wieder das zur Illustration erforderliche Material. Und schliefslich noch eines: auch pädagogische Belehrungen werden in den Kreis der Unterrichtsgegenstände der \'olkshochschule aufzunehmen sein. Denn einerseits kann nuin wohl sngen, dafs \'crständ- uis für lu'/.iclniugsfrageu zur intellektuflk-n Üihlung gebort; antlerseits erseheint jene Forilcruug als durch praktische Kr- wägungcn vollkommen gerechtfertigt Wie die einzelnen Teile der Volkserziehung trotz aller Sonderaufgaben schliefs- lich doch ein Ganzes bilden und vielfach dein kurz vorher Gesagten zufolge ineinander greifen, so steht auch die \'olks- erziehnng in engster Beziehung zur Jugcnderziehnng. Sollen die Bildungsgegensätze wirklich ausgeglichen wtKkn, dann mufs mau damit .schon in frühester Jugend den Anfang

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über Tol1l«k«cliacbiileii.

iiiadien. Datnit dies aber auch niö<):1ic1i sei, inüssen die KUern nicht nur IJiklunjj^ bcsit/.cn, sondern auch dazu befälligt sein, diese praktisch, eben bei der Krzichiing ilirer Kinder, zu ver- werten, (1. Ii. sie müssen es verstehen, ihre Kinder zu cfcbil- <leten Menschen zu erzielien, wozu sie der pädagogiscliui Schuhrnj^ unbccHnj^t bedürfen.

So läfst sich denn nun die Aufgabe der Volkshochschule endgilti.i; dahin bestimmen, dafs man sagt: die Volkshoch- schule soll die intellektuelle Bildung vor allem der grofsen Masse des \*olkes, weiterhin aber überhaupt der Angehörigen aller nicht -wissenschaftlichen Herufe fördern durch den Unter- richt in all den (legenständen , welche als Bestandteile moderner rTei>lcslnl(lnng gelten, abgesehen von den ganz elemen Laren, von den nur für (ielehrsamkeit in Üetracht kommenden (2. R Mathematik, alte Sprachen, Philosophie) und, füge ich hier noch hin^u, von denen, welche für be> stimmte praktische Berufszweige von Wert sind (wie fremde neuere Sprachen).

Damit bin ich bei dem /.weiten Punkte meines Programms angelangt, bi i der ErürU rnnq- der I'rage nach der Ckstaltung des Untenichles der \'ulk.shochschule und überhaupt nach ihrer Organisation. Wie bereits erwähnt, gilt es hierbei, zunächst die anderwärts getroffenen diesbezüglichen Anord- nungen kennen zii lernen und dann zu prüfen, ob und in- wieweit dieselben auf unsere Verhältnisse übertragbar sind. Tiei dieser Crelegenheit werde ich hin und wieder auch noch auf das zurückgreifen müssen, was ich am Kiide des ersten Teiles meiner .\rbeit ausgeführt hal)e.

Us ist eine eigentümliche Erscheinung, dals Deutsch- land, welches vordem gerade wegen seiner Volksbildung gerühmt wurde, in der letzten Zeit in dieser Hinsicht hinter anderen I^ändern zurückgeblieben ist. namentlich hinter England, -Amerika und Dänemark. Auf eine Untersuchung der (iründe dieser Erscheinung kann ich mich jetzt natürlich nicht einlassen: ich mufs nnVh damit begnügen, einlach die Thatsache zu ke>nstatieren, dals es bei uns zwar nicht ganz an Bestrebungen fehlt, welche in zeitgemäfser Weise auf die Hebung der Volksbildting abzielen, dafs diese Bewegung aber bisher noch nicht gröisere Dimensionen angenommen hat, weder rücksichtlich der Volksbildimg im allgemeinen noeli «lei intellektuellen im besonderen, am wenigsten in der Richtung aul deren lur\orrnq-endstes Mittel, dir \'(>lkshoch- schnle. Alb i<linL'> liaL mau hier und da volkstümliche \'or- liäge und <iucli Kurse eingerichtet; aber es sind das doch immer nur vereinzelte Vorstöfse. Anfserdem verfolgt man dabei, soweit ich unterrichtet bin und mir daher ein Urteil

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erlauben darf, entweder melir den Zweck, das Kortkoinmeu im Leben zu erleichtern, als den, ( lelej^enlteit zur Erwerbung

einer tüchti«fen allgemeinen HiklnnjC^ einzijr und allein nni des idealen Vorteils willen ym bitten. \Veni<;^stens ist das der Fall bei den in nielircicii (leiilsclKn Stä<lren bestellenden Bildungsvereinen, wie /.. Ii. tleni licilinci liantiwerkcrA'erein, dem Bildungsverein für Arbeiterin Hamburg, dem Münchencr Volksbildungs verein u. am. und auch bei der in Strafsburg ans der vom Volksbildungsverein im Jahre 1875 gegründeten Abend-P'ortbildnngsschnle ninnuelir liervorge}j;;angcneu Volks- hoelisclinle, wenn .schon in etwas anderer Weise als hei jenen. Oder aber man hat dabei nl)erhanpt nieht so sehr die breiten Massen des Volkes als vielmehr nur dessen mittlere vSehiehten im Auge; so habe ich diesen Eindruck z. K von der Hum- boldt-Akademie nnd der Urania in Herlin. Vielleicht irre ich mich; ist es an dem, so mnfs ich sagen, dafs jene dann allerdings eine Volkshochschule im besten Sinne des Wortes ist, wenn ich auch nicht durchaus mit ihrem Lehrplan ein- verstanden .sein kann, (iedncht als solche ist sie jedenfalls; ist sie doch wenige Jahn., nachdem in Cambridi^'-e die l'ui- nrslfff Kr/vtisiou begonnen liaUe, gegründet wurden m der ausges])rocheneu Absicht, jenes Unternehmen, wenn auch nicht beafüglich der Leitung sondern blofs der inneren Ge- staltung nnd der Ziele, auf deutschen Boden zu N erpflanzen. Ul)er die nach dem Muster der Humboldt - .\kadeniie in Königsberg bestehenden Kurse, welche hVau Hemiette Becker im Jahre 1S93 ins T.eben gei nten hat, und die von rnix ersitäts- Professoreu abgehalten werden, bin ich nicht näher unter- richtet; daher mufs ich mich mit der blofseu Erwähnung begnügen.

Wenden wir uns jetzt zur IV t: achtung der im .\uslaude bestehenden diesbezüglichen Einrichtungen, der ausländischen \*«tlks!i<)cli<c]uilcn, so finden wir, dafs zwei Arten derselben sieli unterscheiden lassen: die englischen und nach enj>;lischem Mu.ster eingenchtelen and die dänischen. Uber beide be- richtet das treffliche Handbuch des \'olksbildungsweseus von Professor Reyer in Wien (Stuttgart 1896); für die Kenntnis dieser ist ferner recht instruktiv der Artikel von Professor M. Hartmann Die Volkshochschulen Däneumrks*^ in den Comenins-Blätter für \'olkserziehnng Jahrgang^ Xn. T nnd 2). Wa^; die enq^Hschen nnd die nach englischem Muster eingerichteten \'( ilkshoelischnlen betrifft, so verweise ich besonders nocli auf den Aufsatz von i'roies.sor Hamdorff *Ober den Stand der V'olkshochschulen im Auslände* (eben- daselbst), alsdann auf die Arbeit von Harald Hjärne «Die Hochschulen und die Volksbildung in England (Auszug in

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den ComeniuS'Hlätter für Volkserzielum»; , III. Jalir<;ang, No. 5 wn<l 6)» auf das Werk von v. Schulze-Gävernitz -Zum soötialcii iTiedeii* (Bd. I. S. 457 ff. Leip/ij^^ 1890) und cMidlich

auf Dr. JaiiK-s Rüssels Hioschrire Die Volksliocli.schulen iu Kiiglaiul niul Ainerik.i (di iitscli von ( ). \V. IVn er, Lcip/.ij^ iSq.S).

Der <|;rofse Uiik 1 scIul d /.wisclu-n dcii (iänischcn und den enj4:lischen Vulk.slujcli.scliukn ibeiläulij.^ bemerkt: jene sind Ijedeutend älteren Datums als diese) besteht in zweierlei; zum ersten darin, dals die däiiischeu nichts mit der Universität zu thtm haben, während die englischen eng an dieselbe an- gescldossen sind; «um andern darin, dafs jene fast nur für flie Landbevölkerung-, die landlielien Arbeiter und Hand- wctkii. diese daj»e<;en vor/ai<is\veise für die h'abrikarbeiter l)esiiiiiiiit. sintl ein Unterscliied. der die l*\)l}^e der \'er- scliiedcnheit in der IJeschäftigunj^sweise der überwie^^endeu Mehrzahl der Bevölkerung in Kurland und Dänemark ist Naturgemäfs ergeben sich aus diesem letzteren Umstände mancherlei Verschiedenheiten der I^ehrpläne, auf <lie ich weiter unten nocli zn sprechen kommen werde. Anfsertleni luiiis aber auch nocIi darnnf hinj^ewiesen werden, dafs die 'i\iidenz, welche die dänischen X'olksluicli.sclndeu \erfol^|en, eiue teilweise andere ist als die, welche die en}*^iischen im Au^e haben. Ikiden gemtni ist das Hestrebcu auf die Aus- gleichting der Standesunterschiede durch die Erweiterung des <:;eisti<ren Horizontes der luiteren Klassen hinzuarbeiten; den dänischen \^)lk5hoch.schulen eij^entunilich ist jedoch die Absicht, die Liebe zum Vaterlandc nähren und eine lebens- frohe Auffassun<^^ des Christcntnms erwecken zu wollen, und ferner die, Reformen auf dnn rrcbicU der Landwirt- schaft insbesondere der Meierei einzutühren, was ja hinreichend durch den schon oben erwähnten Umstand er- klärt ist, dafs die dänischen Volkshochschulen solche für die Landbevölkerung sind.

So wenig erschöpfend diese Anjj;aben auch sein möj:,H-n, so i^ennti^en sie doch, um eine Kntseheidnnj^ darüber treffen zu kr>iiiRn, wcIcIks Sx-^1ein. <]ns dänische oder das enj^dische, das füi ein nacli.ihinciKk ^ X oruilien empfehlenswertere sei. Wir werden gelru.st s il;«. 11 kcMinen, dafs die Volkshochselinle Dänemarks iu ihrer Iu genschaft als spezifisch ländliche den nio<lernen Kniturstaaten nicht als Vorbild hingestellt werden kann, da dieselben ja in erster Linie wenij^^stens zumeist In<lnstriestaaten sind. Ks kann uns daher nicht wundern, dafs man die englisclicn \'o1kshochschu1en weit und l>reit sich zuuj Muster ninmU. w:ihrcnd dies i)L/.iiL;licli dci drinisclien ni nur sehr beschränktem Mafse der h.ill i>L, nämlich in den Ländern, in denen die Industrie noch nicht sehr entwickelt

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Dr. P. Rerv^mu*

ist, wie in Norwegen, Schweden, Pinnland. Aber anch hier, ebenso wie atich in Dänemark selbst, ist man doch zu der Er- kenntnis gekommen, dafs es mit ländlichen Volkslioclisclmlen allein nicht fj^ethan sei, dals städtische als Hrgänzuni^ hin::n- komnien inüsscn und da .^clit man bei den Kn,q;ländei ii in die Schule. s«t out wie die Amerikaner und andere \'r>lker. V'ielleielu isl man geneigt /u sagen, dals diese wieder in das andere Extrem verfallen und sich einer Einseitigkeit schuldig machen, indem sie wohl ihre Industrie-, nicht aber ihre ländh'clien Arbeiter berücksichtigen, was auch nicht ge^ recht sei, wenn schon jene die Majorität ausmachen. Nun ist es zweifellos, dafs man da die Industriearbeiter in erster Linie im Auge hat das ist ganz natürlich; al)er \<>n einem Ansschlufs der anderen ist doch keine Rede. Die Ab.sicht, von der man sich leiteu läfst, ist die, allen ohne Ausnahme, der ganzen Arbeiterbevölkerung in grofsen wie in kleinen Städten und auf dem Lande Gelegenheit zur Er- werbung höherer intellektueller Bildung zu verschaffen, (iewifs ist dieser Plan bisher nur /ictnlich cinscitit::^ rt alisir' t worden; das liegt an der Schwierigkeil der Ausführung. Jedoch hat England den Weg zur Uberwindung dieser schon gewiesen durch die Einrichtung der County-Kiuse und der Village-Lectures. Ja noch mehr: man hat überhaupt nicht blofs die Arbeiter, sondern die Angehörigen sämtlicher erwerbenden Benifsarten, kurz : eben die nicht-wissenschaft- lich C»ebildeten dabei im Auge. Und dies ist, wie ich bereits im ersten Teile ausführte, das einzig Richtige, dem Charakter der Volkshochschule im eigentlichen, im ganzen und vollen Sitnie Angemessene. Und ebenso wie ich mich in dieser Hinsicht auf die Seite des englischen Volkshochschul-Systems stelle, so thue ich es auch bezii glich der Tendenz; dieselbe darf keine andere sein als die allgemeine: Hebung der intellektuellen Bildung . Solche besondere Tenden/cii wie die: Pflege der Vaterlandsliebe, Erweckung einer lebensfrohen Auffassung des Christentums, sind in den freien ethisch- religicisen Oemeinseliaften am Plat/e. mit dem Zweke der \'olkshochschnle iiaben sie nichts gemein. Auch muls man sich vor dem Hineintragen derartiger Tendenzen in die Volkshochschule (überhaupt die intellektuelle Volksbildung) aus dem Cirunde hüten, \\ dl dadurch das \'olk mifstrauisch gemacht wird und meint, die ganze Veranstaltung sei nur getroffen, um es nach gewissen Richtungen hin zu bevor- munden.

Scldielslich mnfs an dieser Stelle noch der er.ste der oben erwähnten Differenzpunkte zwischen dem dänischen und dem englischen System besprochen und eine die dabei

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Cber Volk^hoi Un bulca. ^03

in Frage koinniciuk' Sachf l)ctreffciulL- KntscbLiiliiu^ 1k ibei- geführt werden: Soll die \'()ll^.sliüclisclnile in Verbiiulung mit den Universitäten stehen oder nicht? Die dänischen Volkshoch- schulen l)cdürfcMi bei ihrem Charakter einer solchen Verbindung nicht: da dieselben aber, wie ji^esaj^t, eben wej^en dieses ihres Charakters (nändich als landlicher Volkshochschiden) /.nnieist niclit als Muster «gelten können, sclicint Hie !'Va<»^e ohne weiteres dahin entschieden wertlm /.n inüss!.ii, dais die I nicirsifj/ J-Jjtimion das einzig luuplehlenswerte sei. Dem ist meiner Meinnng nach aber doch nicht so. Oewifs ist es sehr wünschenswert, dafs die Popidarisierung der Wissen- schaft von deren Sitze ansgehe, der ITniversität also; aber man wird nicht sagen können, dafs dies ind)edinjjt nötig sei; dafs allein dadurch die Krsprit fslichkeit der Arbeit iL^e- wälirleistet werde, dafs die Tiiiv cisität offiziell dieselbe in ilie Hand nimmt Auch Sondergründunj^en nach Art der Berliner Humboldt-Akademie oder des Szabad Lyceums in Budapest werden am Platze sein.

Eine »genauere Erörternnj^ dieser Fras:e jedoch ist nur möglich im Rahmen der eini^ehenden Kesprechnng der (^r- i^anisation der Volks1i(K]i>cliule. Die Punkte, auf welche wir dabei unsere Aufmerksanikiii vor allem richten müssen, sind fol<;^ende: ICinrichtung \(»n Haupt- und Xel)cnstcllen ; (iewinnung geeigneter lyehrkriille; Jieschaffung der er- forderlichen Geldmittel; Wahl der passendsten Zeit und Festseüning der besten Art und Weise des Unterrichtsbe* triebes. Bei der Besprechung dieses Pimktes werde ich auch die Gelegenheit wahrnehmen, auf die Wahl der Lehr- gegenständc an den ausLändisclien \*olkshochschulen und <ler Berliner Humboldt-Akademie einen kritischen Blick zu werfen.

Es ist selbstverständlich, dafs nicht in jeder Stadt eine Volkshochschule errichtet werden kann. Es kann sich nur um die Ciründung einiger handeln, welche als Zentralen zu gelten haben, und denen es obliegt, nicht nur

in dem Orte ihres Bcsleliens rntcrrichtskurse abzuliallen, sondern auch die uniliegeiide Cegend. vStadt mid I ami, mit geistiger Nahrung zu versclKu. Dafs solche Zentralen zu sein blofs Orte \on grofser geistiger Regsamkeit, anerkannte Bildungszentren geeignet sind, leuchtet von selbst ein. Am besten ist diese Voraussetzung in solchen Städten erfüllt, welche eine CTelehrtenhochschule besitzen, ganz besonders wieder in l'niversitatsstädten. Am einfachsten ist es weiter- hin natürlich, wenn nun in denselben die l'niveisität oder sonstige Hfichschnle selbst die Sache offiziell in die Hand nimmt, wie dies eben in England, Amerika, Australien der

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Fall ist. Geschieht dies nicht und in Deutschland scheint vorläufig recht wenig Au.ssichl da^n vorhanden zu sein so wird ein besoiidercr Volkshocliscliiih treiii sich dieser Auf^^abe unlerziclicii imissc n, hc/.\v, der mit der Rej^ehui}; und TAMlini<^ der Aiiirelej^enlieit !)etraute Aiisschufs dess^^lheii, in den Aii- i^eliörii^e verscliiedeiier IJerufskreise zu wähleu sich srlir euipfehlen dürfte. Die erste Sorye dieses Komitees muLs es selbstverständlich ?»ein, in dem Orte seines Sitzes selbst regclniäfsige Unterrichtsknrse einzurichten. Vielerlei ist dabei zu bedeukeu.

Kin sehr schwierijj^er Punkt ist die befriedi^^ende Lösunjj^ fler l'ra«^e nach (kr I'.t scli 'ffuni»- der erforderlichen Cield- mitlel. Zur Autl)riii.L;iinjj;^ derselben stehen uns, da wir mu der offixiellen Heleili^un«^ der I ni\ crsitäten und snu>tii.;rn Hochschulen, wie gesagt, vor der Hand absehen niü.Nstu, nur folgende Mittel zur Verfü*,nnij; : Subskriptionen, Stiftungen reicher Privatleute inid Körperschaften und staatliche und konnnunnle Subventionen wobei wir uns nicht verhehlen dürfen, dals diese letzteren jedenfalls nicht allzu reichlich fliefsen werden. .\ls weitere l^innahme(iuelle koniiiit dann noch hinzu das von den Kursteilnehmern zu eulrichLcnde Lehrgeld. Hoch darf das.selbe allerdings nicht bemessen werden, aus Grfinden, die so auf der Hand liegen, dafs ich darüber weiter kein Wort zu verlieren brauche. Auch wird man, um gänzlich Unbennttelte nicht auszuschliefsen, l'Vei- platze und Stipendien oder Knnäfsigungen des Lehrgeldes vorsehen müssen, Vergünstiij'ntv^en, der<.n Znl>i1iiq^uni; natür- lich blofs von der perstnilicheu Würdigkeit abluingig sein darf, (ianz von tlcr Krhebung des Lehrgeldes Abstand zu nehmen, ist gegenwärtig aus pekuniären Rücksieliien gewifs unmöglich ; prinzijjiell möchte ich mich jedoch dafür erklären und nicht Rever beipflichten, wenn derselbe unentgeltliche Kurse für jedermann eine unverantwortliche Vergenduug'K nennt, die einer P-eteiligung gleichkäme, an welcher die anstfindigen Kiemente des \'olkes keinen ^'efallen finden . lieleiligen werden sich ja doch immer nur die Strebs ainc n ; die anderen werden sicherlich fernbleiben, .\ucli sun>lige Gründe la.ssen sich noch für den prinzipiellen Standpunkt, den ich der Lehrgeldfrage gegenüber einnehme, anführen; aber ich will hier nicht weiter tlarauf eingehen, da bei der heutigen Lage der Dinge eine Berücksichtigung derselben doch wohl il-; ausgeschlossen angesehen werden mufs. Kurz und gut: jedenfalls ist es v rl'iufig nötig, die Teilnehmer an den Kursen LehrgeKl zaliUii zu lassen. Ks «.geschieht dies auch, soweit ich unterrichtet bin, im Auslande durchweg, desgleichen an der Humboldt-Akademie in Berlin und der

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Ober Vulk!.hui'h!>ehul«'ii.

Vulkshoclischulc in Strafsburg. Die Hohe dus Lehrgeldes läfst sich all$remciiihin natürlich nicht bestiuitneu : die ÖrtUchen Verhältnisse sind bei der Pestsetznnpf desselben ausschlag- gebend.

Die von den an«;e.qebcnen Hinnahmen zn bestreitenden Ans;qa]H^n sind diese: i. die Honorare für die I^ebrer: ?.. die Ik'si .l(]nn;^\ H für die erforderlichen ständii^en r.edi«. nslelen, nänilicli einen vSckrelär, einen Schreiber, einen Dient r; 3. die Miete, Beheizung; nnd Beleuchtung des für die Kurse gewählten Lokals; 4. die Herstellung von Drucksachen, insbesondere der Jahresberichte. Mancherlei andere, unbedeutendere Aus- gaben, die etwa noch zu machen sind, kann ich übergehen. Was die Lehrmittel betrifft, die wie Karten, \]ipnrate u. a. ni, für diese oder jene Kurse nötig sind, so werden diesellxMi wohl ohne Schwierigkeit leihweise erhältlich sein; sind hin- reichende Mittel vorhanden, dann ist natürlich die Anlage einer selbständigen Sammlung wünschens- und empfehlens- wert zumeist wird man aber wohl davon Abstand nehmen müssen. Dagegen ist eine Bibliothek unbedingtes Krforder- ■\\'<. w ' -ranf ich ja schon im ersten Teile meiner Ausführungen liingewiesen habe. Ist eine gute \'olksbibliothek bereits vor- handen, so erledigt sich ja die Sache von selbst. Andernfalls mnfs 5. die Anlage wenigstens euier Handbiljliolhek auf das Budget des V^olkshochschul-Vereins gesetzt werden. Bei be- schränkten Mitteln wird man selbstverständlich versuchen müssen, Krsj)arnisse zu machen, wo solche irgend anganglich sind. So wird der Posten eines Sekretärs nnd eines Sclireibers sieb znsannnenziehen lassen zu einer Funktion, wenn jemand etwa ein Komitee-Mitglied die wichtigsten, sonst jenem obliegenden (ieschäfte iZu.sauunenstellnng der Jahresberichte, Mitteilungen in den Tageszeitungen, Verwaltung der Kasse u. a. m.) unentgeltlich zu versehen sich bereit erklärt Kiue andere Ersparnis besteht darin, dafs man das Lokal für die Kurse ohne Mietsentschädigung zu erhalten sich bemüht, am besten in einem öffentlichen («eltätule. einer Schule oder der Universität, was ja zumeist nicht seliwer fallen wird.

/n den (icschäften der Zentralstelle, bezw. des Zentral- koniiu-e.-. gehört auch die Propaganda für ilic X'erbreitung der Volkshochschule, für die Einrichtung von Kursen in be- nachbarten Städten und darüber hinaus. Die Mittel, die dabei in Betracht konnnen, sindvorzui; se litterarische: Heraus- gal)e voji Plugblättern nnd Broseliüren, \'eröffentlichungen in der Presse u. n. m. Tinden sich in einem Orte Interessenten für die Sache, so delegiert das Zentralkomitee eines seiner Mitglieder, welches mit jenen alle erforderlichen vSeluilte be- spricht und ihnen bei der Organisation der Orlsstclle und

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I>r. P. BcrftriHiiiMi.

des Ortskomitees behilflich ist Für die Kurse selbst besorgt

(las Zentralkomitee <^eeigfnete Lehrer» unter rinständen auch Lehrmittel und Lektüre. Der j>frinze diesbezü «gliche (ie- schrifts'^aii'L:^ ist in Kii'^lniid nud Amerika bereits trefflich orj^anisierl nnd fniikti<uiit 1 1 taiU llos ^v^k das IV. Kapitel des Rnsselselien Ihiclies: Die Organisation der l\)pulari- sieningsarbeit« S. 44 ff.). Auf zweierlei will ich noch dabei besonders aufmerksam macheu, auf zwei Mafsnahmeu, die sich sehr gut bewährt haben. Einmal darauf, dafs man nicht versäumen solle, Frauen heran/uzichen als Komiteemit- trlicder und als Sekretäre, nnmcntlicli in den Ortsstellen. Man hat nämlich die HrfahniiiL; L^emaelil, (kus Frauen weit rührii^vr, unermüdlicher nnd geduldij^er sind als Männer nn<l somit ento;eß;enstehende Hindernisse leichter zu überwinden ver- mögen. Zum anderen darauf, dafs wandernde Bibliotheken und Lehnnittelsammlnngen <die ja besonders für uaturwis.scn- schaftliche Vorlesunf»:en in lietracht kommen) eine sehr empfehlenswerte Kinrichtuntr sind: die Zentralstelle wird dann zu einer Tan.schstelle, wo man sich eine Bibliothek, ein Museum und ein Laboratorium tauscliweise verseliallen kann nändich gegen ein gewisses, nicht zu liocli bemessenes pekuniäres Entgelt und natürlich blos für einige Zeit

Was nun die Kurse selbst betrifft, so hat sich im Laufe der Zeit und auf Grund zahlreich gemachter Krfahmngen herausgestellt, dafs es am vorteilhaftesten ist, die Arbeit mit kurzen Kursen zu l)C'[^iimen nnd dann erst lan^e Kurse folijfeii zu las.sen, von denen wieder melm ; e norli zu einem umfassen- den Ivchrgang, einer Kursserie /iisaunnengefafst werden können. Cileich mit langen Kursen, d. h. mit 10 bis i2suin- digen, also über einen Zeitraum von 10 bis 12 Wochen wenn wöchentlich eben eine Vorlesung gehalten wird, was die Kegel ist sich erstreckenden, anzufangen hat sich als unvorteilliaft erwiesen, weil dadurch von vornherein zu hohe Anforderungen an die Teilnehmer, die Hörer gestellt werden, was wieder die Folge hat, dnfs viele mitlen darin al)fallen. E.s gill, die Hörer gleichsam tür lange Kurse erst zu irai- nieren. Wahrhaft wirksam werden die Belehrungen, welche in den Kursen geboten werden, durch folgende Mittel ge- macht: durch Besprechungen, welche sich an die Vorlesung anschliefsen ; durch .schriftliche Arbeiten, Aufsatze, welche darüber die Hr)rer anferti.ucn; durch Prüfun<^en, welche am Knde des Kurses, bezw. einer L;an/(.ii Kurs.serie ab_L;eli;iUen wertlen; durch die Privatlektüre dci Tlieihiehmer, bezüglich deren der Lehrer natürlich Winke geben muls. Auch empfiehlt es sich, wenn der Vortragende in gedruckten kurzen Leit- fäden oder Leitsätzen das Beste, was er über das Studium

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üh»r TolkAbochirbnlrn.

des Gegenstandes gedacht hat und urteilt in klarer und systematischer Form j^^cordnet uiul smit kurzen Hclet^en aus verschiedenen Schriftstellern oder Verweisungen auf bestimmte

Seiten grundleg;cnder Werke und Reihen von Fraj^en für die sich an die Vorlesnno anschlielsende Besprechung und für Aufsätze über den Gct^cnsUind s>^iel)t.

Kiuc solche anf Vertiefung gerichiete Arl)eit ist liau])t- sächlich bei den langen Kursen und Kursserien am Platze; in diesen allein hat ja der Lehrer es mit Leuten zu thun, welchen es mit der Krwerbnn«^ höherer Bildung wirklich Ivrnst ist, und die daher bereit sind, alle diese von ihnen verlandeten Arbeiten nnf sich zu neliinen. In den kurzen Kursen konnnt es hrIit hlofs auf Anrejeun^i an; wem damit allein nicht gedient ist, wer mehr verlanj^t, der Uitt eben in die längen Kurse ein. Viele wollen aber gar nicht mehr als blofse Anregung, und diesen soll man diese gewähren, ohne noch grofse Nebenarbeit von ihnen zix verlangen. Kurze He- sprechungen und Verweisun^^fen auf ergänzende i^ektüre wer- den aber iinnuTliiu auch hier an.trebracht sein. uaTueiitlieh das letzten. Prüfungen jedoch und sclniitliehe Arbeiten ge- hören nieivier Meinung nach nur zu den langen Kursen und Kursserien. Um diese noch besonders fruchtbringend zu ge- stalten, \.'ird man am besten thun, Klassen einzurichten mit der Bestimmung, dafs nur eine gewisse beschränkte Schüler- zahl etwa 20 in dieselben uiifgenomtnen werden dürfe; bei diese Zahl üV) ersteigendem Andränge sind alsdann Parallel- kla'^scn cinzuritlilen. Hinsichtlich der Prüfung liemerkc ich, (lals an den cnglisclR-n X'olksliochschnlcn die Zulassung zu einer solchen iUuon abhängig gemacht wird, (lals man zwei Drittel der auf jede Vorlesung folgenden Besprechungen mitgemacht und dem Vortragenden zwei Drittel der gestellten Frage n schriftlich beantwortet habe ein Verfahren, das mir durchaus nachahmenswert erscheint. Die Prüfung selbst ist eine schriftliche mid dauert zwei bis drei Stunden. Sic wird in F^ngland von einem eigens l)estellten Examinator, in Amerika v(ni dem Lehrer des betr. Kursus abgenonunen. Keyer giebt jenem Verfahren den Vorzug; ich möchte mich dahin aussprechen, dafs man das eine thun und das andere nicht lassen solle, d. h. man solle den Lehrer zum eigent- lichen Kxaminator bestellen, ihm aber noch eine aus zwei oder drei Mitgliedern 1)esieheude Konnnission beigeben. Auch möchte ich neben der schriftlichen Prüfung noch eine müiul- liche befürworten imd die Oesamtdaner für beide natür- lich mit einer zur Krhohmg der IC.xaminanden untl zur Durch- sicht ihrer schriftlichen Arbeiten erforderlichen Pause auf zwei bis drei Stunden festsetzen. Es hat dies den \'or2ug.

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^og Dr. P. BergvmBii.

dafs anfser dem T^hrer, der dazu in den an die Vorlesungen sich anschlicfsendcn Hcsprcchunjjcn (jeleo^enheit hat, auch noch andere sicli von der im mündlichen Ausdrucke erlangten

(Gewandtheit überzcnt»;en und so ein Oesanithild von der mehr oder \veui<jer erspriefslichen Tliäti^^keit jenes j^ewiinien können wie ancli meiner Ansicht nach die >chnftlic1ien Arbeiten niclit nur aui ihren Inhalt sondern aueli aui ilnc 1^'orni hin <>eprfift werden müssen. Denn ich meine allerdiiij^s, es <;e- höre die Ausbildungf der Pähig^keit, sich mündlich und schrift- licli über Cielerntes in t>ewandter Weise auszusprechen, zu den Obliej^euheiten des Dozenten bei dem intensiveren Unler- richtsbetrieb der \'olkshochsclinle. -- Wer die Prnfunt^ hr- steht, erhält ein Zeuj^nis ausixe fLiliü^t; es sind an den «.hl;- lischcu Volkshochschulen für diese Zeugnisse drei (irade vorgesehen: genügend, gut und ausgezeichnet. Das Prädikat »mit Auszeichnung bestanden« erhält nur der Kandidat, den Prüfungskomnüssion und Lehrer gemeinsam empfehlen. Diese »Vorzugsschüler« erhalten aufserdeni in England noch Prämien: sie wählen aus einer Liste von Preisbüchern . Hine andere Art, dieselben zu bt lohnen, wäre die, ihnen für einen weiteren Rurs, den sie hisnclKii wollen, das Lehr<>eld ganz oder teil- weise zu erlassen. \'ici leicht ist mancher geneigt zu sagen, Prüfungen an der Volkshochschule seien überflüssig. Nun, ich glaube doch nicht Ganz abgesehen von dem Vorteil, den sie, wie gesagt, insofern bieten, als sie Aufseu stehenden ein Urteil über die Thätigkeit des Ixdirers und, was noch wichtiger ist, den Wissenserwerb der Schüler und damit den Nnt'/cn (kr Volkshochscbuk'. (kr dadurch ja geradezu ad oculos demoustrierl wirtl, crnKi^lichen, sind sie auch für die Kursteilnehmer selbst von Wert und Bedeutung: sie erhöhen ihr Selbstgefühl, verleihen ihnen ehie gewisse Sicherheit und spornen sie zum weiteren I'ortschreiten auf der betretenen Hahn an. Zudem gewähren sie ihnen auch die Aussicht, unter UuiNtünden ihre ruifsere T.nge verbessern zu können: hat doch ein wohlnnterriehteler Mann, der sieli aiu li dai iiber a isweisen ka!ni, dafs er nu'hr Lielerni liai al-- -^eiiu sgk'ichen, innner bessere Chancen zum W'ciLerkonnneu im Lcoen als eben jene anderen.

In Auschluls an das eben Ausgeführte will ich gleich

die Zeitfrage erledigen. Der Volksstndent , um mich dieses kurzen inid recht bezeichnenden Ausdruckes zu be- dienen, kann .seinen Studien iiiclil wie der eigentliche Student seine «^an/c Zeit \\ i<]nien, sondern er nnil's dieselben nebenher betreiln-n; er nnils tagsüber seinem Krwerb oder den häus- lichen Pflichten (Frauen) nachleben. Daraus folgt, dafs die Kurse in die Abendstunden zu verlegen sind; ferner dafs

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Tber Volkuhockerhiilpii.

die Vorlesuugeu eines Kurses auf längere Zeit, auf mehrere

Wochen verteilt wenku müssen. Wollte man (He Sache so hetreiben, dafs mau täj^lich eine Vorlesnnj4 hielte, so liiefse «las nnni("),i^lir]u- Anfonlernnt^en an die Leistnngsfähij^^keit des X'olksstndenlen stellen. Wie schon erwfilmt, liat man /luneist die ICiniichtnnj^ «jetioflen, dafs uian wiiehenilicli nnr eine Stunde liest Dafs man daran immer und unter allen Umstunden festhalten solle, das möchte ich freilich nicht sa*;en. Man wird vielmehr stets die gegebenen Verlkältnisse bei der luitschcidung darüber, wie man zu verfahren habe, heriicksichtij^en mnssen, oder man kann ja auch nach be- s<»nderer W-reinbarnn«; mit den Knr^tcibiehnicrTi die Sache arrangieren, was /.. Ii. bei dem inten.siveu Kla.s.sennnlerricht, wo der Dozent es mit einer nur beschränkten Schüler/.ahl ivjfl oben) zu thun hat, nicht schwierig sein dürfte. Ferner fragt CS sich, ob regclmäfsigc Kurse das ganze Jahr hin- durch oder nnr wälirend eines Teiles desselben bestehen sollen. Man wird anch hier keine unbedingt allgemein giUii,^e Antwort geben können, sondern die Kntscheidnng von der Nachfrage, dem gnilsi-ren oder geringen n Ikdürf- nisse abhängig mache" müssen, inunerhin kann man sagen, dafs es im grofsen und ganzen vorzuziehen sein wird, nur während eines Teiles des Jahres regelmäfsige Kurse abzu- halten — imd dann natürlich während der WintennonaU. Das ist auch in England und Amerika die Regel; jedoch hat man hier wie da an einij^^en Universitäten während der Sonnnerferien Somnierversammlnngen , Sonnnerknr.se {nn<l Suuniierschnlen) einL:t. l ichtet. Man bezweckt dnrch derartige Wranstaliungen den \'i)lk>^Uulenten (ielegenlieit zu geben, lungere Zeit hindurch ganz in der Atmosphäre der Universität zu verweilen, mit den Lehreni zu verkehren, die Laboratorien, Sammlungen und Hibliotli i i benutzen, was alles am li für die am Ort befindlichen Volksstudenten anfserhalb der l'Vrieii, bei Anwesenheit der eigentlichen Studenten, nicht o(Kr doch nicht in dem Mafse möglich ist wir während der b'erien. Da wir bei uns von einer \'erbindnng der \ Dlks- hoch.schulen mit der Universität nach englischem und ameri- kanischem Muster vorläufig absehen müssen, so können wir diese l^inrichtung selbstverständlich nicht nachahmen. Anch scheint mir dieselbe nicht so gar bedeutsam zu sein (vgl. dagegen Russell a. a. O. S. 73 ff.l; denn das Grns der \'olks- studenten ist ja gar nicht in der glücklichen J^age, l'^erien zu haben, und kann daher sich nicht beteiligen i^an/, abgesehen \(»n dem doch auch nielil v(")llig nn wiehligen Kostenpunkt. Dafs ich gegen Sommerkurse an und für sich nichts habe, das habe ich oben bereits ausgesprochen:

ll«ie BubiMMi (PidiiffOffltii») VIJ. 8. 27

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^10 Dr. 1% ItrrKPiHJinn.

^ewils sollen solche abgehalten werden, sobald das Ik-diii fnis

dazn vorlietjt, wennschon wir dabei nns niclil nach dem X'orbikle lüij^lnnds oder Amerikas riclUcn können, sniulern ebenso wie hei den Winterknrsen vcrlaluen müssen. JriKn- falls ist es mit I'renden xn be.i;rnfsen, wenn die l^inrichUin*i von Sommerknrscii sich infol^re des Interesses der L»ente als löhnend oder gar als notwendig hcransstcllt; für den Fortgang der Studien der Volksstndenten sind dieselben zu- dem recht wünschenswert, nni deren Kontinnität zn wahren, wozn Lektüre allein nicht immer ansreicht. Damit alier anch dann, wenn we**;en nnt^ennq^t nder lieteiliijnnjr Sonnnt. i - knrsc als nicht lohnend nnter1)lri!)i n müssen, (K r ( ilri ^jL Volksstndent besagten Vorteils niciu vcihistig gehe-, cm]>liclili sich die Einfühntng brieflichen Unterrichte wie in England nnd Amerika.

Als ]i 'kclste nnd mit der gröfsten W'rantwortlichkeit vcrbnndenc Pflicht der Hanptstelle be/w. des Zentralkomitees milfs wohl die Auswahl tüchtiger Lehrkräfte betrachtet werden. Vielerlei Anlordernngen sind an einen X'olk-^boch- sehnllehrer zn stellen. Hr mnfs eine gnte Körperkon.süluüon haben, nm die Strapazen vielfachen Hernmrei.sens nnd den häufigen Wechsel in Wohnung und Nahrung ohne Schaden für seine Gesundheit ertragen /.u können. Hr mnfs ein Mann von Gelehrsamkeit tuid nmfasst ikU r -Allgemeinbildnng sein. I'r mnfs für die Saclu der \'olksbi1(bnig begeistert sein nnd es verstehen, nicht blofs \\'isstn /ii übermitteln, >()iii](Tn anch seine Schüler znm X.u lnli iikcn mid vSelbst- slnilinm anzuspornen kurz: ei niul> nicht blofs ein (jc- lelirter, sondern auch ein guter Lehrer sein, -ein ^lann von scharfem psychologischen Hlickc und der raschen Fähigkeit, sich anzupassen nnd die l*»edürfnisse seiner Zuhörer zu ver- stehen nnd aus der Fülle seiner konkreten Ivrfahrnng heraus diejenigen Krlänteningcn zn geben, ohne die aller ])o])tilärer Unterricht unv erstanden bleibt. l\v mnfs teilncliuK nd und geduKlig sein und wissen, dals es den Zweck seiner Üe- lehrung auflieben hiefse, wenn er die Gefühle eines empfind- lichen Zuhörers verletzen wollte, wie ungebildet oder unge- schickt derselbe auch sein mag- (Rüssel a. a. O, S. 53). Kndlich mnfs er auch ein Mann sein, dessen Charakter makellos ist, ein Maim \'>n nnnugetasteter moralischer Tüchtigkeit, ohne die er memals mit der für einen \'o1ks- lehrer erforderlichen .\utf)rität inflreten ki'Minte. Tu er.sler Linie kämen offenbar, wenn wir von den liicur«. Li>chen For- dcnmgen uns der praktischen Realisiermig derselben zuwenden, die akademischen Lehrer inl>etracht Aber da stolscn wir auch gleich auf mancherlei vSchwierigkeilen und Hindernisse. Der akademisclie Lehrer ist freilich Gelehrter und Lehrer,

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lind man beti)nt litut/.utage sehr, dafs er beides sei, nicht hlofs ein ^rofser r,rlchrter jedoch es ist noch zweierlei, ein i;nur Universitäts- und ein lücluij^er Volkslehrcr /ax sein. Aber ^icherlicli wird doch das bei vielen der I^^all sein, und so würden diese der Aufgabe sich nnterzielien müssen. Kehineii wir an, diese seien auch alle für die Sache begeistert; werden sie dann unbedenklich die Last anf sich nehmen? Die älteren unter ilinei^ die Professoren, haben meist mit ihren Berufsobliejfenheiten schon j^emigztt thun; die jüngeren, (l'c Dozenten, tnüssen fürchten, in ihrer eigentlichen Laufbahn liinlcr denen zui ückzubleiben, dieruliii; in ihrem i'aclie weiter gearbeitet haben. Treffend bemerkt Keyer fa. n. ( ). S. loi i, dafs der eitrige \ Olksliochschullchrer geradezu sich der(iciahr aiissebst, dafs man schlielsHch von ihm sagt, er habe sich > verbummelt«. Blofs, nichts anderes als Volkshochschullehrer sein, ist al^er auch ausgeschlossen, wenig'Stens vorlänfiL;

aus pekuniären (iründen. Oder es dürften nur vermögende lYivatf^elehrte, die ihren ganzen Rhrgeiz darein sd/ten, tüchtige X'olkslehrer /n siin. (lie>e Laun)ahn einschlagen. Werden .sich genug .solclie finden? Wohl kaum, ja ganz gewifs nicht Man mufs also auf andere Mittel und Wege sinnen. Sicherlich werden immer einige akademische Lehrer als Vortragende au der X'olkshochschule fungieren; ja die- selben werden den eigentlichen Stamm bilden müssen. Andere werden gern bereit sein, als Heraler, ancli als K.xaminatoren ihre Dienste zur Verfügung zn stellen; nianelie werden sieh aucli direkt an der Leitung des ganzen Unternehmens belt ili^i n. Doch dies nur ncl)enbci; »lie Haupt.-%ache ist für jetzt die licani- wortungder Frage: wie gewinnen wir für die Volkshochschule eine ausreichende Zahl von Lehrkräften, welche den Stamm an- gemessen zu erganzen vermögen? Nun kann kein Zweifel darüber bestehen, dafs bei uns in Deutschland eine b'üllc branchbarer Kräfte brach lie^t, meist auf Jahre hinaus diese, nu ine ich, sollte man heranziehen, als \'oikslehrer verwi mK n. Ich denke dabei vor allem an die vielen Lehramtskandidaten, welche nach \ ollendetem Studium lange Zeit hindurch ohne offizielle Keschäfiigung anf eine Anstellung warten und in dieser Wartezeit müluselig ihr Brot durch l'rivatstunden ver- dienen müssen. Kür dieselben wäre diese Thätigkeit ziulem eine ganz ausgezeichnete \*orbereituug auf ihren eigentlichen l»eruf. b'erner cTnj^fichU es sicli, die befähii^tsten Köpfe unter den 'reiluehnieni der \'«ilkskuise heranszu^^i eili u und «Icn-ii Aus- liildung zu Volkslehrern sich angelegen sein zu lassen. Aufserdem werden gewifs noch manche andere brauchliare Kräfte sich finden. Alle diese unterstehen der Leitung und Kontrolle der Zentrale.

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I>r. K Bef){riit*nn.

Was das l'titerrichtsx crfalncn betrifft, sd ist hcrcits mancherlei cr\v;lhiii wnrdeii. Auf eini<^e l*mikte sei aber hier noch besonder^ liin^cw iL seii. Im i^rolNcn und <ian/en soll iu der Volkshochschule .->u \dlahren werden wie in der Uni- versität, d. Ii. es koiiinit da wie hier nicht auf einen schul- mäfsigen Betrieb an, sondern der Dozent trägt vor die Abwcichuug vom Uni\ ersit:Usunlerrichle besteht unr darin, dafs, wie i»esaj»t, im Anschhils an den N'orlrai^ iMaj^tn »ge- stellt und scliriftliche Arbeiten anfj;e<4ebt n werden. I )er \'or- traj^ selbst <hu t natnrlicli auch niclit v^au/. so beschaffen sein wie der akademische; vor allem pafst inr ihn nicht die reichlich iuit PVemdwörteni dnrch$et/.te Sprache, Der Lehrer (an der Volkshochschule) mufs volkstümlich, ursprünglich und ein- dringlich sprechen, die Schlufsfol^^erung mufs langsam vor sich oehen . l^enier mufs er sich einer anschauliehen Dar- stellung^ befleifsij^en ; der Professor niai^ vor dem Universi- tätsstndenten mit Hej^riffen arbeiten, der Mann des X'olkes will einzelne, lebendi«^^c Vorstellnn*;en . Cnterstützt weiden mufs die anschauliche Darstellung;, wo es ir-end an«;eht, durch äufsere Anschauungsmittel. Bei i^eoj^raphischcn und naturwissenschaftlichen Vorlesungen ist deren Anwendung selbstverständlich; aber auch bei jreschichtlichen verzichte mau nicht darauf. Namentlich emi)fiehlt es sich, damit, mit dem \^orzeijren von Ih'ldern historischer l't rs«"idichkeiten, von .'Vbbikltinj'^en altberühmter Hau- mid Kuiislw erke, von vhv- uialigcn tiebrauchsgegeaständen, /ai beginnen. J)as ist mehr wert und fesselt, wie Reyer sehr richtig bemerkt, das In- teresse von vornherein mehr, als die geistreich.ste Kinleitung. Im übrigen sei darauf noch hin<4ewie.<Jen, dafs der Volks- lehrcr sich stets vor eiiu iii Zuviel hüten mufs, davor, daf« er seine Hnrer init Thal>achen, \*orführnn*^en, T^xoerimeiUen tii ra(k/.\i überschütte; denn das würde einiüdend und somit abschreckend wirken. Kin guter \"<)]k>(!( »zeiit zu sein ist jedenfalls nicht leicht, ja noch scli wi». i ij^er, als ein guter Universitätslehrer zu sein. Und wenn man bedenkt, wieviel gerade beim \'olksunterrichte von dem Lehrer abhängt, so begreift mau, dafs, wie ich oben sagte, die Wahl «geeigneter Lehrkräfte eine sehr heikle und \ erantwortliche Sache ist, und dafs man dabei '^elir \ orsichtiji,'^ verfahren mufs.

Was die I.eln ^ei;eii>trnid'^ der Volkshochschule betrifft, .so habe ich meine Meinung über diesen Tunkt ja schon vor- her geäuLsert. Jedoch ich mufs hier noch einiges zu dem bereits Gesagten hinzufügen. Den Gegenständen, die ich als für den Volksuuterricht in lietracht kouniu nde bezeicluietc, ^xureonen wir auch in den Lehrplänen der au.sluudi seilen X'olkshochschulen und der Humboldl-.Akademic in lierliu.

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Daneben finden wir freilich auch noch mancherlei andere Dinj^e an<>^e^^(l>en, die meiner Ansicht nach nicht am Platze sind: ioh meine S]>raclRn nnd Philosophie. Diese letztere (nalürlich nnr als solclic im eii^entliclien, im en.iiferen Sinne geiioinmeii) ist, wie mir scheint, älnilich wie ilie Mathematik zu exklusiv, um wirklich erfolgreich popularisiert werden zu können. Was aber das Studium fremder Sprachen betrifft, so ist dasselbe, soweit es sich nm die alten Sprachen handelt, doch thatsächlich nur wertvoll für den Mann der Wissen- schaft, den (fclehrten: Crelchrte heranzubilden ist aber nicht der Zweck dti Ndlkshochsclink. AikUis scheint allerdings die Sache /u liegen l)ezüglich der modernen fremden Sprachen; jedoch es scheint eben nur so. Denn einerseits ist deren Studium ebenfalls blofs filr den Forscher bedeutsam, ander- seits ist ihre Kenntnis von praktischem Nutzen, von Wich- tii^^keit für <»;ewisse liernfszweige. Die V( 1k hochschule aber hat ja «»ar nicht die Piestimmunjjf, eine Vorbei^ itunj^^sanstalt für irjuend welche Hernfe zu sein. Sie ^nll niclit ein höheres Wissen ühci niitteln, um ihre Schüler ihrem liernfe abwendi«? zu machen und für einen anderen Heruf vorzubereiten; son- dern sie hat ja vielmehr, wie erwähnt, die Aufgabe, den An- jjehorigen der verschiedenen nicht-wissenschaftlichen Berufe (ieleji^euheit zur Krlangfuug höherer allgemeiner Bildung zu geben einzijT mid allein nm des idealen \'orteils willen, den eine solche den sie Pesitzendeii L^cwälnt, und der aus ihrer jU! ' 'l^imö.i^lichen X'erbreitnnj; der ( Usamtheit, der (Gesellschaft erwächst. Dennoch nnielite ieh nicht ganz die genannten Gegenstände an der Volkshochschule missen; sie könnten als fakultative Fächer in ihrem Lehrplane vorgesehen werden mit Rücksicht auf solche Personen nandich, welche einem anderen Berufe sich uwenden wollen, weil sie zu der Kiu- sicht «gekommen sind, dals der ergriffene nicht der für sie p.Ksrndste ist, oder die als für die wissciischallliehe J.anf- l)alin geeignet erkannt werden. Derartii^e Krwägnngeii hissen jene, wie ich allerdings .sagen mufs, Inkonsequenz gerecht- fertigt erscheinen. Dafs der Lehrplan der Volkshochschule nicht in derselben Weise erledigt zu werden braucht, ja gar nicht erledigt werden kann, wie es mit demjenigen irgend einer »Schule für die Jugend geschieht, begnüge ich mich nur ifii \'(irbeigehen :'ti erw.ähnen. Nicht alle im Volkshochschul- Lcinj)hin vorgesehenen Fächer müssen jahraus jahrein in bald langen bald kurzen Kursen durchgenommen werden; sondern man hat sich dabei nach dem Bedürfnis, der Nach- frage 7Ai richten. So kann es wohl kommen, dafs in dem einen Jahre manche f iigen.stande gar nicht, andere wieder ein paar mal zur Darbietung gelangen; dafs in diesen Orten

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der Wimsch tiarli natur\visscnscliattliclR-n, in jciuii Tiach llisturisclu n \'urlc.smj«;cii sii li sl.'irkcr bciiK'i klidi iiKiclu u. dgl. III. Dem niufs das ZciiUalkuiiiiuc Rccliuiing tragen und sich davor hüteii, in pedantisch-bureaukratisches Reglemen- tieren zu verfallen.

Zum Scldufs endlich möchte idi noch dtMien i;egeuüber, welche wohl den IMan, Volkshochschulen m errichten, an und für sich i^nt lieifscn, diesen Gedanken vorlrcfflicli finden^ das ganze Unternehmen als ein hoch iileales an.'^ehcn, aber an seinem Erfolge, d. Ii. daran zweifeln, dafs die Volkskurse grofsen Anklanges, guten Besuches sich zu erfreuen haben werden» auf die bezüglich der Hörerzahl im Auslande j^e- niachtcn Krfahrungen hinweisen. Die Statistik zeigt uns, dafs viele Tausende, die zur Erlangung h(»herer intellektiu lU-r Hildung gebotene ( Vk i^enheit mit I'Veuden ergriffen haben, Männer wie Erauen der verschiedensten nicht-wissenschaft- lichen liernfe: I'VaiRii, welche sonst nur ihre Hausarbeit besorgen, Cieschäftslrauen und Lehrerinnen, reife Männer, welche tagsüber bei der Maschine, im Kontor, im Kaufladen oder als Lehrer beschäftigt sind u. s. f.« Sollen wir an- nehmen, dafs in Deutschland das I5il(bn]Lisstreben ein ge- ringeres sei als anderswo?! Ich glaul)e, dafs wir dazu kein Recht haben, und dafs, wenn wir dem I'eispiele I'jiglands, Amerikas, Australiens folgen, auch unser Thun erfolgreich sein wird.

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Ein neues encyklopädisclies Hand- buch der Pädagogik.

Von R. nCimm in Berlin.

Prof. Dr. W. Rcip, Kncyklopädisches Handbuch der Pädaj^o.uik. \'«)llsläti<liu in lo Halbhämlcii /.u je V) H>r. I.cxikoiiforniat. Treis tlfs lialbbaiulcs 7.50 M. \ ciiag von H. Heyer u. Söhne in Langen- snl/.a. Bis jet/t erschienen 4 Haihbände.

Ob CS gcialcii war, ein Werk wie das oben j^enaiuite gerade jetzt herauszugeben, kaim bescweifelt werden. Setzt doch <lie Bearbeitung der Realeucyklopadie irgend einer \Vis.«»enschaft voraus, dafs es auf dem zu behaudehiden Ge- biete zu einem gewissen Abschhisse gekonnnen ist, dafs zum niindesteu die (jruudsätze feststellen, nricli denen die be» treffende Materie zu beliandeln und darzustclleii ist.

Diese X'oraussetzuu}^ trifft aber für das(iebiet dt i I'äda- goi^ik zur Zeit durchaus nicht zu. So krampfhaft aueli die Alten bemüht sind, der Welt kund zu thuu, dafs sie festen Boden unter den Püfsen fühlen, und dafs das Wanken und Schwanken nur dem vorwitzi<,an Rüttehi etwelcher unruhiger Geister, neuerunj^ssüchtij^er ( lernej^rofse, /nzuschreiben sei, so liat sieh (Ujch allnr'ihlich auch weiterer Kreise der ])äda« «^ot^ischen Welt ein ('.rliilil der ruruhe unil der I'nsicher- heit benuiehligt. hnnier ali^eiueiiier wird die Uberzeu^^au^, dafs das hergebrachte Unterrichtssystem einer teil weisen Um- gestaltung bedarf, dafs der Schulerziehung neue Ziele zu stellen, zur Lüsunj^ alter Anfj^aben neue Bahnen einzuschlagen seien. Ja, die Kritik der Zeit geht selbst an den grund- Icj^cnden Teilen unserer klassischen I'ädaq« »i^ik iiielit vorüber. An nianclien durch Alter und Uberlielerunjj;^ seiner .^clieiliL; tc n Satz hakt sie sich ein und sucht ihn als abgestorbenes C»lied aus dem S\stem zu reifsen.

Ist es da ein Wunder, dafs die ältere Generation, in ein- seitigen Klassicismus versunken, Zeter und Mordio schreit, dafs die Vertreter des Fortschritts alsKet> er niul Abtrünnige gebrandmarkt, die von ihnen gewiesenen Pfade als Irr- und Abwege bezeichnet werden?

Sovir) \<{ fü-ilich rielitie, dafs unter den Ref< <rnii<ken auch so manche Schwachheil und Menschlichkeil mit uutcr-

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U. I(ii>n)aiin.

läuft, data neben /iclbcwufstcii lM»nscln iiilci n .mch riiaii- tasten und Streber ihr Wesen treiben; es kann nicht jje- leupfuet werden, dafs der Khifs der Ideen anch \vnnder1ielie

Blasen treibt, manche Xichtifjkcit /.um biilinbiLcheiukii (ie- dankcn anfj^cbauscht, nianeh kindischer I'jnfall als der W eis- heit letzter Scblnfs i^r]>redii^t wird. Aber ist derar<i<j^« s nicht ans jeder \ (»n Rc lurrnideen bewej^tcn Zeit /.n verzeichnen? Ha))cn die Thorheitcn nnd Phantastereien eines AInn/.er nnd der andern Prädikanten dauernd verhindern können, dals die Wahrheiten, die ein Luther predi^^te, zum Sie^e liehm^ten? Nicht blofs im Kampfe mit dem allen, anch im Wettstreit mit dem verkehrten Xeuen sollen die Ideen des echten I'urt- scliritts ihre Kraft darthnn.

Die Unruhe auf ]>ä<la,i:^<>,i,dschem (lebiele ist das Abbild der Unruhe, die das Kulturleben der r,coe"^vart überiiauj>t kennzeichnet. Ja, \.enn wir überle^^en, dals die ICrziehun«^ keine andere Aufgabe hat, als das heranwachsende Geschlecht in die Kultur seiner Zeit einzuführen und es in einer Weise 'AM beeinflussen, dafs die Ziele, nach denen die Gesellschaft seiner Zeit strebt, auch zu den seinigen werden, so LHfst sich wohl bej^reifen, dafs die Unruhe einer Zeit, die eir neues Weltalter zu y^ebären scheint, in der die Mi um Iilieit, die alten Zielpunkte ihres Suebeus als nichti,^^ erkeiuieiul. cilrii^ und ängstlich nach neuen Idealen strebt, dafs die Unruhe einer solchen Zeit uotwendij^ auch die Cirundlagen der Ju.iiend- bildunj>:beeinflussen mufs. Die Mej^^ründunjir unserer klassischen Pädaj^ojjik fiUlt in eine Zeit, die mit der (»egenwart wenig Alndiclikcit aufweist. Nicht nur hat sich der Kreis des Kultur- lebens nach allen Seiten hin erweitert, auch die Ansichten über Wesen und .\ul^abe dc-^ >fensrhen sind andere <;ewnr- den. Das X'erlüUtnis zwischen l5uli\uiuuin und Gesellschaft wird heute wesentlich anders anf*;cfafst als damals, h^tue neue Wertung sozialer Guter und eine neue Formulierung sozialer Pflichten folgen unniitlelbar hieraus. Aber all tliese I5ewej^unj;en haben noch nicht zu festen, bleibenden Ol- slaltunj^en gefülirt. Noch ist alles im Müsse. Dem An^^st- lichen nn<l \\r/a^ten scheint es darum, als ob alles wanke und schwanke; er sieht nur Ruinen und Trümmerwerk und gewahrt nicht das Frühlin«;sgrün neuen Lebens, das sich durch den Schutt hindurchbricht

Auch auf pädaj^oi^ischem Oebiete ringt es nach neuen Gestaltungen. Auch hier sind strebende G.ei.ster in grofser Zahl geschäftig, nicht mir die IM)erlieferniiL' kritisch zu werten, sondern rinrh den bewegenden Ideen der Zeit Hahn zu brecl u n auf (Km ( Ii biete der b'ryiehung. Aber auch hier ist noch alles im blusse. Hier und da staut sich wohl die I lm; ul) dort aber wirklich die KrystaUisationskerne liegen, an die

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sich (Hc Wuhilduii'^cti ficr Zukimft aiuscliiiefsen werden, kann nucli nirinantl (.'m^clKidcii.

Au.s ilicscm (irimilc saj^tc ich oben, dafs man l)f/.\vciftdn könne, üb es /citj^cniäfs sei, j^cradc jetzt eine Realencyklo- pädie der Pädago.^ik heratisxugeben.

Und doch scheint das Ikdürfnis dazu vorhanden zusein. Wenigstens hat die Kritik allerorten das Werk als ein solches anerkannt, (\:\^ eine I^ncke ansfnlle, nnd die [^^rofse Zahl seiner Abnehmer hat dieses Urteil l)estäti»^t.

Ich l)es^reifc das. derade die Uiindu- nnd T'^nsiclierlieil auf pädagogischem Gebiete macht ein Nach^elilagebnch noii«;, aus dem man erfahren kann, wie nahe oder fern diese oder jene Krage ihrer Losung steht, wie weit die Klärung dieses oder jenes umstrittenen Punktes j^edielien ist. Allerdinj»s ist die IvncN klopädie Professor Heins nicht das einzige Werk dieser Art. Aber die vorhaiidtiRii Schrifteti ,qeiiü<^en samt nnd siMukis nicht mehr zu dem .ni-^r^eljenen Zwecke, ller- ganj^s räda.^^oj^ische Realenc) klopiulic (2. Aufl. 1S51 n. 52) und Älünchs Universallexikon der Krziehuugs- und Uuter- richtslelire, (3. Aufl. 1859 u. 60) sind veraltet Rolfufs und Pfistcrs ^Realencyklopadte des Krziehunj>:s- und Unterrichts- wesens (2. Aufl. 1874, Nachtraj^ i<S84) ist vom katholisch- kirchlichen, Schmid-Seliradcrs Hncykli ipädie des «gesamten Krziehungs- und Unterricli tswesens (2. Aufl. iHjG .Sj), ob- i^leich viele \ orzüj^liclie Arbeiten enthaltend, vom cvanjj^e- lisch-orthodoxcu und politisch-konservativen Standpunkte ab- gefafst, dazu noch allzu umfangreich. Lindners xKncyklo- padisches Handbuch der ?«rziehungskunde (1884) leidet an allen den Mangeln, die eim ni Werke dieser Art, sobald es von einem einzelnen verfafst wird, anhaften müssen. Kleinere Nachschlai^e- buchcr endlich, wie insbesondere Sanders Lexikon der l'äda- gügik (2. Aufl. 1SN9), konnnen erst reclil nicht inbetracht.

So la<»- wirklich ein «.jewnsses licdürfniÄ zur Hcransj^abe einer neuen Kncyklopädie des P^rziehungswescns vor. Der Charakter dieses Werkes mufste, um seine Bedeutung für die (iegenwart recht zu erfüllen, im wesentlichen ein historisclier sein; d. h. Herausj^eber nnd Mitarbeiter mufsten als ihre eigentliche Aufq-niK betrachten, in parteiloser \\\ ise alle Rieh- tuni^en zu Worte kommen lassend, den orej^enw ;irtii^^en Stand der wissenseliattlichen Arbeit auf p.ädao^oa^isrlR ni ( W biete dar- zulegen. Xur so konnte das Werk meines Hraehlens den WTmschen entsprechen, denen seine Herausgabe entgegen- gekommen war.

Trägt es diesen Charakter an sich? Gewifs, zum grofsen Teil; doch nicht ül)erall. Das Referieren wird hier und da zum Dekrrii, ren. Das läfst man sich gern gefallen, wenn es wirklich tlcr Aubiiufs eines originellen Denkens ist Pro-

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R. RffMnann,

leüsor Rein bat ja aiicli in rlankenswuiter Weise /.m IJc- sprechung viclcnii tertcr neuerer Ideen meist ilen l'i Vertretern derselben das Wort gej^eben wo aber diese Kinseiti^keit lediglich aus der ZttgehÖrigfkeit des Autors zu einer };>^e wissen pbilosopbisclien oder pädaj^o ansehen Richtung^ hervors^ebt, wirkt sie verstimmend. Der Herausgeber reebnet sich der Scluile IKrl)arts zu. Was Wunder, <hifs bei der ersten Ankiin- dis^iui}^ des Werkes die Hefürclitun<>; laut wurde, das l'nter- nebmen würde ledij^^licb der Tropa^j^anda für diese Riebtnu)^ dienen, l'rolessor Rein bat anj;enebni enttäuscht. vScbon die Liste der Mitarbeiter ^eigt, dafs ihm jede Einseitigkeit fern- Hegt» und die Durchsicht der bis jetzt erschienenen Teile des Werks bestätigt dies im allgemeinen. Dennoch scheint es mir, als ob doch das Trin/ip der Parte ilosigkeit nicbt immer streng znr (ielttin,<^ ^ekoiiinien, viehnebr die.se oder jene Materie ntir in einsi iiii^rr IJclencbtung. d. b. mir von einem bestinunten Parteistandpunkte aus, behandelt wäre. Die Wr- isser verschiedener Artikel ich rede natürlich nicht von solchen, die spezifische Fragen "der Herbartschen Pädagogik behandebi setzen oicbt nur ohne weiteres voraus, dafs die Leser mit der eigentümlichen Terminologie ihrer Scbulspracbe bekannt sitid. sondern auch, dafs über die pbiUxsopbiscben Yoranssel/nnj^^eu ilner didakti.sehen Im 'rdenm^en vollkununne Ubereiiistinnnnng lierrsclic. \'<>n der Ict/Aerni ist ali^i" oft noeb recbt weiii}^ /u merken, \ ielleieht hätte der Heraus- geber gut daran gethan, der Merbartianischen Bearbeitung dieser oder jeuer Materie noch eine andere von anderm Standpunkte aus folgen zu lassen. Doch tritt, wie gesagt, eine derartige Einseitigkeit nur in einzelnen Arbeiten mid über- haupt viel weniger oft liervnr, als man am Anfani,^ befürcbtete.

In der von h'wiciuu^^ /a\ Lieferung innner nicbr an- .scbwellendeii .Mitarbeiterliste stöfst man auf manehen homo novus; daneben finden sich aber auch die meisten derer, die einem fleifsigen Leser pädagogischer Werke und Zeitschriften als Pfleger dieses Zweiges der zeitgenössischen Litteratur bekannt sind. Es sind einige darunter, die ich ohne Schmerz vermissen wurde, Leute, die sieb überall eindräir^'^en, wo es etwas (icld oder I^bre zu verdienen i^iel)^ nicb solche, deren bisherige Tbätigkeit mir wenig inipomerl bat. Aber, das ist Gescbmaekssacbe, und möglielicrweise giel)L ibuen ihre Thätigkeit an dieser hervorragenden Stelle Gelegenheit, sich so offenkundig zu blauiiereUi dafs sie es künftighin nicbt mehr für ratsam halten, mit ihrer W^are zu Markte zu ziehen, (ianz besonders freut es einen, wenn man in der Liste neben Universitätsprofesson 11. T^Joktoren etc. auch eine so stattliche Reibe von \'n1k>srlnilniainu i u tindet. Das ist doch, meine ich, auch ein lieweis dalür, dals sich das Niveau

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tlitst'S Slaiulcs iti fleii let/^teii JalirzehnU n wcscnllich «gehoben hat. Für den Kenner der [jädajj^uj^isehen Hewej^un^ in der Ge^^enwart bietet diese TIiaLsaclie allerdinj^s niclUs (Jber- raschendes. Vielmehr weifs dieser, dafs die Vertiefung, die wir erfreiiliclier Weise jetzt auf pädaj^ojji schein Gebieie wahr- nelinieii, wesentlich der rührigen Arljeit tüchtiger Kräfte aus dein \'olksschullehrerstaiide /uztischreiben ist Besitzt dieser vStand (loch vermöge seines IJildungsgan'^es von vornherein die Haui)tvuranssetzung jener Arbeit : das pädagogische Interesse.

Viel Namen nnfznzälilen, würde keiiieii Zweck haben, auch den mir verslatleten Kauui ungebührhch in Ansprneli ' nehmen. Ich beschränke mich defshalb darauf, nur einige derjenigen Mitarbeiter anzuführen, die anscheinend die Be- arbeitung ganzer Gebiete übemonnnen haben, deren Namen darum eine Art Programm des Werkes abgeben. vSo stofsen wir ■/.. R l)ei den Artikeln psychologi-schen Inhalts meist auf die Namen Flügel nnd P^olf/, beides ausge.sproelune Herbartianer ; ausgleichend wirken dann allerdings Mitar- beiter wie Audreae und Dessoir. Die Physiologie und physiologische Ps>xhologie hat einen vorzüglichen Bearbeiter in Professor Ziehen erhalten. Die Geschichte der Ethik behandelt Jndl, der darin auch die Vorzüge nnd Mängel der praktischen Philosophie Hrr])arts sorgsam gegen einander abwägt, die Kthik als (irnndwi.ssenschalt der Pädaj^o.ij^ik daneben aber Professor Vogt, der natürlich wieder nur Herbart kennt. Iki den ^\rtikeln über bcliuihygieine treten uns selbstverständlich meist die Namen Siegert und Janke entgegen. Die Lehre von der Zucht behandeln Hug, Andreae, Trüper und verschiedene andere, leider aucli der mehrfach preisgekrönte Herr Közle ans Cannstadt, der allerdings die schätzenswerte Kigentümlichkeit an sich hat, die ( ledankendürre seiner Artikel über Kinder- und Krziehnngs- feldcr dann und wann mit einer Blüte unfreiwilliger Komik zu schmücken. Ich breche ab. Die Nennung von Xamen auf den übrigen Gebieten der Erziehtmgswissenschaft ist bei deren Vielgestaltigkeit unthunlich.

Über die Auswahl der einzelnen Artikel läfst sich streiten. Der eine win! dieses, der andre jenes Thema vermissen. Manches wird auch von dem und jenem als nberflüfsig an- gesehen werden. vSo scheint z. R mir das Ciebiel der Zucht allzu reichlich bedacht zu sein. Wohl weifs ich. dafs dieses Gebiet bis jetzt das Stiefkind der pädagogisclieu Wissen- schaft war; aber gerade deshalb hätte es nach meiner An- sicht in einer Realencyklopädie nicht gar so reichlich ver- treten sein sollen. Der Erziehungspraktiker wird sich nur selten in einer solchen Kats erholen mid Rats erholen können, da jede Maisregcl der Zucht individualisierende Auwcnduiig

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it. RifiiinanD.

bedingt; die WisscMiscliall aber kann durch die viek-n kur/cn, von \ cTschicdt.Mien Autoren nacli \ ci scliicdciien ( icsiclits- |ninklcn vcrfafslcn Arbeiltii auch nicht viel gewinnen, wozn noch koiiiiiit, dafs bekanntlich auch die Festigkeit der |xsy- choto^ijtchen Grundlajre der Lehre von der Zncht nocli viel zu wünschen übrig kifst Allerdin«;.s ist, von diesem Gesichts- punkte abgesehen, die betreffende Abtcihini^ reich an gansi vor- züglichen Ahhan(llnnj»^en, wozn ich ikOkh flen praktisch wert- vollen Arbeiten von Iln ^ insbesondere die durch iiire Tiefe ansoe/.eichneten Ani.Nät./.c vunAndreae rechne. Über Herrn Közle, dessen Ausführnn«^en manches Kopfschüttehi hervor- gerufen haben, findet sich schon oben eine Bemerkung. Wie ' verlautet, hat ihn der Herausgeber neuerdings verabschiedet.

Mancher Artikel erscheint mir überflüs,sig, so der über Arl)eitsscluden , der neben fliMi teils schon \ eröffentlichten, teils in .Aussicht steheiKh n Ariikclu über I'.rxiehnnj; zur Arbeit , HantkirbeitsnnU ri ichl u. dci ^l. uUenbar nur dann einen Zweck hatte, wenn in ihm auüsclilielslich die .Vnstalten behandelt wurden, in denen die Arbeit als Selbstssweck l>e- trieben wird, also die :>Resc1täftigungsanstalten<^, Erwerb* schulen« etc. Der Artikel beschrankt sich aber k<. iiu ^\v^ *r^J auf diese und i<(noriert überhaupt die prinzijiielle Sclieidnn.n zwischen dem Hetriebe der Jni^endarbeit als Selbstzweck und demjeniji^en, welcher iler ICi/ielnin^ dienen will. Indessen wird der .\ntor, der die »Sache nur oberflächlich kennt, dieser umfassenderen .\ufgabe in keiner Weise j^erecht. Auch die Artikel über >Hriefniarkensamme1n'' (3 Spalten), über -Ge- burtstage^ (3 Spalten) und einige andere würde ich ohne Schmerz vermissen.

I^ücken ha])e ich wenige gefunden, die meisten auf 'ge- schichtlichem (Tcbiete. Das letztere ist bejjreiflich, da ur- sprünjL^lich die Autnahme «geschichtlicher Arbeiten in die P^nc\ klopädie nicht vorgesehen war. Für eine zweite .\nf- lage würde ich die Berücksichtigung noch folgender Artikel vorschlagen: Aeneas Sylvins, Agricola (Rudolf), Alkuin, Alstedt, Andrea, Ant<uiiano, Aristoteles, Augustinus, liastiius, Henediktinenschulen, jßouitz, Horromaus, Braun (Hcinricli), r»rnder (!es q-emeiusamen Lebens, Cnrtmrtu. Hiltes, Dolz, Hisenlohr, luasmus, Hrnst der broninie, brohschannner, (iedike, (>erson. übrigens sind die veröffentlichten .\rbeiun aus der (beschichte der Pädagogik fast durchweg vorzüglich. Die knappen, inhaltsreichen Artikel von v. Sali würk(Bacon, Bahrdt, Basedow, Campe, Fenelon), die gründlichen Arbeiten von Rausch über Francke und das Hallesche Waisenhaus, von Dietrich über v. bVllenbcr«;, die umfangreiche Cic- schichte des deutschen Srhnhvc s( ii< von \ohle und vor allem auch Prüf. Paulsens geistvolle Ausführungen über

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VAn neu«» rarykloiMdihohcft lfaii4lHir|i 4ot Pidni^oKtk.

42t

Aufkläruiv^ ^'"^^ Aufklänuit^sprulaj^oj^ik vcrrlicnen hcsoTukre Hc! A orlichuiij;. Bcfrcindciid wirkt es, wenn W i i 1 tu .1 im in seiner .\il)c'il üIht Chri-^llirlu" luxitliiin«^ Tjithcrs j^ar iiiclit iiiul der Rcforniaticiii mir iii>uicni »gedenk l, als er die CiüU* hat, aiizti^ebcii, dafs die itn 16. Jaltrlntndert erstehenden Schulen nicht nur innerhalb der katholischen sondern auch auf den protestantischen Territorien cliristliclien Charakter an sicli ^^etraj^en lial>en. Dieser ICnj^herzijtikeit i^ej^ennhcr verdient l)esf»ndere Anerkennnnj^, dafs Prof. K n o k e s Arbeit ül)er I'.vanj^elisclie Padaj^o^ik nncli den sonst \(>n nn>ein Thei. lo*;en ar^^ verketzerten raliunalistischen l'äd.ij^oj^en, wie Salstniaun, (Gerechtigkeit widerfahren läfsi. Kine des Werkes unwürdige Arbeit ist Cassaus Aufsatz über ^Kröbcl'. Hoffentlich wird durch den lYof. Pappen heim übertragenen Artikel -^Kindero^arten Ersatz ^^eschafft

Dafs der Herans,q;el)er aucli den ncnestcn lk'\vc<:i'nn«^cn anf pädaj^oj^ischeni (iel)iete lieachlnnj^ sclienkt, er*jie1)t sirli ans einer «ganzen Reihe von Themen, die erst in jünL;>-ti r Zeit IJesprecliiui;; fiiuien. Icli nenne beispielsweise: lUlirn- abende (Lomber^^), Kabrikarbeit der Kinder (Winzer), Ferien- kolonien {Orosscj, Frankfurter Lehrplan (Th. Ziehen), Fornien- kunde (Zeifsij^), A1)m liliifsprüfung (Men.ije), Durchführung der Klassen (Tews), ( ienieinsanie Krzielinni:!^ von Knaben nnd Mädehen (Tabni^ren), ( >esanitentwickehin«; nnd Ivinzel- entN\ iekcbni}^ (CapesinsL Krxiehnn«^ nnd ( lesellsehaft (!'. l>anh), J'A olntionisnnis nnd Tädago^ik (Hoeliej^j^er), luniieils- schnl verein (Horneniann), Fortbildtuigskurse an der Universität

- Cnim'ititif Kjtiemmi (Kein).

Jedem Artikel fol;;t eine l'bersiclit über die be/.ü^dielie Littcratnr. lA'i<l<^^r sind diese Angaben durchans nicht gleich- uiafsii;, wenn ancli anerkannt werden mufs, dafs bei einxelnen Artikeln Mn>terhaftes ,i;eboten ist.

Mein ( Tcsanitnrteil nber <lns \\\ ik s^elil tlaliin, d.il^ es bei allen l n)4leiclun.'ii>ij^keilcü und UnvullkununenlK ilen im einzelnen doch im ganzen die wärmste Empfehlung \ er- dient. Ks ist nicht ein Werk aus einem Gusse; doch gebührt dem Mcrausgebcr die Anerkennung, dafs er, xon wenigen Milsj^riffen abi^esehen, es verstanden bat, die berufensten Kräfte /.nr Mitarbeit liernir/n/.ielien. Das Werk hat \ on Liefe- rnn«; zn Iviefernn,t; an innerer \"ollkommen]?eit zn.i^enommen. Mii^e es in der Sehnlwelt die X'erbreilun«; finden, anf die CS mit Recht Anspruch erheben kann!

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Auf der Warte.

2.')

Die Hchole anf dein VII. Rvanj^liscIi-BOjEialon K«»ngrefi).

Noch je zog durch die Pfingstwoche eine ehiigeiide und

begcisterntle Kraft. Auch aufstrhall) ikr Gotteshäuser .saniuuln sich zur Pfiiij^st/eit Leute mit starkem r.l;ml)en au eine ijrofse Sache, Leute voll vou heili.v;eui Iviler tiir die \>r\\ irklichuui; li()hor Ideale. Seit Jahrzelmten vereiui^t dir IMiiii^stwoche Tau.seiuk vou deut.scheu Lehrern. I{ine bedeuUuig>\ *)lle Ver- eiuiguug tagt nun auch seit siehcu Jahren in dieser Zeit Ks ist der Evangelisch- soziale Kongrefs. Dersellx! war vom 27. 29. Mai 1. Js. für diesuial nach Stuttgart gekouinieu. Was will dieser Konsrefs? Das sagt kurz, klar und iulialtsvoU die diesjäliri^t' l-'inladunjj:: Tu <^läu/cudeu Kesten Imln-ti wir, daukham I'rcude und liegeisti rniii; voll, in diLM. ni Jahr die grofse Zeit, die uns ein geeiniglcs deutsches Reicli errungen, allüberall gefeiert. Aber kein ernster Patriot verhehlt sich, dafs mit der nationalen Einigung die grofsen Aufgalxm unseres Volkes noch nicht gelöst, vielmehr erst für die neneArlteit die Voraussetzung geschaffen, für die Lösung sihwieriger Kragen tlie Bahn frei geworden ist. Als oberste und schwien'j:^tc dieser Aufgaben hat die geistige und wirtschaftliche irklnng uns

die soziale Krage :.;LslLllt. Nur wenn olle hbLiidii^i n Kräfte der Nation /u^aninienarbeilcn, wenn alle idealen Mä».hle im Volksleben erhalten und gestärkt werden, ist eine gedeihliche Lösung dieser Frage zu erhoffen. Die Überzeugung, dafs die Geschichte unseres Volkes den sittlichen und religiösen Crnnd- satzen des Evangeliums die oberste Stelle unter diesen idealen Mächten anweist, dafs nur ernste, nthige. snrlikundige I^rörternng der wirklit heu Lage und Aufgabe über unheilvolle Sehla-^^worte und leidenschaftliche ICrregung emporheben kann, hat vor .seeli> Jahren eine Anzahl evangelischer Männer zum ICvangelisch- sozialen Kongrefs zusammengeführt. Der Evangelisch - soziale

*) 1. siehe Heft VII, S, 372 etc.

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Die Schuir auf tl^at Vif. Rvan|reli«rh-BOK<ftleii KonKtrD». ^2,^

Koiii;Tefs ist i;rimclsät/licli unabhängig von jeder politischen (»der kirchliclieu PnrU iltoln hmio; mul will auf fletii ^[^etneinsanien Bock-n evaiij^clisch-sittliclu r ri)er/(. us;nn^ ( k U ]L;cnheit zu sncli- liclicr iielchrung wie zu Ireiciu Ciedauktuaustausch j^ehen. liv hat durch seine bisherigen Tagungen und durch seine X'eroffent- lichungeii liewiescn» dafs er diesen Grundsätzen streng treu bleibt. Von Jahr zu Jahr hat :'ich die Teilnahme am Kongrefs gesteigert.«.

An der t^pitze des Kvanj^elisch-SOzialen Kongresses stehen b(^riifL!i Leute <n die Natioiialökononieu Prof. Adolf Wagner- Jierlii), Prof. Max Weber- Freiburg, Prof. vSchulze - Gävcniil/- l'Veil»urg, der Jurist Professor vSnlnn-Lei]v/ig, die TlieoUj^ic- profe.s.soren Harnack und Kaltau-Berlin, ieruer noch eine glänzende Reihe sozialpolitisch wirkender Männer ans allen Berufsstäudeu. Hofprediger Stöcker. der Führer der Christlich-Sozialen älterer Richtung, ist jünL;>t aus dem Kongrefs ausgetreten; dagegen Yerbleil>l im KongreLs der Führer der jüngeren Cliristlich-Sozialeu, Pfarrer Nauninuu iu Frankfurt am Main. Die Hauptref« rate wann in (Üincui Jahr: i. l^ie soziale Wirksamkeit des im Amte slehcuikn Oeistliclicu, ihr Recht luul ihre CVrcuzeU' (Prof. Prediger Dr. von Soden-Berlin und Stadtpfarrer Planck- lifslingeu); 2. »Der Handel, nationalökononiisch und ethisch beleuchtet < (1^1 Dr> Rathgen «Marburg); 3. >Die Arbeitslosigkeit und das Recht auf Arbeit' (Prof. Dr. Delbrück-Berlin. Die vSpezialkou- fereuzeu behandelten: i. Die Tliätigkeit lUr I-nm im (»emeinde- tlicn^t (Frau Gehe inirat Lippmann Berlin); 2. »Nationale Woh- uungsrctorni ( I''a1 irikant Lechler-Slullgarl).

Zur «irillcii Spezialkonfercnz hatte Prof. Dr. Reim -Jena angemeldet: »Die Schule und die soziale Frage . Der Referent iKschränkte jedoch nachträglich das Gebiet, und so kam am 29. Mai zur Verhan<lhmg das Thema:

Die politischen Parteien und die Schule. Der Kon/c*rtsaal der Liederhalle- war gefüllt mit einer stalliichfU Zahl von Männern und Frauen. Vorwiegend waren wohl Süddeutsche anwesend. Sonderlich das Schwabeulaiul war stark vertreten. Die Anzahl der Geistlichen war bedeutenil. Das Thema hatte eine Reihe Württemberg i scher, besonders auch Stuttgarter Lehrer angezogen. Es ging ein Zug warmer Teil- nalimc für die Sehlde durch die VerNamnilnnj^. Das merkte man sonderlich an der Zustinnnung zu den lehrerfreundliclien Aus- fühniiigeii der Redner, wie sie oft und lebhaft gerade ;ms den Rriln^fi fler fK-istlicheu kam. Kurz zuvor war im würiuni- licrgi. schell Landtag die Schulaufsichtsfragc aulgcroHl wonkn, das Prinzip der Pachaufsicht anerkannt und die liinführung angebahnt worden. Die Aussprachen über diesen Punkt aus dem Munde der württend)ergischen Geistlichen haben also doppeltes Interesse: die Schwaben reden nicht nur, sie helfen

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mit. tlafs die Wnrte Thatcii werden. Der Wen Referent hatte sieb ein /> it i;rniälV.c«^ Tlu-nra jjewälilt. TH i Stn ii um die reclite Scluih ciiassunj; liilule luiuen hinein in die \\ K^eu der Cjei;en- wart. Jvs ist ein \*crdienst, die Schule mit überzeugenden Aus fuhrungen auf ihr eigenes Gebiet zu verweisen uucl voti ileui Forum der unabhängigen pädagogischen Wissenschaft aus der Parteien Venhni-^tc und I''inseitii;keiten /n zeichnen. Mrt<;c das neue Jahrhunderl dem deutschen Rvich eine vSchuh erfassun.i^ l>rin«;en, aufj^ehaul auf den Prinzipien der ( lewissensfreiheit und Sellistvcrw altunj;. Neben dem \'ortr:i'.;\- (ks Herrn Timi -^(>rs Kein wurde besonder.s die Rede ile.s Herrn Pfarrers N a u ui a n n lebhaft begrufst. Warmherziger hat wohl kaum ein Geistlicher vom Lehrerstand geschrielien, als Naumann es in der '>I.,e1irer- nummerv der "Hilfe that» die zu Pestalozzis 150. Geburtstage erschien. Dank und \'ertrauen liekuudete daruni (he rauschende liej;rüfsun}4 des tapferen Manne-^. Herr Professor Rein

für tlen evanj;elisch-sozialen (leiiankeii wacker eintritt, beweisen neben seiner Stuttgarter Rede auch seine Schuhirtikel in der Hilfen

Den Vorsitz in der VcFsaniuilung führte Herr Stadtpfarrcr Sand berger. In stundiger Rede führte der Referent, Herr

Professor Dr. W. Rein, ungefähr Folgendes aus:

Die JCrziehung gedeiht nur in friedlicher Atmosphäre, und darum sollte die Schule eine Werkstfitte d< s IVietlens sein. In der Oe*4enwart aber ist die Schule ein Kanipioliii. kt der ]io!itissMien Parteien geworden. Die politischen Parteien \LrUclcn Weltan- schauungen. Diese stehen sich häufig diametral gegenüber, da- her der Streit. Die Weltanschauungen suchen sich durchzusetzen ; darum suchen die streitenden Parteien luufhifs auf die Schule zu gewinnen; sie erwarten, dafs die in ihrem (ieiste erzot^ene Jugend die (Mi^enon Reihen verstärke. Daneben läuft das ideale M»)tiv, durcii Hilduiii; 'i'id ('csittung das (ilück des X'olkes /u begründen, lim festunihchriebeues Schulprogramm hat keine Partei. Doch lassen sich aus allerlei Kundgebungen bestinnnte (truml anschauungen herausschälen. Diese beziehen sich auf die Organi- sation des Schulwesens (Ällg. Volksschule, Aufsicht usw.), auf den Lehrplan (Anschauungen über den Wert der lUldungsgüler), auf die Lehrerbildung und Lehrerstellung. Nach diesen Ciesielits- punkten sollen betrachtet werden die P'orderungen der Konser- vali \en. des Zentrums, der Liberalen und So/i:\ldemokraten.

Die kouservatixe Partei in ihrer scharien Ausprägung im rechten Flügel der norddeutschen Gruj)pe, \ ertritt «war, das ist ihr Ruhm, die Wertschätzung der Macht der religiösen Welt- anschauung, fordert aber in auffallender Knglierzigkeit für die Sehule ein s owK-gend do.i^mati.schcs Cluistentum. Mit der Clier- schätzung des Dogmas geht Hand in Hand eine Uutcrschätzung

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nie ^hld« ttf ditm VII, Rt«tifpliaeh-ft*zlalMi KaafirtB.

der Macht des Um^^anj^s mit tleii idealen Persönlichkeiten der biljlischcn Geschichte. Auffallend ist auch die Anschauun^^ dieser Partei, als könne dnrcli 'lie Schule die Volksentwicklung aufq^e- halten werden. I )ie liildiiUKSuiiUel sulien beschränkt bleiben. Die breiten Schichten sollen nicht über ihre Kreise gehoben, sollen nicht mit Unzufriedenheit erfüllt werden. Zucht steht höher alü Bildunj^. Den Bildung;sdran^ zurückzuhalten, das ist aber ein unmöglich Ding. So wenig wir das Volk in einer materiellen, so wenig dürfen wir es in geistiger Beschränktheit lassen. Die Masse unwissend zu erhalten, um sie besser beherrschen zu können, das ist eine antike Auffassung, die durch das Christen- tum überwunden wurde. So denken die Stüt/cn der Kirche< . Die gleichen l'ordei ungeu .stellt mau auch an die i^chierbildung. Auch die geistliche Schulaufsicht hält man fest von dem Stand- punkt der historischen Entwicklung : die Schule sei eine Tochter tler Kirclie. ihr also untergeordnet, der Geistliche ist die natür- liche Autorität des Lehrers, Schule und Lehrerseminare sind darnni streng konfessionell, inid der Religionsunterricht wird von der Kirche strenge überwacht. Die k(in>crvative Partei liat durcli ihre Forderungen dazu beigetragen, dafs die Schule der Kirche, die Lehrerschaft der Geistlichkeit entfremdet wurde, ja sie hat manchen zu einer Abneigung gegen alles Religiöse gedrängt Im Interesse der Kirche, im Interesse des Friedens liegt es, dafs die geistliche Schulaufsicht fällt Der Lehrerstand erkämpft eine höhere Stufe seiner Stellung und wirtschaftlichen Lage. Dnhei geschieht von der konservati\en Partei alles, um die Leiner in die Arme der Umsturzparti im /u treiben. (]5r:u (jl) Ivs ist schmachvoll, wenn eiu Mitglied des preulsischen Herren- hauses jüngst äufserte, 900 Kl. Jahresgehalt dürften fflr eine Lehrersfamilie m hoch sein (Pfui!) Eine solche Gesinnung ist brutall (Bravo!) Solche Leute nennen sich Vertreter des Christentums.

l)n< Zentrum Iti sitzt ein hochkon.servntivcs Schulprogramm. Ihis gesamte T?il(lu!ii;s\\ esen soll vom vSiaate losgeli >st und der Kirche überaiUworlcl werden. P'ür die gan/.e \\»lk.>^ljildung von der Dorfschule bis zur Universität sorgt allein die Kirche. Die Lehrer stehen im Dienste der Geistlichkeit sagt doch Windt- horst auf dem Katholikentag 1887: «Die Sdiule gehört der Kirche ganz allein

Den Liberalen ist die Scluile Sache des Staates. Ihre For- derungen sind im wesentlichen: Tremunig von vSeluiIe und Kirche, Simnllanschule, b'nchnnfsicht. unent^'e-lllichei Scluilhesuch, freiere Lt-lnerbildung, soziale und finanzielle Ue.s.serstellinig des ],ehrei- standes, alles, um die Volksbildung atif eine höhere Stufe zu bringen. Dem Bildungsdrang des Volkes kommt sie durch \'olks- bildungsveretne, Lesehallen» Vortragskurse usw. entgegen. In

Wtm Bahneii (PidacofivM) TU. 9,

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llliberalismus verfällt die liberale rnrlei. wenn sie die Simultan - schule als alleitnj;;eN mul liüchstes Tdeal zwan^.sweise einiühren will ; sie ist ebenso illiberal wie die konservative Partei, die nur an der Konfessionsschule hängt.

Auch die Sozialdemokratie ist illiberal, wenn sie die zwangsweise Einführung der allgemeinen religionslosen Staats- schule fordert. Vellmar erhebt allerdings anfg^rund des Freilu its- prinzips Widerspruch dagegen. Aufserdeni decken sich die l-'or- derungen der Sozialdemokraten vielfach mit dem Programm der Liberalen. \'o\i einem Punkte des s< i/i;ddemokratischen riou raTums können wir aber besontlers lernen. un<.l dessen Aus! liluung wünle der Gesellschaft wichtige Dienste leisten, es ist die Forderung der obligatorischen Fortbildungsschule bis zum r8. Lebensjahre Redner begründet die Nolw mdigkeit einer Fürsorge für diese luitwicklungszeit eingehend. Heutzutage lasse man alles laufen und wundere sich schliefslich. wenn die Jugend der Sozialdemo- kratie anheimfalle. Der Staat ist rein mit Blindheit geschingen. l\r konnte viel Geld sparen, würde er den Hebel an der recliten Stelle einsetzen.

Alle Parteien haben Kinseitigkeiten. Wir müssen aufserhalb der politischen Parteien den Versuch zu einer rechten Schulver- fassung machen. Den Weg zum Frieden zeigt die unabhängige Pädagogik, Die Sache ist schwierig : mag die Kritik ihres AnUes walten. Vor allem müssen wir ksthalten. dafs vier Faktoren nn der Gestaltung des Hikiung.skl >en> beteiligt sind, von ileiien wir keinen ans.schliefsen, von denen al)er auch keiner die Überlierrschaft allein führen darf. Das sind die Familie, die bürgerliche Gemeinde, die Kirche tmd der Staat. Bisher haben sich nur die beiden letzteren um die Schulherrschaft gestritten. Nur wo die Rechte der vier Faktoren anerkannt werden, kommen wir zu einer freien und frie<llichen Schulverfassung. PN imi fs tnehr betont werden, dafs zunächst die Familie das iir>])iünglichste und natürlicliste An- recht in Sachen der Jugendbildung hat. Die bureaukratische Be- vormundung darf die Familienrechte nicht antasten. Das Familien priiizip muh die Grundlage der Schul Verfassung sein. Nichts verträgt so wenig die Erstarrung und den Zwang als die Kr- ziehung und die Schule. Wer Leben will, nuifs F'reiheit lassen. Dafs es an solchem fri.schen. freien Leben oft fehlt, hat vielfach die Pnrcnukrntie verschuldet. Genossenschaften von P'amilieii iMldeü (. ine Sehnlgemeinde. welclu: sich auf Gewissens», ini^keit und gemeinsame LebeUhan^ehauung der Gemeindegli'.tler gründet. Ks dürfen also ebensowohl Konfessionsschulen, als Simultan - und Dissideiitenschulen gegründet werden. Der Staat niufs alle als öffentliche Schulen anerkennen. Danel>en mufs auch einzelnen Personell, h'amilien mul P^nniliengenossenschaftcn, soweit sie sich Über ihre Krzieliungsgrundsätzc genügend ausweisen können, die

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Dl4> flrhal» auf dnii VII. EvjiHcelitch-iMiitlalra Konfrrf».

Krrichtung von Privatschulen unter staatlicher Aufsicht erlaubt sein. Sämtliche Schulgetncinden erhalten das Recht der Selhst- vcrwaltung. Die Kirche verzichtet auf jedes Redit, doch kann sie durch ihre X'ertreter in den vSchulvertretntii^'^en aul die Pflege un<l ICntwikhmg der vSchulen Ivinflufs ^cuiiiuen. Nach innen erhellt sich also die Schule auf dem Boden der religiösen Oe- nicinschaft. nach aufsen auf dem Boden der bürgerlichen Gemeinde und des Staates. Der Staat führt die Oberaufsicht; er läfst durch pädagogisch geschulte Organe die Fachaufsicht führen. Pjne völlige Verstaatlichung der gesaniten Schul Verfassung wurde alle freie Heweguntr inul damit alles walirhafte T.ehen unterdriicken. Die rechte Schuh erfassung niufs sich auf den Prinzipien der Gewissensfreiheit und Selbstverwaltung aufhauen: sie allein ist wahrhaft volkstümlich, gerecht, freiheitlich, echt evangelisch.

Der Vortrag war des öfteren von Beifall unterbrochen. Be- sonders lebhaftes Kcho hatte die scharfe Kritik an der konser- vativen Partei gefrivUn: auch die Forderung, dafs vSchule und Kirche als zwei ideale I'aktoren im X'olkslehen Hand in Hand gehen sollen, sowie die Forderung, daf< man doch endlich die W'iiuM he der Lehrerscliaft anerkennen müsse, waren mit wartner Zustimmung begrüfst worden. Am Schlu.sse erhob sicii langan- haltender Beifall.

Zum Worte hatte sich zunächst Pastor Kbert aus Ham- burg gemeldet; er schlug die Brückv xoni Hamburger Lehrer- tag zum evangelisch -sozialen Kongrefs. Fr er/.ahlt von den Ver- sannnhnrgen dort und von der Stimmung der Fehrtr. In Ham- burg sterbt ti die Privatschuleii t rtrculichi rweise aus. Jü>rluittert Imbe ihn eine X'ersannnlung. in der Professor Lelimann-Holien- Ijcrg sprach : bei verschiedenen Parteien hat die Lehrerschaft Anschhtfs gesucht» überall wurde sie enttäuscht Nun wissen die Lehrer nicht mehr wohin. (Sehr richtig!) Viele Lehrer sind dem Ivgidyschen »Volksbund beigetreten. Das ist eine gluck- liche P'ntwicklnng : es ist eine \'orstufe zinn evangelisch-sozialen Kf>ngrefs. Betrübt hat midi der kirchenti iiidliche Ton bei an- deren \'»(rträgen: ich glaubi . d ii iu ist die Kirolie und sind dii- Geistlichen vielfach .selbst sclnild. (Sehr richtig :) Jn den Släilleu ist die geistliche Schulaufsicht zw Knde, auf dem Lande niuls man für eine iK'ssere pädagogische Bildung der Pastoren sorgen. Personen haben die Abneigtnig gegen die Kirche verschuldet. ^fan nnifs sich Itesser verstehen lernen. Schmerzlich berührt hat nn'cli der \\'iderspruch gegen das f>ogma. (Bei nalu-ren Ans- fnhrnngen nlier die Bedeutung des Dogmas unterlnicht ihn die X'ersannninng durch Widerspracii und Schlufsrufe.) Sehr s>ni- pathisch war mir ein Vertrag über Pestalozzi, in diesen» \'ater der Verlassenen sollen sich Lehrer und Geistliche wieder finden. Der Lehrerstand hat eine grofse Zukunft! (Beifall.)

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Referent Prof. Dr. Rein: Die Lokalschulaulsiclil ninfsauch auf dem Lande fallen. Für eine pädagogische Aushildunj; hat der Geistliche bei dem gegenwärtigen Stande der pfulaj^ogischen Wissenschaft keine Zeit übrig. Die technische Seite des Schul- bctriehs kami nur der Pachaiifsicht unterstehen. Nicht Aufsichls- l)eanite braucht der Lehrer, sondern Leute, die ilin /.u fördern wissen. (Lebhaftes Hrn\ o') Ik-zügiich dc^ Df>gnias haiuU-lt sieh dannn, dafs (lassi. il )l' nirlit ül)cj>.cliatzt weide. In die \ olk^s«. hule gehört der l-nteniclil in dur biblischen Geschicliie, das Syste- matische, der Katechismus gehört in den Konfimiandenunter- rieht. Das wird nach beiden Seiten fruchtbar sein. (Beifall.)

Nun spricht Pfarrer Schäfer aus Spcrbach in der Rhein])fal/. der Vorsitzende der pfälzischen Arbeitervereine; er stellt sich klar und fest auf den I^ntUii der Forderungen des Lehrerstaiuk N ; Mir erscheint es als Pflicht, <1nfs der (Teistlidie auf das Aufsichtsrecht verzichtet, weil die Sclndc ein zu wich- tiger Faktor im Volksleben ist. als dafs die Aufsicht Über die- selbe von ihm im Nebenamt versehen werde. Uus Geistlichen fehlt es dazu an Zeit und Vorbildung. Dem Lehrerstand gebührt das Recht auf Fachaufsicht. Wir treten bei den Gewerkschaften der Arbeiter ein für die Selbstverwaltung. Warum sollen wir es nicht bei dem T.i lirci thuti ' Wir müssen es tlitni. damit Friede einziehe zwim^Ikii ('.ci.-^llichen und Lehrern. Wir sind zu gemeinsamer sozialer Arl)eit berufen. In der Pfalz stehen die Lehrer uns mifstrauisch gegenüber, bahnen wir dem Lehrer den Weg zur sozialen Bewegung. (Beifall.)

von Gerlach, Redakteur des Volk* in Berlin, Organ der Christlich-Sozialen 'i]! - rer Richtung: Ich bin mit dem Herrn Referenten f^TutKUal/lich i in\erstanden. Wir Christlicli- So/ialen stehen im schärtsU-u Ocgcnsatz zu <lLn K< )n^er\-ntiveu. Doch hat er sie in manchen Dingen zu schart angepackt, die Liberalen hat er zu milde behandelt Die nationalliberalen Bürgermeister und freisinnigen Stadtverordneten lassen auch viel zu wünschen übrig. In Berlin haben sie den Lehrern den Kin- tritt in die städtische Schul de] nitation verweigert. Die liberalen Herren haben auch gegen die Kommission.sberatung des Lehrer- be.soldungsge.setzes inr Herrenhause gestimmt. Um des städtischen Steuersnckels willen haben sie mit den Ktiu^ervativen die .\uf- bes.serung verweigert und la.ssen die Lelirer in ilirer verzweifelten Lage. Wir Christlich-Sozialen wollen das nicht Wir fordern nach dem Eisenacher Progrannn auch die Pachaufsicht Das entspricht der .-Xusirlit sehr vieler Geistlicher. Die Verquickung von Kirche und Schule schadet mehr, als sie nützt. Lehrer und Geistliche müssen sicli als gleichbereclUii^le Pt r^onrn L'e<»en- überstehen. l'ür das Reste halte ich die \<>llige Tvtnniiii-; von Staat und Kirche und daher auch von Sclmle und Kirclie, wie

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Die f^hnle nuf dm vil. BTiin;cU»ch-»oj!l«l«n Komcref». ^29

es sich iu cin/clncii Kantonen in der Schweiz lx;wnhrt hat und womit 5^rrn<U- die kirchlichsten Kreise nm meisteTi /nfrieden sind. Wir fordern auch die I'ünlicU^^ohnk-, wie sie T5;i\ern liat. Der Satz, die Schule müsse die Su/,iaklemokralie bekämpfe 1, ist jiTundfalsch ; das kann sie nicht, das darf sie nicht Al>er das dürfen wir fordern: die Schule soll sozial sein. (Beifall.)

Auf zur Kednerbühne steigt nun Lehrer Közle von Cannstatt Aher er spricht nur einij^e Sätze. Kr will die Stellunt^ (K s I)oj;mas in der Schule verteidij^en I Man ruft vSchlufs, und als er weiter >i)rechen will, widerspricht die Ver- sannnluni^ ^anz enl.scliie<len. Der Vorsil/eiide, Pfarrer Saiid- l)erger: >lvs ist der ausgesprochene Wille der gan/.en Versanun- lunj^, dats über diesen Punkt hier nicht verhandelt wird«.

Pfarrer Kscnwein aus Langenbcutingen in Württeml)crg: Die LehrcrtiesoUlungsfrage i^i <.ine soziale Frage ersten Ranges. I{s ist K'»"^ n ; verantwortlich, die Lüsunj^ dieser Frage immer wieder auf die lami^e ]?nnk zu schiel>iii. Iiier mufs endlich einmal >^eholfen werden. Wenn wir rnetilgeltlichkeit des rnler- richls fordern, so gilt das nur den Wdkssclmlen. liei den höheren Schulen müssen wir vom evangelisch-sozialen Stand- punkt dagegen sein. Steiterkräftige Schultern müssen auch grofserc Lasten tragen. Aufstrebenden Kräften aus unbemittelten Klassen müsse Unterstützung zu teil werden. Die Kinheits- schule müsse die Schule der Zukunft sein als eine Folge der sozialen Kntwickelung. Der wachsende soziale rki^i wird sich seinen Korper hauen. Man kann die Sclude tiiclil ]>lni/Iich durch Ge.^elz schüilen; sie wird später einmal einem allgemeinen Bedürfnis entspringen. Die höheren Schuleti bedü-fen einer gründlichen Reform: dieselt>en kranken an einem ästhetisch - aristokratischen, also antisozialen Charakter, entsprechend dem kl i< rsrlu n Zitat: Mirh ekelt vor dem elenden Pöbel . Ich l>in ki in llarlKir. der die < 'rntterhilder zcrschmeifsen will, al>er ich haltr hn eine dringende Aufgabe, dafs jenen Schülern, die zu tU n lieherrschenden Kla*^.-.en gehören, der evangelisch - soziale Geist kräftig eingepflanzt werde. Das wird nuui aber nicht erreichen durch Vermehrung der Religionsstundcn, sondern durch pädagogische Ausbildung der Philologen. Noch wartet man auf die Krrichtung von Lehrsiü'iUii der Pädagogik an den Iloch- ^olnilcTt Die evangelische Pädagogik möge den rechten Geist bringen. (Lebhafter lieifall.)

Redakteur vSchrempf in Stuttgart stellt -^icli als ehe- maliger Lehrer und jetziges .Mitglied der konservativen Fraktion des Württembergischen Landtags vor: Mir .scheint, dafs der Herr Referent zur konservativen Partei nicht gehört Rr hat die Verhältnisse östlich der Flbe im Auge. Wir süddeutschen Konservativen teilen diese Anschauungen durchaus nicht Unser

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-w.

Ideal ist. flnfs «lie Schule nii<l tlic Kirrltc fUm \'<>lkc tlieiicn. \Ve<lcr Kinlu jiocii Solnilc solkti licn.sclicu. \"ulk»clHile !itl V'ülk.sscliullchicrbildmi}; kranken an l'berfüllung mit Facheni und I^etirstoff. Wir verlangen eine vertiefte Bildiiii};:. Das ist gut konservativ. Wir wollen eine gute Schule und sind durch- aus Ichrfreundlich. Wir lialjen auch kürzlich im Kandla.i; selbständige fachmännische vSchulbehörden geschaffen. Mii den Forderungen des Herrn Refe renten bin ich ganz /ulrieden. Ich habe mir gleich auf die Iveilsät/e die Xotiz gemaclit : Sehr vernünftig!' Die Familie ist der Hanpliaktor in der Schul- verfassung, danmi verlangen wir auch die Konfessionsschule. Für alle Parteien ist die Schule ein wertvoller Besitz. Möge sie allen nicht der Zankapfel, soudeni der Augapfel sein. (Boirall.)

Pfxirrer Xaumann aus Frankf\irt am Main wird, als er zur Redneiltuhne geht, mit Ihavo und Händckl it-^chen beuill- kntnmt. drückt zunächst -eine Ik friedigung aus, dnf-^ Herr

Retlakleiir Schretnpf eine so ^rliarfe Cirenze zwischen den nord- und süddeutschen Kon>eivaliveü gezogen habe, und führt dann in der Hauptsache fcdgendes aus: Ks ist ein altes Wort: Der preufsische Lehrer hat die Schlacht von Königgrätz gewonnen. . Das wurde schon hinreichend kritisiert und zwar mit Recht Mehr aber als auf dieser Art von Srlilachlfehlern hängt bei den Känipfcn auf wirtschnftlichein (iebiet die I.ösung ntreudlicher Schwierigkeiten von (kr Schule ab. ICs kommt hier \i\l ;inf die geistige und sittliche Leistungskraft eines Volkes an. WOlkn wir Deutsche eintreten in den Wettkampf der Völker, so brauchen wir eine möglichst grofse Zahl denkender Menschen. Darum müssen wir die Schule zu einein noch viel wirksameren Faktor machen, als sie heute ist Hier ist der Punkt, wo die soziale Frage mit der Schule zusammenhängt. Das zeigt sich bei der deutschen Arheiterbew emuig. Dieselbe hat bis jetzt noch wenig greifbare lüfolge aufzuweisen. Das hängt damit /u^-ritninen. dafs in der grofsen Zahl von Arbeitern eine so geringe Zahl von Köpfen ist, die selbständig denken und die geistige Führung üliemehmen können. Ks ist darum ganz natürlich, dafs die Albeiter alle Hände ausstrecken nach einer tüchtigen Schul- bildung. Bildung hilft zu einem ganz anderen Auftreten. Bildung hilft zur Beschleunigung einer l)esseren Zeit. Darum mü.'isen wir Chrisliich-Soziale für die Srinile mit aller Lebhaftigkeit eintreten. Wir begreifen aucli, dal.s die deutsche Lehrersch.il L Sympathien hat mit der deutschen Arbeiterbewegung, weil der Lehrenstand ein kämpfender, aufwärts strebender Stand ist Während die Geistlichen im ganzen in annehmbaren Verhält- nissen leben, müssen die Lehrer erst noch gewinnen und er- kämpfen, sowohl nn Achtung für ihren Stand niid sozialer Stellung als an uialerieller Verbesserung ihrer Lage, und kämpfende

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Trni'iKii -^Mlll i\n iiinuor iniuiiuuultr. Der T.direrstand hat tlai iuii auch \ icl mehr W-rsUiiulnis für die so/ialcii Kämpfe Jer Gejijeiuvart als andere Stände. Ich zweifle darum nicht, dars die Zeit kommen wird, wo die grofse Zahl der Lehrer mit der Bewegiinji^ der Volksmassen sich znsammenschliefsen wird. Alw auf welcher Grundlage? Die I^ehrer werden sich nicht auf eine WMtauschauunj; stutzen können, die auf materialistisclier Cirundlai^i ruht. I>a> köniUMi ^ie nicht, weil ^ie Pnda^o^;cn sind, nie Pädag(>);ik verlan-l eine Ivinwirkuu)^ auf (iemül und Wille des Menschen. Der Malerialismus sagt, der Mensch sei ledig- lich dn Produkt äufserer Verhältnisse. Dem gegenüber mufs der I^ehrer festhalten an der Verantwortlichkeit des sittlichen Menschen. I^r mufs mit seiner .\rbeit herantreten an die lebendige, bildsame Seele. Ivr würde .«»ein Amt erniedrigen, wollte er die materialistische Wcllanschauunir :il^ die rechte anerkennen. Wrh-be andere Grundla>;e <les Sn/.ialistnu> innls al.so iier Lehrer sucluu ? ( iCK'-i'^värtijj; ist eine Kluft vorhandcu zwi.schen Lehrer- schaft und Kirche. Auf der Hamburger Lehrerversanmdung wurden jene Stellen mit stilmiischcm Beifall begrfifst, die eine Abneigung gegen die Kirche kundgaben. Merkwurdigerwei.se wird a1)er innner wieder betont, dats die I«ehrer den Religions- unterricht um keinen Preis aufgeben wollen. Hier lieKen die Wibindnni^slinien, die zusannneiifiihrt.ii können, was (hirch per- .^oüiiciie SchuUl und die I^nt^\ i<. kliiiii4 der i^in^e sicli Ireniieii mufste. So ist es .selbstverständlich, dafs die geistliche Schul- aufsicht fallen mufs. Das ist eine fast allgemein anerkannte Forderung. Ks ist nur verwunderlich, dafs sie in vorgeschrittenen Ländern noch nicht verwirklicht wurde. I{in anderes aber mufs in der Schule bleiben lebendig und grofs, die eine Person: Jesus Christus. }'.r ist der grofse Mittelpunkt de^ Cliristeiitnnis, er ist auch ih\< grofse ewige \ orbild der Pädagogik. liier findet <lie dealsehe Sciinle ihre Kraft, ihre innere Frische und Freudig- keit, um wahrhaft zu werden, was sie sein soll: eine ch istliche Schule. Wenn die deutsche Lehrerschaft das will, dann werden alle, die ernsthaft eintreten für das Wohl des Volkes, sich als Mitkämpfer und Brüder fühlen. (Langanhaltender stürmischer Beifall.)

.^tadti)farrer Tr anb von Stnttu:art, der X'erbnndsvor- silzende der evangelisehen .Arbeitervereine \Vürtteml)ergs. drütkt zunächst .seine Verwunderung aus, dafs in der Pfalz die Lehrer von sozialer Mitarlicit sich fenilialteu und benchtet, dafs in Württemberg sich gerade die evangelischen Lehrer l)ei sozialen Veranstaltungen z. B. in Arbeiter\'ereincn genie l>eteiligen und sagt weiter: Wir Pfarrer \ nid Lehrer gehören zusammen. Darum ist dringend nötig, dafs alles ans dem Wege ger:nnnt wird, was einer genjciusameu Arbeit au un.sereni \'olkc hinderlich ist, es

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-bl.

iiiuls die ucislliclK- Schulaiifsiclit fallen. Dm Ii \v[/A --ch«ui wollen wir uns näher treten und Hand in Hainl •^elicn, I'tarrer uml Lehrer, ein Volk, eine Kirche, eine Schule, christlich und sozial. Das walte Gott! (Lebhafter Beifall.)

Nachdem noch Gymnasialrektor Dr. K«:elhaaf von Stutt- gart gej^enüher der Herausforderung des Herrn Pfarrers Ksen- wein (las höliere Schnhvcscn verleidigt hatte, ergriff der Referent. Herr l'rofcssor Dr. Rein das Wort zur Schlnfsrede. l{r hegrüfste die gl. sinnuni^sverwandu n Ausffdirungen eiiu s si'iiUKiit>chen Kon- servativen und sagte dann: Im ganzen sintl die \ crhandlungen recht erfreulich. Bs ergab sich eine grofse Übereinstimmung in den wesentlichen Forderungen des Lehrerstandes. Ich kann nur den einen Wunsch anschliefsen : Möge von diesen Gedanken etwas hinüberdringen in die Kreise, denen es nu")glich ist, in die Wirklichkeit überzugreifen, damit unscn Worte in Thaten umgesetzt werden. (Lebhafter lieifall und ZiisiinminnL;.)

Durch den Vorsit/enden befragt, gab dann ilie Wrsanini- lung iiireni grund.säl/.lielien Ivinverständnis mit den piidagogi.'iclien Anschauungen des Herrn Referenten einmütigen Ausdruck.

Ks safs ein Friedensengel freundlich lächelnd neben dem Rednerpult, als die Geistlichen so schwertscharf für das Wohl der deutschen \''olksschule und für das gute Recht der Volks- <cbn11ehrer eintraten. Dnini breitete dtr ICngel seine vSchwingeu und hub an den Klug durchs deutsche \*aterl;ind. Möge er Ver- söhtuing tragen in Stadt und Land, l'nser von inneren Kämjifen zerris.scncs Vaterland braucht Leute, die als lebendige Kräfte der Nation die idealen Mächte im Volksleben erhalttn und stärken ^ helfen. Solche Helfer können und sollen die Geistlichen und die Lehrer sein. Als Mitkämpfer und Brüder sollen sie sich fühlen. Da müs.sen die feindlichen Brüder endlich Friede .'ichliefsen. Doch Friede kann nur die Freiheit bringen' Möge der Ivvan gelisch-Süziale Kmi Irrels tin NL\rkstein sein ju der Geschichte der lA'hrerbefreiung, ein FVicdcn.sdenkmal in unserem deutschen Volke !

Würzburg. —hl.

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Die „Neuen Bahnen** auf der Anklagebank.

L

Zum ersten Male seit ihrem bald siebenjährigen Bestehen

haben die .Neuen Balineti in <licsLn Wochen auf der Anklage- bank gesessen. Freilich sijul sie nicht von einem deutschen

Staatsanwälte zur Vernntwortuni^ .i;e/.()t;en : ihr Anklaj^er war der ö-;ierreirliisclie Schuhnann Herr Jordan in Wien, Redak- teur iler Osterr. Scfml/eituni; .

Und welciies \'crgehcns be/.iehlcl ni.iu uii>tre Zeil>clii ift ? Hören wir den Anklapfer selber!

Dr. I'ricd! ich 1) i 1 1 e s war noch iiichl hcijralKn mul schon hat iraii seinen Namen «gesell. äfthcli ansjjenntzt. Wir wissen aus (km ptrs()nhclien X'erkehr mit dein \ erstorhenen. «lafs es si^iti Wunsch wiT, das Pädagogium., die von ihm geleitete Zeitschrift, seine wichtip^ste, in der letzten Zeit einzige Waffe in dem Kampfe, den er ja bis /um ktztiii Atcm/uir mit aller IlncrLric trckämpft. mö.L:\- mit ilini zugleich zu ileu Toten gehen ; niemand solle es weiterführen, tiieniand das Werk unter diesem Namen fortsetzen. Dafs nun die l'ii ni i I\ 1 i n k h a r d t die Adressen der 1* ä d a g og i u m sahn e h m e r verkauft hat. hat uns peinlich berührt: dnfs aber der Redakteur der

Neuen Hahnen für sein Blatt den Titel i'ädagogium sagen wir wählt, das finden wir einfach brutal! Mit dem Namen <1 es jüngst verstoi Ir lu 11, hochverehrten Pädagogen auf den Abonnen- tenfang anszngeheJi, .uigesichts der allseitigen Trauer über den Hin- gang (ks gefeierten (klehrten das nackte Geschäftsinteresse hervor- kehren, das kÖTimn wir riucm I'uchliäudItT nicht ver/A-iluTi. wieviel weniger daher einem J.,ehrer, dem Redakteur der Neuen liahnen . Wir hoffen, die deutsche I,ehrerschaft werde auf dieses Unterfangen in der einzig richtigen Weise reagieren, und wir stellen zur Ikur- teilung des I'.illes ff>lgende Thatsachen fest: ii die Monatsschrift

rädagogium ist nicht aus Mangel an Abonnenten eingegangen, wie Frisch im österr. Sclnill»(»ten. angibt. 2) Dittes schfofs das

rädagogium ab. als er nicht mehr selber re<b'gieren ktmnte. und hatte weder die Absicht noch den Wunsch, die Monatsschrift durch einen anderen Redakteur fortführen zu las.sen. 3) Dittes U'hnte ganz ausdrücklich und rutschieden auch <ku Wunsch des Verlai^sbuchhändl ers, den laufenden Jahrgang (^das 2. Halb- jahr unter einer anderen Redaktion oder nominell unter der alten

^■^4 Johann»'«' Moyrt,

RciUikliuit vt)llcntlcn /.u la.sscn. ah. 4/ Dittcs halle keine Kennt- nis von dtT Abmachung; der VerlaKsbuchhandlun^^ mit «Ion Neuen Hahnen . 5) Die Annalinie <les 'I'ilels l'äd aj^o^f i nni seitii. l r der Neuen liahnen ist ehcn n\ir ans j^eschäftlichen ('•rtin<len cr- foljjt und dem Veilejier wäre es nnter andern rniständen siclierlicii jjlelch^iiiltiff, ob den früheren AUmncntcn des 'PädagOf^ium dieser Titel liebgewortlen^ ist (»(ler nicht. J.

So zu leseii iii der vösterreicliischen Schiil/.dtiiii}? - !

liehen wir aus dieser Atiklacfc die Punkte heraus, die uns angehen, so erj^iebt sich I"ol<;en(ies :

r. Redakteur uiul \ erle^er der Xeiien Hahnen sin»l «iurch Aufnahme des Neheutitels . rrulai;<i>;inni auf den Ahonueulen- fati}? ausgegangen^ ; sie haben >das nackte Geschäftsinteresse hervorgekehrt* .

2. I'!rsc1i\\ eiriid tiitt hinzu, dafs sie dies jrethan haben -an» gesieh ts der allseitigen Trauer üIkt den Hingang des gefeierten Gelehrten .

Auf Grund dieser Ank1:igc])unkte wird der Antrag gestellt : Wir hoffen, die tUul^che Lehrerschaft winl auf dieses Unterfangen in der einzig richligen Weise reagieren , d. Ii. sie wird hoffentlich ein solches Blatt schleunigst vom Leben zum Tode befördcni.

Tin diesen Angriff möglichst wirkungsvoll zu gestalten, und ilim eine weite Verbreitung zu verschaffen, ga)j sicli die Oslerr. Schul/.tg; die Mühe, Abzüge davon verschiedenen SchnlMiillern wie vielen und welchen, weifs ich nicht /n -eiulen. \'on den mir /ngfini^diclien lilättern es sind ungetcdir 40 haben nur vier Herrn J. den Cicfallen gethan, den Angriff abzudrucken. Da ich die lÖsterr. Schul zeitung* nicht lese, mir aT)er bezeichnender Weise der Angriff nicht zu- gesandt war, so erhielt ich erst ans den deutschen Schulzeitungen Kenntnis von seinem Dasein.

Xuu sind die N. H. noch reiclilich jung, um so ohne weiteres auf dvn Antrag eines Herrn J. liiii von der HihUläcIie zu w r^ehwiiKk n. !vs ist darnm w ohl ^elb^U i. v-tändlich, dafs sie sich zur \\ ein setzten, um ihr junges Leben möglichst zu retten. Da ich weder Namen noch Adresse des Redaktenrs der ^Ostcrr. Schulztg.« kannte« so sandte ich zunächst den deutschen Schtil- blättern, welche den Angriff aufgenommen hatten, die folgende Abwehr:

.\uf den nnter der f herschrift: .Pietätvolle (ieschäftsleute ver- tiffentlichu II Angriff sehe ich mich gezwungen, l-olirt luh s « rwidein

i| Wie aus dem Mai-UeÜe der Neuen Bahnen Ueutlicii zu er- sehen ist, ist der Nebentitel : Padagoginm schon zn Lebzeiten Dr. Diltes für die N. H. anfuetioinnien, aber erst, nachdem nach lanjjehen <les Päd. der j,^rt"ilsle 'l'eil der bisherigen I-ieunde dieses hervurragentlen lilattcs sich als Leser der N. I), eingefnnden halte, und meinerseits n u r zu dem Zwecke, um auch äufserlich kund zu

IHr «Xra^ Buliwii'' mir der AnklUfebAiilr.

;,a1)rn, (lafs (lit.- N H. sicli IhiuüIku wünltii. den frühcitii lASi-rn des Pi'ul. ihr bislK-njiis Oryati niöj;liclist /u crscl/.«.ti . Nacli Dr. Dtttrs' TMtK' ist voll suitt'ti der X. H. iiiilits weiltr trisflitlun. als dafs ich L-iiicn pietätvolle!! Nachnif jjehraclit hahc (Jiiüi lieft. S. II. 320;. i)ciuiiuch charakterisieren sich «lit V orwürfe des Herrn J.. dafs ich mit dem Xamcti des jütijrst verstorbenen hochverehrten I'äda.i:(>j::eii auf den Ahoiinenteiifanu: aiis};e;jfaiii;eii. anj;esichls di r all seilijjen Trauer über den ffin^an«» des y^ef eierten ticlchrten das nackte (ie.schäftsinteresse hervoi^t^kehit- hal)e. als Unwahrheiten. Da die Thatsadieii für jeden offen zu Ta^a lie;;en, so kann ich Herrn J. den Vf>r\vttrf nicht ersparen, dafs er höchst leichtfertig vorge- ganj^eii ist.

2) X iiii den Absichten nnil Wünschen Dr. Dittes', ilie Herr J. auf Cirund .seiner persönlichen lU k.mTitsc liaft mit dvm X'erstorlu ni n fesLslelll, habe ich erst durcli die -Mitteilung des Herrn J. erfahren. Dafs ich dämm pietätlos gehandelt haljc, weil ich nnter den obwalten- den rnistanden einen den früheren I.esern des Päd. lieb ijewordenen Titel als Nelientitel aufj^enununen habe, bestreite ich auch heute noch jfanz entschieden. In dieser Ansicht werde ich dn<lurch bestärkt, dafjt ich hinsichtlich dieser Änderung wohl bei.siinn le Zuschriften erhalten habe, dals aber nur eitle ^-ei^'ititriliire Ansicht ^rennfsul ist, obwohl gerade in den letzten Wochen /.uischen einer Anzahl von Freunden der N. B.^ und mir ein rejrer Meinnnjjsaitstausch über die wciti rc .\nsi:t-;ta1ttm;_: di r X. H. statt^^efunden lial. zu einer solchen Keinerkuni; als») reichlich Gelegenheit gegeben war.

5) Aber selbst, wenn Herr J. der Ansicht war, dafs er mir aus der Annahme des Xebenl'itels eineii \'orwurf machen durfte, so über- steigt doch die beleidigende Aufserung: -dafs der Redakteur der X. B. für sein RIatt den Titel !*/iilagogium sagen wir wählt, das finden wir einfach brutal . das Mars jeglicher berechtij^tcn Kritik. Mine solche Kampit swcise richtet si< h ^i llist

Im übrigen tlarf ich einen Angriff, der sich aiu l 11 w.i h i Ii ei teil aufbaut und vor e rsö n 1 i c h e n He 1 e i d i gu n g e 11 nu ht zurück- schreckt, in aller KuIk- der Heurteilung der dentsoluti Lehrerwelt überlasseil er wird weder mir, noch den Xeueu Jkihncn schaden.

C releid, den 25. Juni iSyO.

Jolian nes Meyer. Herausgeber der Neuen Hahnen-.

Inzwisclien liatte ich auf inaiiclierlei T'ni wegen Namen und A<liesse des Kedakkins der O-^terr. Scliul/lg. erfahren und sandte ihm nun sofort dieselbe .Vbwehr, nur mit den Aiulerungeii, dals ich den ersten Sat/. tiiiter Xo. i der Abwehr also falste: Wie aus dein Mai-Hefte der X. B. zu crseiicn ist, ist <ler Xebentitel ^ Pädagogium* von den >N. B.* erst aufgcuoninicn, nachdem etc.«, also die Worte > schon zu Lebzeiten Dlttes*<^ strich, «nd dafs ich ebenso unter No. 2 den ganzen Satz: »In dieser Ansicht werde ich etc,'. fortHefs. Beide Änderungen, auf den Rat eines Kreundes vorgenoninitn, erfolgten in der Absicht, die Abwehr so kiia])p als möglich zu fassen: die Worte '^chf»n zu T.eh/citeii Dr. Dittes waren üherflüssij!^. weil der spätere Satz: Xach Dr. Dittes' Tode etc. dasselbe sagte, und der unter No. 2 gestrichene Satz gehörte, streng genommen, nicht zur Sache.

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Anstatt die Al>\vclir, wie es seine moralische Pflielil i;e\vesc n wäre, seinen Lesern in der nächsten Nnnuner zur Kenntnis /.n l)rint;en. l)eehrte mich Herr J. bald darauf mit einem Briefe, der für den Schreiher so charakteristiscli ist, tlafs icli ihn hier zum Abdruck bringen mnfs. Meine Bemerkungen lieschränke ich auf das Notwendigste und füge sie, um Wiederholungen zu vermei- den und Raum zu sparen, direkt den iMitr. Sätzen bei.

Herr J. schrieb mir also;

Wien, S. Juh iSyO.

Iv u e r \\\ )1 1 1 gebo ren !

Ihre lierichtigimg ist ja länj^t durch tinseren zweiten

Angriff ühcrliolt, in welchem die Beweiüe datür cihracht werden, dafs Sie u. Uelnvnd den Titel Tädagoginm

') ]is ist eine bodenlose lif lKiiii>lung, dafs ich trotz meines Vers j) reo '." c n s den Tit^l r.ul aiifgenonnncn Ii tl" ich habe nichts versprochen I Also wieder eine leichtfertiff ausgesprochene Unwahrheit! Hinsichtlich des \'er Sprechens <les Herrn liehrend vgl. dessen unten erfolgende Erklärung.

) l ür jeden, der lesen kann und will, habe ich unter Nr. i meiner Abwehr

In.l/ nnr< Versprechens als fcstge-stcllt:

Nebenliul für die N. B. aufgenoUMuen haben.') Zu- <letn ist Ihv \"(»i\\iiif. dals unsere Anklagen uut Un- wahrheit beruhen , ganz eigenartiger Natur: Wir sagen. Sie haben nach dem Tode Dilles dessen Namen geschäftlich ; m cl leutet , und Sie sagen, dals Sie das schon bei Lebzeiten «les- .selbeii gethan.-t Weil Ihre

N. B. erst nach dem Tode Dilles bei uns erschienen .sind, zeihen Sie un.s der Un- wahrheit! ? Ob es bmt.a ist, was Sie gcllian, i.st doch eine reine Gefühlssache ; wenn Sie es zartsinnij^ nennen, kann ich nichts fla- gegen haben ; wir nennen e.H hier brutal, wenn man gtgen Männer wie Dittes in .solcher Weise handelt, wie es Vcrlepcr und Heraus- jjeber der N. b. getlian.^ hehll ihnen das VcrsLänd-

a) dafs ich überhaupt nicht den

Namen Dittes geschäftlich ans;.;e beutet habe (vgl. ilie Sätze: aber erst usw. und; meinerseits nur zu dem Zweck etc.«}, b| dafs ich es also auch nicht, was Herr J. in besonderer sittlicher hint- rnstung hervorhob, angesichts der allseitigen Trauer um den Hingang des allseilig gefeierten Gelehrten ge- than habe. Und nun vergleiche man nochmals den SaU des Herrn J. J;r enthält demnach eine völlige Entstellung meiner Worte, die um so schwerer wieijt. als. wie ich schon oben gesagt, thi Worte bei Lebzeiten Dittes in der Herrn J. zugestellten Abwehr gestrichen sind, rin Miisverständnis also gänzlich au.<«ge- Mchlo.ssen war."

') Nicht blofs deshalb, wie ich so eben festgestellt habe. Aber auch der Vor- wurf, dt :i Ihn I, mit iliesem Salze hat zu- rückweisen wollen, ist durchaus berechtigt.

Bei nur wenigem Nachdenken konnte Herr

J. als Redakteur wissen, dafsdas M ai Heft meiner Monalsschrift unmöglich nach nis für unser Gefühl, Dittes' Tode die Änderung vorgenommen haben Sie noch immer nicht haben konnte. Aber er brauchte g.ir nicht <las Recht, unsere Kampfes- nach/udenkeu : es war nichts weitet nötig, weise zu tadeln. Uoben als tlais er sich \ or seinem Angriff nur konnten wir Sie doch nicht, etwas orientierte ; auf dem dem Mai-Hefte un<l Sie wür'len sicherlich vorgekbM' n P.latt» , d.)s <1icse Änderung jede tadelnde Ikzeichnung !)egründet, steht ganz ausdrücklich; im Ihres Thuns als persön- April 1896, Weil Herr J. aber weder

tiir »Ncucu Babnen" auf der Ankliii;obank.

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liehe liclcicliijung mifgt- fafst haben.*!

Sic krmncn meiner Mci- miiiii nach niclits l)cssLrcs Ihuu. als erklären, dafs es nrhli<> ist. tlal's Sic ,u< n Klink hardts Wunsch <kii Titel I'. gewählt, daJs Ihre <licj»hc/.. Xumiiicrerst uach dem Tode Dittes hier ein- j^ctroffen, die nehensäch- liclic Hemcrknnti: tinscrer- stits also keine I n Wahr- heit war. dals Sie darauf aus^in^en. die 1'. Ah- iichmcr für Ihr I'.latt zu <re- Winnen, die ( )sterr.Seh ul- z e i l u n g alst» in allem Recht habe, daf.s Sie aber, nun Sie Diltis Wunsch keuiicu, dvu Titel P.» nicht weiter fuhtx'ti wollen. Das ist männlich, pietätvoll und würtlij;.»*»

Krgcbenst

Kd. Jordan,

Rcdaktcu r d . Ostcir. Schul-

zeituuu .

Wien, III. Slrcichergasse lo.

ein wenijj^ nachgedacht, noch seine Aui^en anfj^eniacht hat, nenne ich sein Vorgehen

mit vollen« Rechte leichtfertig; Iis i.st doch die I'fltclil lincs jeden, sich vor einem soKlicii Ahl i iif rd)er die thatsäch- licheii Wrhültnissi /.\\ orientieren, und ii h kann atu li Herr« J. von dieser Pflicht nicht entbijuieu.

*) Herr J. kennt nur Jrbrutale oder ^zart- sinnij^e Ilandhinijen, ein drittes ;^iebt für ihn nicht. Nun, ich beneide ihn ob dieser Beschranktheit nicht, wie ich auch nicht glaube, clai's aulser ihm in Wien ( hier ; irgend jemand es brutal nennt, wenn man* n n bek a n n l e Wünsche nicht berücksichtij^t hat. Wien liegt doch noch nicht in II;i.1> Asiin'

•1 Herr J. hat uacii seiner Meinung st :l»>li\iicinl «l.is Recht, leichtferti.ije Un- wahrheiteJi und persönliche Ikleidij^untjetJ uu.s/.usprcchen ; ich habe aber natüriich nicht das Recht, eine .solche Kanipfesweise /.u tadeln I Leichtfertig ist wiederum <lie lichauplung, dafs ich jede tadelnde He- zeichnung meines Thuns als persönliche Beleidigung w in de aufgelafst haben..

Diese Ralsolihiije ich \\'eifs nicht, ob ich Sic ariu^ajil oder Iäj>i>iscli neunell soll finden in dem 0))igen ihre ge- nü-t-iiilc WürdiguiT.^''. so dafs ich mir jedes weitere Wort ersparen kann.

I)n lu/.ieliung und I/ebeiisgewohiiheiten mir verbieten, den i^k'ichen Ton anzuschlagen, so antwortete ich Ilerni J. kurz dahin, dafs sein Brief mir keincti Aiilafs böte, auch nur eine meiner liehaui)luii<4en xurückzunelnueii> und dnfs ich. da meine Abwehr durch S( nieii /w eiten Augriff keineswegs überliolt sei. ihn nochmals ebenso dringend als höflich bäte, die Abwehr in der »Öslcrr. Sdnilztg;« zti veröffentlichen.

Die Ausfuhnmgen in seinem obigen Briefe hat Herr J. s[)ätcr in einer öffentlichen Richtigstellung wieder ausgesprochen, die folgenden Wortlaut hat:

Wer eine schlechte Sache vertritt, vergreift sich gewöhnlich auch in den Mitteln hierzu ; so auch der Redaktciir der OJeu en B a Ii n cii , weh lie utni mit <lem Xebt. ntitel P a <! a <^ g > u nr ersclieinen. l nsere X'orwürfe gegen ilie Herren iJeliretid und Meyer .sollen sii h als l'n- wahrheiten» charakterisiren, weil gesagt wurde, man sei mit dem Xameii des verstorbenen Dittes auf den Abonnentenfang ausge gangen, während dieses uach Meyers Ciestäntlnis - noch l)ci Leb- zeiten des Dr. Dittes geschehen sef. Dr. Dittes wurde am 17. Mai d. J. zu C.rabe getragen. Lude Mai kam uns. auf dem Ünchhämller Wege jenes lieft der Neuen Hahnen* in die Hand, welches den Xehentitel - I»ä<lagogiuni führt ; das Datum, an welchem Herr Behrend oder Meyer den Titel auf dcu Umsehlag der Neuen Bahnen gesehneben,

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Johminefi Vr^er.

koTiiu n wir ja nicht wissen; aber eines wissen wir. dals niitdeni ( iestiind- nisst*. man habe scluni bei I.eb/.eilen des Dr. Dilles den Titel sciiur Zeitschrift s.iyi n wir gewählt, der Pietätlosi.uk< it i ist die Krone anfiürcset/.l wird. Wir wissen sehr uenau. was Dr. b" Ditl. -^ wäre ihm ein Maiheft der Neuen Bahnen /.u licsiclil gekommen, zu diesem Streben, seine Zeitschrift inög-lichst zu ersetzen, presagt hätte. Hine -Xuerkvinnin^ fürll<.rrn johatnu '^ Mi. \ (.r w 'iiV' nicht .i^vwesen.

L'ebrigcns isl es ein nut/.lose.s Beginnen, mit jemanden iiber Dinge des Ctefühls xu diskutieren : fühlt Herr Johannes Me\-er nicht, dafs sein l'nterfangen alle jene, die in Dilles ihren Lehrer und Meister verehrten, tief verletzen muisie, so können wir weiter nichts lliuii, als das bedauernd zur Kenntnis y.n nehmen.

Wir hoffen auch nicht, dafs Herr J. Me\ er nach unseren vor- liegenden Ausführungen den gegen uns erhobent n \ orwurf der I n- Wahrheit und liöchsten Leiclilf ertigkeil widerrufen wenle ; wir können auch gerne darauf verzichten, weil wir nicht im Zweifel sifid ilarüber, auf wessen Seite Deutschtands Lehrer in dieser Frage .stehen. * J.

Wer die An.L;clegcuheit l>is jetzt \'erfolgt h-.ii. wird verstellen, wenn ich die Absicht liattc. luiu zu scluveigeii. Ich war der Meinung, dafs ich etiiein Manne wie Hemi J. mit jcd\in wei- teren Worte eine unverdiente Khre erweisen würde. I^rsl die Ansicht meiner Freunde, ich wäre es mir schuldig. dasGewel>e iiocliiuals /u zerreifseti, hat tnich noch einmal auf den Kampf- platz gerufen.

Ich habe also der - Päd. Ztg. , die Ins heule allein die.se

> Kichlii;hlellung gebracht hat, die folgende bjkläruug einge-

saiiill, der sie hoffeiiUich die Aufnahme nicht versagen wird:

(Kgeiiiiber der Richtigstellung des lUrrn J. in Nr. 29 der ITul. Ztg.- habe ich zu erklären:

1, Ich habe iii meiner erslui Abwehr nachgewiesen, dafs ich

aj überhaupt nicht mu dem Xainen Dittes' auf den Abon- nentenfang ausgegangen hin: b) es also auch iiii. Iit, was Herr J. besonders her\or]i(»b, mit dem Namen des verstorbenen Dittes gelhan habe. Die beiden gegenteiligen Behaujitungen des Herrn J.. also .in eil die erste. ol)wolil Herr J. die I.eser das (iegeiileil glaulKii machen will, habe ich als I nwahrheilcn bezeichnet und bezeichne sie auch heule noch als .solche.

2. Wann Herm J. das Mai-Heft zugegangen ist. ist völlig bt-- langlos. Das diesem Hefte vorgeklebte lilalt. welches die Tilei.inde- rung begründet, trägt die rntei.schrift : im .\pril 1 Sy(>. So wenig hat sich Herr J. vor der Abfa.ssung seines Angriffes informiert!

Das habe ich leichtfertig genannt und nenne es auch heute, noch .so.

Ich hin also gar nicht in der Lage, die gegen Herrn J. erhobenen Vorwürfe der Unw.'ilirheit und I,eichtfcrtigkeit zu witlernif«. n. Crcfcld, den 20. Juli i8y6. Johann es M ey e r.

IT.

Uiul nun zu dem schon erwähnten zweiten Angriff, den Herr J. in einem Ahxuge seinem obigen Briefe betzulegen die Güte hatte und so zu meiner Kenntnis brachte. Kr lautet:

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Dir «K«>««n ftahnen*' «uf ili^r Atiklnei'lwiih.

Die Finna Julius Kliiikliat It ii; T.i ip/ij; scikU-1 uns ht-ziiijlicli vorstehtriider Notiz eine ausiiihriiche Uarstclluiiji des )(ati/.en Sach- verhaltes, ans welcher hcrvfirireht. dafs wir die Finna Belirend in Wiesli.ukii. die sich din Titi l ITclaL:' iuni für 'Iii Xcueii iSaliiiL'H aii.meiiitKt hat. richtiir kciiii/.ctchiulcii. i»ic Firma Juliiis Klinkhaidl sUlU fest, (lafs sie alkulitijrs das Adrcsseimiaterial des räda^(»>;ium an Ikliiri.d in Wiesbaden verkauft.*) jedoch K^^^Ji^i' die Absicht des N triit-.ui r> >K : Neuen P»ahn« ii . ?ds Nchentitd räd.v'-;^';:'""» zw führen, niolcsiirt und die \'erhandlun^en mit dtr Finna llchrcnd abg-elmiclien, bis diese am 24. Mär/ foljjen des Telegramm an J. Klink- haidl sandte l'm Differen/en mit Ihnen /.u vermeiden, will auf Zii.sati^tilel ver/icliten. liehrcnd. Am 25. März wiederholte Ik-hreiid diese Zttsicheninjr brieflich : - Ich wiederhole den Inhalt meines tiestrij^en ^ranims Die Neuen Hahnen erscheinen weiter ohne Titeländeruny . Trotzdem setzte IJehrend den Titel -I'äd^joj^ium als Subtitel auf die Neuen Bahnen-. Aus die.sen Thateachen .neht riii <4enägrender Deutlichkeit hervor, Aa\< unsere Anwürfe j^e^ifen <len Verlej^ar und Rtdakteur der Neuen liahnen vollständiji: j^eredit- fertiyt sind, d 1111 es steht nun fest, dafs sie nicht nur j^ejjeii den Wunsch und W illen des verblichenen Dr. F". Dittes. sondern auch ; i ITC Tt den Willen <les \'erle<iers des I'ädaj^f^jiium -^ii Ii dieses Titels bedienen. Mehr braucht wohl die deutsche Lehrerschaft nicht zu wissen, um den »Neuen Bahnen (samt Herausgeber und Redakteur) die verdiente Wut <1i- iuii( an^i lUihen zu lassen. Fs i.st ja überall in tlcr Welt nicht nur l>ei Kulturvölkern üblich, die Wünsche der (jcstorbeneu heilig zu achten : soll gerade der vielgefcieile uuil verehrte Dittes auf dieses primitive Recht keinen Anspntch haben?!

. J.

I in n aii<K t\ ii \ rwwrf haben wir auch gegen die Finna J. klinkhardt nicht erhoben. D. L.

Die kt/kii beiden Sätze der Notiz hat die Preiifs. Lehrer-

zlic. beim Alxlrucke i^estrichcn. Das ist Kritik Reuiii:' ICbenso ist von d;c--ir Zeitun«; nicht die Annierkuiiu L'vbT;u lit. Wenn nian in dem eisten Anj^ritt de- Herrn j. die XOiwiirfe gegen Kliiikhanit liest, liegen die tiründe lür diese Streiciiuug auf der Hand.

Herr IVhrend hat die.sen Angriff in folgender Ivrvviderung zurflckgewieseii: *)

Ich habe zu keiner Zeit weder den Namen Dittes ge.schallbch ausgenutzt, noch mit dem Namen Dittes Abonnenten für die Neuen Bahnen zu fanden .-.(tsncht.

Zur .Aufklärung diene folgendes: Am 7. März d. J. hat mir tlie Kinnajtdius Klinkhardt in Leipzig dietnichhändlerischo Kontinuations- liste des rädagoginnis gegen (.itu \ ergütnng von tausend Mark da ich seiner Meinung nach in den Neuen Bahnen das dem Täda-

') Da ich nicht wufsle. ob Herr B. es überhaupt für nötig hielt,

den Zeilnngen eine lüwidentiig /ugeheii zu lassen, habe ich solort nach tlcr er.stmaligen X eiöift iilliehung des Angriffs in einer deutschen Schulzeilung, der Päd. Ztg. . dieser meinerseits eine ICrwitlening gesandt, die ich den übiii^i n Zt itschrifti n. weil sie durch Herrn 15. 's Entgegnung nlx i llü.s.sig wurde, nicht habe zugehen lassen und darum auch hier üb«, i g «. he.

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gogi.uu am uächsteii Kteiiende Blatt habe« und da es ihm verfehlt dünke, das Pädapfogfiutn ohne Dr. Dtttes weiter erRchelnen zu lassen,

\ L i /icliti vv fKlinkli.iidti darauf . Ich nalini KlinkhanUs Offerte auf, wir wurden handel.seiniu;, und im letzten Hefte des l'ädagogium erseliien ein empfehlender Hinweis auf das April-Heft der Neuen Bahnen , welches der Auflage <ks I'ädatjo.i^iunis heij^efü«^t wurde, da- mit die Leser des Päda^jotfinnis die X( lu n l^almen kennen lernen konnten. Das ist alles jj^eschehtii, als Dr. Diltes noch Redakteur des 1' i d i o ^ium war. Von einer \'erlet/unjp der l'iil'il «je.i^^en Dittis <hiirli ilic-sfs <4^eschäflltclie . erfahren k'.iun n!^<i cben.so wenig die Rede sein, wie von einer geschäftlichen Ausnul/.ung des Namens Dittes oder ^ar von einem Abonnentenfang- mit seinem Naimn. IVidcs hätte Diltes wohl nie /.ujicf^eljen. WccKi vu I.cb/eilin Dittes noch nach seinem Tode ist sein Name von mir behufs ge- schfiftlichcr Ausnutzung jemals genannt worden.

Was nun die Aufnahme des Zusat/.titels rädagogiuni be- trifft, welclic e rfolgte, als die früheren Abotinciilcu des Pädagogiums sich m giuiser Zahl den Neuen I^Uinen /uvv.mdten. .s«i gebe ich Kern zu, dafs bei mir geschäftliche Rücksichten dabei inU-espnichcn haben, deren ich mich auch gar Tiiclil /u schänieti l>ianche. I!s isl mein unbestreitbares Keclit und schä<ligc ich niemand, wenn ich nach Kinganjc des »Pädagogtunu diesen Titel noch da/.u als NeI)entiUl anfnehiiK-. Ich habe es aber gt llian li uiiitsächlii Ii aus Rücksicht auf die ueugewonueneu l.escr und zwar zu i.cb/.cilen Dilles.

Die Annahme dieses Zusatztitels •Pädagogium« wäre jedoch sicher nicht erfolgt, wenn Klinkhardl iiiicli nicht über die W ünsche Dittes völlig im I nklaren gelassen halle.

f'ber eine Aufnahme des Nebeiilitels rädagogiuin isl während der N'erhandlun^en zwischen Klinkhardl und mir überhaupt nicht (Wv Rede gewesen, sondern tnir über den Ztisntz : Neue F<d;ro des l'ädagogiums. Nachdem Kliiikisardt anlaiigs uiclil abge- neigt war, mir sogar die .Aufnahme diesen Titels zu pe- Klallen. lehnte er jedoch später ab mit <1( in Heinerken: Den Znsal/ mit dem Wortlaut: ^Neue Folge des i'äd.igogiums kann ich nicht iKjwilligeti. da ich hierzu die Zustimmung des Herrn Dr. Dittes kaum erlangen dürfte .

Ich habe mich gefügt, diesen Zusatz Neue b'olge des J'äda- gogiums nicht aufgenommen und habe mein \ erspreclien gehalten.

Ii» ist also unwahr, dafs ich

1. gegen den Willen des W rle^ers des eingegangeni ti I'ä'la gogiuin ileii .XelKiiliUl r.ul.igf)giuni auigen«>ainien li.dK-. und

2. gegen (Un Wunsch und Willen des verblichenen Dr. l*r. Dilles dasselbe gethan habe,

denn wie der Herausfreber der ^ Neucn nahncn . , welcher den pfc- Kchäfllichen \'erhandlungen mit Klinkhardt \ A lig fern gesl.indeti hat. und ich. als N'erleger der Neuen Hahnen . es anfangen solllcii, Wün.sche eines Verstorbenen, die unbekannt waren, heilig halten, das wird wohl das Geheimnis des Herrn »J.^ in der Öster- reichischen SLhul/eilung "^ein.

Ist nnl diesem Heim J. die deulsclie Leliieischaft wirklich der gleichen Meinungf, dafs nämlich durch die .Aufnahme des Nebeiilitels l'äd.iiM »uiiini seitens der Neuen Hahnen eine \\ rlelzniig (h i Pii t.-it gegen den früheren I lerau.sgeber des l'ätlago^iums statlgelunden hat, dann trifft einzig und allein die Schuld hierfür die Firma Jul. Klinkhardl in Leipzig.

Wiesbaden, den ii.juli lütjo. limil Helirend.

Verleger der Neuen Bahnen.^.

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Von Herrn Jordan erhielt Herr Behrend auf die Einsendung der obigen Abwehr uud das allerdings gemessene, aber durch- aus sacliliclie Ik'j;k-ilschreil>en die folj^tiide Antwort auf offener Postkarte, die wüdi-nin; fiir den Schniher eliaraktoristisch ist:

Ilei uns heUarf es weder eines rrels^esetzes «och irgend welcher jfcschnjaokloscr Drohunsfcn mit dem Cicnchte. weil wir ohnehin sehr ^c iiaii wissen, was rtoht und hilliii l{t./ü«jlieh (kr lU n 1 lii^unjj;

des lUrrn JolianiKs Mt\ tr LrlaidK-n wir uns. an Sic die iKselieitknc Anlraj;e. ol) Sic <k'r >;crirlitli( lK- lk\ oUniächti^te desselben sind, weil Sie auch dessen nericlititrunj^ in die .Östcrr. Schnlzeitunjj hinein- drohen wollen. Sehlieislich diene Ihnen zur Kenntnis, dafs weder Ihre Henchligung noch die des Herrn Meyer den Anforderunj^en u II s e r e s PrefsgeseUces entspricht, wir sie daher ohne weiteres zurück- weisen könnten.

Wien, am i.v Jnli iS^/i. Jordan.

Jede Iieniorkun]L; zu diesen w ih (k^losen Aiislnssutiy:en ist fdverflüssiji ! Wir uiü.s.sen nun abwarlcu. <>1) und wann die Kul- };et;nuuxcu in der ^Österr. Schulztg. erscheinen werden.

Charakteristisch ist auch für Herrn J., dafs er bis zum letzten Auj^enhlick nielit den Mut gefunden hat, vordem pädagogischen Publikum seine Augriffe mit seinem Namen zu vertreten. Wer in so wurdeloser Weise käni|»ft wie Herr J., der hat allerdings alle Ursache, das Licht dt r ( )tt\ iitlichkrit zu sclniieu.

Sehen wir uns nun tiocli einnuil <Uii Ankläger und seine Anklage an. lia ist ein Bild zum lülmmien! Wir haben fest- stellen müssen, dafs er in diesem Streite

wiederholt die Unwahrheit gesagt hat, wiederholt leichtfertig vorgegangen, vor i)ersönlichen Beleidigungen nicht zurückge- schreckt ist und uberhau|«l xon vornliercin einen Ton a n i^'^c^ch 1 n '.^ en hat. der eines gel)ililcten Mannes unwürdig ist, klar ausgesprochene Worte entstellt, moralische Verpflichtungen, wenn ühcrhaui)t, so erst auf wiederholte Aufforderungen erfüllt und bis zum letzten Augenblicke aus dem sicheren Ver- stecke «Kr Anonymität seine giftigen Pfeile ge- •^ehleudert hnt. Tnd mit einem solchen Manne mufs man sich herum- schlagen! Wenn Dr. Dittes noch lebte, er hätte alle rrsacho, cnt.setzt au.szurufcn: Gott behüte mich vor meinen Freunden I l\s ist wohl zu verstehen, dafs ich in diesen Tagen gefragt wurde, ob dieser HerrJ. wirklich enist zu nehmen sei. und oh er in (kr Tliat Dr. Dittes nahe gest:ni(!i n habe.

Ich halK? jedes Wort dieses Artikels, für <! ts Ich die \'er- anlwortnug zu übernehmen linbe, vor und nach der Niederschrift wiederholt aufs gewisseiihalteste geprüft, l'nd da ich wohl weifs, wie leicht mau in eigener Augelegcnheil selbst dann, wenn

Neu« Batiucn H*k^mgafiuiu) \IL s. 2U

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442 it^nwp Meyer

man sich aufs rt-dUclisitr bemüht, lueTnaiicUni, auch nicht dem (ui^iur. T"^nrcclit zu Ihun, 711 einer falschen Anffnssnn-:.' i^clan^t, so habe ich meine Ausführungen von eint in (hirciiaus ruhi^i ti KoUej^en auf ihre Ricliti.i(keit hin nachprüfen lassen. Was ich geschrieben habe, werde ich darum jedem Angriff .gegenüber aufrecht zu halten wissen.

Auf welcher Seite aber auch nach des Lesers Urteile in dieser Streitfrage das Recht liegen möge, so viel ist sicher, dafs Herr J. von Anfang an den Kampf in einer durchaus würdelosen Weise geführt liat.

Und somit ü1)ei gc])c ich Herrn J.. um einen ( icdanken nuf-

zunelimen, den dersell)e in diesem Streite mit Vorliebe variiert

hat. der deutschen Lehrerschaft zur verdienten Würdigung.

« *■

Seit deni Bestehen der -»N. B.* ist die Abfassung dieses Artikels die schwerste Arlieit gewesen, die ich für meine Zeit- schrift geleistet habe. Uu\ ausgesprochener Keind jeder unfrucht- baren Polemik - es ist in sieben Jahren der erste Artikel dieser Art, den die N. H.- bringen wünle ich auch diesmal ge- schwiegen haben, weuu es sich nur um meine Person ge- handelt hätte. Wer an die Öffentlichkeit tritt,- mufs solche Angriffe kalt lächelnd ertragen können, oder er mufs seine Hand vom Pfluge lassen. Aber es handelt sich hier um die ^^N. B.< , und da mufste ich reden I Wer da weifs. mit welchen Schwierig- keiten ein wissenschafllicli-pädagogisches lilatt zu kämpfen hnt : wer da weifs, dnfs selbst das Päd. schon auf dem Punkte gestanden hat, nus Mangel nn Abonnenten einzugelien. so dal> .sich die angesehcn.sten deutschen Schuhnänner in .seinem Interesse mit einem Aufruf an die deutsche I^ehrenvelt wandten: der wird es begreifen, dafs die »N. B.^, deren Herausgeber keinen »Namen« in die Wagschale zu werfen hat ich sage das nicht in jener Bescheidenheit, die Goethe als die der T.nmpe stigmatisiert hat, sondern, weil es so ist ihr Schild rein bewahren nn"^-' n um nicht vom vScliicksale ereilt zu werflen, wenn ich auch mit Dank gegen die deutsche Lehrerwelt bekennen darf, dafs wir zu be- sonderer Klage nie Veranlassung gehaltl lialien im Ciegeuteil !

Ich habe von Anfang an der Aufnahme des Nebeutitels »Päd.« sehr kühl gegenübergestanden. Nach meiner Ansicht macht nicht der Titel das Blatt, sondern der Geist, der in ihm lebt. Wenn deshalb Herr J. mir brieflich den Wunsch Dr. Dittcs' nu'tgeteilt oder weTiigstens in seiner öffeiitlichen Hesprechung der .Angelegenheit mir nicht so uni|uaUtizierbare Vorwürfe gemacht hätte, so würde ich in vt>ller Seelenndie erklärt haben: Unter diesen 1^ mständen fällt der Titel wieder. Jetzt al)er, nacli .solchen Angriffen, erkläre ich e1>enso bestimmt: So lange ich die Khre haben werde, die .^N. B.< xu redigieren, wird die Bezeichnung

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»Pädago^nutiu tncht wieder vom Titelblatt verschwinden! Die ^N. 6.^ werden ihn auch fernerhin fähren trotzdem und alle- dem! Ja, wenn Herr Behrend jetzt seinen Antra emeiierii sollte, für unser Blatt den Titel rädaj^oj^iuni als Haupttitel anf/.u- nelinien. weil sein jetzij^er Titel dem Inhalte tiiclit mehr ent- spräche. - eine Titeländernnj; überhaupt rej^te Herr Behrend schon vor Jahresfrist bei mir an ich weifs nicht, ob ich heute noch widersprechen werde. Ks hat alles seine Grenzen, und ich bin gewohnt, wenigstens anständig behandelt zu werden. HerrJ. mag dann meinetwegen Himmel und Holle gegen die »N. B.« in BoweiLiunp^ setzen ; ich habe niclits daj^egcn. Kr hat sich selber so gründlich gekennzeichnet, dafs seine Worte auf vernünftige Leute, und das sind ^glücklicherweise die deutschen Lehrer, jjar keine Wirkung nielir ausül)en, höchstens die entgegengesetzte von der, welche er anstrei>tc. (Nachschrift, bei der Correctur hinzuge- fügt: Beweise für diese Behauptung habe ich gerade in diesen Tagen mehrfach erhalten.)

Und nun noch ein kurzes Schlufswort! Der Titel »Päda- gogium« bleibt. Er soll mir l ine Erinnerung sein» soweit meine Pflichten gegen Amt und Familie es gestatten, stets alles auf- zubieten, die X. B. auf der Höhe /u erhalten, die sie nach <1em VrUile kompelenler F:u hni;inncr einuelnneu. ja, soweit es in meinen Kräften steht, sie innner mehr zu vt;r\oIlkümmnen, ICr soll mir aber auch eine Mahnung sein und bei meiner Charakteranlage habe ich diese Mahnung besonders notig, nicht von jedem die Kollegialität zu erwarten, die auszuüben für mich stets selbstx'crständlich gewesen ist und auch ferner- hin sein wirdi

Ob dies mein letztes Wort in dieser Angelegeidieit sein kann, hängt nicht vt>n mir ab. Ich darf aber aussprechen, dafs ich die geehrten Leser der N. B. nur dann weiter behelligen werde, wenn es durchaus nötig sein sollte. Die Angelegenheit ist wirklich nicht so bcileutungsvoll, dafs ihretwegen noch mehr Tinte unnutz verspritzt werden mfifste.

Crek'ld, den 20. Juli ih^t).

Johannes Meyer.

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Clironik.

D«r Kampf um <1i« S«bule.

Au» Bayern wird ein kraftiger Vorstofs tles katholische« Klerus gegen diel* ehrer vereine gemeldet Die - Pfalz. I,chrer- zeitung' veröffentlicht ein vertrauliches Rundschreiben der KrmK rcnz der katholisrlu n ( »eistliohkcit dfs Kai)itfls Landau an ^säinlliclie Lokal imd 1 hstriktsschuliiisiH-ktonii <Ur Pfal/ , worin /ur rntor- zricliiuinL: i-iiier Ivingabe an die kcniiL-lit hc Rc'ji[^ienmi4 «kr l*falz anf- .riciimlcrt wird, um diese zum lunschiciten i^ejjcn das die Schule und Kirclic glcichniäfsi^ schädi','endc Treiben des Pfälzisclien und Ba^'crischcn Lehrcrvereins' 7.u veranlassen. Das Schriftstück strotxt von Unrichtigkeiten, Übertreibungen, Kntstellnngcn und Verdäch- tigungen. Ks zitiert aus dem Zusammenhang gerissene Atifserunuen von Rednern auf Lehrerversamndun«;en und aus Ailikebi in Lc lircr/cituniren, um die Kirchen- \inf1 Slartts'^efäbrlichkeit ik rlAbrei - \i.i\int und ihren Zusamnunlianij sowolil inil (km kultiii k.ini])fe- rischen Liberalismus . wie mit den soziakknu^kralischen Umstuiü- parteien, deren antikirchlichen Forderungen bezü^ilich derSchulcsich stets zu decken pflegen*, zu bewei.sen.

Die englische Regierung hat die bereits mit einer licdcuten- den Mehrheit im T'nterhause angenommene l' nterri ehlsbi 11, welche den konfessionellen l'rivatscliulen gleiche Hehan<lhiiir hin- sichtlich der Staatsznschiisse wie der Staatsschulen zugesichert hüttc. plöt^dich /.^rückgezogen.

Schulrerwaltimg» -Ori^aiiisation hiiiI «Ansstattang.

Auf dem am* 20. Juni in Bochum abgehaltenen westfälischen

Städtetage erregte die Krörteruug der vSchulaufsiclit und Lelirer- rinstc'llnn';' besonderes Interesse. T^e'/üglicb der letzteren besteht, wie Ul)erbüriiernieister Schmu. ding- Dortmund ausführte, fiir die gröl'seren östlichen Städte der ^hxius. dafs die Magistrate. lUirgermeister . Scluddeputationen die Lehrer wühlen und die Regierung bestätigt, was den. mangels eines Volkssclnilgcset/xs, sich hier und da in Ver- fassung und allgemeinem I«andrecht findenden Bestimmungen ent- spricht. In Westfalen haben die Gemeinden nur das Präsentations-

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recht und amli das ist nicht iihernll wrihrfnd die Re^ienm)';', oft ohne Rücksicht auf die Wünsche der (lenieinde. flie T.ehrer anstellt. Der Wunsch des Stärltetajjes j^eht dahin, den fiemeiiulen das Wahl- recht zn geben und diese Anschauunjx st>ll bei der Vorlage eines neuen Volksschulgesetzes ssiim Aiisdnick gelangeti. Bezüglich der Schtil- aufsicht wurde das allzu starke Kingreifen der Oberbehörde in die Schulinterim beklagt und gewünscht, dafs den Gemeinden ireiere Hand gelassen werde.

?>er Aussclnifs des katli« >ltschcu I.ehrer\-ereins in Württem- berg hat den .Müs^liedeni dieses Vereins die I tai;i xorgeiegl: Sind Sie für Zulasssung der i,ehrer zur lic/.irksaufsicht? Die.Ab- stimmung sollte geheim geschehen, um eine ungefälschte Meinungs- äufserung zu sichern. Nach den bisher eingelaufenen Nachrichten haben 295 Lehrer gegen und nur 144 für die Zulassung gestimmt Kin Schnitt ins eigene Fleisch !

Die Aufwendungen iler Stadt München für Schul- und nildiiiigs/wcckf Urträut mit Ijüschhifs der Mietanschläge für Schullokalitäten jährlich 4 .Mil'.iotKU Mark.

Die anfangs Juni v eranstaltete 1' robe- Ki n seil rei l>u n g für die achten M ädclienklassen in München hat die ganz, uner- wartete Zahl von 650 Mädchen ergeben, so dafs mindestens 13 der- artige Klassen im koniuien<len Jahre zu errichten sind.

Die lirrichtung von achten Schulklassen /um freiwilligen Besuche für .Mä<lchen ist nach den Vorschlagen der Stadtvertretung in Nürnberg ebenfaMs iri lulnniiri worden.

In Berlin ist die Sladt\ erordnetenx 1 1 s iiiiiii'mnti über die reülujii iler Rektoren um (ileichlegung der l erien an den (»e- meindeschulen mit denen der höheren Lehranstalten zur Tagesord- nung übergegangen.

Professor Camelly in Schottland hat gefunden, dafs die Be- .schaffenheit der Schulluft nicht nur von der rnigebuug der vSchul- gcbäude, sondern auch von der Reinlichkeit der Kinder abhängt. H< i reinlichen Kindern \vnr« n in einem I.iter.Luft bei unrein- lu !u II 159, in sauberen Kaiinien Ss , in unsauberen lyj Hakterien, lerner bei den jüng.sten Kindern 167, auf der nächsten Stufe 146, dann weiter '^^< 5> Bakterien vorhanden.

Der Breslauer Magistrat hatte sich betreffs der Verteilung der Schulunterrichtsstunden an die scblesische Ärztekammer mit dem Ersuchen um ein (iutachten gewendet. C>eheimrath Prof. Dr. 1 Tf^tM -i»rach als Referent der Kammer sich dahin aus: rs be- stehe iuiiucr noch eine I berbürdunir trotz einiger liessn uii L:en. Mati miK^se eine Herabset/ung der woeheiUlicheu l'nterriclits.slunden auf 24 und eine X erlängerung der Tausen /.wischen den ein/eluen Unterrichtsstunden verlangeu. Die Turnstunden seien nicht als Hr< holungsstunden zwischen oder unmittelbar nach den Unterrichts- stunden anzuscly.cn ; der Unterricht solle auch im Sommer erst um

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I hr hcj;inncn, uiul zwar dcshalh, weil die Schüler, die einen aclil- bis neunslündigcn Schlaf brauchen, tiatiirg«ttiäfH im Sotiiiti«r spater schlafen 'gehen als iui Winter.

Unterrichts- und ErxiehungMfragen.

Das norwegische Oiklsthin^nahni mit ^ö^^xj^en .Stimmen ein Atnen«leinent zum Artikel 3 des (ieset/es ftir höhere Seluikn an. wo!i;i( h die 1 atei n isrli L Si»r.iohe als UntcrrichUsgeRt^iistaud vom (lyniiiasiuni a u s }^ e s 1 ( 1 s s i 11 wirel.

Das Repräsenliinleiihaus in Washington heschhus mit njh liegen 26 Stimmen den Ausschlnfs der Kinwandercr, welche nicht lesen und schreiben können.

In dem 'Meckl. Schulbl. . ist die Frage behanilelt worden : >Ist es wünschenswcrth, daJs in unseren niecklenburj^i seilen f.and- schulen wöchentlich eine Stunde in der Naturkunde unter- richtet wird? So kann man auch nur in diesem Lande noch fragen.

Srit eini.-;^^! /tit hat <ieh auf Anordnun«; der slädt Scliul- depulalioti in Ii e r 1 i n eine l luwandlung des II andarheits- Unterrichtes in den Berliner Gemeinde-Mädchenschulen x-oll/ogen. Während deiselbc früher hauptsächlich als Ivinzctuntcrricht ertheilt wurde, wird jetzt die auch in vielen anderen Städten bevorzugte Methode des Massen Unterrichts aufgewendet.

-- Nach einer jirivatcn Statistik der A'oss. Ztjr - hat derhaus- w i rth sch a f 1 1 1 ch e Unterricht in Deutschland rasch an \erhrei- tuni^ L'^t \\ < iniKU, Kr ist /. H eingeführt in Sj Städten, die dem- naehslige lau fülirung »sL in Ji in .Vussicht genommen. Von <len grofseren (temeinden haben hauswirthschaftlichen Unterricht: Aachen, Barmen, Berlin (6 (>enieindeschulen) , Breslau, Bromberg, Cassel, Chemnitz, Dannstadt, Dresden, Dusseldorf, lUberfeld, Hrfurt lassen, Frankfurt a. M., Hannover, Karlsruhe. Kiel, Köln, Köuigsherg, Leipzig, Lübeck. MannheiuK Magdeburtr !'"sen. Totsdam, Wiesbaden, Zittau. Zwickau. f>ic Kosten werden in vSachsen und in Süddeutsch- iand vorwiegend miix den (iemeinden aufgel)racht . in Preiifsen da- gegen von den Vereinen, meist mit erheblichen Unterstützungen aus Gemeindemitteln. Die grölsten Aufwendungen machen Chemnitz (8200 M) Karlsnihe (6000 M| und K<51n (3H00 Ml.

In N e u - R u p p i n ist seitens des 1 1 ymnasiunis für die Tertia und Quarta zwecks l\rteilung von Radf alirunterricht durch die Turn- lelircr an die Scbiil» i je ein I-ahrrad angeschaft worden. Auch ein Untcrrichtsgegeiistand der Schule!

Das Züchtigungsrecht der Lehrer ist Jicuerdings vom Herzoglichen Kon.si.storinm in Hraunsch weig neu geortinet worden. Nach den jetzigen Bestimmungen sind den I^ehrem und Lehrerinnen körperliche Züchtigungen von Madchen und schwächlichen Knaben nicht gestattet. In den Knabenklassen dürfen Züchtigungen nur bei groben Vergehen, niemals wegen blofsen Unfleifses eines Knaben

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vorkcMinnen und nur, wxnii alie übii.:<.n Stratniittcl erschöpft sind. Zutn Schlajien ist nur vin niäfsij^er, nicJit zu hieK-sanier Rührstück gcsUillcl, der für gewöhnlich im Klassenschrankc vcrschlos-sfii auf- bewahrt werden mufs. Über jede körperliche Züchtigung ist eine bez&gliche Beinerkun{r mit ausdrücklicher Bezeichnung der Ursache der Bestrafung in das Kfassenbuch einzutragen. Das Schlagen an den Kopf, sowie «las vSchlagen mit dem Lineale, da« Zupfen an den Ohren oder Haaren und die Anwendung eines ähnlichen Strafmittels ist verboten.

Der Ilaupllelirer Veith in Klausthal (Hannoverj hat i. einen Distanzmesser und ä. einen Apparat zur geometrischen Aufnahme einer Gegend erfunden, welche Apparate auch ffir die Schule wichtig werden können. Der Erfinder versichert, dafs zw Feststellung der zu einer Heimatkarte erforderlichen Punkte nnttels der genannten Apparate kaum eine halbe Stunde Zeit erforderlich sein würde.

Wablfahrtsbe^itrehuiigen und .Schenkungen.

lune \' e ror<l n u n über die R :i n d I ti ti j n pfen dl icher Verbrecher unter Jahren in den S t r a f a n s 1 a 1 1 c n hat in l'ingland der .MinisLei des Innern erla.'>sen. l'ortaji sollen sie völlig von den erwachsenen Verbrechern abgesondert gehalten wer- den, den körperlichen Übungen, beim Unterricht und in der Kirche solle jede Berührung mit den alten Sträflingen vermieden werden. Der jugendliche Verbrecher .soll nicht auf einer Pritsche schlafen und ihm soll gröfsere Freiheit in der Heu utzunj; der Bücher der ( iefän^fnislnbliothek gcwrihrt werden. Niclil nur relijjiöse. s«»n- dejn auch anden ht lehrciKlL- Hüchcr mögen ilim während seiner i^an/.en vStrafzeit ai.s I.cklüi cilienen. Soweit aui^ängig, soliden jugentl- lichen Verbrechern ein Handwerk gelehrt werden, das ihnen nach ihrer Freita.ssung zn statten kommen kann. Auch sollen sie im Ctartenb'iu iK'Schäftigt w^erden. Turnübungen sollen zm Kiitwicklung des K«ri)ers dienen. Sic dürfen besondere besuche empfangen, wenn diese dazu geeijin et erscheinen, sie sittlich zu heben, ('ber jeden I '.ill, wo eine juirendliche IVrson unter 14 l.iliren tti eine Strafanslalt auf- genommen wird, ist sofort dem Unterstaatssekretär des Innern zu berichten.

Verschiedene preulsische Provinzialfegierungen haben auf ministerielle Anweistmg verordnet, dafs Arbeitgeber, die schul- pflichtrge Kinder während der Unterrichtsstunden beschäftigen

oder die Bischäftig\ing st)lcher Kinder in ihrem Dien.st während der Unterrichtssunden durch ihre .\ufseher. ( «ehilfen oder .\rbeiter fluiden, sofern tiicht nach den Iiestimmun>:en der Reichsprozef.sord- nung eine härtere Strafe verwirkt ist. mit (leldstrafe von i bis Mk. bezw. mit Haft von 1 bis 14 Tagen bestraft \ver<ien sollen.

Die K. Regierung in Oberfranken hat auf (»rund eines einstimmigen Beschlusses des Kreismedizinalausschusses ein Kund-

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Jobaoor» Mev«r.

schreiben an die Bezirk säniter und Magistrate crhus.scn. in <ltii Land- volkfischuten für die Winter/.ctt trockene Fufsbekletdting ^Filz- schuhe) anzuschaffen, entweder auf Kosten der Schulkassen oder der Amienkassen.

Aus Anlafs des i.sojälirij^cn ( iLdtiiktaircs der (icburt des jrrofsen I'ä(la}^i>>?cn uiul Juj^ciKlscljriflslclkr.s Joachiin Ilciiirirli CainjK' hat l'>aii X'icwcj^ erklärt, dais sie /wr sti-len l!t imu i uii;; an .li.n grofscn Toten ihres Hauses eine Stil tu ng nnl eiiieni Ka|»ital von 2OO0O M. errichten werde, deren Zinsen der Unterstfi tzun^ be- dürftiger Seminaristen zu gute kommen sotten.

Dem Wiener Volksbildungs\*erein sind kürzlich 20000 Dub- letten der <l<itliL:i.n rniversitätsbibliothek uberwiesen worden. Die Bücher sollen den Wiener Volksbibliutheken eingereiht werden.

Stellang der Lehrer.

Der r^andesschulrat von Böhmen will künftig den Lehrern die Teilnahme an Ausstellungen, Kongressen, I.ehrerv trsaimti hni'.M'n II. a. im Auslande nur noch auf firund einer in jedem ein- zelnen l'alle zu erbittenden Bewilligung seitens des J«andescliefs ge- slutten.

An der städt. höheren M äd ch en sch u i e m liochuni war die Direktorstelle mit dem (>eha]ts.Hatze des Kormal- Ktats aus- geschrieben. Ks hatten sich dazu mehr als loo, grofstcnteils aka- demisch gebildete I^ehrer gemeldet. Die Wahl fiel auf einen senii- n arisch gebildeten Rektor.

Ivin (iutsbrsit/t r in K. iiat anläislich einer Schidsit/.ung eine Lehrerin in Ausübun;.- ilirtv lUrufes beleirli ut. indem er tlie Äufserjing fallen liel.s, da ki>nne j<. tUT Hanswurst .uit.sohreibt ii. üb- rigens sei sie eine seinem Kinde gehässige Lehrerin . Danul er in Zukunft derartige Reden unterläfst, wurde er vom Schöffengericht zu Regen zu acht Tagen Gefängnis verurteilt

Besoldung der lA'hrer.

In Baj-ern nahm die Kammer der Abgeordneten den Antrag Schubert an, der die Festsetzung eines (inrndgehaltes für dieVoIks- schullehrer verlangte, de.ssen Höhe derjenigen der nichtpragmatischen

Iteainten entspreche. In der Kammer der Reichsräte wurde jedoch dieser Beschlufs abgelehnt, dagegen der Ausschuisantrag angenom- men, wonacli liii Regierung l\rhebnngen pflegen soll, in welcher Weise die ge.set/hchen Ikstimnuingen ül)er die Ciehälter und Ten- sionen der Lehrer einer Kevi.sion zu unterstellen seien. Nach der Zusage des Ministers sollen Mafsnahnien zur Abhilfe erwogen wer- den, insofern Mängel bestanden Bayri.scher Reichsrat und preufs- isches Herrenhaus! Im übrigen wurden bezüglich der Pensionen und Unterstützungen eingesetzt: ai zur belassung eines Drittels der zuletzt bezogenen Dienstalterszulagen im Pen.sionsfall 35,898 M., b) die Erhöhung der Unterstützungsbcilräge für SchuUehrersrelikten um

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Tr,.\;^ "Mk iitnl et Aiv ICrhöhutisi der Position, um aiiob T.eliri rn. die vor <kni i l.niu .1 i'^mi» pensioniert, wurden, cm JJrittcl der Uienst- aUers/iilajjen zu l»elas.sen.

Auf die seitens des Stadtverordneten Cieheimruüi Prufessor Dr. Dittenberi^er begründete Anfrage, ob nachdem das befürchtete Lehrerbesoldungsgesetz gefallen sei» nnn baldigst eine Vorlage über «lie Verwendung der für das Jahr 1896/97 zu gun stell der Lehrerschaft der Stadt Halle zuriickgestcUten Soooo M. /n erwrnirn sei. erf«^l.L'U dii- Antwort, dafs «j^eirfuwärlig der geeignete iCcilpunkt noch niclit gekommen. Also wietkr nichts!

Die kleine Stadt 1'" a 1 k e n s t e i n in Sachsen hat ihre Lehrer SO gestellt, dafs diese vor dem 26. Lebensjalirc 1350 M., vom 26. Lebensjahre an 1500 M, und dann alle 3 Jahre eine Zulage von meist 150 ftL, vom 56. Lebensjahr an also 2^(00, dann vom 5H. I^bensjahr an 29CX1 und vom 59. Lehensjahr an 3000 M. (iehalt beziehen.

Seit dem i. Jan.d.J. erhalten alle Volksschulleh rer Bel- uie!is ein Mindestgehalt v»»n 141H» }'>atiks (Wohnunj^st ntsrliädij^un;^ mit einlK ;.;t iffen I in den (iemeinden m it w rniirer als i^ch) lan wohneni und \on 32«x> P'ranks in den Gemeinden von über locxx» J%in- wohnern. Alle 4 jalire steht den Lehrern gesetzlich eine Gehaltser- höhung von too Franks zu. Mindestgehälter können von den Ge- meinden vermehrt, aber unter keinem Vorwande verringert werden.

I>ie spanischen Provinzen schulden ihren Lehrern bis zum 31. Dezember 1S9S ^m<)355 Pesetas, das ist etwa f>'/« Millio- nen Mark. ,In den südliMu ti Provinzen >Lila};a und (iranada sind Ortschaften, die seit nu lir denn fünf Jahren ihren Lehn rn keinen Pfennig gezahlt halben, die nördlichen biscayischen l'rovinzen zahlen verhältnismäfsig am besten.

Bildunj$ der Lehrer.

Über die Aufnahmeprüfung bei den Schullehrer- seminaren hat der preufsische Kultusminister durch eine Ver- fütrung wieder das \'t rf.ilnen angeordnet, nach dem die Prüfunj^ eine Konkurren/, ist. das Ifeifst aus der Zahl der Rewerber je<lcsmal die Resten ausj^ewählt werden. Hrti nbn'ijen fUnvcrbern b!(»ibt es über- lassen, sich bei einem andern Snninar einer erneuten Prüfung zu unterwerfen. Seit jSSS galt die .Anordnung, dais ein aksoluter Mafs- Stab angelegt werden sollte.

Im zweiten Ausschusse der Kammer der Reichsräte führt der bayrische Kultusminister aus. dafs in nächster Zeit eine Ver- längerung der Ausbildungszeit der Schullchrer nicht vor- zunehmen .sein dürfte. Ebenso .sprar^- r sich gegen die obliga- torisrlu 1". i n f ü h rn n einer fmn.Kn Sj)rache in das Lehrpro gramin der St inm n it^n aus. hesonle jedoch, dais gegen die fakultative Ivinführung keine iiedenken bestünden.

Bei der letzten Rektoratsprüfung in Berlin bestanden von 13 Prüflingen 5.

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\'or»'instliiUii?keit. Dejn Deutschen rcr v erei n f . (kr am jS. De/.eiiiber

sein J5jährij;cs Jubiläum feiern kann, ist nach dein vor kurzem ver- öffentlichten Jahresberichte am i. Januar 1895 der Badische Landes- verein mit 35c» ftlitgliedem beigetreten, auch der Lehrer\*erein des Fursteutitins Lübeck und verschiedene Mecklenburger Vereine haben sich anjyeschlosscn. so dafs trotz, aller C.egenströnninjien einZ\i\vachs von AS'fin Mitg-liedern zu vt r/richm-n ist und die gesamt» ■Mit^lirdrr- 7.1I1I («-".jcK) beträj^t. Der Wieiii .^ÜLtUrt sich in -^0 I.amks und l'ro- vin/,ialvereine mit 2u\> N'etbänden. Nach dem Kasüenabschlnis pro 1895 betrug das Venno^jen 7504,55 M., das der Rechtsschutzkasse 599-. 93 M., das der Feuerkasse 544 > «33 M-

Die Vereinshauskasse des Berliner Lehrervereins besitzt ein Vermögen von etwa 19000 M. und 32 500 M. Sjiareintagen der Mitjjlieder.

Der KiiUusminister hat dem Verein Deutsches I.chrer- heim in Schreiberhau 10000 M. als einmalige Unterstützung be- willigt.

Dem Thüringer Schul museuni, das bereits über stattli che Sammlungen verfügt, wird ein dauerndes Heim geschaffen. Die Sammlungen sollen nämlich dem pädagogischen Universitätsseminar in Jena übergeben werden.

~ Das detitsrhc S i h 11 1 niu seu m, dasimjahre 1S76 einjxerichtet wurde, ist inzwischen aul rund 2ck>k) Hände anj^ewnchsen Daneben verfügt das Museum üIht rine reichhaltige Sarninhin lj, \ on Lehr- mittel. Der soeljcn ci-schieucue Katah»g der Samudung enlhäll aul 304 Seiten eine vorzügliche Nachweisung der vorhandenen Bücher- scIiätKe. Kr ist von A, Rebhuhn, dem langjährigen Verwalter der Bibliothek, mit Unterstützung Ireiwilliger Hil&ikräfte zusammengestellt.

- vSchon vor hunder,t Jahren hat die Lehrerschaft am Nie- derrhein hinsiclitbrh rUr Witwen- und \V ai sen Versorgung den Weg der Selbsthülfe l)eschritten. 1796 wurde nämlich für die evan- gelischen Lehrer im ehemaligen Herzogtum Kfeve, rcclile Kheinseite, eine Witwen- und Waisenkasse ins Leben gerufen, die noch heute besteht und also ihr hundertjähriges Jubiläum feiern kann.

Der Ausschuis des Deutsch-österreichischen Lehrer- bundes richtete an den Wiener Genieinderat die Bitte um Cber- lassung des l\stsaales und um einen Beitrag zu den Kosten für dcii L^^liici t.iix. IJeides war hu Jahr |S,S6 gern gewährt wt)rden ; diesmal winde beides versai^l. I nT( »liit dessen findet der Lehrerlag nicht statt, » »inges denn wirklich nicht auch o h n e den ( lemeinderat

Der ungarische U n terrichtsminisler hat zu den Kosten des heuer in Budapest stattfinden den Landes - Unterrichtskon- gresses einen Staatsbeitrag von 4000 fl. angewiesen.

Der Wiener L e h re rb au s v e r e i n zählte am Schlu.sse des letz- ten Vereinsjahres nahezu 5000 Mitglieiler ; sein X'ermögen betrug 86040 fl., der von den Mitgliedern erzielte Rabatt 2991O iL

Chronik. 4(^1

IVrMülial-Na chritlitt'n.

Ati die l.eln Liscliaft i >cnl>ciil,ui*l.s uiul ()slrMc»clis (il.ifst der Bunilcsausschufsilc.s clcuUch-öslLi ixichischcii Lcliicihuiulcs. uiilcr- zeichnt't O. Kntschinka iitKl H. Jun<; einen Aufruf zur Krrich* tung eine» Dittesticnkmala in Wien. Beiträge sind 7.11 senden an Herrn Oberlehrer J. II. Hotczabek« Wien IV, Allcegassc 44.

Der Leipiiiger Lehrervcrcin i^inniiitc Trof. Dr. Ludwig V. Slrümpell. den xcnliiiistvollcn Nestor der (Untschen Univer sitals|tä(la«;«>^en. (kti l:uii:iähri};en \'erteiditrer des deutschen Schul Wesens in Kivland. dt 11 sl haffcnsfreudi.^eu 1 r>rderer der Ivr/.ieh»inj;s Wissenschaft und T iitci 1 ichtspraxis, den rühri^jen Pfadfinder auf dem Cicbiete der pä<lago};ischen Psychologie und Pathologie, den be- geisternden I^ehrer vieler Lehrer«, zu seinem Ehrenmitglied.

Seminarlehrer Prof. Dr. II eid, langjährige» Vorstandsmitglied des Hessisclun I.andeslehrervereins, ist am 14, Mai gestorben.

In Naumbnr«^ a. S. i.st am :?<) Juni im Alter \<>ti Jahren l.ehriT T-!d. Teller gestorben, luk.uuit tlurch seine lu r\ « >i i ai;inde .seluul.sUllcnsriie Thätijjkeil, namentlich auf dem (iebiete der l'äda gogik und der Naturwissenschaften.

Fritx Harkort, dem besonders um Schule und Lehrer hoch- verdienten Abgeordneten, dem Kämpfer für Volksrecht und Volks- freiheit, der am 6. Märe 1880 starb, ist am 17. Juni in Hombruch bei Dortmund, seinem letzten XWdinort. ein Denkmal geweiht wonlen. bestehen»! aus einer IJüste, tlie auf einem (iranitsockel ruht, nei der l'-ntlinlhntiisfrier waren vor allem die I^chrervereine der Nach- bursch.ift \elllelen.

In Nr. 26 der Sächsischen Schulzeitung nimmt Herr Schuldirektor ent. Lansky, der dieses Blatt nicht weniger als 46 Jahre geleitet hat, von seinen I^esem Abschied.

In Frankreich ist di r ehenialige Cntenichtsnntiister J ules Simon gestorben. Welch' 1i(»1k Hedeutung er der X'olk.sschule bei lejite, beweist sein Ausspnu li I ).is Land, das dii licsU Sehlde hat, ist das erste Volk. Ist es tUes nicht heute, so wird es dies motten sein .

Lehrer M. Spanier in .Magdeburg, seminarisch gebildet, ist auf (inrnd seiner Dissertation iLxegeti.sche Heiträ};e /.u Hieronymus Onomastikonj und nach bestandenem schriftlichen und mündlichen Kxamen von der philosophischen Fakultät in Bern zum Dr. phil. ernannt wonlen.

Litterarische Notisen.

Kultusmini.ster Dr. Bosse hat dem Seminar-Oberlehrer Prof, I-echner Ikrlin den .Auftrag gegeben, alle atd.'ifslich der 150. Wieder- kehr von Ileinrtcli Pestal<>//is Oeburtstag ersch i en eiMn Schriften, seien es Jiroschuren. Bücher oder X'orträge. estailikel, C.edichte etc., zu .sammeln und die gan/.e Kollektion als besondere Abteilung der Bibliothek des Ministeriums einzuverleiben.

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Neuere Ersclieiuungen auf dem Gebiete des Turnunterriclits.

Von H. Schröer in üerlin. (Schlüte.)

J. Bollin;r«*r-Auer, lAbrera f1 Törliterscliiile in Hasel, Hc wcjrn »

spii U für MTkU licii. üciiheitet im Auftraj^u des lü/ichunirs- <kpai tciiictUs des KaiiU*iis Hasel. V'crlajj^ des Art. Institut OrcU I'"üfsli, Zürich 1894. 96 S. 8" m. 34 Illustr. Trciü l'"r. 1.50. Das Düchletn enthält eine Einleitunj^, in welcher allgemeine Be- lehrungren über die Bildung der Parteien, die wichtigsten Spielgeräte und <las Isuv^^i. ti nnd Werfen der Bälle jjej^eben werden. Dann foljjeii I. 10 vSpiele, die nur im Freien jjcspielt werden können, II. 16 Spiele, die \m I'reien nnd im Turnsaak in^/vifüliren sind. III. 1 Spiel, das nur im S lak- jjespielt werden kann. Sind es auch nur 2j Si>ie1e, die hier eine Dar.stellung linden, so gehürt das Büchlein duch un/weifcl- haft zu dem besten» was auf dem Gebiet der Spicllitteratur in den letzten Jahren erschienen ist. Und das will viel sagen ; denn die neue Spielbcwegnng hat anfserordentlich befrachtend auf die I^itte- ratur <lcs Spielhetriebes ein;j;e\virkt und viel (Vutes hervorj^ehracliU Die Auswahl, welche der Verfa.s.ser j^etroffen hat. i.st eine recht jrliuk- liche. In welcher degend man auch das Hüchlein /ur Hand nehmen möye : das, was ni.m niclit venni.ssen möchte, wird nian dann finden. Die DarstelUniij der einzelnen Spiele ist eine gründliche, von reicher Hrfahrung zeugende, anschauliche und trefflich gegliederte. H. Schröer» Johannes Stangenbergers Spiele für die Volks- schute. Gänzlich umgearbeitet und zum Gebrauch an niederen und höheren Ltliraiistalten eingerichtet. 6. Aufl. Mit 11 in den Text gedruckten Abbildungen. Leipzig 1895, Julius Klinkhardt. 1 10 S. Preis geb. 1.20 M

Seitdem J. C. l*". (Vuts-Mulhs sein klassisclit s Werk : Spiele /nr i'bung und Ivrholung des Körpers und Crei.sle.s hetau.sgegeben lialle, war er Jahrzehnte hindurch so ausschliefslich das Vorbild für die Herausgeber von Spielbüchern, dafs ihre Spielanleitungen zu jenem Buche sich verhielten, wie etwa mehr uder weniger verwässerter Wein zu ungetauftem, edlem Rebensaft : bald gut, bald minder gut geonU

453

nttc Zusainiuenttollun^^en vieler Spiele mit einer meist vöUijf uiizu- lün|;lichen Spielbesclircibuiig^. Krst im Verlauf der jetzij^en Sjjielbe- weüutiir. welclie nicht nllctn tiefer ins \'olk /x\ f1rint'\ti hcuinnt. son- ilern auch bes'^erc S]ii<.linetho<k'H licr\ urln in;^t, ist man /ii der JCr- kenntnis gekiiuimen, daLs man. (ihnc L'herhebung und Impielüt, in zwei Richtungen die bisheri>;en Bahnen verlassen müsse. Spielan- Icituuj^en dürfen erstens nicht mehr blofs mofplichst kurze, dürftif;:«, trockene Beschreibunffen enthalten, sondern sie mfissen den («ang jedes Spieles mit allen seine.n Wechselflllen und Fein- heiten anschaulich durstellen, und sie müssen /.weiteiis die wertvolleren Spiele aussonderti «Ur reichen Menj;e minder wertvoller oder hvi unseren Si luil uml ( asL llscliafts-V'erhältnissen wenijj^ei Inauehbaic! Spiele, als<) eine engere Wahl tieileul Diese Richtung kam litterarisch in den 'Tumspielen' etc. von Dr. Kohl- rausch und Marten zum ersten Male in Boll in ger- Auers •»Bewegungsspiele für Mädchen« {i^A) und vorliegender Keubear- beitung der Spiele für die Volksschule am entschiedensten zum Ausdruck, l'.iw oberflächliclu i. dii Spieüdee wenig zur Ivntwickelung bringender Spit-Ibetrieb \ trniau iiuhl so zu fesseln, wie das I\in- dringeti in die I cinheilen tlcs Spiels. Darum entspricht unserer Zeit eine Spielanleitung, welche die Jugend lehrt, wenige Spiele gründ- lich zvk erfassen und mit Hingebung und Ausdauer zu betreiben. Spielbficher mit überreicher Auswahl und dürftiger Darstellungsweise haben wir genug ; an solchen aber fehlt es noch, welche darauf aus- gehen, demjenigen, dereiner Anleitung bedarf, den lebhaften Gang des Spiels vor Augen zu führen, die F ei n h ei teil zu zeigen, die \'ermeidung von l-ehlL-rn nahe/ulegen, ein festes und logisches Regelwerk auszululden (Schröer im VDiwortj. Die Zahl der von Schröer behandelten Spiele beträgt nur 45; die Au.s- wähl berücksichtigte vor allem den körperlichen Übungswert der Spiele; auch darauf wurde gesehen, dafs die Spiele wenig Vor* bereitungen und Ilil fsmit u l und keinen all/u kostspieligen Platz erfordern, dafs sii ^iiu einfache und klare S|)ielidee, .sowie 1ei<'lit zu behaltendt. , .iIkt fe<u Regeln haben, und dafs sie für die lUUiliü'ung auch \i\ i) isvi vr S i)i elerni assen sich t i n i n Allgeujeine < iriind.sülze über ilen Charakter der Sinele, das \ erhäU- nis zwischen Turnen und Spiel, die Auswahl» die Methode des Be- triebes, den Spielplatz, die Spielgeräte etc. gehen den Spielbeschrei* bungcn als einleitende Bemerkungen < voraus. Die Spiele sind im allgemeinen nach folgendem Schema behandelt: Name (die in ver- schiid nen (legenden gebräuchlichen Namen eingeklammeiti. Zahl der Si)!t'ler, S |) i el g ed an k e und \'orberei tu n g. Ausführung und nll ji HKine .Spielregeln (letztere er^-dn-n sich rms di-in vor- gefnliiten Spielgatige wie von selb.st und sind imniei .in helretiender Stelle mit Sperrdruck und beziffert in den Text eingefügt), Fehler, abweichende oder besondere Spielregeln, Abarten des

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Spieles, A 11 in er k ti ti e 11. MetliocHseli sind die Spiele nach Ver- \vati(Us(-liatt und Sch\vieri<;keit aiifsti i^end t,'eordTut niid auf die StiU« 11 \x iteilt. Kürksichllioh der ( icschleelilf r cij^ucn sich i| Sf)ielo \ oriiehmlicli für Knaben, 9 Spiele in erster Linie für Mä<lclien und 22 für Knaben und Mädchen gleich j^ut. Bin Xachtrag* enthält einige Winke über die zur r Vorbereitung gehörige Verteilung etn- ;:clner Spielaufgaben durch Auslosen und Abzählen nebst Abzähl- reimen, endlich eini'je Worterklärun^^en. T'nter den 16 Spielen der I. Stufe befinde n sich 10 Sin<;spiele mit Noten und I,iedcrte\ten. Rei <ler II. Stufe tritt das Sinufspicl mehr zurück (uiiU r 1 A Spielen Sinv;- spiok->: die III. Stufe wt-ist Spiele auf. wehlu nui>l auch für l-.r- wachscnc verschiedenen Alters (Spieljje.sellschaften » ^^eeigiiet sind.

Der Neubearbeiter des Büchleins gehört dem ^Zentralausschura ;euT Förderung der Volks- und Jugendsptelc in Deutschland ^ an und er«*arb sich seine Krfahrungen in langjähriger Praxis als Spielleiter gröfserer Schülermassen.

Dp. Vict«r von WoikoWHky-IJiedH«, aufserordcnllichcs Mit5ilied des Ktinij^l. preufs. Statist. Bureaus, T>ris Hewe j;n n 1; ss pi rl in der Deutschen \'olkshyjjiene und \ olkser/.iehunj^. S<)n«k rabth uck aus der Zeitschrift des Konigl. pr. stat, IJ. . Jahri;. KSy5. Leip- zig R. Voigtländers Verlag. 63 Seiten, gr. 4'. Preis? Diese ausgezeichnete Schrift ihr Verfasser gehört gleichfalls dem oben genannten »Zcntralausschufs* an bietet eine Cbersicht über den Stand des Bewey^uufj.sspiels, wie sie geradezu einzig da- steht. Der I. Abschnitt handelt vom Wert des He\ve.ü^inj^.'<si)iels in \'olkshyj;iejie und X'olkserziehimij . der II. von der (Vcsrhirhtc desselben. Xini fol«^t dt 1 IIau]»Ueil derArhvit: eine Slalislik, wie sie eben nur mit dtrn Mitteln und I'^ähij^kcilcn ciiics wissen- schaftlichen Instituts durchgeführt werden konnte.' Die hingebende I^iebe, mit welcher der Verfasser die mühsame Zusammen- stellung gemacht hat verdient Bewunderung.

Hftinrieli Schröor. Stfidt. Tunnvart in Herlin. Die StabübungO«.

ICine Dar.stellun.ij derselben in Wort und llihl für Schulen und

Turnvereine Mit icx) Holzschnitten. Wien und Leipzig liM/u

A. Pichleis Witwe u. Sohn. 130 S. 1.50 M.

Der Verfasser hat den Versuch unternommen, hinsichllicli dci systematischen Durchdrinjjunjj und Ordninij^, der Zu- sammenfassung und übersichtlichen Darstellung des bisher von der turnerischen Gesamtheit erarbeiteten Übungsstoffes eine neue r;nindlai:;e zn schaffen, auch /.u«jleich in methodischer Hin- siclit durch stufenweis f f>rtsch rei ten d en Aufbau den Stab- übnngen. welche ja anerkaimtt i wti^c so sehr sreei}.;;net sind. <lie h'rei- übnujjen zu beleben uiul mit r»..-..s.inU r und wirksamer /u s;estalten, eine weitere Verbreitung; namentlich im Schuiluniunlerricht zu verschaffen. Der Inhalt des Büchleins zerfällt in einen theoretischen und praktischen Teil. Im ersteren befinden sich folgende Kapitel:

Xcwre Rntrheiiivnvra auf Atm Afn Tvtrwmuttivhtt,

455

(icsf liichtlichc MinkMlunj;, das lT])untrsfj:t rät, die ( Iriffarlcii (xler l'as.s\iii^fii, IlalUiiiurn des Stahis. rhcisicht der Stabühunsreti, die AufsUllunji der l'benden, der ('buugsbeiehl, Auswahl der Stabübiin^eii für Mädchen. Im praktischen Teil werden aus dem Gebiet des Stahdrchcns« -schwingen«, -stofsens, -hebens, Ilaltnngswechsels durch Heben und Senken. Drehen. Stoteen und Schwingten, den überstctfirons und -.Spreizens und der (lenieiuübuujfen mit kurzen und langen Sljlben 15 lu et ]uul i seli ^^eordii« U ■lt^'^hu beschriebene und durolj Zei eil n u n jl; e n erläuterte 1' 1 u n sb e i s ]ii el e. voti den allereinfat hsUn bis zu den srliw ierijj;slen l biinj^eii und ("bun«4:sfolL(en forlschreitend, im Anschiui.s an diese auch 5oAufj^aben, sowie /.um Schlufs eine Verteilung des Cbungsstoffcs auf 4 Stufen ge- boten. Die Zeichnungen, auf die der Herr Verleger viele Mflhe und Kosten vei'wandt hat, machen ungeachtet einiger I'''iguren, welche den Verfasser nicht befriedigen im ganxen einen sehrguten Hindruck.

4«;6 l^o<M> BOcbor iiD«l Auf«Su>..

Neue Bücher und Aufsätze.

ai Bücher.

A chctibnoli , l'>it/.. I'räpaia- tioneu /ui Hchaiulluiij4 «Iciitsclur C.i.lulilc- in tlarstclKinkr J'rtini. (Will. .>s s.» Hilchenbach, L. M iegaiul. i/k) M.

Backhaus. J. C. X.. Lehr- und f'liunj^slxich il.cn^lischcnSpraclit Ausg. IJ. 1. Tdl. (VI II, HO S.j Hannover, C. Meyer, i M.

Hleich, <;.viiina«.-<niori. a. I)., \'cr- ci 11 fachte deutsche Keditsclirei- buuj^u. richtij^e. Aussprache. (42 S.i Berlin, M. Schil(l])erj;er. o.St) M.

Clafs. Prof. Dr. ('. , rntersuch ungell zur IMiäiiumenolojjie uiul Ontolo^e d. menschlich, (leistes.

2:,s S.) I^eipz., A. Deichert iSachf. 4 M.

Gerhardt, ob..Lehr., Osw.. Über die jic^^eiiwärti^e ( le.slallun.LT des luih. Schulwesens in iMankreich. y2j S.) licrlin. K. r.ärtner. 1 M.

Henze, Wilh.. I ber die hevor- steheiule Refonn tki fr.in/. (hlho graphie durcli die Acatlcinie fraii- «jaise. (23 S.) Berlin, R. Gärtner. I M.

Hei Iniann, H(>m.-iHr., Dr. Karl, Ps)-choloiäfie mit Anwendung- auf

Kry.ieliuii).^ und St lnil])raxis. l'nter Mitwirkung von Dir. Dr. Jahn. (73 S. m. 2 FijT.) Leip/... Dürnsche Hiuiih. 0,9s M.

Just, tür. Dr. Karl, Mfirclien- uiilci t it Iii. 12 X'olksinärchLU in darstellender l'Orin f. die Mütter und Lehrer der Kleinen (XI. S2 S.) I,cipz., A. Duichert Xachf. 1,35 M.

K O ru h a S , <1ymn.o2<>Irbi'til., Alb., Das ZeichncTi nach der Xalur. V orschläge /.u einer Keform de.s Zeichenunterrichts an höh. I^ehr- anstalteii. Mit 61 1m^. u. 6 Licht- druck Taf. S.) Freiburg i. ü., Herder. 2 Sl.

l'fer. ltürit< rK. Ii.-Uckt., Dic PflcgC

dir (Ifutsiheti Ausspracht iti dt-r Schule. (4oS..j .\ltenburg,(). Hönde. 0,60 M.

b) Aufsätze.

HailtJ. Si-liuMinklor, DaS I ('.r]>Dt.

lU ilraj; zur chn.sto/.eiilriscliL u l>e- handluiiL,^ des Katechismus. »D St Iiiilpraxis 21—23.) Lei|>zig, H. \\ uiuierlich.

Bobke, Georj^. Darlcpung- ver- schied euer Koii/entrationsfonuen und Heurteilung derselben hin- sichtlich des Wertes. (Praxis der N'olk.s.sch. 5.f Halle a. S., Schrridel.

ICrler, J.. Zur Heiniatkunde im ersten Schuljahi e. ( Praxis der b'r- /iehun^ssch. 3.» .Mtenbuiji. l'ierer.

I lÜLCel. Otto. Der Rationalis- mus in llerbaits Pädagogik. (D. Bl. f. erz. Unt. 22—25.) Langensalza, Beyer u. Sohiu .

Franke, Dr. Karl, 8em.-0b»ri., DasFörnndWiderder Frickesdicn Recht.sclm ilmu},'. (Päd. Blätter 3.) ( lotlia, Tliieneiuanii.

Hartnack, Karl. In welchen Momenten des rnteiriclils ist drsscn siltlicli !>ildc-iide Kraft zu sucIku .' (Neue Westd. l^ehrerztg. 8 lo.) Pilberfeld, Bom.

Herberhol/., u«kt.>r. Riilillinirn für die Behandlung eines Iasv- stfickes. (Deutsche Scliulpr. 23. 2 j.) Leipzig, WuiuK I

Heydner. (.eor<4. X'oiu Stoff- gebiete des Lesebuches. (Leip/.. Lehrenttg. 27. 2H.) J^eipzig. Otto Klemm.

Reishauer. Th., Die luucsle Zeit im ( Uschichlsuuterrichle der säcli.sisclieu Seminare. (Leipzi.uei Lehrer/.tg, 30 32.J Leip/.ig. Üllo Klemm.

Sachse. K.. Die Lüge und du .sittlichen Ideen. iD. PI. f. er/, l'nt. 26.1 Langensalza. Beyer u, Sohne.

S|)itzer, Zum gigeiiwärtigeii Stand desZeicheminli ! richtsunlt r besouilcrt-r Pirücksichtiguug «1er ein- und nuhrkla.ssi'^cu \ Olks- schulell. (Zeilschnft drs \'< uiiis deutseher Zeichenlehrer 17.) Stade, I'ockwitz.

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Neue Balinen. H^g,

PÄDAGOGIUM. Monatsschrift fiir ^Haus-, Schul- und GeseUschafts-ErziehunQ.

H«ift 9. SejitmUr 1896. Vll. .Ijihi'^-.

Sdiweiaerisclies YolksscJuxlwesen.

Von Rudolf Dietrich in Knndeni (früher in Zürich l

iSchlufs.)

III. Die VolUsschüUehrer.

I. VVtlllichc uml jicisllichc I.chrkiäflc. lAiiivr und I.chixriuneii. s, KiUhintr der wclUiclien lychrlcräftc. 3. AnKtcUuii}<: (Wahl».» •4. Besoldung. NclH?nl>cschäfti.inni<;. - 5. Sli Uvcrtrctinijji:. Kulieji^ehalt.

6. \'ereins\ve.scn.

I.

Ktwa 4*/o der Volks- fKinclcr-, -Primär-) Schiil- K hrer sind p^ci stliclicii Stamles, in stark übcrwicfjcii<ler Mt'lnzalil LrhrschwesUrn . Diese bilden inij^cfähr lo^/u

s.'uiitliduT Lclironniien. l)ie Kantone, in welchen tUc «geist- lichen T.clnkräfte vorherrschen, sind I'ri. Srh\v\z, ( 'liwiilden, N'idvvaidcn, /n^;. In AppenzeU-Iinierrlnukii l>t"-clir;inken sie sich auf 40, in Wallis ant I4";y; vereinzelt wirken ?>ie in ilen Kantonen St. (talleu, ( vraubünclen , Tcssin, Luzem. Die übrifi^en Kantone scheinen z. Z. j^^eistliche Lehrkräfte nicht zn besitzen; mehrere, wohl die meisten laxen sie überhanpl nicht Zinn SchnliHnist /n. IJaselstadt lie^rnndet liSS.p diesen Ansschlnfs damit, dals die dein Staate znstehend< Lcitnnj^ des rnterrichts nicht vereinl)ar sei mit der Wrweiuliin«; von Lehrkräften, welche als Mit.t;lieder reli<;ii).sci < »rdcn nnd Kon;;re<;ati()nen ihren ^^eistliclien ()l)ern zniii uabedin<;ten (ichorsani verpflichtet nnd ihrer «ganzen Bildung- weise nach nicht jfceijfnet sind, einen Unterricht zn erteilen, welcher sowohl im Interesse der geistijjen ICntwicklnn.i; nnd Schnlnnjr, als auch der nationalen reimblikanischen luziehnn;^ der Jm-^cihI von den im Kanton liaselstadt bestehenden Schnlcii j^elMidi it werden mnfs .

ICs wurde voriiin licnurkt, dafs die LehrscluN cstern den zehnten Teil der schweizerischen !*riniarlehrerinnen ilarslelleii. Deren Gesamtzahl nnn nia*; z, Z. 3400 sein; das bedcnlet etwa SA'b^U ( an f 9900 zu schätzenden) Priniarlehrkrafte.

I tlndolf Dtolricli.

J )ic Vcrliäkuiszahl <ler Lehrerinnen wäciist von Jahr zu Jahr bescheiden, aber stetig; 1890 warsie33®/Q. In den einzelnen Kantotieu sind sie freilich sehr verschieden stark vertrclen. Nidwaklen hat nicht vveni^jer als iSo"'Q Lelirerinncn, (^l)waldeii 72, Ncncnhnrj;- 70, Tessin 67, Scli\v)z 60, (ienf 59, Zuj^ 52^ Uri 51, Waat 48, WalHs 46, lMeihnr<^ 43*, Ikrn 41, .\j)]>en- zcll-Inncrrhüden 40"',,. Man sieht: die Lehrerinnen werden aufser von den wälschen hauptsächüch von den katholischen nnd unter diesen in erster Lniie von den Urkantonen (Lehr- schwestern) be\ orzugt. liaselstadt zählt z. Z. die Zahlen schwanken natürlich auf 100 Lehrkräfte nnr 29 Lehrerinnen, Ariri^nn iS, [jizern 17, l'ri^^clland 9, Solothnrn nnd Ziiricli 8^ Sl. (i illi n 5, Tluirj^an nnd Schaffliansen 4, Ap]ii>n/ell-Anfser- rlioden keine; im Kt. (ilarns werden Kelireriinit n iiherlinnj>t nicht unbestellt. Die meisten verheiraleU n lAhrei innen iiiulen sich in den Kantonen Genf (nahezu 40 "/y), Waat, Bern (über 30 '^/o), Tessin (über 20%),

Ans nnsern Zalilenan^ahen erhellt, dafs die Lehrerinnen, keineswegs meist in städtischen ( Gemeinwesen wirken. Auch in Kantonen, wo sie verhältnismäfsij^- nnr schwach vertreten sind, wie /.. V>. im Kt. Zürich, amten sie anf dem Lande, in nni;eteilten Schnlen (mit niedriv,sler lUsoldmu; 1, nnd dir l-j- fahrung hat gelehrt, dafs sie solciien schwierigen vStellnngen gewachsen sind.')

Die schweizerische Primarlehrerschaft weltlichen Standes wird z. X in 37 Anstalten ansgebildet,^) welche entweder ansscldiefslich oder in einer ihrer Abteihiiii^en der Lelivt r- bildnng diLMu ii. Die xweite Art vertreten tlie hölieren kan- tonalen Milteiscliulen /.u Sululhnm, Chur, Xeiieiilnirj^, tieiif und die ähnlichen Privatschnleu in Zug und Schiers (Graub.). Hier empfangen also die künftigen Volksschullehrer ihre wissenschaftliche Ausbildung ganz oder teilweise gemeiusani

't ('her die l'ühigkeil der I^ehrenniicii hat sich in Ict/.tcr Zeit Ivl. lialsii^er (Vorsteher der stäclt. Mädchctisclnilc iti Hern, früher

I M' i l.t. des Lchrersi iniiiiM s in Rorschachi einj>ehentl ausgesprochen; vgl. heiiic StiüUisclitiii Sclmifragcn, 11cm iHy^.

•j Neuere Literatur: J. Kaufmann: Zur Lelirerbitdunjfsfrage. Kolothnm iSS<i. - C. OuAf. Jalubncli d. rnterriclitsu cseiis 1.S90, S. I 4". Ikritlil über die I jrielitun.u eiües I.elirotscniinars im Kt. llasclstadt, iS^o. Ralschhi.i: l)elr. die IviiiriclUun.u von l-'acli- kurseii /.UY Ausbildunii: vmü rriinarlelirem [in l'astl,, iS»^2. - Dir I'raL,a- <lf r \'i rschniel/uii;^ des Lehr^rst niiiiars inil di r Kaiilonsschidi-. Iviiif^abc d. a.trt;auist. heil I.Llircrktinfereiiz und Jiericht des Re^ieruiigs- rates, is<,i Hoiscliafi des Regiemn^Ärate« des Kt«. St. (»allen a. dCiinfsi ti Rai hitr. Erweiterung des Lclircrsenitnars. itSg^. Kom- juissiimalhcricht da/u, i'^^j^.

mit (Icnjciiit^on imit^eii Leuten, welche sicli für den Eintritt in eine Hocliscliule o<1cr eine höhere technische Schnic \ or- bereiten oder ans der Scluile uumittelbar in einen praktischen liernl übersehen wollen.

Von den 37 Anstalten gehören 23 der deutschen, 12 der fran^osischell, 2 der italienischen Schweiz an (keine besitzen Tri, Ob- mid Nidwaiden, (rlarns, Baselland, Schaffhansen, 1k i'Ii' Appenzell). 25 sind staatlich, 4 städtisch (sämtlich für Lehrerinnen), S privat. Dem männlichen (U schlecht allt'ii^ dienen 24, dem wcihh'clieii 12 '); das vSlaalsseminar in Küsnacli (Znrichl ist j^emischt. Die rund 26^'^ Schüler (wo\on Mädchen) werden von etwa 360 Lelirern und Lelueiiuncu unterrichtet

Die Räunilichkeilen befinden sich in ehemaligfcn Klöstcni iKüsnach-Zürich, Pruntnit-nern, Hitzkirch-Lnzern, Ricken- liach -Schwyz, Hnuterive-Freibur}^ , Rorschacli Si. (lallen, Wetlint^en-.Xarj^an) oder in nocli l)estelieiulen Klöstern (die privaten Mädcheninstitute In^^cnbohl-Schwyz, Menzinj^^en-Zu*^ und das Knabeupt usionat St. Michael in Zu;^' i. oder in ehe- mali_i;en (ia.sthöfen, alten Ht ricn.sii/cn, oder endlich in Scliul- häuseni, welche g-ewohnlich noch anderen Zwecken dienen. Kini^e Lchrerseininarien haben ansgfcdehnten Grnndl)esitz zur Betreibung einer (ruts Wirtschaft, andere wenigstens einen .ijrofscn Garten für Ciemü.sel>au mid freie Hewej^nni;; die am schönsten oelc<reiicii und am besten ausgestatteten sind Hufwil-Hern und Rorsciiacli.

Xur an 2} Anstalten boulit ein Internat ( Kon\ ii<t).-) Ohne diese luniiclilun^ sind die Staatsseminare in Küsnach, Lausanne« Neuenburg, Genf und die städtischen Madchen- Institnte in Zürich, Bern, Freiburg, Aarau. Als Widerspiel der Internate erscheinen freie \*creine der Seminaristen. ( irob notirt 9 Turn-, 7 Stenographen-, 4 ( lesanj^-, 3 Wreine für .dlL;emeine Z^^■f^'f"ke , und etliche für andere Zwecke dürften ilnn nicht bekannt «geworden sein. I^r behanjitet, die Seminaristen fühlen, wie andere jnnj^e Leute, das 15 e-

'1 Darunter thc muui-ilc f>r!i)iii 'iii <! /i"(^>< I.u nhi in Nciu-n-

bur^ als SiiJiou /•on/nifi iiii-o;^ji/H( »In (ivnnui.u niiiUmiil, Jnuti ji.'iius ilamiscllfs : bis war die »ikhingsstltte für Kinderffärtneritincti eine .\l)l«.iluni^ für sioli

^\ in ciiiixcn Konviklcii werden den Zö^ihugcn hauswirtschafl- liehe Arbeiten übcrtraj^cn. B. Kehren der Zimmer, Trcpncn, (Wuifre, Dirki ii und Ahtra.^en (Us TisclKs, I lol/xpallcn. - Ol) Mas Inl» i n.it )iut (Mlcr schlcolil sei, ist auch in der vSchwciz eine Zeil- und Slrcil- fra}^^. jünijst iiSij^i hat sich die sanktj^allisclie Lehrcrkcmfcren/ in ihren \\ rhan(lhinm.u iila-r eine Reform der heimischen Lelm ihildnnjif für I'^orlilancr (k-s Kon\ikts ansiiLSproclKii. Allcnlin.Lis sind dir \ (-r- hiillni.ssc in Uor.sehach l)t.s(»n<kis gim.sti^ alar uaiuin sulUi ii sii sich anderwärüi nicht ähnlich gcstaUen hissen!

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Itudolr »iotrirh.

(liirfuis (la/.ii . Nun ist riln-i iii('lits so j^«.\\ils, als dals die VcrcinsiiKMcrci (wie die itiil iln vcrschwi.stcrtc l'^cstdusdci) zu den verächtlichsten Erbännlichkeiten, zu den faulsten Faulheiten unserer Zeit jfehort Man sollte also nichts ver- säumen, um dem ( K'schleclitt , u küiitii,^cMi Hür.^^ern, und besonders den künfti^t»! Volkscrziehern thatkräftijj^en Ahschcu vor dcni Din^^' ciiv^nllöfseii, woraus notwtndi'^^ ^'>^4t, dafs man es mindestens am Seminar nielit ciuiden darf. Uhrij^ens ist (kis Bedürfnis dazu hei der Juj^end niclu natürlicli, und die Seniinaristen \ollends haben ^ar keine JCeit für 3Vcreinsthätiy;keit können keine haben auch hei wesentlicher Verminderung ihrer Unterrichtsstunden.

Du Mehrzahl der Seminare \erkni.ot für den Kintriit ein Alter von 15 Jahren und Sekundarsehulbildung^. Auf die Lehrer- oder Lehrerinnenbildunjr im l)esouderu werden alsdann 4, 3' .,, 3 oder 2 Jahre (in i r, 2, 17, 5 Anstalten) verwendet. \'on ilen 22 Anstalten mit 3 oder 2 Jahreskursen fordern nur 5 ein höheres Hintrillsalter (16 Jahre).') Im all- i^emeinen ist man der Ansicht« dafs die jungen Lehrer nicht vor ihrem zwanzigsten Jahre in den praktischen Schuldienst eintreten sollen; thatsächlieh jedoch konnnen sehr viele, wohl die meisten unt 19 (Lehrerinnen mit 18) Jahren ins .\nit.

Die Zahl der wöehentlielien rnterriehtsstniidcü ist fast i'iberall /.n j>rols; in nahexu der Hälfte der Ansliduii smd es 40 und mehr. Über den l'uter rieht seilest ist nicht viel zu sagen. Er wird im allgemeinen, wenigstens in der deutschen Schweiz, wie an deutschen Anstalten betrieben; von den Reformen, welche im Laufe der letzten Jahre Lehrer und Schulbeamte verschiedent 11 Ranges mit j^utem Rechte ^e- f'irdert, mit IlriiV, r.< sdiick und (iründliclikeit erörtert hriV)0!K findet man aucii in den neuen Lehrplänen dei Xenn- /ii^cij.ihre wcuiij:^ oder nichts. Nur die W'c sl Schweiz weist eini*^e Fortsehl iiLe aul. Die Lehrerseminare zu lioiwil, Pruntrut, Ikrn, Lausanne, Neueubur<^, (ienf üben in Handarbeit; die drei letztgenannten tmd aufserdem diejenigen von Kreiburg, Solothurn, vSittcn-Wallis pflegen die P> ü r j^crku nd e als beson- deres Fach. Dazu nur noch eine Mitteilun;^^ ü1)er den vSpracli-, Matlieuiatik- und naturwissen<e1i.iftlicheii l'nUrrieht, Die w.'ilsche Schweiz widmet der Aluttersprnrlu- nulir Zeil als iWc deutsche, die ihr die iiaturwissensclialilieluii und mathe- matischen FTicher ^leicli hält oder gar vorzieht. Dagegen werden fremde Sprachen an den deutsch - schweizerischen Seminaren eifriger betrieben als an den wal.schen, und zwar

M l'äila^. .\l)Uilnii.u füi MäUclicu am NciicJihur^cr ( ".yiunasiiun . i -ititriltsalUT künfti^'^ri Kii!<kt j^ärtitcrinm ii i6 J., küiifli^^^'r l'riniaf' iclireniinvil 17 J. ÜiitcrrichtskursuR der k-tztcren nur citijähri)^.

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KehweicoriMhei Volksscbalweaeni

lehren die deutschen und italienischen Französisch» die fran* msischen Deutsch obligatorisch; die Seminaristen in I<ocarno lernen überdies in der Oberklasse noch etwas Deutsch. Eine

zweite und dritte iMenidspraclie tritt an einij^-en Anstalten als fakiiltati\ es I'acli auf, während andererseits das Lehrer- seminar /u Hanterive und dir I a hrerinnenseniiii irr zu F^an- sanne, vSiilen und liricg (Wallisj auf die Muttersprache .sich beschränken.

^ Die berufliche Ausrüstung der künf ti gen Volkssctiul- lehrer bemerkt Crrob -• kommt aus verschiedeneu C.riinden an den meisten Lehrerseminaren nicht zu der wünschens- werten rieltnii;^. Kinmal ist die nildnn.i;s/.eit überhanpt /.n knr/., nm den Schülern ne})en einer i^rwissen Sicherheit in der IJeherrschnnjL^ des Unterriclu>sluites anch noch eiidäfs- liche Kinführunj; in die Traxls l)ieten zu können. Im weitern stehen die SchulanUskandidaten während der Seminarzeit noch in einem so jn jugendlichen Alter, dafs sie die gebotene Psychologie und Methodik nicht gehöriii; zu erfassen und zu verarbeiten vermögen. Ferner ist auch die Materie an und für '^irh <e!!)>^t -^o schwien\q-, dafs sie auch miTrr den Lehren- den nirlit immer die i^eeii^neten Vertreter limlrt. Ivndlich sind die vorliandetien Iunrichtnn_*;en zur praktischen An- leitung noch an manchen Orten sehr uumi^s^llKül nnd können schon aus diesem (rrunde nicht den gehofften Rrlobj; haben .

Die I^^ähigkeitsprüfung ist in mehreren Kantonen zwei- teilig: entweder so, dafs .der erste Teil scimn mu Hude des vorletzten Jahresknrses erledis^t wird (Zürich, nern) oder so, dals man die theoretische Tü« lit^-^^keit beim .Austritt ;;ns dem Seminar, die i>rak tische daj^e.iien erst später prüft iLn/ern, St. (fallen) oder endlich so, dafs zwar die l'rüfnn,ij selbst auf einmal abj^ewickelt wird, der Oeprüfte aber .sein l^ehrer- patent' erst dann, erhält, wenn er praktischen Schuldienst (unter der Leitung eines Musterlehrers) geleistet (Freibufg, Waat, Oenf).') .

Aus dieser Fbersicht erhellt, dafs die iL^rofse Mehr/ahl der scluveizerlschen Lehrer ihre Ausbildunj^ an l)i's»)ndeTen Anstalten, den .sog. Seuiiuareu erhält Nnr iu w enigen t^haupt-

i'ür l»freits anj^cstellte Lelirer wenWn in Kantont'ii mit dflrf-

tii^slvr I.clirrthiUhni,^ {'/.. R. in W.illis) oblii4:.il()risclK- Wirdcrlioluiij^s o<kr 1 orlbiUhntjiskur.se in aiukrn Kantonen (Ucrn, St. (i4illen. Tlnirjrau i faknltati w t I'arh tKnrse veran.staltct. - Auch cliezürchcrisolie l ntcrrirlitsbehr>nlt.- IiirUl jrl/,t .Im l.rlirrin wissrnscliafllirlii.- 1 -hI. l>i!<lnii^skur^r. Dtuli srhrinl <la <lir W'alil niehl durcli ])rnif]i(]ie i Hu tu i.ssc <)<k r /cili;i.niiilsc' l-onlrt uu;.4rn. soiHK rn ilurch /ulällige persönliche l juflnsst* oder Ur/i^^lumum lu sliumil /n werden : sonst nältr -iL-r ^iMii! k;'iM-ii;:il ] ''--^^^ : < l'^'i '-^i'" -iH ■;"niu j!?^';", i», iJic.Ncu sind «.uuui ii.>j^;<'; ^ci>h>^i?,clie J-..\kui.'-iuni.n gcf'ilj^t.

Biidoir Dietrk'b.

sächlich klciiicju Kaiitoiicii ist die I A'htcrl)il<hiii<4- hiihcrcii Mittelschulen zu jL;e wiesen; tl. Ii. an diesen. Schulen Inv^iehL uel)en 9. (mIci' andern Abteilunt^en eiiK- pädai^o^i-ehe , Ivine ähnlielie l{inrichlini,i; eisUeben nun auch doch bis- her ohne Krfolg: - die Lehrer anderer Kantone: so die Schaf fliatiser 1889, die AargiClier 1891. Die Hemer Schnl- sMiüde .sprach sich in ihrer Antwort auf die oblijfaturisehe Kraije des Jahres 1890 dahin ans, dafs die sog. Wissenschaft- HcIr-' IJildnniLr in dem alten Seminar oder in einem (tvm- nasiuiu geholt werde, die Ijcruflichi- l»ildun,^ ai)er ein in Hern zu .s^ründende.N einjährii»es ( )i»e' >eminar iihernehnien solle. Die Zürcher gehen noch einen Schritt weilei : sie \ er- hmj^en (schon seit den Siebzigerjalircn) höhere Vurbildunj^ in der MitteU, Benifsbikhnig an der Hochschule.

Die beiden Pläne derBerii< r uv.d Zürcher sind so/usagen iueitiander gearbeitet worden im Kt. Iiaselsla<lt. Iiier Ijl-- steheii seit nerl)st für .solche, welche dit- Rerdsehule

oder das (rvuinasinin durchlaufen haben untl dem X'olks- schuldienst sich widmen wollen, h'achkuise zur Ausbildung; von Priniarlehrern^.') Kiu Kur:^ erstreckt sich z. Z. auf drei Semester mit je 20 - 26 Wochenstnnden. Im I. Semester werden gelehrt Physiologie, Psychologie mit Logik, Geschichte der Päda<;ni;ik im II. folgen Kthik, allgemeine Pädagogik im III. ( iesundheilslehre, vSchulkunde. Mit deutscher Sor.iehe und Literatur beschäfligen sich das I. und 1 1, .Semestey. ( iegen.^lände der Methodik sind im I. vSem. Schreiben und Deut.sch, im II. wieder Deutsch, dann Keligiun, ivechneu, Realien, Zeichnen, Singen, Turnen. Das III. Sem. führt die Lernenden in den Schuldienst seihst ein (d. Ii. in die städti.schen Primarschulen). Nebenher gehen (für die ganze Dauer des Kurses) Übungen im Zeichnen, Singen, \'iolinspiel, Turnen: in der allgemeinen Gewerbeschule. Musikschule und iiu Turn- lehrerverein. Ül)erdies können XOrlesungeii au der Hoch- seiiuK- besn(^ht werden. Der gesamte Unterricht ist unent- geltlich, auch der Zutritt /u den \'orlesuugen, welche im Rahmen des Lehrplans Hegen . Bis zum Frühjahr 1896 .sind drei vollständige Kurse durchgeführt worden, mit 2, 4 lind 3 vSchüiern, welche alle die Maturität^; der I . iscler ((>ber-)RealscIiule erlangt hatten. So konnte wohl der jähr- liche Jiedarf neu anzustclieiider Lehrer gerade gedeckt werden.

3-

Die Lehrer werden auf lAl)ens- oder unbestimmte Zeit angestellt in den Kantonen Tri. Scluv\/, Obwalden, I^reibiirg, iJaselstadt, beiden Appenzell, vSl (Valien, (iraubünden, Thür-

^} Divsit Kurse ^ind hei jenen 37 Anstalten al.^ Ivinhdt nutjccüälilt.

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j^au, Waat, Neuenbiir«^, (rcnf. In den übrigen Kantonen ist die Anitsdaiicr auf 3 - 8 Jahre fcst.i^csftzt, und nach Ablauf dicsrr l'Visl liandclt vs sich inii die luneucrunt^swnld . Von vt)rnlK'rcin ist nun die La<^e de t Lehrer dort am i- iinsti '^rsien, wo (his Waldrecht einer vStaats- oder ( ienieindelKliö? de oder einem Au.sschufs /.usiehl: in Baselstadt, Oenl, l-reiburg, Tessin, Waat, Wallis, Nenenbiirg. In den Kantonen Hern, Luzern, Schwyü, Nidwaiden, Ztijf, Scliaffhausen, St Gallen wählt entweder eine IMidrde oder ein Ausschufs, oder die tjan/.e (ienieinde. Letzterer allein ist in den übri<(^en Ran- IniK ii das Wahlrecht übertra^i^ ii. Die Lehrerwald durch flie (ieuieiude bemerkte {^ele*^enllich die trc isiuiiii^c Xeiie Züricher Zeitunj^ habe ihren j^uten und schönen Sinn in Durfern, wo diu Neubesetzung einer J^ehrerslelle ein seltenes und die ganze Gemeinde aufs lebhafteste interessiren- des' Ivreigni.s sei, weil jeder Bürger seine Kinder dem Er- wählten anvvrtr imn müüäe; in einer (irofsstadt wie Zürich aber sollten die Lehrerwaldeu der Zeutralschul])ne,y;^e über- tra.ijen werden. Diese ni>Tkun.^- i^eht jedoch der Sache nicht aul' den Kern. Mit Recht wurde von anderer Seite betont, dafs dort, wo die ( ienieinde zu wählen hat, das (ic- fuhl persönlicher Verantwortlichkeit zurücktritt und damit Unbilligkeiten, Willkürlichkeiten, ja Roheiten aller Art Thür und Thor geöffnet sind. Wer in seinem Amte bestätigt sein will oder als Bewerber um eine freie Stelle auftritt, mufs es sicli gefallen lassen, dafs er von den Parteien und Cliquen atif ilie unfeinste, oft widerlichste Art in den lilätteru hin- und herge/errt wird. Das kann nuui /. H. sehr gn'iinllich im -Tagblau iler Stadt Zürich stu»iiv:cu. i^eider beteiligen sich die ]$ewerber mitunter selbst an geradezu skandalösen inid für sie kostspieligen Agitationen^. So wurde 1894 aus der Stadt S«)]othurn berichtet, dafs mancher Kandidat für drei \\ ahlg.'inge schon gegen kj Fr. ausgegebci:. Ini gleichen Jahr schrieb wohl et as übertreibend das ( )berländer \'olksblatt ilnterlaken) nl)er die Abhängigkeit der bernischen Lvln i f \ on der Willkür ihrer ( lenieiudegenosseu : Wie mauclRi tüchtige und pflichttreue Lehrer ist im Kt. liern bei solchen Walilen schon gesprengt worden» einzig deshalb, weil ihm eine Partei oder einzelne gewichtige Persönlich- keiten der C'cnieinde nicht grün waren . Ks kann einer gesprengt werden, wenn er die schlechte Milch eines Dorf- inagnateu nicht mehr nehmen will, oder sich niclu \ erpflichlet, einen Suff zu bezahlen, oder einem ungezogenen »Schlingel eine ( )hrfeige giebl. ICrmahnnngen uml Iiestrafungeu werden von Kindern und Ivrwachseueu nu-ist sehr übel aid'geuonnnen. Will der Lehrer den Kindern l^nge < .genheiten abgewöhnen . ,

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4Ö4

Ka4oir Itietrirh.

dann konnnl der \'att.'r (Kkr div ^T!lUc^ nnd macht iliiii öftVnlliclR- (in)])lRilcn . Die Kin*Kr werdrn j^ar ofl /.u Widcrsctzliclikeitcn angewiesen, und wxhrt sich dei J<elircr, dann wehe ihm .'I

Diese niilslichen Verhältnisse haben zu Scliiitx« und Trutzbündnisse« der Lehrer g^eführt. Solche bestehen z. Z. in den Kantonen Ik-rn, Aarjjau, Zürich, Sololhiii i), Scliaff- bansen (gegründet in den Jalireu 1892 1894). Icii ))e.i;nüge mich hier mit einem Hericht über den T'crnischen Leiner- verein (dem etwas mehr :ds ' sämllielier Primär- r,nd Seknndarlehrer nnd -Lehrerimu 11 im^'-ehören). Jedes Mitglied dieses Vereins, das von der ])cai>sieliiij4Uii Spren^un^ eines Mitgliedes hört, ist gehalten^ dies dem Sektionsvorstand nn* ver/üglich anzuzeigen. Der in (»efahr stehende Lehrer ist .m/nfragen^ ob er die Kinmischnut^ des Lebrcrvereins wünsche. Wenn er diese Anfrage l)ejaht, folijt l'ntersnchnnj^»- and \'er- mittlun^; dmch ein Miti^lied des Zeniral-Coiiiitc . Desj^leiehen, wenn ein Lehrer !>ei der Krnenermiirswahl bereits he^eitiijt worden ist. Koiiunt ein für den oline Schnhl Ikdrohten oder sclion We^^t^ew .'ihlien befriedigender Ansgleieh nicht ZU Stande, so darC seine Stelle walirend /.weier Jahre von keinem Mitglied angenommen werden die begangenen Un- gerecht i.^k ei ten sind vcm Zvim ,il-C< iniite in der IVesse /u vert)ffentliclien ; dieses nnd die Sektiousvorstände ihnn ihr M "'i^liclus, nni dem Stellejdosen y.w einem nenen Amte yn \erliehen. Mit!^dieder, die einen Kollej^en o(]er eine Ki<lKuin \ (. rchänj^en hellen oder sich den Anordnnnj^i^en lics Zentral- Comite wi<lerset/.en, sind sofort ans dem Lelirerverein ans« zuschliefsen und bekannt zu machen. Das letztere widerfährt auch Niclitniitgliedern, die sich auf eine vom Verein mit Verbot belej^^^le Stelle melden; sie k«>nnen anfserdem spater niemals in tlen \'erein anfi^enommen werden. T'nd damit nicht frisch ans dem Seminar t! i t'-nde Lelirer nnd Lehrerinnen dem W-Jcin ent»j;eJ4en wirken, werden dnrcli ( iiieü dem Zentral- Comile l)ekamUen Zögling in die < »berste klapse suwijhl der Staats- wie der Privatseniinare Statnten znm Unterschreiben i^ebracht. - Die Wirksamkeit des Hernischen Lehrervereins l)eschränkt sich übrigens nicht auf den bisher mit bestem Erfolg ausgeübten Schutz der in ihrem Amte bedrohten

'1 Das 1K1K-, Stil ( )kt. iS.j; -cUcude Utilerriclltsj^^esil/. bewirkt vielleicliL nacii nnd nach eine \Vciuluii}( /.um lie.s.screu : <iie 1 tciueiiidcn können jetzt «las Wahlrecht einer Hfhnrtle abtreten.

In (k l) Kaiiiotii II Solotluini utul Aarjfau ist die .Vunicltliinj;

aiit liiK' .soU Iii. SUlK- dann crl i ;l 1 wenn si«. iiiit ZiisirlieruJl); einer -c);c!» iiüher um \\cni^.slc'i> jo. > l'i. liülicjeii HestjUluni^ ausge- schrieben wird.

465

Lehrer. I^r .i^ewälirt seinen Mitgliedern anch Rechtsschul vermittelt arbeitslosen Kollegen nnd Kollcj^inneii ^ Arbeit, tniterstüt/t erkrankte lA'lirer und Lelirerinnen, I.elirerwilwen nnd -Waisen, in Armut, \'erschnldun»»; und rnj^lncl^ befind- liche Lelirerfamilien . Als die bedeutendste Hrruii ;;tnseliaft des Jahres iS95;6 bezeichnet der unlängst veröltenLlielitc Bericht die > Darlehenskasse

4.

Dafs die I'e soldungsverh äl t n isse der in 25 Kail* tone j^ejL^liederten Schweiz jjrolse Mainiii^faltiiikeit aufweisen, erscheint nach allem, wns bisher berichtet wurdr, als selbst- versiändli«. h. Doch muls ich mich hier auf dii Milteilnnif weniger 1-, in /.eil leiten beschr.inken. in den K.anU»ncH Zinieli, Bern, Freibtirg, Baselland, Waat erhalten die Lehrer aitfser der baren Besoldtuig noch VVohnnn g, Holz> nnd Pflanz- land, während sie gegensätzlich in den K.ui'onen Schaff- hansen, Aargau, Neuenburg, Wallis anf nichts dergleichen Anspruch haben. Die übri^^x-n Kantone «gewähren entweder die Wohnung allein, otler die^r neijst einem tier beiden andern f'e/üi^e. Zu dem «^esel/.lielien Mindestgehalt kommen sog, iieiwillige l>e süld u n gszu 1 agen der (iemeinden. ( >b solche nnd in welcher Höhe sie geleistet werden, das hängt freilicli weniger von der Vermöglichkeit, als von der Schul- freundlichkeit ab. Anfangs 1S96 verabreichten im Kt. Zürich 2bb (von im ganzen 35.1) (iemeinden Zulagen; also nur 25"/,, lief*^cn es bei dem (ieset/licben (1200 Fr.) bewenden. In jb abgell L;enen 1 l?erg -K Umeinilen sind die Lehrer mit beson- deren slaaüichcu llesuUlungszidagen (loo- 300 Im.) bedacht. Kin Teil dieser (iemeinden ist überdies vorpflichtet worden, aus eigenen Mitteln die staatliche Gabe zu vennehren, In den meisten Kantonen steht die Besoldung der Lehrerinnen hinter derjenigen der I^ehrer zurück. Gleichheit gilt so- weit es sich um das gesetzlich bestimmte Mindestgehalt handelt in den Kantonen Zürich, Solothurn, St. Gallen, Graulninden, .\argau, H^burgau.

Die höchsten Ik.^oklungen zahlt LJaselstadt. Hier be- zieht ein Lehrer der vier untern Klassen, bei wöchentlich 3a Unterrichtsstunden, wenigstens 2880 Fr.; er kann bis auf 4340 Fr. konnnen, wahrend ein .Lehrer an den 4 obern Klassen bei gleicher Stundenzahl .\c)Ho Fr. erreichen kann (.Alterszulü^t hier wie (;ort in])egriffen). Die Primarlehrer der Stadl Zürich erhalten 2.S(xi ^Soo (Lehrerinnen 2600 loix)) Fr. Ahnlich hat Winterthur seine Lehrer i^estellt. Weiter folgen die Städte St. Gallen, Lausanne, ( icnf. Die iiundeshaupt- stadt Bern gewährt nur 2200 - aSocj (den Lehrerinnen 1550

RuUuif Dirtrirb.

bis 2i>o) I'r. In diesen Säl/.cii sind selbstverstaucUicti die staatliche Alters/.nla}^a\ das W'ohnuni^s^eld u. a. inl>e<;rifl"en.

Das !^esct/:liche Anlan<;si;chalt ist ahi^eselien yin\ r»asel am IxK-hsten in den Kantonen \eueni)nr^^ (i'n» »), Waat und Scliallliauscn (je i4cx>),M St. (iallcn 11350 t'üi l,elirer an Dreiviertel- und Gansjahrschulen), Genf (1300),-) Zürich und Appen^cll-Aufserrhoden (je 1200 Kr.)..

AI tersicu lagen (gewähren - ich nenne inniKi den für die Lehrer erreichbar höclisten Hetraji ') dent den Unterleluern S(H), I lanptlelirern 5(X), Neuenbnr^j (kx\ Uasd^t idt S^o, Züricli 4(x», ]>ern und J^nzern je 300, »St»Ii)thnrn, Selialf- liansen, Sl. (lallen (erst seit i»^()3), Thnri^au, Wnat je :?«h>, Freiburg- 150, Aargau lou, Gratdjünden 50 I'r. Auch im kt. Tessin erhalten die Lehrer seit 1896; 7 Alterszulagen, nach foljarender Bestimmun p^: der Staat gewährt jeder Lehrkraft nach jedem Jahrzehnt öffcutliclien vScliuldienstes eine jähr- hche Zulage von 50 b'r. macht nach 30 Jaliren 150 Kr. Darnach w-iren in diesem Punkte Lehrer und lA-hreriniieii gleiclieii Reclites, wie auch in den Kantonen Zürich, Ln/.ern^ vSoloihui n, Schaffliaubeu, St. Gallen^ Graubünden, Aargau, Thurgau.

Die Mehrxahl der Kantone bezahlt also ihre Lehrer z. Z. noch ungenügend. Das hat natürlich mancherlei inifsliche Folgen. Aus dem Kt Ik^rn wurde 1894 gemeldet, dafs in

dem letzten Jahrzehnt nicht weniger als 329 Lehrer /n anderen IJernfii! übergetreten seien; aufs jähr käiiRi: da inigefrdir gerade so\iel, als aus einem der beiden .Staalsseminare ab- gehen, l'nd die umsatuhi , zählen gewifs nicht zu den schlechtesten. Aui ungünstigsten ist die Lage der Lehrer dort, wo nur sechs Monate oder nicht viel länger Schule gehalten wird. In zwei Kautonen dieser Art sind vor kurzem (bVühjahr 1.S96) die Besoldungen aufgebessert worden. Die Walliser ^'»ileu nunmehr 75 (statt 50) I'r. für <lon Monat erhalten. Ob aber jeder wirklich soviel bekommt, ist eine

'I Im Kt. Scliaffliausen bezieht der Lehrer an einer z\vetkla.s!«i gen

S<]ii;l< wx-ni^stctis i.S"". an rliui iiiiiictciltfii Ukk» <uler 1700 Fr., je iiaclulciu er weniger tnlcr mehr al.s 40 Schüler hat.

*> Das (ienfer (Icsetz mitcrscheidet /vir///.*- {Hauptlchrer?) und V /s I rnti i kliren. ISei l't slsc t/.uiii^ «ler UeSoMutini ii teilt

ts die Cieiiicindeii in .1 <ini|>j)c'M: Slädlc grüisere Dorkr, kUiiitre l>örfor. Für die let/le (iruj)pe ucUcii die liöehslen Besolduagssalxc \n%^rn/ 2050, ,w/«-/vv. i7<»o Fr.), für die erste (Hc niedrigsten 1650, s('ii^-i<':\ i.v«> l"r.i. S<» werden mIso ilie j^röfsfreii CUineindt-Ji zu lie- .soKlun>;,s/,nlairvn i^*. /wuni^cu. - .\n das ( »csel/ücliu zahlen : die Stadt r,eiif V4— du ii)»rigen (temeinden V*-

') \\\ wild s]).ilt^Uns M.'uh _H> rMensljahren in fester Anslelhin.ü: erreicht; in Neuenbürg, Basel, Bern, Aargau nach 15, in (ienf nach jo Jahren.

467

andere Fraj^e. Ist doch schon das frtilRrc Miniinuiii für manclicii nicht crlanjj:])ar «gewesen! Im l'nilijalir 1896 zählte der Kaiitoii 543 I'riniailchrci ; vnti diesen hcxoi^cu 1 5 weiii'^er als 2(K> Im-, (für 6 Monate), wviui 130 noch nicht V'<> i'J>d nnr 45 mehr als 500 l'r. l nier den lelzl«;enannten , die wohl alle länj^er als sechs Monate »Seh nie hallen müssen, befanden sich blofs zwei, deren Besoldung iocx> I'V. betrugf. Die Tessincr standen i>ich schon früher besser als die Walliser: sie bezogen für 6 Monate wenij^stcns sex» Pr., für 7 Mon. 6()ü l'*r. nnd für S, 9, 10 Mon. nicht mehr!*) Also wenig *jenni;. (ileichwohl kam es \ or, dafs hrt r nnd ( U nu inden eine noch nnter dem j^esetzlichcn Miniiiiuni sUlKnde 15e- soldiiuj; \ ereiid)arten I Solchen ( iepllo^enheiu n uiinschle der Staatsrat (die Regierung;) durch eine Strafbestimmung im neuen Gesetze ein Knde y.n machen. Aber der (irofse Rat (die Volksvertretung) strich diese Ikstiminnng, desgleichen eine andere, nach welcher sämtliclic Besoldunj^en (hirch die Staatskasse ausgezahlt und von dieser dann die Anteile der Cntneinden eingezogen werden sollten. Damit war ein .•>ehr nötit^er Druck auf nachlässige und ^äinnige (ge- meinden ije.ibsiehtigt. Und wie steht nun im neuen (besetze? Die Lelirerbesoldungen werden von den Genieinden spätestens am Knde eines jeden Trimesters bezahlt!

In solchen Verhältnissen muls das X cbenbeschäf- tigungswesen blühen. Das Krziehungsdepartement des Kts. Cranhünden bemerkt in seinem jüngsten llericht (über d. j. J.S<)4); I>;ifs hei so karger liesoldung und meist nnr halljjrdrriL'ir Srliuld. liier die I^ehrer durch Xebenl)eschäftigung einen weileien V'enlieust suchen, ist selbstverständlich, uiul dafs in Fällen zn grofser Ausdehnung dieser Nebenbeschäf- tigungen während der Schnldauer die Schule leidet, ist be- greiflich<. Nach dem gleichen Berichte hatten von 471 Lehrern und Lehrerinnen 38 Kc ine Xe1)enbeschäftigung, 15 waren geistlichen »Standes, 332 Landwirte, 42 beteiligten sich au der b'reuidenindustiie, 3 trieben Handel oder Handwerk, I I \\,iren l'örster, S Postbeamte. 10 Ik-nnite anderer .\rt , uändicli; Kreis- und Ci^enieindepräsicicuLen, Richter, Zivil- Standsbeamte usw.^ übrigens kommt es auch in anderen Kantonen mit Ganzjahrschulen und höheren Besoldungen vor, dafs die Lehrer zux iel nebenher treiben. Vor einigen Jahren war im Kanton Zürich viel die Rede von einem

Jetzt crlialtcii die I.chrcr 650, 775, Soo, M25 die I.chrtrinnen 575. 595« ^*'5 l**"- (ohne die schon erwähnlcn bescheidenen Alters- znlni^eii). - - \ <>n «kii in den kath olischen Kantonen so sehr bc- hil)tcn Lfiiröchwestcni* verlangen manche für ihren Schuldienst gar nichts.

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468 ttiMlolf Dietrich.

Lc'lirtr, der eine uii<^;laubliclie Meiij»;^ Äiiitcheii innehatte Freilirli ist auch riclitij^, in (h)ppeUeni Sinne richti<^^ (hifs wie (Iis I'üii<hier Kiziehnn^^sdepaitenieiU erklärt au diesem I'ht. Isi.iiid nielit nnr die Gewählten, .sondern eijensu- sehr die Wähler Schuld tragen .

5-

Wessen sich die Lehrer zn versehen haben, wenn sie im Dienste erkranken, erhellt ans f(dj;ender llhersieht. Ii; !' r Hälfte der K.iiUone /ahlen Sl.ial oder ( '.eitu iiKU- (xlrr lieide znsannnen dii Kosten (1er vS l e 1 1 v er l r e t n n liJesiddnnt^ des Vikaisi ivilweise oder j^anz j^anz in den Kantonen Lnzern, (Uarus, liaselland, Aargan, Waat; bis ganz in Zürich und Genf; inindestetis zu drei Vierteilen in St Gallen; zn zwei Dritteileii in Bern; halb in Hreiburgf nnd Schaffhausen ; Solothuni endlich leistet einen nid)estininiten Keitraj^. In den Kantonen Zng, Tessin nnd Baselstadt treten sowold vStaats- oder Gemeinde-, als auch Lehrer- ( l'nterstnl/nngs-) Kassen ein. l'ür den Kt. Zug gilt: In l^'ällen von Krank- heit oder Altersschwäche soll der Regierungsrat einen Teil au die Besoldung des Stellvertreters beitragen ; im übrigen hat der Erkrankte Anspruch auf Unterstützung aus einer obligatorischen Vereiuskasse. Im Kt. Tessin zahlt die (ie- nieiudc die Stell vertretnngskosten einen Monat lang ganz, später niir hall>; anfscrdeni gewährt eine fniwiHige l'nter- stützungskns>-c riii Krankengeld \on 2 I r. für deti T.^^-. Im Kt. Baselstaill bestehen seit iS<Si sieben ol)ligaUniMhe V'ikariatska.ssen (davon eine für die Schulen in den drei lyandgenieinden). Der jälirliche Beitrag der Mitglieder wird nach der Zahl ihrer wöchentlichen Stunden bemessen (näm- lich: so viele »Stunden einer erteilt, soviel uuil 50 oder 60 Cts. hat er abzugeben).') Der vStaat bezahlt jährlich an jede Vikariatsknsse ebensoviel wie die Gesamtheit ihrer .MitL;lie(ler, überdies kann er, wenn infolge lang audai!cr?!der Krankheit eines Lehrers eine Kasse ini\ c i hältnismälsig stark angegriffen wird, die Kosten des betretteuden \'ik»oiats ganz überueinuen. (Der Vikar erhält für die Stunde an den vier Unterklassen 1.20, an den vier Oberklassen 1.50 Kr.). Die thurgauischen und neuenburgischen T^ehrer sind allein auf ihre Kassen an- gewiesen: jenen bezahlt die gesamten Vertretungskosten eine Alters- und Milfskasse; diese empfangen aus ilirem Fn}iih sro/tfin flf jurroffffnrr ))lofs die Hälfte, und zwar mir, wenn die Krankiieit über zwei W\>chen und nicht über drei Monate

'1 je naoluk-in «r ni «k-n vier fnlfr- («Kr ( )hcrkl;isscu unltT- richtet. Die Kasse- kann übrigcn.s auch bei antkrn Uriui>lichen Ab- haltiinjiren des I^chrers in Anspruch gcnoniinen werden.

8*hweiitcrUrliM VollMM'liiilwpteii.

aiilialt. In den «^'•csel/liclien lie.stinininnj^cn der iil^rij^en Kan- tf nc i<t von einem besonderen Stel!\ < rlreter ül)er1iaTi})t nielit (iie kedi ; entweder sind örlüclie oder benaehharte Kollej^en <leslvi krankten ver])lliehUuilic\'ertretnn<j; ohnel'Jitscliädij^nnj^ zn übernelinien (Schwyz), oder inau holt die aiis<»efallenen Stunden so gnt als ii.(")g]ich nach (Nidwaldeii). Ähnlich mag die Ancfelejjenheit auch in Uri, Obwalden, beiden Appenzell« Granbünden, Wallis geregelt sein.

Uni^efälir dieselben <:^esetzlichen Bestinininn^en , Vor- kehrnn^en, ]if1no;cnheilen <^elten doch nicht obenan in denselljcn Kantunen für die Zeit, in welcher der Lehrer y.uni M i I i tiird i cn st^) einj^av.ogen ist. Her Stellvertreter wird ganz vom Staate (Haselland, Genfj, oder von der Ge- meinde (Glanis» St Gallen, Neuenbürg), oder von Staat und Gemeiiule gemeinsam (Waat) bezahlt. Oder es werden wenig- stens die Kosten der Stellvertrctnntj für die Daner der Rckrntcnsclinle ans öffentlichen Mitteln bestritten (Zürich, Solotlmrn, Aari^Tun. In ()l)wa1den, l'Yeibnrti, Appen/.ell- Anfserrhfxlen. I !a sei, -.ladt iA'ika: iaiskassen», Znif, Srhaffliansen, Uri, (iraubünden liat aneh der Lehrer .-selbst mit für die Kosten auf/nknmnien ; in Bern und Thnrjjan aber fallen sie

'i Nc])ciilici Lin W uil iihrr diesen Militärdicii.st, vuii ik-in uähiciul (kr kt/.t«.!! Jahre, ähnlich wie in Dciitscliland, auch in der Schwcia oft die Ke<k- war. Nur hajicklt es sich hier Tiiclit um ein Klassen- vorrtclit, das /u erringen wäre, .sondern um die Frage; ob Schul- dienst und Mintard k*nst sich mit einander vertragen. In der Praxis wird diese I'*r<i.ue \ i t schiedetien Kantonen sehr vcrM tiieden jje-

löht, wie C. tirob iüt>o nnllelst einer Umfrage ie.stgestellt : der Lehrer wird wie jeder andere Kür.irer behandelt fer hat nach dem Rekruten- kurse seine vier W ii-derholuiij^skurse duroh/uniaclien i ockr von einem oder meint ren «»(kr alkn \\"ie(krliolunjiskur.sen flispensieit ot\t,T üliirhaupt nicht /.u «liesen Kursen einberukn ockr zuixelasseu. Cher die Aussichten auf Avancement« berichtet (i roh : In -i Kan- tonen (Xidwahkn. Zu^. Schaffhntisin Waat) kann der rrimarU hrer zur ausnahmsweise, in y Kantonen iLu/.ern, Scliww., (ihuus, l-iei- burg, Solothurn, BsLselland, Appenzell-Awfserrhoden, Nencnburp, (tenf) nie Offizier werck-n 'l'li il -ä. l.lirli w art ii iS(;<» von iTi^j^esamt _'5i>S dien.stiiflichtigen Lehrern niederer untl höherer Schukn 3H1 L nler- offiziere, 265 Offiziere. Im l'rühjahr 1H92 brachte der bemische kr/.iehun_usdirektor (iohat l>ei (kr lUindesversanimlun^ (kti AiUrajr ein. (kn MiUturdienst der I. ehrer attf die- Rt krutensehuk zu be- schränken . In der lie^ründunj.; tlieses Antrajj^es wurde u. a. be- hauptet der Militärdienst sei den Lehrern nicht /.uträg-Hch ; das Avancement erwecke in ibrt ji einen f:i1sr]i( n I'hr^aiz und \ ( v;>tdasst sie /.um Aufgehen ihres Berufs, Ueni widersprachen aber nicht \\eiii;;er als drei Offiziere höchsten Ranges (Bri{|rade- und Divtstonskonnnan- <lantent. Sie wi(k'rki;ten jene Heliauptun.nen. ^•^Tw^esen t^rnnds;it/ heb auf die He.stiinuunigeii tler liundcüverfa.ssung un<l beriefen sich auf die guten Erfahningen. die sie mit den Lehreroffiaieren gemacht leine Division /iihUe ibimals unter ihren Lalaillonskoniiii im^ inlen 3 Lehrer^, (iobals Antraj^ wurde \ on mein als 'j^ der StJunueudeu verworfen was aber an den ihatsächlicheu Verbältnissen in den Kantonen kaum etwas geändert haben durfte.

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^aiiz '/n seinen Lnstrn. Allerdinj^s kann in mehreren der znlel/.t «genannten niid in den nicht erwähnten Kantonen di^^ Kekrntensehnle wähn inl der Innigen l'Vrien dmehijeniaelit we r- den, sodal's dort \ on Slellvci ti eiiui^i; niclil, höchstens von Nach- holen der aiisoefallcncn Stunden die Rede ist

Die f^Tohc linntheit der Bilder von der wirtscliaftlichen LajTfC scliwei/erischcr l^chrer, die ieli l)is]ier vorznfnhreii hatte, rei/t denjeni^jen, der :v>. die j^rolse Zald nnd \cr- scliiedene Art der Kantone «lenkt, kanni /nr \'erwinHU i iuilj. Daj^ej^en nia^ den dentsclien Lehrer ila>, was er nunmehr über die Z n k n n 1 1 a n s t>- e d i e n t e r 1 ^ e h r e r er üihrt, be- fremden. Aber auch das ist begreiflich, in gewissem Sinne sogar natürlich. Doch davon später. Zunächst das Tliatsächliche.

Xnr in fünf Kantonen geniefsen Lehrer, elclie wegen Altersschwäche, körperlichen oder i^eistij^en Ciebrechen, danern- der Krankheit vom Amte znn'icktreten müssen, tin staat- liches Rnhej^ehalt. Das Recht dazu erwerben sie in Zürich nnd Ik-rn der Rejicl nach mit dem 30., in üasel schon mit dem 10. Dienstjahre, (ilarns und Aargau haben keine Altersgrenze festgesetzt; doch bcstiuiuien sie die Höhe der Pension uach der Zahl der Dienstjahre. Arn günstigsten sind die Lehrer wieder in Basel gestellt; da gilt »als Nonn für die Festsetzung der Pension der P>etrag von der letzten Jahresbesoldung einschliefslich der Alterszulage, ver- vielfältigt mit der Zahl der vollendeten Dienstjahre; der Regicrungsrat kann aber über diese Norm hinausgehen, sofern deren P'esthaltung einen offenbar ungenügenden Be- trag ergeben würde?. Das zulässig höchste Ruhegehalt ist 4500 Fr. Die Züricher .sollen wenigstens die Hälfte der gesetzlichen Barbesoldung erhalten; thatsächlich beziehen sie (nach 30 jähriger Dienstzeit) .Sot) tckk) b'r. Den Aarganeru wird höchstens ein Drittel der gesetzlichen Iksoldnng ge- währt (4(X) 500 Vy.). Die licrncr und (ilanier bckounucn nicht mehr als 400 I^V.

Die Glarner und Aargauer inüs.seu überdies einer vom Staat unterstützten * obligatorischen Kasse Iwfi treten. Solche gcsetjjlich geordnete Kassen bestehen neben einige-n > fakultativen^ aufserdeni noch in 15 Kautonen. Xnr die wenigsten sind reine Alters- oder Pensionskassen der Lehrer; die meisten übernehmen auch die l'nterstntznng der W itwen und Waisen (für welelie übrigens in mehreren Kantonen selbständige Kassen wirken), und einige gewäliien lieitiäge an die Kosten der Stellvertretung in Krankheitsfällen. An Pensionen zahlen diese Kassen : im Kt Genf 1400, Neuen- burg 8üo, Schaffhausen, St. (i allen, Appenzell-Aufscrrhoden je 600, Waat 500 Fr. in den übrigen Kautonen höchstens

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lletiweisfritrbrH VolkiuM*hvtwciteii.

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40C), in iiiclireren kainii 100 Fn jährlich ! Die Tessiiier müssen sich z. Z. noch - ein Pcnsions^cset/c soll in \'' ir1»« rcifnno- sein - mit einer frei\villi<;en Kasse behelfen. l ud in Uli, Oh- mul Nidv\alclen, \\'nlHs bestehen nicht einmal Kasst-n.

In gröfseien vSuulicn endlich aber ancli in

kleineren schnlfrenndHclieii Orten erhalten die ausgedienten Lehrer Zuschüsse zu den staatlichen Rnhegehalten ans der Genieindekasse; oder dieCicmeinde selbst entrichtet Pensionen, ■und dann fällt die staatliche Leistnng oder ein vom Staat jL^t spendete!' Ikitmq in ihre Kasse. So j^-cwähi i die Stailt Zürich ihren Priniai Ichrern 1900- 2500 Fr. Ruhegehalt - Jiern freilich nnr <Sik) Fr.

Woher kommt es nnn, dals eigentüch nnr in einem einy.igen Kanton für die dienstuntauglich gewordenen Lehrer von Staatswegen genügend gesorgt ist? Man ist in der Schweiz dem Pensionswesen überhaupt abgeneigt, und eine Heamtenklasse zn bevorzngen, widers])rcche, sagt man, den demokratischen (irnndsrit/eu. Gegen das letzte läfst sich in der That nichts einwenden. In Hasel stehen denn anch die Lehrer mit allen andern Staatsbeamten und Staatsange- stellten unter dem.selbcn rensionirnniiSi^esetz. Im übrigen mögen etliche Äufserungen ans verschiedenen Lagern ver- anschaulichen, wie man sich zur Sache verhält *Wir be- kämpfen den Grundsatz der reinen vStaatspension schreibt der lierncr Professor J. H. (iref in einer Anfangs 1894 ver- öH(. nllichten Studie weil er in einseitiger Weise nnr eine Klasse') \on Staatsiiienern i)erücksichtigt und jeder Beamte, der im l)ienste des Staates invalid geworden ist, offenbar das gleiche Recht auf eine Staatspension hat wie der Lehrer. Wir bekämpfen diesen Grundsatz der reinen Staatspension aber auch deshalb, weil nur in den wenigsten Fällen der Staat im vStande ist, eine erkleckliche Pension auszurichten, und stellen den (trundsatz auf, dafs die Pensionirnng nur auf (trnndlage von Heiträgen des Staates und der Lehrer- schaft bernlien darf , Ähnlich })erichtet der städtiselie Schnl- rat zu Seliahlian.sen im vSeptember i<S()j^: T'!s existieren keine Bestimmungen über die Pensionirnng der Lehrer. Man ar- beitet schon lange an der Krage herum, konnte jedoch bis heute keine Lösung finden, von der sich hoffen liefs, dafs sie bei der städtischen Einwohnerschaft Gnade finde. Hier wie anderwärts ist man den Pensionen abgeneigt, und um keine auszahlen zu müss( 11, findet man, ebensowohl wie die Lehrer seien auch die .sämtlichen analeren Angestellten zu bedenken . Mitteist eines andern (irnndes hat vor kurzem

'1 Zwei Klassen: 1.« !n t niid ( iCistHcho (in rcforiiiirlfn Kantoiiciu; im Kt. Zürich auch die l'oli/.i.sten.

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Rudoll Dietrich.

(Ftl)i. 18961 (!ie (ieniciiule 7a\'^ die vom Stadtrat hcantrag^tc Alteihv rrsorj^un«; der lA'lirer vcrwin teii. Mau nieiiUc* näm- licli, die luirsorge luü.^^e auch auf die Cicistlicheu aus^^edehnt werden, während der Stadtrat die Ansicht vertrat, dafs diese ledigen Herren noch warten könnten, nuisomehr, als sie höhere Kiuualnucu beziehen als die weltlichen Lehrer, die fast alle l^'auiilienväter sind. Doch es fehlt aucli niclit au peusiousfreuudlicheu Sliuiuieu. II über veröffeutlicht 'Jahr- l>nch icS()2) eine Zuschrill, dit. er von sehr konipeteuler Seile aus Basel erhalten und u. a. erklärt: Das Motiv für die l'ensiuniruug ist klar: alle (iehalte sind so niäfsig, dafs von Ansammeln eines erheblichen Vermögens nicht die Rede sein kann. Die Ausrichtung eines hierzu ausr<»ichcnden Gc< haltes würde, den Staat viel mehr belasten, als die IVnsionen es thun, und zudem wäre man nicht sicher, dnfs di r Mehr- betrag des Gehaltes auch wirklich kapitalisirt würde und die Invaliden nicht doch hülilos würden . Und in den \'er- hautllungeu des zürcherischen Kantonsrate.s über eine Ini- tiative , welche Abschaffung der staatlichen Pensionen und Kuhegehalte verlangte (18(^4), wobei aufser den Lehrern auch die (geistlichen in l'rage kamen, bemerkte ein Miti^licd def Regierung, die ^Institution* (der Ruheo ehalte) sei im eiucnsten wohlverstandenen Interesse des vStaates, der Kirche, der Schule ins T.ebeu «j^erulHi w)rdcn. Mau wollte es den (»emeinden ennriolichen , ohne ( iewissensbisse alte, nicht mehr voll lei.Nlungsfähit>e (leistlichc und Lehrer (huch junge tüchtige Kräfte zu ersetzen. »Der Vorteil, den die Betreffenden da- durch erlangten^ war nicht das ursprüngliche Ziel, sondern eine sekundäre I'V)lge . ICine Grausamkeit wäre es, wenn es im Kt Zürich dahin käme, dafs ein alter abgearbeiteter (Geistlicher oder Lehrer einfach auf die ( lasso o(>stt Iii würfle . Von der Abschaffung der rVnsionen hätten nalin lich die l^and- gemeinden den gröfsten Nachteil: sie kinniten lüchlige Lehrer nicht mehr festhallen. Der Kantonsrat spiaeli t>lcU mit grofser Mehrheit für Verwerfung der Initiative aus.') Diese hat übrigens den zürcherischen Erziehungssekretar Huber veranlaist, eine umfassende Darstellung der d'ensiousverhält- uisse nach ihmn gegenwärtigen Stande in dem vorhin er- wähnten Jahrbuch (d. h. anfangs iSy)U zu veröffentlichen. Hn!>er gelangt zu dem grundsrii/liclirn l'h'gei)nis: Die He- solihuigcn der schweizerischen Liliier sind durchschniltlieb SU bescheiden, dafs sie i'a.sparni.N>e nicht gestatten. Der Suiat hat infolgedessen die Pflicht, in irgend einer Weise das Alter seiner Lehrer sicher zu stellen«. Das geschehe am besten durch Gewährung staatlicher Ruhegehalte. ^Sie bilden gleich

i> Und in der X'olksabstimnturifi: wurde sie denn auch venvorfen.

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dem Besoldungsall sprach ein Recht an den Staat«, und des- halb darf dieser von den Lehrern nicht verlangen, dafs sie

selbst wenn aucb nur teilweise - die Pensionsnüttcl anf]jriiiq:eii. Die Riiliejjebalte sollen iibrij^ens ausschliefslicb an Iiualitk- vcrabfoli^-l werden, d. Ii. an solcbe, die diircb liolies AlUi, Krankbeil, körperliche oder «^^eistij^e Gebrechen diensluniahig geworden sind. Dagegen ist die Kürsorge für die Witwen und Waisen Sache der" Lehrer: >etne direkte Pflicht des Staates, auch für die Hinterlassenen seiner Funk- tionäre zu sorgen, ist nicht vorhanden«.

6.

In allen Kantonen, aiisi^«, ii« •innu n (riarns, sind die Lehrer zur Teilnahme an Versanuuhiiigcii , Kfuiferen zen ver- plliehlet, iür welche mehr oder weniger eingelieiule gesel/.- Hche Bestimmungen bestehen. Anfser den Kantons- werden in den meisten gröfseren Kantonen noch Bezirkskonfereuzen abgehalten, entweder unter frei gewählter oder luiU r l)ehörd- licher Leitung. In Schwy/, I^Veiburg, St. Gallen, Thurgan, Waat, Lnzern, Zug zahlen die niicntscbnldi^l Fehlcii(Un T 4 Fr. Rnlse. Diese P>n Isl kann in T'ri schon im ersten Falle 30 Fr. betrai^en, inid in GraubüiKlcn wird den Nach- lässigen die staatliche ( iehall.>^/.ulage verkürzt oder entzogen ! Dagegen erhalten die Anwesenden in den vier erstgenannten Kantonen und aufserdem in Uri, Schaffhansen, Appenzell- Innerrhodeii und Neuenbürg 2 -5 Fr. »Vergütimg i oder Tag- geld, in LiiJteni, T^ri, St. Gallen Reiseentsehädigung.

Zweck der Konferenzen ist ü1)erall kVi r t b i 1 d u 11 g. Dane In n al»t r haben sie in (U n Kanluiien Zürich, Hern, Sulotluu n, iki.Nclstadt, S(^hall'liau^rn, Appeiizell-Auf.serrlujden, St. Gallen, Aargau, Thur^au, W aat, Neuenburg, (ienf, I^uzern, Zug Begutachtnn gs- und Antragsrecht Dieses erstreckt sich auf Lehrmittel, Lehrpläne, Verordnungen, auch auf (»esetzesent würfe jedoch durchaus nicht in allen vor- hin genannten Kantonen gleichermafseii. In Lnzern und Zni^ im jeras- Recht zienilit^h beschränkt, und anderwärts seheint es auch nicht weit zu gehen oder nicht genügend geachtet zu werden. l'us allen - klagte 1893 ein Sciialf- iian.ser Referent ist der Erfolg mancher Kouferenzbescbläs.sc nur zn bekannt Ob wir wünschen oder hoffen, ob wir bitten oder fordern, es kommt alles auf dasselbe hinaus. Unsere Gesuche werden nicht einmal beantwortet; es sei nur an das wiederholt gestellte Gesuch um Kenntnisgahe der In- spektionsberichte erinnert . Des verhältnismäfsii^ weitest- gehenden und wirksamsten lii'ijiuiachtungs- und Aiili agsrechtes erfreuen sich die Züricliei, l»erner und Thurgauer Scinil-

Nruc Bahnvn {PtiiUgogiuiu) YII. d.

Rudolf Dietrich.

synodc . Die Züricher, Neuenburger, Genfer haben überdies Kinflufs anf <lic T*cscl/nnj:i mittlerer und oberer Scbnlbehör- den: die Neiienl)nr^cr I!ezirksk(>nl\iriizcn entsenden je einen Vertreter in dtn kaiitoii.den PriniarscliuhaL ; die (Genfer (doch nicht die Lehrer der Triniarschnle allein, sondern aller Schul- arten) besetzen lo') von den 30 Sitzen in der kantonalen Schulkommission; im Kanton Zürich wählt: der Bezirks ver- ein (Prinuir- und Sekundarlehrer) 3 von den 9—13 Mitg^lie- dern der liezirksschnlpflc^e die Schnls\ node (\'ereini*^nn<^ sämtlicher T.chrer niid Lehrerinnen an den \'olks- tnid höheren Schnlen) zwei nou den sieben Mili;lie(lern des Krziehimgs- rates, d. i. der höchsten UntcrriehlsbehÖKle.

Noch ein Wort besonders über die bernische Schnl- synode. Sie ist seit 1S94 eine »Volkssynode*, d. lu ihre Mitglieder werden vom gesamten Volke, gerade wie die Ab- geordneten in politische Behörden gewählt. Znr Zeit j^ehören der Svnode, die im ganzen 105 \'ertieUr zählt, 60 Schid- manner an; davon sind 25 Primär-, 17 Sekundarlehrer. iHi)5 tagte sie /Jim cr>lt n Mal, uiul in der Kröffnnngsre(ie begrün- dete Kr/iehnngsdircktor (iul>al die Ncuernng. Man wolle sagte er - der Schnlsynode eine breitere (»rnndlagc geben. Da die Volksschule dem Volke gehöre, so sollten auch Leute aus allen Berufsständen ihre P^erater und Besorger sein. Vom Znsaninienarbeiten der Fachmänner und Laien dürfe mau sich in persönlicher nnd sachlicher P»e'/.iehnng den besten Krfolg versprechen; ja die nene S>node könne eine >Schule für Volkssclinhuünner in höherem Sinne werden.-)

') Die K<»iifercii/. (kr Klcinkitiiler-, rrimar- und Krgänzungs- .schulcii' vcrfüjft über 3 Sit/c.

•1 üafs die alte Synode einen nicht unbedeutenden Kinflufs auf

>h\ I jilw ieklunjif <ks Schulwesens ausgeübt, erhellt aus folgender, nur bis /.um Jalire iSX:; /.urückijchcmler L' bersicht : 1SS2 wüiisclitc die Synode V ersorgung anner Schulkinder mit Nahrung und Kleidung durch den Staat: die Regierung riit^i-raeh sofort (iS<)4 wurden 9000 Kr. aufgewendet). Hehufs theoretischer und praklis« her I'oilbildung der Lehrerschaft veranstaltete die Behörde, den liesch Hissen der Synode (iSsS) entsprechend, : Wiederljolnngskurse niil lA-hrern in :\\\vu I.andesteilen ; aufserdeni \ eiteilte sie einen mit /iendich groisen Kosten htjrge.stclllen Katalog für Lehrerbibliuthcken. 1892 bewirkte die S. die Hcraus>fahe ei«e.s neuen rnterrichtsplancs für den Turn- iiiitrm'c!it und die .Vbhaltung mehrerer Turnlehrerkurse, deren Teil- «eUmcr Staatsuntcrstützuug empfinden. sprach sicli die Synode für Förderung der Knabenhandarbcit in der Schule aus. Daraufhin wurden zunächst die Seminaristen sin Hofwil und rnnitnUi nnt deiu neuen l'nterrichtsgegenstand \ertraut gemacht: dessen 1 infühnnitv in die \'olksschule /.u unterstützen, ist erst dun li das lu iu Schul - {{[^esetz möglich geworden. Dieses hat auch n<ich mehrere andere, in \ erschiedenen Jahren gt äinserte Wünsche der vereinigtci^ l.ehrt'r- Hchaft zur ticllung gebracht, B. Rej^elung des Lehrmittel Wesens durch den Staat. Kuifühning der Fortbildungsschule, MaCsnabmen zur Gesund lieitspf lege.

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All freien V e r c i n i <j u n e u dw TA'lircrscIiaft ist kein Maii.i;;t'l. Neben den - ja nicht clurcliaus Lifrenliclicn -- liiiiulnissen /nr Walirnn«^ der »StaiiiU sintL i csscii (s. Alheim. 3) bestellen in den Kantuncn mit lel)liafterer Kntwickchinjjf tüchtijje Facbvereine, Vereine für wissenschaftliche Fort- bildung, reich p^ej^liederte Ortsverbände (unter denen derjenijj^e der Stadt Ziiricli der bedeutendste ist). F'reilich gehts ancli nicht ohne katholische, evan»elische,zillensclie Sonderbündelei. Von allen diesen inaimiprfaltigen Können des Znsaninien- stehens nnd Znsannnenwivkens kann hier nicht die Rede sein. Ich beschränke mich anf einen kur/cn Hericht über den gröfseren der beiden Landesverbände; denn sehr nngleielie Gröfsen sind sie, müssen sie sein. Der „8oc/W p^htftMfique th ht Smuse rommtle*' steht eben ein bei weitem kleineres Ver- breitungsgebiet zur Verfii^»:nng als dem Schweizerischen Lehrer verein : Wcährend jene mit den Kantonen Genf, Waat, Nenenbnri^, höchstens noch Freibnrg nnd Wallis (ans denen aber tn'clu \ ic l /.n holen ist) nnd dein bernischen Jnra sich beo-iiü;4cii iniifs, kann sich dieser über die *^ro[sc Alrlir- /alil (ly) der Kantone erstrecken nnd damit den gevvaiüLen

Namen rechtfertigen. Dafs er die deutschen Kantone eben- sowenig wie die ^^ixnze Schweiz gleichmafsig umfafst, ist nicht seine vSehnld. Das letzte «gedruckte Verzeichnis (welches den Stand der Mitgliedschaft im Dez. 1S94 ausweist) nennt nur 37 Mits^Heder ans den vier wälsclKU Kantonen Tessin, Waat, Nenenbnro^, (»enf. Auch die katholischen Kantone (Lnzern ausgenommen) sind sehr schwach vertreten : von den Uiuein lial sich gar nur einer herangewagt; die ob- und Kidwaldner und die Walli.ser fehlen ganz! Die verhältnis- niäfsig meisten Mitglieder stellt Glarus; dort .scheinen dem N'erein alle Lehrer anzugehören. Es folgen: Zürich mit V5» Baselstadt nnd Thnrgau mit etwa Appenzell-Aufserrhodeii mit der Hälfte dw l'rimar- nnd Seknndarlehrer nnd -Lehre- riniuMi, Die Züiicher l)ilden fast ein Drittel der (iesanitz.'ihl 2(>79. Diese ii>cheint gering, nmsomehr, als sie nicht l)lcjfs die eben bezeichneten, sondern auch Seminar-, l i\ ninasial-, Keallehrer, ITniversitätsprofcssoren, Iteamte, Laien einschliefst während die Schweiz 1894 allein 9600 l*rimarlehrcr und -Lehrerinnen hatte! - - und der Jahresbeitrag (1 Kr.) recht bescheiden ist.

Die Lcitnni; Üci^ t ^eit ii^94 in den Händen der Züricher. In fiiesem Jahre wiutU citie Netiorgani-^ation des Wreins durchgeführt, die Herausgabe eines Lelirei kak nders vorbcreilcl und eine Waisen slil tun g gegründet. Der Kalender erschien zum ersten Mal für 1895 und warf 2600 Fr. Reinertrag ab. Das Vermögen der Waisenstiftung beträgt z, Z. 25000 Kr.

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Rudolf I>i«lrioli.

Organ (Us Vereins ist eine Wochenschrift, die Schwei- zerische L c h rer zei t n n g. Das Hhiti kostet jälu lieh nur

5 l'i., ist änfserlich und inhaltlich gut ausgestattet und ge- schickt) freilich nicht unparteiisch^ geleitet; es darf daher als das in fast jeder Ikziehung billigste unter den in deutscher Sprache geschriebeneu Fachblättern hczi-ichnet werden. Die IaIii erzeitnng ist übrigens anch Organ des Pestalozziannnis (seit 1S91) und der Ocsellschaft znr rflc^^e der dentsclien Sprache in Zürieli 1895), deren Mitteilungen eine nam- hafte liereichcrung des lilattes bilden. Seit 1891 gil)t der Wr- ein aufserdem die >Schw. pädag. Zeitschrift heraus (jährlich

6 starke Hefte^ Preis für die Abonnenten der Lehrerzeituug 2 l'r.l, an welcher bedeutende Pädagogen und angesehene Fach geleinte mitarbeiten; als Heilage bringt sie jährlich vier- mal Pestalozziblätter .

\'on dentsch-sclnvcizeriseher Seite ist nnn in den k t/ten Jahren eine < )r^aiiisan< )n der i^eNamten sch\veizeri>c]ien Lelnerschalt , genauer eine \'eil>iudung des Schw. lyelner- vereins mit der Soci^^ jHtl, de h Sttiiwe row. versucht bisher aber nichts weiter erreicht worden als gegenseitige Ver- tretung in den Vorständen nnd gemeinsame festliche Tagung alle vier Jahre. Da hat man nmi vor kurzem (13. 15. Juli iS{)6) den ersten wirklich -seh\\ eizerischen lychrerlag in (ienf al)gehalten, in den drei Landessprachen (das Roniauische zählt nicht) vt>rgetra<;en und verhandelt - aber auf fran- zösischer (( ienfer) Seite mit aller Hestimmlljeit betont, dafs eine Verschmelzung der drei Lchrerverbindungen der fran« zösischen, deutschen und italienischen ') Schweiz zu einem Schw. Lehrer verein weder wünschenswert noch nutzlich sei*. Diese P>klärnng kann nicht überraschen. Der volksge- nnssenschaftliche ( ic^^nsat/' ist 7.\\ grofs. Dazu kommt ein politischer: die nemseliseliw ei/er sind Zentralisten,dieWäl.schcu üuni grölsten Teile l'öderalisten.'')

'1 Ccineiiit ist die auf Te.Ksin und (trauhütidcn boschrankte

Nach Absclihifs der Arbeit erschien: Rtaiiil ift- nhi/m'^ni/^Iiirs /u'i/<ti:i>i;ii//i(s f>iiii/i<ts i/ l'ortasioti >fr l Exposition s<<il,ui, sitisst 11 (it-t/H'e : hearl). v. Selmliiianneni d. franz. mnl deutsch' ti Schw I.aii- saniic. I'aN'i»t 1S96. S". X III it. vh' S. 7.50 h'r. Nur du. Icl/.tc dieser «) >f(»n().i^r. liielet eine laMrän/uni^ /u ineiuer Darstelluuj;. indem sie di-n Stand dt s irni l ith Tnl. f. Knaben im I'riihjalir i^m i n u liurist. (icnf 1893; 2(xK), 1S96: .>4oo Handarbeiter (— 787^ sänill. i'rimarsclml- knaben)T die übrifren Kantone x^yy. \(yoo, 6360 11 andarb. (Ver-

nichrnnj4 liauptsüchlidt t. d. Kt. Zürich: I2ix\ Niruenhur^; Soo, Basel- Stadt: 400).

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Ein neues Lesebuch für Mittel-

sclxiilen.

Von Otto Schilze in Halle a. S.

Stöger II. W<»Iilral»e, I.vsibuc!i für M i 1 1 cl s c Ii n K ii. i I'.iwcitcrte Ausijabi: der Neubearbeitung des Scharlach- Hau|)tüchcu I«ese- buclLS.) I. Teil: 228 S, 2. Teil: 340 S. 3. Teil: 509 S. 4. Teil: tS; S. Halle a. a, Herrn. Schroedel.

Die vorliegende Ausgabe für Mittelschulen oben «ge- nannten Lesebuches wurde in den «N. B.« als in Vorbereitung befindlich bereits bei der eingehenden Würdigung der ersten

Aii'^.q^aht für I 'ärger- und Volksschulen jSielie Heft 2^ Jg. 1895 Zur I.esebuehfrage | angezeigt, (iedacht waren ursprüng- lich 5 Teile; die Herausgeber haben aber abgesehen von einem durch gesetzliche Bestinitmnigen geforderten, den IV. Teil ausmachenden > Kanon der aiü der Mittel- und Ober- stufe zu lernenden Gedichte' nebst einer Auswahl des Besten aus der lyrischen und epischen Poesie des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts und einer "'Auslese aus der Spruchdichtung Goethes, Schillers, Rückerts ihrem ersten Plane entgegen auch hier die Dreiteilung in lauter-, Mittel- und Oberstufe beibehalten, und das ist entschieden y.u loben, da in der Tliat ein Weniger der Bände ein Mehr bedeutet gegen d.is \'icl .

Weiterhin ist dieselbe von uns bei der Besprechung der ersten Au sgabe gerühmte ausgezeichnete Gruppierung der Lesestoffe beibehalten; es ist den Herausgebern auch hier darauf angekommen, die sorgfältig ausgewählten Ein- heiten überall zu Oanzen und Gruppen, Lese gangen und Kesekapiteln zu verbinden, die, ein Verweilen in demselben G ed a n k e n k r c i > e gestattend, das Lesebuch des enc\ kK)pädistischen Charakters entkleiden. So haben die Herausgeber abermals eine Konzentration gewonnen, wie ihresgleichen in keinem Lesebiiche zu finden sein dürfte.

Auch bei der Auswahl der Stoffe waren die gleichen Grundsätze und Grundanschauungen mafsgebend : es ist den

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Otto HrhttU«.

HerausgLbcni darauf angekoiiiineii, mit mir wertvollen Einzel Stoffen eines jeden Bandes den Zögling einzuführen in die Fülle der Heziehungeii des Menschen zw seines- gleichen, /n der ihn umgebenden Natur und W e 1 1 , zu

dem über Natur- und Menschenleben waltenden Ciotte; es galt, alles des wirklichen I n t e r e s s e s 1*^ n t b e h r e n d e fernzuhalten, der Quellen- und (] u e 1 1 e n ge ni ä fs t u Dar- stellung breiten Raum zu gewähren, der I'orderung einer vorzugsweise epischen G estalt uug der Lesebücher ge- recht zu werden und endlich den ethisch «religiösen Aufgaben der Schttle mit dem ganzen Charakter des Lese- buches wirksame Unterstützung zu \erleihen. Und wie nun diesen Grundsätzen entsprechend die Auswahl selbst getroffen, das ist in allem fast muster- und meisterhaft zu nennen. Zum Beweis'; dessen führe ich aus Teil III aus der Partie der Quelleudarstellungen nur eins an: Unter der Hauptüberschrift «Luthers Wesen und Wirken, dargestellt nach seinen eigenen Aussprüchen *^ wird folgendes treffliche Material geboten:

t. L«fth«r und s«inc Eltern.

I 3. Kur/.c Aussprüclic über ^'ater «iid Mutti.T und Ahnen, .j. Hfik-idsclircibeii I.utlttrs :mi sciiK-n kranken X alcr. ^ I iillu r ;m Mt I.III' Iii limi über dcti Tod seines Vaters. II. Luther und das Reformationswerk.

a. Luther, der streitbare II t ld.

1. Ausspruch über sein Klosterleben.

2. Aus den 95 Thesen.

3. (Wbel vor der Kcichstagssitzung f\Vurins|.

4. Sclihifswort (k-r Wrlciili^ini^fsrcdc.

5 Sehrt ibt n an Lukas Cranacli. den fürsichtigen Meister, •seinen ÜcIhii (Uvatler und b'rennd

6. liricf an Melancbtlion von der \\ .iilburj^.

7. Brief an Melanchthon von der Feste Koburjj «her den Reichstaj; zu Augsburg und die Awgsburgischc Konfession.

b. Luther, der Werkmeister der evangelischen Kirche.

1. Lutbir 1111.1 fbe Hibel.

aa. Ans (kni Sendscbreiben «Vom Dolmetschen', bb. Von der lieili^an Hiblia cc. T")r. Martin I.ntbers I.ied von (kr Jiibel. dd. Aus tkr XOrrede auf den l'salter.

2, Luthers Fürsorge für die Schule.

aa. Ans dem Sendschreiben: An die Bürgermeister und Ratsherren deutschen ].,andes, dafs sie christliche Schulen aufrirlit^ 11 \ind ballen sollen .

bb. N'erscliiedene Aiiss])riK-hc über Lehrer, Kinder, Volk, Katechisiuus und Bibel.

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cc. Von der Mnsika. dd. Frau Mtistka.

III. Luthcrt der Hefd im Beten.

IV. Luther und du^ Obrigkeit.

V. LHthers sinnige Betrachtung der Natur.

1. Gou nahrl alle Tiere.

2. Gott kann alle Handwerke.

3. OtJtt könnte wohl reich werden.

VI. Luther im Kreis« der Familie.

a. Frau Käthe und die Kinder. 1—3. Venschiedetie Aussprüche.

4. An seine Hausfrau.

5. Abermals an seine IIau,s£rau.

6. Luther an .seine i-Vau.

7 11. Auiisprüche über .seine Kinder und über Kinderer/.ieluiii^ nebst z%vei Briefen.

12. Aus Luthers Testament vom 6. Januar 1542.

13. Kin Brief tler Frau Käthe an ihre Schwester nach Luthers Tode

h. I. ulher und M e 1 a n i Ii t h o n.

1. Luther über Melanchlhon.

2. Mebuu ht!'.i 'i: iiber Luther.

Läl.sl iiicliL scliuii diese scheinatisclie Atifzälihiii^ er- kemicji, wie einzigartig und tretfeiid von den Heniusgebein aiLsge wählt worden ist! Wahrlich^ ihre Auswahl je weiter nach obeUf desto inustergfiltiger ist des grofsten l.»obes wert!

Der erste Teil weist 75, der zweite gegen 90 und der Oberstlift nl'.uul mehr als iixj neu liiuzu<(ekoniniene be/.w. M r s a t '/ iiiunniern auf. A u s e soll i e d c n sind insbesondere luauclK (kr vf^n uns in der ersten r.c'>] »1 cchunj»^ verworfenen iruekcncn und inhaltslosen I>eschreibun»(en aus der Natur- kunde. Als >Gruppe< stehen neu die Darstellungen aus der alten Geschichte, die Bilder deutschen Städte- lebens und die Aufsätze und Lebensbilder aus dem Gebiete der Künste (Bankunst, Malerei, Musik). Was die Nummern aus dem Gebiete der Knuste anlani^t, so hätten wir von ihnen \'rv\\ einijrc treffendere und farbeurt icliere und auch cinii^e hrHi j^^ewünscht, denn i^erade dieses Gebiet ist nach Stoff und (lehalt so reieh und anziehend und von erzieherischem Werte, dafs ein X'erlangen nach mehr gewifs als berechtigt anerkannt werden wird.

Da die Herausgeber auch sonst vielfach neue Töuc und Wege an- und ein.schlagen, so nehmen sie vielleicht auch dankbar einijj^e ^veitere .Xnre.i^nnj^en und Wünsche entj>;ej^en. So würden wir es beispielsweise höchst willkonnnen heif^cn, wenn späteren Auflagen vielleicht noch einige Cirnppeux

Otto 8r1itilse.

zugefüji^t würckii unlcr den L'bcrsclirifkn etwa: a. Dialek- tisches, b. Siiinbiltler und v*^\ inbole, c. Die clirisl- Hchen Feste, bezw. die deutschen I'\stc ülierhaupt, \'olkstuui, X'olkssitte, Volksart oder dci^l. Des be- sclir:inkten Raumes wegen begnügen wir uns mit die.sem eintaeheu Hinweise.

Auch der sich anschliefsende IV. Teil zeugt von aufser- ordentlichem Kleils und (ieschick. Der «^Kanou der auf der Mittel- inid Oberstufe zu lernenden Gedichte 120 ist nach den Deutsch-Lchrplänen solcher Schulen zusamnRiiL^e- slellt, für deren rrci)rauch das Mittelschullesebueli Ljedaeht ist; auf diese- WVi.se ist eine kaum eiueu \\'juisch übrig- lassende ZusammcnstellunjLj herausoek» iihhil 11, die von den hel l liehen Blüten der einschlägigen Lilleralur die schönsten und duftigsten bietet Bei der ^ Auswahl des Besten ans der lyrischen und epischen Poesie des achtzehnten und nenn- jjehnten Jahrhunderts sind die Herausgeber auf 25 Dichter zurückgekommen, auf: Klopstock, Höltv, Herder, (^loethe, Schiller, Claudius, Hebel, K.M. Arndt. Rückt-rt, Th. Körner, Schcnktiiilurf, 1' bland, ( r. Schwab, Jnsl. Kcmki, Cluimis.so, lucheiuloi ff, \V. Müller, Ciciok, Spitta, Ilullinann \ . Fallers- leben, (ieibel, J. Mosen, Kinkel, Hreiligrath, Kopisch. Iki den dieser »Auswahl* beigegebenen ^^Sprücheu^ von Goethe und Schiller haben auch in dankenswerterweise die drama- tischen Werke der genannten Dichter Herücksichtigung ge^ funden. Das dem IV. Teile angefügte Hauptregister für das i^csamtc I.escbncbs\\ erk will und i^i mehr als ein nur aufsfus t )rieiitieruug.smiULl, es niüchle Unterlai^en ab- geben füi ileii Unterrichtselbst; auch die kurzen biograpliischen lieiträge sind unter Rückscliau und Bezugnahme auf den gesamten Lesebuchsinhalt gegeben und wollen ihrerseits an- deuten, wie l^itteraturkundliches gewonnen werden kann aus der Sache und auf Grund der Sache an Stelle des Redens über die »Sache ohne den konkreten Untergrund .

Unser Kndurteil lautet: Das Lesebuch für Mittelschnleu von Steger und Wohlraljc ist ein Werk, wie es deren nicht viele giebt, da.s, meisterhaft angelegt, bis ins eiii/chistc hinein äufserst geschickt und musterhaft zur Ausführung gelangt ist, ein Werk, worauf die Herausgeber stolz sein dürfen und das der Schule und der gesamten Pädagogik zum Segen und zu kräftigster Förderung gereichen wird.

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Zwei Tersammlixngen für wissen-

scliaftliclie Pädagogik.

I.

Freie Veivini/arnn^ für phihisophisthe PäilHgo^ik. (Ständige Nebenversamiulung der Deutschen I,eUrerver.sanaulung.^

Die 3. Tagung der I*rcieii Vereinigung für philosophische rädagoj^ik fand vom 26. 2S. Mai d. J. zu Hand)urj^ statt. ') Als Versni!iiiiluMLi<ort war derselben für alle drei Morgen der 'riK;iter>;ial des K< c nttj^nrlt iis ,niL;e\\ ie>en wuiileu. ein schönes J,ulval. in d-.ni die Sitzung jedesmal gegen '/..S I hr iiegann. Der erste Vorsitzende, Lehrer F. A. Steglich -Dresden, eröffnete die Versammlung mit Begrüfsung der zahlreichen Anwesenden und dankte dem Ortsausschusse für Bereitung der gastlichen »Statte, worauf Realschuldirektor Dr. Reinniüller als Deputierter des Ausschusses für XLl>enversannnlungen das Wort erhielt und eine licr/lichc B».^rnlsiiniisrtde an die I{rschienenen richtete. Erster ('.cj^x n^-land «k r Tagesürdnung am 26. Mai war ein kurzer Jahresberiehl, den der Vorsitzende erstaltete. Auh demselben sei folgendes angeführt: Über die Stuttgarter Tagung wurde referiert in den N. B. (Aug. 94J, im Pädagogium (Sept 94), in der Allgem. D. Lehrerzettung (1894, ^r. 30), die die offiziellen Protokolle brachte, welche sodaiui in der Denkschrift des Stutt- garter Lehrertages mit Aufnahme gefunden haben; der erste Jahresbericht, welcher in Stuttgart verlesen ward, er^^eliicn voll- ständiiT den Rhein, Hl. (FS94. Die Rlum. Jil. brachten

in demselben Helle auch die Satzungen der Fr. V. zum Ab- druck, wie es die N. 15. (Aug. 94) ebenfalls gethan. Interessenten können sich also ohne weiteres über die Fr. V. orientieren; aufserdem jedoch sind nun auch gedruckte Satzungen unent- geltlich vom A'orsitzenden zu l)eziehen. Der in Stuttgart von Dr. vSpitzner gehaltene \'ortrag ist im Druck erschienen (Leipzig 1894, Ii. Ungleich), doch hat die daselbst angenommene Reso-

'1 \\t»1. den Pericht über die Stuttgarter Tagung, >N. B.» Aug. 1894; ebenso den i. Bericht in den >N. B.< Aug. 1893.

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4B2

httion in der gc>jebeiieii Passung eleu gewünschten Ivrfolg nicht gehabt, ^) weshalb sich die Pr. V. in ihrer Hamburger Tagung nochmals mit dem Gegenstande der pädagogischen Pathologie befassen will (am 3. Tage). Zu den im ci hlcii Jahreshericlitc er- wähnten ehrenvollen Begrüfsungen der Fr. V. f. philos. Päd. ist noch die «j^ekommen, welche Schtilinspektor H. Scherer- Worms im neuesten Pädag. Jnlirc>l)cric]iU- (Bd. 47, S. 5 r>) der Vereinigung gewidnit-l hat und welche im wesentlichen mit- geteilt wird. Die litterarische Thätigkeit der Mitglieder der Pr. V. galt in erster Irinie der Mitarbeit an unsem Zeit- schriften : Allgem. Deutsche Lehrerztg., N. B., Rhein. BL, Päd. ; auch die Lelirerin« ward berücksichtigt. Aufs^dem sind einige wertvolle Schriften von Mitgliedern erschienen, die z. T. in den genannten Zeitscliriften resp. itn Päd. Jahresbericht (hier vom Mitglied Scherer) t)esprochen wurden. Die Artikel in den päd. Vereinsblätteni sind bekannt; von den besonderen Schriften sind ZU nennen: Über die geisL Fehler der Kinder, von Dr. Spitzner (Leip/. 1894) und Woldem. lyommatzsch (Chem> nitz 1895» Druckerei v. Carl Wiechert); Pestalozzis Pädagogik, V. H. Scherer (I.,eipz. I^?95 T' andstetter) , über Jak. Froh- schamniers System, v. Dr. B. Münz (Breslau, Schottländer); die zwei vSchriften so/inipädagogischer Tendenz von T>r. med. lul. Reich: vSozialh) gicn. Studien , Politik der Bevölkerung und (»esellschaft (Leipz. 1895, Aug. Dieckmann) etc. etc. - Von den Sektionen der Fr. \\ hat sich bis jetzt am regsamsten die Gnippe Westfalen gezeigt, welche mit den westf. lyehrertageti Csteni 1S95 u. 96 eine zweite und dritte Sitzung abhielt; vor. J. sprach in Hagen Hauptlehrer lUidde über das Charak- teristische der Lotzeschen Philosophie, speziell der Psycho- logie '\rr"l. T\li. ]}1. 1S95), in diesem Jnhre in Gelsenkirchen I.elire! Kniep über die Phantasie in der Auffassung Jak. Froh- schammcrs > (s. Allg. D. Lehrerztg. 1896, Nr. 23, S. 233). Von den Zeitschriften der Fr. W hat bekanntlich das Pädagogium mit März 1896 zu erscheinen aufgehört; es wird gleich 'Diester- wegs Jahrbüchern stets einen ßhrenplatz in der deutschen päda- gogischen Tjtteratur behaupten. Für die Mil.ulieder erwächst daraus die Mahnung, sich noch fester mit den Rh. Bl. und den N. B. zu verknüpfen, die vereint nm ehesten geeignet erscheinen, das Pädagogium zu ersetzen, soweit dies nngängig ist Die N. B. thun sagt der Jahresberieht ^ alles Mögliche; und die Rh. Bl. sind nicht nur ein gei.-.tiges, sondern auch ein finanziell-geschäftliches Vermächtnis Diesterwegs (da der Ver- leger des alten Meisters jüngster Sohn ist)«. Daneben sei die Allg. D. I^ehrerztg. der Paden, der uns aller 8 Tage verbindet !

S. N. B. Aug. i«94, ö. 396—397.

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Ffwte VercinigiiiiK för (ihiluiuphiM-lit! PädaK^i^i'^-

Aus der Zahl der Mitj^liedcr (z. Z. cn. 150) ist am 6. Okt. 1S95 Prof. Dr. H oche^i^er-Czeniowitz durch den Tod ge- strichen worden (s. N. B. Deas. 1895); wie dieses teuren Toten, so gedenkt der Jahresbericht noch zweier Männer, die zwar der P*r. y. f. ph. P. nicht formell angehörten, aber der Sache und der Wissenschaft, welche wir vertreten vvolk-n. tjetreu gedient ihi lA'ben lanj; : ()l)er>clui!r:U A. BertheU Dresden (-r 26. April 1N96) und Sclmlrat Dr. Friedr. r>i lies- Wien ( 1 5. Mai i.Sc)6). Die Versaninilunj( ehrt das Andenken dieser drei Zierden der deutschen Lehrerschaft durch Krheben von den Plätzen. Uni nach Möglichkeit zu ersetzen, was wir in diesen Männern ver> loren, ist enger Zusanimenschlufs aller notwendig, die unserer Wissenschaft dienen luid den Idealen nachstreben wollen. I^nlur schliefst der Vorsitzende den Jahresbericht mit dem Wunsche, dafs auch der Fr. ^■. stell iinrnor mehr slrebetide Deister an- schliefsen möchten. Mtiehleu die Ziele, die von der I'r. \'. f. ]>h. P. (und ihren Zeitschritlenf angestrebt werden, glücklich, weiui auch nur allmählich, erreicht werden!

Nach einsliiiiniij;t r Cii nchmi>;vuij4 drs jahresbericlUes seitens der \'ersanunlung erhält das Wort Haupllehrer G. Sicvert- N ieder.schelden b. Siegen seinem Vortrage: Ober die Be- deutung des Prohschammerschen Kinheitsprinzips (der Weltphantasie) ffir dU Pädagogik<. Der reichhaltige und übersichtliche X'ortrag währte ge^en i ' /^ St, und es sei im voraus !)emerkt, dafs der zweite (aut die I*raxis in Schule und Leben sich beziehende) Teil desselbeti am j-. Mai zur Be- hantliung kam. Mit Recht machte nündich der \'orsitzende. als nach 9 Uhr wegen der Kjitfernun.v; des L,ükals der Haupt\ersammlung und in der Besorgnis, keinen Platz zu find^

- - viele Hörer den Saal verliefsen, den Vorschlag, den zweiten, auch für sich verständlichen Teil des Vortrags auf den zweiten Tag zu übernehmen. Dem von eingehendem Studium zeugen- den Vortrage, der jedenfalls in einer gröfseren Zeitschrift oder n!'^ Hroschüre erscheinen wird, lagen folgende l^eit.sätze zu Grunde:

I. Itidetu (his h roh sc h a ni in e rs eil e Ivinluil.sprin/ip 11 eine tiefere Ivrkeuntnis der menschlichen Natur erniü|^licht, indem dassclhe 2) durch Aufhebung de.s schroffen Dualismus (las I'robleni der Weclisehvirknng zwischen Leib vind »Seele seiner Lösung näher führt und damit die \' ererb ungs- theurie in neue Ikleiichtimg rückt, erweist sich dasselbe 4) als wirksam zur hesstien Erkenntnis und Leitung des g e s u n d e n S e e 1 e n 1 e b e n s wie auch zur Heilung der geistigen K e hier des K indes.

II. Aus Frohschauimerü Auffu.ssung der menschlichen Natur und dem derselben zu (Grunde liegenden Kinbeitsprinzipe ergeben sich folgende Resultate:

F. A. 8l«sUe1u

1. Die Auffassung der Seele als eines O r a n i s mu» mit ver- schiedenen Kräften, die durch das Band der Phanta.sic zur Einheit verbunden sind.

2. Die Seele ist infolge der in ihr stattfindenden Idce- realisienui«^ ent\vickluiii:sliedürftig und als Synthetische l'oteuic etitviickluu^s f ä hi ^.

3. Bei der gresamten Seelencntwickluni' bildet das (lenjut den dunklen, beweglichen Hintergrund der übrigen (reislvs- thätijjkeitLn

4. DadasCieuuU um die iuucrlich und sell'slätidi^. inilivid'u 11 und lebendig j^ewordene j)lastische l'oleu/ «1er Welt- plinnt isir i^t, sozeigrt «ich injeder Thätigkeit des Gemütes

dies e s e 1 b s t,

5. Diese Auffassung ist wichtig

a) fi'jr ilie ii.idriLfi »Irische I's\ choloj^^ie (Apperception, Aufmerksamkeit, Intereüse u. s. \v.|

b) für die Auswahl und Behandlung des Stuffes.

c) für die Socialpädagogik.

III. 1' r o Ii s c !i a ui ni e rs l"r/ieluin<is /. i e 1 f< '.lürk^c li;4kt it 1 ist als /u weit gehend ab2ulehnen und die harniunischc Ausbildung des ganzen Menschen als solches nnwandelbar festxnhalten. Doch verdient das der 1* ro h s c h a ui ni e r sehen l'thik /u (irunde lieircnde Trin/ip lin der Auffassung des gen, i'bilosophenj Jic- achlunjr. da dasselbe

1. «lie Verbindung zwischen Menschheitsideal (Realisierung der Ideen t iitid l'rziehunjrs/icl (harmonische Ausbildung des ganzen Menschen) herstelit ;

2. als eine Grundlage erscheint, die die I'undamcnte der Individual- und Socialethik in sich schliefst.

IV. Die 1' r . . Ii sc h a nmi crsrhe ori^'-niiisrlie .Methode^ verlangt um ihres (1 y n a m i .-^ cli e n Momenles willen

1. ein aufmerksames Studium und eine sorgfältige Beachtung der tliatsächlich gegebenen körperlichen und seelischen

Zustände.

2. Indem sie so den Pädagogen darauf hinweist neben der

methodischen .Aufgabe die psycholo- isrlie nicht zu ver- gessen, hilft ihre Anwendung zur Verhütung und Heilung der geistigen Fehler beitraj^en.

3. Das der receptiven Seite ikr menschlichen Natur ent- stTt cbcnflc TU e c h a n i s c h e Monu iit \\ « isl tU n Kr/.ieher daraut hin, dals die schaffende Potenz /u ihui jiethätigung die Aufnahme des notwendigen Materials voraussetzt, also ciTie rein formak Hildung unmöglich ist.

4. Sunach tritt der Mensch in Beziehung zur Natur und Ge- schichte und erscheinen die Lehrstoffe als Kultur- },Miter, in dirm rberlicferun^ die welthistorische Be- deutung des I.ehrerstandes beruht.

5. Da also die organische Methode sowohl der historischen Continuität als auch der menschlichen Natur gerecht wird, i.st sie natur- und kuUurjir« tn;iis und steht somit im Dienste der lndi\idual- und Soziaipadagopk.

V. Da die Organisation der G esell.sch af t auf Grund der Kechtsidce und unter dem gestaltenden. s\ iithetischeti ICinflu.sse der Weltphantasic dm Zweck hat. nicht blofs das leibliche I.eben zu sichern ninl zu fördern, son<lern auch ;xeisti>^e Hildunij zu errint^en un<l fort/itst^ t/«. n. die Ideen der Wahrheit {in der Wissenschaft^ des Guten (im sittlichen Leben), des

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Frei* Y«rai»i(UB|r für philMopMuoh« PXdHTiWilt. 485

ScTiotitn (in der Kunst) zn verwirklichen und diirrli Rili j^ion und Civilisation, d. Ii. durch die (iesaintkullui in ilas I.eheti einzuführen und sie fortzubilden, so steht d ein K u 1 1 u r Staate die oberste Ordnung und I^eitung d er S c Ii u 1 c z u.

VI. Z usa ni m c n t a SS u u ^ ; Das auf der \V el l pli a n t a s i e aufgebaute S yst e ni Frohsch a ni ni e rs verdient die n c a c h t n n jüf d er I* ;i «1 a o e n i n h o Ii e 111 M a f s e , «1 e n n e s ist ^ e e i j; n e t , d i e \" e r Ii i 11 d u n g /. \v i s c Ii e 11 I n d i v i - dual- und Soci a 1 ])s ychol ojjf i e, Itidividual- und Socialethik und damit zwischen Individual- und S o r i a 1 p ä d a ji^ o ^ i k h e r z u s t e 1 1 e n

Nachdem am 27. Mai dieser mit kldiafteiii Beifall nnfge- nomnicnc Vortrag beendet war, nimmt tlie Versammlung, welche von einer Abstimmung und Debatte über die anfgestellteu I,eit' Sätze absieht, noch eine Nach- bezw. Zuwahl vor: Als dritter Vorsitzender wird gewählt Hauptlehrer Sievert-Niederschelden, als weiteres Vorstandsmitglied (auf Vorschlag des Wirsitzciulen) Scluilinsp. Schercr Worms. IJeide Herren nehmen die Wahl an. Nun erhält Scluilinsp. H. Scherer das Wort zu seiiutn \'orlra.ire:

Uber Päd ajjogi k n]< \\' i s ^ en s cli :i f t , sowie lihir vv eitere Schritte z u i h 1 e ni A u s b a u . 1 )a de r Ketei en t keine I^eitsätze aufgestellt hat, ist es schwer, die Hauptgedanken seines inhaltvollen stundigen Vortrages zu skizzieren. (Viel- leicht thut er dies in den »N. U. oder »Rh. Bl. gelegentlich einmal selbst!) Schcrer führte in freier Rede im wesentlichen die r.cdankeii aus. welche er sclion in seinem Wegweiser zur Forlliihlung in der wissenschaftlichen und praktischen V.-Sch.-

i'ada^oi^ik (I,ei])zig, BrandstellerV sowie im Päd. Jahicsltcr (z. Ii. in Jkl. 47) näher be^rüiuleL hat. Wenn Relerenl sicli kurz fassen will, so glaubt er, die Kernpunkte des Scherersclieu Vor- trages durch folgende Sätze wiedergeben zu können: i. die Pädagogik als Wrssenschaft mufs eben so selbständig be- handelt und betrachtet werden wie andere Wissenschaften; in ihrer jetzigen (offizi( lloiO Cicstalt ist sie noch ein Mischprodukt im< dem Neu - lV->talo//i;uii'^!nus einerseits und der von der Kirchenlehre l»ceinllul.-.len Regulativ - Pädagogik andererseits. 2. Die Schattenseiten dieser (Katheder-) Pädagogik liegen offen zu Tage und veranlassen zu den sog. Refor m be- streb nn gen, die dahin gehen: a) die V.-Sch.- Pädagogik wissenschaftlich, d. h. natur- und kulturgemäfs, weiter auszubauen und ilir h) in der Praxis des \'.-Sch.- Wescns die H errsch a f 1 Lro'^ rn /w helfen. 3. Man ist daher bestrebt und niu is es sein, ant <\\v Ou eilen werke der Päda- gogikzurückzugehen, auf die päd. Kla.->siker, deren Schriften die Grundsteine der päd. Wis.senschaft bilden, wenn auch manche Einzelheiten angesichts des heutigen Kulturzustandes auszuscheiden sind. 4. Man mufs bestrebt sein (und man ist

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486 A. StrgUcb.

es), den G r ii n d w i s s e n s c h a i t c ii der Pädaso^i^^ inid ihrer I^iitwickc hniL; eine tortgeset/.te Aiifinerksainkeit zu/iiw enden : a) die empirische und experimentelle S ee 1 e n k u ii d e hal»en schon vieles aufgehellt; doch da sie zur völligen Erklärung der psychischen Phänomene noch nicht ausreichen, niQnsen sie durch die rationelle oder philosophische Psycholoj^ie ergänzt werden. Hrst die Vereinigunj^ aller zwei resp. drei Grnppen wird in Zukunft <lie wissenschaftliche Psyclioloj^ie bilden, b) In der der Sittenlehre }<e\vidnieten Litteratnr zeißt sicli das Streben, die ethischen ("Jesetze in ihrer I' n al)h an ^ i irk ei t von der religiösen Weltansciiaiiung darzustellen. Der ivriolg dieses Strebens mufs auch der Selbständigkeit der Pädagou;ik nützen. Seiner Pe.stalozzischrift will der Vortragende einige Schriften folgen lassen, die den in dem Vortrage ausgesprochenen Ten- denzen Rechnung zu tragen bestimmt sein sollen.

Der mit lebhaftem Beifnlle anfi^enoninienen Rede Scherers folgte eine längere I>ei>atte, in welclier des ülteren der Denlsclie Vulksbund' erwähnt ward, der die Ausl)veiluni; der ]>äd. Ideale ebenfalls begünstigen wtrrde. Aus der Debatte ging folgende Resolution hervor, die einstimmig angenommen wurde:

Im Anschlufs an den Vortrag des Herrn S9hulinspektors Scherer: liber Pädagogik als Wissenschaft etc. beschliefst die I'r. V. f. ph. 1*. (stand Xcbenver.s. d. D. Lehrervers.) an den ständigen Ans<;ehnl< (he l'itle /n richten, derselbe wolle auf die Tagesordnung einer der nächsten Lehrerversannnlungen die Frage stellen: »Welches ist der gegenwärtige Stand des Ausbaues der Pädagogik als Wissenschaft, und inwie- fern sind die Fortschritte, die dieser Ausbau erfahren, in den I^chrerbtldungsanstalten zu bcräcksichtigen?« (Kndgiltige Fassung vorbehalten.)

Gegetistand der Tagesordnung am 28. Mai war ein Referat: Über die pädagogische Pathologie in ihrer W'ichtii^- keit f fi r Jn ge 1 d h > u i eti e und Scli u 1 pr ;\ \ i s . Als Rcierciit namens des \'urstantles war Kollege Dr. AHr. Spitzner be- stimmt; leider war derselbe vor der Abreise nach Hamburg an das Krankenbett seines Vaters gerufen worden. An seiner Statt übernimmt der erste Vorsitzende F. A. Steglich das Referat, während dessen Ivrstattung und Besprechung der ijeugewälilte dritte Vorsitzende vSievert die \'er.samnilnng leitet. Der Referent bei;ründet u\ tingefnhr " , stündigem \'ortrage f<">lgende Sät/e, an deren \\'iederL',ai)e wir uns heute genü-en las.sen, da jedenfalls in nächster Zeit in den N. H. das Tliema selbst einmal des nähereu behandelt werden wird. Ks wurde dargethan: Bei der Wichtigkeit der pädagogischen Pathologie für die Jugendhygiene und Schulpraxis handelt es sich zunächst (bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge) darum, dals die

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Freie T«r*liilg«iif fllr phlloBophlMho Pidaffeftk.

geislij^c Gesundheit der Jugend ebenso einj;ehend und iiinfrissend wie die leibliclie Gesundheit derselben einen Gegenstand schulhv)» ionischer Fürsorge bilde. Hierzu gehört vur allen Dingen:

1. die Förderung des Ausbaues einer wissenschaftlichen l)adagogischen Pathologie als Grundlage einer gedeihlichen päda- gogischen Jugendhygiene, welcheder medizinischen Hygiene ebenbürtig zur Seite steht ttnd mit ihr zu gemeinsamer

Arbeit berufen ist:

2. die Herbeiführung staatlich angeordneter ni ed i z i n i s c h- pädago i; ! scher Beobachtungen, UntersuchnngeJi und statistischer Erhebungen in Bezug auf die thatsüchlichen Zustände und Verhältnisse der Schulkinder hinsichtlich ihrer geistigen Beschaffenheit, Normalität und Bil- du ngsf äh i gkei t und hinsichtlich der Bedingungen ihrer geistigen Kntwicklung in der äufsern und iunern Sphäre ihrer Um- gebung, speziell der Schule.

Dem ebenfalls beifällig aufgeiioinmenen Referate fol.i^te t itic längere allgemeine KrArternng. die schliefslich zur einhelligen Annahme des folgenden B e s c h 1 u is a n t r a g e .s führte :

Unter Zurückgreifen auf ihren in Stuttgart gefafsten Be- schhifs iiiwl im Iliiil-Hck dai.iuf, <l;ifs in den Itl/Uii Jaliiiii in der pädagogi.schen Tresse und in zahlreichen I^hrcrx xrciiien über *die geistigen Fehler der Kinder und ihre notwentligc Ue- achtiing seitens der Krzieher verhandelt worden ist, richtet die l'Veie Vereinigiini,'' fitr philosopltische Pfidagogik- nach einem Rcid.iU, das in ihixi 3. Taj^unx llamhurg erstattet wurde, an den ständigen Ausschufs der deiUsi lun I.i hrerversaniin- Iwng <las höfliche Fnsuchen, derselbe wolle gefl. heschliefseti, die l'rage der pädagogischeu rathologie in ihrer Wich- tigkeit für Jugendhygiene und Schulpraxis als Ver- einstlumn für eine fU r foliL^enden Dentsclieii Lehrer- vers a ni ni hi n ^en vtir/.u.selihigeii resj) zn hestininien.

HoHentlich werden sich auch diese Verhandlungen als segens- reich für den weiteren Ausbau der philosophischen Pädagogik erwiesen haben.

Dresden.

F. A. S t eg I i c h.

Auf der Warte.

Die Abändernng der Prüi'iiii^Hordiiutiju: für Miti«laehullehr«r and

Rektoi'en.

' Es erben sich Gest-tz' und Rechte wie eine o\v\s;e Kraiiklieit fort'. Ist einmal ein (innul j^eleg:t, so wirrl auf diesem Grunde und an diesem Grunde weiter^ehmit, niibckinnmerl darnm, o]» er ein Produkt kranker oder t^fsundi i Zust:(ti(k' war. Die Grund- lagen ob ihrer Wahrheit /u priUcu und .sie, lalls ihre Zeit längst unter der P>de He^, durch neue, zeilgemäfse zu ersetzen, ja, wer in der Folgezeit daran denkt, Icommt leicbt in den Ruf eines unpraktischen Idealisten, eines unruhigen Neuerers oder auch wohl eines ituverbesserlichen Re aktionärs» während das bequeme Beharren in den betretenen Bahnen sich mit V(»rHcl>e in den Mantel der Besonnenheit, des mafsvollen Fortschritts, des *mit den Realitäten rechnenden Mannesalter^ hfdll.

Auch im Schulwesen giebt es eintn sulciun Grund, von deni man sich nicht losdenken kaini, auf dem die so praktisch Klugen und männlich Besoiniencn pietätvoll festsitzen wie das Schiff auf der Sandl)ank, einen Grimd, au dem sie flicken und neuern, in mafsvolleni Tempo naturlich, und von dem aus d^i vSclude doch niemals eine :.:;esTtndc Reform erstehen kann, weil er eine tote und tnnl)e ]"iucht am Baume de- n:iti(»ti.il( ii Lebens war. Dieser Gnnul sind die R e u 1 a t i v e. ( UK i --(•Uten >ie längst zu dem Toten geworfen sein .•' Jii, so giaulien so viele, die an dem Schnlwagen seitdem gescholx^n haben, allein sie thaten es ja in ihrer .sogenannten Besonnenheit stets unter pietätvoller Berücksichtigung des Gewordenen, der Realitäten und die Urrealität waren eben die Kegnlatix e.

Die pädagogischen Normen vom Oktober 1S54 bildeten ein würdiges Seitenstnck /u den Ohnützer Punktationen vom No- vember iSsc). Wie die-^e (k ii jM iliiischen, .so l)edeuteteii ji ne <len geistigen Selbstmord riciil.sen,s. Doch in der tiefen X'eibeugung der Staatsoberhoheit vor den bildungsfeindlichen weltlichen Ge- lüsten der Kirche, wie sie in den Regulativen zum Ausdruck gelangte, lag nicht das, was der Entwicklung des Schulwesens

Ulf Altfindtrnng 4er PrShmirMmlnii»K lir NUtelteballehrer und B«ktor«]i.

auf die Dauer verhängnisvoll wurde: das war vielmehr die voll- ständig laienliaftc. unwissenschaftliche Auffassung des Unterrichts- und I^rziehunuss^eschäftes. jene Auflassung, welchr tliu hohe Kunst der phuivollen Mensciienbildung alles Künstlerischen ent- kleidete tiiid auf eiu paar haiidwerksniäisige Handg^riffc herab- würdigte, ja, die Thätigkeit des öffentlichen Unterrichtens und Krziehens noch unter das Thun des Handwerkers stellte. Es war die vollständige \'erleugnung alles dessen, was unsere grofseii Meister über das Werden und Wachsen der Menscbenseele er- forscht und entdeckt hatten, der radikale Bruch mit Prenfsens .glorreichster \'t r.v,^ingenheit, der Bruch mit dem Pt stalu/./itum und die Proklaniierung des Dogmas, dafs die gedächlnisniüfsige Beherrschung des notwendigen Wissens den Lehrer ausmache. Nicht darin, dafs die Regulative die allgemeine Bildung des Lehrers auf ein so äufserst bescheidenes Ni\*eau herabdruckten, lag das am meisten Verderbliche, sondern darin, dafs sie für den I^ehrer- stand die allgemeine Bildung mit der Berufsbildung identifizierten und die Notwendij^kt it einer besonderen niif der allgemeinen Bildung sich erlulx-udcn wissenschaftUcli pädagn-isclKii Fach- bildung verneinten, so dais lurtan in und mit der allgenieinen Bildung die Fähigkeit sowohl zur Anstellung als I^ehrer als zur Besetzung der höheren und höchsten Stellen im Schulwesen gegeben war. Kein Lehrer, kein Schuliuspektor, kein Schulrat und kein Dezernent in der Abteilung für das Schulwesen wurde fortan nach einer wissenschaftlich -pädagogischen Bildung gefragt, keiner gefragt: Hast du einen Comenitis, einen Pestalozzi, einen Herbart grüiidlicli studiert? ICs >;Liüi'L^te für die niedlichsten wie für die höchsten Ämter der Nachweis der allgemeinen Bil- dung, wie sie in d^ Muster- Volksschule, Seminar genannt, oder in einer höheren Schule erworben wurde.

Das war der Kemschatten, den die Regulative weit hinein« warfen in die kommenden Zeiten. Unterbunden war der Lebens- nerv des inneren »Schulwesens.

iMiicr der wenigen, die päd ac^M irischen Tiefldick gcnni»; be- saiten, um die ganze ruf sc der (Vclalir /u erkennen, war J)iester- wcg , der unentwegte \ ertreter der Pestalozzischen Schule, der ' unverbesserliche Reaktionär«', wie ihn der Minister v. Bethniann- H oll weg nannte, weil er hinter die regulativischen Bestimmungen zurück wollte. Doch was half es, dafs er bis zum Ende seines Lebens im erbittertsten Kaniiife ausharrte? Ks war ihm mit all seiner Knergie, mit all seiner rücksichtslosen Beweisführung nicht mö'^lich. den einmal f_r< thaiien »Schritt nngethan zu machen, ja, er konnte es niclit im Cieringsten verhindern, dafs man sich in die geschaffenen Verhältnisse hineinlebte, dais man sich an sie gewöhnte und die Weiterentwickelung des Schulwesens an die Regulative anknüpfte. Und wie geschah die Weiterentwickelung?

ir«n 8«kMii (Pidifof Inn) TU. ». 32

490 Wlfice.

Die Miiiinial/alil (30) der zu lernenden Kirclienliedcr wurde durch eine Maxitiinl/nlil iin) ersetzt. Die unbestimmte Menj^e der zu lernenden S]u iK 1k- crliiclt in der /<nli] iv!o eine bestinunlL- (Frenze. Der gesonderte fakultative Reahuilerrieht wurde in einen obligatorischen verwandelt d. h. für die einklassige Volks- jichule, denn nur für diese waren feste Bestimmungen getroffen. Der für die Aufnahme in das Seminar vorgeschriebene religiöse Memorierstoff wurde auf das Pensum der einkla-si.^en Volks- schule reduziert, das Pensum des Seminars im Rechnen, in der Raunilehre und im Zeichnen wurde ct\vn< erweitert und flvr Ausschlufs der >sö>;i'naniUen klas>i.-.chcn I,itltralur von der Lektüre der Seminaristen mit einigen Ausnainnen versehen.

Das waren die ebenso bedeubiamen wie tiefsinnigen >Hr- gänzungcn« der Regulative, die erst recht daxu Ixfltntgcn, dafs das pädagogisch fundamentlose System der Herren von Räumer und Stiehl seine Wurzeln tiefer und tiefer schlug.

'<) vcr<_;^tngen iS Jahre. Ks kamen die Sonnentage des poli- tischen Autschwungs Preufsetis, und nach diesen Sonnentagen kam wieiler ein neues Ministerium auf itn l/mde, das Ministerium Falk. Mutvoll korrigierte es al>l)ald die im Laufe der Zeit etwas verschobene Stellung des preufsischen Staates- zur Kirche nach den alten preufsischen Prinzipien, und ich bin der Überzeugung, Falk hat auch die ehrliche Absicht gehabt, der Jugend- und Volksbildung aufzuhelfen. Doch wie das anfangen? Kr selber war Jurist. Ich glaube kaum, dafs er vor seinem Amtsantritte die Reguhitive gelesen, geschweige denn das preufsisclie Schulwesen der Vergnngenheit gnindlieli studiert liatte. Jedenfalls hatte er keine l'ädagügik, keinen Cumeniiis, keinen Pestalozzi, keinen Herbart und Diesterweg .studiert, und ein Stein war nicht vor- handen, der ihm in grofsen Zügen den Plan zu einer Neuorga- nisation der Volksbildung hätte entwerfen können. Ihm wird, als er ans Werk gehen wollte, der himmelweite Unterschied zwischen Juristerei und Tadagogik zum "Rewnfst.sein gekommen sein : doch er wollte uik1 mufste etwas thun. etwas schaffen, man erwartete es von ihm. da er liberal war und nicht kon>(.r- valiv wie .sein Vorgänger, und so entliefs er denn den intellek- tuellen Urheber der Regulative und griff zu einem Mittel, das ihn mit Anstand aus seiner schwierigen Lage befreien zu können schien: er liefs sich in Fachmänner- Konferenzen* über die Au ' -enheiten des Schulwesens belehren und übertrug die Aufgabe, <K 1 ^'^lk•<selnde andere Cirundlagen zu geben, ebenfalls einem h ac h manne , dem als Xnchfolger vStiehl* im Dezenmt für das \'olksschul- und Senunarwesen in da> Miuisieiiuni be- rufenen Seminardirektor Schneider: ein kluger und verstän- diger Gedanke, aus dem Gutes hätte erspriefseu müssen, weim seine « Fachmänner« nicht - Regulativ-Pädagogen gewesen wären.

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^^oclltc niaiich altes lA'hrcrberz im Stillen der alten Päda- goj»ik die Trene l)C\vahrt IuiIkti, diejcnif^cn, welche vorwärts j;e- konnuen, welche in die niafs>;cl>i. ndc ii Stellen eingerückt waren, sie alle verdankten ihre Karriere ihrer Wirksamkeit inner- halb der Regulative. Sie gerade waren es gewesen, welche die Stunden' und die LehrpUnc, die Prfifinigsordnungen, die Lehr- nnd die Lenibüchei und die Lehrer selber regulativisch bearbeitet hatten: sie ji:erade hatten das lu ne Dogma von der Herufslo<ii;keit de^ Tvehrerstandes in die l'raxis übertragen nnd alles gcLhan, um <lie reichen l^rkeuulnisschätze der grofsen Meisler nnd (U n (u danken einer w is^eu.^chaftlich-pädagogischen Bernfsbildnng in \'ergesseuheit geialen zu lassen, und dämm eben waren sie gewonlen, was sie waren, und einer der eifrigsten Vertreter der Stiehlscheii Schule» die ohne jede wissenschaftlich - pädagogische Bildung arbeitete, einer, der in all seinen Ämtern nach Kräften dazu beigetragen, dafs sie nun festgefugt dastand, das war der neue Dezernent ffn das Volksschul- uud Seminar- Wesen, der (leheimrat Schneider.

Und die F a eh m an n e r - K u u 1 e r e n z , mit der sich iler Minister über das X'olksscludwesen unterhielt, du lieber Hinnnel, Mitglieder aller Parteien, nämlich aller politischen und kirch- lichen Parteien, waren um einen Tisch versammelt, und das nannte man ernsthaft «Fachmänner -Konferenz ! Ich möchte wohl wissen, was die b'achmänner' v. K 1 e i s t - R e t zo w , Überpräsident a. D., v. M a 1 1 i n c k r t) d t , Regienni c^srat a. 1 )., und Weifs, l'a)>rikant in Berlin, dem Minister über die 1a1>»^u- fragen der \ olksschule erzählt haben ! Unter den 20 Mitgliedern befanden sich, was sicherlich am meisten zu verwundern, auch ^wei VolksschuUehrer, nämlich Böhm uud Dörpfeld, und Dörpfeld scheint der einzige Fachmann gewesen zu sein, der mit (ler Absicht gekommen war, pädagogisch zu denken und l)ädagogisch zu diskutieren. .Allein er kam nicht zum Wort und hat nachträglich in seitun (rrnndlinien der Theorie eines lAhridanes Ixd^nunt gegeben, was er dem Minister eigentlich lialte sagen ut>llen. Diesem, der nicht wufste, dafs die Schule auf einer höheren Warte steht als auf den Zinnen der Partei, der keine Ahnung davon hatte, dafs sie ein Organis- mus sein uuifs, der aus der Erziehungswissenschaft sein Leben schupft, dem Minister Falk scheint die lyust, selber Hand an zulegen, sehr bald vergangen zu sein; er überliil^ --iil! nnd die vSchnle sciucTu Dezernenten und dieser entwarl ihm Die A 1 1 g eni e i u e n lU s t i ni m u n g e n . Sie tragen Kalks N amen, allein i'alk dürfte an ihnen .so un.schuldig sein, wie es Bis- marck au den Matgesetzen zu sein später behauptete.

Mancher Mensch kann viel, er kaiui den Mantel nach jedem Winde hängen, kaim zweeu und mehr Herren dienen, kann mit

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seinem sogenannten Standpunkte von einem Koden anf den andern springen den Grad seiner ]^;idngogischen KrkiniUiiis kann er nicht wechseln wie zwei Rcc ki., der ist und l»lcd)l unter allen limsläuden ein Prutlukl seines Lehens, seines lang- jährigen Tfauns und Lossens, Denkens und Nicbtdenkcns, und darum ist auch der Sprung vom Staatsanwalt und Justizrat zum Staatspädagogeii ebenso schwierig wie der Sprung von Stiehl auf Pestalozzi. Wer erwartet hatte, der liherak Minister Falk würde auch unreine der grofseii <chulpoliti>chcu Fragen lösen, der sah sich sehr bald L::ctrmscht, und q-eläust Iii, wer dn erwartet hatte, an niafsgel^eiuler Stelle würde über Naclil die F>keiniinis gekommen sein, dafs zur Leitung und Beauf- sichtigung der Kntwtckehnig eines menschlichen Wesens an Leib und Seele zum mindesten eine ct)enso lange berufliche Lehrzeit gehört wie etwa zum Schuhmachen, zum Häuserbauen oder zur Leitung einer Lokomotive, und man würde nun den Lehrern eine mindestens dreijährige pädagogische Fachbildung geben lassen, würde die Seminare zu solrlien Hernfsschulen machen, wie sie eiil>])rechend die Schneider, die Zinnnerleute, die Brauer, kurz., la.->i alle Handwerker bereits hatten, zu Be- rufsschulen, in welchen die angehenden Lehrer an den Werken Pestalozzis, Herbarts und Diesterwegs theoretisch und praktisch durchzubilden sind und deren I^esuch den Nachweis der notwendigen allgemeinen Bildung bedingt. Und erst recht gründlich getätischt sah sich, wer erwartet hntte. er würde etwas hören von deutscher Xational>chide, <lem Iiiliaite und den

Zielen der allgemeinen Men.>chenbiklung, von einem StoUaus- Wahlprinzip, von psychologischer Konzentration bezw. Metliodi- siennig des Unterrichtsstoffes u. s. w. NichtSi nichts von alledem, den Sprung von Stiehl auf Pestalozzi -Herbart versagte das Naturgesetz. Der Geheimrat Schneider war an den Boden gebunden, den er seit dem Jahre 1S54 bearbeitet hatte, und von fh'esem Roden aus erfüllte er den Auftrag des Ministers in höchst einfacher Weise. hW belegte nämlich mit Besiiinmuni^en. was h\ das alte Kegulati\ nicht hineingezogen war, die normalen Volksschuleinrichtungen, die Trennung der Geschlechter, die I<«inrichtung und Ausstattung des Schulzimmers, die unentbehr- lichen Lehrmittel, die Tabellen und Listen, die Schulbücher und Schulheftc und die mehrklassige Volksschule und legte darüber fest, was initer Stiehl Sitte. Gebrauch und Norm geworden war. Ferner schuf er eine ncne Schulart mit erweitertem Lehr- plan, die Mittelsclnde, k ihre Ziele der Sl iniiiaras]>iranten- prüfung zugrunde, l)ürtleLe darüber huiaus den »Seminaren ein ziemlich bedeutendes Pensum in allgemeiner Bildung und Musik auf, streute hier und dort eine landläufige methodische Bemerkung ein, schuf die Mittelschullehrer« und die Rektorenprfifung, änderte

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die Firma und eine neue Ära der Kntwickelung des Schul- wesens halte begonnen.

T'< wurde zu weit führen, wnlltr m-Ii ^Vw Allgemeinen Be- sliininuagen im Kinzelnen einer Kritik iiiiler/ielien. Wer sie als l'ädniroi^e prüft und mit den Regulativen vergleicht, der kann in ihnen unnniglich einen nennenswerten Fortschritt er- blicken, gleichen doch z. B. bezüglich der Religion die neuen Forderungen fast bis zum Wortiaute den alten. Nur formell wurde l)eseitigt. was Stiehl geschat'fen; in Wirklichkeit war niclit mehr die einklassit^e Volksschule, es war das ganz-:' Volks- schulwesen nach >Stieli!--rlieni Rezepte reglementiert und durch die schwanketide, vieldeutige Sprache dem didaktischen Malerialis- nnis Thür und Thor geöffnet. Die nnps\ ch(»lngisi'lK- wisseti- schaftlich-systeinaLische Stoffauswahl, auf alle Fächer ausgedehnt, begründete die Wissensschute. Das Seminar blieb allgemeine Bildungsanstalt, und die angebenden Lehrer wurden nach wie vor t)erufslos hineingesandt in die Werkstatt des Geistes. 2 Stunden Pädagogik wöchentlich welch ein Hohn auf das IVstalozzitum. auf das Lehen und Streben unseres grofsen Nfeisters, auf unsere liernfswissenschaft und unsere Kunst! 2 Stunden Pädagogik wöchentlich und was für eine Pädagogik! genügten dem (leheimrat Schneider, um Lehrer zu bilden, und als Konsequenz 6 Wochen Hospitierzeit, um aus Theologen Schulinspektoren zu machen! Die Lehrer, die dem ^kiihnen Kluge <lt s Palkeiiv zujut)elten, ich glaul)e nicht, dafs sie wufsten, was sie thaten. Sie waren abgedrängt von ihren Idealen; sie seuf/ten unter den materiellen Sorgen und deuteten die Omkel- spriu l'.v (Ks Ministers zu ihren (Tunstcn. Durch seine materiellen Wrsprecluingen berückte er sie. die so lange ohne Hoffjuing gewesen, und sie stempelten aus Dankbarkeit für seine leeren Versprechungen seine Fehler zu Fortschritten um, ja, IjegriUsten es wohl selbst als Portschritt, dafs er anstatt der geistlichen die weltliche »Srlnilaufsicht einführte, anstatt der Pastoren Philo- logen. Landwirte, Förster und Apotheker zu Schulinsj)ektoren machte. Wer sich näher über die Ära F'alk unterrichten will, der lese Snrk, Schlaglichter zur V(i 1 k s i 1 d n n g .

Und wieder verschwanden 24 Jahre. Minimier gingen, Minister kamen die AUg. Bestinnnungen überdauerten ihren Wechsel. Ks blühte die Herbart - Zillersche Schule auf, das pädagogische Denken in einer Weise befruchtend, wie es zuvor nie geschehen war. Die Schulreformbewx -tnig .schlug ihre Wellen, und vcmi Kaiserthnme rauschte ein FVühlingswehen hinein in die Winterstarre des Bildungswesetis. Das Dreigestirn Comenius. Pestalozzi und Diester weg leuchtete nnf am pädagogischen Himmel, und eine dankbare (Tenieintk grul) ilire Werke heraus aus dem Wust der Leitfäden und Lehrbücher,

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(kr V'cronliuini^LH, W-rffiiMitT^in iiiul Vorscliriflon einer iiiiiii- slcritllcn l*iu1ni;o;^'ik. l'iul (kiiiinoli scliicJi es tiirltt l'rnliliii^^^ werden zu wollen in der de Ischen t^cluile. ! )a> wordene war zu fesl gefügt, als dafs es den ersten Stürmen liülle weichen koiitieti, und behielten das Steuer in der Hand, die in l>e- sonnenein P^ortschritt auf dem Gewordenen aufbauen wollten.

Da ging zur letzten Osterzeit das Gerüclit von einer Neu- regelung tl^^r Prufungsordnnni; für Mittelscinil lehrer und Rekloren durch das Land, und neu l>elel)te sich das Hoffen. An dieser vSlelle war der ]?rn( h mit tUii Allt^. Be- stinitnun>;en offenbar am K ii lUesleii ; Iiii. r knnnU- 'lir I'.nl.i«4ot;ik als Wissenschaft und als Kunst ohne tietgreitemle rinwid/.un;;en in ihre Rechte eiiiKcsctzt und durch eine so erreichbare gründ- liche Vertiefung der pädagogischen Fachbildung der Lehrer und ihrer Vorgesetzten einer zeit.neniäfsen Schuheforni (he Wege geebnet werden. Das Mittelsduilexamen, das «Iciii einseitigen, unfruchtbaren (»vlt livteutum \ erfallen war und mit der päda- ]ioi;ischen KachbihliniL; iMt^enthch ^nr niclits /u thun h:itte, konnte ohne Not aus der päda«^oi;ischen Karriere gestrichen werden. Wollte man es beibehalten, dann war sein Schwerpunkt aus den einzelnen Wissensgebieten in pädago«^ischc Krkeniitnis und praktische Tüchtigkeit zu verlegen. Unter allen Umständen nuifste das Rektorexamen umgestaltet und erschwert werden. In der bisherigen Form entsprach es dem Wesen des Amtes gar nicht und war überdies so 1( icht, es bewe>;te sich nach den IkTichten ilber seinen \'erl:uil aliiibernl! so ^i\n/. im Rabimn der Stieldschen Schulkuntk, dafs es keine (larantieeii bieten konnte für die erforderliche Tüchtigkeit des Rektoratskandidateu. War das Mittelschulexamen immerhin eine Leistung, wenn auch wesentlich des Gedächtnisses, das Rektoratsexanien war keine.

Ich machte in Nr. ..^ In ]*äd. Zeitung* Vorschläi^e zu seiner Neugestaltung, forderte für die Zulassinig den Nach- weis einer zehnjährigen Schulpraxis, für die srhriftb'che Prnlung Antei lii;niig der Arbeiten in der Klausur nnd unter Aulsicht, lür ilie thet>retischc rriiiuag xar allem liekanntschaft mit den methodischen und didaktischen Theorieen der Gegenwart und die wissenschaftliche Beurteilung dieser Theorieen, für die prak- tische Prüfimg Inspektion einer Schule, im Anschtufs daran Abhaltung einer Konferenz. Bericht über die gesammelten Be- obachtungen, wissenschaftlti l5e Htgründung der untcrrichtlichen Mafsnahmen und der etwa alnvrirheiiden Ansichten. Mir kam es «Inrnuf an, die l'rüfungsbedingungen so /u gestalten, wie es das \\ e.^en des Amtes bedingt. Ich wollte sie crscliwcreu, aber gerec 1 1 1 erscl i weren.

Volle Zustimmung fanden meine Vorschläge, von Kinzel- stimnieu abgesehen, in der Zeitschrift >Der Rektor». Bezüg-

Dio Abinderuag der Prüfunxeonlnune ffir MitU^locballcbrrr und Rrktor««.

lieh der praktischen Prüfmi-^ füllte dieselbe hinzu: -Man o^ehe dem Kandidaten die Hekeln ciluiui; einer Gemeinde nncdi 7a\- sainuK-nsetziin^ tlci Bevölkciiniir inbeziig auf Zahl. Jie>.cliäHigung, Religion u. s, w., der vorliandeneii JLehrpersonen, der zur Ver- fügung? Htehenden Räume u. s. w. und verlangte von ihm, dafs er aufgrund dieser Angal)en eine ihm bestimmte Organisation tlcr Schule auf dem Papier durchführe. An reicher Abwechslung der Aufgaben 1 imm und wird es nie khlen.

Dagegen nannte ein t^ewisser Rektor Wielanil in der neiit- hen S c h n I /. e i t u n g nieiue \'(>rschläge eine überragt lunde Ktaktiun , und die Päd. Zeitung btkämpitc sie in zwei wei- teren Artikeln. Aufserdem veröffentlichte sie in Nr. 27 anonym eine Zuschrift, die mit rührender Naivetät den Beweis lieferte, wie Lehrer, die durch beide Prüfungen gegangen sind, nicht ein- mal eine schwache Ahnung von einer wissenschaftlich päda- gogischen Fachbildung haben und darunter, wie einst Stiehl, ein paar niethotbschc Handgriffe \erstehen. Die Metliodc folgt meist <1ein Sioilc wie der Schatten der Tugend , meint der wackere Rektoratskandidut. Solchen I<eulen denn ilircr giebt es mehr wollte ich es fortan unmöglich machen, das Rektor- examen zu passieren, dahec meine Vorschläge, Ich hatte die Ab- sicht, diese gegen die Angriffe zu verteidigen; inzwischen ist der angekündigte Ivntwurf einer .Abänderung der Prüfungs- ordnung für M i t tel sch u 1 K Ii rcr n tul Rektnren veröffeiit licht und den Provinzial-.Scliulkolle^ien untt Rcgitrrun>;c n /ur Begutachtung zugegangen, und die Lehrerschaft hat nunmehr zu die.sem Lnt.wurf Stellung zu nehmen.

Was bringt er? Die Vorschriften über das Mittelschul- examen haben nur unwesentliche Korrekturen erfahren. Er- lassen wird e< denjenigen, welche die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen bestanden haben, alsi) nicht eo ipm den Theologen. Die T,ehr]>efä!iigting im Lateinischen kann nur noch nel)enbei erw orbeii w : den. .''.nm b'ran/u^ischen gelu'a t stets I-JV^- lisch. und aus Deutsch und (icschichte ist eine neue Fachgruppe gebildet. Das ist das Bemerkenswerteste.

Auch das Rektor ex amen ist an sich geblieben, wie es war; doch ist es erlassen allen akademisch gebildeten Lehrern und den Geistlichen mit fünfjähriger Schulpra.xis. Sodann ist eine neue Kategorie von Rektoren geschaffen, der \'olk-^ebul- rcktrir. der ^•f>n fler Abki^nn;^^ der Prüfung für Lehrer an .Mitlel- .-elinkii cnti)un«len ist. und hier, hier ist die Stelle, an der der Gei.^l. iler die Allg. liestinnnungen durclidringt und seit dem Jahre 1S54 über dem Schulwesen schwebt, mit den Händen zu greifen ist Man überlege nur, was es besagen will, wenn einem Schulmanne die Fähigkeit zuerkannt wird. Schulen zu leiten, den Lehrern Freund, Führer und Berater und dem Schulwesen

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ein T'ntwickcliin.irsfnklor /u sein, und daljci die P*ähi}j[keit abge- sprochen, als heliier an einer Miltelsclinlc .'mi^estellt werden /u können. Und doch ist diese IJestininuinj; eine Konsequen/. des Systems Stiehl-S eh neidet, eine Konscqueiiz des noch immer herrschenden Dogmas» die Beherrschung des Wissenstoffes mache den Lehrer und nicht eine wissenschaftlich-pädagogische Fach- bildiinj^. Vom Standpunkte (kr Allg. Hestimnningcn ans war diese Abänderung ein mafsvoller Kortschritt. Und der nächste Scliritt wird der sein, dafs tlas Kektorexanien für Volksschul- leiter gnn/ n1»i^eschafft wird: denn in seiner bislu rigen I'\)rni ist es so leicht, dats alle Ivchrer es ablej^en koinjcn. Was ist Päda- gogik? Was ist Psychologie? ^Unsinn , soll jüngst einl'rovin- zialschulrat gesagt haben. Noch hofft* ich fest, dafs die Provin- zial -Schulkollegien und Regierungen die geplante At^nderung abändern, dafs sie die T^nterordnung eines der wicluiusten, verantwortungsvollsten Amter im Schulwesen unter das einseitige, unpädagogische P'achlehrertum nicht billigen werden, und niclit billigen werden, dafs tote S]HvinlL;eU lu>.amkeit übel jenes päda- gogische Fachwissen und Fach können gestellt wird. da,s stets eine tiefe allgemeine Bildung voraussetzt und darum einschliefst. Wird mein Hoffen sich erfüllen? Oder werden die Regulative sich forterben wie eine ewige Krankheit?

Coswig (Anhalt). H. Wiggc.

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CliroxLik..

I>«'i* Kf»nij>r um (Iii* Sohule.

Die uUramunlane ( icrniania schreibt /.um IaIi rc'rbesolthin>>.s- j^eseU: Der Kultusinini.slcr dürfte aus dem Scheitern <ks I.ehrerhe- solduni^'s^esctzes im Hcrrenhatis in Verbindung mit der Resolution des Abgeordnetenhauses die Übcr7.eug^ung gewonnen haben, dafe ein von chnstHchen Übenseugunfren {^releiteter Kultusminister heute ebenso wie /AI Zeiten des (trafen Caprivi und des (*>rafen Zedlitz-Trfitzsehler den Mut besitzen nnifs, ein auf c h r i s 1 1 i cli e n A n s c Ii a n n n ^ e n anfj;ebautes \' * > 1 k s s c h u 1 es c t /. , oder iu>rh besser ein den christHchen (»rundsaUcu c nlsjucviicudes all^;«. luviiie.s l iit«. 1 1 ichlsgesvl/., wie die \ erfa.s.sung in Aussicht genommen hat, den\ Landtag zu unterbreiten

Die Kreissynode Iserlohn erklärte die Forderung der konser- vativen Partei auf Vorlegung eines Volksschul gesel/ es im Sinne desfirafen Zedlitz für sehr beda\uHir!i und milsbilligte sie.

Der Mrhifs über die Abän(!erung der rrüfutTgsordnung für Lehrer an Mittelschulen und Kekt'^n n (s. Auf der Warle iti diesem Heftel versetzt die («ermania in starke ICrregung. Die Oilsschul- inspektiun der Pfarrer in den Städten , so ruft sie schmerz- bewegt aus, >ist in Gefahr, wenn nicht die katliolischen Stadt- schulgemeinden und die geistlichen OrtsschuHnspektoren der Städte rechtzeitig Verwahrung einlegen. Und doch hat das Zentrum im Kulturkampf so hcifs »im die Krhaltung der geistliclieii OrlsschuU inspektion ;jekämpft I Der b-vanj^elische ( >berkirchenrat, so führt sie au-^'. habe die (iefahr fi'ir die j^eistliclie Scbii!anfsiclit sofort erkannt. scuhj \ oi.sullun;^^ wur<lc aber vom Tuten ielilsniinisler abscldäi;i;( bc- scliieden. und er wurde damit getröstet , dais den lieistlichen der- jenigen Konfession, in deren Hand bisher die Ortsschulaufsicht ge- legen habe, die Aufnahme in den Schulvorstand gesichert werden solle. Dieser Trost genügt der (".erm. ganz und gar niclit. ICs sei

höchste Zeit, dafs von katholi.scher wie von evangelisclier Seite Protest eiugelexjt werde gegen diese unter der Ilaiid V>v absiclitigte und teilweise S( lieii in die W'eire geleitete Heseitiguug der geistlichen Ortssclndinspcktion in gn»is( leii und grofsen Städten seitens des -wohlwollenden Ilerni rutciiichtsministers . Wo steht denn in jenen

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Vorschlaj^cii etwas von drr Srhiiliiis]>cklioii ? Vud tlafs die rrcist- lirht-n die irn>fsen Sc1mi1s\ .sUiiK in den St;idlcn nicht leiten können, bedarf doch ei^enlhili keines Beweises njchi.

~ Die Kreissynode Hagen hat küfziich bejtchtosseit. das Kdnigl. Konsistoriam zu bitten, es möge die OeistUchen ermächtigen, ihr Amt als Ortsschul Inspektor nach Umständen auch ohne be- sondere Genehnngiiiiu des Konsistoriums nieder/. n legen.

Auf dein IV. hessischen Kath<dikentage. (K r am :?S. Juni in Offtill >:ii^ Ii n. M. tagte, wurde dit- fnVjrtTdc Resohition angrnotnnien :

1 )a sowohl (lif !v)tern als aticli dir Kin lu; riii unveräufserlit h^-s Kerbt auf die Schule haben, ila.s ihnen »luroli das staatliche Schulinono]>ol entzogen ist, so fordern wir, dafs der Kirche und den KUern der gebührende Einflufs auf die Schule wieder eingeräumt wird; insbesondere verlangen wir, dafs der Kirche ihre volle Frei- heit in der blrteilung und I,eitung des Religionsunterrichtes in den Vf)lks- und höheren Schulen in keiner Weise beschränkt werde, l'erner verlangen wir die Beseitigung der getneinsaTuen Sehlde, da sie iiiinniLT ihre Aufgabe eiiKr religir>s sillliclien i'>ziehnng der Kin- der erfüllen kann. Wir verlangen nicht minder »lie Wiederlierslellung konfessioneller Lehrer-Seminare, die Zulassung der Orden xur Lehr- thätigkeit, sowie endlich die Wiederherstellung und Gewährleistung des katholischen Charakters deijenigen höheren Lehranstalten, welchen derselbe stiftungsgemäfs zukommt«.

Allgemeine Schnlstatistik.

Auf der Nishnij Nowgoroder Ausstellung hat das Ministeriuni

der Volksanfkläning eine kleine Karte der N'olksbildungs-! in Rufsland ausgestellt, die richtiger Karte der rnbildung genannt werden niüfste. }{s erweist sich, dafs es solcher idealen (hegenden, wo auf lüo l'jnwohner mehr als 6 Schiller kommen in Rufsland nur zwei gibt : I-'iunland und l^ivland ; 5 bis 6 Schüler uuf 100 Kinwohner weisen nur die Gouvernements Kurland, Ksthland und Taurien auf; 4 bis 5 Schüler noch die Gouvernements Jaroslaw und Ssaratow. Sodann ist es aber mit den »Bildungsoasen« zu Ende! Der grofste Teil des r,oii\ ernenients Petersburg, die ( louvernements Moskau, Twer, Smolensk, Kabiga. 'I'ul.i. Orel, Wladimir, Rjäsau. 'J'ambow haben nur noch 3 bis 4 Schüler auf 100 lunwobtier, und noi h scliwär/er und dunkler sieht es in dem übrigen Rufsbind aus. i )ais es im I ral- gebiete nicht mal i Schüler auf loo Kinwohner gibt, nimmt m.iii schliefslich noch ergebungsvoll hin, dafs es aber im europäischen Ruisland, noch dazu hart an der Westgrenzc, auch ein solches Gebiet gibt, das Gouvernement Kowno dürfte doch allgemeines De- fremden erregen.

Im Jahre 1S9;, gab es in Petersburg 3<vi \'olksscliulen, sämt- lich überfüllt. war die Zahl der \ (tlksseliulen auf 32S ange- wachsen, «.he «ibci auch sämtlich überfiillt waren. Nach amtUcber Mitteilung konnten im Jahre iN<j5 in Petersburg wvgen Raummangels

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6t54 Kindtrr Iceine Auf nähme iti den Schulen finden. VTnd dabei drängt sich in Petersburg der ganze Fortsc'-n'lt Knislands /lusammen

(iali/icMi zählt iinttr seiiuii mehr als 6 Millioiifii I'iii- wohncrti { Millioiicii AiialphalH tvn. vh«) ( ifiiiciiKU n sind ohne Schul^^n jvKxt h.ilitn wi-^jcn Man^^cls an Lehrern j;t.s|terrle Schul- klasscii. und hkm) Lelirper.sonen sind ohne Lehrbefähigunj^. In» letzten Jahre blieben 744. ««o bildungsfähige Kinder ohne jeden Unterrieht.

Hchiilverwaltiing, -OrganitMitioii und •Ansstallong.

Bei der Ortindsteinlegiinp' des Lehrcrheinifi in Schreiberhan

äufserte sich Dr. l?nsse f^esprächsweise üherdic 1 ! 1 - < inei n e X'olks- schule dahin, dafs die \'olksschnle auch fiir die liöhere ScIriiU dir einzig riehtige \" o rix* rc 1 1 ti n s nn s t ;i 1 1 st-i. wobei er aus stinn i-rsten Srliulzeit heHcliU u , 111 der lv. «KiiiilRT fn uc er sieh nocli heule, wie neben den S«ihneu <ler ersten bauulieii Quedlin- burgs auch neben dem Suhn des Arbeiters, des Knechts und des Handwerkers gesessen und dadurch von vornherein auch Verständ- nis für andere Volkskreise gewonnen habe.

Der Senat von Bremen hat die blrriohtung eines M äfK hcn- gyni n asi u ms genehmigt, dessen Absolvicrung znm Universitäten besuch berechtigen soll.

Aus f-"r.mk Ullstein i. Schi, wird berichtet: I)ie K<iiii-1. Re- gierung verlangt, che I.cbrcr möchten «he Schulkinder vt»r Schädigung der Fisch- und Krebsbmt warnen. Darauf verfügt die Kreisschnl- inspektion: >Die Herren I.,ehrer wollen alsbald die erforderliche Kin- tragung in den Stoffx'erteilungsplan machen und hierher berichten, in welchem Monat und bei der H es|> rech u n w ilchen Ti« rrs die verlangte W arnung erfolgen si>ll . N'ertninderung des Schreibwerks!

Dir l'r!auV)Tn's zur l'bernalmu- der I.t"itung einer Privat- srhulc ist. weiiii dieselbe über die Ziele der XHlkssrhule hinausgeht, uacli V erfügung cles L'nternchtsniin isters allgenieiu nur solchen Per- sonen zu erteilen, welche neben der Hrfüllung der sonstigen Voraus- Setzungen auch den Nachweis des bestandenen Rektorats- Kxamen erbracht haben.

Wie die P. M. erfährt, wird in Posen die tel ephonische Verbindung der vSchulen mit der Ceutralkitung. Regierung und Kreisschulins]»ektio!i in Aussicht i^xiiommen. (ianz wi( im Inhrr -f. r, ;

-- Das ( )berlatulesgericht in Köln bat die Stadl kem>-rlitid verurteilt, einem Knaben, der durch einen v(>n einem Kemscheider I«ehrer erhaltenen Schlag erheblich verletzt und dauernd an seiner (iesundheit geschädigt ist, die Summe von 20,000 M, als Ent- schädigung zu zahlen. Gegen dieses Urteil, das von allgemeiner Tragweite ist, ist die Stadt bei <lem Reichsgerichte vorsUlii:; geworden.

Auf <ler letzten (iencralvcrsammlung des Landwirtschaftlichen Zentralvereins für T.itnnvn titifl Masuren wurde <Kr Hniipt\'orsteher beauftragt, bei dem Kcgieruugspniüidenteu dahin vorstellig zu werden,

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dal.s in 'U ii ländliclien Scbnlen «1 r \f> r ni i tt a cfsn ii 1 1 i r i rli t eiiij^efühil wckIc. ditsr M iisiLj^tl in li\ ;;ic iiij,cher. sozialer uiiU wirbicliafUiclicr Be/.icliiiiij; iiulwcndijj ersclKinc.

Gegen den Bau eines Centralschulhatiscs ist von etwa 100 Bürgern in Schneidemühl an die kgl. Regierung zu Bromberg eine Petition gesandt worden, in der sie wünschen, dafs zwei Schul- hänser in unserer Stadt erbaut werden sollen. Wir können den Petenten nur beipflicliten. Soleh «^rofse Scliulkasenieii. welche errichtet werden, weil sie billi j^er sind, erschweren, ja verhindeni oft die gute erziehliche i^inwirkiuij^ der Schule.

Auf dem (iute X etzband, dem (trafen Künigsmarck ge- hörig, schreibt die Neu-Ruppiner Ztg. , fehlt dem Schul hause ein Abortsgebäude für die Schulkinder, so dafs in der Umgebung des Schulpalastes rechte Naturzustände herrschen. Vm diesen ein Ende zu bereiten beantragten der Lehrer sowie die Schulaufsicht, den nötigen T?;iu lu r/.ustellen. ab» r \ t rgeblieh ; der r.titsherr lehnte alles ab mit dem JU ntcrktu, es wäre ja schon Hunderte von Jahren so gegangen . Noblesse oblige!

Braiehangs- und Unterrichtafk«gen.

Der französische 8eininari)rofe8Sor A. Moulet besuchte ver< schiedene deutsche Schulen und veröffentlichte nach seiner Rückkehr seine Erfahrungen. Unter anderm schilderte er eine Naturgeschtchts- stunde, in welcher das Knochengerüst des metischlichen Körpers be> schrieben wurde, und knüpft daran folgende Ilemerkungen : Iiier zergliedertrn uthI zerlegten inT^ere jungen Doktoren ohne Mitb it! die Knochenmaschine; derkUinsti' Kn« »rhin wui de IkilitiiU. \<ini IlijiU r- liaupt bis zum \ ersenbein, die Wirbel mit einbegniJcn. Die Jülern sind ganz Aug' und Ohr. Ist es möglich, daXs diese Jungeua das alles wissen ? Ja, meine guten Leute, eure Kinder wissen das alles, und sie wissen noch viel andere Sachen und setzen die gröfsten Zweifler in I'Irstaunen damit. Die bibli.sche (beschichte ist ihnen ebenso geläufig wie das Abc ; sie sagen auch alle Hücher der heiligen Schrift her, so- gar vom li-t/tf-n aTT^rfniiiren, und d.is Schicksal <lor zwölf Stämtne Israels ist iür sie kein ( reluininis. kennen ^ic da^^c^cti ihre freselze und IJürgerplIichten ? Diese Kinder, die heute die Schule verlassen, hat die Erziehung dieselben vorbereitet für das Leben, für das wirk- liche Leben ? Werden sie den Anforderungen der Seele eines Mannes des Jahrhunderts entsprechen ? Hat man in den Herzen dieser Kinder ein höheres Ideal entwickelt, die morgen Männer sein sollen, viel edler als das Streben nach der nötigen Krkenntnis eines bescheidenen frommen Lebens, des (lehorsanis \nid der rnlerotdimtVL^^* In <licscr Zeit <ler ivi iL;t. n Anschauungeti, des ficbi-rhaflen Su < 1 cu--. tici ernsten Kample, wo das (rute und das Büse, das Heilsame und das Schätl- liche sich vermengt, sich kreuzt und bekämpft, wird dieses Kind, zum Manne geworden, unterscheiden und wählen können, für die Sache

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Chrunik. ^(^f

des Fortsclirittcs niul der (iercchtii^ktit, <Kler lieruiniritn ohne Ziel, ein l'ahr/,eiij( oluie I.otse. allen Winden preisgegeben .''v. VVas iüt aus diesen Henu rkun^en zu lernen ?

y\A der ICinriclilung enies X ii 1 1 o n a 1 1 a g s luv den Ische Kanipfspiele, von dem wir in Heft 7 berichteten, hat sich der KuUusniinister Dr. Bosse in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Zentralausschusses zur Forderung der Volks- und Jugendspiele, Abg. V. Srhcnckendorff, einverstanden erklärt» und staatliche Förde- rung in Aussiclu ^Lstellt.

im Regierun c^slM/irk Oppeln, wo seit Jahren die ans der Schnle /n entla.ssendeii knahen einen Lebensl.mf zn schreiben haben, hat die Königl. Regiernng verfügt, dafs anch seitens der Mäd- chen bei Beendignng der Schulpflicht dieser I^ebenslauf zu fertigen ist.

Für Einführung eines biblischen I^esebuchs hat sich nnch die ani lo. Juni stattgefundene Konferenz der Geistlichen der Kphürie Allenbnrg ansg^esprochen.

Tn der Nikolaistrasse zn (iera fand vor kiir/.enj die Ver- teilnng von 600 III u lu eus töck e n au je 300 Knaben und Mäd- chen .statt.

Wohlftihrt«bestrebiiii£en und Scheukung«!!.

Nach einer vom preufsischen Kultusministerium veröffent- lichten Zusammenstellung sind im Jahre 1895 den Elementarschulen sechs Vermächtnisse und Schenkungen im Werte von 41 000 M. zngeflossen. Taubstnmmeti und Blindenanstalten erliielten 8 Scheu- knngen mit 5.S000M, und Waisenhänser nnd Wohlthätigkeitsanstalten drei Sehenkxingen von zusammen jSofX) >f. *

Der (ienieinderat zu Kisenach hat die iCrrichtung einer Schule für Seh wae hsi n n Ige beschlossen.

Hin nicht genannt sein wollender, dem Adelsstand angehoriger hoher Gönner hat dem Witwen- und Waisenunterstätzungs- verein der Lehrer in München ein Geldgeschenk von 12000 M. zugewendet. Kine hochherzige Gabe!

Die iCrben des verstorbenen (Veh. Kominerzienrats Schichau haben der Stadt Irlbinir zur !• 11 ichtung eines J ugen dspielplat/e.s 15OQO M. zur X'erlngitng gestellt.

Dem Komitee für l'erienkolon len für aime kranke vSchnl- kinder in Nürnberg sind derartig reiche Mittel zur Verfügung ge- stellt worden, dafs 222 Kindern die Wohlthat eines Landaufenthaltes auf drei Wochen zu teil werden kann.

Ans den Volksschulen Danzigs wurden in diesem Jahre 123 nnne schwächliche Kinder in die Ferienkolonien der Umgegend geschickt.

Df^r I)iisseld«)rfer bYaneuvorein beabsichtigt, seinen segens- reichen JauMchlungen eine neue hinzuzufügen: eine Handels- schule für Mädchen.

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Stollun^ der Lehrer.

Zum cinjährij^-fifi willij^t'ii M i i i tärd i cn st der \'olks- schullchrcr bemerkt die Nordd. AUg. Ztg.', dafs die Seminare, nicht) wie irrtümlich ansfenomnien war, Berechti^iigsscheine, son- dern nur Ahgang.sKeugnisse ausstellen. Auf Cinind der letzteren er- teilt dann die bei jeder Regrienm^ besteben de Konimtssion znr Prüfnnj^ für den einjäh ri<^- freiwilligen Militärdienst den Hcrechtiiiiinjissebein einem jeden. <1er das Abgangszeuji^nis und die sonst erforderlichen Papiere besil/.t.

Das s^cj^en den Ivlberfelder Kollej^en Julius Ilonke wegen seines politischen Verhaltens (er ist Anhäui^er der deutschen Rechts- partet und als solcher öffentlich aufgetreten) eingeleitete Disziplinar- verfahren endete vor der ersten Instanz mit Anitscntsetzung bei Zuerkennung der j;eset/lichen Pension auf 5 Jahre. Herr If. wird beim Staatsministerium llornfnn}; einlcj^en.

}\u\ Kulttiil.ild ans der Provinz i^iebt die Xarbriebt, dafs die l)eiden un\ li in ir;ithetc!> I.ebrcr '/.. und W. zu Lopicuno ni ganz. I,., da.s vier oder fünt «Wicnlliehe t.aslhriiiser hat, weder fiu l icld noch gute Worte Bekd.sti};nn<( erhalten konnten, sodafssie i(ez\vnngen waren, fast ein ganzes Jahr hindurch ihr Kssen sich eigenhändig zu bereiten, so gut oder so schlecht es eben ging. Den Bemühungen dl ^ Kreisschulins])ektors ist es endlich gelungen» für <be beiden I.ci- densj»enc)ssen winigstetis Mittagessen in I,. zu verschaffen, worüber die l'reude g^rois ist.

Drei jun^j^^e T^uisiiirn a\is Posen, div vor Knr/eni einen Lehrer anrempelten \nid dann nnl einem Messer durch einen Stich in die Brust veKetzten, wurden zu drei Jahren, einem Jahr, bezw. drei Monate Gefängnis verurteilt.

In der Kreiskonferenz der katholischen I<ehr]>ersonen des Landkreises Bochum maehte der Vorsitzende Sehnhat Dr. Roheis auf die T" 1 r r f nllun>^ im I. e h reri n n e n bern f e .uifmerksam. l'!s sollen allem 1111 Recjierungsliezirk Ani.sherg über ax> SchulamUsbewcrbcrinncu stelleuh'.-^ Sein.

In den Urkunden iiber die lierufung von Lehrerinnen an Schulen ist nach Verfügung des Ministers, soweit dies noch nicht geschehen ist, in Zukunft die Bestimmung aufzunehmen, dafs die feste Anstellung der betreffenden Lehrerin im Fall ihrer Ver- heiratung mit dem Schlufs des Schullialbjalires ihr Jvnde erreicht.

Die Frage, ob die an städtischen Schulen angestellten Lehrerinnen die Ivigensehaft von Staatsbeamten besitzen, hat das Ketchsgcricht l>ejHht.

Bildung der Iiehrer.

Kiner längeren Attsführung der «N. päd. Ztg.' entnehmen wir über die I\in\vohnerzahl der Orte, in welchen die Lehrerbil- dungsanstalten sich befinden, folgende Aufstellung:

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Cbronlk. qO'f

AiiKitbl <l«>r "/« «irr (lc>- Biiiwoliiimiibl BpmiNiin». •nmMn«.

Ortf bis 50(X) l^iiuv 51 4r

(tlariintiT 21 bis 21« >o '7"/„l

Orte von ^cxyo bis icxmh» Ivinw 35 39

looüo 2CXXX) , 17 14

2oooct und mehr 20 16

Die Vcfieilniig auf die Provinzen ist folgende:

rroT i a X Ml 4m Rinv. 3000- M9» KImw. tllfWO 1<MM Ein. »1000 GIbw. a. m.

Ostpreufsen 6-^2

W'cstprtnfsten 2 2 1 I

Poiiiincrn 24!

I'ostn 3 ! 2

Sclilcsicii 853 3

Brandenburg 2 $ ^ z

Sachsen 3 -4 5

Schlcswisf-Holst 16

Hannover 322 4

W'cstfakn 5 2 2 t

Ibssen Nassau 5 I

kiicinprovinz ir 5 i 2

Suninia: 51 t" 20

Recht interessant ist auch da» Verhältnis zwischen Ivxter- nate und Internate;

AihmIiI iler Tollitfindlfr» Ti^itwrlM */* der

l'rovtn/: Kfmiuarv Rxteniatc Kzternala Esti-mulc-

().sl])n ulst n 8 T

W estpreuisen 6 3 50

Potninent 7 -- 2 29 *

Posen 6 2 3 83

Brandenburg 12 6 50

Schlesien 19 8 2 53

Sachsen 12 3 4 " 59

Sclibswii-^- Holst. 7 4 57

Hann(>\cr II 3 5 73

Westfalen lO 4 5 90

Hessen- Nassau 622 66«/j,

Khetn|irovin% lo 8 5 68

Summa: 123 40 32

Besohl uu^ dt^r Lehrer. In Hallo a S ist mdlieh die A us/.ah 1 u n der So, 000 M noch in diesem Jahre erreielit (s. lieft \ III, S. 44yJ. Die \'erleilung soll am 15. Oktober an alle ku der Zeit in Halte angestellte Lehrer und f «ehrerinnen erfolgen und für jeden 15*^/« des Gehaltes betragen.

Keuo Ilfichor und AufaüUi..

Neue Büclier und Aufsätze.

n) Bücher.

Uergcmaii 11 , I^r. Paul. AUain SnittliK päclairo^'sche Theorien im Rahmen scim s Syslt ins dir ju ak- tischen Pliilosopliic 2 Teile. 64 U.7.SS.) Wicshmkii, 1^. lichreiul. ä 1,20 M.

Du Ii I . S. J. Iknili.. Die Studieti- ordnunj? der (iesellschaft Jesu. Mit e. l<inleiluiig. (VIIT. 286 S.) Freihurj^ i/H., Herder. M.

1'" iclilutl/, K..ki.. Ma\. räila- gojri.sche .\i)horisnien und das herrschende SclniKsysteni. Juno psycliol(>i(isi'li i)rid.iirf\u Studie. (73 S.) Dessau, \< Kahle. 1,20 M.

Iv Uders, srimi.iir., .\dl)., Die SchuUiibelfraj^e. Vortra<r. (16 S.) I.eijv/i.u, K. liölini. «),3() M.

Hesse, sihui.iir., lCrn.st, (iram- matische Aufg:abeii in Aufsatzfomi m. hrsond. Berürksicht, de r Wort- bihlung, der VV'ortbeUeutung und der Sprachrichtipfkeit. 3 Hefte. Dresden, A. Muhle. 3,30 M.

Knoke, Prof. Dr., Karl. Das (löttinger Kekt<)rensenunar iiu Winter 1H95/96. (SS S.) lierliu, Kv-'uscher u Reichard. 1,20 M.

l.elnnann - Hohenberg, l'n»f., Volkserziehung nach eutwickc- lungsgescliichtlichen < irund.sätzen als Staatskunst der Zukunft. (T«) vS.) kiel, I.ipsius u. Ti.scher. o.^m) M.

I,einuiig, Wilh., Ist eine Schul- bibel wiinschenswert (27 S.) Magdeburg, Schallehu u. WoU- brfick. 0,50 M.

Mittenzwey, sriniidir., L., Die Tflrm des Ik-wegiingssjiieles. ins- besondere durch dieSchrebervcr- eitie. (VII, 13B 8.) Leipzig. K. Strauch. 1,50 M.

K e b ni k e, Prof. i>r., Job., Grund- rifs der (reschichte der Philosophie zum Selbststudium und fiir Vor- lestmi^en. (VII. 3*1« 8.) lierlin, C. l>iinLker. 4 M.

I i Aufsatze.

liicdenkapp, Dr. fleorg^. Die Zerstörung d. Mittel] mnktwahnes,

e i n e . \ u f ga l le d e r P äd a gogi k . ( X e u e päd. Ztg. 3.?). Magdebur<4. jt iisi h

l'lrbach, J.. Ik-ujerkuugeu /.u dem Unterrichte in der deutschen C.i aunuatik, insbes(^ii<Iere /.u «je uanuleni ruterrichle in den höh. Mädchenschulen. iMittelsch. 13). Halle a;S.. ScIikxUI

P'els, A., Ansichten Pestalozzis überden Kinflufsder Mutteranf die Jugenderziehung. (Preufs Schul- ztg. 58). I,iegnitz. Se\ ffarlh.

I' l ü gel. ( )., I )er .substantielle und aktuelle Seelenbcj^ff und die J",iiilu il des Hewufstseins. (Ztschr. f. Thilos, u. Päd. 2—5». l.,angen- salza. beyer u. Söhne.

Oltz. ( Über das S\.steni der ICthik von Priedrich Paulsen. (Hv. Schulbl. 8). Oütereloh, Ber- telsmann.

b'riedrich, Joh., Die (Organe der Krziehung. l'in Kapitel aus dem philosojihiscb -pädagogischen System J akob l-Vohsch rtniincr*;. 1 Hl. f. d. Schulpra.x. 4 1. NümlK i L;. Korn.

(irute. I.., Der christliche Reli- gionsunterricht ohne d. alte Testa- ment. (N. Westd. l.ehrcrztg. i»S).

(^rüni ng. Fr.. Organisation der Mittelschulen. (Mittelschule 14, 15). Halle a/S., Schrödek

Henschel, Max. Die Schul- arztfrage unter besonderer Berück- si( liti-LTiiiiy <k r sächsischen u I.eip- zigei \ ei lialLui.sse. (I.eipz. Pchrer- ztg. 37.38). Leipzig. Ott») Klemm.

Hrnmanit, Die Ik-deulung d. biblisclien iieschicbte im Reli- gionsunterrichte. (Ilannov. Schul- ztg. 25 - 2y>]. Hannover, Helwing.

Klär, Dr. Th., Päda^og. Ex- perinientalschnlen eine noch unerfüllte h'orderung Pestalozzis, (Päd. Studien )). Dresden, Blcji u. Kämmerer.

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Neue Bahnen.

^ PÄDAGOGIUM. -^^^ Monatsschrift für Haus-, Schul- und Gesellschafts-Eraiehong.

Helt 10. Okfobrr 1896. Vll. Jahrg.

Qescliiclite der MetliodilL des kultiir-

gescMchtlichen Unterriclits.

\ (iii Johann Bengei in Kaercn.

Klotto: Was sie Weltgeschichte nennen, Ist ( in wuslverworrner Kiirnul: l.ist inul l^ug, Ciewalt und Schwache, Feigheit, Dummheit. Wahn und Greuel.

Weber, Dreizehnlinden.

"Was ist Kultur? Was Kulturgeschichte?

Die Autwort hält schwer, sehr schwer. Wir alle i^laiiben sie ohne starke Aiistreii«;uii*> aimaliernd richtig gebeu zu köiiueii: aber wer will sie «^'•enau ^ebeu?

Ihiseres Wissens liat noch kein geübter KnltnHiistoriker versncht, die He<^riltc Kultnr luid Knltur^jeseliielite in einem kur/eu und ruudeu Satze zu bestimmen; sie siud zu weit- greifend und eben darum t\\ unbestimmt. Die Aufgabe der KttUurgeschichte geht ins Unendliche, und das Unerniefsliche läfsl sich eben weder scharf bestimmen noch nuigrenzen.*

Das Wort Knltur ist von dem latcinisclien coln-r = anbanen, pfleq^cn, bearbeiten, abcreleitet. Iis wurde im Dent- srhen urspriin Jülich nur \nn Anbau und P.earbeitnny; des Ackerbodens ^ebranehl. Später aber verallgemeinerte sich der Begriff uud bezeichnete nun überhaupt die Vervollkomm- nung eines Oegenstandes, besonders aber die Kutwickeluug imd Veredelung de^ i;cistij^en Lebens der Menschen. In diesem erweiterten bildlichen »Sinne wird das Wort gebraucht, wenn von der (rcschichte dci Kultur die Rede ist.

Für die Inhaltsbestiunnun^ des llegiifles kulturqe- .schichte ist ein Aiil.>atz ( i e I) h a r d t s \m\ <;i(»lscin Iutercs>c, der den Titel iührt : 1* o 1 i t i s c h e u n d K u 1 1 u r e s c h i c h t e (Zeitschrift für allg. Geschichte, Jahr«;. 1SS6, S. 873). In dem- selben wird folgendes ausgeführt: - Politische Geschichte ist

'j lioncjjj^er, kulUir^cschichtc, S. 3.

Kcue Bahnen (_Pii<.l«gai;iuni) VU. lo.

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Johann &ens»l.

Staaten- oder Staatsgcschichtc. Ihren Inhalt bilden allezeit diejenijn;^eii ^Tei^^-nisse, die sich auf die staatliche (icnieinsam- keit beziehen. Aber der Mensch hat nicht blofs ein staat- liches Sein, sondern er lebt anch in der (iesellscliaft, in der Familie, als Individuum. Er ist nicht blofs Mitglied cin;.'r politischen Gesellschaft, sondern anch Glied einer religiösen Gemeinschaft, einer Berufsklasse, und die Entwickelung aller dieser und vieler anderer Richtungen der menschlichen Existenz will die Kulturgeschichte in ihre Kreise ziehen.

Es herrscht allerdinj^s über keinen Bej^riff so viel Un- klarheit, und es wird mit keinem Winte so viel Mil'sbraneh g^etrieben als mit dem Worte Kulturgeschichte! Was sich nirgends in ein bestimmtes Schema einreihen läfst, wird ge- wöhnlich unter jene Rubrik geschoben, und die sog. Kulturgeschichten bieten ein Sammelsurium von allem und noch einigem andern ohne System und Ordnung. Diese Unklarheit hat auch bis jetzt am meisten dazu beigetragen, dafs die Möglichkeit einer wissenschatt- lichen Bearbeitung überhaupt bestritten w urde. Der Haupt- fehler liegt darin, dafs der Begriff »Kultur« in .seiner Aus- dehnung sehr schwer zu begrenzen und zu bestimmen ist, und dafs niemals ein organischer Aufl^au der Kidturgeschichte versucht worden ist »Kultur* durch ein deckendes deutsches Wort wieder zu gelten, ist nicht rnnglich. Ausdrücke wie (»esi Illing« bezeichnen zwar den drundzug der ganzen Sache, lassen aber nicht die Richtungen erkennen, in denen sich die (iesitlnng ausspricht. Man hat sich mil Weudmigen, wie Sittengeschichte, Leben und Sitten eines Volkes u. dgl. zu helfen gesucht, Auskunftsmittcl , die nirgends einen vollen Ivrsatz bieten.

Kulturgeschichte ist im weitesten Sinne Geschichte des Menschen; das Tndi\-iduum nnifs die Basis sein, von der sie ausgeht und stufenweise fortschreitet. Dies h:\{ sie /nerst auf seinem Lebenswege, von der Wiege bis /mn (ir;il>e 7\\ geleiten, in .seinem äufsern Dasein (Kleidung, Xalinnig, Erwerb u. s. w.) und seiner innern Entwickelung (geistiges Werden, Unterricht und Ausbildung u. s. w.). Die konzen- trischen Kreise, in denen dieses Fortschreiten vor sich geht, sind schon angedeutet: die individuellen Existenzen ver- knüpfen sich in der I^amilic, in der Ocsellschnft. im Staat, in der Menseiiheit als ( resamllieit. Die Slelhiug in der Familie ist zuerst die iles Kindes zu den Eltern und CtC- schwistcni, dann die des Gatten oder der Gattin, die des Vaters oder der Mutter; die Gesellschaft schliefst im engern Sinne den Verkehr, im weitern Sinne soziale, kommunale

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nMobIclilr der VHbodtk 4m kHUurfretcMcbtiieb«ii Unterricht*.

iiiul kircliliclK' Wrbäiidp ein. Nocli inaiini«"faltij»"er sind die Bezieliiiuj^eii des ]{iii/,cliRni zum Staate, und die vSi)itze der iifnnzen pNTaiiiidc Uildet sein Verhältnis zur Mrnsclilieit, liHiaus über alle Sehianken, die sonst das tägliche Leben umgrenzen«.

»Die FragC) ob und wie Kttltnrgeschichte in der Schule

zu treiben sei, ist SO alt wie der Gescliichtsunten iclit scll)st! saj^t Alb. Ricliter. Eine (jcschichte der Metliodik des kulturgeschichtlielien Unterrichts ninfs also schon früli an- lielHii. Bekannt ist das Wort von jJaco, der im i6. Jahr- hundert lebte: Wird der ( Tescliiclusnnterricht in diesem Teile (im kulturj^eschichtlieheii näuilieh) vernachlässigt^ so gleicht er der Bildsäule des Pol)'phcm mit ausgestochenem Auge..

Arnos Comenius.

Der erste deutsche Päda<(ojj^e, der der Kulttiri^esrliiclite sein An,i;eiinierk zuwandte, war Arnos Ct)menius, -der Cirofsvater tler deutschen \'olksschule . Im 29. Kaj)itel der Did. magna, wo er von der deutschen Schule handelt, sagt er bezuglich des Geschieh tsuuterrichts: »Die Jugend soll von den Zuständen im Hause und im Staate so viel keimen lernen, als zum Wrständnis desjenigen, was sie täglich im Hause und in der Bürgerschaft vorgehen sehen, ausreichend ist . I'crncr: ICine ganz nllq-cmcin gehaltene (/cschiclite der ( irüiidung, Verderbnis, Wiederherstellung der bisher durch die Weisheit Ootles verwalteten Welt werden sie sich zu eigen machen«. Der erste Satz giebt den Stoff der Kulturgeschichte^ der zweite den der politischen Geschichte an. Sollte vielleicht dadurch, dafs die Kultur- geschichte vor der politischen angeführt wird (die »AUge^ meinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1S72 ordnen in umgekehrter Weise), Cotnenius jener den Vorzug vor dieser geben? lune nähere P)etrachtung des ersten Satzes legt aufserdcni nahe, dafs Comenius einen Zweig der Kultur- geschichte, der besonders iu unsern Tagen Förderung ge- funden hat, die Volkswirtschaftslehre, Gesellschaf ts- und Oesetzeskuude, voniehmlich gepflegt wissen will.

Iu der Skizze der pausophisch en vSchule giebt Comenius eine Anordnung des geschichtlicluii rntcrrichts- stoffes nach prula^ogischen (irnndsätzen. Die Schüler teilt er in sieben Klassen. Der fünften Klasse würde die m e c 1 1 a u i s e h e G e s c h i e h t e , die ( r e n ü s s c des G e i .s L e s , Fragen und Erfindungen, zu Fragendes und zu Findeu- des vorfuhrt, anzuschliefscn sein. Der politischen Klasse würde gute Dienste leisten die rituale Geschichte,

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die Cr ewoli n h L- i teil verschiedener Völker in ver- schiedenen Dingen zu erzählen hätte. Für die letzte Klasse würde ein angenehmer Begleiter die allgemeine Ge- schichte sein, die den Lanf der Jahrhunderte und in ihnen das Ringen der Menschen znm Gegenstand hatte-;.*) In fast gleicher Weise spricht Comenins anch in der D/W. wc/;'. über die Verteilung des Unterrichtsstoff«, s in der Oescliiditc. Die dritte Klasse erhält einen Anszng \(*n tlt-n Krtindungen der Dinge, die \icrU' einen Auszug der sittlichen Tu gcnd ni nstcr, die fünfte eine (iesehichle der gottes- dienstlichen Gebräuche, wie sie bei den verscliiedencn Volkern vorkommen^ die sechste Klasse erhält eine allge- meine (1 e 5 c h i c Ii t c der ganzen Welt, besonders aber des Vaterlandes,.*)

Anch hier begegnen wir wiedenim der Knltnrgescliichlc. Mechanisclie ( iesehieiite, (»enüsse des ( ".eisles, Krfiiuluugen, ritnale (iescliichte, CTew^hnheiten vei>.clnedener X'ölker, güttesdienstliche Ciebränche, es sind nur verschiedene Partieen der einen Kulturgeschichte.

In Comenius also haben wir einen der ersten I<örderer des kulturgeschichtlichen Unterrichts zu verehren.

Johann Bernhard Basedow.

Nach Comenius hat erst IJasedow wieder der Knltnr- gescliiclite seine Anfmerksanikeit zugewandt. J. B. P>asedow,^) das Haupt der Philanthropen, behauptete von der Universal- geschichte, dafs sie nur Gedächtniswerk sei, und rdafs alle Konij)endien, voll von Regen tenn amen und M ord ge- sell ichten der vier Monarchieen luid anderer Reiche von den ältesten Zeiten an bis auf die nnsrigen, nicht so gemein- nützig wären, als beispielsweise die (ieschiclite von ilein Schmied, der aucli nicht um \ ieles (reld einen /um Dieb- stahl nötigen Xachschlüssel machen wollte (Mellioilenljueli, 2. B. S. 90). Dieser eine Ausspruch läfst schon klar erkennen, dafs liascdow kein besonderer Freund der politischen Ge- schichte, dieser M ord gesch ichtc, ist, die von nichts andern! zu erzählen weils, als von blutigen ludberungs- zngen, herrsch- und ruhmsücbligen Inirsttn, (lefechten und »Seidachten, Eroberungen und Belagerungen, Namen und Zahlen .

Um aber ßa.sedows Ansielilen über den Geschichtsunler- richt genau zu verstehen, mufs das ganze siebente Buch

') SV//o/. Paus. Di l. 71. •j l>i<{. Hill '4. caj). j^o, jj Ii).

') Für (ku Ii an /.cn Artikel über Basedow siebe: Kehr, Geschichte der Methodik. 1, S. 181.

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tlfs K 1 e tii e n t a r \v er k es (Hd. 3, S. i 272) 1)crücksicliti<^t werden. K.s zertallt in folgende Abschnitte: i. Cirnndbegriffc von Staatssachen, 2. ( U ovriaphie. 3. I^twas ans der T"f^ni- vcrsalhistorie in /eitoidnung. 4. Mythologie. 5, Wappen- kunde. 6. Hegriff und Zusammenhang der historischen Wissenschaften. Das unter Nummer 4 und 5 Angfeführte h'ifst erkennen, dafs Basedow das knltnr geschichtliche Moment in der (ieschichte berücksichtigt. Noch kkirer wird uns seine Ansicht, wenn wir henchtcn, in welclie Unterabteilungen er den ersten Abschnitt: ( iriuKHu griffe von Staatssaclien /.erlegt: Wildheit eines Volkes, natürliclie Freiheit eines \'olkes, Regiernng der Hausväter, Regierung der Grorsen, Regierung eines Fürsten, von klagbaren und andern Be- leidigungen, von Gerichten iitid Strafen, vom Krieg.swesen, noch etwas von \'aterland, l'rieden, Krieg und Völkerrech t .

Auch die K u jifer des Klementarwerkes , die den Zweck iiatten, historisch treue Anschauungen -au vermitteln, stehen vornehmlich im Dienste der Kultin geseliichte. Die erste Tafel enthfilt H. ein Bild der vSlilt.shütte mit dem Znbeli'ir, sowie eine Darstellung der olympischen Spiele mit Wett- lüufern, Wettkämpfern und mit Poeten, die ihre Dichttmgen vortragen. Auf einer andern Tafel findet sich ein Triumph' zug des Augus'tus. Fast wichtiger noch sind die Tafeln mit AbbildiinL^en der verschiedenen Waffi. nnrten, eiiter belagerten h'estnng, eines Lagers, einer Armee in Schlachtordnung, eines Schlachtfeldes; teiner die Verbrennung eines Ketzers, ein hierarchisches Konsistorium, eine Prozession.

Christian Gottfried Salzmann.

Neben r>asedow ist unter den Philanthropen auch Salz- mann als h'örderer der Kulturgeschichte zu nennen. Salz- nuum, die liebenswürdig^U »^restalt unter den Philanthropen und der bedeutendste Praktiker derselben , hat seine An- sichten über ( "n.^e]iichtsunterricht unter anderm niedergelegt in seiner Sclirilt: Noch etwas ül)er die Krzieiiung. Dort führt er aus: «Im Geschichtsunterricht wollen w?r uns zuerst mit der (ieschichte eines benachbarten Ortes bekannt machen. Vor der Hand habe ich mir dazu das berühmte Kloster Reinhardsbninn gewählt. Wir wollen es oft besuchen. Wir bleiben bei einer alten Inskription und einem Kruzifix stehen, das dabei gehauen ist. und natürlich entsteht nun die l'rage, wie es wohl x-ust liier möge ausgesehen haben. Wir iragen einen hier bek»inuten Freund, ob nicht mehrere solcher Überbleibsel aus den alten Zeiten vorhanden waren. Kr führt uns zu einer Reihe steinerner Männer, die durch die Länge der Zeit zum Teil verstümmelt wurden, zeigt uns

Johann Bengel.

Tiiiimiicr von I A'iclicnstcint ii, ri>erhlcil>sel citu s nltcii Klosters, fülirt uns in cino alte Kiiclu. s;i«;t uns \uii ciiuni uialtt-n Ik"gräl)nisse fürstlicher l'crsunen, zu dem wir hinabsteigen. Wir sehen einander bedenklich an, sind ganz in der alten Zeit Bs geschehen au mich hunderterlei Fragen, von wem die

Knochen wären, wer das Kloster crhaut habe ')

Wenn Salzniann durch diese Iklehnuigen in den Zög- linirt'n znnäclist auch nur das Vei langen nach dem Unter- richt in der (beschichte wecken \v<il1te, »^o lassiii sie doch auch den »Schlnfs zu, dafs er das kullinm. srlnrln lit lir Mouient beim Unterricht beiiiek^ielitigle. Denn Insclniiuu, <ilte Kruzifixe, Steine, Denkmäler, Kloster gehören doch ohne Zweifel der Kulturgeschichte zu. Auch das Buch, das Salzmann seinen Seliülern empfahl und ans dem sie liber alles Auskunft haben koiniten, rechtfertigt diesen Schlnfs. Ks war (iallcltis Geschichte und Ues ein c i Vni n g des Herzogtums (iotha. (Über Cialletti siehe unlcu Seite 519.)

Durch einen solchen Unlci rieht wurde den Schülcm ein sog. kulturgeschichtlicher Anschauungskursus und daran auschliefsend ein kulturgeschichtlicher Heimatskursus gegeben, ein Verfahren, das in letzter Zeit neue Förderer gefunden hat (Biedermann, Richter etc).

Johann CHristow Gatterer.

Wenn nun lui.seduw und Sal/manu neben ilci jH»litiselien auch die Kulturgeschichte berücksichtigten, so blieb die letztere doch immer mir Stiefkind, Das ganze achtzehnte Jahrhundert hindurch war der Geschieh tsiuiterricht im ganzen nichts als Regeutengeschichte, (»egen das Ende des Jahrhunderts aber erhoben sich mehrere vS( luihnänner, die mit den herkömm- lichen Gesell ichtsbüchern nicht zufrieden waren.

Von diesen war der Zeit nach der erste Job. Clnislow Gatter er, T^ehrer der Geschichte in (iidlingen. ICr verfafsle ungefähr um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ein Hand- buch der Universalhistorie von Erschaffung der Welt bis zum Ursprünge der meisten heutigen Staaten. (G»öttingen 1761), Über die Anlage desselben sagt er: Wh entwerfen eine kurze Universalhistorie. Nur das, was nntzlicli und brauchbar ist, soll unsere Aufmerksam- keit unterhalten. Die Zeiten sind \' er gangen, in welchen man das W e s e n t i i c h e der ( j e s c h i c h t e i n einer umständlichen Erzählung der Kriege, Schlach- ten« Mordgeschichten und dergleichen setzte. Man

*) Noch etwas über Erziehung, Mannsche Ausgabe, S. 48.

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Gvavbirht« «l»r Uethudik dp» kulturK«t-rhic|itlioh4>D rnterricbls.

hält jetzt nur das für merkwünliL;, was uns einen wirklichen \'orteil l)ei nnscrn IIriu|)i\\ i>>i iiscli.ittcn «iticr sonst nach nn- sern Al)sichten gcw.ihrL Zu dem Hude wollen wir bei jedem Buche dieser Uiiiversalhistorie eine vierfache Beschäftigung anstellen. Im i. Abschnitt werden wir die brauchbarsten Schriftsteller, sowohl die Quellen als die H ilfsinittel benennen, im 2. die Erdbeschreibung oder das Wissens- wurdi}^^stc von der i^n'n<rr:i])lr'sclu'n l^eschaffenheit de 1 Länder vortragen, im 3. die i tillichc ( feschichte im (rrundrifs unter dem Titel Ii e .y^ eh i n Ii t i l <• 11 erzählen, nnil endlich im 4. die güttesdienstliclie, pt)! i t ische, häusliche und ge- lehrte Verfassung; der Völker und Staaten ungefähr nach dem obigen Kntwurf im la Paragraphen beschreiben.**)

Dieser n>. Paraj^;riiih aber läfst Ulis einen klaren und deutlichen Hlick thnn, inwieweit (iallerer die Kulturgeschichte herücksichti«4t. Hei der kirchlichen \'erfassnui; wird «ge- handelt \<m den (löllern, Priestern, l'Vsten, Tempeln, Haincu, ( )rakeiii, \\'rdirsa«;ereicn, l'esehwrfi uiii^en; bei der poli lisciu n von den Ke^cnten, Rcielista«;en, (iesetzen, Geriehlcn, Stralen, von Mafs, Gewicht und Cveld, von Bündnissen, von der Zeit- rechnung, vom Kriegswesen ; bei der häuslichen von Ehe- j^i löbuissen, Hochzeiten, von der Kindererziehunj:,^ von Namen der Alten, von (te))änden und Häusern, vom Mausrat, von Kleidt-ni nn<l Schmuck, Speisen und (ietränkeu, von (last- mahit II, Spi' K n und Lustbarkeiten, vom (trüfsen, von Handel und Sehillahn, von Ärzten, IV-^räbnissen und Trauerj^e- bräuchen; bei der j;el ehrten von den Sprachen, von der Schrift (Urspi ung und verschiedene Arten derselben), von den Wissenschaften und den (iclehrten.

/um Schlufs möji^e hier noch ein Bruchstück aus dem Inhaltsverzeichnis des Huches stehen, das uns noch näher über die Aulaj^e desselben orientiert.

Geschichte der Römer bis zum Jahre 476.

r. Schriftsteller (Quellen und Hilfsmittel). S, 758 -765.

II. I\rdbeschrei))uno. S. 765 777. III. Iie«;ebenhciten. vS. 777 «S50. \'erfassun}4. S. 850 qio.

1. ofotlesdiensUichc W-rlas^unj^. S. ^50.

2. politische \'erfassung. S. 857.

3. häusliche Verfassung. S. 885.

4. gelehrte Verfassung. S. 899.

Nach diesem Inhaltsverzeichnis unifafst die politische Geschichte 73 Seiten, die Kulturgeschichte aber 60 Seiten.

') Universalhistorie § 14, S. 60 u. 61.

Johiinn K<-n^cl.

August Ludwig Schlözer.

Der hcdcnUMidste unter den Männern, die am luide des vorif^en Jalirluinderls anf die Herücksielilij^nnj^^ des Knltnr- gesehielitlichen im Cieschichtsunterriclit dranj;en, war der Göttinger Historiker Schlözer, dem, wie in der Gesclitclits- wissenscbaft überhaupt, so auch in der Methodik des (»e- schiclusnnterricht eine l^lirenstelle «»el)üln t. ')

Welch ein warmer l'cM'derer der Knltnrgeschichte Schlözer war, geht schon ans den folgenden Worten liervor : I*.r\\ aclie docli besonders das iiniije Pnhliknm ans einem Sehlummer, in den nns dii- lu/irluini^ eingewiegt, komme es doch von (ieni verderblichen ( icscliniacke an M or d s p i e l e ii allerund neuer Menschen morde r, Mehlen genannt, zurück! Froh« locke es nicht länger über rauschende Kriegsthatcu der Er- oberer, das ist über die Leidensgeschichte der von diesen Hösewichtern am Narrenseil lu rnnic;^ fülirten Nationen! son- dern glaube es vorläufig, dafs die stille Muse eines (»enies und die sanfte Tugend eines Weisen oft gröl^ere Revolutionen angerichtet, als d'w Stürme allmäciitiger Wüic- riebe, und dafs manch glück- licher Sorite die Welt mehr verschönert habe, als die Fäuste von Millionen Kriegern sie verwüstet haben, überzeuge es sich endlich, tlafs, wenn man klUlftig in der Weltgeschichte Esaus Linsengericht mid die Kaziken von Sicvon übergeht, die Halgereieü der SpaiUmer mit den Mcsseniern, sowie die der Roiiui iiiii dvw \\)lskern katim berührt, aber die I^rfindung des I'euers und (i las es sorgfältig erzählt und die Ankunft der Pocken, des Branntweins, der K a r t o f f e 1 n in nnsenn Wel tteilc nicli t unbemerkt läfst und sogar sich nicht schämt, von dem V er- tausclten der Wolle mit dem Linnen in »inserer Klei- dung, mehr Xoti/ zu nehmen, nls von den I)\ nasten Tfsi, I^eang und Tscinn man enislha!i und zweckmäfsig handle.

In seiiu ii zahliciehen histurisclu n Scliriften legte Scblö/er das Hauptgewicht auf die Kultuu uLwickelnng. Hier inter- essieren uns vornehmlich zwei seiner Werke : Weltgeschichte nach ihren Hauptteilen (Göltingen 1792) und Vorbe- r e i t u n g z u r W e 1 1 g e s c h i c h t e für K i n d e r ( 1 779). Nament- lich das letztere Werk hat grofsen Kinflufs auf den damaligen Oeschichtsmiterricht ausgeübt. In zahlreichen Schulen wurde es eingeführt, von 1779 i8( »6 erscliieiu 11 sechs /mn Teil sehr starke Anfingen. .\uch über Deul^chland^ (Tn.n/.en ging e> hinaus, indem es ins Lateimsdie, Ungarische und i*'ranzö.sisclie

') l'.r brach mit Kraft und (»eist tinc iie«e Bahti'. PöHtz, kleine Weltgeschichte, S. 38.

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iil)t-rsrt/t wtirde. Wäbii iid ') der erste Teil i^esrliiclitlirlK 11 Sinn unil »;c.sehiclilliLhe He^riffe entwickelt diu\li den Nach- weis der Veräiidenni^en, denen die Hrde iubezng aufCiCstalt, Fruchtbarkeit, Bel)aming, Pflniiüeii- und Tierleben ausgesetzt gewesen ist, sowie durch I{elehinn<;en über die allmähliche Knlwickelunj^ der menschlichen desellschaft und ü' er die x ersehiedeni !i L,'^^runl.^^f^)rmen, eiUhrdl der /weite 'i'eil die rr-vsrhiclur uiul dit- ATif-iii'^-^e luinschlicluT Kultur durch Hrtintiun}4 niei lianischer Küu.nU, .^owie HeU lu uu^^^en über die Arten j^eschichtliclier l'berlict'erun^. Das Inhaltsverzeichnis eines dieser Abschnitte wird am besten zeigen, wie Schlözer verfährt Der Abschnitt: Erfindung mechanischer Künste ent- hält: 'Der Urnjensch wird ein Kulturmensch. Hohe Würde der mechanischen Künste, »Stufen ihrer I^rfindunj^. Unter- schicrl zwischen Wildeu, f'arl'iren und kultivierten \'r'1kern. (leschichtc der meisten Künste ist verloren. Mutmafsiin^en, wie einige haben erfuutleu werden können. vSpinnen, l'il/en, Weben, Nähen, (neuere KrHudungen : Spinnrad, Stricken, Strumpf wirkerstuhl, Spitzenklöppeln). Wie die Kochkunst entstanden. Kssen und Trinken, Zu.sainmenleben. Anfang des Sprechens. Erfindung des Feuers. X'ölkcr ohne Feuer. Künste, es zu konservieren: Oemeindefeuer, Vestalinncn. Künste, es zu reproduzieren: I*\*uerreibeu, Küclu nft uerzeujr. Xntziiu'/ des TYniers: Metalle zu schmelzen und /inu KA»chen. Kiichcn- geräte. Töpferkunst. Backen. \'erschieileue .\rten von KiUtur. Würde der Handwerke.^

Johann Gottlieb Aibrecht.

Ganz im Geiste vSchlözers schrieb der Professor J. (i. .\lbrecht sein Werk: I^ber das Studium der Oestdiichte (Ansbach 1793). ICs heifst in demselben: »Soll das Studium der Geschichte lehrreich für uns werden, so mü'^sen Krie»^e, Belagerungen, vSchlachteu und die maunigfaltij^eu vStaatsrevo- lutionen, wo wir das freie, kühne, edle \'ülk zum sklavischen, feigen und verworfeneu herabsinken und dagegen andere Staaten aus ihrem Nichts zur höchsten Stufe der Macht hinauf steigen sehen, so müssen diese nackten Fakta nicht allein unsere Aufmerksamkeit heften. Die moralischen Revolutionen, wodurch jene politischen herbei'j:^efidn t wiudeJi, die Abwechselungen in den (»esetzen , Si tten , Religionen, R e g i c r 11 n g s f o r m e n u n d d er Kult u r d e r Volker in den verschiedenen Perioden ihrer bürger- lichen und politischen Existenz, die mannigfaltigen, oft so tief liegenden und dem zur Beobachtung

1) Kehr, Geschichte der Methodik i. Bd., S. 188,

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Jobann Hengel.

nicht gcwöhntcji Auge kaum bc hj or k barcu Ur- sachen, die auf den blüliendeu Zustand oder auf den Verfall derselben einen so entscheidenden Kinflnfs hatten -- das ist es, was nicht oft genujy wiederholt werden kann, was vor allen andern i^ekannt, erforscht und mit Aufmerksamkeit be^ trachtet zu werden verdient^ (Seite 4 u. 5.)

Johann Matthias Schröckh.

In demselben Jahre, als »Sehl ö/.er seine \'v)rl)ereituni; zur Web i^esrliiclUe für Kinder herausgab, erschien auch das Werk eines aii<krn i^rofsen f lisl< >i ikers : Allj^emeine Weltj^e- schichU' füi ivinder von Professor Scliröckli in Wittenberg, 3 Teile (Leipzig 1779). Schröckh wandelte den gleichen Weg wieSchlözer. Kr sagt in der Vorrede zum. ersten Teil: Die nächste vStelle gab ich solchen (icsch ich ten von grofsen Mäitnern, die liewunderungeu der Weisheit und edlen Recht^cliaftenheit, der (irofsmut und des standhaften Muts, oder auch Verabscheuung des Irrttnus und Lasters be- fördern kviunen. Kndlirh idanbte ich die Krfiailung von Ci e s c t z c u , Künsten und W i s s e u s c h a f t c u mit ihr e u herrlichen Früchten keineswegs anfser Anführung ztt lassen.-

Wie eingehend Schröckh das kidturgeschichtliclie Mo- ment berücksichtigte, möge an einem Heispiel gezeigt wer- den. In dem Knpilcl: Die alten Deutschen behaiuklt er auf iC) Seiten folgeiuK Absehnilte: (»estalt, Nahrung, 1 Abens- art der alten Deutschen. Ihr kriegerischer und freiheitsli<jl)eii- der (ieisl. line kriegerischen ()c]»!;iiiehe. W'affen. Kriegs- heer. Heerführer. Schlachten gesänge. Weiber ttnd Kinder muntern die Fechtenden auf. Religion der Deutschen. Ihre Götter, (ichciligte WiUdcr. Priester tmd heilige Frauen. Tugenden der alten Deutschen. Ihre unveränderliche Ehr- lichkeit. Ihre clieliche Treue. Ihre Ga.stfreundschaft. Trunk- sucht, llne i' ürsten. Ihre Versamndungeu. Strafen. Hinkünfte und Hofstaat der Fürsten. Leibeigene. »Spicl>ucht. Gold, Silber, Handel. Wulinuugeii der alten l)eut.schen. Ihre Klei- dung. Ihre Leichenbegängnisse.')

Schröckh gab seinem Werke auch Bilder, Kupfer- tafeln bei, die er trefflich nach zwei Gesichtspunkten aus- wählte: die Hilder sollten darstellen erstens Beispiele von kindlicher l-lhrirbictimL^^ Liebe und (Tehorsam, strenger l\r- zieluuig, Tugenden und Fclileru der Kinder, die belohut bczw.

Seite 61—77.

Ge»cblelil« der Hetliodik de« knltarK««>chichtlk>b«n L'ut(>rrieht«.

bestraft wurden. Zweitens sollten die Bilder kultur- geschiclitlichc Momente darstellen.« Der dritte Band

K. H. t utliält 27 Bilder, von denen niclil wonij^t r als iH e Hälfte der Kultiir.L;e>cliiclitc dient. Ivs sind folj;ifende: Ul- fila^ erfindet eine r.mlislalienselirift. Die Denisehen machen ihren Streit dnreh Zweikämpfe ans. Hoiiifatins fällt die Donner- eiclie. Die I>entsclien xielien vom J^andi in die Stadt. B. Schwarz, erfindet das Schiefspvdver. Die Hansa. Gulenber^ erfindet die Buclidruckerktnist Ouerike erfindet die Lnft- pumpe. Französische Sprache, Mode und Sitte verderben die Gemütsart vieler Deutschen usw.

J. Chr. Dolz.

Noch \or Schlnfs des Jalirhiinderts, 1797, erschien ci»i Leitfaden /nni Unterritlite in der a 1 1 j^e ni c i 11 e n Mcnschcnge.schicii te von Dulz, der ebenfalls genau in Sclilözers Bahnen wandelte. Im Vorworte der ersten Auflage sagt Dolz (S. V): -^Nacli meiner Kr^tnung darf in ein Lehrbuch der Geschichte für Btir^nsclinU 11 nichts an- deres jiufgenonnnen werden, als nur solche Vorfälle nnd Kin- richtmijTfen, die für jnnj^e Menschen, als Menschen nnd künftij^e Härder des Staates, wiehtiq- nnd interessant sein können. Dahin jT^eliönn vorzüs^licli die- nfj^cbriihtiun, Hinrichtnn^en und Anstalten, dnreh die <.lie sitiliche nnd religiöse Bildung, der Kuiistfleifs und Wohlstand der Menschen befördert oder gehindert worden ist«

in)er den Zweck des Geschieh tsnnterrichts drückt Doh sich folj^enderniafsen ans (S. 9): -Bei lulernnng jeder Sache hat (U r (knkeiiile Mensch einen Zweck. Der nächste Zweck, den l in denkender JiinglinL^daduich 711 eiit iclK 11 snelit, dafs er sicli mit der (leschichte ItL'kaiint macht, ist I '.(.fricdijjung einer edlen Wif.sbegierde, die aus (km \\'unsche entspringt, sich das Gegenwärtige ans dem Vergangenen erklären zw können. Die Geschichte der Menschheit soll uns aber lehren, welcher (irad der wissenschaftlichen Kenntnis, der Sittlich- keit, des feinen Knnstgeschmacks und des bürgerlichen Wohl- standes icdesmnl angetroffen wnrde, dnnh welche ^'ersonen nnd zu welcher Zeit die \'erM'hi«. denen Zwv'v^v der mensch- lichen Kenntnisse durch finchau^en, Kntck-cknngen, Ikob- achtungen nnd Berichtigungen bereichert, nnd durch welche Veränderungen die Menschen zu ihrer gegenwärtigen bürger- lichen (politischen) Einrichtung, zu dem Grade ihrer geistigen und sittlichen Bildung und zu ihrem Wohlstande gelangt, oder wodurch sie an der Hrreichnng eines gröfsern Wohl- standes [gehindert worden sind und vielleicht noch jetzt daran geliiudert werden.«

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Johann Renircl.

Eine Probe aus diesrm Werke niö<^^e hier stehen:

Karl (1 e r ( i r n fs c . 'i Unter Pipiiis Si)lnK\ K:\r] dem (irolstii, (\vr 46 Jahre rej^iertc, \v;ir das fräiikiselu- Rrich so Ijlidund. d ifs seit den Zeilen dvv Kr>nier kein Reich in luiropa diesem kai uhngischen gleich kam. Karl erlangte, als römischer Kaiser, im Jahre 800 ein Recht auf den gröfsten Teil von Italien und besafs überdies iMankreich, einen Strieh von Un.i>arn, (he Nieder- hande, Schweiz, ein vStiick von Spanien und Dentschhmd bis an die Hi(UT, ]{!be inid S.udc. Im- lH'krie.i>te <he (himals nocli freien Sachsen nnd ntitii^te sie thirch Sohlaten. die oliristliche ReHj^ionslehre anzunehmen. Weil er die überwundenen \*ölker zu einer X'erfassung vereinigen wollte, .so versetzte er einen Teil der Sachsen in seine fränkischen Landen Er endigte die Herrschaft der Langobarden in Italien (774); besiegte die Slaveu, die sich im ostlichen Teile von Europa ausbreiteten, und von welchen die Russen, Höhmen, Lausitzer und ehe- maligen Polen abstammen, ingleichen die \'(irmrmiier, welche aus dem Norden kamen und Seeraulx- vei niel)en; \\ar aber bei seiner kriegerischen Regierung dueh immer daraut be- dacht, Ordnung, Sicherheit und Wohlstand in seinen Ländern zu erhalten und zu befördern. Deshalb schickte er von Zeit zu Zeit Abgeordnete in seineu Staaten herum, die die öffent- lichen Mängel und Mifsbräuche in der Rechtspflege, in den Klöstern, Hospitälern usw. entdecken und abstellen si>llten: ga!> scharfe (iesetze gegen die Fehden, suchte Zweikämpfe, 'rruiikenheit und Kleiderpracht auszurotten und befrirderle dadurch, dafs er den (rrund zu mehreren nachlierigen Städten z. Ii. zu Hamburg legte, verschiedene Märkte anlegte und den Juden zu Köln öffentliche Bedienungen zu bekleiden ver- stattete, den Handel. Da er in Deutschland Handwerker zu haben wünschte, welche hier bei der damaligen Xational- erziehung und bei den gewöhnlichen Wallfahrten änfserst selten waren, so befahl er den Aufsehern seiner MeierliTife und Mecken, gute KühsiIlt als vSchmiede, (iokl- uml »Silber- arbeiter, Schuhmacher, Drechsler, Wagner, Vogelsteller, Seifen- sieder, Brauer, Bäcker, Netzinacher u. a. in ihre Dienste zu nehmen. Bei Lebensstrafe verbot er das Verbrennen der sog. Hexen und Zauberer und liefs zum Resten der änfserst un- wissenden Priester Auszuge aus den Religionsvorträgen der altern Kirchenlehrer nuichen, die nachher zu den: Namen Postillen \'eranlassung gaben. Auch soll die l.ini iclilung und Anordnung der noch ]vi/.{ wcihnliclien Sniiulagse\ an- gelien und lCpi>leln von K.iil dem Grofsen hernilneii; allein

») $ 49i Seite 55.

OnehiclUe der Methodik des kaltarvenehicbtUelMD Onterriclits.

die Auswahl dieser biblischen Abschnitte war schon zu (irei^nrs I. Zclicu «getroffen. In allen Klöstern 1ief> Karl Schulen ank.iiLii und darin Unterricht in den Antanj^sj^rün- den der Wissenschaften und Künste erteilen, liefs selbst an seinem Hofe Schule halten, zog fremde (jelelirte in seine Länder und belohnte sie, wie den Paul Warnefried, Egin- hard und Alkuin. Karl selbst soll eine deutsche Sprachlehre geschrieben haben, da bisher die deutsche Sprache noch nicht zur Ii ü ch e r s p r a ch e und (Gerichtssprache gebraucht worden war. Auch veranstaltete er eine jetzt aber verloren gegangene vSaninilung der ältesten Lieder der Deutschen, gab den Monaten deutsche Namen, die von wichtigen Natur- veräudernngen und christlichen Feierlichkeiten hergenommen waren, z. B. Wonnemonat, Christmonat etc. £r starb 8145 Der Leitfaden fand grofse Verbreitung. Er wurde in mehreren Bürgerschulen mid auch in einigen Lehrerseminaren eingeführt. Von 1707 bis iStq erschienen sechs Auflagen. \*on dem Prediq-er Fuhrmann wurde er konnnentiert. l^benso gab Dolz sclb>i einen Kommentar heraus, der 1S13 erschien und den Titel iührie: Abrisse der allgemeinen Menscheu- uud Völkergeschichte, 3 Teile (I^eipzig). Auch dieses Buch zeichnete sich durch eine sorgfältige Berücksiclitigmig des ktilttirgcschichtlicheii Momentes aus.

Georg Friedrich Ruf.

Noch eines andern P.nches, das am Anfang des 19. Jahr- hunderts erschien, sei hier gedacht: Ruf, K Knien tar- A I > i i Is d e r W e 1 1 g e s c h i c h t c { Karlsrulie 1 807). In der Vorrede des ersten Ruches (Seite XXVI) nennt der Verfasser als Ott eilen seines Textes Schlözer, Gatterer, Schröckh u.a., ein Zticlun, dafs Ruf auch der Kulturgeschichte ihr Recht beim rnlerrichte /.ukomnien liefs. .M>er in incthodi.schcr ITinsieht weicht er weit von diesen Männern ab: er ver- sucht in NLiuLUi I'iiclie die Zeil und ihre Daner nebst ihren l'orlscln itlcn aN eine mathenialische (iröfse darzustellen. Zu dem iüide verlalste er zwei hisiuri.sehe Karlen, die dem Unterricht sollten zu Grunde gelegt werden. »So wie für den Unterricht in der Geographie die Landkarten nach (iraden und Minuten entworfen und zur Messung geo- graphischer (Tcgenstände mit Meilen - Mafsstäben ver.sehen sind, so habe ich auf meinen Karten die Zeit, als eine Ans- dehnnng in die Länge nach einem Maf'^stabe in Jahrhunderte geteilt, und die hi.sU>ri>ehcn ( icgensländc, \ t>lkcr, Staaten, Männer darin bestimmt und abgemessen . (Seite XI.)

Hiernach gliedert sich nun das ganze Buch in zwei Teile, in den ethnographischen Teil, in dem die Völker

Johann BengH.

nacheinander, und den s\ ncliroiiistischcii Teil, in dem die Völker n ehe n einnmler licliatHleU worden. Der erste Teil dient vorwit ^cnd der pülitisclicn ( k.sehichte, drr /weite der KnUnrj^escliiclite. Dieser zweite Teil «rereiclit tltni linclie zur besonderu Zierde. Hier lehnt der X'erlasser sich an Gatterer nndDolz an, ado]>tiert auch den Dölzschen Namen: Menschen gfeschichte. Vom Heginn des Menschen g-eschlechts an <»;iebt er eine vollständii^e (beschichte aller niensclilichen Thatij^keiten; doch während das AUertuni und Mittelalter zietniich eint^ehcnd behandelt sind, werden das aiis;^?hende Mittelalter und die Neu/.eit nur selir unvollständig berück- sichtij^L

Das Ziel, das Ku£ zu erstieben suchte, findet unsern •Beifall, den Weg aber zu diesem Ziele, nämlich die Trennung in einen politischen und kulturgeschichtlichen Kursus, muts man heute als methodischen Mifsgriff bezeichnen.')

Gailetti, Bredow, Kohlrausch, Pölitz ^die Gegenströnninj^).

Glückverheifsend für den knltnrj^eschichtlichen Unterricht war das neunzehnte Jahrhundert anj^ebrochen, Scldüzer, vSchröckh, Albreclit, Dulz beherrschten den rnterricht. iSii dscliiin wieder eiti neues Piuch, die kleine Wel t |>^esch i ch te für d e n e r s t e n A n f a n g b e i ni I I a u s - n n d S c h u 1 u n t c r - rieht von Pfarrer J, A. C Lohr (Leipzig), »das ganz in Dolzens Hahnen wandelte und inbezug auf Auswahl des vStoffes noch lieute manchem Ireitfadcn der Geschichte als Muster gegenüber gestellt werden kann .'^)

>\Vir sehen also nun eine vollsländige (ieschichte dc^r Ivrfindnnm n und luitdccknngen, des geistigen Lrbens der Menseliluil nel>eu der Krie^'s- nnd Slaatsi^rseliiclili rinlur- gchen. Allein die let/Lerc wurde durch die gewalligeu iü- schütteningen am Hude unseres Jahrhunderts, durch den grofsartigen Aufschwung tuiseres Volkes in den PVeiheits- kriegen wieder in den Vordergrund gestellt Wer mochte es auch den Teilnehmern an den Käni])fen von r-Sij 15, we r den Zuschauern der französischen Revolution, des Anf- >u i^cns und des lulöschens von Xajioleuns Stern \ enK nken, Wenn sie lieber jene gewaltigen Ivrei<;nisse an sieh \ (<riiber- ziclien liefsen, als die stille Friedensarbeit früherer Jahr- hunderte?«^')

') In (kr I'oljic ist <Hcse methodische Aiusicht noclintals aufgc- taticlit, so bei Kirchniann. Hluiuc 11 n

^) Kehr, ('.csthi'ditc der Mctluniik. r Btl. S. 196.

') II iibncr, N euere lieslrcbuu«;en auf dem Gebiete des Cieschichts- utiterrichts, Breslau 1892, Seite t6.

Oep^bkbt« drr Methodik tles iiiillttrK«*«birbtlicli*n Un(«rrirbt».

Die Oegenstromniig knüpft sich namentlich an die Kamen: Oalletti, Bredow, Kohlrausch, Pölitz. Galletti, Professor in Gotha, scliricb ein Lelirbucli de r CS ch i ch t s k n II d c ((jotha) nnd cinLchrbnch für den Sch n 1 u n t e rri eil t in d er (r escli i ch tsk n n d e (Ootlia). Seine übrigen Iiistorisehen Werke interessieren nns hier nicht. 1816 erschien von dem letzteren Werke schon die siebente Auflage, ein Zeugnis für die grofse Verbreitung des Buches. Bei ( latterer überwiegt die politische Geschichte, der Knltnr- geschiclite \\'ird nnr ein bescheidenes Plätzchen am Knde eines jeden A1)schnittes einj^erannit. Nicht also im Verein mit dem jedesmaliq-en Stoffe, sondern nac1iln"nkcnd als Stief- kind erscheint sie liier, (rallcttis llüclier wiircU n liin Verein mit den (jcseliiehtsbüchern von l>rcdo\v nnd Kohlrausch) Vorbilder für die GeschichtsbücJier bis auf itusere Tage, die ia auch heute noch meist am Knde einer Periode einen Kultnrabrifs in Xotizenform bringen. £s mu£s allerdings gesagt werden, dafs Oalletti mit der Knltnrgeschichte nicht sf) radikal nmsprang-, wie Peine Xach treter. Kr widmete ihr wenigstens noch vier/ehn Paragra])hen nnd hielt sich dabei aneh /itmlieli frei von dem Notizenkram, den wir nach ilnn zn beklagen haben.

Die beiden anderen (Geschieh tswerke, die einen noch ge- waltigeren Einfluls als Galletti ausübten und für die Be- handlung des Geschichtsunterrichts in der Volksschule von gröfserer Bedeutung gewesen sind als alle Forderungen der Pädagogen nnd alle Vernrdnnngen der Regiernni^^en, waren: Merk w ii r d i g e e g e b e n h e i t e n ans der a 1 1 g e ni e i n e n Weltgeschichte, für den ersten Unterricht in d e r (j esc Ii i c Ii le, besonders für Bürger- nnd Land- schulen von G. G. Bredow (Altona 1813) und die Deutsche Geschichte von Kohlrausch (1816). Rs war neben der durch die Zeitverhältnisse vorbereiteten Stinnnnng des Volkes vorzngsweise der glücklich getroffene Ton der b>zählnng, der diesen Püchern zn so ^^rofscr \'er- breitnng iind Anerkennnng in Hans \im\ Selinle verhalf. I>ei allem Werte aber, tlen dieselben besitzen, haben sie doch d e n ( I e s ch i c h t s n n t e r r i c h t i n B a h n e n gelenkt, die jetzt als nicht zum Ziele führend bezeichnet werden«.') Bredow bietet allerdings in den neun ersten Paragraphen seines Büchleins Darstellnngen aus der Urgc- scliichte, die ersichtlich anf Schlözer bernlien uud allerdings geeignet sind, eine verständnisvolle Anffa.ssnng der Knllnr- entwickelnng der Menschheit vorznbereiten ; er bietet anch am Schlnsse des Mittelalters ein paar Abschnitte über lir-

■j Hübner, a. a. O.

fiiuhinj^en und ICntdeckiin^eu ; im iibrifjcn aber ist seine (xeschiolitc eine iMirstcii- und Ki it ^sj^eschiclite. Audi Kohl- rauscli hat nur hv'wu MittclalU-r die KultnrtMitwickclun.ij im dcutsclicn \'olkc Ix. rücksicliti'ji^t, und es ist inten ssant /.u seilen, wie viele Jalii/.elnite lan^ ilic Parai^raplien aus (ialk-tti. Hredüw und Kohlrausch, tlie die Knliüi \ ei hältnisse berühren, in den für die Schulen bestiininten Leitfäden die ditrchatts herkömmlichen und einzigen waren.*)

Schlözer, vSchröckh, Dolz, Lohr, Ruf sanken nun in Ver- üfcssenhcit, und mit ihnen die Kulturj^eschichtc. Der Historiker K. Ii. T.. PöHt/, der viele (iese]iirlitsl>{ic1i( r \ ri talsir, durfte in seinem lluelie; K 1 e i n c W e 1 1 s> e s e h i e Ii t e 1 1 a i p/i i ^.Vp. einem r.nclie. das sehr verwandt ist mit Bredou luid Kobl- rausch, geradezu sa^en: Dals ein Lehrljueh der allgemeinen Geschichte nicht auch die Kultur aufgenommen hat, damit nicht die Entwickelung der eigentlichen politischen Begeben- heiten zu sehr dadurch beschrankt wenU , wird jeder trereclit- fertigt finden. Die Kidturj^eschichte ist, bei <lem jälnlichcn Auwachsen der politischen He^xlienheiten, nnabhängicr von (Kr politischen beschichte !)c>niuiers darzusuUen, wälueiul nuch viele in un\erhältnismril>i«»;cr lireite mit speziellen Teilen der (leschichtc beim Unterricht der Jugend sich be- schäftigen und dadurch derselben den festen und sichern Blick auf das (vrofsc und Ganze in dem inncni mid äufsern Leben unseres Geschlechts verkümmern luid verdunkehi*.*) Nach diesen Orundsatzen hat Pölitz seine kleine Weltge- schichtt nui^tK ij^t, vcr^^ebeus suclit man selbst nach kultin- ge.schiciitlichen Abrissen am I'jide der einzehieii kurzen Perioden.

Friedrich Strafs.

Xur hin und wieder taucht in diesem Zeitraum ein Werk auf. das den schüchternen Versuch macht, das kultur- geschiclitiichc Moment dem Unterrichte wieder einznglie<lern. So das Puch des Dr. in. Stral's: Handbuch der Welt- <»-eschichte (Jena iS^o), ilas zwar nicht für den vSchul- mileriiehi bestimmt war, aber doch seiner \*orzügc wegen hier angeführt werden .soll.

Strafs gönnt in seinem Werk, wie gesagt, auch der Kultur- geschichte eine Stelle, In der Kinleitung giebt er eine (be- schichte der frühesten Entwickelung des Menschen geschleclits, er l»(.1i.indclt da Ursprung des Mensclu-u'^eschlechts, Xaluungs- uiiikl, ( )l>(lac1i, Kleidnno, Jagd, Ziilniraug der Tiere, Acker- hau, Urebraucli dch i*euers, Ausbreitung der Menschen (I. Pand, vS. 13 31).

') Kehr, licsclüclUe der Melhudik. i. lid. Ö. 196. Vorrede S. XII.

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Oeurbirlitp der Methodik de» kttltiirKeicliiBlitliehen ÜMerrieht*.

Wie Strafs die Oeschichte auffafst und nach dieser Anf- fassnii^ auch dargestellt hat, q;clu aus tOl pendeln Ausspruche .hervor: Man hat die CUscliiclite die Wissenschaft der l'ürsten genannt, weil sie am hestcn über Regierungs- niafsre^ehi, Gesetze und Staatseinriclitungen urteilen lehrt Der Krieger schöpft aus ihr Beispiele der Tapferkeit und des Kdehnutcs und der niannii^faltigeu Mittel, sich aus Ver- legenheiten zu ziehen und die des (icgncrs zu nutzen. Der Rechtsgelehrte lernt durch sie den Grund und Cieist der (icsetze kennen. Der G ot t es gel ehrte wird durch die l'aekel dei ricsc hichte aui den l^rsprnng und Wert einzelner RcUgiunslehren und Meinungen geführt Dichter und Redner schöpfen aus ihr den reichsten Stoff und die treff- lichsten Heispiele der Tugenden und Menschengröfse. Der Sprachforscher dringt nur mit ilirer Hilfe in den (»eist und Sinn der alten Völker ein; der Philosoph verliert sich ohne sie in leere (Trüheleien.

Das Ihicii von Strafs zeichnet sich auch in metho- discher Hinsicht in vorzüglicher Weise aus, imU-m es nicht den Nachtreteru Bredows und Kohlrauschs folgt und den einzelnen Perioden kultui .geschieh tltche Abrisse anhängt, sondern die Kulturgeschichte eng mit der politischen ver- flicht. Es schien dem Verfasser zweckniäfsiger, das Wichtigste der Kulturgeschichte in die Darstel- lung der liegebenli t i ten so zu verflechten, dafs es durch diese mehr Licht und Bedeutung erhalte, als be- sondere Al>.sehnitte der litterari.schen, artistischen, teehni.schen, religiösen etc. Ktdtnr einzuschalten . (Vorrede Seite VIII.)

Johann H. G. Heusinger.

Sein wnhlthuend berührt in dieser I\riode der Reaktion gegen den kulturgeschichtlichen Unterricht auch das Werk wm Dr. J. H eu s i n ger: Die all g em ei ne Cr e s e Ii i e Ii t c 1 1 )i csden 1835). \firh Angabc des Titels war das l'nch besonders fiir das Bedüiini.s der Lrchrcr eingerichtet; ihnen sollte es Wegweiser beim Geschichtsunterricht sein. Das Werk atmet durchaus kulturgeschichtlichen Geist und ist in seiner An- lage NÖllig verschieden von den gewöhnlichen Geschichts- büchern damaliger Zeit

Das erhellt schon aus seiner Kintcilung. Ks zerfällt nändich in vier AbteihniLa n : i. Geschichte der Mensch- heit. 2. (jcschichte der \ Dlker. 3. Gesehichte einzelner Begebenheiten. 4. Geschichte einzelner Personen. Schon der Name der ersten Abteilung: Geschichte der Menschheit, der deutlich an Dolzens Leitfaden anklingt, läTst den Inhalt erraten. Diese Abteilung enthält eine Ge-

scliiclite der Menschen von ihrem Urzustände bis j^nrOep^en- wart und schildert, wie der Mensch aus dem einfaehsu-n Naturznstand nach und nach zu jener Kulturstufe empor- stieg, die er nun einnimmt, rolitische Geschichte wird (hibei nur berührt, insofern sie mit deni Eutwickchmgsj^janj»: ver- knüpft ist, denselben verursacht oder beeinflurst, oder die Folj^e desselben ist

Die zweite und vierte Abteihni.i^: (beschichte einzehier Völker und Personen, sind für die kultur^esclnchtliche Methode von *^»^enui;erer Hedeutnnij;, da hier das |M.liiisrhe Moment in den \'order<^rund tritt, ohne al>er (ias knilm- geschichtliche ganz zu verdrängen. Denn nicht nur poUtisclic Personen, wie Kaiser, Konige, Fürsten, sondern auch kulttir- geschichtliche werden berücksichtigt, wie Kant, Kafael, Leib- nitz, Petrarca, PHnius usw.

In der dritten Abteilung: Geschichte einzelner IJegeben- h ei teil, wählt Heusinq^er meistens solche aus, <lie von kultnr.m seliielitlichem Interesse sind. Ks sind folgende: Amerikas ICntdeckuug. Constitution, (ieseliielUe. iiert»en. Kreuzzüge, Krieg. Lehnwescu. Mittelalter. Mythologie. Obelisken. Politik. P>Taniiden. Reformation. Revohition. Sklaven. \ ölkerwauderung. Nur vier rein politische Be- gebenheiten sind aufgenommen.

Heusingers P.uch hat al)er doch keinen gro/seu Kiufluls auf den Uuterriclit damaliger Zeit gewonnen.

Gustav ZeHs.

Ein Zeit- und Gesinninigsgenosse Heusingers war Pro- fessor G. Zcifs. Kr setzt sein »Lehrbuch der allge- mein e n G e s c h i c h t e V o m S t a u d p u n k t e d e r K u 1 1 u

hauptsächlich denen entgegen, die die jx^litisehe (»cschichte als den Hau|jtge,<4enstand des Geschiehtsunterriehl.s heti aeliteii. I)al)ei geht er von der Erfahrung ans, dafs die Seliüler >ieh viel weniger für politische als für Kulturgeschichte inter- essierten. Das politische Interesse, das die Jugend in den letzten (den vierziger) Jahren gehabt habe, hält er für ein unnatürliches und krankhaftes. Diese Krfahrnng habe darin ihren Grund, dafs die politische Geschichte mehr den Verstand beschäftige und mehr Reife des Urteils und Kennt- nis des Lebens \ ( >rausset/.e, während dagegen die I^eistnngen in Kunst und WisvSen.schait in ihrer liedeutsamkeit viel an- schaulicher hervorträten und Herz und Phantasie viel mäch- tiger anregten. »Dazu kommt, das Verständnis des Staats- organismus ist für Schüler sehr schwierig, die Regierung und Verwaltung eines Landes hat nicht die Kafslichkeit, Anschan-

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Opkchirhtr der Methodik de* kuUurl;•'^•'hi(')llli^lll'll ITnlorrirhttt.

lichkeit und Idealität, wie die ^rofsen Erscheinungen der Litteratur, dw Kunst, des Handels und der Gewerbe. Hierzu kommt lerner, dafs die grofsartig^en Leistungen auf den ver- sciiicdcnen Gebiott-n der Kultur dem von Hegeisterunj^ für das Ideale erlüllten Jünglinge gegenüber eine viel gnilseie Air/ichniigskraft besitzen, weil sie ihm in einem viel reinern und idealeren Lichte erscheinen. Die politische Geschichte zeigt uns den Menseben oft nur zn Sehr von einer weui^f idealen Seite; Herrachsucht, Eigennutz, andere Begierden und Leidenschaften treten uns überall entgegen; die Werke der Künstler, Diclikr und Philosophen, die Kntdtckini^^cn und Krfindnn<jen ci.scliriiRii uns dai^e^cn xit-hnclir als \\\rkc iciuci Ilcgci>Urung und edler Aulopferung. Die Kultur sollte daher in der Gescliichte, ivie sie auf Schulen gelehrt wird^ nicht wie ein blofses Anhängsel der politischen Ge- .seliielite behandelt WLiden; di\ Geschichte sollte vielmehr vom Standpunkte der Kultur aus betrachtet werden. Das L 1 r des \'f>lkes ist nandich eine Einheit und (faiizbeit. .Slaal, Rrlii^ion, Litteratur, Kunst, Sitten und (»ebränclu c iiu sX'olkcs liilden ein organisches Ganze, sieben in einem engen Zusamnienhang und in Wechselwirkung. In jedem lebt und spiegelt sich der eigentumliche Geist eines Volkes. Sie alle sind, diesen Geist zu erkennen, gleich not- wendig. Eine Geschichte vom Standpunkte der Kultur soll aber darum nicht speziell eine Kulturgeschichte wer- den. Sie fafst die Erzeugnisse der P.ildung nur im Zusannneii- bang mit dem sie erzeugenden Volksgeiste, und den mit diesem in inniger Verbindun«?^ stehenden Tliaten und Schick.sale der Völker; sie stellt das Slaalslebcn der einzelnen Völker in den Mittelpunkt ihres Gemäldes, weil der Staat der Träger und die ßedingtuig aller Bildung ist, und ein Volk ohne Ver- einigung zu einem geordneten Staatslebeu weder Bildung noch (kscbicbu bat. (S. 54).

Zeifs vertritl also in seinem Werke den Standpunkt, der in der heutigen Methodik fast allgemein anerkannt wird, dafs jxilitiscbe und Kulturgescbiclite in organischem Zu- sammen h an^ge behandelt werden sollen. Dabei hält er sich frei von einer Oberschätzung der Kidturgeschichte und einer Unterschätzung der politischen, wie dies z. B. Buckle (Cie- schichte der Civilisatiou Englands) thut, der in der politischen Ge.schicbte nichts sieht, als persönliclu- Anekdoten von Königen und Fürsten, endlose N acb r i eh len dui ü ber, was ein Minister gesagt und ein aniierer ged aclit bat, lange Berichte von h'eldzügen, vScblachten und Belagerungen, die sehr interessant sind für die, die dabei waren, aber völlig unnütz für uns.«

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Georg Weber.

Einen wannen Vertreter fand die verachtete KnUnr<je- scliichte y.n dieser Zeit in dem I Icidcll)er<i;^er IVoftssftr Dr. ( Weber, der bekanntlich eine All^^enieine Welt ♦> eseliiehte (Leipzij^- T857), ein Kt hrlnich der Wel t j/tsch ieli te mit R ück sieh l a 11 1 K u 1 1 u r, J^i ttcra liir nnd K c l i «;ion.s\v esen tiiid einem Abrifs der deutschen Litteraturgcschichte als Anhang (Leipzig* 1849), aufserdem ;!wei nietliodische Schriften: »Der Geschiclitsnnterricht* nnd Der (ic- schichtsnnterr icht in Mittelschnlen (Heidelberg icS64) hcransq-e<^cben hat. \\'el)er forderte für den ( cscliichts- nnterricht politiselie und Rullnr}j;;eschirlite. Hr läl>l .sicli liier- über also vernehmen: Soll der ( iescliiehtsunterrielu .Nciiic Aufgabe lösen, so mufs er mögliehst umfassend sein; er mufs Kultur nnd Litteratur berücksichtigen, inufs Religionswesen und Staatsverfassung in sein Hereieh ziehen, mufs Sitten, Denkweise nnd Lebenszustände darstellen nnd würdigen, er mufs die Lebensthätigkeit der iiaeh \'nlkern gesonderten Menschheit in ihrer Totalität aulfassen. Nieht als ob irh ver- langte, dals diese Seile des j^i scliiehtlichen Lebens ej .•>e1i<"']>feMd behandelt werden sollte; solche b\»rderungen würden eine gänzliche Mifskennung des jugendlichen Fassungsvermögens beurkunden; ich meine nur, dafs^ wie wenig man auch in Einzelnes gehen mag, doch jede Anfserung des geistigen und praktischen Nationallebens gewürdigt werde; ich verlange nur, dafs man die (W-^rhichte nieht als Sache des blofsen (iedäehtnisses betrachte, sondern als eine wirkende nnd schaftende Welt, in der sich die Thaten und Hestrel)ungen, die Meinungen und Denkungsartcn vergangener Geschlechter abspiegeln und wo der Lebende Belehrung und Unterweisung finde für alles, was in der Gegenwart seinen Geist beschäf- tigt, seine Wilsbegit rde reizt; dafs der geschichtliche Inhalt nicht als ein geschehener, sondern als ein gesch eli ender sich darstelle, an detn sich das Herz erwärme, der Charakter bilde, die I i Ii ilski all schärfe; denn nur daim, wenn das jugendliche Gemüt das Cirofse nnd Erhabene der gcschicht- licheu Thaten tmd Erscheinungen mitfühlt, andern Schlechten und Gemeinen Abscheu empfindet, wirkt die Cicschichte bildend.« (Lehrbuch, Vorrede Seite VII u. VIII.)

(Sclilufs folgto

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Ein neuer Beitrag mir Proli- sdiammer-Iiitteratur.

Von F. A. St«il6li in Dresden.

Joh. FiiiMlii« h, I.clircr in Wiir/.lniig, J a k o b Frohschainmer, eiu Pätlajjojfe iinter den modernen Philosophen. Kinfühning^

in «las |)IiiIos(t]>]HSi h ]i:Tflni;<\L''isi lic S\>>t<. ni I-rohsohninnu-rs. i üi th t. U, liSyt), \ crlajf von Cicorg Koscnberg. loo S. Treis 1.45 M-

In Heft I (los xori^ni Jahri^an^ts der X. H. wurde vom \'orsitzcnden der »Sektion Westlaien der Fr. \'er. f. philos. Pädag. , Kollegen Sievert in Niederschelden, die Schrift VOM Dr. Hernhard Münz über Prohschanuners System (Bre.slau 1894, Schottlander) empfehlend besprochen, und es ist wohl zu hoffen, dafs jene gediegene Abhandlung des Wiener jungen CrU hrten inzwischen viele anfiuerksanie Leser gefunden haben und deren noch nielir limlni möge. Heute sind wir in der erfreulichen Lage, auf eiu liuch hinweisen /u können, wt-lehcs zu dem verdienstlichen Münzschen Werke eine wertvolle Brgänznug bildet: es ist das hier angezeigte.

Während in dem Buche von Münz der Schwerpunkt in der Darlegung, Krläuteruug und tieferen Begründung der philosophischen Lehre des Münchner Denkers zu finden ist, legt der W vL der \-orlieo^eii(U n Sclirift das Hauptgewicht auf die Darstellung uuti Krläuteruug drr p 'u! > j o i s eh en (ledanken seines grofsen Landsmannes, tun uci am 15. Mai dieses Jahres verstorbene Dittes in die deulselie Leluerwelt einführte. Demgemäfs nimmt der Abschnitt über »die Päda- gogik Frohschammers* den meisten Raum (S. 33- 77) in Anspruch, die lihriL^m Kapitel sind entsprechend kürzer ge- halten. (lU icli Dr. Münz giebt Friedrich zuerst eiu knappes Bild vom Leben und Wirken Frs. ; die übrigen Abschnitte sind betitelt: Fr.'s Schriften (2), Fr.'s IMiilos-^phie (3), die Pädagogik Fr.'s (4), zur Kritik (5), W^irkungen der Philcsophie Fr.'s (6j, Stellen aus Fr.'s Schriften (7). Die ganze Arbeit zeugt von Liebe und Begeisterung für den pädagogischen

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Beruf und die pädaji^otjischc Wisscnscliaft und für alles, was dieselben zu fördern L;tei,t:;!ict ist, /nt^-leicli ist sie ein I'cweis jjrofsen IHeifses und riiigchendeu vSiikHuius, das \\i i. den Werken des geuanuleu riiilosophen und der neuem päda- gogischen Lritteratur in all ihren Zweigen angedeihen liefü. Hervorgehoben zu werden verdient der Umstand, dafs das Buch die erste Schrift über Frohschanuiier ist, wrMir in seinem en<;ern Heiinatlande I>a\ern erscheint; Friedrich widerlegt also an seinem Teile das Wort, dafs kein Ti opliet angenehm sei in m incui \'atcr1;nide, und man darf wohl sagen und hoffen, sein Ihich werde /.ur Wertschätzung einer grofsarti^en deutschen (ieistessehöpfung reichlich beitragen auch in Bayern, wo allerdings den Männern ä la Datier und Hertling der Name Fr.'s kein .^angenehmer* Klang ist.

Inden N.B.« hat, wie die geehrten Leser wissen, zuerst unser frühverklärter Dr. Rud. Hochegger auf die pädagogische Bedeutung des süddetitschen Denkers hingewiesen; an manchen Stellen seines Buelie> greift iMiedrich auf die Ausführungen Hocheggers zurück, sie /. T. glossierend und durch manche Bemerkung ergänzend. Am wenigsten anfechtbar .sind des Verfassers Darlegungen da, wo er ein Bild der Lehre des Philosophen entrollt Wo er sich aber szur Kritik i ästet, bietet er auch der Antikritik Anhaltspunkte; so i 1 4t er UK-ines KraeliUns bei der Kritik der iM'/scheu PsNehniogie zn sehr nur den I'Ulslaplen Küljies n. a. T)nch <ei darülH-r keineswegs mit ihm gerechtet! Sa^t er duch sellisi: lJar> Kapitel zur Kriuk- soll uielu .inicgeiid als absclüiefsend wirken. Anregend, aber nicht abschliefsend! Das gilt, wenn man^s recht versteht, auch von dem vorliegenden Werkchen überhaupt. So sollte die Schrift, wie Wrf. im \'orworte sagt, sein; und so ist sie. Niemand wird das Buch aus der Hand legen, ohne wertvolle hnpnise t rhalten zu haben. Der Verf. hat sich durch dasseHu \uiuilhatt in die päda- gogische Litteratur eingeführt. Mochten recht viele Kollegen im deutschen \'aterlande ihm gebührend danken I

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über den Gegenstand des Erkennens.

Von Prot Dr. fioiwin K. UphuM in Halle a/S.

Dr. KHsiniir TwMr<lo\vski. Zur I.chre vom Inhalt und (ieg en- tstand der \ t)r.sttll unjien. Kinc psychologische Unter- Kiichtinfr- Wien, Alfred Holder 1804.')

I*^s ist eine I-Vciulc, dieses Buch zu lesen \uu\ /u .sUulieren, nicht blofs wegen der Klarheit und Eindringlichkeit der sprachlichen DarstetUing^ sondern auch und mehr noch wegen der Schärfe und Geschlossenheit der (ledankenführung.

Xirj^ends treten dem Verständnis vSchwierigkeiten entgegen, üherall fühlt man '<\ch ani^^ere^^t und ^^efördert. Ks unter- scheiilet sich in i)eiilei Hinsiclil vorteilhaft \ den in letzter Zeit erschieneneu Werken über l^ogik, von Krduiann.s gitil'sereni Werke ebensowohl wie von den kleinereu von I^ipps und Schuppe. Der Verfasser ist vor allem Logiker. Der Logik gehören die meisten seiner Auseinandersetzungen an, und in dieser liegt seine Stärke. Der Wunsch ist bei der Lektüre des r.uebt< in mir wirdtiholt rege geworden, nnd ich kann nicht nnihin, ihm hier Worte zu leihen: Möge er uns in nicht 7Ai ferner Zeit mit einer Logik, zu der die Vorarbeiten bei ihm offenbar schon zu Ende geführt sind, beschenken. Dieses rückhaltlose Lob darf mich nun freilich nicht abhalten, mufs mich vielmehr dazu antreiben, das meines Erachtens Nicht- zutreffende und Verfehlte in iK i ( »rnndanschannug des Ver- fassers hervorzuheben nnd seine l'nhaltbarkeit nachzuweisen.

Iidi.ilt nnd (rei^^enstaiul der \-orste11ungen sollen nach (K ni W i lasser voneinander nnd auch von dem \'orstellen ver- schieden sein (S. 4), Inhalt und (»egenstand sind nach ihm nicht blofs logisch verschieden (S. 2<^). Ks besteht unter den Korschern der Gegenwart eine weit verbreitete und, so- viel ich sehe, immer zunehmende Strömung, welche nicht blofs allen l'nterschied zwischen Inhalt und Gegenstand leugnet und den Inhalt einfach für den Gegenstand erklärt,

•> Der Verf. setzt voraus, dafs f!tri I.tM^r. der die nachfolgende Besprechung verstehen will, auch das Buch gelesen hat oder liest.

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Dr. Qotwin K. Cplm«».

sondert! niirh (eiit<^c.i^cn Brentano S. 3, LieUmatiii S. 51) allen Untcrscliifd /.wi.srlKii XCrNtcllcn und Inhalt au>/.iiiiicr/rn sucht, das Vorstellen cLWii als bcwufstcs ICtwas und nnij;c- kehrt das bewtiCste Ktwas als Vorstelleu erklärt. Der Ver- fasser kann sich fiir seine Ansicht auf eine Reihe von For- schern berufen, auf Ilöfler, Hillehratul. liolzano, Zinnnermann, Kerry, Aristoteles und die Scholastiker, Descartcs, (S, 4, 8,17, S. TO, S. 3, S. 26), sog^ar auch auf ■Vlill (S. 10, aber wenn die Din ^x- blolsc f'rrni'Uit'tif posslhililii s of snfs<i{ioii sind, so fällt, wie es scheint, nicht blols der Unter.schied von Inhalt und Gegenstand, sondern auch der von Vorstellen und Inhalt). Kant und Krdmann (S. 84 u. S. 85), ebenso Siegwart nnd Liebniann (S. 4, S. 16, S. 31), ja einmal auch Höfler (S. 27) verwechseln Inhalt und (TCgenstand.

Vor nlleni ist die Fra^je zu beantworten: Was ist (icj^eu- stand im (rcti^eusat/. ziuu Inhalt? I'> ^ciiüi^t nicht, wnni man sa,<^t: ( Te«:;enstand ist das als unabluinj^i«^ vf)ni I )enken Angcnonuneiie (S. 4). Vielmehr ist Gegenstand des \'or- stellens das von dem betreffenden Vorstellen nnd seinem In- halt als unabhängig Hetrachtete, (Gegenstand des tTrteils das von dem betreffenden Urteil \nid seinem Inhalt als unab- hängig betrachtete, sofern darauf das Vorstellen und llrteilen gerichtet ist. (Der \\ rfasser sagt mit Höfler gleichsam ge- richtet ist S. .\\ Auch das Vorstellen und der X'orslelluugs- tuhalt (S. ^3, S. 82, vS. i<M»i, das Urteil nnd sein Inhalt wie alle Hewulstseinsvorgäuge können (iegeustautl dt s \'orstelk iis und Urteilens sein. Aber kein Vorstellen, kein Urteilen ist sich selbst Gegenstand, Vorstelhmgs- und Urteilsgegenstand, sondern liöchstens Gegenstand eines andern zweiten Vor- stellens oder Urteilens, von dem es selbst unabhängig ist {William /(DIU s Paycholoi^x rol / />. iSo. ff)<\ jiS, jio, jjj, jyi srq. 17/ srrf. ^-ji: />. K^atnKl />. ,y/y. (icgcü den Verfasser (S. 36 u. 33) mufs ich bemerken, dafs das, was von uns selbst in der Phantasie gebildet wird für das Vorstelleu, durch das es gebildet wird, nicht Gegenstand, sondern nur Inhalt sein kann; ebenso sind die von den Dingen in uns erzeugten Empfindungen ihre Erscheimnig , in denen der Verfasser Akt und Inhalt unterscheidet (vS. 3), sich weder selbst ( ici^^enstand, noch haben au diesem Inhalt einen Gegenstand im eigeutliclu 11 Sinne; hinq-e'^en sind Gegen- stände im eigentlichen Sinne die nach lierkelev von Gott in den endlichen Geistern erzeugten Ideen, die nach Relunke ebenso wie tmsere eigenen Äewnfstseinsvorgänge vom Be- wnfstsein überhaupt abhängigen fremden Bewufstseinsvor- gänge und äufsereu Dinge sie sind Gegenstände für . unser eigenes Bewulstsein, für das Bewufstsein überhaupt können

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üliOT d«B OegC«»ti,fld des Erkenn«!». {^29

sie natürlich nur Inhalt sein ; eiullich auch das Dingf an sich oder die Dinj^c an sich Kants, sofern darunter nur niclit etwas <^anz luid j^ar Unerkennljares \crstnn(kii wird, (auch die prmunit )it f^osihHiliiS i>f Sensation MilN, x'lcrn sie nicht etwa l)lofs in der srns(i/i(>n mit dem bej^leitendeii Nei>en«;e- dankeu ihrer Wiederkehr bestehen sollen, sondern den Gegen- stand eines von ihnen verschiedenen Vorstellens bilden, von dem sie natürlich unabhängig sind).

Ks fragt sich, ol) so etwas, wie der Unterschied von In- halt und (Tej^enstarid, in den \'( >i stiHnnt^en konstatiert wer- den k.iini. Nac-h nK inen lu fahnni<4t. 11 li.'llt es überaus schwer, davon dii ieiiii^cn zu über/rillten, wclclu sicli einerseits nicht mehr im Hanne des naiven Hcwnlstseins l)elinden und anderer- seits auch die Notwendigkeit dieses Unterschieds für die Erkenntnistheorie nicht zugeben zu können glauben. Wenn wir uns ein Haus vorstellen, was können wir konstatieren? Eine Gesiclitsenipfindnnj^:, sei es eine ursprüngliche, sei es eine wicderanflebende, die als nr.sprün«j:l!clie, wie wir saj^en, von dem, was wir ein H^^ius nennen, herbeij^elührl wird. \'on dem Wir oder Ich ist nichts zu entdecken, auch nicht v<m einem liewuistseiu um ein Ktwas. Hin bewufstes lUwas scheint alles, was vorhanden ist. Von Inhalt und Gegen- stand, von einem Unterschied beider ist nichts zu entdecken. Jndes manchmal, wenn auch \ erhältnismäfsij^ selten bei der Vorstellnnj^: sinnlich wahrnehmbarer Cei^rnstfinde, verbindet sich mit dem besprochenen bewnfsien l-.iwns ein anderes, das wir Name nennen, eine ( ichörsenipfindun^^ eine> ije- s]>rochenen oder ( Tesichl.scnijjlindunji^ eines geschriebenen Wortes, beides wiederauflebende Empfindungen. Auch sie sind zunächst nichts anders als bewufste Etwas. Allein die Namen sind Namen von Gegenständen, nicht von Vorstellungs- inhalten, sie benennen Gegenstände, und das ist ihre erste iMinktion; sie wecken in dem IirnLnden aufserdem den ent- sprechenden Wnstclhmi^sinhalt und <»^eben endlich kund, dafs der vSpreclunde etwas vorstellt dns i^^t ihre /weite und dritte Funktion (S. lo I2). Das Wort Soinie, sagt Mill, ist Name der Sonne und niclit Name unserer Vorstellung der Sonne (S. lo). Dasselbe gilt natürlich vom Namen Haus. Durch den Xanien die Gehörsempfindung eines gesprochenen oder die Gesichtsempfindting eines geschriebenen Wortes, beide an .Mch genommen nichts als bewnfste Etw'as, hat demnach die Vorstelhnig eme Beziehung ant einen Gegen- stand, die Vorstellung des Hauses die Be/ielmng auf den Gegenstand Maus, die ihr ohne den Xanien Icldt. Diesem Gegenstand gegenüber müssen wir dann die urspiüngliche oder wiederauflebi&nde Empfindung, das bewufste Etwas, das

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Dr. n«i!Wio K. l'pbttM.

wir ztniächst allein in der V'orstellnn^ enldeckcii als \'or- stelliinj^sinluiU iKvcicliuen. Der Verfasser erklärt uns nicht näher, wie V'orslcUiin L;en einen f '.e^ciistand haben ktuinen. Ilüffciillicli findet diese im Anselüufs an seine luürternng über die Namen «gegebene Erklärung seine Zustimmung. Kr erklärt uns auch nicht, woher es kommt, dafs die Namen Namen von ( ie«jen,ständen und nieht von \'(irstellungsinhalten sind; ich Inn nicht so znversichtlich in der Erwartung, dafs er der Krklärnnj:^. die icli liin lüi }i;eben möchte, seine Aner- kennnni^ nieht versaj^t. Xamen haben sich für uns mit den I^ni])findnnj;en, von dLiicn \virsaj»en, dafs sie von den Dinj^^en heniiiuen, associiert; wir haben darnm von ilineii ein associa- tives Wissen (\ ergl. meine Psychologie des Krkenncns S. 169^ Aber streng genommen funktionieren sie als Namen nur im Urteil, nur dnrch das Urteil können sie anf Gegenstande be^oj^en werden. Namen von Oej^enständen werden sie erst im Satze, wie es ja anch Sprache eij^enllich mir \m Sal/c, dem Ans- drnck des T ^rtrils, ,L;ibt, ob«j;leich oft TeiU des Sat/.es u '\v das Snb- jekt durch ilie iIaUnn<;, den lUiek, den, l'in«(erzei<»^des Rcden<ien ergänzt werden müssen. Das Urteil besteht nnn seinem Wesen nach in dem Bewufstsetn der Wahrheit, obgleich das Wort und der Hegriff der Wahrheit nur in Urteilen über Urteile (z. B. Es ist wahr, dafs nsw.) eine Stelle findet Vor- stellnngen sind wahr nnd falsch, wenn sie einen Gegenstand haben, wie schon Descartes mit Recht betont (S. 26), aber ein I>c\\ '.üsiNcin der Wahrheit leinsehlielslich /////•/// v'A vor- liantlen» gibt es nur im Urteil. Das setzt aber voraus, dafs in ihm Inhalt und Gegenstand unterschieden wird, denn die Wahrheit besteht in der Übereinstimmung oder Korrespon- denz der \'orstellnngsinhalte, welche im t^rteil eine Rolle spielen, mit dem ( .egenstande. Der Unterschied von Inhalt nnd (rcgenstand. der für die Vorstellung schwer zu konsta- tieren ist nnd zweifelhalt erscheinen kaini, ist für das Urteil zweifellos vorhanden nnd leicht zu entdecken. Durch den mit ihr verbundenen Namen und weiterhui durch das Urteil ist auch die Vorstellung auf einen Gegenstand gerichtet und auch für sie der Unterschied von Inhalt und Gegenstand gültig. Das ist unsere Meinung.

In doppelter Hinsicht weicht der Verfnsser von dieser unserer Meinung- nb. Sclf>^lverständlich kanti iiacli unserer Auffassung bei den ik w ui^lseinsvorgängen \ hinein Inhalt nur die Rede sein, wenn sie anf einen (iegcnsland gerichtet .sind. Ist dies nicht der Fall, so sind sie nichts weiter als bewufste Etwas, die weder als Inhalt noch als (xegenstand charakterisiert werden können. Der Verfasser ist nun mit Bren- tano und seinen Schülern der Ansicht (S. 3), dafs allen Be-

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wuratseinsvorgängfen die Biv.icluinjj auf (.iiicn Inhalt, ein iininaiicntes inlcMitiotiales ( )l)jokt (.'ij^iic, itiid dafs siechen da- durch von plu sisclien \'f«r<^än.i^en unterschieden wenU ii. Ich unk 1 scheide lunpfindnnj^cn und (»rliilile als nrspriin)»liche Iie\vnl"stseins\ ori^.nijji^e, die nnter l nisuinden in neuen I>e- wiifstseiiisvurj^änj^en iPs\ choloj^ie des Krkennens, S. iii) wtederaitfleben können, in jedem Fall aber durch nichts als ihre I>e\vufsiheit, oder dadurch, dafs sie durch sich selbst bewufst sind und in diesem Sinne als Bcvvufstsein von sich he/.eichnet werden können, charakterisiert sind. He/.üj^lich der (rctühle hahe ich das ausführlich j^ezeit^l ( Psycholoj^ie iles Krkennciis, S. i Dafs es Empfindungen j^ieht,

die zur Kenntnis der Anlseiiwcll nichts beitragen, nur sich selbst kund thun, wozu auch wohl die Spannnngsenipfin- dnnji^en der Sehnen, nicht die Cielenk- und Muskeleinpfin- dnnj^en, die sirli als Druckempfindungen erwiesen, /u rechneu sind iKiil])e, (H inidris der experiuientellen Ps\ choloj^ie, S. 23 n. S. I |S, I's\ r1i(<lo»;it; (it-s l%rkennens, vS. bedarf keiner

\\tiurcii iü(>rternn<j. Wie der \'erfasser in dieser Hinsicht HrcntaiK» f^^l^t, so auch in der andern niii-^iciit, in welcher er von unserer Mcinuni; ahwcieliL Kr sclilitisl sich nändich auch der Brentanoschen Urteil sthcorie an^ nach der das Wesen des Urteils in dem Anerkennen und Verwerfen des t'rteilsjrc'o^enslandes Hcl;! (S. S. S. 2S, »S. 36, S. 09; Inhalt des ( l u ils ist nach dem Verfasser die h*xistenz, S. 9). Ich halle ilem j^a-^^'unber in in)ereinstinnnnnj^ mit Uberweg, Stuart Mill (I^oj^ik, übersetzt von vScliiel, Bd. I, S. 107, J'i.xnminalion <>/ Sir W'illidiii lldfuilloiis f'lii}<>sof^li\\ p. .j2l), mit Bergmann, mit Thomas von Aqnin (S. iheol. p. i 4. XVI. a. 2), mntatis umtandis mit Sigfwart (vgl. Rickaby First J*rtfidf*lt's /^Q<f Longnuuis, Green aud Co., Jjondou, p. 24 26) an niemer Definition fest. Was Ilillebrand (die neuen Theorien der kategorischen vSchlüsse, S. ig ff.) gegen »Sigwart, Vherweg, Mill sagt, hat, sofern es diese meine Definitioij nnt f)etrifft, nichts auf sich. .Anerkennung und \'erwerfnng sind Willens-, nicht Krkenntnisvorgänge, so schon nach den Stoikern, welche zuerst von ihnen reden, und dann wieder bei Dcscartes. Oft kommt es vor, dafs das Bewufstsein der Wahrheit nicht in der Form der blinden rberzengnng, sondern der Einsicht in die Sache tms wirklich aufgeht, plötzlich in uns aufblitzt, dafs wir aber nicht dabei verweilen, es nicht festhalten, wohl gar es absichtlich in den Hintergrund drängen, weil es n USCHI XciLjungcn nicht entspricht, dafs wir es mit andern Worten nicht anerkennen, weil wir es niclii wollen. Der Verfasser meint (S. 67), eine primitive Psychologie habe die Inhalte einfach fär ein psychisches Abbild der Gegenstande

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Goswin K. Tpliue«.

erklärt, dafs von photoy^rapliischer Aluiliclikeil keine Rede sein könne, <c!ieine honte eine allfjfeniein im nej^ativen Sinne jj;cir)sie iMaije zu sein (S. 6S). Wir erinnern uns des Wortes Mills, dafs der Name freilich den (iegenstand be- zeichne, aber doch nur den entsprechenden Vorstellungsinhalt in dem Hörenden wecke (S. io\ des Wortes Höflers, dafs sich die VorsteUunt^ nur «^Iciclisam an! den Gegenstand richte (S. 4). Uns trifft jedenfalls ein von der heutzutage allj^emein in nej^ativem Sinne beantworteten I'^'raq^e her«-e- nommener lunwand nicht. Wir iiaben mit Absicht l)ei der luläntenniL^ des 1 ',e\\ ufstseins der Walirheit dem Worte in)er- einstimnning das amkre Korrespondenz zur Seile ^»estellt Dafs wir von den ('.ej^custänden nichts wissen aufser in den Vorstellungsinhalten, dafs sie uns nur in der Umhüll nng und Verkleidung der \'. >i>tellun}:;sinhalte erscheinen, von denen sie trotz ihrer Unabhängigkeit von ihnen für unser Hewnfst- sein unabtrennbar sind, was ich in nieiner I's\ choloj^ie des Krkeunrns wiederholt nachdrücklichst einschärfe (l'syclutiojuiic des b'rkeinrens S. 56, S. 76, S. 221), scheint von denen, welche Inhalt und (gegenständ unterscheiden, nicht immer strenge festgehalten zu werden, auch vom Verfasser nicht (S. 70).

P^rdmann niuinit Obergangsfornieu zwischen Vorstellen und Urteilen au, einmal in der Beziehung der successiv auf- tauchenden Merkmale auf den Gegenstand, wobei der (iegen- staud als Subjekt und die Merkmale als seine Prädikate ge- dacht werden, sodann in der Zusammenfassung \ on l'rteilen in Kinem Wort Der Verla.N>er zeigt, dafs es sich im ersten Falle nicht um l'rteile, sondern nur um das Vorstellen von Urteilen handelt, dafs im zweiten Falle etwa Definitionen in Kiu Wort znsammengefafst werden, die für den Definier«, nden allerdings Urteile sind, so lange sie in Sätzen ihren Ausdruck finden, hinsichtlicli de s Definierten aber auch unter dieser Vor- aussetzung immer nur als vorgestellte Urteile betrachtet wer- ilen können (S. 5 8). Die Ausführungen des Verfassers sind in diesem Punkte so schlagend, dafs man den Versuch, den Gegensatz von Vorstellen luid Urteilen zu beseitigen, wohl als endgültig abgethan betrachten kann. Vorstellungsinhalt und Vorstell ungsgegenstaiid werden nach dein Verfasser (S. la— 20) beide vorgestellt, sind also beide ein Vorgestelltes, aber in verschiedener Weise, für den Vorstelluugsiuhrdt hat das Merkmal vorgestellt, wenn mau ihn hdialt betrachlet, eine detenniniereiide liedeutuug, ebenso wenn auch in an- derem Sinne für den (icgenstand, wie wir ja auch von einem Bilde und von einer Landschaft in freilich verschiedenem, aber doch eigentlichem Sinne sagen können, dafs sie gemalt seien. Betrachten wir aber den Vorstellungsinhalt als Vor-

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Pbrr d«n <l^<>u*l*Bd dos Krkrniiras.

5.«

Stelhmg'sgc^en stand mler als vorj^cstcllten Gegenstand, nennen wir analo.i^cr Weise das I^ild Landsclinft, so erhält dort das Wort \ Ol i;( sullt, liier das Wort «gemalt einen i^anz anderen tnieij^enllielu 11 Sinn, es hat wie wir saj^en eine niodifieierende lledentnn«^. Ahnlich niufs anch der Ansdrnck Existenz nicht blofs, wie der Verfasser ausführt (S. 25), auf den vor^estelllen Gegenstand d, h. auf den Inhal der als Gcgeustaud vorge- stellt wird, angewandt, ehie niodifieierende, sondern anch anf den Inhalt als ICrzenj^nis des Vorstellens nnd anf den eit^entliclien ( je<»;enstand angewandt, eine deterniini' rt ude Üe- dentnnt; linhcn. Ansfiihrlich wird die I''raj^e bohaiulell (S. 20 2(j), ol) es .gegenstandslose Vorstelliin}^i*n i^iht, nnd in ver- neinendem Sinne beantwortet. Hier (S. 21 23) und später 35) wird denn auch die Bedeutung des Nichts besprochen. Es soll nicht Gegenstand einer stell II dl; sein können, son- dern nnr ein sogenannter niithezeichnender s\ nkatej^ore- niali 1 (]. h. für sich allein bedentniiL;sloser Ansdrnck sein wie und /n nicht nsw. In dem Satz: Ich sehe Nichts , liat der Ansdrnck Nichts keine andere l^edenlnnj^ wie der : nicht, kein . Kr ist gleiehbedentend mit: Ich seile nicht den Gegenstand, von dem geredet wird, den andere sehen wollen«; oder: :>Ich sehe dort nicht etwas, kein etwas ^; oder:

Ich sehe iiberhanpt nicht*. Aber anders ist es doch mit dem Sa)/: Ich stelle Nichts vor«^, der freilich anch heifsen kann:

Ich stelle j^;ar nicht \<>r : nber anch: ich stelle Nichts d. h. was das Wort Niehls bulentet vor , wo Nichts etwas weder immanent n«)ch transeeiuk iit Seiendes, weder Rewnfstsein, sei es \'orj4aiij4 oder Inh.ih, noch Nielitbew iilstsein, sei es \"or- <(ano oder Ding, ist Gewifs ist dieses Ktwas in sich wider- sprechend ; aber warum soll das Widersprechende nicht Gegen- stand sein können, warn m sollte nicht etwa die Wirklichkeit ans lanter Widersprüchen l)este]ien? Zn behanpten: Nichts existiert ist freilich in sich selbst widersprechend, ab(. t ich kann doch !»iiian]iten : Nichts existiert nicht , nnd hier ist das Nichts ilueh (ie<jenstand eines Urteils, obj^leich es nie- mals (.egenstand eines Wüllens (die W-rnichtnng ist natür- lich etwas Anderes als das Nichts) werden kann (S. 35). Ge- wifs die Vorstellung* Nicht-Raucher umfafst nicht alles, was anfser den Rauchern noch vorhanden sein kann, sondern teilt einen übcr<^eoi dneten liegriff, etwa Menschen oder Männer, in Rancher nnd Nicht-Rancher, nnd ein solcher übergeord- neter Begriff lafst sich für das Nichts mcht finden 1 S. 22). Aber daraus folgt doeli nnr, dafs dem Nieiits nicht eine ähn- liche Bedeutung eignen kann wie dem Ausdruck Nicht- Raucher und ähnlichen, keineswegs aber, dafs ihm gar keine Bedeutung eignet Ich mufs deshalb an meinen Ausführungen

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liher das Nichts (l\sycli'>]nirie des Krkennens S. 50 51) fest- halten, nehme im iihi i-^en mit dem \ erla.sscr an, dais es ge^LTcnstandslosc \'orstelhin*>cn nicht .i;il)t.

Dci N'erfasser ist der Meinnn*;, chifs die Allj^emeinvur- stelhtiigcii, wie sie nur einen Inhalt hatoi, so auch nicht eine Mehrzahl von Gegenständen, sondern unr ei neu (Tcgenstand haben können (S. 35, vS. 102— in). Man nuifs unterscheiden zwisclien Allj;emein\()rstelhin<^en mit dem Hewnlstsein ihrer All^emeiidieit ninirrrsulia rrflt xiu nnd Allj^emeinvorstelhnij^en ohne dieses Ik wui.Nl.sein i iiiiivi rsalid ilir< ita). W'ns <He letzteren angeht, so kommen sie zustande und bestehen lediglieh in dem Absehen von den individnellcu Merkmalen, da die ge- meinsamen dem allgemeinen Namen cnupi ccheuden Merk- male für sich allein nicht vorj^e-u lU werden können. Dieses Absehen ist nur in negativen Urteilen möglich, deren Gegen- stand dann die für sich nicht vorstellbaren gemeinsamen Merkmale bilden. ( )hne dieses Urteil kounnen wir über blofse (iemeinbilder nnd allijemeine Namen nicht hinans, durch dasselbe ei halten ilic allj^emeineu Xanu n eine n Ciegeustaud, den (gegenständ nämlich des Urteils, der damit auch Gegen- stand der Allgemeinvorstelhing ist, in der ja der allgemeine Name immer nnd notwendig eine Rolle spielt. So hat die Allgemeinvorstellnng ohne liewnfstsein ihrer Allgemeinheit in der That nur Kineii (iegenstand. Anders ist es mit der AllLjt HU in\ (>rstellnng, wenn sie vom Hewnfstsein ihrer Allge- mciuhcil d. h. ihrer Anwendbarkeit anf mehrere Ciegenstände begleitet wird. Die Anwendung der Allgemeinvorstellnng auf viele Gegenstände ist natürlich nur uu")glich in einer Reihe von bejahenden Urteilen, deren jedes einen besonderen Gegen- stand hat nnd die alle zusammen eine Vielheit von (legen- ständen haben, die damit auch CiCL'^cnstände des in all diesen Urteilen wiederkehrenden allgemeinen Namens nnd damit auch der all i^lhi einen Vorstellungen werden. Ivs zeii^t sich hier wie überall; Worte erhallen durch Urteile ihre liezielmng auf Gegenstände und dadurch werden die letztem zu(jegen- ständen der Vorstelluu geu, in denen die Worte eine Rolle spielen. Das tritt besonders deutlich hervor bei den \'or- stellungeu der Zahl und ks Continnnms (vS. 76). Urteile, in denen wir die niederen Hinheiten unterscheiden nnd /.n einer höheren Einheit /nsannnenfas.^en, die i^leichartigen Teile je für sich insAnjj^t lassen nnd als znsaniiiu'nhän'nend erkennen, ermöglichen die Deliaitimieu : Zahl i.^l usw. , Continnum ist usw.*. Der zusammengesetzte Gegenstand jener Urteile ist auch der dieser Definitionen, er wird durch die Worte Zahl nnd Continnum benannt nnd dadnrch anch zum Gegen- stand der Vorstellungen. Wo möglich noch deutlicher ergibt

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sich das Gleiche bei den indirekten \'()rstelhiiigeM (S. 92 ~ 100),

deren ("icj;(enstände vermittelst Relationen zu andern (k j^en- ständen vnri^x stellt werden (S. 94); Beispiele: Land ohne Beri^e, An^^c de.> .\Unsrlieu. Hier treten xori^^estelUe Urteile (oder das X'orstellcn tler Urteile! verniitlelnd ein: i^aiul (als Subjekt gedacht), das kehle Berj^e hat oder der Ber*;e er- maii};)^ehid (als Prädikat gedacht); ebenso Auge, das einein Menschen t^ehört oder einem Mensclmi eij^entihnlich. Der» einheitliche Gegenstand dieser Urteile ist anch der ou den ziisannneilLjest t'/ten Namen benannte (ie<;e!ist.iii«l und wird dadnreh znm (iej;enstnnd der indirekten \'" nstelinnj^en. Der Wrfasser i»reift in seiner nmständlichen lütiiUrnn*^ anf die innere Spraehforni znriick (^S. 97), aber aneh er kann die Ur- teilsvcrniitthmg nicht entbehren (vS. 9Snnt., S. 99 nni.), wenn er sie anch niclit in gleicher Weise wie ich geltend macht Merknnd ist nach dem Verfasser vorgestellter Bestand- teil <k ^ < U L!;<^ iistandcs nicht des Inhalts (also vorbestellt im determiniereii(k 11 >^inne) (S. 40- 48, S. tS2 92 insbesondere S. .SC)). Ivin vori4e>lellter Ik'standteil der Vorstel1nnL;s-^cL:cn- stände ist aber nicht ihre Identität mit sich, obwolil ein He- standlcil derselben, er ist auch kein grundlegender Bestand- teil von ihnen, weshalb das Oesetz der Identität als allge- meine Bedingung alles uns glichen V'orstellens, j^als Grnndgesetz des Vorstellens nie! iL betrachtet werden kann (S. (/)). Sehr ausführlich wird die \ erschiedenlieit (S. 29 40) und das \'erli;illnis (S. S31 von Vorstellnngsiidialt nnd Vi)i .sti]lun,t4>|4ej^enstand hesjtrochen. Ich mache anfiiierksani anf die schwierige Untersnehnng, die S. 51, wozu vS. (»5 /.n vergleichen, angedeutet, S. 64 und 66 durchgeführt ist, nnd auf die sehr einleuchtende Auseinandersetzung mit Kerry (S. too, wozu S, 82 zu vergleichen ist).

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,Zwei Yersammlungen für wissen- scliaftliclie Pädagogik.

2.')

28. (ien«^ralvei*Muuiniliiii;!: des Wroiiis tiir wissonseliaft liehe Patia^o^ik

/II (tlaiicIiHii i/S.

Die Arbeil auf den \*tisaininlun>^cii des \'. f. w. I*. hcstehl bekanntlich blofs in der Diskus.sion, während die Unterkij;en dazu vorher tn detii ^»Jahrbucliec; des V^ereins gedruckt in die Hände der Mitglieder gelangen. Für den Berichterstatter ent- steht dadnrch ein Übelstand. Denn da die Diskussion blofs herausheben soll. was niaji tadelt oder unter Beifüi^unj; einer V)esunderen lienierkun.^; billigt (Jj 7 der (jescliättsonlnnni;!, so kaim es ^esclielun, dafs die Hanpt};edanken der j^edruckteii Ab- liautllun^ in der Di.skussioii nur nni;enüt^end zur Aii^^prache konunen. Dem wird sich auch durch einige orientierende Be- merkungen nur unvollkommen abhelfen lassen, da es eben im Wesen dieser Vereinsarbeit liegt, dafs Lektüre und Rede und Gegenrede ineinander }>reifen sollen.

Von den 7 Arbeiten des 28. Jalnlniehs-) wurde die eine iilRM'hrnipt nicht zur Diskussion ireslcllt. weil sich der \'erf. oder \ icliiu hi Heraus^cljer eine (. in. eilende W'ürdif^ung derselben \ oT behalt iH hat: Herbarts vScheinata /.u X'orksungeii über Pädagogik in Göttingen . aus der Königlichen und Universitäts- bibliothek zu Königsberg i. Pr. herausgegeben von Rudolf Hart- stein. Nach diesen Kntwurfen hat Herbart 1K07 -1H09 seine pädagogischen Vorlesungen gehalten. Sie decken sich in Inhalt und Anordnung, ja selbst im Ausdruck teilweise mit dem späteren l' niri f s ( 1 S 3 5 ),

Zillig, Lehrer in Würzburg, setzt die im \<)!ii;eii Jahre Ijegonnenen Betrachtungen zur Frage des i^elirplaus in

') 1. siehe Heft IX. S. 4S1 c-tc.

•) Heiau.sgegeheii voll! N'ofsit/.eiuleu, l*r<)f. Tlicod. \'<igt in Wuii. Dresden. I{le\l 11. Kaeiiinurer. iS()6. 2<)[) S. Im IluchhaiuUl 5 M. Der v«)ni \'i)isit/.eni!t 11 hearbeilete l'.eiicht ers< In int unter dem Titel ICr- läutcrungen ebenda; Trei.s 1 M, Mitglieder erhalten diese und die sonstigen Vereinsschriften gegen den Jahresbeitrag von 4 M. An- meldung beim Kassierer K. Teupser in Leipzig, Münsterstrasse 6.

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2ft Gen^nitrrrdiimnilunf 4e* Tmiai fir witMucbafkllrlw Fidufo^k.

der Volksschule fort mid erörtert diesmal »die c-Uiische Abhän^^igkcit der Lehrfächer . Hierliei handelt es sich darum, (!afs erstens unter den Snchfächern und zweitens auch unter jenen für Zeichenfonn uiul Zahl mit Hille der etliischen Ik'ur- teilunj; eine solche l*lat/,lul^e gefunden werde, welche dorjedes- mali};en Nähe des betr. Faches zum ICrziehun^^s^edaiiken gemäfs ist<. Dies ist aber, wird hicr/.n zunächst bemerkt erst die zweite Frage der I^ehrplaiitbeorie. Die erste Frage würde sein: Woher konnnt überhaupt der }):idagogische Lehrstoff, der uns zur Aus- wahl (oder auch zur Abweisung) vorliej^t? In dieser Hinsicht findet die rädatrnu;^ik iimncr soziale Kor/k niin^en an die Schule vor luid hat nuiiiiKlir Kritik zu üben und lachniännischen Rat zu erteilen. Sie hat hierbei zu l»eaehlen: erstens den obersten Knd/Aveck derKrziehung (von diesem Gesichtspunkte aussagten die Pietisten : hinaus mit den heidnischen Klassikern, herein mit den Kirchenschriftstellern); zweitens auf die verschiedenen Rich- tun>;en der Geistcsthätigkeit (Interessen), welciie im richtigen Verhältnis zu pflej^en sind ( ilso nicht etwa blofs die Interessen <kr I'*rkenntnis, und diese nicht etwa i:rnr lilofs in He/iehung :ini materiellen Nutzen u.dgl.): drittens aut die Natur des kind- lichen Geistes, insofern sicli nur ein bcstinnntes Stoffmafs einer pädagogischen Behandlung unterziehen läfst. Ks ist folglich nicht richtig, wenn Zillig den pädagogischen Lehrstoff rein aus dem obersten l\nd zwecke der ICrxiehung deduzieren will. Für das Verhältnis der Lehrfächer folgt daraus, dafs man den Ge- siniHUigsunterrioht niclit aulgabenstellend, sondern als auf- galjenkcmzentrierend an^elK^ mufs. - Xilligs nnqipierung der Lehrfächer in gesinnungbildende, goeliniackbildende und er- keuntni.sbildende findet ein Redner angemessener als die seither üblichen Gruppierungen Zillers u. a. Behandelt werden in diesem Jahrbuch nur die ersten beiden Gruppen, und die weitere Be* sprecbimg betraf vorwiegend die erste. Hier wurde u. a. die liestinnnung getadelt, dafs der Geschichtsunterricht das .Vnwen- <lungsteld für die vom Religionsnnterrirhle i^c lit iu ii sittliche n X'orbilder zu erschlielsen hal)e; aber ^\vv l<eli.uit>nsunlerriciit weist aucli auf sein besonderes Anwendungsfeld hm ujan denke z. B. an die Übung der Sakramente, an gewisse Vor- schriften der Haustafel. Wohl aber sollen die sittlichen Grund- Sätze der Religion auch in der Geschichte Anerkennung finden und als Mafsstab der Beurteilung dienen. Ferner giebt der Reli- gionsunterricht nicht blofs sittliche Vorbilder, sondeni auch das ]isychologische Verständnis, wie ein sittlicher Wille im Men-^elii 11 nach und nach entsteht. Die G»e.schic]ite hat dann die besondere Aulgabe, die Entstehung und die Geschicke der mensch- lichen Gemehischaften darzulegen, dadurch Teilnahme dafür zu erregen und zu späterer Mitwirkung au den Aufgaben dieser

Kra* Bahnen (PfidaffOf tun) TU. 10. , zs

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53? , ^ _„._ .

Gemeinschnftcii lu i anzuziehen : ebenso hat auch die Reli^^ion in die nienschliclu 11 (k nieinschaften einzuführen, nur in andere Verhältnisse derselben als die Geschichte. Man land überhaupt, dafs Zillig; die Geschtclite zu ideal ansieht: aln politische Uln- zipliti hat »ie es zuerst mit Mach tf ragten zn tliuu; sie bietet auch Hilder des SchlecliU n und Ab-rlunlidien. vielleicht so^ar mein als des CUiten und Indien und w iikt iu ihrer nackten Thal- sächlit hkeit erst dann wahrhaft l)ildend auf ju^eti«nir]u> ( 'oninter. weini der I nUnicht das unveitlurbene oder (buch de n Ki- li'^ions- unterricht bereits j^eläuterte sittliche l'rteil de> Kiuilc.-. sicts in richtij;er Weise darauf lenkt, wach erhält und nicht im Stoffe ersticke» läfst

Fack, Lehrer iu Jena, schreibt vfibcrdeu neuen Würz- burger Lelirplan . den Zilli^ u. a. unter dem Titel: Lehr- plau für die Volkssc luiK . Nebst einer Kritik und einem An haiij^e \'om Standpunkte des er/.ielu-udeu Tuterrichts in Ivlsliiijjen haben ersclu inen lassen. Derselbe hat in einem Teile der bayri.scheu pü^laJ40J;i.schen und puliti.schen l're.s.se eine leb- hafte Polemik hervorgerufen, aufserclem aber die zu seiner Be- gründung dienende vorige Abhandlung veranlafst. Kin Redner sj)rach seine Freude darüber aus. clafs die Arbeit Kacks im Jahrbuch sich finde; denn es sei richiiKer, den im Kampfe stehenden Deukj;enos.sen beizustehen, als über die in Kmn])f Geratenen die Nase zu rümpfen und sich im ( »enusse der Ruhe seiner Kluj^heit zu freuen. Andernieil^ entspreche es ^anz der Sitte des Vereius, wenn dieser Beistand auch darin bestehe, dais Fack »die Würzburger« auf Fehler und Mängel ihres Plans und ihrer Theorie hinweise. Danach verfuhr die Versanmilung auch Fack gegenüber. Die ersten beiden Teile der Abhandlung, die nur Thatsächliches enthalten (der Zweite eine ( ie.i;enül)er- stellunj^ des Zillerschen und <\v^ W'fir/bur^er Planest riefen keine Debatte heiAcr, desto nielir daj;eji;en der Dritte: (>rund- legende l'ntersuchun^^en , nämlich zu der im vierten Teile folgenden Beurteilung des neuen Lelirplanes. liier handelte es sich um die Stelhntg des Wissens in der Hrzieliungsschule und um die Frage, oh es reine Krziehungsschuleii gebe oder in welchem Siinie und UmfaiiKe die Ivrziehun^sschule zugleich eine Lernschule sein müsse oder tlürfe. fliese Fra^o; führten aber weiter darauf, ob man die Idee der \ Ollkommenheit mit Herbart als eine ^elbständixe ethische Idee oder mit T.ntt und Hartenstein als einen blof.seu Coellicienlen «»der .Muitiplikalur an- zusehen habe, und die Lage -der Gedankenschlacht war die, dafs die Redner, welche steh gegen Fack wendeten, die erste An- schauung, welche auch der Würzburger Arbeit zu Grunde liegt, gegen die zweite und damit gegen die Anschauung Facks oder wenigstens gegen die Konsequenzen seiner Kritik zu verteidigen

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suchten. Es widerstrebt dem Berichterstatter, aus dieser Debatte,

in die auch der Ihiterschied des mittelbaren und des onmittel« baren Interesses mit hineinspielte, I^inzelheiten hrrans/ngreifen, und er verweist flrdier auf die siK'Hcr folo;cnde iinifasst-ndc "Re- rit lilL 1 slailuH^ in lUii l{i l."!ntL'runi»cn zum Jalirluu ln.-. (>ri;cn I';u kN Knlik des neuen lAlM'])lans wurde nun j^cltend gcnuiclit: man hat bei einer solchen Beurteihing von dem Begriffe der ausgestalteten sittlich-religiösen Persönlichkeit auszugehen. Diese entsteht nur in einem reichen (Gedankenkreise, dessen Vieles eine geschlossene Iv i n h e i t bildet, in welclier die sittlich -l eli^ioseu Cinnul^ätze die Herrschaft ausilben; danach hat der Lehr- phui zu sorgen a) lür die rechte \'ielseiti}j;^keit, b) für das Neben- einancK-r, c) dies aber in der richtii^en l'ber- und rnleiord- nutii;, und da die Persünliehkeil das Krgebnis einer langci» Knt Wickelung ist, so ist auch d) das rechte Nacheinander der Stoffe und der geistigen Zustände, welche mit Hilfe der Stoffe hervorgerufen werden sollen, zu .bedenken. Zu diesen a11i;e- njein geltenden Gesichtspunkten konnnen noch die Rücksichlen auf die kinflliclu Itidividnalität. die sehr versrhie<lener Art sind, nie \\'r>rzl>uri.n 1 i- i tüllen die ersten drei l'"ordei iingen, (Mv x'ierte aber niin<lestens nicht in der Weise, die sonst im \'erein ver- treten wird, nämlich indem man die kulturgeschichtliche Unt- wickelung aller Fächer, nicht blofs der Gesinnungsfächer ver- folgt und das Rongeniale zu gleichartigen Gedankenmassen zusammenordnet. Auch die individuell-kindlichen Rücksichlen werden im Würzburger Plane mitunter verletzt, so wenn derselbe im ersten Schuljahre dns debiet lUr sichtbaren lleiniat zu sehr verläfst. Her T'nUisrhied zwiselkii aller tuid neuer Auf- fassung der Konzentration lebt al.so auch in diesem Vereiusjahrc weiter; doch kann dies, meinte der Vorsitzende, weder dem Vereinsleben noch der Sache schaden, wenn die verschiedenen Ansichten in reinem Wahrheitstrieb in ähnlicher Weise nach der ^richtigen Auffassung hitistubcii wie in Hach'scher Musik <lie selbständig nel>eii einander hergehenden Stimmen .nacii der HarTnoni<*.

l'jiu I,ehrplanfragc behandelt auch Pastor prini. Dr. Kat/er in Löbau, nämlich den christlichen R e 1 i g i o ns u n le i i i c Ii t ohne das alte Testament^. Die Forderung hat Verf. be- kanntlich zuerst in seiner Schrift -^Das Judenchristentum < aus- gesprochen, aufserdem haben zwischen ihm und Thrändorf Au.s- einandersetzungcn in der - Zeitschrift für Phih)sophie und Päda- go<^M'k fiS95, S. 15) begf)nnen, die (nach Jahrbuch S. 2S7) fortgesetzt werden sollen. Die ( .lauchauer Debatte erkannte an Katzers \'orgehen drei Hauptgedanken als richtig an: 1) ilals bei dem Unterricht im alten Testament der chri.stliche Stand- punkt der obere, für die Beurteilung der Personen und Ver- as*

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hälttiisse mafs gebende ist; 2) dafs folglich die religiösen Be- trachtungen nicht mit dem alten Testamente heginnen dürfen (im Zillerschen Lehrjilan hei^nimen sie mit den christlichen Kest- gescliichten) ; 3) dafs wir aus dem alten TeslaTmuU uoch sorg- fältiger auswählen miissen. Nur darf die Auswaiil nicht etwa darauf zielen, alles Unrechte und Schlechte zu übergehen; aiicli Christus erzählt vom gottlosen Richter, vom Schalksknecht usw. Die vielfach vorhandene Überbürduug mit Stoff ist es, welche einen Teil der Lehrer die Arbeit Katzers freudig begrufsen lafst. Zur 1 Jberbiirdung wird aber mitmiter auch neutestanutttliclicr inid kirchengeschichtliclKr r.ehrstoff gemifsbniucht. und dafs Kat/er die ^*berbü^<.lung^irage net)enbei mit vorschwelit, beweist sein Wunsch, dafs wir bald /.u einem neunten Schuljaine ge- landcn nidchten. Ein anderer Teil der Lehrer mag in Folge der Ergebnisse der neueren alttestamcntlichen Forschungen vom alten Testamente als Unterrichtsmittel nicht mehr Oelirauch machen; deren Bundesgenosse will aber Kat/.er nicht sein, vielmehr s])richt er gegen respektwidrige Behandhm^,^ des alten 'l\-sta- niciilt s nnd hält seine Forderung für iniabhängig vnii diesen tlie' )l()i;i>eheii Strcilfrngeti. Blofs darauf geht seine Thc>e, d.U» ein voraur^gcheuder alUeslamenlliehcr Uuleriicht nicht geviguet sei» Christum seinem Wesen nach verständlicher zu machen, und hiergegen richtete sich die in Glauchau geübte Kritik, ßs wurde geltend gemacht: Was Katzer s^zwei Religionen nennt, sind nicht strenge Gegensätze, sondern nur ^•erschiedene I£nt- wickebingsstiifen desselben religiösen (Tcistes; Clnistus sieht auch seine Lehre nicht als Auili>>ung. sondern als W eilerbiklung der alten Lehre an. Nationale und kosmopoliti.sche Religion z. B. sind nicht solche Gegensätze: der nationale Standpunkt ist vielmehr schon ein Fortschritt gegen den egoistischen, und erst aus dem nationalen kann sich der kosmopolitische ent- wickeln. So wirft Katzers Ausdruck Judentum« verschiedene Anschauungsweisen zusammen, als wären sie eine, und übersieht gerade das Höchste und Beste, was altisraelitischer Cjeist lur- v<>i .i^ebraelit hat. T'ni-ekehrt stellt er dasjenige Chri>lenlnni , welches die Kinder im Umgange mit den lulcrn annehmen, zu hoch, indem er die niederen (eudämonistischen) Gesinnungs- demente, welche dieses s Christentum« bei den Eltern so häufig hat, übersieht (£s w^urde an die anonym erschienene Schrift -Zur bäuerlichen Glaubens- und Sittenlehre« erinnert; man denke auch an die Thaten der christlichen Ahyssinier I)

Katzers Arbeiten reichen zu dem Nachweise, dafs man den seitherigen kulturgehchichtlichen Weg verlas.scn nn'isse. nicht ans. Umgekehrt fürchtet man von seniem Vorschlage, es werde dabei das Höchste und Heiligste vor die Kinder gebracht, bevor sie die rechten Augen dafür haben. Zu einer weiteren

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'2'^. Gi^nf ralvcr-iimmliiMi,' dr". Von in- fiir » Uncii-irhaftln'hi' Piiiliicrit^ik, f

PrüfitniC fehlt einstweilen ein ;iu>l;\ fuhrter Lelirplan. I$s wnrde ntit>;eleilt, da Ts Dr. Lietz (Dreidcn) dem Verein eineu solchen vorleben werde.

Dr. Thrätidoit. Senuuaii>l>crlelirer in Auerbach i. V'., bietet in ilieseni Jahil)nche den JSchlufs Seiner Präparationeu xur Reformation5|rcschicbte (in der Art der Atisffthrttng für Seminaristen der o1>ereti Klassen lierechnet). Darauf folgt eine pädagogische Kegründuni; der .Stoffanswahl und Behandlung». In dieser set>:t sich Verf. l>esondera mit den ReslininHni<j:;vn der noiu'ti prcnfsischen Lehrplnne niiseitnnder nnd behauptet, nicht die AuKUstana, die, aufs lindeste >;esaj;t, den neuen Geist in die alten Schläuche der sclujlastischen Doj;- nuitik laist, sei die rechte ^uellenlektüre für die hohem Schulen, sondern vielmehr diejenigen reformatorischen Schriften, in denen der echte Luther spricht Die Debatte stellte nur Unwesent- liclu .ui>.

Dr. Wilk. Direktor in Gotha, bringt über das Q u a- tlrieren und das O u ad r a t w u r ze 1 / i e h e n eine ausführ- liche I'räparation. welche die nackten niatheiiKilisciu 11 .\iitv;ai)en aus sachlichen rroblenien ableitet und /.ugleicii <.leu Zweck ver- folgt, des Verfa.s.sers besondere Ansicht über die Unterscheidung von WillensKiel und Krkenntntsziel (mau vgl. das 27. Jahrbuch nebst den zugehörigen Krläuterungeu) zu illustrieren. Auf Mit- teilungen aus der kurzen Debatte \er/.ichtet Berichterstatter ebenso wie bei tiein Anfsat/.e von Dr. Hey er in Leipzig ül)er die Lehrwerkstätte . Die^e Arbeit ist ein .Vnfaiii^, den b'achunterricht in näheren /uNamiiu iihnng mit Tluni ic und Praxis des erziehenden Unterrichts zu l)ringen, und tulst hin- sichtlich der historisch-statistischen Angaben auf dem grofseu Werke von Franz Scheven.

Bei diesen wenigen Mitteilungen möge es sein Ikwendeu hallen. So lückenhaft sie der wirklich vollbrachten Arbeit gegen- über auch sind, so über>chreiten sie doch vielleiclu >t lion den verfügbaren Raum. In betreff der freundlichen Aufnahme sei bh»is noch erwähnt, dafs, was bisher in der Vereinsgeschichte noch nie vorgekommen war, das Ratskollegium für die \'er- schoncrung der Versammlung einen Geldbeitrag bewilligt hatte, und dafs neben dem ruhigen, würdigen Verlauf der Verhand- lungen auch die geselligen Veranstaltungen d i/.u beitrugen, die Teilnehmer gehoben und neugestarkt heimziehen zu lassen.

Leipzig.

Fr.

Rundscliau.

September f8c)6.

Der Entwurf c uu i ik ir u riniuii^siirihitiii;; fiii Millclsi luinchrLr utid Rektoren. Die Schule auf «lein Kalholikentajife. Die i,v Il.iui)t- ver.samniltmjr 'l^s Itaynsclrcii I.ehrt r \ c n itis. Der v intern. i iiuiak- KüUgrefs fiir rsycliolo^ic. - Die Kreii/./eituiijLj über <lie in<Hlernen Lehrer»^. Die Kölnische Zeitung fiber die Rerechtijrnnsr der I,elirer ■/.um ( inirilirii^ frciwillij^en Dit-nst. Das nt- ue Sclinlj^eselz in Srliwx flcn- Norwcgen unU die klassischen Sprachen. Der I'uU I.anifennanii. Pestalozzi-Studien von L. W. Seyffarth. A. Chr. Jessen ^egen

die •Neuen Bahnen

Der ministerielle Entwurf einer netten Prüf u n j^s- ordnung für Mtttelschnllehrer nnd Rektoren l)e- schäftigt die I^hrerschaft in steiKfit^«-«" Mafse. In den Wreinen sowohl» als aucli in Zeitungsartikeln wird er anfs lebhafteste besprochen. Auch die N. B. haben in dein vorigen Hefte einen eing;ehenden Beitrat:: /n dieser Zeitfra^je K<-*bracht und in dem nächsten Hefte werden diese I''rörterunj;en forti;Lsel/t werden. Sit können w iv uns au dieser Stelle darauf besclnänkeii, die verschiedenen Stroinungen zti kennzeichnen, die iit dieser Frage an die Öffentlichkeit getreten sind. Den weitestgehenden Vorschlag macht die Neue Westdent^clie I^ehrerztg. , die beide Prüfungen beseitigt wissen und für das Aufrücken in Rektor- stellen nnd mis diesen in Krei<scliulinspektorstellnngen anf der Grnn(ll;i.i;L- einrr als l\ei;el inn(. /nhaltenden gerechten nnd billigen Berücksichtigung des Dienstalters die prakliscii -berufliche Be- währung ausschlaggebend macheu wilK. So sympatliisch uns auch dieser Standpunkt ist, und wenn wir auch der Hoffnung leben, dafs bei der stetigen Weiterentwickelung der Seminar»

'i Wie uns nulnere Zuschriften /.eigen, hat dieser Artikel ins- besondere in seinen geschichtUcflien Ausführungen, nicht überall Zustimmung gefunden. Wir haben das vorausgesehen, haben ihn aber trotzdem gebracht, auch, trot/deni wir i)ersrmlicli einen ab- weichenden Standpunkt einiuhnien. Man wolle <loch nie xerj^essen. dafs die X. H. xon jeher alle diese Fragen als offene behandelt haben, dafs deshalb in ihnen als .mi einem neutralen Hoden die Ver- treter der verschiedensten Ansichten zu Worte kommen können.

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Rnridtx'hau.

bilduiij^ matt in Zukunft von den beiden Prüfnngen wird ab-

srhtn köüiuTi, heute können wir diesen Vorschlag nicht ernst nehmen: uiittr den gri^einvnrtiircii \*crhriltiiissen dürfte eine Be- seitigung hridcr I*rü langen leiciil geeignet sein, der Rückkehr zu der nichtfaehtuänaischen Schulaufsicht die Wege zu bahueu. Wir finden anch keine anderen Stimmen, die sich nach dieser Richtunjr hin äulsern. Dagegen wird der von dem Entwurf in Aussicht genommene Wegfall der Mittelschullehrerprüfuiig als Vnrlu dingling für die .\blegnng (K < Kektorexamens für Volks- schuleu von der Mehr/ahl der Ta In er freudig begrüfst: in diesem Sinne bewegen sich n. n. Kundgebungen der Preufs. I^ehrer- /eitung , der Pädagt>gisehen Zeitung , (le> Lehrervereins zu Halle a. S. und des Hanuoverschcn lydirci Vereins. Dabei wird jedoch gleichzeitig die Erwartung ausgesprochen, dafs das Lehrerbildungswesen baldigst eine den Forderungen der Gegen- wart entsprechende Umgestaltung erfahre, die Prüfung für Mittelscliullehrer überhaupt aus dem pädagogischen Prüfungs- wesen entfernt, diejenige für Rektoren der pädagogischen Idee gemäfs reorgain'siert und ihre Ablegung von jedem verlaugt werde, der sich um eine leitende Stelle im Schuldienste bewirbt«, also auch enigegeu dem Entwürfe von Geistlichen, Oberlehrern höherer Schulen und Kandidaten des höheren Schulamtes. Mit dem Wegfall der Mittelschulprfifung überhaupt wäre dann auch ein schwerer Stein des Anstofses beseitigt, die Bestimmung näm- lich, dafs einem Schulniaune wohl die Fähigkeit zugesprochen

Aus der Aussprache der abweichenden Auschanungeu wird ohne Zweifel schliefslich die Wahrheit tini «o reiner hervorgehen ~

lind Jivir um diese ist es uns /.u tluni I Dannn, so sehr mich jede derartige Zuschrift auch erfreut, ist sie doch ein Zeichen dafür, M'clclies Interesse den A«sfiihningeii der »X. B.« entgegengebracht wild, heher w'hv es mir <l<i. Ii. wenn die abweichemlen Ansichten nicht nur mir brieflich mitgeteilt, sondern zu einem kurzen Beitrage für die N. IV verarbeitet würden.

Insbesondere bin ich von einem Kollegen, der im Kampfe für die Schule mit in den xortler^tt n T\ei!un stellt, daiauf aufmerksam gemacht worden, daLs Sacks ScIda.iilicliLer /.ur \ olksi)iidung in keiner Weise verdienten, als Quellenschrift für die Beurteilung der Ära Falk angeführt zti werden. Wenn ich luni anch schon vor 1 1 Jahren, als die Schlagüchtert erscliienen, die Litteratur iiufmerksani verfolgt habe, so mnfs ich doch gestehen, dafs mir dieses Buch nicht zu Ge- sichte ^'ekonnuen ist: w ahrscheiiilieli fUshalb niclit. weil, wie mir mitgeteilt wird, nur die ersten Lieferungen erschienen sind. Soweit kenne ich allerdings Sack, dafs ich von vornherein annahm, das Br.ch sei vom demokratisclien Standpunkt aus abgefalst. Das konnte ai er bei dem Standpunkte, der mir für die Redaktion tler N. H. riaf.sgebend ist. an und für sich kein (irund .sein, die Streichung dieses Citats /u l)eaiitt li I>ieser Standpunkt giebt mir aber auch die innere I reiheit. den l.eserii »U i \ 1' \ ou dem entgeg<'ng< set/,ten Urteile eines geachteten Mitgliedes un.seres Standes Kenntnis zu geben. Sie mögen auch in dieser Frage entscheiden.

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wird, vSchulen zu leikn. aber iiiclil die. als Lehrer an einer MittcWi Hille an^v^tt llt /n werden. I'jidlioh sind rd»er auch Stiiiiiiun laut j^eworden, welche dtn XWui dl <!r> MilUlschnl- exauRus lür die V'olk.sschul Rektoren bedauern, da dadurch der Bildungsgrad derselben und damit auch die Vollcsschule t)e- deuteud herabf>;edrückt, die Zahl der Rektoren und somit die »Stellenjägerei« und Unzufriedenheit sich bedenklich steijjern, die RektorprfifuuK niöi;licher\veise /u eitier dritten Lehrerprüfung^ au'^^\ 1' hsen uud den Reibireien und Abs()uderungs<;elüsti n durch ' J^rliaituii j: des X'olksschulrektorals stins f^/misr weM iitl'^li \'fn - schul» L^rliisttt werden würde. In diesem vSinnt liül« n ^\c\\ u. a. der Schrilllciter der Haunov. Scliui/t};. im Lclucrwicui Haiinover-I^iuden ausgesprochen, ferner der Berliner und Kouigs- berger Rektoren verein, die »Frankf. Schulxtg.«^ und die -Scliul- pflege«, bekauutlich das Hauptorgan dea Preufsischen Rektoren- vereins. Unsere Ati.sicht ist kurz ausgesprt)chen, folgende: i) Bevor uicht eiue /ei tircm "i fsc tu iTc^taltuug d es Lehrer- bilduugsweseus stal l t (K a hat, hallen ^^ir dm \\\ g- fall der Mittelschullelu\ rjn (iluiig für die V<)lk»clnihcku»reu uicht für wüuscheuswert; 2) das Rektorexauien hat jeder ab- zulegen, der sich überhaupt um eine leitende Stelle im Schul - amte bewirbt Wie so über die Grundfragen keine Einigkeit im Lehrerstaude herrscht, so noch weniger ülicr Hiuzelheitent für beide Prüfuugeu sind die verschiedensten A'orschläge /.u Abäudei uiiReu t::eTiincht, die so\\ ()hl das Mafs der Aufordernugen, als auch die Handlialie <ler rrüfinigeii betreffen. Wir kiunieu auf diese sich leider viellacli widersprechenden Ansichten hier nicht näher eingehen, weisen aber insliesondere auf einen Artikel in No. 34 der «Schles^ Schulztg.«. hin, mit dem wir uns in fast alten Punkten in Übereinstimmung befinden.

Alljährlich iui vSonnucr hält das Centrum Heeresschau ül>er seiue Getreuen. Katholikentag neuiit es die \'ersaunulung, obwohl CVntnun inid KatholicisT!iti< doch glücklicherweise noch nicht ideutiscli ^iiid. lün Katholikentag, der sich uicht nul der Schule beschäl ligl, isl undenkbar, und so .sind denu auch auf der Tagung dieses Sonmiers, die in den letzten Tagen des August in Dortmund stattfand, folgende Resolutionen ange- nommen:

»r) Die 43. (leneralversanindmig protestiert aufs energischste

gegen die so oft vurkoinniendeJi SchnKihungcn und laitslelhmgen katholischer Lehren und ( "lehräuclie auf den hölrfreü Schulen, nanient- Wch in (iegeinvart katholischer Schüler, nicht luiuder uejren den (le- l.iauch von ( le.sehichl.s und Lesebüchern ähnlichen Inhalts. Sic fordert die Httcrn uud Krzieher auf, solche Fälle ungesäumt in den öffent- lichen Blättern zur Besprechung zu bringen, damit auch auf diesem Clebiete unser Recht endlich resiiektiert wird. 2) In Erwägung, dafs

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Rundichao.

545

die Volksschule ihre erzit hin li<- AufjLiabe nur dann zu erfülliii ver- Tiiap. wenn die Religion die ( is ntii11.i<rr und dt !i Mittclpinikt l iMcl ; in lüwäcjntTT ft nu r. dafs die rr!im«)se i.r/.iclinn^ von Christus nirlit dem StaaU. s<>tnlern der Kirche idKrUagcn ist; fordert die 4.v General- versammlung der Katholiken I>eutschland» die BeReitigung aller Mafs- re^eln. durch die man in den meisten deutschen Ländern den Hin- Üufa der Kirche auf die Schule unterj^raben oder fast gan?, vernichtet hat. Insbesondere fordert sie die Beseitigung des |»renfsi\* lu n Ministeii il l'tlassrs \ nm tS. l-ebniar tS-o in betreff iKs k itholisclien Keli^i"ii^unterrielil^ in 'len X'olks^rliuleii, der die Mrteihni.L; desschul- planniaisigeii Keligion.vni'.terriehts ftii lU-n St.uit in luli iiimnit,

und der sowohl mit tieni katholischen Dogma, als auch mit der |>reufsischen Verfassung in Widerspi uch steht. 4) Sie verlangt ferner die allgemeine Wiedereinsetzung der katholischen Pfarrer in ihr Amt als Ortsschulinspektoren und dementsprechend die Aufliebung der Hrlasse des j^^egenw artigen l'nterrichtsniinisters Dr. Bosse, in denen er fiir tiRlii kla.ssige Schulsysteme die allmähliche ('bertragung <1er Oitsschulinspektion an die Rektoren oder Hanptlehrer in .\ussicht stellt. 5) Weil nach Ausweis der l\rfahrung tlie l»U»ise geistliche ( )rts- schulinspektion ohne die entsprechende geistliche Kreisschulinspektion unwirksam bleibt und der Kirche keinen genügenden Kinflufs auf die Volksschule gewährt so fordert die Generalversammlung die allmäh- liche Wiedereinführung der geistlichen Kreisschulinspektion im Neben- amt, wie sie vor dem Kulturkampf allgemein bestanden hat. Die Thatsache, <lafs fnati in den x nrwiegi-nd )tn»ti slatitischen L.iiidi s- teiUn, /. T^. Hrnndenbutu, roiumern, I'kiv in/. Sachsen etc.. die Kri is- schidttispektion im NebeuanU bis hciile last allgemein beibehalten hat, ist ein klarer Beweis, dafs die preufsische Regierutig die Krei.s- schnlinspektion im Hauptamt nicht für unbedingt notwendig hält und dafs auch in dieser Beziehung die Katholiken unter sehr ungleicher Hehandlung leiden. Die Generalversammlung beklagt es auf das tiefste, dafs sich die Katholiken Deutschlands, insbesondere Preufsens, nach dem gcLrciuvärli^ii n Zustand der ( leset/gebiing in derhochwich- tiLTin iMa;^»- dcT l.i/it luiiiu mid dos T'Tüerriehts fast ganz der Will- kür der jewedigen }irole.slantischen Jiehörden preisgegeben sehcu. Sic verlangt deshalb dringend von der Regierung ein allgemeines Unter- richtsgesetz, wie es die preufsische Verfassung verspricht» damit auf diese Weise die Kirche in ihren Rechten gesetzlich sichergestellt und die von der Verfa.ssung gewährleistete Unterrichtsfreiheit end- lich atur Wirklichkeit werde.

Das sind dieselheti Fordenmgen. die srhmi luindertnial aiis- gespt «H-lu'ii u!id hundertiTinl als (k?iu hnlieixn /wi cke der Päda- gogik widcrslreitcjul /.uriiok«;e\vie."Heii sind; doch jene Versamm- lungen sind nicht zu beieinen. Nicht den Menschen in seiner von Gott gegebenen Bestimmung zum Ziele der Bildung zu setzen, sondern die Konf^iou, die Kirche, die doch mir als

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Mittel (Ut rdii^nöscn. der christliolK ti liilduni:!: dioticii knnn, «las i<l i.ine Unikchiun- dt-r Iki^nlk und Vcrhältni.s.stf, aus» der nininKTuichr (iiUcs culspriiigcn kaiui.

Al)er katholisch ist Trumpf . Das liat auch die i 3. H au p i- - versatnmlutif^ des Bayrischen Lehrervereins erfahren. Kultusminister v. Landniann ist sehr verstimmt gewesen ob er dieser Verstimmung dem Vorsitzenden tles Bayrischeri Lehrer- vereins. T/mdtaj^sabg. Schubert, .^^e^enüber zum Ausdruck j^e- bracht hat oder j;^e};enül)er ainkren Personen, ist uns trotz nlltT Aufkläruti^^eti nicht kh\r i^ewonlen, alier auch i^^an/ ^^leicligiilti^^ - dafs Scludxrrl in seiner Gej^en wart den Jahre^htiiclil erstaltet hat und daliei mit dem katholischen Lehrerverein nicht säuber- lich verfahren ist Mau sieht, wohin auch in Bayern der Kurs geht. Nattirlidi ist die klerikale Presse vor Freude aus dem Häuschen. Im übrigen hat die VersammUing, die in den Tagen vom 4. 7. Au;^u<t in München stattfand und von 54f>o Kest- gäslen besucht war, einen würdigen \*erlauf genommen. In der 1 )ckgieilenversannnlung wurde u.a. beschlossen, dals Mitglieder ohne weiteres ihre Mitgliedschaft verlieren, wenn sie einem Ver- due beitreten, der gegen die Grundsätze und Ziele des bayrischen Lehrer\*ereins wirkt. Einstimmig wurde der Antrag abgelehnt, clafs alle Lehrerrelikten, gleichviel ob der Vater Mitglied des bayr. T,ehrervereius war oder nicht, glciclu- T'nterstüt/.ungen aus dem Lehrer- Wnisenstift erlmlten, ebenso der weitere Aiitrau:. dafs in der Redaktion der I,ehrer/.eitung ein Wechsel ein/.uLreten habe, da der Schriftleiter das Organ nicht harm- und farblos genug leite. Dem Redakteur Kraft wurde im Anschhu?. daran eine grofsartige Ovation bereitet. Ebenso wurden auch die Verdienste Schuberts durch Überreichung einer wertvollen goldenen Uhr nebst Kette gewürdigt; seine einstimmige Wiederwahl entfachte einen seltenen l^eifallssturm. Die erste Hauptversammlung wurde durch den Kultusminister begnlfst. Möge . so schlofs der Mini-.ler •-eine Ansprache, der bayerische Lehrerstand stets die destruktiven Tendenzen, die sich auch bei ihm einzunisten suchen, energisch zurückweisen, möge er nie vergessen, dafs die Schule nicht seinetwillen, sondern er der Schule wegen da ist möge er stets eingedenk sein der hohen und heiligen Pflichten, die ihm inbezug auf die religiös-sittliche ICr/.iehung unserer Kinder ob» liegen . Reichstagsabgeordneter Weils- Nürnberg hielt einen \'or- trag über dn^ Thenia: Schule und Lehrer inmitten der ve>lks- wirtschaftlu 1k u Jku egung der (icgenwart . In <lei /.weiten ] Luiplver.samndung kam das Thema: ( »esichtspunkle /,ur Aus- gestaltung der Volksschule nach den Forderungen der Pädagogik und den Bedürfnissen des Lebens» zur Verhandlung, das Ober- lehrer Gärtner-München mit Rücksicht auf städtische, Loch- brunner-Moosburg mit Rücksicht auf ländliche Verhältnisse be-

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Roodtchau. ^_^y

handelt».-. Hie Wihaiullunj^en y.euj^len von einem seltenen ei'n- fnüti>;«-n rteistc. der die 1>a\risvlu I.chrrrschaft erfüllt. Möge dieser (leist nie ;uis ihren Reihen weichen!

Oleich/eitii; mit der r ;. HanptvcrsannnUm}; dt^ li.iyrischen Lehrerx ereins ta^^le in München auch der III. Internationale Kongrefs für Psychologie«^. Männer der Wissenschaft aus ganz Europa waren zusammengekommen, um über psychologische Themata zn sprechen. Professor Sommer in (riefseu führte einen von ihm konstruierten Apparat für Gedankenlesen, einen soj^enannten Ps\ choj^rn]>hen, vor tiiid erklärte ihn. Der Redner jrin^^ davon aus. dafs das l.etlaukeule^en auf <ler \Vahrnelimun>; der Ausdrucks))evve>jungen beruht. L'tdjewufst machen die Hände des Menschen eine Menge von Bewegungen, <lie der Gc- hirnthätigkeit entsprechen und diese zum Ausdruck bringen. Diese Ausdrucksbewegungen sichtbar und mefsbar zu machen, sei Aufgatie der exakten Wissenschaft Die .\nalyse tlieser Be- wegunt^en ergieht. dafs sie nach drei Richtungen hin. mit Be- zug all! Druck, Stöfs und seitliche Schwanknn^^. i^elien. Darauf fufseiul hat Professor Sommer einen Apparat k( uislniierl, In-i dem die Hand auf einer frei sch\\el>endeu Schale liegt und alle Bewegungen dieser Hand auf einer rotierenden Trommel in graphischer Darstellung wiedergegeben werden. Hat der Betreffende sich z. H. eine Zahl gemerkt, so wird in dem Augenblicke« da diese Zahl genannt wird, die Hand eine stärkere unbewufste Be\vei::nn<j; machen, die in der graphischen Darstellung als starke Abweichung der Kurve anllt iU. IVnfessor Sommer erörterte dies an einer Reihe von Heispieleu und legte l'.l iUer mit dei.irtigen Kurven vor. Der Anfang eines experiinenlellen i^lmluims des Ge- dankenlesens ist damit gemacht Dr. Hermann Ebbinghaus (Breslau) sprach über eine Methode zur Prüfung geistiger Fähig- keiten und ihre Anwenclung bei Schulkindern. Im Auschlufs an die vom Hreslaner Magistrat angeregte t 'ntersuchung über die Wirkung frtrti^e^etzter Unterrichtsstunden auf die Aitfnahnu ffihig- keil der Selnilei I iihrte er aus. dafs man erst eine richtige Melhutie halle >ucheii mü^^en. Weder die Anwendung der Rechnungsprobe, noch der Gedächtnisprobe erweise sich als geeignet. Am besten könne man die geistige Fähigkeit und Leistungsfähigkeit durch eine Kombi nationsprobc prüfen, indem man den Schulern ein ihrem Auffassungsvermögen angepafstes Lesestück \orlegc, in Avelchem Worte und Silben fehlen, die der Schüler ergän/eii müsse. I'rofessor W. Preyer in Wiesbaden sprach über Indivi- dnalitäl der Ilandst hrifl , Der Redner eriäulerte denselben durch zalilreiche Schriilpruben, <lie vielleicht einzig in ihrer Art sind. Um nämlich zu ermitteln, ob durch mangelhafte Beherrschung der Hand und des Armes die Handschrift in Bezug auf die allein psjxhologisch (charakterologisch) tn Betracht kommenden

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Merkmale, nlso in ihrem Wesen verätidcrt winl, \ ort; lieh der Vnrtva^eiule die Huchstahen der vom Scluvibkamiil lielallenen mil den von denselben Individuen nach der Heilung hergestellten Schriftzeichen. Die Proben .stammeti aus der Sammlung tles l>e- kannten SpeKialisten Julius Wolff (früher in Prankfurt, jetxt in Wiesbaden) und wurden einschrieben, ohne dafs die Patienten wufsten, um was es sich handelt. Alle l)eweisen, so ataktisch und /.ilternd auch vor der Kur die I laiidhewegungen waren. Ms schliefslich das Schreiben überhaujU iiniii'iglich wunle, d if^ doch l>is /iilt-tzt <1ie indix-idnelleii Cliai aklei ei L^eiischaften i>esondcis in den honnen tlci Ilucll^labc•n und im Xamens/.iig vollkommen deutlich erkennbar bleilKn. Da nun die Wolffsche Behandhnigs- methode eine Kombination von Massage und Gymnastik zur Ivrzielunf^ vollständiger Wiederholung; der natürlichen Hantl- schrift meistens nur einige Woclien erfordert, so schliefst Prof. Preyer. dafs die v^törungen im Ablauf der Schreibbewegntig während des Schreil»krampfes nicht vom (Uliirn ausgehen, son- dern peripherisch sind. ICin Trost für die vielen mit dieser deprimierenden Bcschüftigiingsneurosc Ikhafteten und eine neue Stütze für wissenschaftliche Gi iplutlogie, der zufolge das Charakteristische jeder Handschrift nicht von der Hand, sondern vom Gehirn herrührt

Ca im! Da ist er! An die Laterne mit ihml \'on Zeit zu Zeit kann es sich die K r e u z /, e i t u n g , des verflosset»en Hammerslein Organ, nicht verkneifen, sich an den nioderneu Lehrern* zu leibLii. So schrieb sie kürzlich wieder:

Iv.s ist eine st-hr elcnicul.iic Wahl lieit, die wir hier au.ssprev lKii, wenn wir auf die schöne, dienende Stelhuig der Schule gegenüber den drei Lebenskreisen der Familie, des Staates und der Kirche hin- weisen; aber es mag doch heilsam sein, dies zu betonen. Die moderne Lehrerschaft will das ja nicht anerkennen, sie fordert die SMlung von iintniltellunvTi vStnal^'liencrn und will von einer engern n^ /irlning zur l amilie und Kirche ni("!jts wissen. \ Ollijj frei, völlig selbsliindig soll der Lehrer sein, herr.sehend, nicht dienend nach dem lleispiel unsers Heilands. Zum Dienen sind alle Christen berufen ; möchten alle den ihnen verordneten Dienst nur treulich ausrichten

Diese Ausführungen legen der 9niodemeii<> I.,ehrerschaft Absichten unter, die nur in der Phantasie jener Zeitung existieren. Die Auslassungen zu widerlegen, wird uns niemand zumuten: es genüut, sie niedriger zu hängen.

In manchen Kreiden sieht man eben auf alle ICrrungen- schafteu der Lehrerwelt mit scheelen Augen. Kaum haben die Lehrer die Berechtigung des einjährig - freiwilligen Dienstes erlangt, da nörgelt man auch daran herum. Weil bis jetzt wenige von dieser Berechtigung Gebranch gemacht haben, meint sogar die ^ Kölnische Zeitung .;cs wäre daraus

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UundacbAU.

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Wühl der Schlufs zu zic Iicti. (]nfs dns Ikdürfnis nicht so hremieiid war, wie es in den 1 a IncrkitiMcn ijeschihkit \\uitK . Die Picuf.s. I.chrtr/.tg. fühil das Wcltblatt sehr i^ul al>. iudciii Nie schreibt: Zunächst wollen wir dazu l>etnerken, dafs, ganz al)>;L- seheii davon, ob die Lehrerschaft von der verliehenen Berech- ti>;iinR eruiebigeii Oehrauch iiiaclit oder nicht, mit dieser \\r leihuii- der I.ehrerscliaft einfach das geworden ist, was sie auf (»riniil iluxr liilduu}^ /n \rr!anj;eii berechtigt war. Die hVaj^e Htm, \\i..\\eil die Lehrerschalt diese Gerecht i.miiiL; l>tnut/.en will re-sj*. kann. häni;t im wesentlichen von der niaUricllen L.aj^e der Lehrer ab. Und von diesem (icsichtspunkt aus betrachtet, wundert es uns gar nicht, dafs die jungen Lehrer sich vorläufig noch scheuen, sich in grofse Unkosten zu stürzen, zumal da sie bis it^cK) noch den billigem Weg des lo wöchigen Dienstes offen haben. Die (leneration. welche heute ins Amt tritt, hat bei Ivrgreifiiiii^ der T.(lirerlanf1)nhn nicht mit den Kosten ge- rechnet. (Ül der freiwillige Dit.n>t \erursacht. Dies wird ;iun, nachdem die I'ercditigung verliehen ist, allmählich mit in Be- rechnung gezogen werden, vorausgesetzt, dafs die Gehaltsver- hältnisse der Lehrer sich immer mehr denjenigen der Beamten u^heni, welche mit ihnen gleiche Bildung haben. Wir halten es für recht naiv, jetzt schon fiber Nacht eine Wirkung von der verliehenen Berechtigung zu erwarten.

'Was Dent^rliland auf dem Gebiete des l'nterrichtswesens säet, das ernun die andern Kulturvölker!* An diesen Satz wurden wir wiederum erinnert, al^ wir die ßestimmungen des neuen norwegischen Schulgesetzes lasen. Wie un- endlich viel ist bei uns über die Reform der höheren Schulen geschrieben worden und was haben wir erreicht ! ? Und nuti heifst CS in dem Schulgesetze unserer norwegischen Stannnes- brndci klipp und klar: Die klassischen Spracheti mit Kiuschlufs des I.au iii sind vom T^ntenichl in den Mittelschulen, also auch der Cynamsien. ausgeschlossen, der König kann indes mit (jc- nehmigung des Storthings bestimmen, dafs bis auf weiteres in einzelnen Gymnasien ausnahmsweise in Latein unterrichtet werde«. »An welchen Fächern oder Teilen von Fächern die Schiller, welche Latein * lesen . nicht teilnehmen sollen, wird durch Reglement festgesetzt* . Die Mitteilung, dafs solche Ab- weichungen erlaubt worden sind, wird dem Stortliiiiu gleich- zeitig mit der Budgetvorlage für die liöhnn Scluilcn zugehen <. Ob nändich die mögliche Ausnahme zur Wirklichkeit wird, hängt davon ab, ob das Storthing dafür jedes Jahr das nötige Geld bewilligt »Die klassischen Sprachen dürfen in Zukunft den Platz, den .sie bisher im Organismus des Unterrichts hatten« nicht beibehalten. Sie gehören zum 1 'ach Studium , nicht zur allgemeinen Bildung, gehören also auf die Universität, nicht auf

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(|^0 J»hiiniiM U9j*t

die Mittelscluilen. Der WtsucIi. die nltcn S^irnohcn in ihrer lMslK-n5.r( n Stc'llmi'jf Uclns<c!i, knini :ds konltat nnr i inen \'crlusl J4ci^li.i4ci Kräfte lierbeiliiiireii, oliiie dafs ein cmi)4erinaisen wertvolles Ziel erreicht wird. Und selbst wenn dies i;esch:dK'. wenn man wirklich znr Belierrschiin.i; der Sprachen <;elan«;te, - was ja t)ekannterma(sen nicht gcHcliieht; nur ein j^ansc un- bedeutender Anfang wird darin j^eiuacht. so wurde dies Resultat in keinem vernünftigen Verhältnis xuden angewandten Anstrenj^nnj^en stehen, indem es nnr zu erreichen wäre durch Aufircben dessen, was weit .i;röl"sere l^« dculnntr tiir das Lehen <kr ( K-.a'invart hat . Das unj;efähr ist der sachliche Inhalt der Begründung, der auch bei uns eine Reihe hochgebildeter, er- fahrener und ernster Männer beistininien. Die Stützen, welche die alten Sprachen noch aufrecht halten, sind so morsch ge- worden, dafs sie über Nacht stnr/.en können. Die giofsen Kultur- völker werden ül)er kurz oder lang dem kleinen Volke im Norden naclitnl<^en müssen.

\'iel Aulsehen hat in diesen W'nrhen di r F a 1 1* Lan s^er- mann gemacht. ICs wird den meisten unserer I.eser bekannt sein, dafs Herr Langermann in Bannen seinen Schuldienst auf- geben wollte, um eine ihm angetragene Stellung als Redakteur der «Kieler Neuesten Nachrichten« und als Agitator des von Hl rrn Prof. Lehmann -Hohenberg gegründeten »Deutschen \'olks- buntles zu übimrhmen. Mit begeisterten Worten pries er in einem Offenen Hriete die Hestrelmn'ji n des Herrn l'roft ssors : er würde nicht allein den Lehrerstaiul. neiTi. das gnn/< dmtsrhc \'olk erlösen, es der sozialen Gesundheit, der Freiheit, dein Glücke eutgegenführen ! Nicht lange hat diese Begeisterung gedauert Schon bald darauf brachte die »Päd. Ztg. die lakonische Notiz, Langcrniaun habe schliefslich die Stellung abgelehnt, weil ihm das gegebene Wort n icht gehalten worden sei. Herr Prof. Lehmann wies diese Angabc zurück und erklärte: eine ICinigung wurde nicht trzicH. weil Herr Langermann sehr hohe Forde- rungen stellte und die Sicherheit seiner jetzigen Stellung nnr gegen eine Bürgschall aulgeben wollte, die überhaupt nicht beschafft werden konnte. Zudem mafs Herr I«augermann setner Mitwirkung eine Bedeutung zu, die weit über das hinausging, was als wahrscheinlich gelten konnte.«^ Nun veröffentlichte Herr Langermann in einem über lo Spalten latigen Artikel in der Päd. Ztg. seinen ganzen Briefwechsel mit Herrn rmfrssor Lehmann. Da die JCrwideiuiiL; des k-tzteren bis zur Stuntle noch aussteht, so enthalten wir un.-» billigcrweise vor- läufig jedes Urteil.s. Nur für die Stimmung, in welcher Kollege Langerniann .sich jetzt Ix^findet, mögen die folgenden Äufserungen zeugen. »Welche Beurteilung - so heifst es in einem Briefe würden Sie (falls die Verhandlungen scheiterten) vor deröffent-

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licliktit erfahren? Würde man nicht sagen: \Vn!4 dürfen wir für tl i (.■ Kt'j'^t'K«-' lU'freiuiij; unseres X'olkes v<ni einem Manne erwarten, der seihst mit den Männern n i ( Ii t a ti s /. u ko m m e n vermoelite. die er seiher als l>esi>ii<U i s hefälii};t he/. eiclinet li.iUe? Krst mulsle von JCj;idy laulen, diinii Langeniiann, dann Schwaner (Bekanntlich haben auch V. KKitly nn<l der frühere I^ehrcr Schwaner, letzlerer bis dahin Kedaktenr der Kieler Neuesten Nachrichten , sieh von Prof. Lehmann i^atrennt). In einem anderen Hriele sehrieh er noch schärfer: Sie /wint^en mich, . . . vor der ( )ftentlichkeit meinen Rücktritt zu rechltertiKen, um so der un<terhliehrn lliainaj^e, welche uirhride als moderne \'ol k ^l»e^l ück er unsaus- j;elieferl hahen würden, für meine Person so klein zu machen wie niö.i;lich.< Und an einer Stelle der Auseinander- set^.ung selber heifst es: «AUcrdinj^s kenne ich jet/.t die Freiheit im sozial -ethischen Ztikunftsstaate des Herrn Prof. I^ehmann- Hohenheri(. Aber das will ich offen einj^estehen : Tausendmal lieher in der i^ej^en wärti.i;en Sklaverei als in seiner h'rei- luit So i<i Herr Lanuermann zu Herrn Prof. I.clnnann ge- kommen un<i wie<ler von ihm gekommen, l'iul welche ernste Lehren ir\t:hi uns dieser Fall ? Ks ist ja ein schönes Zeugnis für den idealen Sinn der deutschen Lehrerschaft, dafs sie sicli leicht für Bestrebungen, die dem Wohle des Volkes dienen wollen. Ije- gcistert. Angesichts unserer 'modernen Volksl)e,i;lücker a!)er, die wie Slernschnujipen kommen und verschwinden, thäten wir doch hesser, wenn wir uns ihnen kühler gegenüberstellten, wie es überhaupt wünschenswert wäre, wenn wir. wie die X. W'esltl. Lehr/.tg. nut Recht sagt, all den vielfachen Anerbieten, den mannigfachen Lockrufen aus anderem Kreisen, ni«>gen sie nun mehr materielle «xier mehr geistige Interessen verfolgen, mit etwas mehr kOhleni Mifstrauen, mit etwas mehr kluger Rcserviertheit begegneten. <• Wenn nur die liebe Kitelkeit nicht wäre!

Und nun haben wir noch eine Ivhrenpflicht zu erfüllen, dir ui)> schon lange schwer ;nif di-m Herzen gelegen hat. I'n- eriiuKllii'h in <Un He-tiii uingvi». I'eslalozzi in der Lehrersch.Ut imuKi Icheudigci wxkIcu zu Ixsseu und alles, w;ls die Geschichte des grofsen Pädagogen betrifft, zusammenzutragen und zu sichten, hat L. W. Sey ffarth in diesem Jahre die > P e s t a 1 o z z i - S t u d i e n ^ , eine Monatsschrift für Pestalozzi-Forschung etc., begründet. Die gesamte pädagogische Presse hat, wie die Prenfs. Lehrerztg.« schn iht, diese neue luscheinung auf dem (gebiete der Pädagogik mit I rcuden i^ci^rfif'-l. Um aber <1n^ P>rstehen der Pestnln/zi- Studicn ganz zu Niciiein, ist es notwcuilig, dafs die Uehrci kreise unsern Seyflarlh noch werkthäliger als bisher unterstützen, Seyffarth hat seinen Forschungen schon grofse Opfer gebracht und wird sie weiter bringen; aber des Besten Kraft niufs er-

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JokADDr» >loyer,

lahiiR'i), wenn sie nicht in Acr T.t'lircTschaft tliatkn'ifti>;c l'iiter- stül/uiiK fiiitlct. Die IVstalu/./i- Hliillcr kosten vierteljährlich nnr 60 Pf. Ks wäre für jeden der mehr als 2000 Zweig vereine des Deutsclieit Lehrcrvereius eine Kleinigkeit, wenn er wenij^stcns auf t Kxeniplar der > Studien abonnierte. Sie sind eine Fund- ^rxihv für j ' i Pädagogen und Ijesonders auch j;ceiK"<-'t, in die Arbeiten der Lehrer\ ereiiu tu '.u- Momente liinein/utra.m.n nnd sie so xn frischem Lel)en nnd SUxhen an/rnre^en. Wir hallen es für ciiK Ivhrenpflicht der dt nL>chen Lehrerschaft, im Jnbel- jähr ihres Altmeisters dnrch l'nlerstüt^ung de.s selbstlosen Unter- nehmens Seyffahrts zu beweisen, dafs sie ihren Pestalozzi, auch im Herzen tragt

Schlicislich mögen uns die geehrten Leser noch ein kurzes Wort in eigener Sache K<-slatleH. In der bekainiten Streit- frage i'^t nnn gegen die X. R nnch Herr A. Chr. Jessen anfgetrekii, der Redaktem' der ^Dentsch nsttrn Lehrer/tg. . einer /it inlich indH'kannteii und nnbedeuteiuU m Zeilschrift. ') Zur vSache bringt er nichts Xeue.s. "eine Iklähigiing /um Richter in dieser Angelegenheit bekundet er aufs glänzendste dadurch, dafs er für die unqualifizierbare Kampfesweise des Herrn Jordan kein Wort iles Tadels findet, dagegen meine I\nt- gegnung, die er in keinem Punkte widerlegt, eine Sclimähschrift nennt. Dafs Ikri Jessen seinen Oesinnungsgenossen niclit fallen lassen will, nehme uh ihm gar nicht übel: aber dann hatte er zu sdiweigen. So schlägt er der Wahrheit offen ins (ie>i<.!!l, und seine Ausführungen charakterisieren .sich als eine der wider- lichen Blüten, wie sie so leicht auf dem sumpfigen Ikxlen des Cliquenwesens aufschiefsen. Wie sehr man übrigens fürchtet, dafs die österreichische Lehrervveit durch unsere Abwehr die Wahrheit erfährt, geht daraus hervor, dafs die Deutsch-Ö.sterr. Lehrer/lg.' ein Inserat, das auf den Sonderabdruck unseres .A.ngnsl Artikels anfnierksani miiclite. /nrückgewiesen hat. .Sjx.iKt seiner .seihst und weiis nicht wie! Und solche Leute spielen sich als Richter über andere auf!

b Wer diese Charakterisierung /.« schroK finden .sollu-, möge bedenken, daf.s Jefwen den »N. B.^ dieselben Worte gewi<lniet hat. Mit der Deutsch ! )sterr. I.ehrer/tg. aber kann unsere Zeitschrift ruhig <len W ri^di icli ruishalten : die N. H. sind in I)«. \its( hl.iml mindestens tbcu.^u lakannt wie <lie Ueulsih OsUrr. I, ehrer/lg. in Österreieh. und auch in ihrer Be K utuni; stehen sie siclu rlicli <licscr Zellschrift nicht nnch. I'ntspreclu n <iu W'nit^ al^ ' hinsichtlich tlcr N. Ii. der Walirljcit. .so auch hinsichtlich tlcr DeutscJi österr. I^elirer/tg.'

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Neuere Aufsätze aus dex^

Fachpresse.

\'on C. Ziegler in Kicheti bei Hanau.

I.

Die pädagogische Presse setzte auch in dein verflossenen Jahre

jsielbewufst uiul rubi^ ihre Arbeit fort. Wie im \'oijalirc, so wollen auch diesmal die Abhandlungen aus dem f tobietc der alliremeinen Piidaijro'jfik sirh entweder mit den l'ordeninL^'^en des l.iluMis aus- einaiiderset/A n. tuK i die ]>ad.iL;i 'uiscbe Tbi oiir luul Praxis ]is>"ebo- lügiscli vertiefen. Xaturgemäis al>er iiber\vic};en heuer die Arbeiten der ersten Gruppe, hat doch der deutsche Iyehrer\'erein durch sein Thema: ^Umgestaltung der Bildungsziele nach den Forde- rungen der Oegenwart«^ den sozialen Gesichtspunkt indenVorder- i^nind gerückt. Da die X. 11. über das Thema eine umfassende Ab* bandlunj^ «rehrarht haben und die \'erbaii(l!unL;i ti durch die Annahme der Tewsschen Thesen in Hamburg voi Ifuifii; /.nni Alischlnfs gekotrinten sind, si lu II rvir hier von einer Herichlei.sUilliniL; iiber die zahlieii. lieu Artikel /u ihm um eher ab, als diese das Thema so verschieden- artig auffassen und anfassen, daCs ein Bericht darüber zu einer Ab- handlung auswachscn niüfste.

Zwei spezielle Forderungen, die mit Berufung auf das Leben häufig an die Schule gestellt werden, beleuchtet R. Köhler in seinen AbhandUin<^(Ti f'btr anfechtbare und u n a n fech t ba r i l"f)r- derunjjen ati die- Schule (h'rankf. Schul/tg. i- ;>) und Kosmo- j)olilismus und \'at crl a n d sl i ebe in ihrem \'erliältnisse zu einander und zur Ivr/.iehuui^ (Ivbenda 20 24). Wenn behauptet wird, führt er aus, dafs gerade jetzt die Ansprüche des praktischen Lebens mehr als früher durch die Schule berücksichtigt werden müfsten, so hat diese bOrdeniUir nur dann Berechtig^ung, wenn sie darauf au.sgeht, den Unterricht von aller Pedanterie und von nnniU/cm Wissenskram zu befreien; will sie die Hedürfnis.se des ])iaklisclien Lebens den idealen Interes.sen der Menschheit gegenüber in den Vordergrund stellen, so bezeichnet sie einen verhängnisvollen Irrtnni. Wer im Kmste bestreitet, dafs der Sinn der Jugend nach- drücklich auf die hohem Güter der Menschheit zu lenken ist, der

Heu BahMB (ItdAgocl«») 36

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verkennt das zwar lirfer licjcende, aher wirkliche Bedürfnis unserer Zeit, die weit mehr auf das Äufserlichc und Materielle gerichlct ist, als uns lieb sein kann. Ähnlich verhält es sich mit der Fordeninsf einer stärkeren Betonung der Vaterlandsliebe. Niemand kann leugnen, dafs die Erweckung der Vaterlandsliebe eine unserer wichtigsten Auf- gaben ist, aber eben darum ist es angfebracht, vor der ('»efalir /.u warnen, in »lie der Patriotismus leii lil verfällt, znmnl. wetin der (»e- sclnehlsuntt rriclil der Iiaui)tsache nach auf eine \ erherriiciuinji; ikr VV'aftetillialen hinausläuft und in diesen die IMüte des Kulturlebens erblickt. Kine andere Zeitforderun^; greift Dr. Kalthoff heraus in setner Arbeit: »Volkswirtschaftslehre und Volkscrzichung< (Padag. 8). Ihm ist die Forderung eines volkswirtschaftlichen Ivlenientaninterrichts eine notwendij^e Konsequenz des modernen I'nter- rielitsprinzips. Der Mensch, der heute moderti. d. h. jiesetzmäisig denken will, niufs /.um wenigsten das Wesen eines ökonomischen ( Ge- setzes l)e.L;riffen haben. I)ie (.eset/e, welche »mscre ökunnmische ICxistenz bedingen, liegen uns näher als tlic Gesetze, nach denen die Weltenkorper sich bewegen, sie treten auch früher in Geltung als die sittlichen Gesetze, weil der Mensch erst ein materielles Dasein be- sitzen niufs, ehe er sittliche Punktionen ausführen kaun. Deshalb heifst es das Nächstliegende vor dem I-erneren übersehen, wenn wir Naturgesetze lehren und nu)ralische (iesetze piedigen. aber die lie- setzc des r)kiMn>nii.sclK ii Lebens nnbernrksichtigl lassen. Ks stecken auch in den UulcrrichLsst<>ffeu su ljcdeuLs;une okoiuunische Üegriffe, dals der, der mit der entwickelnden Methode Krnst macht, gar nicht daran vorbeikommen kann. Die Schwierigkeiten, die in der Natur der Sache liegen, wiegen nicht schwer genug, die Möglichkeit dieses Unterrichts ztt verneinen, darf nur nichts anderes wollen, als eben die elementaren ökonomischen Vorgänge und Hegriffe dem Verständ- nis erschlielsen. .\uf eine sehr ernste hrage des Lebens lenkt W. Bartholomäus die Auimerksamkeit : Was kann die Schule und insonderheit der Lehrer im Kampfe gegen den Mifs- brauch geistiger Getränke wirken?^ (Päd. Bt. V.). Kr will den Schüler dahin gebracht sehen, aus eigenster innerster Übenteugung heraus das Sittliche zu wollen und durchzuführen, sein eigenes Fleisch zu kreuzigen, den Reizungen und Lockungen der Welt zu wider- stehen, soweit das in menschlicher Macht liegt, '/.w dem gleichen Resultate kotnuit Herforth il.tlntr/.. f. U. u. W. 47. 4S). X'ielleicht ist es den« IJcrichterslatter gelei;enllieh ver«rönnt, die einzig Krfolg in Aussicht stellende .Vutwort au.sführiieh zu begründen : Grund.saiz- liche Enthaltsamkeit lehren und üben!

Die Pädagogik nimmt aber nicht nur Forderungen des Lebens entgegen, sie stellt auch ihrerseits solche an das Leben. Eine wich- tige borderung die.ser Art erhebt Jobs. Tews in seinem Auf.satz; ^K i n derarbeit (1). Jil. f. e. V. 52), Wir l>ranchen staatliilie Vor- i>chniteu, sagt er dort, welche die KrziehungspfJicbteu der Kltem

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y«a«rv Anfrftti« MM der Pftekprms«.

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ebenso bcstininit fcstb p-fti. wie die I^ildiinifspflicht jresetzlich festge- stellt ist. Damit alh in ist es aber nicht K<^ t,linn ; in vielen l'*ällen zwingt tlie N\»t dazu, die Kinder zur Ivrwerbsarhcit heran/aizichen. Jvin Staat, der es ernst nieiut mit der Beseitigung der Kinderarbeit, miils auch stark genug sein, die Konsequenzen auf sich zu nehmen und dem schwer ringenden Familienvater die Mög^Hchkeit bieten, «seinem Kinde da» Brot zu beschaffen, ohne es zur Mitarbeit heranziehen zu mössen. Kinen .andern Wetr. die Kinderausbeutung überflüssig zu machen, girbt es nicht. Die I.ösnng der .\nf;.^;ilK isl nicht leicht, aber nicht unmöglicli. l^tiser Volk bat kein höheres (iut als seiiu- J iij^-end. Wenn diese zu einem l)edeulcndeii Teile unter \ erliältni.s.sen auiwäch.st, die eine volle I'iutfaltung ihrer Kräfte unmöglich machen, so ist das Vateriand in Ciefahr; Jugendschutz ist Schutz des Vaterlandes.

Fas.sen wir die Arbeiten der zweiten Gruppe ins Aup^e, so ist zu- erst die wertwlle Abhandlung über *nie Aufmerksamkeit^ (vSchule 11. I. eilen I— .x) voji \V. bick zu erwfdinen. Ivr definiert die .\ufnierk- SMtTikeit als die Kon/entration (]vs Bewufstseins auf einen kleinen Kn is \ (in \'f>rstelhingen. dir d ulnrvh in hellerer lielem litung er- scheinl. Nacii dem Grunde ihres i .tilstehcus ist sie entweder willkür- lich oder unwiltküilich. In letzterem Falle beruht sie entweder auf der Starke und Neuheit des sinnlichen Kindrucks primitive A. oder auf der ApperKeption. Die willkürliche Aufmerksamkeit steht unter der Herrschaft des Willens. Sie zeigt sich, nach aufsen ge- riclttct darin, dafs sie die .^-Sinnesorgane in eine der .Vttffassiinu des Wahrnehnmngsobiekles ^linisliL;^ I.aui. bringt uiul die ^eiigncten Aiiperzeplionsma.ssen sammtll. nach innen geriehlcl darin, ilals sie eine bestimmte Vorstellung oder \ orstellungsgruppe im üewufstsein festhält, und zwar, indem sie fremde, nicht zur Sache gehörende Vor* .Stellungen abwehrt und die Reproduktion so lenkt» dab der im Be> wufstscin stehenden Vorstellungsmasse die notigen apperzipierenden Hilfen zugeführt werden. Die Aufmerksamkeit hat eine grundlegende Hedtiittnit:- für unser gesnnitcs (reisUslclieii. Sic ist <lic stibjektivc Bedingung i\\v ilic Kl uluil und 1 »eutliohkL it uiiSLier \'orsttllnn;::en. Sie ermögliciiL die J.nlstehnng starker. umfa.s,sendcr und gegliederter VorstellungsmaHsen. aus denen das Begehreu und Wollen sich ent- wickelt. Durch das wiltkärliche Aufmerken wird der Wille geübt und gekräftigt. Aus der Bedeutung der Aufmerksamkeit für unser Geistes- leben überhaupt ergiebt sich unmittelbar ihre Bedeutung für den Unterricht. Sie ist die (irundvorau.ssetznng alles Lernens Daraus er- wächst dem Priflnirogeii eine doppelte \ufgabe: er mufs sich über die I^edinutin-r!i khirheil vetx liatii n. unter denen die Aufmerk.sam- keil entsteht; er mufs die MiLlcl kennen lernen, durch die er die Aufmerksamkeit der Schüler zu wedcen* zu leiten und zu erhalten vermag. Um die Aufmerksamkeit im allgemeinen zu wecken und zu erhalten, ist nötig, dafs der Kehrer die Kinder zu regieren versteht; dafs äufsere Störungen femgehalten werden; dafs die Anschauungs-

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itiittL-ln so In scbnfftMi sind, (i.us sie nicht /.crstrcucnd wirken; dafs die vScliider nicht übcrniiuk't werden ; dul.s die Schüler zur SeUnst- thätigkeit angeregt werden. Hierbei kotiimt besonders die diätoj^i^che Lehrfomi in Betracht Zur Krregunpf und Erhaltung der primitiven Aufmerksamkeit ist von HedeutunR : »lafs idles, was dem Schiller /nr sinnlichen Auffa&sung dargeboten wird, so beschaffen sei. daf,s starke Rei/e von ihm aitsirehen : dafs lA'hrer und Schüler lani tnnl «leullich sprechen; dafs AnschauuiiiismiUel in reichem Mafse V»ciiul/.t werden ; dafs in der l-'orni tks l nlcnichts Abwechslung stalllni<le. Ans der Lehre von der apperzipierenden Aufmcrki>amkeit ergeben sich für den Unterricht folgende Weisungen : der I^ehrstoff ist so auszuwählen und anzuordnen, dafs er vom Schüler apperxtpiert werden kann; alles, was gelehrt wird, mnfs /n dem bereits Ikkannteii in Beziehung ge- setzt werden ; jede Lehreinheit hat >nit einer \'orbereitung /u beginnen, durch die das liewufstsein der Srbüter für die Aiifiiahiiie des Neuen, das der Unterricht bieten soll. ciii|>langljch circin.n. lit w ii«!. Hie will- kürliche Aufmerki»amkeit ist tür «len er/äehen<len l nterriclil von ge- ringerer Bedeutung als die unwillkürliche, da sie meist auf einem mittelbaren Interesse beruht. Sie ist grundsätzlich nur da in Dienst zu nehmen, wo darauf gerechnet werden kann, dafs die unwillkür- liche ihr entgegenkommt und sie verstärkt. Wo sie einem mittelbaren Interesse entsprin'^t, ist sie nach Möglichkeit entbehrlich zu machen, weil sie kein trit hkräftiges Wissen tT/cnL^l und auf die sitllicht* Mnt- wickehmg des Scliülers von ii;u hleiligcui hiiiflufs ist. Auf zwei wichtige Mittel, die Klarheil und Deutlichkeit der Vurstellungen u\ erhöhen, weist K. Zeilsig hin: »Formenkunde und bildliches Darstellen als Prinzip und Fach* (P&d.Stud.4). Unsererohen Vorstellungen von den Dingen sollen zu geläuterten Anschauungen erhoben werden, da/u gehört vor allem die genaue Hinsicht in die l'onnenverhällni.sse. Im Anscblnl< ;in den Sachunterricht, sowiit er sicli auf ( '.eiienstände der Natur und Kunst bezieht, sin<l darum iMjrmenbelrachtungen nötig und aus den konkreten Krscljcinungeti folgende Sätze herauszuarbeiten: i. Oft sind zu gewissen Fonnen be- stimmte Stoffe nötig, um mit den («egenständen den grofsten Ge- brauchswert zu erzielen. 2. Die Form der Gegenstände hat meist Rücksicht zu iKlnnen auf gewisse Naturgesetze. 3. Der Gebrauch, die Aufgabe, bedingt die bonn mancher Dinge. 4. Die Form mancher (iegenst.'inde ist vnni Schönlieitsgefühl althäni^ig. Die b'ortset/tm'Lr der Formenkuiide isl das /.eu-luurische titul ]ilaslisi he DnrstcUen, es mufs " ie jene von Anlang bis l'nde der Schulzeit ununterbrochen Anwcn- cung finden und an der Gesamtarfaeit des Sachunterricbt^ Anteil nehmen. Anschauen, Vorstellen und mündliches, schriftliches oder bildliches Darstellen sind die Operationen bei Betrachtung von kon- kreten Dingen. Das Anschauen selbst ist nur die kleinere Hälfte der Arbeit, die weit schwerere ist die innere Ausgestalt\mg der X'orstellung, eine Arbeit, die die l'ädagugik fuüt gar nicht beachtet, weder theo-

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Vtutrt AnMttf an« der PaehpreM«.

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retisch iinU-rsuclit. noch in «Ki rrnxis /n fönUrn iKinühl i^l Anf der Oherstnfi" situl dann bL-ulc. J i u im. iikuinU \ind hddlu lu s F>ar- sttlk-n, /.um 1. teil zu ci heben. Anl ein anderes /ienilich unlieijanlcs IVld führt uns vS chic j;cl in seiner Abhandlung: Die Ermitte- lung der U nterrichtsergfebntsse* (D. Bl. i e. U. 25—28). Schlegel resumtert: Die Knnittelungf der Unterrichtsergicbnissc ist die pädajio-isi he Tliättgkett, weUdie be/weckt, die Wirkung^ festzu- stellen, welche ilie anjjcwandlen Unterrichtsmittel hervurirtbracht liabeti. !*s handelt sieh nicht um die Ivrzenirimir p^vchisrlu r ( iebilde, soiidrrn um tlie iirttiilU hint;;' ihres Vorhandriisrins. iai der Ans- führunj{ dieser Thätigkeit muis man sicli /.nnächsl darüber klar sein, welche Wirkung man von dem Unterrichte er^'artet, also, wie der Gedankenkreis des Schülers nach den Forderungen der Schule be- schaffen sein soll, und zweitens mufs man die Mittel kennen, durch welche man sich über die wirkliche (ieistesbeschaffenheit der Schüler möfjlichst wahrheits^emäfse Auskunft /u verschaffen vcnnajr. Hin- sichtlich des lel/.ten Punktes wiederum ist t s wichtig?, tlals e>. der Prüfende verstellt, den Schüler zu den versclnedeii.sten Ciei.steslhalij^- keilen zu \ cranlassen ; deshalb i.st der Versuch y;emacht worden, die Üblichen Pröfungsfragen zu uppieren nach den Geistesthätigkeiten, welche dieselben hervorrufen. Wenn man es nun auch mit der Er- mittelung der rnterrichtsergcbuisse aufserst gewissenhaft nimmt, so darf man doch nicht glauben, dafs uian alle Ivrfolj^e ermitteln könne; es p^iebt eben auch hier unniefsbare und nnwt irbare (".rüfsen; es sei nur erinnnl an die Wirkung, wiklit die l'er.scinlichkeit tJes Lehrers auf das ( iemüt des Zöglinj;s ausübt, i )der, wie will nuui die Menge der Gemütslagen, in welche der Unterricht den Schüler versetzte, er- mitteln ! Und dieser Wechsel ist doch für das Werden der Persönlich- keit von grofster Wichtigkeit Selbst in dem, was mefsbar und wäg- bar ist, werden wir die Wahrheit niemals völlig erreichen ; es wird .stets eine Differenz bleiben zwischen dem ennittelten und dem wirk liehen Mrfolire. Dahin aber tnnfs unser üemühen gehen, diesen Unter- schied iniuier kkiiur /u nulclKii. h'reilich darf man nicht zuiück- öchrecken, wenn es einmal ungün.stige Resultate giebt; nicht darauf mufs das Bestreben in erster Linie gerichtet sein, möglichst glänzende, sondern möglichst wahre Resultate zu haben ; nur durch die Wa';rheit hindurch führt der Weg zum Glänze. Die Psychologie der Sinnes- oi^ne behandelt \V. Lay in einer Arbeit Physiologische Psychologie und Schulpraxis (1). Schulprax. 1S94 Nr. 43 1S95 Nr. 15). Kr stellt folgende Sät/t hrraus : t 1 ). r Lehrer mufs im- stanch'sein, die angeborenen Kigen^cliatleii d. 1 ^inlUM rgane. nament- lich des (»esichUi- und Gehörsinnes bei jedem .seiner Schüler mög- lichst bald auf^ünden. 2. Kr mufs möglichst eingehend mit der Anatomie und Ph3'siologie der Sinnesorgane vertraut sein. Darauf hat der Seminarunterricht Rücksicht zn nehmen. 3. Er mufs jeden Schüler nach der Eigentümlichkeit seiner Sinne behandeln und be-

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urteilen. 4. ]'.r iiinis stets vor Augen hahen, «l.ii.s <las Kintl seine An- lajieJi unabänderlich äb«niehmen luufs. Uaf.s es für seine An» laj^en nicht verantwortlich gemacht werden kann. Auf die päda> ]ro^.sch sehr wichtifircn Abweichnnjreu von dem allgemeinen Typus des Sensoriunis lenken Ufer (IX Bl. 21. 22) und Thienie d'rax. d. Krz. 5. iu durch ihre Arbeiten ^Üher S i n n e s t y p e n . die Aufmerk- samkeit. Sie besprechen (U n < tesirhtst\"iins, tu i welchem dir ( icsirhts- vc»rste!hiii;jrii «) lebhaft im Hewuistseiii emporsteigen, tlais su in r,e- dachtnis, l'hantasie und Urteil die \vichti>;ste Rulle spielen, vlen Ge- hörst>-pn.s. hei dem die Gehprsvorateltun^^en diese Stelle einnehmen, und den I)ewe^ngst>'pus, bei dem das Gleiche von Muskelempfin- dtmgen gilt. Die Verarbeitung dieser Lehren führt mit Notwendigkeit zu einer Revision der I,ehre von der Anschaulichkeit des Ihiterriclits. Diese Abhandhmiren ffdiren bereits hinüber in das (iebiet der jjäda- jjfo irischen rallii)li>L:ic, die noch nicht überall jiebührend jjewünbi^t wml. .Mit Naeh<huek ucist darauf hin Dr. Spil/ner in einem Artikel Zur I'*ruge der U nterri ch tshy gi en c-^ ( rankf. Schul- ztg. A- 51 Ks ist durchaus nötig, dafs die deutsche Lehrerschaft die- selbe als eine bedeutungsvolle Zeitfrage behandelt. Ks gilt die Kraft einer selbständigen pädagogischen Wissenschaft auf dem l'elde der Jugendhygiene zu erweisen, es gilt, den Ausbau der eben.so von der llrfaliruntj, w\v \-on gründlichen psycholoijischen und physioli'uisolun KcniUuissLn v;eli .igeneti pädagogischen l'atho- lügie AU betreiben. Ivs wäre ein schwerer Irrtum, wenn man diesen Zweig der Pädagt)gik als eine müfsige Spezialfrage, als >klinische4 Pädagogik ohne allgemeine und praktische Bedeutung ansehen wollte. Das ist sie nie und nimmer. Sie mu/s ein Bollwerk gegen den medisinischen Andrang auf die vSchulpraxis und dic(vrund- lage einer segensreichen pädagogischen Jugendhygiene werden. (iegen eine solche falsche l'ordernng wendet sich Leisner mit seiner Arbeit Die geistige A n s t r e n u ii n u u n s e 1 ^ 1 S c h u 1 k i n d er (Sachs. Sciml/lg. ib), nämlich gegen ilie i-orderung, die Lektionen ans dnstQndigen in dreiviertelstündige umzuwandeln» weil die Kinder, wie experimentell nachgewiesen, nicht länger aufmerksam sein können. In der Praxis ist es mit der theoretischen Forderung, Kinder aollen eine Stunde aufmerksam sein, gar nicht .so schlimm als es .scheinen mag und als es nun gar zu vielfach gemacht wird. Die Anstrengung, welche die Kinder dabei zu macluti halten, ist nicht so gewaltig, der Verbrauch der Kräfte nicht .su i^\i>i>. als von aufserhalb des Kehr- faches Stehenden angenommen wird. Während der Lehrer vorträgt, erzählt, sind die Kinder aufnehmend (rcxeptiv) thätig, und das .strengt sie zunächst nur wenig an; da wird vielmehr der («eist erhoben und erleichtert, nicht ab^ niedergedruckt und beschwert Bei Demon- strationen abstrakter und schwierij^erer Xatur sucht der Lehrer durch ;i11crleT ti •hnischc Kunstgriffe und .sonstit;e Mittel, dur« h Anschauungs- gegenstäude, \ ergleichungen, lunkleidungen. durch allerlei erklären-

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(los und (las Intirtsse förclermlcs Beiwerk. <lurch Krzalil- und I*'fill- stoff die Klippe einer imi s]>i kuiativen fU-dankenarheil seilen der Kinder in \\ olntliiu tuler Weise zu umschiffen. Antworten kann immer nur ein Kind aui einmal in vielen Stunden kumnit jedes regeltnätei^ nur ein- bis zweimal an die Reihe und sofern die Kinder vcranlafst sind, dem Gange des Unterrichts im ganzen nnr teilnehmend zu folgen, ist das ein so sacligeniälses und wohlbcrech- ti^es Verlangen, dafs von eiiier rberanstrenj^unjf und einem ver- hältnismätsis^ zu weil}4,eh v i n Wrbrauch der Kräfte nicht sobald j^eredet werd;Ji katm In Summa: In unsern Schnltn, die I.cbrer haben, welche das Handwerk versteheJi und. wollen wir noch hinzu- füi^en, die verständig geleitet werden, haben die Kinder keineswegs derartig Plagen zu erdulden, dafs die Frage nach der natfirllchen Dauer der Aufmerksamkeit als eine so brennende bezeichnet werden dürfte, wie neuerdings mehrfoch gethan worden ist. Die Kla«;ea über die jjeistij^e Überanstrengung; haben vielfach eine X'ernach- lässij^uni; und l'rterscluitzunjr der (iedüclitni.spflej^e zur b'olj^e j^ehabt. die }•■ V. Sali \v ü r k 7. ti tu S c h u t z e d e i e d ä c Ii t n i s b i 1 d u n .i; das \V»jrt ergreifen lälst (Rhein. Iii. i. 2). i>ie Anlegung und (iang- barmachung der Vorstellungsbahnen gehört zu den wichtigsten Ob- liegenheiten des Unterrichts. Das eigentümliche Gebiet dieser Bahnen, das (icdächtni.s. ist ein Teil unseres JUeibes und I«ebens, der mit uns wächst und mit uns sich verändert, nicht eine Tafel, die sich mit diesem oder jenem Inhalt beschreiben lälst, der sich dann ebenso leicht wie«lcr ausloschen läfst. Was dem (»edächtnis wirklich ange- eignet ist. kann mit der Zcsl unter dem ICinllufs neu hinzutretender Vorstellungen andere Gestalt annehmen, aber es ist uns nicht mög- lieh, durch irgend einen Akt selbstwillig etwas aus ihm zu entfernen. Verbindungen, die wir mit lebhaftem Interesse geschlossen haben, in unsenu tiedächtnis zu lösen, i.st eine Arbeit, die sogar körperlich angreifen kann, und sehr schmerzlich ist es, befjticin gewordene l'fadc derCiedanken wieder zu verlassen und den rechlen I'unkt /n finden, von dem au.s eine andere Richtung hätte eingeschlagen werden uiüssen.

(Scbluls folgt.)

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nittrich. (.. u. K. iluster, Industrie n. Mntter- bcruf. i'.iu \ OisrhlaLT i'"' lürirli tuiiji «»Mii'ntor. Miulrhen l-'nvlhil- <lunjiss< huK II in l';il)nkjL;«.iicti<U ii. <.S7 S.) l'hiUL'M. A. Kell'. I M.

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Millhak r. Dr.Jul., Das Rätsel (k'S Seböneu. lünf Studie über die l'rin/.ipieti dei .\stlietik. 134 S. kp/R.. bririliirli 3 M.

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Pacbe. t)sk., IIand!>ueli des «kutsibeii b'ortbildungswescns. i. Teil. jVlII, iSS S. mit i Bildnis.) Wittenberg. R. Herrose. ;^ M.

I'ohlniann, im.i., Dr. Ad., ICin UDiL liir den Sibulirietkn. Ivin Wntra^'. Nebst e. Nacbwort v. Schuir. I r, Polack. S.> K«ssen, it. \). Bädecker. 0,40 M.

Rolf es, Dr.K.. Die substantielle I'(jrni und der Be.i^riff 'In i L bei Ari.stotcles. tl\ . 1 14 .S.) l'ader- bom, Schöning!]. 5.20 M.

und Aufsätze.

b) Aufsätze.

1 1 o 1 1 k a ni m, !• DörpfekLs Freie Schuljreincin<1e im Ijchte knltur-

liislonselur linlw i ekeln uiv. (l'äd. Studien i.i Dresden» Bleyl und Kämmerer.

K! ii. Dr. Tb., l'ädagojrische Ideen Rieliard Mul» isters, eines Zeitueno.ssen Sbakespear.s. (l'äd. Studien 3.) Dresden. Bleyl und Kämmerer.

kehmsick, kritA Warum Mär- chen? Kine ICrortcrung*. iPad.ij^. Studii 11 1 ) Dresden, Bleyl und Kämmerer.

Ostermai, ()., Die neueren Ref(»nubestrebun^en auf demOe-* biete di-s «.'vaiim l ist lu 11 K i liii^iotis- unterrichls <Ur \ olkssehule. ;i*äd. vStudien Dresden, Bleyl und Käminer< r

l'alusclika, A., Wie htöseii sieh volkswirtschaftliche Kletnentar- kenntnissr im l\.ihmen <ler jet/iiien kehrplüne der \'olk.s.schule ver- mitteln, und welche Kenntnis.se k<nnmen hierbei haui)tsäehlieli in Iklraebt. (l'raxisder X'olksscliule 7.1 Halle a, S.. Schrödel.

Paul, \V., Biolo^sehe Hetraeb- tuufieu im nalnri;rscbiclilliclun Unterricht der \ tilk.s.sclude. (Aus der Schule 5.1 keipzijf. DOrr.

( Hl .'i 1> i r 1; . 1 . I.,tin.t, \Vi k^hc

Ausrü.stunj; liefert die iiolu i e Mäd- chenschule ihren Zöf^linuen für den Kampf des Daseins :* (Lehrerin Jij <iera. Tb. Ilcimaiin.

R i fsni an n , R . Joachim Heinrich Campe, (l'äd. Ztir. -'7 Berlin, W. und vS. Löwenthal.

T h r ä Udorf, A. Iv., Theologie und rsycholojfie in ihrem Ver- hältnis zur TiliL^iöseli Ju;;en(kr- /.iehung. (Ztschr. f. Thilos, u. Päd. 2. f^anj^ensalxa, Bevern. Söhne.

Waldapfek J.. Die l'äd. tu- .-ik Bact>ns. (Ztschr. f. Phllo.s. u. Päd. 1.2.) kanj^^eusalza, Beyer u. Söhne.

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Neue Balinen.

^ PÄDAGOGIUM. Monat88cbrift fiir Haus-, Schul- und GeseUschafts-Erziehung.

H«*fl 11. Nmuiuhn- 1096. YIl. «liiiirg.

Gbescliiclite der Methodik des kultur-

gescliichtliclien Unterriclits.

\ Oll Johann Bengel in Kacrcii. (Schlufs.)

P. F. Kirchtnann.

luiieii 1k*i \ orrajrciHk'ii Platz unter den Männern, die für einen kulturge.schiclitliclien I nlerricht eintraten, niniml P. \\ Kirch mann ein dnrch seine Schrift: Geschichte der Arbeit und Knltnr, dargestellt als Lelirge gen stand für Schulen (Leipzi^,^ 1855)- In diesem Bnche äufsert er: Lan;»e schon hat die ( lescln'chte einen Platz im Unterrichte beliaupict, al)cr welche (ieschichle^ ' Nicht die Geschichte, die den .stillen und friedh'chen Leben.skreis dnrch Arbeit und Rinj^en der ^^cistij^en Kiälle der Menschen bereitet hat, sondern die Gescliichte des entfesselten Ehrgeizes und der bhUiK<^*n Thaten, welche Staaten zerstört itnd gegründet» Völker zertreten und gefesselt haben. Nicht aber so ; sondern die Jugend unseres X'olkes soll sich begeistern für die Eut« wickelunt:; nnd Förderung friedlicher Kinriclitungen und geistiger P>rungensch:'.ftrn, und dazu kann und soll die (leschichte anleiten, wenn ^ie die friedlichen und geisti^eii Kntwickehmgen in der Menschheit in den Vordergrund treten läfst«.

t Von einem solchen Unterrichte läfst sich auch mehr für die Charakterbildung erwarten.. Wenn die Völker und Staatengest Iii eilte das Streben bei dem Schüler erregen kann, ein «^n>fscr Feldluir oder Staatsmann zu worden, so mnfs die lieseliichtc der Kultur und .\rl)eit dem künlti^xn P.iirger das Strebeziel aufstellen, ein I''ürdt rer und \\ rbesserer auf dem Felde der iriedlichcn Kultur zu werden. Und wenn jene Geschichte den ge werbtreibenden ßurger als ein wirk- sames Glied in der grofsen Volksgesellschaft erscheinen läfst, so erbebt eine Geschichte dieser Art ihn zu einem beachtungs-

SvM Babnra lPaiüif<i(liui) II. t?

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werten Förderer der wahrt ii Interessen der niensclilielien ( jesellsehaft nnd vcrniaji: so den j^erin.^:sten Handwerker mit einem Selbstgefühl zn erfüllen, das ihn nnter denSchvvierig- keiten des Lebens vor Mutlosigkeit und Verzagtheit bewahrt' ') Ktrchnianu ist der Meinung, dafs die Oeschichte in zwei l^nterrich ts jrcgenstände zn scheiden sei, in politische nnd in K n 1 1 n r e s c h i c h t e. l*nr diesen let/.terii ('ei»^enstand lieft rte er in dem ()l)en .«genannten Hnche das Material. Dasselbe gliedert '^icli in fünf Hanptabschiiitlc: 1. Krfindnnf;: nntl \'er\ ollkuninniunj^ der Mittel zur lleirie- digung der dringendsten Lebensbedürfnisse. II. Der Mensch in zunehmender Erkenntnis nnd Beherrschung von Raum und Zeit III. Knnstbestrebuiigen und Kmistleistnngen der Menschen. IV. Wissenschaftliche Rcslrebungen und Leistungen. V. Spiel, Luxus, HequeniUchkeit, gemeinnützige \'ereinc und Anstalten.

Der erste Al)schnitt behan<lelt: Xaln ungsstoffe, (ie- träiike, Ciewürze, Feuer, Qefäise, i^elfel, Mes.ser, tiabclu, (Ge- bäude, Fenster und Glas, Öfen und Schornsteine, Bearbeitung der Schafwolle, des Flachses, der Baumwolle und Seide, Fufsbekleidung nnd K()pn>rdeckungen, Bergbau, Waffen, Handelf Münzen. Diese Inhaltsangabe des ersten Abschnittes mag genügen, denn sie gestattet einen hinreichenden Blick in die Anlage des Hnches.

Fiiis mnfs zugegeben wenleu, dvv Verfasser hat grofsen Fleifs daraul verwandt, den Stoff zu sammeln und zu ver- arbeiten. Aber ob Kirchmann etwas Brauchbares für die Schule geschaffen hat, das i.st eine Frage, die man wohl kaum bejahen wird. Zunächst darf wohl nie das Kiiltur- geschiehtliehe losgetrennt von der politischen Cicschichte, also für sich allein behandelt werden, Srulann ist das ge- sammelte Material sicherlich nicht das lioic und Rechte. Kirehmann steht auf dem Standpunkte Campes, der den F^finder des Spinnrades höher schätzt als Homer. Uns , sagt A. R i c h t e r will es scheinen, als ob in einer deutschen Volksschule von ganz anderem die Redr sein müfste. Wenn es sich z. 1». darum handelt, die vSchüler einsehen zu lehren» Nvelchen F^influfs ( iesang uiul Musik auf die Kulturentwickelung des deutschen \'olkes gehabt haben, so vermögen das nimmer- mehr die trockenen Notizen Kirc liui.inns, es mnf.s vielmehr ein lebciHÜges lÜld gezeichiKl wer<ieu:

? Der fahrende Siinger, der im Mittelalter von Burg zu Burg zieht und zur Rotte oder Fiedel die Lieder von Sieg-

') Kircbmann, Vorrede, S. 1\ ii, VI. IMe Kulturgeschichte in der Volksüchule, S. 13.

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fried und Kricmhild singt^ der während des Winters auf einer Bnrg Her])erge erhält, um des Ritters Tochter in Gesang und Musik zn unterrichten, der der Hurgherrin die Tj'edcr, die ihr besonders q-efallen, in ein besonderes liucli cinsclireibt oder sie wenig.sU'Us dem Kapellan vorsingt, der in der linrg oft der einzige des vSchrcibcns Kundige ist; oder: der wandernde Spielmann, der unter der Linde nntten im Dorfe Lieder singt und dann seine lustige Weisen zum Tanze aufspielt, bei dem jung und alt mitsingt; die ehren- werten Meistersinger, die am »Sonntag Nachmittag vor grofser Zuhörerschaft ihre gereimten historischen Ijedcr sangen n.s.w.

Zur Widerlegung der l'orderiing Kirclimanns, ]jolitische und KnUur.Lj;eschichte im Unterricht voneinander zu trennen, sei ein Wort des Professors von Zwiedineck ange- führt: »Gerade die Staatshistorie kann von dem, was man Kulturgeschichte zu nennen gewöhnt ist, gar nicht getrennt werden, wenn sie ihr Ziel unverrückt vor Augen halt. Die ICntwickelnng des Staates ist von der Kntw ickelung des Individuums und der h'aniilic bedingt, der Einzehie wirkt auf die (icsamtheit ein, und diese wieder bestiuiuil unil begrenzt die Tliätigkeit des Kinzelnen. Die vStaats;^e- schichte mufs stets das Gesamtleben des Staates vor Augen haben, sie darf keine Erscheinung der materiellen und geistigen Kultur übersehen, die auf die Form oder den Inhalt dieses (lesamtlebens Kinflufs gewonnen hat .... Sich darüber Klarheit zu verschaffen, in welcher Verschlingung Politik, \'erkc]ir, Handel, Kunst, Litteratur, Philosophie etc. sicli zu alle u Zeiten bewegen, ist die Hauptaufgal>e der (xescliiehle im weitesten Sinne. ICrkenni sie dieselbe nicht, so dient sie auch der Wahrheit nicht Hin Zeitbild, auf dem sich nur Staatsmänner und Offiziere bewegen, ist unvollständig und wirkt geradezu irreführend, wenn es den Anspruch erhebt, alles aufgenonnnen zu hal)en, was der Aufnahme wert ge- wesen sei' . (Zeitschrift für allgemeine Creschichte, jahrg. 1886.)

J. F. C. Campe.

Ivin gewaltiger i'cind erstand in jener Zeit der Kultur- geschichte in dem Professor Dr. Campe, dem Verfasser des Werkes -(Geschieh tc und Unterricht in der Ge- schichte- (Leipzig 1859). Ihm ist die (»eschichte für alle Zeiten eine in» moria rertun grsfnntni und ihre Aufgabe keine andere, als Thaten tmd nichts .ds 'riialcn zu erzählen.

Thaten, nicht Zustände, sind die eigentlichen Ob- jekte der Oescliichtc Diese Ansicht sucht er zu be-

') Campe, S. 28.

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J«hAnn Bmi|{»L

weisen: i. durch den Begfriff der (k>cliichte, 2, durch das Interesse der Schüler nu der That und 3. durch die Be- geisterung der O«. scliicl!t>sclirciher hir die That.

Das Wort (icsc liiclitc kommt her von «geschehen , sie erzählt also (ieschehenes, (ieschehnisse, oder auch wie der landläufi<>:e Ausdruck lieisst: Tliaten. Denn jede That niufs gfeschehen sein^ wenn sie eben eine That sein soll. Dem kann allerdings nicht widersprochen werden. Aher jede That ruft nach ihrer \'ollbringung doch einen he^-timmten Zustand hervor, der \or der That nicht bestanden und der dnch auch zur That gehört, wie Leib und Seele /.usammen gch<»ren. Thatgeschiclite = hall>e Geschiclue, politische (ie- schichte = halbe Cicschichte.

Campe verweist 2) anf das Interesse, das die Schüler der Thaterzähhmg entgegen bringen. Wir gestehen freilich' offen, dafs die vSchüler sich auch für langwierige Kriege und blutige Schlachten interessieren, ihr Herz erwännrn und sich begeistern, sobald dieselben ihnen anschaulich und lebendig vorgeführt werden. .Allein nur einzelnen Episoden bringen die SeludcM eine .sulclic Vorliebe entgegen, dafs .sie an den Lippen des Lehrers hängen. Bei weitem die meisten historischen Regebenheiten und grofsartigen Staatsaktionen verfangen bei dem Schüler nicht, er bleibt völlig teilnahm- los und kühl bis ans Herz hinan. Sobald wir jedoch in solchen l-Tilkn in die deutsche Litteralur griffen und die Cieschichte einmal selbst sprechen liefsen, da schienen die Schüler wie umgewandelt, weil ihnen nun zugleich ein Blick in die Knliurzustäude der betreilcnden Zeit gewährt war .'j

Für seine Ansicht beruft sich Campe 3) auch noch auf die Entstehung der Geschichtsschreibung. ^Fragen wir^ was den Historiker begeistert, was die Geschichtsschreibung ins Leben gerufen hat, so sind es Thaten, m'cht Zustände ge- wesen. Zustände, in denen es lebt oder gelebt hat, zu wissen, verlangt kein \'<>lk, aber Thaten \ erlangt es <ler Nachwelt Überlieferl zu sehen .Allerdings, die persischen und panischen Kriej^e, der pelopounesi.schc Krieg, die Herrlichkeit des grofseu Karl, die Ottonen und Stauf er haben grofse Geschichtsschreiber erweckt Aber doch nicht innner ist es so! Die Reformation hat keinen Ge- schichtsschreiber hervorgebracht, auch nicht der dreilsigjährige Krieg. Ja, gerade umgekehrt sind in den letzten I>czemiien grofse ( lesehiclu.Nlorscher und -sehreiber erstanden, Xiebnhr, Mounusen, Curtius, Droysen, Ranke, der kleinen Geister in

*f Krici;cr, Dvr (icschichtsuntet rieht. .N'ürnlj.rg ii>j(y, S. 20 f. *) Campe. S. 47.

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der Kbcne des j^ewöhnliclien Lebens nicht zu gedenkt ii. und doch haben sich in nnsern Tagen keine weltgeschichtlichen Kreignisse zugetragen,')

Trot'/dem nun Campe mit Dreistigkeit (wie er es selbst utuiil) tlic Ansicht verficht, dafs die Kultur gar nicht in die Ciescliicluc gehört, und dals der Stand- punkt der Kultur, wenn von ihm aus als von einem hohem die (yeschichte betrachtet werden soll, ein ganz unberechtigter ist und ein falsches Bild von der r,rsrln"chte und ihrem Inhalt geben nnifs sieht er sich doch später zu dem Zu- geständnis gezwnn<^cn. dafs die kulturgeschichtlichen \'er- liältnissc- -luch in Ileziehung auf die deschichte betrachtet werden künneu. Kr sagt: Die Aufgabe derselben ist : Thaten zu verstellen. Diese Aufgabe zu erfüllen ist aber schwer. Denn die That erklärt sich nicht von selber; man mufs« aufser vielem andern, dessen es dazu bedarf, hinauf- steigen in die allgemeine Menschen- und hinabsteigen in die ein/tlne V'olksnatur, um gerade diese That in ihre r Kigi ntünilichkeit zu begreifen, ,Man mufs eine Masse V Uli k u 1 1 n r eselii ch tl ich en Stoffen mit heranziehen, um das \ ersländnis zu fördern; man mufs auch die Tiiat Über sich selbst hinaus bis in ihre Folgen und Wir- kungen beobachten und sie begleiten bis da, wo sie sich in gewissen Zuständen fixieti und gleichsam k rystallisiert Ks giebt keinen Teil der Kuteratur und Kunst, der dieser geschichtlichen l'.c iraeli ! uug sich entzöge; aber bei dem einen tritt dirsr Hezielning so grofs und lull hervor, dafs <lie C.eschiehle sie autnrhnien und beiiul/ien mufs; bei dem .indern ist diese Beziehung .so schwach, dals nur die Behandlung der (beschichte, die bis auf die letzten Folgen oder bis auf die tiefsten und unscheinbarsten Wurzel- fäserchen vor- oder zurückgeht, sie zu benutzen und zu ver- werten vermag .^) .

Man sieht, Campe wirft <\\c Knltnrge^chirlitr 'nr Unus- ihiir iiinaus. läfst sie aber wit<lir /nr Hintcitluir herein.

.\l)er w ulün wirft Campe die \ ciachtete kullurgeschichte? -hl die Erdkunde, die nach K. Kitter ihre Culminatiun erreicht in der kausalen Bezieh ung der Formen und Ver- hältnisse der Erdoberfläche zur Bildung und (vesitttmg der Menschen, gehören jene Kulturzustände, die jetzt, weil man den rechten Platz für sie verlorcTi hat, in die (reschichte eingezwängt werden, wo sie als fremdartige und unof^nnische Stücke nicht zu ihrem Rechte gelaiigeu können, und den

') Krii'j^er a. a. (>. S. 24.

Campe, S. 55. ") Campe, S. 65 ff.

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^66 J«Imuis BengtL

echten Kindern des Hanses den Platz veren 5:^:011 und das lirot ncliiiien. Alsdann wird die (Teschichie, \on diesem massenhaften vStf)fk' befreit, leiclUen und frolien Herzens sicli ganz ihrem eigenen Lebenskreise zuwenden können^ (S. 40).

CSimpe freut sich auch, einen Gewährsmann für diese Ansiebt anführen zu können, nämlich K. H. Rättij^ in dessen Schrift: Über die Wahl des historischen Stoffes für den (t\ vn nasialnnterricht (Xenstrelitz i8so). Die be- treffende Stelle ans dieser Sclirift, die Cani{)e allerdinjirs tn'cht anfülirt, laulel: Die (ieojjraphie ist überhaupt u;eeiL;net, diejenigen Elemente in sich aufzunehmen, die mehr oder weniger der Natunnacht verfallen sind und die das geschicht- liche Prinzip in unreiner und unausgebildeter Form erscheinen lassen, während es unanj^emessen zu sein scheint, allerlei geschichtliches Material, das ans der Sphäre welthistorischer Völker entnommen ist, dieser \\'issenschaft j^ei^en üire \atnr aufzudringen. Sie beschränkt sich auf das Z^^t;in(biche und Ciewordeiie, und daher ist mit iliiem Hegriffe ilasjenige ver- wand was weniger in der Form des Werdens, als des ab- geschlossenen Resultates interessiert und so gleichsaut eine flächenartige Lagerung in dem geographischen Systeme bildet, dessen Idee auch ein deutlicheres Licht darauf wirft«. (S. 2S und 29).

Karl Biedermann.

Campe war ein tapferer Kämpe, der mit vielem Mut und nicht ohne Geschick eine Lanze einlegte für die Pürsten- und Regentengeschichte. Aber trotzdem rückt seit den

sechziger Jahren die Kidturgeschichte immer mehr in den Vordergrund. Noch im Jahre 1S59 genehmigte der preu fsisch e Unterrichtsminister eine Instruktion für den (Tcschichts- nnterricht an (iymnasieii der Provinz Westfaleii, in der es heilst: In den beiden oberen Klassen tritt eine Krvveiternnjr des Geschichtsunterrichts d u r c h A u i n a h m t d es Kult u r- geschichtlichen ein: der Litteratur, Kunst und solcher Mitteilungen aus den Gebieten der Wissenschaft, Religion, der Erfindungen, des Verkehrs, der Sitten und Kinrichtungen, die geeignet sind, ein möglichst anschauliches Bild von der Individualität des \'olkes und \-(m den Fortschritten in der Kntwickelunj^ der ^re^aniien Menschheit zu ei/,cu^en. ')

Im Jahre i8ou, ein Jahr nach der Campeschen Schrift

'1 lA'htviLl ist Kenntnis uml X'crsläinbiis di r wichtigsten, ins- besondere der kukui jiesehiehtlicheu Bejjebenheilen und i'ersonen . (Lehr- und Prüfungsordnung für die KeaJschnlen und Seminare im Königreich Sachsen.)

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erscliien von rniversitätiä^Professo r Dr. Hiedermann eine Arbeit: Der tieschich tsnn terriclit in der Schule, seine Mängel und ei ti \' orschla zur Abhilfe (Hrauuscliweig). In diesem Buche l)eiciiclilet Hiedernuiun »gewisse Män}»^el des Unterrichtshetriel)s in der ( i( S( Inclite, und sein Vorsehl ai^; zur Abhilfe bestand in der Furdernug, dals die Ku 1 1 u rgcsehieli ic die Führerschaft beim Unterricht übernehtneu, die politische sich aber nur an jene anlehnen müsse.

Sechszehn Jahre später, im Jahre 1H76, hielt Biedermann in der Päda<»o.ij^ischen ( lesellschafl zu Leipzij^ einen Vortraj^ über das Tlumn: Der ( » esch i ch ts u n te rri cli 1 in der Schule («gedruckt Leipzij^ i'^7'^>). Der Inhalt läl>t sich kurz also zusammenfassen; i. Die l*äda}^ot»ik fordert mit Recht einen Kort^anir vom Leichten zum Schweren, vom Kinfachen zum Zusammen gesetzten^ vom Nähern zum Entfernten. Alles dies aber ist bei der gewöhnlichen^ der sojr. politischen Ge- schichte schwer oder jjar nicht /.n leisten. Denn j^rofse Staatsaktionen, Kriejut-, Diplomatie, Reformen, Revolutiotien sind für Kiudrr /u schwer, zu \erwirkrlt und zu entfernt. 2. Die räda.L,n'L:ik fordert ferner mÖL'licijsle .\uschaulichkeit lies zu lernendtu Stoffes. Die ist aber schwer iu der poli- tischen (leschichte m erzielen, wo die einzelneu Momente nur der Zeit nach aufeinanderfolgen, gleichsam eine unend- liche Linie, keine Fläche bilden. ,v /u dem kommt end- lich der so<;. Praj^nuatisuii:^ der polit i-^t lu 11 « a schichte, der dem Wrsländnis ^rofse S». Ii w ieri«;keiten bi< h i.

Die pt)litise1i'' ( H srhic h 1 c \<\ also zu schwer für <lie untern Stufen. lU i (K: ku'nur-i >. hirlulichen Methode aber heben sich alle Scin\ leri^^keiuii. liiei kann der J^ehrer vom Nahen zum Fernen (z. B. von der jetzigen Art mensch- licher Wohnungen und Kleider zu früheren Arten) fortgehen. Hier kann er mit dem Kinfachsten anfauj^en. Hier, für diese nächstliej.;endeu Oegenstäude, kommt dem Lehrer \ ou Seiten des Kindes Interesse und Verständnis enf^-^c'^rn. liier endlich wird soj^ar ein bewufstes l'rteil sich leicluei einsiellen.

Die b'raj^e ist nun: Wie 1 ä fs t sich das kulturj^e- .schi cht liehe Moment für den Unterricht brauch- bar machen? Der Unterricht wird in drei Stufen ge- gliedert Die erste Stufe, die etwa mit dem zehnten Lebens- jahre be^dnnen könnte, schlösse sich naturgemäfs an den .sujj. .Xnsi li:tnunj^^'>unterricht au, indem sie <Hc<en gleichsam nur UTK Ii l lick\^ ärts hin erweiterte. Mau k(>unte diese Stufe auch als k u 1 1 u i e s c h i c h 1 1 i c h e n .\ u s c h a u u u i): s u u t e r- r i ch t bezeichnen. Eine z w e i le »Stufe kulturgeschichtlichen Unterrichts ,etwa vom elften Lebensjahre an, konnte sich an die in den Schulen übliche Ueimatskunde anschlielsen und

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sich so zu einer Ii t i m a t Ii cli en K ul t u r cscli i ch te ^c- stalten. Die dritte Suit\- eiullicli, ^^•el^hc (kii /vvei let/tcu Jahren in der \'(>lk.sscluile ani«^es[>art l'licl>c\ wiinU- rim-n niethociisi licn und proj^rcssiven (lescliichlsunterriclil <lai bicU n müssen» aber wiederum so, dals die Kulturgeschichte dessen Mittelpunkt bildet. Hiedermann schlä^^t vor, den Unterricht in der deutschen (leschichte in zwölf Kuttnrbilder zu ^prnppiern: i. Urzeit. 2. \*ölker\van<lernno;. 3. Zeit Karls d. Gr. 4. Konslitnierunj*^ nctitscldands als sell)ständi<rcs Reich unter eigjenen Könij^en. 5. Zwisclienreicli. 6. Ri forniatinn. 7. Drcifsij^jähriger Kriet^. 8, l'Viedricli II., der(ir. 9. Zerlall des Reiches. u>. Wiener Kongrcls. 11. 1848. 12. 1866.

Zehn Jahre später erschien von Biedermann eine neue Schrift: Der Geschichtsunterricht auf Schulen nach knlttirgesch 1 clul i du r Methode (W'iish.iden 1885). lune lesenswerte Arbeit, die dem kulturgescliichtliclien Unterricht manche Freunde gew nui! »Sie umfafst drei Teile: i. Kin- leituu}^. 2. Die kiihuri;^eschiclitlielic- und die er/rdilciide •Viethode des ( .1 srliirlitsnntcrricbts. 3. Die knlturj^escluclit- liche Methode in ilucr prakliselun Anwendung. Eine cha- rakteristische Stelle aus diesem Werke lautet:

*Ks hat Zeiten geffeben, wo Kriege und Schlachten (das l'echten und Totschlagen ) nahezu den einzigen Inhalt der Gescliiclite ausmachten, wo eine herrsehende Klasse \ ornchni verachtend auf die \V>lksmasse herabsah, wo das Xdlk seihst so ^rln das r.elUhl seines eigenen Wertes ein^ebiilst hatte, dals es auch seinerseits nur für das Treil)en der Höfe und des Adels Sinn und Interesse besafs. Diese Zeiten aber liegen Gott sei dank weit hinter nns und werden hoffentlich nicht wiederkehren. Auch die Schätzung kriegerischer Thatcn ist heute eine andere ^^eworden. So sehr wir gewifs jede zur Verteidigung des Vaterlandes vollzogene kriegerische- That linchschätzcii und bewundern, so erblicken wir doch in dem Kriege- an sich eine traurige Xotwrndigkeit, während in frühern Jahrhunderten Kriege un<l »Sehlaehten, Kroberungeu und Vergewaltigungen der Nachbarn gewissermafsen zum rechten Sichansleben eines Volkes, insbesondere aber zum notwendigen Schmucke des Thrones gehörten. Für diesen bedeutsamen Wandel in unserer ganzen Lebensanschautin g giebt es kein schöneres Zeugnis, als jene herrlichen Worte Kaiser Wilhelms I. Kv wolle, sagte der siegreiche Meld, Mehrer des Reiehes sein nicht an kriegerisciirn Krf)l>ernngen, sundern an den (»ütern und (iaht 11 des iMicdciis, aui dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung'. Und wir wollten unsere Jugend, indem wir sie gewohnten, in der (teschichte nur an kriegerischen Schauspielen ihre Freude

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Omchlrlit* irr H^tbodllt 4os tiiU«rf(*i«blchlllch«n Vatcrrlekts. * :^6fj

ZU haben, 7a\ einer Lebensauffassung und Gesinnung anleiten, die der Kaiser Wilhelms T. gerade entgegengesetzt wäre?

Auch unser deutsches \'olk i^t Lilücklichcrwcise bisher tnit/ seiner »Sie*j^e und dcr 'dadiuch mit einem Male erlan<;ten hervorraj^enden Strlliini; L^än/lich frei j^eblieben von jenem unseh'j^cn (iröfst n wahn (Cli<iu\ ini.smus), der unsere Nachbarn im Westen nicht zur Ruhe kommen läfst Hüten wir uns doch ja^ durch den Geschichtsunterricht etwa die Keime eines solchen in die Herzen der Jupend zu le^en!» (S, l6 u. 17.)

In demselben Jahre erschien von T'irdcrmann ein anderes, f^! öfseres Werk : Den tschc Vol ks- und K.u 1 1 urgeschicli t c tür Schule und Hans. 3 Teile. (Wiesbaden). Ks unter- scheidet sich \ on den g-ewiilniliclu 11 ( reschichtsbüchern durch folgende Momente: i. umla.ssendc Dar.stcllung der Kultur- geschichte, 2. sorgfältige Auswahl des Wichtigen und Not- wendigen, 3. eine solche Anordnung des Stoffes, die die grofsen geschichtlichen Begebenheiten und Personen in ihrem innern Zusannuenhan^e vorfuhrt.

Während die deutsche Volks- und Kulturtj^e- schiciiu- ein Buch vornehndich im rlit^ Hand des Leiners ist. i^ab r.icik'iniann im vorio-en Jahre auch ein Schülerbuch heraus: Ltit laden der deutschen (ie schichte für

den S ch u 1 g e b r a u c h (Leipzig 1 895). Er ist ebenfalls nach kulturgeschichtlicher Methode gearbeitet Wenn man das Buch liest, so glaubt man den alten Dolz vor sich zu haben.

F. W. Miquel.

Die Forderuii.i'< ?i nicdernianns, für das aelue bis zehnte Lebensjahr einen kullin ge.sclnchtlichen Anselianun^sunter- richt und für die beiden folgenden Jahren eine kulturge- schichtliche Heimats- oder Vaterlandskunde zu geben, waren in der Form zwar neu, ihrem Inhalte nach aber hatten sie schon \'.ir;>ani^cr gehabt, SO Salzmann (siehe Seite 509) und F. W. Mitpiel. Dieser verfafste die »Schrift: Wie wird die deutsche Volksschule national? (Lingen iS5t\ I^ort führt der \'erfasser folgende (iedanken aus: Hs ist alles, was dem Kreise des Volkes fern liegt, aus der Volks- schule zu entfernen. Denniach alle jene abstrakten, bohlen, verflachenden Redensarten, die einer vermeinten Geschichts- wissenschaft entnommen sind; alle jene geistvollen Kon- struktionen und S\ stematisier»m«^'en, wie sie unsere Philo- .so])hen die Hülle und Fülle zu Taj;e gebracht haben, alle icne Massen von Zahlen und Xamen, von \'nlkern nnd I'er- .sonen, von Kriei^en und Schlachten, für die das \ Olk nicht die geringste Sympathie und darum auch mehl das ^;eringsle Verständnis hat; überhaupt jene sogenannte Weltgeschichte,

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Jnlunm BeBff«l.

die man mit Recht ein Kreuz für die wissenschaftliclie De- finition und eine Mördergrube für die pädagogische Benutzung nennt .

Der Kern des hisuui.schen Untciiichts in der X'olks.sclmle ist für Miquel zunächst die Ciescliichte des sächsischen StammeSf für den er eine kulturgeschichtliche Anschaunngs- und Heimatskunde entwirft An die uralten Sitten, Gewohn- heiten und Rechte wird der (leschichtsunterricht an<;ekuüpft| wie übcrliaupt an alles, was mit vollem Strome iu die (Gegen- wart ansmütitU t. I >er Verfasser zcii^t in detaillierten Hek ij^fn, wie <litSLi l iiUiricht behandelt weiden soll. Ih-i rnterrieht beginne mit der IJeschreibun«^ einer ak.säehNi>ehen liaueni- wohnun^, ^ehe von dem Hause auf die Felder, den Vieh- standf die Mark, das Moor, den Wald u. s. w. über, beschreibe auf dieser so gewonnenen Räumlichkeit das Leben und Treiben der alten Sachsen, immer das Neue mit dem Alten vergkidiend. So gehe er weiter /.u den Nachbarn, der Haueruschaft, dem Cnu. Miitiii in diese heithiische \\\lt tritt dann das Chrisit ulinii hinein, es f<^li^t die Hekeln ung der vSachsen, der Sachsenkrieg, sächsisclie W anderungeu und Verpflanzungen, Heinrich IV. und die Sachsen.

Die Aufgabe aber, eine kulturgeschichtliche Anschauungs- und Ileimatskmide zu verfassen, ist schwer zu lösen. Campe, der für die Grafschaft Ruppin ein solches Buch zusaumien- zustellen versuchte, sagt: Ich kenne die f^ff^F^en Schwierig- keiten \-o11knTmiK'n, welche es mil sich bringt, wenn man die allei nru listen und alk rl u sondersten ( i(\i>enst?inde in klicndigtin Zu.->aninR nhange mit dem gröfsern dan/.en fassen und dadurch dies letztere gegen das Zerflicfsen in eine kalte und leblose Allgemeinheit, jenes erstere gegen das Erstarren in kleinlichen und den Geist bornierenden Einzelheiten sichern will. Denn allerdings hat das Besondere, dem Miquel mit Recht eine so hoch hekheiuk^ mid bildende Kr.ift xuselireibt, durchaus diese Bedeutung, indem es auf den Men.Nclien aus der nächsten Nähe wirkt un<l iliii lausend t.ich reizt und anregt; aber die Macht, tiefer un<l daucrhafLer einzuwirken, empfängt es doch nur, wenn es selber von dem (»eiste der Allgemeinheit erfüllt und ditrchdnmgen ist. Ohne diesen (leist ist die Beschäftigung damit eine sehr wenig erspriefs- liche, und der (iewinn daliei höchstens der, dafs uiüfsige Neugier befriedigt wird

K. Kappes.

l'ast gleichzeitig mit l>iedermann redete auch K. Kappes über Kulturgeschichte aufklärende und ftirdermle Worte in

') Geschichte u. Unt, in der beschichte, S. 241.

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QMebirhte der Maltodik dem kvhwgfKMbOMMMn rntorriehts.

seiner Schrift: Zur Methodik des Geschichtsunter- richts (Freibur^ 1861). Bei der Fiaj^e: Was soll gelehrt werden? <^\€ht er f'Oi^'-ende Antwort: Dafs ein hlofses Ans- weiuliglcriieii von Ki u ^sercijj^nisseii, Zahlen, Tabellen, ( k ne- alogieeu u. s. w. ebenso u n päd a*jo irisch als wertlos ist, darüber kann kein Zweifel mehr sein.') .... Man hat in nenerer Zeit, um den Fehler eines nur äufserliclien Erfolges zu ver- meiden, den Unterrichtsbüchern eigene Abschnitte über die Kultur Verhältnisse heimbegeben. Allein die Erfahrung zeigt, dafs solche gesonderte Abschnitte über vStaatsverfassung, IJtteratnr niid Kunst ilirem wohlgemeinten Zweck nicht ent- spreclien, teils weil gar liäufij^ für eine i^ründliche Einsicht in diese Seite des Völkerlehcns naeli I'.ehandlung der poli- tischen Geschichte zu wenig Zeit übi ig bleibt, teils weil jene Erscheinungen in ihrer Absonderung vom übrigen Unterricht nicht richtig verstanden werden. Vereinzelte Namen bleiben wohl zurück, aber ein trenes lebensvolles Bild wird das Ge- dächtnis nicht zurückbehalten. Der innere Kansalnexns aller dieser einzelnen Krscheinnngen der Völkerentwickelnng bleibt dem Schüler bei der strengen Trennnng des einen von dem anilcrn entweder \ollständig verborgen oder scliwel)t ihm nur wie ein dunkles Etwas vor seinem Geiste, das er nicht fassen und verstehen kannte.')

»I^m nnn diesem Mifsstande zn begegnen, hat man den umgekehrten Versnch gemacht, indem man geradezu an die Stelle der politischen Geschichte die Knltnrgeschiehte setzen und von dieser nnsL^chend die nach anfsen hervortretende Thätii^ktit des Volkes als Ergänzungen in das Hild der knlturgeschichtlicheii Kntwickelnng einfügen zu müssen ge- glaubt hat. Dieser Versuch leidet an einem inner n Wider- spnich. So lange es feststeht, dafs die innere Entwickelung der Völker in erster Linie von den änfsern Verhältnissen abhängt, so lange wird die politische Geschichte der Ans- gang'jpnnkt des Unterrichts bilden müssen. Dies ist der eineiige von der Natnr gezeichnete Weg .'*)

Das Richtige scheint wohl in der Wrmittlnng von beiden Arten des Geschichtsnnterrichts zu liegen. Es ist wohl ein solcher Lehrstoff herzurichten, der ebensowenig ausschliefslich nur die politische Geschichte enthält, als die KnUiu i^t schichte. Ks ist der Lehrstoff in der .A.rt herzu- richten, dafs es dem Schüler möglich wird, mit der Erkennt- nis der Krei^iii'^se. in denen ein VrAk seine (rrölse nnd Schwäche zeigt, zugleich auch Einsicht zu erhalten in das

M Kappes. S. 5.

Kappe», S. 7 u. 8. *) Kappes, S. to.

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JohJtnn B«ic»l.

intuTc Leben desselben, \vie dieses von den änfseren \'er- hältnissen bedinj^t ersehe im und anf dasse lbe wieder zurück- wirkt; dafs es ihm nu»j^lieli wird^ ein Ciesamtbild des Volkes zu erfassen und festzuhalten .')

Um zu diesem Ziele zu gelau>;en, schlägt Kappes, <;erade wie Biedermann, drei Kurse vor: In einem ersten Kursus ist der Schüler in das Lernen der (leschichte einzuführen. Im zweiten Kursus überwiej^t die politische (ieschichte, die wesentlichsten kulturj^eschichtlichen Momente werden ein- t^ereiht. Im dritten Kursus aber sieht die Kulturgeschichte im Vordergründe.^)

Wilhelm Herbst.

Wir kommen nun zu einem bekannten Metlmdiktr, Wilhelm Herl>st. Professor Dr. W. Ilerbst ist ein Aii- häu^^'-er der soj^. biograjdii^chen MelhotK des (ieschielus- uuterrichts uud verfafste nach dieser' Methude das Histo- rische Hilfsbuch für die Oberklassen der Gym- nasien und Realschulen. So trat er in geraden Gegen- satz zu: kulturgeschichtlichen Methode Biedermanns. Zu diesem Hilfsbuch gab Herbst ein Begleilwort heraus, das den Titel führt: Zur Frage über den (^i e sc h i c lu s- unter rieht (Mainz iS6g) und aus dem seine methodischen Ansichten leicht i^eschöpft werden können.

Je reiciier Herbst das biographische MaUu.il berück- sichtigte, desto .sparsamer das kulturgeschichtliche. Herbst ist der Meinung, dals nicht in der Volksmasse^ nicht in Formen und FanrichtunL;rn. si.ndern in Personen die rie- schichte kulminiert. Kr bezeichnet die kultnrgescbiclilliclie Methode rds Auflösung, Abschwächung und die »illerver- ti hl^e.^te Nfethode . Mit dieser Ansicht wird Herbst wohl etwas zu weit gehen, aber volle Zustimmung verdient er, wenn er also fortfährt: Aber auch die Art, wie die meisten Lehrbücher entweder am Schlufs einzelner Perioden oder ganz am Ende, jedenfalls anorganisch, Ubersichten des Kulturlebens anhängen, ist ganz verfehlt. Die meisten I^ehrer lassen sie auch ruhig stehen, wo sie stehen. Dami aber ist es eine mülsige Zugabe uud di slirdb unnütze ri)crfrachtung <les Huclies. Wa.s \ <'n knlluri^i schichtlicheu Ahuueuten zu- lässig ist, mnfs sich in die politische (leschichte organisch eingliedern las.sen; es darf nicht, .so zusagen, fremd vorder Thüre .stehen bleiben, wie es leider meist geschieht^ (S. 31).

Xach diesem Grundsatz ist Herbst verfahren und hat das jedesmalige kulturgeschichtliche Moment mit den bio<

') Kappes. 8. 14. *) Knppc'it, S. 19.

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Or«rhichti> «l«r Methodik 4«»« liultWfK**cl>i^t>tl>chep l*D(»rr{ebta.

graphischen verknüpft. Ansführlicher spricht er hierül)er auf Seite 52: Knllnrgeschichte als solche findet sich in nicincni Buche nicht. Und doch ist dasselbe V(j11 knltnrjj^eschieht- licher Momente. Die grofsen Kiilturfragen, wie Licht und Sdiatten der absoluten Monarchie, Kniporkonimen des Bürger- standes, Wesen und Schick.sal der republikanischen Staats- fonn, Begriff und KntstehunL; der politischen Forni der Zeit, der centripedale und centrifujj^ale Zug in iniserni National- libcii, diese und andere Fragen der Art müssen dem Scliiiler lebendig werden. Man mag wollen oder nicht, die Kreignisse reden von .selbst. Bleiben sit* lür den »Schüler stumm, so ist das seine oder des Lehrers Schuld. Das Ge- setz, dem das Buch gegenüber der Kulturgeschichte folgt, ist einfach dies: alle diese Zustände in den engsten Rapport zu setzen mit der bewegenden That und deren Tragern .

Noch ein trefflicher Cfedanke soll aus der vSclirift von Herbst gcnunnncii werden, ilcr (rednnke nänilitli. dals es bei der Kulturgeschichte darani ankonimi, ruhen- des Sein möglichst in lebende Bewegung zu setzen«^. (S. 39K Also auch Herbst ist mit so vielen andern der Meinung, dafs das Zustandliche in ein Thatsächliches, das Geschehene in ein Geschehendes aufzulösen sei.

Oskar Jäger.

Neben Herbst besitzt auch Direktor O. Jäger grofses Ansehen auf dem Gebiete der Methodik des Geschichtsunter- richts. Jäger verbindet mit gründlicher Wissenschaft eine langjährige Erfahrung, die ihm Vertrauen erworben hat Da-

ncl)en erwirbt ihm auch seine Selm ibart viele Freunde und grofse \*erl)reitnng seiner liücher. Sarkasmus, Sat\ re, Ironie, Fnrrht]t)sigkeit uür/en seine Sehriften und nuichcn das Lesen derselben y.um ( '.c ini>se. Jäger ist konservati\ er Xatur, die ^ neuern liestrelmngen auf dem Gebiete des Geschiclitsiniter- richts lassen ihn unberührt. Dahin ist zu zählen sein Wider- stand gegen die Benutzung der Quellen im Geschichts- unterrichte und gegen einen kulturgeschichtlichen Unterricht. Die letztere Abneigung hat Jä.Qcr mit Herbst gemein, /war erkennt er an, dafs der (k-schichtsunterricht we^enilieh nichts anderes als Krieg und Kriei^jsgesehrei sei; das sei zwar zu beklagen, al)ei niehl zu äiuiern. Wörtlich sagt er also: Dreiviertel unserer WeltgeschielUen und tles atJ sie gegründeten historischen Unterrichts besteht in der That in jenem > Fechten und Totschlagen«, mit Locke zu reden, das mehr als nötig wäre, überall in den Vordergrund gerückt wird. Doch läfst sich dies zwar mäfsigen,

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aber nicht ändern, denn Knltnr-, Littel atnr-, KnnstL;;e- scliichteals solche Knaben vorzntrajj^en, ist unmöj^lich luid unfrnchtbar, \md Kriech- und Staaten^csclnchtc ist nun ein- mal die notwendige Voraussetzung^, bildet den Rahmen für die übrigen geschichtlichen Stoffe. Das aber^ dafs die Ge- schichte nicht blofs »Fechten und Totschlagen« ist, <laJs sie Bewcgnngf des (ieistes und was sie sonst noch alles ist, das lernt der vSclinler mehr aus seinem Homer, Herodot, Xenophon, Salhist, V'irj^il, Livins, als aus dem \'n11konMnensii u X'ortra^^ des Lehrers. Denn dort schaut er das Leben einer inter- essanten Vergangenheit unmittelbar und mit eigenen Augen; er sieht das Haus, die Waffen, den Verkehr, Handwerk, Kunst, Dichtung, Schiffahrt der heroischen Zeit, er schaut die grofseii und kleinen Kräfte, die das Menschenleben bewegen, in ihrer unmittelbaren Wirksamkeit: und mehr als dies, er erarbeitet sich den intellektuellen C.cnnfs, den dieses Betrachten längst eiUscliw uudenen Lebens .gewährt, während er dem ( ".esi hichts- voitraj^e des Lehrers blofs folgen kann, gelangweÜL, wenn er langweilig, neugierig, wenn er anziehend ist: aber in jedem Falle ohne jene intensive Freude, die die ernste, produktive Arbeit gegenüber cUr 1>lofs receptiven begleitet- (Bcmcr- kungcn über den geschichtlichen Unterricht, Wiesbaden 1892, Seite 37).

Auf dieses abfällige Trleil Jägers über den knltnrge- sc iiiclitliclK ii Unterricht möge das I'rteil eines Mnnnes folgen, der /ueist I^cluer der (iesehichte an einer lu'heren Anstalt war, dann Professor an der Universität lionn, zugleich auch ein namhafter (veschichtsschrciber, Lobe II. Derselbe sagt in seinen, schon iS.j- erschienenen iCrrnnd- zügen einer Methodik des (i eschich ts u n ter r i ch t s ^ (S. 211: ])',{'< ei<>enlliche I^rgel)ni«^ des ges( litlichen Stu- diums ist niehl snunhl die Kenntnis der l'.n i^nisse, als die ihrer Wirkungen, der \' e r h ä 1 1 n i s s - u n d K r- scheinungcn, die sich als ihre l'^olgen gestalten und fixieren. Die Eroberung einer Provinz durch eine Schlacht ist viel wichtiger, als die Schlacht selbst... Die IM t hellen Farben malende Erzählung hebt am liebsten die Cirofsheit der unmittelbar erscheinen- den, die Einbildungskraft fesselnden Thal lur\dr; sie schiebt dem eigentlichen ge s c Ii i cli 1 1 i c Ii l n 1 u- Leresse, d. h, dem an dem Werdeu, Ivnlslclien und Vergehen von Verhältnissen und Cie stalten im Volksleben, die Teilnahme an den blofsen Hegeben- heiten unter. Diesem, immer Wiederau das Poetische stn i f enden Elemente dürfen \. ir uns für die Zwecke des Unterrichts nicht hingeben.^

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Die Allgemeinen Bestimmungen".

Iii/wis luu war für die jM i. nlsi.schen X'olk.sscluik'ii durch die All)^t-iiKiucn Bcsüinimin>4cu \ oni 15. Oktober 1872 das (leschiclitspcnsmn amtlich festgelegt worden. Die Allgemeinen I^stimmiin^cn bedeuten einen Wendepunkt in der Entwickc- IniiLi di s ( lescliichtsunterrichts. Sie erhoben die Geschichte aucli in dr: X'olksschule zu einem besonderen Unterrichts- fach und seliieden .L,'^enau /wischen politischer und K u 1 1 u r es eh i eil t e. Von der jxilitisclu n ( icschiclite saj^en sie: In der (ieschichte sind aus der älteren (leschiehle des deutschen \'aterlandes und aus der filtern brandenburgischcu Geschichte einzelne Lebensbilder zu geben; von den Zeiten des dreifsigjährigen Krieges inid der Regierung des grofsen Kurfürsten an ist die Reihe der Lebensbilder ununterbrochen ^ve^ter y.u führen , während es von der Kulturgeschichte lieifst: Soweit sie dem \'crständnis der Kinder z u t^-^ä 11 54 1 ich sind, werden die k u 1 1 u r h i s t o r i s e h e u M(»nicnte in die Darstellung mit a n t g c n ni m e n.''

Damit war also auch der Kulturgeschiclite das Heimats- recht in den preufsischen Volksschulen gegeben.

Wie gestaltete sich nun aber die Unterriclit^praxis? Es bewahrheitete sich auch hier das Wort Polacks: Wie oft fliegt die Theorie, und die Praxis lahmt liiiikt nd hinter- drein! Obschon die I'.c stiTunningen aus(lrüeklich vor- schreiben, d;«fs die kiilliii historischen \'erhältnisse mit in die Darstellung aufzuurhuKn seien, rifs doch die Staats- und Kriegsgeschichte die Herrschaft au sich. »Ein Blick in die Lehr- und Lernbücher, in die Lehrplänc nud Stoffverteilungen zeigt unS| wie wenig kulturhistorische Momente berücksich- tigt werden. In den gt m hichtlichen Lehr- und Lernbücheni finden wir auch jetzt i h meist am luide eines gröfs<-ren Abschnittes eine bescheidene Zugabe von knltir. gescliirht' liehen Notizen (nach dem Muster von Ihcdow und Ktilil- rausch). Die alten Deutschen, Rittertum, Turniere, Ent- deckungen und Erfindungen am Ende des Mittelalters' , darauf beschränken sich in den meisten Fällen die in der VolksschuU j^vbotenen kulturhistorischen Momente. So er- fahren die Kinder \\o\\\ genaui- Einzelheiten über die Kriege Karls des (irofsen, sie müssen die Schkichtorte im ßojähriijen und 7jährigen Krie^ge, die Schlacht(huen aus den I>efreinnL;s- käni|)kn und (ien letzten drei Kriegen genau herzählen können; sie haben auch allerhand interessante Züge von allerhand Herrschern gehört; - aber wie der deutsche Bürger und Hauer im Laufe der Jahrhunderte lebte, wie die einzelnen Stände sich entwickelt haben, was die deutsche \'olksseele fühlte und erlebte, was unsere Vorväter begeisterte, davon

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erfuhr und erfährt noch heute oftmals der V'olksschüler so gut wie nichts.«

J. C. N. Backhaus und W. Fricke.

Uiii^c nicin lelirrcicli dafür, wie uKin <u'h Ix'- ii\ hti , kultur- geschichLüclie X'erhältuisse au cltii »Schüler /.u bringen, ist ein Buch, das in demselben Jahre mit den »AU|reuieinen Be- stimmungen« erschien: Backhaus, Leitfaden der Oe- schichte für Mi ttel s clni 1 en und d i c O h r r > t n f e der Volksschule. Dort wird z. H. unter der Überschrift: Ent- deck n n <:,«^eii und andere !• o r t s c h r i t te folj^^endes an<>^e- lülirl: Lc l/le Felini l;l i iclitssitzunji- in Celle 1 5'S.S. ^ Elektri- zität \un WilHani ('.illKit 1500. ( ire^orianisclier Kalen- der 15S2. - Xeutnndlaud enldeckt i6ü6. liank in Ham- burg 1610, Erste Zeitung in Frankfurt 1615. Kreislauf des Bhites von Harvey in London 1630. Louisdors 1640. Neuholland und Neuseeland 1642. Kartoffeln in Berlin 1651. Gesetz der Schwere und luitdeckini« der Farben von Xewton 1666. (ieschwindi^keit des Lichtes vonOlal Ktinier i<')75. - Prefsfreiheit in Kn^i^land 1697. Waisen- haus in Halle durch A. II. Franke 169S usw.

So sah die kultur«^eschichtliche Kost aus, die dem Schüler vielfach vorgesetzt wurde. Wahrlich, der »didaktische Materia- lismus' war und ist noch heute manchmal unverschämt grofs.

Noch eines anderen Buches sei hier gedacht, das bald nacli flen Allg. Hestinnnungen erschien. I{s ist Im icke, Leitfaden für den (reschichtsunterriclit in der \'olks- scliule ((icra Dem Kulturleben zur Zeit der vStrmfer

wird z.B. ein acht Seiten langer Abschnitt gewidmet, de.s>cn Inhalt wir hier kurz durch Stichworte andeuten wollen:-) Materielles Leben: Burg, Dorf, Stadt, steinerne Wohnhäuser, Baustil, ( ilasfenster, Ofen, Lampen, Wachskerzen, Strafseu- pflaster, Heerstrafsen, Hemden, Strünii)fe, Tischtücher, (rabeln, Löffel, Handwerker, Innungen, Kaiifleute, C*ilden, Münzen, Wechselbriefe, Herbergen.

Ideales Loben: Trinkgel;ige, Turniere, Tan/, Jagd. Poesie, Uberseizungen aus dem l"ran/<i»ischen, Xibelungen, Gudrun, Mitinelieder. Nieder- und Oberdeutsch. Reinecke Fuch.s. Kloster- und Domschuleu. Schreibschulen, lateinische Schulen. Aberglauben, Drachen, Zauberringe, Tarnkappe, lebenver- zehreude Wachsl>ilder. vSittliclie Hildung.

Der Staat: T^ntslf Innig der Fürstenmaclit. Cicistliche Macht. Kmporkounnen der vStädte. Rechtspflege, FelnngLricIit, Faustrecht, (Geistliche Regierung, Tapstgcwalt, Münchordeu,

') lIübiKi. Xeucrc Bcslrcbun^^en. S. i»> f.

*) Entnommen aus: Richter, die Kulturgeschichte, S. 17 u. 18.

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Oe«elil«ht* d«r M«thodlk d«s lwllnif«tcUehtlfelMii Uatwrickta,

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Ritterorden, Kultus, Prozessionen, Reliquien. Arnold von Brescia. Stande.

Erfindiuii^aMi : Windmühleu, Wassermühlen, Spiegel, Turm- uhren, Leinenpapier.

Welch' eine Unmasse von Stoff auf diesen acht Seiten! Wie viel Zeit würde wohl dazu gehören, das alles in lebens- vollen, anschaulichen Bildern den Kindern vorzuführen! Und wenn dies ge.schehen wäre, welchen Vorteil würden die Kin- der davon haben?

H. Winnefeld.

Besonders ausführlich spricht sich in den sicbzig^er Jahren für die Berücksichtigung des Kulturgeschichtliclicn Dr. H.

W'inncfeld aus und zwar in seiner Schrift: Ziel und Methode des G e sch i cli l s u n l e r r i c h t s nach seiner nationalen Bedeutung (i>onauesclnno;en 1874). Er be- zeichnet als die Aufgabe des (t eschich tsun terrich ts «nicht ein mechanisches, blofs gedächtnismäfsiges Aneignen einer bestimmten Summe von Thatsachen und Jahreszahlen, sondern Aufgabe des ( icschichtsunterrichts ist, dafs er \or allem ein Verständnis des allgenieinen Gesetzes der Geschicltte, ein klares Bewnfstsein der Iuit\vickelun<_^'-sifeset'/e, sowie der notwendigen WechseUs irkuii^ n du Ereignissen und Charakteren zur deutlichen Anschauung hi ingt und jede Person als das Werk ihrer Zeil aultassen lelirl. ')

* Kein Gebiet des Lebens, anf dem sich der einem Volke eigentümliche Charakter ausprägt, wie seine religiösen An- schauungen, seine Wirk> nii eit in Kunst und Wissenschaft, die sittlichen imd sozialen Zustände, darf unberücksichtigt bleiben, die gnn^'e KnUnrgeschichte mufs eine den Bedürf- nissen der vSt nnle enL>iii echende Stelle linden. Uni das UiC- dachtnis ihnch diesen ueiieii Su»if nicht zu sehr an/u.->lrengen, kann man die Erlernung von Jahreszahlen einschränken.«^)

Auch gegen die kulturgeschichtlichen Abschnitte, die eiuer Periode oder gar am Hude eines ganzen Buches ange- hängt sind, eifert Winnefeld: »Die kulturgeschichtlichen Darstellungen, sollen sie nicht einem dürren Ast am grünen I5auiiu gleichen, bilden keinen von der politischen (iescliichte losgeir»ten Exkurs, der etwa am ICnde einer Periode als lir- gänznug angefügt wird, sie niüs>en sieh in u n ini l Lei barem, von selbst ersichtlichem Zusammenhang an die politischen Ereignisse anschliefsen und mit Bei- spielen aus denselben belegen, lassen. Nur bei gröfsern Kepetitionen kann es sich empfehlen, nach der poli-

'j Winnefeld, S. S- *) Winnefeld. S. 14.

ir*M BubuD (PIdafOflm) V1L 11.

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tischen (icschichte einer Periode die merkwürdi, eisten knltur- geschichtliclien Momente derselbLii im Zusannnenluiiig' vor- tragen zu lassen. Uine suiclie Rc])ctition bielcl dem Lclircr Gelegenheit, einzelnes, das bei der politischen Geschichte keine Verwendung finden konnte, hier nachzuholen.

Joseph Palla.

Um diese Zeit kla^^te auch Professor Joscpli Palla bitter über den r/eschichtsunterricht, der die reine Für^teu- geschichte |)flegc und bevorzuge.-» Ein suielK-r Untenielit vermöge nicht die dreilache Forderung zu erlüllen, die an ihn zu stellen sei. »Die erste Forderung nämlich, die wir an den Geschichtsunterricht stellen müssen, geht dahin, dafs er dem Kinde Musterbilder vorführe, die (iesiimung und Charakter bilden. Dieser Forderung entspricht aber die Fnrsten- geschichtc zum geringsten Teile, sie läfst das V'olk und seine Kinder in der Regel kalt. Die zweite F'orderung an den Geschiehtsunlerricht geht dahin, dafs er dem Schfder die für das Ivcben ntjlwendige Welt- und Meuschcnkcnnluis gewähre. Wie soll dazu die Fürstengei»chichte imstande sein? Zum dritten verlangen wir vom Geschieh tsimterricht, dafs er den Schüler befähige, die lugenart seines Volkes, dem er zu- gehört, zu erkennen. Die Ivigenart eines Volkes, seine Kultur wird aber doch nnr aus der Geschichte eben de s \'<>lkes inid nicht der Für>u n erkannt. Die reine F'ürstengeschiehle uiufs sich daher im Interes.sc hiiherer Ziele auf ein bescheideneres Mafs beschränken, sie mufs namentlich in der Volk.sschule einen volkstümlichen, kulturellen Charakter bekommen. An Stelle des herkömmlichen Wustes von Staatsaktionen und Hof geschieh teil müssen die volkstümlichen FHemente treten. Unter den herkömmlichen Stoffen des Geschichtsunterrichts hat jedenfa«]'^ die Volksschule am meisten zu leiden, denn ihr bleibt aneli die alte Cieschiehte verschlossen, die wcni i^stens auf höhern Scliulen den Hauptteil jener Hilduug gewährt, den die Geschichte überhaupt bieten kaun."^)

Angeführt seien auch die Worte, mit denen Palla die Resultate eines Unterrichts, der vt)rzugsweise die politische Geschichte berücksichtigt, geifselt: Der vSchüler hat .sich durch so und so viele Kapitel im Schweifse seines Ange- sichtes hindurcligearbeitet, giel)t sich endlich Rechenschaft über das er\\ < irht HLWissen und findet: Xamen, Zahlen, einen Wust von ThaL.saelien, die nach Motiv, Inhalt und Folge

>) Winnefeld. S. ,:;S.

*) In seiner Sclihft : N'aterlandskuude an l^eUrerbildungs- anstalten (Ktagenfurt 1874). *) Palla, S. 16 tt. 17.

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einander zum verwechseln ahnlich sehen, dazu einige Ereig- nisse, dir ihn lebhaft interessieren, z. B. Investiturstreit, Kreuz-

zug^e, Unter^anjr der Stanfer, Hrfinduiij^^en und Entdeckunj^^en, ohne dafs er sie nach ihrem ("irinidc vollkouiuun bej^^riffe. Kin j^rofser Teil der aufj^;e\vciuletcii Zeit und Arln ii erscheint als verlieren, denn von dem, was die (ieseliiehte ihn lehren soll, hat er nur dunkle Ahnungen. Die Schuld an diesem mehr als bescheidenen Resultate tragen ebensowohl der ^rofse Umfang als auch die Zerrissenheit des Stoffes in zahllose Kapitel, das Hervordrängen des Personenkultus und der Mrin<^el nii Lcklün- -gleichzeitiger Schriftwerke. I'nbestritten 1111(1 durchaus notwendig nl--'> i^t < s s i-.t V\] / dafs wir der Jugend nicht hlofs die Vaterlandsliebe im Kriegsrock zeigen, sondern dieselbe auch aul iler Bahn des Friedens in dem Strahlenkleide der Wissenschaft, der Kunst, der Industrie, der Erfindung usw. vorführen.**)

Die Herbart-Zillersche Schule.

ICin besonderes Verdienst um die Forderung des kultur- geschichtlichen T^nterrichts hat sich die Herbart-Zillersche Schule erworben. Biedermanns erste Schrift: Der ( rcschichts- unterricht fand insbesondere bei den Herbarlianern freund- liche Autnaiime. Zuerst war es Professor Zill er, der in seiner >Orundlegung zur Lehre vom erziehenden Unter- richt (1H65) erklärte, *die ßiedermannsche Methode sei die allein padaL:'>gi.sche (S. 275). Er förderte dann diese Methode so sehr, dafi> die \'erfasser der acht Schuljahre geradezu sagen durften, dafs Biedermanns Schrift \ iela icht sclion wieder in Vergesseiilicit geraten wäre, wenn nicht Zillei den Haupt- gedanken (K>>Lil)en autgegriffen, umgerirbeitet und weiter gebildet halle. Durch Ziller sei der griindlegeiKle (»cdaiike der Biedermann scheu Vorschläge gerettet: das Fortschreiten von einem Hauptmonient der Geschichte zu einem andern mit jedesmaliger rückwärtsschauender Ergänzung (Fünftes Schuljahr, vS. \c)),

.Auch in (lem Jahrbuch des X'ereins für wisscnsclirifl- liche Pädagogik , 14. Jahrgang beschäftigt sich Prof. Ziller mit Biedermanns Nlethode und spricht sich ausführlicher darüber aus, welche kullurgeschichtlichen Stoffe im \ orbe- rcituugskursus des Geschichtsunterrichts berücksichtigt wer- den können: * Begegnen wir einem alten Herreusitz, mit Resten eines tiefen (irabens, mit Spuren früherer Befestigung, mit starken ( lebäuden ohne Schönheit, aber von grofser Sicher- heit, mit einem wüsten (>artcu, mit herrlichen Waldungen

V Palla, S. 34.

3«'

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Johann Denifcl.

und schönen Feldern tind findet iimn dazu im Friedhof uralte

Grabsteine mit verwischten Sein iftz{iq;cn, Wappen nnd Jahres- zahlen, so wird üTiscrni /iii^liiii; (hirch diese stillen Redner eine C.esellschaftsklasse geschildert, wie sie heute nicht mehr besteht-

Mit diesen Worten schildert Zitier die Art, wie knltnr- geschichtliche Verhältnisse «nterrichtlich behandelt werden

können.*)

Auch die Verfasser der acht vS cht dj. ihre (Theorie und Pr :i \ i s d es Vcilh ssch n 1 1I n terrich t s n a eh H er h ar t seh en ( i rn II (1 Sätzen \ oii Rein, Pickel und Scheller) liaben die Hicderinaniisehe Mclho(lc nicht nur irittt^;eheifsen, sondern sogar in einer Weise au^gedchnl, die liiedermaun selbst la.->t ZU weit zu gehen schien. Dem eigentlichen Unterricht geht ein Vorkursus voraus, der im dritten Schuljahr die heimat- liche Sage und im \ierten die Nibelungensage behandelt Dann werden dem Schüler die Hauptwendepnnkte in der Kntwickeluno; unserer nationalen Kultur Nor^cfiihrt und zwar nach Piedennanns Vorschlägen: der l'ulerrieht führt den Schüler von einem Ilöhenpunkt der (ieschichlc /um andern und ergän/t den Zusammenhang durch rückblickende Betrachtungen.

Besonders durch die Würdigung der heimatlichen Sage leistet die Herbart'sche Schule der Kulturgeschichte besondere Dienste, da die unterrichtliche Pehandlung der- selben das kulturgeschichtliche Moment besonders berück- sichtii^t. So sagen die Verfasser der Schuljahre (S. «S5), dafs sich am Ende der Xibelungensage folgendes kulturgeschicht- liche Material ergeben soll: Königshof, Ämter am Köuigs- hof, Rittertum, Ritterschlag, Ritterrüstung, Turniere, Auszug zu Abenteuern, Burgen, Jagd, Feste, Gastfreunde, Mannen- treue, Vasallen, Waffenfreundschaft, Freundestreue, Besuche, Frauen, Trachten, Schnuuk, Kampfspiele, Verlobung, Ver- heiratung, Begräbnis, \\'nlnihans, ^Innster, Freie, Leibeigene, Somien wende, Aberglauben, RieMcn, Zwerge, Drachen usw."

Albert Richter.

Eine Autorität auf dem riebiete des Geschichtsunterrichts bezeichnet man, wenn man den Namen des I^eipziger Schul- direktors Alb. Richter nennt.

Was den kulturs^eschichtlichen l'nLcirielu anlangt, so verdienen drei Schriften Richters genannt /.u wenlcn: i. Uber d en G cschi ch tsu n t er r i c h t in der Volksschule (I^eipzig 1872). 2. Uu eilen im Geschi chtsunterrich te

I^icbc Auijlührung Zillers vriiiiicrl au jeue üben mitgeteilte Stelle aus der Schrift Salzmanns: Noch etwas über Erziehung.

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OeMbleht« 4er 'Methodik dw kultw^vtebicbUloIwi» ITnterrlebti.

(T.eipziV r886). 3. Die Kulturgeschichte in der Volks- schule (Ootlia 1887). Ein erschöpfendes lÜld der Ansicluen und Bestrebungen Richters hier zu geben, ist nicht aii^än^ig; es mufs viehnelir auf die Schritten selbst hingewiesen werdeu.

Für uusem Zweck genügt es, wenn wir uns auf die jüngste der genannten Sdiriften beschränken, auf -»Die Kul- turgeschichte in der Volksschule*, da die erste Schrift fast ganZf die zweite zum gröfsten Teile wörtlich in jene aufge> nomnien ist.

Die I'ruL^c. ob und wie Kulturgeschichte in der \' o l k s s c h u 1 e /. u treiben sei, ist so alt wie der Ge- schichtsunterricht iu der Volksschule . Zum Er- weise dieses Satzes giebt Richter eine kurze Geschichte der- selben und behandelt nacheinander Schlözer, Resewitz, Dolz, Lohr, Bredow, Kirchuiann, Fricke und Backhaus. Im zweiten Teile seiner Schrift spricht Richter darüber, dafs sich die Geschichtsschreiber über die Grenzen x w i s cli e n ]) o 1 i ti s c Ii e r und Kulturgeschichte nicht einig sind und führt Aussprüclie von Kriegk, Falke, (Tcbhardt, Zwie- dineck an. Im driiUii Teile beginnt d«is -Methodische der Schrift Richter stellt als Grundsatz auf: Im Unterrichte sind politische und Kulturgeschichte nicht zu trennen. MitFleifs sammelt er dann wieder die .Ansichten der Pädagogen, um diesen Snt/ /n erhärten: Scholtze, Weber, Hiedernianu. Muster, dir TTc rhartsclu- Sc liule, Rein, Pickel und Seheller, Willmann und die österreicliischcn IJnterrichts- insLrnküe»ucn werden angeführt. Im vierten Teile spricht Richter \ou der Notwendigkeit eines kulturgeschicht- lichen Anschauungskursus, wie ihn Biedermann ver- langte. Wiederum werden die Ansichten der Pädagogen herbeigeholt und scharfer Kritik unterzf>L;eii. Richter giebt dann selbst zwei Proben einer kulturgeschichtlichen Ileimats- kuiide, eine für die Stadt und eine für das Land. Die erstere schliefst .sich an eine bestiniuite Stadt, au Lreipzig an. Die zweite möge hier stehen :

Von dem Leben tmd Treiben an einem Bahnhof kann der Lehrer einer Dorfschule nicht wohl ausgehen, wenn er Verkehrsverhältnisse früherer Zeiten schildern will. Das Dorf hat keine Messen, und den Jahrmarkt in der nächsten Stadt haben die Kinder kaum alle gesehen. Aber es führt vielleicht durch die Feldmark des Dorfes eine Eisen- bahn, ani Casilmfe findet sich noch das Sdiild mit dem wei.s.sen Ruis oder sonst einem Hilde. Sollte sich da nicht erzählen lassen, wie die durch das Dorf führende Strafse sonst belebt war, wer im Gasthofe einkehrte? etc. Und der Schilderung eines Frachtwagens alter Zeit bringen die Kinder

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Jutinnn licuitel.

des Dorffs \iclleiclu ein noch viel gröisores luteresjse ent- gegen, als die der »Stadt

Kill Denkmal aus der Zeit der Hefreinngskriege liat das Dorf nicht, aber man erzählt sich noch aus der Franzosen- zeit» welche Häuser damals eingeäschert wurden. Aus der Schwedenzeit klingt noch die Sage herüber, wie das Dorf damals auf einem i^nn/ nndcrn < >rtc L^estanden liahe, wie in iler I'eldmark, die man jet/l ii«>t h den I v-irenstein, den Tannen- herg etc. nennt, früher ein Itliiliendes Dnrf q-eslnnden habe etc. Sollte d.nan der lA'lirei nieht ankmiplcn können, \\\ni\ er das Kriegswesen früherer und jetziger Zeiten \ er gleichend schildern will?

jetzt hat der R.mer seine Felder l)eisaninieii liegen, früher besafs er viele schmale Streifen, je einen in jeder Feldmark. Jetzt jirangen die bVlder mit rotem Klee, und im Herbste liefern sie Kart«>ffehi. Wie lan^^e ist das her? Wie war r> ti iiher? Wie gin^^ e s n)il den Kai löffeln? Jetzt hat man Säe-, Mäh- und Dreschmaschinen und früher?

In vielen Dörfern sind alte Inschriften in der Kirche oder im Turm, Sagen oder hi$tori.schc Überlieferungen leben im Munde des X'olkes fort, alte Hilder in den Kirchen ver- setzen unmittelbar in vergangene Jahrhunderte. Das sind Dinge, auf die der hi iniatknndliche Unterricht in der be- treffentlen Dorfseluile Rücksicht zu nehmen hat, wenn er geschichtlichen vSimi wecken und })fV"gen wilb . (S. 47U. 4.S.)

Im fünften Teile behandelt Richter den Sagciiknrsus und zeigt, wie auch die Sage unterrichtlich behandelt werden kann, dafs sich für die Kulturgeschichte reiche Ausbeute ergiebt Im -^celisteu Teile wird der eigcntlidie Oeschichts- nnterrichl behandelt. Dabei stützt sich der Verfas.ser ganz auf Scholtas Werk: Die Kulturgeschichte im historischen l'nterrichl. Des Weitern verbreitet sich dann Richter über den (iel>ranch der Quellen im l'nterricht, i^iebt hierzu einen geschichtlichen TTberblick und erörtert alsdann das Thema, wie auch die- Ouellen kulturgeschichtliche Bildung fördern können. Dies tlint Richter an der Hand des von ihm ver- fassten Ouellenbuches für den l'nterricht in der deutschen (teschichte (Leipzig 1 SS;;,». Wie sehr Richter auch bi-i \bfns'-nn<: «bcses i'.uches bemüht «gewesen ist, auch d( ! kiillur^e^chichte gerecht zu weiden, nuige uns Liebes- ki ncP) sagen: Wir müssen es als einen grolsen X'orzug dieses Buches bezeichnen, und sind deshalb dem Verfasser zu grofsem Dank verpflicliet, dafs er in demselben bestrebt ist, den Zuständen des deutschen X'olkes eine ebenso grofse

') Über die Benutzung von Quellen im Gcschichtsunt., S. 2$,

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Ho'^chiclito >l<>r STethodik dos kulturg'i>8chichillcheu Unterricht«.

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Aufmerksamkeit zu widmen wie den Thatsaclien, die die aiifsern (leschickc des Ivandes Ikstimineii. Richter hat alle jene VerhriUnissc bcn'icksichtisj t, die uns von der Vorwelt ein richtiges liiUl hinstillt n ; w führt uns in Haus und Hof, an den traulichen Henl und in das stille Familiengemach, in die rauschenden Haine unserer germanischen Voreltern, in deren geheimnisvollem Dunkel sie ihren Göttern geopfert; er macht uns bekannt mit dem öffLiitlichen Leben verwehter Jahrhunderte, dem Schmerz und Ernst, den Tagen des Jubels und den Tagen der Not und Wr/wcifUm*:::. Diesem Streben, auch das Zustriiidliche zu l)erücksichtigen, verdanken wir auch die Autuahuie einer <>^anzen Anzahl von Quellenstücken rein kulturgescliichtlichen Inhalts, so z. B.: I3as Kapitulare von Paderborn, Aus alten deutschen Volksrechten, Karls des Grofsen Bestimmung über die Bewirtschaftung der könig- lichen Güter, Karls des Grofsen Bemühung um die Brziehung seiner Kinder, Die Meistersintjer u. s. w.

A. Richter hat auch Tuehrere I^ücher für die Hand des Scliült rs verfafst, die sich iR ben der Uerücksichti^ifunq- von OuellensLücken besonders durch Betonunji;;; des kulturg-eschicht- lichen Momentes vor andern Leitfäden unterscheiden.

Mit de« Ausfühl u Ilgen Albert Richters sind wir auf dem Höhepunkte angelangt Neue Gedanken sind seit- dem nicht aufgetaucht Wir brechen deshalb hier ab*) und sprechen nur noch den inni,efen Wnn'^ch ans, dafs die KnUur- p-eschichte sicli immer mehr die ihr im Creschichtsunterrielite gebüluende Stellun;; rK.bcrn möge - zuni Heile unserer Jugend und unseres Volkes!

») Wer auch die »cuesten Vertreter des kulturgeschichtlichen

l"iitcrn\ lits in ilireii Anscli:nmn<>fcn kennen lernen wil!, <U n verweisen wir am dcu crwciterteu Abdruck dieser Arbeit in den > l'ädagogischen Zeit- und Streitfragen«.

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Zwei Fragen aus der Geometrie.

Vou W. Aigiohm in Bromber^.

2. Welohefi in der Geometrie die etHten llntenicht«-

|yreg:enetAnde?

Ks ist bekannt, dals anch lioiite nocli in dv\i mci>Leu Lelnl>üohern der Cieuuieti ic, die lüi höhere Lehranstalten be- stiiiiuit sind, im groUeii und ganzen der wissenschaftliche Lehrgang Euklids innegehalten wird« so unzweifelhaft es anch dem Padagoj'cn ist, dafs dieser Lelir<>an<^ weit über dem I'assnnjjsverniöo;en der Mehrzahl der vScliüler steht ; denn Bej^riffe wie Cieonietrie, ("Iröfsi-, mallu niatischer Körper, R nmi, Axiom, I^'läehe, Linie, ICbt iie, ( 'rlrichlicit, Ahnliclikt. ii. Kon- ^rnenz nsw. drängen sich bei diesem Wege auf eine zn knrze und zu frühe Unterrichtszeit zusammen.

Gcwifs ist es nötige dafs auch in der Geometrie, und hier erst recht, von Anfang an klare Vorstellungen erzengt werden; aber es liej^t i^ar keine zwinj^ende Veranlassunj^ vor, schon zu Rej^inn des Unterrichts über diese Dinj^e zu sprechen. Wohl sollen all diese Krklärnnj^en in den voll entwickelten Schulen i^ei^i ben werden, abrr nicht zu Bej^inn des T'nter- richts, sondern erst dann, wenn der vSehüler sich längere Zeit mit Linien, Flächen, Körpern usw. beschäftigt hat, wenn er mit Verständnis ein bestimmtes geometrisches Pensum zu überblicken vermag, und sich nun die I^rklärungen und Definitionen aus dem durchlaufenen Unterrichtsgange folgern lassen.

Diese Anschauung scheint sich endlitli auch in den Kreisen der Lehrer an höheren Ivchraiisiallen ikdui zu brechen. So beginnt die lou. Antlage von kand)ly, erschit-nen 1894, nicht mehr mit der Firkläning der Begriffe: Geometrie, ' Raum etc. und der Behandlung der Axiome, sondern mit der Beschreibung des Würfels, Hierbei werden die Hezeichnnngen : Körper, Mäche, Linie, Kante, Punkt, ICcke, Winkel, Scheitel, Schenkel, senkrecht, wagrcciu, .schräge, parallel u.a. gebraucht,

M I, siehe Heft IV, vS. 205 ff.

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Frii^en aus *U't Geomctrir. ;^,S;^

ohne definiert zu werden. Definiert werden nur die Hezeich- nung^en: Würfel. \'iereck niid Quadrat. An die Behandlung^ des Würfels scblieist sich in g;leicher Form die des Prisma, der Pyramide, dts Cvlinders. des Kegels und der Ku.l^^cI. Zu den vorhin gciiaunttrn oenennungen treten neu auf die Namen für die verschiedenen Dreiecke und Winkel, för Vielecke, Kreis, Kreisfläche^ Mitteljnuikt, Körperspitze usw.

Das Verdienst, diese Änderung hervorgebracht zu haben, darf die Yolkschulpädagogik für sich beanspruchen. Freilich ist der P^rfolg noch kein durchschlai^euder. Ablest lien davon, dafs diese Neuerung noch lange nicht überall gut gchcilscn wird, tritt die Besprechung der Körper bluls als Vorübung auf, die nur wenige Stunden ausfüllt Dann greift wieder der alte Gang Platz.

Was ist dadurch gewonnen? Es ist ein Fortschritt, dafs die ersten Unterweisungen sich an Körper anschlielsen. Da- durch erhält der geometrische Unterricht eine anschauliche (rrundlage. Dafür stürmt nun aber iri kurzer Zeit Tuigewöhn- licli viel Neues auf den \'orstellungskreis und das Oedächt- nis des Kindes ein. Aufscrdeui liei^t das CTclernte spater als toter Ballast im Gedächtnis der Schüler, weil von demselben im folgenden Unterricht kaum Anwendung gemacht wird, da nach wenigen Stunden der »wissenschaftliche«: Gang zu seinem Rechte gelangt Nun kommen doch all die schwierigen Begriffserklännigen, die eingangs genannt wurden, zur Be- liandlunq-. Der Unterricht beweq-t sicli in pbilosopliischen Auseinauderst l/nugen vor etwa zwöltjährigen Kindern, die sich rein recepliv verhalten müssen. Ihre einzige Thätigkeit besteht darin, dafs sie jene schweren, unvollkommen verstan- denen Gedanken nachsprechen.

Es ist eigentümlich, dafs auch das, was an sich leicht fafslich tmd klar ist, in dieser Lehrform schwierig wird. Einer der ersten Paragraphen von Kambly giebt die geometrischen Grundsätze, deren erster lautet: Jede Gröfse ist sich selbst gleich und ähnlich a^^/t. Was ist wohl einfacher, als dafs dieser Würfel sich selbst gleich ist, dafs jener (Jfen sich selbst gleich ist, dafs endlich auch ich selbst mir selbst gleich bin! Und doch» was macht dieser Satz den Kindern für Skrupel! Am besten fahren hierbei die (ileichgiltigen; aber mancher eifrige Junge (ich spreche gerade in diesem Falle aus Er- fahnin^! kann die VV'eisheit dieses Satzes nicht ergründen. Oft schon habe ich mich gefragt, was hierbei den Kindern unverständlich ist. \'ielleicht ist es die sonderbare Art des Vergleichs, nanilich uals eine (Wölse mit sich selbst verglichen wird, während sonst bei einem Vergleich doch mindestens zwei Grofsen nebeneinander gestellt werden. Vielleicht werden

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W. Atqtstthm.

(He Kinder auch dadnrcli vcH)lnfft. dafs man liier etwas an sich SelbstverstHndliclRs in dir wiclitij^ye Form des Lehrsatzes fafst, Man wird linden, dals der Scluiler den Gedanken i^an^ richtig erfafst» wenn man die vSaehe als selbstverständlich und bekannt voraussetzt Darum ist es besser, den Satz gar nicht als Lehrsatz zu geben. Hat aber die Beweisführung später VeranlasMing, sich auf denselben zu stützen, wie etwa bei der Beweisführnnj^ des Satzes: »Im gleichschenkligen Dreieck sind die I'.asiswinkcl i^dficli , wo die Senkrechte, welche- das ^kiehsebL nklige I)rcicek halbiert, beiden Teil- dfri ecken angehört, <lann brancht man ja von dieser Linie nicht /AI sagen, sie ist sich selbst gleich, soudct n: es ist ein und dieselbe Linie.

Solche Kleinigkeiten sind es oft, welche das Kind von diesem Unterrichtsgegenstande znrücksch recken nnd es kopf- scheu ihachen. I'nd darnm stelle ich znnächst folgende For- dening anf : Der erste Unterricht in der ( i e o m e t r i e darf sich nicht mit den sogenanutm (rrnndsätzen beschäftigen. Die rör tern n ge n über die Hegriffe: Cieometrie, mathematische^O röfse, geometrischer Körper, Raum, Gleichheit, Ähnlichkeit, Kongruenz usw. fallen zu Beginn des Unterrichts weg.

Die Volksschulpädagogen haben den » wissenschaftlichen c Weg in der Geometrie längst verworfen. Sic lassen im An- fange des Unterrichts die strenge weisfiihning fallen, ver- meiden, wo es nngäni^ig ist, die Definitionen, beginnen mit dem Würfel, schreiten dann znr IHäche nnd znletzt znr Linie, um dann aufwärts von der Linie zur Fläche und zum Körper zu gelangen. Aber auch dieser bessere Weg ist noch ein Rest der alten Methode, gewissermafsen eine" Abschlagszahlung. Körper, Fläche, Linie mit allem, was dazu an Erklärungen nnd Definitionen nötig ist, das giebt eine Menge von Kenem, in das die Kinder ohne Not hineingestürzt werden. Indem man sie anf einmal mit riini so grossen Masse nener Vor- stellnngen üherscliüttet, können sie sich in die Kinzelvor- stellung nicht genugsam vertiefen, diese durch die früheren Vorstellungen nicht assimilieren; es ist nicht möglich, dafs sie jede einzelne nene Vorstellnng vonstaiulig beherrschen. Wer darnm diesen .\rbeits^toff als Überleitung in die eigentliche Geometrie betrachte t, ihn gewissermafsen als selbst- erworbenes geistiges Kigentnm der Kinder, als bekannt vor- anssetzt, der mntet den Kindern zn viel zn. Wold sagt man, es ist dieser Weg so beqnem, es la.ssen sich die Begriffe: Körper, Fläche, Linie, Punkt so vorzüglich am Würfel demon- strieren; mein Einwand aber, dafs diese Weise plötzlich zu viel Neues bietet, wird dadurch nicht entkräftet

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Aufscrdcin ist dieser Weg zu künstlich. Ks ist zwar in der ( )rcllulu*^^ wenn in der Botanik als Anschannni^sniittel eine IMlan/.e, in der Plnsik zur Orundlaj^^e des rnieirichts der Apparat benutzt wird ; al)er einen besonderen Körper zur Anschauung vorzuhaliLU, wenn das Kuid niitun in der Masse der Körper steht, einen besondern Korper zu beanspruchen, um Flächen und Linien z\i erläutern, wo es um das Kind her an nllcn (iej^instfintlen von I^'lächen und Linien wimmelt: das halte ich für Künstelei. Ks soll der Würfel ja nicht aus dem rnlerriclue verbannt werden. IVr ^ori^frilfi ijc Lehrer wird s|)äter nur zu oft zu ihm irreileu müssen. AIki icli glaube, man führt das \'erstandiHs der Kinder irre, wenn man sich so an den einen Körper klammert^ wie es die meisten j^^eonietrischen Bücher, die hierin Harnisch und Kehr folgen, thun. Auch ist es durchaus notwendig, die Hegriffe: Punkt, Linie, Fläche, Körper, Winkel usw. nebeneinander zu stelK n und sie durch diese Xebeneinanderstellunjx zu klaren, abe r auch das erst später, wenn die Schüler sich mit diesen Dnigen iänj^er bt-schäftii^t haben.

Und .SU behaupu icli weiter: Der Weg vom Würfel xur Fläche und Linie als Hinleitung in die Geo» metrie überhäuft die Kinder mit zu vielen neuen Vorstel 1 u n <4 en und ist d arum nicht zu empfehlen.

Um die Linie zu demonstrieren, ist gar kern Würfel nötig. Dazu sind liank-. Tisch- und Thürkanten genug vor hanikn. Dazu dient auch die zuerst durch eine Sclinur aii- gegebcac und später nur gedachte Kntfeniung zweier Tmikle im Klassenraume, auf dem Hofe usw. Der Weg des am Faden geschwungenen Steincheus^ Funkens, der Weg des Blitzes, des geworfenen Schneeballes usw. zeigt eine Linie, l^benso bilden wir Linien beim P.rcchen eines Papierbogens, beim Falten eines Briefes. Ks läfst sich also dit Linie .sehr gut veranschaulichen und erklären, ohne ikn Würfel und, was hiri die llauj>lsache ohne vorher KTtipi r und Flächen l)ilian(kU zu haben.') So bietet dieser Anfang tlen \'orteil, dais nicht so viele Vorstellungen sich häufen, sondern dafs die Linie allein die ganze Aufmerksamkeit der Schüler für sich beanspruchen kann.

Dazu kommt noch ein Zweites. Bei dem L'nterrichts- gange, der vom Körper abwärts zur Linie führt, ist das Ver- halten der vSchnler wie beim wissenschaftlichen Gang, wenn auch nicht in dem Mas.se, receptiv. Die Kinder hören, merken und antworten. Kine Selbstthätigkeit kann weniger Platz greifen, weil der Würfel in der Hand des Lehrers

*) Vergleiche; Augschun, Grundzüge der Geometrie. Berlin, E. S. Mittler.

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S88

einen bestimmten Weg" vorscVireiht. Ist nbcr die Linie der AusL;:ani;^s])unkt im Unterricht, so beginnt aucli sofort die Thätigkeit (kr Schüler: Anwählen von Linien an den ver- schiedenen Ciegenstäudeu der Klasse, Aufsuchen von geraden, gekrümmten, wagrechten, senkrechten, schrägen Linien; Hervorheben, durch welche Thätigkeit Linien gebildet werden; Schätzen von Linienlangen und Abständen, korri. liierendes Nachmessen usw. Hndlich lassen sich all diese mündlichen Darle^niii^en der vScliüler zu schriftlichen häuslichen Ar- beiten vei wenden ; es müssen Linien der vciscliiedeiisteii Art gezogen, punktiert, gestrichelt werdeiu Eine Fülle von Ar- beiten!

Somit beantworte ich die eingangs gestellte Frage: ♦Welches sind in der Geometrie die ersten Unterrichtsgegen- stände?« also: Der Unterricht in der Geometrie darf nicht, wie es gewöhnlich in den h ö h e r e n Sch ul en der hall ist, mit der Erklärung der Hegriffe: (Tcometrie, Raum usw. und der Jiehandlung der Axiome beginnen. Auch i s t n i c h t , w i e d i e h e u t i g e Volksschulpraxis es liebt, vom Körper abwärts zur Linie zu schreiten. Der Unterricht beginne mit der Linie, schreite fort zum Winkel und dann zu den Parallelogrammen und Dreiecken!

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Ist zur erfolgreichen Ijeituzig einer Yolks- schuXe die JLblegung der Mittelechul- lehrerprüfimg tot dem Rektoratsexamen

notwendig oder nicht?

Ente Allt^^ Hrt.

Mati mag di*.- sogenannten F acliprü f im gen noch so gering werten, dafs der Staat sie entbehre!! könne, wird keiner iK'haupten wollen. Kr hat niiü einmal kein anderes Mittel, sich von der speziellen Kachtüchtigkeit liir die Ämter und Stellungen, öber die er verfügt und die er beaufsiclitigt, zu ül>erzeugen. Im Privatleben bedingt der Erfolg die Befähigung; da spornt die freie Konkurrenss des Pleifses und der Intelligenz zu den höchsten Leistungen und zur dauernden Steigerung des Berufs- wissens und Berufskönnens. Im staatliclieii Leben ist das anders. Die Beamten sitzen fest und sicher in ihrer Stelle, sobald sie* defiiiili\ ang^estellt sind. Ihr Kampf luns Dasein /.\vin<;t sie nicht, ihre Rrälte voll und ganz in den i>ienst des Amtes zu stellen, da es keinen materiellen Gewinn bringen wfirde^ wollten sie mehr thun, als ihnen ausdrücklich befohlen ist Und was di« Menschen sonst noch treiben kann, mit den ihnen verliehenen Pfunden zu wuchern, der grofse Gedanke der Pflicht und der ideale Flug des Cieistes, nun. der erstere ist nur von sehr wenigen so tief erfaist. dafs er dieselben Früchte zeitigen könnte, welche die freie Konkurrenz zeitigt, und der ideale Sinn nnlir- liegt auch innerhalb des Beamtenstaudcs mehr und mehr tlem materiellen Zuge der Zeit, ganz abgesehen davon, dafs er von der Reaktion noch immer als staatsgefährlich verfolgt wurde. Kurz und gut im Staatsleben ist auf eine Erhöhung der beruf« liehen Qualität der Beamten nach der Anstellung kaum zu rechnen. Dm so mehr hat der Staat Veranlassung, die Quali- fikation vorher gewisseiihatt zu prüfen, und die (iaraiilic dafür, dafs seine Amter gut verwaltet werden, mufs um st> grüiser sein, je zweckentsprechender Finrichtuug und Wesen der Fach- prüfungen ist Prüfungsobjekt ist das zum Können erhobene Wissen d^ bezuglichen Berufssphäre.

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590 _ H- WiJf«*-

Nun hänj^t jedoch diu Hraiiclibarkeit eiTie< Menschen im Leben nicht allein von seiner speziellen FachtiK lilit^keil. sotidoni auch voti seitier Charaktertfichtiirk« il ab. Daiiun tordert dur Staat liir alle seine wichliKcicu Ämter und Stellungen auisci dem fachlichen Befähigungsnachweis den Nachweis einer ge- wissen Charakterbildung oder allgemeine Bildung. Diese EU vermitteln ist Aufgabe du :dli;cmeinen Hildungsan- stalten, und der Staat sieht den Nachweis der geforderten all- gemeinen Hildung erbracht, wenn flie entsprechenden Anstalten (xk r gewisse Klassen dersc Ihm absoK icrl sind. Dals die allge- meine Bildung der Fachbildung vorangehe, ist ihm oberster Grundsatz.

Demgemäfs ist das Bildungs- und Prüfungs- wesen aller Stände geordnet, welche im gesellschaft- lichen Organismus grofsere Bedeutung haben, nur des Lehrers tan des nicht. Für diesen wird von dem Nach- weis einer bestimmten allgemeinen Bildung vor dem Kintritt in die Berufsschule nicht gerade abgesehen, das geforderte Mals jedoch von vornherein für ungenügend erkliirt. Anstatt aber die Anforderungen ganas einfach genügend zu erliölien, wird das Fehlende in der Berufsschule ergänzt, eine Arbeit, die diese so vollständig in Anspruch nimmt, dafs sie ihren eigentlichen Charakter ganz eingebüfst hat und allgemeine BilduiiL^^anstalt geworden ist. Der Lehrplan (k> Seminars hat für die Fach- bildung wenig Raum : sie ist dort winziges Anhängsel und ver- flacht zu einigen meth<»dischen Rezepten.

Das ist kaum zu begreifen, wenn n>an sich \ crgegcnwärtigt, welchen Wert der Staat sonst auf eine tüchtige Fachbildung legt, wie er sein Möglichstes thut, um sich tüchtige Mediziner, Juristen, Theologen, Chemiker, Ingenieure. Förster, Künstler, Techniker n. s. w. heranzubilden. Warum vernachlässigt - er seine Lehrer.^ Warum bcirelit er T 'uterlassungssnnden an der Stelle, an der sie sich am emptitidlichsten raclu-n müssen

Die ganze Verworrenheit, welche auf dem (lebiete der Lehrerbildung herrscht, zeigt sich am dcullichsten im päda- gogischen Prüf u n gs wesen. Die erste I.,ehrcrprüf un ist fast ganz eine Prüfung nicht in allgemeiner Bildung, denn das, was das Wesen des Charakters ausmacht, läfst sich nicht abfragen und vorzeigen, sondern in dem Wissen und Können, welclie^ als Hilflnnvj:*imittel l'nterrichtsolyekl in den allgemeinen l>ildunvi,>anstallen ist. Die zweite L eh r e r ]i r ü f u n g ist eine Fach})rüfung, das M i 1 1 e 1 s c h u 1 e x a in e n wietler eine Prütung in allgemeinem Wissen und das R e k t o r a t s e x a ni e n wieder eine Fachprüfung. Eine sonderbare Stufenleiter! Da(s da von einem inneren Zusammenhange, von einem geordneten Aufbau nicht die Rede sein kann, liegt auf der Hand. Es ist kein

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tut tnr «rroltcrri«]»«!! I^ettnitg' tiwf Y«1kMcliBle *lc.

Pru f u n j;'sor gaii i s in u s , sondern ein Gern eng sei von P rill im gen. in dem die citu isoliert neben der andern lie^rt lind die /.eiüiche l'oli;e ebenso gut eine andere sein knniile. Wenn man nnn noch Ijcriicksichtigt, dafs das, was in den beiden Fachprüiungen als fachliches Wissen und Können gefordert wird» der pädagogischen Idee verzweifelt wenig entspricht, so wird man mir sicher beipflichten, wenn ich behaupte, dafs die Dinge geschickter gar nicht auf den Kopf gestellt sein konnten. Man iibertnii::^ diese \'erb"dtnisse nur einmal auf einen andern Stand, z. Ii. auf den Stand der Ar/te, daun fällt ihre Unnatür- lichkeit noch viel greller in die Augen.

Was zu verlangen ist, das ist eine Gestaltung der Lehrerbildung und des Lehrerprüfun gs wesens nach den sonst im Staatsteben geltenden Prinzipien. Die berufliche Ausbildung ist als eine Arbeit für sich anzu- sehen und von der allgemein i hing abzutrennen. Diese bildet das Fundament jener tmd ist (lort zu erwerben, wo andere gebildete Stände sich ihre allgemeine Hildnng erwerben. Bis zu welchem Grade, will ieh hier unentschieden In^^en und ver- weise auf die bezüglichen Forderungen v. Sallwürk..s, Rcins, des deutschen Lehrertages in Halle u. a. Vorläufig möchte ja das Mafs etwa genügen, welches jetzt in den Seminaren vermittelt wird.

Nach Beendigung der Fachstudien auf der Fachschule findet eine Fachprüfung statt, deren Ablegung die Berechtigung ver- leiht, an allen nll£;emeinen Bildungsniistalkn angestellt tu werden, deren Ziele unter der für den Lrlnvistand geforderten allge- meinen Bildung liegen, und dort jeden Unterricht zu erteilen, der -sich stofflich innerhalb der Grenzen des für den Lehrer- stand geforderten allgemeinen Wissens und Kdnpens hält Ja, ich sehe keinen Grund, weshalb ein fachtüchtiger Lehrer, der etwa bis zum l8. Lebensjahre eine höhere allgemeine Schule besucht und dann auf seiner Fachschule die Kunst erlernt hat. an eben denselben allgemeiti wcrtxollcn Lehrstoffen, die ihm Bildungsmittel waren, die Jugend t-mporznbilden, nicht auch in den unteren und mittleren Klassen der Iniheren Schulen mit bestem Krfolgc sollte unterrichten können.

Für Lehrer an höheren Schulen wird es selbstverständlich besondere Fachschulen geben müssen, deren Besuch die Absol- vierung einer neunklassigen höheren Schule bedingt. Der Kreis des allgemeinen Wissens und Könnens, an dem die praktische Schulnnq erfolgt, ist dort abso weiter gezogen allein das ist auch der tin/.ige Unterschied. Ivs giebt nur eine pädagogische Wis.senschaft und nur eine pädagogische Kuu.st. In reichen und armen Kindern schlummern dieselben reinen Segenskräfte; die Natur der menschlichen Seele ist dieselbe in den Hütten und auf den Thronen, und gleich ist das Wesen des sittlichen

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Charakters. Ks g-iht nur einen Weg vom Lehrstoff zum sittlicheu Charakter, nur einen Weg, die geistigen Bedürfnisse und In- teressen der Menschennatur zu befriedigen. Die psychologischen Erwägungen bedingen dasselbe Fachwissen und die unterricht- lichen Malsnahtnen dasselbe Fachköuneu. Gewifs, aus der Seele eines Lehrers, der einen reicheren Schatz wahrer AUgemein- l)ildung in sich trägt und dessen Iferz infolgedessen wärmer für alles Wahre, Schöne und Gute schlägt, fliefst es reicher und wärmer hinein in die Seele des Kindes, allein es ist ja Sache des Staates, die Grenzen der allgemeinen Bildung des Lehrer- standes ni(">glichst weit hinauszuschieben. Ober die stofflichen Ziele der höheren allgemeinen Schulen aber braucht er selbst für die v höheren« Lehrer nicht hinauszugehen, da die theo- retische und praktische Schulung in der Fachschule die wünschens- werte Vertiefung und Ikreielierun^: stets einschliefst. Jedenfalls wird die pädagogische Fachprüfung im Prinzip für alle Lehren- den dieselbe sein; es wird immer nur eine geben köinien, »leren Ablegung, ich wiederhole es, die Berechtigung giebt zu jedem Unterrichte, der sich innerhalb der Grenzen der für die Aufnahme in die Fachschule geforderten allgemeinen Bildung bew^t

Nun kann ich aber denjenigen nicht beistimmen, die da meinen, diese eine Fachprufung genüge auch zur rbernnlnne leitender Stellen. Ivin andere^ ist tUts T, ehren, ein anderes das Leiten. Ein Rektor (l)irektür) soll in- .spizieien, organi>icien, repräsentieren, er soll den Untergebene i eine Autorität sein auf dem Gebiete des Unterrichts, Förderer ihrer Fortbildung, Vorsitzender der amtlichen Konferenzen usw. Das alles sind Forderungen« welche das Lehramt an sich nicht stellt und darum die Lehrerfachi)rüfung nicht einschliefst. Die Möglichkeit, aus den Reihen der Lehrer ohne besondere Prüfung die geeigneten Kräfte herauszutinden, bezweifle ich. Der Hin- weis auf die entsprechende Beset/uiij; der leitenden Stellen in audern Zweigen der Sluatsverwaltung ist wenig beweiskräftig. Im Bisenbahnwesen, Gerichtswesen usw. sind diese Stellai wesent- lich repräsentativer Natur und nur in geringer Zahl vorhanden. Sie bedingen ein würdiges Alter, aber kein vermehrtes Weissen und Können. Die Beziehungen zu dem Gemeinschaftskrei.se, dem ein luscnbahndirektor oder Gerielitspräsident vorsteht, sind mehr äufserliche als innerliche, nrehr bureaukrntisrhe als per^^öidiche und geistige. Im Sehnlwesen aber ist das dies aiuIi.i-~, sollte es wenigstens sein, und hier dürfte es bei der groiseii Zahl der leitenden Stellen schwer halten, so ohne weiteres jedesmal den rechten Mann für den rechten Platz herauszufinden. Der Staat müfste sich doch in irgend einer Weise von der erforderlichen Qualifikation überzeugen, da diese bei der lehrenden Thätigkett Tii iit hervortritt, und überzeugen kann er .sich nur durch eine Früiimg.

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tut Kür orfolKivicbpii Ijeltmir «incr VolktMiml» »le,

Ich bin also im Oej^eiiteil der Meinung, dcJs für die Schul- lei ter eine besondere Fachprüfung durcliaus notwendig ist iinfl (lafs sie der o;rofseti WTantworilichkeit des Amtes geniäfs nicht tiefgreifend genug gestaltet werden kann und genau so gestaltet werden mufs, wie es tlas Wesen des Amtes l)edingt. JCs ist eine zweite pädagogische F'achpruiung, für wciclie die erste Grundlage und Voraussetzung bildet» die sich nur auf die Schulleitung erstreckt und für alle leitenden Stellen im Schul- wesen dieselbe ist: denn das. was speziell zur I^eitung einer " le gehört, ist nicht anders, ob die Schule nun Gymnasium oder \'olksschule heilst. Ich wüfste wirklich nicht, welche Eigen- schaft, welche P*ähigkeit einem V(>lksschulrektor fehlen könnte und einem ( »ynniasialdirektor nicht. Was diesen vor jenem aus- xeichueu mufs. ist ein gröfseres Mafs allgemeinen Wissens, das aber hat mit der Leitung an sich nichts zu thun. Eine solche Rektorprfifung wird in ihrer Einrichtung und in ihrem Wesen mit der hetttigen allerdings kaum mehr als den Namen gemein hal)en.

Damit ist kurz skizziert, wie das Lehrerbikhings- und Lehrer- prüluugswesen etwa aussehen müfste, wenn es wohl stehen soll iti der Schule und im N'aterlande. Cberraschen können die For- derungen nicht, denn es ist ja nur auf das Schulwesen Über- tragen, was sonst im Staate Norm und Regel ist Die l)esteheu- den Hinrichtungen und Zustände haben sich überlebt, wenn sie überhaupt jemals Existenzberechtigung gehabt haben. Ich wies schon vor zehn Jahren auf das Zweckwifh '■.•» nnd T'nnatürliche der Mittelschullehrer- nnd der Rektorenpnitunj^ hin, habe seitdem durch Wort tmd Schritt für eine Neugestaltung heider K^wiikt, und darum gereicht es mir zur besonderen Genuglhuung, dals auf Antrag des geschäftsführenden Ausschusses den Zweigver- einen des preufsischen Lehrervereins für die laufende Arbeits- periode das pädagogische Prufungswesen zur Beratung zuge- wiesen ist. Die Form jedoch, in der es geschehen ist, halte ich für durchaus verfehlt und für geeignet, mehr zu trüben als zu klären, Ist zur erfolgreichen Leitung einer Volks- schule die A b l e g u n g der M i 1 1 e 1 s c Ii u 11 e h r e r p r ü f u n g vordem R ek tu i l sc xame n notwendig oder nicht?' so lautet die gestellte Frage.

Die Mittelschullehrerprüfung ist eine Prüfung in all- gemeinem Wissen. Der Umfang des hier Geforderten übersteigt aber nach dem Wortlaute der bezüglichen X'orsehriftcn keines- wegs das Mafs dessen, was von dem Lehrer überhaupt an all- ,Uenieincr Hjldunu verlangt wird. Beweis. Die AUg, Hest. .schreiben den Seminaren in der Arithmetik lolgendes Lchr- pensum vor:

«Die Quadrat- und Kubikwurzeln. Die Lehre von den Pro-

II«»« B*hBea (PX^sfliMi) TU tl. lu

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portioneo tiiid die von den positiven und negativen (»röfseii. Gl« ichungen des ersten Grades. Potenzen und Wnr/eln. ( Tkicli- uui^cn des zweiten Grades und, wo es eiieichl)ar ist, die I^elire von den Reiben und den I«ogarithinen'.

Dieselben ««Allg. Best.«^ fordern für das Mittelschulexamen: Die Lehre von den ent- : setzten Gröfsen. Rechnung mit Potenzen. Quadrat- unil Kuiiikwurzel. Gleichungen des ersten niifl zweiten (^rade-: mit einer nnd Tnchroren Unbekannten. Arithuietliische und geonieliische PrD.uiosi« »nen. Logarithmen.

Ist das nicht bis auf den Zwischensat/. wo es erreichbar ist ganz genau dasselbe? Und ähnlich ist's in allen andern Gegenständen, so dafs man sich unwillkürlich fragen mufs: »Warum ist denn nur das Mittelschulexameii eingerichtet wor- den ? Ich suche veigebens nach einer befriedigenden Antwort Wenn im Jahre 1S72 die Seminare noch niclU nnf der Höhe der zu fordernden T,fistungen standen und man (kn alten Lehrern Gelepenfieit bieten wollte, da^ an ihnen \'er^;uinite nacb/uluilen. so halte das lixamen einen gau/. andern Namen und den Charakter einer temporären Einrichtung erhalten müssen. Jedeufalls über- steigt gegenwärtig das im Seminar vermittelte allgemeine Wissen und Können das in einer Mittelschule zu vermittelnde in ge- nügendem Grade, so dafs zum erfolgreichen Unterrichte in Mittel- schulen vom Lehrer ein besonderes ICxanien in allgemeinem WMs-^cn niclit /n verlanij^en ist und das Mittelschulexamen, das überdies nicht einmal Neues fordern soll, unbedenklich aufge- hoben werden könnte.

Man hat darauf hingewiesen, dafs bei der Mittelschnllehrer- prfifung ein verhältnismäfsig bedeutender Prozentsatz der Kan- didaten strauchelt, und daraus gefolgert, dafs die Seminare doch wohl nicht das leisten, was jene fordert. Dieser Schhifs ist un- berechtigt. Würden nicht auch viele Seniinarnbitnrienten slrnncheln, wenn die Abgangsprüfung von fremden SeininarKhrern a1)ge- halten würde? Sodann aber werden gerade beim Mittelr%chul- examen in durchaus zweck- und vorschriftswidriger Weise die Anforderungen über die gesetzlichen Grenzen hinaus nach der unfruchtbaren Seite des Detailwisseiis hin ausgedehnt und zwar mit solch individueller Willkür, {lais der Kandidat nicht auf alle Kventualitäten vorbereitet sein kann, (^ewifs, in der Regel, ja, in dl 11 nllernieisten Fällen besteht der Tüclitii:^ere und nnter- lii -1 (U r M iii(K r\\ ( rli -c. allein diese Tüchligeren sind schon bei der er?>len Lelnerprülung und dort mit viel gröfserer Sicherheit entdeckt worden.

Hinfällig sind auch die Bedenken bezüglich des fremd- sprachlichen Unterrichts. Im Vordergrunde steht das Französische« und Französisch ist obligatorischer Unterrichtsgegen^land in den meisten Seminaren. ^Der Unterricht wird in drei Kursen

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ertdU, welche von der übri^^en KlasscTicinteiluiig unabliängig /u l)iklen siiul niul in welche die Seininaristen je nach dem Maf.se ihrer \'<»rbiklunj^ cititrctcii . lu ifst es iti den All^^. Best.« Aber was dort «geleistet wird, i^cnüut nidit für einen ralittiKllen Unterricht in Mitlelschnleii luiil höheren 'INichterschulen, wird man entgegnen. Ich zu, dafs es nicht genügt für eine

Gestaltung den Unterrichts, wie ich sie mir denke und wie sie von anderer Seite auch schon gefordert ist Ich halte daran fest, dais das Kind in der Schule jede fremde Sprache so lernen mufs, wie es sie auf natürlichem We.ue lernen wfirdc, und das ist, wie es seine Muttersprache lernt: durch ülir und Mund. Ks schaut die (»ej^enstände, Thätigkeit^n u. s. w., hört, wie sie geiuiunt werden und spricht es nach. Üas neue Wort verbindet sich direkt mit der Sachvorstellung. Erst wenn das Kind die fremde Sprache genügend mit dem Ohr und dem Munde beherrscht, dann lernt es sie lesen und schreiben und lernt ihre Gesetze und Regein. Diese einzig naturgemäfse Methode aber, welche von seiteii des Lehrers ein vollständiges Vertrautsein mit der fremden Sprache voraii^sL-t/t, hat bi.s iet7t in öffentliche deutsche Schulen noch keinen Kingang gefunden, und das eben ist ein Grund mit, weshalb den L,ehrem das für sie notwendige Wissen und Können fehlt Bei uns hält man starr an der Buchmethode fest, welche auf einem weiten und schwierigen Umwege, durch Auge und Hand (Lesen und Schreiben) zur Sprache führt, und nach dieser Buchmethode /u unterrichten, ist doch wahrhaftig keine Kunst. Heute dies Kapitel, morgen das Kapitel, heute Seite 20, morgen Seite 21, und genau .so wie es im Buche sieht: \ er's nicht lernt, bleibt sitzen. So ist es doch nun einmal, und so ist's immer noch trotz alledem und alledem, und ein solcher Unter- richt kann dem Volksschullehrer von heute ebenso unbedenklich fibertragen werden wie dem geprüften Mittelschullehrer oder dem Akademiker, zumal jener vor seiner Aufnahme in das Seminar meist eine gehobene Schule besuchte, hier wenigstens vier Jahre fr inz< »siechen ruterricht hatte und dann im Seminar seine Kenntni.NSc noch <lrei Jahre lang erweiterte und verlieite.

Im übrigen bemerke ich, tlai.s .sich wolil in jedem Seminar einige jutige Leute finden dürften früher wenigstens war es so welche die Reife für die Obersekunda oder die Prima einer neunklassigen höheren Schule erlangt, also eine allgemeine X'orbildung genossen haben, wie sie für unser« ganzen Stand gefordert wird. Das sollte anerkannt uufl sollte auch belolnit werden. Wenn Lehrer, welche nel)en .i^ntcn Seminar/engnissen solche Zeugnis.^e allgemeiner Bildung aut/uueiscn lial)en, bei Besetzung der Stellen an gehobenen Schulen bevorzugt würden, dann würden immer mehr diesen Bildungsgang wählen und die nötigen Kräfte auch für den ersten «iglischen und ersten

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lateinischen Unterricht zur Verfügung stehen. So wurde die Entwickdung des Lehrerbildungswesens hineingeleitet werden in die Bahnen, welche allgemein als die zweckmäfsigsten aner- kannt sind.

C/ ff-rn/// i rHSt'o. d : i s M i 1 1 e 1 s c h u 1 e x a m c n kann a b - gescliaftt werden; allein wenn es q-e<chieht, dann ninfs als Grnnd öffentlich anerkannt werdLU, dafs das alljjemeine Wissen und Können desLehrci ^ für den Unlei rieht in Mittelschulen vollständig genügt. Das ist eine conditio sine qua non^ und eine zweite Bedingung, da(s die Ab« Schaffung des Mittelschnlexaniens nicht die erste Reformthat sei auf dem Gebiete des pädagogischen Prüfungswesens. Voran- gehen nm fs üir die Kcform des Rektorexaniens. Jenes ist iikIh oder weniger uunül/AT Hallast. der verderblich werden kann, dieses aber ist au .sich verderblich, da es mit dem Wesen des Amtes disharmoniert und dem Staate nicht die Männer liefert, deren er für seine wichtigsten Schulämter bedarf. So, wie es ist, ist es weiter nicht als eine Copie des fachlichen Anhängsels der ersten lyehrerprnfung.

Die Allg. Best, schreiben den Seminaren für den Unter- richt in fler Pädrirnioilc \nr: l>aN Wesentlichste nti*^ der (ie- .schiclite (In lü/iehung nnti dc> 1' lUcrrichts. l^intührung in die Hauptwerke der Litteratur, vorzugsweise aus der Zeit nach tler Reformation. Allgemeine Erziehung.^- und Unterrichtslehre unter Hinzunahme des Notwendigen aus der Logik und Psychologie. Die spezielle Methodik. Schulamt. Schulverwaltung«. Sodann soll der vSeminarist nach i; i i der I.chrordnung mit den be- achtenswertesten resp. bewährtesten Lehr- und Veranschau- lichnng'^iiiitleln und nach i? mit den guten Volks- und Jugendscliritten bekannt öjetnarlit wi-rden.

Und § 6 der PrüiiuigNtmhiung iüi Rektoren besagt: -Die mündliche Prüfung verbreitet sich über die Geschichte der Päda- gogik, über das ganze Gebiet der Krziehungs- und Unterrichts- lehre in ihrem Zusammenhange mit der Psychologie, vorzüglich aber über spezielle Methodik, über Schulpraxis, über Lehrmittel, Volks- und Jugendschriften .

Das ist nach meiner Auffassung wieder uanz dasselbe. So ist da.>. ganze I.ehrerprüliing.Nwesen ein Drehen auf derselben Stelle. Es scheint, als .seien die Ailg. Best.' nicht das Werk eines Mannes, soTidem vieler Hände Werk, als habe jeder Teil- verfasser isoliert gearbeitet und der ZusanimeiLsteller das Ganze nicht ^oi-fältii; genug durchgesehen.

Wie ich das Rektoratsexamen gestaltet wissen möchte, hal>e ich bereits dargelegt inid wiederhole nur nf)t Ii, dafs die Auf- 1- .Miii'^ d(.*< RektornnUt - iii t m WdksschulrektMr.il inid ein Mittel- sehulrekiorul dem \V esen tler Dinge nicht entspricht und darum unzulässig ist.

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Wäre also gefragt: "»Ist zum t rfol erreichen Unterrichte an Miltclsclmlen ein })esonderes MitUl>c1niloxainen notwendig? so würde ich die Fraise kurr und liinulii; verneinen. T"''nd wäre };efraj^t: Ist das Kcktuiexanu ii n. tonnltodrirftig ?< ich würde aus vollster T bcTzeuginij; ju' aiiUvorteii. Ahvr auf die Fraj^e: >Ist zur erfolgreichen T^eitiing einer Volksschule die Ablegung des Mittelschulexamens vor dem Rektorexanien notwendig?« giebt es als Antwort weder ein bedingungsloses Ja noch ein bedingungs- loses Nein, denn sie ist schief gestellt Nach den bisherigen \'c'rhnTidln!igen zu urteilen, scheint man ja ob der falschen Frage- stellung den Kern der J^acht glücklicherweise nicht ans dem Auge zu verlieren. Was mich aber doch mit grofser Hesor^ni^ erlülU hat, das ist die Verwechselung der Begriüe ^allgcinemc Bildung«' und > wissenschaftliche Bildung bei der Übertragung derselben auf unsem Stand. Da nennen Zeitungsartikel, die sich mit dieser Frage beschäftigen, das in der ersten lychrerprÜfung und im Mittelschulexamen geforderte allgemeine Wissen und Können ernsthaft die wissenschaftliclic Bilthing d n Lehrers. Nein, des Lehrer^ eigenstes ThätigkeilM^ehiel ist die l'T/iehungs- und UnterhchUkuust, deren grundlegende Wissenschaft die Psychologie ist. Soweit der Lehrer seine Kunst auf die Psycho- logie 7.U gründen vermag, ist er ein wissenschaftlich gebildeter Mann und seine Fachbildung eine wissenschaftliche. Der Lehr- plan der Gymnasien und verwandter Schulen enthält keine Wissen- schaften, sondern allgemeines Wissen und Können, denn diese Schulen sind eben allgemeine KildungsanstnUen. und allgemeines Wissen ist es auch, was der Lehrer an Cieographie, Oeschichte, Naturgeschichte usw. in sich hat und in sich haben soll, denn nicht Gelehrsamkeit soll er verbreiten, sondern rechte, wahre allgemeine Menschenbildung. Das möge man sich endlich auch dort einmal merken, wo man «wissenschaftliche Vorlesungen« für Volksschullehrer veranstaltet, und es »wissenschaftliche Vor- lesung nennt, wenn fiicusa dekliniert, aimer konjugiert und fimvi f buchstabiert wird.

Cosu-ig (Anhalt). IL Wigge.

Zweite Antwort.

Ks oil)t r ragen, die auf den er->len Blick .-.i» klar sind, dafs keine vSophistik uutl keine Kunst der Rede sie voll.släiidig zu verwirren und zu verdunkeln vermag. Zu diesen Fragen gehört diejenige, ob in dem |$ 3 des neuen ^ Entwurfs einer Prüfungsord- nung für Rektoren . der die X'olksschulrektoren von der .\b- legung der Mittelschulj>rüfung befreien will, ein Fortschritt oder ein Rückschritt enthalten sei.

h's i«^t olme weiteres klar, dnf< damit entweder die Bildungsansprüclie an den \ olksschulrektor gegen die seitherige

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Praxis t-rhehlich herabj^csct/t wcrfkti, o(kr dafs. wenn dies nicht der I'all sein soll, die neiic I*rüliiii>4 eine VcreiniKung der seit herij^eu Mittclseiini und KelNl<»rat.sprüfunK darstellt. Was Ict/.teres t>edeitt«ii will, keinen uns die Kollegen ans Hessen verraten, die diese unglückliche Vereinigung längst haben und infolge dessen diese Prüfung so schwierig finden, dals sich ihr nur wenige unter/Jehen. Auch diejenijien unter uns können darüher urteilen, «lie beide lixaniitia n1)j^ele^t und die TeiUmi; der Ar- !>eitslast als eine j^rofsc W nlililmt ein]>fiuiden haheii. D;««^ He wufstsein, kurz x'orher in t inei 1 »c^iniik vt. ii Prüfunj; die |)i)sili\ eti Kenntnisse. das l'acliwissen . nachgewiesen /u haben, gibt jedem bei seiner Vorbereitung zur Rektoratsprüfuu); eine Ruhe und ein Behagen, eine Neigung, sicli in die hier auftauchenden vielfachen philosophischen und spekulativen Probleme sinnend zu vertiefen. <lie iiinuner aufkoninieu können, wenn er noch auf eine l'riifuui^ im I'nch wissen tr^'fafst sein niufs.

l{s kdinnit hiu/u, dals durch che vorherige Able.mmi; der Mittelschulprütung die Rekli>ialsprüliinj^ notwendigerweise in ein leiteres Alter fällt, diis über eine j;röfsere Summe praktischer Erfahrung verfügt, und dafs dieses Alter an und für sich mit gröfserer Lust und Neigung an eine selbständige philosophische Behandlung der h>/iehungsfragen herantritt

Hierin aber sehe ich den wesentlichen Wert der Rektorats- prüfuni^. nicht in dem ]^raktischen Kleinkram, nicht in der Kennlnis der zahlreichen Methoden und MelhtKlchen und dem klassenmäfsigen Zuschnitt deü Unterrichtsstoffes, nocli weniger in der Kenntnis an und für sich recht wichtiger Gesetzes- und Ministerialbestinimuugen. Und wo die Rektoratsprüfung in den Händen verständiger, wirklich pädagogisch hoch gebildeter Schulräte lag. da trug sie diesen Charakter philosophischer Ver- tiefung in wichtige Krziehungsprobleme stets. Wer darin eij^enes Denken und geistige Reife nachwies, der hatte^ bestanden, sitnmta citfii Idiith sogar, wenn er auch an luetliodi scher Fixigkeit hinler anderen zurückstand.

Diesen Charakter wird und mufs die Prüfung notwendig verlieren, wenn die Examinatoren Leuten gegenüber stehen, über deren Wisscnsunifang sie nur durch ein im Durchschnitt ein Jahrzehnt zurückliegendes Seminarzeugiiis orientiert sind. Bei Kxnminatoren und I^Naniinanden wird T'ngewi f^heit und Schwanken an die Stelle der seitherigen Ruhe und v'^trherheit treten und der Ausgang des Ivxamens von unberecheni)aren Zwischenfällen abhängen. Ich führe als Beispiel an, dafs ein Examinand über Ziel und Methode eines Faches sich sehr befriedigend aus- gesprochen habe und nun plötzlich auf eine eingeti'orfeue Frage l ine krasse rnkenntnis in der Materie selbst verrät. Hat er bestanden? oder hat er nicht bestanden?

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Tet 9ur erfoltcrwicbcn Itoitnng ein«r Volkaiohute «Ic.

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Man glaube iiiclit, dafs das ein erküiislcllcs Problem sei; ich spreche aus Krfahrung. Zahlreiche jjlänzende Vorträge über Ziel und Methode eines Gegenstandes, über dessen Geist und Gemüt bildende Wirkung, habe ich gebort, und wenn ich mich später mit dem Vortragenden in ein Gespräch über den Gegen- stand einliefs. trat nicht selten die krasst^te Unwissenheit Über die Sache selbst zu Tage. Ja. unsere Schullitteratur leidet /um grofsen Teil an diesem Phelslnnd, dorli will ich mich darauf nicht weiter einla^-scn ; nni so weniger, al^ ich k ider ;^lanbe annehmen zu müssen. daJs an ein Aufrechtiialteu der seitherigen Bilduiigs- ansprüche an den Rektor nicht gedacht wird. Mau glaubt offenbar, es sei nicht nötig, dals der Reittor einer Volksschule, und sei sie auch sechsklassig. wenigstens in einigen wenigen Fächern ein gründliches vSachwissen habe, damit er mit den Mannern dieser Fäclier als ein wohlunterricliteter Gleicher ver- kehren könne. T>ie von /ahlrcichcn Lehrerversammiungen j^e nugsam charakterisierte Seniinarbildung neb^^t einiger ])a(la gogischen Vertietuug soll für den Volkssciiulrektor genügen!

Wer die Geschichte der Volksschule und ihrer Leitung kennt, der weifs, dafs eine derartige Auffassung von je her im Regiment gesessen hat. Ks mufste deshalb manchen Kreisen wahrhaft wohl thun, als sie aus dem zu Hamburg gestellten Thema dc^ F.andesvcreins Treufs. Volk.sschuUehrer : Ist zur erfolgreichen Leitung einer \'olks schule die vorherig e A b 1 e g u ?i g des M i 1 1 e 1 s c h u 1 1 e h r e r e \ a ni e u s nötig so deullicli eine alte, wohl bekannte iMelodic heraus- klingen horten. Denn dafs die Fragesteller eine verneinende Antwort erwarteten, liegt auf der Hand und ist vollends für den nicht zweifelhaft, der die Stimmung« der Fragenden kennt

Wie eine Rechtfertigung vor der Anklage klingt es, dats sie ihrernetien Tdcnl- T.eitun^ da-- I'.pitheton erfoli:i:rcicli beifügten. Sie wollten und wollen ja bei Leibe keine Scli.'ulii^nin.^ »k i Schule. Sie wollen den Fortschritt, also mufs auch die neue Leitung erfolgreich sein. Und diesen l'^rfolg glauben sie nicht ge- fährdet, wenn der I^eiter sachlich auf dem Seminarwissen sitzen geblieben ist und nur die zugehörige Theorie etwas, oder meinet- wegen auch betrachtlich V. vertieft hat.

Sie übersehen zweierlei : Kinmal. dafs es sich nicht blofs um redende und schreibende. «f>Tidcrn in erster Linie um ]irak- tisch thätige Piid i-o^en iiandelt. DalV e-- >nh. um im \'er.L;leich zu reden, nicht um tlie Bildung von Kun^lkrilikern, Ästhetikern und Theoretikern handelt, sondern um ausübende Maler, Bild- hauer, Musiker etc. Gewifs, Kritik, Ästhetik, Theorie und Ge- schichte ihres Faches soll und darf diesen nicht fremd sein, aber damit schaffen sie kein Bild, keine Dichtung, keine Oper USW. Das praktische Können, die Beherrschung der technischen Schwierig-

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keiten ist die crsk- C.nnull;i;;t- ihrer Tierufsthätijrkeit. luul ohne diese iml/t sie alle Thtr(»rie niclits; sie sind im Praktischen uiihraudibar oder Pfuscher.

Nicht anders ist es mit dem Lehrer. Seinen Wissensstoff mufs er beherrschen, reiche positive Kenntnisse mufs er besitzen, sonst nutzt ihn seine Theorie wejii^. Diese Kenntnisse aber sich jedesinrd für die betreffende Stunde oder das iKlnft udc Kach extra anzuschaffen, ist ein j.-iinnierlicher Nnthehelt, lU r div Kräfte des Lehrers früli aulreibl und die Schüler un» zahlreichere Lern gelegen hei ten betrügt, als der Pfnscher ahnt.

Das alles ist freilich kein Geheimnis und auch denen l)e- kannt, die die Mittelschulprüfung bekämpfen. Aber sie ver- lassen sich dem gegenüber auf die Gewissenhaftigkeit, auf den Fortbihbnigstrieb des Lehrers luid andere schone Dinge, «leren Vorhandensein wir gern anerkennen, flie nbcr gvwifs bis^tT gt-- deihen. wenn sie nicht ganz sich selb-'^l überlassen >in(i, siuiilnn durch bestimmte Forderungen in teste Bahnen gewiesen wertlen.

Und dafs mit den Ansprüchen der Mittelschulprüfung weder etwas Überflüssiges noch gar etwas Schädliches gefordert wird, beweist wohl am besten die Thatsachc. dafs die Opposition gegen sie nicht von denen ausgeht die sie erfüllt hal>en und nun mit Kntrüstnng sehen, dafs sie ihre Zeit und Kraft verschwendet haben, sondern von denen, die sie nicht erfüllt, die die Prüfung nicht gemacht balKii.

Das ist eine auffallende Erscheinung und setzt die Authen- tizität der erhobenen Anklagen von vornherein herab.

Aber diejenigen, die den ^ erfolgreichen Leiter« der Volks- schule mit einem minimalen Wissensquantum konstruieren wolleti, übersehen noch ein Zweites:

Der Volksschulrektor gröfserer Anstalten, die doch alle in gr<Useren Orten /n finden sind, hat senie Aufgabe nicht erfüllt, wenn er seine vScluile 'geleitet , seine Stundenpläne gemacht, die Pensen verteilt hat u. a. m. Iii mufs unbedingt den gebil- deten Mann reprä.sentieren und ohne Vorbehalt den gebildetsten Renten des Ortes zugezählt werden. Wir sagen nicht, dafs er sich gesellschaftlich oder giu- politisch, in Vereinen usw. her- vorthun solle; aber er mufs ein Mann sein, auf dessen Urteil man Wert legt auch in Dingen, die nicht im engsten Siinie Schulfnigen sind, er mufs in Achtung und Ansehen bei den ge- bildeten Kreisen .sieiien und als gleichwertig von ihnen ange- sehen werden. Damit erfüllt er für die Hebung der Volksschule und des Lehrerstaudes eine Aufgabe, die kaum überschätzt wer- den kann. Aber das erreicht er nicht, wenn man bei aller An- erkennung seiner persönlichen Ehrenhaftigkeit über sein Wissen die Achseln zuckt.

Angesicht'- dieser Ansprüche, die wir uuberlingt an einen Volksschulrektor stellen, ist es geradezu lächerlich, wem» mau.

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iHt xitr crfotgrvirlwn l^eltun« »ln«r V«lk*A«'httl4! elc. ftoi

behauptet, es sei unj^ereiint, von ihm die Lelir])efäliij;iinj>; für Mittfl'^rlinUii und höhere TnclUirschulen /ti f'>rdeni. Wir be- haupten lui ( 'it i^enteil. dnl-- il;i> ;inr ein Mni(U--tnials vuii Bil- dungsansprüchcn ist, die man an ihn zu stellen hat.

Man wird vielleicht entrüstet einvvaideii: alno der Lehrer gilt allgemein als nicht gebildet im höheren Sinn, er l)cdarf dieser Achtuiijr. dieses Ansehens nicht? Wir erwidern, dafs wir dieses Bedürfnis völlig; anerkeinjcn und dieses Ansehen cnergiseh für ilm fordern, ihils es aber leider so steht, (hifs man dem lA'hrer lediglich "deines Amtes weisen noeh (hese AnerkemUing in den Kreisen der Mehr/ahl tlei Gebildeten versa.i^t. bis er sie sich (hireh hundert Beweise seiner Tüchtigkeit mühsam per>önlieh erruni;en hat Und ist ihm das gelungen, so rechnet man das seiner Person zur I<*hre an, ohne dämm auf den Stand weitgehende Rück> schb'isse /.u machen. Tnd darin nun sehen wir (ien I'ortschritt für (he Hebunj; der X'olksschule und das Ansehen des Standes, dafs der aus dem Stande der \'(ilks-chnllehrer herx-orj^ci^nncfene ^'olksschuh ektor krall seines Amtes schon als \\ n^cliaftlich gebildeter Mann /u gelten hat; (k'ifs man ihm .uit Grund der von ihm zu erfülleudeu geistigen Anforderungen these Stellung von vornherein zuerkennt. Kommt es dahin, dafs das nicht der Fall ist, dafs man in ihm unr den »erfolgreichen Leiter einer Volksschule sieht, so ist nicht nur das Amt des Rektors, woran ja an und für sich wenig läge, sondern die Volksschule selbst und der Stand der X'olkssclinllehrer tief j^^eschädigt. Aus den Leuten ist nichts 2U macheu , das würde das allgemeine Ur- teil sein.

Wie sehr man die wissenschaftliche Bildung ül>er die päda- gogische Fachbildung stellt, das sehen wir deutlich genug aus der Thatsache, dafs nicht etwa blofs die Regierungen theologische Schulinspektoren von jeher bevorzugt haben und bevorzugen, son- dern dafs auch /ahlreiche Stadtverwaltungen die ir^cichen Wege wanrleln. wenn sie zu leitenden Slelhni'^en unsere^ Arheitstje- bietes akademisch (»ebildete berufen. i>b lii^r ein \tilliger Irrweg vurliegl oder nicht doch ein Körnchen Wain heil m dieser verschiedenen Wertschätzung der verschiedenen Bildnugsarten steckt, mag hier ununtersucht bleiben. Die Thatsache allein ist Beweis genug, dafs wir mit blofser Fachbildung nicht vorwärts kommen.

Ich widerstehe der \'ersuchung. die zahlreich erschienenen Artikel gegen die Mittelschnlprüfung hier Revue passieren zu l.is'-en Hn«^ Ar>-»'nal der wirklich sachlichen Gründe ist dürftig ausgc.Nlallel. \ lele. wie z. II derjenige, dafs die AUgem. Be- stimmungen«^ liesondere Prüfungen für Rektoren an Volksschulen überhaupt nicht vorgesehen hätten, sondeni dafs dieselben erst später hinzugekommen .seien, existieren für denjenigen nicht,

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der dem Rektor die Aufgaben stellt, die wir soeben kurz ge- zeicliiiet haben.

Andere Autoren machen sich eine ideale W ell /.uicclil und operieren mit Dingen, die sein sollten und sein konnten, die leider aber bis jetzt noch nicht sind. Da müssen die zukünftige Reorganisation der Seminare, die künftigen pädagogisclKu Lehr- stühle nn den Universitäten nnd aiidLrc schöne Dinge herhalten» nm die 1 nterflnssigkeit, ja Schädlichkeit der Mittelschullehrer- prüfung /u hc wi isen.

Am kichlLstiii machen es sich diejenigen, die gegen das >tote Fachwissen- /u hclde /.ieheu und eine vertiefte Allge- meinbildung« oder gar gröfseres Allgemeinwissen* ver- langen. Dieser letzte Ausdruck redet Bände und zeigt die ganze Verschwommenheit und I'hrasenhaftigkeit der »Bewegung .

Aber den \'ogel schiefst der Autor ab, der da schreibt: »Tritt der 3 thatsächlich in Kraft, so wird jeder strebsame Lehrer nach al),L;ek.uler zweiter Prüfung sich mit l^ifer dem Studium der Pädagogik widmen und sich dadurch liir die Aus- übung seines Berufes inmier mehr erlüehtigen, sein Studium wird also der Schule zu gute kommen und segensreich wirken, selbst wenn er niemals Schulleiter werden sollte Derjenige aber, welcher sich zur Mittelschulprüfung vorbereitet, wird viel Zeit auf das Studium der von ihm gewählten T'-icher verwenden und, wie die I'rf ilirung lehrt, in der Zeit der Vorbereitung gar man> nial seine Schule etwas vernachlässigen müssen. Du seither gtlurderle Mittel- schulprüfung hat, das ist nicht zu bestreiten, gar manchen abgeschreckt usw.«

Hier haben wir ein ganzes Bündel schöner Offenbarungen heisammen: Unreife des Urteils, ein bischen Unredlichkeit der Kam])fesweise nebst einigem Anflug von Neid, und zuletzt das nni\'e (restäudnis, das Ding, Mittelschulprüfung genannt, sei zu schwer !

Ach, es ist eine häi>liche Kinriclitung, dafs die Götter vor jeden Erfolg den Schweifs gestellt haben!

Wir nehmen Abschied von dem Thema, indem wir uns dahin zusammenfassen: Entweder sollen durch den Krlafs

der Mittelschulprüfung die Bildungsansprüche an den

Volksschulrektor verringert werden, und daiui ist der Krlals im hn\:hsten Grad zu bedauern; oder die An- sprüche sollen im wesentlich eti aufrecht erhalten wer- den, und tUmn ist es eine hüehst unpraktische Ein- richtung, das seither Getrennte zusammen zu legen.

Frankfurt a/M. K. Kies.

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Biundscliau.

Oktober iHyö.

Der international« Kraiienkonjjre/}* und die Volksschullehrerinncn.

Der S. W rhantlsla}: <!cs tKiilsclicii I Vöbtl Vereins. Der erste deutsch c l'ortbilduiij^sschultai^ und das I'ortbiUluniisschuhvesen in tkn deut- schen Städten. Die Herbstversaninilunjjen der deutschen Lehrer- vereine. Das schulpolitische rro^ranim der national-so/ialen Partei, Das konnnetide Lehrerbi solduiij^sjieset/. Die Ciehaltsverbcsserufiir der Heanilen und die Lehieiwilwen. I.. \V. Seyüurtlis Aulrui /ur (Erfindung einer Pestaloz7.i-Stiftttngf.

Der Herbst liat wiederum seiueu Kin/.ug in die Lande ge- halten, und wie alljährlich, so hat er uns auch heuer eine Fülle grofser und kleiner Versammluugen gebracht Wenn der Wind über die Stoppelfelder weht und unsere gefiederten Sänger sich anschicken, ihre nordische Heimat mit dem sonnigen Süden zu vertauschen, dann greifen auch in den Gauen unseres Vaterlandes die ATi'^ehoritjen der verschiedciUTi Berufsstniide zum W'ander- sta1>e, um in giöisi jeii Vereinigungen ihres Standes und ihr eigenes Wohl zu förtlern.

^ Viel Aufsehen hat der internationale Prauenkongrefs erregt, der diesen Herbst acht Tage lang in Berlin seine Ver- sammlungen abhielt Aus aller Welt hatten sich die Frauen ein- gefunden, junge, alte und ganz alte, und wenn wieder einmal

der Beweis erbraclit w erden sollte, dafs die Frauen reden können, so ist er glänzend ^cliet\rl worden. Wieder einmal, sagen wir, da man schon seil Hvas Zeilen wtil.^. dafs die Frauen y^uten Mundes sind. Wir müssen es uns versagen, auf alle \ erliand- luugen des Kongresses, die sich auf die Schule bezogen, einzu- gehen; zur Kennzeichnung der Bestrebungen mag es genügen, wenn wir die Forderungen festlegen, welche die Lehrerin Fraulein Miefsner in Berlin im Anschlufs an ihren Vortrag über die deutsche Frau an der \ < )Ik^sdnile im Namen der Volksächul- lehrerinnen .lulsU-lke. I>irse lauten:

Die \'< »IkssrliuiU linriniu 11 \ x i lan^jeii f. dieselbe staatliche Für- sorge für due .\u.sl>ildung, wie für die der Lelirer, eine gleiche Aus- bildung und Zulassung zu allen staatlichen Prüfungen, auch zu den Rektoratsinüfungen ; 2. Mehranstellung von Lehrerinnen, so dafs die

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Mädihfuk lassen /um ^röfsUn Teil und die j;enuschlen Klassen /.ur Tlälfte unter der Leilnnj: von Lehrerinnen stehen : dafs die Leitung \(in Mädclunsehulen in die lländt: von lA'hrcrinnen ^ekj^l vver<le; 4. gleiche Rechte für gleiche Pflichten, vor allen IMnpcii {gleiche Be- sotdtinjf für (rleichc Arbeit: 5. Sit/ und Stimme in den Schiilvorstän- den, Kommissionen und Deputationen ; und 6. w cihliche Sehnlinsptk- toren, /.nnächnt für den rnterricht in \vril>liehen llandarhriten, der Ut'fjenwarti^ norh von tnännlii-lu i; Srlii!l:iisprkt<<n-!i 1)i .mf^i* lili. t winl ni»' l*'t".iu sei /.tu lvr/.!«-h» rui iK iutrii, \\'.-\\ ml- sieii dnesanilen Sitten bewahrt hat, die der Mann ini Kanipi um ilas Dasein einge- bnfst hat. (t> Nicht /.« unterschätzen sei die so/jale Ik-deutunj; der Volk:Mehullchrerinnen, die, /.umeist aus den besseren Klassen .stammend, dttrch threStethinfi: da/u berufen sind, versöhnend zwischen den ver- schiedenen einander feindlich ;;e^enälR>rstehenden Schichten der Be- volkerunjf /u wirken.

Die \Vit/.l)lätler sind natürlich hei der Iliuid mit ihren (»lossen; allein die IMiatsaclie wird kein enT^ler HeolnichtfT leii'^neti. <lafs die l'Vnuenhewe^iin};, wie diese \ er^ uuiiiinng Ijcw u s, t-in sehr wiel)tit;e> Kapitel ist. und wenn auch uuiivchc Forderungen ülier das vertifinftige Ziel hinausgehen, so nnifs doch namentlich mit dem Streben nach gröfserer Freiheit im Erwerb, in der Er- langung wissenschaftlicher Bildung als Zeichen der Zeil errechnet werden. Freilich ist und bleibt es ein zweischneidiges Mittel, welches die l'rauenreclitlerinnen anwenden. Je mehr es gclinq-t. die Frati mit dem Manne in Wettbewerb /.u bringen, umsomehr dürfte sich die Zahl der Kheschliefsungen herabmindern, denn, wie die Erfahrung zeigt, werden dadurch die Krwcrbsverhältnisse der Männer verschlechtert und damit auch die Möglichkeit zur Gründung eines Hausstandes verringert Aber dafs die Frauen nicht mehr he iraten wollten, ist unseres Wissens auch nicht von einer einzigen Rednerin behauptet worden.

Noch immer entbehren die meisten deutschen Länder staat- licher VeranstaUungen zur IvrziehiuiL: der vor- und nachschul ptlieliligen Jugend. Um so dankenswerter ist es, dafs private Vereinigungen es sich angelegen sein lassen, diese Lücke aus- zufüllen. Für das vorschulpflichtige Alter wirkt schon seit Jahren der deutsche Fröbelverband in grofsem Segen. Sein dies- jähriger \'erbandstag fand in Berlin statt. Den ersten Vortraj^ hielt der 72jährii;c rfrirru Bähring über : Die Bedeutung Frül)t,ls für die immer dringender werdende Xaticmalerziehmig . i>er \'ater (K Ivedners war Pfarrer in ICichsfeld. das in der Nähe von Keilhaa liegt, luid stand in regem Verkehr mit Fröbel. Der Vortragende gehörte zu dem kleinen Kreise FrObelscher Zög- linge. Das Referat entliielt eine grofse Menge personlicher Kr- innerungeu aus dieser Zeit Krau Dr. Ooldschnüdt-Leipzig be- antwortete die Frage: ^Inwiefern sind die Fröbelschen Erzieh-

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ungsaiistalten Schulen? und wünschte namentlich die Aufgliederung des Kindcr':jaitens an die Schule und die X'erhinduni^^ der Kin- dergärtncniuien-SeTuinnre mit den Lehrerinnen Seminaren. Prof. Dr. Zinnner aus Herburu .sprach über: Lehrdiakunie . Um den Kindergärtnerinnen« die gegenwärtig meistens nar in privaten Stellungen sich befinden, eine möglichst gesicherte Zukunft zu geben, empfahl der Redner, dals die Kindergärtnerinnen auch für die Krankenpflege und zur Erteilung des UnteiTichts in der Hauswirtschaft und in den wetliHchen Handarl)eiteti licfähi^t würden. Am /.weiten Versammluiii;>tage kam ein X itrlra:; von Fräulein ICleonore Heerwart-l acli über: Die AusbiMung von Lchrcriunen an K.iiidcrgärlntrinuen-Seminaren zur X'erhand- Inng. Sie forderte, dafs mit den Kindergärtnerinnen^Seminaren« an denen dn zweijähriger Kursus besteht, besondere Kurse von einjäliriger Dauer zur Ausbildung solcher Lehrerinnen verbunden würden. Prof. Pappenheini hielt alsdann einen Vortrag: Zum Verständnis PVobels , in dem er die in den Schriften I'röljels niedergelegten tVcdanken, die sich nur mit der Erziehung (ks Kindes bis zu seinem I''intritt in die Schule beschäftigen, ais einen Torso bezeichnet, der zu seiner X'erwertung für die späteren Stufeti des Unterrichts und der Erziehung einer weitem Aus- bildung, namentlich auch durch die Mitarbeit der Lehrerschaft, bedürfe. Den letzten Punkt der Tagesordiuing bildete ein \'or- trag des Lehrers Otto Janke-Iterlin über das Thema: Kinder- garten und Schule . Schon durch die ganzen Wrliaiidhingen liatte sich nls roter Faden der Gedanke gc/i >i;en, wie de r K iiider- garten nul der Schule in organische \ erbindung gesel/l weiden könne. Der Redner bezeichnete als das zu erstrebende ideale Ziel: Der Kindergarten mufs eine allgemeine Kinrichtung werden; die Schule mufs sich dann an den Kindergarten organisch anschliefsen, auf ihm weiterbauen und die Fröbelschen Cirundgedanken auch auf den s])äkni Stufen verwerten. Doch kann die Schule auch jetzt den Forderungen der Fröbelschen Pädagogik entspreclun, wenn sie die kindliche Natur. insl)c-ond( rc die Triebe nach sinn- licher Anscluuiung, nach Bewegung und nach Thäügkeit, besser als bisher berücksichtigt, wenn sie namentlich die Beschäftigungs- mittel des Kindergartens im Unterricht verwendet, und wenn sie für die erste Schulzeit die Lehrziele beschränkt, die Stundenzahl vermindert und die hohe Klassenfrequeuz herabsetzt. Damit der Kindergarte n die Schule unterstütze, mufs er für die F^rwerbung eines richtigen, l)rauciibaren und reichen \'orstellung<krei.ses. für die Kf>n/entr,iiit)n seiner Bildungsmittel um bestimnili Mittel- punkte und lür die mafsvoUe Beschränkung in den Autgaben der einzelnen Bildungsmittel Sorge tragen.

Während der Fröbelverband schon auf acht Verhandstage zurückblicken kann, haben die Freunde der Fortbildungsschule

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JobranM Ifcyer.

in diesem Jalire /um ersten Male gemeinsam beraten. Der erste deutsche Im» r tl) i 1 d u n ^s ta ^, eine Schöpfung <les uneiniiul- liclien Schuldirektors (). Pache, tagte am 21. September in Leipzig. Das Hauptthema bildeten Vorträjj^ des Abgeordneten v. Scbeucken- dorff als Referenten und Schulrats Polack als Korreferenten fiber die Notwendigkeit der allj^emeinsten Ausbreitung des Fortbil- dunj^sscliuUvesens in Stadt und Land. Nach langen, in allen wcscntliclien Punkten /ustitnnu nflen Debatten wurden die nach- folj^endcn Hesc]ilüs>i\ wcKlu' (Uii ( »edaukengang der Referate wiedergeben, ein^linnni!.; anj^cuoinnu n :

I. Die wirlsehaflliclic, politische und soziale l.ulw ickeliuig un- serer Zeit erfordert einen Ausbau unseres nationalen Erziehungswesens nach der Richtung der Portbildungsschulen, die sich organisch an die Volksschulen anzulehen hat. Die Fortbildungsschule niufs daher den ein reiferes X'erständnis voraussetzenden von der Volksschule nicht zu ItewältTLT». 11*1^11 Lehrstoff atifnc htiion. der aus der Entwicke- lunj? des öffentlichen Lehens in Reich. Staat, (ienieinde und Volks- wirtscliaft .sich herausgebildet hat; sie tnuis den jungen Meiisclien beruflich möglichst vorbilden und erziehlich auf ihn einwirken, be- sonders auch nach der Richtung der Achtung vor Gesetz, Ordnung und Sitte. 2. I>ie Fortbildungsschule mufs in ihrem Kndziel eine solche mit verbindlichem Besuclu- sein. Doch werden alle Bestrebungen, welche das Fortbildungsschulwesen nach <ler jjenannteu Richtung v<»r- er.st auch auf dem freiwilligen Wege fiUfUrn. dem Wibands. wiH- krniniiL'n sein. 1. Der Verband wird autu i fi mU rt. für diese Ideen im \ ulke zu wirken, daji Fortbildungsschiduesen pädagogisch nach den Forderungen der Zeit weiter auszubauen und endlich aucA der Frage der Ausbildung von Fortbildungsschnllehrem in besonderen Kursen näher zu treten.

Im Anschlufs an diesen Pericht wird den Lesern die nacb- fol i^ciide interessante Übersicht über das F o r t b i 1 d u n g s- scbulwesen in den detit'^chen Städten mit mehr als so 000 Hin wohnern willkommen sein, die wir dem iteuesten Jahrgange des Jahrbuches deutscher Städte eniuclunen. Aus dieser Übersicht crgiebt sich, dafs der Besuch der Fortbilduugs- anstalten in den Grofsstädten recht verschieden ist. Die grofste Schülerzahl weisen die Städte mit Portbildungsscbulzwang auf. So hatte ^fünchen im Winter 1894 bis 1895 14202, Nürnberg 543«*^. Augsburg 1963, Leip/ii; 6799, Dresden 5966. Chemnitz 377S. Mannheiin 2046. l.iiheek iMSo F(>rtbilduii.L;>scliülcr. In Preufsen haben \ <'n den grtjiseu Städten nur K<hii Lüsberg, l'osen, Dan/ig. Fraukturt a. O.. Hannover, Krfurt und Bochum obliga« torische Fortbildungsschulen, Der Schulzwang ist aber noch in keiner dieser Städte in derselben Ausdehnung durchgeführt, wie in Bayern und Sachsen. Deswegen ist die Schülerzahl verhält- nismäfsig niedrig. Königsberg hat 807, Danzig 1230, Posen 593,

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Frankfurt a. O. .S97, Hannover 2808, Krfnrt 939 und Bochum ca. in 1(1 I'\>rlV»ilfluiii;sschrikr l)C7.\v. Schülerinnen. Weiter fort- |r(^<rhritUTi i^l (He Fortltildtmi^T'^'^cluile in einigen prenfsisclien Slätitcn ohne Schul/.\vau>4. So hatte Wiesbaden i i.;o Kiel 1531,, Kssen 1361, Aachen 1297, Altona T231 und Kraiikturt a. M. 1S31 Fortbildung.>schülcr. Die liediner Fortbildungsanstalten haben zusammen etwa 20000 Schüler und Schülerinnen, die. Breslaner rund 5000, während die Hamburger allgemeine Ge- werbeschule 4140 Scluiler zählt. (ie]Ljennl)er der grofsen Zahl der jun«i:en Leute, für welche der Forthildunj^sunterricht recht notwendipf erscheint, sind diese Zahlen recht winzig. Beschränkt man sich nur auf das mannliclie Geschlecht, so erj;el>en sich in Berlin 60000, in Haiuluug 20000, in Leipzig und München 15000, in Breslau 14000, in Köln 12000, in Magdeburg, Frank- furt a. M. und Hannover Sooo, in Königsberg und Düsseldorf 7000, in Altona 6000, in Charlottenburg, Danzjg, Bannen und Elberfeld 5000 junge Leute, für lohe der Fortbildungsunter- richl iK .t\\ cndiq: erschein*^. Diese Zahlen lassen erkennen, wie weit man auch in den grofsen vStädten noch vom Ziele eTilfernt ist. Die Zahl der Fortbildungsschülerinnen i<t mit AuMiahnie der bayerischen und badischen Städte, wo für beide t ic.Nchkcliter derselbe Fortbildinigsschulzwang besteht, überall gering. Die Unterrichtszeit hat neuerdings mehrfach eine Änderung dahin erfahren, dafs man von den späten Abendstunden und dem Sonn» tagsunterricht abgegfiti;.;cn ist und besser gelegene Stunden an- gesetzt hat. Ivine erfreuliche Krscheinung i.st es, dafs die Zahl der Gehülfen und der über'iS Jahre alten Schüler überall be- trächtlich ist; in Hamburg z. B. betragen die letzteren ?^ pCt. Daneben ist es bemerkcn>svcrl. dafs in den Städten mit Fort- bildungsschulzwang ein beträchtlicher Teil der Schüler weiter- führende freiwillige Schulen besucht Von der Einführung des Schulzwanges darf deshalb ein Rückgang der bestehenden frei- ^ willigen Schulen nicht befürchtet werden.

Im Wetteifer mit den Fn (iiukti der V'olksl .ildung aus allen Ständiii haben auch die iicTutLiun Bildner des \'olkes, die V o 1 k s s ch u lle h rer , diesen Herbst in mehreren \*ersamm- 1 u n ge n der Schule Wohl beraten. In Schlesien, Bosen, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Hessen, ferner in Thüringen, Anhalt und Braunschweig tagten die Hauptversammlungen der I«ehrer\'er- bände; unter diesen konnten die \'erbände von Sachsen, Branden- burg, Po.sen und Schlesirti Juliiläumsfeiern veranstalten, da sie auf eine 2 " jährige \'ereinsarbeit zurückschntien. Auf der B r a n d e ti b u r gi s ch e n Provin/ial T.ehrerversammlunu hielt Lahn-Stolpe die Festrede, Berndt- Friedeberg sprach über Die Volksschule im Kampfe gegen die fehlerhafte Erziehung unserer ^ Zeit« und Krüger-Forst über rDie Volksunterbaltungsabende

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fio8 Jobanop* Meyor.

iin<l die Stellung der Lehrer dazu'. Die A II ^em ei n e Seh le- sische Le h rer \ i r s n III m 1 u n wurde durrh eine Festrede von Golisch- Breslau citiL-.kitrl: M. Jiarl>ch-Iiieslau hielt einen Vortrag über *SozialpäaaK(>Ki^^ Die Voseiier Provinzial- Lehrerversammlung hörte Vorträge von Richter- Posen über > Pestalozzis Wirken für Volksbildung und Volkswohlfahrt«, von Tews-Berlin über die Stellung des Lehrers zn den Hauptfragen des öffentlichen Lehens nnd von \Vest])hal-Hroniben^ über die nenesten Bestrebnn<;en auf dem Gel)iete des naturknndlichen Unterrichts . Die Po nun ersehe Lehrer versa m mlun^ l' iletete Judt-Jaruicn mit einer Festrede Zum Gedächtnis Pesta- '3zzis<- ciu; Steinka-Stolp sprach über das Vereinsthema: >Ks 1. . zu untersucheu, ob und in welchem Umfange der religiöse Lehrstoff nach Answahl luid Anordnunj^ einer Re\ision bedarf?«: am zweiten Ta^c behandelte Bnchholz-.Stettin da-- Thema: Die landwirtscliaflliche nnd ^ewcrbliclie Kinderarbeit . Diejalires- \ ersammlun>4 tles Hessischen Volksschn llclirervc rci ns erfrente Pfalzgraf- Kassel dnrch einen Vortrag über das Thema: . Ist der \'orwnrf berechtigt, dafs die Volksschule unter zu starkei Betonung der Verstandesbildung mehr Belehrung als Erziehung bietet?' und Betting- Kassel durch seinen Vortrag über »Volks- kunde, \olksschule und Volksschullehrer . Die Säolis Ische Provin/.ial- I^ehrerversammlnng zeichnete sich sowohl durch die anftreten<len Redner, als aneh dnrch die Wahl der Themas ans: am ersten Tai^e A. SrhrnderMagdebnry: Rückblick anf das 25 jährige bestehen des \ erbandes - , Dr. Sclimeil-Magdebnrg «Die neueren Refornibestrebungen 'auf dem Gebiete des natur- wissenschaftlichen Unterrichts«; am zweiten Tage Polack- Worbis ^Pestalozzis Erbe«, Reifsraann- Magdeburg *Ist zur erfolgreichen Leitung einer Volksschule die Ablegung der Mittelsclnillehrer- prnfnnc^ vor dem Rektorexamen notig oder nicht? (Die Frage wnrde verneint). Anf der Thüringer Leh rerv ersa m m 1 n n g spiacheai am ersten Tage Dr. Kelerstein-Jena über Schule und Leben . Troll-Gera über «die Organisation mehrklassiger vSchulen und Wagn-r-Apolda über »den Schwachsinn und seine päda- gogische Bedeutung^ ; am zweiten Tage Höhn -Schmölln über »die Reform des Lehrplans für die \'oIksschnle nnd Tlücnie- Bernbnrg über die Heimat als Mittelptmkt des Unterrichts in der Fnrtl>ildnngsschnle . Die Brau n seh w ei sehe lA-hrer- versa iinn 1 u u g hörte am ersten Tage Wu lräge von Heege- HraunNchweig über die Teilnahme des Lehrers an der Schul - verwaltn g und von ÜlmannOkvern über die Frage: Sollen die Kreisvereine als organische Glieder des Landeslehrervereins beibehalten werden? (Die Entscheidung wurde vertagt). Am zweiten Tage sprach Lehrer Bebenroth- Varle Über das Thema: )r Welche Stoffe sind nach den Forderungen der Gegenwart dem

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RuMdarbiitt. fictc^

Lehrplan der Volkssclnik- hiir/tiziifüi^un l>e/\v. aus demselhcTi zu entfernen? Auf der HanpU ersaunnlunj^ des Anhaltischen lychrervcrvins hielt Schmidt- Raj^^uhn eine CiedäclUnisiede auf P«Htalo7.zi' ; Greew-Bernburg sprach über >Sc1iulwaii(lenitigeti' und Schneider-Bernburg üt)er .die realistische Grundlage der ethischen Fächer . W^ir scweifeln nicht daran, dafs aus diesen Versammlungen reiclu -ensströme bis in die entlegensten Schulen unseres \''iterlantles geflossen sind.

Wo neu». C/ci'-tesströnnnigen auftauchen, da sind es in erster Linie die \ olkr>schullehrer. um deren Gunst man sich bemüht. So haben wir es hei Prof. Lehmann -Hohenberg erlebt, so zeigt es sich auch wieder bei Pfarrer Naumann, dem Begründer der jüngsten politischen Partei, der national -sozialen. In der Probe- nununer der neu gegründeten Zeitung dieser Partei Die Zeit« hat der bekannte christlich-so/.iale Vührer, Pfarrer Jul. Werner in Heckendorf, <\n< -^chnlpol itisclie Trogramm der national- sozialen Partei entworten. Hei den» regen Interesse, das in Ivchrerkreisen gerade dieser Partei entgegengebraclit wird, können wir nicht uniliiii. da.sselbe hier wiederzugeben, .soweit es sich ü}>er die Stellung der Schule zu Kirche, Staat, Haus und Ge- meinde ausspricht Pfarrer Wenier schreibt:

•Wir halten die rechte Schulorganisation fdr eine dringende und Mr'ichtige .\ufgal)e. Die Schule ist in der (tegenwart vornehndtcl» eins .\n.stalt des Staates ; aber wir setzen dabei voraus, dafs der Staat anch den an *Kr Schule teilbnhendcn Lebensfaktoreu wie Kirche. Klternlians und Gemeinde gebührende Rechnung trägt. Dies geschieht durch eine passende Neuordnung der bestehenden \'erbindungcn. So meinen wir. dafs z. B. Schule und Kirche, welche ergänxungs- hcdurftig und ergänzungsfähig. aufeinander angewiesen sind, in ein t>e.s,seres N'erhältnis zu einander treten müssen. \'ox\ lokalen Katz- lialgereien zwischen Lehrern und Pastoren, wie sie hie und da vor- kommen nnfl p:i\vifs iiiehi in menschlichen Schwächen auf eim r oder beiden Seilen ihren (.niiul haben, reden wir nicht .\ber etwas anderes ist es doch, ob riicht, wie die Dinge nun cuunal liegen, die gegenwärtige \'erbindung von Kirche und Schule, wie sie in der sog. geistlichen Schulinspektion zum Ausdruck kommt, das gute Ver- hältnis nicht vielfach unnötig erschwert. Aus vielen (*ründen, die wir heute nicht einzeln entwickebi wollen, fonleru wir die facldichc Schulanfsieht durch besondere Schidbeainte. Diesem ZitU werden wir nachstreben; nicht durch eine Uidenschaftlichc A i^italn .n, tbe nur \ rrbitternd wirkt und nur auf der i icgen.sejte reakliunätc ( »cbi.slc wutiiiuiU (»der sie gar dem Scheine nach rechtfertigt, .sondern durch planmä/sige Beeinflussung der öffentlichen Meinung und der Gesetz- gebung. Die berechtigte Kinwiricung der Kirche, namentlich in Sachen der religiösen Erziehung, sowie auch die Rechte des Eltern- hauses kommen am besten auf dem Wege der Verwaltung zum Aus-

VMt B«]UMtt (PidifOfflnai) TU. 11.

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5io ^«IwiiM« X«T«r,

dnick. Tn einem richtig zus.nniiun;4e.selzten vSchuivorstand, in dem der Lehrer nicht tehleu darf, wird auch Kirche, Haus und ticuieinde schon ihre gerechte und ausreichende Vertretung finden. Je mehr derartige Anschauungen sich ausbreiten, klfiren und befestigen, um so mehr steht zu hoffen, dafs der leidenschaftliche Ton, der auf ftllhcren Lehrerversammlungen herrschte und oft, selbst zum Leid- wesen vieler anwesenden und nicht anwesenden Lehrer, über ein besonnenes Ziel hinausschofs. sich niä(sigen wird. Was die wut- schatllichen und socialen I'orderungen des Lehrerstandes angeht, so werden wir die Bestrebungen des Ministers Bosse, der Lehrerwelt zu einer auskömmlichen standesgemäfsen Existenz zu verhelfen, furchtlos und energisch unterstützen. Zustände wie die, dafs So Prozent aller Lehrer ein C^ehalt nnter 1800 Mark beziehen, sind unerträglich. Den I,chrcrstand hat man bisher tinerseits mit unverbindlichen R^.<lcnsarten aus ptditischem .Wahlinteresse uni^chnuMchelt und dann wierler in brutaler Weise geringschiit/ig beh.indt.ll Konservative. Nationalliberale und Freisinn teilen sich j^enieinsam in dies Vorgehen. Daher kommt es, dafs viele unserer Lehrer aufser ihrer Fuchzeitung keii;e parteipolitische Zeitung, sondern meist eine angeblich oder eine wirklich unparteiische Zeitung lesen. In dieser Tbatsache spricht sich die richtige Erkenntnis aus, dafs die alten Parteien alle es an dem wahren und aufrichtigen Interesse für den I^ehrerstand in dieser oder jener Weise haben fehlen lassen. Allein die Neigung für die unpolilisclu n Zeitungi 11 hat auch ihre (Tefaliren, ist auf jeden l'all nur so lange berechtigt, als es an einer i'artei luul ZciUing gefehlt hat, welche die Socialreform unter ausdrücklicher Berflcksicbtigiuig der notleidenden und aufstrebenden Stände vertreten hat. Wir bitten die Lehrerwelt, die Bestrebungen der neuen Partei des nationalen Sodalismus auf dlristticher Grund 1.11; c vorurteilsfrei zu prüfen, bezw. im eigenen Interesse und dem der (iesanjtheit /u fördern .

Wir stehen nach den Krfahrnngeu dt r letzten Jahre nlleü politischen Neugründungeii und so auch dieser etwas skeptisch gegenüber. Gewifs die Begeisterung ihrer Führer ist ehrlich; aber wir fürchten, dafs sie in kurzer Zeit nur ein Gewirr auf- dringlicher Fragezeichen vor sich sehen werden, die durch den Anruf: «Lalst uns mit leuchtenden Augen in die Zukunft sehen«, nicht zu be-seitigen sein werden. Ihr Idealismus gleicht einiger- mafsen dem Papierdrru lu n, den un.sere braven Jungen auf der Wiese steigen lassen und flcr alyttuls, mit cim tri I^aternchen ver- seilen, --ich ausnininit wie ein schöner groisti vStern oder wie eiu flackerndes Meteor; aber leicht, gar leicht geht er in Flanimeo auf, und den Jungen bleibt nichts in der Hand als die dürre abgesengte Schnur. Hat nicht auch die »Gesellschaft für ethische Kultur« in ihren Aufrufsblättern vor zwei Jahren ähnliche Töne angeschlagen wie Pfarrer Naumann ; hat sie nicht auch geglaubt, alle Welt warte nur auf ein Zeichen und werde mit Jauchzen

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uiul vSpieleu unter dem Banner hochfliegeoder idealer Gedanken

den Tvindwurni der socialen Frnj^en bcsiepfcn. Nun, wir werden ja sehen. Brinj^t es diese nene Gründung fertig, durcli ihr Wirken neue j^rofse, ideale Gedanken in den Ta.i;cskainpf zu werfen; erweisen ihre .Vuliänger sich aLs ehrliche Freunde der Lehrer gut, so werden sie uns als Kämpfer ivillkommen sein, und an der Unterstützung der I<ehrerwelt wird es dann nicht fehlen.

Ehrliche Freunde werden wir schon in der nächsten Zeit «ehr nötig haben. Ks geht auf den Winter zu, und das Schick- sal des I^ehrerbesol (1 un fj^sgesetzes niufs sich nun bald entscheiden. Ein Sorgeustein ist der preufsischen Lehrerschaft vom Herzen genoniuien ; während es im Spätsommer hiels, dafs der Landtag erst im Januar zusammentreten würde, wird er nun doch auf den 20. Novemher einberufen werden. Damit ist wenigstens die Möglichkeit gegeben, dafs die Gehaltsauf« besserungen zum i. April u. J. durchgeführt werden und die Lehrer nicht noch ein Jahr zu warten brauchen. Bangen Herzens aber frngeu die preufsischen Lehrer, auf welche Grundlage die Kl ^ict uul; tlas ^}eset7 zu stellen gedenkt. Die letzte \'orlage ist bekanntlich, wenn auch nicht allein, so doch zu einem guten Teil daran gescheitert, dafs die grofsen und gröfsereu Städte sich durch die Steigerung der Stellenbeiträge benachteiligt und in der Einordnung in die Bezirkszulagekassen neben einer wei- teren finanziellen Belastung eine empfindliche Einschränkung der komnumalen Selbstverwaltung auf dem Gebiete der Volks- schule sahen. Kommt die Regierung nun nach dieser Seite hin den Städten Lulgegcn, so liei,^t die l^efürchtung ualie. dafs sie aus des Ciiarybdis des Widerstandes der im .Herrenhause ein- flufsreichen Städte in die Scylla des Widerspruches der Mehr- heit des Abgeordnetenhauses treibt Die »mittlere Linie* zu finden, auf der sich die beiden bisher noch entgegengesetzten Auffassungen vereinigen lassen, wird nicht leicht sein. Und dann erhebt sich die weitere bange Frage: Was wird die X'orlage den Lehrern bringen? Sie haben <1 \ crflosscne Tvehrerbesoldungs- gt-^ct/ bcHirwortet iroi/. sciiui kläglichcu Gehaltssätze; sie glaul>tcn Dr. Miquel, dafs die ungünstige Finanzlage tles Staates eine Erhöhung der Zuschüsse nicht ermdgliche. Nun haben wir aber in der Zwischenzeit erfahren, dafs diese geradezu glänzend ist 20 28 Mill. Mark will der sonst doch so sparsame Finanz- iii nister zu einer allgemeinen Bcamten-Aufbes.serung hingeben. D e Gehälter der Subalternbeamten der verschiedenen \'erwal- f i ngen, die jetzt gcu nhulich da anfangen, wo im allgemeinen diLs Lehrergehalt authört, sollen nach den Zahlen, die teilweise bereits veröffentlicht sind, recht hübsche Aufbesserungen erfahren (300 600 M.), die wir den Herren von Herzen gönnen, denn brauche kann's gewiXs ein jeder. Auch die Geistlichen und

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die höheren Beamten gehen keineswegs leer aus, obwohl der Notstand in diesen Kreisen wohl noch nicht allzu grofs sein mag. Was aber dem einen recht ist. sollte dem andern billig sein. Unter diesen Umständen hissen sich nnmöglich die Sät/e der verfiobseiien Vorlage anfrechl erhalten Als einen Teil iler grofscn Besoldungsregel nng der Heamlenscliatt müssen wir eine Gesetzesvorlage erwarten» die wenigstens annähernd die alte Forderung der Lehrerschaft er- füllt: den Subalternbeamten I. Klasse (allerdings ein Begriff, der nicht ganz feststeht) gleich besoldet zu wer- den! Unsere Hoffnungen sind freilich gering. Wie verlautet, ent- hält der in. ue Gesetzentwurf die Gehaltssätze des alten, und wir glauben auch nicht, dal"> die Deputation, durch welche der ge- schäitbtührendc Aushchuls des Landes Vereins preufsischer Volks- schullehrer bei dem Kultus- und Finanzminister vorstellig werden will, daran viel ändern wird. Noch geringer ist unser Ver- trauen zu den politischen Parteien. Wir fürchten, dafs die Uandtagsverhandlungen das harte Urteil, das die - Zeit in dem oben mitgetheilten Artikel über die Stellung der politischen Parteien zu den Lclinrn fällt, nur hestäti.i:'n werden. Die Sturmvögel sind schon geflogen. Ikzeichnet ilocli die " Post die Wünsche der Lehrerwelt nach annähernder Gleichstellung mit den Subaltembeamten für »frivol !< Nach ihrem politischen I<exikon wird es also wohl stimmen, weim der Lehrerstand mit seinen Gehalts.sätzen in die letzten Reihen der Unterbeamten ver- wiesen wird. Der Lehrer steht ja noch nicht am allerletzten Ende! Wir aber möchten der Post« doch zur Beherzigung ins Album schreiben* den vSpruch :

Man kann im W ünschen sich vergessen, Man wünschet leicht im Cberfhifs;

Wi r aber wünsch eil nicht \ t T im ssi n Wir wünschen, was man wünschen muis; Denn soll der Mensch im Leibe leben. So braiicliet er sein täglich Brot, Und .soll er sich /mn ('.eist erheben. So thut ihm seine 1 iliIkiL not!'

Und nun noch rius, das mis sehr am Herzen liegt! Die, welche .sich bei (Kr allgemeinen Gehaltsverbes.scrung über- gangen oder zurückgesetzt glauben, werden sich schon melden. Mit Recht aber fragt die »Deutsche Warten : Wer denkt an die Stummen unter den Vergessenen, an die Volksschule lehrerwi t wen? Eine Lehrerwitwe bezieht 250 M. Pen.sion, macht täglich 66". Pf*:;. Nun, ihr Jubelnden und ihr Murren- den, wie steht's mit eurem Gerechtigkeitssinn ? 66'/« Pfg. täglich! Nur eine einzige Million vt)n den 20 Millionen und den armen Witwen ist geholfen! Grofse statisti.sche Vorarbeiten eine beliebte Ausrede sind nicht nötig, um die Anzahl der Volks-

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Ruoil»cbau.

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schullelirerwilwcii festzustellen, jede Bezirksregierung kennt ganz genau die Anzahl der Witwen ihres Bezirks. Welche politische Partei nimmt sich der wirklich Elenden an? Wer tritt ffir sie ein? Dankbar gesegnet sei jedes Wort, das in diesem Sanianter- dieiisie in die Gewissen der niafsgebenden Personen und Körper- schaften hiiieingerufen wird!

Schlieislich möchten wir noch eine Anres^iing des verdienten Pestalozzi -Forschers L. W. Seyffarth in weitere Kreise tragen. Wie zu der Herausgabe der Werke des Comeuius, Luthers, Kants, Herders usw. sich viele Kräfte vereinigt haben, so wQnscht Seyffarth auch ffir Pestalozzi eine solche Vereinigung, die unter dem Namen einer Pestalozzi-Stiftung*^ ins Leben treten köiuite. Ilir Zweck niüfste sein, weitere Forschungen über das Leben und Wirken Pestalozzis ntr/ustellen, seine (lehilfen und Schiller und deren Wirksnüiktil ans Lichl zu ziehen, auch die KorteutwickLhnii; und Realisierung .seiner Ideen auf sozialem, wie auf pädagogischem Gebiete zur Darstellung zu bringen, vor allen Dingen aber seine eigenen Schriften, wozu auch viele seiner Briefe gdidren, in einer möglichst korrekten und um> fassenden Ausgabe herauszugeben. Seyffarth glaubt, dals, wenn vielleicht der deutsche Lehrerverein, der damit etwn eine be- sondere Konnnissinn beauftragte, die Sache in die Hand nähme, .sij kr<nnU- (.Iw .is ( "imf-M.-s, \ ielleichl Oröfseres noch, als jetzt in Aussiciit genommen ist, gebchaltcu werden. Jedenfalls ist der Oedanke ein«r ernsten Krwägung wert Es wäre schön, wenn das zu Ende gehende Pestalozzi -Jubeljahr auch diese Frucht noch zeitigen konnte!

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Neuere Aufsätze aus der

Fachpr

Von C. ZkQler lu liichcn bei Hanau. rSchlufs.)

II

Auf fUni (Vclncte «Ics K t 1 1 g i o ii s u n t c r r i c b l s iKi rscIit zur Ztil eine lebhafte Rcfornislrötmiii;;. Die l'aclipresse spiejjell sie ;ic- treulich wieder, auch hier stehen die Tajie.sfrajien im \'oiilerj;runcle. Di« Schtilbibd. das alte Testament das Leben Jesu, der KatechtsuitiK, das sind die Zielpunkte der Arbeit. Den Oesicbts winket, unter dem sie sich vollziehen soll, bdem htet S c h m a r j e in seiner Beantwortung^ rler Frajje: Was ist die Aufj^abe des R el i ionsun terriobts in der (lenenwarti* (Matnb. Scbulzti;. i ». I'nsere Aiifj^^ahr , sairt er dort, besteht nicht in flcr ('berniittelun^ von Relij^ionskenntnissen, sondern in <U r Pflanzung untl l'flcge der Religion selbst. Die An- lage asnr Religiosität ist dem Menschen angeboren; sielst seine beste und fOr die rechte Lebensführung und I«ebensvollendung die aller- wicbtigste Anlage. Es gilt, sie «n einem kräftigen I<ebensprinzip zu entwickeln. Können wir dieser Forderung nach unserer Überzeugung mit (U n uns von der Kirche ilarircreicbten I'onnen und Mitteln nicht oder nur halb genügen, so sind wir damit keineswegs der \'erpflich- tung überhoben, denn wir sind ja nicht Mietlinge im Amte, um korrekte Ansichten vorzutragen, .sondeni Arbeiter im Weinberge un- seres Gottes und ihm vor unsemi (lewissen verantwortlich für das, was wir in Erfüllung unserer Pflicht thun oder nicht thun. Kr wird die Früchte aus unserer Hand fordern. Von einem Abfinden in der Weise, dafs wir äufserlich den kirchlichen Forderungen genügen und innerlich uns dorli saijen. dafs wir es ganz anders hätten machen müssen, (lari bei ehrlichen im«! wahrhaftigen Lehrern nicht die Rede sein. -\iso müssen wir das Recht für uns in Anspruch nehmen, aus (»runden» die in der Natur der Sache selbst liegen, von dem abzu- weichen, was die Kirche als Satzung aufgestellt hat .

Zur Schulbibelfrage liegt eine ganze Anzahl von Arbeiten vor, da aber von den eine Schulbibel torderiulen Abhandlungen keine über die von Dr. Dix in den ;N. B.> veröffentlichte hinausgeht, können

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Npuitp AufnÄtzi- «US» rter Kachprp«»o.

Wir uns ein näheres Kingehen darauf ersparen ; hinweisen aber müssen wir auf rleti Artikel Keine Schnlbibel (Sachs. Schulztpr. 45, 46). Der uiiL:Lnannte Verfasser stellt fol tuende Sätze auf: Die vorjxt.l)raclitLn (jfüiKle sprechen nicht für eine Schulbibel, sondern beweisen nur die Notwendigkeit einer aosführlicben bibtisdien Geschichte, die es er- möglicht, den Gebranch des A. Testamentes zu beschrinken. Auch die Schulbibel ist kein eigentliches Schulbuch, denn wider sie gelten dieselben Einwände, die gegen die Vollbibcl g^erichtet werden, mit der einzigen Ausnahme, dafs manche Stellen, die irt'schlechtliche Ver- hältnisse berühren, gemildert oder gcstruhen worden sind. In dem \'erlangcn nach einer Schulbibel liegen gruise Inkunsc<iucnzen ; denn andere Schulbücher enthalten auch zu viel und zum teil zu sch"'iengen Stoff] in anderen Unterrichtsfächern müssen wir den Kindern ganz dieselben Schilderungen bieten von der Entfaltung der Sünde, wie wir sie in der Hibel finden. Wenn aber der (iebrauch der ganzen Bibel auch unbedenklich erscheint, so ist doch nichts dagegen einzu- wenden, wenn als Schulbuch unter Tinständen jahrelang nur ein Neues Testament mit den Psalmen benut/.l wird. Über das Bibel- lesen haudelt Misch ke iu seiner Arbeit -Der Lehrplan fürdas Bibellesen in Volks-, Mittel- und höheren Mädcheu- Schulen-t (Bl. f. d. Schulpr. 20^ 21). Mischke stellt folgende Grund- sätze auf: Das Bibellesen hat sich vorwiegend auf Lehrabschnitte zu beschränken, die auf der Oberstufe zu lesen sind. Die Geschichte des Reiches « fottes und das Bibellesen müssen ein Fach bilden und zwar ist der Lese.stoff dem (ieschiehtspjnu« nach historischem Prinzip an- zugliedern. Sachlicher Anschluf.s kann nnr beim Kalt ehisnnis statt- finden, soferu CS sich darum handelt, ciUitelue Katechisinusslücke durch Bibelabschnitte zu vertiefen. Auf einen in der Regel unter- schätzten Zweig des Bibellesens lenkt nachdrucklich die Aufmerk- samkeit eine Abhandlung von Lichtenfeld: »Zur Behandlung d ( r P e r i k o p e n i n d e r V o 1 k s s c h u 1 e ( Päd. Bl. 6). Die Peri- k()penl)ehandhintr i'^t fnr den \ erfasscr der bedeutungsx ollste Teil des Bi)>«.llesens und vorzüglich ueei.unet, das V erständnis der neutesta- nitnllichen Lebensbilder und Lebensstücke zu lördern, in den (ieist der Schrift einzuführen und das Interesse für das kirchliche Leben zu entwickeln. Nur muls die Perikope auch wirklich ausgelegt wer- den. Die in ihr ruhenden Schätze dürfen nicht nur gestreift, sondern müssen lu rans^^^dioben und verwertet werden.

Die durch l'astor Dr. Katzer, den X'erfasser der Schrift über das jndenchristentum-, neu aufgerollte l'rairt' der Stcllnn;^- des alten Teslaiiieiites steht in engem Zusamnu nhaiige mit tkni Stande der alttestamenthchen Forschung, In einer Abhandlung: Die alt- testamentliche Kritik, ihre Arbeit und ihre Ergebnisse« (Neue Päd. Z. 21—39) iH^ht Prof. Rothstein einen sehr ausführ* liehen Überblick darüber, worauf wir verweisen müsseUi da sich der reiche Inhalt nicht gekürzt wiedergeben lälst. Die pädagogische

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6(6 Zleg:l*r.

Seite fafsl ins Aujie der Reitr;i}; /nr Fr:i;;e nach dt- r S t t l I n n ^ II n f\ y e r \x e r t ii n des a 1 1 e ti T c s t a n\ e n l e s im c h i i s t U c Ii e n R c 1 i ji i t> II s 11 11 1 e r r i c h t von Karl Koch (Päd /A^. 47). I);i4i alte Testament ist dem \ eriasser das reinste und krättij2^ste Zeugnis von dem Ringen der Menschheit nach der rechten Gotteserkenntnis und der innigsten Oottesgemeinschaft und von dem, was die Menschheit iir der religiösen Erkenntnis erreicht hat bis zu dem Zeitpunkte, da die {>roplietische \Veissag:ung sich erfüllte. Hedenken wir. dals unser Cliristentun». obp^lcich nns thici Mannij^faltij^keit \velt:^feschiclitlicher rmsländi- ^^eboren, kt i iii.ulii: direkt anj^elegt ist <lnrrb < 'rüiKlung <les nuisaischen Sta.itsw < -^n---, und dafs ts innenit li rothciotet wurde durcli die Propheten. Ks ist ein <»rj.;anischer Zusammenhang /.wischen a1t(^nl und neuem Testament unleugbar vorhanden, und dieser Zu- sammenhang mufs im christlichen Religionsunterricht zur (ieltung konmien. Selbstredend müssen die Ergebnisse der Bibelforschung ver- wertet und die (beschichten vom Standpunkte der religiösen Rntwicke» lung Israels aus betrachtet werden

T> a s Lebensbild Je s u a n f d e r < ) b e r s t u f e ist der 1 eijen - staml einer Arbeit von H. Kirst (I). Hl. 50, 50. Der Verfasser be- leuchtet die Lebensbilder Jesu von H. Delff, I>r. Thrändorf, \V. Hey- schlag und S. Bang. Die Behandlung, wie sie Bang wünscht, ist ihm nicht ratsam, weil es nicht möglich ist för jeden einzelnen Zug und jeden Ausspruch noch den ursprünglichen Ort zu ermitteln : nicht kindlidi. weil es in vielen I'ällen sehr schwierig ist, den Schülern den Prai^matistnus begreiflich /u machen ; nicht nötijjf wt-il di rrhn<tHche « ■.l.iul»^ durch den persniili( lien Kindruck Christi licr\ orgeruteti wird- Dagegen erklärt er sich für das Heyschlag sche Lebensbild und /war aus folgenden Gründen : 1 . Giebt es uns eine vollständige und lebendige Anschauung, soweit dies nach den vorhandenen Quellen möglich ist

2. Ist der Stoff in diesem Lebensbllde so wirkungsvoll zusammenge- stellt, dafs durch ihn Interesse und Teilnahme mit Jesu Wirken, Leben und Leiden erregt werden und wachsen wird 3. Werden uns in demsell>en keine Widersprüche i^ebfiten, w ir rrhalien vielmehr ein /.usainiiieTi]iäiit;t-tidt s und /.usanimenslimmendes Hild. 4 b>h:ilien wir trotz der Harmonisierung nicht Geschichten aus dem Leben des Heitandes, sondern eine Geschichte. 5. Wird durch die Hingliederung der Synoptiker in das Johs.-Kvang. dieses dem Verständnis mehr er- schlossen.

Das Leben des Heilandes soll auch die Hauptgrundlnirc für die ,\u^K'irung des Katechismus bilden. Nicht nur fiir den K' ittclii^tuus unten iclit !t?i ir ^n/en, snuflt-rn auch für jede Katecbismuslektion (im abschlitistiultu rnlciiiclU) ist der Heiland der pcisönlich-anschau- liche Mittelpunkt, der filaube an den Heiland das Ziel . Diese These »Ober die christozentrische Behandlung des Katechis- m u s< (l>. Schu1]>r. illustriert S. Bang durch die Behandlung des

3. Gebote».

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Zum (»eschichtsnnterricht liej;t eine \vertvi)lU> Ahhatulhing von II. Weijrand v'>r: T>if Mctl^ride des t sch i chlsnnter- riolits '!*ä(l. 6.1. Zeiie;.4Lti w n \S eil^eschiehle in ihre einzelnen Faklor cn und ^rruj)pieren wirtlicse nach der Weile ihrer \ crl>rcitunj;. die nie gefunden haben, so erhalten wir zwei ijrofse Gruppen : eine, deren Faktoren überall in gleicher Weise nur mit örtlichen Variationen thätig gewesen sind, und eine, deren Faktoren nur an bestimmten Orten gewirkt liaben. Dafs ersterc als typische Fi«juren einen allge- meinen und jrröfseren Werl haben, leuchtet ein und darum auch, dafs sie den \'or/iiir mr ienen verdienen Snlehc Faktnren sind darum auch in erster Linie in <len X'orkutsus auizunelun«- n und innner wieiler in das Bereich der Betrachtunj^ zu ziehen, letztere dagej^en nur in- soweit als sie für die Heimat de.s Schülens raindesten.n denselben Wert haben, den jene für die weitere Geschichte haben. (Gerade in der Unkenntnis and Nichtbeachtung dieses wesentlichen Unterschiedes zwischen den historischen Faktoren liegt der Hauptgrund, dals wir inil dem t'.eseliiehtsunterricht trotz aller Bemühungen nicht von der .Stelle kommen Der Han])tkurs dehnt sich durch zwei Jahre hin- durch !>ic .\uswahl riehtel sich ganz uiul gar nach den örtlichen Vcrhällnissen, Die Anordnung der einzelnen BiUkr ge.schichl in chronologischer Reihenfolge. Jedes niufs, in sich abgeschlossen, ein methodisches Ganzes bilden und ausführlich behandelt sein. Pen Schlufs macht der Vertiefungskurs, der von den Thatsachen auf die Ursachen zuruckschreitet. Ihm sind wieder zwei Jahre zugeteilt ; der Stoff ist wesentlich derselbe, wie im Hauptknrs, nur die Behandlung ist eine andere. Waren dort die Wer-. Was-. \\ ann- und Wietragen vorherrschend. s<i werden es hier die Warum-, Weshalb- und Wozu fragen sein; denn im Vergleichen, Lrteikn, Schlieisen. kurz in der Verstandeslilätigkeit ruht die Hauptaufgabe dieses Kursus* Den Um- fang der weitergehenden Unterweisungen rnuJs natürlich stets die stofifliche Wiederholung des durchzunehmenden Pensums sein. :Bemerknng' t: i-lter den Geschichtsunterricht vom psycho- logischen St a n (1 {)ii n k t aus verÖffenllieht 11. I'ree illaus u. Sch. 51. 52). Die mei^Un Lehrpläne, sagt ei, maelicn den l-"ehler. dals sie Geschichte \erlangei:, statt Leben.sbüdei. Liii Kind bi.s zu 14 Jahren kann höchstens ein Verständnis für die Hauptthatsachen erlangen, aber nicht ein eigentlidies Geschichtswissen. Die Hauptsache ist, ein geringes Stoffquantum tüchtig durchzuarbeiten und zum Eigen- tum der Jugend /u machen. Ethik und Patriotismus geben dieZiel> punkte an. auf die immer direkt zugesteuert werden mufs: die intellektuelle (inindlige darf deshalb nicht in die Breite ge/.errt werden. .Ms Beispirl eines s^rsehiehtlichen S\ steins ,inf <lei'"irund- läge des geschichllichen Lehr.sl«ides im Seminar zu \S eimar veröffent- licht Bär ^Hilfsmittel für den Staats- und gesellschaftskundlichen Unterricht I. Heeresverfassungen«'. Die beiden bedeutungs- vollen Arbeiten in dieser Zeitschrift setzen wir als bekannt voraus.

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6i8 <■ ZipKi^T.

Auf dem (lebictc des Spraclninterriclits iKiisrht jrleichfalls eine lebhafte Hewejfunjx. Die Herrschaft der Criimm itik soll gje- brochcn und die Sprache als Übennitllerin der Kulturgüter betrachtet werden ; auch die l'ormen der Sprache sollen als etwas Lebendiges erkannt werden. «Die formalen Aufgaben des deutschen Unterrichts» beleuchtet E. v. Sallwürk (I>. Bl. 5-1 1). Wir haben, fülirt er aus, Laut, Wort und Spradiform zu betrachten. Die Auf- gabe, das natiirli che Wesen der Laute zu erklären, fällt der Phonetik zu. Was die Laule tirspriinirlich he/ciohncl haben, davon schweigt diese Disziplin/ KüntiU'ii wir /n sulurer Iviiisiclit darüber gelangen, so wäre es mehr vSaclic dci l'h\ .siolugie, .-»le uns lait/uteilen ; denn man kann heute nicht niclu daran zweifeln, dafs die ursprünglichsten Sprachlaute oder was zu ihnen geführt hat, nur ein durch unseren Organismus bedingter Reflex auf die uns treffenden Eindrücke von aulsen sein können. Von den Lautzusammcnstellungen, insofern mit ihnen bestimmte V orstellungen gew ohnheitsmäfsig assoziiert sind, so dais sie ntis als der natürliclu' Attsdntck derselben erscheinen, was sie nrsprünglicli nicht sind, handelt die Idiuuiatik. Ihr (ie^eii- «tand sind die lUiumata, die tici einzelnen Sprache eigeutünilicheu, ihr besonders zugehfirenden Lautgebilde. Wären diese ein natftr* liebes Wtderbild der Dinge, welche sie zu bezeichnen haben, so könnten die verschiedenen Sprachen nicht so ganz verschiedene Tiilder für die nämliche Sache erfunden haben. Übrigens behandelt die Idiomatik das Wort nur als Träi^fcr des Begriffs. Die formale Seite des W(»rtes und fU r \\ ortverhindunj^eii weisen wir der Schematik zur Behandlung zu. Diese be.schäftigt sieh mit dem Worte, wie es, wenn ich so sagen darf, in der Oesellschait er.scheint; denn nur durch die Berührung mit seinesgleichen kommt das Wort dazu, sich eine gewisse Form zu geben, welche ihr inneres Wesen nicht ändert Von diesem Standpunkte aus fallen Wort- und Satzformen in das nämliche Gebiet. ■- Mit demselben Gegenstandebe.schäftigt sich auch die Arbeit von K. Wilke U nsere .Aussprache und ilire Pflege (PSd. Ztg. iS. 19) und C.reen in seiner .Arbeit Die Fibel un<l ihre Be- handln ng mit Berücksichtigung der N ormalwörtermethode und der phonomimischeu Laulbehaudluug^ (Neue 1'. Z. 6). Green entwickelt folgende Sätze : >Der heimatkundliche Unterricht hat die Phonominiik besonders zu berücksichtigen. In Bezug auf den Schreibleseunterricht hat der heimatkundliche Unterricht die Aufgabe, die in der Fibel auftretenden rbungswcirter dem Sprachschatze der Kinder einzuverleii :en. Der heimatkundhehe rtileiriclit ist wählend der ganzen Dauer des MleiHeJitarunternchls uiil dem Schreihlese- unterricht organisch zu vcrknüj>fen. Diese Wrknupfung ist zunächst durch eine phonomimische Behandlung der Sprach laute herzustellen, später geschieht sie durch Bezugnahme des heimatkundlichen ITnter- richts auf den zusammenhängenden I^esestoff der FibeL Die Fibel hat zusammenhängenden Lesestoff so früh als möglich zu bieten.

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Die KautjjcwiniiuMj; durcli Analyse ist vemerfen. I ni die Laute als I^U inrnt irln st.nifltt ili fler Worte erk(MnuMi /u Inssen ist drr SrbüUr '.II vr>lii I.iiiu' zur Wortver^^leicluiiij» an/.uixucii niid nst in /weller J.inie antzutonlerii, Wörter zu analysieren. Der elenienlare Schreibleseunterricht hat langsam von einer Schwierijrkeit Äur andern forbtuHchretten und kommt erst Ende des zweiten Schuljahres sium Abi«clilnfs. Das L'ensum für den Schreibteseunterricht im «weiten Schu^ahr ist die l^handhni !rr Schärfung^. der Dehnun;;. <ler .seltener \ i>rkounnenden IJtichslaben wie i|U. x usw. und der Latein- schrift. Im erst»'! Schuljahr ninfs dem Schiller die Schreibunj^ der Wörter niriulii li.si lanj;e eindeuti^r bestinnnt sein, darum sind v. SchliU's-.s mui /. erst im AnschhU's an die kleine Druckschrift einzu führen. Die Schreibunji; des eti-Lautes als äu wird erst bei der (irofsschrift dem Schüler bekannt ufemacht, ebenso die Schreibunj^ der Anstaute. Die Orthographie ist in den Fibeln weit eingehender zu l)er«cksichtiKen, als das bisher üblich ist, insonderheit ist deshalb die Kou'^onnutenhäufunji^. Schärfunjjj und Delinunjij weit ausfülulicher zu beh-MMkln als das bisher ^^eschehen ist. Weil die S})rachformen als etwas Lebendiges aufzufassen siutl, i.sl die l-rage: ('»ehören sprachgeschichtliche Belehrungen in die Volksschule?* mit V.. Wilke (Päd. Bl. 6) xu bejahen. ^Die theoretischen C> rund lagen des Lesebuches*^ untersucht G. Hey derer (Allg. I). Lehrcnstg. ii. 12). Kr kommt zu folgenden Sätzen : Die nationale Litteratur gehört zu den Sachy:ebielen und zwar zu den humanistischen ; sie ist ein iiotweiidi^^er Bestandteil <les rnl<rnrltts Sic '^tcbt nicht im I~>ienste eines andern Sachgel»iett s, sondern iimunl Litic .>^cll>slaii<li>!^e Stellung ein. Sie wird nicht durch das müiidliihc Wort. stMulern durch ein Buch vermittelt. Das Kind verlangt ICrzählungen als I^esestoff : die Erzählung mufs über eine dramatisch bewegte Hand, hing verfügen, darf aber nicht zu knapp gehalten sein, mufs des Kindes Neigung zum Detail entgegenkommen : die Sprache mufe klar, einfach und anschaulich sein; in der lürzählung mufs sich des Kindes Welt spiegeln; also komnun die \ olkstümlichen Stoffe in Betracht- Für die Aufnahme reali^lisi lu r St«^ffe i^ilt fol-tii-Us Kriterium ; das Stt'ick mufs der nationalen Ijlteratur angehören und mufs ein Geschehnis berichten, darf keine Beschreibung sein. So- dann gilt der Satz: Ins JUesebuch gehört nur, was der lebendige Unterricht nicht bieten kann.

Otto Km st veröffentlicht eine sehr lesenswerte Abhandlung Über die u n t e r r i c h 1 1 i c h e B e h a n d 1 ti n i: lyrischer e - dichte (räda.u''^u 6). l-.r fidirt aus; Der Lehrer hat sich, wenn er ein C'.i-dicht hrli.uideln will, vor alb-m folgende hragen v«)rzidegen ; Welches tieiuiil oder welche Stimmung liegt dieser Dichtung zu Gnmde.* mit anderen Worten: Was ist die künstlerische Tendenz dieser Sch<5pfung? Sodann: Wo liegt der Ak/ent des (Scdichts, d. h. durch welche Partien dieses (Gedichts kommt die Absicht des Dichters

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am stärksten uiul deutlichsten zum Ausdruck I'\ rucr: Auf welchen psycholl sollen Vorausset/unj^en ruht die W'iikun:; <lics«. r I )K lituii.!:r, und weist das kindliche Seeleuinventai all diejenigen MunieiiU aul, die vorhanden sein müssen.» wenn das Gedicht seine spezifische Kraft attsüben soll ? Endlich : Wie stelle ich es an, diejenigen Vorstellungen, an welche das Gedicht anknüpft, in meinen Schülern so lebendig und dadurch die Schüler so aufnahincffdii^^ wie möglich zu machen, ohne die eij^enartij^e Wirkuiij^ des Cedichts vorwegzuriehtnen oder ^ar /.u übertreffen ? W enn er sich mit iliesen Fra^^eii ab^jefunden hat und er nun daranireht, seinen Schülern das (iedicht «larzubieten, hat er zunächst dafüi zu sDigeii. dafs das Gedidit die Schüler in der geeigneten Stimmung finde. Hin dezentes, ohne jede Weitschweifig- keit und Breitspurigkeit gegebenes Präludium schlägt die geeigneten, den Kindern bekannten Töne au und leitet unmerklich zur Dichtung hinüber. Dabei werden möglichst geschickt die etwa nötigen Er- klänmgen zum (iedicht, so weit es irgend angeht, vorweggenomnien. Diese Hrklärungen werden gleichsam eingeschmugijelt, so dafs der Schüler sie gar nicht als Krklärun^eii empfindet; ganz uiueiinerkt und heimlich bereitet man dem Kunstwerk eine Stätte. Beim \ orliag achtet der Lehrer besonders darauf, dals der Akzent der Dichtung deutlich herausgearbeitet und den Schülern fühlbar werde, ohne dafe er in pedantisch aufdringlicher Weise deklamiert An die am stärksten akzentuierte Stelle anknüpfend, giebt der Unterrichtende nach been- digtem \'ortratr des (iedichte^ d is, was an Krläutenitijren etwa trotz aller Einführung noch erforderlich ist. AV»er er hesehr.mkt sich dabei auf das Allernotwendigste. Separate l^rkluninuen sind ileshalb so absolut stimmungsfeindiich, weil alle SLimnuuig nichts anderes als Zusammenklang \ ieler schwach bewufster, gleichmälsig verdunkelter Vorstellungen ist, die Erklärung aber über einzelne, meistens nicht einmal die künstlerisch wichtigsten Stellen ein ganz unverhältnis« mäfsig starkes Licht verbreitet und so die erklärten Stellen als auf- drintrlich helle, grelle b'lecke auf dem f',edioht erscheinen, sich mit lästi<;er. herrischer Hartnäckigkeit im Hewujstsein behaupten und die vorher schwach beleuchteten stelhni.i;t-ii .i;an/. ms nunkel drän.uen. Die Rückkehr zum Halbdunkel der Slimiuung erscheint diuin als etwas Gewaltsames und ist oft erst nach langer Zeit möglich. Sind aber die Erklärungen unvermerkt vorweggenommen, so gehen gleich bei der ersten Darbietung des Gedichts schwierige und leichte Stellen in einem hin, und alles erhält von vornherein die für eine har- monische Stimmungswirkung durchaus erforderliche gleichmäfsige Ik'leuchtung. Die (iedichtslunden niü.ssen völlig untet der 1 lerrsehatt der Kunst stellen. - Der e r s t e A u f s a t z u n t e r r i e Ii t in seiner- praktische n G e s t a 1 1 u n g ist der Gegenstand einer Abhandlung zur Preisbewerbung. Der Verfasser geht von folgenden Gesichts- punkten aus: In dem Musterstuck des Lesebuches liegt der kind- lichen Auffassung eine feststehende stilistische Form vor, die eine

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\vit.(Urli"Uv viTul allst iliüi Hetraclittinp /ttlfifst Dtiich <lic tlenkeiulc BciiacliUiUi^ einzelner stilistisclier Krsclienmiij^en eii^nen sich die Schüler nicht blofs die Auffasswngs- und Ausdrucksweise des Muster- stücks an, sondern sie lernen zugleich auch, sich in bewufster Weise einer M annigff alti^keit und Angemessenheit ini A usdruek »i befleifsigen, die diMi li Iduis^lu uml ästhetische Rüoksichlen liestinnnt wird. Die der schriftlichen Darstellnn/j voransjreschicklen niüntllichen T bunten hefähij^en das Kind einerseits, den vernuhttt ti Scliat/. s])r:ir1ilir!ier Formen in freier W eise zn benntzen, aiuU insi tts winl es durch die gewonnene stilistische Kinsicht doch ininier im Bannkreise tier loj^isch stilistischen (besetze des Musterstückes festgehalten und vor Abv\ e>>;en bewahrt.

Über -Die Reform bewegung auf dem Gebiete des naturgcscliichtl ichcn l nterrichts- veröffentlichte der Ikricht- erslatler eine Abhandlunj^ (l'äd. Monatsh. j), die die sicli bereits fcst- stt/i nden irrtümlic!u ii Ansichten über den Verhiuf der Heweynnüf beiichtijjcn und MäniKin, wie Baade, Scheller, Conr.a<l. Kollbacli ilir«,- historische Stellung in derselben sichern will, (iegen den Seylert- scheit Vorschlag einer Zweiteilung der Synthese wendet sich Dr. Wilk mit seiner Arbeit: «Die Synthese im naturgeschicht- liehen Unterricht« (D. Bl. 25. 24). Im (>esinnungsunterricht. führt er aus, ist die Zweiteilung der Synthese bejjriindet, weil sich die iiVinVen Arttti des Interesses nicht mit derselben Unmittelbarkeit an den i^t-schichtlichen Stoff fcsthän<ren, wir ^ as sympathetisrhe und eiiii)iiische Interesse. Wer aber ylaubt. Im der naturgescliiclillichen Synthese allein mit Hilfe des empirischen Interesses eine gleiche Be- geisterung zu erdelen, der irrt sich gewaltig. Nur in Ausnahmefällen kann diese in die beiden Teile zerfallen. Bei heimatkundlichen Gegen - standen wird die von vom herein spekulativ angelegte Synthese die Repfel sein. Aber auch in dirstni I-alle tritt zur Synthese noch ein zweiter Teil, welcher die denkende Fr^än/unj; g^enannt werden kann. Die praktische Durchfi'ihrunjr seiner drundsätze 7tiij:t W ilk an einer J'räpni alitdi iiber den Hasen (H. HI. 45— 47». Se\ k ils Aihcilskunde veianlai.st K. v. SaHw iirk zu einer au.sführlichen Abhandlung : Die Arbeitskunde im naturwissenschaftlichen Unterricht (D. Bl. 29^-35). Eine die Kulturentwickelung besonders betonende Dar- stellung niuls nach seiner Ansicht schon in den einfachsten Schul- Verhältnissen eine Stelle finden, sie kann aber erst dann eintreten, wenn als «Grundlage eine sachliche liearbeitnni: der Dinge und \*er- hfiltni.sse stattm fiinden hat, weicht- den Stoif und die Ik dinLCimL' «ler Kulturarbeit enthallLti. Dann erst kennen zntn AbschUUs die Grund- linien eines Systems der gegenwiu ligeii Kullurarbeit gezogen werden. Das ergiebt eine Arbeitsknnde im weiteren Sinne als die von Seyfert und setzt voraus, dafs der von ihm bearbeitete Stoff dem naturkund- lichen Unterricht einverleibt werde. Die verschiedenen »Kon- zentrationsversuche auf dem Gebiete des naturkundlichen

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V. /Angler.

Unterrichts bespricht H. Scinuidt (l'iid. Ztg. 50, 51;. i>cr Stand- punkt der Vertreter der Konzentration scheint ihm unhaltbar. Ent- weder, sagt er, haben die recht, welche das^Priossip einer allgemeinen Konzentration auf den Schild erheben ; dann müssen wir wenigstens lile üebiotr^ der realen Sphjlre zn einem einheitlichen Han verschmelzen.

s thun aber die Neuerer nicht und zwar aus denselben (iründen, die jjrejjcn ihre \\ ! suche sprechen. ( )der aber, jene Kichtnny; hat über- hnupt nicht rcclit. dann hat :nirh <lie Wnschmelzuni; <lt r ht^teff njcncn Zweige auf dem uinfangrcKhen t.ebiete der Naturkunde keinen vMnn. «Zum l.,ehrplan in der Pflanzenkunde* veröffentlicht F. Baade einen Artikel (Päd. Ztg. 2). £r will den unteren Schulklassen die Betrachtung sorglich ausgewählter einzelner Pflanzen zuweisen, während die Srhider der Oberklassen ihre Kraft an (Jruppenbetrach- tungen erproben können. Zu solchen Uetrachtungen eignen sicli: (>ut nni.urenzte sy.slematiscbc < '.riijiiien, I'flanzinyennssenschaften. welche der heiinischeTi Landsrhaft das ( ".l iu äi^c ^Lbcn. tiie /.u>aniiu». nhätigcnde Darstellung der iAbensarbe)t cler i'fianze und ihrer Werk/enge. Über »Experiment und Beobachtung im botanischen Unter- richt« verbreitet sich F. Schleichert (D. Bl. 27—29}. Die so über- aus wichtigen Vorgänge der Ernährung der Pflanzen, der Aasimilation. der (las i n l W'asserbewegung in der Pflanze, der Transpiration. Atniunp vieler Wachstums- und Reizerscheinungen, deren elementares \'erständnis auch ilen Schülern der X'olksschnle nicht vor* tithalten werden darf, lassen sich nur mit Hilfe geeigneter ICxperiiiKiiU klar erkennen. Sclb.^lretlend Irelen i^.xperimenlc erst dann auf, wenn eine reiche Menge empirischen Materials sich im Laufe der immer fort- gesetzten Beobachtungsthätigkeit angesammelt hat, das imstande ist, das Interesse für den Versuch wachzurufen. Eine wertvolle Abhand- lungüber Die erziehende Bedeutung des Schulgartens ver- öffentlicht Dr. Jieyer (D. Hl. ;/>. 37). Der \ erfasser hat einen (larten im Auge, bei dessen Hewirtschaftung lediglich erzieherische ( tesichts- puiiktr inaisgcliL ml sind, iii dem die Kinder selbst zu Arbeiten haben, und zwar lediglicii zu <lciu Zwecke, um all der sittlichen und intellek- tuellen Förderung teilhaftig zu werden, die mit einer rechtschaffen vollbrachten Arbeit sich ganz von selbst einstellt.

Verhältnismäfsig stiefmütterlich wird stets der geographische Unterricht in du b'achiiresse behandelt. Über -Zweck und Zie l des erdkundlichen l'nterrichts stellt Kup|)ert ( 1 less. Schul- ztir. 2, 3t folgenfk- Sätze auf: Der erdkun<lliche rntctiicht in der mein kl.t.^sigcn \ ulk^ -L IiuIl- hat den Zweck, den Schülern die Kennt- nis der Krde und iluct i)c\^uhiier, sowie der wichtigsten ICrscheiuuugen am Himmel, in geistbildender und erziehender Weise zu übermitteln. Ks ist Aufgabe der Heimatskunde als erste Stufe des erdkundlichen Unterrichte, dem Schüler an geographischen Objekte^ der Heimat die notwendigen (inindbegriffe zu veranschaulichen und zu erläutern, so- wie das Verständnis der Karte und das wichtige Kartenlesen vorzu-

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bereiten, in koir/entn' Jüchen Kreisen weiterschreitend. UA^^ Aer Hei- niatskundc die Keiuitiiis des \ aU i lainU s. >ü\vie die derW ellU iU und, soweit CS der l'assungskraft der Sehiilei entspricht, das Wichlijjste aus der matbemattscheii Geographie. Während der Lehrgang auf der Mittelstufe noch den synthetisch-konzentrischen Weg^ einschlägt, wird er auf der Oberstufe den analytischen gehen, um früher zu einer Übersicht über die ganze Erde zu irt^^langen. Neben der beschreiben- den I.ehrfonn niufs auch die vergleichende zur gebührenden (Geltung ko!^i7iicn. Das Warnniund Weil in den Beziehungen und Ikdingungen, tlie richtige Dar.sLellung von Ursache und Wirkung, luiti-^en Leben in den toten Stoff. Die zeichnende Methode sei nur Unlerrichlsniillel. nicht Unterrichts%iel. Die Anschauungsmittel (Karte, Globus, Relief, Tellurium, Bild) müssen einfach und in bester Auslfibninj^ sein, (ieo- graphischc Charaktetbilder, so\de ethnographische Bilder, sollen den rnlerriclil l)e!eb< n und das Interesse der Kinder an denistlben er- luilien. In tler Hand des Schülers sind .\llas uiitl Leitfaden (Rt ;ilieii buch und Renllesebucli i unentbehrlich. Durch wei'-e lU-srliräiikung des SLuJlcs uutl »Htere Wiederholung wird die sichere .\neignung <lcs- selben erstrebt.

TIT.

Zur vSc Ii u i organ i sa t i nn sf r age licfeit II. Scheret i nu n wert- vollen Heitratv durch Tk-anlvv« nlung der Frage: \\" ei c h es Scli u 1- systeni enlsprielil am vollkduniensten den pädagogischen Anforderungen? (Päd. Ztg. 14. 15). Rr ffihrt den Nachweis, dafs das achtklassige Schulsystem das vollkommenste Schulsystem ist. Denn der Unterricht kann sich in diesem System vollständig dem Hntwicklungs- gaii:4i des kindlichen (ieistes anschliefsen. kann lückenlos fortschreiten und du l!u1i\ idualität niöglichsl lierücksichtigen : es erleichtert dem Lehrer <lii. Arlieit und erhalt ihm sn seine l*ris< lu ntul T.eistunj^s- fähigkeit. Je mehr sich ein Schiil.s\ .^Icni dem a». hlkla^^ii^L 11 iifdu rt. desto vollkommener ist es. Im scchsk lassigen Schulsystem mu.>.>eii entweder zwei Klassen zweistufig oder eine Klasse dreistufig sein ; in der siebenklassigen Schule mufs die oberste Klasse zweistufig sein. In beiden Schulsystemen treffen wir also dieselben Nachteile, vrie sie sich bei dem vierklas.sigen vSchulsystem vorfinden. Auch das sechs und sielienkla.ssige Schulsy.stem mü.ssen daher gegenüber d«.ni aclit- klas«igen als unvollkommen bezeichnet werden, obgleich .>^ie voll- kurnmener sind als das \ icrklassige. Das achlkl. issige vSchuls> stein entspricht am vollkommensten den pädagogischen .Anforderungen, es niufs daher bei umfangreichen Schulsystemen als Norm ange- sehen werden.

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M«ie Bucher nnd AufiiUi.

Neue Büclier und Aufsätze.

a; Bücher.

Ik a U C k III a ll ll, Uhranat.- Vorst., Karl,

Dieiiti kindlichen Alterauftretende

Schwerhörigkeit und ilirc päda- gognsche Würdigimg. (VlI, 1038.) Leipzig, II. Ilaacke. 2 M.

Friedrich, Joh., Jakob Froh-

sclinitinur. J-'m ITulaLToj^c unter den modernen riulo.sophen. Kin- führun^ in d. philosophisch-pädafr. System Im olischaniniers. (\'. 9SS.) l-'ürtli, ti. K»)senl)er}^. 1.50 M.

Friedrich, (iyina.-ubpri., tiu.slav, Die höheren Schulen und die

C.ejicnwart (51 S.) I,cip«i^. K. Warti}^. o/x) .M. II eis, Karl, Derdeutsche

Unterricht in ikn ersten Schiil- jahr<Mi auf ]ih.aKlisrh«.-r Ciniiul la};e. I juc Anleitung, .tiigcknüplt an die Fibel vt>n VV. Hangert. K>4 S.) I Vankfurta. M., M. Diester- weg. ü,5o M.

Lewit. Dr.Jul., Darstellung der tlieoretischen nnd |»i aklischen Pä- dagogik im jüdischen Altertume. nach talmud. (Quellen unter ver- gleichender IJerücksichtigiing des glfich/.citii^fcii Sein ifltumes. (70 S.) Ikrlin, Mayer- .Müller. 1,50 M.

Met scher, Dr. Hcinr., Causal-

Nexus /.wischen I,eil) und Seele und die daraus risultierctKlcn psvchophysiachen I'liiinomene.t.i2; 8.) Dortmund, J. W. Ruhfus. 3 M.

Pagel. Lehr., Franz, Der frei- willige lirziehungsbeirat f. schul- entlassene Waisen. Kin Versuch zur Lösung der Frage: Was ist das deutsche \'olk seinen ver- \%-aisten Kintiern schuldig.'* (9«» S.) Berlin, L. Öhmigke. o.Ho M.

Th i ( 1, I,, )ir,, Fet. Jobs.. Fin Tag iui Leben^>lleim, soziale Naturer- ziehun|rsansta]t für verwai.ste und uneheliche Kinder beiderlei Ot- .schlechtes. (2.S S.) Fei])/ig- Reud- nitz, II. N. Thom. 0,50 .M.

b) Aufsätze.

Itengel, Joh.. Die l'rox inzialge- schichte im (teschichtsuntenicbte. (Rh. westf . Scbulztg. 50.) Aachen ,

Harth.

Berfremann. Dr. F., Absolu- tistische u evolutionistische lübik im Kaniiife um die I'ädaj^ogik. (Leipziger I.ehrer/tg.39-41.) Feip- xigr, Otto Klemm.

llfsse. Iv, Die \«>lksschule im Kampfe gegen Sprachsünden. ( Allg. deutsche Lchrerztjär. .'^7. Leipzig', Klink h.irdt

Höhne, Welche Nachteile .sind mit dem Ma.ssenunterrichte und welche mit dem bjnzeluntcri iclite verbunden * Welche X'orschläge /u ihrer Feseitigunj^ sind zu machen * (Päd. lU. 5.1 Cotha, Thienemann.

I , i s 0 ll I) 1 \^ s k a . M ai ia. Dir Re- form der \ Orbiidung der \ olks schullchrerin. (Lehrerin 23.) (>era, Th. Hofmann.

Malo, II.. ICin dringlicher Re form Vorschlag von S. Rang betr. ein einheitlicli-anschauliches Le- bensbild Jesu. (Ztschr. f. ev. Re- lij^ionsunt. 4.) lierlin, Reuther und Reichard,

R h o den . l)r.< i. von. Das Prolklcm d. Relif,(ionsuntenichts. ( l\v. Schul- l»latt <).) (ifller.sloh, Itertelsmann.

ScliL T». r, II , Dir Anf-abe der wissenschalthchen i'adagogik im allgemeinen und in der Gegenwart im Ih sonderen. (Päd. Ztg. 34.) Berlin, W. u. S. Löwenthal.

Stall n, Dr., Zur !• rage über den C.eschichtsunterricht. (Päd. Bl. 5.» (tf»tha, Iv. \'- Thienetnann

Stelter, Katharina. Dir soziale Arbeit der \'<dksschullLlirti in im .\nschlufs an die \"olk.s.schule. (Die L<:;hrerin 22.) Oera, Th. Hofmann.

Vogel, Moriz, Zur Förderung des Schulgesangunterricht.s und des Chorgesanges. (.Mlg.d. Lehrer- i'tg. 33. ;>4 ) Leipzig, Klinkhardt.

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* V « ■> *

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Neue Bahnen.

Monatsschrift für Haus-, Schul- und Gesellschafts-Erziehung.

IhÜ 12.

Dtz< uibfr 1896.

VII. Jahrg.

Friedrich Dittes.

Von Rwloir Dietrfoii in Nürnberpr-

I. Wirken und Wesen.

1. \'or\vort. - 2. Bis zur Berufungr nach (iotha. -- 5. Iti Gotha. 4. In Wien. 5. Schriften. 6. Die Monat-sschrilt Pädagogiuni. 7. (refsamtbild der Persönlichkeit S, Nachtrag zu 3.

Eine nnparteii.sche Schrift über Friedrich Dittes ist ein schwieriges Ding. Wanim? Weil nnparteiische Unterlagen fehlen, weil es an ziivcrläs.'^igen queUeinnälsi^cii Nachrichten überhaupt mangelt, l'nd leider gilt dies gerade für den längsten und wichtigsten Abschnitt: wir besitzen keine ob- jekttven »Wiener Geschichten^r, Dittes hatte keinen Frennd, der mit ihm in Wien gelebt, ihn ganz verstanden, ihm und über ihn die Wahrheit gesagt. Ich habe bei dem gegen- wärtiq^en Direktor des Pädagogiums, Herrn Dr. Rmanuel Hannak, nach brauchbaren Akten gefragt: er konnte mir jedoch fast nichts anderes mitteilen, als was ich schon wufste. Über die (iothaer Zeit dagegen ist mir von Herrn Semi- nardircktor A. Zeyfs Erhebliches mitgeteilt worden, doch leider erst, als die Arbeit schon im Drucke war (s. Nach- trag).') Ich .selbst habe mit Dittes (von 1886—95) nur brief- lich verkehrt, und aufser in den beiden ersten Jahren nur geschäftlich, rils Mitarbeiter des Pädagogintns.

W as ich nun auf den folgenden Blättern biete, hat mich zwar viel Zeit und Mühe gekostet; aber das schliefst nicht au-s dafs ich mich geirrt. Ja ich möchte fast wünschen, dafs ich in recht vielem geirrt, weil dann zu erwarten wäre, dafs

') (iern benutze ich die ( Ulejienheit. den trennTinten Herren für ihre freundliche Dienstwilligkeit auch an dieser Stelle zu danken; desgleichen Herrn Verlefrer Kfinkhardt, welcher die Güte hatte, mir die in seinem Verlage erschieiu neu selh'^trindigen Schriften von Dittes und sämtliche Jahrgänge des Pädagogiums auf längere Zeit leibweise zu überlassen.

]t«M Baküfla TR. 1>. 4 1

I.

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I

626

Hutloir niptriob.

alle möglichen Aiistreiimiiii^cn L^cuiacht werden, iiiii der pädagogischen Welt endlich da> richtige Bild des Mannes zu zeigen.

Mir stehen nur drei Bogen zur Verfügung. Das zwingt zu knappester Fassung, welche mir aber auch die Thatsache ermöglicht, dals während der letzten Monate alle Fachblätter einen Aufsatz über Dittes gebracht. Ich brauche also nur zu wiederholen^ wo es das Cxcbot der \'ollständigkeit erfordert

2.

Christian Friedrich Dittes stammt aus einem Bauernhause. Er wurde am 23. September 1829 zu Irfcrsgrün im sächsischen Vogtlande geboren: in einem waldumrahmten, von Somiuer- frischlern besuchten Dörfchen halbwegs zwischen den Städten Letigcnfeld und Kirchberg, au der ELsenbahu Zwickau- Falkcnstein.M

1844 trat Dittes ius T.ehrerseminnr zu Planen ein, 184S in den N^olksscluildieiisi. Jedocli nicht dieser, ein höheres Schulamt war sciu Ziel, das er nur deshalb nicht auf dem kürzesten Wege erreichte, weil er von Haus aus unbemittelt war. So blieb er denn, mn sich den Lebensunterhalt zu sichern und nebenher den (ivuinnsialstudien obliegen zu köuTieii, Volksschullehrer bis 1S5S: in Thalheini bei Chemnitz« Reichenbach, Plauen, Leipzig. Doch wulste er schon 1850 einen UrLuil) zu erlani^en. der ihm den Hesuch der Landcs- univerMtät aul drei Semester gestailetf. i85<S sodann konnte er seine Hochschulstudien fortsetzen und 1860 mit den» Be- stehen der Prüfung für das höhere Schulanit und dem Erwerb des Doktortitcls abschliefsen.

Er erhielt sofort Anstellung als Subrektor der mit einem Progymnasium \ erbundeneii Realschule zu du innitz. Von gröfserer Hedentung für ihn, lür seine Zukunft war freilich ein anderes .\mt, das er in derselben Stadt erlangte: der Pädagogische Verein wählte ihn zu seinem \'or.sitzenden. Als solcher fand er Oelegenhcit» sich öffentlich hervorzu- thun, nämlich auf der Jahresversammlung des Allgemeinen Sächsischen Lehrer Vereins, die 1Ä64 in Cli innitz abgehalten wurde. Vor dieser Wrsammlung ^]'i.\ch Dittes im Auftrage seines Vereins über die deutsche Sprache und Litteratur auf den sächsischen Lehrerseminaren Die Unterlagen

Vi Am ^'V Scpltnibei iJSyO ^Incltcn der Auerbacher und der Kirch l)er}jer Ik /irks1ehrer\'ercin ni Irfersgrfui <-itie Gedächtnisfeier. ])(m I^eschluf^ nn < >rte ein 1 )ittesilcnkmal /;•. errichten, folgte so-' gleich ciuc Sammlunü. mit achtenswertem lirgebnis.

*) Der V'ortrag erschien 1864 bei Kcl. Focke in Chemnitr.. Später nahm ihn Dittes in den XVII, Jahrg. des Pädagogiums (S. 680 ff,) auf.

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Frif>ilrl4'h IHllM.

627

dazu saiTiiiu Ue, MHÖfi^licli erschöpfend , der Verein. Das ge- schah, erzählt Dittes, auf folj^ende Weise. Unser Pädagogischer Verein zählt mehr als loo Mitg^liedcr; dicselhen sind meistens aus nnsern I>an(K ^-^t ininaren hervorj^eganjL^en ; isflücklicher- weise hat jedes dieser Seminare mehrere Glieder zu der hiesigen jüngeren Lehrergcneration gestellt. Es konnten daher auch mehrfache und »twar dem Leben selbst entlehnte Berichte über alle Landesseniinare abgestattet werden. Ferner wurden die »Stundenpläne verschiedener Seminare, sowie zahl- reiche diktirte Hefte und Ausarbeitungen von Seminaristen, sodann etlicb.e in der Säclmisrhen Schulzeitnng enthaltene Aufsätze tiir und wider die vSeminare, desgleichen die Allge- meine »Seminarordnung von'1857, endlich auch das Stalistisclie Handbuch über den Personalbestand der sächsischen Lehrer- schaft zu Rate gezogen.

Der Vortrag selbst beantwortet die fünf Fragen: Was sollen die Seminare leisten was leisten sie wirklich woher rühren die Mängel im Seminarunterricht wie sind sie zu beseitigen? die lu-iden letzten jedoch nur mit ein j>aar Worten (aul wenig uielir als 2 von 20 Seiten). Wir heben hier nur zwei Stellen heraus: i. Diejenigen, welche sich dem Kantor- und Organistendienst nicht widmen wollen, würden eine viel angemessenere Bildung erhalten, wenn sie den Kursus einer Realschule absolvirten und auf diesem Grunde noch einen dreijährigen Semiuarkursus durchliefen. 2. t>Da die Muttersprache niemals allseilig begriffen werden kann ohne Vergleichung mit eiuom fremden Idioni, so mufs das Seminar wenigstens eine iremde Sprache leinen, und zwar ist Dittes fürs Latein. [Später (vgl. Die Spiacheufrage, mit besonderer Beziehung auf Lehrerbildung , Päd. V, 331 ff.) hat er seine Ansicht wesentlich geändert (dies aber in dem erwähnten zweiten Abdruck des Chemnitzer Vortrages nicht angedeutet): er zieht eine liioderne Kulturs|)rache vor.

Welche? dies hängt namentlich von ortlichen l'mstätiden, von ethnographischen Verhältnissen und Bezichnugen ab. \nraus Opportunitätsrücksichten kann ich für eiuc kleine Konzession au das Lateinische stimmen. Ich betrachte nämlich die gegen- wärtige Situation un.serer Kultur als ein Übergangsstadinui zwischen der bisherigen, römisch gefärbten Bilduugsweise und einer neuen, wirklich liberalen und freien, in der Wurzel echt nationalen, in der Krone wahrhaft humanen Bildungs- weise. Auf die Dauer dieses in)ergangsstadiums nun wäre icli dafür, dafsin den r>berklnsKen der Lehrerbildnngsan*:talten, falls sie einen sechsjährigen Ki;i siis erhalten, ein niehl ubliga- tori.scher Unterricht in der lateinischen Sprache gegeben wurde, an welchem aber nur diejenigen Zöglinge teilnehmen

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kudolr Dlfltrtrh.

dürften, die in allen Hauptfächern gute Fortschritte anf-

weiseii.'^- ]

Der Vortraj^ und die an ihn j^a-knüptlt Deli.ittc !>c- riclitcL Dittes (Päd. XVII, 678} hatt'' den Kilolg, daüs sich die sächsische Staatsregicrnn^ zu einer eingehenden Untersuchnng- sämth'cher Seminare des Landes nnd hierauf '/M einer tcrnndlichen Reorganisation derselben veranlafst sah, welche Reform sich licrnach naturg^emäfs auf das tranze sächsische \'()lksscliul\vesen ausdehnte und demselben die noch heute hesuhende Verfassung j^ab.') Dil Us seihst wurde im tnluciulen Jahre als Seniinardirektor, Lande^scllul- iuspektor und vortragender Rat im Ministerium an Karl Schmidts Stelle nach Gotha berufen ; wie verschiedene Lehrer- zeitungen wissen, auf Empfehlung Diester wegs.

3-

Man wundert sich, dais die j^othaisclie Regiening drei

so hohe, verantwortungsreiclie Staatsämter eineiti so jungen und unerfahrenen Manne übertrug. Jung allerdings. Aber unerfahren^ Auch das. Denn sein X'olksschnldiensi, di.r für ihn nur ]\littel zum Zwecke war, kann ilini kaum angereelniet werden. Und die paai Jahre an der Chemnitzer Realschale vermochten ihn wohl auch nicht auf eine Stellung wie die Gothaer vorzubereiten. In einem höheren Schulamt (im eigent- lichen Sinne), als Schulleiter hatte man ihn noch nicht ge^ seilen. .Wn r er hnile v ielleicht schriftstellerisch als glücklicher lütindcr und Planer, als geseliickter Sehulbanmeister nnd Verwalter sicli ius<^cwiesen ^ W ir w i^-^en nichts dergk ielien von Dittes. Sonaeli .scheint jene kurze Chenniitzer Reile - - die aber doch hauptsächlich Kritik ist den entscheiden- den Bindruck gemacht zu haben. Die philosophischen Jugend- arbeiten (auf die wir zurückkommen w erden) fallen liier auf.ser Betracht. T'^s mag übrigens sein, dafs wir uns die Aufgaben, welche Dittes in Ciotha zu lösen hatte, viel gröfser und höher vorstellen, als sie wirklich waren.

Jedenfalls wis-^m wir manche> nicht, was wir behufs sicherer und volkstäudiger Beurteilung der Sachlage wissen sollten. Wir kennen weder die Berufnngs- (und Entlassungs-) Urkunde, noch die Besoldungsverhältnisse genau, noch die dreifachen Amtsptlichten. noch die von Dittes verfafsten Seminar- und Schn1in^}u ktionsberichte, noch seine \'orträge im Ministerinnr nr)ch die vSumme seiner amtlichen T^eistungeii und Wirkungen, noch die Rolle, die er in der (Tcsellschaft

*) Dais ditse X'crfasbung, weil sie heule noch besteht, auch wert Lst, heute noch zu besteben, will D. hoffentlich nicht sagten.

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gespielt.^) Xm über dfu Lehrer und Direktor des Seminars sinn wir im allqt nniiien. jedoch aus zweiter nnd dritter Hand, /jcinlich i,mt miUn ielitel. Die Hnniici uiiL;eii allerdings, welche zucr.st im ( >>lcrr. Schnlboten \ er(itfcnlliehl, dann 1896 von der Allg. deutschen Lehici/xitung» naciigedi uckt worden,-) sind wolil mit Vorsicht aitfzunehineti : es spricht da ein Schüler, der für seinen Lehrer schwärmt und ihm alle Tugenden nachsagt. Mehr (icwicht werden folgende Äufse- rungen Kehrs haben: Mit Dittes begann eine neue Epoche im Seminar. Seine nihif^n- He^oTincnheit ntul klare Konse- quenz letzte rnliig einen I'.nistrin auf dt ii andern; er hielt es mit Lcssini;: die t;rrii.sic ik ulliclikril war mir immer die grüfste Schönheit. Jene Jahre, in denen e.-> mir vergVinnt war, an seiner Seite zu wirken, waren für unser Seminar Zeiten ruhiger Entwicklung und darum Jahre des Segens*. ^Er war ein Maini. der als Leiter des Seminars die strengste Ge- rechtigkeit mit der freundlichsten Milde, den unbeugsamsten W'ahrlieitssinn mit dtT besonnensten Ser^falt y.n \-ereinbaren wnfste, und der allen durch die Klarheit seines ( ieistes, durch die Herzlichkeit seines Tnigangs wie durch die Biederkeit seines Charakters für immer lieb und teuer wurde .'j Und über die Abschiedsfeier zu Khren des nach Wien Berufenen wird berichtet: Nachdem Dittes dem Seminarkollegium und den Seminarlehrern Lebewohl gesagt hatte, ergriff Kehr das Wort, um dem Scheidenden den Dank des Seminars zu sagen. Als aber der SehTuer/ des Abschieds ihn ^ri üherwältiq^te, dafs Thräneii ine Stimme erstickten und < r nur noeli die A\'orte sagen k<jnnte: I>erge und Thäler können Menschen trennen, aber nicht die Herzen! Gott geleite sie!* - dablieb kein Auge thränenleer, und selbst Dittes^ der ernste^ ruhige und unerschütterlich feste Mann \ einte, als solle ihm das Herz brechen Auch heute sind die (kfühle, die damals zum Ausdruck kamen, noch nicht erloschen. Der i^cgen- wärtige Direkto r Zevfs (sclinn \ Dities Lehrer am Seminarj .Hufserte in senier vor den Zöglingen gelialteneii (TedaclUnis- rede am 2. Juni i<S()6 n. a.: Was D. hier al.s Leiter des Seminars untl des ganzen X'ulksschulwesens vollbracht, das verpflichtet die gothaischc Lehrer weit für alle Zeiten zu inniger Dankbarkeit gegen den teuren Heimgegangenen. . , Er nahm alles t rnst tuid streng und hat uns Schweres zu- gemutet: aber wir thaten gern, was er forderte. . . Wir fan-

') iCinige dieser i'unkle kliiil jedoeli der Nachtrag auf. *> Vgl. auch Preufs. Lelirerzeitung, Sonntagsblatl iS<>6. Nr. 28. 1 Nach dem Schnlhl. d. Pfov, Brandenburg und der Deutschen Schulpraxis; (Juelle «icht genannt. *} l'reufs. Lehrerz. a. a. O.

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Rudolf Dictricb.

den in iliin einen crtalm iu ii Berater, tU iii wir willisj ioit^^teii; vor allem aber einen \ orgeset/ten. der wie ein Freund mit uns verkelirte und für uns sorgte .

Weniger günstig scheinen die Beziehungen nach oben und atttsen gewesen zn sein. In einem Briefe, den Dittes 1888 an den früheren Leiter der Päd. Zeit un3^^ Heinr. Schröer ge- schrieben, spricht er von liefti^^er Feindschaft , die er sich in Gotha zugezogen, weil er dort im Seminar, im Ministi rinm und in öffentlichen \ ersannulniiLien siel.s und niu eriiüllt seine Meinung gesagt und nainenllich stets nachdrücklich für den Lehrerstand eingetreten sei . Sicher ist, dals die Regierung nichts gethan, uui ihn in Gotha festzuhalten (als er 1868 nach Wien berufen worden) während sie sicli später be- deutend anstrengte, um Kehr zum Bleiben zu bewegen,') was ihr ja auch auf ein paar Jahre gelang.

4-

Welche Gründe bestimmten Dilles, dem Rufe nach Wien zu folgen?

Konnte ihn Wien anlocken? Wie mau weifs, haben sich die Wiener auch heute noch nicht aus der Versumpfung» in die sie Metternich geleitet, herausgearbeitet. Jessen spielt wohl auf diese Thatsache an, wenn er sagt (Deutsch-österr. Lehrer/ 1896. Nr. ii): Die Wiener Ijift wirkt entnervend . Und über (kis (Kslevreichische Re,i,ncrnii,L;sN\ stein \ <>u lieiite urteille vor kurzem ein einheimiselier Suzialpuiitiker und Volkswirtschafter: Es ist der Absolulisnuis, gemildert durch Schlamperei. Dafs unter solchen Verhältnissen auch die Presse (die Presse, die in den Wiener Geschichten* eine so grofse Rolle spielt!) weniger Charakter besitzen mag als anderswo, leuchtet ein. Weiter: ein stockkatholisches Volk! Auf ultra- montane W'ühlereien mnfste der sehr liberale Protestant Dilles als auf etwas Selbstverständliches gefai^>l sein. Knd- lich die Anstalt, an deren Spitze Dittes berufen war: ein blofser ^Notbehelf s eine ^Rorrekturanstalt^ von der gar nicht sicher war, wie lange sie notwendig sein, also wie lange sie bestehen wwCiv , erst in zweiter Linie eine KortbiU dun<;.san$talt im eigentlichen Sinne.

Dagegen halte man die G-niiiaei Stellung. Mich dünkt, ' S kann für einen ganz von seinem Beruf erfafsten Schulmann eine beglückendere nicht geben. Was hatte D. allein schon .in seinen Mitarbeitern (im Seminar/ 1 Von den vielgestaltigen äulseren Verhältnisseh, welche in Gotha samtlich günstiger

*) Er sollte iiS72 als iSchulrat nach Nürnberg kommen. \'gl. die sehr fiusfübtlicbeii Mitteilunjrcn von J. Hahm im Repett. d. Päd. 1885, \' und die Angabe Kolatseheks auf S. 10 seiner >;og. Schmähschrift.

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Kri«drich UiiC«». (,'f

wareil als in Wien, w ollen w ir ^ar nicht reden. Dittes selbst

sai^'-te in Wien, an der Schhilsfeier des 12. Schnljahres: Als mich der ( remeinderat hierher holte, hatte ich in Deiusch- land eine Stelle inne, w ie es eine zweite nirgends mehr gibt. Ich war materiell gut gestellt, genois Ehre, Achtung, An- sehen und war persönlich vollkommen frei-«.

Und doch ^in<,^ er nach Wien! Da darf man schon aul die Heweggründe begierig sein. Ivs fielen wohl hauptsächlich in Betracht: die höhere ICinnalune bei verminderter Arbeit - die grofsere Freiheit und Selbständigkeit nach oben hin der viel weiter gehende Kinflufs auf die Verhältni.ssc seiner Anstalt, i>c.sonders auf die Anstelhiiii^ der Lehrer. Und nicht zuletzt hegte Dittes die Holiiiung : er werde das rädagugium ganK nach seinem Sinne gestalten, auch umgestalten dürfen. I>afs er dies wirklich gehofft, noch mehr: beabsichtigt, er<- hellt aus der (reschichte seiner Wiener Thätigkeit Leider standen solche Wünsche in Widerspruch zu dem Wortlaut des Statuts: darin liegt die mächtigste Ur.sache seines I-'alles.

Aber nicht Idols amtlich, sondern ancli und das ist das schliimiisic | le; s>'Milirh liai Dittes Schiiihnu-h gelitten in W ien; w enigstens scuciiii es so. Wir sind niclit mein ganz, klar über den Mann; der Glaube au ihn ist erschüttert Die dringliche Frage nach dem wirklichen Dittes beantwortet niemand. Wer könnte es? Kia ehrlicher Freund, der die Wiener Zeit mit erlebt. Ein solcher Mann scheiut nun eben nicht vorhanden /ti ^ein.

Die hauptsäciiHchsten, aber siuntlicii mein oder weniger peiM»iiiich oder parteilich gefärbten Unterlagen zur Beur- teilung des i'ädagogium-Direktors Dittes sind: 1. von ihm selbst: Mitteilungen aus Wien, im Jahrg. 1869 der Allgem. deutschen Lehrerzeilung Das Lehrerpädagogiimi der Stadt Wien; Wien, A. Pichlers Witwe u. Sohn 1.S73 W'iener (tC- schichten. Päd. IV ; - 2. Das Wiener r.'ir'aL^ogium von i<S68- 81, dargestellt von Adolf Kolatschek; ].ei|)'i!^. Reichardt 1886.

Der X'erfasser der zulct/t angeiührten Schrift, früher * i\ imiasial])rofessor, hatte die keferatss orlage, die Krrichtung cimr.s >i.idtischen Lehrerseminars betreffend , bearbeitet und war von 1868-72 Mitglied der Auf Sichtskommission fürs Pädagogium. Rr tritt als persönlicher Gegner des ersten Pädagogium-Direktors auf. Diesem ist er mit der Feder bei weitem nicht gewach .seu; er schreibt oft flüchtig, sodafs seine Darstellung an nuuu h<-n Punkten unklar, ungenau oder gar unwahr erscheint, vielleicht auch ist. Man kann ihm das übel auslegen. Aber dafs er wis>entlich oder absichtlich entstellt, gefälscht, glaube ich nicht. Untl gar seine ganze Kritik kurzerhantl als Schmah-schrift zw brandmarken, g^lit

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BadoU IH«lnoh.

niclu an. Mir scheint, sie hat*ungefähr gleichen sachlicheti Wert^ wie die - Wiener Geschichten , y.u denen sieancli ilircm Tone nach pnfst. NatürHcli c i r». ^^le das Bnch die rfeniüter. Man war gespannt anf die Autwurt Dittes sei da/,n genötigt^ bemerkte Sehubert in seinem Repertorinni (1887, IV); ein paar Monate s]>ater jedoch meldete er (1887, VIII): Dittes wird Kolatschek keine Antwort g'eben. In einem umfang- reichen Briefe an mich legt er die Oründe dar, warnui er sich mit seinem Cegner in 1; ine Hrörternng einlassen wird. Er spricht zu mir fest und siclier; hätte er das kürzer ge- macht, mein Glanbt- an seine Dailti^nng wäre nicht kleiner geworden: aber er wollte die Ict/lc I*alle glätten. Ich gestehe: Kolatschek hat mich ü'n einen Angenblick irre gemacht, aber nnr für einen Augenblick; sein Buch mufste ich bald als das erkennen, was es ist und bleibt: eine Schmähschrift, und anf eine solche darf keine Entgegnung erlassen werden. Der Ehre wäre zuviel. Den umfangreichen Hriel selbst hat vScbnbert nicht veröffentlicht, auch nach dem Tode des Schreibers nicht Übrigens hat Dittes doch geantwortet (Päd. IX, 481 ff.), al)er nurinivSehimpfstildes XVI. Jalirhnnderts, ohne auf Thatsächliches einzugehen. Dagegen erklärt er hier - wie er es früher und später auch anderwärts gethan - es handle sich nicht blofs um seine Person, sondern um die Zukunft des ganzen Lehrstandes, der Pädagogik, ja um die öffentliche Moral und das öffentliche Wohl. Xnr hilft uns diese Erklärung nicht über Kolntschcks liucli liinweq;.') Würdigen wir nun die übrigen niRllenscliril'ten ziuMtc- scliichte des Pädagogiums unter Dittt-s. vSie stammen, wie gesagt, sämtlich aus dessen Feder. Dittes hat also der Allg. deutschen L,ehrerz. (schon im März) 1869 eine Reihe »Mitteilungen« geliefert*) (über die erst im Herbst 1868 eröffnete Anstalt): aber nicht etwa blofs sachliche Auf- klärungen. Perichte, Auszüge aus Statuten und Lehrplan, sondern auch, und /wnr vorzugsweise persönliche Urteile, Behauptungen, die mindestens als voreilig bezeichnet werden müssen. Die Wiener I^ehrer z. H. werden derniaisen gelobt, dafs man wie Kolatschek mit Recht bemerkt - sich fragt, wozu denn der Wiener Gemeinderat ein Pädagogium

') Rilsmann bemerkt (räd. Z. 1S96, Nr. ,^9»: er habe auf Grund .sicheren Materials in zwei Aufsätzen (der V. Z.j die Hauptauklagen als unbegründet nachgewiesen.- Ich finde das nicht. Vgl. P. Z. 1886. Xr. 37 ; 1887. Nr. 4.

*) Die.se Mitteilungen liabe ich nielil ^iLlcsen. litii KiiiikhiuUt, der Verleger der A. d. L., an den ich mich gewendet, konnte mir die Nrn. nicht vcrschnffen h h li.ilu mich daher an die Zitate Viri Kolatschek, von denen idi glaube, dai.** sie richtig sind, da er auch sonst richtig zitiert

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gcgrüncU t und zu (ksstn Leitung einen Direktor aus Ciotha berufen. Wollte Dittes x ielleiclit mit jenem Urteil über die Wiener Lehrer siine Abneigung gegen die Uhnngsschule deeken ? Und was be/.\v eek(e er mit der OllVnlcn nug: das Pädagogium besitze einen ^L'lnn als Diickloi. dessen

Element der Kampf ist? Dafs es der Anstalt zur Zeit der Eröffnung beinalie an allem fehlte«, ist mindestens eine Übertreibung, wie die Phrase »ich drängte znr Eröffnung der Arena - eine Geschmacklosi gk ei t. K u rz : die » Mitteilungen * sprechen kaum zu (runsten ihres \ erfassers, und es lafst sich denken, dafs sie beim C ietneiiul« rate, sofern sie ihm be- kannt wurden, grof<r^ "Mifstnllcn erregten. Weiler die bei ' Pichler erschienene ]ilo^v. liüre. Deren Schlufswort ist wieder voll von hochtönenden Phrasen. lM)ertreibungen (um niehl einen schärferen Ausdruck zu gebrauchen), Selbstverherr- lichutig. Bin starkes Stück auch ist das Totschweigen des ersten Übungsschuldirekturs Willmaun, und die Behauptung:

die Übungsschule fristete in den ersten Jahren (also unter Willmann!) ein kümmerliches und sieches Dasein. Die breit erzählten Wiener ( »eschiehten - endlich machen wiederum einen ungünstigen Kindruck. Da beschäftigt er sich höchst ernsthaft mit pfäffischen Klatschereien und andern Dummheiten, von denen man glaubt, sie könnten einen ge- reiften Mann nicht im geringsten riihren. (Und wirklich hat D. einmal im I*ädagogium seinen Schülern gegenüber geäufsert: um die kitter der Finsternis, ihre Gehilfen usw. kümtnere er sicli iiieht.) Da scheut er sich nicht, die ihn allzu jjlninp li)1)iiu<ic Inden, von kniinschem Pathos getraL^enen Aufsäi/e mehiciei üsterreichischei Lehrerzeitungen einzu- fügen! Und w^i(^ rühmt er sich selbst! Einmal sagt er, er habe «während emer langen Reihe von Jahren ein in seiner Art seltenes Beispiel von Uneigennützigkeit im öffentlichen Dienst gegeben - nur finden wir leider nicht, worin denn diese Uneiuicnnützigkeit bestanden. Zu einer ( leldgeschichte verbraucht er vier Seiten und doch versichert er wieder- holt, er sei kein Gnlflenjä^^er, liabe nie Ciewinn gesucht! Schliefslich : wx'lch ungeheuerliche Aufserungen über sein Dienstverhältnis! Er meint S. 219: Wer dem Pädagogium nicht blofs einige Pflichtstundeu, sondern seine ganze persöu* liehe Hingebung widmen wollte, der hätte sich von Anfang an sagen mögen: Lafs die IToffnung draufsen! Und weiter behauptet er, sein Leben als Direktor des Pädagogiums sei eine dreizehnjährige Trag()die des Kampfes um die höchsten Güter der .Menschheit gewesen. .S. \-\^ aber klagt er L^ar:

Die AufsenweU. sofern sie mein pächigogisehes Interesse in Anspruch nahm, war meinen .\ugeu \ erschlossen, und meine

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liuJoir üii-trii'b.

,<<:an/A Sitiuitiou hatte ciucii Ik-i^eschmack von i^db-

cigeiiMchattl !

Was vcrlanj^ic demi der Geuiciiidcrat vom Direktor des Pädagogiums? Kr sollte (nach dem Konkursausschreiben V. 28. IX. 66) ein Fachmann sein, der bereits an einer ähn- lichen Anstalt mit Erfolg ^a- wirkt, der den Unterricht in sämtlichen päd agojji sehen Disziplinen einschliefslich der Schul- praxis übernininit, aul'serdeni < )rjL;anisationstaknt, Kenntnis der Wiener Srlmlxustände und lA-hrerbednrfnisse, Wrstandui.s lür das autonome ( icnieinwesen der JStadt Wien, endlich richtijjeii Takt und lortsciirittliche (iesinnunt^ besitzt. Was dem Genieinderate bei der Wahl am lo. III. 68 vorschwebte, war ein freisinniger und tüchtiger Pädag<j}^num-I)irektor, der sich vollkommen und ausschliefslich der Anstalt widmet; ein Kämpfer im Klemeutf welcher aus dem Fädadoginm selbst eine Katnpfstätte maehte, pafste ihm zu keiner Zeit. 1 Kolatschek.) (iewifsnic hi niiL^ewöhnliche Antorderuni^en ' })er das vollkonnnen und a;isschliefslich ? Es ist, wie in ielcn l'aiien, nicht so streng gemeint: Diltcs wurtlc ja anf Betreiben oder unter Zustimmung des Gemeinderaies Bezirks- schuHnspektor, Landesschulrat, Mitglied der Lehrerprüfungs- kommission. Sein Anstellungsverhältnis war auch äufserlich aufs günstigste geordnet: die bare Besoldung betrag 3600 £1.; die freie Dienstwohnung wurde auf 1200 fl. g^ewertet; ein Kiindi^ji-niigsrecht stand dem ( iemeinderaic inehl zu. Seine Pension, um das auch noch hier zw erwähnen, wurde iKHi auf 2jiK> fl. festgesetzt und steuerfrei ei klärt; verzehren durfte er sie an jedem Orte des In- oder Auslands. Nämlich das Recht, den Direktor in den Ruhestand zu versetzen, hatte der Gemeinderat Aber nur unter zwei Bedingungen: .>i. wenn das Pädagogium zu bestehen aufliören soTlie; 3. wenn der Direktor nacli einer vom Oemeinderate gepflogenen Unter- suchung durcii denselben als knr]ierlich oder geistii^ zur KrfüllnuL,'' seiner Pflichten unlaugiicii erklärt werden sollte. Dafs die zweite Bedingung zutreffe, hätte der rienieinderat in dieser oder jener Form behaupten können. Dem kam jedoch Dittes zuvor: er erklärte, dafs er zur Lösung seines Dienstverhältnisses im Wege gütlicher Auseinandersetzung- berL'it sei.

Ich habe nun im Zusammenhang kurz zu erzählen, wie ts "^o weit gekonnnen. Gleicii am Anfang konnte der < leineinderat merken, dai's Dittes doch nicht der gesuchte Mann .sei. Dieser stellte nämlich, als er schon gewählt war; die Bedingung: Jede Beeinflussung des Pädag<jgiums durch (icistliche, gleichviel welcher Konfession oder welchen Ranges dieselben sein mögen« ist vollständig und unbedingt auszu-

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Frlvtlricli Diu«».

sclilicfscn. Dif verschiedenen Aufsich tsheliörden werden also niemals und unter keinerlei Form irj^-eud eine Inspektion odei .-»onst einen amtlichen Akt durch eine rcrsönlichkeit «geistlichen Standes in der Anstalt vornehmen lassen . Zwar zog Dittes diese, vom Ciemeinderat als unannehmbar erklärte Bedinguu}^^ zurück; aber der Grund zum Mifstrauen, zur Un- zufriedenheit auf Seiten der Behörde war gelegt Als dann Dittes seinen Dienst angetreten hatte, änfserte er neue Wünsche und Absichten. Ob es nicht doch besser und tun- lich -wäre, wi'un man i:4;1eich jetzt, an Stt-lle des Päf':iL:;()<^inins, das doch keine Aussicht auf Bestand habe, ein sechsklassi<»^es Seminar errichtete? fragte er am ersten Tage (erzählt Külatschek). Das klingt eigentlich unglaublich: Dittes kannte ja das Statut^ war auf dieses verpflichtet 1 Ferner wollte er die Übungsschule nur als Anhängsel betrachtet wissen, am liebsten freilich sie ganz beseitigen: womit wieder eine Um- bildung der eben ^gegründeten Anstalt beabsichtigt war. Denn CS leuchtet <t]nR- weiteres ein, dafs eine Korrektnranstalt gerade auf die L'!>niiL;sschnle das gröisle < rcw icht legen nuilslc. vSelbst eine reine Lehrcrlortbildungsansialt kann ihrer nicht entbehren. Drittens: in der Eröffnungsrede (!) nannte Dittes das Pädagogium ein ^Experiments und den Diesterwegschen Unterrichtsgrundsatz (Stat i? 33) -die Form jedes Vortrags im Pädagogium mufs zugleich die I'*orm abspiegeln, in welcher der (jegenstatid in den Schulen zu lehren sein wird er- klärte er als unricliliL^ und undurchführbar,') In diesem letzten Punkte hatte er sachlich recht. -Aber damit, dal's er das in der Kröllnnngsrcde sagte, hatte er natürlich nicht recht; er hätte es vor Annahme der Wahl sagen müssen;-') an Zeit und Gelegenheit fehlte es ihm nicht. - Viertens: Kaum stand die Anstalt in Thätigkeit, als ihr Direktor die schon gewürdigten > Mitteilungen an die AUg. d. Lehrerztg. schickte. I'nd im ersten Jahresl)cricht rückte er wieder der -Aufsichtskomniissicin ^^^egenüber mit seinen Äudernnq^s- und Umgestaltungs\ (Mschiägen heraus doch, wie zu erwarten war, ohne Krfolg. Die Kommission bemerkte u. a. (nach Kolatschek): Die Frage der Umgestaltung des Pädagcgiums bleibt am besten unerörtert; sie soll keinesfalls früher in Er- wägung gezogen werden, als bis der Bau des Pädagogiums selbst, dessen Plan ein ebenso tief als allseitig erwogener

'1 Die AuLsichtäkoiuniiiision wurde dadurch derart verstiramt, dai» sie das Festessen absagen Itefs.

•) Wenn Kolatschek in der Hrklänni^ einen Sloi's sieht der das ijan/e (iebätide erscliiitterte, so ist das Ueilich eine .^t iI.l \"er- grölseruujj^ ; aber .sie erscheint begreiflich, da jener Lehrgrundsalz ans Dicstcrwcgs (Uttachteti stammt.

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lind von eiiuMii einlicitlichcn Oedankeii gctraj^entr ist, vollendet sein w ii d. Für jetzt kann es sich nnr darum liati- deln, die I>csiimniun^\n des Slattit^. snwic alle übrij^'-en auf die Anstalt sich bezielieiulcn Xuiinen, die so klar sind, dals ein Zweifel über ihre Auslegung <^aT nicht bestehen kann, sinn- und wortgetreu atiszuführen. Jene Fra^je schon jetzt und bevor inan weifs, ob und inwiefern das, was man mit Krnst und Uberlegunii^ j*^ewollt, sich auch praktisch erwiesen habe, aufwerfen und in Heratunji^ ziehen, hiefse nichts niidcres, als das eit^'^eiie Werk den Winden ])reisj^eben, indem man einerseilN .>icli selbsi den tesien lioden, den man hat, unter tlcn Fülsen iiinwejLj ziehen, und andererseits wieder den Feinden des Pädagogiums, die nur darauf warten, sowie der Schablouenweisheit nnd Projektniacherei Thür und Thor öffnen würde. Kein wahrer Freund des Pädagogiums kann dies wünschen . Eine deutliche vSprache. Doch Dittes kehrte sich nicht daran. Tn seiner vSchrift Das Lehrerpädaf^oi^num usw. sagt er offen, worauf er abzielt: Männer zu bilden, welche in je<ler Hinsieht für die leitenden vStellungen im Volksschuldienslc tüchtig sind. Diejenigen, welche das Piula- gogiuin mit Ehren absolviert haben, kann man getrost als Kandidaten für Direktor-^ Inspektor- und Seminarlelirerstellen betracliten*. Im vSinne seines (rründers, des Wiener Ge- meinderats ,aber sollte das Pädagogium die ungenügende wissenschaftliche und berufliche Ausrüstung der Volk.sselml- lehrer (die ihnen der Staat gewährt) verbessern, ergänzen, überhaupt tüchtige Lehrer für die städtischen Volksselinlen bilden davon ist auch immer in den (nebenbei bemerkt, ziemlich dürftigen) Berichten der Aufeichtskommission die Rede. Aus alledem erhellt: Dittes war nicht gewillt, das Pädagogium den vorgeschriebenen Bestimmungen gemäfs zu leiten, obwohl er sich schon durch Annahme der Berufung dazu verpflichtet.

In demselben Jahre, in welchem die zuletzt ani^x liiiirit Schrift erschien (1873), ^vurde Dittes Mil^^^hed (K s Keieiisrates, tlem er nun bis 1879 angehörte. Der Oeineinderal war davon umsoweniger erbaut, als er in .seiner Mehrheit liberal - war, während l3ittes sich zu den sog. Demokraten .schlug. Für uns hier fällt nur die allgemc ine Frage in Betracht: ob Dittes wohl daran that, jenes politii>che Amt zu übernehmen. Und wir v erneinen diese Frage, zunächst auf (iruud der Wiener (^reschicl.Uen . Dittes redet da wie anderwärts viel von der mul Schwierigkeit der Arbeit, die er als

Direktor des l'ädagugiuuis zu bewältigen gehabt; er ki igi. oft darüber, dafs er sich in seiner beruflichen Stellung ge- .sundheititch geschädigt, klagt weiter über einen »Bcige-

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schmack v<)n Leibeigenschaft . I)etiig^eg;eiu*iber innfs man docli annelmicn. dafs er weder Zeit nocli Kraft für einen sechsjährigen Rcichsratsdienst beses>ci!. Zwi^c lun dem einen und andern besteht ein offenbarer VVKlti.sprucli. Aulsenlem fehlen die Beweise dafür, dafs Dtttes mit der umfassenden und gründlichen staatswissenschaftlichen und volkswirtschaft- lichen Hiklnng ausgerüstet gewesen, welche ihn befähigt hätte, iin Reichsrat eine seiner beruflichen Stellung genügende Rolle zu spielen. Oder wollte er einseitiger Kulturkämpfer .sein ? ' )

Nun war nicht mehr viel /n verdtrl)en. Die Reibereien oder Ärgernisse der letzten beiden Jahre (iö8o/Si) können wir unberührt lassen. Dagegen müssen wir eine höchst be- fremdliche Thatsache noch hervorheben. Dittes behauptet,

er sei nicht verpflichtet gewesen, irgend welchen Unterricht /u erteilen. Allerdings spricht die Anstellungsurknnde nicht

davon, mul man mag das nis eine persönliche Flüchti,L;l<eit Mes rienuindernte<;K als eine sachliche Lücke ansehen.-) ,Vl)cr Dittes hätic doch (wenn er alles reinlich geordnet haben wollte) auf die einfachste Weise die rechtzeitige AiisiüUting der Lücke bewirken können. Doch ich halte das für eine höchst unbedeutende Änfserlichkeit jene Verpflichtung dagegen für selbstverständlich, für eine innere Xotwendig- keit, für den dringlichsten Wunsch eines Sohulleiters. Dittes sellist kann unmöglich geglaul)t haben, dafs ihm dir Ge- nieinderal für die blofse Direktion 36(;k) fl. gezahlt und über- dies noch eine grofse Wohnung gewährt. Seine Reden \-on Uneigennützigkeit, von freiwilligem \'erzicht auf grol>c ik- träge, die ihm gebührt hatten, sind mir unverständlich, so- weit sie sich auf den Unterricht in Pädagogik und Methodik beziehen, und sie l)ezielien sidi allerdings zumeist darauf. -

•Aber die Anfeindungen, \'erleumdnngen, ultramontanen Wühlereien und ('kri::^l. ? Die 1a<sc man doch endlich ein- mal aufser (kni .Spiele! Dittes muiste auf irL^nid i ine Weise von seinem Posten zurücktreten, weil er sicli silb.st unmöglich gemacht: weil er von vornherein wesentlich andere Ziele verfolgte als derjenige, der ihn berufen, und aufserdeni durch sein Reden, Schreiben, sein ganzes Verhalten und Wesen mifsliebig, zuletzt unerträglich geworden. Wir können zu keinem andern Schlnls kommen.

Mit dem Rücktritt \>m\ l^ädagoginm aber unter selir vorteilhaften äufser* n liedingungen endet das j^rakti.sche Wirken des nun schon 52 jährigen AhuiuL>. Osterreich und

') Seine thalsächlicheu lAisluni^cn i's Ki ioli-^r il Iccmu' nicht. Kolatschck versichert übrigens, der nnl Wiilnuuui ah}<e- schlossene Anstellungsvertrag weise dieselbe Lücke auf.

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Radoir t>l#trlrli.

Denlschlan«] knimtcn oder wnlltm Ihm eine Stelliniir. sie beanspi ucIjLc, uiclit oder iiiclit mein ))ii.un. l'ud um eine Professur in der vScliweiz sich zu bewerben, halte er wohl nicht Lust Aber er hätte ja kleine Abteilungen junger Lehrer wissenschaftlich fördern, oder Junglinge sittlich und politisch bilden können. Ohne Entgelt, versteht sich; wäre für einen Dit. IChrensaclie gewesen, und er war ja auch danach gestellt Dafs er wirklich etwas dergleichen g'ethan« wird nir<4ends gemeldet. Auch von eiiutn irrolsen wissen- schaftlichen, oder sonst einem bedeutenden schriltsu llerisrlien Werke, das in den letzten fünfzehn Jalircn seines Jüchens entstanden, wissen wir nichts. vSoilie ihm das eine oder andere nicht Bedürfnis gewesen sein? Das 'Pädagogium kann doch höchstens die Hälfte seiner Zeit in Anspruch ge- nommen haben.

5-

Indem ich mich den von Dittes herausgegebenen Druck- werken zuwende, mnfs ich erklaren: i. dafs es mir auf dem beschränkten Rnnme nicht möglich ist, alle zu !ji nc litendcn Scliriften eingehend zu würdigen - 2. dafs ich nicht den akademischen Broschüren (Jugendarbeiten) und den Lehr- büchern, sondern der Monatsschrift Pädagogium die bei weitem gröfsere Bedeutung zuerkenne. Demgeinäfs widme ich diesem Sammelwerke einen besonderen Abschnitt und aufserdem den II. Hauptteil des Dittes-Hcftes , wäht' ii<l ich von jenen selbständigen Schriften teils nur den Inhalt <A), teils -- die Schule der P:if!n<:^ogik ist zu bekannt blofs den Titel (B) anführe. 1);H> hitto^^ von iSf)6 S6 den Päda- gogischen jalncsbericht liciciu.sgLgebcii und in diesem den Abschnitt Pädagogik bearbeitet, kann ich leider nur erwähnen.

A. I . Das menschliche B c w u i"s t s t; i n. i( iekröutc Preis- arbeit) 1852.

Einleitung Theorie (P^ntstehung und Anwachsen Wechsel des m. H.) Anwendung der Hewufstseins- theorie auf Erziehung und l^nterricht

2. Das Ästhetische. (Gekrönte Preisarbeit) 1853.

Einleitung - das (rrundw < sen des Ä. (d. A. als seelische Entwicklung die ästh. .\nffassung, Produktion und Darstellung; - d. Ä. als (Gegenstand: in Xatur, Menschen- weit, Ktinstwerkeni Die pädag. Bedeutung d. A. (Ziele uutl Kräfte Mittel und Methoden). |i und 2 sind 1893 bei J. Klinkhardt in Leipzig als I. Heft^ der -Gesammelten Schriften ^ erschienen. Preis 2.40 M.J

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3. I'ber RcH ;^ion und 1 el i <jf löse Mensclieiibildungf.

PI.11R11, F. K. Neupert 1^5'

l her Rtlij>ioii - (Kinkiiuiij^ ästhetische, praktische, theoretische di uiidla^eii der Religion die Prudukle der reHgiöseii Entwicklung geoffenbarte und positive Religion änfsere Darstellung der R.) Über relig. Mensch enbildung (Einleitung allgemeine Theorie <1. rclig. M. relig. Erziehung Religionsunterricht). (Die Schrift soll sein ein Teil der angewandten |i>ra!:;- niatischen| Seelenlehre und eine Fortsetzung von i und 2.)

4. Xaturlchre des Moralischen und Kunst! ehre der moralischen Erziehung. Leipzig, Gust. Maver 1S56. Preis .75 M.

Xaturlehrc d. M. (Einleitung die allgemeine sittliche Norm die gesellschaftliche Bedeutung der s. N. die Abweichungen von der s. N. die Offenbanings-

formen der s. N.) Kunstlehre der moralischen Er- ziehung (Einleitung die Zöglinge und ihre Lebens- rirhtiiii?^ die P'rzieher und ihre Wirkungskreise - die Zwecke und ihre X'ermittlungeu).

5. Ü 1) e r d i e s i 1 1 1 i c h e F r e i h e i t mit besonderer Herück- siehtigung der vS\slenu \on Spinoza, Eeibniz, Kant, (liekrönte Preisschrift.) 1859.

Positiver Teil: Einleitung regressive (theoretische) Untersuchungen (empirische Gesichtspunte - rationale Hestiinmungen) - progressive (pragnuitische) Dar- stellungen (die sittliche Freiheit als Präsens, Perfektuni, Futurum). Kritisclur Teil: Vorbemerkungen Spinoza Kaut Leibiiiz.

6. Uber den E u d ä m o n i s in n

Einleitunii der F. an sich der E. und der Men.sch, die rreseH.Ncliaft, die iulelligible Welt - Schlui's. I5 und 6 sind 1892 vereint bei J. Klinkhardt in Leipzig erschienen. Preis 2 M.|

B. I. Grundrifs der Erzichungs- und Un tcrri cht.s- lehre. 1868. la Aufl. 1895. - Preis 3 M.

2. (i esch i ch te der Erziehung und des Unter- richts für deutsche X'olksschullehrer. 1870. ~- 10. Aufl. 1895. (In einem \ac1nvort werden <lie bis 1893/4 im

Pädagoi^ium erseliiciRueu geschichtlicheji Aufsätze angcfülirt.) Preis 2 M.

3. Eehrbuch der praktischen Logik. 18; 1. 9. Aufl. 1891. - Preis i M.

4. Lehrbuch der Psychologie. 1872. 7. Aufl. 1882.

Preis 2,40 M.

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fUldoU Dietrich,

5. Methodik der X'olksschule auf ^eschichtl. Grundlage. 1S74. - 4. Aufl. 1S7S. Preis 3,60 .M. [Verlag: J. KHnkliardt in Leip/ig. 15 kosten als Schule der Pädagogik (5. Aufl. 1896) 7, geb. 8 M.|

6.

Dliu Vorwort (rrn;;iainni) zum ersten Hcfu der Monats- sehriu P ä d a go i u ui , das int Oktober 1S7.S t i schien,*) entuehmeu wir folgende Stellen: i^cr Zweck der Zeitschrift ist, den Weg zu dem von Pestalozzi aufgestellten Ziele aller Men.scUenbiWung -) gangbar zti macheu . Sie will nicht irgend einer Klasse, einem Stande, einer Partei, einer Sekte, einer Nation, sondern der Menschheit dienen: unser Stand- punkt ist der kosmopolitische, der internationale, der humane. Ans allen Kulturvölkern der Gegenwart wollen wir Mitar- beiter für unser rnternehmcn werben, damit die qeineinsame Sache der Mcii.sLliiieit t^^eiiic'iii>aTn beraten und ^el'udLrl werde. Das Bildungswesen aller zi\ ili>ierlen Xaiioiien unserer Zeit soll in seiner Wirklichkeit dargestellt und geprüft werden, damit ebenso die Mangel wie die Vorzüge des Bestehenden hervortreten und die erforderlichen Reformen augebahnt wer- den. Hierdmch sollen zugleich die Bestrebungen der ver- schiedenen Knlturvr)lker vor Zcrsi-litterung bewahrt und auf ein gemeinsames Ziel iiingelenkt werden, damit alle von ein- ander lernen, alle einander Warnungen oder \'orbilder dar- bieten, keines aber in Selbstüberhebung und rugerechtigkeit verfalle. . . . Wir werden die prinzipiell wichtigen Punkte der Wisseuschaft vom Menschen im weitesten Sinne (der Physio- logie und Psychologie, der Erkenntuisklire und Hthik, der Sozialwissciischaft und Kultnri^eschichte) beleuchten müssen, um die iMuidnuiente einer befriedi'^euden allgemeinen \\\U- anseiiauini^ /u< gewinnen und um Stellung zu nehmen zu den wis^t ii.schaftliehen, sozialen, politischen und relii^iösen Zeilliageu. . . . Für wen wir schreiben? P'ür Pädagogen jeder Kategorie und jeder Stufe, sofern sie geneigt sind, neben den speziellen Angelegenheiten ihres persönlichen Dienstes den Zusammenhang dersil In n mit dem Kulturganzen zu würdigen und zu pflegeii; für Staatsmänner, Landes- und Gemeinde- vertreter, sofern sie unsere Überzeugung teilen, dafs das Bil- duugswesen eine wichtige Angelegenheit der Völker sei; für

iici J. Klinkliar<U in ].cii)zig. Der j,mii/.c Jahrgang kostet jetzt 4.50 M, (statt () M l. das einzelne Heft 0.75 M.

-t Das Ziel rtiterrichts ist cwijr nichts anderes und kann

nichts anderes sein als die durch die harmonische Ausbildung der Kräfte und Anlagen der Menscheiinatur entwickelte und ins £eben geförderte Menschlichkeit selber.

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Väter und Mütter, für alle Freunde menschlicher Gestttung* und Wohlfahrt, sofern sie bereit sind, unseren Anschatitingen

und \*orschlägen eine nnpnrteiisclie Prüfnnj^ zu widmen-.*) Was ist über dieses ProL;ranini zu urtcik-n? Dafs es viel zu weit g:eht, viel -/n viel inntal>t, unausführbar ist, oder war. Thatsächlicli hat denn auch Uittts nur einen Theil von dem^ was er" versprochen, gehalten. Weder ist in den ij'/j Jahr- gängen »das Bildung^swesen aller zivilisierter Nationen unserer Zeit in seiner Wirklichkeit dargestellt und geprüft- worden, noch ist das Pädagogium, wenige Aufsatze abgerechnet, so geschrieben, dafs es von Pi hiofogen jeder Kategorie und jeder Stufe, von Staatsmännern. Landes- und Gemeindever- tretern, von Vätern und Müttern mit Lust und Nutzen ge- legen, oder überhaupt gelesen werden könnte. Und dais es einen erheblichen Binflufs auf die »Bestrebungen der ver* schiedenen Kulturvolker« wirklich ausgeübt, wäre schwer nachzuweisen. Diese Feststellung kann nur insofern als Vorwurf oder Tadel aufgefafst werden, als sie besagt, dafs Dittcs sicli etwas für ihn T^mnögliches vorgenommen. Der wirkliche Wert des Pädagogiums wird damit in keiner Weise lierabgesetzt. Ohne Zweifel hat es, als Monatsschrift, alle Zcit.-schriften verwandter Art übertroffen .

Dittes hat es verstanden, mehrere tüchtige Männer von ausgeprägter Eigenart an sich zu ziehen und seinem Päda> gogium zu erhalten. Darunter rechnen wir gleich den ersten im Mitarbeiterverzeichnis des I. Bandes: den Major a. D, P'ricdr. A.schcr, dessen Beiträge ganz dazu angcthan waren, auch Väter und Mütter für das Pädagogium zu gewinnen (leider starb er schon r883\ Ferner gehören hierher der Mathematiker und Naturwissenschaftler J. A. Pick (ein vor- züglicher Mensch und Erzieher), der Seminardirektor und namhafte Deutschmeister Theodor Vemaleken, der schwei- zerische Pestalozziforscher Heinr. Morf. Spater kamen hinzu der Münchner Philosoph J. Froh.schammer, den Dittes be- sriuders als K ulturkanipfq;enosse .schätzte, der Rcalgymnasial- diicktor und nu'hrj.'ihrige Redakteur der Rheinischen Blätter Rieh. Köhler, der mit Vorliebe dem Herausgeber gegen den Militarisinus und Klassizisnms beistand, der Didaktiker, Ethiker, Ästhetiker Albrecht Gdrth. Hinter diesen und anderen

>> Dittes hat steh späterhin noch mehrmals Ober die Aufgabe

.scitur Ziitschrift L:< ;infsert, so im Schlufswort zum \'I Jnhrp^, wo er am linde in aller Kürze sa^t: Das Päd. wird bleiben ein unabhängiges Org-an derjenijjen Pädagogik, welche keine andere Richtschnnr aner* kennt. aU (lie freie Prüfung nnd F'orschung. und kein andcre.s Ziel im Auge hat. N (1en Fortschriit der Menschheit". Das ist das Päd. doch nur sclir selten gewesen '

Seae B«bnni VU. 18.

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tüchtitren Männern stand freilich mancli nnbcdentende CTföfse, Süd als es dem Pädago^iinn auch an leiclUer Ware nicht fehlte. Z.B. im V. Jahrg^ang: da schreibt A. GrüUich (ein bekannier Vielschreiber) ungemein wortreiche und ganz gewöhnliche, sehr wohlfeile Betrachtungen, Belehrungen im Anschltifs an einen mittehnäfsigen staatHchen (sächsisclien) Lehrplan, und dazu .sind ihm von den kostbaren und viel begehrten Seiten der Zeitschrift 71, sage 71 i^cwährt worden 110 hätten vollauf genügt). Im gleichen Jahrgang gestattet der T)emokrat Dittes einem Hugo Weber anuierknngslos die Jichauptung, dafs der Volksstaat 1. ein Utopien, 2. ein Xonsens, 3. in der I-'ort- bildungsschule lächerlich zu machen sei!! Im XVII. Jahrg. findet sich ein Aufsatz von H. Weigand über «die Methode des Geschichtsunterrichts . Allda wird u. a. Folgendes ver- übt: »Das Kind soll die historischen Leistungen nach seiner Meinunq^ beurteilen . Hat es fiV>er (auf gewisse Fragen) eine andere Antwuri als die (»eschichte, so sagt der Lehrer vielleicht: Da magst dn wohl Recht haben; aber KTmige denken und liaudehi eben anders als Schuljungen und thun in ihrer Weise auch recht, ich hätte es vielleicht noch anders gemacht, und obs dann besser geworden wäre« ist auch noch fraglich . Unglaublich, aber wahr. Welcher Art jene ge- wissen Fragen sein können, zeigt das Heisj)iel: >Was hättest dn an König Wilhelm I. Stelle 1H66 mit dem Konige von Hannover gemacht? HottentiicU sind die Kinder vernünftiger als ihr Herr Lehrer.

Reichliche Entschädigung für Aufsätze von dieser vSorte findet der Leser in der zweiten Abteilung des Pädagogiums: in den meist sehr gut geschriebenen« fortlaufenden Berichten über das pädagogische Leben und Treiben in den wichtigsten Staaten. Eine gleich umfassende und ausgedehnte Rund- schau^ wurde und wird von keinem andern 1-V.rhl)latte ge- boten. Ähnlich verhält es sich mit den i88i> eingelührten, zuerst monatlichen, dnnn vierteljährlichen Berichten aus der Fachpresse , welche sich auf die .sachlich, persönlich oder zeitlich bedeutenden Aufsätze einer grolsen Zahl deutscher, österreichischer und schweizerischer Schul- und, Erziehungs- blätter erstrecken und niemals blofse Titel oder Überschriften, sondern brauchbare Skizzen, Inhaltsangaben, Auszügebringen, auch kritische Bemerkungen nicht vermissen lassen.

Scharte Kritik, geübt von einem vStaiul]iunkte ans, der ziemlicli weit links liegt, ist das weseutlichslc, das eigenste Merkmal und Wirkungsmittel des Pädagogiums. Daran denkt man gewohnlich zuerst, wenn von ihm die Rede ist, und mancher weifs von nichts anderem. Wer aber die 17'/« Jahrgänge durchgeht, der wird finden, dafs das Pädagogium

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Friedrich Dlttat.

auch zeit- und vemunftgemäfses Neue zu gestalten, oder Grund zu legen, auszubauen verstanden und in solcher Arbeit

Hervorra^roTides^ Bleibendes j^^cleistet.

Dafs luni einer solclien Zeitschrift niclit der äui'sere Er- folg ward, der ihr j^ebührtc, hefreiiidet den Kenner der Ver- haltnisse nicht. Im (»eg^enteil : man möchte sich fast wundern, dafs sie ly'/^ Jahre alt geworden. Sie war eben nicht von der Art, dafs ihr ein langes lieben hätte in Aussicht gestellt werden können. Wirklicli schreibt Dittes am Schlüsse des V. Jahrelanges: der Hestand der Zeitschrift sei vorläufig noch auf ein Jahr gesichert, obwohl die bedeutenden Opfer, welche dieselhe bisher erfordert hat. die Verlagshandhmg entschul- digten würden, wenn sie sicli von dem Unternehmen zurück- zutreten entschlösse . Allerdings meldet Dittes schon am Schlüsse des VI. Jahrg. (Sept 1884), der Leserkreis habe sich bedetitend erweitert« ; doch scheint das nicht von Dauer gewesen zu sein. Dittes klagte s|):Uer oft, dafs das Päda- gogium nur mit Mühe sein Dasein friste . Im Sommer 1892 suchten Heransgeber und Verleger dadnrcli die Zahl der Haltenden zu vermehren, dafs sie an deutsche, österreichische und schweizerische Fachblätter Besprechungen senden Helsen: Klinkhardt erklärte sich mit dem Erfolge zufrieden, obwohl dieser wie nicht anders zu erwarten ein recht be- schei<fener war.

Noch in frischester Erinnerung ist bei jedermann, dafs das Pädagogium mit dem 6. Hefte des XVIII. Jahrgangs (März TR96) y.u erscheinen aufgehört. Dittes u^b als nrund an: Meine ungünstigen (icsundheitsverhältnisse gestatten mir nicht mehr jene regehnäfsige und intensive Arbeit, welche für eine .solche Zeitschrift unerlälslich ist^. Dieser Grund genügt wohl, um den Rücktritt des Gründers und Leiters, nicht aber, um das Eingehen der Zeitschrift zu er- klären oder zu rechtfertigen. .Man suchte nach einem andern Grunde, und fand ihn. Eine Lehrerzeitung schrieb, als sie jene Kunde vernomnien. in komischem Pathos: Leider war es ihm 1 nittes-lvlias) nicht vergönnt, einen Elisa zu finden, der in seinem (ieistc iKn Kampf für die Verwirklichung der pädagogi>clieu Iilee im Pädagogium fortführen könnte. Es gebricht au Männern an Männern gebricht es in Israel c. An Männern, die den Redakteur Dittes hätten ersetzen können? Es wäre ja eine unerhörte Schande, wenn unter den Hundert- tausend oder wieviel deutschen Volksschulmännern nicht etliche wären, die eine Zeitschrift wie dris Pädagogium würdig zu leiten vermöelitcn. Weniger uugiaubiich klingt eine andere Ikhauptung: das Pädagogium sei aus Mangel an Abonnenten eingegangen. Das wurde aber lebhaft bestritten ;

42*

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ftwloir J>l«triob.

man nannte einen dritten Grnnd: Dittes der mittlerweile seiner Krankheit erlejE^en war 115. V. q6i habe *an einen Freund und Mitarbeiter geschrieben, die Zeitschrift soll, so lange er lebe, keinem andern ztir Leitung übergeben wer- den; er habe seine ganze Kraft für deren Gedeihen nnd die Klärung der durch sie verbreiteten Ansichten und Grund- sätze eingesetzt und wolle nicht erleben, dals man wohl gar das Gegenteil /.w Ichwn beginne. Darum solle dies Unter- nehmen bis auf lUii Namen authören zu existieren Der Verleger Klinkliardi bestätigt das in der Hauptsache: Ks war sein Wunsch und Wille ^das Pädagugitun eingehen zu lassen), und dem fügten wir uns«. Dieser Wunsch imd Wille wäre unbillig gewesen, wenn es sich um ein blühendes Unter- nehmen gehandelt hätte, doppelt unbillig einem \'erleger gegenüber, der, wie Dittes oft rühmt, für die Zeitschrift grofse Opfer gebracht Dieser \Vnn<^(1i nnd Wille wäre aber auch, unter derselben Voransset/uiig, aus einem andern Grunde befremdlich, dci|)pelt befremdlich, da er \ on einem Dilles her- rührt. Kaum kann jemand von der Bedeutung und lurt- dauemden Notwendigkeit seiner Sache fester überzeugt sein, als es Dittes gerade hinsichtlich seiner Zeitschrift war sie werde, sagt er am Schlüsse des letzten Heftes, »in der deut- schen Pädagogik jederzeit als eines der Ium \ orragendsten Denkmältr dastehen . Nun ist es aber nalürlicli nnd auch als geschichtliche Thatsache jedermann bekannt, dafs der Mensch gern für die Kwigkcit baut Kr selbst kann nicht ewig leben; daher sorgt er sich urchl/eitig um einen Nach- folger, der sein Werk weiterführt: sofern er au dessen Lebens- fähigkeit ehrlich glaubt, und sofern er die äufsereu Beding- ungen dazu vorhanden weifs. --• - Das Pädagogium ist an Mangel an zahlenden Lesern eingegangen. Dafs dies nach dem ersten oder zweiten X'iertel des XVIII. Jahrgangs ge- schehen werde, war bereits am Ende des XVII. sicher. Be- leg für diese Hehntij^tnnq^ die icli hier ausspreche, um, wenn möglich, dem un windigen Verdeck- und Versteckspiel ein Ende zu machen - ist ein Brief, den mir Dittes am 15. Oktober 1895 geschrieben.

7.

Ich komme -/um schwierigsten Teil meiner Aufgabe. I)ie grofse Schwierigkeit ist schon im \ nrwort ^nr Genüge augedrutet worden; sie liefse sich kurz bezeichnen mit dem lickaniiLen Worte Schillers über Waliensteiu.

•) Albr. Görtli im Volksschulfrcund 1896, Nr. 34. - Ähnliches hat der Wiener Ed. Jordan in die Österr. Schute. (Nr. geschrieben.

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Über eins allerdings herrscht volle Klarheit; Dittes selbst

bestätigt es oft f^emig, fast zu oft: dafs er mit Vorliebe Kritiker. Kniiijiter war. Kr hatte freilich leicht käinpfen, der unabsetzbare ] )ireklur des Pädagogiums, der gut gestellte Pensionär I Kr Übertriebs aber, gerade in Wien, wo er sich durch das schwächlichste Geschwätz aufregen liefs. Er über- schritt überhaupt oft das Mats, auch im Urteilen und Richten. Dittes war Temperamentsmensch - sagt R. Rtfsmann (Päd. Z. 1896, 39) stark im Lieben, stark im Hassen. Kühle Objektivität, nnmentlicli bei Beurteilung von Persön- lichkeiten und l^arteien, lag nicht in seinem Wesen. Dafs er sich darum in seinem ITrteil dann und wann zu nicht verdienten Härten, ja, ihm selbst unbewufsl, zur Ungerechtig- keit fortreifsen liefs, werden alle bestätigen, die ihn näher kannten.

Seiner Lust am Streite stand eine ungewöhnliche Rede« gewandtheit zur Verfügimg; ja er befand sich als Redner

und Agitator vielleicht mehr in seinem Kiemente, denn als Lehrer tnid vSchriftstelltr. Man lese /.. Ii. seine Vereinsrede

zum Schutze der Volksscliule im XI. Jahrg. d. Päd. Dabei bedurfte er des lauten Beifalls der Masse. Kr .sah auch da^ Lob seiner Person und seiner Schriften gern gedruckt, sogar im Pädagogiuni, und in ziemlich plumper Form. Er selber sprach von sich und dem, was er geleistet, oft und viel;*) das Selbstgefühl des selbstgemachten und vom (xlücke be- günstigten ^^annes war aufs stärkste ansgf1)ildet. Audi die Selbständig! ' i*, die den leisesten \'i rsueli tler Bevornmndung •/urückweisL Dafür ein eri^ötzliclie.s Beispiel. Nachdem man Dittes die Diesterwegrede für den iJ39oer Lelirt-rtag übertragen hatte, wurde den Diplomaten in Berlin ein wenig bange vor dem, was kommen mochte. Sie schickten also einen wohl- stilisirten Brief erratbaren Inhalts nach Wien. Half aber gar nichts; Dittes antwortete: Für ausführlichen Brief bestens dankend, lialte ich für gut, ganz und gar den eigenen Ge- danken zu folgen.

Das ist der echte Diiu>; doch nielit der ganze. Sein Bild zeigt auch freundlichere, sveiclieic Züge. Er liebte die Natur; auf einem Spaziergange erzählt Rifsmaun

äufserte er eine geradezu naive Freude am Naturleben. Und mild gegen Menschen, nämlich gegen seine Schüler, konnte er auch sein; die früher erwähnten Erinnerungen eines Gothaers feiern gerade die Milde als ein hervorragendes

^ T'r wird zwar von VcrschicfKntTi als schliclil ntid bescheiden gepriesen ; (iem widersprechen aber die für jedermann oUen daliegenden Thatsachen.

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Kttdotf Dietrich.

Merkmal dts Lehrers Dittcs. Dafb ci Ireiiudschaitlicher Ge- fühle fällig war wenngleich er nie einen rechten Freund besessen, er, der eines solchen dringender bedurfte als mancher andere berichtet Ricli. Köhler (in den Rhein. Blättern 1896, IV), der uns auch in das häusliche Leben des Mannes einführt. Nach diesen Mitleihinji^eii Kolliers (Auszügen ans Briefen) scheint zwischen den Ciatten, wie zwischen Kitern und Kindern das beste Verhältnis bestanden zu haben. Uber die Kinder (drei Söhne und eine Tochter, alle gut x ersurgtj schrieb der Vater 1894: »Sie sind so brav, charaktervoll tiud gut, möchten mich auf den Händen tragen, und eins würde fürs andere sterben, wenns nötig wäre. Von der Tochter Helene (seit 1895 Gattin des BürgerscluiMirektors Zens in Wien) sagt er: >Sie ist in der Tliat mein Kugel, nieiir als .\niiL;one. und völlig unbcschreibbar, ihrer Mutter M gläii/cndes Ab- bild, verdient ganz und gar, was Pestalo/.zi von Gertrud sagt. Am Schlüsse des Briefes erklärt Dittes: Ich bin glücklich.«

In seiner amtlichen Thätigkeit war er es teilweise auch. In der Volksschule zwar wohl nicht. Er strebte von ihr los,

und später wollte er mit ihr entschieden nichts mehr zu thun haben. Die Übungsschnlc am Pädagogium hätte er am liebsten beseitigt, dieses selbst in eine Leliierlioelischule um- gewandelt, und das letzte Ziel seiner Wünsche wäre, nach Riismann, die Berufung auf die Lehrkanzel für I*ädagogik an einer deutschen Universität-' gewesen. Die akademische I^ehrweise sagte ihm am meisten zu. Doch auch dem Seminar» lehrer Dittes wird ein gutes Zeugnis ausgestellt, nicht blofs von dem für ihn schwnnnenden Schüler, sondern auch von entgegengesetzter Seite. Kolatscluk schreibt in dem Berichte über seinen Resuch in Gotha: Die Vorträge des Seniinar- direktors stachen von jenen der andein Lehrer auts vorteil- hafteste ab; insbesondere war es ihre durchaus seminaristische Form, welche den Zuhörern sofort entgegentrat Dittes dozirte nicht, sondern unterrichtete, wobei sein Vortrag ebenso fafs- lich und klar als gehaltvoll und lebendig war. Xamentlich zeichnete sich der Unterricht in der Pädagogik durch präzises Znsammenfassen aller wesentlichen Momente aus. . . . Im ganzen ging die Ansicht der Deputation dahin, dafs Dittes j .denfalls eine vorzügliche seminaristische Lehrkraft .sei, zu ceren Acquisition sich das Pädagogium nur Glück wünschen könnte.«

Dafs Dittes auch zum Schul-Begründer, Ordner, Leiter, Verwalter berufen war, glaube ich im Hinblick auf sein Wesen

Gestorben 189:7.

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6*7

und Wirkeil nicht annehmen zw dürfen. Die Mitteihmgf Kolntscheks, man habe ihm in Ootha i^esagt, D. sei ^kein Frc-nnd von vielen Kaii/clci^-escliäften uiul administrativen Arbeiten , erscheint mir znverlässig. Die (jeschichte des Wiener Pädagogiums wurde sich anders gestaltet haben, wenn D. mehr Verwaltungsmann gewesen wäre. Auch seine Zeitschrift hat nicht stramm planmäfsig gearbeitet. Man könnte zwar auf Ootha verweisen, da habe sich D. alK Organisator^ bewährt. Aber als er kam, hatten Schmidt und Kehr doch schon das meiste ^^ethan. Die Re/i« hnngen des I )irektors /n seinen Mitarbeitern sclieineii in ( "lOÜia geradezu musLeihaft gewesen zu sein. Umsomehr l)eiremdet in Wien das V^halten gegen Willmann. Der Grund dieses Verhaltens ist noch nicht aufgeklärt; dafs dabei gegensätzliche päda* gogische Anschauungen eine Rolle spielten, darf man vermuten.

Als Pädni^nv^iker nun. als päd agf)gi scher Theoretiker geh()rl Dittes nicht /.\\ den sch(')pferisclien (Geistern. Er hat dnrcli mniKllirlien T'nterricht und in seiner Zeitschrift auf die allgemein gilligcn Lehren des Comenins und Pestalozzis als auf feste Grundlagen immer wieder hing^ewiesen, hat sie erläutert, verteidi^ft, zu verbreiten gesucht, im übrigen eine lebhafte sc hulpoli tische Thätigkeit entfaltet. Der Schul- (und Kultur») Politiker spricht hauptsächlich in den Aufsätzen;

Uber den gegenwartigen Stand der deutschen Pä(1p,(;f >rr;]^. im V., Entweder oder im XII., Zum letzten Jahr/.ehnt des XIX. Jahrhunderts im XIII. Jahrg. d. Päd. Schulpolitiker ist Dittes selbstverständlich auch im österreichischen Reichs- rat gewesen, Und noch früher. Auf der allgemeinen detitschen Lehrerversammlung in Wien (1870) verlangte er eine be- sondere und selbstäi 1: M ( )berbehoide für das Schulwesen, jedenfalls Trennung des Unterrichts- vom Kultusministerium, und weiter brachte er den Autrag ein: Den Kltcm steht es trei, ihre Kinder am Religionsunterricht teilnehmen zu lassen oder nicht.

Welche Stellung Dittes eniti neuen pädagogischen Schule, dem Herbartiauismus gegenüber einnahm, ist zu bekannt, als dafs ich hier davon reden müfste. Ich bemerke nur, dafs

ich Rifsmanns jüngsten Änfserungen über diese .-Angelegen- heit mich anschliefse (Päd. Z. 1896, 39). Dagegen stimme ich nicht üherciu mit einer andern Auffassung Rifsmanns, nach welcher Dittes über die klassischen Pädagoq^en nicht habe hinaust^eheu, \ uu den Relonnbewegnngen der neuesten Zeit nichts habe wissen wollen. Dittes hat gerade den bedeu- tendsten Bestrebungen der Gegenwart die auf sittliche und politische Bildung des Volkes gerichtet sind sein

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Rudolf Diatrich.

Pädagogium g^eoffnet, und an der Verbreitung der Hilde- brandischen Gedanken über den muttersprachltcben Unter- richt hat das Pädagogium ebenfalls erheblichen Auteil. Da- gegen ist Dittes eini<;eii anderen zielbewufstcn Neuerern allerdings nicht gerecht geworden, wie der Aufsatz, mit dem er den letzten Jahrgang des Päda<^oi^irims eröffnet ( Die Zer- setzung der deutschen Pädagogik ) beweist Wir finden da starke Übertreibuncren, Schiefheiten, Verkehrtheiten, wohl- feile Schimpfereien und Spötteleien. Am bedauerlichsten er- scheint die Gerin|^schätzttng der sog. Kinderpsychologie : man sieht da wieder einmal recht klar, wie fremd ihm die Kinder- schiile, der grundlegende Unterricht geworden.

Aber der Aufsatz ist auch nicht arm an guten, treffen- den Bemerkungen mul mit der Zersetzung hat errecht Was eine grofse schöne Kmheit sein sollte, auch sein könnte, wenn an so vielen r)rten nicht der gute Wille fehlte, ist »zersetzt*, zeriailen, zerstückelt, verzettelt (oder wie man sagen will) in eine Menge Teile oder Parteien, deren Ver- treter sich um einander nicht kümmern, höchstens gegen- einander streiten. Wohl wird im einzelnen manch Tüchtiges geleistet; aber es fehlt an Zusammenfassung, es fehlt das geistige und ein auch notwendiges äufseres Band. Und des- halb geht viel verloren; anderes bleibt zwar, aber es wirkt, nützt nicht, weil man ihm nicht seinen Platz im Spiel der Kiäite anweist, v ellach deshalb nicht anweist, weil man es nicht kennt Sorgen wir für Zusammenschlufs, bestellen wir einen Forderer, Hüter der Einheit: einen freien, deutschen Erzichungsrat, dessen Hoheit alle Teil! iI i- am Erziehun^;s- geschäft anerkennen, dessen Stimme überall Gehör und" Be- achtung findet. Die würdigen Mitglieder waren zu finden im Kuratorium der Diesterwegstiftung, in der Conicnius-Gesell- schaft, der GeselLschafL für Verbreitung vun Volksbildung, der Gesellschaft für ethische Kultur - es fehlt nur einer, der den ersten Schritt thut

Eine der treffenden Bemerkungen in dem Aufsatze von der Zersetzung gilt den vielen Pabukanten der Anleitungen, Handreichungen, Materialien usw.,') und den Lehrern, welche jene Ware kaufen. Dittes urteilt hier und anderwärts über die Lehrer und Lehrerzeitun<4cn .^lJeng, aber iiiclit unbillig. In einem Briefe z. B., der unter dem Hindruck des Nach- spiels zu seiner Diesterwegrede geschrieben worden, spricht er von Versöhnungsmeiern, und weiterhin vom »heutigen

') DittfS vcnvirft. wie alle auf (kr Höhe stehenden Sclnilniänner der Gegenwart, auch die Schülerldtfädcn - vgl. Über den Gebrauch von Lehrbüchern- itn »Ein Retdienbuch und Jtwei Schnlinspek- toren« im VI. Jahxg. d. P.

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ServilisTiius der deutschen T.ehrcT ; er iü'^t hinzu, dieser Ser- viliMiuis sei von denen ver.schnldet. \\ eiche auf ilireii (der Lehrer) Scluiltern in die Höhe gekleltert oder jt^ckrucheu sind, darunter Tote und Lebendige . Wäre Ihnen heifsl es in einem andern Bjncfe die geradezu ekelenegende Situation der pädagogischen Journalistik mit ihrem greu- lichen Bettel- und Schwindelwesen bekannt, so würden Sie begreifen, warum ich schon öfters gesonnen war, die Feder niederzulegen Ich finde, wie q^esagt, solche Aufserungen ge- wissen Verhältnissen nnd i'ersunen angemessen. Zuweilen aber wendet er sich an die Lehrer (Leser seines Pädagogiiinis) in einem Tone, der mir nicht gefallen will, in einem Tone nämlich, der einigermafsen schulmeisterlich (oder väterlich?) klingt Kr >vill z. B. über etliche philosophische Streitfragen sprechen und leitet nun seihe Rede u. a. mit den Worten ein: Tcli rechne auf ausdauernde Aufmerksamkeit (gesperrt gcdrnckt) . meiner Lcs'-t; ein paar Zeilen weiter wird zum zweiten Mai beharrliche Aufmerksamkeit verlangt. Noch mehr Mifsfallen muls das Folgende erregen. Am Schlufs des > Vorberichts <^ zum einzigen Hefte seiner Oesammclten Schriften 4 das Heft enthält die ersten Früchte seiner philosophischen Studien, und er stand damals am Anfang der Zwanzigerjahre fi'Jigt er: ob es heute noch eine nennenswerte Zahl von Lesern für Schriften wie die hier ge- botenen gibt, von r.esern, wclehc nicht die Kraft und Neigimg zur \*ertiefung in schwerere (ieisteswerke verloren haben«. Eine andere, in diesem Falle wichtigere Frage stellt er nicht er hat sie von vornherein bejaht die FVage nämlich: ob den Lehrern (die denkt er sich ja als seine Leser) wirk> lieh zugemutet werden darf, mit den vorliegenden beiden ^Geisteswerken sieli zu beschäftigen. Wir sagen: Nein. Die VolksschullehrcT haben weniq- Zeit für allgemein-wissenschaft- liche Fortbildung; deslialb darf man ihnen nur die bedeu- tendsten Werke, Schritten gereifter Männer emplelilen nicht die (übrigens grofsenteils veralteten) Aufsätze eines zwar sehr begabten, sehr strebsamen, sehr fleifsigeu, aber doch noch sehr jungen Mannes, der selbst erst Anfänger im selb- ständigen Erfassen der Wissenschaft ist Für die VolksschuU lehrer ist das TUste gerade gut genug; von dem Satze gibt es zu niemandem Gunsten eine Ausnahme.

Nun, der Kritiker Dittes selbst erkennt die Richtigkeit dieses Satzes im CirnncK ati : er verlani^^t ctt .venug bessere, höhere lüldung und würdigere Behandhing der Volksschul- lehrcr, w ie er auch für Hebung ihrer sozialen und w irtschaft-

*> Nach Rffsmann und Görth a. a. O.

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Kuliolf Dictricb.

Uchcii Stelhmg, für Befreiinii^ der Schule von der Kirche ein. «4^0 treten. Das ist ihm Non (kr allzu bescheidenen -- deutschen lAhrerscliaft hocli anq^ercchnet winden, Ferner hat er sich durch .seine Reden in Ueluerx erbainiiiauigen und Vereinen nnd durch die Verwerfung der Herbart-Zillerschen Pädagogik viele Verehrer erworben. Deren Zahl mufs sehr grofs sein, und die Gefühle für Dittes nmssen sehr hoch gehen, wenn die Aufserungen in den Lehrerzeitungen an- läfslich seines Todes bare iSTfinze sind. Wir tceben liier eine kleine Auswahl solcher Aufsernui^'^eii. Deut.sch-österreiciiische Lehrerzeituuj:^: Das sch.ärfste unserer Schwerter liegt zer- brochen, unser gevvalti, Laster Rufer im Streit ist vcrstununt . Bairische Lehrerzeitnng : »Ein Grofsmeister der deutschen Erziehungswissenschaft ist verschieden, der hervorragendste Pädagog für die Volksschule seit Pestalozzi und Diesterweg, ein Mann, den die deutsche Lehrerschaft mit Stolz als ihren Altmeister verehrte . Leipziger Lehrerzeitung: Nichts Klein- liches und Schwächliches, nichts »Schwankendes und Unsicheres war an ihm . . . auf dem Kani])fplatz ein Held mit Riesen- kraft . . . der Pädagogik unserer Ztit war er eine Notwendig- keit . . . Pestalozzi, Diesterweg und Dittes werden die Grund- pfeiler auch der künftigen Pädagogik bleiben . . . seine Schule der Pädagogik ist nicht nur eine wissen.schaftliche, sondern auch eine nationale That . Trotz dieser über- schwänglichen Titulaturen und Redensarten steht fest, dafs Dittes sehr vielen seiner Verehrer, Kleinen und Grofsen, un- bequem war. Das hat sich u. a. sehr deutlich in den Ver- lumdlungen über ein neues Pädagogiuni i^ezeigt Dittes selbst wufste es sehr wohl. Auf die Einladung zum Stuttgarter Lehrertage (1894) antwortete er: >Es ist wohl besser, dafs ich wegbleibe; denn ich würde doch dort eine Verlegenheit sein, nicht blofs für die Mucker?.

Welchen Platz wird nun eine unparteii.sche Geschicht- schreibung dem Pädai;()*;en Dittes anweisen? Sie wird ihn nicht unter die -grofsen Pädagogen < versetzen; denn er war, wie gesagt, kein schöpferischer Geist Aber sie wird ihn den rührigsten Verbreitem pestalozzischer und comenianischer Ideen zuzählen, ihn int Berichte über die Herbart-Zillersche Schule, in dem grofsen Kapitel von der Schulpolitik, in der Geschichte der Lehrerbildung, der Lehrervereine, der päda- gogischen Presse eine gewicht'i^e Rolle spielen lassen. Und welches Schlulsurteil mag sie über den Mann fällen?

Vielleicht dieses: PViedrich Dittes ist nach dem Jahre 1860 in iltener Weise vom Cilücke begünstigt worden. Das grofse Crlück hat einerseits sein Selbstbewufstsein, andererseits reinen F)hrgeiz nnd Wagemut derart gestärkt, dafs sie über- mächtig in ihm wurden, ihn verblendeten. Infolgedessen

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rri«drtc1k DlUea.

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verreclnictc er sidi. merkte das aber erst, als er auf Grund der falsclien Rcc^miii^,^ schon zuviel gewaj^t iiatte. Das ver- wirrte ihn, vei scizic .^t^ine Seele in einen krankhaften Zustand: daraus erklärt sich ulanclies fast Unglaubliche der Wiener Zeit Er selbst sah wohl ein, dafs er allein oder sein Gluck? an seinem Falle schuld war; aber es sich oder gar öffentlich einzuj^estehen, fiel ihm zw schwer: daher der oft grimmige Pessimismus im allgemeinen, die mannigfachen nach anfsen i^crichteten Klajj^en und Anklagen im einzelnen; die gTolsc I jupfindiichkcit, Reizbarkeit; das viele Reden von sich und .seinen LLisiuiij^cn; die vSncht nach frenukin I^obe.

Von einem Martyriuiuv zu reden, iu das ihn äuisere feindliche Mächte versetzt, ist nnsta thaft Dittes hat sich auch nicht irgendwie »geopfert«: dazu hatte er schon gar keine Gelegenheit Die Folgen aber des * Kampfes , den er doch gesucht, mufste er kennen. Übrigens, wieviel wirkliche Unbill ihm auch zugefügt worden sein nint;:: einem Schul- mann kann, ungerechterweise, noch ganz anderes widerfahren, so Schweres, dals jenes da^^egen fast nichts wiegt T'nd wer etwas davon erlebt und ertragen, macht von den Kanipi- wunden eines Mannes, dessen > Element der Kampf« ist, nicht viel Aufhebens.

8.

(Nachtrag zu 3). Als der Druck der Arbeit bereits be- gonnen hatte, erhielt ich von Herrn Seminardirektor A. Zeyfs eine Reihe schriftlicher Mitteilungen über Dittes in Gotha und die von diesem herausgegebenen Seminarberichte. So war ich iu den Stand gesetzt, den allzu dürftig ausgefallenen 3. Abschnitt zu ergänzen. Eine Umarbeitung dieses Abschnittes aber würde im Druck zu grofse Störungen verursacht haben; deshalb zog ich einen einfachen Nachtrag vor.

In dein Schreiben vom 19. Januar 1865, mit welchem Dittes für die Ikrufung dankt, ben;erkt er u. a. : Ich werde mein I^cbensglück darin finden, unter einer so erleuchteten und segensreichen Regierung meine geringen Kräfte der Volksbildung in Ihrem schönen Herzogtume widmen zu können. Wenn ich leider überzeugt sein mufs, dafs mein schwaches Verdienst und Talent vielfach überschätzt wird:') so darf Ich doch . . . die Versichcrtmg aussprechen, daf^^; es ir.ein ernster und fester Wille ist, mit hingebender Treue und frölilichem Mute iu das Amt einzutreten, zu welclicm Sie mich berufen.«

Dittes erhielt in Gotha, wie berichtet, die drei Ämter eines Semiiiardirektors, Landesschulinspektors und vortrap^en- den Rates im Ministerium. Das zweite und dritte Schemen

') Wohl die einzi^^e Aufsenin^ dieser Art!

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aber im wesentlichen eins j^eweseti zu sein. Dei Inhal)er führte das I )ietisti)rndikat' Sclnihat; Dittes selbst nannte sich in Gotha immer Schulrat und Seminardirektor . Dienst- obliegenheiten (nach Zeyfs) : a) am Seminar aofser der Direktion wöchentlich 12 Std. Unterricht (in ^theoretischer Pädagogik und deren Hilfswissenschaften , Deutsch, Religion); b) jär- liche Inspektion der 30 Volksschulen. Besoldnnj^^ für a: 1 100, für h: 40MTh:i1t'' f wovon 2or) Thlr. als Taggelder und Reise- kos tenvergü tun«;). Keine ireie Wohnnnjj;^. -

Im Vorwort zum ersten Jahresbericht über das Lehrer- seminar in Gotha, Schuljahr 1865/6 (das mit dem Satze beginnt: ^Unsers Wissens ist der vorliegende Jahresbericht der erste, welcher von einem deutschen Lehrerseminar aus- geht«) spricht Dittes von der Notwendigkeit und dem Nutzen der Seminarberichte: sie sollen »das allgemeine Interesse- für die Lehrerbildnnn^ wecken, lebhaften Verkehr zwischen verschiedenen Seminaren anbahnen und unterhalten, dem einzelnen Seminar für sich als Mittel zur Selbstschan, als Ansporn zum i urtschritt dienen. Deshalb wünscht auch D., •>um der Sache willen recht dnn<,and,ii da£s sein erster Ver- such »offen und unparteiisch« beurteilt werde. »Nicht blols Bernfscrenossen, sondern alle, die Sinn und Verständnis für Volksbildung^ und Kulturverhältnisse überhaupt haben, sind kompetent und berechtigt, ihre Ansichten über Seniinare im alli^cnieinen und über das unsere im besondern auszu- spreelien.^ - Folgt ein Abdruck seiner Festrede über Stellung und Aufgabe des Seminars*, gehalten am 8. Januar 1866 beim Einzug des Seminars in sein neues Heim (ursprüng- lich Kloster, später vom Gymnasinm, zuletzt von der Volks- schule benutzt). Hier wird' kurz als Aufgabe des Seminars erklärt: die Zöglinge mit echt religiösem, wissenschaftlichem niul pädagogischem Geiste zu erfüllen. Der dritte Jahres- bericht bringt als Anhang eine von Dittes im Auftrage des Ministeriiuns verfafste » Anwcisungzur Ertcilung des Religions- unterrichts in den Volksschulen des Herzogtums Gotha. ^ Bs wird da auch das ^Verhältnis zwischen Schule und Kirche erörtert und u. a. betont: -»Die Schule ist nicht verpflichtet, den Kindern die Dogmen einer bestimmten Kirche einzu- prägen, weil sie dies nicht kann, ohne mit den Regeln der Pädagogik, und also mit ihrer wesentlichsten .Aufgabe in Widerspruch zu kommen. . . . Kben deshalb stellt sich unser l'lan für den Religionsunterricht auf den rein biblischen, nicht auf einen speziell konfessionellen Standpunkt«.

Von dem Landesschulinspektor (Schulrat) weifs Herr Zeyfs nur zu melden: »dafs D. als ein strenger, gerechter tmd für seine Lehrer wohlwollend eintretender Inspektor noch in gutem Andenken steht«.

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9tMrUk Dilta«.

In dein Entlassungsdekret des Herzogs vom 8. Jutii 1868 wird auf die eigentlichen Leistungen oder Verdienste des

nacli Wien IkrufLiien iin einzelnen nicht eingegangen, son- dern nur kurz rnsere besondere Zufriedenheit mit seinen bisherii^en DienstleistnuLjcn bezeuj^l.M 0{) Dittcs nocli eine andere, weniger einfache Kntlassungburkunde vom Ministerium erhalten? Am Schlüsse des Begleitschreibens zum Entwtirf des Dieustvertrags (1865) hatte Minister v. Seebach geäufsert: Am übrigen kann ich nicht unterlassen^ auch Ihnen gegen- über es auszusprechen, wie sehr mich Ihre Tkreitwilligkcit, dem er<^angenen Rufe zu i()]q;en, erfreut hat, da ieh die wohlbegründete Erwartung hege, dals es durch Ihre Be- rufung gelnni^eu ist. den schweren Verlust zu ersetzen, den das Schulwesen des Landen durch (las frühe Hinscheiden des ^fannes, dem Sie im Amte nachfolgen, erlitten hat«^.

II. Auslese aus dem Pidagoglum. ')

1. BilduiiiT und Stellung der Lehrer. -\ Allgemeine Pädagogik. 3. Sittliclu c tliisrhe) und bürgerliche (poHtisclu i Bildung. - 4. Älutter- sprachlicher Unterricht. 5. Erdkunde und Geschichte. 6. Zur

Geschichte der Pädagogik.

I.

J. PVoh.Ncluunnier weist im XIII. Jahrgang (H. ii: Die Bedeutung der Philosophie für die Lehrerbildung) nach, dafs wenn der Lehrer seiner grofsen Aufgabe ge- wachsen sein soll, bei seiner Ausbildung die Philosophie »in entsprechender Weise zur Mitwirksamkeit kommen niufs. Er will, dafs der Lehrerstand der Vertreter und I'nrdcrer der niial)]i:iuL^igen, nur \ ou der Pliilosophie erhältlichen Ethik, der allgc uuiuen Nächstenliebe und Ilunianität, der Vertreter des sittlichen Oewissens werde . Der Staat bedarf eines Standes, der die unbedingt giltigen sittlichen Gesetze ver- tritt und dem Volke tief einprägt durch Bildung und Er- ziehung der Jugend; dies kann aber nur der in seiner sozialen Stellung gehobene Lehrerstand sein . In zwei früheren Auf.sätzen (Die Bedeutniif^ des Lehrerst.andes in unserer Zeit \^ITT, 2 Kultnrstaat und Lehrerstand IX, i) hat Froh- .schaniHier vHbnliche (redanken entwickelt; Der T^ilnerstand soll die niudernc W is.Nenschaft und Zivili.sation vertreten und

M .Ähnlich iilljrenuin und kurz gefafst ist das Zciigiiis für den Wiener räda^u^iinn Direktor; von besonderer Zulrirdenheit» frei- lich spricht dieses Zeugnis nicht

'> Auslest: iiiiht dos, sondern ans dem besten. Der beschränkte Raum gestaltet nicht die IJenicksichtigung aller bedeutenden Ar- beiten ; von den Beiträgen zur Philosophie, Ps\ chologic und Schul- j)t)Htik habt- ic!i 'Lranz abgesehen. Die- Ausk^c wird .ilsn nicht dtn Reichtum und die Maunigialtigkcit, sonderu nur eiuigermaisen die Eigenart des Pidagogiums im einzelnen veranschanH^en.

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s!o ins \ ()lk eiüfnhren, sie \ ert(-Mflijvend und das nnnufliörlich im I katholischen ?| Volke jji^enährte Mifstrant-n i^c L^en sie zer- sticnen. -~ Man sieht, es handelt sich im tiiur.dc um Ver- Nveiulung der Lchici iiri KnlUii kämpf ; I''rolischammer sagt denn auch geradezu: *Die Lehrer sind die Soldaten des Staates im Kampfe nm seine Souveränität und Kultunnission der Kirche gej^eiiüber-. Merkwürdig, dafs dies thatsächlich iiicht zutrifft Aber man weifs, warum!

2.

a) Was die Pädagogik mit audern Wissenschaften (besonders mit Naturwissenschaft, Medizin, Staatswissenschaft, Volkswirtschaftskunde, Gesellschaftskunde) gemeinsam hat, zeigt A. Keferstein (XI, 7: Die Stellung der Pädagogik innerhalb der Wissenschaften). Kr betont dabei, dafs glück- liche oder befriedigende Lösungen politischer, volkswirtschaft- licher, sozialer Aufgaben nur mit Zuhilfenahme ethisch- pädagogischer Motive und Hebel möglich sei. Im Hinblick auf ihre letzten Gründe imd ihr unmittelbar praktisches Ziel erklärt er die Pädagogik als die erste der Wissenschaften. »Nur der Erzieher hat die beneidenswerte Mission zu erfüllen, die wahre Menschheitsidee nicht allein zu ergründen, sondern auch auf dem geradesten Wege, in unmittelbarster Weise zu verwirklichen .

b) In der Erziehung zur moralischen Kraft sieht Friedr. Ascher (V, 5) den Kernpunkt aller Erziehung . Als »Elemente dazu« bezeichnet er »ein einfaches Wollen des Guten und Rechten (selbständiges Einsehen der Notwendig- keit, es wollen zu müssen) und eine in Enthaltsamkeit und Selbstbeherrschung geschulte geistige Kraft, damit man auch könne, was man will . - Aschers Erziehungsmaximen (VI, 8) enthalten manches Bedenkliche; scheidet man dies aus, so bleiben vortreffliche Anweisung<Mi für Eltern übrig. An die Spitze stellt er den Satz: Die nutwendigsLe Tugend der Eltern ist Achtsamkeit und mit ihr verbunden die Sorg- samkeit, und ihre Hauptquellen sind Gewissenhaftigkeit und Liebe». Dann folgen knapp gefafste Eiuzellehren für Be< handlung der Kinder vom i. 5., 5. 10., 10,-15. Alters- jahre. Znm Beispiel: i. Dein Kind soll den Ungehorsam gar nicht kennen lernen. Die ganze Erziehung in den ersten fünf Jahren l)rauc!it aus nichts anderem zu bestellen als aus der Erziehung z\nn Gehorsam. Wenn nur vom zweiten Lebensjahre an nichts versäumt wird! Je weniger du ver- säumst, desto milder kannst du dein Kind behandeln. Das Kind mnfs wissen, dafs deine Festigkeit unerschütterlich ist Ernst und Festigkeit paart sich sehr gut mit Milde. 2. P'ast könnte man sagen: das Erste und Nötigste, was das Kind

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Filadrich Ditte».

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ZU lernen hat, sei die (Tednld, Ruhe imponirt ihm besonders,

und Kraft. 3. Nun ist es Zeit, den jungen Menschen anzu- leiten, dafs er sein eigener Richter werde, und die walire Eine darin suche, in reiner Brust sich immer des guten \\ iikii.s und des Strebeus, recht zu handeln und seine Pflicht zu erfüllen, bewufst zu sein, mag ihm die äufsere Aner- kennung dazu werden oder nicht

c) Von der Erziehung zum Gehorsam sagt Ascher (II, 3), dafs sie eigentlich die P>ziehung zu jeder Erziehung sei. Er führt nun aufs feinste aus, wie der mechanische, dann der Gehorsam aus Tti; sieht und endlich der freiwillige aus Ehrfurcht und Tjebc daroebrachle (»cliorsam zu erzielen sei. (Wir beschranke u uns hier auf den wichtigsten Abschnitt.) Die ersten Anfänge will Ascher wie ein Spiel betrachtet wissen. »Verlangt vom Kinde anfangs nur, was es selbst gern tbut und was ihm ein Spiel ist, blofs damit es sich gewöhne, das zu thun, was das Wort des Er/idicrs ausspricht. Erst nach und nach menq^t man behutsam h'oiderungen ein, deren Befolgen etwas Mühsames oder Helästigendes an sich hat In dem taKt\(»lleii Sichhineindenken in das Kind und dessen eigeutümliclies Wesen, um immer nur Passendes und Mögliches zu fordern, li^.^i zum gröfsten Teile die Kunst der Behandlung.^ «Je feiner der Kaden ist, an dem das Kind geführt, je ruhiger und weniger aufdringlich er geknüpft wird, desto haltbarer und fester wird er sein. Der Erzieher kann zufrieden sein, wenn das Kind etwa mit dem fünften Lebensjahre zur nötigen Folgsamkeit gelangt

3-

a) Was ist Moral? i^Karl Teutschmann XVIII, 2). Im engeren Sinne uTiierscheidet man zwischen Moral und Ethik; jene zeigt, weiehen Grad von Sittlichkeit die Menschen haben; diest lehrt, welche Sitten sie haben sollen . . . Von Jnf^^end auf werden wir gelehrt die Moral als ein von aufserhallj der Natur, ohne ihrZuthun, ja gegen ihren Willen kommendes Gesetz, und ihre Übung nicht als unser Werk, sondern als eine Art Gnadengeschenk zu betrachten. Aber wirklich liegen die sittlichen Begriffe uns im Blute, werden sich gar nie hinaustreiben lassen, gehören zu unserm Wesen, wie der aufrechte Gang und die gegliederte Sprache, l'nd eben in diesem Gedanken: dafs sich die Moral als ein Natur- gesetz, wie alle anderen, offenbare, liegt zweifellos eine grofse und unerschüUtrliche Beruhigung .... Mitleid und Pllicht- gefühl stellen die beiden Hauptaufsenmgen des moralischen Instinktes dar, welcher mit dem geselligen Triebe gleichbe- deutend ist . . . Unter Egoismus verstehen wir die Schattca> Seite des Ichs, in welcher alles Böse wuchert, während das

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6s6

B«d«ir Dtdtrtoli.

Ich in seiner eiitfernleien oder näheren, aber stets freund- lichen Bezichnnpf zu dem andern die Lichtseite des Ichs, in der alles (Uite gedeiht, darstellt. Was sich aber von nnserni persfin Hellen Lebensinhalt weder in der einen, noch in der andern Riclitung befindet^ ist moralisch gleichgültig, weder gut noch schlecht, wohin alle physischen Prozesse, aber auch die rein intellektuellen Vorgänge gehören .... Versteht man Egoismus in jenem (vorhin nmschriebeneu) Sinne, dann versteht man auch die Morallchren aller besseren Religionen, und findet das eitihcitliche I^aiid unter ihnen. In der I^ändiqimg und Unterjochung dieses Ki'^enwilltns beruht ihre (ieniein- sainkeit, .so ver.schiedeu sie auch sou.^i die Welt erklären mögen.

b) Die kirchliche und die philosophische Sitten- lehre (A. Görth XIV, 5. 6). Ist die Menschheit durch das Erziehungssystem der Kirche in sittlicher Hinsicht gebessert worden? Die Geschichte mufs diese I r i^e verneinen . . . . Kant wurde der Reformator der Sittenlehre und der grofse Erzieher der Menschen zu echter SittHclikeit. Nacli Kaut ist der sittliche ( icset/L^rber nicht Gott, sondern der Mensch. Darum ist die Sittenlehre von der Religion und ihren Lehren und Dogmeu ganz unabhängig. Sie mufs sogar die kirch- lichen Gebote und Forderungen, welche an ein be.stimmtes sittliches Thun und Lassen Drohung vju Strafen und Ver- heifsung von Belohnungen auf Krden und im Jenseits knüpfen, als unsittlich und gefährlich abweisen und verwerfen . . . . Welche (Tfundsätze fordert die durch Kaut begründete philosophische .Sitte nlelnr im ( ici;«. usatz zur kirchlichen? Frage nie nach Lohn oder Strafe aul Eiden oder im Himmel, sondern thu das Gute aus Achtung vor dem Gesetze, aus Achtung vor der die Welt erhaltenden heiligen Pflicht. Thue recht und scheue niemand. Wenn du siehst, dafs das gute Recht gebeugt n 1 ! las Gesetz frevelhaft verletzt wird, so Lifs dich weder durch die Rücksicht auf deine eigene Be- haglichkeit, auf deine irdische ( r]ück«-eliq^keit, noch durch die Furcht vor dem l)r>sen Blick und den Drohungen der (Gewalthaber und eigensüchtigen Übelthäter von dem sittlichen Kampfe um diese heiligen Güter zurückhalten. »Die Ehr- würdigkeit der Pflicht hat nichts mit Lebensgenuls zu schaffen; sie besitzt ihr eigentüiuliches Gesetz und ihr eigentümliches Gericht. (Kant.) Jede fremde Autorität, die statt des Ge- setzes Xonn iliren Sonderwillen aufstellen und durcliführen will, hat für sich keine sittliche Berechtigung oder Geltung und soll unter T'mstrnideu (?) als gefährliche Tvrannei, als verderbliches Heniniuis für die Ausbreitung und Ausübung echter Sittlichkeit aufs aufserste bekämpft werden .... Die Sittenlehre stellt den Menschen lediglich auf sich selbst Sie

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6s7

kann nur einen TTalt tj^ewahren: der lieo^t in dem echten, auf ideale I^ii^lK- L;c^rüiuktLii sittlichen Glauben.

c) Der l'essi nii s Hl 11 s nnd d i e Si tt en 1 eh re (J. Rehmke 7-12). Einleitung l^cssiniisnius und Sitten- lehre in Indien (im Brahmanismus und Buddhismus) und Europa (bei Schopenhauer und Hartmann) der empirische Pessimismus und die Sittenlehre. Ergebnisse : i. Der Pessi- mismus ist untauglich, die Basis einer Sittenlehre zu bilden. War es dem Hartmannschen Pessimismus scheinbar doch gelungen, \vcni,L;'-tcns jM'sitivc Aufstcllun,i;cn für eine Sitten- lehre zu bieten, so lag der ( iruiid darin, dafs in Wirklichkeit das Absolute, nicht aber speziell der rcssiniisuius desselben, die Basis war, aber allerdings die Basis einer Sittenlehre, die auf Unmenschen zugeschnitten ist 2. Den Eigenlust- Pessiniismr !, i. die auf Erfahrung gegründete Erkenntnis vom tauschenden Schein derjenigen egoistischen Neigungen, weicht- der Entfaltnnqf des waliren Selbst entgegenstehen) diesen Kigenlnst-Pessiniisnius, welcher Wahrheit ist, hat die Sittenlehre als das wirksame prophylaktische Mittel gegen den Egoismus in ausdrücklicher Weise mit in sich aufzu- nehmen. 3. Glückseligkeit und Wollen sind unzertrennliche Genossen. Im egoistischen Wollen ist die Glückseligkeit stets das Ziel; im sittlichen Wollen ist sie stets die Basis des Wollens; in jenem fehlt dem Wollenden die Glückselig- keit, in diesem aber besitzt er sie. ( )hne Glückseligkeit zu besitzen, ist dem Menschen sittliches Wollen unmöglich. 4. Ohne ethischen Optimismus (nach welchem das sittliche Leben einen Lustüberschufs aufweist) gibt es keine Sitten- lehre für den Menschen, wie es keine Sittlichkeit für ihn gibt ohne die Crlückseligkeitsbasis.

d) Die volkswirtschaftliche Sittenlehre im Schulunterricht (Wilh. Neurath X, 6). \'erf. will den Gei'-t der echten, unserer Zeit entsprechenden volkswirtschaft- lichen Moral kennzeichnen . Nach ihm soll die Grundregel einer gerechten ( r ü t er vert e i I u n g lauten: Dem Ganzen und jedem Ciliede solche und soviele Mittel usw., dafs sie imstande seien» unter den gegebenen Verhältnissen ihre Pflichten möglichst gut zu erfüllen; oder kür/cr: Jedem nach seiner Pflicht als Mensch und als Glied des sozialen Ganzen; jedem die Mittel nach seinen Pflichten. Und die Pflicht eines jeden ergibt sich aus .seine r Stellung zur sittlichen Aufgabe der Menschlicit nberhauj>i, sowie zur historischen Aufgabe der Nation und der Zeil, i'nd die Pflicht fordert nicht blois die^ Entfaltung unserer eigenen Anlagen des Geistes und der Liebe, sondern auch das Leiden, das Entbehren und die Lebensaufopferung im Dienste der von der Menschheit zu

ITn» BaluM TU. lt. ; r^/>(3

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Bmilolf Di«tri«li.

vollbrin ölenden Sendung.... Der Staat ist die znr Einheit des Rc'wnfstscins, zur Einheit des W illens nnd Einheit der ThaL oder zur PersönHchkeit gewordene oder eriiobene Ge- sellschaft, welche alle Lebensinteressen der Nation als Glied der Menschheit umfafst und die Erfüllung der nationalen Mission zur höchsten und eigentlichen Aufgabe hat . . . Recht: Es gibt kein von der Moral losgelöstes Recht; jedes Recht kann nur auf eine entsprechende Pflicht begründet sein.... Reclit und Pflicht: N'nr als Trailer euws Ideal- bewuLslsein.s, nur vcrmöi^^e seiner idealen Missini), nur als Geno.sse des zu verwirklichenden Idealreiches (X crwirklichung des Reiches des Geistes und der Liebe) hat der Mensch ein angeborenes Recht: das Recht nämlich, durch Leben und Wirken^ durch Leiden und Sichopfern seine Pflicht zu er- füllen,') sein ideales Amt zu besorgen Besitz: Er ist

seinem Wesen nach ein Amt. Die (irundliesitzer und Kapi- talisten fnn<:^iercn als \'erwalter gesellschaftlicher ( »iitcrqnellen nnd (iüterma.ssen; sie- sind Inhaber herrschaftliclier Ämter

im Dienste der Gesellschaft Jede rechte Arbeit ist eine

soziale Amisverrichtung. . . Die zunehmende Vergeistigung der Welt, die Entfaltung und Ausbreitung des Geistes und der Liebe ist das eigentliche Ziel aller Arbeit, der wissen- schaftlichen, künstlerischen, pädagogischen, politischen und wirtschaftlichen Arbeit.

e) Volkswirtschaftslehre und Volkserziehung (Kaltlioff X\'TI, Das Naturgesetz umfängt nnd trägt den Mensclien nnbewufst; das Siltcngesetz wendet sich überall an das Bewufstsein des Menschen; in dem ökonomischen Ge- setz dagegen ergreift der bewufste, seinen eigenen Willens- trieben folgende und sein eigenes Thun regelnde Mensch das Gesetz des unbewufsten Lebens, um sich dasselbe dienstbar zu machen; er gestaltet aus der Welt iles Xaturgesct7.es durch den wirtschaltlichen Prozefs die Bedingungen seiner .sittlichen Menschenwelt. . . . Darin liegt der unmittelbare Wert der Volks- wirtschat tslehre nnd das allgeineint- Interesse, das diese Wissen- schaft beanspruch dafs sie den Menschen das ihm zunächst Liegende, die Bedingungen seiner materiellen Existenz, die Bedingungen, unter denen er sein tägliches Brot findet, ver- stehen lehrt Und so lange uns dieses Verständnis fehlt, sind wir mit aller unserer Wissenschaft wie die Geographen, welche

') V<^1. Karl Moinianl: Recht und Pflicht. Elberfeld, L Friederichs 1854. Ilm Naurath bekannt^)

Vgl. Heinr. lierkiier ; Über Sparsamkeit und Luxus vom Stand- punkte der nationalen Kultur* und Sozialpolitik. (Schmotlers JAhrb. 1896, I.)

*j Vergl. Georg v. Gizycki: \ orlesungeii über soziale lUhik. Berlin, F. Dfiminler 1895. S. 57.

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in fremden Weltteilen besser' Bescheid wissen als in ihrem

eigenen Hause. Die (xesetze, welche unsere ökonomische Existenz bedinsfcn, Hegen uns jedenfalls naher als die Ge- setze, nach denen die Wellt ukörper im Universum sich ))e- wegen; sie treten auch Irülier in Geltung als die sittlichen Gesetze, weil der Mensch erst ein materielles Dasein besitzen mufs, bevor er sittliche Punktionen ausführen kann. Deshalb heilst es über dem, was in der Perne liegt, das Nächstliegende übersehen, wenn wir Naturgesetze lehren und moralische Ge- setze predigen, aber das Volk über die Gesetze seines öko- nomischen Lebens im Unklaren lassen.

4.

a) Schriftsprache und Mundart (W. Nagl X, 12). Durch das richtige Verteilen der Schwerpunkte in der Rede und durch die entsprechende anschauliche Pärbung dieser Schwerpunkte käme unsere Sprache an der Hand der Dialekte nicht nur zu einer psychologisch treffenderen Gedanken- Gruppienmi^^ und zu einer lebendigeren Anschaulichkeit und Frische. s«>ii(1cmi es hätte auch den praktischen I^rfoli;, dafs sie auf das Ciros der Nation eine intensivere Wirkung aus- üben würde,

b) Muttersprache und Grammatik (J. Kanlich XIII, 7). Das Wesentliche des Wortes ist Inhalt und Umfang

des Begriffes, den es bL/.eichnet, das Eigentümliche sein Klang. Die F'ornien stellen (iebrauchs werte vor; ihre Keimtnis ist weniger das Ergebnis einer V'erstandesthäti'^keit. als vielmehr Sacht- einfacher Übung. Vertiefuiii^ (ks vSprachgcfühls reicht in (Uli nieisLeii hallen ans; nielhudischcs Geschick macht

ganze Abschnitte des Sprachbuches überflüssig Der Schüler

bringt aus der Kinderstube, weit seltner aus dem Kinder- garten, viel von jener Art Sprachbildung mit, die, indem sie sich mehr an den .äufsern Sinn^ wendet, dem innersten Kern der Sprache am nächsten kommt. . . . Die Sprache ist ein blühendes, klimmendes Reich, das die Seele mit tausend leben- digen I Tulen umspinnt. Hie mikroskojiisclie Methode der (Trammaük legt in ihieii zusammenhangslosen Übungsbei- spieleu diese l''äden einzeln blols und tötet sie zuvor, um sie besser auf ihre Struktur prüfen zu können. . . . Die Volks- schule kann der Verödung der Schriftsprache steuern durch eine gründliche Reform des Unterrichts in der Muttersprache.')

') Im Vlil. Jahrg. (H. io> sind dem Buche des Reformers RuU. Hildebrand (»Vom deutschen Sprachunterricht in der SchuleO 10

Seiten gewidmet. Sie enthalten Aus/üf^e, welche den Zweck hal)en, flen Inhalt des liuches übersichtlich dar/ustellen (vj,d. das Milde- hrandliefl tler .\. Ii. . Okt. iSy^s». I>eni i-insender antwortete Ditlcs :

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Vor allem niüfste erkannt werden, dafs Kenntnis der Formen unter rmständen zm Wortaniuit führen kann, und dafs die Einreibung eines (k i^eusiaudes in eine begriffliche Kategorie noch kein Verständni.s desselben ist

c) Drei Volksschtillesebücher (Th. Kirchberg X, II. laV Eine an trefflichen Bemerkungen reiche Kritik. Das Iresebuch sollte der freundlichen Villa o;leichen, die, fem gelegen vom Staube und Geräusche der Landstrasse, inmitten V)lühender O arten und seliattig^er Parka nlni^en, nneh dem Drange der Gesehäfte zur Krholunpf und Krfrisehunn einladet und manch trauliches Plat/clien zu Ijeschaulichci Ruhe und innerer Saiiiüiiung gewaln L. . . . Politische Grenzen sind dem Lesebuch nicht zu setzen. ... Es soll keinem Unterrichtsüache aufser dem Deutschen direkt dienstbar sein. . . , Es bezeichnet oder enthält 4as höchste Ziel des ge- samten Unterrichts, und widmet sich im Gegensatz zu den Realien hauptsäelilieli idealen I'cstrebunoren. ... Ks soll durcl]drun<.ren sein wm einem wahrhaft relij4i'"*sen Hauche, von sittlicher und sittlich macht nder Kraft; der tiische und fröhliche Geist eines gesunden und edlen MeUbclientums durchwehe und erfülle es. ... Es soll die Dichtung zu seinem Mittel« und Kernpunkte machen und das Schönste der . Schöpf unj^^ die Menschenseele rein und voll entfalten in der blühenden, mustergiltiy^en Sprache der Männer, welche der Dichtun«^ Schleier, j:^ev ebl ans Morgenduft und Somien- klarheit, aus der Hand der VVahrlieit emplan^^en haben; "welclie das aussprechen, was tausend andere fühlen, oder was luibewufst in verborgenen Tiefen des Herzens schlummert. . . , Es soll ein Volksbuch sein, den Geschmack an guter Lektüre bilden. (Das hat die Schule noch nie ernst genug ins Auge gefafst; sie hat es mit verschuldetf dafs die ver* rücktesten Romane und dgl. vom Volke so xibermälsig be- günstigt werden.) Im einzelnen wendet sich Kirchbcr<r ge<^en das Überwuchern der Realienstoffe , gegen die Leistungen Schniid.s, Krunuuachers, Curtmans, Gülls und etlicher anderer (Hey läXst er gelten). Er will ausgemerzt wissen erkünstelte Kinderliedchen, frömmelnde Geschichtchen, Militär- und andere > Gedichte < und Aufsätze, welche falschen Patriotismus predigen, eine verkehrte Auffassung von der Stellung und den Eigenschaften der Fürsten, fromm-chau- vinistische Phrasen I'^rankreich geirenüber n. ä. \ erbreiten. Natürlich lehnt K. auch die Geschäftsaufsätze ab.

-Es versUhl sich wohl von selbst, dais ich (]«>n ij«-simfkn lieilkräf- tigen und in sich selbst gewissen declanken Hihiebrands mit Freuden Vonichub leiste«.

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VrMrkih Dille*. 56l

5-

a) Sy stein Uli k und I n d n k t i o n im (W < r a p h i e- nnterrichi i Alois Geistbeck X\'II, 2. 3). Die Anbalnumg einer vei nüniligen, der Wirklichkeit rntsprechenden Natiir- iind Weltansclmnun^ ist als eine Grmultendtnz des j^eo- graphischeii l'uterrichls im \'crcin mit dem natui knndlichcn Unterrichte zn betrachten. . . . Ziel des erdkundlichen Unter- richts: Gewinnung von klaren und richtigen Anschauungen der Erdränme, selbstthätiges und denkendes Erfassen der Natur eines Landes, insbesondere der kausalen Wechselbe- ziehnngfen der sj^ef^j^riipliischen Rrsclieinnn^en der P>dnber- fläche, stete Durciidringuni; von Empirie und Abstraktion. . . . Das Verfahren, durcii das man einen Schüler in eine Laiidschait einführt, soll dasselbe sein, mittelst dessen ein unbekannteiä Land erschlossen wird. Indem man eine Land- schaft durchwandert« gewinnt man ein lebendiges Bild davon, dessen Darstellung zuletzt die Landkarte in konventionellen Zeichen gibt. Sogenainite ideographische Vorbegriffe sind dabei überflüsNig; der Schiller lernt dieselben im (icgenteile erst im Gelände kennen und zwar auf Grund eigener Be- obaclitung. Die Hatiptsaclie ist, dafs er recht zahUciclie, klare Anschauungen erwerbe. Ist erst ein Schatz von An- schauungen beim Schüler vorhanden, so läfst sich auch der weitere geographische Unterricht mit Erfolg darauf auf- bauen. . . . Die Gesetze der Geographie haben weder die mathematische Bestimmtlieil, n(»ch die Allgemeinheit physi- kalisclicr und chemischer Ge>et/.e. Die ( leset/niäfsigkeit der geographischen Phänomene liegt offenl»ar in ihrer Genesis und in der daraus folgenden räumliclicii Hulfallung, Ver- breitimg und Anordnung, sowie auch in dem Verhalten ver- schiedener Phänomene zu einander bezw. in ihrer gegen- seitigen Bedingtheit In diesem Sinne kann und soll auch die Schule von geographischen Gesetzen oder, wie Richt- hofen vorsichtiger sagt, von Gesetzmäfsigkeiten sprechen; ja deren Kntwicklung nnifs einen ganz wesentlichen Teil des geographischen Unterriclils bilden. Wie die Vergleichung der geographischen Objekte, so bilde auch die Auffindung geographisehcr Gesetze einen feststehenden .Vbschuitt in einer geographischen Lektion. . . . Das ist gerade ein Vor- zug der Geographie vor der Botanik und Zoologie und be- zeichnet ihre Mittelstellung zwischen diesen und den beob- achtenden Naturwissenschaften, Physik und Chemie, dafs sie schon von den ersten Anfängen an die Auffindung von f»e- selzen eruiügHelil und eine reiche I iille sehr elementarer Erscheinungen darbietet, deren Gesetzmälsi^keit der Schüler selbst und durch eigene Verstandesthätigkeit erkennt, eine

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502 l;u<)«ijf |)irtrirh.

geistige Arbeit, die spater immer mehr an Intensität gewinnt

und imitier mehr den o^anzen T'ntcrricht beherrscht Die methodisclic P>(.liandliiiii4 jj;^liedert sich also in drei Stufen: I. Xatnrl)e()l)achtun'L,^ ('^i Auffassung der geographischen Er- scheimuigcn eines Läuderraunies und ihrer Wechselbe- ziehungen auf anschaulicher Grundlage. Messen (?). a. Ver- gleichende Betrachtung mit anderen Gebieten. 3. Auffindung gcograj^hi scher Gesetze.

b) Ein neuer Weg in die Erdkunde (R. Dietrich X, 3). Plati für die Behandlung eines Landes: i. Lesen der Karte. Die Karle ist ein Bild, ein Gemälde. Die Kinder sagen, was sie sehen und was sie nicht seilen, d. h, sie schliefsen, ganz wie es bei jedem andciea Bilde doch auch geschieht, bei einem Gruppenbilde z. B., nur dafs hier die Phantasie mehr Recht hat als dort Denn der Unterricht hält sich streng ans Kartenbild, und was sich einfach und natürlich nicht finden läfst, das bleibt imgesucht. Aber inner- halb dieser Grenzen Ijeslreben wir 'ms, nlles ^Mö^liclie herans- zide.sen, zn schliefsen, zu erschlielseu. Besonders werden v. ir das Leben und Weben der Mensclien zu erkennen traehien. Und wäre das etwa so schwer? Wenn wir ein meerum- .^hlungenes Land vor uns haben ' wenn ein Staat von mächtigen Strömen bewässert wird wenn Hochgebirge, wenn Hfigelland, wenn Ebene die Gestalt der Oberfläche bedingt: was werden da die Bewohner treiben? Das sollten die Kinder nicht finden? vSie snchen es gern; denn sie fühlen, wie anziehend die Arbeit ist, fühlen, wie sie hinein- ge/.c)<^en werden in das Land. ... 2. RehandluuL^ des l^andes in einzelnen Ciebieten und ans diesen im Zusaiiiiiieiihange die Verhältnisse des Pestlandes, des Wassers und der Menschen die letzteren nur, soweit sie sich auf Laudbau, Handel und Gewerbe beziehen. ... 3. Schilderung einer Stadt (oder Landschaft), wie sie gerade dem betreffenden Lande eigen- tümlich ist. Hier ist auch der rechte Platz für alles, was über den Volkscha^akter und das Klima (auf das selbstver- ständlich schon bei i gesclilossen wird) sich sagen läfst. Ohne künstlerische Abbildungen kann aber diese Stufe nicht betreten werden die nächste ebensowenig. 4. Mitteilungen über Kunst und Wissenschaft, insonderheit über Kunstdenk- mäler, über Bauwerke, die das Land gerade in auffallender Anzahl und Schönheit besitzt ... 5. Aufsuchen der Schau- plätze hervorragender Ereignisse. Also nicht bei jeder Stadt ein schablonenniäfsiger Abrifs, sondern nur ein Heransheben derjenigen Gegenden des Landes, die in gewissen Zeital)- schnitteu, bei gewissen Entwicklungen eine grofse Rolle ge- spielt haben. ... 6. Die Eigenart des Landes übersichtlich

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trMtUh IWitei. 663

zusammeir.ifcstellt. 7. Verq^lciclnin.ij^cn innerlialb des Landes. 8. Ver«»Uii. liniii;(.Mi verschiedener Läiuic-r. (Die <. in faehe Volks- schule niuls in der Regel, wej^en Mangels an Zeit, auf 3 5, darf aber nicht auf 6—8 verzichten.)

c) Die Geschichte in der Volksschule (Joh. Lipp X, 10). Hin eigfenartiger Lehrplan Der Geschichtsunterricht soll, wie derii.itur- und erdkundliche, folgende Stufen haben: Heimat, Vaterland, europäische Nachbarstaaten, Krdteile, Erde. Mit dein Scliulhaus beginnt L., in der Zeit schreitet er n'ick- wäris, l>ainit werde der GTumlsalz der Anschaulichkeit auch auf den Geschichtsunterricht übertragen; denn es handle sich zunächst nur um kurze Entwicklungsgeschichten von Per- sonen, Binnchtungen und Gebäuden, für welche die Kin- der ein lebhaftes Interesse mitbringen. Kur Erdkunde und Geschichte benutzt L. denselben methodischen Gang; die erste Geschichte geht mit der ersten Geographie Hand in Hand^. Folgt eine Skizze, welche den ganzen Plan veran- schaulicht.

a) Die Pädagogik des Plato und Aristoteles (Rud. Parolla XI, 6). Nach Plato ist die Erziehung die (mit dem Kindesalter beginnende) Leitung und Pührungder Jugend

zu der von dem Gesetze vorgeschriebeneu und von den vor- trefflichsten und ältesten Männern gutgehcifscncn Lebens- weise. Vom dritten bis zum sechsten Lebensjahre beschränkt sich der Unterrieht auf Spielen (unter der Aufsicht der Wär- terinnen, die von Frauen überwacht werden) und Erzählen. Vom 6. Jahre an werden die Geschlechter getrennt; doch erhalten beide grundsätzlich denselben Unterricht in Gym- nastik (Ringen und Tanzen) Musik und Kriegsübungen durch besondere vom Staate angestellte Lehrer. Schreiben und Lesen beginnen mit dem 11., die Pflege der Dicht- und Tonkunst mit dem i ^. Altersjalire; im 17. treten Arithmetik, Geometrie und AstruntiUiie aul. . . . Aus den Krläuleningen und Winken: Man darf den Kiuderu nicht erzählen, was Hesiod, Homer

') ICine sehr interessante methodische Arbeit, welche das Prinzip der kon/.entrisclien Kreise iu origineller, aber, wie UQS scheint, pan/ natürlicher und höchst befriedigender Weise zur Durchführung bringt . Dittes.

*) Die Auslese bescliränkt sich auf Arbeiten über weniger be- kannte rädagojico i dodi siud die Comenius-Forschuugeu Kvacsalas mit Rücksicht auf ihren besonderen Wert ebenfalls noch herange / : 1 worden. - Aufsätze über Pestalozzi finden sich i. d. Jahrg, I. III_V, VIT XT. XIII, XVIII ; überjoh Jak Wehdi i. d. Jahrj,r XIII, XIV. Fellenliergs scheint sich keui .Milai heiter des Pädagojjiiiiiis attgenommen zu haben.

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Rudolf DUtrieh.

und ntulere von <K ii (iöttern und Heroen sa^^en, nichts vom übcrniäfsigen Cielächtcr der Götter (weil das überhaupt un- zieniliclj ist), nichts vom unmännlichen Javnmern Achills (weil Kinder tapfere Bürger werden sollen). Was Böses erzeugen kann ist auf jede Weise zu unterdrücken. Die Knaben sind auf dem Schulweg^e von Pädagogen zu be|:^kiten. Gymnastik darf nicht in Atliletik ausarten. Hurch Wrbindunj^ von Tan-/ und Musik wird im höchsten (»rade die Krziehutu^ /nni ScluHRii und Anstandii^en bewirkt, weil dabei das (icfiilil für Ordnung am besten zum Ausdruck ktnunit. Für beide Geschlechter die gleichen Beschäftigungen, weil jene im Grunde nicht sehr verschieden sind. Aristoteles: Die Erziehung ist der Einflufs eines schon entwickelten Menschen auf einen noch nicht enl wickelten; sie <li<.nt zur Ergänzung der Natur, \^)m fünften bis siebenten Jahre sollen die Kin- der dem T'iiterriciUe, au welchem sie später teilnehmen, nur zuschauen; für die Jüngeren und Alteren besteht je ein be- sonderes Civnuiasiani. G\ ninaslik und Mn^ik beherrschen den Lehrplan; doch hat die Beschäftigung mit der letzteren nur den Zweckf die Bildung eines ästhetischen Urteils über die Musik zu ermöglichen. Als oberste und allgemeine Unterrichtsregel gilt: Es ist nicht die wissenschaftliclie Methode anzuwenden, sondern von dem dem Schüler Bekannten auszugehen; unser ganzes Lernen kommt nur auf dem Wege der Induktion und Deduktion zustande.

b) Zur Geschichte der Wiedergeburt der Päda- gogik (J. Kvacsala XIII, 3). Der bekannte Comenius-Forscher will eine skizzenhafte Darstellung der Bewegungeti geben, die sich, teils anknüpfend an die Reformation, teils unab- hängig von ihr» auf dem (lebiete der Erziehung und Kr- ziehungswissenschaft im XVI. und im .\nfang des XVII. Jahrh. vollzogen und die (irundgedanken der späteren Refor- matoren in ihrem Keime aufweisen. Jene I^ewe^^un^^en nehmen ihren Anfang bei Fr. Kunnaeus (zu Heginn des X\ II. Jahrh. Lehrer an der Akademie in Genf), welcher der »B:gründer der systematischen Didaktik« gewesen, aber nur den Unter- richt im Auge gehabt; die s Methode n frage« betrachtet er vom Standpunkte des Schülers aus, indem er Anweisungen gibt, wie man lernen soll. Sein Schüler war der Lehrer des Comenius: J. H. Ahstedt. Auch diestr bescln.lnkt sich auf den Unterricht, von welchem übrioens sowohl die Realien als auch die Muttersprache ^in .\iiuel-und Hochschulen) an.s- geschlosseu sind. j^Vom neuen Geiste hat er kaum Kennt- nis«. Vertreter des ^ neuen Geistes^ sind Baco und Radtke; sie haben *die neue Zeit auch dem Inhalt nach vorbereitet«. Ihnen gesellt sich Andreae bei, der sich mit der Erziehung

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Frledrfeb OUt««.

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beschafti.i^t, und Kilhard Liibin Ij^eb. i.S''5'< '^«^"i" ^^t^" ^^e- dankcn einer \\"r1)in(luii u des Sprachunterrichts mit dem Sach- unterricht ausgesproclien. In des Cumenius (reiste aber konzentrier ten sich alle diese (d. h. die fortschrittlichen) Ideen, und er verband sie zn einem schönen nnd festen Ganzen

c) Beiträjjc zur Comenius-Forschnnß; (J. Kvacsala X, 9. 10). Der Parallelismns des Si)rachunterrichts mit dem Realunterricht (d. h. dafs man die Sprache nicht nnr und überhaupt nicht der Wörter wegen lernt) und die Strenge psychologischer Hehandhuig der Materialien (d. h. dafs man alles stnfenmäisig und freudeervveckend mitteilen soll) das sind die beiden Grundgedanken, auf welchen sich die Methode des Comenius über alle anderen Methoden erhob. Dafs die Ausführung diesen Grundgedanken entsprach^ ja fast in jeder Einzelheit einen feinen erzieherischen Sinn verrät und zur (reltnni^ bringt, hat seinen Tvehrbüchern den fast unglaub- lichen IsrfolL;, die mannigialti^sten Lobeserhebungen und Ans/.eichnnni^^en verschafft, Dafs er aber Iroi/.dem nicht ge- zögert hat -— und zwar am Schlüsse seiner erfolgreichen Wirksamkeit rückhaltlose Kritik an seinen eigenen Werken zu üben, ist ein Beweis seiner persönlichen Gröfse, wovon übrigens ein jedes seiner Werke mehr oder weniger Belege liefert Und was sein gesamtes Schaffen zu der etln'schen Hohe einer vSelbstaufopferung erhebt, ist die Tlialsaclie, dafs es ihm nie um seine Person, um seinen \''orteil, nni seinen Xameu zu thun war, was allerdings t^^eeignel ist, die I^iel)e für seine Person, den Ruhm seiner Werke zu verdoppeln.

d) Joh. Balth. Schupp lA. Schultz XIII, 4. 5). i6to 61. Hofprediger in Giefsen, Prediger in Hamburg. Verlangt (in seinen lehrreichen Schriften ) für die Volks- schule, welche er als -die wahre (^^rundlage des Staates und der Volkswolilfart anerkennt, tüchtige, d. h. gründlich ge- bildete, vor allem seelenk nndige Lehrer; diesen sei aber anch die gebührende I lochachtung zu zollen nnd eine entsprechende Besoldung zu gewahren. (Letztere soIi mit durch freiwillige Beiträge der > Reichen aus ihrem Überflusse« bestritten werden - - eine Forderung, die wir auch heute noch geltend machen). Weiterhin erfreut Schupp durch die hohe Werthschätzung der reinen Kindesnatur, rechte Würdigung der Muttersprache als Krziehungsmittcl, Verurteilung; des ornmTnatische» Drills, Verweis auf Comenius als den vSprachlehrmeister . . . Zwei Belege für \'oriu leilsfreiheit und Walirlieitsmut : Weisheit ist an keine Universität gebunden; das höchste Wissen er- langt man nicht nur durch Universitatsunterriclit -- die Schule ist von der Kirche zu trennen.

e) La Chalotais |A. Pinloche XIII, 6), 1701—85. Jurist

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in der Bretai^^iitr. Kämpfte uneniiüdlicli ^cgeii die Jesuiten und tyrannische Staatsverwaltung'. Hai die znletzt genannte Fordcruni»- Schnpps noch SLli.irkr und wohl nnabhängij^ von diesem ausgcsproclien. In seinem X'ersnch einer Xational- erziehnng (1763) erklärt er: Ich beanspruche für die Nation eine Erziehung, die einzig und allein vom Staate abhängt, weil sie ihm ihrem ganzen Wesen nach ausschlielslich zugehört f) Die erssieherisch e Einwirkung Abrahams a Santa Clara auf das österreichische \'()lk f\V. Xagl XIII, 10). XagP) stellt zunächst fest, dafs Abraham (1642 bis 1709) in hohem Grade zum X'olkserzieher befahl q^t war vermöge seines »feinen Gefühls für das Bedürfnis der Zeit, für die Lage der Verhältnisse, die im schreienden Gegensatz zwischen Gebildeten und Volk kumulirte«, vennöge seiner

unmittelbaren Xeignng und Liebe zum \*olke und ver- möge seines Witzes. Die Waffe des österreichischen Bauern (und nin diesen handelt es sich vomehinlich) gegen das FrLHitk und Xene ist sein Witz, iinLj;lanl)licli \ ielseitiqfe und gewandte Ironie . Wer niclu sciiRiu W'il/ /u l>egegnen weifs, verfängt i;ei ihm niclu. Abraliam konnte es: Die zwingende Kraft des abrahamischen Wortes lag im volks- tümlichen Witze. Er kam dem Votkswitz mit L^berlegenheit zuvor. Indem er .seinen Zuhörern die Witze im vorhinein aus dem Munde und aus dem Herzen griff, hob er gleichsam ihre ganze Seele mit heraus, verarbeite te, be.schnitt, ergänzte, kurz niodnlirte sit nach seinem eigenen Cieiste und stellte ihnen diese umgeuRKkltf Seele, die mni Abrahams Stempel trug, zurück . ^ So kam es, dafs die ganze Zeit \ on ca. 1670— 1770 in Österreich der Geist Abrahams ausfüllte (und das Wiener Volk zollt den Kopien Abrahams jetzt noch Beifall). Er zwang auch die starrköpfige geistliche Schule zu einigen Konzessionen. Allermindestens blieb der einer- seits süiselnde, anderseits lebensfeindliche Ton beschränkt, trockene Moralisten und Beichtväter von Kanzel und Beicht- stuhl liinweggebannl, und lernten die Geistlichen mit den bestehenden Faktoren des X'olkstums rechnen. Fragen wir nun nach der bestimmten thatsächlichen Leistung Abrahams, so wird uns znr Antwort: er hat das Svstem der Kirche popularisiert . Dieses System» d. h. das Gute an ihm gebot

Zurückhaltung und Mäf.sigung; Arbeit (hierin kam der natürliche Volkscharakter dem S\stem einigerniafscn ent- gegen) und Si)ar.sanikeit: strenges Streben nach dem Hellten. Xützlichen, Xötigen; Achtung vor der (J)brigkeit und Fest- halten an der Religion-.^, Man (die Kirche) begnügte sich aber zunächst mit der Übung in der Zurückhaltung (Ent-

•) Der Bauerniisyclioiog des Pädagogiums.

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Fri«ilricii Dille«

halt.samkeit), und diese hat Abraham mit Entrgie einge- führt. Aber dann war sie zu regehi, und das hätten spätere Volksmänner besorgen müssen'. Solche sind nun leider nicht gekomnun. und so stininiU' das Landvolk zukt/.t (nach Abrahams Zeit, in der t*rstcn Hälfte des X\'III. Jahrli.» mit der strengen geistliclicn (asketischen) Schule überein , was sich in seiner uitliclun Kinseitigkeit und trägen l'n- beweglichkeit traurig genug otlenbarl. Heute hat das alle Moralsystem bei den Bauern noch die volle Alleinherrschaft die anders denken, die fortschreiten wollen» werden ge- ächtet und gebannt . ( Die heutigen Geistlichen wirken nicht persönlich, erzielilicli. verstehen auch die Leute nicht'.)

g) Job. Ignaz Melchior v. elbig er (Aug. Janntta XI, 51. 1724- 88. J. hehaiidc'lf besonders eingehend das Eigenlünüiche mid Kefni matuiische an Felbigers S\ stein: bezüglich der Rechtscliatlenheitslehre (eigener Unterrichts- gegenstand; Belehrungen über die Pflichten der Schüler, des Menschen gegen den Nächsten und die (yesellschaft, luid über die rechte Haushaltung), der Heimatkunde (Entwicklung des Karten Verständnisses; Messen und Reisen auf der Karte) und des rTeschichtsunterrichts (welcher LebensgeschiclUen von Mfinnern aus allen Herufen. vornehmlich solchen, dcucn sich die Schüler widmen dürften, bringen .soll).

Xa eil Wort des H e r a u > g e h e r >.

riil)eeinfhifst links oder rechts, wollen die Neuen

Bahnen nur dci Wahriieit dienen. Das ist von jeher ihre Ehre gewesen und .soll es auch in Zukunft bleiben. X'on diesem Grundsatze habe ich mich auch leiten lassen, als ich der vorliegenden Arbeit die Attfnahme nicht versagte, nach- dem ich mich überzeugt hatte, dafs es atich dem Verfas.ser nur um die Wahrheit zu thun gewesen ist Mit ihm kann ich aber nur wünschen, dafs er ^icli in manchem geirrt haben mochte. Ich werde keiiu- I'.ericluigUTTLr. die :nif (irnnd zu\ crläs<iir(-n Materials erfolgt, nnige sir mir direkt ziigelien oder in einer anderen Zeitschrift ersclieiiu 11. den Lesern vorenthalten. Es soll den X. II. nicht uaehgesagt werden können, dafs sie wider besseres Wissen ein falsches Bild der Persönlichkeit des verdienten Pädagogen verbreitet hätten. Auf leere Redensarten oder wohl gar öde Schimpfereien werden die N. Ii. - allerdings nicht reagieren.

Johannes Meyer.

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Inlialts-yerzeiclmis

zur

„Umschau in Nachbargebieten" (April— Juni 1896) „Wlssenschaftlidien Beilage" {JxiM Dez. 1896).

iV s= Umschau. VV B = W'iss. Beil. - Wo weder l' noch \V H. dann immer W B. - Ziffern am Ende = Seitenzahlen.)

I. Abliamllungeii.

A. Geschichte und Geschichtsschreibung. Länder- und

Völkerkunde.

H. Grimm: Betrachtun {^en über nationale Geschichtschreibung. (K.

y. Treitschkcs Dcntsclie (lesrhichte im XIX. Jahrh 1 T 2tS.

F. Kachfuhl : Deutsche Geschichte vom wirtschaftl. Standpunkte.

(K. Laniprechts Deutsche Geschichte.) V 219. K. Vamb^* : Armenier und Kurden. U 287.

B. Staats- und Sozialpolitik. Volkswirtschaft Frz. PÄtow: Die Monroe- Doktrin. U 28«.

H. Hcrkiier Si>arsamkeit und Luxus vom Standpunkte dernationalen

Kultur- und Sozialpolitik. U 223. H. Delbrück: Die Aussichten der Sozialpofitik. -- L 221. Fr. Naumann : Das Problem der kirchlichen Sozialpolitik. ^ ü 231. I«. JolU' : Das württembergische Vereins- und Versammlungsrecht

- W B II. J. Jastrow: Arbeiterschutz. W B 12.

G. Schan/ iFr. Wönshotfer) : Arbeitslosenversicherung fSpanwangi.

- 334.

Frz. C>[)pcnhciracrt Die soziale Frage der oberen Klassen. W B 27.

J. Platter : Der Kric^ .ir^n die Mütter (F>auenemanzipation). W B 33. Schmölder: Der Arbeitsmarkt. U 288.

C. Philosophie. Sittliche und bürgerliche Bildung.

R. M. Mever: Der Kampf um den einzelnen. W B 17. Fr. \V. Forster: Weltpolitik. - W B 10.

Derselbe; Ein mündiges Volk. < -Der verzauberte Kaiser W B i8. R. Dietrich : N olkstüralichkeit der ethischen Bew^fung. W B 25.

Derselbe: Di*. Dcinokrntic und die ethische Bewegung^- . W B 41. W, För.sttr: Iletrachtung über die Stellung der Fürsten. - V ^27. M. Wittich: (,ut deutsch. - U 333.

F. Avennrius (Kunstwart): Allerlei zur Rücksdiau. (Männlichkeit:

Kuechtssinn.) U 327. E. Isolani : Soldaten auf der Bühne. (Militarismus und Patriotismus.)

- U 329-

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D. Sprache.

Th. Matthias: Die Mundarten im Spiegel der Schriftsprache. WB i. W. Münch : Gedanken über Sprachschönheit. U 332.

K. Kunst im allgemeinen; einzelne Künste.

A. Bartels: Kunst, künstlerische Thätigkeit, Kunstsinn» Ästhetik

der Kuiist._ (Johs. ^'olkc^l.-^ Astlu tische Zeitfiajjen.J W B 9. V. Aveiiarius: l'berschät/.ung^dcr Kviiist. W l\ 5. H. Scluiiidkuii/ : Kunst und Öffentlichkeit. U 224. I«eonh. hivr : Kritisclus üh«. r Tageskritik (Kunstkritik). - V 226.

A. l*hiH|>])i I):is Wnndi. rli.ii (■ in der I'^ii-^ie. -- W II 2

U. Dictricli . Deutsche Dichtung , (Krink.i - L' '^21.). W H ',4.

A. Hiese: Wie entsteht das Lied? - VV B ,v

\V. IJölsclie: Zur Naturgeschichte des modernen Romans. \V B 42. A. Dresdner: \'ün der Schauspielkunst \V B 4. A. L'Arronee: Vorschläge zur Verbesserung unserer Theaterzustände. - W B 19.

II. Bfiehar.

A. Geschichte. A. Schäftle: Joh. Frie<lr. Cotta. 30. (). I,yon :

Bismarcks Reden und Hriefe, 16.

B. S t n n t s u n d S < > / i a 1 j) o 1 i t i k ; \' o 1 k s w i r t s c h a f t ; \' o 1 k s-

k u n d e. " \y. Koscher : Tolitik. 29. G, v. « ii^ycki : Vorlesungen über soziale Ethik. 20. L. y. Buch: Über die Elemente der polit, Ökonomie. 22. (i. Maicr: Der Kaniijf um Ar!)cit. 21. - K. Jeutsch: Volkswirthschalt^^lchre. 14. Statistisches Jahrbuch der Schweiz. 14. ~ Fr. Anders; Skizjien aus unserm heutigen Volksleben. 37.

C. P h i 1 OS o p h i i : sittliche und V>ürgeilich( Bildung. K.

Jentscb: Geschichtsphilosophische Cedauken. 6. Züricher Reden (ethisch-soziafwiss Vortrag. 1X9^1. 32. Die Sittlichkeits- lehre als Xaturlehre. 38. - K. Hilty : (iliick. 44. W. Münch: Anmerkungen /um Text des Lebens. 6. 1'. v. (lizycki : \'om Baume der i.ikennlnis. 46. 11. Nclir}- ; ZitateuschaLz. 3.S. A. Exner: Über politische Bildung. 13. I. Perthes: Staate- bürgi rntlas. 7.

l). Natu r w i s s e n s c h a f t. I. I.. A. Koch : Das Nerven leben <les Menschen. 47. Lassar-Cohn : Die Chemie des täglichen Lebens.

E. Sprache. M. Heyne: Deutsches Wörterbuch (kl. und gr. Ausg.i

15, Vi. 1 >. -- (). : rnsere Muttersprache. !5. Tli.

Matthias: Sprachlebeu und Spraclischäden. 23. (>. Kares: Poesie und Moral im Wortschatz 7.

F. Kunst nnd Künste. R. Reichenau: .Vns nnscm vier Wänden,

36. Stifters Werke. 40. (•. l'rex tag: (icsammelte Werke. X2. . l\ V. Reber und A. Beyersdorfer ; Klassischer Skulpturen- schatz. 47.

III. Kleine Mitteilungen.

Der uiodenie Men.sch. 48. Litterarisclies Iutcres.se. 48. - Über Schiller. 32. Zu Schillers Glocke. 24.

Pfahlbauten. 32. Höhenlage schweizerischer Gemeinden. 24. - Die Glctscherl.iw itie in dcr.Vltels. 8. Jenseits des Polarkreises. 24. . Zuckererzeugung. 40. Kufslauds Weinbau. 32. .Antwerpens Bllenbeinhandel. 16.

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Pädagogische Bücher- und Zeitungsscbau.

Nr. 1. IHM. Vll. Jahrg.

Iii» In illeitw yuiniiior aufffitführtvii Bichw und /rf>iti»chriftoifArtili»l »iml im l*l«t«ii <|«i«rl«l

4m Jnikr^ lit*& *r«4^M^n«M.

I. 6e«chiohto und Grundwissenschaften der Pädagogik.

;i. (Icschicbte der Pädagogik.

fri Ihhihi. Moldenhauer. G.vnm.- ri r I"' rTeschichtc- des höheren Schiilw csen.s der RheiM])i( i\ in/ unici junusisclier Regierung. (VIIl, lao S.) Köln, I'. N\nl»iKr *; Äi. - Scherer, gchniinnpektor. H.. Die Testa- lo/./.isclie rädagogik. nach ilucr ivntwicklung. ihrem Auf uiid Aus- bau und ihren» l.iufluf."- aut du. Ocstaltung des X'olksschulwe.sens dar- gestellt. (VI. .112 S.) Leipzig. R Brandstetter. 4 M.

//• Auis.itu. Vi. Weidemanii Pestalozzi, unser aller Meister. (Hann. Schulztg. 47. 4S1. - Muszynskt, Was lehren die griechischen Pädagogen von der nien.sciilichen Seele ^ (Rath. I.ehrerztg. .>i - .>.iK L. W. Seyffiirtll. Aus I'estaloz/.is Leben mit besonderer Ileziehung auf Frankfurt a. M. iPrankf Schulz, 12). - Karl Keller. J*-hnnti Michael Sailers Lehren und die Ik'Strebungeu der ( iegenwart in lle/.u].; auf die körperliche Er- ziehung. (Päd. Bl. 6». N. N., Die Schul{)ra\is des 19. Jahrh. in ihren ILiuptent\vickelung.s.stufen dargestellt und tnit besonderer iicriu k.sich tigung der kausalen Iteziehungen zwi.scheu ihrer VervoUkonininuug nnd der \'erticfnng der Lelirerbilduagr- (Deutsche Schulpr. 49—52). Dr. H. Morf, Pestalozzi als Pegründer unserer .Annen-Krziehungsan- .stalten. (Sanuni. päd. \ Ortr. 4). Panzelpr. 0,75 M. W. BarthoiomällSt Das allgemeine Landrecht und die preufsische Volksschule. (Samml. päd. Vortr. 5)- Einzelpr. 0,60 M.

b. Grundwissenschaften der Pädagogik. .

ff/ ßiirhrr. Ehfat, «.ii. i r.>r., Pankraz, Die Bedeutung der I«ogik. be/.w. der Krkenntnistheorie für Wissenschaft, Schute und Leben. (V,

J43 S. ni. Pildn 1 Ziti in l'ahl. 2 M.

fi) Aujsäl:,t . Daniel Salltt, Psychologische lüiäuteruugeu zur Fähig- keit der Zurechnung und /ur sirafrechtlichen Unreife. (D. Volk.s.schul- freund 40. 41 ' Or. phil. Maximilian Heym, Die Frauenseele. (Leipz. Lehrerictg. 7). Fr. Max Bergfeld, Kurze natürliche Sittenlehre. iLeipz. Lehrerztg. 6). N. .N.. Da.s Individuum unter dem (Gesichtspunkte einer naturalis*. i In .; Weltanschauung. *A!lg. Deutsche I.clircr/ti: ,^9—411. J. Pompetzki, Die \ or.stellungeii und ihre Reproduktion. iPas. Lehrerztg. ;9), N. Ii, Die Hanptlehren des Spinoitismu.s und Leilniizianisnius in ihrer Konxergenz und Divergenz nnd mit beson- derer Berücksichtigung der pädagogischen Moniente. lAllg. D. Lehrer Ztg. 49-511. -- Dr. Koch, Pädagogik und Medizin. (Deutsche I.II. f. erz. rnterr. 41, 421. - Dr. Max Jahn. Die neuere Psychologie ir, ilireni\'er- hältnis /ur Pädagogik. iLeipz. Lehrer/tir ji \-s Budde, Über das Charakteristische der Lolzeschen Philosopiuc. speziell tler Psychologie (Rhein. Bl. 5». Or Kremstes, ÜberCiedächtnisuntersuchungeii. (Rhein. Kl f. . Römpler. Sech iu;<l Seelenleluc. 1 Päd, Blätter 51. Of. Karl Teutsohmann, W as ist .Moral (Pädagog. z).

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3

2. Allgemeine Erziehungs- unci Unterricbtslehre.

a I ' tu f .1 s s i- 11 <1 ( S.

ij) lii«!i<i. 1. Grefsler. i;. ! I r»iUlmi;^s/iek- «U t X olkssdiulc in Rück- «icht atif die Fcirdoniti-' n 'Ii i " .<. 4en\varl. f.H'S.) WiLsbiKlt ji. I".. Iklnviid. n/ifi Handbuch der I'.r/i. !iiin;^>> und rntcnichlskdirc fin höhere Schulen. IIrs){. \. Dr. A. iJaunicislcr. 4. litl. \. 11. 4. Al)t. Müticlicu. C.H.Beck. .^soM. bc/w. y M. Dass. 2. Bd. I. .\ht. yWX, ii. VI!I. 206 S.i KIkI. 7,V' M . '-Iv V, M.

//> .{ußtHzt. L Boy, l'mije.staUiinu der Hilclunj{.sicicle ili v \ «»lks- schule nach den FordeninKeti der (Te-icuwart. fX, WcHtd. Lehrer/t^. V)— ;6j. Nachtni}: ;S. Feuersenger. Si lmle und Familie : wie sind '^ie xm\ einander abhän.ci;;. und wie haben sie daher aufeinatuler Rück.sielil /.u nehmen? 1) diutsche \Olkssehiile ,ii .i;,). Neumann, Wie berücksichtiget die Sdude bei der An sl>ild«njr der Kinder die Be- dürfnisHe des Gebens.* (I>. dcuische XOlkssch. 3.^).

b. Ii r /. i e h II n \i. m Hiulnr. Fuchs. j...iir.r. Anui. Dc-r ■Hr/iehinvj-'^ Knt Prakti.seher orSchlaK zui" l'*r/iehun<i nii.s« r* r silllieh uuuunniim. n j uj^etid. Lcipz.. . Fleischer. 1.50 M. Lindner. h„i.iir. Dr. (i A . Die siiiHch-reHjftö«« Weiterbildnnj: der Jün);lin>;e dnreh die F<>rthilduu);^.s.schule. (24 S.i Leipzig. Dürr.schc Buchhdl. 0,3t » .M.

h) Aufsätzr. Hermfne Scltrainiii, Inwiefern kann die Schule der For- 1 : mj individueller Hr/ichnni: mfhkotnnien (D Lehrerin IL Mcta Siebert, Lob und Tiulcl in der SelniK . (D. Lehrerin 51.

e. r n l e r ! i e h t.

Aitpuilit. E. Walther, Zur Frage der VVictterliolungsbueher in der Volksscnnle. (T.eipy.. Lehrerztjf. H. 9). Dr. Berth. Sohnli«. Der hyjjie- ni.'- Ii ' 1' rr '^t an höluren Schulen. (Ztschr. f. l'hilos. u. Päd 4 - <>t, Wulkow. Dr.. Der Lehr.stoH und das lieben. «Rhein. HL .^k H. Schmidt, Konzentrationsversnche auf dem Gebiete des naturkundlichen rnterrichts. iPäd. 7X%. 50, 511,

d. Soxi alpäda;c"}(il^> /// JSiu/in. Buch. Dr. (l., Über Ferienkohmien. 114 S.» Dresden.

A. Köhler. 0.50 M.

h) Au/sij/zr. Schmid, l l)er Schul jrarten. (Lehrerztii 1. Thür. .;s -40). Gottbehilt, Die ('lesundlieilsjifki^e in der Volk.sschule (Lehrer/l^. f Thiir. 401. Dr. E. Thrändorf. Alli:«. nu in«. Tluiunnitälsselril. «Kr Konfessionsschule.^ iZt.schi. f. l'hilus. u. I'äd. 4. ; . A. Ernst, i >»e Ilaushallunj^skunde in der niitlleren und luduren .Mädchen.schnle. (T). Mittelsch. 19. 20). Bartholomäus, Was kann die Schule und in- sonderheit der Lehrer im Kampfe ge^cn den MiKsbrauch gei.sliger (ie- trfinkc wirken? fPäd. Blätter 51

3. GpsHuiungsunterrloht.

a K' I 1 i i o n.

ti/ Bütiiti. Füi üringer u. ßertrams bibl. < icschicliUn. Meari). u. i\x e. Hilfshuch 1 den ev. Reliyrionsnnterrichl an Realschulen und den entspr. Klassen <ler N'ollauslallvii (.i^än/.l von Ltof. Dr. llötticlier. (XIIL 2qS S. ni. 1 Karte.) Herlin. A. l'rausuil/.. (ieb. i.Sv» M. Koraniapf) Kmst, Bibl. (Ttrschichte f. die Oberstufe. Mit e. Anh. zur Bibelkunde, einer Lber'-i über das Leben Ksu und e. <ieschichte der christL Kirche bi.s /.um Abschlu.sse der apostol. Zeil. (\ lU, 209 S.j Leipzi]?. F. Brandstetter. \ M. Kitti, K«ir.* u. ücbuir. h. u., H.. Die bib> Hscnen (leschiohten des alten und neuen Testamente!», als Heilsge-

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^adjif Dirl*p|M« Bilrli«r> nn«! ZpitmftvhtM.

schichu- aii>w^clejjt und fnichtbar jaremacht. Tl. (X. 333 S. ni. 4 Karten.)

r,tra. Th. nOfinaini ^ M.. ircb ;.jo M Oppermann, s, t.i.üt,^,... Hdm.. DU' Schulbibdfrui^e. Ihre < icschiclilc. licdeutuug unU ihr j^egeu- wärtijrer Stand. <44 S.) <iera. Th. Hofmann. 0,40 M. -- Btrth, Hem-

«»i.eri.. <*>. K., Die SysUniatik ik-r bcicUii cv.ni mlischcii Hauptk.itc- chisnicn. ivinc rtfli^ufionswissenschaftl. Studie: /.um Cfcbrauch f. I.threr n. Stndit^rende. ttid S.» Borna. R Noske. 3 M. Heirice, «<> iuii.-l>ir., I'nif., Dr. Usk , I>ii ! U 1 j;rr«Ic' Jesu. l ui Schüler hiUierer Lehranstalten er- klart. -7 S.i r.otha. } \ i crlluv 1 M Wohtieben n c. lA'itfaden für clen eviinj.iclisehe!i Reli^;iun.MinUM u Iii in dt u oUcreii Klasse« höherer Lehranstalten. (X\'I. -M2 S.i Aui;. Neumann. ?.5<>jM. Kundi. i{i-iit:inii>*i.iir.. j'il K.itholische Reli^innslehre für !.<. lirer uiul Lehrerinnen - HiUhinji.sanstaltcn. 2. 'l'l. nn S.) VVitn. .Ma^cr n. Co. f. 04 M.

.'i \iit.uif:,. H. S., Wie kann il.is Kirclienlied den keli;:;inn^v.nter nein in der HiUlunj: des (Uniüles unlerstüty-en (Kath. 1. eh rcr/tg. 33. j Karl Koch, Beitrat; /.ur J-ra.ue nach der Stelinn;; und Verwertung de.s alten Testamentes im ohri.stlichen Kelij^ionsunlerncht. iPäd. Ztg. 46, 47.1 - N. N., I )ie v^trlhitiir der rrojdieteii nn L( hri>lane des evange- lischen Keli^jionsuntcriH hts. J.Vllg, dtntsehe I,LhrLi/,tj.r. 4f>-4S.i C. Mlschke. Sluffplan fär das Hiltellesen. Mitlelsch. U).\ LichteiK

feld. Zur Hehandhmg der l'erikopen in der Volksschule, (i'ädag. Blätter 0.)

b. < \ e s c h i c Ii t e.

»fi fiinhrr. Smolle. <• viiui.-l*rof.. Dr. Leo, I^hrt>ueh der cieschichte

der Nt ii/eil f. die unteren KliLvsen der MittelselniK i \ ' 11; S. in. .Vbliild-^n 1 Wien, A. Holder, (leb. i.yo M. Biedermann, l'rof Dr. Karl. Leitfaden der deutschen Cieschichte für den Schulj;ebrauch. Mit 4 (leschichtskarten. (95; S.i I.«ip/.iir. K \ oi;^lländer. o,S<> M., i^eb <>,<><> M. Freundgen. t;,- 1. s.huir.. J.. «'.esihiehtliche \'c)rlräge. Beitrage /.um U nterricht in tier .eschiehte. (.",34 S.) Lcipzi^f, Dürrsche Buchh. 3 M. Sewin, Liulw.. Cksehichtliohes Quellenbuch. (S8 u. So 8.1 Lp/.g.. K. \"oi;-;tl.in(l< ; a o,(h^ M. Buhl. .Mitt.i»chuii.hr.. Ludw.. 10 Festreden /.ur Geburtsta«;sfeitr Kaiser WilheUus II. in der Schule. <64 S.I Minden. A. Hufelands Verl 1 M. - Rofttaeh. Dr. Fr.. Hilfs. buch für den Tnterricht in »Ur lasohen ("•eschirbti m diu oben 11 Klassen höherer Mädchenschulen u. Lehreriniicii Hildungsan.stalteii. II. Hlfte. (XX und S. 241 76h.» Neuwied, Heusers Verl. 3.50 M. Leillbrand, Chr., Lcitfatlen für den I nti i rieht in der ( ieset/.eskunde u \'(»lks\virtsch. ftslchrt . l-üt l-ortbilduuii.sschulen l»earb. (l\ -r, S.i Stuttgart, A. iu»n/ it. Co. n.n. ^L Winter, scUui.iir. Dr. IL, Li.hrbuch der deutschen u. lM\rischen (".eschicl.le. m. Kinschhus der wichtigsten Thatsadieii (K r auiserdeiilst lu u « "teschiclite u r Kultur;;i s^-hichte f. höhere Lehran.stalten. t. Hdchu. <\ Iii, S. m. .\bbikign. u.

10 Karten.! München. R. i »Idenbourjf . (Veb. 2.35 M. RIobter, Alb., Deutsche l t.iucu. KuUurgcschiclitl. Lebiiisbilder \\ \ . \\-, S.i Lpzg.. F. Uraml.stetter. 4 M., geb. 3 .M. Rothert, l'roi. i>r. ICd.. Karten u. Ski77en aus der auisenlent.schen Ciesohiolite der letzten Jahr''.underte. ti; larb Karten mit eincedr. w. \ Seiten Texl i Düs^ibU il \ Hagel. Karl. .M Schwahn. \\ dlh . Lehrbuch der ( .cschii hle t. cbi ( )ber- .stufe halberer Lein .u;.vL.il un v Tl.: Die Neii/eit. Hamburg, (). Meifsners \ ci 1 i M. Rüde, A«lt>lf. Ouellenlescbuch i. *len (ieschichts- unlerriclu in \ mIWs- \i. MiUe^-^ lailcn. (X, if>s' s.i I ..m j:rn-:i!:'ri \\ Beyer u. Sühne, i.tjo .M. - Hübnert KwiiMhuUu.p.. .Max. 1 tieoretisch- prakti.««chvs Handbuch für den ( Teschichtsunterricht in preuCsischen \olk>scbubu. III. >\'in, 2Cn> S. m, S Abbildgn.) Breslau, F. Goerlich, 2.40 M.. geb. 2,tH) M.

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4

Aujsaiu. H. Wi'igand. Di«. l\ }>i.srluii Ivrschcinungcn «kr Weil- jccschichte. fllntus u. v'^oluili _;5 > Heinr. Free, Benicrkmi^reti über fltn f "ieschii-litsiiiitcrricltt in flrr XOlksscluile vom psycholojjisrht'n «Standpunkte ans. t^iaus u. Schule .si. 52.1 Th, Franke, JKr (Ge- schichtsunterricht auf der rntcrstufe. <I>eulschc Schulpraxis 4*» -43.1 F. W. Schmidt, Tber dii rin;iestaltini.u des ( iisi liichlsunUrrirhts in der \ olkssclinle nach den l'onleninjjen der Gejrenwart. (Alljf. (ientsche Lehrerztjj. 43. 44.1

c. t i e .s a n ^.

nUrher. Wllg. F.. Liederbuch für höhere Ivehraustalteu. im An-

schliU's an Dr. Radtniachtrs .\us\vahl \ <>lksli'unl. Licfk-r u ( .cdichte herau.sj^e^j:. (III. i<>8 S.i I hldhnrjchaustii. 1''. VV . (ladow w. Sohn.

0. 50 M. Fricke, H. und Jos. Haas, Liederbuch. ICine Sananlun;; ein- und mehrstintiniger (Gesänge. Kleine Ausg. 1112 S.) Hamburg, O, Meifsner» Verl. o,6u M.

4. Sicirairterrieht.

a. ( 1 e o r a |i !i i ; .

lUuhn. Geistbeck, Im Alois \i 1 ;/ Hilschmann, < •eo^r.q'liischc Zeiohcnskiz'/eii in einlachsUt l'orin. l.ulnci heft. 172 Karlcn.sk iz,zcn ni. 4 S. Text.t .Miinchen. Mcy u. Widmaycr. 2 M. I >asv Srhidcrheft. (ih Hl.i IChd. 0.15 -M. Wiermann. i.y. -L tn A Ililfsbuoli zur Udmats- kunde der Trov. Hannover, für den debrauch der Schüler bearb. (V, 185 S. m. Ahbildgn. u. Karten.) Hannover, Hahn. Kart. 1,20 M.

Seydiitz, V.. v., (i< dürrapliic Aus!^ !' l'iir hölicre M ! Jiciischulen. 3. Hft. (96 S. ni. Abbild^j^n. u. Karten. 1 t>.«o M, - Ha(}kliiami. N'ene SchnljieoKri^phie. v Hft. 144 S.) Di'jsseldnrf. \.. Schwann. i.Sfi.M

Rprp, üyinii.-i.».-hr.. Heinr., .Mctliodi.solie.s lAhrbuch einer bt-^ründeJid- verglcichenden Kr^lkiitidc \\\\ htm Ii irsttHL; der nn-j^si lil r.ruxibv- verli. n. vorwiej^entlci Iklrachlung dci cin/i Iikii l{r<li iuiik als uirt- schaftl. (Geniein.scliaftfn u, als Stätten niensi lilii 1r i Kultur. I. (XYI. 1^4 S ) Honn, .\. Henry. 4.-'; M . ^cl» 5 .M. Debes, I" . (Gradnetze zum Zeichenatla.s. 2^• 11^1- NHltekuropa. Leipi^ig. II. Wajfuer u. E. Debes. 0.60 M.

!>i f,7/\,>' Fertl. Frank, rbtr die Aufgaben des cletucntaren geographischen l'ntt wie lit.'^. irädaufo.u i - 1

b. X a t u r b v .s c h r e i b u n j; .

Hiklui. Croflberger, Lrhr., Beruh.. Miueralienkunde aul (. lu-niischer Grundlage ni. bcsond. Bcrücksichti.trnni; der weiteren rmj^ej^end von y r.i .1 tuit a M -3 S.I P'rankfurt a. M.. .\. Blazek jun. «v^o .M. - KahRRieyer u. Schulze, s«iiuiiiu|Hrktort>ii, Naturgeschichte in Lebeosj^eniein- schaften u. tiruppenbikk'rn f. gehobene Schulen. ;^ Ufte. Hielefeld. VMhaKi ii tt. Klasin^r. Kart. .v7<' M Pilling, l'n f Hr. l*r. (>.. He- gleit.schrift zu n .Vn.mhauuns^.'^takln für dcu l nUrrichl in ikr Pflanzenkumic \oi» Prof. Dr. 1-. « ». IMlbu- u. W . MiUkr. 2. Tl. .N' u. S. Hl 144.) Bra\niHchweig. F. \ iewc;; u. Sohn. tv5o .M. -- Engleder,

1, chr.. I'rz., I.citfatltii /11m T'nti rricht in der Naturj;cschiclU(.. 1. Al>t. : Die Tierkunde. Zugleich bcgleit, Te-xl /.u Ivngk'ders Wandtafehi der Naturgeschichte. S.) KfsHngen. J. l**. Schreiber. Kart, 0,75 M,

c, Xatnrlehre.

.// Hiiihi i: Smolka, <.. «i,.riit>tiHi..i'rof., AI.. Kehrbuch der anorganischen Chemie f .m werbl. I.ehran.stalleu. iX. .;«r Wien, i'. Deulicke. > .M SprocKhoff, »eat.-L«-iir.. Alb.. Xuturkuude lur höhere -Müdcheuschulen. .V 'n.. cnth, das Pensum f. Kl. U u. I. (223 S.i Hannover, C. Alever. 1,50 M. BrtMt. Prof., Dr. (t.. Schulphysik f. die Gymnasien. 2/ Tl.

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PiilaR9irl«<^h4> Bücher* ui»4 /i>itini4(«»clMiu. e

iVlIl II. S. Si - ;oi m. l'i};.! Iterlin. 1,. Siniion. M - Platzdascb. .Mitiiisiiiuii.hr. r Knl' , l'r.iktisclu ChfUiii.- für inittktV Lehranstalten. Hanfhvtrkd und ( .t. werbt trcibetuK-. -;2.; S. in. i 'l'ab.i Duis-

Imrjr. J. ICwich. Kart. 2 M.

//) Anfsi'i/:i. Dr. Böklen, ( her die T.« tintzitTii: ]'li\ sikalisrlier Appa- rate für I nterrichts/.weckf. <SüdU. Bl. f. h(»h. l nternchlsanst. jy). Edwin Wllkt, Gehören sprach^t^schichttich« Itelehninjrcn in die Volks- schule? (Päd. Bl. 6h

5. Sprachu«torrioiit

a. Umfassendes.

tri Hiither, StroM, M«kt., Karl, Ansfuhrlicher Kntwurf zu einem

I.elirpian für den devit.scheii I nterricht in einer /klassigcn Volks- schule. (40 »S.» IJerlin. J. Kentel. 0,40 M.

hi . Itttsiiftf. Prof. Moritz Heyne, l>ie deutsche Sprache, eine Zeugin deutscher ( .eiste.sjfc.schiehte. (Hann. Schulztjj. 46» - Rieh. KShier,

l**ini)fes über den <K ut<chfn rntt.rriclit in unseren SchiiK-n. (I'aedagox. I. 2). Rud. Dietrich, lliUlchrand Heft. (Nene Halmen toi.

b. Sprechen nn<l Lesen.

»II lithfhi. Klee, I'n»r., <i>nin.-<Hn'rl., Dr. ( ".hold., (intTid/.ÜKe der J.itle- raturjit.sehiclile. Imu höhere Schnlen und /.um Sclb.^tunterricht. <V1, iS(» S.i Dresden, (i ISondi. 1.50 M.. ireb. 2 M. Bilse, ivif. fivmii-f>ir Dr., Dcutsdies Lesebuch für die l'rinia der ludieren Lehranstalten. <XIf. 440 S.» lassen. (L Baedeker, .v'io M., j^eb. 4.20 M. Htine, Dir.. IL u. Prof. W. Schröder, n n.. .Aufj^aben ans dtntschen Dramen. 4. u. Iklchn. (V. .ss u. VU, 81 S.i Leip/.ig, W. lüi^jelmaun. äo.tH>M., kart. ä I >I. - Frey, Jos., Handbuch für den vereinigten Sach- und Sj)racliunterrichl di s 1. .Schuljahrs. Kin Heitra;, 1' f r n (Ks ersten Lese- und Schreibunterrichts, sowie des Anscliauun;:8uulernchts. 1 LfiC. (144 S.) Stuttj^art. J. Roth. 1..S0 >L Löfsl, V., J. Moller, Dr. Zwerger, Lesebuch für ffewerbl. l'ortbildunjr.sschulen und verwandte .Vnstalten. .Vusj^. .\. (VIIL 40S S.) -München. R. Oldenbourjr. 2 M.. ^nh. 2,35 M.

l)as.selbe. I'>\veilerte Ausjj. (VI 11, 512 S.i Ivbd. 2.50 M . ;;eb. 2,.S5 >L

Schmid, i>ir, Iv u. o»„.ri.-hr. Fr. Speyer. Deut.sches Lesebuch f. höh. Mädchens* bvTlrii Auf <*.niii<l iK < di utsrlu ii Lesebuchs f. höh. Töchter schulen von iL Wirth nach den prcuis. Ueslhumungeu vom 31. Mai 1S94 neu bearb. 2. Tl. (XIll, 4110 S.^ l.eip/i,;^. B. <;. Teubner. Cieb. 3 M.

- Puls. oi..rUhr. Dr. Mfr.. Lesebuch für (lie höheren Schulen iK iitsi'h- lands. 4. Tl. i\L i-iS S.i (lotha, IC. F. Thieneuumns \ crl. tieb. L»So M. " Dix. I*'r. u. Th, Herstes. 1». i».. Deutsches l^esebuch für höh. Mädchen- schulen. Ausg. B. 1. Tl. ^2SS S.I Hrcslau. V. Hirt. t Ub. ? ;:5 >L

i>) Aii/siir., . R. Frltzsche. ^'b< r <lic Notw endi.i;keil und du Vus j^estaltunggesouderter SpUi hiihi.n.ueu in tkr lüeiuenlarklasse. iLeiuei- vXg. i. Thür. 4*', 411. R. Oietlein. /\ir lAsun^ <1 er Fibelfrage, (.N. päd. Xtir i(>i P. Mackeprank. Die bedeuiunj.;: du «Ir iivciien Sa^v für l\r- /.ichung und rnlcrnchl. iSchulbl. d. l'rov. Sachsen .vj. 401. Armin SehnMt, Zur Behandhiu i: poeti.seber Stücke in der Schule. \ Paedutfog. 121.

Paul Neugebauer. W'ii sind dit Lese imd Spvechiibuni^en i-.if I nter . .Mittel und Oberstufe /u lietreiben. tbiniit aut jetler dieser .Stufen in einem dem jcw eili.u^ '1 St;iu<l^>unkte entspreebeuden Mufse befriedi.i;en<le Spraehletli.inkeil und L^riindlich«. iumI \\ <>il\ eislandnis erreicht

wird.' (I'ra\. »1. Landsiii. 4. N. H. I>i«.- Spt.ielie tles Lehrers, <las

\vichtij.:slt MilUl vwv Spr.ich- uml < leislesbiUbinu <lis KiTuks d). Schulprax. ^11, Schwarz, Der erste deutsche .Sprachunterricht mit besondert r ikrücksicliligung utrnquistischer Schulen. iINks. Leiirer- /■IK- -^^i-

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6 F. U. >chiaidl.

, c Aitfsal/, \jiui « 1 r.iiinnatilc.

'/y Hin Im . Funk. l>r. ( '... Ikispicle /.iir Synlux. Ans <lcutst lu n Klassikern für den i iiKrriclil an \'olks-. Mittet- und höh. SchiiU n /nsnmTm-nf^L'stclll. 148 S.i (itttha, V. V . Tbk-iu-TnaTin t'/ki "NI Saat- feld, Dr. (iünthci A., Katechismus ticr <kutschcn kcchlschrcibunjf. (VIl. 35:. S.» Leipzijr. j. T. Weber. (;eb. ;,.5<> M. - Beriln, llcTin.. ITilirtT durch die dcntschc S|)rarlu /.tu I'ntw u Va lun^ ik-s Sprachg^t'fühls bis zum richtigen Sprechen, Schreiben und Zcichcn- setzen. 5 Ufte. Breslau, M. Woywo«. 1,70 M. - Jonas, «ivKin. -I'rof.. Dr. Ant., Deutscht' Aufsätze für die Miltelkla.ssen höherer Sihukn. kW . •43 ^-^ nulin, R. r,,urtmr 2 M. Pätzold, (i.vnin.-iiir.. Dr. l-'rdv.. iCnt- wfirfe zu (kulsciicii .\ibciltrn vtui i erliii bis Prima, nebsl einigen aus- geführten .\ufsatzen. iVII, 20S S.> Berbn. K. (iaertner a.Jto J\F Zimmermann, .Max. Das Rechtschreibenin Aufsatzform mit einem sprach liehen Vorübungsstofk-. Für die Hand des Lehrers beurb. (VIII, .S4S.1 München. M. Kellerer. 1,35 M., kart. 1,50 M. HÜrWil, J. V.. Mund- art, Snraclumterricht und Kechtschreibnn}^. (IV, 57 S.I Aarau, H. R. Saueriänder u. Co. 0,80 AI.

//; Au/stitsr. K. NSIIe, Ocdanken zur Ortliographierefonw. fHann. Schulztg. 3K— 41). Rud. E. Peerz, Der Recht.schreibeunterricht auf der ol^ rstufc (U■r^■olk.<schuk^ fösterr. Schulbote 1 1 ). - K. Benderoth, Wort- kuniilichc Belehrungen in dei Volk.s.schule. ( Rh.- We.stf. Schulz, ii - i^i-

d. Schreiben.

Au/xa'lze, J. G, Vogel, Gedrängter Abrifs einer (■ejtchichte des Schreibunterrichts. (Bl. f. d. Schulprax. 5).

e. Nenere Sprachen.

//; /)Vo //, Münster, in.»rithr . Dr. Karl u. I.ehr Ad. Dageförde, l lk mentarbuch der französischen Sprache. (..'52 vS.» Berlin. L. t)lnnigke.s Verl. r,8o M.. cfeb. 2 M. Boerner, (•MIHI.- (»Iicrli-Iir , Dr. Otto. 1, ehrbuch der französischen Sprache. .Mit bes. lieriicksichtigung der Übungen inr mnndl ttiid schriftl freien Cicbraurli der Sprache, .\usir H für höhere Ma<lchcnscliukn. 2. Tl. (\ i. i^^^i- 5f> S.( I.eipz., H. ( 1\ ubncs . (»eb. i.So M. Stier, (i.. Lehrbuch der franz. Sprache fiii b.ih. Mäd- chenscl n^ r 2. Tl. (Vlll. i .OS.t Leipzig. Iv .\. Hrockhaus. K.ut i.5(^.M.

- Boerner, «i>inD..otMTi<>br.. * Hto u. i-ror. Osk. ThiergeB,_u. ü., Lehrbucii der enjfl. Sprache. Mit bes. Bcrücksichtipung- der Übungen im mündl. lind schriftl. freien (kd)rauch <ler S{^rnche. Mit 2 XOllbildern : Herbst und Winter. (\'1II. 130 u. 92 S.» Leipzig. U. (». Teubner. Geb. 2,20 M.

TMergen, i i..r., ur. O^k.. Ommmatik der engl. Sprache. Im An- schlufs an «las Lehrbuch der engl. Sprache für den Schulgebrauch bearb. (XIl. 2<k) S i Leiy)zig. IV Teubner. <kb, 2 M,

/'/ Anlsiil:.,. Fr. Linz, /.ur ri.ulili<Mi und Reform des französischen I nterrichts. iDeut.sche Hl. t. erz. I nterr. V) 49). Flemming, l'ber den jetzigen Staiul 1 < frenulsprachlichen rnterriclils. (Hl. f. d Schul- prax.61. - W. Ameiungk, Der französische l nterricht in tkr achlslufigeu Mittelschule. (D. Mittelzell. 21. 321. EmiHe DroetelMr, Einiges über den fremdsprachlichen C nterricht. iD. Lehrerin 1).

6. Zahl- und FofMunterrichi

n. K cell neu.

rt> Jiiiihfi. Liektbtau. \V. u. B. Wfeae. Hi-minRriftir.. Rechenbuch für

Lehrciseminart. . 2. Tl S. Hreslau, I'. Hirt. 2 .M. Bork.

ii;iiii».>Pri>r.. Dr. lieiur., .Matheni. Hauptsätze tür ( tymiuisicu. Metho- disch /.iLsammengestellt 2. Tl. 1255 S. ni. Fig.) Leipzig. Uärrschc Iluchh. 2,40 M., geb. 2.60 ^L HtrtmaiHl, sobuiutr., Dr. Berth.. Rechen-

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l*i«l«iroici»i>lt« HScW' mitl £i'i(Mtit!>»(;haii. ^

buch f. (He alluc'Tiuinc I*' *rt1iiMiuir4sschuU-. MtllKxli.sch geordnete Anfjiabciisaminuing niil ^Icitlmi. Ikriuksi IiliL^uUi^ dti Rcihcnu})c- rationell und Sachjyehiete. AtiHj?. f. Schüler. !g6 S.i l'rankfmt a. Kcsstlrinji. d.^o M. Kraup, .»i...ri. iir.. A. u. I.flu. Chr. Renz. KVrlun buch für }4c\vcil)litlic l'i)rU>iUlun>(Shcliulcn. «96 S. ni. Stuttxarl, A. Uoiiz u. Co. 0.40 M. Dasselbe. T,ehrerlicft. \t2S S. ni. Kijf.) Ebd. 1,20 M. Holzmüller. ... ^>. ri>. -. it.-nir.. I>r. (tusl.. Mctbcxlisclus Lehrbuch der Eltmcntar-Mathcmatik. (Vyninasial-Ausj;. I. Tl. 22S S.

m. H. O. Teubner. Geli. 2.40 M. ~ Bergmann. iT..f. Fr/.. Die

vier (irun(lreohnun;4;.sarteii. behandelt nach der Methode des Kopf- rechnen.s. ill. 20«) S.) Wien. A. I'ichlers \V\v, u Sohn. ;> M. Mutzger, I'rof. Cour.. Lehrbuch der < Vleichungen 2. ( .r.idcs 1 Quadrati.sche <Tleichunj3fen) mit 2 und mehreren rnbekannten. IR-arbeitet nach ^v-ttTu Kle>cr. [W, i^h) S !r. S FigJ Stuttj^art. J ^L^ier 4 M. - Ueb, Auf^iabeii /um nuindhchen Rechnen i. Mädchenoberklassen gehobener Volks- und Fortbildungsschulen. (III. 36 S.) Nürnberg. P. Korn. (>.;,() M.

/// AiitsotK . Konr. Eidaiit l'as Rechneu in der X'olksschule und die Forderungen de.s praktischen Lebens, lösten*. Schulb. 9.)

b. Kaumlehre.

Hüfhrr. S^ifker, Prof. Dr. Th.. Lehrbuch der Stereometrie mit

ri)unß:s .\ufj>^ für liöhere Lehranstalten. (IV. 108 S. m. Hols»chn.> rotsdani. A. Stein. i,<x» >L

c. Zeichne n.

u\ liihlin umi Vorlagen. Schwätz, Z4»ieiieniebr., Chr., Zirkekeichnen. I.,ehrganp f. Realschulen. Hamburg, Crone u. Martinot 0,7s ^I. Willig. 'X\\. \ W'atidtafeln zu \Villij;s iKiRr Zeichen.schule

f. I-, 2- und mchrkh Schulen. 2. Abt.: Krunnnlinij^e Figuren. 20 Tfln. Breslau. F. Hirt. 20 M. Eggers. i.^hnr, FV/.. Lehrbuch de.s Zirkel- /eichnens. 42 S. ni. l'ijj. und 4 l-ijr.-Tafeln. 1 Leipzig, F. A. See-

mann. o,<>. ^L. kart ^L Scheinecker, Karl, iii krummlinige geometrische Ornaniculc aus allen Stil.irleu. mit Anlcitunj^ zu deren Au.sfühntn^'^ für den I nterricht sowohl als aucli zur selbständ. l'bung im }.^eometrischen Zeichnen. So Tfln. m. \TII. iS S. Text.) Wien. A. l'ichlers W\v. u. Sohn. In Map^c lo ^L Effenberger, ke«iBcii.>Lebr., P . Das Pfanzenzeiohnen und seine Anwendung auf das Ornament in verschiedener \ f> iss\m;^ u. Durchführun};. 2 Ilft. (15 z. T, färb. Tfln.j Bayreuth, iL >lcuschniann jr. In .Mappe 6 M.

hl An/xiitzf. Kupir Waitiier, Sehen und Zeicnnen. (Xeuc Hahnen 12.)

7. Turnen und Handarbelt. n. Turnen und Jugendspiele.

'II hih/h-r. Hermann, runiiii^p. Auj;.. S])rir.)>:reifen - l'bungen. In planm.ilsij^er I'olire für d t- "M ■idchenlnrnen bearb. 153 S.i Iterlin, K. (iaeitner. o.u» M. Bolünger-Auer. r«chi»-r>.ch.-K.hr., J-, Frei- und Stab- übnngen, durcligetunit ant 4. Twrnkurs f. >rädchenturnlehrer in I^uzeni. iqS S.) Hasel, k l'eich. 0.5(1 M. Leitfaden für den Turnunlerriclit in dun prcuisuschcn \ Dlk.s.schulen. <V11I, 145 S. ni. Fig.i Herlin. Hesser. 1 M. Rietmann, Reigen und Keigentän7,e, entli.

iS I rei un<l SLibidMinusrci^^en w. 21 Reigentnn/c. (VlIL j^^ö S. m. F'ig.i Leipzi.u ' Si!auc-li. Karl. ^.V' M-

Ai . \iiisiit > . Schnell, l'bc r Turn- und Spielplät/c. iZtschr. f. Turnen u. Jujietidsp. 15). 6. Kalb. « .< ^i, iiispunkte für die Ausgestaltung und llebunj; des n inturnens. iZlscln. 1 'ftuneu u jitircTiflsp j2). H. Schröer. C»esichtsj>unkte fiu die .\u.»»^esialtuni; und Hebung des .Schul- tuniens. (Monats.schr. f. d. Turnw. 11. 121.

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K i*'. W. Krliuiiilt.

h. K n a b c Ji - u n d M ä rl c h c ii - H a n r] n r b r i l.

A// liüiint. Grohn, i.phr'^riu. lilisc. Der ILuularhcitsunUiriclit iu den Mädchen A'olksschiilon der Städte Dresden. Kassel. Soest, Karls- nilu 1 St ' ii>!i\ti j i V.. <2o S.' J'v ili-i. I,. <')hnn)^kes W-rl. 0.40 M. Hilfsbucti tür den H.indaibciLsunlcnicht \ olks-, Bürger- und höheren Mädchenschulen. Hrsjr. von den \"orstdicm u. Handarbeits- lehrerirmen der Mädchenschulen /u l»es,sait. (.\s S. ni. 4 Tflti.) Dessau. I*. Bauiunun. 0.40 M. Berlnger. Jos. Au^.. H:iu(U»Mti;.;keit.sunlcmclU u. Miltelscluilc. IviiK* Darleijun«; ihrei r.c/.ii hnu;^cti. 140 S.i Mauti- heiin. J. Uertnanu. i M. Scherer. H. 11. Lehr. J. Eckert,

/eirliiKn tmd H iudfertivl it. I jue .Vulcit r /»n I-lrteilunu: Hi< sf ; rutcrrichts in der X'olkssciiule. 1123 S. ni. Abbildgn.) (W)tha. Iv. b. Thienetnann. In Mappe 3 >r. Kwittlit Mnrfrftrh.-Dir.. Von der Hand- fcrtijfkeit <ler Kualni.. \ tUaj;. Dresden, A. Küliler. (^50 M.

bi Aujsälzc, N. N., liiuige Hemerkuneen über den Handarbeits- nnterricht'in Mädchenschnlen. <X. päd. ^tsj. \\\. »

8. Schulverwaltuny. -Organisation und «Ausstattung.

iU Bücher. Stephineky, Fcrd., Zur Schulaufsichlsfragc. bUn Bei- trajj zur Charakteristik der Bewejfnnjf K^^S^^n die jireistl. Schulaufeicht.

(89 S.I Köln. J. r. Hachem. i M. Bennstein. Alex.. Die Einrichtung und Au.sstattung der cinkb Sduilc mit den be.sten der vorhandenen J,ehrmitlel und Scli\daii.>.sUUuu;;s}ie}4eu.ständes zugleich als (irundl. f. die Ansst. der niehrkl. Schule, biihrer durch die lA-hrniittel Anssl. des (). e\-. ,Schulk()iij;resses zu l*ots<huu. .Sj Herlin. Huchh. der <ieutschen behrer/Ag. o.tx» M. Wundtke, Ma.\. Die Schule <ler Zu- kunft. Zur Kritik nnd XenWldunpr unserer Schnlorganisatton. «44 S.) Ikrliti. V. Kr;irbi. .1 ;r, M. Schäppl. v u.-khi. J.. Die ( >ri: aiiisiiti'Oi des hauswirtüchaftl. und beruflichen rntcrrichUs in un.sern Mädchenschulen. Ein Beitrag^ zur Degrundting: einer rationellen X'olksemähnin j;. 17;, S.» Zürich, b!. Speidel. 1 ."NI. Schenkendorff, b!. \' . Die .Xussje-

.staltung der \'<»lkssrhule nach den b'orderunjxon der ( n tiv. nrt. \'or- tratr. 121 S.i <'.örlit/. V. \V. Satti.i: iu Komm. 0,4«! M. Bennstein, .VIcx.. Die lieutijie Schulbaiikfra^e. b'ine über.Mchtliclie Zusaniuien.steUtinjf »kr bi.sher bekannten Scbulbanksysteme. 1 S. u. M S, ni. Ahbildgnj Jierlin. Ihuhh. der <leulsclien Lchrerztt^. 0.50 M.

h Anf}tfilz4 . Rindfleisch. Die Teilnahme des T.chrcrs an derSchul- \-(.r\va]tnnir. 'Scliles. Scb ül/t'.:'. ~- ,VM C. Ommerborn. Hi'^tfui.-.che Rückblicke auf die b>it\\ iekehm^ tler cleulscJieii lüirtbilduufjsschulc. {Deutsche Schid/.tji. 51. 5.?.! - Aii|. Her«Mi, Mein zum Sitzen und Stehen einj^erichtetes Sclndpult uut aufkl.ippbareni I'i.srhblalt. Sit/.- und I'ufsbrctt. (Ztschr. 1. Scbul'ivsuiidheilsi)fl. GUnther Di( Or jranisation der Mittelschule. iD. Mittelschule ^4.) Dr. Adolf Pohlmann. Kelij^ionsunterncht und Schnlnnfsiclit im Kähmen des Volks- schulffeset/cs. iKv. Schulhl. 12.»

9. Lehrer «id LebrerhiMii.

Aithiil.4. Trof. Dr Knoke, l'bcr die | uida^oj^nsche Wu beieitnu}*" der Theologen für das Srbubnilsiclitsami. (Schulbl. d. I*ru\. Sachsen 42 45). H. Liebeskind, Die Ikdcutuiig der Lehrerpersönlichkeit für Schule und nemeinde. (Uehrerztff. f. Thür. 46. 47».

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Pädagogische Bücher- und Zeitungsschau.

Nr. 2. " 189«. VII. Juliig.

I. GescMebte uttd Grundwissensohaften der Pädagogik.

a. <ie,schichte der Pädagogik.

Ol liihlur. Gebtianlt, IKruno, Die Einführung: der Pestalozzischetl

Mctliock- in rrcuist-n, \\\\\ virkimdl. KapiU-l pimis SrhulKcschichlf. (Sc» S.| Berlin. R. (iatrtner. 1,4t) M. Sdiwendimanji, Ur. Juhs., Der Pädajfope Pestalozzi, nach zeit}?eiiöss. Ouellen im Uchte der Wahr- heit (lar}4:esU'lU. S.t Lii/cni. Räber u. Co. 0,70 M. Polack, s.huir.. I'rii flr.. \ at«.r 1'c.st.ilozzi. HiMcr au.s dem Leben des j^rolsen Kr/iehons. Ji.^ciul- VI. Volk.sschrift /.u Ilcinr. l'estalox/.i.s i^cjjähr. (icbinLstaj;c, hrs.n. v<»n der rhein. Testalozzi-Stiftg'. ^94. S. mit liiKK iii iionii. F. SiH iiiieken. 0,30 M Ufer, itofct.. t'hr Zum ( »edäclilni.s I Vsl;il(>//is. l e.sirede. (14 S.> .Mleiiburj;. (). lioiuie. 0.40 M. Friedrich, Joh., Jahn als Krzieher. Sein Le))eii, seine pädagogische Bedeutung^ und seine Lehren. (III, 192 S.i .München, ]•;. I'ohl. 2,8<) M. - Meichers. Uouiuhnr. Karl. Conienius u. I'estalu/./J i;ine vergleichende Betrachtung ihrer pädagogischen Grundideen. (47 ' Bremen, K. TTampe. 0,60 M.

b) Aiifsät-.r. Martin FroiOhauer, Jean Paul l'riedr. Richter, ein pada-

gfsi^ischrs Dil bterl eben. iKep. d. Täd. 5.) G. Sofümer, Johann Ileinr. l'e.stalo/./.i. l\ni Beitrag zur Charakteristik und Würdigung der Be- deutung desselben für die Volksschule. <Pos. Lehrerztg. i. 2.) fL N., Pestalozzi. Zur 15 > Wiederkehr seines ('»ebiirtst.ii^es. iDer Rektor Mater, Heinrich Pestalozzi, der Begründer unserer Volks- schule. (Rep. d. Päd. 4.1 L. W. SeyfTarth, Pestalozzi in seiner welt- ge.schichtlichen Bedeutung. (Prems. Schulztg. 4 i6.» H. Scherer, l'e.staloxzi für immer' i-Mlg. Schiin»! r. Frz. Biergurs, Die l'äda- gojjik i'cstalozzis. (Deutsche Sehui/.l;^. 2.) J. G. Obst, I>ie Bedeutung Pestal« i//i.s für die heutige \'olksschulj)ädagogik. (Prax. d. Landsch.8.)

R. Stumvoll, [ )ie sozial-politischen Mi t n Johann Heinrich Pestalozzis. (Schulbl. d. l'rov. »Suchsen 3, 4.) - Or. Paul Natorp, B. C. J^udwig Natorp als Pestaloxzianer. (Lehrerztg. i Westf. 8—12.) Dr. H. Norf, Aus- spruche Pestalozzis übLt 1" rziclnin i;, ruteiricht und Schule l'aeda.u. 4.) C. LupM, Johann .\nu)s Cuuienius und seine Bedeutung für die heutige Pädagogik. i Prax. d. Landsch. 6.)

b. Grundwisseuschaiten der Pädagogik.

a> fiiirhir. Bergmann, Dr. Paul. Die (Ith i l-undamental-Probleme der Pädagogik und ihre theoretische Lösung. (72 S.> Leipzig, U, Klemms Sort ü,8o M.

b) Aufsätze. Or. Karl ARdraH Über die Faulheit. Ein psychologischer

Versuch. (Rcj). d. Päd. 5.) N. N., Das ^ ' t sse. eine Triebfc!- r des Unterrichts. (Allg. D. i,ehrerztg. 6,^ -- R. Ohmichen, >iur Frage über die Entstehung des Gewissens (Leipz. Lehrerztg. 10. rt.) J. Redllok,

Das Abbilden als Krkenntnismittel. (Zlschr. I. Phü. u Päd. ^.i Ed. Schlegel, Bedeutung und l'flege der Phantasie ui der Schule. (Schulbl. d. Prov. Sachsen j, 2.)

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2. Aligemeine Erziehungs- und Unterrichtsiehre.

a. l ' in f a ss <.- n d » s

rtj liiitha. Pfeifer, W,, Organisation und I,ehrj>lau der niehrkl. Volk«- oder Bür^erscnule nach den Korderungen der (iejfenwart.

T2(. S.' (M)tha. V. V Thiencniann. M Brüggemann, Orj^ani satiou uud Lchrplan der mehrslufiKeu Volks.sehule nach den Forde- rungen der (Vegenwart. (132 S. ni. 4 Tab.) Berlin, Öhntigkes Verl. 2 -Nf Reinke, i{«.kt.. Wilh.. Organisation und I. ehrplan der nielir- stuficfeii \'nlksschule nach den Fordern 11 '^en der r.cjj^cnw art 112S S.i Berlin, I.. ( Jlnuijjkes Verl. i,()o M. Schäfer, Lehrer, Frdr.. Arbeitskraft und Schule. \ ier päd. Abhandlunj^en auf pliysiol. (irundlage. 156 S.) Frankfurt a. M., ^i' m.s., M

A/i/sii/:r. Dr. med. Nesteroff, l her dje phy.sisclie I'.ntwu kelnnji der Schul1«in<ler und die körjierlichen Übungen in den Schulen, (/tschr f Schul}j:esundhcit.s]ifl. Dr. Alfr. Spitzner, fieistige Cber-

an.streui^ng in den Schulen. Nerv(».sität. d'aedag. 4.)

b. Ii r z i e h ti n ^.

fil liiiihci. Haufe, Dr. ICwald. Die I'!r/.iehun<j: zur .VrbeitstüchtijLr- keit. eine Hauptfordernti«^ an die moderne Schule. i.^S »S.) Znaini, Foiirnifi u. Ilabi-rkt , M.

/// An/\t'i/:r. Chr. Balling. Die erziehliclie AufL::il't^ der X'olks.-^clude. <Re . d. Päd, 5.) N. N., Die Ivr/.iehung /.ur Ilofliclikcit. (D. deutsche Vo kssch. 3, 4.)

c. Unterricht

(Ii imhn. Stoffe, welche, .sind nach den l'oriU runiifen (K r f ic-^cn- wr.rt auü dem I,ehrplun der Vulks^schule zu entfenieu bezw. demselben einzufügen ? Beiträge zum Vereinsthema des deutschen Lehren'ereins. X'eroffentl. auf Heschluf.s der XII. Hauptversaniml. des anhält. Lehrer- vereins. 50 S 1 Dessau. R. Kahle. o.So M.

hl .\n/sn/^t\ Konr. Eidam, Das erste Quartal in der l^lcnicniarkla.sse. lösterr. vSchulb. 21. N. N. 1 >u \ erktiüpfunji und Ven^'ehung der Unterrichtsstoffe. tSchiilbl. d. Prov Sachsen 6 -H>.

d. Sozialpädagogik.

Iii Ih'uhd. Fisolier, Prof., srniiniir- ». »iymn.-Dir.. Dl Karl, (irund/ütie eiuer So'/,ialpäda.uo;trik und Sozialpolitik. <5'>S.f l'isc uach, M. Wiickens.

0. 75 M.

bi Att/sätzc. W. Liemum«, Zeitgeist und Schule. (Frkft. Schulztg. 1, 2).

3. MuMMiuiitarrioiit

a. Religion.

a) liiii lit ). Le Maire, scm.-i'riifokt, Karl. Katholi.sche Kirchen-t schichte ziinäch.st für die oberen Kur.se der J.ehrerbildun}.,^sanstalten utul der Realschulen. (X'III. \\\ S.) München. K. Oldenbourix. (icb. 1,75 M. HeMpel, ne«.-s. iiuiinsp.. SihBir., Dr. R.. Zur liehandlun}r der.Vpo.stel^.j^escInchte in cfer Schule I'rläutenmjTren und niethodi.sche Winke. iIII. tu» vS.i

1, eii>zig. 1'". Hranüstetter. 1,20 M. Arobrassat, Tücbt«T«(fa.-n<*kt., -A., Der religiöse Lernstoff für evangelische höhere Mädchenschulen. 1IV. 59S.J Dresden, I'. Jacobi Kart o,<k) M Eckstein. Th.. Hibl. Ce- Kchichten für die Unterstufe, neb.st einem Anhang, enth. die gebräuch- lichsten («ebete für die Schule. 140 S.) Tilsit, M. Bergens m Komm. 0,50 M. Kolbe, i-iiHtor u. Kr.«i-ihoiiuiin«i>., Jolis., Die bibli.sche ('tc.schichte in Lebensbildern. .\u.sy:eführte Katechesen für die Oberstufe. 2. Tl. Das neue Testament (A III, 252 S.) Leipzig, IL O. Wallmann. 2,60 M.; geb. 3M. Inst iHr., Dr. Karl, Der abschlieisende Katechisums-Untcr-

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P8iliifO|ifi*rh<< BQiih«pr^ und SeltBnyBwIiaa. 1 1

rieht. 1. lieft. if>s S.» Altenbnrg. II. A. Pierer. 0.90 M. Bender, vm»t., .\ l. lf. f'''i rsicht fihcr flie (icscliiolite <kr cliristlicheii Kirdu* für Schule und Haus. (III. 6S S.( Hremeu. M. Hein.sius Nachf. 0,40 M. Schmltl, I>r. J,. KathoHscHer Kateohisnin» fflr die Volksschnlen.

S.i Rc^cnsbur^^. F. rn.stt t .».40 M. ~ Wegener, k .... it. i,,,fr.. Th.. Hilfsbuch für den Kelig^iousunterricht in den unteren utul mittleren Klassen höherer Lehran.»italten. Aus;;:. H (IX. 201 S.i Herlin. K. S. Mittler u. Sohn ^< M. : ^r^b. 2,1a M. Gottesleben. L,.i,r«>r. N.. Die bil'lisrhe ( "le.schiehte in tler katholi.-^chen X olksschule. Ivin Handbuch im .\uschluls an die von (i. Mey und Dr. I'T. J. Knecht neu l>ear- beitelen Schu.'^terschen bibl. r.c.scliichten mit nieth. Anleitung und \ i- K II I.ehrproben. 3. Hd. i.Tl. (IV. .>2.SS.j l'aderborn. 1- . Scliöiiinj;h. 2,w M. - Jaoob, i»«»t., iir. Alb.,^ Dr. Martin J,uthtTS kleiner Kalcchis- niiis, mit einfacher, übersichtlich an den Text sich anschliefsender Wort- und S.iclierklänin«; durch Sjjri'u lic. bibj. Heispiele und Lieder- vcr.se erläutert iÜT evangelische \'olksschulen. (\ I. H.*< S.i (iotha. G. Schloefsmann. 0,35 M. ^ Wolter, A., Kleine Bibelkunde. Hin Hilfs- buch für Lehrer. Seminaristen und Präparanden. {VI, 75 S.I Gotha, (i. Schloelsuianu. o.So M.

J///.vr//:< . Lic. theol, Kabitsch. Siuft »ks ersten Reliji^iuns-

unterrichts. (Päd. Hl. u. N. N, Wie .soll sich ilie \ olk.sschule zu der neueren alttestamentb\ bi. 11 ^' i'^^- vschaft stelktK' Dt-titsthe l*ehrcrztg. 13, 14 1. Wilh. Karl Bach, Über Hehandlunc; des Katechis- mus auf der Mittelstufe der Volksschule. (Deutsche \olkssch. yt.

b. Geschichte.

lifirhirr. Amlrii, J. C. Kiir/.er Kehrjrau}^ der (kschiclitc för höh. M'tdr heu schulen Hcarb. von I.. Sc\iii Mit ( ieschichtskarten. \2 Hihlertafeln /.ur «»e.schichtc der Haukun.st und Bildhauerei, 6 Bilder- tafeln zur Kulturf^eschichte und einem Anh.: Landes- (Provinzial-) < ' i ' :!l iS u. b S.t I.eip/.i}^. K. X'oij^lfinder. (ieb. 2.40 M. Brandenberg, .s.uuirat, I>r., Leitfaden für den geschichtlichen L nterricht in den oberen Klas.sen der Volk.s.schule, 2 Tie. (IV, 62 11. \\\ S.I K(iln. M. du Monl-Schauber};. Zus. 1,25 M. - Fritzsche, 1< ll.uistiine für den ('tcschicbtsunUrricht in (kr evan^^elischen Landschule. l%ine Handreichung^ für Lvhier uiul S( niinaristen. I. Kurs. (VI. 144 S.) Altenburg. H. .\. Pierer. i.So M

ht Ai//s,)/.i. Henze, Wie i^l *K i < .t >k hichtsunterricht zu ge.stalteii. wenn er nicht nur Leben wecken, .sondern auch zu einer für das Lehen bildenden Analy.se der Gegenwart führen soll? (N. päd. Ztg. ^ 'M. - R. Fritzsche. r)ie (lestaltung der Systein^' if in (bschichts- unterrichte. «Deutsche Hl. f. er/., l.nterr. 9 ii). N. N., Wichtigkeit, Schwierigkeit und Weise des kulturgeschichtlichen rnterrichts in der Schule. (D. deulsclic \ olk.ssch o. 7). W. Floll, Über den Bildungs- wert der (ieschichte. (Aus der Schule i, 2).

c. ( I e s a n g.

rtr; Hluhet. Pfennigsdorf. Di»k., <>., Heiniatkläuge, Ivine Saninilung unsrer schlichten j.;cistl. und weltl. Volksweisen, für den (»ebraucn

in Sc hulen, christl. \ ereineii und l amilien zusaiujuenge.stellt. i\ I. n; S ('ötlu-n, Schriften Xicderl. <ks e\ani:. \'ereinshauses. i.So M. - Osburg. Wilh . Deutsche (iesanglehre für I'räpa

randenschukii und l,ehrerseniinarieii. sowie für den Selbstunterricht. IL Tl. 1S4 S. ni. biir.t Lci]>/.i'.^f. M. Hesse. 0,40 !\I

hi Aiißtiiu. H. Busse, Ober tkn (iesangunlerricht nach .Noten. (Schulbl. d, Prov. Sachsen 5». N. N., Ourch welche Mittel entielt (kr N'olksschulgesauj^unlerricht seiner hohen Bedeutung entsprechende Ivrfülge.'' lAllg. Deutsche Lehrerztg. 71.

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1 2 W. .HrhmMl.

4. Saclimterricht

a, f *•« o r a p h i e.

// GeistbecK. Di. A. u. Fr, Engleder, ' raphischc r\|Kii-

liilikr. XI. i )L'r 1 l.irilaii;^<. r l jurd. Typus der iiorwi-^j. Steilküste. DresUcTi, A. Müller. I töhdlums. .Mit I.einw .- Kaiul u. Oscn 2,5t) M.

1). N n 1 1! r 1' c V r Ii 1 i.- i 1) 11 n

liiulnr und Wtim/hi/fhi. Eschebach, Hans. Der Waltl im<l scitie Bewohner. (14^ S. m. Abbildjrn.) Münster, A. RuHJ^ell. 2 M. : ^«.1». 2.60 M. -- Matthes, i.ohr. r. I r/., Illustrierte Naturgeschichte für die Ju;;cn«l. Mit 5«^> färb. Illustr. auf 47 Tfln. u. Abbilden iru l'ext 40; S.i Stuttgart, (1. Weise, (icb. 7,50 M. Engleders Wandtafeln fiu den natiirkiindl. rnterricht. I .\bt. : Tierkunde. 9. Kf^- ii^rh. Tfln. l\is linj^eii, J. 1'. Schreiber. Mit Leinwand j^erändert und mit Oseu (> M. Lan^beiD, VV'., Ik-tvachtungeii und iienierkuni^eti über den neuen preiifsischen Lelirplan iit den Xatimvissenschaften. Vortrasr. (26 S.i Neustrelitz. H irmwilz. 0.75 M. Frenkel, l)r I'rrd., Ana-

tomische Wantltafeln für den naturj^eschichtlichen Unterricht an höheren l^^ehranstalten. I. u. II. Taf. Mit Text. Jena, (.>. Fischer, k Tai. 5 M., auff^ez. 10 M.

c. Naturlehre.

/liir/irr. KltU^ Ol., ri. hr. r, Th., Kur/er Leitfaden für den ersten l'nter- richl in der anorj^anischen Cheinii . AT 11, 88 S. «i, AbhiUlgn.) SL Petcr.sburg, C Ricker in Komm, i.v» M.

5. SpracbuiitMTiehL

a. t- in fassen des.

Iliit !in. Krumbacher, Dr. C. J.. ( '.escliic'-te und Kritik

der (Kutschen Schullesebücher. _•. Tl. Mitbearbeitt t, nach dem T»»de des \'er(. bcarh. und herau.sgej^cben von J. (1. Sieber. (VI, 242 S. ni. Abbtldgn.) Leipzig. B. (r. Teubner. 3,60 M.

b. Sprechen und Lesen.

<U Hin In I nitii liihlt i . Schmid, Mi«.l<'li»'ii»rh.- u seni..i»ir.. M. u. < M)erlehr. Fr. Speyer. Deutsches Lesebuch für höhere Mädchenschulen Tl. (XII. .107 S.I Leipzi.u, \\ ('..Teubner. ; M. - Kohmann, ti L. SchifTarth, Auswahl vt>n Dichtungen und riosastücken zur ICintuhrung in tUe deutsche l.itteratur. (X, 210 S.) Nürnberg. F. Korn. (5eb. 1,25 M. Pfeiffer. W. n. Alb. Kuli, Hilder für den .\nschauungs Unterricht aus den lie\ -Speklerschen l'aheln. 6. Jjg. 3 färb. Tfln. t> M.; auf l.einw. ni. Stäben fi M. Text dazu von Kreisschulinsp, A. Kleinschtnidt. *5i S.) o.iK) M. ('»olha. 1-. .\. Pertlus. Vogt, V:., Schul- Wandkarte zu Schillers Wilhelm Teil. 2 151. ä S_' . 5(1.5 cm. Farbendr. Hreslau. V.. Morgenstern. 4 M. Puls, Dr. .\ltr.. J.esebtich für die höh. Schulen Deutschlands. 5. Tl. (IX. S.) ('.(»tha. V.. 1'. Thieiiettiann. (ieb. 2,40 M. Hirt, Kerd. D( ut'~i li( v Lese buch. .Vusg. A. ; l'ür evaiig. linlcn mit einfachen Schuh ei h.illiii.s,scn. Itegr. v. (»eh. Reg.- untl Schulrat Kd. Bock. Neubearbeitving von 1895, 2 Tie. in s Abteilgn. (Mit Ab- bildgji.i Hreslau. I-'. Hirt. Zus. 1.75 M.: gel). ^.40 M. Olx, L'r. u. Th. Kersten, i». i»., Deutsches Lesebuch für höhere .Mätlchenschulen. Nach den yuellen bearb. Ausg. B. 2.-4. 'I'l. (140. S.) Bre.slau. F.

Ilirl. Cell. 2.75 .M.. 2.75 M. u. 2.50 M. Kippenberg, j.. Deutsche (ie- dichte für <lie Mittel und (JbersLuJe höherer Madchenschulen. Nach den preuls. Bestimmungen über das Mädclien Schulwesen vom 31. Mai

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iS<>4 ausy:t\välilt. (iröfscrc Ausj;. (X. m2 S.) Hannover, Nordtlentschc \ . uist.iU. r,t'h. i.fx) M. Milkley, urn.. W.. u. MitUlsdnill H. Suhring. I ibwl uiul trstts I.esc-bucli nach der aunöscnd-zvisanimen- slcllcndcn lA-lirweisc. Aus^. C. (64 S. m. Abbüdgti.) Potsdam. A.Stein. <kl - Berndt, H., K. Cranz, H. Grobe, VorHi'litillnhrcr, Deutsches

Lesebuch für \ Orsehulen. i. u. 2. Tl. ( 144 u. 21)5 S.i Leip/iK. I^ürr'sche nuchhandlunji]^. Geb. T.40 M. 11. 1,65 M. LMebvch, das, inderVolks- schule. TJehaiidlun^ (Untsclur T.csestficke nach (kn fonnaUn Stufen, der (irainmatik und ( )rUiu^raühic in konzvntri.schcn Kreisen, netxst einer kurzen Utteratur^cliicnte. Bearb. für die Unter-, Mittel- und Oberstufe. u. 4. PI III, i88u. 64 S.) I^nj^ensalza, Schulbuchhand- \un^. i.-4«> M n. 0.45 M.

A///s,i/zr. N. N., Denken und Sprechen. (All;;:. D. Lehrerztg. y. io>. Rektor Ambraisat, Zur Fibelfra^e. «D. Mittelsch. 3).

c. Anfsal/ und (iranunatik.

ii) liiitiui. Kruspe, <Jvinu.-oiicrichr., Prof. Dr. Jul.. Deutsclie Sprach- lehre. Kin Abrirs der deutschen Satst- und Wortlebre für höhere

Lehranstalten. flH, ^; S 1 Strafsburi:. V Schlcsicr. fieb. f>..S<) >f. - fiMOhäftsaufsatz, Der, in der \'olks- und l'oitbildungüächule. Ein Hilfs- buch znr EinführunjDT in die schriftlichen Arbeiten des (»eschäftslebens. N'on n'neni Schulnianne. Stolberg iRlild.», J. .Mathes. 0,70 M. Löfsl, V. n. J. Moller. Anfsat/.übungen für 1 drtbildnng.sschulen und verwandte .\nstaUen, 1248.) Münclien, R. (ildenbourg. 1.20 M..

kart. 1.40 M. -- (MMriiolzer, sokui«inrii>hr., J. A., Der Brief in der \ olks- .scliule. .Vnlcitnng und Material zur AbfassnTi;^ ^ f^" Rri( fcn in <len oberen Classen der l'rimar-, sowie in den Sekundär- und FortbiUhmg.s- schulen. (76 S.) St. Gallen, Huber u. Co. 0,70 M.

hi Aiiisälie. Edwin Wilke, C her Zweck, .\nlage und Cfebrauch von ' Sprarlilieften in der \"olksscliule. ^IVn\, d. \'<)lks.sch. 2.) N. N., Sprachiehler und »Spracheigentümliclikeiten der Kinder in ihrer .sprach- wissenschaftlichen Beleuchtung und unterrichtltchen Verwertung. (Deutsche Hchulprax. 15; r6).

d. R L c h t s eil rei ben und Schönschreiben.

Hiiiiicr. Missalek, Wilh., Die grundlegenden l'bungen in der deutschen Rechtschreiliung. ffir den Schul- und Hausgebrauch syste- matisch bearbeitet. (47 S.i Breslau, .M. Woywod. 0.20 M. SoMIMs, i rhr.r. J"S, Ililf.sbuch für dcu Unterricht in der Rechtsrhrcibung und Sprachlehre auf der Mittelstufe der \'olk.sschule. Mit he.sonderer He- rficksichtigung des Crüwellschen I.e.se])uches bearbeitet. Lehrer-.Au.s- gabe. nioS.» Taderborn, V . Schöningh. \ >r. Sehiiler-.Au.sg. f';^ S.t Ebd. 0.20 M. Grabow, sihuirac, Dr. A., Schrägschrift oder Steilschrift.' Wis.senschaftiiche Tiegründung einer naturgeinäJsen Schreibschrift von 5S (irad mit Iklehrgn. über <lii (iestaltung der Uuch.staben. Schreib- regeln u. Alphabeten. (30 S. m. 5 Tfln.j Bromberg. Mittler. 0,80 M.

e. Fremde Sprachen.

Büfhtr. BliohMre Lehrmittel für den französischen Unterricht.

I ran/, f'bungsbuch f. die (Oberstufe von (• ynin.-Oberlehr. Dr. .\lb. Reuni. (Xnf, i '<> u. 20 S.i Bamberg. C. C. Buchner. o.So M. Strien, unngviiui. iJir.. pror. Dr. ("... Schulgrammatik der französischen Sprache. 2. Abt.: Satzlehre. Ausg. A: Für lateinlo.se Schulen. (VIII u. S. Si 1 n.illc, 1'.. Strien. *\-^ M. Schwochow. urkt, H.. Kurz- gefafste Methodik tles fremdsprachlichen Unterrichts in .^littelschulen

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und IiölKivn Madclicnsclnikn. Iviii Lern- und Wicdcrlinlun^^shucli zur Voii»ereituni^ ;iu( ]iä<la>{ogischc Prüfiiiij^en. ICrwcit. u. tlurch

1. ebr|)i"obeti verm. Abdr. aus des Verf. Vorbereitung auf die Ktik- t< T ;its)irüfuni^. (7"- ^ Keii>/i;4. Sivjisniund n. \*<>ll<eninjj. i M. Pioetz, Cfusi. u. O.Kares. i>. i». Kur/.cr hchrgaiiK der fran%o.siMclien vSpraclic. rbunj^shuch. Ansj;. C. iXU. ^72 S.) Berlin, K. A. Herbig. 2,70 M., ^tl). > M. Mangold, O \ niii.- I'rof.. Dr. Wilh.. Methodische iMagcii dos ttiirli^-chcn l "nterrichts, den Mit.ulitdcni >]c^ vn<j\ FvH ( 11k nrsus /u licilin im < )kl. iSy5 x orjxelr. 145 S.i Ikrlin. J. Sjirm);cr. 1 M. Banner. (j>Mi.i -t»hert«hr« Dr. Max, l'ran/ösiKohe Satzlehre. (IV. 82 S.> Hielefcld ' 'h.i;^'cn u. Ixlasin.i;. dfl). 1.20 M. Plate, Ur:<i'.<iiuiiihr.. H. u. Dr. Otto Kares, linglistlK-s Unterrichtswerk nach den neuen Lehr- plänen. Kurzer Lehrjj. der enjfl. Sprache mit besonderer Beriick- sichligiing der K(>nvcrsatif)n von l)r. Otto K,irc<. II Teil. Lese- und i'bungsbuch. iXII. 2588.» Dresden, L. lihlcrniami. i,tSo M., gel).

2. ;^(> M. Goerlich, i!<;ii-Mnn.-i..hi., Dr. Kwald, Freie franzd.si.sche Ar- lieilen, Mu.sterstücke und .\uf}jal)eii. Für die mittleren und oberen Klassen höherer l.e!itni;<1alttn, /usamnK n'j:t >li 11t un<1 In arb. I. Tl. (X. i \S S.i lA-ip/ig, i\iii>;tr. j M. Ricken, Di. W ilh., 1- 1 an/.üsi.sclie Si liul;irammatik für höhere Mädchenschulen. (V, 181 S. in. 1 Karte.) Berlin. \V. Gronau. Geb. 2 M.

6. ZaM- «nd Fornunt^rrieht

a. Rechnen.

G., Rechenbuch ffir nllj^e- meine Forlbildunj^.sschulen. Ki'\ Stuttgart. .\. Hon/ u. Co. M. LehrerauKg. ICbd. 1 M. - Bengei, Joh., Angewandte Aufgaben im Zahlenkrc^e von i- ioo. Kine Sammlung- von mehr als 6c» Aufj?.

(5; S.) .\achen, K. Harth. 0.50 M. ZIstl, (i>mii.-i . in Dr. M., Die »ie- sel/i il^r vier ( irundrt ob!niii;rsarten für .Mitlelscluileu und /um Srlbst- unUi ru ht. S.) Str aiil nig^, C. Attenkofer. o..St) >L Hartmann, s. hui.iir , Dr. Ik i tli., Rechenbuch für die allgemeine l'ortbildung.ssclnde. Methodisch -n i-hu te Auf^'^abcnsammlimg mit gleichmäisiger H«'nii k- .sicliligung der Keciienoperationen und .Sachgebiete. .\usg. für Lehrer. <Vnr, 184 S.) Frankfurt a. ÄI., Ke.s,selring. 2,75 ^L GMdy, fbanicM »luiii.iii.. Jos.. Das Kechuen im ersten Schuljahre. (Zahlenr. von i jo.i II 19 S.j (iraz, Ii. Wagner. 2 M. - Grafs, Lehrer, j., l>ie \ eran.scliau- lichung beim grundlejfenden Rechnen. I''rweiterte .\uspabe des Schriflrechuens über r, i u|)]>en -Zahlbilder, (uo S.i Miiiii lu ii. M. Kellerer. i.5t> .M . Steuer, s.min«ri«»inr. W.. Rechenl)uch für obere Klasseti der Knabenschulen. i\ , 102 S.i Hreslau. M. W'oywod. Karl. 0,50 M. MorafS, Hmipiit hn-r. J. < > , Rcchenlmch für ( )! v rkl.issen von Mädclieii und höheren Mädchenschulen etc. 1. Heft. i\ IIL 7S S. ni. Abbiklgn.) Karlsrulle, ( ). .\eninich. u..so M. Pfosch, < .. u. £. Troelltsch, Rechenbuch für Volksschulen Ausg. 11. 2. u. ^. Heft. (52 u. 50 S.) München, R. ( )l(k'nbouri: a i\io M. Rocke. ('... G. Roger w. F. Wolf, Aufgaben für schriftliches Rechnen. Ausg. I{, für einfache Schulver- haltnisse. 3 Hefte. «48, 64 u. «(» S.) I.eip/ig. Dürr 'sehe Buchhandlung. Zus. 0.75 M.

/') Aiiisiii.t. Unterlauf. Du \\ rt infaclinuj: des Rechcnunlerrichts auf tler l-nter.slufe nutlelst <les rnterl.iutschcii RechenapparaUs. (Deut'fche Schulztg. 7 loi. Rudolf KnUlIng. Hcilräge zur L«>.sung der \\ 1,1 ; : sUn ri-c heiimelliudisclu n Slreittra^^cn. (< >slt rr. Sc}iulb<.>tc .^i. C. Schöler, Die I.nlstehuug der Zahl iukI tlie Ctrnntlsäl/.e lieiui ele- mentaren KechenuMtcrrichle. (Paedago-iuui 6l R. 66llier, Die Kr-

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Ptd«KotclB«tir Bfieher- and Keitunjrxtohaii. i *

folge im.scrs RcclictnintcTrichts. Nach iieobachtuugui in der l*ort- bUdungSHchulc. iLeip/.. Lehrer/.tg. 26».

b. Ratint lehre.

Hürher. Sohultx, i^hi. 1 . Leitfatkn der Planimetrie für Werk-

meistcrsfluiU-n uml ifcw erbliche l-'orlhilduiij^sschukn. ?. '\^\. ^- S. m. y«> Fig.j Ksseii, (i. D. Haetleker. Kurt 0,75 M. Geometrie, prak ~ tische, fflr gewerbl. Fortbildungs- und Handwerkerschulen, sowie zum Sell)stiinlcrrichlc. HearbeilL-l von einem elum. Milj^licde niehrcrtr l'rüfuiigs-Kommissioni-ii. i\ III. 1 i«; S. ni. Kij^.i !• rankfnrt a. M., Jaeijers Verl. I M. Lemgauer. (i viiin.-l'inf.. Jos.. Die (inindkliren der Stc-rco- inclric. lein Leitfaden für den riiUrricht mit rhungsanfj^ahen. (III, M I S. ni. l'ij-.i K< tn|)h ti j. Kösel : M. Martin, l'. u. 0. Scilinidt Soll die k.Mimlchn im An.soldnis an cinlKitliche Sacligehiete behan- delt WH rdrii ' \\\w McKlt'ilwort zur Rfttimlehr«.- für MiUelscluden und Verwandte I AhransLilUn. nach h'onnenj^enii ii' 'i iK .iiln iU l. 115 S.l Dessau, K. Kahle. 0,25 .M. ~ Martin, 1". u. 0. Schmidt, Raumlehre für Mittelschulen. Bürjirerschulentind verwandte Anstalten. Nach Formen- j^emeinschaften hearb. 1. Hfl. (VIII. Ho S. ni. 65 Fig.) Dessau, R. Kahle. Kuit. o.to M.

c. Zeichnen.

a) fifkftrr ittnf Voriaiifeu. Mager, Kem.-Kpichraifhr., K.. Themen und

Till S( n ülx r den /eiclKMuniterrir]'.! . lÜiu S.iimnlmij^ \ on Resolulionen unti Kraftüätzen. 57 Stuttgart, SütldcuUsehe \ erlag.sbuchhand- lung. 1.50 M,

Ä> Aiifsiifzf. Fri. N. Sehreyer. Über das Zeichnen in den N'olks-

scludeti. ifVstvrr. Sehnlh. 11. Joh. Müller. Der Zeichenunterrii lit tUr \ ulksschule und die (ie.schichte seiner Methode (ÖsteiT. Sehulh. 3/.

7. Turnen und Handarbeit a. Turnen und Jng^endspiele.

,it liiiilui. Seehaus. <t.'>ni.>,-r..i,r.. Otto, Jugendspiel. X'ortrag (lo vS.) Jkrlin. ( ). Hreuier. <).;,oM. Schröer, Turn«.. Ileinr.. I )ie Stahühtin.üen. luue Darstellung dersell)en in Wort und P.ild für Schulen utul Turn- vereine. iIX. 130 S. m. I'ig.) Wien. A. Pichlers Wwe. 1. Sohn. 1.50 M.. geh. i.So M. Tönsfeldt. rurnm., ( i.. Das Turnen in der Altersriege. Wuikf für ihre Leiter und .Mitglieder. 140 S.j Wien. A. l'ichlers

Wwe. u. Sohn. 1,50 M., geb. i,Ho M.

In .\iiis,ii:,. Pr I. Dr. Fink, Die tunierische Erziehung eine Uuclle der \'aterlaudsliebe. (Ztschr. f. Turnen u. Jugendsp. 19).

b. Knaben- und Mädchen - H andarbeit

Hl -fiiii lii i. Springer, Dr. W ilh.. Kurzer Abrif.s des Hand-

arbeitsunterrichts in der \'olks.schuIe. Zum (iebrauche für Handar- beitslehrerinnen wie zur Ivinführung der Schti1.uifsichtsl)eamten in di#.ses I. ehrgebiet. (79 S. m. 12 Abbildgn.i Bresiau, l-\ Hirt. 1 M. Go«tl€i Dr, \V.. Die I.ehrerbildungsanstalt des deutschen \ ereins lur Knabenhandarbeit /.u Leipzig. Bericht ü";>t i ihre Thätigkeit im Jahre 1895. I.eijizig. I "rankenstein u. Wagnir. oi , . M.

/'/ Aujiiii,t. Elise Crohn, Der I nterncht in den weiblichen ll.iud- arbeiten in den Dresdener Schulen. {IKsterr. Schulb. 3).

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i5 W. Schmidt.

8. Schulverwaitung. -Organisation und -Ausstattung.

An/siilzr. Dr. B., Die Stelluni^ eines Rektors zu seinen i,elirern, (D. Rektor i. 2). - Dr. Wilh. Schulthess, Der Kektinationssitz und seine Bedeutung für die Schulbank frai;i. (Ztsclir. f. Schul;je.simdheltspf1. I. 2^. H. Schreiber, l'ber irn-i Ivlassen. (D. Soluilfivnnd 2). E. Haufser, Dius l'ortbiklung.sschulwLsen in seiner Jieik-ulung für d;us wirt^chaftl. Leben der (>egenwait. (X. Bad. Schulztgf. 7. 8|.

9. Lehrer uml LehrerinM«.

ti) lli'uJui. Boüvier, i-r.ir., HerilK il n. I.rhn riti Elise Engethard, Welche Fol}(en hal die Heranziehung des weiblichen (Geschlechtes /.um Lehr- berufe auf päda^()<nschcni und sozialem (yebiete? Zwei preisgekrönte Abhandlungen. {2H S.) Wien, Manz. 0.40 M.

In Ai'/sänr. H. 6., Seminarbildun'JT und Srminarlehrer. (I.eipz. Lehrer^ty. 17, |S;. ~ Prof. EhiBner» Zwr Reform der Lehrerbildung. (Päd. lU. I). N. N., Zum T^ehrerbesoldunjfsjjesetz. (Päd. Ztg. 4». Wichard Laukamm, Die Seminarübunjrsscliulc als praktische Vorberei- tunjrsslätt« für angehende Lehrer. (AUg. Deutsche I^ehrerztg. 12». I'rof. E. Klein, Was zu einem guten Direktor gehört. (Paedag. 3). K. H., Di*. Treue des Lehrers in der Schulzeit, i l'i i\, d. Landadh. 7).

Maria Lischnewska, Das Lehrerbesoldungstrestl/ I) Lehrerin 12). N. N., Des Ik'st»klungsgeset7.es Ivnde. (N. VW.sUl. Lcliier/tg. 6). M. H, Der Fall des Besoldungsgesetzes im Herrenhause. (l*äd. Ztg. 19). J. Tews. Die Mindestbeträge i' r I ^ rx 1 j^elifiUcr im deutschen Reiche. (Hann. Schulztg. 9, lo). - Elise Cholerius, Die Ordnung der wissen- schaftlichen Prüfung der Lehrerinnen und die CVründung ^•on wissen- .sehaftliclu n 1 : tl iklungskur.scn in Königsberg ( )stpr. (Ztschr. f. weibl. IJildg. I) N. N., Die l-ortbildung des I. ehrers. (Preufs. Schulztg. 29, \o). L. Ochs, Die Stellung des Lehrers im Verhältnis zu seiner amt- lichen Thätigkeit. (Allg- Schulbl. f. d. Kgbz. Wieabaden 9— lU.

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Pädagogische Bücher- und Zeitungsschau.

Nr 3. ' - - Jahi^

rSdta 17.

I. fietohichfe und finuidwisMiisoliaftiii dar Pädago|ik.

a. Geschichte der Fädag'oj^ik.

Ol lim In ). Isler, A.. Heinrich PcstaU)Zzi. illuslr. I csLsclu lüi die Juj,'en(l. Iin Aiiftra);e <k's scluvci/., LchrervereitlS bcarl). S.) ZünMi. J. R. MfilKr. o.So M Senckel, Ffr., KrciMcboliiup., l'rdr., Johann Heinrich l*cstaU)zzi und Johann Hinrich Wichern. Knie J5- und 150- jShri^e Knnneninfr an /wei deutsche V'olkserziehcr. Vortrag. (II, 34 S.) l''rankftirl a/().. II irncckern. Co. in Konnn 0,75 M. Bibliothek der katholischen Pädagogik. IX. Ikl.; iJie Studienordnun^ der Gesell- schaft Jesu. Mit einer Einleitung von Bemh. Duhr. (VIII, 286 S.) Frei- l)ui^ i/H.. Herder. Sammiung der bedeutendsten päda^^oj^isclien Schriften aus alter und ncTier Zeit. 12.S u. 129. Ufg. inth : Iltitjo von St. \iktor, das I.clutnKh. Jolis. ()ersr)n. iiher die lliiitiilinnig der Kleinen /u Cliristus. l'berset/t, einjjeleitet und erläutet t \ 011 i^.- \\. Schuh. J, l'n iimlucu. r.KU iiKnn, V . Schöninj^h. ä 0,2.1 Rohle, Ür. C, (ieschichle des deutschen Schulwesen.s im l nirif.s. (Aus Heins encyklop. Handbuch der Päda^^j^ik.) (III. 54 S.) Langen- salza, H. Beyer u. S«")hne. 1,20 M.

bi An/sii/:t: G. Maier, Joacliini Heinrich Catiipc. Zur Erinnerung an des.sei) 150. fieburtstas. (Kej). d. Päd. 9). 0. Scbneiller, Zu Canipes 150. (ieburtstaj^e. (Xeue |)äd. Ztjj. 26). N. N., Zur (iescliiclili dei Schul/ucht im Miltelnlter. (Bayr. Kehrerzt^;. 20). Dr. G. Bledenkapp. Nietzsches Hedeulun;< für die l'äda.t^oj^^ik^ (Täd. Zt^j. i8 21). ür. G. Schumann, Rede zur l'eier des liundertfiinf/.ijgähngen Geburtstaj^es <les rs I\ Iii..//!. (Schull)l. *1. Pruv. Sachsen ir, 12). N.Ii, l*eslalozzi und Jiasedow. l"inc pädagogische Parailele. (Allgemeine Deutsche Lehreratg. 15— iK>. Job.Meyerf Eberhard von Rochows Be- deutung für das prei: l'sische N'olksschulwesen. iDititschi Scliiil/tg. 15—17). 0. Flügel, Der Rjitionali.sniu.sin Herbarts Pädagoj^ik. (Deutsche Bl. f. erz. Unterr. 22— 25>. ~ H. TWemann, Joachim Heinrich Campe. C.' <1> iikblatt zum 20. Jiuii 1S96. (II;iu> w. Schule 27. 2.S». - Heinr. Wilhelm, Ro '.sseau. (Ke]». d. Päd. S). N. N., I.r war ein I.eli/er. Zum </.e<läohtnisse an Heinrich Juli\:s Bruns an dessen 150. ( leburtstagc. (Schles. Schulztg. 27, 28). Fritz Witt, Joachim Heinrich Campe. Kin Gedächtnisblatt zmw 29. Juni 1896. (Prax. d. Volk.ssch. 6j.

b. Grundwissenschaften der Pädagogik.

ä) Bücher. HeffRIMII, Beniinar.iir.kt..r, Dr. Karl, Psychologie mit .\n- >et'i>dnn«r mif Fr/ichung und Schn1]>r;<\is. l'"ür Lehrer- und l.ehre rinnen vSeminare und zum Selb.stunleiä icht. Unter Mitwirkung von Dir. Dr. Jahn hrsg. (7;, S.i l.eijizig, Dürrsche Ihichh. Kart. o.<)5 M.

h) .\nfs,H:r. M. Scherm Dis Gedächtnis. rVniTTj^ und Stärkung dts.selben. (Rli.-Uestf. Schulztg. ;>2, 3;,!. •- Karl Heinr. Hiemesch, Die Willensbildung. Kine i)svchol()-iisch pädagogische Betrachtung. (D. in. f 1 1/ (interr. iS-21 ». ' H Wingr. < ".iM ,t es Phantasievorstellungen ? (FrauLf, Schulztg. 7, ü;. Dr. Paul Richter, Vorstellen und Siuccbcn.

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r. Vr. Sdimiclt.

(Päd. IJlättcr 2). Dr. Paul Bergemannt Vhvr Roproiliilctimi und ('»c- dächtnis I. (Rhein, niätler 3). Prof. F. Mähr, Die Hinbiklung. (Päd. 6). Alb. Neumann, Über das Stottern. (1). Mittclnchule in. - Dr. WNh. Zenz, Der Ik-^nff (O.slcir Srliulhotr v - R. Rannersmann, Di«.- ll:nii»t ideen dtr wi.s.scn.schaftlichen l'äda^ojjjik. (D. deutsche \ olk.s.sch. in.

- Heinr. Free, Der Gesichtssinn und .seine Funktion. (Hnnn.Scliul/.l;^. 15 iS). K. Sachse, Die huge und die sittlichen Ideen. (Deutsche Bl. f. erz. Uuterr. 2(i).

2. Allgemeiiie ErMaiigs- mil Unterrichtslelire.

a. T' m f a.s.scnde.*«. a! /.*7 A r. Schorn-Plath u. Supprian. II;iii<1l)urh der l'>/.iduini;s- und l iitcrrichtslchie. liu Anschhils an Schorns (ie.schichte der Pütla- i^<)«rik. 2. Tl. (X, 352 R.) Leip/icr, Diirrsche Buclih. 4 M., peb. 4,50 M.

- Gerhardt, oi»riiiir, Oswald, ('her die .u:t,-^'iiu\ ärliut.- ( ieslaUuji.u dts liöhcren Schnhvesens in hrankrcich. (^7 S./ licrlin, K, ( '.ai rtner. 1 M.

- Engelhardts, h-hse, Prci.si^ckrönte .\hhnndhnijr überdie hiaj^i-: Welche Folj^en hat die 1 leran/.ieliun.ir des weibl. (mm IiK chls xiin! I i hrberufe auf ]»rid;?i4o'^isrheni nn<l sozialem (iebiele.'' Kntisrli btlcur lUi t \()n W ieiii 1 lAhitiinneii. veiöffentlin hl v<»ni X'erein der Lt lu vi innen und KTzieliennnen in Österreich. (.',9 S.) Wien. ISIanz. o/«) M.

/)} Anlsiil't . Rud. Dietrich, Scli\vei/.< risrhes N'olk.ssclinl Wesen. (Xi-ne Dahnen 5-7). Joh. Komscheidt, Uuiueslaltunt« tle.s Lehiplans und der Organisation der VoIks.schule nnch den Forderungen der («eircnwart. (.Nene Halwien - n Paul Schönwaldt, Die schadliehen hjnniis^r il( r landwirtschaitlichen und gewerblichen Kinderarbeit auf un.serc Jugend und die hieraus sich ergehenden Forderunj^^n. (I*rax, d. Landsch. lo), -- A. Kuntze, I ber den hohen Weit der katechelisclK-n Lelirniethode. (I.ehrer/.tg. f. O.^l u. Wcstpreufsen 2. 31. Karl Hartnack, In wilclien Monienten des t nUii ii Iiis ist dessen sittlich-bildende Krait/.u suchen.'* (Neue Westd. Lchrerzt<r. s -101. - K. Toups, Umgestaltung der Bil- dnn^s/.iele <ler X'olkssclsnle nach den I'(»rdenin«_reTi de r ( ^c^j^inw .irt (Neue Westd. I.elirerztg. 50-52). N. N.» Zur Technik des Cen.sierens. (11. Kektor 8. 9). Or. Renkauf, I^seabende im Dien.ste der Kr/.iehung. (Di ut^clu n f IT/ T'r.t. rr. ;o). H. F. Walsemann, He^mff und Aufgabe der liriciehuujsj durch den Unterricht. (Khein. Blätter 2). E. Sauer, Was kann die \'olk.sschule thun, um ihren Schülern eine ideale Kichtunjc zu <;eben (|{1. f. d. Schulprax. 3). - E. Unger, Die Au.sbeutunjif schnli)flichtij»er Kinder im gewerblich« ?) und wirtsch.ift liehen Leben und die Nachteile, die sich für ürzieliung und l'niei- richt daraus etf^eben. (D. deutsche Volkssch. 13 - 19).

b. Erziehung.

n) Fififhcr. Kleti, ncp.- a. Sriminit «. n,, H.. Unsere Kleinen und deren

erste erziehliche I.eitunj^. l-'in Buch für Mütter. iXI. 220 S 1 (Ura, Th. ilofinann. 2,50 M., geb. in l^einw. ni. iiold.sclin. 3,^5 M. - Brück, R<«ktor, H., Das Lesebuch im Dienste der Frxiehung. l*<in Beili.ii; ^ur h'örderung der sittlich-relijriösen lirziehunu, durch den Leseunterricht. (VlII, 56 S.j Arn.sber^ij:, J. Stahl. Kart, o.c/j .M.

l>) Aiilsiii Schreiner, über tleti PVohsiTin und seine Pflege durch die Schule. (Deutsche Schulztg. 22). S. Wild, Die Krziehung zur \ aterlandsliebe. (Rh.-We.stf. vSchulzli;. 31. 35). Jurksen, Die nnti(-n;de lirziehung als Aufgabe der Volk.ssehule. (Lehrer/tg. f. Ost- u. Wesipr. « I. 15) G. Koschel, Die Volk.ssehule als Fr/.iehungsanstaU. deutsche X'ulk.ssch. Sj. N. N.. Die Pedentung <kr ^Iusik auf d- rn tiebiete der Jirziehung. (D. deulsclie \ olk.s,se]i. iS). A. Cünther, \\ o- her die Mtfserfolge in der Schulerziehung.^ (Neue päd. Ztg. 221.

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Fndii!;«>((i<«che Biktirr- uod Zi-itun(;v»cliau.

c. rntcrriclit.

dl liiuLa. Regener, I r.. Iksoiukic l uUri alilslclirc-. Im rirund- rissc (hiri'cstcllt. (X'III. .V>' ^ ' <Ura, Tli. Ilofni.inn. M.. i;eb. 4 M. - Brückmann. i:rVi.,r. Kiul.. X'nrs.liläj^c zur Reform des \ «'lkssr]i\il>inttr richts mit besonderer lierücksichtigung des ArhcitsunterrichLs. (Oy S.j Konijfsberjr. (»räfe it. ünzer. 1 M. Bomemaim, Dr. L.. lTn.sere höheren

Scliideii. Ikher/i^ietiswerte Aiissvhnitle aus dt 11 \'i rli.uidhmj^en über l">ai;cn tlcs hulicreii rulerridit» von 1890. (23 ö.) Jlamburjr. Herolds Verl. 0,75 M, Lehrplan für die Genieindeschiilen zu Görlitz. (147 S.)

{»«"irblZ, I*. W. SiiUt'4*. 1,75 M. Richter^ <>ymii.-Dir., Dr. Gn.st., Unter- richt und «reistiLTe Ivrmüdunjj Jüue schubuänn. WurdiVnnj^ der ScbnU 1;. Kraepciius Über y:eistige Arl)eit . iIII. 41 S.) Halle, lUlch- handlunjr des Waisenhauses. o.So M.

/'/ .\iifs,'il:<\ E. Lawin, NWli hcs sind dii- ZwLi k«.' ili t unttrrirlu liehen Spaziergänge, und wie sinti sie einzurichten, damit diese Zwecke erreicht werden? fPrax. d. Lnndsch. ii>. W. Rosobkowsfcl, Der ^^emoneIstoff in drr N'olk^M-huU ur.d seine Behandlunjr. iPrax. d. I.andsch. m>). R. Müller, i>ie häuslichen Scluilaufgaben. (Neue päd. '/X%. 14. 15). - Joh. Bergknecht, Welche alljfenietncn (testchtspunkte hat der I,i hrer bei Aufstellunii' eines neuen Lehrplanes zu l>eachten ? il'reuis. Schi l/t;r N. N., Der erste Umgang mit den Kleinen. tt)berrlicin. VA. f. erz. I nlerr. 4-

d. vS et /. 1 a 1 p ä d a jjf o t; i k.

.\/i!s,i/:,\ H. N., nie ScliulueUUreiheit. iLtipz. lA*hrer/t}^. 211. König, Welche Veianslaltunircn sind fiir das nachschnIpflichliLre .\lter zti treffen, um der V'errohunu: der aus der Schule entlassenen {uj^iend und <K n darau.s erwachsenden («efabreti vorzubeugreu f (Schles. Schul- ztg. -Mj.

3. fiesinRunsMinterriobt.

n. R eli irion.

ftii'ihi. Rohrmüller. M.. l'räp.H i-lioneii auf ileti rnk nicht m Lhnslojih V. SclimuLs bil>lischer (iesciiichte für katht»!. Vtilksschulen nach Dr. .\lb. Werfers Neu bearbeitunj?. 2 Tie. (104 u. 1728.) Mfmchen, M. Kellerer. i M. u. i.^x» M. Zuck. 'Htn Ivinlieilliclu < Iveli^ions- buch, cnth. : liibli.schc Gcschiclite, Kirclicngeschichte, Katcchi.snius ni. I^rläutenuigen u. Kirchenlieder. Für evangf. Schulen zusammen- j^csleUt. iXII, 331 S.) Dresden, (i. Kühtmann. o,.So M., geb. i M. Beck, s. iiuir.. s.-iciinar.iir, I>r. Karl .\\v^., Hamlbuch zur ICrklärung der bib- lischen (iescliichte. 1. lid. Das alte Testament. (\ I1I, 511 »S i Köln, J. r. Hacheni. 4 M., geb. 5 -M. -- Bang, s. imi.iir. S.. Das I.eben unsere.s Heil.indes. l ür Schule und Haus im Wortlaute der ]",vangelien nach ».einem ge.'schichtl. Verlaufe einheitlich dargestellt. Mit einem Christus- hilde und eiuer Karte von Palästina. (VIII. 127 S.i Leipzig, i:. Wun- derlich. o.(k) M., geb. 0.75 Vi. Geschichte, kleine bildische, für die 4 untersten Jahrgänge der katholischen \ olks.schule. Mit Genehmigung Sr. Kminenz des Hochwürdigsten Herrn Kardinal -KTzhischofs von K'"ln -j S . Dü.s.seldorf. I.. Schwann. o.v> M-, kart. 0,40 M. W, Koppeimann, Die Sitt nl' l;re Jesu, dl, 45 S.i Herlin, kcuther u. Kcichaid. o,(xi M. Glattfelder. Dr. A., Handbuch der bibl. Geschichte für die Unterstufe der k.ith. \ Iksschule. iIV, 79 S.) Trier. Paulinus- Druckerei. o,S«.> M. Wolter. -\.. Jesus Christus. Ivin Lebensbild, nach den vier i'Aangelien zusammengestellt. Mit 4 Karten in b'arbendr. ((49 S.) Gera» Th. llofmann. 1,20 M,. peb. i.u. .M. Hoffmann, Kemioar- u. Jcdigiotiikiirer, C, Hilfsbuch zum Unterricht in der biblischen Ge-

20

F, W. 8chmlrie.

schichte. Für Seminaristen u. T,ehrer. <X, ;,oi S.) Habelsch'werdt Franke. 2,40 M.. jicb. ^.So M.

/>/ AiifSiitir. Rektor Schmidt, Wie ist flcr KatLflusimisuiiU-nicJU cin/.unclUcii, 'l;iniit «Icrscllic fruchthat fi'ir die Auftjaheii des Lehens wird.'' (Pra.x. «1 1 idsclk. hm. Voigt. Die ä te.steii Ahl)il<hingeti Jesu, i Täd. Hl. 4). 0. Ostcrmai, Die tu-uemi Refornihestiebtttiueti auf dem (Jebictc des evaiigclisclieii Kcligionsmiterrichts der XDlkssclinle. (Päd. Studien S)- N. N., Kini^e Bemcrknng'en zum bihl. Cieschichtminter- richte auf <ler oin istuft (Preuis. Schul/.t^. 4 1 ) Georg SUrsmann Der gt:.sclHchtliche Keliijion.suntei rieht auf der t)ber.stufc ilcr Wilks.sehule. (Hann. Schulz.tj?. u 13). F. Schnitze, In dem Unterridite in der biblisehen ( iescluohte soll das Lebensbild Jesu deutlich hervortreten. Unter welchen X'orausset/.un^en kann dies nur jjescliehen, und wie ist die erforderliche Zeit dafür /u j^ewinnen.^ (l'rax. d. Landsch. 12). Ff, Uide, Besprechnng des von Pfarrer Schäfer \ erfaf.sten ür.rlics I )ie innere Mi.ssion in der Si liule . iPrax. d. Landsch. 12). Or. Karl JllStf Der zweite Artikel. (Prax. d. l'lr/.iehun^^sch. z).

b. (\ e s c h i c Ii Y v.

n) ItiiilK'i. Wagner, iv.if., Dr. I r., Deutsche Lebensbilder und Sajit''» für <K n < 'icschiclitsunterricht auf der Mittelstufe höh. .Mädchen- schulen. Nach dein preufs. I.ihr])lan vom 31. Mai 1S94 bearb. (So S.l J^eipüig. F. Hirt u. Sohn. Kart. 0,75 AL, ^ei>. i ÄL Kornrumpf, 1-rnst, Vaterländische Geschichtsbilder. Hin Hilfsbuch für den (Geschichts- unterricht in prcufsiM In II \'olks- und Pürtrer^clmlun. il\ ^ ) S.) Leipzig, F. Braudstetter. Kart. 1.35 M. Weigand, IL u. A. Teüklenbuq|, Deutsche Geschichte. X ach den Fordeningfen der (tejrenwart f. Schule und Haus I)earlKitLi iX IIl, 152 S.) Hanno\er. C Me\er. 0.75 .M., kart. 0.90 M. Rofsbaüh, Dr. Leitfaden f. .1 rnter-

rieht in der (ieschichte <les Altertums. Nach dem preufsisclKu Lehr- plan vom 31. Mai 1S94 bt-arb. (\ IIL 102 S.i Xeuwiid, Heusers Wrl. (ieb i.-c M. Sevin, Ln>h\iu. (ieschichtliches (Juellenbiu-h, Ijne Samuilujiijf von Quellensclirilien für den Schulgebrauch. 5 lUlchn. (80 S.) Lei[>zig, R. \'oi};tländer. 0,60 M. Broofcinsnil, Sprolrmrlchr.. (tcschichte des j)reulsischen St.mtes. Mit /.ahlreichen .Abbildimiren und einer Karte des preulsischeu Staatts. (XI L 21.S S.) Münster, H. Schöning'h. 1,60 M., R-eb. 2 M. Winter, Dr. H., Lehrbuch

der deutschen und bayrischen (kschichte mit Pjnschlufs der wicli- tig.stcn Thatsaclien der aufserdeutsclun (Ieschichte und der Ktdlur- ge.schichte für höhere Lehranstalten. Mit 10 (kschicht.skarten und 30 kunstgeschichtl. Abbildj^n. 2. Hdchn. Neuere Zeit vom westfäl. I'>icden bis zur Gegenwart. (\'H, 230 S ! München, K. ( vldcnbourgh. 2, -'5 ^L, u-eb. 2,ü)^L Mertens. I'roirynin.-Dir., Dr. Mart., Ililf.sbuch für den Unten U lli in der deutschen Geschichte, fin 3 Tin.) i. Tl. Deutsche f'.eschichte ^•rm de n ältesten Zeiten bis zum Ausgang des Mittelalters. (VHI, 140 S.) Freiburg j/Ji., Herder. 1,40 M.

h) Aufsätze. Dilclier, Welche Aufgaben erwachsen dem Geschichts- unterricht in (U r \'o]kssclnde aus den» Wesen des modernen »Staates.* (l'äd. IJI. 4j. W. Fick, über <len Pilduugswert der (Ieschichte. (.Aus der Schule f. 2). H. Reishauer. Die neueste Zeit im ( leschicht.sunter- ii<lite der sächsischen Seminare. (Leipz. Lehrerztg. 30. 311 H. Wei- gand, Lehrmittel für den ( ieschichtsunterricht. (Paed! d). Th. Franke. Zum Ausbau des ersten Geschichtsunterrichts. (Ü.sterr. Sch-ulb. 4, 5>.

c. ( i e s a u g.

rt) liihlur. Herrmann, A.. P.salter. Sammlung ^stinim. Llioiale lür Kirchen- und Schulgebrauch nach dem evang. Gesangbuche für Rhein- land u. Westfalen, nebsteinigen geistlichen Uedem und Motetten. (IV,

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Fl<lli((4igl«eh<> pAflher- un«! 2Hluti|{a«eliKu. 2 t

1C2 S,) DoTttmmU, F. \V. Kuhfus. 0,50 M. Schulze, Wilh.. Volks- licderbtich. Kine 5«aninilung t> und sstimni. Ueder für liöh. lA hraii- .slalteti. (:<).s S ) Ikriin, I.. nhniijrkes \"erl. d.So .M. Liederstraufs. !'.iiu S.iiinulimy^ von Choräk-n mul I,it fU rii fiir die \'<'lks- u. Mittel- schule. UlU. (16. 11. <)2 S.i I..ingcn;-!al/.;i, ScluUl)UchlulI. Zus. t.35 M. -- Bockeler, II.. I.iedtihtKli für Schule und Maus. 2 Ufte. (\ I. 41 u \ •»'> S.) Aachen. A jacobi u. Co. 0,50 M. Dass. für «lie t inkl. \ oikssch. y2 S.) lihd. 0,30 M. Sohul-Liederbuch^ Leipziger.

AiiHg. W. Für einf. Schulverbältnisse. 150 IJeder und eine Anzahl nuthod C.t liör- u. Notenühtinj^en enth. Im .\uftr. dt r C'iuu niiisstiftp^. bearh. von Kantor A. Kleine. (I\', 139 S.j J.,eip/.ig, Dürr.sche lUiclih. Kart. o,5;o M. Kihne. Soniina r- M unIIc li>lir., l-r.. Die Knopftafel. Kin Hilfs- mittel zum Zweck einer natur^emäfsen iMnführuug in das Sinken nach Noten, it; S. m. 1 Tfl.t Coepenick. \V. II. Osterwald. o,f>o .M.

.hi/.uy/:<: Emmy Keerl, Die (irellsdie (iesanj{smethodc. (Die Lehrerin 16). - N. N., Das deutsche Volkslied in der Volksschule. (Preiifs. SchulKtg. 28).

4^ Sacliuiiterricht.

a. Geographie.

UberieltriT, Dr. Hans, I^eilfadcn der Hinimt*ls- kunde. Für den Schul^cbrauch, insbesondere an höheren Mädchen- schulen, .spwie für den Selbstunterricht. Mit 18 V\%. im Text und i Sternkarte des nördl. Himnuls. (IV, 76 vS i Tk-rlin, R. Caertner. <'.eb. in Leiiiw. 1.50 M. Buchhoiz, i.ciircr. A., J.citladcii für den I nterncht in der (ieographie. (IV, 4S S.» Herlin, Nicolais Verl. o..v^ M. OppW- mann, schuiiti-p, IMm., (.ieographistlus Nanu nbuch. I^rklärung pto- gvapliischer Namen nebst Aus.s])rachebezeichnun}i:. tVIli, I67 S.) flannover, C. Meyer. 2 M., kart. 2,25 M. Wolf, J.. 3 Wandtafeln für Hitninelskunde. Farbendr l'fsÜTiuen. A. l.uuj^;. ä 1,50 M.. auf I.iiinv. n). Stäben ä ;^,jo M. Tschander. semimir-obrrtchr^ F., Die ck'utscbeu Kolonien. Für die Schüler von Lehrerbildungsanstalten dargestellt (40 S.) Breslau. H. Handel. o..}o M.

/>/ ( vA // , Adolf Tromnau, Die HnuptweLM' <U s Welthnndt ls im erdkundlKluii l uleiiicht. (IM. f. d. Scliuli»ra\. r_'i. Wisot/ky, ivui- führung in das Kartenverständnis. (Prax. d. Volkssch. 5).

b. Naturlehre.

o) liürlnr. ÜMptrt, Oberlehrer. F.. Leitfaden dcrChemie und Miue- r iloiric für (lymna.sien. (VI. 47 S i Ücrlin. L. Sinion. Kart, n/v» M. Crimsche, Ivinleituiig in <lie i'hy.sik. Kin Beitrag zur Methodik

des pln sikalischen Anfangsunterrichts. Progr. (24 S.) Hamburg, llen.Ids Verl. 1,60 M.

Aulsäize. Fritz Witt Beiträge zum Unterricht in der Natur- lehre in einfachen Volksschulen. (Prax. d. Volkssch. 3). R N., Die Lehre vom Schall. (Deutsche Schulprax. 14).

c. Naturbeschreibung.

<r< l'i'nlicr. Naturoeschlchte nach I.cbc Tisircmeinschaftcn. I*'ür die Volksschule btrarb. v. mehreren Lehrern. 8. Hft. (IV, 52 S.> Langen- salza, Schulbuchhdl. 0,40 M. Prtft, Krrittf hutinap.. Herrn.. Die Naturj^- schichte in der l^lementarschule. (49 S.i Strafsburg, V. TUill o,So M.

Ki>rtii<»hrfr, T^f B.. Unsere Beerengewächse. Bestimmung und Beschreibung uiiscici einheim. Beerenkräuter und Beerenhölzer. (\'II, lOI S. m. 72 Hol/s( Im I I'reiburg i B.. Herder. Kart. i.;,o M. Röfsier, (i vmii.-< >bcrl«>hr.. Dr. Kich.. Die verbreitctstcn Schmetterlinge Deutsch- lands, iiine Anleitung zum Bestimmen der Arten. (XL ijo S. m. z Tfln.) Leipzig, B. G. Teubner. Geb. 1,80 M.

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22 F. W. SfbnMf.

/fl Atifsöi'^e. Ludwig Epstein« Der naturjjrescliichtltche ITnterricht

in dt-r Xdlkssi hulc nach <k'ii lu nvron Refornilu strt l»un<j:cii. (Prax. cl. J^and.sch. li). H. Anrieh, lintvvuif zur Sloffvcrtcilun^i für Ueii Unter- richt in der l'flanxcnkunde in der siebenkl. Volksschule. (Prax. d. XOlkssch. 31. U. L., W if cr/.iclKii wir iitisere vSchiiler zu aiifinerk- »antcu nt.'ol>a( !ilern »kr Natur und iliror I!rsolic-inuni::c-ii (Kl|i. cl. Päd. 8). R. Kabisch, Der Nährwert uiuscrcr Nahrungsmittel, (l'rax. d. Krzieliungssch. 4).

5. SpracliHnterrioht

a. Umfassendes.

AufstVir. Sdwlte, Rudolf Hildebrand zum (;edächtnis. (Päd.

Bl. 4). H. Wigge Hii M utler.si)rache ciik 1 )is.' ij.ün 1 N. l'äd. Zljjf. 18, ly). W. Pfeifer, /inn ikiilsthcn .S))raehunterncht. ^I'äd. Iii. 2).

b. Sprechen und Lesen.

<> l'üi ln r. Meyer, i:i.j»U.-liul-I)ir.. l-mf, Mfr. (I. U. K.- iNt t.ul 01. rl. hr.T

Louis Nagel, j». 1».. I)eut.*^ches I,csebuch fm Kcalschnk-n uiul vci wamUe Lehrau.'^laUen im Anschhifs an die prmis I^hrpläne von iH.)!. Ober- .stnk. Prosaheft. Nt». 1 f (iir Klassen II u. I. {loS S. m K nteti- •skizzenj. Ueipzip, Dürrsclie Huchh. tit;b. 1,65 M. Paldamus, »eü. üüiversoh.-uir., Hr. F. C, Deutsclies Lesebuch. Nach Mafsfi^nbc der Be- stimmungen vom 31. Mai iStj4 fiir hölu n. Mädchetisclnden bearbeitet von Dir. Dr. Karl Rehorn. 5 Tie. Frankfurt a/M.. M. Die.stcrwcK. (•eb. in Halbleinwdbd. /u.s. 12,15 M. Putzger, Dr. 1'.

\V. u. Schuldir. L. E. Rasche, Deutsches Lesebuch für einfädle X'olks- .srhuliil. 2. Tl.: 5— Sihiilf. (X'I, 4S8 S.) Leii>/i<r, Durt-.l"- niir]i]i, i,;;5 M., ^4eb. in Ilalbknuv. i/h» M. Steger u. Wohliali» Lesebuch für Mittcl.scliulen. (l'rvveiterte Aus^. (kr Neul' ' ilj?. des Scliarlach-IIaiii'tsrlien Lesebiu hs; ; l'k;. Halle, II. Schi "mIlI .M., geb. 8,50 M. Green, Ludw., l'ibel Uirtkn \ creinigten Si>rach-, Schrcib- iind T,eseunlerriclit. Nach phonetischen Grundsätzen Inrarb. {wd S.) L' ii i ' >. R. Keisland. o.(V) M., .Xumerkun^ni .1 i/u wi S < M. Fechner, Trof., Scminar-Ubcrlelir., lieinr., Anleitung /-ur Lrtciluui; des ersten r.,eseunterrichts nach der NoniiaUvorterniethode ni. Vorkursus. He<rkit\vort zu der Neuen l'ibel* und di^ai ICrsten Lesebuche». (IV, 7^. S f lUrlin, \Vie>randt u. (".rieben, i M. Schneiderhau, s.-niiT.;»r- oi.cri. ),,.. I'ili , Deutsches Lesebuch für X'olksscliulen. 2. u. 3. Scbulj. (VIII, 711 S.i I'reibur^ i,B., Herder. 0.55 M., geb. 0,65 M. Achenbach. 1 ritz, l'räjjarationen zur Ikhaiulhni.,' deutscher (ledirbte in dar.siellender Unterrichtü weise. 1. Tl.; Mittelstuk*. iIV. XV'IH, yS S.I Hilchenbach. L. Wienand. 1,60 M., geb. 2 M. Frey, Jos., Hand- liiiv'h für den vereinij^ten Sach- und Sprachunterricht dts cisUn Schuljahres, iiin Beitrag zur Reform de.s ersten Lese- und Schreib- unterrichts. somHc des Anschauungsunterrichts, zunleich Kommentar /I 1 Verf. .\BC-Bnch. 2. Lfg. (ö. 145—456 m. .Abbild^«.) Stuttj^art j. Kolli. 3 M. Ufer, f!iir--x-b UrVt C"lir, Ttii Pflejrc «kr deutschen .\u.ss|trache in »ler vSchuk-. i.ui erueileitei X urira^. (40 S.) Altenburj^;, (). Höndes N eri, o.^x) M. Cyranka, s.minar.iir., Dr. L., Wiederhol un<^s- büchleiu fiir den l'ntenicht in der d ut'-ilun Litteraturjre.schichte, nebst einem Abrif.s in der Poetik und .Metrik. (64 S.i Breslau. V. JlirL.

0. 60 M. Kinzel. iw. l>r. Karl, tiedichte des 18. Jahrhunderts, aus- sj:ewählt und erl.i ' r X. rW) S.) Halle, Bochh. des Wais vli mses. (ieb. j,2o M. Wacker, »emin*rdir, K. u. r<jj.. u. «chiiir«! J. fiansen, l». Deutsches Ix*sebttch für katholische höhere Mädchenschulen, i. Tl. I iir d.is j. u. 5. Schulj. (XX, 275 S.) Münster, H. Scbdningh.

1, äo M., geb. iu Leinw. 2,20 M.

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2.1

//> Aitfsälu. Edwin Wilke, Spracls- und SachunteiTicht. (Ntiie Balitieti (\ 71. - Heberholz, Richtlinien für die Behnndhinp eines Ce- (liclits. (hculsclic Srliul])! a\\ 23, -- Georg Heydner. N om siDtf^^e- bitt (Ks I,ts«.'I)iu']is iLfipz. I,t hriT/t;^ :^7, ■2'<). N. N., l nt' rriclits- f»n»])cii aus (kin (.Ll>ictt.' des Sclvn. ihlcsc- 1 ritcrrii lits. (IJ. \ Olksscliul- freund 18, 101. M. Rodermund, iibcr da.«5 Vorlesen und VV>rer/.ählcn eines lAsestikks. (Rhein. -Westf. Sclinl/.t»j. Robert Wernecke, J)ic

ersten Übungen im Schreiben und lA-sen. (I>. I«ehrenn 17, iS).

c. Aufiiatz, Grammatik und Recht seil reihen.

in lith/m. Wilkr. i;,ki..r, l-'dwin, Sprncbhefle ffir Volksfichiilcn. Aus«;. A hüUihefle. 3 Ufte. (22. 50 n. S9 S.l Halle. II. ScbrcMlel. /ns (!.(,<> M. Dasselbe. Im Ansdihi.ssc an <las I.e.sebuch f l^iiii^cr- 1111*1 X'olksseluilen von Scharlach n. Ifaupt bearb. Atisj.; 1? tHi n lAlir«.r. 2 Tie. in ; Jffln iIH. <)-, IV, 172 u. III. 17? S., I.lul, 1, Lieb, A., Obunji.sstotte für tlen Tutcrricht in der tienlsehen Si»rach- lehrc. Aiifjrabenbwch für die Obcrl«!a»RC der Volksschule. (IV, S.) Nurnbrri;, 1'. Ktirn. <> M Edcrt, i,.iin'r. R., ruschäftsanfsät/.c l'( - lehruugen, Muster, Redewendungen und 430 Aufg. Für die Hand der Schüler in pfcwerbl. und kaufm. Fortbildnnjfsschnlen. 2 Ufte. 77 u. HI. .S7 s.l Hannover. C Mcyn Zns. 1.35 M. Lippert, .\iri.Nii.iis.imi- Itinki, K.. Deutsches Spraclibiiclilein für X'olkssclmleii. 3 Hfl( IX', ;,r, .j2 u. 4' S.) I'reibur^'^ i/H.. Herder. 0.S5 M. Böttichcr, i'ioi.. u.aiMhiii- oiuriihr., Dr. C.otth.. Ubunjicn zur dent. seh eil Grammatik mit einem Ali- rifs (kl fUulschen Si>rachlehre für die inileren Kla.ssen h'"1' Schulen, insbesoiulere für Realschulen und verwandle An.stalten. (\ Iii, loSS.) Leipzig, (V. Freytajif. (k*l». 1.20 M. Bleich, (ivmn.-obcri. «.1»., W., Verein- fachte deutsche Koc!it.schreibung und richtige Aussprache. I42 S.) Berlin, M. Schildberger. 0,80 M.

hi Attfsittze. Franke, Das Für und "Wider der Frickeschen Recht- schieibnn.u. (Päd. Hl. 3). H. Prüll, i'iber den «resaniti n S[<rachntiter- riiht in der X'olksschule im Aiisrlihifs an den Sachunterricht, d.eip/. Lehier/.t^. 2.^, 241. Paul Neugebauer, Wie werden die Kindel znm .sell>.st.in<1"^^en schriftlichen Ausdruck ilirer (kdanken befähii^t? iPra.\. d. Landsch. 12' Kuntz, Der grammatische l'uterricht in der Vulks- .schule nebst lA'lirprobe. (Hl. f d. Sc]iul])ra.\. 3).

d . I'- r e ui d c vS p r a c 1'. e n .

Ol liiklitr, Gescnius, F. W., luiglische Sprachlehre. \'ölhg neu bearb. von Prof. Obcrlehr. Dr. Emst Regel. Ansg. f. höhere Miidchen-

scluiUii. (XI \'. Yy.) S.) Halle, H. (iesenins. (".eb. 3,50 M. - Hahn, Th. U. E. R0O8, Französischer Sprech-, Schreib- und Leseunterricht für Madchenschulen. 3. Stufe <VIII. iSo S.t Halle. H. (resenins. i.So M. Stiori Georg, I.chrlnich der französischen Sjirache für höh. Minlchen- schulcn. 'i'l T'iitrrricht.s.stoff für die 4- Klii"^!^'' iA'II. t?oS.) I.eipziir. F. A. Unukiiaus. Kart. 1,50 M. Bahrs, proi., l>i. H.. Denlsche Cbungsjstücke zum Obersetzen ins Französi.schc für die oberen Klassen von keal.uyninasien und Oberrealschulen. Im Anschlufs .m die Lehr- bücher der frauit. Sprache von Dir. Prof. Dr. Strien herau.sgeg. {Vill, 157 S.) Halle, R. Strien. (Jeb. 1,80 M. Spenoker, I)r Frz., Die franz. Orannn itik 1. d Ri lUchule. Progr. (36 S.l Hamburg. Herolds Verl. 2.40 M. Backhaus, J. C. N.. Lehr- ti. Übungsbuch der engli.schen Sprache. Ansg. H. i.Tl. (\I1I. i[(»S.) Ilantu)ver. C.Meyer, t M., geb. T.30M. Bube, J.. Schulgrammatik (1er englischen Sj-i u lu- für die Oberklassen höherer I.i 1tt .üistalten. <\'III. 2or S.i .sinil-art. P. N< ff \\^x\. 2 M.. geb. in Leinw. 2,50 M. Wershoven, i'r..r. Dr. l*. J., Hauptugeln der englischen Syntax. Mit einem Anhange: S3*nonyma. (IV, 47 S.)

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P. W. Srhinidt.

Trier. Fr. Liiitz. Kart. 0,60 .M. MahÜM, J. Frdr., Fraiiiiös. Vokabel- SchatK. (teordnet nach den Acccnten und dem Geschlecht der Haupt- Wörter. (;>4 S ^ Ifa11< , C A K.h iiurK-rer u. Co. 0.60 M. Heine, Lebrer, K., Eiiiführuu>( in üic Iran/,. Konvctsatioii auf (iruml <lcr An.schaminfC» Ans^T- A. Xach den Bildern von Strübing-Whikelmann. Für die Hand der vSchük-r bearbeitet. (VH, 55 S.) Hannover. C. Meyer. 0.60 M.. geb. o,9f> M.

/// A/i/s<it:t\ N M., Sli»ffv<.rUiUiii^ vuul Mctlioik' di^.s fran/ösisclutj Unterrichts in den I.c lux i tukhinjisanstalten. {Vi\i\. Iii. 41. Dr. H. Brunswick, Für die alte M«.'t!i<><ii <1 niMispracliliclien rnterrichts. (Frankf. Schul/.t^. y— in. Elis. Haakb, Wie hat der Unterricht iui Französischen die AiifKal>e /u lösen, die Schülerinnen mögrtichst ein- /.nfülifiii in das \'rr.stän<lnis der j.jeistiy:eTi nnd niaiericHen Kultur, lieben und Sitte des französisrlu 11 XClkis' !> I,elircrin ly).

6. Zahl- und Formunlerricht

a. K cell n en.

i!) liiii Jii t. Engelhardt, u<-ki»r, V Rr( lu tiVnicli für \'olks.<cliulen. AuHg. H. 2. llft. (72 S. ni. ;^ iMg.» \\ ilLcu. K. <iräfe. o.jo M., j^el». 0.50 M. Pflieger, pror, obwiehwr, W.. Ivk-nientc der Arithmetik für die mitt- leren lind « Ix-ren Klassen höherer I.ehran.stalten. (IV, 12SS.) Strafs- burg, F*. Ihill. i,«So M. Doms Aufgaben für mündliches und schrift* liches Rechnen. Ausg-. C für höhere Mädchenschulen. Nach den ininislc ri(.ll(. n lU stiniiniinjjen iiher das MädcheiiS( hulwn st n vom 31. Mai 1S94 bearbeitet von Seminariehrer A. FUsner und K. Sendler. 1. bis 6. Hft. Breslau. H. Handel. Zus. 1,45 M. Mahler, r..vmn.-i'r..r.. (l., Ivcitfaden für den .Anfanj^sunterricht in der .\l*.;i l)i.i in (iymnasien. T.yceen. I.ateinschiik-n und verwandten .Xnstaltcii. lA IlI. 1 j'^^i S i Stiitt uart. 1'. Xeff. 1,20 SI., \r^^h_ 1,50 M. Herrigel, ihu.t.ii.Uf... vi. j;.»!- 1,1, r.M A. Manz, Rechetibiicli für die (Oberstufe z\veiklassij;er Schulen. Für die Ik'dürfni.sse des jjrakti.schen Lebens nach methodischen < iniiid- sätssen bearb. (</) S.) Heidelberg, vorm Weils Sort 0,50 M. l^ehrer- heft (ro9 8.) 0,95 M. SohweHng. «Jvnm.-nir., Kar!, Sanimhm^ von Auf- gaben ans (kr Arithmetik für li'ihere Lehranstalten. I '•rLr'iiiL'c. (XXI, 242 S.) Freiburg iiJi., Herder. 3 M„ geb. 3,40 M. Bardels, Dr. K., Arithmetische Autj^aben nebst I.ehrbnch der Arithmetik vorzujjs weise für Realschulen, höhere Hürgerschiilen und verwandte Anstnlten, neu bearbeitet und mit f itu r I.ojrarithmentafel versehen von Dr. H. Hartenstein. (IV, S j Leipzig. H. (i. 'J'eubner. (ieb. 2 M.

/// A///sti7:f. Muthesius, Die vier (irutnlrechnungsarten im schrift- lichen Rr. liiu ii J'a-1 -;). Ivfktor Hohmann, /.ahleubilder /n r Zer- legung der (^irund/ahien durch den TeilungJvStrich, eine willkommene Krgftnzting' zur russischen Rechennia.sc1iine. (Päd. Bl. 2). C. SehSler, Dir l'utstc liung der Zahl nnd die (imii(ls."il/f Ikiiu > li iiu ntarc n Rechenunterricht. (Paedag. 6). R. v. d. Welse, W eiche Stoffe sind im Rechetinnterricht auf der Mittelstufe besonders zti üben und wie sind diese 1 Illingen zweckmäfsig zu ge.stalten (l'rax. d. Landscli Emil Zeifslg, In der \'olk.s,schuic algebraische Aufgaben libl. I. d. Schulprax. 10, iii.

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Pädagogische Bücher- und Zeitungsschau.

Nr. 4. 1S9«. VII. .laliig.

l Geschichte und Grundwissenschaften der Pädagogik.

H. <jeschichtc der Pädaj^off^ik.

<ji Büi'htr. Schmid, «rii. itmi . uyiiir>..Dir., I>r. K. A.. beschichte der Ivrzichmi;^ \ <>!i Aiifanu an bis :uif iinsfi*- 7( it. licail). iti ( iemeiiisrhaft jjut einer Aii/.alil von (iclehrleu und Schulnianturn. \. Hd. i. Abt. fVIII, 612 S.. Stnttff.. J. O. Cotta Nachf. 18 M, ^ Uwit, Dr Ju .. Darslellunj^ <ler theoretischen imd ]>rnktischt'ti Pädaijoinlc im jüdischen .Vltertum, nacli tahuud. Quellen unter vcrgieich. licrücksichtiKung «les jfleichÄeilifien Schrifttum». (708.1 BerHn, Mayerii. Müller. 1.80 M.

Waldmann, Dr. l" . re.stahr/.zi untl Muralt. Vverdon u. St 1* ' r hiiru <5.s S.) Sdiaffhausen, C. Schoch in Komm. 0,80 M. Pestalozzis samt - liehe Werke. Tnter Mitwirk^^ von Dr. H. Morf u. i-rof. Dr. O. Iluii- /.ickcr herausjie^j. von oi...pfr. 1,. W. Seyffarth. 19. u- 20. JW. 5. i<». I,fji. l.ieniiitz, C Seyffarth. ä 0.60 IM

in Aii/sii/u. J. Walter. Die N'olk.sschule vor ii>o Jahren. 'Re|) <1. Päd. ii.i WHhelm Gamper, Die relij^iöst-n .\nschauun.uen l'tislaloz/.is. (Päd. StiitluTi ; I - Dr H Morf, Pestnlo/,/is nau.si)äda«^o<jik . Rln in. Blätter 4. j Paul SchoenwalUt, (Jverl>crj4 und Pestalozzi, (liinc i'arallelc.» (Prax. d. Latidsch. t.| Oskar Kobel, Pestalozzi und Overberpr. (Schtes. Schul/tir .'3 A. Fels, Pe.stalo//is .Ansichten über den Minfhii^ -u 1 .Mutter auif die Jugenderziehung. (Preuls, Schulztu. 5.S, 59.* Ernst Otto Hofmann, Die erste Pflanzstätte pestalozzianischer Ideen in Nord- deutschland. ( Deutsche Volk * ' -2.1 Tschech, Rou.sseans und I.ockes l.r/ichungsprinxipicn ein \ ( ip:ieich. (Katli. Schnl/tir 1 N. N., J. II. Cauipe und seine jjadagogischcn .\tisehautingen und He- slrcbtingen. (SchuUd. f. Hessen m » H. Korsoh, Welche FortÄChritte maclitt pi etifsische X'olk.sschnhv » n in der Zeit voti )D, \olk.s.schulfreund 3S, 39.» ~ 0. W. Beyer, Zur (ieschichte des ZillerMchen Seminars. (Deutsche Bl. f. erz. rnterr. ^1- 40.) Emst Schreck, Joachim Heinrich Campe al> r 1 4 und J n.uendschrifl .steiler. (Hann. Schulzt^. 27— 33.» W, Henning, Mine Charaktcri.stik Pestalozzis. iPest.-Studien 3.1

b, C i r u n il \v i s s e n s c h a f t e n d e r P ä d a > i- i k .

-l///.vf //,<•. 0. Folti, Üher tUi.s System der lUhik \on I rictlr. Patilsen. rHvanjf. SchnlMatt 8. 9.) Dr. Th. KHIIir, Päd a.nv. irische Rx- Ijerimentalschulen eine noch unerfüllte Forderung Peslalo/./is 1 Päd. Studien j.t 0. fliigel. Ncncti Arbeiten üher die (iefühle. (Zlsihi f Philos. u. Päd. I. 2.1 - 0. Flügel, 1 >er subsl.intiellc und .iktnelle Seelen liegriff uinl die bjnht ii <!' s Bewuistscin.«». (Ztschr. f. Pliilos. u. Päd. j 1 Or. C. Spielmann. Inu llim. tr/ und Intcre.s.se. (Prn\ d \ rlksscli. S ) Dr. P. Bergemann, Ab.soiutisusche inul cvolutionistisclie Mthik im Kampfe um die Pädapop^ik. <I^ipz. I^ehrerztpr. .^9—41.» H. Sohsrsr. Die AufgaVu der wissensrli iftlichen Pädagogik im allgLii ' 1 und in der (legen wart im hcsontlercu. iPäU. Ztg. 34, 35.J Ed. Schlegel, Kini|;c' (U*d:tnken aus llerbarts Rriefeii üWr die Anwendung der

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r. W. Sehmidt.

Ps3'cliologie auf die rä<l;iL;(>^ik iSchulUl. f. Sachsen .;7, Dr. Ed. Martinak, Zur Begriffsbestimmung der iutellektuelleti (Pfühle und des »FntercMes<». (Sfidd. BI. f. höh. l'ntertichteanst. 7. 8.)

2. Allgemeine Erziehungs- und UnterriohtsJehre.

:i n TTi f a s s e u d es.

(1) Büdnr. Friedrich, iMDit.-oi.tTi., (»ust.. Die liohert'ti Scluikn und die (legenwart. 151 vS.i Leipz., IC. Warttgs Wrl. 0.60 M.

In AufstHze. N. N., Die einklassim imf! iiuhrklassige Volksschule. Eine vergleichende Würdigung. (Deutsche \ olks.sch. zo,) N. N., Die Erziehung schwachsinniger Kinder. iBl. f. d. Schulprax. 15. 16.) Laura üuäbicker, Welche \usiü'-tiine liefert die höhere Mädchenschule ihren Zöglingen für den Kampf des Daseins? (D. Lehreiin 21.) Hans Suck, Die Schulhygiene auf der Berliner (Tcwerbeansstellung 1S96. (Ztschr. f. Schulgesundheitspfl. 9 ) - N. N., Woran die Schule der fiCgenwart hauptsächlich krankt. (Hayr. Lehrcrztg. .^2, ; P. Kuntze, Die Behandlung schwachsinniger und schwachbegalAci Kinder. fSamml. päd. Vortr. 4.^

b. Erziehung.

At//söfz{. Keim, Das Ehrgefühl und seine Pflege durch die Schule. (Pra\ d I,andsrh ? ( A. Pasternach, Die Macht der C;ew«>hnung:

im Dienste der Krziehung. (Lehrer/tg. f. Ost- u. We.stpr. 33.1

c, T' n t c rr i c h t.

(1) Jtüclu'i. Graboiie. scniiii*r-üiiungiiBthuUeiir., (i.. Das dritte Schuljahr. (X, 305 8.) Wien. A. Pichlers Wwe. 11. Sohn. M., geb. ^^,40 M.

I>) . f/.",vr/':^ F. Schulze Welche Tunsi hränktmL; i rfährt in der Volksschule die i orderung: Häusliche Arbeiten .sind unerläislich ? Und wie vermag die Schute alsdann den häuslichen Fleifs su ersetzen. (Prax. d. Landsch. 2 ) Fr. Linde, Die l'ehlcr des I^ehrers beim Tnler richte, fPrax. d. I.andsch t 1 N. N., I ber die Anschaulichkeit rles Unterrichts in der \*olks.scliule. (Deutsche 'olksseh. 21. iia - N. N., Zur Durchführung der Klasse. «.X. Westd. Lehrer/tg. 23.» - N. N.. ('her Leitfäden. Rr.ilii iibücher und Ri alU sLl)iu lu 1 fh'rankf. Schul- xtg. Dr. Gänsen, l' her Unterrichtspläne oder i'cnsenvcrteilungen. (Rhein.-Westf. vSchnIztg. 46—49 ) - P. Odelga, Über Methode. (Bl. f. die Schulprnx ;S 1 - H. Arnold, Die (iesundln it> und h>nährungs- lehre im Unterrichte der Volksschule. tDer Rektor iH.) HSbae, Welche Nachteile sind mit dem Massenunterrichte und welche mit dem P'in/elunterrichte verbunden? Welche Vorschlage ÄU ihrer Be- seitigung .sind KU machen. iPäd. BI. 5.)

d. Sozialpädagogik.

it) liii'lh i. Witte. Dr. \\ , Wie sind die (iffeutlichen beste des deutschen X'olkes zeitgeuiäls zu reformieren und /u waliren \'olks- festen /.u gestalten.'' 132 .S.i Ueip/i«. K. \'oigtländer. <>,.S4^ M. Thiel. Lehr.. 1'* ^ Johs., Kin Tag in Uebeiisheini. sozial« \ »lurerziehungs- anstalt fiir verwaiste und uneheliche KintK 1 litiderlei Uie.schlechts. Allen UeiUMchen Müttern. Vätern und ICrziehern geträumt. (2S S.> f^eipz., II. H. Than. 0,50 M. _ Ragel, Lehr., Fr/,. I)er freiwillige Er- Ziehungsbeirat für schuleTillas'iene \Vaisen. Min Wf^iich zur I/">sting der Frage: Was i.st das deutsche Volk .seinen verwaisten Kindern schuldig? (g6 S.) Berlin. L. Öhraigkes Verl. o.«o M.

h) Aiih<'i/:f. Jlauptlehrer Schöttler. Was kann die Schule nn>\ besonders der Uchrer zur Fördet uuj^ der Mäisigkeitssache tiiun i (Uehrer/tg. f. Westf. u. Rheinl. 13.^ W. B.. Die Stellung der Schule

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PAdAfogiMb« IMIclivr- tutd ZoUungMeluML

»7

im Staats- und Volksleben. (Deutsche SchuLztg. 39.) Kafi. Steiter, Die soziale Arbeit der VolksRchullehrerin im Anschinfs an die \'olks- .scliule. (I). I.elir rii- ?2.\ Job. BergklKOllt, Soziales Interesse in Haus und Sclmlc il'mns SclntlztL: 7r.> EndHs, Ober Notwendigkeit» Zweck und Kinrichlun}; der l;lUruabcnde. (Allg. Schulbl. 22 25.)

3. Gesinnungsunterriohi

a. Relijirion.

liiii Jin. Enders. imi.iir , Adh , Di*- Schidl)iV)LHrai;c V ortrag. (HjS./ I«eipi6., K. Böhm. (»,30 M. Kratz, i»ror. Dr. Heinr., Kommentar zur bihl. Geschichte. Fiir die Hand von Präparanden, Senünaristen und Lehrern an Volks \in<l höheren Schulen im Anschlufs an Zahn- (riebes bibl. Hi.storien bearb. 27", S i Neuwied, I Icu.sers Verl.

2.50 M.. geb. ;^ M. Leinung, Wilh.. Ist eine Schiilbibcl wünschens- wert.'* (27 S.i Magdeburg. Schallehn u. X'oUbrück. 0,50 M. Dlinze, H.. Das biblische Lesebuch idic Schulbibel) der Bremischen Bibelgesell- schaft, seine Berechtigung und seine Bedeutung. (32 S.) Bremen, J. Morjrenbesser. 0,40 M. Cohen, Carl und Religionslehrer

Ant. Stelzmann, /W///- fhmu'no. Katholi.sches ( sang- und l'.ebetbuch für höhere Lehranstalten. <\1I1, 401 S.j Düsseldorf, L. Schwann. 1,75 M. Ankel, itea]aoh.-ob«ri. Dr. O. und Realschiillehr. Ed. Wölfl. Spruch- ujid Liederbuch für den evangelischen Religionsunterricht. Mit einem Anli.uitr: debete. (V. -'24 vSj Hanau. G. M. Alberti. 1,40 M. Hof- mann, imi Heinr.. Biblische Anschauungsbilder z.nn neuen Te.stament für die Schule Ilerausgeg. von Jul. JUohmeyer. II. S^e. (> lU.) Breslau. C I \\ iskdlt 15 M . auf Leinw. mit Ösen 20 M. - Jonas, <i}mH.-i>ir., rrof., lir. Rieh., Lehrbuch für den ev angelischen Religions- unterricht in den unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten. Mit Karl n oii Palästina. (1S6S.1 Köiii;^sberg. J. IL Bons Wrl. i.OoM. Ctemeo, i>n>f., uc, Dr. Aug., Einführung iu die Heilsgeschichte des alten und neuen Testaments. Für höhere Schulen bearb. (13.S S.i Lei|)/., Dürrsche Buchh. Kart _• M Dreher, Dr. Th.. (iottbüchlein oder Kleinster Katechismus für katholische Kinder. (50 S.| Freiburg i'B.. Herder. 0.30 M.. geb. ()..;5 .M. Habermas, s«uiiu*ir-oi>i«rit.|jr.. W'aaim i I lern Bibcllesen und Bibelkunde in der evangelischen Volksschule liL ute w eilergeheinle Beriu ksichtigung als seither, und wie hat sich (^lei I nUTricht in diesen 1 ächern zu gestalten " (15 S.) Leipz., Dürrsciie Buchh. 0.5*^* ^L KabiSOh, Hcuiimtrlohr.. I.ii ., Richard. Die Episteln des chri.stlichen Kirelic iijahri s fiir \'<)lksschnl]eli rer rrä]inranden und Seminaristen schulgeniäls erläutert. (VIIl, 207 S.) Güttingen, Vauden- hoeck u. Ruprecht. 2,40 M., ^eb. 2.80 M. Aust, RHigionaiebr., Karl, Lehrbuch der Kirchengeschichte für den evang. Religionsunterricht an Volks- und Bürgerschulen, sowie verwandten Lehranstalten. (IV, loR S.) Wien, A. Holder. Kart. 1.20 M.

/'/ An/stitze* Prof. Dr. ZhiRMr, Hi- innere Mission und die Volks- schule. (Lrax d Wilksseh 9.» - Ballhorn. Di( \f rlundung der bib^ lischen Geschiclile niii Kalcchisiuus. Spruch uiul ts,iieheiilied. (Ztschr. f. weibl. Bildg. i.v) Habermas. Warum erfordern Bibellesen und Bibelkunde in <Ur e\ angel. Schule heute weitergelu ndi 1 U riicksich- tigung als seither, und wie hat sich <ler Lnterrichl in diesen l ächern zu gestalten? (Aus der Schule 4.) R. IBIIeher, Welche Schwierigkeiten bietet der Religi«>nsuiiterricht auf der l'iilerstufe mnl sind die- selben zu überwinden? tria.\. d. I«unUsch. 1.) L. Grote, Dei christ- liche Religionsunterricht ohne dris alte Te.'^tament, (Neue Westd. Lehrer/.tg. iS.» -- R. Hagen, < 1 äber den Katechisnuisunlerriclit

iBl. f. die .Scluilpiax. i/.t ■- N. N., Zur Litteralur des l)iblischen (ie- .schicht.sunlernchls. <Lehrei/Ag. f. \\ estf. ;,S, iy.) - Dr. G. von Rohden, Das Problem des Religionsunterrichts. (Kv. Schulbl. 9.)

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F. W. üilimldt.

1>, (i csch i c h t c

liii.h,! GrülNch, ><iiuir.. A . (U'.schichts/aJikii finden I nlerrk-ht in iler t'intaciicn X'olksschuli' ; Wandt. ift-ln. l)ixs<kn. A, MuhU-, M.. aufj^tr/. M. Sevin. I.udw . r.csehielitlichcs (Jni.lKtil)nrli. (y rdrhn iSj S.» I.cip/i^, K \'« »i-tlän.K : o/x» \\ Trautmann, ('>., Bilder aus der braudcnbuigi.scli j)rcuisi.schtu (icsciiiciiic in scliulgc tnafser Fonii. (IV. 48 S,) !)<»isau, R. Kahle. 0,30 M. Hartem. I>r. \V. F^eitfadcn der ( icschiehU- für die niittlt rcn Klassen liölien 1 I rhr;i?i .stalten, i. Tl.: (it;.sdiichtL' des Allerliwns, <U, 155 S. niil 4 Karlen. 1 Hannover, ^fanz n. T.ati;,a. f.6c> M. -- SeemamM Wandbilder. Mei.ster- werke der bild. Kun.sl, lianknnst, Hildnerei, Malerei, in t««» Wand bildern. Mil Text von Di. C.eor^ Warneeke. 5. I,f^. Tlln. 15 M anf^'e/ n. lackiert 25 M. - Schultz. .iMm. in, . Dr. l"erd . Lehrbueb der C lesebicllte fnr die < >i'ct sl\ife lj«)berer I.ebranstalten. .\bt C.esoliiohte «les Mittelalters un<l dis Zeil iU. rs der Reform, iti ni, I.ebraufj;. der Unter Prima. (V'ill, 24,^ S.) Dresden, 1,. lüikrinann. Ceb. -'.So M Weigand, H tind A. Teeklenbarg, Deutsche ricschichte. Krgänxtiti.t^sheft für die Kb< itipi n\ in/, lu aib. v. Job. HeM;;el. S.t o,j<> M. -- Haehnel, Ur. C t.. .\us deutscher .Satte und Cie.schichte. Der deutschen lugend erzählt. fVIIl, 22? S. mit 1 Karte.» Berlin. Weidmann. (leK 4 Pfalz. it.His.h.-iHr., i'n.f.. Dr. l'"rz . Die^UMliirlu in ibrcn (irnn<!

xügeii. 1-jn Kebrbueb für die tlentscbe Sebule und ein Lesebuch fiir «las deutsche Haus in 1 Teilen. 4. Teil i\ I. ;f»S .S.) Leipz., Dörr.'^che Bucbb. 2.45 M.. geb. !

' I ,' y/:?. Bertha Pattai. I bei die Henkksicbti^nng »Kr «ie- schiehte <ies Altertunis in der Hürj^eischule. (Osterr. Sc1iu11k»Ic S.i N. H., Das Verhältnis der La«desj*e.sohichtv /.ur deiitscben. (Bayrische I.ebrerztg, VI loh. Bengel, Die l'r«>\ in/ia!ges( laichte im < fcsrliirlits- unterrichte. (khem. Westf. Schul/.tR, .st>.i Dr. Staha, Zur l'ruge über den Ct^chichtKunterricht. (Päd. Itl. 5.)

4. Saeliuirtarrtobt

a. <f e VC r a II h i e.

,n hm Im. Hackmann, \V.. .Neue .Scliulgengraiiine. l iiU i lietiiek .sieht, der dialci)?. rnterfichlsf. verfafst. 4 Heft, (IV. 356 S.i 1)h.s.si.-1-

dorf, I.. vScluvann. ;^ M. Seydiitz. Iv \ .. < ieograpbie. .Ausg. Iv l'ür höliere Mädchenschulen. 4. Heft, ii'*^.^ S.t Breslau. V. Hirt. i.<)<.» JNl, •— Welghardt, K.. Mathematische «Geographie. I^eitfaden für den t»nter- ricbt in der <)bt il< ili.i «In Mittelseluden. 144 S. mit l'"ig I!ü1d Kon korfli.i. o/>f> .M. Charakterbilder, geographische, für Schuk tind Haus. ^'*^» .vS .^7 ollarbeiidr. W ien, V.. llöl/.el. S M , auf Deckel gesj^innt 12 M Klenk, H«iiullHtr. J. <> . Das deutsche \ aterland, seine Kolonien und .Answanderungsgebietc. l-.iti geogr.ipb. Hilfsbuch für b'ortbil- «lungs , Mittel und X'olk.sscliMlen. (\ II. 1 lO S.i Stuttgart. .\. Bon/. U. Co. 1.50 M. Jahnke, Hckt.»r. Rrn.st Bilder ans der llrdkunde. (84 S.) D.mzig. R Harlb. o,;^ ^|. - Lehmann. < leogr Cl. ir.)k(i rbililer. Xi». .";4. Die r.ütlhardbuhn bei W a.s.scn. Leipzig, Schulbildcrvcrlag. 1,40 M.. aufjrez. i.6i> M.

h) .\iils,it:.< \ G. Wollweber, Die i;lemente der mathematischen (feojCia]tbü 11?:. 1 .Im Belian«llung in der X'olk.sschule. (Rep. tl. Täd. 12.) Ed. Oppermann, Bestrebungen auf dem <*«ebiete des erdkund- lichen rnterrichts. (Rep. d Päd 11.) Fr. Max Bergfeld. iCrfahningen. Ilrfolge und \ or.^chläge bt / l- r heimatkundlichen I.ehrfuisgänge (Preuls. ScUul/.tg, txj, 01. > H, Harms, .Sollen die .Sehnler- Handkarteti stumm Uder mit Namen versehen .sein? iKh,-Wc.stf. Schuht^. 42— 44.1

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h. X atu rhejiclireibwn Jf.

, !)u hn uikI Itilili-i . Lehmann, s . i- r. Zoolo^nsc hur Alias. Ivi gaijzun^.siaftl ä 1,40 M. Bilder iui den ersten Anschauungs-

unterricht und zur Cirundtajfi: fiir den naturfreschichth'clien rnterricnt. Tafc ! Sehul/farV-tTi V der Insekten, l'arhendr. Müiirlun, R. Ohlen- Iniurgh. 1,30 WitlaC2ll, J>r. 1;.. Naturgeschichte für

ßfirgerschnlen in y Stufen. 2. Slttfe. Die wicbli)jsten (inippen der drei Reiche. 151 S in. 142 llolzsch.i Wien. .\. Ihilder. (lel). 1,50 .M.

hl .\iiistit i. W. PauL liioloifische Hetrachlnnjjen im natnrjjeschieht- licluii I nterricht der N'olks.sclinle. (.\ns der Schule 5.) Wichard Laukamm, Methodische Winke zur I^rteilnnj^ des naturgescbichtlichen

1 M Ttulil»; im Sonnnerlialbjalir« Aus der Schule 5.» Gottfr. Erck- mann, S\ steni oder J.ehensj^enieinschaft (Schulb. f. Hessen \2. i.v» ^ Karl Plrfll, Was können wir mich in der einfachen Volksschule vom

I, el)en der Pflan/en lehren.' (l'reufs. Sclml/ti; Skrobek. iHr natur^eschichtliche rnterrieht in dt r \ . Ik.sschule. »Aus d. Schule 0.)

5. Sprachunterricht.

a. r ni fassen des.

iimhn. Schneider, svminar.iHfbnr, J.. Zur Methtjdik des deutschen t'nlerricht*« der N'olksschule. (VIII, 177 S.) Düsseldorf, I.. Schwann.

2 M. - Hefs. •«eiiiiiii.i-Lohier, Karl, Der deutsche l'nterricht in den ersten Schuljahren auf |)honetischer < irundlajre. Kine Anleitunj;. anj^eknüpft au die l'^ibel von W. Hantiert. 154 S. i I'ratikfurt a.M., Diesterweg. 0,50 M.

b. SjJieclien unil l.esen.

tU fiiithfr. Awwriawig, theoretisch - praktische, xur Kehandlnn^;

deutscher I.esestücke iji zweisprachijfen Schulen. \%x S.i Zabern. .\.

b'tu lls t'/ rt M Schmid, Mii.U h.'ns. li.- u. s,.|niii«r<Iir.-kl<.r. K. U. Oberlehrer

Fr. Speyer, litutsches Lesebuch für höhere Mä<lchenschulen. .|. Tl.

II. I'rosa. iSchtufs.» »VI. 257 S.i LeipziK- I^ Teubner. (;eb. 2 M. Wchncr. >emiiiariohr. 1, A Die ('.]('<. kr. (.III S\ nilud menschlicher \'er-

tinigung. Darlegung cies (iedanken/.usanunenhangs des I.iedes von der Glocke nach einer den philosophtsch-asthetischen An.scha\tun|yen Schillers entnommenen Beleuchtung. (7^ S 1 I.ii]>/iL: .\ Wehner. i.(>oM. Mufff i*rof.. uyuuu-uir., Df. Chr. uud Mädchenschul- üir.A.OammaiM. Deutsches Lesebuch für höhere Mädchenschulen, IV. Bd. (VIII. 360 S.) Herlin, (i. (irote. i.So M., geb. 2.20 .M. Lesebuch für evangelische \'olksscbulen. Herau.sgeg. im .\uftr. der Königl. Regierung /.u .Arns- berg, littelstufe. (X, 262 .S. m. Hildern.) Hielefeld, Velhagen u. Kla.sing. (».48 Mm }feb.o.S<>M. Dasselbe: Oberstufe. (XIV,464S.) Kbd. 0,02 M.. jyeb. 1.4'» 1^1 - Lemberg, nuupii.hrer. .\uir I'r.iparritioneti zn deutschen ('•edichteu. Nach Herbartscheu (irundsatz.en au.sgearbeitet. 1. Heft; rhiand. (TTl, loS S.i Lanj^-ensatza. H. Beyer u. Söhne. 1.20 M. - Jänisch. .Mbert. Neue .Vnwcisnng /.um naturgeniäfsen SchreiV^K st uTitt r- richt. .Mit Orig.-tiedichten von Fritü Mügge. (191 S. mit Jiildern.j Potsdam. A. Stein. 1.50 M. - KStle, iwr.. K., Der Sprechunterriehl bei geistig zurikkgebliebenen Kindern ICin Leitfaden für Lehrer an lIiU>kla.ssen für Schwachbegabte, an Ifliutenanstalti-n und für die l aniilie. 144 S.i /üricli. Müllers N'erl. 1 M. - WolfT, luku.r. Joh. Jtjs.. Lesebuch für Fortbildung.sschulen. Zugleich ein Buch für die b'amilie und das Haus tles .\rbeitk!-> und Handwerkers. (XII, 46() S "nl \b bildgu-i Freiburg i/Ii., Heider. ,;.ju .M.. geb. 3,80 M. - Schneiderhan, semiiuu^ob«riehrvr, Jos., Handbuch zum Unterricht im vereinigten Au- schauungs- inul Sj)raclinntcrriv l.t in den Unterkla^-M ti iler \'olks- schulen. iXV, 37S S.) Stuttgart, .Süddeutsche V'erlag.sbuchh, ^,ik> M.. geb 4. v)M. Nsiter, M.V.; Deutsches Lesebuch fürösterr. Madchen-

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IJürjjcrscliukii. 2. u. 3. ri. (214 u. 227 S j insbriitk, l . Rauch, (ich. ZMS. 3,30 M.

/>! f '/.'^ >'■',/ . A. Freybe. Wie k-nmu n wir /u l iiur hnliercu Stufe der nationalen Aneignung der (.ioethcsclun l-aust-Tragödie gelangen ? (JCtschr. f. den deutschen Unterricht 8, 9.) E. Wedekind, Der ver- citiij^U- Sprech-, Schreib- und I.eseunterricht nach der iMbel von I.tidwi^r (irern fXi-ue Päd. Zti: r-o W. Rodermund, Zur fiehandbinir 'Ut I.esestiukL aui der Mittel Hberslulc. < Rhein.- \\ estf. Schul-

/Xg. 45—47.) - Wllb. Bingert. iMionetik und Schreibleseunterricht. uSchulb. für Jle.ssen 17.1 - N N., '/.ut Praxis des I.tMiinterrichls. (DeuUicUe Schulprax. 38—40) Frltz Lehmensick, Warum .Märchen? (Päd. Studien f.|

c. Aufsat/.. C»ranittiatik und Rechtschrei hen.

'N liiiilui. HeMe, srhui.iirrktor. luiisl, ( i raniuiatische Arbeiten in Aufsat/.fonn mit besonderer Herücksichti^junjr der Wortbildunj^. der Wortbedeutung und Sprachrichtijjkeit. 3 Ufte. (56. yO und i«x> S.) Dresden, A. lluhle. 3.30 M. Rasche, l%nii1. Die Krzählung

im Aufsalzunterriclite (Kr \'< »Iksschule T'im Sanindunj; ausjjeführter .Vutsat/.übungen im Anschluis an epische .Musterstücke. (116 Sj Dresiden, A. Muhle. 1,30 M. filmt, «rbniieit, Dr. G., Gut Deutsch ohne Lehrvi für jedennann leicl-t 11 crlmicn fXlI. 133 S.) Herlin, Neufeld und Henius. 1 M. KrauTs, Lciir., Karl, Pnüctisch erprobte Aulgabensannnlun^ für den ersten Unterricht in Rechtschreiben, Sprachlehre. Wortbildunj^; untl Aufsatz auf Grund laji;e des Sachunter- richts iniAnsi hlufs an die bil ' ! l'ür das 2. und 3 Sclailj jS S ) Giefsen, K. Koih. 0,40 M. - Ebner, Prof. Dr. 11,, 300 tleul.sche Auf- sätze allgemeinen Inhaltes. Dispositionen und Ausführungen. (VI, '■■V\ S,i Pilsen, C Maascb. M. Müller(- l'raueii stein 1. i.;, ht.T-iU.-iHr., Dr. Geo., (>ramniati.sclie Belehrungen im Anschlüsse an Kippeubergs deutsches Lesebuch, i. Tl. Für die l^nterstufc. (IV. 76 S.) Hannox-er. Norddeutsche \ erlajjsanstalt. (ieb. 1,20 M. Krüger, K<-k(or, K. .\.. Sprachschule. Für Volksschuleti bearV» Ufte. 132, 44 utul -2 S i Zus. 0.75 M. Eiermann, D., Ijnliihnm;; in die deutsche Recht Schreibung; an höheren Mädchenschulen. Bürjjferschulen und x er wandten Anstalten. Sihülcrnu.sjr. iStt S 1 Karlsruhe. K. Srlierer. o.<K)?d.

b) .iiifsiUu.^ Franz Hanl, Der deutsche vSpiaciiunlerncht in der X'olksschule. fösterr. Schulbote 9.) - A. Beyer, Der tarraniniatische ruterricht auf der Mittelstufe der höheren Mädchensch\i!e in (je- uiäisheit der ministenelien Bestimmungen vom 31. Mai (D. I/chrerin 24.) J. Erbach, Benierkung^cn zu dem Unterricht in der deutschen Grammatik, iiisl)eson(lere /u sogenanntem rnterricht in den höheren .Mädchenschulen. (1) MitlelscIuiK i'.i - Max Hahn, 'e icli einen .Vufsatz vorbereite. i Deutsehe Sclnüprax. 311 E. Hesse, Die Volksschule im Kampfe gegen Sprachsünden. (.Allg. deutsche Lehrer- ztg. 37, 38. L OstlMtaier, Zum Aufsatzunterricht. (Österr. Schulbote 6.;

d. S c h r e i Im 11

HiUhd. StrahiendorfT, schreibiebrer. H.. l'.neflicher und .Selbstunter- richt zur Aneignun;j einer schönen u. jieläuf. Beamten -Handschrift. IIb S. n)it 22 lith. Tfln.i Selbstverlag (Berlin S.W., Beuthstr. 11.) In Mappe !«> M Da.ssell)c zur .Vneii^n. einer schönen u. irel kaufm.

n.in<U( hiiit. (lO S m. 23 lith Tfln.) Ivbd. 10 M. Schwaigholer, Prof. Di \ \ orlagen zur Current und Lateinschrift. 115 BH Wien, A. Pichlers Wwe. u. Sohn 0.73 .M.

e. X c u e r e S p r a c h e n .

limlm. Aloe, sebulvftrtu S., Uber die Ivrlernuuji des i-ran/ösischen. Vortrag. <27S.I St. Gallen, Febr. 0.40 M. Rink, Utlo, Die Konjugation

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der franzosischen Zeitwörter, lünc nach Resfeln lind Latttg'efietzen R^eonlnclc iihcrsichtliche Darstcllun'Lr alkr Fnrt <xelniäl'si^kfiten. nebst e. Anli. Kunjuiiationslal)fIlcn. i6.S S.i l{raunscli\veij,Mroststr 6i. Stllisl- verlag'. Kart. 2 M. Heine, i.ciinr. K.. Kinfülirnn^^ in dir itm/o'-i.srhe K()n\ crsation auf C.rnnd der Anschaunnjr. Ansu H. Nach den liilder- taieln von K, Hölzel. Für die Hand der Schiller bearh. (VII, 72 S. m. 4 Bildern.) Hannover, C. Meyer 0.70 M., geb. i M. -- , Metho- disclie Winke fiir die lulrinhirtion n hj 1 0111 * n^nflou /ntfiiiiisr i'i /xtxr (i'iutuitiou. u6 S.i Kbd. 0,25 M- Birkiartf, R«ktor, Carl und i'rof. Dr. H. Pianok, Syntax der französiscben Sprache für die oberen Klassen von Realgymnasien und (tyninasien. {XII, 211 S.) SttlttR.. P. Neff.

1 An M , ifcl) 2 ^\ Borgmann, K<-«iKrii.-oi.rrii-hr , Fcrd , Leitfaden für den englischen .\nfangs-Unterricht. (III, 163 S.i J{ienitrrha\ en, I«. v. \'an- gerow. (»eb. 2.25 M.

6. Zahl- und Formunterricht.

a. R e c h n e n.

/// liiit lu r. Heun, Loiin r, Hans. MctlnHÜsch gcurilncle Rechen - uhunji^en für die Hand der Schüler in den Mittelklassen der Volks- sflml (.17 S I \\Tir/l>urg, .\. Stubers \'vx\. ri.^i» M. Fährmann, i.riupr, K. l.niil, Zur .Uisgestaltuntf der jisychologisch berechtigten Rechen- methode. Das rx'thm. Zählen, der Konzentrationspnnkt des elemen- taren Rechnens. Kine psycholo<jisch-päda|: r ht Studie, 144 S.; Plauen. A. Kell. 1,60 M., geb. 2 M, - Ohienburger, A. u. J. Würa- dSrfer, i.ohrpr. Rechenbuch für mündl. u. schriftl. Rechnen in 4 Hftn. 2.- 4. Ilft. 164. -s u. 94 S.) Wiesbaden, Chr. Ijmbarth. ä 0.40 M„ geb.

Dr. (inst.. Methodisches Lehrbuch iLi lUcuu-ntar MatheniaUk. 2. Tl. (N'III, 27») S. mit Fig.j Leip/ij», H Teubner. <k?l). M. VSgler, webach.-i>ir , Ma.x. Der praktisclie Rechenmeister rKUi die Kunst, schnell und siclicr /n rechnen \\\\\ lieitrag v.wx Jiebung und börderung der Rechenknn.sl. (X, 422 S.) Wiesbaden, c;, Quiel. .^.25 M.. geb. 3.90 M. UmleNthal, Prof. I\ni'-t. Kei 1k iiU lii i I.cilfadi Ti füi den Rechennnterricht in den /Avd untersten Klasi»en der Realschulen u. verwandter An.slMlten. (160 S.) Wien. ^. Hölder. Oeb. 1,80 M.

I>) .\iffs,i/:t. Emil Zeifsig, Rechenlektion für das dritte Schuljahr. Prax d !",r/ii ]iuivl!Ssc!t ;i Rudolf Roll, Die W rmisrhaulichung beim grundle;.;cmlcn KcchcuunlLi liehic. (Hayr. Lehrei/lj;. 31.) --- N. N., Wie entspricht der elementare Recheniniterricht dem Wesen des Rechnens und den geistigen PMlÜLrkeiten der Schüler' \ \M f dir Schulprax. 17.) J. Dietrich, Die V'eranschaulichung im Rechenunterriclite de.s ersten Schuljahres. (Schulbl. f. Hessen n.» R. Bervmaai, Über die I,ehr- WLisi (L s ersten Recht iiunterrichts iKatli I.chret/tL: ■>> 1 Schroeter, \\ le muls der Kechcuunterhcbt erteilt werden, damit alle Kinder gleichniäfsig gefördert und für das Leben praktisch vorgebildet werden? iPra.x. d. Landsch. 3.)

b. Raumlehre.

fiiiil/n. Fink, Keki..i-, l>r. K.. Hie elementare svstematischc und darstellende tleometrie der Kbeue in der Mittelschule, j. u. 2. Kurs, für die Hand des Lehrers bearb. (XV'II, 151 S.l Tübingen. II. Lani)p.

2 M. loFig.-Taf. u. S4 Bl. dazu für die darslellend-geonietr. Übungen ge/ von Reallehr. .\uer. 2.8«^ M - . Samndung von Sät/en und Aulg. zur syst. u. darst. Ceomelrie der I<;bene in der MilteUschule. Schülerheft.' 1.60 M. Kambly u. Boeder, vStereometrie u. sphärische Trigonometrie. \'ollst. nach den preufs. Li.]ii]d iuen von 1^02 umge- arb. .\usg. der Stereometrie u. Trigonometrie von Kambly. Lehraufg.

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(kl Trima. M94 S. m. Fig.) Breshiu. I'. Hirt. ' 70 M '^eV) j M. Wolf, niirKcr»ciiiiiicin.. Iv. Chr.. >Icthndi.scher Leht>;au^ tür tkn jrco- metrischeii I titermiit in der ein- un<l nuhrklassi;^cii \'«)Iks.schule u. ii! der Vurthildim- ssrluilc. iX'lII. 14.S S. 111. ick> I'ij^.i Leif>zig. S. Klemuis Sort. i,6c» M., geb. 2 M. Sohmehl, KeaUcbaiiohr.. inrnf., Dr, Chr., Lehrböch der (»eomelrie. Für j^ewerhl. Schtilen bearbeitet. Mit 290 in den Text eiiij^edr. iMguren und einer Auf:.; il 11 unilun^!:- (VIII. 179 S I <'iefsen. iC. Roth, i.50 M.. y;eb i.S<» M Kleinschmidt, HHr)r«'r.«ip|i Iiilohr., Iv , Leitfaden (k'r ( ieonietrie nnd des ;;couieliisohen Zeiolinen.s fiir Knaben-Bürjiersclnden. Mit ni den Text gedr. .\l)l)ildj;n.. 6 l'iix - Tfln, u. über 600 Aufgaben, di. 218 S.) Wien, A, Holder, geb. 2.64 M.

c. Zeichnen.

tif liiiihtr iivif ]'n:!<f^,->t. Thleme, K (>..

Abrii.s der Creschichle ik-s Zcicheuunlt! richls. Im .\nschlufs an Thienie.< Lehrg. für den Zeichenunterr. l)earb. (40 S. ni. Imjj.) Dre.sden, A. Iluhk Beyer, Prof. O.sk.. Die Nadel Schrift zur lie.schreibnnj^ von Zeich nungen. Vürlagen li'ir den (?ebrauch in Schulen und Zeichen -.Vteliens. 4 Wandtafebi. Wien, R. von Waldbeim. S.50 M., anfgez. i.» M. Schleising, z.i.hciiiehr.'r, C . Zeichen II it \. (> Tfhi. Ilildburghausen. V. W fiadow n. Sohn, a 0.20 M. Steigl, l'r/.. Nene Zeichenvorlagen für tkn Schulunterricht I. u. II. Ilft. Wien, A. l'ichler.s Wwe. u. Sohn. . In Mappe 14,50 M. ~ EITenberger, KeftiM-imitohrar, F.. Da.s Pflanzenzeichnen und seim Anwendung auf d.i.s ( )rnanient in verschiedener Auffa.ssujig und I )nrchinhrung, ,v Ilft. (15 /• Tl. färb, Tfln.) lia} reuth, II. Ileu.sch- niann jr. In Mappe 6 M. Lange, ivrhnik.-nir . Walt., Das Fachzeichnen. I'üne Snnnnluiii.: son \"(iilaurn aus allen (k-bieti ii für Im rtbiMiin^s-, tiewerbe- l'ach.schulen etc.. herausgegeben in Verbindung mit Architekt (iewcrbe-schultehr. Max Metzger, Tecli.'I^ehreni Rieh. Krftgcr. Hcnn. Wild. Kd. (irabowski. b'rz. Melilhorn nnd l'rit/ Zeiter 5. 7. Hefl. (a 15 Tfln.i Dresden. Ct. Kühlmann Sitbskr.- Preis für Heft 5 S /ms j6 M., r.inzelj)r. ä 6 .M, Hartmann, «j>iiin..i,i.hr<T. ICdni., Die Ikh.nid lung des ersten Zeichenunterrichts an höheren Leb ran. stalten nacli Körpenn od eilen u. nac!i der Natur in ausgeführten Lektionen. (VIII, 77 S, ni. Abbildgn.j Braunschw., O. Salle. 1,50 M,

/>) .Iff/m/tr. SehefTers, T>ie Bwlewtnng dos JCeicbenunterrichtes im .Vnschlufs an bemerkenswerte .Äu i>;rn Ztsi Ijr. des \ ereins tleutscher Zeichenlehrer 25, 2^1.1 Karl Gotter. Die X erwertung der Pflan/.enformen im Zeichenunterrichte iN. Päd. Ztg V>. 37.1 Spitzer. Zum gegenw. Stand des Zeicheiiuntei richts \inter Ite.sonderer Ikrück sichtigting der eii^ tuid mehrklassigen V<»lk.H.sciiulen. (Ztschr. tlcs \ ereins deutscher Zeichenl. 17. iS.i

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Wissenschaftliche Beilage

Xo. 1. Besorgt von litui. jMtricJi in Kandcrn. .hl Ii 1896.

L AbhaiHliuii^on.

I.

Die Mun i Il ten iin Sj'it i^^el tlcr Schriftsprache (von Tlieodnr Nfattlii.i- \\'^^^c•nschaItl. Hefte dts Allj^eni. deutsrlun S|>r:!f li\ c leins X»; ua-. will dn^ sa^en ! I)a> liild dieSchi ill- >praehe als Spiegel der Mundarleu palst nicht, ebensowenig übrigens zwei andere Bilder, mit welchen Matthias den Gegen- satz oder das Verhältnis zwischen Schriftsprache und Mundarten zu veranschaulichen sucht Was er eigentlich zeigen will, ist: wie die Mundarien an der Kntwickhing, Fort . T'nd)ildnn.ü: der Scliriftsprache niitarheiten. Veränderungen an ihr bewirken, der- art, dafs allerli i Mundartliches in die Schriftsjirnrlic überf^oht, diese durch jene i>ereichert. erfrischt, gestärkt wird. Zu ei ki tmeii sei das, findet Matthias, hau])tsächlich an i. der OeslaUung der Lautbilder, 2. der \'erniehrung und Verän<lerung des Wort- schatzes, 3. der Mannigfaltigkeit der Satzfügungen, 4. der Klang- farbe der Worter und Sätze. ^ Die Belege mufs man in dem Aufsätze selbst nachlesen. Am Schlüsse seiner Ausführungen l)eriihrt Matthias das verkehrte Streben nach sogen. Kinhcit- h'chkeit d^r Aussprache. ]{r meint dazu: Ob das Ziel erreicht werden wird, ja überhaupt kann? Ob dies wirklich das Ziel der Schrifts])! u 1k i-t, die ja auch in Worttoniun un<l I.ant- bildern, W'iM üiigung untl .^atzbau nicht auf tlie \ erwiseliung alles Mundartlichen hingearbeitet hat? Doch die Erreichbarkeit des Zieles überall gleiche Aussprache der Laute und Wörter

einmal zugegeben, so würde sich bald herausstellen, dafs damit für das gesainte Gebiet der Schriftsprache noch immer keine gleiehe Redeweise erreicht wäre; der glciclK Sal/ton, der gleiche Tonfall wünU noi: h immer fehlen. Noch immer wird dann die südöstlichen Deutschen jener (ihren slavi'^rhen Nach- barn eigene) gehoben dahinschwebende Ton der Rede kenn/eichaen, wie die Rheinländer jene natürliche Feinheit und bequeme Weichheit oder die Norddeutschen die wuchtige und schneidige Scliärfe. Freuen wir uns also auch hier einer gewissen Mannig- faltigkeit!- Ks wäre wohl noch (hirauf atifmerksam zu machen, dals die sog. nnindartlichen Anklänge der Sprache oft einen ganz be^.onderen Reiz, ja eine eigenartige Schüidieit verleihen.

Neben d< !n geschriebenen wird es ein gespnH'hencs Gemein- deutsch (im slrengen Sinne) hoffentlich nie geben.

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R. Dietrich.

2.

Adolf Pliilippi erörtert in den Prcufs. Jahrb. ( i .Si)6, III) das Wesen des Wiinderbareti in der roesic. I*'r stüt/l sicli dabei auf Tor(|ualo Tnsso. der sich (in seinen i s<"^7 ers« liieiic-nLn l>i^kui->Ln ül)er die Diclitkunsl nnd das iuioisclie r>cdiclil) tol^t lulci nialsen zur Saclie i^c;kui.->crl: Da> \\ undcriiare soll glaublich sein; um es glaublich erscheinen 7A\ lassen, darf der Dichter sich von der geschichtlichen Wahrheit im grofscn nicht entfernen; aber in einzelnen Dinj^en soll er äiideni und erfinden. Tasso selbst, meint riiili])pi. hat diese iMirdernns in seinem Jernsakm Icr Hau])tsache n u h nicht erfüllt; er k iniih nicht, weil er mitten im italienischen Klassi/isnnis slanti und aut (iieseni lioden das echte, «.glaubliche Wunderbare nicht gedeiht. Da- gegen, wenigstens zum Teü, aut dem IJudcu der deutschen Romantik. Als das Schönste in dieser Art bezeichnet Ph. die Laurenburger Kls von Brentano. Wenn man diese ent/.ückendc Geschichte liest, so drängt ihr traulicher Ton jeden Zweifel, ( b denn so etwa iiuch wirklich sich zugetragen haben konnte, ici.se zurück. Die Wirkung beruht aber, wenn man dem etwas weiter nachdenken will, auf dem Skizzenhaften. Die Chronica i\v< fahrenden S( liiiK i ^ von Hrentano ist ja überhau]>t nicht vollendet, und i-i aucli die Laureid)nrgerin darin nur !nit leichten Suichen angelegt. Wie aber in der ia/aiilmig wiik- licher Vorgänge das grdfstmogliclie Detail den überzeugenden ICindruck des W^irklichen gibt, so ist umgekehrt auf dem Gebiet des Wunderbaren gerade die Andeutung der Täuschung günstig. -- }{ine vSpielart des Wunderbaren (nicht mehr das echte ) ist dem künstlichen Märchen eigen, z. 1>. der neuen Mi Inline im Wilhelm Meister. Ivs f i bört zu der grolNtn < >attung, tiir die die Griechen .len treilcutlen Ausdruck des ^.tJpluslischen hatten, und es kommt etwa auf das.selbe hinaus, was Schiller in der l)ekannten Abhandlung unter sentimentalischer Dichtung versteht. Der Frag« nach dem Glaublichen stehen wir hier anders gegen- über, als bei der naiven Dichtung. Wir lassen uns täuschen, aber nicht bis zum völligen lernst. Die dem wi klichen Leben entnonnnenen Züge müssen überzeugend .sein. Wo das Wunder- bare anfängt, tritt an die Stelle fk s treuherzigen, volkstündichen Tones eine leicht ironische Temperatur, die sich aber nicht vt)r- drängeii darf. lune dritte l'orm des Wunderbaren ver-

anschaulicht Popes Lockenraub. J'.s i.st Romantik, aber ohne ihre Naivetät. Wir glauben das nicht ernstlich, wollen es auch nicht; aber wir finden es doch nicht so albern, wie wenn uns manchmal Schwulst für Ivmst geboten wird. Ls liegt ein Reix darin und immer noch eine gewisse X.itürlichkeit. so etwa, wie sie das kococo hiiltt. l*o])es Lnckciuaub ist \iellei<.ht das glänzeutlste ICr/eugnis ditscr (ialluiig. (iiei uns iiabcn selbst

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Tx-ssiiii; utid I.iclitf nl < an solchen Spidcrcien Gefallen j^e- fntulen.) ländlich dds nunlerne nierveilleux , cin<;efnlirt von Rousseau. Dieser erkl.ärte einst Hunie gci;enül3er: man inufs, um (las Interesse der I^ute zu erregen, das Wunderbare irgend woher holen. Die alte Mythologie hat keine Wirkung mehr; <lie roniaiitischc mit ihren Feen, Riesen und Zwergen hat sich ebenfalls er>chöpft. l\s bleibt für den »Schriftsteller nnr übrig (las \Vnn(ler))are im Leben, in den Sitten und Charakteren, in (Un Znsländen der rksellschaft und in den lvrei<;nissen des Staates anf/usuchen und, dürfen wir vielieieht hinzusetzen, nötigenfalls /.u erfinden. Das also ist das Geheimnis von Koussean's Schreibart, das auch noch für unsere Zeit seine Be- deutung hat Denn jeder weifs, dafs ohne die Kunst des An- ordnens die l>esten Thatsaclun keinen Eindruck machen, und dafs andererseits eine i^esehickte Cirup])ierun}; über viele Schwächen des Stolfes hinwei^hilft. Der beste G^schiehtschreiber . sai^t Mac.anlay. sehr l)ezeichnend für ihn Ibst, wendet hie und da absichtlich etwas von der T bertreiiiung des Märchenerzählers an.

Einen zweiten Beitrag zur Vertiefung in die Dichtkunst, in etneOatttmg dichterischer Werke bietet die Gegenwart ( i S96, 18) Alfred Bieses Antwort auf die Frage: Wie entsteht das Lied' Zunächst: Was ist das Lied' Alles in Kinem z 'gleich: Duft und Gefühl uiul Gesang (null J. G. Fischer), Wenn, ntiti r welchen Bedingungen entsteht es? ICs muls dem Dichter aul di-n Xäuiln brenncTi meint Biese ; es nnifs iliTU /u schaffen niaelien in seinem iiniern; sein Herz mufs \»»n i.iner Empfindung voll .sein, und er mufs eine dichterische Kraft, eine individuelle Natur, eine Persönlichkeit sein voll seelischen T<el>ens, und er nmfs die künstlerische Kraft besitzen, was er lieobachtet und was in seinem Innern wallt und wogt, zu gestalten dann entsteht das echte Lied. Aber das Wie läfst ^ich nicht so be- stimmt und scharf fassen, ins Innere der Xatur, in das orgatiische Leben und Weben dringt nun eimnal ninmier des Men-^elun Geist, geschweige denn in jenes Geheimnis, wie die ICmpfiiulung Wort und Klang wird. Da mufs uns am Bilde, am farbigen Abglanz genügen ; aber man streift den Schmelz von dem zarten Schmetterling ab, wenn man ihn mit derl)er Paust packt, und so flattert auch die Psyche des IJedes von dannen, wenn man das duftige Wesen auf das rr<>krustesbett der siologie spantieu will. Solcher Bilder. Gleichnisse von Dichtern selbst führt ß. zwei schöne an. die ich hier wiedergebe:

Es drän^H sich aus der Ouelle

Ein Tropü n klar und helle;

!-"mi zweiter fols^i ihm nach.

j in drittel ja;^t den zweiten.

I nd wie sif weiter gldtcn.

Wird tnähtich draus ein mnntrer Bach.

iClaus Ciroth.i

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Dunkel iioch ehcii,

Kin Puiikt in dir h«;}(iniits zu wehen,

Schon ilnlni^ls und quillt

Und übcrsciiwillt,

Wird eignes lachen,

Wird Laut und Klang,

l'nd wif eilt Sc-ijfcn

KomniL Uirs cnt^vücn;

h'.ui I'rc-nides schier,

l'nil ist doch aus <1ir -

Schuu ^h du.s duchtc'üt, war.s Gesang.

fj. G. Fischcfh

Biese iiuichlc noch im cin/chien fvslslcllcn, wie den Dichtern die Lieder kommen: o1) ^anz plötzlich hervorquellend, oder oh lanK^ in der Brust als Ivrinnerunj^scliatx. Gehegtes langsam ans Licht tritt; ob mit der Kmpfindung auch zugleich die Form sich bildet oder spateres Nachdenken erst im ein/einen fi. illnnii zur Vollendung führt; ob sogleich im Affekt das Lied sich wie Erlösung losringt oder erst wenn <He Wtit^en sich gesänfli^t haben und er nieint, ni-m wlhU aut ilitse und ähnlijlie Kragen /.umei.-.l ilie Ant\vi>il cihalun: dafs baUl das eine, bnld das andere vorherrsche. Heinr. Seidel z. Ii. berichtet: Gedichlc entstelten auf alle Arten, leicht und schwer, langsam und hlitic- artig, allmählich und plötzlich. Wahrscheinlich lernt jeder wirkliche Toel zwischen spielendem, fafsl unbewufstem Schaffen und mühevollem Ringen mit dem Stoff alle Zwischenstufen kennen: ja selbst das ho verpönte Hinsetzen zum Dichten kann zuweilen zu ganz erträglichen Resultaten fulnvn.

Wie Biese die Arbeit des Lvrikers, su sucht Albert Dresdner die Arbeit des Dramatikers (\'on der Schauspielkunst, Kmistwart 1895^6, XI\') in ihrem Wesen zu erfas.sen. Mehr noch freilich beschäftigt sich diese Abhandlung mit der Aufgabe und Bedeutung des Schauspielers, mit dem Verhältnis zwischen diesem und dem Dichter und mit dem Nachweis, dafs die Schauspielkunst produktiv sei. X'ieles von dem, was er da vorträgt, fordert zu RandlKin« rkuni^cn und weiteren Auseinander- sel/nnt^en lieraus; oliiic wxiKres bei^linmicn aber wird mau Seiner Bemcikung über Jen >og. Regis.^eui ; Die Thäli,i;kt. it des Regisseurs müfste darin bestehen, dafs er sich das Stück, wie es sich auf der Bühne darstellen soll, von der Hauptrolle bis zu den letzten Einzelheiten der Ausstattung anschaulich vor* stellt und diese Anschauung dann verantwortlich, aber jedenfalls streng einheitlich, verwirklicht. Jir mnfste also im gröfsteii Sinne als ein Krziehcr wirken. Ivine Vergewaltigung der l*er- S(')nlichkeit des Schauspieler^ wäre bei diesem Wrfahren insofern nicht zu befürchten, a!-^ *\rv Kv-i^-^cur ja versiändiger Weise die Individualitäten der i )ai .->ullei n.ich Möglichkeit benutzen und verwerten wird. Eine gewisse Zimperlichkeit aber in der An-

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fassuiii; lies Scliauspickrs kniiiittii wir uns alicnliii.us al);;c\vöhiicu : in Frankreich wird län};st (kr tin/clnc Darslclkr ungk-ich rück- .siclit.slosLr in (kn Dienst (ks (»an/cn gestellt.

Die Ocsatiitheit der KüiiHte, die Kunst sdilecliüiiii tatst Ferd. Aveiiariiis ins Auge. ZuiiücliHt untersucht er die War- nungen vor l"jberscliätzung der Kunst (Kunstwart Xni). V.s ist wahr sa,i;t er , >;era(k- der höhere, geistigere Kunstj;ennl"s l»riiiL;t eine Ciefahr mit sich, (he /u all jenen Be- denken auch kunstfreundlicher Männer den eij^entliclun C. rund ;;e}^ehen hat. wenn .gleich man sich (ks>en nicht immer Ijewnlsl ward. Ich deute auf das Lehen in Scheini;efühkn, in IMiantasie vorslelhmgen und Phantasieenii>fiiidun;;en, (kiien das Sul>strat im wirklichen Lehen fehlt Wir können ein Kunstwerk sehr wohl mit voller Stärke gcniefsen, ohne dafs es uns fürs wirk« liehe Lehen im mindesten /.ur C.esinnnug seines Sch(*)i>fers be- kehrte. Wir sind dann wie in der Hypnose, .solange wir unter seiner Wirkung; stehen, und repru(hi/ieren. wieder ästlietisch h\ pnotisirl, leic!u <k-n Znstand der früheren H^ ]>n()Se; aher unser wahres kel)en k.mii weiter };ehen, ohne 1 x. nu 1 kürli davon he- emflulst zu sein. In der WrinitlUiii^ des Cienu.sses wni Kunstwerken liegt jedoch gar nicht die höchste Bcdcutunji; der richtigen ästhetischen Ivrzichung, mag jener Genufs auch 'au den höchsten Gütern des Lebens zählen. Sondern darin, dafs .sie uns unsere Krdenhcimat mit dem, was auf ihr in Kr.rpern oder isL-ekn i>t und war, mit verfeinerten Sinnen und j^eläulerteni lünpfinden zu iKtrncliten lehrt, ^odafs wir schier ununte rbrochen in edlem v'^inne j;enieisen. OlU! su ästhetisch ( '»elnl^K li. n wird jedes Stückchen Wiese und iiimuiel. aher auch jeties Men^chen- angesichl zum Bild, tkr plätschernde Bach und der rauschentle Wald singet! ihm Melodien, die kein anderer hört, und Komödien tuid Tragödien spielt das Leben um ihn, wo andere kaum Glück oder Unglück - lien: reicher und gehobener ist sein jj^anzes Sein. Üer umuiterbrochene Zn^ immenhang mit der Wirklichkeit hat in ihm das vSpielerische ckr nur ästhetischen Hildunj^: aufgel()St und si inem ICmpfinden das Mark j;e>;el>en indem er die Schein- gefühle ergänzte oder iti Kealgefühle um>el/.le. Wie sollte solch ein Mcu.scli im Leben minder tüchtig stehen? Ihn führt ja die Kunst, die den nur künstlerisch Gebildeten vom Leben ab- zieht, erst recht in die Tiefen des wirklichen Lebens hinein. Wir glauben nicht, dafs eine ä.sthetische Krziehtmg überschätzt werden kann, wenn sie in .solcher Weise geschieht. Wollen wir ganze Menschen bilden, brauchen wir die ästhetische Mr/iehuug nicht tnehr und nicht weniger, brauchen wir sie genau ebenso n«Jtwendig , wie ihre I\rgänzungen . die ICrzieh- ung des Denken.s, der Sittlichkeit, .sowie der körperlichen Tüchtigkeit.

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ß. Dietrich.

II. HüclH'i'-Anzci;?*'».

ZlH' ilrttclit u inj : i'ti i i/, r ///.v mlii'^hnii ii l\iiinni \ nu<l <ii i

i^fhalleu sau. Auf rhisr/ur I}nHf^iiii'^t n . /\i:^fhtthxr, Vrtrth' uri'tint f//> .\hbaniihaii;en< öder -^Kleiwii Milteiiunjien* iwck htsonilen aufmcrksmn

Karl .1 «Mit seil : (tcscliichtsphilosophisclie GLclunken. I'in I.citfadc« (litrcli ilie \Vi(krsi>rüche (Ks 1.1-lx.ns. Lfip/iiT. I'r. W. (rninow iSip. Kl S'». VI u. .|<.S S. - i'rtMv i^t h. 4.50 M. V.'ww Satinniuiij^' \(>n Anfsät/tii . welche iirsprniiivlii'l' <lvn (licn/.hoUn erschienen sind. Zuerst saj^l Verf. in seinem Vor- wort — werden die (iesichtspunkte cniiiltelt von denen ans die irdischen Verändeninjj^en tax beurteilen sind, dann die gefundenen (»ntndsätze auf eini$;e historisclie Krschctnunjren anjErewandt; zulet/.t wendet sich die Hetrachtnnj^ wieder alljicnieinen (ie.ijenständen v.w. aber nnt Rücksicht auf die C.ejrenwarl und schliefst nnt einem lilick auf die Zukunft, l^tr rlii L^esrhichtliche r^eispielsaniinlunjj, \vi<- ninn deti mittleren Teil nennen kf"nu1f wurdcTi snnders S(dclu Steife ansj^ewälilt. die. wie einijje f!' >ri ntiniselie l,|»isi>den. wt.-nijr bekannt oder, wie die Reformation, zwar allgemein bekannt, aber (iei;eu.stand heftij^en Streites sind. Von den Betrachtuni^en der ersten und dritten (imppe seien anf^effihrt: Gott der Weltzweck Glöckselig:- keit und \'ollkoninienheit vom vermeintlichen Fortschritt Zweck aller \'erän<leruni^en und wahrer Beijriff des l'ortschrills - das \"er- hältnis der Sittlichkeit zu Christentum. Staat und Kirche lM\ i'i< it iWv nächsten .\ufi!;ibi, ?i der christlirheTi \V«.lt. Dem iJuche niulsle ei '( lUlicli eiiu- Artikeheihe ^^rewidiiKl Werden. Am Sclilulse dann wäre das Wesen des cijjcnarti^en Mannes, der es ^geschrieben, mit scharfen .Strichen zu zeichnen. Denn ein eig^enartij^cr Mann, noch mehr: ein bedeutender Mann ist Karl Jentsch. Auch äufserlich zeichnet sich das Buch aus vor andern : durch Handlichkeit, feines Papier, /.war kleinen, aber deutlichen Druck, einfachen und doch .sehr ansprechenden Hinband, der sicli \on dem l)ekannten schabhinen- haften ele<];^antenv vorteilliaft unterscheidet, lu jeder iieziehung ein '»illij^es !?uch.

Wilh, Miini'h : Anmerkungen zum Text des Lebens. Hcriin, K. (lärtncr 1X95. S". XII u. 200 S. Treis geb. ^.fx) M. Durch reiche, vornehme Ausstattung mm Geschenkwerk be- stinmit. luhaltHch ein Scitenstück /.u Auerbachs Tausend Gedanken des Collaborators. Münch hat .seine 2.S0 Anmerkungen . die den sinnigen Hm V irhler bekunden, in drei Abteilungen gebracht, die er üiieiselirieben : Xattn r-nd Seelenleben K'tdttir, ( iesellschaft Stände uiul \'<>lker Allerlei .Metischlithes. Im übrigen genügt um da^ Ruch zu empfehlen, die Wiedergribi- der anmutigen .\ul.ici iitigen zum Titel ; Anmerkungen .setzen einen Text vorau.s, der gehaltvidl ist und nicht immer ganz leicht verständlich. Und dazu einen Ver-

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fasscr, tler den Text wdHI durchclaclit hat. Sie können aufdringlich stin, «ivsc'huät/iir. matt und \erstiniint'nd. und tlie Zahl der I.escr Kro's. wcIcIk- ihr lautes IJuch liclur mit ciifcncT!! Sinn kscn WDilcn . . . Wo man ilio Anmerkungen als tinv Sarnmluu;; iiii sich darbietet, ist jeder um so freier, sich um sie zu kümmern oder nicht. . . .

Olli» kaii's: Poesie und Moral im Wortschatz, mit besonderer lierüek-

sichtigun«; der deutschen und englischen Sprache. IvsKen« G. I>.

Ilndekcr 1882. 8^ 199 S. Preis geh. 240 M.

\*erf. will darlegen, welch reiche Belehrung, welch gesunde Kr- bauung und Hcntcnserhebung jedem /u Teil wtnl, der sich in die reichen Sch;it/e unserer lebenskr;ifti;^en ]Muttersi>rachc verlieft und das AnfkeinieJi, das ]'",miM)r\vachsen unserer seelenvollen Wort.uebilde bei m'^'ht. l",r will «lie l 'ber/.eu;;un«! wecken und verbreiten, dals das W Ort eine dicliterische und .sittliciie I.ebensmacht ist. la* niochle durch .seine Schrift alle, die in ihrem Berufe das Wort als Ilaujit- organ ihres Wirkens zu betrachten haben, einladen, den (schalt des sprachlichen Ausdrucks zu prüfen, das unter der Hülle deutscher Worte verl>orgen liegende (lold zu beachten und zur Krhöhung der Über/.cu:.i^onden. i)ackenden Kraft ihrer Rede zu verwerten, l'nd das reichhaltii^e Büchlein i.st in der That vortrefflich y^eeiiinet. das zu leisten, was es lei.sten st>ll. baue äuisersl ij-eschickte. freilieh manch- mal (.twas kühne Ausbeute des Wortschatzes für dn'^ \*erslän<lnis der l\jesie und lilhik . IJesondcrs hervorheben luöclite ich tlie Ab- schnitte: Seele, Geist und ihre Wortsippen -- Poetische Wirkung des Begriffswandels die poetische Wiederbelebung des Wuntclbewufst- seins die englische Schwestersprache und ihr germanisches Herz - P.edenlunj^ dcs Wortt s für die sittliche Ibblung - Iläfsliche Worte för häfsliclK Din.ue. und die moralische Schönfärberei >f()ralisch herunter- gekommene Worte. Auch ist nocli auf die 71 wissenschaftliclu ti .\n- merkuni^en als auf einen w esentlichen Vorzu}^ der S( lirift zu vet weisen. Ju.stus Perthes Paul Luughuuü : .Staatsbür-^eralla.s. ( lotha. J.

Perthes 1896. kl. S* Preis geb. M. 2,-.

Kin Taschcnatlas in .sauberem Leineneinband. Hr bietet 24 Karten- blätter und 32 Seiten klein und eng gedruckte Degleitworte zur\'er- fassung tind Verw altung des Deutschen Reiches und der Hundes.staaten.

Wo es d.is Cebot der rbersichtlichkeit erforderte, ist eine I);irstellun;4 auf drei Platter verteilt worden : überdies werden die Ilaujjtkarteu durch Nebenkärlchen erläv.tert. Inhalt der 2.^ Plälter: 1. \'olksstämme und deulscii*. Mundaiten ■>. Kelii^. Ikkenntnisse. 3. \. (iliederun«; der evauj^. und röui.-kalli. Kirche. 5 .s. J>ie Reichsta;;swahlkreise nach der Farbe ihrer Vertreter. 9- 11. Justizverwaltung. 12. Privatrechts- systeme. 15. Invaliditäts- und Altersversicherung. r4, Handels- und Vcrkchrsanstalten. 15—17. SCoHe und indirekte Steuern, 18—23. ^''h- tari.sche Verhältnisse. 21. Deutsche vSchulzj^ebiete. Mit grufslem Interesse werden W(»hl Hlalt 5 bctiachtct : PI. S läist die /aisamnu 11 Setzung de,s Keich.stagcs von 1S95 mit derjenigen von iS;i verf^leichen

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lt. Otelrlrh.

und zeigt die Verhivituntr dt r Soziahlcniokratic uacli (kii Wahlen von fSo.v Tloffonllich f(»l«il liald die I!ri^ün/nnif /um StaatsbürKcr- atlas; ein Alias der dc ntsrh'-Ti \' ol k s \vi i l Ii ,i f t.

III. Kleine Mittrüiin^oii.

rnscre Ia-.slt erinnern sich tkr Zcilinii^snachrichten ühor <lic Clclschcrlawine an der Allels fii. vSepl. v. J.). Der hcdeutcndste <"ie()lo(,r (it-i- Sehwei/.. Trof. A. Heim in Zürich, hat nun kür/.lioh eine wissenschaftliche Darslellung jenes ICreignisscs verötfcntlicht. auf die sich «lie folgenden Angaben ^)nden. Vom Kandertlinte ans sle^t iWv Allels /.iemlioh .uleiohmäfsi^ bis y''>;\\ m an. Der (iipfel \erlänH in eine dreieckige Spit/.c, welche blendender Hochfirn umkleidet, der nach nnten in einen kleinen Hängegletscher übergeht. Auf steiler, g^latter l nterl um iuIiliuI. reicht dieser /iendich weit in ein kleines n«>(')iirilchen hinab. Hochfirn, birneis im l ( lletschcreis fol.i;en da rasch aufeinander. Nur etwa ^(jo in unter der Spit/.e löste sich liei einer Mächtigkeit \ on 45 ni in j^^rofReni bof^cn form igen Hrnche das untere Stück des (iletschers ab. um Ihalwärts zu stürzen. Im Thale tniten verbreitete sich die Lawine strouuutig über ein weites tiebiet und bedeckte eine Fläche von i qkni durchschnittlich 5 m hoch mit den Trümmern des (iletschers. Die der Masse iinit wolineiide Kraft liels es nichl zur .Xnflürmung ei>us Kegels kommen; alles stob ausein- amler. Die HiUfte der Masse war eigentliches lusmehl. Ki.ssta\d> und darin lagen eingeliettel abgerundete liisslücke, selten kopfgrofs. im Sturze bearbeitet und dem gr«>l»en (lerölle eines I'lnfsbettes ähnlich. Da die Lawine nicht wie ein THug arbeitete, tlen Boden nicht aufrils. nicht einmal den Rasen beschädigte, sondern nur darAber hinglitt, war auch dci St' ingehalt der Trümmerniass« aufsert»rdentlich gering. Kr machte kau«« niehr als aus. Wie Wasserwogen an steilen Kästen in heftip^er Brandung sich auftürmen und ^^nrückprallen. so schlug dieser Kisstroni an der gegenüberliegenden Thal wand hoch auf nn<l warf eine 1* i. lit i i kc iinhfire nraudung'^v. t lle zuri'u ls \och lange waren ilie Spui eil liii^ iA uu an den b'elswanden, M tu IcLslüi keU älndicli. zu i rkcnnen. An das schwer gangbare (»ebiet der massen- haft utnl geschlossen aufgeschichteten Ablagerungen schlufs sich ein zweites, ungefähr gleich au.sgedehntes (lebiet an, das Heim als Spril/.- zone bczcicnnet, weil Hunderte von kleineren Kis.stnckcn rcgcll<»s um- herlagen, als ob sie hingesprilzt worden wären. Auf dem gisamlen (iebiete {2 (|kmi haben sich miiulestens 5 Millionen Kubikmeter Hin untl l"isst:iul) abgelagert. Zur Rück befördern ng an ihren t'rspnnigs- ort niüfsten nicht weniger als kxk» Pferdekräfte 3 Jahre laug in Thätig- keit sein. Die Abschnielzung dürfte ? j.dire dauern. l i s.u Ik <!i < Sturzes: Der (ilcUseher lag, wie bemerkt, in einer Meereslndie \<»n mehr als 3000 ni auf sehr steiler Unterlage. Nur dadurch, <lafs er mit der rnterseite niu 1\ Is-i st^ in ;iiigefrori n war. koujite er sich halten. Kr bewegte sieh unter normalen \ erhältnissen nicht, und t>s hat auch sein l'dsbett keine Spuren von (»Ictschcrachliff. TMe Sommennonate der Jahre iSc); und 95 waren nun Sehr warm. Die Hotlentempi-ratur stieg bedeutend: die Linie, unter welcher sie o" beträgt, rückti an den (iebirgen weiter hinauf, und auch die l'elsen der Alttls wuuU u soweit erwärmt, dafs der Oletschei auf seiner Unterlage zu tauen be- gann, den Zusannni: tihang mit dem b'elsen \erlor, sich losvif'- und auf der schiefen Ivbenc in die Tiele fahren mufste. Der lilelseher wird nun wieder nachwachsen, und kommen wieder gleiche Verhall- nisse, so wird sich eben das rngh"ick wiederholen. \'orbeugungsmittel dürtte CS kaum gebe n. Man winl sich d.irauf beschränken müssen, den C.letscher zu bea?)^.^iU n, um die Alpe zu verla.ssen, wenn (.»e- fahr im Anzug ist.

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Wissenschaftliche Beilage

Xl'. 2, HesoiKt von Und. I>irfrlrh in Kandcrn. Au^HSt 1896.

[Seite 9.

I. Abliaudluugeu.

I.

In einer Bcsprcclninp^. die Adolf Bartels den Ästhetischen Zcitfrai^en des Leipzii^er Professors Johs. \'()lkc!t gewidmet (Knnstwart i Sijs 6, XI\' X\'I). finden wir bLarlilciiswerte Änfse- tungcn über Kunst, künstlerische Thätigkeit, Kunst- sinn, Ästhetik der Kunst Die Kunst bemerkt Bartels ist genau so ernst zu nehmen wie ihre Schwester, die Wissen- schaft, oder, weim man will, die Philosophie, genau so ernst, wie das wirkliche Treben, in dem man sich bethätigt Mag sie immerhin in lichtere Regionen führen sie mufs ans dem Lfh^'ii liermiswachsen wie der Baum aus der Krde; nichts Menschliches darf ihr fremd sein . . . Die künstlerische Thätig- keit entspringt aus der Region der Triebe, ist mit dem wissen- schaftlichen, dem analytischen, dem sie sich als der synthetische gegenfiherstellt, der höchste Trieb der Menschheit, bleibt daher zu einem grofsen Teile unbewuCst und kann schon aus diesem Grunde nicht mit dem Mafsstaltc (kr Moral .i^cnicsscn werden. Der wahre Künstler schafft Werte, nicht nach Werten, und wir, die wir sein Werk bcTirteilen. können ja iinnierhin unsere Zwivk- nn<l W«.r'J)Ci;riite anlegen, dürfen uns aber doch nicht einbiUU ii. dals sIl dem iniurn Mnfs des Künstlers gegenüber irgend etwas bedeiilcn. . . Der Sinn für das Spezifische in der Kunst ist sehr selten; man kann ruhig l)ehaupten, ebenso selten wie die echte künstlerische Begabung selbst Ich habe Ursache zu glauben, dafs es den Künstler voll befriedigt, weini er auf seinem Lebens- wege nur einen ein/igen Menschen trifft, der sein Werk voll nnd rein in sich anf/unehmen im Stande ist. Ivinen solchen Mc-n.^chcn fand /.. B. Schiller in Körner. Die grofse Masse pfl(*i4 das in (kr Kunst allerdings auch \ nrliaTidene, aber hier nii ht iiir^ Gewicht fallende \'erstandesmomcnl herauszuklanbeii und ilas Cbrige höchstens mit in den Kauf zu nehmen; sie kommt über das Allgemeine, darum aber auch Unwesentliche selten hinaus und dringt nie zum Besondem und Wesentlichen vor. Ks ge- hören leider auch die meisten Ästhetiker und Kunstrichter zu dieser grofsen Masse. Nur der mit dem Sinn für das Spezifische in (\vv Kunst .Xnsgtrüstcle hat im (irunde in Sachen der Kunst mitzureden; er aUcin wird nicht in Gefahr Jcouimeu, das Bild

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lO

.K. Dietrich.

mit dem Ralinien. die Zeichiniiii,' mit «kiu Kolorit 7u venvechscln. die (iicnzcii der Foriüeti für Scliwitchcii tlv^ Kün^llers y\\ hrdteti, stall der ästlielischcii iiiurrilischt* und aiKU. re ( ".e->H liN]unikK- untt-r/u. sein eben, und was dergleichen laglicli geiuachle i'chlcr mehr sind. Auch die grofste Bildung, das reinste Wollen bieten für den Mangel des ästhetischen Sinnes keinen Krsatz: ja sie sind, wo dieser Sinn nicht vorhanden ist, oft nur um so gefähr- licher, weil sie zur Aufstellung jener angeblich ästhetischen Doj^nicTi und Normen fuhren, denen das einzelne Kunstwerk dann auf Gnade und Unj>nade aus)<eliefert i^t und denen es selten, ohne ver>^ewaltij;»:t zu werden, entkonnnt. . . Für mich ist die Ästhetik der Kunst uetlei eine l)loir> besclnvilKiule Wissenschaft, noch eine Wissenschaft der Werte und Ideale: sie ist mir eher Entwicklungsgeschichte, Geschichte der Kntwick- lung der künstlerischen Können auf Grund sorgfältiger Ver- gleichung der vorhandenen Werke; Geschichte der Entstehung des einzelnen Kunstwerkes auf Grund gleichfalls \( rl; indener Dokumente und sorgfälticrcr l'ntersnchnng der itnieren Struktur. Auch auf dem Wege einer ^rslclien AsUietik i.lie sicli zur I.illeraturgeschiclite verhielle wie etwa die \\"i>.>enM hatl der Politik zur Geschiehte) gelangte man zu bestinnnten Xornien inid Werten, aber zu gleichsam historischen und empirischen, die auf die I^stungen der Gegenwart nur mit einer bestiinntten Vorsicht anzuwenden wären, doch aber stets als Analogien dienen könnten, da doch auch auf künstlerischem Gebiete die zusammenhängende Entwicklung vorhanden ist.

2.

Ist es nun auch lun den Kunstsinn m un.serm \"olke nocli Obel bestellt, so kann doch kein Zweifel darüber sein, dafs die Antwort auf die Frage, welche Bildungsaufgabe beute in Deutsch- land am dringlichsten zur Losung auffordert, lauten müsse: die

la/iehung zur Sittlichkeit, oder schärfer zur Rechtschaffenheit, Gewissenhaftigkeit. Lassen wir hier dem tapferen Herausgeber der Kthischen Kultur (is.)fi, fS), l'r. \V. Förster (Sohn des in unserm Jnni-Hericlil (ienannten) dn^ Wort- Seit einiger Zeit ertönt in einer Rohe natif)nal gesinuLer Ta).;e.>/eitungen und Zeitschriften der Ruf nach einer deutschen W e 1 tpo 1 i ti k. Die- selbe soll keineswegs eine völkerverbindende Kulturpolitik mit grofsen weltwirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern eine rück- sichl.slose Gewaltpolitik zur Gewinnung iner weltgebictendcn Machtstellung im grofsen Nahrungskampfe der \'ölker werden. Die Kunil-elnnigen der neuen deutschen Weltpoliltker sind trfüllt von einer so überlegenen X'erachtung der humanen Ideale, ihre machtlüsternen lu'obernngsgedanken zeigen eine \ er blendete Unterschützung der realen Bedeutung elhiseher Kultur

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II

im n:istin-.k;Mnj»rv unv'.rrr r^.nUuiiu:. dafs es Zeit wird, ihnen ciiini;il -rütidlich lieiin/ulnKhtt n. l'örslcr tlmt das und schliefst: Alki l-drlschritt des ZusanniR iiw irkeiis der Meii'^cheiikräfte in iler modernen KuUuraii>eil hän^l ab von dem Sie^e der sozialen MeiiHclieunatur üIkt die Kaubtierinstinkte; die Huiuauität ist die Lebensluft der Weltwirtschaft, und die einzig wahre Wcltpolitik ist ethische Kultur.

nie iietieu deutschen Weltpolitiker sind aber anch schneidige Sozialpulitiker. von jener Art, die n. a. anf eine P«. schränkuni^ des \' e re i n s r ec Ii ts ansi^elil. In den Wrliandlinii^en über diese Orlüste ist tlas \\ nrllend)er]ni seile Rei lit der W rsanunlun^en nnil \ ereine als das liberalste in Deutschland lie/eichnel worden. Dafs es den Ruf nicht verdient, dafs es vielmehr den vor- sichtigsten Gesetzgebungen an die Seite gestellt werden kann, weist I/udw. Jolly in Schniollers Jahrbuch ( 1 896, II) nach. Das heifst: das j;eschri ebene Keolit verdient jenen Ruf nicht; die Praxis aber ist thatsächlich so liberal als möglich. Woher nun dieser Gegensatz zwischen der Gröfse der Vollmachten der Behörden und der Zurücklialtung in ihrem Gebrauch ? Die Aniu(»rl venlient alle Ueaeldung. Der tiefste Gnind der besteheuilen Praxis liegt (nach Jolly) dtu-iu, dafs mit den sozialen und politischen Verhältnissen des Landes Beschränkungen der Vereins- und Versammlungsfreiheit unvereinbar sind. Die poli- tische Macht ist nämlich in Württera1)erg mehr als im übrigen IVnlschland auf die Massen übergegangen, und die bestehenden Zustände sind namentlich von den preufsischen sehr verschieden. Das Laiiil liesitzt <cit Jahrhunderten einen m.ächligen Landlag; seine \ eriussung winde schon von dem englischen Staatsmann I''ox 11749 iSü6) der englischen an die vSeite gestellt Hs wird die Volksvertretung durch allgemeine direkte Wahlen gebildet, wenn auch mit einem Zusatz von privilegierten Mitgliedern, und die Autorität der Krone ist erheblich geringer als in Preufsen. Sodann hat der Adel in Württemberg jede Bedeutting verloren» indem er weder Reichtum noch andere Hebel politischer Macht besitzt. Wrdirend im preufsisclien Heer fast alle höheren Stellen \m l'rsit/ des Adels sind und in der Wrwaltnng die Minister, über- und Regierungspräsi(ienlen. im Gslen auch die Landräte und Amtsvorsleher überwiegend .Vdelige sind, spielt der Adel im württembergischen Heer eine bescheidene und in der Ver- waltung gar keine Rolle.*) Die Mehrzahl der Verwaltungs- beamten entstammt nicht einmal dem höheren Bürgerstand,

'1 Im Heere wir<l er infolge der preufsischen lunwirknn'^^ \ ie1 leicht wiLiU-r etwas stärker berücksichtigt, bezüglich der Adeligen in di r W rwaltnng bemerkt jolly : Die im Staatshandbuch auffallende Ilätifiukeit der Adelspradtkate beniht auf einem den persönlichen Allel Verleihenden Orden.

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R. Pietricb.

sondern ist in rcclu 1 ic^cheideiicn Verliältni-vi^ n aiifi^cwacliSL ii. Die ( )! K rauilnKumcr ^iil(l infolgedessen nichl selten weniger \ et lictci des Königs den Hürgern gegenüber, als Anwälte ihrer Bezirksangehörigen bei der Regierung. Endlich sorgt für die Demokratisierung auch noch die Zersplitterung des Gnuidhesitzes, die es dahin gebracht hat, dafs die lianern vielfach /.ngkicli landwirtschaftliche oder indnstrielle Taglöhner sind. Datlurch gewinnen die Interessen und Ideen der Arbeiter in die Land gemeinden Kin^an^^, während andererseits die Beteiligung <ler Arbeiter rxm Besitz ein Schutz liegen ihren W'rfall an die Sozial deniokralie ist, die in Württendierg noch keinen vSii/. im Keiclis- lag zu erlangen vermochte. - - Die herrschende liberale Praxis beruht also auf Thatsachen, welche ihre Dauer sichem. Während das Recht den Behörden fast jede Beschränkung der Vereine und Versannnlnngen gestattet, bestehen zugleich \'erhaltnissc, welche dem debrar.ch diesc>^ Rechtes ztnn Resten der olKrni und zum Naditeil der untern Klassen entgeijen<tehen, und diese Ver- hältnisse sind s(v mächtig wie Reehtssät/e.

Was nun in Württemberg die Macht dci X'erhältnisse durchgesetzt, fordern heute die Gegenfüfsler der früher erwähnten Politiker als eigentliches «Recht« . Unter verschiedenen Gesichts- punkten. J. Jastrow bezeichnete kürzlich das freie Vereinsrecht als notwendige Hedingnng des deutschen A rbe i 1 e r ^ c b u t / es. Die deutsche Arbeiterschutzgesetzgebung schrieb er (Soziale Praxis iSo-'f^. r j ist im Hegriff, sieh in Kleini'-;kciten zu ver/ellehi. ]•.> steht zu lietürchten. dals darüber die bedeutendsten Forderungen des Arbeiterschutzes vergessen werden, und zwar diejenigen, welche allein im Stande sind, ihn dauernd lebens- fähig zu erhalten : kräftige Gewerbeinspektion und freies Vereins- reclit Was die Umwandlung der bestehenden Gewerbeinspektion betrifft, so wäre (nach Jastrow^ zu verlangen: Schaffung einer Zentralinstanz für das l)ein<r!ie Reich: Ausstattung der In- spektoren mit einer T'iiabhängigkeit wekhe Bürgschaft dafür bietet, dafs sie die Wahrheit nichl üur --ehen. sondern auch aus- zusprechen wagen: gäii/lielie Befreiung voji der Kesselrevision und dementsprechend Rekrutierung aus anderen Kreisen als blofs aus denen kesselrevisiousberechtigter Ingenieure; Hinzuziehung von Ärzten, von Arbeitervertretem ; Emennillig weiblicher In- spektoren neben den männlichen: Ausdehnung der Inspektion nichl blofs auf Handwerk und Hausindu-^li ie, >tMuKrn auch auf den Handel und da^ X'ifi-Htc-fanffere jedes Arbeiu rschutzes, auf die I,nnd\virt^rhnft. lirMt/en wir ein < »ewerbeinspektoral, d:!s aus sozial] lolitisch gei>iidelen Persönlichkeiten besteht, das belügt ist, seine P.crichte ohne ministerielle Zensur durch den Druck ZU veröffcnilichen, das pekuniär so gestellt ist, um üble Polgen der Wahrheitsliebe nicht fürchten zu mfissen, das infolgedessen

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Ifimteatchsftliche Beilage.

auch t>ei allen Kreisen der Bevalkentng Ansehen j^enicfst: dann wird die wahrheitsgeniälse Schilderun); gesiindheitä.schädHcher Fabriken oder unsauberer Werkstätten den ^sitzer viel mehr an den Pranger stellen, alsen heute der Slrafrichter zu thim - iiiaj;. Xchcii der Gewerbeitispektioii soll, wie erwähnt, als /weitts f>r(;n:i (\v< Arl)eiterschut/t< (Kr Scl1>^t'^cluitz der Arbeiter stehen. J.i--tr«i\v denkt sich Arheilerkoniniissionen. Diese kf'nniten hei hesoiuicuer Leitung und regeliuäfsi);eni Austau.seh \ on Ivr- fahrungeu sehr viel zur Verbesserung der \'erhrdtuissc beitragen. Aber jedes derartige Vorgehen wird durch die heutige Vereius- gesetzgehung erschwert und durch die Juristerei, welche dem Begriff des politischen Vereins, dem Verlx)tdcr Wrrufserklarung, dtMu Oroben-Unfugs-Paragraphen usw. eine weitere Ausdehnung giebt. teilweise uninni!,Hch macht. Ja den landwirtschaftlichen Arbeitern ist in weilen He/.irkeii das Koalitionsrecht im wesent- lichen genotinnen. Dem gegenüber bestehen die T'nk i urhiiu r- verbände ohne alle diese Hindernisse.' Wenn ilie Arlieilervereiue zur Verbesserung der Arbeitsl)ediuguugen der polizeilichen Kon- trolle unterliegen, während ein Uiiteniehmerverein zur Erhöhung der Kohlenpreise sich als Aktiengesellschaft einrichtet und vor jedem j>oli/.ei liehen Kingriff gesichert ist, so ist dies eine Un- gleichheit, die auf die Dauer nicht geduldet werden kann.

II. Btteher-Anseficeii.

Zur IffHchf UHy : Ini t/n Jua/^r lAs , < itii^^liait n Rtinuhs uiikI Jcr Menj*f 7t*ir/ittf;er MVr^<: mfisiteu die Anweisen xrfhst so knaf^f* ivic möf^lii'h SfhaUfii sn'tt. Eri;änzutt};en kiinnen dann und u*ann in den ">Ahknttdluii^fu odfr ^Ktfineu Mitteiinnf^m« IHatz finden.

Adolf Kxner: Über politische Bitdung. 3. Ausg. Lcipxig, Duncker u.

Humblot iS()2. S". VII u. 35 S. - Treis .«rch. i M.

Knnnnerlich und /.urückgebliebon i.st der (Vei-'^t unseres Jahr- hunih rts iu Rezug auf ]io!ilisrhe HildnnL' Das XX. JahrluiTnlrrt wird ^^111 ]i. iliticlies j.dn hundeil wer ilnn gewachsen sein will,

l>e(iarf [»olilischer Bildung. Dicst gründet sich auf die mittelst .Hchärflen pulitischen Sinnes gewonnenen ICrkenntnis.se, bestellt .dier keineswegs in der Summe des Wissen sozialer Thatsachen (sei diese Sunune noch so grols), sondern in dem Hrgebnis ihrer geistigen Verarlteituiig. Historische Bildung ist Voraussetzung und bestes Stück der politischen. Doch erst aus freier und scharfer Beohach tnng der ('icgenwart jjewinnt man ein gewisses, vom polili>rh (".e- bihk'leu /u forderndes l'"eingefn!il. rlas vor fnlscljrii irt scliii iit'ichen .\nal<>.ijien bewahrt, deutlich unUi.st lu uU n U lu i /wischen abstcrlien- den Kesten der XOr/eit und fruchtbaren Kciuieii der Zukunft. Solches Feingefühl wird ergänzt durch Einsicht und IJegriff für politische Notwendigkeiten und deren (Gegenteil, politische Unmöglichkeiten. Dies die id. K. bedeutsamsten Sätze des Schtiftchens, das ursprting*

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Hch eitle Wiener rnivcrsiläts- Ki kloratsroU' war luid dcshall) wohl ts iititcrläist, Vorschlägü für die Praxis einer Hllgeuieinen politischen

\ u!ksl)il<lniip^ /.'.i inarluii.

Karl •lenlsrh : ( '.TuiidlH -titu ■.iinl ( nin<N;il/A- der \'f)lkswirt.scljaft. I.ti|)/.i};. I i. W. (irunow i.Sy5. kl. -S". \ u. 466 S. Tit-is jicb. 2.50 M.

Kiti neues Duch von K. Jentsch wird jeder, der seihst weder im Dienste einer Partei noch im Banne einer Schnle steht-, j^ern zur fland nehmen. Ist doch der Verfasser eine A'on den ebenso er-

fretiliclieii wie selttiu n I'!rscheinuny:eti »lerSelhstän<liiikeil inul <\.iua- heit. als welche er sich<leiin auch wieder in seiner \ <ilkswirlschafls lehre offenhart. - Pas Ihich ist in /wixn/Ä^ Kajjilel jjej^liedert. tkren letztes einige lAil>>U/,e briti^l. In diesen he/eichnet Jentsch als «lie /.unüch.st von unserni deulselien \ oike zu erstrebciulen Ideale j^esündere Verteilung der Devölkerun«,' über den Boden. Verniehnin^ der in der Urprcxluktion beschäftigten Bevölkerung im Verhältnis xu der industriellen, der produktiven im Verhältnis zur unproduktiven, und wofern m beidem der heimathliche Hoden nicht hinreichen sollte, r.cbietsen^'eiterrng; gesöndt rc \'( rnir)};ens un<I l'inkMinniens- verteilunj;^ ; ^jröfsere Hcwcjjnnjjsfreiheit der produktiv .Xrheitt i^K ti. als sie der nroderne Milit<är- und l*oli/eistarit gestattet und soJern diesen \ eihesserunjien der bestehende Keclils/.ii.sLaiul uu \Ve}^c steht, Reform des Kcchls, namentlich des Eigentumsrechtes. ICin abc- niäfsi^' jjeordnetes Namens- und Sachregister, das jede Kinzelheit leicht auffinden läfst, macht das ohnehin handliche Buch zum be- quemen Nachschlagewerke. Für die zweite Auflage, die l>ci der er- staunlichen fhlligkeit des Buches noch in diesem Jahre nöti.u werden di'jrfle, empfehlen wir Streichung oder rjuänderung des Sat/.cs an der S])it/e des II. Ka])itels iftt/t hat er die b'orni einer T>fi;riffs- iiklaniiiL:, er aber nicht i^ii und \'erl»e.s.Net ung des slotetulen Druckfehlers auf S. 4;>y (lo. Zeile, i. Wort). - Die Ausstattung ist ebenso vorzüglich wie bei den in der Juli-Nr. angezeigten 'Geschichts- philosophtschen Gedanken .

Statistischefi Jahrbneh der Schweiz; herausgeg. v. Stat. Bureau d.

lüdg. Depart. d, Innern. V. J.ilirg. 1S95. Zürich, Grell Füfsli 1896. Cr. S". XVIII u. .jO'S S. Preis geh. S Fr.

rnentbehrlicli fftr denjenigen, welcher \ olkskun<le, Volkswiit- schaft, Wrwalliuigs- und l'ntenichtswesen der vSchweiz stu«lieren, überhaupt ein richtiges Hihi von den mannigfaltigen N'erhällni.ssen des Landes sich verschaffen will. .Man sieht sich um.soniehr auf die Benutzung dieser statistischen Jahrbücher angewiesen, als ein um- fassendes« wissenschaftlich zuverlässiges Werk über die Schweiz in ihrem gegenwärtigen Zustande nicht vorhanden ist. Inhalt; Boden- fläche — Hex ölkerun j iii:d Bevölkerungsliewegung I.and A'irtschaft; Viehstand: lM)rstwirtschaft ; l'"isoli/iicht und Jagd Salinen - In- dustrie ~ \ erkehr und Verkehrsmittel Handel; Versicherung;

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Ranken; Preise - (Tcsunrllitits- und Annenwesen - l'nterriclit. Er- /itlmniv !'*in.'in/\vesen ( iefänf?^5iis\\ts«'n Militärwescn l'ulili.scht" Stilistik l)i\(.r^a (X'j^l. Kleirie .Milleihin^en in nädistcr Nr.) Das l'upKr ist slark, ilcr Druck scharf, der Unisclilaj{ da- ^c%'en dünn und unhaltbar. Kin so schweres Buch sollte überhaupt nur gebunden geliefert werden ; sonst fährt es, sobald man es auf|;e- schnitten und das erste Mal benutzt, auseinander. Moriz Heyne: Deutsches Wörterbuch. Kleine Ausgabe. Leipzig,

S. Ilir/el iK</). 4". Vollständig in 20 Lieferungen zu 50 Pfg.

Iiis i<t/.t ersi-hienen I.ief 1 \2- A - Afensoh.

! Merr \'ri It ^f-er saj^t, dai> dci' N orlit ^x-ndr Ans/u^ aus lU yiirs \\ r>rU !l)uch ver.iuslallet worden sei \ ornehniiicli auf U\insc]i \«>n Lelirern und JleanUen, denen das gro/seWerk m teuer und unifan jj:- reich war, und die nur haben wollten, was sich auf den jet/.i^eii Sprachgebrauch bezieht, ohne gelehrte etymologische und sprach ver- gleichende Deigaben, und in kürzerer Fassung auch hinsichtlich der Belege. Als" linnjitsächlich ein Nachschlagebuch, welches iiber den ( ifl^rauchswert der Wörter, über >l;is, was üblich, erlaubt ist, Ans- kiiull lieben soll ; ein Nothelfer in allen l'älleji des Zweifels, der T'nsicherheit, der Wrlef^enheit. Wer tiefer cindiintren will in (ieist luul (ieschichte unserer Muttersjjrache. bedari j;ewiclilij4erer llülfs- niittel. Darum sollte wenigstens in der Lehrerhibliothek einer gröfseren Schule, des Kreises, in I,ehrer\'ereins-, auch in Lesegesell- schaftsbibliotheken wenn nicht (Trimms Wörterbuch, an dem Heyne ja auch mitarbeitet, so doch dessen grofseres dreibändiges \\\rk Stehen. Der Preis des Au.s/.ujjes ist so niedrig;, dafs er viele Käufer finden dürfte. Denn jedes lieft /u 50 Tfjr zählt ^1 Si)alten, und ( tue Spalte enthält niinde.»iteTi< s(.\ irl w ie eine Üiieli^cite mittlerer (iiöihe. Freilich i.sl das j^röiseie Weik lleyjies \ erhältnismäi.sig j;erade .so billig, und wer ir<,aud die Mittel dazu hat, sollte es der > Kleinen Ausgabe vorziehen.

O. Weise: Unsere Muttersprache, ihr Werden und ihr Wesen. 2. Aull, Leipzig. B. (i. Teubner 1896. - VHI u. 270 S. Preis geb. 2.60 M.

Im Sommer iS<>i .stellte der Allgemeine deutsche Si)rach verein e ine der sehönsten rreisaufi;aben : er \ erlani.te eine Schrift über unsere M Utters] »räche, und /.war ein X'olksl.iicli int lu stcii Siuiir Aus \ « vschiedenen }j^ewiehti;;en ( iriinden hatte da.'- \us>clireiln.n nicht deti wünschten Ivrfi>lg ttrotz sehr gün.sti<;er Ikdini-ungen). l's liefen über- hauj>t nur zwei Arbeiten ein; die eine eben die vorheizende er- hielt eine Khrengabe. -- Ist nun auch Weises Schrift nicht, was sie nach der AlKsicht des Sprachvereins sein soHte, so ist sie doch ganz, was sie sein will: ein Buch, wie es der deutsche Patriot von heilte verlangt, und zui;Uich eine Keich.sjultelfestschrift. Dals Weise den N'ei.minueu und Mediirfni.^sen sehr vieler entsprochen, beweist die rasche l*olge der beiden Auflagen. Das ikich erscheint aber auch,

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]6 tt- l>ielrirh.

abcfcselien vo!i fli n sjij .v>— 7J. als liraudibares Haiulhuch : es regt den Leser an, nicht blofs /um Streben naoli tiefen r Tk U lirtinj?, sotuleni auch '/n eitretier Anfscrnti'^f^ mnl besonders uiUkontnien wird numrbcnt das reichlialtige Literalur\ ei/.dehnis sein. AiUserdeni Ijcdculcn die cin^liende Inhaltsübersicht und die Wörter-, Redensarten', und Sachverzeichnisse asn Schlüsse unverkennbare Vomüge, Übri^jens mag ein guter Teil des srrofsen Erfolges auf Rechnung des Verlegers kommen. Denn (bis Ibich ist sehr hiibsch ausgestattet; Papier und Dnick sind tadelb>s. nn<l wer fände den feinen, neuen ich meine eitjenartijjeti I'itibaiid nicht an/iehen<l ?

Otto Lyon : bisniarcks Reden tmd IJriefe, nebst einer Darstelbinji <U's Lebens und der S])rache Bismarcks. Leipzig, 15, (i, Tcubuer 1S95. 8». VI u. 243 S. Preis geb. 2 M. Zu den her\'orragendsten und rührigsten Meistern und Verbrei- tern wissenschaftlicher Bismarck- Kunde gehört Otto T„3>on. Man darf also von vornherein uber/cugt sein, dafs das vorliegende Du ch stich- lieh zuverlässig und von Begeisterung für st inc ti Helden erfüllt i.st. Allerdings giebt Lyon wie man ja wohl schi»n aus der Seiten- zahl ;.^^eschlossen haben wird nur eine Ans\\ nhl der (b n und liriele: \ <in jenen 11, von diesen iS. I'l)er denl it ist, in web lu uj da.s für Scluile und Haus bestimmte Huch geschrieben ist, unier- richten am besten zwei Mitteilungen. In einem Iluldigungsgedicht an Bismarck (veröffentl. i. d. Zettschr. f. d. deutschen Unt 1H95, IV) sagt Lyon: -Bismarck nennen wir alles, was deutsch und ehr- lich, netinen w 'w alles, was rein und e<kl, nennen wir alles, was echt und i^rofs . Und den Bericht über Bismarcks Leben ( Reden und Briefe S. 551 schliefst L. fol «j^en denn .ifsen al): Wenn unserm \ olke von (lott tlas grolse < *,nn(U ngeschenk zu Teil winl, den arlit/jL sh 11 ClcburtsUig unseres nationalen Heros feiern zai dünen, dann woliuu wir . . . ausrufen: (*oldne Sonne, leihe mir die schönsten Slr.tlden, lege sie zum Dank vor Jovis Thron! Denn ich bin arm und stumm . Das Buch ist mit einem guten Bilde und {auf der I'jnbanddecko) dem Wappen Bismarcks geziert. Ausstattung im fdtrigen iihnlicli wii' beim vorigen.

III. Kleine Mitteilnn/^eii.

Lange Zeit waren London nnd Liverpool die Ilauptstapelplätice

dis I", 1 f eil be i n h a n d e 1 s ; ^^^t^reiiw "irlig jedoch hat Antweijien (in- itilge seiner \erbindungcn mit der ulrikani.schea Kü.stcj Livcrjnuil überflügelt und London beinahe erreicht. Der Kongostaat lieferte nach Antwerpen insS : 6400 kg. iSSt» : 46 ^xx). i,S<)2 : nS(xx). iS.)4 : .:;r»4 5ix>» Januar l)is Sept. iSi;5 : 51 4 51^1 kg (= ^«t^ 'rutim-n. vegeii 241» 'r<)nneii. tlie auf den I*i>ndoner Markt gelangten». Aniuer{)eiis lüfeiibein- handel begann im Jahiv 151^); er lag dam-ds in eleu llandeii der Spanier nnd war während des X\ I I.ilnh. bedeuteiul. Darnach nahm er immer mehr ab, bis er ganz, auBioile. Li.st ilie Lischlielsung des Kongostaates setzte ihn aufs neue in lebhaften Betrieb.

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Wissenschaftliche Beilage.

Nr. 3. Besorgft von JituL Dielnch in Kaiulcrn. Sopt. 1800.

1. Abliandlnngen.

R. M. Mcycr giebt in der Deutschen Rundschau (1895/6, IX) citic Geschichte des »Kampfes um den 11 /.einen . Diese Bezeichnung: kmin niifsx erslnnden werden: der Cfe<;enstand lies p^eseliichlliclicn l'cnclits ist eij»enllich der Kampf des ICin- /.elnen selbst, nin ^ii h srllist, um sein Recht die \'ertcitli>;nng dieses Rechtes K^-'K*-'" Gesellschaft, den Slaal . Der Gej^en- satz zwischen dem Einzelnen und den ihn umfassenden Gesamt- heiten — beginnt Meyer ist naturgemäfs so alt wie die Mensch- heit selbst Jedes her\'orragende Individuum, ja in bestimmten Momenten jegliche Persönlichkeit mufste ihn am ( iucnen Leibe empfinden. Die Gestalt aber, in der uns Modemen dieser Gegen- satz' i^eläiifii^ ist diese spezielle Form, die uns fast selhstver- ständHch düukl, ist kainn über hundert Jahre alt. Sie i-^t ein l\rzeuj(nis de.s modernen Staatsl)e>jriffs und seiner eiu-sciincidcn- den Wirkunj^en. Man kann es geradezu aussprechen, dafs erst der Staat Friedrichs II. dem Kampfe des Einzelnen gegen die Gesamtheit seine jetzige Form und seine heutige Schärfe gab. Als ein Wesen gleichsam von furchtbarer Strenge, von inient- rinnbarer Macht stand der vStaat da. Alle Prädikate Gottes gingen auf flns neue Abstraktum libir; . iiimächtig war er diirili seine Zwangsmittel, allgegenwärtig; durch die I^eaT^itentülie, aliwissend durch Akten und Reir'^tcr. l ud wa> (his. »Schlimm te war: um allen Widerstand im Keime zu ersticken, beansprneiite er ancii noch, allgiuig zu sein. Er nahm, ganz im Sinne des damals herrschenden Rationalismus, für sich in Anspruch, dafs er das Interesse nicht nur der Gesamtheit, sondern auch jedes einzelnen Gliedes am Ijestcn, ja allein richtig beurteilen könne. In ckni durchaus ideell gemeinten und von praktischen Rücksichten freien Widerspruch sieht M(- \er den ersten Keim des Anar- chismus von heute. Der \\ idcrspruch ging von Herder aus; er wendete sich gegen die l'er.son des Regenten ( Reisetagebncli ). Wilh. V. Humboldt sodann trat schon gegen den .»abstrakten Staat? auf, den er nur als ein notwendiges Übel ansah. {-^Idcen zu einem Versuch» die Grenzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen', '7v»2). Später, zu Aufang unseres Jahrhunderts, wurde man wieder persönlich, und zwar wehrte man sich nun

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gcg ü die ■■■ Zurüster, Helfershelfer und Dieiier der Gewalt < (Arndt: Geist der Zeit, 1807), gegen die Beamten, ^ Schreiber«, Burcaukraten. Auf diese »schleuderten die Romantiker ') die volle

Wmlit moralischer Entrüstung''. Die Schreiber- und alle an- dern IvCUte: dir Alltaj^snienschcn, die sich vom Staate willij^ modeln las;^c n. sind IMiili'^ttT und als solche mit ciiu ni nioralisrhen Makel Vieluiüet. Xnr das (Unie (d. h. Wer ■^icli du edU- l'r- wüchsigkeit Rousseaus et halten hat inid erhält) ist ein wahrer Mensch und die Männer der Romantik sind alle Künstler, Helden» Originale, Genies, und sie allein sind es und bean- spruchen nun auch eine besondere Moral für sich. So vollzog sich eine Wendung vom Politisilicn ins Ethische.

Alxrr Schleiernlacher hatte ^rlu.ii 1799 erklärt: Jeder hat etwas Kigenti'unliclics ; auch der (.ieringe Vu-^itzt Originalität ( Reden über die Religion an die (iebildeten unter ilirLti \\ r achtern ). Die-^e Lehre wurde nun auch in die lUhik i in^^rtiiln 1. Doch nicht sogleich. Und als es geschah, wurde sie aul> ärgste Übertrieben: durch Fcuerbacli (182K), und noch mehr durch Max Stinicr (»Der Einzige und sein Eigentum , 1H45). Da .sollte denn jeder beliebige Einzelmensch »Träger der Religion. Schöpfer der Götter sein; je<ler wurde für souverän erklärt, und nicht ein- mal blofs seine Gesamtanlage, sondern jede momentane Regung, jede Laune und Stinnnung als heilig und nnverlet/lich aus- posaunt . Da.*^ war natürlich nicht durch/uscl/cii, uiul so tiilirte liugeu Dühring wieder die Rangunterschiede und die \ orrechtc Auserlesener Individualltaten V ein, Meyer schliefst: 'Rechneu wir ernstlich mit der Wirklichkeit, tragen wir ihr Rechnung auch auf ethischem Gebiete, so müs.seu wir eingestehen, dafs von allen Menschen so wenig e i |i e Moral verlangt werden kanu als etwa ein und ilasselbe Kraftmafs. Irre ich nicht, so strebt gerade dit i thisrlie Ht wegung unserer Tage daliin. eine gesunde, aus <lcn Anschaiiini^rn der Gegenwart erwachsem Moral mit derartigen Rücksicliten auf die Individualität zu vereinigen .

3.

Treffliche zeitgcniäfse Worte hat vor kurzem wieder der Herausgeber der lUhischen Kultur (1896, 22) gesprochen. Dies- mal knüpft er an die Sage vom verzauberten Kaiser an: Hin mächtiger Zauber liegt seit fernen Zeiten über der (Ustalt des diiitsi licii Kaisers ein Zaube r, der weniger von der glanz- vollen \'erkör])erung mcii^ciilu hei Macht und Gröfse ausging als von der uralten Sehnsucht nach dem liilde einer geem igten Menschenwelt, die mitten in dem Elend des Parteihaders und

•) Nieiiiaiul - be-nierkl Meyer - hat die Anfcnuhnig des neueren Stantsbogriffs geistreicher und liefsiiiniger durch j^cfnhrt als Iv. Th. A, Hoff mann, in .seinem Märchen Ntifsknackcr und Mausekunig>.

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der Stniiinus/crn's^eilhcit allLti ernsten Seelen als Tx-heiislioff- muig Iciiclitelc. i\l;tT alle I lotlnun-cn i>lie!)eii inieitüHt. »Solanj^e die friedeiibruij;euden Müclite iliren Troii nicht im Iler/cii der Kin;selnen errichtet hatten, soläfigewar der Fricdtiisfürst olin- Ki^fili^i denn atl seine Kraft stammte von Volkes Gnaden, tiiui \Vd difc V'oJkskraft in zügellosem Intereaseiikampfe wogte» da konnte der Inifst niclit der Führer des Ganzen, sondern nur der Kiucht der Stärksten selil. So zog sich die Friedenshoff. litlfiL^r ifi- Rtich des Traunies znrnck. . . Der Kaiser der alten V«»lkssehnsUcht tmifs 'Schlafen und harreit, weil das Bewufstsein <ler r^o/irilei» Lelienseinlicit noch im Schlafe liei^t. dessen Traum- j^estalt er ist; ehe der einzelne Volksgenosse niciit innerlich über dem Parteiwesen steht, kaHfi mich der höchste Vertrauensnianu der Nation kein Träger gemeinsame»! Xiebens sein. Der neue Cieist der Wrsöhnnng wird uns nicht geschaikt in Gestalt eines htjichtvftlj ^et^^t^lel^den Menschen nein, dieser neue Geist mufs von Ulis üUeii ii» (k-n kleill.*»tcn und g^röfsten Zusammenhängen des Lebens bethatlgt inid gestärkt werden, bis er endlich Ver- trauen schaffend zn den Ilöheii der Fi'trsten eniportlringl und sie von dem drückentlen Zwan^^e löst, eine liohe und l>egeistertc Atiffassun)^ ihrer Stellung der Rücksicht auf die wechselnde Machtvertcilung der Interessengruppen unterzuordnen. Zur Zeit steht die Macht bei den Junkern und fendalen Grofsindustriellen. %yO lauge diese ka1>en noch um den Berg fliegen dürfen, wird der geträujtite Kaiser, der freie Wrtrauensmann eines freien und einigen Volkes, wohl noch im Zauber)>anne schlafen müssen. . . I)as Kennzeichen der \'erirnn)^c!i]ieit. \<{ der (Haultc, dafs der verzrmberte K;\is(.r ein>l cislelieJi wcnU', um das \'<>lk /u neuem Leben zu tühren : die ( »cgenwart erfüllt sich uut dem kiatlvollen Bewufstsein, dafs die soziale Wieclergeburt das Werk eines mündigen Volkes sein wird.

3-

Adolf L'Arronge veröffentlicht in der Deutschen ni( hlnng (XX 2—4) eine Reihe Aufsätze über deutschi- Theater und deutsche Schauspielkunst : im fünften bringt der erfahrene Praktiker Vorschläge z n r ]U'< er u n g unserer Theater- zustände Als I'rsadn- dir vm handeneu Tbel bezeichnet er die \n-lehtiung der wu l>etieiheit auch aufs Theater. Seine \or^chläge zur Besserung sind: Das Aufsichtsrecht soll der Polizei entzogen und dem Kultusministerium übertragen werden. Eine Kommission von literarisch feinfühligen Männern, denen Verständnis und Interesse für die Zwecke vnid Iknlutfius.e ( er Bühne zuzutrauen wäre, eine solche Kommission unter der leitung des Ministers mülste in erster Reihe m Iheaterange- legeuhcilen zu cntsclieiden haben; die Ausübung der Zen.sur

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und die Ertciluiii; (kr Kon/cssioiien niiifsteii durch diese Kom- mission gcrcf^elt werdi Tv Hei dem /.weiten (ksoli.ilt w'ire immer /.Weierlei y.w fraj^en : >ind die per^rMiüchen ivi^enscliail' m des Heweil »LI solche, dafs sie für eine si>lide und /.Ui;leich küa>l- lerisclic Inihrun^ des Theaters Bürgschaft bieten ist die nach- >;esnchte Begründung des Theaters ein Bedürfnis, oder darf man dem Unternehmen wenigstens Aussicht auf Bestand zugestehen ? Und zwar soll man von unten herauf, in den kleinen vStädi- n anfangen. Man fasse verschiedene solcher kleinen Städte in eine Konzession /(isammen, drei, vier oder mehr Orte, in Be- I iitksiclitij^uni; ihrer I'jnwnhncr/nhl, nheri;ehe diese K(>n/essi«>n einem IJnteiiuhmer und \eipilichle ii)n. in jeder Stadl einii^e Monate des Jahres Vorstellungen zu gel>en. In der Zwi^elien- zeit dürfte kein anderes Theater dort konzessioniert werden. Man wird unter den Bewerbern sorgliche und gute Auswahl treffen können: denn es werden sich für eine solche Theaterdirektion genug tüchtige Männer finden, weil diesellie ihnen nicht nur die Möglichkeit der Ivxisten/. sichert, sondern auch eine /iem- licli sichere Aussicht auf Gewinn gibt. Die kleinen Städte wovtkn dann nicht mehr während des ganzen Jahres in ver- schiedenen Theatern mit schleciileii Aufführungen geplagt werden: aber sie werden dafür während einiger Monate des Jahres ein verhaltnismäfsig gutes Theater haben, an dem sie sich erfreuen können. In solchen Theatern werden junge Schauspieler ein sicheres und bildendes Enga:-;i nient, Regisseure eine günstige Stätte für ihre besonderen Studien finden. - (iröfsere Städte, die beanspruchen, während des «ganzen Jahres ein Theater /n haben, mögen iiire Theater derart suln entionieren, dafs diese den an sie zu stellenden Ansprüchen gerecht we!"den und auf Be- stand recluien können. xSie mögen sich dagegen die Aufsicht Ül>er ihr Stadttheatcr wahren. ()1> und wieviele andere Theater daneben zu konzessionieren seien, wird nach den Krfahningen der vergangenen fünfundzwanzig Jahre leicht zu crmessen sein. Würde das Deutsche Reich aufscrdem dem Beispiele Wiens folg<Mi und in unsern grof^ n Städten Theaterschnlen errirht»Mi und nnt ausgesuchten T.ein kr.iilen be>etzen, daini würde dadurch gewifs manchem rnhiL; gesteuert, und es würden Institutionen geschaffen werden, liie für das Gedeihen der Schauspiel ktuust von den segensreichsten Folgen sein könnten.

II« Büchel*.

Georg V. Gizycki: Vorlesungen über soziale Ethik. Aus seinem Nach - lafs lurnisu. von Lily v. (lizycki. 2. Aufl. Berlin, Ferd. Dümmlcr

- S". II u. SS S. -• !..?(> M. Iviner kurzen J.itdeitmig loi^^^^-n sieben Abschnitte. Der erste ist wesenllich Kritik, ilie sich erstreckt auf tiie Maehl der Maschine.

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anifebliche Cbcr|iro<lMkti()n, I.aj^e «kr frcion Arbeiter (im V'crjfldcll zur r;iy:t: (kr Sklaven). Rciuihhini; <ler ' 'crlicheii uiul .i^ci.sti.!,'i.n i Arlx it jroi'sL-ti rtitcrnt liiMereinkoimneii. I i. nun- utul Kin(U rarl)cit. nie iilML'i.Ti Ahsohtiilk- erörtern die Mittel zur I.<»suni^ (kr so/.iakii I ra^e, \v»il>ei noch /ii bemerken ist. dafs die bei<kn letzten der sosr. l'Yanenbewej^un^ j;e\vidmet sind. I )ie \Vohlfahrtseinrielilnni;en uml die Beteiligung; der Arbeiter am (tewinn vermögen nach de» Verf. Ani»icht di« Lage der Arbeiter den Kapitalisten gegenüber nicht er- heblich %u vcrbesisem; daxu bedürfe es viehtiehr der Lohnkätn|>fe (Slrike.s) und der Hcschränkung der Arbeitszeit tauf aclit Stunden). Als «lie all^etueitien nedin.iiunj;en des w irtscliaftliclien un<l j^esell sehafllichen l-'ortschrills aber, als die irrfifsen Mittel /.ur I.n'^nnir der so/.iak-n l*'rai;e erachtet Cii/.ycki : Iiuiil-, (K*sf*rnn<1 und llo.lrn.s

und säuitliclier Industrien, richtij^e W ertung dei Arl>eit (allgemeiiK- Verpflichtung zur Arbeit), gleiche Rechte für Mann und Frau. Selten ist so vielerlei auf so beschränktem Raunte so gründlich, klar und leicht verständlich behandelt worden. Leider nmfs ich darauf ver- zichten, dies nnt Ueispiek-n zu belegen, jene grofsen Mittel oder das llild der Zukunft mit des W rfassers eigenen Worten zu umschreil>en. Doch die ersten, grundlegenden Zetli ii dti 1 ink-itung sind anzufidueu ; sie lnnl(.ii' Her ' '.esichts'|>unkt. vou uclclum aus die gröf.slc l*"iage der (kjituw.ul, die soziale b'rage. d. h. die I'rage nach dem W-rhält- nis /.wischen Ka[iital und Arbeit, betraciitct \ver<kii mufs, ist das Wohl der Gesamtheit genauer ausgedrückt: das gröfstmogliche (tlück »Her. Und hierbei ist jeder für einen, keiner für mehr als einen zu rechnen.

tiustav Maier: Der Kampf um Arbeit Hine Reformstudic. 2. Aufl.

Ikrlin. I'erd, Dünunler r^^ i v S'. S. - 60 I'f.

\'erf, schlägt zum au.sschliefslichen Zwecke der sozialen Aus- gleichung eine Reichserbschafls^ti. lu r vrTr. Deren l'rlrag berechnet er nuf f^m-i;;«) M illioneii Ma! k I >i\ i-^umme soll aber nicht veraus- gal>l. .sondern lediglich zu proilukliven Zwecken angewendet werden. Zunächst wäre ein Keichsarbcitsamt zu schafkn. (M. weist diesem ungefähr dieselbe Aufgabe zu wie Schmöklcr der nach seiner Anregung mit der I'ost zu verbindenden Zentralstelte für den Arbeitsmarkt vgl. unsern Umschau -Bericht im Maiheft.) Sodann würde ein Teil des sozialen Fonds fiir Staatsarbeit« n A'erkehrsbauten, -Meliorationen des Hodens) verwendet werden. Der Ilauptteil aber '^oll Iniidwirtschaft- lichen. genossenschaftli<"h betriebeiKMi Kol<nnvn uiil mannigfaltigster Ausgestaltung zugute kttmmeu. Diese Koloiu'en wären in der Nähe von Industriezentren, und zwar durch die betreuenden grufsstädtischen (;emeinwesen selbst anzulegen, die (irundstücke (und Wohnungen) den Ansiedlern in Dauerpacht zu geben. Den gründenden Städten wie den Koloniegenossenschaften wären die nötigen Gelder gegen mäfsige Verzinsung ins dem sozialen Fonds vorzuschiefsen. Xatiir- lieh müfsten die landwirtschaftlichen Kolonien zugleich Wohnungs<-

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koioiiicn für die in der Stadt bt'schäftijrtcn liidiistricaiJ>titcr sein. i)er aau/M \'otfxH\äs i^i ättsführlieh» auüchaulich und übcn&eiigend

entwickelt.

Leo V. iiiifht Über die Ivk-niente der politischen Ökonomie. I. Teil: Intrimit^nt dt r AHuit^ Werl i*iid Preis der Waren Lcip/.ig, Duiukei II. IJunihlut iS(/>. S". II u. - 4

bie vier ersten Kapitel und das .sechste, das eilten llieh an fuiitlef HUiilf l>Uil<H tiXtWU, himik - feamt de*« iiii Änbatig niedergelegte^ Aiisfuhningen - wertvolle lirgan/.ungen zu manctien äiU'fcn lirtir" büchem der Volkswirtschaft. Ihre Gegenstand« sind: Die Arbeiter- frage im allgemeinen (nicht frei von Übertreibungen : die I«age der russischen Arheitcr wird mitunter als I.age ikr Arbeit, r Überhaupt fef'Hrliildrit) rMIgeUtcines filier die Arh»-it tleM .Manschen Tnten« '^däl (k r Arlu it i N erliallnis der Menge der hehnfs Afb* its\ rrnch' \ I ap.si^.i] iicn l'lnergie /IM /eiUb-uu-r der X'eransL^al'un^ tk-rseU)en j im ilinhliek auf die Verhällni.s.se. uekhe die Arbeit und die l-ixislenz des Arbeiters beeinflufsen Der normale Arbeitstag Faktisches Relcgtnaterial bezüglich des achtstündigen Arbeitstages. Das VII. Kapitel bearbeitet «die lI>'lK>the»e der i^iniltaHhtensität der Arbeit (oplimunt) und ist mit einer graph. Darstellung au.sgestattet. Unter dieser kimitariiitensilät versteht Buch die Arbeitsleistung eines Ar- beiters, (kl das Produkt scTfKT Arbeit Vgü Uttd grttlÄ gehicf.^il itiid nicht ilbvr Öm<1. taglicii u heilet i Ht .lin^rungeii, itefen erste U se!l>st üls unerreichl)ares Ideal erkenntl. ivr lienut/t nun fins anirt-nomnu ne t>Iilimumi um einerseits die relative (irfifse der Arbeitsintensil.U In i verschiedener Dnuv-l- dv^ Arbeil.sLage.^ und bei inannigfaltigcn (Iroiscu dei dth Avlieitern zufaüendeu Wertanteile ^I,öhne) theoretisch zu be- ^e^lUien.. (und seine Berechnung erweist sich als thatsfichlich richtig», andererseits zu beweisen, dafs je kürzer die Arbeitszeit und je grolser der Anteil (des Arbeiters) an den erzeugten Werten, desto höher dt« Arbeitsintensität ist Die drei übrigen Kai)itel (V, VI II, IX) er- öitern : Irrige Ansichten über die den KftPito^^^^^n^eM^'inn bestimmen- den Momente - Wert der _ Schätzungswert der Waren : c;eld und Warenpr^y^ enthalten manch treffende Urteile und .scharLsiinuy'^ Ausführungen: aber alle <li\i K ipitel. wenigstens die beiden i^.t^^^.,, hediirfcn einer gründlichen freilich mühsamen l in- tirbeitung. In ihrer gegen wärtiircn }%issung genuinen siv nicht: die- selben W orte werden in verschiedenem f^inne gehrauclit. Hn dieseliien Sachen nicht immer die gleichen begrifHichen I-rklärun-. :i ;^abrai'ht, wodurch Widersprüche späterer gegen frühere Sät/e entstellen, o<lcr der teser doch einen Kindnick dieser Art empföngt. Auch ist die Darstellung mit anderen Mängeln, 2. B. störenden Wie<lerho1ungew t)elasia Zv ar «eine Hauptbegriffe %vürde B. in einer Umarbeitung: Wold nu ht andern. Mindesten.s einer von diesen .Wert< durfte: sich ..bcr als unhaltbar erweisen : er verstofst allzusehr gegen den berechtigten Sprachgel>rauch und die eingewur/clte Vorstellung.

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WiMenscbaflUehe Ddlafe. 2^

Wer wird die ÜLli iuptun^'. die menschliche ArV>eit.skraft liLsil/e keinen Wert fS. 73), nirlii ungeheuerlich finden' Werte sollen nrmil ich luniiinch I.. V, Hnoli. wir nach K. Marx) Pr(.diikU- nitiisi liliclu.!' Ail)c-it sein: oder: eine Sache (Warcj soll nur Werl haben, soweit nienscliliche Arbeit in ihr vergegenständlicht" ist. Übrigens, da ich einmal auf Buchs Begriff des Wertes schlechthin eingegangen, niufs ich noch hinzufügen: unter Schätzungswerte (besser wohl: Hrw'erbs- oder Kaufwert) versteht B. -'den Inbegriff eines Quantums Arbeit, weldies erforderlidi ist, um eine Ware von bestimmtem Werte sich ei;^en- tundich /.u erwerben . T^nd der in (ield((iold)aasgedrückteächätzungs> wert einer Ware ist ihr l'rcis.

Theodor .MatthiR^s: Sprachkben und Sprachschäden. l'in iMilirer (hjreh thc Sehw,iijkuii:^(.ii \nid Schwierigkeiten des tlcutsiluii Sprachgebrauchs. I.eip/.ig, K. Richter 1S92. 8". u. 4(^5 i3- - 5-5" M.

Der Untertitel verrät Zweck und Inhalt des Buches, das sich damit anderen verdienstlichen Unternehmungen ähnlicher Art an die

Seite stellt, b'ine eingehende Inhaltsübersicht oder ein abc-mäfsig geordnetes, möglich reichhaltiges Wörter- und Redensartenverzeichnis sind bei eitlem solchen Huche utientbehr!i( h. Das vorliegende besitzt beitUs. Nati'irlich kann man niil M. «.lunsu wie mit Vndresen, Wustmann im einzelnen rechten. Manches in der überreichen Ffille dürfte auch fehlen. Z. B. wäre es nicht nötig, in den \-er- bot^gensten Winkehi zu kehren, einzugehen auf entbehrliche, von der Mehrzahl thatsächltch niemals gebrauchte Ausdrucke oder Rede- wendungen und auf lächerliche Titulaturen, die ja doch nach und nach (Aielleicht auch si lnull auf einmal) verschwinden mi'i.ssen. Da- gegen wünsclu- ich dem wichtigen Schlufsabschnilt gröfsere Aus- dehnung. iKiTidell er doch von der Sauberkeil, l'.infarhluil und Wahrheit <ler i>arstellung . Den Inhalt dieses Abschnitts bezeichnet M. folgendennafsen : Fremde, besonders französische Wendungen. Flüchtigkeitsfehler und Hauptgebiete ihrer Verbreitung. Wieder- holungen und Überfülle im Ausdnick. Unlogische (»leichsetzung ungleichartiger Dinge. Beziehung eines Fürworts auf andere als selbständige Hauptwörter. Breite. Rückhältigkeit und Übertreibung in <U 1 luntigen Ausdrucksweise. Drei llauptschä<len des heutigen Sprach- und Hibb rschatzes. Modewörter. Atis ( inander wiflerstrebeii- deii Teilen /r.s.ini niengeset/te kt <lewendun>icn. L'nnalur im Ivinzel- bilde, im ausgttüluten \ erglcieh und in der \ ermengung der Stil- arten. Hoffnung auf Besserung. ^ In den beiden Hauptstücken ( Das -Wort aU$ verein/.clter Satzteil ^ im Oefüge des Sat^cs< ) ist, scheint mir, auf Kosten der Übersichtlichkeit etwas zuviel Papier gespart worden.

111. Kleine Mitteiinngen.

\\m den 3if^5 s i" h w e i z e r i s e h e n (i e ni « i n «1 1 n liegen ir"if wtuijfer hoch als 500 m, 1575 500 -999111. 2Uj looo i^yym. 50 i5ütjm

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K. Dictriuh.

und noch höher. Von den let/.tijcnannteti 50 (ienieindcn gehören zu Orattbfindeti .^5. Wallis 13, Uri und Tessin je i. l>ie höchste aller schweizerischen ('.cincinden ist Avers lini lliiiterr}ieiii;^ebiet. sfull. von Andeer, 1949 ni). die höch.stj^ele^enc unter den Stldten mit mehr als lotxx) Kinw. Chaux-de-Fonds (im Neuenbtirgcr Jura. (>92 m). Die fünf tief st (^elejBrenen (iemeiridtii finden sich am Lan^ensce (Tessin, 202-200 tivi ; du-ssi ils der Alpen hat loi iiihiininjien l>ei Hasc-1 die ringste JJoiUidujhc ; 252 ni. Sclieidet man die Hevölkcning nacii der Höhenlage ihres W'olinsitxes. soergfeben sich folgende Zahlen : weniger als 500 m hoch wolincn I42S^(. \ 50/^» y()9 ni i -^r-fmo. ukx'> m uml höher 155500. \'ün den iiraubündnern hausen mehr als die Hälfte, von den Wallisem mehr als ein Drittel höher als icxx> m über Meer. (Stat. Jahrb. d. Schweiz 1895.)

Weii.N und wieder weils, eine zugefrorene l^bene, unbelebt, nn- malerisch, dariiber ewij; grauer Himmel. So Stellt man sich den hohen Norden j ^ n sei t s d es 1^ ^1 a rk rei ses vor. 1 )iese \orstelhinj»' i.st irrig . . . Das Land sei nie schneefrei, .sagt nmn. Aber wenn der Sommer nur etwas über Null sich erhebt so gfibt es Iceine Schnee- <lecke, auch nicht auf i v>t> m lu»hen Hergen (bh>fs in der iMrnregion der Gletscher). Im Juni findet nmn au.sgedehnte Weiden, mit Hertlen von Rentieren imd Moschu.soch.sen. Dürftige Kinoden wccliseln mit anmutigen, farbenprächtigen bluren ; besitzt doch i .i. nlanil nicht weniger als .V ' ühit«^ tii>flan7.en. Sobald die Sonne nirlit mehr unter- geht, tritt die Schneeschmelze ein, und zwar plol/lieli. Die Jvbeuen veru'andeln sich in Moore, welche dnrch den schon in geringer Tiefe gefrorentu ImkUu nicht a]»zusickern vennogen. l)arül!er lagert eine heifse, scliwingende IaiÜ, in welcher abends Moskitos schwärmen. Däche nnd Flüfse überschwemmen das tiefere Land und befreien die Ikrge von den winterlichen Niederschlägen. Die .Abhänge im Innern der bjorde sijul mit Ali>enpflanzen bewachsen, die. .^o klein sie auch sind, jene bis tief in den Herb.st hinein mit einem grünlichen l'ber- ÄUg versehen. Insbesondere i.st in Cstgrönland das König-Wilhelms- T.riTid \on j^Tf^fser Srlu'inheit: sein n 11 eurer Knisc r-l*"r.-uiz-Jos«,-fs- I jord übeririitt Noi wegen an liroise: unzählige Ivisljerge in ultra- marinblauem Meere; grünliches lyand zur Seite; darüber Felswände Vdii :cny^ und dahinter Herge \«>n 1 "«) in w(»hl eines der grol's- artig.stcn Hilder der Ivnle. f.\ns einem Vortrage J. v. l'ayers i. »1. Berliner gef)gr. (te«el1sch. \ gl. Ztschr. f. Schulgeogr. iSo';/^». VII.)

l'ine willkonnm ur Hilfe zur Dentinig der Srhilh i i ln ti \'crse: Weh denen, die den» l.vvigblinden . . . bietet eiuc Stelle in Wielands ("icsprächen initer vier .\ugcn . Sie i.«3t zuerst ijoogednickt \vor<len und 1 inlet: Heilenke. dafs gegen einen, der zur Meför<lerun wahrer Aufklärung thätig i.st. Hundert .sind, die ihr aus allen Krallen entgegenarbeiten, und Zehntausend, die .seine Dienste weder begehre« luich vermissen. .Vuch bitte ich nicht zu \ergessen. daf man unter zehn Aufklärern wenigstens die Hälfte rechnen muis, die ihre Tecli- fackel so ungeschickt und unvorsichtige handhaben, als ob es ihnen weniger danmi zu thnu sei, uns zu leuchten, als uns die Häuser über dem Kupfe anzuzünden . 1>' ist möglich, dafs St liiller diese Stt lle gelesen und jene Wrse danaci» gedichtet, obwohl er am ijed \ini der Cilockc schon .seit 1797 gearbeitet \m Druck gab er es am 30. Sept. i/tx.)). (Züitschr. f. d. deutschen Unt. 1896, III.)

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Wissenschaftliche Beilage

Nr. 4, Besorgt von Ji»d. DiHrkh in Katidern. Okt 1896.

(Heile 26.

I. Abhandln Ilgen.

TTnter den hcdciUsaiiicii und ci lienliclicn Rrscheinunj^cn der Gcj^ciuvart j;ebührt der ethischen Bewegung der Preis. Aller- dings nur in der Voraussetzung, dafs sie sich aufs eifrigste bemüht zu werden, was sie noch nicht ist: eine grofse Volks« beweginiij;. Smist hat sie ihren Ikrnf verfehlt. Welches aber wären die Mittel zur Volkstümlichkeit? Gewifs nicht Akade- mien, internntioüak Kono-resse. Sekretariate u. d.ü^l., sondern ganz schlichte Vcranstaltuiii-cn in dt r Tiefe, im engen Kn i\e: vor allem lebendii^e Lehre ein w m (lii;er Mäinier. Man ileiike sieh einen berulcneii Lelirer, Leiter, Wächter, Mahner, Warner in jeder Gemeinde welche Aussicht! Wo wirkt ein Mann dieser Art schon? Wohl an verschwindend >venig Orten. Und gänzlich missen wir seinen Stellvertreter, Ersatz: ein Volks- oder Hausbuch.

Doch Vorarbeiten, sozusagen Handhaben zu einem ethischen Volksbuch besitzen wir bereit.s. Ich meine gewisse Bücher oder Büchlein, die nicht nur überhntipt sehr billig, sondern auch gleich gel)i!nden. und zwar hübsch ^elniiiden /u l>eziehen sind. Allein mit solchen ist der wenig Bücher kaulenden grof.seu Melirzalil des V^olkes recht gedient. Schriften dieser Art nun liefert lie- kanntlich Philipp Reclam in Leipzig, und es wäre nebenl)ei bemerkt ein nützliches Unternehmen, alle diejenigen Bättdchen seiner >Universalbibliothek< , welche zu Itfehrbflchern (im guten Sinne) vorzüglich sich eignen, zusannnen zustellen und übersicht- lich zu bes]irechen, um dadurch ihre Verbreitinic,^ /u fördern. An dieser Steile jedoch beschränke ich mich aui etliche ilülfs- miUel der R ec h t s c Ii 1 f e n h e i t s 1 eh r e. Die ausgewälilLen Bändchen sind: l^piktets Handbüclilein der Moral, Marc Aurels Selbstbctrachtungen und zwei Schriften von Samuel Smtlcs: Der Charakter und Selbsthilfe.*)

Nicht dafs ich meinte, diese Schriften den l,esem der Neuen Bahnen« erst vorstellen zu müssen. Ich möchte sie nur für den angegelx^iien Zweck empfehlen, zu ihrer Verwertung anregen ; sie

'l Alle vier liegen in (K n neuen Iuiil)än<Ieu vor, welche, ohw olil cxlerweil sie einf.iclier sind als die früheren. <li *se an (ief niit' keil mn vieles übertreflen. - Dius er.ste (So Seiten) kostet geb. Cx>. this zweite (183 S.) 80, daji dritte (384 8.) und vierte (328 S.) je 100 Pfg.

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». t»i< (ril'Ji.

werden bei weitem noch nicht so fleifsij^; l)enutzt, als sie es ver- dienen. Das ist aber auch erklärlich: die ICr/.iebung zur Recht- schaffenheit (man erffille den Begriff mit seinein ganzen Inhalt) gilt weder im Hause noch in der Schule als Hauptgeschäft Dafs

jene dieses werde, erstrebt eben die ethische Beweguni;. I nd wer möchte solche Bestrebnnj;en nicht nnterstül/en, die vorhandenen, ebenso guten wie wohlfeilen Hnlfsniittel unbeachtet lassen I

Der \'oik>trunid wird also. /.. H., den iuwerl) der beiden Bucher von Sniik> jedermann anraten es da!)ei aber nicht bewenden lassen. wird die Bücher mit jungen Leuten durch- arbeiten, sie sozusagen neu entstehen lassen, ganz, so, wie sie wirklich entstanden sind, nach dem Berichte, den Sniilcs seihst im \'orwort zur ersten Ausgabe der Selbsthilfe gibt. Dabei findet sich Gelegenheit, den englischen Mustern deutsche an die Seite zu stellen, oder jene durch dit <e zu ersetzen, was besonders bei Durcharbeitung des eben ^xiianiilen l^iK^hes zu wünschen wäre, Ivine dLiit^che Nnclibikhui^ dieser Selirift wäre überhaupt ein \ erdieiihtliches, und ^ewifs nicht schwieriges W erk.

Das K igen artige, zugleich das Packende bei Sniiles ist seine Vcranschaulichtmgskunst ; er will belehren, aber vorzugsweise durch zahlreiche, glücklich gewählte Beispiele. Dagegen fehlt es an solchm fast ganz in Ivpiktets Handbüchlein und Marc Aurels Selbstbetrachtungen. Doch Lehrbücher oder Leitfäden im gewöhnlichen Sinne sind dit --e Schriften auch nicht, sondern der Hauptsache nach Säimnlungcn kurzer Regeln und mehr oder weniger ausgeführter Betrachtungen, allerilinj^s mit durchaus lehrhaftem Zweck. L nd sie haben zunächst geschicht- lichen Wert: sie fähren in die Philosophie der jüngeren Stoiker ein und zeigen zugleich, dafs dieser Philosophie die Besten eines einst grofsen, aber - z. Z, Hpiktets und M. Aurels -- weit herahgekonnnenen, dem Untergänge verfallenen \'olkes er- geben waren. Das allein schon lockt zur Vertiefung in die beiden lirmdchen. J*vS ist ja al)ir \on vornherein zu erwarten, dafs serielle Vertiefung einen zweiun. Iiedeutenderen (gewinn er- zielt: eiue Au.^iieule für den eigenen Hedaif. Lud in der That eine reiche Ausbeute! Nur können oder dürfen wir nicht die ganze stoische Lebensweisheit aufnehmen und befolgen: nicht die Lbertreibung im ICntsagen. Dulden ; die allzu grofse Milde in der Beurteilung des Wrbrechers : das Zurückziehen auf sich selbst bis zu bedenklicher Selbstgenügsamkeit, ja Sel1)stsuclit : die (jcringschät /iniL': des Lel)ens. der Lelnnsdauer: die An^i<.*ht vom Leben una i od überhaupt, von (ieni \'erhältni^^ zwischen Körper und Geist, zwischen vSache, Thatsache und Vorstellung oder Hinbildung. Was dagegen für uns noch gilt und nicht nur für uns, für alle Zeiten das sind die eindringlichen Kr- niahntmgen zur Enthaltsamkeit, Selbsüberwiudung, Unterdrückung

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der Lcidctiscliafu 1! /u ii iiiu -emäfsem Leben ; die strenge Such- liclikoit. (tciiaui.ukcit im Urteilen: die wachsamste S<)rj^e für Wahrunii' der Meiischeiuvürdc, der Kechtschaffenheit unter allen Umständen : der Wr/ielit auf Ornlu-In n:u*1i Anfang und

ICnde der Welt: die stete Herritst-liall /um J^UrlKii. Daneben viele andere Sillengebote in k.na])pen Sätzen. Mtigeii die \'olks- erzieher der VerbreiUtnj^ dieser lehren sich annehmen. Be- sonders die I«ehrer an Fortbildungsschulen sind dazu berufen: haben sie doch die Pflicht, die Jünglinge zum Erwerbe billiger und - uter Sclirifteu aufznmnntern. Und dafs die hier besprochenen vier liändchen ') in erster Uinie zu empfehlen wären» braucht kaum noch betont zu wcrdeu.

2.

Der Ikliauptung der su/.ialdemukratisclien Partei, tlafs nur der Arbeiter, an der sozialen Reform interessirt sei, stellt Franz Oppenheimer (Neue deut chc Rundschau 1896, VIII*) die andere enti^ej>:en: dafs auch die ^oberen Klassen der Bcvölkcnnii,^ kein wichtigeres Interesse haben können, als die- selbe Retonn. Unter sozialer Reform versteht er die Durch- fnhi uni^^ (K s Sozialismus, und unter Sozialisnuis das Ideal einer \\'it Nrliatisordiuinj^, in wt l* lu r die heute bestehende, sog. Aus- beulung der Arbeit verschwujiden .sein wird. Dieser Sozialis- mus hat lietont O. mit dem Kommunismas nichts zu schaffen: der erste ist ein Ziel, der zweite wohl vermeintlich, nicht aber wirklich ein Mittel zu diesem Ziele. Oppenheimer verfolgt nun in dem vorliegenden Aufsatze nicht die Absicht, den Weg zu dem von ihm gewünschten Sozialisnuis zu weisen. Dngegen will er darlegen, dafs die Schädigungen, welche unsere oberen Klassen durch die geltende, sog. kapitalistische Ordnung

'1 Kur einen Ni r.dnick von M. Aurels Selbstbetrachtuug^en winisrhen wir ein I n Ii a 1 1 s v e r / e i c h n i s. Dnrcli igahe eines .soklieii würde der Wert, die Benutzbarkeil des Bücbleuis ganz be- deutend erhöht. l*nd Jtwar könnte man sich nicht damit begnügen, cinfarli vor, irdt ni fler \2 Büelier aiiziitjebeii, was sie enthalten. Denn these Scheidung ist euie fast rein äulüerliche ; was der \'erf. zu eitler bestimmten Zeit niedergeschrieben, bildet ein -Buch»: 12 be- grifflich '^'esohlossene Minl1eitt.11 abzuhandeln, war nicht der Zweck der Selbstbetrachtnngen. Dalier deiin in jedem lUicIi ein \ ielerlei, luid in» ganzen viele Wiederliolungeii. In .\iihcUacht dessen wäre entweder ein von der Zahl und Reihenfolge der lUieherv gan^ un- abhän.t,Mj^es sacliliches. oder ein nach der T-m hstabenf<)l;;e geordnetes Stieliwortverzeichnis aufzustellen; als \ erweis - Mittel winden die Buch- und Panigrapheny.iffern dienen.

-) Herausi:el)er : < )skar Hie. Wrleger: S. bischer- Berlin. Preis viertelj. »3 Hefte) 4,50 M. Da.s lieft enthält u.a. noch: Rieh.

\Va;;ner und Friedr. Xietz.««che. v. Karl Heckel Detlev v. I«iIiencron, V. Hans l'auli Chri.stentum und 1 rauenbcfreiung, V. Inna V.Troll Internationale Zeitschriftenrundschau.

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erleiden, nicht allein ilireti Körper nnd ihre Seele, *^nn(1<.-rn ;Hich ihren Ccldhentel hetreiten. Die let/U* nih:u3])lnuj4 sucht er dnrcli einen Hinweis auf die Proiluktioii'-x ( t h;iltuisse /n rei'ht- fertijjcn. l\s j^iht so führt er aus zwei ilren/.en, welche der Ausdehnung der Produktion gesteckt sind: eine naturliche und eine künstliche. Die natürliche Grenzte ist erreicht, wetni ein Volk alle Kräfte, welche der Produktion diotieu können, voll angespannt hat. Das ist aber im Zeitalter der Maschinen unmöglich geworden. Dagegen hat unsere Produktion die künst- liche (Vcn/e erreicht, d. h. sie liefert mehr als verl »raucht (ge- kauft) werden kann. Man nennt das gewöhnlich ('hrrprofinklitm, Aher was als solche c-rscheint, ist thatsächlich (ci/wuugene) Unterkonsuniption auf Seite der Arbeiter, wegen ungenügender Bezahlung. Die Folgen sind Bankerotte der Unternehmer, Krisen. Da nun solche wie eben auch die vermeintliche Über* Produktion in der an sbeutungs freien Wirtschaftsordnung un- möglich sind, wäre für die grofsc Masse der Unternehmer die Kinführung des So/ialisnius ein Segen.

Nachdem sodann (). d\v unsern obern Klns-^tn cigtnlinn- lichen körperlichen, seeli>chi.n, sittlichen KranklKiUn als l'ulgcn der kapitali.stisehen Wirtsehaflsonluung hingestellt, schliefst er; Wir glauben nicht, dafs mit der Durchfuhrung der sozialeti Reform etwa alles ITnglück aus der Welt verschwinden würde. Ivs l>leibt immer noch dem I^ibe des Menschen Krankheit und Tod und .seiner Seele Neid, Hafs. TA i'kii>r]i ift und lyiebe genug, nm die nötige Bitternis in den Ikchcr des lA'bens /.u ^cil^itten. Aber wir glauben, dafs die Meiisrliluit an dicken iin^cliL;( n Gaben l*andoras gerade genug zu -^r]ikj>pen hat. iiinl dal^ c.-. unnötig ist, ihre gasten durch rein menschliche Thorheit noch zu verhundertfachen. Was heute nicht ntfr der Arl)eiterstand, sondern auch die scheinbar 1 begünstigten Stände an Leid und Sorge zu tragen haben, das geht über Metischenkrafte hinaus; das beweist die frühe Sterblichkeit, die CberfüUung »Kr Irren- häuser und die dauernde Zunahme der Selbstmorde. Xur ein Trost lilcibt un< in solchem Jammer. Wirwis»;eTi, dafs alle dit^se Scluncr/.en nichts sind als die Geburtswehen einer neuen, besseren Zeit. Sie wird geboren werden, mit und gevren <]en Willen der Besitzenden. Die Neapolitaner schhigen zur Zeil der Chokia die Ärzte tot, welche ihnen helfen wollten. Nichts anderes ist der Hafs der Bourgeoisie gegen den Sozialismus. Kr beruht auf der- selben tiefen Unwissenheit und demselben verrückten Aljerglauben, Man mufs das ertragen. Wenn dieselbe Reform, der sie heute so verzweifelt widerstehen, durchgeführt sein wird, wie werden da dü" Philister vom Jahre 2000 ül>er die Philister vom Jahre f . die Achseln zucken! Ks geht nichts über den gesunden .Menschenx erstand.

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Wltbfnarliaftllcb« Beilage.

Tl. Bücher.

Willi. Kosfher: ruHlik. (itsdiichü. Xatmklirt iUt Monarchie. .Vristo- kratie un<l Demokratie. 2. Aufl. Stuttgart, J. (f. Cotta 1893. 8* VIJI II. 722 S. -~ 10 M.

Ztmäclist mögen mit zAvei Worten die Clesichtspunkte angedeutet .sein, von weU lu ii aus der iSoj \ crslorhciK- Wn fasst r lU r Ptditik* .stlirid»: er «ah in der nitiisrlilidun KnUiMvntwickcliniic lin j^tolscs luilrt- tmlnirrs ( 'lan/.c : dir \MrtschaftliclK'. rechtlich«.-, inl«. Ik* ktut- 11c. .sitl lirhf, rf!i.iri<).sc linlwicklunj^ waren für ihn nur t in/clnc Wellen in dem ,t:r(>fsen Strome tkr \'ölker;;e.sclnehte. l'nd wenn es galt, Menschen zu beurleilen - Männer der (feschichle oder der Oegeinvart so verfuhr etJiach dem Grundsätze : Nur sittliche («rofse \Ht wahre («röLse. Hinsichtlich der praktischen Politik ging (wie er sich in der Vorrede 7-u seinem ßuchc ausdruckt) sein h«"»chster wissenschaftlicher Wunsch für unsere partei /.errisseiie Zeit dahin, es möchten die wahrheits und vaterlandsliebenden M.inner aller Parteien die Irrtiimer und Siuiden ihrer eigeiicJi Partei und <las Waltrc un<l (inte. <las .sich bei dtn an- (krn Paiteien fimkl. klarer einselieu, und nach dieser lünsicht ver söhnlichcr handeln lernen . L nter der Politik als Wissenschaft vcr- jtteht R. die geschichtliche Xaturlehre des Staates im aristotelischen Sinne . Denigemäfs .sucht er für alles Thatsachliche» Gewordene in der Geschichte, der Entwicklung die I<Irk1äntng (auch Rechtfertigung)

sucht er nachzuweisen, dafs es .so werden mufste. oder doch nicht auf unnatürlichem Wej^e so .ije\v«)rden. wie es ist. Da er selbst Monarchist ist t r bekennt, d ifs i r die .Monarchie für di( beste Staatsform hält

- whliiiet er den muuarchischrTi W rhäUnis.seJi mehr S<»r^falt als den d<.iiiokratischen. Tbrii^ins sciieint es fast, als ob er mit Vorliebe aus- geartete Deniokralicn vorführe ; ja er nennt sogar anarchistisch« Zu- stände demokratisch (S. 379). Die Äusdruck.swei.se ist nicht immer ganz klar und fliefsend. R. liebt abgerissene Sätze und verwendet sie auch flort. wo sie der Darstellung nicht zuträglich sind. Doch Solche Mäujiel im einzelnen können ilen hohen Wert des Cian/en nicht erheblich mindern. Die P<ilitik bleibt ein Lehrbuch ohne- gleichen. Was R. selbst von einem seiner andern IHiclu r s.i^t, j^ilt a' ch für die INtlitik sie will nicht nach der Art eines \Ve.uweisers. sondern nach dei All einer l^andk.irte die l'ragcn des Lesers beant Worten. Dieser Vergleich pafst sehr gut: das Buch birgt die sauber geordnete Fülle einer unerschöpflichen (iclehrsamkeit. Die folgende Übersicht ermöglicht wenigstens eine nngefälire Vorstellung des reichen Inli.ilts. I. Monarchie: Kntstehunj^ I'rin/.ip (lanheil) Schlufsbetrachtuuijen Urkönijj^tum. II. Aristokratie: Ritter Priester \*t rbitulung zwischen Rittern utul Priestern -- Städte Pini/.ip ( Ausschlielsung:) - nächste ]»rnktische l*o1trerHnj;en aus dem rrinzip der Au.sschliefsung sekundäre l"igentüuilu hkeiten der Aristo- kratie. — III. Absolute Momirchie: Entstehung Ilauptanstalten (Un- teilbarkeit, IlerrscheifHati»»^ Hofstaat» Heer, Volkswirtschaft und Finanz,

V' '

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Beamte, Prcniieriiiini.ster) Hauptarten (konfessionell, höfi»ch» auf-

frckläil - Ivn^land - AnaliiLrioii aus dein AlkTlmiii. - Demo- kratie: Kinleitiui}^ - riin/.ij) ((Ikichhcili - Ausdclinuii^ «ks \ Oll- burnfcrrcclits I jnlciluii}^ dts N'olkes -- riunittclbarkcit (Kr \ Olks- htrrschafl (kuiokratisdic IkainU' - Wrfall il< r I )eim)kraliL' und Mittel da^c^^cn Atlun - Korn - ZuuftcUniokralK' - Schwei^: Nordamerika - französische Revolution. V. Plulokratte und Prole- tariat: Verfall des Mittelstandes - phitokratisch-proletarische Spal- tung; in Rom; bei anderen Volkern So/ialisnins und Koniniunis- nuis Vortxrnji^ung und Heilmittel ffcj^en die plut.-prol. Volksknink- lu it. Cäsarismus: Hipentümlichkeitcn iniallijcniciti«. n rntnische Vorl.iiifi I Cäsar spätere Cäsaren Militärtyrannis der Hellenen Allläute zur M ililärlyrannis in Cartha;^«' Cäsarisnnis im Ueuern U ilii II - Crofuwell NapoU oti. Papier und Druck sind, wie l»ei einem Werke aus dem Coltatichcn Verlage nuhl .nvders /.u erwarten, vorzüglich.

Albert SchRIBe: Cotta. (18. Bd. der Biographien- Hamnilunfc >Cteistes- helden«, hgg. v. Anton Bettelheini.) ^ Berlin, Ii, Hof mann u. Co. iS.i- 8». I\ u. 199 S. Preis in Subskr. auf 6 Bde. 2 M.,

im einzelnen ^.40 M.

Die grofse Mehr/alil k( ntU Jols. l'riedr. Cotta tiur als Verleger Schillers und <loclhes, als den grolsen HtK-hhändler. V.x war al)er weit niehr als das, vermöge seiner nugeu t<hulicli hohen und viel- seitigen Bildung und Thatkraft und seines ICdelsinns. Im besondem, meint Schaffte, ist es zweifelhaft, ob er als Staatsmann nicht vielleicht noch grofser war denn als Geschäftsmann. Diesen Mann zuerst nach dcnj ganzen Umfang seiner bedeutenden Persönlichkeit gewürdigt zu haben, ist nun Schäffles \*erdienst. Die gemeinverständlich ge- schriebene Darstellung (der Hauptsache nach schon im Jahrgang 1SS7 (Kr WVj:. Zeitung veröffentlicht) zerfällt in S Abschnitte. Im I. wird eine riitisicht über iK n T.ebensgarig CtAl.is ;m'gebfn ; im II., III. und VII. werden der Buchhändler, im besonderen <ier Verleger und Frvund der grofi%n Dichter«^ und der »Schöpfer der Allg. Zeitung , im IV., V., VI., Vlir. der Politiker und Volkswirtschafter (im VHI. Cottas Beisiehungen zu Adolphe Thiers) geschildert Im Übrigen darf ich mich darauf beschränken, etliche i:inzelheiten, die den Mann besonders scharf kennzeichnen, hervorzuheben. Der \ erleger Cotta war betont vSchäffle nach (K r CniKe (b s T?lickes, nach (iemüt und Charakter seinen .\utoren entweder etjenhii' tiir. od. r stand doch nicht so weit Selbst hinter den Irrsten und Iksteii und ( .ttiisleu seiner Zeit xurück ; er hatte ihnen gegenüber gar nichts von einem Famulus. So wies er z. B. (1828; eine verletzende Zumutung Goethes in einer Form zurück, die Sch. ein wahres Monument für Cottas Charakter- gröf.se nennt, l'nd mit demselben Mannesstolze begegnete er Konigen : in der Verteidigung seiner Allg. Zeitung und im Kampfe tun die Ver- fassung Würtembergs. Das Zustandekommen dieser noch heute gül-

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tiirctt libf rnlcn Vorfassuns iVon rSig) ist wesentlich ihm iiiil, vielleicht ihm ziiüK-ist zu (hinkcti. Schon vorher hatte Cotta seine politische oder so/.ialjiolitisohe r,» simiini{r t1a«hnvh bekannt, «lafs t r als der erste IIerrschaflst)esU/.er tks k«jtii.i!;reielis Wiu lenibcr.^ auf stinLU He- Kit/titigeii die Leibeigenschaft aufhob c Aber Cottas politische Thätii;- kcit bcscliräiikte sich nicht auf sein engeres Vaterland ; er ward auch zur Mitwirkung in der grofsen Politik berufen: an der Gründung des Zollvereins, einem der glücklichsten und folgenreichsten Ereignisse der detitsclien Cieschichte, hatte er den liervorra«(enilsten Anteil. ICr lialte eben, benu rkt Schäffle. das 'Avw.x ^ür Tolitik. für Politik j^roisen Stiles, fiir Politik nn<l Knltnr jed» n Inlialts. für b'ortscliritt und krei- heit im i^nlcn älteren Sinne. Diese iiohe polilische l!« iifabuji^ drängte ihn denn aucli /.ur tiriindunjc einer grofsen poiitisclun - der All- gemeinen c Zeitung: eines europäisch-dentscheii Blattes, welches in der Weise der grofsen engtischen und franxüsischen Zeitungen über die Zeitgeschichte mit Vollständigkeit, Unparteilichkeit und Wahrheit in reiner Sprache und mit etwas britischer k'reimütij^keit tiui^irt bericht erstatten sollte . Tnd nun nur noch Schäffles Schlnfs- urteil tlln r j kr C'olta kr ist überall derselbe w eitbliekend, .ireistii4. bvi ,iku 1 \ < 1!, ui, III iisi ^t ; v'n\ Mann, (b'f auf allen (rebieten. die

er anlaisi, den besten seinci Zeit geling lliut. W enn sein Verdienst weit weniger t^ekannt ist» als es zu sein verdient, .so ist dies die I'^olge davon, dafs er, der Eitelkeit und aller Ruhmsucht fremd, nur auf die Sache sah. Das Äufsere des mit einem Uildnis Cottas ver- sehenen iUiches macht einen sehr vorteilhaften Kiitdruck.

III. Kleine Mitteilungen.

j;in Aus/.ujj aus dem in der August-Nr. empfohlenen grofsen Worterbuch von Heyne. Ich wähle die (Icschichte des be;.^riffcs (rlück. ntul /war den ersten Abschnitt, der in der kleinen .Ausgabe (ilireni Zuecke entsprechend) fehlt. k)as Wort erseheint er.st im Mhd. (als i;elücke, glücke, auch blofs lücke), ist aber }>:e\vils viel älter. I>cr Form nach kollektiv zu einem Neutr. Inc. (ieii. luckes (welches 711 dem X'erbüTn : ^<tlh. lükan ulli nirl. lücan, ahd. liohhan und lühltan mit der liedeutung Hechten, knüpfen, verknüpfen gehört, und als luck = Verschlnf.s. Deckel noch im Bairischen lebt), hat sich glück jedenfalls XU einem relij.^. bej^r. entfaltet, inden» es Schicksalsknn])fun.ü: nml (lewebe des (iesrliicks seitens der .tj'Htl. Mächte be/eichnete. l\s ist darum von den thiisll. Mi.ssionären zurückgedränj^t worden und im (^'brauche erst wieder hervor<ietrete«, als der heidnische Siwii des Wortes ^^änzlich |?| vers* Ii >a m,i]( n war. Xun erhit U aucli den Weilen Sinn der von» (beschick zugewiesenen L,eben.ssteiiung (z. B. werden Ankömmlinge gefragt, was ir glucke wSre« ; sie antworten : Wir sind er/.te mi'l >-:nt kristen ) und des (leschioki s iiljerhaupt. Mit diesem Sinne ging das Wort ins Nhd, über. In einer Vorrede auf die Kücher SaTomonis« wird betont, dafs die planenden ttnd hiiffenden Menschen doch /.uletzt immer merken müssen il as ein ander s( i der das redlin treibt: das haben denn cttliche gott, cttliche glück jjciiennet .ji

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ß2 ft> t>i«trirk

In dem S, 27 crwäluiten Aufsat/, (der Xciicn dmls licn Rund- schau) von llatis I'atili fiiulet sich die heaehtenswt 1 U Hcnierknn};

Schiller: Scliilkr ;>eniefst heul/.ulai^e, wie kauui ein /weiter ^rofser 'l'oter, starkes Miistraiien der neumodisch freien lAute. Kein Wunder, da sich die Knahen und dir Tim jI-hlh an ihm dtn Ma^ji-n verderben, an einem Dichter, der .so durchaus nur ein Dichter für Männer ist. Schiller ist einer der edelcn, herrlichen Männer, die sich selber ^icbaut. sich selber *rcschaffen. >I(»raIln)nij>cter ? ach nein, das Wort hat n\ir bei dogmatischer Uetrachtun^ von Schillers Resul- taten einen gewissen Sinn, nicht vor seiner rersönlichkeit. Schiller, der Dramatiker, war auch ein dramatischer Mensch.

Bei S. Hirzel in Leipzig erscheint /.. Z. eine /weite Aus^jabe der (i esani nielten Werke von (»nst. Frevtaff. Sie enthält alles,

was dir Trichter selbst für <len lUiuk bi^tininit hat ruferHi.'^t s und Milslungenes, sagt er in seinem Testament. gehOrt nicht auf den Markt und nmfafst 22 Bände, nämlich : I. Krinnerungen ans meinem Leben mil rineni jaulen Hildnis des Dichters aus seinen kt/leu Jahren), tiedichte. II III Dramen. I\' \' Soll und Haben. VI. \TI. Die verlorene I land.schrift. \ III. ~ XIII. Di. Alnu n. - XIV, Die Technik des Dramas. XV. XVI. Pobtische Aui- .H/e Auf- sätze zur ('cscbichte, I.itteratur und Kunst. X\1I XXI. bildet aus der deutschen Verj»angcnheit. XXII. Karl Mathy. Ivs er- scheinen monatlich 5, tm ganzen 75 Lieferungen /u r Mark.

Die ICnde Aujjust und Anfangs September d. j. in Zürich ge- haltenen e t h i s c h - s o / i a 1 wi s se n s ch n f 1 1 i ch c n Vorträge werden unter dem Titel Züricher Reden \ on A. Siebcrt in Berit verleg Xoeh \<>r Schlufs dii X'orträj^e ist <lir 1. I,ii feniiTj erschienen: ein 8aui>eres Heft, dessen Treis, 15 Cts., erstaunlich billig er.scheint. W ir wenlcn, wenn möglich, auf die Sammlung zurückkommen.

Bisher suchte man die liiklärun^ für das \ orhandcnsein vou rfahlhauten auf dem Wasser lediglich in der groiseren Sicherheit vor I'einden und 'i'iereii. l aue ganz andere b'rklärung hat jün.yst ein liaseler Xaturforscher. l'ril/ S irasin, \<»ti » infT Reise ipi. ! (fnro!i die süilöstliclie Lamlzunge von Cciebes mit liciiUi^-ebrachL Va iiuL näm- lich d(»rt den Makanna See u<k> m über Meer, etwa so grofs wie der Tluiner-vSee) und auf diest in ei»» durch brücken mit dem I.ande \ er- bundencs Tfahlbaudorf entdeckt. Der Rei.sende .suchte nun zu erfahren, was die T^eute xur Errichtung von Pfahlbauten bewogen. Tnd überall erhielt er die Antwort: weil Schmnt/ und Abfälle leichter zu besei- tige« sind, ziehen .sie das Wohnen über dem See vt)r.

Der englische ( ieneralkonsul in ( )dessa erw ähnt in seinem kl/.tcn nerichte über Südnif^'.md. dafs Riii'sl.iiid schon dvn sechsten Rang unter den Weinbau Ireibeutlen Landern <ler LnU einnehme und in die,ser Hinsicht wahrscheinlich bald Dcutschlainl überflügeln werde. Den besten Wein erzenivi ii bessarabieii und die Krim. D;is erstere .steht nach Quantität und (.)*i^l>ti^t der I^e.se ubenan ; .sein Klima und Boden eignen sich vorzüglich zum Weinbau. Ks wird fjust jede Sorte erzeugt, vom starken Rotwein, der dem burgunder ähnlich ist, bis zu einem Weilswein, der in manchen I'älleii den Rheinweinen gleich- kommt. - Ru.ssiseher Wein dürfte übrigens kaum ausgeführt werden; das gesamte ba /eugnis wird im Lande Verbraucht, weil die hohen Schutz- zölle jede Konkurren/ «seitens des Auslandes unmöglich machen.

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Wissenschaftliche Beilage.

Nr. 5. Besorgt von Buä, JHetrich in Nürnberg. Nov. 1896.

CSalle 8S.

[. Abhaudlimgeii. I.

J. Platter sieht in einer gewissen Strömung der sog. Frauen* bewegung die, wie es scheint, noch immer Oberströmung ist

einen K r i e ^ g e e n d i ^^ ü 1 1 e (Neue deiit>che Rund- schau 1896, IX)'). riatter ist nicht etwa ein Feind der ganzen Hewej^ung. l^r bekennt sich >a!s aufrichtiger Freund der Freiheit, als wahrhaft koiv-LtjiRiiten Demokraten, der dem weihlichen (>l- schlechte durchaus gleiche Rechte gönnen will wie dem männ- lichen und nicht in einem einzigen Falle verlangt, dafs das Ge- setz dem Manne als .solchem irgend eine Art von Vorrecht ein- räumt . W^er das aristokratische Prinzip irgendwo zuläfst, der ist auch in der Frage der P'ra neuem an zipation nur ein seichter, konsequen/.loser Scliwät/er. Icli bin also vor allem für volle })olitische Gleichberechtigung der Gtschlerhtt r; die Frauen ningeti. wenn sie wollen, im Staate ganz KolK- s])iflfii w'w die Männer. I'nd man soll ihnen aucli keinen Herui rechtlich \er- schltefsen; wenn ihnen jeder frei zugänglich ist, so werden sie schon finden und zeigen, was für sie pafst und wofür sie passen«.

'Aber der typi.sche Frauenemanzipator, der leibhaftig vor unsem Augen dasteht und predigt und mit dem wir ein W'örtchen sprechen nu'ichten, ist gar kein Frauenemanzipator; das (»ebiet, auf dem er sich ausschlic f^lich mit seinen scheinbar fundamen- talen und radikalen Ideen bewegt - er ist nämlich in Wahr- lieit regelmäfsig ein echter Aristokrat und Autoritätsmensch ist nieht die Frauen , sondern die Daniculrage. Die Freunde der Damen und der Damenfrage denken wesentlich an die Töchter gewisser in Deutschland besonders typischen Schichten der oberen gebildeten Klasse, welche viel Prätensionen und Dünkel, aber wenig r.thl haben und gewohnt .sind, ilm Söhne hauptsächlich in Staatsstellungen nntc r/nbringen. Die Damenfrage spitzt sich daher praktisch darauf zu, Töchtern dieser sozialen Region er- träglich besoldete sichere Stellen zu verscliatfcu, da sie wegeu

') Aus dem übrigen Inhalt des gleichen Heftes: Am Kihma Xds( haro. Tagcbuchhlätter eines Afrikart'isctTdi. ti, hirir v Vr/ r.ifse- brecht. Zur Xaturgesehichtc des modernen Rtnnan.s. v. W ilh. Kölsche.

Das litterarische Interesse, v, Max Osbom. Zeitschriftenrund* schau. - Ich komme auf das eine und andere Stück zurück.

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R. Oi^trivh.

Abwcsi-nhcit eines \'ermnircns keine l>eniliiijendr Aussicht

auf V'erlieiraUnis^^ haben. Dabei denkt man \ve^t.nllich an irgend welche llennUcu und alle möglichen LehrerslcUen und imnur auch an den ärztlichen Beruf . Sobald nun diese intclleklucile Kmatizipation der Frauenwelt' allgemein werde, mds.se die Leistungsfähigkeit des Weibes als Mutter gefährdet erscheinen, was sich mit amerikanischen Erfahrungen beweisen lasse.

In der l'mschau des Juniheftes haben wir über verschie- dene Gaben der Deut seilen Dichtuni^ berichtet. Heute Fortsetzung. Uns liegt die erste Hälfte des XX. Handes vor. Unter den 51 Dichtungen in Versen, welche die sechs Hefte bringen, finden .sich vier - kaum mehr wirklich gute. \'ou Frz. Nagel ( April' H. II, S. 55) ein hübsches Stimmungsbild: junger Frühling, und ein Greis, der ihn, halb verstuhlen, geniefst H. Klinke (>Ira Frühling l\\ 1)5) schildert die schimmernde, flüsUrnile, rauschende, klingende IViesie < iner lAir/tiacht. \V. Hloem ( Hochzeitsreise die ri)ersch; ir. ]K\\-^i im ht ganz

V. I u)) erzählt in einiaehen, annuitigen Velsen \uu einem jungen Paar, das sich nach der Hoclizeit in einem Inselbadeorte nieiler- gela.Hsen und nun dort das innigste Stittteben fährt. Undlich ein gemfitvoUer Bericht von den guten Werken und dem Lohne der lieben alten Tante Pockenlie.se (v. K. Rittershaus III, 67.)

\'on den übrigen (»edichteu* sind zwar einige noch erträg- lich; aber damit ist nicht gesagt, dafs sie gedruckt werden mufstcn. Ivtliche andere /eiehjien sich durch originelle Kinzel- heiten, Kühnheiten. Sunderbai kriu n n. dul aus, an denen der geneigte Leser sich ohne Zweifel ergoi/en wird, .st>dafs wir sie ihm nicht vorenthalten dürfen.

Da ist 2. B. Herr Hugo Salus («Der Poctenstcig = , IV, 88). der meint, die Deutschen seien kein 'Volk von Dichtem* mehr. Aber, Herr Salus, Sie seilest und Ihre vielen Genqs.sett in der Deutschen Dichtung' - keine Dichter?' In einer einzigen Zeitschrift so viele was wdHeii Sie denn noch nuln I'twa Proben v<»n b'clillieil, l'rsprünglichkeit ? Hier sind .>^ie. Kollege J. Scliuljerl uenal in seinem Sonett von der Finsamkeit {I. 11) diese eine stolze Spröde ; wer hat sie sich jemals so vorge- stellt? wer auch schon von ^^des Verge.s.sens Götterstunde* ge- hört (mit der uns der gleiche Herr bekannt macht) ? Und warum der «leidgebengte Waller gerade noch blöde sein mufs, ist ge- wifs nur dem tiefen vSiinic des Dichters offenbar etwa des Keims wegen ' (Hier hat ihm übrigens der Drucker einen Streich gespielt, nändich in der entsprechenden Zeile das letzte Wort wegi;». la->-en. sodals nun tU i Rc ii^i \ « rinntlieli s< Imöde fehltl. Da wir gerade beim Reim stehen . Clnislian Morgeusteru (Guter

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VTIcscnnckaftltelM Bsilifa.

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Rat }\\ 95) braucht einen auf Strnfse; drum spricht er. statt von edlen l'Vauen . von edler - Kranenrace ! Iii nes Hügels

dürrer Seliädel |J. A. Bondy. Oolj>atha 135) ist auch

nicht \\\><A und wirklich originell , wenn v'wier (W. Bloeni,

Die Mtiwe ^^y) seinem lyiede Müwtninul wünscht, mit

dem es über (ieni lüdcnleben helläugig schwebten , gele.^entlich auch r'tn die Klüt tauchen ^ soll. Von ähnlicher «Originalität« ist die Vergleichung den Mondlichts mit dem Miitterauge eine Krfindnng der Dichterin H. Robertin (III, 62). Aber der Mond ist doch nicht etwa als Mutter der Erde gedacht! Warum denn nicht? Wer will einer Dichterin das Recht dazu .ilisprcchcn ! I>:if^ man sich des Khstands goldnes \'licfs et u erben knn!i, wulste <ler '^eneii^te Fieser wohl auch nicht. So weifs ers jel/l. lirkläreiv kann lehs ilun aber nicht. \ icUeicht bittet er Herrn lunil Kitter.shaus darum. Und Herrn Hugo Salus könnte man fragen, wie berauschend süfse Dflfte den Pulverdampf jsu schrecken^ vermögen ') - desgleichen Herrn Herrn, Abnoba. ob es wirklich w ahr ist, dafs einer im zoologischen Museum (II. 55) einmal vor seiner Maid auf die Knie gesunken, und ob es ihm in dieser Stellung niö^^lich war, von ihren Tyippen Seligkeit zu trinken. Oder hat sie uu h mit gekniet? Zwerghaft klein wird sie doch nicht gewesen ^.in!

Das alles ist mehr oder weniger /um Lachen und <lement Sprechend berichtet worden. Jetzt al^r gehts aus einem andern Ton. Ks sind nämlich unter den 5 1 Reimwerken wieder etliche von der Sorte, die ich früher kurz, als ungesund, unwahr be- zeichnet. III, 62 gleich zwei, x(m der schon einmal angeführten sog. Dichterin: Merbsl und Winlernacht . Beide sind weit schnicr/liche Wüli lereien : itn ersten verrät H Rf>bertin überdies, <lals Me keine Ahnung \ on der ICntwickluiiL; det I.ilirt.'^/A ili, n hat, dais sie sich noch nie mit Xaturbeliacliluug abgegeben. Und da sind ihr denn so alberne Behauptinigen möglich wie: ' dafs die Blumen in Sommers Gliituniarmung Wonne getrunkener, dafs aber »trüglich Sommers Treue, Lüge all sein süfses Werben«. Diese Lüge nuifs im nächsten (ledicht wieder herhalten: Krau oder Fräulein K. lässt den Mond zu einer von ihr geschaffenen (lunnnen I{rde sa.iien : Bnld nahet die Zeit sich, da alles ver- gehet. Was. Ivrde. <hi Tlunin <^'e!i:iiiii bn^t tnit Herzblut- das Schi/ne nur schillern<ie I^ii^^el \\ iM st. ,]insl du im Herbslsturm, beschwörend, anklagend, verzweifelnd . Die Ivrde, bemerkt weiter

M In demselben Poem (Die Festung II. 54) findet sich die komische Strophe :

l ud der l'ricden auf den Saaten Ist .so stark, dafs selbst die Massen Der niarschirenden Soldaten - X-n dem bunten Bilde passen.

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der gescheite Rohcrtiusche Mond, werfe die Flitter, die i;leiiseii- den Gaben des Souiniers verächtlich ab. nur eins noch bej^chrend : \ ergtrssen in traumloser Ruhe. Desselben Geistes Kind ist F. Ottmer. Er (oder sie?) behauptet: Nur eins ist dein (VI, 144). Was aber? Der Schmerz. Der Besitzer soll ihn «zärtlich in seines Herzens Tiefe drücken . Geschieht das: wie kann dann dieser selbe Schmerz dem Sterbenden die Lider schliefsen. ju soj^ar au f>. Grab den Stein setzen? Docli lialt der vStcin wird, nach F. ().. gei)f]an7t. Nebenbei erfahren wir, das Glück

dir Stirn des von ihm iükorenen rait einem vollen Kranz von liuiiKciroten Rosen umlaubt--.

Doch erklären wir zum Schlüsse k^^^^ ^^^^ zuletzt ge- würdigte Sorte in den vorliegenden sechs Heften nicht so zahl- reich vertreten ist als in den früher besprochenen fünfen. Und ganz verschont geblieben sind wir diesmal von der greulichsten der Dichterinnen (Hermine v. Preuschen),

Der folgende xXbhchnitt möchte auf drei \V< 1 ke hinweisen, die sich zu Weihnachtsgeschenken vorzüglich eignen. Siv sind sämtlich bei Fr, W. Grunow in Leipzig erschienen, und es stechen an ihnen abgesehen vom innem Werte, der sofort nachgewiesen werden soll - dieselben gutui I*)igenschaften hervor, welche wir früher schon bei zwei Werken des gleichen Verlags kennen gelernt: feines Papier <anberer Druck, hübsche Randleisten und anderer kleiner Zierrat. ansprechende Einbände, und bei alledem ein ungewuhnhch niedriger l'rci>-

Zunächst: Aus unsern vier Wänden, von RudoU Reichenau (2. Aufl. 1890. kl. «• VIII u. 696 S. - - geb. 5,50 M.) Julian Schmidt urteilte Ober das Buch: Nach meiner Überzeugung gehört es zu den besten Familienbüchern, die wir besitzen, so recht dazu geeignet, abends in unsern vier Wänden vorgelesen zu werden. Der Ton im Titel liegt auf unsern- : * damit will gesagt sein der Dichter denn das ist er - ent- nimmt seinen Stolt seinen vier Wämten. seiner I.eben.s-emein- •schaft, seinem Gesellschaftskreise. Das lieil'st zunächst; er .schildert das Familienleben in der oberen Schicht des wohlhal>enden deutschen Mittelstandes. Die Leute im Städtchen spielen sie die KoUe der »Honoratioren* befinden sich in sehr behag- lichen Verhältnissen. Alles geht gut, wie wenn sichs so von selbst verstünde. Von Not, Kampf keine Spur. So können sich aiich die Kinder, <lie sämtlich gesund sind, frei wnc] fröhlich ent- wickeln. Weiter l)e(leuUl jenes \niser , dafs der Diehter von seinen Landsleulen cr/.äliU, und zwar von denjenigen seiner Lands- leute, die zugleich seine Altersgenossen sind. Rud. Reichenau (+ ist am 12. Mai 1H17 in Marien werder geboren, und eben

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Wi«Mmi«h«fUle)i« Btlloge.

diese Stadt mögen die vier Wände bedeuten, von denen der

Titel flcs Buches spricht. Die am Anfang als Kinder auftreten, ^iiid am ICnde des I. Teils (der bis S. 508 reicht), d. h. ums Jahr 1.S4S, iClteni. Der bei weitem kürzere II. Teil berichtet dann noch etliches über die Orofseltern tmd deren Herkunft. Ks wird also, im wesentlichen, die Ck-^cliichte einer Familie erzählt, doch nicht eigentlich als Geschiclilc, als Ruman etwa. Der Dichter bietet vielmehr eine lange Reihe fein ausgeführter Einzelbilder, z. B. 26 ^Bilder aus dem Ktnderleben% zu denen aber noch weitere 15 aus dem nächsten Kapitel (> Knaben und Mädchen«) gehören. Das III. Kapitel .\usvvärts und daheim ist der Berufslehre gewidmd: zwei Jünglinge, ein Landwirt und ein Student, stehen im Mittelpunkt. Dann folgen Liebesge- schichten (:ds deren schönste mich Spaziergani; dünkt) urifl zuletzt sehen wir natiiilich die jungen Leute an ihrem eigenen Herd (ungemein anmutig in Abendbeleuchtung ). Nun folgt der schon erwähnte zweite Teil, in welchem die jungen Leute«^ als beinahe schon alte Leute auftreten ; nur das jüngste der Ge- schwister ist noch ein junger Ehemann, sein zweites Kind gerade so alt wie er selbst im nstm Hilde: ein Vierteljahr. Damit schliefst das gemütvolle Buch, aus dem icli nur noch zwei gute Vv'ortr mitteilen möchte: T>ns Höchste ist, gaü/ schlicht und still zu thun. was die Menschheit eben am nüligsten braucht, auch ohne vorlier ausgeschriebene Preiskonkurrenz, und weiui das Grofse, nachdenj es vollbracht ist, auch oft so einfach und natürlich erscheint, dafs wir schwer begreifen, wie man nicht schon längst darauf gekommen ist (S. 126). - - Wenn du glaubst, einen besonders guten Einfall zu haben, so recht was Auserlesenes, dann besieh dir die Weisheit doch ja noch nuil von der andern Seite, ob -k- da nicht sehr dunitn nnssielit (S. 2G2).

D:\s /writr Huch Grunowschen \\rl;ii;s, das ich für den W'eiluiaclitslisch empfehle, nennt ^ich Ski/.zen aus unserm heutigen \'olksleben, gczeicluiel von Fritz Anders (1892. kl. 8' IV und 330 S. geb. 3,60 M.). Es wird am besten sein, wenn ich den Verfasser selbst von seinem Buche reden lasse Die .Vbsicht war ursprünglich, die .staatlichen und sozialen Verhältnisse, sowie die Wirkung der gegenwärtigen Gesetz- gebung an konkreten Dingen und Personen zu zeigen. Später wurde der (ksichtskreis insofern erweitert, nl-; sich die Ski/^'cti zu CharakterbiMem aus der Gegenwart Lctalteten. I{s sind persönliche Krlaluungen u .d Beobachtungen des Verfassers, nach der Natur gezeichnet. Die Sammlung bietet im ganzen 22 Skizzen. Die erste befafst sich mit einer von den jämmer- lichsten Schwächen unserer Zeit, mit der Vereinsmeierei und deren faulstem Au-wuchs: der Kommissionen« -Bildungs- sucht. Die später erzählte Geschichte einer Pfarrerwahl veran-

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schaulicht unserti gröfslen nationalen Mangel: den Mangel an politischer Bildung. Wie kann ein Volk seine Rechte - Rechte.

die ihm allerdings gebühren ausüben, wenn es nicht reif da/ii ist? Von selber aber wird j;ar nichts reif. Mrriclitel freie Bürgerschulen: das i^^l das Mittel /ntn drinq;]ichon Zweck, und ein billiges Mitte!. I>it ke>;ierungen werden keine gründen, obgleich es eigentlich jIul Pflicht ist. Sie .schaffeti lieber u. a. möglich \ icle Ikhörden. soviele, dafs sie auch als Hemmschuh wirken können. Lieber Freund Nagt Fritz Anders sehr hübsch in seiner Skizze vivine Seeschlange , die von der Versorgung ciiu - x crwahrlosten Kindes liandcU lieber Freund, mit den Behörden ist es -cnn i wie mit den Dienst- boten; je mehr man hat, desto schlechter wird man bedient

Auch (Ins dritte Buch, auf das ich hier angelegentlich aut- merksam mache, ist eine Sammlung, aber andirer Art: ein Zitaten schal/-, getlügelle Worte und andere denkwürdige Aussprüche aus Geschichte und Li ttoratur. gesammelt \'on Hans Nehry (2. Aufl. 1895. - kl. 8". VII und 623 S. - - geb. 6 M.) Rüther mit ähnlichem Titel gibt es mancherlei; sie sind aber teilwci.se von zweifelhaftem Wert: geben die W'orte oder ihre Urheber nicht genau. Wissenschaftliche Zuverlässigkeit ist nun gerade die Hii^ctitümlichkeit des \ehr\ sehen Buches. T'nd nicht nur sind du Zitate richtig und ihre Fundorte «lerm.il^en be- zeichnet, dals sie leicht nachgeschlagen werden können ; .sondern es ist auch, soweit nuiglich, nach dem ersten Auftreten eines Gedankens geforscht und damit eine grofsc Zahl hoch will- kommener geschichtlicher Anmerkungen oder Krtäuterungen er* möglicht worden. Im ganzen enthält das Buch nahezu 6000 einzelne Stücke, welche im allgemeinen und im besondern nach der Buchstabenfolge geordnet und innerhalb jeder (iruppe 1h*- ziffert sind. Aulserdem ist. um das Buch .so handlich al<: niog lieh zu machen, ein nach Stichwörtern zusammenge>telltes \ er- zeichnis beigegeben. I{s dürfte kaum eine zweite Saiumluug geben, welche der Nehryschen in allen Punkten gleichkäme: in der Reichhaltigkeit und Genauigkeit der Zitate selbst und der (juellenmäfsigen Nachwei.se. der bequemen Anordnung, vorzüg- lichen Ausstattung und Billigkeit

IL Bücher.

Ilie Sittlicbkeitalehre als Naturlelirc. - Lcip/ig. Dunckcr 11. Ilumblut 1894. IX und it6 S. 2 M.

Die durchaus eigenartige Schrift veranlaf^t durch das be-

kaittile rreisausschreibeii der Deutschen ( iesellschaft lür ithische Kultur - he/.\veckt naolizuueisen i. die Möglichkeit, 2. die dringende Notwendigkeit einer relij^^ionslosen verhindlicheTi I'*thik. dafs eine natürliche l-!thik iiihalllirb \im <Kt reli^i« »seil i Aink wc nilich nicht verschieden, 4. dafs Uicüe natiüHche Lithik für alle, welche das Natur-

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gesct'/ als ein jjöttliches Gesetz mi rl tmi ebenso verbindlich ist wie <lif iLlij^iöse l^tliik. T)er t-rstc und /wliU l'cweis sind dem V'er- fasser pelun.uen. der driUr und vierte jedoch nicht deshalb nicht, vveil sie nicht <;elinj;cu kr»nncn. b's handelt sich nicht ]»K>is um ver- schiedene Namen, l'\>rnien ; (iie kircliliche. leltgujjse oder wie man sie nennen will und die rein menschliche Sittlichkeits- (Rechtsichaffenheits-)I/chre beruhen auf g^egensäUUchen Weltan- schauungen, die in einer Seele nebeneinander nicht bestehen kuimen. Übrigens scheint der nnj^cnnnntc Antor doch anch derselben Ansicht /n ^ein : wenij^stens wünscht er dentlich die Kclij^ioTi dnrch die nati'irliche Sitlb'cli'ccit überholt, nberwnndett /u sehen f\ trl S. ;mS.

1' » Was nun den t reliall der ant i^nte^ I' nn r s.uibcr *(edrnckten Schrill im allgemeinen und ganzen anlangt, s»* k.mü uum nur sagen, dafs er ein ungewöhnlich reicher ist, der eine Menge trefflicher Be- lehrungen und Anregungen bietet. Ich verweise auf die Äulserungen über sittlichen Trieb, Stttengesetx. Sittlichkeit, Aufgabe der £thik. So/ialethik. s(v.ialcs (iewissen. Mafsstab zur Bewertung der Hand- Inngen. sittliche Weltordnnng, irdische Erl<"snnij:^. J-jn Anhang be- richtet üb( r die \V\ dd;is ani Ceylon eint f.i>l nuitx lu nhafte, noch affenähnln hiMcnschenart, die bei anisv i .1^ ntlich geringer nitcllek- tueller ICnlwicklung dnrch ihr sittliches \ tihalten, dnrch ilie Rein- heit eines strengen IChelcbens nnd durch alle Tugenden edler Männ- lichkeit ihre zivilisierten Nachbarn ganx auffallend liberragen Laasar-Oohii: Die Chemie im täglichen Leben. Gemeinverständlicho

X'orträge. Mit 19 Holzschnitten. Hamburg und Leipzig, Leop.

Vo(s iSy6. - .S«. VII und 25S S. - } M.

Die zwölf Vorträge ein saclilieli dankenswertes rnternehmen behantlcfti kurz gesagt, den Anted der Chemie an der Haus- wirtschaft, viobci »b< r di«> lletrachtnn</ notwendigerweise oft auf die Xolkswirtschail .lu.sgctleliut werden mufs. In welcher Weise \'erf. verfährt, mögen drei Inhalts-Skizxen dartun: L Das Atmen. Die Physik und die Chemie. Ciewicht der Luft. Barometer. Analyse der Luft. Argon. ()7.on. Veischicdenheit der ein- und ausgeatmeten Luft. Ivrhaltung A<.r Körperwärme. \"erbrennnng. Zündhölzer. C.elber und roter Phosphor. C.emischte Kost. UnUer. Margarine. Stärke-

mehl. Die /uckerarteti Snfswerden der l-'rnchte. I>nähnnig der ZnckerkrankcTi ■iVatd)etizncker. Iloidxms. Zncker-CoidtMir. Rohr '.ueker. Ivxportpiamien. Saccharin. Die Nahrungsauinalime. Koch- Lal/.. ICisen. Wert des Kochens. Suppe. Brotbacken. Kochen der Kar- toffeln. VlU. Ölmalerei. Trocknende und nicht trocknende Öle. Leinöl-Firnis. I^ack. Tinte. CelUilose. Papier. Leimen des Papiers. Strohstoff. Alfastoff. Natron cell ulose. Sulfitcellnlose. Patentwesen Ob nun die N orträge wirklich genau so gehalten worden, wie sie jetzt gedruckt vorli« 11 ' Der Stil in dem liuche ist nämbch derart fehlerhaft, »lais es eigenth'ch erst durch \'< rbrsscnmgcn eines j i ach- kundigen und schriftgewantlten Mauues hatte druckfähig werdeti

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R. Dietrich.

k«>tinen. So aber, wie es leitler thatsächlich auf deti Mrtrkt gekommen, (Uirftc rs dem «futen Rufe des Herni Verkj^ers schaden. Ich ver- weise, t)eis|)ieisueise nur, auf die Seiten i.Va 4' -43. 47 und be- merke schlieislicli, dafs der \'erf. rniversitätsprofcssor in Königsberg ist. Das Äufsere des Buches, besonders der klare Antiquadnick, spricht an.

HI. Kleine Mitteilungen.

Ergänzung zu I, 3: Die Ende vor. J. begonnene neue, durch Frz. Hein und Fr. Kallmoi^en illustr. Ausgabe von Ad. Stifters Studien lici^t nun in drei ("lauzkineubänden volleudct vor. Preis 15 M. l'jue friiluro, 7weibändig;e Aus^.ilx der Studien ist geb. für 12 -M. VAX haben. Aiii'serdem empfehlen wir die Sehr gut aus- gestatteten »Ausgewahl U u Werke Stifters. Bde. (I. II. Studien. III. Ihnite Steine. W. I-r/.ählungeii 1 Treis in (ian/kineu geb. tS M.. in Halbfranz 24 M. Sämtlich in C 1". Amelungs Verlag, Leipzig. Stifters »Schriften bringen nientandem höheren Gewinn als dem ]{rzieher. Ihre Ivigeuart, kurz bezeichnet: edle Sprache, tiefsinnige Isaturbetrachtung, reine Men.schiichkeit Vorzüge, die vereint bei keinen andern Dichter sich finden.

lleNiies lUiitsches \V ö r t c r lui c h , kleine Aiis:4.d)e. (vgl. Aug.-Nr.) ist l»is zur 10. Lieferung gediehen. In den iieitleti letzten Lieferungen .sind u. a. einge-;end behandeU: Rat und raten Recht (recht) Rede und reden rein riehten und richtig Ruf und rufen Knhe und ruhen i>agen sanft satt - - schaffen scharf schicken Schlag und schlagen schliefsen und Schlufs.

wurden 4240000 Tonnen R ü Vu i: ti cke r erzeugt idie Tonne zu 1000 kg». Davon lieferten: Deal, cliland weit über '/,. Österreich- L'iigarn. Rufsland uncl Krankreich je ungefähr : das letzte Scchstt l fit l .uTf Belgien. Holland und J-kanc^iii iN ien. - Die Rohr Zuckerproduktion brachte es nur zu 2 830000 Tonnen ^1894/^5: 3520000; der grofse Unterschied rührt von dem durch die Revolution bewirkten Ausfall auf Cuba her). Sie verteilt sicli auf die \ ier läd teile Amerika (das in ^normalen Jahren^ allein -'/j liefert). .Asien, Australien und Afrika, deren wichtigste Zuckcrgebietc Cuba. Java, Hawai und die britische Insel .Mauritius sind. Doch gehören die beifb n Ul/K n nicht zu den 1k (K utendsteti RohrzuckergLi)ieten über- haui>t; aui Luba und Ja\a lolgen xiclmehr die X'ereinigteu Staaten, Brasilien. Britisch We.stindien un<l (luyana. die l'hilippinen. Cul)a spielt in normalen J. ihren iinter <k-n Rohr/.uckerländern \nigefälir dieselbe Rolle wie Deutschland unter den Rübenzuckerländern: es erzeugt (nicht gan/i Besonders bemerkenswert ist die Entwickelung in Argentinien : 1S93/94 erst 50 1 , h .. :S()5 96 schon 103 (xk) Tonnt n Der.inteil des Rohrzuckers an der Z n c k er v e r s o r g u n g d e r \S e 1 1 scheint immer kleiner werden zu wollen: vor ungefähr it) Jahren heute Der Zuckerbedarf ist in der letzten Zeit jährlich um etwa .V"^» Tonnen gi-stiegen. hur iS(/)/(>7 wird er auf 7(><k)0<>o. die Erzeugung dagegen auf nur 7 ,soo oou Tonnen geschätzt. Wir werden abei nicht an Zuckennangel leiden; es ist Vorrat genug da.

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Wissenschaftliche Beilage.

Np. (>. liesorgt von iitul. J/iHnch in XürnbcTj;. Dcz. 1896.

(itoitr 41.

l. AbliaiulUiugeii.

r.

Die hoclisiiini^ und ta]>tfr geleitete W'oclienschritt Kthische Kultur l)rachU' im Scptcmlier (in Xr. .^6) einen Aufsatz über

die Demokratie und die ethische Be\vcj;ung. Dieser Aufsatz beginnt folgendermafseii : »Durch die ^auze Kulturwelt geht seit einiger Zeit ein tiefer Zweifel au der sozialen Leistungs- fähigkeit der demokratischen lunrichtunj?en. Die Stimmen, welche nach einer erneuten Prüfung des Prinzips der \'<>lkssouverllnität rufen und den Schwerpunkt poh'tischcr IuUschei(hin^en wieder in ii>;cnd liiu- Ivinu der Aristokratie zurückverlej^en möchten,' sie ertr»iu n krim--\\ ( i^-. um <i« ii Kreisen der sozialen Reaktion, sunderu luuuei häulij^er aucii au» den vordersten Reihen des geistigen, sittlichen und sozialen Fortschritts.- Etliche Zeilen später wird betont, dafs die reine Volkshcrrschaft nicht die besten geistigen Kräfte der Nation für die Leitung der Gesanit- iuteressen verwertet, sondern die folgenreichsten I jitscheidungeu luid Anregungen in die Hand einer zusammengewürfelten Mehr heit lcg;t -- und weiterhin treffen wir den Snt/: Wo das X'olk zur Herrschaft kouunl. da niii^braucht es seiueji l.iiitluls zur

i )urcijscl/ung von Son<lerintcresseu genau so pluni]» wie die ver- tlrängten Mächte. Auf das Privilegium folgt die Rache der (jkichmacherei.' In alledem sieht Verfasser notwendige > Be- gleiterscheinungen der wachsenden Demokratie. « Was ist dazu

zu sagen ?

Iis mufs sofort auffallen, dafs von der 1 ) e m o k r a t i e

sehlrehthin gesprochen wird, ai)er doch nur die thalsächlich vorlt iiKlenen Demokratien gemeint '^ein können. Was nun diese anbi.1 lu-t SU dünkt mich kann diu nordamerikanische l'nion Im uu-cic mitieleuropäischeu Vei liällnisse vergleicliswei.se kaum in Krage kommen, und die »Republik Frankreich vermag ich immer noch nicht ernst zu nehmen. Blictie also die Schweiz, oder genauer: die schweizerischen Kautone. Wer deren gegen- wärtige X'erhältnisse wirklich kennt, wird in den an zweit r und dritter Sttlle niis der angeführten Abhandlung herausgehobeneu Säl/en rbertreibungc:! sehen. Und wer die l'ieschichte der Si Iiwt i/ kennt wini das. uas ist. uuil wie es ist, .so ziemlich naiiirlieh liiuleii. Doch das fast nur nebenbei.

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lt. I«i»lrieli.

Der Kern der »Sache llc[;t darin, dafs auch die Schwei/ sozusagen nur einseitig: nur im l)eschränklen slaatspolitischen Sinne dcinukratiseh (daher auch die freit Sc1n^ ei/ eine LeL;vntK-i ist, dafs es in vollem Sinne deniukralir^chc Staaten - Staaten, in denen die Demokratie als einzige menscheniiaturgeniäfse und menschenwürdige Weltanschauung auf allen Gebieten folge- recht verwirklicht ist nicht gibt Ein solcher allein kann die I^eistunj^sfühigkeit der Demokratie erweisen und man wird an seiner Leislnngstähiijkeit nichts auszusetzen haben. Also klar und billi«^ sein ! J^i^rechen wir, wenn von der Leistun^s- lähi^kcil ihatsächlich /n licul)aclil(. r demokratischer 1* r a x i s die Rede sein soll, von cni.seiti^f n I )c nu<kratien sprechen wir von der Leistunj^sfähigkeit der Schweiz, der nordamerikanischen Union, meinetv\ egen auch Frankreichs.

Aber erfreulicherweise gehört der \'erfas.*ier der angezogenen Abhandlung zu den Männern, die nicht nur reden, sondern auch handeln wollen. Er bietet zwei \'orschläge. Der erste geht, wenn ich ihn recht verstehe, auf dii Itrrichtnng einer ethischen 'Akademie. Dnq^ei^en habe ich nichts einzuwenden, wenn sie nichts ko--tet. Denn alle xorhandeuen (xkr erlangbnren (lelder waren auf eine Arbeit zu verwenden, die dringliclicr ist und tiefer und weiter wirkt Zweitens wird für die Demokratie ein Rat der Weisen gewünscht, welcher ü1)erall das höchste Ansehen geniefst und auf die Regierung und Verwaltung des Staates einen seinem Namen entsprc i 1u ndm I'inflnfs ausübt. Der Ge- danke ist nicht neu (z. H.. nelKiihei bemerkt, vom Schreiber dieser Zeilen oft und irern gedacht worden). Der ihn in Nr. der Kth. K. vorträgt, hat ihn wohl auch niclU erst aus Plato geschöpft. Nach hcincni X'orschlage nun wiinkn die Mitglieder der gewünschten Akademie den Rat der Weisen bilden. Selbst- verständlich könnte dieser auch ohne jene nicht weniger gut bestehen und wirken. Möglich allerdings wäre er eben nur in der Demokratie. Also das \'olk hätte ihn einzusetzen. Dazu aber wird sich das \'olk von heute nicht \ erstelien. selbst wenn es die politische Macht da/u hätte: es fehlt ihm die Üinsicht. Woraus folgt, wa^ zu thuu ist.

Unten ist anzufangen, ist endlich einmal .ni/niangen. Freilich brauciien wir Leute, liie anlangen. Aber die iiaben wir ja schon ! Die deutsche Oesellschaft für ethische Kultur - ich denke zunächst an Deut«H:hland ist dazu berufen. Weitere Ausführungen gehören nicht hierher.

Tn einem HeitraL: •/ n r N a t n r 4 e s c h i c h t e des modernen RoniaU'' (Neue tleut^che RinxKehnn iSc^d. IX| erürtCMt Wilh. Jiuischc das wirkliclie Verdienst Zoias um die liul-

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Wi«>.f>MekaflUehe Betlac».

wickluti); des Romans. Zola habe sagt B. ^»das Niveau des modenicu Romans heran fj^eruckt den Roman zn dem gtinaclit, was er sein soll (nnrl hei C\r\-anles. Griinmolsliauscn. Gnetlu« rvnrf rin dichltriscli ^i'^rhaiu«^ Weltbild ein auf tiefer Welt- ntisei»auuu>; nnd starkeui \\ i^^eit lie^nindetes Bild der eii^enen Zeil. r»al)ei habe Zolas Tiin/ip . der so^;. Natnraiisnuis. nur eine uiileri^eordnele Rolle gespielt, l'her diesen Punkt bemerkt Hölsche weiter: In allem, was sich um das vielkammerige Wort Naturalismus nach und nach vTitppirt hat. steckt ein einziger gesunder Kern, für den es aber eines neuen Schla.i^wortes eigent- lich am allerwenigsten bedurft hätte. Ks lie^l in dem Zurück - bexiiiTien auf die einfachsten rn'nzipien der Kunst ül>erhaupl, Vriii/.ipien. über die bei einem Meister wie C7<^ethe nie ein Zweifel bc-^taTiden hat. die n!>er eine Zeil laut; iiin i s* hweunnt und ver- ileekt tla34ele);eu iiallen. Die ganze W ahrlicilslorderung des theoretisciieii Naturalismus, soweit sie recht hatte und genutzt hat. ist nichts anderes als ein solches Zurückbesinnen unmittelbar auf einen der Grundpfeiler aller hohen und grofsen Kunst ge- wesen: was darüber hinaus>chofs, das war Theorie im grauen Sinne und wird es ewij; bleiben.

Im Weileren beliatiptet Bölsche. dnK dnrrh Zola (las eii^enl lieh hisiuii>>rhe hjcnietit ii': eclUeü Sinne wie<ler enlscheidenil im Roman xur Cieltun}; j^ekunuucn sei. Der Roman, der sich wieder darauf boinnt. ein dichterisches Weltbild zu geben, ein Zeitbild, das in das Milieu der Wirklichkeit hinein zeichnet: er wird ganz von selbst in die grofse geschichtliche Betrachtung der Din^e hinein gerissen, die Betrachtung, die vom augenblick- lichen Hilde übergeht ZU den Wurzeln der \'orgänge. und die im Heute das (lestern gleichzeitig auferstehen lüfst. Keiner unt<r allen ' ichtern unserer Tage hat schärfer und bewiifster als Z*)la darnach gerungen, seine (Te-.talten wirklich einzutiii^en in das Werden, in den geschiciiliichen Flufs der Dinge. Die Kämpfe auf dem Kunsigebiet, die L'Oeuvre schildert, die sozialen Gährungen, in die uns Germinal führt, der Kriegsrummel von 1H70, den Debacle. die Tragödie des Hauemstandes, die La Tetre erzählt: sie alle sind durch und dinch historisch entwickelt, als Resultat umständlicher gochichtlicher \'orgänge, auf die un- ausgesetzt die breite^tm ( ie<lankenpan«>rntuen (?) hinweisen. Ich rechte, it. km ich das betone, nicht ül)er die objektixe Richtigkeit des hisloi i>t iieu Sachverhalts in jedem Ivinzelfalle. wie ihn Zola gibt. Worauf e> mir ankommt, ist die Art, wie er überhaupt das Historische wieder hineingel>racht hat in den Roman, ohne doch den Boden der eigenen Zeit zu verlassen und zu den Maskeradendes sclilechten Geschichtsroman^ zu greifen. Mit der objekti\ en W ahrheit an sich niufs man hier, glaube ich, mög- lichst aus dem Spiele bleiben .

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3-

Der schwei/erischf Trotrssor Karl nilt\ tkn Lcscni cKt N'eiien Raluicti nidit inilKkaiitil luil }hA [ IThIkt in I'rauoiv fel<l iinttT (kni Titel liick zwei Aiilsal/ -;inii!iluni^« ti \i r- öfffiitliclit, die w ir recht \ icleti ;iut (U n Weihniu hlstisch \viin>chen. Vom I. Teil (244 S. S") ist bereits <las 21., vom II. (.^2(> S.) (las 14. Tausend gedruckt. Beide sind vorzilglich ausgestaltet: jeder kostet fein gebunden 4 Mark. Was sie ttili ältlich bieten, zeigt die folgende ri»erscltriftenreihe : I. Die Kunst des Arbeitens ICpiktct Wie es möglicli ist. ohne Intrij^ue diuvli «He Well /-II komnun Oute r,c\v<»lin1u iten Die Kiiukr der \\\]\ sind klüjjjer als <lie Kinder de> Ijolit> r>!e Kuhn: Zril zn haUen - - Glück Wa-^ ''cdenlet iler Menscli, \\ i>lu r k.unml er usw.? - - II. Schuld und Sor.ne Tr()>tet mein \ ulk Über Menschenkenntnis - Was ist Bildung? X'ornehme Seelen Transcendentale H<jffnung Die Prolegoniena des Christentunis Die Stufen des Lelwis. Hilty ist in allein, was er schreihl. persönlich. Daraus f«»l.ut einerseits, dafs ihm andere Tersönl clikei teil nicht überall beipflichten können, anderer- seits, dafs er sachlich nicht immer das Richtige trifft. Aber Hilt\ i<t i-iii MaiiTi v^v imtfn^srnfK-r nud tiefer i:eschichtlicher. phil(>.'-n] >h i ^rhei , politi.'nciici liikiuii^, nii'l eiii'-l und inKhiicsinut wie wenif^c. Man darf also jedcnlalis daraul iccluien. hei oder von ihm viel /u gewinnen.

Zum Heispiel! - -Die erste und unumgängliche Iknlingung des (iinckes sagt Hilt\ in der Abhandlung, welche er <leni Cdücke besonders gewidmet ist der feste Glaube an eine sittliche Weltordiinuj;. V«>n d:- ib ist der We>i zum (iliick offen. Fortan mufs sich der Mensch nur noch hüten auf die verschiedenen (»efühle und lireij^nisse des Ta^es ein crliebliclies (lewicht zu legen, vielmehr versuchen, in einer festen Gesinnung mit Kiit- schiedenheit zu leben und überhaupt nicht in Gefühlen, sondern in Thät gkeit sein tägliches Deputat von CTlücksbewufst.sein zu suchen, und aufserdein einsehen, dafs Unglück notwendig zum menschlichen I.eben. ja wenn wir etwas jniradox reden wollen, zum Gluck gehört. Das gröiste Unglück, da> e«^ «:^ibt (heif.st es in dem Aufsat/s von der Kunst de- Arbeiteiis), ist ein Leben ohne Arbeit und ohne Frucht dersellKii an seinem I{nde. Dalier gibt es auch und mufs es geben ein Recht auf Arbeit: es is dies sogar das ursprünglichste aller Menscheiireclite. Die .> Arbeitslosen' sind in der That die wahren Unglücklichen in dieser Welt. (Ks gibt ihrer aber sehr viele und noch mehr sogar in den sog. (»bereu Ständen als in den untern). Das Leben soll man überhaupt nicht geiiielsen. sondern fruchtbringend gestalten wollen. Wer das nicht einsieht, der hat bereits seiue geistige V iesundheit verloren, und es i.sl nicht denkbar, dais er auch die

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körperliche insoweit behält, als es nach seiner natürlichen He* schaffeuhcit und bei richtiger Lebensart möglich wäre. Unser Lehen währt sid>ziK. »ni<l wenn es hoch kommt, achtzig Jahre, und wenn es MiUie und Arbeil gewesen, so ]<.{ vs köstbeh ge- wesen. Sn sollte der Spnicli lauten. \*iel leicht, hig das :mcli in seinem ursprünglichen Sinne. Die wirkliche Ruhe entstelU nur innulleii der Th.itigkeit, geistig durch den Anblick eines gedeihlichen Forlgangs einer Arbeit, der Bewältigung einer Auf- gabe, köri>er]ich in den natürlich geget}eneu Ruhepausen, während des täglichen Schlafes, des täglichen Essens und in der unersetzlichen Ruhe-Oa^L des Sonntags. liin solcher Zustand einer beständigen, erspriefslichen, nur durch die natürlichen Pausen unterbrochenen Tliätiukelt ist der gliicklii liste, den es auf ivrden gibt: der Mensch si>ll sich gar kein nuleres äulseres Glück wünschen. (Folgt eine Reihe guter Arbcit^regelnl. Auf den egoislisciien Cienuis des Lebens prinzipiell zu ver- xichteuv: bezeichnet Hilty als die erste Pflicht »vornehmer Seeleti«:. Was er ül^erhanpt unter solchen versteht, welche Stellung er ihnen im Staate anweist, erhellt aus dem Folgenden. Kr ver- gleicht sie, einleitutlgsweise, dtai Leviten und erinnert an die bezüglichen Hestinnnungen der tnosnischeii Cieselzgebung. Ob sich frihrt er dann lorl in irgend einem unserer modernen Staaten solche Kinncliluii;.^en verwirklichen und. was die Haujit .•^ache daljei ist, auf die Dauer der Slitlung geniäfs erhallen liefseu, mochte sehr fraglich sein. Sicher aber bleibt es, dafs jede menschliche Gemeinschaft zu ihrer Erhaltung irgend eines solchen Salzes l)edarf, ohne das es leichter der Korruption an- bei ni fällt Dieses Salz also sollen die n'oniehnieii Seelen« sein. Der Gegensat/, zu vornehm führt H. weiter aus ist nicht schlecht, «»der bösartig, obwohl das nie vornehm ist, sondern kleinlich eiigiierzig, kleinbürgerlich, nur an kleine Lebensziele, und dabei nur an sich selbst oder an seine miclisle Umgebung denkend. \'ornehm ist ein weiter Blick, ein weites Herz für alle, Gleichgiltigkeit für die eigene Person und Sorge für andere. Wesentlich gehört dazu Furchtlosigkeit und dne gewisse höhere Sauberkeit : kein Tier in irgend einer Richtung mehr zu sein, dem blofs körperlichen Sein in keiner Wei.se mehr zu huldigen. Durchaus un vornehm ist es. viel von sich selbst zu sprechen, namentlich ahi r sich meiner Werke zu b^rühmen. I'nvoi nelim ist ferner die MiiVacliluiii^ alles Kleinen, arme-r Leute, der Knuier. der Vieiitücklen aller Art, sell>sl dei Tiere. Eine vornehme Seele ist endlich nie prinzipiell pessimistisch gestimmt. Die Pessimisten sind vielmehr durchweg etwas zu klein geratene Seelen.

Xicht nur auf die Krage nach dem Glück« und auf einige andere, sondern auf alle grofsen, ewigen Fragen der

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McnsclKU'-cck' antworkl reichlich und vielfältig ein KtattHchor S.'inniu üsiiul. wclclu r be i I Vnl. nüiiiniltr in IWrlin crschiciicii ist.') Wohl ein Werk einzig; in seiner Art und eben um (lieser seiner ICitjenart willen ein ( tesehenkwerk erstell k,iiiL;es für das \ t)lk der Denker. Woülen wir die I*'üUe de> Iniialts fiber<lcn ein ansfülirliches Sachverzeichnis und eine» aln: inäfsig jreorclncte Friste der nnjifeführteti Werke und Scliriftsteller bequem unterrichten nur einig^erinafsen veranschaulichen, wir würden mehr Raum hrnnchen. als unserer )^an/.en lieilaj^a- zur Verfügiuijf strlit Kh einijfiehlt sich daher, auf je.i^:liche .\usle>e /.n ver- /iiliUn nicht aber auch auf eine l'nischreibnnir »ks Inhalts, und dies mn so wenij4«.r. als der Sannnler selbst eine solche rinsc hreibunir bietet. Her Leser wir<l satjt er treffend aus diesen IJlaltern einen Wideth.ill jenes tausendstinnni>;en Chfirs von Frohlocken und Seufxeni. von Jubel und Wehklagen vernehmen, welchen die grofsen, nie gelotsten Rätsel des Lebens den edelsten und lautersten Menschenherzeii seit Jahrtausenden erprefst haben. Ivr wird Menschen aller Zeiten und Kultur* stufen und Repräsentanten der wichlij;slen Länder und Nationen in den ihren I.ebensverhäitni<scn nnd T TkentUnissen entsprechenden Hihle^n. Formeln und Symbolen iliie \' ■r^leilun^en von (ilück und i'uj^end, von Wert und Ziel des Lei)ens aussprechen, er wird sie teils im triuniphirendeu Tone jjläubiger Gewifsheit, teils mit von Zweifel und Resignation gedämpfter Stimme die grofseii Fragen des Menschenlebens beantworten hören: Woher sind wir? Was sollen wir liier auf I*>deu ? Wie k«'»nnen wir selij; werden ? I*> wird durch die im üppigsten Schmuck einer ansschweifendi 11 IMiaiit.isi. strahlenden Tran m ländcr tler hienie<len unbelriedi.ulen W ini'-' iie und unj^estTÜten IlnUnunj^en waiideln. durch Reii^ionen. für welche der unei hk isliohe Weltraum keinen >;eograpinsch oder astronomisch bestimmbaren Ort darbietet, und die dennoch in dem Mikrokosmos des vergänglichen Meiischen- herzens ihre ewigen lichtprangenden Wohnungen aufgeschlagen haben. Er wird auch an die Thore jenes von Stöhnen. Vnf/ern und Fluchen widerhallenden Landes pochen, das die hiircht in schuldhewufsten. ratternden MenschenherPTn «j^eschaffen bat. jnbebuU-r, sie.Kes^jewisser (ilaube wird unmittt Ihar kniilein. spotli.-clK ni Zw eifel j^e>^en übertreten ; frohe Lebenslusl unlieü- barem. nach endgültigem X'erlöschen der Ivxistenz verlannendeni Weltschmerz; der bilderreiche, an praktische Verhältnisse sich anlehnende Sinnspruch der Volksmorat der abstrakten, für den Kampf der Geister wohl gefeilten Sentenz des Schulphilosopben.

\ o lu i> a u luc der K r k e n u l n i .s. i ragniente zur Kthik und Psychologie ans der Weltlittcratur. gesammelt von Paul v«Gizycki. :s.j'< - s X u. S29 S. geh. 7,50 M., in feinstem Liehhäber-

iranzband i<> M.

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Vri*»('nM>iiiiftlirbr Ilrilanr.

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Tl. Bücher.

.1. l.. A. K«mIi.: Das Ncr\cnkl)cn tlcs Menschen in ^utcii imil höi>cn Tajjen. 6, Aufl. Raveiiüburif. <Hto Mnier 1S96. II luid 236 S, - - <;eli. 3 M.

Verfasser (Direktor der staatlichen Irrenanstalt in Zwiefalten- WürteinberK) behandelt im I. und II. Kapitel das Xerx'ensystcni und die Seele, im III. die Krankheiten des Nervensystems, im IV.— VI. Tr-

saclu-n, \'ethüluni: und Ikhandlunjf der Xervenkideii. Im III. dänysteni Kajutel will Kooh <kn Laien ül)er die verschiedenen Khissen <ler Nervei' lei(kn Soweit orientii en. wie jedet ( iehihk-te <hiri\ber j^eni wir<l nnterrichlet sein wolkn und mit Nutzen unterrichtet sein kann ihn l)elähi^en, dal.s er das \"<jrhandenscin eines Ncrvenkitkns erkennt oder doch vermutet, wo er sonst an ein solches nicht i^edacht hätte: dals er als ein körperlich bedingtes Leiden auffassen lernt, was er vordem für etwas anderes nahm : dafs er eine Sache, die ihn j^eängsti^, nun nicht mehr für so schh'mm ansielil ihm die Stelk- zci,irrii, wo auf »kin (khiel der Nervenkrankheiten, und schon hei deren llrkennun^. auch für majiche nicht är/.th'che lUrnfskreise be- stimmte Aufsahen li< <j« n iiu»! die \\'e;4e he/eichnen, .ml dt neu <hrse .\ui^^al)cn bewaUigt werden k^hineu. Der meiste Kam » ist <ien psychopathischen Mindcrwertij^keiten (eine unklare, wenn nicht unsinnige Bey.eichnung!) gewidmet, mit welchen sich" bekanntlich %. Z. mehrere Schulmanner fast sportsniafsig beschuftigen. iHesc krankhaften Seclen/.ustände. nicht eigentlichen Krankheiten der Seele, des f 'i tts (das klinj^t /w.ir ziemlich unbestimmt: aber man kann sich doih itwas (hd)ei «knkeu) sind nach Koch weitaus die häuti]L;steu Ner\ enki(k'n unserer Tai^e : sie bih!en ein /wi^cli« nri u li /.wisclieu <kr ueistiireii Normalität \ind den l'svchoseu. I n«! /u.ti hiUicn sie es in <kr Art. dais sie stell auf der einen Seite ^an/. nmnetklich in die Breiten der i;cistigen (iesundheit verlieren, wie sie sich auf der andern Seite durch gaux unmerkliche rbergänge an die (leistcs- krankhetten anschliefsen. f'berhaMpt scheidet K. die VDrwiegend seelischen Ner\ euleideu in: i. seelische Rcgelwidni^keilen la. einzelne krankhafte \ orfälk-, ( kschehnisse selbstän(b.ue elementare ps\ chi<i l;r \nomalieu - b. kiankhaftt Seelen/ustände psyehopalh. M )n<k'i weitii^kciten 1. 2. ( ieisli skran k lu iten. - I)i<' I )arstellun}i ist aii/iehend uml \ erständlich : hie und da, doch nicht sehr häufiji. stören nr/tliche l achausdrücke. I'apjcr und Druck sind sehr gut.

F. \. lifhcr und A. Bm\ i'imloi lVf : Klassischer Skuliitureuschal/. München, VerlagsausLiU F. Bruckmann .\.-<i. iSg6. Monatl. I Heft 7.U 50 Pfg.

Der klassische Skutpturen.schatz soll in bunter Folge eine flachenl>ildliche Zus.»mmen.«itcllung des Besten ^ebeii. was die l*la.Stik

aller Zeiten und Länder lu rxorj^et^racht : et w ird sich aber ni* ht nur auf dieböcbslen i.ei.stungeuUcrcin/cUicn \ ülker bcscbränkeu. .sondern auch

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der auf iitid ahslc-iKtiulen Hnt\vicklun.£r eine vcrhältnisniHlsi^e Be- rücksichtijfUUii widmen. I-in kiiapi) uchalteTier Text u jeder Tafel (auf dt-r vierten Sfili- dis l nischlaj^si brinijl <lie n'">ti;ien knnst- hi.slorisclicn 1 j läiitvi un^en. I ns liegt die erste Ijcieruni; vor. Sie enthalt 6 aufe sorjifältigste ausj^eführte »Autotypie- Drucke (Bild- fläche 17/32 */t CHI): i. Statue eities Komödiensdichter», 2. Broncestatue eines Jün^rlings, 3. Grabrelief aus Salamis, .sämtlich nach Werken j^riechischer Meister des III. und V. Jahrh. v. Chr.; 4. Broncestatue des David, von Donatello (i;,S''i 5. Idealhüste des T'rutus. von

Michelnni^i'lo Huonarolti (1475 1 : , Madonna mit dcni Jesuskinde, von Claus .SliiUr (•«• 1404/51. Srhoii der anisen)nlenllich niedrij^e Preis 6 voi/.iigliehe AbV)il<lungen aui starkem l'apier mit zwar kurzen, aber durchaus geniig enden Begleitworten fftr 50 Pfg,! - winl deni verdienstlichen Unternehmen ^ofsen Krfoljf sichern.

' III. Kleine .Ylttteiliiiigeii.

Den modernen Menschen schildert Max Osbt)rn in der Neuen deutschen Rundschau 11896. FX) folgendermafsen : ICr ist jeden- falls nicht ein Mensch, der sicli nach (1er neuesten Mode kleidet. . ine moderne \V(»]inungseinrii lilung he.sit/t ntul die Morlebäder besucht, nicht ein Mensch, der, wie man e.s kurz zusammen faf.st, die Mode mitmacht' sondern der in seinem Krapfindungfs und (ledanken- leben der ( iei^enw.irt an^^chrirt. dessen Innonwelt ein Spir-il der Wünsche und Bestrebungen un.serer (leneration i.sl. in dessen Seele, wie Hillebrand einmal sagte, ^ein Kcho der Zeitseele vibrirt. Kr nnifs fühlen können wie das junge lebendige ( '»cschlecht. dem immer die Znkiinft gehört, das immer (lie lüitwicklung fortführt, und wenn er nicht all seinen (des jungen (»eschlechtsj Hals und all m nie Liebe teilt, so mufs er tloch fiililen, wolier dieser Ilafs mnl (li»--e I.iebe ent standen sind . . . l-iin soleluv Mensch kann liinnkTlinal eher in Berlin als anderswo (in Deutschland) gedeihen. Die Redensart von» Pulsschlajr der Zeit, den man hier hött. xfit mehr als eine blecherne I'hrase. In demselben Aufsatze sagt ( Esborn : \\ er l)ehan))le. wahres, reines literarisches Interesse zu be.silzen. müsse dies dadurch beweisen, dafs er sich dem schaffenden Kfin.stler ohne alle Neben- zwecke und ohne Kficksii ht auf .sich .sei b.st nahe, dais er seine -Heek* studire . Respekt vor dir Diilitnng tind <!i 11 Diililr rn' St> nn"is<e!i wir unseren I.iteraturgeiehrten und ihreti Hiuein luul l.e.seni. den Priestern Wieden Laien zurufen. Aber ihr dürft nielit als degengabe von ihnen RosjH-kt vrtr etuh verlangen. Ihr nuiiVt lli>tl sein. Der junge (ioetheschiieb einst alsstnrnieri.sch-drängerisclier Rezen.scnl in den •>Frankfurtcr IJelehrten Anzeijre« : >rm den Kunstler allein i.sts zu thnn : dafs er keine Se ligkeit (kv. I.rbens fühlt als in seiner Kun.st, dafs, in sein Inslrumenl versunken, er mit allen seinen Junpfindungen und Kräften da lebt. Am gaffenden rid)!ikum. ob das. wenn» ausgegafft hat sich Rechenschaft geben kann, wamnis gaffte oder nit lit. was Hegt an <lem ? Das .schrieb, wie gesagt, <Kr

.slürmen.sch-drängerische . also der noch unreife (ioelhe. .Vuiser dem Kün,stler und dem gfaffendeti* Publikum gibts noch andere Leutv. an denen auch wa.»tliesrt. Tni den Künstler allein ists nicht zu thun.

(R. i>.)

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Deutsche Voiksschuiwarte.

No. U Abgeschlossen am 20. April. 1896.

Zar HchntoUtistik.

Die X'orsolnilcii <U'n preii fsisch en liolierei) Ivchr- anslaltcn weisen nach der soeben veröffentlichten statistischen Über- sicht für das Schuljahr wtedenini einen merklichen Rückgang auf. Die Zahl der Vorschub 1 1 t nicht nur um mehr als 500 gennger ^cwonb'Ti sotulerri es ist auch (hv Zahl (Kr \ l uauf^jcnonimenen bei allen Schulkalcj;<>rien kleiner als im \ «Mjahie. Sämtliche XDischukn wählten 189.^—04 «9 757, iSc>4-~<)5 '9 4.'^f ScliiUer. Die Aufnahme be- Iruj^ 1S9; -174. in;''! lUr Rück^^ani; vertcill sich auf alle l'rtivin/eii, einsclilit. isiich llerlins, nahezu gleichmalsig. Nur Brandenburii und Schleswig- Holstein inachen nnt einem allerdings nicht bedeutenden Waclistuni eine Ausnahme. Der Rückgang der XOrscbulen ist um si> bemerkenswt rter. als die Hauptanstalten (iSg; (> j i ;S2 V), iS(>4 -05 140 (14 ; Sohülen in derselben Zeil an Schüler- zahl zmi.il.inen. Anfgelioben wurden 6 \*f)rsohidklassen. Die Provinz Weslf.ilMi liat nur noeh eine XOrsehidklassi mit 17 Schnlern gegen 22y N orschüler im Jahre i<s,S3-,S4. Am stärksten .sind die Vorschulen in Berlin (.'^959 Vorschüler) und in Brandenburg (2841 1 entwickelt.

Die preufsischen Lehrerseminare zählten im Schuljahre 18959^' II -^So Schüler gegen ir im VOrjahre Die Mehrzahl der Seminaristen (6360/ ist in Internaten uutergebraciit. die l>es()nders in Ostpreufsen. Westpreufsen und Pommern vertreten sind. In den kgl. rräparandenanstalten waren zur selben Zeit nur 2,66 8 liüli t \oili ni den, das ist etwa der vierte Teil der zur Füllung der Seminare nötigen I^räparanden. Die Fräparanden Bildung wird also im wesentlichen auf privatem Wege, insbesondere durch Seminarlehrer, besorgt.

Das soeben veröff ^liirlitt \ erzeichnis dei i i n fsi ;clien Kreisschulinsjiekloreii weist insgesamt 1232 .Aufsichlsbeamte auf. Von diesen fungieren 2^)5 im Hauptanite und 967 im Xebenamte. Von den letzteren sind u2\ (ieistlicbe und 4.S städtische Schulräte un<i S Jiuliiispektoren Seminanlirekt«)ren. Schuldeputierte etc. Die In .spekloreii im Hauptanite sind in den bezirken (lumbinnen. Stettin, Krhtrt» Osnabrück und Münster um je einen, im Arnsberger Ikvirke um zwei vermehrt w orden. ICiiu \ Vi ;iu 'u tni l' K i l:> istliclieii Kreis schultnspektoren hat in neun bezirken (l)anzig, rotsdam, Stettin, KösHn. !,iegnit/. Magdeburg. .Merse!)urg, Hannover und Kas^tel) statt- gefuiub n i ine \ ermindcrung durch Anstellung von .\utsiclitsbeainlen im Hauptanite in vier Bezirken ((iumbinnen, Kriurt, Minden und Arnsberg).

Was die Stadt Berlin das Volkschulwesen kostet.

Der r.tal der städtischen ( reiueindeschuleu sehlielst in b'itni ilnue a': mit IU2 M.. in .\usgabe mit 11 146035 M., .so dals ein Zuschuls erfordert wird von n i>t:> M. Die Oehälter der 216 Rektoren be- tragen i<X> M., die «".ehälli r und Dienstalterszulageii <ler ordent- liehen I.' Iner ; 09-2 275 M . die deliäUer für 120:; ordentliche lA-hrerinncii und die Dicnstaltcrszuiagen zusammen 2 ih)2 150 M., das Honorar für technische Unterrichtsstunden beträgt 446 688 M.

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.Iiihiiiiiio McviT.

nie Krfol^c des deulsclic ii 1' ii tc rri cl» Is sind in keinem der polnischen Bezirke so l)edcnten<l wie in ( )herseli I esi e n. Hei der Rekruten.iiisliehun.ij im Jalue iS<m erj^^ihen sich unter S;54 i;in- jjestellten allerdin^^s noch S^, «j;^leich i.oi \ . 1 1. Analphaheten un<l ijleicli 1.26 V. II., die nur iK)lniscli lesen nn<l schreiben konnten. Im Regieninjjshe/.irk Posen daj^;ejjen er^^^ahen sich in deniselhen Jahre unter 7461 Kin^restellten üfi Anal])hal)eten. gleich 1 . 1 ^ v. II. und 5c>S Rekruten, g-leich S.oi v. LL. die nur polnisch lasen und schrieben. In friiheren Jahren war das X'erluiltnis ein uan/. anderes. Im Jahre 1SS2 erjjaben sich für Oberschlesien noch .v7<') un<l iS-^ Analphabeten, und zur seligen Zeit hatte fast die Hälfte der ICin.uestellten 11SS2: 43.43 V. LL und 1S-2: 44.53 V II. j nur polnische Schulbildun.y:. während (Tainais im Rej^ierunjj:sl>e/irk l'osen die nur polnisch < ".^schulten in kleinerer Zahl auftraten nSS^: 35.Si v. II., j2.S<) v. H.i. Noch im Jahre 1-S71 iiber.stiej.; in < )berschlesien die Zahl der Rekruten mit polnischer Schidbilduni; i25')S) die Zahl derieni;.ren mit deutscher Bildung (2419).

nekanntlich steht die Sch ulhildun jx in keinem eurojiäischen Staate auf so niedrigem l-ufse wii in kiifslajid. Dennoch hat selb.si in St. Petersburg eine amtliche Stati.stik a\is dem < ■.ouveniement Kowno Aufsehen erregt, wonach nur üi Pro/., der nach dem beschei- densten Mafse als schulpflichtig geltenden Knaben die Schule be- suchen.

Der KHin]>f um die Schoh».

ICin scharfes I'rteil ü her d i e Sit 1 1 u n g d e r ( 1 ebi 1 d e t en zur \"olksschule enthält I )ie ( iegen wart in einem Artikel Pesta- lozzi und Preulsen . Darin heifst es: Im Hewuistsein der « lebildeten. vor allen «lerjenigen. welche die Macht in Händen haben, die X'olks- bildung zu heben oder verkünimern zu lassen, der Staatsmänner, Politiker. Fürsten, i.st die \"olk.sschule heute nicht mehr, was sie einst war. das Kleinod der Nation. Daher ist denn auch das preulsische Schulwesen hinter demjenigen anderer Staaten betr/ichtlich zurück- geblieben, und Preufsen marschiert, was diesen Punkt anbelangt, sdion lange nicht mehr an der Spitze der Zivilisation. Ks i.st fauler Zauber, heute noch von Preulsen als vom I.ande der Schulen und Kasernen zu reden. In Preulsen hat lange .schon die Kaserne die Sehlde erdrückt: wer <las nicht glaubt, mögt- sich die denkwürdigen Januartage i.S<;3 vergegenwärtigen, wo der Kultusminister im jireuls- ischen Abgeordnetenhause mit tlehenden Worten um das tägliche Brot für die Schule bat. indem er vor einer ( iefahr des Stillstandes und des Zerfalls eitler einheitlichen Ivntwickelung unseres gesamten Volk.schulwesens .sprach ; <ler möge sich erinnern, dals nach der amt- lichen Stati.stik vom Jahre iherausgegeben iSc);» noch 21 472 jireufsische Volk.sschullehrer den Wagenschieberlohn von tjoo Mk. und weit darunter, dafs noch 270t Lehrer den Knechtslohn von 6«x) Mk. und darunter als(iehalt beziehen. In den \ ergangenen Monaten hat sich - in einer Zeit, wo für Militär und Marinezwecke seit Jahren Hunderte von Millionen geopfert wurden ein geradezu erbitterter Kampf zwischen dem Kultus un<l Finanzminister abgespielt um 2 3 lumpige Millionen, <lie ersterer flüssig zu machen sucht, um nvir die notwen<ligsten X'erbcsserungeii zu treffen. Ob schlielslich das Almosen von der \'olksvertretuiig bewilligt werden wird, ist auch heute noch zweifelhaft, entscheiden doch in dieser l'rage nicht sach- liche I\r\vägungen, Liebe zur Schule. Sorge für das Oedeihen der \'olksbildung, sundern einzig parteipolitische Rück.sichten .

P(riuk<>be Tol]tii»chQlw«rtc.

Dti (.n^^li.schc rnlcrriolitsniiuTslrr Sir ff)lin Oorst lial kiiai)]) v»>r Antritt der i)stcrkrien im Untcrhause eine neue Schul vor- lajre (ICdukations-Rill) ffir Knjfland und Wales einj^ebTacht. Sie zerfällt in zw ei 'rtile. einen den }\leMU*ntnrscli ulcii w idTtieten und einen, weKher sieh mit dein ForlViildnni^s- Cnterricht Ijescliäfti^it. Der zwe ite Teil w ird nicht anj^efochtcu . man anerkennt, dafs die Re^jit- nmir hiermit ilnvr Xen-< )r{;anisati()n und den reich hohen Zuschüssen dem l'nrtscliritt eine (iasse öffnet. nklii'h ist hinj^eijen die Aor (ioisl v<»rgescldai(ene Neujiesltdtung des lUenit^ntar- Unterrichtes. Die- selbe enthält «war umnches Uute, das scliulpflichtipfe Alter wird auf zwölf Jahre erhöhl, und den l*'lementarscluden sollen fi>rtan j^:röf.sere Mittel zu^iewiescn w t-nUn : tlicses (»ute jedoch winl durch «lie Ten<len/ verdunkelt, den >janzen Hlenicntarunteiricht in die Hände der (jeist- lichkeit %u spielen.

Hnmauitäre tieHti'eluini|$eii.

In der Silzuu),^ dt sWreins für .<^asundheitjfgemäfse Kr/iehttnpf der Ju;.;enfl hielt I->au Sanitätsrat Dr. Schwerin einen V ortrag: über d i e g e w e r b 1 i c h e Neb e n e s c h ä f t i ^ u n ji d e i S c h u 1 k i n li e r , ins- besondere da« Semmel und Zeitun^saustra^cii durch Schulkinder in früher .M()rj.;e?]^titnde. Rektor Handt behandehi «l is-tlbc Thema mit besonderem ilinueis auf seine eigene Beobachtuni^üerfahrungen. sind besonders viertirujjjien zu nnterscheiden : Handelsgfewerbe. Aus- traviediensle. l.atifbursche und stm.stii^e Nebenbeschäftigung, Z.B. Be- gleitunj^ der Rollwajien. Ke<,rc-laufset/en. Hausindustrie. I>ie sittlichen (lefahren bei dem Hausieren der Kinder !iei;en auf der H, m l cl)enso tlie vSchädijjunj; der C.e.sundheit Die Zahl der neben Kl s.häftipften Kinder beträgt in der Regel zehn vom IfnncUrt Auf dem \\ ege der (Gesetzgebung allein und durch polizeiliche -Malsregeln kann hier keine Abhilfe geschaffen werden. Vereinte, auch private Bemfihung ist nötig. Tksoji'li rs mufs die Lehrerschaft iiiitw irken. sie muls sich mehr um die hauslichen \ erhältnisse der Schulkinder bekümmern.

Im Reichsl.'ig ist liei tUr zweiten Beratung <ler ' ".«werbeord- nungt»nuvelle ein Antrag Lenzmann {l'ia. \'j>.> einstimmig zur Annahme gelangt und von dem Staatssekretär v. Boetticher als ihm s\nipathisch begrülsl worden, wiJtiach Kinder unter 14 J.diren nicht auf öffentlichen \\'( i;en. Straisen, Plätzen oder an öffentlichen Orten oder ohne voi - 1 - <• lkslellung von Haus zu Haus feilbieten dürfen. Ks steht also in .\us-i. Iii. dafs ein sehr bedenklicher Teil der sogen, gewerblichen Nebenl)eschäftigung schulpflichtiger Kinder, vielleicht gerade der Teil, der uns Lehrern den gröi.sten Kummer bereitet, in absehbarer Zeit gesetzlich verboten sein wird.

Vom '/». j.uiuai bis zum 14. März i.iliKlUn m Uiieiiiuiburg täglich etwa \ «>lksscliulkinder vomWreine X'olkswohl w armes h rühslück. ■iL.^lt Lrnd aus 1 Milch und einem HnHi hm Die Kosten für dieses wohlthätige Werk betrugen in runder Summe 700 Mk. Davon fallen auf Anschaftung von (leräten etwa 41 Mk., auf Be- <lienung etwa ;,«> Mk. Räumlichkeiten, die beiiernng und den Kessel zum Kochen tler .Milch hat die Stadt unentgeltlich hergegeben.

In dciselneii .Sta<U wird seit (Astern d. j int Schulgebäude ein Hrnu.sebaci in lienuLzung genummen. Iis können etwa 20 Kinder zu gleicher Zeit baden. Das Bad soll an bestimmten Tagen von Knaben, an bestimmten von Mädchen der Volksschulen benutzt werden.

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Johwine« Mtjtr,

SchiilverwMltuii^, -(»riü;Hiii!salion und -Au-istutuiii^!:.

Der Kultiusmini.sier hat die Auslülirung tleü Dejsehliishcs der Stadtverordneten -Versammlung in Bamien auf Aufhebung der Vorschulen an den höheren Knabenlehranstaltcn .q;cn chmt;;t.

Der von cltr Conunius-l itsellscliaft \or drei Jalnvii anj;c- regte tiedankc, wie in Skandiimvieu. Dänemark, der Schwei/ etc., so auch in Deutschland Volkshochschulen zur Fortbilduiiix 1>- waclisenci /u errichten, ist /.uerst in StralM)iir^ verwirklicht worden, und /war mit bestem lüfoljie. Die im Jahre is;^ v»>m \'()lk.sl)ikhin}is vereine errichtete Abend- Fortbildunjrsschnle wurde im Herbste iS«);, zu einer 'Volkshochschule umjfestalt. i l>e/.w. ergänzt und besteht Seitdem aus einer Abendscliule (wöchentlich /u Lektionen /u ' , 26eitHtuudeu von 7*/^ bis 10 l lin und einer Tagschule lauiscr dem Abendunterrichte 6 Lektionen vt>n 7 bis 12 Uhr vorniittaRs im Sommer, 8 bis I Uhr im W'iiitrr). Der NachmitUi}X bleibt U\ ] /n StiKÜLii oder sonstigen Geschalten 1 Lehrling». Im verflossenen Winterhalbjahre besuchten die Anstalt 154 Ivrwachsene. bis «u 45 Jahren alt (ITnter- offi/iere. Serj^eanten. I'eldwebel. La/arett};ehilfen. (Gewerbetreibende. Kanflente. Studenten etc.), von denen 2t> auch am Tagesuntenichte teilnahmen.

An den Volksschulen Münchens hat sich das nenerdinjjs

eingeführte fakultative achte Schuljahr für Knaben sehr ^^fut be- währt. Nun führt <lic StadtverwaUtinir auch für dif Mädchen t-in achtes Schuljahr ein, w«>bei ein ii.tupl^cwicht am llaushaUmi^, Kochen, Handarbeit un<l ( iesundheitslehre geley^t werden soll; aufser- dem wird Französisch uml praklisches ^gewerbliches Zeichnen j;elehrt.

hl IClbin.ü beträj^t <lie Schülerzahl dnrclischnitllidi 70 aui ciiic Klasse der Knaben, 74 auf eine Klasse der Mädchen. Mau .. ill den Durchschnitt auf 69 bezw, 67 herunterschrauben. Hierzu beilarf e.'^ der ('.Hindun^ vcm lo neuen Kla.ssen. 69 und 67 sind aber offenbar immer tu)ch \ iel zu hohe Zahlen.

Die Königliche Key:ierun)j zu Meiseburg brachte jüngst von neuem zur genauesten allseitigen Keachtung in Erinnerung, dafs die Lehrzimmer jälirlich m i n d es ! ctt-- cinjual geweifst. in jeder Ferienzeit gründlich gescheuert und nnndestens viermal wöchentlich sorgfältig, nicht blofs trocken gereinigt werden. ^Bei dieser Reinigung .sind auch dii Wände. Treuster uml Thüren, Ofen vom Staube zu befreien. Subsellieu, Wandtafeln, Schränke und i ensterbretter sind täglich feucht abzuwaschen, ebenso ist der Eingang /um Schulgebäude und zum Hausflur, wie auch die Schultreppe tä^ich zu kehren.

Dil K^ uicriniij, zu Hildesheim maclil bekannt, d.if^ «las wöchent- lich zweimalige Reinigen der Schul/immer künftig nicht mehr durch Auskehren mit Hand, sondern nur noch auf nassem Wege, und zwar am besten durch Aufwischen mittekst nasser Tficher. geschehen solle,

Ersieh uugsf ragen .

Die Kgl. Kegiernng /u Stade hat eine \'erfügung erla.ssen. zufolge deren /.ur U inter.s/.eit auf den Spielplätzen, den Schulhöfen oder sonst in der Nähe der Schulhänser FutterplätJie für Vögel

herzustellen. l-!s soll dies geschehen zur Pflege der Liebe ZU den Tieren und zuglcicli /um Nutzen dct < )lt.st- un<l ( ■.emüsegärteu.

In Kömhild in Thür, hat .sich ein .Schulreiseverein ge- bildet, der beabsichtigt, die (iründung weiterer Schulrei.scvereine zu veranlassen, welche auf dem Triucij» gegen.seitigcr (Ta.stfreund.*«chaft beruhen würden.

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Deulivhe TolltMrhaN«rl#.

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Durch Lesen \ I n d i ;i n e rso h r i f 1 1 ti aii;;ercj;t, ist hiinu ii kur/.cr Zeit wieder ein (iyninasiast in Cntha fÜichtiji: jreworden ; in der Nahe von Hamburj;^ konnte der jimue Mensch noch anschalten werden.

In 1. allen l>n rt^ in l'onitnern Ini;; eine ans Schülern der Sladtschule bestehende vielversprechende ( KSellschaft sich schon seit länj;erer Zeit mit dem schwar/.en (".edanken. den Rektor (• erlach lotKUSchiefsen. Hiner der Hnrschen stahl (leid y.u einem Revolver, itnd ein solcher windt- auch hescliafft. worauf man Schielsiibnnj^en im Jägerhof vuinaliiu. Die Sache kam heraus, und die Burschen er- hielten durch den Schuldiener -vor versammeltem Volk« eine solche Tracht Prügel, dafs ihnen das Totschiefsen wohl für immer vergehen dürfte.

X'or einij;(.r Ziil h.ilU- ein .Schul/mann einen Schulknaben, der bis niurj^eiis I hr olnu.- Hej^leitunpr seiner Kitern in titiem öf f entl i i-lu 1! Tok.il Saalfelds verwrilti und il.iselbst Lieder üchlüpfrigen Inhaltü sang, aus dem Lokal gewiesen. Darauf beschwerte sich der Vater des Knaben Über den Schntsemann beim hvr/( -1. Staatsministerium. Dieses jedoch wies die Beschwerde als unbegründet zurück.

-- hn I'sycholo^i.schen \ erein zu Herlin hielt der (iyninasial- lehrer Dr. Kemsies einen h<)chst lehrreichen V ortrag über l%rmüd- ungsmess linken an Schülern, «lie er mit Mossos l\rs:joj»raph (Ar- beitsschreiben vorm m nnmen hat. Dieser erlaubt es, die Leistnn«^ einer bestimttiten Muski lirmppe ifk'U<jeinuskcln des ^fittclfinm. rsi bis

Messungen wurden nach jeder Untemchtsstunde an Schülern unterer

Klasst i! d( r j*^. (iemeinde- und der 5. ReabscliuK i^emaclit und ( rL'.d)en das interessante Resultat, dais zu einer Zeitlage, wo aus Qualität und Quantität einer r^istung, sowie aus der verbrauchten Zeit nichts ersichtlich i.st. schon eine \ erminderun>i der ^fuskelkraft stattfindet. Dafs dif^c -in praktischer Ausdruck für die ('•ehirTK-rniüdnii'/ ist. soll dai-nl iiichl gesagt sein. Doch stehen die Schwankungen der Muski Ik raft in offenbarem Zusammenhange mit der vorausgegangenen (lehinileistung.

Auf Anregung des l nU i '4a.iN^( ki dai s Zoni von Bulach soll in den Kcich.slanden der \ ersuch ;4eniaclil werden, in <len ICle- nientarschulen bereits einen grundlegenden landwirtschaft- lichen CnUrichl zu erteilen. Die ge\\ (•hnliclien rnterrichtsgegen .stände werden teilweise ihre Sit>U"c aus der landwirtschaftlichen i'raxis entlehnen, namentlich .sollen den Schullesebiichem auch landwirt- schnflüihe Abschnitte eingefügt werden, l''s wird landwirtschaftliche Huchlührung wenigstens in den Anfangsgnnulen gelehrt und beim Rechnen und der Naturkunde der Stoff hauptsächlich aus landwirt- schaftlichen Gebieten entnommen werden.

hl llitiiliurg ist die Minlührung einer vSchulbi !< : zum Ostertermin erfolgt. Die ( »berschulbelu'irde hat sich für die sogenanntc brcmisclie Schulbibel entschieden. Zunäch.st ist ein Versuch in den höheren StaaLsschulen gemacht.

Die St eil Schrift wurde im verflossenen Schuljahre in der

.\le.\andrinenschule z,u Ktibuig angeuajidt. Der Jahresbericht der betreffenden Schule wei.st nun darauf hin. dafs seit ICinführung der Steilschnft die Korperhaltung der unteren Jahrgänge beim Schreiben eine wesentlich bessere geworden ist.

ITnterricht^frAgen.

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6

\'t)r cini^vn J;ihrcii wunk- in .Ma^jdclmr^' in (.iDi^^xii Klasv».n iliw Stcilschrift \ crsuchswcihc cinj^cfülirL JtUt ibl ilicscllfc \uu der Rej^ientti}^ verboten wurden.

- In Breslau wurden 643 Hxeniplare des sc>/Ja1fleinr)kratischen Marchenbnclies für die Kinder des Proletariats heschlaxr- nahint.

Lehr- und ljt»rDnijt|el.

1 )t n K< »niirlichcn Rc;:ici un;^», 11 ist 1>C'/ü}rlich <K i 1 ' 111 f u Ii r u 11 jj Voll I.L'h rliiicli « rn siiltiis ik-s Knltnsniinislcrs inilj^^tlcill \v«it(kn. <la[.s nur /.ur iüiilulinni;^^ <k"uLsclicr lAscliüchtr. .sowie iki tk-m Kvli ^ionKtinterriclit wi ('innnk' liegenden I«elir- und l^rnhucher in dtn f *nt' rrik lUs^cbrauc Ii «Ivr ihrer Aiifsiclil unUrslt llttii Solnilcu «Iii- uiinistctictlt ( it^nchnitj^iuij^ einzuholen ist. iiicrvon abgesehen, haben die Kotii «glichen Rcf^ierunj^en be/.fi;2:Ucb der in diesen Schulen in (k-brauch xu nehnien<leu Lehrbücher und Lenimittel selbständij; 7.11 befinden.

!ti versrhu lU r.rti StädUn dt s Cr« fshciv.oj^liniis Hessen wnrdc jim^>l liu- l-'ra^«. lU r kosten frei i ti \ eral)!v)l^unjj der Lehr- mittel für N'olksschüler lebhaft ventiliert In Offenbach wiir«k- ein diesbezii;4;licher Antrag von so/iahkniokralischer Seite irislelU. aber nach längeren Debatten im Stadtrat und im städtischen Schulvorstand abgelehnt. In Main/, wurde ein Antra»; ^jestellt die Kemniittel den- jeniueii ScbnlkHKkrn uneiit^^cUHch ZW {gewähren, deren Kltem weniirer als 700 M. Ivinkoninieii Jiaben.

b'inen sehr praktischen und hilHijen ( i r i f fei h a 1 1 e r liat <kr Lehrer Otto in Klnishurn erfun<kn t^asel/.l. gesell. 1 Der Halter besteht aus einem unpolierten Holzrohr. In <liese.s wird der r.nfiel. auch wenn er j;an/. latij^ ist, ein^eset/l. Die nef^^tiir-n;.^'^ -.^i sc hiebt durch einen sinnreich einKcrichteteu Schraubenkonus. Derselbe winl über die Spitze des (iriffels gestreift nnd in das Rohr gedreht. Kr ist leicht /n handhaben, und dabei sit/1 «It i f .Tiffel doch diii^i sicher. Zu haben bei S. Röder in Berlin S.. Ritterstr. J2^v Treis iui Kin/.elkaufe 5 Vi.

Amtliche Stelloug «b r Lein t r.

Der « u nu inder.il \ on (kra hat den Hescliluls ^jt f.if^t <lals künftig ein Rektor und ein I. ehrer dem Schulvorstand ange- hören sollen. Die (resamtheit der Lehrerschaft wählt ihren Ver- treter in freier und i^eheinier Wahl, desj^^ieichen wird (kr Rektor \ (»ti den sämtlichen Schulleitern in >;kicher W eise {gewählt. Die He^tätigung dieses Bcschlnsses seitens des Ministeriums steht nocli aus

In sänilh(.heu Otien der l'!i)lunie Schkeuditz, sind die ersten bezw. alleinstehenden Lehrer in die betr. Schulvorstände gewählt und von der Regierung bestätigt worden.

Sowohl LatidessN iiode, w ie aucb r T.;unl.. hT-cr\ ereiii

in braunschweig hatten .sich mit der Bitte an die herzogliche Regierung gewandt, dafs den Lehrern die niederen Küsterdienste abge- noinnicn und anderen Personen üb^rtra^eii wenkn nu'ichlen. Das Minisleriuni legte daher dem Landtage eine darauf liezügliche \'orlage vor. <lie jedoch \ (»11 diesem ahgekhnt ist Bislicr erhielten die Lehrer für den Kircliemlien.st jälirlich Je j»m> Mark, l'ür die Hefreiung vom niederen Küsterdienste sollte in / il;untl ein .\b/ug von dieser Summe bis /.um Höchstbetrage 51) Mark eintreten.

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|t4*iii4rli«> Tolkit'^fbiilwan««.

Sorialp Stellung der f^tshrer.

Ii' Ii i Provinz Sadiscti irhitU< n von vier ans » iiKtn und tkinsclbcn Uuric /.w cinci (.'»crichtsvcrhunillung \ tjrgiladfncii Zcu^^cu eilt WetclienslelkT als offentHoVer IWaiiiter 9 M. Xeu.ijt n jifebtthren, llaneni je f) M. niehst X'trsiiiiinnisLnlsrh.'idijfuni' 1. ein (crsltri Lehrer m. Auf .seiue liescli werde wurde deTii Lehrer die Ant- wort, so \ iel wie der Weiclieiisteller könne er in keinem l'alle be- koiinnen . N'ersäiinmisentsehätlijfiitijf werde er aber nur erlialteii, wenn er jrhiubhafl mache, dais, wann und wieviel Privatstunden er an jenem Ta^ie ^«ej^eben liabeii würde.

Die in N'ömbcrj; erscheinende national liberale - Frän- kische M or}4:en /eitung schreibt u. a.: W enden sich andere Wahl- kreise nach Nürid>erij:. um freisinnijre Keichstaj^skrindid iteu /.u er- fragen. s<» bietet ihnen dicsi inrolse Handels und 1 nd ustne.stadt Kan<lidaten aus dein durch den Hildungsgfan}^ und die eijifenarti^e r.k>-iTi,lftiL'nii- '/UV l'f'litik- tind Hehandlunj^' offi-ntliclu r Intc-rt ^sen so ausnehmend berufenen \ olksschuHehrerstanU. Herren Rudolph «nd Weifs retten zur Zeit nach auswärts Xümberg's freisinnijie I'*hre. Wir erkennen in diesem sichtlichen liestreben. die Vertreter mit t'nij/elMinti .dler durch Hesitz. Stel'nnji», hervi»rrasenden l'intltifs, öffetithehe Wirksamkeit u. a. sich auszeichnenden Personen au.-, der rxlesten ( ileichmälsi^keil der breiten Schiclit zu entnehmen, das demokr riti'M he IMin/.ip. welches sich über jede laiche ärgert» weil sie das Heidekraut trotz seiner Mehrzahl überraj^t .

Die von Paul Schettler in Ix' allen redif^ierteii Landwirt- schaftlichen Mitteilungen brin<ieti in Nr. if> fol^jjeiules : Zoo- lo«jischer I *TiUr*-irht . So jinkttst h erteilt keinci <U n /m >1« »'fischen Unterricht wie der Schulmeister Hungerle in Hraungoldingen. Wenn der den Kindern z. B. zeigen will, was für ein bnininii^es. naschi^es Tier der Bär ist. .so wackilt er wie ein D'Ar in der Schule herum, brummt die Kinder an. niniuit ihnen daj*. was sie Kisbares bei sidi haben, ab und verzehrt dann seine Beute auf dem Katheder mit Wohlbehagen, iiklem er sa^^l : Si Iii Kinder, ein solches merkwürdi;.;e.s. bnnnniivr"^ und näschij^es (te^chöpf ist der JJärl Das sind land- w irisch.« II) k Iu- Mitteilungen.

Materielle S^tellnng der Lehrer.

Die (iehälter der Volkssch ullelirer in II essen -Darm»

Stadt \ver<len v.irh rkni von «len Landstanden an.ljenomiiuntn Cie- .sclzentwurf vom i. April 1897 an wie folgt geregelt; Mit 9<x> .M. be- jnnnend beträgst das (iehalt nach jähriger Dienstzeit 1100 M.. nach 6j;diri;^er i2(h> M. und so fort bis nach .:7j;ihniier 2»m)o M. Dii. fn iv Dien.stwohnung oder der Wohnung.sbetia.n kunimen in Zukunft mit 2fX) M. in Anrechnung. Die Dienstzeit wird vom Tage der ersten X'erordnun;; nach bestandener Schlufspriifunj; gerechnet

I )er r.csetzentwurf zu einem \(»rmaletat für die Seminar- direkloren und Seminarhhrer de.s Her/.ogtums iiraun- schwci.tr ist vom J.,andta.ue anf;enoninien. Nach demselben ist für die S«. iiiiuardirektorcn ein (lehallssatz von 4500 bis (xkx^ M. nebst freier I>ienstwolinung nnd fin die Seminarlehrcr ein ( '.ehalt.s.satz von rSo«^ bis 42(.<o ^L nebst \\ ohnung.sgeldzu.schufs vorgesehen worden. Nach Ablauf von je 3 Dienstjaliren erfolgt eine Gehaltszulage von 500 M.

Augsburg zahlt neuerclin.us seinen Lehrem folgende ( 'ie- hälter: .\nf.ui<.:si; ehalt eines wirklichen Lehrers i vx> M. -f- M. Funklion.sz.ulage, liehait nach 5 Jahren M. -4- 550 >L tunkt.-

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fi .l«ih«nac« Hr>y*>r,

Zul., nach lo Jahren 1550 M. -4- 640 M. F., nach 15 J. 1675 M. -f- 730 F., nach 20 J. r8oo -f- 8ao F., nach 25 J. 1900 910 F., nach 30 J. 2000 -|- i«xx) F.

Das TI -".clist.tjehall der Lehrer in der Industriestadt Mül- hausen betrug bisher 2700 M. Neuerdings ist dasselbe auf ;^(xx) M. erhöht worden, die in dreijährigen Stufen nach 27 Dienstjahren er- reicht werden. Die auKwfirtig:en Dienstjahre werden nur zur Hälfte angereclnu t

Auf Kreta hat die gesamte i,chrcrschaf l ihre Thätig keit eingestellt, weil ihr seit längerer Zeit keine (Behälter mehr ge/aliH worden sind.

Bildon^ der I^ehrer.

Unter den Studierenden der Universität Leipzig be- finden sich jetzt 60 Lehrer, meistens Sachsen, die nach 4 Semestern y.WY Staatsiiififuug zugelassen werden. I);is Hr^tehen derselben be- fähigt in Saeiiscn /.ur Anstellung als vSehuUliicklor.

Die A/iianrc Fnfn(aisc pf*tir In fnof)ai:ti//,in »U i<t /ani^iu /ntmaist f/ftus Ifs roionics tl a /'clraniiir w inl auch in diesem Jahre zwei sogen. I" ,■ r-i' ,• n l- 11 r < < in Paris für Ausländer itinl IksoiuKts für I.fhn-"r (Uiid Lciiicnnuen) veranstalten. Der ersiu Kui.s liuUcl stall vom 2. Juli bis zum i..\ugust und der zweite vom 2. Augu.st bis ;i. August. Wer uTdiere .\nskunfl über die Kurse, sowie über Wohnung. Kosten des .Vufculhalts etc. wünscht, wende sieli an; Altiaim jntiiaüsr, mc ilv GrmcUc 4^. it Pttris.

Lehrer und Ldii rrinuen.

Die Stadt iVIüuchen liatle am 1. J.uuiar d. Js. 410 aktive uud \ \ pensionierte, /.nsammen 460 Lehrer. ;>-.) aktive und 37 pensionierte,

zu.sammen 411 Lehrerinnen. Dit [u-im liierten Lehrer waren zu- sammen 2.^(K) Jahre alt und zählten 1470 Dienstjahre. Das Alter aller pensionierten Lehrerinnen war 1615 Jahre und sie hatten .S99 Dieu.sl- jahre. Das ergiebt im Durehschnitte für 1 Lehrer 52,5 Leben.sjahre ^""^ .V^r5 Dienstjahre, i Lehrerin 43,65 Lebensjahre und 24..^ Dienst- jahre.

PrisouHl-Niuhriehteii.

Wirkl. (jeli. Ober-Regierungsrat Dr. Schneider, seit 187^ vortragender Rat im Kultusministerinni. <ler Vater der »Allgemeinen Bestimmungen vom 15. Oktober 1872 , feiert am 25. April seinen 70.

Geburtstag

Der \ orschullehrer iiduard Clausnit;£er von der mit dem Königlichen Friedrich Wilhelms-Gynmasium und dem KonigHchen

HealgN mnasium hierselbst A erbuiulen \ i>rscludei,st wmi Direktorial- gehilfen unter Beilegung des Prädikat.^ Ui)crlc hrcr ernannt worden.

In Harpstedt im Hannoverschen feierte am 11. Februar der Kantor emer, Brandis seineu 98. Geburtstag.

Lehrer eni. Ileidemann in Arnswalde, der über 50 Jahre im Amte gestanden hntte, ist im 90. Ivebensjahre gestorben. '

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Deutsche Volksschulwarte

\o. 2. Ahfreschlossen am 20. Mai. 1896.

Allgemeine Hehnlstattetik.

Dil I rs, Ulli /all] <Kt \ <)! k ssch üKt in i^an/. Dcnlscli- laiifl bcreclim i man auf fast S Millionen, so dai's im Durchschnitl auf j«.- iu> Kinwolint-r \ olksscliiikr kommen. Dieser Durehsclinitt wird ftberechritten in den Staaten I.ijipe \ s.22, W aldeck 18,2,-^, Saehseii- Miin'nvrn t;.*«). Keuls ä. I,. 17,;!. Sachsen AUenhur;,'- Sehantn- liuri; i,ii;iie i7,2<>, Scluvar/.lmrj- -Suiidenshausen 17.17. IJraunschvveiji: 17.CM). Olclenbnrß: 17,02. Scliwarzburjj- Rudolstadt 16.96. Anhalt 16.6^, .Sachsen \(i,'J'<. I!a<ien i'',4-}. ilesstn \(y.^2. »Sachsen Weimar 16,42. l'reiiLsen 16,41, Keui.s j. 1„ 16,28 und Sachöen-Cuburg-t'.oÜia 16,22. l'nter dem Dnrch.schnitt bleiben Mecklenburjf-Strelitz 15.62, \Vürtteui> htrir 15. };. J)aytrn ; i.;<> Mecklenburjj-Schwerin i4.'>7. Hrcmen M.25. Klsals- I,othrini:en i Ihunhnr^ (r.i'» vv<\ Li'd>eck 11.21.

= I ber die Beleili jinn^t iler Kon f cs.sioncn an den huheren t^nterricht.sanstaltcn I>eut.schland,s wird berichtet,

dafs, während im ganzen von der deutschen Bevolkerunjr 50 anf 10 (KH) o«ler 5 per Mille liohern Unterricht j^eniefsen. sieli dieser Ue- Ira^ bei (Kn K iUuiliken n\ir anf ini^^eiahr stellt, bei den rrt)le- stanten daye^en nif 5; nnd l>ei den Israeliten sojLtar anf .^.v'? für je io(x>f. der betreffenden Kontessii -nslieviilkernn^. ("lan/. beson<lers fallt *lie gerinj^c lieteiligunj4 der Katholiken an den Realan.slallen auf. Denn es beteiligten sich auf 10 (xk) Katholiken nur 10 bi.s 11 am Kea!- unterricht. anf mxmm. Protestanten dageg^cn fast 26 und auf iooih> Lsraeliten mehr als 1 5S.

Au.s dem von tler portugiesischen Regierung erst im voris^en Jahre veröffentHehten \'olks7,ählunjf.scrjfebni.sse vom t. l>e-

/eniber iS<k> ersieht sich in Hinsicht auf die Analphabeten, dai's die Zahl derer, die lesen und .schreiben können, mir y^.S m»5 beträgt, die Zahl derer, die nur lesen können, überschreitet kaum loofyjo. während die Analphabeten, unter denen sich 2 22« 1 15 1-rauen befinden, mehr als Mill. belra^-eii. Srlbsl in Lissabon tnffen auf fine He- \»4kerun^ \on ;,oi ,;tK> Ijnwohuer 140037 .Vnalphabelen.

Der Kanipf nm die Sctanle.

In R 11 fsl a n d k .nnpfcn ge,L; e n w ä r t i 1,^ d i e ^-eistl i c h e und d i I. wellliche Macht um den lUsil/. d c i' \' o I k s s c h u 1 e in .Sii)irien. l>er Mini.ster tler \ olksaufklärun^ verlangt die Leitung dieser Schulen für sein Res,«4<>rt. der Oberfirokurewr des heilifiren S\ tioils aber will diese Schulen N iillii: in diell.indi der < ie istlic hkeil gegeben wissen un<l stiil/l sich lür .sein \ erlungen darauf, »lals der (>rund Äur Volksbilduntr m Si>»irien von der ( leistHchkeit [^ele^t sei und dafs die von der<kistlichkeit ^ebileU-n Kirchen ■schulen uirm/Liide Resnllale /ci.i;l< 11 w'< dir Kvclu-nschaft^bc rik. lUe di-. '-er Schulen lie- weiscu. Die ^»ibu leI seilest wollen \«»n deu rtründi n iles ( »ber- ]>n)kurenrs des hcilig'en Synods verzweifelt wenig wissen und be-

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baupten hartnackig::, dafs die Volk«»Rchtilc .sich nur tmter weltlicher I^ettung' entwickeln könne.

X Konfessionelle Lcs cb ü cli er xirliUi^iU- die Centrunisp.irlei im bayr. i^ndtag. Die Aktion wurde von dem klenkalt:n Abgeord- neten Lehrer Wörle ein};eleitct. I'nsere jetzigen I.esebficher seien

unbrauchbar und dem Clauben ^efillirlich ; darum sollen in dem neuen Abschnitte über kirtbüche iMurichtunneu und /evemonieu enthalten sein, der x^^"''*-* iuhalt soll konfessionelle Tendenz haben, der realistische Stoff verdrängt werden.

-■ Den Aufwand für das \" ol k s s c h u I w es e ii fand (iraf Karl /edtwitz im böhmischen I,andla<^e zn hoch; derselbe forderte IIulbtuj;sunterricht, wodurch ii>t)o l.chrcr und <MH)ooof!. erspart wer<len konnten.

Hnmanitftre Befitreliimjenn.

- Ivin beträchtliches X ermäclitnis ist der ('• esellschaft für \' i rl>reitu u jj: von \ ol k shi ! d n n zujtrofallen. Der am 7 «»k- loher J^ig4 verstorbene Berliner Rentier lieh. Taul de Cuvry iiai lier (iesellscnaft mehrere ilrnndstiicke im Werte von etwa 440000 Mark vermacht.

\'on dem in Quedlinburg; am 27, März verstorbenen Rentner II. bau mijarten sind dem stä(itischen St. J oh a n n i s - W aise n - hause testamentarishh vkx) Mark mit der Ref^timniung: vermacht worden, dafs die Zi?iM r, «liesLr Summe zur lkkr»sti|nuu,u der Waisen kiudcr auf den im Sommer zu veian.slaltenden l'artieen verwendet werden sollen.

Fahrikant I.anjjf in Mi'uichen hat der Stadt sein Vcr- mÖLj^en vnii '}oi«vi M zu dem Zwecke vennachl. kränklicheti amien Kindern i-,rholuns>saufenthalt auf dem I,an(K- zu ernui glichen.

-|- Der am 2^. .März d. ] zu Leipzig verstort)ene I. einer (lustav Richard Heini cke hat 5*«>.M. dem Kate der Stadt Leip/itf zur l'nt<. rstüt/nn l; lnny:enleidender 1. ehrer. M. dem Krankennntei stiitzuiigsverein Sachsischer Lehrer und je hkm» .M. zwei W'aiseukiu- dern testamentarisch znjfewicscn.

Scliiilvei'waltunic. -OrjLfanisntioii und -AiisMlattiiii^.

Dem obersten L'nterrichtsrate l- raukreichs lie^t ein im l'nterrichtsministeriuni au.sjjfearbciteter Kntwnrf vor, der nach der

Meinunj; der malsjiebenden französischen Kn i^L iK r Annahme sicher ist. Ivs handelt sich um die allsjemeine Jvi n f ü h r u n ir einer ein heitlichen Orj^anisation des gesamten Schulwesens. Alk- Kinder sollen bis zum dreizehnten t)der \ ierxehnten Jahre einen ;;e- meinsauKii I iiterriiht ohne I-'renKlsprache ufcnirf.sen. Daun •..r<d>elt sich die Anstalt: die einen lernen i^atein und (iriechi.sch. tlie anclereii xwei neuere Sprachen; der rnterricht in < '.e.schichte. ( Jeojf raphte und * r.itteratur etc i-^t i^enieinsam. Das am Schlufs des Kursus \ > r einem Regierun^skommi.süär abzulegende Kxamen tritt au die Stelle der bisherif^en Haccalaureats- I*rüftln^f. Das ZeuR-nis der beiden Abtei* hingen ist j^anz eich wertig" für die höheren Studien : Rechtswissen- schaft fTcilktmde. ln<reuieurfach etc. Nur diejenigen, die sich dem höheren i, einlach widmen wollen, mü.ssen ilas li.\amen in ilen alten Sprachen ablegen.

In Preufseii ist die Mitwirkung der (ieistlichen bei <len r, i; Ii .i s-^ü n i; sf> rii f n n L' en der Seminare sn •^^eonlnrl \^•orden dnfs »rveiiü ein .Superinteiideiit voni Kousistonum unlei ( Tenehiniguiig des Oberkirchenrats mit der Abnahme der Prüfungen betraut wird.

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Duultrhe Vol1r»Bchiilwarte. I {

Die .slädli.sclicii Ik-Iiördeii K'">n i ;4:.sl)er.:4:.s l>i.sclil«>ssfn im Januar i^<-),>, ciiKii hcsf^mkrcti S t atUsc Ii ti 1 i ti s pek to r :?ii/u>u-licii, und bewtllij^teti ein ( .Lliail für denselben .in Höht v on ; > \\. Di^ K\i\. Ri trimitig hal die (icuclimijyting xur Anstelhiiig <iic&c.s iicamten ahgclchnt.

In dtr kt/len Sit/un.L-^ dt r Konnnii^sion der \vuilLv.Hihet,ui.sciicn .\lt.i;eot<ltictfnkanuncT /.ur Ikratnng von I\titi«)ncn <kr Wilksscluil- klircr hal dtr Antrajr anf I" i n f ii h r u n ^ d c r f a c h tu ä nn i.sch en Schuhiu f.sicli t in XViirllt inftcr^ die Mchrlicit ^cfnndcn.

Die X'olksschnlkoniniission der \vürttcinl)er^ischcn Abj^eord- netenkaniiiier beschlois cht nfalls mit .irrofser Mehrheit die ICrric hlntig iKsojickior t )Vif V"^- 1 Ii 11 ] hcliördt-n . die iininiUelbar dem KtUtiis miiu.sterium unlersleiil wertkii solkn. In ihnen soll cm \'olk.sschiil- lehrtr Sitz und Stimme haben.

(:) In Oldeuhnr.u hal (kr Landtag dem Kullnsm i n isler I lor niil ^Mofser Meinheil in (kr nn/\\ei(ktiti;islen Weise erklart, dal.s er das \ crlrauen des I.andtai^s V(>llstän<lig verloren habe, weil .statt eines schuUechnischen .Afitffliedes. wie es der Land- tag: ansdriu'klieli j^ew i;nst l:t i in im Schuld' csi n ii:u rf.ilirener ( kist- lichcr von der ReKieruu^ in.s Obcrschulkolleifiuni berufen worden sei. Bekanntlich hatte man gehofft, dafs der sehr verdienstvolle Lciler (ks ohk ti burger Seminars, Schulrat Dr. Ostennanu. diese Stelle er- halten würde.

Der vierte kchrcr der Sludtschule in Köseu hat augenblick- lich 165 Kinder in zwei Klassen zn unterrichten,

In Klein- Wittenberg bei Wittenberg, einem Dorit, nas gegen 2000 Einwohner zählt, werden etwa 435 Schider von 4 Lehrern nnterriclitet : die njilerslt KI.issc /ählt allein* luS Schüler. Die Kl ! kfgierun^ /.u Merseburu wollte diesem Tbelstand ein Hndc bereiten und sandte derCemeinne am 1. Oktober 1K94 einen 5. Lehrer. Jerloch \v\irde dieser kehrer. wie ein im Mär/, v. J. anviesteliter. nach einem andern Orte verset/t, ohne je in Thätigkeit getreten zu sein. Dici»e- meinde hatte sich ^a ^x t i s^a rt, den Lehrer zn besolden. Die Regierung halte keine Mittel /.\\r \ erfüj^nnu und konnte andernteils die <fe- meinde nicht zur Ivinrichtun;,^ der neuen Lehrerstelle zwingen, weil ihre Leistuugsunfähiiikeit kstge.stelll war,

Die sozialdemokratische Fraktion in der 2. jfächsi sehen

Kammer hat den .Viitiat: liestelll. das Schulgeld auf/.nheben und den entsteht iiden .\usfall den (k-meinden ans Staatsmitteln /.u LTset/eti. elieiiso die Lehrmittel unentgeltlich zu liefern. Die Regierung und die Kommission verhielten sich zn diesem Antrage ablehnend

\ <>ni < .eiMeindc: .Ii 111 St 1 is1>u ri; ist b( '«chl«»ssen worden, kunttig \ou einer ICihcbang tks vSchuIgeldes in den Volks- .stjwie in den Kleinkinderschulen abzusehen.

l).us dir I iitcvi i«. lilsiinnislcv Dr. P.ossi die \"orschulen im l iuf 11 i.iiMis hält, m hl \vit (U tiini daraus hervor, dal's er neuer dings \erfri-t h.il. d.iis d.is SihulL^eM in der Vorschule des K(>nigl. (lynmasinms zu yuedlinburg m *kr 1 Kl issi auf hk» M . in der 2. und Klasse auf o<> M. t rlndil wi rde ii soll. Hi.sher wurden in der 1. Klassi N. M . ii; dei _• Ih> M. uuil in ikr >4 M. gezahlt.

* Die HerliiUT S c Ini 1 d c p u l a l i o u liai d.is .Viisuchen ticr Her liut-r Lehrerschaft auf < '1 1 < i ch Kg u n g der Ik-tiL-u der <k:nieinde- <cludvn mit dencti di r h<>b<.ren l.ehr.nisl.dt n .1 . Irliut. Da.s Pro \ inzial Sciudkolkgium ist dem ablehuen<len iJeschlnsse i>eigetrelcn.

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\2 Johanne* Me>«T.

Dil Ui ulsclu ( r ^ sei Iscli ii f i für öffcntlielic <'icsutul- heit.SJiflt -^c in Berlin liat finstiniiiiiij: fol^^cnili.- KlsoIiiUoii anj^e- tionirnc-n : Die Deutsche ( icsellschalt fiir "iffcntlu li' (iestindlieits- jjflcjrc hjilt CS für crfurdtrlich, dals eine lä^iiclie Kcinigunj^ der Schulziininer durch nasses Aufwischen erfolge . Die Resolution soll tlom Berliner Mapstnit unterhreitet werden,

KrsiehniiKH« uml l^nterrichtsfra^en.

Das lanyfs.mie. steife Marschieren der Sohtilkinder in den l'reiviertelslnndcn besprach Schnlrat Professor l-.uler itu \ erein für die gesund Ii ei Ismäfsi^^'e ICrzieluni.u <ler Juueiid in

l'.a mache einen gau^ uiderwärlijjen IvindrncU, s.ij^le er, wenn iitan die Kinder, nachdem sie einige Stunden still.uesessen lial^eji. in den freien ]»a.ir Mimitrn zn Zweien hühsch ordentlich und Irotnin im Schiühotc uiaischicrcn sieht. Nur leise dürfen sie niileinander retlen. denn das Antre des Herrn I.ehrv*rs wacht! Kein frendijres Aufschreien, kein histi^es S])rin^en nn<l Jaj;en nur eine laiiirsani I i \* c;:h"che stilli Massel Dil "Mafsnahnien kinineii im Interesse der ( iesnndheit dei Kinder i^ai niehi scliarf j^euuj^ \ ernrleilt werden, lune sogenannte -Störung dnrch den Lumu könne ^ai nicht in Betracht kommen: es handle sich Ja ntir \im eine Viertelstunde.

._:.Jt-an M ntin Charcot. der welthernhmte Pariser Nerven kliniker, läl.st sich über die Sch ulüberbürdungsfrage in seinen soeben erschienenen poliklinischeti X'ortriig-en unter anderem wie foj^t \ eriielimen : Ich trhuihe nicht reclit an eine l'herbürdnnj^ in der Schnle. l'ür die Technik alU■r(lin;,^s mnis icii sie /n.ueben. aber in der P.lenientarschiile nuil in tK r M ittt Ischule bis /.n einer gewissen Stufe ist >ir mir selir nnwuhrscheinlii h. Ich |)flauhe nicht, dafs man ein k'ir.<l lil n ; 1 n'i rdeii kann : es ;;ehl ihm /.u weniiur nahe. Wenn Sie ein Kind hernehmen, das Ihnen nicht /u antworten weif.s. nun so antwortet eben nicht. Ich erinnere mich n«>ch sehr wohl, wie ich micli als Kind benahm, wenn man niicli /.wintcen wollte, etwas w iik-i meine Neigung /,u thim. Idi that es nicht, ich that etwas anderes. Man ist in einem larewissen Alter im Stande, sich ^eisti«; zw über- bürden, aber das Kind ülierbürdet sich nicht, und ich muls sauen, ich habe auch nur äulsersl selten im Kit!(l' saltc r Neurasthenie *ie- seheii. Wenn die Kinder erst 15 bis i/Jalue .ilt geworden sind, wenn sie Prüfungen XU bestehen haben usw., dann kann man von einer Üherbürdung sprechen .

Die ersten sechs weiblichen \ Vi i t n r i t n t ^ 11 /u lU tiin. welche durch besondere üriaubnis des Kultusministers /.lu .Vl>gaugs- prüfungani Königlichen Luisen -C;ymna.si um /.ngfelassen wurden, haben sämtlich die Prütting bestanden. '

Minister Dr. Hnsse hat sicli hin.sichtlich de» Keligiuns- Unterrichts der Di ss i d c n t e n k i n <i e r in iK - t: Sinne •!n^!4:esi)roc1ieii. tlafs. wenn in der \ erfassun;^ <Ki Keligion.snnierru ht .ds ein inte frierender Teil des (iesaintunterrichts bezeichnet .sei. so müsse der Relii,Monsunterricht .uich wirklich solcher sein, nicht aber ein l'nter-

richt, der das Dasein (.oltes leui.;ne.

ticgcii-die 1 ortbildungsschule hallen .sich in Frcistadl der Ma^^strat und die Stadt veronlneten erklärt und den Hcschhifs j^efafst. die gewerbliche Fortbildungs.schule aul/uhebeti. weil durch sie die II a n <1 w e r k s m <. i s t e r selir jr e s i Ii ä <l i i; l würden Der Kegiei ungsprüsideut hat auch in diesem l ade, wie Ijereits in melirereii andern Fällen, dem Heschlnfs der Stadtväter .seine Einstimmung versag.

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iMulbvbv Voliit|irJiu1««rt«'.

- » - -

Alle 1T> Jährt- alten Mädchen <lrr Vulks^schule in ICbe: s vaklc siiul vt rjjfliclitct. an deni Ii a u sw i rtsc Ii ;i f 1 1 i r !u n rntcnirlitc für h ,ran\vach.sende Mädchen teilzunehmen. Ähnliche Schulen be- stehen in Charlottenbui^;. Chenmit/, Kassel Plauen, Hanau, Pader- b.>rn. Herford. Merseburff. Marienburjf. Halle, Königsberjr, Dortmund. (*uben, i'(>.sen.

Lehr- und Lernmittel.

in S'i liatUn .sich dit Lehrer \or eini.uer Zeit an die Schul vor.släude niil iier Jiilte j^ewanUt, tlie nul Draht geJiefteten Schulbucher und Schreibhefte ni verbieten. Dieses (besuch war mit dtni Hinweis auf die jLierin^e Haltbarkeit dies( i l^ficher und (leren tiefährhchkeit begründet worden. Die Schulbehürde hat in- foljredessen die feniernc Anwvnduttfr der mit Draht gt^'hcftetcn Bücher in den Siej^ener Schulen untersa»^.

\ On <kni Lehrer Halbe ist ein Näbrabnien koji-4r\iierl. «1er .Iis I>erliuer Nährabujen in der Berliner i.ehmiittelan.stalt v»m (iebhanlt, rrin/.enstr. S5, /.n haben ist. An demselben können .ille fitr die Volksschule in Betracht kt»nniH tuU n Xabtt \ Lranscliaulubl wt 1 fleti. CiaJiz besdiidcrs nmi's auf f'ii d'i'\h.iiis klare Darstellnni: des Su'unes. der überwenillieiu 11 un»i Kaj>iiu.ihl hingewiesen wenlen.

•|, Im X'erlajre von Maiiz und Lan.u<- iu Hannover ist ein

neues. i>raktisebes Tellnriiim erschienen, konslruierl von berd. Kiiik Ilanpllebrer in Hannoxer, das sicli 'bireb Linfacbheit und l'.illrtki it il'ieis 1'^ M I ans/eicbnel. ! >er .'V]>j)aial ist ohne jedes Trieb- werk mstl lenkl daher die .Vufmerksamkeit de«s Schülers niebt durch ;j:elK-ininisvollen Mecbanisimis ab. Lin die *)ft unnui^liebe \'er- dunkelun^ des /iuuners zu umgehen, i.st «lie Darstellung der vSonue durch ein Licht vermieden. Die S<mne ist durch eine helljjelbe k"np:el die Strahlenlsendiine zur bjde dureb bellt DriUite un<l die Mond beleuclitun^^ durch eine hall>e heili^eil»e Kapsel wirkungsvoll veran- .schaulicht.

.\ntt liehe Siclluu^ der Lehrer.

j Der Heu Minister IJosse erkbirte einer Dei)Utation iles Rek- toretn ereins, dafs er eine .\uiseruti}; über den Pre« fsi.schen Rektoren V erein in 1 ilim /uj^escbri ebenen l'orni nicht j^cetban IS. Ilauptblatt unseres Mai-Hifles. S. 2S:;i. \or allem nicht in der .^cb rotten b'orui. dals er sich \ iehuehr nur bedinguuifsweise ausge- sproclien habe. Kr jfab der Deputation wiederholt die Versicherung, dals er ilie Rektoren als sehr wichtige und wertvolle Mitarbeiter .m »ler preuisischeu \ olksschule betrachte und ihre Autoritär bei etwaigem An|;riff schützen werde. Kr wolle auch die materielle Stellung; der Rektoren keineswef^s herabdriicken, sondern befestigen und lieben

Lehrer A'oigl in AltciiKnrg. der aus der e\ . 1, .1 n d i k i rcb e ausgetreten war und sich der .streng lulhcri.sch-orthodo.xen .sog. separierten Landeskirche angeschlossen hatte, wurde mit Dienstent- lassung unter Zubilligunf^ einer einnialifren Jahre.spension diszipli-

nariseb be.Ktralt.

In Cottbus wurden in die Schuldeputation gewählt Rektor VV. Schmidt und Hauptlehrer (L II ossenfelder. Da der Vorschul -

lebrer Zeese als Stadtverordneter schon seit Jabren Mitglied der Dejnitation ist. so sind jetzt in der aus y Milgiiedem bestehenden Deputation J.ebrer.

In dem katholischen Lehrerseminare /41 Paradies hatten drei Seminaristen bei der letzten Volkszählung^ in der Rubrik

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I j .loh<inn<-i> .M» ver.

Staats/u,u(.!iöriuk(.'it das Wort I'ol*; statt dt*s vtjr^^cst'liricboiK'n D. ciniictnijrtn. Sie 'viirilcti ijifnljredesseil von der Anslall \ t-r- wiisit» iMul erhiclUn aut ilirc spaU rt-n ('.» sucl'e ini> W'ndLr.'iiitiiahiiii.- in die Anstalt .'djlelnunrle Anlvvorleu. hl ileni /( iiiiJiis (K•^. Si tnina risteii Ii. heilst es. dais sich derselbe sonst j^ut i^efiihrt )ial»e und auch sein I'kifs hiim ^ iiii. Leislnn;^en j^cnü^t hätten, dai's er jedorli halle entfcrnl werden müssen, weil er lici Ausfüllung der Zählkarten am 3. De/ettiber v. j. eine denlsclifeindliclie (le.sinn\in;i: nnd rnbot- niafMjrkcit jj^exeiprt habe-.

Sosiah^ 8te1]iiii|c «Irr L^ll1'^r,

l'ber die I'niK*-*' ans welchen I\rei>en si* Ii die f,elircr nnd die Lehrerinnen rek r n t ! t r »• n . ;;,deM <lie folgende /nsaninicn - slellun); interessante Auskunit; i-.s stammen ,uS; F.elirer. also 5,11 !*roz. und 417 Lelirerinnen, also 4,94 l'rox. aus l-aniilicn von Hitfs- arlieileni : Lehrer, alst» ^. jj I'n»/. nnd --i i Lehrerinnen, .dso S.S^ l'ro/,. aus I'uniilicii von AulJsichls- und Rechnun>i.sl»camLen in j;ewerl> liehen, landwirtschaftlichen und kaufmännischen Hetrieben : .^7 <> 1 I.ehrer. also »m'.s I'ro/. nnd 4.^74 Lehrerinnen, als«» .^(.S Pro/, ans J'amih'en von selbsiändiiien f.andwiiteii. Handwerkern und Kant- leuten; iOt>;>i Lehrer, also .^^.s Tio/.. und 271«» Lehrerinnen, al.su. ^^.l l*ri)z. aus Familien von feslan;^eslellten Heamten. Also 5. 11 Proz. und

Pro/. 10.53 Pro/ L( hrer. Prn/ ntid S.S^ Pro/.. ; : 7S

Pro/,. Leiirerinncn j^elidrlen den beiden ersten», den niedern Kate» Uorien an ; dajjejfen jjehörten 60,5 Pro/, und 25,8 Pro/. ^ S6.3 yro/.. Lthrer. 51.S Pro/, und Pro/. S;>,c) Pro/.. Lehrerinnen den beulen lel/.tervn, den Ixihereii Kate{.;orien an.

~ Hinsichtlich der einjährigen Dieuütpf liclit der V olks- schullehrer haben sich das wnrttenibcrgische und das hadische Ministerinra des 1' nterrichts dem in I'reufsen ange- ordneten \ eriahren anj^esohlosseii.

A lier Lehrergesaugvcreiu /.u l>üsseUlorf veranstaltete kftr/lich einen Volksunterhaltunjfsabend. V,s wurde der Rhein

in Sas^e und Lied dar«iehoten. .\ls (last war der i ^beriiräsideul der Rheinproviuü /.uifegen, der sich sehr betriedixcnd aus.sprach und ver- sicherte, die Sache nach besten Kräften zu unterstützen.

Dem 6000 Kinwohner zählenden Indnstrteort Lustenatt ( Vorarl-

beri^) stand t)berlelirer Bosch wahrend der lel/ten 6 Jalue als iJurj^ermeisler vor. derselbe hal eine Wiederwahl abgelehnt, und es wurde mit ^Lyoritäl Lehrer Alpe zum Bürgermeister j^cwählt.

Der Rittergutsbesitzer und Rittmeister der Landwehr I). in

Lembach bei I^ork, Patron tler Schule, der ('en Lehrer D. daselbst körperlich mii'shandelt hatte, wurde \ou der Strafkammer /ai Marburg wegen Kvirperverletzung und Beleidigung zu (loo M. Geld- strafe oder 40 Tage < Gefängnis und zur Tragimg der Kosten verurteilt.

3faterielle Ht«llnn)? der I^hrer.

Der r«len-ichtsministcT hat nach Henehinen mildem Finanz- miiii'4er entschieden, dafsdte Mitglic<ier <K r i;iemenl;i i 1 h rer- Witwen und W a i se n k .! ss^n der ein/ehuii I\ei:iernn.usbe/irke /n den linier »La \ or.schrill de.s j; Abs. 1 des Relikten -c.set/es \ oiu 20. Mai 1.SS2 fallenden Beamten und J,ehrern gehören nnd demnach bertchti-t sind, atls der Allgemeinen Witwen- Verpflegungsanstalt aus/.nscheulen.

\\ aiiietid tla> bislierjge ( •ehalt der \"«»lk.sscludk hrer in \\ il helm.shaven mit i4<h» AL begann un<l in Dienstjahren bis iSno

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(M-ut'ti-h^ Vnlk»itt;bulwnr|<'. ) ;

M. .stit'tr, beträgt dius Anf.in^^sxchalt jetzt lür provisoriscli aiijfvs teilte r^ehrer 120a M.; es stei^ in 24 Janren hin zum Hochstfrehalt von 2800 M.

Im den M ittel.schu lieh lern in i ii.slei bürg, die nicht schon dns Höchstprehalt von 2100 lic/.w*. fStio M. erreicht haben, eine

/iiKiiC«.' von 150 M. LTt'ben /ii k'"iniv, ii w ui li das Schiiliit ld um '* M . erhöiil. Die /.u trwailctule MehrcinuaiiiiK- laträ}.:! ^850 M., die At;s- jjabe für t'^e]^alts/lda^^en aber nur 26.^7, 51» M. liisterlmr^ bc/.ahlt seine Lehrer schlechter als Tilsit, Memel und Ciumbinnen.

X "'-■T' ba\ risclic l.amlta;^'^ nahm eine Rcj^iernnj^sN orla.ue an. WL-khc die lirhöhung der l'ensionen um '1. der AltLiszula^^xn «Ouiiujuennal/.ulajfen ii 90 M.» bezweckt. rr.sprüni.,dich wollte ilas Zentrum die noti^fen Mittel nur als I)is]io.sitionsfan(l bewilligen. Der Minister stellte eine Revision des Sehuldtitalions.ueset/es in Aussieht. \ On einer \ erslaatliehuuj.; der X'olks.schule will er prinzipiell uiehUs wissen.

X;ieh anirliehen Milteilnn;;in niaeht sich au« h in Württem- berg ein peinlieh berührender Mangel an jüngeren Lehr- kräften geltend.

\dn den I, ehrern, weUhe die Abgangsprüfung in Kckeru

fordc' 1k standen, haln-n vuv etwa 10 .\ n stel 1 u n jl,^ erhalteir Dem- u;;clj ist der 1, e h r er m a n e 1 in der dortigen l'rovin/. gehoben.

Kur drei vakante Lehrerstellen in HrfiKsel liefen nicht weniger als 500 Dewerbttngen geprüfter Kandidaten ein.

Verriiisthttti|(keit der Lehrer.

Die inhaltlich bedeutend vennehrten nnd auf fa.st 8 Hogen

I nuan.!^ erweiterten k e i se - l{ r I ei c Ii te r u n gen tiir die Mitglieder des deutsclien I .ehrervereins für das Jahr iS(/) «gelangten binde Mär/. y.urAusg »l>e Das lieft kt>sret jet/l o. ;o .M . I)ei j»oslfreier Xuseiidung ; es wird nur an Mitglieds v di .s deiitsehtu 1 Ahrer\ ereins abgegeben, welche sicll dureh .Mitgliedskarle, <lie /urüekgesandl wird, als solche auszuweisen haben. Der lünfachheit halber empfiehlt sich Ma.s.sen- bestellung durch den Vereinsvonsitzenden, der dann nur seine Karte ein/nseiideii hat. Hestelluiiyen mit deiilliclier Ortsangabe d'ostan- staiti und leserlicher l nterschrift des llc.stellers smd nur zu richten an die Verlagsbuchhandlung \ <>n J. Klink hardt in Berlin \V., Kothener Stras.«ie 24.

Der kecliiiungsabschhiis der Sl < vi tk asse deutscht r I.chrer lur tias Jahr 1.S05 war in jeder He/iehung gün.stig Die .Mit- gliederzalil stieg von ,vi7<) auf i,4(\ das Vermögen von i7.j<h'1 M. auf j_i4 NoS M.. die Di\idende der Mitgbeder von 20",,, auf 22'',,,. Iis starbell '. ; rer.->.ouen. das ist 0,4",. Im Jahre i?^<i''< sind liereil.s wieder 4i)j .MitgliediT .n;i;L;eiionimen worden, so dals die .MitgUe<kr/ahl jet/.l nahexu i><>f>" belrä-t /ur.Vufnahme sind I^ehrcr, Lehrerinnen, I.ebrer- frau«.n und di«.- /«'»glmge (kr l.eliiei si niin.ir«. iHTechtigl. Dii- W r .sicheruug.ssunuue beträgt um/ bis hhk» M. Dmek.saehen werilcu mhi der c leschäfts.steUe. Berlin N., l.ottnni.str. 9 kostenfrei versandt.

I »ei Witwen und W a i s e n untcrstü t / u n gs \ e r <. i n iler I. ihrer in .M ii nc Ii eii /ahlle im Jahre :>^v)^ •''■>■ \'c reinsji'.lirt Mit glie<lc*r und besitzt ein \ erniögen von 475 v-'> M- l*it Bihinz weist in Kimiahnien 254.^7'') M. nnd in Ausgaben 252023 M. aus. Die Zahl der im Jahre i'^u^ unteistül/teu l.elirerswilw eii war 4.'. jene tler ein- fachen dir D<ippeK\aisiri j nnd der gn tjsjälirigen W aistn 7.

Ivin Teil tler W iener 1. ehrer ist schon hinge .ui <ler Arbeil. einen Zentrnllelirerverein /u gründen: die Sache cheint endlich

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Johiitiue» .Mi-jrr,

in i'luis /.u kommen. Mcrkwürdij^erweise hat der )früfsere Teil der Lehrer gepen die Heteiligfiinj? von Lehrerinnen g-estimtnt; die Ani- mosität ist aber im [nicrcsst- ilci jiuttii S.iclic ;^anz sicherlich nicht am IMat/.(j und verrät keinen l»esoiuleren W eitblick.

Der Wiener I^elucrliaus-Vercin /.eigl nach <leni neue!»len Jahresbericht ein weiteres niächti|[ces Aufblühen. Im X'orj.ihre hat er an 5<>o nene .Mit<,dieder gewonnen, so dals er jet/l im yan/.en j;e_i;en 5CKX> Mitjflieder /.ählt. Der X ermo^^ensstand weist tlie Snmme xon 86cxx) fl. auf. Die \Virtscliaftsabteilun<; hat einen ( ie.samtunisat/ \ «>ii ;,S6 6<)o n. mit einem Rabatt von 20916 fl. erzielt. I>ic Spar- und Darlehnskasse nmfnfst 7-' > ^^.t iti^lieder. hatte im \ erfU)Ssenen (".esdiäfts jähre 1074151 fl. l'msatz und einen Reingewinn von 1002,^ fl.. der Reservefonds beträgt 6176 fl, Nen ins Leben tritt eine Versiöherunp;- anstalt (Krankenversiehemn;; rti m

Im bei der (iruud.sleinlej^nni'steier des deutschen Lehrerheims eine möglichst vielseilij^e lieteili^ung der Lehrerschaft zu erniojflichen, ist die Feier in die Sonimerferien verlefift worden.

X \'(^u\ 4 —7 Auj^ust d.J. ta;.;t in Münolien der ;,, i n t er n .1 1 i on a 1 e Kongrels lür Psychologie. i>ie bedeutendsten Namen des In- und Auslandes sind bereits in dem vorläufig festgestellten Pioj^rauuii vertreten, l'ür Lehrer werden die X erhandlnnji^en insliesondere da- «Inreli intere.ssant, dafs eine besondere Sektidn für Psychologie y:e- bildct wird. In dersell)'-n sprechen die IKinn Dr. .\ndreae Über die Psychologen sehe liildunt; des Pädaijoi^en ; Prof. Kbbin.ufhaus Cber eine neue MethocU /tir Prüfnn«; «j^eisti.Ljer bälii.i^^keiten und ihre An Wendung bei Sehulkindern ; Dr. Jung tllaag) HypnoUsmus und Suggestion als pädagogische Hilfsmittel : Dr. Offner ' Die Kntstehnng der Schreibfehler ; Prof. Pre\ er Die Psychologie des k'n.des ; i)r. Sperling Ps\chologie in der Schule ; I^ehrer Friedrich -Würzburj; I)ic j-eistige Ermfidunj^ der Schulkinder u. a. ni. l>ie pädag^ojrische Psychologie darf an diesen Kongrefs die schönsten Hoffnungen knüpfen.

Personal-Nacliriehten.

Geheinirat Dr. Karl Schneider vom Kultusministcrinni ist zu seinem 70. Geburtsta.tr von der iierliner theologischen l'akidtäl in Auerkcnnun.nf seiner W rdienste um <!' ti Reliiiion-^uTiterricht und tlie Püdagoj;ik im allijemeinen /.um Jihtendoklor ernannt w<^rden.

Den 70. <>cb«rtstag feierte am 1. Mai Herr (leheinnal Prof. Dr. Hertram. Derselbe steht seit 1874 an der Spitze des Ber- Huer \' ol k ssch u 1 wesen s.

Seminar-Oberlehrer Musikdirektor Bernhard Kothe, ein weit über die (Frenzen der Provinz bekannter Schulmann, ist mit dem J'jide des Scliuljahrs nacli :i7jähriucr \\ irksamkeit am Semin.ir und 5«yähriger Lehrthäti.ni^keit id)erliau]>t in den Ruhestand j;etrelen.

Die philosophi.sche Fakultät der l uivcrsitäl /Zürich hat Herrn Prof. J. Ilunztker in Aarau zum Ehrendoktor ernannt.

Die Schüler des verstorbenen Seminardirektors Lange

in Se.ueber«^ haben i.sck) M /usammengebracht, wm ihrem verehrten

Lehrer ein DeJikmal zu setzen.

Oberschulrat Friedrich August JJerthelt, ein um das dentsche. ganz besonders aber um das sächsische Volksschulwesen hochverdienter Majin, Verfasset zahlreicher Kücher. ist am 26. .April. tS_' Jahre alt, gestorben.

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